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German Pages 561 [564] Year 2008
Entscheidungen der Verfassungsgerichte der Länder Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen
Entscheidungen der Verfassungsgerichte der Länder Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen
Herausgegeben von den Mitgliedern der Gerichte
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G
RECHT
De Gruyter Recht · Berlin
Entscheidungen der Verfassungsgerichte der Länder Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen LVerfGE 17. Band 1.1. bis 31.12.2006
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D e Gruyter Recht · Berlin
Zitierweise Für die Zitierung dieser Sammlung wird die Abkürzung LVerfGE empfohlen, z. B. LVerfGE 1, 79 (= Band 1 Seite 79).
Redaktioneller Hinweis Die abgedruckten Entscheidungen sind vom Verlag in formaler Hinsicht (Rechtschreibung, Zeichensetzung, Abkürzungen) in eine einheitliche Form gebracht, so dass sich insoweit Abweichungen von den jeweiligen Originaltexten ergeben können.
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ISBN 978-3-89949-503-4 © Copyright 2008 by De Gruyter Rechtswissenschaften Verlags-GmbTI, D-10785 Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Libersetzungen, Alikroverfilmungen und die Rinspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Druck und Bindung: Hubert & Co., Göttingen Rinbandgestaltung: Christopher Schneider, Berlin
Inhalt Entscheidungen des Verfassungsgerichtshofs des Landes Baden-Württemberg (in diesem Band keine Entscheidungsveröffentlichung)
Entscheidungen des Verfassungsgerichtshofs des Landes Berlin Nr. 1
25.4.2006 V erfGH 59/06
Presse- und Rundfunkrecht, Gegendarstellung in politischer Magazinsendung des RBB, Zulässigkeit einer redaktionellen Anmerkung, Pressefreiheit, Meinungsfreiheit, Persönlichkeitsrecht, Anforderungen an fachgerichtliche Grundrechtsabwägung
Nr. 2
25.4.2006 VerfGH 114/04
Persönlichkeitsentfaltung im wirtschaftlichen Bereich; die Urteilswirkung im einstweiligen Verfügungsverfahren; zur Schuldprüfung bei der Erzwingung von Unterlassung und Duldungen n. § 890 ZPO; zu den Vollstreckungsvoraussetzungen bei dem Vorliegen gegenläufiger Titel im einstweiligen Verfügungsverfahren und im noch nicht rechtskräftig abgeschlossenen petitorischen Hauptsacheverfahren
10
Schadensersatz; Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte; Rechtmäßigkeit der Diensthandlung; Verdacht der Beleidigung; Transparenttext als Schmähkritik; Meinungsfreiheit; Pflicht zur Hinnahme einer Identitätsfeststellung; Unschuldsvermutung; Willkürverbot; rechtliches Gehör
22
17.10.2006 VerfGH 209/04, 209 A/04
Anwendung von Präklusionsvorschriften im zivilgerichtlichen Berufungsverfahren
36
7.11.2006 VerfGH 56/05
Strafgerichtliche Verurteilung wegen Verletzung des Rechts am eigenen Bild; öffentliches Zurschaustellen des Bildnisses eines Polizeibeamten ohne dessen Einwilligung in einem unzutreffenden Kontext; Bildnis aus dem Bereich der Zeitgeschichte; höheres Interesse der Kunst; Bestimmtheitsgebot; Wortsinngrenze; Willkürverbot; Kunstfreiheit; Satire; Güterabwägung; Verhältnismäßigkeit; allgemeines Persönlichkeitsrecht; Meinungsfreiheit
46
Nr. 3
Nr. 4
Nr. 5
27.6.2006 VerfGH 167/01
VI Nr. 6
Inhalt 19.12.2006 VerfGH 45/06
Zuständigkeit des V e r f G H bei Verfassungsbeschwerden gegen Entscheidungen gemeinsamer Obergerichte Berlins und Brandenburgs, hier: des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg; Wahrnehmung von H o heitsgewalt bei Gemeinschaftseinrichtungen; Auslegung des FachogStV; Ausübung der Rechtsprechungsgewalt entweder für Berlin oder Brandenburg; Trennung in „Berliner Fälle" und „Brandenburger Fälle"; Verwaltungsprozessrecht; Asylverfahrensrecht; Rügeobliegenheit bei gehörswidriger Ablehnung von Beweisanträgen beim Verwaltungsgericht; effektiver Rechtsschutz; Uberdehnung der Anforderungen an Berufungszulassungsantrag; Rechtsmittel- und Rechtsbehelfssystem der V w G O bei Gehörsverstößen; entsprechende Anwendbarkeit des § 295 Abs. 1 Z P O bei Rügeunterlassung im Verwaltungsprozess; verfassungsgemäße Auslegung von Präklusionsvorschriften
Entscheidungen des Verfassungsgerichts des Landes Brandenburg Nr. 1
18.5.2006 VfGBbg 278/03
Gemeindegebietsreform: Beteiligtenfähigkeit und Beschwerdebefugnis; freiwilliger Zusammenschluss
Nr. 2
18.5.2006 VfGBbg 39/04
Kommunalverfassungsbeschwerde; Anspruch auf finanzielle Mindestausstattung; Darlegungs- und Begründungsobliegenheiten; zur gesonderten Berücksichtigung von Zentralorten, nicht aber von Selbstversorgerorten im Hauptansatz für die Ermittlung des Finanzbedarfs der Gemeinden
Nr. 3
15.6.2006 VfGBbg 58/04
Kommunalverfassungsbeschwerde; Pflicht zur Erfüllung neuer öffentlicher Aufgaben; Darlegung der Mehrbelastung und der Verletzung des Konnexitätsprinzips
Nr. 4
28.9.2006 VfGBbg 17/06
Verfassungsbeschwerde; Erschöpfung des Rechtsweges bei als Anhörungsrüge zu behandelnder „GegenvorStellung"; Anspruch auf rechtliches Gehör
Nr. 5
21.12.2006 VfGBbg 20/06
Unzulässigkeit der Verfassungsbeschwerde bei möglieher Verletzung des verfassungsrechtlichen Status einer Partei durch ein Verfassungsorgan; Gewährung von Zuschüssen für die politische Bildungsarbeit der den Parteien nahe stehenden Stiftungen
Entscheidungen des Staatsgerichtshofs der Freien und Hansestadt Bremen (in diesem Band keine Entscheidungsveröffentlichung)
Inhalt
VII
Entscheidungen des Hamburgischen Verfassungsgerichts Nr. 1
Nr. 2
31.3.2006 Tag allgemeiner Wahlen in Hamburg als verfassungsHVerfG2/05 rechtlich gewährleisteter Tag, an dem Abstimmungen über Volksentscheide möglich sind; (unechte) Rückwirkung von Gesetzen; schutzwürdiges Bestandsinteresse der Initiatoren einer Volksinitiative an Verfahrensregelungen zur Sammlung von Unterstützungsunterschriften
157
1.12.2006 Recht auf Festlegung des Gegenstands der UntersuHVerfG 1/06 chung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses durch Minderheit bei Minderheitsenquete; keine Erweiterung des Untersuchungsauftrags gegen den Willen der Minderheit, wenn dadurch der Kern des Untersuchungsgegenstands berührt wird oder wenn eine wesentliche Verzögerung der Untersuchung zu erwarten ist; Berührung des Kerns des Untersuchungsgegenstands bei sachlicher Verschiebung des Untersuchungsthemas oder Verkehrung des Untersuchungsziels in sein Gegenteil; Beurteilung über eine wesentliche Verzögerung der Untersuchung im Prognosewege unter Gesamtschau aller relevanten Umstände (mit Sondervotum der Richterinnen Wirth-Vonbrunn und v. Paczensky)
175
Entscheidungen des Staatsgerichtshofs des Landes Hessen Nr. 1
14.6.2006 P.St. 1910
Wahlprüfungsbeschwerde
207
Nr. 2
8.11.2006 P.St. 1981
Verfassungsmäßigkeit des Hessischen Personalvertretungsgesetzes
221
11.12.2006 P.St. 2069
Grundrechtsfáhigkeit rechtsfähiger Vereinigungen des Privatrechts
266
11.12.2006 P.St. 2097
Jahresfrist zur Erhebung einer Grundrechtsklage bei späterer Beschwer
278
Nr. 3
Nr. 4
Entscheidungen des Landesverfassungsgerichts Mecklenburg-Vorpommern Nr. 1
26.1.2006 LVerfG 15/04
Kommunale Verfassungsbeschwerde; Beschwerdebefugnis; Darlegungslast; Substantiierung der Begründung; Konnexitätsprinzip
289
VIII Nr. 2
Inhalt 11.5.2006 LVerfG 1/05 5/05 9/05
Kommunale Verfassungsbeschwerde; Jahresfrist; kommunale Selbstverwaltung; kommunaler Finanzausgleich; Kembereich; angemessene Finanzausstattung; Mindestfinanzausstattung; Stellung der kommunalen Spitzenverbände im Gesetzgebungsverfahren; Gleichmäßigkeitsgrundsatz; Beobachtungspflicht
297
Entscheidungen des Niedersächsischen Staatsgerichtshofs (in diesem Band keine Entscheidungsveröffentlichung)
Entscheidungen des Verfassungsgerichtshofs des Saarlandes Nr. 1
23.1.2006 Lv 3/05
Zulässigkeit eines Volksbegehrens
341
Entscheidungen des Verfassungsgerichtshofes des Freistaates Sachsen Nr. 1
28.6.2006 Vf. 78-IV-04
Verfassungsbeschwerde gegen ein Gesetz; Grundrecht der Berufsfreiheit; Höchstaltersgrenze; Wahrnehmung öffentlicher Aufgaben; Beleihung; Vertrauensschutz; europarechtliches Diskriminierungsverbot
363
Nr. 2
28.6.2006 Vf. 5-IV-06
Verfassungsbeschwerde gegen Durchsuchung eines Amtsraumes; Begründungserfordernis; Grundrecht auf Wohnung; räumliche Privatsphäre
370
Nr. 3
27.7.2006 Vf. 58-IV-06 (HS) Vf. 59-IV-06 (eA)
Verfassungsbeschwerde; Subsidiarität; ZwischenentScheidungen; Beschluss über Befangenheitsantrag
374
2.11.2006 Vf. 55-IX-06
Abgeordnetenanklage; Fristerfordernis; Medienberichterstattung
377
2.11.2006 Vf. 72-1-06
Organstreit; Abgeordnetenrechte; Besetzung eines Untersuchungsausschusses; Gebot formaler Chancengleichheit
Nr. 4 Nr. 5
qualifizierte
396
Entscheidungen des Landesverfassungsgerichts Sachsen-Anhalt Nr. 1
28.3.2006 L V G 2/06
Verwaltungsmaßnahme (Verfassungsbeschwerde)
405
Inhalt Nr. 2 Nr. 3 Nr. 4 Nr. 5 Nr. 6
IX
13.6.2006 LVG7/05
Interkommunaler Finanzausgleich (Kommunale Verfassungsbeschwerde)
410
13.6.2006 LVG14/05
Kreisgebietsreform schwerde)
437
13.6.2006 L V G 21/05
Interkommunaler Finanzausgleich — Rückwirkungsverbot (Kommunale Verfassungsbeschwerde)
451
12.9.2006 L V G 18/05
Kommunalrecht — Funktionale Selbstverwaltung (Kommunale Verfassungsbeschwerde)
482
28.11.2006 L V G 1/06
Parlamentsrecht - Haushaltsrecht (Organstreit)
493
(Kommunale
Verfassungsbe-
Entscheidungen des Thüringer Verfassungsgerichtshofes Nr. 1
18.7.2006 Organstreitverfahren; Uberprüfung der 5%-Klausel im VerfGH 8/05 Kommunalwahlrecht
511
Sachregister
519
Gesetzesregister
533
Verzeichnis der Verfassungsgerichte der Länder
543
Abkürzungsverzeichnis a.A. a.E. a.F. aaO abgedr. AbgG AbgH-Drs. abl. ABl. Abs. abw. AfP ADrs. AG allg. Alt. Amtl. Anz. Amtl. Begr. AmtsO ÄGFAG ÄndGWVG And. ÄndG Anm. AnwBl. Anh. AöR ArbGG Art. Aufl. Az BAG BayObLGZ BayPersVG BayVBl BayVerfGH BayVfGHG BayVGH (N.F.)
Bd., Bde.
andere Ansicht am Ende alte Fassung am angegebenen Ort abgedruckt Abgeordnetengesetz Abgeordnetenhaus-Drucksache ablehnend Amtsblatt Absatz abweichend Archiv für Presserecht Ausschuss-Drucksache Aktiengesellschaft allgemein Alternative Amtlicher Anzeiger (Hamburg) amtliche Begründung Amtsordnung Gesetz zur Änderung des Finanzausgleichsgesetzes Fünftes Gesetz zur Änderung des Hamburgischen Gesetzes über Volksinitiative, Volksbegehren und Volksentscheid Änderung Änderungsgesetz Anmerkung Anwaltsblatt Anhang Archiv des öffentlichen Rechts Arbeitsgerichtsgesetz Artikel Auflage Aktenzeichen Bundesarbeitsgericht Entscheidungen des Bayerischen OLG (Zivilsachen) Bayerisches Personalvertretungsgesetz Bayerische Verwaltungsblätter Bayerischer Verfassungsgerichtshof Gesetz über den Bayerischen Verfassungsgerichtshof Entscheidungssammlung des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes mit Entscheidungen des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs (neue Fassung) Band, Bände
XII Bek. ber. BerlVerfGH Beschl. BetrVG BFH BGB BGBl. BGH BGHSt BGHZ BHO Bl. (d.A.) BlnBraRStV BPersVG BSG BSGE BT-Drs. Buchst. BV BVerfG BVerfGE BVerfGG BVerfSchg BVerwG BVerwGE BWStGH bzw. ca. CDU d.h. DDR ders. dies. DJT DJZ DÖV DRiG Drs. DtZ DVBl EA ebd. EG ESVGH EUR e.V.
Abkürzungsverzeichnis Bekanntmachung berichtigt Verfassungsgerichtshof für das Land Berlin Beschluss Betriebsverfassungsgesetz Bundesfinanzhof Bürgerliches Gesetzbuch Bundesgesetzblatt Bundesgerichtshof Entscheidungen des Bundesgerichtshofes in Strafsachen Entscheidungen des Bundesgerichtshofes in Zivilsachen Bundeshaushaltsordnung Blatt (der Akten) Staatsvertrag über die Errichtung einer gemeinsamen Rundfunkanstalt der Länder Berlin und Brandenburg Bundespersonalvertretungsgesetz Bundessozialgericht Entscheidungen des Bundessozialgerichts Bundestagsdrucksache Buchstabe Bezirksverwaltung Bundesverfassungsgericht Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts Gesetz über das Bundesverfassungsgericht Bundesverfassungsschutzgesetz Bundesverwaltungsgericht Entscheidungen des Bundesverwaltungsgerichts Staatsgerichtshof für das Land Baden-Württemberg beziehungsweise cirka Christlich-Demokratische Union Deutschlands das heißt Deutsche Demokratische Republik derselbe dieselbe(n) Deutscher Juristentag Deutsche Juristenzeitung Die Öffentliche Verwaltung Deutsches Richtergesetz Drucksache Deutsch-Deutsche Rechtszeitschrift Deutsches Verwaltungsblatt Einstweilige Anordnung ebenda Europäische Gemeinschaft Entscheidungssammlung des Hessischen VGH und des VGH Baden-Württemberg (mit Entscheidungen der Staatsgerichtshöfe) EURO eingetragener Verein
Abkürzungsverzeichnis
XIII
f, ff
folgend, fortfolgende
FachogStV
Staatsvertrag über die Errichtung gemeinsamer Fachobergerichte der Länder Berlin und Brandenburg Finanzausgleichsgesetz (Baden-Württemberg, MecklenburgVorpommern, Sachsen) Zeitschrift für das gesamte Familienrecht Freie Demokratische Partei Deutschlands Finanzgericht Finanzgerichtsordnung Fußnote Gesetzblatt Gemeindefinanzierungsgesetz 2004 (Brandenburg) gemäß Gemeindefinanzreformgesetz Gemeindeordnung Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland gegebenenfalls Gesellschaft mit beschränkter Haftung Gesetz betreffend die Gesellschaften mit beschränkter Haftung Geschäftsordnung (auch: Gemeindeordnung) Geschäftsordnung des 4. Sächsischen Landtags Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht Gesetz- und Verordnungsblatt Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg Handbuch Hessische Gemeindeordnung Hamburgisches Gesetz- u. Verordnungsblatt Hamburgisches Justizverwaltungsblatt Hamburgisches Verfassungsgericht Hamburgisches Gesetz über Volksinitiative, Volksbegehren und Volksentscheid Hessisches Personalvertretungsgesetz Haushaltsrechtsgesetz Mecklenburg-Vorpommern Herausgeber Halbsatz (auch: Hauptsache) Hessisches Gesetz über die öffentliche Sicherheit und Ordnung Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg (auch: Verfassung des Landes Hessen) Hauptverwaltung Aufklärung Gesetz über das Hamburgische Verfassungsgericht in der Fassung in der Regel in H ö h e von inoffizieller Mitarbeiter Informationsbrief Ausländerrecht insbesondere im Sinne des (der) im Sinne von in Verbindung mit Juristische Arbeitsblätter
FAG FamRZ FDP FG FGO Fn. GBl. G F G 2004 gem. GemFinRefG GemO GG ggf. GmbH GmbHG GO GOLT GRUR GVB1. (GVOB1.) HbgVf H dB HGO HmbGVBl. HmbJVBl HmbVerfG HmbVWG HPVG H R G 2004/2005 Hrsg. HS HSOG HV HVA HVerfGG idF idR iHv IM InfAuslR insb. iSd iSv iVm JA
XIV JbSächsOVG JZ KFA KG KiFöG KitaG KV LAG lfd. Lfg. LG LHO Ht. LKGebNRG LKV Losebl. LS LSA LSA-FAG-05 LSA-GlüG LSA-GO LSA-LHO LSA-LKO LSA-Verf LSA-VerfGG LSA-WG LSG LT-Drs. LT-PlenProt LV LVerfG M-V LVerfGE LVerfGE Suppl. BbG. LVerfGG LWG MdA MfS M-V MWerfG MW mwN n.F. Nachw. NdsStGH NdsVBl. NJ
Abkürzungsverzeichnis Jahrbücher des Sächsischen Oberverwaltungsgerichts Juristenzeitung Kommunaler Finanzausgleich Kammergericht Gesetz zur Förderung und Betreuung von Kindern in Tageseinrichtungen des Landes Sachsen-Anhalt (2004) Kindertagesstättengesetz (Brandenburg) Kommunalverfassung (Mecklenburg-Vorpommern) Landesarbeitsgericht laufend Lieferung Landgericht Landeshaushaltsordnung (Berlin, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern) litera Gesetz zur Kreisgebietsneugliederung Sachsen-Anhalt Landes- und Kommunalverwaltung Loseblatt Leitsatz Sachsen-Anhalt Finanzausgleichsgesetz Sachsen-Anhalt Glücksspielgesetz Sachsen-Anhalt Gemeindeordnung Sachsen-Anhalt Landeshaushaltsordnung Sachsen-Anhalt Landkreisordnung Sachsen-Anhalt Verfassung des Landes Sachsen-Anhalt Gesetz über das Landesverfassungsgericht Sachsen-Anhalt Wassergesetz Sachsen-Anhalt Landessozialgesetz Landtags drucksache Plenarprotokoll des Landtages Landesverfassung Landesverfassungsgericht Mecklenburg-Vorpommern Entscheidungen der Verfassungsgerichte der Länder Supplementband Brandenburg zu Entscheidungen der Verfassungsgerichte der Länder Gesetz über das Landesverfassungsgericht Gesetz über die Wahlen zum Landtag des Landes Hessen (Landtagswahlgesetz) Mitglied des Abgeordnetenhauses Ministerium für Staatssicherheit Mecklenburg-Vorpommern Landesverfassungsgericht Mecklenburg-Vorpommern Megawatt mit weiteren Nachweisen neue Fassung Nachweis (e) Niedersächsischer Staatsgerichtshof Niedersächsische Verwaltungsblätter Neue Justiz
Abkürzungsverzeichnis NJW NJW-RR NordOR NPD Nr(n). NRW NV NVwZ NVwZ-RR NWVerf NWVerfGH OLG OVG OVGE p.A. PDS PersV PlenProt. (PIProt.) Prot. rd. RGZ Rn. Rspr. RStGH S. s. s.a. s.o. s.u. SächsABl. SächsBG SächsGVBl. SächsHG SächsOVG SächsVBl SächsVerf SächsVerfGH SächsVerfGHG SächsVermG SächsWahlG SED SGG sog. SPD StabG StAnz. std. Rspr. StGB StGH
Neue Juristische Wochenschrift Neue Juristische Wochenschrift - Rechtsprechungsreport Zeitschrift für öffentliches Recht in Norddeutschland Nationaldemokratische Partei Deutschlands Nummer(n) Nordrhein-Westfalen Niedersächsische Verfassung Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht - Rechtsprechungsreport Verfassung des Landes Nordrhein-Westfalen Verfassungsgerichtshof des Landes Nordrhein-Westfalen Oberlandesgericht Oberverwaltungsgericht Entscheidungen der Oberverwaltungsgerichte pro Jahr Partei des Demokratischen Sozialismus Die Personalvertretung Plenarprotokoll Protokoll rund Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen Randnummer Rechtsprechung Staatsgerichtshof für das Deutsche Reich Seite siehe siehe auch siehe oben siehe unten Sächsisches Amtsblatt Sächsisches Beamtengesetz Sächsisches Gesetz- und Verordnungsblatt Sächsisches Hochschulgesetz Sächsisches Oberverwaltungsgericht Sächsische Verwaltungsblätter Verfassung des Freistaates Sachsen Verfassungsgerichtshof des Freistaates Sachsen Gesetz über den Verfassungsgerichtshof des Freistaates Sachsen Sächsisches Vermessungsgesetz Sächsisches Wahlgesetz Sozialistische Einheitspartei Deutschlands Sozialgerichtsgesetz sogenannt(e/er) Sozialdemokratische Partei Deutschlands Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft Staatsanzeiger Baden-Württemberg, Hessen ständige Rechtsprechung Strafgesetzbuch Staatsgerichtshof
XV
XVI StGHBW StGHG StPO StUG StV SVerf ThürKWG ThürVBl. ThürVerf ThürVerfGH ThürVerfGHG u.a. u.U. UA UAG UAusschG unveröffen tl. Urt. V.
VAbstG
VerfGBbg VerfGGBbg VerfGH VerfGH NRW (NWVerfGH) VerfGHG VerfGHRhPf VerwArch VerwRspr Vf. VfGBbg VG VGH vgl. vH. VOBl. Vorb. VvB VwGO wis tra WVG z.B. z.T. ZBR Ziff.
Abkürzungsverzeichnis Staatsgerichtshof Baden-Württemberg Gesetz über den Staatsgerichtshof Strafprozessordnung Gesetz über die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR Strafverteidiger (Zeitschrift) Verfassung des Saarlandes Thüringer Kommunalwahlgesetz Thüringer Verwaltungsblätter Verfassung des Freistaats Thüringen Thüringer Verfassungsgerichtshof Gesetz über den Thüringer Verfassungsgerichtshof unter anderem; und andere unter Umständen Urteilsausfertigung Gesetz über die Untersuchungsausschüsse der Hamburgischen Bürgerschaft Untersuchungsausschussgesetz unveröffentlicht Urteil vom (von) — Hamburgisches Gesetz über Volksinitiative, Volksbegehren und Volksentscheid — Saarland: Gesetz über Volksbegehren und Volksentscheide — Volksabstimmungsgesetz Verfassungsgericht des Landes Brandenburg Verfassungsgerichtsgesetz Brandenburg Verfassungsgerichtshof Verfassungsgerichtshof für das Land Nordrhein-Westfalen Gesetz über den Verfassungsgerichtshof Verfassungsgerichtshof Rheinland-Pfalz Verwaltungsarchiv Verwaltungsrechtsprechung in Deutschland Verfahren Verfassungsgerichtshof des Landes Brandenburg Verwaltungsgericht Verwaltungsgerichtshof vergleiche vom Hundert Verordnungsblatt Vorbemerkung Verfassung von Berlin Verwaltungsgerichtsordnung Zeitschrift für Wirtschafts- und Steuerstrafrecht Wasserverbandsgesetz zum Beispiel zum Teil Zeitschrift für Beamtenrecht Ziffer(n)
Abkürzungsverzeichnis ZKF ZMR ZParl ZPO ZRP ZSG ZUM
Zeitschrift für Kommunalfinanzen Zeitschrift für Miet- und Raumrecht Zeitschrift für Parlamentsfragen Zivilprozessordnung Zeitschrift für Rechtspolitik Zukunftssicherungsgesetz (Hessen) Zeitschrift für Urheber- und Medienrecht
XVII
Entscheidungen des Verfassungsgerichtshofs des Landes Berlin
Die amtierenden Richterinnen und Richter des Verfassungsgerichtshofs des Landes Berlin Prof. Dr. Helge Sodan, Präsident Margret Diwell, Vizepräsidentin Angelika Bellinger Dr. Klaus-Martin Groth Andreas Knuth Frank-Michael Libera Dr. Dietrich Mahlo Dr. Christina Stresemann Martina Zünkler
Presse-/Rundfunkrecht und Grundrecht auf Meinungsfreiheit
3
Nr. 1 1. Die Presse- und Rundfunkfreiheit ist in der Verfassung von Berlin anders als im Grundgesetz - nicht ausdrücklich verbürgt. Die Rundfunkanstalten - hier der RBB - können sich in Berlin stattdessen auf das für ihre Tätigkeit einschlägige Grundrecht der Meinungsfreiheit in Art. 14 Abs. 1 der Verfassung von Berlin — VvB — berufen (vgl. auch Beschluss vom 16. Juni 1993 - LVerfGE 1,99,102). 2. Die Verurteilung einer Rundfunkanstalt zur Ausstrahlung einer Gegendarstellung greift in den Schutzbereich des Art. 14 Abs. 1 VvB ein. Hierbei sowie für die Frage, mit welchem Inhalt eine redaktionelle Anmerkung im unmittelbaren Anschluss an die Gegendarstellung zulässig ist, haben die Fachgerichte in Anwendung der einfach-rechtlichen Vorschriften eine ausdrückliche und nachvollziehbare Abwägung zwischen dem durch die Gegendarstellung geschützten Persönlichkeitsrecht und dem Grundrecht auf Meinungsfreiheit der betroffenen Rundfunkanstalt vorzunehmen. Verfassung von Berlin Art. 14 Abs. 1 Grundgesetz Art. 5 Abs. 1 Sätze 1 und 2 Staatsvertrag über die Errichtung einer gemeinsamen Rundfunkanstalt der Länder Berlin und Brandenburg - BlnBraRStV - § 9
B e s c h l u s s vom 25. April 2006 - V e r f G H 59/06 in dem Verfahren über die Verfassungsbeschwerde des Rundfunks Berlin-Brandenburg, Anstalt des öffentlichen Rechts, gegen den Beschluss des Landgerichts Berlin vom 30. März 2006 - 27 O 336/06 — Beteiligte gem. § 53 Abs. 1 und 2 VerfGHG: 1. 2.
Der Präsident des Landgerichts Berlin Herr Dr. D.
LVerfGE 17
4
Verfassungsgerichtshof des Landes Berlin Entscheidungs formel:
Der Beschluss des Landgerichts Berlin vom 30. März 2006 - 27 O 336/06 verletzt das Grundrecht der Beschwerdeführerin aus Art. 14 Abs. 1 der Verfassung von Berlin. Er wird aufgehoben. Die Sache wird an das Landgericht Berlin zurückverwiesen. Das Verfahren ist gerichtskostenfrei. Das Land Berlin hat der Beschwerdeführerin die notwendigen Auslagen zu erstatten. Gründe: I. Die Beschwerdeführerin wendet sich mit der Verfassungsbeschwerde gegen einen Beschluss des LG Berlin vom 30.3.2006, mit dem ihr Antrag auf einstweilige Einstellung der Zwangsvollstreckung im Hinblick auf eine von ihr erhobene und noch nicht entschiedene Vollstreckungsgegenklage vom 29.3.2006 zurückgewiesen wurde. Diesem Verfahren liegt ein rechtskräftiger Beschluss des LG vom 5.1.2006 zugrunde, womit der Beschwerdeführerin auf Antrag des Beteiligten zu 2. aufgegeben wurde, im Rahmen der nächsten erreichbaren KLARTEXT-Sendung folgende Gegendarstellung verlesen zu lassen und auszustrahlen: „Gegendarstellung Am 14.12. 2005 wurde in der Sendung KLARTEXT im Rahmen eines Beitrages über IM-Vorwürfe gegen einen meiner Mandaten u.a. wie folgt berichtet: ,Leipziger Stasi-Zentrale. Hier liegen auch die Akten über (...). Irmtraud Hollitzer hat 1990 mit anderen dafür gesorgt, dass diese Unterlagen nicht vollständig vernichtet wurden — obwohl Peter-Michael Diestel, damals Innenminister, das verlangte.' Darüber hinaus wurde ich in dem Beitrag als ,Aktenvernich ter von 1990' bezeichnet. Hierzu stelle ich fest: 1990 bestätigte ich ein Verlangen auf Herausgabe von Leipziger Stasi-Unterlagen zu deren Vernichtung. Das geschah aber aufgrund eines Beschlusses des Zentralen Runden Tisches. Auf meine Veranlassung wurden 1990 keine Stasi-Unterlagen vernichtet. Zislow, den 3.1.2006 Dr. Peter-Michael Diestel" LVerfGE 17
Presse-/Rundfunkrecht und Grundrecht auf Meinungsfreiheit
5
Die Beschwerdeführerin strahlte die Gegendarstellung in der KLARTEXTSendung vom 22.3.2006 aus und ließ im Anschluss daran folgenden Text verlesen: „Hierzu bemerkt die Redaktion: Dr. Diestel sagt die Unwahrheit. Den von ihm behaupteten Beschluss des Zentralen Runden Tisches hat es nie gegeben. Dies ist ihm sogar schon von einem Oberlandesgericht bescheinigt worden und ergibt sich im Übrigen aus den vollständig dokumentierten Wortprotokollen des Zentralen Runden Tisches, in denen kein derartiger Beschluss enthalten ist." Mit Schreiben vom 24.3.2006 ließ der Beteiligte zu 2. der Beschwerdeführerin mitteilen, dass er die Zwangsvollstreckung aus der einstweiligen Verfügung vom 5.1.2006 weiter betreiben werde, da die verlesene Gegendarstellung durch die redaktionelle Anmerkung entwertet worden sei. Die Beschwerdeführerin erhob darauf hin unter dem 29.3.2006 Vollstreckungsgegenklage und beantragte die einstweilige Einstellung der Zwangsvollstreckung. Das LG wies den Antrag durch Beschluss vom 30.3.2006 mit der Begründung zurück, die Beschwerdeführerin sei ihrer Verpflichtung zum Abdruck der Gegendarstellung nicht ordnungsgemäß nachgekommen. Sie sei nicht berechtigt gewesen, die Gegendarstellung mit dem streitgegenständlichen Redaktionsschwanz abzudrucken. Redaktionelle Anmerkungen, die eine Gegendarstellung entwerteten, seien wegen Verstoßes gegen das Gebot der Waffengleichheit unzulässig. Anstatt darauf hinzuweisen, dass die Gegendarstellung unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt zu veröffentlichen sei, habe die Redaktion ausdrücklich, noch dazu mit detaillierter Begründung, deren Unwahrheit hervorgehoben und sie damit gänzlich entwertet. Mit der gegen den Beschluss des LG erhobenen Verfassungsbeschwerde rügt die Beschwerdeführerin eine Verletzung ihres Grundrechts auf Presse- und Meinungsfreiheit. Das LG habe zum einen verkannt, dass es bereits an einer Verbotsnorm für den streitgegenständlichen Redaktionsschwanz fehle; insbesondere enthalte der Staatsvertrag über die Errichtung einer gemeinsamen Rundfunkanstalt der Länder Berlin und Brandenburg kein solches Verbot oder auch nur eine Beschränkung. Zum anderen habe das LG bei seiner Entscheidung einseitig nur das Persönlichkeitsrecht des Beteiligten zu 2. beachtet, dieses aber nicht mit dem Grundrecht auf Presse- und Meinungsfreiheit der Beschwerdeführerin abgewogen. Eine solche Abwägung hätte sich dem LG aber schon deshalb aufdrängen müssen, weil die Gegendarstellung Tatsachenbehauptungen enthalte, die im Ausgangstext keinerlei Entsprechung gefunden hätten. Die Beschwerdeführerin habe in der Ausgangssendung keine Ausführungen zur Existenz eines Beschlusses des Runden Tisches gemacht; erstmals in der Gegendarstellung werde behauptet, dass es einen solchen Beschluss gegeben habe. Es werde dem Gebot der Waffengleichheit nicht gerecht, wenn dem Gläubiger im Rahmen einer Gegendarstellung die Möglichkeit zu neuen Tatsachenbehauptungen eröffnet würde, der Beschwerdeführerin aber verwehrt sei, sich hierzu zu äußern. Das LG habe auch im ErgebLVerfGE 17
Verfassungsgerichtshof des Landes Berlin
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nis verfassungsrechtliche Wertungen verletzt. Soweit eine Entwertung der Gegendarstellung angenommen werde, gehe dies fehl, denn der Beteiligte zu 2. habe das Recht und die Möglichkeit, Sachverhalte, die er für unzutreffend halte, wiederum mit einer Gegendarstellung oder einem Unterlassungsbegehren anzugreifen. Die Beteiligten haben gem. § 53 Abs. 1 und 2 VerfGHG Gelegenheit zur Stellungnahme erhalten. II. Die Verfassungsbeschwerde ist zulässig und begründet. 1. Zweifel an der Zulässigkeit der Verfassungsbeschwerde bestehen nicht, insbesondere steht nicht das Gebot der Rechtswegerschöpfung entgegen, denn sowohl nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes (BGHZ 159, 14 ff) als auch nach der Rechtsprechung des Kammergerichts (Beschl. v. 29.7.2005 — 5 W 93/05 —, Magazindienst 2005, 1052 ff) ist die sofortige Beschwerde gegen die einen Antrag auf einstweilige Einstellung der Zwangsvollstreckung gem. § 769 ZPO zurückweisende Entscheidung in entsprechender Anwendung von § 707 Abs. 2 S. 2, § 717 Abs. 1 ZPO nicht statthaft. Die Beschwerdeführerin kann ferner nicht auf die Möglichkeit einer Anhörungsrüge nach §321a ZPO verwiesen werden, weil sie mit der Verfassungsbeschwerde keine Verletzung des rechtlichen Gehörs durch das LG geltend macht. Ferner kann die Beschwerdeführerin nicht auf die Erschöpfung des Rechtsweges in der Hauptsache verwiesen werden. Zwar kann es, wenn — wie hier — eine im Eilverfahren ergangene Entscheidung Gegenstand der Verfassungsbeschwerde ist, nach dem Grundsatz der Subsidiarität geboten sein, die Hauptsacheentscheidung abzuwarten; dies gilt jedoch nur, wenn sich dort nach der Art des gerügten Grundrechtsverstoßes die Chance bietet, der verfassungsrechtlichen Beschwer abzuhelfen (Beschl. v. 29.8.2001 - VerfGH 115/00 - Grundeigentum 2001,1332, 1333 f; vgl. zum Bundesrecht BVerfGE 79, 275, 278 f). Daran fehlt es hier, weil die Beschwerdeführerin wegen des angegriffenen Beschlusses gezwungen wäre, die Gegendarstellung des Beteiligten zu 2. ohne den streitgegenständlichen Redaktionszusatz noch vor Abschluss des Hauptsacheverfahrens auszustrahlen, der geltend gemachte Grundrechtseingriff damit irreversibel wäre. Auch Zweifel an der Grundrechtsfahigkeit der Beschwerdeführerin bestehen nicht. Zwar sind die Grundrechte und der zu ihrer Verteidigung geschaffene Rechtsbehelf der Verfassungsbeschwerde auf juristische Personen des öffentlichen Rechts, soweit sie öffentliche Aufgaben wahrnehmen, grundsätzlich nicht anwendbar. Ausnahmen bestehen aber dann, wenn es entweder um die Verletzung von Verfahrensgrundrechten geht oder es sich um eine juristische Person handelt, die den Bürgern zur Verwirklichung ihrer individuellen Grundrechte dient und als eigenständige, vom Staat unabhängige oder jedenfalls distanzierte Einrichtung Bestand hat, wie dies üblicherweise bei Kirchen, Universitäten und LVerfGE 17
Presse-/Rundfunkrecht und Grundrecht auf Meinungsfreiheit
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auch Rundfunkanstalten der Fall ist (vgl. BVerfGE 15, 256, 259 f; 21, 362, 374; 23, 353, 372). So können sich öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten mit der Verfassungsbeschwerde auf eine Verletzung der grundgesetzlich in Art. 5 Abs. 1 S. 2 GG geschützten Rundfunkfreiheit berufen, weil ihr Status als vom Staat unabhängige, sich selbst verwaltende Anstalten des öffentlichen Rechts der Verwirklichung dieses Grundrechts dient (BVerfGE 31, 314, 322; 59, 231, 254). Die Beschwerdeführerin ist eine solche Rundfunkanstalt. Zwar ist die Rundfunk- und Pressefreiheit in der Verfassung von Berlin — anders als im Grundgesetz — nicht ausdrücklich geschützt. Die Beschwerdeführerin kann sich stattdessen jedoch auf das für ihre Tätigkeit gleichfalls unmittelbar einschlägige Grundrecht der Meinungsfreiheit in Art. 14 Abs. 1 der Verfassung von Berlin (VvB) berufen. Der Verfassungsgerichtshof hat in seinem Beschluss vom 16.6.1993 (LVerfGE 1, 99, 102) festgestellt, dass aus dem Fehlen eines eigenständigen grundrechtlichen Schutzes der Pressefreiheit im Verfassungsrecht des Landes Berlin nicht der Schluss gezogen werden kann, dass eine Tätigkeit, die bundesrechtlich innerhalb des Schutzbereichs des Art. 5 Abs. 1 S. 2 GG liegt, nach der Verfassung von Berlin keinen grundrechtlichen Schutz genösse. Die Presse habe vielmehr selbstverständlich teil an der verbürgten Meinungsäußerungs- und Unterrichtungsfreiheit. Dies muss entsprechend für die Tätigkeit der Rundfunkanstalten gelten, zumal auch die grundgesetzlich geschützte Rundfunkfreiheit nach Auffassung des Bundesverfassungsgerichts letztlich der gleichen Aufgabe dient wie alle Garantien des Art. 5 Abs. 1 GG: der Gewährleistung freier und individueller Meinungsbildung in einem umfassenden, nicht bloß auf Berichterstattung oder die Vermitdung politischer Meinungen beschränkten Sinne (BVerfGE 57, 295, 319; 74, 297, 323). Rundfunkfreiheit ist primär eine der Freiheit der Meinungsbildung in ihren subjektiv- und objektivrechtlichen Elementen dienende Freiheit (BVerfGE 74, 297, 323). 2. Die Verfassungsbeschwerde ist auch begründet. Der angegriffene Beschluss beruht auf einer Verletzung der in Art. 14 Abs. 1 VvB verbürgten Meinungsfreiheit der Beschwerdeführerin und ist daher aufzuheben. a) Der Beschluss des LG vom 30.3.2006, mit dem der Beschwerdeführerin in Verbindung mit dem Beschluss vom 5.1.2006 im Ergebnis aufgegeben wird, die Gegendarstellung des Beteiligten zu 2. erneut und ohne die streitgegenständliche Redaktionsanmerkung auszustrahlen, greift in den Schutzbereich des Grundrechts auf Meinungsfreiheit der Beschwerdeführerin aus Art. 14 Abs. 1 VvB ein: Für die grundgesetzlich durch Art. 5 Abs. 1 S. 2 GG geschützte Pressefreiheit ist vom Bundesverfassungsgericht geklärt, dass Verurteilungen zu Gegendarstellungen in den Schutzbereich dieses Grundrechts eingreifen (vgl. BVerfGE 97, 125, 144 f; BVerfG, NJW 2004, 1235 f). Da die Presse- und Rundfunkfreiheit - wie oben ausgeführt — spezielle Ausprägungen der allgemeinen Meinungsfreiheit sind, die in der Verfassung von Berlin - anders als im Grundgesetz - allerdings nicht hervorLVerfGE 17
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gehoben werden, können Presse- und Rundfunkorgane sich in Berlin stattdessen auf einen Eingriff in den Schut2bereichs ihres Grundrechts aus Art. 14 Abs. 1 VvB berufen (vgl. auch BVerfG, NJW 2004, 589). b) Der Beschluss des LG verletzt die Beschwerdeführerin in ihrem Grundrecht aus Art. 14 Abs. 1 VvB. Bei einer durch Verfassungsbeschwerde inhaltlich angegriffenen gerichtlichen Entscheidung prüft der Verfassungsgerichtshof, ob die Entscheidung Auslegungsfehler erkennen lässt, die auf einer grundsätzlich unrichtigen Auffassung von der Bedeutung und Tragweite des vom Beschwerdeführer als verletzt bezeichneten Grundrechts, hier der durch Art. 14 Abs. 1 VvB geschützten Meinungsfreiheit, beruhen. Die Gestaltung des Verfahrens, die Feststellung und Würdigung des Sachverhalts, die Auslegung des einfachen Rechts und seine Anwendung auf den einzelnen Fall sind dagegen grundsätzlich Sache der dafür allgemein zuständigen Gerichte und insoweit der Nachprüfung durch den Verfassungsgerichtshof entzogen (vgl. Beschl. v. 30.6.1992 - VerfGH 9/92 - LVerfGE 1, 7, 8; std. Rspr.). Gemessen an diesen Voraussetzungen wird der angegriffene Beschluss den verfassungsrechtlichen Anforderungen für die Beachtung des Grundrechts der Meinungsfreiheit der Beschwerdeführerin nicht gerecht. Bei der Prüfung und Anwendung der die Meinungsfreiheit nach Art. 14 Abs. 1 VvB beschränkenden Normen — hier § 9 des Staatsvertrages über die Errichtung einer gemeinsamen Rundfunkanstalt der Länder Berlin und Brandenburg - BlnBraRStV - (GVB1. 2003, S. 222), der die Rechtsgrundlage des gegen die Beschwerdeführerin gerichteten Gegendarstellungsanspruchs des Beteiligten zu 2. bildet — ist durch die Fachgerichte regelmäßig eine Abwägung der betroffenen Rechtsgüter vorzunehmen. Im vorliegenden Fall hatte das LG demnach bei der — mangels ausdrücklicher gesetzlicher Glossierungsbeschränkung im BlnBraRStV — auslegungsbedürftigen Frage, ob es sich bei der redaktionellen Anmerkung der Beschwerdeführerin zu der am 22.3.2006 ausgestrahlten Gegendarstellung des Beteiligten zu 2. um eine zulässige Erwiderung oder wegen des Inhalts oder der Art und Weise der Erwiderung um eine unzulässige „Entwertung" der Gegendarstellung handelte, eine Abwägung zwischen dem durch die Gegendarstellung geschützten Persönlichkeitsrecht des Beteiligten zu 2. sowie der Meinungsfreiheit der Beschwerdeführerin zu treffen (vgl. zum Abwägungsgebot in Gegendarstellungsfällen BVerfGE 97, 125, 150 f; 97,157,167; BVerfG, NJW 2004, 1235 f). Hierbei begegnet der rechtliche Ausgangspunkt des LG, dass (auch ohne gesetzliche Glossierungsbeschränkung) bei „Entwertung" der Gegendarstellung durch Inhalt oder Form einer redaktionellen Anmerkung der entsprechende Anspruch noch nicht erfüllt sei, sondern die Gegendarstellung erneut — und zwar ohne den unzulässigen Zusatz — auszustrahlen sei, keinen verfassungsrechtlichen Bedenken. Diese Auffassung entspricht auch der sonstigen fachgerichtlichen Rechtsprechung und Literatur, die ein solches Entwertungsverbot entweder aus dem Gebot der „Waffengleichheit" oder dem zivilrechtlichen Grundsatz von Treu LVerfGE 17
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und Glauben folgern (vgl. OLG Koblenz, OLGR Koblenz 2006, 256 ff; OLG Dresden, AfP 2001, 523; Brandenburgisches OLG, NJW-RR 2000, 832 f; OLG München, NJW-RR 1999, 965 f; OLG Hamburg, AfP 1971, 91 f; OLG Frankfurt, NJW 1965, 2163 f; LG Frankfurt, NJW-RR 1988, 1022 f; Seit^j Schmidt/ Schoener Der Gegendarstellungsanspruch, 3. Aufl. 1998, S. 198 f; 456; Soehring Presserecht, 3. Aufl. 2000, S. 608, 611; Wendet Ozs Recht der Wort- und Bildberichterstattung, 5. Aufl. 2003, S. 744 f; Prin^/Peters Medienrecht, 1999, S. 449). Überdies beschränken die meisten Landespressegesetze Redaktionsbemerkungen im unmittelbarem Anschluss an eine Gegendarstellung („Redaktionsschwanz") auf tatsächliche Angaben (vgl. Seit^J Schmidt/ Schoener aaO, S. 198). Eine Entwertung der Gegendarstellung durch redaktionelle Anmerkungen wird demnach vor allem bei wertenden Stellungnahmen, etwa hämischen Kommentaren oder sonst herabsetzenden Pauschalurteilen (die Gegendarstellung sei „irreführend" oder „frei erfunden", vgl. etwa OLG Hamburg, AfP 1971, 91 f; LG Frankfurt, NJW-RR 1988, 1022 f; Soehring aaO, S. 608; Wentel aaO, S. 745; Prin^/Peters aaO, S. 449 f) angenommen. Angaben tatsächlicher Art im Anschluss an die Gegendarstellung sollen dagegen grundsätzlich zulässig sein; insbesondere sollen die Medien berechtigt bleiben, auch im Rahmen einer Anmerkung auf der Richtigkeit ihrer früheren Darstellung zu bestehen oder sie zu wiederholen und zu vertiefen (vgl. OLG Dresden, AfP 2001, 523; Soehring aaO, S. 609). Dieses auf Mitteilung von Tatsachen bezogene Erwiderungsrecht wird unter anderem daraus gefolgert (vgl. OLG Dresden aaO), dass im Verfahren über den Anspruch auf eine Gegendarstellung eine Prüfung der Wahrheit der in ihr enthaltenen Behauptungen nicht stattfindet (so schon BGH, NJW 1964, 1132 ff; std. Rspr.). Für die Frage, ob die streitgegenständliche redaktionelle Anmerkung der Beschwerdeführerin im Anschluss an die verlesene Gegendarstellung danach eine zulässige, vom Grundrecht auf Meinungsfreiheit geschützte Erwiderung oder in Kollision mit dem Persönlichkeitsrecht des Beteiligten zu 2. eine unzulässige Entwertung des Gegendarstellungsanspruchs war, hätte das LG seine Abwägung nachvollziehbar darlegen müssen. Der Beschluss enthält keine ausdrückliche Abwägung. Das LG hat sein Ergebnis, die Gegendarstellung des Beteiligten zu 2. sei durch die Anmerkung entwertet worden, lediglich darauf gestützt, dass die Beschwerdeführerin die „Unwahrheit" der Gegendarstellung „hervorgehoben" habe, „noch dazu" mit „detaillierter Begründung". Diese Ausführungen lassen nicht erkennen, ob das LG (allein) wegen des Begriffs der „Unwahrheit" im ersten Satz der Anmerkung ein herabsetzendes Werturteil angenommen hat — insofern hätte sich allerdings eine Abgrenzung zur Tatsachenbehauptung aufgedrängt (nach OLG Hamburg, AfP 1971, 91, 92 soll der Begriff „unwahr" etwas anderes darstellen als das unzulässige „Werturteil", die Gegendarstellung sei „irreführend"). Ebenfalls bleibt unklar, ob — wie die Formulierung im Beschluss „noch dazu mit detaillierter Begründung" nahe legt — der Vorhalt der „Unwahrheit" insbesondere in Verbindung mit den nachfolgenden Tatsachenbehauptungen der BeLVerfGE 17
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schwerdeführerin zur fehlenden Existenz eines Beschlusses des „Runden Tisches" als entwertend angesehen wurde (wobei ebenfalls nicht deutlich wird, ob wegen der Ausführlichkeit der Begründung als solcher oder wegen ihres Inhalts). Um dem Grundrecht der Beschwerdeführerin auf Meinungsfreiheit im Rahmen der Abwägung mit dem Persönlichkeitsrecht des Beteiligten zu 2. gerecht zu werden, wäre jedoch eine genauere Darlegung und Begründung erforderlich gewesen, zumal Tatsachenbehauptungen in redaktionellen Anmerkungen — wie oben dargestellt — ganz überwiegend als zulässig angesehen werden. Hier kommt noch hinzu, dass die Gegendarstellung des Beteiligten zu 2. erstmals Tatsachenbehauptungen zu einem Beschluss des „Runden Tisches" enthielt, die in der Ausgangsmitteilung der Beschwerdeführerin keine Entsprechung gefunden hatten, so dass ein nachvollziehbares Bedürfnis der Beschwerdeführerin bestand, sich erstmalig auch zu diesen neu eingeführten und im voran gegangenen gerichtlichen Gegendarstellungsverfahren lediglich auf offensichtliche Unrichtigkeit geprüften Tatsachenbehauptungen des Beteiligten zu 2. zu äußern. Soweit in der redaktionellen Anmerkung zur Erläuterung der Auffassung der Beschwerdeführerin wiederum neue, den Beteiligten zu 2. betreffende Tatsachenbehauptungen aufgestellt wurden (etwa zum Inhalt einer obergerichtlichen Entscheidung), wäre bei der Abwägung auch zu bedenken gewesen, dass insoweit erneut ein Anspruch auf Gegendarstellung durch den Beteiligten zu 2. in Betracht kam (vgl. OLG München, NJW-RR 1999, 965 f, 966; LG Oldenburg, AfP 1986, 80; Wentel aaO, S. 745; Pri»^/Peters aaO, S. 450; Seit^J Schmidt/ Schoener aaO, Rn. 437). Die Begründung des LG lässt mithin nicht erkennen, dass es bei seiner Entscheidung den Umfang des Schutzbereichs der durch Art. 14 Abs.l VvB verbürgten Meinungsfreiheit der Beschwerdeführerin hinreichend berücksichtigt und erwogen hat. Die Kostenentscheidung beruht auf den §§ 33, 34 VerfGHG. Dieser Beschluss ist unanfechtbar.
Nr. 2 1. Zur Schuldprüfung bei der Erzwingung von Unterlassungen und Duldungen nach § 890 ZPO. 2. Zu den Vollstreckungsvoraussetzungen bei dem Vorliegen gegenläufiger Titel im einstweiligen Verfügungsverfahren und im noch nicht rechtskräftig abgeschlossenen petitorischen Hauptsacheverfahren. 3. Es ist verfassungsrechtlich unbedenklich, wenn das Kammergericht bei Auslegung und Anwendung des § 890 ZPO davon ausgeht, der Verstoß gegen ein vorläufig vollstreckbares Unterlassungsgebot sei auch dann LVerfGE 17
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schuldhaft gewesen, wenn der Schuldner die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit zwar wegen eines Widerspruchs zu einer anderen, ihn begünstigenden Entscheidung für falsch hält, sich angesichts dieser unklaren Rechtslage jedoch nicht um sachkundigen Rechtsrat bemüht hat. Verfassung von Berlin Art. 7; 10 Abs. 1; 15 Abs. 1, 2, 3 und 5 Satz 2 Bürgerliches Gesetzbuch §§ 863; 864 Zivilprozessordnung §§ 709; 718; 890; 916; 926; 927; 935
B e s c h l u s s vom 25. A p r i l 2006 - V e r f G H 114/04 in dem Verfahren über die Verfassungsbeschwerde der B. GmbH gegen 1. 2.
den Beschluss des Kammergerichts vom 11. Juni 2004 — 14 W 14/04 —, den Beschluss des Landgerichts Berlin vom 16. Februar 2004 - 95 O 120/01 -
Beteiligte gem. § 53 Abs. 1 und 2 VerfGHG: 1. 2. 3.
Die Präsidentin des Kammergerichts Der Präsident des Landgerichts Berlin Die Deutsche Bahn AG E n t s c h e i d u n g s formel: Die Verfassungsbeschwerde wird zurückgewiesen. Das Verfahren ist gerichtskostenfrei. Auslagen werden nicht erstattet. Gründe: I.
Seit dem Jahre 1946 wurden zwischen der Beschwerdeführerin und der Beteiligten zu 3. bzw. deren Rechtsvorgängern verschiedene Verträge geschlossen, welche die Durchführung von Werbung im Bereich der Eisenbahn- bzw. S-BahnFlächen in Berlin durch die Beschwerdeführerin zum Gegenstand hatten. Im Dezember 2000 und August 2001 kündigten die Beteiligte zu 3. sowie deren Tochterunternehmen, die DB Station & Service AG, diese Verträge. Die Beschwerdeführerin erhob daraufhin Klage bei dem LG Berlin, mit der sie die Feststellung begehrte, dass die Kündigungen unwirksam seien. Ferner verfolgte sie u.a. LVerfGE 17
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Besitzschutzansprüche gegen die Beteiligte zu 3. und die DB Station & Service AG. Diese beantragten widerklagend u.a., die Beschwerdeführerin zu verurteilen, gewerbliche Tätigkeiten auf bestimmten Bahnhöfen und die Bewirtschaftung im Einzelnen bezeichneter Werbeträger und Werbungen zu unterlassen. Daneben verfolgte die Beschwerdeführerin ihre Besitzansprüche gegen die Beteiligte zu 3. auch in einem Verfahren auf Erlass einer einstweiligen Verfügung. Mit Urteil vom 30.11.2001 untersagte das Kammergericht (KG) der Beteiligten zu 3., die Mitarbeiter der Beschwerdeführerin an und bei der Bewirtschaftung (insbesondere bei der Entfernung vorhandener Werbung, bei Reinigungs- und Reparaturarbeiten) an ihren — im Einzelnen benannten — Werbeträgern zu behindern, insbesondere den zum Zwecke der Bewirtschaftung notwendigen Zutritt zu verweigern. Mit im Wesentlichen gleich lautenden Urteilen vom 1.11.2002 untersagte das KG ferner der S-Bahn Berlin GmbH, einem weiteren Tochterunternehmen der Beteiligten zu 3., in einem Verfügungs- und dem entsprechenden Hauptsacheverfahren, den Besitz der Beschwerdeführerin an den benannten Werbeträgern zu stören. Mit Urteil vom 29.9.2003 wies das LG die gegen die Beteiligte zu 3. und die DB Station & Service AG gerichtete Feststellungs- und Besitzschutzklage (Hauptsacheverfahren) der Beschwerdeführerin ab und gab der — u.a. auf Unterlassung der Bewirtschaftung im Einzelnen bezeichneter Werbeträger und Werbungen gerichteten — Widerklage der Beteiligten zu 3. und der DB Station & Service AG unter Androhung von Ordnungsgeldern für jeden Fall der Zuwiderhandlung statt, wobei es das Urteil insoweit gegen Sicherheitsleistung in Höhe von 4 Mio. EUR für vorläufig vollstreckbar erklärte. Gegen dieses Urteil legte die Beschwerdeführerin Berufung ein. Die Sache wurde bei dem KG zunächst beim 5. Senat eingetragen, von dort aber unter Hinweis auf Randnummer 72 des Geschäftsverteilungsplanes 2003 an den 14. Senat abgegeben und von diesem zum Geschäftszeichen 14 U 240/03 übernommen. Mit Schreiben vom 14.11.2003 wies die Beschwerdeführerin das KG darauf hin, dass die Klage hauptsächlich Pachtverhältnisse zum Gegenstand habe, für die der 20. Senat des Gerichts zuständig sei. Nach Leistung einer Sicherheit in Höhe von 4 Mio. EUR beantragte die Beteiligte zu 3. im November 2003 bei dem LG u.a., gegen die Beschwerdeführerin Ordnungsgelder wegen verschiedener Verstöße gegen die im Urteil vom 29.9.2003 ausgesprochenen Unterlassungsverpflichtungen zu verhängen. Diesen Anträgen gab das LG mit Beschluss vom 16.2.2004 im Wesentlichen statt. Zur Begründung führte das Gericht u.a. an, die Zwangsvollstreckung aus dem Urteil vom 29.9.2003 scheitere nicht daran, dass die Beschwerdeführerin durch die einstweiligen Verfügungen des KG vom 30.11.2001 und vom 1.11.2002 zur Bewirtschaftung im Einzelnen bezeichneter Werbeträger ermächtigt worden sei. Hinsichtlich der einstweiligen Verfügung des KG vom 1.11.2002 ergebe sich LVerfGE 17
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dies schon daraus, dass die Beteiligte zu 3. an jenem Verfahren nicht beteiligt gewesen sei. Das klägerische Recht aus der Entscheidung vom 30.11.2001 sei so lange nicht durchsetzbar, als die Beteiligte zu 3. berechtigt sei, aus dem Urteil vom 29.9.2003 zu vollstrecken. Entgegen der Ansicht der Beschwerdeführerin sei die Zwangsvollstreckung aus einem rechtskräftigen Urteil nicht vorrangig vor derjenigen aus einem vorläufig vollstreckbaren Urteil, soweit die erforderliche Sicherheit geleistet sei. Die Vollstreckung aus der einstweiligen Verfügung des KG sei auch nicht deshalb vorrangig, weil sie auf possessorischen Besitzschutzansprüchen der Beschwerdeführerin beruhe. Denn derartige Ansprüche seien nachrangig, soweit im Rechtsstreit zur Hauptsache die possessorische Besitzschutzklage aufgrund einer petitorischen Widerklage zumindest vorläufig vollstreckbar abgewiesen worden sei. Da die einstweilige Verfügung nur die Regelung eines vorläufigen Rechtszustandes beinhalte, könne aus dieser bei widerstreitenden Hauptsachenentscheidungen soweit und so lange nicht vollstreckt werden, als die Entscheidung zur Hauptsache vollstreckungsfähig sei. Zwar verliere die einstweilige Verfügung nicht ohne weiteres jede Wirkung, sondern bedürfe der Aufhebung nach § 927 ZPO. Dies gelte bei Vorliegen der Vollstreckungsvoraussetzungen zweier widerstreitender Entscheidungen jedoch nur mit den eingangs bezeichneten Einschränkungen. Die Beschwerdeführerin könne daher aus der einstweiligen Verfügung des KG vom 30.11.2001 erst und nur dann vollstrecken, wenn die Zwangsvollstreckung aus dem Urteil des LG vom 29.9.2003 eingestellt würde. Hiergegen erhob die Beschwerdeführerin sofortige Beschwerde. Zu deren Begründung trug sie u.a. vor, die Verhängung von Ordnungsgeldern sei rechtswidrig, da sie kein Verschulden treffe. Der Besitz an den streitgegenständlichen Werbeträgern und das Recht zur Bewirtschaftung derselben seien zu ihren Gunsten mit den rechtskräftigen Urteilen des KG vom 30.11.2001 und 1.11.2002 geschützt. In dem Termin zur mündlichen Berufungsverhandlung vom 9.11.2001 im Verfahren 14 U 186/01 habe der Vorsitzende des erkennenden Senats die Beteiligten ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die im Rahmen des einstweiligen Verfügungsverfahrens ergangenen und ergehenden Entscheidungen eine Regelung bis zur Rechtskraft eines Hauptsacheurteils träfen; hierfür könne ihr Verfahrensbevollmächtigter Zeugnis abgeben. Es könne ihr nun nicht vorgeworfen werden, dass sie ihr Verhalten an diesen Erläuterungen ausgerichtet habe. Mit Beschluss vom 11.6.2004 wies das KG — 14. Zivilsenat — die sofortige Beschwerde im Wesentlichen zurück; die Rechtsbeschwerde ließ es nicht zu. Zur Begründung führte das Gericht an, das Urteil des LG vom 29.9.2003 sei vorläufig vollstreckbar. Auch habe die Beteiligte zu 3. die Sicherheit geleistet. Zutreffend habe das LG daher den Anträgen auf der Grundlage des § 890 ZPO stattgegeben. Es bestehe kein Konflikt mit den Urteilen des KG vom 30.11.2001 und 1.11.2002. Auf die zutreffenden Ausführungen im angefochtenen Beschluss werde insoweit verwiesen. Das Urteil vom 30.11.2001 betreffe eine Besitzschutzregelung LVerfGE 17
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durch einstweilige Verfügung zu Gunsten der Beschwerdeführerin, die durch das noch nicht rechtskräftige Urteil des LG im anhängigen Verfahren aufgehoben und zu Gunsten der Beteiligten zu 3. auf petitorische Widerklage abgeändert worden sei. Eine vorläufige Vollstreckung aus diesem Urteil zu Gunsten der Beteiligten zu 3. sei ohne Bedenken möglich, weil sie die durch die einstweilige Verfugung getroffene Besitzschutzregelung nicht beseitige, sondern nur auf Grund der zwingenden gesetzlichen Vorschrift des § 709 ZPO bis zur Rechtskraft vorläufig, gegebenenfalls mit der Folge des § 717 Abs. 2 ZPO, überlagere. Soweit die vorläufige Vollstreckbarkeit der Entscheidung in der Hauptsache durch die Beteiligte zu 3. tatsächlich nicht ausgenutzt werde oder z.B. wegen nachträglichen Wegfalls der Vollstreckungsvoraussetzungen nicht mehr ausgenutzt werden könne, habe es bis zur Rechtskraft der Hauptsacheentscheidung mit der einstweiligen Verfügung sein Bewenden, wobei die Verfügung bei entgegenstehendem rechtskräftigen Ergebnis dann gegebenenfalls Gegenstand des Aufhebungsverfahrens nach § 927 ZPO sein könne. Andererseits würden Vollstreckungsmaßnahmen auch bei Widerspruch zum Tenor der früheren einstweiligen Verfügung keine dort nach § 890 ZPO zu behandelnden Verstöße sein, da bei Durchführung der gesetzlich zulässigen vorläufigen Vollstreckung aus dem Hauptsacheurteil mindestens das Verschuldenserfordernis entfalle. Alles dies widerspreche sich somit nicht. Wegen dieser eindeutigen Rechtslage komme eine Aufhebung der im angegriffenen Beschluss ausgesprochenen Ordnungsgelder aus dem Gesichtspunkt fehlenden Verschuldens nicht in Betracht. Mit der am 16.7.2004 eingegangenen Verfassungsbeschwerde rügt die Beschwerdeführerin eine Verletzung von Art. 7, Art. 10 Abs. 1, Art. 15 Abs. 1, 2, 3 und 5 S. 2 der Verfassung von Berlin - VvB - . Die Entscheidungen des LG und des KG verletzten ihre von Art. 7 VvB geschützte freie Entfaltung der Persönlichkeit im wirtschaftlichen Bereich. Denn sie sei unter Verstoß gegen rechtsstaatliche Prinzipien bestraft worden, obwohl sie an den behaupteten Verstößen gegen das nicht rechtskräftige Urteil des LG vom 29.9.2003 keine Schuld treffe. Sie sei davon ausgegangen und habe davon ausgehen können, dass die Urteile des KG vom 30.11.2001 und 1.11.2002 die Bewirtschaftung der Werbeträger bis zum Eintritt der Rechtskraft einer Entscheidung in der Hauptsache oder bis zur Aufhebung gem. § 927 ZPO schützten. Wenn das KG im Beschluss vom 11.6.2004 ihr nunmehr zum Vorwurf mache, dass sie ihr Handeln an dem Tenor jener Urteile ausgerichtet habe, missachte es auch den Grundsatz des Vertrauensschutzes. Verfassungswidrig sei die von dem KG vorgenommene Auslegung des § 709 ZPO. Diese Vorschrift enthalte insbesondere keine Regelung zu der Frage, ob bei objektivem Verstoß gegen ein vorläufig vollstreckbares Urteil eine schuldhafte Verletzung vorliege, wenn die Verletzungshandlung gleichzeitig durch ein rechtskräftiges Urteil geschützt sei.
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Sie rüge darüber hinaus die Verletzung des Art. 10 Abs. 1 VvB. Denn es fehle an einem sachlichen Grund dafür, dass das KG annehme, sie habe trotz der Urteile vom 30.11.2001 und 1.11.2002 schuldhaft gehandelt, es andererseits aber darauf hinweise, dass die Beteiligte zu 3. nicht schuldhaft handele, sofern sie aus dem Urteil des LG vom 29.9.2003 vollstrecke. Das KG habe ihren Anspruch auf rechtliches Gehör verletzt. Denn es habe ihren Vortrag und Beweisantritt in der Beschwerdeschrift vom 18.3.2004 nicht berücksichtigt, wonach der Vorsitzende des erkennenden Senats im Verfahren 14 U 186/01 ausdrücklich darauf hingewiesen habe, dass die im Rahmen des einstweiligen Verfügungsverfahrens ergangenen und ergehenden Entscheidungen eine Regelung bis zur Rechtskraft eines Hauptsachelirteils träfen. Verletzt sei auch Art. 15 Abs. 2 VvB, der sicherstellen solle, dass der Normadressat vorhersehen könne, welches Verhalten mit Strafe und Buße bedroht sei. Daran fehle es hier. Die mit der Verfassungsbeschwerde angegriffenen Entscheidungen verstießen gegen das Verbot der Doppelbestrafung und verletzten deshalb Art. 15 Abs. 3 VvB. Zum einen hätten sowohl das LG als auch das KG unberücksichtigt gelassen, dass es sich bei den im Zusammenhang mit dem Bestrafungsantrag zu beurteilenden Handlungen nicht um mehrere selbständige Verstöße handele, sondern sämtliche Handlungen in einem Fortsetzungszusammenhang stünden. Zum anderen liege eine Doppelbestrafung vor, weil für die Bewirtschaftung derselben Werbeträger mehrfach Ordnungsgelder festgesetzt worden seien. Schließlich sei auch der Anspruch auf den gesetzlichen Richter nach Art. 15 Abs. 5 S. 2 VvB verletzt. Der 14. Senat des KG sei nach den Regelungen des Geschäftsverteilungsplanes 2003 nicht zuständig gewesen. Hierauf habe sie den Senat auch mit zwei Schreiben vom 14.11.2003 hingewiesen. Dass dennoch eine Abgabe an den allein zuständigen 20. Senat nicht erfolgt sei, stelle Willkür dar. Die Beteiligten haben gem. § 53 VerfGHG Gelegenheit zur Stellungnahme erhalten. II. Die Verfassungsbeschwerde ist unzulässig, soweit sie sich gegen den Beschluss des LG vom 16.2.2004 richtet. Denn insoweit werden keine Grundrechtsverletzungen gerügt, die nicht im Beschwerdeverfahren vor dem KG hätten geheilt werden können. Soweit sich die Verfassungsbeschwerde gegen den Beschluss des KG vom 11.6.2004 richtet, ist sie, ihre Zulässigkeit unterstellt, jedenfalls unbegründet. Ist — wie hier — eine gerichtliche Entscheidung Gegenstand einer Verfassungsbeschwerde, besteht eine Prüfungsbefugnis des Verfassungsgerichtshofs nur in engen Grenzen. Die Verfahrensgestaltung, die Würdigung des Sachverhalts, die Auslegung und Anwendung des einfachen Rechts durch die Fachgerichte im einzelnen Fall sind der Nachprüfung grundsätzlich entzogen. Der VerfassungsgeLVerfGE 17
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richtshof kann auf eine Verfassungsbeschwerde hin nur dann eingreifen, wenn Verfassungsrecht verletzt ist, insbesondere Grundrechte eines Betroffenen in ihrer Bedeutung und Tragweite grundsätzlich verkannt worden sind oder die fachgerichtliche Entscheidung auf Willkür beruht (Beschl. v. 28.6.2001 - VerfGH 48/01, 48 A/Ol - LVerfGE 12, 34, 38 und v. 16.5.2002 - VerfGH 124/01, 124 A/01 - LVerfGE 13, 42, 51; std. Rspr.; vgl. zum Bundesrecht BVerfG, NJW 1996, 3071, 3072). Gemessen an diesen Grundsätzen lässt sich ein Grundrechtsverstoß nicht feststellen. 1. Dies gilt zunächst, soweit die Beschwerdeführerin eine Verletzung ihres durch Art. 7 VvB geschützten Grundrechts auf freie Entfaltung ihrer Persönlichkeit im wirtschaftlichen Bereich darin sieht, dass das KG ein Verschulden hinsichtlich der Verstöße gegen die Unterlassungsgebote des Urteils des LG vom 29.9.2003 angenommen hat. Das KG hat Bedeutung und Tragweite von Art. 7 VvB bei Auslegung und Anwendung des § 890 Abs. 1 ZPO nicht grundsätzlich verkannt. Das Gericht hat ausdrücklich geprüft, ob die Beschwerdeführerin ein Verschulden trifft. Es hat damit beachtet, dass eine Maßnahme nach § 890 Abs. 1 ZPO eine strafrechtsähnliche Ahndung einer Tat darstellt, die ohne eine Schuld des Betroffenen rechtsstaatswidrig wäre und diesen in seinem Grundrecht aus Art. 7 VvB verletzen könnte (vgl. zum Bundesrecht BVerfGE 20, 323, 331). Auch sonst lässt die Anwendung des § 890 Abs. 1 ZPO einen Verstoß gegen Art. 7 VvB nicht erkennen. Die Annahme des KG, der Verstoß gegen das vorläufig vollstreckbare Unterlassungsgebot sei schuldhaft gewesen, verstößt insbesondere weder gegen den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit noch überspannt sie die Anforderungen an die Erkenntniskraft der Beschwerdeführerin. Das gilt auch dann, wenn zu Gunsten der Beschwerdeführerin unterstellt wird, dass sie sich im Hinblick auf die Entscheidung des KG vom 30.11.2001 die Entscheidung vom 1.11.2002 betrifft nicht die Beteiligte zu 3. und kann die Beschwerdeführerin ohnehin nicht entlasten — in einem Verbotsirrtum über die Rechtmäßigkeit ihres Handels befunden hat. Ein etwaiger Verbotsirrtum war nämlich vermeidbar. Die Beschwerdeführerin konnte nicht darauf vertrauen, dass das genannte Urteil des KG auch nach dem Erlass des Urteils des LG vom 29.9.2003 für die Beurteilung der Rechtslage allein maßgeblich war. Ein Schuldner muss davon ausgehen, dass ein für vorläufig vollstreckbar erklärtes Urteil tatsächlich vollstreckbar und damit durchsetzbar ist. Hält er die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit für falsch, muss er dies im Rechtsmittelverfahren beanstanden (vgl. § 718 ZPO). Steht das Urteil in Widerspruch zu einer anderen, den Schuldner begünstigenden Entscheidung, kann er nicht ohne weiteres darauf vertrauen, dass er sein Verhalten ausschließlich an der zu seinen Gunsten ergangenen Entscheidung ausrichten und seine Verurteilung in dem anderen Urteil ignorieren darf. Bei unklarer Rechtslage muss der Schuldner vielmehr sachkundigen Rechtsrat eingeholt und sich dem Rat entsprechend verLVerfGE 17
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halten haben, wenn er einen unvermeidbaren Verbotsirrtum geltend machen will (vgl. BGH, wistra 1984, 178). Hätte die Beschwerdeführerin sachkundigen Rechtsrat eingeholt, hätte sie erkannt, dass es jedenfalls vertretbar war, dem Urteil des LG vom September 2003 Vorrang vor der Entscheidung des KG vom 30.11.2001 einzuräumen und sie bei einer Zuwiderhandlung gegen die vom LG ausgesprochenen Unterlassungsverpflichtungen deshalb mit der Verhängung der im Urteil angedrohten Ordnungsmittel rechnen musste. Hierfür spricht bereits, dass das Urteil des KG vom 30.11.2001 ausweislich seines Tenors und seiner Begründung den Besitz der Beschwerdeführerin nur vor verbotener Eigenmacht seitens der Beteiligten zu 3. schützte. Mit der Vollstreckung aus dem Urteil des LG vom 29.9.2003 hat die Beteiligte zu 3. aber keine verbotene Eigenmacht begangen, sondern aus einem zu ihren Gunsten ergangenen Urteil vollstreckt. Aber auch dann, wenn man die Vollstreckungstitel als inhaltlich widersprechend ansieht, hätten Überlegungen zum materiellen Recht verdeutlicht, dass es vertretbar ist, dem Urteil des LG Vorrang vor der Entscheidung des KG zu geben. Die Besitzschutzansprüche der §§ 858 ff BGB, welche hier Gegenstand des einstweiligen Verfügungsverfahrens waren, erlöschen nach dem Wortlaut von § 864 Abs. 2 BGB zwar erst, wenn durch rechtskräftiges Urteil festgestellt wird, dass demjenigen, der den Besitz gestört hat (hier: die Beteiligte zu 3.), ein Recht an der Sache (im weiteren Sinne: vgl. Joost in: Münchener Kommentar zum BGB, Bd. 6, 4. Aufl. 2004, § 864 Rn. 7) zusteht, vermöge dessen er die Herstellung eines seiner Handlungsweise entsprechenden Besitzstandes verlangen kann (sog. petitorische Einwendung, vgl. Joost aaO, § 863 Rn. 6). In der Kommentarliteratur wird zum Teil aber eine entsprechende Anwendung der Vorschrift befürwortet, wenn ein nur vorläufig vollstreckbares Urteil über die petitorischen Einwendungen des Störers ergeht. Um eine widersprechende Vollstreckungssituation zu vermeiden, soll das vorläufig vollstreckbare Urteil dem in Abs. 2 geregelten Fall mit der Folge gleichgestellt werden, dass die Besitzansprüche als derzeit unbegründet anzusehen sind (so Stadler in: Soergel, BGB, Bd. 14, 13. Aufl. 2002, § 864 Rn. 7; Frische in: Bamberger/Roth, BGB, Bd. 2, 3. Aufl. 2003, § 864 Rn. 9; Bund in: Staudinger, BGB, Bd. III, Neubearbeitung 2000, § 864 Rn. 7; vgl. auch BGHZ 73, 355, 358 unter Hinweis auf Hagen JuS 1952, 124). Ubertragen auf die hier gegebene Vollstreckungssituation unterstützt diese Ansicht die Auffassung des KG, dass sein die Besitzansprüche der Beschwerdeführerin betreffendes Urteil vom November 2001 infolge der — den petitorischen Einwendungen und Ansprüchen der Beteiligten zu 3. stattgebenden — Entscheidung des LG vom 29.9.2003 als derzeit nicht vollstreckbar anzusehen ist. Etwas anderes folgt auch nicht aus der Tatsache, dass hier — entgegen der Konstellation, die die vorzitierte Rechtsprechung und Kommentarliteratur überwiegend behandelt — eine durch Urteil bestätigte formell rechtskräftige (vgl. Stein/Jonas ZPO, Bd. 9, 22. Aufl. 2002, vor § 935 ZPO Rn. 15) einstweilige VerfÜLVerfGE 17
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gung bereits vorliegt und als grundsätzlich zu beachtender staatlicher Hoheitsakt auch gewisse materielle Rechtskraftwirkungen (vgl. S(ein/Jonas aaO, vor §916 ZPO Rn. 14 ff) zeitigt. Abgesehen davon, dass einzelne ältere Stimmen in der Literatur annehmen, ein gegenläufiges Hauptsacheurteil führe bereits ex lege zur Unwirksamkeit des Verfügungstitels (vgl. Pastor Der Wettbewerbsprozess, 3. Aufl. 1980, S. 471; Häsemejer Schadenshaftung im Zivilrechtsstreit, 1979, S. 115), weil dieser gegenüber jenem eine nur „dienende Funktion" besitze, ist jedenfalls die Rechtskraftwirkung durch die Beseitigungsmöglichkeit nach § 927 ZPO sowie durch die Eigenart des Streitgegenstandes des Verfügungsverfahrens erheblich eingeschränkt (Teplit^ky WRP 1986, 149, 150). Sein Streitgegenstand ist nicht der materielle Unterlassungsanspruch selbst, sondern allein das einstweilige Sicherungsbegehren (OLG Frankfürt, WRP 1982, 422; OLG Karlsruhe, WRP 1977, 272; Ahrens Wettbewerbsverfahrensrecht, 1983, S. 264, 267; Jestaedt GRUR 1985, 480, 485). Unabhängig davon, ob man der Ansicht des KG folgt, eine widersprechende Vollstreckungssituation sei hier nicht vorhanden, ist jedenfalls im Hinblick auf die Besonderheit des Streitgegenstandes des Verfügungsverfahrens und im Hinblick darauf, dass dieses eine nur als vorläufige Maßnahme konzipierte und auf summarischer Prüfung beruhende Regelung darstellt, sowie angesichts der institutionellen Abhängigkeit der Verfügungsmaßnahme von dem Hauptsacheverfahren die Annahme des KG, dem vorläufig vollstreckbaren Unterlassungsgebot des LG gebühre Vorrang vor der Verfügungsanordnung des Urteils vom November 2001, verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden. 2. Das Urteil des KG stellt sich auch nicht als willkürlich dar. Ein Verstoß gegen das in Art. 10 Abs. 1 VvB enthaltene Willkürverbot liegt erst vor, wenn eine Entscheidung unter keinem denkbaren Aspekt rechtlich vertretbar ist und sich daher der Schluss aufdrängt, dass sie auf sachfremden Erwägungen beruht (Beschl. v. 25.4.1994 - VerfGH 34/94 - LVerfGE 2, 16, 18 und v. 20.8.1997 VerfGH 46/97 - LVerfGE 7, 19, 24). Die Auffassung des KG, die in dem Urteü vom November 2002 zu Gunsten der Beschwerdeführerin enthaltene Besitzschutzregelung sei aufgrund der zwingenden gesetzlichen Vorschrift des § 709 ZPO „überlagert", kann schon aus den vorstehend dargelegten Gründen nicht als unvertretbar bezeichnet werden. Im Übrigen entbehrt es auch unabhängig von den vorgenannten Überlegungen nicht jeden sachlichen Grundes, wenn das KG die in den einstweiligen Verfügungen getroffene Besitzschutzregelung als von dem später erlassenen Urteil „überlagert" ansieht, weil es nach der zwingenden Vorschrift des § 709 ZPO für vorläufig vollstreckbar zu erklären gewesen sei. Da auf der Ebene des Prozessbzw. Vollstreckungsrechts Regelungen fehlen, die in einer Konfliktsituation, wie der hier zu beurteilenden, ein Rangverhältnis zwischen mehreren vollstreckbaren Titeln bestimmen, ist es auch deswegen vertretbar, das zeitlich neuere Urteil als das maßgebliche anzusehen, weil dem Gericht bei dessen Erlass die von ihm LVerfGE 17
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selbst vorher erlassene einstweilige Verfugung bekannt war. Wenn es dennoch eine dieser widersprechende Entscheidung trifft, spricht dies dafür, dass der Inhalt des neuen Urteils die derzeitige Rechtslage wiedergibt. Daher ist es dann auch sachlich gerechtfertigt, diesem Urteil dem alten Titel in vollstreckungsrechtlicher Hinsicht Vorrang zu geben. Aus demselben Grunde lässt es entgegen der Ansicht der Beschwerdeführerin keine Willkür erkennen, wenn das KG ausführt, Vollstreckungsmaßnahmen auf der Grundlage des nur vorläufig vollstreckbaren Titels im Hauptsacheverfahren stellten ihrerseits keinen Verstoß der Gläubigerin gegen die einstweilige Verfügung dar, weil der Gläubigerin bei Durchführung der gesetzlich zulässigen Vollstreckung aus dem Hauptsacheurteil kein Verschulden vorgeworfen werden könne. 3. Der Beschluss des KG verletzt nicht den Anspruch der Beschwerdeführerin auf Gewährung rechtlichen Gehörs aus Art. 15 Abs. 1 VvB. Aus der in Art. 15 Abs. 1 VvB enthaltenen - mit Art. 103 Abs. 1 GG inhaltsgleichen - verfassungsrechtlichen Verbürgung des rechtlichen Gehörs folgt zunächst, dass ein Gericht die Ausführungen der Verfahrensbeteiligten zur Kenntnis zu nehmen und bei seiner Entscheidung in Erwägung zu ziehen hat (Beschl. v. 16.11.1995 — VerfGH 48/94 - LVerfGE 3, 113, 117; std. Rspr.). Der Anspruch auf rechtliches Gehör ist nicht verletzt, wenn ein Gericht aus Gründen des formellen oder des materiellen Rechts das Vorbringen eines Beteiligten unberücksichtigt lässt. Die Nichtberücksichtigung eines als erheblich angesehenen Beweisangebots verstößt nur dann gegen den Grundsatz des rechtlichen Gehörs, wenn ihr das Prozessrecht keine Stütze bietet (Beschl. v. 17.12.1997 - VerfGH 112/96 - LVerfGE 7, 49, 56 und v. 18.5.2000 - VerfGH 117/98 - ; vgl. zum Bundesrecht: BVerfGE 69, 141, 143 f; 145, 148). Das Gericht muss sich in den schriftlichen Entscheidungsgründen nicht mit jedem Einzelvorbringen auseinandersetzen. Art. 15 Abs. 1 VvB schützt auch regelmäßig nicht davor, dass das Gericht tatsächlichen Umständen nicht die richtige Bedeutung beimisst oder die Rechtsansicht eines Beteiligten nicht teilt (vgl. zum Bundesrecht BVerfGE 76, 93, 98; 64, 1, 12). Vielmehr ist grundsätzlich davon auszugehen, dass ein Gericht das von ihm entgegengenommene Vorbringen der Beteiligten auch zur Kenntnis genommen und in Erwägung gezogen hat. Der Verfassungsgerichtshof kann einen Gehörsverstoß nur dann feststellen, wenn sich dieser aus den Umständen des einzelnen Falles eindeutig ergibt (Beschl. v. 16.11.1995 - VerfGH 48/94 - LVerfGE 3, 113, 116 f u n d v. 22.5.1997 - VerfGH 34/97 _ LVerfGE 6, 80, 82; std. Rspr.; vgl. zum Bundesrecht z.B. BVerfG, NJWRR 1995, 1033,1034; Ζ MR 1997, 68 f). Ein derartiger Fall ist hier nicht gegeben. Es sprechen keine Umstände dafür, dass das KG den unter Beweis gestellten Vortrag der Beschwerdeführerin, der Vorsitzende des erkennenden Senats im Verfahren 1 4 U 186/01 habe erklärt, die im Rahmen des einstweiligen Verfügungsverfahrens ergehenden Entscheidungen träfen eine Regelung bis zur Rechtskraft eines Hauptsacheurteils, nicht zur LVerfGE 17
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Kenntnis genommen oder aus Gründen, die im Prozessrecht keine Stütze finden, übergangen hat. Näher liegt vielmehr die Annahme, dass es den Vortrag für unerheblich erachtet hat, weil sich die Aussage des Vorsitzenden auf die Rechtskraft des Hauptsacheurteils beschränkte und deshalb als richtig unterstellt werden konnte. Tatsächlich wäre die in der einstweiligen Verfügung enthaltene Regelung für die Dauer des Hauptsacheverfahrens (vgl. § 926 Abs. 1 ZPO) maßgeblich geblieben, wenn in diesem Verfahren ausschließlich um die Besitzschutzansprüche der Beschwerdeführerin (und ggf. um ihren Feststellungsantrag) gestritten worden wäre. Mit der Widerklage der Beteiligten zu 3. waren aber weitere, über das Hauptsacheverfahren iSd § 926 Abs. 1 ZPO hinausgehende Anträge anhängig geworden. Dass sich der Vorsitzende auch dazu geäußert hat, wie sich ein Erfolg dieser Anträge auf die im einstweiligen Verfügungsverfahren ergangenen Entscheidungen auswirken würde, ist nicht ersichtlich. Die Beschwerdeführerin behauptet auch nicht, dass der Vorsitzende bei seiner Erklärung die Möglichkeit eines späteren, dem Inhalt der einstweiligen Verfügung widersprechenden und vorläufig vollstreckbaren Urteils bedacht habe. 4. Der Beschluss des KG vom 11.6.2004 verletzt auch nicht Art. 15 Abs. 2 VvB, wonach eine Tat nur bestraft werden kann, wenn die Strafbarkeit gesetzlich bestimmt war, bevor die Tat begangen wurde. Dabei kann offen bleiben, ob Art. 15 Abs. 2 VvB auf das Vollstreckungsverfahren gem. § 890 ZPO möglicherweise schon deshalb keine Anwendung findet, weil auf der Grundlage dieser Norm festgesetzte Ordnungsgelder keine Strafen iSd Art. 15 Abs. 2 VvB sind (so Driehaus, in: ders. (Hrsg.), Verfassung von Berlin, 2. Aufl. 2005, Art. 15 Rn. 12; für das Bundesrecht: Schui^e-Fielit^ in: Dreier (Hrsg.), GG, Bd. III, 2000, Art. 103 III Rn. 22; im Ergebnis ebenso, allerdings ohne Begründung: BVerfGE 84, 82, 89, offen gelassen von BVerfGE 20, 323, 329 f; BVerfG, Besch! v. 16.1.1991 1 BvR 807/88 u.a. - und 15.3.1990 - 2 BvR 126/90 - ; anders BVerfG, Beschl. v. 8.5.1991 - 2 BvR 1654/90 - und 30.11.1990 - 2 BvR 1353/90 - ) . Ebenso muss nicht entschieden werden, ob Art. 15 Abs. 2 VvB allenfalls Maßstab der Prüfung der Bestimmtheit der Unterlassungsgebote und der angedrohten Ordnungsmittel, nicht aber der Feststellung der Zuwiderhandlung im Verfahren nach § 890 ZPO sein kann (so für das Bundesrecht BVerfG, Beschl. v. 16.1.1991 - 1 BvR 807/88 - ; anders BVerfG, Beschl. v. 8.5.1991 - 2 BvR 1654/90 - und 30.11.1990 2 BvR 1353/90 - ) . Denn jedenfalls ist nicht ersichtlich, dass das KG das Bestimmtheitsgebot unbeachtet gelassen hätte. Soweit die Beschwerdeführerin die weitere Nutzung ihres Besitzes trotz der bestehenden vorläufig vollstreckbaren Unterlassungsgebote für erlaubt gehalten hat, hatte dies seinen Grund nicht in der fehlenden Bestimmtheit der Unterlassungsgebote und der angedrohten Ordnungsmittel als solchen, sondern in ihrer unzutreffenden Einschätzung der Rechtslage.
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5. Ferner ist der mit Art. 103 Abs. 3 GG inhaltsgleiche Art. 15 Abs. 3 VvB nicht verletzt, wonach niemand wegen derselben Tat aufgrund der allgemeinen Strafgesetze mehrmals bestraft werden darf. Dabei kann dahin stehen, ob — wie die Beschwerdeführerin meint — sämtliche der geahndeten Handlungen im Fortsetzungszusammenhang stehen oder für die Bewirtschaftung ein und desselben Werbeträgers mehrfach Ordnungsgelder festgesetzt worden sind. Denn wie sich aus der Wendung „aufgrund der allgemeinen Strafgesetze" ergibt, soll sich das Verbot des Art. 103 Abs. 3 GG nicht auf alle Arten von Bestrafungen beziehen. Die Vorschrift greift nur ein, wenn die Verhängung einer weiteren echten Kriminalstrafe in Frage steht (Driehaus aaO, Art. 15 Rn. 16; vgl. zum Bundesrecht BVerfGE 21, 378, 383 f; 27, 180, 184 f; 43, 101, 105). Hierzu zählt eine Maßnahme gem. § 890 Abs. 1 ZPO ihrem Wesen nach nicht {Kunig in: v. Münch/Kunig (Hrsg.), GG, Bd. 3, 5. Aufl. 2003, Art. 103 Rn. 43; Schmidt-Aßmann in: Maunz-Dürig, GG, Bd. VI, Art. 103, Stand: 1992 Rn. 290; Schul^e-Vielit^ aaO, Art. 103 III Rn. 22; Stöber m·. Zöller, ZPO, 25. Aufl. 2005, § 890 Rn. 7), auch wenn sie strafrechtliche Elemente aufweist (vgl. BVerfGE 20, 323, 332 ff; 84, 82, 87). Während das Strafrecht die Störung des allgemeinen Rechtsfriedens sanktioniert (vgl. BVerfGE 32, 40, 48), beziehen sich Maßnahmen nach § 890 Abs. 1 ZPO auf besondere Rechte und Pflichten; es geht dort um die Durchsetzung privatrechtlicher Verpflichtungen kl einem Verfahren zwischen privaten Parteien (BVerfGE 84, 82, 88; vgl. auch Schukç-Vielit^ aaO). 6. Schließlich verletzt der angegriffene Beschluss die Beschwerdeführerin nicht in ihrem Grundrecht aus Art. 15 Abs. 5 S. 2 VvB, wonach niemand seinem gesetzlichen Richter entzogen werden darf. Das Recht auf den gesetzlichen Richter kann dadurch verletzt werden, dass ein Gericht seine Zuständigkeit zu Unrecht bejaht oder verneint und dadurch ein Abweichen von der gesetzlichen Zuständigkeit im Einzelfall bewirkt (vgl. zum Bundesrecht BVerfGE 3, 359, 364; 29, 45, 48). Für die Annahme eines Verstoßes gegen Art. 15 Abs. 5 S. 2 VvB reicht die bloße Verletzung verfahrensrechtlicher Zuständigkeitsregelungen jedoch nicht aus. Die fehlerhafte Auslegung und Anwendung von Vorschriften über die gerichtliche Zuständigkeit — falls sie vorgelegen haben sollten — verstoßen erst dann gegen Art. 15 Abs. 5 S. 2 VvB, wenn sie willkürlich sind (so zu Art. 101 Abs. 1 S. 2 GG BVerfGE 87, 282, 284 f mwN). Das ist hier nicht der Fall. Die Zuständigkeit des 14. Senats des KG für die angegriffene Entscheidung im Beschwerdeverfahren 14 W 14/04 steht im Hinblick auf das bei Eingang der Beschwerde bereits anhängige Berufungsverfahren 14 U 240/03 nicht ernsthaft in Frage. Denn nach Nr. 2.4 des Geschäftsverteilungsplanes (Rn. 36) des KG 2004 bleibt die Zuständigkeit eines Senats auch dann bestehen, wenn nach Eingang des ersten Rechtsmittels in derselben Sache Ansprüche aus anderen Sachgebieten an das KG gelangen. Ob ein Verstoß gegen Art. 15 Abs. 5 S. 2 VvB im Berufungsverfahren auf das hier in Frage stehende Verfahren der sofortigen Beschwerde gleichsam LVerfGE 17
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„durchschlagen" könnte, bedarf keiner Entscheidung. Denn auch hinsichtlich des Berufungsverfahrens 14 U 240/03 lässt sich Willkür nicht feststellen. Es ist vertretbar, die Zuständigkeit des 14. Senats aus Nr. 16 (Rn. 72) des Geschäftsverteilungsplanes des KG 2003 herzuleiten. Danach ist ein Senat auch für die Hauptsache zuständig, wenn bei ihm eine Verfugungssache anhängig war; dasselbe gilt für die Ansprüche aus dem Rechtsverhältnis, das dem Verfügungsverfahren zugrunde liegt. Es ist nicht willkürlich, wenn der 14. Senat des KG hieraus seine Zuständigkeit hergeleitet hat, da er mit den Besitzschutzansprüchen der Beschwerdeführerin gegen die Beteiligte zu 3., die u.a. Streitgegenstand des Klageverfahrens 14 U 240/03 waren, bereits im Verfügungsverfahren 14 U 186/01 befasst war. Zwar stellt Nr. 2.2 des Geschäftsverteilungsplans 2003 (Rn. 29 ff) eine Rangfolge für den Fall auf, dass der Kläger mehrere Ansprüche geltend macht hat, woraus sich die Zuständigkeit des 20. Senats ergeben könnte. Dass diese Regelung diejenige der Nr. 16 verdrängt, wird von dem Geschäftsverteilungsplan 2003 jedoch weder ausdrücklich bestimmt noch zwingen Sinn und Zweck der Regelungen zu einer solchen Annahme. Die Kostenentscheidung beruht auf den §§ 33, 34 VerfGHG. Dieser Beschluss ist unanfechtbar.
Nt. 3 1. Zur Frage der Rechtmäßigkeit der Diensthandlung beim Vorwurf des Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte, hier: Schadensersatzklage des Dienstherm wegen Verletzung eines Polizeibeamten während einer Demonstration. 2. Zu den Grenzen der Meinungsfreiheit bei einem Transparenttext („Schmähkritik"); verfassungsrechtliche Anforderungen an die fachgerichtliche Auslegung mehrdeutiger Texte. Verfassung von Berlin Art. 9 Abs. 2; 10 Abs. 1; 14 Abs. 1; 15 Abs. 1 Bürgerliches Gesetzbuch § 823 Abs. 2 Strafgesetzbuch § 113 Strafprozessordnung §§ 153a Abs. 2; 163b Abs. 1
B e s c h l u s s vom 27. J u n i 2006 - V e r f G H 167/01 in dem Verfahren über die Verfassungsbeschwerde des Herrn Ο. M. LVerfGE 17
Rechtmäßigkeit einer Diensthandlung — Grenzen der Meinungsfreiheit
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gegen das Urteil des Landgerichts Berlin vom 9. August 2001 — 13 S 8/01 — Entscheidungs formel: Die Verfassungsbeschwerde wird zurückgewiesen. Das Verfahren ist gerichtskostenfrei. Auslagen werden nicht erstattet. Gründe: I. 1. Der Beschwerdeführer trug am 4.3.1997 bei einer Demonstration aus Anlass der Eröffnungsveranstaltung zum Europäischen Jahr gegen Rassismus zusammen mit Herrn Sch. ein Transparent mit der Aufschrift „Schönbohm, Landowsky und Co., Wegbereiter des Naziterrors". Polizeibeamte, darunter der Beamte B., stellten das Transparent sicher und versuchten, den Beschwerdeführer zwecks Identitätsfeststellung zu einem Polizeifahrzeug zu bringen. Dabei fiel der Beamte B. zu Boden und zog sich eine Handverletzung zu, die ärztlich behandelt werden musste und zu seiner vorübergehenden Arbeitsunfähigkeit führte. Die Staatsanwaltschaft erhob gegen den Beschwerdeführer und Herrn Sch. Anklage wegen Beleidigung der auf dem Transparent genannten Personen. Dem Beschwerdeführer legte sie darüber hinaus Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Körperverletzung und Beleidigung von Polizeibeamten zur Last. Der Beschwerdeführer verwies darauf, dass das Transparent bereits auf einer Demonstration am 28.2.1997 gezeigt und von Polizeibeamten zunächst moniert, dann aber nach Rücksprache mit dem Abschnittsleiter als unbedenklich eingestuft worden sei, so dass die Demonstration mit dem Transparent habe fortgesetzt werden dürfen. Entsprechende Angaben hatte zuvor auch Herr Sch. als Zeuge im Rahmen eines unter anderem gegen den Beamten B. gerichteten und später mangels Tatverdachts eingestellten Ermittlungsverfahrens wegen Körperverletzung im Amt gemacht. Das AG Tiergarten lehnte die Eröffnung des Hauptverfahrens hinsichtlich des Tatvorwurfs der Beleidigung der auf dem Transparent genannten Personen ab. Aus den Funkaufzeichnungen der Polizei bezüglich des Einsatzes bei der Demonstration vom 28.2.1997 ergebe sich, dass eine polizeiliche Prüfung erfolgt sei, ob wegen des Transparents eingeschritten werden solle, was nach eingehender Abwägung durch den Abschnittsleiter verneint worden sei. Bei dieser Sachlage könne nicht ausgeschlossen werden, dass sich die Angeschuldigten am 4.3.1997 in einem schuldausschließenden unvermeidbaren Verbotsirrtum hinsichtlich der LVerfGE 17
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möglichen strafrechtlichen Relevanz des Transparents befunden hätten. Ob das Zeigen des Transparents bereits als Meinungsäußerung gerechtfertigt gewesen sei, könne dahinstehen. Hinsichtlich der ausschließlieh den Beschwerdeführer betreffenden Tatvorwürfe ließ das Amtsgericht die Eröffnung des Hauptverfahrens zu, stellte das Verfahren später aber mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft und des Beschwerdeführers nach Zahlung von 1.200,00 DM durch den Beschwerdeführer gem. § 153a Abs. 2 StPO endgültig ein. Nachfolgend erhob das Land Berlin als Dienstherr des Beamten B. Klage gegen den Beschwerdeführer auf Zahlung von Schadensersatz in Höhe von 7.642,65 DM zzgl. Zinsen wegen der aufgrund des Vorfalls am 4.3.1997 entstandenen Kosten der Dienstunfähigkeit des B. und der diesem erstatteten Heilbehandlungskosten. In der Klagebegründung hieß es, der Beschwerdeführer habe bei dem Versuch des Beamten B., ihn zwecks Identitätsfeststellung zu einem Polizeifahrzeug zu bringen, erheblichen Widerstand geleistet und versucht, den Beamten zu beißen, wobei beide Personen zu Boden gefallen seien und B. sich eine Handverletzung zugezogen habe. Der Beschwerdeführer bestritt, die Verletzung des B. verursacht zu haben. Ferner vertrat er die Auffassung, seine zwangsweise und gewaltsame Verbringung zum Polizeifahrzeug sei rechtswidrig gewesen, weil kein zur Festnahme berechtigender ausreichender Verdacht einer Straftat bestanden habe. Insbesondere habe keine Beleidigung der im Transparent genannten Politiker vorgelegen, weil der Text als politische, grundrechtlich geschützte Meinungsfreiheit nach § 193 StGB gerechtfertigt gewesen sei. Die Politiker seien nicht als Nazis bezeichnet worden; vielmehr habe er mit dem Transparent notwendigerweise schlagwortartig seine politische Uberzeugung zum Ausdruck gebracht, dass deren Äußerungen neonazistischen Bestrebungen und rechtsradikalen Übergriffen Vorschub leisteten. Das AG Tiergarten wies die Klage durch Urteil vom 3.7.2000 mit der Begründung ab, aufgrund der durchgeführten Beweisaufnahme stehe fest, dass der Beschwerdeführer die Verletzung des Beamten B. nicht verursacht habe. Auf die Berufung des Landes Berlin hob das LG Berlin das Urteil im November 2000 auf und verwies die Sache zur erneuten Verhandlung und Entscheidung an das AG zurück. Das AG gelangte auch nach erneuter Beweisaufnahme nicht zu der Überzeugung, dass der Beschwerdeführer den Beamten B. verletzt hatte, und wies deshalb die Klage mit Urteil vom 26.2.2001 wiederum ab. Auf die Berufung des Landes Berlin führte das LG seinerseits eine Beweisaufnahme durch und verurteilte den Beschwerdeführer mit Urteil vom 9.8.2001, an das Land Berlin 7.605,26 DM nebst 4% Zinsen seit dem 7.2.2000 zu zahlen. Zur Begründung führte das LG aus: Aufgrund der Beweisaufnahme stehe fest, dass der Beschwerdeführer sich der Zuführung zum Polizeifahrzeug aktiv widersetzt und dadurch den Sturz und die Verletzung des Beamten B. verursacht habe. Der Beschwerdeführer sei nicht berechtigt gewesen, sich gegen seine ZuLVerfGE 17
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führung zur Personalienfeststellung zur Wehr zu setzen. Die Veranlassung der Zuführung sei rechtmäßig gewesen. Es habe der Zuführungsgrund der Ermittlungen wegen einer Straftat bestanden. Dabei komme es nicht darauf an, ob der Beschwerdeführer tatsächlich eine Beleidigung begangen habe. Entscheidend sei, dass der Beamte B. den Verdacht einer Straftat habe hegen dürfen. Die Polizei sei verpflichtet, bei dem Verdacht einer Straftat einzuschreiten und die Ermittlungen aufzunehmen. Ob tatsächlich eine Straftat vorliege, sei dem Ergebnis der Ermittlungen vorbehalten und nicht deren Voraussetzung. Der Transparenttext als solcher habe objektiv eine Beleidigung der genannten Personen gebildet und sei geeignet gewesen, sie verächtlich zu machen und herabzuwürdigen. Ob er im getätigten Kontext unter besonderer Berücksichtigung der Zielrichtung des Beschwerdeführers gleichwohl als von der Meinungsfreiheit gedeckt anzusehen gewesen sei, habe es, insbesondere durch Anhörung der Verdächtigen, gerade zu ermitteln gegolten. Die Annahme, der Transparenttext begründe den Verdacht einer Straftat, sei nicht ermessensfehlerhaft. Zu diesem Text gebe es keine gefestigte Praxis, geschweige denn eine gefestigte Rechtsprechung. Ob eine Beleidigung vorliege, sei eine juristisch schwierige Frage, deren abschließende zutreffende Beantwortung kaum vorab leistbar und von einem Ersten Polizeihauptkommissar auch nicht zu erwarten gewesen sei. Von einer rechtmäßigen Festnahme des Beschwerdeführers seien auch das erstinstanzliche Zivilgericht, die Staatsanwaltschaft und das Strafgericht ausgegangen. Das AG in Zivilsachen hätte nicht Beweis über Widerstandshandlungen des Beschwerdeführers erheben dürfen, wenn es dessen Festnahme als rechtswidrig angesehen hätte. Die Staatsanwaltschaft hätte den Beschwerdeführer nicht wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte anklagen dürfen, wenn die Festnahme rechtswidrig gewesen wäre. Das Strafgericht habe das Verfahren gegen den Beschwerdeführer wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte eröffnet und nach § 153a StPO eingestellt. Das hätte es nicht gedurft, wenn die Festnahme des Beschwerdeführers rechtswidrig gewesen wäre. 2. Mit der Verfassungsbeschwerde rügt der Beschwerdeführer die Verletzung seiner Grundrechte aus Art. 9 Abs. 2, Art. 10 Abs. 1, Art. 14 Abs. 1 und Art. 15 Abs. 1 der Verfassung von Berlin (VvB). a) Das LG habe in zweifacher Hinsicht sein Grundrecht auf freie Meinungsäußerung (Art. 14 Abs. 1 VvB) verletzt. Soweit es ausgeführt habe, dass den Polizeibeamten eine abschließende und zutreffende Einschätzung, ob das Transparent den Tatbestand der Beleidigung erfülle, kaum möglich gewesen sei, habe es polizeiliche Entscheidungsträger verfassungswidrigerweise von der Prüfung endastet, ob eine politische Meinungsäußerung dem Schutz des § 193 StGB iVmArt. 14 Abs. 1 VvB, Art. 5 Abs. 1 GG unterliege. Polizeibeamte seien vor einer Festnahme verpflichtet, sorgfältig abzuwägen, ob die als Festnahmegrund dienende politische Meinungsäußerung sich im Rahmen ihrer verfassungsrechtlichen GeLVerfGE 17
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währleistung bewege. Das LG verkenne die strikte Grundrechtsbindung staatlicher Gewalt, wenn es meine, Polizeibeamte handelten formell rechtmäßig, wenn sie ohne weitere Prüfung zur Festnahme schritten, sobald ein Transparenttext geeignet erscheine, Politiker verächtlich zu machen oder herabzuwürdigen. Dem LG sei zudem bekannt gewesen, dass die Polizei im Rahmen einer vier Tage zuvor erfolgten Demonstration den weiteren Weg mit demselben Transparent freigegeben habe; es hätte daher erwägen müssen, ob eine entsprechende Abwägung auch im vorliegenden Fall erfolgt sei. Zum anderen rügt der Beschwerdeführer, dass das LG unter Zugrundelegung der für ihn ungünstigsten Interpretation und ohne jegliche Abwägung davon ausgegangen sei, dass der Transparenttext objektiv eine Beleidigung der genannten Personen gebildet habe. Jedenfalls sei es willkürlich, dass das LG, obwohl es von ihm auf die einschlägige Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts hingewiesen worden sei, keine tragfähigen Gründe für seine Deutung benannt, sondern sich mit dem Hinweis begnügt habe, es halte an seiner Auffassung aus dem ersten Berufungsurteil fest. Aus der Bedeutung des Grundrechts der freien Meinungsäußerung ergäben sich für die Gerichte Begründungslasten, die in ihren Urteilsgründen abzuarbeiten seien. Es können deshalb auch nicht zugunsten des LG unterstellt werden, dass eine solche Abwägung und sorgfältig vergleichende Erwägung verschiedener Bedeutungsvarianten bei der Entscheidungsfindung erfolgt sei und sich nur nicht im Urteilstext wiederfinde. Ob eine zur Festnahme berechtigende Beleidigung vorgelegen habe, sei nicht allein für die Frage der Rechtswidrigkeit von Belang. Indem das LG vorschnell und unter Missachtung von Art. 14 Abs. 1 VvB eine Beleidigung bejaht habe, habe es auch seine, des Beschwerdeführers, Einwendungen auf der Verschuldensebene nivelliert. Selbst bei formell rechtmäßiger Festnahme hätte ein unvermeidbarer Irrtum über das Erlaubtsein von Widerstandshandlungen zivilrechtlich die Schuld und damit die Haftung ausgeschlossen; bei einer formell rechtmäßigen, aber materiell rechtswidrigen Festnahme hätte im Übrigen die Frage des Mitverschuldens des Beamten B. im Raum gestanden. b) Das LG habe ferner die Unschuldsvermutung des Art. 9 Abs. 2 VvB missachtet, indem es das Urteil darauf gestützt habe, dass das Strafgericht — obwohl das Strafverfahren eingestellt worden sei — seine Rechtsauffassung geteilt, d.h. die Festnahme ebenfalls als rechtmäßig angesehen habe. Der Hinweis des LG auf die Anklageerhebung durch die Staatsanwaltschaft sei in gleicher Weise verfehlt, weil dabei der für eine Anklage erforderliche hinreichende Tatverdacht mit der gerichtlichen Verurteilung nach Abschluss des Erkenntnisverfahrens gleichgesetzt werde. c) In der Berufung auf die Einstellung des Strafverfahrens nach § 153a StPO liege zugleich ein Verstoß gegen das aus Art. 10 Abs. 1 VvB folgende Willkürverbot. Es gebe keinen rechtlichen Gesichtspunkt, der den Verstoß gegen die UnLVerfGE 17
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schuldsvermutung rechtfertige, so dass angenommen werden müsse, dass sich das LG von sachfremden Erwägungen habe leiten lassen. d) Ferner macht der Beschwerdeführer geltend, dass das LG seine Ausführungen im Schriftsatz vom 25.6.2001 zur verfassungsrechtlich zwingenden Auslegung des § 153a StPO ersichtlich nicht berücksichtigt und damit gegen das Grundrecht auf Gewährung rechtlichen Gehörs (Art. 15 Abs. 1 VvB) verstoßen habe. Die angefochtene Entscheidung beruhe hierauf, denn es könne nicht ausgeschlossen werden, dass das LG, hätte es seine Wertungen nicht fälschlicherweise durch die Einstellung des Strafverfahrens nach § 153a StPO bestätigt gesehen, seine Auffassung, dass eine die Festnahme rechtfertigende Beleidigung vorgelegen habe, überprüft hätte. Ein weiterer Verstoß gegen Art. 15 Abs. 1 VvB liege darin, dass das LG in seinem ersten Berufungsurteil auf die Würdigung der Staatsanwaltschaft und des AG Tiergarten im Strafverfahren, also pauschal auf ein ganzes Aktenkonvolut, Bezug genommen habe, ohne seiner, des Beschwerdeführers, Bitte nachzukommen und mitzuteilen, auf welche Ausführungen der umfangreichen Ermittlungsakte es abstelle. Vielmehr habe das LG in dem angefochtenen Urteil pauschal Rückgriff auf seine vorherigen Wertungen genommen. Aus dem Grundrecht auf rechtliches Gehör folge die Verpflichtung des Gerichts, sich über Verfahrensstoff zumindest auf Nachfrage genauer zu äußern und ihn zu spezifizieren, wenn er der Entscheidung zugrunde gelegt werde solle. Nur dann sei es den Parteien möglich, sich sachgerecht dazu zu äußern. Bei rechtzeitiger Benennung der einschlägigen Schriftstücke hätte er in der mündlichen Verhandlung die Gesichtspunkte noch einmal thematisiert, die es verböten, von einer Anklageschlift und einer Einstellung nach § 153a Abs. 2 StPO auf die Verwirklichung einer Straftat zu schließen. II. Die zulässige Verfassungsbeschwerde ist unbegründet. Das angefochtene Urteil verletzt den Beschwerdeführer nicht in seinen Grundrechten aus Art. 9 Abs. 2, Art. 10 Abs. 1, Art. 14 Abs. 1 oder Art. 15 Abs. 1 VvB. 1. Die Annahme des LG, der Beschwerdeführer habe Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte geleistet und sei deshalb nach § 823 Abs. 2 BGB iVm § 113 StGB zum Ersatz des aus seiner Widerstandshandlung entstandenen Schadens verpflichtet, ist mit Art. 14 Abs. 1 VvB vereinbar. a) Entgegen der Auffassung des Beschwerdeführers hat das LG bei der Prüfung, ob die Diensthandlung des Beamten B. — eine Zuführung zu einer Identitätsfeststellung nach § 163b Abs. 1 StPO - rechtmäßig iSd § 113 Abs. 3 StGB war, Bedeutung und Tragweite des Grundrechts auf freie Meinungsäußerung im Ergebnis nicht verkannt.
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aa) Art. 14 Abs. 1 VvB garantiert die Meinungsfreiheit nicht schrankenlos, sondern nur innerhalb der Gesetze (vgl. Beschl. v. 20.12.1999 - VerfGH 56A/99, 56/99 - LVerfGE 10, 129, 134). Die Meinungsfreiheit kann daher durch die Vorschriften der Strafprozessordnung mit ihrer prinzipiellen Verpflichtung für jeden Staatsbürger, die darin vorgesehenen Ermittlungshandlungen zu dulden (vgl. BVerfGE 77, 65, 75), beschränkt sein. Allerdings sind die Gesetze ihrerseits unter Berücksichtigung der Meinungsfreiheit auszulegen und anzuwenden, damit deren wertsetzende Bedeutung für das einfache Recht auch auf der Ebene der Rechtsanwendung zur Geltung kommt (Beschl. v. 20.12.1999 - VerfGH 56 A/99, 56/99 - LVerfGE 10, 129, 134 f; zum Bundesrecht BVerfGE 7, 198, 208 f; 93, 266, 292). Das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung verbietet insbesondere eine Auslegung des einfachen Rechts, von der ein abschreckender Effekt auf den Gebrauch des Grundrechts ausgeht (vgl. BVerfGE 43, 130, 136; 93, 266, 292). Ein solcher Effekt wäre gegeben, wenn die bloße Möglichkeit, dass eine öffentliche Äußerung rechtlich nicht als freie Meinungsäußerung, sondern als strafbare Beleidigung einzuordnen sein könnte, genügte, um polizeiliche Ermittlungshandlungen wie eine Identitätsfeststellung gem. § 163b Abs. 1 StPO durchzuführen. Denn wer strafprozessuale Maßnahmen bereits dann gewärtigen muss, wenn sich nicht ausschließen lässt, dass eine von ihm getätigte Äußerung nicht mehr dem Schutzbereich des Art. 14 Abs. 1 VvB unterfällt, wird aus Furcht vor polizeilichen Maßnahmen auch zulässige Kritik unterlassen. Beabsichtigt die Polizei, wegen einer öffentlichen Äußerung einzuschreiten, ergeben sich deshalb aus Art. 14 Abs. 1 VvB Anforderungen an die Prüfung, ob der Verdacht einer Straftat gegeben und deshalb eine Identitätsfeststellung iSd § 163b Abs. 1 StPO oder eine andere Ermittlungshandlung veranlasst ist. Diese Prüfung erfordert bereits nach einfachem Recht eine rechtliche Einschätzung der den Verdacht in tatsächlicher Hinsicht begründenden Umstände (vgl. Meyer-Goßner StPO, 49. Aufl. 2006, § 152, Rn. 4b; Beulke in: Löwe/Rosenberg, StPO, 25. Aufl., § 152, Rn. 31). Im Hinblick auf Art. 14 Abs. 1 VvB müssen Polizeibeamte hierbei auch in Erwägung ziehen, dass die Äußerung von der Meinungsfreiheit gedeckt sein könnte. Zu berücksichtigen ist insbesondere, dass Art. 14 Abs. 1 VvB bei der Anwendung der §§ 185 ff StGB eine fallbezogene Gewichtung der Beeinträchtigung verlangt, die der persönlichen Ehre auf der einen und der Meinungsfreiheit auf der anderen Seite droht (vgl. Beschl. v. 8.9.1993 - VerfGH 54/93 - LVerfGE 1, 145, 149; sowie zum Bundesrecht: BVerfGE 85, 1,16; 93, 266, 293) und sich das Ergebnis dieser Abwägung wegen ihres Fallbezugs nicht generell und abstrakt vorwegnehmen lässt (vgl. BVerfGE 93, 266, 293). Ferner müssen Polizeibeamte im Rahmen der Prüfung des Tatverdachts bedenken, dass bei Beiträgen zur öffentlichen Meinungsbildung, auch dann wenn sie überzogene oder ausfällige Kritik enthalten, bis zur Grenze der Formalbeleidigung oder der Schmähkritik eine Vermutung zugunsten der Freiheit der Rede besteht (vgl. Beschl. v. 8.9.1993, aaO; BVerfGE 7, 198, 208, 212; 61, 1, 11; 90, 241, 247) und Abweichungen hiervon einer BegrünLVerfGE 17
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dung bedürfen, die der konstitutiven Bedeutung der Meinungsfreiheit für die Demokratie Rechnung trägt (BVerfGE 93, 266, 295). Erst wenn der erkennbare Sachverhalt bei Anlegung dieser Kriterien Grund für die Annahme gibt, dass die Grenzen der Meinungsfreiheit überschritten sind, kann die Polizei von dem Verdacht einer Beleidigung oder eines sonstigen Äußerungsdelikts ausgehen. In diesem Fall hat der Betroffene eine Identitätsfeststellung gem. § 163b StPO grundsätzlich hinzunehmen. Ob sein Verhalten tatsächlich strafbar ist, spielt für deren Rechtmäßigkeit keine Rolle. Strafprozessuale Ermittlungen knüpfen notwendigerweise stets nur an einen — je nach Eingriffsintensität unterschiedlich qualifizierten - Verdacht an (vgl. z.B. § 81 Abs. 2, § 111 Abs. 1, § 152 Abs. 2, § 160 Abs. 1 StPO); die Gewissheit, dass eine Straftat begangen worden ist, kann und muss zu diesem Zeitpunkt nicht bestehen. bb) Gemessen hieran hat das LG ohne Verstoß gegen Art. 14 Abs. 1 VvB angenommen, dass der Beschwerdeführer einer Beleidigung verdächtig war und deshalb zum Zweck einer Identitätsfeststellung einem Polizeifahrzeug zugeführt werden durfte (vgl. § 163 Abs. 1 S. 2 StPO). (1) Es bestand hinreichender Anlass zu der Annahme, dass es sich bei dem Transparenttext („Schönbohm, Landowsky und Co., Wegbereiter des Naziterrors") um eine Schmähkritik handelte, also eine Form der Äußerung, bei der die Meinungsfreiheit regelmäßig hinter den Ehrschutz zurücktritt. Kennzeichnend hierfür ist eine herabsetzende Äußerung, bei der nicht die Auseinandersetzung in der Sache, sondern die Diffamierung einer Person im Vordergrund steht (vgl. BVerfG, NJW 2005, 3274 mwN). Für die Qualifizierung des Transparenttextes als Schmähkritik spricht, dass er keinen tagespolitischen oder sonstigen inhaltlichen Bezug, also kein sachliches Anliegen des Beschwerdeführers erkennen ließ. Das gilt auch und insbesondere bezüglich des Begriffs „Naziterror". Mit diesem Begriff werden üblicherweise die Unrechtstaten des nationalsozialistischen Regimes von 1933 bis 1945 bezeichnet, nicht dagegen rechtsradikale oder neonazistische Aktivitäten und Tendenzen aus der heutigen Zeit. Es erschloss sich daher nicht ohne weiteres, dass der Beschwerdeführer seiner Uberzeugung Ausdruck verleihen wollte, die genannten Politiker leisteten Bestrebungen von Neonazis Vorschub. Vielmehr war die Annahme des LG vertretbar, die genannten Politiker würden durch den Transparenttext mit dem Naziterror der Jahre 1939 bis 1945 in Verbindung gebracht — sei es unmittelbar, sei es, dass ihnen vorgeworfen wurde, den Weg für einen dem nationalsozialistischen Unrechtsregime vergleichbaren Staat zu bereiten. Beide Aussagen wären angesichts der vom nationalsozialistischen Staat verübten Verbrechen und mangels jeglicher Vergleichbarkeit der Politik, welche die auf dem Transparent genannten Politiker zu verantworten hatten, als von der Meinungsfreiheit nicht mehr gedeckte Schmähkritik zu werten.
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(2) Entgegen der Auffassung des Beschwerdeführers stellt es auch keine Verletzung von Art. 14 Abs. 1 Vvß dar, dass das LG sich mit nur einer möglichen Deutung des Transparenttextes auseinandergesetzt, nicht aber auch eine Deutung im Sinne der vom Beschwerdeführer beabsichtigten Aussage — die genannten Politiker stärkten durch ihre Politik die Bestrebungen von Neonazis - erwogen hat. (a) Richtig ist zwar, dass die Meinungsfreiheit verletzt wird, wenn ein Gericht bei der Uberprüfung von straf- oder zivilrechtlichen Sanktionen wegen erfolgter Meinungsäußerungen bei mehrdeutigen Äußerungen die zu einer Verurteilung führende Bedeutung zu Grunde legt, ohne vorher mit schlüssigen Gründen Deutungen ausgeschlossen zu haben, welche die Sanktion nicht zu rechtfertigen vermögen (BVerfGE 43, 130, 136 f; 82, 43, 50 f; 82, 272, 280 f). Ob es sich bei dem Transparenttext um eine mehrdeutige Äußerung handelte, also um eine Äußerung, die ein unvoreingenommenes und verständiges Publikum mehrdeutig wahrnimmt, oder deren Inhalt erhebliche Teile des Publikums jeweils unterschiedlich verstehen (vgl. BVerfG, NJW 2006, 207, 208), wie der Abschnittsleiter der Polizei, der das Transparent bei einer Demonstration am 28.2.1997 als unbedenklich einstufte, offenbar gemeint hat, braucht aber nicht entschieden zu werden. Der Beschwerdeführer verkennt nämlich, dass die zu mehrdeutigen Äußerungen entwickelten Maßstäbe hier nicht anwendbar sind. Sie sollen den Äußernden im Interesse der individuellen Grundrechtsausübung und der Funktionsfähigkeit des Meinungsbildungsprozesses davor bewahren, wegen einer Deutung ihrer Äußerung, die den gemeinten Sinn verfehlt, mit straf- oder zivilrechtlichen Sanktionen belegt zu werden (vgl. BVerfG, NJW 2006, 207, 209). Um solche Sanktionen geht es hier aber nicht. Der Beschwerdeführer ist nicht wegen des Transparenttextes verurteilt worden — dieser ist für ihn in zivil- und strafrechtlicher Hinsicht sanktionslos geblieben —, sondern muss Schadensersatz wegen einer Widerstandshandlung iSd § 113 StGB leisten. (b) Soweit im angefochtenen Urteil unbeanstandet geblieben ist, dass die am 4.3.1997 handelnden Polizisten die mögliche Mehrdeutigkeit des Transparenttextes nicht erkannt bzw. nicht zugunsten des Beschwerdeführers berücksichtigt haben, liegt ebenfalls kein Verstoß gegen Art. 14 Abs.l VvB vor. Entgegen der Auffassung des Beschwerdeführers folgt aus Art. 14 Abs. 1 VvB nicht, dass Ermittlungshandlungen wegen des Verdachts der Beleidigung im Fall mehrdeutiger Äußerungen nur rechtmäßig sind, wenn Deutungen, die das Persönlichkeitsrecht nicht verletzen, von der Polizei zuvor mit schlüssigen Gründen ausgeschlossen worden sind. Zwar muss die Polizei bei der Prüfung, ob der Verdacht einer Beleidigung gegeben ist, das Grundrecht der freien Meinungsäußerung berücksichtigen (siehe soeben zu II. 1. a) aa). Im Hinblick darauf, dass den Beamten ein schnelles Handeln, häufig in unübersichtlichen und spannungsreichen Situationen, abverlangt wird, kann eine abschließende Prüfung, ob eine Äußerung den Tatbestand der Beleidigung erfüllt oder von der Meinungsfreiheit geLVerfGE 17
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deckt ist, aber nicht verlangt werden. Insbesondere kann von Polizeibeamten, die in einer konkreten Handlungssituation rasch entscheiden müssen, ob sie den Verdacht einer Beleidigung als gegeben ansehen, nicht erwartet werden, dass sie stets alle Interpretationsmöglichkeiten einer mehrdeutigen Äußerung erfassen. Da Kennzeichen solcher Äußerungen gerade ihre Mehrdeutigkeit bzw. der Umstand ist, dass erhebliche Teile eines verständigen Publikums ihren Inhalt jeweils unterschiedlich verstehen, kann nicht ausgeschlossen werden, dass — auch entsprechend geschulte — Polizeibeamte eine Äußerung zunächst als eindeutig im Sinne einer Beleidigung wahrnehmen. Gleichzeitig müssen auf einen Straftatverdacht gestützte polizeiliche Aufforderungen im Interesse einer — im Allgemeininteresse liegenden — effektiven Strafverfolgung auch in Fällen durchsetzbar sein, in denen sich bei gründlicher rechtlicher Prüfung nachträglich herausstellt, dass keine Straftat vorgelegen hat (vgl. BVerfGE 92, 191, 200 f). Der Betroffene wird dadurch, dass er eine Identitätsfeststellung in solchen Situationen hinnehmen muss, in seinem Recht auf Meinungsfreiheit nicht über Gebühr eingeschränkt. Da die Polizei verpflichtet ist, dieses Recht bei der Prüfung des Tatverdachts zu berücksichtigen, ist unverhältnismäßigen Beschränkungen, also Ermittlungshandlungen wegen Äußerungen, die ersichtlich in den Schutzbereich von Art. 14 Abs. 1 VvB fallen, vorgebeugt (vgl. BVerfGE 92, 191, 199 zur Beschränkung des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung durch § 163b StPO). In Zweifels fallen muss der Betroffene ein Einschreiten der Polizei zwar hinnehmen, ist aber vor unberechtigten zivil- oder strafrechtlichen Sanktionen wegen seiner Äußerung durch das nachfolgende Ermittlungs- bzw. Gerichtsverfahren geschützt. b) Soweit der Beschwerdeführer geltend macht, das LG habe durch die vorschnelle Annahme des Verdachts einer Beleidigung auch seine Einwendungen auf der Verschuldensebene nivelliert, ist Art. 14 Abs. 1 VvB ebenfalls nicht verletzt. Zwar kommt eine Haftung wegen eines den Schutz eines anderen bezweckenden Gesetzes gem. § 823 Abs. 2 BGB nur in Betracht, wenn die Schuldform vorliegt, die das Schutzgesetz selbst zu seiner Anwendung fordert (vgl. BGHZ 46, 17, 21), so dass ein — vom Beschwerdeführer für sich in Anspruch genommener — unvermeidbarer Verbotsirrtum bei Vorliegen der weiteren in § 113 Abs. 4 S. 2 StGB genannten Voraussetzung auch eine zivilrechtliche Haftung nach § 823 Abs. 2 iVm § 113 StGB ausgeschlossen hätte. Indessen ist nicht erkennbar, inwiefern die dem angefochtenen Urteil zugrunde liegende Annahme, ein etwaiger Irrtum des Beschwerdeführers über die Rechtmäßigkeit der Identitätsfeststellung sei vermeidbar gewesen, mit Art. 14 Abs. 1 VvB unvereinbar ist. Dass das LG aus dem Verhalten der Polizei bei der vorangegangenen Demonstration am 28.2.1997 keine für den Beschwerdeführer günstigen Schlüsse bezüglich der Unvermeidbarkeit eines Irrtums gezogen hat, ist schon deshalb unbedenklich, weil diese Vorgänge deutlich machten, dass der Transparenttext von den zunächst einschreitenden Polizeibeamten anders verLVerfGE 17
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standen worden war als von dem Abschnittsleiter, und daher geeignet waren, dem Beschwerdeführer vor Augen zu führen, dass die Aussage des Textes nicht eindeutig war. Dann aber konnte er nicht überrascht sein, wenn andere Polizeibeamte vier Tage später denselben Text erneut beanstandeten und zum Anlass von Ermitdungshandlungen nahmen. 2. Die Unschuldsvermutung des Art. 9 Abs. 2 VvB ist ebenfalls nicht verletzt. a) Nach Art. 9 Abs. 2 VvB gilt ein Beschuldigter nicht als schuldig, solange er nicht von einem Gericht verurteilt ist. Die Unschuldsvermutung verlangt, dass dem Täter in einem justizförmig geordneten Verfahren, das eine wirksame Sicherung der Grundrechte des Beschuldigten gewährleistet, Tat und Schuld nachgewiesen werden. Bis zum gesetzlichen Nachweis der Schuld wird seine Unschuld vermutet (vgl. Beschl. v. 12.7.1994 - VerfGH 94/93 - LVerfGE 2, 19, 29; zum Bundesrecht vgl. BVerfGE 82, 106, 114 f; BVerfG, NJW 1991, 1530, 1531). Daraus folgt allerdings nicht, dass Art. 9 Abs. 2 VvB einer eigenständigen Würdigung und Bewertung strafgerichtlicher Akten eines gem. § 153a Abs. 2 StPO eingestellten Strafverfahrens durch andere staatliche Stellen entgegenstünde. Verwaltungsbehörden und Gerichte sind lediglich gehindert, allein aufgrund der Zustimmung des Angeklagten zur Einstellung nach § 153a Abs. 2 StPO und der Einstellung selbst davon auszugehen, ihm sei nachgewiesen, die vorgeworfene Tat begangen zu haben. Es ist ihnen nicht verwehrt, die im staatsanwaltlichen Ermitdungsverfahren und im strafgerichtlichen Verfahren gewonnenen Erkenntnisse einer eigenständigen Bewertung zu unterziehen (vgl. BVerfGE 82, 106, 120; BVerfG, NJW 1991,1530,1532). b) Gemessen hieran hat das LG nicht gegen die Unschuldsvermutung verstoßen. Das Gericht hat nicht allein aus dem nach § 153a Abs. 2 StPO ergangenen Einstellungsbeschluss gefolgert, dass der Beschwerdeführer wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte schuldig sei. Vielmehr hat es die Voraussetzungen des § 113 StGB eigenständig geprüft und lediglich seine dabei gewonnene Einschätzung, die Diensthandlung des Polizeibeamten B. sei rechtmäßig gewesen, weil der Verdacht einer Beleidigung bestanden habe, durch die Rechtsauffassung des mit dem Vorgang befassten Strafgerichts bestätigt gesehen. Dabei durfte es berücksichtigen, dass die Anwendung des § 153a StPO gegenüber einem möglichen Unschuldigen untersagt ist (vgl. BVerfGE 82, 106, 118; BVerfG, NStZ-RR 1996, 168, 169; BVerwGE 111, 43, 45; Meyer-Goßner StPO, 49. Aufl. 2006, § 153a, Rn. 2), und deshalb folgern, das Strafgericht habe — weil der Beschwerdeführer andernfalls im Hinblick auf § 113 Abs. 3 StGB vom Vorwurf freizusprechen gewesen wäre — ebenfalls angenommen, der Transparenttext sei geeignet gewesen, den Verdacht der Beleidigung zu begründen. Entsprechendes gilt für den auf die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft bezogenen Hinweis im angefochtenen Urteil. Auch insoweit hat das LG nicht von der Anklageschrift auf die Schuld des LVerfGE 17
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Beschwerdeführers geschlossen, sondern lediglich zur Untermauerung seiner Deutung des Transparenttextes und seiner Rechtsauffassung festgestellt, dass sie offenbar auch von der Staatsanwaltschaft geteilt worden sei. 3. Die Verfassungsbeschwerde bleibt auch erfolglos, soweit der Beschwerdeführer eine Verletzung des Willkürverbots (Art. 10 Abs. 1 VvB) mit der Begründung rügt, das LG habe sein Urteil nicht auf die Einstellung des Strafverfahrens wegen des Vorwurfs des Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte nach § 153a Abs. 2 StPO stützen dürfen. Eine gerichtliche Entscheidung verstößt nur dann gegen das Willkürverbot, wenn sie unter keinem denkbaren Aspekt rechtlich vertretbar ist und sich daher der Schluss aufdrängt, sie beruhe auf sachfremden Erwägungen. Erforderlich ist, dass die Sach- oder Rechtslage in krasser Weise verkannt worden, bei objektiver Würdigung der Gesamtumstände also die Annahme geboten ist, die vom Gericht vertretene Auffassung sei im Bereich des schlechthin Abwegigen an2usiedeln (Beschl. v. 23.4.1996 - VerfGH 69, 69 A/95 - LVerfGE 4, 54, 61 f mwN). Diese Voraussetzungen sind hier nicht gegeben. Bei der beanstandeten Bezugnahme des LG auf die — aus der Anwendung des § 153a Abs. 2 StPO gefolgerten — Rechtsauffassung des Strafgerichts handelte es sich nicht um eine unter keinem Aspekt rechtlich vertretbare Erwägung, sondern um einen nachvollziehbaren und, wie dargelegt, auch unter Berücksichtigung der Unschuldsvermutung nicht zu beanstandenden Hinweis des LG, dass auch andere mit der Sache befasste Juristen meinten, der Transparenttext habe den Verdacht einer Straftat begründet. 4. Schließlich ist auch der Anspruch des Beschwerdeführers auf Gewährung rechtlichen Gehörs (Art. 15 Abs. 1 VvB) nicht verletzt. a) Die Rüge des Beschwerdeführers, das LG habe sein Vorbringen ignoriert, dass bei einer Einstellung gem. § 153a Abs. 2 StPO nach der Auslegung des Bundesverfassungsgerichts die Schuld nicht festgestellt, sondern lediglich hypothetisch unterstellt werde, ist unbegründet. Der Anspruch auf rechtliches Gehör verpflichtet das Gericht zwar, die Ausführungen der Verfahrensbeteiligten zur Kenntnis zu nehmen und in Erwägung zu ziehen. Er gewährt jedoch keinen Schutz dagegen, dass das Gericht Vorbringen der Beteiligten aus Gründen des formellen oder materiellen Rechts ganz oder teilweise unberücksichtigt lässt. Das Gericht muss sich in den Entscheidungsgründen auch nicht mit jedem Einzelvorbringen auseinandersetzen, vielmehr ist grundsätzlich davon auszugehen, dass es das von ihm entgegengenommene Vorbringen der Parteien auch zur Kenntnis genommen hat. Eine Verletzung von Art. 15 Abs. 1 VvB ist erst feststellbar, wenn im Einzelfall besondere Umstände deutlich machen, dass tatsächliches Vorbringen oder Rechtsausführungen eines Beteiligten überhaupt nicht nur Kenntnis genommen oder doch bei der Entschei-
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dung nicht erwogen worden sind (vgl. Beschl. v. 16.11.1995 — VerfGH 48/94 — LVerfGE 3,113,117 u. v. 22.5.1997 - VerfGH 34/97 - LVerfGE 6, 80, 82). Ein solcher Fall liegt hier nicht vor. Es sind keine Anhaltspunkte dafür ersichtlich, dass das LG die Ausführungen des Beschwerdeführers in dessen Schriftsatz vom 25.6.2001 nicht zur Kenntnis genommen hat. Näher liegt die Annahme, dass das Gericht den Vortrag aus rechtlichen Gründen für unerheblich gehalten hat, weil es — wie dargelegt — nicht allein von der Einstellung des Strafverfahrens nach § 153 Abs. 2 StPO auf die Schuld des Beschwerdeführers geschlossen, sondern sich nur in seiner Rechtsauffassung bestätigt gesehen hat, dass der Transparenttext den Verdacht einer Beleidigung begründe. b) Auch die Rüge, die pauschale Bezugnahme auf ganze Akten im angefochtenen Urteil werde den Anforderungen des Art. 15 Abs. 1 VvB nicht gerecht, ist unbegründet. aa) Allerdings gewährleistet der Anspruch auf rechtliches Gehör, dass die Beteiligten eines gerichtlichen Verfahrens Gelegenheit erhalten, sich mit tatsächlichen und rechtlichen Argumenten zu äußern. Mit Art. 15 Abs. 1 VvB unvereinbar ist es daher, wenn einer gerichtlichen Entscheidung Tatsachen und Beweisergebnisse zugrunde gelegt werden, zu denen die Beteiligten vorher nicht Stellung nehmen konnten (Beschl. v. 15.6.1993 - VerfGH 18/92 - LVerfGE 1, 81, 87; 15.11.2001 - VerfGH 157/00 - und 31.10.2003 - VerfGH 9/03 -). Das Gericht muss daher den Beteiligten alle für seine Entscheidung bedeutsamen Unterlagen zur Kenntnis geben (Beschl. v. 17.6.1996 - VerfGH 4/96 - LVerfGE 4, 65, 71 f). Eine dem verfassungsrechtlichen Anspruch genügende Gewährung rechtlichen Gehörs setzt ferner voraus, dass die Verfahrensbeteiligten bei Anwendung der von ihnen zu verlangenden Sorgfalt erkennen können, auf welche Gesichtspunkte es bei der Entscheidung ankommt. Es kann daher der Verhinderung von Vortrag gleichkommen, wenn das Gericht ohne vorherigen Hinweis auf einen rechtlichen Gesichtspunkt abstellt, mit dem auch ein gewissenhafter und kundiger Prozessbeteiligter nicht zu rechnen brauchte (Beschl. v. 17.12.1997 - VerfGH 112/96 LVerfGE 7, 49, 58 und 24.6.1999 - VerfGH 48/99 - LVerfGE 10, 72, 78). bb) Letzteres kann dem LG nicht vorgeworfen werden. Der Beschwerdeführer konnte bereits dem ersten Berufungsurteil vom 21.11.2000 entnehmen, dass sich das LG durch den Verlauf des Ermitdungs- und des Strafverfahrens in seiner Rechtsauffassung, dass der Transparenttext den Verdacht einer Beleidigung begründete, bestätigt gesehen hat. Denn es heißt dort auf Seite 3 im Anschluss an die Feststellung, dass der Transparenttext einen beleidigenden Inhalt habe und nicht durch die Wahrnehmung berechtigter Interessen gedeckt gewesen sei: "Die Kammer sieht sich insoweit in Ubereinstimmung mit der Würdigung der Staatsanwaltschaft bei dem LG Berlin — 81 Js 602/97 — und des Amtsgerichts Tiergarten - 273 Ds 296/98".
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Entgegen der Auffassung des Beschwerdeführers diente die Angabe der Aktenzeichen dabei nicht einer pauschalen Bezugnahme auf ganze Akten, sondern nur der Identifizierung des Verfahrens, auf das sich die Würdigung der Staatsanwaltschaft und des Amtsgerichts Tiergarten bezog. Dass diese insbesondere in der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft sowie in dem Eröffnungs- und dem späteren Einstellungsbeschluss des AG Tiergarten seinen Ausdruck gefunden hatte, war für einen kundigen Prozessbeteiligten ersichtlich und bedurfte weder besonderer Erwähnung noch eines richterlichen Hinweises. Der Vorwurf, das LG habe sein Urteil auf dem Beschwerdeführer unbekannte Unterlagen bzw. einen rechtlichen Gesichtspunkt gestützt, mit dem dieser nicht zu rechnen brauchte, ist daher unbegründet. cc) Im Übrigen kann auch nicht angenommen werden, dass das angegriffene Urteil auf der geltend gemachten Gehörsverletzung beruht. Der Beschwerdeführer beruft sich selbst darauf, seine verfassungsrechtlichen Bedenken gegen die Berücksichtigung der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft und der Einstellung des Strafverfahrens nach § 153a StPO dem LG mit Schriftsatz vom 25.6.2001 mitgeteilt zu haben. Es sind keine Anhaltspunkte dafür vorhanden, dass das LG bei erneuter Erörterung dieser Bedenken in der mündlichen Verhandlung zu einer anderen Auffassung gelangt wäre. Solche ergeben sich insbesondere nicht aus dem Vorbringen des Beschwerdeführers, es sei unwahrscheinlich, dass das LG nach nochmaliger Thematisierung des Problems bindendes Verfassungsrecht ignoriert hätte. Diese Schlussfolgerung käme nur in Betracht, wenn die Argumentation des LG verfassungswidrig gewesen wäre. Das ist jedoch, wie zu Art. 9 Abs. 2 VvB ausgeführt, nicht der Fall. Dass das Urteil auf der behaupteten Gehörsverletzung beruhe, folgt auch nicht aus dem Hinweis des Beschwerdeführers, er hätte „andere" Argumente zur Entkräftung der Zulässigkeit der Bezugnahme auf den Einstellungsbeschluss formulieren können, wenn ihm frühzeitig die Schriftstücke aus der Strafakte benannt worden wären, auf die das LG seine Ansicht stützte. Abgesehen davon, dass sich das LG nicht durch bestimmte Schriftstücke in der Strafakte in seiner Würdigung bestätigt gesehen hat — auf solche nimmt das angefochtene Urteil an keiner Stelle Bezug —, lässt sich der Verfassungsbeschwerde nicht entnehmen, welche Argumente dies gewesen wären. Eine solche Darlegung wäre aber erforderlich gewesen (vgl. Beschl. v. 11.1.1995 - VerfGH 81/94 - LVerfGE 3, 3, 6). Die Kostenentscheidung beruht auf den §§ 33, 34 VerfGHG. Dieser Beschluss ist unanfechtbar.
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Nt. 4 Zur Anwendung von Präklusionsvorschriften im zivilgerichtlichen Berufungsverfahren. Verfassung von Berlin Art. 15 Abs. 1; 10 Abs. 1 Zivilprozessordnung §§ 139 Abs. 2; 156; 533; 531
B e s c h l u s s v o m 17. Oktober 2006 - V e r f G H 209/04, 209 A / 0 4 in dem Verfahren über die Verfassungsbeschwerde und den Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung der Frau M. gegen das Urteil des Landgerichts Berlin vom 8. November 2004 - 52 S 102/04 Beteiligte gemäß § 53 Abs. 1 und 2 VerfGHG: 1. 2.
Der Präsident des Landgerichts Berlin m.com GmbH En t s c h e i d u n g s formel:
Das Verfahren über den Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung wird eingestellt. Die Verfassungsbeschwerde wird zurückgewiesen. Das Verfahren ist gerichtskostenfrei. Auslagen werden nicht erstattet. Gründe: I. Die Beteiligte zu 2. beantragte am 25.8.2003 beim AG Schöneberg, die Beschwerdeführerin zur Zahlung von 2.389,65 € für Telekommunikationsdienstleistungen aus abgetretenem Recht der I. GmbH zu verurteilen, wobei sie die der Forderung zugrunde liegenden Rechnungen für die Monate Mai und Juli 2002 und darauf von der Beschwerdeführerin geleistete Zahlungen konkret mit Datum benannte, ohne die Rechnungen und die Abtretungsurkunde in Kopie beizufügen. Das AG verfügte die Anberaumung der Güteverhandlung und des frühen ersten Termins. In der Ladung heißt es:
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„Das Gericht hat Sie aufgefordert, schriftlich auf die Klage zu erwidern. Diese Klageerwiderung muss spätestens am letzten Tag der dafür gesetzten Frist bei Gericht eingegangen sein. Sie muss alles enthalten, was Sie zu Ihrer Verteidigung vorbringen können." Mit Schriftsatz vom 6.1.2004 überreichte die Beteiligte zu 2. eine Kopie der Abtretungserklärung zwischen ihr und der I. GmbH. Die anwaltlich vertretene Beschwerdeführerin machte mit Schriftsätzen vom 1.12.2003 und 7.1.2004 geltend, es hätten keine vertraglichen Beziehungen zwischen ihr und der I. GmbH, sondern mit einer C-GmbH bestanden. Die Klage sei unzulässig, da eine wirksame Abtretung nicht erfolgt und über das Vermögen der I. GmbH das Insolvenzverfahren eröffnet worden sei. Rein vorsorglich würden die geltend gemachten Forderungen dem Grunde und der Höhe nach bestritten. Die Beteiligte zu 2. erhielt in der mündlichen Verhandlung des AG am 8.1.2004 eine Erklärungsfrist auf den Schriftsatz der Beschwerdeführerin vom 7.1.2004. Mit Schreiben vom 8.1.2004 nahm die Beschwerdeführerin zur Erörterung in der mündlichen Verhandlung Stellung, indem sie Rechtsauffassungen zum Insolvenzverfahren der I. GmbH und dessen Bedeutung für die Klage mitteilte. Die Beteiligte zu 2. führte mit Schriftsatz vom 21.1.2004 aus, die I. GmbH habe im Jahre 2002 die Verträge der C-GmbH übernommen, und die Beschwerdeführerin habe im Mai 2002 und Mai 2003 an die I. GmbH Zahlungen geleistet, was sie nicht getan hätte, wenn keine vertraglichen Beziehungen bestanden hätten. Sie fügte die streitigen Rechnungen in Kopie bei, benannte nunmehr auch die darin enthaltenen Einzelleistungen und Rechnungsnummern. Dieser Schriftsatz wurde der Beschwerdeführerin nicht zugestellt. Das AG verurteilte sie mit Urteil vom 12.2.2004 zur Zahlung des geltend gemachten Betrages. Es führte zur Begründung aus, dass eine Unterbrechung des Verfahrens durch die Insolvenzeröffnung nicht eingetreten und die in Kopie vorgelegte Abtretungsurkunde nicht zu beanstanden sowie eine Anfechtung der Abtretung nicht substantiiert von der Beschwerdeführerin vorgetragen worden sei. Ein Vertrag mit einer C-GmbH berühre die Wirksamkeit der Forderungen nicht. Mit der hiergegen gerichteten Berufung führte die Beschwerdeführerin unter anderem aus, dass sie den Ansprüchen der Beteiligten zu 2. Forderungen entgegenhalten könne. Sie sei jedoch nicht verpflichtet, zu nicht vorgetragenen Voraussetzungen des klägerischen Anspruchs Einwendungen vorzubringen. Sie könne gegen die C-GmbH Ansprüche in Höhe von mehr als 3.000 € geltend machen. Da jedoch zum Rechtsverhältnis zwischen der Beteiligten zu 2. und ihr bislang nichts vorgetragen sei, sei sie auch nicht verpflichtet, zu diesen Forderungen näher vorzutragen. Nachdem das LG Berlin festgestellt hatte, dass der Beschwerdeführerin der Schriftsatz der Beteiligten zu 2. vom 21.1.2004 nicht übersandt worden war, händigte es ihr diesen in der mündlichen Verhandlung am 10.6.2004 aus. Ausweislich des Sitzungsprotokolls verständigten sich die Parteien dahingehend, dass die Beschwerdeführerin nunmehr erneut prüfen solle, ob der geltend gemachte AnLVerfGE 17
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spruch berechtigt sei. Die Beschwerdeführerin führte auf den Schriftsatz der Beteiligten zu 2. vom 21.1.2004 aus, dass sie deren Vortrag bezüglich der Rechtsnachfolge der I. GmbH zugestehe. Die Forderung sei jedoch erloschen. Die Beschwerdeführerin rechne mit dem Kautionsbetrag aus dem Vertragsverhältnis mit der C-GmbH, mit einer Zahlung an die I. GmbH sowie mit Erstattungsansprüchen für an die Deutsche Telekom direkt gezahlte Anschlussgebühren auf. Gleichzeitig erklärte sie, auf die Rechnung vom 21.5.2002 noch weitere als die von der Beteiligten zu 2. angegebenen Zahlungen geleistet zu haben. Nachdem diese daraufhin rügte, dass dieser neue Vortrag der Beschwerdeführerin nicht zulässig sei, erklärte letztere, sie habe erst auf den Schriftsatz vom 21.1.2004 hin materielle Einwendungen geltend machen müssen, da die Beteiligte zu 2. zuvor zur Rechtsgrundlage ihres Anspruchs nicht substantiiert vorgetragen habe. In der mündlichen Verhandlung vom 20.9.2004 wies das LG darauf hin, dass die Aufrechnung, weil sie auf Tatsachen gestützt werde, die in der Berufungsinstanz neu eingeführt worden seien, gegebenenfalls in zweiter Instanz nicht mehr zulässig sei. Hierzu führte die Beschwerdeführerin schriftsätzlich aus, die Parteien hätten sich in der mündlichen Verhandlung im Rahmen eines ausdrücklich zu Protokoll gegebenen Prozessvertrages darauf verständigt, dass aufgrund des überreichten Schriftsatzes der Beteiligten zu 2. vom 21.1.2004 eine erneute Prüfung erfolgen könne, die nicht darauf begrenzt gewesen sei, lediglich ein Anerkenntnis zu erklären. Auch habe das LG ihren Terminsvertreter nicht darauf hingewiesen, dass der Schriftsatznachkss lediglich gewährt werde, um ein mögliches Anerkenntnis zu überdenken. Mit Urteil vom 8.11.2004 wies das LG die Berufung zurück. Soweit die Beschwerdeführerin zunächst mit der Berufung eingewandt habe, die angefochtene Entscheidung sei fehlerhaft, weil kein Vertragsverhältnis von der Beteiligten zu 2. vorgetragen, ein solches bereits in der ersten Instanz von der Beschwerdeführerin bestritten und zudem das Bestreiten der Abtretung erstinstanzlich übergangen worden sei, habe die Beschwerdeführerin diese Einwendungen nicht weiter aufrecht erhalten, sondern den Vortrag der Beteiligten zu 2. zugestanden. Soweit die Beschwerdeführerin ferner mit Schriftsatz vom 18.6.2004 gegen den geltend gemachten Anspruch die Aufrechnung erklärt habe, sei dieser Vortrag als verspätet gem. § 531 Abs. 2, § 533 ZPO zurückzuweisen. Dem stehe weder entgegen, dass der Beschwerdeführerin der Schriftsatz der Beteiligten zu 2. vom 21.1.2004 vom AG nicht zugestellt noch dass ihr im Termin zur mündlichen Verhandlung am 10.6.2004 die Gelegenheit eröffnet worden sei, zu diesem Schriftsatz Stellung zu nehmen. Die behaupteten Gegenansprüche und die erst in zweiter Instanz erklärte Aufrechnung seien unbeachtlich, da die Beschwerdeführerin bereits in erster Instanz zu den Ansprüchen im Einzelnen hätte vortragen und die Gegenansprüche in den Rechtsstreit einführen können. Das Gericht habe die Beschwerdeführerin auch bereits im Termin zur mündlichen Verhandlung darauf hingewiesen, dass weiterer Vortrag wegen gegebenenfalls noch bestehender Gegenforderungen verLVerfGE 17
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spätet sein dürfte, da nicht ersichtlich sei, weshalb hierzu auf der Grundlage der mit der Anspruchsbegründung vorgetragenen Daten keine Erklärung erfolgt sei. Die Beschwerdeführerin habe auch nicht erklärt, wieso sie zu einer Erklärung nicht in der Lage gewesen sei, so dass das neue Verteidigungsvorbringen in zweiter Instanz nicht zuzulassen gewesen sei. Die Parteien hätten sich auch nicht dahingehend geeinigt, dass die Beschwerdeführerin noch prozessual vortragen könne. Die Beteiligte zu 2. habe im Termin zur mündlichen Verhandlung lediglich ihr Einverständnis mit der vom Gericht angeregten Verfahrensweise erklärt, die Beschwerdeführerin solle zur weiteren Kostenersparnis nach nochmaliger Prüfung ein Anerkenntnis abgeben. Damit seien keine Erklärungen der Beteiligten zu 2. zu etwaigen Gegenrechten der Beschwerdeführerin, etwa im Sinne einer Zustimmung zu einer verspätet erklärten Aufrechnung, abgegeben worden. Unabhängig davon, dass somit eine Einwilligung des Gegners gerade nicht vorläge, scheide die Berücksichtigung des Vorbringens der Beschwerdeführerin schon deshalb aus, weil ihr diesbezüglicher Vortrag verspätet sei und damit die Voraussetzungen des § 533 Nr. 2 ZPO nicht gegeben seien. Mit ihrer gegen das landgerichtliche Urteil gerichteten Verfassungsbeschwerde rügt die Beschwerdeführerin eine Verletzung ihrer Grundrechte aus Art. 10 Abs. 1 und Art. 15 Abs. 1 der Verfassung von Berlin (VvB). Bereits das AG habe gegen den Grundsatz des rechtlichen Gehörs verstoßen, da es ihr den Schriftsatz der Beteiligten zu 2. vom 21.1.2004 nicht zugestellt habe. Das LG habe sich in keiner Weise mit ihrem Vortrag auseinandergesetzt und lediglich darauf hingewiesen, dass es ihn für verspätet halte. Mit ihrem Vortrag aus dem Schriftsatz vom 24.9.2004 hinsichtlich der angeblichen Verspätung habe es sich erkennbar nicht auseinandergesetzt. Auch hierin läge eine Verletzung des Grundrechts auf rechtliches Gehör. Ferner sei es willkürlich, dass das LG übersehen habe, dass sich die Beschwerdeführerin auf die aus ihrer Sicht unsubstantiiert vorgetragenen Tatsachenbehauptungen vor Kenntnis des Schriftsatzes der Beteiligten zu 2. vom 21.1.2004 gar nicht zu etwaigen Gegenrechten äußern musste. Ein Gericht dürfe unsubstantiierte oder bestrittene Tatsachen nicht ohne Begründung berücksichtigen. Erst nachdem die Beteiligte zu 2. mit Schriftsatz vom 21.1.2004 ihr Vorbringen substantiiert habe, habe das AG diese Behauptungen berücksichtigen können. Dass der Beschwerdeführerin diese nicht zur Kenntnis gebracht worden seien, stelle für sich allein schon die Verletzung spezifischen Verfassungsrechts dar. Dass das LG nach Überreichung des Schriftsatzes trotz der eingeräumten Erklärungsfrist später den Vortrag der Beschwerdeführerin als verspätet angesehen habe, sei in keiner Weise nachvollziehbar und daher willkürlich. Im Übrigen sei die Beschwerdeführerin ohne Kenntnis des Schriftsatzes vom 21.1.2004 weder in der Lage noch verpflichtet gewesen, die geltend gemachten Ansprüche der Beteiligten zu 2. eingehend zu prüfen oder zu bestreiten, da diese nicht durch die Vorlage der streitgegenständlichen Rechnungen oder durch nähere Angaben zum zugrunde liegenden LVerfGE 17
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Vertragsverhältnis belegt gewesen seien. Ein Gegenvortrag sei tatsächlich erst nach Vorlage der Rechnungen möglich gewesen. Den Beteiligten ist Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben worden. II. 1. Nachdem der Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung mit Schreiben vom 3.5.2005 zurückgenommen wurde, war das Verfahren insoweit einzustellen. 2. Die Verfassungsbeschwerde ist zulässig. Die Zulässigkeit scheitert nicht daran, dass die Beschwerdeführerin eine Verletzung des Anspruchs auf rechtliches Gehör nicht zunächst vor dem LG in entsprechender Anwendung des § 321a ZPO a.F. gerügt hat. Zwar verlangt der Grundsatz der Subsidiarität der Verfassungsbeschwerde, dass der Beschwerdeführer den Rechtsweg erschöpft und dabei über die Rechtsmittel im engeren Sinne hinaus alle prozessualen Möglichkeiten erschöpft, um es nicht zu einem Verfassungsverstoß kommen zu lassen (vgl. BVerfGE 81, 97, 102; VerfGBbg, NJW 2004, 1651 und 3259). Im vorliegenden Fall wäre es der Beschwerdeführerin jedoch unzumutbar gewesen, die Anhörungsrüge zum LG zu erheben. Die Frage, ob § 321a ZPO a.F. in entsprechender Anwendung die Anhörungsrüge auch für Entscheidungen des Berufungsgerichts ermöglichte, wurde von den Oberlandesgerichten unterschiedlich beurteilt (dafür: OLG Celle, NJW 2003, 906 f; OLG Frankfurt/M., NJW 2004, 169 ff; dagegen: OLG Rostock, NJW 2003, 2105 f; OLG Oldenburg, OLG-Report 2002, 302; Kammergericht, Beschl. v. 7.11.2002 - 8 U 151/01 -). Für die Beschwerdeführerin wäre die Vorgehensweise danach unklar und im Hinblick auf die vorgenannte Entscheidung des Kammergerichts auch ohne Erfolgsaussicht und damit unzumutbar gewesen (vgl. zu den Voraussetzungen: BVerfG, Plenumsbeschl. v. 30.4.2003, NJW 2003,1924 ff). 3. Die Verfassungsbeschwerde ist jedoch unbegründet. a) Das LG hat die Beschwerdeführerin nicht in ihrem Anspruch auf Gewährung rechtlichen Gehörs verletzt. Soweit die Beschwerdeführerin rügt, sie sei in ihrem Grundrecht aus Art. 15 Abs. 1 VvB verletzt, weil das LG das Verfahren an das AG hätte zurückverweisen müssen, liegt eine Verletzung dieses Grundrechts schon deshalb nicht vor, da das LG gem. § 538 Abs. 1 ZPO selbst als Tatsachengericht im Rahmen des Berufungsverfahrens zur Fehlerkontrolle und Fehlerbeseitigung aufgerufen und nicht zur Zurückverweisung verpflichtet ist. Soweit die Beschwerdeführerin rügt, das LG habe sich in keiner Weise mit ihrem Vortrag auseinandergesetzt und lediglich darauf hingewiesen, dass es ihn für verspätet halte, liegt ebenfalls keine Verletzung des Anspruchs auf Gewährung rechtlichen Gehörs vor. LVerfGE 17
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Der in Art. 15 Abs. 1 VvB verbürgte Anspruch auf rechtliches Gehör vor Gericht ist eine Folgerung aus dem Rechtsstaatsgedanken für das gerichtliche Verfahren. Der Einzelne soll nicht bloßes Objekt des Verfahrens sein, sondern vor einer Entscheidung, die seine Rechte betrifft, zu Wort kommen, um Einfluss auf das Verfahren und sein Ergebnis nehmen zu können. Dabei ist den jeweiligen Beteiligten die Möglichkeit zu geben, sich in dem gerichtlichen Verfahren mit tatsächlichen und rechtlichen Argumenten zu behaupten. Diesem Recht entspricht die Pflicht des Gerichts, die Ausführungen der Verfahrensbeteiligten zur Kenntnis zu nehmen und in Erwägung zu ziehen (Beschl. v. 16.11.1995 — VerfGH 48/94 — LVerfGE 3, 113, 116 mwN; std. Rspr.; zum Bundesrecht: BVerfGE 54, 117, 123; 60, 1, 5; 66, 260, 263; 69,145,148). Art. 15 Abs. 1 VvB gewährt allerdings keinen Schutz dagegen, dass Instanzgerichte Vorbringen der Beteiligten aus Gründen des formellen oder materiellen Rechts ganz oder teilweise unberücksichtigt lassen (Beschl. v. 29.8.2003 VerfGH 101/03, 101 A/03 - ) . So kann der Gesetzgeber den Anspruch auf rechtliches Gehör etwa im Interesse der Verfahrensbeschleunigung durch Präklusionsvorschriften begrenzen (vgl. zum Bundesrecht: BVerfGE 54, 117, 123; 66, 260, 263 f). Die Anwendung solcher Vorschriften setzt allerdings voraus, dass die betroffene Partei ausreichend Gelegenheit zu ihrem Sachvortrag hatte und diese schuldhaft ungenutzt verstreichen lässt. Präklusionsvorschriften schränken die Möglichkeit zur Wahrnehmung des Anspruchs auf rechtliches Gehör im Prozess ein und bewegen sich damit regelmäßig im grundrechtsrelevanten Bereich. Daraus folgt zwangsläufig, dass bei ihrer Anwendung die Schwelle der Grundrechtsverletzung eher erreicht werden kann, als es üblicherweise bei der Anwendung einfachen Rechts der Fall ist. Die das rechtliche Gehör beschränkenden Präklusionsvorschriften haben wegen der einschneidenden Folgen, die sie für die säumige Partei nach sich ziehen, strengen Ausnahmecharakter (vgl. BVerfGE 69, 145, 149). Es ist daher nahe liegend, die Auslegung und Anwendung dieser das rechtliche Gehör beschränkenden Vorschriften durch die Fachgerichte einer strengeren verfassungsgerichtlichen Kontrolle zu unterziehen, als dies üblicherweise bei der Anwendung einfachen Rechts geschieht. Dies ist schon wegen der Intensität des Eingriffs bei einer Präklusion geboten. Dem entspricht es, dass die verfassungsgerichtliche Uberprüfung über eine bloße Willkürkontrolle hinausgeht. So hat das Bundesverfassungsgericht Art. 103 Abs. 1 GG dann als verletzt angesehen, wenn eine solche Vorschrift offenkundig unrichtig angewendet worden ist (BVerfGE 69, 145, 149). Daneben sind aber auch Grundsätze rechtsstaatlicher Verfahrensgestaltung in die Prüfung einbezogen worden (vgl. BVerfGE 55, 72, 93 f; 69, 126, 140). So ist eine Präklusion dann als ein Verstoß gegen den Anspruch auf Gewährung rechtlichen Gehörs zu beurteilen, wenn rechtliches Fehlverhalten, namentlich eine unzulängliche Verfahrensleitung oder eine Verletzung der gerichtlichen Fürsorgepflicht, die Verzögerung mit verursacht hat (vgl. BVerfGE 51, 188, 192; 60, 1, 6). Verfassungswidrig LVerfGE 17
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ist danach auch die missbräuchliche Anwendung einer Präklusionsvorschrift (vgl. BVerfGE 69, 126, 139 im Anschluss an BGHZ 86, 31, 39). Will man die Präklusionsvorschriften nicht als äußerste verfassungsrechtliche Grenze für die Beschränkung des Rechts aus Art. 103 Abs. 1 GG, Art. 15 Abs. 1 VvB betrachten und sie damit zuletzt selbst auf die Ebene des Verfassungsrechts erheben, kann jedoch nicht jede fehlerhafte Anwendung einer einfachrechtlichen Präklusionsvorschrift stets eine Verletzung des Anspruchs auf Gewährung rechtlichen Gehörs darstellen (vgl. BVerfGE 75, 302, 313 ff). Eine Verletzung liegt nur dann vor, wenn in Folge der fehlerhaften Anwendung der Präklusionsvorschrift eine verfassungsrechtlich erforderliche Anhörung nicht stattgefunden hat (vgl. zum Bundesrecht: BVerfGE 75, 302, 314 f). Sofern eine betroffene Partei ausreichend Gelegenheit hatte, sich zu allen für sie wichtigen Punkten zur Sache zu äußern, dies aber aus von ihr zu vertretenden Gründen versäumt hat, liegt ein Verstoß gegen Art. 15 Abs. 1 VvB nicht vor (vgl. zum Bundesrecht: BVerfGE 75, 302,315; 69, 145,149). Daran gemessen liegt hier kein Verstoß gegen Art. 15 Abs. 1 VvB vor. Dabei kommt es nicht darauf an, ob das LG § 531 Abs. 2 und § 533 ZPO in jeder Hinsicht zutreffend angewandt hat. Etwaige Rechts fehler wären — wie dargelegt — nur dann verfassungsrechtlich relevant, wenn die Vorschriften offenkundig fehlerhaft angewandt worden sind oder eine gebotene Anhörung unterblieben wäre. Dies ist hier nicht der Fall: Gem. § 531 Abs. 2 S. 1 Nr. 1 ZPO sind neue Angriffs- und Verteidigungsmittel zuzulassen, wenn sie einen Gesichtspunkt betreffen, der vom Gericht des ersten Rechtszugs erkennbar übersehen oder für unerheblich gehalten worden ist. Hierbei kann es sich auch um Gegenrechte handeln, deren Geltendmachung die Partei erst im Hinblick auf einen neuen Gesichtspunkt für notwendig erachtet. Die Parteien sollen nicht gezwungen sein, wie die Beschwerdeführerin richtig einwendet, in erster Instanz vorsorglich auch solche Angriffs- und Verteidigungsmittel vorzutragen, die vom Standpunkt des erstinstanzlichen Gerichts aus erkennbar unerheblich sind (vgl. BGH, Urt. v. 30.6.2006 - V ZR 148/05 - ; BGH, NJW-RR 2004, 927 f). Darauf, ob es ihnen möglich gewesen wäre, das Gegenrecht schon in erster Instanz vorzubringen, kommt es nicht an. Der Zulassungsgrund des § 531 Abs. 2 S. 1 Ziff. 1 ZPO kommt aber nur zum Tragen, wenn ein Gesichtspunkt entweder von allen Verfahrensbeteiligten übersehen worden ist oder wenn das Gericht erster Instanz schon vor Erlass seines Urteils zu erkennen gegeben hat, dass es einen bestimmten Gesichtspunkt für unerheblich erachtet. Das folgt daraus, dass § 531 Abs. 2 S. 1 Nr. 1 ZPO nur unter der weiteren, ungeschriebenen Voraussetzung Anwendung findet, dass die (objektiv fehlerhafte) Rechtsansicht des Gerichts den erstinstanzlichen Sachvortrag der Partei beeinflusst hat und daher, ohne dass deswegen ein Verfahrens fehler gegeben wäre, mitursächlich dafür geworden ist, dass sich Parteivorbringen in das Berufungsverfahren verlagert (vgl. BGH, Urt. v. 30.6.2006 - V ZR 148/05 - mwN). Diese zusätzLVerfGE 17
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liehe Voraussetzung des § 531 Abs. 2 S. 1 Nr. 1 ZPO wird vor allem erfüllt sein, wenn das Gericht des ersten Rechtszugs bei richtiger Rechtsauffassung zu einem Hinweis nach § 139 Abs. 2 ZPO verpflichtet gewesen wäre, den jetzt — falls noch erforderlich — das Berufungsgericht nachzuholen hat, oder wenn die Partei durch die Prozessleitung des Erstrichters davon abgehalten worden ist, zu bestimmten Gesichtspunkten (weiter) vorzutragen oder ein vorhandenes Gegenrecht in den Prozess einzuführen. Bei einem solchen Verständnis beruht § 531 Abs. 2 S. 1 Ziff. 1 ZPO auf dem Grundgedanken, dass Unzulänglichkeiten im Parteivortrag, für den das erstinstanzliche Gericht mitverantwortlich ist, im zweiten Rechtszug noch beseitigt werden können (vgl. BGH, NJW-RR 2004, 927 f; NJW-RR 2005, 213; NJW 2004, 2152; OLG Hamm, NJW 2003, 2543.). Gehörte ein bestimmter Gesichtspunkt hingegen, etwa aufgrund entsprechenden Parteivorbringens, zum erstinstanzlichen Streitstoff und konnte die Partei nicht darauf vertrauen, dass das Gericht ihn für unerheblich halten würde, musste sie ihre Prozessführung auch auf diesen Gesichtspunkt einrichten. In diesem Fall sind etwaige Unzulänglichkeiten im Parteivortrag nicht von dem Erstgericht zu verantworten (vgl. BGH, Urt. v. 30.6.2006 - V ZR 148/05 - ; NJW-RR 2004, 927). Wie das LG in seiner Entscheidung ausgeführt hat, hatte die Beteiligte zu 2. mit der Klageschrift die Daten der Rechnungen zu den streitgegenständlichen Leistungen genannt. Die Beschwerdeführerin hätte sich hierzu bereits erstinstanzlich äußern und gegebenenfalls hilfsweise mit eigenen Forderungen aufrechnen können. Es kann letztlich dahingestellt bleiben, ob das AG einfachrechtlich über den Hinweis in der Ladung hinaus, dass die Beschwerdeführerin sich zu allen Gesichtspunkten zur Vermeidung eines Ausschlusses wegen Verspätung äußern müsse, zu einem weiteren Hinweis nach § 139 Abs. 2 ZPO verpflichtet gewesen wäre, etwa dass das Vorbringen der Beschwerdeführerin zu den einzelnen Forderungen der Beteiligten zu 2. unzulänglich sei. Jedenfalls ist ein offenkundig rechtsfehlerhaftes Unterlassen eines Hinweises nicht ersichtlich. Die Partei eines Zivilprozesses ist gehalten, schon im ersten Rechtszug die Angriffs- und Verteidigungsmittel vorzubringen, deren Relevanz für den Rechtsstreit ihr bekannt ist oder bei Aufwendung der gebotenen Sorgfalt hätte bekannt sein müssen und zu deren Geltendmachung sie dort imstande ist (BGH, NJW 2004, 2825, 2827; Rimmelspacher NJW 2002, 1897, 1904). Maßstab für die Sorgfalt ist die einfache Fahrlässigkeit (BGH, NJW 2004, 2825, 2828 f). So sind vorsorglich bzw. hilfsweise sämtliche Verteidigungsmittel vorzubringen, die der Partei möglich sind, insbesondere wenn sie bei zutreffender Betrachtung damit rechnen muss, dass das Gericht die Rechtslage anders beurteilt (vgl. Gehrken in: Wieczorek/Schütze, Zivilprozessordnung und Nebengesetze, 3. Aufl. 2004, 2. Bd., 4. Teilband, § 531 Rn. 29). Dass die Beschwerdeführerin dies befürchtete, zeigt ihr eigener Schriftsatz nach der erstinstanzlichen mündlichen Verhandlung, in dem sie ihre Ausführungen zur Zulässigkeit nochmals bekräftigte.
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Auch lässt sich dem Sachverhalt nicht entnehmen, dass das AG seinerseits (Mit-)Ursachen dafür gesetzt hätte, dass die Beschwerdeführerin der Meinung war, sie müsse zur Begründetheit der Klage nicht (weiter) vortragen. Dass das AG die Beschwerdeführerin etwa dazu veranlasst hätte, davon auszugehen, dass die Klage in jedem Falle aufgrund der von ihr vorgetragenen Argumente unzulässig oder dem Antrag auf Vorlage des Originals der Abtretungserklärung in jedem Falle stattzugeben sei, lässt sich weder dem Protokoll der mündlichen Verhandlung noch dem Vorbringen der Beschwerdeführerin entnehmen. Das LG hat nach dem Vorgesagten mit seiner Entscheidung Art. 15 Abs. 1 VvB auch nicht durch eine offenkundig falsche Anwendung von § 531 Abs. 1 S. 1 Ziff. 2 ZPO verletzt, wonach neue Angriffs- und Verteidigungsmittel zuzulassen sind, wenn sie infolge eines Verfahrensfehlers im ersten Rechtszug nicht geltend gemacht worden sind. Zwar lässt sich der Entscheidung des LG nicht entnehmen, dass es die Voraussetzungen dieser Vorschrift im Einzelnen geprüft hat. Wie zuvor ausgeführt, war es jedoch nicht offensichtlich fehlerhaft, eine Hinweispflicht des AG zu verneinen. Auch hat das Unterlassen der Zusendung des Schriftsatzes vom 21.1.2004 nicht zur Folge gehabt, dass eine gebotene Anhörung der Beschwerdeführerin unterblieben ist. Zwar stellt das Unterlassen der Zusendung einen Eingriff in den Schutzbereich des Art. 15 Abs. 1 VvB dar. Die Beschwerdeführerin hat jedoch nicht dargetan, dass das Urteil des AG auf diesem Eingriff beruht und das LG deshalb von Verfassungs wegen verpflichtet war, ihn zu korrigieren. Mit der Gewährung einer Erklärungsfrist für die Beteiligte zu 2. auf die Klageerwiderung der Beschwerdeführerin und der gleichzeitigen Anberaumung eines Termins zur Verkündung einer Entscheidung war die mündliche Verhandlung gem. § 283 ZPO geschlossen. Die Beschwerdeführerin hätte danach, selbst wenn sie den Schriftsatz der Beteiligten zu 2. vom 21.1.2004 noch im amtsgerichtlichen Verfahren zur Kenntnis erhalten hätte, nicht davon ausgehen können, dass sie in jedem Fall die Möglichkeit zur Erwiderung auf diesen Schriftsatz erhalten würde. Das AG hätte wegen § 296a ZPO gegebenenfalls neues Vorbringen der Beschwerdeführerin nur dann berücksichtigen müssen, wenn es gem. § 156 ZPO verpflichtet gewesen wäre, die mündliche Verhandlung wieder zu eröffnen. Dass ein solcher Fall hier vorliegt, ist jedoch nicht ersichtlich. Ausweislich des landgerichtlichen Urteils hat dieses die Voraussetzungen des § 531 Abs. 2 S. 1 Ziff. 3 ZPO geprüft, da es auf S. 4 der Entscheidung ausführt, dass die Beschwerdeführerin nicht einmal ansatzweise dargelegt habe, weshalb sie jetzt erst Gegenvorbringen vortrage. Das LG hat sich danach mit dem Vorbringen der Beschwerdeführerin erkennbar befasst. Davor, dass deren Rechtsauffassung nicht gefolgt wird, schützt Art. 15 Abs. 1 VvB nicht. Auch die in diesem Zusammenhang erhobene Rüge der Beschwerdeführerin, das LG habe ihren Vortrag hinsichtlich der angeblichen Verspätung aus dem Schriftsatz vom 24.9.2004 nicht zur Kenntnis genommen, greift nicht, da sich die BeschwerdefühLVerfGE 17
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rerin in diesem Schriftsatz insbesondere zum Vorliegen eines Prozessvertrages zwischen den Parteien, zur Bedeutung der ihr vom LG gewährten weiteren Stellungnahmefrist sowie zur Frage des substantiierten Klagevortrags der Klägerin geäußert hat, Aspekte, die das LG in dem angegriffenen Urteil erkennbar berücksichtigt hat. b) Das landgerichtliche Urteil verletzt die Beschwerdeführerin auch nicht in ihren Rechten aus Art. 10 Abs. 1 VvB. Der allgemeine Gleichheitssatz des Art. 10 Abs. 1 VvB begründet für die Rechtsprechung ein zugunsten eines am gerichtlichen Verfahren Beteiligten wirkendes Willkürverbot, dessen Verletzung er mit der Verfassungsbeschwerde rügen kann. Jedoch stellt sich nicht schon jeder mögliche Rechtsanwendungsfehler durch ein Gericht als Verstoß gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz des Art. 10 Abs. 1 VvB in seiner materiellen Ausprägung als Willkürverbot dar, weil anderenfalls der Verfassungsgerichtshof in die Rolle eines Rechtsmittelgerichts gedrängt würde. Vielmehr liegt eine Verletzung des verfassungsrechtlichen Willkürverbots nur vor, wenn eine gerichtliche Entscheidung die Rechtslage in unvertretbarer Weise verkennt, d.h., wenn bei objektiver Würdigung der Gesamtumstände die Annahme geboten ist, die vom Gericht vertretene Rechtsauffassung sei im Bereich des schlechthin Abwegigen anzusiedeln (Beschl. v. 25.4.1994 - VerfGH 34/94 - LVerfGE 2, 16, 18; std. Rspr.). Davon kann nicht gesprochen werden, wenn sich das Gericht eingehend mit der Rechtslage auseinandersetzt und seine Auffassung nicht jedes sachlichen Grundes entbehrt. Gemessen an diesen Voraussetzungen liegt eine Grundrechtsverletzung nicht vor. Insbesondere kommt es nicht darauf an, ob das LG das Vorliegen einer gegnerischen Einwilligung gem. § 533 Nr. 1 ZPO zu Recht verneint hat. Die Voraussetzungen von § 533 Ziff. 1 und 2 ZPO müssen kumulativ vorliegen. Da, wie oben ausgeführt, das LG verfassungsrechtlich vertretbar zu der Auffassung gelangt ist, dass der Vortrag der Beschwerdeführerin auf den Schriftsatz der Beteiligten zu 2. vom 21.1.2004 gemäß den §§ 529, 530, 531 ZPO verspätet war, kommt es auf die Frage der Einwilligung nicht entscheidungserheblich an. Dies hat das LG auch ausgeführt. Dass der Willkürvorwurf der Beschwerdeführerin nicht begründet ist, soweit das LG ihren Vortrag als verspätet zurückgewiesen hat, wurde oben ausführlich dargelegt. Die Kostenentscheidung beruht auf den §§ 33, 34 VerfGHG. Dieser Beschluss ist unanfechtbar.
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Nr. 5 1. Zur strafrechtlichen Verurteilung wegen Verletzung des Rechts am eigenen Bild; hier: öffentliches Zurschaustellen des Bildnisses eines Polizeibeamten ohne dessen Einwilligung in einem unzutreffenden Kontext. 2. Zur Auslegung von § 23 Abs. 1 Nr. 1 KunstUrhG (Zurschaustellung von Bildnissen aus dem Bereich der Zeitgeschichte) und § 23 Abs. 1 Nr. 4 KunstUrhG (Bildnisse, deren Verbreitung und Schaustellung einem höheren Interesse der Kunst dient). 3. Zu den verfassungsmäßigen Grenzen der Kunstfreiheit und ihrem Verhältnis zum allgemeinen Persönlichkeitsrecht. Verfassung von Berlin Art. 7; 14 Abs. 1; 15 Abs. 2; 21 Satz 1 Kunsturheberrechtsgesetz §§ 22; 23; 33
B e s c h l u s s vom 7. N o v e m b e r 2006 - V e r f G H 56/05 in dem Verfahren über die Verfassungsbeschwerde des Herrn K. gegen 1. 2. 3.
den Beschluss des Kammergerichts - (4) 1 Ss 468/04 (184/04) das Urteil des Landgerichts Berlin - (573) 78 Js 137/02 Ns (101/04) das Urteil des Amtsgerichts Tiergarten - 256 Cs 408/03 -
vom vom vom
4.
März
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Entscheidungs formel: Die Verfassungsbeschwerde wird zurückgewiesen. Das Verfahren ist gerichtskostenfrei. Auslagen werden nicht erstattet. Gründe: I. Nach dem 1.5.2002 ließ der Polizeipräsident in Berlin an verschiedenen Orten in der Stadt ein Plakat öffentlich aushängen, auf dem eine größere Anzahl von Personen abgebildet war. Die Aufnahmen waren im Verlauf gewalttätiger AusLVerfGE 17
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schreitungen am 1.5.2002 gemacht worden. Auf dem Plakat bat die Polizei die Bevölkerung um Mithilfe bei der Ermittlung der Identität der abgebildeten Personen, die als Straftäter eines besonders schweren Falles des Landfriedensbruches festgestellt worden seien. Zugleich wurde für Hinweise, die zur Ermittlung und Festnahme einer der abgebildeten Personen führten, eine Belohnung in Höhe von 500 Euro ausgesetzt. Die Belohnung sei ausschließlich für Personen aus der Bevölkerung bestimmt, nicht jedoch für solche, zu deren Berufspflichten die Verfolgung von Straftätern gehöre. Die Zuerkennung, Verteilung und Auszahlung finde unter Ausschluss des Rechtsweges und nach rechtskräftiger Verurteilung des Straftäters statt. Unter dem 4.10.2002 veröffentlichte die Antifaschistische Aktion Berlin (AAB), deren Mitglied der Beschwerdeführer ist, eine Pressemitteilung mit dem Titel „Bundesweite Fahndung nach gewalttätigen Polizisten vom 1. Mai in Berlin - Ab nächste Woche Plakataktion - 1000 Euro Belohnung", mit der zu einer Pressekonferenz am 8.10.2002 eingeladen wurde. Weiter hieß es in der Mitteilung, die AAB werde ab der folgenden Woche großformatige Plakate mit verdächtigen Polizeibeamten vorwiegend aus Berlin veröffentlichen. Die Verfolgung der zum Teil schweren Straftaten durch Polizeibeamte am 1.5.2002 in Berlin sei bisher erschwert gewesen, da die Identität der Straftäter trotz Anzeigen und staatsanwaltlicher Ermitdungen nicht habe geklärt werden können. Da sich Täter aus Polizeikreisen sowohl durch Vermummung als auch durch Uniformierung und fehlende Kennzeichnung der rechtsstaatlichen Verfolgung entzögen, sei es leider notwendig geworden, derartige Maßnahmen mit denunziatorischem Charakter zu ergreifen. Zu der Pressekonferenz am 8.10.2002, zu der nur Pressevertreter Zutritt erhielten, erschienen etwa 20 Personen. Bei der Veranstaltung trat der Beschwerdeführer als Sprecher der AAB auf. Im Verlauf der Pressekonferenz zeigte der Beschwerdeführer den Pressevertretern ein Plakat im Format DIN A 2. Das Plakat hatte folgenden Text: „Die Antifaschistische Aktion Berlin (AAB) Die Antifa bittet um Mithilfe Krawalle am 1. Mai 2002 in Kreuzberg -1.000 Euro Belohnung Wer kann Angaben zur Identität der hier abgebildeten Personen machen? Am Mittwoch, den 1. Mai 2002, kam es in den frühen Abendstunden in BerlinKreuzberg zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Dabei kam es wieder zu schweren Ubergriffen durch Berliner Polizeibeamte, deren Identität wegen fehlender Kennzeichnungspflicht bis heute nicht verfolgt werden konnte ...
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Belohnung: Für Hinweise, die zur Ermitdung und Festnahme eines Straftäters führen, hat die Antifaschistische Aktion Berlin (AAB) eine Belohnung in Höhe von 1.000 Euro (eintausend) ausgesetzt. Die Belohnung ist sowohl für Personen aus der Bevölkerung bestimmt, als auch für solche, zu deren Berufspflichten die Verfolgung von Straftätern gehört. Die Zuerkennung, Verteilung und Auszahlung findet unter Ausschluss des Rechtsweges und nach rechtskräftiger Verurteilung des Straftäters statt. Kennzeichnungspflicht sofort!". Auf dem Plakat waren 15 Fotografien abgebildet, die fast ausschließlich Polizeibeamte bei der Festnahme von Personen zeigten. Soweit es sich bei den abgebildeten Personen nicht um Polizeibeamte handelte, waren die Gesichter dieser Personen unkenntlich gemacht worden. In der rechten unteren Ecke des Plakats befand sich eine als Nr. 22 bezeichnete Fotografie, deren beherrschendes Motiv der Oberkörper und - im rechten Profil — der Kopf des Polizeibeamten K. ist. Sie zeigt ihn, wie er mit der rechten Hand das Handgelenk einer Person hält, von der lediglich die rechte Körperhälfte, vom Hals abwärts, zu sehen ist. Die Aufnahme war Anfang September 2002 während einer Solidaritätskundgebung gegen Häuserräumungen in Berlin-Friedrichshain gemacht worden. A m 18.12.2003 verurteilte das A G Tiergarten den Beschwerdeführer wegen widerrechtlicher Zurschaustellung eines Bildnisses zu einer Geldstrafe von 60 Tagessätzen zu je 40 Euro. Zur Begründung führte das Gericht im Wesentlichen an, der Beschwerdeführer habe den Tatbestand des § 33 KunstUrhG erfüllt, denn er habe entgegen den §§ 22, 23 KunstUrhG ein Bildnis des Polizeibeamten K. ohne dessen Einwilligung öffentlich zur Schau gestellt, als er das Plakat der AAB in der Pressekonferenz vom 8.10.2002 gezeigt habe. Gegen dieses Urteil legte der Beschwerdeführer Berufung ein. Zur Begründung trug er im Wesentlichen vor, es könne schon nicht davon gesprochen werden, dass eine Aufnahme des Polizeibeamten K. zur Schau gestellt worden sei, da die Abbildung seines Kopfes im Verhältnis zu der Gesamtfläche des Bildes und gemessen an der optischen Hervorhebung der Textüberschriften nur einen unwesentlichen Teil des Plakats darstelle. Jedenfalls habe es für das Zurschaustellen des Bildnisses gem. § 23 Abs. 1 Nr. 1 KunstUrhG nicht der Einwilligung des Polizeibeamten K. bedurft. Es habe sich um ein Bildnis aus dem Bereich der Zeitgeschichte gehandelt, da K. während seines Einsatzes am 6.9.2002 eine relative Person der Zeitgeschichte gewesen sei. Eine Bestrafung dürfe auch deshalb nicht erfolgen, weil es sich bei dem Plakat um grundrechtlich geschützte Kunst in Form der Satire bzw. um eine grundrechtlich geschützte Meinungsäußerung gehandelt habe. Die satirische Absicht des Plakats erschließe sich dem unvoreingenommenen Beobachter ohne weiteres, da auf dem Plakat dieselben Uberschriften benutzt würden, wie sie die Polizei bei der Fahndung nach Straftätern vom 1.5.2002 beLVerfGE 17
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nutzt habe. Die Gesamtaussage des Plakats habe nicht gelautet, alle abgebildeten Polizeibeamten hätten sich einer Körperverletzung im Amt strafbar gemacht. Zentrale Aussage sei stattdessen, dass man die Fahndung nach Demonstranten mit Hilfe von Fahndungsplakaten für einen Verstoß gegen den Datenschutz, die Menschenwürde und das allgemeine Persönlichkeitsrecht halte und dass Polizeibeamte im Einsatz bei Demonstrationen ebenfalls gewaltsame Handlungen vornähmen und hierfür aus verschiedenen Gründen nicht zur Verantwortung gezogen würden. Einer der Gründe werde auf dem Plakat benannt, nämlich die fehlende Kennzeichnungspflicht für Polizeibeamte. Mit Urteil vom 27.8.2004 verwarf das LG Berlin die Berufung des Beschwerdeführers. Zur Begründung führte das Gericht an, die in Frage stehende Fotografie stelle ein Bildnis des Polizeibeamten K. iSv § 22 KunstUrhG dar. Bei dem Foto handele es sich zwar um eines von vielen. Es sei aber keineswegs in einem großen Zusammenhang wie zum Beispiel einer Collage versteckt, sondern stelle als abgegrenztes einzelnes Bild K. deutlich erkennbar dar. Dass der Beschwerdeführer das Bildnis bei der Pressekonferenz öffentlich zur Schau gestellt habe, verstehe sich von selbst, da eine Pressekonferenz darauf angelegt sei, die dort mitgeteilten Informationen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Einwilligung sei auch nicht gem. § 23 Abs. 1 Nr. 1 KunstUrhG entbehrlich gewesen. Denn dem Bild fehle der zu fordernde Dokumentationszweck, weil es K. entgegen der Aussage des Plakats weder am 1.5.2002 noch bei einer rechtswidrigen Handlung zeige. Es handele sich auch nicht um das Bild einer Versammlung iSv § 23 Abs. 1 Nr. 3 KunstUrhG. Denn es zeige nicht das Geschehen einer Demonstration, sondern einen Vorgang, der sich anlässlich einer Demonstration ereignet habe. Der Beschwerdeführer könne sich nicht auf die Kunstfreiheit berufen. Zwar handele es sich um eine satirische Verfremdung eines Fahndungsplakats der Polizei. Dieses Grundrecht kollidiere allerdings mit dem Recht des K. auf freie Entfaltung der Persönlichkeit. Demgegenüber sei die Kunstfreiheit nicht höher anzusetzen. Insbesondere wäre sie nicht beeinträchtigt gewesen, wenn mittels Fotomontage die Gesichtszüge zum Beispiel durch einen Polizeistern ersetzt worden wären. Der Beschwerdeführer könne sich auch nicht auf die Meinungsfreiheit berufen. Dieses Grundrecht stehe unter dem allgemeinen Gesetzesvorbehalt und somit griffen die Vorschriften des Kunsturhebergesetzes ein, die die Verwendung eines Bildnisses ohne Einwilligung des Abgebildeten nicht erlaubten. Hinsichtlich der Strafzumessung sei zu berücksichtigen, dass der Beschwerdeführer bisher strafrechtlich nicht in Erscheinung getreten sei. Bei der Tat handele es sich allerdings nicht um eine Kleinigkeit, denn immerhin werde der Polizeibeamte K. hier als potentieller Straftäter diffamiert. Hiergegen legte der Beschwerdeführer Revision ein, mit der er die allgemeine Sachrüge erhob. Das LG habe die §§ 22, 23 Abs. 1 Nr. 1 und 3, § 33 KunstUrhG LVerfGE 17
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fehlerhaft angewendet. Auch verletze die Gesetzesauslegung des LG seine Kunstund Meinungsfreiheit. Mit Beschluss vom 4.3.2005 verwarf das Kammergericht die Revision des Beschwerdeführers als offensichtlich unbegründet. Mit seiner Verfassungsbeschwerde rügt der Beschwerdeführer eine Verletzung seiner Rechte aus Art. 7, Art. 14 Abs. 1, Art. 15 Abs. 2 sowie Art. 21 S. 1 der Verfassung von Berlin — VvB —. Die Auslegung der §§ 22, 23 und 33 KunstUrhG durch die erkennenden Gerichte verstoße gegen das Bestimmtheitsgebot des Art. 15 Abs. 2 VvB. Die Gerichte hätten den Tatbestand des § 22 KunstUrhG in einer Weise ausgelegt, die über die Grenzen des Gesetzeswortsinns hinausginge, bzw. — was dem gleichstehe — den Anwendungsbereich der Ausnahmetatbestände des § 23 Abs. 1 Nr. und 3 KunstUrhG zu sehr eingeschränkt. Seine Verurteilung verletze ferner sein Grundrecht auf Kunstfreiheit (Art. 21 S. 1 VvB), welches neben der eigentlichen künsderischen Tätigkeit auch die Vermittlung des Kunstwerkes an Dritte erfasse. Bei dem Plakat handele es sich um Kunst in Form einer Collage, die aus Bildern und Text zusammengesetzt sei. Der Erfinder des Plakats habe eine Zuordnung der Fotografien und des Textes zueinander getroffen, wodurch eine bildhafte und gleichzeitig verfremdete Verknüpfung von Lebensvorgängen erfolgt sei, die sich in einer eigenständigen und neuen, interpretierfähigen und -bedürftigen Aussage widerspiegele. Das Grundrecht auf Kunstfreiheit fordere, bei mehreren möglichen Interpretationsmöglichkeiten diejenige zu Grunde zu legen, nach welcher das Kunstwerk fremde Rechte am wenigsten beeinträchtige. Dies hätten die Fachgerichte hier unterlassen. Das LG habe das Plakat dahin ausgelegt, dass es den Polizeibeamten K. als Straftäter diffamiere. Nahe liegender sei jedoch eine Interpretation der Satire, die darauf aufmerksam machen solle, dass es nach wie vor an einer Kennzeichnungspflicht für Berliner Polizeibeamte fehle. Dies stelle Bürger, die mit zulässigen Rechtsbehelfen im nachhinein gegen von Polizeibeamten ausgeübten polizeilichen Zwang vorgehen wollten, vor die selben Probleme, die auch die Polizei bei der Suche nach den auf dem originalen Polizeiplakat abgebildeten Personen habe: die Identität der Gesuchten lasse sich schwer bzw. gar nicht ermitteln. Eine ehrverletzende Anprangerung des K. stelle dies nicht dar. Bei dieser Deutung des Plakats falle auch die Abwägung mit dem Persönlichkeitsrecht des K. zu Gunsten der Kunstfreiheit aus. Dabei sei zu beachten, dass K. nicht als Privatperson, sondern während seines Dienstes gezeigt werde. Unter Berücksichtigung dessen sowie des Umstandes, dass im Rahmen der politischen Satire wegen der in der Regel vorrangigen Äußerung im öffentlichen Meinungskampf nur schwerwiegende Eingriffe in das Persönlichkeitsrecht des Betroffenen in einer Abwägung überwiegen könnten, sei die Abwägung des LG unverhältnismäßig. Das Gericht stelle nur fest, dass das Grundrecht des Beschwerdeführers mit dem Grundrecht des K. kollidiere und die Kunstfreiheit demgegenLVerfGE 17
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über nicht höher anzusetzen sei. Welche Abwägungskriterien es dabei erwogen habe, lasse es völlig offen. Soweit es eigene Lösungen zur Gestaltung vorgeschlagen habe, komme dies einem staatlichen Kunstrichtertum gleich, was mit der Kunstfreiheit nicht zu vereinbaren sei. Eine Abwägung zu Ungunsten der Kunstfreiheit könne nicht dadurch begründet werden, dass der Künsder sein Produkt nach Auffassung eines Gerichts auch anders (oder besser) schaffen könne. Eine solche richterliche Bewertung konterkariere den Wesenskern der Kunstfreiheit. Sollte das Plakat nicht als Kunst einzustufen sein, so verletzten die Gerichtsentscheidungen jedenfalls seine von Art. 14 Abs. 1 VvB geschützte Meinungsfreiheit. Insoweit gelte das zur Verletzung der Kunstfreiheit Gesagte entsprechend. Die angegriffenen Entscheidungen hätten das inkriminierte Plakat zunächst nicht in verfassungskonformer Hinsicht gedeutet und zudem eine falsch gewichtete bzw. unbegründete Abwägung vorgenommen. Die fehlerhafte Anwendung des § 33 KunstUrhG durch die Fachgerichte greife auch ungerechtfertigt in sein Grundrecht der allgemeinen Handlungsfreiheit (Art. 7 VvB) ein, denn die Entscheidungen ahndeten ein Verhalten, für das ihm eine Schuld nicht zur Last gelegt werden könne. II. Die Verfassungsbeschwerde hat keinen Erfolg. 1. Die Verfassungsbeschwerde ist bereits unzulässig, soweit sie sich gegen das Urteil des AG Tiergarten vom 18.12.2003 richtet. Denn insoweit werden keine Grundrechtsverletzungen gerügt, die nicht im Berufungsverfahren vor dem LG hätten geheilt werden können. 2. Im Übrigen ist die Verfassungsbeschwerde unzulässig, soweit sie eine Verletzung der von Art. 7 VvB geschützten allgemeinen Handlungsfreiheit durch das Urteil des LG vom 27.8.2004 und den Beschluss des Kammergerichts vom 4.3.2004 rügt. Denn aus dem mit ihr vorgetragenen Sachverhalt ergibt sich nicht hinreichend deutlich die Möglichkeit eines Verstoßes der angegriffenen Entscheidungen gegen dieses Recht (§ 50 VerfGHG). Da Art. 7 VvB ebenso wie Art. 2 Abs. 1 GG als Auffanggrundrecht ausgestaltet ist, kommt ein Verstoß gegen dieses Freiheitsrecht nur in Betracht, wenn der beanstandete Akt der öffentlichen Gewalt nicht in den Schutzbereich eines anderen Grundrechts eingreift. Diese Möglichkeit legt der Beschwerdeführer aber nicht hinreichend dar. Denn nach den insoweit hinreichend substantiierten Darlegungen des Beschwerdeführers greifen die strafgerichtlichen Entscheidungen bereits in seine Kunstfreiheit (Art. 21 VvB), jedenfalls aber in sein Recht auf freie Meinungsäußerung (Art. 14 Abs. 1 VvB) ein. 3. Im Übrigen ist die Verfassungsbeschwerde jedenfalls unbegründet.
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Ist — wie hier — eine gerichtliche Entscheidung Gegenstand einer Verfassungsbeschwerde, besteht eine Prüfungsbefugnis des Verfassungsgerichtshofs nur in engen Grenzen. Die Verfahrensgestaltung, die Würdigung des Sachverhalts, die Auslegung und Anwendung des einfachen Rechts durch die Fachgerichte im einzelnen Fall sind der Nachprüfung grundsätzlich entzogen. Der Verfassungsgerichtshof kann auf eine Verfassungsbeschwerde hin nur dann eingreifen, wenn Verfassungsrecht verletzt ist, insbesondere Grundrechte eines Betroffenen in ihrer Bedeutung und Tragweite grundsätzlich verkannt worden sind oder die fachgerichtliche Entscheidung auf Willkür beruht (Beschl. v. 28.6.2001 - VerfGH 48/01, 48 A/Ol - LVerfGE 12, 34, 38 und 16.5.2002 - VerfGH 124/01, 124 A/01 - LVerfGE 13, 42, 51; std. Rspr.; vgl. zum Bundesrecht: BVerfG, NJW 1996, 3071, 3072). Gemessen an diesen Maßstäben lässt sich ein Grundrechtsverstoß nicht feststellen. a) Die von den Fachgerichten vorgenommene Auslegung und Anwendung der verfassungsrechtlich unbedenklichen Normen der §§ 22, 23 und 33 KunstUrhG (BVerfGE 101, 361, 386 ff) verletzen nicht den mit Art. 103 Abs. 2 GG inhaltsgleichen Art. 15 Abs. 2 VvB, wonach eine Tat nur bestraft werden kann, wenn die Strafbarkeit gesetzlich bestimmt war, bevor die Tat begangen wurde. aa) Diese Regelung enthält nicht nur ein Rückwirkungsverbot für Strafvorschriften. Sie verpflichtet den Gesetzgeber vielmehr auch, die Voraussetzungen der Strafbarkeit so konkret zu umschreiben, dass Anwendungsbereich und Tragweite der Straftatbestände sich aus dem Wortlaut ergeben oder jedenfalls durch Auslegung ermitteln lassen. Diese Verpflichtung dient einem doppelten Zweck. Sie soll einerseits sicherstellen, dass die Normadressaten vorhersehen können, welches Verhalten verboten und mit Strafe bedroht ist. Sie soll andererseits gewährleisten, dass die Entscheidung über strafwürdiges Verhalten im Voraus vom Gesetzgeber und nicht erst nachträglich von der vollziehenden oder rechtsprechenden Gewalt gefällt wird. Insoweit enthält Art. 15 Abs. 2 VvB einen strengen Gesetzesvorbehalt, der die Strafgerichte auf die Rechtsanwendung beschränkt (vgl. Beschl. v. 22.5.1997 - VerfGH 27/96 ; vgl. zum Bundesrecht: BVerfGE 73, 206, 234 f; 87, 209, 224; 9 2 , 1 , 1 1 f). bb) Für die Rechtsprechung folgt aus dem Erfordernis gesetzlicher Bestimmtheit ein Verbot analoger oder gewohnheitsrechtlicher Strafbegründung. Dabei ist „Analogie" nicht im engeren technischen Sinn zu verstehen; ausgeschlossen ist vielmehr jede Rechtsanwendung, die über den Inhalt einer gesetzlichen Sanktionsnorm hinausgeht. Da Gegenstand der Auslegung gesetzlicher Bestimmungen immer nur der Gesetzestext sein kann, erweist dieser sich als maßgebendes Kriterium. Der mögliche Wortsinn des Gesetzes markiert die äußerste Grenze zulässiger richterlicher Interpretation (vgl. Beschl. v. 22.5.1997 — VerfGH 27/96 - ; vgl. zum Bundesrecht: BVerfGE 73, 206, 235 f; 87, 209, 224; 92, 1, 12). LVerfGE 17
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Im Übrigen ist es nicht Aufgabe des Verfassungsgerichtshofs, seine Auffassung von der zutreffenden oder überzeugenden Auslegung des einfachen Rechts an die Stelle derjenigen der Strafgerichte zu setzen (vgl. zum Bundesrecht: BVerfG, NJW 2001, 1848,1849 f; NJW 2004, 3768, 3769). cc) Mit dem Grundgedanken des Art. 15 Abs. 2 VvB setzt sich auch eine Verurteilung in Widerspruch, der eine objektiv unhaltbare und deshalb willkürliche Auslegung und Anwendung des geschriebenen materiellen Strafrechts zugrunde liegt. Auch hier wird der Beschuldigte wegen eindeutig nicht mit Strafe bedrohten Verhaltens bestraft; seine Bestrafung kann er nicht vorhersehen. In Art. 15 Abs. 2 VvB ist damit auch eine spezielle Ausgestaltung des Willkürverbots der Verfassung von Berlin fur die Strafgerichtsbarkeit enthalten (vgl. zum Bundesrecht: BVerfGE 64, 389, 394; BVerfG, NJW 1993, 2524; 1998,1135,1136). dd) Die angegriffenen Entscheidungen überschreiten weder die vom möglichen Wortsinn markierten äußersten Grenzen des Gesetzes noch sind sie willkürlich. So ist es verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden, dass das LG angenommen hat, der Beschwerdeführer habe ein Bildnis des Polizeibeamten K. iSv §§ 33, 22 S. 1 KunstUrhG „öffentlich zur Schau" gestellt, als er das Plakat mit dem Bildnis des K. während der Pressekonferenz — nach den Feststellungen des LG — „gut sichtbar hoch hielt". Der Begriff des Zurschaustellens bedeutet nach allgemeinem Verständnis „etwas den Blicken anderer aussetzen, von anderen betrachten lassen" (Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache, 3. Aufl. 1999, Bd. 7, S. 3329) oder „der Betrachtung durch andere aussetzen" (Brockhaus, Wahrig, Deutsches Wörterbuch, Bd. 5, 1983, S. 527). Da der Begriff auf den Vorgang des Sichtbarmachens abstellt, lässt er eine Gesetzesanwendung zu, die nicht darauf abstellt, ob der Betrachter das Bildnis tatsächlich wahrgenommen hat, sondern die es ausreichen lässt, dass er hierzu die Möglichkeit hatte (so auch das herrschende Verständnis des Begriffs in Rechtsprechung und Literatur, vgl. z.B. VG Köln, NJW 1988, 367, 369; von Strobl-Albeg in: Wenzel, Das Recht der Wort- und Bildberichterstattung, 5. Aufl. 2003, Kap. 7 Rn. 44; Dreier/Schulde UrhG, 2. Aufl. 2006, Rn. 11). Dem stehen Sinn und Zweck des § 22 KunstUrhG nicht entgegen. Diese bestehen darin, die Persönlichkeit davor zu schützen, gegen ihren Willen in Gestalt der Abbildung für andere verfügbar zu werden (BGH, NJW 1979, 2205). Hierfür genügte aber bereits die Möglichkeit der Wahrnehmung des Bildnisses. Demgemäß unterliegt es keinen verfassungsrechtlichen Bedenken, dass das LG es nicht für bedeutsam gehalten hat, ob das Bildnis des K. nur einen verhältnismäßig kleinen Teil des Plakats einnimmt, und ob es auch wegen seiner Platzierung am rechten unteren Rand des Plakats die Aufmerksamkeit des Betrachters womöglich weniger auf sich zieht als andere der auf dem Plakat gezeigten Fotografien und Texte. Das LG hat in den Urteilsgründen gem. § 267 Abs. 1 S. 3 StPO LVerfGE 17
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hinsichtlich der Einzelheiten des bei den Gerichtsakten befindlichen Plakats auf dieses verwiesen. Angesichts der sich aus dem Plakat ergebenden Größe der Fotografie von etwa 6,5 mal 10 cm und der Feststelltingen des LG, wonach das Bild „von scharfer Qualität" ist und die Gesichtszüge des K. „klar zu erkennen" sind, ist nicht ersichtlich, dass das LG den Inhalt der Norm überdehnt und ein tatsächlich für Dritte nicht sichtbares Bild als „zur Schau gestellt" erachtet haben könnte. Ebenso wenig stellt es einen Verstoß gegen Art. 15 Abs. 2 VvB dar, dass das LG ein „öffentliches" Zurschaustellen des Bildnisses bejaht hat. Nach allgemeinem Verständnis bedeutet „öffentlich" sowohl „für jeden hörbar und sichtbar" als auch „für die Allgemeinheit zugänglich" (Duden, aaO, Bd. 6, 3. Aufl. 1999, S. 2786) oder auch „allgemein, allen zugänglich, für die Allgemeinheit bestimmt" (Brockhaus, Wahrig, aaO, Bd. 4, 1982, S. 895). Das Zurschaustellen eines Bildnisses im Rahmen einer Pressekonferenz wird — auch nach Sinn und Zweck des § 22 KunstUrhG — von diesem Begriffsverständnis umfasst. Denn es gehört zum Wesen der Presse, dass sie ihre Erzeugnisse an die Allgemeinheit verbreitet (vgl. Schul^e-Fielit^in: Dreier (Hrsg.), GG, 2. Aufl. 2004, Art. 5 I, II Rn. 89, 92). Es Hegt daher innerhalb der vom Wortsinn des Gesetzes markierten Grenzen, ein Bildnis, das Vertretern der Presse sichtbar gemacht wird, als für die Allgemeinheit bestimmt und das Zurschaustellen des Bildnisses demgemäß als öffentlich zu erachten, sofern die Presse der Allgemeinheit das Bildnis zugänglich machen kann. ee) Die Fachgerichte haben auch nicht gegen Art. 15 Abs. 2 VvB verstoßen, indem sie das Vorliegen eines der Ausnahmetatbestände des § 23 Abs. 1 KunstUrhG verneint haben. Dabei kann dahin stehen, ob und in welchem Umfang Art. 15 Abs. 2 VvB überhaupt bei der einschränkenden Interpretation strafbarkeitsbeschränkender oder -ausschließender Regelungen zu beachten ist (vgl. hierzu Schmidt-Aßmann in: Maunz-Dürig, GG, Art. 103 Abs. 2, Stand: Dezember 1992, Rn. 231; Riiping in: Bonner Kommentar zum GG, Art. 103 Abs. 2, Stand: Mai 1990, Rn. 50, jeweils mwN). Denn selbst wenn man dies zu Gunsten des Beschwerdeführers unterstellt, lässt sich eine Verletzung des Art. 15 Abs. 2 VvB hier nicht feststellen. (1) Nach § 23 Abs. 1 Nr. 1 KunstUrhG dürfen Bildnisse aus dem Bereich der Zeitgeschichte ohne die nach § 22 KunstUrhG erforderliche Einwilligung zur Schau gestellt werden. Entgegen der Ansicht des Beschwerdeführers haben die Fachgerichte die vom möglichen Wortsinn des Gesetzes gezogenen Grenzen nicht überschritten, indem sie davon ausgegangen sind, die Vorschrift fordere die Bestimmung als zeitgeschichtliches Dokument, an der es hier bereits fehle, weil kein sachlicher Bezug zwischen dem Bildnis und den Aussagen des Plakats bestehe. Der Wortlaut der Norm schließt ein solches Verständnis nicht aus. Er gibt lediglich vor, dass das Bildnis aus dem „Sachgebiet" bzw. der „Sphäre" (Duden aaO, Bd. 2, S. 534; Brockhaus, Wahrig aaO, Bd. 1, 1980, S. 609) der „Geschichte LVerfGE 17
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der Gegenwart und jüngsten Vergangenheit" (Duden aaO, Bd. 10, S. 4602; Brockhaus, Wahtig aaO, Bd. 6, 1984, S. 816) zu stammen hat. Da dem Grunde nach jeder Person und jedem Ereignis eine zeitgeschichtliche Bedeutung zukommen kann, nimmt der Wortlaut der Norm kaum ein Bildnis vom Anwendungsbereich des § 23 Abs. 1 Nr. 1 KunstUrhG aus. Schon nach der Terminologie des Gesetzes ist aber das Recht am eigenen Bild nach § 22 KunstUrhG die Regel, während § 23 KunstUrhG die „Ausnahmen zu § 22" regelt. Dies belegt, dass die Norm nach einer einschränkenden Auslegung verlangt. Die Forderung nach einer „Bestimmung als zeitgeschichtliches Dokument" entspricht Sinn und Zweck der Regelung. § 23 Abs. 1 Nr. 1 KunstUrhG nimmt auf das Informationsinteresse der Allgemeinheit und die Pressefreiheit Rücksicht. Den Informationswünschen der Öffentlichkeit und den Interessen der Medien, die diese Wünsche befriedigen, soll Rechnung getragen werden, indem Ausnahmen von dem Erfordernis einer Einwilligung des Abgebildeten zugelassen werden. Der Begriff der Zeitgeschichte ist deshalb vom Informationsinteresse der Öffentlichkeit her zu bestimmen (BVerfGE 101, 361, 391 f; BGHZ 20, 345, 350; BGH, NJW 1965, 2148, 2149 f). Daher erfasst die Vorschrift solche Veröffentlichungsarten nicht, an denen ein schutzwürdiges Interesse der Allgemeinheit nicht anzuerkennen ist (BGHZ 20, 345, 350; BGH, NJW 1965, 2148, 2150). Dem entspricht es, hinsichtlich der Bildnisse solcher Personen, die lediglich in Bezug auf ein bestimmtes Geschehen in das Blickfeld der Öffentlichkeit treten und bei denen allein aufgrund dieses Geschehens ein öffentliches Interesse an ihrem Bildnis besteht (sog. relative Personen der Zeitgeschichte, vgl. Neumann-DuesbetgJZ, 1960, 114 ff), den Anwendungsbereich des § 23 Abs. 1 Nr. 1 KunstUrhG auf solche Bildnisse zu beschränken, die einen hinreichenden sachlichen und zeitlichen Bezug zu dem Ereignis aufweisen, welches das Informationsinteresse der Öffentlichkeit begründet hat (vgl. BGH, GRUR 1962, 324, 325; NJW 1965, 2148, 2149; OLG Celle, NJW 1979, 57, 58; OLG Karlsruhe, NJW 1982, 647; OVG Koblenz, NVwZ-RR 1998, 237, 238; Rebmann AfP 1982, 189, 193 f; Janiss JZ 1983, 280, 283 f; von Strobl-Albeg aaO, Kap. 8, Rn. 14 ff; Loffler/Ricker Handbuch des Presserechts, 5. Aufl. 2005, 43. Kap. Rn. 14 ff). Dies schließt zwar die Verwendung von Bildern nicht grundsätzlich aus, die in anderem Zusammenhang aufgenommen wurden als bei dem Ereignis, über welches berichtet wird (vgl. z.B. BVerfG, NJW 2001, 1921, 1923 f). So darf die Presse z.B. bei einem Wortbericht über ein zeitgeschichtliches Ereignis die daran beteiligten Personen dem Leser im Bild in Form eines neutralen Porträtfotos vorstellen, auch wenn die hierfür verwendete Aufnahme bei anderer Gelegenheit entstanden ist und das zeitgeschichtliche Ereignis selbst auf dem Foto nicht zum Ausdruck kommt (BGHZ 151, 26, 32). Jedoch darf das verwendete Bildnis grundsätzlich nicht aus dem Zusammenhang gerissen und in einen anderen gestellt werden, so dass sich durch den Wechsel des Kontextes der Sinngehalt der Bildaussage erheblich ändert (BGHZ 151, 26, 32 f) und das Bildnis deshalb nicht mehr der Befriedigung des Informationsinteresses hinLVerfGE 17
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sichtlich des in Frage stehenden Ereignisses dienen kann. Ebenso lassen Sinn und Zweck der Norm die Forderung zu, dass sich das zeitgeschichtliche Ereignis aus dem Gesamtkontext der Wort- und Bildberichterstattung ergeben muss, da erst dann das Informationsinteresse der Öffentlichkeit die Veröffentlichung des Bildnisses der relativen Person der Zeitgeschichte zu rechtfertigen vermag ( L ö f f lerldicker aaO, Rn. 14). Auch die Entscheidung des LG beruht auf diesem Verständnis des § 23 Abs. 1 Nr. 1 KunstUrhG und hält sich im Rahmen dessen, was für den Normadressaten vorhersehbar ist. Denn das Gericht hat darauf abgestellt, ob das Bildnis des Polizeibeamten K. geeignet und dazu bestimmt ist, das Informationsinteresse der Öffentlichkeit an den nach Auffassung des Gerichts durch das Plakat dokumentierten Ereignissen des 1.5.2002 zu befriedigen. Es ist nicht willkürlich, dass das LG — vom Kammergericht unbeanstandet — diese Frage verneint hat. Denn das Plakat des AAB stellt nach dem Inhalt seines Begleittextes („Krawalle am 1. Mai 2002 ...", „Am Mittwoch, den 1. Mai 2002, ...") sowie dem Umstand, dass es sich nach Inhalt und Aufmachung an ein zum 1.5.2002 erstelltes Fahndungsplakat der Polizei anlehnt, einen Bezug zu Ereignissen her, die sich am 1.5.2002 zugetragen haben. Umgekehrt gibt es an keiner Stelle zu erkennen, dass die Aufnahme des Polizeibeamten K. anlässlich eines Polizeieinsatzes am 6.9.2002 in Berlin-Friedrichshain gemacht wurde. Es ist daher vertretbar, einen sachlichen Zusammenhang des Bildes weder mit den Ereignissen des 1.5.2002 noch mit denjenigen vom 6.9.2002 anzunehmen. (2) Entgegen der Auffassung des Beschwerdeführers haben die angegriffenen Entscheidungen Art. 15 Abs. 2 VvB auch nicht deswegen verletzt, weil sie den Ausnahmetatbestand des § 23 Abs. 1 Nr. 4 KunstUrhG unberücksichtigt gelassen haben. Nach dieser Vorschrift dürfen Bildnisse, die nicht auf Bestellung angefertigt werden, ohne die nach § 22 KunstUrhG erforderliche Einwilligung verbreitet und zur Schau gestellt werden, sofern die Verbreitung und Schaustellung einem höheren Interesse der Kunst dient. Die Auslegung des Wortes „höheren" dahingehend, dass für die Verbreitung und Schaustellung des Bildnisses nicht irgendein künstlerisches Interesse genügt, sondern es sich um ein in qualitativer Hinsicht gesteigertes, besonders starkes Interesse handeln muss, verstößt nicht gegen den Wortlaut und -sinn. Es ist daher jedenfalls verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden, dass das Gericht den Tatbestand des § 23 Abs. 1 Nr. 4 KunstUrhG nicht als erfüllt ansieht, wenn mit der Verbreitung und Schaustellung des Bildnisses nicht überwiegend künstlerische, sondern andere Zwecke verfolgt werden (so OLG München, ZUM 1997, 388, 391; LG Hannover, ZUM 2000, 970, 971 f; Dreier in: ders./Schulze aaO, § 23 Rn. 23; Löffler/Ricker aaO, 43. Kap., Rn. 23; von Strobl-Albeg aaO, 8. Kap., Rn. 54). Angesichts der Gestaltung des Plakats, insbesondere der auch farblich hervorgehobenen Forderung nach einer „Kennzeichnungspflicht sofort!" ist es nicht willkürlich, die — unterstellt — künstlerischen Ziele von den mit dem Plakat verfolgten politischen Zielen in den Hintergrund LVerfGE 17
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gedrängt zu sehen und hier den Tatbestand des § 23 Abs. 1 Nr. 4 KunstUrhG von vornherein für nicht einschlägig zu erachten. b) Die angegriffenen Gerichtsentscheidungen verstoßen auch nicht gegen die durch Art. 21 S. 1 VvB geschützte Freiheit der Kunst. Dabei kann dahin stehen, ob es sich bei dem Plakat, dessen Teil das Bildnis des Polizeibeamten K. ist, um Kunst im Sinne der Verfassung handelt. Denn auch wenn man dies hier zu Gunsten des Beschwerdeführers unterstellt, ist der Eingriff in die Kunstfreiheit, den die Verurteilung des Beschwerdeführers in diesem Fall bedeutete, gerechtfertigt. aa) Bei strafrechtlichen Ahndungen von Handlungen, für die der Beschwerdeführer sich auf die Freiheit der Kunst beruft, prüft der Verfassungsgerichtshof nicht nur, ob die inkriminierte Lebensäußerung in den Schutzbereich des Grundrechts fällt und dessen Umfang in der angegriffenen Entscheidung grundsätzlich richtig erkannt worden ist; er untersucht auch, ob das Gericht das Werk anhand der der Kunst eigenen Strukturmerkmale beurteilt (vgl. zum Bundesrecht BVerfGE 30, 173, 188), also „werkgerechte" Maßstäbe angelegt (vgl. BVerfGE 75, 369, 376 unter Berufung auf BGH, NJW 1983, S. 1194, 1195) und auf dieser Grundlage die der Kunst gesetzten Schranken im Einzelnen zutreffend gezogen hat (vgl. BVerfGE 77, 240, 251). Grund dafür ist zum einen, dass der Verfassungsgerichtshof die Grenzen seiner Eingriffsbefugnisse daran ausrichtet, mit welcher Intensität die fachgerichtliche Entscheidung die Sphäre des Beschwerdeführers trifft, zum anderen die besondere Bedeutung des betroffenen Grundrechts (vgl. zum Bundesrecht BVerfGE 67, 213, 223). Dies bedeutet jedoch nicht, dass bestimmte Grundfreiheiten von vornherein einen höheren Rang als andere subjektive Verfassungsrechte haben. Entscheidend für die gesteigerte Prüfüngsintensität ist vielmehr die Eigenart der in Rede stehenden Grundrechte. Ebenso wie die Meinungsäußerung lebt die künstlerische Tätigkeit von der Resonanz der Öffentlichkeit. Dass bei diesen Kommunikationsgrundrechten Kollisionen mit anderen Verfassungswerten, insbesondere den Grundrechten Dritter auftreten, liegt auf der Hand. Hier den richtigen Ausgleich der widerstreitenden Schutzgüter unter Anwendung der dafür geschaffenen Normen des einfachen Rechts zu finden, ist zwar in erster Linie Aufgabe der Fachgerichte. Die Anwendung des einfachen Rechts hat hier jedoch nicht unerhebliche Rückwirkungen auf die verfassungsrechtlich geschützten Positionen. Schon einzelne Fehler bei der Auslegung des einfachen Rechts und der Deutung der Äußerung oder des Kunstwerks können zu einer Fehlgewichtung des Grundrechts führen. Wegen der schwerwiegenden Folgen, die solche Fehler im Strafverfahren nach sich ziehen können, ist zumindest dort eine intensivere Kontrolle durch den Verfassungsgerichtshof unausweichlich (vgl. zum Bundesrecht BVerfGE 81, 278, 289 f, mwN). bb) Die Kunst in ihrer Eigenständigkeit und Eigengesetzlichkeit ist durch Art. 21 VvB vorbehaltlos gewährleistet. Hingegen kann auch die Kunstfreiheit LVerfGE 17
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Grenzen unmittelbar in anderen Bestimmungen der Verfassung finden, die ein ebenfalls wesentliches Rechtsgut schützen. Dies gilt namentlich für das durch Art. 7 VvB geschützte Persönlichkeitsrecht. Allerdings zieht die Kunstfreiheit ihrerseits dem Persönlichkeitsrecht Grenzen. Um diese im konkreten Fall zu bestimmen, genügt es mithin im gerichtlichen Verfahren nicht, ohne Berücksichtigung der Kunstfreiheit eine Beeinträchtigung des Persönlichkeitsrechts festzustellen. Es bedarf vielmehr der Klärung, ob diese Beeinträchtigung derart schwerwiegend ist, dass die Freiheit der Kunst zurückzutreten hat; eine geringfügige Beeinträchtigung oder die bloße Möglichkeit einer schwerwiegenden Beeinträchtigung reicht hierzu angesichts der hohen Bedeutung der Kunstfreiheit nicht aus. Lässt sich freilich eine schwerwiegende Beeinträchtigung des Persönlichkeitsrechts zweifelsfrei feststellen, so kann sie auch nicht durch die Kunstfreiheit gerechtfertigt werden (vgl. zum Bundesrecht BVerfGE 67, 213, 228). Die Entscheidung darüber, ob das Kunstwerk selbst oder seine Veröffentlichung einen schweren Eingriff in den schutzwürdigen Persönlichkeitsbereich des Dargestellten bedeutet, kann nur unter Abwägung aller Umstände des Einzelfalles getroffen werden (vgl. BVerfGE 30,173,195). cc) Die angegriffenen Entscheidungen werden diesen verfassungsrechtlichen Anforderungen gerecht. Das LG hat die Handlung des Beschwerdeführers dem Schutzbereich der Kunstfreiheit zugeordnet und auch das ihr widerstreitende verfassungsrechtlich geschützte Gut der Strafnorm seiner Abwägung zutreffend zugrunde gelegt. (1) Es hat das Plakat auch werkgerecht beurteilt. Geht man mit dem Beschwerdeführer und dem LG davon aus, dass es sich bei dem Plakat um eine Kunstform der Satire handelt, so ist zu beachten, dass es dieser Kunstgattung eigentümlich ist zu übertreiben, zu verzerren und zu verfremden. Daher erfordert ihre rechtliche Beurteilung die Entfernung des „in Wort und Bild gewählten satirischen Gewandes" (vgl. BVerfGE 75, 369, 377 f unter Hinweis auf RGSt, 62, 183, 184), damit ihr eigentlicher Inhalt ermittelt werden kann. Dieser Aussagekern und seine Einkleidung sind sodann gesondert daraufhin zu überprüfen, ob sie den Vorwurf einer Persönlichkeitsrechtsverletzung tragen. Denn die Maßstäbe für die Beurteilung der Einkleidung sind anders und weniger streng als die für die Bewertung des Aussagekerns, weil der Einkleidung die Verfremdung wesenseigen ist (vgl. BVerfGE 75, 369, 378; 81, 278, 294). Das LG hat den Aussagekern des Plakats zutreffend darin gesehen, dass (u.a.) der Polizeibeamte K. „potentieller", also möglicher Täter einer Straftat sei, die er im Verlauf gewalttätiger Auseinandersetzungen am 1.5.2002 begangen habe. Dagegen ist das Gericht bei der Abwägung zwischen dem allgemeinen Persönlichkeitsrecht des K. und der Kunstfreiheit des Beschwerdefühlers nicht davon ausgegangen, das Plakat behaupte, der Beamte sei tatsächlich Täter einer entsprechenden Straftat. Zwar hat das Gericht bei Prüfung des § 23 Abs. 1 Nr. 1 LVerfGE 17
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KunstUrhG ausgeführt, das Bild diffamiere den Beamten in dem fraglichen Zusammenhang als jemanden, der unter dem Schutz der fehlenden Kennzeichnung am 1.5.2002 Straftaten begangen habe. Dass es die Aussage tatsächlich jedoch lediglich im Sinne einer möglichen Täterschaft des K. verstanden hat, ergibt sich aus seinen Erwägungen zur Strafzumessung. Denn dort hat es das Gericht als ausschlaggebend erachtet, dass der Polizeibeamte K. auf dem Plakat als „potentieller Straftäter" diffamiert werde. Vor diesem Hintergrund besteht kein Anlass zu der Annahme, das LG sei lediglich im Rahmen der Strafzumessung von einem für den Beschwerdeführer günstigeren Inhalt der Aussage ausgegangen. Das Plakat enthält in seinem Kern verschiedene Aussagen, wovon zutreffend auch das LG ausgegangen ist (vgl. S. 9 des Entscheidungsabdrucks: „... mit dem Plakat soll (auch) auf ... hingewiesen werden"). Eine andere, für den Beschwerdeführer günstigere Deutung als die vom LG zugrunde gelegte, ist dem Plakat jedoch nicht zu entnehmen. Zentrale Aussage des Plakats ist die Forderung nach einer sofortigen Kennzeichnungspflicht, um eine Wiederholung „schwerer Übergriffe" durch Berliner Polizeibeamte zukünftig zu verhindern, indem den Beamten der Schutz der Anonymität genommen werde, bzw. um dennoch erfolgte „schwere Übergriffe" jedenfalls strafrechtlich ahnden zu können. Dagegen warnt das Plakat nicht lediglich vor möglichen Gefahren, die rechtsstaatlichen Grundsätzen infolge der Anwendung unmittelbaren Zwanges durch Berliner Polizeibeamte drohen könnten, wenn sie keiner Kennzeichnungspflicht unterliegen. Denn die Forderung nach einer sofortigen Kennzeichnungspflicht wird aus der Feststellung hergeleitet, es sei am 1.5.2002 zu gewalttätigen Auseinandersetzungen und dabei wieder zu schweren Übergriffen durch Berliner Polizeibeamte gekommen. Diese Sachverhaltsdarstellung ist ebenfalls Teil des Aussagekerns und einer Interpretation nicht offen, zumal sie an keiner Stelle des Plakats in Zweifel gezogen wird. Im Zusammenhang mit dem Hinweis auf die Schwere des Übergriffs und die stattgefundenen gewalttätigen Auseinandersetzungen ist dem Plakat die Aussage zu entnehmen, Berliner Polizeibeamte hätten am 1.5.2002 in unrechtmäßiger Weise Gewalt angewendet. Da die unrechtmäßige Anwendung von Gewalt durch Amtsträger grundsätzlich von verschiedenen Straftatbeständen, etwa dem der Nötigung (§ 240 StGB), erfasst wird, äußert das Plakat damit zumindest den Verdacht, Berliner Polizeibeamte könnten am 1.5.2002 Straftaten begangen haben. Diese Aussage wird unterstützt durch die Formulierung „deren Identität ... bis heute nicht verfolgt werden konnte". Hiermit wird sprachlich ein Zusammenhang zwischen der - mangels Kennzeichnung der Beamten - nicht festzustellenden Identität und der zu verfolgenden Straftat hergestellt. Ebenso deutet der die Aussetzung der Belohnung betreffende Text an, dass es in den Reihen der Berliner Polizei Straftäter geben könne, die im Falle entsprechender Hinweise ermittelt, festgenommen und womöglich auch verurteilt werden könnten. Letztlich gehört daher zum Aussagekern des Plakats die Feststellung, dass jeder der am 1.5.2002 in LVerfGE 17
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Kreuzberg eingesetzten Polizisten potentieller Täter der von Polizeibeamten womöglich an jenem Tag begangenen Straftaten sei, da sich die Identität der wahren Täter mangels Kennzeichnungspflicht nicht feststellen lasse. Diese Verdachtsäußerung dient zur Begründung der im Vordergrund stehenden Aussage, dass es einer sofortigen Kennzeichnungspflicht für Polizeibeamte bedürfe, weil anderenfalls auch zukünftig eine Ahndung von Straftaten, die von Polizeibeamten im Verlauf gewalttätiger Auseinandersetzungen begangen würden, nicht möglich sein werde. Die auf dem Plakat abgebildeten Fotografien sollen die Berechtigung dieser Aussagen beispielhaft belegen bzw. sie plausibel machen. Sie zeigen Polizeibeamte, die zumeist andere Personen festhalten oder sich mit ihnen in anderer Weise auseinandersetzen, wobei einige der abgebildeten Beamten ersichtlich beträchtliche Kraft aufwenden. Uberwiegend sind die Gesichter der Polizisten kaum oder gar nicht zu erkennen, da die Beamten Helme tragen oder der Aufnahmewinkel dies nicht zulässt. Das Beispielhafte der Bilder wird noch durch die lückenhafte Nummerierung verstärkt. So trägt das letzte, hier in Frage stehende Bild, die Nummer 22, obwohl auf dem Plakat insgesamt nur 15 Fotografien abgebildet sind. Aufgrund des unmittelbaren Zusammenhanges, in dem die Bilder nach ihrem Inhalt mit der zentralen Feststellung des Plakats stehen, es sei am 1.5.2002 (wieder) zu schweren Übergriffen gekommen, stehen die abgebildeten Beamten aber auch exemplarisch für sämtliche der im Zusammenhang mit den Krawallen des 1.5.2002 eingesetzten Berliner Polizeibeamten, gegen die das Plakat den Verdacht einer Straftat richtet. Damit wird Teil des Aussagekerns des Plakats aber die Äußerung, auch die abgebildeten Polizeibeamten könnten sich am 1.5.2002 unrechtmäßig verhalten und strafbar gemacht haben. (2) Zu Recht ist das LG — vom Kammergericht unbeanstandet — davon ausgegangen, dass die Kunstfreiheit das Verhalten des Beschwerdeführers nicht zu rechtfertigen vermag und demgemäß nicht zu einer verfassungskonformen Auslegung und Anwendung der §§ 22, 23 KunstUrhG zu Gunsten des Beschwerdeführers zwingt. Das öffentliche Schaustellen des Bildnisses des Polizeibeamten K. in diesem Kontext stellt einen schweren Eingriff in den schutzwürdigen Persönlichkeitsbereich des K. dar. Indem die Veröffentlichung den Polizeibeamten dem Verdacht aussetzt, er könne einer jener Berliner Beamten sein, die im Verlauf gewalttätiger Auseinandersetzungen am 1.5.2002 an „schweren Ubergriffen" beteiligt gewesen seien und hierbei eine Straftat begangen haben könnten, ist sie geeignet, den Ruf des Polizeibeamten K. zu verletzen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es gerade zum Kernbereich der Dienstpflichten eines Polizeibeamten gehört, Straftaten zu verhindern , oder zu verfolgen. Das Ansehen des Beamten kann deshalb in besonderer Weise beeinträchtigt werden, wenn gegen ihn der Verdacht gerichtet wird, er habe selbst eine Straftat begangen. Dabei wiegt hier besonders schwer, dass das Bildnis des Polizeibeamten K. durch das Plakat aus dem ZuLVerfGE 17
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sammenhang gerissen und in einen anderen gestellt wird, so dass sich durch den Wechsel des Kontextes der Sinngehalt der Aussage erheblich ändert. Das Plakat erweckt wahrheitswidrig den Eindruck, die Aufnahme des K. sei im Verlauf der Krawalle des 1.5.2002 entstanden. Trotz ihres hohen Stellenwertes, den die Verfassung von Berlin ihr einräumt, muss die Kunstfreiheit deshalb hier gegenüber dem Persönlichkeitsrecht des K. zurücktreten. Dabei ist in die Abwägung auch einzustellen, dass die Verurteilung des Beschwerdeführers nicht an ein Handeln anknüpft, welches dem Kernbereich der Kunstfreiheit zuzuordnen ist. Denn hier ist nicht die eigentliche künstlerische Betätigung, der sog. Werkbereich des künstlerischen Schaffens betroffen, sondern der sog. Wirkbereich, in dem der Öffentlichkeit Zugang zu dem Kunstwerk verschafft wird (vgl. hierzu BVerfGE 77, 240, 251). Schließlich kann hier auch, wie es das LG in verfassungsrechtlich nicht zu beanstandender Weise getan hat, berücksichtigt werden, ob und inwieweit das öffentliche Zurschaustellen des Bildnisses des K. und der damit einhergehende Eingriff in dessen Persönlichkeitsrecht für die Vermitdung des Kunstwerks und seiner Aussagen erforderlich waren. Angesichts der nicht unerheblichen Anzahl der auf dem Plakat veröffentlichten Fotografien, auf denen die abgebildeten Polizeibeamten selbst in ihrem Bekanntenkreis nicht zu erkennen sein dürften, ist nicht ersichtlich, dass gerade die Erkennbarkeit des Polizeibeamten K. für das Wesen und den Aussagekern des Kunstwerks so maßgebend war, dass auf sie nicht hätte verzichtet werden können. c) Die angegriffenen Gerichtsentscheidungen verletzen auch nicht die von Art. 14 Abs. 1 VvB geschützte Meinungsäußerungsfreiheit des Beschwerdeführers. Dabei kann auch an dieser Stelle offen bleiben, ob das Plakat Kunst ist mit der Folge, dass die künsderischen Aussagen, auch wenn sie Meinungsäußerungen enthalten, ausschließlich durch Art. 21 S. 1 VvB geschützt werden, der gegenüber Art. 14 Abs. 1 VvB lex specialis ist (vgl. zum Bundesrecht: BVerfGE 30, 173, 191 ff, 200). Denn auch wenn der Schutzbereich des Art. 14 Abs. 1 VvB hier grundsätzlich eröffnet wäre, verletzten die strafgerichtlichen Entscheidungen diese Verfassungsnorm nicht. Die Gerichte haben die Aussagen des Plakats zutreffend interpretiert. Richtigerweise sind sie davon ausgegangen, dass die Beschränkung der Meinungsfreiheit des Beschwerdeführers in den §§ 33, 22 und 23 KunstUrhG eine hinreichende gesetzliche Grundlage findet. Die Gerichte mussten der Meinungsfreiheit des Beschwerdeführers auch nicht den Vorrang vor dem allgemeinen Persönlichkeitsrecht des Polizeibeamten K. einräumen. Die mit der Verurteilung einhergehende Einschränkung der Meinungsfreiheit des Beschwerdeführers ist nicht unverhältnismäßig. Insoweit kann auf die oben gemachten Ausführungen zum Verhältnis zwischen der Kunstfreiheit des Beschwerdeführers und dem allgemeinem Persönlichkeitsrecht des Beamten K. verwiesen werden, die hier entsprechend gelten. Hervorzuheben ist allerdings auch in diesem Zusammenhang, dass LVerfGE 17
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das Bildnis des Beamten diesen tatsächlich nicht wählend eines Polizeieinsatzes am 1.5.2002 zeigt. Es kann daher keinen Beitrag zur Meinungsbildung darüber leisten, ob im Hinblick auf das Verhalten von Polizeibeamten an diesem Tag eine sofortige Kennzeichnungspflicht für Polizeibeamte eingeführt werden sollte. Die Kostenentscheidung beruht auf den §§ 33, 34 VerfGHG. Dieser Beschluss ist unanfechtbar.
