Zwischen Tharandter Wald Freital und dem Lockwitztal: Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme im Gebiet von Freital und Kreischa [2., unveränderte Auflage, Reprint 2022] 9783112643044


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Zwischen Tharandter Wald Freital und dem Lockwitztal: Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme im Gebiet von Freital und Kreischa [2., unveränderte Auflage, Reprint 2022]
 9783112643044

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Z W I S C H E N T H A R A N D T E R WALD, F R E I T A L U N D D E M LOCKWITZTAL

AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN DER DDR G E O G R A P H I S C H E S INSTITUT ARBEITSGRUPPE HEIMATFORSCHUNG

WERTE UNSERER

HEIMAT

Heimatkundliche Bestandsaufnahme in der Deutschen Demokratischen Republik

Band 21

ZWISCHEN THARANDTER WALD, FREITAL UND DEM L O C K W I T Z T A L Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme im Gebiet von Freital und Kreischa

Mit 31 Abbildungen, 16 Kunstdrucktafeln, 1 Obersichtskarte

2., unveränderte Auflage

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1974

AKADEMIE-VERLAG



BERLIN

Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats für Heimatforschung des Geographischen Instituts der Akademie der Wissenschaften der DDR Prof. Dr. Dr. eh. Edgar Lehmann, Leipzig (Geographie, Vorsitzender), Prof. Dr. Heinz Lfldemann, Leipzig (Geographie, Direktor des Instituts), Prof. Dr. Ludwig Bauer, Halle (Geographie, Naturschutz), Dr. habil. Karlheinz Blaschke, Dresden (Geschichte), Dr. sc. Werner Coblenz, Dresden (Ur- und Frühgeschichte), Prof. Dr. Ernst Ehwald, Ebeiswalde (Bodenkunde), Prof. Dr. Gerhard Heitz, Rostock (Geschichte), Prof. Dr. Edgar Lehmann, Berlin (Kunstgeschichte), Prof. Dr. Günter Möbus, Greifswald (Geologie), Prof. Dr. Hermann Meusel, Halle (Botanik), Prof. Dr. Hans Nadler, Dresden (Denkmalpflege), Prof. Dr. Ernst Neef, Dresden (Geographie), Prof. Dr. Werner Radig, Berlin (Hausforschung), Dr. sc. Rudolf Weinhold, Dresden (Volkskunde), Dr. Dietrich Zühlke, Dresden (Geographie) Manuskript zu diesem Band abgeschlossen am 31. 3 . 1 9 7 1

Erschienen im Akademie-Verlag, 108 Berlin, Leipziger Straße 3—4 Copyright 1972 by Akademie-Verlag P 523/7 1 Lizenznummer: 202 • 100/266/74 Gesamtherstellung: V E B Druckhaus „Maxim Gorki", D D R - 7 4 Altenburg Bestellnummer: 752 017 7 (2084/21) • LSV 5235 Printed in GDR E V P 12,50

INHALTSVERZEICHNIS Vorwort

VII

Mitarbeiterverzeichnis

IX

Verzeichnis der Suchpunkte

XI

Überschau Einzeldarstellung Anhang A. Niederschlagsdaten Station Hirschbach

l 16 211 211

B. Einwohnerzahlen vom 16. bis 20. Jahrhundert . . 212 C. Gewässernamenverzeichnis

216

D. Gedenk- und Erinnerungsstätten der Arbeiterbewegung E. Literaturverzeichnis

220 221

F. Abbildungsverzeichnis

231

G. Namenverzeichnis

233

H. Sachverzeichnis

241

VORWORT Als in den fünfziger Jahren mit der heimatkundlichen Inventarisation und den Vorbereitungen zur Herausgabe dieser Buchreihe begonnen wurde, übernahm es Herr Gerhardt Müller, von seinem langjährigen Wirkungsort DresdenLockwitz aus vorwiegend historische Belege für das Gebiet des Meßtischblattes Kreischa zu sammeln. Sie standen für die vorliegende Gemeinschaftsarbeit zur Verfügung, zu der sich mit der südlichen Dresdener Umgebung seit Jahren bestens vertraute Lehrer und Fachwissenschaftler zusammenfanden, um im Naherholungsgebiet zwischen Tharandter Wald, Freital und dem Lockwitztal die „Werte unserer Heimat" systematisch zu erfassen und breiten Kreisen nahezubringen. Durch ständigen gegenseitigen Kontakt bei der Niederschrift ihrer Manuskripte und verständnisvolles Eingehen auf die Wünsche und Notwendigkeiten der abschließenden Bearbeitung förderten sie den Prozeß von der Planung des Werkes bis zur endgültigen Manuskriptabfassung ganz wesentlich. Groß ist die Zahl derer, die durch ihre Mithilfe zum Gelingen der Arbeit beitrugen. Unter den örtlichen Gewährsleuten aus den Reihen der Lehrerschaft sowie der Natur- und Heimatfreunde des Deutschen Kulturbundes seien besonders genannt Herr Siegfried Fischer in Possendorf, Herr K . Grüttner in Rabenau, Frau Hermine Hofmann in Kreischa, Herr Gerhard Reichel in Kleincarsdorf, Frau Edith Wagner in Kurort Hartha und Herr R. Wollmann in Mühlbach. In seiner Eigenschaft als Leiter des Hauses der Heimat in Freital gewährte Herr Hellmuth Heinz mannigfaltige Unterstützung, und Herr Edgar Rudolph stellte sein Wissen aus jahrzehntelanger, umfassender Heimatforschung im Kreis Freital uneigennützig in den Dienst der Erkundungen. Durch Auskünfte vermittelten die Räte der Städte und Gemeinden sowie zahlreiche Betriebsleitungen wertvolle Erkenntnisse. Schließlich sei an dieser Stelle der Mitarbeit von Frau Susanne Zühlke gedacht, die, wie nunmehr seit 12 Jahren, auch an diesem Band der Buchreihe wieder durch sachkundiges Schreiben des Manuskriptes, durch Korrekturlesen und Registerbearbeitung wirkte. Allen Mitarbeitern und den vielen Helfern, die zu dieser Veröffentlichung beitrugen, sei herzlich gedankt. Der Mühe einer kritischen Durchsicht der Beschreibungen zur Bau- und Kunstgeschichte sowie zur ländlichen Volksbauweise unterzogen sich dankenswerterweise die Herren Dr. Peter Findeisen und Dr. Jochen Heibig vom Institut für Denkmalpflege, Arbeitsstelle Dresden. Für die abschließende Begutachtung des gesamten Manuskriptes, die ihren besonderen Wert durch zahlreiche sachliche VII