Nr. 6 1. Die Zuständigkeit des Verfassungsgerichtshofs des Landes Berlin bei Verfassungsbeschwerden gegen Entscheidungen des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg richtet sich danach, ob öffentliche Gewalt des Landes Berlin ausgeübt worden ist. Bei den aufgrund des Staatsvertrages über die Errichtung gemeinsamer Fachobergerichte der Länder Berlin und Brandenburg geschaffenen gemeinsamen Obergerichten handelt es sich um Gemeinschaftseinrichtungen beider Länder. Die Frage, für welchen Hoheitsträger diese Gerichte Rechtsprechungsgewalt ausüben, ist unter Berücksichtigung der zugrunde liegenden (bundes-)gesetzlichen Ermächtigungsnormen durch Auslegung des Staatsvertrages entsprechend dem Willen der Vertragspartner zu beantworten. Danach übt das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg Rechtsprechungsgewalt jeweils nur für eines der Länder, in Berliner Fällen für Berlin, in Brandenburger Fällen für Brandenburg aus. Berliner Fälle sind solche beim Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg anhängige Rechtsstreitigkeiten, für die ohne die Existenz des gemeinsamen Obergerichts nach den hierfür maßgeblichen bundes- und landesrechtlichen Verfahrensvorschriften das Berliner Oberverwaltungsgericht zuständig gewesen wäre. 2. Es verstößt gegen das Grundrecht auf effektiven Rechtsschutz, wenn das Oberverwaltungsgericht bei einem Antrag auf Zulassung der Berufung die Zulässigkeit der mit dem Rechtsmittel vorgebrachten Verfahrensrüge, das Verwaltungsgericht habe Beweisanträge in prozessrechtswidriger und das rechtliche Gehör des Beschwerdeführers verletzender Weise abgelehnt, davon abhängig macht, dass eine entsprechende Rüge bereits beim Verwaltungsgericht erhoben worden war. Die Annahme einer solchen generellen Rügeobliegenheit - außerhalb im Einzelfall gegebener Korrekturmöglichkeiten gerichtlicher Pannen, Irrtümer oder Missverständnisse bei Ablehnung eines Beweisantrages — stellt eine unzumutbare, aus Sachgründen nicht mehr zu rechtfertigende Erschwernis für die Beschreitung des eröffneten Rechtsweges dar. LVerfGE 17
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Grundgesetz Art. 16a; 30; 74 Abs. 1; 92; 103 Abs. 1 Verfassung von Berlin Art. 15 Abs. 1, 4 Gesetz über den Verfassungsgerichtshof §§ 49 Abs. 1; 84 Abs. 2 Nr. 5 Verwaltungsgerichtsordnung §§ 2; 3 Abs. 2; 9 Abs. 3; 86 Abs. 1, 2; 138 Nr. 3; 146 Abs. 2; 152a Abs. 1; 173 Zivilprozessordnung § 295 Abs. 1, 2 Asylverfahrensgesetz § 78 Abs. 3 Nr. 3 Gesetz zur Ausführung der Verwaltungsgerichtsordnung Berlin § 1 Abs. 1 und Abs. 3 Staatsvertrag über die Errichtung gemeinsamer Fachobergerichte der Länder Berlin und Brandenburg Art. 1 Abs. 2; 13
Beschluss vom 19. Dezember 2006 - VerfGH 45/06 in dem Verfahren über die Verfassungsbeschwerde des Herrn A. gegen die Beschlüsse des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg vom 1. November 2005 - OVG 3 Ν 160.05 - und 4. Januar 2006 - OVG 3 RN 2.05 Beteiligter gemäß § 53 Abs. 1 VerfGHG: Der Präsident des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg Entscheidungs formel: Der Beschluss des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg vom 1. November 2005 — OVG 3 Ν 160.05 - verletzt das Grundrecht des Beschwerdeführers aus Art. 15 Abs. 4 der Verfassung von Berlin. Er wird aufgehoben. Damit wird der Beschluss vom 4. Januar 2006 gegenstandslos. Die Sache wird an das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg zurückverwiesen. Das Verfahren ist gerichtskostenfrei. Das Land Berlin hat dem Beschwerdeführer die notwendigen Auslagen zu erstatten.
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Gründe: I. Der Beschwerdeführer wendet sich mit der Verfassungsbeschwerde im Wesentlichen gegen einen Beschluss des OVG Berlin-Brandenburg, durch den sein Antrag auf Zulassung der Berufung in einem Asylstreitverfahren zurückgewiesen wurde. Der 1950 im Libanon geborene Beschwerdeführer ist Palästinenser mit ungeklärter Staatsangehörigkeit. Seinen 1990 gestellten Asylantrag, den er hauptsächlich damit begründete, als Mitglied der Fatah im Libanon und in Syrien an Kämpfen teilgenommen und näher geschilderte Verfolgungsmaßnahmen erlitten zu haben, lehnte das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge mit Bescheid vom 9.9.1994 als unbegründet ab. Zur Begründung seiner hiergegen im Oktober 1994 beim VG Berlin erhobenen Klage - VG 34 X 1270.94 - gab der Beschwerdeführer u.a. an, als Mitglied der Fatah im Libanon an dem Angriff auf den syrischen Stützpunkt Al-Rmaileh beteiligt gewesen zu sein. Im Verhandlungstermin vom 7.7.2003 beantragte der Beschwerdeführer, den Botschafter der Bundesrepublik Deutschland im Libanon als Zeugen dafür zu hören, dass seitens der Botschaft im Libanon mehrere — von ihm zuvor schriftsätzlich näher geschilderte — Ermitdungen durchgeführt worden seien. Er gehe davon aus, dass sich dabei positive Umstände zu seiner Stellung in der Fatah sowie seiner Beteiligung an dem Uberfall auf den Posten Al-Rmaileh ergeben hätten. Das VG lehnte diesen Antrag sowie weitere Anträge in der Sitzung ab; ausweislich des Protokolls begründete der Vorsitzende die Entscheidung mündlich. Der Beschwerdeführer stellte daraufhin einen Befangenheitsantrag gegen die Kammer und begründete diesen mit der Weise, in der die Beweisanträge von der Kammer abgelehnt worden seien. Unter anderem hätten die Richter es unterlassen, auf eine Aufklärung der substantiiert dargelegten Nachforschungen der Botschaft in verschiedenen Palästinenserlagern hinzuwirken. Den Ablehnungsantrag wies das VG durch Beschluss vom 20.8.2003 als unbegründet zurück. Im Verhandlungstermin vom 9.12.2003 hörte das VG zur Frage, ob der Beschwerdeführer an dem Gefecht in Al-Rmaileh beteiligt war, mehrere Zeugen. Den vom Beschwerdeführer zuvor bereits schriftsätzlich angekündigten Antrag, zum Beweis dafür, dass er an diesem Gefecht beteiligt gewesen sei und sich an diesem Ort zum Zeitpunkt des Gefechts lediglich ein syrischer Stützpunkt befunden habe, bei dem nicht zwischen dem Checkpoint Al-Awwali und dem Stützpunkt Al-Rmaileh zu differenzieren sei, eine Auskunft des Auswärtigen Amts sowie ein Sachverständigengutachten von amnesty international einzuholen, lehnte das VG ebenso ab wie den Antrag, zum Beweis der Teilnahme des BeschwerdeLVerfGE 17
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fuhrers an dem oben genannten Gefecht eine Auskunft der Palästinensischen Generaldelegation in Berlin einzuholen. Ausweislich des Protokolls begründete der Vorsitzende die Entscheidung mündlich. In der abschließenden Sitzung des VG vom 23.11.2004 äußerte der Beschwerdeführer, dass durch die Zeugenaussagen seine Beteiligung an dem Uberfall auf Al-Rmaileh belegt sei, ferner, dass es nicht zwei syrische Stützpunkte gegeben habe. Am Schluss der Sitzung verkündete das VG das Urteil, mit dem es die Klage abwies. Im Tatbestand der Entscheidung legte das Gericht dar, dass es die in der Sitzung vom 7.7.2003 gestellten Anträge, das Auswärtige Amt zum Nachbessern seiner Auskünfte vom 30.4. und 17.6.2003 aufzufordern sowie den Botschafter Deutschlands im Libanon als Zeugen dafür zu laden, dass die Botschaft Ende 2001 mit einem bestimmten Ermittlungsergebnis in der vorliegenden Sache ermittelt habe, unter Hinweis auf bereits ausreichend vorhandene Sachkunde, auf einen nicht bestehenden Anspruch des Beschwerdeführers auf unbegrenzte Nachbesserung eingeholter Auskünfte und mit der Begründung abgelehnt habe, dass der Beschwerdeführer mit der beantragten Zeugenvernehmung einen unzulässigen Ausforschungsbeweis beantragt habe. Den Antrag, eine zusätzliche Auskunft und ein zusätzliches Gutachten hinsichtlich der Belegenheit des Stützpunktes Al-Rmaileh einzuholen, habe die Kammer mit der Begründung bereits ausreichend vorhandener Sachkunde abgelehnt. Bei der Ablehnung des Antrags auf Einholung einer Auskunft der Palästinensischen Generaldelegation in Deutschland habe die Kammer offen gelassen, ob dieser Antrag auf einen Sachverständigen- oder einen Urkundenbeweis gerichtet gewesen sei. Die begehrte Beweiserhebung, zum Nachweis der Teilnahme des Beschwerdeführers an dem Gefecht in Al-Rmaileh eine dies bestätigende Auskunft der Palästinensischen Generaldelegation einzuholen, stelle vor dem Hintergrund, dass nicht bekannt sei, ob und gegebenenfalls mit welchem Inhalt bei der Generaldelegation verwertbare Unterlagen zu dem Gefecht vorlägen, entweder als Urkundenbeweis einen unzulässigen Ausforschungsbeweis dar oder komme als Sachverständigengutachten wegen der fehlenden Unabhängigkeit der Palästinensischen Generaldelegation nicht in Betracht. In den Entscheidungsgründen des Urteils verneinte das VG einen Anspruch des Beschwerdeführers nach Art. 16a GG. Es lasse sich nicht feststellen, dass dem Beschwerdeführer bei einer Rückkehr in den Libanon politische Verfolgung drohe. Die Gefahr, in Anknüpfung an frühere Bürgerkriegsereignisse Verfolgung zu erleiden, solle für ehemalige Kämpfer der Bürgerkriegsparteien dann noch bestehen, wenn ihnen militärische Aktivitäten angelastet würden, die weit über den Rahmen normaler Kampfhandlungen hinausgegangen seien. Hierzu werde auch der Uberfall auf einen Stützpunkt der Syrer in Al-Rmaileh gerechnet. Der Beschwerdeführer habe die Kammer jedoch nicht davon überzeugen können, dass er an dem Uberfall tatsächlich beteiligt gewesen sei. Insbesondere habe dies die BeLVerfGE 17
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weisaufnahme durch die Vernehmung mehrerer Zeugen nicht ergeben. Der Beschwerdeführer habe daher allenfalls an einem dem normalen Bürgerkriegsgeschehen zuzuordnenden Angriff auf den Checkpoint Al-Awwali teilgenommen, der mit dem tabuverletzenden Angriff auf den Stützpunkt der Syrer in Al-Rmaileh nicht identisch gewesen sei. Insoweit müsse der Beschwerdeführer in Ansehung der Amnestie vom August 1991 nicht damit rechnen, wegen seiner Mitwirkung an allgemeinen Kampfhandlungen heute noch durch den libanesischen Staat, die Syrer oder andere frühere Bürgerkriegsparteien zur Rechenschaft gezogen zu werden. Seinen Antrag, die Berufung gegen dieses Urteil zuzulassen, begründete der Beschwerdeführer damit, das VG habe dadurch, dass es mehrere Beweisanträge in prozessrechtswidriger Weise abgelehnt habe, das rechtliche Gehör des Beschwerdeführers verletzt. So hätte der in der Sitzung vom 7.7.2003 gestellte Antrag, den deutschen Botschafter im Libanon als Zeugen zu den von Botschaftsangehörigen über den Beschwerdeführer durchgeführten Ermittlungen zu vernehmen, nicht unter Hinweis auf eigene Sachkunde des Gerichts, einen nicht bestehenden Anspruch auf unbegrenzte Nachbesserung eingeholter Auskünfte oder als unzulässiger Ausforschungsbeweis abgelehnt werden dürfen. Insbesondere habe es sich nicht um einen Ausforschungsbeweis gehandelt, da ausführlich und detailreich dargelegt worden sei, welche Erkenntnisse auf welchem Wege der Beschwerdeführer über die Ermittlungen der Botschaftsangehörigen in verschiedenen Lagern erhalten habe. Der Beweisantrag sei deshalb nicht ins Blaue hinein gestellt, sondern es seien ein konkreter Sachverhalt geschildert und die Erkenntnisquelle offen gelegt worden. Die Vernehmung des Botschafters als Zeuge hätte ergeben, dass die Botschaft tatsächlich Erkundigungen über den Beschwerdeführer eingeholt habe und dass diese die Beteiligung des Beschwerdeführers an dem Gefecht in Al-Rmaileh bestätigt hätten. Als Verletzung des rechtlichen Gehörs des Beschwerdeführers sei auch die Ablehnung des Beweisantrags in der Sitzung vom 9.12.2003 zu bewerten, eine Auskunft des Auswärtigen Amts sowie ein Sachverständigengutachten von amnesty international dazu einzuholen, dass zum Zeitpunkt des Gefechts nicht zwischen einem syrischen Stützpunkt Al-Rmaileh und dem Checkpoint Al-Awwali habe differenziert werden können. Das VG habe diesen Antrag zu Unrecht wegen ausreichender Sachkunde abgelehnt. Die eigene Sachkunde beziehe das VG offenbar aus Gutachten des Deutschen Orientinstituts sowie möglicherweise auch aus der Vernehmung des Zeugen M. Hinsichtlich der Ausführungen des Deutschen Orientinstituts habe der Beschwerdeführer erstinstanzlich mehrfach darauf hingewiesen, dass dieses seine Erkenntnisse nach eigener Aussage lediglich aus Presseberichten beziehe. Der Zeuge M. wiederum sei bei dem Gefecht nicht persönlich anwesend gewesen. Hinzu kämen Widersprüche in den Angaben beider Quellen. So habe das Deutsche Orientinstitut behauptet, es sei bei dem Angriff LVerfGE 17
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um die Befreiung von Gefangenen gegangen und es habe einen kombinierten Angriff auf den Checkpoint El-Awwali und den Stützpunkt Al-Rmaileh gegeben. Dem habe der Zeuge M. widersprochen, wobei das Gericht dessen Einschätzung ausweislich des Urteils gefolgt sei. Angesichts der unsicheren und widersprüchlichen Erkenntnisquellen habe das VG daher nicht über ausreichend eigene Sachkunde verfügt, um den Beweisantrag des Beschwerdeführers ablehnen zu dürfen. Auch mit der Ablehnung des Beweisantrags in der Sitzung vom 9.12.2003, eine Auskunft der Palästinensischen Generaldelegation in Berlin zur Beteiligung des Beschwerdeführers an dem Gefecht in Al-Rmaileh einzuholen, habe das VG das rechtliche Gehör des Beschwerdeführers verletzt. Es habe sich ebenfalls nicht um einen unzulässigen Ausforschungsbeweis gehandelt. Auch das VG sei im Laufe des Verfahrens mehrfach davon ausgegangen, dass die Palästinensische Generaldelegation Aussagen zu einer etwaigen Beteiligung des Beschwerdeführers an dem Gefecht in Rmaileh machen könne, was auch nahe liegend sei. Dem stehe auch die angeblich fehlende Unabhängigkeit der Generaldelegation nicht entgegen; insofern liege eine vorweggenommene Beweiswürdigung vor. Mit Beschluss vom 1.11.2005 wies das OVG Berlin-Brandenburg den Antrag des Beschwerdeführers auf Zulassung der Berufung zurück. Zur Begründung führte das Gericht aus, der Beschwerdeführer habe den behaupteten Verfahrensmangel einer Verletzung des rechtlichen Gehörs nicht in einer den Anforderungen des § 78 Abs. 4 S. 4 AsylVfG gerecht werdenden Weise dargelegt. Nach der höchstrichterlichen Rechtsprechung könne ein Verfahrensbeteiligter einen Verstoß gegen den Grundsatz des rechtlichen Gehörs mit Erfolg nur rügen, wenn er zuvor alle ihm zu Gebote stehenden Möglichkeiten ausgeschöpft habe, um sich Gehör zu verschaffen. Dieses prozessuale Verhalten sei im Rahmen einer Gehörsrüge substantiiert darzulegen. Dahingehende Ausführungen weise der Zulassungsantrag jedoch nicht auf. Ungeachtet dessen komme die Zulassung der Berufung jedoch auch deswegen nicht in Betracht, weil der Beschwerdeführer sein Recht, die - vermeintlich gehörswidrige Ablehnung der Beweisanträge zu rügen, tatsächlich verloren habe. Nach § 295 Abs. 1 ZPO, der über § 173 VwGO auch im verwaltungsgerichtlichen Verfahren Anwendung finde, hätte der behauptete Mangel spätestens jeweils in der nächsten mündlichen Verhandlung gerügt werden müssen, wobei hierunter auch der Teil der mündlichen Verhandlung zu verstehen sei, der sich unmittelbar an den Verfahrensabschnitt anschließe, in dem der Verfahrensverstoß geschehen sei. Ausweislich der jeweiligen Sitzungsniederschrift habe der Beschwerdeführer aber weder in der mündlichen Verhandlung vom 7.7. noch in derjenigen vom 9.12.2003 auf die aus seiner Sicht gehörswidrige Ablehnung der Beweisanträge hingewiesen oder neue, den Bedenken des VG Rechnung tragende Beweisanträge gestellt. Dies habe er — im Hinblick auf den behaupteten Verfahrensverstoß vom 9.12.2003 - auch in der letzten mündlichen Verhandlung am 23.11.2004 unterlassen. LVerfGE 17
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Der Annahme des Rügeverlusts stehe auch nicht entgegen, dass der Beschwerdeführer im Hinblick auf den in der mündlichen Verhandlung am 7.7.2003 gestellten Beweisantrag noch in der mündlichen Verhandlung einen Befangenheitsantrag gegen die Kammer wegen der Weise gestellt habe, in der sie diese und andere Beweisanträge abgelehnt habe. Die zur Besorgnis der Befangenheit gemachten Ausführungen richteten sich nicht in einer das Rügerecht wahrenden Weise gegen die behauptete Gehörswidrigkeit der Ablehnung der Beweiserhebung. Die vom Beschwerdeführer gegen diesen Beschluss erhobene Anhörungsrüge, die er im Wesentlichen damit begründete, das OVG überspanne die Anforderungen daran, was einem Prozessbevollmächtigten zur Wahrung des Grundrechts auf rechtliches Gehör abverlangt werden dürfe, wies das OVG durch Beschluss vom 4.1.2006 zurück. Es entspreche ständiger höchstrichterlicher Rechtsprechung, dass die unterbliebene Ausschöpfung der prozessualen Möglichkeiten zur Gehörsverschaffüng den Verlust des diesbezüglichen Rügerechts nach sich ziehe; dieser Grundsatz werde in der obergerichtlichen Rechtsprechung auch im Falle der Ablehnung von Beweisanträgen angewendet. Auch die Regelung des § 86 Abs. 2 VwGO spreche für eine entsprechende Rügepflicht, denn Sinn dieser Bestimmung sei es, dem Verfahrensbevollmächtigten die zur Ablehnung seines Beweisantrages führenden Erwägungen des Gerichts zur Kenntnis zu bringen, um ihm so zu ermöglichen, sich darauf einzurichten, etwa einen erneuten oder veränderten Beweisantrag zu stellen oder sich im abschließenden Vortrag mit der im Beschluss zu Tage getretenen Auffassung des Gerichts auseinander zu setzen. Damit sei dem Beteiligten die Möglichkeit eröffnet, das Gericht auf die — aus seiner Sicht — fehlerhafte und gehörsverletzende Begründung für die Ablehnung eines Beweisantrages hinzuweisen. Eine Uberspannung der Anforderungen an die Wahrung des rechtlichen Gehörs liege darin ersichtlich nicht; insbesondere folge hieraus nicht die Obliegenheit des Beteiligten zu einem bloßen Wiederholen des zuvor abgelehnten Beweisantrages. Mit seiner Verfassungsbeschwerde rügt der Beschwerdeführer eine Verletzung seines Grundrechts aus Art. 15 Abs. 1 der Verfassung von Berlin (VvB) durch das OVG Berlin-Brandenburg. Die Verfassungsbeschwerde sei zulässig, weil das OVG in den angefochtenen Entscheidungen als öffentliche Gewalt des Landes Berlin iSd § 49 Abs. 1 VerfGHG gehandelt habe. Das Gericht habe gegen Art. 15 Abs. 1 VvB verstoßen, weil es die Anforderungen daran, was einem Prozessbeteiligten zur Wahrung seines Anspruchs auf rechtliches Gehör im Beweisantragsrecht abverlangt werden könne, überspannt habe. In den vom OVG zur Begründung seiner Entscheidung angeführten Rechtsprechungsbelegen sei es um andere Fallkonstellationen gegangen, etwa die, dass es an einer formalen Begründung für die Ablehnung eines Beweisantrages gem. § 86 Abs. 2 VwGO gefehlt habe. Vorhegend habe es jedoch keine Hinweise LVerfGE 17
Grundrecht auf Rechtsschutz und Zuständigkeit gemeinsamer Fachobergerichte 69 darauf gegeben, dass das VG bei den beanstandeten Beschlüssen über die Ablehnung der Beweisanträge versehentlich von falschen Voraussetzungen ausgegangen sei und aufgrund eines Hinweises auf die fehlerhafte und gehörsverletzende Begründung seine Entscheidung revidiert hätte. Vielmehr habe das VG die Beweisanträge zwar rechtlich fehlerhaft unter Missachtung der Rechte des Beschwerdeführers auf rechtliches Gehör abgelehnt, dies jedoch bei voller Kenntnis aller Umstände. Es habe lediglich unterschiedliche Rechtsauffassungen zur Frage gegeben, welche Anforderungen an einen zulässigen Beweisantrag — insbesondere in Abgrenzung zu einem Ausforschungsbeweisantrag — zu stellen seien; dagegen habe es an Anhaltspunkten dafür gefehlt, wie das VG zur Änderung seiner Entscheidung hätte bewegt werden können. In einer solchen Situation laufe die Forderung des OVG darauf hinaus, bereits ausgetauschte Rechtspositionen nochmals zu wiederholen. Dies sei jedoch sinnlos und finde auch im Prozessrecht keine Stütze. Es müsse zulässig sein, die Rechtsposition des VG im Verfahren auf Zulassung der Berufung zu überprüfen, ohne zuvor das VG für seine Begründung formal zu rügen oder den Beweisantrag zu wiederholen. Eine derartige Förmelei führe zu unnötigen Belastungen und Verzögerungen des erstinstanzlichen Verfahrens. Das beteiligte Gericht hat gem. § 53 Abs. 1 VerfGHG Gelegenheit zur Stellungnahme erhalten. II. 1. Die Verfassungsbeschwerde ist zulässig. a) Der Verfassungsgerichtshof ist zur Entscheidung über die Verfassungsbeschwerde berufen. Bei den angegriffenen Beschlüssen handelt es sich um Entscheidungen des OVG Berlin-Brandenburg, also eines gemeinsamen Obergerichts der beiden Länder, bei denen das Ausgangsgericht ein Berliner Gericht war. Die gemeinsamen Obergerichte (neben dem OVG Berlin-Brandenburg mit Sitz in Berlin noch das gemeinsame LSG Berlin-Brandenburg mit Sitz in Potsdam sowie — ab 1.7.2007 — das gemeinsame FG Berlin-Brandenburg mit Sitz in Cottbus und das gemeinsame LAG Berlin-Brandenburg mit Sitz in Berlin) sind aufgrund des am 1.1.2005 in Kraft getretenen Staatsvertrages über die Errichtung gemeinsamer Fachobergerichte der Länder Berlin und Brandenburg vom 26.4.2004 (GVB1. Berlin 2004, 381; GVB1. Brandenburg Teil I 2004, 283 - im Folgenden: FachogStV) errichtet worden. Weder im Staatsvertrag noch in den begleitenden Gesetzen findet sich eine Regelung zur Zuständigkeit der jeweiligen Landesverfassungsgerichte bei Verfassungsbeschwerden gegen Entscheidungen eines gemeinsamen Obergerichts. Maßgebliche Vorschrift für die Zuständigkeit des Verfassungsgerichtshofes bleibt daher auch in diesen Fällen Art. 84 Abs. 2 Nr. 5 VvB iVm § 49 Abs. 1 VerfGHG, wonach die Zulässigkeit einer Verfassungsbeschwerde voraussetzt, dass der Beschwerdeführer eine Verletzung von in der VvB verbürgten Rechten durch die LVerfGE 17
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öffentliche Gewalt des Landes Berlin rügt. Dies tut der Beschwerdeführer. Damit wird klärungsbedürftig, ob und unter welchen Voraussetzungen es sich bei Entscheidungen durch ein gemeinsames Obergericht der beiden Bundesländer um öffentliche Gewalt des Landes Berlin iSd § 49 Abs. 1 VerfGHG handelt. Welchem Hoheitsträger die Ausübung öffentlicher, d.h. hoheitlicher Gewalt zuzuordnen ist, richtet sich im Bundesstaat grundsätzlich nach dem handelnden Organ. Landesgerichte üben daher — mit Ausnahmen etwa im Falle der Organleihe — Landesstaatsgewalt, Bundesgerichte grundsätzlich Bundesstaatsgewalt aus und dies unabhängig von dem jeweils zu entscheidenden Rechtsfall und dessen Wurzelung im Landes- oder Bundesrecht (vgl. BVerfGE 96, 345, 366; SchmidtBleibtreu/Klein GG, 10. Aufl. 2004, Rn. 31 zu Art. 92 GG). Schwierigkeiten bei der Zuordnung des handelnden Organs zu einem bestimmten Hoheitsträger können entstehen, wenn es sich um das Tätigwerden länderübergreifender gemeinsamer Institutionen, Behörden oder — wie hier — Gerichte handelt. Grundsätzlich gibt es verschiedene Möglichkeiten, in welcher Weise eine solche Gemeinschaftseinrichtung strukturiert ist und Hoheitsbefugnisse im Verhältnis zu Dritten und damit öffentliche Gewalt wahrnimmt (vgl. die Zusammenstellung bei Piet^cker in: Starck (Hrsg.), Zusammenarbeit der Gliedstaaten im Bundesstaat, S. 17, 52 ff; Hempel Der demokratische Bundesstaat, 1969, S. 31 ff). Dies kann etwa dadurch geschehen, dass ein Land (in der Regel das „Sitzland" der Einrichtung) die Aufgaben für alle Länder wahrnimmt und im Außenverhältnis allein verantwortlich ist (sog. institutionelle Beteiligungsverwaltung, vgl. Piet^cker aaO, S. 52; Dieckmann Staatsrecht I — Staatsorganisationsrecht, 1993, S. 526; Beispiele hierfür sind die Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer, die Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen in Dortmund, die Filmbewertungsstelle Wiesbaden — vgl. BVerwGE 23, 194 ff); andere Möglichkeiten sind die Mehrländereinrichtung (ein Nebeneinander von mehreren Landeseinrichtungen, das nur dadurch eine gewisse faktische Einheit erlangt, dass es sich auf ein und denselben Bestand von sächlichen und persönlichen Mitteln bezieht; anwendbares Recht und Aufsicht bestimmen sich danach, für welches Land die Behörde handelt, und ihre Akte sind dem jeweiligen Land zuzurechnen, vgl. Piet^cker aaO, S. 17, 53) oder die echte Gemeinschaftseinrichtung, deren nach außen wirkende Hoheitsakte nicht die eines bestimmten Landes sind, sondern unmittelbar der — idR rechtsfähigen — Einrichtung zugerechnet werden (Beispiele: die gemeinsamen Rundfunkanstalten aller oder mehrerer Länder, vgl. Piet^cker aaO, S. 17, 54). Für die Frage, welches Landesrecht, insbesondere welches Landesverfassungsrecht für das Handeln einer solchen echten Gemeinschaftseinrichtung maßgeblich oder ergänzend heranzuziehen ist, sind in erster Linie die ihrer Errichtung zugrunde liegenden Rechtsakte von Bedeutung. Fehlt eine Regelung, wird häufig wiederum auf das Sitzprinzip zurückgegriffen (Maßgeblichkeit des Rechts und der Verfassung des Sitzlands der Einrichtung; vgl. etwa BVerwGE 22, 299, 311: ZDFEntscheidung; kritisch dazu Grawert Verwaltungsabkommen zwischen Bund und LVerfGE 17
Grundrecht auf Rechtsschutz und Zuständigkeit gemeinsamer Fachobergerichte 71 Ländern in der Bundesrepublik Deutschland, 1967, S. 258 Fn. 71; Kisker Kooperation im Bundesstaat, 1981, S. 236, 268). Andere Autoren gehen davon aus, dass nach Errichtung echter Gemeinschaftseinrichtungen jedes daran beteiligte Land nur noch eingeschränkt, nämlich nur im Verbund mit den übrigen Trägern der Gemeinschaftseinrichtung die Verfügungsgewalt ausüben und entsprechende Hoheitsakte setzen kann. In diesem Zusammenhang wird teilweise von einer Gesamthandsgemeinschaft der beteiligten Länder gesprochen. Die „auf dritter Ebene" geschaffenen Rechtsgebilde und hoheitlich handelnden Gemeinschaftseinrichtungen könnten nicht dem Recht eines einzelnen Landes zugeordnet werden (vgl. Kisker aaO, S. 234, 272 f; ähnlich Bachof/Kisker Rechtsgutachten zur Verfassungsmäßigkeit des Staatsvertrages über die Errichtung der Anstalt „Zweites Deutsches Fernsehen", 1965, S. 24 f). Für den verfassungsrechtlichen Status der gemeinsamen Fachobergerichte Berlins und Brandenburgs bei Wahrnehmung ihrer Jurisdiktionsgewalt kommen demnach mehiere Möglichkeiten in Betracht: Zu denken wäre daran, dass nur ein Land, nämlich das jeweilige Sitzland des gemeinsamen Gerichts, die Organträgerschaft innehält und öffentliche Gewalt ausübt, oder aber, dass eine getrennte Organträgerschaft je nach Herkunft des zugrunde liegenden Rechtsfalls stattfindet; schließlich könnte auch grundsätzlich von einer gemeinsamen Organträgerschaft im Sinne der oben genannten Gesamthandsgemeinschaft auszugehen sein. Zur Beantwortung dieser Frage sind zunächst die bundesrechtlichen Grundlagen für die Errichtung länderübergreifender Gerichte heranzuziehen: Gem. Art. 92 HS 2 iVm Art. 30 GG steht die Befugnis zur Errichtung der Gerichte grundsätzlich den Ländern zu. Der Bund kann jedoch aufgrund seiner aus Art. 74 Abs. 1 Nr. 1 GG folgenden Gesetzgebungskompetenz nicht nur weitgehend das von den Landesgerichten anzuwendende formelle und materielle Recht vorgeben, sondern wegen seiner Zuständigkeit für den Bereich der Gerichtsverfassung auch die Errichtung von Landesgerichten anordnen. Demgemäß sind die Länder bundesgesetzlich durch § 2 VwGO, § 2 FGO, § 28 SGG sowie § 33 ArbGG verpflichtet, jeweils ein OVG, ein Finanzgericht, ein Landessozialgericht sowie ein Landesarbeitsgericht zu errichten. Gleichzeitig werden die Länder durch § 3 Abs. 2 VwGO, § 3 Abs. 2 FGO, § 28 Abs. 2 SGG, § 33 S. 2 iVm § 14 Abs. 3 ArbGG ermächtigt, solche Landesgerichte zusammenzulegen. Nach Sinn und Zweck dieser bundesrechtlichen Ermächtigungsnormen üben die zusammengelegten Gerichte Rechtsprechungsgewalt nicht nur für alle beteiligten Länder, sondern auch als Teil von deren Landesgerichtsbarkeit aus (vgl. BVerfG, Beschl. v. 14.7.2006 2 BvR 1058/05 -, unter www.bundesverfassungsgericht.de, Rn. 23: „Entscheidend ist, dass es sich bei dem vorgesehenen Finanzgericht Berlin-Brandenburg (Anm.: in Cottbus) um ein Gericht handelt, welches (auch) zur Berliner Landesgerichtsbarkeit gehört."; vgl. auch Stelkens I Clausing in: Schoch/Schmidt-Aßmann/Pietzner (Hrsg.), VwGO, Kommentar, Bd. I, Stand April 2006, Rn. 18 zu § 3: „gemeinsame Justizhoheit"). LVerfGE 17
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Damit scheidet die Möglichkeit einer Organträgerschaft nach dem Sitzprinzip aus, was im Rahmen des FachogStV zur Folge gehabt hätte, dass die in Berlin angesiedelten gemeinsamen Fachobergerichte lediglich Hoheitsbefugnisse für Berlin, die in Brandenburg angesiedelten Obergerichte dagegen nur öffentliche Gewalt für Brandenburg ausüben würden. Die Ausübung von Rechtsprechungsgewalt jeweils nach dem Sitzprinzip widerspräche aber auch dem erklärten Willen der Vertragspartner des FachogStV, wonach „nicht einfach bestehende Fachobergerichte in Berlin und Brandenburg Zuständigkeiten auch für das andere Land mit übernehmen..." (vgl. Vorlage — zur Beschlussfassung —, AbgH.-Drs. 15/2828 v. 24.4.2004, S. 9). Nicht erheblich ist in diesem Zusammenhang, dass die Vertragspartner bei der näheren Ausgestaltung des Binnenrechts der gemeinsamen Obergerichte zum Teil auf das Sitzprinzip zurückgegriffen haben (vgl. etwa Alt. 4, Art. 7, Art. 8, Art. 11, Art. 12 FachogStV). Nicht gefolgt werden kann ferner der Ansicht, die gemeinsamen Fachobergerichte für Berlin und Brandenburg bildeten Gemeinschaftseinrichtungen „zur gesamten Hand", und Hoheitsbefügnisse könnten nur gemeinsam durch beide Länder wahrgenommen werden. Dies hätte die Konsequenz, dass die gemeinsamen Fachobergerichte weder Teil der öffentlichen Gewalt Berlins noch Brandenburgs wären, sondern ein „tertium" darstellten (so aber Finkelnburg Anmerkungen zu dem gemeinsamen OVG für die Länder Berlin und Brandenburg, in: FS Driehaus, 2005, S. 454, 460 ff; ähnlich - bezüglich des früheren OVG Lüneburg als gemeinsamem OVG der Länder Niedersachsen und Schleswig-Holstein — Kisker Kooperation im Bundesstaat, 1971, S. 272 f). Die gemeinsamen Obergerichte wären nach dieser Auffassung bei ihrer Rechtsprechungstätigkeit — auch mangels entsprechender Transformationsnorm im Staatsvertrag — an keine der beiden Landesverfassungen gebunden; Handlungsmaßstab (insbesondere im Hinblick auf die Verfahrensgrundrechte) für die gemeinsamen Obergerichte bliebe nur das Grundgesetz. Zur Begründung dieser Ansicht wird u.a. auf den Wortlaut und den Zweck des FachogStV verwiesen: Die Errichtung gemeinsamer Obergerichte habe nach dem Willen der Vertragspartner die erstrebte Fusion beider Bundesländer ein Stück weit vorwegnehmen sollen (vgl. Vorlage — zur Beschlussfassung —, AbgH.-Drs. 15/2828 v. 24.4.2004, S. 10), der Begriff „gemeinsam" durchziehe den Staatsvertrag (Finkelnburg aaO, S. 454, 458), die planmäßigen Richter würden durch einen gemeinsamen Richterwahlausschuss gewählt und stünden im Dienste beider Länder (Art. 1 Abs. 2 FachogStV). Nach § 1 Abs. 3 AGVwGO Berlin werde etwa auch das Verfahren zur Bestimmung der Zahl der Senate beim gemeinsamen OVG staatsvertraglich geregelt. Zudem führten die gemeinsamen Fachobergerichte nach Art. 1 Abs. 2 FachogStV ein Siegel mit dem Berliner und dem Brandenburger Landeswappen (Finkelnburg aaO). Gegen die Annahme einer derartigen gesamthänderischen Trägerschaft beider Länder für die gemeinsamen Fachobergerichte und die Konstruktion eines von beiden Landesverfassungen abgekoppelten „tertiums" sprechen zum Einen LVerfGE 17
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bereits verfassungsrechtliche Bedenken, die auch sonst gegen eine „dritte Ebene" neben Bund und (Einzel-)Land vorgebracht werden, etwa ein möglicher Verstoß gegen das Demokratieprinzip (vgl. Hempe/Oet demokratische Bundesstaat, 1969, S. 51, 273; Kölble NJW 1962, 1081, 1084; Bleckmann aaO, S. 515). Art. 30 GG weist die Erfüllung der staatlichen Aufgaben dem Bund und den Ländern zu und meint hierbei die einzelnen Länder. Das Grundgesetz begründet die verfassungsunmittelbare Verantwortung für die Erfüllung der in ihrem Gebiet entstehenden staatlichen Aufgaben, wovon sich Bund und Land nicht freizeichnen können. Zwar sind verschiedene Formen der Zusammenarbeit zwischen den Ländern verfassungsrechtlich möglich, wozu — in bestimmten Grenzen — auch die Wahrnehmungsübertragung von Hoheitsrechten auf Gemeinschaftseinrichtungen gehört (vgl. etwa BVerwGE 22, 299, 306 f: ZDF-Entscheidung). Allerdings muss stets eine konkrete Zurechenbarkeit der staatlichen Aufgabenwahrnehmung auf den Verfassungskreis des Bundes oder eines einzelnen Landes möglich sein (vgl. Isensee Idee und Gestalt des Föderalismus im Grundgesetz, in: ders./Kirchhof (Hrsg.), Handbuch des Staatsrechts, Bd. IV, 1990, S. 517, 608 f, 617; Hemfiel aaO, S. 261). Auch dann, wenn — etwa bei Rundfunk- und Fernsehanstalten der Länder — die Gemeinschaftseinrichtung (was bei gemeinschaftlichen Gerichten nicht möglich ist) mit eigener Rechtspersönlichkeit ausgestattet ist, muss klar sein, in welchem Rechts- und Verfassungskreis sie agiert (etwa — wie beim ZDF — als Anstalt des Sitzlandes, so dass die Verfassungsordnung des Landes Rheinland-Pfalz maßgebend ist). Eine generelle Freistellung der Wahrnehmungszuständigkeiten der gemeinschaftlichen Einrichtungen von den verschiedenen Landesverfassungen würde dagegen bedeuten, dass die Maßgeblichkeiten der Verfassungskreise der Vertragspartner und damit ihre Trägerzuständigkeiten in bedenklicher Weise verneint werden müssten (vgl. HempelaaO, S. 273). Im Übrigen dürfte es trotz der in Art. 96 VvB grundsätzlich vorgesehenen Möglichkeit, mit anderen Ländern gemeinsame Behörden, Gerichte und Körperschaften zu bilden, verfassungsrechtlich nicht zulässig sein, dass Berlin im Wege staatsrechtlicher Vereinbarungen einen bedeutsamen Teil seiner ihm grundgesetzlich zustehenden Rechtsprechungskompetenz und die damit verbundene verfassungsrechtliche Verantwortung gegenüber seinen Bürgern preisgibt, was bei einer Übertragung auf ein von der VvB gänzlich abgekoppeltes „tertium" der Fall wäre (vgl. etwa Isensee aaO, S. 617: „Grundsatz der Unverfügbarkeit der Kompetenz"). Insoweit wären auch die damit verbundenen Folgen für den Bürger, nämlich Verlust seines landesverfassungsrechtlichen und -gerichtlichen Schutzes, zu berücksichtigen. Die Entstehungsgeschichte des FachogStV und der hieraus ableitbare und in den Grenzen des Verfassungsrechts zu respektierende Wille der Vertragspartner belegen vor diesem rechtlichem Hintergrund, dass Berlin und Brandenburg bei der Errichtung der gemeinsamen Fachobergerichte und deren Ausstattung in sächlicher und personeller Hinsicht zwar ein enges Zusammenwirken anstrebten, LVerfGE 17
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das über das eher lockere Band einer sog. Mehrländereinrichtung hinaus geht, dabei jedoch trotz der organisatorischen Zugehörigkeit der gemeinsamen Fachobergerichte zu beiden Ländern davon ausgingen, dass diese Gerichte bei ihrer Rechtsprechungstätigkeit die damit verbundene öffentliche Gewalt jeweils unabhängig nur für eines der Länder ausüben würden. So lag den Stellungnahmen der von beiden Landesregierungen gebildeten Arbeitsgruppe I („Rechtliche Probleme") die Vorstellung zugrunde, die Gerichte seien in Berliner Fällen nur für Berlin, in Brandenburger Fällen nur für Brandenburg tätig. Zugleich sei damit auch die landesverfassungsgerichtliche Zuständigkeit bei Verfassungsbeschwerden geklärt, da das jeweilige gemeinsame Obergericht in Berliner Fällen der Kontrolle des Verfassungsgerichtshofs Berlins und in Brandenburger Fällen der Kontrolle des Verfassungsgerichts Brandenburgs unterliegen würde. Diese Vorstellung erschien offenbar so eindeutig, dass von einer entsprechenden (auch nur klarstellenden) Regelung im Staatsvertrag abgesehen wurde. Der Wille der Vertragspartner zu einer getrennten Organträgerschaft im Außenverhältnis kommt an einzelnen Stellen des FachogStV hinreichend zum Ausdruck. So können etwa nach Art. 13 des FachogStV Berlin und Brandenburg, soweit die VwGO landesrechtliche Regelungen zulässt, diese unabhängig voneinander treffen. Nach der Gesetzesbegründung (vgl. Vorlage — zur Beschlussfassung —, AbgH.-Drs. 15/2828 v. 24.4.2004, S. 15) soll den beiden Ländern damit ausdrücklich die Möglichkeit erhalten bleiben, eigene Regelungen u.a. über die Besetzung des OVG (§ 9 Abs. 3 VwGO), die Bestimmung eines Vertreters des öffentlichen Interesses oder im Hinblick auf die Beteiligungsfähigkeit von Behörden (§ 61 Nr. 3 VwGO) zu treffen oder beizubehalten. Diese Wahlmöglichkeiten waren von Berlin und Brandenburg zuvor zum Teil unterschiedlich ausgeübt worden, wofür es triftige Gründe (Stadtstaat, Flächenstaat) gab. Die Länder sollten insoweit bei ihrer Wahl bleiben und die Wahlmöglichkeit auch künftig unabhängig voneinander ausüben können. Dies sollte für alle Wahlmöglichkeiten, die die VwGO bietet, gelten. Da es somit z.B. — je nach Berliner oder Brandenburger Landesverfahrensrecht — möglich ist, dass der Spruchkörper des gemeinsamen OVG unterschiedlich, also entweder mit drei oder fünf Richtern (§ 9 Abs. 3 VwGO) besetzt ist, wird schon hieraus die vom FachogStV ersichtlich vorausgesetzte Notwendigkeit einer Trennung der Rechtsprechungstätigkeit in Berliner Fälle und Brandenburger Fälle deutlich. Als Berliner Fälle haben — ohne dass dies im FachogStV oder in den vorbereitenden Arbeitsgruppenvermerke ausdrücklich definiert wäre — ersichtlich solche vor den gemeinsamen Obergerichten anhängige Rechtsstreitigkeiten (zumeist Berufungssachen) zu gelten, für die ohne die Existenz des gemeinsamen Obergerichts das jeweilige frühere Berliner Obergericht nach den hierfür maßgeblichen bundes- und landesrechtlichen Verfahrensvorschriften zuständig gewesen wäre. Entsprechendes gilt für Brandenburger Fälle. Entscheidend ist daher in den LVerfGE 17
Grundrecht auf Rechtsschutz und Zuständigkeit gemeinsamer Fachobergerichte 75 meisten Fällen, ob das Eingangsgericht (also das VG, das AG oder das SG) der Berliner Landesgerichtsbarkeit angehört. War etwa das VG Berlin nach Maßgabe des § 52 VwGO als Eingangsinstanz zuständig, so richtet sich die Zuständigkeit des zweitinstanzlich angerufenen OVG nach § 2 und § 3 Abs. 2 VwGO iVm § 1 Abs. 1 des Berliner Gesetzes zur Ausführung der Verwaltungsgerichtsordnung (AGVwGO Berlin), d.h. das gemeinsame OVG wird in diesem Fall als Berliner Gericht tätig, übt demnach nach dem Willen der Vertragspartner öffentliche Gewalt (nur) für Berlin aus. In den übrigen Fällen (etwa hinsichtlich erstinstanzlicher Zuständigkeiten gemeinsamer Obergerichte, auch bezüglich des gemeinsamen Finanzgerichts) wird es in der Regel auf die Zugehörigkeit der Landesbehörde (zu Berlin oder Brandenburg) ankommen, deren Entscheidung angegriffen wird. Die gemäß dem FachogStV errichteten gemeinsamen Obergerichte Berlins und Brandenburgs stellen somit eine Art Mischform zwischen einer echten Gemeinschaftseinrichtung — in organisatorischer und personeller Hinsicht — und einer Mehrländereinrichtung — weiterhin getrennte Wahrnehmung der Rechtsprechungskompetenz — dar. Eine ähnliche Konstruktion wurde seinerzeit auch für das frühere OVG Lüneburg als gemeinsamem OVG der Länder Niedersachsen und Schleswig-Holstein angenommen (vgl. Bachof/Kisker aaO, S. 57 f; Dieckmann aaO, S. 527; HempelDer demokratische Bundesstaat, 1969, S. 270). Die Zuständigkeit des Verfassungsgerichtshofs bei Verfassungsbeschwerden gegen Entscheidungen der gemeinsamen Obergerichte ist demnach in Berliner Fällen und somit gegen Ausübung öffentlicher Gewalt des Landes Berlin gegeben. Diese Voraussetzung liegt hier vor, denn den angegriffenen Beschlüssen lag ein erstinstanzliches Urteil des VG Berlin zugrunde, so dass sich die Zuständigkeit des zweitinstanzlich angerufenen OVG nach § 2 und § 3 Abs. 2 VwGO iVm § 1 Abs. 1 AGVwGO Berlin richtete und das gemeinsame OVG demnach als Berliner Gericht entschieden hat. b) Die mit der Verfassungsbeschwerde erhobene Rüge des Beschwerdeführers, das OVG habe im Rahmen der Nichtzulassung der Berufung die Anforderungen daran, was ein Prozessbeteiligter zur Wahrung seines Anspruchs auf rechtliches Gehör zu tun habe, überspannt, versteht der Verfassungsgerichtshof entsprechend dem Sinngehalt und der näheren Begründung der Verfassungsbeschwerde dahin, dass ein Verstoß gegen den Anspruch auf effektiven Rechtsschutz aus Art. 15 Abs. 4 VvB geltend gemacht wird. Dagegen ist eine Verletzung des vom Beschwerdeführer bezeichneten Art. 15 Abs. 1 VvB durch den Beschluss des OVG vom 1.11.2005 nicht dargetan. Denn der Beschwerdeführer trägt keine Umstände vor, wonach das OVG selbst durch seine Verfahrensweise gegen den Anspruch des Beschwerdeführers auf rechtliches Gehör verstoßen haben könnte, sondern er rügt — wie aus der Begründung der Verfassungsbeschwerde deutlich wird —, dass das OVG bei der Auslegung und Anwendung der Berufungszulassungsregelungen den Zugang des Beschwerdeführers zu dieser Instanz in unzumutbarer Weise erschwert habe. Damit ist trotz falscher Bezeichnung des GrundLVerfGE 17
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rechts in zulässiger Weise ein Verstoß gegen Art. 15 Abs. 4 VvB geltend gemacht (vgl. zu einer solchen Auslegung der Verfassungsbeschwerde für das Bundesrecht BVerfG, InfAuslR 1992, 288, 289). c) Die am 9.3.2006 erhobene Verfassungsbeschwerde wahrt auch die ZweiMonats-Frist des § 51 Abs. 1 S. 1 VerfGHG. Allerdings ist der den Antrag auf Zulassung der Berufung zurückweisende Beschluss des OVG vom 1.11.2005 dem Beschwerdeführer bereits am 9.11.2005 zugegangen; der Beginn der Frist des § 51 Abs. 1 S. 1 VerfGHG war jedoch durch die Erhebung der Anhörungsrüge beim OVG bis zur Zustellung des diese zurückweisenden Beschlusses am 9.1.2006 hinausgeschoben. Zwar gehört die Anhörungsrüge nach § 152a VwGO vor der verfassungsgerichtlichen Geltendmachung einer Verletzung von Art. 15 Abs. 4 VvB nicht zum erforderlichen Rechtsweg gem. § 49 Abs. 2 S. 1 VerfGHG; sie war hier jedoch auch kein offensichtlich unzulässiger Rechtsbehelf, da die genaue Abgrenzung zwischen einer Verletzung des Art. 15 Abs. 1 und Art. 15 Abs. 4 VvB nicht ohne weiteres erkennbar war; auch das OVG ging von der Statthaftigkeit der Anhörungsrüge aus. 2. Die Verfassungsbeschwerde ist auch begründet. Das OVG hat den Antrag auf Zulassung der Berufung unter Verletzung von Art. 15 Abs. 4 VvB zurückgewiesen. Zwar gewährleisten weder die Rechtsweggarantie des Art. 15 Abs. 4 VvB noch andere Verfassungsbestimmungen einen Instanzenzug. Sehen aber prozessrechtliche Vorschriften Rechtsbehelfe oder — wie vorliegend § 78 AsylVfG — die Möglichkeit vor, die Zulassung eines Rechtsmittels zu erstreiten, so verbietet Art. 15 Abs. 4 VvB eine Auslegung und Anwendung dieser Rechtsnormen, die die Beschreitung des eröffneten Rechtsweges in einer unzumutbaren, aus Sachgründen nicht mehr zu rechtfertigenden Weise erschwert (vgl. zum Bundesrecht: BVerfGE 41, 23, 26; 41, 232, 326 f; 42, 128, 130; 69, 381, 385; 78, 88, 99; 96, 27, 39; BVerfG, DVB1 1995, 36, 847; BVerfG, Besch! v. 27.12.2002 1 BvR 1710/02 — , nach www.bundesverfassungsgericht.de). Gegen diesen Grundsatz verstößt der angegriffene Beschluss des OVG. Der Beschwerdeführer hat den Antrag, die Berufung gegen das seine Asylklage abweisende Urteil des VG zuzulassen, gem. § 78 Abs. 3 Nr. 3 AsylVfG iVm § 138 Nr. 3 VwGO damit begründet, das VG habe durch prozessrechtswidrige Ablehnung mehrerer Beweisanträge seinen Anspruch auf rechtliches Gehör verletzt. Das OVG hat in den angegriffenen Entscheidungen angenommen, der Beschwerdeführer habe sein diesbezügliches Rügerecht jedoch dadurch verloren, dass er das VG nicht spätestens in der jeweils nächsten mündlichen Verhandlung auf die aus seiner Sicht gegen den Anspruch auf rechtliches Gehör verstoßende Ablehnung der Beweisanträge hingewiesen oder neue, den Bedenken des VG Rechnung tragende Beweisanträge gestellt habe. Zudem hätte er entsprechende Maßnahmen, sich Gehör zu verschaffen, im Zulassungsantrag vortragen müssen. LVerfGE 17
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Damit überspannt das OVG in einer mit Art. 15 Abs. 4 VvB unvereinbaren Weise die Anforderungen daran, was einem Prozessbeteiligten zur Vorbereitung eines in zulässiger Weise auf eine erstinstanzliche Gehörsverletzung gestützten Berufungszulassungsantrags zugemutet werden kann. a) Der rechtliche Ausgangspunkt des OVG, ein Verfahrensbeteiligter könne einen Verstoß gegen den Anspruch auf rechtliches Gehörs im Berufungszulassungsverfahren mit Erfolg nur rügen, wenn er zuvor alle ihm zu Gebote stehenden Möglichkeiten ausgeschöpft habe, um sich Gehör zu verschaffen, was zudem substantiiert darzulegen sei, entspricht den vom Bundesverwaltungsgericht (für das Revisionszulassungsverfahren) und den Oberverwaltungsgerichten entwickelten allgemeinen Grundsätzen (vgl. etwa BVerwGE 19, 231, 237; vgl. ferner BVerwG, Buchholz 11 Art. 103 Abs. 1 GG Nr. 5 sowie BVerwG, Besch! v. 8.11.2005 - 10 Β 45/05 - und 6.4.2004 - 9 Β 21/04 - , nach JURIS; Hessischer Verwaltungsgerichtshof, AuAS 2003, 69 ff sowie AuAS 2001, 203; Hamburgisches OVG, Beschl. v. 23.9.1998 - Bs I 29/96 - , nach JURIS; Bayerischer Verwaltungsgerichtshof, Besch! v. 10.2.2006 - 1 ZB 06.30093 - , nach JURIS). Die so begründeten Anforderungen an die Verfahrensbeteiligten stimmen damit weitgehend mit dem vom Bundesverfassungsgericht für das verfassungsprozessuale Verfahren entwickelten Grundsatz der (materiellen) Subsidiarität überein, wonach ein Beschwerdeführer vor Erhebung der Verfassungsbeschwerde — ggf. auch außerhalb formeller Rechtsbehelfe — alle geeigneten und ihm zumutbaren fachgerichtlichen Möglichkeiten, eine Grundrechtsverletzung zu verhindern oder zu heilen, ausgeschöpft haben muss (vgl. BVerfGE 5, 9, 10; 15, 256, 267; 28, 10, 14; 74, 220, 225; 79, 80, 83 f; 107, 395, 414). Während der Grundsatz der Subsidiarität allerdings für das Verhältnis der Verfassungsgerichtsbarkeit zur Fachgerichtsbarkeit entwickelt wurde (BVerfGE 107, 395, 414) und nicht zuletzt auch der Entlastung der Verfassungsgerichte dienen soll, führt seine Vorverlagerung auf die fachgerichtliche Ebene zu einer Verschärfung der Obliegenheitsanforderungen für eine erfolgreiche Grundrechtsrüge (offen gelassen, ob und in welchem Umfang der Subsidiaritätsgrundsatz auch im fachgerichtlichen Verfahren Geltung beanspruchen kann: BVerfG, NVwZ, Beil. 8/1995, 57). Dem liegt die Erwägung zugrunde, dass die „Erarbeitung einer allen Beteiligten zumutbaren Entscheidung ... auf die Mitarbeit aller Beteiligten" angewiesen ist (vgl. BVerwGE 8, 149, 150) und daher die Beteiligten im Rahmen ihrer allgemeinen Mitwirkungs- und Prozessförderungspflicht die ihnen zumutbaren und greifbaren Möglichkeiten, ihre Verfahrensrechte wahrzunehmen und auszuüben, auch ergreifen sollen. Zudem — so das Bundesverwaltungsgericht — liege bereits begrifflich keine Gehörsverletzung vor, wenn es einer Partei zwar zunächst aufgrund von gerichtlichen Verfahrensfehlern — etwa versehentlich unterbliebenen Zustellungen und Mitteilungen oder sonst nicht gewährten Stellungnahmemöglichkeiten (sog. „Pannenfälle") — erschwert gewesen sei, von ihrem Äußerungsrecht Gebrauch zu machen, dieser Mangel aber dadurch „überholt" werde, dass LVerfGE 17
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der Betroffene von ihm Kenntnis erlange und damit die Möglichkeit 2urückgewinne, sich Gehör zu verschaffen (BVerwGE 19, 231, 237). So sei es Haupt- oder Nebenzweck zahlreicher Verfahrensvorschriften, den Anspruch auf rechtliches Gehör zu sichern und damit dem verfassungsrechtlichen Grundsatz des Art. 103 Abs. 1 GG Rechnung zu tragen. Würden solche Verfahrensvorschriften verletzt, so müssten sich die betroffenen Beteiligten zunächst im Rahmen des Prozessrechts das rechtliche Gehör verschaffen. Nur dann, wenn ihnen dies nicht möglich sei, könne der Verfahrensverstoß zugleich zu einer andauernden und mit Rechtsmitteln angreifbaren Versagung rechtlichen Gehörs führen (BVerwGE 19, 231, 237; vgl. ferner BVerwG, Buchholz 11 Art. 103 Abs. 1 GG Nr. 5 sowie BVerwG, Beschl. v. 8.11.2005 - 10 Β 45/05 - und 6. April 2004 - 9 Β 21/04 - , nach JURIS). Bei der prozessrechtswidrigen Ablehnung von Beweisanträgen geht es dagegen nicht — wie in den eben genannten Konstellationen — darum, dass ein Beteiligter zu einem bestimmten in den Prozess eingeführten Sachverhalt oder zu einer Rechtsfrage gar nicht erst zu Wort kommen konnte, denn durch das Stellen des Beweisantrages mit der darin enthaltenen Behauptung eines bestimmten Beweisergebnisses hat er von seinem Äußerungsrecht bereits Gebrauch gemacht. Vielmehr steht eine andere Form des Anspruchs auf rechtliches Gehör in Rede, dass nämlich das Gericht das Vorbringen eines Verfahrensbeteiligten nicht ausreichend zur Kenntnis genommen und bei seiner Entscheidung erwogen hat (sog. Negligenzentscheidung, vgl. Zuck NVwZ 2006, 119, 120). Eine Verletzung des rechtlichen Gehörs scheidet in diesen Fällen also aus, wenn die Beweisanträge vom Gericht ernsthaft geprüft, mit einem vor Erlass des Urteils begründeten Beschluss jedoch abgelehnt worden sind (vgl. BVerwG, NJW 1988, 722, 723). Die Nichtberücksichtigung eines von den Fachgerichten als erheblich angesehenen Beweisangebots verstößt nur dann gegen den Anspruch auf rechtliches Gehör, wenn sie im Prozessrecht keine Stütze findet (vgl. BVerfGE 50, 32, 36; 69, 141, 144; 69, 145, 148; BVerwG, Buchholz 402.25 § 1 AsylVfG Nr. 313; Buchholz 310 § 86 Abs. 2 VwGO Nr. 55; Buchholz 310 § 98 VwGO Nr. 60). Die derart fehlerhafte Ablehnung eines Beweisantrages wird mit einem Ubergehen desselben, d.h. mit einem Nicht-zur-Kenntnis-Nehmen gleichgestellt, was mit der Anhörungsrüge beanstandet werden kann. Die Übergänge zwischen einer einfach-rechtlich fehlerhaften Ablehnung eines Beweisantrages und einer den Anspruch auf rechtliches Gehör verletzenden Ablehnung, die im Prozessrecht keine Stütze findet, sind allerdings nicht immer leicht zu bestimmen und für die Beteiligten zu erkennen. Die vom OVG angenommene Obliegenheit, einen ablehnenden Beweisbeschluss stets auf mögliche Gehörsverstöße im Sinne einer Prozessrechtswidrigkeit der Ablehnungsgründe zu überprüfen und (spätestens im nächsten Verhandlungstermin) zu rügen, um das Beanstandungsrecht für die nächste Instanz nicht zu verlieren (vgl. auch Redeker AnwBl. 2005, 518, 523; Marx Kommentar zum Asylverfahrensgesetz, 6. Aufl. 2005, Rn. 694 ff zu § 78), liefe in vielen Fällen auf LVerfGE 17
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eine Obliegenheit zur Auseinandersetzung mit der Rechtsansicht des Gerichts und zur Wiederholung der bereits vorgebrachten Argumente hinaus mit nur geringen Chancen, dass das Gericht deshalb seine Rechtsauffassung ändert und den beantragten Beweis erhebt. Die vom OVG erwogene Alternative zur Erfüllung dieser Obliegenheit, nämlich neue, den Bedenken des Gerichts Rechnung tragende Beweisanträge zu stellen, würde in den Fällen, in denen der Partei dies nicht möglich ist, ebenfalls zu einer chancenlosen und redundanten Umformulierung bereits vorgetragenen Prozessstoffes zwingen. Auch nach dem verfassungsprozessualen Grundsatz der (materiellen) Subsidiarität kann von einem Beschwerdeführer jedoch kein aussichtsloses oder sonst unzumutbares Verhalten erwartet werden, um einen möglichen Gehörsverstoß vor den Fachgerichten zu korrigieren (vgl. etwa BVerfGE 74, 220, 225; BVerfG, Beschl. v. 13.6.2006 — 1 BvR 2622/05 —, www.bundesverfassungsgericht.de). Zumutbar im Sinne einer Pannenkorrektur wäre ein I linwcis an das Gericht nach der Ablehnung eines Beweisantrages etwa dann, wenn der Prozessbeteiligte erkennt, dass das Gericht seinen Beweisantrag nicht richtig verstanden oder ausgeschöpft hat oder sonst einem offensichtlichen Irrtum oder Missverständnis erlegen ist, weil ein solcher Mangel leicht behebbar wäre (idS etwa Hamburgisches OVG, Beschl. v. 23.9.1998 - Bs I 29/96 - nach JURIS; vgl. auch Hessischer Verwaltungsgerichtshof, AuAS 2003, 69). Eine generelle Rügeobliegenheit beim Verstoß gegen den Anspruch auf rechtliches Gehör im Zusammenhang mit der Ablehnung von Beweisanträgen ist in der höchstrichterlichen Rechtsprechung — soweit erkennbar — dagegen bislang nicht angenommen worden: Soweit das Bundesverwaltungsgericht in den veröffentlichten Entscheidungen die Ablehnung von Beweisanträgen in der Vorinstanz darauf geprüft hat, ob die jeweilige Begründung im Prozessrecht keine Stütze findet und deshalb ein Verstoß gegen das rechtliche Gehör anzunehmen ist, findet sich zumeist kein Hinweis darauf, ob der jeweilige Revisionsführer eine entsprechende Rüge bereits in der Vorinstanz angebracht hat (vgl. etwa BVerwG, Beschl. v. 5.8.2005, Buchholz 402.25 § 1 AsylVfG Nr. 313; Beschl. v. 29.9.2005, Buchholz 402.242 § 60 Abs. 2 ff AufenthG Nr. 3; ferner grundsätzlich für die verfahrensfehlerhafte Ablehnung von Beweisanträgen: BVerwG, NVwZ 2000, Beil. Nr. 9, 99 ff; BVerwG, NJW 1989,1233; NJW 1989, 678 f; DVB1 1986, 148; in der Entsch. v. 22.3.2001 BVerwG 7 Β 3/01, nach JURIS — wird im Sachverhalt beiläufig eine Gegenvorstellung des Revisionsführers in der Vorinstanz erwähnt, ohne dass dies in den Entscheidungsgründen als etwaiges Zulässigkeitserfordernis aufgegriffen wird). Ausführungen hierzu wären jedoch zu erwarten gewesen, wenn eine solche beim Vordergericht anzubringende Rüge auch nach Auffassung des Bundesverwaltungsgerichts eine unverzichtbare Voraussetzung für die Zulässigkeit des Rechtsmittels wäre; dann wären etwa auch Entscheidungen zu erwarten gewesen, in de-
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nen das Bundesverwaltungsgericht die Zulässigkeit des Rechtsmittels mangels einer solchen Rüge verneint hätte. Auch in der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts findet sich kein Hinweis auf eine derartige im Rahmen der Subsidiariät der Verfassungsbeschwerde etwa anzunehmende generelle Rügeobliegenheit bei der verfassungswidrigen Ablehnung von Beweisanträgen. Im Gegenteil: Das Bundesverfassungsgericht hat in einer Entscheidung, in der es darum ging, ob das VG durch Ablehnung von Hilfsbeweisanträgen im Urteil gegen seine Aufklärungspflicht (§ 86 Abs. 2 VwGO) und die Pflicht zur verfassungsgemäßen Behandlung von Beweisanträgen (im Rahmen von Art. 16a GG) verstoßen hat, unter dem Aspekt des Subsidiaritätsgrundsatzes keinen Anstoß daran genommen, dass die Beweisanträge nicht unbedingt gestellt waren und zur Begründung ausgeführt: „Im Übrigen spricht nichts dafür, daß ein in mündlicher Verhandlung verkündeter Beschluss anders ausgefallen wäre als seine Urteilsgründe. Die Beschwerdeführer hätten daher ihre Anträge voraussichtlich lediglich erfolglos wiederholen können. Aus den genannten Gründen folgt zugleich, dass den Beschwerdeführern nicht vorgehalten werden kann, sie hätten im Ausgangsverfahren nicht alle Möglichkeiten erschöpft, um einen Verfassungsverstoß zu vermeiden oder zu heilen (Grundsatz der Subsidiarität; vgl. BVerfGE 81, 97, 102; std. Rspr.)."
Auch in der oberverwaltungsgerichtlichen Judikatur findet sich die Annahme einer generellen Rügeobliegenheit hinsichtlich der gehörswidrigen Ablehnungsgründe eines Beweisantrages lediglich in einer vereinzelten Entscheidung des Hessischen VGH (AuAS 2003, 69) und — ansatzweise — noch in einem Beschluss des Niedersächsischen OVG (AuAS 1998, 141); beiden Entscheidungen lag jedoch kein vergleichbarer Sachverhalt zugrunde. Dagegen hat etwa das Sächsische OVG in einer Entscheidung aus dem Mai 2005 (NVwZ-RR 2006, 741) anlässlich der (von ihm verneinten) Frage, ob durch das bloß hilfsweise Stellen eines Beweisantrages das späteres Rügerecht hinsichtlich einer Gehörsverletzung verloren gehen könnte, ausgeführt: „Es kommt hinzu, dass der Betroffene im Falle eines unbedingt gestellten Beweisantrags zur Wahrung der Gehörsrüge nicht verpflichtet ist, die Ablehnung des Antrags noch in der mündlichen Verhandlung ausdrücklich als prozessrechtswidrig zu beanstanden, geschweige denn wäre er gehalten, den solchermaßen fehlerhaft abgelehnten Antrag nachzubessern, da es ja für ihn nichts nachzubessern gäbe." (NVwZ-RR 2006, 741)
Für eine generelle Rügeobliegenheit bei der Ablehnung von Beweisanträgen als Berufungszulassungsvoraussetzung spricht auch nicht — wie das OVG meint — die Regelung des § 86 Abs. 2 VwGO, wonach ein in der mündlichen Verhandlung gestellter Beweisantrag nur durch begründeten Gerichtsbeschluss abgelehnt werden kann. Sinn und Zweck dieser Norm ist es zwar, wie das OVG im Einklang mit der höchstrichterlichen Rechtsprechung ausführt, dem Verfahrensbeteiligten die zur Ablehnung seines Beweisantrages führenden Erwägungen des Gerichts LVerfGE 17
Grundrecht auf Rechtsschutz und Zuständigkeit gemeinsamer Fachobergerichte 81 zur Kenntnis zu bringen, um ihm so zu ermöglichen, sich darauf einzurichten und etwa „neue oder veränderte Beweisanträge zu stellen oder sich im abschließenden Vortrag mit der im Beschluss zu Tage getretenen Auffassung des Gerichts auseinanderzusetzen" (BVerwG, NJW 1989, 1233, 1234; vgl. auch BVerwG, Buchholz 310 § 86 Abs. 2 Nr. 26; BVerwG, Beschl. v. 21.7.1997 - 7 Β 175/97 - , nach JURIS). Wie das Sächsische OVG in seinem Beschluss vom 26.5.2005 (NVwZRR 2006, 741) ausgeführt hat, bietet § 86 Abs. 2 VwGO dem Verfahrensbeteiligten bei Stellung eines unbedingten Beweisantrags damit jedoch nur den prozessualen Vorteil, einen unzulänglichen Beweisantrag im Sinne des Gerichts nachbessern zu können. Hierfür besteht bei einer fehlerhaften Ablehnung aber kein Anlass, weil der Verfahrensbeteiligte damit unter Umständen gleichzeitig auf ein seiner Ansicht nach ordnungsgemäßes und Erfolg versprechendes Beweisangebot verzichten würde. Eine Obliegenheit zu einer im Stil einer Anhörungsrüge zu führenden Auseinandersetzung mit den rechtlichen Erwägungen des Gerichts ist dem § 86 Abs. 2 VwGO nicht zu entnehmen. Dagegen spricht auch, dass die Ablehnung eines Beweisantrages nach § 86 Abs. 2 VwGO zwar vor Verkündung des Urteils durch zu begründenden Beschluss zu erfolgen hat, weder das Gesetz noch die Rechtsprechung (vgl. BVerwG, Beschl. v. 27.8.2003 - 4 Β 69/03 - , nach JURIS) jedoch eine schriftliche und ins Protokoll aufzunehmende Begründung fordert, diese vielmehr auch — wie im vorliegenden Fall geschehen — zunächst nur mündlich erfolgen kann und schriftlich (zum Zweck der Nachprüfbarkeit in der Rechtsmittelinstanz) erst in den späteren Urteilsgründen nachgeholt werden muss (so BVerwG, BayVBl 2004, 94 f). Es widerspräche deshalb auch dem Gebot der Waffengleichheit, den Verfahrensbeteiligten gleichwohl im Sinne einer Obliegenheit zu „zwingen", noch vor Vorlage der genauen schriftlichen Urteilsgründe — insoweit kann es auf jedes Wort ankommen — die vom Gericht nur mündlich vorgetragene Ablehnung eines Beweisantrages seinerseits in protokollfester Art und Weise noch während der mündlichen Verhandlung rügen oder jedes Mal den Antrag stellen zu müssen, das Gericht möge seine Ablehnungsgründe zum Zwecke der Rechtsüberprüfung schriftlich formulieren. Dies würde — gerade in Asylverfahren — vielfach zu (weiteren) Vertagungen und damit vom Gesetzgeber nicht beabsichtigten Verzögerungen des Verfahrens führen, weil ein sorgfältiger Verfahrensbeteiligter die genannten Maßnahmen zur Vermeidung eines späteren Rügeverlusts vorbeugend ergreifen müsste, also auch dann, wenn er trotz der abgelehnten Beweiserhebung aufgrund des bisherigen oder künftigen Verfahrensverlaufs auf eine ihm günstige Entscheidung hoffen kann und deshalb noch nicht feststeht, ob und in welcher Weise sich ein möglicher Gehörsverstoß auf die spätere Entscheidung überhaupt auswirkt. Auch der Umstand, dass das Gericht — insbesondere in Asylverfahren im Rahmen des Art. 16a GG - ohnehin seiner aus § 86 Abs. 1 VwGO folgenden Verpflichtung genügen muss, die Erheblichkeit des Beweisangebots zu beurteilen LVerfGE 17
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und sogar unabhängig von Beweisanträgen geeignete und erforderliche Beweismittel in Erwägung zu ziehen (vgl. BVerfG, NVwZ 1992, 659, 660; BVerwG, Buchholz 310 § 86 Abs. 1 VwGO Nr. 177, 42), spricht gegen eine grundsätzliche Rügeobliegenheit, denn das Unterbleiben führte auch von Verfassungs wegen gerade nicht dazu, dass die Nichterhebung eines erforderlichen Beweises dadurch generell — also auch im Rahmen des Art. 16a GG — „geheilt" wäre; die mögliche Heilung wäre auf den Gehörsverstoß beschränkt. Entscheidend ist schließlich, dass die Annahme einer grundsätzlichen Rügeobliegenheit bei Ablehnung von Beweisanträgen unter Verstoß gegen den Anspruch auf rechtliches Gehör auch mit dem seit dem 1.1.2005 geltenden gesetzlichen Rechtsmittel- und Rechtsbehelfssystem der VwGO nicht in Übereinstimmung zu bringen ist. Als prozessuale Möglichkeiten, die durch eine gerichtliche Entscheidung erfolgte Verletzung des rechtlichen Gehörs zu beanstanden und zu korrigieren, sieht der Gesetzgeber in erster Linie — bei noch anfechtbaren Entscheidungen - die Einlegung des entsprechenden Rechtsmittels und nur subsidiär — bei unanfechtbaren Entscheidungen - den Sonderrechtsbehelf der Anhörungsrüge gem. § 152a VwGO beim iudex a quo vor (zur Alternativität von Sonderrechtsbehelf und Rechtsmittel vgl. auch BVerfGE 107, 395, 411 f; s. a. BVerwG, NVwZ 2003, 1132, 1133; vgl. ferner die Begründung zum Entwurf des Anhörungsrügengesetzes — BT-Drs. 15/3706, S. 13 —: „Der Entwurf geht davon aus, dass die Überprüfung von Anhörungsverstößen zunächst im vorhandenen Rechtsmittelzug stattfindet"). Für die der Endentscheidung vorausgehenden und zumeist unanfechtbaren Entscheidungen (Zwischenentscheidungen), wozu auch der Beschluss über die Ablehnung eines Beweisantrags gehört (vgl. § 146 Abs. 2 VwGO), schließt § 152a Abs. 1 S. 2 VwGO die Möglichkeit, eine Anhörungsrüge beim iudex a quo anzubringen, ausdrücklich aus. Grund für diese gesetzgeberische Einschränkung war die Erwägung, „... dass erst zum Zeitpunkt der Endentscheidung feststellbar ist, ob die Partei, deren Anspruch auf rechtliches Gehör verletzt wurde, durch die Entscheidung beschwert ist ... und ob die Gehörsverletzung entscheidungserheblich war ..." (BT-Drs. 15/3706, S. 16). Zudem würde die Einbeziehung von Zwischenentscheidungen in den Bereich der Anhörungsrüge nicht angemessen berücksichtigen, dass die Prozessordnung die isolierte Anfechtung von Zwischenentscheidungen im Interesse einer zügigen Erledigung des Rechtsstreits bewusst einschränke (BT-Drs. 15/3706, S. 16). Nach der Systematik des § 152a VwGO sollen deshalb Gehörsverletzungen bei Zwischenentscheidungen erst durch eine gegen die Endentscheidung gerichtete Anhörungsrüge (förmlich) zu beanstanden sein, da erst dann feststehe, ob sich die Gehörsverletzung überhaupt noch auswirke (vgl. auch Guckelberger NVwZ 2005, 11, 12); bei noch anfechtbaren Endentscheidungen steht hierfür statt der Anhörungsrüge das Rechtsmittel zur Verfügung (so auch Kopp/Schenke VwGO, 14. Aufl. 2005, Rn. 7 zu § 152a). Dieses gesetzgeberische System würde durch eine (richterrechtlich entwickelte) grundsätzliLVerfGE 17
Grundrecht auf Rechtsschutz und Zuständigkeit gemeinsamer Fachobergerichte 83 che Rügeobliegenheit bei gehörsverletzenden Zwischenentscheidungen — wie sie das OVG für das Beweisantragsverfahren der ersten Instanz vertritt — jedoch unterlaufen; sie verstieße zudem gegen den vom Bundesverfassungsgericht gerade für Gehörsverletzungen geforderten Grundsatz der Rechtsmittelklarheit (BVerfGE 107, 395, 417; vgl. auch BVerfG, NJW 2006, 2907 f; OVG Berlin - 2. Senat —, NVwZ 2005, 470, 471). Daran ändert nichts, dass es den Verfahrensbeteiligten in jeder Phase des Verfahrens unbenommen bleibt, die Änderung einer als prozessrechtswidrig befundenen Zwischenentscheidung formlos, etwa im Rahmen eines Rechtsgesprächs, anzuregen (Kopp/Schenke aaO). b) Eine generelle Rügeobliegenheit bei der Ablehnung von Beweisanträgen als Berufüngszulassungsvoraussetzung lässt sich ohne Verstoß gegen Art. 15 Abs. 4 VvB auch nicht — wie das OVG annimmt — mit einer entsprechenden Anwendung des § 295 Abs. 1 2. Alt. ZPO (Rügeunterlassung) rechtfertigen. Nach § 295 ZPO kann die Verletzung einer das Verfahren und insbesondere die Form einer Prozesshandlung betreffenden Vorschrift nicht mehr gerügt werden, wenn die Partei auf die Befolgung der Vorschrift verzichtet (Alt. 1) oder bei der nächsten mündlichen Verhandlung in dem betreffenden Verfahren den Mangel nicht gerügt hat, obgleich sie erschienen und ihr der Mangel bekannt war oder hätte bekannt sein müssen (Alt. 2). Nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts ist § 295 ZPO (über § 173 VwGO) auch im Verwaltungsprozess anwendbar; dies ergebe sich auch aus den allgemeinen Grundsätzen des Prozessrechts, das die Erarbeitung einer allen Beteiligten zumutbaren Entscheidung zum Gegenstand habe und deshalb auf die Mitarbeit aller Beteiligten angewiesen sei (so BVerwGE 8,149,150). § 295 ZPO liegt der Gedanke zugrunde, dass Verfahiensvorschriften, die ein rechtlich geordnetes Verfahren unter Einhaltung der verfassungsmäßigen Rechte der Beteiligten ermöglichen sollen, kein Selbstzweck sind, sondern letztlich der Durchsetzung des materiellen Rechts und nicht dessen Verhinderung zu dienen haben (vgl. die Darstellung bei Kohlndorfer DVB1 1988, 474, 475). Bei verzichtbaren Verfahrensvorschriften (vgl. § 295 Abs. 2 ZPO) kommt daher zur Sicherung eines geregelten und möglichst schnellen Verfahrens eine Heilung von Verfahrensverstößen durch Verzichtserklärung oder Rügeunterlassung in Betracht. Als heilbare Verfahrensmängel sind in der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts (vgl. die Zusammenstellung bei Kohlndorfer DVB1 1988, 474, 476 f) insbesondere Verstöße gegen formale Ladungs-, Benachrichtigungs- oder Protokollierungsvorschriften angesehen worden (vgl. etwa BVerwGE 8, 149, 150 f; 50, 344, 345; Buchholz Nr. 28 zu § 105 VwGO; NJW 1977, 313, 314; DÖV 1981, 840; NJW 1983, 2275), aber auch Verstöße gegen das Gebot der Unmittelbarkeit der Beweisaufnahme nach § 96 VwGO (BVerwGE 41, 174, 176) oder Verstöße gegen § 55 VwGO iVm § 185 Abs. 1 GVG bei Übersetzungsmängeln im Falle eines zugezogenen Dolmetschers (NVwZ 1983, 668 f), wobei einige der betroffenen
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Verfahrensvorschriften zugleich der prozessualen Sicherung des rechtlichen Gehörs dienen. Aus der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts zur entsprechenden Anwendung des § 295 Abs. 1 ZPO wird deutlich, dass ein Rügeverlust insbesondere bei Verstößen gegen solche den äußeren Prozessablauf regelnden Verfahrensvorschriften der VwGO angenommen wurde, denen ein Irrtum oder ein Missverständnis des Gerichts zugrunde lagen, so dass bei entsprechenden Hinweisen des Verfahrensbeteiligten an das Gericht der entsprechende Fehler leicht zu beheben gewesen wäre. Dies gilt auch, soweit es dabei um die Anwendbarkeit des § 295 ZPO auf Verstöße gegen das rechtliche Gehör sichernde Verfahrensvorschriften ging (insbesondere bei Ladungs-, Zustellungs- und Übersetzungsmängeln). Fälle dagegen, in denen das Rügerecht auch für die inhaltlich fehlerhafte, prozessrechtswidrige Ablehnung von Beweisanträgen aufgrund einer entsprechenden Anwendung des § 295 Abs. 1 ZPO für ausgeschlossen gehalten worden wäre, finden sich in der höchstrichterlichen Rechtsprechung und auch — mit Ausnahme der oben bereits genannten zwei Entscheidungen des Hessischen VGH (AuAS 2003, 69) und des Niedersächsischen OVG (AuAS 1998, 141) - in der obergerichtlichen Rechtsprechung nicht. Einen Rügeverlust entsprechend § 295 Abs. 1 ZPO im Zusammenhang mit der Ablehnung von Beweisanträgen hat das Bundesverwaltungsgericht lediglich bei Verstößen gegen die (formale) Begründungspflicht des § 86 Abs. 2 VwGO angenommen, Fälle also, in denen vorgebracht wurde, das Gericht habe versäumt, die Ablehnung der Beweisanträge in der mündlichen Verhandlung (überhaupt) zu begründen (vgl. BVerwG, Buchholz 310 § 86 Abs. 2 VwGO Nr. 53; NJW 1989, 1233, 1234; ferner Beschl. v. 21.7.1997 - 7 Β 175/97 - nach JURIS). Soweit das OVG die entsprechende Anwendung des § 295 Abs. 1 ZPO auch auf die inhaltlich fehlerhafte, prozessrechtswidrige Ablehnung von Beweisanträgen erstreckt, überdehnt es den Anwendungsbereich der Vorschrift in einer mit Art. 15 Abs. 4 VvB nicht mehr zu vereinbarenden Weise: Bei § 295 Abs. 1 ZPO handelt es sich um eine Präklusionsvorschrift, die auch die Möglichkeit zur Wahrnehmung oder Geltendmachung des Anspruchs auf rechtliches Gehör einschränkt; derartige Vorschriften müssen wegen der einschneidenden Folgen, die sie für die säumige Partei nach sich ziehen, Ausnahmecharakter haben. Die verfassungsgerichtliche Uberprüfung geht daher über eine bloße Willkürkontrolle hinaus. So hat das Bundesverfassungsgericht Art. 103 Abs. 1 GG dann als verletzt angesehen, wenn eine solche Vorschrift offenkundig unrichtig angewendet worden ist (BVerGE 69, 145, 149). Daneben sind aber auch Grundsätze rechtsstaatlicher Verfahrensgestaltung in die Prüfung einbezogen worden (vgl. BVerfGE 55, 72, 93 f; 69, 126,149). Vorliegend ist das Grundrecht des Beschwerdeführers aus Art. 15 Abs. 4 VvB bei der entsprechenden Anwendung des § 295 Abs. 1 ZPO nicht ausreiLVerfGE 17
Grundrecht auf Rechtsschutz und Zuständigkeit gemeinsamer Fachobergerichte 85 chend beachtet worden. So fehlt es bei der vom Beschwerdeführer angenommenen prozessrechtswidrigen Ablehnung eines Beweisantrags bereits an einer „Verfahrensvorschrift" der VwGO, deren Verletzung hätte gerügt werden müssen. § 295 ZPO betrifft, wie bereits der Wortlaut zeigt, insbesondere die Missachtung formaler Verfahrensvorschriften, im verwaltungsgerichtlichen Beweisantragsrecht etwa § 86 Abs. 2 VwGO (formale Begründungspflicht). Für die materielle Entscheidung über Beweisanträge dagegen, um die es hier geht, fehlt es an entsprechenden Regelungen in der VwGO. Die Rechtsprechung behilft sich insoweit mit einer Heranziehung allgemeiner Grundsätze und Regeln, wie sie in § 244 Abs. 3 StPO ihren Ausdruck gefunden haben (vgl. BVerwG, VerwRspr. 24, 413; BVerwG, Beschl. v. 7.2.1983 - 7 CB 96.81 - nach JURIS; BVerwG, Buchholz 310 § 86 I Nr. 112; vgl. auch Höfling/Rixen in: Sodan/Ziekow (Hrsg.), Verwaltungsgerichtsordnung, Großkommentar, 2. Aufl. 2006, Rn. 95 zu § 86; Stürmer in: Fehling/Kastner/Wahrendorf (Hrsg.), Verwaltungsrecht, VwVfG und VwGO, Handkommentar, 2006, Rn. 75 zu § 86 VwGO; Redeker/v. Oerzen VwGO, 14. Aufl. 2004, Rn. 29 zu § 86 VwGO). Daran gemessen lässt sich zwar beurteilen, ob die Begründung für die Ablehnung eines Beweisantrags im Verwaltungsprozess fehlerhaft ist; um die Verletzung einer das Verfahren betreffenden „Vorschrift" des verwaltungsgerichtlichen Verfahrens geht es dabei jedoch nicht. Im Zivilprozess, für den § 295 Abs. 1 ZPO in erster Linie geschaffen wurde, gibt es im Übrigen schon deshalb keine Rügepräklusion im Zusammenhang mit der Ablehnung von Beweisanträgen, weil es an einer Regelung wie § 86 Abs. 2 VwGO fehlt, die Ablehnung also erst im Urteil erfolgt. Denkbar wäre schließlich noch, wovon das OVG auszugehen scheint, den verfassungsrechtlichen Anspruch auf rechtliches Gehör selbst als verletzte „Verfahrensvorschrift" iSd § 295 Abs. 1 ZPO anzusehen (vgl. auch Redeker AnwBl. 2005, 518, 523). Es kann offen bleiben, ob eine derart weite Auslegung des § 295 Abs. 1 ZPO, wonach der grundrechtlich geschützte Anspruch auf rechtliches Gehör als solcher — also unabhängig von der Verletzung konkreter Vorschriften der jeweiligen Prozessordnung — der präkludierenden Wirkung einer Rügeunterlassung unterfallen soll, mit dem verfassungsrechtlich gebotenen Ausnahmecharakter von Präklusionsvorschriften sowie der vom Bundesverfassungsgericht geforderten Rechtsmittelklarheit bei Verstößen gegen das rechtliche Gehör zu vereinbaren wäre, und ob nicht — wofür vieles spricht — der Gesetzgeber durch Schaffung des formalisierten und ausdrücklich nur auf eine bestimmte Fallgruppe gerichtlicher Entscheidungen (unanfechtbare Endentscheidungen) begrenzten Anhörungsrügeverfahrens des § 152a VwGO einer derartigen entsprechenden Anwendung des § 295 Abs. 1 ZPO (iVm § 173 VwGO) jedenfalls für Zwischenentscheidungen wie die Ablehnung von Beweisanträgen ohnehin den Boden entzogen hat (§ 152a Abs. 1 S. 2 VwGO als mögliche lex specialis). Jedenfalls könnte eine solche Präklusion ohne Verstoß gegen Art. 15 Abs. 1 und Abs. 4 VvB nicht strenger und weitergehender gehandhabt werden, als es auch der allgemeine SubsidiaritätsLVerfGE 17
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grundsat2 für die Geltendmachung von Gehörsverletzungen erlauben würde. Da hiernach — wie oben dargestellt — eine fachgerichtliche Rügeobliegenheit bei Verletzungen von Art. 15 Abs. 1 VvB ihre Grenze dort findet, wo von dem Verfahrensbeteiligten ein ersichtlich aussichtsloses oder sonst unzumutbares Handeln verlangt würde, müssen jedenfalls diese Grenzen auch bei Anwendung und Auslegung des § 295 Abs. 1 ZPO in Zusammenhang mit Gehörsverletzungen beachtet werden. Dies führt im Ergebnis dazu, dass in Fällen, bei denen — wie hier — die prozessrechtswidrige Ablehnung von Beweisanträgen in Rede steht, nicht von einer formalisierten Rügeobliegenheit des betroffenen Verfahrensbeteiligten auszugehen ist, eine entsprechende Beanstandung vielmehr nur im konkreten Einzelfall — wenn es etwa um Fälle ersichtlicher „Pannenkorrektur" geht — im Rahmen der prozessualen Mitwirkungspflicht erwartet werden kann. c) Im vorliegenden Fall konnte der Beschwerdeführer, wie von ihm in der Verfassungsbeschwerde substantiiert dargelegt, nicht von einem Irrtum, einem Missverständnis oder sonst einem offenkundigen Versäumnis des VG bei der Ablehnung der in Rede stehenden drei Beweisanträge ausgehen. Dem Gericht waren der Sachverhalt und die Begründung des Beschwerdeführers für die Beweisanträge bekannt; es lehnte sie aus Rechtsgründen zum Teil als unzulässig (Ausforschungsantrag/Ungeeignetheit des Beweismittels) oder wegen ausreichender eigener Sachkunde (Beweisantrag v. 9.12.2003 hinsichtlich einer einzuholenden Auskunft des Auswärtigen Amts bzw. eines Sachverständigengutachtens von amnesty international) ab. Es gab für den Beschwerdeführer (oder seinen Verfahrensbevollmächtigten) auch keinen Anlass anzunehmen, dass das Gericht seine Beweisanträge missverstanden oder nicht ausgeschöpft haben könnte. Demnach lag auch keine Situation vor, in der der Beschwerdeführer das Gericht durch einen einfachen Hinweis auf einen offensichtlichen Fehler oder Irrtum bei der Behandlung der Beweisanträge hätte aufmerksam machen können. Vielmehr hätte er lediglich im Stile eines Rechtsbehelfs die Ablehnungsgründe des Gerichts als — aus seiner Sicht — prozessrechtswidrig angreifen und ggf. seine Beweisanträge wiederholen können. Ein solches Verhalten aber konnte von ihm nach den eben dargelegten verfassungsrechtlichen Vorgaben weder im Rahmen allgemeiner Subsidiarität bei Beanstandungen von Gehörsverletzungen noch bei entsprechender Heranziehung des § 295 Abs. 1 ZPO verlangt und brauchte daher auch im Zulassungsantrag von ihm nicht dargelegt zu werden. Der angegriffene Beschluss beruht auch auf der Verletzung des Art. 15 Abs. 4 VvB, denn es ist nicht ausgeschlossen, dass das OVG zu einer für den Beschwerdeführer günstigen Entscheidung über den Zulassungsantrag gekommen wäre, wenn es sich mit den vom Beschwerdeführer behaupteten Verstößen inhaltlich befasst hätte. Nach § 54 Abs. 3 VerfGHG ist der angegriffene Beschluss des OVG aufzuheben und die Sache in entsprechender Anwendung des § 95 Abs. 2 HS 2 BVerfGG an das OVG zurückzuverweisen. LVerfGE 17
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Die Kostenentscheidung beruht auf den §§ 33, 34 V e r f G H G . Dieser Beschluss ist unanfechtbar.
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Entscheidungen des Verfassungsgerichts des Landes Brandenburg
Die amtierenden Richterinnen und Richter des Verfassungsgerichts des Landes Brandenburg Monika Weisberg-Schwarz, Präsidentin Dr. Wolfgang Knippel, Vizepräsident Prof. Michael Dawin Prof. Dr. Matthias Dombert Prof. Dr. Beate Harms-Ziegler Florian Havemann Dr. Sarina Jegutidse Dr. Volkmar Schöneburg Prof. Dr. Richard Schröder Prof. Dr. Rosemarie Will
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Nr. 1 1. Der Beteiligtenfáhigkeit in einem Verfahren um eine kommunale Neugliederung, in dem sich drei Gemeinden gegen die Eingliederung einer weiteren Gemeinde wenden, steht es nicht entgegen, dass sich diese drei Gemeinden zwischenzeitlich durch einen Gebietsänderungsvertrag freiwillig zu einer Gemeinde zusammengeschlossen haben. 2. Zur möglichen Verletzung des kommunalen Selbstverwaltungsrechts durch „zielortbezogene" Gründe nach einem freiwilligen Zusammenschluss von Gemeinden. Verfassung des Landes Brandenburg Art. 97; 98 Abs. 1 Beschluss vom 18. Mai 2006 - VfGBbg 278/03 in dem kommunalen Verfassungsbeschwerdeverfahren 1. 2. 3.
Gemeinde Neukiistrinchen, Gemeinde Neureetz, Gemeinde Neurüdnitz,
jeweils vertreten durch das Amt Barnim-Oderbruch, dieses vertreten durch den Amtsdirektor, Freienwalder Str. 48, 16269 Wriezen — Beschwerdeführerinnen — Verfahrensbevollmächtigter: Rechtsanwalt S. wegen: kommunaler Neugliederung; hier: Eingliederung der Gemeinde Altreetz (Amt Barnim-Oderbruch) in die neu gebildete amtsangehörige Gemeinde Oderaue Entscheidungs formel: Die kommunale Verfassungsbeschwerde wird zurückgewiesen.
* Nichtamtliche Leitsätze LVerfGE 17
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Verfassungsgericht des Landes Brandenburg
Gründe: A. Die Beschwerdeführerinnen, drei dem Amt Barnim-Oderbruch angehörende Gemeinden, wehren sich gegen die Eingliederung der Gemeinde Altreetz in die aus den drei Beschwerdeführerinnen durch Gebietsänderungsvertrag neu gebildete amtsangehörige Gemeinde Oderaue. I. 1. Das nach dem Modell 1 gebildete und zum Landkreis Märkisch-Oderland gehörende Amt Barnim-Oderbruch mit Sitz der Amtsverwaltung in der — zum großen Teil vom Amtsgebiet umgebenen — amtsfreien Stadt Wriezen wird im Norden, Osten und Süden von den zum selben Landkreis gehörenden Ämtern Bad Freienwalde-Insel, Falkenberg-Höhe, Letschin, Neuhardenberg, Märkische Schweiz und Altlandsberg sowie der Republik Polen begrenzt. Westlich des Amtes liegt das zum Landkreis Barnim gehörende Amt Werneuchen. Die Beschwerdeführerinnen gehörten zunächst dem im Jahr 1992 aus 21 Gemeinden gebildeten Amt Wriezen-Land im äußeren Entwicklungsraum des Landes Brandenburg an. Mit Wirkung zum 1.10.1994 änderte sich der Name des Amtes in „Amt Barnim-Oderbruch". Infolge der im Jahr 1997 wirksam gewordenen Gemeindezusammenschlüsse verringerte sich die Anzahl der amtsangehörigen Gemeinden auf 13. Die Beschwerdeführerinnen waren unmittelbar benachbart. Zudem grenzte an die Beschwerdeführerin zu 3 die Gemeinde Zäckericker Loose und an die Beschwerdeführerin zu 2 die Gemeinde Altreetz. Die Ortszentren der Beschwerdeführerinnen lagen ca. 3 bis 5 km voneinander entfernt, ihre Entfernung zum Sitz der Amtsverwaltung betrug zwischen 12 und 17 km. Bei einer deutlich über dem Landesdurchschnitt (161 km2) liegenden Fläche von ca. 325 km2 und 8.826 Einwohnern (Stichtag 31.12.2001) wies das Amt eine deutlich unter dem Landesdurchschnitt liegende Bevölkerungsdichte von nur ca. 28 Einwohnern pro km2 (Landesdurchschnitt 87 Einwohner pro km2, äußerer Entwicklungsraum 49 Einwohner pro km2) auf. Es lebten in Altreetz ca. 900 Einwohner, in Güstebieser Loose ca. 240, in Neulewin ca. 660, in Neulietzegöricke ca. 240, in Zäckericker Loose ca. 130, in Prötzel ca. 1.280, in Bliesdorf ca. 1.290, in Neutrebbin ca. 1.670, in Reichenow-Möglin ca. 680, in Wriezener Höhe ca. 820, in der Beschwerdeführerin zu 1 270, in der Beschwerdeführerin zu 2 ca. 350 und in der Beschwerdeführerin zu 3 ca. 290. 2. Ende April/Anfang Mai 2002 versandte das Ministerium des Innern Anhörungsunterlagen für eine Anhörung der Beschwerdeführerinnen zu der beabsichtigten kommunalen Neugliederung mit der Gelegenheit zur Stellungnahme. In LVerfGE 17
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den ersten beiden Maiwochen wurden auch die Anhörungsunterlagen für die Anhörung der Bevölkerung an den Landrat des Landkreises Märkisch-Oderland versandt. 3. Die Gemeindevertretungen der Beschwerdefuhrerinnen hatten bereits im Jahr 2001 einen Zusammenschluss der drei Beschwerdeführerinnen sowie der Gemeinde Zäckericker Loose befürwortet. Auch bei den am 7.10.2001 in den drei beschwerdeführenden Gemeinden durchgeführten Bürgerentscheiden sprachen sich die Bürger für den Zusammenschluss der vier Gemeinden aus. Ein Zusammenschluss auch mit der Gemeinde Altreetz, der in der Beschwerdeführerin zu 2 alternativ zur Wahl gestellt worden war, wurde von deren Einwohnern sowohl im Rahmen eines Bürgerentscheids im Jahr 1998 als auch bei der Einwohnerbefragung im Jahr 2000 abgelehnt. Die Gemeindevertretung von Altreetz votierte gegen die Bildung einer neuen Gemeinde Oderaue. Im Hinblick auf die mit positivem Ergebnis durchgeführten Bürgerentscheide wurde im Januar 2002 beim Ministerium des Innern die Genehmigung für den Zusammenschluss der drei Beschwerdeführerinnen zur neuen Gemeinde Oderaue beantragt. Das Ministerium lehnte die Anträge im Oktober 2002 ab. 4. Im September/Oktober desselben Jahres brachte die Landesregierung sechs Gesetzentwürfe zur landesweiten Gemeindegebietsreform in den Landtag ein. § 6 Abs. 2 des Entwurfes zum Fünften Gesetz zur landesweiten Gemeindegebietsreform betreffend die Landkreise Barnim, Märkisch-Oderland, Oberhavel, Ostprignitz-Ruppin, Prignitz, Uckermark (5. GemGebRefGBbg) sah die Bildung der neuen Gemeinde Oderaue aus den Beschwerdeführerinnen zu 1 bis 3 sowie den Gemeinden Zäckericker Loose und Altreetz vor. Der Innenausschuss des Landtages, an den die Gesetzentwürfe nach der ersten Lesung verwiesen worden waren, führte am 23.10.2002 vorab eine Anhörung zu grundsätzlichen Fragen durch. Zur Anhörung der Beschwerdeführerinnen vor dem Innenausschuss am 16.12.2002 wurden deren ehrenamtliche Bürgermeister geladen. Im Ergebnis dieser Anhörung und aufgrund der Bitte des Innenausschusses genehmigte das Ministerium des Innern den Gebietsänderungsvertrag der Beschwerdeführerinnen am 19.2.2003 schließlich mit Wirkung zum Tag der nächsten landesweiten Kommunalwahlen (Anlage 2 zu LT-Drs. 3/5550, Antrag Nr. 45). Das Gesetz wurde sodann im Frühjahr 2003 vom Landtag verabschiedet. § 6 Abs. 2 des 5. GemGebRefGBbg vom 24.3.2003 (GVB11, 84), am Tag der landesweiten Kommunalwahlen (26.10.2003) in Kraft getreten (s. § 48 S. 1 des 5. GemGebRefGBbg), lautet nunmehr: §6 Verwaltungseinheit Amt Barnim-Oderbruch
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Verfassungsgericht des Landes Brandenburg (2) Die Gemeinden Zäckericker Loose und Altreetz werden in die zum Tag der nächsten landesweiten Kommunalwahlen gebildete neue Gemeinde Oderaue eingegliedert.
II. Die Beschwerdeführerinnen haben am 25.10.2003 kommunale Verfassungsbeschwerde erhoben. Sie verweisen auf ihr Vorbringen im Verfahren auf Erlass einer einstweiligen Anordnung. Dort wandten sie sich gegen die Einbeziehung der Gemeinde Altreetz in die neue Gemeinde Oderaue und brachten vor, dass das Anhörungsverfahren fehlerhaft gewesen sei. Die Frist von gut drei, knapp vier Wochen sei zu kurz gewesen, um die Anhörung vor dem Innenausschuss angemessen vorbereiten zu können. Sie befürchteten, Altreetz mit seinen 900 Einwohnern werde die neue Gemeinde dominieren. Altreetz sei allein deshalb eingemeindet worden, damit das Amt später nicht aus sieben, sondern nur aus sechs Gemeinden bestehe. Ein Amt müsse jedoch im Ausnahmefall durchaus auch aus sieben Gemeinden bestehen können, zumal es sich bei dem Amt Barnim-Oderbruch um ein funktionierendes Amt handele. Die Beschwerdeführerinnen beantragen festzustellen: § 6 Abs. 2 des Fünften Gesetzes zur landesweiten Gemeindegebietsreform betreffend die Landkreise Barnim, Märkisch-Oderland, Oberhavel, Ostprignitz-Ruppin, Prignitz, Uckermark (5. GemGebRefGBbg) vom 24. März 2003 ist - soweit er die Eingliederung von Altreetz in die neue Gemeinde Oderaue betrifft - mit Art. 97 Abs. 1 und Art. 98 der Verfassung des Landes Brandenburg unvereinbar und deshalb nichtig.
III. Der Landtag Brandenburg, die Landesregierung, der Städte- und Gemeindebund Brandenburg sowie die Gemeinden Altreetz und Oderaue hatten Gelegenheit zur Stellungnahme. Die Bürgermeisterin der Gemeinde Oderaue bat mit Schriftsatz vom 10.2.2004 dringend darum, die Eingemeindung von Altreetz nach Oderaue rückgängig zu machen. Eine für die Ortsteile und die Bürger gedeihliche Zusammenarbeit in der Gemeindevertretung sei aufgrund der Befindlichkeiten zwischen den zwangsweise zusammengeschlossenen Orten nicht möglich. Die massive Ablehnung einer auf gemeinsamen Interessen basierenden Zusammenarbeit sei für sie als Bürgermeisterin, die Ortsbürgermeister, die Gemeindevertreter und die Bürger unerträglich.
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Β. Die kommunale Verfassungsbeschwerde bleibt ohne Erfolg. I. Sie ist — insbesondere nachdem die Beschwerdeführerinnen mit Schriftsatz vom 5.4.2006 klargestellt haben, sich nur gegen die Eingliederung von Altreet2 in die neue Gemeinde Oderaue zu wenden — gem. Art. 100 Verfassung des Landes Brandenburg (LV), §§ 12 Nr. 5, 51 Verfassungsgerichtsgesetz des Landes Brandenburg (VerfGGBbg) statthaft und auch sonst zulässig. 1. Die Beschwerdeführerinnen sind ungeachtet des von ihnen abgeschlossenen Gebietsänderungsvertrages und des zwischenzeitlichen Inkrafttretens der gesetzlichen Neuregelung beteiligtenfähig. Ungeachtet des zwischenzeitlichen Inkrafttretens des Neugliederungsvertrages gelten die Beschwerdeführerinnen als fortbestehend. Denn die mit der hier angegriffenen gesetzlichen Neugliederung bewirkte Eingliederung der Gemeinde Altreetz in die neu gebildete Gemeinde Oderaue steht in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der (freiwilligen) Auflösung der Beschwerdeführerinnen derart, dass die Eingliederung von Altreetz — trotz zeitgleichen Wirksamwerdens beider Maßnahmen zum Tag der Kommunalwahlen — bereits auf der Existenz der neu gebildeten Gemeinde Oderaue basiert. In dieser Konstellation ergibt sich der Bedarf nach einem Fortbestehen der Gemeinden ebenso, als würden sich die Beschwerdeführerinnen gegen das sie auflösende Gesetz wenden. Denn sie würden — gleich ob als drei der fünf Ortsteile der neu gebildeten Gemeinde Oderaue oder als jetzige Gemeinde Oderaue betrachtet — aufgrund des durch freiwilligen Zusammenschluss bewirkten Verlustes ihrer Beteiligtenfáhigkeit in ihrem Begehren ohne Rechtsschutz bleiben. Die Beschwerdeführerinnen werden im kommunalen Verfassungsbeschwerdeverfahren auch weiterhin durch das Amt vertreten. 2. Die Beschwerdeführerinnen sind im Hinblick auf die Eingliederung der Gemeinde Altreetz in die neu gebildete Gemeinde Oderaue nach § 6 Abs. 2 des 5. GemGebRefGBbg auch beschwerdebefugt. Gem. Art. 100 LV, § 51 Abs. 1 VerfGGBbg können Gemeinden und Gemeindeverbände kommunale Verfassungsbeschwerde (nur) mit der Behauptung erheben, dass „ihr Recht auf Selbstverwaltung nach der Verfassung" verletzt sei. § 51 VerfGGBbg setzt damit voraus, dass die beschwerdeführende Gemeinde von den Rechtswirkungen der angefochtenen Regelung selbst betroffen sein muss. Eigene Betroffenheit liegt dabei auch vor, wenn die Verletzung eines verfassungsmäßig garantierten Rechts durch eine Gesetzesbestimmung gerügt wird, die zwar unmittelbar Dritte im Blick hat, gleichzeitig aber wie ein unmittelbar an die Beschwerdeführerin gerichteter Gesetzesbefehl wirkt (vgl. schon BVerfGE 4, 96, LVerfGE 17
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101; 13, 230, 232 f; s. a. Pestatola Verfassungsprozessrecht, 3. Aufl., § 12 Rn. 41 f; Schmidt-Bleibtreu in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, Bundesverfassungsgerichtsgesetz Kommentar, Stand September 2003, §§91 Rn. 27, 90 Rn. 95, 97; Clemens in: Umbach/Clemens, Bundesverfassungsgerichtsgesetz, §91 Rn. 82 ff; Benda/Klein Verfassungsprozessrecht, 2. Aufl., § 20 Rn. 696 ff). Wenn Gemeinden im Rahmen einer kommunalen Verfassungsbeschwerde gegen Regelungen einer landesweiten Gebietsreform ihren bisherigen Status erhalten wollen und zugleich zusätzlich die Auflösung weiterer Gemeinden oder auch ihres Amtes verhindern wollen, ist nur schwerlich vorstellbar, dass das Schicksal der Gemeinde mit dem ihrer Nachbarn oder dem des Amtes in einem Maße verknüpft ist, dass eigene kommunale Selbstverwaltung von dem Bestand der Nachbarn abhängt. Weil eine (amtsangehörige) Gemeinde beanspruchen kann, dass ihr eine geeignete (Amts-)Verwaltung zur Verfügung steht, kann die Gemeinde im Falle eines Erfolges auch ohne bisherige Nachbargemeinden oder auch mit einem anders zugeschnittenen Amt fortbestehen. Anders ist es zu beurteilen, wenn die Gemeinde „zielortbezogene" Einwände erhebt, d.h. Beanstandungen, die mit der neuen Gemeinde zu tun haben, etwa im Hinblick auf ihre eigene räumliche Zuordnung. Gründe des öffentlichen Wohls müssen nicht nur das „ob" einer Maßnahme rechtfertigen, sondern auch das „wie" und damit die Grundlage auch für die Entscheidung bilden, in welche andere Gemeinde die aufgelöste Gemeinde eingegliedert wird. Wenn die bisherige Gemeinde ihre Selbständigkeit zugunsten einer Lösung aufgeben soll, deren Qualität in gewichtigem Maße von der Zuordnung ehemaliger Nachbargemeinden abhängt, ist sie von der Neugliederungsentscheidung ihrer Nachbargemeinde mit betroffen. Die Gemeinde kann deshalb verlangen, dass — unbeschadet der dem Gesetzgeber insoweit zuzugestehenden Freiräume — die dauernde Eignung der Gemeinde, wie sie aus der Gemeindegebietsneugliederung hervorgeht, für die Wahrnehmung der künftigen Verwaltung nicht ernsthaft in Frage zu stellen ist und dass die neue bzw. vergrößerte Gemeinde ohne Verstoß gegen das Gebot der Systemgerechtigkeit, etwa durch systemwidriges Unterlassen der Eingliederung weiterer Gemeinden, gebildet wird (Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Urt. v. 26.8.2004 - VfGBbg 230/03 - mit Verweis auf VerfGH NW, Urt. v. 7.12.1973 - VerfGH 18/72 - , DVB1 1974, 517 - Nettelstedt; s. a. BayVerfGH, Urt. v. 29.10.1980 - Vf. 2-VII-78 - , VwRspr 32, 257; BayVGH, Beschl. v. 3.3.1977 - Nr. 65 V 76 - BayVBl 1979, 146; vgl. demgegenüber BayVerfGH, Entsch. v. 24.6.1988 - Vf.lO-VII/86 - , NVwZ 1989, 243 bei Rüge der „aufnehmenden" Gemeinde, das eingegliederte Gemeindegebiet sei zu klein). Abweichend davon wird vorliegend der freiwillige Zusammenschluss der Beschwerdeführerinnen zur neuen Gemeinde Oderaue mit der Verfassungsbeschwerde nicht angegriffen. Die Beschwerdeführerinnen könnten durch die angegriffene Neugliederungsmaßnahme in dem verfassungsrechtlich geschützten Kernbereich ihres Selbstverwaltungsrechtes deshalb nur dadurch verletzt sein, LVerfGE 17
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dass die Gemeinde Altreetz zusätzlich in die neu gebildete Gemeinde Oderaue eingegliedert wurde. Eine Beeinträchtigung der Beschwerdefuhrerinnen in ihrem Selbstverwaltungsrecht kommt bei dieser Sachlage nur in Betracht, wenn greifbar Anhaltspunkte dafür erkennbar werden, dass die vom Gesetzgeber unter Einbeziehung auch der Gemeinde Altreetz neu gebildete Gemeinde Oderaue die ihr obliegenden Selbstverwaltungsaufgaben nicht effektiv erfüllen kann und deshalb auf die Dauer nicht lebensfähig ist. Nur im Rahmen dieser Prüfung ist erheblich, ob die Eingliederung der weiteren Gemeinde durch den Gesetzgeber in die durch freiwilligen Zusammenschluss bereits gebildete neue Gemeinde durch Gründe des öffentlichen Wohls gerechtfertigt ist (BVerfGE 50, 50, 51 - Laatzen). Daran gemessen sind die Beschwerdeführerinnen auch im Hinblick auf die Eingliederung der Gemeinde Altreetz in die von ihnen — den Beschwerdefuhrerinnen — eine „logische Sekunde" zuvor aufgrund freien Entschlusses gebildete Gemeinde Oderaue beschwerdebefugt, weil sie damit über die freiwillige Aufgabe ihrer Selbständigkeit hinaus zusätzlichen Bedingungen unterworfen werden, die sie als belastend empfinden. Die von den Beschwerdeführerinnen vorgetragenen Tatsachen lassen es zumindest als möglich erscheinen, dass der Gesetzgeber systemwidrig die Gemeinde Altreetz in die Gemeinde Oderaue eingegliedert hat. II. Die kommunale Verfassungsbeschwerde erweist sich aber in der Sache selbst als unbegründet. Die Eingliederung der Gemeinde Altreetz in die aus den Beschwerdeführerinnen neu gebildete Gemeinde Oderaue bleibt auch in der Sache selbst im Einklang mit der Verfassung. 1. Die nach der Landesverfassung geltenden Anhörungserfordernisse sind eingehalten worden. Im Hinblick auf die insoweit in einer Vielzahl von Verfahren kommunaler Verfassungsbeschwerden im Wesentlichen inhaltsgleichen Einwände wird auf die ständige Rechtsprechung des Verfassungsgerichtes des Landes Brandenburg (vgl. u.a. Urt. v. 18.12.2003 - VfGBbg 101/03 - , LVerfGE 14, 203, sowie v. 16.6.2005 - VfGBbg 48/03 - , und Besch! v. 16.9.2004 - VfGBbg 102/03 und 118/03 — www.verfassungsgericht.brandenburg.de) Bezug genommen. 2. In das Gebiet einer Gemeinde sowie — erst recht — in ihre körperschaftliche Existenz kann zufolge Art. 98 Abs. 1 LV nur aus Gründen des öffentlichen Wohls eingegriffen werden. Der Inhalt des Begriffes „öffentliches Wohl" ist dabei im konkreten Fall vom Gesetzgeber auszufüllen, dem in dieser Hinsicht grundsätzlich — in dem von der Verfassung gesteckten Rahmen — ein Beurteilungsspielraum und politische Gestaltungsfreiheit in dem Sinne zukommen, dass er Ziele, Leitbilder und Maßstäbe selbst fesdegen kann. Das Verfassungsgericht überprüft zunächst, ob der Gesetzgeber den entscheidungsrelevanten Sachverhalt zutreffend und umfassend ermittelt hat. Dabei ist die verfassungsgerichtliche Kontrolle nicht eingeschränkt (Verfassungsgericht LVerfGE 17
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des Landes Brandenburg, std. Rspr., u.a. Beschl. v. 27.5.2004 - VfGBbg 138/03 Königsberg; BVerfGE 50, 50, 51 - Laatzen). Das Verfassungsgericht prüft sodann, ob der Gesetzgeber den ermittelten Sachverhalt seiner Regelung zutreffend zugrunde gelegt und die mit ihr einhergehenden Vor- und Nachteile in vertretbarer Weise gewichtet und in die Abwägung eingestellt hat. Hierbei darf sich das Verfassungsgericht nicht an die Stelle des Gesetzgebers setzen und hat seine Nachprüfung darauf zu beschränken, ob die Zielvorstellungen, Sachabwägungen, Wertungen und Einschätzungen des Gesetzgebers offensichtlich fehlerhaft, lückenhaft oder eindeutig widerlegbar sind oder der Wertordnung der Verfassung widersprechen. Die Bevorzugung einzelner und die gleichzeitige Hintanstellung anderer Belange bleibt dem Gesetzgeber so weit überlassen, als das mit dem Eingriff in den Bestand der Kommunen verbundene Abwägungsergebnis zur Erreichung der verfolgten Zwecke nicht offenkundig ungeeignet oder unnötig ist oder zu den angestrebten Zielen deutlich außer Verhältnis steht und frei von willkürlichen Erwägungen und Differenzierungen ist. Es ist dabei nicht die Aufgabe des Gerichts zu prüfen, ob der Gesetzgeber die beste und zweckmäßigste Neugliederungsmaßnahme getroffen hat (Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, std. Rspr., u.a. Urt. v. 18.6.1998 - VfGBbg 27/97 - , LVerfGE 8, 97, 169 f mwN; v. 29.8.2002 - VfGBbg 34/01 - Kreuzbruch; LVerfGE Suppl. Bbg zu Bd. 13, 116 = LKV 2002, 573, 574, und v. 18.12.2003 VfGBbg 101/03 - , aaO, sowie Beschlüsse v. 22.4.2004 - VfGBbg 182/03 - und v. 15.9.2005 - VfGBbg 113/03 -). In Anwendung dieser Grundsätze hat sich hier der Gesetzgeber fehlerfrei auf den Standpunkt gestellt, dass für die Eingliederung der Gemeinde Altreetz in die neu gebildete Gemeinde Oderaue Gründe des öffentlichen Wohls vorliegen, und auf dieser Grundlage eine verfassungsrechtlich nicht zu beanstandende Regelung getroffen. Im Einzelnen: a) Der Gesetzgeber hat sich ausreichend mit den tatsächlichen Verhältnissen befasst. (1) So sah der Gesetzgeber, dass der den Beschwerdeführerinnen am nächsten gelegene Versorgungsort die Gemeinde Altreetz ist, die sich — wie der Gesetzgeber ausfuhrlich dargelegt hat - bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts zum wichtigsten Ort im nördlichen Oderbruch entwickelte und seitdem eine zentrale Funktion für die umliegenden Gemeinden wahrnimmt, die sie insbesondere in der DDR-Zeit weiter ausgebaut hat. So verfügt Altreetz über eine Kindertagesstätte, eine Schule, einen Hort, einen Jugendclub, eine Raiffeisenbank, ärztliche Versorgungsmöglichkeiten, Verkaufsstellen und Diensdeistungsunternehmen sowie ein eigenes Gewerbegebiet. Auch der auf dem Gebiet der Beschwerdeführerin zu 1 gelegene Campingplatz wird durch mobile Versorgungsfahrzeuge und Einrichtungen aus Altreetz betreut. Zwischen der Beschwerdeführerin zu 2 und der Gemeinde Altreetz hat der Gesetzgeber nicht nur eine bauliche Verflechtung festgeLVerfGE 17
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stellt, sondern auch eine historische Verbundenheit. Beide Gemeinden waren als Kolonistendörfer auf dem Territorium der alten Fischergemeinde Reet2 errichtet worden und unterstanden bis 1945 dem Amtsvorsteher von Altreetz. Die Verkehrsverbindung zwischen den drei Beschwerdefuhrerinnen und der Gemeinde Altreetz ist durch die Landesstraßen L 281 und L 28 sowie die Kreisstraße Κ 6412 gesichert. Der überwiegende Teil der erwerbstätigen Bewohner in den Beschwerdeführerinnen pendelt zur Arbeit nach Bad Freienwalde, in geringerem Umfang auch nach Wriezen. Die in den Beschwerdeführerinnen wohnhaften Schüler besuchen die Grundschule und den Hort in Altreetz, die Realschulen in Bad Freienwalde (Oder) und Neutrebbin, sowie die Gymnasien in Wriezen und Bad Freienwalde (Oder). Die Kindertagesstätte in Altreetz wird ebenfalls von den Kindern aller drei Beschwerdeführerinnen besucht. Dass die Beschwerdeführerinnen jeweils über eine Feuerwehr und ein Feuerwehrgebäude verfügen, hat der Gesetzgeber nicht unberücksichtigt gelassen. Während der Gesetzgeber bei Altreetz ebenso wie bei den Beschwerdeführerinnen zu 1 und 3 einen ausgeglichenen Haushalt feststellen konnte, war dieser bei der Beschwerdeführerin zu 2 unausgeglichen. Eine Abhängigkeit von Schlüsselzuweisungen erkannte er nicht nur bei Altreetz, sondern auch bei den Beschwerdeführerinnen zu 2 und 3. Dabei ließ er nicht außer Betracht, dass Altreetz einen Friedhof und ein Bürgerhaus unterhält und die Beschwerdeführerin zu 1 in den vergangenen Jahren kleinere Investitionen im Bereich von Schöpfwerk und Straßenunterhaltung durchführen lassen konnte. Wie die Beschwerdeführerinnen gehört auch Altreetz zum Kirchensprengel Neuküstrinchen. Es bestehen kulturelle Beziehungen der Beschwerdeführerinnen zum Altreetzer Karneval Club und zum Geschichtsverein Altreetz und Umgebung e. V. sowie im Bereich des Sports zum Turn- und Sportverein Altreetz. (2) Diese Sachverhaltsermitdung begegnet keinen verfassungsrelevanten Bedenken. Dabei kommt es nicht darauf an, ob der Gesetzgeber sämtliche tatsächlichen Momente in allen Einzelheiten richtig erfasst und gewürdigt hat. Wie verbunden die Gemeinden im Detail jetzt sind, ist bei der Prognoseentscheidung zur Gemeindegebietsneugliederung von untergeordneter Bedeutung. Ins Gewicht fällt vielmehr nur, ob er die für die Durchführung des gewählten Leitbildes bestimmenden Elemente in ihrem wesentlichen Gehalt richtig erkannt und daraus sachgerechte Folgerungen gezogen hat. Nur wenn die Richtigkeit einer die Entscheidung tragenden Tatsache bestritten wird und es möglich ist, dass die Neugliederung bei Zugrundelegung des behaupteten abweichenden Sachverhalts anders ausgefallen wäre, besteht eine Nachprüfungspflicht für das Verfassungsgericht (vgl. SächsVerfGH, LVerfGE 10, 375, 398 „[mitentscheidend"; VerfGH NW, Urt. v. 6.12.1975 - VerfGH 39/74 - , EA S. 25; StGH BW, NJW 1975, 1205,
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1213). Derartige Tatsachen haben die Beschwerdeführerinnen weder mitgeteilt noch sind sie sonst ersichtlich. b) Die allgemeinen, vom Gesetzgeber hier herangezogenen Kriterien für die kommunale Neugliederung halten sich im Rahmen des öffentlichen Wohls (Art. 98 Abs. 1 LV). Der Gesetzgeber durfte sich für die Eingliederung der Gemeinde Altreetz in die neu gebildete Gemeinde Oderaue wesentlich auf den Änderungsbedarf der brandenburgischen Gemeindestruktur im äußeren Entwicklungsraum mit dem Ziel berufen, die Ämter zu stärken. Durch die Festlegung einer zahlenmäßigen Unter- wie auch Obergrenze in Bezug auf die dem einzelnen Amt angehörenden Gemeinden sollen leistungsfähigere Verwaltungsstrukturen auf der Ebene des Amtes geschaffen und damit eine annähernd gleichwertige Verwaltungskraft von Amt und amtsfreier Gemeinde hergestellt werden (Leitbild I. 2. b) aa), vgl. LT-Drs. 3/5020, S. 41 sowie Beschlussempfehlung des Innenausschusses zu § 6 des 5. GemGebRefGBbg, Anlage 2 zu LT-Drs. 3/5550). Das Amt soll nicht weniger als 5.000 und amtsangehörige Gemeinden sollen regelmäßig nicht weniger als 500 Einwohner haben. Auch sollten Ämter — vom Ausnahmefall eines Ämterzusammenschlusses abgesehen — aus mindestens drei und nicht mehr als sechs Gemeinden bestehen (LT-Drs. 3/5020, S. 203, 207, S. 41 ff Leitbild I. 2. b) aa), bb) und cc). Eine diesem Leitbild teilweise widersprechende Ausgangssituation hat der Gesetzgeber vorgefunden. aa) Dass eine Stärkung der Verwaltungskraft, die Straffung und Effizienzsteigerung der Kommunalverwaltungen, ein Grund des öffentlichen Wohls ist, der eine kommunale Neugliederung zu rechtfertigen vermag, hat das Landesverfassungsgericht bereits mehrfach entschieden, insbesondere zu dem Unterfall der Behebung von Strukturproblemen im Stadtumland (Urt. v. 18.12.2003 - VfGBbg 101/03 - , aaO, und - VfGBbg 97/03 - ) aber auch für den äußeren Entwicklungsbereich (zuletzt Beschl. v. 20.10.2005 - VfGBbg 277/03 - ) sowie zum vorausgegangenen Gesetz zur Reform der Gemeindestruktur und zur Stärkung der Verwaltungskraft der Gemeinden im Land Brandenburg vom 13.3.2001 (vgl. Urt. v. 29.8.2002 - VfGBbg 34/01 - Kreuzbruch, LVerfGE Suppl. Bbg zu Bd. 13, 116 = LKV 2002, 573, 574). Eine kommunale Neugliederung setzt nicht voraus, dass Mängel in der bisherigen Aufgabenerfüllung bestehen oder eine Gemeinde keine ausreichende Verwaltungs- und Leistungskraft besitzt. Vielmehr kann auch eine weitere Verbesserung der Verwaltung des Gesamtraumes die Neugliederung rechtfertigen (Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, u.a. Urt. v. 26.8.2004 - VfGBbg 230/03 - und Beschl. v. 18.11.2004 - VfGBbg 167/03 -). Einer solchen Verbesserung dient hier die Umsetzung der Leitbildbestimmungen. Ebenso wie eine leistungsfähige Verwaltung eine gewisse Einwohnerzahl voraussetzt, die ein Mindestmaß an finanzieller Leistungskraft sicherstellt, gewährleistet eine Höchstzahl amtsangehöriger Gemeinden die Effektivität der Verwaltung. Wenn der Gesetzgeber sich in seinem Leitbild auf die hier in Rede stehende Anzahl von LVerfGE 17
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sechs einem Amt angehörenden Gemeinden festgelegt hat, dann sind seine diesbezüglichen Wertungen und Erwägungen nicht offensichtlich fehlerhaft oder widerlegbar (so bereits Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Urt. v. 29.8.2002, aaO sowie u.a. Besch! v. 26.2.2004 - VfGBbg 150/03 - , S. 17 f EA). Die Begrenzung auf eine Höchstzahl von sechs einem einzelnen Amt angehörenden Gemeinden — wobei eine größere Anzahl ausnahmsweise als Folge eines Ämterzusammenschlusses zulässig sein soll (I. 2. b) aa) Sätze 3 und 4 des Leitbildes) — ist ein dem öffentlichen Wohl dienendes Neugliederungsziel. Nachvollziehbar ist insoweit auch das Argument des Gesetzgebers, dass die Effizienz der Verwaltungstätigkeit unter einer zu kleinteiligen Amtsstruktur leidet. Soweit der Gesetzgeber angesichts dessen die Neugliederung darauf stützte, dass das Amt Barnim-Oderbruch selbst unter Berücksichtigung einer Reihe vertraglicher Gemeindezusammenschlüsse vor der gesetzlichen Neugliederung mehr als sechs Gemeinden aufwies und auch der Ausnahmefall eines Amterzusammenschlusses nicht vorlag, ist dies verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden. bb) Dass die neu gebildete Gemeinde Oderaue infolge einer Eingliederung insbesondere der Gemeinde Altreetz nicht in der Lage wäre, dauerhaft die ihr obliegenden Selbstverwaltungsaufgaben effektiv zu erfüllen und damit lebensfähig zu sein, ist nicht ersichtlich. Soweit die Beschwerdefuhrerinnen einen Verlust an kommunalpolitischen Mitwirkungsmöglichkeiten durch ein dominierendes Altreetz befürchten, ist ihnen der Verweis auf die in den §§ 54 ff. Gemeindeordnung vorgesehenen Mitwirkungsrechte für Ortsteile entgegenzuhalten. § 34 des 5. GemGebRefGBbg eröffnet darüber hinaus Gestaltungsmöglichkeiten im Rahmen von Vereinbarungen zu den weiteren Folgen des Gemeindezusammenschlusses. 3. Zur Erreichung der Reformziele ist die Eingliederung der Gemeinde Altreetz in die neu gebildete Gemeinde Oderaue nicht offensichtlich ungeeignet. Das Landesverfassungsgericht vermag nicht zu erkennen, dass das Ziel einer Bereinigung der Klein- und Kleinstgemeindestruktur durch die Eingliederung der Gemeinde Altreetz eindeutig verfehlt würde. 4. Die Eingliederung ist auch nicht unverhältnismäßig. Der Gesetzgeber hat die Vor- und Nachteile seines Neugliederungsvorhabens hier in nicht zu beanstandender Weise gegeneinander abgewogen und ist zu einem verfassungsrechtlich vertretbaren Ergebnis gelangt. Danach besitzen die für eine Eingliederung der Gemeinde Altreetz in die neu gebildete Gemeinde Oderaue sprechenden Gründe das größere Gewicht. (1) Die Bedeutung der kommunalen Selbstverwaltung war dem Gesetzgeber gegenwärtig. Er hat die Belange der Einwohner im Blick gehabt und sich damit auseinandergesetzt, ablesbar aus der amtlichen Begründung des Gesetzentwurfs (s. LT-Drs. 3/5020, S. 186 ff). Es ist verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden, wenn der Gesetzgeber auf der anderen Seite mit der Eingliederung das Ziel verLVerfGE 17
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bindet, größere Verwaltungseinheiten innerhalb des Amtes zu schaffen, die Verwaltungsstrukturen des Amtes damit zu straffen und Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit der Verwaltung so zu erhöhen und diese deshalb für notwendig hält. (2) Die Zuordnung der Gemeinde Altreetz zu einer anderen Verwaltungseinheit durfte der Gesetzgeber bereits wegen der engen Beziehungen der Beschwerdeführerinnen zu Altreetz und der weiteren Zielsetzung, mit der Eingliederung das Amt zu erhalten und zu stärken, ablehnen. Zudem haben die Beschwerdeführerinnen anderweitige Präferenzen, die insoweit neue Erwägungen hätten veranlassen können, nicht geäußert. 5. Auch im Übrigen lässt die Abwägung des Gesetzgebers keine seine Entscheidung in Frage stellenden Defizite erkennen. (1) Der Gesetzgeber war nicht durch die finanziellen Folgen an einer Eingliederung der Gemeinde Altreetz in die aus den Beschwerdeführerinnen neu gebildete Gemeinde Oderaue gehindert. Für die Beurteilung am Maßstab des öffentlichen Wohls iSd Art. 98 Abs. 1 LV ist nicht ausschließlich oder auch nur in erster Linie entscheidend, welche Lösung für die Einwohner der einzelnen Gemeinde die meisten Vorteile bietet. Entscheidend ist vielmehr, welche Lösung den Interessen des gesamten, neu zu gliedernden Verwaltungsraumes und seiner Bevölkerung sowie darüber hinaus der Gesamtbevölkerung des Landes am besten entspricht. Erfahrungsgemäß kann der Wohlstand einer Gemeinde auf Lagevorteilen — etwa einer verkehrsgünstigen Lage an der Schnittstelle zwischen Autobahn und Bundesstraße — beruhen, wenn auch die sich aus der günstigen Lage ergebenden Chancen genutzt werden müssen. Umgekehrt kann Verschuldung jedenfalls teilweise aus Lagenachteilen herrühren, etwa wenn Infiastruktureinrichtungen unterhalten werden müssen, die zugleich den Menschen aus Nachbargemeinden zugute kommen, und gleichzeitig günstige Entwicklungsmöglichkeiten nicht vorhanden sind oder durch bestehende (Wohn-)Bebauung nicht lohnend genutzt werden können. Unabhängig davon ist die Finanzlage und damit auch der Beitrag, den die Einwohner mit einem neu zugeschnittenen Gebiet und Ressourcen zu leisten vermögen, naturgemäß nicht von Dauer, sondern veränderlich. Die wirtschaftliche Entwicklung des Gesamt-Neugliederungsgebietes ist so oder so nicht sicher einschätzbar. (2) Verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden ist schließlich auch, wie der Gesetzgeber den geäußerten Willen der Bevölkerung gewichtet hat, indem er davon ausging, dass auch der einer Eingliederung der Gemeinde Altreetz in die neu gebildete Gemeinde Oderaue entgegenstehende Wille sowohl der Beschwerdeführerinnen als auch der Gemeindevertretung von Altreetz die dauerhafte Eignung der Gemeinde Oderaue, wie sie aus der Gemeindegebietsreform hervorgegangen ist, für die Wahrnehmung der ihr obliegenden Selbstverwaltungsaufgaben nicht in Frage stellt. Die Ergebnisse der Bürgerentscheide sowie der mündlichen AnhöLVerfGE 17
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rung vor dem Innenausschuss waren dem Gesetzgeber bekannt und sind in das Gesetzgebungsverfahren eingeflossen (vgl. LT-Drs. 3/5020, S. 186 ff, Beschlussempfehlung des Innenausschusses zu § 6 des 5. GemGebRefGBbg, Anlage 2 zu LT-Drs. 3/5550). An das sich daraus ergebende Stimmungsbild ist der Gesetzgeber aber nicht gebunden. Der Wille der Bevölkerung stellt vielmehr nur ein Merkmal unter weiteren Gesichtspunkten dar, die für die Ermittlung der Gründe des öffentlichen Wohles und damit für die Abwägungsentscheidung des Gesetzgebers von Bedeutung sind. Bei einer allgemeinen Gebietsreform geht es eben auch darum, größere Räume neu zu gliedern, so dass nicht nur örtliche Gegebenheiten — wie etwa die Akzeptanz des Vorhabens bei den Bürgern der einzelnen Gemeinde - ins Gewicht fallen. Hiervon ausgehend hat sich der Landtag in den Grenzen seiner Entscheidungsfreiheit bewegt, als er nicht dem Wunsch der Beschwerdefuhrerinnen gefolgt ist, sondern den für die Eingliederung der Gemeinde Altreetz in die neu gebildete Gemeinde Oderaue sprechenden Umständen mit dem Ziel, die Struktur des Amtes zu straffen und zu vereinfachen sowie seine Leistungsfähigkeit zu stärken, das höhere Gewicht beigemessen hat. C. Das Verfassungsgericht hat einstimmig eine mündliche Verhandlung nicht für erforderlich gehalten, § 22 Abs. 1 2. Alt. VerfGGBbg.
Nr. 2 1. Zu den Darlegungs- und Begründungsobliegenheiten für eine kommunale Verfassungsbeschwerde, mit der eine Verletzung des Anspruchs auf eine den Aufgaben angemessene finanzielle Mindestausstattung geltend gemacht wird. 2. Die gesonderte Berücksichtigung von Zentralorten nicht aber von Selbstversorgerorten im Hauptansatz für die Ermittlung des Finanzbedarfs der Gemeinden und für die Aufteilung der Schlüsselmasse in § 8 Gemeindefinanzierungsgesetz 2004 ist von Verfassungs wegen nicht zu beanstanden.* Verfassung des Landes Brandenburg Art. 97 Abs. 1 Satz 1; 99 Satz 2 und Satz 3 Gemeindefinanzierungsgesetz 2004 § 8
* Nichtamtliche Leitsätze LVerfGE 17
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Beschluss vom 18. Mai 2006 - VfGBbg 39/04 in dem kommunalen Verfassungsbeschwerdeverfahren Gemeinde Schöneiche bei Berlin, vertreten durch den Bürgermeister, Brandenburgische Str. 40, 15566 Schöneiche bei Berlin — Beschwerdeführerin — Verfahrensbevollmächtigter: Rechtsanwalt Dr. W. gegen § 8 des Gemeindefinanzierungsgesetzes 2004 vom 17. Dezember 2003 (GVB11, S. 331), geändert durch das Änderungsgesetz vom 5. April 2004 (GVB1 I, S. 76) Entscheidungs formel: Die kommunale Verfassungsbeschwerde wird teils verworfen, im Übrigen zurückgewiesen. Gründe: A. Die Beschwerdeführerin beanstandet den Ansatz zur Ermittlung des Finanzbedarfs nach dem Gemeindefinanzierungsgesetz für das Jahr 2004. I. 1. Durch das Gesetz zur Regelung der Zuweisungen des Landes Brandenburg an die Gemeinden und Landkreise im Haushaltsjahr 2004 (Gemeindefinanzierungsgesetz 2004 - GFG 2004 - ) vom 17.12.2003 (GVB11 331) stellt das Land den Gemeinden und Landkreisen u.a. 25,3 vom Hundert seines Anteils an der Einkommensteuer, der Körperschaftsteuer und der Umsatzsteuer sowie der Landessteuern einschließlich des Landesanteils an der Gewerbesteuerumlage als Zuweisung zur Verfügung (allgemeiner Steuerverbund). Die Mittel, die sich auf dieser Grundlage und nach Maßgabe weiterer Vorschriften ergeben, werden in Form von allgemeinen Zuweisungen (§§ 6 - 16), insbesondere Schlüsselzuweisungen, und als investive Zuweisungen (§ 17) den Kommunen zugeteilt. Die Schlüsselzuweisungen werden nach Bedürftigkeit der Selbstverwaltungskörperschaften verteilt. Um festzustellen, ob eine Gemeinde in diesem Sinn bedürftig ist, wird zunächst mit Hilfe der Ausgangsmesszahl der fiktive Finanzbedarf einer Gemeinde errechnet. Zu diesem Zweck wird zunächst ein Hauptansatz gebildet. Zu dessen Bestimmung wird die Einwohnerzahl der Gemeinde mit einem LVerfGE 17
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Vomhundertsatz multipliziert, der je nach der Größe der Gemeinde gestaffelt zwischen 100% und 128% beträgt und zwischen einzelnen Staffelstufen linear ansteigt (§ 8 Abs. 3). Für die kreisfreien Städte beträgt der Ansatz 138%. Alternativ bestimmt sich der Hauptansatz nach der Feststellung einer Kommune als Mittel-, Grund- oder Kleinzentrum, sofern dies einen für die Kommune günstigeren Vomhundertsatz ergibt (§ 8 Abs. 4). Zu dem Hauptansatz wird der Soziallastenansatz, die gewichtete Anzahl der seit mehr als 12 Monaten arbeitslosen Einwohner (§ 8 Abs. 5), addiert. Haupt- und Soziallastenansatz zusammen bilden den Gesamtansatz. Dieser wird mit einem einheitlichen Grundbetrag multipliziert, der sicherstellt, dass die gesamte insoweit zur Verfügung stehende Finanzmasse verbraucht wird. Der so errechnete Betrag ist die Ausgangsmesszahl. Der Ausgangsmesszahl wird die Steuerkraftmesszahl gegenübergestellt. Die Steuerkraftmesszahl errechnet sich aus der Grundsteuer, der Gewerbesteuer und den Gemeindeanteilen an der Einkommen- und der Umsatzsteuer. Eine Gemeinde erhält Schlüsselzuweisungen, wenn die Steuerkraftmesszahl hinter der Ausgangsmesszahl zurückbleibt. Diese Schlüsselzuweisungen betragen 80 vom Hundert des Unterschiedsbetrages zwischen der Ausgangsmesszahl und der Steuerkraftmesszahl (§ 10). Neben den Schlüsselzuweisungen gibt es zweckgebundene Zuweisungen. So wird bestimmten Städten und Landkreisen eine Theaterpauschale gewährt (§ 14); Gemeinden, Ämter und Landkreise, die Träger von Schulen sind, erhalten einen Schullastenausgleich (§ 15). Auch diese Zahlungen werden aus dem allgemeinen Steuerverbund geleistet, sind aber unabhängig von der sonstigen Bedürftigkeit der Gemeinde. Des Weiteren gibt es einen Ausgleichsfonds im Umfang von über 52 Mio. Euro, der sich zu rund 87% aus dem allgemeinen Steuerverbund und zu 13% aus anderen Mitteln zusammensetzt. Er wird insbesondere für Bedarfszuweisungen an Gemeinden und Landkreise einschließlich Zuweisungen zum Erhalt freiwilliger Selbstverwaltungsaufgaben und für hoch verschuldete Gemeinden bereitgestellt (§16). Daneben werden aus dem Steuerverbund investive Maßnahmen finanziert (§ 17), für deren Verteilving zum einen die Einwohnerzahl zugrunde gelegt wird, zum anderen auch konkrete Projekte, wie investive Schwerpunktmaßnahmen der Kommunen, maßgeblich sind. Für die Wahrnehmung übertragener Aufgaben werden 158 Mio. Euro zur Verfügung gestellt (§ 18). Außerhalb des allgemeinen Steuerverbundes gibt es weitere Zuweisungen, insbesondere Kostenerstattung für besonderen Aufwand bei übertragenen Aufgaben (§ 19). Die Aufteilung darüber hinaus gewährter sonstiger Zuweisungen nach Maßgabe des Haushaltsplanes (§ 21) in Höhe von 1.573.744.700 Euro nimmt der Runderlass des Ministeriums des Innern „Zuweisungen an die Gemeinden und Landkreise nach Maßgabe des Haushaltsplans 2004" vom 13.4.2004 (Amtsblatt für Brandenburg, S. 320) vor. LVerfGE 17
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2. Die von der Beschwerdeführerin angegriffene Vorschrift des Gemeindefinanzierungsgesetzes 2004 hat folgenden Wortlaut: §8
Ermittlung der Ausgangsmesszahl für die kreisfreien Städte und kreisangehörigen Gemeinden (1) Die Ausgangsmesszahl einer Gemeinde wird ermittelt, indem der Gesamtansatz nach Absatz 2 mit dem einheitlichen Grundbetrag nach Absatz 6 vervielfältigt wird. (2) Der Gesamtansatz wird gebildet, indem der Hauptansatz nach den Absätzen 3 und 4 und der Soziallastenansatz nach Absatz 5 zusammengezählt werden. (3) Der Hauptansatz einer Gemeinde wird errechnet, indem die Einwohnerzahl einer Gemeinde mit einem Vomhundertsatz vervielfältigt wird. Der Vomhundertsatz beträgt für eine Gemeinde bis zu
2.500 Einwohnern
100 vom Hundert,
mit
7.500 Einwohnern
103 vom Hundert,
mit
15.000 Einwohnern
108 vom Hundert,
mit
35.000 Einwohnern
118 vom Hundert,
mit
45.000 Einwohnern
123 vom Hundert,
mit
55.000 Einwohnern
128 vom Hundert.
Für kreisfreie Städte beträgt der Ansatz 138 vom Hundert. Liegt die Einwohnerzahl einer kreisangehörigen Gemeinde zwischen zwei Stufen der Staffelklasse, so wird der Hundertsatz mit den dazwischen liegenden Werten angesetzt; der Hundertsatz wird auf eine Dezimalstelle hinter dem Komma aufgerundet. (4) Sofern der Hauptansatz nach Absatz 3 keinen höheren Vomhundertsatz ergibt, beträgt der Vomhundertsatz für eine Gemeinde, 1.
die als Mittelzentrum festgestellt worden ist, 118 vom Hundert,
2.
die als Grundzentrum festgestellt worden ist, 113 vom Hundert,
3.
die als Kleinzentrum festgestellt worden ist,
103 vom Hundert.
Für die Großen kreisangehörigen Städte beträgt der Ansatz mindestens 123 vom Hundert. (5) Als Soziallastenansatz werden der einzelnen Gemeinde die von der Bundesanstalt für Arbeit nach dem Stand vom Juni des vorvergangenen Jahres ermittelten Arbeitslosenzahlen gleich oder größer drei, denen eine Dauer der Arbeitslosigkeit
LVerfGE 17
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von zwölf Monaten und mehr zu Grunde liegt, hinzugerechnet. Die Arbeitslosenzahlen werden wie folgt angesetzt: Dauer der Arbeitslosigkeit
Arbeitslosenzahl
12 Monate bis unter 24 Monate
zweieinhalbfach
24 Monate und länger
dreifach.
(6) Das Ministerium des Innern setzt den einheitlichen Grundbetrag nach Absatz 1 in der Weise fest, dass der für Schlüsselzuweisungen an die Gemeinden zur Verfügung gestellte Betrag aufgebraucht wird. 3. Die Beschwerdeführerin ist eine amtsfreie Gemeinde im engeren Verflechtungsraum um Berlin (s. Art. 1 Anlage 1 § 4 S. 4 Nr. 1 iVm Anhang Β 1 des Staatsvertrages vom 7.8.1997 über das gemeinsame Landesentwicklungsprogramm der Länder Berlin und Brandenburg (Landesentwicklungsprogramm, nachfolgend LEPro) und über die Änderung des Landesplanungsvertrages (GVB1 1998 I, 14). Die im Landkreis Oder-Spree gelegene Beschwerdeführerin grenzt im Westen an das Land Berlin. Im übrigen ist sie von den amtsfreien Gemeinden Hoppegarten, Neuenhagen bei Berlin, Fredersdorf-Vogelsdorf, Rüdersdorf bei Berlin (alle Landkreis Märkisch-Oderland) und Woltersdorf (Landkreis Oder-Spree) unmittelbar umgeben, die ebenfalls dem engeren Verflechtungsraum zugehören. Alle diese Gemeinden verzeichneten seit dem Jahr 1990 einen erheblichen Bevölkerungszuwachs. Ende des Jahres 2004 hatten Woltersdorf 7.570, Fredersdorf-Vogelsdorf ca. 12.220, Hoppegarten ca. 14.370, Rüdersdorf bei Berlin ca. 15.970, Neuenhagen bei Berlin ca. 16.150 und die Beschwerdeführerin ca. 11.870 Einwohner (Quelle: Statistisches Jahrbuch 2005 des Landesbetriebes für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg). Einige Kilometer weiter entfernt von der Beschwerdeführerin liegen die Gemeinde Petershagen/Eggersdorf mit ca. 12.850 sowie die Städte Altlandsberg und Erkner mit ca. 8.650 bzw. 11.830 Einwohnern. Kleinere Orte gibt es in dem Gebiet nicht. Mit der Verordnung über den gemeinsamen Landesentwicklungsplan für den engeren Verflechtungsraum BrandenburgBerlin vom 2.3.1998 (GVB1 II, 186) setzte die Landesregierung als Gemeinden mit potentiellem Siedlungsbereich (Typ 1) u.a. Erkner, Neuenhagen/Dahlwitz-Hoppegarten, Rüdersdorf bei Berlin und Strausberg fest. Als weitere Siedlungsschwerpunkte (Typ 2) befürwortete sie eine mögliche spätere Festlegung auf der Ebene der Regionalplanung im Bereich der Landkreise Märkisch-Oderland und OderSpree für die Beschwerdeführerin ebenso wie für die Gemeinden FredersdorfVogelsdorf, Petershagen/Eggersdorf und Woltersdorf. Eine entsprechende regionalplanerische Festlegung erfolgte bislang nicht. Die Regionale Planungsgemeinschaft Oderland-Spree ordnete im Teilplan „Zentralörtliche Gliederung der Nahbereichsstufe, Selbstversorgerorte, Ländliche Versorgungsorte" vom 16.10.1997 (Amtlicher Anzeiger zum Amtsblatt für Brandenburg, S. 1166) u.a. die Gemeinden Neuenhagen bei Berlin und Rüdersdorf bei Berlin sowie die Stadt Erkner als LVerfGE 17
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Grundzentren mit Teilfunktionen eines Mittelzentrums und u.a. die Stadt Altlandsberg als Grundzentrum ein. Rüdersdorf bei Berlin und Aklandsberg bildeten ursprünglich den Mittelpunkt eines jeweils gleichnamigen Amtes; seit Oktober 2003 sind die amtsangehörigen Gemeinden in den jeweiligen Zentralort eingemeindet. Zentrale Orte der Nahbereichsstufe haben nach dem Teilplan die Aufgabe, Einrichtungen zur Deckung des Grundbedarfs der Bevölkerung des Nahbereichs bereitzustellen (vgl. Ziff. 2.2 des Teilplans). Selbstversorgerorte hingegen sollen zwar über eine den Grund- und Kleinzentren vergleichbare infrastrukturelle Ausstattung und Bevölkerungszahl verfügen, haben aber keinen eigenen Nahbereich, sind weder Zentralort noch ihrerseits einem Zentralort zugeordnet, sondern erfüllen ergänzende Funktionen zu den Zentralorten (vgl. Ziff. 2.3. des Teilplans). Als Selbstversorgerorte wurden neben der Beschwerdeführerin u.a. die Gemeinden Dahlwitz-Hoppegarten (seit 2003 in Gestalt der mit Hönow und Münchehofe gebildeten Gemeinde Hoppegarten), Fredersdorf-Vogelsdorf, Petershagen/Eggersdorf und Woltersdorf eingestuft. Im Gemeindegebiet der Beschwerdeführerin gibt es u.a. zwei Grundschulen, zwei Horte, Senioreneinrichtungen, sozialpädagogisch betreute Jugendfreizeiteinrichtungen, fünf gemeindliche Kindergärten, eine Kinderkrippe, drei Sporthallen, größere Sportanlagen mit Groß- und Kleinspielfeldern, mehrere Denkmale wie Heimathaus und Speicher, ein multifunktionales Gemeindehaus mit Musikschulteil, eine Bibliothek sowie die ehemalige Schloßkirche, die als gemeindliche Einrichtung für Konzert- und Theaterveranstaltungen fungiert. Der Naherholung dient der „Kleine Spreewaldpark". In einer Pressemitteilung vom 4.12.2003 erklärte der Bürgermeister der Beschwerdeführerin, dass im Jahr 2004 Einnahmeverluste in Höhe von 1,5 Mio. Euro einträten, die sich vor allem aus geringeren Zuweisungen des Landes und gesunkenen Einnahmen aus Gewerbesteuern ergäben. Uber weitere Ausgabenreduzierungen könne nur die Gemeindevertretung entscheiden. Mit Bescheid vom 26.4.2004 setzte das Ministerium des Innern eine Schlüsselzuweisung an die Beschwerdeführerin in Höhe von 3.004.412 Euro für das Haushaltsjahr 2004 fest. Das Ministerium legte dabei für die Errechnung des Hauptansatzes gem. § 8 Abs. 3 GFG 2004 einen durch die Einwohnerzahl der Beschwerdeführerin bestimmten Satz in Höhe von 105,7 v.H. zugrunde. Wegen der ihrer Ansicht nach zu geringen Schlüsselzuweisung erhob die Beschwerdeführerin Verpflichtungsklage auf Erlass eines für sie günstigeren Bescheides, die beim Verwaltungsgericht Frankfurt (Oder) anhängig ist. Mit der am 22.9.2004 beschlossenen Nachtragssatzung 2004 glich die Beschwerdeführerin durch Entnahme von 427.000 Euro aus ihren Rücklagen ihren Verwaltungs- und Vermögenshaushalt aus. Auch danach verblieb ihr eine um 30.000 Euro über dem nach der Gemeindeordnung für das Land Brandenburg geforderten Mindestbestand liegende Rücklage.
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In einem Spitzengespräch der Landesregierungen von Brandenburg und Berlin wurde im Juni 2005 verabredet, dass die gemeinsame Landesplanung künftig strukturell vereinfacht und neu orientiert werden solle, wobei auch das Leitbild der dezentralen Konzentration abgelöst werden solle. Es sei vorgesehen, dass parallel zur Leitbildentwicklung ein neues Landesentwicklungsprogramm erarbeitet wird, das von den Regierungen und Parlamenten der Länder bis Ende 2007 beschlossen werden könne. II. Mit ihrer am 12.7.2004 erhobenen kommunalen Verfassungsbeschwerde macht die Beschwerdeführerin geltend, durch den Bedarfsermittlungsansatz des § 8 GFG 2004 in ihrem Recht auf kommunale Selbstverwaltung gem. Art. 97 Abs. 1 Verfassung des Landes Brandenburg (LV), wie es in Art. 99 S. 2 und S. 3 LV näher ausgestaltet sei, verletzt zu sein. Aus Art. 99 S. 2 und S. 3 LV ergebe sich, dass die finanzielle Ausstattung den Aufgaben zu folgen habe. Daher könne von der Beschwerdeführerin nicht verlangt werden, ihr Angebot zu reduzieren, um im Ergebnis finanziell besser dazustehen. Die Beschwerdeführerin beanstandet, dass der Gesetzgeber für Selbstversorgerorte — anders als für Orte mit zentralörtlichen Funktionen — keine gesonderte Regelung zur Bedarfsermittlung im Rahmen des Hauptansatzes getroffen habe. Der Gesetzgeber verletze das interkommunale Gleichbehandlungsgebot. Nicht zu beanstanden sei grundsätzlich, dass größeren Gemeinden pro Einwohner ein relativ höherer Finanzbedarf zuerkannt wird als kleineren Gemeinden. Auch könne die Hinzuziehung planungsrechtlicher Kriterien für die Bedarfsermittlung sachgerecht sein, wenn dadurch die Aufgabenwahrnehmung im kommunalen Raum abgebildet werde. Nicht tragfähig sei aber, wenn die Eigenschaft als Selbstversorgerort und weiterer Siedlungsschwerpunkt nicht berücksichtigt werde. Zudem gebe es keinen einzigen genehmigten Regionalplan. Selbstversorgerorte und insbesondere die Beschwerdeführerin erfüllten für ihre Bevölkerung und ergänzend für den Nahbereich die Funktion eines Grundzentrums mit teilweisen Merkmalen eines Mittelzentrums. Ihre Ausstattung orientiere sich an der Regelausstattung vergleichbarer zentraler Orte der Nahbereichsstufe. Daher sei es geboten, die Beschwerdeführerin Grundzentren gleichzustellen. Das Land müsse auch der Beschwerdeführerin eine Möglichkeit, an der Finanzerhöhungsoption in der zweiten Komponente des Hauptansatzes teilzunehmen, eröffnen. Wenn die Beschwerdeführerin als Grundzentrum eingestuft wäre, würde sie für das Jahr 2004 um ca. 350.000 Euro höhere Schlüsselzuweisungen erhalten haben. Im Nahbereich der Beschwerdeführerin lägen die Orte Aldandsberg, Woltersdorf, Rüdersdorf bei Berlin, Tasdorf, Rehfelde, Neuenhagen bei Berlin, Fredersdorf, Vogelsdorf, Münchehofe, Bruchmühle, Dahlwitz-Hoppegarten, Hennickendorf, Herzfelde, Lichtenow, Grünheide, Rahnsdorf und Petershagen, die zuLVerfGE 17
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sammen über 7.000 Einwohner hätten und die auch die Einrichtungen der Beschwerdeführerin nutzten. Die Beschwerdeführerin habe regionale Bedeutung für den Arbeitsmarkt. Etwa 1.100 der 1.800 Arbeitsplätze im Gebiet der Beschwerdeführerin würden von Einwohnern anderer Orte besetzt. Auf die Versorgung eines Nahbereichs könne es nicht ankommen, da so in unzulässiger Weise von den Aufgaben abstrahiert werde. Für einen Selbstversorgerort wie auch für Grundund Mittelzentren treffe in gleicher Weise zu, dass mit einem Aufgabenwachstum und höherem Ausstattungsgrad höhere finanzielle Mehrausgaben einhergingen. Dies zeige sich z.B. in Gestalt eines gesteigerten Verkehrsaufkommens, das zu einer stärkeren Belastung der Gemeindestraßen führe. Auch sei verkannt worden, dass die Lage der Beschwerdeführerin im engeren Verflechtungsraum einen höheren Finanzbedarf nach sich ziehe. Der Raum sei nicht nur bevorzugtes Zuzugsgebiet mit überdurchschnittlich großem Arbeitsplatzangebot. Günstige Standorteigenschaften und hoher Entwicklungsdruck sowie expandierende Wohnraumbedürfnisse führten auch zu einer erhöhten Nachfrage nach gemeindlichen Infrastruktureinrichtungen und erforderten ihren Ausbau. Die Beschwerdeführerin nimmt Bezug auf ein Gutachten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) vom März 2000, wonach auf einen gesonderten Ansatz, der die Hierarchie der zentralen Orte berücksichtigt, verzichtet werden könne, weil die Wahrnehmung zentralörtlicher Funktionen mit der Gemeindegröße im Land Brandenburg recht gut korrespondiere und zweckgebundene Zuweisungen außerhalb der Schlüsselzuweisungen das geeignete Instrument seien, um die zum Teil höheren Aufwendungen der Gemeinden im engeren Verflechtungsraum zu finanzieren. Durch § 8 GFG 2004 werde die notwendige finanzielle Absicherung der Aufgabenerfüllung sowie der Übernahme und Ausführung von Selbstverwaltungsaufgaben nicht gewährleistet. Die Beschwerdeführerin könne aus den ihr insgesamt zur Verfügung stehenden Einnahmen ihre pflichtigen Aufgaben nicht finanzieren. Für das Jahr 2004 habe die Beschwerdeführerin ein Defizit von 1.044.300 Euro errechnet, wobei sie einige weitere Aufgaben wie Straßeninstandsetzung, Baumschnitt und die Kosten für Verwaltung und Kapitaldienst nicht berücksichtigt habe. Soweit die Landesregierung die Beschwerdeführerin mit anderen Selbstversorgerorten vergleiche und ein angebliches Einsparpotential beziffere, gehe die Argumentation fehl, weil die Grundlagenannahmen für die Statistik nicht offen gelegt worden seien. Die Hebesätze für die Grundsteuer habe die Beschwerdeführerin in nicht zu beanstandender Weise festgesetzt. Im Jahr 2005 hätten die Regierungen der Länder Berlin und Brandenburg Grundsätze für eine neue gemeinsame Landesplanung entworfen, mit der das Leitbild der dezentralen Konzentration abgelöst werden solle. Daher dürfe dieses ursprüngliche Planungsziel der Beschwerdeführerin nicht mehr als Rechtfertigungsgrund für die Ungleichbehandlung der Gemeinden entgegengehalten werden. LVerfGE 17
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Die Beschwerdeführerin beantragt festzustellen, dass § 8 GFG 2004 vom 17. Dezember 2003 (GVB11 S. 331), geändert durch das Gesetz zur Änderung des GFG 2004 vom 05. April 2004 (GVB11 S. 76), mit Artikel 99 iVm Artikel 97 der Verfassung des Landes Brandenburg unvereinbar ist.
III. Der Landtag Brandenburg, die Landesregierung und der Städte- und Gemeindebund Brandenburg haben Gelegenheit zur Stellungnahme erhalten. Die Landesregierung macht geltend, die kommunale Verfassungsbeschwerde sei teilweise bereits unzulässig. Das Vorbringen der Beschwerdeführerin betreffe allein § 8 Abs. 4 GFG 2004. Angesichts der von der Beschwerdeführerin wahrgenommenen vielfaltigen freiwilligen Selbstverwaltungsaufgaben sei die Beschwerdebefugnis zumindest sehr zweifelhaft, nämlich ob die ihr zur Verfügung stehenden Mittel derart unzureichend seien, dass der Verwirklichung der gemeindlichen Selbstverwaltung die finanzielle Grundlage entzogen sei. Insoweit sei auch von Bedeutung, dass die Beschwerdeführerin keinen Antrag auf Gewährung von Mitteln aus dem Ausgleichs fonds gem. § 16 GFG 2004 für Bedarfszuweisungen, insbesondere für den Erhalt freiwilliger Selbstverwaltungsaufgaben, gestellt habe. Im Hinblick auf die Rüge der Verletzung der interkommunalen Gleichbehandlung sei die kommunale Verfassungsbeschwerde unbegründet. Seinen Gestaltungsspielraum bei der Ausgestaltung des Finanzausgleichs habe der Gesetzgeber eingehalten. Die Differenzierung zwischen zentralen Orten und Selbstversorgerorten sei aufgabenadäquat und sachgerecht. Der Zentrale-Orte-Ansatz trage dem Umstand Rechnung, dass Zentralorte für die ihnen zugeordneten Verflechtungs- oder Nahbereiche einen Bedeutungsüberschuss in Gestalt überörtlicher Versorgungsfunktionen erfüllten, der einen erhöhten Finanzbedarf begründe. Eine geringfügige Versorgungsfunktion für die Bevölkerung des Umlandes ändere an der Einstufung als Selbstversorgerort, auch im Falle der Beschwerdeführerin, nichts. Sofern das Vorbringen der Beschwerdeführerin dahingehend zu verstehen sei, dass sie sich gegen ihre landesplanerische Einstufung als Selbstversorgerort wende, sei diese nicht Regelungsinhalt des § 8 Abs. 4 GFG 2004 und damit nicht Gegenstand der verfassungsgerichtlichen Uberprüfung. Die Behauptung der Beschwerdeführerin, sie sei ein Ort mit einer für die Region bedeutsamen Zahl von Arbeitsplätzen, finde in der amtlichen Statistik keine Bestätigung, vielmehr übersteige die Zahl der auswärtig Berufstätigen (948 Einwohner) diejenige der aus anderen Gemeinden kommenden und im Gebiet der Beschwerdeführerin Beschäftigten (738 Personen). Untersuchungen in früheren Jahren hätten ergeben, dass die Zentralitätsfunktion von Gemeinden für den Zuschussbedarf deutlich relevant, während dies bei Selbstversorgerorten nicht der Fall gewesen sei. Die amtlichen Jahresrechnungsstatistiken für die Jahre 2001 und 2002 bestätigten, dass der Pro-Kopf-FiLVerfGE 17
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nanzbedarf der Grundzentren (ohne Falkensee) um 27% (2001) bzw. 22% (2002) höher liege als bei den Selbstversorgerorten (ohne Hennigsdorf). Der hohe Zuschussbedarf der Beschwerdeführerin resultiere aus einem für Selbstversorgerorte untypischen Einnahme- und Ausgabeverhalten. Während landesweit in den Jahren 2001 bis 2003 die kommunalen Steuereinnahmen stagnierten, habe die Beschwerdeführerin im selben Zeitraum einen Zuwachs um 14% verzeichnen können. Demgegenüber seien die Ausgaben noch stärker angestiegen als die gesamten Einnahmen, wobei der Schwerpunkt in den — anders als landesweit — gestiegenen Personalausgaben gelegen habe. Die Beschwerdeführerin schöpfe ihre Möglichkeiten, Gebühren zu erheben, nicht aus; sie habe im Jahr 2003 nur ca. 60% des Niveaus der Gebühreneinnahmen aller Selbstversorgerorte erreicht. Der den Ansatz nach der Einwohnerzahl ergänzende Zentrale-Orte-Ansatz diene u.a. der Stärkung einwohnerschwächerer Zentralorte insbesondere im äußeren Entwicklungsraum, die wegen der rückläufigen Bevölkerung einem besonderen Anpassungsdruck ausgesetzt seien. Selbstversorgerorte mit durchschnittlich 8.560 Einwohnern seien demgegenüber regelmäßig einwohnerstärker als Grundzentren und verzeichneten meist einen Bevölkerungszuwachs. Die von der Beschwerdeführerin genannten benachbarten Städte und Gemeinden bildeten für die Beschwerdeführerin keinen Nahbereich im Sinne des Raumordnungsrechts. Wenn die Beschwerdeführerin meine, mit anderen Selbstversorgerorten könne sie anhand der von der Landesregierung angeführten Daten nicht verglichen werden, stelle sie bereits ihre Grundannahme in Abrede, allein wegen ihrer Einstufung als Selbstversorgerort müsse ihr ein erhöhter Ansatz zuerkannt werden. Auch erscheine es nicht erforderlich, die Beschwerdeführerin wegen ihrer Lage im engeren Verflechtungsraum pauschal zu begünstigen. Im engeren Verflechtungsraum wie im äußeren Entwicklungsraum gebe es jeweils besondere Herausforderungen. So gebe es häufig einerseits wegen Bevölkerungszuwachses eine erhöhte Nachfrage nach Infrastruktureinrichtungen, andererseits Finanzierungslücken bei infolge Bevölkerungsrückgangs überdimensionierten Einrichtungen der Daseinsvorsorge. Zu berücksichtigen sei, dass im Jahr 2004 außerhalb des allgemeinen Finanzausgleichs zweckgebundene Mittel in Höhe von insgesamt 1,4 Mrd. Euro insbesondere für Infrastrukturmaßnahmen bereitgestellt worden seien. B. Die kommunale Verfassungsbeschwerde bleibt ohne Erfolg. I. Sie ist nur in begrenztem Umfang zulässig.
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1. Die Beschwerdeführerin macht eine Verlet2ung in ihrem Recht auf kommunale Selbstverwaltung in Gestalt der gemeindlichen Finanzhoheit, dem Recht auf eine angemessene Finanzausstattung, geltend. a) Der Sache nach will die Beschwerdeführerin erreichen, dass sie und gegebenenfalls andere Selbstversorgerorte zur angemessenen Erfüllung aller gemeindlichen Aufgaben einschließlich der freiwilligen Selbstverwaltungsaufgaben eine bessere Finanzausstattung bereits durch eine Umverteilung der vorhandenen Schlüsselmasse im Rahmen der Vorschrift zur Ermittlung der bedarfsbezogenen Ausgangsmesszahl erhalten. Gemeindliche Selbstverwaltung bedeutet die eigenverantwortliche Wahrnehmung von Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft. Der Gewährleistung einer eigenverantwortlichen — auch angemessene Handlungs- und Gestaltungsspielräume belassenden — Wahrnehmung dieser Angelegenheiten dient die gemeindliche Finanzhoheit (vgl. etwa BVerfGE 71, 25, 36; 26, 228, 244). In diesem Sinne umfasst die kommunale Selbstverwaltungsgarantie auch die Grundlagen der finanziellen Eigenverantwortung (so ausdrücklich Art. 28 Abs. 2 S. 3 GG). Zu diesen Grundlagen gehören auch die Zuweisungen, die eine einzelne kommunale Gebietskörperschaft aus dem Landeshaushalt erhält. Die verfassungsrechtlichen Voraussetzungen hierfür sind in Art. 97 Abs. 3 und 99 LV geregelt; beide konkretisieren die Gewährleistung der kommunalen Selbstverwaltung von der Finanzierungsseite her (vgl. Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Urt. v. 18.12.1997 - VfGBbg 47/96 - , LVerfGE 7, 144, 155 für Art. 97 Abs. 3 LV idF vor seiner Änderung durch das Gesetz zur Änderung der Verfassung des Landes Brandenburg und des Verfassungsgerichtsgesetzes Brandenburg v. 7.4.1999 sowie Urt. v. 16.9.1999 - VfGBbg 28/98 - , LVerfGE 10, 237, - insoweit nicht abgedruckt). Während Art. 97 Abs. 3 LV die Finanzierungsverantwortung für auf die Kommunen übertragene staatliche Aufgaben und — nach der Änderung des Art. 97 Abs. 3 LV durch das Gesetz vom 7.4.1999 - auch für neu begründete Pflichtige Selbstverwaltungsaufgaben im einzelnen betrifft, regelt Art. 99 LV die darüber hinausgehende Finanzierungspflicht des Landes und die Beteiligung der Gemeinden an dem allgemeinen Steuerverbund. b) Um die Finanzierung übertragener staatlicher Aufgaben im Einzelnen wie sie etwa in §§ 18, 19 GFG 2004 und insbesondere für neu begründete Pflichtige Selbstverwaltungsaufgaben in eigenständigen Rechtsvorschriften geregelt ist — geht es vorliegend nicht. Eine Verletzung des Art. 97 Abs. 3 LV macht die Beschwerdeführerin nicht geltend.
c) Soweit die Beschwerdeführerin im Hinblick auf Art. 99 S. 2 und S. 3 LV vorträgt, ihr Recht auf eine zur Erfüllung ihrer Aufgaben angemessene (finanzielle Mindest-)Ausstattung werde verletzt, fehlt ihr die Beschwerdebefugnis (1). Insoweit ist die kommunale Verfassungsbeschwerde auch nicht hinreichend begründet (2). Zudem steht ihr der Grundsatz der Subsidiarität entgegen (3). LVerfGE 17
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(1) In Bezug auf eine Verletzung des Art. 99 LV gilt für die Beschwerdebefugnis nach der Rechtsprechung des erkennenden Gerichts grundsätzlich ein vergleichsweise strenger Maßstab. Die Kommune muss geltend machen können, wegen der Befrachtung mit anderweitigen Aufgaben und trotz Ausschöpfung aller Einsparmöglichkeiten über keinerlei Spielraum für die Finanzierung freiwilliger Selbstverwaltungsaufgaben mehr zu verfügen (vgl. Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Urt. v. 16.9.1999, aaO, mwN). Insoweit ist — anders als in dem am 16.9.1999 entschiedenen Fall, in dem das Gesamtsystem des Gemeindefinanzierungsgesetzes 1998 angegriffen worden war — nichts ersichtlich. Zwar sprechen die von der Beschwerdeführerin vorgelegten ausgewählten Haushaltszahlen für eine angespannte Haushaltslage. Die Beschwerdeführerin hat aber bereits nichts zur erforderlichen Kausalität dargelegt, dass sie gerade wegen der Befrachtung mit anderweitigen Aufgaben und trotz Ausschöpfung aller Einsparmöglichkeiten über keinerlei finanziellen Spielraum für ein Mindestmaß an freiwilliger Selbstverwaltung verfüge, insbesondere ihre angespannte Haushaltslage trotz sparsamster Wirtschaftsführung und Ausschöpfüng aller Einnahmemöglichkeiten (vgl. Urt. v. 16.9.1999, aaO) bestehe. Soweit die Beschwerdeführerin gegenüber einzelnen, anhand der amtlichen Jahresrechnungsstatistiken der Gemeinden ermittelten, Vergleichswerten, die die Landesregierung im verfassungsgerichtlichen Verfahren anführte, lediglich die Nachvollziehbarkeit beanstandet, weil die Landesregierung ihre Grundlagenannahmen nicht offen gelegt habe, sind schon die betreffenden Zweifel nicht ausgeräumt. Umso weniger hat die Beschwerdeführerin ihrer — positiven — Darlegungsobliegenheit genügt. Den konkreten Vorhalten, die Beschwerdeführerin habe — entgegen dem Landestrend — gestiegene Personalausgaben, ihre Ausgaben insgesamt seien noch stärker gestiegen als ihr — deutlich über dem Landesdurchschnitt liegender — Steuerzuwachs, hingegen habe sie weitaus weniger Gebühren eingenommen als die anderen Selbstversorgerorte, ist die Beschwerdeführerin weder begegnet noch hat sie dazu plausible Erklärungen abgegeben. Jedenfalls hat sie nicht dargetan, dass sie den gemeindlichen Haushalt in sparsamster Weise geführt hat und keine weiteren Einnahmemöglichkeiten hat. Es obliegt im Rahmen der Finanzverfassung den Gemeinden, die Wahrnehmung ihrer freiwilligen Selbstverwaltungsaufgaben — neben den pflichtigen Selbstverwaltungsaufgaben — erforderlichenfalls bis auf ein „Mindestmaß" zu reduzieren, um die Aufgabenwahrnehmung insgesamt, gegebenenfalls unter Inanspruchnahme weiterer staatlicher Zuweisungen, finanzieren zu können. Die von der Beschwerdeführerin vertretene Annahme, dass die finanzielle Ausstattung den Aufgaben zu folgen habe und daher von ihr nicht verlangt werden könne, ihr Angebot zu reduzieren, um im Ergebnis finanziell besser dazustehen, trifft in ihrer Absolutheit nicht zu. Dass die Beschwerdeführerin über keinerlei Spielraum für die Finanzierung eines Mindestmaßes freiwilliger Selbstverwaltungsaufgaben und also über keine Einsparmöglichkeiten verfügte, liegt angesichts der Vielzahl von ihr LVerfGE 17
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wahrgenommener Aufgaben und betriebener bzw. unterhaltener Einrichtungen nicht auf der Hand und ist so von ihr auch nicht behauptet, geschweige denn dargelegt worden. Dabei muss sich die Beschwerdeführerin auch entgegenhalten lassen, dass es ihr für das Jahr 2004 bereits aus eigenen ergänzenden Mitteln - nämlich durch Entnahme aus ihren Rücklagen — möglich war, den Verwaltungs- und den Vermögenshaushalt auszugleichen. Die Verwirklichung ihrer pflichtigen und freiwilligen Selbstverwaltungsaufgaben im Jahr 2004 war letztlich nicht maßgeblich beeinträchtigt. Das wird noch dadurch unterstrichen, dass es die Beschwerdeführerin unterlassen hat, einen Antrag auf Gewährung von Mitteln aus dem Ausgleichs fonds gem. § 16 GFG zu stellen. Vor allem dieser Fonds, der Mittel teils aus der Verbundmasse, teils außerhalb ihrer insbesondere „zum Erhalt freiwilliger Selbstverwaltungsaufgaben" bereitstellt, soll nach seiner Zweckbestimmung gerade in der von der Beschwerdeführerin angesprochenen Problemlage zur Abhilfe beitragen. Hinzu kommt, dass das Landesverfassungsgericht die Position betroffener Gemeinden insoweit erheblich gestärkt hat, indem es zu einer entsprechenden Regelung im Gemeindefinanzierungsgesetz 1998 — teils mit einer ausdrücklichen Maßgabe — festgestellt hat, dass diese Mittel bei entsprechender Bedarfslage der Gemeinde zustehen und nicht zurückgezahlt werden müssen, sowie dass die Mittel, die insgesamt für den Ausgleichs fonds zur Verfugung stehen, sofern sie sich als nicht ausreichend erweisen, aufgestockt werden müssen (Urt. v. 16.9.1999, aaO). Dafür, dass es für die Beschwerdeführerin — eine Bedarfslage hier einmal unterstellt — von vornherein aussichtslos gewesen wäre, aus diesem Fonds eine wesentliche Unterstützung zu erfahren, ist nichts ersichtlich. Überdies spricht der Umstand, dass die Beschwerdeführerin keinen Antrag auf Gewährung von Zuweisungen aus dem Ausgleichsfonds gestellt hat, dafür, dass sie selbst von einer entsprechenden Bedarfslage nicht ausgegangen ist. Darüber hinaus bietet das Gemeindefinanzierungsgesetz 2004 vielfältige weitere Ansätze, staatliche Mittel zu erlangen. Dazu gehört insbesondere, dass — zusätzlich zur Kostenerstattung für besonderen Aufwand bei übertragenen Aufgaben (insb. §§ 18, 19 GFG) — schon allein als „sonstige Zuweisungen nach Maßgabe des Haushaltsplanes" (§ 21 GFG) für das Jahr 2004 über 1,5 Mrd. Euro bereitstanden. Ob und inwieweit die Beschwerdeführerin zudem ihre Möglichkeiten genutzt hat, Bedarfszuweisungen für investive Maßnahmen (§17 GFG) in Anspruch zu nehmen, hat sie nicht dargetan. Jedenfalls ist nichts dafür ersichtlich und auch weder behauptet noch zumindest im Ansatz belegt — dass die Mittel nach Ausschöpfung der ihr durch das System des Gemeindefinanzierungsgesetzes 2004 gegebenen Möglichkeiten immer noch nicht ausreichten bzw. nicht ausgereicht hätten, um der Beschwerdeführerin ein Mindestmaß an freiwilliger Selbstverwaltung zu gewährleisten.
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(2) Insoweit fehlt der kommunalen Verfassungsbeschwerde auch eine hinreichende Begründung. Gem. § 20 Abs. 1 S. 2 HS 1 VerfGGBbg muss die Beschwerdeführerin zur Begründung wenigstens umrisshaft einen Sachverhalt mitteilen, demzufolge eine unmittelbare Betroffenheit in eigenen verfassungsmäßigen Rechten in Frage kommt (Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Beschl. v. 18.8.2005 - VfGBbg 41/05 -). Insbesondere genügt es grundsätzlich nicht, auf eine Norm (§ 8 GFG) des — anders als in dem das gesamte System des Gemeindefinanzierungsgesetzes 1998 betreffenden Verfahren (Urt. v. 16.9.1999, aaO) — allein insoweit angegriffenen Gesetzes zu verweisen und die Darlegungen darauf zu beschränken, dass diese Norm keine hinreichende Finanzausstattung fur die Erfüllung der gemeindlichen Aufgaben im Allgemeinen gewährleiste. Die Beschwerdeführerin hätte sich auch damit auseinandersetzen müssen, mit welchen weiteren Bestimmungen dieses Gesetzes — vor allem § 16 GFG 2004, aber auch §§ 17 ff GFG 2004 — die angegriffene Norm im Zusammenhang steht, die gegebenenfalls eine Ergänzung bzw. Kompensation im Falle ansonsten unzureichender Finanzausstattung leisten sollen oder entsprechende Auswirkungen haben können (vgl. VerfG MV, Urt. v. 26.1.2006 - LVerfG 15/04 - , DÖV 2006, 340). Dies ist jedoch auch nicht ansatzweise geschehen. (3) Überdies steht der Zulässigkeit der kommunalen Verfassungsbeschwerde insoweit auch der Grundsatz der Subsidiarität entgegen. Dieser gilt für Kommunalverfassungsbeschwerden zwar nur in abgeschwächter Form (vgl. Verfassungsgericht für das Land Brandenburg, Urt. v. 14.2.2002 - VfGBbg 17/01 - , LKV 2002, 323; Urt. v. 20.3.2003 - VfGBbg 54/01 - , LVerfGE 14, 146 mwN; Beschl. v. 26.2.2004 - VfGBbg 71/03 EA - , LKV 2004, 319). Auch eine unmittelbar gegen gesetzliche Vorschriften gerichtete kommunale Verfassungsbeschwerde kann unter dem Gesichtspunkt der Subsidiarität unzulässig sein, wenn der Beschwerdeführer in zumutbarer Weise Abhilfe bzw. einen wirkungsvollen Rechtsschutz — gegebenenfalls zunächst durch Anrufung der Fachgerichte — erlangen kann (vgl. Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Urt. v. 14.2.2002, aaO). Danach obliegt es dem Beschwerdeführer, vor Anrufung des Verfassungsgerichts immerhin die nahe liegenden rechtlichen Möglichkeiten insoweit wahrzunehmen, wie sie geeignet sind, eine etwaige Grundrechtsverletzung effektiv zu verhindern oder zu beseitigen. Dies beinhaltet hier jedenfalls, vor der Geltendmachung einer unzureichenden Finanzausstattung durch eine Norm des Gemeindefinanzierungsgesetzes 2004 zunächst die durch dieses Gesetz — gerade für betreffende Bedarfsfälle in Gestalt des Ausgleichs fonds gem. § 16 GFG — bereitgesteEten Finanzmittel in Anspruch zu nehmen bzw. Zuweisungen zu beantragen, um eine Bedarfslage zu beseitigen und die kommunale Verfassungsbeschwerde entbehrlich zu machen. Dabei kann dahinstehen, ob von der Beschwerdeführerin auch zu erwarten ist, dass sie einen abgelehnten Antrag auf Zuweisungen aus dem Ausgleichsfonds zunächst gerichtlich durchzusetzen versucht, bevor sie — möglicherweise nach LVerfGE 17
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Wiedereinsetzung in die versäumte Frist — kommunale Verfassungsbeschwerde gegen das Gesetz erheben darf. Sie hat bereits die ihr ohne weiteres mögliche — und für einen Bedarfsfall keineswegs von vorn herein aussichtslose — Ausgangshandlung nicht vorgenommen, indem sie es unterließ, einen Antrag gem. § 16 GFG 2004 zu stellen. 2. Hingegen ist die Beschwerdeführerin beschwerdebefugt, soweit sie Art. 99 S. 2 und 3 LV mit Blick auf das interkommunale Gleichbehandlungsgebot durch § 8 GFG 2004 als verletzt rügt. Verfassungsrechtlich verbürgt ist nicht nur das Recht auf eine angemessene Finanzausstattung. Vielmehr ergeben sich aus der Verfassung Anforderungen auch an das „Verteilungssystem" (vgl. Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Urt. v. 29.8.2002 - VfGBbg 34/01 - , LVerfGE 13, 159 und Beschl. v. 16.9.1999, aaO). Aus Art. 99 S. 1 und 2 LV folgt in Verbindung mit dem Gleichheitssatz, der als Teil des Rechtsstaatsgebotes auch im Verhältnis der Gemeinden untereinander gilt (vgl. Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Beschl. v. 16.9.1999, aaO sowie Urt v. 20.1.2000 - VfGBbg 53/98 und 3/99 - , LVerfGE Suppl. Bbg. zu Bd. 11, 3, 20; s. weiter BVerfGE 83, 363, 393; VerfGH NW, DVB1 1999, 391; DVB1 1993, 1205; BayVerfGH, NVwZ-RR 1998, 604; VerfG MV, Urt. v. 11.5.2006 - LVerfG 1/05, 5/05, 9/05 -), das Verbot, bestimmte Gemeinden oder Gemeindeverbände sachwidrig zu benachteiligen oder zu bevorzugen. Es ist nicht von vornherein ausgeschlossen, dass die angegriffene Regelung der Begünstigung von Zentralorten unter diesem Gesichtspunkt mit der Landesverfassung nicht vereinbar ist. 3. Soweit die Beschwerdebefugnis reicht, besteht für die kommunale Verfassungsbeschwerde ein Rechtsschutzbedürfnis ungeachtet dessen, dass es um das Gemeindefinanzierungsgesetz für das Jahr 2004 geht und das Haushaltsjahr 2004 bereits abgelaufen ist. Die Regelungen des Gemeindefinanzierungsgesetzes 2004 bilden auch über das Haushaltsjahr 2004 hinaus die Rechtsgrundlage für die den Kommunen und Landkreisen zugeflossenen Mittel und für den Ausgleich etwaiger Zuviel- und Minderleistungen. Unabhängig davon ist ein Rechtsschutzbedürfnis für die kommunale Verfassungsbeschwerde jedenfalls deshalb gegeben, weil die den Gegenstand des vorliegenden Verfahrens betreffende Regelung in ähnlicher Gestalt (§ 8 des Gesetzes über den allgemeinen Finanzausgleich mit den Gemeinden und Gemeindeverbänden im Land Brandenburg v. 29.6.2004 (GVB1 I, 262) mit Geltung für die Folgejahre erlassen worden ist (vgl. Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Urt. v. 18.12.1997, aaO und Urt. v. 19.9.1999, aaO; BVerfGE 81,138, 140 mwN). II. Soweit die Verfassungsbeschwerde zulässig ist, ist sie jedoch unbegründet. § 8 GFG 2004 verstößt nicht gegen das interkommunale Gleichbehandlungsgebot. LVerfGE 17
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1. Das interkommunale Gleichbehandlungsgebot verbietet, bei der Ausgestaltung des kommunalen Finanzausgleiches bestimmte Gemeinden oder Gemeindeverbände sachwidrig zu benachteiligen oder zu bevorzugen. Es verbietet willkürliche, sachlich nicht vertretbare Differenzierungen und ist verletzt, wenn für die Regelung ein sachlicher Grund fehlt. Das Verfassungsgericht hat dabei nicht zu prüfen, ob der Gesetzgeber die bestmögliche und gerechteste Lösung gewählt hat (VerfGH NW, Urt. v. 1.12.1998, DVB1 1999, 391). In Respektierung der politischen Handlungs- und Gestaltungsfreiheit des Gesetzgebers ist auch nicht zu prüfen, ob die Regelung notwendig oder gar unabweisbar ist. Der Gesetzgeber darf innerhalb gewisser Grenzen im Rahmen der Gemeindefinanzierung auch ihm zweckmäßig Erscheinendes verfolgen. Ihm kommt insoweit ein Einschätzungs- und Beurteilungsspielraum zu, der gewahrt ist, wenn sich der Gesetzgeber auf eine nachvollziehbare und vertretbare Einschätzung stützt (vgl. Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Urt. v. 18.6.1998 - VfGBbg 27/97 - , LVerfGE 8, 97, 139 und v. 29.8.2002, aaO). 2. Der Gesetzgeber handelte aus nachvollziehbaren und vertretbaren Gründen, indem er durch § 8 Abs. 4 GFG 2004 für — einwohnerschwächere — Zentralorte eine alternative Möglichkeit vorsah, bei der Ermittlung der für Schlüsselzuweisungen an die Kommune bedeutsamen Ausgangsmesszahl mit einem höheren Hauptansatz berücksichtigt zu werden, als wenn dieser sich lediglich nach der Einwohnerzahl (§ 8 Abs. 3 GFG 2004) bestimmt hätte. Dieser „Zentrale-OrteAnsatz" ist verfassungsrechtlich im Grundsatz nicht zu beanstanden. Vielmehr hat das erkennende Gericht bereits im Urteil vom 16.9.1999 (aaO) zum Gemeindefinanzierungsgesetz 1998 als einen künftig bei der Prüfung erhöhten Bedarfs einzubeziehenden Gesichtspunkt die Funktion einer Kommune als Unter-, Mitteloder Oberzentrum ausdrücklich betont. Auch die Beschwerdeführerin stellt nicht in Abrede, dass die durch Aufgaben und Angebote charakterisierten Zentralorte grundsätzlich einen erhöhten Finanzbedarf haben. Darauf, dass einige Regierungsvertreter der Länder Berlin und Brandenburg im Juni des Jahres 2005 verabredet haben, für die Zukunft eine Neuorientierung der Landesplanung einschließlich der Ablösung des Leitbildes der dezentralen Konzentration anzustreben, kommt es für das vorliegende Verfahren nicht an. Das Gemeindefinanzierungsgesetz 2004 steht im Zusammenhang mit den für das Jahr 2004, in der Vergangenheit und nach wie vor gültigen Regelungen der Landesplanung des Landes Brandenburg, die weitgehend gemeinsam mit dem Land Berlin erlassen worden sind. Ob und inwieweit es zu neuen Regelungen kommen wird — wobei für zunächst ein neues gemeinsames Landesentwicklungsprogramm eine Zeitdauer bis Ende 2007 avisiert wurde —, ist schon angesichts der Parlamentsvorbehalte beider Länder für Gesetze zu einem möglichen neuen Staatsvertrag offen. Ohnehin macht die gegebenenfalls durch politische Entscheidungen bedingte Ablösung eines grundsätzlich verfassungsrechtlich nicht zu beanstan-
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denden landesplanerischen Leitbildes durch ein anderes das bisherige Leitbild nicht für die Vergangenheit unbeachtlich. 3. Die vom Gesetzgeber getroffene Regelung ist nicht willkürlich oder sachlich unvertretbar. a) Soweit die Beschwerdeführerin als so genannter Selbstversorgerort beansprucht, in gleicher Weise wie Zentralorte an einer Möglichkeit der Erhöhung der Zuweisungen nach dem Gemeindefinanzierungsgesetz teilhaben zu können, und sie insoweit ein Unterlassen des Gesetzgebers geltend macht, greift dieser Blick zu kurz, indem er vornehmlich auf die formalen Normstrukturen abstellt. Dass der Gesetzgeber den funktionsbedingten Bedarf der Zentralorte bereits im Hauptansatz (§ 8 Abs. 3 und 4 GFG 2004) berücksichtigt, ist jedenfalls solange verfassungsrechtlich unbedenklich, wie er andere bedarfserhöhende Gesichtspunkte - wenn auch an anderer Stelle der Ermitdung der Schlüssel- oder sonstigen Zuweisungen bzw. Ausgleichsleistungen nach dem Gemeindefinanzierungsgesetz 2004 (u.a. §§ 16 ff GFG 2004) - zugunsten anderer Gemeinden ebenfalls angemessen berücksichtigt. Dafür, dass der Gesetzgeber diesen Anforderungen nicht entsprochen hätte, ist weder etwas dargetan noch ersichtlich. Ein verfassungsrechtlicher Anspruch darauf, auch einen Sondertatbestand von geringerer Häufigkeit — wie ihn die Einstufung als Selbstversorgerort gegenüber den in verschiedenen Klassen geordneten Zentralorten darstellt — stets bereits bei der Hauptansatzermittlung zu berücksichtigen und nicht gegebenenfalls erst in nachfolgenden Schritten der Berechnung der Zuweisungen nach dem Gemeindefinanzierungsgesetz 2004, besteht nicht. Insoweit ist das Konzept des Gesetzgebers, besondere Bedarfslagen, die bei der Ermittlung des Hauptansatzes und der Schlüsselzuweisungen noch nicht hinreichend berücksichtigt werden, durch sonstige Zuweisungen und Leistungen nach dem Gemeindefinanzierungsgesetz 2004 auszugleichen, von Verfassungs wegen nicht zu beanstanden. Überdies entspricht dieser Ansatz insoweit der von der Beschwerdeführerin in Bezug genommenen und zu eigen gemachten Empfehlung im Gutachten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung vom März 2000, wonach dem Instrument zweckgebundener Zuweisungen höhere Bedeutung für die Deckung des Finanzbedarfs der Gemeinden zukommen sollte. b) Unabhängig davon stehen — wie die Landesregierung zutreffend betonte — Gemeinden, die Selbstversorgerorte sind, Zentralorten nicht im Wesentlichen gleich. Die verschiedene Behandlung dieser Sachverhalte durch den Gesetzgeber verstößt nicht gegen den Grundsatz der interkommunalen Gleichbehandlung. Nach dem Landesentwicklungsplan Brandenburg LEP I - Zentralörtliche Gliederung - vom 4.7.1995 (GVB1 II, 474), Teil II Erläuterungsbericht Nr. 1 Abs. 5, sind zentrale Orte insbesondere dadurch gekennzeichnet, dass sie mit einem gewissen höheren Ausstattungsgrad hinsichtlich Einrichtungen der öffentlichen und privaten Daseinsvorsorge als Versorgungskerne über ihren eigenen BeLVerfGE 17
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darf hinaus Aufgaben für die Bevölkerung ihres Versorgungsbereichs (Verflechtungsbereiches) übernehmen. Dementsprechend bestimmt auch der Teilplan „Zentralörtliche Gliederung der Nahbereichsstufe, Selbstversorgerorte, Ländliche Versorgungsorte" vom 16.10.1997, dass zentrale Orte der Nahbereichsstufe die Aufgabe haben, Einrichtungen zur Deckung des Grundbedarfs für die Bevölkerung des Nahbereichs bereitzustellen (Ziff. 2.2 des Teilplans). Hingegen sollen Selbstversorgerorte zwar über eine den Grund- und Kleinzentren vergleichbare infrastrukturelle Ausstattung und Bevölkerungszahl verfügen, haben aber keinen eigenen Nahbereich. Sie sind weder Zentralort noch ihrerseits einem Zentralort zugeordnet, sondern erfüllen ergänzende Funktionen zu den Zentralorten (vgl. Ziff. 2.3. des Teilplans). Der maßgebliche Unterschied liegt daher nicht im Ausstattungsgrad, dieser ist häufig vergleichbar. Vielmehr durfte der Gesetzgeber berücksichtigen, dass Selbstversorgerorte Aufgaben nahezu ausschließlich für die Bevölkerung ihres Gemeindegebietes wahrnehmen und Investitionen sowie ihre Einrichtungen ganz überwiegend dieser Gemeinde und ihren Bürgern zugute kommen, während den zentralen Orten ein Aufgaben- und Bedeutungsüberschuss zukommt, indem sie Versorgungsfunktionen und Investitionen zugunsten eines über ihr Gemeindegebiet hinausreichenden Bereichs leisten. Insoweit ist es auch nicht unvertretbar, wenn der Gesetzgeber einen besonderen Finanzbedarf der Zentralorte annimmt und bereits im Hauptansatz berücksichtigt. Denn Zentralorte erbringen in hohem Maße Leistungen für Gemeinden des Nahbereichs und deren Bürger, die jedoch allenfalls eingeschränkt zur Mitfinanzierung herangezogen werden können. Insbesondere unterliegen die Bürger der Umlandgemeinden — abgesehen von ihrer Verpflichtung zur Zahlung von Benutzungsgebühren — grundsätzlich nicht der Satzungs- und Abgabenhoheit des Zentralortes. So müssten beispielsweise Gemeindestraßen wie auch die sonstigen — überwiegend nicht allein durch Eintrittsgelder oder Benutzungsgebühren kostendeckend zu betreibenden — Einrichtungen und Anlagen im Zentralort letztlich durch dessen (Steuer-)Mittel finanziert werden. Dass der Gesetzgeber, um diese Belastung abzumildern, den einwohner- und damit regelmäßig auch leistungsschwächeren Zentralorten durch § 8 Abs. 4 GFG 2004 allgemein die Möglichkeit erhöhter Schlüsselzuweisungen zuerkennt, ist ein nachvollziehbarer Beweggrund. Darin liegt — entgegen der Ansicht der Beschwerdeführerin — auch keine sachwidrige Differenzierung gegenüber Selbstversorgerorten. Denn Selbstversorgerorte besitzen gerade keinen oder keinen erheblichen Nahbereich, für den sie Leistungen erbringen müssten, ohne dafür eine angemessene Kostenbeteiligung durchsetzen zu können. Vielmehr erbringen sie ihre Leistungen zumindest ganz überwiegend für ihre eigene Bevölkerung und sind insoweit in den Möglichkeiten der Refinanzierung wesentlich weniger eingeschränkt als Zentralorte. c) Soweit die Beschwerdeführerin — ohne näheren Beleg — darauf verweist, sie erfülle auch Versorgungsfunktionen für ihren „Nahbereich" und habe insbesondere eine regionale Bedeutung für den Arbeitsmarkt, indem ca. 1.100 der 1.800 LVerfGE 17
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Arbeitsplätze auf ihrem Gebiet von Einwohnern anderer Orte besetzt würden, greift dies gegenüber dem Gesetz nicht durch. Gegen die Annahme eines Nahbereichs der Beschwerdeführerin spricht bereits, dass die von ihr genannten amtsfreien Gemeinden einschließlich ihrer Ortsteile sämtlich selbst Zentralorte (Altlandsberg, Erkner, Neuenhagen bei Berlin, Rüdersdorf bei Berlin) oder Selbstversorgerorte (Fredersdorf-Vogelsdorf, Hoppegarten, Petershagen/Eggersdorf, Woltersdorf) sind, von denen die meisten mehr Einwohner haben als die Beschwerdeführerin, ebenfalls einen entsprechenden Einwohnerzuwachs aufweisen und vergleichbar gut ausgestattet sind. Es kann aber dahinstehen, ob die — von der Landesregierung auch unter Bezugnahme auf eine amtliche Statistik nachdrücklich in Abrede gestellten — Angaben der Beschwerdeführerin zutreffen. Wenn den Angaben der Beschwerdeführerin insoweit zu folgen wäre, ergäbe sich allenfalls, dass die Beschwerdeführerin tatsächlich ein Zentralort oder zumindest kein typischer Selbstversorgerort ist. Dies ist in beiden Fällen kein Fehler des Gesetzes, zumal insbesondere kein zur Verfassungswidrigkeit führender. Denn entweder wäre die Einstufung der Beschwerdeführerin im Teilregionalplan bzw. im Rahmen der Entscheidungen des Innenministeriums über Zuweisungen unzutreffend. Die Beschwerdeführerin müsste dann gegenüber der Verwaltung bzw. im Verwaltungsrechtsweg eine Änderung erstreben und könnte im Erfolgsfall an der Möglichkeit einer Erhöhung des Hauptansatzes nach § 8 Abs. 4 GFG 2004 teilhaben. Oder aber die Beschwerdeführerin stellte einen — den herkömmlichen Kategorien der Landesplanung nicht entsprechenden — Sonderfall dar, der es als solcher nicht gebieten würde, dass bereits im notwendigerweise pauschalierenden Hauptansatz nach § 8 GFG 2004 eine individuelle Regelung getroffen wird. Gerade für den individuellen Bedarf der Gemeinden, soweit dieser nicht schon durch die Schlüsselzuweisungen befriedigt ist, sieht das Gemeindefinanzierungsgesetz 2004 verschiedene Möglichkeiten der Bedarfszuweisungen, Ausgleichsleistungen und Investitionsförderung (insb. §§ 16 ff GFG 2004) vor. Dafür, dass dies für den Fall der Beschwerdeführerin in beachtlichem Maße unzureichend wäre, ist weder etwas vorgetragen noch ersichtlich. d) Das Gemeindefinanzierungsgesetz 2004 stößt auch nicht deshalb auf verfassungsrechtliche Bedenken, weil es Gemeinden, die — wie die Beschwerdeführerin - im engeren Verflechtungsraum Brandenburg-Berlin liegen, nicht schon allein wegen dieser Lage einen besonderen Bedarf zuerkennt. Im Hinblick darauf, dass der Gesetzgeber — abgesehen von nachfolgenden konkret veranlassten Bedarfszuweisungen und Ausgleichsleistungen — in seinem ersten Ansatz nur zentrale Orte und diese unabhängig von ihrer Lage begünstigt, ist von Verfassungs wegen nicht zu beanstanden, dass er durch das Gemeindefinanzierungsgesetz 2004 nicht zwischen den Gemeinden innerhalb des engeren Verflechtungsraums Brandenburg-Berlin und den Gemeinden im äußeren Entwicklungsraum differenziert (vgl. Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Urt. v. 16.9.1999, aaO, zum GFG 1998). LVerfGE 17
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Eine willkürliche und damit verfassungswidrige Ungleichbehandlung läge insoweit nur dann vor, wenn Ungleiches ohne sachlichen Grund gleich behandelt würde. Ansonsten ist es grundsätzlich Sache des Gesetzgebers, diejenigen Sachverhalte auszuwählen, an die er dieselbe Rechtsfolge knüpft. Der Gesetzgeber muss dabei sachgerecht verfahren (vgl. BVerfGE 90, 145, 195 f). Beim Erlass des Gemeindefinanzierungsgesetzes 2004 hat er auf die Funktion und Finanzkraft der Gemeinden statt auf die geographische Lage der Gemeinden abgestellt. Das stellt sich durchaus als sachgerecht dar und ist daher verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden (vgl. zu einer Verfassungsbeschwerde einer im äußeren Entwicklungsraum gelegenen Gemeinde: Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Urt. v. 16.9.1999, aaO). Das Landesverfassungsgericht ist bereits in seiner Entscheidung zum Gemeindefinanzierungsgesetz 1998 (Urt. v. 16.9.1999, aaO) - auf der Grundlage vom Städte- und Gemeindebund vorgelegter Haushaltsdaten der Kommunen zu Fehlbedarf und Kreditnotwendigkeit sowie zum Schuldenstand und zu den Zuführungen aus dem Vermögenshaushalt in den Verwaltungshaushalt — davon ausgegangen, dass es im engeren Verflechtungsraum ebenso Gemeinden mit auffällig hohem wie mit geringem Steueraufkommen gibt. Dass es den Gemeinden im engeren Verflechtungsraum allein aufgrund ihrer Lage allgemein erheblich schlechter ginge als den Gemeinden im äußeren Entwicklungsraum und daher ein besonderer Finanzbedarf grundsätzlich gegeben wäre, der eine eigene pauschale gesetzliche Regelung bereits im Hauptansatz des Gemeindefinanzierungsgesetzes erforderte, hat die Beschwerdeführerin nicht ernstlich behauptet. Jedenfalls ist insoweit nichts dargetan oder sonst ersichtlich. Vielmehr ist allgemein- und gerichtsbekannt, dass auch sehr viele Gemeinden des äußeren Entwicklungsraums nur über geringe finanzielle Mittel und ein niedriges Steueraufkommen verfügen. So ist die Beschwerdeführerin auch nicht dem Vortrag der Landesregierung entgegengetreten, wonach sich im engeren Verflechtungsraum wie auch im äußeren Entwicklungsraum jeweils besondere Herausforderungen stellen, etwa einerseits wegen Bevölkerungszuwachses eine erhöhte Nachfrage nach Infrastruktureinrichtungen, andererseits häufig Finanzierungslücken bei infolge Bevölkerungsrückgangs überdimensionierten Einrichtungen der Daseinsfürsorge. Der Gesetzgeber hat dadurch, dass er nicht allein dem Zentrale-Orte-Ansatz gefolgt ist, sondern ein hohes Gewicht den Bedarfszuweisungen und Ausgleichsleistungen (vgl. insb. §§ 16 ff GFG 2004) beigemessen hat, - nicht ersichtlich unzureichende — Instrumente und Mittel zur Verfügung gestellt, um gegebenenfalls die Finanzschwäche von Gemeinden individuell aufzufangen, ungeachtet dessen, ob sie im engeren Verflechtungsraum oder im äußeren Entwicklungsraum liegen. Dies ist verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden. e) Schließlich unterliegt auch keinen verfassungsrechtlichen Bedenken, dass der Gesetzgeber keinen eigenen pauschalen Ansatz für Gemeinden geschaffen hat, die als so genannte „weitere Siedlungsschwerpunkte" gelten. Abgesehen daLVerfGE 17
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von, dass bislang lediglich der Landesentwicklungsplan für den engeren Verflechtungsraum Brandenburg-Berlin eine Befürwortung der Beschwerdeführerin als solchen Siedlungsschwerpunkt (Typ 2-Gemeinde) ausgesprochen hat, während die verbindliche Festlegung in einem Regionalplan noch nicht erfolgte, ist weder etwas dargetan noch sonst ersichtlich, dass die Mittel und Instrumente des Gemeindefinanzierungsgesetzes 2004 dem durch die Landesverfassung gerechtfertigten Bedarf solcher Gemeinden und insbesondere der Beschwerdeführerin nicht genügten. C. Das Verfassungsgericht hat einstimmig eine mündliche Verhandlung nicht für erforderlich gehalten, § 22 Abs. 1 Alt. 2. VerfGGBbg.
Nr. 3 1. § 20 Abs. 1 Satz 2 Halbsatz 1 Verfassungsgerichtsgesetz Brandenburg ist allgemeine Verfahrensnorm und gilt für alle vor dem Landesverfassungsgericht statthaften Verfahren. Zu den Mindestanforderungen, die an die Begründung eines verfahrenseinleitenden Antrags zu stellen sind, gehören jedenfalls die Tatsachen, die dem Landesverfassungsgericht die Prüfung des Vorliegens der Zulässigkeitsvoraussetzungen ermöglichen. Es ist nicht Sache des Landesverfassungsgerichts, durch eigene Nachforschungen einen zu überprüfenden Sachverhalt erst zu ermitteln. 2. Wird mit der kommunalen Verfassungsbeschwerde die Verletzung von Art. 97 Abs. 3 Satz 2 und 3 Landesverfassung (striktes Konnexitätsprinzip) gerügt, ist binnen der für die Erhebung der kommunalen Verfassungsbeschwerde geltenden Frist grundsätzlich darzulegen, worin im Vergleich zu der bisherigen Rechtslage die Pflicht „zur Erfüllung neuer öffentlicher Aufgaben" konkret liegt und in welchem Umfang diese Aufgaben „zu einer Mehrbelastung" führen. Ist die Beschwerdeführerin hierzu nicht in der Lage, hat sie ihre eigene, gegenwärtige und unmittelbare Beschwer den Umständen nach so konkret wie möglich darzulegen. Insoweit kommt es nicht zwingend auf Zahlenwerke an, wenn sich auch aus der Darlegung tatsächlicher Umstände hinreichende Anhaltspunkte für die Möglichkeit einer Verletzung des Konnexitätsprinzips ergeben. 3. Vergleichsmaßstab für die Beurteilung, ob iSd Art. 97 Abs. 3 Satz 2 und 3 Landesverfassung Aufgaben „neu" sind und ob aufgrund dieser eine „Mehrbelastung" verursacht wird, können allein die insoweit letzten ReLVerfGE 17
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gelungen des Gesetzgebers mit Ausnahme der für unvereinbar mit der Landesverfassung oder für nichtig erklärten Normen sein. 4. An die Geltendmachung einer Verletzung des Art. 99 Landesverfassung ist ein vergleichsweise strenger Maßstab anzulegen, der mit entsprechen Anforderungen an den Vortrag der Beschwerdeführerin einhergeht: Die Kommune muss geltend machen können, wegen der Befrachtung mit anderweitigen Aufgaben und trotz Ausschöpfung aller Einsparmöglichkeiten über keinerlei Spielraum für die Finanzierung freiwilliger Selbstverwaltungsaufgaben mehr zu verfügen (Fortführung der bisherigen Rechtsprechung).* Verfassung des Landes Brandenburg Art. 97 Abs. 1 und 3; 99 Sat2 2 und 3 Verfassungsgerichtsgesetz Brandenburg § 20 Abs. 1 Satz 2 Halbsatz 1 Kindertagesstättengesetz §§12 Abs. 3; 14 Abs. 2; 16 Abs. 3, 5 und 6; 23 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2
B e s c h l u s s v o m 15. J u n i 2006 - V f G B b g 58/04 in dem kommunalen Verfassungsbeschwerdeverfahren Gemeinde Nuthe-Urstromtal, vertreten durch den Bürgermeister, Frankenfelder Str. 10, 14947 Nuthe-Urstromtal — Beschwerdeführerin — Verfahrensbevollmächtigte: Rechtsanwälte W. & E. gegen Art. 1 Nr. 2 b), 3 b), 4 - soweit § 16 Abs. 3, 5 und 6 Kindertagesstättengesetz betreffend —, 7 a) des Dritten Gesetzes zur Änderung des Kindertagesstättengesetzes vom 17. Dezember 2003 (GVB11, S. 311)
Entscheidungsformel: Die kommunale Verfassungsbeschwerde wird verworfen.
* Nichtamtliche Leitsätze LVerfGE 17
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Gründe: A. Die Beschwerdeführerin wendet sich gegen die die Kostentragung der Kindertagesbetreuung betreffenden Änderungen des Zweiten Gesetzes zur Ausführung des Achten Buches des Sozialgesetzbuches — Kinder- und Jugendhilfe — Kindertagesstättengesetz (KitaG) vom 10.6.1992 (GVB1 I, 178) durch das Dritte Gesetz zur Änderung des Kindertagesstättengesetzes (3. KitaÀndG) vom 17.12.2003 (GVB11, 311; s. a. Bekanntmachung der Neufassung des KitaG, GVB1 2004 I, 384). I. § 12 KitaG wurde bisher aufgrund von Art. 1 Nr. 5 Erstes Gesetz zur Änderung des Kindertagesstättengesetzes (1. KitaÄndG) vom 7.6.1996 (GVB1 I, 182), Art. 1 Nr. 1 Erstes Gesetz zum Abbau des strukturellen Ungleichgewichts des Haushalts (1. Haushaltsstrukturgesetz 1997) - HStrG 1997 - vom 17.12.1996 (GVB1 I, 358), Art. 3 Nr. 3 Gesetz zur Beseitigung des strukturellen Ungleichgewichts im Haushalt (Haushaltsstrukturgesetz 2000 - HStrG 2000) und Art. 1 Nr. 10 Zweites Gesetz zur Änderung des Kindertagesstättengesetzes (2. KitaÄndG) v o m 7.7.2000 (GVB1 I, 106) geändert bzw. neu gefasst und lautet aufgrund der Änderung durch Art. 1 Nr. 2 3. KitaÀndG nun: §12 Gewährleistung eines bedarfsgerechten Angebots (1) Der örtliche Träger der öffentlichen Jugendhilfe hat die Aufgabe, die Kindertagesbetreuung nach § 1 zu gewährleisten. Kreisangehörige Gemeinden und Amter können sich durch öffentlich-rechtlichen Vertrag verpflichten, in ihrem Gebiet die Aufgabe für den örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe durchzuführen; die örtliche Trägerschaft der öffentlichen Jugendhilfe bleibt davon unberührt. In dem öffentlich-rechtlichen Vertrag ist die Kostenerstattung zu regeln. Er ist durch den örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe öffentlich bekannt zu machen und dem für Jugend zuständigen Mitglied der Landesregierung anzuzeigen. Die Vorschriften des Gesetzes über die kommunale Gemeinschaftsarbeit finden keine Anwendung. (2) ...
(3) Der örtliche Träger der öffentlichen Jugendhilfe stellt im Benehmen mit den Trägern der freien Jugendhilfe und den Gemeinden einen Bedarfsplan für die Kindertagesbetreuung auf und schreibt ihn rechtzeitig fort. Der Bedarfsplan weist die Einrichtungen aus, die zur Erfüllung des Rechtsanspruchs gemäß § 1 als erforLVerfGE 17
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Verfassungsgericht des Landes Brandenburg derlich erachtet werden. Hierbei sind die Erreichbarkeit, die tatsächliche Inanspruchnahme und das Wunsch- und Wahlrecht der Leistungsberechtigten nach § 5 des Achten Buches des Sozialgesetzbuches zu beachten.
Durch Art. 1 Nr. 3 b) 3. KitaÄndG wurde § 14 Abs. 2 KitaG geändert. § 14 KitaG lautet nun: §14 Träger von Einrichtungen (1) ...
(2) Der Träger muss bereit und in der Lage sein, bedarfsgerechte und geeignete Einrichtungen nach den Vorschriften dieses Gesetzes zu betreiben und eine angemessene Eigenleistung zu erbringen. Er hat bei Bedarf seine Einrichtung für alle Kinder unabhängig von ihrem religiösen und weltanschaulichen Hintergrund zu öffnen, insbesondere dann, wenn nur eine Einrichtung in erreichbarer Nähe ist. § 16 KitaG wurde bisher aufgrund von Art. 1 Nr. 6 1. KitaÄndG, Art. 1 Nr. 2 HStrG 1997, Art. 3 Nr. 4 HStrG 2000 und Art. 1 Nr. 14 2. KitaÄndG geändert bzw. neu gefasst und lautet aufgrund der Änderung durch Art. 1 Nr. 4 3. KitaÄndG nun: §16 Finanzierung der Kindertagesbetreuungsangebote (1) ... (2) ...
(3) Die Gemeinde stellt dem Träger einer gemäß § 12 Abs. 3 Satz 2 erforderlichen Kindertagesstätte das Grundstück einschließlich der Gebäude zur Verfügung und trägt die bei sparsamer Betriebs führung notwendigen Bewirtschaftungs- und Erhaltungskosten für Gebäude und Grundstücke. Zusätzlich soll die Gemeinde für den Träger einer gemäß § 12 Abs. 3 Satz 2 erforderlichen Kindertagesstätte, der auch bei sparsamer Betriebsführung und nach Ausschöpfung aller zumutbaren Einnahmemöglichkeiten aus dem Betrieb der Kindertagesstätte nicht in der Lage ist, die Einrichtung weiter zu führen, den Zuschuss erhöhen. (4) ... (5) Für Kinder, die aufgrund des Wunsch- und Wahlrechts der Leistungsberechtigten nach § 5 des Achten Buches des Sozialgesetzbuches in Kindertagesstätten außerhalb des eigenen Wohnorts aufgenommen werden, hat die Wohnortgemeinde auf Verlangen der aufnehmenden Gemeinde einen angemessenen Kostenausgleich zu gewähren. Gleiches gilt für den Kostenausgleich zwischen Gemeindeverbänden.
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(6) Das Land beteiligt sich an den Kosten der Kindertagesbetreuung durch einen zweckgebundenen Zuschuss an die örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe. Berechnungsgrundlage für den Zuschuss zur Finanzierung der Kindertagesbetreuung ist der im Jahr 2002 zur Verfügung gestellte Betrag von 128845554 Euro. Dieser Betrag wird in den Folgejahren im Zwei-Jahres-Rhythmus der Kinderzahl und der Personalkostenentwicklung sowie dem Umfang des Tagesbetreuungsangebots angepasst. Für die Verteilung dieses Betrages werden die Zahlen der Kinder im Alter bis zur Vollendung des zwölften Lebensjahres gemäß der amtlichen Statistik des Landesbetriebes für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg zum Stichtag 31. Dezember des jeweils vorletzten Jahres angesetzt. Dem Land ist die zweckgemäße Verwendung der Mittel durch den örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe nachzuweisen. § 23 KitaG (vormals § 24 KitaG 1992, umbenannt durch Art. 1 Nr. 11 1. KitaÄndG), aufgrund von Art. 1 Nr. 20 2. KitaÄndG neu gefasst, wurde in Abs. 1 S. 1 Nr. 2 durch Art. 1 Nr. 7 a) 3. KitaÄndG geändert. § 23 KitaG lautet nun: §23 Durchfiihrungsvorschriften (1) Das für Jugend zuständige Mitglied der Landesregierung wird ermächtigt, im Einvernehmen mit dem zuständigen Ausschuss des Landtages und im Einvernehmen mit den beteiligten obersten Landesbehörden durch Rechtsverordnung das Nähere zu regeln über 1.
...
2.
die Bestimmung der Bestandteile von Betriebskosten und das Verfahren der Bezuschussung gemäß § 16 Abs. 2, 3 und 6,
(2) ...
(3) ... Das 3. KitaÄndG trat aufgrund seines Art. 3 mit Ablauf des 31.12.2003 in Kraft. II. Zu den § 16 Abs. 5 KitaG idF des 3. KitaÄndG vorausgehenden Bestimmungen ist auszufuhren: § 16 Abs. 4 KitaG idF des 1. KitaÄndG lautete: Werden in Kindertagesstätten Kinder aus anderen Gemeinden oder Gemeindeverbänden aufgenommen, so hat die Wohnortgemeinde auf Verlangen der aufnehmenden Gemeinde einen angemessenen Kostenausgleich zu gewähren, wenn es in der Wohnortgemeinde kein ausreichendes, den Anforderungen des Gesetzes LVerfGE 17
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Verfassungsgericht des Landes Brandenburg entsprechendes Angebot gibt. Gleiches gilt für den Kostenausgleich zwischen Gemeindeverbänden.
§16 Abs. 4 KitaG wurde durch Art. 1 Nr. 14 2. KitaÄndG neu gefasst und lautete: Beanspruchen Kinder die Aufnahme in eine Einrichtung außerhalb des Zuständigkeitsbereiches des Leistungsverpflichteten, so hat dieser der aufnehmenden Gemeinde oder dem aufnehmenden Amt einen angemessenen Kostenausgleich zu gewähren.
„Leistungsverpflichteter" im vorstehenden Sinn war gem. § 12 Abs. 1 KitaG idF des HStrG 2000 die Gemeinde, in der das Kind seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat bzw. das Amt im Falle der Aufgabenübertragung auf dieses. § 16 Abs. 4 KitaG idF des 2. KitaÄndG wurde durch das Urteil des Landesverfassungsgerichts vom 20.3.2003 - VfGBbg 54/01 - , LVerfGE 14, 146 für mit der Landesverfassung unvereinbar erklärt. III. Die Beschwerdeführerin wendet sich mit ihrer am 6.12.2004 erhobenen Verfassungsbeschwerde gegen die Neufassung der §§12 Abs. 3, 14 Abs. 2, 16 Abs. 3, 5 und 6, 23 Abs. 1 S. 1 Nr. 2 KitaG. 1. Auf dem aus 23 Ortsteilen bestehenden Gemeindegebiet der Beschwerdeführerin werden seit Oktober 2003 acht Kindertagesstätten durch freie Träger und zwei Horte in der Trägerschaft der Beschwerdeführerin betrieben. Drei weitere Kindertagesstätten wurden zunächst betrieben, inzwischen jedoch geschlossen. Ende 2004 wurden in den Einrichtungen 338 Kinder und weitere 53 Kinder in Einrichtungen anderer Gemeinden betreut. Die Gesamtausgaben der Beschwerdeführerin für den Verwaltungshaushalt betrugen im Jahr 2004 7.424.300,00 € (Jahr 2001: 6.573.470,00 €), wobei der Anteil für Kindertagesstätten 1.140.200,00 € (Jahr 2001: 1.212.940,00 €) ausmachte. Hiervon entfielen im Jahr 2004 auf den an andere Gemeinden für die Betreuung zu zahlenden Ausgleich 139.478,00 €, während die Beschwerdeführerin im selben Zeitraum für die Betreuung von Kindern aus anderen Gemeinden Ausgleichszahlungen iHv 61.504,00 € erhielt. Überdies sei die Beschwerdeführerin nach ihrem Vortrag im vierten Quartal 2003 gehalten gewesen, an eine Kindertagesstätte in freier Trägerschaft einen Kostenzuschuss iHv 9.353,70 € zu zahlen. Die Beschwerdeführerin berechnet für das Jahr 2004 für die Finanzierung der Kindertagesstätten ein Defizit und war nach eigenen Angaben gezwungen, Kürzungen im gesamten Haushalt vorzunehmen, insbesondere im Etat für Unterhalt und Instandsetzung der Kindertagesstätten iHv 60.000,00 €, so dass im Jahr 2004 nur Reparaturmaßnahmen — jedoch nicht alle erforderlichen Instandhaltungsmaßnahmen (etwa: Erneuerung von Fenstern, Dach, Fassade, Sanitäranlagen, Außenanlagen) — erfolgen konnten. LVerfGE 17
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2. Die Beschwerdeführerin sieht sich durch die angegriffenen Bestimmungen des 3. KitaÄndG wegen eines Verstoßes gegen das Konnexitätsprinzip und die Finanzhoheit - §§ 12 Abs. 3, 14 Abs. 2, 16 Abs. 3, 5 und 6 KitaG betreffend - , sowie wegen eines Verstoßes gegen die Organisationshoheit — § 23 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 KitaG betreffend - in ihrem Recht auf kommunale Selbstverwaltung verletzt. §§ 16 Abs. 3 KitaG n.F. iVm §§ 12 Abs. 3, 14 Abs. 2 KitaG n.F. führten zu einer Mehrbelastung der Gemeinden ohne entsprechenden finanziellen Ausgleich. Da für die Aufnahme in den Bedarfsplan nunmehr auch die „tatsächliche Inanspruchnahme" zu berücksichtigen sei (§12 Abs. 3 S. 3 KitaG n.F.) und der Träger der Einrichtung lediglich noch eine „angemessene Eigenleistung" — vormals: „geforderte Eigenleistung" — zu erbringen habe (§ 14 Abs. 2 S. 1 KitaG n.F.), treffe die Gemeinden aufgrund ihrer Verpflichtungen aus § 16 Abs. 3 KitaG n.F. eine im Vergleich mit der bisherigen Gesetzeslage — umfassendere Finanzierungsverantwortung. Es handele sich um eine „Standarderhöhung". Für § 16 Abs. 5 KitaG n.F. fehle es dem Land bereits an der Gesetzgebungskompetenz. Überdies lege die Vorschrift — ohne dass ein entsprechender finanzieller Ausgleich vorgesehen werde — den Gemeinden bereits deshalb eine neue Verpflichtung auf, da Adressat der Ausgleichspflicht nunmehr allein die Wohnortgemeinde und nicht — wie nach alter Rechtslage — auch das Amt sei. § 16 Abs. 6 KitaG n.F. sehe eine Kostenbeteiligung des Landes lediglich zugunsten der örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe vor. Es fehle insoweit an einer Kostenbeteiligung des Landes zugunsten der Gemeinden. Aufgrund von § 23 Abs. 1 S. 1 Nr. 2 KitaG n.F. sei es nun möglich, an den Gemeinden vorbei zu bestimmen, welche Kosten diese gem. § 16 Abs. 3 und 5 KitaG n.F. zu tragen haben. Die Beschwerdeführerin beantragt festzustellen, dass die §§ 12 Abs. 3, 14 Abs. 2, 16 Abs. 3, 5 und 6, 23 des Gesetzes zur Ausführung des Achten Buches des Sozialgesetzbuches - Kinder- und Jugendhilfe - Kindertagesstättengesetz (KitaG), verkündet als Art. 1 Nr. 2 b), 3 b), 4 - soweit § 16 Abs. 3, 5 und 6 Kindertagesstättengesetz betreffend-, 7 a) des Dritten Gesetzes zur Änderung des Kindertagesstättengesetzes vom 17. Dezember 2003 (GVB11, S. 311), nichtig sind. III. Der Landtag Brandenburg, die Landesregierung, der Städte- und Gemeindebund Brandenburg und der Landkreistag Brandenburg haben Gelegenheit zur Stellungnahme erhalten. Die Landesregierung hält die Verfassungsbeschwerde teils für unzulässig, im Übrigen für unbegründet. Soweit sich die Beschwerdeführerin gegen §§12 Abs. 3, 14 Abs. 2, 16 Abs. 6, 23 Abs. 1 S. 1 Nr. 2 KitaG n.F. wendet, fehle es bereits an der Beschwerdebefugnis. § 12 Abs. 3 KitaG n.F. verschärfe im Vergleich zur bisLVerfGE 17
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herigen Gesetzeslage die Anforderungen an die Aufnahme in den Bedarfsplan, da nunmehr - ergänzend, aber nicht allein maßgeblich - die tatsächliche Beanspruchung — im Ergebnis zu Gunsten der Gemeinden — mit zu berücksichtigen sei. Auch § 14 Abs. 2 KitaG n.F. wirke zu Gunsten der Gemeinden anspruchsbegrenzend, da dem Träger einer Einrichtung Eigenleistungen abverlangt werden. Deren Untergrenze unterschreite jedenfalls nicht das Maß an Eigenleistungen, das nach der bisherigen Gesetzesfassung dem Träger einer Einrichtung abverlangt werde. Im Übrigen sei die kommunale Verfassungsbeschwerde unbegründet. § 16 Abs. 3 KitaG n.F. führe weder zu einer neuen Aufgabe der Gemeinden noch zu Mehrkosten. Die Verpflichtung zur Verfügungstellung und zur Übernahme der Kosten obliege seit 1992 den Gemeinden sowie seit 1997 die der Zuschusserhöhung. Die Anknüpfung von § 16 Abs. 3 KitaG n.F. an die Erforderlichkeit einer Kindertagesstätte iSd § 12 Abs. 3 S. 2 KitaG n.F. führe zu einer Aufgabenrückführung zu Gunsten der Gemeinden. Ferner könne davon ausgegangen werden, dass die Beschwerdeführerin noch über Einsparpotential verfuge und so etwaige Mehrkosten selber ausgleichen könne. § 16 Abs. 5 KitaG n.F. sei formell und materiell mit der Landesverfassung vereinbar. Insbesondere sei das Land für den Erlass der Norm zuständig gewesen. Die örtliche Aufgabenträgerschaft werde nicht in Abweichung zum Bundesrecht verlagert, sondern allein ein Teilbereich des interkommunalen Finanzausgleichs geregelt. Bereits nach der bisherigen Gesetzeslage seien die Gemeinden zum Kostenausgleich verpflichtet und dieser überdies bundesrechtlich vorgezeichnet. Ein Verstoß gegen die allg. Finanzausstattungsgarantie sei insgesamt weder dargetan noch sonst ersichtlich. B. Die kommunale Verfassungsbeschwerde ist unzulässig. I. Die kommunale Verfassungsbeschwerde ist zwar statthaft, da sich die Beschwerdeführerin gegen die Verletzung ihres Rechts auf Selbstverwaltung (Art. 97 Abs. 1 S. 1 Verfassung des Landes Brandenburg — LV —) in Ausprägung des Konnexitätsprinzips (Art. 97 Abs. 3 S. 2 und 3 LV; vgl. bereits: Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Urt. v. 14.2.2002 - VfGBbg 17/01 - , LVerfGE 13, 97, 109 unter Bezugnahme auf das Urt. v. 18.12.1997 - VfGBbg 47/96 - , LVerfGE 7, 144, 155) sowie der Finanz- und Organisationshoheit (vgl. hierzu: Vogelsang/Uibking/Ulbrich Kommunale Selbstverwaltung, 3. Aufl. 2005, Rn. 35, 39) durch die angegriffenen gesetzlichen Regelungen wendet (Art. 100 LV, § 51 Abs. 1 VerfGGBbg).
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II. 1. Die kommunale Verfassungsbeschwerde gegen die Änderung des KitaG durch das 3. KitaÄndG, soweit § 12 Abs. 3 KitaG iVm § 16 Abs. 3 KitaG, § 14 Abs. 2 S. 1 KitaG iVm § 16 Abs. 3 KitaG, § 16 Abs. 3 KitaG sowie § 16 Abs. 5 S. 1 KitaG betreffend, genügt aber nicht den für die Begründung von verfahrenseinleitenden Anträgen geltenden Mindestanforderungen (§ 20 Abs. 1 S. 2 HS 1 VerfGGBbg), während mit Bezug auf die — nicht die Gemeinden betreffenden - §§ 14 Abs. 2 S. 2, 16 Abs. 5 S. 2 KitaG n.F. bereits eine eigene Verletzung der Beschwerdeführerin in ihrem Recht auf Selbstverwaltung offensichtlich ausgeschlossen ist. a) § 20 Abs. 1 S. 2 HS 1 VerfGGBbg ist allgemeine Verfahrensnorm und gilt für alle vor dem Landesverfassungsgericht statthaften Verfahren, wobei die besonderen Anforderungen der einzelnen Verfahren (etwa: §§ 36 Abs. 1 und 2, 42 Abs. 2, 46 VerfGGBbg) unberührt bleiben (vgl. zum vergleichbaren § 23 Abs. 1 S. 2 HS 1 Bundesverfassungsgerichtsgesetz: BVerfGE 24, 252, 258; Puttler in: Umbach/Clemens/Dollinger, Bundesverfassungsgerichtsgesetz, 2. Aufl. 2005, Rn. 12 zu § 23). Zu den Mindestanforderungen, die an die Begründung eines verfahrenseinleitenden Antrags zu stellen sind, gehören jedenfalls die Tatsachen, die dem Landesverfassungsgericht die Prüfung des Vorliegens der Zulässigkeitsvoraussetzungen ermöglichen (vgl. Puttler in: Umbach/Clemens/Dollinger, Bundesverfassungsgerichtsgesetz, 2. Aufl. 2005, Rn. 19 zu § 23). Es ist nicht Sache des Landesverfassungsgerichts, durch eigene Nachforschungen einen zu überprüfenden Sachverhalt erst zu ermitteln (s. Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Beschl. v. 18.8.2005 - VfGBbg 9/05 - und - VfGBbg 41/05 - ) . Die Darlegungslast für die Sachentscheidungsvoraussetzungen hegt daher grundsätzlich beim Beschwerdeführer (vgl. Puttler aaO; VerfG MV LKV 2006, 217). Zwar mag man im Einzelfall einem anwaltlich nicht vertretenen Beschwerdeführer ein geringeres Maß an Vollständigkeit und Sorgfalt zubilligen können (vgl. mit Bezug auf die Individualverfassungsbeschwerde etwa: Pestatola Verfassungsprozessrecht, 3. Aufl. 1991, Rn. 54 zu § 12), was vorliegend aber bereits wegen der anwaltlichen Vertretung der Beschwerdeführerin auf sich beruhen kann. b) Bereits aufgrund der eigenen Darlegungen der Beschwerdeführerin ist nicht ansatzweise ersichtlich, dass sie durch die Neufassung von § 12 Abs. 3 KitaG iVm § 16 Abs. 3 KitaG selbst, gegenwärtig und unmittelbar in ihrem Recht auf Selbstverwaltung betroffen ist (vgl. zu diesem Erfordernis: Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Urt. v. 29.8.2002 - VfGBbg 34/01 - , LVerfGE 13, 159, 167 ff; Beschl. v. 7.10.2005 - VfGBbg 217/03 - ) . Eine unmittelbare Belastung der Beschwerdeführerin ist offensichtlich ausgeschlossen, da Normadressat des § 12 Abs. 3 KitaG n.F. der Träger der öffentlichen Jugendhilfe ist. Soweit eine mittelbare Belastung der Beschwerdeführerin aufgrund der Aufnahme von EinrichtunLVerfGE 17
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gen in den Bedarfsplan mit den daraus resultierenden Kostenfolgen gem. § 16 Abs. 3 KitaG n.F. in Frage kommen könnte, vermag das Landesverfassungsgericht aufgrund des Vortrags der Beschwerdeführerin mehr als nur ihre hypothetische Betroffenheit derzeit nicht zu erkennen. Zwar können die Anforderungen an die Begründung zu den Auswirkungen der Norm nicht hoch sein, wenn der Beschwerdeführer nur begrenzt oder nicht in der Lage ist, deren tatsächlichen Auswirkungen auch nur prognostisch zu überblicken (vgl. VerfG MV LKV 2006, 217). Insoweit könnte es hier aber etwa darauf ankommen, ob auf dem Gemeindegebiet der Beschwerdeführerin gelegene Einrichtungen die Aufnahme in den Bedarfsplan — wegen deren tatsächlicher Inanspruchnahme auch mit Aussicht auf Erfolg — begehrten, die bisher in den Bedarfsplan aufgenommenen Einrichtungen trotz einer Abwägung gem. § 12 Abs. 3 S. 3 KitaG n.F. — die tatsächliche Inanspruchnahme ist insoweit nur ein in die Abwägung einzustellender Gesichtspunkt — in diesem verblieben und dies aufgrund von § 16 Abs. 3 KitaG n.F. insgesamt zu einer Mehrbelastung der Beschwerdeführerin führt. Derartiges oder Vergleichbares ist jedoch nicht einmal ansatzweise vorgetragen oder sonst ersichtlich. Die nur ganz allgemeine Möglichkeit, irgendwann in der Zukunft dem Anwendungsbereich einer Norm möglicherweise zu unterfallen, genügt insoweit nicht (vgl. Magen in: Umbach/Clemens/Dollinger, Bundesverfassungsgerichtsgesetz, 2. Aufl. 2005, Rn. 27 zu § 91; Bethge in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, Bundesverfassungsgerichtsgesetz, Rn. 45 zu § 91). c) Die Beschwerdeführerin hat in der Beschwerdeschrift zu den durch die Neufassung der §§ 14 Abs. 2 S. 1, 16 Abs. 3 und 5 KitaG verursachten Mehrkosten nichts ausgeführt. Gem. § 20 Abs. 1 S. 2 HS 1 VerfGGBbg oblag ihr es vorliegend jedoch, mit Bezug auf Art. 97 Abs. 3 S. 2 und 3 LV die Tatsachen anzugeben, unter deren Zugrundelegung sich aus den angegriffenen Normen zumindest die Möglichkeit einer Mehrbelastung durch eine neue öffentliche Aufgabe ergibt (vgl. VerfG MV LKV 2006, 217). Der Vortrag der Beschwerdeführerin erschöpft sich in allgemeinen, nicht konkret auf die Auswirkungen der Neuregelung Bezug nehmenden Darlegungen (S. 17 iVm S. 8 f der Beschwerdeschrift). Auf die Schriftsätze vom 16.2.2006 sowie vom 28.4.2006 kommt es diesbezüglich nicht an, da diese erst nach Ablauf der Beschwerdefrist eingereicht worden sind (vgl. Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Beschl. v. 18.8.2005 — VfGBbg 9/05 — und - VfGBbg 41/05 VerfG MV LKV 2006, 217, 218); unabhängig davon sind sie auch insoweit unergiebig. aa) Die substantiierte Behauptung der Verletzung von Art. 97 Abs. 3 S. 3 LV durch die Neufassung des § 14 Abs. 2 S. 1 KitaG iVm § 16 Abs. 3 KitaG hätte zumindest ansatzweise — Darlegungen erfordert, dass aufgrund der Neufassung von § 14 Abs. 2 S. 1 KitaG („angemessene Eigenleistung") im Vergleich zu § 14 Abs. 2 KitaG idF des KitaG 1992 („Der Träger muss bereit und in der Lage sein, bedarfsgerechte und geeignete Einrichtungen zu schaffen, nach den Vorschriften LVerfGE 17
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dieses Gesetzes zu betreiben und die geforderte Eigenleistung zu erbringen.") eine Mehrbelastung eingetreten bzw. zumindest konkret zu befürchten ist. Dies gilt umso mehr, als sich aus der Gesetzesbegründung zum 3. KitaAndG ergibt, dass die Änderungen in § 14 Abs. 2 KitaG lediglich klarstellender Art sein sollen (LTDrs. 3/6374, S. 2 f der Einzelbegründung): „Die Änderungen in Abs. 2 sind klarstellender Art. Der Begriff der geforderten Eigenleistung' des Trägers wird durch ,angemessene Eigenleistung' ersetzt, da der alte Begriff weder rechtlich zu den Finanzierungsregelungen gem. § 16 kompatibel ist noch tatsächlich Regelungswirkung entfaltet. Der Träger ist letztlich verantwortlich für die Finanzierung der Einrichtung, insofern fordert niemand von ihm eine Eigenleistung; er erhält für den Betrieb Zuschüsse nach § 16 Abs. 2 und 3 und Elternbeiträge nach § 17. Die Frage der Höhe der Eigenleistung ist nur von Bedeutung für den Umfang der Höherfinanzierung gemäß § 16 Abs. 3 S. 2. Bei der Fesdegung des Umfangs der Zuschusserhöhung wird neben der Prüfung der Angemessenheit der Betriebskosten und der Ausschöpfung der Einnahmemöglichkeiten auch die ihm mögliche Eigenleistung zu bemessen sein, denn der Zuschuss soll nur insoweit erhöht werden, dass ihm der Betrieb der Einrichtung möglich ist. Dies entspricht der in § 14 Abs. 2 genannten ,angemessenen Eigenleistung'. ..."
Hieran muss sich der Gesetzgeber in Zukunft festhalten lassen. Soweit die Beschwerdeführerin mit Bezug auf § 16 Abs. 3 KitaG angibt, für das 4. Quartal 2003 an eine Kindertagesstätte der AWO 9.353,70 € gezahlt zu haben, sind Grundlage dieser Ausgleichszahlung — wie die Beschwerdeführerin selber erkennt — nicht die durch das 3. KitaAndG geänderten Vorschriften. Eines substantiierten Vortrage hätte es gerade auch deshalb bedurft, da die in § 16 Abs. 3 S. 1 KitaG n.F. normierte Verpflichtung der Gemeinden, das Grundstück einschließlich der Gebäude zur Verfügung zu stellen und die bei sparsamer Betriebsführung notwendigen Bewirtschaftungs- und Erhaltungskosten für Gebäude und Grundstück zu tragen, bereits in § 16 Abs. 3 S. 1 KitaG idF des KitaG 1992 vorgesehen war. Gleiches gilt für die Verpflichtung zur Zuschusserhöhung gem. § 16 Abs. 3 S. 2 KitaG n.F. mit Blick auf § 16 Abs. 3 S. 2 KitaG idF des 1. KitaAndG. bb) Aus den vorstehenden Gründen genügt die kommunale Verfassungsbeschwerde, auch soweit sie sich isoliert gegen § 16 Abs. 3 KitaG n.F. richtet, nicht den an eine jede Verfassungsbeschwerde zu stellenden Begründungsanforderungen. cc) Die Begründung der Verfassungsbeschwerde genügt auch hinsichtlich des behaupteten Verstoßes von § 16 Abs. 5 S. 1 KitaG n.F. gegen Art. 97 Abs. 3 S. 2 und 3 LV nicht den Anforderungen. Die Beschwerdeführerin hat angegeben, im Jahr 2004 für die Betreuung von 53 Kindern an Nachbargemeinden Ausgleichszahlungen iHv 139.478,00 € geleistet zu haben, während sie in demselben Zeitraum Ausgleichszahlungen iHv 61.504,00 € erhielt. LVerfGE 17
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(1) Vergleichsmaßstab für die Berechnung möglicher Mehrkosten ist § 16 Abs. 4 KitaG idF des 1. KitaÄndG. Auf § 16 Abs. 4 KitaG idF des 2. KitaÄndG kommt es insoweit nicht an. Ebenso wenig ist von dem Fehlen einer Vergleichsregelung auszugehen. Daher vermag die seitens der Beschwerdeführerin errechnete Differenz iHv 77.974,00 € ohne weitere Darlegungen nicht zu begründen, dass die Mehrkosten gerade aufgrund der Neufassung des § 16 Abs. 5 S. 1 KitaG entstanden sind. Der bloße Verweis auf den Differenzbetrag könnte allenfalls dann genügen, wenn aufgrund der vormaligen Gesetzeslage von gar keiner finanziellen Belastung der Beschwerdeführerin auszugehen wäre, was nicht der Fall ist. Die Erklärung der Unvereinbarkeit von § 16 Abs. 4 KitaG idF des 2. KitaÄndG mit der Landesverfassung durch das Urteil vom 20.3.2003 - VfGBbg 54/01 - (LVerfGE 14, 146) ist für die Frage, welche Vorgängernorm für den Vergleich im Rahmen des Art. 97 Abs. 3 S. 2 und 3 LV („neue Aufgabe", „Mehrbelastung") heranzuziehen ist, nicht allein maßgeblich. Für den gem. Art. 97 Abs. 3 S. 2 und 3 LV anzustellenden Vergleich kommt es insoweit nicht darauf an, ob aus der verfassungsgerichtlichen Unvereinbarkeitserklärung von § 16 Abs. 4 KitaG idF des 2. KitaÄndG mit der Landesverfassung folgt, dass diese Norm nicht Maßstab ist und auch deren Vorgängernorm aus dem Bestand der Verfassung ausscheidet (vgl. Benda/Klein Verfassungsprozessrecht, 2. Aufl. 2001, Rn. 1274), so dass ein Vergleichsmaßstab fehlte, oder aber, ob aufgrund der verías sungsgerichtlichen Weitergeltungsanordnung in dem vorbezeichneten Urteil zu folgern sein könnte, dass § 16 Abs. 4 KitaG idF des 2. KitaÄndG doch als Vergleichsmaßstab iSd Art. 97 Abs. 3 S. 2 und 3 LV heranzuziehen ist (vgl. Bethge in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, Rn. 227 f zu § 31). Zwar könnte grundsätzlich aus der Unterscheidung zwischen Unvereinbarkeits- und Nichtigkeitsanordnung (§ 29 Abs. 2 S. 3 VerfGGBbg und §§ 51 Abs. 3, 41 S. 1 VerfGGBbg) gefolgert werden, dass im Falle der Erklärung einer Norm als unvereinbar mit der Landesverfassung die durch diese Norm geänderte bzw. aufgehobene Vorgängernorm nicht wieder auflebt und nur im Falle der Erklärung der Nachfolgenorm als nichtig die Vorgängernorm bestehen bliebe (vgl. Schiaich/Korioth Das Bundesverfassungsgericht, 6. Aufl. 2004, Rn. 378 ff, insb. Rn. 455 ff). Jedenfalls aber ist Art. 97 Abs. 3 S. 2 und 3 LV idF vom 7.4.1999 (GVB1 I, 98) so auszulegen, dass Vergleichsmaßstab für die Beurteilung, ob Aufgaben „neu" sind und ob aufgrund dieser eine „Mehrbelastung" verursacht wird, allein die insoweit letzten Regelungen des Gesetzgebers mit Ausnahme der für unvereinbar mit der Landesverfassung oder für nichtig erklärten Normen sein können. Dies ergibt sich zum einen daraus, dass die Landesverfassung nur verfassungskonforme Gesetze als Bezugs-, Vergleichs- bzw. Einschränkungsmaßstab zulässt. So können etwa nur auch im Übrigen verfassungskonforme Gesetze Grundrechte wirksam einschränken (vgl. BVerfGE 6, 32, 37 ff; 80, 137, 153 f). Auch der verfassungsrechtlich verbürgte Vertrauensschutz schützt nur das VerLVerfGE 17
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trauen auf den Bestand verfassungskonformer Regelungen (vgl. BVerfGE 7, 89, 94; 13, 261, 272; Maurer in: Isensee/Kirchhof, HbStR III, 2. Aufl. 1996, Rn. 30 zu § 60). Weiterhin erstreckt sich der Anspruch auf Gleichbehandlung nicht auf Gleichbehandlung im Unrecht (vgl. BVerfGE 50, 142, 166; Kirchhof in: Isensee/Kirchhof, HbStR V, 2. Aufl. 2000, Rn. 65 ff 2 u § 125). Zum anderen bestünde sonst eine zumindest theoretische Gefahr des Missbrauchs zu Lasten der Gemeinden und Gemeindeverbände, auf deren Schutz Art. 97 LV gerade insgesamt abzielt. So könnte im Vorfeld einer jeden die Rechtsfolgen des Konnexitätsprinzips auslösenden Neuregelung zunächst eine verfassungswidrige Übertragung in einem so erheblichen Umfang auf die Gemeinden erfolgen, dass dieser Regelung gegenüber — zumindest wenn sie im Falle der Unvereinbarkeitserklärung Vergleichsmaßstab bliebe — die Folgeregelung niemals zu einer Mehrbelastung führen kann. Soweit dem entgegenwirkend allenfalls noch die Nichtigkeitserklärung durch das Landesverfassungsgericht in Frage käme, ergäbe sich hieraus kein hinreichender Schutz der Gemeinden. Denn für die Beantwortung der Frage, welcher verfassungsgerichtliche Ausspruch im Falle des Verstoßes einer Norm gegen die Landesverfassung zu erfolgen hat, sind alle Umstände des Einzelfalls mit in den Blick zu nehmen (etwa: Handhabbarkeit, Rechtssicherheit, verlässliche Haushaltsführung; vgl. Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Urt. v. 20.3.2003 — VfGBbg 54/01 - , LVerfGE 14, 146, 164 und v. 15.12.2005 - VfGBbg 287/03 - , LKV 2006, 218, 220 f). Diese Gesichtspunkte könnten nicht mehr in dem erforderlichen Maß eigenständig berücksichtigt werden, wenn die Nichtigkeitserklärung zum Schutz der Gemeinden stets erfolgen müsste. (2) § 16 Abs. 5 S. 1 KitaG n.F. unterscheidet sich von § 16 Abs. 4 KitaG S. 1 KitaG idF des 1. KitaAndG der Sache nach nur insoweit, als nach der früheren Gesetzeslage die Wohnortgemeinde nicht stets zum Kostenausgleich verpflichtet war. Da die durch § 16 Abs. 5 S. 1 KitaG n.F. verursachten Mehrkosten nur solche Kosten sein können, die nach der bisherigen Gesetzeslage nicht entstanden wären, hatte die Beschwerdeführerin — soweit den Umständen nach möglich — darzulegen, dass die für das Jahr 2004 errechnete Kostenbelastung iHv 77.974,00 € sich gerade auf den Wegfall der Ausnahme von der Kostenausgleichspflicht gründet. Hieran fehlt es auch nur ansatzweise. cc) Schließlich ergibt sich bereits nach dem eigenen Vortrag der Beschwerdeführerin ein Rückgang der durch die Kindertagesbetreuung insgesamt verursachten Kosten. Die Beschwerdeführerin hat ihre dahingehende Belastung für das Jahr 2001 mit 1.212.940,00 € und für das Jahr 2004 mit 1.140.200,00 € angegeben, während die Gesamtausgaben des Verwaltungshaushalts von 6.573.470,00 € (2001) auf 7.424.300,00 € (2004) gestiegen sind (s. S. 8 der Beschwerdeschrift). Wenn dieser Umstand auch nicht zwingend gegen eine Mehrbelastung der Beschwerdeführerin aufgrund der gesetzlichen Neuregelungen spricht, so hätte die Beschwerdeführerin diese Zahlen jedoch plausibel machen müssen. LVerfGE 17
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2. Eine eigene Verletzung der Beschwerdeführerin in ihrem Recht auf Selbstverwaltung durch § 16 Abs. 6 KitaG n.F. ist offensichtlich ausgeschlossen. Die Norm gewährt den örtlichen Trägern der öffentlichen Jugendhilfe einen zweckgebundenen Zuschuss und regelt dessen Anpassung in den Folgejahren. Auch eine mittelbare Belastung der Beschwerdeführerin ist offensichtlich nicht gegeben. Selbst fur den Fall, dass ein Kostenzuschuss des Landes zugunsten der Gemeinden erforderlich wäre, war der Gesetzgeber nicht gehalten, diesen in der den Landeszuschuss an den örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe betreffenden Norm festzuschreiben (vgl. Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Urt. v. 14.2.2002 - VfGBbg 17/01 - , LVerfGE 13, 97, 116; vgl. mit Blick auf die allgemeine Gemeindefinanzierung auch: Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Beschl. v. 18.5.2006 - VfGBbg 39/04 -). 3. Die Beschwerdeführerin ist durch § 23 Abs. 1 S. 1 Nr. 2 KitaG n.F. nicht unmittelbar beschwert. Überdies steht ihr neben der oberverwaltungsgerichtlichen (§ 47 VwGO iVm § 4 Abs. 1 Brandenburgisches Verwaltungsgerichtsgesetz) auch die landesverfassungsgerichtliche Überprüfung einer jeden — so auch einer aufgrund von § 23 Abs. 1 S. 1 Nr. 2 KitaG erlassenen - Rechtsverordnung offen. Zumindest letztere umfasst in angemessener Weise auch die Nachprüfung der Verfassungsmäßigkeit des der Rechtsverordnung zugrunde liegenden Gesetzes (vgl. Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Urt. v. 15.6.2000 — VfGBbg 32/99 - , LVerfGE Suppl. Bbg. zu Bd. 11, 99, 128 f sowie Beschl. v. 7.10.2005 VfGBbg 217/03 —), so dass die Beschwerdeführerin hierauf nach Lage des Falles zu verweisen ist (vgl. auch BVerfGE 76, 107,112 f; 71, 25, 36). Soweit § 23 KitaG n.F. mit seinen übrigen Regelungsteilen beanstandet wird, hat die Beschwerdeführerin hierzu nichts ausgeführt. 4. Soweit die Beschwerdeführerin eine Verletzung ihres Rechts auf Selbstverwaltung aus einer unzureichenden Finanzausstattung (Art. 99 S. 2 und 3 LV) ableitet, fehlt es auch insoweit an einer hinreichenden Begründung der Verfassungsbeschwerde (§ 20 Abs. 1 S. 2 HS 1 VerfGGBbg; vgl. Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Beschl. v. 18.5.2006 - VfGBbg 39/04 -). Denn an die Geltendmachung einer Verletzung des Art. 99 LV ist nach der Rechtsprechung des erkennenden Gerichts ein vergleichsweise strenger Maßstab anzulegen, der mit entsprechen Anforderungen an den Vortrag der Beschwerdeführerin einhergeht: Die Kommune muss geltend machen können, wegen der Befrachtung mit anderweitigen Aufgaben und trotz Ausschöpfung aller Einsparmöglichkeiten über keinerlei Spielraum für die Finanzierung freiwilliger Selbstverwaltungsaufgaben mehr zu verfügen (vgl. Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Urt. v. 16.9.1999 — VfGBbg 28/98 - , mwN, LVerfGE 10, 237 [insoweit unvollständig abgedruckt] sowie Beschl. v. 18.5.2006 - VfGBbg 39/04 -). Dies ist nicht ansatzweise der Fall.
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C. Das Landesverfassungsgericht hat einstimmig eine mündliche Verhandlung nicht für erforderlich gehalten (§ 22 Abs. 1 Alt. 2 VerfGGBbg).
Nr. 4 1. Der Rechtsweg gilt als erschöpft, wenn mit einer nach Inkrafttreten des Anhörungsrügegesetzes (1. Januar 2005) erfolglos erhobenen „Gegenvorstellung" ausschließlich die Verletzung des rechtlichen Gehörs gerügt wird. In diesem Fall ist die „Gegenvorstellung" vom Gericht als Anhörungsrüge zu behandeln. 2. Der Anspruch auf rechtliches Gehör ist verletzt, wenn Tatsachenvortrag, der — nach Ansicht des Gerichts - für eine Entscheidung von zentraler Bedeutung ist, von diesem ersichtlich nicht zur Kenntnis genommen wurde.* Verfassung des Landes Brandenburg Art. 52 Abs. 3 Alt. 2 und Abs. 4 Satz 1 Verfassungsgerichtsgesetz Brandenburg § 45 Abs. 2 Satz 1 Finanzgerichtsordnung §§ 133a, 138 Abs. 1; 69 Abs. 4
B e s c h l u s s vom 28. S e p t e m b e r 2006 - V f G B b g 17/06 in dem Verfassungsbeschwerdeverfahren K. GmbH i.L., vertreten durch die Liquidatomi — Beschwerdeführerin — Verfahrensbevollmächtigte: Rechtsanwälte M. gegen die Beschlüsse des Finanzgerichtes des Landes Brandenburg vom 23. Dezember 2005 und vom 15. März 2006
Ent s c h e i d u n g s formel: 1. Die Beschlüsse des Finanzgerichtes des Landes Brandenburg vom 23. Dezember 2005 und vom 15. März 2006 verletzen die Beschwerdeführerin in ihrem * Nichtamtliche Leitsätze LVerfGE 17
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Anspruch auf rechtliches Gehör (Art. 52 Abs. 3 Alt. 2 Verfassung des Landes Brandenburg) sowie in ihrem Anspruch auf ein faires Verfahren vor Gericht (Art. 52 Abs. 4 Satz 1 Verfassung des Landes Brandenburg). Die Entscheidungen werden aufgehoben. Die Sache wird zur erneuten Entscheidung an das Finanzgericht des Landes Brandenburg zurückverwiesen. 2. Das Land Brandenburg hat der Beschwerdeführerin die notwendigen Auslagen zu erstatten. Gründe: A. Die Beschwerdeführerin wendet sich gegen die in einem finanzgerichtlichen Verfahren ergangene Kostenentscheidung. I. Mit Bescheid vom 24.10.2003 war durch das Finanzamt Cottbus gegen die seinerzeit als M. & K. GmbH firmierende Beschwerdeführerin die Umsatzsteuer für das Jahr 1996 in Höhe von 229.076,15 € festgesetzt worden, wovon 221.790,65 € getilgt wurden und 7.285,50 € nebst Zinsen offen blieben. Aufgrund des dagegen erhobenen Einspruchs setzte das Finanzamt im Dezember 2003 die Vollziehung des Umsatzsteuer-Bescheides aus, und zwar befristet bis zum Ablauf eines Monats nach Bekanntgabe der abschließenden Entscheidung im Einspruchsverfahren. Nachdem das Finanzamt sodann den Einspruch am 11.10.2005 als unbegründet zurückgewiesen hatte, teilte es der Beschwerdeführerin mit Schreiben vom 18.10.2005 mit, dass die Aussetzung der Vollziehung am 14.11.2005 ende und die verbliebene Umsatzsteuer nebst Zinsen in Höhe von nunmehr 2.392,00 € am 15.11.2005 fällig sei. Am 4.11.2005 erhob die Beschwerdeführerin — vertreten durch ihre Verfahrensbevollmächtigten — beim Finanzgericht Klage gegen die Einspruchsentscheidung und beantragte beim Finanzamt Cottbus erneut die Aussetzung der Vollziehung des Umsatzsteuerbescheides vom 24.10.2003. Am 16.11.2005 zog das Finanzamt die Steuerschuld nebst Zinsen vom Konto der Beschwerdeführerin ein, woraufhin diese am 17.11.2005 die Rückbuchung veranlasste und nunmehr beim Finanzgericht die Aussetzung der Vollziehung des Umsatzsteuerbescheides vom 24.10.2003 beantragte. Im Antragsschriftsatz trug sie zur Begründung u.a. vor: Gegen die Einspruchsentscheidung hat die Klägerin unter dem Aktenzeichen ... Klage eingereicht. Mit Schreiben vom 2.11.2005 hat die Klägerin beantragt, erneut die Vollziehung des Bescheides auszusetzen. LVerfGE 17
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Rechtliches Gehör und Anhörungsrüge Beweis und Glaubhaftmachung: Schreiben vom 2.11.2005, Postausgangsbuch
Darüber ist nicht entschieden worden, stattdessen wurde am gestrigen Tag ... der Betrag von 7.285,50 € sowie die Zinsen in Höhe von rund 2400 € vom Konto der Klägerin bei der ... abgebucht. Beweis und Glaubhaftmachung: Kontoauszug des Kontos der Klägerin der Sparkasse Spree-Neiße Die Klägerin hat die Rückbuchung veranlasst. ..." Mit Eingangsbestätigung vom 18.11.2005 erteilte das Finanzgericht der Beschwerdeführerin folgenden Hinweis:
Nach § 69 Abs. 4 der Finanzgerichtsordnung (FGO) ist ein Antrag an das Gericht auf Aussetzung der Vollziehung nur zulässig, wenn die Finanzbehörde einen Antrag nach § 69 Abs. 2 FGO ganz oder zum Teil abgelehnt hat. Dies gilt nicht, wenn 1. Die Finanzbehörde über den Antrag ohne Mitteilung eines zureichenden Grundes in angemessener Frist nicht entschieden hat oder 2. eine Vollstreckung droht. Es wird gebeten, bis zum 30.11.2005 mitzuteilen, ob die Finanzbehörde einen bei dieser gestellten Antrag auf Aussetzung der Vollziehung nach Erlass der Einspruchsentscheidung abgelehnt hat;... Sollten Sie eine unmittelbare Anrufung des Gerichts aus einem der oben unter 1. 2. angegebenen Gründe für zulässig halten, wird gebeten, diese Gründe in der obigen Frist darzulegen und durch Beifügen von Unterlagen oder in sonst geeigneter Weise glaubhaft zu machen. Anderenfalls wird anheim gestellt, die Aussetzung der Vollziehung bei der Finanzbehörde zu beantragen, die den angefochtenen Verwaltungsakt erlassen hat. Für diesen Fall wird eine Prüfung angeregt, ob der unmittelbar beim Gericht gestellte Antrag aufrechterhalten werden soll. «
Den daraufhin zum Nachweis des Abbuchungs- und Rückbuchungsvorgangs von der Beschwerdeführerin an das Finanzgericht übersandten Kontoauszügen vom 16. und 17.11.2005 war auch ein Schreiben des Finanzamtes Cottbus vom 21.11.2005 beigefugt, in dem die Beschwerdeführerin unter Verweis auf die fehlgeschlagene Abbuchung gebeten wurde, den Betrag von 9.677,50 € zuzüglich 72,50 € Säumniszuschläge und 3,00 € Rücklastschriftgebühr innerhalb einer Woche zu überweisen, damit keine Vollstreckungsmaßnahmen eingeleitet werden müssten. Das Finanzamt übersandte sodann mit Schriftsatz vom 30.11.2005 dem Finanzgericht die der Beschwerdeführerin am selben Tage — „auf den Antrag vom LVerfGE 17
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4.11.2005" - erteilte Verfugung über die Aussetzung der Vollziehung und erklärte das Antragsverfahren in der Hauptsache für erledigt. Die Beschwerdeführerin schloss sich mit Schriftsatz vom 20.12.2005 der Erledigungserklärung an und beantragte, die Kosten des Verfahrens dem Antragsgegner aufzuerlegen. Mit dem — durch den Berichterstatter des Senats — getroffenen Beschluss vom 23.12.2005 legte das Finanzgericht die Kosten des Verfahrens der Beschwerdeführerin auf. Zur Begründung führte es aus: Die Kostenentscheidung beruht auf § 138 Abs. 1 Finanzgerichtsordnung. Es entspricht unter Berücksichtigung des bisherigen Sach- und Streitstandes billigem Ermessen, die Kosten der Antragstellerin aufzuerlegen, weil der Antrag auf Aussetzung der Vollziehung unzulässig war; die Antragstellerin hätte den Antrag nach Ergehen der Einspruchsentscheidung zunächst beim Antragsgegner wiederholen müssen, ehe sie das Gericht anrief. Rechtsmittelbelehrung a
Die Beschwerdeführerin reichte daraufhin am 10.1.2006 eine „Gegendarstellung" beim Finanzgericht ein und beantragte zugleich, den Beschluss dahingehend abzuändern, dass der Antragsgegnerin die Kosten des Verfahrens auferlegt werden. Zur Begründung führte sie an, den Antrag auf Aussetzung der Vollziehung mit Schreiben vom 2.11., also nach Ergehen der Einspruchsentscheidung, bei der Antragsgegnerin — dem Finanzamt — wiederholt und das Gericht am 17.11.2005 erst angerufen zu haben, nachdem ohne Entscheidung durch die Antragsgegnerin der Geldbetrag von ihrem Konto abgebucht worden sei. Dies sei auch schon in der Antragsbegründung vom 17.11.2005 mitgeteilt worden. Mit gerichtlicher Verfügung vom 12.1.2006 bat das Finanzgericht das Finanzamt um Mitteilung, „... ob wirklich schon am 2.11. ein AdV-Antrag beim Finanzamt gestellt worden war. Eine Änderung des Beschlusses käme dann in Betracht." Das Finanzamt bestätigte die Angaben der Beschwerdeführerin daraufhin. Mit Beschluss vom 15.3.2006 wies das Finanzgericht — nunmehr durch den Senat und nach Ausscheiden des vormaligen Berichterstatters — die Gegenvorstellung zurück und führte zur Begründung aus: „... Daraufhin hat die Antragstellerin Gegenvorstellung mit dem Vorbringen erhoben, dass sie beim Antragsgegner bereits am 2.11.2005 und damit nach Ergehen der Einspruchsentscheidung und vor Anrufung des Gerichts einen Antrag auf Aussetzung der Vollziehung gestellt habe. Dies habe sie auch bereits in ihrem Schriftsatz vom 17.11.2005, mit dem sie die Aussetzung der Vollziehung bei Gericht beantragt habe, vorgetragen.
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Die Gegenvorstellung der Antragstellerin ... ist unbegründet. Nach der Rechtsprechung ist die Gegenvorstellung nur ausnahmsweise gegen solche mit ordentlichen Rechtsmitteln unanfechtbare Entscheidungen des Gerichts zugelassen, die unter ganz schwerwiegenden Fehlern leiden. Als solche hat die Rechtsprechung auch den — vorliegend einzig in Betracht kommenden — Fall einer so genannten greifbaren Gesetzwidrigkeit anerkannt, bei dem die Entscheidung jeder gesetzlichen Grundlage entbehrt und inhaltlich dem Gesetz fremd ist... . Die vom damals zuständigen Berichterstatter getroffene Kostenentscheidung ist nach dem Gesetz zumindest denkbar. Seine Entscheidung ist mit der geltenden Rechtsordnung weder schlechthin unvereinbar noch entbehrt sie jeder rechtlichen Grundlage oder ist dem Gesetz inhaltlich fremd (vgl. Bundesgerichtshof...). Die Gegenvorstellung ist insbesondere nicht geeignet, jeden beliebigen Fehler zu korrigieren, sondern auf Fälle schwerster Fehler wie z.B. bei einem Verstoß auf das Recht des gesetzlichen Richters beschränkt. Auch ein schwerwiegender Verfahrensverstoß durch den früheren Berichterstatter, insbesondere gegen verfahrensrechtliche Grundrechte, ist nicht ersichtlich. ..."
II. Mit der am 10.4.2006 eingegangenen Verfassungsbeschwerde rügt die Beschwerdeführerin die Verletzung des Anspruchs auf rechtliches Gehör (Art. 52 Abs. 3 Alt. 2 LV) sowie des Anspruchs auf ein faires Verfahren vor Gericht (Art. 52 Abs. 4 LV), indem sie geltend macht: Das Grundrecht auf rechtliches Gehör bliebe eine leere Worthülse, wenn es lediglich darauf beschränkt wäre, dass jeder vortragen kann, was er für wichtig hält, sofern nicht damit auch die Pflicht des Gerichtes verbunden wäre, den Vortrag zur Kenntnis zu nehmen und bei der Entscheidung zu berücksichtigen, also in Erwägung zu ziehen. Das Finanzgericht habe ihren Vortrag ignoriert. Es sei durch das Gericht kein komplizierter Sachverhalt festzustellen gewesen, es sei nur um die Frage gegangen, ob nach Erlass der Einspruchsentscheidung erneut ein Antrag auf Aussetzung der Vollziehung gestellt wurde. Das Gericht habe seine Entscheidung damit begründet, dass dieser Antrag nicht gestellt worden sei, obwohl er tatsächlich gestellt und dies auch in der Antragsschrift vom 17.11.2005 vorgetragen und unter Beweis gestellt worden sei. Damit habe das Gericht den vorgetragenen tatsächlichen Sachverhalt ignoriert bzw. willkürlich ins Gegenteil verdreht. Denn das Gericht hätte sonst der Antragsgegnerin die Kosten des Verfahrens auferlegen müssen. III. Das Finanzgericht sowie das Finanzamt haben Gelegenheit zur Stellungnahme erhalten. Die Gerichts- und Verwaltungsakten sind beigezogen worden. Die Anfrage des Landesverfassungsgerichtes, ob der Antrag auf „Gegendarstellung" der Beschwerdeführerin vom 9.1.2006 zumindest nicht auch als Anhörungsrüge nach § 133a FGO mit der Folge aufzufassen sein könnte, dass die Rüge der Verletzung des Anspruchs auf rechtliches Gehör noch gar nicht — auch nicht LVerfGE 17
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durch den Beschluss des Senats vom 15.3.2006 - beschieden worden ist, so dass das Verfahren insoweit noch fortzufuhren wäre, verneinte das Finanzgericht. Nach ständiger Rechtsprechung des Bundesfinanzhofes sei eine Umdeutung von Prozesserklärungen- und Anträgen bei Angehörigen beratender Berufe grundsätzlich nicht möglich. B. Die Verfassungsbeschwerde hat Erfolg. I. Die Verfassungsbeschwerde ist zulässig. 1. Insbesondere ist der Rechtsweg ausgeschöpft (§ 45 Abs. 2 S. 1 VerfGGBbg). Gegen den Kostenbeschluss des Finanzgerichtes vom 23.12.2005 stand ein weiteres Rechtsmittel nicht zur Verfügung (§ 128 Abs. 4 S. 1 FGO). Auch von dem Rechtsbehelf nach § 133a FGO — der Anhörungsrüge —, der nach der ständigen Rechtsprechung des erkennenden Gerichts zur Ausschöpfung des Rechtsweges gehört (u.a. Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Besch! v. 20.4.2006 - VfGBbg 74/05 -), hat die Beschwerdeführerin der Sache nach Gebrauch gemacht (in diesem Sinne — in einem vergleichbaren Zusammenhang — auch Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Beschl. v. 16.5.2002 — VfGBbg 46/02 - , LVerfGE 13, 153; Verfassungsgerichtshof des Landes Berlin, Beschl. v. 15.6.1993 - VerfGH 18/92 - , LVerfGE 1, 81, 84). Das Finanzgericht hätte die gegen den Beschluss vom 23.12.2005 erhobene Gegenvorstellung — mit der die Beschwerdeführerin auf ihre Antragsbegründung vom 17.11.2005 und den dort vorgetragenen Sachverhalt verwies —, als Antrag nach § 133a FGO behandeln müssen. Seit dem Inkrafttreten des Anhörungsrügegesetzes zum 1.1.2005 kann eine Verletzung des rechtlichen Gehörs nur noch mit der Anhörungsrüge nach § 133a FGO geltend gemacht werden; eine formlose Gegenvorstellung im Sinne der bisherigen Rechtsprechung ist seitdem bei Verletzung des rechtlichen Gehörs nicht mehr zulässig (Ruban in: Gräber, Finanzgerichtsordnung, 6. Aufl., Vor § 115 Rz. 27). Den gleichwohl als Gegenvorstellung bezeichneten Rechtsbehelf, mit dem die Beschwerdeführerin — aufgrund des Gehalts ihres Vorbringens deutlich erkennbar — einzig den Verstoß gegen das Gebot des rechtlichen Gehörs (Art. 103 GG, Art. 52 Abs. 3 LV) gerügt hat, hätte das Finanzgericht daher — ungeachtet des Umstandes, dass die Beschwerdeführerin anwaltlich vertreten war — als Anhörungsrüge behandeln müssen (Ruban aaO, Vor §115 Rz. 27, § 133a Rz. 12; BVerwG, Beschl. v. 8.12.2005 - 5 Β 92/05 bei einer als Beschwerde erhobenen Anhörungsrüge u.a. auf den Kern des Vorbringens abstellend auch Bundesfinanzhof, Beschl. v. 24.4.2006 - VII Β 40/06 -). Denn eine Abänderung der mit der Gegenvorstellung beanstandeten Entscheidung kam nur im Rahmen des LVerfGE 17
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§ 133a FGO in Betracht, weshalb nach dem Auslegungsgrundsatz der größtmöglichen Erfolgsaussicht zu verfahren gewesen wäre (Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Beschl. v. 16.5.2002 - VfGBbg 46/02 - , LVerfGE 13,153). Tatsächlich hat sich denn auch das Finanzgericht ausweislich des angegriffenen Beschlusses vom 15.3.2006 nochmals mit dem Vorbringen der Beschwerdeführerin — das Finanzgericht habe ihren entscheidungserheblichen Vortrag nicht zur Kenntnis genommen — beschäftigt, jedoch einen schwerwiegenden Verfahrensverstoß durch den früheren Berichterstatter, insbesondere gegen verfahrensrechtliche Grundrechte, nicht festgestellt. Die Beschwerdeführerin unter diesen Umständen darauf zu verweisen, dass sie sich ein weiteres Mal mit einem (nunmehr) ausdrücklich auf § 133a FGO Bezug nehmenden Antrag an das Finanzgericht hätte wenden müssen, wäre Förmelei. Soweit das Finanzgericht, sei es auch ohne hinreichende „Verarbeitung" der hier zugrunde liegenden Situation, nicht abgeholfen hat, ist dies — und wäre dies auch in dem Verfahren nach § 133a FGO — nicht seinerseits nochmals anfechtbar (s. Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Beschl. v. 17.2.2000 - VfGBbg 39/99 - , LVerfGE Suppl. Bbg. zu Bd. 11,45, 48 f). 2. Der Zulässigkeit der Verfassungsbeschwerde steht auch nicht entgegen, dass die Verletzung von Landesgrundrechten im Rahmen eines bundesrechtlich — hier: durch die Finanzgerichtsordnung — geordneten Verfahrens gerügt wird. Die insoweit erforderlichen Voraussetzungen (vgl. Verfassungsgericht des Landes Brandenburg in std. Rspr. seit Beschl. v. 16.4.1998 - VfGBbg 1/98 - , LVerfGE 8, 82, 84 f unter Bezugnahme auf BVerfGE 96, 345, 371 ff; Beschl. v. 14.2.2002 VfGBbg 65/01 - ) sind hier gegeben: Ein Bundesgericht war nicht befasst. Eine Rechtsschutzalternative zu der Verfassungsbeschwerde steht, wie ausgeführt, nicht mehr zur Verfügung. Die als verletzt in Betracht kommenden landesverfassungsrechtlich verbürgten Rechte auf rechtliches Gehör und auf ein faires Verfahren vor Gericht sind inhaltsgleich mit den entsprechenden grundrechtsgleichen Rechten des Grundgesetzes (Art. 103 Abs. 1 GG, Art. 20 Abs. 3 GG; vgl. dazu Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Beschl. v. 16.6.2005 - VfGBbg 2/05 - und v. 9.12.2004 - VfGBbg 14/04 - ) . II. Die Verfassungsbeschwerde ist begründet. Die Beschlüsse des Finanzgerichtes vom 23.12.2005 und vom 15.3.2006 verletzen die Beschwerdeführerin in ihrem Anspruch auf rechtliches Gehör (Art. 52 Abs. 3 Alt. 2 LV) sowie ein faires Verfahren (Art. 52 Abs. 4 S. 1 LV). 1. Art. 52 Abs. 3 Alt. 2 LV gewährt den Prozessbeteiligten das Recht, sich zu den entscheidungserheblichen Fragen einer rechtlichen Streitigkeit vor Erlass der Entscheidung zu äußern (vgl. Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Beschl. v. 15.9.1994 - VfGBbg 10/93 - , LVerfGE 2, 179, 182). Dem entspricht LVerfGE 17
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die Pflicht des Gerichtes, die Ausführungen der Verfahrensbeteiligten zur Kenntnis zu nehmen und bei seiner Entscheidung in Erwägung zu ziehen (BVerfG in std. Rspr., vgl. etwa BVerfGE 27, 248, 250; 70, 288, 293; 86, 133, 145; Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Besch! v. 25.2.1999 - VfGBbg 52/98 mwN). Zwar ist grundsätzlich davon auszugehen, dass das Gericht das ihm unterbreitete Vorbringen zur Kenntnis nimmt und in Betracht zieht. Es ist aber nicht verpflichtet, sich mit jeglichem Vorbringen in der Begründung seiner Entscheidung ausdrücklich zu befassen, sondern kann sich auf die Bescheidung der ihm wesentlich erscheinenden Punkte beschränken. Insbesondere verwehrt es der Grundsatz des rechtlichen Gehörs nicht, den Vortrag eines Verfahrensbeteiligten aus Gründen des formellen oder materiellen Rechts, zum Beispiel wegen sachlicher Unerheblichkeit, ganz oder teilweise außer Betracht zu lassen (BVerfG in std. Rspr., vgl. etwa BVerfGE 27, 248, 251 f; 42, 363, 367 f; 54, 117, 123; 60, 305, 310; 88, 366, 375 f; Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Beschl. v. 16.10.1997 - VfGBbg 25/97 - , S. 8 f des Umdrucks; Beschl. v. 17.9.1998 - VfGBbg 26/98 - , S. 7 f des Umdrucks; Beschl. v. 18.6.1996 - VfGBbg 20/95 - , LVerfGE 4, 201, 205; Beschl. v. 15.6.2006 - VfGBbg 69/05 -). Deshalb muss sich im Einzelfall aufgrund besonderer Umstände ergeben, dass das Vorbringen eines Beteiligten entweder überhaupt nicht zur Kenntnis genommen oder bei der Entscheidung nicht mit in Betracht gezogen worden ist. Geht das Gericht auf den wesentlichen Kern des Vortrage einer Partei zu einer Frage, die für das Verfahren von zentraler Bedeutung ist, in den Entscheidungsgründen nicht ein, so lässt dies auf Nichtberücksichtigung des Vortrage schließen, sofern das Vorbringen nicht nach dem Rechtsstandpunkt des Gerichts unerheblich oder unsubstantiiert war (vgl. BVerfGE 86, 133, 145 f zu Art. 103 Abs. 1 GG). Diese in Bezug auf den Zivilprozess entwickelten Verfahrensgrundsätze sind sinngemäß auch im finanzgerichtlichen Verfahren zu beachten (§ 155 FGO). Hiernach werden sowohl der Beschluss des Finanzgerichts vom 23.12.2005 als auch jener vom 15.3.2006 dem Inhalt und der Tragweite des Anspruchs auf rechtliches Gehör nicht gerecht. Der Beschluss vom 23.12.2005 lässt nicht erkennen, warum das Finanzgericht dem substantiierten Tatsachenvortrag der Beschwerdeführerin nicht gefolgt ist. Das Vorbringen war auch nach dem Rechtsstandpunkt des Finanzgerichts nicht unerheblich, was sich darin zeigt, dass in der Begründung des Beschlusses gerade auf das Gegenteil, nämlich eben darauf abgestellt wird, dass der Antrag auf Aussetzung der Vollziehung unzulässig sei, da die Antragstellerin den Antrag nach Ergehen der Einspruchsentscheidung zunächst beim Antragsgegner hätte wiederholen müssen, ehe sie das Gericht anrief. Hierin kommt deutlich zum Ausdruck, dass das Finanzgericht dieses wesentliche Vorbringen der Beschwerdeführerin nicht - wie es im Hinblick auf Art. 52 Abs. 3 Alt. 2 LV seine Pflicht gewesen wäre — in Erwägung gezogen hat.
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Soweit das Finanzgericht — durch die Gegendarstellung/Anhörungsrüge veranlasst — die Möglichkeit zur Selbstüberprüfung und -korrektur des Beschlusses vom 23.12.2005 nicht genutzt hat, verstößt der daraufhin ergangene und die Verfassungswidrigkeit perpetuierende Beschluss des Finanzgerichts vom 15.3.2006 ebenfalls gegen Art. 52 Abs. 3 Alt. 2 LV. Nach Wordaut und Begründungsgang dieses Beschlusses kann nicht festgestellt werden, dass das Finanzgericht die Sachverhaltsdarstellung der Beschwerdeführerin ernsthaft in Erwägung gezogen hat. 2. Aus den zu 1. ausgeführten Gründen verletzen die Beschlüsse des Finanzgerichts vom 23.12.2005 sowie vom 15.3.2006 die Beschwerdeführerin auch in ihrem grundrechtsgleichen Recht auf ein faires Verfahren nach Art. 52 Abs. 4 S. 1 LV. 3. Die angegriffenen Beschlüsse beruhen auf den festgestellten Verfassungsverstößen. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass das Finanzgericht zu einem für die Beschwerdeführerin günstigen Ergebnis gekommen wäre, wenn es die sich aus dem Gebot des rechtlichen Gehörs und der Fairness des Verfahrens vor Gericht ergebenden Anforderungen beachtet hätte. Dem Landesverfassungsgericht ist es verwehrt zu beurteilen, zu welchem Ergebnis das Finanzgericht bei der nach § 138 Abs. 1 FGO unter Berücksichtigung des bisherigen Sach- und Streitstandes vorzunehmenden Ermessensentscheidung gelangt. Für das verfassungsgerichtliche Verfahren ist allein maßgeblich, dass die vom Finanzgericht als allein tragend erachtete Begründung den verfassungsrechtlichen Vorgaben nicht gerecht wird. III. Gem. § 50 Abs. 3 VerfGGBbg sind die angegriffenen Beschlüsse des Finanzgerichts aufzuheben und ist das Verfahren an das Finanzgericht zurückzuverweisen. C. Die Entscheidung über die Erstattung der notwendigen Auslagen der Beschwerdeführerin beruht auf § 32 Abs. 7 S. 1 VerfGGBbg.
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Nr. 5 Zum verfassungsrechtlichen Status einer politischen Partei und ihrer Stellung im Verfahren vor dem Verfassungsgericht. Grundgesetz Art. 21; 100 Abs. 1 Verfassung des Landes Brandenburg Art. 12 Abs. 1; 12 Abs. 2; 20 Abs. 1; 21 Verfassungsgerichtsgesetz Brandenburg §§ 36 Abs. 3; 39; 45 Abs. 2 Satz 1; 45 Abs. 2 Satz 2
B e s c h l u s s vom 21. D e z e m b e r 2006 - V f G B b g 20/06 in dem Verfassungsbeschwerdeverfahren 1.
B. e.V., vertreten durch den Vorsitzenden
2.
D. V., vertreten durch den Landesvorsitzenden — Beschwerdeführer —
Verfahrensbevollmächtigter: Rechtsanwalt F. gegen das Gesetz über die Feststellung des Haushaltsplanes des Landes Brandenburg für die Haushaltsjahre 2005 und 2006 (Haushaltsgesetz 2005/2006)
Entscheidungsformel: Die Verfassungsbeschwerden werden verworfen. Gründe: A. Die Beschwerdeführer — eine seit 1999 im Landtag Brandenburg in Fraktionsstärke vertretene Partei sowie die ihr nahe stehende Stiftung — wenden sich gegen Bestimmungen des Haushaltsgesetzes 2005/2006, soweit darin Kriterien für die Gewährung von Zuschüssen für die politische Bildungsarbeit der den Parteien nahe stehenden Stiftungen und kommunalpolitischen Vereinigungen im Land Brandenburg festgelegt sind. Sie sehen sich, im Gegensatz zu den anderen im Landtag vertretenen Parteien und deren Stiftungen, durch diese für die Zuschussgewährung festgelegten Kriterien in verfassungswidriger Weise von einem Anspruch auf Zuschüsse für ihre politische Bildungsarbeit ausgeschlossen. * Nichtamtlicher Leitsatz LVerfGE 17
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I. Im Haushaltsplan 2004 waren für die den Parteien nahe stehenden Stiftungen und kommunalpolitischen Vereinigungen im Land Brandenburg im Einzelplan 20, Kapitel 20 020, Titel 684 10 unter der Zweckbestimmung „Zuschüsse für laufende Zwecke der politischen Bildungsarbeit der den Parteien nahe stehenden Stiftungen und kommunalpolitischen Vereinigungen zur Heran- und Weiterbildung von Bürgern" Mittel in Höhe von 1.000.000 € mit den folgenden „Erläuterungen" eingestellt worden: „Veranschlagt sind Zuschüsse für laufende Zwecke der politischen Bildungsarbeit der den Parteien nahe stehenden Stiftungen und kommunalpolitischen Vereinigungen im Land Brandenburg. Die Mittel werden je zur Hälfte auf Stiftungen und kommunalpolitische Vereinigungen verteilt, die Parteien nahe stehen, welche nach dem endgültigen Ergebnis der letzten Landtagswahlen mindestens 5 von Hundert der im Land Brandenburg abgegebenen gültigen Stimmen erreicht haben. Der Anteil am Gesamtbetrag bemisst sich je zur Hälfte nach dem Verhältnis der bei der letzten Landtagswahl im Land Brandenburg für die ihr nahe stehende Partei abgegebenen gültigen Erststimmen und Zweitstimmen. Erreicht eine Partei, deren parteinahe Stiftung bzw. deren ihr nahe stehende kommunalpolitische Vereinigung bereits gefördert wird, nicht die erforderliche Stimmenzahl, so kann die entsprechende parteinahe Stiftung bzw. die ihr nahe stehende kommunalpolitische Vereinigung für die Dauer einer Wahlperiode den auf die Zweitstimmen entfallenden Anteil erhalten. Erreicht die Partei auch in der darauf folgenden Wahl nicht die erforderliche Stimmenzahl, scheiden die parteinahe Stiftung und kommunalpolitische Vereinigung aus der Finanzierung aus. Die parteirechtliche Selbstständigkeit einer Organisation besteht nur dann, wenn sie die Voraussetzungen erfüllt, die im Urteil des Bundesverfassungsgerichtes vom 14. Juli 1986 - 2 BvE 5/83 — aufgestellt sind. Dies ist in geeigneter Form nachzuweisen. Die Verwendung der Mittel wird durch den Landesrechnungshof geprüft. Die Bewirtschaftung der Mittel erfolgt durch das MI."
Der gleiche Haushaltstitel sah im Haushaltsplan 2005/2006 nur noch 984.000 € bzw. 915.000 € mit nunmehr folgenden „Erläuterungen" vor: „Veranschlagt sind Zuschüsse für laufende Zwecke der politischen Bildungsarbeit der den Parteien nahe stehenden Stiftungen und kommunalpolitischen Vereinigungen im Land Brandenburg. Die Mittel werden je zur Hälfte auf Stiftungen und kommunalpolitische Vereinigungen verteilt, die Parteien nahe stehen, welche dauerhafte, ins Gewicht fallende politische Grundströmungen repräsentieren und nach dem endgültigen Ergebnis der letzten drei Landtagswahlen oder bei der letzten Landtagswahl, der letzten Bundestagswahl und der letzten Europawahl mindestens 5 vom Hundert der im Land Brandenburg abgegebenen gültigen Zweitstimmen erreicht haben; die einer Partei nahe stehende kommunalpolitische Vereinigung kann auch dann gefördert werden, wenn die Partei im Landtag vertreten ist und in mindestens der Hälfte der Kreistage bzw. Stadtverordnetenversammlungen der kreisfreien Städte in Fraktionsstärke auf Grund eines eigenen Wahlvorschlags vertreten ist. Der Anteil am Gesamtbetrag bemisst sich je zur LVerfGE 17
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Hälfte nach dem Verhältnis der bei der letzten Landtagswahl im Land Brandenburg für die ihr nahe stehende Partei abgegebenen gültigen Erststimmen und Zweitstimmen. ..." II. Mit ihren am 22.5.2006 eingegangenen Verfassungsbeschwerden wenden sich die Beschwerdeführer gegen die voranstehend genannten Festlegungen des Haushaltsgesetzes 2005/2006. 1. Der Beschwerdeführer zu 1. sieht sich in seinen Grundrechten aus Art. 12 Abs. 1 und 2 (Gleichheitssatz, Diskriminierungsverbot), Art. 20 Abs. 1 (Vereinigungsfreiheit), Art. 19 Abs. 1 S. 1 (Meinungsfreiheit) sowie Art. 21 Abs. 1, 2 und 3 (Recht auf politische Mitgestaltung, Disziplinierungsverbot) der Verfassung des Landes Brandenburg (LV) verletzt. Der Landesgesetzgeber dürfe die Teilhabe an solchen Zuschüssen für parteinahe Stiftungen nicht willkürlich regeln oder von ungeeigneten Kriterien oder unverhältnismäßigen Anforderungen abhängig machen, wie es mit der angegriffenen Vorschrift geschehen sei. Mit der jetzigen Zuschuss-Regelung sei einzig und allein der Ausschluss der der Beschwerdeführerin zu 2. nahe stehenden Stiftungen und kommunalpolitischen Vereinigungen bezweckt worden; dies sei willkürlich. Hinreichender Beleg für die Relevanz und Dauerhaftigkeit einer Partei in Brandenburg sei es, wenn sie zweimal hintereinander bei der Landtagswahl die Fünfprozent-Hürde überwunden habe. Durch die unverhältnismäßigen Anforderungen werde die Gewährung von Zuschüssen für die politische Bildungsarbeit der pluralen Struktur der relevanten gesellschaftlichen und politischen Kräfte in Brandenburg nicht gerecht. Zudem liege damit eine Ungleichbehandlung vor, da bei der Gewährung von Zuschüssen für laufende Zwecke der politischen Bildungsarbeit der den Parteien nahe stehenden Stiftungen in Brandenburg alle dauerhaften, ins Gewicht fallenden politischen Grundströmungen im Bundesland angemessen berücksichtigt werden müssten. Im Gegensatz zu den anderen, den Landtagsparteien nahe stehenden Stiftungen erhalte der Beschwerdeführer zu 1. - der im Parteienrecht als Stiftung gelte — überhaupt keine Zuschüsse, obwohl die Partei, der er nahe stehe, schon zum zweiten Mal in den Landtag Brandenburg gewählt worden und für die politische Landschaft insbesondere in Brandenburg von ganz erheblicher Bedeutung sei. Seine Betätigung im politischen Wettbewerb werde über Gebühr erschwert und unangemessen beeinträchtigt. Schließlich reiche allein die Tatsache, dass die Beschwerdeführerin zu 1. ein verwaltungsgerichtliches Verfahren angestrengt habe, nicht, um ihr fehlende Rechtswegerschöpfung vorzuwerfen. Denn mit diesem Verfahren könne sie ihr Rechtsschutzziel nicht erreichen. 2. Die Beschwerdeführerin zu 2. macht geltend, in ihren Grundrechten aus Art. 20 Abs. 1 (Parteienfreiheit), Art. 12 Abs. 1 und 2 sowie Art. 12 Abs. 1 und 2
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iVm Art. 20 Abs. 1 (Recht der Parteien auf Chancengleichheit im politischen Wettbewerb) sowie aus Art. 19 Abs. 1 S. 1 LV verletzt zu sein. Wenn die anderen - den im Landtag Brandenburg vertretenen Parteien nahe stehenden — Stiftungen und kommunalpolitischen Vereinigungen gefördert werden, nicht dagegen die der Beschwerdeführerin zu 2. nahe stehenden Stiftungen und kommunalpolitischen Vereinigungen, verletze dies auch die Beschwerdeführerin zu 2. in ihrem durch die Landesverfassung gewährleisteten Recht auf Gleichbehandlung. Denn dadurch werde die von der Beschwerdeführerin zu 2. im Land Brandenburg vertretene Grundströmung nicht angemessen berücksichtigt. Das Recht der Parteien auf Chancengleichheit (Art. 21 Abs. 1 iVm Art. 3 Abs. 1 und 3 GG) führe zu einem grundsätzlichen Differenzierungsverbot und setze dem Gesetzgeber besonders enge Grenzen, vor allem dürfe die vorgefundene Wettbewerbslage nicht verfälscht werden. Dies sei jedoch der Fall, wenn die der Beschwerdeführerin zu 2. nahe stehende Stiftung keinerlei Zuschüsse erhalte, während die den anderen im Landtag Brandenburg vertretenen Parteien nahe stehenden Stiftungen bezuschusst werden. III. Der Landtag hat Gelegenheit zur Stellungnahme erhalten. Die Landesregierung hält die Verfassungsbeschwerden bereits für unzulässig, jedenfalls aber für unbegründet. Insbesondere sei die Verfassungsbeschwerde des Beschwerdeführers zu 1. mangels Beschwerdebefugnis sowie wegen fehlender Rechtswegerschöpfung unzulässig. Der Beschwerdeführer zu 1. sei durch das angegriffene Haushaltsgesetz nicht unmittelbar betroffen, wie die Landeshaushaltsordnung (LHO) in § 3 Abs. 2 klarstelle. Eine unmittelbare Betroffenheit des Beschwerdeführers zu 1. ergebe sich erst durch die Verwaltungsakte, die auf der Grundlage des Haushaltsplanes 2005/2006 ergangen seien. Hinsichtlich der am 10.8.2005 unter dem Aktenzeichen 3 Κ 1853/05 beim VG Potsdam gegen den ablehnenden Bescheid vom 6.7.2005 erhobenen und am 8.6.2006 auf den ablehnenden Bescheid vom 2.5.2006 erweiterten Klage sei der Rechtsweg bislang nicht erschöpft. Wegen mangelnder Beschwerdebefugnis sei auch die Verfassungsbeschwerde der Beschwerdeführerin zu 2. unzulässig. Diese könne angesichts der ablehnenden Bescheide vom 6.7.2005 und vom 2.5.2006 eine Betroffenheit in eigenen Rechten nicht geltend machen, da sie nicht Adressatin der Bescheide gewesen sei. Das Gericht hat die Verfahrensakten beim VG Potsdam beigezogen. B. Die Verfassungsbeschwerden sind unzulässig.
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1. Die Verfassungsbeschwerde des Beschwerdeführers zu 1. ist unzulässig, da ihr der Grundsatz der Subsidiarität entgegensteht. Der Grundsatz der Subsidiarität — der auch in § 45 Abs. 2 S. 1 Verfassungsgerichtsgesetz Brandenburg (VerfGGBbg) zum Ausdruck kommt - verlangt von einem Beschwerdeführer, dass er vor der Anrufung des Verfassungsgerichts — über eine bloße Rechtswegerschöpfung hinaus — alles im Rahmen seiner Möglichkeiten Stehende unternommen haben muss, um eine etwaige Grundrechtsverletzung zu verhindern oder zu beheben (vgl. Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Beschl. v. 19.6.2003 — VfGBbg 1/03 v. 21.8.2003 - VfGBbg 196/03 - , LKV 2004, 123, und v. 24.6.2004 - VfGBbg 28/04 -). Er muss deshalb vor Anrufung des Verfassungsgerichts alle nach Lage der Dinge ihm gegebenenfalls zur Verfügung stehenden prozessualen Möglichkeiten zur Korrektur der geltend gemachten Verfassungsverletzung ergreifen (Verfassungsgericht des Landes Brandenburg in std. Rspr., vgl. etwa Beschl. v. 18.6.1996 - VfGBbg 20/95 - , LVerfGE 4, 201, 205 mwN). Dies gilt auch dann, wenn gegen die angegriffene Norm selber kein fachgerichtlicher Rechtsweg eröffnet ist (BVerfGE 74, 69, 74 ff; 79,1, 20). Richtet sich die Verfassungsbeschwerde unmittelbar gegen eine Norm und setzt die Durchführung der angegriffenen Vorschrift rechtsnotwendig oder auch nur nach der tatsächlichen Verwaltungspraxis einen besonderen Vollzugsakt voraus — so der Fall hier —, muss der Beschwerdeführer grundsätzlich zunächst diesen Akt angreifen und den gegen ihn eröffneten Rechtsweg erschöpfen, bevor er die Verfassungsbeschwerde erhebt (BVerfGE 72, 39, 43). Diese vorrangige Anrufung der Fachgerichte soll gewährleisten, dass dem Verfassungsgericht infolge der fachgerichtlichen Vorprüfung der Beschwerdepunkte ein bereits eingehend geprüftes Tatsachenmaterial vorliegt und ihm auch die umfassende Beurteilung der Sach- und Rechtslage durch ein für die Materie speziell zuständiges Fachgericht vermittelt wird (BVerfGE 79, 1, 20; 86, 382, 386 f; VerfGH Berlin, Beschl. v. 29.1.2004, LVerfGE 15, 3, 16). Danach haben zunächst die zuständigen Fachgerichte eine Klärung darüber herbeizuführen, ob und in welchem Umfang der Beschwerdeführer durch die beanstandete Regelung konkret in seinen Rechten betroffen und ob sie mit der Verfassung vereinbar ist (BVerfGE 72, 39, 43 f; 97, 157, 164 f). Denn es obliegt in erster Linie den Fachgerichten, die Grundrechte zu wahren und durchzusetzen, was auch beinhaltet, Inhalt und Tragweite der Norm zu bestimmen sowie eventuell drohenden Verfassungsverstößen durch eine grundrechtskonforme Auslegung zu begegnen (BVerfGE 79, 1, 21 f; 96, 27, 40; 104, 220, 236; 107, 395, 413 f). Es ist danach erforderlich, dass der Beschwerdeführer vor der Anrufung des Verfassungsgerichts jedwede ihm zumutbare fachgerichtliche Rechtsschutzmöglichkeit in Anspruch nimmt, um zu seinem Ziel zu kommen, und so eine Entscheidung des Verfassungsgerichts entbehrlich werden kann (Verfassungsgericht LVerfGE 17
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des Landes Brandenburg, Besch! v. 21.8.2003 - VfGBbg 196/03 - , LKV 2004, 123). Der Beschwerdeführer zu 1. muss unter diesem Gesichtspunkt sein Anliegen zunächst auf dem Verwaltungsrechtsweg verfolgen. Es ist zunächst Sache des Verwaltungsgerichts darüber zu entscheiden, ob in analoger Anwendung oder in verfassungskonformer Auslegung der angegriffenen Norm dem Beschwerdeführer zu 1. Zuschüsse für laufende Zwecke der politischen Bildungsarbeit zustehen. Sofern der Beschwerdeführer zu 1. auf diesem Wege oder in sonstiger Weise Erfolg hat, erübrigt sich eine Anrufung des Landesverfassungsgerichts und greift deshalb der Subsidiaritätsgedanke Platz (Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, aaO). Die Verweisung auf den bereits eingeschlagenen fachgerichtlichen Rechtsweg ist für den Beschwerdeführer zu 1. auch nicht unzumutbar. Es gehört zu den Aufgaben eines jeden Fachgerichts, im Rahmen seiner Zuständigkeit bei Verfassungsverletzungen Rechtsschutz zu gewähren. Handelt es sich um ein förmliches Gesetz und teilt das Fachgericht die geltend gemachten verfassungsrechtlichen Bedenken, so setzt es das Verfahren nach Art. 100 Abs. 1 GG aus und führt eine Entscheidung des Landesverfassungsgerichts herbei. Anderenfalls ist gegen die den Rechtsweg erschöpfende Entscheidung des Fachgerichts die Verfassungsbeschwerde gegeben (BVerfGE 72, 39, 43 f; 74, 69, 74 f). Bereits insoweit erscheint es dem Beschwerdeführer zu 1. nicht unzumutbar, sein Rechtsschutzziel zunächst auf dem Verwaltungsrechtsweg zu verfolgen. Auch ist seine bereits vor dem Verwaltungsgericht anhängige Klage weder von vornherein unzulässig, noch besteht in der Sache eine gefestigte Rechtsprechung, die jeden Erfolg von vornherein versagt (Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Beschl. v. 15.9.1994 - VfGBbg 5/94 - , LVerfGE 2,170). 2. Für eine Vorabentscheidung in entsprechender Anwendung des § 45 Abs. 2 S. 2 VerfGGBbg (vgl. hierzu: Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Beschl. v. 16.11.2000 - VfGBbg 49/00 - , LVerfGE Suppl. Bbg. zu Bd. 11, 198, 203 f) sieht das Gericht keine hinreichende Veranlassung. Nach der ständigen Rechtsprechung des Gerichtes kommt eine Sofortentscheidung nach § 45 Abs. 2 S. 2 VerfGGBbg nur unter besonderen Umständen in Betracht. Die Ausgestaltung des § 45 Abs. 2 S. 2 VerfGGBbg als Kann-Vorschrift macht deutlich, dass auch bei Vorliegen der darin genannten Voraussetzungen eine Vorabentscheidung des Verfassungsgerichtes keineswegs zwangsläufig ist. Sie bleibt vielmehr auch in diesen Fällen schon nach dem Wortlaut des § 45 Abs. 2 S. 2 VerfGGBbg die Ausnahme („im Ausnahmefall") (Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Beschl. v. 21.11.1996 -VfgBbg 17/96, 18/96, 19/96 - , LVerfGE 5, 112, 120). In dieser Hinsicht ist § 45 Abs. 2 S. 2 VerfGGBbg noch strenger als die Regelung des § 90 Abs. 2 S. 2 BVerfGG, die eine solche weitere Einschränkung („im Ausnahmefall") nicht enthält. Letztlich setzt eine Vorabentscheidung nach § 45 Abs. 2 S. 2 VerfGGBbg voraus, dass eine Grundrechtsverletzung im Raum steht, die LVerfGE 17
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auch nur zeitweise hinzunehmen ganz und gar unerträglich wäre (Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Beschl. v. 16.11.2000 - VfgBbg 49/00 - , LVerfGE Suppl. Bbg. zu Bd. 11, 198, 204). Diese Schwelle ist hier nicht erreicht. Dass insbesondere der Beschwerdeführer zu 1. durch das angegriffene Gesetz schlechthin unzumutbar in seinen Grundrechten betroffen wäre und ihm im Hinblick darauf durch die vorherige — durch Klageerhebung vor dem Verwaltungsgericht bereits eingeleitete — Beschreitung des Rechtswegs schwere und unabwendbare Nachteile entstünden, ist weder vorgetragen noch sonst ersichtlich. II. Die Verfassungsbeschwerde der Beschwerdeführerin zu 2. ist unzulässig, da sie nicht die — für das von ihr im Kern als verletzt gerügte Parteien-Recht der Chancengleichheit und des Diskriminierungsverbots — statthafte Verfahrensart ist. 1. Nach ständiger Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts können politische Parteien eine Verletzung oder unmittelbare Gefährdung des ihnen verliehenen verfassungsrechtlichen Status durch ein Verfassungsorgan nur im Wege der Organstreitigkeit als „andere Beteiligte" (§§ 35, 12 Nr. 1 VerfGGBbg) geltend machen (BVerfGE [Plenum] 4, 27, 31; s. a. BVerfGE 6, 367, 372; 11, 239, 241; 66, 107, 115; 73, 1, 29; 82, 322, 335; 84, 290, 298; 85, 264, 284). Der verfassungsrechtliche Status einer Partei — wie er in Art. 21 GG verankert ist und auch durch Art. 12 Abs. 1 und 2, Art. 20 Abs. 1, Art. 21 LV beschrieben wird - umfasst neben dem Recht auf Gründung und Betätigung auch das Recht auf Chancengleichheit, welches zwar keine Gleichheit im streng formalen Sinne gebietet, vom Gesetzgeber aber verlangt, dass er „die vorgefundene Wettbewerbslage nicht verfälschen darf (BVerfGE 85, 264, 297; 104, 287, 300; 111, 382, 398). Demgegenüber sind politische Parteien nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts (nur) dann zur Verfassungsbeschwerde befugt, wenn sie in ihrem Recht auf Gleichbehandlung nicht durch ein Verfassungsorgan, sondern durch ein Verwaltungsorgan im funktionellen Sinne beeinträchtigt werden (BVerfGE 14, 121, 129; 67,149,151; 85, 264, 284). Das Landesverfassungsgericht schließt sich dieser Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts an (ebenso LVerfG M-V, Urt. v. 14.12.2000 — LVerfG 4/99 - , LVerfGE 11, 306, 310 f). Danach bleibt für die von der Beschwerdeführerin zu 2. erhobene Verfassungsbeschwerde kein Raum. Denn mit den von ihr als verletzt gerügten Rechten aus „Art. 20 Abs. 1 (Parteienfreiheit)", „Art. 12 Abs. 1 und 2 (Gleichheitssatz, Diskriminierungsverbot)", „Art. 12 Abs. 1 und 2 in Verbindung mit Art. 20 Abs. 1 (Recht der Parteien auf Chancengleichheit im politischen Wettbewerb, Gleichbehandlung)" sowie „Art. 19 Abs. 1 S. 1 (Meinungsfreiheit)" der Landesverfassung beruft sie sich im Kern auf eine Verletzung ihres - durch Art. 21 Abs. 1 GG sowie Art. 12 Abs. 1 und 2, Art. 20 Abs. 1, Art. 21 LV — gewährleisteten verfassungsrechtlichen Status als politische Partei durch ein VerLVerfGE 17
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fassungsorgan. Das Landesverfassungsgericht folgt auch hier der ständigen Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts, wonach Art. 21 GG als ungeschriebener Bestandteil der jeweiligen Landesverfassung gilt (BVerfGE 1, 208, 227; 4, 375, 378; 6, 367, 375; 23, 33, 39; 60, 53, 62; 66, 107, 114) und deshalb die Parteien als Beteiligte von Organstreitverfahren anzuerkennen sind, sofern das Recht der Partei in Frage steht, an der politischen Willensbildung des Volkes mitzuwirken (so bereits Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Urt. v. 16.3.1995 — VfGBbg 4/95 EA - , LVerfGE 3, 135, 139; VerfGH NW, DVB1 1999, 1271, 1271). Zum verfassungsrechtlichen Status einer politischen Partei gehören gleiche Wettbewerbschancen auf allen Ebenen. Soweit sich eine politische Partei durch das Verhalten eines Verfassungsorgans in diesem Status beeinträchtigt sieht, kämpft sie auch insoweit um ihr Recht auf Teilhabe am Verfassungsleben (LVerfG M-V, Urt. v. 14.12.2000 - LVerfG 4/99 - , LVerfGE 11, 306, 310 f). In eben diesem Status sieht sich die Beschwerdeführerin zu 2. verletzt, wenn sie rügt, in ihren Möglichkeiten, an der politischen Willensbildung im Land Brandenburg ebenso wie die anderen im Landtag Brandenburg vertretenen Parteien mitwirken zu können, durch das Haushaltsgesetz 2005/2006 — bzw. die am Gesetzgebungsverfahren beteiligten Verfassungsorgane — beeinträchtigt worden zu sein. Die Verletzung dieses Status durch ein Verfassungsorgan kann die Beschwerdeführerin zu 2. jedoch nur im Wege des Organstreits geltend machen. 2. Eine Umdeutung ihres Rechtsschutzbegehrens in einen Antrag auf Durchführung eines Organstreitverfahrens scheidet aus. Ungeachtet dessen, dass das Rechtsschutzersuchen ausdrücklich als Verfassungsbeschwerde bezeichnet ist und keinen Antragsgegner benennt, wäre der Antrag in einem solchen nach Art. 113 Nr. 1 LV, §§ 35 ff VerfGGBbg gegen die am Gesetzgebungsverfahren beteiligten Verfassungsorgane zu führenden Verfahren unzulässig, da verfristet. Der im Organstreitverfahren zu stellende Antrag muss binnen sechs Monaten, nachdem die beanstandete Maßnahme — hier die Verabschiedung des Haushaltsgesetzes 2005/2006 — dem Antragsteller bekannt geworden ist, gestellt werden (§ 36 Abs. 3 VerfGGBbg). Angesichts der am 30.5.2005 erfolgten Verkündung bzw. dem Inkrafttreten des angegriffenen Gesetzes zum 1.1.2005 ist diese Frist mit der am 22.5.2006 erhobenen Verfassungsbeschwerde nicht mehr eingehalten worden. Unzulässig wäre auch ein ferner in Betracht kommender Antrag im Verfahren der abstrakten Normenkonttolle (Art. 113 Nr. 2 LV, §§ 39 ff VerfGGBbg). Die Beschwerdeführerin zu 2. wäre hier bereits nicht antragsberechtigt (§ 39 VerfGGBbg).
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Entscheidungen des Hamburgischen Verfassungsgerichts
Die amtierenden Richterinnen und Richter des Hamburgischen Verfassungsgerichts Wilhelm Rapp, Präsident Christoph Hardt Dr. Waldemar Maselewski Michael Nesselhauf Carola v. Paczensky Klaus Seifert Dr. Jürgen Westphal Dr. Martin Willich Hannelore Wirth-Vonbrunn
Volksentscheid/-initíative - Verfahrensregeln
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Nr. 1 1. Gemäß Art. 50 Abs. 5 HV ist der Tag allgemeiner Wahlen in Hamburg als Tag, an dem Abstimmungen über Volksentscheide möglich sind, verfassungsrechtlich gewährleistet. Daraus folgt, dass allgemeine Wahlen und Abstimmungen über Volksentscheide am gleichen Tage stattfinden können. 2. Die Zulässigkeit der Rückwirkung eines Gesetzes bestimmt sich nach dem Rechtsstaatsgebot des Art. 20 GG, das in Art. 3 Abs. 1 HV inhaltsgleich geregelt ist. Die verfassungsrechtlichen Grundsätze über die Rückwirkung von Gesetzen nach Art. 20 GG und die dazu ergangene Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts gelten daher gleichermaßen für Art. 3 Abs. 1 HV. 3. Wenn eine Norm auf gegenwärtige, noch nicht abgeschlossene Sachverhalte für die Zukunft einwirkt (sog. unechte Rückwirkung), ist dies grundsätzlich zulässig. Nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts, dem sich das Hamburgische Verfassungsgericht anschließt, muss in einem Abwägungsprozess entschieden werden, ob die Bestandsinteressen der Betroffenen den Schutz gegenüber einer Veränderung der gesetzlichen Lage fordern (BVerfGE 25,142 ff, 154; 51,356 ff, 363; 72,175 ff). 4. Haben die Initiatoren im Vertrauen auf den unveränderten Bestand des geltenden Rechts von ihnen zu tragende Kosten und organisatorische Vorkehrungen aufgewendet, um Unterschriftslisten auszulegen, und gleichzeitig damit bei den Personen, die dort unterzeichnet haben, die berechtigte Erwartung geweckt, dass diese Unterschrift Teil des ihnen bekannten Verfahrens ist, überwiegt dieses Vertrauen gegenüber dem Interesse des Gesetzgebers an einer Änderung des Volksabstimmungsverfahrens. 5. Das Interesse des Gesetzgebers kann sich jedoch durchsetzen, soweit die Regelung Volks initiativen betrifft, die zum Zeitpunkt ihrer Anzeige nach § 3 Abs. 1 VAbstG Kenntnis von der beabsichtigten Änderung des Gesetzes haben konnten, auch wenn sie beim Inkrafttreten des novellierten Gesetzes bereits zustande gekommen waren. Initiatoren, die in Kenntnis einer beabsichtigten Gesetzesänderung eine Volksinitiative in Gang setzen, nehmen bewusst in Kauf, die von ihnen eingeleiteten Initiativen nach geänderten Verfahrensregeln durchführen zu müssen. L V e r f G E 17
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Hamburgisches Verfassungsgericht Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg Art. 50 Abs. 5, 3 Abs. 1 Urteil vom 31. März 2006 - HVerfG 2/05 Entscheidungs formel:
1. Auf den Antrag zu 1) der Antragsteller wird festgestellt: § 1 Nr. 12 Buchst, b des Fünften Gesetzes 2ur Änderung des Hamburgischen Gesetzes über Volksinitiative, Volksbegehren und Volksentscheid vom 4. Mai 2005 (HmbGVBl. S. 195) ist mit Art. 50 Abs. 5 der Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg unvereinbar und nichtig, soweit er die gleichzeitige Durchführung von Abstimmungen über Volksentscheide mit allgemeinen Wahlen nicht zulässt. 2. Auf den Antrag zu 2) der Antragsteller wird festgestellt: § 1 Nr. 7 Buchst, a und b des Fünften Gesetzes zur Änderung des Hamburgischen Gesetzes über Volksinitiative, Volksbegehren und Volksentscheid vom 4. Mai 2005 (HmbGVBl. S. 195) sind mit Art. 3 Abs. 1 der Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg unvereinbar, soweit sie auf Volksinitiativen anzuwenden sind, die beim Inkrafttreten dieser Vorschriften bereits zustande gekommen waren (§ 5 Abs. 2 VAbstG) und zum Zeitpunkt der Anzeige nach § 3 Abs. 1 VAbstG keine Kenntnis von der beabsichtigten Änderung des Gesetzes zur Änderung des Hamburgischen Gesetzes über Volksinitiative, Volksbegehren und Volksentscheid haben konnten. Tatbestand: 1. Die Antragsteller und die Beteiligten zu 1) und 2) streiten in dem verfassungsrechtlichen Verfahren darüber, ob das Fünfte Gesetz zur Änderung des Hamburgischen Gesetzes über Volksinitiative, Volksbegehren und Volksentscheid (v. 4.5.2005) — ÄndGVWG - die Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg (v. 6.6.52, HmbBL I 100-a, m. sp. And.) - HV - verletzt. Strittig ist die Verfassungsmäßigkeit des § 1 Nr. 12 Buchst, b ÄndGVWG, der die Sperrfrist nach Art. 50 Abs. 5 HV betrifft, sowie des § 1 Nr. 7 Buchst, a und b des ÄndGVWG, in welchen die Eintragungsmodalitäten bei Volksbegehren mit Wirkung für laufende Verfahren neu geregelt werden. § 18 Abs. 6 des Hamburgischen Gesetzes über Volksinitiative, Volksbegehren und Volksentscheid (v. 20.6.1996, HmbGVBl. S. 136) - H m b V W G - lautete:
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„Während eines Zeitraumes von drei Monaten vor dem Tag einer Wahl zur Bürgerschaft, zum Deutschen Bundestag oder zum Europäischen Parlament findet ein Volksentscheid nicht statt (Art. 50 Abs. 5 HV)." § 19 Abs. 1 S. 1 u. 2 H m b V W G lautete: „Der Senat setzt den Tag der Abstimmung fest und gibt Tag und Gegenstand des Volksentscheides öffentlich bekannt. Er setzt den Tag der Abstimmung auf den Tag der Wahl zur Bürgerschaft, zum Deutschen Bundestag oder zum Europäischen Parlament fest, wenn die Abstimmung anderenfalls binnen eines Monats nach dem Tag der Wahl stattfinden würde." Gem. § 1 Nr. 12 Buchst, b Ä n d G V W G ist § 18 Abs. 6 H m b V W G wie folgt geändert worden: ,,b) In Absatz 6 werden hinter dem Wort „Parlament" die Wörter „bis einen Monat nach dem jeweiligen Wahltag" eingefügt und der Klammerzusatz am Ende des Satzes gestrichen." Gem. § 1 Nr. 13 Ä n d G V W G entfällt die Regelung des § 19 Abs. 1 S. 2 H m b V W G ersatzlos. § 9 Abs. 1 H m b V W G lautete wie folgt: „1. Das Volksbegehren wird durch eigenhändige Unterzeichnung in Eintragungslisten oder durch Briefeintragung unterstützt. Die Eintragungslisten liegen bei den örtlich zuständigen Stellen aus. 2. Die Volksinitiatoren sind berechtigt, Eintragungslisten auszulegen. Sie tragen die dadurch entstehenden Kosten." Gem. § 1 Nr. 7 Buchst, a und b Ä n d G V W G ist § 9 H m b V W G wie folgt geändert worden: „a)
Abs. 1 erhält folgende Fassung:
1) Das Volksbegehren wird durch die eigenhändige Unterzeichnung von Eintragungsformularen unterstützt. Für jede unterzeichnende Person ist ein gesondertes Eintragungsformular zu verwenden. Die Eintragungsformulare liegen bei den örtlich zuständigen Stellen aus oder können zur Briefeintragung angefordert werden. b)
Abs. 2 wird aufgehoben."
Die Initiative zur Änderung des H m b V W G beruhte auf einem Ersuchensantrag der CDU-Fraktion der Hamburgischen Bürgerschaft an den Senat vom 27.10.2004 (Bü-Drs. 18/1101), den die Bürgerschaft am 10.11.2004 mit einfacher Mehrheit beschlossen hat. Neben anderen Änderungen des H m b V W G wurde die in diesem Verfahren umstrittene Novellierung gefordert. Der Senat hat diesem Ersuchen inhaltlich entsprochen und gleichzeitig ein entsprechendes Änderungsgesetz zum H m b V W G vorgelegt (Bü-Drs. 18/1524 v. 28.12.2004). Dieser Gesetzentwurf ist nach Beratung im Verfassungsausschuss der Hamburgischen BürLVerfGE 17
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Hamburgisches Verfassungsgericht
gerschaft am 18.1.2005 (Bü-Drs. 18/6) und nach einer öffentlichen Anhörung durch den gleichen Ausschuss am 8.2.2005 (Bü-Drs. 18/8) am 4.5.2005 mit einfacher Mehrheit von der Bürgerschaft beschlossen und am 17.5.2005 im Hamburgischen Gesetz- und Verordnungsblatt verkündet worden (HmbGVBl. S. 195); das Gesetz ist damit am 18.5.2005 in Kraft getreten (Art. 54 S. 1 HV). 2. Zum Zeitpunkt der Beschlussfassung und Verkündung des ÄndGVWG liefen folgende Volksinitiativen: Volksinitiative „VolXUNI - Rettet die Bildung" (Bü-Drs. 17/966) Gegenstand der Volksinitiative waren ursprünglich der Erhalt der Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik (HWP) als eigenständige Hochschule sowie Gesetzesänderungen mit den Zielen Gebührenfreiheit des Studiums, nachfrageorientierter Ausbau des Studienangebots, Verbot von Zwangsexmatrikulationen, Besetzung der Hochschulgremien ausschließlich mit Mitgliedern der Hochschule in gleichberechtigter Weise, Begründung des Rechts der Studentenvertretung, sich zu gesellschaftlichen Aufgabenstellungen der Hochschulen zu äußern. Die Volksinitiative zeigte dem Senat am 1.10.2003 gem. § 3 H m b V W G den Beginn der Sammlung von Unterschriften an. Der Senat stellte am 18.5.2004 das Zustandekommen der Volksinitiative fest (Bü-Drs. 18/286). Das Hamburgische Verfassungsgericht hat mit Urteil vom 3.3.2005 (HVerfG 5/04) festgestellt, dass das Ziel der Gebührenfreiheit und des nachfrageorientierten Ausbaus des Studienangebotes Abgaben- und Haushaltsangelegenheiten betrifft und die Volksinitiative deshalb gem. Art. 50 Abs. 1 S. 2 HV insoweit nicht durchzuführen ist. Wegen der anderen Ziele kann das Volksbegehren durchgeführt werden. Die Initiatoren haben dies am 13.5.2005 beantragt. Volksinitiative „Rettet den Volksentscheid - Mehr Demokratie" (Bü-Drs. 18/1939) Gegenstand der Volksinitiative sind Änderungen des HmbVWG mit dem Ziel einer veränderten Verfahrensregelung. Kernpunkte der angestrebten Reform sind die Verlängerung der Eintragungs fristen für das Volksbegehren von zwei auf drei Wochen, eine Erleichterung der Unterschriftensammlung beim Volksbegehren, eine engere Koppelung des Volksentscheides mit Wahlsonntagen und eine erleichterte Briefabstimmung sowie ein Anspruch der Volksinitiatoren auf Beratung durch den Senat. Die Volksinitiative zeigte dem Senat am 10.12.2004 gem. § 3 H m b V W G den Beginn der Unterschriftensammlung an. Der Senat stellte am 26.4.2005 das Zustandekommen der Volksinitiative gem. § 5 Abs. 2 H m b V W G fest (Bü-Drs. 18/2158). Volksinitiative ..Hamburg stärkt den Volksentscheid — Mehr Demokratie" (Bü-Drs. 18/1940). Gegenstand der Volksinitiative sind Änderungen von Art. 50 HV mit dem Hauptziel, Volksentscheiden Verbindlichkeit gegenüber den anderen Verfassungsorganen zu verleihen. Die Volksinitiative zeigte dem Senat am 11.1.2005 LVerfGE 17
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gem. § 3 HmbVWG den Beginn der Sammlung von Unterschriften an. Der Senat stellte am 26.4.2005 das Zustandekommen der Volksinitiative gem. § 5 Abs. 2 H m b V W G fest (Bü-Drs. 18/2158). 3. Die Antragsteller sind der Auffassung, dass die Neuregelung von § 18 Abs. 6 H m b V W G (nunmehr Volksabstimmungsgesetz - VAbstG - genannt) mit Art. 50 HV unvereinbar und daher nichtig sei, soweit durch diese Regelung der Tag allgemeiner Wahlen nicht gleichzeitig der Tag von Abstimmungen über Volksentscheide sein dürfe, weil er in die Sperrfrist von Art. 50 Abs. 5 HV einbezogen werde. Der Wortlaut der Verfassungsnorm sei eindeutig. Die Sperrfrist ende vor dem Tag einer allgemeinen Wahl. Am Wahltag sollten daher Abstimmungen zulässig sein. Da der Wahltag selbst ausdrücklich erwähnt werde, sei die Zulässigkeit von Abstimmungen an diesem Tag im Text positiv geregelt. Darüber könne sich der einfache Gesetzgeber im Rahmen seiner Ermächtigung, gem. Art. 50 Abs. 7 S. 1 HV das Nähere zu bestimmen, nicht hinwegsetzen. Durch die Formulierung von Art. 50 Abs. 5 HV solle erreicht werden, dass Abstimmungen über Volksentscheide möglichst zusammen mit einer allgemeinen Wahl stattfinden. Der Verfassungsausschuss der Bürgerschaft habe über diese Frage mehrfach beraten. Dabei sei von Anfang an klar gewesen, dass Volksentscheide an allgemeinen Wahltagen wesentlich höhere Erfolgsaussichten haben würden als an anderen Tagen. Gerade dies habe schließlich den Ausschlag gegeben. Dies stellen die Antragsteller im Einzelnen anhand der Protokolle des Verfassungsausschusses der Bürgerschaft aus den Jahren 1995 und 1996 dar. Sie führen ferner unter Zitaten aus dem Wortprotokoll der öffentlichen Sitzung des Verfassungsausschusses vom 8.2.2005 (Bü-Drs. 18/7) aus, dass es allen Beteiligten im Ausschuss wie auch in der Bürgerschaft in den Jahren 1995 und 1996 darauf angekommen sei, Abstimmungen auf den Wahltag zu kanalisieren. Diese sog. „Trichterwirkung" sei beabsichtigt gewesen. In dem gleichzeitig mit der Verfassungsänderung vom 20.6.1996 einstimmig beschlossenen H m b V W G sei diese Absicht durch die Formulierung von § 19 Abs. 1 S. 2 noch bestärkt worden. Art. 50 Abs. 5 HV regele unverkennbar die Zulässigkeit von Abstimmungen an allgemeinen Wahltagen mit. Eine Regelung, nach der Abstimmungen über Volksentscheide und Wahlen stets auf den Wahltag zusammengefasst werden müssten, hätte dagegen die Abstimmung über Volksentscheide unnötig beschränkt und den Volksinitiativen damit eine unsinnige Restriktion auferlegt, die den Absichten des Verfassunggebers abträglich gewesen wäre. Ebenso wenig wäre es sinnvoll gewesen, Abstimmungen an Wahltagen ausdrücklich zuzulassen; dazu habe nach der klaren Regelung des Art. 50 Abs. 5 HV kein Anlass bestanden. Die Antragsteller sind der Auffassung, dass auch eine funktionale Betrachtung zu demselben Ergebnis führen müsse. Das Hauptanliegen des Verfassunggebers sei die Absicht gewesen, durch die Gleichzeitigkeit von Wahlen und AbLVerfGE 17
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Stimmungen die Beteiligung an Volksentscheiden zu verbessern. Daneben habe Art. 50 Abs. 5 HV auch dazu dienen sollen, unnötigen Aufwand zu vermeiden. Weitere Funktionen seien nicht erkennbar. Im ersten Senatsentwurf zu Art. 50 Abs. 5 HV sei eine sechsmonatige Sperrfrist einschließlich des Wahltages vorgesehen gewesen, um die öffentliche Diskussion über einen Volksentscheid während des Wahlkampfes zurückzudrängen. Dies habe sich jedoch der Verfassunggeber nicht zu eigen gemacht. Die beschlossene Regelung schließe vielmehr denknotwendig ein, dass das Thema des Volksentscheides im Wahlkampf mit erörtert werde. Nur so sei zu erklären, dass die Frist ausdrücklich vor dem Wahltag ende. Die Antragsteller fuhren anhand einer Analyse der bisher in Hamburg durchgeführten Volksinitiativen deren Wirkungsgeschichte in ihre Argumentation ein und betonen, dass die Volksinitiativen die in Art. 50 Abs. 5 HV gewährte Chance genutzt hätten. Die Regelung habe sich als lebendiges Hamburger Verfassungsrecht etabliert. Was der Verfassunggeber habe erreichen wollen, sei eingetreten. Eines der wesentlichen Ziele der Verfassungsreform des Jahres 1996 sei gewesen, das Interesse an politischer Mitbestimmung zu fördern und einer allgemeinen Demokratiemüdigkeit entgegen zu wirken. Dies sei erreicht worden. 4. Die Antragsteller sind ferner der Auffassung, das Verbot der freien Unterschriftensammlung durch § 1 Nr. 7 Buchst, a und b ÄndGVWG verletze den im Rechtsstaatsgebot wurzelnden Vertrauensschutzgrundsatz, soweit dieses Verbot auch für laufende Volksinitiativen gelte. Der unmittelbar aus dem Rechtsstaatsprinzip abgeleitete Grundsatz des Vertrauensschutzes sei in Art. 3 Abs. 1 HV verankert. An diesem Grundsatz seien daher die Landesgesetze zu messen. Er verpflichte den Gesetzgeber, der in bestehende Tatbestände oder Rechtspositionen ändernd eingreife, zur Rücksichtnahme auf das individuelle Vertrauensinteresse derjenigen, die unter der Geltung des vorher geltenden Rechts Dispositionen getroffen hätten. Diesem Interesse sei vor allem durch Ubergangsregelungen Rechnung zu tragen. Die Antragsteller verweisen dabei auf die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zur sog. unechten Rückwirkung von Gesetzen. Vertrauensschutz sei auch bei der Änderung von Verfahrensregelungen zu beachten, die für laufende Verfahren Geltung beanspruchen. Das Vertrauen des Bürgers in den Bestand des geltenden Rechts sei in aller Regel so lange geschützt, bis das in die Vergangenheit zurückwirkende Gesetz vom Parlament beschlossen werde. Der Schutz, den ein Vertrauenstatbestand gegenüber einer Gesetzesänderung genieße, sei im Wege einer Abwägung zwischen den schutzwürdigen Interessen der Betroffenen am Fortbestand der bisherigen Regelung einerseits und dem staatlichen Interesse an einer Änderung der Rechtslage andererseits zu bestimmen. Die drei betroffenen Volksinitiativen seien durch die Einführung der Amtseintragung während laufender Volksgesetzgebungsverfahren in ihrem Vertrauen in den Fortbestand der bisherigen Regelung enttäuscht worden. In dem für den Vertrauensschutz maßgeblichen Zeitpunkt, dem Inkrafttreten des VolksabstimmungsgeLVerfGE 17
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setzes, hätten sie bereits die erforderliche Zahl von Unterschriften gesammelt und dem Senat eingereicht. Den beiden Volksinitiativen „Rettet den Volksentscheid - Mehr Demokratie" und „Hamburg stärkt den Volksentscheid - Mehr Demokratie" sei sicherlich bei Vorbereitung des Verfahrens nicht entgangen, dass der Senat und die Bürgerschaft eine Änderung des H m b V W G betrieben. In der Begründung zur Volksinitiative „Rettet den Volksentscheid — Mehr Demokratie" seien die Vorschläge ausdrücklich als Reaktion auf den geplanten Gesetzentwurf des Änderungsgesetzes zum H m b V W G bezeichnet. Das Vertrauen in den Fortbestand der geltenden Regelung bliebe ungeachtet dessen bis zum Inkrafttreten des Änderungsgesetzes geschützt. Die Volksinitiative „VolXUNI - Rettet die Bildung" sei ohnehin längst zustande gekommen gewesen, ehe Pläne zur Änderung des H m b V W G bekannt gegeben worden seien. Sie wäre zwischenzeitlich durchgeführt worden, wenn nicht durch das Verfahren vor dem Hamburgischen Verfassungsgericht (HVerfG 5/04) eine Verzögerung eingetreten wäre. Vorschläge bei der Debatte über das Änderungsgesetz in der Hamburgischen Bürgerschaft, den Regierungsentwurf um eine Ubergangsregelung zu ergänzen, seien ergebnislos geblieben. Die Antragsteller führen ferner aus, durch die Neuregelung werde die Unterschriftsleistung erheblich erschwert. Erfahrungen hätten gezeigt, dass bisher weit mehr Bürger die Eintragung in Eintragungslisten der Initiatoren einer Eintragung in amtliche Eintragungslisten vorgezogen hätten. Die Nachteile der obligatorischen Amtseintragung würden auch durch die Erfahrung in anderen Bundesländern bestätigt. Hierzu verweisen die Antragsteller auf die ihrem Schriftsatz beigefügte Dokumentation von F.rank Rehmet aus dem Jahre 2004. Die in dem neuen Volksabstimmungsgesetz vorgesehene Verlängerung der Eintragungsfrist von bisher zwei auf nunmehr drei Wochen vermindere die kritisierten Erschwernisse nur unwesentlich. Im Übrigen werde durch die Verordnung zur Durchführung des Volksabstimmungsgesetzes vom 19.7.2005 die Beteiligung an Volksbegehren zusätzlich erschwert. 5. Das Interesse der Volksinitiativen an einer Weiterführung der Volksgesetzgebung nach altem Recht sei schutzwürdig. Alle Initiativen hätten für das gemeinsame Ziel finanzielle und persönliche Opfer gebracht. Hinsichtlich des Aufwandes der drei laufenden Volksinitiativen wird auf die Anträge in dem gleichzeitig vor dem Hamburgischen Verfassungsgericht stattfindenden Verfahren HVerfG 3/05 verwiesen. Das Engagement der Initiativen könne staatspolitisch nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die Volksgesetzgebung sei dem Gemeinwohl nicht weniger verpflichtet als der parlamentarische Gesetzgeber. Die durch das neue Volksabstimmungsgesetz erreichte und erkennbar auch beabsichtigte drastische Minderung der Erfolgschancen während der laufenden Verfahren entwerte den finanziellen und persönlichen Einsatz der Initiativen und verkehre die LVerfGE 17
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positiven staatspolitischen Effekte ins Gegenteil. Die demokratische Grundidee, dass alle Staatsgewalt v o m Volke ausgehe, werde im Bewusstsein der Bürger Schaden leiden. D e r Grundsatz der Organtreue, der auch gegenüber Volksinitiativen Geltung beanspruchen könne, müsse die Beteiligten zu 1) u n d 2) dazu veranlassen, hierauf Rücksicht zu nehmen. Das Interesse an einer Anwendung des neuen Volksabstimmungsgesetzes auf die bereits laufenden Verfahren sei im Vergleich dazu gering. Die Amtseintragung bedeute im Vergleich zur freien Unterschriftensammlung eine enorme Erschwerung, nicht nur für die Bürger, sondern auch für die Behörden. Die E n t koppelung v o n Volksentscheiden u n d allgemeinen Wahlen dürfte ebenfalls eher zu einer höheren Kostenbelastung führen. Die Sorge sei unbegründet, dass der Bürger beim Sammeln v o n Unterschriften im öffentlichen Raum irgendeinem sozialen D r u c k ausgesetzt sei. Einen praktischen G r u n d für die für den Staat erheblich aufwendigere obligatorische Amtseintragung gebe es nicht, da die bisher v o m Senat durchzuführenden Verfahrensschritte ausgereicht hätten, u m die Volksbegehren einwandfrei abzuwickeln, die Ergebnisse zu prüfen u n d festzustellen. Die Antragsteller beantragen festzustellen: 1. § 1 Nr. 12 Buchst, b des Fünften Gesetzes zur Änderung des Hamburgischen Gesetzes über Volksinitiative, Volksbegehren und Volksentscheid vom 4. Mai 2005 (HmbGVBl. S. 195 - Ä n d G V W G ) ist mit Art. 50 Abs. 5 der Hamburgischen Verfassung unvereinbar und nichtig, soweit er die gleichzeitige Durchführung von Abstimmungen über Volksentscheide mit allgemeinen Wahlen nicht zulässt; hilfsweise: § 1 Nr. 12 Buchst, b Ä n d G V W G ist, soweit er die gleichzeitige Durchführung von Abstimmungen über Volksentscheide mit allgemeinen Wahlen nicht zulässt, mit dem in der Hamburger Verfassung gemäß Art. 3 Abs. 1 HV verankerten Grundsatz des Vertrauensschutzes unvereinbar und nichtig, soweit er auf Volksinitiativen anzuwenden ist, die bei seinem Inkrafttreten bereits gemäß § 3 Abs. 1 Volksabstimmungsgesetz angezeigt waren. 2. § 1 Nr. 7 Buchst, a und b Ä n d G V W G sind mit dem in der Hamburger Verfassung gemäß Art. 3 Abs. 1 HV verankerten Grundsatz des Vertrauensschutzes unvereinbar und nichtig, soweit sie auf Volksinitiativen anzuwenden sind, die bei ihrem Inkrafttreten bereits gemäß § 3 Abs. 1 Volksabstimmungsgesetz angezeigt waren. Die Beteiligte zu 1) beantragt, die Anträge zu 1) und 2) der Antragsteller zurückzuweisen. D e r Beteiligte zu 2) beantragt, die Anträge zu 1) u n d 2) der Antragsteller zurückzuweisen. LVerfGE 17
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6. Die Beteiligte zu 1) hält das Koppelungsverbot von Abstimmungstagen über Volksentscheide mit Tagen allgemeiner Wahlen für zulässig. Sie betont, dass Art. 50 Abs. 5 HV nicht abschließend diejenigen Zeiträume bestimme, während derer Volksentscheide nicht stattfinden dürften. Die dort genannte Sperrfrist bilde nur den verfassungsrechtlichen Rahmen, den der einfache Gesetzgeber im Übrigen — also hinsichtlich des Zeitraums außerhalb der drei Monate vor dem Wahltag — weiter auszufüllen habe. Der Gesetzgeber sei daher nicht gehindert, die Sperrfrist aus Art. 50 Abs. 5 HV zu verlängern. Art. 50 Abs. 7 S. 1 HV sehe ausdrücklich vor, dass das Nähere durch das Gesetz zu bestimmen sei. Art. 50 Abs. 5 HV lasse nur die Möglichkeit der Koppelung von Volksentscheiden und Wahlen zu. Aus dieser Option lasse sich dagegen kein Verbot herleiten, das der zeitlichen Trennung von Volksentscheiden und Wahlen entgegenstünde. Diese Feststellung könne auch nicht durch die Entstehungsgeschichte von Art. 50 Abs. 5 HV widerlegt werden. Die Verfassungsauslegung anhand des Willens des Verfassunggebers sei nur in sehr engen Grenzen zulässig. Maßgebend sei der in der Verfassung zum Ausdruck gekommene objektivierte Wille des Verfassunggebers, so wie er sich aus deren Wortlaut ergebe. Nicht entscheidend sei dagegen die subjektive Vorstellung der an der Verfassungsgesetzgebung beteiligten Organe oder einzelner ihrer Mitglieder über die Bedeutung der Verfassungsbestimmung. Die Entstehungsgeschichte einer Verfassungsbestimmung könne also nicht dazu führen, dass dieser ein anderer Inhalt als derjenige zukomme, der aus dem Wortlaut folge. In Hinsicht auf allgemeine Wahlen in Hamburg verfolge Art. 50 Abs. 5 HV den alleinigen Zweck, sowohl die Wahl als auch den Volksentscheid jeweils hinreichend zur Geltung zu bringen. Gleichzeitige allgemeine Wahlen und Volksentscheide erschwerten regelmäßig die Ubersicht über den Entscheidungsstoff. Bei einem gleichzeitig stattfindenden Volksentscheid könne z.B. die Neubildung der Bürgerschaft in den Hintergrund treten. Vor diesem Hintergrund verhindere Art. 50 Abs. 5 HV die Instrumentalisierung des Volksabstimmungsverfahrens als Wahlkampfthema und eine gegenseitige Verdrängung der Themen. Schließlich gelte die verfassungsrechtliche Sperrfrist auch für die Durchführung von Volksbegehren. Diesbezüglich könne es jedoch nicht darauf ankommen, eine sog. „Trichterwirkung" sicherzustellen. Denn das Volksbegehren fände ohnehin nicht am Tag einer allgemeinen Wahl statt. Dies sei für ein zwei- bzw. dreistufiges Verfahren ausgeschlossen. Folglich existiere hinsichtlich des Volksbegehrens auch keine Parallelvorschrift zu § 19 Abs. 1 S. 2 HmbVWG. Demnach sei es wesentlicher Zweck der verfassungsrechtlichen Sperrfrist, Volksabstimmungen (d.h. Volksbegehren sowie Volksentscheide) und Wahlen auseinander zu halten. Die aus Wahlen hervorgehenden Parlamente und Regierungen trügen die politische Verantwortung für die gesamte Politik der jeweiligen Gebietskörperschaft, wo hingegen Volksentscheide auf einzelne Sachfragen gerichtet seien. Diese nach Gegenstand und Auswirkungen grundsätzlich verschiedenen LegitimationsverfahLVerfGE 17
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ren dürften nicht miteinander vermengt werden, indem sich z.B. die jeweiligen Meinungsbildungsprozesse untereinander beeinflussten. Wäre es dem Verfassunggeber darum gegangen, die Kanalisierung von Volksentscheiden auf Wahltage mit bindender Wirkung auch für den einfachen Gesetzgeber herzustellen, hätte es näher gelegen, in der Verfassung die gemeinsame Durchführung von Abstimmungen und Wahlen vorzusehen. Diese Entscheidung habe der Verfassunggeber jedoch nicht getroffen. Schließlich sei das Koppelungsverbot eingeführt worden, um die tatsächliche Ungleichbehandlung verschiedener Volksabstimmungsverfahren auszuschließen. Ein Volksentscheid sei erfahrungsgemäß eher erfolgreich, wenn die Abstimmung an einem Wahltag stattfinde. Diese Möglichkeit hätten jedoch nicht alle Volksinitiatoren. Aus Gründen der Gleichbehandlung müssten die zu überwindenden Hürden für jedes Volksabstimmungsverfahren annähernd gleich hoch sein. Dieses Ziel werde erreicht, indem die Durchführung und Abstimmung an Wahltagen ausgeschlossen sei. Die Beteiligte zu 1) hält die Änderung des Eintragungsverfahiens durch das Volksabstimmungsgesetz für verfassungsrechtlich unbedenklich. Die Rückwirkung von § 1 Nr. 7 Buchst, a und b ÄndGVWG sei rechtsstaatlich nicht zu beanstanden. Es sei das Recht des Gesetzgebers, bestehende Sachverhalte, Rechte und Rechtsbeziehungen durch Gesetzesänderung einer neuen Rechtslage zu unterwerfen. Diesem öffentlichen Interesse an einer Änderung der Rechtslage komme regelmäßig der Vorrang zu. Die unechte Rückwirkung eines Gesetzes sei daher nur ausnahmsweise unzulässig. Das Vertrauen des Normadressaten in den Fortbestand der bestehenden Rechtslage setze sich nur durch, wenn ihm größeres Gewicht zukomme als der Bedeutung des gesetzgeberischen Anliegens. Ob für die Betroffenen in der Regel eine (Mindest-)Ubergangsfrist vorzusehen sei, unterliege einem erheblichen Gestaltungsspielraum des Gesetzgebers. Dementsprechend sei das Gericht auf die Prüfung beschränkt, ob die Grenze der Unzumutbarkeit überschritten worden sei. Im Rahmen einer Normenkontrolle sei nur zu entscheiden, ob der Gesetzgeber generell verpflichtet gewesen sei, Ubergangsregelungen in das neue Gesetz aufzunehmen. Die von den Antragstellern angeführten allgemeinpolitischen Auswirkungen des Ä n d G V W G seien im gegenwärtigen Zeitpunkt kaum zu beurteilen. Weder die Amtseintragung noch das Koppelungsverbot führten dazu, dass die Unterstützung eines Volksbegehrens oder eines Volksentscheides in unzumutbarer Weise erschwert oder gar unmöglich gemacht würde. Der Grundsatz der Organtreue sei schon deshalb im Verhältnis zwischen den Parteien dieses Verfassungsrechtsstreits nicht anwendbar, weil eine Volksinitiative frühestens nach einem erfolgreichen Volksbegehren die Eigenschaft eines Organs erlangen könne. 7. Der Beteiligte zu 2) ist ebenfalls der Auffassung, dass die neu geschaffenen Regelungen nicht gegen die Verfassung verstießen. Es liege weder ein Verstoß LVerfGE 17
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gegen Art. 50 Abs. 5 HV noch eine Überschreitung des durch den Gesetzesvorbehalt des Art. 50 Abs. 7 S. 1 HV eröffneten Gestaltungsspielraumes vor. Der Wortlaut des Art. 50 Abs. 5 HV sei nicht so zu verstehen, dass sich danach die Zulässigkeit von Abstimmungen aus der bloßen Erwähnung des Wahltages ergebe. Nach dem Wortlaut der Regelung werde ausdrücklich nur eine Sperrfrist festgelegt, die damit dem gesetzgeberischen Gestaltungsspielraum, den Art. 50 Abs. 7 HV eröffne, entzogen sei. Die Regelung der konkreten Verfahrensdetails sei durch Art. 50 Abs. 7 HV dem einfachen Gesetzgeber übertragen. In Art. 50 HV selbst würden neben der Regelung des Abs. 5 nur die einzelnen Verfahrensschritte, die thematische Grenze der möglichen Volksgesetzgebung, die notwendigen Beteiligungsquoren, die für die Hamburgische Bürgerschaft zum Verfahren geltenden Fristen sowie das Rechtsschutzverfahren geregelt. Detailregelungen seien damit in keinem Bereich direkt in den Verfassungsrang erhoben worden. Sie seien vielmehr in allen Bereichen über Art. 50 Abs. 7 HV dem einfachen Gesetzgeber übertragen, der hiervon auch in allen Bereichen Gebrauch gemacht und die entsprechenden Verfassungsbestimmungen ausgefüllt habe. Dem Verfassunggeber hätte es freigestanden, der Koppelung von Wahltag und Abstimmungstag Verfassungsrang zu geben. Trotz ausdrücklicher Erörterung der Frage, ob die Durchführung von Abstimmungen an Wahltagen möglich sein solle oder nicht, habe man die konkrete Regelung zur Terminierung dem Ausführungsgesetz überlassen. Die bei der Verfahrensausgestaltung auf der Grundlage des Art. 50 Abs. 7 S. 2 HV zwingend zu beachtenden Zielvorstellungen des Verfassunggebers seien die Verhinderung der Beeinträchtigung der Wahlorganisation durch eine Vielzahl von Volksentscheiden am Wahltag und zudem die Gewährleistung gleicher Bedingungen für alle Volksentscheide. Diese Zielvorstellungen habe der Gesetzgeber im Rahmen der Verfahrensgestaltung zu beachten. Die Entstehungsgeschichte von Art. 50 Abs. 5 HV könne für die Auslegung der Norm nur insoweit Bedeutung haben, als sie die Richtigkeit der nach den Auslegungsregeln ermittelten Auslegung bestätigen oder Zweifel beheben könne. Der Beteiligte zu 2) bestreitet, dass die Volksinitiativen „Rettet den Volksentscheid — Mehr Demokratie" und „Hamburg stärkt den Volksentscheid — Mehr Demokratie" ein Vertrauen in den Bestand der mit § 1 Nr. 7 Buchst, a und b und Nr. 12 Buchst, b ÄndGVWG aufgehobenen Regelung gehabt hätten. Das ergebe sich aus ihrem eigenen Anliegen. Wer Volksinitiativen mit dem erklärten Anliegen ins Werk setze, bestimmte Vorschriften des bis zur Novelle vom Mai 2005 geltenden Rechtes zu erhalten, bekunde seine Befürchtung, dass deren Fortbestand in Frage stehe. Spätestens bei der Anzeige für den Beginn ihrer Sammlungen am 10.12.2004 bzw. 11.1.2005 hätten die Volksinitiativen öffentlich ihr fehlendes Vertrauen in den Fortbestand des bisherigen Rechtes dokumentiert. In der allgemeinen Begründung des Anliegens der Volksinitiative „Rettet den Volksentscheid — Mehr Demokratie" werde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass mit den VorLVerfGE 17
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Schlägen auf einen Gesetzentwurf des Beteiligten zu 2) reagiert werde. Die Volksinitiativen hätten gerade nicht im Vertrauen auf den Fortbestand der bisherigen Regelung Unterschriften gesammelt. Sie hätten angesichts der Mehrheitsverhältnisse der Bürgerschaft nicht davon ausgehen können, die Novelle vom Mai 2005 werde auf Antrag der Fraktionen der SPD und der GAL um eine ihnen günstige Ubergangsregelung angereichert werden. Auch die Volksinitiative „VolXUNI - Rettet die Bildung" könne keinen Vertrauensschutz für sich in Anspruch nehmen. Zwar hätte nach normalem Fristablauf der Volksentscheid vor Inkrafttreten des Volksabstimmungsgesetzes zu Ende geführt werden können; wegen der teilweisen Verfassungswidrigkeit des Anliegens der Volksinitiative habe sich der Beteiligte zu 2) aber veranlasst gesehen, das Hamburgische Verfassungsgericht anzurufen. Die Fristverzögerung wegen der mit dem Verfahren verbundenen Hemmung der Fristen nach Art. 50 Abs. 6 S. 2 HV, § 28 VAbstG in der Zeit vom 26.8.2004 (Antragstellung des Senats) bis zum 22.4.2005 (Urteil des Hamburgischen Verfassungsgerichts) habe allein die Volksinitiative zu vertreten. In Anbetracht dieser zu ihren Lasten gehenden Verzögerung der Abläufe um fast acht Monate habe sie nicht davon ausgehen können, dass die ursprünglich gegebenen gesetzlichen Voraussetzungen erhalten blieben. Diese von der Volksinitiative „VolXUNI - Rettet die Bildung" selbst zu vertretende Zeitverzögerung führe auch aus anderen Gründen dazu, das behauptete Vertrauen in die alte Regelung in Zweifel zu ziehen. Zum einen lasse die zeitliche Verzögerung der Abläufe in Folge der mit dem Verfahren vor dem Hamburgischen Verfassungsgericht verbundenen Fristenhemmung die ursprünglichen Annahmen zunehmend ungewisser erscheinen. Größeres Gewicht komme aber der Tatsache zu, dass die Volksinitiative, ebenfalls unter der Voraussetzung der Fortgeltung des bisherigen Rechts und eines nicht durchzuführenden Verfahrens vor dem Hamburgischen Verfassungsgericht, in keinem Fall den Tag einer allgemeinen Wahl als Abstimmungstag für den Volksentscheid hätte erreichen können. Das Vertrauen in die Fortgeltung des bisherigen Rechts könne für die Volksinitiative kaum noch ins Gewicht fallen. Der Beteiligte zu 2) meint ferner, dass schon die Entzerrung der tatsächlichen Abläufe zu der Frage führe, ob in dem Fall der „VolXUNI - Rettet die Bildung" überhaupt eine unechte Rückwirkung vorliege. Gerade der Ubergang von der Stufe der Volksinitiative zu der des Volksbegehrens verändere deren rechtliche Qualität. Das Hamburgische Verfassungsgericht habe in seinem Urteil vom 15.12.2003 (HVerfG 4/03) einer Volksinitiative den Status eines anderen Beteiligten iSd Art. 65 Abs. 3 Nr. 2 HV ausdrücklich erst nach Durchführung eines Volksbegehrens zuerkannt. Im Übrigen habe das Volksbegehren mit dem Urteil des Hamburgischen Verfassungsgerichts vom 22.4.2005 im Verfahren HVerfG 5/04 zwei wichtige Gegenstände des ursprünglich verfolgten Anliegens verloren
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und damit seinen Inhalt geändert. Nur mit dem ursprünglichen Anliegen hätte die Volksinitiative hoffen können, zum Erfolg zu kommen. Entscheidungsgründe: I. Der Antrag der Antragsteller ist gem. Art. 65 Abs. 3 Ziff. 3 der Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg (HV) zulässig. Er ist von mehr als einem Fünftel der Abgeordneten der Hamburgischen Bürgerschaft gestellt worden und betrifft eine Meinungsverschiedenheit über die Vereinbarkeit von Landesrecht, nämlich des Fünften Gesetzes zur Änderung des Hamburgischen Gesetzes über Volksinitiative, Volksbegehren und Volksentscheid vom 4.5.2005 (ÄndGVWG) mit der hamburgischen Verfassung. II. 1. Der Antrag zu 1) ist begründet. Gem. Art. 50 Abs. 5 HV ist der Tag allgemeiner Wahlen in Hamburg als Tag, an dem Abstimmungen über Volksentscheide möglich sind, verfassungsrechtlich gewährleistet. Daraus folgt, dass allgemeine Wahlen und Abstimmungen über Volksentscheide am gleichen Tage stattfinden können. Der Wordaut des Art. 50 Abs. 5 HV bestimmt, dass während eines Zeitraumes von drei Monaten vor dem Tag einer allgemeinen Wahl in Hamburg keine Volksbegehren und Volksentscheide stattfinden. Damit wird der Tag allgemeiner Wahlen als möglicher Tag für die Abstimmung über Volksentscheide in der Verfassung gewährleistet. Diese Sperrfrist wie auch die Nichteinbeziehung des Tages allgemeiner Wahlen in diese Frist sind mithin dem einfachen Gesetzgeber nicht zur Disposition überlassen. Der Verfassunggeber hat in Art. 50 Abs. 7 S. 2 HV dem einfachen Gesetzgeber die Ermächtigung eingeräumt, für bestimmte Zeiträume festzulegen, dass in ihnen die für die Volksgesetzgebung geltenden Fristen nach Art. 50 Abs. 2 S. 1 HV und Abs. 3 S. 1 HV nicht laufen. Eine Ermächtigung, den Tag allgemeiner Wahlen als Abstimmungstag für Volksentscheide auszuschließen, findet sich in der Verfassung nicht. Es hätte einer Regelung wie in Art. 50 Abs. 7 S. 2 HV bedurft, wenn der Tag allgemeiner Wahlen ausdrücklich als Abstimmungstag über Volksentscheide hätte ausgeschlossen werden sollen. Art. 50 Abs. 7 S. 1 HV ermächtigt den einfachen Gesetzgeber, das Nähere zu bestimmen. Dies eröffnet jedoch nicht die Möglichkeit, den eindeutigen Text der Verfassung umzudeuten. Das „Nähere", welches geregelt werden kann, darf nicht das Nahe, nämlich den Text der Verfassung, verändern. Die Grenze für den ein-
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fachen Gesetzgeber liegt in der von der Verfassung vorgegebenen Maßgabe, die verbietet, statt etwas Näherem etwas Abweichendes zu bestimmen. Das Hamburgische Verfassungsgericht hat in seiner Entscheidung vom 15.12.2004 (HVerfG 6/04, NordÖR 2005, 109 ff, 111 f) festgestellt, dass Volkswillensbildung und parlamentarische Willensbildung gleichrangig sind. Diese Gleichrangigkeit würde verletzt werden, wenn der parlamentarische Gesetzgeber über die in der Verfassung selbst vorgesehenen Einschränkungen der Volksgesetzgebung hinaus weitere Einschränkungen beschließen dürfte. Ebenso wie die parlamentarische bedarf auch die gleichrangige Volksgesetzgebung klarer Regelungen, die ohne verfassungsrechtliche Mehrheiten nicht verändert werden können. Umgekehrt ist auch der Volksgesetzgeber daran gehindert, verfassungsrechtliche Gewährleistungen der parlamentarischen Gesetzgebung zu verändern, es sei denn, er gewänne dafür eine verfassungsändernde Mehrheit. Die durch die Koppelung von Wahlen und Abstimmungen entstehenden organisatorischen Probleme sowie gegebenenfalls erhöhte Kosten können nicht dazu führen, die verfassungsmäßige Gewährleistung des Wahltages als Abstimmungstag in Frage zu stellen. Zur Einführung eines Koppelungsverbots müsste der Wortlaut der Verfassung geändert werden. Die Verfassung enthält keine Wertenscheidung, nach der Abstimmungen über Volksentscheide unter jeweils identischen Abstimmungsbedingungen stattfinden müssen. Die Abstimmung an einem Wahltag mag die Chancen erhöhen, das notwendige Beteiligungsquorum für einen Volksentscheid zu erreichen. Die Steuerung einer Volksinitiative auf einen Abstimmungstag hin, der mit dem Tag allgemeiner Wahlen zusammenfällt, ist nach dem Fristenlauf der Volksgesetzgebung nur eingeschränkt möglich. Die Initiatoren können sich nicht den denkbaren Vorteil einer Abstimmung an einem Wahltag sichern. Die in Art. 50 Abs. 2 und Abs. 3 HV vorgesehenen Fristen lassen sich nicht von vornherein fest kalkulieren. Diese Unsicherheit trifft alle Volksinitiativen gleichermaßen. Die Entstehungsgeschichte des Art. 50 Abs. 5 HV bestätigt, dass der Verfassunggeber den Tag allgemeiner Wahlen als gleichzeitigen Tag fur Abstimmungen über Volksentscheide ausdrücklich vorgesehen hat. Nach der ständigen Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts kommt der Entstehungsgeschichte einer Vorschrift für deren Auslegung nur insofern Bedeutung zu, als sie die Richtigkeit einer nach den angegebenen Grundsätzen ermittelten Auslegung bestätigt oder Zweifel behebt, die auf dem angegebenen Weg allein nicht ausgeräumt werden könnten. Danach kann die Entstehungsgeschichte vor allem zur Bestätigung der Ergebnisse der Auslegung herangezogen werden (so BVerfGE 1, 299 ff, 312; 8, 274 ff, 307; 10, 20 ff, 51; std. Rspr.). Die bei der Einführung der Volksgesetzgebung in die Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg in den Jahren 1995/1996 ursprünglich vom Senat vorgeschlagene Regelung sah die Einbeziehung des Wahltages für die Hamburgische Bürgerschaft in die Sperrfrist ausdrücklich vor (Entwurf des Senats v. 21.2.1995 LVerfGE 17
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zur Volksgesetzgebung, Bü-Drs. 15/2881). Der Verfassungsausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft hat sich in mehreren Sitzungen mit diesem Vorschlag befasst. Er hat ihn abgelehnt und stattdessen ausdrücklich die Abstimmung über Volksentscheide an Tagen allgemeiner Wahlen befürwortet (Bü-APR 15/27 S. 15; APR 15/28 v. 4.4.1995; Zwischenbericht des Verfassungsausschusses an die Bürgerschaft, Bü-Drs. 15/3500 v. 12.6.1995). Am 22./23.3.1996 hat der Verfassungsausschuss einstimmig den Beschluss gefasst, dass während eines Zeitraumes von drei Monaten vor dem Tag von allgemeinen Wahlen ein Volksentscheid nicht stattfinden soll, und hinzugefügt: „Abstimmungen sind am Wahltag zulässig." (APR 15/46 v. 22./23.3.1996). In einer Anhörung des Verfassungsausschusses über den Gesetzentwurf des Senats vom 28.12.2004 zur Änderung des H m b V W G haben frühere Abgeordnete, die in den Jahren 1995/1996 an der Diskussion über die Einführung der Volksgesetzgebung in die Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg beteiligt waren, bestätigt, es sei die Absicht der Ausschussmitglieder gewesen, Abstimmungen möglichst auf den Wahltag zu kanalisieren (Bü-Drs. 18/1524). Die Möglichkeit, Abstimmungen über Volksentscheide auch an Tagen allgemeiner Wahlen durchzuführen, stellt keine ungewöhnliche Regelung dar. Die Verfassungen aller 15 anderen Länder der Bundesrepublik Deutschland kennen kein Verbot der Koppelung von Wahlen und Abstimmungen. Die Regelung in der Verfassung des Landes Bayern, nach der Volksentscheide über Volksbegehren gewöhnlich im Frühjahr oder Herbst stattfinden (Art. 74 Abs. 6), ist nicht obligatorisch und kann unanwendbar bleiben, wenn z.B. eine besondere Dringlichkeit für den Volksentscheid geboten ist (Nawasky/hausser/Schweiger/Zacher Die Verfassung des Freistaates Bayern, Stand Juni 2003, Art. 74 Rn. 7a). Die Auffassung, dass gleichzeitige allgemeine Wahlen und Volksentscheide die Übersicht über den Entscheidungsstoff erschwerten und es daher zu befürchten sei, dass während eines Bürgerschaftswahlkampfes die allgemeinen Probleme der Neubildung der Bürgerschaft in den Hintergrund träten (vgl. Thieme Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg, 1998, Art. 50 Rn. 4 f; ähnlich Hoog Hamburgs Verfassung, 2004, S. 273, und Slüber NordÖR 2002, 227 ff, 228), findet im Wordaut des Art. 50 Abs. 5 HV keinen Niederschlag. Gegenüber allgemeinen Wahlen ist die Entscheidungssituation bei der Abstimmung über einen Volksentscheid freilich unterschiedlich. Hier geht es nur um eine reine „Ja"- oder „Nein"Entscheidung und nicht — wie bei Wahlen - um die Entscheidung über Personen und Programme. Es ist jedoch nicht zu erkennen, dass diese unterschiedliche Entscheidungssituation den Stimmbürger in einer Weise überfordern könnte, die seine verfassungsrechtlich gewährten demokratischen Rechte einschränkt. Gerade die Volksgesetzgebung stellt auf den mündigen Bürger ab, der in der Lage ist, schwierige und gelegentlich auch komplexe Fragen mit einem klaren „Ja" oder „Nein" zu beantworten. Das Hamburgische Verfassungsgericht hat in seiner Entscheidung vom 22.4.2005 (HVerfG 5/04, NordÖR 2005, 524 ff, 526 f) ausgeLVerfGE 17
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führt, dass auch kompilierte Sachverhalte einer Volksgesetzgebung zugänglich sind. 2. Der Antrag zu 2) hat in dem aus dem Tenor ersichtlichen Umfang Erfolg. Soweit § 1 Nr. 7 Buchst, a und b Ä n d G V W G Volksinitiativen betreffen, die beim Inkrafttreten der Vorschriften bereits zustande gekommen waren (§ 5 Abs. 2 VAbstG) und zum Zeitpunkt der Anzeige nach § 3 Abs. 1 VAbstG keine Kenntnis von der beabsichtigten Änderung des Gesetzes haben konnten, sind sie mit Art. 3 Abs. 1 H V unvereinbar. Insoweit erfordert der Vertrauensschutzgrundsatz die Anwendung des vor der Änderung geltenden Rechts. Der Gesetzgeber hätte eine Regelung treffen müssen, die es in einem solchen Fall ermöglicht hätte, das weitere Verfahren gemäß dem vor dem 18.5.2005 geltenden Recht durchzuführen. Die durch die Gesetzesänderung insoweit eingetretene Rückwirkung ist mit der Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg unvereinbar. Die Zulässigkeit der Rückwirkung eines Gesetzes bestimmt sich nach dem Rechtsstaatsgebot des Art. 20 G G , das in Art. 3 Abs. 1 H V inhaltsgleich geregelt ist. Die verfassungsrechtlichen Grundsätze über die Rückwirkung von Gesetzen nach Art. 20 G G und die dazu ergangene Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts gelten daher gleichermaßen für Art. 3 Abs. 1 H V (vgl. hierzu David Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg, 2. Aufl. 2004, Art. 3 Rn. 2, 12 a.E.). Der Gesetzgeber ist grundsätzlich frei, unter Beachtung verfassungsrechtlicher Vorgaben Gesetze zu ändern, wenn dies dem Mehrheitswillen entspricht. Der Bürger kann nicht damit rechnen und darauf vertrauen, dass das bestehende Recht auch in Zukunft erhalten bleibt. Wenn eine N o r m auf gegenwärtige, noch nicht abgeschlossene Sachverhalte für die Zukunft einwirkt (sog. unechte Rückwirkung), ist dies grundsätzlich zulässig (BVerfGE 101, 239 ff, 263; 103, 392 ff, 403; std. Rspr.; Maurer Staatsrecht, 1999, § 17 Rn. 109; Herzog in: Maunz/Dürig, Grundgesetz, Stand Aug. 2005, Art. 20 Abschn. VII Rn. 69 f; Sachs Grundgesetz, 3. Aufl. 2003, Art. 20 Rn. 136 ff). Ein allgemein geltender Rechtsanspruch auf eine Ubergangsregelung für die durch die Gesetzesänderung Betroffenen besteht nicht. Nach der ständigen Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts ergeben sich die Grenzen der Zulässigkeit aus dem Grundsatz des Vertrauensschutzes und dem Verhältnismäßigkeitsprinzip. Diese sind erst überschritten, wenn die v o m Gesetzgeber angeordnete unechte Rückwirkung zur Erreichung des Gesetzeszwecks nicht geeignet oder erforderlich ist oder wenn die Bestandsinteressen der Betroffenen die Veränderungsgründe des Gesetzgebers überwiegen (BVerfGE 101, 239 ff, 263). Bestandsinteressen können sich auch aus verfahrensrechtlichen Bestimmungen ergeben. D e m Bürger können durch Änderungen der Verfahrensordnungen mit Wirkung für bereits anhängige Verfahren wesentliche Positionen für die aussichtsreiche Wahrung seiner Rechte verkürzt oder abgeschnitten werden (BVerfGE 63, 343 ff, 359 ff). LVerfGE 17
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Nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts, dem sich das Hamburgische Verfassungsgericht anschließt, muss in einem Abwägungsprozess entschieden werden, ob die Bestandsinteressen der Betroffenen den Schutz gegenüber einer Veränderung der gesetzlichen Lage fordern (BVerfGE 25, 142 ff, 154; 51, 356 ff, 363; 72, 175 ff, 196 ff; Maurer aaO, § 60 Rn. 51). Diese Abwägung zwischen dem Interesse der Volksinitiativen an dem Fortbestand der ursprünglichen Verfahrensregelung und dem Interesse des Gesetzgebers an einer Veränderung der Rechtslage führt zur Unvereinbarkeit von § 1 Nr. 7 Buchst, a und b Ä n d V W G mit Art. 3 Abs. 1 HV im tenorierten Umfang. Das Interesse des Gesetzgebers einerseits besteht darin, dass das neue Recht unbeschränkt gilt und damit sein gesetzgeberischer Wille auch praktisch vollzogen wird. Das zeitliche Nebeneinander verschiedener Verfahrensregelungen widerspricht diesem Interesse. Die Initiatoren andererseits haben nach erfolgreicher Sammlung der erforderlichen Zahl von Unterstützungsunterschriften und darauf beruhender Feststellung des Zustandekommens gem. § 5 Abs. 2 VAbstG bereits eine Rechtsposition erlangt. Haben sie im Vertrauen auf den unveränderten Bestand des geltenden Rechts von ihnen zu tragende Kosten und organisatorische Vorkehrungen aufgewendet, um Unterschriftslisten auszulegen, und gleichzeitig damit bei den Personen, die dort unterzeichnet haben, die berechtigte Erwartung geweckt, dass diese Unterschrift Teil des ihnen bekannten Verfahrens ist, überwiegt dieses Vertrauen gegenüber dem Interesse des Gesetzgebers. Die ohnehin langsame und schwerfällige Volksgesetzgebung wäre anderenfalls unberechenbaren Verfahrensregelungen unterworfen, was sie gegenüber der zügigeren parlamentarischen Gesetzgebung benachteiligen würde (Borowski DÖV 2000, 481 ff, 489). Das Interesse des Gesetzgebers kann sich jedoch durchsetzen, soweit die Regelung Volksinitiativen betrifft, die zum Zeitpunkt ihrer Anzeige nach § 3 Abs. 1 VAbstG Kenntnis von der beabsichtigten Änderung des Gesetzes haben konnten, auch wenn sie beim Inkrafttreten des novellierten Gesetzes am 18.5.2005 bereits zustande gekommen waren. Die Kenntnis über eine beabsichtigte Änderung eines Gesetzes vor Einleitung einer Volksinitiative schließt das Vertrauen in einen Fortbestand des noch geltenden Rechts aus. Initiatoren, die in Kenntnis einer beabsichtigten Gesetzesänderung eine Volksinitiative in Gang setzen, nehmen bewusst in Kauf, die von ihnen eingeleiteten Initiativen nach geänderten Verfahrensregeln durchführen zu müssen. Ob sich die verfassungsrechtliche Notwendigkeit einer Ubergangsregelung auch aus dem Grundsatz der Organtreue ableiten lässt, kann dahingestellt bleiben. Das Hamburgische Verfassungsgericht hat in seiner Entscheidung vom 15.12.2004 diesen Grundsatz auch für das Verhältnis zwischen parlamentarischem Gesetzgeber und Volksgesetzgeber bejaht (HVerfG 6/04, NordÖR 2005, 109 ff, 114). In dieser Entscheidung ging es allerdings um die Organtreue des parlamentarischen Gesetzgebers gegenüber dem Volksgesetzgeber nach einem erfolgreiLVerfGE 17
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chen Volksentscheid. Ob die Träger einer in der ersten Stufe erfolgreichen Volksinitiative bereits eine Organeigenschaft besitzen, kann offen bleiben. Der gegenseitigen Rücksichtnahme, die der Grundsatz der Organtreue im Verhältnis zwischen den Staatsorganen fordert, würde die Beachtung des schutzwürdigen Vertrauens der Betroffenen durch den parlamentarischen Gesetzgeber entsprechen. Gegen das Ergebnis dieser Abwägung kann nicht eingewendet werden, dass es sich bei dem Ubergang von der Stufe der Volksinitiative zu einem Volksbegehren um den Eintritt in ein neues Rechtsverhältnis handele und daher die Volksinitiative als erste Stufe des Verfahrens abgeschlossen sei, so dass von einer Rückwirkung nicht gesprochen werden könne. Diese Auffassung des Beteiligten zu 2) würde das dreistufig aufgebaute Verfahren der Volksgesetzgebung in willkürlicher Weise zerreißen. Die drei Stufen dieses Verfahrens sind eng mit einander verzahnt. Die erfolgreiche Durchführung der jeweils niedrigeren Stufe ist eine unverzichtbare Voraussetzung für die Durchführung der nächstfolgenden (so auch David aaO, Art. 50 Rn. 63 φ. Die berechtigte Absicht von Initiatoren, nach ein und demselben Verfahren gegebenenfalls bis zum erfolgreichen Volksentscheid hin tätig zu werden, würde durch verfahrensrechtliche Unwägbarkeiten eingeschränkt, die das gleichrangige parlamentarische Verfahren nicht kennt (vgl. Boromki aaO, 489). Dieser Einschätzung kann nicht entgegen gehalten werden, dass eine ursprüngliche Initiative auf Grund einer zwischenzeitlichen Entscheidung des Hamburgischen Verfassungsgerichts gem. Art. 50 Abs. 6 HV um einzelne Abstimmungsfragen oder -themen verkürzt worden ist. Eine solche Abänderung des ursprünglichen Begehrens durch das Hamburgische Verfassungsgericht ändert am Bestand der Initiative als solcher dann nichts, wenn der Sachverhalt der verbliebenen Teile dieser Initiative unverändert und nicht abhängig von den Teilen ist, die für verfassungswidrig erklärt worden sind. 3. Für die derzeit noch nicht abgeschlossenen drei Volksinitiativen ergibt sich daher: Nach Maßgabe dieser Abwägung ist für die Durchführung der Volksinitiative „VolXUNI - Rettet die Bildung" das vor dem 18.5.2005 geltende Verfahrensrecht weiter anzuwenden, denn sie genießt insoweit Vertrauensschutz. Anders verhält es sich hingegen mit den Volksinitiativen „Rettet den Volksentscheid — Mehr Demokratie" und „Hamburg stärkt den Volksentscheid - Mehr Demokratie". Beide Initiativen haben erklärtermaßen zum Ziel, im Wege der Volksgesetzgebung die von der Bürgerschaftsmehrheit verfolgte gesetzliche Veränderung des Eintragungsverfahrens zu verhindern. Die Initiative „Rettet den Volksentscheid — Mehr Demokratie" bezeichnet ihre Vorschläge ausdrücklich als Reaktion auf die geplante Änderung des HmbVWG. Beide Initiativen haben auch in ihren öffentlichen Darstellungen stets hervorgehoben, dass sie die von ihnen als Einschränkung verstandene geplante Änderung des H m b V W G durch LVerfGE 17
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die bürgerschaftliche Mehrheit verhindern wollen. Daraus folgt, dass die Initiatoren Misstrauen in den Fortbestand der noch geltenden Regelung hegten. Auch ein Vertrauen darin, dass der Gesetzgeber eine Ubergangsregelung für sie treffen würde, konnten sie nicht haben. Weder das bürgerschaftliche Ersuchen an den Senat vom 27.10.2004 noch der Senatsbeschluss vom 28.12.2004 enthielten einen Vorschlag für eine Ubergangsregelung. Mit deren Einführung im Gesetzgebungsverfahren, etwa in den bürgerschaftlichen Ausschüssen oder in der Bürgerschaft selbst, konnten sie ebenfalls nicht rechnen. Wenn die Initiatoren erhebliche Kosten und organisatorische Arbeit aufgewendet haben, so taten sie dies in Kenntnis einer wahrscheinlichen Neuregelung. Im Übrigen bleibt ihnen die weitere Durchführung ihrer Initiativen unbenommen. III. Im Verfahren vor dem Verfassungsgericht werden gem. § 66 des Gesetzes über das Hamburgische Verfassungsgericht (v. 23.3.1982, HmbGVBl. S. 59, m. sp. And.) - HVerfGG - Kosten nicht erhoben. Die Entscheidung ist einstimmig ergangen.
Nr. 2 1. Mit dem Recht auf Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses nach Art. 26 Abs. 1 S. 1 HV allein ist das Kontrollrecht nicht gewährleistet. Seine ungehinderte Ausübung insbesondere bei Minderheitsenqueten setzt weitere Sicherungen voraus. So muss es vor allem der Minderheit überlassen bleiben, den Gegenstand der von ihr beantragten Untersuchung festzulegen. 2. Der in einem Minderheitsantrag festgelegte Untersuchungsauftrag kann gegen den Willen der Antragsteller jedenfalls dann nicht erweitert werden, wenn dadurch der Kern des Untersuchungsgegenstands berührt wird oder wenn eine wesentliche Verzögerung zu erwarten ist. 3. Eine Erweiterung des Untersuchungsauftrags berührt den Kern des Untersuchungsgegenstands, wenn sich dadurch das Untersuchungsthema sachlich verschiebt oder wenn das Untersuchungsziel in sein Gegenteil verkehrt wird. Der Kern wird dagegen nicht berührt, wenn untersucht wird, ob oder warum bei demselben Untersuchungskomplex desselben Zeitraums über die von der Einsetzungsminderheit getroffene Auswahl hinaus noch weitere Fragen oder Personen in die Untersuchung einbezogen werden. LVerfGE 17
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4. Ob eine wesentliche Verzögerung zu erwarten ist, lässt sich nur im Prognosewege schätzen. Eine zeitlich begrenzte Behinderung der Kontrollfunktion der oppositionellen Minderheit ist hinnehmbar. Die Prognose der Untersuchungsdauer ohne und mit Erweiterung kann nicht allein anhand des rechnerischen Verhältnisses benannter oder denkbarer Beweismittel, sondern in der Gesamtschau aller relevanten Umstände beurteilt werden. Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg Art. 26, 65 Abs. 3 Nr. 2 Urteil vom 1. Dezember 2006 - HVerfG 1/06 En tscheidungs formel: Der Antrag wird zurückgewiesen. Tatbestand: I. Die Antragsteller sind die Abgeordneten der beiden Minderheitsfraktionen der Hamburgischen Bürgerschaft, der Antragsgegnerin. Sie wenden sich gegen einen mit den Stimmen der Mehrheitsfraktion gefassten Plenumsbeschluss über die Erweiterung des Untersuchungsauftrags des beigeladenen Parlamentarischen Untersuchungsausschusses (PUA) „zur Weitergabe von vertraulichen Dokumenten des PUA .Geschlossene Unterbringung Feuerbergstraße' an den Senat" (PUA Weitergabe); und zwar wenden die Antragsteller sich gegen die Erweiterung des Untersuchungsauftrags auf die Untersuchung der Weitergabe „an Dritte". 1. Die Einsetzung und Tätigkeit von Parlamentarischen Untersuchungsausschüssen ist in Art. 26 iVm Art. 23 Abs. 1 S. 2 der Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg (HV) und im Gesetz über die Untersuchungsausschüsse der Hamburgischen Bürgerschaft (UAG) vom 27.8.1997 geregelt (HmbGVBl. 1997, S. 427, vor dem 19.4.2006 zuletzt geändert am 1.9.2005, HmbGVBl. 2005, S. 377, 381). Anknüpfend an Art. 26 Abs. 1 S. 1 HV heißt es im UAG zur Einsetzung von Untersuchungsausschüssen auszugsweise: „§ 2 Einsetzung. (1) Die Bürgerschaft setzt für einen bestimmten Untersuchungsgegenstand durch Beschluss einen Untersuchungsausschuss ein. LVerfGE 17
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(2) Auf Antrag eines Viertels der Abgeordneten (Minderheitsantrag) hat die Bürgerschaft die Pflicht, einen Untersuchungsausschuss einzusetzen. (3) Liegen der Bürgerschaft zu einer Sitzung mehrere Anträge auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zum selben Untersuchungsgegenstand vor, sollen die Untersuchungsaufträge zu einem Auftrag zusammengefasst werden. Dies kann nicht gegen den Willen der Antragstellerinnen und Antragsteller nach Absatz 2 erfolgen. ... § 3 Untersuchungsauftrag. (1) Der Auftrag der Untersuchung ist im Antrag und im Beschluss über die Einsetzung hinreichend bestimmt festzulegen. (2) Der in einem Minderheitsantrag nach § 2 Absatz 2 festgelegte Untersuchungsauftrag kann gegen den Willen der Antragstellerinnen und Antragsteller nicht eingeschränkt werden. Er kann gegen ihren Willen nur dann konkretisiert, erweitert oder verändert werden, wenn dadurch der Kern des Untersuchungsgegenstandes nicht berührt wird und eine wesentliche Verzögerung oder wesentliche Auswirkungen für die Öffentlichkeit des Verfahrens nicht zu erwarten sind. (3) Der Untersuchungsausschuss ist an den Untersuchungsauftrag gebunden. Neue Sachverhalte können nur aufgrund eines Änderungs- oder Ergänzungsbeschlusses der Bürgerschaft einbezogen werden. § 2 Absatz 2 bleibt unberührt."
2. Auf Antrag der Minderheitsfraktionell vom 30.3.2005 gem. Bü-Drs. 18/2017 setzte die Bürgerschaft - bei Enthaltung der Abgeordneten der Mehrheitsfraktion - mit Beschluss vom 13.4.2005 den PUA „Geschlossene Unterbringung Feuerbergstraße" ein (PUA Feuerbergstraße). a) Nachdem dieser in 18 Sitzungen getagt hatte, von denen fünf (teilweise) nicht öffentlich waren, entstand der Verdacht, dass Unterlagen unzulässig weitergegeben worden waren. Der Weitergabe-Verdacht bezieht sich auf Sitzungsprotokolle und Informationen aus Akten oder beigezogenen Akten oder aus Vermerken des Arbeitsstabs mit Arbeitsergebnissen (vgl. Antwort auf kleine Anfrage BüDrs. 18/3863 v. 14.3.2006 u.a.). Zu den Sitzungsniederschriften gehört das Protokoll Nr. 18/17 mit dem nicht-öffentlichen Sitzungsteil betreffend Beugehaftantrag gegen den damaligen Justizsenator (vgl. Antwort auf kleine Anfrage Bü-Drs. 18/3905 v. 21.3.2006 u.a.). Andere Informationen ergaben sich aus dem 67-seitigen als „vertraulich" gekennzeichneten Vermerk Nr. 18 — oder dessen Kurzfassung — zur Frage der Rechtmäßigkeit der Unterbringungen, Inobhutnahmen oder sonstigen Aufnahmen Minderjähriger in die Geschlossene Unterbringung Feuerbergstraße. b) Zur Aufklärung der Weitergabe von Protokollen und Unterlagen des PUA Feuerbergstraße haben der Erste Bürgermeister am 8.3.2006 und der Präsident LVerfGE 17
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der Bürgerschaft am 14.3.2006 je einen Sonderermittler eingesetzt. Die von den Sonderermitdern für den Bereich des Senats und der Behörden einerseits und der Bürgerschaft andererseits vorgelegten Berichte sind (bisher) nicht veröffentlicht, sondern der Staatsanwaltschaft zur Verfügung gestellt worden. Aufgrund dieser Anzeigen wurden Ermitdungsverfahren wegen Verletzung von Privat- oder Dienstgeheimnissen (§§ 203, 353b, 26 StGB) gegen verschiedene Personen eingeleitet und inzwischen eingestellt (vgl. Antworten auf kleine Anfragen Bü-Drs. 18/4567 und 4865 v. 4.7. und 1.9.2006 u.a.). c) Nach Fertigstellung des Berichts des Senats-Sonderermitders über den Umgang mit den PUA-Unterlagen bzw. -Protokollen wurde am 20.3.2006 der Staatsrat der Behörde für Soziales und Familie in den einstweiligen Ruhestand versetzt und am 22.3.2006 durch einen neuen Staatsrat ersetzt. Weiter hat der Erste Bürgermeister am 27.3.2006 den Justizsenator endassen und anschließend einen neuen Justizsenator berufen und diesen gemäß Antrag vom 28.3.2006 (BüDrs. 18/3965) durch die Bürgerschaft am 29.3.2006 bestätigen lassen (Plenarprotokoll 18/52 v. 29.3.2006, S. 2645B-C). d) In derselben Sitzung und Aussprache zur „Aktuellen politischen Lage" hat sich das Plenum der Bürgerschaft in zehn Reden mit der Weitergabe von Protokollen und Unterlagen des PUA Feuerbergstraße befasst (Plenarprotokoll 18/52 v. 29.3.2006, S. 2646A - 2660C). Außerdem debattierte die Bürgerschaft über einen gemeinsamen Oppositionsantrag vom 15.3.2006 Bü-Drs. 18/3910 und über einen Antrag der Mehrheitsfraktion vom 28.3.2006 Bü-Drs. 18/3968. Nach ersterem sollte die Bürgerschaft „die Anforderung und senatsinterne Weiterleitung vertraulicher Unterlagen ihres PUA durch Einrichtungen des Senats als rechtswidrig und im Umgang mit dem Parlament inakzeptabel" rügen. Nach letzterem sollte die Bürgerschaft das sofortige Handeln des Ersten Bürgermeisters und ihres Präsidenten und die Einsetzung der Sonderermitder ausdrücklich begrüßen. Nach sieben Reden wurde mehrheitlich der Oppositionsantrag abgelehnt und der Antrag der Mehrheitsfraktion angenommen (Plenarprotokoll 18/52 v. 29.3.2006, S. 2663C - 2671B). 3. Auf Antrag der Oppositionsfraktionen vom 29.3.2006 gemäß Bü-Drs. 18/3989 setzte die Bürgerschaft am 12.4.2006 - nach Plenardebatte mit 10 Reden — durch einstimmigen Beschluss den hier interessierenden beigeladenen PUA „zur Weitergabe von vertraulichen Dokumenten des PUA ,Geschlossene Unterbringung Feuerbergstraße' an den Senat" ein (Plenarprotokoll 18/54 v. 12.4.2006, S. 2774B - 2785A). In der Bü-Drs. heißt es auszugsweise: „... Im Zuge seiner Untersuchung hat der PUA (Feuerbergstraße) bisher 15 Zeugen aus unterschiedlichen Behörden vernommen. Anfang März 2006 hat sich herausgestellt, dass offenbar von Beginn der Aus s chus s arbeit an Sitzungsprotokolle LVerfGE 17
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zunächst aus der Bürgerschaftskanzlei, dann aus dem Arbeitsstab des PUA in den Bereich des Senats gelangt sind. Nach öffentlichen Verlautbarungen des Senats und nach Zeitungsberichten hat die Senatskanzlei — auch vor dem Hintergrund entsprechender Anforderungen aus einzelnen Fachbehörden — die Vernehmungsprotokolle von der Bürgerschaft erhalten und an beteiligte Behörden ... weitergeleitet. Damit wurde — soweit sich dieser Sachverhalt bestätigt — nach aller Voraussicht gegen die Bestimmungen des Gesetzes über die Untersuchungsausschüsse verstoßen: U m die Aufklärung des Untersuchungsgegenstands durch den PUA nicht zu gefährden, dürfen insbesondere potentielle Zeugen, d.h. also Behördenleitung und -mitarbeiter/-innen, prinzipiell keinen Zugang zu Protokollen und anderen Unterlagen eines Untersuchungsausschusses erhalten. ... Diese Vorgänge deuten daraufhin, dass möglicherweise gezielt versucht wurde, Aussagen aufeinander abzustimmen. Die Bürgerschaft kann nicht hinnehmen, dass offenbar von Seiten des Senats versucht worden ist, die parlamentarische Untersuchung des Senatshandelns zu unterlaufen. ... Die Weiterleitung vertraulicher Unterlagen des Untersuchungsausschusses an den Senat und ihre Weiterleitung und Verwendung auf Seiten des Senats sind deshalb mit den dem Parlament zustehenden Mitteln aufzuklären. Die Bürgerschaft möge beschließen: 1. Es wird ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss eingerichtet, der den Auftrag hat, die Weitergabe von vertraulichen Dokumenten des PUA ,Geschlossene Unterbringung Feuerbergstraße' insbesondere durch PUA-Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, Abgeordnete, Abgeordneten- oder Fraktionsmitarbeiter und mitarbeiterinnen an den Senat (einschließlich Behörden und Landesbetriebe) und den weiteren Umgang hiermit im Senat und den Fachbehörden und Landesbetrieben zu überprüfen. Dies schließt Aktivitäten des Senats oder einzelner (auch ehemaliger) Senatoren/-innen oder (auch ehemaliger) Bediensteter im Zusammenhang mit der Aufklärung des Umgangs mit den vertraulichen Unterlagen ein. Insbesondere hat der PUA folgende Fragen zu klären: a)
Wer hat
i.
von wem und auf welchem Wege,
ii.
auf wessen Veranlassung und
iii.
mit welchem Ziel
auf Seiten des Senats vertrauliche Unterlagen des PUA ,Geschlossene Unterbringung Feuerbergstraße' angefordert oder erlangt oder weitergegeben?
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Hamburgisches Verfassungsgericht b) Wer hat auf Seiten des Senats was mit vertraulichen Unterlagen des PUA ,Geschlossene Unterbringung Feuerbergstraße' unternommen und zu welchem Zweck? c) Wurde hierbei auf Seiten des Senats oder der Bürgerschaft gegen Rechtsvorschriften oder Dienstanweisungen verstoßen? d) Welche Vorkehrungen sollten getroffen werden, um die Vertraulichkeit von PUA-Dokumenten in Zukunft besser zu schützen? ..."
4. Ebenfalls am 12.4.2006 zog die Mehrheitsfraktion ihren mit Bü-Drs. 18/3981 vom 29.3.2006 vorbereiteten Antrag zurück, den Untersuchungsauftrag des PUA „Geschlossene Unterbringung Feuerbergstraße" auf die „Protokoll-Affáre" gem. § 3 Abs. 3 S. 2 UAG auszuweiten. 5. Auf Antrag aller drei Fraktionen gemäß Bü-Drs. 18/4050 beschloss die Bürgerschaft am 12.4.2006 auch einstimmig u.a. folgende Änderung des UAG (Drittes Gesetz über die Untersuchungsausschüsse der Hamburgischen Bürgerschaft; Plenarprotokoll 18/54 v. 12.4.2006, S. 2797A): „1. § 13 Absatz 3 erhält folgende Fassung: ,(3) Sämtliche Protokolle über öffentliche und nichtöffentliche Sitzungen werden an die ordentlichen und stellvertretenden Mitglieder sowie die nach § 15 Absatz 1 S. 1 von den Fraktionen und Gruppen benannten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verteilt.' 2. § 16 Absatz 2 S. 3 erhält folgende Fassung: ,Die Arbeitsergebnisse des Arbeitsstabes sind an alle ordentlichen und stellvertretenden Mitglieder des Untersuchungsausschusses sowie die nach § 15 Absatz 1 S. 1 von den Fraktionen und Gruppen benannten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unverzüglich zu verteilen.'..."
Dieses Änderungsgesetz wurde vom Senat am 19.4.2006 ausgefertigt und im HmbGVBl. vom 21.4.2006 (S. 178) verkündet. 6. Im vorliegenden Verfassungsrechtsstreit geht es um den auf Antrag der Mehrheitsfraktion gemäß Bü-Drs. 18/4055 v. 11.4.2006 in derselben Bürgerschaftssitzung vom 12.4.2006 mit ihrer Mehrheit gegen die Stimmen der Minderheitsfraktionen gefassten Beschluss (Plenarprotokoll 18/54, S. 2774C, 2785A), den mit PUA „zur Weitergabe von vertraulichen Dokumenten des PUA geschlossene Unterbringung Feuerbergstraße' an den Senat"
rubrizierten Untersuchungsauftrag zu ergänzen: „und an Dritte". LVerfGE 17
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Dazu heißt es in der Bü-Drs. auszugsweise: „Des Weiteren gelangten offenbar vertrauliche Dokumente des PUA an Dritte. So wurde in der Presse wiederholt aus Akten und Vermerken des PUA zitiert; eine Pressemitteilung der GAL enthielt sogar wörtliche Zitate aus Akten des PUA. Damit wurde gegen die Bestimmungen des Gesetzes über die Untersuchungsausschüsse verstoßen: Um die Aufklärung des Untersuchungsgegenstands durch den PUA nicht zu gefährden, dürfen andere Personen als Ausschussmitglieder und mitarbeiter prinzipiell keinen Zugang zu Protokollen und anderen Unterlagen eines Untersuchungsausschusses erhalten. ... Die Bürgerschaft möge beschließen: Der Auftrag des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses (PUA) zur Weitergabe von vertraulichen Dokumenten des PUA geschlossene Unterbringung Feuerbergstraße' an den Senat wird um die Überprüfung der Weitergabe von vertraulichen Dokumenten des PUA ,Geschlossene Unterbringung Feuerbergstraße' insbesondere durch PUA-Mitarbeiter und -Mitarbeiterinnen, Abgeordnete, Abgeordneten- oder Fraktionsmitarbeiter und -mitarbeiterinnen an Dritte ergänzt. Dabei hat der PUA insbesondere die Frage zu klären: Welche PUA-Mitarbeiter oder -mitarbeiterinnen, Abgeordneten, Abgeordnetenoder Fraktionsmitarbeiter oder -mitarbeiterinnen haben i.
an wen und auf welchem Wege
ii.
auf wessen Veranlassung und
iii.
mit welchem Ziel
vertrauliche Unterlagen des PUA ,Geschlossene Unterbringung Feuerbergstraße' an Dritte weitergeleitet?" 7. A m 10.5.2006 wurde ein umfangreicher Antrag der Abgeordneten aller drei Fraktionen im PUA Weitergabe zum Zweck der Beweiserhebung beschlossen, und zwar zur Vorlage von Akten des Senats, der Bürgerschaftskanzlei und des PUA Feuerbergstraße sowie zur Sicherung von Daten in Bürgerschaftskanzlei und Behörden. Die der Mehrheitsfraktion angehörenden Mitglieder des PUA Weitergabe legten zu dessen Sitzung am 11.5.2006 einen ergänzenden Antrag zur Vorlage von Unterlagen vor, der sich auf die streitige Erweiterung des Untersuchungsgegenstands durch den Mehrheitsbeschluss der Bürgerschaft gemäß Bü-Drs. 18/4055 bezog. A m 24.5.2006 wurde der umfangreiche gemeinsame Beweisbeschluss der Abgeordneten aller drei Fraktionen im PUA Weitergabe vom 10.5.2006 in abgewandelter Fassung neu beschlossen. LVerfGE 17
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8. Die Mehrheitsfraktion der Bürgerschaft veröffentlichte am 30.5.2006 eine Presseerklärung ihres Obmanns aus dem PUA Weitergabe. Für die ergänzende Untersuchung der Informationsweitergabe an Dritte sei eine Vernehmung von Journalisten weder erforderlich noch von der Mehrheitsfraktion beabsichtigt. Es reiche völlig aus, Abgeordnete und Mitarbeiter zu fragen, ob sie vertrauliche Dokumente weitergeleitet hätten. 9. Am 31.5.2006 wurde im PUA Weitergabe der Beweisantrag der Ausschuss-Mehrheitsfraktion vom 11.5.2006 gegen die Minderheitsstimmen beschlossen. Ein zum 29.6.2006 von der Mehrheitsfraktion im PUA Weitergabe vorgelegter Antrag zur Strukturierung der Untersuchung und Reihenfolge der Beweiserhebung wurde mehrheitlich am 7.7.2006 beschlossen. Danach gliedert sich die Untersuchung in die Komplexe: Bürgerschaftskanzlei, Arbeitsstab PUA Feuerbergstraße, Bereich der Senatskanzlei, Bereich der damaligen Behörde für Soziales und Familie, Justizbehörde sowie Beweiserhebung durch Sachverständige. Für den ursprünglichen Untersuchungsauftrag kommen nach diesem Strukturierungsbeschluss insbesondere die darin zu den einzelnen Bereichen namentlich genannten — insgesamt 40 — Zeugen in Betracht. Einstimmig wurden zum 21.6., 30.8., 15. und 28.9.2006 vorgelegte Beweisanträge betreffend die Bereiche Bürgerschaftskanzlei, PUA Feuerbergstraße, Senatskanzlei, Sonderermittler und Justizbehörde beschlossen. Danach erhöht sich die Zahl der für den Einsetzungs-Untersuchungsauftrag namentlich benannten Zeugen — um zwei — auf 42. 10. Nach der Sommerpause hat der beigeladene PUA Weitergabe in seinen Sitzungen vom 30.8., 8., 15. und 28.9.2006 mit der Durchführung der Beweisaufnahme begonnen und 9 von 11 hierfür geladenen Zeugen gehört (einschließlich einer Aussageverweigerung). Am Tag der mündlichen Verhandlung waren weitere Sitzungen auf den 3.11. sowie 1. und 15.12.2006 terminiert. Für eine am 17.11.2006 ausfallende Sitzung stand noch kein neuer Termin fest. Für das Jahr 2007 hat der PUA bisher 20 Termine vorgemerkt, ohne diese bereits bestimmten Fragen oder einer Reserve für die hier streitige Erweiterung der Untersuchung zuzuordnen. Die laufende 18. Legislaturperiode aus der Bürgerschaftswahl vom 29.2.2004 endet regulär nach vier Jahren mit Neuwahlen im ersten Quartal 2008 (Art. 10, Art. 12 Abs. 4 HV). 11. Der Umgang mit Protokollen und Unterlagen des PUA Feuerbergstraße und die diesbezüglichen Sonderermittler-Erkenntnisse waren bereits Gegenstand von mindestens 33 kleinen Anfragen und diesbezüglichen Antworten des Senats. In der Presse und anderen Medien einschließlich Websites von politischer und sonst interessierter Seite sind und werden zahlreiche Berichte (mit z.T. detaiUierLVerfGE 17
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tem Inhalt) über die Sitzungen und Beweisaufnahmen des PUA Feuerbergstraße veröffentlicht. Entsprechendes gilt für die — öffentlich so genannte — „Protokollaffäre" betreffend die Weitergabe von Protokollen und Unterlagen des PUA Feuerbergstraße und für die vorerwähnte politische und juristische Aufarbeitung einschließlich der Tätigkeit des PUA Weitergabe (vgl. oben 2 ff, unten III 1). II. Die Antragsteller haben am 1.6.2006 ihren Feststellungsantrag im Organstreitverfahren gem. Art. 65 Abs. 3 Nr. 2 HV iVm § 14 Nr. 2 HVerfGG eingereicht; sie tragen zur Begründung vor: Sie seien durch den Beschluss über die Erweiterung des PUA-Untersuchungsauftrags in ihrem Minderheitsrecht aus Art. 26 Abs. 1 HV verletzt. Dieses Minderheitsrecht, einen PUA einzusetzen, begrenze zugleich die Befugnis der Mehrheit, den Untersuchungsgegenstand gegen ihren (der Minderheit) Willen zu erweitern. Diese Rechtsstellung ergebe sich unmittelbar aus der Verfassungsnorm selbst. Bei deren Anwendung seien die vom Bundesverfassungsgericht entwickelten Maßstäbe heranzuziehen. Diese seien aus den Grundsätzen parlamentarischer Demokratie gem. Art. 28 Abs. 1 GG abgeleitet und könnten daher vom Landesverfassunggeber nicht zu Lasten der Minderheit unterschritten werden. Die Ermächtigung in Art. 26 Abs. 3 HV, „das Nähere" durch Gesetz zu regeln, lasse eine Abweichung von den allgemeinen verfassungsrechtlichen Standards nicht zu. In § 3 Abs. 2 S. 2 UAG könnten einzelne Voraussetzungen für die Erweiterung des Untersuchungsgegenstands nur ausformuliert und verdeutlicht werden. Sowohl nach Art. 26 HV als auch nach § 3 Abs. 2 UAG überschreite der Mehrheitsbeschluss die zulässigen Grenzen einer Erweiterung des Untersuchungsauftrags gegen den Willen der Einsetzungsminderheit. Die Mehrheit könne jederzeit einen weiteren Untersuchungsausschuss durchsetzen. Der Erweiterungsbeschluss sei ein Störmanöver, um vom Kern des Untersuchungsgegenstandes abzulenken. Nach dem Einsetzungsbeschluss seien die Weiterleitung „vertraulicher Unterlagen" und ihre Verwendung auf Seiten des Senats zu untersuchen. Hierauf zielten die im Einsetzungsbeschluss bezeichneten Fragen. Die Fragen zu a und b zielten ausschließlich auf den Senat. Die Zielrichtung sei durch Redebeiträge von Oppositionsabgeordneten in der Plenarsitzung vom 12.4.2006 verdeutlicht worden. Dazu gehörten die Frage der Zeugenabsprache und der Authentizität der Aussagen von Senats- und Behördenvertretern im vorangehenden PUA Feuerbergstraße. Dementsprechend handele es sich beim PUA Weitergabe um eine typische Kontrollenquete zur Uberprüfung des Handelns von Regierung und Verwaltung. — Der Erweiterungsbeschluss ziele auf einen anderen Gegenstand. Mit der Einbeziehung von Indiskretionen gegenüber Dritten durch Parlamentarier oder Mitarbeiter der Bürgerschaft werde der Blick von Senat und Behörden abgelenkt. Der Erweiterungsbeschluss betreffe ausschließlich Vorgänge innerhalb des Parlaments. Dabei gehe es um eine typische Kollegialenquete. LVerfGE 17
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Nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts sei eine Erweiterung nur zulässig, wenn der Kern des Untersuchungsgegenstands nicht „berührt" werde und wenn sie notwendig sei, um der Öffentlichkeit ein umfassenderes und wirklichkeitsgetreueres Bild des aufzuklärenden Missstands zu liefern (anstelle einer Verzerrung). Diese Voraussetzungen erfülle der Erweiterungsbeschluss nicht. Der Missstand betreffe ausschließlich einen abgrenzbaren Vorgang innerhalb der Exekutive. Dass die Medien in der Öffentlichkeit daraus eine „Protokollaffäre" gemacht hätten, könne das Recht des Parlaments und der Einsetzungsminderheit auf Bestimmung des Untersuchungsgegenstands nicht schmälern. Die Kontrollenquete lasse die parlamentarischen Indiskretionen nicht wahrheitsverzerrend in den Hintergrund treten; diese seien naturgemäß Voraussetzung der Weitergabe der Protokolle. Der Erweiterungsbeschluss führe zu einer wesentlichen Verzögerung der Untersuchung. Diese könnte dann alle Abgeordneten, sämtliche Mitarbeiter der Abgeordneten und Fraktionen sowie Journalisten und andere Mitarbeiter der Hamburger Zeitungen und Rundfunkanstalten sowie mögliche weitere Dritte als Zwischenträger einschließen. Der Erweiterungsbeschluss setze einem Ausufern keine Grenzen und eröffne der Ausschussmehrheit einen unübersehbar großen Handlungsspielraum und damit die Chance zu einer Verzögerungstaktik. Dieses Prognoserisiko bestehe trotz des Strukturierungsbeschlusses des PUA. Der jetzige Vortrag der Antragsgegnerin mit der in Bezug genommenen Presseerklärung der Mehrheitsfraktion widerspreche dem früheren schriftsätzlichen Vortrag der Antragsgegnerin über die Einbeziehung der Presse. Absichtserklärungen der Mehrheit seien unverbindlich; gemäß Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts dürfe die Opposition für ihre öffentliche Untersuchung zur Kontrolle der Regierung nicht auf das Wohlwollen der jene stützenden Mehrheit angewiesen sein. Durch die Redebeiträge aus der Mehrheitsfraktion in der Einbringungsdebatte sei deutlich geworden, dass die Erweiterung auf einen weiten Kreis der Ermitdungen ziele, nämlich wer die Presse informiert oder was an wen zu welchem Zweck durchgereicht habe. Danach handele es sich erkennbar um einen Gegenangriff, der die Planung eines Ermitdungsabschlusses bis zum Ende der Wahlperiode konterkariere. Die Prognoseunsicherheit gehe zu Lasten der Parlamentsmehrheit. In Anbetracht des vorliegenden Streitstandumfangs fehle es zumindest an dem vom Bundesverfassungsgericht ausgeführten Erfordernis des „Offen-zuTage-Liegens" der Voraussetzungen für die Erweiterung des Untersuchungsauftrags. Im Übrigen nehmen die Antragsteller Bezug auf die Gutachten der Bürgerschaftskanzlei vom 2.5.2006 und von Prof. Dr. K. vom 17.5.2006, die beide - mit unterschiedlichen Begründungen - zu dem Ergebnis kommen, dass die Erweiterung des Untersuchungsauftrags unzulässig sei. Die Antragsteller beantragen, festzustellen: LVerfGE 17
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Der Beschluss der Antragsgegnerin vom 12. April 2006 zur Bürgerschaftsdrucksache 18/4055 verletzt Art. 26 Abs. 1 HV in Verbindung mit § 3 Abs. 2 UAG. Die Antragsgegnerin beantragt, den Antrag zurückzuweisen. Die Antragsgegnerin trägt vor: Verfassungsrechtlich sei für Untersuchungsausschüsse zu unterscheiden zwischen einerseits dem Untersuchungs- und Einsetzungsrecht des Parlaments sowie andererseits dem Initiativrecht der Minderheit. Neben letzterem bestehe die Verantwortung des Plenums mit der Möglichkeit der Einflussnahme. Der Homogenitätsgrundsatz des Art. 28 GG bedeute keine Uniformität der Demokratie, sondern lasse Raum für die vom Bundesverfassungsgericht angeführten länderunterschiedlichen Regelungen für die Erweiterung eines PUA-Untersuchungsauftrags, darunter die in mehreren Ländern geltenden Voraussetzungen, dass der Kern des Untersuchungsgegenstands gewahrt bleibt und dass keine wesentliche Verzögerung der Untersuchung zu erwarten ist. Nach heutigem Rechtsstand in Hamburg sei der Erweiterungsbeschluss anhand der Vorschrift des Art. 26 HV zu prüfen, die im Lichte der spezialgesetzlichen Regelung des § 3 Abs. 2 UAG authentisch zu interpretieren sei. Diese sei gedeckt durch Art. 26 HV und den in dessen Abs. 2 enthaltenen Gesetzesvorbehalt zur Bestimmung des Näheren über die Einsetzung. Der Gesetzesvorbehalt gewähre dem Gesetzgeber einen erheblichen Gestaltungsspielraum für die Regelung des Spannungsverhältnisses zwischen Minderheit und Mehrheit bei der Bestimmung des Untersuchungsgegenstands. Die spezialgesetzliche Regelung sei abschließend und gehe den von der Rechtsprechung für den Fall einer fehlenden gesetzlichen Regelung entwickelten Grundsätzen vor. Durch den Erweiterungsbeschluss werde der Untersuchungsauftrag konkretisiert und allenfalls erweitert, aber iSv § 3 Abs. 2 S. 2 UAG „der Kern des Untersuchungsgegenstands nicht berührt", wie bereits Prof. Dr. K. in seinem Gutachten ausgeführt habe. Gem. § 3 Abs. 1 UAG werde der Untersuchungsauftrag formstreng und abschließend durch Einsetzungsantrag und -beschluss definiert, nicht durch Redebeiträge in der Plenardebatte. Untersuchungsgegenstand sei danach zum einen die „Weitergabe von vertraulichen Dokumenten" als Weitergabeobjekte durch Bürgerschaftsangehörige („PUA-Mitarbeiter, Abgeordnete ...") als Weitergabesubjekte. Zum anderen werde der Untersuchungsgegenstand durch den Weitergabeadressaten näher charakterisiert („an den Senat") und werde der weitere „Umgang mit den vertraulichen Unterlagen" thematisiert. Die exemplarischen Fragen („insbesondere") richteten sich gleichberechtigt auf Weitergabesubjekte (Bürgerschaftssphäre) und Weitergabeadressaten (Senatssphäre). Sachlich und personell umfassend sei der „Umgang mit den vertraulichen Unterlagen" schlechthin und das etwaige Fehlverhalten auf beiden Seiten zu prüfen. Bereits der Begriff „WeiLVerfGE 17
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tergabe" setze einen Vorgang voraus, an dem zwingend zwei Personen beteiligt seien und der einen bestimmten Gegenstand betreffe. — Mit dem in der Antragsbegründung genannten „Verstoß" gegen die Bestimmungen des UAG sei der Verstoß gegen die Vorschrift des § 13 Abs. 3 UAG gemeint, die den Verteilerkreis für die PUA-Protokolle begrenze. Die Weitergabe sei nur mit einem solchen Verstoß denkbar. Dieser könne nur auf Seiten der Bürgerschaft begangen worden sein. Der Erweiterungsbeschluss betreffe ebenso die „Weitergabe von vertraulichen Dokumenten" durch die Weitergabesubjekte aus dem Bürgerschaftsbereich. Es handele sich gleichermaßen um einen Ausschnitt des übergreifenden Untersuchungsgegenstands „Umgang mit den vertraulichen Unterlagen". Der Unterschied bestehe lediglich im Hinblick auf die Weitergabeadressaten (zusätzlich „an Dritte" bzw. „Presse" statt nur „an den Senat"). Während der Minderheits-Untersuchungsgegenstand „Umgang mit den vertraulichen Unterlagen" des PUA Feuerbergstraße gleichermaßen das Verhalten von Bürgerschaft und Senat umfasse, betreffe der Erweiterungsbeschluss nur den Teilaspekt der Weitergabe aus der Bürgerschaft. Bei Identität der beiden prägenden Elemente Weitergabesubjekt und -objekt und bei dem unveränderten bisherigen Weitergabeadressaten Senat betreffe die Hinzufügung eines additionalen Adressaten in Gestalt des Dritten lediglich die Peripherie. Die weitgehend wortgleiche Antragsbegründung beziehe sich auf denselben Verstoß gegen § 13 Abs. 3 UAG zur Kennzeichnung des Aufklärungsziels. Für diesen Verstoß bestehe kein Unterschied zwischen Senat und Dritten als Weitergabeadressaten; der Verstoß sei nur im identischen Kreis der Weitergabesubjekte aus dem Bürgerschaftsbereich möglich. Schon nach dem Einsetzungsbeschluss handele es sich sowohl um eine Kollegialenquete betreffend das Parlament als auch um eine Kontrollenquete gegen die Exekutive. Abgesehen davon, dass es verfassungsrechtlich hier nicht auf diese Unterscheidung ankomme, ändere sich diese beiderseitige Blickrichtung durch den Erweiterungsbeschluss nicht. Nach dem Erweiterungsbeschluss sei auch „keine wesentliche Verzögerung des Verfahrens" iSv § 3 Abs. 2 S. 2 UAG „zu erwarten". Während gewisse Verzögerungen für Zusatzfragen hinzunehmen seien, komme es für die Wesentlichkeit einer Verzögerung nicht allein auf die absolute Dauer an, sondern sei diese im Verhältnis zur verbleibenden Dauer der Legislaturperiode abzuwägen. Ob eine wesentliche Verzögerung „nicht zu erwarten sei", könne nur mittels einer Prognose beurteilt werden. Danach komme es auf eine gewisse Wahrscheinlichkeit nach dem gewöhnlichen Verlauf der Dinge und nicht auf nur entfernte Möglichkeiten unter ganz außergewöhnlichen Umständen an. Anders sei das verfassungsrechtliche Mitbestimmungsrecht der Parlamentsmehrheit nicht zu gewährleisten. Angesichts der noch vergleichsweise langen Dauer der restlichen Legislaturperiode bis in das 1. Quartal 2008 könne eine Verzögerung nur wesentlich sein, wenn ein Mehraufwand von mehreren Monaten zu erwarten sei. Gegen eine solche wesentliche Verzögerung spreche die Identität der auf Seiten der Bürgerschaft LVerfGE 17
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und des Senats in Betracht kommenden Zeugen für eine Weitergabe. Das gelte auch für die Herausgabe der erwähnten Pressemitteilung aus der GAL-Fraktion. Im Hinblick auf Protokolkitate in der Presse sei der zusätzliche Personenkreis individualisierbar und überschaubar. Die PUA-Mehrheitsfraktion beabsichtige im Rahmen der Erweiterung lediglich die nochmalige Vernehmung von 2 der 42 ursprünglichen Zeugen (darunter der in der Presse erwähnte Antragsteller zu 5) und zusätzlich die Vernehmung von drei Oppositionsabgeordneten aus dem PUA Feuerbergstraße (in der Presse erwähnte Antragsteller zu 13, 20 und 43). Jedoch sei, wie bereits in der Pressemitteilung vom 30.5.2005 ausgeführt, keine Vernehmung von Journalisten vorgesehen. Das jetzige Vorbringen der Antragsteller widerspreche ihrem Vortrag aus dem vorangegangenen Eilverfahren HVerfG 2/06, dass die möglichen zusätzlichen Zeugenvernehmungen allenfalls wenige Wochen beanspruchen würden. Auf die Spekulation der Antragsteller, dass die Mehrheit die Ausschussarbeit aufgrund des Erweiterungsbeschlusses verschleppen könne, komme es mangels Wahrscheinlichkeitsgehalts nicht an; im Übrigen könne die Minderheit in einem solchen Fall erneut das Verfassungsgericht anrufen. Anhaltspunkte für „Auswirkungen" des Erweiterungsbeschlusses „für die Öffentlichkeit des Verfahrens" iSv § 3 Abs. 2 S. 2 UAG seien nicht ersichtlich. Auf das Kriterium, ob die Erweiterung zur umfassenden und wirklichkeitsgetreuen Sachverhaltsaufklärung notwendig sei, komme es nicht an. Dieses Kriterium sei vom Bundesverfassungsgericht im Fall fehlenden Gesetzesvorbehalts und fehlender spezialgesetzlicher Regelung entwickelt worden. Nur vorsorglich werde ausgeführt, dass auch dieses Kriterium gegeben sei. Der — von den Antragstellern in ihrer Antragsschrift ausgeblendete — Verstoß von Bürgerschaftsangehörigen gegen § 13 Abs. 3 UAG lasse sich nur umfassend und wirklichkeitsgetreu aufklären und bewerten, wenn auch die Protokollweitergabe an Dritte einbezogen werde. Das gelte umso mehr, als die Weitergabe an die Presse mit deren anschließender Veröffentlichung die Effektivität der Untersuchung nicht minder beeinträchtigen könne als die Weitergabe an den Senat. Ebenso wenig sei die vom Bundesverfassungsgericht entwickelte Beweislastregel des „Offen-zu-Tage-Liegens" der Voraussetzungen für die Zulässigkeit der Erweiterung hier maßgeblich. Gleichwohl werde vorsorglich bemerkt, dass diese Einschränkung die Einhaltung der funktionalen Grenzen der Verfassungsgerichtsbarkeit gewährleisten solle, so dass das Verfassungsgericht keine Nachforschungen in tatsächlicher Hinsicht anstellen müsse. Im vorliegenden Fall sei mangels eines Zweifels eine Rechtsanwendung nach § 3 Abs. 2 S. 2 UAG wie dargestellt ohne weitere Sachverhaltsaufklärung möglich. Das Verfassungsgericht hat den PUA Weitergabe mit Beschluss vom 22.8.2006 beigeladen. Der Beigeladene stellt keinen Antrag.
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III. Die Antragsteller haben mit derselben Antragsschrift vom 1.6.2006 einen unter dem Az. HVerfG 2/06 eingetragenen Antrag auf einstweilige Anordnung dahin gestellt, dass der PUA Weitergabe bis zur Entscheidung in der vorliegenden Hauptsache nur den von der Einsetzungsminderheit bestimmten ursprünglichen Untersuchungsauftrag erfüllen darf, d.h. die Informationsweitergabe an den Senat und nicht auch an Dritte. Jenes Eilverfahren ist nach diesbezüglicher Stillhaltezusage der Antragsgegnerin in der mündlichen Verhandlung vom 3.7.2006 übereinstimmend für erledigt erklärt worden. Der beigeladene PUA Weitergabe hat sich bei seiner zwischenzeitlichen Untersuchungstätigkeit (oben I 10) auf den ursprünglichen Untersuchungsauftrag beschränkt. Ergänzend wird Bezug genommen auf die Verhandlungsprotokolle vom 6.10.2006 und HVerfG 2/06 vom 3.7.2006, auf den Beiladungsbeschluss vom 22.8.2006 sowie auf die oben bezeichneten Vorgänge und die damit zusammenhängenden Unterlagen aus dem Eil- und dem vorliegenden Hauptsacheverfahren sowie ferner auf die allgemein veröffentlichten Bürgerschafts-Drucksachen und Plenarprotokolle. Entscheidungsgründe: I. Der Antrag auf Feststellung der Verfassungswidrigkeit des Bürgerschaftsbeschlusses über die Erweiterung des Untersuchungsauftrags für den PUA Weitergabe ist im verfassungsgerichtlichen Organstreitverfahren zulässig (Art. 65 Abs. 3 Nr. 2 HV, § 14 Nr. 2, §§ 39a ff HVerfGG). II. Der Antrag ist jedoch unbegründet. Der Erweiterungsbeschluss verstößt nicht gegen Art. 26 HV. 1. Art. 26 Abs. 1 HV gewährt der Bürgerschafts-Minderheit von einem Viertel der Abgeordneten das Recht auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses und auf Erhebung beantragter Beweise; die Beweise werden in öffentlicher Verhandlung erhoben, soweit der Ausschuss nichts anderes beschließt. Gem. Art. 26 Abs. 3 HV bestimmen das Gesetz und die Geschäftsordnung der Bürgerschaft das Nähere über die Einsetzung, die Befugnisse und das Verfahren von Untersuchungsausschüssen. Insbesondere bei einer Missstands-Enquete dient das Untersuchungsausschuss-Minderheitsrecht der Opposition als wesentliches Instrument zur Kontrolle der Regierung im Spannungsverhältnis gegenüber der sie tragenden ParlaLVerfGE 17
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mentsmehrheit (vgl. Verfassungsgerichtshof NRW v. 17.10.2000 - 16/98 - , OVGE 48, 280, DÖV 2001, 207 f zu C 2 a; v. 7.3.1995 - 3/95 - , DÖV 1995, 728 f; zu PUA-Typen vgl. Wiefelspüt% Das Untersuchungsausschussgesetz, 2003, S. 46 ff; insges. Damd Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg, Kommentar, 2. Aufl., Art. 26 Rn. 1-2). Die Verfassungsvorschrift ist danach sowohl auf Schutz der qualifizierten Minderheit als auch auf Ausgleich gegenüber der fortwirkenden Mehrheitsregel und Gesamtverantwortung des Parlaments angelegt (vgl. BVerfG v. 8.4.2002 — 2 BvE 2/01 - , BVerfGE 105, 197, 222 ff zu C 1; v. 22.12.1992 - 2 BvQ 14/91 u.a. —, BVerfGE 88, 63, 68 ff zu Β II 1; Hermes Das Minderheitsrecht auf eine parlamentarische Untersuchung, in: Däubler-Gmelin/Kinkel/Meyer/Simon (Hrsg.), FS E. G. Mahrenholz, Baden-Baden 1994, S. 349, 356 f). 2. Mit dem Recht auf Einsetzung eines PUA allein ist das Kontrollrecht noch nicht gewährleistet. Seine ungehinderte Ausübung setzt weitere Sicherungen voraus. So muss es vor allem der Minderheit überlassen bleiben, den Gegenstand der von ihr beantragten Untersuchung festzulegen. Dieser Regelungsgehalt des Einsetzungsrechts setzt sich bei der Durchführung der Untersuchung fort. Dies kommt auch in dem Beweiserhebungsrecht der Minderheit gemäß der Verfassungsbestimmung des Art. 26 Abs. 1 S. 3 HV zum Ausdruck (vgl. BVerfG v. 8.4.2002 - 2 BvE 2/01 - , BVerfGE 105, 197, 223 zu C I 1 a; Bayerischer VerfGH v. 19.7.1982 - Vf. 84-IV-82 - , Bay. VerfGHE 35, 82, 88 f zu IV 5; v. 29.7.1981 Vf. 92-IV-80 - , Bay. VerfGHE 34, 119, 123 f zu Β 1 zu Art. 25 Abs. 1 S. 3 HV a.F.; David Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg, Kommentar, 2. Aufl., Art. 26 Rn. 43 mwN). 3. Unter Einbeziehung der obigen Vorgaben entnimmt das Verfassungsgericht dem Art. 26 HV die beiden Kriterien, dass der in einem Minderheitsantrag festgelegte Untersuchungsauftrag gegen den Willen der Antragsteller nur dann erweitert werden kann, wenn dadurch der Kern des Untersuchungsgegenstands nicht berührt wird und wenn eine wesentliche Verzögerung nicht zu erwarten ist. Da es für die vorliegende Entscheidung nicht darauf ankommt, kann offen bleiben, ob bereits aus der Verfassung auch die dritte in § 3 Abs. 2 S. 2 UAG genannte Voraussetzung zu entnehmen ist, dass wesentliche Auswirkungen für die Öffentlichkeit des Verfahrens nicht zu erwarten sind. Die vorstehende Auslegung, die der hamburgische Gesetzgeber auch der Fassung des § 3 Abs. 2 S. 2 UAG zugrunde gelegt hat, rechtfertigen insbesondere folgende Erwägungen: a) Die Voraussetzungen, dass erstens der Kern des Untersuchungsgegenstands nicht berührt wird und dass zweitens eine wesentliche Verzögerung nicht zu erwarten ist, entsprechen den Empfehlungen der Konferenz der Präsidenten der Länderparlamente vom 4.5.1961 (dort zu II 5 S. 1 Buchst, a und b, ZParl. 1972, 433 f) und den anschließend von der Interparlamentarischen ArbeitsgeLVerfGE 17
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meinschaft (IPA) aus Bund und Ländern am 12.11.1968 verabschiedeten IPARegeln und dem entsprechenden Entwurf eines UAG vom 14.5.1969 (§ 2 Abs. 4 S. 2 Buchst, a und b, BT-Drs. V/4209) sowie dem Mustergesetzentwurf der Präsidenten der Länderparlamente von 1972 (§ 3 Abs. 2, ZParl. 1972, 427; vgl. Wiefelspiit^Ozs Untersuchungsausschussgesetz, 2003, S. 90 ff, 94 ff, 100 ff). Die beiden Kriterien des nicht berührten Kerns und der nicht zu erwartenden wesentlichen Verzögerung wurden in den meisten anderen Bundesländern übernommen, sei es durch entsprechende Normierung in der Verfassung (Niedersachsen) oder sei es im jeweiligen UAG (Bayern, Berlin, Brandenburg, Bremen, Rheinland-Pfal2, Saarland, Sachsen-Anhalt, Thüringen), ferner durch auf die IPARegeln verweisende Einsetzungs-Handhabung (Hessen). b) Es stimmt auch mit der Verfassungsentwicklung in Hamburg überein, wenn für die Interpretation des Art. 26 HV auf die beiden eingangs genannten Kriterien abgestellt wird, die in § 3 Abs. 2 S. 2 UAG ihren Niederschlag gefunden haben. Schon seit Jahrzehnten wurden Ergänzungen in Abgrenzung zu verzögernden Erweiterungen als zulässig angesehen (Drexelius/Weber Die Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg vom 6. Juni 1952, Kommentar, 2. Aufl. 1972, Art. 25 a.F. Anm. 4; vgl. Dawd Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg, Kommentar, 1. Aufl. 1988, Art. 25 a.F. Rn. 44 mwN mit Bsp. u. Kritik ggü. Erweiterung mwN; Thieme Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg, Kommentar, 1998, Art. 25 a.F. Anm. 2 Fragenänderung und Konkretisierung ohne Gegenstandsänderung). Sowohl die heutige Fassung von Art. 26 HV als auch die Regelung des Näheren durch § 3 Abs. 2 des UAG beruhen auf der Verfassungsreform vom 29.6.1996 (HmbGVBl. 1996, 129 ff; nebst Umnummerierung v. 26.5.2001; HmbGVBl. 2001, 105 ff) nach vorangegangener Tätigkeit der Enquete-Kommission „Parlamentsreform" (vgl. David Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg, Kommentar, 2. Aufl., Art. 26 Rn. 3, 43 f mwN; Hoog Hamburgs Verfassung, Kommentar, 2004, S. 317, 319 f). Die Enquete-Kommission schlug in ihrem Bericht vom 20.10.1992 vor, das PUA-Verfahren gesetzlich zu regeln. Sie schloss die Erörterung des Für und Wider einer Erweiterung des Untersuchungsauftrags ab mit der Zusammenfassung, dass der Kern des beantragten Untersuchungsgegenstands nicht angetastet werden dürfe und dass die Erweiterung gegen den Willen der antragsberechtigten Minderheit nicht zu einer erheblichen Verzögerung der Untersuchung führen dürfe (Bü-Drs. 14/2600 S. 119 f). Dieser Beurteilung ist die Bürgerschaft in dem UAG gefolgt, das am 21.8.1997 bei nur einer Gegenstimme beschlossen wurde (ausgefertigt am 27.8.1997, HmbGVBl. 1997, 427; Entwurf der Abg. R. Kruse, Prof. Dr. Karpen und Fraktion v. 9.4.1997, Bü-Drs. 15/7251; Plenarprotokoll 15/102 v. 21.8.1997, S. 5270 Α-B; Protokolle des Verfassungsausschusses v. 27.5., 3. und 17.6.1997; Bericht des Verfassungsausschusses v. 27.6.1997, Bü-Drs. 15/7700). LVerfGE 17
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c) Dass dem Art. 26 HV die Kriterien nicht berührter Kern und nicht zu erwartende wesentliche Verzögerung entnommen werden, deckt sich auch mit der entsprechenden Verfassungsauslegung gemäß den IPA-Regeln in den oben zu a genannten anderen Bundesländern. Soweit nicht anders normiert, besteht — wie der Bayerische VerfGH zusammengefasst hat — im deutschen Verfassungsrecht und in der parlamentarischen Praxis weitgehend Ubereinstimmung dahin, dass der in einem Minderheitsantrag bezeichnete Untersuchungsauftrag nur dann erweitert oder ergänzt werden darf, wenn der Kern des ursprünglichen Untersuchungsgegenstandes gewahrt bleibt und dadurch keine wesentliche Verzögerung eintritt (Bayerischer VerfGH v. 29.7.1981 - Vf. 92-IV-80 - , Bay. VerfGHE 34, 119, 123 zu V B 1; h.M. nach Hempfer ZParl 1979, 295, 298 mwN; vgl. Friedrich Der parlamentarische Untersuchungsausschuss, Diss. Mannheim 1990, S. 80 f). d) Nach allem unterscheidet sich die Rechtslage in Hamburg gem. Art. 26 HV unter Abstellen auf die Kriterien des § 3 Abs. 2 UAG von den Regelungen, nach denen der Untersuchungsgegenstand oder -auftrag nur mit Zustimmung der Einsetzungs-Antragsteller geändert werden darf — Bepackungsverbot — (Bund, Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Sachsen) und Ausnahmen streitig sind (ablehnend: Hempfer ZParl 1979, 294, 300; Klein in: Maunz/Dürig, Grundgesetz, Loseblatt-Kommentar, 2006, Art. 44 Rn. 80; Knischmer in: Schmidt-Bleibtreu/Klein, Kommentar zum Grundgesetz, 10. Aufl. 2004, Art. 44 Rn. 15; ψlassend: VerfGH NRW vom 17.10.2000 - 16/98 - , OVGE 48, 280, 285 zu C 2 b; StGH Baden-Württemberg v. 16.4.1977 - 2/76 - , ESVGH 27, 1, 7 f, NJW 1977, 1872, 1873; Pieroth in: Jarass/Pieroth, Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, Kommentar, 8. Aufl. 2006, Art. 44 Rn. 6; ferner Morlok in: Dreier, Grundgesetz, Kommentar, 2. Aufl. 2004, Art. 44 Rn. 37). e) Ebenso unterscheidet sich die hiesige Rechts situation und Verfassungsauslegung von den in der verfassungsgerichtlichen Rechtsprechung behandelten Fällen der gänzlich fehlenden Ausnahmeregelung (vgl. grundlegend RStGH v. 18.6.1927, RGZ 116 Anhang, 45, 53 f; OVG Lüneburg v. 26.4.1954 - II OVG C 1/53 - , OVGE 7, 489, 497 ff). Das Bundesverfassungsgericht hat dazu u.a. ausgeführt, dass Zusatzfragen der Mehrheit gegen den Willen der Einsetzungsminderheit — selbst bei Verzögerung der Ausschussarbeit — zulässig seien, wenn sie nötig seien, um (anstelle eines eingeengten Blickwinkels und einer dadurch verzerrten Darstellung) ein umfassenderes und wirklichkeitsgetreueres Bild eines untersuchten Missstands zu vermitteln. Die Zusatzfragen müssten jedoch denselben Untersuchungsgegenstand betreffen und diesen im Kern unverändert lassen. Diese Voraussetzungen müssten offen zu Tage Hegen (BVerfG v. 2.8.1978 - 2 BvK 1/77 - , BVerfGE 49, 70, 86-88 zu C III 2 und 3).
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Das vom Bundesverfassungsgericht angeführte Kriterium der „nötigen Vermitdung eines umfassenderen und wirklichkeitsgetreueren Bildes" ist auf Kritik gestoßen (unscharf, streitanfállig, I ìempfir ZParl 1979, 295, 299; Flagemann JA 1979, 216 f; Schneider Sitzungsbericht 57. Deutscher Juristentag - DJT - 1988, M 54, 74; Wiefelspüt^Yt-is. Untersuchungsausschussgesetz, 2003, S. 185 mwN); es ist bis heute in keiner Norm übernommen worden. Im Übrigen wird das vom Bundesverfassungsgericht angeführte Kriterium des wirklichkeitsgetreueren Bildes auch dahin verstanden, dass es — im Sinne der in jenem Urteil nachfolgenden Einschränkung — konkret bedeutet, dass die Ergänzungsfragen zumindest denselben Untersuchungsgegenstand betreffen und diesen im Kern unverändert lassen müssen (Damkomki (Hrsg.), Der parlamentarische Untersuchungsausschuss, 1987, S. 28). 4. Das danach gem. Art. 26 Abs. 1 HV zu prüfende erste Kriterium, dass der Kern des Untersuchungsgegenstands nicht berührt wird, ist im Fall des vorliegenden Erweiterungsbeschlusses erfüllt. Die beantragte Erweiterung des Untersuchungsauftrags lässt den Kern des von der Einseteungsminderheit bestimmten Untersuchungsgegenstands unberührt. Dabei sind im Streitfall unter dem Begriff Kern mit Rücksicht auf die unterschiedlichen Blickwinkel zwei Teile zu verstehen, einfacher ausgedrückt zwei Kerne. a) aa) Für die Bestimmung des Untersuchungskerns ist auszugehen von der Bezeichnung des Untersuchungsgegenstands im Einsetzungsbeschluss (§ 2 Abs. 1 UAG) und ergänzend von dem im Einsetzungsantrag und -beschluss hinreichend bestimmt festzulegenden Untersuchungsauftrag (§ 3 Abs. 1 UAG). Die Bestimmung des Kerns setzt dementsprechend diese Bestimmtheit des EinsetzungsUntersuchungsgegenstands voraus (vgl. Bayerischer VerfGH v. 27.6.1977 — Vf. 31-IV-77 - , Bay. VerfGHE 30, 48, 59 f zu VI A 2 a; StGH Baden-Württemberg v. 16.4.1977 - 2/76 - , ESVGH 27, 1, 9, NJW 1977, 1872, 1873; Hilf NVwZ 1987, 537, 539 mwN; J«d?/BayVBl 2002, 97,102). bb) Eine Rundum-Aufklärung eines Vorgangs ohne Benennung natürlicher Personen ist denkbar bei Eingrenzung auf einen körperschaftlichen Bereich bzw. auf juristische Personen (vgl. Verfassungsgericht Brandenburg v. 16.10.2003 — 95/02 - , LKV 2004, 177 zu Β II 1 b) oder auf eine bestimmte Legislaturperiode oder Regierung. Auf terminologische Unterscheidungen zwischen administrativen, legislativen oder anderen Enquete-Typen kommt es nicht an; verschiedene Missstands- oder Sachstandsaspekte können miteinander verbunden werden (vgl. StGH Baden-Württemberg v. 13.8.1991 - 1/91 - , ESVGH 42, 7, NVwZ-RR 1992, 593, 595 ff; Bayerischer VerfGH v. 27.11.1985 - Vf. 67-IV 85 - , Bay. VerfGHE 38, 165, 175 zu V A 1; HilfNVwZ 1987, 537, 538; zur Kontroll-, Kollegial- und Missstandsenquete Wiefelspüt^ Das Untersuchungsausschussgesetz, 2003, S. 46 ff).
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cc) Aus dem Einsetzungsantrag und -beschluss kann sich ergeben, dass der Untersuchungsgegenstand zwei Kerne hat bzw. aus zwei untersuchungsfähigen Teilen besteht, die für die anschließende Beurteilung von Erweiterungen nicht im Verhältnis zueinander gewichtet werden müssen, sondern trotz unterschiedlichen Gewichts nebeneinander auch einzeln für die Anknüpfung einer Erweiterung in Betracht kommen (vgl. OVG Lüneburg v. 26.4.1954 - II OVG C 1/53 - , OVGE 7, 489, 490 f, 498 ff). Bei diesen Kernen oder Teilen kann es sich um die bei der Einsetzung verbundenen Missstands- oder Sachstandsaspekte handeln, so bei einer Kontrollenquete mit Blick auf die Exekutive verbunden mit einer Kollegialoder legislativen Enquete mit Blick auf das Parlament (vgl. Rspr. oben bb mwN). b) aa) Eine Erweiterung des Untersuchungsauftrags berührt den Kern des Untersuchungsgegenstands, wenn sich dadurch das Untersuchungsthema sachlich verschiebt (vgl. Niedersächsischer StGH v. 16.1.1986 - 1/85 - , Nds. StGHE 3, 1, DÖV 1986, 336 zu Β II 1 mwN; BVerfG v. 2.8.1978 - 2 BvK 1/77 - , BVerfGE 49, 70, 88 f zu C IV) oder wenn das Untersuchungsziel gar in sein Gegenteil verkehrt wird (vgl. Bayerischer VerfGH v. 27.6.1977 - Vf. 31-IV-77 - , Bay. VerfGHE 30, 48, 49). Die Erweiterung darf nicht die Richtung der Untersuchung umbiegen auf Vorgänge aus anderen Zeiträumen oder unter anderer Verantwortung (vgl. Pofalla DÖV 2004, 335, 340), insbesondere auf ähnliche Missstände in früheren Legislaturperioden unter der Regierungsverantwortung der jetzigen Oppositionsminderheit (unzulässiger Gegenangriff, vgl. OVG Lüneburg v. 26.4.1954 - II OVG C 1/53 - , OVGE 7, 489, 503 ff; RStGH v. 18.6.1927, RGZ 116 Anhang, 45, 54 ff). bb) Nicht berührt wird der Kern dagegen durch eine Erweiterung im Bereich desselben untersuchten Missstands unter derselben Organverantwortung in derselben Legislaturperiode, auch wenn die Erweiterung sich nur auf einen von zwei untersuchten Missständen oder Kernen bzw. Teilen des Untersuchungsgegenstands bezieht. Der betreffende Kern wird nicht berührt, wenn untersucht wird, ob oder warum bei demselben Untersuchungskomplex desselben Zeitraums über die von der Einsetzungsminderheit getroffene Auswahl hinaus noch weitere Fragen oder Personen in die Untersuchung einbezogen werden (zulässige Verteidigung, vgl. OVG Lüneburg v. 26.4.1954 - II OVG C 1/53 - , OVGE 7, 489, 503; iJidemann JA 1979, 959, 965; ferner StGH Baden-Württemberg v. 13.8.1991 1/91 - , ESVGH 42, 7, NVwZ-RR 1992, 593, 595 ff). Dabei ist die Erweiterung des Untersuchungsauftrags ebenso wie bei der Einsetzung konkret zu bestimmen (oben a aa; vgl. StGH Baden-Württemberg v. 16.4.1977 - 2/76 - , ESVGH 27, 1, 10 ff). c) Nach den vorstehenden Vorgaben ergibt sich Folgendes: Gemäß dem vorliegenden Einsetzungsantrag und -beschluss (Bü-Drs. 18/3989, oben A I 3) ist im PUA Weitergabe die „Weitergabe von vertraulichen Dokumenten" des PUA Feuerbergstraße zu untersuchen bzw. der „Umgang mit den vertraulichen UnterLVerfGE 17
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lagen" aufzuklären. Als „vertrauliche Dokumente" werden insbesondere die Sitzungsprotokolle des PUA Feuerbergstraße genannt. Dieser Untersuchungsgegenstand und -auftrag richtet den Blick in zwei Richtungen; er enthält damit, ohne dass es auf eine Gleichgewichtigkeit ankommt (oben a cc), zwei Teile oder Kerne: aa) Chronologisch begonnen mit der Herkunft der weitergegebenen Unterlagen geht es in der Einsetzungs-Drucksache zum einen darum, dass diese Dokumente unter Verstoß gegen Bestimmungen des UAG (Antragsbegründung) aus dem bürgerschaftlichen Bereich der „PUA-Mitarbeiter, Abgeordneten, Abgeordneten- oder Fraktionsmitarbeiter ..." hinausgelangt sind (Einsetzungsbeschluss). Dies wird „im Zusammenhang mit der Aufklärung des Umgangs mit den vertraulichen Unterlagen" durch die den Untersuchungsauftrag „insbesondere" kennzeichnenden Fragen verdeutlicht: a) „...von wem und auf welchem Wege ...?" c) Wurde hierbei auf Seiten ... der Bürgerschaft gegen Rechtsvorschriften oder Dienstanweisungen verstoßen? d) Welche Vorkehrungen sollten getroffen werden, um die Vertraulichkeit von PUA-Dokumenten in Zukunft besser zu schützen?" Wie insbesondere nach dem Wordaut der Fragen c und d offen zu Tage liegt, betrifft dieser eine Teil oder Kern der Untersuchung den Umgang mit den Unterlagen des PUA Feuerbergstraße im legislativen oder kollegialen Bereich der Bürgerschaft mit der Weitergabe von dort heraus unter Verstoß gegen das UAG. bb) Im Sachverhalt chronologisch anschließend geht es zum anderen darum, dass die Unterlagen oder Sitzungsprotokolle „an den Senat weitergegeben" (Uberschrift) oder „... in den Bereich des Senats gelangt sind. Nach ... Verlautbarungen ... hat die Senatskanzlei — auch vor dem Hintergrund entsprechender Anforderungen ... — die Vernehmungsprotokolle ... erhalten und an beteiligte Behörden ... weitergeleitet. Um die Aufklärung ... nicht zu gefährden, dürfen insbesondere potentielle Zeugen, d.h. also Behördenleitung und -mitarbeiter ... prinzipiell keinen Zugang zu Protokollen und anderen Unterlagen eines Untersuchungsausschusses erhalten. ..." (Anttagsbegründung). Der PUA Weitergabe hat „die Weitergabe ... an den Senat (einschließlich Behörden ...) und den weiteren Umgang hiermit im Senat und in den Fachbehörden ... zu überprüfen. Dies schließt Aktivitäten des Senats ... im Zusammenhang mit der Aufklärung des Umgangs mit den vertraulichen Unterlagen ein" (Einsetzungsbeschluss). Kennzeichnend sind die „insbesondere" zu klärenden Fragen: ,,a) Wer hat ... mit welchem Ziel auf Seiten des Senats ... angefordert oder erlangt oder weitergegeben? b) Wer hat auf Seiten des Senats was ... unternommen und zu welchem Zweck? c) Wurde hierbei auf Seiten des Senats ... gegen ... Dienstanweisungen verstoßen?" Dieser andere Teil oder Kern der Untersuchung betrifft den Umgang mit Informationen aus denselben Unterlagen oder Protokollen des PUA Feuerbergstraße in dem vom Parlament zu kontrollierenden administrativen Bereich des Senats und der Behörden. Dazu gehören auch Anforderung, mittelbare oder weiLVerfGE 17
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tere Weitergabe nach Erhalt sowie eventuelle Kenntnisnahme oder Nutzung zur Vorbereitung durch potentielle Zeugen des PUA Feuerbergstraße. d) Ausgehend von diesen beiden Kernen oder Teilen des von der Einsetzungsminderheit bestimmten Untersuchungsgegenstands und -auftrags im Streitfall berührt der Erweiterungsbeschluss nicht den Kern. Für die Erweiterung ist es nicht erforderlich, dass sie sich auf beide bisherigen Teile (einschließlich des Umgangs im Senat) bezieht, sondern genügt es, dass der Kern der Erweiterung identisch ist mit einem Kern des Einsetzungsbeschlusses (oben a cc; hier Umgang in der Bürgerschaft). Der mit dem Einsetzungsantrag und -beschluss in verschiedenen Teilen wortgleiche Erweiterungsantrag und -beschluss unterscheidet sich nach der „Weitergabe an den Senat" durch den Zusatz „und an Dritte" (Überschrift und Einsetzungsbeschluss). „Des Weiteren gelangten offenbar vertrauliche Dokumente des PUA an Dritte. So wurde in der Presse wiederholt aus Akten und Vermerken des PUA zitiert; eine Pressemitteilung der GAL enthielt sogar wörtliche Zitate aus den Akten des PUA" (Antragsbegründung). „Insbesondere" ist die Frage zu klären: „Welche PUA-Mitarbeiter ..., Abgeordneten, Abgeordneten- oder Fraktionsmitarbeiter ... haben i) an wen und auf welchem Wege ii) auf wessen Veranlassung und iii) mit welchem Ziel vertrauliche Unterlagen ... an Dritte weitergeleitet?" Diese Erweiterung betrifft ebenfalls den Umgang mit den Unterlagen des PUA Feuerbergstraße in dessen und der Bürgerschaft Verantwortungsbereich — mit der Frage der Weitergabe unter Verstoß gegen das UAG. Es handelt sich nicht um eine sachliche Verschiebung oder einen unzulässigen Gegenangriff (oben b aa), sondern um eine zulässige Verteidigung durch Einbeziehung weiterer Fragen oder Personen bei demselben Untersuchungskomplex desselben Zeitraums unter derselben Organverantwortung (oben b bb). Insbesondere hat der Erweiterungsbeschluss im Unterschied zum Einsetzungsbeschluss neben der Weitergabe aus der Bürgerschaft keinen zweiten Kern. Die Erweiterung des Untersuchungsauftrags erstreckt sich nicht auf den Umgang mit den Unterlagen auf Seiten „Dritter" bzw. der damit angesprochenen „Presse". Nach deren Umgang mit den Unterlagen ist nicht gefragt. Somit wird der bisherige Kern des Untersuchungsgegenstands nicht berührt, weil der Kern der Erweiterung mit einem der beiden von der Einsetzungsminderheit bestimmten Kerne oder Teile identisch ist. Dieses Ergebnis widerspricht nicht dem vom Bundesverfassungsgericht angeführten Kriterium der Vermittlung eines umfassenderen und wirklichkeitsgetreueren Bilds (oben 3 d, f). Durch die Erweiterung wird die umfassendere Aufklärung sichergestellt. Die Erfüllung des Kriteriums des unberührten identischen Kerns liegt nach dem Beschlusswortlaut des ursprünglichen Untersuchungsauftrags offen zu Tage; dies ergibt sich insbesondere aus den dortigen Fragen nach Verstößen auf Seiten der Bürgerschaft gegen Rechtsvorschriften und nach Vorkehrungen zum besseren Schutz der VerLVerfGE 17
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traulichkeit von PUA-Dokumenten (Frage c zweite Alternative und Frage d, oben c aa und A I 3). e) Das Ergebnis, dass der Kern nicht berührt wird, wird zusätzlich gestützt durch die Möglichkeit, dass vertrauliche Informationen oder Protokollinhalte durch Dritte (z.B. Journalisten) zur Kenntnis des Senats gelangt sein können. Insoweit kann dem PUA Feuerbergstraße auch dadurch eine Kontrollmöglichkeit erschwert oder aus der Hand genommen worden sein. 5. Ebenfalls ist die zweite Voraussetzung des Art. 26 Abs. 1 HV in der gefundenen Auslegung erfüllt, dass nämlich durch die Erweiterung eine wesentliche Verzögerung des Verfahrens nicht erwarten ist. a) Die Wesentlichkeit der mit der Erweiterung verbundenen Verzögerung ist im Spannungsverhältnis und unter Abwägung der unterschiedlichen Interessen von Einsetzungsminderheit und Mehrheit zu beurteilen. Eine zeitlich begrenzte Behinderung der Kontrollfunktion der oppositionellen Minderheit ist hinnehmbar (vgl. insoweit BVerfG v. 10.10.2002 - 2 BvK 1/01 - , BVerfGE 106, 51, 62), und zwar im Interesse der umfassenderen Aufklärung desselben Untersuchungsgegenstands (oben 4 d; vgl. insoweit BVerfG v. 2.8.1978 - 2 BvK 1 /77 - , BVerfGE 49, 70, 87 f zu CHI 3). Neben der für die Abarbeitung des Minderheits-Untersuchungsauftrags einerseits und für die Erweiterung andererseits veranschlagten Zeit ist insbesondere das Verhältnis zur Restdauer der Legislaturperiode zu berücksichtigen, damit der Ausschuss nicht der Diskontinuität zum Opfer fällt (vgl. BVerfG v. 8.7.1997 — 2 BvE 1/97 - , BVerfGE 96, 223, 230; StGH Baden-Württemberg v. 16.4.1977 2/76 - , ESVGH 27, 1, 13). Der PUA soll auch nicht soweit unter Zeitdruck geraten, dass er seine Aufgaben nicht mehr sachgerecht erfüllen kann (vgl. BVerfG v. 8.4.2002 - 2 BvE 2/01 - , BVerfGE 105, 197, 234; VerfGH NRW v. 7.3.1995 3/95 - , DÖV 1995, 728 a.E.; BayVBl 2002, 97, 104). Bei dieser Beurteilung hat das Verfassungsgericht das zeitliche Dispositionsrecht des Parlaments als Staatsorgan im Hinblick auf Tagungsende, Ferien oder Wahlkampf zu respektieren (vgl. Bayerischer VerfGH v. 3.8.1994 - Vf. 85-IVa-94 - , Bay. VerfGE 47, 178, 183; v. 19.7.1982 - Vf. 84 IV/82 - , Bay. VerfGE 35, 82, 89). b) Ob eine wesentliche Verzögerung zu erwarten ist, lässt sich nur im Prognosewege schätzen. Diese nach Auslegung von Art. 26 HV unter Berücksichtigung von § 3 Abs. 2 S. 2 UAG in Hamburg bestehende Prognosepflicht führt ungeachtet anderweitiger Verfassungs- und Gesetzeslage und früherer Verfassungsrechtsprechung (oben 3 d-e) dazu, dass hier die Gefahr einer wesentlichen Verzögerung im Schätzungswege zu beurteilen ist und dabei — zur Vermeidung einer Sinnendeerung - nicht jede denkbare Verzögerung die Erweiterung hindert. Die einer Prognose naturgemäß innewohnende Unsicherheit bringt u.U. unerwartete spätere Abkürzungen einerseits und Verzögerungen andererseits mit sich. LVerfGE 17
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c) Die Prognose der Untersuchungsdauer ohne und mit Erweiterung kann nicht allein anhand des rechnerischen Verhältnisses benannter oder denkbarer Beweismittel beurteilt werden, sondern richtet sich in der Gesamtschau u.a. — nach der Untersuchungstiefe (Umfang und Bedeutung des jeweiligen Vorgangs oder der Mitwirkung einer Person?), — nach der Untersuchungsbreite (Wie viele Vorgänge und Personen aus welchen Bereichen? vgl. StGH Baden-Württemberg v. 16.4.1977 - 2/76 - , ESVGH 27,1,10) sowie — nach dem zu untersuchenden Zeitraum (Welche Legislaturperioden oder Amts2eiten?). d) Das Ausmaß der Vertiefung kann davon abhängen, inwieweit das Interesse der Abgeordneten und der Öffentlichkeit fortbesteht, zunimmt oder abnimmt. Untersuchungsinteresse und Untersuchungsbedarf können sich möglicherweise verringern, soweit die zu untersuchenden Sachverhalte inzwischen anderweitig geklärt oder gewürdigt worden sind, zum Beispiel durch Behandlung in Anfragen, im Plenum oder in anderen Ausschüssen des Parlaments oder in justitiellen Verfahren. e) Wenn während eines verfassungsgerichtlichen Streits über die Zulässigkeit der Erweiterung vorläufig nur der Einsetzungs-Untersuchungsauftrag ausgeführt wird, kann für die zeitliche Prognose der zwischenzeitliche Fortschritt der Untersuchung und der (evtl. alternativen) Ausschussplanungen berücksichtigt werden (vgl. HVerfG v. 1.3.1995 - HVerfG 2/95 - , LVerfGE 3,191, 193). f) Ebenso wie einerseits das Interesse einer Ausschussmehrheit an Abkürzung der Untersuchung in genügendem Abstand zu Neuwahlen ist andererseits auch das Risiko einer missbräuchlichen Verzögerung bis hin zur Diskontinuität nicht von vornherein auszuschließen (Bsp. Hermes Das Minderheitsrecht auf eine parlamentarische Untersuchung, in: Däubler-Gmelin/Kinkel/Meyer/Simon (Hrsg.), FS E. G. Mahrenholz, Baden-Baden 1994, S. 349, 351 f; Wiefelspätç NJ 2002, 398, 399). Dies hindert jedoch nicht die gemäß Verfassungsauslegung in Hamburg bestehende Pflicht zur Prognose (oben b), ob oder dass eine wesentliche Verzögerung des Verfahrens nicht zu erwarten ist. Bei einem nur theoretischen Risiko einer missbräuchlichen Verzögerungstaktik ist diese nicht zu erwarten. Im Übrigen ist auch das Beweiserhebungsrecht der Minderheit im PUA verfassungsrechtlich gesichert (Art. 26 Abs. 1 S. 3 HV; vgl. HVerfG v. 26.4.1988 HVerfG 1/88 - , HmbJVBl 1988, 106, 109 f). Die Opposition braucht nicht tatenlos zuzusehen, wenn durch eine verfassungswidrige Ablehnung ihrer Anträge oder durch Mehrheitsmissbrauch der Zweck der Untersuchung in Gefahr gerät; dem Mehrheitsmissbrauch kann durch Anrufung des Verfassungsgerichts begegnet werden.