Vorschläge zur letzten Textfassung erhielt, ist Herrn Prof. Dr. Ernst Neef, Technische Universität Dresden, und Herrn Dr. Gerhard Schmidt, Staatsarchiv Dresden, ganz besonders zu danken.

Prof.

VIII

Dr. Dr. eh. Edgar Lehmann

Dr. Dietrich

Zühlke

MITARBEITERVERZEICHNIS

Dr. Wolfgang Borsdorf, Technische Universität Dresden, Sektion Philosophie und Kulturwissenschaften (Botanik Mbl. Kreischa). Dr. Werner Coblenz, Landesmuseum für "Vorgeschichte Dresden (Vor- und Frühgeschichte). Gerhard Ebeling, 8030 Dresden, Richard-Rösch-Straße 27 (Ortsbeschreibungen Mbl. Freital). Arno Meinel, Arbeitsgruppe Heimatforschung (Kunst- und Baudenkmale Mbl. Kreischa). Dr. Wolfgang Kaulfuß und Dr. Karl-Heinz Noack, Pädagogische Hochschule Dresden, Sektion Mathematik/Geographie (Physische Geographie). Dr. Hans Prescher, Staatliches Museum für Mineralogie und Geologie (Geologie), unter Mitarbeit von Dr. Siegfried Börtitz (Bergbau Weißeritztal) und Bergingenieur Richard Lange (Bergsicherung). Dr. Wilfried Wagner, Technische Universität Dresden, Sektion Forstwirtschaft, und Manfred Ranft, Wilsdruff (Botanik Mbl. Freital). Dr. Hans Walther, Leipziger Namenkundliche Arbeitsgruppe der Karl-MarxUniversität (Ortsnamen). Dr. Dietrich Zühlke, Arbeitsgruppe Heimatforschung (Ortsbeschreibungen Mbl. Kreischa). Bearbeitung : Dr. Dietrich Zühlke, Arbeitsgruppe Heimatforschung des Geographischen Instituts der Akademie der Wissenschaften der D D R , 801 Dresden, Augustusstraße 2.

IX

VERZEICHNIS D E R SUCHPUNKTE Die Nummern entsprechen denen am Rande des Textes sowie denen auf der Übersichtskarte A 1 2 3 4 5 6 7 B l 2 2.1 2.2 2.3 2.4 3 4 5 6 7 C 1 2 3 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 4 5 6 7 8 9 10

Pohrsdorf Fördergersdorf Landberg Ascherhübel Hartheberg Spechtshausen Kurort Hartha Talmühlenstraße . . . . Tharandt Burgruine Die alte Stadt Forstakademie Stadterweiterung . . . . Köhlerhütte Großopitz Naturschutzgebiet Brüderweg Naturschutzgebiet Niederleiten Somsdorf Ziegenberg Windberg Freital Zauckerode Döhlen Birkigt Burgk Stadtkern (Potschappel und Deuben) Schweinsdorf Niederhäslich Backofenfelsen Hainsberg Heilsberg Eckersdorf Obernaundorf

16 17 19 20 21 22 22 24 25 25 26 29 30 31 3i 32 33 34 36 37 42 44 45 47 47 50 55 56 57 58 60 60 61

C 11 D 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 E 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 F 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

Wachtelberg . . . Kohlenstraße . . . Kleinnaundorf . . Neubannewitz Neucunnersdorf . . Bannewitz Welschhufe Goldene Höhe . . Poisenbach Poisenwald Hänichen Wilmsdorf Eutschütz Rippien Gebergrund Goppeln Golberode Gaustritz Kauscha Hornschenke Babisnauer Pappel. Babisnau Bärenklause Nickern Windmühlenstraße. Lockwitz Hohles Tor Krähenhütte Kleinluga Wölkau Sobrigau Lockwitztal Hummelmühle . . Borthen Burgstädtel Burgstädteler Linde