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g) Im Streitfall kommt das Verfassungsgericht unter Einbeziehung der vorgenannten Gesichtspunkte zu der Prognose, dass eine wesentliche Verzögerung durch den Erweiterungsbeschluss nicht zu erwarten ist. aa) Bei dieser Prognose geht das Verfassungsgericht zunächst vom zwischenzeitlichen Fortschritt der Untersuchung und Stand der Planung (oben e) des beigeladenen PUA Weitergabe aus. Danach sind von den zum bisherigen Untersuchungsauftrag benannten 42 Zeugen in den vier Sitzungen seit der Sommerpause neun gehört worden und sind in 2006 noch drei bis vier Sitzungen vorgesehen und für 2007 vorsorglich 20 Termine reserviert (oben A I 10). bb) Weiter geht das Verfassungsgericht nach dem letzten Vorbringen der Antragsgegnerin davon aus, dass die Mehrheitsfraktion im beigeladenen PUA für die Erweiterung nur die Vernehmung von drei zusätzlichen Zeugen sowie die nochmalige Vernehmung von zwei bereits gehörten Zeugen aus dem Bereich der Bürgerschaft beabsichtigt und nicht die Ladung von Dritten, etwa aus dem Bereich der Medien (oben A II). Dieser — insoweit nicht näher bestrittene — Vortrag wird gestützt durch die bereits vom 30.5.2006 datierende Pressemitteilung des Obmanns der PUA-Mehrheitsfraktion (oben A I 8). Es erscheint glaubhaft, dass wegen der Weitergabe von Informationen an Dritte nach jetziger Planung im Wesentlichen nur die vier in der Presse mit Zitaten erwähnten seinerzeitigen Oppositionsabgeordneten des PUA Feuerbergstraße gehört werden sollen sowie eine Mitarbeiterin der Bürgerschaftskanzlei wegen eines Kontakts mit einem dieser drei Abgeordneten. Ebenso wie bei den Planungen nach dem ursprünglichen Untersuchungsauftrag bestehen auch bei der Erweiterung keine konkreten Anhaltspunkte dafür, dass über die von der einen oder anderen Seite genannten Zeugen hinaus weitere gehört werden sollen, auch keine weiteren Mitglieder oder AbgeordnetenVertreter des PUA Feuerbergstraße oder weitere Mitarbeiter der Bürgerschaftskanzlei, des Arbeitsstabs oder der Fraktionen. Dass der Umgang mit den Informationen durch die Medien nicht näher untersucht werden soll, entspricht dem begrenzten Inhalt der Erweiterung (oben 4 d) und der Offenkundigkeit der Medienveröffentlichungen. Selbst wenn Medienmitarbeiter daneben zur Herkunft ihrer Informationen befragt werden sollten, könnten sie sich auf das Zeugnisverweigerungsrecht gem. § 21 Abs. 2 UAG iVm § 53 Abs. 1 Nr. 5 StPO berufen. cc) Die auf dem bisherigen Untersuchungsfortschritt aufbauenden und vorstehend gegenübergestellten Planungen für den bisherigen Untersuchungsauftrag sowie für die Erweiterung lassen mit den in 2006 vorgesehenen und in 2007 reservierten Terminen nach Einschätzung des Verfassungsgerichts noch genügend Raum für den Abschluss der Untersuchung nebst Berichtsabfassung vor den Neuwahlen (oben A I 10). Dabei sind eventuelle Reserven durch Zusatztermine einschließlich Sommerpause 2007 noch ebenso wenig berücksichtigt wie die die größere zeitliche LVerfGE 17
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Flexibilität bei der Vernehmung der für die Erweiterung benannten Zeugen aus dem eigenen Bereich des Parlaments, die möglicherweise sogar kurzfristig bei Ausfall anderer Zeugen eingeschoben werden können. Die Gegenüberstellung der Beweisaufnahme- und Zeitplanungen und der Restdauer der Legislaturperiode spricht nach Einschätzung des Verfassungsgerichts dafür, dass durch die Erweiterung keine wesentliche, sondern allenfalls eine unbedeutende Verzögerung zu erwarten ist. dd) Diese Prognose liegt offen zu Tage. Sie wird in der Gesamtschau bestätigt bei Berücksichtigung der Untersuchungstiefe und -breite in inhaltlicher Hinsicht und mit Blick auf den zu untersuchenden Zeitraum (oben c-d). Der für die Erweiterung interessierende Teil oder Kern der Untersuchung betrifft den Umgang mit den Unterlagen aus dem PUA Feuerbergstraße im Bereich der Bürgerschaft, mit möglichen Verstößen gegen die Regelungen zum Protokoll-Verteilerkreis in § 13 Abs. 3 UAG und zur Verschwiegenheitspflicht bei nicht öffentlichen Vorgängen gem. Art. 26 Abs. 6 HV, § 29 UAG (oben 4 c aa, d). Dabei handelt es sich um Fragen zu Geschehensabläufen, die im Beweisfall für die in parlamentarischen Angelegenheiten sachkundigen PUA-Abgeordneten nachvollziehbar sind und insgesamt überschaubar bleiben. Das gilt — für den insoweit allein zu untersuchenden Bereich der Bürgerschaft — unabhängig von der Erweiterung des Weitergabe-Sachverhalts auf Dritte. Danach erscheint die bisherige Beweisaufnahmeplanung (oben aa — cc) durchführbar. Vom zu untersuchenden Lebenssachverhalt her geht es um die Protokolle und Unterlagen sowie Personen aus demselben PUA und um identische Mitarbeiter aus dem Bürgerschaftsbereich. Weder handelt es sich um eine Erweiterung auf andere Ausschüsse oder Gremien noch um eine Erweiterung des zu untersuchenden Zeitraums. ee) An diesem Gesamtschau-Ergebnis ändert sich nichts durch mögliche Interessen der Mehrheit an einer Abkürzung oder Verzögerung der Untersuchung (oben f). Konkrete Anhaltspunkte dafür, dass eine wesentliche Verzögerung zu erwarten ist, sind weder vorgetragen noch aufgrund des zwischenzeitlichen Verlaufs (oben e, g aa; A I 10) ersichtlich. ff) Nach dem vorstehenden Gesamtschauergebnis, dass keine wesentliche Verzögerung zu erwarten ist, kann dahinstehen, ob sich bei der weiteren Untersuchung Abkürzungen dadurch ergeben können (oben d), dass zahlreiche Fragen (des gesamten Untersuchungsauftrags) bereits in mindestens 33 kleinen Anfragen aufgelistet und öffentlich beantwortet worden sind, und zwar einschließlich Sonderermittlungs-Vorgängen und Ergebnissen strafrechtlicher Ermittlungen (oben A I 2 b, 11). Entsprechendes gilt für die bisherige politische Aufarbeitung in Exekutive, Bürgerschaftsplenum und Medien (oben A I 2 c, d, 3 ff, 11). So kommt es hier auch nicht mehr auf die Frage an, inwieweit sich das Untersuchungsinteresse an zweck- oder vorschriftswidrig (§17 Abs. 3 UAG) weitergeleiteten Protokollen öffentlicher Sitzungen relativieren könnte durch selbst erstellte Berichte anwesenLVerfGE 17
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der Journalisten oder Verwaltungsangehöriger (Art. 26 Abs. 1 S. 2, Abs. 3, Abs. 6, Art. 23 Abs. 1 S. 2 HV, § 11 Abs. 1, Abs. 5 UAG; zum Zutrittsrecht letzterer vgl. Bräcklein Tnvcstigativcr Parlamentarismus, S. 86 mwN; Wiefelspüt% Das Untersuchungsausschussgesetz, 2003, S. 203). 6. Das Verfassungsgericht lässt für den vorliegenden Organstreit dahinstehen, ob Art. 26 HV über die genannten Kriterien für die Zulässigkeit der Erweiterung hinaus auch die dritte und letzte in § 3 Abs. 2 S. 2 UAG geregelte Voraussetzung fordert, dass durch die Erweiterung wesentliche Auswirkungen für die Öffentlichkeit des Verfahrens nicht erwarten sind. Diese Voraussetzung steht dem vorliegenden Erweiterungsbeschluss schon deswegen nicht entgegen, weil Anhaltspunkte für eine derartige negative Prognose von keiner Seite vorgetragen und auch sonst nicht ersichtlich sind. Aus dem Erweiterungsbeschluss ergibt sich kein Hinweis auf Offentlichkeitsbeschränkungen des beigeladenen PUA Weitergabe. III. Eine Kostenentscheidung ist nicht zu treffen, da gem. § 66 HVerfGG im Verfahren vor dem Verfassungsgericht keine Kosten erhoben werden und weil auch eine Auslagenerstattung, wie sie für einige besondere Verfahrensarten vorgesehen ist, hier nicht in Betracht kommt. Die Entscheidung ist mit 7 zu 2 Stimmen ergangen.
Sondervotum der Richterinnen Wirth-Vonbrunn und v. Paczensky Das Urteil können wir nicht mittragen. Der Erweiterungsbeschluss verletzt die durch Art. 26 der Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg (HV) geschützten Minderheitsrechte der Antragsteller. Deshalb wäre dem Antrag auf Feststellung der Verfassungswidrigkeit des Erweiterungsbeschlusses stattzugeben gewesen. 1. Nach Art. 26 HV hat die Bürgerschaft das Recht und auf Antrag eines Viertels der Abgeordneten die Pflicht, Untersuchungsausschüsse einzusetzen. Das Schwergewicht solcher Untersuchungen liegt einerseits in der parlamentarischen Kontrolle der Regierung und Verwaltung, insbesondere in der Aufklärung von in den Verantwortungsbereich der Regierung fallenden Vorgängen, die auf Missstände hinweisen (vgl. BVerfG v. 2.8.1978 - 2 BvK 1/77 - , BVerfGE 49, 70, 85; v. 20.6.1967 - 2 BvL 10/64 - , BVerfGE 22, 106, 111; v. 27.4.1959 - 2 BvF 2/58 —, BVerfGE 9, 268, 279). Im parlamentarischen Regierungssystem überwacht andererseits in erster Linie nicht die Mehrheit die von ihr getragene Regierung, sonLVerfGE 17
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dem diese Aufgabe wird vorwiegend von der Opposition — und damit in der Regel von einer Minderheit — vorgenommen. Soll deshalb die parlamentarische Kontrolle noch ihren Sinn erfüllen, darf das durch die Verfassung garantierte Recht der Minderheit auf Einsatz eines Untersuchungsausschusses nicht durch Mehrheitsbeschluss gegen den Willen der Minderheit ausgehöhlt oder unterlaufen werden. Dem trägt Art. 26 Abs. 1 S. 1 HV Rechnung. Der Auffassung der Senatsmehrheit, dass bereits Art. 26 HV zu entnehmen ist, dass der in einem Minderheitsantrag festgelegte Untersuchungsauftrag gegen den Willen der Antragsteller nur dann erweitert werden darf, wenn dadurch der Kern des Untersuchungsgegenstandes nicht berührt wird und eine wesentliche Verzögerung nicht zu besorgen ist, stimmen wir zu. Darüber hinaus muss offen zu Tage treten, dass diese Voraussetzungen gegeben sind (vgl. BVerfGE 49, 70, 88).
2. Die Bestimmung des Kerns eines Untersuchungsauftrags muss unter Beachtung der verfassungsrechtlichen Gewährleistungen des Art. 26 Abs. 1 HV erfolgen. Art. 26 Abs. 1 HV, der der Minderheit ein wirksames Kontrollinstrument an die Hand gibt, verbietet es, den von der Minderheit bestimmten eindeutigen Untersuchungsauftrag im Kern zu verwässern. Dagegen zielt der Erweiterungsbeschluss entgegen der Auffassung der Senatsmehrheit eindeutig auf eine Veränderung des Kerns des Untersuchungsgegenstandes. Darüber hinaus ist auch nicht auszuschließen, dass eine wesentliche zeitliche Verzögerung zu besorgen ist. a) Auf Antrag der Antragsteller hat die Bürgerschaft den Untersuchungsgegenstand durch den Beschluss vom 12.4.2006 in zulässiger Weise auf die Untersuchung der Weitergabe von vertraulichen Dokumenten des PUA „Geschlossene Unterbringung Feuerbergstraße" an den Senat und den weiteren Umgang hiermit auf Seiten des Senats begrenzt. Dies beschreibt klar und eindeutig den Kern des Untersuchungsgegenstandes. Die von der Senatsmehrheit vorgenommene Aufspaltung dieses Kerns in zwei Kerne bzw. zwei Kernteile findet keine verfassungsrechtliche Stütze und ist mit Art. 26 HV nicht vereinbar. Der Untersuchungsauftrag der Antragsteller ist die Weiterleitung vertraulicher Unterlagen an den Senat und ihre Verwendung durch den Senat. Es geht den Antragstellern dabei um die Aufklärung, ob der Senat die Arbeit des PUA „Geschlossene Unterbringung Feuerbergstraße" behindert hat, ob Zeugen Gelegenheit hatten, sich abzusprechen und dadurch die Aufklärung verhindert worden ist, und ob die Aussagen der Senatsvertreter abgesprochen waren. Dabei handelt es sich um eine typische Kontrollenquete, mit der das Handeln von Regierung und Verwaltung überprüft werden soll. Demgegenüber zielt der Erweiterungsbeschluss auf einen anderen Gegenstand. Mit der Einbeziehung Dritter in den Untersuchungsgegenstand wird das Verhalten der Ausschussmitglieder und deren Mitarbeiter in das Zentrum der Untersuchung gerückt, dabei geht es um eine typische Kollegialenquete, die auf LVerfGE 17
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die Aufklärung von Vorgängen innerhalb des Parlaments einschließlich des Verhaltens von Parlamentariern gerichtet ist. Der Erweiterungsbeschluss weitet damit den Untersuchungsgegenstand soweit aus, dass es sich nicht mehr um eine zulässige Verteidigung handelt (vgl. dazu OVG Lüneburg v. 26.4.1954 - II OVG C 1/53 —, OVGE 489, 503), sondern um einen unzulässigen Gegenangriff der Mehrheitsfraktion, der die Blickrichtung wechselt und das Untersuchungsthema sachlich verschiebt. Dadurch wird nicht nur der Kern des ursprünglichen Untersuchungsgegenstandes berührt, vielmehr geht der Erweiterungsbeschluss weit darüber hinaus. Damit verletzt er jedoch das in Art. 26 HV verankerte Recht der Antragsteller, den Gegenstand der von ihr beantragten Untersuchung festzulegen. Soweit die Senatsmehrheit ihr Ergebnis, dass durch die Erweiterung der Kern der Untersuchung nicht berührt wird, auf die Möglichkeit stützt, dass vertrauliche Informationen oder Protokollinhalte auch durch Dritte zur Kenntnis des Senats gelangt sein könnten, beruht dies auf einer Spekulation, die nicht geeignet ist, zur Auslegung von Art. 26 HV herangezogen zu werden. b) Darüber hinaus ist auch nicht auszuschließen, dass durch die Erweiterung eine wesentliche zeitliche Verzögerung zu besorgen ist. aa) Zwar ist durch Zusatzfragen, die im Interesse der umfassenderen Aufklärung desselben Untersuchungsgegenstandes gestellt werden, eine zeitlich begrenzte Behinderung der Kontrollfunktion der oppositionellen Minderheit hinnehmbar (vgl. BVerfG v. 10.10.2002 - 2 BvR 1/01 - , BVerfGE 106, 51, 62); jedoch ist andererseits die erforderliche Zeit zur Erledigung des Untersuchungsauftrages im Verhältnis zur Restdauer der Legislaturperiode zu berücksichtigen, um der Gefahr zu begegnen, dass der Ausschuss nicht der Diskontinuität zum Opfer fällt (vgl. BVerfG v. 8.7.1997 - 2 BvE 1/97 - , BVerfGE 96, 223, 230). Ein Untersuchungsausschuss darf auch nicht soweit unter Zeitdruck geraten, dass er seine Aufgabe nicht mehr sachgerecht erfüllen kann (BVerfG v. 8.4.2002 - 2 BvE 2/01 - , BVerfGE 105, 197, 234). bb) Ob eine wesentliche Verzögerung zu erwarten ist, lässt sich nur im Prognosewege ermessen. Dabei muss die Anzahl der noch zu hörenden Zeugen, der zusätzlichen Zeugen und ggf. die nochmalige Anhörung von bereits gehörten Zeugen ebenso berücksichtigt werden, wie die bis zum Ende der Legislaturperiode verbleibende Zeitspanne. Im Streitfall sind von den zum bisherigen Untersuchungsauftrag benannten 42 Zeugen nach der Sommerpause bis zur mündlichen Verhandlung des Verfassungsgerichts in den vier Sitzungen des PUA „Weitergabe" neun Zeugen gehört worden. Für die verbleibenden 33 Zeugen sind in 2006 noch drei bis vier Sitzungen und in 2007 noch zwanzig Termine reserviert worden. Für die Erweiterung sind bereits die Ladungen von drei zusätzlichen Zeugen und die nochmalige Ladung von zwei bereits gehörten Zeugen beabsichtigt. Damit ergibt sich zu dem ursprünglichen Zeugenvolumen eine Erweiterung von mehr als 10%. Ob sich bei LVerfGE 17
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der Befragung der übrigen Zeugen Bedarf von weiteren Zeugen oder Fragen ergibt, ist nicht abzusehen. Die Senatsmehrheit, die ihre Prognose lediglich auf das letzte Vorbringen der Antragsgegnerin stützt, berücksichtigt dabei nicht, dass sich je nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme Weiterungen jederzeit ergeben können und sich bereits die Befragung von fünf Zeugen zu einem Zeitaufwand von mehr als drei Sitzungen erweitert hat, gemessen an dem bisherigen Zeitaufwand. Darüber hinaus handelt es sich bei den Angaben der Antragsgegnerin lediglich um Absichtserklärungen, die nicht bindend sind und der jeweiligen Lage angepasst werden können. Die Senatsmehrheit schließt selbst nicht aus, dass Medienmitarbeiter zur Herkunft ihrer Information gefragt werden könnten (siehe Urteilsgründe II 5 g bb). Ob diese sich dann auf ihr Zeugnisverweigerungsrecht berufen und es dadurch zu keiner zusätzlichen weiteren wesentlichen Verzögerung kommt, ist offen. Die diesbezügliche Vermutung der Senatsmehrheit wird durch keine Tatsachen erhärtet. cc) Die laufende Legislaturperiode dauert nunmehr noch etwas länger als ein Jahr. Die Einschätzung der Senatsmehrheit, dass angesichts der zu erwartenden Erweiterungen hinsichtlich der Zeugenanzahl als auch der Anzahl der Sitzungstage allenfalls eine unbedeutende Verzögerung zu erwarten ist, vermögen wir im Hinblick auf die noch verbleibende Dauer der Legislaturperiode nicht zu teilen. Es erscheint unter Berücksichtigung des Zeitaufwandes für die bisherigen Befragungen als verfehlt, durch die Erweiterung allenfalls eine unwesentliche Verzögerung zu prognostizieren. Schon gar nicht tritt dieses Ergebnis der Prognose offen zu Tage, denn es wird aus dem bisherigen Verlauf der Untersuchung nicht bestätigt. Es berücksichtigt darüber hinaus in keiner Weise die von der Senatsmehrheit für möglich gehaltenen Unwägbarkeiten (z.B. mögliche Befragungen von Medienmitarbeitern) . 3. Auf die Frage, ob Art. 26 HV für die Zulässigkeit der Erweiterung verlangt, dass durch die Erweiterung wesentliche Auswirkungen für die Öffentlichkeit des Verfahrens nicht zu erwarten sind, kommt es im vorliegenden Organstreit nicht mehr an, im Übrigen sind Anhaltspunkte hierfür nicht ersichtlich.
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Entscheidungen des Staatsgerichtshofes des Landes Hessen
Die amtierenden Richterinnen und Richter des Staatsgerichtshofes des Landes Hessen Dr. Günter Paul, Präsident Dr. Wolfgang Teufel, Vizepräsident Elisabeth Buchberger (bis 14.7.2006) Prof. Dr. Steffen Detterbeck Georg Dietrich Falk (ab 15.7.2006) Paul Leo Giani Michaela Kilian-Bock Dr. Harald Klein Prof. Dr. Klaus Lange Dr. Wilhelm Nassauer Rupert von Plottnitz Karin Wolski
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Nr. 1 1. § 52 StGHG, der die Möglichkeit schafft, Entscheidungen des Wahlprüfungsgerichts beim Hessischen Landtag mit der Wahlprüfungsbeschwerde vor dem Staatsgerichtshof anzufechten, steht mit der Hessischen Verfassung in Einklang. 2. Das Begründungserfordernis des § 52 Abs. 2 Satz 1 StGHG verlangt für die Zulässigkeit einer Wahlprüfungsbeschwerde, dass sich dem tatsächlichen Vorbringen eines Antragstellers die konkrete Möglichkeit eines für den Ausgang der Wahl erheblichen Wahlfehlers im Sinne des Art. 78 Abs. 2 HV hinreichend deutlich entnehmen lässt. Ein Antragsteller hat für die Zulässigkeit seiner Wahlprüfungsbeschwerde die tatsächlichen Umstände eines (möglichen) schwerwiegenden Wahlfehlers vorzubringen und dessen (mögliche) Erheblichkeit für den Ausgang der Wahl und damit die Zusammensetzung des Parlaments darzulegen. 3. Die personelle Zusammensetzung von demokratisch gewählten Parlamenten genießt Bestandsschutz. Dieser ist bei der Prüfung, ob ein erheblicher Wahlfehler im Sinne des Art. 78 Abs. 2 HV vorliegt, zu berücksichtigen. Die mit der Wahlprüfungsbeschwerde beantragte Ungültigerklärung einer gesamten Wahl setzt einen erheblichen Wahlfehler von solchem Gewicht voraus, dass ein Fortbestand der gewählten Volksvertretung unerträglich erschiene. 4. Die gerügte Wahlkreiseinteilung, die zur Zeit der Landtagswahl 2003 bestand, das Zwei-Stimmen-Verfahren und die Nachrückerregelung allesamt im LWG gesetzlich geregelt — stellen keine so gewichtigen Wahlfehler dar, dass sie die Auflösung des Parlaments mit all ihren weittragenden Folgen für alle Abgeordneten und die Kontinuität der Arbeit des Parlaments rechtfertigen könnten. Grundgesetz Art. 28 Abs. 1 Satz 2 Hessische Verfassung Art. 73 Abs. 2 Satz 1; Art. 73 Abs. 3; Art. 75 Abs. 3 Satz 1; Art. 78 Abs. 2 Landtagswahlgesetz §§ 10; 40 Abs. 3 Satz 1 Gesetz über den Staatsgerichtshof §§ 24 Abs. 1; 52
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Staatsgerichtshof des Landes Hessen
Beschluss vom 14. J u n i 2006 - P.St. 1910 in dem Verfahren über die Wahlprüfungsbeschwerde des Herrn A — Antragsteller — gegen den Beschluss des Wahlprüfungsgerichts beim Hessischen Landtag vom 16. Juli 2003 - WPG 16/1 - 2003 - , an dem sich beteiligt haben: 1. 2. 3.
das Land Hessen, vertreten durch den Ministerpräsidenten, Staatskanzlei, Georg-August-Zinn-Str. 1, 65183 Wiesbaden die Landesanwaltschaft bei dem Staatsgerichtshof des Landes Hessen, Luisenstr. 13, 65185 Wiesbaden die CDU-Fraktion im Hessischen Landtag, Schlossplatz 1-3, 65183 Wiesbaden Entscheidung s formel:
Die Wahlprüfungsbeschwerde wird zurückgewiesen. Gerichtskosten werden nicht erhoben, außergerichtliche Kosten nicht erstattet. Gründe: A I. Der Antragsteller wendet sich mit der Wahlprüfungsbeschwerde gegen den Beschluss des Wahlprüfungsgerichts beim Hessischen Landtag vom 16.7.2003 — WPG 16/1-2003 - (StAnz. 2003, 3198). Mit diesem Beschluss erklärte das Wahlprüfungsgericht die Wahl zum Hessischen Landtag vom 2.2.2003 für gültig und wies damit den Einspruch des Antragstellers vom 27.2.2003 zurück. Sein Einspruch enthielt folgende Begründung: Wegen der unterschiedlichen Größe der Wahlkreise verletze die geltende Wahlkreiseinteilung in Verbindung mit dem Repräsentationsprinzip und mit dem Grundsatz der Unmittelbarkeit der Abgeordnetenwahl den Grundsatz der gleichen Wahl (Art. 28 Abs. 1 S. 2 GG, Art. 73 Abs. 2 S. 1 und Art. 75 Abs. 1 sowie Art. 77 Hessische Verfassung - HV ). In Hessen wichen fünf Wahlkreise (Nrn. 2, 19, 25, 26, 42) um mehr als 33 v. H. von der durchschnittlichen Bevölkerungszahl der Wahlkreise ab. Die Ausgestaltung des Zwei-Stimmen-Verfahrens gem. § 10 des Gesetzes über die Wahlen zum Landtag des Landes Hessen in der Fassung vom 19.2.1990 (GVB1. I S. 57, vor der Landtagswahl v. 2.2.2003 zuletzt geändert durch Gesetz v. 1.10.2002, GVB1. I S. 602, kurz: Landtagswahlgesetz - L W G - ) verletze in VerLVerfGE 17
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bindung mit dem Grundsatz der unmittelbaren Abgeordnetenwahl insoweit den Grundsatz der gleichen Wahl (Art. 28 Abs. 1 S. 2 GG, Art. 73 Abs. 2 S. 1 und Art. 75 Abs. 1 HV), als ein doppeltes Stimmgewicht nicht stets ausgeschlossen sei. Bei zusammenfassender Betrachtung der beiden Stimmen ergebe sich ein ungleicher Erfolgswert. Der Wähler, der beide Stimmen fur den Wahlkreisbewerber und die Landesliste derselben Partei abgebe, könne nur einem Wahlbewerber zum Sitz verhelfen. Derjenige Wähler aber, der seine Stimme splitte, also mit der Zweitstimme den Wahlbewerber einer anderen Landesliste wähle, könne zwei Bewerbern zum Sitz verhelfen. Bei getrennter Betrachtung der beiden Stimmen ergebe sich zudem ein ungleicher Zählwert. In den Fällen, in denen der Sitz des erfolgreichen Wahlkreisbewerbers von der für die Landesliste ermittelten Abgeordnetenzahl abgerechnet werde, bedeute dies im Grunde dasselbe, wie wenn — statt den Sitz anzurechnen — die Landesstimme nicht gezählt werde. Entsprechendes gelte, wenn bei einem Einzelbewerber als Wahlkreisbewerber gesplittet werde, da dann die Landesstimme gem. § 10 Abs. 2 S. 2 LWG nicht gezählt werde. Damit würden Einzelbewerber gegenüber Wahlkreisbewerbern mit zugeordneter Landesliste in verfassungswidriger Weise benachteiligt. Denn die über die Landesliste abgesicherten Direktkandidaten liefen nicht Gefahr, dass potentielle Wähler mit dem Hinweis abgeschreckt würden, dass im Erfolgsfall die maßgebende Landesstimme dieser Wähler nicht zähle. Schließlich sei § 40 Abs. 3 S. 1 HS 1 LWG mit dem Demokratieprinzip sowie mit dem Grundsatz der unmittelbaren Abgeordnetenwahl (Art. 20 Abs. 1 und 2, Art. 28 Abs. 1 S. 2 GG, Art. 70, Art. 71, Art. 73 Abs. 2 S. 1 und Art. 75 Abs. 1 HV) nicht vereinbar. Nach dieser Regelung blieben bei der Nachfolge ausgeschiedener Abgeordneter diejenigen Ersatzleute von der Landesliste unberücksichtigt, die zwischenzeitlich aus der Partei oder Wählergruppe ausgeschieden seien. Ersatzleute könnten aber die ihnen am Wahltag vom Wähler unmittelbar verliehene Legitimation zur Nachfolge nur aus denselben Gründen verlieren, wie sie für gewählte Abgeordnete maßgeblich seien. Generell sei die Ausgestaltung des Zwei-Stimmen-Verfahrens insoweit mit dem Demokratieprinzip sowie mit den Wahlgrundsätzen gem. Art. 20 Abs. 1 und 2 GG bzw. gem. Art. 28 Abs. 1 S. 2 GG sowie gem. Art. 70 und Art. 71 HV bzw. Art. 73 Abs. 2 S. 1 und Art. 75 Abs. 1 HV unvereinbar, als hiernach die sich im Wahlakt vollziehende Willensbildung der Staatsbürger und damit die Verwirklichung des Demokratieprinzips durch verfahrensbedingte Eigenheiten des Wahlrechts unterlaufen würden. Das Wahlprüfungsgericht beim Hessischen Landtag erklärte mit dem angefochtenen Beschluss vom 16.7.2003 die Wahl für gültig und sah den Einspruch des Antragstellers als zulässig, aber unbegründet an. Für die Feststellung der behaupteten Verfassungswidrigkeit des Landtagswahlrechts sei es nicht zuständig. Weder dürfe es selbst die Verfassungswidrigkeit von Wahlrechtsnormen aussprechen noch diese dem Staatsgerichtshof zur Uberprüfung ihrer VerfassungsmäßigLVerfGE 17
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keit vorlegen. Das WaMprüfungsgericht sei kein „Gericht" iSdArt. 100 Abs. 1 GG. Als „Parlamentarisches Wahlprüfungsorgan" komme ihm weder nach dem Grundgesetz noch nach der Hessischen Verfassung eine Kompetenz oder gar eine Pflicht zu, ein vermeintlich verfassungswidriges Gesetz dem Bundesverfassungsgericht oder dem Staatsgerichtshof des Landes Hessen vorzulegen. Der Beschluss vom 16.7.2003 wurde dem Antragsteller am 19.7.2003 zugestellt. Seine Wahlprüfungsbeschwerde vom 15.8.2003 ist beim Staatsgerichtshof am 18.8.2003 eingegangen. Mit der Beschwerdeschrift, der er die Einspruchsschrift in Kopie beigefügt hat, wiederholt, vertieft und ergänzt der Antragsteller seine gegenüber dem Wahlprüfungsgericht beim Hessischen Landtag abgegebene Einspruchsbegründung. Darüber hinaus führt er aus, die Wahlprüfung könne nicht auf die Frage beschränkt werden, ob die gegebenen Wahlvorschriften richtig angewandt worden seien. Voraussetzung einer ordnungs- und gesetzmäßigen Durchführung einer Wahl sei vielmehr auch, dass sich die für diese geltenden gesetzlichen Bestimmungen als verfassungsmäßig erwiesen. Bei der Ausgestaltung des Zwei-Stimmen-Verfahrens sei nicht gewährleistet, dass der Wähler bestimme, wem seine Stimme zugute kommen solle. Das hessische Wahlsystem sei schon deshalb von Verfassungs wegen für den Wahlakt nicht geeignet, weil dessen wesentliche Eigenschaften der Mehrheit der Wähler nicht bekannt seien. Bei der Proporzermittlung sei die Beschränkung auf die Landesstimmen mit dem Grundsatz der unmittelbaren Abgeordnetenwahl nicht vereinbar. Selbst wenn der überwiegenden Mehrheit der Wähler die Bedeutung der Landesstimme bekannt wäre, bleibe die verfassungsrechtliche Frage, ob bei der Proporzermittlung die Wahlkreis stimmen unberücksichtigt bleiben dürften. Art. 75 Abs. 1 HV verlange stets, dass die Abgeordneten gewählt würden. Eine bloße Parteienwahl schließe die Verfassung aus. Der Grundsatz der Unmittelbarkeit der Wahl verlange, dass für den Wähler die Wirkung seiner Stimmabgabe erkennbar sei. Gerade dies werde aber durch das hessische Wahlsystem nicht gewährleistet. So seien z.B. auf die Bewerber der SPD-Landesliste bei der letzten Landtagswahl 795.576 „maßgebende" Landesstimmen entfallen. Dies entspreche einem Legitimationspotential für 33 Sitze. Dennoch habe der Bewerber auf Platz 33 der Landesliste keinen Sitz erhalten. Er sei von einem Bewerber verdrängt worden, der in einem anderen, eigenständigen Wahlakt durch „nicht maßgebende" Wahlkreisstimmen legitimiert worden sei, nämlich vom erfolgreichen Bewerber des Wahlkreises 7. Für die Wähler im Wahlkreis 7 sei aber nicht erkennbar gewesen, dass durch die Wahl des von der SPD nominierten Wahlkreisbewerbers ein Landeslistenbewerber verdrängt werde. Der Wille des Wählers, einem Kandidaten der Landesliste zu einem Sitz im Landtag zu verhelfen, lasse sich nicht angemessen artikulieren, weil immer die Gefahr bestehe, dass dieser Bewerber durch einen Wahlkreisbewerber der gleichen Partei ersetzt werde.
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Wahlprüfungsbeschwerde Der Antragsteller beantragt sinngemäß,
1. festzustellen, dass die in der Beschwerdeschrift gerügten Regelungen des Landtagswahlgesetzes mit dem Grundgesetz sowie mit der Hessischen Verfassung nicht vereinbar und - soweit es sich nicht um Gesetzeslücken handelt — nichtig sind, insbesondere (1.1) festzustellen, dass die Wahlkreiseinteilung gemäß Anlage zu § 7 Abs. 1 LWG mit der Hessischen Verfassung nicht vereinbar ist, (1.2) festzustellen, dass die Ausgestaltung des Zwei-Stimmen-Verfahrens gem. § 10 LWG mit dem Grundgesetz und mit der Hessischen Verfassung insoweit nicht vereinbar sind, — als die Teilwahlsysteme nicht verfassungsgemäß kombiniert sind, — als doppeltes Stimmgewicht nicht ausgeschlossen ist, — als der Grundsatz der unmittelbaren Wahl nicht stets konkretisiert ist, — als die Chancengleichheit für die Einzelbewerber nicht gewahrt ist, — als die Wirkungen der Stimmabgabe nicht stets erkennbar sind, — als die Bemessungsgrundlage für den Proporz der Sitzverteilung nicht verfassungsgemäß ermittelt wird, — als implizit von einer Parteienwahl ausgegangen wird, (1.3) festzustellen, dass § 40 Abs. 3 S. 1 HS 1 LWG mit dem Grundgesetz und der Hessischen Verfassung nicht vereinbar und daher nichtig ist, (1.4) festzustellen, dass jedes Wahlsystem hinsichtlich der Grundsätze der unmittelbaren Abgeordnetenwahl und der gleichen Wahl einer Überprüfung standhalten muss, bei der jedem gewählten Abgeordneten individuell die Stimmen „seiner" Wähler zahlenmäßig zugerechnet werden, (1.5) den Gesetzgeber für den Fall, dass er die Abgeordneten ganz oder teilweise in Untergliederungen des Wahlgebietes (z.B. Wahlkreise, Wahlregionen) wählen lässt, zu verpflichten, das Wahlsystem so zu gestalten, dass für alle Untergliederungen die Verhältniszahlen von Wahlberechtigten zu Abgeordneten weitgehend — also im Rahmen des technisch Möglichen — gleich sind, (1.6) den Gesetzgeber und den Verordnungsgeber zu verpflichten, das Wahlverfahren so zu gestalten, dass die Wirkungen der Stimmabgabe für den Durchschnittswähler wenigstens intuitiv zu verstehen sind,
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Staatsgerichtshof des Landes Hessen (1.7) den Gesetzgeber und den Verordnungsgeber zu verpflichten, das Wahlverfahren und insbesondere den Stimmzettel sowie die Veröffentlichung der Ergebnisse so zu gestalten, dass für den Durchschnittswähler zweifelsfrei erkennbar ist, dass die Landtagswahl als Abgeordnetenwahl durchgeführt wird, 2. festzustellen, dass der am 2. Februar 2003 gewählte Hessische Landtag insoweit nicht verfassungsgemäß zusammengesetzt ist, als nicht allen Abgeordneten Legitimation verliehen ist, 3. den Beschluss des Wahlprüfungsgerichts beim Hessischen Landtag vom 16. Juli 2004 zu Β II 9 aufzuheben.
II. Der Ministerpräsident hält die Wahlprüfungsbeschwerde für zulässig, aber unbegründet. Soweit der Antragsteller die Nachrückerregelung des § 40 Abs. 3 S. 1 LWG beanstande, sei die Bedeutung dieses angeblichen Verfassungsverstoßes für das Ergebnis der Landtagswahl vom 2.2.2003 nicht zu erkennen. Nach Art. 78 Abs. 2 HV könnten Wahlfehler eine Wahl nur „im Falle ihrer Erheblichkeit für den Ausgang der Wahl" ungültig machen. Dieses im Wahlprüfungsrecht allgemein anerkannte Prinzip der potentiellen Kausalität fordere die auf Grund der praktischen Lebenserfahrung konkrete Möglichkeit, ein behaupteter Wahlfehler habe das Wahlergebnis in einer für die Zusammensetzung des Parlaments bedeutsamen Weise beeinflusst. Die in § 40 Abs. 1 und 2 LWG bezeichneten Fälle seien indessen im Verlaufe der Wahl und darüber hinaus bis zur Konstituierung des Landtages nicht eingetreten. Im Übrigen macht sich der Ministerpräsident eine von ihm eingeholte Stellungnahme des Hessischen Ministeriums des Innern und für Sport zu Eigen. Dort wird im Wesentlichen Folgendes ausgeführt: Für einen im wahlprüfungsrechtlichen Sinne (Art. 78 Abs. 2 HV) ursächlichen Zusammenhang zwischen der Wahlkreiseinteilung und dem Ergebnis der Landtagswahl vom 2.2.2003 gebe es keine Anhaltspunkte. Die Ausnahmesituation des § 10 Abs. 2 S. 2 LWG, dass ein Wahlkreis von einem Einzelbewerber oder dem Bewerber einer Partei gewonnen werde, der in Landeslisten nicht an der Sitzverteilung teilnehme oder für die gar keine Landesliste zugelassen gewesen sei, habe bei der Landtagswahl 2003 nicht vorgelegen. Keiner der betroffenen, nicht parteigebundenen Wahlkreisbewerber hätte nach der allgemeinen Lebenserfahrung auch bei einem veränderten Wahlkreiszuschnitt eine Chance auf ein Wahlkreismandat gehabt. Dementsprechend könne das Landesstimmenergebnis im ganzen Land aufrecht erhalten bleiben, ohne dass es auf den Wahlkreiszuschnitt ankomme. Auch zwischen der behaupteten Verfassungswidrigkeit des Wahlkreiszuschnitts in den fünf Wahlkreisen, die um mehr als 33 Vis v.H. von dem statistischen Durchschnittswahlkreis abweichen, und der Zusammensetzung des 16. HessiLVerfGE 17
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sehen Landtages gebe es keinen ursächlichen Zusammenhang. Denn auch bei einer anderen Wahlkreisabgrenzung hätte es keine mandatsrelevanten Änderungen gegeben. Dies wird anhand eines hypothetischen Wahlkreiszuschnittes, der den bei der Landtagswahl geltenden Wahlkreisen gegenübergestellt wird, näher ausgeführt. Ungeachtet dessen sei die Einteilung der hessischen Landtagswahlkreise nicht verfassungswidrig. Der hessische Landesgesetzgeber habe sich für die Verhältniswahl entschieden, in die Elemente der Personenwahl integriert seien. Dies entspreche der Erfolgswertgleichheit der gültigen Landesstimmen in nahezu idealer Form. Der in der zweiten Stufe der Sitzverteilung durchzuführende Verhältnisausgleich bewirke, dass die Landtagswahl trotz der integrierten Direktwahl der Wahlkreisbewerber den Charakter einer Verhältniswahl behalte. Jeder Wähler nehme nur einmal — verhältnisgemäßen — Einfluss auf die zahlenmäßige Zusammensetzung des Parlaments. Durch die Verrechnung der Wahlkreissitze werde der Erfolgswert, den eine Wählerstimme für die Zuteilung des Wahlkreismandats hatte, wieder aufgezehrt, so dass nur die im Proportionalverfahren der ersten Stufe berücksichtigte Landesstimme von Einfluss auf die zahlenmäßige Sitzvergabe und den Parteienproporz sei. Der Erfolgswertgleichheit werde damit uneingeschränkt Rechnung getragen, ohne dass es auf die Wahlkreisgröße ankomme. Bei diesem Befund — Verhältniswahl mit gesicherter Erfolgswertgleichheit — verbleibe es auch beim Auftreten von so genannten Uberhangmandaten. Nach § 10 Abs. 5 LWG werde in einem derartigen Fall, der bisher in Hessen nicht praktisch geworden sei, die Gesamtzahl der regulär 110 Abgeordnetensitze so lange erhöht, bis das Wahlkreisergebnis mit dem Ergebnis der mathematischen Proportion auf der Basis der Landesstimmen übereinstimme. Die Gewährung von Ausgleichsmandaten stelle sicher, dass jeder Wahlvorschlagsträger die Zahl von Mandaten erhalte, die dem Anteil seines Landesstimmenergebnisses entspreche. Die Mehrheitswahl im Wahlkreis stelle somit regelmäßig lediglich eine personelle Vorentscheidung bei der Gesamtverteilung der Mandate im Land dar. Gewonnene Wahlkreissitze würden in einem System wie dem hessischen ausschließlich von den für die jeweiligen Landeslisten abgegebenen Stimmen getragen. Nach diesem Verständnis des Landtagswahlsystems als Verhältniswahlsystem ließen sich aus dem Grundsatz der Wahlrechtsgleichheit keine Anforderungen an die Wahlkreiseinteilung ableiten. Auch Überlegungen zur Regionalrepräsentanz führten nicht zur Verfassungswidrigkeit der Wahlkreiseinteilung. Einen von der Verfassung gebotenen Regionalvertretungsanspruch in dem Sinne, dass Gebietskörperschaften proporzgemäß im Hessischen Landtag vertreten sein müssten, gebe es nicht. Eine solche Betrachtungsweise ignoriere auch die verfassungsrechtliche Vorgabe des Art. 77 HV, nach der die Mandatsträger Vertreter des ganzen Volkes und nicht eines einzelnen Wahl- oder gar Landkreises seien.
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Der Ministerpräsident weist ergänzend darauf hin, dass der hessische Gesetzgeber die Wahlkreiseinteilung durch Gesetz vom 27.12.2005 (GVB1. I S. 839) neu vorgenommen hat. Die Ausgestaltung des in § 8 LWG angelegten Zweistimmensystems durch §10 LWG sei verfassungsgemäß. So genannte Splittingwähler, die mit ihrer Wahlkreisstimme den erfolgreichen Wahlkreisbewerber wählen, mit ihrer Landesstimme dagegen eine andere Partei als die des Wahlkreissiegers, die überdies die Fünfprozent-Hürde überwindet, übten nicht gleichheitswidrig doppelten Einfluss auf die Zusammensetzung des Landtages aus. Die Ergebnisse der Mehrheitswahl im Wahlkreis würden somit vollständig - auch in den Splittingfallen — von denen der Verhältniswahl aufgezehrt. Auch die Regelung des § 10 Abs. 2 S. 2 LWG sei verfassungskonform. Sie diene gerade dem von ihm hervorgehobenen Zweck, einen doppelten Erfolgswert von Wahlkreis- und Landesstimme zu vermeiden. Bei einer derartigen Konstellation — Wahlkreissieger ohne Landesliste — scheide jede Verrechnung der erfolgreichen Wahlkreisstimme mit dem Landesstimmenergebnis aus, so dass die Nichtberücksichtigung der Landesstimme sachlich gerechtfertigt sei. Im Übrigen sei für eine Bewertung dieses Sonderfalls, der bisher in Hessen nicht — auch nicht bei der Landtagswahl 2003 — praktisch geworden sei, § 10 Abs. 2 S. 3 LWG heranzuziehen. Er schreibe vor, die auf dem in Rede stehenden Weg erworbenen Mandate von der Gesamtzahl der zu vergebenden Sitze abzuziehen. Der Mandatserwerb durch einen Einzelbewerber stehe somit völlig außerhalb der oben aufgezeigten systematischen Zusammenhänge zwischen Wahlkreis- und Landesstimmen. Ungeachtet der verfassungsrechtlichen Unbedenklichkeit dieser Variante des Hessischen Landtagswahlsystems seien auch keine Anhaltspunkte dafür ersichtlich, dass das Wahlverhalten von Splittingwählern bei der Landtagswahl 2003 einen Einfluss auf die konkrete Sitzverteilung im Hessischen Landtag gehabt hätte oder hätte haben können. Ob einer Mehrheit der Wählerschaft die unterschiedliche Bedeutung von Wahlkreis- und Landesstimme in ihren Auswirkungen auf das Wahlergebnis bekannt gewesen sei, sei unerheblich. Die Rüge, § 40 Abs. 3 S. 1 HS 1 LWG sei verfassungswidrig, könne nur im Wege einer abstrakten Normenkontrolle, nicht dagegen im Rahmen einer Wahlprüfungsbeschwerde geltend gemacht werden. Ein irgendwie gearteter Zusammenhang mit dem Ergebnis der Landtagswahl 2003 sei weder behauptet worden noch sonst ersichtlich. Unabhängig davon erweise sich die Regelung, die inhaltlich dem § 48 Abs. 1 S. 2 des Bundestagswahlgesetzes entspreche, als verfassungskonform. III. Die Landesanwältin bei dem Staatsgerichtshof des Landes Hessen hält die Wahlprüfungsbeschwerde im Ergebnis für unbegründet. LVerfGE 17
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Zwar liege in der extrem unterschiedlichen Größe der Wahlkreise ein Verstoß gegen die Wahlgleichheit nach Art. 73 Abs. 2 HV. Darauf komme es aber in diesem Verfahren nicht an. Denn insoweit fehle es an der nach Art. 78 Abs. 2 HV notwendigen Erheblichkeit b2w. Mandatsrelevanz des Wahlfehlers. Auch bei verfassungsmäßigem Zuschnitt der Wahlkreise wären im Landtag nicht mit hinreichender Wahrscheinlichkeit andere Abgeordnete vertreten. Die Landesanwältin begründet dies mit einer hypothetischen Betrachtung, der sie das tatsächliche Ergebnis der Landtagswahl gegenüberstellt. Auch die Ausgestaltung des Zweistimmensystems begegne keinen verfassungsrechtlichen Bedenken. Alle etwaigen Auswirkungen der Ausgestaltung des Zweistimmensystems, die ohnehin nicht gleichheitswidrig seien, seien darüber hinaus zwingende Folge des Wahlsystems der personalisierten Verhältniswahl. An der grundsätzlichen Verfassungsmäßigkeit dieses Wahlsystems bestehe kein Zweifel, so dass auch strukturbedingte Verwerfungen als deren notwendige Konsequenz nicht als Verstoß gegen die Wahlgleichheit angesehen werden könnten. Ob die Nachrückerregelung des § 40 Abs. 3 S. 1 HS 1 LWG der Hessischen Verfassung entspreche, könne dahingestellt bleiben. Denn ein Zusammenhang mit dem Ergebnis der Landtagswahl 2003 sei vom Antragsteller weder behauptet worden noch ersichtlich. Auf die Mandatsverteilung habe die Regelung keinen Einfluss gehabt, da ein Nachrückerfall nicht eingetreten sei. IV. Die CDU-Fraktion im Hessischen Landtag hält die Wahlprüfungsbeschwerde für unzulässig, soweit der Antragsteller begehre, Regelungen des Landtagswahlgesetzes für nichtig zu erklären. Einen solchen Antrag könne er lediglich im Rahmen einer Grundrechtsklage gegen eine Rechtsvorschrift gem. §§ 43, 45 Abs. 2 StGHG stellen. Soweit der Antragsteller die Zusammensetzung des Hessischen Landtags für verfassungswidrig halte, könne die Wahlprüfungsbeschwerde keinen Erfolg haben. Der Antragsteller verkenne, dass das Bundesverfassungsgericht das Zweistimmenwahlsystem für das Bundesrecht bereits ausdrücklich als verfassungskonform bestätigt habe. V. Den übrigen Fraktionen des Hessischen Landtages, dessen Präsident und Abgeordneten, dem Hessischen Minister des Innern und für Sport sowie dem Landeswahlleiter ist Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben worden. Die Akten des Wahlprüfungsgerichts beim Hessischen Landtag — WPG 16/1 — sind beigezogen worden.
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Staatsgerichtshof des Landes Hessen Β I.
Die Wahlprüfungsbeschwerde ist teilweise unzulässig, im Übrigen offensichtlich unbegründet. 1. Im Wahlprüfungsverfahren ist nur der sinngemäß gestellte Antrag zulässig, den Beschluss des Wahlprüfungsgerichts beim Hessischen Landtag aufzuheben und die Landtagswahl für ungültig zu erklären (vgl. § 52 Abs. 1 S. 1 StGHG iVm § 17 S. 1 Wahlprüfungsgesetz v. 5.11.2002, GVB1. I S. 676 - WPG -). Soweit der Antragsteller die Feststellung der Unvereinbarkeit von landeswahlrechtlichen Bestimmungen mit der Hessischen Verfassung und die Feststellung der Nichtigkeit dieser Bestimmungen beantragt, kann dieses auf eine abstrakte Normenkontrolle gerichtete Begehren nicht zulässiger Gegenstand des Wahlprüfungsbeschwerdeverfahrens sein, unbeschadet der verfassungsrechtlichen Inzidentkontrolle des anzuwendenden Landeswahlrechts durch den Staatsgerichtshof. 2. Der Antragsteller hat nur teilweise die konkrete Möglichkeit eines erheblichen Wahlfehlers iSd Art. 78 Abs. 2 HV in einer § 52 Abs. 2 S. 1 StGHG entsprechenden und damit zulässigen Weise dargetan. a) Der Antragsteller hat mit der Wahlprüfungsbeschwerde von einem statthaften Rechtsbehelf Gebrauch gemacht. Die diesbezügliche Regelung des § 52 StGHG steht mit der Hessischen Verfassung in Einklang. Die Vorschrift wurde eingefügt, nachdem das Bundesverfassungsgericht die Regelung des § 17 Wahlprüfungsgesetz alter Fassung, wonach das Urteil des Wahlprüfungsgerichts mit seiner Verkündung rechtskräftig wurde, für nichtig erklärt hatte (BVerfG, Urt. v. 8.2.2001 - 2 BvF 1/00 - , BVerfGE 103, 111, 125, 136 ff). Aus Art. 92 GG folge, dass die abschließende verbindliche Entscheidung über die Gültigkeit einer Wahl nur von einem unabhängigen Gericht getroffen werden könne. Diese Voraussetzung erfüllt das Wahlprüfungsgericht nicht, denn ihm gehören gem. Art. 78 Abs. 3 HV und § 1 WPG neben zwei Berufsrichtern den Präsidenten des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs und des Oberlandesgerichts — auch drei Abgeordnete des Hessischen Landtages an (BVerfGE 103, 139 f; ebenso: StGH, Beschl. v. 9.8.2000 - P.St. 1547 - , StAnz. 2000, 2922, 2923). Damit hat das Bundesverfassungsgericht eine Anforderung formuliert, die für den hessischen Gesetzgeber bindend ist, auch wenn sie möglicherweise nicht den Vorstellungen des historischen Landesverfassunggebers entsprechen mag (vgl. Günther Verfassungsgerichtsbarkeit in Hessen, 2004, § 52 Rn. 1). Der hessische Gesetzgeber durfte in Übereinstimmung mit der Hessischen Verfassung durch § 52 StGHG ein zweistufiges Wahlprüfungsverfahren — Wahlprüfung durch das Wahlprüfungsgericht, Beschwerde zum Staatsgerichtshof — LVerfGE 17
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einführen. Die Ermächtigung dazu enthält Art. 131 Abs. 1 HV. Danach entscheidet der Staatsgerichtshof über die Verfassungsmäßigkeit der Gesetze, die Verletzung der Grundrechte, bei Anfechtung des Ergebnisses einer Volksabstimmung sowie in den in der Verfassung und den Gesetzen vorgesehenen Fällen. Art. 131 Abs. 1 HV überlässt es dem einfachen Landesgesetz zu bestimmen, in welchen nicht in der Verfassung selbst genannten Fällen der Staatsgerichtshof zu entscheiden hat (StGH, Urt. v. 3.7.1968 - P.St. 486 - , StAnz. 1968, 1180, 1182). Daraus folgt zugleich die Befugnis, durch einfaches Gesetz zu bestimmen, wer berechtigt sein soll, den Staatsgerichtshof in diesen weiteren Fällen anzurufen; die Aufzählung von möglichen Antragsberechtigten in Art. 131 Abs. 2 HV ist nicht abschließend (vgl. StGH, Urt. v. 3.7.1968, aaO). Dementsprechend hat der Gesetzgeber in §19 Abs. 2 Nr. 11 StGHG ausdrücklich den Kreis der Antragsberechtigten um die in § 52 StGHG genannten ergänzt. b) Der Antragsteller hat seine Wahlprüfungsbeschwerde nur zum Teil ausreichend begründet, wie dies § 52 Abs. 2 S. 1 StGHG verlangt. Dazu ist es erforderlich, dass die Begründung vom Antragsteller substantiiert wird (vgl. BVerfG, Beschl. v. 24.11.1981 - 2 BvC 1/81 - , BVerfGE 59, 119, 124, und v. 12.12.1991 - 2 BvR 562/92 - , BVerfGE 85,148, 159 f; Schreiber Handbuch des Wahlrechts zum Deutschen Bundestag, 7. Aufl. 2002, § 49 Rn. 20, 17; Aderhold va:. Umbach/Clemens/Dollinger (Hrsg.), Bundesverfassungsgerichtsgesetz, 2. Aufl. 2005, § 48 Rn. 33 mwN). Deshalb genügen Wahlbeanstandungen, die über nicht belegte Vermutungen oder die bloße Andeutung der Möglichkeit von Wahlfehlern nicht hinausgehen und einen konkreten, der Überprüfung zugänglichen Tatsachenvortrag nicht enthalten, nicht den Darlegungserfordernissen (vgl. BVerfGE 85, 159 f). Das Substantiierungsgebot dient des Weiteren dazu, das Prüfprogramm des Staatsgerichtshofs zu konkretisieren. Denn es ist praktisch unmöglich, die Gültigkeit der Landtagswahl auf jeden theoretisch denkbaren und lediglich abstrakt vorgetragenen Wahlfehler hin zu überprüfen. Der Antragsteller muss die Voraussetzungen des Art. 78 Abs. 2 HV darlegen. Nach Art. 78 Abs. 2 HV machen Unregelmäßigkeiten im Wahlverfahren und strafbare oder gegen die guten Sitten verstoßende Handlungen, die das Wahlergebnis beeinflussen, eine Wahl ungültig, wenn sie für den Ausgang der Wahl erheblich waren. Nach allgemeiner Auffassung und der wahlprüfungsrechtlichen Praxis, in deren Tradition und Weiterentwicklung Art. 78 Abs. 2 HV steht, liegt eine unzulässige, einen Wahlfehler begründende Wahlbeeinflussung nur vor, wenn durch die in Rede stehende Einwirkung auf die Wählerwillensbildung schwerwiegend gegen die Grundsätze der Freiheit oder der Gleichheit der Wahl verstoßen wurde. Denn grundsätzlich soll das demokratisch gewählte Parlament durch die Wahlprüfung in der Wahrnehmung seiner Aufgaben nicht beeinträchtigt werden (vgl. BVerfGE 103, 134). Das Erfordernis des Bestandsschutzes einer gewählten Volksvertretung (vgl. BVerfG, Urt. v. 20.10.1993 - 2 BvC 2/91 - , BVerfGE 89, 243, 253; Nds. StGH, Urt. v. 24.2.2000 - StGH 2/99 - , DVB1 2000, 627, 628) LVerfGE 17
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und somit der Erheblichkeitsgrundsatz bzw. das Prinzip der potentiellen Kausalität (vgl. dazu Günther aaO, § 52 Rn. 20 mwN in Fn. 104) sind Ausfluss eines fundamentalen Prinzips der Demokratie (Art. 65 HV): Ein Wahlfehler kann nur dann gegen den Volkswillen verstoßen, wenn sich ohne ihn die Mehrheit anders gebildet hätte bzw. das Parlament ohne ihn anders zusammengesetzt wäre (vgl. BVerfG, Besch! v. 10.4.1984 - 2 BvC 2/83 - , BVerfGE 66, 369, 378; Benda/Klein Verfassungsprozessrecht, 2. Aufl. 2001, § 33 Rn. 1171). Der danach gebotene Bestandsschutz schließt es zumindest aus, Wahlbeeinflussungen einfacher Art und ohne jedes Gewicht zum Wahlungültigkeitsgrund zu erheben. Der Eingriff in die Zusammensetzung einer gewählten Volksvertretung durch eine wahlprüfungsrechtliche Entscheidung muss vor diesem Bestandserhaltungsinteresse gerechtfertigt werden. Je tiefer und weiter die Wirkungen eines solchen Eingriffs reichen, desto schwerer muss der Wahlfehler wiegen, auf den dieser Eingriff gestützt wird (zu alledem: BVerfGE 103, 135). Das Begründungserfordernis des § 52 Abs. 2 S. 1 StGHG verlangt für die Zulässigkeit einer Wahlprüfungsbeschwerde jedenfalls, dass sich dem tatsächlichen Vorbringen des Antragstellers die konkrete Möglichkeit eines für den Ausgang der Wahl erheblichen Wahlfehlers iSd Art. 78 Abs. 2 HV hinreichend deutlich entnehmen lässt (vgl. BVerfG, Beschl. v. 3.7.1985 - 2 BvC 2/85 - , BVerfGE 70, 271, 276 mwN und BVerfGE 85, 159 f; Schreiber aaO, § 49 Rn. 20; Storost in: Umbach/Clemens (Hrsg.), Bundesverfassungsgerichtsgesetz, 1992, §48 Rn. 39; Aderhold aaO, § 48 Rn. 39; Günther aaO, § 52 Rn. 14). Ein Antragsteller hat für die Zulässigkeit seiner Wahlprüfungsbeschwerde die tatsächlichen Umstände eines (möglichen) schwerwiegenden Wahlfehlers vorzubringen und dessen (mögliche) Erheblichkeit für den Ausgang der Wahl und damit die Zusammensetzung des Parlaments darzulegen. Diesen Anforderungen wird die Wahlprüfungsbeschwerde des Antragstellers nicht in vollem Umfang gerecht. Sie ist unzulässig, soweit er sie darauf stützt, die Wahlberechtigten könnten das Ergebnis ihres Wahlakts nicht von vornherein abschätzen, das Wahlsystem sei nicht verständlich und gewähre den Bürgern zu wenig Einflussnahme auf die Zusammensetzung des Landtags. Diese Rügen sind offensichtlich unsubstantiiert. Der Antragsteller trägt weder einen konkreten Wahlfehler noch dessen Auswirkung auf die Zusammensetzung des Landtags in nachvollziehbarer Weise vor. c) Darüber hinaus erweist sich die Wahlprüfungsbeschwerde des Antragstellers jedoch als zulässig. Dies gilt für die von ihm erhobenen Rügen, die Wahlkreiseinteilung, das Zwei-Stimmen-Verfahren des § 10 LWG und die Nachrückerregelung des § 40 Abs. 3 S. 1 HS 1 LWG seien verfassungswidrig, verletzten Wahlrechtsgrundsätze und hätten sich auf die Landtagswahl ausgewirkt. Insofern schildert er Sachverhalte, die grundsätzlich geeignet sein könnten, erhebliche Wahlfehler iSd Art. 78 Abs. 2 HV zu begründen.
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3. Die insoweit zulässige Wahlprüfungsbeschwerde ist aber offensichtlich unbegründet (§ 24 Abs. 1 StGHG). Denn Wahlfehler iSv Art. 78 Abs. 2 HV, durch die schwerwiegend gegen die Freiheit oder die Gleichheit der Wahl verstoßen wurde und die für den Ausgang der Wahl erheblich waren und die wegen ihres Gewichts die beantragte Auflösung des demokratisch gewählten und deshalb in seinem Bestand grundsätzlich geschützten Landtags rechtfertigen würden, sind nicht ersichtlich. a) Die Rüge des Antragstellers, die Größenunterschiede der hessischen Wahlkreise überschritten in fünf Fällen sogar die vom Bundesverfassungsgericht für Bundestagswahlen nicht mehr tolerierte 33 lA -Prozent-Grenze, führt nicht zum Erfolg seiner Wahlprüfungsbeschwerde. Die Rechtsprechung verschiedener Verfassungsgerichte bewertet eine zu große Differenz in der Größe von Wahlkreisen als Verstoß gegen die Wahlgleichheit (vgl. BVerfG, Urt. v. 10.4.1997 - 2 BvF 1/95 - , BVerfGE 95, 335, 363 ff mwN; Nds. StGH, Urt. v. 24.2.2000, aaO, 627 f; vgl. auch BayVerfGH, Entsch. v. 10.10.2001 - Vf. 2-VII-01 u.a. - , BayVBl. 2002, 11,12, wonach der Grundsatz der Wahlgleichheit die Bildung möglichst gleich großer Stimmkreise erfordere). Das überwiegende Schrifttum sieht dies ebenso (vgl. nur Schreiber aaO, § 3 Rn. 3 mwN in Fn. 6). Die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zur höchst zulässigen Abweichung der Größe unterschiedlicher Wahlkreise orientiert sich maßgeblich daran, der Bildung von nicht ausgleiche fähigen Uberhangmandaten entgegenzuwirken (vgl. BVerfGE 95, 363). Anders als das Wahlrecht des Bundes sieht aber das hessische Wahlrecht die Bildung von Ausgleichsmandaten vor (§10 Abs. 5 S. 2 LWG). Dies bedeutet, dass Überhangmandate durch ein Anwachsen der gesetzlichen Mitgliederzahl des Landtages ausgeglichen werden, so dass sich dadurch jedenfalls der Parteienproporz und somit die politische Mehrheit im Hessischen Landtag nicht verändern. Nicht zuletzt deshalb ist die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zur Wahlkreiseinteilung des Bundes auf das hessische Wahlrecht nicht übertragbar. Soweit es um die personelle Zusammensetzung des Parlaments geht, stellt die der Landtagswahl 2003 zugrunde liegende Wahlkreiseinteilung unter Berücksichtigung des demokratisch gewählten Parlamenten zukommenden Bestandsschutzes offensichtlich keinen erheblichen Wahlfehler iSd Art. 78 Abs. 2 HV dar. Die mit der Wahlprüfungsbeschwerde beantragte Ungültigerklärung einer gesamten Wahl setzt einen erheblichen Wahlfehler von solchem Gewicht voraus, dass ein Fortbestand der in dieser Weise gewählten Volksvertretung unerträglich erschiene (BVerfGE 103, 134). Die Wahlkreiseinteilung obliegt dem Gesetzgeber, der bei seiner Aufgabe, dem Prinzip der Wahlrechtsgleichheit Wirksamkeit zu verschaffen, einen weiten Gestaltungsspielraum hat. Dabei darf er insbesondere regionalen und historischen Umständen Rechnung tragen.
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In Anbetracht dieser Erwägungen kann die vom Antragsteller gerügte Wahlkreiseinteilung kein so gewichtiger Wahlfehler sein, dass er die Auflösung des Parlaments mit all ihren weittragenden Folgen für alle Abgeordneten und die Kontinuität der Arbeit des Parlaments rechtfertigen könnte. Ebenso hat auch der Staatsgerichtshof des Landes Niedersachsen entschieden (Urt. v. 24.2.2000, aaO, 628), der zwar von der Verfassungswidrigkeit der dort geltenden Wahlkreiseinteilung ausgegangen ist, aber dennoch die Wahlprüfungsbeschwerde zurückgewiesen hat. Der Staatsgerichtshof kann daher im Rahmen dieses Wahlprüfungsbeschwerdeverfahrens offen lassen, ob die seinerzeit geltende Wahlkreiseinteilung in vollem Umfang den verfassungsrechtlichen Anforderungen genügt hatte. b) Soweit der Antragsteller die Ausgestaltung des Zwei-Stimmen-Verfahrens durch § 10 LWG mit der Begründung rügt, Wählern, die die Wahlkreis- und Landesstimme den Vorschlägen unterschiedlicher Parteien gäben (sog. SplittingWähler), komme in gleichheitswidriger Weise ein doppeltes Stimmgewicht zu, da sie sowohl dem Wahlkreissieger der einen wie auch dem Listenbewerber der anderen Partei zu einem Mandat verhälfen, liegt ebenfalls ein erheblicher Wahlfehler im vorgenannten Sinne offensichtlich nicht vor. Die Ausgestaltung des Zwei-Stimmen-Systems durch § 10 LWG verstößt nicht gegen den Grundsatz der Wahlgleichheit des Art. 73 Abs. 2 S. 1 HV. Die Hessische Verfassung schreibt kein bestimmtes Wahlsystem vor, sondern räumt dem Gesetzgeber einen Gestaltungsspielraum ein (Art. 73 Abs. 3 und Art. 75 Abs. 3 S. 1 HV). Das Zwei-Stimmen-System und die damit verbundene Möglichkeit eines Stimmensplittings liegt innerhalb dieses Gestaltungsspielraums (vgl. BVerfG, Beschl. v. 23.11.1988 - 2 BvC 3/88 - , BVerfGE 79, 161, 167 f). Davon abgesehen ist auch nicht ersichtlich, dass sich der vom Antragsteller behauptete Wahlfehler auf das Ergebnis der Landtagswahl 2003 in erheblicher Weise ausgewirkt hätte. c) Schließlich liegt auch hinsichtlich der Rüge des Antragstellers, die Nachrückerregelung des § 40 Abs. 3 S. 1 HS 1 LWG verstoße gegen das Demokratieprinzip und den Grundsatz der unmittelbaren Abgeordnetenwahl, ein erheblicher Wahlfehler, der die vorzeitige Auflösung des Parlaments rechtfertigen würde, offensichtlich nicht vor. II. Die Kostenentscheidung folgt aus § 28 Abs. 1 StGHG.
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Nr. 2 1. Nach Ait. 120 HV hat der Ministerpräsident mit den zuständigen Ministern die verfassungsmäßig zustande gekommenen Gesetze auszufertigen und binnen zwei Wochen im Gesetz- und Verordnungsblatt zu verkünden. Überträgt die Landesregierung - unbeschadet der grundsätzlichen Ressortzuständigkeit nach Art. 104 Abs. 2 S. 1 HV — die Zuständigkeit für die Vertretung eines Gesetzgebungsvorhabens gegenüber dem Parlament auf eines ihrer Mitglieder und fertigt dieses Mitglied das Gesetz zusammen mit dem Ministerpräsidenten aus, ist den Anforderungen der Verfassung genügt. 2. Art. 37 Abs. 2 HV ist im Bereich des öffentlichen Dienstes nicht anwendbar. Eine gleichberechtigte Mitbestimmung der Beschäftigten im öffentlichen Dienst ist daher verfassungsrechtlich nicht vorgeschrieben. 3. Maßstab für die Ausgestaltung von Beteiligungsrechten der Beschäftigten im öffentlichen Dienst ist Art. 37 Abs. 1 HV. Aus Art. 37 Abs. 1 HV und dem Sozialstaatsprinzip folgt, dass die Personalvertretung im öffentlichen Dienst jedenfalls an der Regelung der personellen und sozialen Angelegenheiten der dort Beschäftigten zu beteiligen ist. 4. Eine Vertretung der Beschäftigten muss grundsätzlich auf der untersten Ebene der Behördenstruktur gewährleistet sein. Den Personalvertretungen muss auch auf dieser Ebene ein Mindestmaß an Aufgaben und Befugnissen zustehen. 5. Eine verfassungsrechtliche Vorgabe für ein bestimmtes Beteiligungsmodell, für bestimmte Arten der Beschäftigtenvertretung sowie für bestimmte Aufgaben, Zuständigkeiten und Beteiligungsformen besteht nicht. Die Verfassung lässt gesetzgeberischen Spielraum für abgestufte Formen der Beteiligung je nach dem zu regelnden Sachverhalt. 6. Der Gesetzgeber ist nicht gehindert, eine Beteiligung auf einer höheren Ebene der Personalvertretung anzusiedeln. Den örtlichen Personalvertretungen muss aber eine Möglichkeit verbleiben, sich angemessen an der Regelung personeller und sozialer Angelegenheiten der Beschäftigten zu beteiligen. 7. § 77 Abs. 5 HPVG ist verfassungskonform dahingehend auszulegen, dass die Rahmenbedingungen im Sinne dieser Vorschrift hinreichend kon-
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kret sind, um den Ausschluss einer formellen Beteiligung an den sich anschließenden personellen Maßnahmen auszugleichen. 8. § 81 Abs. 5 HPVG ist mit der Hessischen Verfassung vereinbar. Das gilt auch dann, wenn von § 81 Abs. 1 S. 1 HPVG die Einführung, Anwendung, wesentliche Änderung oder Erweiterung von technischen Einrichtungen im Sinne von § 74 Abs. 1 Nr. 17 HPVG erfasst wird, die dazu geeignet sind, das Verhalten oder die Leistung der Beschäftigten zu überwachen, und § 81 Abs. 5 HPVG die Mitwirkung hieran ausschließt. 9. § 81a HPVG ist mit den Vorgaben der Hessischen Verfassung vereinbar. Die Entscheidung des Gesetzgebers, der Personalvertretung bei der Entwicklung des Konzepts nach § 81a Abs. 1 HPVG lediglich ein Mitwirkungsrecht einzuräumen, hält sich innerhalb des von der Verfassung vorgegebenen Rahmens. Enthält das Konzept zur Einrichtung einer Personalvermittlungsstelle Regelungen nach §§ 74 Abs. 1 Nr. 15, 77 Abs. 2 HPVG, ist eine angemessene Beteiligung der Personalvertretung durch die Mitwirkung an diesem Konzept sichergestellt. Das Mitwirkungsrecht ist geeignet, der Personalvertretung eine Einflussnahme auf den Inhalt des Konzepts und der genannten Regelungen zu ermöglichen. Enthält das Konzept zur Errichtung der Personalvermittlungsstelle Richtlinien für den personellen Vollzug, müssen diese ebenso wie die Rahmenbedingungen im Sinne von § 77 Abs. 5 HPVG hinreichend konkret sein, um dem in Art. 37 Abs. 1 HV verankerten Grundsatz einer angemessenen Beteiligung der Personalvertretung in personellen und sozialen Angelegenheiten gerecht zu werden. Werden diese Anforderungen erfüllt, bestehen gegen den Ausschluss der Mitbestimmung bei den in § 81a Abs. 2 HPVG genannten personellen Einzelmaßnahmen keine verfassungsrechtlichen Bedenken. Hessische Verfassung Art. 37; 120 Geset2 über den Staatsgerichtshof §§15 Nr. 3; 39 ff Hessisches Personalvertretungsgesetz §§ 74 Abs. 1 Nr. 17; 77 Abs. 2; 77 Abs. 5; 81 Abs. 5; 81 Abs. 1; 81a
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Urteil vom 8. November 2006 - P.St. 1981 in dem Verfahren 2ur Prüfung der Vereinbarkeit von § 77 Abs. 5, von § 81 Abs. 5 und § 81 Abs. 1 Satz 1 iVm Abs. 5 und § 74 Abs. 1 Nr. 17 des Hessischen Personalvertretungsgesetzes in der Fassung von Art. 1 des Zweiten Gesetzes zur Beschleunigung von Entscheidungsprozessen innerhalb der öffentlichen Verwaltung vom 18. Dezember 2003 sowie von § 81a des Hessischen Personalvertretungsgesetzes in der Fassung von Art. 2 des Zukunftssicherungsgesetzes vom 18. Dezember 2003 mit der Verfassung des Landes Hessen auf den Antrag der Abgeordneten des Hessischen Landtages — Antragsteller — Verfahrensbevollmächtigter: Rechtsanwalt Dr. Walter Unger, Feldbergring 65, 63477 Maintal an dem sich beteiligt haben: 1. 2.
der Hessische Ministerpräsident, Staatskanzlei, Georg-August-Zinn-Str. 1, 65183 Wiesbaden die Landesanwältin beim Staatsgerichtshof des Landes Hessen, Luisenstr. 13, 65185 Wiesbaden Entscheidungs formel:
§ 77 Abs. 5 des Hessischen Personalvertretungsgesetzes in der Fassung des Art. 1 des Zweiten Gesetzes zur Beschleunigung von Entscheidungsprozessen innerhalb der öffentlichen Verwaltung vom 18. Dezember 2003 ist mit der Verfassung des Landes Hessen vereinbar. § 81 Abs. 5 des Hessischen Personalvertretungsgesetzes in der Fassung des Art. 1 des Zweiten Gesetzes zur Beschleunigung von Entscheidungsprozessen innerhalb der öffentlichen Verwaltung vom 18. Dezember 2003 ist mit der Verfassung des Landes Hessen vereinbar. § 81 Abs. 1 Satz 1 in Verbindung mit § 81 Abs. 5 des Hessischen Personalvertretungsgesetzes in der Fassung des Art. 1 des Zweiten Gesetzes zur Beschleunigung von Entscheidungsprozessen innerhalb der öffentlichen Verwaltung vom 18. Dezember 2003 ist mit der Verfassung des Landes Hessen vereinbar, soweit dadurch die mit der Einführung der Neuen Verwaltungssteuerung zusammenhängenden technischen Verfahren der Mitbestimmung nach § 74 Abs. 1 Nr. 17 des Hessischen Personalvertretungsgesetzes entzogen werden. § 81a des Hessischen Personalvertretungsgesetzes in der Fassung des Art. 2 des Zukunftssicherungsgesetzes vom 18. Dezember 2003 ist mit der Verfassung des Landes Hessen vereinbar. LVerfGE 17
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Gerichtskosten werden nicht erhoben, außergerichtliche Kosten nicht erstattet. Gründe: A Gegenstand des von 44 Abgeordneten des Hessischen Landtages eingeleiteten Normenkontrollverfahrens ist die Frage, ob § 77 Abs. 5, § 81 Abs. 5 und § 81 Abs. 1 S. 1 iVm Abs. 5 und § 74 Abs. 1 Nr. 17 des Hessischen Personalvertretungsgesetzes (HPVG) idF des Art. 1 des Zweiten Gesetzes zur Beschleunigung von Entscheidungsprozessen innerhalb der öffentlichen Verwaltung vom 18.12.2003 (GVB1.1 S. 494 ff) und § 81a HPVG idF des Art. 2 des Zukunftssicherungsgesetzes (ZSG) vom 18.12.2003 (GVB1. I S. 513 ff) mit der Verfassung des Landes Hessen vereinbar sind. I. Durch das Zweite Gesetz zur Beschleunigung von Entscheidungsprozessen innerhalb der öffentlichen Verwaltung wurde § 77 HPVG folgende Regelung als Absatz 5 angefügt: (5) Von der Mitbestimmung ausgenommen sind Umsetzungen sowie Abordnungen und Versetzungen im Bereich eines Dienstherrn, die in Vollziehung eines Reform- oder Umstrukturierungskonzepts erfolgen, das mindestens Rahmenbedingungen für den notwendigen personellen Vollzug enthält und an dem die nach § 83 zuständigen Personalräte mitgewirkt haben. § 81 HPVG erhielt durch das Zweite Gesetz zur Beschleunigung von Entscheidungsprozessen innerhalb der öffentlichen Verwaltung folgende Fassung: (1) Der Personalrat hat mitzuwirken bei Einführung der Neuen Verwaltungssteuerung (NVS) und entsprechender neuer Steuerungsverfahren einschließlich der damit zusammenhängenden technischen Verfahren, bei Einführung grundlegend neuer Arbeitsmethoden, Aufstellung von allgemeinen Grundsätzen für die Bemessung des Personalbedarfs, allgemeinen Fesdegungen von Verfahren und Methoden von Wirtschaftlichkeits- und Organisationsprüfungen, Einführung von technischen Rationalisierungsmaßnahmen, die den Wegfall von Planstellen oder Stellen zur Folge haben, Vergabe oder Privatisierung von Arbeiten oder Aufgaben, die bisher durch die Beschäftigten der Dienststelle wahrgenommen werden, sowie bei Einführung, Anwendung, Änderung oder Erweiterung automatisierter Verarbeitung personenbezogener Daten der Beschäftigten. Satz 1 gilt nicht bei probe- oder versuchsweiser Einführung neuer Techniken und Verfahren. (2) - (4) -
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(5) Bei Maßnahmen, die unter Abs. 1 bis 4 fallen, tritt ein gleichzeitig vorliegendes Mitbestimmungsrecht zurück.
Das Zukunftssicherungsgesetz wurde am 18.12.2003 von dem Hessischen Landtag verabschiedet und am 23.12.2003 in dem Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen verkündet. Ausgefertigt ist das Gesetz von dem Hessischen Ministerpräsidenten sowie dem Hessischen Minister der Finanzen. Art. 1 ZSG enthält das Gesetz über den Abbau von Stellen in der Landesverwaltung und die Einrichtung einer Personalvermitdungsstelle. Durch Art. 2 ZSG wurde das Hessische Personalvertretungsgesetz geändert. Danach wurde im Anschluss an § 81 HPVG folgende Vorschrift eingefügt: § 81a Personalvermittlungsstelle (1) Der nach § 83 zuständige Personalrat hat, soweit nicht eine Regelung durch Gesetz oder Tarifvertrag erfolgt, an einem Konzept zu einer nach Art. 1 § 1 des Zukunftssicherungsgesetzes einzurichtenden Personalvermittlungsstelle (PVS) mitzuwirken. Soweit das Konzept zur Einrichtung der Personalvermittlungsstelle Regelungen im Sinne des § 74 Abs. 1 Nr. 15 und § 77 Abs. 2 enthält, tritt ein gleichzeitig vorliegendes Mitbestimmungsrecht zurück. (2) Von der Mitbestimmung ausgenommen sind Umsetzung, Zuweisungen entsprechend § 123a des Beamtenrechtsrahmengesetzes sowie Abordnungen und Versetzungen im Bereich der Landesverwaltung, die aufgrund des Art. 1 des Zukunftssicherungsgesetzes oder des in Abs. 1 genannten Konzeptes erfolgen.
In weiteren Artikeln des Zukunftssicherungsgesetzes wurden ferner folgende hessische Gesetze geändert: das Gleichberechtigungsgesetz, das Verwaltungsvollstreckungsgesetz, das Gesetz über die öffentliche Sicherheit und Ordnung, das Justizkostengesetz, das Gesetz über die Errichtung eines Sondervermögens „Wohnungswesen und Zukunftsinvestitionen", das Verwaltungskostengesetz, das Besoldungsgesetz, das Ausfuhrungsgesetz zur Insolvenzordnung, das Hochschulgesetz, das Forstgesetz, das Landesblindengeldgesetz sowie das Gesetz zur Beschleunigung von Entscheidungsprozessen innerhalb der öffentlichen Verwaltung. Ferner enthält das Zukunftssicherungsgesetz das Hessische Studienguthabengesetz. II. Mit Antrag vom 9.12.2004 haben die Antragsteller das Normenkontrollverfahren eingeleitet. Nach Art. 120 HV habe der Ministerpräsident „mit den zuständigen Ministern" die Gesetze auszufertigen und zu verkünden. Da das Zukunftssicherungsgesetz in seinen verschiedenen Artikeln alle Ressorts betreffe, wäre eine UnterzeichLVerfGE 17
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nung durch alle Minister der Hessischen Landesregierung notwendig gewesen. Die veröffentlichte Fassung des Zukunftssicherungsgesetzes weise jedoch lediglich die Unterschriften des Hessischen Ministerpräsidenten und des Hessischen Ministers der Finanzen auf. Der Beschluss über die Zuständigkeiten der einzelnen Minister nach Art. 104 Abs. 2 S. 1 HV begründe nicht nur informelle Arbeitsbereiche, sondern auch politische und rechtliche Verantwortlichkeiten. Ein informeller Verzicht auf diese Verantwortlichkeiten sei nicht zulässig. Es spreche daher vieles dafür, dass das Fehlen der nach Art. 120 HV erforderlichen Unterschriften aller zuständigen Minister die formelle Unwirksamkeit des Zukunftssicherungsgesetzes und damit die formelle Verfassungswidrigkeit von § 81a HPVG zur Folge habe. Ungeachtet dessen seien die zur Überprüfung gestellten Vorschriften des Hessischen Personalvertretungsgesetzes auch inhaltlich mit der Verfassung des Landes Hessen nicht vereinbar. Art. 37 Abs. 1 HV bestimme, dass die Beschäftigten in allen Bereichen und Behörden unter Mitwirkung der Gewerkschaften Betriebsvertretungen erhielten, die in allgemeiner, gleicher, freier, geheimer und unmittelbarer Wahl von den Arbeitnehmern zu wählen seien. Nach Art. 37 Abs. 2 HV seien die Betriebsvertretungen dazu berufen, im Benehmen mit den Gewerkschaften gleichberechtigt mit den Unternehmern in sozialen, personellen und wirtschaftlichen Fragen des Betriebes mitzubestimmen. Die näheren Regelungen seien nach Art. 37 Abs. 3 HV durch Gesetz zu treffen. Art. 37 Abs. 2 HV sei auch im öffentlichen Dienst anzuwenden. Die gegenteilige Rechtsansicht, wie sie der Staatsgerichtshof des Landes Hessen in seiner Entscheidung vom 30.4.1986 (P.St. 1023) geäußert habe, überzeuge nicht. Art. 37 Abs. 2 HV erwähne zwar anders als Absatz 1 die Behörden nicht mehr ausdrücklich und schreibe nur eine Mitbestimmung gleichberechtigt mit den Unternehmern in Fragen des Betriebes vor. Stelle man jedoch auf den Begriff der Betriebsvertretungen als Ausgangspunkt ab, deren Einrichtung Absatz 1 auch für die Behörden fordere, werde deutlich, dass der Verfassunggeber mit verkürzten Begriffen gearbeitet habe. Absatz 2 knüpfe an die Vertretungen der Beschäftigten in Betrieben und Verwaltungen nach Absatz 1 an und umschreibe deren Rechte. Die Interpretation der Begriffe Betrieb und Unternehmer als Oberbegriff für Arbeitsstätte und Arbeitgeber sowohl im privatwirtschaftlichen als auch im öffentlichen Bereich entspreche darüber hinaus der Terminologie, wie sie in Anknüpfung an Art. 165 Abs. 1 der Weimarer Verfassung seit den zwanziger Jahren in Gesetzen üblich gewesen sei. Auch die systematische und teleologische Auslegung spreche für ein Verständnis des Art. 37 Abs. 2 HV als umfassende Ausgestaltung der Rechte der Betriebsvertretungen nach Absatz 1. Die Vorschrift befinde sich in dem Kapitel „Soziale und wirtschaftliche Rechte und Pflichten". In diesem Abschnitt der Hessischen Verfassung seien die Grundsätze einer sozialen Wirtschaftsordnung festLVerfGE 17
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gelegt. Diese beruhe auf der Anerkennung der Würde und Persönlichkeit des Menschen. Die Einrichtung von Betriebsvertretungen und deren Mitbestimmungsrechte seien in diesem Zusammenhang als Teil eines verfassungsrechtlichen Maßnahmebündels zu sehen, mit dem die Stellung aller abhängig Beschäftigten habe geregelt werden sollen. Die Mitbestimmung nach Art. 37 HV sei die Kompensation für die fremdbestimmte Stellung des einzelnen abhängig Beschäftigten. Diese Konstellation bestehe im öffentlichen und privaten Bereich gleichermaßen. Vom Grundsatz her sei daher eine Differenzierung zwischen der Mitbestimmung in der Privatwirtschaft und im Bereich der öffentlichen Arbeitgeber in der Verfassung nicht angelegt. Erst Art. 38 ff HV träfen spezielle Regelungen für den privaten Sektor. Wenn dabei in Art. 38 Abs. 3 HV die Mitbestimmung in den Unternehmen besonders angesprochen werde, zeige dies, dass die vorhergehenden Bestimmungen für alle abhängig Beschäftigten gleichermaßen gelten sollten. Art. 37 Abs. 2 HV fordere auch für den Bereich der Behörden und Betriebe der öffentlichen Hand grundsätzlich eine gleichberechtigte Mitbestimmung in allen Angelegenheiten. Die Verfassungsmäßigkeit der angefochtenen Vorschriften sei daher daran zu messen, ob sich der Gesetzgeber bei einer Regelung, die diese gleichberechtigte Mitbestimmung einschränke, auf andere Verfassungsgrundsätze stützen könne, die die gesetzgeberische Entscheidung rechtfertigen könnten. In Betracht zu ziehen seien dabei insbesondere der Grundsatz der Volkssouveränität und der daraus abzuleitende Grundsatz der demokratischen Legitimation aller für die Wahrnehmung der öffentlichen Aufgaben wesentlichen Entscheidungen. Zu berücksichtigen sei ferner Art. 135 HV, wonach das Recht des öffentlichen Dienstes nach den Erfordernissen der Verwaltung zu gestalten sei. Aber auch wenn Art. 37 Abs. 2 HV im öffentlichen Dienst keine Anwendung finde, sei der Gesetzgeber bei der Ausgestaltung der Mitbestimmung nicht völlig frei. Mitwirkungsrechte der Beschäftigten im öffentlichen Dienst wurzelten im Grundsatz der Sozialstaatlichkeit. Der Sozialstaatsgedanke sei auch der Verfassung des Landes Hessen immanent. Mitwirkungsrechte der Beschäftigten seien ferner Mittel zur Wahrung der Menschenwürde und der Persönlichkeitsentfaltung in der Dienststelle. Diese Prinzipien lägen auch der Verfassung des Landes Hessen zugrunde und seien in ihr sogar besonders ausgeprägt. Ihr sei ein Konzept der sozialen Demokratie mit dem Ziel der Selbstbestimmung in allen Bereichen des politischen, sozialen und wirtschaftlichen Lebens zu entnehmen. Sie erstrebe die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Demokratie durch Mitbestimmung und soziale Gerechtigkeit. Zu beachten sei auch, dass die Mitbestimmung der Kompensation des mit der Eingliederung in den Arbeitsprozess zwangsläufig verbundenen Verlusts von Selbstbestimmung des einzelnen Bediensteten diene und an dessen Stelle die kollektive Interessenwahrnehmung durch das Vertretungsorgan setze. Art. 37 Abs. 1 HV verlange die Bildung eines Vertretungsorgans auf der Ebene jeder Behörde und gebe damit einen Verfassungsauftrag zur Schaffung orts- und sachnaher Strukturen der Personalvertretungen. Im Hinblick darauf sei LVerfGE 17
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davon auszugehen, dass die Beteiligung grundsätzlich auf dieser Ebene stattzufinden habe. Es widerspreche der von Art. 37 Abs. 1 HV gebotenen Zuordnung von Beteiligungsrechten, wenn die Beschäftigten zwar durch überörtliche Personalvertretungen in Angelegenheiten beteiligt würden, die unmittelbar den Amtsauftrag bettäfen, die für den Amtsauftrag aber typischerweise nicht prägende Einzelausfuhrung dagegen ohne Beteiligung des örtlichen Personalrats erfolge. Die verfassungsrechtlich vorgeschriebene Art und Weise der Bildung des Vertretungsorgans verschaffe ihm eine derart große demokratische Legitimation, dass ihm auch adäquate Kompetenzen zustehen müssten. Anderenfalls ergäbe die Anordnung der Einrichtung von Personalvertretungen keinen Sinn. Danach seien die Personalräte im öffentlichen Dienst jedenfalls an der Regelung der personellen und sozialen Angelegenheiten der Beschäftigten zu beteiligen. Den Personalvertretungen müsse in allen die Beschäftigten mehr als nur unwesentlich berührenden Angelegenheiten ein Beteiligungsrecht zustehen. Je stärker eine Angelegenheit die individuellen und kollektiven Interessen der Beschäftigten berühre, desto höhere Anforderungen seien an die Rechtfertigung einer Einschränkung der Beteiligungsrechte zu stellen. Auch bei einer Einschränkung der Beteiligungsrechte aus Gründen des Allgemeinwohls oder konkurrierender verfassungsrechtlicher Grundsätze sei sicherzustellen, dass die Personalvertretungen ihre Aufgabe noch effektiv wahrnehmen könnten. Aufgabe des Gesetzgebers sei die Herstellung eines gerechten Ausgleichs zwischen der nach diesen Maßstäben gebotenen Beteiligung der Beschäftigten und den Interessen an einer Einschränkung der Mitbestimmung. Wegen der dem Gesetzgeber zustehenden Einschätzungsprärogative sei die verfassungsgerichtliche Überprüfung auf eine Vertretbarkeitskontrolle zu beschränken. Die Entscheidung des Gesetzgebers könne nur daraufhin überprüft werden, ob die verfassungsrechtlichen Grundentscheidungen erkannt und berücksichtigt worden seien, ob es vernünftige Interessen für eine Einschränkung der Beteiligungsrechte der Beschäftigten gebe, ob die Einschränkungen zur Wahrung dieser Interessen geeignet seien und ob sie im Sinne des Ubermaßverbots als verhältnismäßig angesehen werden könnten. Es sei indes nicht zu erkennen, dass sich der Gesetzgeber seiner Verpflichtung zur Abwägung der widerstreitenden Interessen bewusst gewesen sei. In der Begründung zum Ersten Gesetz zur Beschleunigung von Entscheidungsprozessen innerhalb der Verwaltung werde ausgeführt, überzogene Beteiligungsrechte stellten teilweise Hemmnisse für eine effiziente, bürgerorientierte und zeitnahe Aufgabenerledigung dar. Weder bei den einzelnen Änderungen noch im weiteren Gesetzgebungsverfahren sei dies näher konkretisiert worden, obwohl wiederholt Einwendungen gegen diese pauschale Feststellung erhoben worden seien. Daran knüpfe die Begründung für das Zweite Gesetz zur Beschleunigung von Entscheidungsprozessen an. Auch seine Notwendigkeit werde pauschal mit der Behauptung begründet, dass durch teilweise überzogene Beteiligungs- und VerfahrensreLVerfGE 17
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gelungen im Personalvertretungsrecht wichtige personelle und organisatorische Maßnahmen zum Teil erheblich verzögert würden. Die Modernisierung der öffentlichen Verwaltung sei ein legitimes Ziel gesetzgeberischen Handelns. Soweit Beteiligungstatbestände mit diesem Ziel in Konflikt geraten könnten, dürfe auch eine Einschränkung der Beteiligungsrechte in Erwägung gezogen werden. Dabei sei jedoch zu berücksichtigen, dass die Beschleunigung von Entscheidungen kein Selbstzweck sei. Jede Beteiligung eines zusätzlichen Gremiums führe zu einer gewissen zeitlichen Verzögerung. Dieser Beteiligung stehe jedoch in der Regel ein Gewinn an Rationalität und Qualität gegenüber. Zudem würden die Akzeptanz der Maßnahmen und damit ihre effektive Umsetzung verbessert. Im Gesetzgebungsverfahren sei von verschiedenen Seiten vorgetragen worden, dass es in der Praxis nicht zu Verzögerungen oder gar Blockaden durch die Personalvertretungen gekommen sei. Hingewiesen worden sei auch auf den anerkannten Grundsatz, dass Reformmaßnahmen nur in Zusammenarbeit mit den Beschäftigten und deren Vertretungen wirksam umgesetzt werden könnten. Die pauschale Behauptung einer Verzögerung von Maßnahmen durch Beteiligungsverfahren sei empirisch weder belegt noch nachweisbar. Ebenso wenig habe eine Auseinandersetzung mit den gegen eine Reduzierung der Mitbestimmungsrechte sprechenden Argumenten im Gesetzgebungsverfahren stattgefunden. Ungeachtet dessen, dass dem Gesetzgeber keine Pflicht zur Begründung seiner Entscheidungen obliege, sei die fehlende Auseinandersetzung im Gesetzgebungsverfahren ein Indiz dafür, dass der Abwägungsprozess fehlerhaft gewesen sei. Es seien aber auch objektiv keine hinreichenden Gründe dafür erkennbar, Mitbestimmungsrechte bei Reformmaßnahmen so einzuschränken, wie dies durch die angefochtenen Vorschriften erfolgt sei. 1. § 77 Abs. 5 HPVG nehme Umsetzungen, Abordnungen und Versetzungen im Bereich eines Dienstherrn von der Mitbestimmung aus, die in Vollziehung eines Reformkonzepts erfolgten, das mindestens Rahmenbedingungen für den notwendigen personellen Vollzug enthalte und an dem die nach § 83 HPVG zuständigen Personalräte beteiligt gewesen seien. Sinn dieser Regelung sei nach der Gesetzesbegründung, Doppelbefassungen der Personalvertretungen mit Maßnahmen zu vermeiden und damit die Durchführung von Reformen zu beschleunigen. Der Gesetzgeber knüpfe damit an die Neufassung des § 81 HPVG an. Grundgedanke des § 77 Abs. 5 HPVG sei offenbar, dass bei der Mitwirkung an der Erstellung eines Reformkonzepts die Interessen der Beschäftigten hinreichend eingebracht werden könnten. Die in Ausführung des Konzepts durchzuführenden Einzelmaßnahmen stellten sich danach nur noch als rechtstechnischer Vollzug dar, so dass bei einer Befassung der Personalvertretung mit diesen Einzelmaßnahmen dieselben Gesichtspunkte noch einmal erörtert würden, die bereits bei der Konzeptentwicklung eine Rolle gespielt hätten. Diese Annahme sei jedoch unzutreffend. § 77 Abs. 5 HPVG sei, wie der Verweis auf § 83 HPVG zeige, nur LVerfGE 17
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dann anwendbar, wenn den Einzelmaßnahmen ein Reform- oder Umstrukturierungskonzept zugrunde liege, das den Voraussetzungen des § 81 HPVG entspreche, denn nur dann komme eine Mitwirkung der Personalvertretung überhaupt in Betracht. Diese Vorschrift erfasse aber nur die Einfuhrung neuer Steuerungsverfahren. Eine Umstrukturierung der Verwaltung müsse jedoch nicht mit der Einführung solcher neuer Verfahren zusammenhängen. Es seien durchaus Umstrukturierungsmaßnahmen denkbar, bei denen der Personalrat nur im Rahmen der vertrauensvollen Zusammenarbeit nach § 60 HPVG zu beteiligen sei. In diesen Fällen dürfe § 77 Abs. 5 HPVG nicht eingreifen, weil eine Erörterung nach § 60 HPVG nicht als Mitwirkung iSv § 83 HPVG angesehen werden könne. Eine andere Auslegung von § 77 Abs. 5 HPVG führte schon deshalb zur Verfassungswidrigkeit der Vorschrift, weil die Personalvertretungen dann weder in der Konzeptphase noch bei der Umsetzung in ausreichendem Maße beteiligt wären. Aber auch bei Reformen iSv § 81 Abs. 1 HPVG seien die Konzepte in der Regel nicht so detailliert, dass damit jede personelle Einzelmaßnahme unverrückbar vorgegeben sei. Der Gesetzgeber trage dem allgemeinen Charakter von Reformkonzepten dadurch Rechnung, dass § 77 Abs. 5 HPVG schon dann die Mitbestimmung bei Einzelmaßnahmen ausschließe, wenn das Reform- oder Umstrukturierungskonzept mindestens Rahmenbedingungen für den notwendigen personellen Vollzug enthalte. Der Begriff Rahmenbedingungen impliziere deren Ausfüllungsbedürftigkeit. Für den Vollzug der Einzelmaßnahmen fehle es der Personalvertretung auf der höheren Ebene aber an den notwendigen Detailkenntnissen hinsichtlich der abgebenden und der aufnehmenden Organisationseinheit. Selbst wenn die Rahmenbedingungen also relativ konkret sein sollten, könne die Beteiligung der Stufenvertretung nicht den Sachverstand der örtlichen Personalvertretung ersetzen. Die Personalvertretung beschäftige sich beim Vollzug von Maßnahmen auf der Grundlage der Rahmenbedingungen mit den jeweiligen konkreten Maßnahmen daher nicht doppelt, sondern überhaupt nicht. Der völlige Ausschluss der Personalräte bei der Umsetzung widerspreche dem Gebot des Art. 37 Abs. 1 HV, dass grundsätzlich der sachnähere örtliche Personalrat in sozialen und personellen Angelegenheiten zu beteiligen sei. Dies gelte auch deshalb, weil die Mitbestimmung in personellen Angelegenheiten zum Kernbereich der Aufgaben der Personalvertretungen gehöre. Dass durch die Einschaltung der örtlichen Personalvertretungen die notwendige Umsetzung von Reformmaßnahmen verzögert oder gar blockiert werden könnte, sei empirisch nicht bewiesen. Eine abstrakt mögliche zeitliche Verzögerung einer Entscheidung, nicht aber deren vollständige Blockierung sei kein so gewichtiger Grund, dass sie die Ausschaltung der örtlichen Personalvertretung bei Maßnahmen im Rahmen einer Umstrukturierung der Verwaltung rechtfertigen könne. Die Rechte der örtlichen Personalvertretung auf Wahrung der Interessen der Beschäftigten seien nicht nur eingeschränkt, sondern faktisch aufgehoben. Eine derartige Ausschaltung der örtlichen Personalvertretung sei auch durch das vom LVerfGE 17
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Gesetzgeber in den Vordergrund gestellte Interesse an einer zügigen Umsetzung von Reformmaßnahmen nicht geboten und nicht gerechtfertigt. Verfahrensbeschleunigung sei kein Selbstzweck. Die Beteiligung sei nicht nur notwendiges Übel, sondern eine von Art. 37 HV und dem Sozialstaatsprinzip bewusst geforderte Sicherung der demokratischen Legitimation des Verwaltungshandelns und der sozialstaatlich notwendigen Einbeziehung der Beschäftigten. Darüber hinaus werde ein etwaiger Zeitgewinn durch die Ausschaltung des Personalrates bei der Umsetzung von Reformmaßnahmen dadurch aufgehoben, dass die Gefahr von Gerichtsverfahren gegen Einzelmaßnahmen steige, die nach Ansicht der Betroffenen rechtswidrig seien. Da lediglich ein Rahmenkonzept gefordert sei, gewährleiste eine Beteiligung, die in der Regel nur auf der Ebene der Stufenvertretung erfolge, keine ausreichende Berücksichtigung der sozialen und persönlichen Belange des einzelnen Beschäftigten bei der Durchführung der Maßnahmen. Auch führe der Ausschluss der örtlichen Personalräte bis hin zur Versagung von Informationsrechten dazu, dass sie nicht einmal prüfen könnten, ob sich die Maßnahme tatsächlich in dem durch das Konzept vorgegebenen Rahmen halte. 2. § 81 Abs. 5 HPVG räume dem jeweils schwächeren Beteiligungsrecht in allen Fällen der Absätze 1 bis 4 des § 81 HPVG Vorrang ein. Das BVerwG habe demgegenüber für den Fall der Konkurrenz von Beteiligungsrechten den Grundsatz aufgestellt, dass die in den Personalvertretungsgesetzen geregelten Beteiligungsrechte grundsätzlich nebeneinander stünden. Etwas anderes gelte dann, wenn durch Auslegung der das Beteiligungsrecht gewährenden Vorschriften festgestellt werden könne, dass der Gesetzgeber wegen des zu beachtenden Vorrangs der Funktionsfähigkeit der Verwaltung kein stärkeres Beteiligungsrecht habe gewähren wollen. In diesem Fall gehe das schwächere Beteiligungsrecht vor. Danach müsse also jeweils im Einzelfall geprüft werden, ob eine Maßnahme, bei der tatbestandlich mehrere Beteiligungsrechte gegeben seien, ihren Schwerpunkt in dem Bereich habe, in dem der Verwaltung aus verfassungsrechtlichen Gründen das Letztentscheidungsrecht zustehen müsse, oder ob es sich um eine Maßnahme handele, die auf den Amtsauftrag nur eine marginale Auswirkung habe. Dies entspreche auch den Grundsätzen, die der Staatsgerichtshof in seiner Entscheidung vom 30.4.1986 entwickelt habe. Demgegenüber lege § 81 Abs. 5 HPVG pauschal fest, dass in den von der Vorschrift erfassten Fällen stets nur das schwächere Beteiligungsrecht greife und etwaige gleichzeitig verwirklichte Mitbestimmungstatbestände zurückträten. Eine solche Aufhebung der Mitbestimmung in allen Fällen mit organisatorischem Bezug nach § 81 HPVG sei verfassungsrechtlich nicht geboten. Nach § 71 Abs. 5 HPVG könne die oberste Dienstbehörde einen Spruch der Einigungsstelle aufheben, wenn die Entscheidung im Einzelfall wegen ihrer Auswirkungen auf das Gemeinwohl wesentlicher Bestandteil der Regierungsgewalt sei. § 81 Abs. 5 HPVG führe daher lediglich dazu, dass in diesen Fällen kein Einigungsverfahren durchgeführt werden müsse. Der Vorrang des schwächeren Beteiligungsrechts LVerfGE 17
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nach § 81 Abs. 5 HPVG diene also ausschließlich der Beschleunigung von organisatorischen und wirtschaftlichen Maßnahmen. Damit widerspreche diese Neuregelung den Grundsätzen, die vom Gesetzgeber bei der Einschränkung der Mitbestimmung der Personalvertretungen zu beachten seien. Der Gesetzgeber habe weder dargelegt noch sei sonst erkennbar, dass er eine Abwägung zwischen dem in der Hessischen Verfassung angelegten grundsätzlichen Mitbestimmungsrecht und anderen Verfassungsgütern vorgenommen habe. Dies wäre umso mehr erforderlich gewesen, als organisatorische Maßnahmen in ihrer Umsetzung regelmäßig mit Angelegenheiten verbunden seien, die als soziale Angelegenheiten an sich einer Mitbestimmung nach § 74 HPVG unterlägen. Es entstehe im Ergebnis eine mitbestimmungsfreie Zone. Die Regelung des § 81 Abs. 5 HPVG verhindere eine Mitbestimmung des örtlichen Personalrats bei Einzelmaßnahmen, wenn die zuständige Stufenvertretung bereits bei der Grundsatzentscheidung beteiligt gewesen sei. Eine solche vollständige Ausschaltung der örtlichen Personalvertretung sei empirisch nicht notwendig, sondern sogar kontraproduktiv, da die Zahl gerichtlicher Verfahren der Betroffenen bzw. der örtlichen Personalvertretungen steige, so dass der vermeintliche Zeitgewinn in sein Gegenteil umschlage. 3. Diese Problematik verstärke sich bei der Beteiligung des nach § 83 HPVG zuständigen Personalrats an der Einfuhrung Neuer Steuerungsmodelle sowie der damit zusammenhängenden technischen Verfahren nach § 81 Abs. 1 HPVG. Auch bei solchen Verfahren komme es im Ergebnis zu einer mitbestimmungsfreien Zone. Der Ausschluss der Mitbestimmung durch § 81 Abs. 5 HPVG in den Fällen des § 81 Abs. 1 HPVG erlange besondere Bedeutung dadurch, dass davon auch technische Verfahren betroffen seien, die eine Einführung, wesentliche Änderung oder Erweiterung von technischen Einrichtungen zur Folge hätten, die dazu geeignet seien, das Verhalten oder die Leistung von Beschäftigten zu überwachen. Derartige Einrichtungen unterlägen an sich der Mitbestimmung der Personalvertretung (§ 74 Abs. 1 Nr. 17 HPVG). Dabei komme es nicht darauf an, ob die technischen Einrichtungen zu Überwachung eingesetzt würden oder eingesetzt werden sollten. Maßgeblich sei allein die abstrakte Möglichkeit zur Überwachung. Durch die Neufassung des § 81 Abs. 1 S. 1 HPVG werde das Mitbestimmungsrecht nach § 74 Abs. 1 Nr. 17 HPVG auf eine bloße Mitwirkung zurückgestuft. Technische Einrichtungen, die der Überwachung des Verhaltens oder der Leistung der Beschäftigten dienten, berührten in hohem Maße die Grundrechtssphäre der Mitarbeiter. Sie tangierten das Recht der Beschäftigten auf Achtung der Menschenwürde und auf informationelle Selbstbestimmung. Die Beteiligung der Personalvertretung solle hier sicherstellen, dass das Interesse der Beschäftigten, die Einführung solcher Einrichtungen auf ein Mindestmaß zu beschränken, gewahrt bleibe.
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Gerade in einem solchen Fall gelte, dass ein Abweichen von dem grundsätzlich vollen Mitbestimmungsrecht in sozialen und personellen Angelegenheiten einer umso zwingenderen Rechtfertigung bedürfe, je stärker eine Maßnahme in rechtlich geschützte Interessen der Beschäftigten eingreife. Dieses Abwägungserfordernis habe der hessische Gesetzgeber offenbar überhaupt nicht gesehen. Im Gesetzgebungsverfahren seien keine Gründe genannt worden, die eine Herabstufung der Beteiligungsintensität erforderlich machten, wenn ein Zusammenhang mit der Einführung neuer Modelle der Verwaltungssteuerung bestehe. Auch hier gelte, dass das Gesamtkonzept nach § 81 Abs. 1 HPVG nicht alle Einzelheiten der Ausgestaltung auf örtlicher Ebene vorgeben könne. Eine Beteiligung auf örtlicher Ebene sei aber nach dem Wortlaut des § 81 Abs. 5 HPVG ausgeschlossen, wenn das Gesamtkonzept erst einmal beschlossen sei. Für diese Einschränkung der Beteiligung seien auch objektiv keine Gründe erkennbar. Das Bestreben nach Beschleunigung könne sie allein nicht rechtfertigen. Zwar könne die Einschaltung der Einigungsstelle im Einzelfall eine Verlängerung der Planungsphase von Reformprojekten zur Folge haben. Dem stehe jedoch das erhebliche Interesse der Beschäftigten gegenüber, dass ihre grundrechtlich geschützten Interessen sorgfältig erörtert und gegebenenfalls auch in einem Verfahren vor der Einigungsstelle noch einmal umfassend gewürdigt würden. Dieser Gewinn an Verfahrensgarantien sei höher zu bewerten als die angesichts der relativ kurzen Fristen im Einigungsverfahren allenfalls geringfügige Verzögerung der Maßnahme. 4. Gem. § 81a Abs. 1 S. 1 HPVG habe der nach § 83 HPVG zuständige Personalrat an einem Konzept zur Einrichtung einer Personalvermittlungsstelle mitzuwirken. Soweit dieses Konzept Regelungen enthalte, die nach § 74 Abs. 1 Nr. 15 HPVG oder § 77 Abs. 2 HPVG der Mitbestimmung unterlägen, trete das Mitbestimmungsrecht gem. § 81a Abs. 1 S. 2 HPVG zurück. Alle anderweitigen Verwendungen von Beschäftigten, die auf der Grundlage von Art. 1 des Zukunftssicherungsgesetzes oder des Konzepts zur Einrichtung der Personalvermitdungsstelle erfolgten, seien nach § 81a Abs. 2 HPVG von der Mitbestimmung ausgenommen. Der mögliche Inhalt dieses Konzepts werde im Zukunftssicherungsgesetz nicht näher erläutert. Die ausdrückliche Erwähnung der §§ 74 Abs. 1 Nr. 15, 77 Abs. 2 HPVG zeige jedoch, dass das Konzept jedenfalls die Aufstellung von Sozialplänen einschließlich Plänen für Umschulungen umfassen könne. Diese Regelungsgegenstände griffen in besonderer Weise in die Rechte der Beschäftigten ein. Sozialpläne dienten der Milderung wirtschaftlicher Nachteile, die Beschäftigten durch Umstrukturierungsmaßnahmen entstünden. Dabei enthielten Sozialpläne in der Regel neben allgemeinen Bestimmungen auch konkrete Regelungen für einzelne Dienststellen oder sogar für einzelne Beschäftigte. Derart differenzierte Regelungen eines Interessenausgleichs könnten nur getroffen werden, wenn die konkret betroffenen Interessen der einzelnen Beschäftigten der LVerfGE 17
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Dienststellen vollständig erfasst und gewürdigt worden seien. Dies sei nur unter Beteiligung der Personalvertretungen auf der Ebene der einzelnen Dienststellen möglich. Eine Begründung für die Herabstufung des bislang beschränkten Mitbestimmungsrechts auf eine bloße Mitwirkung des Hauptpersonalrates bei dem Hessischen Ministerium der Finanzen sei aus dem Gesetzgebungsverfahren nicht ersichtlich. Die Begründung zu Art. 2 ZSG beschränke sich auf eine bloße Wiedergabe des Gesetzestextes und dessen Auslegung. Zwar sei das Ziel eines Stellenabbaus zur Behebung der Finanznot des Landes Hessen legitimer Grund gesetzgeberischen Handelns. Auch die vom Gesetzgeber gewählte Konstruktion der Personalvermitdungsstelle sei ein vertretbarer Ansatz. Es sei aber nicht erkennbar, welche zwingenden oder auch nur vernünftigen Erwägungen des Gemeinwohls es rechtfertigten, gerade das wesentliche Instrument des Interessenausgleichs zwischen den Belangen des Dienstherrn und der Beschäftigten im Krisenfall lediglich auf einer Ebene anzusiedeln, auf der die konkreten Interessen der einzelnen Beschäftigten in den einzelnen Dienststellen weder bekannt seien noch sachgerecht ausgeglichen werden könnten. Auch fehle es an einem verfassungsrechtlich hinreichenden Grund, sogar dem Hauptpersonalrat bei dem Hessischen Ministerium der Finanzen nur ein diffuses Mitwirkungsrecht an Stelle der ohnehin durch § 71 Abs. 5 HPVG eingeschränkten Mitbestimmung nach § 74 Abs. 1 Nr. 15 HPVG einzuräumen. Der Gesichtspunkt, zeitliche Verzögerungen bei der Umsetzung zu vermeiden, könne schon deshalb nicht als Legitimation für die Herabstufung der Beteiligungsrechte in § 81a HPVG herangezogen werden, weil der nach dem Sozialstaatsprinzip erforderliche Interessenausgleich bei Sozialplänen eine gründliche Erörterung der widerstreitenden Interessen von Beschäftigten und Dienstherrn notwendig mache und dies einen gewissen Zeitaufwand zur Folge habe. Darüber hinaus wögen die Interessen der Beschäftigten an einer sachlich umfassenden Beteiligung der örtlichen Personakäte so schwer, dass auch geringe zeitliche Verzögerungen hinzunehmen seien. Gleiches gelte für die Beseitigung der Mitbestimmung in den Angelegenheiten des § 77 Abs. 2 HPVG und ihren Ersatz durch eine Mitwirkung des nach § 83 HPVG zuständigen Personalrats. § 77 Abs. 2 HPVG begründe in seinen Ziffern 1 bis 4 ein Mitbestimmungsrecht der Personalvertretung bei Maßnahmen, die der Vorbereitung von personalwirtschaftlichen Einzelentscheidungen dienten. Eine Mitbestimmung sei hier erforderlich, weil durch die in § 77 Abs. 2 HPVG genannten Richtlinien entscheidende Weichen für spätere, auf ihnen beruhende Maßnahmen gestellt würden. Aufgabe der Personalvertretung sei hier, darauf zu achten, dass die Kriterien angemessen gewichtet und die Belange der Beschäftigten hinreichend berücksichtigt würden. Die Einschränkung der Mitbestimmung des Personalrats an der Fesdegung dieser Rahmenbedingungen bedürfe einer besonderen Rechtfertigung. Der bloße Wunsch nach Beschleunigung des VerfahLVerfGE 17
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rens könne angesichts der überragenden Bedeutung der Richtlinien nicht als hinreichender Grund für die Ersetzung der Mitbestimmung durch eine bloße Mitwirkung angesehen werden. § 81a Abs. 2 HPVG schließe jegliche Mitwirkung der Personalvertretungen bei Einzelmaßnahmen aus, die aufgrund von Art. 1 ZSG oder des in § 81a Abs. 1 HPVG genannten Konzepts vorgenommen würden. Durch die Neufassung des § 81a HPVG würden Beteiligungsrechte in personellen und sozialen Angelegenheiten nicht nur für einen Randbereich der Tätigkeit des Landes ausgeschlossen, sondern für eine in ihrem Umfang bislang beispiellose Zahl von Umsetzungen, Versetzungen oder sonstigen Zuweisungen anderweitiger Beschäftigung. Weder der örtliche Personalrat noch irgendeine andere Personalvertretung habe nach § 81a HPVG die Möglichkeit, die von der Dienststelle oder der Personalvermitdungsstelle getroffenen Maßnahmen im Einzelfall auch nur daraufhin zu überprüfen, ob die Rahmenbedingungen des Konzepts eingehalten worden seien. Der örtliche Personalrat werde weder informiert, noch könne er die konkreten Personalmaßnahmen darauf überprüfen, ob sie iSd § 77 Abs. 4 HPVG gegen Rechtsvorschriften oder Richtlinien verstießen oder den Betriebsfrieden gefährdeten. Mit der Begründung, es sollten Verzögerungen bei der Umsetzung vermieden werden, verkenne der Gesetzgeber, dass schon aufgrund der kurzen Fristen des Einigungsverfahrens nach § 71 Abs. 2 HPVG unangemessene Verzögerungen ausgeschlossen seien. Darüber hinaus hätten die obersten Dienstbehörden auf Landesebene nach § 71 Abs. 5 HPVG die Möglichkeit, im Einzelfall von Entscheidungen der Einigungsstelle abzuweichen. Auch sei zu berücksichtigen, dass durch die Ausschaltung der örtlichen Personalvertretungen Verzögerungen geradezu provoziert würden. Dies betreffe die Möglichkeit der örtlichen Personalvertretungen, in gerichtlichen Verfahren ihre Beteiligungsrechte geltend zu machen und dabei vorzutragen, dass bestimmte Maßnahmen nicht auf dem Konzept nach § 81a HPVG beruhten und damit nach wie vor der Mitbestimmung unterlägen. Auch gewinne der gerichtliche Rechtsschutz der betroffenen Beschäftigten erheblich an Bedeutung, wenn eine durch das normale Mitbestimmungsverfahren gewährleistete Vorabkontrolle durch die örtliche Personalvertretung ausgeschlossen sei. Damit sei der Ausschluss der Mitbestimmung durch § 81a HPVG tatsächlich nicht geeignet, das vom Gesetzgeber beabsichtigte Ziel zu fördern. Auch verkenne die Begründung den nach Art. 37 Abs. 1 HV verfassungsrechtlich garantierten hohen Stellenwert der Mitbestimmung der örtlichen Personalvertretungen bei personellen Maßnahmen. Vorrangige verfassungsrechtliche Grundsätze, die einen derartigen Ausschluss der Personalvertretungen in dem Kernbereich ihrer Aufgaben rechtfertigen könnten, seien nicht ersichtlich. Die Verfassungswidrigkeit von § 81a HPVG ergebe sich auch aus einer quantitativen Betrachtung der von dieser Vorschrift erfassten Maßnahmen. Für alle der zahlreichen mit dem Personalabbau verbundenen Maßnahmen werde LVerfGE 17
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nach § 81a HPVG die Mitbestirnmung aufgehoben. Bis zur Realisierung der im Haushalt und im Zukunftssicherungsgesetz vorgesehenen Maßnahmen finde demzufolge eine Mitbestimmung der Beschäftigten in dem Umfang, wie sie Art. 37 HV und das Sozialstaatsprinzip der Hessischen Verfassung verlangten, faktisch nicht mehr statt. Die nach Art. 37 Abs. 1 HV einzurichtenden Personalvertretungen bei den einzelnen Dienststellen würden faktisch funktionslos. Das gleiche ergebe sich bei einer quantitativen Betrachtung der anderen zur verfassungsrechtlichen Überprüfung gestellten Vorschriften. Die Antragsteller beantragen, wie folgt zu erkennen: 1.
§ 77 Abs. 5 des Hessischen Personalvertretungsgesetzes in der Fassung des Art. 1 des Zweiten Gesetzes zur Beschleunigung von Entscheidungsprozessen innerhalb der öffentlichen Verwaltung vom 18. Dezember 2003 steht mit Art. 37 der Verfassung des Landes Hessen und dem der Verfassung des Landes Hessen immanenten Sozialstaatsgedanken in Widerspruch und ist daher für nichtig zu erklären.
2.
§ 81 Abs. 5 des Hessischen Personalvertretungsgesetzes in der Fassung des Art. 1 des Zweiten Gesetzes zur Beschleunigung von Entscheidungsprozessen innerhalb der öffentlichen Verwaltung vom 18. Dezember 2003 steht mit Art. 37 der Verfassung des Landes Hessen und dem der Verfassung des Landes Hessen immanenten Sozialstaatsgedanken in Widerspruch und ist daher für nichtig zu erklären.
3.
§ 81 Abs. 1 in Verbindung mit § 81 Abs. 5 des Hessischen Personalvertretungsgesetzes in der Fassung des Art. 1 des Zweiten Gesetzes zur Beschleunigung von Entscheidungsprozessen innerhalb der öffentlichen Verwaltung vom 18. Dezember 2003 steht mit Art. 37 der Verfassung des Landes Hessen und dem der Verfassung des Landes Hessen immanenten Sozialstaatsgedanken in Widerspruch und ist daher für nichtig zu erklären, soweit dadurch die mit der Einführung der Neuen Verwaltungssteuerung zusammenhängenden technischen Verfahren der Mitbestimmung nach § 74 Abs. 1 Nr. 17 des Hessischen Personalvertretungsgesetzes entzogen werden.
4.
§ 81a des Hessischen Personalvertretungsgesetzes in der Fassung des Art. 2 des Zukunftssicherungsgesetzes vom 18. Dezember 2003 steht mit Art. 37 der Verfassung des Landes Hessen und dem der Verfassung des Landes Hessen immanenten Sozialstaatsgedanken in Widerspruch und ist daher für nichtig zu erklären. III.
Die Hessische Landesregierung stellt keinen Antrag. Sie hält den Normenkontrollantrag für unbegründet. Die von den Antragstellern angegriffenen Vorschriften des Hessischen Personalvertretungsgesetzes genügten in formeller und materieller Hinsicht den Vorgaben der Hessischen Verfassung. LVerfGE 17
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Das Zukunftssicherungsgesetz sei formell wirksam. Sein inhaltlicher Schwerpunkt liege im Geschäftsbereich des Hessischen Ministers der Finanzen. Ihm habe deshalb das Kabinett die Zuständigkeit für die Vorbereitung des Gesetzentwurfes und für die Ressortabstimmung übertragen. Er allein habe den Gesetzentwurf in das Kabinett eingebracht, das ihn in dieser Form beschlossen habe. Damit sei zugleich die Zuständigkeit des Hessischen Ministers der Finanzen fur die Einbringung des Gesetzentwurfes in den Landtag festgelegt worden. Auf dieser Grundlage habe der Finanzminister den Gesetzentwurf — zugleich in Vertretung für den Ministerpräsidenten — unterzeichnet und am 4.11.2003 in den Landtag eingebracht. Die Landesregierung sei daher befugt gewesen, ihn neben dem Hessischen Ministerpräsidenten als für die Ausfertigung des Gesetzes zuständigen Minister vorzusehen. Im Rahmen dieser Zuweisung habe er sodann das Gesetz unterzeichnet, ohne dass die Hinzuziehung weiterer Minister verfassungsrechtlich geboten gewesen sei und ihr Fehlen die Wirksamkeit von Ausfertigung und Verkündung beeinträchtige. Aus der Entstehungsgeschichte des Art. 120 HV ergebe sich, dass die Ausfertigung nicht als Akt der Gegenzeichnung im Sinne der Übernahme der Verantwortung gegenüber dem Parlament für das Handeln eines parlamentarisch nicht verantwortlichen Staatsoberhauptes zu verstehen sei. Die Ausfertigung erkläre nicht mehr als die formelle Verkündungsfähigkeit des ausgefertigten Gesetzeswortlauts. Damit begründe die Verfassung eine Kompetenz durchweg formalen Inhalts, die, solange das Kabinett nichts Abweichendes beschlossen habe, nach Maßgabe des Zuständigkeitsbeschlusses nach Art. 104 Abs. 2 HV wahrzunehmen sei. Im Übrigen könnten Fehler im Gesetzgebungsverfahren nur dann zur Nichtigkeit eines Gesetzes führen, wenn sie evident seien. Davon könne hier jedoch nicht ausgegangen werden. Die angefochtenen Vorschriften des Hessischen Personalvertretungsgesetzes stünden auch materiell mit der Verfassung im Einklang. Art. 37 HV gewähre Angestellten, Arbeitern und Beamten Mitwirkungsrechte nach Maßgabe einer näheren Regelung durch Gesetz. Dem Gesetzgeber komme bei der Erfüllung dieses Auftrages zur gesetzlichen Ausgestaltung der Beteiligungsrechte ein Konkretisierungsermessen zu. Diesem Konkretisierungsermessen des Gesetzgebers korrespondiere der Kontrollmaßstab des Staatsgerichtshofs, der bei der Überprüfung der angegriffenen Regelungen auf eine Vertretbarkeitskontrolle beschränkt sei. Sie seien nicht im Einzelnen darauf zu untersuchen, ob der Gesetzgeber unter Wahrung anderer Interessen eine noch mitbestimmungsfreundlichere Regelung hätte finden können. Die Prüfung habe sich darauf zu beschränken, ob die gesetzlichen Bestimmungen den inhaltlichen Vorgaben der Verfassung in sachlich vertretbarer Weise gerecht geworden seien.
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Die Vorschrift des Art. 37 HV sei eindeutig. Die Einrichtung von Betriebsvertretungen (Absatz 1) und die Einräumung von Mitbestimmungsbefugnissen (Absatz 2) seien in Art. 37 HV klar getrennt. Die unterschiedliche Wortwahl in zwei unmittelbar aufeinander folgenden Absätzen desselben Verfassungsartikels spreche dafür, dass ein unterschiedlicher Geltungsbereich gewollt sei. Dadurch, dass der Verfassungsgesetzgeber in Art. 37 Abs. 1 HV Betriebe und Behörden nebeneinander stelle, zeige er, dass er die Behörde nicht als Untergruppe des Betriebs, sondern als etwas anderes ansehe. Wenn nun derselbe Verfassungsgesetzgeber in Art. 37 Abs. 2 HV nur von Betrieben spreche, folge hieraus zwingend, dass die Mitbestimmungsregelung des Art. 37 Abs. 2 HV sich nur auf Betriebe, nicht auch auf Behörden beziehen solle. Diese Trennung habe in Deutschland bereits Verfassungstradition. Nach Art. 165 Abs. 1 der Weimarer Verfassung seien Arbeiter und Angestellte dazu berufen gewesen, gleichberechtigt in Gemeinschaft mit den Unternehmern an der Regelung der Lohn- und Arbeitsbedingungen sowie an der gesamten wirtschaftlichen Entwicklung der produktiven Kräfte mitzuwirken, während den Beamten nach Art. 130 Abs. 3 der Weimarer Verfassung besondere Beamtenvertretungen zuerkannt worden seien. Die Hessische Verfassung lege in zahlreichen Einzelbestimmungen ein klares Bekenntnis zum sozialen Gedanken und zur sozialen Verantwortung des Staates ab. Das Recht auf Mitbestimmung sei Ausdruck dieses Sozialstaatsgedankens sowie Instrument zum Schutz der Menschenwürde und zur Verwirklichung der Persönlichkeit der Beschäftigten im Arbeitsleben. Es diene der Kompensation des mit der Eingliederung in den Arbeitsprozess zwangsläufig verbundenen Verlusts an Selbstbestimmung des einzelnen Bediensteten und setze an deren Stelle die kollektive Interessenwahrnehmung durch das Vertretungsorgan. Die Betroffenheit der Beschäftigten durch Entscheidungen der Dienststelle vermittle aber nicht die demokratische Legitimation der durch das Recht auf Mitbestimmung gewährleisteten Beteiligung. Auch weise die Personalvertretung als Form kollektiver Mitbestimmung im öffentlichen Dienst keinen verfassungsrechtlichen Grundrechtsbezug auf und könne daher nicht als Grundrechtsausübung qualifiziert werden. Art. 37 Abs. 3 HV gebe den Personalvertretungen ein Mitwirkungsrecht allein nach Maßgabe des Gesetzes. Ein Mindestbestand an Mitbestimmungsrechten lasse sich aus der Hessischen Verfassung nicht ableiten. Der Gesetzgeber sei frei, wie er den Ausgleich zwischen den sozialstaatlich begründeten Mitwirkungsrechten des Personals und den Erfordernissen einer aufgabengerechten Organisation der Landesverwaltung herstelle. An einen Bestand von früher einmal eingeräumten Mitwirkungsrechten sei der Gesetzgeber nicht gebunden. Eine Absenkung der Intensität der Mitwirkung müsse nach allgemeinen rechtsstaatlichen Prinzipien begründungsfähig sein. Die Verfassung stehe nicht entgegen, solange sich der Gesetzgeber im Rahmen seines Konkretisierungsermessens halte. Auch bei der Zuordnung der Mitwirkungsbefügnisse zu den einzelnen Stufen der Personalvertretung gebe es keine verfassungsrechtlichen Vorgaben. Der Gesetzgeber habe LVerfGE 17
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sich lediglich am Grundsatz der Sachgerechtigkeit zu orientieren. Einen Grundsatz der Örtlichkeit der Personalvertretung, nach dem die Personalvertretung der untersten Stufe stets zu beteiligen sei, kenne die Verfassung nicht. Anlass für die streitgegenständliche Einschränkung der Mitwirkungsrechte im öffentlichen Dienst sei die Entwicklung der Haushaltslage des Landes gewesen. Zusätzlich hätten steigende Anforderungen an die Leistungskraft der Organe der Landesverwaltung den Gesetzgeber gezwungen, tätig zu werden. Ziel der streitgegenständlichen Gesetze seien der Umbau der Verwaltungsorganisation, die Verringerung des Personalbestands im Rahmen des Möglichen und Notwendigen und gleichzeitig die Erhöhung der Leistungskraft der Verwaltung. Bei Bewältigung der Haushaltskonsolidierung und den daraus resultierenden Anforderungen an den Umbau der Verwaltung spiele der Zeitfaktor eine wichtige Rolle. Reformen könnten nur dann greifen und Ergebnisse zeitigen, wenn sie in möglichst kurzer Zeit umgesetzt werden könnten. Nicht der Beschleunigungseffekt allein sei das Ziel, sondern die durch die beschleunigte Umsetzung der Reformen gesteigerte oder erst ermöglichte Erfolgsaussicht. 1. Die Einwände der Antragsteller gegen die Neuregelung des § 77 Abs. 5 HPVG seien nicht geeignet, dessen Verfassungswidrigkeit zu begründen. Die von den Antragstellern behauptete Beschränkung der Anwendbarkeit des § 77 Abs. 5 HPVG auf Reform- oder Umstrukturierungskonzepte, die den Voraussetzungen des § 81 HPVG entsprächen, sei systematisch verfehlt. § 81 Abs. 1 HPVG regele die vom Zweiten Gesetz zur Beschleunigung von Entscheidungsprozessen erweiterte Mitwirkung der Personalvertretung bei organisatorischen Maßnahmen. § 77 Abs. 5 HPVG führe demgegenüber einen eigenen Beteiligungstatbestand für die Personalvertretung ein, um damit Ausnahmen von der nach § 77 HPVG erforderlichen Mitbestimmung bei den genannten personellen Maßnahmen zu kompensieren. Deckungsgleich seien die Anwendungsbereiche der beiden Vorschriften nicht. Der in § 77 Abs. 5 HPVG verwendete Begriff eines Reform- oder Umstrukturierungskonzepts sei eigenständig nach Maßgabe organisationswissenschaftlicher und organisationsrechtlicher Überlegungen auszulegen und in der Praxis problemlos zu handhaben. Er reiche weiter als der konkretere Beteiligungstatbestand des § 81 Abs. 1 HPVG. Der Begriff des Reform- oder Umstrukturierungskonzepts, das mindestens Rahmenbedingungen für den notwendigen personellen Vollzug enthalte, sei funktional im Blick daraufhin auszulegen, dass er den Ausfall der Mitbestimmung beim Vollzug der personellen Maßnahmen aufwiegen solle. Daraus ergäben sich entsprechende Konkretisierungsanforderungen an die Verwaltung. Es bestünden keine Anhaltspunkte dafür, dass die Verwaltung ihren KonkretisierungsSpielraum bei der Anwendung dieses unbestimmten Rechtsbegriffs von vornherein nicht ausfüllen könne. Die Antragsteller stellten vielmehr entscheidend darauf ab, dass die Ersetzung der Mitbestimmung der örtlichen PersoLVerfGE 17
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nalvertretung durch die Mitwirkung der nach § 83 HPVG zuständigen Personalvertretung dazu führe, dass die örtlichen Personalvertretungen ausgeschaltet, die Stufenvertretungen aber nicht in der erforderlichen Einzelfallkonkretheit beteiligt würden, so dass in Wirklichkeit keine Doppelbefassung vermieden, sondern eine wirksame Personalvertretung ganz ausgeschlossen werde. Dieser Vorwurf verkenne das Wesen eines solches Konzepts, von dem das Gesetz selbst mindestens Rahmenbedingungen für den notwendigen personellen Vollzug verlange. Vom neuen § 77 Abs. 5 HPVG werde gerade ein neuer Mitwirkungstatbestand für die sachlich zuständige Stufenvertretung geschaffen. Die örtlichen Personalvertretungen seien von den konkreten Personalentscheidungen beim Vollzug dieser Reformkonzepte ausgeschlossen. Das entspreche dem Ziel des Gesetzes. Die Streichung dieser örtlichen Mitbestimmung verstoße aber nicht gegen Art. 37 Abs. 1 HV. Die Verfassung kenne keinen Grundsatz der Ortlichkeit der Personalvertretung, sondern allenfalls einen Grundsatz der sachgerechten Zuordnung der jeweiligen Aufgabe des Dienstherrn zu der entsprechenden Stufe der Personalvertretung. Wenn die neu eingeführte Mitwirkung auf der übergeordneten Stufe die Mitwirkung beim Vollzug auf der Ortsebene kompensiere, bleibe dies grundsätzlich im Rahmen der verfassungsrechtlich zulässigen Ausgestaltung der Mitwirkungsbefugnisse des Personalrats, soweit das Reform- oder Umstrukturierungskonzept dem vom Gesetz vorgesehenen Mindestumfang entspreche. Es spreche nichts dafür, dass der Gesetzgeber sein Reforminteresse durch diese Neuverteilung der Mitwirkungsbefugnisse nicht in einer die Interessen der Bediensteten schonenden Weise umgesetzt habe. Die in § 77 Abs. 5 HPVG angesprochenen Reformen und Umstrukturierungen seien denjenigen Maßnahmen zuzuordnen, die schwerpunktmäßig die Erledigung von Amtsaufgaben beträfen und unvermeidlich die Interessen der Beschäftigten berührten. Hier stehe das öffentliche Interesse an der Maßnahme eindeutig im Vordergrund. Entsprechend sinke der notwendige Begründungsaufwand des Gesetzgebers. 2. Bei § 81 Abs. 1 S. 1 HPVG sei zwischen der automatisierten Verarbeitung personenbezogener Daten der Beschäftigten, die eindeutig in den Tatbestand der Vorschrift falle, und der Einführung von technischen Einrichtungen zur Überwachung des Verhaltens oder der Leistung der Beschäftigten zu unterscheiden. Dièse fielen nicht in den Anwendungsbereich des § 81 Abs. 1 HPVG. An dessen Verfassungskonformität könne daher nicht gezweifelt werden. Das im Reformkonzept enthaltene Rahmenkonzept zur Organisation des ressortinternen Controlling und das allgemeine Controllingkonzept seien vor allem budgetbezogen und dienten der Gewährleistung einer verbesserten Leistungsund Erfolgsplanung bei der Reform der entsprechenden Verwaltungseinheiten. Damit unterscheide sich dieser Ansatz zur Verbesserung der Steuerungsverfahren grundsätzlich von der Einführung technischer Einrichtungen zur Überwachung der Beschäftigten. Zwar könne die automatisierte Verarbeitung personenbezogener Daten der Beschäftigten die Grundlage und die Informationen für eine solche LVerfGE 17
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Überwachungseinrichtung schaffen. Dies sei jedoch von ihrer Einrichtung zu unterscheiden. Selbst wenn Einrichtungen iSv § 74 Abs. 1 Nr. 17 HPVG vom Tatbestand des § 81 Abs. 1 HPVG erfasst seien, lasse sich nicht annehmen, dass die sozialen Belange des Personals dadurch stärker betroffen würden als durch die organisatorischen Maßnahmen nach § 81 HPVG. Man könne daher nicht davon ausgehen, dass der Gesetzgeber diesbezüglich einem gesteigerten Begründungsbedarf hätte genügen müssen. Art. 37 HV stehe einer Herabstufung des Mitbestimmungsrechts in § 74 Abs. 1 Nr. 17 HPVG zu einem Mitwirkungsrecht nach § 81 Abs. 1 HPVG nicht entgegen. 3. Die von § 81 Abs. 5 HPVG erfassten Maßnahmen seien solche, die schwerpunktmäßig die Erledigung von Amtsaufgaben beträfen und die unvermeidlich auch die Interessen der Beschäftigten berührten. Das Interesse an einer effizienten und haushaltsgerechten Erledigung der Amtsgeschäfte habe nach der Entscheidung des Gesetzgebers in diesen Fällen Vorrang. Diese Entscheidung bleibe innerhalb seines Handlungsspielraums, zumal Art. 37 HV den Bediensteten kein Grundrecht auf Mitbestimmung verleihe, das möglichst effizient ausgestaltet werden müsse. Die Verfassung lasse es dem Gesetzgeber unbenommen, den Mitbestimmungsinteressen der Bediensteten mit entsprechender Begründung Nachrang gegenüber dem öffentlichen Interesse an der zweckmäßigen und haushaltsgerechten Ausgestaltung des öffentlichen Dienstes zu geben. 4. Im Hinblick auf § 81a Abs. 1 HPVG übersähen die Antragsteller, dass es im Personalvertretungsrecht kein Ortlichkeitsprinzip gebe. Auch die Annahme, der Hauptpersonalrat könne bei Maßnahmen iSv §§ 74 Abs. 1 Nr. 15, 77 Abs. 2 HPVG die konkreten Interessen der Beschäftigten in den einzelnen Dienststellen weder erkennen noch ausgleichen, sei unbegründet. Dem grundsätzlichen Interesse der Beschäftigten, bei der Aufstellung von Beurteilungsrichtlinien beteiligt zu werden, stünden andere Verfassungsgüter gegenüber. Insbesondere das Interesse an der Konsolidierung der Landesverwaltung sei ein Verfassungsgut von hohem Rang. Der zunächst gewählte Weg über eine weiche Personalvermitdungslösung belege, dass der Gesetzgeber eingehende Überlegungen zur Verhältnismäßigkeit der mit seinem Reformmodell verbundenen Eingriffe in die Rechte des Personals angestellt habe. Für eine sachgerechte Erwägung des Gesetzgebers spreche auch, dass er sich im Verhältnis zu § 77 HPVG um Widerspruchsfreiheit bemüht habe, indem er lediglich die für das Konzept und seine rasche Aufstellung unabdingbaren Tatbestände des § 77 Abs. 2 HPVG in die Regelung des § 81a Abs. 1 S. 2 HPVG einbezogen habe. Die Leistungsfähigkeit des Konzepts des Art. 1 ZSG hänge entscheidend davon ab, dass die Meldung von Beschäftigten an die Personalvermittlungsstelle wie LVerfGE 17
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auch deren Weitervermittlung nicht an Mitbestimmungsbefugnisse gebunden würden. Diese würden die erforderliche zeitnahe Umsetzung des Konzepts nicht nur gefährden, sondern ausschließen. Personalabbau, wie er in Art. 1 ZSG vorgesehen sei, wäre in einer auch nur einigermaßen realistischen Zeit nicht möglich, blieben die in § 81a Abs. 2 HPVG genannten Maßnahmen mitbestimmtingsbedürftig. Dass der Gesetzgeber bei der Abwägung der Einschränkungen zu Lasten des Personals den Erfordernissen des raschen Wandels in der Verwaltung und einer effizienten, modernen und kostengünstigen Verwaltung Rechnung getragen habe, sei nicht zu beanstanden. IV. Die Landesanwältin stellt ebenfalls keinen Antrag. Sie hält den Normenkontrollantrag für zulässig, in der Sache jedoch für unbegründet. Das Zukunftssicherungsgesetz sei ordnungsgemäß ausgefertigt und verkündet worden. Der inhaltliche Schwerpunkt des Zukunftssicherungsgesetzes liege im Geschäftsbereich des Finanzministers. Für Art. 1 bis Art. 3 ZSG, die die Einrichtung der Personalvermittlungsstelle beträfen, habe die Ausfertigungskompetenz beim Finanzminister gelegen, wie dies Art. 1 Abs. 1 ZSG eindeutig zum Ausdruck bringe. Durch die Art. 4 bis Art. 15 ZSG seien ebenfalls Regelungen zur Einsparung von Haushaltsmitteln getroffen worden, weswegen sich das Kabinett in nicht zu beanstandender Weise darauf verständigt habe, dem Finanzminister die Zuständigkeit für die Vorbereitung des Gesetzentwurfs und für die Ressortabstimmung zu übertragen. Die Hinzuziehung weiterer Minister bei der Ausfertigung sei verfassungsrechtlich nicht geboten gewesen. Die Entstehungsgeschichte des Art. 120 HV belege, dass der Ausfertigung durch die Minister keine Legitimationsfunktion, sondern nur technische Bedeutung zukomme. Der Verfassunggeber habe auf eine Gegenzeichnung durch die Fachminister zum Zwecke der Bestätigung der formellen und materiellen Verfassungsmäßigkeit eines Gesetzes verzichtet. Art. 120 HV stelle daher eine Kompetenz formalen Inhalts dar, die nach Maßgabe des Zuständigkeitsbeschlusses nach Art. 104 Abs. 2 HV auszuüben sei. Falls die Geschäftsbereiche mehrerer Minister berührt seien, entscheide die Landesregierung über die Ausfertigungszuständigkeit. Diese Entscheidung sei durch die Kabinettsvorlage und den vom Kabinett beschlossenen Gesetzesentwurf getroffen und damit die Abgrenzungskompetenz aus Art. 104 Abs. 3 HV konkretisiert worden. Maßstab für die Prüfung der Verfassungsmäßigkeit der angefochtenen Vorschriften des Hessischen Personalvertretungsgesetzes sei Art. 37 Abs. 1 HV. Art. 37 Abs. 2 HV könne nicht als Maßstab herangezogen werden. Die Bestimmung finde auf Verwaltungen und Betriebe der öffentlichen Hand keine Anwendung. Dies ergebe sich zunächst aus einer am Wortlaut orientierten Auslegung·
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Art. 37 Abs. 1 HV schreibe die Einrichtung von Betriebsvertretungen in allen Betrieben und Behörden vor. Art. 37 Abs. 2 HV normiere daran anschließend den Grundsatz der gleichberechtigten Mitbestimmung mit den Unternehmern in Fragen des Betriebes. Die unterschiedliche Wortwahl in den beiden Absätzen spreche dafür, dass der Verfassungsgesetzgeber einen unterschiedlichen Geltungsbereich für private Betriebe einerseits und öffentliche Betriebe andererseits zum Ausdruck habe bringen wollen. Durch die Benennung von Betrieben und Behörden in Absatz 1 zeige der Verfassunggeber, dass er zwischen diesen Begriffen unterscheide und die Behörden nicht etwa als Untergruppe des Begriffs Betrieb ansehe. Vor diesem Hintergrund werde deutlich, dass die Mitbestimmungsregelung in Art. 37 Abs. 2 HV sich nur auf Betriebe und nicht auf Behörden habe beziehen sollen. Dieses Normverständnis werde gestützt durch die Formulierung „mit den Unternehmern". Der Begriff des Unternehmers werde im allgemeinen Sprachgebrauch mit einer privaten Personenvereinigung in Verbindung gebracht. Anhaltspunkte dafür, dass der Verfassungsgesetzgeber den Begriff des Unternehmers auch auf den öffentlichen Bereich habe erstrecken wollen, seien nicht ersichtlich. Diese am Wortlaut orientierte Auslegung werde durch historische Erwägungen gestützt. Schon die Weimarer Reichsverfassung habe bei der Einräumung von Beteiligungsrechten zwischen dem privaten und öffentlichen Sektor unterschieden, indem sie Arbeitern und Angestellten in Art. 165 Abs. 1 WRV Mitwirkungsrechte gewählt und in Art. 130 Abs. 3 WRV den Beamten besondere Beamtenvertretungen zuerkannt habe. Art. 37 HV trage dem Gedanken des Sozialstaatsprinzips sowie der Persönlichkeitsentfaltung in Behörden für die Hessische Verfassung Rechnung und bilde den Rahmen für die Bestimmung von Umfang und Grenzen der Beteiligungsrechte der Beschäftigten. Diese Vorschrift verpflichte den Gesetzgeber nicht auf die Gewährleistung eines bestmöglichen und primären Schutzes der Mitbestimmung zugunsten der Beschäftigten. Art. 37 Abs. 1 HV sei aber auch nicht im Sinne einer bloßen formalen Garantie der Institution Personalvertretung als solcher zu verstehen. Legte man die Verfassungsnorm dergestalt aus, ergäbe die Einrichtung von Personalvertretungen für die Beschäftigten keinen Sinn. Die einzurichtenden Personalvertretungen müssten insoweit mit einem bestimmten Umfang an Mitbestimmungsrechten ausgestaltet werden. Uber eine zu gewährleistende Beteiligungsform gebe der Worüaut des Art. 37 Abs. 1 HV keinen Aufschluss. Dies gelte umso mehr, als Art. 37 Abs. 2 HV auf öffentliche Betriebe und Verwaltungen keine Anwendung finde und damit die Mitbestimmung für den öffentlichen Bereich von der Hessischen Verfassung nicht ausdrücklich geschützt sei. Ausgebaute Beteiligungsrechte von Vertretern der Bediensteten entsprächen auch nicht der deutschen Verfassungstradition. Bis zum Erlass der Hessischen Verfassung habe die historische Entwicklung des Personalvertretungsrechts kein Mindestmaß an Mitbestimmung und keine bestimmte Beteiligungsform für bestimmte Teilbereiche des Arbeitslebens zutage
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gefördert, an das der Verfassunggeber mit Art. 37 Abs. 1 HV hätte anknüpfen können. Gefestigte Vorstellungen über Mitbestimmungsrechte seien zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorhanden gewesen und daher der Auslegung des Art. 37 Abs. 1 HV auch nicht zugrunde zu legen. Damit könne Mitbestimmung als Bestandteil des Regelungskonzepts des Art. 37 Abs. 1 HV nach Wortlaut und historischer Entwicklung grundsätzlich jedwede Art der Beteiligung der Arbeitnehmer oder Beamten durch ihre Vertreter an den Entscheidungen des Arbeitgebers oder des Dienstherrn umfassen. Der Begriff der Mitbestimmung gebe also einen Regelungsrahmen vor, der von der echten Mitentscheidung bis zur schlichten Mitwirkung reiche. Aus dem Wordaut von Art. 37 Abs. 1 HV folge allerdings, dass Betriebsvertretungen in allen Betrieben und Behörden einzurichten seien. Hierin komme der Wille des Verfassunggebers zum Ausdruck, grundsätzlich örtliche Personalvertretungen an den behördlichen Entscheidungen mitbestimmen zu lassen. Die Beteiligung der örtlichen Personalvertretungen stelle insofern das verfassungsrechtliche Leitbild für die Ausgestaltung von Beteiligungsrechten dar. Eine Fesdegung auf eine bestimmte Beteiligungsform auf der örtlichen Ebene habe der Verfassunggeber in Art. 37 Abs. 1 HV jedoch nicht getroffen. Zu einem Kernbereich, in dem die Entscheidungen der Dienststelle von der Zustimmung des Personalrats abhängig sein sollten und der Gesetzgeber bei seinem Gestaltungsauftrag nach Art. 37 Abs. 3 HV strikteren Bindungen unterworfen sei, könnten sicherlich Angelegenheiten gehören, die die Interessen der Beschäftigten in außerordentlich starkem Maße in ihrer persönlichen Lebenssphäre am Arbeitsplatz und den Amtsauftrag nicht erheblich berührten. Da dieser Kernbereich durch die angefochtenen Vorschriften nicht betroffen sei, bedürfe es insoweit jedoch keiner abschließenden Fesdegung. Als Anknüpfungspunkt für den Mindeststandard von Mitbestimmung außerhalb des Kernbereichs mitbestimmungspflichtiger Maßnahmen müsse der Zweck des Art. 37 Abs. 1 HV herangezogen werden. Der Grundgedanke der Personalvertretung sei die Kompensation des mit der Eingliederung in den Arbeitsprozess zwangsläufig verbundenen Verlusts von Selbstbestimmung des einzelnen Bediensteten. Dieser Zweck lege allerdings nicht in abstrakter Form gleichsam den Umfang von Mitbestimmung durch die Personalräte für Art. 37 HV fest. Vielmehr obliege nach Art. 37 Abs. 3 HV dem Gesetzgeber die Einräumung und Gestaltung von Mitbestimmung, wobei Gegenstand und Reichweite des Mitbestimmungsrechts durch dessen Schutzzweck näher begrenzt und konkretisiert würden. Je stärker eine Angelegenheit den Kernbereich individueller und kollektiver Rechte und Interessen der Beschäftigten tangiere, desto höhere Anforderungen seien im Einzelfall an die Gewährleistung von Mitbestimmungsrechten zu stellen. Bleibe der Gesetzgeber bei der Einräumung von Mitbestimmungsrechten im Einzelfall hinter dem insoweit durch den Zweck der Mitbestimmung vorgegebenen Rahmen zurück, bedürfe dies einer besonderen Rechtfertigung. LVerfGE 17
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Auf der anderen Seite sei die weitere Zielsetzung der Mitbestimmung zu beachten, die Leistungskraft der Behörden dadurch zu fördern, dass die Beschäftigten als organischer Teil der Behörde aufgefasst und insoweit in die Entscheidungsprozesse eingebunden würden. Aus dieser Funktion ergebe sich für die Beschäftigten eine Verantwortung für die Leistungskraft der Behörden und damit auch für die Effektivität der öffentlichen Verwaltung insgesamt. Dadurch erfahre der Kompensationsgedanke im Hinblick auf den Verlust an Selbstbestimmung eine Relativierung. Das in Art. 37 Abs. 3 HV vorgesehene Gesetz sei also bei der Konkretisierung von Mitbestimmungsrechten nicht völlig frei. Sinn und Zweck des Art. 37 Abs. 1 HV geböten — je nach Grad der Beeinträchtigung von Interessen der Beschäftigten — vielmehr einen Mindestbestand an Beteiligung der örtlichen Personalräte. Dieser Schutz äußere sich außerhalb eines Kernbereichs mitentscheidungsrelevanter Maßnahmen in erhöhten Rechtfertigungsanforderungen für den Gesetzgeber bei der Ausgestaltung von Mitbestimmungsrechten, wenn er von der in Art. 37 Abs. 1 HV angelegten Schaffung orts- und sachnaher Strukturen abweichen wolle. Dem Gesetzgeber stehe im Rahmen der Ausgestaltung eine Einschätzungsprärogative zu. Insbesondere sei er dabei nicht an den bisherigen Bestand von Mitbestimmungsrechten gebunden. Der Gestaltungsauftrag des Art. 37 Abs. 3 HV sei vielmehr dynamisch zu verstehen. Der Gesetzgeber sei durch die Verfassung dazu aufgerufen, das Personalvertretungsrecht in seinem die Mitbestimmung der Beschäftigten gestaltenden Kern an veränderte behördliche, soziale und gesellschaftliche Voraussetzungen anzupassen. Dies könne sowohl mit der Tendenz zur Intensivierung der Mitbestimmung im Sinne verstärkter Mitentscheidung als auch durch die Zurücknahme des Mitbestimmungsstandards geschehen. Auch das von Art. 37 Abs. 1 HV ausgehende Leitbild der Beteiligung örtlicher Personalräte lege den Gesetzgeber nicht strikt dahingehend fest, in jedem Fall eine ganz bestimmte Form der Mitbestimmung auf örtlicher Ebene zu gewährleisten. Eine Abweichung von diesem Grundsatz sei im Rahmen des gesetzgeberischen Gestaltungsauftrags zulässig, wenn der Gesetzgeber in vertretbarer Weise Beteiligungsformen auf anderer Ebene der Personalvertretung für geboten halte. Die Gründe, die den Gesetzgeber zu einer vom verfassungsrechtlichen Leitbild abweichenden Gestaltung von Mitbestimmungsrechten bewögen, müssten dabei nicht zwingend verfassungsrechtlicher Natur sein. Vielmehr könne sämtlichen legitimen Interessen Rechnung getragen werden, sobald diese Interessen das Interesse am Bestand eines Beteiligungsrechts wesentlich überwögen. Die Gewichtung des Interesses an Mitbestimmungsrechten für die Beschäftigten sei von der jeweiligen Angelegenheit abhängig und durch diese begrenzt. Je weniger eine Entscheidung die Wahrnehmung des Amtsauftrags und je nachhaltiger sie die
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Interesse der Beschäftigten betreffe, desto weiter müsse die Beteiligung der Personalvertretung reichen. Der Staatsgerichtshof sei aufgrund der dem Gesetzgeber zustehenden Einschätzungsprärogative auf eine Vertretbarkeitskontrolle beschränkt. Es sei daher nur zu prüfen, ob die Regelungen den aus der Funktion des Art. 37 Abs. 1 HV folgenden inhaltlichen Vorgaben in sachlich vertretbarer Weise gerecht geworden seien bzw. ob der Gesetzgeber die grundsätzliche Bedeutung der Mitbestimmung im öffentlichen Dienst verkannt habe. 1. Nach diesen Maßgaben sei § 77 Abs. 5 HPVG in sachlicher Hinsicht mit Art. 37 HV vereinbar. Die Vorschrift führe einen neuen Beteiligungstatbestand für die Personalvertretung ein. Die Beteiligung der Personalvertretung erfolge auf der Ebene der Stufenvertretung und stelle damit eine Abweichung vom Leitbild der Beteiligung der örtlichen Personalräte dar. Dabei würden im Falle von Umsetzungen, Abordnungen und Versetzungen die Interessen der Beschäftigten in erheblichem Maße berührt, so dass die Einräumung eines bloßen Mitwirkungsrechts bei der Erstellung eines Reform- und Umstrukturierungskonzepts einer besonderen Rechtfertigung bedürfe. Die in § 77 Abs. 5 HPVG angesprochenen Maßnahmen berührten im Schwerpunkt die Erledigung von Amtsaufgaben. Dadurch erfahre die Betroffenheit der Beschäftigten eine entscheidende Relativierung. Entsprechend sinke der Begründungsaufwand des Gesetzgebers. Zudem erfolge die gesetzgeberische Ausgestaltung in Form der Mitwirkung auf überörtlicher Ebene zur Durchsetzung der gewichtigen und legitimen Interessen des Landes an einer Neuverteilung der Mitwirkungsbefugnisse mit Blick auf die Vermeidung einer Doppelbefassung, um damit die Durchführung von Reformmaßnahmen zu beschleunigen. Vor dem Hintergrund dieses abgeschwächten Begründungserfordernisses sowie des gewichtigen Interesses des Landes könne die Abweichung vom Leitbild der örtlichen Beteiligung als mit Art. 37 Abs. 1 HV vereinbar angesehen werden. Der Gesetzgeber habe die Interessen der Beschäftigten an einer sach- und ortsnahen Beteiligung durch die Einfügung der Begriffe „mindestens Rahmenbedingungen" für den notwendigen personellen Vollzug berücksichtigt. Die Einfügung des Wortes mindestens verdeutliche zudem die Intention des Gesetzgebers, die Beteiligung der Personalvertretung bei der Regelung des personellen Vollzugs nicht auf vage, die Interessen der Beschäftigten vor Ort nicht berücksichtigende Rahmenbedingungen zu beschränken. Die Rahmenbedingungen seien so zu verstehen, dass sie die konkrete Durchführung des Reform- und Umstrukturierungskonzepts so weit steuern müssten, dass eine Beteiligung des örtlichen Personalrats angesichts der gewichtigen Interessen des Landes als entbehrlich erscheine. § 77 Abs. 5 HPVG sei damit als grundsätzlich geeignet anzusehen, die Erreichung des gesetzgeberischen Ziels zu fördern und das Abweichen vom Leitbild des Art. 37 Abs. 1 HV durch die Mitwirkung an Fragen des personellen Vollzugs LVerfGE 17
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auf der Ebene der Stufenvertretung auszugleichen. Der Wesensgehalt von Art. 37 Abs. 1 HV werde durch die gesetzgeberische Ausgestaltung nicht verkannt. 2. Auch § 81 Abs. 5 HPVG halte sich in dem von Art. 37 HV vorgegebenen Rahmen. Da Art. 37 Abs. 1 HV keine Vorstellung über einen generellen Vorrang der Mitbestimmung gegenüber der Mitwirkung als Beteiligungsform zugrunde liege, sondern Art. 37 Abs. 3 HV ein dynamischer Charakter innewohne, sei dem Gesetzgeber die kategorische Einräumung des Vorrangs der Mitwirkung nicht grundsätzlich verwehrt. Damit befinde sich der Gesetzgeber im Einklang mit der Rechtsprechung des Hessischen Staatsgerichtshofs. Die in den Absätzen 1 bis 4 des § 81 HPVG beschriebenen Sachverhalte bezögen sich insgesamt auf organisatorische Maßnahmen, die schwerpunktmäßig die Erledigung von Amtsaufgaben beträfen. Dies habe zur Folge, dass das Interesse der Beschäftigten an einem hohen Maß an Beteiligung tendenziell als weniger gewichtig anzusehen sei, da in solchen Fällen ohnehin nur eine eingeschränkte Mitbestimmung in Betracht komme. Daher seien für die Ausgestaltung von Mitbestimmungsrechten auf diesem Gebiet grundsätzlich geringere Anforderungen an die Rechtfertigung für die Abweichung von dem Leitbild des Art. 37 Abs. 1 HV zu stellen. Dies gelte selbst dann, wenn dabei gleichzeitig die konkrete Gestaltung des Arbeitsplatzes und damit eine für die Beschäftigten bedeutsame soziale Angelegenheit einer Mitbestimmung des örtlichen Personalrats entzogen werde. Auch müsse beachtet werden, dass eine Einzelfallprüfung bezüglich des jeweiligen Vorrangs eines Beteiligungsrechts die vom Gesetzgeber intendierten Reformmaßnahmen erheblich verzögern und faktisch lahm legen würde. In Anbetracht der Gefährdung des Reformziels sei jedoch von einem wesentlichen Uberwiegen des Interesses an einer effizienten und haushaltsgerechten Erledigung der Amtsgeschäfte auszugehen. 3. § 81 Abs. 5 sei auch in seinem Zusammenspiel mit § 81 Abs. 1 HPVG verfassungskonform, da § 81 Abs. 1 HPVG das Mitbestimmungsrecht der Beschäftigten nach § 74 Abs. 1 Nr. 17 HPVG nicht umfasse und dieses damit auch nicht durch § 81 Abs. 5 HPVG entzogen werde. Maßgebend für die Einschlägigkeit von § 74 Abs. 1 Nr. 17 HPVG sei, ob die geschaffene Einrichtung gerade auf die Kontrolle der Beschäftigten gerichtet sei. Nur vor diesem Hintergrund sei auch der Begriff der Eignung in § 74 Abs. 1 Nr. 17 HPVG zu verstehen. Sinn und Zweck der Norm bestünden darin, die zu Lasten der Beschäftigten im Falle einer zielgerichteten Kontrolle durch den Dienstherrn erfolgende Beeinträchtigung von Grundrechten durch ein Mitbestimmungsrecht zu kompensieren. Verfolge eine Organisationsmaßnahme allerdings primäre andere Zwecke, so sei damit eine gleichzusetzende Beeinträchtigung von Rechten der Beschäftigten nicht verbunden. Ansonsten würde die Organisationsbefugnis der Dienstherren in zu großem Umfang eingeschränkt. LVerfGE 17
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4. Durch § 81a HPVG würden in umfangreichem Maße alle mit dem Personalabbau verbundenen Maßnahmen der Mitbestimmung entzogen. Die Garantie des Art. 37 Abs. 1 HV werde damit sehr restriktiv ausgestaltet. Insbesondere bei Maßnahmen iSd § 81a Abs. 2 HPVG seien die individuellen Interessen der Beschäftigten in besonderer Art und Weise tangiert. Dieser Grad der Beeinträchtigung setze den Gesetzgeber bei der Einräumung geringerer Beteiligungsrechte einem erhöhten Rechtfertigungsbedarf aus. Dieser Rechtfertigungsbedarf sei bezüglich der Anforderungen an die Gewährleistung einer bestimmten Beteiligungsform zu relativieren. Im Hinblick auf den individuellen Charakter der nach § 81a HPVG erfolgenden Maßnahmen sei zu beachten, dass Mitbestimmung nach Art. 37 HV nicht an lediglich Einzelne betreffende Angelegenheiten anknüpfe. Ihrer Zielrichtung nach gelte die Verfassungsnorm für Maßnahmen, die ein gemeinsames Interesse der Beschäftigten in Bezug auf den Arbeitgeber oder Dienstherrn sowie die Wahrung und Förderung der Dienstbedingungen im öffentlichen Dienst tangierten. Zwar könnten sich auch individuelle Entscheidungen auf die Dienstbedingungen in ihrer Gesamtheit auswirken, jedoch könnten solche Einzelfälle grundsätzlich auch durch eine vorangegangene kollektive Beteiligung bereits mitberücksichtigt werden. § 81a HPVG werde den verfassungsrechtlichen Anforderungen gerecht. Die Personalvertretung sei in Form der Mitwirkung in die Gestaltung der Dienstbedingungen eingebunden. Auch durch die in § 81a HPVG eingeräumte ausschließliche Beteiligung der überörtlichen Personalräte habe der Gesetzgeber sein Konkretisierungsermessen in nicht zu beanstandender Weise ausgeübt und den Wesensgehalt des Art. 37 Abs. 1 HV nicht verletzt. Zwar bestehe auf der Grundlage des § 81a HPVG von vornherein nicht mehr die Möglichkeit einer Beteiligung der Personalvertretung auf örtlicher Ebene. Es erscheine zweifelhaft, ob die Belange der Beschäftigten der einzelnen Dienststellen auf überörtlicher Ebene adäquat vertreten werden könnten. Jedoch verfolge der Gesetzgeber bei der Konzeption des § 81a HPVG den Zweck der Konsolidierung der Landesverwaltung und damit den Schutz eines Verfassungsguts von hohem Rang. Die Verfolgung dieses Zwecks sei in Anbetracht der Entwicklung der Haushaltslage im Personalwesen als besonders dringlich und gewichtig zu erachten. Ferner könne dem Gesetzgeber bei der Konzeption des § 81a HPVG nicht vorgeworfen werden, die Interessen der Beschäftigten in einer den Wesensgehalt des Art. 37 Abs. 1 HV verletzenden Art und Weise missachtet zu haben. Der Gesetzgeber habe mildere Mittel zur Erreichung des angestrebten Ziels der Haushaltskonsolidierung in Gestalt einer Personalentwicklungsbörse bereits erschöpft. Zudem habe der Gesetzgeber bei der Konzeption des § 81a HPVG darauf verzichtet, von Rationalisierungsmaßnahmen betroffenes Personal in einen Pool zu versetzen, wo es auf geeignete Einsatzmöglichkeiten warten müsse. Die durch das
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Zukunftssicherungsgesetz vorgesehene Lösung belasse die Bediensteten zunächst auf ihrem Dienstposten, bis eine anderweitige interne Umsetzung möglich sei. Die Zugrundelegung des gesetzgeberischen Gesamtkonzepts belege insoweit, dass der Gesetzgeber den Interessen der Beschäftigten an Mitbestimmungsrechten durch die Einräumung einer Mitwirkung bei der Entwicklung eines Konzepts zur Einrichtung der Pcrsonalvcrmittlungsstellc hinreichend Rechnung getragen habe. In Anbetracht dessen und vor dem Hintergrund des gewichtigen Interesses an einer dringend gebotenen effektiven Personalwirtschaft sowie der Haushaltsdisziplin erfahre die durch § 81a HPVG erfolgende Abweichung vom Leitbild der Beteiligung örtlicher Personalvertretungen ihre besondere Rechtfertigung. V. Der Hessische Landtag hat mit Schreiben seines Präsidenten vom 9.3.2005 mitgeteilt, dass von einer Stellungnahme abgesehen werde. Β I. Der Normenkontrollantrag ist zulässig. Gem. Art. 131 Abs. 1, 132 HV iVm §§ 15 Nr. 3, 39 ff StGHG entscheidet der Staatsgerichtshof des Landes Hessen darüber, ob ein Gesetz mit der Verfassung in Widerspruch steht. Die Antragsteller sind antragsberechtigt. Sie gehören als Abgeordnete des Hessischen Landtages zum Kreis der Antragsberechtigten, die ein Verfahren zur Prüfung der Verfassungsmäßigkeit von Gesetzen vor dem Staatsgerichtshof einleiten können. Ihre Anzahl wahrt das erforderliche Quorum von einem Zehntel der gesetzlichen Zahl der Mitglieder des Hessischen Landtags (Art. 131 Abs. 2 HV, § 19 Abs. 2 Nr. 3 StGHG). II. Die angefochtenen Vorschriften des Hessischen Personalvertretungsgesetzes stehen in formeller und materieller Hinsicht mit den Vorgaben der Verfassung des Landes Hessen in Einklang. 1. Das Zukunftssicherungsgesetz vom 18.12.2003 (GVB1. I S. 513) wurde ordnungsgemäß ausgefertigt und verkündet. Die Ausfertigung des Gesetzes durch den Ministerpräsidenten und den Hessischen Minister der Finanzen genügt den Anforderungen des Art. 120 HV. Nach Art. 120 HV hat der Ministerpräsident mit den zuständigen Ministern die verfassungsmäßig zustande gekommenen Gesetze auszufertigen und binnen zwei Wochen im Gesetz- und Verordnungsblatt zu verkünden.
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Es kann dahingestellt bleiben, ob der Wordaut dieser Verfassungsbestimmung dafür spricht, dass alle Minister, deren Ressorts durch das Gesetz betroffen sind, an dessen Ausfertigung mitzuwirken haben (so Schonebohm in: Zinn/Stein, Hessische Verfassung, Stand: Juni 1999, Art. 120 Anm. 2.b). Denn jedenfalls dann, wenn die Landesregierung — unbeschadet der grundsätzlichen Ressortzuständigkeit nach Art. 104 Abs. 2 S. 1 HV - die Zuständigkeit für die Vertretung eines Gesetzgebungsvorhabens gegenüber dem Parlament auf eines ihrer Mitglieder überträgt und dieses Mitglied das Gesetz zusammen mit dem Ministerpräsidenten ausfertigt, ist den Anforderungen der Verfassung genügt. Ausfertigung eines Gesetzes ist die Herstellung der authentischen Urschrift des Gesetzes durch Unterzeichnung des zuständigen Staatsorgans (Hinkel Verfassung des Landes Hessen, 1998, Art. 120 Anm. 1). Mit der Ausfertigung wird der ordnungsgemäße Abschluss des Gesetzgebungsverfahrens festgestellt und die Ubereinstimmung des zu verkündenden Gesetzes mit dem vom Parlament beschlossenen Text beurkundet {Schonebohm aaO, Art. 120 Anm. 2.a). Wie sich aus der Entstehungsgeschichte des Art. 120 HV ergibt, sollte den zuständigen Ministern bei der Ausfertigung kein Gegenzeichnungsrecht im engeren Sinne eingeräumt werden. Vielmehr war nur eine einfache Mitwirkung vorgesehen, da es ein „Ding der Unmöglichkeit" sei, dass der Ministerpräsident die Gesetze allein veröffentliche (vgl. Stenographische Protokolle über die Verhandlungen des Verfassungsausschusses, S. 176; s. a. Schonebohm aaO, Art. 120 Anm. 2.b). Diese Funktion der ministeriellen Beteiligung an der Ausfertigung - Beurkundung des ordnungsgemäßen Abschlusses des Gesetzgebungsverfahrens und der Übereinstimmung des zu verkündenden Gesetzes mit dem vom Parlament beschlossenen Text — erfüllt die dargelegte Verfahrensweise. Für diese Auslegung spricht des Weiteren auch das Gebot der Rechtssicherheit. Insbesondere bei sog. Artikelgesetzen kann zweifelhaft sein, welche ministeriellen Geschäftsbereiche im Einzelnen betroffen sind. Würde man die Ausfertigung durch sämtliche in ihrem Geschäftsbereich berührten Minister verlangen, bestünde die Gefahr erheblicher Zweifel an der formellen Verfassungsmäßigkeit der betreffenden Gesetze (vgl. Schenke in: Bonner Kommentar zum Grundgesetz, Stand: August 2006, Art. 58 Rn. 73). Die Ausfertigung des Zukunftssicherungsgesetzes genügt den dargelegten verfassungsrechtlichen Vorgaben. Das Kabinett hatte sich darauf verständigt, dem Hessischen Minister für Finanzen die Federführung im Gesetzgebungsverfahren zu übertragen. Damit war ihm auch die Vertretung des Gesetzgebungsvorhabens gegenüber dem Parlament anvertraut. Demgemäß wurde der Gesetzentwurf vom 28.10.2003 (LT-Drs. 16/861) nur vom Finanzminister — zugleich in Vertretung für den Ministerpräsidenten — unterzeichnet, von ihm am 4.11.2003 in den Landtag eingebracht (LTSten. Ber. 16/18. Sitzung, S. 1087) und in drei Lesungen vertreten. Die Ausferti-
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gung des Gesetzes nur durch den Ministerpräsidenten und den Finanzminister genügte bei dieser Sachlage den verfassungsrechtlichen Erfordernissen. 2. Die angefochtenen Vorschriften des Hessischen Personalvertretungsgesetzes stehen auch materiell mit der Hessischen Verfassung in Einklang. a) Maßstab für die verfassungsrechtliche Prüfung ist Art. 37 Abs. 1 HV. Art. 37 Abs. 2 HV ist im Bereich des öffentlichen Dienstes nicht anwendbar. Der Staatsgerichtshof hält an seiner Entscheidung vom 30.4.1986 - P.St. 1023 — fest, in der in diesem Zusammenhang ausgeführt ist (StAnz. 1986, 1089, 1100 f): „Art. 37 Abs. 1 HV bestimmt, dass Betriebsvertretungen in allen ,Betrieben und Behörden' einzurichten sind; Art. 37 Abs. 2 HV legt fest, dass die Betriebsvertretungen gleichberechtigt mit den Unternehmern in sozialen, personellen und wirtschaftlichen Fragen des ,Betriebs' mitzubestimmen haben. Diese unterschiedliche Wortwahl in zwei unmittelbar aufeinander folgenden Absätzen desselben Verfassungsartikels spricht dafür, dass damit ein unterschiedlicher Geltungsbereich gewollt war und zum Ausdruck gebracht werden sollte. Dadurch, dass der Verfassungsgesetzgeber in Art. 37 Abs. 1 Betriebe und Behörden nebeneinander stellt, zeigt er, dass er sie als etwas Unterschiedliches ansieht und nicht die eine genannte Organisationseinheit, nämlich die Behörde, als Untergruppe der anderen, nämlich des Betriebs. Wenn nun derselbe Verfassungsgesetzgeber in Art. 37 Abs. 2, also unmittelbar nach Art. 37 Abs. 1, nur von Betrieben spricht, in denen die gleichberechtigte Mitbestimmung der Betriebsvertretungen zum Zuge kommen soll, so folgt nach der Uberzeugung des Staatsgerichtshofs hieraus zwingend, dass die Mitbestimmungsregelung des Art. 37 Abs. 2, die allerdings noch gesetzlich näher ausgestaltet werden sollte und zu ihrer praktischen Anwendbarkeit auch musste, sich nur auf Betriebe und nicht auf Behörden beziehen sollte. Hätte die Mitbestimmungsregelung des Art. 37 Abs. 2 HV sich auch auf die Behörden des Landes und der sonstigen juristischen Personen des öffentlichen Rechts beziehen sollen, so hätten die Behörden nach dem Sprachgebrauch des Art. 37 Abs. 1 auch in Abs. 2 dieser Vorschrift gesondert genannt werden müssen (...). Wären hingegen die Behörden ... als eine Untergruppe der Betriebe im Sinne des Art. 37 Abs. 2 HV anzusehen, so wäre ihre - der Behörden — gesonderte Aufführung in Art. 37 Abs. 1 überflüssig und irreführend und daher nicht verständlich. ... Dafür, dass Behörden ... nicht unter Art. 37 Abs. 2 HV fallen sollten, spricht auch die Formulierung, dass die Betriebsvertretungen in den Betrieben gleichberechtigt mit den Unternehmern unter anderem in wirtschaftlichen Fragen mitbestimmen sollen. Als Unternehmer wird im allgemeinen angesehen, wer ein Unternehmen, das sich mit wirtschaftlichen Aufgaben zum Zweck der Erfolgserzielung, zum Beispiel Gewinn- oder Rentabilitätsmaximierung, befasst, leitet oder beherrscht; in Behörden kann es daher keinen Unternehmer im allgemeinüblichen Sprachgebrauch geben, und in ihnen kommt auch eine Mitbestimmung in wirtschaftlichen Fragen von ihrer — der Behörden — Funktion und Aufgabenstellung her nicht in Frage. Auch Betriebe des Landes, der Gemeinden, Gemeindeverbände und sonstigen nicht bundesunmittelbaren Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentliLVerfGE 17
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Staatsgerichtshof des Landes Hessen chen Rechts, die von diesen in öffentlich-rechtlicher Organisationsform und nicht in Form einer Gesellschaft des privaten Rechts geführt werden, fallen nicht unter Art. 37 Abs. 2 HV. ... Auch Art. 29 Abs. 1 HV kann nicht zur Stützung der These dienen, dass neben Art. 37 Abs. 1 HV auch Abs. 2 der Vorschrift für Behörden und öffentlich-rechtlich organisierte Betriebe gelte und auch deren Orgatie unter den Unternehmerbegriff fasse. Wie immer Art. 29 Abs. 1 HV gemeint gewesen sein mag, kann er wegen der in Art. 135 HV gebotenen Rücksicht auf die Erfordernisse der Verwaltung jedenfalls nicht als Anweisung zur Schaffung völlig inhaltsgleichen Rechts für Arbeiter, Angestellte und Beamte verstanden werden, auch nicht hinsichtlich der Mitbestimmung am Arbeitsplatz. Art 29 Abs. 2 HV verlangt auch nicht, den dort verwendeten Begriff Unternehmung im gleichen Sinne zu verstehen wie den Begriff Unternehmer in Art. 37 Abs. 2 HV. Selbst äußerlich identische Begriffe können in ein und derselben Verfassung je nach ihrem Sinnzusammenhang unterschiedliche Inhalte haben. Dies gilt erst recht für Begriffe, die sich — wie Unternehmer und Unternehmung — schon ihrem Worüaut nach nicht decken. Zeitgeschichtlich ist bei Würdigung des Anliegens der Verfassung des Landes Hessen, eine gleichberechtigte Mitbestimmung der Arbeitnehmer einzuführen, zu beachten, dass die Mitbestimmung zu einem wesentlichen Teil als Ausgleich für die Zusammenballung - privater — wirtschaftlicher Macht gedacht und nach dem Kriege gegen ein Wiedererstarken des Großkapitals, nicht aber gegen wirtschaftliche Tätigkeiten der öffentlichen Hand gerichtet war".
Diese Überlegungen sind weder überholt, noch besteht Veranlassung, von ihnen abzuweichen. Die von den Antragstellern befürwortete Übertragung der Rechtsprechung des Staatsgerichtshofs der Freien Hansestadt Bremen, nach der die mit Art. 37 Abs. 2 HV nahezu wortlautgleiche Bestimmung des Art. 47 Abs. 2 der Verfassung der Freien Hansestadt Bremen — kurz: Bremische Verfassung (BremVerf) — auch auf den öffentlichen Dienst anwendbar ist (Entscheidung v. 3.5.1957 - St 1/56 —, ZBR 1957, 234 ff), scheidet bereits aufgrund der fehlenden Vergleichbarkeit der Verfassungsbestimmungen aus. Zwar stimmen Art. 37 Abs. 1 und Abs. 2 HV mit Art. 47 Abs. 1 und Abs. 2 BremVerf überein. Doch weicht die Bremische Verfassung in Art. 47 Abs. 3 S. 2 entscheidend von Art. 37 HV ab. Art. 47 Abs. 3 S. 2 BremVerf bestimmt, dass in dem Gesetz über die Betriebsvertretungen die öffentlich-rechtlichen Befugnisse der zuständigen Stellen des Landes und der Gemeinden sowie die parlamentarische Verantwortlichkeit bei den Behörden und Betrieben, die in öffentlicher Hand sind, zu wahren sind. Kann hieraus auf die grundsätzliche Anwendbarkeit von Art. 47 Abs. 2 BremVerf auf den öffentlichen Dienst geschlossen werden (vgl. demgegenüber die abweichende Meinung in ZBR 1957, 234, 238 £), lässt das Fehlen einer mit Art. 47 Abs. 3 S. 2 BremVerf vergleichbaren Bestimmung in Art. 37 HV den Rückschluss auf die Unanwendbarkeit von Art. 37 Abs. 2 HV auf den öffentlichen Dienst zu: Gerade weil diese Vor-
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schrift für den öffentlichen Dienst nicht gilt, enthält Art. 37 HV keine Bestimmung, die derjenigen des Art. 47 Abs. 3 S. 2 BremVerf gleicht. Ist danach Art. 37 Abs. 2 HV im Bereich des öffentlichen Dienstes nicht anwendbar, bestimmen sich Aufgaben und Befugnisse der Personalvertretungen nach dem Gesetz (Art. 37 Abs. 3 HV). Bei ihrer Ausgestaltung ist der Gesetzgeber nicht völlig frei. Die Vorgaben, die der Gesetzgeber bei der Ausgestaltung zu beachten hat, folgen aus Art. 37 Abs. 1 HV. Dieser schreibt die Bildung von Betriebsvertretungen in allen Behörden vor. Der Bestimmung liegt die Vorstellung zugrunde, dass eine Vertretung der Beschäftigten grundsätzlich auf der untersten Ebene der Behördenstruktur vorhanden sein muss. Vertretungsorgane sind daher möglichst sach- und ortsnah zu bilden und dort anzusiedeln, wo wesentliche, bündelungsfähige Interessen der Beschäftigten berührt werden, um eine effektive Wahrnehmung der Beschäftigteninteressen zu gewährleisten (vgl. VerfGH Sachsen, Urt. v. 22.2.2001 - Vf-51-11-99 - , ZBR 2002, 37, 39). Daraus folgt zugleich, dass den Personalvertretungen auf dieser Ebene ein Mindestmaß an Aufgaben und Befugnissen zustehen muss, da ihre Einrichtung ansonsten sinnlos wäre (vgl. StGH, Urt. v. 30.4.1986, aaO, 1101 f). Vorgaben für einen Mindestbestand an Beteiligungsrechten müssen aus Sinn und Zweck einer Beteiligung der Beschäftigten im öffentlichen Dienst abgeleitet werden. Beteiligung soll auch hier der Kompensation des mit der Eingliederung in den Arbeitsprozess verbundenen Verlusts an Selbstbestimmung dienen. Zugleich stellt sie ein wichtiges Mittel zur Wahrung der Menschenwürde und der Persönlichkeitsentfaltung in der Dienststelle dar (vgl. hierzu BVerfG, Beschl. v. 26.5.1970 - 2 BvR 311/67 - , BVerfGE 28, 314, 323). Sie wurzelt ferner im Sozialstaatsprinzip, das auch der Hessischen Verfassung immanent ist. Aus alledem lässt sich folgern, „dass die Personalräte im öffentlichen Dienst jedenfalls an der Regelung der personellen und sozialen Angelegenheiten der dort Beschäftigten zu beteiligen sind; dem Sozialstaatsprinzip lässt sich jedoch schon infolge seiner in Literatur und Rechtsprechung allgemein anerkannten Unbestimmtheit ... keine konkrete Abgrenzung von Zuständigkeiten und Rechten der Personalvertretungen entnehmen" (StGH, Urt. v. 30.4.1986, aaO, 1101). Es liegt in der Natur der Sache, dass dem einfachen Gesetzgeber bei der Umsetzung des Sozialstaatsprinzips, dessen Ausdruck Art. 37 Abs. 1 HV ist (vgl. zur sozialstaatlichen Fundierung einer Mitbestimmung im öffentlichen Dienst BVerfG, Beschl. v. 26.5.1970 - 2 BvR 311/67 - , BVerfGE 28, 312, 323 und v. 27.3.1979 - 2 BvL 2/77 - , BVerfGE 51, 43, 58 sowie BVerwG, Beschl. v. 18.3.1981 - BVerwG 6 Ρ 27.79 - , BVerwGE 62, 55, 63), ein weiter Gestaltungsspielraum zugebilligt werden muss. Eine verfassungsrechtliche Vorgabe für ein bestimmtes Beteiligungsmodell, für bestimmte Arten der Beschäftigtenvertretung sowie für bestimmte Aufgaben, Zuständigkeiten und Beteiligungsformen besteht nicht (vgl. hierzu Kob Mitbestimmung im Staatsdienst im Lichte der Strukturbestimmungen des demokratischen und sozialen Rechtsstaats, Bad Neuenahr 1999, LVerfGE 17
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S. 207). Die Verfassung lässt damit gesetzgeberischen Spielraum für abgestufte Formen der Beteiligung je nach dem zu regelnden Sachverhalt (StGH, Urt. v. 30.4.1986, aaO, 1102). Mit der Annahme, die Personalvertretungen seien in personellen und sozialen Angelegenheiten der Beschäftigten angemessen zu beteiligen, ist noch nichts über die Art und Weise der Beteiligung der Beschäftigten ausgesagt. Da Art. 37 Abs. 2 HV keine Anwendung findet, ist im Bereich des öffentlichen Dienstes eine gleichberechtigte Mitbestimmung der Beschäftigten nicht verfassungsrechtlich vorgeschrieben. Es besteht daher auch kein Gebot, die Aufgaben und Befugnisse der Personalvertretungen optimal auszugestalten. Ebenso wenig ist der Gesetzgeber durch die Verfassung gehindert, einmal eingeräumte Beteiligungsrechte zu beschränken oder aufzuheben. Danach ist der Gesetzgeber auch nicht gehindert, eine Beteiligung auf einer höheren Ebene der Personalvertretung anzusiedeln. Insbesondere in Fällen, in denen die Interessen der Beschäftigten berührende Entscheidungen nicht vom Dienststellenleiter getroffen werden, kann eine Konzentration der Beteiligung auf überörtlicher Ebene sinnvoll sein, um auf diese Weise die Interessen einheitlich gegenüber der zuständigen Dienststelle vertreten zu können. Dies gilt umso mehi, als in diesen Fällen ohnehin keine Möglichkeit orts- und konfliktnaher Problemlösung besteht (vgl. VerfGH Sachsen, aaO, 46). Den örtlichen Personalvertretungen muss aber eine Möglichkeit verbleiben, sich angemessen an der Regelung personeller und sozialer Angelegenheiten der Beschäftigten zu beteiligen (StGH, Urt. v. 30.4.1986, aaO, 1102) und die kollektiven Belange der Beschäftigten in der Dienststelle zu vertreten. Dem Gesetzgeber kommt bei der Ausgestaltung der Aufgaben und Befugnisse der Personalvertretungen ein Spielraum zu, der vom Staatsgerichtshof im Rahmen der verfassungsrechtlichen Prüfung zu respektieren ist. Die verfassungsgerichtliche Kontrolle ist danach auf eine Vertretbarkeitskontrolle, d.h. auf die Prüfung beschränkt, ob der Gesetzgeber die aus Art. 37 Abs. 1 HV folgenden Vorgaben hinreichend berücksichtigt hat. b) Gemessen daran genügen die angefochtenen Vorschriften des Hessischen Personalvertretungsgesetzes den verfassungsrechtlichen Vorgaben. aa) Dies gilt zunächst für § 77 Abs. 5 HPVG. Es kann dahinstehen, ob sich der Anwendungsbereich des § 77 Abs. 5 HPVG mit demjenigen des § 81 Abs. 1 HPVG deckt - so die Antragsteller - oder ob § 77 Abs. 5 HPVG einen neuen Beteiligungstatbestand einführt, der über den Anwendungsbereich des § 81 Abs. 1 HPVG hinausreicht — so die Landesregierung und die Landesanwältin. Für die zuletzt genannte Ansicht spricht die Entstehungsgeschichte der Vorschrift. Zur Begründung der Einfügung von § 77 Abs. 5 HPVG wurde ausgeführt, dessen Aufnahme diene der Vereinfachung der Umsetzung von ReformmaßnahLVerfGE 17
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men. Sofern unter Beteiligung von Personalratsvertretem ein Konzept erarbeitet worden sei, in dem auch die Bedingungen für den personellen Vollzug zumindest als Rahmenbedingungen enthalten seien, entfalle zukünftig die Mitwirkung an den personellen Einzelmaßnahmen zur Umsetzung dieses Konzepts. Die Interessen der Betroffenen könnten von den Personalratsvertretern im Rahmen der Erstellung des Konzepts eingebracht werden. Eine doppelte Beteiligung sei nicht geboten (LT-Drs. 16/317, S. 7). Die Gesetzessystematik spricht indes gegen die Annahme eines eigenständigen Beteiligungsrechts. § 77 Absätze 1 bis 3 HPVG begründen Mitbestimmungsrechte in den dort aufgezählten Fällen. § 77 Abs. 5 HPVG normiert demgegenüber, wann die in § 77 Absätze 1 bis 3 HPVG gewährten Mitbestimmungsrechte ausgeschlossen sind und statuiert insoweit lediglich einen Ausschlusstatbestand für andernorts normierte Mitbestimmungsrechte. Die Frage, ob § 77 Abs. 5 HPVG lediglich ein Ausschlusstatbestand oder ein neuer Beteiligungstatbestand ist, kann offen bleiben. Denn in beiden Fällen unterliegt § 77 Abs. 5 HPVG keinen verfassungsrechtlichen Bedenken. § 77 Abs. 5 HPVG eröffnet die Möglichkeit, die nach § 83 HPVG zuständige Personalvertretung an der Erstellung eines Umstrukturierungs- oder Reformkonzepts zu beteiligen. Ist dies geschehen und enthält das Konzept mindestens Rahmenbedingungen für den notwendigen personellen Vollzug, sind die in § 77 Abs. 5 HPVG genannten Vollzugsmaßnahmen von der Mitbestimmung ausgenommen. Da diese Vollzugsmaßnahmen auch keinem gesetzlichen Mitwirkungstatbestand unterliegen, stehen der örtlichen Personalvertretung insoweit keine formellen Beteiligungsrechte (Mitbestimmung und Mitwirkung) zu. Dies gilt allerdings nur dann, wenn die in dem Konzept enthaltenen Rahmenbedingungen hinreichend konkret sind, um den Ausschluss einer formellen Beteiligung an den sich anschließenden personellen Maßnahmen auszugleichen. Allein in dieser Auslegung ist § 77 Abs. 5 HPVG verfassungskonform. Die Mitwirkung der Personalvertretung an den Rahmenbedingungen iSv § 77 Abs. 5 HPVG soll sicherstellen, dass die persönlichen und sozialen Belange der Beschäftigten bereits bei der Aufstellung des Konzepts hinreichend berücksichtigt werden, so dass für den einzelnen Beschäftigten erkennbar ist, inwiefern er von personellen Vollzugsmaßnahmen betroffen werden könnte. Die Rahmenbedingungen sollen den Vollzug personeller Einzelmaßnahmen weitestgehend vorhersehbar machen und bestimmen. Bei den Rahmenbedingungen handelt es sich demnach insbesondere um Auswahkichtlinien, hinsichtlich deren Inhalt eine Orientierung an Richtlinien nach § 77 Abs. 2 Nr. 4 HPVG (= § 76 Abs. 2 Nr. 8 BPersVG) sowie an Richtlinien nach dem inhaltlich entsprechenden § 95 BetrVG geboten ist. Dabei handelt es sich um allgemeine Regelungen über die Auswahl unter verschiedenen Betroffenen nach vorwiegend fachlichen, persönlichen und sozialen Gesichtspunkten. Derartige Richtlinien sollen eine möglichst einheitliche Praxis bei den von der Dienststelle zu treffenden personellen Einzelmaßnahmen LVerfGE 17
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gewährleisten. Durch die Beteiligung der Personalvertretung an ihrer Aufstellung soll verhindert werden, dass die Auswahl von Kriterien abhängig gemacht wird, die mit der Arbeitsleistung und der persönlichen Eignung für bestimmte Aufgaben im öffentlichen Dienst nicht zusammenhängen. Ferner soll sichergestellt werden, dass soziale Gesichtspunkte ausreichend Berücksichtigung finden. Zu den danach zu berücksichtigenden fachlichen Kriterien gehören insbesondere die berufliche Ausbildung, abgelegte Prüfungen, Spezialkenntnisse und besondere Fertigkeiten; in persönlicher Hinsicht sind neben dem Alter auch der Gesundheitszustand und die Belastbarkeit des Betroffenen zu berücksichtigen. In sozialer Hinsicht können maßgeblich sein unter anderem der Familienstand, besondere persönliche Belastungen sowie die Dauer der Dienststellenzugehörigkeit (vgl. HessVGH, Beschl. v. 29.7.1987 - BPV TK 2029/86 - , HessVGRspr. 1987, 92, 93 und v. 22.9.1994 - TK 1846/93 - Juris; vgl. zu Auswahlrichtlinien auch Ikothländer in: von Roetteken/Rothländer, HBR - Hessisches Bedienstetenrecht, Stand: August 2006, § 77 HPVG Rn. 15-17; Grabendorff/liberty/ ¡F¿dma¿er BPetsVG, 9. Aufl. 1999, § 76 Rn. 46; BVerwG, Beschl. v. 5.9.1990 - BVerwG 6 Ρ 27.87 - , PersV 1991, 85 ff; OVG NRW, Beschl. v. 4.10.2001 - 1 A 606/00. PVB - , Juris; VGH Baden-Württemberg, Beschl. v. 15.5.1997 - PB 15 S 145/97 - , PersR 1997, 403 f; zu § 95 BetrVG s. BAG, Beschl. v. 26.7.2005 - 1 ABR 29/04 - , NZA 2005, 1372 f u n d vom 10.12.2002 - 1 ABR 27/01 - Juris). Werden Rahmenbedingungen so ausgestaltet, können die Personalvertretungen die Belange der Gesamtheit der Beschäftigten angemessen vertreten. Dies gilt umso mehr, als es sich nur um Mindestanforderungen handelt, wie sich aus dem Wordaut der Vorschrift ergibt, so dass die zuständige Personalvertretung ebenso wenig wie die zuständige Dienststelle gehindert ist, in dem zu erstellenden Konzept auf detailliertere Regelungen für den Vollzug der personellen Maßnahmen hinzuwirken. Im Übrigen ist der örtliche Personalrat entgegen der Ausführungen der Antragsteller auch im Anwendungsbereich des § 77 Abs. 5 HPVG keineswegs funktionslos. Zwar kann eine Mitwirkung des örtlichen Personalrats an der Aufstellung des Konzepts iSv § 77 Abs. 5 HPVG tatsächlich ausgeschlossen sein. Das ist dann der Fall, wenn für die Mitwirkung an dem Konzept nach § 83 HPVG die Stufenvertretung oder der Hauptpersonalrat zuständig ist. Wird das Konzept unter deren Mitwirkung erstellt und genügt es den dargelegten Anforderungen an die Rahmenbedingungen, ist bei den in § 77 Abs. 5 HPVG genannten personellen Einzelmaßnahmen eine formelle Beteiligung der örtlichen Personalvertretung ausgeschlossen. Handelt es sich dagegen um ein Reform- oder Umstrukturierungskonzept, das auf eine Dienststelle beschränkt ist, verbleibt es insoweit aber gerade bei einer Beteiligung der örtlichen Personalvertretung (§ 83 Abs. 1 HPVG). Dies entspricht im Übrigen der auch sonst geltenden Zuständigkeitsverteilung auf die verschiedenen Ebenen der Personalvertretung.
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Davon abgesehen sind für die örtlichen Personalvertretungen nach wie vor angemessene Möglichkeiten vorhanden, die Belange der von ihnen vertretenen Beschäftigten kollektiv geltend zu machen. Denn der Ausschluss der Mitbestimmung nach § 77 Abs. 5 HPVG erfasst nicht die allgemeinen Aufgaben und Befugnisse der örtlichen Personalvertretung nach §§ 60 ff HPVG. Diese bleiben ihr erhalten. Danach hat der Personalrat insbesondere die allgemeine Aufgabe, darüber zu wachen, dass die zugunsten der Beschäftigten geltenden Gesetze, Verordnungen, Tarifverträge, Dienstvereinbarungen und Verwaltungsanordnungen durchgesetzt werden (§ 62 Abs. 1 S. 1 Nr. 2 HPVG). Begründet wird dadurch ein Überwachungsrecht der Personalvertretung dahingehend, dass alle die Dienststelle bindenden Vorschriften angewendet werden. Erfasst sind alle Regelungen, die sich für die Beschäftigten in ihrem Verhältnis zur Dienststelle in irgendeiner Weise günstig auswirken können {Grabendorff/llbert^J Widmaier aaO, § 68 Rn. 11; vgl. auch Fürst Gemeinschaftskommentar Öffentliches Dienstrecht - GKÖD - , Stand: August 2006, § 68 Rn. 9, 9a; Diet^f Richardi BPersVG, 2. Aufl. 1978, § 68 Rn. 19). Ferner hat der örtliche Personalrat Anregungen und Beschwerden der Beschäftigten entgegenzunehmen und auf die Erledigung hinzuwirken (§ 62 Abs. 1 S. 1 Nr. 3 HPVG). Darüber hinaus steht ihm das Recht zu, Maßnahmen, die der Dienststelle dienen, zu beantragen (§ 62 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 HPVG). Er hat dadurch die Möglichkeit, initiativ für die Dienststelle und ihre Angehörigen tätig zu werden. Die beantragten Maßnahmen müssen dabei weder Angelegenheiten sein, für die Mitbestimmungs- oder Mitwirkungsrechte bestehen, noch solche, in denen der Dienststellenleiter zur Entscheidung befugt ist (Dobler in: von Roetteken/Rothländer, aaO, § 62 HPVG Rn. 8; vgl. auch DietyJ Richardi aaO, § 68 Rn. 7). Zudem hat der örtliche Personalrat nach § 61 Abs. 1 S. 1 HPVG darüber zu wachen, dass die in der Dienststelle tätigen Personen nach Recht und Billigkeit behandelt werden. Die Behandlung nach dem Grundsatz von Recht und Billigkeit verlangt nicht nur, dass Rechtsansprüche anerkannt und erfüllt werden, sondern dass darüber hinaus die berechtigten menschlichen, sozialen und wirtschaftlichen Belange der Dienststellenangehörigen berücksichtigt werden, soweit nicht die Ordnung innerhalb der Dienststelle, die besonderen Verhältnisse des öffentlichen Rechts oder die Interessen anderer Beschäftigter dem entgegenstehen (vgl. Loren%enlHaas/Schmitt BPersVG, Stand: September 1994, § 67 Rn. 7; Dobler aaO, § 61 Rn. 10; Oiet^JRichardi aaO, § 67 Rn. 8; Fürst GKÖD, § 67 Rn. 6a). Zur Durchführung dieser allgemeinen Aufgaben steht dem Personalrat nach § 62 Abs. 2 S. 1 HPVG ein umfassendes Informationsrecht zu und ist die Dienststelle nach § 62 Abs. 2 S. 2 HPVG zur Vorlage der zur Unterrichtung erforderlichen Unterlagen verpflichtet. Dieses Recht auf Information besteht allgemein und ist nicht auf Angelegenheiten beschränkt, die einer Mitbestimmung oder Mitwirkung im förmlichen Sinne unterliegen (vgl. BVerwG, Beschl. v. 27.7.1983 — LVerfGE 17
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BVerwG 6 Ρ 42.80 - , ZBR 1984, 79 und v. 26.2.1960 - BVerwG VII Ρ 4.59 - , BVerwGE 10, 196, 197 f; HessVGH, Beschl. v. 18.12.1990 - 1 TG 2020/90 - , NVwZ-RR 1991, 571, 572; OVG NRW, Beschl. v. 20.9.2002 - 1 A 1061/01. PVB - , PersV 2003,178 ff und v. 4.11.2005 - 1 A 4935/04. PVB - Juris). Zwar obliegt es der Personalvertretung nicht, die Aufgabenerfüllung und den inneren Betrieb der Dienststelle allgemein und unabhängig von den ihr zugewiesenen Aufgaben zu überwachen. Ihre Aufgabe erschöpft sich aber nicht darin, den ihr zugestandenen rechtlichen oder tatsächlichen Einfluss in sachlich abgrenzbaren Zusammenhängen oder nur in Einzelfällen zur Geltung zu bringen. Sie hat als Kollektivorgan der Beschäftigten auch Sorge dafür zu tragen, dass die gemeinsamen rechtlichen und sozialen Belange aller Beschäftigten sowie der Gruppen und letztlich auch der einzelnen Beschäftigten untereinander nach Recht und Billigkeit gewahrt werden. Uber Einzelinformationen hinaus benötigt sie daher den Überblick über alle diese Belange berührenden Fakten und Vorhaben, um Rechtsverstößen und Unbilligkeiten nach Möglichkeit bereits im Vorfeld entgegenwirken zu können (BVerwG, Beschl. v. 22.12.1993 - BVerwG 6 Ρ 15.92 - , NVwZ 1995, 89 f; vgl. auch BVerwG, Beschl. v. 27.2.1985 - BVerwG 6 Ρ 9.84 - , ZBR 1985, 173 f). Die verschiedenen Aufgaben stehen dabei prinzipiell gleichwertig nebeneinander, so dass nicht etwa der Umfang des Unterrichtungsanspruchs nach einem vermeintlich unterschiedlichen Gewicht der verschiedenen Aufgabenstellungen variiert und etwa abnimmt, soweit nicht Mitbestimmungs- oder Mitwirkungsrechte, sondern nur Anhörungs- oder Uberwachungsrechte in Rede stehen (OVG NRW, Beschl. v. 20.9.2002 - 1 A 1061/Ol.PVB - , PersV 2003,178,179). Darüber hinaus sollen Dienststelle und Personalrat vertrauensvoll zur Erfüllung der dienstlichen Aufgaben und zum Wohle der Beschäftigten zusammenarbeiten (§ 60 Abs. 1 HPVG). Dieser die Dienststellenverfassung beherrschende Grundsatz ist nicht nur bei der Auslegung der im Personalvertretungsgesetz konkret normierten Verhaltensvorschriften und Beteiligungsbefugnisse zu beachten. Er enthält auch ein allgemeines Verhaltensgebot für Dienststellenleiter und Personalrat. Es soll sichergestellt werden, dass jede Seite es der anderen ermöglicht, die ihr obliegenden Aufgaben zu erfüllen, und dass etwaige Meinungsverschiedenheiten in den vom Gesetz vorgesehenen Formen bereinigt werden (BVerwG, Beschl. v. 23.5.1986 - BVerwG 6 Ρ 23.83 - , ZBR 1986, 305, 306). Konkretisierung dieses Gebots der vertrauensvollen Zusammenarbeit ist § 60 Abs. 4 S. 1 HPVG, wonach mindestens einmal im Monat Besprechungen von Dienststellenleitung und Personalrat stattfinden sollen. In diesen Besprechungen hat der Dienststellenleiter nach § 60 Abs. 4 S. 2 HPVG beabsichtigte Maßnahmen, die der Beteiligung unterliegen, rechtzeitig und eingehend mit dem Personalrat zu erörtern. Der Begriff der Beteiligung ist hier nicht auf Mitbestimmung und Mitwirkung in förmlichem Sinne beschränkt, sondern umfasst alle im Ersten Titel des Sechsten Abschnitts des Ersten Teils des Hessischen Personalvertretungsgesetzes aufgeführten Tatbestände (Dobler aaO, § 60 HPVG Rn. 62 mit der dort LVerfGE 17
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enthaltenen Aufzählung). Dass die Monatsgespräche nicht nur auf Gegenstände beschränkt sind, die einer Mitbestimmung bzw. Mitwirkung im engeren Sinne unterliegen, ergibt sich zudem aus dem Grundsatz der vertrauensvollen Zusammenarbeit und auch aus § 60 Abs. 4 S. 3 a.E. HPVG, wonach in den Gesprächen insbesondere auch alle Vorgänge behandelt werden sollen, die die Beschäftigten wesentlich berühren. Kommt der Dienststellenleiter seinen Pflichten aus § 60 Abs. 4 bzw. § 62 Abs. 2 HPVG nicht nach, steht dem Personalrat der Weg zu den Verwaltungsgerichten offen (§111 HPVG). Diese entscheiden nach § 111 Abs. 1 Nr. 3 HPVG auch über Streitigkeiten um Aufgaben, Rechte und Pflichten. Dazu gehören unter anderem der Streit um das Bestehen oder Nichtbestehen eines Beteiligungsrechts gleich welcher Art, dessen Umfang, das Bestehen oder Nichtbestehen von Auskunfts- und Informationsrechten, die Durchführung der monatlichen Besprechungen nach § 60 Abs. 4 HPVG sowie die Wahrnehmung der allgemeinen Aufgaben nach § 62 Abs. 1 HPVG {von boette ken in: ders./Rothländer, aaO, § 111 HPVG Rn. 16; Dobler aaO, § 60 HPVG Rn. 83; Altvater/Peiseler BPersVG, 4. Aufl. 2005, § 83 Rn. 7). Angesichts dessen kann von einer Funktionslosigkeit der örtlichen Personalräte auch dann nicht die Rede sein, wenn sie bei personellen Einzelmaßnahmen, die dem Anwendungsbereich des § 77 Abs. 5 HPVG unterfallen, von einer Mitbestimmung und Mitwirkung ausgeschlossen sind. Die Entscheidung des Gesetzgebers, der Personalvertretung bei der Erstellung des Konzepts nach § 77 Abs. 5 HPVG ein Mitwirkungsrecht einzuräumen und Mitbestimmungsrechte bei darauf beruhenden personellen Einzelmaßnahmen auszuschließen, hält sich im Rahmen seines normativen Gestaltungsspielraums. Ein Mitbestimmungsverfahren nach §§ 69 ff HPVG, welches bei fehlender Einigung zwischen Personalrat und Dienststelle in ein Stufen- und Einigungsstellenverfahren mündet, ist objektiv geeignet, die Konzipierung und die Umsetzung von notwendigen Reform- und Umstrukturierungsmaßnahmen zu verzögern. Derartige Unternehmungen bestehen in der Regel aus einer Vielzahl von aufeinander abgestimmten Einzelmaßnahmen, so dass Verzögerungen bei der Umsetzung auch nur einzelner Maßnahmen rein tatsächlich geeignet sind, die Durchführung der Gesamtmaßnahme zu erschweren. Der Gesetzgeber verfolgt ein legitimes Ziel, wenn er die Beteiligung der Personalvertretung und das Beteiligungsverfahren den Erfordernissen einer effizienten, modernen Verwaltungstätigkeit anpassen will. Dem Anliegen, die Wirksamkeit des Verwaltungshandelns aufgabenadäquat zu steigern, wird durch die Reduzierung der Verfahren vor der Einigungsstelle Rechnung getragen. Erfüllen die Rahmenbedingungen iSv § 77 Abs. 5 HPVG die dargestellten Anforderungen, ist die Entscheidung des Gesetzgebers auch geeignet, eine Doppelbefassung von Personalvertretungen mit Maßnahmen auszuschließen.
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bb) § 81 Abs. 5 HPVG ist ebenfalls mit der Hessischen Verfassung vereinNach dieser Regelung tritt bei Maßnahmen, die unter § 81 Abs. 1-4 HPVG fallen, ein gleichzeitig bestehendes Mitbestimmungsrecht zurück. Die Vorschrift enthält damit eine Kollisionsregelung für den Fall, dass eine Maßnahme iSv § 81 Abs. 1-4 HPVG neben dem dort normierten Mitwirkungsrecht zugleich einem anderweitig normierten Mitbestimmungstatbestand unterfallt. Die Entscheidung des Gesetzgebers, in diesen Fällen dem Mitwirkungsrecht den Vorrang einzuräumen, hält sich innerhalb der verfassungsrechtlichen VorgaDie in § 81 Abs. 1-4 HPVG aufgeführten Maßnahmen betreffen Angelegenheiten mit organisatorischem und wirtschaftlichem Bezug, die für die Erfüllung der Amtsaufgabe von wesentlicher Bedeutung sind. Derartige Angelegenheiten gehören zum Kernbereich der staatlichen Organisationsgewalt. Die Entscheidungen in innerdienstlichen organisatorischen Angelegenheiten zählen zu den wesentlichen Aufgaben der Regierung bzw. der Verwaltungsspitze (StGH, Urt. v. 30.4.1986, aaO, 1106 und 1107). Die wirksame und effiziente Erfüllung des gemeinwohlorientierten, an Recht und Gesetz gebundenen Amtsauftrags steht hier im Vordergrund (vgl. insoweit auch BVerfG, Beschl. v. 24.5.1995 - 2 BvF 1 /92 - , BVerfGE 93, 37, 72 f). Insoweit ist es verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden, wenn der Gesetzgeber im Interesse einer zügigen Umsetzung organisatorischer und wirtschaftlicher Maßnahmen der Personalvertretung lediglich ein Mitwirkungsrecht einräumt und so das Verfahren der Einigungsstelle — auch wenn das Letztentscheidungsrecht bei der Landesregierung liegt (§71 Abs. 5 HPVG) — ausschließt. Entgegen der Ansicht der Antragsteller besteht kein Grundsatz, wonach bei einem Zusammentreffen von Beteiligungsrechten unterschiedlicher Beteiligungsintensität in jedem Einzelfall geprüft werden müsse, ob nur das schwächere Beteiligungsrecht oder daneben auch das stärkere Beteiligungsrecht gegeben sei. Zwar hat die fachgerichtliche Rechtsprechung in der Tat eine derartige Einzelfallprüfung vorgenommen (vgl. zur Kollision von Beteiligungsrechten etwa BVerwG, Beschl. v. 7.2.1980 - BVerwG 6 Ρ 35.78 - , PersV 1980, 239 ff; v. 22.6.1989 BVerwG 6 PB 16.88 - , PersR 1989, 275 ff und v. 17.7.1987 - BVerwG 6 Ρ 6.85 , NVwZ 1988, 442, 443). Dies ist indes darauf zurückzuführen, dass die in den jeweiligen Entscheidungen anzuwendenden Personalvertretungsgesetze keine ausdrückliche Regelung für ein Zusammentreffen verschiedener Beteiligungsrechte enthielten. Ein Verbot, eine gesetzliche Kollisionsregelung zu schaffen, lässt sich entgegen der Ansicht der Antragsteller aus dieser fachgerichtlichen Rechtsprechung nicht herleiten. Ein solches Verbot lässt sich nicht Art. 37 Abs. 1 HV entnehmen, der eine angemessene Beteiligung nur in personellen und sozialen, nicht aber in organisatorischen und wirtschaftlichen Angelegenheiten verlangt und auch keine LVerfGE 17
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bestimmte Beteiligungsform vorschreibt. Die von organisatorischen und wirtschaftlichen Angelegenheiten berührten personellen und sozialen Belange der Beschäftigten können angemessen im Rahmen des Mitwirkungsverfahrens von der zuständigen Personalvertretung geltend gemacht werden. Zu einem Ausschluss der örtlichen Personalvertretung von der Beteiligung kommt es auch hier nur, wenn die Mitwirkung nach § 83 HPVG auf einer höheren Ebene erfolgt. Eine Bündelung der Beteiligung bei der Stufenvertretung oder dem Hauptpersonalrat ist verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden. Sie erscheint bei den von § 81 Abs. 5 HPVG erfassten Maßnahmen sachlich vertretbar. Ferner verbleiben den örtlichen Personalvertretungen die bereits oben aufgezeigten Aufgaben und Befugnisse nach §§ 60 ff HPVG. Diese werden von § 81 Abs. 5 HPVG nicht berührt, da er seinem Wortlaut und Zweck nach ausschließlich Mitbestimmungsrechte erfasst. Auch insofern ist also eine angemessene Beteiligung auf örtlicher Ebene sichergestellt. Im Übrigen kann eine „mitbestimmungsfreie Zone", wie von den Antragstellern gerügt, im Ergebnis nur dann entstehen, wenn die Maßnahme iSv § 81 Abs. 1-4 HPVG auch sich anschließende Vollzugsmaßnahmen umfasst, also eine einheitliche Maßnahme vorliegt. Dann greift § 81 Abs. 5 HPVG ein mit der Folge, dass nur das Mitwirkungsrecht nach § 81 Abs. 1-4 HPVG gegeben ist. Schließt die Maßnahme nach § 81 Abs. 1-4 HPVG dagegen nachfolgende Vollzugsmaßnahmen nicht ein, so sind diese als selbständige Maßnahmen zu qualifizieren, die entweder für sich gesehen unter § 81 Abs. 1-4 HPVG fallen oder aber Mitbestimmungsrechte nach §§ 74, 77 HPVG auslösen können. Diese Auslegung des § 81 Abs. 5 HPVG wird durch einen Vergleich mit § 77 Abs. 5 HPVG gestützt. Danach sind bestimmte Vollzugsmaßnahmen von einer Mitbestimmung ausgeschlossen. Das Fehlen einer entsprechenden Regelung in § 81 HPVG für Vollzugsmaßnahmen in dessen Anwendungsbereich spricht dafür, dass nicht jede Vollzugsmaßnahme gleichsam automatisch von § 81 Abs. 5 HPVG erfasst ist. Wann eine einheitliche oder aber eine selbständige Maßnahme vorliegt, unterliegt allerdings in erster lime der Beurteilung durch die Fachgerichte. cc) Es ist auch verfassungsgemäß, wenn über § 81 Abs. 1 S. 1 HPVG die Einführung, Anwendung, wesentliche Änderung oder Erweiterung von technischen Einrichtungen iSv § 74 Abs. 1 Nr. 17 HPVG erfasst wird, die dazu geeignet sind, das Verhalten oder die Leistung der Beschäftigten zu überwachen, so dass das Mitbestimmungsrecht gem. § 81 Abs. 5 HPVG ausgeschlossen ist. Zwar ist entgegen der Ansicht von Landesregierung und Landesanwältin davon auszugehen, dass mit der Einführung der Neuen Verwaltungssteuerung und den damit zusammenhängenden technischen Verfahren sowie der Einführung, Anwendung, Änderung oder Erweiterung automatisierter Verarbeitung personenbezogener Daten der Beschäftigten (§ 81 Abs. 1 S. 1 HPVG) auch die Einführung technischer Uberwachungseinrichtungen iSv § 74 Abs. 1 Nr. 17 HPVG verbunden sein kann. Technische Einrichtungen, die ihrer Konstruktion oder konkreten LVerfGE 17
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Verwendungsweise nach eine Überwachung von Verhalten oder Leistung der Beschäftigten ermöglichen, unterfallen regelmäßig dem Mitbestimmungsrecht nach § 74 Abs. 1 Nr. 17 HPVG (vgl. StGH, Urt. v. 30.4.1986, aaO, 1108; BVerwG, Beschl. v. 27.11.1991 - BVerwG 6 Ρ 7.90 - , Juris, v. 31.8.1988 - BVerwG 6 Ρ 35.85 - , BVerwGE 80, 143, 146 fund ν. 23.9.1992 - BVerwG 6 Ρ 26.90 - Juris). Insofern räumt auch die Landesregierung ein, dass mit der Einfuhrung der Neuen Verwaltungssteuerung Verfahren verbunden sind, die Grundlagen und Informationen fur eine Überwachung der Beschäftigten schaffen können. Ob mit der Einführung der Neuen Verwaltungssteuerung und entsprechender neuer Steuerungsverfahren sowie im Zuge einer automatisierten Verarbeitung personenbezogener Daten der Beschäftigten tatsächlich die Einführung von technischen Überwachungseinrichtungen iSv § 74 Abs. 1 Nr. 17 HPVG verbunden ist, hängt von der Ausgestaltung der jeweiligen Grundmaßnahme iSv § 81 Abs. 1 S. 1 HPVG ab. Auch wenn danach die Einführung von technischen Überwachungseinrichtungen von § 81 Abs. 1 S. 1 HPVG erfasst sein kann — nicht muss — und das an sich nach § 74 Abs. 1 Nr. 17 HPVG bestehende Mitbestimmungsrecht durch § 81 Abs. 5 HPVG zu einem bloßen Mitwirkungsrecht herabgestuft werden kann, bestehen dagegen keine verfassungsrechtlichen Bedenken. Es darf nicht übersehen werden, dass der Mitbestimmung bereits vor den hier angegriffenen Änderungen des § 81 HPVG eine nur beschränkte Wirkung zukam. Denn ein Beschluss der Einigungsstelle hat nach § 71 Abs. 4 S. 2 HPVG in den von ihm erfassten Fällen und damit auch bei Maßnahmen nach § 74 Abs. 1 Nr. 17 HPVG lediglich empfehlenden Charakter für die oberste Dienstbehörde. Damit konnte die zuständige Personalvertretung eine Durchsetzung ihrer Belange auch zuvor nicht erzwingen. Insofern wird die Intensität der personalvertretungsrechtlichen Beteiligung durch die nunmehrige Einräumung eines bloßen Mitwirkungsrechts nicht wesentlich gemindert. Auch verfahrensrechtlich ist eine ausreichende Beteiligung der Personalvertretung gewährleistet. Das in § 72 HPVG geregelte Mitwirkungsverfahren bietet der Personalvertretung hinreichende Möglichkeiten, die Interessen der Beschäftigten angemessen zur Geltung zu bringen. Die Beteiligung des Personalrats soll in den Fällen des § 74 Abs. 1 Nr. 17 HPVG sicherstellen, dass die Beeinträchtigungen und Gefahren für den Schutz der Persönlichkeit der Beschäftigten am Arbeitsplatz, die von der Technisierung der Verhaltens- und Leistungskontrolle ausgehen können, auf das erforderliche Maß beschränkt bleiben. Denn ein Beschäftigter, der befürchten muss, während der Arbeit mit Hilfe technischer oder elektronischer Kontrolleinrichtungen jederzeit beobachtet oder in anderer Weise fortlaufend kontrolliert zu werden, kann unter einen Überwachungsdruck geraten, der ihn in der freien Entfaltung der Persönlichkeit behindert, ihn insbesondere unter Anpassungsdruck setzt und in eine erhöhte Abhängigkeit bringt (vgl. BVerwG, Beschl. v. 31.8.1988 - BVerwG 6 Ρ 35.85 - , BVerwGE 80,143,145 f).