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62 63 64 66 67 68 70 70 7i 72 73 76 77 77 79 80 81 82 83 84 84 85 86 86 89 89 93 94 95 95 96 98 101 101 103 104 XI

G i 2

104

3 4 H 1 2 3 4

Grillenburg Steinbruch am Jägerhornflügel Tharandter Wald . . . . Seerenbach Edle Krone Wilde Weißeritz . . . . Dorfhain Viehweg-Höhe

J 1 2 3 3.1 3.2 3.3 4 5 6 7 8 9 10 11

Rabenauer Grund . . . . 117 Rabenauer Galgenberg . . 1 2 0 Rabenau 121 Stadtanlage 121 Geschichtliche Daten . . 122 Stuhlbauerei 123 Rabenau-Waldfrieden . . 124 Lübau 125 Borlasbach 127 Borlas 127 Spechtritz 128 Götzenbüschchen . . . . 129 Neuoelsa 129 Seifersdorf 130

K 1 2 3 4 5 6 7 8 L 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 M1 2 3 4 5 6

Possendorf 131 Fernverkehrsstraße 170 . 135 Börnchen 135 Lerchenberg 136 Oelsa 137 Zipfelheide 138 Karsdorf 139 Heideteich 140 Spitzberg 141 Brösgen 142 Kleba 142 Theisewitz 143 Zscheckwitz 144 Kautzsch 144 Kleincarsdorf 145 Quohren 147 Kreischa 148 Lungkwitz 154 Gombsen 157 Saida 158 Wittgensdorf 158 Sandberg 159 Pfitzteich 159 Röhrsdorfer Grund . . . 160

XII

106 107 110 111 112 115 117

M7 8 9 10

Röhrsdorf Bosewitz Gorknitz Tronitz

160 162 163 164

N1

Bahnhof KlingenbergColmnitz Klingenberg Bremenberg Talsperre Klingenberg . .

165 165 167 167

O

Obercunnersdorf Höckendorf Höckendorf er Heide . . . Ruppendorf

171 172 174 174

Paulsdorfer Heide . . . Seifen Talsperre Malter Malter Paulshain Steinberg Paulsdorf Böthchen Tännicht-Wiesen . . . Borthen-Berg Kerben-Teich Berreuth Dippoldiswalder Heide . Einsiedlerstein Heidehof Sonnenberg Oberhäslich Reinberg Hermsdorfer Berg . . . . Hermsdorf Wilisch Burgberg Waldwiesen Hirschbachheide Hirschbach Schmorsdorf Crotta Maxener Kalkbrüche . Maxen Finckenfang Hausdorf Steinhügel Moschee Mühlbach-Häselich . .

.177 178 181 184 184 185 185 186 . 187 187 188 188 .189 190 191 191 193 193 195 196 197 200 200 201 201 202 202 . 203 204 206 207 208 209 .209

7 8 9 10 11 12 Q 1 2 3 4 5 6 R

Überschau „Wenige Großstädte dürfen sich rühmen, im engsten Umkreis eine solche Fülle verschiedenartiger landschaftlicher Gestaltungen zu besitzen, wie das für Dresden bekannt ist." Diese Feststellung veranlaßte 1962 ErnstNEEF, einen Aufsatz unter die Überschrift „Der Reichtum der Dresdner Landschaft" zu stellen. Innerhalb dieses Raumes bildet das Naherholungsgebiet im Süden der Stadt nur einen kleinen Ausschnitt. Doch auch in diesem bewahrheitet sich die Vielgestaltigkeit durch Elemente der Börden- und Gefildezone sowie der Mittelgebirgsschwelle (Abb. 2). Der Tharandter Wald, die beiden Weißeritzflüsse mit den Talsperren Klingenberg und Malter, der Windberg über Freital, die Dippoldiswalder Heide, der Wilisch, das Kreischaer Becken, das Lockwitztal oder die Babisnauer Pappel sind nicht nur bekannte Ausflugsziele; ihre Namen kennzeichnen eben gerade jenen landschaftlichen Reichtum, der uns im Gebiet zwischen Tharandter Wald, Freital und dem Lockwitztal gegenübertritt. Zwei erdgeschichtlich unterschiedliche Bereiche mit vielfältigen geologischen Einheiten (Abb. 1) trennt die Wendischcarsdorfer Verwerfung (s. R 3) voneinander. Im Süden haben wir die erzgebirgischen Gneise (s. J 1, R 4), die auf ihnen liegenden Vulkanite des Tharandter Waldes (s. A 3 und 4, G 3) sowie randliche Ausläufer des Nossen-Wilsdruffer Schiefergebirges mit seinen alten Gesteinen (s. B 1) vor uns. Verbindendes Glied zu den auch in der Elbtalzone anstehenden Kreideablagerungen (s. F 4) stellen die entsprechenden Sedimente in den Heiden zwischen Hirschbach und Höckendorf (s. K 6 , 0 3, P 1 , Q 1 und 3, R 6) sowie im Tharandter Wald (s. A 5, G 2) dar, die sich im Schutz der Verwerfung erhalten haben. Nördlich der Verwerfungslinie wird der Untergrund im südöstlichen Teil von sehr altem Grundgebirge gebildet. Diesem Elbtalschiefergebirge (s. F 9 , L i ) aufgelagert finden wir die terrestrischen Rotliegend-Sedimente des Döhlener Beckens, die wegen ihrer Kohleführung besondere wirtschaftliche Bedeutung erlangten (s. C 2) und auch in der Kreischaer Nebenmulde vorkommen (s. L 8, E8).

Ein Blick auf die Höhenschichtenkarte (Abb. 2) läßt die allgemeine Abdachung •des Gebietes von 470 m ü. NN im Südwesten auf 120 m ü. NN im Nordosten über eine Entfernung von etwa 20 km erkennen. Eine Unterbrechung erfährt sie lediglich längs der Karsdorfer Stufe zwischen Rabenau und dem Lockwitztal südlich von Lungkwitz, wo wieder Höhen zwischen 425 und 480 m auftreten (Abb. 3). Legt man zusätzlich einige topographische Profile über kleinere Teilräume, so lassen sich feinere Differenzen erkennen, wie die Geländeschwelle 1

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des nördlichen Tharandter Waldes im Bereich des Landberges oder die Einmuldung um Kreischa, von der nach Norden zu ein sanfterer Anstieg als nach Osten, Westen und Süden zu beobachten ist. Die Hauptflüsse Wilde Weißeritz (s. H 2), Rote Weißeritz (s. J 1) und Lockwitz (s. F 9) folgen konsequent der Hauptabdachung. Nur ihre Unterläufe biegen infolge Jüngerer Krustenbewegungen im Elbtalgebiet nach Nordosten ab. Die Talquerschnitte beruhen auf der unterschiedlichen Gesteinswiderständigkeit, so daß enge Kerbsohlentäler im Gneis und in kontaktmetamorphen Gesteinen mit breiten Sohlentälern in den weniger widerständigen Sedimenten des Rotliegenden abwechseln. Häufige Talasymmetrien lassen steilere, nach Westen gerichtete Hänge erkennen. Die tektonisch bedingte Wendischcarsdorfer Stufe zwischen dem Basalthärtling Wilisch und dem Lerchenberg bildet eine auch für die Gliederung in naturräumliche Einheiten (Abb. 2) markante Grenze. Nach Süden blicken wir über die wellige Rumpf fläche des unteren Osterzgebirges. E s überwiegen flache Hänge mit Neigungen bis zu 4 0 . Die dort gelegenen Sandsteintafeln tragen meist Kiefernforsten — die Hirschbacher, Dippoldiswalde^ Paulsdorfer sowie Höckendorfer Heide — und heben sich deutlich gegen die landwirtschaftlich genutzten Gneisflächen ab. Im Tharandter Wald bildet in der Regel Basalt die höchsten Erhebungen. Der unterlagernde Kreidesandstein bedingt die deutliche Stufe des Landberges im Norden gegen das mittelsächsische Lößgebiet, dessen Ausläufer bis nahe Tharandt heranreichen. Das Dresdener Elbtalgebiet bietet sich uns vom Wilisch aus nordwärts ebenfalls mit einer kleinräumigen Gliederung dar. Zwischen Kreischa und Freital wurden im Bereich des Unterrotliegenden gering widerständige Sedimentgesteine weitgehend ausgeräumt. Flache und mäßig geneigte Hänge, z. B. des Windberges, bestehen aus sehr harten brekziösen Porphyrkonglomeraten und aus Porphyriten. Die wasserreiche Weißeritz hat das markante Ausraumbecken von Freital geschaffen; ausgeglichenere Formen dagegen zeichnen das Kreischaer Becken aus. Es wird von der wasserärmeren Lockwitz durchflössen, die sodann die Gesteine des Elbtalschiefergebietes unterhalb der Hummelmühle in einem Engtal durchbricht. Die weithin sichtbare Babisnauer Pappel markiert eine von mehreren flachen Verebnungen, die im Süden und Südosten von Dresden zwischen Bannewitz und Lockwitz in ziemlich gleichbleibender Höhenlage in 300—335 m ü. NN auftreten. Man kann sie vom Horkenberg (335 m) bei Kleinnaundorf bis zum Zughübel (337 m) bei Babisnau verfolgen. Sie sind an die flach nach Nordosten einfallenden Kreidesandsteine der Plenuszone gebunden und bilden über dem Rotliegenden eine kleine Schichtstufe, die ihre Stirnseiten nach West und Südwest gegen niedrigere Geländeabschnitte in den Zertalungsbereichen des Poisenbaches und des Possendorfer Baches richtet (Abb. 3 u. 29). Die auffälligste Stufe, die den Zugjiübel mit der Babisnauer Pappel begrenzt (s. E 9), ist etwa 40 m hoch. An der Goldenen Höhe (345 m) bei Rippien und am Horkenberg betonen jetzt aufgelassene Steinbrüche die Stufe besonders. 4