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Diesem Anliegen wird auch durch eine Beteiligung in Form der Mitwirkung ausreichend Rechnung getragen. Auch im Mitwirkungsverfahren nach § 72 HPVG ist der Dienststellenleiter gehalten, sich eingehend mit der Stellungnahme und etwaigen Einwänden der Personalvertretung gegen die Einführung von technischen Uberwachungseinrichtungen auseinanderzusetzen. Zwar erfolgt keine weitere Erörterung der Angelegenheit vor der Einigungsstelle. Der Hessischen Verfassung lässt sich jedoch kein Anspruch darauf entnehmen, dass eine Angelegenheit, die bereits einmal Gegenstand eingehender Erörterung 2wischen Dienststelle und Personalvertretung war, einer weiteren Befassung durch ein weiteres Gremium unterzogen wird. Mit der Herabstufung zu einem Mitwirkungsrecht hält sich der Gesetzgeber innerhalb seines verfassungsrechtlichen Gestaltungsspielraums. Da Art. 37 Abs. 1 HV eine gleichberechtigte Mitbestimmung im öffentlichen Dienst nicht gewährleistet (StGH, Urt. v. 30.4.1986, aaO, 1102), ist der Gesetzgeber, wie dargelegt, bei der Ausgestaltung der Beteiligung in Angelegenheiten mit — auch — personellem und sozialem Bezug nicht zur Einräumung eines Mitbestimmungsrechts verpflichtet. Ebenso wenig ist er an den Bestand von einmal eingeräumten Beteiligungsrechten gebunden. Erforderlich ist lediglich eine angemessene Beteiligung in personellen und sozialen Angelegenheiten, von der hier auszugehen ist. Die von dem Gesetzgeber angeführten Gründe für die Herabstufung der Beteiligungsintensität sind nachvollziehbar und sachlich vertretbar. Die effektive und effiziente Erfüllung der öffentlichen Aufgaben sowie die Modernisierung der Verwaltung und die damit verbundenen Einsparungen sind legitime Ziele gesetzgeberischen Handelns. Insbesondere die Errichtung und Ausgestaltung der Organisation der Behörden und Betriebe ist von wesentlicher Bedeutung für die sachgerechte und zügige Erfüllung des Amtsauftrags (StGH, Urt. v. 30.4.1986, aaO, 1106). Die Annahme, dass die Ausschaltung der Einigungsstelle und die damit verbundene Beschleunigung der Beteiligung geeignet sei, die mit den Reformmaßnahmen erhofften Einsparungen und Steigerungen der Wirtschaftlichkeit und Arbeitseffektivität zu erreichen und zu fördern, ist nachvollziehbar und unterliegt als in erster Linie vom Gesetzgeber zu treffende Prognose keiner weiteren verfassungsgerichtlichen Richtigkeitskontrolle. Soweit die Antragsteller auch in diesem Zusammenhang darauf abstellen, es entstehe eine „mitbestimmungsfreie Zone", trifft dies nur dann zu, wenn die Maßnahme nach § 81 Abs. 1 S. 1 HPVG zwingend die Einführung von Überwachungsanlagen iSv § 74 Abs. 1 Nr. 17 HPVG einschließt. Ist dies nicht der Fall, verbleibt es bei der Mitbestimmung nach § 74 Abs. 1 Nr. 17 HPVG. Auch wenn die Mitwirkung gem. § 83 HPVG nicht auf örtlicher Ebene, sondern auf der Ebene der Stufenvertretung oder des Hauptpersonalrats erfolgt, bleibt für den örtlichen Personalrat hinreichend Gelegenheit, sich für die kollektiven Belange und Interessen der von ihm vertretenen Beschäftigten im Rahmen der Möglichkeiten der §§ 60 ff HPVG einzusetzen. LVerfGE 17
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dd) Auch § 81a HPVG ist mit den Vorgaben der Hessischen Verfassung vereinbar. (1) Nach § 81a Abs. 1 S. 1 HPVG hat der nach § 83 HPVG zuständige Personalrat, soweit nicht eine Regelung durch Gesetz oder Tarifvertrag erfolgt, an einem Konzept zu einer nach Art. 1 § 1 des Zukunftssicherungsgesetzes einzurichtenden Personalvermitdungsstelle mitzuwirken. Soweit dieses Konzept Regelungen iSv §§ 74 Abs. 1 Nr. 15, 77 Abs. 2 HPVG enthält, tritt gem. § 81a Abs. 1 S. 2 HPVG ein gleichzeitig bestehendes Mitbestimmungsrecht zurück. § 81a Abs. 1 S. 1 HPVG begründet einen neuen Mitwirkungstatbestand für die Personalvertretung bei der Erstellung des Konzepts für die Personalvermittlungsstelle. Zuständig ist der Hauptpersonalrat bei dem Hessischen Ministerium der Finanzen, da dort die Personalvermitdungsstelle eingerichtet ist (Art. 1 § 1 Abs. 1 ZSG). Die Entscheidung des Gesetzgebers, bei der Entwicklung des Konzepts der Personalvertretung lediglich ein Mitwirkungsrecht einzuräumen, hält sich innerhalb des von der Verfassung vorgegebenen Rahmens. Der Gesetzgeber hat der für die Personalvermittlungsstelle zuständigen Personalvertretung im Interesse einer zügigen Entwicklung und Umsetzung des Konzepts und des damit verbundenen Ziels der Konsolidierung des Landeshaushalts lediglich ein Mitwirkungsrecht eingeräumt. Dies ist im Hinblick darauf, dass Art. 37 Abs. 1 HV keine gleichberechtigte Mitbestimmung der Beschäftigten im öffentlichen Dienst garantiert, nicht zu beanstanden. Eine angemessene Beteiligung wird auch durch das vorgesehene Mitwirkungsrecht ermöglicht. Die Konzentration der Beteiligung bei dem Hauptpersonalrat des Hessischen Ministeriums der Finanzen nach § 81a Abs. 1 S. 1 iVm § 83 Abs. 3 HPVG begegnet keinen verfassungsrechtlichen Bedenken. Die Personalvermittlungsstelle ist im Übrigen eingerichtet bei dem Hessischen Ministerium der Finanzen, so dass auch die dort Beschäftigten die entsprechenden Maßnahmen durchführen und damit der Personalvermitdungsstelle am nächsten stehen. Die Hauptpersonalräte der übrigen Geschäftsbereiche sind nicht von dem Mitwirkungsverfahren ausgeschlossen. Denn der Hauptpersonalrat bei dem Hessischen Ministerium der Finanzen hat sie im Rahmen des Beteiligungsverfahrens zu unterrichten und ihnen Gelegenheit zur Äußerung zu geben (§ 83 Abs. 3 S. 2 HPVG). Mit der Bündelung der Mitwirkung bei dem Hauptpersonalrat beim Hessischen Ministerium der Finanzen verfolgt der Gesetzgeber das verfassungsrechtlich nicht zu beanstandende Ziel einer schnellen und wirksamen Tätigkeit der Personalvermitdungsstelle. Verfassungsrechtliche Bedenken ergeben sich auch nicht daraus, dass nach § 81a Abs. 1 S. 2 HPVG in bestimmten sozialen und personellen Angelegenheiten ein sonst bestehendes Mitbestimmungsrecht ausgeschlossen ist. Betroffen davon sind zum einen die Aufstellung von Sozialplänen einschließlich Plänen für Umschulungen zum Ausgleich oder zur Milderung von wirtschaftlichen Nachteilen, die den Beschäftigten infolge von Rationalisierungsmaßnahmen und BetriebsänLVerfGE 17
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derungen entstehen (§ 74 Abs. 1 Nr. 15 HPVG), zum anderen die Gestaltung des Inhalts von Personalfragebögen, die Grundsätze des Verfahrens bei Stellenausschreibungen, die Beurteilungsrichtlinien sowie der Erlass von Richtlinien über die personelle Auswahl bei Einstellungen, Versetzungen, Beförderungen, Umgruppierungen und Kündigungen (§ 77 Abs. 2 HPVG). Derartige Regelungen betreffen die Beschäftigten in sowohl personeller als auch sozialer Hinsicht. Enthält das Konzept zur Einrichtung einer Personalvermitdungsstelle Regelungen nach §§ 74 Abs. 1 Nr. 15, 77 Abs. 2 HPVG, ist eine angemessene Beteiligung der Personalvertretung durch die Mitwirkung an diesem Konzept sichergestellt. Das Mitwirkungsrecht ist geeignet, der Personalvertretung eine Einflussnahme auf den Inhalt des Konzepts und der oben genannten Regelungen zu vermitteln. Hinzu kommt, dass durch § 81a Abs. 1 S. 2 HPVG nur eine Mitbestimmung nach den genannten Vorschriften, nicht aber eine Beteiligung nach anderen Vorschriften ausgeschlossen wird. (2) Auch § 81a Abs. 2 HPVG ist mit der Hessischen Verfassung vereinbar. Nach § 81a Abs. 2 HPVG sind von der Mitbestimmung ausgenommen Umsetzungen, Zuweisungen entsprechend § 123a des Beamtenrechtsrahmengesetzes sowie Abordnungen und Versetzungen im Bereich der Landesverwaltung, die aufgrund des Art. 1 des Zukunftssicherungsgesetzes oder des in § 81a Abs. 1 HPVG genannten Konzepts erfolgen. Bereits der Wortlaut von § 81a Abs. 1 S. 2 HPVG deutet darauf hin, dass das Konzept nach § 81a Abs. 1 HPVG insbesondere Richtlinien für die Auswahl des an die Personalvermitdungsstelle zu meldenden Personals enthalten soll. Dies entspricht der Intention des Gesetzgebers, wie sie in der Begründung des Entwurfs zu einem Zukunftssicherungsgesetz zum Ausdruck gekommen ist. Danach soll das nach § 81a Abs. 1 HPVG zu erstellende Konzept das Gesetz über den Abbau von Stellen in der Landesverwaltung konkretisieren und kann insbesondere Auswahlkriterien festlegen (LT-Drs. 16/861, S. 12; vgl. auch Staatsminister Weimar, LT-Sten.Ber. 16/22. Sitzung, S. 1428 f). Die Anforderungen an den Inhalt dieser Richtlinien müssen ebenso wie bei § 77 Abs. 5 HPVG dem in Art. 37 Abs. 1 HV verankerten Grundsatz einer angemessenen Beteiligung der Personalvertretung in personellen und sozialen Angelegenheiten entsprechen. Auf die Ausführungen zu den Anforderungen an den Inhalt der Rahmenbedingungen iSv § 77 Abs. 5 HPVG wird deshalb Bezug genommen. Werden diese Anforderungen erfüllt, bestehen auch hier gegen den Ausschluss der Mitbestimmung bei den in § 81a Abs. 2 HPVG genannten personellen Einzelmaßnahmen keine verfassungsrechtlichen Bedenken. Dies gilt umso mehr, als nach der nachvollziehbaren Einschätzung des Gesetzgebers die Effektivität des Verfahrens der Personalvermitdungsstelle und die damit erhofften Einsparungen erheblich gefährdet würden, wenn bei jeder personellen Einzelmaßnahme das Mitbestimmungsverfahren bis hin zur Einigungsstelle durchgeführt werden müsste. Vor einer etwa erforderlichen Zustimmung des PerLVerfGE 17
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sonalrats dürften die entsprechenden Maßnahmen nicht vollzogen werden (§ 69 Abs. 1 S. 1 HPVG). Zwar könnte letzten Endes die Entscheidung der Einigungsstelle durch einen Beschluss der Landesregierung ersetzt werden (§ 71 Abs. 4 S. 1 iVm Abs. 5 HPVG). Angesichts der Vielzahl von Verfahrensschritten bis zu einer Entscheidung der Einigungsstelle wären aber Verzögerungen nicht zu vermeiden. § 81a Abs. 2 HPVG schließt in einer großen Zahl von Fällen die Mitbestimmung aus. Dies hält sich aber im Rahmen der Verfassung. Entgegen der Darstellung der Antragsteller ist der örtliche Personalrat von den mit der Tätigkeit der Personalvermitdungsstelle verbundenen personellen Maßnahmen nicht in verfassungswidriger Weise vollständig ausgeschlossen. Ihm stehen weiter die oben im Einzelnen dargestellten allgemeinen Aufgaben und Befugnisse zu. Zudem sind in den Monatsgesprächen nach § 60 Abs. 4 HPVG insbesondere alle Angelegenheiten zu erörtern, die die Beschäftigten wesentlich berühren. Hier werden Auswahl und Meldung der Beschäftigten an die Personalvermittlungsstelle ebenso zu rechnen sein wie eine beabsichtigte Übernahme neuer Beschäftigter auf Vermittlung der Personalvermittlungsstelle. Dies ist auch durch den Grundsatz der vertrauensvollen Zusammenarbeit geboten. Im Übrigen sieht das Konzept zur Umwandlung der Personalentwicklungsbörse in eine Personalvermittlungsstelle in der Fassung des Kabinettsbeschlusses vom 22.12.2003 (StAnz. 2004, 872) in Punkt 1.1 vor, dass die Personal- und Schwerbehindertenvertretungen sowie die Frauenbeauftragten in das Auswahlverfahren einzubeziehen sind. Es kann daher nicht die Rede davon sein, dass der örtliche Personalrat von Auswahl und Meldung von Beschäftigten an die Personalvermitdungsstelle sowie sich anschließenden Maßnahmen keinerlei Kenntnis erhält. III. Die Kostenentscheidung beruht auf § 28 StGHG.
Nr. 3 1. Die Antragsberechtigung „jeder Person" (Art. 131 Abs. 3 HV, § 19 Abs. 2 Nr. 9 StGHG) knüpft an die Grundrechtsfähigkeit an. 2. Dem Wertesystem der Hessischen Verfassung entspricht, dass auch rechtlich verselbständigten Personenmehrheiten des Privatrechts Abwehrund Leistungsrechte gegenüber dem Staat gewährleistet sind, da sich deren Bildung und Betätigung auch als Ausdruck der freien Entfaltung der hinter ihnen stehenden natürlichen Personen darstellt.
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Rechtsfähige Vereinigungen des Privatrechts besitzen deshalb die für sie im Einzelfall festzustellende Grundrechtsfähigkeit, soweit sie sich in einer grundrechtstypischen Gefährdungslage befinden. In diesem Fall sind sie im Grundrechtsklageverfahren antragsberechtigt. 3. Eine rechtsfähige Personenvereinigung des Privatrechts kann im Grundrechtsklageverfahren die Verletzung des Rechts auf Gewährung rechtlichen Gehörs aus Art. 3 HV geltend machen. 4. Art. 3 HV garantiert in Verbindung mit dem der Hessischen Verfassung innewohnenden Rechtsstaatsprinzip in gleicher Weise wie Art. 103 Abs. 1 des Grundgesetzes das Grundrecht auf rechtliches Gehör in gerichtlichen Verfahren. 5. Das Grundrecht auf rechtliches Gehör garantiert, dass die an einem gerichtlichen Verfahren Beteiligten Gelegenheit erhalten, sich zu dem einer gerichtlichen Entscheidung zu Grunde liegenden Sachverhalt und zur Rechtslage vor Erlass der Entscheidung zu äußern. 6. Aus dem Grundrecht auf Gewährung rechtlichen Gehörs folgt keine allgemeine Frage- und Aufklärungspflicht des Gerichts. Ein Gericht verstößt aber dann gegen das Recht auf Gewährung rechtlichen Gehörs, wenn es ohne vorherigen Hinweis Anforderungen an den Sachvortrag stellt oder auf rechtliche Gesichtspunkte abstellt, mit denen auch ein gewissenhafter und kundiger Prozessbeteiligter nach dem bisherigen Prozessverlauf nicht zu rechnen brauchte. Hessische Verfassung Art. 3 Gesetz über den Staatsgerichtshof §§19 Abs. 2 Nr. 9; 43 Abs. 1; 44 Abs. 1; 45 Abs. 1 Gesetz betreffend die Gesellschaften mit beschränkter Haftung § 13 Zivilprozessordnung §§ 139; 321a Beschluss vom 11. Dezember 2006 - P.St. 2069 in dem Grundrechtsklageverfahren der Y GmbH, vertreten durch den Geschäftsführer - Antragstellerin Verfahrensbevollmächtigte: Rechtsanwalt Dr. Hilger Speiser und Koll., Voltaste. 81, 60486 Frankfurt am Main gegen LVerfGE 17
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das Land Hessen, vertreten durch den Ministerpräsidenten, Staatskan2lei, GeorgAugust-Zinn-Str. 1, 65183 Wiesbaden - Antragsgegner — Entscheidungs formel: Das Urteil des Amtsgerichts Frankfurt am Main vom 24. November 2005 — 33 C 2894/05-26 - und der Beschluss des Amtsgerichts Frankfurt am Main vom 7. Dezember 2005 - 33 C 2894/05-26 - verletzen die Antragstellerin in ihrem durch Art. 3 der Verfassung des Landes Hessen in Verbindung mit dem Rechtsstaatsprinzip verbürgten Grundrecht auf Gewährung rechtlichen Gehörs, soweit der Vollstreckungsbescheid des Amtsgerichts Hünfeld vom 6. Juli 2005 - 051592075-0-5 — aufgehoben und die Klage abgewiesen worden ist. Das Urteil des Amtsgerichts Frankfurt am Main vom 24. November 2005 33 C 2894/05-26 — und der Beschluss des Amtsgerichts Frankfurt am Main vom 7. Dezember 2005 - 33 C 2894/05-26 - werden insoweit für krafdos erklärt. Die Sache wird an das Amtsgericht Frankfurt am Main zurückverwiesen. Gerichtskosten werden nicht erhoben. Das Land Hessen hat der Antragstellerin die notwendigen Auslagen zu erstatten. Gründe: A I. Die Antragstellerin wendet sich mit der Grundrechtsklage gegen ein Urteil des AG Frankfurt am Main sowie einen Beschluss desselben Gerichts in einer mietrechtlichen Streitigkeit. Die Antragstellerin, die Klägerin des Ausgangsverfahrens, nahm ihren Mieter, den Begünstigten der mit der Grundrechtsklage angefochtenen Entscheidungen, auf Zahlung ausstehenden Mietzinses in Höhe von 945,76 € für die Zeit von April bis Juni 2005 sowie von Nachforderungen aus Betriebs- und Heizkostenabrechnungen aus den Jahren 2002 und 2003 in Höhe von insgesamt 316,33 € in Anspruch. Nach Erlass eines Mahnbescheides erwirkte die Antragstellerin bei dem AG Hünfeld unter dem 6.7.2005 einen Vollstreckungsbescheid - 05-1592075-0-5 gegen den Begünstigten über insgesamt 1.294,59 € abzüglich inzwischen geleisteter 684,52 €. Der Begünstigte legte gegen den Vollstreckungsbescheid Einspruch ein. Zur Begründung trug er unter anderem vor, er habe — zuletzt mit der Uberweisung von 684,52 € für die Monate Mai und Juni 2005 - die bisherige Miete
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einschließlich der Nebenkosten bezahlt. Die von der Antragstellerin genannten 945,76 € schulde er unter keinem denkbaren Aspekt. Die Antragstellerin begründete mit Schriftsatz vom 9.8.2005 die Klageforderung, erklärte die Klage in Höhe von insgesamt 808,17 € für erledigt und erweiterte die Klage um 87,08 € ausstehenden Mietzinses für Juli 2005. Es sei nicht ersichtlich, was der Begünstigte gegen die streitgegenständliche Miete vorbringen wolle. Wörtlich führte sie zur Höhe der Miete aus: „Wir überreichen insoweit zunächst in Abschrift als Anlagenkonvolut Κ 6 Belege bezüglich der Erhöhung der Miete auf zuletzt Brutto 429,34 €". Weiter legte sie dar, dass trotz erfolgter Zahlung in Höhe von 684,52 € noch eine Restforderung offen sei. Dem Schriftsatz beigefügt waren als Anlage Κ 6 die Seiten 1, 4 und 5 eines Schreibens der Antragstellerin vom 17.1.2005 an den Begünstigten, in dem nach Abschluss einer Modernisierungs- und Energieeinsparungsmaßnahme nach § 559 BGB eine Erhöhung des monatlichen Mietzinses auf insgesamt 429,34 € ausgesprochen wurde. Auf Seite 4 dieses Schreibens ist eine Berechnung dieses ab dem 1.4.2005 zu zahlenden Mietzinses aufgeführt. Der Begünstigte erwiderte auf diesen Schriftsatz nicht. Im Termin zur mündlichen Verhandlung am 13.10.2005 äußerte das Gericht nach Angaben der Antragstellerin gegenüber dem Begünstigten, es sei nicht geneigt, weiteren Anträgen auf Schriftsatznachlass stattzugeben. An die Antragstellerin ergingen keine Hinweise. Mit Urteil vom 24.11.2005 - 33 C 2894/05-26 - , das der Antragstellerin am 29.11.2005 zugestellt wurde, erhielt das AG Frankfurt am Main den Vollstreckungsbescheid vom 6.7.2005 in Höhe von 1.085,00 € nebst Zinsen abzüglich am 20.6.2005 gezahlter 684,52 € und am 15.8.2005 verrechneter 123,65 € aufrecht. In Höhe der Beträge von 684,52 € und 123,65 € stellte es die Erledigung der Hauptsache fest. Im Übrigen hob es den Vollstreckungsbescheid auf und wies die Klage ab. Für die Monate April und Juli 2005 stehe der Antragstellerin kein restlicher Mietzinsanspruch in Höhe von je 87,08 € zu. Auch für Juni 2005 bestehe kein Anspruch auf Zahlung restlicher Miete in Höhe von 174,16 €. Die Antragstellerin habe keine Tatsachen dargetan, die geeignet seien, den von ihr geltend gemachten, um 87,08 € erhöhten Mietzinsanspruch monatlich zu stützen. Für die behauptete Mieterhöhung sei die Antragstellerin darlegungspflichtig. Dieser Darlegungslast habe sie mit ihrem pauschalen Vortrag, die Miete habe sich zuletzt auf brutto 429,34 € erhöht, nicht genügt. Die Bezugnahme auf das Anlagenkonvolut Κ 6 ersetze keinen schlüssigen Tatsachenvortrag. Mit Schriftsatz vom 5.12.2005 erhob die Antragstellerin Rüge gem. § 321a ZPO, die das Gericht mit Beschluss vom 7.12.2005 - 33 C 2894/05-26 - zurückwies. Zur Begründung führte das Gericht aus, die Antragstellerin habe schriftsätzlich keine einzige Tatsache vorgetragen, die geeignet sei, auf eine rechtliche Begründetheit einer Mieterhöhung im geltend gemachten Umfang ab April 2005 LVerfGE 17
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schließen zu lassen. Vor dem Hintergrund, dass der Begünstigte im Einspruchsschreiben bestritten habe, mehr als 342,26 € an Miete zu schulden, habe der Antragstellerin als großer Wohnungsgesellschaft bzw. ihrem in Mietsachen erfahrenen Prozessbevollmächtigten klar sein müssen, dass ihr pauschaler Vortrag zur Mieterhöhung nicht annähernd habe ausreichen können, um den geltend gemachten Anspruch zu stützen. Bei dieser Sachlage sei ein ausdrücklicher Hinweis des Gerichts an die Anttagstellerin nicht erforderlich gewesen. Der Beschluss ging der Antragstellerin nach ihren Angaben am 15.12.2005 zu. Mit Schriftsatz vom 28.12.2005, der bei dem Staatsgerichtshof am selben Tage per Telefax ohne Anlagen und am 3.1.2006 im Original mit Anlagen eingegangen ist, hat die Antragstellerin Grundrechtsklage erhoben. Sie rügt eine Verletzung des Rechts auf Gewährung rechtlichen Gehörs, des Willkürverbots sowie der Garantie eines fairen Verfahrens. Tragender Grundsatz eines fairen Verfahrens und der Gewährung rechtlichen Gehörs sei die Pflicht zur Vermeidung von Uberraschungsentscheidungen. Den Parteien müsse Gelegenheit zur Äußerung zum Sachverhalt und zur Rechtslage gegeben und die Möglichkeit zur Stellungnahme gewährt werden. Zur Ausgestaltung dieses Grundrechtsschutzes seien den Gerichten für den Verfahrensablauf entsprechende Hinweispflichten auferlegt, die unmittelbar aus dem Anspruch auf Gewährung rechtlichen Gehörs und dem Recht auf ein faires Verfahren folgten. Diese Pflichten habe das Gericht verletzt. Nach § 139 Abs. 2 ZPO dürfe ein Gericht seine Entscheidung auf einen Gesichtspunkt, den eine Partei erkennbar übersehen oder für unerheblich gehalten habe, nur stützen, wenn es zuvor darauf hingewiesen und Gelegenheit zur Äußerung gegeben habe. Bereits aus ihrem schriftsätzlichen Vorbringen sei ersichtlich gewesen, dass die erhöhte Miete aufgrund einer Mieterhöhung gefordert worden sei. Zwar sei aus dem Text des Schriftsatzes vom 9.8.2005 nicht unmittelbar hervorgegangen, was Grund für die Mieterhöhung gewesen sei. Dieser sei jedoch der beigefügten Anlage zu entnehmen gewesen. Auf den Inhalt dieser Anlage habe sie in zulässiger Weise Bezug genommen. Diese Ausführungen habe das Gericht nicht zur Kenntnis genommen. Selbst wenn man diesbezüglich einen unsubstantiierten Vortrag unterstellte, läge eine Verletzung rechtlichen Gehörs vor. Ein Gericht dürfe eine Klage wegen unsubstantiierten Sachvortrages nicht als unschlüssig abweisen, ohne zuvor auf den Mangel hingewiesen und Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben zu haben. Dies gelte auch dann, wenn die Partei anwaltlich vertreten sei. Hätte das Gericht auf Bedenken hinsichtlich der Miethöhe hingewiesen, hätte sie die Anlage Κ 6 erläutern und erklären können, dass Grund für die Mieterhöhung eine Mietenneuberechnung nach Abschluss einer Modernisierungs- und Energieeinsparungsmaßnahme nach § 559 BGB gewesen sei. LVerfGE 17
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Das Urteil beruhe auch auf dem Gehörsverstoß. Hätte das Gericht ihren Sachvortrag vollständig zur Kenntnis genommen oder durch entsprechenden Hinweis mindestens Gelegenheit zur Ergänzung gegeben, hätte die Klage in vollem Umfang Erfolg gehabt. Im Übrigen sei das Gericht im Hinblick auf den Grundsatz des fairen Verfahrens gehalten, berechenbar zu prozessieren, sich nicht widersprüchlich zu verhalten und die Parteien nicht irrezuführen. Auch hiergegen habe das Gericht verstoßen, weil die Teilabweisung der Klage völlig überraschend erfolgt sei. Denn indem die Richterin im Termin zur mündlichen Verhandlung allein dem Begünstigten zu verstehen gegeben habe, dass der Einspruch wegen der nicht erfolgten Erwiderung zur Antragsbegründung keinen Erfolg haben werde, sei zumindest inzident die Schlüssigkeit der Klage bejaht worden. Die Antragstellerin beantragt sinngemäß, 1.
festzustellen, dass das Urteil des Amtsgerichts Frankfurt am Main vom 24. November 2005 - 33 C 2894/05-26 - und der Beschluss des Amtsgerichts Frankfurt am Main vom 7. Dezember 2005 - 33 C 2894/05-26 - ihr Recht auf Gewährung rechtlichen Gehörs aus Art. 3 der Verfassung des Landes Hessen, ihr Gleichheitsgrundrecht aus Art. 1 der Hessischen Verfassung in dessen Ausprägung als Willkürverbot und die Garantie eines fairen rechtsstaatlichen Verfahrens aus Art. 3 der Hessischen Verfassung verletzen, soweit der Vollstreckungsbescheid des Amtsgerichts Hünfeld vom 6. Juli 2005 — 051592075-0-5 — aufgehoben und die Klage abgewiesen worden ist,
2.
das Urteil das Urteil des Amtsgerichts Frankfurt am Main vom 24. November 2005 - 33 C 2894/05-26 - und den Beschluss des Amtsgerichts Frankfurt am Main vom 7. Dezember 2005 - 33 C 2894/05-26 - insoweit für krafdos zu erklären und die Sache an das Amtsgericht Frankfurt am Main zurückzuverweisen. II.
Der Antragsgegner stellt keinen Antrag. Er hält die Grundrechtsklage für unzulässig, soweit mit ihr ein Verstoß gegen das Willkürverbot sowie das Gebot eines fairen Verfahrens gerügt wird. Für eine mögliche Verletzung des Willkürverbots sei nicht genügend vorgetragen. Ein Grundrecht auf Gewährleistung eines fairen Verfahrens — sofern es überhaupt als Grundrecht im Sinne der Hessischen Verfassung anzuerkennen sein sollte — habe gegenüber einer Verletzung rechtlichen Gehörs zumindest insoweit keine eigenständige Bedeutung, als der Fairness-Verstoß gerade in der Verletzung der Pflicht zur Gewährung rechtlichen Gehörs liegen solle. Im Übrigen hält der Antragsgegner die Grundrechtsklage fur zulässig und begründet. Die Auffassung des AG, die Antragstellerin habe ihrer Darlegungslast nicht genügt, weil die bezüglich der bestrittenen Mieterhöhung erfolgte Bezugnahme auf ein Anlagenkonvolut keinen schlüssigen Tatsachenvortrag ersetze, sei LVerfGE 17
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für die Antragstellerin nicht vorhersehbar gewesen. Das Gericht sei daher nach §139 Abs. 2 S. 1 Z P O verpflichtet gewesen, die Antragstellerin darauf hinzuweisen, dass es den Antrag auf Zahlung der ab April 2005 erhöhten Miete nicht für hinreichend substantiiert halte. Ein solcher Hinweis sei entgegen § 139 Abs. 4 Z P O nicht erfolgt. Darin liege ein Verstoß gegen den Anspruch auf Gewährung rechtlichen Gehörs. Das Gehörsrecht verpflichte das Gericht, den Vortrag der Parteien zur Kenntnis zu nehmen. Dies bedeute nicht, dass es sich die geltend gemachte Forderung nach Grund und Höhe aus den Schriftsätzen und den zur Akte gereichten Anlagen zusammensuchen müsse. Erläutere eine wenig umfangreiche und schnell zu erfassende Anlage zur Klagebegründung die geltend gemachte Forderung nach Grund und Höhe, so lasse die Klageabweisung mit der Begründung, die Bezugnahme auf ein Anlagenkonvolut ersetze keinen schlüssigen Tatsachenvortrag, nur den Schluss zu, dass das Gericht seinerseits die Klagebegründung nicht oder nur unzureichend zur Kenntnis genommen habe. So verhalte es sich hier. Zusammen mit dem mehrfachen Hinweis auf die Mieterhöhung in der Klagebegründung hätte das Gericht bei nur flüchtiger Durchsicht die Tatsache der Mieterhöhung und ihre Begründung aus dem Anlagenkonvolut Κ 6 unschwer nachvollziehen können. Die Auffassung des AG, es brauche diese Anlage nicht zur Kenntnis zu nehmen, sei für die Antragstellerin überraschend gewesen. Mit ihr habe sie schon deshalb nicht rechnen können, weil es hierfür keine auch nur möglicherweise in Betracht kommende verfahrensrechtliche Grundlage gegeben habe. III. Die Landesanwaltschaft hatte Gelegenheit zur Stellungnahme. IV. Der Begünstigte des Ausgangsverfahrens verteidigt das angefochtene Urteil. V. Die Akte des Ausgangsverfahrens vor dem A G Frankfurt am Main — 33 C 2894/05-26 — ist beigezogen worden und Gegenstand der Beratung gewesen. Β I. Die Entscheidung des Staatsgerichtshofs ergeht gem. § 23 Abs. 1 S. 2 S t G H G ohne mündliche Verhandlung, nachdem sämtliche Beteiligten ausdrücklich auf sie verzichtet haben.
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II. 1. Die Grundrechtsklage ist zulässig. Die Antragstellerin ist antragsberechtigt, soweit sie sich als juristische Person des Privatrechts (§13 Abs. 1 GmbHG) unter Berufung auf das Recht auf Gewährung rechtlichen Gehörs gegen die angefochtenen Entscheidungen des AG Frankfurt am Main wendet. Nach § 19 Abs. 2 Nr. 9 StGHG ist grundsätzlich jede Person zur Erhebung der Grundrechtsklage berechtigt. § 43 Abs. 1 StGHG stellt für die Zulässigkeit der Grundrechtsklage eine weitere beteiligtenbezogene Voraussetzung — die Antragsbefugnis — auf. Das Zusammenspiel beider Normen zeigt, dass die Antragsberechtigung bei der Grundrechtsklage an die Grundrechtsfähigkeit anknüpft. Die Antragstellerin ist im Hinblick auf die grundrechtliche Garantie der Gewährung rechtlichen Gehörs grundrechtsfähig. Träger der von der Verfassung des Landes Hessen (kurz: Hessische Verfassung — HV —) gewährleisteten Grundrechte sind zunächst natürliche Personen. Eine Art. 19 Abs. 3 GG entsprechende ausdrückliche Erstreckung der Grundrechtsfähigkeit auf inländische juristische Personen, soweit die Grundrechte ihrem Wesen nach auf diese anwendbar sind, fehlt zwar in der Hessischen Verfassung. Entscheidend für eine grundsätzlich mögliche Grundrechtsfähigkeit rechtlich verselbstständigtet Personenvereinigungen des Privatrechts spricht aber das Wertesystem der Grundrechte der Hessischen Verfassung, das eine weitgehende Grundrechtsgeltung im Verhältnis zwischen Staat und Privatrechtssubjekten postuliert. Bildung und Betätigung rechtlich verselbstständigtet Verbände des Privatrechts sind Ausdruck der freien Entfaltung der hinter diesen Vereinigungen stehenden natürlichen Personen. Rechtsfähige Vereinigungen des Privatrechts genießen deshalb den Schutz der Grundrechte der Hessischen Verfassung, soweit sie sich in einer grundrechtstypischen Gefährdungslage befinden. Die Grundrechtsfähigkeit rechtsfähiger Verbände des Privatrechts und die ihr folgende Antragsberechtigung im Grundrechtsklageverfahren bestehen danach nicht uneingeschränkt, sondern sind in jedem Einzelfall für das jeweilige Grundrecht der Hessischen Verfassung zu prüfen. Nach diesem Maßstab kann sich die Antragstellerin auf das Recht auf Gewährung rechtlichen Gehörs berufen. Denn als Beteiligte in einem gerichtlichen Verfahren befinden sich juristische Personen des Privatrechts im Hinblick auf das Gehörsrecht in derselben grundrechtstypischen Gefährdungslage wie natürliche Personen (vgl. StGH, Beschl. v. 17.1.2001 - P.St. 1484 - , StAnz. 2001, 1011, 1012, für die Garantie des gesetzlichen Richters aus Art. 20 Abs. 1 HV). Die Antragstellerin hat den Rechtsweg erschöpft (§ 44 Abs. 1 S. 1 StGHG). Gegen das Urteil des AG Frankfurt am Main vom 24.11.2005 war kein Rechtsmittel mehr gegeben, da der Wert der Beschwer der Antragstellerin 600,00 € nicht überstiegen und das AG die Berufung im Urteil nicht zugelassen hat (vgl. § 511 Abs. 2 ZPO). LVerfGE 17
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In zulässiger Weise wendet sich die Antragstellerin nicht nur gegen das Urteil des AG Frankfurt am Main vom 24.11.2005, sondern auch gegen dessen Beschluss vom 7.12.2005. In den Fällen, in denen ein Antragsteller - wie hier — gehalten ist, vor Erhebung der Grundrechtsklage das Abhilfeverfahren nach § 321a ZPO durchzufuhren, stellt die in diesem Verfahren ergehende Entscheidung in Verbindung mit der vorausgegangenen Entscheidung des Fachgerichts die mit der Grundrechtsklage anfechtbare Entscheidung des höchsten in der Sache zuständigen Gerichts des Landes Hessen iSv § 44 Abs. 1 StGHG dar (std. Rspr. StGH, vgl. Urt. v. 13.4.2005 - P.St. 1885 - , StAnz. 2005, 2321, 2324; Beschl. v. 13.12.2004 - P.St. 1904 - , StAnz. 2005, 4744, 4746 und v. 12.5.2005 - P.St. 1930 - , StAnz. 2005, 2326, 2327). Die Grundrechtsklage ist auch fristgerecht erhoben worden. Zwar wurde das angefochtene Urteil des AG Frankfurt am Main vom 24.11.2005 der Antragstellerin bereits am 29.11.2005 zugestellt. Abzustellen ist hier jedoch auf den Beschluss vom 7.12.2005, mit dem das AG Frankfurt am Main die gem. § 321a ZPO erhobene Gehörsrüge der Antragstellerin zurückgewiesen hat (vgl. StGH, Urt. v. 8.3.2006 - P.St. 1961 - , StAnz. 2006, 1094, 1096). Die Grundrechtsklage ging bei dem Staatsgerichtshof gem. § 45 Abs. 1 StGHG innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe dieses Beschlusses an die Antragstellerin ein. 2. Die zulässige Grundrechtsklage ist auch begründet. Die angefochtenen Entscheidungen des AG Frankfurt am Main beruhen auf einem Verstoß gegen das Grundrecht der Antragstellerin auf Gewährung rechtlichen Gehörs. Art. 3 HV in Verbindung mit dem der Hessischen Verfassung innewohnenden Rechtsstaatsprinzip garantiert in gleicher Weise wie Art. 103 Abs. 1 GG das Grundrecht auf rechtliches Gehör im gerichtlichen Verfahren. Der Einzelne soll nicht bloßes Objekt des Verfahrens sein, sondern vor einer Entscheidung, die seine Rechte betrifft, zu Wort kommen, um Einfluss auf das Verfahren und sein Ergebnis nehmen zu können. Das Grundrecht auf Gewährung rechtlichen Gehörs garantiert den Beteiligten eines Gerichtsverfahrens, dass sie sich zu dessen Verfahrensstoff in tatsächlicher wie rechtlicher Hinsicht äußern können, und verpflichtet das Gericht, seinen Entscheidungen nur solche Tatsachen zugrunde zu legen, zu denen sich die Beteiligten äußern konnten, und die erfolgten Äußerungen der Beteiligten bei seiner Entscheidung zu berücksichtigen (std. Rspr. StGH, vgl. Beschl. v. 16.1.2001 - P.St. 1358 - , StAnz. 2001, 1177, 1180 und v. 15.8.2002 - P.St. 1619 - , StAnz. 2002, 3735, 3736). Die Gerichte sind indessen nicht gehalten, jedes Vorbringen ausdrücklich zu erwähnen, inhaltlich zu bescheiden und damit die Tatsache der Gehörsgewährung zu dokumentieren. Allein das Schweigen der Entscheidungsgründe erlaubt daher noch nicht die Feststellung, das Gericht habe Parteivortrag entweder schon gar nicht aufgenommen oder doch jedenfalls nicht berücksichtigt. Ist einfachgesetzlich die Begründung einer gerichtlichen Entscheidung vorgesehen, so fordert die gehörsrechtliche BerücksichtigungsLVerfGE 17
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pflicht verfassungsrechtlich nur, dass sich das Gericht mit dem wesentlichen Vorbringen einer Partei in den Entscheidungsgründen auseinandersetzt. Dabei ist grundsätzlich davon auszugehen, dass die Gerichte den Vortrag der Beteiligten kennen und würdigen. Ein Verstoß gegen das rechtliche Gehör kommt deshalb nur dann in Betracht, wenn sich aus den besonderen Umständen des Einzelfalls konkret eine Verletzung der genannten Verpflichtung ergibt (std. Rspr. StGH, vgl. Urt. v. 20.10.1999 - P.St. 1356 - , StAnz. 1999, 3410, 3413 und Beschl. v. 12.1.2005 - P.St. 1927 - , StAnz. 2005, 743, 744 f). Nach diesen Maßstäben hat das AG Frankfurt am Main die Antragstellerin in ihrem Grundrecht auf Gewährung rechtlichen Gehörs verletzt. Das AG Frankfurt am Main hat seine Entscheidung darauf gestützt, dass die Antragstellerin keine Tatsachen dargetan habe, die geeignet seien, den von ihr geltend gemachten, um 87,08 € erhöhten monatlichen Mietzinsanspruch zu stützen. Mit dieser Begründung gibt das AG Frankfurt am Main deutlich zu erkennen, dass es den diesbezüglichen Vortrag der Antragstellerin für unsubstantiiert und demzufolge die Klage für unschlüssig gehalten hat. Diese Beurteilung war für die Antragstellerin nach dem Prozessverlauf in keiner Weise vorhersehbar. Aus Gründen der Gewährung rechtlichen Gehörs war das Gericht daher zu einem vorherigen Hinweis an die Antragstellerin verpflichtet. Zwar ergibt sich aus dem Grundrecht auf Gewährung rechtlichen Gehörs keine allgemeine Frage- und Aufklärungspflicht des Gerichts. Der Anspruch auf rechtliches Gehör ist daher nicht schon dann verletzt, wenn der Richter einer Hinweispflicht des einfachen Verfahrensrechts nicht nachkommt. Ein Gericht verstößt aber dann gegen das Recht auf Gewährung rechtlichen Gehörs, wenn es ohne vorherigen Hinweis Anforderungen an den Sachvortrag stellt oder auf rechtliche Gesichtspunkte abstellt, mit denen auch ein gewissenhafter und kundiger Prozessbeteiligter nach dem bisherigen Prozessverlauf nicht zu rechnen brauchte (StGH, Beschl. v. 13.2.2001 - P.St. 1309 - , StAnz. 2001,1174, 1177 und 10.12.2002 - P.St. 1603 - , StAnz. 2003, 741, 744 f). So liegt der Fall hier. Aus Sicht der Antragstellerin war auch bei Berücksichtigung der an einen gewissenhaften Prozessbeteiligten zu stellenden Anforderungen nicht erkennbar, dass das AG Frankfurt am Main ihren Vortrag für nicht hinreichend substantiiert halten würde. In ihrer Klagebegründung nahm die Antragstellerin hinsichtlich der Erhöhung der Miete auf zuletzt brutto 429,34 € ausdrücklich auf die Anlage Κ 6 Bezug. Die als Anlage Κ 6 übermittelten Seiten 1, 4 und 5 des Schreibens der Antragstellerin vom 17.1.2005 an den Begünstigten enthalten den Hinweis, dass die Miete nach Abschluss einer Modernisierungs- und Energieeinsparungsmaßnahme zum 1.4.2005 erhöht werde, sowie eine Gegenüberstellung der bisherigen und der ab dem 1.4.2005 zu zahlenden Miete.
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Die Auffassung des AG Frankfurt am Main, diese Bezugnahme ersetze keinen schlüssigen Tatsachenvortrag, war angesichts des Prozessverlaufs derart außergewöhnlich, dass die Antragstellerin sie nicht vorhersehen und ihr Prozessverhalten nicht darauf einstellen konnte. Vorbereitende Schriftsätze können durch in Bezug genommene Anlagen ergänzt werden (§131 ZPO), wenn sie aus sich heraus verständlich sind und die Bezugnahme substantiiert erfolgt. Es ist dem Gericht allerdings nicht zumutbar und auch nicht seine Aufgabe, sich „das Passende" aus umfangreichen Anlagen selbst herauszusuchen (vgl. OLG Rostock, Beschl. v. 22.7.2005 - 6 U 132/04 - , Juris; Greger in: Zöller, ZPO, 25. Aufl. 2005, § 130 Rn. 2). Das grundrechtlich geschützte Prinzip der Gewährung rechtlichen Gehörs gebietet nicht, dass der erkennende Richter die geltend gemachte Forderung nach Grund und Höhe aus den zu Gericht gereichten Schriftsätzen nebst Anlagen zusammensucht. Belegen jedoch die eingereichten und durchnummerierten Anlagen, auf die eine Partei in einem Schriftsatz im Einzelnen Bezug genommen hat, die geltend gemachte Forderung schon bei nur flüchtigem Durchlesen, so lässt eine fachgerichtliche Abweisung der Klage mit der Begründung, die Partei habe ihrer Darlegungslast nicht genügt, da die Bezugnahme nicht ausreichend sei, nur den Schluss zu, dass das Fachgericht seinerseits die Ausführungen der Partei nur unzureichend durchgearbeitet hat (vgl. BVerfG, 1. Kammer des Ersten Senats, Beschl. v. 30.6.1994 — 1 BvR 2112/93 - , NJW 1994, 2683 f). Jedenfalls hätte das Gericht zur Vermeidung einer Uberraschungsentscheidung die Antragstellerin auf die nach seiner Ansicht fehlende Schlüssigkeit der Klage hinweisen müssen. An dieser Verpflichtung vermag auch der vom Gericht in seinem Beschluss vom 7.12.2005 angeführte Umstand, die Antragstellerin sei eine große Wohnungsbaugesellschaft und ihr Prozessbevollmächtigter habe Erfahrung in Mietsachen, nichts zu ändern. Denn die richterlichen Hinweispflichten bestehen grundsätzlich auch im Anwaltsprozess (vgl. BGH, Urt. v. 7.12.2000 - I ZR 179/98 - , NJW 2001, 2548, 2549; OLG Köln, Urt. v. 13.7.2000 - 12 U 114/99 - , NJW-RR 2001, 1724; OLG Brandenburg, Urt. v. 14.11.2001 - 14 U 43/01 - , NJW-RR 2002, 1215; OLG Rostock, aaO). Dies gilt umso mehr, als für die Antragstellerin nach dem Prozessverlauf nicht ersichtlich war, dass ihr Vortrag vom Gericht als nicht ausreichend angesehen werde. Nachdem der Begünstigte in der Einspruchsschrift zum Mietzins lediglich ausgeführt hatte, seine Zahlungen hätten der bisherigen Miete entsprochen und die von der Antragstellerin genannten 945,76 € schulde er unter keinem denkbaren Aspekt, hat die Antragstellerin in ihrem Schriftsatz vom 9.8.2005 unter Bezugnahme auf die Anlage Κ 6 — das Mieterhöhungsschreiben vom 17.1.2005 — zur Miethöhe weiter vorgetragen. Im Anschluss hieran hat sich der Begünstigte im weiteren Verlauf des Verfahrens nicht mehr, insbesondere nicht zu dem Vortrag der Antragstellerin in Bezug auf die Mieterhöhung geäußert. In der mündlichen LVerfGE 17
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Verhandlung ergingen Hinweise nur an den Begünstigten. Angesichts dessen konnte und musste die Antragstellern! nicht damit rechnen, dass das Gericht ihren Vortrag für unsubstantiiert halten und insbesondere die in Bezug genommene Anlage nicht berücksichtigen werde. Das angefochtene Urteil beruht auch auf dieser Verletzung des Rechts auf Gewährung rechtlichen Gehörs. Ein mit einer Verletzung rechtlichen Gehörs begründeter Angriff gegen eine verfahrensbeendende Entscheidung kann nur Erfolg haben, wenn der gerügte Verfahrens fehler die Entscheidung beeinflusst haben kann. Ob dies der Fall ist, vermag der Staatsgerichtshof unter Zugrundelegung der Rechtsauffassung des Fachgerichts nur zu prüfen, wenn der Grundrechtskläger detailliert mitteilt, was er bei ausreichender Gewährung rechtlichen Gehörs vorgetragen hätte (std. Rspr. StGH, vgl. Beschl. v. 10.11.1999 - P.St. 1414 - , StAnz. 1999, 3692, 3696 und v. 12.2.2003 - P.St. 1834-, StAnz. 2003,1161,1163). Die Antragstellerin trägt insoweit vor, dass sie bei einem entsprechenden Hinweis des Gerichts noch im Termin zur mündlichen Verhandlung unter Hinweis auf die Anlage Κ 6 ausdrücklich hätte erklären können, dass Grundlage für die Mieterhöhung eine Mietenneuberechnung nach Abschluss einer Modernisierungs- und Energieeinsparungsmaßnahme iSv § 559 BGB gewesen sei. Es ist zumindest nicht ausgeschlossen, dass das AG Frankfurt am Main bei einer solchen Darlegung von einer höheren Miete ausgegangen wäre und der Klage der Antragstellerin stattgegeben hätte. Eine nähere Prüfung des einfachen Rechts ist dem Staatsgerichtshof als Verfassungsgericht verwehrt und bleibt dem zuständigen Fachgericht vorbehalten. Für kraftlos zu erklären ist nicht nur das Urteil des AG Frankfurt am Main vom 24.11.2005, sondern auch dessen auf die Gehörsrüge der Antragstellerin hin ergangener antragsabweisender Beschluss vom 7.12.2005. Es kann dahinstehen, ob der Beschluss vom 7.12.2005 auf einer erneuten, eigenständigen Verletzung des Rechts auf Gewährung rechtlichen Gehörs beruht. Denn jedenfalls hat das AG Frankfurt am Main dem Verstoß gegen das Gehörsrecht, auf dem das Urteil vom 24.11.2005 beruht, nicht abgeholfen. Der Beschluss bestätigt damit die vorausgegangene Verletzung des Gehörsrechts und ist deshalb ebenfalls aufzuheben. Es bedarf keiner Entscheidung, ob ein Verstoß gegen das Willkürverbot vorliegt und ob die Hessische Verfassung ein Grundrecht auf ein faires Verfahren gewährleistet, welches durch das AG Frankfurt am Main verletzt worden sein könnte. Denn die Grundrechtsklage führt bereits wegen der Verletzung des Grundrechts auf Gewährung rechtlichen Gehörs zur Krafdoserklärung der angefochtenen Entscheidungen im beantragten Umfang. III. Die Kostenentscheidung beruht auf § 28 Abs. 1 und 6 StGHG. LVerfGE 17
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Staatsgerichtshof des Landes Hessen
Nr. 4 1. Nach § 45 Abs. 2 StGHG kann eine Grundrechtsklage gegen eine Rechtsvorschrift nur binnen eines Jahres seit Inkrafttreten der Rechtsvorschrift erhoben werden. 2. Die Jahresfrist ab Inkrafttreten eines Gesetzes gilt grundsätzlich unabhängig davon, wann seine Rechtswirkungen eintreten. Auf den Zeitpunkt, zu dem der Einzelne durch die jeweilige Norm erstmals beschwert wird, kommt es nicht an. Gesetz über den Staatsgerichtshof § 45 Abs. 2 Hessische Gemeindeordnung §§ 36a Abs. 1; 36a Abs. 4; 62 Beschluss vom 11. Dezember 2006 - P.St. 2097 in dem Grundrechtsklageverfahren der Frau X — Antragstellerin Verfahrensbevollmächtigter: Rechtsanwalt Dirk Wüstenberg, Pirazzistr. 5, 63067 Offenbach am Main gegen das Land Hessen, vertreten durch den Ministerpräsidenten, Staatskanzlei, GeorgAugust-Zinn-Str. 1, 65183 Wiesbaden — Antragsgegner — Entscheidungs formel: Die Anträge werden zurückgewiesen. Gerichtskosten werden nicht erhoben, außergerichtliche Kosten nicht erstattet. Gründe: A I. Die Antragstellerin wendet sich mit ihrer Grundrechtsklage gegen § 36a Abs. 1 S. 1, 3 und 4, Abs. 4, § 62 Abs. 1 S. 2 iVm § 50 Abs. 1 S. 2, § 62 Abs. 2 S. 1 und 2, Abs. 4 S. 3, Abs. 5 S. 2 der Hessischen Gemeindeordnung — HGO — in der LVerfGE 17
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Fassung des Gesetzes zur Änderung der Hessischen Gemeindeordnung und anderer Gesetzes vom 31.1.2005 (GVB1. I S. 54) - Änderungsgesetz. § 36a H G O a.F. lautete folgendermaßen: (1) Gemeindevertreter können sich zu einer Fraktion zusammenschließen. Eine Fraktion kann Gemeindevertreter, die keiner Fraktion angehören, als Hospitanten aufnehmen. Das Nähere über die Bildung einer Fraktion, die Fraktionsstärke, ihre Rechte und Pflichten innerhalb der Gemeindevertretung sind in der Geschäftsordnung zu regeln. Parteien oder Wählergruppen, die durch Wahlen in der Gemeindevertretung vertreten sind, erhalten Fraktionsstatus. ... (2)-(3)... (4) Die Gemeinde kann den Fraktionen Mittel aus ihrem Haushalt zu den sachlichen und personellen Aufwendungen für die Geschäftsführung gewähren. Diese Mittel sind in einer besonderen Anlage zum Haushaltsplan darzustellen. Über ihre Verwendung ist ein Nachweis in einfacher Form zu fuhren. § 62 H G O a.F. hatte folgenden Inhalt: (1) Die Gemeindevertretung kann zur Vorbereitung ihrer Beschlüsse Ausschüsse aus ihrer Mitte bilden und Aufgaben, Mitgliederzahl und Besetzung der Ausschüsse bestimmen. Ein Finanzausschuss ist zu bilden. Die Gemeindevertretung kann unbeschadet des § 51 bestimmte Angelegenheiten oder bestimmte Arten von Angelegenheiten den Ausschüssen widerruflich zur endgültigen Beschlussfassung übertragen. Die Ausschüsse haben über ihre Tätigkeit in der Gemeindevertretung Bericht zu erstatten. Die Gemeindevertretung kann jederzeit Ausschüsse auflösen und neu bilden. (2) Anstelle der Wahl der Ausschussmitglieder (§ 55) kann die Gemeindevertretung beschließen, dass sich alle oder einzelne Ausschüsse nach dem Stärkeverhältnis der Fraktionen zusammensetzen; § 22 Abs. 3 und 4 des Hessischen Kommunalwahlgesetzes gilt entsprechend. In diesem Fall werden die Ausschussmitglieder dem Vorsitzenden der Gemeindevertretung, nach der Konstituierung eines Ausschusses auch dessen Vorsitzenden, von den Fraktionen schriftlich benannt; der Vorsitzende der Gemeindevertretung gibt der Gemeindevertretung die Zusammensetzung der Ausschüsse schriftlich bekannt. Die Mitglieder der Ausschüsse können sich im Einzelfall durch andere Gemeindevertreter vertreten lassen. Die von einer Fraktion benannten Ausschussmitglieder können von dieser abberufen werden; die Abberufung ist gegenüber dem Vorsitzenden der Gemeindevertretung und dem Vorsitzenden des Ausschusses schriftlich zu erklären. Nachträgliche Änderungen des Stärkeverhältnisses der Fraktionen, die sich auf die Zusammensetzung eines Ausschusses auswirken, sind zu berücksichtigen; S. 2 gilt entsprechend. (3)... (4) Der Vorsitzende der Gemeindevertretung und seine Stellvertreter sind berechtigt, an allen Ausschusssitzungen mit beratender Stimme teilzunehmen. Fraktionen, auf die bei der Besetzung eines Ausschusses kein Sitz entfallen ist, sind beLVerfGE 17
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Staatsgerichtshof des Landes Hessen rechtigt, für diesen Ausschuss einen Gemeindevertreter mit beratender Stimme zu entsenden. Sonstige Gemeindevertreter können auch an nichtöffentlichen Sitzungen als Zuhörer teilnehmen. (5) Für den Geschäftsgang eines Ausschusses gelten sinngemäß die Vorschriften der §§ 52 bis 55, 58 Abs. 1 bis 4, Abs. 5 S. 1 mit der Maßgabe, dass das Benehmen auch mit dem Vorsitzenden der Gemeindevertretung herzustellen ist, Abs. 6 und der §§ 59 bis 61. Im Übrigen bleiben das Verfahren und die innere Ordnung der Ausschüsse der Regelung durch die Geschäftsordnung der Gemeindevertretung vorbehalten.
§ 36a Abs. 1 S. 4 H G O erhielt durch Art. 1 Nr. 7 des Änderungsgesetzes v o m 31.1.2005 folgende Fassung: „Eine Fraktion muss aus mindestens %wei Gemeindevertretern bestehen". In § 62 Abs. 2 S. 5 wurden die Worte „eines Ausschusses" durch die Worte „der Ausschüsse" ersetzt sowie in Absatz 5 nach der Angabe ,,jjj 52 bis 55" die Angabe J 57 Abs. 2" eingefügt (Art. 1 Nr. 14). N a c h Art. 8 Abs. 2 Änderungsgesetz blieb die Rechtsstellung v o n Gemeindevertretern, die nach § 36a Abs. 1 S. 4 H G O in der bis zum Inkrafttreten des Gesetzes geltenden Fassung Fraktionsstatus innehatten, bis zum E n d e der Wahlzeit am 31.3.2006 unberührt. Art. 9 ermächtigte den Hessischen Minister des Innern u n d für Sport zur Neubekanntmachung des Gesetzes. Das Änderungsgesetz wurde im Gesetz- u n d Verordnungsblatt für das Land Hessen v o m 9.2.2005 verkündet u n d ist gem. Art. 10 S. 1 am Tage nach der Verkündung, also am 10.2.2005, in Kraft getreten. Unter dem 7.3.2005 wurde die Neufassung der Hessischen Gemeindeordnung bekannt gemacht u n d im Gesetzu n d Verordnungsblatt v o m 17.3.2005 veröffentlicht (GVB1.1 S. 142). D i e Stadtverordnetenversammlung der Stadt Y legte am 12.12.2005 mit Wirkung z u m 1.4.2006 die Fraktionsmindeststärke in ihrer Geschäftsordnung auf „dref fest. Die Antragstellerin war in der Wahlperiode 2001 - 2006 Stadtverordnete in der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Y. Bei der Kommunalwahl am 26.3.2006 wurde sie über den Wahlvorschlag der ... erneut zur Stadtverordneten gewählt. A m 3.7.2006 hat die Antragstellerin Grundrechtsklage erhoben. Sie rügt eine Verletzung des Rechts auf effektive Ausübung des Amts eines Gemeindevertreters aus Art. 134 iVm Art. 137 Abs. 3 H V sowie des Rechts auf Gleichbehandlung aus Art. 1 H V . Die Grundrechtsklage sei fristgerecht erhoben worden. Zur Bestimmung der Jahresfrist nach § 45 S t G H G dürfe nicht formell an das Inkrafttreten der angefochtenen Vorschriften angeknüpft werden. Für den Fristbeginn müsse vielmehr der Zeitpunkt maßgeblich sein, zu dem die Vorschriften für die Antragstellerin erstmals materiell Wirkungen entfaltet hätten. Das sei hier nach ihrer Wiederwahl mit Beginn der Wahlperiode am 1.4.2006 gewesen. Eine formelle Betrachtungsweise erschwerte den Zugang zum Gericht in unzumutbarer Weise u n d verstieße LVerfGE 17
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so gegen die Rechtsweggarantie nach Art. 2 Abs. 3 HV. Die Frist müsse hier auch wegen des verfassungsrechtlichen Gebots von Treu und Glauben materiell bestimmt werden. Der Gesetzgeber habe es schließlich in der Hand gehabt, das Inkrafttreten der Vorschriften, die erst ab dem 1.4.2006 von materieller Relevanz gewesen seien, entsprechend zu regeln. Daher könne er sich jetzt nicht auf den formellen Zeitpunkt des Inkrafttretens berufen. Anderenfalls schiede auch eine effektive Kontrolle der Legislative durch die Judikative aus. Dies wäre mit dem Gewaltenteilungsprinzip und einer effektiven gegenseitigen Gewaltenkontrolle nicht zu vereinbaren. Das Recht auf Zugang zu öffentlichen Ämtern umfasse das Recht auf Ausübung des Amtes in dem Maße, welches zur Überwachung der Gemeindeverwaltung erforderlich sei. Dies beinhalte auch ein Mindestmaß an Mitentscheidungsbefugnissen über die Angelegenheiten der Gemeinde sowie das Recht auf entscheidungserhebliche Mitwirkung an der Willensbildung und Entscheidungsfindung. Die Festsetzung der Fraktionsmindeststärke auf habe im Hinblick auf die an den Fraktionsstatus geknüpften Folgen und Rechte eine unvertretbare Entrechtung der fraktionslosen Gemeindevertreter zur Folge. Auch diese benötigten für eine wirkungsvolle Teilhabe an der effizienten Arbeit der Gemeindevertretung eine beratende Stimme in endgültig entscheidenden Ausschüssen, hinreichende Haushaltsmittel für Personal- und Sachaufwand sowie hinreichende Arbeitsmöglichkeiten. Es fehle an einer ausreichenden Begründung, die den Eingriff in das Fraktionsbildungsrecht rechtfertigen könnte. Die Zielsetzung, einer zu großen Zahl kleiner Fraktionen und damit der Zersplitterung der Vertretungskörperschaft entgegenwirken zu wollen, genüge nicht. Dürften nach § 62 Abs. 2 HGO nur Fraktionen Ausschussmitglieder benennen, hätten fraktionslose Gemeindevertreter als Folge von § 36a Abs. 1 S. 4 HGO praktisch keine Möglichkeit, an entscheidungserheblichen Abstimmungen in Ausschüssen teilzuhaben. Jedes Mitglied der Gemeindevertretung müsse aber bei allen zu entscheidenden Angelegenheiten eine volle Stimme haben. Werde eine Entscheidung einem Ausschuss übertragen und ein fraktionsloser Gemeindevertreter von der Abstimmung dort ausgeschlossen, verletze dies zudem das Recht der politischen Parteien auf Chancengleichheit sowie den Grundsatz der Wahlgleichheit. § 62 Abs. 4 S. 2 HGO iVm § 36a HGO führe durch die Unterscheidung der Stimmrechte zu einer grundlosen Ungleichbehandlung von Stadtverordneten. Nach § 62 Abs. 4 S. 2 HGO hätten alle Fraktionen, auf die bei der Besetzung eines Ausschusses kein Sitz entfallen sei, das Recht, für diesen Ausschuss einen ihrer Gemeindevertreter mit beratender Stimme zu entsenden. Die fraktionslosen Gemeindevertreter ohne beratende Stimme seien von der wirksamen Mitwirkung an der Willensbildung und Entscheidungsfindung praktisch ausgeschlossen. Die Antragstellerin müsse zumindest in Ausschüssen, die anstelle der Gemeindevertretung endgültig entschieden, eine beratende Stimmte haben. Mit dem bloßen LVerfGE 17
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Teilnahmerecht dürfe ein Gemeindevertreter nicht abgespeist werden. Daraus folge, dass ein Gemeindevertreter, der keiner Fraktion und keinem Ausschuss angehöre, einen Anspruch auf Teilnahme mit beratender Stimme in mindestens einem Ausschuss habe. § 36a Abs. 1 S. 4 iVm § 36a Abs. 4 H G O führe zu einer finanziellen Ungleichbehandlung. Das Ergebnis, dass nur fraktionsangehörige Gemeindevertreter Haushaltsmittel für die Geschäftsführung erhielten, fraktionslose Gemeindevertreter dagegen nicht, sei eine sachlich nicht zu rechtfertigende Benachteiligung. § 62 Abs. 4 S. 3 HGO bestimme lediglich das Teilnahmerecht. § 62 Abs. 5 S. 2 H G O überlasse das Verfahren und die innere Ordnung der Ausschüsse der Regelung durch die Geschäftsordnung der Gemeindevertretung. Dies führe in der Praxis dazu, dass in den Geschäftsordnungen der Gemeindevertretungen das Rede- und teilweise auch das Antragsrecht nur den Ausschussmitgliedern, nicht aber auch sonstigen Gemeindevertretern iSd § 62 Abs. 4 S. 3 H G O gewährt werde. Der Entzug des Rederechts in Ausschüssen, welche anstelle der Gemeindevertretung endgültig entschieden, habe zur Folge, dass die nicht mit beratender Stimme teilnehmenden fraktionslosen Gemeindevertreter von der endgültigen Entscheidung ausgeschlossen seien. Anträge, die von sonstigen Gemeindevertretern in den Ausschüssen gestellt würden, könnten nicht mündlich begründet und erläutert werden. Die Antragstellerin beantragt festzustellen, dass folgende Vorschriften nichtig sind: 1.
§ 36a Abs. 1 S. 4 HGO insoweit, als die kommunale Fraktionsmindeststärke auf „mindestens ¡¡weic festgelegt ist,
2.
§ 36a Abs. 1 S. 3 HGO insoweit, als die kommunale Fraktionsmindeststärke von jeder Gemeindevertretung unterschiedlich festgelegt werden kann,
3.
§ 36a Abs. 4 HGO insoweit, als nur den Fraktionen Haushaltsmittel für die Geschäftsführung gewährt werden können, nicht auch fraktionslosen Gemeindevertretern,
4.
§ 36a Abs. 4 HGO insoweit, als nicht auch fraktionslose Gemeindevertreter derselben politischen Partei oder Wählergemeinschaft ein Postfach sowie ein Geschäftszimmer im Rathaus der Gemeinde zur Verfügung gestellt bekommen (müssen),
5.
§ 62 Abs. 1 S. 2, § 50 Abs. 1 S. 2 HGO insoweit, als nicht auch fraktionslose Gemeindevertreter mit mindestens beratender Stimme in den Ausschüssen, welche über Angelegenheiten der Gemeinde anstelle der Gemeindevertretung endgültig entscheiden, vertreten sind,
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6.
§ 62 Abs. 2 Sätze 1 und 2 HGO insoweit, als nur Fraktionen das Recht auf Benennung der Ausschussmitglieder haben, nicht auch die fraktionslosen Gemeindevertreter derselben politischen Partei oder Wählergemeinschaft,
7.
§ 62 Abs. 4 S. 3, Abs. 5 S. 2 HGO insoweit, als nicht ausdrücklich festgehalten ist, dass die „sonstigen Gemeindevertreter" (= Gemeindevertreter, welche in Ausschüssen nicht mit mindestens beratender Stimme an den Ausschusssitzungen teilnehmen) neben dem Teilnahmerecht auch das Rederecht zu Tagesordnungspunkten haben, zu denen sie selbst Anträge gestellt haben. II.
Die Landesregierung hält die Grundrechtsklage für unzulässig, da sie nicht innerhalb der Jahresfrist des § 45 Abs. 2 StGHG erhoben worden sei. III. Der Hessische Landtag sowie die Landesanwaltschaft bei dem Staatsgerichtshof hatten Gelegenheit zur Stellungnahme. Β I. Die Grundrechtsklage ist unzulässig, da sie nicht fristgerecht erhoben worden ist. Nach § 45 Abs. 2 StGHG kann eine Grundrechtsklage gegen eine Rechtsvorschrift nur binnen eines Jahres seit Inkrafttreten der Rechtsvorschrift erhoben werden. Die Frist hat die Antragstellerin nicht gewahrt. Die mit der Grundrechtsklage angegriffenen Vorschriften der §§ 36a, 62 H G O wurden durch das Gesetz zur Änderung der Hessischen Gemeindeordnung und anderer Gesetze vom 31.1.2005 geändert. Das Änderungsgesetz wurde am 9.2.2005 im Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen verkündet. Es ist am Tag nach der Verkündung (vgl. Art. 10 S. 1 des Änderungsgesetzes) am 10.2.2005 in Kraft getreten. Die Frist zur Erhebung der Grundrechtsklage lief damit am 9.2.2006 ab (vgl. § 25 Abs. 1 S. 1 StGHG iVm §§ 187 Abs. 2 , 1 8 8 Abs. 2 BGB). Die am 3.7.2006 bei dem Staatsgerichtshof eingegangene Grundrechtsklage hat danach die Jahresfrist des § 45 Abs. 2 StGHG nicht gewahrt. Zwar haben sich die angefochtenen Vorschriften innerhalb der Jahresfrist nach § 45 Abs. 2 StGHG auf die Rechtsstellung der Antragstellerin nicht ausgewirkt, da nach Art. 8 Abs. 2 des Änderungsgesetzes die Rechtsstellung von Gemeindevertretern, die nach § 36a Abs. 1 S. 4 H G O in der bis zum Inkrafttreten des Gesetzes geltenden Fassung Fraktionsstatus innehatten, unberührt geblieben ist. Innerhalb der Wahlperiode, die am 31.3.2006 endete, wurde die Antragstellerin demzufolge nicht von den angegriffenen Normen betroffen. Auswirkungen der LVerfGE 17
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Vorschriften traten erst nach ihrer erneuten Wahl zur Stadtverordneten auf, die nach Ablauf der Jahresfrist nach § 45 Abs. 2 StGHG erfolgt ist. Dieser Umstand hat jedoch auf den Lauf der Frist des § 45 Abs. 2 StGHG keinen Einfluss. Die Jahresfrist des § 45 Abs. 2 StGHG kann wegen der Tragweite eines Angriffs auf ein abstrakt generelles Gesetz nicht über ihren klaren Wortlaut hinaus erweiternd ausgelegt werden. Die Jahresfrist ab Inkrafttreten eines Gesetzes gilt daher grundsätzlich unabhängig davon, wann seine Rechtswirkungen eintreten. Auf den Zeitpunkt, zu dem der Einzelne durch die jeweilige Norm erstmals beschwert wird, kommt es nicht an. Auch mit dem Sinn des § 45 Abs. 2 StGHG, binnen Jahresfrist Rechtssicherheit zu gewährleisten, wäre es nicht vereinbar, eine erst nach Ablauf der Frist eingetretene Beschwer als ausreichende Grundlage für eine Grundrechtsklage gegen ein Gesetz anzunehmen (StGH, Beschl. v. 4.5.2004 - P.St. 1872 - , StAnz. 2004, 1799, 1800; zur Jahresfrist bei einer Grundrechtsklage gegen ein Gesetz vgl. auch StGH, Beschl. v. 29.5.1974 - P.St. 730 - , ESVGH 25, 42, 44 f; Günther Verfassungsgerichtsbarkeit in Hessen, 2004, § 45 Rn. 21; zu § 93 BVerfGG s. BVerfG, Beschl. v. 6.3.1968 - 1 BvR 875/58 - , BVerfGE 23, 153, 164; Beschl. v. 13.1.1971 - 1 BvR 671, 672/65 - , BVerfGE 30, 112, 126; Urt. v. 17.10.1968 - 2 BvE 2/67 - , BVerfGE 24, 252, 257 und Kammerbeschi. v. 21.11.1996 - 1 BvR 1862/96 - , NJW 1997, 650; Schmidt-Bleibtreu in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, Stand: März 2006, §93 Rn. 52; Hensch/ Sennekamp in: Umbach/Clemens/Dollinger, BVerfGG, 2. Aufl. 2005, § 93 Rn. 86). Die Bekanntmachung der Neufassung der Hessischen Gemeindeordnung im Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen vom 17.3.2005 hat die Frist des § 45 Abs. 2 StGHG ebenfalls nicht beeinflusst (vgl. dazu StGH, Beschl. v. 29.1.1993 - P.St. 1158 e.V. - , StAnz. 1993, 654, 657 und v. 13.3.2001 - P.St. 1624 - S t A n z . 2001,1417). Verfassungsrechtlichen Bedenken könnte die strenge Handhabung des Fristerfordernisses allenfalls dann begegnen, wenn dadurch eine Rechtsschutzlücke entstünde, so dass ein Antragsteller bei einer erst nach dem Ablauf der Frist eingetretenen Beschwer keine Möglichkeit hätte, die Verfassungswidrigkeit der Norm im Rechtsweg und erforderlichenfalls auch mit der Grundrechtsklage geltend zu machen. Eine solche Situation besteht indes für die Antragstellerin nicht. Ihr steht nach wie vor die Möglichkeit offen, gegen ihrer Ansicht nach rechtswidrige Bestimmungen in der Geschäftsordnung der Stadtverordnetenversammlung im Wege der Normenkontrolle nach § 47 Abs. 1 Nr. 2 VwGO iVm § 15 des Hessischen Ausführungsgesetzes zur VwGO vorzugehen (vgl. zu dieser Möglichkeit BVerwG, Beschl. v. 15.9.1987 - BVerwG 7 Ν 1/87 - , DVB1 1988, 790 f und VGH Baden-Württemberg, Urt. v. 24.6.2002 - 1 S 896/00 - , Juris; zu § 36a Abs. 1 S. 4 HGO n.F. s. a. HessVGH, Beschl. v. 24.7.2006 - 8 NG 1156/06 - , LVerfGE 17
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Landesrechtsprechungsdatenbank). Im Rahmen dieses Verfahrens kann sie ihre verfassungsrechtlichen Bedenken gegen die angefochtenen Vorschriften geltend machen und sich damit im Falle des Unterliegens den Weg der Grundrechtsklage zum Staatsgerichtshof offen halten. Gleiches gilt für die Möglichkeit der Antragstellerin, ihre individuellen organschaftlichen Rechte im Wege der Kommunalverfassungsstreitigkeit vor den Verwaltungsgerichten geltend zu machen. Auf diese Weise kann sie auch die verfassungsrechtliche Vereinbarkeit der von ihr angegriffenen kommunalrechtlichen Bestimmungen vor den Fachgerichten und letztlich durch den Staatsgerichtshof mit Hilfe der Grundrechtsklage gegen die letztinstanzliche fachgerichtliche Entscheidung überprüfen lassen. Der Staatsgerichtshof, der das Verwerfungsmonopol hinsichtlich verfassungswidriger Normen besitzt, kann in anderen zulässigen Verfahren die Verfassungswidrigkeit einer Norm auch nach Ablauf der Jahresfrist des § 45 Abs. 2 StGHG feststellen. Dies gilt etwa im Normenkontrollverfahren auf eine gerichtliche Vorlage hin oder als Vorfrage bei der Entscheidung über ein bei ihm anhängiges verfassungsrechtliches Verfahren. Jedem gerichtlichen Klage- oder Antragsverfahren ist immanent, dass seine wirksame Durchführung von bestimmten prozessualen Voraussetzungen abhängt. Der im Rahmen der Grundrechtsklage durch den Fristablauf begründete Nachteil, dass der Einzelne das (bestehende) Gesetz dann nicht mehr unmittelbar anfechten, sondern nur als Vorfrage im Rahmen einer konkreten Rechtsstreitigkeit einer gerichtlichen Überprüfung zuführen kann, ist angesichts des übergeordneten Gebots der Rechtssicherheit in Kauf zu nehmen (StGH, Beschl. v. 4.5.2004 — P.St. 1872 - , aaO; vgl. insoweit auch BVerfG, Kammerbeschi. v. 21.11.1996, aaO, 650). Besteht danach nach wie vor die Möglichkeit einer verfassungsgerichtlichen Kontrolle der angegriffenen Vorschriften, geht auch das Argument der Antragstellerin fehl, die strenge Handhabung der Frist des § 45 Abs. 2 StGHG verhindere eine effektive gerichtliche Kontrolle der gesetzgeberischen Tätigkeit und verstoße gegen den Gewaltenteilungsgrundsatz. Diese Auslegung führt auch nicht zu einem Verstoß gegen die Rechtsweggarantie des Art. 2 Abs. 3 HV. Diese Norm eröffnet den Rechtsweg gegen Rechtsverletzungen durch die vollziehende Gewalt, nicht aber durch die Legislative und die Judikative (Stein in: Zinn/Stein, Hessische Verfassung, Stand: Juni 1999, Art. 2 Erl. 5; zu Art. 19 Abs. 4 GG s. BVerfG, Urt. v. 25.6.1968 - 2 BvR 251/63 - , BVerfGE 24, 33, 49; Beschl. v. 11.10.1978 - 2 BvR 1055/66 - , BVerfGE 42, 329, 340 und v. 12.7.1983 - 1 BvR 1470/82 - , BVerfGE 65, 76, 90). II. Die Kostenentscheidung beruht auf § 28 StGHG.
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Entscheidungen des Landesverfassungsgerichts Mecklenburg-Vorpommern
Die amtierenden Richterinnen und Richter des Landesverfassungsgerichts Mecklenburg-Vorpommern Dr. Gerhard Hückstädt, Präsident Helmut Wolf, Vizepräsident Peter Häfner Brunhild Steding Joachim von der Wense Prof. Dr. Maximilian Wallerath Peter Söhnchen
Stellvertretende Richterinnen und Richter Dr. Erich Hobbeling Klaus-Dieter Essen Matthias Lip sky Jörg Bellut Rolf Christiansen Gudrun Köhn Dr. Christa Unger
Darlegung einer Verletzung des Konnexitätsprinzips
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Nr. 1 1. Die Darlegungslast für die Sachentscheidungsvoraussetzungen einer Verfassungsbeschwerde liegt grundsätzlich beim Beschwerdeführer. 2. Zu den Anforderungen an die Darlegungslast bei einer behaupteten Verletzung des strikten Konnexitätsprinzips nach Art. 72 Abs. 3 LV. Landesverfassungsgerichtsgesetz §§19 Abs. 1 Satz 2; 53 Kindertagesförderungsgesetz §§ 16; 20 Urteil vom 26. Januar 2006 - LVerfG 15/04 in dem Verfahren über die Verfassungsbeschwerde der Stadt Parchim, vertreten durch den Bürgermeister, Schuhmarkt 1, 19370 Parchim — Beschwerdeführerin — Prozessbevollmächtigte: Dombert Rechtsanwälte, Mangerstr. 26, 14467 Potsdam gegen § 20 des Gesetzes zur Förderung von Kindern in Kindertageseinrichtungen und in Tagespflege (Kindertagesförderungsgesetz — KiföG M-V) vom 1. April 2004 (GVOB1. M-V S. 146) Entscheidungs formel: Die Verfassungsbeschwerde wird als unzulässig zurückgewiesen. Die Entscheidung ergeht kostenfrei. Auslagen werden nicht erstattet. Gründe: A. Gegenstand der kommunalen Verfassungsbeschwerde ist die Frage der Vereinbarkeit des § 20 des Gesetzes zur Förderung von Kindern in Kindertageseinrichtungen und in Tagespflege (Kindertagesförderungsgesetz — KiföG M-V) vom 1.4.2004 (GVOB1. M-V S. 146), zuletzt geändert durch Gesetz vom 19.12.2005 LVerfGE 17
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Landesverfassungsgericht Mecklenburg-Vorpommern
(GVOB1. M-V S. 640, 644), mit dem in Art. 72 Abs. 3 der Verfassung des Landes Mecklenburg-Vorpommern (LV) verankerten Konnexitätsprinzip. I. Das Kindertagesförderungsgesetz ist am 16.4.2004 im Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Mecklenburg-Vorpommern verkündet worden und nach seinem § 25 Abs. 1 am 1.8.2004 in Kraft getreten. § 20 KiföG M-V lautet: „Finanzielle Beteiligung der Gemeinde des gewöhnlichen Aufenthalts Soweit der Finanzierungsbedarf des in Anspruch genommen Platzes in einer Kindertageseinrichtung oder in Tagespflege nach § 2 nicht vom Land und dem jeweiligen örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe nach § 19 Abs. 1 und 2 gedeckt wird, hat die Gemeinde, in der das Kind seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat, diesen in Höhe von mindestens 50 vom Hundert zu tragen." Ziel des Gesetzes ist — so die amtliche Begründung des Gesetzentwurfs (LTDrs. 4/864 S. 17) - vor allem die Verbesserung der Qualität der frühkindlichen Bildung und Erziehung. Ein besonderes Anliegen des Gesetzes sind die zielgerichtete Vorbereitung auf die Schule im letzten Jahr vor dem voraussichtlichen Schuleintritt sowie die Anleitung zu einer gesunden Lebensführung. Das bisherige Finanzierungssystem wird grundlegend umgestellt. Die Förderung von Kindern in Kindertageseinrichtungen sowie in Tagespflege wird gemeinsam finanziert durch das Land, die örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe, die Gemeinden des gewöhnlichen Aufenthalts und die Eltern. Land und örtliche Träger der öffentlichen Jugendhilfe beteiligen sich durch Festbeträge an der Finanzierung. Die restlichen Kosten tragen die Gemeinden des gewöhnlichen Aufenthalts und die Eltern (§ 17 Abs. 1 KiföG M-V). Der Festbetrag des Landes ist in § 18 KiföG M-V normiert. Die Vorschrift enthält weiter Regelungen über die Aufteilung dieses Festbetrages auf die Landkreise und kreisfreien Städte als örtliche Träger der öffentlichen Jugendhilfe. Diese leiten die ihnen nach § 18 Abs. 1 und 2 KiföG M-V gewährten Landesanteile an die Träger von Kindertageseinrichtungen und an die Tagespflegepersonen weiter und gewähren ihnen darüber hinaus aus eigenen Mitteln einen Betrag in Höhe von 28,8% des auf sie jeweils entfallenden Landesanteils ( § 1 9 Abs. 1 und 2 KiföG M-V). Von dem weder durch das Land noch durch die örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe gedeckten Finanzierungsbedarf der in Anspruch genommenen Plätze in einer Kindertageseinrichtung oder in Tagespflege hat die Gemeinde, in der das Kind seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat, mindestens 50% zu tragen (§ 20 KiföG M-V). Die restlichen Kosten müssen die Eltern übernehmen (§ 21 Abs. 1 KiföG M-V). Die konkreten Kosten einer Kindertageseinrichtung werden im Rahmen von Leistungsverträgen bei der Festlegung der leistungsbezogenen Entgelte berückLVerfGE 17
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sichtigt; die Leistungsverträge sollen von dem örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe und dem Träger der Einrichtung im Einvernehmen mit der Gemeinde, in der die Förderung angeboten wird oder werden wird, abgeschlossen werden (§ 16 KiföG M-V). II. Die Beschwerdeführerin ist eine kreisangehörige Stadt mit rund 19.500 Einwohnern. Nach ihrem Vortrag werden in der Stadt mit Stand Juni 2004 acht Kindertagesstätten mit 671 betreuten Kindern und drei Kinderhorte mit 234 Schülern betrieben. Hinzu kommen zehn Tagespflegepersonen, die 21 Kinder betreuen. Eine der Kindertagesstätten sowie die drei Horte werden von der Beschwerdeführerin selbst betrieben. Die weiteren Kindertageseinrichtungen werden von freien Trägern der Wohlfahrtspflege und Kirchengemeinden geführt. Zur Erfüllung der Aufgabe der Kindertagesbetreuung hat die Beschwerdeführerin nach eigenen Angaben im Jahr 2004 mehr als 8% des Verwaltungshaushalts ausgegeben. Ab März 2005 sind im Landkreis Parchim, zu dem die Beschwerdeführerin gehört, die Regelungen des Kindertagesförderungsgesetzes angewandt worden. III. Am 6.10.2004 hat die Beschwerdeführerin gegen das Kindertagesförderungsgesetz Verfassungsbeschwerde eingelegt, die sie mit anwaltlichem Schriftsatz vom 4.11.2005 auf § 20 KiföG M-V begrenzt hat. Die Beschwerdeführerin sieht das in Art. 72 Abs. 3 LV verankerte Konnexitätsprinzip durch die Finanzierungsregelungen des Kindertagesförderungsgesetzes, insbesondere durch dessen § 20, verletzt. Den nunmehr zur Teilfinanzierung der Kosten der Betreuung von Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege verpflichteten Gemeinden entstünden durch die Finanzierungsregelungen des Kindertagesförderungsgesetzes höhere Kosten als nach der früheren Rechtslage, nämlich nach dem Gesetz zur Förderung von Kindern in Tageseinrichtungen und Tagespflege — Erstes Ausführungsgesetz zum Kinder- und Jugendhilfegesetz (KitaG) vom 19.5.1992 in der Fassung des Zweiten Gesetzes zur Änderung des Ersten Ausführungsgesetzes zum Kinder- und Jugendhilfegesetz vom 11.12.1995 (GVOB1. M-V S. 603). Ein finanzieller Ausgleich dieser Mehrkosten sei im Kindertagesförderungsgesetz nicht vorgesehen und finde sich auch nicht im Finanzausgleichsgesetz für das Jahr 2005. Insbesondere durch die Änderung des Kostenbegriffs gegenüber der Rechtslage nach dem Kita-Gesetz, durch das neu eingeführte freie Wahlrecht der Eltern und durch die Verpflichtung zur Zahlung eines erhöhten Anteils für die Betreuung behinderter Kinder in Kindertageseinrichtungen ergäben sich Mehrbelastungen auch für die Beschwerdeführerin selbst. Zum Beleg dafür hat sie mit Schriftsatz vom 7.4.2005 eine von ihr erstellte tabellarische Gegenüberstellung der Kosten von Kindergärten im Gemeindegebiet vorgelegt. LVerfGE 17
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Diese gibt für das Jahr 2005 im Vergleich zum Jahr 2003 erhöhte durchschnittliche Kosten für Kindergärten an. Keine Angaben enthält die Gegenüberstellung zu den Kosten von Krippen und Horten für das Jahr 2005. Zudem wird mit demselben Schriftsatz eine Ubersicht über die Investitionszuschüsse nach § 19 Abs. 4 KitaG für die Jahre 2002 - 2004 vorgelegt, die nicht die Zuschüsse für die Horte umfasst. Die Vorlage genauerer Zahlen sei der Beschwerdeführerin nicht möglich, weil der Landkreis Parchim die Bestimmungen des Kindertagesförderungsgesetzes erst im März 2005 angewandt habe. Mit Schriftsatz vom 14.11.2005 hat sie eine weitere vergleichende Kostenübersicht vorgelegt. Die Beschwerdeführerin beantragt, festzustellen, dass § 20 KiföG gegen Art. 72 Abs. 3 LV verstößt und damit nichtig ist. IV. Zu der Verfassungsbeschwerde haben der Landtag und die Landesregierung Stellung genommen. Sie halten den Vortrag über die entstehenden Mehrkosten für unsubstantiiert und nicht nachvollziehbar. Der Landkreistag Mecklenburg-Vorpommern und der Städte- und Gemeindetag Mecklenburg-Vorpommern haben sich zu der Verfassungsbeschwerde geäußert. B. Die Verfassungsbeschwerde ist unzulässig. Sie genügt nicht den Anforderungen an die Darlegung der Beschwerdebefugnis, wie sie sich aus §§19 Abs. 1 S. 2; 53 des Gesetzes über das Landesverfassungsgericht Mecklenburg-Vorpommern (Landesverfassungsgerichtsgesetz — LVerfGG) ergeben. I. Nach § 19 Abs. 1 S. 2 LVerfGG müssen Anträge, die ein Verfahren beim Landesverfassungsgericht einleiten, begründet und die erforderlichen Beweismittel angegeben werden. Das Begründungserfordernis findet in § 53 LVerfGG eine ergänzende Ausformung für die Verfassungsbeschwerde. Damit werden Anforderungen an den Antrag selbst gestellt, die innerhalb der Frist, die für die jeweilige Verfahrensart gesetzlich vorgeschrieben ist, erfüllt sein müssen (vgl. BVerfG, Beschl. v. 11.4.1967, BVerfGE 21, 359, 361; Urt. v. 17.10.1968, BVerfGE 24, 252, 259; Pulller in: Umbach/Clemens/Dollinger, BVerfGG, 2. Aufl. 2005, § 23 Rn. 13). Die Begründung, die § 19 Abs. 1 S. 2 LVerfGG verlangt, muss vollständig und aus sich heraus verständlich sein. Dazu ist erforderlich, dass der entscheidungserhebliche Sachverhalt substantiiert vorgetragen wird und die wesentlichen LVerfGE 17
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rechtlichen Erwägungen dargelegt werden (vgl. Pultler aaO, Rn. 17). Dies gilt auch für das Vorliegen der besonderen Zulässigkeitsvoraussetzungen des jeweiligen speziellen verfassungsgerichtlichen Verfahrens. Zwar prüft das Landesverfassungsgericht das Vorliegen der Zulässigkeitsvoraussetzungen einer Verfassungsbeschwerde von Amts wegen, doch enthebt dies den Beschwerdeführer nicht der Notwendigkeit, dem Landesverfassungsgericht die Tatsachen zu unterbreiten, aus denen sich die Zulässigkeit seines Antrages ergibt. Die Darlegungslast für die Sachentscheidungsvoraussetzungen liegt grundsätzlich beim Beschwerdeführer (vgl. Puttler aaO, Rn. 19 unter Berufung auf J.F. Henschel, FS H. Simon, 1987, S. 95, 98, 101). Welche Anforderungen an die Darlegung der Tatsachen, aus denen sich das Vorliegen der Zulässigkeitsvoraussetzungen ergeben soll, in der Begründung zu stellen sind, richtet sich zunächst nach dem jeweiligen besonderen verfassungsgerichtlichen Verfahren. Für die kommunale Verfassungsbeschwerde muss die Beschwerdebefugnis hinreichend substantiiert dargelegt werden. Ein Beschwerdeführer muss darlegen, dass er in seinem Recht auf Selbstverwaltung nach Art. 72 bis 75 LV verletzt sein kann (vgl. BVerfG, 3. Kammer des Zweiten Senats, Beschl. v. 29.11.2004 - 2 BvR 414/02 - , LKV 2005, 165; std. Rspr.). Dazu ist eine Darlegung der eigenen, unmittelbaren und gegenwärtigen Betroffenheit, also der Beschwer, erforderlich. Aus der Begründung der kommunalen Verfassungsbeschwerde muss das Landesverfassungsgericht zunächst entnehmen können, dass der Beschwerdeführer selbst in seinem Selbstverwaltungsrecht verletzt sein kann. Dazu gehört, dass er zum einen Tatsachen angibt, aus denen sich seine faktische Belastung durch das angegriffene Gesetz ergibt. Zum anderen muss aus den Ausführungen in der Begründung erkennbar werden, dass die Möglichkeit der Verletzung des geltend gemachten Selbstverwaltungsrechts, gegebenenfalls in einer der speziellen Ausformungen nach Art. 72 bis 75 LV, durch die als verfassungswidrig gerügte Norm besteht. Nicht ausreichend ist etwa, wenn die Begründung der kommunalen Verfassungsbeschwerde darlegt, dass das angegriffene Gesetz bei einer Gesamtbetrachtung seiner typischen Auswirkungen auf die Kommunen diese beschwert oder dass andere als die beschwerdeführende Kommune in dem geltend gemachten Landesverfassungsrecht verletzt sein können. Weiter müssen die Unmittelbarkeit der Rechtsverletzung und die gegenwärtige Betroffenheit dargelegt werden. Welche Anforderungen an die Substantiierung der Begründung zu stellen sind, richtet sich weiter nach dem Inhalt des geltend gemachten Rechts (SächsVerfGH, Urt. v. 23.11.2000 - Vf 49-VIII. 97 - , SächsVBl. 2001, 67, 69). Wird wie hier - die Verletzung des strikten Konnexitätsprinzips des Art. 72 Abs. 3 LV als Rechtsverletzung geltend gemacht, muss sich aus der Begründung zunächst ergeben, dass das angegriffene Gesetz eine Pflicht zur Erfüllung einer Aufgabe enthält. Weiter muss — soweit dies im Einzelfall zweifelhaft ist - dargelegt werden, dass die Erfüllung dieser Aufgabe zu einer Mehrbelastung des Beschwerdeführers LVerfGE 17
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selbst führt. Dazu genügt es nicht, auf einzelne Regelungen des angegriffenen Gesetzes zu verweisen und die Darlegung darauf zu beschränken, dass diese Normierungen abstrakt zu Mehrbelastungen fuhren bzw. fuhren werden. Vielmehr ist darzulegen, dass der beschwerdeführenden Kommune selbst solche Mehrbelastungen entstehen bzw. entstehen werden. Es muss darüber hinaus auch eine Auseinandersetzung mit Bestimmungen des Gesetzes erfolgen, die eventuelle Mehrbelastungen kompensieren sollen oder entsprechende Auswirkungen haben können. Die Anforderungen an die Begründung zu den Auswirkungen können nicht hoch sein, wenn die beschwerdeführende Kommune nur begrenzt oder nicht in der Lage ist, die tatsächlichen Auswirkungen des Gesetzes auch nur prognostisch zu überblicken, und sich auch aus anderen Quellen, insbesondere den Gesetzgebungsmaterialien, eine Prognose über die tatsächlichen Auswirkungen auf die einzelne Kommune nicht ergibt. Wird die Verletzung des Konnexitätsprinzips darin gesehen, dass der Gesetzgeber seiner aus Art. 72 Abs. 3 LV abzuleitenden Pflicht, die tatsächliche Kostenentwicklung bei der Erfüllung der öffentlichen Aufgabe der Finanzierung der Kindertagesförderung zu beobachten und auf eine nachträglich entstandene Mehrbelastung zu reagieren (vgl. StGH Bad.-Württ., Urt. 5.10.1998, LVerfGE 9, 3, 16; VerfG Bbg, Urt. v. 18.12.1997, LVerfGE 7, 144, 158 f), nicht genügt hat, ist diese Mehrbelastung darzulegen. Zugleich muss dargelegt werden, dass diese Mehrbelastung nicht durch die in § 18 Abs. 2 S. 2 KiföG M-V vorgesehene Steigerung der finanziellen Beteiligung des Landes an den allgemeinen Kosten der Förderung von Kindern in Kindertageseinrichtungen und Tagespflege aufgefangen wird. II. Unter Zugrundelegung dieser Anforderungen ergibt sich, dass die Beschwerdeführerin innerhalb der Beschwerdefrist von einem Jahr nach Inkrafttreten des angefochtenen Gesetzes (§ 52 S. 1 LVerfGG) nicht hinreichend dargelegt hat, dass ihr durch die angegriffene Regelung des § 20 KiföG M-V eine Mehrbelastung iSd Art. 72 Abs. 3 S. 2 LV auferlegt wird. Nur dann wäre sie selbst beschwert. Zu Recht macht die Beschwerdeführerin allerdings geltend, die auferlegte Pflicht zur Mitfinanzierung der Kosten der Kindertageseinrichtungen und der Tagespflege sei eine Aufgabe iSd Art. 72 Abs. 3 LV. Sinn und Zweck des Konnexitätsprinzips ist der Schutz der Finanzkraft der Gemeinden als Kernstück der kommunalen Selbstverwaltungsgarantie. Mit Blick darauf macht es keinen Unterschied, ob der Kommune eine bestimmte Sachaufgabe einschließlich der Finanzierungslast oder allein die Finanzierungslast für die Erledigung dieser Sachaufgabe übertragen wird. Die Finanzierung einer Sachaufgabe stellt sich als deren Fortsetzung oder als deren besondere Ausprägung dar (vgl. BVerfG, Beschl. v. 7.2.1991, BVerfGE 83, 363, 385; MücklOÖV 1999, 841, 847 f; a.A. LVerfG LSA, Urt. v. 8.12.1998, LVerfGE 9, 368, 383 f). LVerfGE 17
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Jedoch hat die Beschwerdeführerin ihre Behauptung, das Kindertagesförderungsgesetz verursache bei ihr gegenüber der früheren Rechtslage eine Mehrbelastung, nicht hinreichend begründet. Eine Beschwer liegt hier nicht auf der Hand, sie hätte daher im Einzelnen herausgearbeitet werden müssen. Hierzu beruft sich die Beschwerdeführerin auf eine Änderung des Kostenbegriffs gegenüber dem alten Recht. Sie ist der Auffassung, der Kostenbegriff des Kindertagesförderungsgesetzes sei umfassender angelegt und erfasse insbesondere auch die Investirions- und Unterhaltungskosten der Einrichtungen in anderer Trägerschaft. Daraus leitet sie eine Mehrbelastung ab, weil Investirions- und Unterhaltungskosten nach früherem Recht von den Wohnsitzgemeinden nur auf freiwilliger Basis und begrenzt durch die finanzielle Leistungsfähigkeit hätten bezuschusst werden können. Diese Begrenzungen seien weggefallen. Auch durch die Schaffung neuer Ansprüche zugunsten der Kinder und Personensorgeberechtigten sowie durch eine Erhöhung von Standards durch das Kindertagesförderungsgesetz ergäben sich Mehrkosten. Unabhängig davon, ob die geltend gemachte Mehrbelastung den von der Beschwerdeführerin genannten Bestimmungen des Kindertagesförderungsgesetzes entnommen werden kann, fehlt es in ihrem Vortrag zur Begründung der Verfassungsbeschwerde an einer substantiierten Darlegung, dass gerade die Anwendung dieser Normen für die Beschwerdeführerin zu einer Mehrbelastung führt. Die als Beleg der Mehrbelastung durch das Kindertagesförderungsgesetz mit Schriftsatz vom 7.4.2005 vorgelegten Berechnungen genügen den Anforderungen an die Substantiierung nicht. Zum einen erfassen sie bei den Kosten im Jahr 2005 nur 4 der 8 im Gemeindegebiet der Beschwerdeführerin betriebenen Kindertageseinrichtungen und zum anderen sind für das Jahr 2005 ausschließlich die Kosten der Kindergärten mitgeteilt worden. Damit fehlt es schon an der erforderlichen Darlegung aller 2005 tatsächlich entstandenen und noch zu erwartenden Kosten. Die vorgelegten Vergleichsberechnungen sind auch deshalb für die Substantiierung ungeeignet, weil sich aus ihnen nicht ergibt, inwieweit die errechneten Mehrkosten gerade auf die Neuregelungen durch das Kindertagesförderungsgesetz zurückzuführen sind. Mehrbelastungen können sich zum Beispiel aus veränderten Belegungszahlen und gestiegenen Betriebskosten ergeben. Insoweit ist der Gesetzgeber allerdings gehalten, die Kostenentwicklung in der Kindertagesförderung zu beobachten und bei einem Abweichen der tatsächlichen Kostenentwicklung von der dem Gesetz zugrunde liegenden Kostenprognose zu Lasten der Gemeinden angemessen unter Beachtung des strikten Konnexitätsprinzips zu reagieren (StGH Bad.-Württ, Urt. v. 5.12.1998, LVerfGE 9, 3, 16; VerfG Bbg, Urt. v. 18.12.1997, LVerfGE 7,144,158). Aus den Vergleichsberechnungen ergibt sich schließlich nichts Substantielles für die Überlegung, die durch das Kindertagesförderungsgesetz erfolgte Begrenzung der Anteile des Landes, der örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe und der Eltern an der Finanzierung der Kindertagesförderung führe im Vergleich LVerfGE 17
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zur früheren Rechtslage zu einer Mehrbelastung der Beschwerdeführerin. Eine Mehrbelastung hätte durch eine Darstellung der bei einer Fortschreibung der Regelkostenberechnung damals annähernd zu erwartenden Kostenbelastung für die Jahre 2004 und 2005 substantiiert werden können. Die Beschwerdeführerin hätte auch anhand der Ansätee in den Haushalten für die Jahre 2003 bis 2005 deutlich machen können, dass sie durch das Kindertagesförderungsgesetz verursachte Mehrkosten in den Haushalt eingestellt hat. Auch wenn bloße Haushaltszahlen für sich genommen nur Prognosen zukünftig erwarteter Kosten darstellen, ließe sich dadurch ein gewisses Maß an Substantiierung für die behaupteten Mehrkosten erreichen. Die Beschwerdeführerin kann nicht mit der Überlegung durchdringen, es sei ihr innerhalb der Frist zur Einlegung und Begründung der kommunalen Verfassungsbeschwerde nicht möglich gewesen, die ihr im Vergleich zur alten Rechtslage entstehenden Mehrkosten durch die Anwendung des Kindertagesförderungsgesetzes darzulegen. Denn nach dem eigenen Vortrag der Beschwerdeführerin sind die Finanzierungsvorschriften des Kindertagesförderungsgesetzes seit März 2005 angewandt worden. Demgemäß konnten innerhalb der Beschwerdefrist die Leistungsentgelte berechnet und damit die entstehenden Kosten ermittelt werden. Schließlich geht die Begründung der kommunalen Verfassungsbeschwerde nicht darauf ein, dass das Kindertagesförderungsgesetz in § 16 den Wettbewerbsgedanken aufnimmt und über die Vereinbarung von Leistungsverträgen, in denen auch die Leistungsentgelte für die einzelnen Kindertageseinrichtungen enthalten sind, bezweckt, Kostensenkungspotentiale bei den Kindertageseinrichtungen auszuschöpfen. Denn durch die Vereinbarung von Leistungsverträgen und Leistungsentgelten für jede einzelne Kindertageseinrichtung werden kostenintensive Einrichtungen dazu angehalten, ihre Kosten zu reduzieren, um auf besserer wirtschaftlicher Basis auf Dauer konkurrenzfähig zu bleiben. Auch werden die Eltern auf der Grundlage des ihnen eingeräumten Wahlrechts versuchen, Kindertageseinrichtungen zu nutzen, die möglichst geringe Elternbeiträge erheben (vgl. LT-Drs. 4/864 S. 17). Damit fehlt ein weiterer Teil der erforderlichen Substantiierung. Fehlt es an einer ausreichend substantiierten fristgerecht vorgetragenen Begründung für die Möglichkeit einer Rechtsverletzung, kann dieser Mangel nicht durch nachträglichen Vortrag geheilt werden. Für eine Ergänzung bzw. Vertiefung der Begründung ist nur Raum, wenn eine den Mindestanforderungen genügende Begründung fristgerecht vorgelegt wurde. Anderenfalls geht der spätere Vortrag ins Leere (vgl. Magen in: Umbach/Clemens/Dollinger, BVerfGG, 2. Aufl. 2005, § 92 Rn. 62). So liegt der Fall hier. Der Schriftsatz vom 14.11.2005 kann deshalb nicht berücksichtigt werden. Das dort vorgelegte Zahlenwerk genügt im Übrigen ebenfalls nicht den Anforderungen an eine hinreichende Substantiierung. In der tabellarischen Übersicht nicht enthalten sind Angaben zu der Kindertagesstätte und den Horten, die die Beschwerdeführerin nach eigenen Angaben jedenfalls im LVerfGE 17
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Jahr 2004 selbst betrieben hat. Es lässt sich der Übersicht auch nicht entnehmen, ob die Zahl der betreuten Kinder in den Jahren 2002 bis 2005 konstant geblieben ist. Denn die Zahl der belegten Plätze hat auf die Höhe der Kosten Einfluss. Unklar bleibt, wieso nur zwei ausgewählte Einrichtungen freier Träger mit konkreten Zahlen präsentiert werden. Es fehlt auch eine nähere Begründung der Behauptung, die in der tabellarischen Ubersicht angegebenen Kostensteigerungen seien auf die Neuregelungen des Kindertagesförderungsgesetzes zurückzuführen. C. Die Entscheidung über die Kosten und Auslagenerstattung beruht auf §§ 32 Abs. 1, 33 Abs. 2 LVerfGG.
Nr. 2 1. a) Gegenüber einem Gesetz, das rückwirkend in Kraft getreten ist, kann innerhalb eines Jahres nach dessen Verkündung Verfassungsbeschwerde erhoben werden. b) Die Frist kann in keinem Fall länger oder kürzer als ein Jahr sein. c) Erhält durch Auflösung eines Normverbundes eine gesetzliche Vorschrift eine neue Wirkung, so wird die Frist neu eröffnet. 2. Das Land hat die Pflicht, die kommunale Selbstverwaltung zu fördern, um ihr Freiräume zu sichern. 3. Dem Recht der Kommunen auf eine angemessene Finanzausstattung, das die Landesverfassung gewährleistet, ist genügt, wenn sie aufgabenadäquat ist, wenn ferner die Aufgaben des Landes einerseits und diejenigen der Kommunen andererseits als grundsätzlich gleichwertig behandelt werden und wenn den Kommunen eine Mindestfinanzausstattung zukommt, die für ein Minimum von freiwilligen Selbstverwaltungsaufgaben ausreicht. 4. Die Mindestfinanzausstattung ist nicht allgemein quantifizierbar. Sie lässt sich nur im Wege einer wertenden Betrachtung ermitteln. 5. Das Recht auf Mindestfinanzausstattung besteht in den Grenzen der Leistungsfähigkeit des Landes.
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6. Die Landesverfassung gibt den Kommunen und ihren Spitzenverbänden kein Recht auf eine formalisierte Einbeziehung in das Gesetzgebungsverfahren und sein Vorfeld. 7. Bei Anwendung des Gleichmäßigkeitsgrundsatzes muss laufend beobachtet werden, ob die Vermutung, die Ausgaben und die Einnahmen entwickelten sich beim Land und bei den Kommunen gleichmäßig, noch zutrifft. Die Beobachtungspflicht kann schon vor Ablauf des gesetzlich bestimmten Zeitraums von vier Jahren in eine Handlungspflicht übergehen. 8. Es lässt sich nicht feststellen, dass die Kommunen im Land Mecklenburg-Vorpommern nicht mehr in der Lage wären, ein Mindestmaß an freiwilligen Selbstverwaltungsau%aben zu erledigen. Sie verfügen dafür noch über hinreichende, wirtschaftlich und sparsam einzusetzende Mittel. Finanzausgleichsgesetz §§ 5; 15a Fünftes Gesetz zur Änderung des Finanzausgleichsgesetzes Art. 1 Nr. 1 Buchst, e) Landesverfassungsgerichtsgesetz §§ 33 Abs. 2; 51 Abs. 2; 52 Satz 1; 53 Haushaltsrechtsgesetz 2002/2003 Art. 3 Kommunalverfassung §§ 6; 93 Landesverfassung Mecklenburg-Vorpommern Art. 20 Abs. 1 Satz 3; 61 Abs. 2; 72 Abs. 1; 72 Abs. 3; 73 Abs. 2 Urteil vom 11. Mai 2006 - LVerfG 1/05, LVerfG 5/05, LVerfG 9/05 in den Verfahren über die Verfassungsbeschwerden 1. 2.
des Landkreises Rügen, vertreten durch die Landrätdn, Billrothstr. 5, 18528 Bergen auf Rügen des Landkreises Uecker-Randow, vertreten durch den Landrat, An der Kürassierkaserne 9,17309 Pasewalk — Beschwerdeführer —
Bevollmächtigter: Prof. Dr. Dirk Ehlers, Am Mühlenbach 14, 48308 Senden gegen Art. 1 Nr. 1 Buchst, e) des Fünften Gesetzes zur Änderung des Finanzausgleichsgesetzes vom 4. März 2004 (GVOB1. M-V S. 96) = § 5 Abs. 6 des Finanzausgleichsgesetzes und § 5 Abs. 2 Satz 3 des Finanzausgleichsgesetzes, geändert LVerfGE 17
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durch Art. 1 Nr. 1 Buchst, b) bb) des Fünften Gesetzes zur Änderung des Finanzausgleichsgesetzes vom 4. März 2004 (GVOB1. M-V S. 96) - LVerfG 1/05 3. 4.
der Stadt Wolgast, vertreten durch den Bürgermeister, Burgstr. 6, 17438 Wolgast der Gemeinde Mönchhagen, vertreten durch die Bürgermeisterin, Unterdorf 10a, 18182 Mönchhagen — Beschwerdeführerinnen —
Bevollmächtigte: Dombert Rechtsanwälte, Mangerstr. 26, 14467 Potsdam gegen Art. 1 Nr. 1 Buchst, e) des Fünften Gesetzes zur Änderung des Finanzausgleichsgesetzes vom 4. März 2004 (GVOB1. M-V S. 96) = § 5 Abs. 6 des Finanzausgleichsgesetzes und § 5 Abs. 1 Sätze 2 und 3 des Finanzausgleichsgesetzes - LVerfG 5/05 - LVerfG 9/05 Beteiligte gemäß § 55 LVerfGG: 1. Landtag Mecklenburg-Vorpommern Bevollmächtigter: Prof. Dr. Ferdinand Kirchhof, Walther-Rathenau-Str. 28, 72766 Reutlingen 2.
Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern
Bevollmächtigter: Prof. Dr. Stefan Korioth, Donaustr. 16, 81679 München Entscheidung s formel: Die Verfassungsbeschwerden werden zurückgewiesen. Die Entscheidung ergeht kostenfrei. Das Land Mecklenburg-Vorpommern hat den Beschwerdeführern ein Viertel ihrer notwendigen Auslagen zu erstatten.
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Gründe: A. Gegenstand der zur gemeinsamen Verhandlung und Entscheidung verbundenen kommunalen Verfassungsbeschwerden der Landkreise Rügen und UeckerRandow - LVerfG 1/05 - , der Stadt Wolgast - LVerfG 5/05 - sowie der Gemeinde Mönchhagen — LVerfG 9/05 — sind Vorschriften über den kommunalen Finanzausgleich in Mecklenburg-Vorpommern. Alle Beschwerdeführer wenden sich gegen die Herabsetzung der verrechnungsfreien Finanzausstattung im Jahre 2004 und deren Fortfall im Jahre 2005. Sie beanstanden, dass nach dem Fortfall der verrechnungs freien Finanzausstattung für die Finanzaufteilung zwischen dem Land und den Kommunen nur noch der Gleichmäßigkeitsgrundsatz maßgeblich ist. Die Landkreise halten auch für verfassungswidrig, dass die Überprüfung der Finanzanteile in einem Turnus von nur vier Jahren stattfindet („Revisionsklausel"). I. 1. In § 5 des Finanzausgleichsgesetzes — FAG - sind die Finanzausgleichsleistungen des Landes an die Kommunen festgelegt. a) Durch Art. 3 des Haushaltsrechtsgesetzes 2002/2003 vom 17.12.2001 (GVOB1. M-V S. 578) wurde der Gleichmäßigkeitsgrundsatz eingeführt. Er ist in § 5 Abs. 1 S. 2 und 3 FAG wie folgt niedergelegt: Die Höhe der Finanzausgleichsleistungen ergibt sich aus der Anwendung des nachfolgenden Grundsatzes. Die Gesamteinnahmen der Gemeinden und Landkreise aus eigenen Steuern (Grundsteuern und Gewerbesteuern abzüglich Gewerbesteuerumlage, Gemeindeanteile an der Einkommen- und der Umsatzsteuer sowie anderen Steuern) und den Zuweisungen nach diesem Gesetz entwickeln sich gleichmäßig zu den dem Land verbleibenden Einnahmen aus Steuern, Zuweisungen aus dem Länderfinanzausgleich einschließlich der Bundesergänzungszuweisungen, abzüglich der den Gemeinden und Landkreisen nach diesem Gesetz zufließenden Finanzausgleichsleistungen (Gleichmäßigkeitsgrundsatz). In § 5 Abs. 2 Satz 1 FAG ist normiert, dass an der gem. Abs. 1 ermittelten Summe die Gemeinden und Landkreise bis auf weiteres in Höhe von 33,92 vH und das Land in Höhe von 66,08 vH zu beteiligen ist. Nach Satz 2 ist die Finanzverteilung spätestens ab dem Jahr 2006 neu festzulegen. Der durch das Haushaltsrechtsgesetz 2002/2003 geschaffene § 5 Abs. 2 S. 3 FAG bestimmt, nachdem durch Art. 1 Nr. 1 Buchst, b) bb) des Fünften Gesetzes zur Änderung des Finanzausgleichsgesetzes vom 4.3.2004 (GVOB1. M-V S. 96) - 5. ÄGFAG - die Wörter „erstmals im Jahr 2004 mit Wirkung für das Jahr 2005" gestrichen worden sind: LVerfGE 17
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Unabhängig davon ist im Abstand von vier Jahren zu überprüfen, ob aufgrund von Veränderungen im Aufgabenbestand oder aufgrund der Entwicklung der notwendigen Ausgaben im Verhältnis zwischen dem Land sowie den Gemeinden und Landkreisen die Finanzverteilung nach Satz 1 anzupassen ist.
Nach Satz 4, eingefügt durch Art. 1 Nr. 1 Buchst, b) cc) 5. ÄGFAG, soll die Überprüfung erstmals im Jahr 2004 mit Wirkung für das Jahr 2005 erfolgen. In Satz 5 ist bestimmt, dass die Prüfung im Beirat nach § 15a FAG stattfindet. Der Beirat für den kommunalen Finanzausgleich — FAG-Beirat —, bestehend aus einem Vertreter des Innenministeriums als Vorsitzenden sowie jeweils einem Vertreter des Finanzministeriums, des Landkreistages und des Städte- und Gemeindetages, berät das Innen- und das Finanzministerium in Fragen der Ausgestaltung und Weiterentwicklung des kommunalen Finanzausgleichs. Gem. § 15a S. 4 FAG bereitet er seine Prüfung nach § 5 Abs. 2 S. 3 FAG unabhängig von den dort genannten Fristen vor. b) Durch das Vierte Gesetz zur Änderung des Finanzausgleichsgesetzes vom 10.12.1999 (GVOB1. M-V S. 633) - 4. ÄGFAG - wurde im damaligen § 5 Abs. 5 FAG bestimmt, dass den Kommunen für die Jahre 2000 bis 2002 eine verrechnungsfreie Finanzausstattung von jeweils mindestens 2.500.000.000 DM zur Verfügung stand. Durch das Haushaltsrechtsgesetz 2002/2003 wurde die verrechnungsfreie Finanzausstattung entfristet, so dass nach einer Umnummerierung der § 5 Abs. 6 FAG lautete: Die verrechnungsfreie Finanzausstattung beträgt mindestens 1.278.229.702 Euro.
Dies ist der ursprüngliche, in die neue Währung umgerechnete Betrag. Die Wirkungsweise der verrechnungs freien Finanzausstattung ergab sich aus § 5 Abs. 5 S. 4 FAG: Bei der endgültigen Berechnung der Finanzausgleichsleistungen auf der Basis der tatsächlichen Einnahmen ist die Finanzverteilung nach Abs. 2 S. 1 zu Grunde zu legen, zuzüglich eines Aufstockungsbetrages, soweit dieser erforderlich ist, um die in Abs. 6 bestimmte Mindestfinanzausstattung zu erzielen.
Diese Vorschrift schloss an § 5 Abs. 4 S. 2 FAG an, wonach im Landeshaushaltsplan, soweit erforderlich, Aufstockungsbeträge zum Erreichen der Mindestfinanzausstattung anzusetzen waren. 2. Am 6.7.2003 nahm das Landeskabinett für die geplante Novelle zum Finanzausgleichsgesetz eine Absenkung der Mindestfinanzausstattung in den Jahren 2004 und 2005 in Aussicht. Darüber unterrichtete das Innenministerium den Landkreistag und den Städte- und Gemeindetag mit Schreiben vom 7.7.2003, in denen es um Stellungnahme bis zum 25.7.2003 bat. Zugleich wurde eine Sitzung des FAG-Beirats auf den 24.7.2003 einberufen. Die Verbände wandten sich gegen die kurzen Fristen zur Ferienzeit. An der Sitzung des Beirats nahm - wie vorher LVerfGE 17
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angekündigt - kein Vertreter des Landkreistages teil. Am 12.8.2003 beschloss das Kabinett den Gesetzentwurf. Der Beirat in vollständiger Besetzung befasste sich am 23.9.2003 mit der Absenkung der Mindestfinanzausstattung. Im Entwurf eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Finanzausgleichsgesetzes (LT-Drs. 4/704 v. 20.8.2003) war vorgesehen, dass die verrechnungsfreie Finanzausstattung für das Jahr 2004 mindestens 1.213.377.645 Euro und für das Jahr 2005 mindestens 1.218.107.848 Euro betragen sollte. Nach der Begründung des Gesetzentwurfs verfolgte die geplante Absenkung den Zweck, die von der Landesregierung gesehene überproportionale Belastung des Landeshaushalts a b zugleichen. Am 29.10.2003 fand zu dem Gesetzentwurf eine öffentliche Anhörung statt, auf der die Vertreter des Landkreistages und des Städte- und Gemeindetages sich insbesondere auch gegen eine Absenkung der verrechnungs freien Finanzausstattung wandten. Der Innenausschuss (Beschlussempfehlung und Bericht auf LT-Drs. 4/1038 v. 17.2.2004) empfahl auf einen im Ausschuss gestellten Antrag, den § 5 Abs. 6 FAG wie folgt zu fassen: Die verrechnungs freie Finanzausstattung beträgt für das Jahr 2004 mindestens 1.248.377.645 Euro. In der Problembeschreibung im Bericht des Innenausschusses ist gesagt, das Ziel des Gleichmäßigkeitsgrundsatzes, nämlich eine gleichmäßige Entwicklung der Einnahmen des Landes und der Kommunen, habe wegen der zusätzlichen Bestimmung über die Höhe der Mindestfinanzausstattung bisher nicht erreicht werden können, da wegen dieser Ausstattung der Grundsatz faktisch nicht zur Anwendung gelangt sei; das Land habe die nach dem Gleichmäßigkeitsgrundsatz vorgesehene Lastenteilung nicht wirksam werden lassen können, sondern habe seine überproportionalen Mindereinnahmen in voller Höhe selbst tragen müssen. In Art. 1 Nr. 1 Buchst, e) des Fünften Gesetzes zur Änderung des Finanzausgleichsgesetzes vom 4.3.2004 (GVOB1. M-V S. 96) folgte der Landtag dieser Beschlussempfehlung zur Änderung des § 5 Abs. 6 FAG. Das Gesetz wurde am 12.3.2004 verkündet. Es trat nach seinem Art. 3 rückwirkend am 1.1.2004 in Kraft. Der so geänderte § 5 Abs. 6 FAG ist zwischenzeitlich durch Art. 1 Nr. 1 Buchst, d) des Sechsten Gesetzes zur Änderung des Finanzausgleichsgesetzes vom 19.12.2005 (GVOB1. M-V S. 635) mit Wirkung vom 1.1.2006 aufgehoben worden. Zugunsten der Kommunen wurden für das Haushaltsjahr 2005 in Anwendung des Gleichmäßigkeitsgrundsatzes ca. 1.200.000.000 Euro letztlich vorgesehen.
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II. Die Landkreise haben am 5.1.2005, die Gemeinden am 10.3.2005 Verfassungsbeschwerde erhoben. Zur Zulässigkeit ihrer Verfassungsbeschwerden sind die Beschwerdeführer der Ansicht, wegen des rückwirkenden Inkrafttretens des 5. FAG-Änderungsgesetzes sei die Jahresfrist des § 52 S. 1 des Gesetzes über das Landesverfassungsgericht Mecklenburg-Vorpommern — LVerfGG — erst ein Jahr nach Verkündung abgelaufen. Diese Frist gelte — so die beschwerdeführenden Gemeinden — auch für den Angriff gegen den Gleichmäßigkeitsgrundsatz, da durch die Änderungen des § 5 Abs. 6 FAG das vorherige Unterschreitensverbot entfallen sei. Die Revisionsklausel habe durch den Wegfall der Mindestfinanzausstattung eine neue, erheblich gestiegene Bedeutung erlangt; nunmehr seien — so tragen die Landkreise vor — häufigere Uberprüfungen nötig. Ihr Begehren richte sich nicht darauf, dass der Gesetzgeber eine unterlassene Regelung treffen solle, sondern sie wendeten sich gegen erlassene gesetzliche Vorschriften. Im Falle der Nichtigkeit von Art. 1 Nr. 1 Buchst, e) 5. ÄGFAG würde § 5 Abs. 6 FAG in seiner früheren Gestalt wieder aufleben. Sie seien durch die angegriffenen Vorschriften im Rechtssinne betroffen. Insbesondere sei der nach Fortfall der verrechnungsfreien Finanzausstattung ohne Abfederung geltende § 5 Abs. 1 S. 2 und 3 FAG die entscheidende, aus sich selbst heraus die Finanzausgleichsleistungen bestimmende Vorschrift. Die Anforderungen an die Behauptung einer Rechtsverletzung dürften in den vorliegenden Verfahren nicht überhöht werden, zumal noch nicht durch das Landesverfassungsgericht geklärt sei, welche Maßgaben die Landesverfassung für den kommunalen Finanzausgleich aufstelle. Zur Sache sehen die Beschwerdeführer ihr Recht auf kommunale Selbstverwaltung aus Art. 72 Abs. 1 LV sowie die kommunale Finanzgarantie aus Art. 73 Abs. 2 LV verletzt. Sämtliche Beschwerdeführer haben Aufstellungen zu ihrer finanziellen Lage vorgelegt und machen geltend, dass sie in Folge der Kürzung und dann des Wegfalls der verrechnungsfreien Finanzausstattung kaum noch in der Lage seien, freiwillige Aufgaben der Selbstverwaltung zu erfüllen. Sie äußern sich auch zu der finanziellen Lage des Landes einerseits und der Kommunen andererseits. Die beschwerdeführenden Gemeinden sind der Ansicht, die Änderung des § 5 Abs. 6 FAG sei verfassungswidrig, weil der Gesetzgeber nicht der Bindungswirkung Rechnung getragen habe, die der Vorschrift in ihrer früheren Fassung zugekommen sei. Im parlamentarischen Verfahren zum 4. FAG-Änderungsgesetz im Jahre 1999 sei auf Hinweise von kommunaler Seite, insbesondere des Städteund Gemeindetages Mecklenburg-Vorpommern, in den § 5 Abs. 5 (später Abs. 6) FAG vor dem Betrag der verrechnungsfreien Finanzausstattung das Wort „mindestens" eingefügt worden. Bei der Zusicherung dieser Mindestausstattung sei es in den folgenden Jahren verblieben. Nach der Entstehungsgeschichte enthalte die Vorschrift Elemente eines Maßstäbegesetzes. Bei einem Maßstäbegesetz gehe es LVerfGE 17
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um dauerhaft angelegte, Transparenz schaffende Maßstäbe für die Mittelverteilung. § 5 Abs. 6 FAG erweise sich als das Medium, mit dem der Gesetzgeber die Zuteilungs- und Ausgleichsmaßstäbe für die Finanzierung der Kommunen festgelegt habe. Damit habe die unterste Grenze dessen definiert werden sollen, was der Gesetzgeber als finanzielle Mindestausstattung bei dem gegebenen Aufgabenbestand angesehen habe. Die Vorschrift hätte nur geändert werden dürfen, wenn die Maßstäbe des Finanzausgleichs sich verändert hätten. Aus den Gesetzesmaterialien ließen sich keine Rechtfertigungsgründe dafür entnehmen, dass den Kommunen trotz ihrer anerkannt angespannten Finanz situation die Kürzung und Streichung des Mindestbetrages zugemutet werden könnte. Ein Hinweis auf die Einnahmeentwicklung des Landes reiche dafür nicht aus. Die Beschwerdeführer sind der Ansicht, dass aus Art. 72 Abs. 1 und 73 Abs. 2 LV Anforderungen an das Gesetzgebungsverfahren zum Finanzausgleich folgten und dass diesen das 5. FAG-Änderungsgesetz nicht genügt habe. Es gehe um Versachlichung und Rationalisierung des Entscheidungsprozesses. Dafür müsse eine Analyse der für die Bemessung der Finanzausgleichsleistungen maßgeblichen Daten stattfinden. Zwischen dem Land und den Kommunen einschließlich ihrer Verbände müsse ein Dialog geführt werden. Dem gebotenen prozeduralen Schutz der Finanzgarantie diene die Einrichtung des FAG-Beirats nach § 15a FAG. Mit dessen Empfehlungen habe sich der Gesetzgeber zu befassen, und er habe zu begründen, wenn er von den Empfehlungen abweichen wolle. An einer hinreichenden Beteiligung des Beirats und an der Transparenz habe es im Gesetzgebungsverfahren zum 5. FAG-Änderungsgesetz gefehlt. Der Beirat habe nicht beratenden oder empfehlenden Einfluss nehmen können, obwohl besondere Verfahrensstandards jedenfalls dann geboten seien, wenn die Grenze der verfassungsrechtlich gebotenen finanziellen Mindestausstattung der Kommunen voraussichtlich erreicht sei. Die den kommunalen Landesverbänden vor der Beiratssitzung vom 24.7.2003 eingeräumte Vorbereitungszeit von 15 Tagen, zumal noch während der Sommerferien, sei zu kurz gewesen, um die Möglichkeit von Mitgestaltung zu geben. Ebenso wenig genüge, dass der Beirat in vollständiger Besetzung sich mit der Absenkung der verrechnungsfreien Finanzausstattung erst nach der Einbringung des Gesetzentwurfs habe befassen können. Gleichermaßen sei die Beteiligung der kommunalen Landesverbände nach den einschlägigen Vorschriften der Kommunalverfassung für das Land Mecklenburg-Vorpommern — KV — nicht hinreichend gewesen. Die Anhörungsfrist hätte sich nach den Fristen orientieren müssen, die im Falle einer beabsichtigten Neugliederung von Kommunen gälten. Durch die Ausrichtung der Änderung einseitig an dem Sinken der Steuereinnahmen des Landes ohne Berücksichtigung der Aufgaben und Ausgaben der Kommunen habe die Gesetzgebung an einem Abwägungsausfall gelitten. Überdies seien die Annahmen im Gesetzgebungsverfahren nicht realitätsgerecht gewesen. So habe es Fehlvorstellungen über die Belastungen, zu denen der Gleichmäßigkeitsgrundsatz führe, gegeben. LVerfGE 17
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Die Beschwerdeführer sehen darin, dass das 5. FAG-Änderungsgesetz, verkündet am 12.3.2004, am 1.1.2004 in Kraft getreten ist, eine unzulässige echte Rückwirkung, also einen Eingriff in bei der Verkündung bereits abgeschlossene Tatbestände. Die Beschwerdeführer meinen übereinstimmend, dass die Landesverfassung eine kraftvolle, eigenverantwortliche Erledigung von Aufgaben der Selbstverwaltung gewählleiste. Daraus folge, dass die Finanzausstattung für die Erfüllung eines Minimums von Aufgaben der freiwilligen Selbstverwaltung garantiert sei. Dieser Anspruch stehe sowohl den Gemeinden als auch den Landkreisen zu. Er bestehe unabhängig von der Finanzkraft des Landes. Der Finanzausgleich müsse so gestaltet sein, dass jede einzelne Kommune ein Minimum an Aufgaben der freiwilligen Selbstverwaltung erfüllen könne. Eine Mindestfinanzausstattung sei notwendig, damit die kommunale Selbstverwaltung nicht unter Verstoß gegen die Verfassung ausgehöhlt werde. Es gebe verschiedene Wege, um sie festzulegen. Der eine sei, anzunehmen, ein bestimmter Anteil — zum Beispiel 5 vH — der gesamten Finanzmittel der Kommunen müssten für die Erfüllung von Aufgaben der freiwilligen Selbstverwaltung verfügbar sein. Ein anderer Weg sei, an materiellen Kriterien zu messen, ob wirkungsvolle Selbstverwaltung noch möglich sei. Nach beiden Betrachtungsweisen werde hier die Mindestfinanzausstattung unterschritten. Dazu stellen die Beschwerdeführer ihre jeweilige konkrete Finanzsituation dar. Die Beschwerdeführer sind der Ansicht, wegen der gebotenen Aufgabenorientierung des Finanzausgleichs sei ein Gleichmäßigkeitsgrundsatz, der sich allein an den Einnahmen orientiere, als Verteilungsprinzip unzulässig. Der Gleichmäßigkeitsgrundsatz sei nur dann allenfalls hinnehmbar, wenn durch Überprüfung dafür Sorge getragen sei, dass die Orientierung an Aufgaben sichergestellt werde. Das sei durch die Handhabung von § 5 Abs. 1 S. 2 und 3 FAG im Lande nicht gewährleistet. Der in § 5 Abs. 2 S. 3 FAG für die Überprüfung festgelegte Zeitraum von vier Jahren sei — so der Vortrag der Landkreise - zu lang, zumal die Überprüfung nicht zukunftsbezogen, sondern retrospektiv stattfinde. III. Der Landtag und die Landesregierung halten die Verfassungsbeschwerden für unzulässig, jedenfalls aber für unbegründet. Der Landtag ist der Ansicht, sämtliche Verfassungsbeschwerden seien verspätet erhoben worden. Soweit in der Rechtsprechung anerkannt sei, dass bei rückwirkendem Inkrafttreten eines Gesetzes die Beschwerdefrist ab dessen Verkündung laufe, könne diese Ausnahme nicht gelten, wenn — wie hier — die Belange der Beschwerdeführer durch professionelle Verbandsvertreter wahrgenommen worden seien, denen der beabsichtigte Inhalt des Gesetzes schon vor dessen Verkündung bekannt gewesen sei. Die Landesregierung hält den Angriff gegen den Gleichmäßigkeitsgrundsatz für verspätet, da dieser durch den Fortfall der systemLVerfGE 17
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fremden verrechnungsfreien Finanzausstattung keine andere Bedeutung erhalten habe. Der Landtag und die Landesregierung meinen, die Anträge der Beschwerdeführer seien zumindest insoweit unzulässig, als sie begehrten, die Nichtigkeit des Art. 1 Nr. 1 Buchst, e) 5. ÄGFAG möge auch für das Jahr 2004 festgestellt werden; dann wären sie nämlich Erstattungsansprüchen des Landes ausgesetzt. Ferner seien die Anträge deshalb unzulässig, weil die Beschwerdeführer im Ergebnis eine Verpflichtung des Landes zu gesetzgeberischer Tätigkeit begehrten, also auf Erlass einer Norm wegen gesetzgeberischen Unterlassens klagten. Unter Hervorhebung jeweils unterschiedlicher Gesichtspunkte verneinen der Landtag und die Landesregierung, dass die Beschwerdeführer durch die angegriffenen Vorschriften im Rechtssinne betroffen seien. Nicht schon das Finanzausgleichsgesetz, sondern erst das Haushaltsgesetz entscheide über die Finanzausgleichsleistungen. Ferner seien Zuweisungsbescheide an die einzelnen Kommunen erforderlich. Der Gleichmäßigkeitsgrundsatz wirke sich erst künftig aus, nämlich wenn er im Haushaltsgesetz umgesetzt werde. Die Revisionsklausel berühre keine subjektiven Rechte der Beschwerdeführer. Der Landtag und mit ihm die Landesregierung sind der Ansicht, dass die Beschwerdeführer die Möglichkeit einer Beeinträchtigung ihrer Rechte nicht hinreichend dargelegt hätten. Es hätte konkret und mit belastbaren Zahlen ausgeführt werden müssen, dass die zur Verfügung stehenden Mittel nicht ausreichten, um ein Minimum an freiwilligen Aufgaben der Selbstverwaltung zu erfüllen. Der dafür gebotene umfassende und differenzierte Vortrag fehle. Überdies reiche eine auf die Finanzlage der Beschwerdeführer selbst bezogene Darlegung nicht aus, da es rechtlich darauf ankomme, ob generell die Kommunen des Landes finanziell hinreichend ausgestattet seien. Zur Sache stellen der Landtag und die Landesregierung übereinstimmend in Abrede, dass sich aus der Festlegung der verrechnungs freien Finanzausstattung eine Bindungswirkung vergleichbar einem Maßstäbegesetz ergeben habe. Anders als im Bund-Länder-Finanzausgleich gälten für den kommunalen Finanzausgleich nicht abstrakte Bedarfsmaßstäbe, sondern es werde konkreter Bedarf ausgeglichen. Überdies — so die Landesregierung — sei die gesetzliche Fesdegung einer Geldsumme als Ausgleichsvolumen das genaue Gegenteil eines Verteilungsmaßstabs. Wie die Landesregierung ist der Landtag der Ansicht, dass das Gesetzgebungsverfahren zum 5. FAG-Änderungsgesetz ordnungsgemäß abgelaufen sei, und stellt dazu heraus: Die Verfassung des Landes Mecklenburg-Vorpommern kenne im Gegensatz zu anderen Landesverfassungen weder ein Anhörungsrecht der Kommunen noch ähnliche Beteiligungspflichten bei der Gesetzgebung. Vielmehr sei durch Art. 55 LV die Gesetzgebung allein dem Landtag zugeordnet. Ein subjektives Recht der Kommunen auf Mitwirkung an der Gesetzgebung sei weder aus der Regelung über den FAG-Beirat in § 15a FAG noch aus den Vorschriften LVerfGE 17
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der Kommunalverfassung über die Einbeziehung der kommunalen Landesverbände in Normsetzungsverfahren abzuleiten. Es handele sich um einfache Landesgesetze, die im Übrigen für eine eigenständige Beteiligung am Gesetzgebungsverfahren nichts hergäben. Die Landesregierung hebt hervor, dass die Forderung nach einer intensiven Kontrolle des Gesetzgebungsverfahrens dessen Charakter verkenne. Gesetzgebung geschehe in einem Entscheidungsverfahren, nicht in einem rechtlich determinierten Erkenntnisverfahren. Der Gesetzgeber müsse nicht rechtfertigen, warum und mit welchem Inhalt er Gesetze erlasse; er schulde nichts anderes als das Gesetz. Eine besondere verfassungsrechtliche Situation, die eine Ausnahme gebieten würde, liege bei der Regelung des kommunalen Finanzausgleichs nicht vor. Indessen müssten die Einschätzungen des Gesetzgebers unter dem Gesichtspunkt der Sachgerechtigkeit vertretbar sein. Angesichts des weiten Gestaltungsspielraums des Gesetzgebers könne hinsichtlich des Verfahrens und des Ergebnisses lediglich eine Evidenzkontrolle stattfinden. Übereinstimmend sind der Landtag und die Landesregierung der Ansicht, dass konkret im Gesetzgebungsverfahren zum 5. FAG-Änderungsgesetz die formellen Erfordernisse gewahrt worden seien. Zu Recht habe der Gesetzgeber vorrangig die Entwicklung der Einnahmen des Landes in den Blick genommen. Es sei nicht um eine Neukonstruktion des Systems gegangen, sondern nur um Weiterentwicklung und Anpassung der Verteilungsentscheidungen innerhalb des bestehenden Systems. Die Sockelgarantie habe — so die Landesregierung — gerade wegen ihrer prognostizierten abnehmenden Bedeutung wegfallen dürfen. Der Landtag und die Landesregierung halten die gesetzlichen Vorschriften über die Beteiligung der kommunalen Verbände für gewahrt. Diese hätten sich im gebotenen Umfang mit dem Gesetzgebungsvorhaben befassen können. In Anbetracht der Eilbedürftigkeit seien die kurzen Fristsetzungen im Sommer 2003 nicht zu beanstanden. Die kommunalen Landesverbände hätten zu dem ihnen bekannten Problemkreis sich schnell äußern können. Im Übrigen hätten sie sich auf die Fristsetzung eingelassen. Der Landtag und die Landesregierung widersprechen der Ansicht der Beschwerdeführer, das 5. FAG-Änderungsgesetz habe sich in unzulässiger Weise Rückwirkung beigelegt. Inhaltlich führt der Landtag aus, es gebe einen Anspruch der Kommunen auf eine aufgabenadäquate finanzielle Mindestausstattung. Nach dem einen Modell sei ihre Gewährung durch ein Konsensverfahren zwischen dem Land und seinen Kommunen zu gewährleisten. Das zweite Modell gehe von einem überprüfbaren materiellen Anspruch auf angemessene Finanzausstattung aus; freilich habe noch niemals ein Landesverfassungsgericht einer kommunalen Verfassungsbeschwerde, in der die Unterschreitung der finanziellen Mindestausstattung gerügt wurde, stattgegeben. Die Mindestausstattung sei dann gewahrt, wenn den Kommunen im Durchschnitt des Landes überhaupt noch ein Rest an Finanzmitteln für Selbstverwaltungsaufgaben, eine freie Spitze bleibe. Bei ihrer Berechnung sei nur auf
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Selbstverwaltungsaufgaben ab2ustellen. Die freie Spitze könne nicht nur am Verwaltungshaushalt gemessen werden; so kämen Rücklagen aus dem Vermögenshaushalt oder Einnahmen aus ausgegliederten Anstalten in Betracht. Der Gleichmäßigkeitsgrundsatz betreffe vorrangig nicht die freie Spitze, sondern sei ein Instrument, um die Parallelität der Finanzausstattung des Landes einerseits und der Kommunen andererseits zu wahren. Eine erneute Einschätzung von Aufgaben und Kosten sei anlässlich des 5. FAG-Anderungsgesetzes nicht geboten gewesen. Denn weder hätten die Verhältnisse sich für das Jahr 2005 entscheidend zu Lasten der Kommunen verändert noch sei absehbar gewesen, dass der Wegfall der Sockelgarantie zu einem Unterschreiten der Mindestausstattung fuhren würde. Vielmehr habe sich bereits für das Jahr 2004 eine erstaunliche Steigerung der Finanzausstattung der Kommunen ergeben, die sich fortsetzen dürfte. Im Übrigen belege gerade die Mitwirkung der kommunalen Spitzenorganisationen an der Novellierung, dass der Landesgesetzgeber sich intensiv mit der Entwicklung von Aufgaben, Kosten und Einnahmen der Kommunen befasst habe. Die Landesregierung hebt hervor, das Land und die Kommunen bildeten eine finanzielle Ertrags- und Gefahrengemeinschaft und die Kommunen könnten sich von den Folgen der Finanzkrise nicht zu Lasten des Landes einseitig abkoppeln. Die institutionellen und objektiv-rechtlichen Gewährungen aus der Garantie der kommunalen Selbstverwaltung enthielten subjektiv-rechtliche Garantieelemente in der Gestalt von Abwehrrechten. Aus der Garantie seien dagegen keine subjektiv-rechtlichen Leistungsansprüche gegen das Land abzuleiten. Die Garantie der finanziellen Mindestausstattung könnte überdies allenfalls auf die Gesamtheit der Gemeinden bezogen werden. Der Begriff der Mindestfinanzausstattung werfe Bewertungsprobleme auf, die verfassungsrechtlich unlösbar seien und nur politisch entschieden werden könnten. Der aus der Erfüllung von Aufgaben der Selbstverwaltung resultierende Finanzbedarf der einzelnen Kommunen und der Kommunen insgesamt lasse sich nicht objektivieren. Die Kommunen selbst entschieden, wie sie Pflichtaufgaben und ob und wie sie freiwillige Aufgaben wahrnähmen und inwieweit sie ihre eigenen Einnahmepotentiale ausschöpften. Es gebe keine dem Verfassungsrecht zu entnehmende bezifferbare Untergrenze. Das folge auch daraus, dass Ansprüche der Kommunen ihre Grenze in der finanziellen Leistungsfähigkeit des Landes fänden, das seinerseits in seiner Ausgabenpolitik verfassungsrechtlichen Bindungen unterworfen sei, so der Obergrenze für Kreditaufnahmen nach Art. 65 LV. Verfassungsrechtlich sei nicht zu beanstanden, dass die verrechnungsfreie Finanzausstattung zunächst abgesenkt und dann gestrichen worden sei. Die Finanzen der Kommunen hätten sich deutlich günstiger entwickelt als diejenigen des Landes. Der kommunale Anteil an den Landeseinnahmen sei in MecklenburgVorpommern höher als in den anderen neuen Bundesländern. Die Kommunen im
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Lande — auch die Beschwerdeführer — hätten erhebliche Konsolidierungspotentiale. In Anbetracht der Unmöglichkeit, einen objektiven Bedarf für die Erfüllung von Aufgaben der Selbstverwaltung zu ermitteln, bilde der Gleichmäßigkeitsgrundsatz einen objektiven, von Beeinflussungen und Bewertungen der Verteilungspartner freien Faktor. Er blende nicht die Aufgaben und die daraus folgenden Ausgaben aus. Der Grundsatz sei vielmehr eine plausible Spiegelung der Gleichrangigkeit der Aufgaben von Land und Kommunen. Dass der Gleichmäßigkeitsgrundsatz auf der Zeitachse unmittelbar nur die Entwicklung der Einnahmen berücksichtige, müsse verfahrensrechtlich durch Beobachtung und gegebenenfalls Korrektur aufgefangen werden. Dem genüge die im Finanzausgleichsgesetz getroffene Regelung. Das gelte insbesondere für die Revisionsklausel des § 5 Abs. 2 S. 3 FAG, zumal sie Veränderungen der Finanzverteilung vor Ablauf von vier Jahren nicht ausschließe. Durch die Sockelgarantie sei ein gegenläufiges und letztlich systemwidriges Prinzip eingeführt worden. Bei ihrer Beibehaltung wäre der Schutz der kommunalen Selbstverwaltung über den Schutz anderer Bereiche der Staatstätigkeit, in denen das Land sich erheblichen Herausforderungen gegenübersehe, gestellt worden. IV. Das Landesverfassungsgericht hat in der mündlichen Verhandlung Dr. Ί ilmann Schweisfurth, Präsident des Landesrechnungshofes Mecklenburg-Vorpommern, angehört. B. I. Der jeweilige Streitgegenstand der Verfahren ist durch die Anträge der Beschwerdeführer bestimmt. 1. Streitgegenstand in allen Verfahren ist Art. 1 Nr. 1 Buchst, e) des Fünften Gesetzes zur Änderung des Finanzausgleichsgesetzes vom 4.3.2004 (GVOB1. MV S. 96) — 5. FAG-Änderungsgesetz, 5. ÄGFAG - , mithin der Gesetzesbefehl, dass § 5 Abs. 6 FAG geändert wird. Für das Jahr 2004 bedeutete die Änderung, dass eine geringere Mindestfinanzausstattung als zuvor gewährt wurde. Dass für das Jahr 2005 kein Betrag mehr genannt wurde, lässt vom Wortlaut her unterschiedliche Auslegungen zu. Am nächstliegenden wäre bei isolierter Betrachtung der Norm, sie so zu verstehen, dass der Gesetzgeber davon abgesehen habe, bereits eine Regelung darüber zu treffen, ob und in welcher Höhe für das Jahr 2005 eine verrechnungsfreie Finanzausstattung gewährt werde. Indessen ist — gesetzgebungstechnisch ungewöhnlich — der Umstand, dass das Jahr 2005 in der Fassung, LVerfGE 17
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die § 5 Abs. 6 FAG durch Art. 1 Nr. 1 Buchst, e) 5. ÄGFAG erhalten hat, nicht genannt ist, so zu interpretieren, dass das Schweigen des Gesetzes nicht ein Offenhalten für die Fesdegung eines anderen Betrages, sondern für das Jahr 2005 den Fortfall der Mindestfinanzausstattung überhaupt bedeutete. Das ergibt sich zur Uberzeugung des Landesverfassungsgerichts, mit dem insoweit die Beschwerdeführer, der Landtag und die Landesregierung übereinstimmen, aus den Gesetzesmaterialien, insbesondere aus der Beschlussempfehlung und dem Bericht des Innenausschusses (LT-Drs. 4/1038 v. 17.2.2004). Dort ist allerdings unter „B. Lösung" unter Buchst, b) nur von der „Absenkung der bisherigen verrechnungsfreien Finanzausstattung für das Jahr 2004" die Rede, nicht aber von deren Fortfall für das Jahr 2005. Jedoch heißt es dann unter „D. Kosten": „Demgegenüber fallt im Jahr 2004 die Absenkung der Mindestfinanzausstattung zu Lasten des Landeshaushaltes um 35 Millionen Euro geringer aus, als noch ursprünglich geplant. Für das Jahr 2005 wird eine Mindestfinanzausstattung nicht mehr vorgesehen." 2. Die beschwerdeführenden Gemeinden greifen ferner den Gleichmäßigkeitsgrundsatz an. In ihrem Antrag haben sie formuliert, sie wendeten sich gegen § 5 Abs. 1 S. 2 und 3 des 5. ÄGFAG. Der Antrag ist der Auslegung bedürftig und fähig. Die von ihnen genannte Vorschrift ist nicht im 5. FAG-Änderungsgesetz enthalten, wohl aber schon in der vorher geltenden und fortbestehenden Fassung des Finanzausgleichsgesetzes. Der Antrag ist mithin so zu verstehen, dass die Gemeinden den § 5 Abs. 1 S. 2 und 3 FAG angreifen. Auch die Landkreise beanstanden den Gleichmäßigkeitsgrundsatz, ohne insoweit förmliche Anträge zu stellen. 3. Die Landkreise wenden sich weiterhin dagegen, dass der Abstand für die Uberprüfung der Finanzverteilung zwischen Land und Kommunen vier Jahre beträgt. Nach ihrem Antrag greifen sie § 5 Abs. 2 S. 3 FAG, zuletzt geändert durch Art. 1 Nr. 1 Buchst, b) bb) 5. ÄGFAG, an. Damit ist deutlich, dass die bereits vor dem 5. ÄGFAG vorhanden gewesene Revisionsklausel Streitgegenstand ist, nicht aber die in Art. 1 Nr. 1 Buchst, b) bb) getroffene Regelung, dass nämlich die zeitliche Fesdegung der erstmaligen Überprüfung aus § 5 Abs. 2 S. 3 FAG herausgenommen wurde. II. Die Verfassungsbeschwerden sind zulässig. 1. Die in § 52 S. 1 des Gesetzes über das Landesverfassungsgericht Mecklenburg-Vorpommern - LVerfGG - für die Erhebung von Verfassungsbeschwerden gegen Landesgesetze bestimmte Frist von einem Jahr ist gewahrt.
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a) Die Verfassungsbeschwerden sind am 5.1.2005 und am 10.3.2005 erhoben worden, mithin innerhalb eines Jahres nach der Verkündung des 5. ÄGFAG am 12.3.2004, jedoch mehr als ein Jahr nach seinem In-Kraft-Treten am 1.1.2004. Zwar ist nach dem Wordaut des § 52 S. 1 LVerfGG eine Verfassungsbeschwerde „nur innerhalb eines Jahres seit dem In-Kraft-Treten des Landesgesetzes zulässig". Indessen hat anderes zu gelten, wenn das Gesetz zu einem vor seiner Verkündung liegenden Zeitpunkt in Kraft getreten ist. Nach der ständigen Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts (seit BVerfGE 1, 415, 416 f) zu dem dieser Vorschrift entsprechenden § 93 Abs. 3 BVerfGG beginnt nämlich die Jahresfrist gegenüber einem Gesetz, das rückwirkend in Kraft getreten ist, erst mit dem Zeitpunkt seiner Verkündung. Dem schließt sich das Landesverfassungsgericht für seinen Rechtsraum an. Die Jahresfrist gegenüber dem 5. ÄGFAG begann also am 12.3.2004 und endete erst nach Einlegung der Verfassungsbeschwerden. Entgegen der Ansicht des Landtages lässt sich der Fristbeginn nicht auf den 1.1.2004 zurückverlegen mit dem Argument, dem Landkreistag und dem Städteund Gemeindetag als den berufenen Vertretern der Belange der Beschwerdeführer sei zu jenem Zeitpunkt die beabsichtigte Änderung des § 5 Abs. 6 FAG bereits bekannt gewesen. Abgesehen davon, dass dies hinsichtlich des erst später im Innenausschuss beschlossenen gänzlichen Fortfalls der Mindestfinanzausstattung zweifelhaft sein könnte, ist Folgendes maßgeblich: Bei allgemeingültigen Gesetzen muss um der Rechtsklarheit und Rechtssicherheit willen für jedermann unterschiedslos ein einheitlicher Zeitraum bestimmt sein, in dem das jeweilige Gesetz unmittelbar mit einer Verfassungsbeschwerde angegriffen werden kann. Mit anderen Worten: Die Jahresfrist ist absolut, also eine echte Ausschlussfrist. Ihr Ablauf kann nicht durch eine Wiedereinsetzung in den vorigen Stand überspielt werden (BVerfGE 4, 309, 313 f; 16, 1, 3; BVerfG [K], NVwZ 2004, 96, jeweils zu § 93 BVerfGG). Umgekehrt kann die Frist nicht für Bürger oder Kommunen aus in deren Person liegenden Gründen verkürzt sein. Zum einen ist dem deutschen Recht im Ansatz der Gedanke fremd, eine gesetzliche Frist könne wegen Sachkunde von Betroffenen kürzer sein als gesetzlich festgelegt. Zum anderen mag zwar dem Vorbringen des Landtages gefolgt werden, die Berechnung der Frist ab der Verkündung des Gesetzes sei eine Ausnahme von § 52 S. 1 LVerfGG; jedoch gebieten Rechtsklarheit und Rechtssicherheit auch insoweit einen unterschiedslosen Lauf der Jahresfrist. b) Für den Angriff der beschwerdeführenden Gemeinden gegen den Gleichmäßigkeitsgrundsatz begann die Jahresfrist des § 52 S. 1 LVerfGG ebenfalls mit der Verkündung des 5. ÄGFAG. Daher ist auch insoweit die Frist gewahrt. Freilich ist die schon vorher geltende Vorschrift des § 5 Abs. 1 S. 2 und 3 FAG durch das 5. ÄGFAG in ihrem Wordaut nicht geändert worden. Ebenso wenig gab es eine Änderung ihres Inhalts: dass nämlich die Finanzverteilung zwischen Land und Kommunen sich nach dem Gleichmäßigkeitsgrundsatz richtet. LVerfGE 17
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Jedoch bedeutet der auf Fortfall der verrechnungsfreien Finanzausstattung nach § 5 Abs. 6 FAG gerichtete Gesetzesbefehl des Art. 1 Nr. 1 Buchst, e) 5. ÄGFAG, dass erstmals seit der Einführung des § 5 Abs. 6 FAG die Summe der Finanzausgleichsleistungen des Landes nicht mit der dort enthaltenen Mindestfinanzausstattung identisch war. Vielmehr bemaß sich nunmehr im Ergebnis — unter Unterschreitung des dort ehemals garantierten Betrages der verrechnungsfreien Finanzausstattung — die Summe der Finanzausgleichsleistungen für das Jahr 2005 nach dem in § 5 Abs. 1 S. 2 und 3 FAG normierten Gleichmäßigkeitsgrundsatz mit der in § 5 Abs. 2 S. 1 FAG für die Kommunen festgelegten Anteilsquote von 33,92 vH. Denn durch Art. 1 Nr. 1 Buchst, e) 5. ÄGFAG wurde der Normenverbund beseitigt, der seit der Einführung des Gleichmäßigkeitsgrundsatzes durch Art. 3 des Haushaltsrechtsgesetzes 2002/2003 vom 17.12.2001 (GVOB1. M-V S. 578) zwischen § 5 Abs. 1 S. 2 und 3 FAG einerseits und § 5 Abs. 6 a. F. FAG andererseits bestanden hatte. Dieser Verbund besagte, dass die Gesamtbeträge, die sich in Anwendung des Gleichmäßigkeitsgrundsatzes einerseits und aus der im Gesetz bezifferten verrechnungsfreien Finanzausstattung andererseits ergaben, miteinander verglichen wurden. Zu leisten hatte das Land dann jeweils den höheren der beiden Gesamtbeträge. Da unter der Geltung des Normenverbundes der höhere Betrag immer derjenige nach § 5 Abs. 6 FAG war, gewährte das Land jeweils nach Abs. 4 S. 2, Abs. 5 S. 4 Aufstockungsbeträge zur Auffüllung auf den Betrag der verrechnungsfreien Finanzausstattung. Im Ergebnis kam also der Gleichmäßigkeitsgrundsatz niemals zum Tragen. Mit der Streichung der Mindestfinanzausstattung für das Jahr 2005 durch Art. 1 Nr. 1 Buchst, e) 5. AGFAG hingegen ist der nach dem Gleichmäßigkeitsgrundsatz ermittelte Gesamtbetrag nicht mehr eine bloße Rechengröße ohne Auswirkung auf die vom Land zu erbringenden Finanzausgleichsleistungen. Vielmehr hat der Gleichmäßigkeitsgrundsatz nunmehr die neue Wirkung, dass der in seiner Anwendung ermittelte Betrag fur die Höhe der im vertikalen Finanzausgleich den Kommunen zufließenden Leistungen maßgeblich ist. Das eröffnete für Verfassungsbeschwerden gegen § 5 Abs. 1 S. 2 und 3 FAG dieselbe Frist wie für Verfassungsbeschwerden gegen Vorschriften des 5. ÄGFAG selbst (vgl. BVerfGE 45, 104, 119; 78, 350, 356; LVerfG M-V, Urt. v. 21.10.1999 - LVerfG 2/98 - , LVerfGE 10, 337, 343 f = DVB12000, 262, 263 = LKV 2000, 149,150). c) Für den Angriff der beschwerdeführenden Landkreise gegen § 5 Abs. 2 S. 3 FAG, die so genannte Revisionsklausel, ist entsprechend den Ausführungen unter b) zum Angriff der Gemeinden gegen den Gleichmäßigkeitsgrundsatz die Frist des § 52 S. 1 LVerfGG ebenfalls gewahrt. Nach dem Fortfall der Mindestfinanzausstattung war erstmals auch die den Gleichmäßigkeitsgrundsatz flankierende Regelung, dass im Abstand von vier Jahren zu überprüfen ist, ob die Finanzverteilung nach § 5 Abs. 2 S. 1 FAG anzupassen ist, für die Finanzausgleichsleistungen des Landes an die Kommunen im Ergebnis relevant. LVerfGE 17
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2. Entgegen der Ansicht von Landtag und Landesregierung verfolgen die Beschwerdeführer mit ihren auf Feststellung der Nichtigkeit gerichteten Anträgen zulässige Rechtsschutzziele. a) Eine Stattgabe der zur Mindestfinanzausstattung übereinstimmend durch alle Beschwerdeführer gestellten Anträge würde nicht dazu führen, dass § 5 Abs. 6 FAG durch das Urteil beseitigt würde. Die Anträge richten sich nicht gegen diese Norm, sondern gegen den sie ändernden Art. 1 Nr. 1 Buchst, e) 5. ÄGFAG. Daraus wird zugleich deutlich, dass in der Sache nicht etwa gerügt wird, der Gesetzgeber habe unterlassen, die in § 5 Abs. 6 a.F. FAG enthaltene Regelung fortzuführen. Würde die Nichtigkeit des Art. 1 Nr. 1 Buchst, e) 5. ÄGFAG nach § 56 LVerfGG festgestellt, wäre die Gesetzesänderung und damit die für die Kommunen gegenüber der früheren Rechtslage eingetretene Verschlechterung beseitigt. Entweder würde dann die günstigere Regelung des § 5 Abs. 6 a.F. FAG wieder aufleben oder es ergäbe sich eine Gesetzeslücke, die der Gesetzgeber nach Maßgabe des Urteils des Landesverfassungsgerichts zu füllen hätte. Danach scheidet aus, dass die Beschwerdeführer Erstattungsansprüchen des Landes ausgesetzt wären. b) Gleichermaßen werden mit den gegen § 5 Abs. 1 S. 2 und 3 sowie gegen § 5 Abs. 2 S. 3 FAG gerichteten Anträgen zulässige Rechtsschutzziele verfolgt. Wären der Gleichmäßigkeitsgrundsatz oder die in der Revisionsklausel bestimmte Uberprüfungsfrist verfassungswidrig, hätte der Gesetzgeber andere gesetzliche Regelungen nach Maßgabe des Urteils zu treffen. c) Entgegen der von der Landesregierung in der mündlichen Verhandlung vertretenen Ansicht kommt nicht in Betracht, dass die gegen den Gleichmäßigkeitsgrundsatz und die Revisionsklausel gerichteten Anträge unzulässig sein könnten, weil der Landtag die einschlägigen Vorschriften nicht gesondert vom Haushaltsgesetz, sondern als Teil des Haushaltsrechtsgesetzes 2002/2003 verabschiedet hat. Zwar trifft zu, dass das Landesverfassungsgericht in seinem Urteil vom 7.7.2005 (LVerfG 8/04 = LVerfGE 16, 353 ff = LKV 2006, 26, 28 f = DVB1 2005, 1578) zum Haushaltsrechtsgesetz 2004/2005 die Kumulierung von Haushaltsgesetzgebung und Sachgesetzgebung als Verstoß gegen das in Art. 61 Abs. 4 S. 1 LV festgeschriebene Bepackungsverbot beanstandet hat. Das ist indessen ohne Belang für die vorliegenden Verfahren. Denn die Beschwerdeführer, deren Anträge den Streitgegenstand bestimmen, haben unter diesem Aspekt Bedenken gegen § 5 Abs. 1 S. 2 und 3 sowie Abs. 2 S. 3 FAG nicht erhoben. d) Dem auf Feststellung der Nichtigkeit des § 5 Abs. 2 S. 3 FAG gerichteten Antrag der beschwerdeführenden Landkreise kann die Landesregierung nicht entgegenhalten, die Pflicht zur regelmäßigen Überprüfung der Finanzaufteilung unter dem Land und den Kommunen ergebe sich bereits aus der Landesverfassung selbst. Auch wenn dem zu folgen wäre, würde es nichts daran ändern, dass das LVerfGE 17
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Gesetz verbindlich und zu beachten ist, solange es existiert. Auf die Verfassungsbeschwerden hat das Landes Verfassungsgericht gerade zu prüfen, ob das einfache Gesetz den Vorgaben der Landesverfassung entspricht. Ohne verfassungsrechtliche Relevanz ist, dass in der Staatspraxis für die Überprüfung kürzere Zeiträume als die vier Jahre nach § 5 Abs. 2 S. 3 FAG gewählt werden mögen. Denn für die Würdigung durch das Landesverfassungsgericht kommt es darauf an, was das Gesetz objektiv regelt und verlangt, nicht auf eine eventuell günstigere Handhabung der Überprüfung (vgl. LVerfG M-V, Urt. v. 21.10.1999, aaO, S. 356). 3. Die Beschwerdeführer haben mit ihrem Vorbringen den Anforderungen genügt, die in der Zusammenschau von § 53 und § 51 Abs. 2 LVerfGG für die Darlegung der — möglichen — Verletzung eigener, durch die Landesverfassung geschützter Rechte zu verlangen sind. a) Sie haben ihre Rechte aus Art. 72 Abs. 1 (die Landkreise auch: Abs. 3) und aus Art. 73 Abs. 2 LV als verletzt bezeichnet. Alle Beschwerdeführer haben Art. 1 Nr. 1 Buchst, e) 5. ÄGFAG als ihre Rechte verletzende Norm genannt. Ferner sehen die Gemeinden einen Verstoß gegen die genannten verfassungsrechtlichen Gewährleistungen in der Vorschrift des § 5 Abs. 1 S. 2 und 3 FAG, die Landkreise in § 5 Abs. 2 S. 3 FAG. b) Die Behauptung einer Rechtsverletzung iSv § 51 Abs. 2 LVerfGG erfordert, dass die Beschwerdeführer durch die von ihnen angegriffenen gesetzlichen Vorschriften des Finanzausgleichsgesetzes und des 5. Änderungsgesetzes unmittelbar betroffen sind. Das ist der Fall. Die von Landtag und Landesregierung angeführten Gegengründe greifen nicht durch; die Beschwerdeführer können weder darauf verwiesen werden, Rechtsschutz beim Landesverfassungsgericht gegen das Haushaltsgesetz 2004/2005 zu suchen (aa), noch darauf, gegen Zuwendungsbescheide des Innenministeriums die Gerichte der Verwaltungsgerichtsbarkeit anzurufen (bb). aa) Dass die Beschwerdeführer durch das Haushaltsgesetz unmittelbar betroffen sind, scheidet von vornherein deshalb aus, weil dieses Gesetz keine Rechtswirkungen unmittelbar gegenüber den Bürgern und den Kommunen entfaltet. Von unmittelbarer Betroffenheit durch eine Rechtsnorm kann nur die Rede sein, wenn diese nach Struktur und Inhalt geeignet ist, in Grundrechte einzugreifen (BVerfGE 40, 141, 156 - Ostverträge). Entsprechend müsste vorliegend das Haushaltsgesetz geeignet sein, in die verfassungsmäßigen Rechte der Kommunen einzugreifen. Indessen fehlt diese Eignung dem Haushaltsgesetz seinem Wesen nach. Das gem. Art. 61 Abs. 2 LV und § 1 S. 1 der Landeshaushaltsordnung — LHO — den Haushaltsplan feststellende Haushaltsgesetz hat nämlich keine Außenwirkung. Es richtet sich vielmehr nur an die Landesverwaltung. Hierzu ist in § 3 Abs. 1 LHO bestimmt, dass der Haushaltsplan die Verwaltung ermächtigt, LVerfGE 17
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Ausgaben zu leisten und Verpflichtungen einzugehen. Im anschließenden § 3 Abs. 2 LHO ist unmissverständlich bestimmt, dass durch den Haushaltsplan Ansprüche oder Verbindlichkeiten weder begründet noch aufgehoben werden. Unmittelbar betroffen sind die beschwerdeführenden Kommunen jedoch durch die von ihnen angegriffenen Vorschriften über den Finanzausgleich. Für das Jahr 2004 legte Art. 1 Nr. 1 Buchst, e) 5. ÄGFAG den an die Kommunen zu leistenden Gesamtbetrag mit einer Summe genau fest. Für das Jahr 2005 ergab sich der Gesamtbetrag in Folge der Streichung der verrechnungsfreien Finanzausstattung aus der Anwendung des Gleichmäßigkeitsgrundsatzes mit der gesetzlichen Anteilsquote. Das Weitere sind Rechenoperationen ohne eigenen Regelungsgehalt. Dies ist in der mündlichen Verhandlung — auch mit dem Präsidenten des Landesrechnungshofes — eingehend erörtert worden. Die Revisionsklausel ist Teil der gesetzlichen Ausgestaltung des Gleichmäßigkeitsgrundsatzes. bb) Eine bloße Umsetzung der Vorschriften des Finanzausgleichsgesetzes ohne Ermessen sind die in die Zuwendungsbescheide des Innenministeriums eingehenden, auf der gesetzlichen Grundlage fußenden Berechnungen. c) Die Beschwerdeführer sind selbst betroffen. Denn sämtlichen Kommunen des Landes sind in Folge der Absenkung der verrechnungsfreien Finanzausstattung für das Jahr 2004 und ihres Fortfalls für das Jahr 2005 weniger Mittel zugeflossen. Weiterer Darlegungen zur Selbstbetroffenheit bedarf es nicht. Sie ist offensichtlich. Die Konstellation ist nicht vergleichbar mit derjenigen, die dem Urteil des Landesverfassungsgerichts vom 26.1.2006 (LVerfG 15/04 (s.a. Abdruck in diesem Band) = LKV 2006, 217 = NJ 2006, 171 m. Anm. Jut% = Der Überblick 2006, 152 m. Anm. Glaset) zu Grunde lag. Dort musste das Landesverfassungsgericht ins Einzelne gehende Darlegungen deshalb verlangen, weil nicht offensichtlich war, dass die Erfüllung einer neuen Aufgabe zu einer finanziellen Mehrbelastung iSd Art. 72 Abs. 3 LV (Konnexitätsprinzip) führte. d) Die Beschwerdeführer sind gegenwärtig betroffen. Zwar ist nicht ohne weiteres klar, ob durch Art. 1 Nr. 1 Buchst, e) 5. ÄGFAG eine Regelung nur für die Jahre 2004 und 2005 oder auch für einen darüber hinausreichenden Zeitraum getroffen worden ist. Das braucht hier nicht geklärt zu werden. Denn jedenfalls scheitert eine Verfassungsbeschwerde nicht am Erfordernis der gegenwärtigen Betroffenheit, wenn ein Beschwerdeführer nach Zeitablauf ein berechtigtes Interesse an der Feststellung der Nichtigkeit hat. Dieses besteht hier. Es ist nämlich dabei geblieben, dass den Kommunen keine verrechnungsfreie Finanzausstattung gewährt wird. Der Landtag hat durch Art. 1 Nr. 1 Buchst, d) des Sechsten Gesetzes zur Änderung des Finanzausgleichsgesetzes vom 19.12.2005 (GVOB1. M-V S. 635) den Art. 5 Abs. 6 FAG in der durch das 5. FAG-Änderungsgesetz erhaltenen Fassung gänzlich aufgehoben. Der von den Beschwerdeführern angegriffene Gleichmäßigkeitsgrundsatz ist und bleibt maßgeblich. Hinsichtlich der Revisionsklausel ist ohne Belang, dass das Jahr der ersten periodischen Uberprüfung noch LVerfGE 17
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nicht gekommen ist. Auch fur verfassungsgerichtlichen Rechtsschutz gilt das Gebot der Effektivität. Da Verfassungsbeschwerden gegen Landesgesetze nur binnen Jahresfrist erhoben werden können, hat eine Handhabung des Verfahrensrechts in der Weise zu unterbleiben, dass eine Kommune eine unmittelbare richterliche Kontrolle innerhalb der Frist überhaupt nicht erreichen könnte. e) Die Beschwerdeführer haben ihre Auffassung, durch die angegriffenen Vorschriften würden ihr Recht auf kommunale Selbstverwaltung aus Art. 72 Abs. 1 LV und die ihnen in Art. 73 Abs. 2 LV gewährleistete Finanzgarantie verletzt, hinreichend substantiiert begründet. Sie machen geltend, die Mindestfinanzausstattung nach § 5 Abs. 6 FAG sei zur Absicherung der kommunalen Betätigung im Kernbereich der Selbstverwaltung geschaffen worden und habe hierzu gedient. Wenn sie daraus folgern, die verrechnungsfreie Finanzausstattung hätte in der bisherigen Höhe erhalten bleiben müssen, jedenfalls aber wären bei der Absenkung und der Streichung spezifische Anforderungen an das Gesetzgebungsverfahren zu beachten gewesen, so ist dies ein plausibler Vortrag. Mit ihrem Vorbringen, in Folge der Regelung des Art. 1 Nr. 1 Buchst, e) 5. ÄGFAG bleibe ihnen für die Erfüllung freiwilliger Aufgaben der kommunalen Selbstverwaltung jeweils eine „freie Spitze" von weniger als 5 vH, ist ihre Auffassung, es werde in den Kernbereich eingegriffen, ausreichend dargelegt. Ob dies, wie auch die zum Beleg beigebrachten Zahlenwerke letztlich überzeugen, ist eine Frage nicht der Zulässigkeit, sondern der Begründetheit. Für die Substantiierung von Verfassungsbeschwerden, mit denen Kommunen geltend machen, ihre Finanzausstattung sei zu gering, ist notwendig und erforderlich, dass sie ihre jeweils eigenen Verhältnisse darstellen; nicht notwendig und nicht genügend ist die Darstellung der Verhältnisse in anderen Kommunen oder gar deren Gesamtheit (LVerfG M-V, Urt. v. 26.1.2006, aaO). Mit dem Vortrag, dass der Gleichmäßigkeitsgrundsatz wegen seiner Orientierung an den Einnahmen von Land und Kommunen, nicht aber an den zur Erfüllung der kommunalen Aufgaben notwendigen Ausgaben orientiert sei, ist nachvollziehbar die Auffassung deutlich gemacht, § 5 Abs. 1 S. 2 und 3 FAG werde den genannten Verfassungsnormen nicht gerecht. Endlich genügt auch das Vorbringen zu § 5 Abs. 2 S. 3 FAG. In der aus ihrer Sicht zu langen Frist für die Uberprüfung der Finanzverteilung sehen die Landkreise plausibel eine Ausprägung der von ihnen angenommenen mangelnden Ausrichtung der Finanzverteilung an den kommunalen Aufgaben. C. Die Verfassungsbeschwerden sind unbegründet. Die angegriffenen Vorschriften sind an Art. 72 Abs. 1 und Art. 73 Abs. 2 LV zu messen (I.). Die in dem von den Beschwerdeführern angegriffenen Art. 1 Nr. 1 LVerfGE 17
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Buchst, e) 5. ÄGFAG getroffene Regelung, den § 5 Abs. 6 FAG dahin 2u ändern, dass die verrechnungsfreie Finanzausstattung für das Jahr 2004 vermindert wurde und für das Jahr 2005 entfiel, ist formell nicht zu beanstanden (II.). Dass in Folge des Fortfalls dieser Mindestausstattung die Finanzverteilung zwischen Land und Kommunen sich nach dem in § 5 Abs. 1 S. 2 und 3 FAG normierten Gleichmäßigkeitsgrundsatz, zu dessen Ausformung die Revisionsklausel des § 5 Abs. 2 S. 3 FAG gehört, bemisst, verletzt im Ergebnis verfassungsrechtlich gewährleistete Rechte der Beschwerdeführer nicht (III.). Es lässt sich nicht feststellen, dass die im Art. 1 Nr. 1 Buchst, e) 5. ÄGFAG getroffenen Regelungen zu einem Unterschreiten des durch die Landesverfassung gewährleisteten Minimums der Finanzausstattung der Kommunen für Aufgaben der Selbstverwaltung geführt hätten (IV.) I. 1. Verfassungsrechtliche Anforderungen an gesetzliche Regelungen über die Finanzbeziehungen zwischen dem Land und den Gemeinden hat das Landesverfassungsgericht bereits in seinem Urteil zum kommunalen Finanzausgleich vom 18.12.2003 (LVerfG 13/02 - , LVerfGE 14, 293 = LKV 2004,175) aufgezeigt. Dort heißt es (aaO S. 301 f) zu Art. 72 Abs. 1 S. 1 LV, durch den die Selbstverwaltung der Gemeinden gewährleistet ist, wobei für die Landkreise, deren Recht auf Selbstverwaltung in Satz 2 der Vorschrift garantiert ist, dasselbe gilt: „Das Recht der Gemeinden auf Selbstverwaltung umfasst auch einen gegen das Land gerichteten Anspruch auf eine angemessene Finanzausstattung. Den Gemeinden muss dabei nicht nur hinsichtlich der Pflichtaufgaben eine genügende Finanzmasse zur Verfügung stehen. Sie müssen darüber hinaus auch in der Lage sein, ein Mindestmaß an freiwilligen Selbstverwaltungsaufgaben zu erledigen (NdsStGH, Urt. v. 25.11.1997 - StGH 14/95 - , DVB1 1998, 185; BayVerfGH, Entsch. v. 27.2.1997 - Vf.l7-VII-94 - , BayVBl. 1997, 303; StGH Bad.-Württ, Urt. v. 10.11.1993 - GR 3/92 - , DVB1 1994, 206; Dreier in: ders., GG, 1998, Art. 28 Rn. 145). Dies gehört zum unantastbaren Kernbereich der kommunalen Selbstverwaltung (Henneke Öffentliches Finanzwesen, Finanzverfassung, 2. Aufl., 2000, Rn. 928). Verletzt ist die Finanzausstattungsgarantie, wenn einer sinnvollen Betätigung der Selbstverwaltung die finanzielle Grundlage entzogen und dadurch das Selbstverwaltungsrecht ausgehöhlt wird (NWVerfGH, Urt. v. 9.7.1998 VerfGH 16/96 - , DVB11998, 1280)."
Zu Art. 73 Abs. 2 LV ist ausgeführt (aaO S. 302 f): „Nach Art. 73 Abs. 2 LV stellt das Land im Wege des Finanzausgleichs die erforderlichen Mittel zur Verfügung, um die Leistungsfähigkeit steuerschwacher Gemeinden und Kreise zu sichern und eine unterschiedliche Belastung mit Ausgaben auszugleichen (vgl. zu Letzterem: Dreier in: ders., GG, 1998, Art. 28 Rn. 148; Hoppe DVB1 1992, 117, 119; Henneke Der Landkreis, 2002, 180, 220 ff).
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Landesverfassungsgericht Mecklenburg-Vorpommern Bei der einfachgesetzlichen Ausgestaltung des kommunalen Finanzausgleichs hat der Gesetzgeber einen weiten Gestaltungsspielraum. Das interkommunale Gleichbehandlungsgebot verbietet, bei der näheren Ausgestaltung des Finanzausgleichs bestimmte Gemeinden oder Gemeindeverbände sachwidrig zu benachteiligen oder zu bevorzugen. Diesen Grundsatz greift Art. 73 Abs. 2 LV auf und formt ihn näher aus, indem er die Sicherung der Leistungsfähigkeit steuerschwacher Gemeinden und Kreise und den Ausgleich unterschiedlicher Belastungen vorschreibt. Das Landesverfassungsgericht hat dabei nicht zu prüfen, ob der Gesetzgeber die bestmögliche und gerechteste Lösung gewählt hat. Der Gesetzgeber darf innerhalb der Grenzen des Art. 73 Abs. 2 LV auch ihm zweckmäßig Erscheinendes im Wege des Finanzausgleichs regeln. Ihm kommt insoweit ein Einschätzungs- und Beurteilungsspielraum zu, der gewahrt ist, wenn sich der Gesetzgeber auf eine nachvollziehbare und vertretbare Einschätzung stützt (BbgVerfG, Urt. v. 29.8.2002 - VfGBbg 34/01 - , LKV 2002, 573; NWVerfGH, Urt. v. 1.12.1998 VerfGH 5/97 - , DVB1 1999, 391)."
Das Landesverfassungsgericht hält an dieser Auffassung fest. Es ergänzt und präzisiert sie im Hinblick auf den Streitgegenstand der vorliegenden Verfahren. 2. Das vom Landesverfassungsgericht bereits anerkannte Recht der Kommunen auf eine Finanzausstattung, die ihnen die Erfüllung ihrer Aufgaben ermöglicht, folgt unmittelbar aus der Gewährleistung ihrer Selbstverwaltung durch Art. 72 Abs. 1 LV. Die Finanzausstattung ist eine Voraussetzung ihrer Existenz als Selbstverwaltungskörperschaften (vgl. Í Jiwer in: v. Münch/Kunig, GG, 5. Aufl. 2001, Art. 28 Rn. 89) und damit integraler Bestandteil der verfassungsrechtlichen Gewährleistung. Die Kommunen sind berechtigt und im Rahmen ihrer Leistungsfähigkeit verpflichtet, als Gemeinden alle Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft bzw. als Kreise die Angelegenheiten ihres gesetzlichen Aufgabenbereiches in eigener Verantwortung zu regeln. Das können sie nur tun, wenn sie hinreichend mit finanziellen Mitteln versehen sind. Auf dieser Grundlage sind wesentliche Bereiche der kommunalen Finanzausstattung durch weitere Verfassungsnormen ausgeformt worden. Nach Art. 73 Abs. 1 S. 1 LV fließen den Gemeinden das Aufkommen aus den Realsteuern und nach Maßgabe der Landesgesetze Anteile aus staatlichen Steuern zu; nach S. 2 ist das Land verpflichtet, den Gemeinden und Kreisen eigene Steuerquellen zu erschließen. Art. 73 Abs. 2 LV schreibt den kommunalen Finanzausgleich vor, der sowohl — vertikal — zwischen dem Land und den Kommunen als auch — horizontal - unter den Kommunen stattfindet. Endlich hat nach Art. 72 Abs. 3 LV das Land, wenn es die Kommunen zur Erfüllung bestimmter Aufgaben verpflichtet, für eine daraus entstehende Mehrbelastung einen entsprechenden finanziellen Ausgleich zu schaffen (striktes Konnexitätsprinzip). 3. Die Gewährleistung der kommunalen Selbstverwaltung ist eine institutionelle Garantie der Kommunen in ihrer Gesamtheit. Sie ist durch einen spezifischen Modus der Aufgabenwahrnehmung („in eigener Verantwortung") sowie ein
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eigenes Aufgabenspektrum („alle Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft") gekenn2eichnet.
Die kommunale Selbstverwaltung ist in Art. 28 Abs. 2 GG den Ländern als Strukturprinzip ihres Verwaltungsaufbaus vorgegeben und auf dieser Grundlage durch die Länder gewährleistet. Als institutionelle Garantie bedarf sie der Ausgestaltung durch den Gesetzgeber (BVerfGE 79, 127, 143; statt vieler ÌJiwer aaO, Art. 28 Rn. 41 ff, 59 mwN). Mit der Pflicht zur Ausgestaltung ist eine Förderpflicht des Landes verbunden. Diese ist auf Freiräume sichernde Gestaltung der kommunalen Selbstverwaltung gerichtet. Bei der näheren gesetzlichen Ausformung ist den Kommunen zwingend ein Kernbereich kommunaler Selbstverwaltung zu belassen (Löwer aaO, Art. 28 Rn. 46 ff; Tettinger in: v. Mangoldt/Klein/Starck, Bonner Grundgesetz, 4. Aufl. 2000, Art. 28 Rn. 191 ff). Dazu zählen die überkommenen identitätsstiftenden Merkmale, die herkömmlich das Bild der kommunalen Selbstverwaltung in ihren verschiedenen historischen und regionalen Erscheinungsformen geprägt haben (LVerfG M-V, Urt. v. 4.2.1999 - LVerfG 1/98 - , LVerfGE 10, 317, 323 mwN = NordÖR 1999, 100, 101 = LKV 1999, 319, 320). Wie sich schon aus dem Wortlaut der Verfassung entnehmen lässt, gehört /um Kernbereich, der nicht ausgehöhlt werden darf und unantastbar gewahrt werden muss, das Recht zu eigenverantwortlicher Betätigung in freiwilligen Selbstverwaltungsangelegenheiten. 4. Das aus der Gewährleistung der Selbstverwaltung in der Landesverfassung zu entnehmende Recht auf eine angemessene Finanzausstattung entfaltet seine Wirkkraft nicht nur zur Vermeidung von den Kern des Selbstverwaltungsrechts berührenden Notlagen, sondern auch für Regelungen, welche die Kommunalfinanzen in der Normalsituation betreffen, einschließlich der Verteilung der Mittel zwischen dem Land und den Kommunen. „Angemessen" besagt, dass die Finanzausstattung der Kommunen aufgabenadäquat sein muss (a). Ferner hat der Gesetzgeber sich davon leiten zu lassen, dass die Aufgaben des Landes einerseits und diejenigen der Kommunen andererseits grundsätzlich gleichwertig sind (b). Schließlich ist dafür Sorge zu tragen, dass den Kommunen eine Mindestfinanzausstattung zukommt, die für ein Minimum von freiwilligen Selbstverwaltungsaufgaben ausreicht (c). a) Die Finanzausstattung der Kommunen muss den Aufgaben, die sie pflichtig und freiwillig leisten, adäquat sein. Denn nach den Aufgaben richten sich die Ausgaben. Zur Leistung der aufgabenabhängigen Ausgaben müssen genügende Einnahmen vorhanden sein. Nach Art. 73 Abs. 1 S. 1 LV fließen den Gemeinden Steuern „zur Erfüllung ihrer Aufgaben" zu; damit ist über die konkrete Vorschrift hinaus ein allgemeiner Grundsatz ausgesprochen. Art. 73 Abs. 2 LV verlangt, durch einen Finanzausgleich die „erforderlichen Mittel", d.h. die zur Aufgabenerfüllung notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen.
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b) Die Angemessenheit ist ferner zu beurteilen als Relation zwischen der Finanzausstattung des Landes und derjenigen der Kommunen. Unbeschadet der Gestaltungsfreiheit des Gesetzgebers hat die Verteilung zwischen beiden Ebenen ausgewogen zu sein. Richtschnur ist die Gleichwertigkeit der Ebenen und damit ihrer Aufgaben (vgl. NdsStGH, Urt. v. 25.11.1997 - StGH 14/95 - , DVB1 1998, 185, 187; Volkmann DÖV 2001, 497, 502). Es sind Verteilungsmaßstäbe zu wählen, durch die eine einseitige Benachteiligung der Kommunen vermieden wird. c) Angemessen ist die Finanzausstattung nicht mehr, wenn der Kernbereich der kommunalen Selbstverwaltung deshalb nicht mehr gewahrt wird, weil die Kommunen mangels finanzieller Mittel außerstande sind, ein Minimum an freiwilligen Aufgaben der Selbstverwaltung zu erfüllen. Die Mindestfinanzausstattung, die eine derartige Betätigung noch ermöglicht, bildet die zwingend einzuhaltende Untergrenze der angemessenen Finanzausstattung. Nicht gefolgt werden kann der Landesregierung, wenn sie das Recht auf eine Mindestfinanzausstattung mit der Argumentation verneint, aus der Gewählleistung der kommunalen Selbstverwaltung ließen sich zwar Abwehrrechte, nicht aber Leistungsansprüche ableiten. Mit der Vorstellung, es gebe auf der Ebene der institutionellen Garantie im Verhältnis zwischen Staat und Kommunen die Entgegensetzung von Eingriffs- und Leistungsverwaltung oder zumindest etwas ihr Entsprechendes, wird die verfassungsrechtliche Gewährleistung verkannt (vgl. nur Dreier in: ders., GG, 1998, Art. 28 Rn. 98). Die Kommunen stehen dem Land nicht gleichsam wie Bürger gegenüber. Die Mindestfinanzausstattung ist nicht allgemein quantifizierbar. Insbesondere kann nicht angenommen werden, dass durchgehend ein bestimmter prozentualer Anteil des Verwaltungshaushalts für solche Aufgaben verfügbar sein müsse („freie Spitze"). Zum einen kann ein prozentualer Anteil immer nur gegriffen sein, ohne die Evidenz eines verfassungsrechtlichen Gebots zu haben. Zum anderen ist die Relation zum Verwaltungshaushalt nicht unbedingt aussagekräftig dafür, ob eine Kommune Selbstverwaltung kraftvoll ausüben kann oder jedenfalls könnte. Für die Analyse von Einnahmen und Ausgaben spielen zahlreiche Gesichtspunkte eine Rolle, die sich einer eindimensionalen Erfassung entziehen. Ob Kommunen sich in ihrem Kernbereich mangels finanzieller Ausstattung noch oder aber nicht mehr genügend entfalten können, lässt sich vielmehr nur im Wege einer wertenden Betrachtung ermitteln. Bei dieser ist etwa von Bedeutung, ob die Kommunen dem Gebot wirtschaftlicher und sparsamer Haushaltsführung aus § 43 Abs. 1 S. 2 bzw. § 120 KV nachkommen. Kommunen können nicht, wenn und soweit sie ihre die Wahrnehmung freiwilliger Selbstverwaltungsaufgaben behindernde Finanznot selber beheben könnten, Finanzhilfen des Staates für diese Aufgaben beanspruchen. Das Landesverfassungsgericht verkennt nicht die Schwierigkeiten einer wertenden Betrachtung darüber, ob der Kernbereich gewahrt ist oder nicht. Es sieht auch, dass es angesichts der Eigenverantwortlichkeit der Kommunen bedenklich LVerfGE 17
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fur die Selbstverwaltung sein kann, wenn von außen her die Qualität ihrer Einnahmen- und Ausgabenpolitik gewürdigt wird. Das Landesverfassungsgericht teilt jedoch nicht die Auffassung, eine materielle verfassungsrechtliche Kontrolle sei nicht möglich (so aber StGH Bad.-Württ., Urt. v. 10.5.1999 - GR 2/97 - , ESVGH 49, 242, 255 f = JZ 1999, 1049, 1053 f; insoweit kritisch dazu F. Kirchhof JZ 1999, 1054, 1056). So kann die Frage aufgeworfen werden, ob die Betätigungsfelder der Gemeinden im Land unbeschadet ihrer Allzuständigkeit einer in der Realität generell vorhandenen Typik noch entsprechen, z.B. ob sie in den Bereichen Kultur und Förderung von Sport und örtlichem Vereinswesen aktiv sind; fehlt es daran, ist eine Verletzung des Kernbereichs indiziert. Auch hält das Landesverfassungsgericht für einen geeigneten Weg, die Finanzausstattung der Kommunen in Mecklenburg-Vorpommern mit derjenigen in anderen Bundesländern unter Berücksichtigung der jeweiligen Besonderheiten zu vergleichen. Nach Auffassung des Landesverfassungsgerichts besteht das Recht auf Mindestfinanzausstattung in den Grenzen der Leistungsfähigkeit des Landes (so auch NWVerfGH, Urt. v. 9.7.1998 - VerfGH 16/96 u.a. - , NVwZ-RR 1999, 81, 82; NWVerfGH, Urt. v. 1.12.1998 - VerfGH 5/97 - , DVB1 1999, 391, 393; Renner! in: Umbach/Clemens, GG, Art. 28 Rn. 175; Waechter VerwArch. 85 (1994), 208, 222; anders ThürVerfGH, Urt. v. 21.6.2005 - VerfGH 28/03 - , ThürVBl. 2005, 228). Das finanziell Mögliche ist eine Grenze für Leistungen des Staates, die auch zugunsten der Kommunen nicht überschritten werden kann. Wenn das Land selber auf ein niedriges Niveau gehen muss, haben die Kommunen kein Recht, davon ausgenommen zu werden. Dass der Kernbereich „unantastbar" ist, steht dem nicht entgegen. Dies besagt zunächst, dass den Gemeinden nicht ohne Rechtfertigung rechtliche Befugnisse zur eigenverantwortlichen Wahrnehmung von Selbstverwaltungsaufgaben genommen werden dürfen (BVerfGE 79, 127, 143). Insoweit ist die institutionelle Garantie durch den Entzug bestimmter Befugnisse (Hoheiten) an sich verletzt, gleichgültig ob und inwieweit die Gemeinden von diesen tatsächlich Gebrauch machen. Zum anderen äußert sich der Kernbereich als Recht zur freien Befassung mit Aufgaben der örtlichen Gemeinschaft, die nicht anderen Aufgabenträgern durch Gesetz zugewiesen sind. Er findet seine Ergänzung in einem gemeindespezifischen Aufgabenverteilungsprinzip (vgl. Dreier in: ders., Art. 28 Rn. 115 ff). Bei der Mindestfinanzausstattung aber geht es um einen anderen Aspekt. Hier soll — wenn die eigenen Mittel nicht ausreichen — im Wege staatlicher Förderung durch Finanzausgleichsleistungen sichergestellt werden, dass die Kommunen ihr in Art. 72 Abs. 1 LV verankertes Recht auf Selbstverwaltung tatsächlich wahrnehmen können. Die tatsächliche Möglichkeit, das Recht auszuüben, ist zwar unantastbar; sie muss eröffnet sein. Der Umfang der die Wahrnehmung von Aufgaben im Kernbereich ermöglichenden Finanzausstattung ist aber — je nach den finanziellen Gegebenheiten — veränderlich.
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In den vorliegenden Verfahren ist nicht nur zu prüfen, ob mangels einer angemessenen Finanzausstattung die Kommunen in ihrer Gesamtheit nicht mehr hinreichend im Kernbereich der kommunalen Selbstverwaltung tätig sein können, sondern - da dies verneint wird (s.u. C.IV.l.) — ist auch zu klären, ob dies jedenfalls den beschwerdeführenden Kommunen nicht mehr möglich ist (s.u. C.IV.2.). Freilich kommt es zunächst darauf an, ob die Kommunen in ihrer Gesamtheit genügend Raum zur Betätigung im Rahmen der freiwilligen Selbstverwaltung haben. Denn maßgeblich ist, ob die angegriffenen Vorschriften mit der Garantie der Einrichtung der kommunalen Selbstverwaltung vereinbar sind. Indessen tritt eine beschwerdeführende Kommune nicht in Prozessstandschaft für die Gesamtheit der Gemeinden oder Landkreise auf, sondern in Wahrung eigener Rechte. Sie sind verletzt, wenn das Gesetz der institutionellen Garantie in der Weise nicht genügt, dass allen Kommunen oder einer Gruppe von ihnen die angemessene Finanzausstattung für den Kernbereich nicht gewährt wird. Eigene Rechte sind aber auch verletzt, wenn zwar für die Kommunen insgesamt oder für die Gruppe, der die Kommune angehört, die Finanzausstattung angemessen ist, nicht aber für die beschwerdeführende Kommune selbst. Denn jede bestehende Kommune hat Teil an der institutionellen Garantie. Dem lässt sich nicht entgegen halten, der einzelnen Kommune sei nicht einmal ihre Existenz garantiert, umso weniger könne es eine Finanzausstattung sein. Zum einen ist zwar die Existenz der einzelnen Kommune nicht verfassungsrechtlich gesichert; an kommunale Neugliederungen werden aber, basierend auf der institutionellen Garantie, nach Inhalt und insbesondere Verfahren von Verfassungs wegen besondere Anforderungen gestellt, deren Einhaltung eine betroffene Kommune auf Verfassungsbeschwerde nachprüfen lassen kann. Ebenso ist eine Kommune, solange sie existiert, nicht schutzlos gegen die Aushöhlung ihres Selbstverwaltungsrechts. 5. Der vom Bundesverfassungsgericht (BVerfGE 79, 127, 154) herausgestellte Maßstab, dass gesetzliche Regelungen über die kommunale Selbstverwaltung vertretbar sein müssen, ist auch dann anzuwenden, wenn diese den Kernbereich berühren (können). Auch insoweit hat der Gesetzgeber eine Einschätzungsprärogative. Sie ist freilich um so enger und die gerichtliche Kontrolle umso intensiver, je mehr die gesetzliche Regelung dazu führt, dass die Selbstverwaltung an Substanz verliert (BVerfG aaO). Auf die Änderung des Finanzausgleichsgesetzes angewendet, bedeutet dies, dass es dafür nachvollziehbare Gründe gegeben haben muss. Da eine beträchtliche Kürzung der verfügbaren Mittel in der gegenwärtigen angespannten Lage der öffentlichen Haushalte dazu führt, dass die Kommunen ihre Wahrnehmung von freiwilligen Aufgaben der Selbstverwaltung überprüfen und nicht selten wesentlich einschränken müssen, ist von besonderem Belang, dass Kürzungen grundsätzlich nicht einseitig zu Lasten der Kommunen gehen dürfen, sondern dass vielmehr im Verhältnis zum Land eine Verteilungssymmetrie einzuhalten ist (NdsStGH, Urt. v. 16.5.2001 - StGH 6/99 - , NVwZ-
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RR 2001, 553; Volkmann DÖV 2001, 497, 502). Auch kann dann Anlass bestehen, den Kommunen durch Entlastung von Aufgaben und Ausgaben zu helfen. II. Die angegriffene Vorschrift des Art. 1 Nr. 1 Buchst, e) 5. ÄGFAG ist ordnungsgemäß zustande gekommen. 1. Im Gesetzgebungsverfahren ist Art. 55 Abs. 2 LV eingehalten worden. Nach dieser Verfassungsnorm setzt ein Gesetzesbeschluss des Landtages eine Grundsatzberatung und eine Einzelberatung voraus. Eine Grundsatzberatung zu der Empfehlung des Innenausschusses war nicht deshalb geboten, weil die verrechnungsfreie Finanzausstattung fur das Jahr 2005 nicht nur — so der Regierungsentwurf — sinken, sondern gänzlich entfallen sollte. Das Landesverfassungsgericht hat in seinem Urteil vom 7.7.2005 (LVerfG 8/04 = LVerfGE 16, 353 ff = LKV 2006, 26 = DÖV 2005, 1042 = DVB1 2005, 1578 m. Anm. BW/DVB1 2006, 302 = NJ 2005, 409 m. Anm. Vestalo^a NJ 2006, 1) zum Haushaltsrechtsgesetz 2004/2005 entschieden, dass unter bestimmten Umständen Vorschläge eines Ausschusses des Landtages zur Änderung eines Gesetzentwurfs, ehe auf ihrer Grundlage eine Zweite Lesung stattfindet (§ 49 Abs. 4 der Geschäftsordnung des Landtages — GOLT — ), einer eigenen Grundsatzberatung offen stehen müssen. Zum einen hat das Landesverfassungsgericht einen solchen Umstand darin gesehen, dass durch die vom Finanzausschuss empfohlene Erhöhung der Kreditermächtigung in Abweichung vom Regierungsentwurf die Regelkreditobergrenze des Art. 65 Abs. 2 S. 1 LV überschritten werden sollte und daher erstmals insoweit der Gesetzentwurf den strengen Anforderungen des Art. 65 Abs. 2 S. 2 und 3 LV genügen musste. Zum anderen hat das Landesverfassungsgericht als einen besonderen Umstand dieser Art gekennzeichnet, dass der Finanzausschuss ergänzend zum Regierungsentwurf gewichtige Regelungen zu völlig neuen Sachmaterien vorgeschlagen hat. Durch diese Ausnahmetatbestände ist nicht in Frage gestellt, dass die mit einem Gesetzentwurf befassten Ausschüsse des Landtages, die einen unentbehrlichen und besonders intensiven Teil der parlamentarischen Arbeit leisten, Änderungen auch gewichtiger Art über den jeweiligen Sachbereich vorschlagen können und dass der Gesetzentwurf in der Ausschussfassung unmittelbar Gegenstand der Zweiten Lesung im Plenum wird. Danach bestand vorliegend keine Veranlassung, wegen der vom Innenausschuss empfohlenen Änderung des Gesetzentwurfs dahin, dass die verrechnungsfreie Finanzausstattung entfallen sollte, vor der Zweiten Lesung in eine Grundsatzberatung über die Empfehlung einzutreten. 2. Entgegen der Auffassung der beschwerdeführenden Gemeinden wies die Sockelgarantie des § 5 Abs. 6 a.F. FAG keine besondere Änderungsfestigkeit im Vergleich zu anderen gesetzlichen Vorschriften auf. Sie kann nicht als Ergebnis einer Verständigung zwischen dem Land und seinen Kommunen darüber angeseLVerfGE 17
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hen werden, dass die festgelegte Summe die Untergrenze der verfassungsrechtlich vorgeschriebenen kommunalen Mindestausstattung markiere (a). § 5 Abs. 6 FAG enthielt auch keine Elemente eines den Gesetzgeber bindenden Maßstäbegesetzes (b). a) Ein Konsens dahin, dass die verrechnungsfreie Finanzausstattung dem verfassungsrechtlich gebotenen Minimum entspreche, hat zwischen dem Land und den Kommunen nicht bestanden. Es mag sein, dass die kommunalen Landesverbände die Regelung so verstanden haben. Festzuhalten ist indessen, dass zumindest das Land — Landtag und Landesregierung — den Sockelbetrag nicht mit einer verfassungsrechtlich gebotenen Mindestausstattung identifiziert hat. Dies geschah weder bei der Einführung der Sockelgarantie (aa) noch bei ihrer späteren Aufrechterhaltung und Entfristung (bb). aa) Bei Einführung der Sockelgarantie durch das Vierte Gesetz zur Änderung des Finanzausgleichsgesetzes vom 10.12.1999 (GVOB1. M-V S. 633) - 4. ÄGFAG — wurde die verrechnungsfreie Finanzausstattung von mindestens 2.500.000.000 DM nur für die Jahre 2000 bis 2002 bestimmt. Schon die zeitliche Eingrenzung spricht dagegen, dass aus der Sicht des Landes mit dem Sockelbetrag einem verfassungsrechtlichen Gebot der Mindestfinanzausstattung nachgekommen werden sollte. Im Gesetzentwurf der Landesregierung (LT-Drs. 3/666 v. 1.9.1999), der die Summe noch nicht als Mindestbetrag vorsah, prognostizierte die Landesregierung, bei der langfristigen Betrachtung der kommunalen Haushalte und insbesondere der Entwicklung ihrer originären Einnahmen lasse sich der Schluss ziehen, dass eine Verstetigung der Finanzausgleichsleistungen des Landes auf dem vorgesehenen Niveau und die weitere Gewährung von Zuweisungen außerhalb des kommunalen Finanzausgleichs eine angemessene Finanzausstattung gewährleisteten, die Art. 73 LV entspreche. Die kommunalen Landesverbände befürchteten, dass der Betrag die Obergrenze der Finanzausgleichsleistungen bilden sollte. Bei der Anhörung des Innenausschusses lehnte der Landkreistag „die vorgesehene Deckelung der Finanzausgleichsmasse auf 2,5 Mrd. DM ab" (Beschlussempfehlung und Bericht des Innenausschusses, LT-Drs. 3/868 v. 10.11.1999, S. 20). Auf Antrag der Koalitionsfraktionen der SPD und der PDS empfahl der Innenausschuss, vor dem Betrag das Wort „mindestens" einzufügen. Dem folgte das Plenum. Aus der Bezugnahme auf Art. 73 LV in der Begründung des Gesetzentwurfs lässt sich nicht folgern, dass der Landesregierung die Fixierung des Sockelbetrages notwendig erschien, um den Kommunen gerade das verfassungsrechtlich gebotene Minimum an Leistungen des Finanzausgleichs zu sichern. Darin ist vielmehr ersichtlich nur die allgemeine Rückbindung des Finanzausgleichs an die Landesverfassung ausgedrückt. Die Zufügung des Wortes „mindestens" stellte die Lösung zur Regelung eines Interessenwiderstreits dar, ohne dass dieser eine verfassungsrechtliche Relevanz entnommen werden könnte. Den Kommunen lag an der LVerfGE 17
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Verstetigung des Finanzausgleichs in der Weise, dass der Sockelbetrag jedenfalls nicht unterschritten werden durfte. Aus der Sicht des Landes war das hinnehmbar, weil es damit rechnete, dass im Zeitraum bis 2002 die Finanzausgleichsmasse nicht signifikant von dem Garantiebetrag abweichen würde (LT-Drs. 3/666 v. 1.9.1999, S. 15 u. 22). bb) Auch die Entfristung der Sockelgarantie durch das Haushaltsrechtsgesetz 2002/2003 vom 17.12.2001 (GVOB1. M-V S. 578) kann nicht so interpretiert werden, dass das Land darin die Ausführung eines verfassungsrechtlichen Gebots der kommunalen Mindestfinanzausstattung gesehen hätte. Die Gesetzesänderung war ebenfalls Teil eines politischen Interessenausgleichs zwischen dem Land und den Kommunen. Dieses Bild ist deutlich bestätigt worden durch die Erläuterungen der Landesregierung und der Vertreter der kommunalen Landesverbände in der mündlichen Verhandlung. Insbesondere hat der Staatssekretär des Finanzministeriums ausgeführt, die Entfristung der Sockelgarantie sei hingenommen worden, weil das Land die Vorstellung gehabt habe, der Sockelbetrag werde keine oder nur eine marginale Rolle spielen. Wenn die beschwerdeführenden Gemeinden vortragen, die Entfristung der verrechnungsfreien Finanzausstattung einerseits und die Einführung des Gleichmäßigkeitsgrundsatzes durch das HRG 2002/2003 seien zwei Seiten einer Medaille und sie hätten ein Paket gebildet, hat das Landesverfassungsgericht keinen Anlass, das in Zweifel zu ziehen. Es ist aber verfassungsrechtlich ebenso wenig relevant wie die Kennzeichnung des Normenverbundes als „Geschäftsgrundlage". Diesen Begriff im vorliegenden Zusammenhang zu verwenden, ist - selbst wenn es nur analog gemeint ist - nicht zielführend. Über Gesetzgebung können zwischen dem Gesetzgeber und den Kommunen nicht ausdrücklich oder konkludent Vereinbarungen im Sinne wechselseitig bindender Rechtsgeschäfte getroffen werb) § 5 Abs. 6 a.F. FAG enthielt nicht Elemente eines Maßstäbegesetzes. Damit behaupten die Gemeinden unter Berufung auf das Bundesverfassungsgericht (BVerfGE 101, 158, 215 ff) eine Selbstbindung des Gesetzgebers, die zu einer besonderen Abänderungsfestigkeit geführt habe. Das Bundesverfassungsgericht hat für die Finanzverteilung zwischen Bund und Ländern nach Art. 106 bis 107 GG ein den Gesetzgeber selbst bindendes Maßstäbegesetz verlangt aus Gründen, die nach der Verfassungslage im Land Mecklenburg-Vorpommern nicht gegeben sind. Das Grundgesetz enthält in den genannten Vorschriften einen Bestand an komplizierten Zuteilungs- und Ausgleichsnormen, die nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts auf einer Stufe zwischen dem Grundgesetz und dem Finanzausgleichsgesetz zu konkretisieren und zu ergänzen sind (aaO S. 215). Der Landesverfassung fehlt ein vergleichbares Regelwerk. Die Vorschriften des Finanzausgleichsgesetzes des Bundes waren vielfach nicht nachvollziehbar und schwer durchschaubar. Eine Ursache dafür sah LVerfGE 17
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das Bundesverfassungsgericht darin, dass in der Gesetzgebungspraxis das Finanzausgleichsgesetz faktisch in die Verantwortlichkeit des Bundesrates verschoben war, was verfassungsrechtlichen Einwänden begegne (aaO S. 219). Ein Maßstäbegesetz hielt das Bundesverfassungsgericht zur Herstellung von Transparenz für erforderlich. Ein solches Gegeneinander von zwei gesetzgebenden Körperschaften, bei dem vielfach das Bestreben durchgedrungen war, einzelne Interessen zur Finanzausstattung durchzusetzen, gibt es in den Bundesländern nicht. Überdies war die in § 5 Abs. 6 FAG fixierte, in einer festen Zahl ausgedrückte Summe kein Maßstab. Maßstäbe im Sinne des Urteils des Bundesverfassungsgerichts sind auf längere Frist angelegte Regelungen, die gerade unabhängig von konkreten Zuteilungssummen getroffen werden; aus den Maßstäben werden erst auf der nächsten Stufe in Zahlen ausgedrückte Zuteilungsfolgen abgeleitet (aaO S. 215). 3. Verfassungsrechtlich gewährleistete Beteiligungsrechte der Kommunen oder ihrer Verbände sind im Gesetzgebungsverfahren zum 5. ÄGFAG nicht verletzt worden. Die Beschwerdeführer können sich nicht mit Erfolg darauf berufen, dass formalen Mitwirkungsrechten des Landkreistages und des Städte- und Gemeindetages im Gesetzgebungsverfahren und in seinem Vorfeld nicht hinreichend Rechnung getragen worden sei. Zwar könnten in Anwendung von Vorschriften der Kommunalverfassung und des Finanzausgleichsgesetzes Verfahrensfehler unterlaufen sein (a). Sie sind aber nicht verfassungsrechtlich sanktioniert (b). a) Nach § 6 KV hat die Landesregierung die Verbindung zu den zur Förderung der kommunalen Selbstverwaltung und Wahrnehmung ihrer Interessen gebildeten Verbänden der Gemeinden (Abs. 1) zu wahren und bei der Vorbereitung von Rechtsvorschriften, die unmittelbar die Belange der Gemeinden berühren, mit ihnen zusammenzuwirken (Abs. 2); der Landtag soll bei den Beratungen entsprechender Gesetzentwürfe die Verbände anhören (Abs. 3). Das gilt nach § 93 KV entsprechend für durch die Landkreise gebildete Verbände. Der Verband der Gemeinden ist der Städte- und Gemeindetag Mecklenburg-Vorpommern, derjenige der Landkreise der Landkreistag Mecklenburg-Vorpommern. Dass bei der Vorbereitung von Rechtsvorschriften mit kommunalem Bezug die Landesregierung mit den kommunalen Landesverbänden „zusammenzuwirken" hat, gibt diesen mehr als ein bloßes Anhörungsrecht. Der Landtag hat den Verbänden in aller Regel durch eine Anhörung Gelegenheit zu geben, im Gesetzgebungsverfahren die Belange der Gemeinden und Landkreise zur Geltung zu bringen. Daran gemessen stößt es auf Bedenken, dass das Innenministerium im Schreiben vom 7.7.2003 den kommunalen Landesverbänden nur die kurze Frist bis zum 25.7.2003 für ihre Stellungnahmen eingeräumt hat. Die den Verbänden mitgeteilten Änderungen im Referentenentwurf, die einen Beschluss des Kabinetts vom 6.7.2003 umsetzten, waren für die Kommunen bedeutsam; insbesondere gilt das für die in Aussicht genommene Absenkung der verrechnungsfreien LVerfGE 17
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Finanzausstattung, die seit dem Jahr 2000 ständig in gleicher Höhe gewährt worden war. Regelmäßig kann ein Zeitraum von wenig mehr als zwei Wochen, erst recht in den Sommerferien, für die Verbände schwerlich ausreichen, um ein Meinungsbild ihrer Gremien und Mitglieder einzuholen sowie Argumente zu gewichten und zu bündeln. Gleichermaßen war der FAG-Beirat durch die in den genannten Schreiben verfügte kurze Fristsetzung für sein Zusammentreten am 24.7.2003 in der Wahrnehmung seiner Aufgabe, das Innen- und das Finanzministerium in Fragen der Ausgestaltung und Weiterentwicklung des kommunalen Finanzausgleichs zu beraten (§ 15a S. 3 FAG) eingeschränkt. Überdies hat spezifisch zum gänzlichen Fortfall der verrechnungsfreien Finanzausstattung für das Jahr 2005 im Gesetzgebungsverfahren und seinem Vorfeld keine förmliche Erörterung mit den kommunalen Landesverbänden stattgefunden. Denn der Fortfall ist erst nach der Einbringung des Gesetzentwurfs und nach der Anhörung der Verbände durch den Innenausschuss vom 29.10.2003 im Ausschuss beantragt und beschlossen worden. Dabei verkennt das Landesverfassungsgericht nicht, dass wohl den Verbänden im Zusammenhang mit der Haushaltsgesetzgebung am Ende des Jahres 2003 die Absicht, die Sockelgarantie zu streichen, bekannt wurde. b) Die möglichen Verstöße gegen die in §§ 6 und 93 KV sowie § 15a FAG den kommunalen Landesverbänden eingeräumte institutionalisierte Einbeziehung in Gesetzgebungsverfahren und ihr Vorfeld bleiben verfassungsrechtlich folgenlos. Denn diese Normen des einfachen Gesetzesrechts setzen nicht ein verfassungsrechtliches Gebot um. Die Verfassung des Landes Mecklenburg-Vorpommern gibt den Kommunen und ihren Spitzenverbänden kein Recht auf eine derartige formalisierte Einbeziehung in das Gesetzgebungsverfahren und sein Vorfeld. Wie bereits gesagt, ist die institutionelle Garantie der kommunalen Selbstverwaltung darauf angelegt, durch die Gesetze ausgestaltet zu werden. Art. 72 Abs. 1 LV gewährleistet den Kommunen, die Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft eigenverantwortlich zu regeln. Dabei findet nach Art. 72 Abs. 1 S. 2 LV die Selbstverwaltung der Landkreise nach Maßgabe der Gesetze statt. Auch für die Selbstverwaltung der Gemeinden (Art. 72 Abs. 1 S. 1 LV) bilden die Gesetze den Rahmen. Sämtliche Hoheiten der Kommunen und deren Ausübung sind nicht nur durch ihre Entschließungen, sondern — in unterschiedlicher Intensität - auch durch Gesetze geprägt (vgl. Dreier in: ders., GG, Art. 28 Rn. 121 ff). Nach Art. 72 Abs. 4 LV ist durch die Aufsicht des Landes sicherzustellen, dass die Kommunen die Gesetze beachten. Diese Wechselbeziehungen, in denen der normative Einfluss des Staates auf die kommunale Selbstverwaltung deutlich wird, geben indessen keine Grundlage für die Annahme, die Landesverfassung gewährleiste als Ausfluss der kommunalen Selbstverwaltung eine förmliche — beratende — Teilhabe an der Gesetzgebung des Landes (vgl. VerfG LSA, Urt. v. 13.7.1999 — LVG 20/97 - , LVerfGE 10, 440, 453 f, 466 f = NVwZ-RR 2000, 1, 2 f, 7). VielLVerfGE 17
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mehr ist nach der Landesverfassung die Gesetzgebung eine ausschließlich dem Landtag gem. Art. 20 Abs. 1 S. 3 LV obliegende Kompetenz. Eine Erweiterung der am Gesetzgebungsverfahren Beteiligten bedürfte einer ausdrücklichen Regelung in der Landesverfassung. Zur Förderung der kommunalen Selbstverwaltung über ihren verfassungsrechtlich gesicherten Grundbestand hinaus, insbesondere ihrer administrativen Funktion, ist es dem Gesetzgeber unbenommen, bei Wahrung der Letztverantwortlichkeit des Landtages durch Gesetz den Kommunen für das Gesetzgebungsverfahren und dessen Vorfeld Anhörungs- und Beratungsrechte zu gewähren sowie Konsultationspflichten der Landesregierung festzulegen. Solche Normen sind die §§ 6 und 93 KV. Zutreffend verneint Glaser (Schweriner Kommentierung zur Kommunalverfassung, 3. Aufl. 2005, § 6 Rn. 7), dass eine Verletzung dieser Vorschriften mit einer Verfassungsbeschwerde gerügt werden kann. Wenn die gegenteilige Ansicht (H. Meyer ebd., § 93 Rn. 9) damit begründet wird, der Gesetzgeber habe die kommunale Selbstverwaltung um ein gesetzliches Mitwirkungsrecht bei der Vorbereitung kommunal relevanter Gesetze erweitert, so ist dem entgegenzuhalten, dass dies eben nicht auf der Ebene der Landesverfassung durch den verfassungsändernden Gesetzgeber (Art. 56 LV) geschehen ist. O b und gegebenenfalls wie die Landesverfassung hinsichtlich der förmlichen Einbeziehung der Kommunen bzw. ihrer Landesverbände ergänzt werden sollte, ist eine Frage der Verfassungspolitik. Die Verfassungen von sieben der dreizehn Flächenländer der Bundesrepublik Deutschland enthalten einschlägige Bestimmungen, nämlich die Verfassung des Landes Baden-Württemberg in Art. 71 Abs. 4, die Verfassung des Freistaates Bayern in Art. 83 Abs. 7, die Verfassung des Landes Brandenburg in Art. 97 Abs. 4, die Niedersächsische Verfassung in Art. 57 Abs. 6, die Verfassung des Saarlandes in Art. 124, die Verfassung des Freistaates Sachsen in Art. 84 Abs. 2 und die Verfassung des Freistaats Thüringen in Art. 91 Abs. 4. Ein allgemeines Verfassungsprinzip, das auch in den anderen Ländern gelten würde, kann daraus allerdings nicht entnommen werden. Für die Gesetzgebung des Landes spezifisch zum Finanzausgleich gilt nichts anderes. Aus Art. 72 Abs. 1 und 73 Abs. 2 LV lässt sich nicht folgern, dass in §§ 6 und 93 KV sowie in § 15a FAG ein verfassungsrechtliches Gebot umgesetzt worden wäre. Auch insoweit ist maßgeblich die Grundentscheidung der Landesverfassung, selber keine kommunale Beteiligung an der Gesetzgebung vorzusehen. Zwar hat der Staatsgerichtshof für das Land Baden-Württemberg (Urt. v. 10.5.1999 - GR 2/97 - , ESVGH 49, 241, 257 f) Anforderungen an einen intensiven Dialog zwischen dem Land und den Kommunen entwickelt. Indes ist in der dortigen Verfassung eine Anhörung ausdrücklich normiert. 4. Die Gründe für die Reduzierung bzw. Abschaffung der Sockelgarantie sind im Zusammenhang mit dem Gesetzgebungsverfahren hinreichend zum Ausdruck gekommen. Nach der Steuerschätzung vom November 2003 war die dramatische finanzielle Lage des Landes noch weitaus deutlicher geworden als zuvor. L V e r f G E 17
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Das Land sah bei sich einen überproportionalen Rückgang der Einnahmen im Vergleich 2u den Kommunen. Bei Fortbestand der Sockelgarantie hegte das Land die Erwartung, dass es trotz sinkender eigener Einnahmen weiterhin den in § 5 Abs. 6 a.F. FAG genannten Betrag würde leisten müssen und die durch den Gleichmäßigkeitsgrundsatz beabsichtigte gleichgewichtige Verteilung der Gesamteinnahmen von Land und Kommunen sich nicht würde erreichen lassen, so dass die Kommunen im Finanzausgleich von der Gesamtentwicklung abgekoppelt blieben. In dieser Lage wollten der Landtag und die Landesregierung den Gleichmäßigkeitsgrundsatz zu der faktischen Geltung bringen, die ihm bislang fehlte. Diese Gründe für die Gesetzesänderung sind zu erschließen aus den Materialien zum 5. FAG-Änderungsgesetz, zum Zweiten Nachtragshaushaltsgesetz 2003 (LTDrs. 4/945 v. 16.12.2003) und zum Haushaltsrechtsgesetz 2004/2005 (Beschlussempfehlung des Finanzausschusses, LT-Drs. 4/1036 v. 10.2.2004). Einer darüber hinausgehenden Darlegung im Gesetzgebungsverfahren zum 5. ÄGFAG bedurfte es nicht. Das Landesverfassungsgericht hat in seinem Urteil zum Zweiten Nachtragshaushaltsgesetz 2003 vom 7.7.2005 (LVerfG 7/04 = LVerfGE 16, 333 ff = LKV 2006, 23 = DVB1 2005, 1597), eine Darlegung im konkreten Gesetzgebungsverfahren für eine Überschreitung der Regelkreditobergrenze des Art. 65 Abs. 2 S. 1 LV verlangt. Das betrifft indessen einen eng umgrenzten Ausnahmetatbestand. Eine analoge Übertragung auf Gesetzgebungsverfahren, welche die Kommunen betreffen, ist nicht möglich. 5. Die Kommunen konnten nicht auf den Fortbestand der Sockelgarantie vertrauen. Der Vorschrift kam keine erhöhte Änderungsfestigkeit zu (s. o. 2.). Der Gesetzgeber darf — unter Beachtung rechtsstaatlicher Grundsätze — die Finanzausstattung der Kommunen durch Gesetz ändern. Ebenso hat das Landesverfassungsgericht Sachsen-Anhalt die Aufhebung einer der Sockelgarantie entsprechenden „Bestandsgarantie" gebilligt (Urt. v. 13.7.1999 - LVG 20/97 - , LVerfGE 10, 440, 465 = NVwZ-RR 2000,1,6). 6. Das 5. ÄGFAG kann nicht mit Erfolg deshalb angegriffen werden, weil es nach seinem Art. 3 nicht erst mit oder nach der Verkündung, sondern rückwirkend am 1.1.2004 in Kraft getreten ist. Im Falle, dass es sich um eine unzulässige Rückwirkung handele, käme ohnehin nur in Betracht, dass das Gesetz für den Zeitraum bis zum Tag der Verkündung verfassungswidrig wäre. Aber auch das ist nicht der Fall. Zwar gelten die im Rechtsstaatsprinzip des Art. 2 LV verankerten Verfassungsgrundsätze der Rechtssicherheit und des Vertrauensschutzes auch für die Kommunen, wenn der Gesetzgeber die kommunale Aufgabenwahrnehmung gesetzlich regelt (LVerfG M-V, Urt. v. 4.2.1999 - LVerfG 1/98 - , LVerfGE 10, 317, 330 = NordÖR 1999, 100 = LKV 1999, 319). Indessen ist durch das 5. ÄGFAG nicht die Aufgabenwahrnehmung geregelt worden, sondern — für das in diesem Zusammenhang interessierende damals laufende Haushaltsjahr 2004 — LVerfGE 17
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die Verminderung von Einnahmen. Dies ist mit den für die Rückwirkung von Gesetzen geltenden Prinzipien nicht zu erfassen. Die Änderung des Finanzausgleichsgesetzes stand in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Erlass des Haushaltsrechtsgesetzes 2004/2005. Der Zusammenhang war schon äußerlich gegeben; die Gesetze wurden im Landtag parallel beraten, beide am 4.3.2004 beschlossen und am 12.3.2004 verkündet. Vor allem bestand eine innere Beziehung. Haushaltsgesetze bestimmen jährlich über die Einnahmen und Ausgaben des Landes. Damit ist typischerweise die zeitgleiche Änderung von Sachgesetzen verbunden. Insbesondere aber erfordern Entscheidungen des Haushaltsgesetzgebers häufig eine Änderung des Finanzausgleichsgesetzes. Dieses ist dadurch geprägt, dass es der Jährlichkeit des Haushaltsgesetzes nahe steht, wie § 5 Abs. 1 S. 1 FAG zeigt. Nach Art. 61 Abs. 2 LV wird der Haushaltsplan vor Beginn des Haushaltsjahres durch ein Gesetz festgestellt. In der Praxis wird jedoch das Haushaltsgesetz nicht selten erst nach Beginn des Haushaltsjahres erlassen. Zu Beginn des Jahres 2004 gab es für dieses Jahr noch kein Haushaltsgesetz. Daher konnten die Kommunen ihre Haushaltspläne nur unter dem Vorbehalt aufstellen, dass der Umfang der ihnen aus dem Finanzausgleich verfügbaren Mittel noch nicht fest stand. Das Finanzausgleichsgesetz war objektiv anfällig dafür, im Zusammenhang mit dem künftigen Haushaltsgesetz geändert zu werden, zumal die angespannte Finanzlage des Landes allgemein bekannt war. Die Kommunen waren nicht dagegen geschützt, dass auch die Sockelgarantie auf dem Prüfstand stehen würde. Das war vielmehr erkennbar, nachdem im Entwurf des 5. ÄGFAG für das Jahr 2004 eine Absenkung der Sockelgarantie vorgesehen war, die noch über die später Gesetz gewordene Verminderung hinausging. III. Die Streichung der Sockelgarantie des § 5 Abs. 6 a.F. FAG für das Jahr 2005 bedeutet, dass die den Kommunen zuzuteilenden Finanzausgleichsleistungen sich nach dem Gleichmäßigkeitsgrundsatz des § 5 Abs. 1 S. 2 und 3 FAG in Verbindung mit der durch § 5 Abs. 2 S. 1 FAG festgelegten Quote der Kommunen von 33,92 vH bestimmt. Der Gleichmäßigkeitsgrundsatz, wie im Finanzausgleichsgesetz niedergelegt, ist ein geeignetes Instrument zur Sicherung einer angemessenen Finanzausstattung der Kommunen. Der Gleichmäßigkeitsgrundsatz trägt dem zur Angemessenheit gehörigen Element, dass die Verteilung der Finanzmittel zwischen Land und Kommunen gleichgewichtig ist und in einer angespannten Finanzlage die Verteilungssymmetrie einhält, Rechnung (vgl. NdsStGH, Urt. v. 16.5.2001 - StGH 6/99 - , NVwZRR 2001, 553, 557). Die Beseitigung der Sockelgarantie stellte sich aus der vertretbaren Sicht des Landes als Abschaffung eines dem System des Gleichmäßigkeitsgrundsatzes fremden Vorteils dar. Allerdings kann es so erscheinen, dass dem weiteren Element der Angemessenheit — nämlich dem Gebot, die Verteilung der LVerfGE 17
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Einnahmen nach den Ausgaben für die zu erfüllenden Aufgaben zu orientieren — nicht entsprochen wird. Bei genauerer Betrachtung ergibt sich indessen, dass dies nicht der Fall ist. 1. Der Gleichmäßigkeitsgrundsatz, wie er in § 5 Abs. 1 S. 3 FAG festgelegt ist, behandelt allerdings nur die Einnahmen. Danach entwickeln sich die Gesamteinnahmen der Kommunen aus eigenen Steuern und den Zuweisungen nach dem Finanzausgleichsgesetz gleichmäßig zu den dem Land verbleibenden Einnahmen aus Steuern, Zuweisungen aus dem Länderfinanzausgleich einschließlich der Bundesergänzungszuweisungen, abzüglich der den Kommunen zufließenden Finanzausgleichsleistungen. Indessen ist das Verhältnis der Einnahmen von Land und Kommunen nicht das bestimmende Verteilungsprinzip. Als Prinzip (nur) der Entwicklung setzt der Gleichmäßigkeitsgrundsatz einen Ausgangspunkt voraus, an dem die Entwicklung ansetzt. Dieser Ausgangspunkt muss von Verfassungs wegen aufgabenbezogen sein, und er ist es, wie nachfolgend ausgeführt, in Mecklenburg-Vorpommern auch gewesen. Ferner muss gewährleistet sein, dass bei der Entwicklung der Verteilung zwischen Land und Kommunen von dem Ausgangspunkt her der Bezug zu Gewicht und Umfang der Aufgaben und der mit ihnen verbundenen Ausgaben erhalten bleibt. Daher ist es notwendig, laufend zu beobachten, ob wegen Veränderungen in der Belastung mit Aufgaben und Ausgaben eine Veränderung in der Relation der Finanzmittel zwischen Land und Kommunen angezeigt oder geboten ist. Dem ist dadurch genügt, dass durch Gesetz eine solche Uberprüfung vorgeschrieben ist. 2. In den Verfassungsbeschwerdeverfahren ist von keiner Seite in Frage gestellt worden, dass bis zur Einführung des Gleichmäßigkeitsgrundsatzes durch das Haushaltsrechtsgesetz 2002/2003 die Verteilung zwischen dem Land und den Kommunen aufgabenbezogen gewesen ist. Gerade die vorherige Verteilung aber hat der Gesetzgeber als Ausgangspunkt für die Anwendung des Gleichmäßigkeitsgrundsatzes bei der weiteren Entwicklung festgelegt. Aus der Begründung des Entwurfs des Haushaltsrechtsgesetzes 2002/2003 (LT-Drs. 3/2200 v. 10.8.2001, S. 52) ergibt sich, dass im Hinblick auf die geplante Einführung des Gleichmäßigkeitsgrundsatzes die Finanzausgleichsleistungen der neuen Länder für das Jahr 2000 finanzwirtschaftlich untersucht und verglichen wurden mit dem Ergebnis, dass Mecklenburg-Vorpommern etwa in der Mitte bis zum oberen Rand des Spektrums gelegen habe. Ausgangspunkt für die Ermittlung des kommunalen Anteils war die Verteilung im Jahre 2001 auf der Basis des geltenden Haushaltsplans. Danach wurde für jenes Jahr ein rechnerischer Eigenfinanzanteil der Kommunen von 33,82 vH ermittelt. Der Anteil wurde bei Einführung des Gleichmäßigkeitsgrundsatzes in § 5 Abs. 2 S. 1 FAG auf 33,92 vH angehoben. 3. Verfassungswidrig wäre eine statische Fixierung auf das im Ausgangspunkt ermittelte Verhältnis der Einnahmen des Landes einerseits und der Gemeinden und Landkreise andererseits. Denn damit würde die verfassungsrechtlich geforLVerfGE 17
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derte Ausrichtung an den Aufgaben und den mit ihnen verbundenen Ausgaben verloren gehen. Der Gesetzgeber durfte jedoch von der Annahme ausgehen, dass wesentliche Veränderungen in der Aufgabenbelastung im Allgemeinen nicht plötzlich, sondern allmählich auftreten. Daher ist es nicht zu beanstanden, wenn in der Zeitschiene auf die Entwicklung der Einnahmen abgestellt wird. Das hat überdies den Vorteil von Transparenz und Berechenbarkeit. Jedoch muss laufend beobachtet werden, ob die mit einem unmodifizierten Gleichmäßigkeitsgrundsatz verbundene Vermutung, die aufgabenabhängigen Ausgaben und die Einnahmen entwickelten sich gleichmäßig, noch zutrifft. Dafür sind im Finanzausgleichsgesetz die notwendigen Vorkehrungen getroffen. Nach der Revisionsklausel des § 5 Abs. 2 S. 3 FAG ist im Abstand von vier Jahren zu überprüfen, ob aufgrund von Veränderungen im Aufgabenbestand oder aufgrund der Entwicklung der notwendigen Ausgaben im Verhältnis zwischen dem Land sowie den Gemeinden und Landkreisen die Finanzverteilung, die in den Quoten des Satzes 1 festgelegt ist, anzupassen ist. Die beschwerdeführenden Landkreise können mit ihrer Ansicht, der Abstand von vier Jahren sei zu lang, nicht durchdringen. Denn die Regelung steht einer Uberprüfung in kürzeren Abständen nicht entgegen. Dem nach § 5 Abs. 2 S. 5 FAG zuständigen Beirat für den kommunalen Finanzausgleich ist durch § 15a S. 4 FAG vorgeschrieben, dass er die Prüfung nach der Revisionsklausel unabhängig von den in ihr genannten Fristen vorbereitet. Die Landesregierung und die von ihr eingeschalteten Gremien haben die Pflicht zur dauernden Beobachtung, die gegebenenfalls auch schon vor Ablauf von vier Jahren in eine Handlungspflicht übergehen kann. Die Uberprüfung muss darauf angelegt sein, ein realistisches Bild über die Aufgaben und die aus ihrer Erfüllung folgenden Ausgaben zu gewinnen. Dazu weist das Landesverfassungsgericht darauf hin, dass zu dem Aufgabenbestand und zu den notwendigen Ausgaben iSv § 5 Abs. 2 S. 3 FAG für die Kommunen insbesondere auch der Bedarf für freiwillige Betätigung im Rahmen der Selbstverwaltung gehört, die auch in schlechten Zeiten möglich bleiben muss. Diese Auslegung ist durch Art. 72 Abs.l und Art. 73 Abs. 2 LV geboten. 4. Zu billigen ist, dass die nach dem Konnexitätsprinzip des Art. 72 Abs. 3 LV an die Kommunen zu erbringenden Ausgleichsleistungen nicht dem Gleichmäßigkeitsgrundsatz unterfallen. Nach § 2a Abs. 2 FAG werden jene Ausgleichsleistungen mit Beginn der wirksamen Aufgabenübertragung unabhängig von den Finanzausgleichsleistungen berechnet. Nach § 5 Abs. 3 FAG sind die finanziellen Ausgleiche aus der Anwendung des Konnexitätsgrundsatzes kein Bestandteil der nach § 5 Abs. 2 S. 1 ermittelten Finanzausgleichsleistungen. Damit unterbleibt eine Vermengung der beiden Leistungsarten. Auch im Rahmen des Konnexitätsprinzips des Art. 72 Abs. 3 LV ist die Kostenentwicklung bei der Erfüllung der jeweiligen öffentlichen Aufgabe zu beobachten und gegebenenfalls auf eine nachträglich entstandene Mehrbelastung zu reagieren (vgl. LVerfG M-V, Urt. v.