Lößlehm überdeckt diese nach Norden abfallenden Sandsteinplatten. Sie bilden die fruchtbaren Südhänge der Dresdener Elbtalweitung, deren wertvolles Ackerland die Gemarkungen zahlreicher stadtnaher Bauerndörfer bildet, so Borthen, Sobrigau, Goppeln oder Rippien. Schließlich gehen diese flachen Hänge in breite Verebnungen über, die in rund 200 m Höhe das E l b t a l begleiten und ausgedehnte Schotter der Elsterkaltzeit tragen. Sie bedecken vor allem große Areale zwischen Lockwitz- und Müglitztal (s. F 5). Neuere Untersuchungen ( N O A C K 1966) fassen die Verebnungen als Reste einer vorelsterkaltzeitlichen Abdachungsfläche auf, die durch junge Tektonik längs hercynischer Störungen im Dresdener Elbtalgebiet und längs der Karsdorfer Stufe zerstückelt worden ist. Die weitere Zerstörung und Abtragung erfolgt von den Tälern her bis in die Wasserscheidenbereiche hinein. Schmelzwassersande und -kiese treten weiter südlich auf. Ihre petrographische Zusammensetzung ändert sich häufig, weil das anstehende Gestein, das als Materiallieferant diente, auf kurze Entfernungen hin oft wechselt (s. M 4). Der Abfluß der Schmelzwässer läßt sich schwer rekonstruieren. D a die A b dachung gegen den Eisrand erfolgte, das Eis aber aus Nordost und Ost vordrang, muß er nach Westen und Nordwesten erfolgt sein. D a ß dabei auch bereits bestehende Hohlformen benutzt wurden, machen Beobachtungen im alten Tal der Wilden Weißeritz nördlich von Tharandt wahrscheinlich (s. H 2). Fluvioglazialen Materialtransport vom Elbtalschiefergebirge nach Nordwesten konnte R E I C H E L (1964) nachweisen, der eine Abflußbahn von Hänichen über Bannewitz nach Nordwesten rekonstruierte (s. D 7). Als südlichste Zeugnisse des elsterkaltzeitlichen Inlandeises beschrieb P I E T Z S C H (1914) Geschiebelehme in der ehemaligen Ziegeleigrube von Somsdorf in 300 m Höhe ü. NN. Er nahm an, daß der Gletscher diesen Bereich nur in einer schmalen Zunge erreicht hat. Zwischen Großopitz und Weißig wurden 360 m hoch gelegene erratische Blöcke gefunden. Großen Einfluß auf die Ausbildung der Lockermaterialdecke über dem Fels und auf die jüngere Reliefentwicklung besaßen die Vorgänge in den Kaltzeiten, als das gesamte Gebiet den periglazialen, also eisrandnahen Klima- und Formungsprozessen ausgesetzt war. Erhalten sind aber nur noch die Schuttdecken der letzten Kaltzeit. Im nördlichen Teil verzahnen sie sich mit den Lößdecken in horizontaler und vertikaler Richtung. Wurden die Schuttdecken in der Alt- und Mittelweichselzeit gebildet, so haben sich danach die Lößdecken vorzugsweise auf ostexponierten, flacheren Hängen abgelagert. Im Süden, in Höhenlagen zwischen 350—400 m ü. NN, fand K A U L F U S S (1969) über Gesteinszersatz überwiegend zweischichtige Schuttdecken (s. P 1). Deren Mächtigkeit und Kornaufbau wechseln in Abhängigkeit vom Relief und weisen auf einen Ausgleich der Landoberfläche während der Weichselkaltzeit hin. Im Bereich der Hochflächen gibt die unterschiedliche Schuttmächtigkeit Hinweise auf ein vorher bestehendes bewegteres Relief. Für die klimatischen Verhältnisse deutet die Zunahme der Niederschlagsmengen und die Abnahme der mittleren Lufttemperaturen auf die Abhängig2 Freital

5

6

keit von der Höhenlage hin. Am Südrand des Elbtales fallen durchschnittlich 700 mm Niederschlag im Jahr, das Jahresmittel der Lufttemperaturen beträgt 8°C. Im unteren Osterzgebirge steigt die jährliche Niederschlagsmenge auf über 800 mm an, und die mittleren Jahrestemperaturen gehen auf weniger als 7°C zurück. Auch die mittlere Zahl der Tage mit Schneedecke nimmt von 20—30 Tagen im Jahr am Elbtalrand auf 50—60 Tage im unteren Osterzgebirge zu. Charakteristisch für die Niederschlagsverhältnisse sind die großen Schwankungen sowohl jährlich als auch in den einzelnen Monaten (Tabelle A). Diese unregelmäßige Verteilung der Niederschläge wirkt sich auf den Abfluß in Bächen und Flüssen aus. Sie hat in den engen Talstrecken der Roten und Wilden Weißeritz vor dem Bau der Talsperren oft bei zusätzlichem Hinzutreten von Starkregen zu schweren Schäden geführt, so 1897. Auch im Lockwitztal sind sommerliche Hochwasserwellen 1897 und 1958 beobachtet worden. Normalerweise führen die Hauptflüsse in den Monaten März und April Hochwasser, eine Folge der Schneeschmelze im Erzgebirge. Die Bodenbildung vollzog sich im allgemeinen auf periglazialen Schuttdecken im Norden des Tharandter Waldes und unmittelbar südlich von Dresden auf den Lößlehmen und im Bereich der schmalen Talsohlen auf holozänen Lehmen. Der vorherrschende Bodentyp sind (Abb. 27) Braunerden (s. P 1 und 10). Unter einem 5 —10 cm mächtigen, dunkelbraungrauen Horizont folgt ein brauner, in dem durch Verwitterung Tonteilchen angereichert sind. Darunter findet man unverändertes Ausgangsmaterial, eine meist graue bzw. gelbgraue Schuttdecke. Da die Braunerden überwiegend agrarisch genutzt werden, ist die normale Horizontmächtigkeit durch die Pflugtiefe verändert. Haben sich im Bereich der Lößlehme Decklößbraunerden und bei stärkerer Tonverlagerung Decklößparabraunerden (s. F 5) entwickelt, so treten auf Sandstein- und Quarzporphyrschuttdecken braune Böden mit schwacher Oberbodenbleichung auf, die als Braunpodsole bezeichnet werden. Eine rotbraune, 15 bis 30 cm tiefe Anreicherungszone beweist die Verlagerung von Eisen- und Humusverbindungen. In besonders feinkörnigen und dichten Materialien an Unterhängen, in Hangdellen und Einsattelungen werden durch Staunässe Rostflecke und Bleichspalten in 20—80 cm Tiefe hervorgerufen. Diese Staugleye (s. P 9) besitzen einen wenig ausgeglichenen Wasserhaushalt. Naßphasen wechseln je nach Wetterlage mit extremer Austrocknung ab. An Standorten mit Grundwassereinfluß im Bodenprofil sind Grundgleye ausgebildet (s. P 11). Über einem wegen ganzjähriger Reduktion durch Wassereinfluß blaugrauen Horizont zeigt ein rostbraun-grau gefleckter die Schwankungen des Grundwasserspiegels an. Verbreitung und Zusammensetzung der Pflanzenwelt stehen in engem Zusammenhang mit den zahlreichen Grundgesteinen und mannigfaltigen Geländeformen. Eine entsprechend kontrastreiche Vegetation kann zur Gliederung des Raumes Freital—Kreischa in naturräumliche Einheiten bedingt herangezogen werden. Es stehen sich vor allem die submontane Stufe der unteren Erzgebirgs8

lagen (s. G 3, R 6) und der Hügellandbereich, die colline Stufe, gegenüber (s. B 5, C 2), die sich im wesentlichen durch eine Linie vom Landberg im Nordwesten zum Wilisch im Südosten trennen lassen. Im südwestlichen Teil häufen sich die Vorkommen der Pflanzen, die mehr oder weniger im Gebirge verbreitet sind, z. B. Hasenlattich (Prenanthes purpurea), Waldgeißbart (Aruncus dioicus), Wolliges Reitgras (Calamagrostis villosa), Berg-Lappenfarn (Lastrea limbosperma), Waldstorchschnabel (Geranium sylvaticum), Alantdistel oder Verschiedenblättrige Kratzdistel (Cirsium heterophyllum) und Harzlabkraut (Galiwrn saxatile, Abb. 4). Auf den landwirtschaftlich genutzten Hochflächen gewinnt die Wiesenwirtschaft an Bedeutung, und in forstlicher Hinsicht überwiegt eine ertragreiche Nadelholzwirtschaft, die an die Stelle buchenreicher Wälder getreten ist. Im nordöstlichen Teil hingegen finden wir die wärmeliebenden Arten, die im Hügelland ihren Verbreitungsschwerpunkt haben, z. B . Dürrwurz (Inula conyza), Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia), Sternmiere (Stellaria holostea), Waldlabkraut (Galiurn sylvaticum), Pfaffenhütchen (Evonymus europaea), Weidewegerich (Mittel-Wegerich, Plantago media, Abb. 4) und Wiesenstorchschnabel (Geranium pratense). Von Natur aus bestanden Laubmischwälder (Eichen-Hainbuchenwald). Aber der Wald tritt heute in der collinen Stufe nur wenig in Erscheinung und bleibt auf Steilhänge, nasse und sehr arme Böden beschränkt. Auf den landwirtschaftlich-gärtnerisch genutzten Flächen kommen Sonderkulturen vor (s. Seite 15), die der submontanen Stufe wegen der klimatischen Ungunst fehlen. Durch die Gegenüberstellung der beiden Vegetationsstufen heben wir die Kontraste in der PflanzenVerbreitung stark hervor; die Lage des Gebietes am Übergang vom Gebirge ins Hügelland aber schafft eine enge standörtliche Verzahnung der Faktoren, die besonders in den Tälern mit wechselnden E x positionen zu verfolgen ist (s. B 5 und 6, C 1). Die ur- und frühgeschichtliche Besiedlung berührt letztlich nur den Nordrand und zwar in erster Linie die Bereiche der Flüsse Lockwitz und Weißeritz talaufwärts. Bevorzugt wurden bereits bei einsetzendem Feldbau und beginnender Viehzucht die tiefergelegenen und fruchtbaren Lößlehmbereiche am linken Elbtalrand, wo von Niedersedlitz (s. F 2) über Dresden-Lockwitz (s. F 3) bis Dresden-Nickern (s. F 1) schon vor etwa 6000 Jahren ein zusammenhängendes Siedlungsgebiet bestand, das — von der jungsteinzeitlichen Bandkeramik an — über Prohlis, Leubnitz, Dresden-Strehlen bis nach Dresden-Cotta und DresdenKemnitz weiter zu verfolgen ist. In dieser Zone häufen sich auch bronze- und eisenzeitliche Niederlassungen und Gräberfelder. Eine Ausweitung erfuhr dieser Raum bei optimalen Klimabedingungen in der mittleren und jüngeren Bronzezeit bis Tharandt (s. B 2.1) und bis zu den Höhen von Bannewitz (s. D 7). Aus der Völkerwanderungszeit stammen lediglich zwei reiche germanische Gräber (kurz vor 600) von Dresden-Nickern (s. F 1). Nach Einwanderung der Slawen etwa um das Jahr 600 wurden die alten Siedlungsgebiete entlang den Flußläufen aufwärts erweitert. Offenbar stammen die 9