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26.1.2006 - LVerfG 15/04 (s. Abdruck in diesem Band) - , LKV 2006, 217 = NJ 2006, 171 m. Anm,]ut% = Der Überblick 2006, 152 m. Anm. Glaser). IV. Es lässt sich nicht feststellen, dass die Kommunen im Land MecklenburgVorpommern wegen zu geringer finanzieller Mittel nicht mehr in der Lage wären, ein Mindestmaß an freiwilligen Selbstverwaltungsaufgaben zu erledigen. Das zeigt eine Bewertung der Lage der Kommunen insgesamt (1.). Das Ergebnis wird dadurch bestätigt und untermauert, dass die Beschwerdeführer der vorliegenden Verfahren imstande sind, Aufgaben der freiwilligen Selbstverwaltung zu erfüllen (2.). 1. Zu der Einschätzung, dass die Kommunen in Mecklenburg-Vorpommern noch hinreichend freiwillige Aufgaben der Selbstverwaltung wahrnehmen können, gelangt das Landesverfassungsgericht dadurch, dass es die pro Kopf umgebrochene Finanzausstattung der Kommunen im Lande mit derjenigen der Kommunen in anderen Bundesländern verglichen hat. a) Einen solchen Vergleich hält das Landes Verfassungsgericht für aussagekräftig. Es stößt auf erhebliche Probleme, durch Prüfung der zahlreichen Parameter, die bei der Erfüllung der vielfältigen Aufgaben der Kommunen in ihren verschiedenen Wirkungskreisen eine Rolle spielen, eine verlässliche Grundlage für die verfassungsrechtliche Subsumtion zu finden. Eine entsprechende Schwierigkeit besteht für die Landesrechnungshöfe bei ihrer Finanzkontrolle über das jeweilige Land und seine Kommunen. Dort liegt, wie in der mündlichen Verhandlung bestätigt worden ist, ein ganz gewichtiger Schwerpunkt darin, dass Finanzdaten verglichen und hieraus Schlüsse gezogen werden. Vergleiche werden angestellt zwischen den Kommunen im jeweiligen Land und über das Land hinaus mit Kommunen im Bundesgebiet. Diese Methode hält das Landesverfassungsgericht für gleichermaßen angebracht bei der ihm obliegenden Prüfung, ob die Kommunen in Mecklenburg-Vorpommern mit den ihnen verfügbaren finanziellen Mitteln befähigt sind, sich hinreichend im Kernbereich zu betätigen. Da es um die Finanzausstattung der Kommunen insgesamt geht, hat das Landesverfassungsgericht zum Vergleich Finanzdaten aus anderen Ländern, die sich auf die Gesamtheit der dortigen Kommunen beziehen, ausgewertet. Eine gedankliche Voraussetzung dabei ist, dass jedenfalls dann, wenn für MecklenburgVorpommern in den jeweiligen Vergleichsgruppen die Werte überdurchschnittlich sind, ausgeschlossen werden kann, dass im Lande die Finanzausstattung das verfassungsrechtlich gebotene Minimum unterschreitet. Anderenfalls müsste unterstellt werden, dass in den „ärmeren" Ländern generell die finanzielle Komponente der verfassungsrechtlich gewährleisteten kommunalen Selbstverwaltung nicht gewahrt sei.
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b) Die Gesamteinnahmen der Kommunen pro Kopf haben in MecklenburgVorpommern im Jahr 2004 nach dem Jahresbericht des Landesrechnungshofes 2005 (S. 73; abgedruckt auch als Unterrichtung durch den Landesrechnungshof, LT-Drs. 4/1940 v. 28.11.2005) mit 1634 Euro (einschließlich 908 Euro laufende Zuweisungen und Zuschüsse vom Land) deutlich vor dem Durchschnitt der finanzschwachen Flächenländer West (Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Saarland) mit 1477 (485) Euro, Sachsen mit 1470 (734) Euro und Saarland mit 1304 (402) Euro gelegen. Trotz der Absenkung der Sockelgarantie bestand im Jahr 2004 eine überdurchschnittliche Finanzausstattung der Kommunen des Landes in der Vergleichsgruppe. Ihre im Vergleich geringeren eigenen Einnahmen wurden durch Zuweisungen und Zuschüsse mehr als kompensiert. Nach den Ausführungen des Präsidenten des Landesrechnungshofes in der mündlichen Verhandlung haben die Kommunen in Mecklenburg-Vorpommern im Jahre 2004 an laufenden Zuweisungen (für den konsumtiven Bereich) im Finanzausgleich pro Einwohner 899 Euro erhalten, die Kommunen der übrigen ostdeutschen Flächenländer im Durchschnitt 835 Euro. Für das Jahr 2005 hat die Landesregierung eine Umfrage unter den Kommunalreferenten der Finanzressorts gehalten. Auf dieser Grundlage hat sie in ihrer Mittelfristigen Finanzplanung 2005-2009 (Anlage zu LT-Drs. 4/1799 v. 23.8.2005, S. 45) festgestellt, dass die Kommunen in Mecklenburg-Vorpommern mit Zuweisungen pro Einwohner von 695 Euro gemäß dem Finanzausgleichsgesetz und von 1387 Euro insgesamt die höchsten Zuweisungen erhalten haben. Im Durchschnitt entfielen auf jeden Einwohner der neuen Bundesländer (ohne Mecklenburg-Vorpommern) 638 bzw. 1223 Euro. Aus diesen Finanzdaten ergibt sich, dass der Fortfall der Sockelgarantie mit dem Übergang auf die auch faktische Anwendung des Gleichmäßigkeitsgrundsatzes eine Annäherung der kommunalen Finanzausstattung — von einem höheren Niveau her — an die Normalität der „ärmeren", insbesondere der ostdeutschen Flächenländer bedeutet. c) Das Landesverfassungsgericht verkennt nicht, dass Vergleichbarkeit zwischen den Ländern ihre Grenzen hat. So gibt es zwischen den Ländern Unterschiede darin, welche Aufgaben staatlich und welche kommunal erfüllt werden. Auch ist dafür, wieweit die Kommunen freiwillige Aufgaben der Selbstverwaltung wahrnehmen können, von Bedeutung, in welchem Umfang landesgesetzlich Selbstverwaltungsaufgaben für pflichtig erklärt worden sind. Ferner fallen Fläche und Einwohnerzahl der Kommunen ins Gewicht. Auch können Besonderheiten der Flächen- und Bevölkerungsstruktur des Landes nicht außer Acht gelassen werden. Darüber sind Daten in dem Gutachten von Albers (Die Finanzlage der Landkreise in Mecklenburg-Vorpommern, unter besonderer Berücksichtigung der Landkreise Ostvorpommern, Parchim, Rügen, Uecker-Randow, Anlage 13 in LVerfG 1/05) enthalten, das im Vorfeld der Verfassungsbeschwerden für den Landkreistag Mecklenburg-Vorpommern erstellt LVerfGE 17
Angemessene Finanzausstattung der Kommunen
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worden ist. Dort ist für Zeiträume von 2000 und später unter anderem angegeben: Mecklenburg-Vorpommern ist ein großes Flächenland mit weitgehend ländlicher Struktur und sehr dünner Besiedlung. In den 12 Landkreisen lebten 69,1% der insgesamt 1,7 Mio. Einwohner. Im Durchschnitt der Bundesrepublik lebten 230,4 Einwohner je qkm, in Mecklenburg-Vorpommern 75,0. Gegenüber der Bundesrepublik mit durchschnittlich 11,0% (2004) war die Arbeitslosenquote im Land mit 21,2% nahezu doppelt so hoch. Das führte einerseits zu geringen Steuereinnahmen und andererseits zu hohen kommunalen Ausgaben für Sozialleistungen. Die Sterberate überstieg die Geburtenrate weitaus mehr als im Durchschnitt der Bundesrepublik. Die Abwanderung ist deutlich höher als die Zuwanderung. Die Altersstruktur ist unausgewogen mit einem großen Anteil von über 65-Jährigen, wenigen 0-5-Jährigen und überdurchschnittlich vielen 5-18-Jährigen. Auch daraus folgt eine hohe finanzwirtschaftliche Belastung der Kommunen. d) Diese fortbestehenden Faktoren sind gewichtig. Auch wenn es sie in Rechnung stellt, gelangt das Landesverfassungsgericht zu dem Ergebnis, dass eine verfassungswidrige Unzulänglichkeit der kommunalen Finanzausstattung in Mecklenburg-Vorpommern nicht festzustellen ist. Durch Faktoren wie hohe Arbeitslosigkeit, beträchtlichen Abwanderungsüberschuss oder unausgewogene Altersstruktur sind die anderen ostdeutschen Flächenländer - meistens ähnlich, teilweise auch weniger — betroffen. Geringe Siedlungsdichte gibt es auch anderswo, zum Beispiel in weiten Teilen des Landes Brandenburg wie auch im Lande Sachsen-Anhalt. Hinzu kommt, dass die nachteiligen strukturellen Besonderheiten ebenso wie die Kommunen auch das Land belasten. Die staatliche und die kommunale Ebene haben in ihrer jeweiligen Verantwortung und zugleich kooperativ in der Gesamtverantwortung für das Wohl des Landes insgesamt die angespannte Lage der öffentlichen Haushalte zu bewältigen. Ein statisches Festhalten an der den Kommunen einst durch § 5 Abs. 6 a.F. FAG garantierten verrechnungsfreien Finanzausstattung ist nicht durch die Landesverfassung geboten. 2. Auch auf die konkrete Finanzsituation der einzelnen beschwerdeführenden Kommunen bezogen, vermag das Landesverfassungsgericht nicht festzustellen, dass sie über keinen finanziellen Spielraum für ein Mindestmaß an freiwilliger Selbstverwaltung verfugen. Die von ihnen eingereichten Unterlagen lassen zwar erkennen, dass ihre finanzielle Situation angespannt ist. Sie belegen aber auch, dass die Beschwerdeführer noch über hinreichende, wirtschaftlich und sparsam einzusetzende Mittel zur Wahrnehmung freiwilliger Aufgaben verfügten. a) Der Landkreis Rügen hat für seinen Verwaltungshaushalt in den Jahren 2004 und 2005 die freiwilligen Selbstverwaltungsaufgaben aufgegliedert (Anlage 17 in LVerfG 1/05). Danach standen Mittel für das Theater Putbus mit einem Ausgabenvolumen von 904.700 Euro (Plan 2004) und 959.600 Euro (Plan 2005) sowie für eine Musikschule mit einem Ausgabenvolumen von 483.500 Euro (Plan LVerfGE 17
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Landesverfassungsgericht Mecklenburg-Vorpommern
2004) und 471.100 Euro (Plan 2005) zur Verfügung. Ferner hat der Kreis im Rahmen der Wahrnehmung freiwilliger Aufgaben unter anderem Geschäftsausgaben der Fraktionen finanziert sowie Zuschüsse für präventive Jugendarbeit, für Sportförderung, für „Partnerschaften", für ein „Frauentreff', für das Frauenschutzhaus, für den Tourismusverband, für „Wirtschaftsförderung/Tourismus", für die „Internationale Arbeit", für die „Bildungs- und Beschäftigungsgesellschaft Rügen", für soziale Verbände und Vereine, für den Seniorenbeirat und für „Kultur" geleistet. Weiter hat der Kreis den Verkehrslandeplatz Güttin betrieben und — in nicht unerheblichem Umfang — Mitgliedsbeiträge an Verbände und Vereine gezahlt. Im Übrigen hat der Landkreis Rügen den „Anteil freiwilliger Aufgaben am Ausgabenvolumen" für das Jahr 2003 mit 4,1%, für das Jahr 2004 mit 3,3% und für das Jahr 2005 mit 1,68% berechnet. Abgesehen davon, dass es — wie bereits ausgeführt — entgegen der Auffassung der Beschwerdeführer auf eine nach der tatsächlichen Haushaltslage vorhandene „freie Spitze" nicht ankommen kann, hat der Kreis lediglich die Zuschüsse ins Verhältnis zum Verwaltungshaushaltsvolumen gesetzt. Der Umfang der wahrgenommenen Selbstverwaltungsaufgaben ergibt sich aber nicht schon aus den für sie verwendeten Zuschüssen, sondern erst aus den dafür insgesamt verwendeten Mitteln einschließlich der eigenen Einnahmen. Denn freiwillige Selbstverwaltungsaufgaben bleiben auch dann Ausdruck einer angemessenen kraftvollen und sinnvollen autonomen Betätigung der Gemeinden und Landkreise (vgl. LVerfG M-V, Urt. v. 18.12.2003, LVerfGE 14, 293, 302; StGH Bad.-Württ, Urt. v. 10.5.1999 - GR 2/97 - , JZ 1999, 1049), wenn sie durch Einnahmen finanziert werden (Lohse Kommunale Aufgaben, Kommunaler Finanzausgleich und Konnexitätsprinzip, 2005, S. 125). Wie in der mündlichen Verhandlung im Einzelnen erörtert, stehen den Kommunen für die Wahrnehmung von Selbstverwaltungsaufgaben auch die tatsächlich erzielten oder bei Ausschöpfung aller Möglichkeiten erzielbaren Einnahmen (einschließlich der Zuschüsse Dritter) zur Verfügung. Die Ausgaben des Landkreises Rügen für freiwillige Selbstverwaltungsaufgaben betragen nach der vorgelegten Aufstellung (Anlage 17 in LVerfG 1/05) nach dem Haushaltsplan 4.676.900 Euro für das Jahr 2004 und damit ca. 8% des Verwaltungshaushaltsvolumens. Im Haushaltsplan für das Jahr 2005 sind Ausgaben für freiwillige Aufgaben in Höhe von 2.151.400 Euro, die ca. 3,12% des Verwaltungshaushaltsvolumens ausmachen, aufgelistet. b) Ähnlich verhält es sich mit der Finanzsituation des Landkreises UeckerRandow bei der Wahrnehmung freiwilliger Selbstverwaltungsaufgaben. Aus der von dem Kreis vorgelegten Ubersicht (Anlage 25 in LVerfG 1/05) ergibt sich, dass er Mittel für soziale, kulturelle und wirtschaftliche Vereine, Verbände und Einrichtungen in Höhe von 1.121.300 Euro (Plan 2004) bzw. 1.397.450 Euro (Plan 2005) eingestellt hat. Für beide Jahre war ein Zuschuss von jeweils 98.600 Euro für die Stadt- und Kreisbibliothek eingeplant; eine Kreismusikschule LVerfGE 17
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ist eingerichtet. Der Personalkostenanteil im Rahmen der freiwilligen Selbstverwaltungsaufgaben beträgt 588.100 Euro im Haushalt 2004 und 925.900 Euro im Haushalt 2005. Für „Honorare" sind 96.000 Euro in 2004 und 91.500 Euro in 2005 eingeplant worden. Soweit der Beschwerdeführer den „Anteil der freiwilligen Selbstverwaltungsangelegenheiten an den Gesamtausgaben" für 2004 mit 1,24% und für 2005 mit 1,26% der Ausgaben des jeweiligen Verwaltungshaushalts angibt, sind hier ebenfalls ersichtlich nicht die Gesamtausgaben für die Wahrnehmung der Selbstverwaltungsaufgaben, sondern lediglich die Zuschüsse ins Verhältnis zum Gesamtausgabenvolumen des Verwaltungshaushalts gesetzt worden. c) Die Stadt Wolgast hat eine „Ubersicht über die Verwendung der Zuweisungen für übergemeindliche Aufgaben nach § 10e FAG" vorgelegt (Anlage 2 in LVerfG 5/05). Nach ihrem eigenen Vortrag werden ca. 10% des Verwaltungshaushaltsvolumens auf Selbstverwaltungsaufgaben verwandt, wenn man auf die Ausgaben in diesem Bereich abstelle. Zieht man davon die Ausgaben für die Freiwillige Feuerwehr als pflichtige Selbstverwaltungsaufgabe in Höhe von 277.200 Euro (2004) bzw. 287.600 Euro (2005) ab, stehen der Stadt nach ihrem eigenen Vorbringen jedenfalls mehr als die von ihr selbst für die Wahrnehmung freiwilliger Selbstverwaltungsaufgaben mindestens zu Grunde zu legenden 5% des Verwaltungshaushalts zur Verfügung, unter anderem für ein Museum, das RungeHaus, eine Bibliothek, für Heimat- und Denkmalpflege, für ein Jugendhaus, für Sportförderung und Sportstätten, für einen Tierpark und für die „Wolgast Information". Soweit die Beschwerdeführerin geltend macht, dass die Selbstverwaltungsaufgaben auch in ihrer Funktion als Mittelzentrum und damit nicht nur für die Stadt wahrgenommen werden, erhält sie neben den allgemeinen Schlüsselzuweisungen Zweckzuweisungen gem. § 10e FAG, die als Vorwegabzug von der gesamten Finanzausgleichsmasse ausgestaltet sind. d) Die Gemeinde Mönchhagen hat für das Haushaltsjahr 2004 Ausgaben in Höhe von 730.000 Euro in den Verwaltungshaushalt eingestellt. Nach ihren eigenen Angaben verwendet sie davon 4,27% (ca. 31.200 Euro) für freiwillige Selbstverwaltungsaufgaben, nämlich für die Entlohnung eines Gemeindearbeiters, für die Kameradschaftskasse der Feuerwehr, für einen Jugendclub sowie für die Seniorenbetreuung. Im Übrigen kann bei der Bewertung der finanziellen Situation der Gemeinde im Hinblick auf die Möglichkeit, Selbstverwaltungsaufgaben durchzuführen, nicht unberücksichtigt bleiben, dass die Gemeinde von finanziellen Lasten betroffen ist, die auf eigenen Fehleinschätzungen aus der Vergangenheit beruhen. Sie muss eine jährliche Zins- und Tilgungslast von 80.000 Euro für den Kauf eines Grundstücks von der Treuhand im Jahre 1995 tragen. Das Grundstück war für ein Baugebiet geplant, das später nicht realisiert werden konnte. Allein diese Summe macht einen Anteil von ca. 11% am Verwaltungshaushalt aus. e) Danach entsprechen die beschwerdeführenden Landkreise und Gemeinden dem Typus von Kommunen, die durch Wahrnehmung von freiwilligen AufLVerfGE 17
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Landesverfassungsgericht Mecklenburg-Vorpommern
gaben der Selbstverwaltung ihre Identität prägen. Sie zeigen Profil in der Förderung sozialer Angelegenheiten sowie des Vereinslebens. Abgesehen von der kleinen Gemeinde Mönchhagen widmen die Beschwerdeführer sich auch nachhaltig der Kultur. D. Nach § 32 Abs. 1 LVerfGG ist das Verfahren vor dem Landesverfassungsgericht kostenfrei. Das Landesverfassungsgericht ordnet gem. § 33 Abs. 2 LVerfGG an, dass das Land Mecklenburg-Vorpommern den Beschwerdeführern ein Viertel ihrer notwendigen Auslagen zu erstatten hat. Das ist angemessen, da sie durch ihre Verfassungsbeschwerden dem Landesverfassungsgericht Gelegenheit gegeben haben, zum gemeinen Wohl wichtige Fragen zur Auslegung der Verfassung des Landes Mecklenburg-Vorpommern zu klären.
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Entscheidungen des Verfassungsgerichtshofes des Saarlandes
Die amtierenden und stellvertretenden Richterinnen und Richter des Verfassungsgerichtshofs des Saarlandes Prof. Dr. Roland Rixecker, Präsident (Prof. Dr. Heike Jung) Prof. Dr. Elmar Wadle, Vizepräsident (Nikolaus Weber) Otto Dietz (Dieter Knicker) Prof. Dr. Günter Ellscheid (Thomas Caspar) Monika Hermanns (Steffen Dick-Küstenmacher) Ulrich André (Rainer Hoffmann) Hans-Georg Warken (Heidrun Quack) Prof. Dr. Rudolf Wendt (Gerhard Krämer)
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Zulässigkeit eines Volksbegehrens
Nr. 1 1. Der einem Volksbegehren zugrunde liegende Gesetzentwurf ist nur dann nicht mit Gründen versehen, wenn seine Begründung lediglich eine formelhafte, den Wortlaut des Entwurfs wiederholende Darstellung enthält. 2. Der Zulassung eines Volksbegehrens kann entgegenstehen, wenn der ihm zugrunde liegende Gesetzentwurf auf eine Rechtslage Bezug nimmt, die sich bis zur Entscheidung über die Zulassung in wesentlichen Teilen geändert hat. 3. Art. 99 Abs. 1 S. 3 SVerf entzieht mit seiner Regelung der Unzulässigkeit von Volksbegehren über „finanzwirksame Gesetze" alle Regelungen dem Plebiszit, deren materielle Umsetzung finanzielle Folgen — unabhängig von ihrer absoluten oder relativen Höhe und unabhängig von ihrer Relevanz für den Haushaltsausgleich - hat.* Verfassung des Saarlandes Art. 60; 97 Nr. 4; 99 Gesetz über den Verfassungsgerichtshof §§ 9 Nr. 9; 50 Volksabstimmungsgesetz § 2
Urteil vom 23. Januar 2006 - Lv 3/05 in dem Verfahren über die Anfechtung der Nichtzulassung eines Volksbegehrens des Vertrauensmannes für das Volksbegehren „Rettet die Grundschulen im Saarland! — Für eine bessere Bildung unserer Kinder!", Herrn B.S., Stellvertreter Herr j.D. - Antragsteller — Prozessbevollmächtigte: Rechtsanwälte gegen die Regierung des Saarlandes, vertreten durch den Ministerpräsidenten, Herrn P.M., dieser vertreten durch die Ministerin für Inneres, Familien, Frauen und Sport des Saarlandes, Frau A.K., Franz-Josef-Röder-Str. 21, 66119 Saarbrücken — Antragsgegnerin — Nichtamtliche Leitsätze LVerfGE 17
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Verfassungsgerichtshof des Saarlandes
Prozessbevollmächtigter: Entscheidungs formel: 1) Der Antrag wird zurückgewiesen. 2) Die Antragsgegnerin hat dem Antragsteller seine außergerichtlichen Auslagen zu erstatten. 3) Der Gegenstandswert wird auf 100.000€ festgesetzt. Gründe: A. Der Antragsteller wendet sich gegen die Ablehnung seines Antrags, das Volksbegehren „Rettet die Grundschulen im Saarland! — Für eine bessere Bildung unserer Kinder!" zuzulassen. Seit Jahren rückläufige Zahlen von Schulanfängern veranlassten die Regierung des Saarlandes, am 28.1.2005 einen Entwurf eines Gesetzes zur Änderung schulrechtlicher Vorschriften vorzulegen. Sein Gegenstand war — unter anderem — die Änderung der Vorschrift des bis dahin geltenden Gesetzes Nr. 812 zur Ordnung des Schulwesens im Saarland (SchoG), die die Voraussetzungen eines geordneten Schulbetriebes regelte. § 9 SchoG lautete - in der Fassung der Bekanntmachung des Schulordnungsgesetzes vom 21.8.1996 (Amtsbl. S. 846, Amtsbl. 1997 S. 147), zuletzt geändert durch das Gesetz vom 23.6.2004 (Amtsbl. S. 510) wie folgt: „§ 9 Geordneter Schulbetrieb. (1) Schulen sollen eine Größe haben, die eine fruchtbare Unterrichts- und Erziehungsarbeit gewährleistet, eine Differenzierung des Unterrichts erlaubt und einen zweckmäßigen und wirtschaftlichen Einsatz von personellen und sächlichen Mitteln sichert (geordneter Schulbetrieb). (2) Ein geordneter Schulbetrieb ist noch gewährleistet, wenn 1.
Grundschulen wenigstens eine Klasse je Klassenstufe,
2.
Erweiterte Realschulen, Gesamtschulen und Gymnasien wenigstens jeweils drei Klassen je Klassenstufe,
3.
Berufsschulen in den Fachklassen der jeweils zugeordneten Ausbildungsberufe jeweils eine Klasse je zugeordneter Stufe (Grundstufe, Fachstufen),
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Zulässigkeit eines Volksbegehrens
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4.
andere Formen der beruflichen Schulen in der Unterstufe (Eingangsklassenstufe) wenigstens jeweils zwei Klassen und
5.
Schulen fur Behinderte wenigstens vier Klassen aufweisen.
(3) Die Schulaufsichtsbehörde hat für die Gewährleistung eines geordneten Schulbetriebes Sorge zu tragen. Sie kann zu diesem Zweck Schulen schließen, mit anderen Schulen zusammenlegen, jahrgangsübergreifenden Unterricht anordnen oder Schüler einzelner Klassenstufen anderen Schulen zuweisen. Außerdem kann sie Kooperationen von räumlich zusammengefassten oder benachbarten Schulen anordnen; näheres regelt die Schulaufsichtsbehörde durch Rechtsverordnung. (4) Bei nicht nur vorübergehender Unterschreitung der in Absatz 2 angegebenen Mindestvorgaben können Schulen ausnahmsweise fortgeführt werden, wenn der Maßnahme wichtige pädagogische, organisatorische oder siedlungsstrukturelle Gründe entgegenstehen." Der eingebrachte Entwurf der Landesregierung sah vor, dass Voraussetzung eines geordneten Schulbetriebs in der Grundschule die Bildung von zwei Klassen je Klassenstufe sei. Zur Begründung wurde ausgeführt, Schulen sollten eine Größe haben, die eine fruchtbare Unterrichts- und Erziehungsarbeit gewährleisteten. Diese Voraussetzung sei zum Teil nicht mehr erfüllt. Die Grundschulen verzeichneten eine Verringerung der Schülerzahlen. Habe es 1997 im Saarland noch ca. 12.000 Schulanfänger gegeben, so seien es im laufenden Schuljahr nur noch rund 9.200, 2010 würden es nur noch etwa 8.000 sein. Der Schülerschwund habe bewirkt, dass in vielen einzügigen Grundschulen nur noch die Bildung von Zwergklassen möglich sei. In manchen Grundschulen hätten bereits je zwei Jahrgangs stufen zu kombinierten Klassen zusammengefasst werden müssen. Die hohe Siedlungsdichte des Saarlandes lasse es zu, nach dem Vorbild anderer Bundesländer eine zweckmäßige Größe von Grundschulen dadurch zu erreichen, dass für einen geordneten Schulbetrieb künftig grundsätzlich die Zweizügigkeit verlangt werde. Der von der Regierung des Saarlandes am 9.3.2005 im Landtag eingebrachte Entwurf wurde mit wenigen Änderungen als Gesetz am 11.5.2005 verabschiedet und im Amtsblatt am 12.5.2005 verkündet (Amtsbl. S. 687). Die maßgeblichen Vorschriften lauten in der danach geltenden Fassung „§ 9 Geordneter Schulbetrieb. (1) Schulen sollen eine Größe haben, die eine fruchtbare Unterrichts- und Erziehungsarbeit gewährleistet, eine Differenzierung des Unterrichts erlaubt und einen zweckmäßigen und wirtschaftlichen Einsatz von personellen und sächlichen Mitteln sichert (geordneter Schulbetrieb). (2) Ein geordneter Schulbetrieb ist noch gewährleistet, wenn
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Grundschulen wenigstens zwei Klassen je Klassenstufe,
2. Erweiterte Realschulen, Gesamtschulen und Gymnasien wenigstens jeweils drei Klassen je Klassenstufe, 3.
Berufsschulen in den Fachklassen der jeweils zugeordneten Ausbildungsberufe jeweils eine Klasse je zugeordneter Stufe (Grundstufe, Fachstufen),
4.
andere Formen der beruflichen Schulen in der Unterstufe (Eingangsklassenstufe) wenigstens jeweils zwei Klassen und
5.
Schulen fiir Behinderte wenigstens vier Klassen aufweisen.
(3) Die Schulaufsichtsbehörde hat für die Gewährleistung eines geordneten Schulbetriebes Sorge zu tragen. Sie kann zu diesem Zweck Schulen schließen, mit anderen Schulen zusammenlegen, jahrgangsübergreifenden Unterricht anordnen oder Schüler einzelner Klassenstufen anderen Schulen zuweisen. Außerdem kann sie Kooperationen von räumlich zusammengefassten oder benachbarten Schulen anordnen; näheres regelt die Schulaufsichtsbehörde durch Rechtsverordnung. (4) Bei Unterschreitung der in Absatz 2 angegebenen Mindestvorgaben können Schulen ausnahmsweise fortgeführt werden, wenn der Maßnahme wichtige pädagogische, organisatorische oder siedlungsstrukturelle Gründe entgegenstehen. (5) Schulen, die die Anforderungen des Abs. 2 voraussichtlich binnen 5 Jahren unterschreiten, können auf Antrag des Schulträgers oder zur Umsetzung einer Schulentwicklungsplanung des Landes geschlossen oder mit anderen Schulen zusammen gelegt werden, Abs. 4 gilt entsprechend." Art. 5 des Gesetzes bestimmte, dass es am Tag nach seiner Verkündung — also am 13.5.2005 - in Kraft trat. A m 22.2.2005 hatte der Antragsteller einen Antrag auf Zulassung eines Volksbegehrens „Rettet die Grundschulen im Saarland! - Für eine bessere Bildung unserer Kinder!" an das Ministerium für Inneres, Familie, Frauen und Sport gestellt. Ihm waren ein Entwurf eines Gesetzes zur Änderung schulrechtlicher Vorschriften sowie die Unterschriften von deutlich mehr als 5000 Stimmberechtigten beigefugt. Der Entwurf hat folgenden Wortlaut: ..Entwurf Gesetz zur Änderung schulrechtlicher Vorschriften Vom ... Der Landtag wolle beschließen:
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Artikel 1 Änderung des Schulordnungsgesetzes Das Gesetz Nr. 812 zur Ordnung des Schulwesens im Saarland (Schulordnungsgesetz) in der Fassung der Bekanntmachung vom 21. August 1996, (Amtsbl. S. 846, Ber. 12.02.1997, Amtsbl. S. 147) zuletzt geändert durch das Gesetz vom 23. Juni 2004 (Amtsbl. S. 1510) wird wie folgt geändert: § 9 Abs. 2 Nr. 1 wird wie folgt geändert: 1. „Grundschulen mit vier aufsteigenden Klassen geführt werden können und in jeder Klassenstufe wenigstens 13 Schülerinnen und Schüler vorhanden sind." In § 9 Abs. 2 wird folgender Satz 2 eingefügt: „Grundschulen, die die Vorgaben des Abs. 2 Nr. 1 nicht erfüllen, sind auch dann fortzuführen, wenn durch die Organisation jahrgangsübergreifenden Unterrichts wenigstens zwei Klassen gebildet werden können. Artikel 2 In-Kraft-Treten Dieses Gesetz tritt mit Wirkung vom 1. August 2005 in Kraft. Begründung: Der durch die demographische Entwicklung bedingte Rückgang der Schülerzahlen macht es erforderlich, den § 9 des Schulordnungsgesetzes mit dem Ziel zu novellieren, die wohnortnahe Grundschule zu erhalten. Neben der Wohnortnähe ist bei der Novellierung des § 9 des Schulordnungsgesetzes auch die Leistungsfähigkeit des Bildungsangebotes und die Finanzierbarkeit zu berücksichtigen. Dass kleine, ortsnahe Grundschulen ausgezeichnete Möglichkeiten bieten, Erziehung und Unterricht besonders kindgerecht und zeitgemäß zu gestalten, ist durch Studien hinreichend belegt. Das gilt auch dann, wenn es notwendig ist, Klassenstufen zusammenzufassen und jahrgangsübergreifenden Unterricht zu organisieren. Erfahrungen mit jahrgangsübergreifendem Unterricht zeigen, dass Kinder in altersgemischten Gruppen gezielt gefördert werden können. Klassenübergreifendes Unterrichten erweist sich auch im Umgang mit großen Leistungsunterschieden als besonders geeignet. Wesentliche Mehrkosten werden gegenüber dem derzeit geltenden Schulordnungsgesetz durch die geplante Novellierung des § 9 nicht entstehen.
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Verfassungsgerichtshof des Saarlandes
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Jahrgangsübergreifender Unterricht kann sogar zu Einsparungen führen. Durch die geplante Regelung wird gewährleistet, dass keine Transportkosten aufgrund von Grundschulschließungen entstehen." Die Regierung des Saarlandes hat den Antrag - wie dem Antragsteller mit einem am selben Tag zugestellten Bescheid des Ministeriums für Inneres, Familie, Frauen und Sport bekannt gegeben worden ist — am 17.5.2005 abgelehnt. Zur Begründung hat sie ausgeführt, das Volksbegehren sei unzulässig. Die Zulässigkeit scheitere schon daran, dass der dem Antrag zugrunde liegende Gesetzentwurf sich auf ein nicht mehr geltendes Gesetz — nämlich das Schulordnungsgesetz in der vor dem 13.5.2005 geltenden Fassung — beziehe und in seinem Art. 2 eine rechtsstaatswidrige Rückwirkung vorsehe. Vor allem aber stelle der dem Antrag zugrunde liegende Entwurf ein finanzwirksames Gesetz dar, denn das Volksbegehren ziele darauf ab, möglichst viele Grundschulen zu erhalten, würde also die Schließung von Grundschulen erschweren und dadurch höhere Personalkosten verursachen. Die Mehrkosten beliefen sich in dem Zeitraum der Schuljahre 2005/2006 bis 2010/2011 auf rund 40 Millionen Euro. Dagegen wendet sich der Antragsteller mit seinem am 17.6.2005 eingegangenen Anfechtungsantrag. Die von der Regierung des Saarlandes geäußerten formellen Bedenken seien im Verfahren korrigierbar; zu einer Berichtigung sei er bereit. Der Antragsteller meint, Art. 99 Abs. 1 S. 3 SVerf schließe zwar aus, dass über finanzwirksame Gesetze ein Volksbegehren stattfinde. In Ubereinstimmung mit der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts und der Rechtsprechung anderer Landesverfassungsgerichte komme es insoweit jedoch darauf an, ob das Gesetz, das Gegenstand des Volksbegehrens sein solle, das Budgetrecht des Parlaments wesentlich beeinträchtige, also zu gewichtigen staatlichen Ausgaben führe und so das Gleichgewicht des Haushalts störe. Den durch das Gesetz zur Änderung schulrechtlicher Vorschriften vom 11.5.2005 erzielbaren Einsparungen stünden aber — abgesehen davon, dass die Regierung des Saarlandes eine Erweiterung der Stundentafel für die beiden ersten Schuljahre plane — Mehrkosten der Gemeinden für die Beförderung betroffener Schülerinnen und Schüler zu dem neuen Grundschulstandort gegenüber. Die bei Inkrafttreten des dem Volksbegehren zugrunde liegenden Gesetzentwurfs zu erwartenden Mehrkosten beliefen sich, wie der Antragsteller im einzelnen vorgetragen hat, unter Berücksichtigung von Einsparungen unter anderem bei den Schülerbeförderungskosten Jahr für Jahr auf einen Betrag, der zwischen 0,02% und 0,07% des Gesamthaushalts liege. Der Antragsteller beantragt, 1) die Entscheidung der Regierung des Saarlandes vom 17.5.2005, mit welcher der Antrag auf Zulassung eines Volksbegehrens „Rettet die Grundschulen im Saarland! - Für eine bessere Bildung unserer Kinder!" als unzulässig abgelehnt wurde, aufzuheben,
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2) das Volksbegehren zuzulassen.
Die Antragsgegnerin beantragt, den Antrag zurückzuweisen. Die Regierung des Saarlandes vertritt die Auffassung, der dem Volksbegehren zugrunde liegende Gesetzentwurf sei bereits aus den ihrem Bescheid zugrunde liegenden formellen Mängeln nicht abstimmungsfähig. In der Sache verstoße die das Inkrafttreten betreffende Regelung gegen das Rechtsstaatsprinzip. Sie greife nachträglich ändernd in abgewickelte Sachverhalte ein, weil die Schließungen und Zusammenlegungen von Grundschulen auf der Grundlage des zum 13.5.2005 in Kraft getretenen Rechts fur rechtswidrig erklärt würden, soweit sie zwischen den 1.8.2005 und den Termin einer Verkündung des Volksgesetzes fielen. Die dem Gesetzentwurf beigefügte Begründung sei rechtlich unzulänglich. Sie thematisiere das Verhältnis der dort vorgesehenen künftigen Schulstruktur zu den Zielen des Schulordnungsrechts und den Erfordernissen eines nationalen und internationalen Leistungsvergleichs nicht. Vor allem aber stehe Art. 99 Abs. 1 S. 3 SVerf dem Volksbegehren entgegen. Das durch das Volksbegehren vorgeschlagene Gesetz berühre den Landeshaushalt mittelbar, indem es verhindere, die Ausgaben für das Grundschulwesen zu senken. Denn Grundschulen müssten auch dann fortgeführt werden, wenn an ihnen lediglich zwei Klassen gebildet werden könnten. Das führe zu einer Bestandsgarantie bestehender Zwerggrundschulen und verstetige die dafür aufzuwendenden Kosten. Zwar richte sich die Beurteilung eines Gesetzentwurfs als finanzwirksam nach saarländischem Verfassungsrecht schon von vornherein nicht nach der Erheblichkeit oder Wesentlichkeit geldlicher Konsequenzen eines vorgeschlagenen Gesetzes. Selbst wenn man dies indessen anders sähe, sei von einer Finanzwirksamkeit des Entwurfs auszugehen. Dabei komme es nicht auf die Höhe der Belastung in einem Haushaltsjahr, sondern auf die Nachhaltigkeit der Beeinflussung des Budgets an. Der dem Volksbegehren zugrunde liegende Gesetzentwurf führe zu - im Vergleich zum geltenden Recht — jährlichen Mehrkosten von 0,09% bis 0,21% des Gesamthaushalts. Das sei auch im Hinblick auf die Überschuldung des Saarlandes und die Bemühungen von Landtag und Landesregierung um eine Sanierung des Haushalts nicht hinzunehmen. B. I. Der Antrag ist nach Art. 99 Abs. 3 S. 2 SVerf, Art. 97 Nr. 4 SVerf, § 12 S. 1 des Gesetzes Nr. 1142 über Volksbegehren und Volksentscheid (VAbstG), § 9 Nr. 9, 50 VerfGHG zulässig. Eine Entscheidung der Landesregierung über die Zulassung eines Volksbegehrens kann allerdings nur „von dem Vertrauensmann" iSd § 2 Abs. 2 Nr. 4 VAG angefochten werden, wie sich aus § 50 Abs. 1 VerfGHG ergibt. Sein Stellvertreter ist dazu nicht befugt (VerfGH, Urt. v. LVerfGE 17
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14.7.1987, AS 21, 246, 264). Die Nennung des Stellvertreters des Vertrauensmanns in dessen Antrag kann jedoch nicht als eigenständiger Antrag verstanden werden; sie dient erkennbar allein der Kennzeichnung eines gesetzlichen Vertretungsverhältnisses und ist als solche nicht zu beanstanden. II. 1. Der dem Volksbegehren zugrunde liegende Gesetzentwurf ist, wie § 2 Abs. 2 Nr. 1 VAbstG verlangt, „mit Gründen versehen". Dem Gesetz sind keine formellen und materiellen Anforderungen an die von ihm verlangte Begründung zu entnehmen. Aus Sinn und Zweck des § 2 Abs. 2 Nr. 1 VAbstG folgt jedoch, dass es sich nicht lediglich um eine formelhafte und den Wordaut des ausgearbeiteten Entwurfs wiederholende Darstellung handeln darf. Vielmehr müssen die ihm beigefügten Gründe das Ziel der vorgeschlagenen Regelung und ihren Inhalt in den wesentlichen Zügen in einer Weise erläutern, die die zur Abstimmung aufgerufenen Bürgerinnen und Bürger in die Lage versetzen, sich mit dem Anliegen auseinander zu setzen und eine Meinung zu bilden. Dem genügt die Initiative. Ihre Begründung macht deutlich, dass Anlass des Vorschlags aus dem Rückgang von Schülerzahlen aufgeworfene Fragen der Schulordnung sind und dass es ihr Ziel ist, die „wohnortnahe Grundschule" neben der Leistungsfähigkeit und Finanzierbarkeit des Angebotes zu sichern. Sie erläutert, dass dafür die Zusammenfassung von Klassenstufen und die Organisation jahrgangsübergreifenden Unterrichts vorgesehen ist. Die Einwände der Antragsgegnerin, die dem Entwurf beigefügten Gründe setzten sich nicht mit dem gesetzlichen Leitbild der Unterrichtsdifferenzierung und nicht mit der Erhaltung der Leistungsfähigkeit von Grundschulen auseinander, tragen nicht. Sie betreffen die Überzeugungskraft der dem Entwurf beigefügten Begründung, nicht ihr Vorhandensein. Die vorgesehene Rückwirkung bedarf keiner besonderen Erläuterung. Sie ist dem Entwurf klar und eindeutig zu entnehmen. 2. Das Volksbegehren scheitert auch nicht daran, dass das ihm zu Grunde liegende Gesetz seiner Einleitungsformel nach auf die Änderung eines nicht mehr geltenden Gesetzes — des bis zum Inkrafttreten des Gesetzes Nr. 1568 zur Änderung schulrechtlicher Vorschriften vom 11.5.2005 geltenden Schulordnungsgesetzes — gerichtet ist. Nach Art. 99 Abs. 1 S. 1 SVerf können Volksbegehren darauf gerichtet werden, „Gesetze zu erlassen, zu ändern oder aufzuheben". Richten sie sich auf die Änderung eines Gesetzes, so muss es sich um ein geltendes Gesetz handeln. Damit soll sichergestellt werden, dass eindeutig und unmissverständlich festzustellen ist, worüber das Volk abstimmen und was mit dem Volksbegehren erreicht werden soll. Der Verfassungsgerichtshof hat deshalb in seinem Urteil vom 14.7.1987 (AS 21, 249, 267) entschieden, dass es der Zulassung eines Volksbegehrens entgegenLVerfGE 17
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stehen kann, wenn der ihm zugrunde liegende Gesetzentwurf seinem — maßgeblichen — Wordaut nach auf eine Rechtslage Bezug nimmt, die sich schon bis zu der Entscheidung über die Zulassung des Volksbegehrens in wesentlichen Teilen geändert hat. Denn dann könnten die Abstimmenden nicht mehr ohne weiteres erkennen, ob es dem Volksbegehren darum gehe, eine frühere Gesetzesfassung erst wieder in Kraft zu setzen und dann zu ändern oder aber darum, nicht sie, sondern ein nunmehr neu gefasstes Gesetz mit der möglichen Folge zu korrigieren, dass Vorschriften in einen völlig neuen und anderen Regelungszusammenhang treten. Solche Mängel des einem Volksbegehren zugrunde liegenden Gesetzentwurfs könnten auch nicht nach § 2 Abs. 3 VAbstG behoben werden, weil es sich nicht um „redaktionelle Versehen" handele. Nehme man nämlich eine solche Korrekturbefugnis an, so wäre der Vertrauensmann imstande, ändernd oder berichtigend auf den Gegenstand eines Volksbegehrens einzuwirken. Das gehe über seine gesetzliche Vollmacht hinaus. Den Hintergrund dieser Überlegungen bildete allerdings der Verlauf des zu dem Gesetz Nr. 1200 vom 4.6.1986 (Amtsbl. 1986, 477) führenden und von dem Volksbegehren begleiteten Verfahrens. Es war für den Verfassungsgerichtshof keineswegs auszuschließen, dass ein ins Gewicht fallender Teil der Unterzeichner des Volksbegehrens lediglich die Ablehnung des während der Dauer der Unterstützungsfrist diskutierten Gesetzentwurfs der Landesregierung zum Ausdruck bringen wollte, als dessen Alternative sich der Gesetzentwurf des damaligen Volksbegehrens darstellte. In den parlamentarischen Beratungen war dieser Gesetzentwurf jedoch nicht unerheblich geändert, seine — Teil des Gesetzes gewordenen — Korrekturen waren als Kompromiss verstanden worden. Daher blieb offen, ob nicht eine beträchtliche Zahl von Unterstützern der plebiszitären Initiative unter Verzicht auf eine weitergehende Regelung das Gesetz vom 4.6.1986 zu billigen bereit gewesen wäre, weil der Gesetzgeber das Grundanliegen der Betreiber des Volksbegehrens aufgegriffen hatte. Das ist hier anders. Zwar nimmt der dem Volksbegehren zugrunde liegende Gesetzentwurf Bezug auf ein so nicht mehr geltendes Gesetz, auf dessen Änderung er abzuzielen vorgibt. Die Änderung betrifft jedoch nur zwei Vorschriften, deren Einfügung auch in das Schulordnungsgesetz in der seit dem 13.5.2005 geltenden Fassung textlich und systematisch unschwer möglich wäre. Der von der Landesregierung vorgelegte Entwurf eines Gesetzes zur Änderung schulrechtlicher Vorschriften ist in seinen entscheidenden Passagen, gegen die sich die Initiatoren des Volksbegehrens mit ihren alternativen Vorstellungen gewandt hatten, unverändert Gesetz geworden. Daher kann weder davon ausgegangen werden, dass der Regelungswille des Volksbegehrens für später Abstimmende unklar noch dass der Wille der Unterstützer durch die Änderung der Rechtslage nicht mehr eindeutig feststellbar sein könnte. Im Übrigen darf nicht übersehen werden, dass ein Volksbegehren, das die Landesregierung für zu Stande gekommen erklärt, zunächst dem Landtag zu unLVerfGE 17
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terbreiten ist (§13 VAbstG). Nimmt der Landtag den Gesetzesantrag in einer veränderten Form an, die ihrerseits jedoch „dem Grundanliegen des Volksbegehrens" nicht widerspricht, und lehnt die Landesregierung die Einleitung eines Volksentscheides daraufhin ab, so kann der Vertrauensmann des Volksbegehrens diese Entscheidung gleichfalls anfechten (§ 14 Abs. 1 S. 2 VAbstG). Daraus ergibt sich, dass Unzulänglichkeiten des einem Volksbegehren zugrunde liegenden Gesetzentwurfs wie seine gewissermaßen „veraltete" Eingangsformel die Zulassung eines Volksbegehrens grundsätzlich nur dann zu hindern vermögen, wenn ihre Korrektur Zweifel wecken kann, ob dies „dem Grundanliegen des Volksbegehrens" noch entspricht. Diese Überlegungen beeinflussen die Auslegung von § 2 Abs. 3 VAbstG. Zwar entspricht der bisherigen Verfassungsrechtsprechung, dass von einem dort genannten Mangel an sich nur dann die Rede sein kann, wenn sich aus dem Gesamtzusammenhang von Gesetzentwurf, Begründung und sonstigem Inhalt des Zulassungsantrags ergibt, dass es sich um ein bloßes „Redaktionsversehen" handelt. Eine nachträgliche Verdeutlichung im Sinne einer „authentischen Interpretation" des Gesetzentwurfs soll im Fall einer unzureichenden Darstellung dessen, was die Antragsteller eines Volksbegehrens mit ihrem Gesetzentwurf wirklich gewollt haben, grundsätzlich ausgeschlossen sein (SVerfGH aaO; BayVerfGH BayVBl 1977, 143, 147; 1978, 334, 337). Denn der Vertrauensmann des Volksbegehrens ist nicht befugt, den Ausdruck des Willens der Unter2eichner von Unterstützungslisten eines Gesetzentwurfs ohne deren Zutun umzugestalten. Um eine solche Umgestaltung geht es indessen nicht. Lediglich dem Wortlaut des dem Volksbegehren zugrunde liegenden Gesetzentwurfs nach soll das — zum Zeitpunkt der Initiative geltende — Schulordnungsgesetz in der Fassung des Gesetzes vom 23.6.2004 geändert werden. Ziel des Volksbegehrens war es indessen, Vorkehrungen gegen die Vorstellungen der Landesregierung gerade zur Änderung dieses Gesetzes durch eine grundsätzliche Festschreibung der Einzügigkeit von Grundschulen zur Gewährleistung eines geordneten Schulbetriebs zu erreichen. An diesem Ziel, am Wortlaut und am Inhalt der von dem Gesetzentwurf des Volksbegehrens beabsichtigten Regelung würde sich nichts ändern, würde die Eingangs formel durch Bezugnahme auf das nunmehr geltende Recht korrigiert. Auch kann nach der breiten öffentlichen Diskussion der von der Landesregierung geplanten Schulstrukturmaßnahmen auf der Grundlage des von ihr vorgelegten Entwurfs zur Änderung schulrechtlicher Vorschriften ohne weiteres unterstellt werden, dass es der Öffentlichkeit — wie auch der Landesregierung und dem Landtag selbst — bewusst ist, welches der Bezugspunkt des dem Volksbegehren zugrunde liegenden Gesetzentwurfs sein soll. So hatte der Abgeordnete Hans in der Sitzung des Landtags vom 11.5.2005 ausgeführt: „Wir ermöglichen durch die Regelung zum Inkrafttreten, dass das Verfassungsgericht die Möglichkeit hat, Äpfel mit Äpfeln zu vergleichen; nämlich den angegriffenen Gesetzentwurf mit dem Gesetzesvorhaben der Bürgerinitiative. Es wäre doch schlichtweg nicht nachvollziehbar, wenn das Verfassungsgericht das VolksLVerfGE 17
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begehren vergleichen müsste mit dem bisherigen Entwurf, der gar nicht angegriffen ist." (LT-DrS 13/239 vom 11.5.2005)."
Für die Öffentlichkeit wäre es vielmehr ebenso wie für die Unterstüt2er des Volksbegehrens unverständlich, wenn der vorliegende Antrag nur aufgrund einer fehlerhaften Bezugnahme, die erst im Verlauf des Verfahrens des Volksbegehrens durch die dann erfolgte Verabschiedung des Gesetzes vom 11.5.2005 entstanden ist, nicht zu beheben wäre, obwohl sich keine inhaltlichen Veränderungen gegenüber den Vorstellungen, die dem Volksbegehren und seinen Unterstützern bewusst waren, ergeben haben, dass also, um eben diesen Willen zu verwirklichen, ein neues Volksbegehren initiiert werden müsste, dessen Text — mit Ausnahme der Eingangsformel und ihrer Bezugnahme auf das zu ändernde Gesetz — dem vorliegenden Entwurf ohne weiteres entsprechen könnte. 3. Gesetze, die mit der Verfassung nicht vereinbar sind, dürfen nicht Gegenstand eines Volksbegehrens sein. Mit der Verfassung nicht vereinbar sind Regelungen, die das in Art. 60 Abs. 1 SVerf verbürgte Rechtsstaatsprinzip verletzen. Aus ihm folgt, dass Gesetze, die zeitliche Geltung vor ihrem Inkrafttreten beanspruchen, dann verfassungswidrig sind, wenn diese Rückwirkung das berechtigte Vertrauen von Bürgerinnen und Bürgern in die Beständigkeit des gegenwärtig geltenden Rechts in einer rechts staatlich und grundrechtlich nicht hinnehmbaren Weise enttäuscht. Bürgerinnen und Bürger dürfen sich grundsätzlich auf gegenwärtig geltende Gesetze verlassen und dürfen nicht durch nachträgliche Änderungen des Rechts in der mit ihrem Verhalten verbundenen Erwartung, gesetzmäßig zu handeln, beeinträchtigt werden. Das grundsätzliche Rückwirkungsverbot gilt — in seinen unterschiedlichen Ausprägungen - allerdings nur für belastende Gesetze. Nachträgliche Begünstigungen oder neutrale Regelungen unterfallen ihm im Allgemeinen nicht. Dass mit einer rückwirkenden Änderung der Vorschriften über den geordneten Schulbetrieb — Art. 2 des dem Volksbegehren zugrunde liegenden Gesetzentwurfs sieht dessen Inkrafttreten zum 1.8.2005 vor — rechtsstaatswidrig Vertrauen von Bürgerinnen und Bürgern — oder Gemeinden - enttäuscht würde, ist nicht ohne Weiteres erkennbar. Zwar würde die seit 13.5.2005 geltende grundsätzliche Zweizügigkeit von Grundschulen als einer Voraussetzung des geordneten Schulbetriebs nachträglich aufgegeben und durch die Erlaubnis der Einzügigkeit oder zur Aufrechterhaltung von Schulen, an denen jahrgangsübergreifend sogar nur zwei Klassen gebildet werden können, ersetzt. Dass indessen daraufhin bestands- oder rechtskräftig abgeschlossene schulorganisatorische Maßnahmen, die Grundschulen auf der Grundlage des ab dem 13.5.2005 geltenden Schulordnungsrechts geschlossen oder mit anderen Grundschulen zusammengelegt haben, rückgängig zu machen wären und dadurch Dispositionen von Kindern, Eltern und Gemeinden unerwartet zunichte gemacht würden, ist nicht vorgetragen und liegt nicht auf der Hand. Aus § 9 Abs. 1, Abs. 3 S. 2 SchoG ergibt sich jedenfalls nicht, dass nunmehr zwei — oder mehrzügige Grundschulen (wieder) aufgeteilt LVerfGE 17
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werden müssten, würde nachträglich und rückwirkend Einzügigkeit und die Aufrechterhaltung von Grundschulen mit zwei Klassen bei jahrgangsübergreifendem Unterricht erlaubt. Das kann indessen dahinstehen. 4. Die Regierung des Saarlandes hat den Antrag auf Zulassung des Volksbegehrens nämlich zu Recht abgelehnt, weil es auf den Erlass eines finanzwirksamen Gesetzes gerichtet ist. Das ist verfassungsrechtlich nicht zulässig (Art. 99 Abs. 1 S. 3 SVerf). a) Der Verfassungsrechtsprechung des Bundes und der Länder kann nicht entnommen werden, was unter einem finanzwirksamen Gesetz iSv Art. 99 Abs. 1 S. 3 SVerf zu verstehen ist. Der Ausschluss von Plebisziten über finanzwirksame Gesetze findet sich nämlich nur in der Verfassung des Saarlandes. aa) Allerdings schränkt schon die Verfassung des Deutschen Reiches vom 11.8.1919 (RGBl. S. 1383) die Zulässigkeit eines Volksentscheides „über den Haushaltsplan, über Abgabengesetze und Besoldungsordnungen" ein; nur der Reichspräsident, nicht aber eine Initiative von Stimmberechtigten durfte ihn veranlassen (vgl. dazu Birk/ Wemsmann Volksgesetzgebung über Finanzen, DVB1. 2000, 669 f). Die Verfassungen der Länder der Bundesrepublik Deutschland enthalten ähnliche Ausschlüsse. So nehmen von der Volksgesetzgebung aus: Art. 60 Abs. 6 der Verfassung von Baden-Württemberg „das Staatshaushaltsgesetz", Art. 73 der Verfassung von Bayern den „Staatshaushalt", Art. 70 Abs. 2 der Verfassung von Bremen und Art. 124 Abs. 1 S. 3 der Verfassung von Hessen den „Haushaltsplan", Art. 62 Abs. 5 der Verfassung von Berlin, Art. 76 Abs. 2 der Verfassung von Brandenburg, Art. 48 Abs. 1 S. 3 der Verfassung von Niedersachsen, Art. 41 Abs. 2 der Verfassung von Schleswig-Holstein, Art. 82 Abs. 2 der Verfassung von Thüringen den „Landeshaushalt", Art. 50 Abs. 1 S. 1 der Verfassung von Hamburg „Haushaltsangelegenheiten", Art. 60 Abs. 2 S. 1 der Verfassung von Mecklenburg-Vorpommern, Art. 73 Abs. 2 der Verfassung von Sachsen, Art. 81 Abs. 1 S. 3 der Verfassung von Sachsen-Anhalt „Haushaltsgesetze" und Art. 68 Abs. 1 S. 4 der Verfassung von Nordrhein-Westfalen sowie Art. 109 Abs. 2 S. 2 der Verfassung von Rheinland-Pfalz „Finanzfragen". Die Verfassungen dieser Länder zählen, soweit sie neben den Gesetzen über den Haushalt oder über Finanzfragen zusätzliche Materien dem Plebiszit entziehen, — dem Wortlaut nach gleichrangig — Abgaben- und Besoldungsgesetze auf, über die gleichfalls ein Volksbegehren nicht statthaft ist. Nur die Verfassung des Saarlandes verwendet den Begriff des „finanzwirksamen" Gesetzes, und zwar als Oberbegriff, dem sie durch den Ausdruck „insbesondere" die Gesetze über Abgaben, Besoldung, Staatsleistungen und den Staatshaushalt" zuordnet.
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bb) Das Verständnis dessen, was unter einem Gesetz über den Haushalt, das Haushaltsgesetz, den Haushaltsplan oder über Finanzfragen zu verstehen ist, ist in Rechtsprechung und Rechtslehre — was aufgrund der unterschiedlichen Verfassungstexte nicht überrascht - nicht einheitlich. Schon zu Art. 73 Abs. 4 der Verfassung des Deutschen Reiches vom 11.8.1919 findet sich sowohl die Auffassung, dass es um Gesetze gehe, die nicht nur inhaltlich den Haushaltsplan beeinflussten, sondern um solche, die ihn tatsächlich unmittelbar umstießen ÇAnscbulyj Ί boma/ Kaisenberg Handbuch des Deutschen Staatsrechts, 2. Bd., 1932, S. 207), als auch jene, nach der jede gesetzliche Regelung, die eine unmittelbare Veränderung oder Störung des Gleichgewichts von Einnahmen und Ausgaben verursache, vor allem den Etat auf der Ausgabenseite erhöhe, vom Plebiszit ausgenommen sei (Schmitt Volksentscheid und Volksbegehren. Ein Beitrag zur Auslegung der Weimarer Verfassung und zur Lehre von der unmittelbaren Demokratie, 1927, S. 16 f, 22, 23). Die die Verfassungen der anderen deutschen Bundesländer betreffende Rechtsprechung hat im Wesentlichen darauf abgestellt, ob das Gesetz, auf das ein Volksbegehren abzielt, das „Gleichgewicht des gesamten Haushalts" störe und damit zu einer „wesentlichen Beeinträchtigung des Budgetrechts des Parlaments" führe (BayVerfGHE 29, 244, 263), oder ob es — die Verfassungen von SchleswigHolstein, Brandenburg, Bremen und Thüringen betreffend — „gewichtige staatliche Einnahmen oder Ausgaben" auslöse und damit „den Haushalt des Landes wesentlich" beeinflusse (BVerfGE 102, 176; BbgVerfGH LKV 2002, 77 f; BrStGH NVwZ 1998, 388; ThVerfGH LVerfGE 12, 405 f). Lediglich der Verfassungsgerichtshof von Sachsen hat auf der Grundlage eines Verfassungstextes, der (nur) „Haushaltsgesetze" der Volksgesetzgebung entzieht, in ausdrücklicher Abgrenzung von der Auslegung des Begriffs eines finanzwirksamen Gesetzes befunden, der — sächsischen — Volksgesetzgebung seien Gesetze nur dann verwehrt, wenn sie dem Parlament die Möglichkeit nähmen, einen den Anforderungen der Verfassung genügenden Haushalt vorzulegen (SächsVerfGH LVerfGE 13, 315, 337). Als die Auslegung leitend ist dabei regelmäßig das dem Parlament vorbehaltene Budgetrecht betrachtet worden, das als wesentliches Element der Kontrolle der Exekutive zu den prägenden Grundlagen rechtsstaatlicher repräsentativer Demokratie zähle, und das durch die Zulassung der Volksgesetzgebung nicht unterlaufen werden dürfe. Daher müsse man bei der Einschätzung der Intensität finanzieller Wirkungen eines Gesetzes und ihrer Wesentlichkeit für den Etat - bei der die Verfassungsrechtsprechung zu durchaus unterschiedlichen Relationen gelangt — bedenken, dass vor allem bei hoher Staatsverschuldung und weitgehend unveränderbaren Eckwerten durch Personalkosten, außerbudgetäre Gesetze und vertragliche Bindungen regelmäßig nur der parlamentarische Gesetzgeber in der Lage ist, Einnahmen und Ausgaben in einem finanz- und wirtschaftspolitischen Gesamtkonzept auszugleichen (BVerfGE 102, 176, 191/192). LVerfGE 17
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Ob der dem Volksbegehren zugrunde liegende Gesetzentwurf einem solchen Maßstab gerecht würde, kann dahinstehen. Denn Art. 99 Abs. 1 S. 3 SVerf ent2ieht mit dem Begriff des „finanzwirksamen" Gesetzes alle Regelungen dem Plebiszit, deren materielle Umsetzung finanzielle Folgen hat. Ob solche Folgen vorliegen, hängt nicht von ihrer absoluten oder relativen Höhe ab und ist unabhängig von ihrer Relevanz für den Haushaltsausgleich, insbesondere von vorgesehenen oder sonst möglichen Kompensationen. b. Diese Auslegung ergibt sich allerdings noch nicht mit der erforderlichen Eindeutigkeit aus der Entstehungsgeschichte des Art. 99 Abs. 1 S. 3 SVerf. Die in der 7. Wahlperiode des Landtags des Saarlandes tätige Enquetekommission, deren Einsetzung ihren Anlass in der Vorlage eines — unter anderem eine Stärkung der Volksgesetzgebung vorschlagenden — Gesetzentwurfs zur Änderung der Verfassung des Saarlandes hatte (LT-Drs 7/274), war sich der Schwierigkeiten der Auslegung herkömmlicher Beschränkungen des Plebiszits gerade durch den Ausschluss von Haushaltsangelegenheiten durchaus bewusst. Allerdings wurde die Frage, ob der Vorschlag, Volksbegehren über „finanzwirksame Gesetze" auszuschließen „beispielsweise ein Volksbegehren über Lernmittelfreiheit" verhindere, nicht beantwortet. Der Sachverständige Prof. Dr. K. erwiderte vielmehr, das sei „nicht sein Petitum" Der Vorschlag verfolge vielmehr das Ziel klarzustellen, dass die Formulierung „Haushaltsplan" nicht genügend verdeutliche, dass nicht nur das Haushaltsgesetz oder seine unmittelbaren Ergänzungen, sondern auch weitere sachbezogene Materien dem Plebiszit entzogen sein sollten. Zugleich allerdings plädierte der Sachverständige Prof. Dr. I. dafür, als finanzwirksames Gesetz eine Regelung zu betrachten, die dazu führe, dass Ausgabenlasten erwüchsen; es müsse gewährleistet sein, dass nicht Verteilungskämpfe im Wege des Volksentscheids entschieden würden (Enquetekommission, Sitzungsniederschriften vom 14./15. und 17./18.7.1978). Der auf den Beratungen der Enquetekommission gründende Gesetzentwurf aller Landtagsfraktionen zur Änderung der Verfassung des Saarlandes vom 6.6.1979 (LT-Drs 7/1773), hatte sich zwar für die Aufnahme eines echten plebiszitären Konzepts in die Verfassung des Saarlandes ausgesprochen. Der Teilhabe des Volkes sollten weder die Hürde hoher Quoren noch eine Monopolisierung der Initiative auf eine parlamentarische Minderheit entgegenstehen. Zugleich aber sollte der „Vorrang der parlamentarischen Entscheidung durchgehend erhalten" bleiben. Der „Missbrauch der plebiszitären Verfahren (sollte) ausgeschaltet" bleiben durch die Beschränkung der möglichen Regelungsmaterien. Daraus können keine zweifelsfreien Schlüsse auf die gewollte Bedeutung des Begriffs der finanzwirksamen Gesetze gezogen werden. Immerhin ergibt sich aber aus diesen Erörterungen, die in dem sich anschließenden parlamentarischen Verfahren im Juli 1979 (LT-Drs 7/3413) inhaltlich nicht mehr aufgegriffen wurden, nicht, dass das Verständnis der historischen und zeitgenössischen deutschen VerLVerfGE 17
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fassungen von den der Volksgesetzgebung entzogenen Gegenständen, vor allem ein von der Intensität der Wirkungen auf den Haushalt abhängiger Ausschluss von Gesetzen, schlicht und ohne inhaltliche Modifikation in die Saarländische Verfassung übernommen werden sollte. c. Als finanzwirksames Gesetz muss jedoch schon dem Wortlaut nach jedes Gesetz verstanden werden, dessen inhaltliche Umsetzung geldliche, die Einnahmen und Ausgaben des Landes verändernde Folgen hat. Dass die Finanzwirksamkeit eines Gesetzes nicht von der Erheblichkeit seiner Beeinflussung staatlicher Einnahmen oder Ausgaben abhängt, ergibt sich vor allem aus der Veranschaulichung des Begriffs in Art. 99 Abs. 1 S. 3 SVerf. Die dort als Beispiele der Finanzwirksamkeit genannten Gesetze über Staatsleistungen, Besoldung oder Abgaben beschreiben die dem Plebiszit entzogenen Materien ausschließlich nach dem sachlichen Gehalt von Regelungen. Gesetze über staatliche Hilfen und Zuwendungen, wie zum Beispiel Blindheitshilfen, sind auch dann Gesetze über Staatsleistungen, wenn ihre finanzielle Dimension gering sind. Besoldungsgesetze verändern ihren Charakter nicht, wenn sie, wie möglicherweise manche Vorschriften über Sonderzuwendungen, den Haushalt nur gering belasten. Die Erhöhung oder Senkung von Abgaben wird bisweilen keinen nennenswerten Umfang erreichen, fällt aber gleichwohl stets unter die der Volksgesetzgebung entzogene Regelungsmaterie „Abgaben". Gemeinsam ist diesen Beispielen für finanzwirksame Gesetze, dass es auf eine wie auch immer zu begrenzende wesentliche Belastung oder Endastung des Haushalts nicht ankommt, sondern dass jegliche Be- oder Endastung genügt. Das legt den (induktiven) Schluss nahe, dass auch der Oberbegriff des „finanzwirksamen Gesetzes" dahin auszulegen ist, dass er alle Gesetze umfasst, deren materielle Umsetzung den Haushalt, wie minimal auch immer, be- oder endasten kann. d. Dieser Auslegung entspricht die systematische Einordnung der Vorschriften über die Volksgesetzgebung. Sowohl in den Beratungen der Enquetekommission (vgl. Sitzungsniederschriften aaO) als auch in der anschließenden Debatte des Landtags (LTDrs. 7/3413) bestand Einigkeit darüber, dass das Verfahren von Volksbegehren und Volksentscheid ein „außerordentliches Korrektiv" darstelle. Der Vorrang der parlamentarischen Entscheidung sollte erhalten bleiben. Der Ausschluss finanzwirksamer Gesetze sollte sichern, dass das Budgetrecht des Parlaments nicht durch Plebiszite unterlaufen werden könne und Verteilungskämpfe im Wege der Volksgesetzgebung entschieden würden. Diese Überlegungen konvergieren damit, dass die Verfassung die Verantwortung für das Finanzwesen in den Art. 105 bis 108 SVerf ausschließlich der Landesregierung und dem Landtag zuweist und sogar — in Art. 107 Abs. 2 SVerf — die Gesetzgebungskompetenzen des Landtags selbst beschränkt.
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Darüber hinaus gilt das Budgetrecht seit alters her als wesentliches Instrument der „parlamentarischen Regierungskontrolle", die die rechtsstaatliche Demokratie entscheidend prägt (BVerfGE NJW 1986, 907, 908). Das Gebot des Haushaltsausgleichs - Art. 105 Abs. 1 S. 2 SVerf - gilt als finanzielle Sicherung aller staatlichen Aktivitäten, die haushaltsrechtlich als Einnahme oder Ausgabe in Erscheinung treten, durch das parlamentarisch verantwortete Budget (BVerfGE 55, 274, 303). Die Volksgesetzgebung darf die Wahrnehmung dieser Verantwortung nicht gefährden oder beschneiden. Die besondere Bedeutung dieser Abgrenzung von Kompetenzen zeigt sich vor allem in Zeiten einer extremen Haushaltsnotlage eines Landes, wie sie gegenwärtig im Saarland besteht. Insoweit ist bundesverfassungsrechtlich vorgegeben, dass ein betroffenes Land ein Programm zur Haushaltssanierung aufzustellen „hat" und mit dem Bund und anderen Ländern kooperieren „muss", um seine finanzverfassungsrechtlichen Verpflichtungen wieder erfüllen zu können (BVerfGE 86, 148, 264, 265). Diesen bundes- und landesverfassungsrechtlichen Pflichten könnten die zu ihrer Erfüllung aufgerufenen Verfassungsorgane, Landesregierung und Landtag, nicht entsprechen, wäre ein zweiter Gesetzgeber imstande, Einnahmen zu verringern oder Ausgaben zu erhöhen. Diese verfassungsrechtlichen Vorgaben beschränken daher die Gesetzgebung durch das Volk (Art. 61 Abs. 2 SVerf). Davon abgesehen wäre — worauf der Verfassungsgerichtshof von Sachsen zutreffend aufmerksam gemacht hat (SächsVerfGH, LVerfGE 13, 315, 337; vgl. auch ThVerfGH LVerfGE 12, 405 ff) — ein von Erheblichkeitserwägungen abhängiger Begriff des finanzwirksamen Gesetzes nicht verlässlich zu bestimmen und würde daher auch rechtsstaatlichen Bedenken begegnen. Dürfte nämlich erst ab einer bestimmten Relation der finanziellen Folgen des einem Volksbegehren zugrunde liegenden Gesetzentwurfs zu dem Volumen des gesamten Haushalts oder seiner disponiblen Teile von seiner Finanzwirksamkeit gesprochen werden, so müsste entschieden werden, ob Mehrausgaben oder die Verhinderung von Einsparungen von 0,2%, 0,5%, 1% oder 5% oder von irgendeinem sonstigen Prozentsatz schon oder noch das Merkmal der Finanzwirksamkeit erfüllen. Derartige Entscheidungen wären unvermeidlich mit dem Makel der Beliebigkeit behaftet und deshalb rechtsstaatlich bedenklich. Dies wäre erst recht der Fall, wenn der anzunehmende Prozentsatz nach den jeweiligen gesamten Umständen der Haushaltslage variieren könnte, wie dies teilweise angenommen wird. Rechtssicherheit lässt sich auf diesem Wege keineswegs erreichen. Überdies müsste der Verfassungsgerichtshof der Landesregierung bei der Zulassung oder Nichtzulassung eines Volksbegehrens einen weiten Beurteilungsspielraum einräumen mit der Folge, dass praktisch die Volksgesetzgebung von einer rechtlich nicht nennenswert kontrollierbaren Einschätzung der Exekutive abhinge.
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Eine untere prozentuale Grenze für die Bejahung der Finanzwirksamkeit eines Gesetzes könnte überdies ihre Funktion dann nicht erfüllen, wenn, was zwar derzeit nicht wahrscheinlich aber denkbar ist und daher bedacht werden muss, die Zulassung mehrerer Volksbegehren gleichzeitig zur Entscheidung stünde, die zwar nicht einzeln, wohl aber in ihrer Kumulation die Schwelle einer wie immer bestimmten Erheblichkeit überschritten. Kriterien, nach denen in einem solchen Fall über die Vorzugswürdigkeit des einen oder anderen Vorhabens zu entscheiden wäre, sind der Verfassung nicht zu entnehmen. e. Die wordautgetreue Auslegung des Begriffs des finanzwirksamen Gesetzes verfehlt auch nicht Sinn und Zweck des Instituts der Volksgesetzgebung. Sie soll die repräsentative Demokratie nicht ersetzen, sondern über die diese in erster Linie konstituierenden Wahlentscheidungen hinaus ergänzen durch bürgerschaftliche Initiativen und Abstimmungen über Sachregelungen. Ihr Zweck ist auf Partizipation und Integration gerichtet. Finanzielle Lasten und Leistungen und die Zuteilung gesellschaftlicher Chancen werden indessen typischerweise von partikularen Interessengruppen verfolgt, die fallbezogen leicht Quoren für Volksinitiativen mobilisieren können. Zwar sichert die Notwendigkeit, eine Mehrheit der Stimmberechtigten für das Volksgesetz zu gewinnen letztlich, dass sich eine Minderheit nicht über die Mehrheit hinwegsetzen kann. Da der Volksgesetzgeber, weil er nicht die Verantwortung für das Budget trägt, keinen Ausgleich für von ihm verursachte finanzielle Wirkungen anordnen muss, ist dieser Schutz allein unzulänglich. Das Institut der Volksgesetzgebung wird durch die wordautgetreue Auslegung des Art. 99 Abs. 1 S. 3 SVerf auch nicht entwertet. Der Volksgesetzgebung bleiben, auch wenn ihr jede Regelung, deren inhaltliche Umsetzung die Einnahmen oder Ausgaben des Staate beeinflusst, genommen ist, weite Bereiche der Legislation, mögen sie auch in der Wirklichkeit selten genutzt werden. Das Volk kann beispielsweise die bürgerlichen Rechte des Einzelnen plebiszitär vor dem staatlichen, vielleicht von einer Mehrheit eines Parlaments getragenen Ansinnen weitreichender staatlicher Eingriffe schützen oder über grundsätzliche politische Konzepte - etwa auch zu den durch vorhandene Schulen zu vermittelnden Inhalten und von ihnen zu stellenden Anforderungen - abstimmen. f. Nach diesem Maßstab wäre der dem Volksbegehren zugrunde liegende Gesetzentwurf also nur dann nicht finanzwirksam, wenn die materielle Umsetzung seines Regelungsgehalts — die Aufrechterhaltung von Grundschulen bei Einzügigkeit oder bei Möglichkeit der Bildung von lediglich zwei Klassen unter Hinnahme jahrgangsübergreifenden Unterrichts - keine finanziellen Folgen hätte, sie insbesondere im Vergleich mit der zu dem Zeitpunkt des von dem Entwurf vorgesehenen Inkrafttretens geltenden Rechtslage und der zu diesem Zeitpunkt bestehenden tatsächlichen Verhältnisse keine Erhöhung von Ausgaben oder Verhinderung von Einsparungen nach sich zöge. Maßgebend für die Prognose ist die LVerfGE 17
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sich zum Zeitpunkt der mündlichen Verhandlung des Verfassungsgerichtshofs ergebende Sach- und Rechtslage. Zweifel an der Kostenneutralität gingen zwar insoweit zu Lasten der Antragsgegnerin. Sie bestehen indessen nicht. Das liegt auf der Hand, wenn man die von der Antragsgegnerin zuletzt übermittelten Daten als zutreffend annimmt. Danach (Anlage zu 3 zu dem auf die Aufklärungsverfügung des Verfassungsgerichtshofs v. 7.10.2005 eingegangenen Schriftsatz v. 24.11.2005) bleiben auf der Grundlage der Geltung des Gesetzes zur Änderung schulrechtlicher Vorschriften vom 11.5.2005 in den Grundschuljahren 2006/2007 bis 2008/2009 4.910 Klassen bestehen. Würde das legislatorische Ziel des Volksbegehrens verwirklicht, bliebe es bei 5.315 Grundschulklassen. Daraus ergäbe sich schon kurzfristig, dass es der Landesregierung rechtlich versagt wäre, die zur Personalisierung von 400 Grundschulklassen erforderlichen Kosten zu vermeiden. Aber auch, wenn man den Angaben des Antragstellers folgt, die von ihm behaupteten Berechnungsfehler der Antragsgegnerin bei der Annahme der auf der Grundlage des geltenden Rechts fortbestehenden Grundschulklassen (ihre Zahl soll sich auf rund 160 zusätzliche belaufen) hinnimmt und die von ihm vorgetragenen Zahlen zu den bei Umsetzung der Vorstellungen des Volksbegehrens verbleibenden Klassen (5.315) zugrunde legt, verbleibt es dabei, dass auf der Grundlage des geltenden Rechts auch nach den Vorstellungen des Antragstellers 200 Grundschulklassen mehr aufgelöst werden können als es sich nach dem Gesetzentwurf des Volksbegehrens ergäbe. Im Übrigen verkennt der Antragsteller aber schon im Ansatz, dass es verfassungsrechtlich ohne jede Bedeutung ist, ob sich die Prognosen der Antragsgegnerin über die durch das Gesetz zur Änderung schulrechtlicher Vorschriften vom 11.5.2005 im Vergleich zur früheren Rechtslage ermöglichten Einsparungen in vollem Umfang als richtig erweisen. Auch kommt es von Verfassungs wegen nicht darauf an, ob sich auch bei Verwirklichung der Vorstellung des Volksbegehrens mehr oder weniger große Einsparungen gegenüber einer Fortschreibung früheren Rechts ergäben. Allein entscheidend ist vielmehr der Vergleich der zu erwartenden nachhaltigen Kosten für Grundschulen im Saarland unter der hypothetischen Geltung des durch das Volksbegehren vorgeschlagenen Gesetzes — jedenfalls während des Verlaufs der gegenwärtigen Legislaturperiode, in der mit einer Änderung des Schulordnungsrechts durch den Landtag bei Verwirklichung des Anliegens des Volksbegehrens nicht zu rechnen wäre - zu jenen, die das Land auf der Grundlage des Gesetzes zur Änderung schulrechtlicher Vorschriften vom 11.5.2005 voraussichtlich aufzuwenden hat. Dass dieser Vergleich keine Differenz ergibt, behauptet der Antragsteller selbst nicht. Vor allem aber liegt auf der Hand und steht schon dem ersten Anschein nach fest, dass angesichts des demografischen Wandels und der von der Landesregierung vorgelegten valide erscheinenden Prognosen zur Entwicklung LVerfGE 17
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der Schülerzahlen ein Grundschulsystem, das auf Einzügigkeit als Mindestbedingung aufbaut und selbst Grundschulen fortbestehen lässt, die bei der Organisation jahrgangsübergreifenden Unterrichts zwei Klassen bilden können, teurer ist als ein Grundschulsystem, dessen Mindestvoraussetzung regelmäßig die Zweizügigkeit von Grundschulen ist. Ob und inwieweit im Einzelfall aufgrund administrativer Entscheidungen von ihr abgewichen wird, ist dabei unerheblich. Denn ob ein finanzwirksames Gesetz vorliegt oder nicht, richtet sich allein nach dem Vergleich der normativen Vorgaben. Ist der Forderung nach einem geordneten Schulbetrieb auch dann noch genügt, wenn eine Grundschule einzügig oder gar mit nur zwei Klassen bei jahrgangsübergreifendem Unterricht geführt werden kann, so ist es der Landesregierung auf der Grundlage von § 9 Abs. 3 SchoG, vor allem der dort enthaltenen Ermessenslenkung, regelmäßig versagt, sie mit einer anderen Grundschule zusammenzulegen oder zu schließen. Schon schulorganisationsrechtlich bestehen folglich Hindernisse, vor allem Personalkosten durch Bildung größerer Grundschulklassen zu reduzieren. Es ist aber evident, dass die Zusammenlegung oder Schließung von kleinen Grundschulen keine lediglich formale Neubildung oder Auflösung von Anstalten ist, sondern ihren typischen Zweck darin findet, mit einer geringeren Zahl größerer Grundschulklassen, also mit weniger Lehrerinnen oder Lehrern auszukommen. Dass Gemeinden möglicherweise höhere Schülerbeförderungskosten tragen müssen, stellt — rechtlich — keine „Kompensation" dar. Denn es kommt rechtlich nicht darauf an, welche Kosten das geltende Schulorganisationsrecht, dessen Folge möglicherweise Mehrbelastungen von Gemeinden sind, im Vergleich zum früheren Recht tatsächlich einspart. Es kommt auch nicht darauf an, ob der dem Volksbegehren zugrunde liegende Gesetzentwurf solche Mehrbelastungen verhindert. Denn der Volksgesetzgebung im Saarland sind finanzwirksame Gesetze nicht deshalb entzogen, weil ihre Umsetzung im Vergleich zu den bei Anwendung des geltenden Rechts zu erwartenden Kosten mehr oder weniger teuer ist, sondern deshalb, weil dem Plebiszit die Einflussnahme auf Ausgaben oder Einnahmen der Sache nach entzogen ist. Der dem Volksbegehren zugrunde liegende Gesetzentwurf ist danach finanzwirksam, weil seine Umsetzung Einsparungen verhindern würde. Die angefochtene Entscheidung der Landesregierung ist folglich verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden. C. Die Antragsgegnerin hat dem Antragsteller, obwohl er unterlegen ist, seine außergerichtlichen Auslagen zu erstatten. Das beruht auf § 26 Abs. 3 VerfGHG. Danach kann der Verfassungsgerichtshof — unabhängig vom Obsiegen oder Unterliegen eines Beteiligten — die volle oder teilweise Erstattung der Auslagen anordnen. Nach der Rechtsprechung des Verfassungsgerichtshofs ist eine solche Entscheidung dann geboten, wenn ein Beteiligter, der nicht Verfassungsorgan LVerfGE 17
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oder Teil eines Verfassungsorgans ist, zur Klärung einer streitigen aber wichtigen verfassungsrechtlichen Frage beigetragen hat, deren konkrete Beantwortung aufgrund der vorliegenden verfassungsgerichtlichen Erkenntnisse nicht einzuschätzen war (vgl. Urt. v. 14.7.1998 Lv 4/97). Das ist auch hier der Fall.
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Entscheidungen des Yerfassungsgerichtshofes des Freistaates Sachsen
Die amtierenden Richter des Verfassungsgerichtshofes des Freistaates Sachsen Klaus Budewig, Präsident (bis 31.11.2006) Siegfried Reich, Vizepräsident Ulrich Hagenloch Alfred Graf von Keyserlingk Rainer Lips Hans Dietrich Knoth Prof. Dr. Dr. h.c. Hans v. Mangoldt Prof. Dr. Martin Oldiges Prof. Dr. Hans-Heinrich Trute
Stellvertretende Richterinnen und Richter Dr. Matthias Grünberg Dr. Michael Gockel Konrad Gatz Wilhelm-Henrich Vorndamme Birgit Münz Hannelore Leuthold N.N. Prof. Dr. Jochen Rozek Prof. Dr. Christoph Degenhart
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Nr. 1 1. Die Neuregelung der Altersgrenze in § 20 Abs. 2 Nr. 2 SächsVermG verletzt die Berufsfreiheit aus Art. 28 SächsVerf nicht. 2. Das Grundrecht der Berufsfreiheit steht in Wechselwirkung zu Art. 33 GG. Der Gesetzgeber darf die Berufsfreiheit nach näherer Maßgabe von Art. 33 GG jedenfalls dann beschränken, wenn dem Berufsinhaber die Wahrnehmung öffentlicher Aufgaben verfassungsmäßig übertragen wurde. 3. Die Annäherung des Status der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure an denjenigen der öffentlichen Bediensteten erlaubt es dem Gesetzgeber, eine Altersgrenze zu bestimmen, die der für den öffentlichen Dienst geltenden näher kommt. Verfassung des Freistaates Sachsen Art. 28 Abs. 1 Sächsisches Verfassungsgerichtshofsgesetz § 29 Abs. 3 Grundgeset2 Art. 33 EG-Vertrag Art. 13 Sächsisches Vermessungsgesetz §§ 1 Abs. 1 Nr. 3; 2 Abs. 2 Nr. 4 und Abs. 3 Nr. 4; 19; 20 Abs. 2 Nr. 2; 21, 25 Beschluss vom 28. J u n i 2006 - Vf. 78-IV-04 in dem Verfahren über die Verfassungsbeschwerde gegen § 20 Abs. 2 Nr. 2 Sächsisches Vermessungsgesetz Entscheidungs formel: Die Verfassungsbeschwerde wird zurückgewiesen. Gründe: I. Der Beschwerdeführer wendet sich mit seiner am 22.7.2004 beim Verfassungsgerichtshof des Freistaates Sachsen eingegangenen Verfassungsbeschwerde LVerfGE 17
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gegen das in § 20 Abs. 2 Nr. 2 des Gesetzes über die Landesvermessung und das Liegenschaftskataster im Freistaat Sachsen (Sächsisches Vermessungsgesetz — SächsVermG) vom 12.5.2003 (SächsGVBl. S. 121) vorgesehene Erlöschen des Amtes des Öffentlich bestellten Vermessungsingenieurs mit der Vollendung des 68. Lebensjahres. 1. Das am 1.9.2003 in Kraft getretene Gesetz löst das Gesetz über die Landesvermessung und das Liegenschaftskataster im Freistaat Sachsen (Sächsisches Vermessungsgesetz - SVermG) idF der Bekanntmachung vom 2.8.1994 (SächsGVBl. S. 1457) ab, auf dessen Grundlage bis dahin eine Höchstaltersgren2e von 70 Lebensjahren bestimmt war (§15 Abs. 1 Nr. 5 der Verordnung des Staatsministeritims des Innern über Öffentlich bestellte Vermessungsingenieure im Freistaat Sachsen [ÖbV-Verordnung - Ö b W O ] v. 2.8.1994 [SächsGVBl. S. 1457], zuletzt geändert durch Art. 3 der Verordnung v. 12.12.2001 [SächsGVBl. 2002, S. 3, 4]). Eine Übergangsregelung zur Herabsetzung der Höchstaltersgrenze enthält das angegriffene Gesetz nicht. Es weist den Öffentlich bestellten Vermessungsingenieuren die — im Gegensatz zur abgelösten Regelung grundsätzlich ausschließliche — Zuständigkeit 2ur Katastervermessung und Abmarkung (§ 1 Abs. 1 Nr. 3, § 2 Abs. 2 Nr. 4 SächsVermG) zu und bestimmt, insoweit mit der Altregelung übereinstimmend (§ 5 SVermG), dass auf Antrag im Freistaat Sachsen freiberuflich tätige Vermessungsingenieure „als Beliehene" (§19 Abs. 1 SächsVermG - § 5 Abs. 1 a.F. „als Träger eines öffentlichen Amtes") mit dem Amt betraut werden. Der am ... 1941 geborene Beschwerdeführer ist Diplomingenieur für Vermessungswesen und wurde mit Wirkung vom 1.1.1996 zum Öffentlich bestellten Vermessungsingenieur im Freistaat Sachsen bestellt. Zuvor war er mit Wirkung ab August 1975 in Baden-Württemberg zum Öffentlich bestellten Vermessungsingenieur auf Lebenszeit bestellt worden und seit Februar 1992 in großem Umfang bereits aufgrund Einzelgenehmigung in der Katastervermessung in Sachsen tätig gewesen. Zum Jahresende 1995 wurde er antragsgemäß aus dem baden-württembergischen Amt endassen. 2. Der Beschwerdeführer rügt, dass § 20 Abs. 2 Nr. 2 SächsVermG ihn in seinem Grundrecht der Berufsfreiheit verletze. Die Änderung der Altersgrenze bringe für ihn Nachteile auch wirtschaftlicher Art mit sich. Bei einem Büro seiner Größe könne er mit einem Gewinn vor Steuern von ca. 150.000 Euro p.a. rechnen; der wirtschaftliche Verlust durch Absenkung der Altersgrenze belaufe sich für ihn also auf ca. 300.000 Euro. Zudem werde er gezwungen, Fragen der Altersvorsorge neu zu kalkulieren und zu regeln. Die angegriffene Regelung greife unverhältnismäßig in sein Grundrecht aus Art. 28 Abs. 1 SächsVerf ein. Die Tätigkeit als Öffentlich bestellter Vermessungsingenieur sei ein eigenständiger Beruf und nicht nur ein Teilbereich eines umfassenderen Berufs des freiberuflichen Vermessungsingenieurs. Die BestimLVerfGE 17
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mung einer Altersgrenze sei keine Regelung der Berufsausübung, sondern greife als subjektive Zulassungsbeschränkung in die Berufswahlfreiheit ein. Der Gesetzgeber habe das dafür unerlässliche Gemeinwohlinteresse weder benannt noch deutlich gemacht, vielmehr habe er das von ihm mit der Altersbeschränkung verfolgte Ziel offen gelassen. In den Gesetzesmaterialien sei es nicht zu erkennen. Dies sei jedoch erforderlich, weil es bei der Prüfung der Verhältnismäßigkeit um eine Prognoseentscheidung gehe, die vom Gesetzgeber getroffen werden müsse. Dieser müsse auch das Rechtsgut benennen, welches er mit der Norm schützen wolle. Die mangelnde Dokumentation schlage sich somit unmittelbar auf die Verhältnismäßigkeit der angegriffenen Norm nieder, die nicht in verfassungskonformer Weise abgewogen worden sei. Ein wichtiges Gemeinschaftsgut, das die Absenkung der Höchstaltersgrenze rechtfertigen könnte, sei nicht zu erkennen. Zum Schutz der öffentlichen Sicherheit und Ordnung in der Ausprägung eines geordneten Katasterwesens und der Sicherheit der Eigentumsordnung sei die Absenkung ungeeignet, jedenfalls aber nicht erforderlich; die denkbar größte Folge eines Fehlers des Öffentlich bestellten Vermessungsingenieurs sei die fehlerhafte Eintragung im Kataster. Eine ,Gefahrenlage' der Art, wie sie sich etwa aus fehlerhafter Tätigkeit des Prüfingenieurs für Baustatik ergeben könne, bestehe daher nicht. Zur Wahrung einer geordneten Altersstruktur sei die Absenkung der Altersgrenze um zwei Jahre ungeeignet. Sie werde ohne Effekt auf die Altersstruktur bleiben, welche in Sachsen nicht durch das Ausscheiden/Nichtausscheiden älterer Ingenieure, sondern durch Neuzulassungen in den 90er Jahren geprägt sei. Die Angleichung von Altersgrenzen für die Ausübung freier Berufe an die des öffentlichen Dienstes komme nicht als wichtiges Gemeinschaftsgut in Betracht. Daran bestehe unter keinem Gesichtspunkt ein öffentliches Interesse. Bei der Auslegung des Art. 28 Abs. 1 SächsVerf seien im Übrigen die Wertungen des Europarechts zu berücksichtigen, die ihren Niederschlag in der Richtlinie 2000/78/EG des Rates vom 27.11.2000 zur Festlegung eines allgemeinen Rahmens für die Verwirklichung der Gleichbehandlung in Beschäftigung und Beruf gefunden hätten (Amtsblatt Nr. L 303/16 vom 2.12.2000). Danach sei eine Ungleichbehandlung auf Grund des Alters nur in engen Grenzen möglich. Unabhängig davon, dass der Gesetzgeber kein schützenswertes wichtiges Gemeinschaftsgut für seine Regelung in Anspruch nehmen könne, sei die Absenkung der Altersgrenze auch unverhältnismäßig im engeren Sinne. Es fehle an einer Übergangsregelung. Die Entscheidung des Beschwerdeführers, seine Zulassung als Öffentlich bestellter Vermessungsingenieur im Freistaat Sachsen zu beantragen, sei wesentlich davon mitgeprägt gewesen, dass ihm eine wirtschaftlich sinnvolle Berufstätigkeit bis zur Vollendung des 70. Lebensjahres möglich sein würde. Dementsprechend habe er seine langfristige Planung ausgerichtet. Auf den Bestand dieser Altersgrenze habe er vertrauen können. 3. Der Staatsminister der Justiz hat zum Verfahren Stellung genommen. LVerfGE 17
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II. Die innerhalb der Jahresfrist des § 29 Abs. 3 SächsVerfGHG beim Verfassungsgerichtshof eingegangene Verfassungsbeschwerde ist zulässig. Der Beschwerdeführer wird durch die angegriffene Regelung selbst, gegenwärtig und unmittelbar in seinem Grundrecht aus Art. 28 Abs. 1 S. 1 SächsVerf betroffen. Seine Bestellung zum Öffentlich bestellten Vermessungsingenieur erlischt kraft Gesetzes mit Erreichen der Altersgrenze, ohne dass es eines Vollzugsaktes bedarf. Auch wenn der Beschwerdeführer im Zeitpunkt des In-Kraft-Tretens des Gesetzes die für ihn geltende Altersgrenze noch nicht erreicht hatte, wird er bereits zum gegenwärtigen Zeitpunkt durch die angegriffene Regelung veranlasst, seine Lebens- und Berufsplanung zu überdenken und ggf. umzustellen. Aus diesem Grund kann er auch nicht auf den Rechtsweg vor den Fachgerichten verwiesen werden (vgl. BVerfG NJW 1993,1575). III. Die Verfassungsbeschwerde hat jedoch in der Sache keinen Erfolg, da die Neuregelung der Altersgrenze in § 20 Abs. 2 Nr. 2 SächsVermG weder als solche noch wegen Fehlens einer Ubergangsregelung die Berufsfreiheit aus Art. 28 Abs. 1 SächsVerf verletzt. 1. Öffentlich bestellte Vermessungsingenieure sind zwar Träger des Grundrechts aus Art. 28 Abs. 1 SächsVerf; ihr Grundrecht auf Berufsfreiheit steht aber in Wechselwirkung zu Art. 33 GG. a) Die beanstandete Vorschrift beschränkt die Berufsfreiheit und ist demgemäß an Art. 28 Abs. 1 SächsVerf zu messen. aa) Bei dem Amt des Öffentlich bestellten Vermessungsingenieurs handelt es sich um einen eigenständigen Beruf. Hieran ändert nichts, dass der Öffentlich bestellte Vermessungsingenieur neben seiner staatlich gebundenen Tätigkeit auch den freien Beruf des Vermessungsingenieurs innehat, dessen Ausübung gesetzliche Voraussetzung für die Amtsbestellung ist (§ 5 Abs. 1 a.F. - § 19 SächsVermG). Insoweit handelt es sich vielmehr wegen der unterschiedlichen Bindungen um zwei getrennte Berufe (vgl. SächsOVG SächsVBl. 1999, 186, 187 = NVwZ 2000, 708, unter Hinweis auf BVerfGE 73, 301, 316). bb) Das Grundrecht der Berufsfreiheit gilt auch für Berufe, die im öffentlichen Dienst ausgeübt werden oder durch öffentlich-rechtliche Bindungen und Auflagen „staatlich gebunden" sind (vgl. BVerfGE 7, 377, 397; 16, 6, 21 f; 17, 371, 377; 47, 285, 318 f; 54, 237, 246; 73, 301, 315; v. Mangoldt/Klein/Manssen GG, 5. Aufl., Art. 12, Rn. 46 f mwN).
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Für die Berufe des öffentlichen Dienstes eröffnet Art. 33 GG jedoch die Möglichkeit zu Sonderregelungen, die nicht allein die Zahl der verfugbaren Stellen, sondern auch die Bedingungen zur Ausübung des Berufs betreffen. Der Regelungsgehalt des Art. 33 GG wirkt aber auch dann auf jenen des Art. 28 Abs. 1 SächsVerf ein, wenn die Wahrnehmung staatlicher Aufgaben Berufen außerhalb des öffentlichen Dienstes anvertraut wird. Je näher ein solcher Beruf funktional dem öffentlichen Dienst steht oder je eher die Regelung der staatlichen Organisationsgewalt zugewiesen ist, desto stärker können solche Sonderreglungen in Anlehnung an Art. 33 GG die Wirkung des Grundrechts der Berufsfreiheit zurückdrängen. Je mehr demgegenüber die Eigenschaften des freien Berufs hervortreten und je eher die Regelung der persönlichen, stärker der Berufsfreiheit zuzuordnenden Rechtsstellung des Grundrechtsträgers unterfällt, desto stärker entfaltet Art. 28 Abs. 1 SächsVerf seine Wirksamkeit (vgl. BVerfGE 7, 377, 398; 17, 371, 377; 73, 301, 315). Im Übrigen wird bei den schon bisher den Beruf Ausübenden das Grundrecht der Berufsfreiheit durch den Grundsatz des Vertrauensschutzes angereichert. b) Der Gesetzgeber darf die Berufsfreiheit nach näherer Maßgabe von Art. 33 GG jedenfalls dann beschränken, wenn dem Berufsinhaber die Wahrnehmung öffentlicher Aufgaben verfassungsmäßig übertragen wurde und die betreffende Berufstätigkeit in verfassungsrechtlich unangreifbarer Weise öffentlichrechtlich ausgestaltet ist. Dabei kommt es darauf an, dass der Gesetzgeber die ausgeübten Funktionen auch der staatlichen Verwaltung hätte vorbehalten können (vgl. BVerfG, Beschl. v. 18.6.1986 - 1 BvR 787/80; BVerfGE 73, 301, 315 f). 2. Eine Verletzung von Art. 28 Abs. 1 SächsVerf liegt nicht bereits in der Ausgestaltung des Amtes des Öffentlich bestellten Vermessungsingenieurs als das eines Beliehenen. Der Öffentlich bestellte Vermessungsingenieur erfüllt Aufgaben des öffentlichen Vermessungswesens. Als mit Hoheitsgewalt ausgestatteter Beliehener nimmt er wie die Vermessungsbehörden des Landes typische Hoheitsfunktionen des Vermessungswesens wahr, die der Gesetzgeber früher der staatlichen Verwaltung vorbehalten hatte und auch jetzt vorbehalten dürfte. Aus diesen Gründen sind für den Beruf des Öffentlich bestellten Vermessungsingenieurs Sonderregelungen in Anlehnung an Art. 33 GG statthaft (vgl. BVerfGE 73, 301, 316). 3. Der Gesetzgeber war von Verfassungs wegen auch berechtigt, für den Beruf des Öffentlich bestellten Vermessungsingenieurs die Altergrenze neu zu bestimmen und auf 68 Jahre festzusetzen. a) Art. 33 GG ermöglicht für die Berufe im öffentlichen Dienst und die ihnen angenäherten Berufe Sonderregelungen, welche die Voraussetzungen der Berufsausübung, insbesondere Höchstaltersgrenzen, betreffen können und sich für die formell außerhalb des öffentlichen Dienstes stehenden Berufsinhaber desto LVerfGE 17
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mehr an die für den öffentlichen Dienst nach Art. 33 Abs. 5 GG geltenden Grundsätze anlehnen dürfen, je mehr der Beruf an den öffentlichen Dienst angenähert ist (vgl. BVerfGE 7, 377, 398; 16, 6, 22; 54, 237, 245 f; 73, 280, 292, 301, 315 f; 64, 72, 83). aa) Durch die Beleihung der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure mit Hoheitsfunktionen (siehe insoweit § 1 Abs. 1 Nr. 3, § 2 Abs. 2 Nr. 4, §§ 19, 20, 21, 25 SächsVermG) hat der Gesetzgeber deren Berufsbild dem öffentlichen Dienst angenähert. Zwar bleiben die Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure Private, werden aber in ihrem Status demjenigen der öffentlichen Bediensteten stärker als bisher angeglichen. So sieht die angegriffene Novelle eine weitgehende Übertragung der hoheitlichen Aufgabe der Katastervermessung und der Abmarkung von den staatlichen Vermessungsämtern auf die Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure vor. Darüber hinaus zeigt sich die Nähe zum öffentlichen Dienst insbesondere in der Beschränkung ihrer Anzahl (§19 Abs. 1 SächsVermG), in der Einführung des Kriteriums der „Bestenauslese" und in der Eingliederung in die Fach- und Dienstaufsicht (§ 2 Abs. 3 Nr. 4 SächsVermG). bb) Die hierdurch bedingte Annäherung an den öffentlichen Dienst erlaubte es dem Gesetzgeber, auch eine Altergrenze zu bestimmen, die derjenigen näher kommt, die für den öffentlichen Dienst gilt. Die Höchstaltersgrenze von 68 Jahren bleibt zwar deutlich oberhalb der allgemeinen Altersgrenze, die für Beamte und Richter des Freistaates Sachsen gilt (vgl. § 49 Abs. 1 SächsBG, § 48 Abs. 1 DRiG, § 39 Abs. 4 SächsHG). Sie entspricht im Wesentlichen aber der Altersgrenze für kommunale Wahlbeamte (§ 160 Abs. 1 Nr. 2 SächsBG [Bürgermeister], § 164 iVm § 160 Abs. 1 Nr. 2 SächsBG [Landräte], § 163 Abs. 1 iVm § 160 Abs. 1 Nr. 2 SächsBG [Beigeordnete], § 165 iVm § 163 Abs. 1 iVm § 160 Abs. 1 Nr. 2 SächsBG [Verbandsvorsitzende]). Zwar besteht ein gewichtiger Unterschied zum öffentlichen Dienst in der fehlenden staatlichen Altersvorsorge; dieser Belastung stehen jedoch sowohl die nach wie vor vorhandene Möglichkeit längerer Berufsausübung als auch die erheblich erweiterten Erwerbsmöglichkeiten gegenüber. b) Die Nähe des Berufsbildes der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure zum öffentlichen Dienst, insbesondere die Zuweisung staatlicher Aufgaben, rechtfertigt zugleich die Beschränkung der Berufsfreiheit. In Anbetracht der inhaltlichen Wechselwirkung von Art. 33 GG und Art. 28 Abs. 1 SächsVerf ist die Festlegung einer Höchstaltersgrenze auf 68 Jahre verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden. c) Für die Prüfung der Verfassungsmäßigkeit ist es im Ergebnis ohne Belang, ob diese gesetzgeberischen Motive in den Materialien zur Gesetzesentstehung entsprechenden Niederschlag gefunden haben. Der Verfassungsgerichtshof hat das Gesetz, nicht die subjektiven Absichten des historischen Gesetzgebers, auf LVerfGE 17
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seine Verfassungsmäßigkeit zu prüfen und hierbei in erster Linie vom objektiven Gehalt der Norm auszugehen (vgl. BVerfG NJW 1998, 1776, 1777; BVerfGE 21, 292, 299). 4. Darüber hinaus werden hinsichtlich derjenigen, die - wie der Beschwerdeführer — den Beruf des Öffentlich bestellten Vermessungsingenieurs schon ausüben, die auch in der Berufsfreiheit angelegten Grundsätze rechtsstaatlichen Vertrauensschutzes nicht verletzt. Der Beschwerdeführer ist Jahrgang 1941. Nach Auskunft des Sächsischen Staatsministeriums des Innern war im Jahre 1998 der älteste der im Freistaat Sachsen tätigen Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure Jahrgang 1939. Dieser war mithin zum Zeitpunkt des In-Kraft-Tretens des Gesetzes am 1.9.2003 64 Jahre alt und damit noch vier Jahre von dem neuregelungsbedingten Ausscheiden aus dem Beruf entfernt. Da nach alter Rechtslage gem. § 1 Nr. 5 Ö b W O Voraussetzung für die öffentliche Bestellung war, dass der Vermessungsingenieur das 60. Lebensjahr nicht überschritten hatte (so heute: § 20 Abs. 1 Nr. 2 SächsVermG), ist es ausgeschlossen, dass in der Zwischenzeit ältere Antragsteller als dieser zu Vermessungsingenieuren bestellt wurden. Bei dieser Sachlage durfte der Gesetzgeber in generalisierender Betrachtungsweise davon ausgehen, dass für keinen der im Freistaat Sachsen tätigen Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure die Herabsetzung der Altersgrenze um lediglich zwei Jahre der Erwirtschaftung getätigter Investitionen und dem Aufbau einer angemessenen Alterssicherung entgegensteht. Die Schaffung einer Ubergangsregelung hätte aus verfassungsrechtlichen Gründen — also aus Gründen des auf dem Verhältnismäßigkeitsprinzip basierenden Vertrauensschutzes - allenfalls für einen Personenkreis gefordert werden können, der dem neuregelungsbedingten Ausscheiden aus dem Beruf zum Zeitpunkt des In-Kraft-Tretens der Novellierung deutlich näher stand oder die herabgesetzte Altersgrenze zu diesem Zeitpunkt bereits überschritten hatte. Ein solcher Personenkreis war aber nach dem vorliegenden statistischen Zahlenmaterial nicht vorhanden, so dass für die Schaffung einer Ubergangsregelung aus tatsächlichen Gründen kein Bedürfnis bestand. Dies gilt umso mehr, als die Anhörung des Vertreters des Berufsverbandes der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure bereits ein Jahr vor In-KraftTreten der Novellierung, nämlich im September 2002, stattgefunden hatte. Bereits ab diesem Zeitpunkt also musste von den Betroffenen mit einer Herabsetzung der Altersgrenze gerechnet werden. Zu diesem Termin aber war der älteste im Freistaat Sachsen tätige Öffentlich bestellte Vermessungsingenieur sogar erst 63 Jahre alt, mithin noch fünf Jahre vom neuregelungsbedingten Ausscheiden aus dem Beruf entfernt. Dieser Zeitraum reicht aus, um sich auf die neue Situation einzustellen und die dadurch veranlassten Vorkehrungen zu treffen, zumal das Gesetz die berufliche Situation der schon vorhandenen Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure durch die Ausdehnung ihres Aufgabenkreises und die Kontingentierung der Bestellung (vgl. § 19 Abs. 1 SächsVermG) deutlich verbessert. LVerfGE 17
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Die Beeinträchtigungen, die für die bereits im Beruf befindlichen Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure verbleiben, sind — jedenfalls bei Berücksichtigung der Wechselwirkungen zwischen Art. 33 GG und Art. 28 SachsVerf - verfassungsrechtlich unbedenklich. 5. Dieser verfassungsrechtlichen Würdigung steht sekundäres Recht der Europäischen Gemeinschaft nicht entgegen, so dass dahinstehen kann, ob dieses vom Verfassungsgerichtshof, der Verfassungsbeschwerden am Maßstab der sächsischen Grundrechte prüft, zu berücksichtigen wäre. Die auf Art. 13 EG-Vertrag gestützte Richtlinie 2000/78/EG des Rates vom 27.11.2000 behandelt Altershöchstgrenzen für die Ausübung des Berufs nicht als gemeinschaftsweit zu untersagende Diskriminierung wegen des Alters (Begründungserwägung 12 der Präambel). Vielmehr begrenzt die Präambel mit Begründungserwägung 14 den von der Richtlinie abgedeckten Bereich dahin, dass sie „die einzelstaatlichen Bestimmungen über die Festsetzung der Altersgrenzen für den Eintritt in den Ruhestand" nicht berührt. Ebenso wenig berührt ist der im Zusammenhang mit der Richtlinie vom Europäischen Gerichtshof in seinem Urteil vom 22.11.2005 (Rechtssache C - l 44/04, Mangold ./. Helm, Rn. 74 f) angenommene allgemeine Rechtsgrundsatz des Gemeinschaftsrechts über das Verbot der Diskriminierung wegen des Alters. Denn er greift nur, wenn und soweit eine nationale Regelung in den Geltungsbereich des Gemeinschaftsrechts fällt. Das ist bei der vorliegend angegriffenen Altersanknüpfung nicht der Fall; sie wird von Art. 13 EG-Vertrag in Verbindung mit der Richtlinie wegen deren bereits festgestellter gegenständlicher Beschränkung unter Ausschluss von Altersgrenzen für den Eintritt in den Ruhestand nicht erfasst.
Nr. 2 1. Ob die Benutzung von Ämtsräumen den Schutz des Art. 30 Abs. 1 SächsVerf genießt, hängt davon ab, ob diese Räume der „räumlichen Privatsphäre" zuzurechnen sind. 2. Im Rahmen von § 28 SächsVerfGHG ist deshalb näher dazu vorzutragen, inwieweit der Amtsraum - zumindest auch - als individueller Rückzugsbereich fungiert. Sächsische Verfassung Art. 30 Abs. 1; 78 Abs. 2; 78 Abs. 3 Satz 1 1. Alt. Sächsisches Verfassungsgerichtshofsgesetz § 28
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Beschluss vom 28. J u n i 2006 - Vf. 5-IV-06 in dem Verfahren über die Verfassungsbeschwerde gegen die Durchsuchung eines Amtsraumes Entscheidungs formel: Die Verfassungsbeschwerde wird verworfen. Gründe: I. Der Beschwerdeführer wendet sich mit seiner am 13.1.2006 beim Verfassungsgerichtshof des Freistaates Sachsen eingegangenen Verfassungsbeschwerde gegen den auf der Grundlage der §§ 102, 103 StPO ergangenen Durchsuchungsbeschluss des AG Leipzig vom 27.9.2005 (282 ER 05 Gs 1491/05) und den seine Beschwerde verwerfenden Beschluss des LG Leipzig vom 6.12.2005 (6 Qs 97/05), der dem Prozessbevollmächtigten des Beschwerdeführers am 14.12.2005 zugestellt wurde. Mit Schriftsatz vom 31.1.2006 erweiterte der Beschwerdeführer seine Verfassungsbeschwerde auf den Beschluss des LG Leipzig vom 18.1.2006 (6 Qs 97/05), der seiner gegen den Beschluss des LG vom 6.12.2005 erhobenen Gegenvorstellung und der zugleich unterbreiteten Anhörungsrüge den Erfolg versagte. Der Beschwerdeführer war Amtsleiter des Ordnungsamtes der Stadt L. Am 30.3.2004 ging bei der Staatsanwaltschaft Leipzig eine anonyme Anzeige ein, in der dem damaligen Bürgermeister und Beigeordneten der Stadt L. T. vorgeworfen wurde, er habe die ihn betreffenden Ordnungswidrigkeiten und Bußgeldangelegenheiten im ruhenden und fließenden Verkehr durch das ihm unterstellte Ordnungsamt zu seinem Vorteil einstellen und niederschlagen lassen. Als eine der Personen, die von dem genannten Sachverhalt Kenntnis gehabt hätten oder zur Rechtsbeugung genötigt worden seien, wurde der Beschwerdeführer benannt. Die Staatsanwaltschaft Leipzig leitete am 14.4.2004 gegen den Beschwerdeführer und weitere Beschuldigte ein Ermittlungsverfahren wegen Rechtsbeugung u.a. ein. In diesem Verfahren forderte sie Akten beim Ordnungsamt an und vernahm Zeugen. Durch die Berichterstattung in der Presse von dem Ermittlungsverfahren in Kenntnis gesetzt, ließ der Beschwerdeführer am 28.6.2005 seine Verteidigung anzeigen. Mit dem angefochtenen Beschluss vom 27.9.2005 ordnete das AG nach §§ 102, 103 StPO in dem u.a. gegen T. und den Beschwerdeführer geführten Ermittlungsverfahren ohne vorherige Anhörung die Durchsuchung der Geschäftsräume mit Nebenräumen der Stadt L. — Ordnungsamt, Zentrale Bußgeldstelle — LVerfGE 17
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und des Dienstzimmers des Amtsleiters nebst dazugehörigem Sekretariat sowie der EDV-Anlage an. Gefahndet werden sollte unter anderem nach solchen Unterlagen, die gegen den Beschwerdeführer geführte Bußgeldverfahren zu von diesem im Zeitraum vom 15.9.2000 bis zum 20.9.2005 begangenen Verkehrsordnungswidrigkeiten — insbesondere mit dem Aktenzeichen 31051095735615 - betrafen. Ferner wurde nach Akten gesucht, die Aufschluss über Bußgeldverfahren zu insgesamt 26 Fahrzeugkennzeichen wegen im Zeitraum vom 20.9.2000 bis zum 20.9.2005 begangener Verkehrsordnungswidrigkeiten geben sollten. Der Durchsuchungsbeschluss wurde am 28.9.2005 vollzogen. Die gegen den Beschluss des AG vom 27.9.2005 (282 ER 05 Gs 1491/05) gerichtete Beschwerde des Beschwerdeführers verwarf das LG mit Beschluss vom 6.12.2005 als unbegründet. Die gegen den landgerichtlichen Beschluss erhobene Gegenvorstellung des Beschwerdeführers nahm das LG ausweislich seines Beschlusses vom 18.1.2006 nicht zum Anlass, seine Entscheidung zu ändern. Die zeitgleich erhobene Anhörungsrüge des Beschwerdeführers entbehre der Grundlage. Der Beschwerdeführer sieht sich durch die angefochtenen Beschlüsse in seinen Grundrechten aus Art. 30, 15, 78 Abs. 3 S. 1 l.Alt. und Art. 78 Abs. 2 SächsVerf verletzt. Zur Begründung führt er im Wesentlichen aus, die Anordnung der Durchsuchung verstoße gegen sein Grundrecht auf Unverletzlichkeit der Wohnung. Ein Anfangsverdacht sei nicht gegeben. Es fehle es an einer richtigen und vollständig bewerteten Tatsachengrundlage, aus der sich die rechtliche und tatsächliche Möglichkeit der Tatbegehung ergebe. Die Anordnung der Durchsuchung habe zudem in keinem angemessenen Verhältnis zur Schwere der Tat und zur Stärke des Tatverdachts gestanden. Ein bloßer Rechtsanwendungsfehler allein begründe noch keine Rechtsbeugung, so dass es an der erforderlichen Tathandlung fehle. Auch habe beim Beschwerdeführer kein unbedingter Vorsatz vorgelegen. Die angefochtenen Beschlüsse verletzten ihn darüber hinaus in seinem Grundrecht aus Art. 15 SächsVerf, nämlich in seiner beruflichen Ehre, da ihnen in der medialen Öffentlichkeit Prangerwirkung zukomme. Auch insoweit sei der Grundrechtseingriff unverhältnismäßig. Ferner sei gegen sein Recht auf ein faires Verfahren — Art. 78 Abs. 3 S. 1 1. Alt. SächsVerf - verstoßen worden, indem er über seine Stellung als Beschuldigter offensichtlich getäuscht bzw. nicht aufgeklärt und damit zum Gegenstand des Verfahrens degradiert worden sei. Hierdurch werde auch § 136a StPO verletzt. Schließlich stelle die Begründung des Anfangsverdachts auf der Basis falscher oder nicht vollständig bewerteter Tatsachengrundlagen eine Missachtung des Anspruchs auf die Gewährung rechtlichen Gehörs - Art. 78 Abs. 2 SächsVerf — dar. Der Staatsminister der Justiz hat zum Verfahren Stellung genommen. LVerfGE 17
Amtsraum als räumliche Privatsphäre
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II. Die Verfassungsbeschwerde ist unzulässig. 1. Soweit sie sich gegen den Beschluss des LG vom 18.1.2006 richtet, mit dem der Gegenvorstellung des Beschwerdeführers und seiner zeitgleich erhobenen Anhörungsrüge der Erfolg versagt wurde, lässt sich dem Beschwerdevorbringen nicht entnehmen, wodurch der genannte Beschluss - über die vorangegangene Beschwerdeentscheidving des LG vom 6.12.2005 hinaus - eine eigenständige verfassungsrechtliche Beschwer geschaffen haben sollte. Die Perpetuierung vorangegangener Grundrechtsverstöße genügt nicht, um der Verfassungsbeschwerde zur Zulässigkeit zu verhelfen (SächsVerfGH, Beschl. v. 20.5.2005 - Vf. 16-IV-05 [HS]). 2. Im Übrigen genügt die Verfassungsbeschwerde nicht den gem. § 28 SächsVerfGHG an ihre Begründung zu stellenden Anforderungen. a) Die Möglichkeit einer Verletzung von Art. 15 SächsVerf ist nicht hinreichend dargelegt Die Verfassungsbeschwerde zeigt nicht auf, inwieweit der Beschwerdeführer über die gerügte Verletzung seines Grundrechts auf Unverletzlichkeit der Wohnung hinaus in seinem subsidiären Grundrecht der allgemeinen Handlungsfreiheit betroffen sein könnte. b) Soweit der Beschwerdeführer eine Verletzung von Art. 30 SächsVerf rügt, fehlt es an einem hinreichenden Vortrag zur Eröffnung des Schutzbereichs. Zwar ist der Begriff der „Wohnung" weit auszulegen; er kann auch Arbeits-, Betriebsund Geschäftsräume umfassen (vgl. BVerfGE 32, 54, 68 ff). Ob die Benutzung von Amtsräumen, die auch unter den Wohnungsbegriff fallen können, den Schutz des Art. 30 Abs. 1 SächsVerf genießt, hängt aber davon ab, ob diese Räume der „räumlichen Privatsphäre" zuzurechnen sind (vgl. für den Dienstraum eines Polizeibeamten: BVerfG StV 2004, 633 f; BVerfGE 103, 142, 150). Wird daher hinsichtlich eines Amtsraumes die Verletzung von Art. 30 Abs. 1 SächsVerf gerügt, so ist näher dazu vorzutragen, inwieweit dieser - zumindest auch - als individueller Rückzugsbereich fungiert. Hierzu hat der Beschwerdeführer keine näheren Angaben gemacht. Ob der Dienstraum von ihm alleine genutzt wurde, bleibt ebenso unbeantwortet wie die Frage, ob er darin persönliche Gegenstände verwahrte. Sein Vorbringen lässt somit nicht erkennen, ob der von der Durchsuchung betroffene Amtsraum dem Schutzbereich der Wohnung zugerechnet werden kann. c) Auch eine Verletzung seines Anspruchs auf rechtliches Gehör hat der Beschwerdeführer nicht substantiiert gerügt. Der Beschwerdebegründung ist nicht zu entnehmen, welcher konkrete Sachvortrag in den angegriffenen Entscheidungen unberücksichtigt geblieben ist. Soweit der Beschwerdeführer meint, die BeLVerfGE 17
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gründung des Anfangsverdachts auf der Grundlage falscher oder unvollständiger Tatsachen stelle einen Verstoß gegen Art. 78 Abs. 2 SachsVerf dar, ist das speziellere Grundrecht aus Art. 30 SächsVerf vorrangig. d) Das Vorbringen des Beschwerdeführers, nicht in der verfahiensmäßig erforderlichen Weise über seinen Status als Beschuldigter aufgeklärt worden zu sein, lässt einen Verstoß gegen seinen Anspruch auf ein gerechtes und faires Verfahien (Art. 78 Abs. 3 S. 1 1. Alt. SächsVerf) nicht als möglich erscheinen. Im Zusammenhang mit den an den Beschwerdeführer gerichteten Aktenanforderungen bestand keine Aufklärungs- oder Belehiungspflicht seitens der Staatsanwaltschaft über den Status des Beschwerdeführers als Beschuldigter. Dieser war in seiner Funktion als Amtsleiter auf Amtshilfe in Anspruch genommen worden und demgemäß — unabhängig von einem darüber hinaus bestehenden Beschuldigtenstatus - zur Aktenherausgabe verpflichtet (§ 161 Abs. 1, § 96 StPO). Auf den Grundsatz, sich nicht selbst belasten zu müssen, kann sich der Beschwerdeführer im Zusammenhang mit der Aktenanforderung nicht berufen. Eine Verletzung von Aufklärungs- oder Belehrungspflichten mit der Folge eines etwaigen Verstoßes gegen §§ 136, 136a, 163a StPO scheidet mangels Durchführung einer Vernehmung aus. Im Übrigen betrafen die insoweit begehrten Ermittlungshandlungen nicht den Beschwerdeführer, sondern anderweitig verfolgte Beschuldigte.
Nr. 3 1. Fachgerichtliche Eil-, Neben- oder Zwischenentscheidungen sind grundsätzlich nicht mit der Verfassungsbeschwerde angreifbar, wenn das Hauptsacheverfahren ausreichende Möglichkeit bietet, der behaupteten Grundrechtsverletzung abzuhelfen und dies für den Beschwerdeführer nicht unzumutbar ist (Grundsatz der Subsidiarität). 2. Dies gilt auch für eine unanfechtbare Zwischenentscheidung über den Antrag auf Ablehnung eines Richters wegen der Besorgnis der Befangenheit, wenn im Hauptsacheverfahren ein ordentliches Rechtsmittel nicht offensichtlich unstatthaft ist. Sächsisches Verfassungsgerichtshofsgesetz § 27 Abs. 2 Zivilprozessordnung §§ 511 Abs. 2; 513 Abs. 1; 546
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Befangenheitsantrag und Grundsatz der Subsidiarität
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Beschluss vom 27. J u l i 2006 - Vf. 58-IV-06 (HS)/ - Vf. 59-IV-06 (eA) in dem Verfahren über die Verfassungsbeschwerde des Herrn B. Entscheidungs formel: 1. Die Verfassungsbeschwerde wird verworfen. 2. Damit erledigt sich der Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung. Gründe: I. Die am 19.6.2006 bei dem Verfassungsgerichtshof des Freistaates Sachsen eingegangene und mit einem Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung verbundene Verfassungsbeschwerde richtet sich gegen acht Beschlüsse des LG Dresden vom 12.4.2006 zu den Verfahren 4 Τ 899/05, 4 Τ 251/06, 4 Τ 293/06, 4 Τ 294/06, 4 Τ 38/05 und 4 Τ 492/05 sowie drei weitere Beschlüsse des LG Dresden vom 19.5.2006 zu den Verfahren 4 Τ 38/05 und 4 Τ 492/05. Der Beschwerdeführer ist Beklagter des auf Räumung einer Wohnung sowie Zahlung aus Mietvertrag gerichteten bürgerlichen Rechtsstreits 144 C 6795/04 vor dem AG Dresden. Ferner ist er Beklagter des auf Zahlung gerichteten bürgerlichen Rechtsstreits 141 C 5277/05 vor dem AG Dresden, der auf dasselbe Mietverhältnis zurückgeht. Im Rahmen dieser Gerichtsverfahren richtete der Beschwerdeführer wegen der Besorgnis der Befangenheit zum Teil mehrfach Ablehnungsgesuche gegen die für die Hauptsachen zuständigen Amtsrichter sowie sämtliche Richter, die mit einem der beiden Ausgangsverfahren oder den gestellten Ablehnungsanträgen am AG, LG und OLG Dresden befasst waren. Bei den mit der Verfassungsbeschwerde angegriffenen Entscheidungen des LG handelt es sich um drei Beschwerdeentscheidungen, mit denen sofortige Beschwerden gegen Ablehnungsgesuche des Beschwerdeführers zurückweisende Entscheidungen des AG Dresden zurückgewiesen werden (Nrn. 2, 3 und 4 der Beschwerdeschrift), vier Entscheidungen, mit denen Ablehnungsgesuche des Beschwerdeführers als rechtsmissbräuchlich verworfen werden (Nrn. 1, 6, 9 und 11 der Beschwerdeschrift) und vier Beschlüsse, mit denen vom Beschwerdeführer gem. § 321a ZPO erhobene Anhörungsrügen zurückgewiesen werden (Nrn. 5, 7, 8 und 10 der Beschwerdeschrift) . Der Beschwerdeführer rügt u.a. die Verletzung seiner Grundrechte aus Art. 14 Abs. 1, Art. 15 Abs. 1, Art. 18 Abs. 1, Art. 20 Abs. 1, Art. 30 Abs. 1, Art. 31 Abs. 1, Art. 35, Art. 38, Art. 78 Abs. 1 S. 1, Art. 78 Abs. 2, Art. 78 Abs. 3 LVerfGE 17
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S. 1 SächsVerf sowie des Grundsatzes des fairen Verfahrens, des Willkürverbots sowie des Rechtsstaatsprinzips. In den angegriffenen Beschlüssen werde das Vorbringen des Beschwerdeführers nicht erwähnt oder nicht erwogen, jedenfalls nicht zum Gegenstand einer rechtlichen Bewertung oder zur Grundlage der Entscheidung gemacht. Die Beschlüsse seien von Richtern unter Missachtung des aus einer Ablehnung folgenden Tätigkeitsverbots getroffen worden. Der Beschwerdeführer werde gehindert, seine Einwände in einem geordneten Verfahren vorzutragen, da ihm ein Missbrauch seiner Rechte im gerichtlichen Verfahren allein deshalb unterstellt werde, weil er das persönliche Verhalten von Richtern beanstande. Der Staatsminister der Justiz hat zum Verfahren Stellung genommen. II. Die Verfassungsbeschwerde ist unzulässig, da ihr der in § 27 Abs. 2 SächsVerfGHG zum Ausdruck kommende Grundsatz der Subsidiarität entgegensteht. Danach sind fachgerichtliche Eil-, Neben- oder Zwischenentscheidungen, gegen welche der Rechtsweg gem. § 27 Abs. 2 S. 1 SächsVerfGHG erschöpfend beschritten wurde, grundsätzlich nicht sogleich mit der Verfassungsbeschwerde angreifbar, wenn das Hauptsacheverfahren ausreichende Möglichkeit bietet, der behaupteten Grundrechtsverletzung abzuhelfen und dies für den Beschwerdeführer nicht unzumutbar ist (SächsVerfGH, Besch! v. 18.8.2005 - Vf. 9-IV-05; std. Rspr.). Dies gilt auch für eine unanfechtbare Zwischenentscheidung über den Antrag auf Ablehnung eines Richters wegen der Besorgnis der Befangenheit, wenn im Hauptsacheverfahren ein ordentliches Rechtsmittel nicht offensichtlich unstatthaft ist (Weiterführung der bisherigen Rechtsprechung: SächsVerfGH, Beschl. v. 28.10.2004; SächsVBl. 2005, 110). Die unanfechtbare Zurückweisung der Ablehnungsgesuche entfaltet zwar Bindungswirkung, so dass eine weitere Uberprüfung der Richtigkeit dieser Entscheidung in der Rechtsmittelinstanz grundsätzlich ausscheidet. In der neueren höchstrichterlichen Rechtsprechung der Fachgerichte (vgl. BVerwG, Beschl. v. 9.11.2001, Buchholz 310 §132 Abs. 2 Nr. 3 VwGO Nr. 29 mwN; BSG, Beschl. v. 5.8.2003, SozR 4-1500 § 160a Nr. 1 mwN; BFH, Beschl. v. 22.10.2003 - III Β 14/03 mwN; für die frühere herrschende Meinung anders noch BVerfGE 24, 56) und im Schrifttum (vgl. Happ in: Eyermann, VwGO, 12. Aufl. 2006, § 128 Rn. 8) ist jedoch anerkannt, dass die unanfechtbare Entscheidung über ein Ablehnungsgesuch im Rahmen der Rüge eines Verfahrensfehlers im Rechtsmittelverfahren dann möglich bleibt, wenn gegen das Willkürverbot verstoßen wird oder Verfahrensgrundrechte verletzt werden. Dafür, dass eine Überprüfung der angefochtenen Entscheidungen durch die Fachgerichte — hier: Berufung gem. § 513 Abs. 1 iVm § 546 ZPO nach dem Erlass erstinstanzlicher Endurteile — vorliegend unstatthaft wäre (§511 Abs. 2 ZPO), sind im Hinblick auf die Streitwerte in den Hauptsacheverfahren Anhaltspunkte nicht erkennbar. Die Verweisung auf diesen Rechtsschutz vor den Fachgerichten ist für den Beschwerdeführer auch zumutbar. Ein besonderes RechtsschutzinteLVerfGE 17
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Befangenheitsanttag und Grundsatz der Subsidiarität
resse des Beschwerdeführers daran, dass über die von ihm eingelegte Verfassungsbeschwerde bereits während der Rechtshängigkeit des erstinstanzlichen Verfahrens und nicht erst nach der Entscheidung zur Hauptsache entschieden wird, besteht nicht. Der Grundsatz der Subsidiarität verlangt, dass zunächst fachgerichtlicher Rechtsschutz umfassend in Anspruch genommen wird, zumal die dort noch mögliche Prüfung anhand desselben verfassungsrechtlichen Maßstabes erfolgt, wie er auch im Verfassungsbeschwerdeverfahren Anwendung findet.
Nr. 4 1. Der einer Abgeordnetenanklage nach Art. 118 SachsVerf zu Grunde liegende Sachverhalt kann dem Landtag infolge qualifizierter Berichterstattung in den Medien bekannt geworden sein (Weiterführung der Rechtsprechung zur Fristenregelung des § 38 Abs. 1 SächsVerfGHG - SächsVerfGH, Beschluss vom 6. November 1998 - Vf. 16-IX-98, JbSächsOVG 6, 47). 2. Die Anklagefrist des § 38 Abs. 1 SächsVerfGHG wird am Tag der Konstituierung des neu gewählten Landtages in Lauf gesetzt, wenn die qualifizierte Berichterstattung in den Medien bereits während der vorangegangenen Legislaturperiode erfolgte. Sächsische Verfassung Art. 118 Sächsisches Verfassungsgerichtshofsgesetz §§ 7 Nr. 9; 37; 38 Abs. 1; 43 Gesetz über die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR §§ 27 Abs. 1 Nr. 1; 19 Abs. 5 Satz 1; 34 Abs. 1 Sächsisches Wahlgesetz § 44 Abs. 2 Satz 3, Abs. 3 Beschluss vom 2. November 2006 - Vf. 55-IX-06 in dem Verfahren auf Aberkennung des Mandats Entscheidungs formel: 1. Der Antrag wird verworfen. 2. Der Freistaat Sachsen hat dem Angeklagten die notwendigen Auslagen einschließlich der Kosten der Verteidigung zu erstatten. LVerfGE 17
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Verfassungsgerichtshof des Freistaates Sachsen Gründe: A. I.
Der 4. Sächsische Landtag beschloss am 11.5.2006 bei Anwesenheit und Abstimmungstcilnahmc von 119 Abgeordneten mit 83 Ja- zu 31 Nein-Stimmen bei 5 Stimmenthaltungen, gem. Art. 118 SachsVerf gegen den 19... geborenen Angeklagten Abgeordnetenanklage mit dem Ziel der Aberkennung des Mandats zu erheben (PlenProt 4/49; S. 3967 ff). Zur Überzeugung des Landtages sei der Angeklagte unter dem Decknamen „Christoph", wie in den Drs. 4/2883 und Drs. 4/5073 dargestellt, als inoffizieller Mitarbeiter (IM) für das Ministerium für Staatssicherheit der DDR (MfS) wissentlich und willentlich tätig geworden, sodass sich der dringende Verdacht einer Tätigkeit nach Art. 118 Abs. 1 Nr. 1 und 2 SächsVerf erhebe. Die fortdauernde Innehabung des Mandats erscheine untragbar. Damit nahm der 4. Sächsische Landtag den Antrag auf Erhebung der Abgeordnetenanklage vom 23.9.2005 (Drs. 4/2941) entsprechend der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunitätsangelegenheiten vom 27.4.2006 (Drs. 4/5073) an. Auf dieser Grundlage fertigte der Präsident des Landtages die Anklageschrift vom 1.6.2006, die bei dem Verfassungsgerichtshof am 2.6.2006 einging. 1. Der Angeklagte wurde am 14.10.1990 über die Landesliste der Linken Liste/PDS in den 1. Sächsischen Landtag, am 14.9.1994 über die Landesliste der PDS in den 2. Sächsischen Landtag, am 19.9.1999 über die Landesliste der PDS in den 3. Sächsischen Landtag und am 19.9.2004 über die Landesliste der PDS in den 4. Sächsischen Landtag gewählt. Er ist Vorsitzender der PDS-Fraktion im Sächsischen Landtag, seit 1994 stets erneut in dieses Amt gewählt. Im Sommer 2004 gab die Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (nachfolgend: Bundesbeauftragte) auf der Grundlage eines im November 2003 nach § 34 des Gesetzes über die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (v. 20.12.1991, BGBl. I S. 2272, zuletzt geändert durch Art. 1 des Gesetzes v. 14.8.2003, BGBl. I S. 1654 - StUG) gestellten Medienantrags den Angeklagten betreffende Informationen an das Nachrichtenmagazin „F." heraus. Die ihr vorliegenden Erkenntnisse teilte die Bundesbeauftragte nach ihrer Presseerklärung vom 9.8.2004 den zuständigen Stellen — dem Sächsischen Landtag und dem Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst — gem. § 27 Abs. 1 StUG mit. Auf der Grundlage der durch die Bundesbeauftragte übergebenen Unterlagen berichtete das Nachrichtenmagazin „F." in seiner Ausgabe vom 9.8.2004 unter der Überschrift „Stasi ,Positive Beeinflussung' Sachsens PDS-Spitzenkanditat LVerfGE 17
Anklagefrist bei Abgeordnetenanklage
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Peter Porsch bespitzelte als IM ,Christoph' eine DDR-Bürgerin - seine Lebensgefährtin" durch Wiedergabe wörtlicher Zitate aus den Akten und mittels Abbildung von Dokumenten über eine Zusammenarbeit des Angeklagten mit dem früheren MfS, Bezirksverwaltung (BV) L., mit dem Schwerpunkt in den Jahren 1984/85. Hieran anschließend erfolgte insbesondere im Zuge des im Sommer 2004 geführten Landtagswahlkampfes — z.T. unter Bezugnahme auf Einzelheiten aus den von der Bundesbeauftragten aus dem Bereich der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) und der BV L. des früheren MfS zur Verfügung gestellten Unterlagen — eine breite Berichterstattung zu der vorgeworfenen MfS-Verstrickung des Angeklagten in der regionalen und überregionalen Presse sowie in sonstigen Medien. In diesem Zusammenhang veröffentlichte die Tageszeitung „D." am 2.9.2004 einen Artikel unter der Uberschrift „Zwölf Dokumente belasten Porsch", in welchem sie über den Inhalt der zugänglichen Unterlagen der Bundesbeauftragten unterrichtete. Am 27.8.2004 sprach das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst auf der Grundlage der von der Bundesbeauftragten übergebenen Unterlagen gegenüber dem Angeklagten dessen frisdose Kündigung als Professor an der Universität L. aus. Der sich anschließende Prozess vor dem Arbeitsgericht Dresden endete im Jahr 2005 mit einem Vergleich, der eine ordentliche Kündigung zum 31.5.2005 und die Nichterwähnung der Entlassungsgründe zum Inhalt hatte. Uber das arbeitsgerichtliche Verfahren wurde vom Ausspruch der Kündigung an bis zum Ende des Prozesses regelmäßig und ausführlich in den Medien berichtet. Bei dem 3. Sächsischen Landtag ging im zeitlichen Zusammenhang mit der vorgenannten Ubergabe von Unterlagen der Bundesbeauftragten an das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst ein Schreiben der Bundesbeauftragten ein, das eine Mitteilung zum Angeklagten enthielt. Der Umschlag wurde indes dem Bericht des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunitätsangelegenheiten (Drs. 4/5073) zu Folge nicht mehr geöffnet, weil wegen des unmittelbar bevorstehenden Endes der 3. Wahlperiode eine verfahrensgerechte Behandlung nicht mehr möglich gewesen sei. Am 19.10.2004 konstituierte sich der 4. Sächsische Landtag. Der Präsident des Landtages forderte im November 2004 bei der Bundesbeauftragten die den Angeklagten betreffenden Informationen nach § 1 Abs. 2 S. 3 des Gesetzes über die Rechtsverhältnisse der Mitglieder des Sächsischen Landtages (Abgeordnetengesetz - AbgG) und § 44 Abs. 2 S. 3 SächsWahlG iVm § 20 Abs. 1 Nr. 6 Buchst, b und § 21 Abs. 1 Nr. 6 Buchst, b StUG an. Eine besondere Anfrage oder Nachforschung im Hinblick auf nach § 27 Abs. 1 StUG mitzuteilende Feststellungen der Bundesbeauftragten, die Gegenstand der Presseberichterstattung und Grundlage der fristlosen Kündigung des Angeklagten durch das Sächsische Staatsministeritim für Wissenschaft und Kunst waren, erfolgte nicht. Nach Erlass der Richtlinien für die Tätigkeit des Bewertungsausschusses durch den Beschluss des Landtages vom 19.1.2005 (Drs. 4/0469 und LVerfGE 17
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Drs. 4/0563; PlenProt4/6) und Bildung des Bewertungsausschusses des 4. Sächsischen Landtages trat dieser am 17.5.2005 zu seiner ersten Sitzung zusammen. Der vorgefundene Umschlag aus der Mitteilung der Bundesbeauftragten an den 3. Sächsischen Landtag wurde dem Präsidenten des Landtages ungeöffnet zurückgegeben, weil der Ausschuss seine Berechtigung zur Befassung wegen der Ursprungsadressierung an den vorhergehenden Landtag und der ursprünglichen Zuständigkeit des vorhergehenden Bewertungsausschusses verneinte. Am 2.6.2005 gingen beim 4. Sächsischen Landtag die den Angeklagten betreffenden Unterlagen der Bundesbeauftragten ein, wobei sich die Bundesbeauftragte in ihrem Anschreiben auf die Regelanfrage des Präsidenten des Landtages vom 4./24.11.2004 bezog. Dem Anschreiben waren ein Bericht der Bundesbeauftragten über die den Verdacht der inoffiziellen Mitarbeit des Angeklagten beim früheren MfS in den Jahren 1984/85 begründenden Unterlagen sowie Ablichtungen der aus den Akten erschlossenen Dokumente beigefügt. Diese Unterlagen wurden dem Bewertungsausschuss des 4. Sächsischen Landtages gem. § 1 Abs. 3 S. 3 AbgG und § 44 Abs. 3 S. 3 SächsWahlG zugeleitet. In seiner Sitzung vom 22.8.2005 fasste der Bewertungsausschuss die Absicht, dem Landtag die Erhebung einer Abgeordnetenanklage gegen den Angeklagten zu empfehlen. Die nach Eingang der Stellungnahme des Angeklagten vom 15.9.2005 am 19.9.2005 gem. § 1 Abs. 7 AbgG und § 44 Abs. 7 SächsWahlG an die Mitglieder des Landtages nebst dieser Stellungnahme verteilte Beschlussempfehlung des Bewertungsausschusses (Drs. 4/2883) wurde am 22.9.2005 in nichtöffentlicher Sitzung vom Landtag angenommen (PlenProt 4/28). Am 23.9.2005 stellten 55 Mitglieder des Landtages den Antrag, der Landtag möge gegen den Angeklagten gem. Art. 118 SächsVerf die Erhebung der Anklage mit dem Ziel der Aberkennung des Mandats beschließen (Drs. 4/2941). Nach Behandlung des Antrags in der 29. Sitzung des Landtages am 23.9.2005 wurde dieser an den Ausschuss für Geschäftsordnung und Immunitätsangelegenheiten überwiesen. Bis zum 25.4.2006 fanden insgesamt sieben Sitzungen des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunitätsangelegenheiten statt, in deren Verlauf der Angeklagte Gelegenheit zur Stellungnahme und Anhörung erhielt, die er lediglich schriftlich wahrnahm. Ferner wurden unter anderem die Bundesbeauftragte und deren Mitarbeiter befragt, der Landesbeauftragte für die Unterlagen der Staatssicherheit der ehemaligen DDR hinzugezogen, Zeugen (erfolglos) geladen und das Vernehmungsprotokoll des Landgerichts Hamburg im Verfahren 324 O 774/04 einbezogen. Im Ergebnis des Uberprüfungsverfahrens empfahl der Ausschuss für Geschäftsordnung und Immunitätsangelegenheiten dem Landtag, den Antrag auf Erhebung der Abgeordnetenanklage gegen den Angeklagten anzunehmen (Beschlussempfehlung und Bericht vom 27.4.2006, Drs. 4/5073). In seiner 49. Sitzung am 11.5.2006 (PlenProt 4/49, S. 3967 ff) nahm der Landtag den Antrag auf Erhebung der Abgeordnetenanklage auf der Grundlage der Beschlussempfehlung des Ausschusses für Geschäftsordnung und ImmunitätsangelegenLVerfGE 17
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heiten an. Für die Abstimmung wurde das so genannte „Hammelsprung-Verfahren" gewählt, wobei die Vorgaben des § 103 Abs. 3 GOLT nur teilweise Beachtung fanden. 2. Dem Angeklagten wird vorgeworfen, er habe vor seiner Wahl in den 4. Sächsischen Landtag gegen die Grundsätze der Menschlichkeit oder Rechtsstaatlichkeit verstoßen, insbesondere die im Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte vom 19.12.1966 gewährleisteten Menschenrechte oder die in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte vom 10.12.1948 enthaltenen Grundrechte verletzt, und sei zugleich für das frühere Ministerium für Staatssicherheit der DDR tätig gewesen, weshalb die fortdauernde Innehabung seines Landtagsmandats als untragbar erscheine. Der Angeklagte habe zumindest in den Jahren 1984/1985 wissentlich und willentlich als inoffizieller Mitarbeiter in der Art und Weise, wie sie in den Drucksachen 4/5073 und 4/2883 dargestellt sei, mit dem früheren MfS — HVA und BV L — zusammengearbeitet und Berichte, auch zu konkreten Verhältnissen natürlicher Personen, abgeliefert. Auf der Grundlage der mit diesen Drucksachen gegebenen Beschlussempfehlungen nebst Bericht des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunitätsangelegenheiten, die sich in erster Linie auf die von der Bundesbeauftragten übersandten Dokumente stützen, insbesondere die Unterlagen der BV L. mit dem Schwerpunkt 1984/85, sowie auf der Grundlage der Stellungnahmen der Beauftragten von Bund und Freistaat für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (Anlagen zu Drs. 4/5073) und der mündlichen Berichterstattung der vorgenannten Ausschüsse und ihrer Mitglieder im Plenum, gelangte der Landtag zu der Auffassung, dass der Angeklagte sich zur Lieferung von Informationen an das frühere MfS bereit erklärt und zu diesem Zweck entsprechende Kontakte zu seinem Führungsoffizier O. unterhalten hat. Nach Aktenlage stammten die von dem IM „Christoph" herrührenden Berichte (eigenhändig gefertigte oder unterzeichnete Berichte sind nicht nachweisbar) von derselben Quelle und gäben Auskunft zu persönlichen Informationen und Entwicklungen der Frau T., der damaligen Lebensgefährtin und heutigen Ehefrau des Angeklagten. Die Berichte schilderten — überwiegend in der ersten Person abgefasst — das eigene Erleben des Informanten, insbesondere mit der Person, mit der er zusammenlebte. Die detailliert gehaltenen und in sich schlüssigen bzw. in Teilen nachprüfbaren oder mit den Wahrnehmungen anderer Personen korrespondierenden Berichte gäben eingehende Kenntnisse aus dem persönlichen Umfeld der Frau T. wieder. Mithin ließen sich die Berichte auf eine mit Frau T. in häuslicher Gemeinschaft lebende Person, ihren damaligen Lebensgefährten, konkretisieren. Dessen Identität stimme mit der des IM „Christoph" überein. Die Informationslieferung des IM „Christoph" sei im Rahmen der „Operativen Personenkontrolle (OPK) Organisator" zur gezielten Ermittlung des Umgangs und der politischen Einstellung der Frau T. erfolgt. Ausgehend von entsprechenden Maßnahmeplänen und schriftlich fixierten Zielsetzungen des MfS habe der IM Informationen über LeLVerfGE 17
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sungen, Literaten, Journalisten, Intellektuelle und Kulturschaffende, zu denen er oder Frau T. Zugang hatten, beschaffen sollen. Die inoffizielle Mitarbeit des Angeklagten beim früheren MfS schließt der Landtag auch ohne Zugänglichkeit einer schriftlichen Verpflichtungserklärung daraus, dass die von IM „Christoph" getätigten Informationen nach Lage der Dokumente und bei lebensnaher Betrachtung des äußeren Geschehensablaufes aufgrund einer wissentlichen und willentlichen Bereitschaft zur Konspiration erfolgten. Detailreichtum und Umfang der Beobachtungen seien nur mit einem zusammenhängenden Recherche- bzw. Ermitdungsauftrag erklärlich. Hierfür spreche zudem die Ausgestaltung der Zusammenarbeit, insbesondere mit dem Führungsoffizier O. Insoweit sei die vom Angeklagten behauptete Verwendung einer Legende bei der Kontaktanbahnung in den Unterlagen nicht vermerkt worden. Vielmehr könne aus der Nutzung eines Kennwortes zur Identifizierung — des klassischen Kontaktanbahnungsinstruments geheimdienstlicher Tätigkeit — und der Nutzung eines konspirativen Treffzimmers auf eine IM-Tätigkeit geschlossen werden. Den sicheren Nachweis einer inoffiziellen Mitarbeit sieht der Landtag in dem Umstand, dass der Führungsoffizier O. in einer Aktennotiz vom 5.3.1984 über ein Gespräch mit dem zuständigen Mitarbeiter HVA XII festgehalten habe, dass die zur Aufklärung einer in der Wohnung der Frau T. geplanten Lesung vorgesehene Person nach dortiger Aussage bereits „positiv erfasst ist und zuverlässig arbeitet". Beide Begriffe fänden nach dem fest definierten Sprachgebrauch des früheren MfS ausschließlich auf inoffizielle Mitarbeiter Anwendung. Ferner stützt der Landtag seine Überzeugung von einer bereits zu diesem Zeitpunkt mit der HVA bestehenden Zusammenarbeit des Angeklagten auf die ebenfalls in dem Vermerk wiedergegebene Feststellung des dortigen Mitarbeiters, er habe von dem Sachverhalt, zu dessen Aufklärung die Person herangezogen werden solle, noch keine Kenntnis, was er damit begründete, dass sich die Telefonnummer seiner Abteilung geändert habe und die Person „objektiv nicht anrufen konnte". Ebenso bezieht sich der Landtag bei seiner Uberzeugungsbildung auf die F-16-Erfassung (Namenskartei des früheren MfS) des Angeklagten unter seinem Klarnamen mit Registriernummer, die als Abschrift des Bundesamtes für Verfassungsschutz aus den „Rosenholz-Dateien" dokumentiert sei. Die Erklärung des Angeklagten, er sei zu keinem Zeitpunkt inoffizieller Mitarbeiter des früheren MfS gewesen, sondern — ohne dass ihm dies von Mitarbeitern des MfS offenbart worden wäre — als Informationsquelle abgeschöpft worden, bezeichnet der Landtag, auch unter Berufung auf die Stellungnahmen der Beauftragten von Bund und Freistaat für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (Anlagen zu Drs. 4/5073), als nicht glaubwürdig. Die Untragbarkeit fortdauernder Mandatsinnehabung des Angeklagten begründet der Landtag, ausgehend von einer Einschätzung zur Funktion und Arbeitsweise des früheren MfS, mit einer Intention des Verfassunggebers, die Wiederbegründung demokratischer Strukturen ausschließlich in die Hände solcher LVerfGE 17
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Repräsentanten zu legen, die das seinerzeit noch zu schaffende Vertrauen in ein demokratisches Staatswesen glaubhaft verkörperten. Diese habe angesichts des schwindenden Vertrauens in die Integrität parlamentarischer Repräsentativorgane nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Angesichts dessen müssten die Mitglieder des Landtages höchsten politisch-moralischen Ansprüchen genügen. Der Angeklagte habe noch in jüngster Zeit zu erkennen gegeben, dass die Aufarbeitung der Geschichte der Staatssicherheit durch die Bundesbeauftragte im Allgemeinen und das Aufarbeitungsinteresse an seiner Person im Besonderen, gemessen an den Maßstäben der deutschen Geschichte und ihrer Personen sowie vor dem Hintergrund aktueller und vergangener Weltpolitik, nachrangig und illegitim sei. Zur Begründung dieser Bewertung stützt sich der Landtag auf Auszüge aus einer vom Angeklagten am 1.3.2006 gehaltenen „Aschermittwochsrede". Der Landtag ist schließlich der Auffassung, nicht infolge Verfristung an einer Anklageerhebung gehindert zu sein. Die zum Ende der 3. Wahlperiode beim Sächsischen Landtag eingegangenen Unterlagen der Bundesbeauftragten rechtfertigten, soweit in ihnen überhaupt der verfahrensgegenständliche Sachverhalt als gleichwertiger Erkenntnisstand niedergelegt gewesen sein sollte, nicht den Beginn der Frist des § 38 Abs. 1 SächsVerfGHG. Darüber hinaus sei es rechtsstaatlich — zum Schutz des Betroffenen — nicht hinnehmbar, ein Überprüfungsverfahren einschließlich seiner Fristen an eine ungesicherte - rein mediale — Quellenlage mit der Folge anzuknüpfen, dass wegen des entsprechenden Zeitdrucks der Einjahresfrist eine ordnungsgemäße Klärung des Sachverhaltes nicht vorgenommen werden könne. Gesicherte Erkenntnisse bzw. hinreichende „Fakten" hätten dem 4. Sächsischen Landtag erst nach Ubersendung und der tatsächlichen Möglichkeit einer Sichtung und Auswertung der Unterlagen der Bundesbeauftragten vorgelegen, welche am 2.6.2005 beim Präsidenten des Landtages eingegangen seien. II. Der Angeklagte beantragt, den Antrag des Landtages unter Feststellung der Unzulässigkeit der Anklage zu verwerfen, hilfsweise das Verfahren unter Feststellung des Bestehens eines Verfahrenshindernisses einzustellen, hilfsweise die Eröffnung des Verfahrens unter Feststellung des fehlenden dringenden Tatverdachts abzulehnen, hilfsweise zur Vorbereitung der Verhandlung gem. § 41 SächsVerfGHG durch den Präsidenten des Verfassungsgerichtshofes Vorermittlungen anzuordnen. 1. Zur Begründung der Unzulässigkeit des Antrags führt der Angeklagte unter anderem Folgendes aus: LVerfGE 17
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a) Für die Erhebung der Anklage sei die durch § 38 Abs. 1 SachsVerfGHG gesetzte Frist versäumt worden. Die in der Anklage enthaltenen Vorwürfe hätten sich bereits im August 2004 aufgrund von Veröffentlichungen in den Printmedien und im Internet in der Öffentlichkeit befunden. Es habe sich dabei nicht nur um vage Berichterstattungen gehandelt, weil schon zu diesem Zeitpunkt deutlich geworden sei, dass der Angeklagte als IM „Christoph" geführt worden sein könnte. Demnach sei die Frist im August 2005, spätestens jedoch ein Jahr nach Konstituierung des 4. Sächsischen Landtages im Oktober 2005, abgelaufen. Auch müsse sich der Landtag eine entsprechende Kenntnis hinsichtlich der Verdachtsmomente zugestehen, weil das zuständige Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst den Angeklagten am 27.8.2004 frisdos aus seinem Professorenamt gekündigt habe. Dem Staatsminister für Wissenschaft und Kunst hätten die gleichen Unterlagen der Bundesbeauftragten vorgelegen, wie sie auch der Anklageschrift beigefügt seien. Darüber hinaus seien aufgrund des Schreibens der Bundesbeauftragten an den 3. Sächsischen Landtag dem Bewertungsausschuss der 3. Wahlperiode alle entscheidungserheblichen Sachverhalte bekannt gewesen, die nunmehr auch zur Anklageerhebung herangezogen würden. Es habe die gesetzliche Pflicht bestanden, den Vorwürfen nachzugehen. Damit sei die Jahresfrist im August/September 2005 abgelaufen. Jedenfalls aber habe die Frist des § 38 Abs. 1 SachsVerfGHG zu laufen begonnen, als der Bewertungsausschuss des 4. Sächsischen Landtages am 17.5.2005 zusammentrat, und — obwohl man gewusst habe, welchen Inhalt die Mitteilung der Bundesbeauftragten an den 3. Sächsischen Landtag hatte — die erhaltenen Unterlagen an die Bundesbeauftragte zurückgeleitet habe. Die Adressierung an den 3. Sächsischen Landtag könne nicht als Begründung für die Rücksendung herangezogen werden. b) Der Anklagesatz der Anklageschrift sei wegen Unbestimmtheit mangelhaft und die Anklage mithin formell unzulässig. Aus ihm seien keinerlei Handlungsbeschreibungen bzw. -merkmale erkennbar, die den Vorwurf eines Verstoßes gegen die Grundsätze der Menschlichkeit oder Rechtsstaatlichkeit stützen könnten; im Übrigen auch keine Handlungsbeschreibungen, die eine Tätigkeit für das frühere MfS erkennen ließen. Dem Verfassungsgerichtshof könne nicht aufgegeben werden, sich den Anklagevorwurf aus der im Anklagesatz genannten Drucksache herauszusuchen. Ferner sei über die Erhebung der Abgeordnetenanklage nicht ordnungsgemäß abgestimmt worden. Das gewählte Abstimmungsverfahren — der so genannte „Hammelsprung" — habe nicht den Vorgaben von § 103 Abs. 3 GOLT entsprochen; die Abstimmung sei damit unwirksam, was zur Unzulässigkeit der Anklage führe. Der Landtag habe überdies keine Anklageerhebung hinsichtlich eines Verstoßes des Angeklagten gegen die Grundsätze der Menschlichkeit und Rechtsstaatlichkeit beschlossen, was insoweit zur materiell-rechtlichen Unzulässigkeit der Anklage führe. Die Beschlussempfehlung des Ausschusses für Geschäftsordnung LVerfGE 17
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und Immunitätsangelegenheiten, über die in der 49. Sitzung des Landtages am 11.5.2006 abgestimmt worden sei, mache nur den Vorwurf einer Tätigkeit für das frühere MfS zum Gegenstand der Prüfung. 2. Das Verfahren sei wegen Vorliegens von Verfahrenshindernissen einzustellen. a) Die für das parlamentarische Uberprüfungsverfahren vorhandenen Regelungen seien als Grundlage für die Herbeiführung einer Abgeordnetenanklage nicht ausreichend. In der formal erforderlichen Form sei das Verfahren lediglich insoweit geregelt, als § 1 AbgG die Beiziehung der Unterlagen und deren Bewertung durch den Bewertungsausschuss normiere. Das Verfahren von der Einbringung des Antrags gem. Art. 118 Abs. 2 S. 1 SachsVerf bis zur Einreichung der Anklageschrift sei jedoch allein in § 73 GOLT ausgestaltet. Dieser Abschnitt gehe aber seinem Inhalt nach über die Angelegenheiten des Geschäftsgangs und der Disziplin hinaus. Die Ausgestaltung der Uberprüfung von Abgeordneten auf eine etwaige Tätigkeit für das frühere MfS werde zudem nicht den vom Bundesverfassungsgericht hierfür aufgestellten Maßstäben gerecht. Das Verfahren zur Herbeiführung der Anklage enthalte nicht die erforderlichen Sicherungen zum Schutze der Statusrechte des Abgeordneten. Insbesondere fehle es an materiell-rechtlichen Regelungen zur Verwertbarkeit von Erkenntnissen unter Berücksichtigung des Zeitfaktors. Das Fehlen verfahrensrechtlicher Regelungen habe auch zu einer konkreten Verletzung der Rechte des Angeklagten im Uberprüfüngsverfahren geführt. Der Ausschuss für Geschäftsordnung und Immunitätsangelegenheiten habe Kompetenzen ausgeübt, die ihm weder nach der Verfassung noch nach einfachem oder nach Geschäftsordnungsrecht zustünden. Der Gesetzgeber habe bewusst die Sachverhaltsermittlung und die Beweiswürdigung einem besonderen Ausschuss, nämlich dem Bewertungsausschuss, überantwortet. Bei dessen Tätigkeit sei es zu schwerwiegenden Verletzungen der Rechte des Angeklagten gekommen. Verschwiegenheitspflichtverletzungen seien sowohl in der Weitergabe der Unterlagen der Bundesbeauftragten an den Ausschuss für Geschäftsordnung und Immunitätsangelegenheiten als auch in der Weiterleitung der Stellungnahme der Bundesbeauftragten an die A. AG zu sehen. Darüber hinaus enthalte die Beschlussempfehlung des Bewertungsausschusses im Hinblick auf die Untragbarkeit der fortdauernden Mandatsinnehabung keine Begründung. b) Zwanzig Jahre nach den angeklagten Handlungen könne eine Verfolgung bzw. eine Berücksichtigung im Anklageverfahren nicht mehr rechtmäßig sein. Art. 118 SächsVerf befinde sich im 11. Abschnitt der Verfassung des Freistaates Sachsen unter der Überschrift „Übergangs- und Schlussbestimmungen". Ihm komme damit nur zeitlich beschränkte Geltung zu; diese habe nicht über den Verjährungsfristen für Straftaten liegen sollen.
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Verfassungsgerichtshof des Freistaates Sachsen 3. Die Vorschrift des Art. 118 SächsVerf sei verfassungswidrig.
a) Art. 118 SächsVerf habe vor anderen Bestimmungen der Verfassung des Freistaates Sachsen keinen Bestand, weil er sich als „verfassungswidriges Verfassungsrecht" darstelle. So verstoße Art. 118 SächsVerf gegen den Grundsatz des freien Mandats (Art. 39 Abs. 3 SächsVerf). Zwar dürfe der Status des Abgeordneten nach bundesverfassungsgerichtlicher Rechtsprechung durch die Einführung eines Uberprüfungsverfahrens zur Gewährleistung der Repräsentations- und Funktionsfähigkeit des Parlaments eingeschränkt werden; bei Ausgestaltung und Durchführung des Uberprüfungsverfahrens müssten aber die Rechte des Abgeordneten berücksichtigt werden. Dies sei vorliegend nicht gewährleistet, zumal die Abgeordnetenanklage den Verlust des Mandats bezwecke und damit eine der Funktionalvoraussetzungen des repräsentativ-parlamentarischen Regierungssystems im Kernbereich betreffe. Mit der unrechtmäßigen Entfernung des Angeklagten aus dem Mandat werde auch in den Grundsatz der freien Mandatsausübung (Art. 42 Abs. 2 S. 2 SächsVerf) und die mit der Annahme der Wahl erworbenen Statusrechte (Art. 43 Abs. 1 S. 1 SächsVerf) eingegriffen. Zudem gehe damit ein faktischer und in seiner zeitlichen Begrenzung nicht absehbarer Entzug des passiven Wahlrechts des Angeklagten einher. Art. 118 SächsVerf verstoße ferner gegen das in Art. 3 Abs. 1 SächsVerf verankerte Prinzip der Volkssouveränität und gegen das Demokratieprinzip des Art. 3 Abs. 1 iVm Art. 4 SächsVerf. Wenn die Legitimation staatlicher Organe im demokratischen Verfassungsstaat eine ununterbrochen auf das Volk rückführbare Legitimationskette voraussetze, sei eine nachträgliche Korrektur plebiszitärer Elektorate verboten. Der mit der Wahl zum Ausdruck gebrachte Wählerwille werde durch die Aberkennung des Mandats des Angeklagten deformiert, zumal die Vorwürfe in Bezug auf eine MfS-Tätigkeit des Angeklagten bereits während der 3. Wahlperiode erhoben worden seien. Da Verstöße gegen die Grundsätze der Menschlichkeit und Rechtsstaatlichkeit während der Innehabung des Mandats nicht von Art. 118 SächsVerf erfasst seien, verletze die Verfassungsnorm schließlich auch den Gleichbehandlungsgrundsatz des Art. 18 Abs. 1 SächsVerf. b) Art. 118 SächsVerf stehe darüber hinaus im Widerspruch zu den verfassungsmäßigen Garantien aus Art. 28 Abs. 1 GG und Art. 3 Abs. 1 GG, was gem. Art. 31 GG dessen Nichtigkeit zur Folge habe. Der Spielraum der Länder für Abweichungen vom Bundesrecht im Zusammenhang mit den Wahlrechtsgrundsätzen sei eng und vorliegend überschritten. 4. Die tatbestandlichen Voraussetzungen von Art. 118 Abs. 1 SächsVerf seien nicht erfüllt. a) Er sei zu keinem Zeitpunkt als inoffizieller Mitarbeiter für das frühere MfS tätig gewesen; eine willentliche und wissentliche Zusammenarbeit habe nicht stattgefunden. Vielmehr sei er als Informationsquelle lediglich abgeschöpft worLVerfGE 17
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den, wobei sich Herr O. ihm gegenüber unter der Legende eines Kjiminalpolizisten vorgestellt habe. Gegen eine Tätigkeit als inoffizieller Mitarbeiter spreche auch, dass weder eine eigenhändig unterschriebene Verpflichtungserklärung noch eigenhändig ge- und unterschriebene Berichte von ihm auffindbar seien. Seine Erfassung sei lediglich seinen häufigen Einreisen geschuldet gewesen. Eine „positive Erfassung" habe nach der Terminologie des früheren MfS auch dann vorgelegen, wenn sich die erfasste Person dem Staat gegenüber loyal und gesetzestreu verhalten habe. Das habe auf ihn als damaliges Mitglied der SED zugetroffen. Eine „zuverlässige Arbeit" sei bereits dann festgestellt worden, wenn sich die von einer Person ohne deren Wissen abgeschöpften Informationen als wahr und brauchbar erwiesen hätten. Im Übrigen existiere keine Akte zu IM „Christoph". Vielmehr seien die Unterlagen zu seiner Person der Akte seiner Ehefrau entnommen, obwohl diese der Verwendung widersprochen habe. Durch welche Handlungen er die Rechtsvorschriften der Art. 12 und 19 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte oder Art. 17 Abs. 1, Art. 19 Abs. 1 und Art. 26 des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte verletzt haben solle, lasse sich der Anklageschrift nicht entnehmen. b) Der Angeklagte wendet sich ferner gegen die Einschätzung, die fortdauernde Innehabung seines Mandats sei untragbar. Die Anklageschrift lasse insoweit die erforderliche Einzelfallprüfung und prognostische Würdigung vermissen. Die angeführte Aschermittwochsrede vom 1.3.2006 trage als Begründung für die Untragbarkeit nicht. Im Übrigen habe er in den mehr als 15 Jahren politischer Tätigkeit im Sächsischen Landtag sehr viel für die Demokratisierung und eine kritische Auseinandersetzung mit der DDR-Vergangenheit getan. Hierzu verweist er auf zwei von ihm öffentlich gehaltene Vorträge. 5. Hinsichtlich seines hilfsweise gestellten Antrags ermitdungen benennt der Angeklagte Zeugen sowohl vorwurfs als auch zum Verfahrensgang. Abschließend aufzugeben, die Protokolle des Bewertungsausschusses sicht zu gewähren.
auf Anordnung von Vorzur Entkräftung des Tatbegehrt er, dem Landtag vorzulegen und ihm Ein-
III. Der Präsident des Landtages hat Stellung genommen. B. I. Die Anklage ist unzulässig. Da der Verfassungsgerichtshof einstimmig zu dieser Entscheidung gelangt ist, kann er die Anklage ohne mündliche Verhandlung durch Beschluss nach § 10 Abs. 1 SächsVerfGHG iVm § 24 BVerfGG verLVerfGE 17
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werfen (SächsVerfGH, Beschl. v. 6.11.1998 - Vf. 16-IX-98, JbSächsOVG 6, 47, 59; Vf. 17-IX-98; Vf. 18-IX-98; Beschl. v. 13.1.2000 - Vf. 41-IX-99). II. Der Verfassungsgerichtshof entscheidet nach Art. 118 SächsVerf iVm § 7 Nr. 9 SächsVerfGHG über Anträge, Mitgliedern des Landtages das Mandat abzuerkennen. Die Anklage ist unzulässig, weil sie nicht gem. § 38 Abs. 1 SächsVerfGHG binnen eines Jahres, nachdem der ihr zu Grunde liegende Sachverhalt dem Landtag bekannt geworden war, erhoben worden ist. Im Zeitpunkt der Anklageerhebung (§ 37 Abs. 1 S. 2 SächsVerfGHG), am 2.6.2006, war die Ausschlussfrist des § 38 Abs. 1 SächsVerfGHG bereits abgelaufen. 1. Zu Grunde liegender Sachverhalt im Sinne dieser Vorschrift ist derjenige, welcher zulässig zum Gegenstand der Urteilsfindung sowohl hinsichtlich der Frage der Tatbestandsmäßigkeit iSvArt. 118 Abs. 1 Nr. 1 oder 2 SächsVerf als auch hinsichtlich der Feststellung gemacht wurde, ob die fortdauernde Innehabung des Mandats als untragbar erscheint. Gem. Art. 118 Abs. 2 SächsVerf hat der Landtag einen Beschluss über die Erhebung der Abgeordnetenanklage zu fassen. Hierdurch wird zugleich der Gegenstand der Anklage bestimmt, wobei die Absätze 1 und 2 des Art. 118 SächsVerf dem Landtag die Herrschaft über das Anklageverfahren und die Abgrenzung des Entscheidungsgegenstandes zuweisen. Ihm obliegt es, durch die genaue Bezeichnung des Lebenssachverhaltes, auf dem die Anklage beruht, den Gegenstand der Urteilsfindung festzulegen. Hieran anknüpfend verpflichtet § 37 Abs. 1 S. 1 SächsVerfGHG den Präsidenten des Landtages, die Anklageschrift aufgrund des Beschlusses des Landtages auf Erhebung der Anklage zu fertigen, wobei in ihr nach § 37 Abs. 2 S. 1 SächsVerfGHG die Handlung oder Unterlassung zu bezeichnen ist, auf der die Anklage beruht. Nur der in der Anklage bezeichnete Sachverhalt ist nach § 43 Abs. 1 SächsVerfGHG dem Verfassungsgerichtshof zur Entscheidung unterbreitet. Im Landtagsbeschluss über die Anklageerhebung nach Art. 118 Abs. 2 SächsVerf nicht klar abgegrenzte und bezeichnete oder sogar überhaupt nicht bezeichnete Sachverhaltselemente können mithin nicht Gegenstand der Urteilsfindung iSd § 43 Abs. 1 SächsVerfGHG sein (SächsVerfGH, Beschl. v. 6.11.1998 - Vf. 16-IX-98, JbSächsOVG 6, 47, 60 f; Vf. 17-IX98; Vf. 18-IX-98). Auszugehen ist danach vom Inbegriff derjenigen Sachverhaltselemente, die Grundlage der Beschlussfassung im Landtag waren und jedenfalls im Beschlusswortlaut selbst, oder in der Beschlussempfehlung, wie sie Gegenstand der Abstimmung war, oder in beiden zusammengenommen ihren Niederschlag gefunden haben. 2. ISd § 38 Abs. 1 SächsVerfGHG bekannt geworden ist der nach den vorstehenden Ausführungen maßgebliche Sachverhalt nicht erst, wenn dem Landtag LVerfGE 17
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als Ganzem Erkenntnisquellen und Lebenssachverhalt förmlich zur Kenntnis gebracht wurden, da der Beginn der Ausschlussfrist sonst beeinflusst werden könnte. Vielmehr genügt es, dass der Sachverhalt „in der Öffentlichkeit ist", dass die Fakten zutage liegen, der Sachverhalt damit den Mitgliedern des Landtages jederzeit zugänglich ist und es nur an ihnen liegt, wenn sie davon keine Kenntnis nehmen. Sowohl der Schutz der Unabhängigkeit des Mandats als auch das verfassungsrechtlich geschützte Interesse an der Wahrung der Integrität und Vertrauenswürdigkeit des Parlaments gebieten die unverzügliche Einleitung eines für nötig erachteten Überprüfüngsverfahrens nach Art. 118 SächsVerf. Nur dadurch kann ein freiheitliches Erscheinungsbild des Landtages gesichert und dauerhaftes Vertrauen der Bevölkerung in die Tätigkeit des Staates gestärkt werden, ganz besonders auch derjenigen Bürger, die Opfer politischer Willkür waren oder aus anderen Gründen in den Machtapparat des früheren MfS verstrickte Abgeordnete als besondere Belastung empfinden müssen (SächsVerfGH, Besch! v. 6.11.1998 — Vf. 16-IX-98, JbSächsOVG 6, 47, 61 f; Vf. 17-IX-98; Vf. 18-IX-98). 3. Der in der Anklage in eher allgemeiner Form bezeichnete und nur vereinzelt — z.T. unter Hervorhebung der ihrem Nachweis dienenden Beweismittel — auf näher bezeichnete Handlungen des Angeklagten eingehende Sachverhalt einer inoffiziellen Mitarbeit des Angeklagten beim früheren MfS in den Jahren 1984/85 — mithin die Fakten zur Beurteilung der Tatbestandsmäßigkeit — waren dem 4. Sächsischen Landtag am Tag seiner Konstituierung, dem 19.10.2004, zugänglich und ihm damit gem. § 38 Abs. 1 SächsVerfGHG bekannt. a) Die am 11.5.2006 vom Landtag beschlossene Anklage, der die Beschlussempfehlung und der Bericht des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunitätsangelegenheiten vom 27.4.2006 (Drs. 4/5073) zu Grunde liegt, wirft dem Angeklagten iSd § 43 Abs. 1 SächsVerfGHG zusammenfassend vor, in den Jahren 1984/85 unter dem Decknamen „Christoph" als inoffizieller Mitarbeiter für das frühere MfS, BV L., wissentlich und willentlich tätig geworden zu sein. Ihm wird zur Last gelegt, über eine am 10.3.1984 in der Wohnung seiner damaligen Lebensgefährtin — Frau T. — durchgeführte Lesung und die hieran teilnehmenden Gäste wiederholt berichtet sowie im Rahmen einer „Operativen Personenkontrolle" das MfS über das persönliche Umfeld, den Umgang und die politische Einstellung von Fraü T. unterrichtet zu haben. Darüber hinaus habe das MfS Maßnahmepläne und schriftlich fixierte Zielsetzungen erstellt, wonach IM „Christoph" Informationen über Lesungen, Literaten, Journalisten, Intellektuelle und Kulturschaffende, zu denen er oder Frau T. Zugang hatten, beschaffen sollte. Die bewusst und final aktive Mitarbeit des Angeklagten beim früheren MfS entnimmt die Anklage auch ohne Zugänglichkeit einer schriftlichen Verpflichtungserklärung den Dokumenten, dem äußeren Geschehensablauf der Kontaktanbahnung und der weiteren Zusammenarbeit, insbesondere aber aus dem Umstand, dass der Führungsoffizier
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O. in einer Aktennotiz vom 5.3.1984 festgehalten hatte, der IM sei bereits „positiv erfasst und arbeite(t) zuverlässig". Soweit die Anklage auch Hinweise auf eine Verbindung des Angeklagten zum früheren MfS in den Jahren vor und nach 1984/85 aufgreift, sind diese Sachverhalte nicht gesondert zum Gegenstand der Abgeordnetenanklage gemacht worden, sodass der Verfassungsgerichtshof hierüber nach § 43 Abs. 1 SächsVerfGHG nicht zu befinden hat. Die insoweit gewonnenen Erkenntnisse dienen dem Landtag lediglich zur Feststellung einer wissentlichen und willentlichen Zusammenarbeit des Angeklagten mit dem früheren MfS in den Jahren 1984/85. b) Aufgrund einer qualifizierten Medienberichterstattung waren die den Anklagegegenstand bestimmenden Sachverhaltselemente sowie die in Betracht kommenden Beweismittel bereits in den Monaten August und September 2004 in der „Öffentlichkeit". Mit der Konstituierung des 4. Sächsischen Landtages bestand für die Abgeordneten die Möglichkeit, diese Fakten zur Kenntnis zu nehmen. aa) Qualifizierte Medienberichterstattungen können geeignet sein, die Jahresfrist des § 38 Abs. 1 SächsVerfGHG in Lauf zu setzen (vgl. allgemein Fink in: v. Mangoldt/Klein/Starck, 5. Aufl., Art. 61 GG Rn. 22; Herzog in: Maunz/Dürig, Art. 61 GG Rn. 45; Krehl in: Umbach/Clemens/Dollinger, 2. Aufl., § 50 BVerfGG Rn. 2). Dies gilt zumindest für diejenigen Presse-, Rundfunk- oder Filmberichte, welche die den Tatvorwurf begründenden Fakten sachlich, detailliert und widerspruchsfrei zum Gegenstand der öffentlichen Berichterstattung machen sowie erkennbar, beispielsweise aufgrund der Angabe von Quellen, das Ergebnis eingehender Recherchen sind und zugleich aufzeigen, auf welche Art und Weise die Substanz und der Wahrheitsgehalt des erhobenen Vorwurfs ermittelt oder überprüft werden kann. Insbesondere wenn in den Medien die verdachtsbegründenden Tatsachen bestimmt bezeichnet und die ihrem Nachweis dienenden Beweismittel konkret angegeben werden, stehen qualifizierte Erkenntnisse zur Verfügung, die es den Mitgliedern des Landtages ermöglichen, sich eine fundierte Meinung über das weitere Vorgehen — vor allem über eine konkretisierende Sachverhaltsaufklärung — zu bilden. Sowohl der Wordaut als auch der Sinn und Zweck des § 38 Abs. 1 SächsVerfGHG rechtfertigen eine Verknüpfung des Fristbeginns mit einer qualifizierten Berichterstattung in den Medien. Der Normtext stellt auf das „Bekanntwerden" eines Sachverhaltes ab. Medienberichte dienen der Unterrichtung der Öffentlichkeit; sie sind allgemein zugänglich. Bereits vom allgemeinen Sprachgebrauch ist danach die Wordautauslegung gedeckt, dass ein Sachverhalt dem Landtag infolge medialer Berichterstattung bekannt werden kann, zumal § 38 Abs. 1 SächsVerfGHG keine besonderen Anforderungen an die Art und Weise der Kenntniserlangung stellt. Für diese Interpretation sprechen zudem teleologische Überlegungen. Unter Berücksichtigung des sowohl im Interesse des betrofLVerfGE 17
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fenen Abgeordneten als auch des Landtages bestehenden Gebotes einer unverzüglichen Einleitung des Uberprüfungsverfahrens und des Anliegens, jede Einflussnahme auf den Fristbeginn zu vermeiden, besteht eine Behandlungsobliegenheit des Landtages, wenn die verdachtsbegründenden Tatsachen und die Beweismittel erstmals - auch infolge medialer Berichterstattung - in die Öffentlichkeit gelangt sind. An die Qualität der Erkenntnisquellen des Landtages sind zunächst keine besonders strengen Anforderungen zu stellen. Dies ist bereits deswegen nicht gerechtfertigt, weil § 38 Abs. 1 SächsVerfGHG die Prüffrist von einem Jahr normiert. Nach dem Willen des Gesetzgebers hat die Regelung einerseits die Funktion, die Durchführung des Uberprüfungsverfahrens innerhalb eines überschaubaren Zeitraums sicherzustellen. Daneben soll sie es ermöglichen, die vorgeworfene Verfehlung unter Berücksichtigung der besonderen Verhältnisse in den neuen Bundesländern sachgerecht festzustellen und die hiermit verbundenen Konsequenzen im Rahmen eines parlamentarischen Überprüfungsverfahrens zu bewerten. Mit dem hieraus abzuleitenden Charakter einer Prüffrist wäre es unvereinbar, für den Fristbeginn ausschließlich auf die Zugänglichkeit authentischer Erkenntnisquellen, wie beispielsweise die Unterlagen der Bundesbeauftragten, abzustellen. Vielmehr können für den Fristbeginn auch weniger gesicherte Erkenntnisquellen — wie qualifizierte Medienberichte — hinreichend sein, weil die abschließende Aufklärung des Sachverhaltes, einschließlich der notwendigen Anfragen an die Bundesbeauftragte, innerhalb der Jahresfrist erfolgen kann. bb) Am Tag der Konstituierung des 4. Sächsischen Landtages waren den Abgeordneten die Fakten aufgrund qualifizierter Presseberichterstattungen zugänglich, wobei sich die Faktengrundlage soweit verdichtet hatte, dass sich im Hinblick auf den Angeklagten dringende Anhaltspunkte für eine nach Art. 118 Abs. 1 Nr. 1 oder 2 SächsVerf tatbestandsmäßige Handlung ergaben (1). Die zu diesem Zeitpunkt bekannt gewordenen Fakten liegen — ohne Änderungen — auch der Anklage zu Grunde (2). (1) Nachdem die Bundesbeauftragte die den Angeklagten betreffenden Unterlagen zur „OPK Organisator" auf der Grundlage des § 34 Abs. 1 StUG der Presse zur Verfügung gestellt hatte, berichtete das Nachrichtenmagazin „F." in seiner Ausgabe vom 9.8.2004 eingehend unter Zitierung aus den „Akten der L. Stasi-Außenstelle" über die gegenständlichen Vorgänge aus den Jahren 1984/85. In den folgenden Wochen fand insbesondere im Zuge des im Sommer 2004 geführten Landtagswahlkampfes eine umfangreiche Berichterstattung über den Vorwurf einer inoffiziellen Mitarbeit des Angeklagten beim früheren MfS in nahezu allen regionalen aber auch überregionalen Medien statt (vgl. die Auflistung von Pressemitteilungen in dem allgemein zugänglichen Internetportal des Landtages, Parlamentsdokumentation Presse). Damit war der Sachverhalt, so wie er in
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weitgehend allgemeiner Form zum Gegenstand der Anklage gemacht worden ist, in der Öffentlichkeit. Mehrere Presseveröffentlichungen aus den Monaten August und September 2004 waren im dargelegten Sinne qualifiziert. Insbesondere der Artikel der Tageszeitung „D." vom 2.9.2004 („Zwölf Dokumente belasten Porsch") schilderte umfassend und detailliert die dem Angeklagten zur Last gelegte Tätigkeit für das frühere MfS, benannte nachvollziehbar die verdachtsbegründenden Tatsachen und die ihrem Nachweis dienenden Beweismittel. Der Artikel griff zunächst die Vorwürfe gegen den Angeklagten auf und setzte sich im Anschluss mit den bekannt gewordenen Unterlagen der Bundesbeauftragten auseinander. Dabei wurde einleitend die Anlegung einer Akte (Karteikarte) durch die „Stasi-Auslandsspionage (HVA)" in B. über den inoffiziellen Mitarbeiter „Christoph" im Jahr 1970 angesprochen. Unter Wiedergabe konkreter Zitate aus den Akten der Bundesbeauftragten beschrieb der Bericht im Weiteren die Anforderung des IM „Christoph" durch die „L.er Stasi" bei der HVA in B. Ebenso fand der Aktenvermerk des Führungsoffiziers O., dass die Person „positiv erfasst ist und zuverlässig arbeitet", ausdrückliche Erwähnung in der Berichterstattung. Im Folgenden bezogen sich die „D." auf die im Zeitraum vom 9. bis 12.3.1984 gefertigten Berichte über die Lesung vom 10.3.1984 und über die Veranstaltungsteilnehmer, wobei auch Einzelheiten der Kontaktanbahnung, insbesondere die Verwendung eines Kennwortes, mitgeteilt wurden. Nach der Bezugnahme auf ein Dankschreiben der „L.er Stasi" an die HVA, wonach „durch den Einsatz des IM wertvolle Hinweise ... erarbeitet werden konnten", befasste sich der Artikel mit den ab September 1984 gefertigten Berichten über die Schriftstellerlesung und die L.er Kulturszene. In diesem Zusammenhang wurde auch der von der Staatssicherheit erarbeitete Maßnahmeplan zum Einsatz des IM der HVA im Wohn- und Freizeitbereich der zu überwachenden Person erwähnt. Darüber hinaus setzte sich der Beitrag auch mit den Unterlagen der Bundesbeauftragten auseinander, die eine Informationslieferung des Angeklagten über den Journalisten K. C. im Zuge seines Aufenthalts auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1985 belegen sollten. Dass es sich bei dem Artikel der „D." vom 2.9.2004 erkennbar um einen eingehend recherchierten Bericht handelte, welcher nicht nur Mutmaßungen oder Verdächtigungen äußerte, war offenkundig. Der Beitrag bezog sich ausdrücklich auf Unterlagen der Bundesbeauftragten und benannte damit konkret die Beweismittel, die den Landtag in die Lage versetzt hätten, den Wahrheitsgehalt des Vorwurfs einer inoffiziellen Mitarbeit des Angeklagten beim früheren MfS aufzuklären. Es konnten bereits zu diesem Zeitpunkt keine ernsthaften Zweifel an dem Vorhandensein der in Bezug genommenen Quellen bestehen. So hatte die Bundesbeauftragte in ihrer Presseerklärung vom 9.8.2004 bekannt gegeben, dass sie den Sächsischen Landtag und das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst über die Vorwürfe gegen den Angeklagten informiert habe. Die Substanz des Presseartikels war nachvollziehbar, weil eine Mitteilung der BundesLVerfGE 17
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beauftragten gem. § 27 Abs. 1 Nr. 1 StUG nur erfolgen durfte, wenn eine hauptamtliche oder inoffizielle Tätigkeit für den Staatssicherheitsdienst festgestellt worden war. Ebenso sprach der Umfang der Berichterstattung für einen objektiven Informationsgehalt; insbesondere ging die Presseberichterstattung in Teilen sogar inhaltlich über die Beschlussempfehlung des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunitätsangelegenheiten hinaus, indem sie auch Verhaltensweisen, wie die Bespitzelung des Journalisten K.C. auf der Frühjahrsmesse 1985, eingehend schilderte. Darüber hinaus fand die Darstellung der „D." durch zahlreiche weitere Berichterstattungen in den Medien ihre Bestätigung, wobei in diesem Zusammenhang wiederholt Auszüge aus den Unterlagen der Bundesbeauftragten veröffentlicht wurden. Auch über die außerordentliche Kündigung des Angeklagten durch das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, die auf denselben Unterlagen der Bundesbeauftragten beruhte, wurde regelmäßig und ausführlich in der Presse berichtet. (2) In der nach § 37 Abs. 1 S. 1 SächsVerfGHG aufgrund des Beschlusses des Landtages vom 11.5.2006 und der Beschlussempfehlung des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunitätsangelegenheiten gefertigten Anklageschrift wird der dringende Verdacht iSd Art. 118 Abs. 1 Nr. 1 und 2 SächsVerf mit den Sachverhaltselementen und Beweismitteln begründet, die den Abgeordneten bereits infolge der qualifizierten Medienberichterstattung bekannt waren. Während des parlamentarischen Uberprüfungsverfahrens hat sich eine Erweiterung oder Änderung des Tatvorwurfs nicht ergeben. Insbesondere ist nicht ersichtlich, dass infolge der in der 4. Wahlperiode durchgeführten Regelanfrage nach § 1 Abs. 2 S. 3 AbgG und § 44 Abs. 2 S. 3 SächsWahlG weiterführende Erkenntnisse über die Verstrickungen des Angeklagten in den Machtapparat des früheren MfS gewonnen werden konnten, die eine eigenständige Bedeutung für die Beschlussfassung des Landtages erlangten. Soweit der Anklageschrift einzelne Dokumente der Bundesbeauftragten anliegen, die im Rahmen der qualifizierten Medienberichterstattung keine ausdrückliche Erwähnung fanden, werden hieraus keine eigenständigen Schlussfolgerungen im Hinblick auf den nach § 43 Abs. 1 SächsVerfGHG angeklagten Sachverhalt gezogen; sie werden insbesondere auch nicht in der dem Beschluss des Landtages vom 11.5.2006 zu Grunde liegenden Beschlussempfehlung des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunitätsangelegenheiten angesprochen. Der Landtag konkretisiert und stützt seine Sachverhaltsdarstellung und seine Bewertung des Handelns des Angeklagten vielmehr ausschließlich auf diejenigen Dokumente, die bereits im Artikel der „D." vom 2.9.2004 wiedergegeben waren. 4. Ebenso waren am Tag der Konstituierung des 4. Sächsischen Landtages diejenigen Sachverhaltselemente infolge qualifizierter Medienberichterstattung nach § 38 Abs. 1 SächsVerfGHG bekannt, die im Hinblick auf die Beurteilung der Untragbarkeit der fortdauernden Innehabung des Mandats nachvollziehbar zum LVerfGE 17
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Gegenstand der Abgeordnetenanklage gemacht wurden. Bereits die im August und September 2004 in den Medien dargestellten und durch Quellenangaben belegten Erkenntnisse ließen den Schluss zu, dass die Integrität und Vertrauenswürdigkeit des Landtages gefährdet sein könnten, wenn der Angeklagte sein Mandat in der 4. Wahlperiode weiter innehätte. Eben diese den Mitgliedern des 4. Sächsischen Landtages zugänglichen Tatsachen bildeten die Grundlage der parlamentarischen Untragbarkeitsfeststellung. Soweit die mit dem Beschluss des Landtages vom 11.5.2006 angenommene Beschlussempfehlung des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunitätsangelegenheiten darüber hinaus eine Aschermittwochsrede des Angeklagten vom 1.5.2006 erwähnt, war diese für die Feststellung der Untragbarkeit nicht prägend. 5. Der Annahme, dass die Frist des § 38 Abs. 1 SächsVerfGHG mit Konstituierung des 4. Sächsischen Landtages in Lauf gesetzt wurde, steht nicht entgegen, dass die qualifizierten Erkenntnisse vor dem Zusammentritt der 4. Wahlperiode in den Medien veröffentlicht worden waren. Der Verfassungsgerichtshof hat bereits in seinen Beschlüssen vom 6.11.1998 entschieden, dass Plenarprotokolle aus zurückliegenden Legislaturperioden eine geeignete Erkenntnisquelle darstellen (Vf. 16-IX-98, JbSächsOVG 6, 47, 62; Vf. 17-IX-98; Vf. 18-IX-98). Nichts anderes kann im Falle einer qualifizierten Medienberichterstattung gelten. Es ist auszuschließen, dass den wieder- oder neu gewählten Abgeordneten des 4. Sächsischen Landtages die Medienberichte unbekannt oder unzugänglich waren, zumal der gegen den Angeklagten erhobene Vorwurf im Wahlkampf öffentlich diskutiert worden war. 6. Gegen die Bestimmung des Fristbeginns auf den 19.10.2004 sprechen schließlich nicht die Vorschriften der § 1 Abs. 2 bis 7 AbgG und § 44 Abs. 2 bis 7 SächsWahlG. Zwar regeln § 1 Abs. 3 S. 1, 3 und 4 AbgG und § 44 Abs. 3 S. 1, 3 und 4 SächsWahlG, dass im Landtag zu Beginn jeder Wahlperiode ein Bewertungsausschuss zu bilden ist, der die von der Bundesbeauftragten übergebenen Unterlagen zu bewerten und einen Bericht mit einer Beschlussempfehlung darüber zu erstellen hat, ob Antrag auf Erhebung der Anklage mit dem Ziel der Aberkennung des Mandats gem. Art. 118 SächsVerf empfohlen werden soll. Soweit im Zeitpunkt der Konstituierung des 4. Sächsischen Landtages der Bewertungsausschuss noch nicht gebildet war und es zur Beweisführung der Anforderung von Unterlagen bei der Bundesbeauftragten bedurfte, rechtfertigen diese Umstände keine Aufschiebung des Fristbeginns. § 38 Abs. 1 SächsVerfGHG stellt aus den genannten Gründen ausschließlich darauf ab, wann dem Landtag ein Sachverhalt „bekannt geworden" ist. Für eine Abhängigkeit des Fristbeginns von der Arbeitsfähigkeit des Bewertungsausschusses oder der Vorlage von Unterlagen durch die Bundesbeauftragte bestehen im Normtext keine Anhaltspunkte. Darüber hinaus gebietet die bereits angesprochene teleologische Auslegung des § 38 Abs. 1 SächsVerfGHG eine Anknüpfung LVerfGE 17
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an den Zeitpunkt der tatsächlichen Kenntniserlangung. Wäre der Fristbeginn von dem Zusammentritt des Bewertungsausschusses oder der Anforderung der Beweismittel abhängig, hätten es die nach § 1 Abs. 3 S. 2 AbgG bzw. § 44 Abs. 3 S. 2 SächsWahlG vorschlagsberechtigten Fraktionen bzw. der Präsident des Landtages in der Hand, den Frisdauf zu beeinflussen. Auch ist die Frist so bemessen, dass während ihres Laufs die Bildung des Bewertungsausschusses beschleunigt betrieben werden kann. Entsprechendes gilt im Hinblick auf die Anforderung von Unterlagen bei der Bundesbeauftragten. Der Präsident des Landtages kann die qualifizierte Berichterstattung in den Medien zum Anlass nehmen, nach Konstituierung des Landtages — gegebenenfalls auch unter dem Gesichtspunkt der Mitteilungsverpflichtung nach § 27 Abs. 1 Nr. 1 StUG im Hinblick auf bereits anderweitig zur Verfügung gestellte Unterlagen — eine Anfrage an die Bundesbeauftragte zu richten. Gem. § 19 Abs. 5 S. 1 StUG ist die Bundesbeauftragte im Falle begründeter Eilbedürftigkeit zu einer vorrangigen Bearbeitung gehalten. Es ist nicht ersichtlich, dass die Durchführung des Uberprüfungsverfahrens infolge des angenommenen Fristbeginns unmöglich oder unzumutbar erschwert war. Die Vorschriften der § 1 Abs. 2 bis 7 AbgG und § 44 Abs. 2 bis 7 SächsWahlG befassen sich bereits nach ihrem Wordaut nicht mit der Frage, wann ein Sachverhalt dem Landtag bekannt geworden ist. Sie haben keinen verfassungsprozessualen Regelungsgehalt und zielen mithin nicht auf die Ausgestaltung des verfassungsgerichtlichen Verfahrens, insbesondere nicht auf die normative Konkretisierung des Beginns der Ausschlussfrist. Daneben ist zu berücksichtigen, dass sich die parlamentarischen Verfahrensregelungen nur auf die zu Beginn jeder Legislaturperiode durchzuführende Regelanfrage an die Bundesbeauftragte beziehen. Für Konstellationen, in denen Sachverhalte infolge einer Mitteilung der Bundesbeauftragten nach § 34 Abs. 1 StUG über die Medien an die Öffentlichkeit gelangen, treffen die Vorschriften keine Regelung. Die insoweit bestehende Regelungslücke kann aber nicht dazu führen, dass dem betroffenen Abgeordneten die aufgrund seiner verfassungsrechtlichen Stellung gebotene beschleunigte Klärung des gegen ihn erhobenen Vorwurfs versagt bliebe. Im Übrigen ergeben sich auch aus der Entstehungsgeschichte der Normen (DS 1/3112 und DS 1/3477) keine Anhaltspunkte für eine einschränkende Auslegung des § 38 Abs. 1 SächsVerfGHG. III. Angesichts der Verfristung der Anklage kann offen bleiben, ob sich aus dem Verfahren auf Erhebung der Abgeordnetenanklage weitere Gründe für ihre Unzulässigkeit ergeben, inwieweit die gegenüber Art. 118 SächsVerf erhobenen verfassungsrechtlichen Bedenken durchgreifen und ob das Verhalten des Angeklagten den Tatbestand des Art. 118 Abs. 1 Nr. 1 oder 2 SächsVerf erfüllt und die fortdauernde Innehabung des Mandats als untragbar erscheinen lässt.
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Nr. 5 1. Dem in Art. 39 Abs. 1 Sächsische Verfassung verankerten Gebot formaler Chancengleichheit entsprechend müssen Untersuchungsausschüsse auch während ihrer gesamten Tätigkeit die Zusammensetzung des Plenums verkleinernd wiedergeben. 2. Ändert sich das Stärkeverhältnis der Fraktionen im Plenum, ist es Aufgabe des Landtages, durch ein geeignetes formelles oder informelles Verfahren auf die Herstellung verfassungsgemäßer Zustände hinzuwirken. 3. Die Rechtsprinzipien des Art. 78 Abs. 1 Sächsische Verfassung sind auf Untersuchungsausschüsse nicht übertragbar. Sächsische Verfassung Art. 3 Abs. 1; 39 Abs. 3; 54; 78 Abs. 1 Sächsisches Verfassungsgerichtshofsgesetz § 18 Abs. 1 und 2 Untersuchungsausschussgesetz §§ 4 Abs. 1 Satz 2; 4 Abs. 2; 5 Geschäftsordnung des Landtages des Freistaates Sachsen §§ 9 Abs. 2; 100; 101 Beschluss vom 2. November 2006 - Vf. 72-1-06 in dem Organstreitverfahren auf Antrag eines Abgeordneten des Sächsischen Landtages Entscheidungs formel: Der Antrag wird verworfen. Gründe: I. Der Antragsteller, Abgeordneter des 4. Sächsischen Landtages und Mitglied der Fraktion der NPD, wendet sich mit seinem am 2.8.2006 bei dem Verfassungsgerichtshof des Freistaates Sachsen eingegangenen Antrag gegen einen Beschluss des Sächsischen Landtages (Antragsgegner) vom 19.7.2006, demzufolge er als Mitglied aus dem 1. Untersuchungsausschuss des 4. Sächsischen Landtages — nachfolgend: Untersuchungsausschuss — ausgeschieden ist. Des Weiteren greift der Antragsteller die am 20.7.2006 vorgenommene Wahl von zwei Mitgliedern und vier stellvertretenden Mitgliedern des Untersuchungsausschusses an. Dessen Gegenstand sind nach dem seine Einrichtung betreffenden Beschluss des SächsiLVerfGE 17
Untersuchungsausschuss - Besetzung nach Grundsatz der Chancengleichheit 397 sehen Landtages vom 21.4.2005 „Versäumnisse und Fehlentscheidungen der Staatsregierung und ihrer Mitglieder bei der Aufgabenwahrnehmung und der Ausübung ihrer Aufsichtsfunktionen gegenüber der Landesbank Sachsen Girozentrale (Sachsen LB), deren direkten und indirekten Beteiligungen an Tochterunternehmen, verbundenen assoziierten und sonstigen Unternehmen seit dem 1.1.1992 sowie direkte und indirekte Einflussnahmen der Staatsregierung, ihrer Mitglieder und der Bediensteten der Staatsministerien auf diese und die Auswirkungen für die unmittelbaren und mittelbaren Anteilseigner der Sachsen LB". Auf der Plenarsitzung vom 18.5.2005 wurde die Mitgliederzahl des Untersuchungsausschusses auf 20 festgelegt. Entsprechend dem damaligen Stärkeverhältnis der Fraktionen wurden auf Vorschlag der CDU neun, auf Vorschlag der PDS fünf, auf Vorschlag der SPD und der NPD je zwei Mitglieder, darunter der Antragsteller, sowie auf Vorschlag der FDP und von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN je ein Mitglied gewählt. Im Dezember 2005 traten drei Abgeordnete aus der NPD-Fraktion aus, womit dieser nur noch neun Mitglieder angehörten. Der Präsident des Landtages wies die NPD-Fraktion unter dem 31.1.2006 darauf hin, dass ihr unter Berücksichtigung der verringerten Fraktionsstärke bei der Besetzung des Untersuchungsausschusses nur noch der Vorschlag für die Wahl eines Mitglieds und der Fraktion der CDU der Vorschlag für die Wahl eines zehnten Mitglieds zustehe und deshalb eines der beiden auf ihren Vorschlag gewählten Mitglieder des Untersuchungsausschusses zur Anpassung an das veränderte Stärkeverhältnis der Fraktionen seine Mitgliedschaft niederlegen müsse. Mit Schreiben vom 8.3.2006 erwiderte die NPD-Fraktion dem Landtagspräsidenten, dass sie seine Rechtsauffassung nicht teile. Für die Zusammensetzung des Untersuchungsausschusses sei das Stärkeverhältnis der Fraktionen am Wahltag maßgeblich. Auch weitere Bemühungen seitens des Direktors des Landtages und der CDU-Fraktion, die NPD-Fraktion zu einer Korrektur der Ausschussbesetzung zu bewegen, blieben ohne Erfolg. Mit der Drucksache 4/5717 vom 19.6.2006, ausgegeben am 27.6.2006, beantragte der Untersuchungsausschuss, der Landtag möge das Ausscheiden des Antragstellers sowie des zweiten auf Vorschlag der NPD-Fraktion gewählten Mitglieds beschließen, da sich sowohl die NPD-Fraktion als auch die beiden auf ihren Vorschlag hin gewählten Mitglieder des Untersuchungssausschusses weigerten, an den aufgrund des veränderten Stärkeverhältnisses der Fraktionen vorzunehmenden Anpassungen mitzuwirken. Am 18.7.2006 wurde eine korrigierte Fassung der Drucksache 4/5717 ausgegeben, in der das Thema statt „Abwahl" nunmehr „Ausscheiden" der beiden auf Vorschlag der NPD-Fraktion in den Untersuchungsausschuss gewählten Abgeordneten lautete. In der Plenarsitzung vom 19.7.2006 fasste der Antragsgegner den Beschluss, dass die beiden ursprünglich auf Vorschlag der NPD-Fraktion gewählten Mitglieder aus dem Untersuchungsausschuss ausschieden. Am 20.7.2006 wählte der Landtag auf Vorschlag der CDU-Fraktion die Abgeordnete Strempel und auf LVerfGE 17
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Vorschlag der NPD-Fraktion den Antragsteller zu Mitgliedern des Untersuchungsausschusses. Der Antragsteller sieht sich in seinen verfassungsmäßigen Rechten aus Art. 54 und 40 SachsVerf verletzt. Ferner rügt er eine Verletzung seiner Rechte aus Art. 39 Abs. 3 SachsVerf sowie aus Art. 15, 18, 20, 36 und 92 SächsVerf. Die Antragsgegner und die Staatsregierung haben Gelegenheit zur Stellungnahme erhalten. Die Fraktion der CDU im Sächsischen Landtag ist dem Verfahren auf Seiten des Antragsgegners beigetreten und hat Stellung genommen. II. Der Antrag ist nur teilweise zulässig. 1. Die vom Antragsteller geltend gemachte Verletzung von Art. 15, 18, 20 und 36 SächsVerf kann nicht Gegenstand eines Organstreitverfahrens sein. Gem. § 18 Abs. 1 SächsVerfGHG ist ein solcher Antrag nur zulässig, wenn der Antragsteller dargelegt, dass er durch eine Handlung oder Unterlassung des Antragsgegners in seinen ihm durch die Verfassung übertragenen Rechten und Pflichten verletzt oder unmittelbar gefährdet sei. Zu diesen Rechten zählen aber in einem Organstreitverfahren, bei dem der Antragsteller als Abgeordneter und damit als Teil des Sächsischen Landtages handelt, die Grundrechte nach Art. 15, 18, 20 und 36 SächsVerf nicht. Deren Verletzung kann vielmehr nur im Rahmen einer Verfassungsbeschwerde nach Art. 81 Abs. 1 Nr. 4 SächsVerf iVm § 27 Abs. 1 SächsVerfGHG geltend gemacht werden. 2. Im Verfahren des Organstreits kann der Antragsteller ebenso wenig rügen, dass der Beschluss vom 19.7.2006 gegen Art. 40, 54 und 92 SächsVerf verstoße. Durch Art. 40 und Art. 54 SächsVerf werden einem Abgeordneten keine Rechte und Pflichten übertragen. Art. 92 SächsVerf richtet sich, wie bereits die systematische Stellung im 7. Abschnitt der Sächsischen Verfassung belegt, an die Verwaltung, die gem. Art. 82 Abs. 1 S. 1 SächsVerf von der Staatsregierung und den ihr unterstellten Behörden sowie den Trägern der Selbstverwaltung ausgeübt wird. 3. Den Begründungsanforderungen des § 18 Abs. 2 SächsVerfGHG wird nicht Genüge getan, soweit der Antragsteller eine Verletzung seiner Rechte aus Art. 39 Abs. 3 SächsVerf durch die am 20.7.2006 erfolgte Wahl von zwei Mitgliedern und vier stellvertretenden Mitgliedern des Untersuchungsausschusses rügt. Danach ist das Recht zu bezeichnen, gegen welches die beanstandete Handlung oder Unterlassung des Antragsgegners verstoßen soll. Eine pauschale Aufzählung der Bestimmungen, die als verletzt gerügt werden, ist hierfür nicht ausreichend. Vielmehr muss der Antragsteller die Möglichkeit der Verletzung der ihm durch die Verfassung übertragenen Rechte durch die beanstandete Handlung oder Unterlassung substantiiert darlegen. Hierzu ist erforderlich, den LebenssachverLVerfGE 17
Untersuchungsausschuss - Besetzung nach Grundsatz der Chancengleichheit 399 halt, aus dem der Verfassungsverstoß abgeleitet wird, aus sich heraus verständlich wiederzugeben und im Einzelnen aufzuzeigen, mit welchen verfassungsrechtlichen Anforderungen die beanstandete Maßnahme kollidieren soll (vgl. zu § 28 SächsVerfGHG: SächsVerfGH, Beschl. v. 1.6.2006 - Vf. ll-IV-06). Diesen Erfordernissen wird das Vorbringen des Antragstellers hinsichtlich der eingangs genannten Verfassungsnormen nicht gerecht. Die Behauptung, die Wahl sei rechtswidrig erfolgt und der Ausschuss nicht ordnungsgemäß besetzt, lässt eine Verletzung parlamentarischer Mitwirkungsrechte des Antragstellers nicht als möglich erscheinen. 4. Der Antrag ist zulässig, soweit der Antragsteller geltend macht, durch den vom Antragsgegner in der Sitzung vom 19.7.2006 gefassten Beschluss in seinen durch die Verfassung übertragenen Rechten aus Art. 39 Abs. 3 SächsVerf verletzt worden zu sein. Die durch diesen Beschluss geschaffene Beschwer wurde auch nicht dadurch beseitigt, dass der Antragsteller am Folgetag erneut — durch eine andere Handlung des Antragsgegners — zum Mitglied des Untersuchungsausschusses gewählt wurde. III. Im Umfang seiner Zulässigkeit ist der Antrag offensichtlich unbegründet, da der Beschluss des Antragsgegners vom 19.7.2006 den Antragsteller zweifelsfrei nicht in seinen Rechten aus Art. 39 Abs. 3 SächsVerf verletzt. 1. Die Rechtsstellung des einzelnen Abgeordneten wird, wie auch der Status der Fraktionen als eines verfassungsrechtlich gewährleisteten Zusammenschlusses mehrerer Abgeordneter, durch Art. 39 Abs. 3 SächsVerf bestimmt. Die Abgeordneten sind in ihrer Gesamtheit Vertreter des ganzen Volkes. Hieraus folgt, dass sie bei der ihnen übertragenen Vertretung des Volkes gleiche Rechte und Pflichten haben, soweit ihnen durch Verfassung, Gesetz oder Geschäftsordnung eigene Befugnisse oder Verpflichtungen eingeräumt sind, also etwa im Bereich der Gesetzgebungsfunktion, beim Budgetrecht und bei der Ausübung der Kreations-, Informations- und Kontrollfunktionen. Unterschiedliche Behandlungen kommen nur in Betracht, soweit dies zur Sicherung der Funktionsfähigkeit und des Ablaufs der Parlamentsarbeit, zur Abwehr missbräuchlicher Ausnutzung parlamentarischer Rechte oder zum Schutze anderer vorrangiger Verfassungsgüter erforderlich ist. Diese Grundsätze gelten gleichermaßen für Fraktionen, zu denen sich Abgeordnete zusammenschließen (SächsVerfGH JbSächsOVG 3, 71, 75 f; 4, 39, 41 f; 13, 9, 11 f; SächsVerfGH SächsVBl. 2002, 185,186). 2. Diesem Gebot formaler Gleichheit entsprechend war der Antragsgegner berechtigt und — unter Berücksichtigung der verfassungsmäßigen Rechte aller Fraktionen — sogar verpflichtet, auch nach Bildung des Untersuchungsausschusses LVerfGE 17
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dafür Sorge zu tragen, dass dieser die Zusammensetzung des Plenums verkleinernd wiedergibt. a) Obwohl § 4 Abs. 2 UAusschG seinem Wortlaut nach nur die Wahl der Ausschussmitglieder betrifft, ist verfassungsrechtlich eine dem Plenum korrespondierende Repräsentanz auch nach der Aufnahme der Ausschussarbeit sicherzustellen. Nur so kann den Abgeordneten und Fraktionen entsprechend ihrer Beteiligung im Plenum wirkungsvoll Zugang zu einem wesentlichen Teil der parlamentarischen Arbeit verschafft werden (vgl. BVerfGE 80, 188, 222). b) Sachliche Gründe, die ausnahmsweise ein Abweichen vom Gebot formaler Chancengleichheit rechtfertigen könnten, sind nicht ersichtlich; insbesondere verstößt der Austausch von Ausschussmitgliedern nicht gegen die Grundgedanken aus Art. 78 Abs. 1 SächsVerf. Zwar steht eine Untersuchung nach Art. 54 SächsVerf der Sachverhaltsermittlung in einem gerichtlichen Verfahren von der Grundkonzeption her nahe (SächsVerfGH, Beschl. v. 20.1.2004 - Vf. 87-1-03 -). Die Rechtsprinzipien von Art. 78 Abs. 1 SächsVerf sind aber auf parlamentarische Untersuchungsausschüsse nicht übertragbar; weder sind diese Ausschüsse Gerichte noch nehmen ihre Mitglieder eine der richterlichen Tätigkeit auch nur annähernd vergleichbare Funktion wahr. Die Untersuchungsverfahren beschränken sich vielmehr darauf, mit hoheitlichen Mitteln selbstständig jene Sachverhalte zu prüfen, die der Landtag in Erfüllung seines Verfassungsauftrages als Vertretung des Volkes für aufklärungsbedürftig hält (vgl. BVerfGE 77, 1, 42). Trifft ein Untersuchungsausschuss aber, anders als ein Richter, keine verbindlichen Entscheidungen, sondern nimmt er klassische parlamentarische Kontroll- und Untersuchungsrechte wahr, genießen seine Mitglieder keinen richterähnlichen Status. Hieran ändert nichts, dass eine personelle Kontinuität die Arbeit eines Untersuchungsausschusses, namentlich bei Beweisaufnahmen, tendenziell erleichtern mag. Dieser mehr praktische Aspekt ist ohne spezifisches verfassungsrechtliches Gewicht und hat daher hinter dem aus Art. 39 Abs. 3 SächsVerf folgenden Gebot formaler Chancengleichheit zurückzutreten. c) Entgegen der Sicht des Antragstellers lässt sich aus § 5 UAusschG nicht der Umkehrschluss ziehen, dass sonstige Beendigungen der Mitgliedschaft im Untersuchungsausschuss nicht in Betracht kommen. Vielmehr sollte mit der Regelung zur „Befangenheit" ein zusätzlicher Ausschlussgrund geschaffen werden, welcher der speziellen Untersuchungs- und Kontrollaufgabe eines Gremiums geschuldet ist, dessen Tätigkeit in besonderer Weise die Unvoreingenommenheit seiner Mitglieder voraussetzt. 3. War der Antragsgegner hiernach nicht nur bei der Bildung des Untersuchungsausschusses, sondern auch während dessen Tätigkeit gehalten, zur Sicherung der formalen Chancengleichheit eine Spiegelbildlichkeit zum Plenum herzuLVerfGE 17
Untersuchungsausschuss — Besetzung nach Grundsatz der Chancengleichheit 401 stellen, ist gegen das Vorgehen des Antragsgegners aus verfassungsrechtlicher Sicht offensichtlich nichts zu erinnern. a) In zutreffender Weise hat der Antragsgegner gem. § 4 Abs. 2 UAusschG iVm § 4 Abs. 1 S. 2 UAusschG und § 9 Abs. 2 GOLT unter Anwendung des Höchstzahlverfahrens nach d'Hondt ermittelt, dass nach dem Ausscheiden von drei Mitgliedern der NPD-Frakdon bei der Umrechnung der Fraktionssitze in Vorschlagsrechte zehn Sitze des Untersuchungsausschusses auf die CDU-Fraktion, fünf auf die Linksfraktion.PDS, zwei auf die SPD-Fraktion und je ein Sitz auf NPD-Fraktion, FDP-Fraktion und Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu entfallen haben. b) Offenkundig ist im Anschluss an die Entscheidungen des Verfassungsgerichtshofes vom 26.1.1996 (Vf. 15-1-95, JbSächsOVG 4, 39) und 25.2.2005 (Vf. 121-1-04, JbSächsOVG 13, 9) auch nicht zu beanstanden, dass der Antragsgegner zur Erreichung dieser Sitzverteilung dem Antragsteller seinen durch Wahl erlangten Ausschusssitz mit dem angegriffenen Beschluss vom 19.7.2006 entzogen hat. aa) Der Antragsgegner ist verpflichtet, durch verfahrensmäßige Vorkehrungen sicherzustellen, dass bei der Besetzung des Untersuchungsausschusses die Rechte der Fraktionen gewahrt werden. Da durch Wahlen und Abstimmungen zustande gekommene Entscheidungen nur begrenzt der inhaltlichen Kontrolle durch den Verfassungsgerichtshof unterliegen, ist es in erster Linie Aufgabe des Landtages selbst, dem Recht auf Chancengleichheit der Fraktionen Geltung zu verschaffen. Zeigen sich Schwierigkeiten bei der Besetzung eines Gremiums, etwa weil eine Fraktion ihre notwendige Mitarbeit versagt, hat der Landtag durch ein geeignetes formelles oder informelles Verfahren auf die Herstellung verfassungsmäßiger Zustände hinzuwirken (vgl. SächsVerfGH JbSächsOVG 4, 39, 47 und 13, 9,14). bb) Hiernach hat der Antragsgegner Rechte des Antragstellers nicht dadurch verletzt, dass er mit Beschluss vom 19.7.2006 dessen Ausscheiden aus dem Untersuchungsausschuss festgestellt hat. Nachdem im Vorfeld der Beschlussfassung wiederholt erfolglos versucht worden war, die vorschlagsberechtigte NPD-Fraktion zu einer Mitwirkung bei der Niederlegung eines der beiden Ausschusssitze zu bewegen, durfte der Antragsgegner ein geeignetes Verfahren zur Herstellung einer Plenumsspiegelbildlichkeit wählen. Auch begegnet es keinen verfassungsrechtlichen Bedenken, dass sich der Antragsgegner das Verfahren mangels gesonderter normativer Bestimmungen an den — sachnahen — Regelungen des § 5 UAusschG orientiert hat. Ebenso bleibt ohne verfassungsrechtliche Relevanz, dass der Antragsgegner die durch geheime Wahl erfolgte Ausschussbesetzung mittels eines einfachen Landtagsbeschlusses in offener Abstimmung gem. § 100 GOLT korrigiert hat. Dabei kann dahinstehen, ob es sich bei dem angegriffenen Beschluss um eine LVerfGE 17
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„Wahl" iSv § 101 GOLT handelt und er deshalb in geheimer Abstimmung hätte gefasst werden müssen. Jedenfalls unterläge ein Verstoß gegen die Geschäftsordnung nicht der verfassungsgerichtlichen Kontrolle, da der Antragsteller in diesem Zusammenhang nicht aufzeigt, dass durch diesen gleichzeitig verfassungsmäßige Rechte verletzt wurden {Achterberg/Schulte in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG, 5. Aufl., Art. 40 Rn. 61; Piet^cker in: Schneider/Zeh, Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, § 10 Rn. 47). Aus verfassungsrechtlicher Sicht spricht für das gewählte Verfahren zudem, dass es über die Entscheidungskompetenz des Plenums (vgl. dazu im Einzelnen: SächsVerfGH JbSächsOVG 4, 39, 46) nicht nur das in Art. 3 Abs. 1 SächsVerf verankerte Demokratieprinzip stärkt, sondern zugleich die Rechte der besetzungsbefugten NPD-Fraktion weitestgehend wahrt. Indem der Antragsgegner zunächst das Ausscheiden beider von der NPD-Fraktion vorgeschlagenen Ausschussmitglieder festgestellt hat, wurde die Entscheidung, welcher Abgeordneter weiterhin im Untersuchungsausschuss tätig sein soll, zurück in die Hände der insoweit auswahl- und vorschlagsberechtigten Fraktion gelegt (vgl. § 4 Abs. 2 S. 1 UAusschG). IV. Die Entscheidung konnte gem. § 10 Abs. 1 SächsVerfGHG iVm § 24 S. 1 BVerfGG durch Beschluss ergehen, da der Antrag offensichtlich unbegründet ist (vgl. SächsVerfGH JbSächsOVG 13, 9).
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Entscheidungen des Landesverfassungsgerichts Sachsen-Anhalt
Die amtierenden Richterinnen und Richter des Landesverfassungsgerichts für das Land Sachsen-Anhalt Dr. Gerd-Heinrich Kemper, Präsident Erhard Köhler, Vizepräsident Anneliese Bergmann Dr. Edeltraud Faßhauer Margrit Gärtner Dr. Günther Zettel Prof. Dr. Winfried Kluth Stellvertretende Richterinnen und Richter Detlef Schröder Dietmar Fromhage Veronika Pumpat Dr. Peter Willms Carola Beuermann Dr. Josef Molkenbur Prof. Dr. Heiner Lück
Folgenabwägung bei Erlass einstweiliger Anordnung
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Nr. 1 Zur Folgenabwägung für den Erlass einer einstweiligen Anordnung Landesverfassungsgerichtsgesetz § 31 Glücksspielgesetz des Landes Sachsen-Anhalt § 13 Beschluss vom 28.3.2006 - LVG 2/06 in dem Verfassungsbeschwerdeverfahren Entscheidungs formel: Der Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung wird abgelehnt. Die Entscheidung ergeht gerichtskostenfrei. Außergerichtliche Kosten werden nicht erstattet Gründe: Die Antragstellerin wendet sich mit einer Verfassungsbeschwerde gegen das Fehlen einer Ubergangsregelung im Glücksspielgesetz des Landes Sachsen-Anhalt. Mit der in diesem Verfahren begehrten einstweiligen Anordnung möchte sie erreichen, vorerst so gestellt zu werden, als gäbe es eine solche. Die Antragstellerin ist seit 1999 zugelassene Buchmacherin für Pferdesportwetten und unterhält ein Geschäftslokal in C. Sie vermittelte seit August 2000 in ihrer Wettannahmestelle auch Wetten auf andere Sportereignisse, die von einem in Berlin ansässigen Wettunternehmen „A." veranstaltet werden, welches sich auf eine im Jahre 1990 erteilte Sportwetteerlaubnis nach dem Gewerbegesetz der Deutschen Demokratischen Republik vom 6.3.1990 (DDR-GB1. Teil I Nr. 17 S. 138) beruft. Außerdem vermittelte sie Sportwetten an das in Gibraltar ansässige und dort zugelassene Wettunternehmen „B.". Sie ist der Ansicht, das Wettunternehmen „A." dürfe seinen Betrieb jedenfalls im Gebiet der früheren DDR betreiben und die Firma „B.". könne im gesamten Bereich der Europäischen Union legal tätig werden. Demzufolge sei auch die Annahme von Wetten für diese Firmen legal. Entgegenstehendes Bundes- oder Landesrecht sei unwirksam. Diese Rechtsansicht wird von der inneren Verwaltung des Landes SachsenAnhalt nicht geteilt. Mit Bescheid vom 2.9.2004 untersagte die Stadt C. der Antragstellerin das Entgegennehmen, Vermitteln und Bewerben von Sportwetten LVerfGE 17
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unter Anordnung der sofortigen Vollziehung, da weder sie noch die Wettunternehmen, an die sie vermittele, über eine Erlaubnis für das Land Sachsen-Anhalt verfügten. Damit aber erweise sich ihre diesbezügliche Tätigkeit als nach § 284 StGB und § 14 des Gesetzes über das Zahlenlotto und über Sportwetten im Lande Sachsen-Anhalt (Lotto-Totto-G-LSA) vom 16.8.1991 (LSA-GVB1., S. 266) als strafbar und sei zu unterbinden. Hiergegen ergriffene Rechtsbehelfe der Antragstellerin blieben bislang erfolglos. Am 30.12.2004 trat das das LSA-Lotto-Toto-Gesetz ersetzende Glücksspielgesetz des Landes Sachsen-Anhalt (Glücksspielgesetz — LSA-GlüG) vom 22.12.2004 (LSA-GVB1., S. 846), verkündet am 29.12.2004, in Kraft. Sein § 13 begründet eine Erlaubnispflicht für alle diejenigen, die Beteiligung an Glücksspielen gewerblich vermitteln, und enthält einzelne Regelungen der Voraussetzungen hierfür. Als einzige Übergangsregelung bestimmt § 13 Abs. 7 iVm § 24 Abs. 3, dass für die Vermitdung im Auftrag eines landeseigenen Wettunternehmens die Erlaubnispflicht für drei Jahre nach In-Kraft-Treten des Gesetzes ausgesetzt ist. In § 18 enthält es eine dem § 14 des LSA-Lotto-Toto-G entsprechende Strafvorschrift. Die Antragstellerin stellte mit Schreiben vom 14.10.2005 beim Ministerium des Inneren des Landes Sachsen-Anhalt den Antrag auf eine Erlaubnis nach § 13 LSA-GlüG, der am 17.10.2005 von ihren Verfahrensbevollmächtigten wiederholt wurde. Uber den Antrag ist noch nicht entschieden worden. Das Ministerium des Inneren ließ die Antragstellerin jedoch wissen, dass sie seiner Ansicht nach die Voraussetzungen für die Erteilung einer Erlaubnis nicht erfülle. Der auch insoweit beschrittene Verwaltungsrechtsweg blieb bislang erfolglos. Mit der unter dem Aktenzeichen LVG 19/05 am 29.12.2005 anhängig gewordenen Verfassungsbeschwerde verfolgt die Antragstellerin das Ziel, die Übergangsregelung auf die von ihr vor In-Kraft-Treten des LSA-GlüG praktizierte Wettvermittlungstätigkeit ausdehnen zu lassen. Sie beruft sich darauf, dass ihre bisherige Wettvermitdungstätigkeit legal gewesen sei. Dann aber habe ihr mit dem Erlass des LSA-GlüG ausreichend Zeit eingeräumt werden müssen, um die nach dem Gesetz notwendige Erlaubnis zu erlangen, bzw. gegebenenfalls im Rechtsweg zu erstreiten, ohne den Zwang zur vorherigen Betriebseinstellung. Anderenfalls verstoße die Regelung gegen die Art. 16 (Berufsfreiheit) und 7 (Gleichheitsgrundsatz) der Landesverfassung. Die Antragstellerin begehrt den Erlass einer einstweiligen Anordnung, mit der sie die in § 13 Abs. 7 LSA-GlüG getroffene Übergangsregelung auf sich erstreckt wissen will, hilfsweise soll dem Ministerium des Inneren des Landes Sachsen-Anhalt aufgegeben werden, der Antragstellerin die seiner Meinung nach sachlich angemessenen und erforderlichen Erlaubnisvoraussetzungen zum Betrieb der Wettannahmestelle zu benennen. Für den Erlass der einstweiligen Anordnung spreche eine Folgenabwägung, auch wenn damit begehrt werde, ein Gesetz vorläufig außer Kraft zu setzen. GeLVerfGE 17
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schehe dies nicht und werde später seine Verfassungswidrigkeit festgestellt, sei mitderweile die wirtschaftliche Existenz der Antragstellerin vernichtet und ihr damit ein nicht wieder gut zu machender Schaden entstanden. Umgekehrt ergäben sich im Falle des Erlasses der einstweiligen Anordnung und einer späteren Bestätigung der angegriffenen Norm des LSA-GlüG nur geringfügige Nachteile für das Gemeinwohl. Durch die Einführung der staatlichen ODDSET-Wette in Sachsen-Anhalt Anfang 2000 sei in der Bevölkerung das Interesse an Sportwetten geweckt worden. Dies habe dazu geführt, dass die Einnahmen aus Pferdesportwetten zurückgegangen und diejenigen aus anderen Sportwetten gestiegen seien. Mitderweile deckten die Einnahmen aus Pferdewetten nur noch 22% der Kosten, während sonstige Sportwetten zuletzt 70% des Umsatzes ausgemacht hätten. Das zeige, dass sie für einen rentablen Betrieb auf die Vermitdung von Sportwetten angewiesen sei und im Falle einer weiteren Unterbindung dieses Geschäftszweiges ihren Betrieb einstellen müsse. Werde die Geltung des § 13 LSA-GlüG außer Kraft gesetzt, so müsse der Sofortvollzug aufgehoben werden. Dann könne sie vorerst den Betrieb fortführen, der dem Publikum auch bislang zur Verfügung gestanden habe. Deshalb sei ein Schaden für das Gemeinwohl gering, falls später die angegriffene Norm doch bestätigt werde. Im Übrigen bedeute die jetzige Situation auch nicht, dass dem an Sportwetten interessierten Publikum diese nicht zugänglich wären. Es existierten diesbezüglich Anbieter im Internet, die überdies keiner oder einer geringeren Überwachung als sie unterlägen. Die Antragstellerin habe so lange keinen Anlass für einen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung gehabt, als sie — mit Duldung der Behörden — sonstige Sportwetten vermittelt habe. Erst seit dem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts vom 27.9.2005 im Verfahren 1 BvR 789/05 drohe ihr nach den Aussagen der Stadt Magdeburg die jederzeitige Zwangsvollstreckung. Danach habe sie versucht, durch die Anrufung der Fachgerichte zum Ziel zu kommen, und, erst als deren Entscheidung nicht absehbar gewesen sei, habe sie sich zur Stellung des Antrages auf Erlass einer einstweiligen Anordnung veranlasst gesehen. Ihr Antrag beziehe sich nur auf sie selbst, so dass aus dem Erlass einer entsprechenden einstweiligen Anordnung nicht — wie von der Landesregierung behauptet — unmittelbar nachteilige Folgen für die Allgemeinheit erwachsen könnten. Im Übrigen könne offensichtlich illegales Glückspiel auf keinen Fall davon profitieren, sondern allenfalls möglicherweise illegales. Die Beschwerdeführerin beantragt — wegen besonderer Dringlichkeit im Wege der einstweiligen Anordnung gem. § 31 des Landesverfassungsgerichtsgesetzes — zu beschließen, dass § 13 Abs. 1 und 7 LSA-GlüG auf die Vermitdung der Beteiligung an Sportwetten zu festen Gewinnquoten durch die Beschwerdeführerin in der WettanLVerfGE 17
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nahmestelle ..., bis zur Entscheidung in der Hauptsache mit der Maßgabe Anwendung finden, dass als Wettunternehmen iSd § 13 Abs. 7 LSA-GlüG auch die Firmen Wettbüro Α., ..., sowie B.., Gibraltar, gelten hilfsweise 1. dass § 13 Abs. 1 LSA-GlüG auf die Vermittlung der Beteiligung an Sportwetten zu festen Gewinnquoten der Firmen Wettbüro Α., ..., sowie B.., Gibraltar, durch die Beschwerdeführerin in der Wettannahmestelle Halberstädter Straße 110, 39112 Magdeburg, im Auftrag der genannten Firmen für den Zeitraum von drei Monaten ab Erlass der einstweiligen Anordnung keine Anwendung findet, 2. dass das Ministerium für Inneres des Landes Sachsen-Anhalt der Beschwerdeführerin zur Prüfung der Erlaubnisvoraussetzungen des § 13 Abs. 3 Nr. 3-5 LSAGlüG einen Kreis von sachlich angemessenen und erforderlichen Erlaubnisvoraussetzungen zum Betrieb der Wettannahmestelle benennt, zu deren Vorliegen sie Informationen und Unterlagen beibringt, 3. dass diese Anordnung erlischt, wenn die Beschwerdeführerin nicht binnen einer Frist von vier Wochen ab Anforderung diese Informationen und Unterlagen beibringt, 4. dass § 13 Abs. 1 LSA-GlüG auf die Vermitdung der Beteiligung an Sportwetten zu festen Gewinnquoten der Firmen Wettbüro Α., Berlin, sowie B.., Gibraltar, durch die Beschwerdeführerin in der Wettannahmestelle ... im Auftrag der genannten Firmen bis zur Entscheidung in der Hauptsache, längstens bis zum 29. Dezember 2007, keine Anwendung findet, sofern die Beschwerdeführerin eine Bescheinigung des Ministeriums für Inneres des Landes Sachsen-Anhalt beibringt, dass sie die Erlaubnisvoraussetzungen des § 13 Abs. 3 Nrn. 3-5 LSA-GlüG erfüllt. Die Landesregierung hält die Voraussetzungen einer einstweiligen Anordnung nicht für gegeben; denn die Antragstellerin begehre damit, eine von ihr bisher ausgeübte verbotene Tätigkeit wieder aufnehmen zu dürfen. Aber auch wenn man einen offenen Ausgang des Verfassungsbeschwerdeverfahrens unterstelle, gehe eine Folgenabwägung zu Lasten der Antragstellerin. Der von ihr dargelegte schwere wirtschaftliche Nachteil sei weder substantiiert dargelegt noch glaubhaft gemacht. Im Übrigen sei nicht zu erkennen, dass er gerade auf der Einfuhrung der Erlaubnispflicht des § 13 Abs. 1 LSA-GlüG oder einer fehlenden Ubergangsregelung in dieser Vorschrift beruhe. Die Dringlichkeit für den Erlass einer einstweiligen Anordnung im jetzigen Zeitpunkt sei nicht erkennbar. Schließlich sei die Tätigkeit der Antragstellerin vor dem In-Kraft-Treten des LSA-GlüG schon aufgrund der §§ 284, 287 StGB, § 14 Lotto-Toto-G-LSA strafbewehrt verboten gewesen und sei es nunmehr eben aufgrund der §§ 284, 287 StGB, § 18 LSA-GlüG. Auch sei sie bereits seit September 2004 behördlich sofort vollziehbar untersagt. Würde demgegenüber die begehrte einstweilige Anordnung erlassen und erwiese sich das Gesetz später als verfassungsfest, so wäre in der Zwischenzeit der LVerfGE 17
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Vollzug sämtlicher entsprechender sicherheitsrechtlicher Untersagungen im Land Sachsen-Anhalt ausgesetzt. Die Tätigkeit illegaler Sportwettenvermittler und -Veranstalter — wie auch anderer illegaler Glücksspielanbieter — müsste landesweit geduldet werden. Darüber hinaus müsste Jedermann ein Anspruch zumindest auf vorübergehende Betätigung als Sportwettenvermitder zugestanden werden. Das beinhalte das Risiko des Auftretens unseriöser bis krimineller Anbieter mit allen damit verbundenen Gefahren für das Vermögen der Spielinteressenten. Eine Wiederherstellung gesetzmäßiger Zustände nach einer Entscheidung im vorliegenden Verfassungsbeschwerdeverfahren oder im Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht — 1 BvR 1054/01 — erscheine wenig realistisch, wenn sich erst ein entsprechender Markt etabliert habe. Eine einstweilige Aussetzung der Erlaubnisnorm im Sinne der Antragstellerin habe auch Auswirkungen auf den Bereich der strafrechtlichen Bekämpfung des Glücksspiels und die damit häufig einher gehenden anderen Straftaten. II. Der Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung bleibt ohne Erfolg. Nach § 31 Abs. 1 des Gesetzes über das Landesverfassungsgericht — LSAVerfGG - vom 23.8.1993 (LSA-GVB1., S. 441), zuletzt geändert durch Gesetz vom 26.03.2004 (LSA-GVB1., S. 234), kann das Landesverfassungsgericht im Streitfall einen Zustand durch einstweilige Anordnung vorläufig regeln, wenn dies zur Abwehr schwerer Nachteile, zur Verhinderung drohender Gewalt oder aus einem anderen wichtigen Grund zum gemeinen Wohl dringend geboten ist. Es hat dabei eine Folgenabwägung zu treffen, das heißt, die Folgen, die eintreten würden, wenn die einstweilige Anordnung erginge, die Verfassungsbeschwerde aber erfolglos bliebe, mit den Nachteilen abzuwägen, die entständen, wenn die begehrte einstweilige Anordnung nicht erlassen würde, die Verfassungsbeschwerde aber erfolgreich wäre. Dabei gelten besonders hohe Anforderungen, wenn mit dem Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung die Aussetzung des Vollzuges eines Gesetzes begehrt wild (LVerfG-LSA, Beschl. v. 24.7.2001 - LVG 8/01 - , LVerfGE 12, 387, 391). Das Landesverfassungsgericht macht — in gleicher Weise wie das Bundesverfassungsgericht — wegen des damit verbundenen erheblichen Eingriffs in die Gestaltungsfreiheit des Gesetzgebers nur mit größter Zurückhaltung von dieser Möglichkeit Gebrauch. Die Gründe, die für die Verfassungswidrigkeit des angegriffenen Gesetzes vorgetragen werden, haben dabei außer Betracht zu bleiben, wenn sich nicht die Verfassungsbeschwerde von vornherein als unzulässig oder offensichtlich unbegründet darstellt (BVerfG, Urt. v. 13.11.1957 - 1 BvR 78/56 - , BVerfGE 7,175,179). Die mit einer gesetzlichen Regelung verbundenen wirtschaftlichen Nachteile Einzelner sind regelmäßig nicht geeignet, die Aussetzung von Normen im Gemeinwohlinteresse zu begründen. Eine Ausnahme kann in dem Fall bestehen, LVerfGE 17
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wenn die Gefahr droht, dass ein Gewerbebetrieb durch den Vollzug der angegriffenen Norm, der durch die einstweilige Anordnung ausgesetzt werden soll, schlechthin seiner Existenz beraubt würde, also aufgegeben oder in die Insolvenz geführt werden müsste (BVerfG, Besch! v. 19.6.1962 - 1 BvR 371/61 - , BVerfGE 14,153,153 f). Die Antragstellerin hat insoweit einen im Rahmen der Folgenabwägung so erheblichen Nachteil vorgetragen, dass er zum Erlass der begehrten einstweiligen Anordnung führen könnte.