Befestigungen auf dem Burgberg Lockwitz (s. F 4) und in Burgstädtel (s. F 12) erst aus dem 10. Jahrhundert. Die planmäßige deutsche Besiedlung, von 1200 an betrieben, hat außer schriftlichen Überlieferungen Zeugen in Form von Wallanlagen und Wasserburgen bis in die Maxener Gegend (s. S 4), bis zum Tharandter Kienberg (s. B 2.1) und bis Ruppendorf (s. O 4) hinterlassen. Das Bild der Besiedlung an der Wende von der frühgeschichtlichen zur historischen Zeit vermögen wir aus verschiedenen Tatbeständen zu rekonstruieren. Die S C H L Ü T E R zufolge damals waldfreien Areale beschränkten sich auf die lößlehmbedeckte Elbtalrandfläche im Nordosten, die sich durch eine deutliche Siedlungsverdichtung auszeichnet (Abb. 5). Hier, im südöstlichen Teil des alten Slawengaues Nisan, tragen die Ortschaften bis auf ganz wenige Ausnahmen slawische Namen und blieben in der Regel klein. Unregelmäßige Gehöftanlagen (Weiler) oder Zuordnung an meist runde Plätze oder Gassen herrschen vor, ihre Fluren waren block- oder streifenartig gegliedert. Gebirgswärts dehnte sich ein nahezu ununterbrochenes Waldland aus, an das heute noch mehr oder weniger große Forste (s. Q 1, R 6) erinnern. Zwar tragen einzelne Siedlungen dieses Bereiches ebenfalls slawische Namen, den Übergang zu deutschem Namengut deuten Mischformen an, die in der Regel einen slawischen Personennamen enthalten. Die Ortsform zeigt jedoch in der Mehrzahl gereihte Anlagen, und man kann nach Süden fortschreitend die Entwicklung von einer waldhufenähnlichen Gewann- und Streifenflur über kurze Waldhufenformen zu den ausgeprägten Reihendörfern beobachten (Abb. 12), wie sie in großen Teilen des Erzgebirges auftreten. Schließlich weichen auch Spätsiedlungen mit ihren vorwiegend kleinen Besitzparzellen (s. A 6 und 7) von diesem Bild ab. In jüngster Zeit hat die namenkundliche Forschung ( E I C H L E R / W A L T H E R 1970) durch die Lokalisierung alter slawischer Namentypen, solcher aus mittelslawischer Zeit und des jüngeren slawischen und slawisch-deutschen Siedlungsnamengutes eine feinere Ordnung zum fortschreitenden Besiedlungsgang vom Elbtal (600—950 u. Z.) über die Elbtalrandfläche (950—1150) gegen das untere Osterzgebirge (ab 1150) beigesteuert und durch aufschlußreiche Karten belegt. Die heute vorliegenden Siedlungen entsprangen also drei Hauptphasen menschlicher Landnahme. Den Wohngebieten der Slawen im Nordosten vom 7. bis zum 12. Jahrhundert schließen sich gebirgswärts die Dörfer der deutschen Bauern an, die in das eroberte Land einwanderten und in dem Gebirgswald ihre Gemarkungen rodeten. In den sorbischen Siedel- und anschließenden Grenzbereichen entstanden außerdem Befestigungen zur Sicherung der territorialen Herrschaft (s. S 4) und in den Dörfern selbst als neue Herrenhöfe die Rittergüter (s. L 10). Wenige Kleinsiedlungen, meist mit waldwirtschaftlich tätiger Bevölkerung, gehören der Zeit des inneren Landesausbaus im 16. und 17. Jahrhundert an, die im oberen Erzgebirge noch wesentlich mehr gewerblich orientierte Niederlassungen hervorgebracht hat (s. Bd. 7, Altenberg, A 3 und 9). 10

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wocntelberQ- Buarzporph\|rtuff untere wechselhafte Schichten, . dieser gesamte Komplex Ist wenig verfestigt . , . Gerolle vorwiegend Gneis, Quarzporphyr