Nr. 2 1. Art. 2 Abs. 3 und Art. 87 Abs. 1 dei Landesverfassung schützen in ihrer Ausprägung als Finanzhoheit die Gemeinden davor, dass ihnen Finanzmittel genommen werden, die ihnen von Verfassungs wegen zustehen. 2. Ein interkommunaler Finanzausgleich, der durch Art. 88 Abs. 2 Satz 1 der Landesverfassung zugelassen ist, darf bei einer Gemeinde, die leistungspflichtig ist, nicht dazu führen, dass sie ihre Mindest-Finanzausstattung verliert oder dass die „abgeschöpfte" Gemeinde gleiche oder gar weniger Finanzmittel behält als eine durch den Finanzausgleich begünstigte erhält. Wahrt die gesetzliche abstrakte Regelung diese verfassungsrechtliche Grenze nicht hinreichend, so muss der Gesetzgeber eine Einzelfallregelung schaffen oder zulassen. 3. § 19a des Finanzausgleichsgesetzes ist mangels einer die Einzelfallrichtigkeit sichernden Regelung mit dem Recht auf Selbstverwaltung unvereinbar. 4. Das Verfassungsgericht erklärt eine der Verfassung widersprechende Regelung für unvereinbar und nicht für nichtig, wenn der Gesetzgeber verschiedene Möglichkeiten hat, einen verfassungswidrigen Zustand zu beseitigen, und wenn die Wirkungen der verfassungswidrigen Regelung auf den Finanzausgleich faktisch nicht mehr rückgängig gemacht werden können. In Sachsen-Anhalt besteht keine gesetzliche Ermächtigung für das Landesverfassungsgericht, dem Gesetzgeber zur Herstellung der Verfassungsmäßigkeit eine Frist zu setzen. Gemeindefinanzreformgesetz § 6 Finanzausgleichsgesetz §§ 8; 12; 16; 19a LVerfGE 17
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Gemeindeordnung Sachsen-Anhalt § 83 Landesverfassungsgerichtsgesetz § 41 Landkreisordnung § 67 Verfassung des Landes Sachsen-Anhalt Art. 2 Verordnung zur Durchführung des Gemeindereformgesetzes § 6 Urteil vom 13. J u n i 2006 - LVG 7/05 in dem Verfassungsbeschwerdeverfahren Entscheidungs formel: § 19a des Finanzausgleichsgesetzes in der Fassung des Gesetzes vom 21.12.2004 (LSA-GVBl., S. 840) - FAG-ÄG - ist mit der verfassungsrechtlich durch Art. 2 Abs. 3; 87 Abs. 1 der Landesverfassung garantierten finanziellen kommunalen Selbstverwaltung unvereinbar. Gerichtskosten werden nicht erhoben. Das Land erstattet der Beschwerdeführerin deren außergerichtliche Kosten. Tatbestand: 1. Die Beschwerdeführerin, eine kreisangehörige Gemeinde mit 239 Einwohnern, die zudem einer Verwaltungsgemeinschaft angehört, wird zu einer Verwaltungsgemeinschafts-, einer Kreisumlage sowie einer Gewerbesteuerumlage herangezogen. Diese Finanzierungsverpflichtungen beruhen im Einzelnen auf folgenden rechtlichen Grundlagen: a) § 83 der Gemeindeordnung für das Land Sachen-Anhalt - LSA-GO — vom 5.10.1993 (LSA-GVBl., S. 568), zuletzt geändert durch Gesetz vom 22.3.2006 (LSA-GVBl., S. 128): (1) Soweit ihre eigenen Einnahmen nicht ausreichen, erhebt die Verwaltungsgemeinschaft zur Deckung ihres Finanzbedarfs von den Mitgliedsgemeinden eine Umlage. Die Umlage wird nach dem Verhältnis der Einwohnerzahlen der Mitgliedsgemeinden bemessen. Der Gemeinschaftsausschuss kann durch einstimmigen Beschluss eine andere Regelung treffen. (2) ...
(3) Die Umlage ist £ur jedes Haushaltsjahr neu festzusetzen.
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b) § 67 der Landkreisordnung für das Land Sachsen-Anhalt — LSA-LKO — v o m 5.10.1993 (LSA-GVB1., S. 598), zuletzt geändert durch Gesetz vom 22.3.2006 (LSA-GVB1., S. 128,134): (1) ...
(2) Der Landkreis kann, soweit seine sonstigen Einnahmen nicht ausreichen, um seinen Finanzbedarf zu decken, von den kreisangehörigen Gemeinden und gemeindefreien Grundstücken nach den hierfür geltenden Vorschriften eine Umlage erheben (Kreisumlage). Die Höhe der Kreisumlage ist in der Haushaltssatzung für jedes Haushaltsjahr festzusetzen. c) § 16 des Finanzausgleichsgesetzes vom 31.1.1995 (LSA-GVBL, S. 41), idF d. Bek. v. 1.7.1999 (LSA-GVBL, S. 204), vor der hier streitigen Änderung (v. 21.12.2004 - LSA-GVBL, S. 840) zuletzt geändert durch Gesetz vom 17.12.2003 (LSA-GVBL, S. 357) - LSA-FAG-99 - : (1) Soweit die übrigen Einnahmen den Finanzbedarf eines Landkreises nicht decken, erhebt er eine Umlage von den kreisangehörigen Gemeinden (Kreisumlage). Die Umlage wird in der Haushaltssatzung in Vomhundertsätzen der einzelnen Umlagegrundlagen (Umlagesätze) bemessen. (2) Umlagegrundlagen sind die Steuerkraftzahlen der kreisangehörigen Gemeinden nach § 8 Abs. 2 sowie 80 vH der an sie geflossenen allgemeinen Zuweisungen im vorvergangenen Haushaltsjahr. Werden die Umlagesätze verschieden festgesetzt, soll der höchste Umlagesatz den niedrigsten um nicht mehr als ein Drittel übersteigen. d) § 6 des Gesetzes zur Neuordnung der Gemeindefinanzen (Gemeindefinanzreformgesetzes) - GemFinRefG - idF d. Bek. v. 4.4.2001 (BGBl I 482), zuletzt geändert durch Gesetz vom 6.9.2005 (BGBl I 2725): (1) Die Gemeinden fuhren ... eine Umlage an das ... Finanzamt ab. ... (2) Die Umlage wird in der Weise ermittelt, dass das Istaufkommen der Gewerbesteuer im Erhebungsjahr durch den von der Gemeinde für dieses Jahr festgesetzten Hebesatz der Steuer geteilt und mit dem Vervielfältiger nach Absatz 3 multipliziert wird. Das Istaufkommen entspricht den Isteinnahmen nach der Jahresrechnung ... (3) Der Vervielfältiger ist die Summe eines Bundes- und Landesvervielfältigers für das jeweilige Land. Der Bundesvervielfältiger beträgt im Jahr 2004 20 vom Hundert, im Jahr 2005 19 vom Hundert und ab dem Jahr 2006 16 vom Hundert. Der Landesvervielfältiger für die Länder ... Sachsen-Anhalt ... beträgt im Jahr 2004 26 vom Hundert, im Jahr 2005 25 vom Hundert und ab dem Jahr 2006 22 vom Hundert. (4) - (7) ... LVerfGE 17
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(8) Die Landesregierungen können nähere Bestimmungen über die Festsetzung und Abführung der Umlage durch Rechtsverordnung treffen. e) § 6 der Verordnung zur Durchführung des Gemeindereformgesetzes idF d. Bek. v. 19.10.1998 (LSA-GVB1., S. 430) - LSA-DVO-GemFinRefG - , zuletzt geändert durch Verordnung vom 9.10.2003 (LSA-GVB1., S. 262): (1) Die Gemeinden melden die abzuführende Gewerbesteuerumlage bis zum 10. Januar des auf das Erhebungsjahr folgenden Jahres sowie die nach § 6 Abs. 7 Satz 2 des Gemeindereformgesetzes zu leistenden Abschlagszahlungen und deren Berechnungsgrundlagen bis zum 10. April, 10. Juli und 10. Oktober für das vorhergehende Kalendervierteiljahr dem Statistischen Landesamt. Die Form der Meldungen bestimmt das Ministerium des Innern im Einvernehmen mit dem Ministerium der Finanzen. (2) Bis zum 15. Dezember leisten die Gemeinden eine Vorauszahlung auf die Schlussabrechnung in Höhe der zum 1. November geleisteten Abschlagszahlung, jedoch nicht mehr als sie nach § 3 Abs. 3 erhalten. Die Gemeinden erheben die Gewerbesteuer nach § 1 des Gewerbesteuergesetzes - GewStG - idF d. Bek. v. 15.10.2002 (BGBl I 4167), zuletzt geändert durch Gesetz vom 15.12.2004 (BGBl I 1653), als Gemeindesteuer auf der Grundlage eines von der Finanzverwaltung festgesetzten Steuermessbetrags nach Ablauf des Erhebungszeitraums ( § 1 4 Abs. 1 GewStG) durch einen von der Gemeinde festzulegenden Hebesatz ( § 1 6 Abs. 1 GewStG), der 200 vH nicht unterschreiten darf (§ 16 Abs. 4 S. 2 GewStG). 2. Durch Änderungsgesetz vom 21.12.2004 (LSA-GVB1., S. 840) - LSAFAG-ÄG — fügte der Gesetzgeber einen neuen § 19a in das Finanzausgleichsgesetz ein und fasste die §§ 7 und 8 neu. Die Bestimmungen haben in der Neu-Bekanntmachung vom 14.10.2005 (LSA-GVB1., S. 646) - LSA-FAG-05 - folgenden Wordaut: § 7 Bedarfsmesszahl (1) Die Bedarfsmesszahl ergibt sich durch Vervielfältigung des Hauptansatzes nach Absatz 2 mit dem Grundbetrag nach Absatz 3. (2) Der Hauptansatz wird für Gemeinden und Landkreise unterschiedlich definiert: 1.
bei den Gemeinden wird als Hauptansatz der Rechenwert bezeichnet, der sich aus der Vervielfältigung der Einwohnerzahl dieser Gemeinde mit dem für sie aus der Anlage zu ermittelnden Vomhundertsatz ergibt;
2.
bei den Landkreisen ...
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(3) Der Grundbetrag ist ein durch Näherung bestimmter Wert, der auf fünf Stellen hinter dem Komma so festgesetzt wird, dass die zur Verfügung stehende Finanzmasse so weit wie rechnerisch möglich aufgebraucht wird. § 8 Steuerkraftmesszahl für Gemeinden (1) Die Steuerkraftmesszahlen werden berechnet, indem die Steuerkraftzahlen der Grundsteuern A und B, der Gewerbesteuer, der Gemeindeanteile an der Einkommenssteuer und der Umsatzsteuer sowie des Familienleistungsausgleichs zusammengezählt werden. (2) Als Steuerkraftzahlen werden angesetzt: 1.
bei der Grundsteuer A und Β die Ausgangsbeträge vervielfältigt mit 80 vH des gewogenen Durchschnitts der Hebesätze,
2.
bei der Gewerbesteuer der Durchschnittsbetrag der Ausgangsbeträge des in Absatz 3 genannten Zeitraums vervielfältigt mit 80 vH des gewogenen Durchschnitts der Hebesätze,
3.
bei den Gemeindeanteilen an der Einkommensteuer und der Umsatzsteuer sowie des Familienleistungsausgleichs die Ausgangsbeträge mit 80 vH.
(3) Die Ausgangsbeträge der Grundsteuer A und Β werden durch Teilung des jeweiligen Ist-Aufkommens im vorvergangenen Jahr durch den jeweiligen Hebesatz errechnet. Bei der Gewerbesteuer wird ein Zeitraum von drei Jahren berücksichtigt. Die Ausgangsbeträge werden für jedes Jahr getrennt ermittelt. Dazu wird zunächst das Ist-Aufkommen der Gewerbesteuer durch den im jeweiligen Zeitraum geltenden Hebesatz geteilt. Zur Bildung eines Durchschnittswertes wird aus den Jahreswerten eine Summe gebildet, die dann durch drei geteilt wird. Ausgangsbeträge für die Gemeindeanteile an der Einkommensteuer und der Umsatzsteuer sowie des Familienleistungsausgleichs sind das jeweilige Ist-Aufkommen im vorvergangenen Jahr. (4) - (5) ... § 19a Finanzausgleichsumlage (1) Übersteigt die Steuerkraftmesszahl (§ 8) einer kreisangehörigen Gemeinde ihre Bedarfsmesszahl (§ 7) um mehr als 50 vH, führt sie 30 vH des über diesem Grenzwert liegenden Betrages in monatlichen Raten zum letzten Tag des Monats als Finanzausgleichsumlage ab. Die Finanzausgleichsumlage wird dem Ausgleichsstock (§ 12) zugeführt. Jahresbeträge unter 1.000 € sind nicht abzuführen. Davon ausgenommen sind Gemeinden, deren Verschuldung das Eineinhalbfache der durchschnittlichen Verschuldung der Gemeinden der entsprechenden Gemeindegrößenklasse übersteigt. (2) Die Finanzausgleichsumlage verändert die Bemessungsgrundlage für die Erhebung der Kreis- und Verwaltungsgemeinschaftsumlage nicht. LVerfGE 17
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Über den durch § 19a Abs. 1 S. 2 LSA-FAG-05 in Bezug genommenen „Ausgleichsstock" bestimmt § 12 LSA-FAG-05: (1) Aus dem Ausgleichsstock werden Bedarfszuweisungen zur Milderung oder zum Ausgleich außergewöhnlicher Belastungen und Notlagen im Haushalt der Kommunen erbracht. Daneben dient er der Vermeidung besonderer Härten bei der Durchführung dieses Gesetzes. (2) Dem Ausgleichsstock wird die in § 4 Nr. 4 bezeichnete Teilmasse zugewiesen. (3) Leistungen aus dem Ausgleichsstock können auf Antrag gewährt werden. Antragsberechtigt sind auch rechtlich selbständige kommunale Gemeinschaftseinrichtungen. Sollen die Leistungen aus dem Ausgleichs stock dem Ausgleich von Haushaltsfehlbeträgen dienen, ist dem Antrag ein von der Vertretungskörperschaft beschlossenes Haushaltskonsolidierungskonzept beizufügen. (4) Als Nodage gilt insbesondere der Fall, dass die Einnahmemöglichkeiten einer Kommune zur Erfüllung ihrer unabweisbaren Ausgabeverpflichtungen nicht ausreichen. (5) Ein Rechtsanspruch auf Gewährung einer Leistung aus dem Ausgleichsstock besteht nicht. Die Bewilligung von Leistungen kann mit Bedingungen und Auflagen verknüpft werden.
3. Die „Finanzausgleichsumlage" des § 19a LSA-FAG-05 geht auf den Regierungsentwurf für das streitige Änderungsgesetz zurück (RegEntw-FAG-ÄG-04: LdTg-Drs. 4/1835 v. 6.10.2004). Zur Begründung war ausgeführt (RegEntw, Begr. zu Art. 1 Nr. 10 - aaO, S. 25]), steuerstarke Gemeinden, deren Finanzkraft den Finanzbedarf herausragend übersteige, sollten einen Teil dieses Uberschusses aus Gründen interkommunaler Solidarität abführen; den betroffenen Gemeinden verblieben zwischen 70 und 99% der über der Bedarfsmesszahl liegenden Einkünfte. Dies sei notwendig, um das Eigeninteresse an guten Gewerbesteuereinnahmen nicht zu sehr zu beeinträchtigen. Zur gleichzeitigen Änderung des § 8 LSA-FAG-05 lässt sich der Regierungsentwurf dahin ein (RegEntw-FAG-ÄG-04, Begr. zu Art. 1 Nr. 3 S. 21 f), das Verfahren der Steuerkraftberechnung werde klarer gegliedert und als inhaltliche Änderung werde der Zeitraum der Anrechnung gemeindlicher Steuereinnahmen von einem Jahr auf drei Jahre ausgedehnt, um starke Schwankungen im Gewerbesteueraufkommen in ihren Auswirkungen auf die Finanzausgleichsleistungen zu mildern. Als Stellungnahme des Städte- und Gemeindebunds Sachsen-Anhalt (SGSA) war im Vorblatt (RegEntw, aaO, S. 4) mitgeteilt, der Verband habe eine gewisse Sympathie für die Einführung einer Finanzausgleichsumlage, könne ihr aber wegen sehr unterschiedlicher Interessen der Mitglieder nicht vorbehaltlos zustim-
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men; die Änderung des § 8 werde begrüßt, allerdings sei zu fordern, auf die Gewerbesteuer netto (Gewerbesteuer abzüglich Gewerbesteuerumlage) abzustellen. Als Stellungnahme des Landesrechnungshofs war im Vorblatt (RegEntw., aaO, S. 8) mitgeteilt, vor Erhebung einer Finanzausgleichsumlage sei die Schuldensituation der ausgleichspflichtigen Gemeinden angemessen zu berücksichtigen; Gewerbesteuereinnahmen sollten bei deutlich über dem Landesdurchschnitt liegenden Schuldenständen vorrangig zum Schuldenabbau verwendet werden. In der ersten Beratung des Regierungsentwurfs am 15.10.2004 (LdTg-StenBer 4/48, TOP 10) betonte der Minister des Innern (aaO, S. 3542 r. Sp.), aus Gründen der interkommunalen Solidarität solle ein Ausgleich zwischen steuerstarken und finanzschwachen Gemeinden herbeigeführt werden. Der Abgeordnete Doege (SPD) sah aus der Sicht seiner Fraktion noch „Diskussionsbedarfob die Finanzausgleichsumlage wirklich zukunftsfahig sei (LdTg-StenBer 4/48, aaO, S. 3544 r. Sp.). Die Abgeordnete Dr. Hüskens (FDP) machte es vom Ergebnis der Ausschussberatungen abhängig, ob mit dem Gesetzentwurf die Neuverteilung gelungen sei, was sich nur mit Kenntnis der tatsächlichen finanziellen Auswirkungen auf die Kommunen bewerten lasse (LdTg-StenBer 4/48, aaO, S. 3547 r. Sp.). In der Anhörung vom 21.10.2004 zu verschiedenen finanzpolitischen Fragen durch den Ausschuss für Finanzen und den Ausschuss für Inneres (vgl. Niederschrift über die gemeinsame öffentliche Sitzung, auf die sowie auf deren Anlagen wegen der Einzelheiten Bezug genommen wird) äußerte sich der SGSA zur Finanzausgleichsumlage (Niederschrift, S. 10): Die betroffenen Kommunen seien ungeachtet eines Grundverständnisses nicht begeistert. Es werde befurchtet, dass sich die Abgabe auf die Gemeinden, welche sich in den vergangenen Jahren um eine konsequente Ansiedlung bemüht und dafür erhebliche Eigenmittel eingesetzt hätten, übermäßig belastend auswirken werde; deshalb sei es notwendig, sich die Einzelfälle detailliert anzusehen. Es mache keinen Sinn, bei Gemeinden, die nur wegen ihres niedrigen Hebesatzes hohe Gewerbesteuern erzielten, den Hebesatz hochzurechnen und etwas abzuschöpfen; das habe zur Folge, dass der betreffende Gewerbetreibende nicht nur die Gemeinde, sondern auch das Land verlasse. Außerdem sei bei der Finanzausgleichsumlage nicht berücksichtigt, dass die Gemeinden von ihren Gewerbesteuereinnahmen bereits einen Teil als Gewerbesteuerumlage abzuführen hätten. Zu § 8 hielt der SGSA an seiner Forderung fest, Basis der Kreisumlage dürfe nur das sein, was die Gemeinden tatsächlich behielten (Niederschrift, aaO, S. 17 p r . Kregel]). Dem widersprach der Landkreistag (Niederschrift, aaO, S. 16/17 [Herr Theel]) mit der Erwägung, werde die Gewerbesteuerumlage bei der Berechnung der Steuerkraft abgezogen, müsse die Kreisumlage landesweit im Durchschnitt um etwa 2,5% angehoben werden. In der 68. Sitzung des Ausschusses für Finanzen (TOP 1) vom 25.11.2004 (Niederschrift, S. 5 ff) mahnte die Abgeordnete Fischer (SPD) eine „Überprüfung der Finanzausgleichsumlage" an, weil die Beschwerdeführerin über die eigene LVerfGE 17
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Steuerkraft hinaus belastet werde (aaO, S. 5), während der Vertreter des Innenministeriums [Kirchmer] die auf ein Schreiben des Landrats des Landkreises Weißenfels zurückgeführte Darstellung bestritt und meinte, der Beschwerdeführerin verblieben im Zeitraum 2004 bis 2007 Steuereinnahmen in Höhe von etwa 30.000.000 € (aaO, S. 7). Der Abgeordnete Gallert (PDS) hielt die Kritik der steuerstarken Gemeinden fur nicht nachvollziehbar (aaO, S. 7). Der Minister des Innern meinte, bei den Regelungen handele es sich um ein „Gesamtpaket", das mit den kommunalen Spitzenverbänden erörtert worden sei und das gefährdet werde, wenn einzelne Punkte zur Disposition gestellt würden (aaO, S. 10). Der Ausschuss stimmte schließlich dem unveränderten Art. 1 des Regierungsentwurfs mit Mehrheit zu (aaO, S. 11). In der 43. Sitzung des Ausschusses für Inneres (TOP 3) vom 6.12.2004 (Niederschrift, S. 15 ff) wurde die Beschlussempfehlung an den Landtag erarbeitet. Der Abgeordnete Rothe (SPD) hielt das Problem der überproportional besteuerten Gemeinden für nicht gelöst (aaO, S. 17). Der Abgeordnete Wolpert (FDP) hielt es für eine Frage der Solidarität, dass die Reichen die Armen stützten (aaO, S. 17). Der Minister des Innern versicherte, der Fall, dass eine Gemeinde in einem Jahr mehr abführen müsse, als sie einnehme, könne im Rahmen der Haushaltsaufstellung berücksichtigt werden (aaO, S. 17). Dem Änderungsantrag der Fraktionen der FDP und der CDU vom 6.12.2004 zu Art. 1 Nr. 10 (Anlage 1 zur Niederschrift), der die Ergänzung des § 19a Abs. 1 tarn den heutigen Satz 4 für verschuldete Gemeinden vorsah, stimmte der Ausschuss (mit sieben Stimmen bei fünf Enthaltungen ohne Gegenstimmen) zu (Niederschrift, S. 17). In der veränderten Fassung wurde Art. 1 Nr. 10 des Entwurfs angenommen (LdTg-Drs. 4/1931 vom 08.12.2004 [S. 10]; vgl. auch Niederschrift, S. 18: sieben gegen fünf Stimmen). §§ 7 und 8 des Entwurfs blieben inhaltlich unverändert (LdTg-Drs. 4/1931 v. 8.12.2004-S. 4-6). Während der Zweiten Beratung des Gesetzes im Landtag (TOP 5 im LdTgStenBer 4/51 v. 16.12.2004 - S. 3763 ff) verwies der Minister des Innern auf die Diskussion über die Finanzausgleichsumlage und den Grundsatz der interkommunalen Solidarität sowie darauf, dass die Ansiedlung auf günstigen Rahmenbedingungen beruhe, die ein Verdienst auch der Allgemeinheit seien, sowie auf Fördermittel zurückgingen (aaO, S. 3765 1. Sp.). Der Innenminister (ebd.) sowie die Abgeordnete Dr. Weiher (PDS) (aaO, S. 3765 r. Sp.) hoben die Einschränkung bei Verschuldung der Gemeinde hervor. Der Abgeordnete Madl (CDU) hielt das Ausgleichsinstrumentarium für sehr sinnvoll, um Iiquiditätsprobleme bei den Kommunen zu vermeiden oder zumindest zu mildern (aaO, S. 3768 1. Sp.). Der Abgeordnete Wolpert (FDP) rechtfertigte die Finanzausgleichsumlage mit der Erwägung „Reich hilft Arm" und betonte, dass seine Fraktion wegen der Ausnahmeregelung mit der Abgabe leben könne (aaO, S. 3772 r. Sp.). Der Gesetzentwurf wurde mit Mehrheit beschlossen (aaO, S. 3773 1. Sp.). LVerfGE 17
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4. Die Beschwerdeführerin hat am 25.8.2004 Verfassungsbeschwerde erhoben. Sie rügt die Unvereinbarkeit des § 19a LSA-FAG-05 mit Art. 2 Abs. 3 und 87 der Landesverfassung (LSA-Verf) und führt aus: Ende des Jahres 2003 habe sich auf ihrem Gebiet ein Unternehmen angesiedelt, das seinen Sitz von Norderfriedrichskoog (Landkreis Friesland/Niedersachsen) nach Sachsen-Anhalt verlegt habe. Dort habe (vor der Rechtsänderung des Gewerbesteuergesetzes) der Gewerbesteuer-Hebesatz null betragen. Sie, die Beschwerdeführerin, habe den Mindest-Hebesatz nach dem neuen Gewerbesteuerrecht von 200 Punkten beschlossen. Die Gewerbesteuer-Einnahmen hätten sich wie folgt entwickelt: Jahr
€
2001 2002 2003 2004 2005 2006
20.131,00 31.206,00 11.857,00 21.008.225,00 15.000.000,00 15.000.000,00
ca. ca.
Herkömmlich müsse die Beschwerdeführerin einen Teil der Gewerbesteuereinnahmen abführen, so als Kreisumlage (der Hebesatz betrage insoweit 40%) und als Gewerbesteuerumlage. Beziehe man die neue Finanzausgleichsumlage ein, so bedeute dies für das Haushaltsjahr 2004: Einnahmen abzgl. Kreisumlage abzgl. GewStUmlage Zwischensumme abzgl. FinAusglUmlage Endsumme
21.096.479,00 € 10.654.973,00 € 4.831.892,00 € 5.609.614,00 € 7.794.194,00 € 2.184.580,00 €
Daraus folge, dass das Defizit umso größer werde, je höher die Einnahmen seien. Das Jahresergebnis lasse sich wegen des Drei-Jahres-Zeitraums des § 8 Abs. 3 LSA-FAG-05, der auf einen Durchschnittswert abstelle, nicht exakt berechnen. Deshalb würden auch noch solche Jahre berücksichtigt, in denen die Beschwerdeführerin keine so hohen Gewerbesteuer-Einnahmen erzielt habe. Andererseits habe die Zeitraum-Bestimmung zur Folge, dass die Zahlungsverpflichtung — in Phasen verschoben — später auftrete. Dieses Ergebnis sei mit der Verfassung nicht vereinbar: (a) Zum Recht der Kommunen auf kommunale Selbstverwaltung gehöre auch der gegen das Land gerichtete Anspruch auf eine angemessene Finanzausstattung (Art. 88 LSA-Verf). Das aus dem Gleichheitssatz und dem RechtsstaatsLVerfGE 17
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gebot abzuleitende Willkürverbot begrenze die Gestaltungsmöglichkeiten des Landes. (b) Der Gesetzgeber sei an das Gebot interkommunaler Gleichbehandlung gebunden, das ihn verpflichte, die Mittel des Finanzausgleichs nach einheitlichen, sachlich vertretbaren Maßstäben auf einzelne Gruppen der Kommunen aufzuteilen. Dieser Grundsatz verbiete jedenfalls eine „Uber-Nivellierung", welche dazu führe, dass Rangplätze getauscht würden. Die Beschwerdeführerin belege den ersten Platz bei den Einnahmen, behalte diesen auch noch nach Abzug der Kreisund der Gewerbesteuerumlage; sie werde aber auf den letzten Platz abgedrängt, wenn auch noch die Finanzausgleichsumlage erhoben werde. Vor allem seien die Grenzen überschritten, wenn durch die Höhe der Umlagequote die finanzielle Mindestausstattung verloren gehe. Das für die Beschwerdeführerin negative Ergebnis sei dadurch bedingt, dass der Berechnung nicht der tatsächliche Hebesatz von 200 Punkten zu Grunde gelegt werde, sondern ein fiktiver Hebesatz von 323,85 Punkten. Setze die Beschwerdeführerin diesen Hebesatz fest, dann werde das Unternehmen, das die hohen Einnahmen verursache, in eine Region abwandern, in der es keine Finanzausgleichsumlage gebe. Die Einnahmen gingen dann auch dem Land SachsenAnhalt verloren; das Unternehmen sei nämlich nicht standortgebunden und könne seinen Standort jederzeit wechseln. (c) Eine Finanzausgleichsumlage sei durch Art. 106 Abs. 6 S. 6 GG nur gedeckt, wenn sie im kommunalen Raum verbleibe oder an diesen zurückfließe. Keinesfalls dürfe sie der Erfüllung von Landesaufgaben dienen. Eine solche Landesaufgabe (Verpflichtung aus Art. 88 LSA-Verf) sei die Verwaltung des „Ausgleichsstocks". (d) Wegen eines Wertungswiderspruchs verfassungswidrig sei schließlich die im § 19a Abs. 1 S. 4 LSA-FAG-05 festgelegte Ausnahme: Könne der als Regel mitgedachte fiktive Hebesatz noch damit gerechtfertigt werden, dass die eigenen Steuerpflichtigen nicht zu Lasten anderer Gemeinden geschont werden sollten, so dürfe die Ausnahme nicht vom Verhalten der betroffenen Gemeinde abhängig gemacht werden. Dadurch werde der Verfassungsverstoß verschärft. Die Zielsetzung, die Finanzausgleichsumlage dem „Ausgleichsstock" zuzuführen, sei außerdem unsinnig; denn ein Uberschuss entstehe nicht, wenn das Unternehmen wegziehe, weil die Gemeinde ihren Hebesatz angleichen müsse, oder wenn die Gemeinde, die ihren Hebesatz nicht anpasse, alsbald die Verschuldensgrenze des § 19a Abs. 1 S. 4 LSA-FAG-05 erreiche. Das Rechtsstaatsprinzip verbiete aber Gesetze, die zur Erreichung ihres Zwecks schlechthin unsinnig seien. Ihr, der Beschwerdeführerin, Fall sei keinesfalls atypisch. Ein generalisierender Maßstab sei in Kenntnis der Beschwerdeführerin-Situation nicht zulässig, weil es an einem Feinsteuerungsmaßstab zur Herstellung von EinzelfallgerechtigLVerfGE 17
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keit fehle. Der Grad der Verschuldung erfülle diese Voraussetzungen nicht, weil die Ursache der Verschuldung nicht in die Bewertung einbezogen werde. Verfassungsrechtlich nicht hinnehmbar sei die Regelung, welche Gemeinden von der Finanzausgleichsumlage befreie, die ihrerseits keinen Anspruch auf Leistungen aus dem „Ausgleichsstock" hätten. Die Beschwerdeführerin beantragt, festzustellen, dass § 19a des Finanzausgleichsgesetzes des Landes Sachsen-Anhalt in der Fassung des Gesetzes vom 21. Dezember 2004 (LSA-GVB1, S. 840) mit dem in Art. 2 Abs. 3 und Art. 87 der Landesverfassung garantierten Recht auf kommunale Selbstverwaltung unvereinbar oder nichtig ist.
5.1. Der Landtag hat am 6.10.2005 beschlossen, sich nicht zu äußern. 5.2. Die Landesregierung hält die Verfassungsbeschwerde für unzulässig, jedenfalls für unbegründet. Sie bezweifelt, dass die Beschwerdeführerin durch die angegriffene Norm selbst unmittelbar betroffen sei, weil ein Verfassungsverstoß durch das Zusammenwirken unterschiedlicher Faktoren behauptet werde, die teilweise nicht durch das Land, sondern durch andere Stellen gesetzt würden und die erst Vollzugsakte dieser Stellen voraussetzten. Es fehle auch ein Rechtsschutzinteresse, weil es nicht ausreiche, dass eine Beeinträchtigung erst irgendwann in der Zukunft zu besorgen sei. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sei die Beschwerdeführerin aber nicht in ihren Rechten verletzt, wie sich aus einer Modellrechnung ergebe. Diese führe — mit den tatsächlichen Angaben der Beschwerdeführerin, weil zur Zeit noch kein endgültiges Zahlenmaterial vorliege — für das Jahr 2006 nur zu einer Finanzausgleichsumlage in Höhe von 2.610,00 €. Bei Berücksichtigung aller übrigen Umlagen verblieben der Beschwerdeführerin als Netto-Einnahmen: Jahr 2004 2005 2006
€ 16.170.000,00 11.700.000,00 6.020.000,00
Aktuell sei nicht absehbar, ob sich die angegriffene Norm in den nächsten Jahren tatsächlich nachteilig auf die Beschwerdeführerin auswirken werde. Jedenfalls sei die Verfassungsbeschwerde unbegründet. (a) Art. 106 GG könne kein Prüfungsmaßstab sein; außerdem verstoße die angegriffene Abgabe nicht gegen das Grundgesetz. (b) Das Recht auf Selbstverwaltung sei nicht verletzt. Bei der Frage, ob der Gesetzgeber bei der geschuldeten „Mindestausstattung" seine Pflichten verletze, sei eine abstrakt-generelle Betrachtung vorzunehmen. LVerfGE 17
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Der Grundsatz, dass Finanzkraftunterschiede nur gemildert, aber nicht eingeebnet oder gar umgekehrt werden dürften, könne durchbrochen werden, wenn sachlich vertretbare Gründe vorlägen. Hier habe das Land „Steueroasen" verhindern wollen. (c) Dass die Einnahmen aus der Finanzausgleichsumlage dem „Ausgleichsstock" zufließen sollten, sei ebenfalls nicht zu beanstanden. Zweck sei hier nicht, den „Ausgleichsstock" zu füllen — erwartet wurden Einnahmen nur in Höhe von 10% des „Ausgleichsstocks" —, sondern die Stärkung finanzschwacher Gemeinden durch finanzstarke aus Gründen interkommunaler Solidarität. Ähnliche Regelungen beständen auch in anderen Bundesländern (Niedersachsen, dort durch den Staatsgerichtshof bestätigt; Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg). Die Mittel würden in den „Ausgleichsstock" und nicht in einen Sonderfond gegeben, um weiteren Verwaltungsaufwand zu vermeiden. (d) § 19a LSA-FAG-05 führe zu keiner Nivellierung der Finanzkraft bei den Gemeinden. Um diese einzuschätzen, seien alle gemeindlichen Einnahmen zu berücksichtigen, auch Zinsen. Allein der Vergleich von Einnahmesituationen mit und ohne Finanzausgleichsumlage könne die Nivellierung nicht beweisen. Zu ihr komme es denknotwendig, wenn ein interkommunaler Finanzausgleich durchgeführt werde; so habe auch die Beschwerdeführerin innerhalb des Zeitraums von 2001 bis 2004 ihren Rangplatz mehrfach gewechselt. Die Beschwerdeführerin behaupte nachteilige Folgen lediglich in einem atypischen Sonderfall. Auch dessen Berücksichtigung verlange vom Gesetzgeber faktisch Unmögliches und könne schon deshalb nicht von der Landesverfassung gefordert sein. Die fiktiven Hebesätze seien nicht verfassungswidrig. Sie machten den übergemeindlichen Finanzausgleich von der Entscheidung der einzelnen Gemeinde über ihren Hebesatz unabhängig und verhinderten „Steueroasen". Bei der Beschwerdeführerin handele es sich um solch einen Fall; denn sie erziele ihre hohen Einnahmen nur durch ein dort angesiedeltes Unternehmen, dem es auf den niedrigen Hebesatz ankomme. Andere Kommunen mit höherem Hebesatz hätten deshalb von vornherein keine Möglichkeit, dieses Unternehmen an sich zu binden. Damit verschaffe sich die Beschwerdeführerin ohne eigene Investitionen einen Wettbewerbsvorteil, der es auch aus Gründen der interkommunalen Solidarität rechtfertige, bei der Beschwerdeführerin am fiktiven Hebesatz festzuhalten. Soweit sie auf die Gefahr einer Abwanderung abstelle, mache sie nur Umstände geltend, die zu einer anderen Lösung führen könnten, was im Rahmen einer bloßen gerichtlichen Vertretbarkeitsprüfung allerdings unerheblich sei. (e) Schließlich sei die Ausnahmeregelung des § 19a Abs. 1 S. 4 LSA-FAG-05 nicht zu beanstanden. Ein Wertungswiderspruch sei offensichtlich nicht erkennbar, die Befreiung verschuldeter Gemeinden vielmehr sachgerecht. Eine stark verschuldete Gemeinde gehöre nicht zum Kreis der finanzstarken. Zur VerschulLVerfGE 17
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dungslage einzelner Kommunen komme es nicht notwendig deshalb, weil sie eigene Bürger von Abgaben und Gebühren endasteten; Grund für die Verschuldung sei vielmehr üblicherweise ein Ursachenbündel, zu dem maßgeblich auch Faktoren rechneten, die von der Gemeinde nicht zu verantworten seien, wie das Anwachsen von Sozialhilfeausgaben und ähnlichen Leistungen. Deshalb honoriere der Gesetzgeber keinesfalls ein Verhalten, das er gerade durch die fiktiven Hebesätze unterbinden wolle. Ob eine (finanzschwache) Gemeinde Leistungen aus dem „Ausgleichsstock" erhalte, sei nicht pauschal zu beantworten; vielmehr komme es wesentlich auf die jeweilige gesamte Haushaltssituation an. 6. Wegen weiterer Einzelheiten wird auf die Niederschriften der befassten Ausschüsse (v. 21.10.2004, 10.11.2004, 25.11.2004, 6.12.2004), die Landtagsdrucksachen 4/1835 und 4/1931 sowie auf die Stenographischen Berichte 4/48 und 4/51 Bezug genommen. Gründe: Die Verfassungsbeschwerde der Beschwerdeführerin ist zulässig (1.) und begründet (2.). 1. Die kommunale Verfassungsbeschwerde ist zulässig. 1.1. Das Landesverfassungsgericht ist nach Art 75 Nr. 7 der Landesverfassung - LSA-Verf - vom 23.8.1993 (LSA-GVB1., S. 441), zuletzt geändert durch Gesetz vom 27.1.2005 (LSA-GVB1., S. 44), und §§ 2 Nr. 8; 51 des Gesetzes über das Landesverfassungsgericht - LSA-VerfGG - vom 23.8.1993 (LSA-GVBL, S. 441), zuletzt geändert durch Gesetz vom 26.3.2004 (LSA-GVB1., S. 234), zur Entscheidung über die kommunale Verfassungsbeschwerde gegen formelle Gesetze berufen, von denen geltend gemacht wird, sie verstießen gegen das kommunale Selbstverwaltungsrecht (std. Rspr. seit LVerfG, Urt. v. 31.5.1994 - LVG 2/93 - , LVerfGE 2, 227, 245; Urt. v. 22.2.1996 - LVG 2/95 - , LVerfGE 4, 401, 404). 1.2. Die Beschwerdeführerin ist auch beschwerdebefugt, weil sie durch diese Regelung in ihrem Recht auf Selbstverwaltung aus Art. 2 Abs. 3; 87 Abs. 1 LSAVerf in seiner Ausprägung der Finanzhoheit selbst (1.2.2.), gegenwärtig (1.2.3.) und unmittelbar (1.2.4.) betroffen sein kann; dabei kommt als verletztes Verfassungsrecht ausschließlich die durch Art. 2 Abs. 3; 87 Abs. 1 LSA-Verf garantierte (finanzielle) kommunale Selbstverwaltung in Betracht (1.2.1.). 1.2.1. Eine Verfassungsverletzung kann die Beschwerdeführerin allein (vgl. insoweit Art. 75 Nr. 7 LSA-Verf und § 2 Nr. 8 LSA-VerfGG) aus Art. 2 Abs. 3; 87 Abs. 1 LSA-Verf herleiten; durch Art. 87 Abs. 1 LSA-Verf ist - ohne dass es bei der Rechtsverletzung des Rückgriffs zusätzlich auf Art. 88 LSA-Verf bedürfte - gerade auch die kommunale Finanzhoheit garantiert (LVerfG LSA, Urt. v. LVerfGE 17
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15.1.2002 - LVG 3, 5/01 - , LVerfGE 13, 343, 353). Soweit in dieser Entscheidung auch auf Art. 88 LSA-Verf Bezug genommen wurde, war dies nur wegen der Möglichkeiten notwendig, welche das Land zur Erfüllung seiner Leistungspflicht hat (vgl. bereits Leitsatz, aaO, S. 343, sodann S. 353). Wie schon durch den Wortlaut des Art. 75 Nr. 7 LSA-Verf und der §§ 2 Nr. 8; 51 Abs. 1 LSA-VerfGG festgelegt ist, kommt als denkbare Verfassungsverletzung nur Landesrecht in Betracht. Eine Prüfung des Art. 28 Abs. 2 GG ist dem Landesverfassungsgericht verwehrt; sie steht allein dem Bundesverfassungsgericht zu. Für die Zulässigkeit ist es nicht erforderlich, dass ein Verstoß gegen das Selbstverwaltungsrecht bejaht wird oder auch nur hinreichend wahrscheinlich ist; vielmehr reicht die nicht offensichtlich auszuschließende Möglichkeit der Verfassungsverletzung aus (vgl. hierzu schon: LVerfG LSA, Urt. v. 31.5.1994 - LVG 3/94 - ; Urt. v. 31.5.1994 - LVG 4/94 - , LVerfGE 2, 323, 336; Urt. v. 29.5.1997 LVG 1/96 - , LVerfGE 6, 281, 293; Urt. v. 17.9.1998 - LVG 13/97 - , LVerfGE 9, 361, 365, sowie LVerfG LSA, Urt. v. 27.3.2001 - LVG 1/01 - , LVerfGE 12, 371, 376; Urt. v. 15.1.2002 - LVG 9,12,13/01 - , LVerfGE 13, 364, 376). Die Beschwerdeführerin kann § 19a LSA-FAG-05 nicht unmittelbar an den Bestimmungen des Art. 106 GG messen lassen; denn für eine solche Prüfung ist das Landesverfassungsgericht nicht zuständig. Allerdings garantiert Art. 87 Abs. 1 LSA-Verf gerade das an Finanzmitteln, was bundesgesetzlich den Kommunen zugestanden ist. So hat auch das Bundesverwaltungsgericht die Positionen aus Art. 106 GG als Teil der Selbstverwaltungsgarantie behandelt, wenn es lediglich eine über den X. Abschnitt des Grundgesetzes — dort findet sich auch Art. 106 GG — hinausgehende eigenständige Abgabenhoheit aus Art. 28 Abs. 2 S. 3 GG verneint hat (BVerwG, Urt. v. 25.3.1998 - BVerwG 8 C 11.97 - , BVerwGE 106, 280, 286 f). Mit dem Selbstverwaltungsrecht abwehren kann die Kommune aber auch eine Umlage iSd Art. 106 Abs. 6 S. 6 GG, welche die kommunale Finanzausstattung in Frage stellt (dazu: BVerfG, Beschl. v. 7.2.1991 - 2 BvL 24/84 - , BVerfGE 83, 363, 386; BVerwGE 106, 280, 287) oder zu einer Nivellierung beim Finanzausgleich führt (BVerfG, Urt. v. 27.5.1992 - 2 BvF 1, 2/88, 1/89. 1/90 - , BVerfGE 86, 148, 250, unter Hinweis auf BVerfG, Urt. v. 24.6.1986 - 2 BvF 1, 5, 6/83, 1/84, 1, 2/85 - , BVerfGE 72, 330, 418 f). Die zum Länderfinanzausgleich entwickelten Grundsätze des Bundesverfassungsgerichts lassen sich auf das Landesverfassungsrecht übertragen, weil Art. 88 Abs. 2 S. 1 LSA-Verf eine dem Bundesverfassungsrecht für den Länderfinanzausgleich ähnliche Regelung im Verhältnis des Landes zu den Gemeinden enthält. Auch die Abgrenzung der Bundesverfassung zwischen Art. 28 Abs. 2 S. 3 GG und Art. 106 Abs. 6 S. 6 GG ist auf das Landesverfassungsrecht übertragbar, weil Art. 2 Abs. 3; 87 Abs. 1 LSA-Verf jedenfalls den Mindeststandard kommunaler Selbstverwaltung garantieren müssen. Mindest-Finanzausstattung und Verbot der Nivellierung sind denn auch im Landesverfassungsrecht als äußerste Grenzen einer Finanzausgleichsumlage anerLVerfGE 17
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kannt (so etwa für Niedersachsen: NdsStGH, Urt. v. 16.5.2001 - StGH 6-9/99, 1/00 - , LVerfGE 12, 255, 281). Unabhängig davon schützt das Selbstverwaltungsrecht die Kommune davor, dass ihr durch die hier angegriffene Umlage zu Unrecht etwas genommen wird, was ihr von Verfassungs wegen an Finanzausstattung zusteht. Keine eigenständige Bedeutung als denkbar verletztem Verfassungsrecht kommt dem — außerhalb der Grundrechte (vgl. dort Art. 20 Abs. 2 S. 1 LSA-Verf) dem Rechtsstaatsprinzip des Art. 2 Abs. 1 LSA-Verf zu entnehmenden — Grundsatz der Verhältnismäßigkeit (std. Rspr. seit LVerfG LSA, Urt. v. 31.5.1994 LVG 2/93 - , LVerfGE 2, 227, 259) zu; er setzt die Möglichkeit einer Beschwer gerade durch ein den Beschwerdeführer unmittelbar schützendes Recht voraus. Ähnliches gilt für den allgemeinen Gleichheitssatz, auf den sich die Beschwerdeführerin nicht als Grundrecht, wohl aber als den in Art. 7 Abs. 1 LSA-Verf zum Ausdruck kommenden generellen Maßstab allen staatlichen Handelns einschließlich der Gesetzgebung berufen kann (LVerfG LSA, Urt. v. 16.11.2004 - LVG 5/04 —, Internet-Abdruck www.lverfg.justiz.sachsen-anhalt.de, Rn. 25, 26). Dass sich die Beschwerdeführerin auch auf Bestimmungen des Grundgesetzes oder auf landesverfassungsrechtliche Grundsätze stützt, die nicht selbständig Maßstab für eine Prüfung durch das Landesverfassungsgericht sein können, ist allerdings für die Zulässigkeit dieser Verfassungsbeschwerde unbeachtlich; denn sie hat nur einen einzigen Prüfungsgegenstand (§ 19a LSA-FAG-05), der an Art. 2 Abs. 3; 87 Abs. 1 LSA-Verf gemessen werden kann. 1.2.2. § 19a LSA-FAG-05 - ein „Landesgesetz" iSd Art 75 Nr. 7 LSA-Verf und der §§ 2 Nr. 8; 51 Abs. 1 LSA-VerfGG - richtet sich an jede Gemeinde mit der dort beschriebenen erhöhten Steuerkraft. Nach dem übereinstimmenden Vortrag der Beschwerdeführerin und der Landesregierung gehört die Beschwerdeführerin zu dieser Gruppe. „Betroffen" sein kann die Beschwerdeführerin in ihrem Selbstverwaltungsrecht allein deshalb, weil von ihr als „abundanter Gemeinde" die neue Finanzausgleichsumlage verlangt wird. 1.2.3. Der Eingriff in die kommunale Finanzhoheit ist auch gegenwärtig; denn die Beschwerdeführerin wird nach überstimmender Auffassung der Gemeinde und des Landes zu einer Finanzausgleichsumlage auf der Grundlage des § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 herangezogen werden. Dann ist unerheblich, dass — anders als im Parallelfall LVG 21/05 — bislang noch kein entsprechender Bescheid ergangen ist. Die Beschwerdeführerin macht keine erst vage in der Zukunft liegende, sondern eine aktuelle Verletzung ihres Selbstverwaltungsrechts geltend. Die hiergegen vom Land angefühlte Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG, Besch! v. 12.2.1986 - 1 BvR 1578/82 - , BVerfGE 72, 1 ff) ist nicht unmittelbar einschlägig, weil sich die dortige (allgemeine) Verfassungsbeschwerde nur mittelbar gegen eine gesetzliche Vorschrift und unmittelbar gegen ein Urteil gerichtet LVerfGE 17
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hat. Zwar sollen die in dieser Entscheidung aufgestellten Grundsätze gerade auch für Verfassungsbeschwerden gegen Gesetze gelten (BVerfGE 72, 1, 5, mit Hinweis auf BVerfG, Beschl. v. 19.12.1951 - 1 BvR 220/51 - , BVerfGE 1, 97, 102 f sowie auf BVerfGE 60, 360, 371: keine „virtuelle" Betroffenheit ausreichend, sondern „aktuelle" notwendig, um „Popularklagen" zu vermeiden); indessen ist bei kommunalen Verfassungsbeschwerden der Gesichtspunkt der Zumutbarkeit zu berücksichtigen: Ganz abgesehen davon, dass von der Beschwerdeführerin bereits aktuell eine Finanzausgleichsabgabe gefordert werden wird, könnte sie später, nach Ablauf der Jahresfrist, keine zulässige Verfassungsbeschwerde mehr erheben, weil sie nicht geltend machen dürfte, erst jetzt durch die Regelung betroffen zu werden (LVerfG LSA, Beschl. v. 7.12.1999 - LVG 7/99 - , LVerfGE 10, 471, 476: Die Jahresfrist des §48 LSA-VerfGG läuft ab Verkündung der Norm; sie knüpft nicht daran an, wann der Betroffene durch die Normregelung zum ersten Mal belastet wird; unter Hinweis auf: BVerfG, Beschl. v. 6.3.1968 — 1 BvR 975/58 - , BVerfGE 23, 153, 164, sowie daran anschließend: LVerfG LSA, Urt. v. 13.7.1999 - LVG 20/97 - , LVerfGE 10, 440, 443 = LVerfGE 11, 429, 434). 1.2.4. Die denkbare Abgabepflicht besteht ferner kraft Gesetzes unmittelbar. Unschädlich ist, dass sie durch Verwaltungsakt des Landes (des Statistischen Landesamts) konkretisiert werden kann (1.2.4.1.) oder dass auf ein Haushaltsdefizit oder einen „Rangplatztausch" auch andere Abgaben „kumulativ" einwirken können (1.2.4.2.). 1.2.4.1. Die Leistungspflicht liegt bereits durch die gesetzliche Regelung des § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 fest. Soweit eine „Konkretisierung" durch Verwaltungsakt vorgenommen wird, handelt es sich um eine bloße Ausführungsrechnung ohne jeglichen Spielraum für die anwendende Stelle. Entscheidungen auf der Grundlage des § 19a Abs. 1 LSA-FAG-05 sind nur als (zusätzliche) Beschwer anzusehen, soweit sie einen Titel für Vollstreckungsmaßnahmen setzen, während die eigentliche Belastung für die Gemeinde bereits durch das Gesetz selbst eintritt. So hat auch das Bundesverfassungsgericht die Unmittelbarkeit bejaht, obwohl ein Verwaltungsakt entlassen werden kann, wenn sich die Ableitung der eingreifenden Rechtsfolge bereits aus dem Gesetz ergibt, ohne dass es dafür erst noch eines Vollzugsakts bedürfte (BVerfG, Beschl. v. 18.5.1982 - 1 BvR 602/78 - , BVerfGE 60, 360, 371; Beschl. v. 23.6.1987 - 2 BvR 826/83 - , BVerfGE 76, 107, 113). Die Rechtslage bei der Finanzausgleichsumlage ist derjenigen bei Einschränkungen des Wahlrechts vergleichbar, wo nicht erst der die Gesetzeslage vollziehende Bescheid — soweit er die Kandidatur für oder die Teilnahme an eine(r) Wahl versagt - die Belastung darstellt, sondern bereits das die Wahlrechtsposition einschränkende Gesetz selbst (vgl. hierzu bereits: LVerfG LSA, LVerfGE 12, 371, 378, mwN); Gleiches hat das Landesverfassungsgericht bei der Festlegung von Schulzeiten angenommen (LVerfG LSA, LVerfGE 13, 364, 377). LVerfGE 17
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Das beanstandete Gesetz bestimmt nicht lediglich einen Rahmen für den Eingriff, indem es die Verwaltung zu Maßnahmen bloß ermächtigt, so dass erst die spätere Verwaltungsentscheidung in Rechte des Betroffenen eingreifen kann (LVerfG LSA, Beschl. v. 13.11.2001 - LVG 11/01 - , LVerfGE 12, 394, 396, m. Hinw. auf BVerfG, Beschl. v. 14.5.1985 - 2 BvR 397-399/82 - , BVerfGE 70, 35, 50; Beschl. v. 9.3.1994 - 1 BvR 1369/90 - , BVerfGE 90, 128, 135 f; vgl. auch LVerfG LSA, Beschl. v. 24.7.2001 - LVG 8/01 - , LVerfGE 12, 387, 390). Dem steht die von der Landesregierung angeführte Rechtsprechung (LVerfG LSA, LVerfGE 11, 429, 440) nicht entgegen; die zitierte Stelle bestätigt geradezu das hier vertretene Ergebnis: Das Landesverfassungsgericht hat im Einklang mit der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts (BVerfGE 76, 107, 113) eine kommunale Verfassungsbeschwerde für zulässig gehalten, auch wenn die angegriffene Norm noch durch Verwaltungsakt konkretisiert wird, weil der Kommune nicht zuzumuten ist, erst das verwaltungsgerichtliche Verfahren zu durchlaufen, um dann später mit ihrer Verfassungsbeschwerde wegen Fristablaufs abgewiesen zu werden. Der Gesichtspunkt der Zumutbarkeit spricht eher für als gegen die Zulassung der Verfassungsbeschwerde in der hier zu beurteilenden Fallkonstellation. Es handelt sich auch nicht um den Sonderfall, dass die Beschwer unmittelbar erst durch eine Verordnung eintreten kann, zu welcher das Gesetz lediglich ermächtigt (LVerfG LSA, LVerfGE 11, 429, 440 = LVerfGE 10, 440, 448). 1.2.4.2. Die Unmittelbarkeit des Eingriffs gerade durch § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 entfällt nicht deshalb — wie die Landesregierung meint —, weil nicht allein durch diese Abgabe, sondern möglicherweise erst durch eine „Kumulation" von Verwaltungsgemeinschafts-, Kreisumlage, Gewerbesteuerumlage und schließlich Finanzausgleichsumlage eine Belastung der Beschwerdeführerin eintrete; denn die hier zu beurteilende Verfassungsbeschwerde kann sich nicht gegen die Rechtsgrundlagen für diese weiteren Abgaben wenden, weil die Jahresfrist insoweit abgelaufen ist; ihr Gegenstand ist vielmehr ausschließlich die neu eingeführte Finanzausgleichsabgabe, welche die Beschwerdeführerin aus unterschiedlichen Gründen für nicht verfassungsgemäß hält. Außerdem geht auch der Gesetzgeber selbst davon aus, dass die Bemessungsgrundlagen für die bisherigen Umlagen bei der Berechnung der Finanzausgleichsumlage unverändert erhalten bleiben sollen (§ 19 Abs. 2 LSA-FAG-05). Aus den gleichen Erwägungen ist es unbeachtlich, ob und in welchem Umfang das Land für diese anderen Umlagen entscheidungsbefugt ist oder ob und in welchem Umfang den entscheidenden Stellen bei Ausführung dieser anderen Rechtsgrundlagen Ermessen zusteht. Gleichfalls ohne Bedeutung ist, dass die anderen Umlagen, soweit sie auf Landesrecht beruhen, konstitutiv durch Verwaltungsakt gegenüber der umlagepflichtigen Gemeinde festgesetzt werden (vgl. insoweit OVG LSA, Urt. v. 18.3.1998 - A 2 S 96/96 - Verwaltungsgemeinschaft; Beschl. v. 23.11.2004 - 2 L 128/02 - Kreisumlage). LVerfGE 17
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1.3. Die Verfassungsbeschwerde ist formgerecht und innerhalb der Jahresfrist der §§ 51 Abs. 2, 48 LSA-VerfGG erhoben worden. 2. Die Verfassungsbeschwerde ist auch begründet. Die fehlende „Folgenabschätzung" führt zwar nicht aus formellen (2.1.), aber aus materiellen Gründen (2.2.) zur Unvereinbarkeit des § 19a Abs. 1 S. 1 LSAFAG-05 mit der Garantie kommunaler Selbstverwaltung (Art. 2 Abs. 3; 87 Abs. 1 LSA-Verf). Die verfassungswidrige Bestimmung ist mit der Landesverfassung lediglich unvereinbar und nicht nichtig (2.3.). 2.1. Für das Ergebnis dieses Verfahrens kann unentschieden bleiben, ob der Gesetzgeber die Folgen seiner in Aussicht genommenen gesetzlichen Regelung in vollem Umfang abgeschätzt hat; die Materialien lassen allerdings nicht erkennen, dass er der Anregung des Städte- und Gemeindebunds Sachsen-Anhalt nachgegangen ist, die Auswirkungen des § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 auf jede der potenziell betroffenen Gemeinden im Weg von Modellrechnungen zu überprüfen. Das ist insbesondere bei der Beschwerdeführerin nicht geschehen, obwohl deren Steuerkraft Gegenstand einer Diskussion während der Ausschussberatungen gewesen war. Ein darauf gestützter Verfahrensmangel führt nämlich — für sich genommen — nicht zur Verfassungswidrigkeit der beschlossenen gesetzlichen Regelung. Das Landesverfassungsgericht hat bereits entschieden, dass formelle Mängel nur dann beachtlich sein können, wenn die Verfassung selbst Verfahrensschritte fesdegt (LVerfG LSA, LVerfGE 10, 440, 447, 467 = LVerfGE 11, 429, 455, 458). In den übrigen Fällen kommt es allein darauf an, ob die Regelung inhaltlich mit der Verfassung vereinbar ist. 2.2. § 19a LSA-FAG-05 ist mit der Garantie kommunaler Selbstverwaltung unvereinbar, weil das Gesetz — ohne dass Teile der Konzeption, einzeln betrachtet, verfassungswidrig wären (2.2.1.) — keine Vorsorge dagegen trifft, dass eine kreisangehörige Gemeinde im Einzelfall über die verfassungsrechtlichen Grenzen hinaus „abgeschöpft" wird oder sie in eine Position „nivelliert" wird, welche sie im Vergleich zu den verschonten Gemeinden im Ergebnis erheblich schlechter stellt (2.2.2.). 2.2.1. Die Umlage nach § 19a LSA-FAG-05 nimmt den Gemeinden grundsätzlich nichts, was ihnen als Bestand der finanziellen Selbstverwaltung zusteht (2.2.1.1.). Die durch § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 angeordnete Berechnung ist nicht — für sich genommen — bereits verfassungswidrig (2.2.1.2.). 2.2.1.1. Ein verfassungswidriger Eingriff in die kommunale finanzielle Selbstverwaltung liegt nicht schon darin, dass das Land von einer Gruppe „reicher" Gemeinden überhaupt eine Umlage erhebt und den Ertrag zur Stützung „armer" Gemeinden verwendet. Ein solcher interkommunaler Finanzausgleich ist vielmehr durch Art. 88 Abs. 2 S. 1 LSA-Verf gedeckt. Mit der Umverteilung auf LVerfGE 17
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Kosten „reicher" und zu Gunsten „armer" Gemeinden nimmt das Land keine primär staatliche Aufgabe wahr; denn es erfüllt gegenüber den Gemeinden mit niedriger Finanzkraft keinen gegen das Land gerichteten Leistungsanspruch aus Landesmitteln nach Art. 88 Abs. 1 LSA-Verf, sondern verteilt kommunales Finanzaufkommen innerhalb der Kommunen. Die Umverteilung kann eine leistungsstarke Gemeinde nicht mit der auf ihr Recht auf Selbstverwaltung (Art. 2 Abs. 3; 87 Abs. 1 LSA-Verf) gestützten Erwägung abwehren, die Einkünfte aus Gewerbesteuermitteln ständen ihr von Bundesverfassungsrechts wegen (Art. 106 Abs. 6 S. 2 GG) zu; denn es ist anerkannt, dass eine landesgesetzliche Umlage auch zum Ausgleich der allgemeinen Finanzkraft oder für besondere Aufwendungen erhoben werden darf (BVerfGE 83, 363, 389 f; BVerwGE 106, 280, 284 f; ebenso zuvor OVG NW, Urt. v. 18.3.1997 - 15 A 166/94 - , JURIS; bestätigend Weroth in; Jarass/Pieroth, GG, 6. Aufl., Art. 106 Rn. 17, S. 1129; einschränkend Kluth Umlagen nach Art. 106 Abs. 6 GG als Instrumente zwischengemeindlichen Finanzausgleichs, DÖV 1994, 456, 458, 464). Mit einer solchen Umlage dürfen gerade auch „allgemeine Finanzausgleichseffekte erzielt" werden (BVerfGE 86, 363, 393). Notwendig ist dann allein, dass das Aufkommen aus der Umlage „im kommunalen Raum verbleibt" (BVerwGE 106, 280, 284; ebenso zuvor OVG NW, aaO, Rn. 12; vgl. auch BVerfGE 83, 363, 389 f, 391). Den Charakter des bloß interkommunalen Finanzausgleichs (Art. 88 Abs. 2 S. 1 LSA-Verf) verliert die Umlage nach § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 nicht schon deshalb, weil sie dem „Ausgleichsstock" des § 12 LSA-FAG-05 zugeführt wird (§ 19a Abs. 1 S. 2 LSA-FAG-05), aus dem heraus auch die Landesmittel nach den Grundsätzen des Art. 88 Abs. 1 LSA-Verf an bedürftige Gemeinden verteilt werden. Es handelt sich insoweit nur um eine verwaltungstechnische Abwicklungsmaßnahme, welche die Zuordnung der Umlagemittel nicht verändert; denn das Aufkommen selbst „verbleibt im kommunalen Raum". Das Land erfüllt mit diesen Mitteln auch keine ihm nach Art. 88 Abs. 1 LSA-Verf obliegende finanzielle Leistungspflicht, sondern „sorgt" (vgl. den Wortlaut des Art. 88 Abs. 1 LSAVerf) durch den interkommunalen Finanzausgleich (Art. 88 Abs. 2 S. 1 LSA-Verf) zusätzlich für angemessene Finanzmittel bei den Gemeinden. Das Land ist dabei lediglich „Veranstalter" und nicht „Nutznießer" der Finanzausgleichsumlage nach § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 (zu dieser Terminologie vgl.: BVerfGE 83, 363, 390; BVerwGE 106, 280, 284). Der mit der Finanzausgleichsumlage verfolgte Zweck (interkommunaler Finanzausgleich) ist als sachlicher Grund anzuerkennen (vgl. zum „bündischen Einstehen" der Länder für einander: BVerfGE 72, 330, 386 f, 397). Die Erhebungsgrenzen des § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 - 50% Überschuss und 30% Abschöpfung — halten sich innerhalb des dem Landesgesetzgeber gewährten Gestaltungsspielraums (vgl. insoweit BVerfG, Urt. v. 6.11.1984 — 2 BvL 19, 20/83, 2 BvR 363, 491/83 - , BVerfGE 67, 256, 288 f und BVerfGE 72, LVerfGE 17
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330, 390, jeweils zur bundesstaatlichen Finanzverfassung; vgl. auch BVerfG, Beschl. v. 17.7.2003 - 2 BvL 1, 4, 6, 16, 18/99, 1/01 - , BVerfGE 108, 186, 233 zur Altenpflegeausbildung). Wegen der sich aus anderen Gründen ergebenden Verfassungswidrigkeit der Regelung kann hier unentschieden bleiben, ob § 19a Abs. 1 S. 1, 2 LSA-FAG-05 ein „System" entnommen werden muss, dass ein interkommunaler Finanzausgleich nur innerhalb kreisangehöriger Gemeinden stattfinden soll. Dann wäre bei Anwendung des § 12 Abs. 1, 3, 4 LSA-FAG-05 („Kommunen" = alle Gemeinden und zusätzlich die Landkreise [Art. 87 Abs. 1 LSA-Verf]) nicht gewährleistet, dass die „abgeschöpften" Mittel auch nur an kreisangehörige Gemeinden zurückfließen. Offen bleiben kann gleichfalls die weitere Frage, ob die Lücke durch eine verfassungskonforme Auslegung geschlossen werden könnte. Ebenso wenig bedarf einer Klärung, ob sichergestellt sein muss, dass das Aufkommen aus der Finanzausgleichsumlage aus dem „Ausgleichsstock" vollständig wieder an die Gemeinden zurückfließen muss, ohne dass es Teil der „Finanzausgleichsmasse" des § 3 LSA-FAG-05 werden kann. 2.2.1.2. Die Regelung des § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 begegnet ferner grundsätzlich insoweit keinen verfassungsrechtlichen Bedenken, als sie auf die Berechnungsmethoden für die allgemeinen Zuweisungen (§§ 7, 8 LSA-FAG-05) verweist. Das gilt sowohl für die Frage der „fiktiven" Hebesätze (2.2.1.2.1.) als auch für den Drei-Jahres-Zeitraum für die Bewertung der Gewerbesteuereinnahmen (2.2.1.2.2.); für sich genommen nicht verfassungswidrig ist es schließlich, dass die Gewerbesteuerumlage bei den Einnahmen eingerechnet wird (2.2.1.2.3.) oder dass die Finanzausgleichsumlage zusätzlich zu — vor allem — der Kreisumlage erhoben wird (2.2.1.2.4.). 2.2.1.2.1. Mit dem Selbstverwaltungsrecht (Art. 2 Abs. 3; 87 Abs. 1 LSAVerf) lässt sich nicht abwehren, dass die Berechnung nach § 19a Abs. 1 S. 1 LSAFAG-05 iVm § 8 Abs. 2 Nr. 2 LSA-FAG-05 nicht die konkret in der betroffenen Gemeinde geltenden, sondern sog. „fiktive" Hebesätze („gewogener Durchschnitt der Hebesätze") zu Grunde legt. Das Land darf vielmehr verhindern, dass sich eine Gemeinde durch besonders niedrige Hebesätze selbst „bedürftig macht", um entweder Leistungen aus Landesmitteln zu erhalten oder einer Umlage zu entgehen. Nach der höchstrichterlichen Rechtsprechung gilt es als legitimes Anliegen, sog. „Steueroasen" zu verhindern (BVerwGE 106, 280, 288; vgl. auch BVerfG, Beschl. v. 21.5.1968 - 2 BvL 2/61 - , BVerfGE 23, 353, 371: besondere Heranziehung „hochabundanter" Gemeinden zur Kreisumlage). Durch die Garantie kommunaler Selbstverwaltung ist das Recht auf Steuererhebung nicht derart geschützt, dass es dem Land verboten wäre, neben der Ansiedlungspolitik einer Gemeinde eine eigenständige Gewerbe- und Industrieansiedlungspolitik zu betreiben (BVerfGE 23, 353, 371). Nicht vom Landesverfassungsgericht zu bewerten ist das LVerfGE 17
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politische und wirtschaftliche Risiko, ob bestimmte Betriebe, die sich nur um des besonderen Steuervorteils willen angesiedelt haben, durch „fiktive" Hebesätze und einen dadurch ausgeübten Druck, den Hebesatz in der betroffenen Gemeinde zu erhöhen, veranlasst sein können, nicht nur diese Gemeinde, sondern das Land insgesamt zu verlassen. Der Rückgriff auf den „fiktiven" Hebesatz des § 8 Abs. 2 Nr. 2 LSA-FAG05 durch § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 lässt die Regelung bei abstrakter Betrachtung nicht deshalb als unverhältnismäßig erscheinen, weil eine Gemeinde, deren Hebesatz unterhalb des „gewogenen Durchschnitts" liegt, etwa zwangsläufig eine nach § 19a Abs. 1 S. 4 LSA-FAG-05 erhebliche Verschuldung erreichen müsste, was sie davon befreien würde, die Umlage nach § 19a Abs. 1 S. 1 LSAFAG-05 zu leisten. Diese Frage ist erkennbar abhängig von dem Grad der Abweichung vom „gewogenen Durchschnitt" sowie von dem Verhalten der übrigen Gemeinden, deren Hebesätze „gewogen" werden und den Durchschnitt bilden. Ebenso wenig eindeutig ist bei abstrakter Betrachtung zu beurteilen, ob ein Unternehmen bei einer Erhöhung des Hebesatzes in der betroffenen Gemeinde tatsächlich abwandert oder ob es neben dem bisherigen Steuervorteil auch andere Standortvorteile nutzt. 2.2.1.2.2. Der nach § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 iVm § 8 Abs. 3 S. 2-5 LSA-FAG-05 zu berücksichtigende Drei-Jahres-Zeitraum bei der Berechnung der Gewerbesteuer ist gleichfalls nicht zu beanstanden. Der durch die Gesetzgebungsmotive belegte sachgerechte Grund für seine Einführung ist die Erwägung, Spitzen in den Ertragslagen einzelner Jahre zu glätten. Die Regelung verstößt auch nicht gegen das Rückwirkungsverbot, wie im Parallelverfahren LVG 21/05 vorgetragen wird (vgl. insoweit die Urteilsgründe dort). 2.2.1.2.3. Die Finanzausgleichsumlage ist nicht bereits deshalb verfassungswidrig, weil vor der Berechnung nach § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 die Beträge nicht abgesetzt werden, welche als Gewerbesteuerumlage gar nicht bei den Gemeinden verbleiben. Da § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 auf die Berechnungsmethoden für die allgemeinen Zuweisungen zurückgreift, erscheint zunächst systemgerecht, auch bei der Umlage keine anderen Grundsätze gelten zu lassen als bei der Zuwendung. Die Landesverfassung verlangt nicht, Einnahmen von vornherein zu vernachlässigen, welche zwar in der Gemeinde anfallen, ihr aber materiell nicht zustehen und lediglich als „Durchlaufposten" anzusehen sind. Das Recht auf kommunale Selbstverwaltung (Art. 2 Abs. 3; 87 Abs. 1 LSA-Verf) ist erst verletzt, wenn durch die Anrechnung auch der Gewerbesteuerumlage zwangsläufig die eigene Finanzausstattung der Gemeinden in Frage gestellt würde oder wenn die so errechnete Finanzausgleichsumlage zu einer verbotenen „Nivellierung" führen müsste (vgl. BVerfGE 83, 363, 386; BVerwGE 106, 280, 287; NdsStGH,
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LVerfGE 12, 255, 281). Das lässt sich nicht generell, sondern nur im Einzelfall bewerten. 2.2.1.2.4. Genau so verhält es sich bei der Frage, ob die Kumulation von Umlagen (Verwaltungsgemeinschafts-, Kreis- und Finanzausgleichsumlage) etwa zwangsläufig derart in die Finanzwirtschaft der Gemeinden eingreift, dass diese in ihrer eigenen Finanzausstattung über das nach Art. 2 Abs. 3; 87 Abs. 1; 88 Abs. 1 LSA-Verf zulässige Maß hinaus beeinträchtigt würden. § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 lässt sich allerdings nicht so verstehen, dass um den Preis der nach festen Regeln zu bestimmenden Finanzausgleichsumlage willen die übrigen — nach Ermessen zu errechnenden — Umlagen notfalls gemindert werden müssten. Gegen eine solche Auslegung spricht schon der Wortlaut des § 19a Abs. 2 LSA-FAG-05, der die Bemessungsgrundlagen für die anderen Umlagen ausdrücklich nicht in Frage stellen will. Ganz abgesehen davon würde in die gleichwertig geschützte Finanzhoheit der Kreise eingegriffen (Art. 87 Abs. 1 LSA-VerfG: „Kommunen" = auch Landkreise), wenn diese bei der ihnen allein eröffneten Finanzierungsmöglichkeit (vgl. insoweit Art. 88 Abs. 1, 3 LSA-Verf) über eine Umlage deshalb zurücktreten müssten, weil das Land jedenfalls „abundante Gemeinden" um des innergemeindlichen Finanzausgleichs willen „abschöpfen" will. Bei diesem Hintergrund kann wiederum nur im Einzelfall und nicht schon generell angenommen werden, dass das Hinzutreten auch noch der Finanzausgleichsumlage zu den anderen Umlagen in verfassungsrechtlich erheblicher Weise in die gemeindliche Finanzhoheit eingreift oder zu einer Nivellierung führt. 2.2.2. Die gegenwärtig geregelte Finanzausgleichsumlage ist indessen mit dem Recht auf kommunale Selbstverwaltung (Art. 2 Abs. 3; 87 Abs. 1 LSA-Verf) so nicht vereinbar, weil das Finanzausgleichsgesetz keine Vorsorge dagegen trifft, dass eine kreisangehörige Gemeinde im Einzelfall über die verfassungsrechtlichen Grenzen hinaus „abgeschöpft" wird oder sie in eine Position „nivelliert" wird, welche sie im Vergleich zu den verschonten Gemeinden erheblich schlechter stellt. Eine konkrete Einzelfälle berücksichtigende Ausnahmeregelung ist erforderlich (2.2.2.1.); sie ist im bisherigen Finanzausgleichsgesetz nicht enthalten (2.2.2.2.) und kann auch nicht im Weg verfassungskonformer Auslegung hineininterpretiert werden (2.2.2.3.). 2.2.2.1. Mögen auch - wie sich im Abschnitt. 2.2.1. gezeigt hat - einzelne Elemente der Berechnungsmethoden generell verfassungsgemäß sein, so ist doch auch angesichts der Modellrechnung der Landesregierung für einen konkreten Zeitraum nicht auszuschließen und von ihr — insbesondere in der mündlichen Verhandlung vom 28.3.2006 — auch nicht in Abrede gestellt worden, dass die strikte Anwendung der Berechnung im Einzelfall die verfassungsrechtlichen Grenzen bei einer einzelnen Gemeinde in einzelnen Jahren überschreiten kann. LVerfGE 17
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Dies gilt vor allem für den verfassungsrechtlich geschüt2ten Bereich der Mindestausstattung mit Finanzmitteln zur Erfüllung eigener Aufgaben, aber gleichermaßen für die nach den Gesetzesmaterialien nicht ersichtlich behandelte Gefahr der verbotenen Nivellierung; hier wird die Grenze — unabhängig von der Frage ausreichender Finanzausstattung — bereits überschritten, wenn die Finanzkraft der umlagepflichtigen Gemeinden verändert wird. Insoweit ist wegen der Ähnlichkeit der Grundsätze über den Länderfinanzausgleich einerseits (Art. 107 GG) und des interkommunalen Finanzausgleichs andererseits (Art. 88 Abs. 2 S. 1 LSA-Verf) die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts (BVerfGE 72, 330, 418 f; 86, 148, 250 f) im Kern übertragbar. Dabei kommt es nicht darauf an, dass sich — wie die Landesregierung vorträgt — schon durch Veränderungen der äußeren Umstände bei den allgemeinen Zuweisungen der Rangplatz einer Gemeinde innerhalb ihrer Gruppe jährlich ändern kann und geändert hat, sondern allein darauf, ob die Gemeinde bei einer bestimmten Jahresberechnung nach §§ 7, 8 LSAFAG-05 ihren besseren Rangplatz allein dadurch verliert, dass sie zu Gunsten der übrigen Gemeinden eine Finanzausgleichsumlage in bestimmter Höhe zahlen muss. Die Gefahr, dass entweder übermäßig in die kommunale Finanzhoheit eingegriffen wird oder dass eine Nivellierung stattfindet, ist nicht bereits durch die in § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 selbst gesetzten Erhebungsgrenzen offensichtlich ausgeschlossen. Sie entsteht, weil sich bei der Berechnung „fiktive" Hebesätze und/oder die Anrechnung auch der Gewerbesteuerumlage und/oder die Kumulation von Umlagen im Einzelfall negativ auswirken können. Der Auffassung der Landesregierung, hierüber könne jeder „sachlich vertretbare" Grund hinweghelfen, ist nicht zu folgen. Ganz abgesehen davon, dass sie nur zur Frage der Nivellierung vertreten wird, kann sie auch dort mit der Rechtsprechung des Verfassungsgerichtshofs Rheinland-Pfalz (VfGH RP, Entsch. v. 30.1.1998 - VGH Ν 2/97 - , DÖV 1998, 505 ff) nicht begründet werden; denn die Entscheidung befasst sich allein mit der Frage, ob ein sachlicher Grund es rechtfertigen könnte, „bedürftigen" Gemeinden Mittel so zuzuweisen, dass Finanzkraftunterschiede nivelliert werden (VfGH RP DÖV 1998, 505 - Leitsatz 2). Hier geht es aber um die Frage, ob bei einer sog. „abundanten" Gemeinde Mittel abgeschöpft werden dürfen. Die Landesregierung kann ihre Auffassung auch nicht damit rechtfertigen, dass in anderen Bundesländern gleichfalls „abundante Gemeinden" abgeschöpft würden und dass dies für Niedersachsen die Billigung des dortigen Staatsgerichtshofs gefunden habe; denn dieser hat die Beteiligung steuerkräftiger Gemeinden nur im Grundsatz gebilligt, aber deutlich darauf hingewiesen, dass die angemessene Finanzausstattung der betroffenen Gemeinde nicht in Frage gestellt werden (Antasten eines „substantiellen Finanzspielraums zur eigenverantwortlichen Aufgabenwahrnehmung") und keine Nivellierung stattfinden darf (NdsStGH, LVerfGE 12, 255, 281).
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Eine Vorsorge gegen die Gefahr der verfassungsrechtlich erheblichen Grenzüberschreitung aus einem der beiden Gründe ist nicht dadurch zu treffen, dass das zuständige Ministerium zusichert, den notwendigen Ausgleich „bei der Haushaltsaufstellung" vorzunehmen, dass das Land sonst einen verfassungskonformen Ausgleich verspricht oder eine bestimmte Handhabung durch ministerielle Erlasse absichert. Vielmehr ist es gerade wegen der generalisierenden Berechnung erforderlich, dass das Gesetz selbst den denkbaren Ausnahmefall entweder regelt oder wenigstens die Ermächtigung schafft, im Einzelfall der Grenzüberschreitung von der Erhebung der Finanzausgleichsabgabe abzusehen oder sie zu mindern. Das Land kann sich nicht mit Erfolg auf die bisherige Rechtsprechung im Land Sachsen-Anhalt berufen. Soweit das Landesverfassungsgericht den Kommunen im Rahmen der Finanzausstattung nach Leistungsfähigkeit des Landes auch eine Verschuldung zugemutet hat (LVerfGE 11, 429, 455 f), betraf dies ausschließlich den Umfang der Leistungen des Landes an die Gemeinden aus Art. 88 Abs. 1 LSA-Verf (vgl. den Zusammenhang mit S. 454 aaO) und rechtfertigt es nicht im Rahmen des Art. 88 Abs. 2 S. 1 LSA-Verf, die Gemeinden, bei denen die Finanzausgleichsabgabe abgeschöpft werden soll, „in die Verschuldung zu treiben". Ohne Aussagewert ist, ob und in welchem Umfang die Gleichwertigkeit oder Gleichgewichtigkeit von staatlichen und kommunalen Aufgaben anzunehmen ist (Hinweis auf LVerfGE 11, 429, 456); denn es geht nicht um die Leistungsfähigkeit des Landes im Rahmen des Art. 88 Abs. 1 LSA-Verf — nur diese Bestimmung wird in dem Zitat ausdrücklich benannt —, sondern um einen durch Art. 88 Abs. 2 S. 1 LSA-Verf zugelassenen interkommunalen Finanzausgleich. Die Ansicht, der Gestaltungsspielraum des Gesetzgebers könne sich auf abstrakt-generelle Aussagen beschränken, ohne auf die Verhältnisse in einer konkreten Gemeinde abzustellen (LVerfGE 11, 429, 457 f), schließlich bezog sich wiederum nur auf Fragen des Art. 88 Abs. 1 LSA-Verf, hier konkretisiert, inwieweit das Land den Kommunen Sparverhalten zumuten darf, wenn es sich selbst bei seinem eigenen Haushalt daran nicht hält. Daraus ist keinesfalls abzuleiten, dass sich der Landesgesetzgeber generell mit allein abstrakten Regelungen begnügen darf, wenn er Eingriffe in die Finanzhoheit von Kommunen vornimmt, indem er bei diesen vorgeblich „überschüssige" Finanzmittel abschöpft. Auch der Rückgriff auf die zitierte Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts des Landes Sachsen-Anhalt (OVG LSA, Urt. v. 6.5.2003 - 1 L 498/02 - ) versagt; denn sowohl aus dem Leitsatz (2) als auch aus dem Begründungstext (Intranet-Ausdruck, S. 4 f) folgt, dass es sich um das Ausmaß einer Privilegierung (hier: Ausnahme von einer strengen Abgabenpflicht) handelte, bei welcher das Gericht hingenommen hat, dass angesichts der vorzunehmenden Auslegung sich auch solche Beitragspflichtigen auf die Privilegierung berufen können, für welche sie nach dem Willen des Gesetzgebers ursprünglich nicht gedacht war. Anwen-
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dungsfall ist dort das Ausmaß einer Begünstigung, nicht - wie hier - der Umfang einer Belastung. Hingenommen werden kann, dass nicht jeder denkbare Einzelfall ausdrücklich im Gesetz selbst abstrahierend geregelt ist; dann aber muss eine gesetzliche Regelung zur Handhabung von Ausnahmefallen vorhanden sein, um den Verfassungsverstoß zu vermeiden. 2.2.2.2. Eine solche, die verfassungsrechtliche Grenze berücksichtigende Regelung ist im bisherigen Finanzausgleichsgesetz nicht enthalten. Sie folgt auch nicht aus § 12 Abs. 1 S. 2 LSA-FAG-05. Schon sein Wordaut zeigt, dass die Bestimmung Härten bei Durchführung des Gesetzes ausgleichen und dabei auf den „Ausgleichsstock" zurückgreifen will. §12 Abs. 1 S. 2 LSA-FAG-05 regelt mit anderen Worten nur, wann Leistungen aus dem „Ausgleichsstock" zu erhalten, nicht wann in diesen einzuzahlen ist. Wenn zusätzliche Leistungen gewährt werden sollen, wird verfassungsrechtlich äußerstenfalls der Leistungsanspruch der Gemeinden gegen das Land aus Art. 88 Abs. 1 LSA-Verf betroffen. Bei § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 handelt es sich aber nicht um die Frage der Leistungsgewährung, sondern darum, ob und in welchem Umfang das Land in eine vorhandene Finanzausstattung eingreifen darf, um interkommunalen Finanzausgleich i. S. des Art. 88 Abs. 2 S. 1 LSA-Verf zu veranstalten. Um eine verfassungswidrige Umlage abzuwehren, kann die betroffene Gemeinde schwerlich auf Leistungen aus dem „Ausgleichsstock" verwiesen werden; denn sie müsste gleichsam vorleisten, um sich anschließend subventionieren zu lassen. Dieses Missverhältnis lässt nicht dadurch lösen, dass Umlage und potenzielle Leistung mit einander verrechnet werden. Das folgt vor allem daraus, dass die „Härteregelung" des § 12 Abs. 1 S. 2 LSA-FAG-05 auf „den Ausgleichsstock" und damit auf die übrigen Regelungen des § 12 LSA-FAG-05 verweist, wonach die Leistung im Ermessen der Landesverwaltung steht sowie von Bedingungen oder Auflagen abhängig gemacht werden kann (§ 12 Abs. 5 LSA-FAG-05) und wonach bei Haushaltsfehlbeträgen verlangt werden darf, dass die Gemeinde ein Haushaltskonsolidierungskonzept aufstellt (§ 12 Abs. 3 S. 3 LSA-FAG-05). Ganz abgesehen davon wären mit einer „Verrechnung" von Leistungen aus dem „Ausgleichsstock" nur die Fälle zu erfassen, in welchen die Umlage die Grenzen der finanziellen Mindestausstattung der Gemeinde überschreitet, nicht aber auch der weiter zu berücksichtigende Fall der verfassungswidrigen Nivellierung. 2.2.2.3. Diese Lücke lässt sich nicht im Weg verfassungskonformer Auslegung schließen; denn sie kommt nur in Betracht, wenn eine Gesetzesauslegung nach den üblichen Methoden (Wordaut, Systematik, Entstehungsgeschichte) zu widerstreitenden Ergebnissen fuhrt; dann kann nur diejenige Auslegung gelten, welche der Verfassung entspricht, wie das Landesverfassungsgericht in Anlehnung LVerfGE 17
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an das Bundesverfassungsgericht bereits entschieden hat (LVerfG LSA, Urt. v. 29.8.2000 - LVG 1/00 - , LVerfGE 11, 462, 475, unter Hinweis auf BVerfG, Beschl. v. 15.6.1983 - 1 BvR 1012/79 - , BVerfGE 64, 229, 242, mwN; Urt. v. 24.4.1985 - 2 BvF 2-4/83, 2/84 - , BVerfGE 69,1, 55). An dieser Voraussetzung fehlt es; denn das Landesverfassungsgericht kann §12 Abs. 1 S. 2 LSA-FAG-05 nicht über den geregelten „Härtefall" hinaus - etwa im Weg der Analogie, für die es ohnedies an der notwendigen gesetzgeberischen Lücke fehlen würde — aus eigener Macht eine weiter gehende Bedeutung beimessen. Damit würde es gegen die Gestaltungsfreiheit des Gesetzgebers verstoßen. Dieser hat nämlich außer der Variante, die bisherige Regelung des § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 mit ihrem Rückgriff auf §§ 7, 8 LSA-FAG-05 bestehen zu lassen und lediglich die Grenzüberschreitung zu verhindern, auch andere Möglichkeiten, die Grenzen der finanziellen Selbstverwaltung (Art. 2 Abs. 3; 87 Abs. 1 LSA-Verf) zu wahren: Er kann die Bedingung für eine „Abschöpfung" im § 19a Abs. 1 S. 1 LSAFAG-05 so hoch setzen, dass es nach Modellrechnungen niemals zu einem verfassungswidrigen Eingriff in die Kommunalfinanzen oder zu einer verbotenen Nivellierung kommen kann; er kann versuchen, dasselbe Ergebnis dadurch zu erreichen, dass er bei der Berechnung nach § 8 Abs. 2 Nr. 2 LSA-FAG-05 („gewogener Durchschnitt") für die Umlage auf die „fiktiven Hebesätze" verzichtet und/oder bei der Berechnung der Steuerkraftmesszahl nach § 8 Abs. 2 Nr. 2 LSAFAG-05 für die Umlage nur von den Nettobeträgen (Ausgangsbeträge abzüglich Gewerbesteuerumlage) ausgeht und/oder andere Umlagen anrechnet. Das „Bruttoprinzip" bei der Grundberechnung nach §§ 7, 8 LSA-FAG-05 beizubehalten und für die Berechnung der Finanzausgleichsumlage gleichwohl das „Nettoprinzip" einzuführen, dürfte weder systemfremd sein noch sonst dem Gleichheitssatz widersprechen. Auch die vom Landkreistag gegen das „Nettoprinzip" vorgebrachten Einwände beziehen sich allein auf die Auswirkungen für die Erhebung der Kreisumlage. 2.3. § 19a Abs. 1 LSA-FAG-05 ist mangels einer gesetzlichen Regelung zur Handhabung von Besonderheiten im Einzelfall mit Art. 2 Abs. 3; 87 Abs. 1 LSAVerf unvereinbar. Das Landesverfassungsgericht stellt nur die Unvereinbarkeit, nicht die Nichtigkeit der Norm fest. Die Feststellung der Unvereinbarkeit beruht auf § 41 S. 1 LSA-VerfGG (2.3.1.). Für eine Fristsetzung zur Nachbesserung fehlt es an einer rechtlichen Grundlage (2.3.2.). 2.3.1. § 41 S. 1 LSA-VerfGG, der für die kommunale Verfassungsbeschwerde entsprechend anwendbar ist (§§ 51 Abs. 2; 50 LSA-VerfGG), lässt dem Gericht die Wahl, die verfassungswidrige Norm entweder für nichtig oder für mit der Verfassung unvereinbar zu erklären. Nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts kommt eine Unvereinbarkeits- an Stelle einer Nichtigkeitserklärung u.a. dann in Betracht, wenn der LVerfGE 17
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Gesetzgeber verschiedene Möglichkeiten hat, den verfassungswidrigen Zustand zu beseitigen (BVerfG, Urt. v. 28.4.1999 - 2 BvR 1926/96, 485/97 - , BVerfGE 100, 104, 136; Beschl. v. 18.1.2000 - 1 BvR 321/96 - , BVerfGE 101, 397, 409; zuletzt Urt. v. 28.3.2006 - 1 BvR 1054/01 - , JURIS, Rn. 146 ff). Diese Möglichkeit lässt das Landesverfassungsgerichtsgesetz mit seiner Wortwahl auch im Landesrecht zu. Der Landesgesetzgeber kann dem gesetzgeberischen Defizit in diesem Fall auf verschiedene Weise begegnen: Er kann eine entsprechende Ausnahmeregelung in das Gesetz aufnehmen, den Berechnungsmodus verändern oder die Abgabe ganz abschaffen. Die Unvereinbarkeitsvariante zu wählen, erscheint auch deshalb angemessen, weil die Wirkungen des kommunalen Finanzausgleichs als Bestandteil der gesamten Finanzwirtschaft des Landes und der Kommunen auf Grund einer nachträglichen verfassungsgerichtlichen (Ergebnis-)Kontrolle praktisch nicht rückwirkend beseitigt werden können (ThürVerfGH, Urt. v. 21.6.2005 - VerfGH 28/03 - , JURIS, Abschn. C. III. 2.). 2.3.2. § 41 LSA-VerfGG gibt dem Landesverfassungsgericht allerdings nur die Rechtsmacht, den Feststellungsausspruch zu wählen; zu einer Fristsetzung gegenüber dem Landesgesetzgeber oder gar zu einer Anordnung, dass bei den Fachgerichten bereits anhängige Verfahren als ausgesetzt gelten (so aber VfGH RP, Urt. v. 25.1.2006 - VGH Β 1/05 -), ermächtigen weder das sachsen-anhaltische Landesverfassungsgerichtsgesetz selbst noch die durch es in Bezug genommenen (§ 33 Abs. 2 LSA-VerfGG) Bundesgesetze Verwaltungsgerichtsordnung oder Zivilprozessordnung. Das Landesverfassungsgericht hat deshalb in der Vergangenheit keine Frist verfügt, sondern ist lediglich davon ausgegangen, dass die „Unwirksamkeit" einer verfassungswidrigen Bestimmung fortwirkt, bis der Landesgesetzgeber selbst von sich aus auf die Feststellung der Verfassungswidrigkeit reagiert hat (LVerfG LSA, LVerfGE 10, 440, 441, 456 = 11, 429, 430, 448 f). Soweit die Unwirksamkeit in der Praxis des Bundesverfassungsgerichts regelmäßig auch eine Fristsetzung zur Folge hat (vgl. zuletzt: BVerfG, Beschl. v. 6.12.2005 - 2 BvL 3/03 - , BGBl 2006 I 276, FamRZ 2006, 182 ff), beruht dies nicht zuletzt auf der Ermächtigung des § 35 BVerfGG an das Gericht, selbst für die Vollstreckung des Urteils zu sorgen. 3. Die Kostenentscheidung beruht auf § 32 LSA-VerfGG. Gerichtskosten werden nicht erhoben (Absatz 1). Die Erstattung der außergerichtlichen Kosten ist anzuordnen (Absatz 3), weil bei der Kommunal-Verfassungsbeschwerde eine dem § 2 Nr. 7 LSA-VerfGG (vgl. dazu § 32 Abs. 2 LSA-VerfGG) ähnliche Interessenlage besteht und weil es sich um besonders schwierige Rechtsfragen handelt, welche zu beurteilen der kreisangehörigen Gemeinde ohne rechtskundigen Rat nicht zugemutet werden kann.
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Nr. 3 1. Eingemeindungen, selbst wenn sie zu einer Veränderimg der Kreisgrenzen führen, sind ein grundsätzlich anderer Regelungsgegenstand als eine Kreisgebietsreform. Eine Anhörung über ein Eingemeindungsgesetz hat sich deshalb auch auf diesen Gegenstand zu beschränken. 2. Ist durch die Landesverfassung eine Anhörung vor dem Erlass von Gesetzen geboten, richtet sich diese Verpflichtung an den Gesetzgeber. Dafür ist kein bestimmtes Verfahren vorgeschrieben. Die Anhörung muss sicherstellen, dass der Gesetzgeber den relevanten Sachverhalt umfassend ermittelt. Die Anhörung muss dem Anzuhörenden hinreichend Zeit zur Vorbereitung gewähren. Die Anhörungspflicht gilt auch bei der Erweiterung von Gesetzesentwürfen im parlamentarischen Verfahren. Eine wiederholte Anhörung wird erst dann erforderlich, wenn und soweit sich die für die Wertung notwendigen Tatsachen oder die Ziele des Gesetzgebers so geändert haben, dass die Ergebnisse einer stattgefundenen Anhörung für sie nicht mehr relevant sein können. Gemeindeordnung für das Land Sachsen-Anhalt §§ 16; 17 Gesetz über Eingemeindungen in die Stadt Gommern §§1-3 Gesetz über Eingemeindungen in die kreisfreie Stadt Dessau §§ 1; 2 Gesetz zur Kreisgebietsneugliederung §§ 7; 9; 13; 23 Landkreisordnung für das Land Sachsen-Anhalt § 11 Verfassung des Landes Sachsen-Anhalt Art. 2; 90
Urteil vom 13. J u n i 2006 - LVG 14/05 in dem Verfassungsbeschwerdeverfahren Entscheidungs formel: Die Verfassungsbeschwerde wird zurückgewiesen. Die Entscheidung ergeht gerichtskostenfrei. Außergerichtliche Kosten werden nicht erstattet.
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Tatbestand: Der Beschwerdeführer ist ein durch § 10 des Gesetzes zur Kreisgebietsreform vom 13.7.1993 (LSA-GVB1., S. 352), zuletzt geändert durch Gesetz vom 19.3.2002 (LSA-GVB1., S. 130, 136), zum 1.7.1994 (§ 37) gegründeter Landkreis, der durch das Gesetz zur Kreisgebietsneugliederung vom 11.11.2005 — LSALKGebNRG - (LSA-GVB1., S. 692) mit Wirkung zum 1.7.2007 (§ 23 Abs. 3) aufgelöst wird (§ 9) und dessen Gebiet in drei Teilflächen aufgeteilt sowie mit den angrenzenden Landkreisen bzw. der kreisfreien Stadt Dessau vereinigt wird (§§ 7, 9, 13 Abs. 2). Mit der Verfassungsbeschwerde greift er zwei Eingemeindungsgesetze an, durch die insgesamt fünf Gemeinden aus dem Gebiet des Beschwerdeführers ausgegliedert wurden. Mit dem Gesetz über Eingemeindungen in die Stadt Gommern vom 21.12.2004 (LSA-GVB1., S. 839) wurden die Gemeinden Dornburg, Ladeburg und Leitzkau in die Stadt Gommern eingemeindet, die dem Landkreis Jerichower Land zugeordnet wurde. Mit dem Gesetz über Eingemeindungen in die kreisfreie Stadt Dessau vom gleichen Tage (LSA-GVBL, S. 838) wurden die Gemeinden Brambach und Rodleben in die kreisfreie Stadt Dessau eingemeindet. Beide Gesetze traten am 1.1.2005 in Kraft. Für die Kreisgebietsreform 1993/94 galt das Leitbild des Landesgesetzgebers aus dem Jahre 1992, das von einer Kreiseinwohnerzahl zwischen 100.000 und 120.000 ausging und Ausnahmen nur bis zu einer Größe von 80.000 zuließ. Dessen Veränderung wurde — nicht zuletzt aufgrund der demografischen Entwicklung des Landes — bereits seit Jahren im politischen und gesellschaftlichen Raum diskutiert. Mit dem Referenten-Entwurf eines Kommunalneugliederungsgesetzes vom 22.3.2005, also nach den erfolgten Eingemeindungen, wurde dann ein neues kommunales Leitbild vorgestellt. Danach sollen sich Landkreise auf eine regelmäßige Einwohnerzahl von 150.000 orientieren, die in begründeten Fällen bis 5% unterschritten werden kann. Die Fläche der Landkreise soll regelmäßig 2.500 km2 nicht übersteigen, in begründeten Fällen kann sie um bis zu 10% überschritten werden. Der Landkreis Anhalt-Zerbst hatte zum 31.12.2004 73.766 Einwohner, nach der Ausgliederung der fünf Gemeinden 69.938. Seine Fläche von 1.225,49 km2 reduzierte sich um 7,66% auf 1.131,66 km2. 2. Durch die beiden Eingemeindungsgesetze sieht der Beschwerdeführer sich in seinem Verfassungsrecht auf kommunale Selbstverwaltung nach Art. 2 Abs. 3 und Art. 87 Abs. 1 der Landesverfassung verletzt. Zur Begründung trägt er im Einzelnen vor: 2.1. Die Eingemeindungen seien wesentliche Vorentscheidungen im Vorfeld der nur wenige Monate später eingeleiteten Kreisgebietsneuregelung, durch die er als Gebietskörperschaft aufgelöst werde. Diese Auflösung sei offenkundig von Beginn an Absicht der Regierung gewesen. Weder der Innenminister noch die LVerfGE 17
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Landesregierung hätten in den Anhörungsverfahren zu den Eingemeindungsgesetzen ihre Konzepte für eine künftige Kreisgebietsneugliederung vorgelegt, obwohl der Landrat des Beschwerdeführers dies in der Anhörung vom 10.11.2004 und vom 6.12.2004 offen angesprochen habe. Durch die Ausgliederung der Gemeinden aus dem Gebiet des Beschwerdeführers sei dessen Einwohnerzahl unter das Leitbild des Landesgesetzgebers von 1992 vermindert worden. Gleichwohl habe die Landesregierung zur Begründung des ersten Eingemeindungsgesetzes von einer nur geringen Schwächung des Landkreises Anhalt-Zerbst gesprochen. 2.2. Die Verhandlungen zur Vermögensauseinandersetzung mit dem Landkreis Jerichower Land seien bisher erfolglos gewesen. Eine Auseinandersetzungsvereinbarung mit der Stadt Dessau sei zwar beschlossen, wegen der anhängig gemachten Verfassungsbeschwerde aber bisher von der Stadt Dessau nicht unterzeichnet worden. Der Beschwerdeführer erleide durch die Eingemeindungen finanzielle Verluste in Höhe von 3.643.892,29 €. 2.3. Die gesetzlichen Regelungen in den Eingemeindungsgesetzen seien unvollständig. Damit verstießen sie gegen den verfassungsrechtlichen Grundsatz des organisationsrechtlichen Parlamentsvorbehalts, wonach der Gesetzgeber alle wesentlichen Folgen seiner Neugliederungsmaßnahmen selbst regeln müsse. Der Gesetzgeber habe weder die in § 17 Abs. 2 Nr. 3 des Landesplanungsgesetzes — LSA-LP1G - vom 28.4.1998 (LSA-GVBL, S. 255) definierten Planungsregionen an den neuen Gebietszuschnitt angepasst noch eine Kompensation der finanziellen Nachteile des Beschwerdeführers durch die Ausgliederungen geregelt. Die Gemarkungen Leitzkau, Ladeburg und Dornburg seien vielmehr weiterhin Teile der Planungsregion Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg. 2.4. Durch das Eingemeindungsgesetz Gommern sei ihm der verwaltungsgerichtliche Rechtsschutz genommen worden, der ihm gegenüber Eingemeindungen im Wege der §§ 16 ff der Gemeindeordnung für das Land Sachsen-Anhalt — LSAGO - vom 5.10.1993 (LSA-GVB1., S. 568), zuletzt geändert durch Gesetz vom 20.12.2005 (LSA-GVB1., S. 808), möglich gewesen wäre. Dieser verwaltungsgerichtliche Rechtsschutz sei ein wesentliches Element der in Art. 2 Abs. 3, 87 und 90 der Landesverfassung gewährleisteten Selbstverwaltungsautonomie des Landkreises. Er habe gegen die Genehmigung der Gebietsänderungsvereinbarung zwischen den Gemeinden Dornburg, Ladeburg und Leitzkau mit der Stadt Gommern Klage beim Verwaltungsgericht erhoben. Der Gesetzgeber habe mit dem Eingemeindungsgesetz Gommern in dieses Klageverfahren eingegriffen, welches dann habe für erledigt erklärt werden müssen. 2.5. Der Beschwerdeführer rügt eine Verletzung seines Anhörungsrechts. Formell sei zwar seine Anhörung erfolgt, jedoch seien Sinn und Zweck des Anhörungsrechts missachtet worden. Es habe keine Ergebnisoffenheit der gesetzgebeLVerfGE 17
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rischen Abwägung vorgelegen. Man habe verschwiegen, dass mit den Eingemeindungsgesetzen der Sache nach eine umfassende Kreisgebietsneuregelung habe eingeleitet werden sollen, und 2war mit dem Ergebnis der Auflösung des Beschwerdeführers. Die Planungen zur Art und Weise einer Kreisgebietsreform seien bereits lange über die Presse in die Öffentlichkeit gelangt, müssten also schon vorgelegen haben. Vor dem Gesetzesbeschluss über Eingemeindungen in die Stadt Dessau habe er nur vier Wochen Zeit gehabt, sich auf die Anhörung vorzubereiten; dies sei zu kurz gewesen. 2.6. Die Eingemeindungsgesetze verstießen gegen den Gemeinwohlvorbehalt und das Abwägungsgebot; denn der Gesetzgeber habe landkreisübergreifende Aspekte einer kommunalen Neugliederung gar nicht in seine Abwägung einbezogen. Er habe vielmehr nur örtliche Aspekte abgewogen. Wie es richtig gemacht werden müsse, habe der Gesetzgeber inzwischen selbst bei der Ausgliederung der Stadt Falkenstein/Harz aus dem Landkreis Aschersleben-Staßfurt und der Zuordnung der Stadt zum neuen Landkreis Harz praktiziert. Hinsichtlich der Eingemeindungen in die Stadt Dessau liege ein fast vollständiger Abwägungsausfall vor. 2.7. Dadurch, dass der Gesetzgeber mit der Herauslösung der Gemeinden die Einwohnerzahl des Beschwerdeführers weit unter die nach seinem eigenen früheren Leitbild erwünschte Einwohnerzahl gesenkt habe, habe er gegen das Willkürverbot verstoßen. Der Beschwerdeführer beantragt sinngemäß, festzustellen, dass §§ 1 bis 3 des Gesetzes über die Eingemeindung in die Stadt Gommern sowie §§ 1 und 2 des Gesetzes über die Eingemeindung in die kreisfreie Stadt Dessau, jeweils vom 21.12.2004, wegen Verstoßes gegen das Recht auf Selbstverwaltung nach Art. 2 Abs. 3; 87 Abs. 1 der Landesverfassung verfassungswidrig und nichtig sind.
3. Die Landesregierung hält die Verfassungsbeschwerde für unzulässig, jedenfalls für unbegründet. 3.1. Sie bezweifelt das Rechtsschutzbedürfnis des Beschwerdeführers, da dieser mit dem Gesetz zur Kreisgebietsneugliederung - LKGebNRG - vom 11.11.2005 (LSA-GVB1., S. 692) zum 1.7.2007 aufgelöst werde. 3.2. In der Sache dürften die Eingemeindungen und die Kreisgebietsneuregelung nicht miteinander verknüpft werden. Aus dem Gesetz zur Fortentwicklung der Verwaltungsgemeinschaften und zur Stärkung der gemeindlichen Verwaltungstätigkeit vom 13.11.2003 (LSA-GVB1., S. 318) ergebe sich die Zielsetzung des Gesetzgebers, die Verwaltung der örtlichen Ebene durch die Schaffung leistungsfähiger Einheitsgemeinden und Verwaltungsgemeinschaften neu und dauerhaft leistungsfähig zu strukturieren und zwar bis zum 1.1.2005. Freiwillige leitbildLVerfGE 17
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gerechte Einheitsgemeindebildungen durch freiwillige Eingemeindungen seien dabei ausdrücklich gewollt gewesen, wie die §§15 ff LSA-GO zeigten. 3.3. Außerdem gelte zwar die gemeindliche Selbstverwaltungsgarantie auch für die Landkreise. Diese besäßen damit aber keine individuelle Garantie im Sinne eines Rechts auf Unveränderlichkeit des eigenen Gebiets, sondern nur eine institutionelle Garantie für ein Mindestmaß an Selbstorganisation. Die Selbstverwaltungsgarantie sichere also einen Landkreis nicht gegen seine Auflösung, Umbildung oder Neubildung. Im vorliegenden Fall wäre gemäß den Grundsätzen des Kommunalneugliederungs-Grundsätzegesetzes — LSA-KommNeuglGrG — vom 11.5.2005 (LSA-GVB1., S. 254) der Beschwerdeführer im Zuge der Kreisgebietsreform als Kreis in jedem Fall aufgelöst worden und zwar grundsätzlich so wie alle anderen Landkreise. 3.4. Im Vorfeld des Erlasses der Gesetze seien alle Betroffenen einschließlich des Beschwerdeführers in genügender Art und Weise angehört worden. Der Sachverhalt sei vollumfänglich erhoben und gewürdigt worden. 4. Der Landtag hat keine Stellungnahme abgegeben. 5. Das Landesverfassungsgericht hat über die Verfassungsbeschwerde am 28.3.2006 mündlich verhandelt und dabei den Beschwerdeführer, die Landesregierung sowie die von den Eingemeindungsgesetzen betroffenen Gemeinden und den Landkreis Jerichower Land angehört. Gründe: 1. Die Verfassungsbeschwerde ist zulässig. Das Landesverfassungsgericht ist zur Entscheidung über sie berufen. 1.1. Es liegt eine kommunale Verfassungsbeschwerde nach Art. 75 Nr. 7 der Landesverfassung - LSA-Verf - vom 23.8.1993 (LSA-GVB1., S. 441), zuletzt geändert durch Gesetz vom 27.1.2005 (LSA-GVB1., S. 44), und der §§ 2 Nr. 8; 51 des Gesetzes über das Landesverfassungsgericht — LSA-VerfGG — vom 23.8.1993 (LSA-GVBL, S. 441), zuletzt geändert durch Gesetz vom 26.3.2004 (LSA-GVB1., S. 234), vor, denn der Beschwerdeführer behauptet eine denkbare Verletzung seines durch Art. 2 Abs. 3 und Art. 87 Abs. 1 LSA-Verf garantierten Selbstverwaltungsrechts (§ 51 Abs. 1 LSA-VerfGG). 1.2. Die kommunale Verfassungsbeschwerde zum Landesverfassungsgericht ist nicht durch die Möglichkeit einer bundesrechtlichen Rüge ausgeschlossen (LVerfG LSA, Urt. v. 31.5.1994 - LVG 2/93 - , LVerfGE 2, 227, 245). Ihr steht auch nicht entgegen, dass das Verfahrensrecht des Art. 75 Nr. 7 LSA-Verf und ihm folgend die §§ 2 Nr. 8 und 51 LSA-VerfGG nur die Garantien aus Art. 2 Abs. 3 und Art. 87 LSA-Verf erwähnen, jedoch nicht Art. 90 LSA-Verf. LVerfGE 17
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Die dort vorgesehenen Bestimmungen für Gebietsänderungen von Kommunen sind zugleich Inhalt der Selbstverwaltungsgarantie des Art. 2 Abs. 3 LSA-Verf und damit Gegenstand des Rechtsschutzes durch Art. 75 Nr. 7 LSA-Verf (LVerfG LSA, LVerfGE 2, 227, 246). 1.3. Die Voraussetzungen der §§ 48 und 49 LSA-VerfGG iVm § 51 Abs. 2 LSA-VerfGG sind eingehalten. 1.4. Der Verfassungsbeschwerde fehlt auch nicht das Rechtsschutzbedürfnis; denn zum Zeitpunkt der mündlichen Verhandlung vor dem Landesverfassungsgericht existierte der Beschwerdeführer noch. 2. Die Verfassungsbeschwerde ist aber unbegründet. 2.1. Eine Verletzung des Anhörungsrechts des Beschwerdefühlers liegt nicht vor. Die Pflicht zur Anhörung beruht auf Art. 90 LSA-Verf und auf der Selbstverwaltungsgarantie des Art. 2 Abs. 1 LSA-Verf ebenso wie auf dem Rechtsstaatsprinzip des Art. 2 Abs. 1 LSA-Verf (LVerfG LSA, LVerfGE 2, 227, 250, mwN der Verfassungsrechtsprechung). Konkret verlangen deshalb auch die Landeskommunalgesetze, dass vor Gebietsänderungen Anhörungen stattzufinden haben (§17 LSA-GO; § 11 der Landkreisordnung für das Land Sachsen-Anhalt — LSA-LKO - v. 5.10.1993 - LSA-GVBL, S. 598, zuletzt geändert durch Gesetz v. 20.12.2005 - LSA-GVB1., S. 808, 812). 2.1.1. Zur Anhörung verpflichtet ist der Gesetzgeber, wenngleich er die Anhörung selbst durchführen oder aber auch auf eine zuvor von der Regierung durchgeführte Anhörung zurückgreifen kann (LVerfG LSA, Urt. v. 31.5.1994 — LVG 1/94 - , LVerfGE 2, 273, 298). Deswegen kann es nicht auf den Stand der Meinungsbildung im Ministerium des Inneren im Zeitpunkt der Anhörung ankommen. 2.1.2. Für die Anhörung ist kein besonderes Verfahren vorgeschrieben (BVerfG, Beschl. v. 7.10.1980 - 2 BvR 584, 598, 599, 604/76 - , BVerfGE 56, 298, 321). Der Landesgesetzgeber hat keine besonderen, das Anhörungsverfahren regelnden Gesetze erlassen, und auch Art. 90 LSA-Verf verlangt kein Verfahrensgesetz, welches den Ablauf von Anhörungen regelt (LVerfG LSA, LVerfGE 2, 273, 294 φ. Die Verfassungsrechtsprechung hat hinreichende Kriterien für die Anhörung entwickelt. Durch die Anhörung soll verhindert werden, dass die Kommunen zum bloßen Objekt staatlichen Handelns werden (BVerfG, Beschl. v. 17.1.1979 - 2 BvL 6/76 - , BVerfGE 50, 195, 202). Auch soll sie sicherstellen, dass der Gesetzgeber den für die Gemeinwohlabwägung relevanten Sachverhalt umfassend ermittelt (BVerfG, Beschl. v. 23.6.1987 - 2 BvR 826/83 - , BVerfGE 76, 107,122). 2.1.3. Die Anhörung muss in einem zeitlichen Rahmen erfolgen, der sowohl dem Anzuhörenden Zeit zur Vorbereitung als auch dem Anhörenden gegebenenLVerfGE 17
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falls Zeit zur Reaktion auf das Ergebnis der Anhörung belässt (LVerfG LSA, LVerfGE 2, 273, 299). 2.1.3.1. Diese Voraussetzungen sind im Falle des Gesetzes über Eingemeindungen in die Stadt Gommern vom 21.12.2004 erfüllt. Hier ist die Anhörung rechtzeitig erfolgt. Die Anhörungsfristen waren auch angemessen. Der Entwurf eines Gesetzes über die Eingemeindungen in die Stadt Gommern wurde von der Landesregierung in ihrer Sitzung vom 7.9.2004 zur Anhörung freigegeben. Der Beschwerdeführer erhielt mit am 10.9.2004 bei ihm eingegangenem Schreiben des Ministeriums des Inneren Gelegenheit zur Stellungnahme gegenüber der Landesregierung bis 20.9.2004. Am 10.11.2004 erfolgte eine Anhörung vor dem Ausschuss für Inneres, an der der Landrat des Beschwerdeführers teilnahm und die Positionen des Beschwerdeführers zur Sach- und Rechtslage vortrug. 2.1.3.2. Anders sieht es hinsichtlich der Zeitfolge der Anhörung bezüglich des Gesetzes über die Eingemeindungen in die Stadt Dessau aus. Dieses Gesetz beruht auf einem interfraktionellen Entwurf der Fraktionen der CDU und der FDP. Dadurch verändern sich jedoch nicht die Anhörungspflichten. Diese gelten vollumfänglich, also auch hinsichtlich der Anhörungsfristen, nicht nur für Regierungsentwürfe, sondern auch bei deren Erweiterung im parlamentarischen Verfahren. Hiervon ausgehend war der Beschwerdeführer für seine Anhörung zu diesem Gesetzentwurf nicht ausreichend Zeit eingeräumt worden. Der Entwurf des Gesetzes mit Begründung war am 3.11.2004 dem Landtag zur Kenntnis gebracht worden (LdTg-Drs. 4/1870 v. 3.11.2004). Die Anhörung vor dem Ausschuss für Inneres fand am 22.11.2004 statt. Dies ist ein zu kurzer Zeitrahmen. Offenbar sollte auch insoweit die Vorgabe des Gesetzgebers, nämlich die Neuordnung der gemeindlichen Ebene bis 31.12.2004 vorzunehmen, eingehalten werden. Demzufolge wurde das Gesetz auch am 21.12.2004 verabschiedet. In der Sache wirkt sich dieser Anhörungsverstoß jedoch nicht aus, weil der Beschwerdeführer im Verfassungsbeschwerdeverfahren nicht darlegt, was er bei einer rechtzeitigen Anhörung noch ergänzend vorgetragen hätte und inwieweit dies die Entscheidung des Gesetzgebers hätte beeinflussen können. Unterstellt man, dass er seine Argumente gegen die Eingemeindung im vorliegenden Verfahren auch im Anhörungsverfahren vorgetragen hätte, sofern ihm mehr Zeit zur Verfügung gestanden hätte, so ist — wie noch auszuführen ist — darunter nichts, was dem Gesetzgeber Veranlassung hätte bieten können, von dem Erlass des Gesetzes abzusehen. 2.1.4. Das Anhörungsgebot bezieht sich nur auf solche Tatsachen, die der Gesetzgeber seiner Abwägung zugrunde zu legen hat. Dabei müssen die wesentlichen Inhalte der beabsichtigten Neugliederung mit allen wesentlichen Gründen bekannt gegeben werden. Dabei konnte er sich im Wesentlichen auf die Auswirkungen im gemeindlichen Bereich beschränken (vgl. zum umgekehrten Fall der Auswirkung einer LVerfGE 17
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Kreisgebietsreform auf Gemeinden: LVerfG LSA, Urt. v. 31.5.1994 - LVG 4/94 - , LVerfGE 2, 323, 340, 344). Soweit die Eingemeindungen Ausgliederungen aus dem beschwerdeführenden Landkreis zur Folge hatten, wurde dieses angesprochen und mit Zahlenmaterial unterlegt. Zwar ist im Rahmen der Anhörung seitens des Ministeriums des Inneren nichts zu den möglichen späteren Entwicklungen des beschwerdeführenden Landkreises im Rahmen einer Kreisgebietsreform und eventuellen Auswirkungen der in Rede stehenden Eingemeindungen darauf gesagt worden, jedoch war dieses auch nicht veranlasst. Die Eingemeindungen und die spätere Kreisgebietsreform sind - wenngleich von gegenseitigen tatsächlichen Auswirkungen - zwei selbständige Verfahren, die jeweils gesonderte Anhörungsund Abwägungspflichten des Gesetzgebers auslösen. Dabei besteht für die Frage, ob zuerst die gemeindliche Ebene oder zuerst die Kreisebene oder beides im Zusammenhang neu gestaltet werden soll, keine verfassungsrechtliche Vorgabe. Diese Reihenfolge der einzelnen Regelungen entscheidet vielmehr der Gesetzgeber nach seinem politischen Ermessen. Deshalb kann der Beschwerdeführer auch nichts daraus herleiten, dass hinsichtlich der Ausgliederung der Stadt Falkenstein/Harz aus dem Landkreis Aschersleben-Staßfurt und ihrer Zuordnung zum neuen Landkreis Harz anders und — seiner Meinung nach richtig — vorgegangen worden sei. Im Übrigen waren dem Beschwerdeführer mögliche Auswirkungen auf ihn als Landkreis sehr wohl bekannt. Das zeigt der Umstand, dass der Landrat des Beschwerdeführers diese selbst ausführlich angesprochen hat. Der Beschwerdeführer hat auch, nachdem er sich schon mit Schreiben vom 12.8.2004 gegenüber dem Innenministerium geäußert hatte, mit Schreiben vom 16.9.2004 diesem mitgeteilt, dass er keine neuen Argumente vorzutragen habe. Die übrige Argumentation des Beschwerdeführers in diesem Zusammenhang ist verfassungsrechtlich unerheblich. Zwar wurden nicht nur gemeindliche Neugliederungen, sondern auch Kreisgebietsneugliederungen schon seit dem Jahre 1999 politisch und gesellschaftlich erörtert, wobei jeweils die verschiedensten Modelle vorgestellt und zur Diskussion gestellt wurden. Dass eine kommunale Neugliederung beabsichtigt war und dass diese zu größeren kommunalen Einheiten führen sollte, war allgemein, natürlich im Ministerium des Inneren und ebenso dem Beschwerdeführer bekannt, der die Diskussion als auf jeden Fall Betroffener ja sogar besonders aufmerksam verfolgte. Wenn auch Überlegungen hierzu notwendigerweise im Ministerium des Inneren angestellt worden sein müssen, so lag jedenfalls eine verbindliche Willensbildung hinsichtlich der Kreisgebietsreform durch einen Kabinettsbeschluss im Zeitpunkt der Eingemeindungsgesetze nicht vor. Die Landesregierung, vertreten durch das Ministerium des Inneren, war deshalb nicht verpflichtet, den Planungsstand für die Kreisgebietsreform dem Innenausschuss oder dem Plenum des Landtages offen zu legen. Die Berufung des Beschwerdeführers auf verschiedene Zeitungsartikel aus jener Zeit führt nicht weiter. Diese dokumentieren lediglich, LVerfGE 17
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dass und welche Überlegungen im politischen Raum bestanden, ohne dass sie belegen könnten, dass bereits verbindliche Festlegungen auf Regierungsebene erfolgt seien. Wenn der Beschwerdeführer darauf verweist, dass am 18.1.2005 der Entwurf eines Gesetzes über die Grundsätze für die Regelung der Stadt-UmlandVerhältnisse und die Neugliederung der Landkreise (KommunalneugliederungsGrundsätze-Gesetz - KomNeuglGrG-E - : LdTg-Drs. 4/2009 v. 21.1.2005) beschlossen worden sei, so ist ihm zwar zuzugeben, dass dies eines zeitlichen Vorlaufs in der Ministerialbürokratie bedurfte. Gleichwohl kann er damit nicht seine These belegen, dass die in Rede stehenden Eingemeindungen als Vorbereitung seiner Auflösung dienen sollten. Diese war zu erwarten, ob mit den oder ohne die durch die angegriffenen Gesetze ausgegliederten Gemeinden. Deshalb kann von einem zielgerichteten, gegen die Existenz des Beschwerdeführers gerichteten Vorgehen durch die Eingemeindungsgesetze nicht gesprochen werden. Im Übrigen zeigt die spätere Entwicklung der Kreisgebietsreform, dass diese so wie sie jetzt verwirklicht wird, damals jedenfalls noch nicht beschlossen war. Im Referenten-Entwurf eines Kommunalneugliederungsgesetzes vom 23.3.2005 war hinsichtlich des Beschwerdeführers — mit Ausnahme der Stadt Roßlau, die mit Dessau zusammengelegt werden sollte — keine Aufteilung sondern eine Fusion mit dem Landkreis Wittenberg vorgesehen. Erst im später Gesetz gewordenen Entwurf der Landesregierung (LdTg-Drs. 4/2182), ist eine Aufteilung des Beschwerdeführers erfolgt. Es kann daher nicht davon gesprochen werden, dass die Aufteilung in dieser Form schon im letzten Quartal 2004 beabsichtigt gewesen sei. 2.1.5. Eine erneute Anhörung des Beschwerdeführers war nicht geboten, denn eine solche ist nur dann notwendig, wenn und soweit sich die für die Wertung notwendigen Tatsachen oder die Ziele des Gesetzgebers so geändert haben, dass eine frühere Anhörung ins Leere gehen würde (LVerfG LSA, LVerfGE 2, 273, 299). Dieser Fall liegt hier nicht vor. Dass in den streitgegenständlichen Gesetzentwürfen nicht davon ausgegangen worden ist, dass der Beschwerdeführer später aufgelöst werden würde, resultiert zwanglos daraus, dass die Kreisgebietsreform ein anderes Verfahren darstellt. Da die Eingemeindungsgesetze zum 1.1.2005 in Kraft traten und die weiteren verbindlichen Beschlussfassungen zur Kreisgebietsreform zeitlich später erfolgten und da es sich bei der Neuregelung der gemeindlichen Ebene und der Kreisebene um getrennte Verfahren handelt, hat die zeitlich später liegende Kreisgebietsreform keine Auswirkungen auf das Verfahren und die Ergebnisse hinsichtlich der streitgegenständlichen Eingemeindungsgesetze. Für eine erneute Anhörung bestand somit schon wegen der Abgeschlossenheit des Verfahrens keine Veranlassung. 2.2. Es ist auch nicht zu erkennen, dass der Gesetzgeber seinen Abwägungspflichten inhaltlich nicht nachgekommen wäre. 2.2.1. In der Sache waren die Tatsachen zu erheben und gegeneinander abzuwägen, die für oder gegen die beabsichtigten Eingemeindungen sprechen; kein LVerfGE 17
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Gegenstand dieser Gesetzgebungsverfahren waren Erwägungen zur später geplanten Kreisgebietsreform. Insoweit mussten also weder Tatsachen erhoben noch Abwägungen vorgenommen werden. Der Gesetzgeber konnte sich darauf beschränken, sich mit den Auswirkungen auf den Beschwerdeführer in seiner damaligen Form zu befassen. 2.2.2. Gründe des Gemeinwohls iSd Art. 90 S. 1 LSA-Verf rechtfertigen Gebietsänderungen bei den Kommunen, damit diese in der Lage sind, ihre Aufgaben aus dem Sozialstaatsprinzip, aus den weiteren Staatszielen und aus den Einrichtungsgarantien möglichst sachgerecht und effektiv zu erfüllen. Zu den einen Eingriff zulassenden Gemeinwohlgründen gehört vor allem, dass die Kommunen ihrer Funktion gerecht werden können, die ihnen Art. 2 Abs. 3 und Art. 87 Abs. 1 LSA-Verf innerhalb des Staatsaufbaus zuweisen. Dabei ist ein Eingriff in den Gebietsbestand nur verfassungsgemäß, wenn ihn ein Gemeinwohlgesichtspunkt rechtfertigt, der mit der Verfassungsordnung vereinbar ist und — sofern der Gesetzgeber seiner Reform ein System zugrunde gelegt hat — die Entscheidung systemgerecht ist oder anderenfalls die Abweichung vom System auf einem sachlichen Grund beruht. Schließlich muss die Entscheidung frei von Willkür sein und der konkrete Eingriff angesichts der Selbstverwaltungsgarantie der betroffenen Kommunen abgewogen und verhältnismäßig sein. Der Gesetzgeber muss die für die Abwägung erheblichen Tatsachen ermitteln und sie erkennbar seiner Abwägung zugrunde gelegt haben (LVerfG LSA, LVerfGE 2, 227, 228, 259 ff). Das Erfordernis der Gemeinwohlverträglichkeit schließt die Verpflichtung des Gesetzgebers ein, die überörtlichen Belange gegen die örtlichen Belange abzuwägen. Die örtlichen Belange müssen dabei nicht Vorrang haben. In der Entscheidung aufgrund der Abwägung sind die Grundsätze der Verhältnismäßigkeit zu wahren, das heißt, der Eingriff hat geeignet, erforderlich und angemessen zu sein. Die Vorteile der Gebietsänderung sind deren eventuellen Nachteilen gegenüberzustellen und beide sind gegeneinander abzuwägen. 2.2.3. Der Gesetzgeber hat bei strukturellen Neugliederungen einen politischen Gestaltungsspielraum, den er im Einzelfall oder allgemein nutzen kann. Nutzt er ihn allgemein durch Schaffung eines Leitbildes und die Entwicklung einzelner Systemkriterien, muss er sich bei späteren konkreten Entscheidungen daran festhalten lassen. Das Landesverfassungsgericht hat bei seiner Überprüfung den Gestaltungsspielraum des Gesetzgebers zu respektieren. Deshalb überprüft es die getroffenen Maßnahmen allein daraufhin, ob der Gesetzgeber die für seine Entscheidung notwendigen tatsächlichen Voraussetzungen vollständig und zutreffend ermittelt hat, ob diese in den Abwägungsvorgang Eingang gefunden haben, ob die Entscheidung willkürfrei getroffen worden ist und ob sie dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit genügt sowie systemgerecht vorgenommen wurde, sofern es nicht sachliche Gründe für eine Abweichung vom System gibt. Wertungen und LVerfGE 17
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Prognosen können verfassungsrechtlich nur beanstandet werden, wenn und soweit sie offensichtlich fehlerhaft, eindeutig widerlegbar sind oder der verfassungsmäßigen Ordnung widersprechen (LVerfG LSA, LVerfGE 2, 323, 338). 2.2.4. Ein Verstoß gegen das Gemeinwohlgebot oder eine un2ureichende Abwägung sind bei der Verabschiedung des Eingemeindungsgesetzes betreffend die Stadt Gommern ebenso wenig zu erkennen, wie ein Verstoß gegen den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit oder gegen das Willkürverbot. Auch hat sich der Gesetzgeber im Rahmen seines Leitbildes zur Neuregelung der gemeindlichen Ebene bewegt. Das Gesetz zur Fortentwicklung der Verwaltungsgemeinschaften und zur Stärkung der gemeindlichen Verwaltungstätigkeit vom 13.11.2003 (LSAGVB1., S. 318) sah vor, dass landesweit leistungsfähige Einheitsgemeinden und Verwaltungsgemeinschaften gebildet werden sollten. Freiwillige leitbildgerechte Einheitsgemeindebildungen waren vorzugsweise gewollt und demzufolge privilegiert, wie die §§17 Abs. 1 und 76 LSA-GO zeigen. Der Systematik dieses seines Leitbildes hat der Gesetzgeber hier entsprochen. Durch die Eingemeindungen entstand eine Gemeinde mit der angestrebten Mindesteinwohnerzahl von 8.000 Einwohnern, wodurch diese dauerhaft in die Lage versetzt wurde, ihrer Funktion als Grundzentrum gerecht zu werden. Auch die besondere Gewichtung der Freiwilligkeit der eingegliederten Gemeinden ist systemgerecht. Demzufolge wird in der Begründung des angefochtenen Gesetzes über Eingemeindungen in die Stadt Gommern auf den durch Bürgeranhörungen vermittelten Willen der betroffenen Bürger abgestellt und auf die Notwendigkeit hingewiesen, die Kommunen zu einer von der Größe her leistungsfähigen Einheit zusammenzuschließen. Verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden sind auch die Überlegungen, Gesichtspunkte der Raumordnung sprächen für die Zuordnung der Gemeinden Leitzkau, Ladeburg und Dornburg zu Gommern; denn diese lägen sowieso im unmittelbaren Einzugsgebiet des Grundzentrums Gommern, und die Kreiszuordnung ergebe sich daraus, dass der überwiegende Flächenanteil (zwei Drittel) wie auch der überwiegende Einwohneranteil (81,7%) der durch die Eingemeindungen vergrößerten Stadt Gommern im Landkreis Jerichower Land lägen. Bei der Anhörung vor dem Ausschuss für Inneres am 10.11.2004 hob der Landrat des Landkreises Jerichower Land hervor, dass zeitgleich auch andere Gemeinden, nämlich Dannigkow, Wahlitz, Karith, Velitz, Menz und Nedlitz in die Stadt Gommern eingemeindet würden, womit Gommern zu einer dauerhaft leistungsfähigen Einheit werde. Der Bürgermeister der Stadt Gommern verwies darauf, dass sich die drei Kommunen seit zehn Jahren um eine Eingemeindung nach Gommern bemühten. Auch alle drei Bürgermeister der einzugemeindenden Gemeinden befürworteten diese. Der Bürgermeister von Dornburg erhoffte sich eine Verbesserung bezüglich des Schulsystems, derjenige von Leitzkau verwies auf historisch gewachsene Beziehungen zwischen Leitzkau und Gommern, der von Ladeburg verneinte die Berührungspunkte zwischen seinem Ort und Loburg, dem LVerfGE 17
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man bisher zugeordnet gewesen sei. Deshalb betreibe man seit 1994 die Eingemeindung nach Gommern. Alle diese Erwägungen hat der Gesetzgeber aufgenommen und seinem Abwägungsergebnis zugrunde gelegt. Dieses lässt keine verfassungsrechtlich relevanten Fehler erkennen. Es ist systemgerecht und entspricht dem gesetzgeberischen Leitbild, dass die Freiwilligkeit, hier nachgewiesen durch den erfragten Bürgerwillen, einen hohen Stellenwert hat sowie dass einer Einheitsgemeinde der Vorzug vor einer Verwaltungsgemeinschaft zu geben ist. Schließlich hat der Umstand besonderes Gewicht, dass die Eingemeindungen — noch dazu im Zusammenhang mit anderen Eingemeindungen von Gemeinden aus dem Landkreis Jerichower Land — die aufnehmende Gemeinde Gommern dauerhaft in die Lage versetzen, ihrer Funktion als Grundzentrum gerecht zu werden. Bei der Frage, welchem Landkreis die durch die Eingemeindungen vergrößerte Gemeinde Gommern zugeordnet werden sollte, hat sich der Gesetzgeber von der verfassungsrechtlich ebenfalls nicht zu beanstandenden Erwägung leiten lassen, dass der größte Teil ihres Einzugsbereiches und das Grundzentrum Gommern selbst im Landkreis Jerichower Land liegen. Darüber hinaus hat er darauf abgestellt, dass sowohl die Verringerung der Einwohnerzahl als auch der Gebietsfläche bei der Ausgliederung der in Rede stehenden Gemeinden aus dem beschwerdeführenden Landkreis für diesen von geringerem Gewicht sind, als es die Ausgliederung der gesamten Gemeinde Gommern für den Landkreis Jerichower Land wäre. Berücksichtigt man weiter, dass der Beschwerdeführer die Mindestkriterien für einen Landkreis nach dem seinerzeitigen Leitbild und — absehbar — erst recht nach einem künftigen Leitbild nicht erfüllte, während der Landkreis Jerichower Land zumindest dem damals geltenden Leitbild entsprach, so durfte sich der Gesetzgeber im Abwägungsergebnis über die Interessen des Beschwerdeführers, seinen Bevölkerungs- und Gebietsstand gewahrt zu wissen, hinwegsetzen. Der Beschwerdeführer kann auch nicht damit gehört werden, dass es geboten gewesen wäre, ihn als bevölkerungsschwachen Landkreis vor weiterer Bevölkerungsreduzierung durch die Ausgliederung von Gemeinden zu schützen; denn es war zu erwarten, dass der Beschwerdeführer in seiner bisherigen Form nicht weiter bestehen werde. Schließlich erfüllte er die Kriterien genügender Einwohnerzahl nach dem Leitbild 1992 schon im Zeitpunkt der Verabschiedung der Eingemeindungsgesetze am 21.12.2004 nicht mehr (zu diesem Leitbild LVerfG LSA, LVerfGE 2, 273, 309 ff). Dieses Leitbild ging von einer Kreiseinwohnerzahl zwischen 100.000 und 120.000 aus, und ließ Ausnahmen bis zu einer Größe von 80.000 zu. Diesen Mindestanforderungen entsprach der Beschwerdeführer schon bei seiner Gründung nicht, ebenso wenig wie in der Folgezeit und zwar weder mit den durch die angegriffenen Gesetze ausgegliederten Gemeinden noch ohne sie. Der Beschwerdeführer macht in diesem Zusammenhang geltend, seine nunmehr vorgesehene Aufteilung in drei Teile mit Zuordnung zu den neuen Landkreisen Anhalt-Jerichow und Wittenberg sowie zur neuen kreisfreien Stadt DesLVerfGE 17
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sau-Roßlau laut Kommunalneugliederungsgeset2 vom 12.7.2005 (LSA-GVB1., S. 318) wiege noch schwerer als die bloße Auflösung, was ebenfalls habe berücksichtigt werden müssen. Schließlich habe die Herauslösung der Gemeinden durch die angegriffenen Eingemeindungsgesetze die zentrifugalen Kräfte im Landkreis Anhalt-Zerbst verstärkt. Der Gesetzgeber hatte sich damit im Zusammenhang mit den Eingemeindungsgesetzen jedoch nicht auseinanderzusetzen, weil hier nur die örtlichen Belange der Gemeinden gegen die überörtlichen Belange des Beschwerdeführers abzuwägen waren. 2.2.5. Beim Eingemeindungsgesetz Dessau sind die kommunalen Belange ebenfalls ausreichend beachtet und im Ergebnis in verfassungsrechtlich unangreifbarer Weise abgewogen worden. In der Begründung des Gesetzes über Eingemeindungen in die kreisfreie Stadt Dessau wird hervorgehoben, dass damit einer nachhaltigen strukturellen Entwicklung im Umland der Stadt Dessau Rechnung getragen werde, wobei dies nicht im Widerspruch zu den Grundsätzen der Raumentwicklung stehe. Auch hier sei der Bürgerwille auf die Eingemeindungen gerichtet. Bei der Anhörung vor dem Ausschuss für Inneres des Landtages am 22.11.2004 hob der Oberbürgermeister der Stadt Dessau hervor, dass seine Stadt das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum für Rodleben und Brambach sei, Arbeits· und Einkaufswege führten nach Dessau und für die Schulwege werde künftig Gleiches gelten. Der Bürgermeister von Rodleben verwies darauf, dass die Verflechtungen zwischen Rodleben und Roßlau sehr gering seien. Die historische Entwicklung habe zu Zerbst keinerlei Gemeinsamkeiten aufzuweisen. Auch die weit überwiegende Mehrheit der in Rodleben ansässigen Unternehmen habe sich für Dessau ausgesprochen. Dieses sei der Lebensmittelpunkt für die Rodlebener Bevölkerung. Auch der stellvertretende Bürgermeister der Gemeinde Brambach äußerte sich in diesem Sinn. Bei der Erörterung dieses Eingemeindungsgesetzes brauchten Erwägungen über eine Kreisgebietsreform ebenfalls nicht angestellt zu werden. Die Argumente des Beschwerdeführers bewegen sich im Hinblick auf das Eingemeindungsgesetz Dessau aber weitgehend auf der Ebene der Kreisgebietsreform, stellen somit Erwägungen an, auf die es aufgrund der bereits dargelegten Differenzierung der Verfahren nicht ankommen kann. Hinsichtlich des Bevölkerungs- und Gebietsverlustes für den Beschwerdeführer gelten die Ausführungen zu dem Eingemeindungsgesetz in die Stadt Gommern unter 2.2.4. entsprechend. Damit ist der Gesetzgeber bei seiner Abwägungsentscheidung über die Eingemeindung der Gemeinden Brambach und Rodleben in die kreisfreie Stadt Dessau ohne Verfassungsverstoß zum selben Ergebnis gekommen wie hinsichtlich des Eingemeindungsgesetzes Gommern. 2.3. Die Verfassung verlangt nicht, dass der Gesetzgeber eine Rechtfertigung seines Ergebnisses formell beschließt. Die Verfassungsbestimmungen über das LVerfGE 17
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Gesetzgebungsverfahren in Art. 77 ff LSA-Verf verlangen noch nicht einmal, dass der Gesetzesbeschluss Auskunft über die Motive für ein Gesetz angibt. Vielmehr genügt, dass ein Beschluss im Ergebnis von der erforderlichen Mehrheit getragen ist (Art. 51 Abs. 1 LSA-Verf). 2.4. Ein Verfassungsverstoß liegt entgegen der Auffassung des Beschwerdeführers nicht darin, dass die Eingemeindungsgesetze die Anpassung der Planungsregionen und die finanziellen Folgen nicht mitregeln. Damit verstoßen die Gesetze nicht gegen den organisationsrechtlichen Parlamentsvorbehalt. 2.4.1. Eine Änderung der Planungsregionen musste der Gesetzgeber in oder zusammen mit den Eingemeindungsgesetzen nicht vornehmen. § 17 Abs. 2 Nr. 3 LSA-LP1G bestimmt die Planungsregion „Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg", der der Beschwerdeführer angehört. Ob und inwieweit durch die Eingemeindungen und die damit verbundene Ausgliederung aus dem Gebiet des Beschwerdeführers gesetzliche Anpassungen innerhalb der regionalen Planungsgemeinschaft geboten sind, ζ. B. hinsichtlich der Besetzung der Regionalversammlung nach § 18 LSALP1G, ist eine Frage des einfachen Gesetzes. In den hier in Rede stehenden Eingemeindungsgesetzen war eine Regelung hierüber nicht verfassungsrechtlich geboten. 2.4.2. Auch dass die Beteiligten zuerst selbst miteinander die finanziellen Folgen der Eingemeindungen regeln sollen, ist unbedenklich. Das sieht § 12 LSALKO ausdrücklich vor. Er enthält in seinem Absatz 3 auch Regelungen für den Fall der Nichteinigung, wodurch die Rechte des Beschwerdeführers in ausreichendem Maße gewahrt werden und sichergestellt wird, dass er keinen bleibenden Vermögensschaden erleiden wird. 2.5. Es bestehen auch keine verfassungsrechtlichen Bedenken dagegen, während eines verwaltungsgerichtlichen Rechtsstreits über die Rechtmäßigkeit einer zuvor vereinbarten Eingemeindung eine gleichartige Regelung durch Gesetz zu treffen. Dadurch erfolgt keine verfassungsrechtlich relevante Verkürzung des verwaltungsgerichtlich möglichen Rechtsschutzes. Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich neue Gesetze oder Gesetzesänderungen auf bei ihrem Erlass anhängige Rechtsstreitigkeiten auswirken. Ist das Land berechtigt, die Eingemeindung durch Gesetz zu regeln, so muss in Kauf genommen werden, dass eine bis dahin bestehende Möglichkeit, die Eingemeindung selbst auf dem Rechtsweg anzugreifen, entfällt (vgl. BVerfG, Urt. v. 29.7.1959 — 1 BvR 394/58 - , BVerfGE 10, 89, 105). Im Übrigen bleibt der Rechtsschutz insoweit gewährleistet, als das Gesetz selbst mit der Verfassungsbeschwerde angegriffen werden kann (BVerfG, aaO) und im vorliegenden Fall auch angegriffen worden ist. 2.6. Eine Eingemeindung durch Gesetz darf auch dann erfolgen, wenn ihr die betroffenen Gemeinden zugestimmt haben. LVerfGE 17
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Allerdings ermöglichen die §§16 ff LSA-GO eine Eingemeindung durch Vereinbarung der beteiligten Gemeinden und Genehmigung der Kommunalaufsicht, selbst wenn durch eine Eingemeindung Kreisgrenzen geändert werden. Dies schließt aber nicht aus, dass unabhängig vom Willen der betroffenen Gemeinden die Eingemeindung auch unmittelbar durch Gesetz erfolgen darf. Das wird bestätigt durch § 11 LSA-LKO, der bestimmt, dass Gebietsänderungen von Landkreisen durch Ausgliederung von Gemeinden sowohl durch Gesetz als auch auf Grund eines Gesetzes erfolgen können. 2.7. Die vom Beschwerdeführer für seine Ansicht angegebene Rechtsprechung zum Verhältnis von Enteignung durch Verwaltungsakt und Legalenteignung (BVerfG, Urt. v. 18.12.1968 - 1 BvR 638,673/64, 200, 238, 249/65 - , BVerfGE 24, 367 ff) betrifft den Grundrechtsschutz im Bereich der Eigentumsordnung und ist auf die vorliegende Fallgestaltung nicht übertragbar. 3. Die Kostenentscheidung beruht auf § 32 Abs. 1 bis 3 LSA-VerfGG. Das Verfahren ist gerichtskostenfrei (Absatz 1). Außergerichtliche Kosten werden nicht erstattet, weil der Beschwerdeführer mit seiner Verfassungsbeschwerde unterliegt (Absatz 2). Es besteht kein besonderer Grund, ausnahmsweise die Erstattung seiner Kosten anzuordnen (Absatz 3).
Nr. 4 1. Art. 2 Abs. 3 und Art. 87 Abs. 1 der Landesverfassung schützen in ihrer Ausprägung als Finanzhoheit die Gemeinden davor, dass ihnen Finanzmittel genommen werden, die ihnen von Verfassungs wegen zustehen. 2. Ein interkommunaler Finanzausgleich, der durch Art. 88 Abs. 2 Satz 1 der Landesverfassung zugelassen ist, darf bei einer Gemeinde, die leistungspflichtig ist, nicht dazu führen, dass sie ihre Mindest-Finanzausstattung verliert oder dass die „abgeschöpfte" Gemeinde gleiche oder gar weniger Finanzmittel behält als eine durch den Finanzausgleich begünstigte erhält. Wahrt die gesetzliche abstrakte Regelung diese verfassungsrechtliche Grenze nicht hinreichend, so muss der Gesetzgeber eine Einzelfallregelung schaffen oder zulassen. 3. § 19a des Finanzausgleichsgesetzes ist mangels einer die Einzelfallrichtigkeit sichernden Regelung mit dem Recht auf Selbstverwaltung unvereinbar. 4. Das Verfassungsgericht erklärt eine der Verfassung widersprechende Regelung für unvereinbar und nicht für nichtig, wenn der GesetzLVerfGE 17
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geber verschiedene Möglichkeiten hat, einen verfassungswidrigen Zustand zu beseitigen, und wenn die Wirkungen der verfassungswidrigen Regelung auf den Finanzausgleich faktisch nicht mehr rückgängig gemacht werden können. In Sachsen-Anhalt besteht keine gesetzliche Ermächtigung für das Landesverfassungsgericht, dem Gesetzgeber zur Herstellung der Verfassungsmäßigkeit eine Frist zu setzen. Gemeindefinanzreformgesetz § 6 Finanzausgleichsgesetz Sachsen-Anhalt §§ 8 ; 12 ; 16 ; 19a Gemeindeordnung für das Land Sachsen-Anhalt § 83 Landesverfassungsgerichtsgesetz § 41 Landkreisordnung für das Land Sachsen-Anhalt § 67 Verfassung des Landes Sachsen-Anhalt Art. 2 Verordnung zur Durchführung des Gemeindereformgesetzes § 6
Urteil vom 13. J u n i 2006 - LVG 21/05 in dem Verfassungsbeschwerdeverfahren Entscheidungsformel: § 19a des Finanzausgleichsgesetzes in der Fassung des Gesetzes vom 21.12.2004 (LSA-GVB1., S. 840) - FAG-ÄG - ist mit der verfassungsrechtlich durch Art. 2 Abs. 3; 87 Abs. 1 der Landesverfassung garantierten finanziellen kommunalen Selbstverwaltung unvereinbar. Gerichtskosten werden nicht erhoben. Das Land erstattet der Beschwerdeführerin deren außergerichtliche Kosten. Tatbestand: 1. Die Beschwerdeführerin, eine - am 1.7.2004 aus den früheren Gemeinden Barleben, Ebendorf und Meitzendorf entstandene - kreisangehörige Gemeinde mit 9.118 Einwohnern, die keiner Verwaltungsgemeinschaft angehört, wird zu einer Kreisumlage sowie einer Gewerbesteuerumlage herangezogen. Diese Finanzierungsverpflichtungen beruhen im Einzelnen auf folgenden rechtlichen Grundlagen:
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a) § 67 der Landkreisordnung für das Land Sachsen-Anhalt - LSA-LKO vom 5.10.1993 (LSA-GVB1., S. 598), zuletzt geändert durch Gesetz v o m 22.3.2006 (LSA-GVB1., S. 128,134): (1) ... (2) Der Landkreis kann, soweit seine sonstigen Einnahmen nicht ausreichen, um seinen Finanzbedarf zu decken, von den kreisangehörigen Gemeinden und gemeindefreien Grundstücken nach den hierfür geltenden Vorschriften eine Umlage erheben (Kreisumlage). Die Höhe der Kreisumlage ist in der Haushaltssatzung für jedes Haushaltsjahr festzusetzen. b) § 16 des Finanzausgleichsgesetzes vom 31.1.1995 (LSA-GVB1., S. 41), idF d. Bek. v. 1.7.1999 (LSA-GVB1., S. 204), vor der hier streitigen Änderung (v. 21.12.2004 - LSA-GVB1., S. 840) zuletzt geändert durch Gesetz vom 17.12.2003 (LSA-GVB1., S. 357) - L S A - F A G 99 (1) Soweit die übrigen Einnahmen den Finanzbedarf eines Landkreises nicht decken, erhebt er eine Umlage von den kreisangehörigen Gemeinden (Kreisumlage). Die Umlage wird in der Haushaltssatzung in Vomhundertsätzen der einzelnen Umlagegrundlagen (Umlagesätze) bemessen. (2) Umlagegrundlagen sind die Steuerkraftzahlen der kreisangehörigen Gemeinden nach § 8 Abs. 2 sowie 80 vH der an sie geflossenen allgemeinen Zuweisungen im vorvergangenen Haushaltsjahr. Werden die Umlagesätze verschieden festgesetzt, soll der höchste Umlagesatz den niedrigsten um nicht mehr als ein Drittel übersteigen. c) § 6 des Gesetzes zur Neuordnung der Gemeindefinanzen (Gemeindefinanzreformgesetzes) - GemFinRefG - idF d. Bek. v. 4.4.2001 (BGBl I 482), zuletzt geändert durch Gesetz vom 6.9.2005 (BGBl I 2725): (1) Die Gemeinden führen ... eine Umlage an das ... Finanzamt ab. ... (2) Die Umlage wird in der Weise ermittelt, dass das Istaufkommen der Gewerbesteuer im Erhebungsjahr durch den von der Gemeinde für dieses Jahr festgesetzten Hebesatz der Steuer geteilt und mit dem Vervielfältiger nach Absatz 3 multipliziert wird. Das Istaufkommen entspricht den Isteinnahmen nach der Jahresrechnung ... (3) Der Vervielfältiger ist die Summe eines Bundes- und Landesvervielfältigers für das jeweilige Land. Der Bundesvervielfältiger beträgt im Jahr 2004 20 vom Hundert, im Jahr 2005 19 vom Hundert und ab dem Jahr 2006 16 vom Hundert. Der Landesvervielfältiger für die Länder ... Sachsen-Anhalt ... beträgt im Jahr 2004 26 vom Hundert, im Jahr 2005 25 vom Hundert und ab dem Jahr 2006 22 vom Hundert. 4-6 ... (4)-(7)... LVerfGE 17
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Landesverfassungsgericht Sachsen-Anhalt (8) Die Landesregierungen können nähere Bestimmungen über die Festsetzung und Abführung der Umlage durch Rechtsverordnung treffen.
d) § 6 der Verordnung zur Durchführung des Gemeindereformgesetzes idF d. Bek. v. 19.10.1998 (LSA-GVBl., S. 430) - LSA-DVO-GemFinRefG - , zuletzt geändert durch Verordnung vom 9.10.2003 (LSA-GVBl., S. 262): (1) Die Gemeinden melden die abzuführende Gewerbesteuerumlage bis zum 10. Januar des auf das Erhebungsjahr folgenden Jahres sowie die nach § 6 Abs. 7 Satz 2 des Gemeindereformgesetzes zu leistenden Abschlagszahlungen und deren Berechnungsgrundlagen bis zum 10. April, 10. Juli und 10. Oktober für das vorhergehende Kalendervierteiljahr dem Statistischen Landesamt. Die Form der Meldungen bestimmt das Ministerium des Innern im Einvernehmen mit dem Ministerium der Finanzen. (2) Bis zum 15. Dezember leisten die Gemeinden eine Vorauszahlung auf die Schlussabrechnung in Höhe der zum 1. November geleisteten Abschlagszahlung, jedoch nicht mehr als sie nach § 3 Abs. 3 erhalten. Die Gemeinden erheben die Gewerbesteuer nach § 1 des Gewerbesteuergesetzes - GewStG - idF d. Bek. v. 15.10.2002 (BGBl I 4167), zuletzt geändert durch Gesetz vom 15.12.2004 (BGBl I 1653), als Gemeindesteuer auf der Grundlage eines von der Finanzverwaltung festgesetzten Steuermessbetrags nach Ablauf des Erhebungszeitraums ( § 1 4 Abs. 1 GewStG) durch einen von der Gemeinde festzulegenden Hebesatz ( § 1 6 Abs. 1 GewStG), der 200 vH nicht unterschreiten darf (§ 16 Abs. 4 S. 2 GewStG). Die Beschwerdeführerin wird außerdem zu einer Finanzausgleichsumlage auf der Grundlage des § 19a des Finanzausgleichsgesetzes herangezogen. Die Bestimmung wurde durch das Änderungsgesetz vom 21.12.2004 (LSA-GVBl., S. 840) — LSA-FAG-ÄG — mit folgendem Inhalt in das Finanzausgleichsgesetz eingefügt: § 19a Finanzausgleichsumlage (1) Ubersteigt die Steuerkraftmesszahl (§ 8) einer kreisangehörigen Gemeinde ihre Bedarfsmesszahl (§ 7) um mehr als 50 vH, führt sie 30 vH des über diesem Grenzwert liegenden Betrages in monatlichen Raten zum letzten Tag des Monats als Finanzausgleichsumlage ab. Die Finanzausgleichsumlage wird dem Ausgleichsstock (§ 12) zugeführt. Jahresbeträge unter 1.000 € sind nicht abzuführen. Davon ausgenommen sind Gemeinden, deren Verschuldung das Eineinhalbfache der durchschnittlichen Verschuldung der Gemeinden der entsprechenden Gemeindegrößenklasse übersteigt. (2) Die Finanzausgleichsumlage verändert die Bemessungsgrundlage für die Erhebung der Kreis- und Verwaltungsgemeinschaftsumlage nicht. Das geltende Finanzausgleichsgesetz (idF d. Neu-Bek. v. 14.10.2005 — LSAGVBl., S. 646 - LSA-FAG-05 - ) enthält außerdem folgende Regelungen: LVerfGE 17
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§ 3 Bereitstellung (1) - (2) (3) Die Finanzausgleichsmasse für ein Haushaltsjahr wird nach den Ansätzen des von der Landesregierung beschlossenen Haushaltsplanentwurfs vorläufig und nach Ablauf des Haushaltsjahres gemäß der Haushaltsrechnung endgültig festgestellt. Sätze 2 — 3 ... Der Unterschied zwischen der vorläufigen und der endgültigen Finanzausgleichsmasse ist spätestens mit der Finanzausgleichsmasse des zweitfolgenden Jahres zu verrechnen. In den Ausgleich können auch nicht verausgabte Ausgleichsstockmittel einbezogen werden. ... (4) ... § 7 Bedarfsmesszahl (1) Die Bedarfsmesszahl ergibt sich durch Vervielfältigung des Hauptansatzes nach Absatz 2 mit dem Grundbetrag nach Absatz 3. (2) Der Hauptansatz wird für Gemeinden und Landkreise unterschiedlich definiert: 1.
bei den Gemeinden wird als Hauptansatz der Rechenwert bezeichnet, der sich aus der Vervielfältigung der Einwohnerzahl dieser Gemeinde mit dem für sie aus der Anlage zu ermittelnden Vomhundertsatz ergibt;
2.
bei den Landkreisen ...
(3) Der Grundbetrag ist ein durch Näherung bestimmter Wert, der auf fünf Stellen hinter dem Komma so festgesetzt wird, dass die zur Verfügung stehende Finanzmasse so weit wie rechnerisch möglich aufgebraucht wird. § 8 Steuerkraftmesszahl für Gemeinden (1) Die Steuerkraftmesszahlen werden berechnet, indem die Steuerkraftzahlen der Grundsteuern A und B, der Gewerbesteuer, der Gemeindeanteile an der Einkommenssteuer und der Umsatzsteuer sowie des Familienleistungsausgleichs zusammengezählt werden. (2) Als Steuerkraftzahlen werden angesetzt: 1.
bei der Grundsteuer A und Β die Ausgangsbeträge vervielfältigt mit 80 vH des gewogenen Durchschnitts der Hebesätze,
2.
bei der Gewerbesteuer der Durchschnittsbetrag der Ausgangsbeträge des in Absatz 3 genannten Zeitraums vervielfältigt mit 80 vH des gewogenen Durchschnitts der Hebesätze,
3.
bei den Gemeindeanteilen an der Einkommensteuer und der Umsatzsteuer sowie des Familienleistungsausgleichs die Ausgangsbeträge mit 80 vH. LVerfGE 17
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(3) Die Ausgangsbeträge der Grundsteuer A und Β werden durch Teilung des jeweiligen Ist-Aufkommens im vorvergangenen Jahr durch den jeweiligen Hebesatz errechnet. Bei der Gewerbesteuer wird ein Zeitraum von drei Jahren berücksichtigt. Die Ausgangsbeträge werden für jedes Jahr getrennt ermittelt. Dazu wird zunächst das Ist-Aufkommen der Gewerbesteuer durch den im jeweiligen Zeitraum geltenden Hebesatz geteilt. Zur Bildung eines Durchschnittswertes wird aus den Jahreswerten eine Summe gebildet, die dann durch drei geteilt wird. Ausgangsbeträge für die Gemeindeanteile an der Einkommensteuer und der Umsatzsteuer sowie des Familienleistungsausgleichs sind das jeweilige Ist-Aufkommen im vorvergangenen Jahr. (4) Die Ermitdung der Steuerkraftmesszahl für kreisangehörige Gemeinden und kreisfreie Städte erfolgt jeweils gesondert. (5) ... § 12 Ausgleichsstock (1) Aus dem Ausgleichsstock werden Bedarfszuweisungen zur Milderung oder zum Ausgleich außergewöhnlicher Belastungen und Nodagen im Haushalt der Kommunen erbracht. Daneben dient er der Vermeidung besonderer Härten bei der Durchführung dieses Gesetzes. (2) Dem Ausgleichsstock wird die in § 4 Nr. 4 bezeichnete Teilmasse zugewiesen. (3) Leistungen aus dem Ausgleichsstock können auf Antrag gewährt werden. Antragsberechtigt sind auch rechtlich selbständige kommunale Gemeinschaftseinrichtungen. Sollen die Leistungen aus dem Ausgleichsstock dem Ausgleich von Haushaltsfehlbeträgen dienen, ist dem Antrag ein von der Vertretungskörperschaft beschlossenes Haushaltskonsolidierungskonzept beizufügen. (4) Als Nodage gilt insbesondere der Fall, dass die Einnahmemöglichkeiten einer Kommune zur Erfüllung ihrer unabweisbaren Ausgabeverpflichtungen nicht ausreichen. (5) Ein Rechtsanspruch auf Gewährung einer Leistung aus dem Ausgleichsstock besteht nicht. Die Bewilligung von Leistungen kann mit Bedingungen und Auflagen verknüpft werden. § 20 Einwohner und Gebiet (1) - (4) ...
(5) Für der Leistungsgewährung zugrunde liegende Angaben sind die letztverfügbaren Daten der amtlichen Statistik zu verwenden, soweit nicht dieses Gesetz abweichende Bestimmungen trifft.
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(6) Soweit für den Vollzug dieses Gesetzes Daten benötigt werden, die in der amtlichen Statistik nicht zur Verfügung stehen, können andere von den Landesbehörden erhobene oder überprüfte Daten zugrunde gelegt werden. 2. Das Statistische Landesamt setzte durch Bescheid vom 29.3.2005 für das Jahr 2005 eine Finanzausgleichsumlage in Höhe von 4.054.623,00 € gegen die Beschwerdeführerin fest und forderte früher gewährte allgemeine Zuweisungen in Höhe von 145.998,00 € zurück. Über den Widerspruch der Beschwerdeführerin vom 20.4.2005 hiergegen ist noch nicht entschieden. Das Verwaltungsgericht Magdeburg stellte die aufschiebende Wirkung des Rechtsbehelfs fest (VG Magdeburg, Beschl. v. 1.9.2005 - 9 Β 271/05 MD - ) ; das Oberverwaltungsgericht des Landes Sachsen-Anhalt wies die Beschwerde des Landesamts zurück (OVG LSA, Beschl. v. 15.3.2006 - 4 M 307/05 - ) . Beide Gerichte hielten lediglich (formell) § 80 Abs. 2 Nr. 1 VwGO nicht für anwendbar, ohne eine Entscheidung in der Sache selbst zu treffen. 3. Die „Finanzausgleichsumlage" des § 19a LSA-FAG-05 geht auf den Regierungsentwurf für das streitige Änderungsgesetz zurück (RegEntw-FAG-ÄG-04: LdTg-Drs. 4/1835 v. 6.10.2004). Zur Begründung war ausgeführt (RegEntw, Begr. zu Art. 1 Nr. 10, aaO, S. 25]), steuerstarke Gemeinden, deren Finanzkraft den Finanzbedarf herausragend übersteige, sollten einen Teil dieses Uberschusses aus Gründen interkommunaler Solidarität abfuhren; den betroffenen Gemeinden verblieben zwischen 70 und 99% der über der Bedarfsmesszahl liegenden Einkünfte. Dies sei notwendig, um das Eigeninteresse an guten Gewerbesteuereinnahmen nicht zu sehr zu beeinträchtigen. Zur gleichzeitigen Änderung des § 8 LSA-FAG-05 lässt sich der Regierungsentwurf dahin ein (RegEntw-FAG-ÄG-04, Begr. zu Art. 1 Nr. 3, S. 21 f), das Verfahren der Steuerkraftberechnung werde klarer gegliedert und als inhaltliche Änderung werde der Zeitraum der Anrechnung gemeindlicher Steuereinnahmen von einem Jahr auf drei Jahre ausgedehnt, um starke Schwankungen im Gewerbesteueraufkommen in ihren Auswirkungen auf die Finanzausgleichsleistungen zu mildern. Als Stellungnahme des Städte- und Gemeindebunds Sachsen-Anhalt (SGSA) war im Vorblatt (RegEntw, aaO, S. 4) mitgeteilt, der Verband habe eine gewisse Sympathie für die Einführung einer Finanzausgleichsumlage, könne ihr aber wegen sehr unterschiedlicher Interessen der Mitglieder nicht vorbehaltlos zustimmen; die Änderung des § 8 werde begrüßt, allerdings sei zu fordern, auf die Gewerbesteuer netto (Gewerbesteuer abzüglich Gewerbesteuerumlage) abzustellen. Als Stellungnahme des Landesrechnungshofs war im Vorblatt (RegEntw., aaO, S. 8) mitgeteilt, vor Erhebung einer Finanzausgleichsumlage sei die Schuldensituation der ausgleichspflichtigen Gemeinden angemessen zu berücksichtigen;
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Gewerbesteuereinnahmen sollten bei deutlich über dem Landesdurchschnitt liegenden Schuldenständen vorrangig zum Schuldenabbau verwendet werden. Die Änderung des § 20 geht gleichfalls auf den Regierungsentwurf zurück (RegEntw zu Art. 1 Nr. 11 lit b, c, aaO, S. 13). Nach der Begründung (aaO, S. 25 f) soll Absatz 5 nur der Klarstellung dienen und Absatz 6 ausnahmsweise den Rückgriff lediglich auf solche Daten gestatten, die von Landesbehörden erhoben und geprüft seien. In der ersten Beratung des Regierungsentwurfs am 15.10.2004 (LdTg-StenBer 4/48, TOP 10) betonte der Minister des Innern (aaO, S. 3542 r. Sp.), aus Gründen der interkommunalen Solidarität solle ein Ausgleich zwischen steuerstarken und finanzschwachen Gemeinden herbeigeführt werden. Der Abgeordnete Doege (SPD) sah aus der Sicht seiner Fraktion noch „Diskussionsbedarfob die Finanzausgleichsumlage wirklich zukunftsfähig sei (LdTg-StenBer 4/48, aaO, S. 3544 r. Sp.). Die Abgeordnete Dr. Hüskens (FDP) machte es vom Ergebnis der Ausschussberatungen abhängig, ob mit dem Gesetzentwurf die Neuverteilung gelungen sei, was sich nur mit Kenntnis der tatsächlichen finanziellen Auswirkungen auf die Kommunen bewerten lasse (LdTg-StenBer 4/48, aaO, S. 3547 r. Sp.). In der Anhörung vom 21.10.2004 zu verschiedenen finanzpolitischen Fragen durch den Ausschuss für Finanzen und den Ausschuss für Inneres (vgl. Niederschrift über die gemeinsame öffentliche Sitzung, auf die sowie auf deren Anlagen wegen der Einzelheiten Bezug genommen wird) äußerte sich der SGSA zur Finanzausgleichsumlage (Niederschrift, S. 10): Die betroffenen Kommunen seien ungeachtet eines Grundverständnisses nicht begeistert. Es werde befürchtet, dass sich die Abgabe auf die Gemeinden, welche sich in den vergangenen Jahren um eine konsequente Ansiedlung bemüht und dafür erhebliche Eigenmittel eingesetzt hätten, übermäßig belastend auswirken werde; deshalb sei es notwendig, sich die Einzelfälle detailliert anzusehen. Es mache keinen Sinn, bei Gemeinden, die nur wegen ihres niedrigen Hebesatzes hohe Gewerbesteuern erzielten, den Hebesatz hochzurechnen und etwas abzuschöpfen; das habe zur Folge, dass der betreffende Gewerbetreibende nicht nur die Gemeinde, sondern auch das Land verlasse. Außerdem sei bei der Finanzausgleichsumlage nicht berücksichtigt, dass die Gemeinden von ihren Gewerbesteuereinnahmen bereits einen Teil als Gewerbesteuerumlage abzuführen hätten. Zu § 8 hielt der SGSA an seiner Forderung fest, Basis der Kreisumlage dürfe nur das sein, was die Gemeinden tatsächlich behielten (Niederschrift, aaO, S. 17 [Dr. Kregel]). Dem widersprach der Landkreistag (Niederschrift, aaO, S. 16/17 [Herr Theel]) mit der Erwägung, werde die Gewerbesteuerumlage bei der Berechnung der Steuerkraft abgezogen, müsse die Kreisumlage landesweit im Durchschnitt um etwa 2,5% angehoben werden. Auf andere als die statistischen Daten zurückzugreifen, hielt der SGSA in seiner schriftlichen Stellungnahme zu § 20 Abs. 6 (v. 21.10.2004, Anlage 1 zur LVerfGE 17
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Anhörung, S. 7) für sinnvoll; er bat aber um Konkretisierung, in welchen Fällen diese Vorschrift anwendbar sei. In der 68. Sitzung des Ausschusses für Finanzen (TOP 1) vom 25.11.2004 (Niederschrift, S. 5 ff) mahnte die Abgeordnete Fischer (SPD) eine „Überprüfung der Finanzausgleichsumlage" an, weil die Gemeinde Sössen über die eigene Steuerkraft hinaus belastet werde (aaO, S. 5), während der Vertreter des Innenministeriums [Kirchmer] die auf ein Schreiben des Landrats des Landkreises Weißenfels zurückgeführte Darstellung bestritt und meinte, der Gemeinde Sössen verblieben im Zeitraum 2004 bis 2007 Steuereinnahmen in Höhe von etwa 30.000.000 € (aaO, S. 7). Der Abgeordnete Gallert (PDS) hielt die Kritik der steuerstarken Gemeinden für nicht nachvollziehbar (aaO, S. 7). Der Minister des Innern meinte, bei den Regelungen handele es sich um ein „Gesamtpaket", das mit den kommunalen Spitzenverbänden erörtert worden sei und das gefährdet werde, wenn einzelne Punkte zur Disposition gestellt würden (aaO, S. 10). Der Ausschuss stimmte schließlich dem unveränderten Art. 1 des Regierungsentwurfs mit Mehrheit zu (aaO, S. 11). In der 43. Sitzung des Ausschusses für Inneres (TOP 3) vom 6.12.2004 (Niederschrift, S. 15 ff) wurde die Beschlussempfehlung an den Landtag erarbeitet. Der Abgeordnete Rothe (SPD) hielt das Problem der überproportional besteuerten Gemeinden für nicht gelöst (aaO, S. 17). Der Abgeordnete Wolpert (FDP) hielt es für eine Frage der Solidarität, dass die Reichen die Armen stützten (aaO, S. 17). Der Minister des Innern versicherte, der Fall, dass eine Gemeinde in einem Jahr mehr abführen müsse, als sie einnehme, könne im Rahmen der Haushaltsaufstellung berücksichtigt werden (aaO, S. 17). Dem Änderungsantrag der Fraktionen der FDP und der CDU vom 6.12.2004 zu Art. 1 Nr. 10 (Anlage 1 zur Niederschrift), der die Ergänzung des § 19a Abs. 1 um den heutigen Satz 4 für verschuldete Gemeinden vorsah, stimmte der Ausschuss — mit sieben Stimmen bei fünf Enthaltungen ohne Gegenstimmen — zu (Niederschrift, S. 17). In der veränderten Fassung wurde Art. 1 Nr. 10 des Entwurfs angenommen (LdTg-Drs. 4/1931 v. 8.12.2004, S. 10; vgl. auch Niederschrift, S. 18: sieben gegen fünf Stimmen). §§ 7 und 8 sowie § 20 des Entwurfs blieben inhaltlich unverändert (LdTgDrs. 4/1931 v. 8.12.2004, S. 4-6,10). Während der Zweiten Beratung des Gesetzes im Landtag (TOP 5 im LdTgStenBer 4/51 v. 16.12.2004, S. 3763 ff) verwies der Minister des Innern auf die Diskussion über die Finanzausgleichsumlage und den Grundsatz der interkommunalen Solidarität sowie darauf, dass die Ansiedlung auf günstigen Rahmenbedingungen beruhe, die ein Verdienst auch der Allgemeinheit seien, sowie auf Fördermittel zurückgingen (aaO, S. 3765 1. Sp.). Der Innenminister (ebd.) sowie die Abgeordnete Dr. Weiher (PDS) (aaO, S. 3765 r. Sp.) hoben die Einschränkung bei Verschuldung der Gemeinde hervor. Der Abgeordnete Madl (CDU) hielt das Ausgleichsinstrumentarium für sehr sinnvoll, um Liquiditätsprobleme bei den LVerfGE 17
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Kommunen zu vermeiden oder zumindest zu mildern (aaO, S. 3768 1. Sp.). Der Abgeordnete Wolpert (FDP) rechtfertigte die Finanzausgleichsumlage mit der Erwägung „Reich hilft Arm" und betonte, dass seine Fraktion wegen der Ausnahmeregelung mit der Abgabe leben könne (aaO, S. 3772 r. Sp.). Der Gesetzentwurf wurde mit Mehrheit beschlossen (aaO, S. 3773 1. Sp.). 4. Die Beschwerdeführerin hat am 30.12.2005 Verfassungsbeschwerde erhoben. Sie rügt die Verletzung des durch Art. 2 Abs. 3; 87; 88 der Landesverfassung (LSA-Verf) garantierten Rechts auf kommunale Selbstverwaltung durch § 19a LSA-FAG-05 sowie die diese Regelung inhaltlich mit bestimmenden §§ 3 Abs. 3 S. 5; 7; 8; 12; 20 Abs. 5, 6 LSA-FAG-05; dazu führt sie aus: (a) § 19a LSA-FAG-05 verstoße gegen die aus Art. 87; 88 Abs. 1 LSA-Verf herzuleitende Pflicht des Landes, die Kommunen finanziell angemessen auszustatten. Dieser Pflicht könne sich das Land nicht durch Rückgriff auf die Einnahmen „abundanter Gemeinden" endedigen. Die Angleichung gemeindlicher Finanzkraft werde bereits durch den interkommunalen Finan2ausgleich geleistet. (b) Handele es sich um eine Landespflicht, dann verstoße die Umlage gegen Art. 106 Abs. 6 S. 6 des Grundgesetzes (GG), weil es sich um keinen zulässigen Umlagezweck handele. Die Einnahmen aus der Umlage verblieben nicht im kommunalen Raum, sondern flössen dem durch das Land verwalteten „Ausgleichsstock" zu; aus diesem würden sie nicht kraft Gesetzes, sondern nach Ermessen verteilt. Außerdem seien im § 19a LSA-FAG-05 anders als bei § 12 LSAFAG-05 die kreisfreien Gemeinden nicht einbezogen. (c) § 19a LSA-FAG-05 verstoße ferner gegen das Selbstverwaltungsrecht nach Art. 28 Abs. 2 S. 3 G G und nach Art. 2 Abs. 3; 87 LSA-Verf. Ihr, der Beschwerdeführerin, werde durch die Finanzausgleichsumlage mehr genommen als sie einnehme bzw. auf Grund gesetzlicher Verpflichtungen ausgebe. Sie könne über ihren Haushalt nicht mehr frei bestimmen. Ab 2006 sei der Haushalt nur noch durch Abschmelzen der Rücklage ausgleichbar. (d) Die Regelung sei unverhältnismäßig und verstoße gegen das Willkürverbot. Abgestellt werde auf die Bruttoerträge aus der Gewerbesteuer; an diesem Aufkommen seien aber bereits der Bund und das Land durch die Gewerbesteuerumlage beteiligt. Bei der Kreisumlage und bei der Finanzausgleichsumlage würden demnach Einnahmen mit berücksichtigt, welche den Gemeinden gar nicht mehr zur Verfügung ständen. Diese Doppelberücksichtigung sei willkürlich. Uber die vereinnahmte Gewerbesteuer könne sie, die Beschwerdeführerin, nur zu einem geringen Anteil frei verfügen; seien es vor Einführung der Finanzausgleichsumlage noch ca. die Hälfte der Einnahmen gewesen, so sei es nunmehr lediglich noch ca. ein Viertel. Das Verlangen, den Hebesatz zu erhöhen, beseitige die Freiheit finanzieller Eigenverantwortung; die Erhöhung werde nicht verhindern, dass L V e r f G E 17
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ca. 75% der Einnahmen abgeschöpft würden. Im Ergebnis habe die Gemeinde gar keinen Spielraum mehr, den Hebesatz zu senken, weil sie sonst mit einer völligen Aufzehrung der Steuereinnahmen rechnen müsse; dies sei die Konsequenz des „fiktiven Hebesatzes". Darüber hinaus sei es willkürlich, die Finanzausgleichsumlage auf Gemeinden ab einem bestimmten Verschuldungsgrad entfallen zu lassen. Während der Verschuldungsgrad von den tatsächlichen Verhältnissen ausgehe, orientiere sich die Berechnung der Steuermesszahl an einem fiktiven Hebesatz. Ein sachlicher Grund für diesen Unterschied sei nicht erkennbar. Aus den gleichen Gründen handele es sich um einen Wertungswiderspruch, weil die Bedarfsmesszahl nicht an den tatsächlichen Verhältnissen orientiert sei. Die Auswirkungen der Finanzausgleichsumlage auf ihre, der Beschwerdeführerin, tatsächliche Wirtschafts- und Finanzkraft lasse die Regelung des § 19a LSAFAG-05 ebenfalls als unverhältnismäßig und daher verfassungswidrig erscheinen. In diesem Zusammenhang sei § 20 Abs. 5 LSA-FAG-05 wegen seines Zusammenhangs mit den neuen Belastungen durch § 19a LSA-FAG-05 zu berücksichtigen. Es dürfe nicht lediglich das haushaltsrechtliche Defizit maßgeblich sein, sondern sämtliche Belastungen und Verbindlichkeiten einer Gemeinde seien mit zu berücksichtigen. Das gelte besonders für die Belastungen wegen ihrer Mitgliedschaft in dem Zweckverband „Technologie Ostfalen", die Voraussetzung für die Erwirtschaftung von Gewerbesteuern für dessen Mitglieder sei. Der Verhältnismäßigkeitsgrundsatz werde auch deshalb verletzt, weil sie, die Beschwerdeführerin, keine allgemeinen Zuweisungen nach § 5 Abs. 1 LSA-FAG05 mehr erhalte. Solange die Finanzkraft ausreiche, alle Aufgaben des eigenen und des übertragenen Wirkungskreises zu erfüllen, bestehe keine Notwendigkeit, sich Leistungen im übertragenen Wirkungskreis honorieren zu lassen. Wenn der Gesetzgeber aber durch eine Finanzausgleichsumlage so in die Finanzkraft eingreife, dass die Aufgaben nur noch mit großen Anstrengungen erfüllt werden könnten, bestehe ein Anspruch auf finanziellen Ausgleich für die Wahrnehmung der staatlichen Aufgaben; das folge aus Art. 87 Abs. 3 S. 1 LSA-Verf. (e) § 19a LSA-FAG-05 verstoße schließlich gegen das Rückwirkungsverbot; es handele sich um einen Fall echter Rückwirkung, weil die Regelung in vergangene Tatbestände eingreife, indem sie durch § 8 LSA-FAG-05 auf einen Drei-Jahres-Zeitraum für die Bewertung der Gewerbesteuer abstelle. (f) Im Übrigen sei sie, die Beschwerdeführerin, vor der Beschlussfassung der Finanzausgleichsumlage nicht angehört worden, was wegen der weitreichenden finanziellen Auswirkungen erforderlich gewesen sei. Aus Art. 90 LSA-Verf sei abzuleiten, dass ein Anhörungsrecht der Gemeinden bei schwer wiegenden Eingriffen anerkannt werden müsse. Dieses werde durch das gesetzlich festgelegte Anhörungsrecht der kommunalen Spitzenverbände nicht ersetzt. Die Beschwerdeführerin beantragt, LVerfGE 17
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festzustellen, dass § 19a des Finanzausgleichsgesetzes des Landes Sachsen-Anhalt in der Fassung des Gesetzes vom 21. Dezember 2004 (LSA-GVB1, S. 840) mit dem in Art. 2 Abs. 3 und Art. 87 der Landesverfassung garantierten Recht auf kommunale Selbstverwaltung unvereinbar oder nichtig ist.
5.1. Der Landtag hat am 16.2.2006 beschlossen, sich nicht zu äußern. 5.2. Die Landesregierung entgegnet: Eine Verfassungswidrigkeit sei nicht schlüssig dargelegt. (a) Die Beschwerdeführerin könne sich nicht auf Art. 106 Abs. 6 S. 6 GG berufen; diese Norm könne weder unmittelbar vom Landesverfassungsgericht geprüft werden, noch komme eine Vorlage nach Alt. 100 GG in Betracht. Außerdem sei die Finanzausgleichsumlage mit der Bundesverfassung vereinbar. Dass die Mittel des „Ausgleichsstocks" nur auf Antrag und nach Ermessen verteilt würden, schließe nicht aus, dass sie gerade wieder an die Gemeinden zurückflössen. Dies werde zusätzlich durch Erlasse des Innenministeriums gesichert. Die nicht verausgabten Mittel würden auch nicht Teil der Schlüsselzuweisungen; nur die Landesmittel würden der Finanzausgleichsmasse zugewiesen. § 3 Abs. 3 S. 5 LSA-FAG-05 habe lediglich das Ziel, die Mittel ohne weiteren Verwaltungsaufwand weiterhin einer dem Sinn und Zweck der Erhebung der Finanzausgleichsumlage dienenden Verwendung zuzuführen. (b) Das Änderungsgesetz sei nicht mangels einer Anhörung der Beschwerdeführerin formell verfassungswidrig. Dabei könne offen bleiben, ob die Verfassung außerhalb der Gebietsänderungen eine Anhörung verlange; jedenfalls habe der Gesetzgeber Ermessen, wie er die Anhörung gestalte. So sei es als zulässig anerkannt, die Auffassung der Gemeinden unter Einschaltung der Landkreise erforschen zu lassen; das müsse dann erst recht gelten, wenn die kommunalen Spitzenverbände angehört würden. (c) Das Recht der Beschwerdeführerin auf kommunale Selbstverwaltung sei nicht verletzt. Das Land müsse seiner Aufgabe, die Gemeinden finanziell angemessen auszustatten, nicht allein durch Landesmittel nachkommen, sondern dürfe auch für einen Ausgleich unterschiedlicher Einnahmepotenziale unter den Kommunen sorgen. Der Grundsatz der „Mindestausstattung" gelte zudem nicht absolut, vielmehr dürfe den Kommunen eine Verschuldung zugemutet werden. Das Land habe einen Gestaltungsspielraum. Ob dieser überschritten sei, entscheide sich nicht für jede einzelne Kommune, sondern nach abstrakt-genereller Betrachtung, die auf die Gruppe abstelle, welcher die Gemeinde angehöre. „Fiktive Hebesätze" seien jedenfalls dann erlaubt, wenn es dafür einen sachgerechten Grund gebe; die verfassungsgerichtliche Kontrolle sei auf eine „Vertretbarkeitsprüfung" beschränkt. Die Beschwerdeführerin könne sich nicht darauf berufen, ein Großzahler der Gewerbesteuer werde in ein anderes Bundesland abLVerfGE 17
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wandern, wenn der Mindeststeuersatz angehoben würde. Es liege im Wesen des Föderalismus', dass es in den Bundesländern unterschiedliche Regelungen gebe, die zu Konkurrenzsituationen führten; es könne nicht das Ziel sein, diese Unterschiede zu eliminieren. Die Ansiedlungsergebnisse seien bei der Beschwerdeführerin nicht nur auf eine gute Gemeindepolitik zurückzufuhren, sondern auch auf Standortvorteile. Gerade diese schlössen die Gefahr einer Abwanderung aus. Die angegriffene Regelung genüge auch im Übrigen verfassungsrechtlichen Anforderungen. Die Beschwerdeführerin lege nicht dar, dass ihr die angemessene Finanzausstattung fehle, noch weniger, dass dies bei einer abstrakt-generellen Betrachtung einer Gruppe strukturell der Fall sein könne. Vielmehr verbleibe ihr nach ihrem eigenen Vortrag trotz der angegriffenen Umlage ein Anteil von 25% der Gewerbesteuereinnahmen von fast 8.000.000,00 €. Im Jahr 2006 werde sich ein Überschuss von fast 730.000,00 € im Verwaltungshaushalt ergeben. Damit könne sie ohne weiteres freiwillige Selbstverwaltungsaufgaben wahrnehmen. Die Selbstverwaltungsgarantie verlange nicht, dass die Kommune in der Lage sein müsse, alle von ihr beabsichtigten Maßnahmen durchzuführen; vielmehr sei sie verpflichtet, ihr Ausgabeverhalten der finanziellen Situation anzupassen. Im Haushalt für 2006 sei eine Reihe von Aufgaben vorgesehen, ohne dass Kredite eingeplant wären. Die Beschwerdeführerin habe in dieser Lage keinen Anspruch darauf, dass ihre Rücklagen unangetastet blieben. Im Übrigen seien die meisten Maßnahmen erst beschlossen worden, nachdem die Beschwerdeführerin bereits Kenntnis davon gehabt habe, dass sie eine Finanzausgleichsumlage werde leisten müssen. Die unterschiedliche Berücksichtigung der Abschreibungen bei einer kameralistischen und einer doppischen Haushaltsführung habe auf die Finanzierung von Investitionen keinen Einfluss. (d) Die Zuweisung der Finanzausgleichsumlage-Mittel an den „Ausgleichsstock" sei nicht verfassungswidrig. Dadurch habe der Gesetzgeber in SachsenAnhalt vielmehr im Vergleich zu anderen Länderregelungen eine Lösung gefunden, die dem Gedanken der interkommunalen Solidarität in besonderem Maß Rechnung trage; denn die abgeschöpften Mittel kämen auf diesem Weg ausschließlich bedürftigen, also finanzschwachen Gemeinden zugute. Die Landesverfassung verlange den Ausgleich unterschiedlicher Finanzkraft, ohne den Gesetzgeber dabei auf die herkömmlichen Instrumente zu beschränken. Die Mittel der Finanzausgleichsumlage würden nur zusätzlich zu den Landesmitteln dazu verwendet, finanzielle Unterschiede bei den Kommunen a b zugleichen; dadurch werde keine Landesaufgabe erfüllt, sondern das Land sei nur „Veranstalter" der Umlage. Dass kein „neuer Topf" geschaffen, sondern der „Ausgleichsstock" benutzt werde, sei durch Erwägungen der Verwaltungspraktikabilität und -Ökonomie gerechtfertigt.
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Dass nur kreisangehörige Gemeinden umlagepflichtig, aber auch kreisfreie leistungsberechtigt seien, könne nicht als willkürlich angesehen werden; denn bei lebensnaher Betrachtungsweise könnten die kreisfreien Städte nicht als „abundante" Gemeinden in Betracht kommen; zudem würden Anträge für Leistungen aus dem „Ausgleichsstock" mit Rücksicht auf das Finanzvolumen der kreisfreien Städte abgelehnt werden. (e) § 19a Abs. 1 LSA-FAG-05 sei nicht wegen der nach §§ 7, 8 LSA-FAG-05 verlangten Berechnungsmethoden verfassungswidrig. Das gelte auch für den „Drei-Jahres-Zeitraum" des § 8 Abs. 3 S. 2 LSAFAG-05. Dabei handele es sich um keinen Fall echter Rückwirkung; allenfalls könne eine unechte Rückwirkung angenommen werden, ohne dass ein schutzwürdiges Vertrauen der Kommunen zu berücksichtigen sei. Im Übrigen wirke sich ein Durchschnittswert gerade zu Gunsten der Kommunen aus, wie insbesondere das Beispiel der Beschwerdeführerin zeige. In atypischen Situationen könne durch die Härteregelung des § 12 Abs. 1 S. 2 LSA-FAG-05 geholfen werden. (f) Die bei erheblicher Verschuldung vorgesehene Ausnahme des § 19a Abs. 1 S. 4 LSA-FAG-05 führe zu keiner Verfassungswidrigkeit des § 19a LSAFAG-05. Der Gesetzgeber könne im Rahmen seines politischen Gestaltungsspielraums Einschränkungen zu einer allgemeinen Regelung formulieren, ohne dabei allen Besonderheiten Rechnung tragen zu müssen. Die Regelung sei auch nicht unlogisch oder sachwidrig, sondern ohne weiteres mit dem Grundsatz interkommunaler Solidarität vereinbar. Die Verschuldung beruhe regelmäßig auf einem „Ursachenbündel", nicht allein auf dem Verhalten der Gemeinde. (g) Die Berechnung sei auch nicht willkürlich oder unverhältnismäßig, weil auf amtliche Statistiken zurückgegriffen werde. § 19a Abs. 1 S. 4 LSA-FAG-05 verlange, dass die konkrete Verschuldung der Einzelgemeinde in ein Verhältnis zur durchschnittlichen Verschuldung aller Gemeinden einer entsprechenden Größenklasse gesetzt werde; deshalb müssten vergleichbare Daten für alle Gemeinden dieser Größenordnung berücksichtigt werden, was nur gewährleistet sei, wenn sie nach einheitlichen Grundsätzen — wie bei amtlichen Statistiken — erhoben würden. Wenn eine Gemeinde verlange, darüber hinaus Schulden zu berücksichtigen, verstoße dies zudem gegen die von § 19 Abs. 1 S. 4 LSA-FAG-05 vorausgesetzte Schematisierung. Die Beschwerdeführerin versuche hier, ihren vor den Verwaltungsgerichten geführten Rechtsstreit mit dem Statistischen Landesamt vor das Landesverfassungsgericht zu tragen. (h) Die Ansicht, § 19a LSA-FAG-05 sei unverhältnismäßig, weil die Zahlung einer Umlage verlangt werde, ohne dass die betroffene Gemeinde allgemeine Zuwendungen erhalte, sei nicht nachvollziehbar. (i) Fragen des Konnexitätsprinzips nach Art. 87 Abs. 3 LSA-Verf stellten sich in diesem Verfahren nicht. LVerfGE 17
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6. Wegen weiterer Einzelheiten wird auf die von der Beschwerdeführerin eingereichten Anlagen zur Verfassungsbeschwerde und auf die Niederschriften der befassten Ausschüsse (v. 21.10.2004, 10.11.2004, 25.11.2004, 6.12.2004), die Landtagsdrucksachen 4/1835 und 4/1931 sowie auf die Stenographischen Berichte 4/48 und 4/51 Bezug genommen. Gründe: Die Verfassungsbeschwerde der Beschwerdeführerin ist zulässig (1.) und begründet (2.). 1. Die kommunale Verfassungsbeschwerde ist zulässig. 1.1. Das Landesverfassungsgericht ist nach Art 75 Nr. 7 der Landesverfassung - LSA-Verf - vom 23.8.1993 (LSA-GVBL, S. 441), zuletzt geändert durch Gesetz vom 27.1.2005 (LSA-GVB1., S. 44), und §§ 2 Nr. 8; 51 des Gesetzes über das Landesverfassungsgericht - LSA-VerfGG - vom 23.8.1993 (LSA-GVBL, S. 441), zuletzt geändert durch Gesetz vom 26.3.2004 (LSA-GVB1., S. 234), zur Entscheidung über die kommunale Verfassungsbeschwerde gegen formelle Gesetze berufen, von denen geltend gemacht wird, sie verstießen gegen das kommunale Selbstverwaltungsrecht (std. Rspr. seit LVerfG, Urt. v. 31.5.1994 - LVG 2/93 - , LVerfGE 2, 227, 245; Urt. v. 22.2.1996 - LVG 2/95 - , LVerfGE 4, 401, 404). 1.2. Die Beschwerdeführerin ist auch beschwerdebefugt, weil sie durch diese Regelung in ihrem Recht auf Selbstverwaltung aus Art. 2 Abs. 3; 87 Abs. 1 LSAVerf in seiner Ausprägung der Finanzhoheit selbst (1.2.2.), gegenwärtig (1.2.3.) und unmittelbar (1.2.4.) betroffen sein kann; dabei kommt als verletztes Verfassungsrecht ausschließlich die durch Art. 2 Abs. 3; 87 Abs. 1 LSA-Verf garantierte (finanzielle) kommunale Selbstverwaltung in Betracht (1.2.1.). 1.2.1. Eine Verfassungsverletzung kann die Beschwerdeführerin allein (vgl. insoweit Art. 75 Nr. 7 LSA-Verf und § 2 Nr. 8 LSA-VerfGG) aus Art. 2 Abs. 3; 87 Abs. 1 LSA-Verf herleiten; durch Art. 87 Abs. 1 LSA-Verf ist - ohne dass es bei der Rechtsverletzung des Rückgriffs zusätzlich auf Art. 88 LSA-Verf bedürfte — gerade auch die kommunale Finanzhoheit garantiert (LVerfG LSA, Urt. v. 15.1.2002 - LVG 3, 5/01 - , LVerfGE 13, 343, 353). Soweit in dieser Entscheidung auch auf Art. 88 LSA-Verf Bezug genommen wurde, war dies nur wegen der Möglichkeiten notwendig, welche das Land zur Erfüllung seiner Leistungspflicht hat (vgl. bereits Leitsatz, aaO, S. 343, sodann S. 353). Wie schon durch den Wordaut des Art. 75 Nr. 7 LSA-Verf und der §§ 2 Nr. 8; 51 Abs. 1 LSA-VerfGG festgelegt ist, kommt als denkbare Verfassungsverletzung nur Landesrecht in Betracht. Eine Prüfung des Art. 28 Abs. 2 GG ist
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dem Landesverfassungsgericht verwehrt; sie steht allein dem Bundesverfassungsgericht zu. Für die Zulässigkeit ist es nicht erforderlich, dass ein Verstoß gegen das Selbstverwaltungsrecht bejaht wird oder auch nur hinreichend wahrscheinlich ist; vielmehr reicht die nicht offensichtlich auszuschließende Möglichkeit der Verfassungsverletzung aus (vgl. hierzu schon: LVerfG LSA, Urt. v. 31.5.1994 - LVG 3/94 _; Urt. v. 31.5.1994 - LVG 4/94 - , LVerfGE 2, 323, 336; Urt. v. 29.5.1997 LVG 1/96 - , LVerfGE 6, 281, 293; Urt. v. 17.9.1998 - LVG 13/97 - , LVerfGE 9, 361, 365, sowie LVerfG LSA, Urt. v. 27.3.2001 - LVG 1/01 - , LVerfGE 12, 371, 376; Urt. v. 15.1.2002 - LVG 9,12, 13/01 - , LVerfGE 13, 364, 376). Die Beschwerdeführerin kann § 19a LSA-FAG-05 nicht unmittelbar an den Bestimmungen des Art. 106 GG messen lassen; denn für eine solche Prüfung ist das Landesverfassungsgericht nicht zuständig. Allerdings garantiert Art. 87 Abs. 1 LSA-Verf gerade das an Finanzmitteln, was bundesgesetzlich den Kommunen zugestanden ist. So hat auch das Bundesverwaltungsgericht die Positionen aus Art. 106 GG als Teil der Selbstverwaltungsgarantie behandelt, wenn es lediglich eine über den X. Abschnitt des Grundgesetzes — dort findet sich auch Art. 106 GG — hinausgehende eigenständige Abgabenhoheit aus Art. 28 Abs. 2 S. 3 GG verneint hat (BVerwG, Urt. v. 25.3.1998 - BVerwG 8 C 11.97 - , BVerwGE 106, 280, 286 f). Mit dem Selbstverwaltungsrecht abwehren kann die Kommune aber auch eine Umlage iSd Art. 106 Abs. 6 S. 6 GG, welche die kommunale Finanzausstattung in Frage stellt (dazu: BVerfG, Besch! v. 7.2.1991 - 2 BvL 24/84 - , BVerfGE 83, 363, 386; BVerwGE 106, 280, 287) oder zu einer Nivelüerung beim Finanzausgleich führt (BVerfG, Urt. v. 27.5.1992 - 2 BvF 1, 2/88, 1/89. 1/90 - , BVerfGE 86, 148, 250, unter Hinweis auf BVerfG, Urt. v. 24.6.1986 - 2 BvF 1, 5, 6/83, 1/84, 1, 2/85 - , BVerfGE 72, 330, 418 f). Die zum Länderfinanzausgleich entwickelten Grundsätze des Bundesverfassungsgerichts lassen sich auf das Landesverfassungsrecht übertragen, weil Art. 88 Abs. 2 S. 1 LSA-Verf eine dem Bundesverfassungsrecht für den Länderfinanzausgleich ähnliche Regelung im Verhältnis des Landes zu den Gemeinden enthält. Auch die Abgrenzung der Bundesverfassung zwischen Art. 28 Abs. 2 S. 3 GG und Art. 106 Abs. 6 S. 6 GG ist auf das Landesverfassungsrecht übertragbar, weil Art. 2 Abs. 3; 87 Abs. 1 LSA-Verf jedenfalls den Mindeststandard kommunaler Selbstverwaltung garantieren müssen. Mindest-Finanzausstattung und Verbot der Nivelüerung sind denn auch im Landesverfassungsrecht als äußerste Grenzen einer Finanzausgleichsumlage anerkannt (so etwa für Niedersachsen: NdsStGH, Urt. v. 16.5.2001 - StGH 6-9/99, 1/00 - , LVerfGE 12, 255, 281). Unabhängig davon schützt das Selbstverwaltungsrecht die Kommune davor, dass ihr durch die hier angegriffene Umlage zu Unrecht etwas genommen wird, was ihr von Verfassungs wegen an Finanzausstattung zusteht. Keine eigenständige Bedeutung als denkbar verletztem Verfassungsrecht kommt dem - außerhalb der Grundrechte (vgl. dort Art. 20 Abs. 2 S. 1 LSA-Verf) LVerfGE 17
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dem Rechtsstaatsprinzip des Art. 2 Abs. 1 LSA-Verf zu entnehmenden - Grundsatz der Verhältnismäßigkeit (std. Rspr. seit LVerfG LSA, Urt. v. 31.5.1994 LVG 2/93 - , LVerfGE 2, 227, 259) zu; er setzt die Möglichkeit einer Beschwer gerade durch ein den Beschwerdeführer unmittelbar schützendes Recht voraus. Ähnliches gilt für den allgemeinen Gleichheitssatz, auf den sich die Beschwerdeführerin nicht als Grundrecht, wohl aber als den in Art. 7 Abs. 1 LSA-Verf zum Ausdruck kommenden generellen Maßstab allen staatlichen Handelns einschließlich der Gesetzgebung berufen kann (LVerfG LSA, Urt. v. 16.11.2004 - LVG 5/04 —, Internet-Abdruck www.lverfg.justiz.sachsen-anhalt.de, Rn. 25, 26). Ebenso sind die Fragen einer Rückwirkung einzuordnen; auch insoweit ist auf das Rechtsstaatsprinzip zurückzugreifen (vgl. dazu, jeweils mwN: LVerfG LSA, Urt. v. 12.12.1997 - LVG 12/97 - , LVerfGE 7, 304, 330; Urt. v. 7.7.1998 LVG 17/97 - , LVerfGE 9, 329, 342; LVerfG LSA, LVerfGE 13, 343, 356). Gleiches gilt schließlich für die Frage einer Verletzung des Anhörungsrechts (vgl. insoweit zu Art. 90 LSA-Verf und einer evd. ergänzenden Anwendbarkeit des Rechtsstaatsprinzips: LVerfG LSA, LVerfGE 2, 227, 250). Dass sich die Beschwerdeführerin auch auf Bestimmungen des Grundgesetzes oder auf landesverfassungsrechtliche Grundsätze stützt, die nicht selbständig Maßstab für eine Prüfung durch das Landesverfassungsgericht sein können, ist allerdings für die Zulässigkeit dieser Verfassungsbeschwerde unbeachtlich; denn sie hat nur einen einzigen Prüfungsgegenstand (§ 19a LSA-FAG-05), der an Art. 2 Abs. 3; 87 Abs. 1 LSA-Verf gemessen werden kann. Zum Gegenstand ihrer Verfassungsbeschwerde hat die Beschwerdeführerin in der mündlichen Verhandlung klargestellt, dass sie § 20 Abs. 5, 6 LSA-FAG-05 nicht selbständig zur Prüfung stellen und die übrigen in der Verfassungsbeschwerde benannten Vorschriften nur angreifen will, soweit sie durch § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 in Bezug genommen werden. 1.2.2. § 19a LSA-FAG-05 - ein „Landesgesetz" iSd Art 75 Nr. 7 LSA-Verf und der §§ 2 Nr. 8; 51 Abs. 1 LSA-VerfGG - richtet sich an jede Gemeinde mit der dort beschriebenen erhöhten Steuerkraft. Nach dem übereinstimmenden Vortrag der Beschwerdeführerin und der Landesregierung gehört die Beschwerdeführerin zu dieser Gruppe. „Betroffen" sein kann die Beschwerdeführerin in ihrem Selbstverwaltungsrecht allein deshalb, weil von ihr als „abundanter Gemeinde" die neue Finanzausgleichsumlage verlangt wird. Dem steht die Regelung des § 19a Abs. 1 S. 4 LSA-FAG-05 nicht entgegen. Zwar will sich die Beschwerdeführerin mit ihrem Vortrag zur Verschuldung dagegen wehren, dass sie eine Finanzausgleichsumlage jetzt und in Zukunft leisten muss; diese Frage ist aber — ohne dass auf den konkreten Vortrag zur etwaigen Höhe der Verschuldung eingegangen werden muss — ohne Bedeutung, weil die Verfassungsbeschwerde wesentlich auch damit begründet wird, dass in naher Zukunft auf Rücklagen zurückgegriffen werden müsse, wenn die streitige Umlage durchgesetzt werde. Der Beschwerdeführerin kann aber nicht zugemutet werden, LVerfGE 17
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den Ausgang des Verfahrens der Hauptsache in Bezug auf den angefochtenen Bescheid des Landesamts abzuwarten und dann erst im Fall des Unterliegens den Versuch zu unternehmen, die Grundregelung mit einer Verfassungsbeschwerde anzugreifen. Das Landesverfassungsgericht hat im Einklang mit der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG, Beschl. v. 23.6.1987 — 2 BvR 826/83 —, BVerfGE 76, 107, 113) eine kommunale Verfassungsbeschwerde für zulässig gehalten, wenn der Kommune nicht zuzumuten ist, zunächst ein verwaltungsgerichtliches Verfahren zu durchlaufen; denn ihr wäre dann mit Rücksicht auf den Zeitablauf versagt, die Verfassungsbeschwerde noch fristgerecht einzureichen (LVerfG LSA, Urt. v. 13.7.1999 - LVG 20/97 - , LVerfGE 10, 440, 448 = LVerfGE 11,429, 440). 1.2.3. Der Eingriff in die kommunale Finanzhoheit ist auch gegenwärtig; denn die Beschwerdeführerin wird bereits zu einer Finanzausgleichsumlage auf der Grundlage des § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 herangezogen. Die Beschwerdeführerin macht keine erst vage in der Zukunft liegende, sondern eine aktuelle Verletzung ihres Selbstverwaltungsrechts geltend. Die hiergegen vom Land angeführte Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG, Beschl. v. 12.2.1986 - 1 BvR 1578/82 - , BVerfGE 72, 1 ff) ist nicht unmittelbar einschlägig, weil sich die dortige (allgemeine) Verfassungsbeschwerde nur mittelbar gegen eine gesetzliche Vorschrift und unmittelbar gegen ein Urteil gerichtet hat. Zwar sollen die in dieser Entscheidung aufgestellten Grundsätze gerade auch für Verfassungsbeschwerden gegen Gesetze gelten (BVerfGE 72, 1, 5, mit Hinweis auf BVerfG, Beschl. v. 19.12.1951 - 1 BvR 220/51 - , BVerfGE 1, 97, 102 f; sowie auf BVerfGE 60, 360, 371: keine „virtuelle" Betroffenheit ausreichend, sondern „aktuelle" notwendig, um „Popularklagen" zu vermeiden); indessen ist bei kommunalen Verfassungsbeschwerden auch in diesem Zusammenhang der Gesichtspunkt der Zumutbarkeit zu berücksichtigen (vgl. bereits oben unter Hinweis auf BVerfGE 76, 107, 113): Ganz abgesehen davon, dass von der Beschwerdeführerin bereits aktuell eine Finanzausgleichsabgabe gefordert wird, könnte sie später, nach Ablauf der Jahresfrist, keine zulässige Verfassungsbeschwerde mehr erheben, weil sie nicht geltend machen dürfte, erst jetzt durch die Regelung betroffen zu werden (LVerfG LSA, Beschl. v. 7.12.1999 - LVG 7/99 - , LVerfGE 10, 471, 476: Die Jahresfrist des § 48 LSA-VerfGG läuft ab Verkündung der Norm; sie knüpft nicht daran an, wann der Betroffene durch die Normregelung zum ersten Mal belastet wird; unter Hinweis auf: BVerfG, Beschl. v. 6.3.1968 — 1 BvR 975/58 - , BVerfGE 23, 153, 164, sowie daran anschließend: LVerfG LSA, LVerfGE 10, 440, 443 = LVerfGE 11, 429, 434). 1.2.4. Die denkbare Abgabepflicht besteht ferner kraft Gesetzes unmittelbar. Unschädlich ist, dass sie durch Verwaltungsakt des Landes (des Statistischen Landesamts) konkretisiert worden ist (1.2.4.1.) oder dass auf ein Haushaltsdefizit
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oder einen „Rangplatztausch" auch andere Abgaben „kumulativ" einwirken können (1.2.4.2.). 1.2.4.1. Unerheblich ist, dass ein Bescheid über die Umlage ergangen ist und mit Rechtsbehelfen angefochten wird; denn die Leistungspflicht liegt bereits durch die gesetzliche Regelung des § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 fest. Soweit eine „Konkretisierung" durch Verwaltungsakt vorgenommen wird, handelt es sich um eine bloße Ausführungsrechnung ohne jeglichen Spielraum für die anwendende Stelle. Entscheidungen auf der Grundlage des § 19a Abs. 1 LSA-FAG-05 sind nur als (zusätzliche) Beschwer anzusehen, soweit sie einen Titel für Vollstreckungsmaßnahmen setzen, während die eigentliche Belastung für die Gemeinde bereits durch das Gesetz selbst eintritt. So hat auch das Bundesverfassungsgericht die Unmittelbarkeit bejaht, obwohl ein Verwaltungsakt erlassen werden kann, wenn sich die Ableitung der eingreifenden Rechtsfolge bereits aus dem Gesetz ergibt, ohne dass es dafür erst noch eines Vollzugsakts bedürfte (BVerfG, Beschl. v. 18.5.1982 - 1 BvR 602/78 - , BVerfGE 60, 360, 371 sowie BVerfGE 76, 107, 113). Die Rechtslage bei der Finanzausgleichsumlage ist derjenigen bei Einschränkungen des Wahlrechts vergleichbar, wo nicht erst der die Gesetzeslage vollziehende Bescheid — soweit er die Kandidatur für oder die Teilnahme an eine(r) Wahl versagt — die Belastung darstellt, sondern bereits das die Wahlrechtsposition einschränkende Gesetz selbst (vgl. hierzu: LVerfG LSA, LVerfGE 12, 371, 378, mwN); Gleiches hat das Landesverfassungsgericht bei der Fesdegung von Schulzeiten angenommen (LVerfG LSA, LVerfGE 13, 364, 377). Das beanstandete Gesetz bestimmt nicht lediglich einen Rahmen für den Eingriff, indem es die Verwaltung zu Maßnahmen bloß ermächtigt, so dass erst die spätere Verwaltungsentscheidung in Rechte des Betroffenen eingreifen kann (LVerfG LSA, Beschl. v. 13.11.2001 - LVG 11/01 - , LVerfGE 12, 394, 396, mit Hinweis auf BVerfG, Beschl. v. 14.5.1985 - 2 BvR 397-399/82 - , BVerfGE 70, 35, 50; Beschl. v. 9.3.1994 - 1 BvR 1369/90 - , BVerfGE 90, 128, 135 f; vgl. auch LVerfG LSA, Beschl. v. 24.7.2001 - LVG 8/01 - , LVerfGE 12, 387, 390). Dem steht die von der Landesregierung angeführte Rechtsprechung (LVerfG LSA, LVerfGE 11, 429, 440) nicht entgegen; die zitierte Stelle bestätigt geradezu das hier vertretene Ergebnis: Das Landesverfassungsgericht hat — worauf bereits oben (im Abschn. 1.2.3.) hingewiesen worden ist — im Einklang mit der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts (BVerfGE 76, 107, 113) eine kommunale Verfassungsbeschwerde für zulässig gehalten, auch wenn die angegriffene Norm noch durch Verwaltungsakt konkretisiert wird, weil der Kommune nicht zuzumuten ist, erst das verwaltungsgerichtliche Verfahren zu durchlaufen, um dann später mit ihrer Verfassungsbeschwerde wegen Fristablaufs abgewiesen zu werden. Der Gesichtspunkt der Zumutbarkeit spricht eher für als gegen die Zulassung der Verfassungsbeschwerde in der hier zu beurteilenden Fallkonstellation. Es handelt sich auch nicht um den Sonderfall, dass die Beschwer unmittelbar erst LVerfGE 17
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durch eine Verordnung eintreten kann, zu welcher das Gesetz lediglich ermächtigt (LVerfG LSA, LVerfGE 11, 429, 440 = LVerfGE 10, 440, 448). 1.2.4.2. Die Unmittelbarkeit des Eingriffs gerade durch § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 entfällt nicht deshalb — wie die Landesregierung meint —, weil nicht allein durch diese Abgabe, sondern möglicherweise erst durch eine „Kumulation" von Kreisumlage sowie Gewerbesteuerumlage und schließlich Finanzausgleichsumlage eine Belastung der Beschwerdeführerin eintrete; denn die hier zu beurteilende Verfassungsbeschwerde kann sich nicht gegen die Rechtsgrundlagen für diese weiteren Abgaben wenden, weil die Jahresfrist insoweit abgelaufen ist; ihr Gegenstand ist vielmehr ausschließlich die neu eingeführte Finanzausgleichsabgabe, welche die Beschwerdeführerin aus unterschiedlichen Gründen für nicht verfassungsgemäß hält. Außerdem geht auch der Gesetzgeber selbst davon aus, dass die Bemessungsgrundlagen für die bisherigen Umlagen bei der Berechnung der Finanzausgleichsumlage unverändert erhalten bleiben sollen (§19 Abs. 2 LSAFAG-05). Aus den gleichen Erwägungen ist es unbeachtlich, ob und in welchem Umfang das Land für diese anderen Umlagen entscheidungsbefugt ist oder ob und in welchem Umfang den entscheidenden Stellen bei Ausführung dieser anderen Rechtsgrundlagen Ermessen zusteht. Gleichfalls ohne Bedeutung ist, dass die anderen Umlagen, soweit sie auf Landesrecht beruhen, konstitutiv durch Verwaltungsakt gegenüber der umlagepflichdgen Gemeinde festgesetzt werden (vgl. insoweit OVG LSA, Urt. v. 18.3.1998 - A 2 S 96/96 - Verwaltungsgemeinschaft; Beschl. v. 23.11.2004 - 2 L 128/02 - Kreisumlage). 1.3. Die Verfassungsbeschwerde ist formgerecht und innerhalb der Jahresfrist der §§ 51 Abs. 2, 48 LSA-VerfGG erhoben worden. 2. Die Verfassungsbeschwerde ist auch begründet. Formelle Mängel haben keinen Einfluss auf das Ergebnis (2.1.); die fehlende „Folgenabschätzung" führt aber aus materiellen Gründen (2.2.) zur Unvereinbarkeit des § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 mit der Garantie kommunaler Selbstverwaltung (Art. 2 Abs. 3; 87 Abs. 1 LSA-Verf). Die verfassungswidrige Bestimmung ist mit der Landesverfassung lediglich unvereinbar und nicht nichtig (2.3.). 2.1. Die Beschwerdeführerin kann sich nicht mit Erfolg auf eine unterbliebene Anhörung (2.1.1.) oder auf Mängel bei der „Folgenabschätzung" (2.1.2.) berufen. 2.1.1. Der von der Beschwerdeführerin gerügte Anhörungsmangel liegt nicht vor. Art. 90 LSA-Verf ist — was sie nicht verkennt — als Sonderregelung für Gebietsänderungen nicht unmittelbar einschlägig. Eine Ausdehnung auf jede „schwer wiegende" Auswirkung eines Gesetzes auf die Kommune verbietet sich; denn Art. 90 LSA-Verf ist nur für Eingriffe gedacht, welche den Status der Kommune LVerfGE 17
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betreffen, und trägt insoweit dem Rechtsstaatsgebot Rechnung, weil es nach der geschichtlichen Entwicklung der kommunalen Selbstverwaltung zum „Kernbereich" rechnet, dass Bestands- und Gebietsänderungen nur aus Gründen des öffentlichen Wohls und nach vorheriger Anhörung der betroffenen Gebietskörperschaft vorgenommen werden dürfen (vgl. grundlegend: BVerfG, Beschl. v. 27.11.1978 - 2 BvR 165/75 - , BVerfGE 50, 50, 50/51). Dem Zweck einer Anhörung, sich hinreichend zu informieren und die Interessenlagen zu erkunden, genügt der Gesetzgeber auch, wenn er — wie hier — die kommunalen Spitzenverbände beteiligt (vgl. § 151a der Gemeindeordnung für das Land Sachsen-Anhalt — LSA-GO - vom 5.10.1993, LSA-GVBL, S. 568, zuletzt geändert durch Gesetz vom 22.3.2006, LSA-GVB1., S. 128; vgl. auch § 73a LSA-LKO), welche die Belange der von ihnen vertretenen Mitglieder darlegen. Dabei bleibt ohne Bedeutung, dass nicht alle Gemeinden durch den Städte- und Gemeindebund SachsenAnhalt repräsentiert werden. Selbst wenn gegen dieses (einfach-gesetzliche) Anhörungsrecht verstoßen worden wäre, könnte das die Gültigkeit des gleichwohl erlassenen Gesetzes nicht berühren (Klang/ Gundlach Gemeindeordnung und Landkreisordnung für das Land Sachsen-Anhalt, 2. Aufl., GO § 151a Rn. 2, S. 553; Becker/Fischer/Pampel/Ulrich Gemeindeordnung für das Land Sachsen-Anhalt, 3. Aufl., § 151a Anm. 1). 2.1.2. Für das Ergebnis dieses Verfahrens kann unentschieden bleiben, ob der Gesetzgeber die Folgen seiner in Aussicht genommenen gesetzlichen Regelung in vollem Umfang abgeschätzt hat; die Materialien lassen allerdings nicht erkennen, dass er der Anregung des Städte- und Gemeindebunds Sachsen-Anhalt nachgegangen ist, die Auswirkungen des § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 auf jede der potenziell betroffenen Gemeinden im Weg von Modellrechnungen zu überprüfen. Das ist insbesondere bei der Gemeinde Sössen (vgl. Parallelverfahren LVG 7/05) nicht geschehen, obwohl deren Steuerkraft Gegenstand einer Diskussion während der Ausschussberatungen gewesen war. Ein darauf gestützter Verfahrensmangel führt nämlich — für sich genommen — nicht zur Verfassungswidrigkeit der beschlossenen gesetzlichen Regelung. Das Landesverfassungsgericht hat bereits entschieden, dass formelle Mängel nur dann beachtlich sein können, wenn die Verfassung selbst Verfahrensschritte fesdegt (LVerfG LSA, LVerfGE 10, 440, 447, 467 = LVerfGE 11, 429, 455, 458). In den übrigen Fällen kommt es allein darauf an, ob die Regelung inhaltlich mit der Verfassung vereinbar ist. 2.2. § 19a LSA-FAG-05 ist mit der Garantie kommunaler Selbstverwaltung unvereinbar, weil das Gesetz — ohne dass Teile der Konzeption, einzeln betrachtet, verfassungswidrig wären (2.2.1.) — keine Vorsorge dagegen trifft, dass eine kreisangehörige Gemeinde im Einzelfall über die verfassungsrechtlichen Grenzen hinaus „abgeschöpft" wird oder sie in eine Position „nivelliert" wird, welche sie
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im Vergleich zu den verschonten Gemeinden im Ergebnis erheblich schlechter stellt (2.2.2.)· 2.2.1. Die Umlage nach § 19a LSA-FAG-05 nimmt den Gemeinden grundsätzlich nichts, was ihnen als Bestand der finanziellen Selbstverwaltung zusteht (2.2.1.1.). Die durch § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 angeordnete Berechnung ist nicht — für sich genommen — bereits verfassungswidrig (2.2.1.2.). Gleiches gilt für § 20 LSA-FAG-05 (2.2.1.3.). 2.2.1.1. Ein verfassungswidriger Eingriff in die kommunale finanzielle Selbstverwaltung liegt nicht schon darin, dass das Land von einer Gruppe „reicher" Gemeinden überhaupt eine Umlage erhebt und den Ertrag zur Stützung „armer" Gemeinden verwendet. Ein solcher interkommunaler Finanzausgleich ist vielmehr durch Art. 88 Abs. 2 S. 1 LSA-Verf gedeckt. Mit der Umverteilung auf Kosten „reicher" und zu Gunsten „armer" Gemeinden nimmt das Land keine primär staatliche Aufgabe wahr; denn es erfüllt gegenüber den Gemeinden mit niedriger Finanzkraft keinen gegen das Land gerichteten Leistungsanspruch aus Landesmitteln nach Art. 88 Abs. 1 LSA-Verf, sondern verteilt kommunales Finanzaufkommen innerhalb der Kommunen. Die Umverteilung kann eine leistungsstarke Gemeinde nicht mit der auf ihr Recht auf Selbstverwaltung (Art. 2 Abs. 3; 87 Abs. 1 LSA-Verf) gestützten Erwägung abwehren, die Einkünfte aus Gewerbesteuermitteln ständen ihr von Bundesverfassungsrechts wegen (Art. 106 Abs. 6 S. 2 GG) zu; denn es ist anerkannt, dass eine landesgesetzliche Umlage auch zum Ausgleich der allgemeinen Finanzkraft oder für besondere Aufwendungen erhoben werden darf (BVerfGE 83, 363, 389 f; BVerwGE 106, 280, 284 f; ebenso zuvor OVG NW, Urt. v. 18.3.1997 - 15 A 166/94 - , JURIS; bestätigend Pienth in; Jarass/Pieroth, GG, 6. Aufl., Art. 106 Rn. 17, S. 1129; einschränkend Kluth Umlagen nach Art. 106 Abs. 6 GG als Instrumente zwischengemeindlichen Finanzausgleichs, DÖV 1994, 456, 458, 464). Mit einer solchen Umlage dürfen gerade auch „allgemeine Finanzausgleichseffekte erzielt" werden (BVerfGE 86, 363, 393). Notwendig ist dann allein, dass das Aufkommen aus der Umlage „im kommunalen Raum verbleibt" (BVerwGE 106, 280, 284; ebenso zuvor OVG NW, aaO, Rn. 12; vgl. auch BVerfGE 83, 363, 389 f, 391). Den Charakter des bloß interkommunalen Finanzausgleichs (Art. 88 Abs. 2 S. 1 LSA-Verf) verliert die Umlage nach § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 nicht schon deshalb, weil sie dem „Ausgleichsstock" des § 12 LSA-FAG-05 zugeführt wird (§ 19a Abs. 1 S. 2 LSA-FAG-05), aus dem heraus auch die Landesmittel nach den Grundsätzen des Art. 88 Abs. 1 LSA-Verf an bedürftige Gemeinden verteilt werden. Es handelt sich insoweit nur um eine verwaltungstechnische Abwicklungsmaßnahme, welche die Zuordnung der Umlagemittel nicht verändert; denn das Aufkommen selbst „verbleibt im kommunalen Raum". Das Land erfüllt mit diesen Mitteln auch keine ihm nach Art. 88 Abs. 1 LSA-Verf obliegende finanLVerfGE 17
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zielle Leistungspflicht, sondern „sorgt" (vgl. den Wortlaut des Art. 88 Abs. 1 LSAVerf) durch den interkommunalen Finanzausgleich (Art. 88 Abs. 2 S. 1 LSA-Verf) zusätzlich für angemessene Finanzmittel bei den Gemeinden. Das Land ist dabei lediglich „Veranstalter" und nicht „Nutznießer" der Finanzausgleichsumlage nach § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 (zu dieser Terminologie vgl.: BVerfGE 83, 363, 390; BVerwGE 106, 280, 284). Der mit der Finanzausgleichsumlage verfolgte Zweck (interkommunaler Finanzausgleich) ist als sachlicher Grund anzuerkennen (vgl. zum „bündischen Einstehen" der Länder für einander: BVerfGE 72, 330, 386 f, 397). Die Erhebungsgrenzen des § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 - 50% Überschuss und 30% Abschöpfung — halten sich innerhalb des dem Landesgesetzgeber gewährten Gestaltungsspielraums (vgl. insoweit BVerfG, Urt. v. 6.11.1984 — 2 BvL 19, 20/83, 2 BvR 363, 491/83 - , BVerfGE 67, 256, 288 fund BVerfGE 72, 330, 390, jeweils zur bundesstaatlichen Finanzverfassung; vgl. auch BVerfG, Beschl. v. 17.7.2003 - 2 BvL 1, 4, 6, 16, 18/99, 1/01 - , BVerfGE 108, 186, 233 zur Altenpflegeausbildung). Wegen der sich aus anderen Gründen ergebenden Verfassungswidrigkeit der Regelung kann hier unentschieden bleiben, ob § 19a Abs. 1 S. 1, 2 LSA-FAG-05 ein „System" entnommen werden muss, dass ein interkommunaler Finanzausgleich nur innerhalb kreisangehöriger Gemeinden stattfinden soll. Dann wäre bei Anwendung des § 12 Abs. 1, 3, 4 LSA-FAG-05 („Kommunen" = alle Gemeinden und zusätzlich die Landkreise [Art. 87 Abs. 1 LSA-Verf]) nicht gewährleistet, dass die „abgeschöpften" Mittel auch nur an kreisangehörige Gemeinden zurückfließen. Offen bleiben kann gleichfalls die weitere Frage, ob die Lücke durch eine verfassungskonforme Auslegung geschlossen werden könnte. Ebenso wenig bedarf einer Klärung, ob sichergestellt sein muss, dass das Aufkommen aus der Finanzausgleichsumlage aus dem „Ausgleichsstock" vollständig wieder an die Gemeinden zurückfließen muss, ohne dass es Teil der „Finanzausgleichsmasse" des § 3 LSA-FAG-05 werden kann. 2.2.1.2. Die Regelung des § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 begegnet ferner grundsätzlich insoweit keinen verfassungsrechtlichen Bedenken, als sie auf die Berechnungsmethoden für die allgemeinen Zuweisungen (§§ 7, 8 LSA-FAG-05) verweist. Das gilt sowohl für die Frage der „fiktiven" Hebesätze (2.2.1.2.1.) als auch für den Drei-Jahres-Zeitraum für die Bewertung der Gewerbesteuereinnahmen (2.2.1.2.2.); für sich genommen nicht verfassungswidrig ist es schließlich, dass die Gewerbesteuerumlage bei den Einnahmen eingerechnet wird (2.2.1.2.3.) oder dass die Finanzausgleichsumlage zusätzlich zu — vor allem — der Kreisumlage erhoben wird (2.2.1.2.4.). 2.2.1.2.1. Mit dem Selbstverwaltungsrecht (Art. 2 Abs. 3; 87 Abs. 1 LSAVerf) lässt sich nicht abwehren, dass die Berechnung nach § 19a Abs. 1 S. 1 LSALVerfGE 17
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FAG-05 iVm § 8 Abs. 2 Nr. 2 LSA-FAG-05 nicht die konkret in der betroffenen Gemeinde geltenden, sondern sog. „fiktive" Hebesätze („gewogener Durchschnitt der Hebesätze") zu Grunde legt. Das Land darf vielmehr verhindern, dass sich eine Gemeinde durch besonders niedrige Hebesätze selbst „bedürftig macht", um entweder Leistungen aus Landesmitteln zu erhalten oder einer Umlage zu entgehen. Nach der höchstrichterlichen Rechtsprechung gilt es als legitimes Anliegen, sog. „Steueroasen" zu verhindern (BVerwGE 106, 280, 288; vgl. auch BVerfG, Beschl. v. 21.5.1968 - 2 BvL 2/61 - , BVerfGE 23, 353, 371: besondere Heranziehung „hochabundanter" Gemeinden zur Kreisumlage). Durch die Garantie kommunaler Selbstverwaltung ist das Recht auf Steuererhebung nicht derart geschützt, dass es dem Land verboten wäre, neben der Ansiedlungspolitik einer Gemeinde eine eigenständige Gewerbe- und Industeieansiedlungspolitik zu betreiben (BVerfGE 23, 353, 371). Nicht vom Landesverfassungsgericht zu bewerten ist das politische und wirtschaftliche Risiko, ob bestimmte Betriebe, die sich nur um des besonderen Steuervorteils willen angesiedelt haben, durch „fiktive" Hebesätze und einen dadurch ausgeübten Druck, den Hebesatz in der betroffenen Gemeinde zu erhöhen, veranlasst sein können, nicht nur diese Gemeinde, sondern das Land insgesamt zu verlassen. Der Rückgriff auf den „fiktiven" Hebesatz des § 8 Abs. 2 Nr. 2 LSA-FAG05 durch § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 lässt die Regelung bei abstrakter Betrachtung nicht deshalb als unverhältnismäßig erscheinen, weil eine Gemeinde, deren Hebesatz unterhalb des „gewogenen Durchschnitts" liegt, etwa zwangsläufig eine nach § 19a Abs. 1 S. 4 LSA-FAG-05 erhebliche Verschuldung erreichen müsste, was sie davon befreien würde, die Umlage nach § 19a Abs. 1 S. 1 LSAFAG-05 zu leisten. Diese Frage ist erkennbar abhängig von dem Grad der Abweichung vom „gewogenen Durchschnitt" sowie von dem Verhalten der übrigen Gemeinden, deren Hebesätze „gewogen" werden und den Durchschnitt bilden. Ebenso wenig eindeutig ist bei abstrakter Betrachtung zu beurteilen, ob ein Unternehmen bei einer Erhöhung des Hebesatzes in der betroffenen Gemeinde tatsächlich abwandert oder ob es neben dem bisherigen Steuervorteil auch andere Standortvorteile nutzt. 2.2.1.2.2. Der nach § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 iVm § 8 Abs. 3 S. 2-5 LSA-FAG-05 zu berücksichtigende Drei-Jahres-Zeitraum bei der Berechnung der Gewerbesteuer ist gleichfalls nicht zu beanstanden. Der durch die Gesetzgebungsmotive belegte sachgerechte Grund für seine Einführung ist die Erwägung, Spitzen in den Ertragslagen einzelner Jahre zu glätten. Die Regelung verstößt auch nicht gegen das Rückwirkungsverbot. Insbesondere handelt es sich um keinen Fall „echter Rückwirkung" („Rückbewirkung von Rechtsfolgen"); denn § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05, der § 8 Abs. 3 S. 2-5 LSA-FAG-05 für seine Berechnung in Bezug nimmt, misst sich selbst keine Geltung für Sachverhalte vor seinem In-Kraft-Treten bei (vgl. zu dieser Voraussetzung: BVerfG, Beschl. v. 22.3.1983 - 2 BvR 475/78 - , BVerfGE 63, LVerfGE 17
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343, 353; Besch! v. 14.5.1986 - 2 BvL 2/83 - , BVerfGE 72, 200, 241 f). Es liegt aber auch keine „unechte Rückwirkung" („tatbestandliche Rückanknüpfung") vor (dazu: BVerfGE 72, 200, 242); denn es sind keinerlei „Vertrauenstatbestände" auf Grund einer früheren Regelung ersichtlich, welche hätten bereits „ins Werk gesetzt" sein können, weil die Finanzausgleichsabgabe erstmals durch § 19a LSAFAG-05 in das bisherige Finanzausgleichsgesetz eingefügt worden ist. Dafür ist unerheblich, dass der Gesetzgeber für die Berechnung auf Grundsätze Bezug nimmt, die für einen anderen Sachverhalt (allgemeine Zuweisungen) gelten und die er dort mit Wirkung für die Zukunft geändert hat. 2.2.1.2.3. Die Finanzausgleichsumlage ist nicht bereits deshalb verfassungswidrig, weil vor der Berechnung nach § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 die Beträge nicht abgesetzt werden, welche als Gewerbesteuerumlage gar nicht bei den Gemeinden verbleiben. Da § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 auf die Berechnungsmethoden für die allgemeinen Zuweisungen zurückgreift, erscheint zunächst systemgerecht, auch bei der Umlage keine anderen Grundsätze gelten zu lassen als bei der Zuwendung. Die Landesverfassung verlangt nicht, Einnahmen von vornherein zu vernachlässigen, welche zwar in der Gemeinde anfallen, ihr aber materiell nicht zustehen und lediglich als „Durchlaufposten" anzusehen sind. Das Recht auf kommunale Selbstverwaltung (Art. 2 Abs. 3; 87 Abs. 1 LSA-Verf) ist erst verletzt, wenn durch die Anrechnung auch der Gewerbesteuerumlage zwangsläufig die eigene Finanzausstattung der Gemeinden in Frage gestellt würde oder wenn die so errechnete Finanzausgleichsumlage zu einer verbotenen „Nivellierung" führen müsste (vgl. BVerfGE 83, 363, 386; BVerwGE 106, 280, 287; NdsStGH, LVerfGE 12, 255, 281). Das lässt sich nicht generell, sondern nur im Einzelfall bewerten. 2.2.1.2.4. Genau so verhält es sich bei der Frage, ob die Kumulation von Umlagen (Kreis- und Finanzausgleichsumlage) etwa zwangsläufig derart in die Finanzwirtschaft der Gemeinden eingreift, dass diese in ihrer eigenen Finanzausstattung über das nach Art. 2 Abs. 3; 87 Abs. 1; 88 Abs. 1 LSA-Verf zulässige Maß hinaus beeinträchtigt würden. § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 lässt sich allerdings nicht so verstehen, dass um den Preis der nach festen Regeln zu bestimmenden Finanzausgleichsumlage willen die übrigen — nach Ermessen zu errechnenden — Umlagen notfalls gemindert werden müssten. Gegen eine solche Auslegung spricht schon der Wordaut des § 19a Abs. 2 LSA-FAG-05, der die Bemessungsgrundlagen für die anderen Umlagen ausdrücklich nicht in Frage stellen will. Ganz abgesehen davon würde in die gleichwertig geschützte Finanzhoheit der Kreise eingegriffen (Art. 87 Abs. 1 LSA-VerfG: „Kommunen" = auch Landkreise), wenn diese bei der ihnen allein eröffneten Finanzierungsmöglichkeit (vgl. insoweit Art. 88 Abs. 1, 3 LSA-Verf) über eine Umlage deshalb zurücktreten müssten, weil das Land jedenfalls „abun-
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dante Gemeinden" um des innergemeindlichen Finanzausgleichs willen „abschöpfen" wiü. Bei diesem Hintergrund kann wiederum nur im Einzelfall und nicht schon generell angenommen werden, dass das Hinzutreten auch noch der Finanzausgleichsumlage zu den anderen Umlagen in verfassungsrechtlich erheblicher Weise in die gemeindliche Finanzhoheit eingreift oder zu einer Nivellierung führt. 2.2.1.3. Verfassungsgemäß ist entgegen der Auffassung der Beschwerdeführerin die Regelung des § 20 Abs. 5, 6 LSA-FAG-05; denn es ist systemgerecht, bei der Berechnung der Umlage nach § 19a Abs. 1 LSA-FAG-05 in gleicher Weise auf allein statistische (§ 20 Abs. 5 LSA-FAG-05) oder gleichwertige (§ 20 Abs. 6 LSAFAG-05) Unterlagen zurückzugreifen wie bei der unmittelbaren Anwendung der §§ 7, 8 LSA-FAG-05. Dies sichert die Vergleichbarkeit der Daten für die Gemeinden innerhalb einer Gruppe deshalb, weil sie nach den gleichen Grundsätzen erhoben werden, die durch Bundesrecht vorgegeben sind (vgl. § § 1 , 5 Abs. 1 des Gesetzes über die Statistik für Bundeszwecke (Bundesstatistikgesetz) — BStatG — vom 22.1.1987, BGBl I 462, 565, zuletzt geändert durch Gesetz vom 9.6.2005, BGBl I 1534, 1535, sowie die näheren Vorschriften im Gesetz über die Statistiken der öffentlichen Finanzen und des Personals im öffentlichen Dienst (Finanz- und Personalstatistikgesetz) - FPStatG - idF d. Bek. v. 22.2.2006, BGBl I 438). Bei diesem Ergebnis kann unerörtert bleiben, ob die ausdrücklich nur für die „Leistungsgewährung" geschaffenen § 20 Abs. 5, 6 LSA-FAG-05 entsprechend auf die Fälle des § 19a Abs. 1 LSA-FAG-05 angewendet werden sollen. 2.2.1.4. Ohne Auswirkung ist allerdings die Rüge der Beschwerdeführerin, sie müsse die Umlage nach § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 zahlen, ohne allgemeine Zuwendungen nach §§ 5 ff LSA-FAG-05 zu erhalten; denn dies liegt am Berechnungssystem der §§ 7, 8 LSA-FAG-05, das in beiden Fällen auf den Vergleich der Bedarfsmesszahl mit der Steuerkraftmesszahl der Gemeinde abstellt. Gleichfalls unerheblich ist die Erwägung, die Beschwerdeführerin müsse nunmehr auf Leistungen nach Art. 87 Abs. 3 LSA-Verf bestehen, nachdem die Finanzausgleichsumlage eingeführt worden sei; denn abgesehen davon, dass die Gegenstände nicht bezeichnet sind, für welche eine Kostenbeteiligung des Landes erwartet wird, kann die Beschwerdeführerin etwaige gesetzliche Regelungen nach Ablauf der Jahresfrist nicht mehr nachträglich angreifen, wenn sie sich jetzt erst durch sie belastet fühlt (LVerfG LSA, LVerfGE 10, 471, 476). 2.2.2. Die gegenwärtig geregelte Finanzausgleichsumlage ist indessen mit dem Recht auf kommunale Selbstverwaltung (Art. 2 Abs. 3; 87 Abs. 1 LSA-Verf) so nicht vereinbar, weil das Finanzausgleichsgesetz keine Vorsorge dagegen trifft, dass eine kreisangehörige Gemeinde im Einzelfall über die verfassungsrechtlichen Grenzen hinaus „abgeschöpft" wird oder sie in eine Position „nivelliert" wird, welche sie im Vergleich zu den verschonten Gemeinden erheblich schlechter stellt. LVerfGE 17
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Eine konkrete Einzelfàlle berücksichtigende Ausnahmeregelung ist erforderlich (2.2.2.1.); sie ist im bisherigen Finanzausgleichsgesetz nicht enthalten (2.2.2.2.) und kann auch nicht im Weg verfassungskonformer Auslegung hineininterpretiert werden (2.2.2.3.). 2.2.2.1. Mögen auch - wie sich im Abschnitt 2.2.1. gezeigt hat — einzelne Elemente der Berechnungsmethoden generell verfassungsgemäß sein, so ist doch auch angesichts der Modellrechnung der Landesregierung für einen konkreten Zeitraum nicht auszuschließen und von ihr — insbesondere in der mündlichen Verhandlung vom 28.3.2006 — auch nicht in Abrede gestellt worden, dass die strikte Anwendung der Berechnung im Einzelfall die verfassungsrechtlichen Grenzen bei einer einzelnen Gemeinde in einzelnen Jahren überschreiten kann. Dies gilt vor allem für den verfassungsrechtlich geschützten Bereich der Mindestausstattung mit Finanzmitteln zur Erfüllung eigener Aufgaben, aber gleichermaßen für die nach den Gesetzesmaterialien nicht ersichtlich behandelte Gefahr der verbotenen Nivellierung; hier wird die Grenze — unabhängig von der Frage ausreichender Finanzausstattung — bereits überschritten, wenn die Finanzkraft der umlagepflichtigen Gemeinden verändert wird. Insoweit ist wegen der Ähnlichkeit der Grundsätze über den Länderfinanzausgleich einerseits (Art. 107 GG) und des interkommunalen Finanzausgleichs andererseits (Art. 88 Abs. 2 S. 1 LSA-Verf) die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts (BVerfGE 72, 330, 418 f; 86, 148, 250 f) im Kern übertragbar. Dabei kommt es nicht darauf an, dass sich — wie die Landesregierung vorträgt — schon durch Veränderungen der äußeren Umstände bei den allgemeinen Zuweisungen der Rangplatz einer Gemeinde innerhalb ihrer Gruppe jährlich ändern kann und geändert hat, sondern allein darauf, ob die Gemeinde bei einer bestimmten Jahresberechnung nach §§ 7, 8 LSAFAG-05 ihren besseren Rangplatz allein dadurch verliert, dass sie zu Gunsten der übrigen Gemeinden eine Finanzausgleichsumlage in bestimmter Höhe zahlen muss. Die Gefahr, dass entweder übermäßig in die kommunale Finanzhoheit eingegriffen wird oder dass eine Nivellierung stattfindet, ist nicht bereits durch die in § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 selbst gesetzten Erhebungsgrenzen offensichtlich ausgeschlossen. Sie entsteht, weil sich bei der Berechnung „fiktive" Hebesätze und/oder die Anrechnung auch der Gewerbesteuerumlage und/oder die Kumulation von Umlagen im Einzelfall negativ auswirken können. Der Auffassung der Landesregierung, hierüber könne jeder „sachlich vertretbare" Grund hinweghelfen, ist nicht zu folgen. Ganz abgesehen davon, dass sie nur zur Frage der Nivellierung vertreten wird, kann sie auch dort mit der Rechtsprechung des Verfassungsgerichtshofs Rheinland-Pfalz (VfGH RP, Entsch. v. 30.1.1998 - VGH Ν 2/97 - , DÖV 1998, 505 ff) nicht begründet werden; denn die Entscheidung befasst sich allein mit der Frage, ob ein sachlicher Grund es rechtfertigen könnte, „bedürftigen" Gemeinden Mittel so zuzuweisen, dass Finanzkraftunterschiede nivelliert werden (VfGH RP DÖV 1998, 505, Leitsatz 2). LVerfGE 17
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Hier geht es aber um die Frage, ob bei einer sog. „abundanten" Gemeinde Mittel abgeschöpft werden dürfen. Die Landesregierung kann ihre Auffassung auch nicht damit rechtfertigen, dass in anderen Bundesländern gleichfalls „abundante Gemeinden" abgeschöpft würden und dass dies für Niedersachsen die Billigung des dortigen Staatsgerichtshofs gefunden habe; denn dieser hat die Beteiligung steuerkräftiger Gemeinden nur im Grundsatz gebilligt, aber deutlich darauf hingewiesen, dass die angemessene Finanzausstattung der betroffenen Gemeinde nicht in Frage gestellt werden (Antasten eines „substantiellen Finanzspielraums zur eigenverantwortlichen Aufgabenwahrnehmung) und keine Nivellierung stattfinden darf (NdsStGH, LVerfGE 12, 255, 281). Eine Vorsorge gegen die Gefahr der verfassungsrechtlich erheblichen Grenzüberschreitung aus einem der beiden Gründe ist nicht dadurch zu treffen, dass das zuständige Ministerium zusichert, den notwendigen Ausgleich „bei der Haushaltsaufstellung" vorzunehmen, dass das Land sonst einen verfassungskonformen Ausgleich verspricht oder eine bestimmte Handhabung durch ministerielle Erlasse absichert. Vielmehr ist es gerade wegen der generalisierenden Berechnung erforderlich, dass das Gesetz selbst den denkbaren Ausnahmefall entweder regelt oder wenigstens die Ermächtigung schafft, im Einzelfall der Grenzüberschreitung von der Erhebung der Finanzausgleichsabgabe abzusehen oder sie zu mindern. Das Land kann sich nicht mit Erfolg auf die bisherige Rechtsprechung im Land Sachsen-Anhalt berufen. Soweit das Landesverfassungsgericht den Kommunen im Rahmen der Finanzausstattung nach Leistungsfähigkeit des Landes auch eine Verschuldung zugemutet hat (LVerfGE 11, 429, 455 f), betraf dies ausschließlich den Umfang der Leistungen des Landes an die Gemeinden aus Art. 88 Abs. 1 LSA-Verf (vgl. den Zusammenhang mit S. 454 aaO) und rechtfertigt es nicht im Rahmen des Art. 88 Abs. 2 S. 1 LSA-Verf, die Gemeinden, bei denen die Finanzausgleichsabgabe abgeschöpft werden soll, „in die Verschuldung zu treiben". Ohne Aussagewert ist, ob und in welchem Umfang die Gleichwertigkeit oder Gleichgewichtigkeit von staatlichen und kommunalen Aufgaben anzunehmen ist (Hinweis auf LVerfGE 11, 429, 456); denn es geht nicht um die Leistungsfähigkeit des Landes im Rahmen des Art. 88 Abs. 1 LSA-Verf - nur diese Bestimmung wird in dem Zitat ausdrücklich benannt —, sondern um einen durch Art. 88 Abs. 2 S. 1 LSA-Verf zugelassenen interkommunalen Finanzausgleich. Die Ansicht, der Gestaltungsspielraum des Gesetzgebers könne sich auf abstrakt-generelle Aussagen beschränken, ohne auf die Verhältnisse in einer konkreten Gemeinde abzustellen (LVerfGE 11, 429, 457 f), schließlich bezog sich wiederum nur auf Fragen des Art. 88 Abs. 1 LSA-Verf, hier konkretisiert, inwieweit das Land den Kommunen Sparverhalten zumuten darf, wenn es sich selbst bei seinem eigenen Haushalt daran nicht hält. Daraus ist keinesfalls abzuleiten, dass sich der Landesgesetzgeber generell mit allein abstrakten Regelungen begnü-
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gen darf, wenn er Eingriffe in die Finanzhoheit von Kommunen vornimmt, indem er bei diesen vorgeblich „überschüssige" Finanzmittel abschöpft. Auch der Rückgriff auf die zitierte Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts des Landes Sachsen-Anhalt (OVG LSA, Urt. v. 6.5.2003 - 1 L 498/02 - ) versagt; denn sowohl aus dem Leitsatz (2) als auch aus dem Begründungstext (Intranet-Ausdruck, S. 4 f) folgt, dass es sich um das Ausmaß einer Privilegierung (hier: Ausnahme von einer strengen Abgabenpflicht) handelte, bei welcher das Gericht hingenommen hat, dass angesichts der vorzunehmenden Auslegung sich auch solche Beitragspflichtigen auf die Privilegierung berufen können, für welche sie nach dem Willen des Gesetzgebers ursprünglich nicht gedacht war. Anwendungsfall ist dort das Ausmaß einer Begünstigung, nicht — wie hier — der Umfang einer Belastung. Hingenommen werden kann, dass nicht jeder denkbare Einzelfall ausdrücklich im Gesetz selbst abstrahierend geregelt ist; dann aber muss eine gesetzliche Regelung zur Handhabung von Ausnahmefállen vorhanden sein, um den Verfassungsverstoß zu vermeiden. 2.2.2.2. Eine solche, die verfassungsrechtliche Grenze berücksichtigende Regelung ist im bisherigen Finanzausgleichsgesetz nicht enthalten. Sie folgt auch nicht aus § 12 Abs. 1 S. 2 LSA-FAG-05. Schon sein Wordaut zeigt, dass die Bestimmung Härten bei Durchführung des Gesetzes ausgleichen und dabei auf den „Ausgleichsstock" zurückgreifen will. § 12 Abs. 1 S. 2 LSA-FAG-05 regelt mit anderen Worten nur, wann Leistungen aus dem „Ausgleichsstock" zu erhalten, nicht wann in diesen einzuzahlen ist. Wenn zusätzliche Leistungen gewährt werden sollen, wird verfassungsrechtlich äußerstenfalls der Leistungsanspruch der Gemeinden gegen das Land aus Art. 88 Abs. 1 LSA-Verf betroffen. Bei § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 handelt es sich aber nicht um die Frage der Leistungsgewährung, sondern darum, ob und in welchem Umfang das Land in eine vorhandene Finanzausstattung eingreifen darf, um interkommunalen Finanzausgleich iSd Art. 88 Abs. 2 S. 1 LSA-Verf zu veranstalten. Um eine verfassungswidrige Umlage abzuwehren, kann die betroffene Gemeinde schwerlich auf Leistungen aus dem „Ausgleichsstock" verwiesen werden; denn sie müsste gleichsam vorleisten, um sich anschließend subventionieren zu lassen. Dieses Missverhältnis lässt nicht dadurch lösen, dass Umlage und potenzielle Leistung mit einander verrechnet werden. Das folgt vor allem daraus, dass die „Härteregelung" des § 12 Abs. 1 S. 2 LSA-FAG-05 auf „den Ausgleichsstock" und damit auf die übrigen Regelungen des § 12 LSA-FAG-05 verweist, wonach die Leistung im Ermessen der Landesverwaltung steht sowie von Bedingungen oder Auflagen abhängig gemacht werden kann (§12 Abs. 5 LSA-FAG-05) und wonach bei Haushaltsfehlbeträgen verlangt werden darf, dass die Gemeinde ein Haushaltskonsolidierungskonzept aufstellt (§ 12 Abs. 3 S. 3 LSA-FAG-05). LVerfGE 17
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Ganz abgesehen davon wären mit einer „Verrechnung" von Leistungen aus dem „Ausgleichsstock" nur die Fälle zu erfassen, in welchen die Umlage die Grenzen der finanziellen Mindestausstattung der Gemeinde überschreitet, nicht aber auch der weiter zu berücksichtigende Fall der verfassungswidrigen Nivellierung. 2.2.2.3. Diese Lücke lässt sich nicht im Weg verfassungskonformer Auslegung schließen; denn sie kommt nur in Betracht, wenn eine Gesetzesauslegung nach den üblichen Methoden (Wortlaut, Systematik, Entstehungsgeschichte) zu widerstreitenden Ergebnissen führt; dann kann nur diejenige Auslegung gelten, welche der Verfassung entspricht, wie das Landesverfassungsgericht in Anlehnung an das Bundesverfassungsgericht bereits entschieden hat (LVerfG LSA, Urt. v. 29.8.2000 - LVG 1/00 - , LVerfGE 11, 462, 475, unter Hinweis auf BVerfG, Besch! v. 15.6.1983 - 1 BvR 1012/79 - , BVerfGE 64, 229, 242, mwN; Urt. v. 24.4.1985 - 2 BvF 2-4/83, 2/84 - , BVerfGE 69,1, 55). An dieser Voraussetzung fehlt es; denn das Landesverfassungsgericht kann § 12 Abs. 1 S. 2 LSA-FAG-05 nicht über den geregelten „Härtefall" hinaus - etwa im Weg der Analogie, für die es ohnedies an der notwendigen gesetzgeberischen Lücke fehlen würde — aus eigener Macht eine weiter gehende Bedeutung beimessen. Damit würde es gegen die Gestaltungsfreiheit des Gesetzgebers verstoßen. Dieser hat nämlich außer der Variante, die bisherige Regelung des § 19a Abs. 1 S. 1 LSA-FAG-05 mit ihrem Rückgriff auf §§ 7, 8 LSA-FAG-05 bestehen zu lassen und lediglich die Grenzüberschreitung zu verhindern, auch andere Möglichkeiten, die Grenzen der finanziellen Selbstverwaltung (Art. 2 Abs. 3; 87 Abs. 1 LSA-Verf) zu wahren: Er kann die Bedingung für eine „Abschöpfung" im § 19a Abs. 1 S. 1 LSAFAG-05 so hoch setzen, dass es nach Modellrechnungen niemals zu einem verfassungswidrigen Eingriff in die Kommunalfinanzen oder zu einer verbotenen Nivellierung kommen kann; er kann versuchen, dasselbe Ergebnis dadurch zu erreichen, dass er bei der Berechnung nach § 8 Abs. 2 Nr. 2 LSA-FAG-05 („gewogener Durchschnitt") für die Umlage auf die „fiktiven Hebesätze" verzichtet und/oder bei der Berechnung der Steuerkraftmesszahl nach § 8 Abs. 2 Nr. 2 LSAFAG-05 für die Umlage nur von den Nettobeträgen (Ausgangsbeträge abzüglich Gewerbesteuerumlage) ausgeht und/oder andere Umlagen anrechnet Das „Bruttoprinzip" bei der Grundberechnung nach §§ 7, 8 LSA-FAG-05 beizubehalten und für die Berechnung der Finanzausgleichsumlage gleichwohl das „Nettoprinzip" einzuführen, dürfte weder systemfremd sein noch sonst dem Gleichheitssatz widersprechen. Auch die vom Landkreistag gegen das „Nettoprinzip" vorgebrachten Einwände beziehen sich allein auf die Auswirkungen für die Erhebung der Kreisumlage. 2.3. § 19a Abs. 1 LSA-FAG-05 ist mangels einer gesetzlichen Regelung zur Handhabung von Besonderheiten im Einzelfall mit Art. 2 Abs. 3; 87 Abs. 1 LSALVerfGE 17
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Veri unvereinbar. Das Landesverfassungsgericht stellt nur die Unvereinbarkeit, nicht die Nichtigkeit der Norm fest. Die Feststellung der Unvereinbarkeit beruht auf § 41 S. 1 LSA-VerfGG (2.3.1.). Für eine Fristsetzung zur Nachbesserung fehlt es an einer rechtlichen Grundlage (2.3.2.). 2.3.1. §41 S. 1 LSA-VerfGG, der für die kommunale Verfassungsbeschwerde entsprechend anwendbar ist (§§ 51 Abs. 2; 50 LSA-VerfGG), lässt dem Gericht die Wahl, die verfassungswidrige Norm entweder für nichtig oder für mit der Verfassung unvereinbar zu erklären. Nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts kommt eine Unvereinbarkeits- an Stelle einer Nichtigkeitserklärung u.a. dann in Betracht, wenn der Gesetzgeber verschiedene Möglichkeiten hat, den verfassungswidrigen Zustand zu beseitigen (BVerfG, Urt. v. 28.4.1999 - 2 BvR 1926/96, 485/97 - , BVerfGE 100, 104, 136; Beschl. v. 18.1.2000 - 1 BvR 321/96 - , BVerfGE 101, 397, 409; zuletzt Urt. v. 28.3.2006 - 1 BvR 1054/01 - JURIS, Rn. 146 ff). Diese Möglichkeit lässt das Landesverfassungsgerichtsgesetz mit seiner Wortwahl auch im Landesrecht zu. Der Landesgesetzgeber kann dem gesetzgeberischen Defizit in diesem Fall auf verschiedene Weise begegnen: Er kann eine entsprechende Ausnahmeregelung in das Gesetz aufnehmen, den Berechnungsmodus verändern oder die Abgabe ganz abschaffen. Die Unvereinbarkeitsvariante zu wählen, erscheint auch deshalb angemessen, weil die Wirkungen des kommunalen Finanzausgleichs als Bestandteil der gesamten Finanzwirtschaft des Landes und der Kommunen auf Grund einer nachträglichen verfassungsgerichtlichen (Ergebnis-)Kontrolle praktisch nicht rückwirkend beseitigt werden können (ThürVerfGH, Urt. v. 21.6.2005 - VerfGH 28/03 - , JURIS, Abschn. C. III. 2.). 2.3.2. § 41 LSA-VerfGG gibt dem Landesverfassungsgericht allerdings nur die Rechtsmacht, den Feststellungsausspruch zu wählen; zu einer Fristsetzung gegenüber dem Landesgesetzgeber oder gar zu einer Anordnung, dass bei den Fachgerichten bereits anhängige Verfahren als ausgesetzt gelten (so aber VfGH RP, Urt. v. 25.1.2006 - VGH Β 1/05 -), ermächtigen weder das sachsen-anhaltische Landesverfassungsgerichtsgesetz selbst noch die durch es in Bezug genommenen (§ 33 Abs. 2 LSA-VerfGG) Bundesgesetze Verwaltungsgerichtsordnung oder Zivilprozessordnung. Das Landesverfassungsgericht hat deshalb in der Vergangenheit keine Frist verfügt, sondern ist lediglich davon ausgegangen, dass die „Unwirksamkeit" einer verfassungswidrigen Bestimmung fortwirkt, bis der Landesgesetzgeber selbst von sich aus auf die Feststellung der Verfassungswidrigkeit reagiert hat (LVerfG LSA, LVerfGE 10, 440, 441, 456 = 11, 429, 430, 448 f). Soweit die Unwirksamkeit in der Praxis des Bundesverfassungsgerichts regelmäßig auch eine Fristsetzung zur Folge hat (vgl. zuletzt: BVerfG, Beschl. v. 6.12.2005 - 2 BvL 3/03 - , BGBl 2006 I 276, FamRZ 2006, 182 ff), beruht dies
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nicht zuletzt auf der Ermächtigung des § 35 BVerfGG an das Gericht, selbst fur die Vollstreckung des Urteils zu sorgen. 3. Die Kostenentscheidung beruht auf § 32 LSA-VerfGG. Gerichtskosten werden nicht erhoben (Absatz 1). Die Erstattung der außergerichtlichen Kosten ist anzuordnen (Absatz 3), weil bei der Kommunal-Verfassungsbeschwerde eine dem § 2 Nr. 7 LSA-VerfGG (vgl. dazu § 32 Abs. 2 LSA-VerfGG) ähnliche Interessenlage besteht und weil es sich um besonders schwierige Rechtsfragen handelt, welche zu beurteilen der kreisangehörigen Gemeinde ohne rechtskundigen Rat nicht zugemutet werden kann.
Nr. 5 1. Bei den Unterhaltungsverbänden gemäß § 105 des Wassergesetzes für das Land Sachsen-Anhalt (WG LSA) handelt es sich um Träger funktionaler Selbstverwaltung gemäß Art. 87 Abs. 5 der Landesverfassung (LVerf) und nicht um eine besondere Erscheinungsform der kommunalen Gemeinschaftsarbeit. 2. Die den Gemeinden in den Unterhaltungsverbänden in § 104 Abs. 3 Nr. 1 WG LSA zugewiesenen mitgliedschaftlichen Rechte wurzeln nicht in ihrem Recht auf Selbstverwaltung gemäß Art. 2 Abs. 3, Art. 87 Abs. 1 LVerf. Deshalb sind die Gemeinden durch eine Stärkung der Mitwirkungsrechte der so genannten Berufenen gemäß § 105 Abs. la WG LSA auch nicht in durch das gemeindliche Selbstverwaltungsrecht geschützten eigenen Rechten verletzt Wasserverbandsgesetz §§ 1; 2; 4; 46; 49 Wassergesetz für das Land Sachsen-Anhalt §§ 104; 105; 106 Urteil vom 12. September 2006 - LVG 18/05 in dem Verfassungsbeschwerdeverfahren Entscheidungs formel: Die kommunale Verfassungsbeschwerde wird verworfen. Die Entscheidung ergeht gerichtskostenfrei. Außergerichtliche Kosten werden nicht erstattet
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Tatbestand: 1. Die Unterhaltung von Flüssen und anderen Gewässern wird in Deutschland traditionell, bis auf das Mittelalter zurückgehend, unter anderem durch so genannte Wasser- und Bodenverbände wahrgenommen. Sie beruhen auf einer genossenschaftlichen Struktur und teilen die Lasten, die mit der Unterhaltung der Gewässer verbunden sind, zwischen den durch die Maßnahmen „Begünstigten" auf. Mitglieder dieser Verbände sind in der Regel die Grundstückseigentümer der angrenzenden Grundstücke, in vielen Fällen im Hinblick auf die kommunalen Aufgaben der Wassergewinnung und Abwasserbeseitigung auch die Kommunen sowie Unternehmen, die am Gewässer liegen bzw. dieses durch Entnahme von Wasser oder Einleitung von Abwasser nutzen. In den Einzelheiten weisen die landesrechtlichen Regelungen jedoch seit jeher z.T. beträchtliche Unterschiede auf. Eine erste bedeutsame Vereinheitlichung hat das Recht der Wasser- und Bodenverbände durch den Erlass des Wasserverbandsgesetzes vom 10.2.1937 (RGBl I 188) und der (Ersten) Wasserverbandsverordnung vom 3.9.1937 (RGBl I 933) erfahren, Regelungen, die auch nach 1949 in Geltung blieben (dazu näher Kluth Funktionale Selbstverwaltung, 1997, S. 167 f). Daneben war es den Ländern jedoch unbenommen, durch Spezialgesetze weitere Wasser- und Bodenverbände zu errichten. Der bundesgesetzliche Rahmen für die Wasser- und Bodenverbände wurde im Jahr 1991 durch den Erlass eines neuen Wasserverbandsgesetzes — WVG — vom 12.2.1991 (BGBl. I 405) grundlegend reformiert (dazu B^rpsch Wasserverbandsrecht, 1993). Das als Rahmengesetz erlassene Wasserverbandsgesetz übernimmt eine Reservefunktion für das Wasser- und Bodenverbandsrecht der Länder. Es kommt immer dann zur Anwendung, wenn die Länder Wasserverbände durch Rechtsverordnung bilden, ohne eigene gesetzliche Regelungen getroffen zu haben. Wird dagegen ein Wasserverband durch ein Landesgesetz gebildet, kommt nach § 79 WVG das Wasserverbandsgesetz nur zur Anwendung, soweit das jeweilige Landes (wasser)gesetz dies ausdrücklich bestimmt. Das Land Sachsen-Anhalt hat die Gründung von Wasser- und Bodenverbänden, die als Unterhaltungsverbände bezeichnet werden, in § 105 des Wassergesetzes für das Land Sachsen-Anhalt - LSA-WG - vom 31.8.1993 (LSA-GVB1., S. 477), idF d. Bek. v. 21.4.1998 (LSA-GVB1., S. 186), inzwischen mehrfach geändert, zuletzt durch Gesetz vom 15.4.2005 (LSA-GVB1., S. 208) und neu bekannt gemacht am 12.4.2006 (LSA-GVB1., S. 248), geregelt und sich dabei der Reservefünktion des Wasserverbandsgesetzes bedient. Das Verhältnis beider Gesetze wird in § 105 Abs. 1 LSA-WG wie folgt bestimmt:
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„Die Unterhaltungsverbände sind Wasser- und Bodenverbände im Sinne des Wasserverbandsgesetzes; für sie gelten die Vorschriften des Wasserverbandsgesetzes, soweit nicht dieses Gesetz etwas anderes bestimmt." D a m i t erschließen sich die Struktur u n d die mitgliedschaftlichen Verhältnisse in d e n U n t e r h a l t u n g s v e r b ä n d e n erst aus einer Z u s a m m e n s c h a u d e r R e g e l u n g e n beider Gesetze. Z u r Z i e l s e t z u n g u n d zu den A u f g a b e n f i n d e n sich in d e n §§ 1 u n d 2 W V G f o l g e n d e Regelungen: § 1 Zweck und Rechtsform (1) Zur Erfüllung der in § 2 genannten Aufgaben kann ein Wasser und Bodenverband (Verband) als Körperschaft des öffentlichen Rechts errichtet werden; er ist keine Gebietskörperschaft. (2) Der Verband dient dem öffentlichen Interesse und dem Nutzen seiner Mitglieder; er verwaltet sich im Rahmen der Gesetze selbst. Er kann nach Maßgabe landesrechtlicher Vorschriften Beamte im Sinne des Beamtenrechtsrahmengesetzes haben. § 2 Zulässige Aufgaben Vorbehaltlich abweichender Regelung durch Landesrecht können Aufgaben des Verbands sein: 1.
Ausbau einschließlich naturnahem Rückbau und Unterhaltung von Gewässern,
2.
Bau und Unterhaltung von Anlagen in und an Gewässern,
3.
Herstellung und Unterhaltung von ländlichen Wegen und Straßen,
4.
Herstellung, Beschaffung, Betrieb und Unterhaltung sowie Beseitigung von gemeinschaftlichen Anlagen zur Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Flächen,
5.
Schutz von Grundstücken vor Sturmflut und Hochwasser einschließlich notwendiger Maßnahmen im Deichvorland,
6.
Verbesserung landwirtschaftlicher sowie sonstiger Flächen einschließlich der Regelung des Bodenwasser- und Bodenlufthaushalts,
7.
Herstellung, Beschaffung, Betrieb, Unterhaltung und Beseitigung von Beregnungsanlagen sowie von Anlagen zur Be- und Entwässerung,
8.
technische Maßnahmen zur Bewirtschaftung des Grundwassers und der oberirdischen Gewässer,
9.
Abwasserbeseitigung,
10. Abfallentsorgung im Verbandsaufgaben, L V e r f G E 17
Zusammenhang
mit
der
Durchführung
von
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11. Beschaffung und Bereitstellung von Wasser, 12. Herrichtung, Erhaltung und Pflege von Flächen, Anlagen und Gewässern zum Schutz des Naturhaushalts, des Bodens und für die Landschaftspflege, 13. Förderung der Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Wasserwirtschaft und Fortentwicklung von Gewässer-, Boden- und Naturschutz, 14. Förderung und Überwachung der vorstehenden Aufgaben. Die im vorliegenden Zusammenhang bedeutsame Mitgliedschaft wird in § 4 W V G folgendermaßen geregelt: § 4 Mögliche Verbandsmitglieder (1) Verbandsmitglieder können sein: 1.
jeweilige Eigentümer von Grundstücken und Anlagen, jeweilige Erbbauberechtigte sowie Inhaber von Bergwerkseigentum (dingliche Verbandsmitglieder),
2.
Personen, denen der Verband im Rahmen seiner Aufgaben Pflichten abnimmt oder erleichtert,
3.
Körperschaften des öffentlichen Rechts,
4.
andere Personen, wenn die (Aufsichtsbehörde) sie zulässt,
5.
der Träger der Baulast einer Verkehrsanlage, der nicht unter Nummer 1 fällt.
nach Landesrecht
zuständige
Behörde
(2) Dem Bergwerkseigentum im Sinne des Absatzes 1 Nr. 1 stehen die Bewilligung im Sinne des Bundesberggesetzes sowie auch Bergwerkseigentum und Bewilligungen, die aufgehoben, widerrufen oder erloschen sind, gleich. Zu den Verbandsorganen trifft § 46 W V G folgende allgemeine Regelung: § 46 Organe (1) Organe des Verbands sind die Versammlung der Verbandsmitglieder (Verbandsversammlung) und der Vorstand. Die Satzung kann bestimmen, daß der Verband anstelle der Verbandsversammlung einen Verbandsausschuss als Vertreterversammlung der Verbandsmitglieder hat. (2) Die Organe können eine andere Bezeichnung führen. Damit sind über die Verbandsversammlung grundsätzlich alle Mitglieder an der Willensbildung des Verbandes beteiligt. Wird von der Möglichkeit der Bildung eines Verbandsausschusses Gebrauch gemacht, so gilt für dessen Zusammensetzung nach § 49 WVG:
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§ 49 Verbandsausschuss (1) Hat der Verband keine Verbandsversammlung, obliegen deren Aufgaben einem Verbandsausschuss. Die Vorschriften dieses Gesetzes über die Verbandsversammlung gelten für den Verbandsausschuss entsprechend, sofern dieses Gesetz keine abweichende Regelung trifft. (2) Die Verbandsmitglieder wählen die Mitglieder des Verbandsausschusses in durch die Satzung bestimmten Zeitabständen aus ihrer Mitte in einer Mitgliederversammlung; die Satzung kann ein anderes WahLSA-Verfahren zulassen. Wiederwahl ist möglich. Die Satzung kann für jedes Mitglied des Verbandsausschusses einen ständigen Vertreter zulassen. Auch bei diesem Modell ist keine Mitgliedergruppe von der Mitwirkung ausgeschlossen. 2. Das Land Sachsen-Anhalt hat 1993, anknüpfend an das Vorbild des niedersächsischen Wassergesetzes, in § 104 und § 105 LSA-WG eine Regelung getroffen, die im Vergleich zu anderen Landesgesetzen und dem Wasserverbandsgesetz des Bundes die Besonderheit aufweist, dass den Grundstückseigentümern die Mitgliedschaft vorenthalten und statt dessen eine stellvertretende Mitgliedschaft der Gemeinden für die Eigentümer der Grundstücke begründet wird, die im Gemeindegebiet liegen. Die Grundstückseigentümer werden aber gleichwohl mit den Kosten der Aufgabenwahrnehmung belastet, wie sich aus § 106 LSA-WG ergibt. Für diese besondere, vom Vorbild des Wasserverbandsgesetzes abweichende Organisationsform gab es seinerzeit zwei Gründe: Die Eigentumsverhältnisse waren bei vielen betroffenen Grundstücken noch nicht geklärt, und die Verwaltungskosten sowie der Verwaltungsaufwand wurden für sehr viel geringer gehalten, wenn die Gemeinden anstelle der Grundstückseigentümer für diese Mitglieder der Unterhaltungsverbände sind. 3. Durch die mit der kommunalen Verfassungsbeschwerde angegriffene Neuregelung in § 105 Abs. l a LSA-WG „Die Unterhaltungsverbände haben Eigentümer und Nutzer der zum Verbandsgebiet gehörenden und der Grundsteuerpflicht unterliegenden Flächen in die Verbandsversammlung oder in den Verbandsausschuss zu berufen. Vor der Berufung haben die Unterhaltungsverbände Vorschläge der Interessenverbände der Eigentümer und Nutzer einzuholen. Das nähere Verfahren, die Zahl der Berufenen und deren Stimmanteil, der mindestens 45 vH der satzungsmäßigen Stimmen betragen muss, regelt die Satzung. Die Stimmausübung ist dahingehend zu begrenzen, dass die anwesenden Berufenen zusammen weniger Stimmen auf sich vereinigen als die übrigen in den jeweiligen Verbandsversammlungen oder dem Verbandsausschuss anwesenden Stimmen." hat der Landesgesetzgeber seine ursprüngliche Konzeption zum Teil revidiert und dem Vorbild des Wasserverbandsgesetzes angenähert, indem er den LVerfGE 17
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Grundstückseigentümern ein indirektes Beteiligungsrecht eingeräumt hat. Ausweislich der Gesetzesbegründung (LdTg-Drs. 4/1789 v. 2.9.2004, S. 78) verfolgt er mit der Neuregelung das Ziel, „dass auch diejenigen ein Mindestmaß an Mitwirkungsmöglichkeiten erhalten, die letztlich einen wesentlichen Teil der Kostenlast aus der Unterhaltung tragen müssen." Im gleichen Sinne hat die zuständige Ministerin in der ersten Plenardebatte zum Gesetzentwurf am 17.9.2004 (LdTg-StenBer 4/46 v. 17.9.2004, S. 3415) ausgeführt: „Mit der Novelle wird den berechtigten Interessen der verschiedenen Flächeneigentümer und -nutzer an einer wirkungsvollen Einbindung und Beteiligung Rechnung getragen. Das ist ein wichtiges Anliegen der Landesregierung; denn nur durch die aktive Beteiligung derjenigen, die letztlich die Hauptlast der Kosten zu tragen haben, ist eine effektive Durchführung der Gewässerunterhaltung gewährleistet." Auch bei der Neuregelung steht die Abwägung zwischen Betroffenenbeteiligung und Verwaltungseffizienz weiter im Zentrum der Überlegungen, denn es sollten keine wesentlich höheren Verwaltungskosten entstehen. Deshalb wurde auch darauf „verzichtet", die Grundstückseigentümer und -nutzer zu echten Mitgliedern zu machen. Im weiteren Verlauf des Gesetzgebungsverfahrens wurde die vorgeschlagene Änderung kontrovers diskutiert. Die Befürworter der Beibehaltung der bisherigen Regelung (vor allem die angehörten Unterhaltungsverbände und der Wasserverbandstag) machten dabei geltend, dass de facto auch bisher die Grundeigentümer vertreten gewesen seien, da die Gemeinden in der Praxis meistens Grundeigentümer zur Wahrnehmung ihrer Mitgliedschaftsrechte entsandt hätten. Zudem wurde gewarnt, dass durch die neue Lösung die Verwaltungskosten stiegen und die Sachkunde jedenfalls nicht verbessert werde. Es wurde zudem darauf hingewiesen, dass nicht alle Gemeinden von den Grundstückseigentümern Beiträge nach § 106 LSA-WG erhoben hätten, sodass die Argumentation der Landesregierung mit der Kostenbelastung nicht ganz zutreffe. Dagegen sprach sich u.a. der Landesbauernverband für die neue Regelung und eine noch weitergehende Stärkung der Rechtsstellung der Grundeigentümer aus (vgl. im Einzelnen: Protokoll über die 35. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Umwelt v. 27.10.2004, mit Anlagen). 4. Die Beschwerdeführerinnen sind als Gemeinden Mitglieder des Unterhaltungsverbandes „Untere Unstrut". Sie sind der Ansicht, dass es sich bei der Wahrnehmung der Aufgabe im Unterhaltungsverband um eine Angelegenheit der örtlichen Gemeinschaft handele. Der Gesetzgeber habe für die Wahrnehmung dieser Aufgabe lediglich einen besonderen organisatorischen Rahmen vorgegeben.
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Durch die Einfügung des neuen Absatzes la und die Einräumung von Stirnmrechten an die nach diesen Vorschriften berufenen Grundstückseigentümer werde das Selbstverwaltungsrecht der Beschwerdeführerinnen in Gestalt der Organisationshoheit verletzt. Der Gesetzgeber habe bereits mit der bisherigen Regelung die kommunale Organisationshoheit beschränkt. Mit der Einfügung des neuen Absatzes la werde nunmehr in die Organisationshoheit der Gemeinden in einem Maße eingegriffen, dass den Gemeinden im Ergebnis keine Mitverantwortung bei der organisatorischen Bewältigung „ihrer" Aufgabe mehr verbleibe. Die neue Regelung werde zudem zu einer mangelnden Aufgabenerfüllung fuhren, da die Wahrnehmung kostenintensiver Aufgaben durch die Mitwirkung der Kostenträger behindert werde. Die getroffene Regelung verstoße weiterhin gegen das Willkürverbot und gegen das Übermaßverbot. Es fehle an einem sachlich ausreichenden Grund für die Neuregelung. Das Argument der Kostentragungslast stelle für sich allein genommen noch keinen ausreichenden sachlichen Grund dar. Auch in anderen Bereichen führe der Umstand der Kostentragung nicht zu einem Mitwirkungsrecht. Den Eigentümern fehle es zudem an der für die Leitung der Unterhaltungsverbände erforderlichen Sach- und Fachkunde. Für die genaue Fesdegung der Mindesthöhe der Stimmanteile sei ein Grund nicht ersichtlich. Es entstehe zudem die Gefahr eines Doppelstimmrechts, da die Gemeinden auch die Eigentümer repräsentierten, die als Berufene in der Versammlung tätig werden könnten. Schließlich liege ein Verstoß gegen den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit vor, da die Regelung nicht erforderlich sei, weil die Interessen der Eigentümer auch bisher ausreichend vertreten seien. Die Mehrzahl der von den Gemeinden entsandten Vertreter seien nämlich auch bisher schon Eigentümer gewesen. Die Beschwerdeführerinnen beantragen, festzustellen, dass § 105 Abs. la des Wassergesetzes des Landes Sachsen-Anhalt in der Fassung νΘπι 12. April 2006 (LSA-GVBL, S. 248) mit Artikel 2 Abs. 3; 87 Abs. 1 der Verfassung des Landes Sachs en-Anhalt unvereinbar ist. Die Landesregierung hält die kommunale Verfassungsbeschwerde für unzulässig: Die angegriffene Regelung verändere die Organisationsstruktur eines Trägers funktionaler Selbstverwaltung, greife aber nicht in die Organisationshoheit der Beschwerdeführerinnen ein. Die Wahrnehmung von Rechten der Gemeinde innerhalb eines Unterhaltungsverbandes sei nicht Gegenstand der Selbstverwaltungsgarantie. Die Unterhaltungsaufgabe sei durch das Wassergesetz aus der kommunalen Zuständigkeit herausgelöst worden. Soweit man dennoch von der Zulässigkeit der kommunalen Verfassungsbeschwerde ausgehe, sei diese jedenfalls nicht begründet. Für die Neuregelung gebe es ausreichend sachliche Gründe, die die Änderung der bisherigen Stimmrechtsverteilung rechtfertigten. Jedenfalls sei diese weLVerfGE 17
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der willkürlich noch unverhältnismäßig. Es gehe darum, den Kostenträgern Einfluss auf den Verband zu gewähren und zugleich verwaltungspraktische Gesichtspunkte zu berücksichtigen, insbesondere den Verwaltungsaufwand wie bisher wirksam zu begrenzen. Es komme auch nicht zur Einfuhrung eines Doppelstimmrechts, da die Stimmausübung durch die Gemeinden und die Berufenen nicht auf einander abgestimmt werden müsse. Für eine Erschwerung der Aufgabenwahrnehmung fehle es an jeglichem Anhaltspunkt. 6. Der Landtag hat sich zur Sache nicht geäußert. Gründe: 1. Die kommunale Verfassungsbeschwerde ist mangels Beschwerdebefugnis der Beschwerdeführerinnen unzulässig und deshalb zu verwerfen. 1.1. Die Beschwerdeführerinnen wenden sich mit ihrer kommunalen Verfassungsbeschwerde, für die gem. Art. 75 Nr. 7 der Verfassung des Landes SachsenAnhalt - LSA-Verf- vom 16.7.1992 (LSA-GVB1., S. 600), zuletzt geändert durch Gesetz vom 27.1.2005 (LSA-GVB1., S. 44), § 2 Nr. 8 des Gesetzes über das Landesverfassungsgericht - LSA-VerfGG - vom 23.8.1993 (LSA-GVBL, S. 441), zuletzt geändert durch Gesetz vom 26.3.2004 (LSA-GVB1., S. 234), das Landesverfassungsgericht zuständig ist, gegen den durch § 1 Nr. 55 Buchstabe a) des Vierten Gesetzes zur Änderung des Wassergesetzes für das Land Sachsen-Anhalt vom 15.4.2005 (LSA-GVB1., S. 208) in § 105 LSA-WG eingefügten Absatz la und damit gegen ein förmliches Landesgesetz. Damit liegt ein zulässiger Antragsgegenstand vor (siehe dazu auch LVerfG LSA, Urt. v. 22.2.1996 - LVG 2/95 - , LVerfGE 4, 404 ff). 1.2. Die Beschwerdeführerinnen sind als Gemeinden auch beschwerdefahig. Ihnen steht gem. Art. 75 Nr. 7 LSA-Verf, § 51 Abs. 1 LSA-VerfGG das Recht zu, vor dem Landesverfassungsgericht die Verfassungsbeschwerde mit der Behauptung zu erheben, durch ein Landesgesetz in ihrem Recht auf Selbstverwaltung nach Art. 2 Abs. 3, Art. 87 Abs. 1 LSA-Verf verletzt zu sein. 1.3. Die Beschwerdeführerinnen sind durch das angegriffene Gesetz aber nicht in ihrem Recht auf Selbstverwaltung aus Art. 2 Abs. 3, Art. 87 Abs. 1 LSAVerf nachteilig betroffen, sodass ihnen die Beschwerdebefugnis fehlt und die kommunale Verfassungsbeschwerde unzulässig ist. Durch die Schmälerung des Einflusses der Beschwerdeführerinnen auf die Entscheidungen in den Leitungsorganen der Unterhaltungsverbände aufgrund der Einfügung des Absatzes l a in § 105 LSA-WG wird weder in die gemeindliche Aufgabenhoheit (dazu 1.3.1.), noch in die gemeindliche Organisationshoheit (dazu 1.3.2.) der Beschwerdeführerinnen eingegriffen. LVerfGE 17
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1.3.1. Die den Unterhaltungsverbänden in § 105 Abs. 1 LSA-WG iVm § 2 WVG zugewiesenen Aufgaben sind — jedenfalls zum gegenwärtigen Zeitpunkt — keine Aufgaben der örtlichen Gemeinschaft. Dabei kann dahinstehen, ob vor der bzw. ohne die — gem. § 104 Abs. 1 LSA-WG — zwingende(n) Zuweisung der betreffenden Aufgaben an Wasser- und Bodenverbände von einer Angelegenheit der örtlichen Gemeinschaft auszugehen wäre. Dem könnte vor allem entgegenstehen, dass die erfassten Gewässer zweiter Ordnung sich auf eine große Zahl von Gemeinden und ihr Gebiet erstrecken, sodass eine auf das jeweilige Gemeindegebiet beschränkte Aufgabenwahrnehmung wenn nicht sachlich unmöglich, so doch nicht sinnvoll und wirksam wäre. Der Aufgabe wohnt demnach eine über die örtliche Gemeinschaft hinausweisende Zweckbestimmung inne. Entscheidend ist indes, dass der Landesgesetzgeber in § 104 Abs. 1 iVm § 105 LSA-WG die Aufgabe der Unterhaltung der Gewässer zweiter Ordnung den Unterhaltungsverbänden als rechtlich selbständigen und eigenständig demokratisch legitimierten Verwaltungsträgern zugewiesen und damit jedenfalls zugleich dem gemeindlichen örtlichen Wirkungskreis vollständig entzogen hat. Das Vorliegen einer zwingenden Aufgabenzuweisung ergibt sich bereits aus dem Gesetzeswordaut. Nach § 104 Abs. 1 LSA-WG obliegt die Unterhaltung der Gewässer zweiter Ordnung, vorbehaltlich einer im gleichen Gesetz getroffenen abweichenden Bestimmung, den Unterhaltungsverbänden. Diese werden zur Konkretisierung ihrer örtlichen Zuständigkeit in Anlage 4 des Gesetzes einzeln aufgeführt. Aus dem Wordaut des Gesetzes lassen sich keinerlei Hinweise ableiten, dass der Landesgesetzgeber die Unterhaltungspflicht den im Verbandsgebiet liegenden Gemeinden zur gemeinschaftlichen Wahrnehmung zuweisen wollte. Die ausdrückliche Bestimmung in § 105 Abs. 1 S. 1 LSA-WG, wonach die Unterhaltungsverbände Wasser- und Bodenverbände im Sinne des Wasserverbandsgesetzes sind, macht vielmehr deutlich, dass es sich um rechtlich und kompetenziell selbständige Träger funktionaler Selbstverwaltung handelt, die gem. § 1 Abs. 2 WVG dem öffentlichen Interesse und dem Nutzen ihrer Mitglieder dienen und sich im Rahmen der Gesetze selbst verwalten. Damit verwirklicht der Unterhaltungsverband den in Art. 87 Abs. 5 LSA-Verf verankerten und durch den Verfassunggeber neben die kommunale Selbstverwaltung gestellten eigenständigen organisationsrechtlichen Typus, der sich durch den spezifischen Bezug der Verbandsaufgabe zu Tätigkeit bzw. Status der Mitglieder von der kommunalen, durch Gebietsbezug bestimmten Selbstverwaltung unterscheidet. Den Unterhaltungsverbänden wird gesetzlich zu diesem Zweck ein originäres, gesetzlich begründetes Selbstverwaltungsrecht eingeräumt. Anders als etwa die Zweckverbände partizipieren sie nicht lediglich am Selbstverwaltungsrecht ihrer Mitglieder. Sie verfügen zugleich über eine eigenständige und nicht lediglich abgeleitete Verbandskompetenz. All dies schließt eine Qualifikation der Unterhaltungsverbände als besondere Erscheinungsform der kommunalen Gemeinschaftsarbeit aus. LVerfGE 17
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Durch die Bezugnahme auf das Wasserverbandsgesetz in § 105 Abs. 1 LSAWG hat der Landesgesetzgeber deutlich erkennen lassen, dass er durch die Unterhaltungsverbände an eine Rechtstradition anknüpft. In seiner Entscheidung vom 29.7.1959 zum Großen Erftverband (BVerfG, Urt. v. 29.7.1959 - 1 BvR 394/58 - , BVerfGE 10, 89) hat das Bundesverfassungsgericht die grundsätzliche Zulässigkeit dieser Organisationsform aus dem Blickwinkel der Grundrechte der privaten Grundrechtseigentümer geklärt und bejaht (zu Einzelheiten Kluth aaO, 1997, S. 276). Dieses Ergebnis steht im Einklang mit Art. 87 Abs. 5 der Landesverfassung, der die Errichtung von Trägern funktionaler Selbstverwaltung in einer im bundesdeutschen Verfassungsrechtsraum einmaligen Form für zulässig erklärt. Dadurch wird auch die grundsätzliche Vereinbarkeit der Errichtung von Trägern funktionaler Selbstverwaltung mit den Grundrechten der als Mitglieder erfassten Personengruppen zum Ausdruck gebracht (Kluth in: Kilian (Hrsg.), Verfassungshandbuch Sachsen-Anhalt, 2004, §11, Verwaltungsorganisation, S. 383 f). Durch eine zweite Entscheidung vom 5.12.2002 hat das Bundesverfassungsgericht die Vereinbarkeit dieser Organisationsform der funktionalen Selbstverwaltung mit dem Demokratieprinzip herausgearbeitet (BVerfG, Beschl. v. 5.12.2002 - 2 BvL 5, 6/98 - , BVerfGE 107, 59 ff). Dabei hat es die eigenständige demokratische Binnenlegitimation der Wasser- und Bodenverbände betont, durch die sie als auch gegenüber ihren Mitgliedern selbständige Verwaltungsträger charakterisiert werden. Das Bundesverfassungsgericht hat diese Rechtstradition mit den Worten gewürdigt, dass sich die Erfüllung wasserwirtschaftlicher Aufgaben durch öffentlichrechtliche Verbände bewährt habe und für die Betroffenen damit der Vorteil verbunden sei, dass sie unmittelbar gestaltend an der Erfüllung der sie besonders berührenden Aufgaben mitwirken und ihren Einfluss schon im Stadium der Willensbildung des Verbandes geltend machen könnten (BVerfGE 10, 89, 104). Diese Charakteristika hat der Gesetzgeber durch die Einfügung des neuen Absatzes l a in § 105 LSA-WG weiter verstärkt und damit die Qualifizierung der Unterhaltungsverbände als Träger funktionaler Selbstverwaltung gegenüber der bisherigen Rechtslage verdeutlicht. Auch in der bisherigen Rechtsgestalt kam diese Zuordnung hinreichend deutlich zum Ausdruck. Dabei ist vor allem darauf abzustellen, dass die Kommunen nicht — wie nach § 4 Abs. 1 Nr. 3 WVG denkbar und in vielen Ländergesetzen praktiziert — im Hinblick auf die eigenen Aufgaben der Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung (siehe dazu Kluth Funktionale Selbstverwaltung, S. 168 φ, sondern ausweislich des Gesetzeswordauts in § 104 Abs. 3 Nr. 1 LSA-WG („die Gemeinden für die der Grundsteuerpflicht unterliegenden Flächen") nur stellvertretend für die Grundstückseigentümer in den Unterhaltungsverbänden mitwirken und demnach keine eigenen Aufgaben wahrnehmen.
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Liegt demnach eine zwingende Zuweisung der mit der Gewässerunterhaltung verbundenen Aufgaben an die Unterhaltungsverbände vor, so bedeutet dies zugleich, dass die betreffenden Aufgaben - soweit sie überhaupt als Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft qualifiziert werden können — zugleich dem gemeindlichen Wirkungskreis entzogen sind. Dieser - mögliche - Entzug erfolgte indes im Hinblick auf die Beschwerdeführerinnen und ihre durch die Selbstverwaltungsgarantie der Art. 2 Abs. 3; 87 Abs. 1 LSA-Verf geschützte Aufgabenhoheit durch den erstmaligen Erlass des Wassergesetzes für das Land Sachsen-Anhalt am 31.8.1993 (LSA-GVB1., S. 477). Gegen diesen Aufgabenentzug hätten sich die Beschwerdeführerinnen deshalb innerhalb eines Jahres nach Inkrafttreten dieses Gesetzes zur Wehr setzen müssen. Gehören die Aufgaben der Unterhaltungsverbände nicht (mehr) zu den Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft, so kann durch eine Veränderung der Stimmrechte, wie sie § 105 Abs. la LSA-WG bewirkt, auch nicht in die gemeindliche Aufgabenhoheit eingegriffen werden. Eine mögliche Verletzung der Beschwerdeführerinnen in ihrem Selbstverwaltungsrecht aus dem Blickwinkel der Aufgabenhoheit ist deshalb unter keinem denkbaren rechtlichen Blickwinkel möglich und damit ausgeschlossen. Eine Verletzung der Beschwerdeführerinnen in eigenen Rechten lässt sich auch nicht aus dem Kompensationsgedanken bzw. dem ähnlich strukturierten Anspruch auf gemeindefreundliches Verhalten (dazu Macher Der Grundsatz gemeindefreundlichen Verhaltens, 1971) ableiten, nach dem im Anschluss an einen — insoweit zu unterstellenden — Aufgabenentzug durch § 104 Abs. 1 LSA-WG den Gemeinden Mitwirkungsrechte bei der Aufgabenwahrnehmung durch die nunmehr zuständige Stelle einzuräumen sind (dazu näher Blümel W D S t R L 36 ). Zum einen wirken die Gemeinden an den Unterhaltungsverbänden mit (Maurer DVB1. 1995, 1037, 1043, 1245). Zum anderen lässt sich aus dem Kompensationsprinzip kein bestimmter Umfang oder gar ein Anspruch auf einen beherrschenden Einfluss auf die Aufgabenwahrnehmung ableiten. In der Praxis beschränkt sich die Mitwirkung zumeist auf das Recht zur Abgabe einer Stellungnahme {Maurer aaO, bezeichnet dies zugleich als Mindestgehalt einer Kompensation), sodass die Anforderungen dieses Grundsatzes — unterstellt, dass er eingreift — mehr als erfüllt wären. 1.3.2. In der Erweiterung der Mitwirkungsrechte der Grundstückseigentümer hegt auch kein Eingriff in die ebenfalls durch Art. 2 Abs. 3; Art. 87 Abs. 1 LSAVerf gewährleistete gemeindliche Organisationshoheit. Diese sichert den Gemeinden nicht nur das Recht zu, die interne Organisation einschließlich der Amterordnung und Verwaltungsabläufe zu gestalten. Sie umfasst vielmehr auch das Recht, mit anderen Kommunen, sonstigen Verwaltungsträgern und Privaten zusammenzuarbeiten (BVerfG, Besch! v. 26.10.1994 - 2 BvR 445/91 - BVerfGE 91, 228; daran anschließend LVerfG LSA, Urt. v. 23.2.1999 - LVG 9/95 LVerfGE 7, 284, 294 f; Urt. v. 23.2.1999 - LVG 8/98 - , LVerfGE 10, 414, 419 f; LVerfGE 17
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Nierhaus in: Sachs (Hrsg.), Grundgesetz, Kommentar, 3. Aufl. 2003, Art. 28, Rn. 44a; H. Dreier in: ders. (Hrsg.), GG-Kommentar, Bd. 2, 2. Aufl. 2006, Art. 28, Rn. 135). Soweit die Beschwerdeführerinnen der Ansicht sind, davon sei auch ihre Mitwirkung im Unterhaltungsverband „Untere Unstrut" erfasst, verkennen sie indes, dass die gemeindliche Organisationshoheit in ihrer externen Dimension der Kooperation mit anderen Verwaltungsträgem nicht weiter reichen kann als die gemeindliche Aufgabenhoheit. Räumt der Gesetzgeber außerhalb der gemeindlichen Verbandskompetenz den Gemeinden sonstige, nicht im eigenen Wirkungskreis thematisch verankerte Mitwirkungsrechte ein, so werden diese und ihr unveränderter Fortbestand nicht durch die gemeindliche Organisationshoheit erfasst und vor gesetzgeberischen Zugriffen geschützt. So verhält es sich hier. Durch die Zuweisung von Mitgliedschafts- und Mitwirkungsrechten in den Unterhaltungsverbänden an die Gemeinden hat der Landesgesetzgeber nicht die Wahrnehmung einer Angelegenheit des eigenen Wirkungskreises der Gemeinden ausgestaltet, sondern diese (stellvertretend) zur Mitwirkung im Rahmen eines Trägers funktionaler Selbstverwaltung an Stelle der Eigentümer der im Gemeindegebiet liegenden Grundstücke verpflichtet. Die Ausgestaltung der Wahrnehmung dieser Aufgabe betrifft die Organisationshoheit und das Selbstverwaltungsrecht des Unterhaltungsverbandes und nicht der beteiligten Gemeinden. Für diese stellen sowohl die Mitgliedschaft als solche als auch die damit verbundene Mitwirkung eine Aufgabe dar, die mangels Auswirkungen auf die gemeindeinternen Abläufe keinen thematischen Bezug zur gemeindlichen Organisationshoheit aufweist und diese deshalb auch nicht beeinträchtigen kann. 2. Die Kostenentscheidung beruht auf § 32 Abs. 1 bis 3 LSA-VerfGG. Das Verfahren ist gerichtskostenfrei (Absatz 1). Außergerichtliche Kosten werden den Beschwerdefuhrerinnen nicht erstattet (Absätze 2 und 3).
Nr. 6 1. Dem Landtag steht im Grundsatz das alleinige Entscheidungsrecht über das Budget des Landes zu, soweit nicht die Landesverfassung selbst Ausnahmen vorsieht. 2. Die verfassungsrechtliche Kompetenz des Finanzministers, bei über- oder außerplanmäßigen Ausgaben eine Bewilligung zu erteilen (Art. 95 Abs. 1 S. 1 LVerf), tritt nicht ergänzend neben die Rechte des Landtages im Haushaltsrecht und begründet keine allgemeine Plankorrekturbefugnis. LVerfGE 17
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3. Die subsidiäre Befugnis des Finanzministers muss überall dort zurücktreten, wo dem Gesetzgeber auf der Grundlage des Art. 93 LVerf im Weg des regulären Haushalts, eines Ergänzungs- oder eines Nachtragshaushalts dessen grundsätzliches Entscheidungsrecht einzuräumen ist. 4. Unvorhergesehen iSd Art. 95 LVerf ist jeder Bedarf, der tatsächlich, gleich aus welchen Gründen, vom Finanzminister oder der Regierung bei der Aufstellung des Haushaltsplans oder vom Gesetzgeber bei dessen Beratung und Feststellung nicht vorhergesehen wurde oder dessen gesteigerte Dringlichkeit, die er durch eine Veränderung der Sachlage inzwischen gewonnen hat, nicht vorhergesehen worden ist. 5. Ein Bedarf, der dem Finanzminister bekannt gemacht, von ihm aber abgelehnt worden ist, kann nicht mehr als unvorhergesehen gelten. Gleiches gilt, wenn Anforderungen von der Landesregierung nicht in den Haushaltsentwurf aufgenommen oder im Gesetzgebungsverfahren gestrichen worden sind. Landesverfassungsgerichtsgesetz §§ 2; 35; 36 Landeshaushaltsordnung §§11 ff; 32; 33; 37
Urteil vom 28. November 2006 - LVG 1/06 in dem Verfassungsbeschwerdeverfahren Entscheidungs formel: 1. Es wird festgestellt, dass der Antragsgegner zu 1 das Recht des Landtages von Sachsen-Anhalt nach Art. 93 Abs. 1 Satz 1 und Art. 93 Abs. 2 Satz 1 der Landesverfassung dadurch verletzt hat, dass er im Haushaltsjahr 2005/2006 eine überplanmäßige Verpflichtungsermächtigung bei Kapitel 0341 Titel 51801 für die Unterbringung des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation im CityCarré Magdeburg bewilligt hat, ohne eine Ermächtigung des Landtages einzuholen. 2. Es wird festgestellt, dass die Antragsgegnerin zu 2 die Rechte des Landtages von Sachsen-Anhalt nach Art. 93 Abs. 1 Satz 1 und Art. 93 Abs. 2 Satz 1 der Landesverfassung dadurch verletzt hat, dass sie im Zusammenhang mit der beabsichtigten Unterbringung des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation im City-Carré Magdeburg eine Ermächtigung des Landtages nicht eingeholt hat. 3. Der Antragsgegner zu 1 und die Antragsgegnerin zu 2 erstatten der Antragstellerin deren notwendige Auslagen je zur Hälfte. LVerfGE 17
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Tatbestand: 1. Die Landesregierung von Sachsen-Anhalt beschloss am 15.4.2003 die Zusammenfassung der seinerzeit zwölf Katasterämter und des Landesamtes für Landesvermessung und Geoinformation in einem neuen Landesamt mit vier Standorten in Magdeburg, Halle, Dessau und Stendal sowie am 25.6.2003 die Umsetzung der Maßnahme zum 1.1.2004. Weiter wurde festgelegt, in Magdeburg solle der Hauptsitz des Amtes sein und die nicht fortgeführten Nebensitze sollten bis zum 1.1.2005 aufgelöst werden. Schließlich solle das neue Landesamt ab 1.1.2005 als Landesbetrieb nach § 26 der Landeshaushaltsordnung (LSA-LHO) geführt werden. Am 23.12.2003 forderte das Kabinett das Ministerium des Innern auf, durch kurzfristige Schließung von Nebenstellen im Bereich des (neuen) Landesamtes weitere Einsparpotentiale zu ermitteln und diese in den Haushaltsplanentwurf 2005/2006 einzuarbeiten. In der ersten Hälfte des Jahres 2004 prüfte das Ministerium des Innern, inwieweit das Landesamt in der Rechtsform eines Landesbetriebes wirtschaftlicher geführt werden könne. Auf Grund des negativen Prüfungsergebnisses beschloss das Kabinett am 20.7.2004, das Landesamt nicht in einen Landesbetrieb zu überführen, sondern es weiter innerhalb der unmittelbaren Landesverwaltung zu belassen. Im August 2004 entwickelte das Ministerium des Innern in Zusammenarbeit mit dem Landesbetrieb Liegenschafts- und Immobilienmanagement Sachsen-Anhalt (LIMSA) ein (Gesamt-)Konzept für die Unterbringung des Landesamtes. Mit Schreiben vom 12.11.2004 übersandte das Ministerium des Innern dem Antragsgegner zu 1 und den übrigen betroffenen Ressorts den Entwurf einer Kabinettsvorlage zum Thema: „Unterbringungskonzept für das Landesamt für Vermessung und Geoinformation Sachsen-Anhalt" und bat um Mitzeichnung. Dieser Entwurf enthielt eine umfassende Kostenbetrachtung. In Nr. 2 der Beschlussvorlage war vorgesehen, den Antragsgegner zu 1 zu bitten, die finanziellen Auswirkungen entsprechend der Vorlage zu berücksichtigen und die erforderlichen Haushaltsmittel in Höhe von 746.100 € für das Haushaltsjahr 2006 bereitzustellen. In der Vorlage wurde u.a. ausgeführt, für den Standort Magdeburg komme nach Auskunft des LIMSA derzeit nur eine Anmietung in Betracht; dafür biete sich das City-Carré Magdeburg an (S. 3). Am 16.9.2004 fand im Landtag die erste Lesung des Gesetzesentwurfs der Landesregierung über die Feststellung des (Doppel-)Haushaltsplans für die Haushaltsjahre 2005/2006 mit anschließender Überweisung an den federführenden Ausschuss für Finanzen und alle weiteren ständigen Ausschüsse statt. Der Einzelplan 03 (Ministerium des Innern) wurde im federführenden Finanzausschuss am 28.10.2004 beraten, ohne dass eine überplanmäßige Verpflichtungsermächtigung oder die Einstellung der voraussichtlichen Mietaufwendungen in den regulären Einzelplan Gegenstand der Erörterungen gewesen wären. Eingestellt wurden aber LVerfGE 17
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unter Titel-Nr. 453 Ol Mittel für Trennungsgelder und Umzugskosten für die Mitarbeiter des neuen Landesamtes, die an einem anderen Standort eingesetzt werden sollten. Der Landtag beschloss den Haushalt am 16.12.2004 in zweiter Lesung. Das Haushaltsgesetz 2005/2006 vom 28.1.2005 (LSA-GVB1., S. 58) trat am 1.1.2005 in Kraft. Mit Schieiben vom 25.11.2004 lehnte der Antragsgegner zu 1 die Mitzeichnung der Vorlage gegenüber dem Ministerium des Innern ab, im Wesentlichen mit der Begründung, das vorgelegte Unterbringungskonzept stimme nicht mit der Vorlage des LIMSA vom August 2004 überein und eine Überprüfung der veranschlagten Kosten sei wegen fehlender bzw. unzutreffender Angaben in der Vorlage nicht möglich gewesen. Zur weiteren Abstimmung des Unterbringungskonzepts führte das Ministerium des Innern im Dezember 2004 und Januar 2005 auch mit anderen Ressorts weitere Gespräche auf Arbeitsebene und übermittelte dem Kabinett am 15.2.2005 eine neue Beschlussvorlage. Nach einer ersten Beratung am 22.2.2005 und weiteren Beratungen auf Staatssekretärsebene wurde in der Kabinettssitzung am 1.3.2005 die Vorlage des Ministeriums des Innern vom 28.2.2005 erörtert. In der Begründung der Vorlage wurden die Argumente für die Nutzung des City-Carré Magdeburg angeführt, die Kosten am Standort Dessau konkretisiert sowie darauf hingewiesen, die wirtschaftlichen Vorteile entständen auch bei einer zeitlichen Verschiebung der Maßnahme. Die Beschlussvorlage des Ministeriums des Innern hat im vorliegend relevanten Punkt folgenden Wortlaut: 1. Die Landesregierung nimmt die Kabinettsvorlage des Ministeriums des Innern zur Kenntnis. Sie befürwortet das endgültige Unterbringungskonzept für das Landesamt für Vermessung und Geoinformation Sachsen-Anhalt. Dazu müssen Vertragsverhandlungen über die vorgesehene Anmietung von Räumlichkeiten im City-Carré in Magdeburg und in der Elisabethstraße 15 in Dessau umgehend aufgenommen sowie die landeseigene Liegenschaft in Halle, Neustädter Passage 15 bis Ende 2006 freigeräumt werden. 2. Das Ministerium des Innern wird gebeten, für die Anmietung von Räumlichkeiten im City-Carré in Magdeburg und in der Elisabethstraße 15 in Dessau beim Ministerium des Finanzen eine außerplanmäßige Verpflichtungsermächtigung gem. § 38 Abs. 1 LSA-LHO zu beantragen. Die ermittelte Abbaurate von 32 Stellen wird im nächsten Haushaltsplanentwurf im Einzelplan 03, Kapitel 0341, unter Angabe von Wegfallzeitpunkten und Wegfallgründen aufgenommen.
Die Landesregierung nahm die Vorlage in ihrem Beschluss vom 1.3.2005 zur Kenntnis und beauftragte das Ministerium der Finanzen, sich vor Vertragsabschluss mit dem Landesrechnungshof ins Benehmen zu setzen und „die personalund haushaltswirtschaftlichen Voraussetzungen für die Umsetzung des Unterbringungskonzeptes für das Landesamt für Vermessung und Geoinformation in Sachsen-Anhalt zu schaffen".
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Mit Schreiben vom 27.6.2005 beantragte das Ministerium des Innern beim Antragsgegner zu 1 die Bewilligung einer überplanmäßigen Verpflichtungsermächtigung in Höhe von 16.272.604,06 € als haushaltstechnische und haushaltsrechtliche Ermächtigung für den Abschluss des Mietvertrages für das City-Carré Magdeburg. Der Antragsgegner zu 1 entsprach dem Begehren durch Schreiben vom 1.7.2005. Der von dem Vorgang am 30.6.2005 in Kenntnis gesetzte Landesrechnungshof nahm dazu durch Schreiben vom 6.7.2005 Stellung. Er rügte das Fehlen einer umfassenden Wirtschaftlichkeitsberechnung sowie die geplante langfristige Bindung. Letztere sei wegen einer denkbaren Übertragung der Aufgaben auf die Kommunen, wie sie in anderen Bundesländern zu beobachten sei, untunlich. Weiter sei eine Aufnahme in den Haushaltsplan möglich. Insgesamt empfahl der Landesrechnungshof, den Plan nicht weiter zu verfolgen. Ende Juli 2005 wurde der Mietvertrag für die benötigten Räume im CityCarré Magdeburg durch das Ministerium des Innern mit einer Laufzeit von fünfzehn Jahren abgeschlossen. Im August 2005 wurde der Vorgang durch eine Pressemitteilung des Ministeritims für Finanzen öffentlich bekannt gemacht. Den Ausschuss für Finanzen informierte das Ministerium der Finanzen am 5.9.2005; zuvor, am 25.8.2005, hatte der Landesrechnungshof den Ausschuss unterrichtet. Die vorstehend geschilderten Vorgänge waren Gegenstand ausführlicher Beratungen in den Ausschüssen für Finanzen (insbesondere 81. Sitzung v. 14.9.2005 und 82. Sitzung v. 15.9.2005, TOP 1) und Inneres (insbesondere 36. Sitzung v. 13.10. 2004) sowie im Plenum des Landtages von Sachsen-Anhalt (insbesondere v. 8.9.2005, TOP 13). Auf die entsprechenden Protokolle wird Bezug genommen. 2. Die Antragstellerin, eine Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt, hat am 3.1.2006 das Landesverfassungsgericht angerufen. Sie sieht sowohl im Verhalten des Antragsgegners zu 1 — der Bewilligung der vom Ministerium des Innern beantragten überplanmäßigen Verpflichtungsermächtigung zu Kapitel 0341 Titel 51801 für die Unterbringung des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation im City-Carré Magdeburg — als auch im Verhalten der Antragsgegnerin zu 2 — die eine Ermächtigung des Landtages für dieses Vorhaben nicht eingeholt habe — die Rechte des Landtages von Sachsen-Anhalt verletzt. Zur Begründung wird unter anderem ausgeführt: Die Ermächtigung der Verwaltung zum Eingehen von finanziellen Verpflichtungen oberhalb einer bestimmten Grenze obliege grundsätzlich dem Landtag auf Grund seines in Art. 93 der Landesverfassung verankerten Rechts zur Beschlussfassung über den Haushaltsplan. Soweit die Landesverfassung und die Landeshaushaltsordnung davon Ausnahmen zuließen, seien diese eng auszulegen und nur anwendbar, wenn der vom Verfassunggeber vorgesehene Weg des Nachtragshaushaltsverfahrens nicht beschritten werden könne. Zudem sehe Art. 94 Abs. 1 der Landesverfassung ein Nothaushaltsrecht vor, das jedoch nur in dem Fall eingreife, dass ein HaushaltsLVerfGE 17
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plan nicht rechtzeitig verabschiedet werde. Erwiesen sich im laufenden Haushaltsjahr zusätzliche Ausgaben als erforderlich, die bei der Aufstellung des Haushaltsplans noch nicht vorhergesehen gewesen seien, so bestehe die Möglichkeit, einen Nachtragshaushalt gem. Art. 93 Abs. 3 der Landesverfassung zu verabschieden. Erst wenn auch dies nicht möglich bzw. ausreichend sei, sehe Art. 95 der Landesverfassung die außerordentliche Bewilligungskompetenz des Finanzministers vor. Dabei handle es sich um eine subsidiäre Kompetenz für dringende Notfalle, die nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zur entsprechenden Regelung des Grundgesetzes unter eng umrissenen Tatbestandsvoraussetzungen allein zur Sicherung der Handlungsfähigkeit der Exekutive und eines geordneten staatlichen Aufgabenvollzugs in Anspruch genommen werden dürfe. Abweichend vom Wortlaut des Art. 95 der Landesverfassung sei bei einer Bewilligung von Finanzmitteln erheblichen Gewichts zudem aus allgemeinen verfassungsrechtlichen Gründen ein Beschluss der Landesregierung erforderlich. Bewillige der Finanzminister Mittel außerhalb der Voraussetzungen des Art. 95 der Landesverfassung oder Finanzmittel erheblichen Gewichts ohne Beschluss der Landesregierung, so verletze dies die Rechte des Landtages aus Art. 93 der Landesverfassung. Das gelte insbesondere dann, wenn durch einen Nachtrags- oder Ergänzungshaushalt rechtzeitig eine haushaltsrechtliche Grundlage für die geplante Ausgabe geschaffen werden könne. Beabsichtige der Finanzminister, eine Bewilligung nach Art. 95 der Landesverfassung zu erteilen, so habe er überdies die Pflicht, umgehend das Parlament zu informieren, damit dieses ggf. noch ein entsprechendes Haushaltsgesetz erlassen könne. Erst nach dieser Konsultation sei der Finanzminister zur Bewilligung berechtigt. Im vorliegenden Fall habe der Antragsgegner zu 1 ohne eine solche Konsultation seine Zustimmung gegeben und dadurch die Rechte des Landtages verletzt. Zudem seien die tatbestandlichen Voraussetzungen des Art. 95 der Landesverfassung nicht gegeben gewesen. Schließlich habe sich die Antragsgegnerin zu 2 bewusst dagegen entschieden, eine Verpflichtungsermächtigung in den (regulären) Haushalt aufzunehmen und damit ebenfalls die Rechte des Landtages verletzt. Nach Ansicht der Antragstellerin lag weder ein unvorhergesehener noch ein unabweisbarer Bedarf vor. Unvorhergesehen sei der Bedarf deshalb nicht gewesen, weil die Entscheidung über die Unterbringung des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation im City-Carré Magdeburg bereits zum Zeitpunkt der Beratung des Haushaltsplans 2005/2006 im Landtag festgestanden habe. Zwischen den Ressorts habe Uneinigkeit nur in Bezug auf die Unterbringung des Landesamtes in Halle und nicht in Bezug auf die hier streitige Unterbringung in Magdeburg bestanden. Insoweit sei deshalb die Aufnahme einer Verpflichtungsermächtigung in den Haushaltsplan möglich gewesen. Dagegen spreche auch nicht, dass Einzelheiten der Kosten noch im Wege der Verhandlung mit anderen Stellen hätten geklärt werden sollen. Eine Verpflichtungsermächtigung setze nicht schon die abschließende Prüfung aller Einzelheiten voraus. Erforderlich sei ledigLVerfGE 17
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lieh eine zum Zeitpunkt der Entscheidung größtmögliche Genauigkeit auf der Grundlage einer Schätzung. Im Laufe des Entscheidungsverfahrens habe sich auch die Dringlichkeit der Maßnahme nicht verändert. Vielmehr sei der Zeithorizont für die Durchführung der Maßnahme am Standort Magdeburg im Wesentlichen unverändert geblieben. Ein dringender Handlungsbedarf habe nicht mit den auslaufenden Mietverträgen in Dessau und Kothen begründet werden können, weil das Auslaufen dieser Verträge seit deren Abschluss bekannt gewesen sei. Zudem sei eine getrennte Betrachtung und Behandlung der einzelnen Standorte möglich gewesen. Es habe auch kein Fall der Unabweisbarkeit vorgelegen. Die Planungen seien bereits im Oktober 2004 hinreichend konkret und mit dem der Bewilligung zugrunde gelegten Plan weitgehend identisch gewesen. Im Übrigen seien für Vorhaben in einem vergleichbaren Planungsstadium (Justizzentrum Magdeburg, Justizvollzugsanstalt Burg und Anmietung eines Objekts für das Landesverwaltungsamt) Verpflichtungsermächtigungen in den Haushaltsplan 2005/2006 aufgenommen worden. Soweit sich die Antragsgegner auf Wirtschaftlichkeitsberechnungen beriefen, seien diese als solche und allein nicht geeignet, um eine sachliche Unabweisbarkeit zu begründen, da durch die Nichtrealisierbarkeit bestimmter finanzieller Einsparungen keine schwerwiegenden politischen, wirtschaftlichen und sozialen Staatsbelange beeinträchtigt würden. Die verfassungsrechtliche Kompetenzverteilung verlange vielmehr gerade, dass der Landtag bei der Entscheidung über eine Maßnahme, die zu einer Bindung über einen Zeitraum von fünfzehn Jahren führe, beteiligt werden müsse, nicht zuletzt, weil eine solche langfristige Bindung, auch wenn sie mit dem Ziel der Kostenreduzierung erfolge, erhebliche Risiken berge. Darauf habe nicht nur der Landesrechnungshof in seiner Stellungnahme vom 6.7.2005 hingewiesen. Vielmehr habe auch der Ausschuss für Finanzen in seiner Sitzung vom 29.11.2004 eine Laufzeit von Mitverträgen über fünfzehn Jahre als nicht mehr vertretbar angesehen. Es bestehe auch kein dringender Handlungsbedarf aus dem Gesichtspunkt der Umsetzbarkeit des Gesamtkonzepts am Standort Magdeburg. Für das in Aussicht genommene Mietobjekt habe es keine anderen Bewerber gegeben, so dass auch eine spätere Anmietung möglich gewesen sei. Das Gleiche gelte für andere Standorte, bei denen Anmietungen auf der Basis bereits vorhandener Ermächtigungen möglich gewesen wären. Nach der Entscheidung der Landesregierung sei noch ausreichend Zeit gewesen, um einen Nachtragshaushalt zu beantragen, ohne dass die Umsetzung des Vorhabens im geplanten Zeitfenster in Frage gestellt gewesen wäre. In vergleichbaren Fallkonstellationen habe der Landtag einen Nachtragshaushalt innerhalb von zwei Monaten verabschiedet. Rechtlich nicht tragfähig sei auch der Standpunkt der Antragsgegner, dass für ein einzelnes Vorhaben kein Nachtragshaushalt beantragt werden solle. Dahinter LVerfGE 17
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stehe ein rein verwaltungsökonomisches Argument, das eine Missachtung der verfassungsrechtlichen Kompetenzzuweisungen im haushaltsrechtlichen Bereich nicht rechtfertigen könne. Die Antragsgegnerin zu 2 habe das Budgetrecht des Landtages dadurch verletzt, dass sie es unterlassen habe, für die Anmietung von Räumen im City-Carré Magdeburg für die Dauer von fünfzehn Jahren zur Unterbringung des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation die vorherige Ermächtigung des Landtages einzuholen. Nach den in Bezug auf das Verhalten des Antragsgegners zu 1 bereits dargelegten Rechtsgrundsätzen sei die Antragsgegnerin zu 2 verpflichtet gewesen, den finanziellen Bedarf für das Vorhaben in den regulären Haushalt aufzunehmen oder — was für eine Verwirklichung im vorgesehenen Zeitrahmen ausgereicht habe — einen entsprechenden Nachtragshaushalt zu beantragen. Die Antragsgegnerin zu 2 habe sich ausweislich des Wortlauts des Kabinettsbeschlusses vom 1.3.2005 ausdrücklich gegen diesen Weg und für eine Bewilligung nach Art. 95 der Landesverfassung entschieden. Die Antragstellerin beantragt, 1. festzustellen, dass der Antragsgegner zu 1 das Recht des Landtages von Sachsen-Anhalt nach Art. 93 Abs. 1 Satz 1 und Art. 93 Abs. 2 Satz 1 der Landesverfassung dadurch verletzt hat, dass er im Haushaltsjahr 2005/2006 eine überplanmäßige Verpflichtungsermächtigung bei Kapitel 0341 Titel 51801 für die Unterbringung des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation im City-Carré Magdeburg bewilligt hat, ohne eine Ermächtigung des Landtages einzuholen. 2. festzustellen, dass die Antragsgegnerin zu 2 die Rechte des Landtages von Sachsen-Anhalt nach Art. 93 Abs. 1 Satz 1 und Art. 93 Abs. 2 Satz 1 der Landesverfassung dadurch verletzt hat, dass sie im Zusammenhang mit der beabsichtigten Unterbringung des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation im City-Carré Magdeburg eine Ermächtigung des Landtages nicht eingeholt hat. 3. Die Antragsgegner beantragen, die Anträge abzulehnen. Sie führen zur Begründung aus, die Voraussetzungen für die Bewilligung einer außerplanmäßigen Verpflichtungsermächtigung gem. Art. 95 der Landesverfassung hätten vorgelegen. Weder eine Aufnahme in den regulären Haushalt 2005/2006 noch die Beantragung eines Nachtragshaushalts seien möglich gewesen. Entgegen der Ansicht der Antragstellerin habe das Vorhaben im Oktober 2004 wegen fehlender Veranschlagungsreife noch nicht in den regulären Haushaltsplan aufgenommen werden können. Zum damaligen Zeitpunkt seien die Beratungen über die Einzelheiten der Realisierung der Unterbringung des neuen Landesamtes für Vermessung und Geoinformation am Standort Magdeburg noch LVerfGE 17
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nicht abgeschlossen gewesen. Weder habe das Kabinett einen endgültigen Beschluss über die Gesamtmaßnahme getroffen noch sei darüber zwischen den beteiligten Ressorts Einvernehmen erzielt worden. Vielmehr sei bis zum endgültigen Kabinettsbeschluss vom 1.3.2005 die Realisierbarkeit der gesamten Planung ungewiss geblieben. Dem stehe auch die Einstellung der Trennungsgelder in den Haushaltsplan 2005/2006 nicht entgegen. Diese seien unabhängig von der Art der organisatorischen Umsetzung der Standortplanungen erforderlich gewesen, so dass aus ihrer Einstellung keine Rückschlüsse auf den Stand der Planungen im Übrigen gezogen werden könnten. Er habe Erwägungen verworfen, die geplanten voraussichtlichen Ausgaben für den Haushaltsplan anzumelden, weil er bei den Parlamentariern nicht den Argwohn habe erwecken wollen, die Regierung beabsichtige, sich ein finanzielles Polster bei nicht beschlossenen und strittigen Maßnahmen zu schaffen. Der Finanzminister dürfe nicht gezwungen werden, noch unausgereifte Mittelanmeldungen der Ressorts in den Haushalt einzustellen, um zu vermeiden, dass im Haushaltsvollzug der Weg über eine über- oder außerplanmäßige Ausgabe versperrt werde. Eine derartige Veranschlagungspraxis stehe nicht im Einklang mit den Grundsätzen der Haushaltswahrheit und -klarheit. Für die Beantragung und Verabschiedung eines Nachtragshaushalts habe die Zeit nicht ausgereicht. Um eine mehrjährige Verlängerung der Mietverträge an anderen Standorten auszuschließen und die wirtschaftlichen Vorteile der Zusammenlegung an einem Standort in Magdeburg zu nutzen, sei eine schnelle Entscheidung erforderlich und unabdingbar gewesen. Nach gefestigter Auffassung in Rechtsprechung und Literatur stehe es im pflichtgemäßen Ermessen der jeweiligen Regierung, darüber zu entscheiden, ob und wann sie einen Nachtragshaushalt für erforderlich halte. Da zum Zeitpunkt der Aufstellung des regulären Haushalts die Veranschlagungsreife noch gefehlt habe, sei — im Umkehrschluss — der finanzielle Bedarf unvorhergesehen gewesen. Wenn dem Finanzminister nur ein subsidiäres Notbewilligungsrecht zukommen solle, müsse im vorliegenden Fall die atypische Konstellation ausreichend berücksichtigt werden, dass das Ausgabevolumen des Haushaltes durch die Verpflichtungsermächtigung perspektivisch habe gemindert werden sollen. Damit werde das haushaltsrechtliche Wirtschaftlichkeits- und Sparsamkeitsgebot verwirklicht. 4. Die Antragstellerin hat in der mündlichen Verhandlung erklärt, dass sie das Verfahren auch nach der Neuwahl des Landtages und der Neukonstituierung als Fraktion fortfuhren will.
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Landesverfassungsgericht Sachsen-Anhalt Gründe:
1. Der Antrag ist zulässig. In dem Organstreitverfahren (1.1.) sind die Beteiligten parteifähig (1.2.). Die behauptete Verletzung von Rechten des Landtages erscheint möglich (1.3.); dies kann auch die Antragstellerin geltend machen (1.4.). Der Antrag ist rechtzeitig gestellt (1.5.) und hat sich durch die Neuwahl des Landtages nicht erledigt (1.6.). 1.1. Das Landesverfassungsgericht ist zur Entscheidung berufen; denn es handelt sich um ein Organstreitverfahren gem. Art. 75 Nr. 1 der Landesverfassung - LSA-Verf - vom 23.8.1993 (LSA-GVBL, S. 441), zuletzt geändert durch Gesetz vom 27.1.2005 (LSA-GVBl, S. 44), und § 2 Nr. 2 des Gesetzes über das Landesverfassungsgericht - LSA-VerfGG - vom 23.8.1993 (LSA-GVBl., S. 441), zuletzt geändert durch Gesetz vom 26.3.2004 (LSA-GVBl., S. 234), da die Antragstellerin und die Antragsgegner über die Verletzung von Rechten des Landtages aus der Landesverfassung streiten. 1.2. Die Antragstellerin ist nach § 35 Nr. 3 LSA-VerfGG iVm Art. 47 LSAVerf sowie §§ 2 ff der Geschäftsordnung des Landtages (v. 16.5.2002 - LdTgDrs. 4/1/1 Β - , zuletzt geändert durch Beschluss v. 14.11.2002 - LdTgDrs. 4/9/324 B) — GO LT - im Organstreitverfahren parteifähig. Die Parteifähigkeit des Antragsgegners zu 1 folgt aus § 35 Nr. 3 LSA-VerfGG iVm Art. 68 Abs. 2; 95 Abs. 1 S. 1 LVerf, die der Antragsgegnerin zu 2 aus § 35 Nr. 2 LSA-VerfGG. 1.3. Eine Verletzung von Rechten aus Art. 93 LSA-Verf durch das Verhalten des Antragsgegners zu 1 erscheint möglich, da durch die Notbewilligung ein Eingriff in das Budgetrecht des Landtages erfolgt sein kann. Das gleiche gilt im Hinblick auf das Verhalten der Antragsgegnerin zu 2, auch soweit sie eine Information des Landtages unterlassen hat. Gegenstand eines Verfahrens nach Art. 75 Nr. 1 LSA-Verf kann ein Unterlassen sein, soweit eine Handlungspflicht verletzt wird (§ 36 Abs. 1 LSA-VerfGG). 1.4. Die Antragstellerin ist nach § 36 Abs. 1 LSA-VerfGG befugt, die Verletzung von Rechten des Landtages stellvertretend fur diesen geltend zu machen. Die Norm erlaubt ausdrücklich auch Organteilen, die Verletzung der Rechte des Organs geltend zu machen, dem sie angehören. Als Fraktion ist die Antragstellerin Organteil des Landtages (entsprechend für die übereinstimmende Rechtslage nach Bundesrecht: BVerfG, Urt. v. 25.05.1977 - 2 BvE 1/74 - , BVerfGE 45,1, 28). 1.5. Der Antrag ist am 3.1.2006 innerhalb der Sechs-Monats-Frist nach § 36 Abs. 3 LSA-VerfGG gestellt worden. Maßgeblich für den Fristbeginn ist die Kenntnis von der gerügten Verletzungshandlung. Dabei ist die „offizielle" Unterrichtung maßgeblich, nicht der Termin, zu dem die Öffentlichkeit auf andere Weise von der Verletzungshandlung erfahren hat. Der maßgebliche Zeitpunkt
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kann frühestens die Information des Finanzausschusses durch den Landesrechnungshof am 25.8.2005 sein. 1.6. Der Antrag ist auch nicht durch die zwischenzeitliche Neukonstituierung des Landtages und seiner Fraktionen sowie der Landesregierung unzulässig geworden. Zwar sind dadurch die am Verfahren beteiligten Organe bzw. Organteile nicht identisch mit denjenigen zum Zeitpunkt der Antragstellung bzw. der Verletzungshandlung. Im Hinblick darauf, dass vergleichbare Konstellationen jederzeit erneut eintreten können und insoweit eine Wiederholungsgefahr besteht, sowie unter dem Gesichtspunkt, dass sonst gegen Ende einer Legislaturperiode begangene Rechtsverletzungen einer verfassungsgerichtlichen Klärung entzogen und damit sanktionslos möglich wären, ist vom Fortbestehen des Rechtsschutzinteresses der Antragstellerin auszugehen. Sie hat zudem in der mündlichen Verhandlung ausdrücklich erklärt, das Verfahren fortführen zu wollen (ebenso BerlVfGH, Beschl. v. 21.3.2003 - VerfGH 06/01 - , NVwZ-RR 2003, 537, 538; Wernsmann Die Diskontinuität des Parlaments im verfassungsgerichtlichen Organstreit, Jura 2000, 344, 346 f). 2. Der Antrag ist sowohl in Bezug auf den Antragsgegner zu 1 (2.1.) als auch in Bezug auf die Antragsgegnerin zu 2 (2.2.) begründet. 2.1. Die überplanmäßige Bewilligung des Antragsgegners zu 1 vom 1.7.2005 erfüllte nicht die Voraussetzungen des Art. 95 Abs. 1 S. 2 LVerf. Angesichts der besonderen Rechte des Landtages (2.1.1.) ist die Ermächtigung für den Finanzminister eng auszulegen (2.1.2.). Die hier streitigen Ausgaben für die Vermessungsverwaltung waren nicht „unvorhergesehen" iSd Art. 95 Abs. 1 S. 2 LSA-Verf (2.1.3.). Der Antragsgegner zu 1 war nicht wegen geringer Größenordnung des Bedarfs freigestellt (2.1.4.). Ob dieser auch „unabweisbar" war, kann offen bleiben (2.1.5.). 2.1.1. Der Haushaltsplan, der nach Art. 93 Abs. 1 LSA-Verf Auskunft gerade auch über alle Ausgaben des Landes geben muss, ist nach Art. 93 Abs. 2 S. 1 LSAVerf durch Landesgesetz festzustellen. Ein solches Gesetz kann nach den allgemeinen Bestimmungen über das Gesetzgebungsverfahren und den Sonderbestimmungen für die Haushaltsgesetzgebung nur der Landtag beschließen (Art. 77 Abs. 1; 81 Abs. 1 S. 3 LVerf). Hieraus ist abzuleiten, dass dem Landtag im Grundsatz das alleinige Entscheidungsrecht über das Budget des Landes zusteht, soweit die Landesverfassung nicht selbst Ausnahmen vorsieht. Da die Rechtslage im Land derjenigen des Bundes gleicht (vgl. dort Art. 110 ff GG mit hier Art. 93 ff LVerf), kann auf der Basis der grundlegenden Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG, Urt. v. 25.5.1977 - 2 BvE 1/74 - , BVerfGE 45, 1 ff) von einer herausragenden Stellung des Landtages für die Entscheidung über den Haushalt ausgegangen werden (BVerfGE 45, 1, 32).
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2.1.2. Die Kompetenz des Finanzministers, bei über- oder außerplanmäßigen Ausgaben eine Bewilligung zu erteilen (Art. 95 Abs. 1 S. 1 LVerf) tritt nicht ergänzend neben die Rechte des Landtages im Haushaltsrecht, sondern ist durch die Einschränkungen des Art. 95 Abs. 1 S. 2 LSA-Verf an enge Voraussetzungen geknüpft. Diese belegen, dass dem Finanzminister keine allgemeine Plankorrekturbefugnis zukommt, sondern nur eine Kompetenz, welche die Grundentscheidung der Verfassung, den Landtag zum Herren des Budgets zu machen, nicht beeinträchtigt (vgl. zum rechtsähnlichen Art. 112 GG: BVerfGE 45, 1, 34). Damit muss die nur „subsidiäre" Befugnis (vgl. BVerfGE 45, 1, 37) des Finanzministers überall dort zurücktreten, wo dem Gesetzgeber auf der Grundlage des Art. 93 LSA-Verf im Weg eines regulären Haushalts (§ 11 ff der Landeshaushaltsordnung v. 30.4.1991, LSA-GVB1., S. 35, zuletzt geändert durch Gesetz v. 28.4.2004, LSA-GVB1., S. 246 - LSA-LHO - ) , eines Ergänzungshaushalts (§ 32 LSA-LHO) oder eines Nachtragshaushalts (§ 33 LSA-LHO) dessen grundsätzliches Entscheidungsrecht einzuräumen ist (vgl. dazu BVerfGE 45, 1, 34). Stellt sich nach Feststellung des Haushaltsplans durch das Haushaltsgesetz ein Ergänzungs- oder Nachtragsbedarf heraus, so ist nach Art. 93 Abs. 3, 2. Alt. LSA-Verf in erster Linie der Gesetzgeber zu befassen. Von dieser Grundidee geht auch die Landeshaushaltsordnung aus, soweit sie die Anforderungen des Art. 95 LSA-Verf in § 37 LSA-LHO konkretisiert; dort heißt es: „(1) Uberplanmäßige und außerplanmäßige Ausgaben bedürfen der Einwilligung des Ministeriums der Finanzen. Sie darf nur im Falle eines unvorhergesehenen und unabweisbaren Bedürfnisses erteilt werden. Die Einwilligung darf nicht erteilt werden, wenn 1. die Ausgabe bis zur Verkündung des nächsten Haushaltsgesetzes zurückgestellt oder 2. ein Nachtragshaushaltsgesetz voraussichtlich rechtzeitig herbeigeführt werden kann. Satz 3 Nr. 2 gilt nicht, soweit 1. fällige Rechtsverpflichtungen zu erfüllen sind, 2. Ausgabemittel von anderer Seite zweckgebunden zur Verfugung gestellt werden oder 3. die über- oder außerplanmäßigen Ausgaben für den jeweiligen Anlass einen im Haushaltsgesetz festgesetzten Betrag nicht überschreiten. (2) Absatz 1 gilt auch für Maßnahmen, durch die für das Land Verpflichtungen entstehen können, für die Ausgaben im Haushaltsplan nicht veranschlagt sind. (3) Über- und außerplanmäßige Ausgaben sollen in der Regel durch Einsparungen bei anderen Ausgaben in demselben Einzelplan ausgeglichen werden. (4) Uber- und außerplanmäßige Ausgaben, die im Einzelfall 25.000 € und mehr betragen, sind vom Ministerium der Finanzen halbjährlich, in Fällen von grundsätzlicher oder erheblicher finanzieller Bedeutung unverzüglich dem Landtag mitzuteilen. Sie bedürfen der nachträglichen Billigung des Landtags. Die Beschlussfassung kann mit der Endastung (§ 114) verbunden werden.
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(5) Ausgaben, die ohne nähere Angabe des Verwendungszwecks veranschlagt sind, dürfen nicht überschritten werden. (6) Mehrausgaben bei übertragbaren Ausgaben sind unter den Voraussetzungen des Absatzes 1 auf die nächstjährige Bewilligung für den gleichen Zweck als Vorgriff anzurechnen. Das Ministerium der Finanzen kann Ausnahmen zulassen." Darüber hinaus folgt aus dem Grundsatz der Rücksichtnahme auf die Rechte anderer Verfassungsorgane (vgl. dazu BVerfGE 45, 1, 39; vgl. ferner zu diesem Grundsatz: Lor% Interorganrespekt im Verfassungsrecht, 2001, S. 139 ff) eine besondere Prüfungs- und Konsultationspflicht vor und bei Wahrnehmung des Notbewilligungsrechts nach Art. 95 LVerf. Die Prüfungspflicht geht dahin, ob nicht nach der Sachlage im Einzelfall eine Bewilligung durch den Gesetzgeber möglich ist. Ergeben sich in dieser Hinsicht begründete Zweifel, dann ist der Finanzminister gehalten, mit dem Gesetzgeber in Verbindung zu treten, um zu klären, ob dieser sich in der Lage sieht, rechtzeitig eine Bewilligung zu erteilen. Erst nach dieser Konsultation, die von der Berichtspflicht nach Art. 95 Abs. 1 S. 3 LVerf, § 37 Abs. 4 LSA-LHO unterschieden werden muss, ist der Weg frei für die Ausübung des Notbewilligungsrechts aus Art. 95 LSA-Verf (vgl. BVerfG aaO). Es ist Sache des Haushaltsgesetzgebers zu entscheiden, ob er bei Fällen unterhalb einer bestimmten Größenordnung, die eine gesonderte Haushaltsvorlage ernsthaft inpraktikabel erscheinen lässt, den Finanzminister allgemein von dieser verfassungsrechtlichen Kommunikations- und Konsultationspflicht freistellt (vgl. dazu: BVerfGE 45, 1, 39). 2.1.3. Ob ein Bedarf für Ausgaben besteht, beantwortet sich wesentlich nach politischen Wertungen, deren Inhalt nur darauf gerichtlich überprüft werden kann, ob die Grenze offensichtlicher Unvertretbarkeit überschritten wurde. Dagegen ist es eine Rechtsfrage, ob ein Bedarf unvorhergesehen oder unabweisbar ist. Diese Tatbestandsmerkmale enthalten als objektivierbare Maßstäbe eine Kompetenzregelung (vgl. dazu: BVerfGE 45, 1, 39). Im hier streitigen Fall lagen die Voraussetzungen für eine Notbewilligung durch den Antragsgegner zu 1 nicht vor, weil die Ausgaben nicht „unvorhergesehen" waren (Art. 95 Abs. 1 S. 2 LVerf). „Unvorhergesehen" ist jeder Bedarf, der tatsächlich, gleich aus welchen Gründen, vom Finanzminister oder der Regierung bei der Aufstellung des Haushaltsplans oder vom Gesetzgeber bei dessen Beratung und Feststellung nicht vorhergesehen wurde oder dessen gesteigerte Dringlichkeit, die es durch eine Veränderung der Sachlage inzwischen gewonnen hat, nicht vorhergesehen worden ist (BVerfGE 45, 1, 35). Ein Bedarf, der dem Finanzminister bekannt gemacht, von ihm aber abgelehnt worden ist, kann nicht mehr als unvorhergesehen gelten; Gleiches gilt, wenn Anforderungen von der Landesregierung nicht in den Haushaltsentwurf aufgenommen oder im Gesetzgebungsverfahren gestrichen worden sind (vgl. BVerfGE 45,1, 36). LVerfGE 17
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Nach dem verbindlichen Kabinettsbeschluss zur Zusammenlegung des neuen Landesamtes an drei Standorten sowie der daraufhin erarbeiteten Vorlage eines Unterbringungskonzepts durch das Ministerium des Innern mit einem entsprechenden Antrag auf Aufnahme einer Verpflichtungsermächügung an das Ministerium der Finanzen lagen bereits im Jahr 2004 die Voraussetzungen für die Aufnahme einer Verpflichtungsermächtigung in den Haushaltsentwurf vor. Spätestens zu diesem Zeitpunkt und damit auch im Augenblick der Notbewilligung am 1.7.2005 waren die Ausgaben damit dem Antragsgegner zu 1 bekannt und somit der Bedarf für ihn nicht unvorhergesehen. Die von ihm dagegen vorgebrachten Einwände greifen nicht durch. Die vom Antragsgegner zu 1 gegenüber dem Ministerium des Innern gerügten Mängel der Konzeption, auf die im November 2004 die Ablehnung der Voranmeldung gestützt wurde, hätten auch dann noch beseitigt werden können, wenn zugleich eine entsprechende Position in den Haushaltsentwurf aufgenommen worden wäre. Es bestand kein rechtliches Junktim zwischen der noch nicht abgeschlossenen Planung (auch im Hinblick auf die Kostenhöhe) und der Möglichkeit der Aufnahme in den Haushaltsentwurf. Das Vorhaben stand jedenfalls in seiner ungefähren Größenordnung fest, so dass nach § 11 Abs. 2 Nr. 3 LSA-LHO eine Anmeldung „voraussichtlich benötigter Verpflichtungsermächtigungen" einerseits notwendig und andererseits eine spätere Korrektur der genauen Pläne und Kosten ohne Weiteres möglich war. Wenn der Antragsgegner zu 1 die Vorlage des Ministeriums des Innern mangels Veranschlagungsreife nicht mitgezeichnet hatte, damit ein Einvernehmen zwischen den beteiligten Ressorts fehlte und daher die Antragsgegnerin zu 2 im November 2004 noch keinen endgültigen Beschluss über das Vorhaben fasste, schließt dies die Kenntnis des Antragsgegners zu 1 nicht aus, so dass später der Bedarf für ihn nicht „unvorhergesehen" war. Dies gilt jedenfalls dann, wenn — wie im vorliegenden Fall — das endgültig beschlossene Unterbringungskonzept in seinem finanziellen Volumen kaum von der ersten Anmeldung abweicht. Dass durch eine vom November 2004 bis Juli 2005 veränderte Sachlage ein unvorhergesehener Bedarf neu entstanden ist, haben die Antragsgegner nicht vorgetragen; dies ist auch nicht ersichtlich. 2.1.4. Es kann dahingestellt bleiben, ob die Ermächtigung des Art. 95 Abs. 2 LVerf, nähere Einzelheiten des Notbewilligungsrechts durch Gesetz zu regeln, dem Gesetzgeber gestattet, den Finanzminister von der Vorlage eines (Nachtrags)Haushaltes an den Landtag bis zu einer bestimmten Größenordnung aus Gründen der Praktikabilität freizustellen; denn eine solche Freistellung gibt es im Sachsen·Anhalt nicht für einen vorhergesehenen Bedarf. Zwar gestattet § 37 Abs. 1 S. 4 Nr. 3 LSA-LHO iVm § 6 S. 1 des Haushaltsgesetzes 2005/2006 eine Notbewilligung des Finanzministers für über- oder außerplanmäßige Ausgaben, die für den jeweiligen Anlass den Betrag von 5.000.000 € nicht überschreiten. Zweifelhaft mag sein, ob damit gem. § 38 Abs. 1 S. 4 LSALVerfGE 17
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LHO die Jahresbeträge der künftigen Mehrausgaben aus Verpflichtungsermächtigungen gemeint sind. Die Freistellung bezieht sich aber ohnehin, wie sich bereits aus § 37 Abs. 1 S. 4 iVm S. 3 Nr. 2 LSA-LHO ergibt, nur auf den Fall, dass ein Nachtragshaushaltsgesetz voraussichtlich nicht rechtzeitig herbeigeführt werden kann, der Bedarf also „unabweisbar" ist. Ist der Bedarf - wie im vorliegenden Fall — nicht „unvorhergesehen", so verbleibt es bei dem sich im Umkehrschluss aus § 37 Abs. 1 S. 2 LSA-LHO ergebenden Grundsatz, dass eine Einwilligung nicht erteilt werden darf (vgl. die insoweit klarere Formulierung in der inhaltsgleichen Bestimmung des § 37 Abs. 1 S. 3 und 4 BHO [Bundeshaushaltsordnung] und dazu Dom Das Notbewilligungsrecht der Finanzminister des Bundes und der Länder: Geltung und Grenzen, DÖV 1989, 705, 711; Jahndorf Das Notbewilligungsrecht des Bundesministers der Finanzen nach Art. 112 GG, DVB1. 1998, 75, 79). 2.1.5. Auf das Vorliegen eines „unabweisbaren" Bedarfs (als zusätzlicher Einschränkung des Art. 95 Abs. 1 S. 2 LVerf) kommt es auf Grund der vorstehenden Feststellungen für die rechtliche Würdigung des Verhaltens des Antragsgegners zu 1 nicht mehr an, so dass die Klärung dieser Frage dahinstehen kann. 2.2. Auch die Antragsgegnerin zu 2 hat Verfassungsrechte des Landtages verletzt, was die Antragstellerin geltend machen kann. Die Landesregierung steht dem Landtag im Haushaltswesen als das bestimmende Organ der Exekutive gegenüber (vgl. zum Bundesrecht insoweit: BVerfGE 45, 1, 46 f), indem es allein ihr obliegt, den Haushaltsentwurf einzubringen (Art. 93 Abs. 3 LVerf), sie zum Haushaltsvorgriff ermächtigt ist (Art. 94 Abs. 1 LVerf) und dann auch Kredite aufnehmen darf (Art. 94 Abs. 2 LVerf), sie verlangen kann, dass die Beratung und Beschlussfassung über ein Gesetz ausgesetzt wird, das Mehrausgaben oder Mindereinnahmen zur Folge hat (Art. 96 Abs. 2 LVerf) und dass sie insgesamt für die ordnungsgemäße Rechnungslegung haftet (Art. 97 LVerf). Die Regelung des Art. 95 Abs. 1 S. 2 LSA-Verf kann nicht isoliert gesehen werden, sondern ist eine Sonderkompetenz, welche in die Kompetenz der Landesregierung eingebunden ist (vgl. insoweit zum Bundesrecht: BVerfGE 45, 1, 47). Das zeigt sich deutlich auch bei Art. 97 Abs. 1 LVerf; danach handelt der Finanzminister für die Landesregierung. Die Sonderbefugnis des Finanzministers kann insbesondere die Richtlinienkompetenz des Ministerpräsidenten aus Art. 68 Abs. 1 LSA-Verf nicht verdrängen (vgl. insoweit zu Art. 65; 112 GG: BVerfGE 45,1, 47). Es kann dahingestellt bleiben, ob eine Verletzung des Budgetrechts des Landtages durch die Landesregierung dann ausscheidet, wenn der Finanzminister ohne deren Kenntnis überplanmäßige Ausgaben nach Art. 95 LSA-Verf bewilligt (einschränkend: VfGH RP, Urt. v. 26.5.1997 - VGH O 11/96 - , NVwZ-RR 1998, 1, 2, 4; VfGH NW, Urt. v. 28.1.1992 - VerfGH 1/91 - , NVwZ 1992, 470, LVerfGE 17
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472; weitergehend: BVerfGE 45, 1, 49: Es genügt, dass sie von der Bewilligung hätte Kenntnis nehmen müssen); denn im vorliegenden Fall hatte die Landesregierung die bevorstehende Bewilligung des Finanzministers gekannt und diese veranlasst. Sie hat durch den Kabinettsbeschluss vom 1.3.2005 den Antragsgegner zu 1 beauftragt, „die personal- und haushaltswirtschaftlichen Voraussetzungen für die Umsetzung des Unterbringungskonzeptes für das Landesamt für Vermessung und Geoinformation in Sachsen-Anhalt zu schaffen". Dass damit nur eine Maßnahme nach Art. 95 LSA-Verf gemeint sein konnte, ergibt sich daraus, dass sie in demselben Beschluss eine dahin zielende Vorlage des Ministers des Innern „zur Kenntnis genommen" hat. Dadurch hat sie den Landtag in dessen Rechten aus Art. 93 LSA-Verf verletzt. Durch den Beschluss hat sie sich die spätere Handlung des Antragsgegners zu 1 nicht nur zu Eigen gemacht, sondern diese mit veranlasst. Dies reicht aus, um auch in ihrem Verhalten eine Verletzung der Rechte des Landtages zu sehen, die letztlich durch die Bewilligungsentscheidung des Antragsgegners zu 1 vom 1.7.2005 realisiert wurde. Ob die Landesregierung die Rechte des Landtages auch dadurch verletzt hat, dass sie es unterlassen hat anzufragen, ob die Verabschiedung eines Nachtragshaushalts innerhalb der für die Umsetzung des Projekts knapp bemessenen Frist möglich ist, kann hier dahinstehen, da diese etwaige Rechtsverletzung das gleiche Recht des Landtages betrifft und in ihrer Schwere hinter der bereits festgestellten Rechtsverletzung zurückbleibt. 3. Die Kostenentscheidung beruht auf § 32 Abs. 1 und 3 LSA-VerfGG. Der Antragsgegner zu 1 und die Antragsgegnerin zu 2 sind je zur Hälfte verpflichtet, der Antragstellerin deren notwendige Auslagen zu erstatten.
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Entscheidungen des Thüringer Verfassungsgerichtshofs
Die amtierenden Richterinnen und Richter des Thüringer Verfassungsgerichtshofs Harald Graef, Präsident Prof. Dr. Walter Bayer Peter Goetze Prof. Dr. Johanna Hübscher Dr. Iris Martin-Gehl Prof. Dr. Karl-Ulrich Meyn Petra Pollak Dr. Hartmut Schwan Dr. Bertram Zwanziger Stellvertretende Richterinnen und Richter Peter Franz Granderath Dr. Wolfgang Weißkopf Dr. Wolfgang Habel Barbara Bechmann Günter Gabriel Prof. Dr. Manfred Baldus Brigitte Baki Dr. h.c. Elmar Schuler Martina Hornstein
Kommunalwahlrecht - Überprüfung der 5%-Klausel
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Nr. 1 Die Thüringer Verfassung gibt dem Landtag das Recht, sein eigenes Verfahren selbst zu regeln. Damit ist eine gegenüber einem außerhalb des Parlaments stehenden Dritten bestehende Verpflichtung des Landtags zur ergebnisoffenen Überprüfung der Aufrechterhaltung gesetzlicher Regelungen nicht vereinbar. Dies gilt auch gegenüber politischen Parteien. Eine auf die Durchführung einer derartigen Uberprüfung gerichtete Organklage ist unzulässig. Gesetz über den Thüringer Verfassungsgerichtshof §§11 Nr. 3; 39 Abs. 1 Thüringer Kommunalwahlgesetz § 22 Abs. 2 Thüringer Verfassung Art. 48; 80 Abs. 1 Nr. 3; 95
Urteil vom 18.07.2006 - V e r f G H 8/05 in dem Organstreitverfahren der Partei Bündnis 90/Die Grünen, Landesverband Thüringen, vertreten durch den Landesvorstand, Anger 14, 99084 Erfurt — Antragstellerin — Verfahrensbevollmächtigter: Rechtsanwalt Carsten Goethe, Andreasstr. 25a, 99084 Erfürt gegen den Thüringer Landtag, vertreten durch die Präsidentin, Jürgen-Fuchs-Str. 1, 99096 Erfurt — Antragsgegner — beigetreten: Thüringer Landesregierung, vertreten durch den Thüringer Justizminister, Werner-Seelenbinder-Str. 5, 99096 Erfürt — Beigetretene — En t s c h e i d u n g s formel: Der Antrag wird verworfen.
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Thüringer Verfassungsgerichtshof
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Gründe A. Die Antragstellerin, die Partei Bündnis 90/Die Grünen, Landesverband Thüringen, begehrt im Organstreitverfahren die Feststellung, der Thüringer Landtag habe dadurch gegen die Thüringer Verfassung verstoßen, dass er es unterlassen habe, die Voraussetzungen für die Aufrechterhaltung der in § 22 Abs. 2 des Thüringer Kommunalwahlgesetzes (ThürKWG) verankerten 5-vom-Hundert-Sperrklausel bei Wahlen zu den Gemeinderäten ausreichend zu überprüfen. I. Das Thüringer Kommunalwahlgesetz vom 16.8.1993 ist am 24.8.1993 verkündet worden (GVB1. S. 530) und am darauf folgenden Tag in Kraft getreten (§ 41 Abs. 1 der seiner Zeit geltenden Fassung, nunmehr § 42 Abs. 1). Es regelt in § 22 die Verteilung der Sitze bei Verhältniswahl und enthält dazu in Abs. 2 folgende Vorschrift: „Bei der Verteilung der Sitze nach Abs. 1 werden nur Wahlvorschläge berücksichtigt, die mindestens 5-vom-Hundert der insgesamt abgegebenen gültigen Stimmen erhalten haben; dies gilt auch im Falle der Listenverbindung." Diese Vorschrift war schon im Gesetzgebungsverfahren umstritten. Änderungsanträge der Fraktionen der SPD (LT-Drs. 1/2491) und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen (LT-Drs. 1/2458), die auf eine Streichung der Regelung aus dem Gesetzentwurf zielten, erhielten keine Mehrheit (vgl. Plen.-Prot. Thüringer Landtag, 1. Wahlperiode, 89. Sitzung v. 16.7.1993, S. 6740 ff, 6741), so dass die jetzige Regelung Gesetz wurde. In der 3. Wahlperiode des Thüringer Landtages brachte die Fraktion der PDS zwei Gesetzentwürfe ein, die auf eine Aufhebung der Regelung zielten: Den Entwurf eines Gesetzes zur „Änderung der Thüringer Kommunalordnung und weiterer rechtlicher Regelungen" (LT-Drs. 3/1905; dort Art. 2 Nr. 3 ht. a)) und den Entwurf eines Gesetzes „zur Änderung kommunalwahlrechtlicher Bestimmungen in Thüringen" (LT-Drs. 3/3558, dort Art. 1 Nr. 5). Der erstgenannte Entwurf wurde am 13.12.2001 (vgl. Plen.-Prot. 3. Wahlperiode, 53. Sitzung, S. 4456 ff, 4465), der zweite Entwurf am 16.10.2003 (vgl. Plen.-Prot. 3. Wahlperiode, 92. Sitzung, S. 8023) abgelehnt. Auch in der 4. Wahlperiode reichte die PDS-Fraktion einen die 5-vom-Hundert-Sperrklausel betreffenden Gesetzentwurf ein. Mit dem Entwurf für ein „Thüringer Kommunalwahlrechtsmodernisierungsgesetz" (LT-Drs. 4/200) erstrebte sie die Aufhebung der Vorschrift (Art. 1 Nr. 3 des Entwurfs). Der vom September 2004 stammende Entwurf wurde im Plenum am 8.10.2004 erörtert (vgl. Plen.Prot. 4. Wahlperiode, 5. Sitzung, S. 373 ff). Die parlamentarischen Befürworter der Streichung beriefen sich darauf, dass die Direktwahl der Bürgermeister und LVerfGE 17
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Landräte und ihre starke Stellung den Wegfall der Sperrklausel rechtfertigten. Der Wegfall der Sperrklausel sei auch wegen der Kombination des Wahlverfahrens, bestehend aus Personen- und Listenwahl, angezeigt. Im Übrigen führe eine Vielzahl von Parteien und Wählergruppen in den kommunalen Vertretungen nicht zur Handlungsunfähigkeit, sondern sichere die Vielfalt im Meinungsstreit. Demgegenüber argumentierten die Befürworter der Sperrklausel damit, es solle einer Zersplitterung vorgebeugt und damit die Handlungsfähigkeit von Gemeinderäten und Kreistagen sichergestellt werden. Deren Aufgabenerledigung setze eine Bildung von Mehrheiten voraus. Eine übermäßige Zersplitterung könne dazu führen, dass die Erledigung von wichtigen Aufgaben verzögert oder verhindert werde oder zur Beschaffüng von Mehrheiten Zugeständnisse gemacht würden, die der Erfüllung der Pflichten der Gemeindevertretungen zuwider liefen. Am 11.11.2004 wurde der Gesetzentwurf vom Landtagsplenum insgesamt abgelehnt (vgl. Plen.Prot. 4. Wahlperiode, 6. Sitzung, S. 464, 466 f). II. Mit ihrem am 6.4.2005 eingegangenen Antrag begehrt die Antragstellerin die Feststellung, der Antragsgegner habe dadurch gegen Art. 21 Abs. 1 GG, Art. 95 Satz 1 ThürVerf, Art. 28 Abs. 1 Satz 2 GG und Art. 44 Abs. 1 Satz 1 und 2 ThürVerf verstoßen, dass er es unterlassen habe, die Voraussetzung für die Aufrechterhaltung der in § 22 Abs. 2 ThürKWG 5-vom-Hundert-Sperrklausel zu überprüfen. Die unterlassene Prüfung der Verfassungsmäßigkeit dieser Norm könne sie in ihrem aus Art. 21 Abs. 1 GG folgenden Recht auf Chancengleichheit politischer Parteien, das auch Teil des Landesverfassungsrechts sei, verletzen. Eine solche Verletzung liege vor: § 22 Abs. 2 des ThürKWG beeinträchtige die in Art. 21 Abs. 1 GG und durch das Demokratieprinzip garantierte Chancen- und Wahlgleichheit der Parteien. Die Vorschrift sehe eine Ausnahme vom Grundsatz der Gleichheit des Erfolgswertes einer Stimme vor. Das sei nur mit einem besonders zwingenden Grund zu rechtfertigen. Eine derartige Rechtfertigung könne zu einem bestimmten Zeitpunkt bestehen, zu einem anderen aber nicht. Daraus folge, dass der nunmehrige Antragsgegner, der Thüringer Landtag, die Rechtfertigung dieser Norm habe überprüfen müssen. Diese Pflicht habe sich im Gesetzgebungsverfahren des Jahres 2004 über den Antrag der PDS, § 22 Abs. 2 ThürKWG entfallen zu lassen, konkretisiert. Der konkretisierten Pflicht sei der Antragsgegner nicht in ausreichendem Maße nachgekommen. Eine bloße Debatte über die Rechtfertigungsgründe, wie sie stattgefunden habe, reiche nicht aus. Vielmehr sei das Parlament verpflichtet gewesen, alle in rechtlicher und tatsächlicher Hinsicht für die Einschätzung der Erforderlichkeit einer Sperrklausel erheblichen Gesichtspunkte heranzuziehen und abzuwägen. Es hätte die Gründe für eine Einschränkung der Wahlrechts- und LVerfGE 17
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Chancengleichheit in Abwägung aller Umstände untersuchen, konkret und detailliert darlegen sowie belegen müssen. Dann hätte es sie unter Berücksichtigung der verfassungsrechtlichen Vorgaben bewerten müssen. Alles dies habe es pflichtwidrig unterlassen. III. Der Thüringer Landtag als Antragsgegner hält den Antrag für unzulässig. Die auf seiner Seite dem Verfahren beigetretene Thüringer Landesregierung hält ihn darüber hinaus jedenfalls auch für unbegründet. 1. Der Thüringer Landtag vertritt die Ansicht, der Antrag scheitere jedenfalls an der Frist von sechs Monaten nach § 39 Abs. 3 S. 1 des ThürVerfGHG, innerhalb derer der Antrag gestellt werden müsse. Diese Frist habe spätestens mit Abschluss der Gesetzgebungsverfahren aus den Jahren 2001 oder 2003 begonnen. Die Antragstellerin habe auch nicht hinreichend substantiiert vorgetragen, in welchem subjektiven Recht sie verletzt sei. Der Antragsgegner beantragt, den Antrag zu verwerfen. 2. Für die dem Verfahren beigetretene Landesregierung wendet sich der Thüringer Justizminister sowohl gegen die Zulässigkeit als auch gegen die Begründetheit des Antrages. Auch er hält die Frist des § 39 Abs. 3 S. 1 des ThürVerfGHG für nicht eingehalten. Bloße parlamentarische Gesetzesinitiativen lösten eine Prüfungspflicht des Parlaments nicht aus. Unter diesem Gesichtspunkt sei der Antrag wenigstens unbegründet. Die Beigetretene beantragt, den Antrag zurückzuweisen. B. I. Der Antrag ist unzulässig und deshalb zu verwerfen. 1. Der Antrag ist als Organstreitverfahren statthaft. Der Thüringer Verfassungsgerichtshof entscheidet im Organstreitverfahren auf Antrag über die Auslegung der Verfassung aus Anlass von Streitigkeiten über den Umfang der Rechte und Pflichten eines obersten Landesorgans oder anderer Beteiligter, die durch die Verfassung oder in der Geschäftsordnung des Landtages oder der Landesregierung mit eigener Zuständigkeit ausgestattet sind (Art. 80 Abs. 1 Nr. 3 ThürVerf, § 11 Nr. 3 ThürVerfGHG). Gegenstand eines derartigen Verfahrens kann auch die behauptete Verletzung von Rechten des Antragstellers LVerfGE 17
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sein, die einer der im Gesetz vorgesehenen Verfahrensbeteiligten durch Unterlassen unter Verstoß gegen verfassungsrechtliche Pflichten möglicherweise begangen hat (§ 39 Abs. 1 ThürVerfGHG). Zu derartigen Pflichten würde auch die Pflicht des Antragsgegners gehören, ein geltendes Landesgesetz aus Anlass eines Gesetzgebungsverfahrens auf seine Verfassungsmäßigkeit unter Anwendung und Verdeutlichung bestimmter Kriterien zu überprüfen. 2. Die Antragstellerin, Partei Bündnis 90/Die Grünen — Landesverband Thüringen, ist als politische Partei (§ 3 Satz 2 Parteiengesetz) beteiligtenfähig: Zwar erwähnt die Verfassung des Freistaates Thüringen die Parteien nicht in einer Art. 21 GG entsprechenden Weise. Diese Bestimmung, nach der die Parteien an der politischen Willensbildung des Volkes mitwirken, macht sie nicht zum Träger eines allein in grundrechtlicher Freiheit wurzelnden Status, sondern bewirkt ihre Einbindung in den organisatorischen Verfassungsrechtskreis. Sie verleiht ihnen damit einen entsprechenden materiell-rechtlichen Status. Dieser wirkt auch in der Verfassungsrechtsordnung der Länder, mag die Regelung als unmittelbar in den Ländern geltendes Bundesverfassungsrecht anzusehen sein oder dies aus einem „Hineinwirken" des Verfassungsrechts des Bundes in die Verfassung der Länder gefolgert werden. Den Parteien steht damit für die Rüge einer Verletzung ihres Rechtes auf Gleichbehandlung auch nach dem Thüringer Verfassungsgerichtshofsgesetz das Organstreitverfahren zur Verfügung; sie sind darauf sogar beschränkt. Das gilt auch, soweit sie eine Ungleichbehandlung im Zusammenhang mit Kommunalwahlen geltend machen wollen. Auch dabei geht es um ihren Status als Partei (vgl. ThürVerfGH, Urt. v. 30.1.2003, - VerfGH 14/00 - unter Β. I. 3. der Gründe). Die Antragstellerin ist auch offensichtlich eine auf Landesebene organisierte politische Partei und nicht nur eine „Rathauspartei". 3. Die Antragstellerin ist im vorliegenden Fall nicht antragsbefugt. Sie rügt, in ihren Rechten als Partei dadurch verletzt worden zu sein, dass der Thüringer Landtag als Antragsgegner es unterlassen habe, § 22 Abs. 2 ThürKWG im Gesetzgebungsverfahren des Jahres 2004 nach bestimmten inhaltlichen Kriterien ergebnisoffen auf seine Verfassungsmäßigkeit zu überprüfen. Für eine derartige Rechtsverletzung gibt es in der Thüringer Verfassung von vornherein keine Grundlage, so dass ein auf Feststellung ihrer Verletzung gerichtetes Verfahren unzulässig ist. a) Nach § 39 Abs. 1 ThürVerfGHG ist der Antrag im Organstreitverfahren nur zulässig, wenn der Antragsteller geltend macht, dass er durch eine Maßnahme oder Unterlassung des Antragsgegners in seinen ihm durch die Verfassung übertragenen Rechten verletzt oder unmittelbar gefährdet ist. „Geltendmachen" im Sinne dieser Bestimmung setzt voraus, dass der Antragsteller tatsächliche Behauptungen substantiiert und schlüssig vortragen muss, die - ihre Richtigkeit unterstellt — eine Rechtsverletzung oder Gefährdung durch eine Maßnahme oder Unterlassung des Antragsgegners zumindest als möglich erscheinen lassen (vgl. LVerfGE 17
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fur die entsprechende Regelung in § 64 Abs. 1 BVerfGG: BVerfGE 99, 19, 28). Aufgrund des Vortrages des Antragstellers darf also nicht von vornherein ausgeschlossen sein, dass er durch die beanstandete Maßnahme oder Unterlassung in eigenen Rechten und Zuständigkeiten verletzt oder unmittelbar gefährdet ist. Geht es - wie hier - um ein Unterlassen, muss sich der Antragsteller auf eine Verfassungsnorm berufen können, aus der ihm eine Pflicht zum Tätigwerden und damit korrespondierend ein ihm zustehendes Recht ergeben kann (vgl. BVerfGE 60, 319, 324; 107, 286, 294; zum Ganzen auch: ThürVerfGH, Beschl. v. 11.3.1999 — VerfGH 12/98). Ist eine solche Norm von vornherein nicht gegeben, ist der Antrag unzulässig. b) So liegt der Fall hier. aa) Die Antragstellerin rügt im vorliegenden Verfahren, sie sei in ihrem Recht auf Chancengleichheit bei Kommunalwahlen dadurch verletzt, dass es der Antragsgegner als parlamentarischer Gesetzgeber unterlassen habe, die Verfassungsmäßigkeit der 5-vom-Hundert-Sperrklausel in § 22 Abs. 2 ThürKWG im Rahmen des im Jahre 2004 stattgefundenen Gesetzgebungsverfahrens über den Entwurf für ein „Thüringer Kommunalwahlrechtsmodernisierungsgesetz" der PDS-Fraktion nach bestimmten Vorgaben zu überprüfen. Mit dem vorliegenden Verfahren erstrebt die Antragstellerin dagegen keine Feststellung dahingehend, der Gesetzgeber habe ihre Rechte dadurch verletzt, dass er es unterlassen habe, die genannte Vorschrift nach Überprüfung auch aufzuheben. Ihr geht es allein um die Feststellung, das Parlament habe es zu Unrecht unterlassen, überhaupt eine Entscheidung anhand bestimmter Prüfkriterien zu treffen. Sie beschränkt den Streit mithin darauf, ob eine ergebnisoffene Uberprüfungspflicht des Thüringer Landtages bestand. bb) Eine derartige Pflicht zur ergebnisoffenen Überprüfung der Verfassungsmäßigkeit von Gesetzen besteht nicht. Sie lässt sich nach der Thüringer Verfassung nicht aus Bestimmungen ableiten, die einen anderen Regelungsgegenstand als das parlamentarische Verfahren selber haben. (1) Die Thüringer Verfassung erklärt den Landtag zum obersten Organ der demokratischen Willensbildung (Art. 48 Abs. 1 ThürVerf). Er übt gesetzgebende Gewalt aus (Art. 48 Abs. 2 ThürVerf). Die Verfassung regelt weiter, dass Gesetzesvorlagen aus der Mitte des Landtages, durch die Landesregierung oder durch Volksbegehren eingebracht werden (Art. 81 Abs. 1 ThürVerf). Sie können zudem auch Gegenstand eines Bürgerantrags sein (Art. 68 ThürVerf). Die Verfassung enthält zwar einige Regelungen über das parlamentarische Verfahren, beispielsweise über das Antragsrecht der Abgeordneten (Art. 53 Abs. 2 ThürVerf), die Einberufung des Landtages (Art. 57 Abs. 2 ThürVerf), die Beschlussfähigkeit und die notwendigen Mehrheiten (Art. 61 ThürVerf), überlässt es aber nach Art. 57 Abs. 5 ThürVerf dem Landtag selber, sich eine Geschäftsordnung zu geben. DarLVerfGE 17
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aus ergibt sich ein allgemeiner Rechtsgrundsat2: Die Verfassung macht das Parlament und die Parlamentarier zum Gestalter des eigenen Verfahrens. Es obliegt allein dem Landtag und seinen Mitgliedern im Rahmen der verfahrensrechtlichen Regelungen zu bestimmen, was wann auf die Tagesordnung kommt und in welcher Weise die so auszuwählenden Fragen inhaltlich abgehandelt werden. Den Ablauf des parlamentarischen Verfahrens betreffende rechtliche Verpflichtungen im Gesetzgebungsverfahren können allenfalls gegenüber solchen Berechtigten entstehen, die solche Verpflichtungen aus den Regeln des parlamentarischen Verfahrens herleiten können. Diese entstehen hingegen von vornherein nicht gegenüber Dritten - hier der Antragstellerin - , die am parlamentarischen Verfahren nicht beteiligt sind. Diese Dritten können daher aus der Gestaltung des parlamentarischen Verfahrens auch keine Rechte für sich ableiten (im Ergebnis wie hier VerfGH Saarland v. 2.6.1998 - Lv 4/97 - LVerfGE 8, 257, 263 f; in dieselbe Richtung gehend VerfGH Berlin v. 21.9.1995 - 37/95 - , NVwZ-RR 1996, 241; für Unbegründetheit dahingehender Anträge Dritter VerfGH RheinlandPfalz, Urt. v. 15.11.1971 - VGH 7/71 - , DVB1 1972, 783). Das gilt auch und gerade dann, wenn ein konkreter Gesetzentwurf, wie hier der der PDS-Fraktion im Jahre 2004, Gegenstand des parlamentarischen Verfahrens war. (2) Die gegenteilige Ansicht kann entgegen der für die dortigen Landesverfassungen vertretenen Ansichten des Verfassungsgerichtshofs für das Land Nordrhein-Westfalen (vgl. Entsch. v. 29.9.1994 - 7/94 - , NWVB1. 1994, 553 ff, sowie 21.11.1995 - 21/94 - NWVB1. 1995, 58 ff und v. 23.7.2002 - 2/01 - DÖV 2003, 30) und des Landesverfassungsgerichts Mecklenburg-Vorpommern (vgl. Entsch. v. 14.12.2000 - LVerfG 4/99 - LVerfGE 11, 306, 321 ff) nicht auf die Gestaltungsfreiheit des Gesetzgebers gestützt werden. Die Gestaltungsfreiheit des Gesetzgebers ist ein Gesichtspunkt, der allein die Dichte der materiellen Prüfung von Gesetzen betrifft. Aus dem Demokratieprinzip folgt, dass es zunächst dem durch Wahlen legitimierten Gesetzgeber und damit dem parlamentarischen Verfahren überlassen ist, inhaltliche Festlegungen für gesetzliche Regelungen zu treffen. Das ist nach dem Grundsatz der Gewaltenteilung auch bei der verfassungsgerichtlichen Uberprüfung von Gesetzen zu beachten. Zum parlamentarischen Verfahren gehört es auch, dass bestimmte Gegenstände von den dazu Berechtigten gerade nicht zum Gegenstand eines entsprechenden Antrages gemacht werden. Aus dieser Freiheit des parlamentarischen Gesetzgebers und der Parlamentarier, die Pflicht des Parlaments abzuleiten, sein Verfahren in einer bestimmten Weise zu gestalten, widerspricht der Rechtsstellung, die die Thüringer Verfassung dem Thüringer Landtag zuweist. (3) Schließlich ergibt sich aus den Rechten der vom gesetzgeberischen Entscheidungsprozess materiell Betroffenen nichts anderes. Derartige Rechtspositionen erfordern allenfalls, dass bestehende Gesetze, die durch spätere Entwicklungen verfassungswidrig werden, überprüft und aufgehoben werden (vgl. mit offeLVerfGE 17
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nem Ergebnis zu dieser Problematik zuletzt BVerfGE 110, 403 unter III). Ein Verfassungsverstoß läge dann in der Untätigkeit des Gesetzgebers hinsichtlich des Ergebnisses des Gesetzgebungsverfahrens, nicht jedoch im unterlassenen Verfahren allein. Derartige mögliche Verfassungsverstöße festzustellen, ist Aufgabe der rechtsprechenden Tätigkeit des Verfassungsgerichtshofs (Art. 79 und 80 ThürVerf). Sie können beseitigt werden, ohne dass es eines Eingriffs in das Recht des Parlaments bedarf, sein eigenes Verfahren zu gestalten. Das gilt auch, wenn es — wie hier — um die auch landesverfassungsrechtlich zu beachtende Rechtsstellung der Antragstellerin als politische Partei in Verbindung mit dem Grundsatz der Wahlrechtsgleichheit bei Wahlen zu kommunalen Vertretungen (Art. 95 ThürVerf) geht. Dass sich die Rechtsstellung der politischen Parteien auch im Landesverfassungsrecht aus Art. 21 GG, einer Vorschrift des Bundesverfassungsrechtes, herleitet, ändert daran nichts. Soweit diese Bestimmung auch im Landesverfassungsrecht wirkt — sei es auch als insoweit direkt anzuwendendes Recht —, dominiert sie es nicht, sondern entfaltet ihre Bedeutung vor dem Hintergrund der Systematik der jeweiligen Landesverfassung. Sie ist also, ebenso wie andere materielle Berechtigungen auf landesverfassungsrechtlicher Grundlage, in Bezug zur Rechtsstellung zu setzen, die die Thüringer Landesverfassung dem Thüringer Landtag zuweist. Dazu gehört auch dessen Recht, sein eigenes Verfahren zu bestimmen. II. Das Verfahren ist kostenfrei (§ 28 Abs. 1 ThürVerfGHG). Anlass, die Erstattung von Auslagen der Antragstellerin anzuordnen (§ 29 Abs. 2 ThürVerfGHG), besteht nicht. Die Entscheidung ist einstimmig ergangen.
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Sachregister Abgeordnete Gebot formaler Gleichheit 399 f Mandatsaberkennung 377 ff Rechtsstellung einzelner — 399 und Abgeordnetenanklage s.u. Abgeordnetenanklage Wahl, Grundsatz unmittelbarer 209 Abgeordnetenanklage Anklageantragsfrist 377 ff, 384, 388 390 ff, 394 ff . Vnklageschrilt, Bestiminrheitserfordernis 384 aufgrund Medienberichterstattung, qualifizierter 377 ff, 388 ff durch Beschlussfassung Landtag 388 Erhebung nach Bcwertungsausschussempfehlung 380 f Mandatsaberkennung 378 nach Art. 118 SächsVerf 377 ff, 386 f Verfahrenshindernisse 385 wg. früherer MfS-Mitarbeit 378 ff, 382 f A b l e h n u n g Beweisantrag, prozessrechtswidrige 78 ff Rügevcrlust 83 ff Altersgrenze Absenkung, Verhältnismäßigkeit der 365 Diskriminierungsvcrbot, curoparcchtlichcs 365 für mit 1 loheitsfunktion Beliehene s.u. I 'ermessungsingenieur, öffentlich bestellter gesetzliche für öffentliche Bedienstete 363 ff Regelung der ~ und Berufsfreiheit s.u. Berufsjreiheit Amts-/Geschäftsräume als "räumliche Privatsphäre" 373 Durchsuchung als Grundrechtseingriff 370 ff, 373 A m t s e r m i t t l u n g s g r u n d s a t z 81 f A n a l o g i e v e r b o t 52 f
und Bestimmtheitsgebot 52 f Anhörungspflichten Anhörungsverfahren 437 ff bei Erweiterung Gesetzesentwurf 437 ff im Gesetzgebungsverfahren 437 ff, 442 f Anhörungsrüge Berufungszulassungsantrag s.u. Berujungs^ulassungsantrag Beschwerdefrist Verfassungsbeschwerde 76 Rügeobliegenheit s.u. Rügeobliegenheit Anhörungsrügegesetz Gegenvorstellung als Anhörungsrüge 137 ff Rechtliches Gehör und Antrag auf Gegendarstellung 141 f Rechtliches Gehör, Verletzung 137 ff, 142 f Rechtswegerschöpfung nach Inkrafttreten ~ 137 ff A n o r d n u n g , einstweilige Folgenabwägung bei Erlass ~ 409 f Asylverfahren Beweisantrag 64 Sachverständigenbeweis 65 Aufgabenübertragung Mehrbelastung durch neue ~ 123 ff, 130 Aufgabenwahrnehmung konkrete Zurechnung zu ~ 73 A u s f o r s c h u n g s b e w e i s 86 Ausgaben, über-/außerplanmäßige Bewilligungskompetenz Finanzminister s.u. νίηαηφβάαή] unvorhergesehener / unabweisbarer A u s g l e i c h s s t o c k 460 Finanzausgleich, interkommunaler 415, 419, 421, 428 f, 456, 463, 472 f Finanzausgleich s Umlage 421,463
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Sachregister
Bedarfszuweisungen Finanzausgleich, kommunaler 105,111, 115,122 Befangenheitsantrag 374 ff richterliches Tätigwerden trotz ~ 376 Zwischenentscheidung, unanfechtbare 374 ff Berechnungsmethode Finanzausgleichsumlage 429 ff, 464, 473 ff, 476 Berufsfreiheit Beschränkung bei Wahrnehmung öffentlicher Aufgaben 363 ff, 366 f Sonderregelungen und europäisches Diskriminierungsverbot 365, 370 Sonderregelungen und Grundsätze rechtsstaatlichen Vertrauensschutzes 369 f Sonderregelungen, Zulässigkeit gesetzlicher 367 Berufungsinstanz sachwidrige Erschwerung des Zugangs zu ~ 76 Berufungszulassungsantrag Anhörungsrüge 68 Darlegungsanforderungen 67 rechtliches Gehör 66 f Rechtsschutz, effektiver 62 ff, 75 ff Substantiierungslast 67 Verfahrensrüge 62 ff Beteiligungsrechte bei Erstellung Reform-/Umstrukturierungskonzept 255 ff Gewichtung 231 f Kollision von ~ 260 f Mindestbestand im öffentlichen Dienst 253 f Personalvertretungsgesetz (Hessen) 255 f Beteiligungsverwaltung, institutionelle 70 Betroffenheit, unmittelbare bei Konkretisierung/Umsetzung durch Verwaltungsakt 425 f, 467 ff Beweis antrag Ablehnung durch begründeten Beschluss 81 Ablehnung, prozessrechtswidrige 64 ff, 78 ff
hilfsweise gestellter ~ und Rügeverlust 80 rechtliches Gehör 64 f, 76 f Rügeobliegenheit, keine, bei Ablehnung ~ 79 ff Bildungsarbeit, politische durch Parteien/Stiftungen 146 ff Finanzierung der ~ 146 ff Budgetrecht Parlament Alleinentscheidungsrecht 493 ff, 503 Ergänzungs-/Nachtragshaushalt 494 ff, 498 Finanzbedarf, unvorhergesehener/unabweisbarer s.u. Finan^bedatf, unvorhergesehener/unabweisbarer und Haushaltskompetenzen Landesregierung 507 f Verletzung des ~ durch Notbewilligung s.u. Notbewilligungsrecht Verpflichtungsermächtigung, überplanmäßige 497 f Volksbegehren als Beeinträchtigung ~ 346 f, 353 f Diensthandlung, polizeiliche Identitätsfeststellung als ~ s.u. Identitätsfeststellung Rechtmäßigkeit der ~ 22 ff, 25 ff, 32 und Meinungsäußerungsfreiheit 30 f Doppelbestrafung Verbot d e r - 15, 20 f Eil-/Neben-/Zwischenentscheidungen fachgerichtliche 374 ff Eingemeindungen und Kreisgebietsreform s.u. Knisgebietsnform Eingemeindungsgesetze (LSA) Anhörungspflicht zu ~ 437 ff Einheitsgemeindebildungen, freiwillige 440 f, 447 finanzielle Folgen 450 Gemeinwohlvorbehalt 440, 446 ff Rechtsschutz, verwaltungsgerichtlicher 439, 450 und Planungsregion 450 und Selbstverwaltungsgarantie, kommunale 441 f Unvollständigkeit gesetzlicher Regelungen 439
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Sachregister Vermögensauseinandersetzung 439
Einstweiliges Verfügungsverfahren Vollstreckungsvoraussetzungen 10 ff
Einzelfallrichtigkeit, Sicherung der ~ Finanzausgleichsgesetz 410 ff, 419 f, 427 ff, 431 ff, 451 ff, 471 ff, 476 ff
Erweiterungsbeschluss Gegenstand, Konkretisierung 185 f Gegenstandsänderung durch ~ 181 f, 183 f Sachverhaltsaufklärung 187 Untersuchungsauftrag, parlamentarischer 183 ff, 188 ff Verletzung Minderheitsrechte durch ~ 183 ff Verzögerung, zeitliche, durch ~ 184, 186 f, 189 ff, 196, 202 f
Fachobergericht, gemeinsames Organträgerschaft, getrennte 74 Zuordnung Jurisdiktionsgewalt s.u. junsdiktionsgewalt
Finanzausgleich, interkommunaler 410 ff, 451 ff Ausgleichs stock s.u. Ausgleichsstock Finanzausgleichsumlage s.u. Finan^ausgleichsumlage Gemeinde, abundante 432 Nivellierungsverbot s.u. Nivellierungsverbot und Bundesverfassungsrecht 423, 465 f Verhältnismäßigkeitsgrundsatz 424
Finanzausgleich, kommunaler 103 ff, 297 ff Ausgangsmesszahl 105 f Bedarfsermittlungsgrundsatz 109 Bedarfszuweisungen s.u. Bedarfs?(uit>eisungen Beirat 301,304 Finanzausstattung, verrechnungsfreie s.u. Finan^ausstattung, verrechnungsfreie Gemeinde, amtsfreie 107 Gesetzgebungsverfahren 323 f, 326 Gleichbehandlungsgebot, interkommunales 318 Gleichmäßigkeitsgrundsatz s.u. Gleichmäßigkeitsgrundsat% Handlungs-/Gestaltungsspielraum Gesetzgeber 318 Hauptansatz 103 ff
Konnexitätsprinzip s.u. KonnexitätspHn^ip Leistungsfähigkeit, finanzielle, des Landes 297 ff, 308 Maßstäbegesetz 303 f, 325 f Mindestfinanzausstattung 300 ff Revisionsklausel Finanzanteil Land /Kommunen s.u. RevisionsklauselFinan^anteillumd / Kommunen Schlüsselmasse, Aufteilung s.u. Schlüsselmasse, Aufteilung der ~ Selbstversorgerorte 108 ff, 119 ff Selbstverwaltung, kommunale 309 Sockelgarantie s.u. Sockelgarantie Verflechtungsraum Berlin-Brandenburg 121 f Zentrale-Orte-Ansatz s.u. Zentrale-Orte-Ansat^
Finanzausgleich/-ausstattung, kommunale Gleichmäßigkeitsgrundsatz s.u. GleichmäßigkeitsgTtndsat^
Finanzausgleichsgesetz Aufgaben, Gleichwertigkeit staatlicher /kommunaler 433,478 Auslegung, verfassungskonforme 434 f, 480 Einzelfallrichtigkeit, Sicherung der ~ s.u. FLin^elfallrichtigkeit, Sicherung der ~ Gesetzgebungsverfahren 314 f, 427, 470 f Gleichbehandlung, interkommunale s.u. Gleichbehandlungsgebot, interkommunales Handlungs-/Gestaltungs Spielraum Gesetzgeber 433,478 Härteregelung, fehlende 434, 478 Mindestausstattung, finanzielle 432, All
Übernivellierung, Vorkehrungen gegen s.u. Übernivellierung und Selbstverwaltung, kommunale 323 f Unvereinbarkeits/Nichtigerklärung s. u. Unvereinbarkeits-/Nichtigerklärung
Finanzausgleichsumlage 415 ff, 454 ff Ausgleichs stock s.u. Ausgleichsstock
Sachregister
522 Bemessung der ~ 461 Berechnungsmethode
Finanzausgleich, interkommunaler 410 ff, 428 f, 451 ff, 460,472 f Gemeinde, abundante 467 Grenzen der ~ 423 f, 465 f Hebesätze, fiktive s.u. Hebesät^e,fiktive Kumulation mit weiteren Umlagen 426, 431 f, 470, 475 f Rückwirkungsverbot 461, 474 f Steueroasen, Vermeidung von 429 f und Bundesverfassungsrecht 428, 472 und Kreisumlage 416 f, 458 f Zulässigkeit, grundsätzliche, der ~ 427 f, 471 f Finanzausstattung, kommunale aufgabengerechte 297 ff, 307 Inhalt/Reichweite Garantie ~ 317 ff Konsolidierungsmöglichkeiten 308 f F i n a n z a u s s t a t t u n g , Recht auf angemessene ~ Bedarfszuweisungen 115 f Darlegung Verletzung 114,116 Finanzausstattung, verrechnungsfreie Finanzausgleich, kommunaler 300 ff, 306, 310, 312, 317, 323 f Gründe für Abschaffung 328 f Mindestausstattung, finanzielle 324 f Finanzbedarf, unvorhergesehener / unabweisbarer Budgetrecht Parlament 493 ff Entscheidungskompetenz Finanzminister 493 ff, 498, 503 Nachtragshaushalt 499 f Notbewilligungsrecht, subsidiäres s.u. Notbewilligungsrecht Plankorrekturbefugnis 493 ff Verpflichtungsermächtigung, außerplanmäßige 498 f, 500 f Finanzhoheit, kommunale Eingriff, gegenwärtiger 424 f, 468 Kommunalverfassungsbeschwerde 113,422 f, 465 f Selbstverwaltung, kommunale 410 ff, 451 ff Finanzkraftbestimmung Hebesätze, fiktive s.u. Hebesät^e, fiktive
Fiinf-vom-Hundert-Sperrklausel Chancen-/Wahlgleichheit, Verletzung durch - 512 ff, 516 Gesetzgeber als Gestalter eigenen -Verfahrens 517 f Handlungs-/Gestaltungsspielraum, gesetzgeberischer 511 ff im Thüringer Kommunalwahlgesetz 512 ff Garantie fairen V e r f a h r e n s Verletzung der ~ 270 f Gegendarstellung Entwertung durch Redaktionsanmerkung s.u. Redaktionsanmerkung Rechtsgrundlage -anspruch 8 Verpflichtung zur ~ 3 ff Wahrheitsgehaltsprüfung der ~ 9 f Gehörverschaffung Pflicht zur ~ 77 ff Gemeindeeingliederung Anhörung zu ~ 102 f Bedeutung kommunaler Selbstverwaltung 101 f Bürgerentscheid zu ~ 102 f finanzielle Folgen der ~ 102 Gemeinwohlgründe, Berücksichtigung bei - 96 ff Reform durch — 101 Verhältnismäßigkeit 101 Gemeindegebietsreform Anhörungsverfahren 93 f Eingriff in -gebiet 97 Fortbestand Gemeinde 96 Sachverhaltsermittlung 99 f Gemeinden Finanzkraft als Kernstück kommunaler Selbstverwaltungsgarantie 294 Mehrbelastung durch (neue) Aufgabe 129,132 ff, 134 f Reichweite Organisationshoheit 493 Gemeindevertreter Fraktionsmindeststärke, gesetzliche, Festsetzung der 279,281 Recht auf effektive Amtsausübung 280 f Rechtsstellung der - 279 f, 283 f Ungleichbehandlung fraktionsloser/ fraktionsgebundener ~ 281 f
Sachregister Gemeindezusammenschluss, freiwilliget 91 ff Gemeinschaftseinrichtung Zuordnung ~ zu Träger öffentlicher Gewalt 62 ff, 70 ff, 74 f zur gesamten Hand 71 ff Gerichte, l ä n d e r ü b e r g r e i f e n d e Befugnis zur Errichtung 70 ff Gesetz, r ü c k w i r k e n d e s 329 ff Finanzausgleich, kommunaler 307 Jahresfrist Kommunalverfassungsbeschwerde s.u. Jahresfrist Rückwirkung, (unzulässige 329 f Rückwirkung, (unechte) 157 ff G e s e t z g e b e r , parlamentarischer als Gestalter eigenen Gesetzgebungsverfahrens s.u. Fiinfvom-Hundert-Sperrklausel als Organ demokratischer Willensbildung 516 Ausgestaltung der Mitbestimmung im öffentlichen Dienst 227 ff Einschätzungs- /Beurteilungs Spielraum 118 Gestaltungsspielraum bei struktureller Neugestaltung 446 f Gesetzgebungsverfahren Anhörung, erneute 445 Anhörung, zeitliche Abfolge 443 Anhörungspflichten s.u. Anhörungspflichten Anhörungsrechte 439 f Gesetzgeber als Gestalter eigenen -Verfahrens s.u. Fünf-vom-Hundert-Sperrklausel Grundsatzberatung Beschlussempfehlung 323 rechtliche Verpflichtungen gegenüber Dritten im - 511 ff, 517 Regelung durch Landesverfassung 516 f Übertragung von -sverfahrenszuständigkeit 221 ff Gleichbehandlungsgebot, interkommunales 109,111,117 ff Differenzierungen, sachlich vertretbare 118 ff Finanzausgleich, kommunaler 318 Finanzausgleichsgesetz 419, 460
523
Handlungs-/Gestaltungs Spielraum Gesetzgeber 118 f Verflechtungsraum Berlin-Brandenburg 122 Zentrale-Orte-Ansatz s.u. Zentrale-Orte-Ansat% Gleichheitssatz g e m . Art. 10 A b s . 1 VvB Willkürverbot 45 Gleichmäßigkeitsgrundsatz Aufgabenentwicklung, Anpassung an 331 f Einnahmenbezug 331 Finanzausgleich/ausstattung, kommunale 298, 300 ff, 305, 308 f, 311 ff, 316 f, 320, 325, 329, 330 ff Sockelgarantie, Abschaffung der s.u. Sockelgarantie Glücksspielgesetz (LSA) Übergangsregelung, fehlende, für Wettvermitdungstätigkeit 405 ff G r u n d r e c h t s klage Abhilfeverfahren gem. § 321a ZPO 274 Fristenregelung 280 f, 283 f gegen Rechtsvorschrift 278 ff Vereinigungen des Privatrechts im verfahren s.u. Vereinigungen des Pnvatrechts Zulässigkeit 273 ff G r u n d z e n t r u m 108 ff Hauptsacheverfahren Abhilfemöglichkeit Grundrechtsverletzung in ~ 374 ff Eil-/Neben-/Zwischenentscheidungen, fachgerichtliche 374 ff ordentliches Rechtsmittel in ~ 374 ff Haushaltsgesetz Außenwirkung 314 f Beeinträchtigung kommunale Selbstverwaltung durch ~ 314 f Bepackungsverbot 313 H e b e s ä t z e , fiktive Finanzausgleichsumlage 429 f, 460 f, 462 f, 473 f Finanzkraftbestimmung 421, 429 f, 462, 473 f H i n w e i s p f l i c h t , gerichtliche rechtliches Gehör 267 ff, 275 f und Vortrag, unsubstantiierter 270 f
Sachregister
524 Identitätsfeststellung
als polizeiliche Diensthandlung 24, 28 f Rechtmäßigkeit der ~ 24 f, 31 f
Jahresfrist Einlegung Giundrechtsklage gegen Gesetz 278 ff Kommunalverfassungsbeschwerde 297, 303, 305 f, 310 ff, 425,468
Jurisdiktionsgewalt keine Preisgabe/Übertragung der ~ 73 und Demokratieprinzip 73 Zuordnimg der ~ bei gemeinsamem Fachobergericht 62 ff, 69 ff
Kindertagesförderungsgesetz (M-V) Kostenbegriff 295 Mehrbelastung, finanzielle, der Gemeinden durch ~ 290 ff, 294 ff und Konnexitätsprinzip s.u. Konnexitätsprinzip
Kindertagesstättengesetz (Brbg) Mehrbelastung, finanzielle, der Gemeinden durch ~ 132 f Mehrbelastungsausgleich/Kosten deckungsregelung 129 Übertragung (neuer) Aufgaben auf Gemeinden 123 ff Vergleichsmaßstab Mehrkostenberechnung 134 f
Kollegialenquete 201 f im Untersuchungsausschuss 183,186
Kommunalverfassungsbeschwerde 91 ff, 103 ff, 297 ff, 418, 460 Anhörungsrechte im Eingemeindungsverfahren 437 ff Begründungserfordernis 292 f Beschwerdebefugnis 129 f Beschwerdebefugnis Gemeinde, amtsfreie 114 Beschwerdebefugnis Gemeinde, kreisangehörige 422 f, 462 f Beschwerdebefugnis Gemeinden 489 Beschwerdebefugnis Stadt, kreisangehörige 292 Beschwerdefrist 296 Betroffenheit, gegenwärtige/unmittelbare 131 f, 136, 314 ff, 420,424 ff, 467 ff Darlegungsanforderungen Rechtsbeeinträchtigung 103 ff, 111,114 ff, 306, 314
Darlegungslast bei Verletzung Konnexitätsprinzip s.u. Konnexitätsprinzip Darlegungslast für Sachentscheidungsvoraussetzung 293 Finanzausstattung, Recht auf angemessene ~ 113 Finanzhoheit, kommunale s.u. Finanzhoheit, kommunale gegen Gesetz 424 f, 468 f Jahresfrist s.u. Jahresfrist Kommunen, finanzielle Mindestausstattung s.u. Mindestausstattung, finanzielle Mehrbelastungsausgleich bei (neuer) Aufgabenübertragung 123 ff, 132 f Mindestanforderung Antragsbegründung 131,133 f Mitgliedschaft in Unterhaltungsverbänden (Wassergesetz LSA) 482 ff Prüfungsmaßstab 423 f, 462, 466 Rechtsschutzbedürfnis 117 Rechtsschutzinteresse 420 Rechtsschutzziele, zulässige 313 f Selbstverwaltung, Rüge Verletzung kommunaler 113,423,465 Streitgegenstand 309 f Subsidiarität 116 f Verletzung Konnexitätsprinzip durch Finanzierungsregelung Kindertagesförderungsgesetz (M-V) 291 f Vertretungsbefugnis 95 f Zulässigkeitsvoraussetzungen) l l l f , 306, 310 ff, 420 ff, 441 ff, 462
Kommunen Beteiligungsrechte im Gesetzgebungsverfahren 326 ff, 462 Mindestausstattung, finanzielle s.u. Mindestausstattung, finanzielle
Konnexitätsprinzip Begründungserfordernisse bei behaupteter Verletzung 293 f, 296 f Darlegungslast bei behaupteter Verletzung 289 ff Finanzausgleich, kommunaler 315,318 Gleichmäßigkeitsgrundsatz und ~ 332 Kindertagesförderungsgesetz (M-V) 289 f
525
Sachregister Kindertagesförderungsgesetz (M-V), Verletzung des ~ durch Finanzierungsregelung 291 f Selbstverwaltung, kommunale, Schutz durch ~ 123 ff, 130 f, 294 striktes 123 ff Verletzung des ~ 123 ff, 129 Zweck des ~ 294 f
Kontrollenquete im Untersuchungsausschuss 183,186
Kreisgebietsreform Eingemeindungen als selbständige Verfahren 437 ff, 440, 444, 449
Kunstfreiheit Grenzen, verfassungsmäßige, der ~ 46 ff, 57 f Grundrecht auf ~ 50 f und Meinungsäußerungsfreiheit 48 f, 61 f und Persönlichkeitsrecht 58 ff und Satire 48
Kunsturhebergesetz Bildnis aus dem Bereich der Zeitgeschichte 54 f und Recht am eigenen Bild s.u. Recht am eigenen Bild
Landtag s.u. Parlament
Leistungsfähigkeit, finanzielle, des Landes Finanzausgleich, kommunaler 297 ff
Mehrländereinrichtung 74 f Zuordnung zu Träger öffentlicher Gewalt 70
Meinungsäußerungsfreiheit Ausprägung der ~ durch Presse/Rundfunkfreiheit s.u. Presse-/Rundfunkfreiheit Grenzen der ~ s.u. Schmäkkritik Rechtmäßigkeit Diensthandlung, polizeiliche s.u. Diensthandlung, polizeiliche Schranken der ~ 28 f und Kunstfreiheit s.u. Kunstfreiheit und Recht am eigenen Bild s.u. Recht am eigenen Bild Verletzung der ~ 25 f
Minderheitsenquete
Beweiserhebungsrecht 197 Einsetzungsbeschluss, Rechtsverletzung durch 200 f Initiativrechte 185 Kontrollfunktion, oppositionelle ~ 176 Recht der ~ als Kontrollinstrument 188 f Untersuchungsauftrag, Rechtsverletzung durch Erweiterung 183 ff Untersuchungsausschuss, Rechte im parlamentarischen 175 ff Untersuchungsgegenstand, Recht auf Fesdegung 175 ff
Mindestausstattung, finanzielle abstrakt-generelle Betrachtung der ~ 420 f, 463 Besonderheiten, strukturelle, M-V 335 Betrachtung, wertende 320 Finanzausstattung, verrechnungsfreie s.u. Finan^ausstattung verrechnungsfreie Garantie, verfassungsrechtliche 317 f Gesetzgeber, Einschätzungsprärogative 322 f Kommunen 103 ff, 109 f, 113,297 ff, 305, 307 f, 312, 322, 335 ff, 410 ff, 418 f, 422, 451 ff, 460 ff Leistungsansprüche an ~ 320 Leistungsfähigkeit, finanzielle, des Landes 321 Quantifizierbarkeit, keine allgemeine 320 Rüge Unterschreitung ~ 316 Schutz, prozeduraler, der ~ 304, 307 f, 323 f Selbstverwaltung, kommunale 114 f, 318 f, 333 f, 410 ff, 418 f, 451 ff, 460 f, 462 Selbstverwaltungsaufgaben, Wahrnehmung freiwilliger 333 f, 335 ff Spitze, freie 336 ff Vergleich, länderübergreifender 333 ff Verschuldung, Verweis Kommunen auf ~ 433,478
Mitbestimmungsrechte Ausgestaltung, gesetzgeberische, der ~ im öffentlichen Dienst 226 ff bei Einzelentscheidung, personalwirtschaftlicher 234 f Beteiligungsrechte, Umfang/Grenzen 243 f
526
Sachregister
gleichberechtigte ~ im öffentlichen Dienst 221 ff, 242 f gleichberechtigte ~ in Behörden/Betrieben 227 ff Kernbereich -spflichtiger Maßnahmen 244 f Konkretisierungsermessen, gesetzgeberisches, bei ~ 237 f Ausgestaltung der ~ 248 Mitwirkungsrecht, Herabstufung zu 234, 263 und Neue Steuerungsmodelle 232 f Zielsetzung Förderung Leistungskraft Behörden 245 Mittelzentrum 108 ff Mitwirkungs-/Prozessf5rderungspflicht 77 f Nachtragshaushalt bei Finanzbedarf, unvorhergesehenem s.u. Finan^bedatf, unvorhergesehener!unabweisbarer Ermessen Regierung bei Entscheidung über - 501 N e u e Steuetungsmodelle Mitbestimmungsrechte b. Einführung ~ s.u. Mitbestimmungsrechte Personalvertretungsgesetz (Hessen) 240 f, 247, 261 ff Neugliederung, kommunale Anhörungserfordernisse 92 f, 97 aus Gründen öffentlichen Wohls 100 Bürgerentscheid 93 Gebietsänderungsvertrag 91 ff, 95 Gemeindeeingliederung s.u. Gemeindeeingliederung Stärkung der Verwaltungskraft 100 Nivellierungsverbot Finanzausgleich, interkommunaler 421, 423 f, 427 ff, 430 ff, 434 ff, 465 f, 471 ff, 475 ff, 479 f Notbewilligungsrecht Budgetrecht Parlament, Verletzung des durch ~ 502 gesetzliche Regelung des ~ 506 Prüfungs-/Konsultationspflichten bei ~ 505 subsidiäres ~ und Entscheidungsbefugnis Finanzminister 494 ff, 504 ff Obefvefwaltungsgericht BerlinBrandenburg
Gewalt, öffentliche, des Landes Berlin 62 ff, 69 ff Zuordnung Jurisdiktionsgewalt s.u. jurisdiktionsgemalt Organstreitverfahren Abgeordnete als Antragsteller 183 ff, 396 ff Begründungserfordernis 398 f Fraktion als Antragstellerin im ~ 502 Fristenregelung 502 f, 514 Partei, Beteiligtenfähigkeit /Antragsbefugnis 152 f, 511 ff, 515 f Parteifähigkeit 502 Zulässigkeit 398, 502, 514 f Organträgerschaft, getrennte Fachobergericht, gemeinsames 74 Parlament Auflösung nach Wahlfehler 207 ff Bestandsschutz demokratisch gewählten ~ 207 ff Bewertungsausschuss 379 f Budgetrecht, Alleinentscheidungsrecht s.u. Budgetrecht Parlament Diskontinuität im Organstreitverfahren 503 und Abgeordnetenanklage s.u. Abgeordnetenanklage Parteien, politische als Träger politischer Bildungsarbeit 146 ff Chancengleichheit, Recht auf 148 f, 152 f Disziplinierungsverbot 148 f Meinungsfreiheit, Recht auf 148 f politische Mitgestaltung, Recht auf 148 f Status, verfassungsrechtlicher 146 ff, 152 f Parteivortrag Kenntnisnahmepflicht Gericht 42 f, 143 f unzulänglicher ~ 43 verspäteter ~ 39 f Personalvermittlungsstelle 225 Konzept zur Einrichtung einer ~ 222, 233 f, 248 f Mitbestimmungsbefugnisse bei Meldung an ~ 241 f Mitwirkungsrechte bei Konzepterstellung 264 f
527
Sachregister Mitwirkungsrechte, Bündelung der 264 f
Personalvertretung Aufgaben/Befugnisse 221 ff Gestaltungsspielraum, gesetzgeberischer 221 ff Konkretisierungsermessen, gesetzgeberisches, bei Ausgestaltung der - 254 neuer Beteiligungstatbestand (§ 77 Abs. 5HPVG) 246 Rechte örtlicher ~ 230 ff, 239 f, 244, 246 ff, 261 Stufenvertretung 238 f, 246 f
Personalvertretungsgesetz (Hessen) 221 ff Anwendbarkeit auf öffentlichen Dienst 251 ff Aufgaben/Befugnisse örtlicher Personalvertretungen s.u. Personalvertretung Beteiligungsrechte s.u. Beteiligungsrechte Betriebsvertretungen 226 f Betriebsvertretungen, Unterschied private/öffentliche 243 f Einschätzungsprärogative Gesetzgeber bei Ausgestaltung ~ 245 f Gebot Zusammenarbeit Dienststellenleitung/Personalrat 258 ff Kernbereich staatlicher Organisationsgewalt 260 Mitbestimmung, Ausschluss gem. § 81a s.u. Mitbestimmungsrechte Neue Steuerungsmodelle, Einführung s.u. Neue Steuerungsmodelle Örtlichkeitsprinzip 241 Reform/Umstrukturierungskonzept 229 f, 239 f Stufenvertretung 261 Zukunftssicherungsgesetz (Hessen) s.u. Zukunflssicherungsgesetζ (Hessen)
Persönlichkeit, freie Entfaltung der ~ im wirtschaftlichen Bereich 10 ff, 14 ff
Persönlichkeitsrecht, allgemeines Presse-/Rundfunkfreiheit s.u. Presse-/Rundfunkfreiheit Recht auf Gegendarstellung s.u. Gegendarstellung
und Kunstfreiheit s.u. Kunstfreiheit und Recht am eigenen Bild s.u. Recht am eigenen Bild
Präklusionsvorschriften als Schranke rechtlichen Gehörs 41 Ausnahmecharakter der ~ 41 f fehlerhafte Anwendung einfachrechtlicher ~ 41 f im zivilgerichtlichen Berufungsverfahren 36 ff rechtliches Gehör, Begrenzung durch ~ 41
Presse-/Rundfunkfreiheit in Verfassung von Berlin 7 f Meinungsfreiheit, Ausprägung allgemeiner 3 ff, 7 f
Recht am eigenen Bild öffentliches Zurschaustellen eines Bildnisses s.u. Zurschaustellen eines Bildnisses und Kunsturhebergesetz 46 ff und Meinungsäußerungsfreiheit 48 f und öffentliches Informationsinteresse 55 f
Rechtliches Gehör allgemeine Frage-/Aufklärungspflicht, gerichtliche 267 ff Anhörungsrüge, Antrag auf Gegendarstellung als 141 f Anspruch auf ~ 41 Ausforschungsbeweis 66 f Befangenheitsantrag 68 Berufungszulassungsantrag 66 f Beweisantrag s.u. Beiveisantrag Gegenvorstellung/Anhörungsrüge 137 ff, 145 Gehörverschaffung, Pflicht zur 68, 77 ff Gewährung des ~ 33 ff Grundrecht auf ~ 267 ff, 274 f Hinweispflicht, gerichtliche s.u. Himveispflicht, gerichtliche Nichtberücksichtigung Beweisangebot 19 f Parteivortrag, Kenntnisnahmepflicht Gericht 143 f Präklusionsvorschriften als Schranke ~ s.u. Präklusionsvorschrißen
528
Sachregister
Rüge der Verletzung des ~ 15 Rüge in Vorinstanz 62 ff Rügeobliegenheit s.u. VJigeobliegenheit Rügerecht, Verlust 67 f, 76 ff Rügeunterlassung/Rügeverzicht 83 ff Verletzung des ~ 86, 270 Verletzung des ~ und Anhörungsrügegesetz 137 ff, 141 ff Vortrag, verspäteter s.u. Parteivortrag Zulassung neuer Angriffs-/Verteidigungsmittel 42 ff Zwischenentscheidung, unanfechtbare 374 ff Rechtsmittelklarheit, Grundsatz der 83 Rechtsschutz, effektiver Berufungszulassung s.u. Berufungs^ulassungsantrag Instanzenzug 76 Rechtsstaatsprinzip Rückwirkungsverbot 329 f Redaktionsanmerkung Beschränkung durch Landespressegesetze 9 Gegendarstellung, Entwertung durch ~ 5, 8 f Presse/Rundfunkfreiheit s.u. Presse-/Bjindfunkfreiheit Zulässigkeit 10 Revisionsklausel Finanzanteil Land/Kommunen Finanzausgleich, kommunaler 300 f, 309, 312, 331 f Richter, gesetzlicher Anspruch auf ~ 15, 21 Rückwirkungsverbot Vertrauensschutz 329 f Rügeobliegenheit bei Verletzung rechtlichen Gehörs 79 ff bei Zwischenentscheidungen 82 f und Anhörungsrüge 82 f und Rechtsmittelsystem 82 f Rügeverlust Ablehnung Beweisantrag, prozessrechtswidrige 83 ff Rundfunkanstalt Gegendarstellung, Verpflichtung zur
s.u. Gegendarstellung Grundrecht der Meinungsfreiheit s.u. Meinungsäußerungsfreiheit Staatsvertrag zur Errichtung gemeinsamer ~ 5 f Schlüsselmasse, Aufteilung der ~ Finanzausgleich, kommunaler 103 ff, 109 f Schmähkritik als Beleidigungstatbestand 23 f Meinungsäußerungsfreiheit, Grenzen 22 ff Qualifizierung als ~ 29 ff Schulordnungsgesetz (Saarland) 342 ff Selbstverwaltung, funktionale Organisationsform 491 Unterhaltungsverbände (Wassergesetz LSA) als Träger der ~ 482 ff, 490 f Selbstverwaltung, kommunale Aufgabenwahmehmung, eigenverantwortliche 318 f Aufgabenwahmehmung, finanzieller Spielraum für freiwillige 114 f Betroffenheit, gegenwärtige /unmittelbare 314 ff Finanz-/Organisationshoheit, Verletzung der ~ 129 ff Finanzausgleichsgesetz, Gesetzgebungsverfahren s.u. Finan^ausgleichsgeset^ Finanzausstattung, Recht auf angemessene ~ 319 ff Finanzhoheit s.u. Finan^hoheit, kommunale Finanzkraft als Kernstück der -garantie 294 Garantie, institutionelle 319,327 Gebietsänderung als Inhalt der ~ 441 f Gemeindeneugliederung s.u. Neugliederung kommunale Haushaltsgesetz, keine Beeinträchtigung ~ durch s.u. Haushaltsgeset Kernbereichsgarantie 319 ff Kommunalverfassungsbeschwerde s.u. Kommunalverfassungsbeschwerde Konnexitätsprinzip als Schutz der ~ s.u. Konnexitätspnn^ip Mindestausstattung, finanzielle s.u. Mindestausstattung finanzielle
Sachregister Mitgliedschaft in Unterhaltungsverbänden (Wassergesetz LSA) 488 und Landkreise 441 Verletzung des Rechts auf ~ durch mangelnde Finanzausstattung 136 f, 91 ff Verletzung durch Eingemeindungsgesetze (LSA) s.u. Eingemeindungsgesetze (ESA) Sitzlandprinzip 70 ff Sockelgarantic Abschaffung der ~ 328 ff Änderungsfestigkeit, keine erhöhte 323 f, 329 Solidarität, interkommunale 417, 458 Staatsanwaltschaft Aufklärungs/Belehrungspflicht 374 Stiftungen/Vereinigungen, (kommunal-)politische als Träger politischer Bildungsarbeit 146 ff Subsidiarität materielle ~ und Verfassungsbeschwerde 77 ff, 85 f, 374 ff Teilregionalplan Ortseinstufung im ~ 121 Thüringer Kommunalwahlgesetz Fünf-vom-Hundert-Sperrklausel s.u. Fünf-vom-Hundert-Sperrklausel Übernivellierung, Vorkehrungen gegen ~ im Finanzausgleichsgesetz 431 f, 434 ff, 476 ff keine Lückenschließung durch verfassungskonforme Auslegung 434 f, 479 Unschuldsvermutung gem. Art. 9 Abs. 2 VvB 26, 32 Unterhaltungsverbände als Träger funktionaler Selbstverwaltung s.u. Selbstverwaltung,funktionale als Wasser-/Bodenverbände gem. Wasserverbandsgesetz 490 Aufgaben in ~ als Angelegenheit örtlicher Gemeinschaft 487, 490, 492 Aufgabenzuweisung gem. Wassergesetz (LSA) 490 ff Gemeinderechte, mitgliedschaftliche, in ~ 482 ff
529
Grundstückseigentümer, Mitwirkungsrechte 486 f, 492 Unterlassung/Duldung nach § 890 ZPO Schuldprüfung bei Erzwingung 10 ff Verstoß gegen vorläufig vollstreckbares -gebot 10 ff, 16 ff Unterschriftensammlung Berechtigung zu freier ~ durch Volksinitiative 159 f Eintragungslisten, freie/amtliche 163 Eintragungsverfahren nach Volksabstimmungsgesetz (HH) 166 Verbot freier ~ und Vertrauensschutzgrundsatz 162 f Untersuchungsauftrag Erweiterung des ~ 175 ff, 180 f Erweiterungsbeschluss s.u. Erweiterungsbeschluss Gegenstandskern, Berührung durch Erweiterung 193 ff Gegenstandskern, Bestimmung 175 ff, 189 ff, 192 f, 201 Prognose -dauer 197 ff Untersuchungsausschuss, parlamentarischer Austausch von Mitgliedern 400 Besetzung nach Stärkeverhältnis Fraktionen 396 ff, 401 Gegenstandsänderung durch Erweiterungsbeschluss s.u. Erweiterungsbeschluss Informationsweitergabe an Dritte 182 f, 185 f, 194 f, 198,201 Kollegialenquete s.u. Kollegialenejuete Kontrollenquete s.u. Kontrollenquete Minderheitenrechte in ~ s.u. Minderheitsenquete Minderheitsrecht als Kontrollinstrument 188 f Mitgliedschaft, Beendigungsgründe 400 Untersuchungs/Einsetzungsrecht 175 ff, 185 Untersuchungsauftrag, Erweiterung s.u. Untersuchungsauftrag Untersuchungsdauer 176 Verletzung Vertraulichkeitsgrundsatz 177 ff
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Sachregister
Zeugenbefragung 182,198 Zulässigkeit Ergänzungsfragen 191 f Zusammensetzung als Abbild Plenumszusammensetzung 396 ff, 399, 400 f Zusammensetzung nach Höchstzahlverfahren d'Hondt 401 Unvefeinbarkeits-/Nichtigerklärung Finanzausgleichsgesetz 435 f, 481 f Fristsetzung, keine Ermächtigung zur 436, 481 f Verfassungsgericht 410 ff, 451 ff Urteilsverfassungsbeschwerde 62 ff Vereinigungen des Privatrechts Antragsberechtigung im Grundrechtsklageverfahren 267 ff, 273 ff Grundrechtsfähigkeit 266 ff Verfahrensvorschriften, verzichtbare 83 ff Verfassungsbeschwerde Amts-/Geschäftsräume, Durchsuchung als Grundrechtseingriff s.u. Amts-/ Geschäflsräume Anspruch auf faires Verfahren 141 Anspruch auf rechtliches Gehör 137 ff, 141 Beschwerdebefugnis, Unzulässigkeit wg. mangelnder 149 ff Beschwerdefrist 76 einstweilige Anordnung in -verfahren 374 ff, 405 ff gegen Urteil Oberverwaltungsgericht 62 ff gerichtliche Entscheidung als Gegenstand einer ~ 15 f Grundrecht Presse-/Meinungsfreiheit 5 ff Subsidiaritätsgrundsatz 374 ff Zulässigkeit bei Verletzung von Landesgrundrechten 143 Verfassungsgerichtshof Berlin Zuständigkeit 62 ff, 69 ff, 75 Verflechtungsraum BerlinBrandenburg Finanzausgleich, kommunaler 121 f Verhältnismäßigkeitsgrundsatz Finanzausgleich, interkommunaler 424 Finanzausgleichsumlage 460 f und Kommunalverfassungsbeschwerde 467
Vermessungsingenieur, öffentlich bestellter als Beliehener 367 f Altersgrenze, gesetzliche s.u. Altersgrenze Volksabstimmungsgesetz (HH) Änderung Verfahren s.u. Volksinitiative Eintragungsverfahren nach ~ s.u. XJnterschúfiensammlung Gestaltungsspielraum Gesetzgeber 166 f Koppelungsverbot allgemeine Wahlen/Volksentscheidabstimmung 161, 165 f Volksbegehren als Beeinträchtigung parlamentarischen Budgetrechts s.u. Budgetrecht Parlament Ausschluss finanzwirksamer ~ 341 ff, 352 Beeinträchtigung durch Volksabstimmungsgesetz (HH) 163 f Begriff "finanzwirksames Gesetz" 355, 357 Eintragungsmodalitäten, Neuregelung 158 Erlass/Änderung/Aufhebung geltenden Gesetzes 348 ff Gesetzentwurf "mit Gründen versehen" 348 Gesetzentwurf im Zulassungsantrag 344 ff Gesetzentwurf, zugrundeliegender 341 ff Rechtsprechung zu finanzwirksamen ~ 352 Vertrauensmann, Befugnisse 347 f, 350 Wirkung "zum Landeshaushalt" 347 Zulassung 341 ff Volksentscheid Abstimmung über ~ am Tag allgemeiner Wahlen 157 ff, 169 ff Volksgesetzgebung Budgetrecht Parlament 356 Finanzwirksamkeit des Gesetzentwurfs 341 ff, 347 Haushaltsvorbehalt bei finanzwirksamer ~ 346 f Institut der ~ 357
Sachregister Vorrang parlamentarischer Entscheidung vor ~ 355 Volksinitiative Änderung Verfahrensregelung 157 ff, 160 ff, 163 f Organeigenschaft 173 f Unterschriftensammlung, Berechtigung freier s.u. Unterschnftensammlung Vertrauensschutz bestehender ~ und Rückwirkungsverbot 167 f, 172 ff Volkswillensbildung Gleichrangigkeit mit parlamentarischer Willensbildung 170 Vollstteckungsbeamte Rechtmäßigkeit Diensthandlung s.u. Diensthandlung, polizeiliche Schadensersatz wg. Verletzung eines ~ 22 ff, 27 f Widerstand gegen ~ 22 ff Wahlfehler Nachrückerregelung als ~ 207 ff schwerwiegender 207 ff Wahlkreiseinteilung als ~ s.u. Wahlkreiseinteilung Zwei-Stimmen-Verfahren als ~ s.u. Zwei-Stimmen-Verfahren Wahlkreiseinteilung als Wahlfehler 207 ff Kreisgröße, unterschiedliche 208 Parlamentszusammensetzung, personelle 212 f, 219 f und Wahlgleichheit 219 Zuschnitt, verfassungsgemäßer 215 Wahlprüfungsbeschwerde Begründung/Zulässigkeit 217 f Nachrückerregelung 212 Ungültigerklärung Wahl 207 ff Wahlfehler s.u. Wahlfehler Zulässigkeit(sanforderungen) 207 ff, 210, 216 Wahlprüfungsgericht Entscheidungsüberprüfung durch Staatsgerichtshof 207 ff Wahlprüfungsverfahren, zweistufiges 216 f Wassergesetz L S A 483 ff Beteiligungsrechte Grundstückseigentümer 486 f
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Einschränkung kommunaler Organisationshoheit durch ~ 488 Kostentragungspflichten aus ~ 486 f Mitgliedschaft Gemeinden /Grundstückseigentümer 486 und Wasserverbandsgesetz s.u. Wasserverhandsgeset\ Unterhaltungsverbände in ~ s.u. Unterhaltungsverbände Wasserverbandsgesetz Aufgaben 484 mitgliedschaftl. Verhältnisse in (Wasser)Unterhaltungsverbänden 484 f und Selbstverwaltungsgarantie, kommunale 484 f und Wassergesetz LSA s.u. Wassergeset^ LM Verbandsausschuss 486 Verbandsmitglieder 485 Verbandsorgane 485 Zweck/Rechtsform 484 Willkürverbot gem. Art. 10 Abs. 1 VvB 18 f Verletzung des ~ 270 f Zentrale- Orte-Ans atz Finanzausgleich, kommunaler 109 ff, 119 ff Gleichbehandlungsgebot, interkommunales 119 ff Landesplanung 111 f, 118 Zukunftssicherungsgesetz (Hessen) Gesetzgebungsverfahren 225 f, 237, 242, 249 f Personalvermittlungsstelle s.u. Personalvermittlungsstelle und Personalvertretungsgesetz (Hessen) s.u. Personalvertretungsgesetz (Hessen) Wirksamkeit 237 Zurschaustellen eines Bildnisses Begriff öffentlichen ~ 46 ff, 53 f Einwilligungsvorbehalt 48 f Zwei-Stimmen-Verfahren Abgeordnetenwahl, Grundsatz unmittelbarer/gleicher 208 f als Wahlfehler 207 ff Ausgestaltung des ~ und Wahlgleichheit 209 f, 220 und Parlamentszusammensetzung 214
532
Sachregister
Zweites Gesetz zur Beschleunigung v. Entscheidungsptozessen (Hessen)
224 f
Gesetzesregister Bundesrecht Asylverfahrensgesetz idF vom 26. Juni 1992 (BGBl. I 1992 S. 1126) neu gefasst durch Bekanntmachung vom 27. Juli 1993 (BGBl. I S. 1361) - AsylVfG -
§ 78 Abs. 3 Nr. 3
Nr. 6 (B)
Bürgerliches Gesetzbuch vom 18. August 1896 (BGBl. III 400-2) - BGB -
§ 823 Abs. 2 § 863 § 864
Nr. 3 (B) Nr. 2 (B) Nr. 2 (B)
Finanzgerichtsordnung idF. der Bekanntmachung vom 28. März 2001 (BGBl. I S. 442) - FGO -
§ 69 Abs. 4 § 133a § 138 Abs. 1
Nr. 4 (Bbg) Nr. 4 (Bbg) Nr. 4 (Bbg)
Gesetz betreffend das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste und der Photographie vom 9. Januar 1907 (BGBl. III 440-3) - KunstUrhG -
§ 22 § 23 § 33
Nr. 5 (B) Nr. 5 (B) Nr. 5 (B)
Gesetz über die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik vom 20. Dezember 1991 (BGBl. I S. 2272), zuletzt geändert durch Gesetz vom 14. August 2003 (BGBl. I S. 1654) - StUG -
§ 19 Abs. 5 Satz 1 § 27 Abs. 1 Nr. 1 § 34 Abs. 1
Nr. 4 (S) Nr. 4 (S) Nr. 4 (S)
Gesetz zur Neuordnung der Gemeindefinanzen (Gemeindefinanzreformgesetz) idF der Bekanntmachung vom 4. April 2001 (BGBl. I S. 482), zuletzt geändert durch das Gesetz vom 6. September 2005 (BGBl. I S. 2725) - GemFinRefG -
§6
Nr. 2, 4 (SA)
Wasserverbandsgesetz vom 12. Februar 1991 (BGBl. I S. 405) - WVG -
§1 §2 §4 § 46 § 49
Nr. 5 (SA) Nr. 5 (SA) Nr. 5 (SA) Nr. 5 (SA) Nr. 5 (SA)
534
Gesetzesregister
Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland vom 23. Mai 1949 (BGBl. I S. 1) - GG -
Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art.
5 Abs. 1 Satz 1 5 Abs. 1 Satz 2 16a 30 74 Abs. 1 92 103 Abs. 1
Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.
1 1 6 6 6 6 6
(B) (B) (B) (B) (B) (B) (B)
Art. 21 Art. 100 Abs. 1
Nr. 5 (Bbg) Nr. 5 (Bbg)
Art. 28 Abs. 1 Satz 2
Nr. 1 (He)
Art. 33
Nr. 1 (S)
Art. 21 Abs. 1
Nr. 1 (Thür)
Strafgesetzbuch idF der Bekanntmachung vom 13. November 1998 (BGBl. I S. 3322) - StGB -
§113
Nr. 3 (B)
Strafprozessordnung vom 7. April 1987 (BGBl. I S. 1074, ber. S. 1319) - StPO -
§ 153a Abs. 2 § 163b Abs. 1
Nr. 3 (B) Nr. 3 (B)
Verwaltungsgerichtsordnung idF der Bekanntmachung vom 19. März 1991 (BGBl. I S . 686) - VwGO -
§2 § 3 Abs. 2 § 9 Abs. 3 § 86 Abs. 1 § 86 Abs. 2 § 138 Nr. 3 § 146 Abs. 2 § 152a Abs. 1 §173
Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.
6 6 6 6 6 6 6 6 6
(B) (B) (B) (B) (B) (B) (B) (B) (B)
Wasserverbandsgesetz vom 12. Februar 1991 (BGBl. I S. 405) - WVG -
§1 §2 §4 §46 §49
Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.
5 5 5 5 5
(SA) (SA) (SA) (SA) (SA)
Zivilprozessordnung idF der Bekanntmachung vom 12. September 1950 (BGBl. S. 533) idF des Zivilprozessreformgesetzes vom 27. Juli 2001 (BGBl. I S. 1887) -ZPO-
§ 139 Abs. 2 §156 § 295 Abs. 1 § 295 Abs. 2 §531 §533 §709 §718 § 890 §916 §926 §927 §935
Nr. 4 Nr. 4 Nr. 6 Nr. 6 Nr. 4 Nr. 4 Nr. 2 Nr. 2 Nr. 2 Nr. 2 Nr. 2 Nr. 2 Nr. 2
(B) (B) (B) (B) (B) (B) (B) (B) (B) (B) (B) (B) (B)
535
Gesetzesregister § 139 § 321a
Nr. 3 (He) Nr. 3 (He)
§511 Abs. 2 § 513 Abs. 1 § 546
Nr. 3 (S) Nr. 3 (S) Nr. 3 (S)
Gesetz über den Verfassungsgerichtshof vom 18. November 1990 (GVB1. S. 2246; GBAB1. S. 510) - VerfGHG -
§ 49 Abs. 1 § 84 Abs. 2 Nr. 5
Nr. 6 (B) Nr. 6 (B)
Gesetz zur Ausführung der Verwaltungsgerichtsordnung idF vom 22. Februar 1977 (GVB1.1 S. 557) -AGVwGO-
§ 1 Abs. 1 § 1 Abs. 6
Nr. 6 (B)
Staatsvertrag über die Errichtung einer gemeinsamen Rundfunkanstalt der Länder Berlin und Brandenburg vom 25. Juni 2002 (GVB1. 2003 S. 222) - BlnBraRStV -
§9
Nr. 1 (B)
Staatsvertrag über die Errichtung gemeinsamer Fachobergerichte der Länder Berlin und Brandenburg vom 26. April 2004 (GVB1. 2004 S. 381) - FachogStV -
Art. 1 Abs. 2 Art. 13
Nr. 6 (B) Nr. 6 (B)
Verfassung von Berlin vom 23. November 1995 (GVB1. S. 779) - VvB -
Art. 7 Art. 10 Abs. 1 Art. 14 Abs. 1
Nr. 6 (B) Nr. 3, 2, 4 (B) Nr. 1, 5 (B) Nr. 2, 3, 4, 6 (B) Nr. 2, 5 (B) Nr. 2 (B) Nr. 6 (B) Nr. 2 (B) Nr. 5 (B)
Zivilprozessordnung idF der Bekanntmachung vom 5. Dezember 2005 (BGBl. S. 3202) - ZPO -
Landesrecht Berlin
Art. Art. Art. Art. Art. Art.
15 Abs. 1 15 Abs. 2 15 Abs. 3 15 Abs. 4 15 Abs. 5 Satz 2 21 Satz 1
536
Gesetzesregister
Brandenburg Nr. 2 (Bbg) Nr. 2 (Bbg)
Gemeindefinanzierungsgesetz 2004 vom 17. Dezember 2003 (GVB1.1 S. 331), geändert durch das Änderungsgesetz vom 5. April 2004 (GVB1.1 S. 76) - G F G 2004 -
§8 §16
Gesetz über das Verfassungsgericht des Landes Brandenburg idF der Bekanntmachung vom 22. November 1996 mit späteren Änderungen - VerfGGBg -
§ 20 Abs. § 36 Abs. §39 § 45 Abs. § 45 Abs. § 51 Abs.
Verfassung des Landes Brandenburg vom 20. August 1992 (GVB1.1 S. 298) mit späteren Änderungen — LV -
Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art. Art.
Zweites Gesetz zur Ausführung des Achten Buches des Sozialgesetzbuches — Kinder und Jugendhilfe — Kindertages stättengesetz vom 10. Juni 1992 (GVB1.1 S. 178) idF des 3. KitaAndG vom 17. Dezember 2003 (GVB1.1 S. 311) - KitaG -
§12 §14 §16 §23
Nr. Nr. Nr. Nr.
3 3 3 3
Fünftes Gesetz zur Änderung des Hamburgischen Gesetzes über Volksinitiative, Volksbegehren und Volksentscheid vom 4. Mai 2005 (HmbGVBl. S. 195) - Ä n d G V W G -
§ § § §
Nr. Nr. Nr. Nr.
1 (H) 1 (H) 1 (H) 1 (H)
Gesetz über das Hamburgische Verfassungsgericht idF vom 23. März 1982 (HmbGVBl. S. 59) mit späteren Änderungen - HVerfGG -
§ 14 Nr. 2
1 Satz 2 3 2 Satz 1 2 Satz 2 1
12 Abs. 1 12 Abs. 2 20 Abs. 1 21 52 Abs. 3 Alt. 2 52 Abs. 4 Satz 1 97 Abs. 1 Satz 1 97 Abs. 3 Satz 2 97 Abs. 3 Satz 3 98 Abs. 1 99 Satz 2 99 Satz 3
Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.
3 (Bbg) 5 (Bbg) 5 (Bbg) 4, 5 (Bbg) 5 (Bbg)
Nr. 5 (Bbg) Nr. 5 (Bbg) Nr. 5 (Bbg) Nr. 5 (Bbg) Nr. 4 (Bbg) Nr. 4 (Bbg) Nr. 1, 2, 3 (Bbg) Nr. 3 (Bbg) Nr. 3 (Bbg) Nr. 1 (Bbg) Nr. 2, 3 (Bbg) Nr. 2, 3 (Bbg) (Bbg) (Bbg) (Bbg) (Bbg)
Hamburg 1 Nr. 7 Buchst, a 1 Nr. 7 Buchst, b 1 Nr. 12 Buchst, b 1 Nr. 13
Nr. 2 (H)
Gesetzesregister Gesetz über die Untersuchungsausschüsse der Hamburgischen Bürgerschaft vom 27. August 1997 (HmbGVBl. S. 427) mit späteren Änderungen - UAG -
§2 §3 § 11 Abs. § 11 Abs. § 13 Abs. § 1 6 Abs. § 1 7 Abs. § 21 Abs. § 29
Hamburgisches Gesetz über Volksinitiative, Volksbegehren und Volksentscheid vom 20. Juni 1996 (HmbGVBl. S. 136) mit späteren Änderungen - H m b V W G -
537 Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.
2 (H) 2 (H) 2 (H) 2 (H) 2 (H) 2(H) 2(H) 2 (H) 2 (H)
§3 § 5 Abs. 2 § 9 Abs. 1 § 18 Abs. 6 § 19 Abs. 1 Satz 1 § 19 Abs. 1 Satz 2
Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.
1 1 1 1 1 1
Hamburgisches Gesetz über Volksinitiative, Volksbegehren und Volksentscheid vom 20. Juni 1996 (HmbGVBl. S. 136) idF des Gesetzes vom 4. Mai 2005 (HmbGVBl. S. 195) - VAbstG -
§ 3 Abs. 1 § 5 Abs. 2 § 28
Nr. 1 (H) Nr. 1 (H) Nr. 1 (H)
Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg vom 6. Juni 1952 (HmbBl I 100a) mit späteren Änderungen - HV -
Art. 3 Abs. 1 Art. 23 Abs. 1 Satz 2 Art. 26 Abs. 1 Art. 26 Abs. 3 Art. 26 Abs. 6 Art. 50 Abs. 1 Satz 2 Art. 50 Abs. 2 Satz 1 Art. 50 Abs. 3 Satz 1 Art. 50 Abs. 5 Art. 50 Abs. 6 Satz 2 Art. 50 Abs. 7 Satz 1 Art. 50 Abs. 7 Satz 2 Art. 65 Abs. 3 Nr. 2 Art. 65 Abs. 3 Nr. 3
Nr. 1 (H) Nr. 2 (H) Nr. 2 (H) Nr. 2 (H) Nr. 2 (H) Nr. 1 (H) Nr. 1 (H) Nr. 1 (H) Nr. 1 (H) Nr. 1 (H) Nr. 1 (H) Nr. 1 (H) Nr. 1, 2 (H) Nr. 1 (H)
1 5 3 2 3 2
(H) (H) (H) (H) (H) (H)
538
Gesetzesregister
Hessen Gesetz über den Staatsgerichtshof des Landes Hessen vom 19. Januar 2001 (GVB1.1 S. 28) - StGHG -
§ 15 Nr. 3 § 19 Abs. 2 Nr. 9 § 24 Abs. 1 §§ 39 ff § 43 Abs. 1 § 44 Abs. 1 § 45 Abs. 1 § 45 Abs. 2 § 52
Nr. 2 (He) Nr. 3 (He) Nr. 1 (He) Nr. 2 (He) Nr. 3 (He) Nr. 3 (He) Nr. 3 (He) Nr. 4 (He) Nr. 1 (He)
Gesetz über die Wahlen zum Landtag des Landes Hessen idF vom 19. Februar 1990 (GVB1.1 S. 58) - LWG -
§ 10 § 40 Abs. 3 Satz 1
Nr. 1 (He) Nr. 1 (He)
Hessische Gemeindeordnung idF vom 1. April 2005 (GVB1.1 S. 142) - HGO -
§ 36a Abs. 1 § 36a Abs. 4 § 62
Nr. 4 (He) Nr. 4 (He) Nr. 4 (He)
Hessisches Personalvertretungsgesetz vom 24. März 1988 (GVB1.1 S. 103) - HPVG -
§ 74 Abs. 1 Nr. 17 § 77 Abs. 2 § 77 Abs. 5 § 81 Abs. 1 § 81 Abs. 5 § 81a
Nr. 2 Nr. 2 Nr. 2 Nr. 2 Nr. 2 Nr. 2
Verfassung des Landes Hessen — Hessische Verfassung — vom 1. Dezember 1946 (GVB1. 1946 S. 229) mit späteren Änderungen - HV -
Art. 3 Art. 37 Art. 73 Abs. Art. 73 Abs. Art. 75 Abs. Art. 78 Abs. Art. 120
Nr. 3 (He) Nr. 2 (He) Nr. 1 (He) Nr. 1 (He) Nr. 1 (He) Nr. 1 (He) Nr. 2 (He)
2 Satz 1 3 3 Satz 1 2
Zukunftssicherungsgesetz vom 23. Dezember 2003 (GVB1. XX) - ZSG -
(He) (He) (He) (He) (He) (He)
Nr. 2 (He)
Mecklenburg-Vorpommern Finanzausgleichsgesetz idF der Bekanntmachung vom 8. April 2004 (GVOB1. M-V S. 158) - FAG -
§5 § 15a
Nr. 2 (MV) Nr. 2 (MV)
Fünftes Gesetz zur Änderung des Finanzausgleichsgesetzes vom 4. März 2004 (GVOB1. M-V S. 96) - 5. ÄGFAG -
Art. 1 Nr. 1 Buchst, e)
Nr. 2 (MV)
539
Gesetzesregister Gesetz über das Landesverfassungsgericht Mecklenburg-Vorpommern vom 19. Juli 1994 (GVOB1. S. 734), zuletzt geändert durch 1. LVerfGG-ÄndG M-V vom 9. Juli 2002 (GVOB1. S. 450) - LVerfGG -
§ 19 Abs. 1 Satz 2 § 33 Abs. 2 § 51 Abs. 2 § 52 Satz 1 § 53
Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.
Gesetz zur Förderung von Kindern in Kindertageseinrichtungen und in Tagespflege (Kindertagesförderungsgesetz) vom 1. April 2004 (GVOB1. M-V S. 146) - KiföG -
§ 16 § 20
Nr. 1 (MV) Nr. 1 (MV)
Haushaltsrechtsgesetz 2002/2003 vom 17. Dezember 2001 (GVOB1. M-V S. 578) - HRG 2004/2005 -
Art. 3
Nr. 2 (MV)
Kommunalverfassung fur das Land Mecklenburg-Vorpommern idF der Bekanntmachung vom 13. Januar 1998 (GVOB1. M-V S. 29) - KV -
§6 § 93
Nr. 2 (MV) Nr. 2 (MV)
Verfassung des Landes Mecklenburg-Vorpommern vom 23. Mai 1993 (GVOB1. S. 372), geändert durch l . A n d G vom 4. April 2000 (GVOB1. S. 158) - LV -
Art. Art. Art. Art. Art.
20 Abs. 61 Abs. 72 Abs. 72 Abs. 73 Abs.
1 Satz 3 2 1 3 2
Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.
1 (MV) 2 (MV) 2 (MV) 2 (MV) 1 , 2 (MV)
2 2 2 2 2
(MV) (MV) (MV) (MV) (MV)
Saarland Gesetz Nr. 645 über den Verfassungsgerichtshof des Saarlandes idF der Bekanntmachung vom 6. Februar 2001 (Amtsbl. S. 582), geändert durch Gesetz vom 7. November 2001 (Amtsbl. S. 2158) - VerfGHG -
§ 9 Nr. 9 § 50
Nr. 1 (SL) Nr. 1 (SL)
Verfassung des Saarlandes vom 15. Dezember 1947 (Amtsbl. S. 1077), zuletzt geändert durch Gesetz Nr. 1478 vom 5. September 2001 (Amtsbl. S. 1630) -SVerf-
Art. 60 Art. 97 Nr. 4
Nr. 1 (SL) Nr. 1 (SL)
Gesetz Nr. 1142 über Volksbegehren und Volksentscheid vom 16. Juni 1982 (Amtsbl. S. 649), zuletzt geändert durch Gesetz Nr. 1381 vom 27. November 1996 (Amtsbl. S. 1313) - VAbstG -
§2
Nr. 1 (SL)
540
Gesetzesregister
Sachsen Geschäftsordnung des Landtages des Freistaates Sachsen 4. Wahlperiode vom 19. Oktober 2004 (SächsAbl. S. 1226) -GO-
§ 9 Abs. 2 Satz 2 §100 §101
Nr. 5 (S) Nr. 5 (S) Nr. 5 (S)
Gesetz über Einsetzung und Verfahren von Untersuchungsausschüssen des Sächsischen Landtages vom 12. Februar 1991 (SächsGVBl. S. 29), zuletzt geändert durch ÄndG vom 11. November 1997 (SächsGVBl. S. 586) - UAusschG -
§ 4 Abs. 1 Satz 2 § 4 Abs. 2 §5
Nr. 5 (S) Nr. 5 (S) Nr. 5 (S)
Gesetz über den Verfassungsgerichtshof des Freistaates Sachsen vom 18. Februar 1993 (SächsGVBl. S. 177, ber. S. 495), geändert durch 1. ÄndG vom 27. September 1995 (SächsGVBl. S. 321) - SächsVerfGHG -
§ 7 Nr. 9 § 18 Abs. § 18 Abs. § 27 Abs. §28 § 29 Abs. §37 § 38 Abs. §43
Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.
4 (S) 5 (S) 5 (S) 3 (S) 2 (S) 1 (S) 4 (S) 4 (S) 4 (S) 1 (S) 1 (S) 1 (S) 1 (S) 1 (S) 1 (S) 1 (S)
1 2 2 3 1
Gesetz über die Landesvermessung und das Liegenschaftskataster im Freistaat Sachsen vom 12. Mai 2003 (SächsGVBl. S. 121) - SächsVermG -
§ 1 Abs. 1 Nr. 3 § 2 Abs. 2 Nr. 4 § 2 Abs. 3 Nr. 4 §19 § 20 Abs. 2 Nr. 2 §21 §25
Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.
Gesetz über die Wahlen zum Sächsischen Landtag vom 15. September 2003 (SächsGVBl. S. 525), zuletzt geändert durch Gesetz vom 28. Mai 2004 (SächsGVBl. S. 196) - SächsWahlG -
§ 44 Abs. 2 Satz 3 § 44 Abs. 3
Nr. 4 (S) Nr. 4 (S)
Verfassung des Freistaates Sachsen vom 27. Mai 1992 (SächsGVBl. S. 243) - SächsVerf —
Art. 3 Abs. 1 Art. 28 Abs. 1 Art. 30 Abs. 1 Art. 39 Abs. 3 Art. 54 Art. 78 Abs. 1 Art. 78 Abs. 2 Art. 78 Abs. 3 Satz 1 1. Alt. Art. 118
Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.
5 (S) 1 (S) 2 (S) 5 (S) 5 (S) 5 (S) 2 (S)
Nr. 2 (S) Nr. 4 (S)
541
Gesetzesregister
Sachsen-Anhalt Finanzausgleichsgesetz des Landes Sachsen·Anhalt vom 31. Januar 1995 (LSAGVB1. S. 541) zuletzt geändert durch Art. 10 Haushaltssanierungsgesetz vom 26. Februar 2003 (LSA-GVB1. S. 522) - LSA-FAG-05 -
§8 §12 § 16 § 19a
Nr. 2, 4 (SA) Nr. 2, 4 (SA) Nr. 2, 4 (SA) Nr. 2, 4 (SA)
Gemeindeordnung für das Land SachsenAnhalt vom 5. Oktober 1993 (LSA-GVB1. S. 568), zuletzt geändert durch Gesetz vom 22. März 2006 (LSA-GVB1. S. 128) -LSA-GO-
§16 §17 § 83
Nr. 3 (SA) Nr. 3 (SA) Nr. 2, 4 (SA)
Gesetz über Eingemeindungen in die Stadt Gommern vom 21. Dezember 2004 (LSAGVB1. S. 839)
§§ 1-3
Nr. 3 (SA)
Gesetz über Eingemeindungen in die kreisfreie Stadt Dessau vom 21. Dezember 2004 (LSA-GVB1. S. 838)
§§ 1, 2
Nr. 3 (SA)
Gesetz über das Landesverfassungsgericht vom 23. August 1993 (LSA-GVB1. S. 441), zuletzt geändert durch Gesetz vom 23. März 2004 (LSA-GVB1. S. 234) - LSA-VerfGG -
§2 § 31 § 35 § 36 § 41
Nr. 6 (SA) Nr. 1 (SA) Nr. 6 (SA) Nr. 6 (SA) Nr. 2, 4 (SA)
Gesetz zur Kreisgebietsneugliederung vom 11. November 2005 (LSA-GVB1. S. 692) - LKGebNRG -
§7 §9 §13 § 23
Nr. 3 (SA) Nr. 3 (SA) Nr. 3 (SA) Nr. 3 (SA)
Glücks spieiges etz des Landes SachsenAnhalt vom 22. Dezember 2004 (LSAGVB1. S. 846) - LSA-GlüG -
§13
Nr. 1 (SA)
Landeshaushaltsordnung vom 30. April 1991 (LSA-GVB1. S. 246) -LSA-LHO -
§ § § §
Nr. Nr. Nr. Nr.
Landkreisordnung für das Land SachsenAnhalt vom 5. Oktober 1993 (LSA-GVB1. S. 598), zuletzt geändert durch Gesetz vom 22. März 2006 (LSA-GVB1. S. 128 [134]) - LSA-LKO -
§11 § 67
11 ff 32 33 37
6 6 6 6
(SA) (SA) (SA) (SA)
Nr. 3 (SA) Nr. 2, 4 (SA)
542
Gesetzesregister
Verfassung des Landes Sachsen-Anhalt vom 16. Juli 1992 (LSA-GVB1. S. 441), geändert durch Gesetz vom 27. Januar 2005 (LSA-GVB1. S. 44) - L S A - V e r f -
Art. 2
Art. 90
Nr. 2 , 3 , 4 , 5 (SA) Nr. 2, 3, 4, 5 (SA) Nr. 3 (SA)
Verordnung zur Durchführung des Gemeindereformgesetzes idF der Bekanntmachung vom 19. Oktober 1998 (LSAGVB1. S. 430), zuletzt geändert durch Verordnung vom 9. Oktober 2003 (LSAGVB1. S. 262) - LSA-DVO-GemFinRefG -
§6
Nr. 2 , 4 (SA)
Wassergesetz für das Land Sachsen-Anhalt vom 31. August 1993 (LSA-GVB1. S. 477) idF der Bekanntmachung vom 21. April 1998 (LSA-GVB1. S. 186), zuletzt geändert durch Gesetz vom 15. April 2005 (LSAGVB1. S. 208) und neu bekannt gemacht am 12. April 2006 (LSA-GVB1. S. 248) - LSA-WG -
§ 104 § 105 § 106
Nr. 5 (SA) Nr. 5 (SA) Nr. 5 (SA)
Gesetz über den Thüringer Verfassungsgerichtshof vom 28. Juni 1994 (GVB1. S. 81) - ThürVerfGHG -
§ 11 Nr. 3 § 39 Abs. 1
Nr. 1 (Thür) Nr. 1 (Thür)
Thüringer Kommunalwahlgesetz vom 16. August 1993 (GVB1. S. 530) - ThürKWG -
§ 22 Abs. 2
Nr. 1 (Thür)
Verfassung des Freistaats Thüringen vom 25. Oktober 1993 (GVB1. S. 625) -ThürVerf-
Art. 48 Art. 80 Abs. 1 Nr. 3 Art. 95
Nr. 1 (Thür) Nr. 1 (Thür) Nr. 1 (Thür)
Art. 13
Nr. 1 (S)
Art. 87
Thüringen
Europarecht Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft vom 24. Dezember 2002 (Amtsblatt Nr. C 325) - EGV -
Verzeichnis der Verfassungsgerichte der Länder (Stand Januar 2008) 1. Staatsgerichtshof für das Land Baden-Württemberg Postfach 10 36 53, 70031 Stuttgart Ulrichstraße 10, 70182 Stuttgart Tel.: 0711 / 212-30 26 Fax: 0711 / 212-30 24
2. Verfassungsgerichtshof des Landes Berlin Elßholzstraße 30-33,10781 Berlin Tel.: 030 / 90 15 26 52 Fax: 030 / 90 15 26 66 www.berlin.de/verfassungsgericht
3. Verfassungsgericht des Landes Brandenburg Jägerallee 9 - 12, 14469 Potsdam Tel.: 0331 / 9 83 81 02 Fax: 0331 / 9 67 93 18 www.verfassungsgericht.brandenburg.de
4. Staatsgerichtshof der Freien Hansestadt Bremen Osterdeich 17, 28203 Bremen Tel.: 0421 / 36 12 190 Fax: 0421 / 36 14 172
5. Hamburgisches Verfassungsgericht Sievekingplatz 2, 20355 Hamburg Tel.: 040 / 42 843 0 Fax: 040 / 42 843 40 97
6. Staatsgerichtshof des Landes Hessen Luisenstr. 13, 65185 Wiesbaden Tel.: 0611 / 32 27 38 Fax: 0611 / 32 26 17 www.staatsgerichtshof/hessen.de
544
Verzeichnis der Verfassungsgerichte der Länder
7. Landesverfassungsgericht Mecklenburg-Vorpommern Domstraße 7, 17489 Greifswald Tel.: 03834 / 89 06 61 Fax: 03834 / 89 05 39
8. Niedersächsischer Staatsgerichtshof Herminenstraße 31, 31657 Bückeburg Tel.: 05722 / 29 02 18 Fax: 05722 / 29 02 17 www.staatsgerichtshof.niedersachsen.de
9. Verfassungsgerichtshof des Saarlandes Franz-Josef-Röder-Straße 15, 66119 Saarbrücken Tel.: 0681 / 501 52 36 und 501 53 50 Fax: 0681 / 501 53 51 Email: [email protected]
10. Verfassungsgerichtshof des Freistaates Sachsen Postfach 10 09 64, 04009 Leipzig Harkortstraße 9, 04107 Leipzig Tel.: 0341 / 21 41 236 Fax: 0341 / 21 41 250
11. Landesverfassungsgericht Sachsen-Anhalt Postfach 14 26, 06813 Dessau Willy-Lohmann-Straße 33, 06844 Dessau Tel.: 0340 / 202 14 51 Fax: 0340 / 202 15 60
12. Thüringer Verfassungsgerichtshof Postfach 23 62, 99404 Weimar Kaufstraße 2 - 4 , 99423 Weimar Tel.: 03643 / 206 206 Fax: 03643 / 206 224 www.thvergh.thueringen.de