Oberes brekzióses Konglomerat" Fluidalporphyr, Porphvrit, Gneis rotbraun. Gebanderte Sandschiefer-Arkose Schichten/rotbraun n u r in Spezialmulaen Unteres brekziöses Konglomerat z.T. auch SyenitNiederhäslichSchwein sdorfer Schichten

Oberes Kalkflöz

Schweinsdorfer Brandu. Maselschachf / Schie|epUnteres Kalkflöz flöz

»to

Grüngraue Schiefertone leicht sandig, z.T. bräunlich u. kahliqe Schmitten 130170

Große Lette über den Flözen, Tuff Grüngraue Schiefertone ± sandig sraues Konglomerat, z.T. n u r Arkosesanastein I.Roz Za n Schichten mit Steinkohlen und Brandschieferflözen 5. I sandige Schiefere. • Iwischenmittel 7. » tone, Arkosesandsteine. Im liegenden Tel I : Konglomerate

Döhlener Schichten

Potschappel -Wilsdruffer Porphvrit bes.am NE Beckenrand links der weißeritz,z.T.Tuffe im Liegenden

UnkersdorfPotschappler Schichten -X • x > X X

Unkersdorfer Tuff . , massiger Brockentuff, z.T. Glastuffe,Pisolithtuffe u.Tuffit

Abb. 7. Idealschichtenschnitt durch das DöhI m NE Syenit und Kontaktgesteine i m zentralen Teil bes. Phyllne d. Elbtal- lener Becken sch'iefergebirges (nach R e i c h e l Im SW Gneise des Erzgebirges 1966) Hänichener Grundkonglomeratoder Basalbrekzie

Altpaläozoisches Grundgebirge 38

Gegend von Hänichen kennt man grobe Gerölle von braunem Porphyr und röt- C 2 liehen Fluidalporphyren, die aus den Gebieten von Tharandt und Meißen stammen dürften. An anderen Stellen bestehen entsprechende Geröllhorizonte aus Material des unmittelbaren Untergrundes. Die darüber folgenden vulkanischen Aschen, die Unkersdorfer Tuffe, können sich an der Basis mit dem Konglomerat verzahnen. Ihre Lesesteine findet man bei Unkersdorf östlich von Wilsdruff und zwischen Lungkwitz und Wittgensdorf. Das Gestein entstammt einem sauren Magmenherd. Über groben Tuffen mit vielen Bruchstücken des Grundgebirges findet man Staub-, Kristall- und Glasscherbentuffe und Tuffite. Hervorzuheben sind Horizonte mit Pisolithtuffen, deren ehemalige Lapilli-Schlammkügelchen durch Umbildung verformt sind. Am nordöstlichen Beckenrand treten über Tuffen die Porphyrite von Wilsdruff—Potschappel auf. Neben verschiedenen Varietäten ist der Hornblendeporphyrit von Potschappel typisch. In diesen Aufschlüssen findet man auch Porphyritbrekzien, die auf Explosionen oder Aufarbeitung von erkalteter Lava deuten. An der Basis der Porphyrite kommen oft bläulich-violette, tonige Schichten vor, Tuffe oder Tuffite der Porphyrite. 2. Die Döhlener Schichten, Mächtigkeit bis 100 m: In diesen grauen Schichten treten über Konglomeraten bis zu 7 Steinkohlenbzw. Brandschieferflöze mit Arkosesandsteinen und Schiefertonen mit teilweise guten Pflanzenabdrücken (Abb. 8) als Zwischenmittel auf. Jeder Flözhorizont bildet den Abschluß eines Sedimentationszyklus. Daher sind die Flöze in den untersten Bänken sehr variabel, besitzen in den oberen die geringsten Aschengehalte, und die Hangendgrenze ist scharf. Durch tektonische Absenkungen während der Flözbildung können Zwischenmittel die Flöze lokal aufspalten. Jeder Flözhorizont wird durch mehrere zentimeterdicke Bergeschichten (Kohlentonsteine), die sog. Letten, in Bänke gegliedert. Das oberste oder 1. Flöz war bis zu 9 m mächtig und ist vollständig abgebaut. 3. Die Niederhäslich-Schweinsdorfer Schichten, Mächtigkeit etwa 250 m: Im Zentralteil ist dieser Schichtkomplex vorwiegend grau, nur in der Mitte treten in den vorherrschenden Schiefertonen schmutzigbraune Farben auf. An der Basis findet man oft ein Konglomerat, 50 m darüber als Leithorizont eine Tuffbank, die „Große Lette über den Flözen". In den hangenden Teilen dieser Schichten sind in einzelnen Beckenteilen zwei kohlige Horizonte (Meiseischacht- und Schweinsdorfer Brandschiefer-Flöz) und zwei Horizonte mit Mergeln bis Dolomiten, die Kalkflöze, eingeschaltet. Aus dem Schweinsdorfer Flöz konnte eine vielfältige Flora (Abb. 8), bei Niederhäslich eine artenreiche Saurier-Fauna geborgen werden. Die Döhlener und Schweinsdorfer Schichten stellen zwei sedimentäre Großzyklen dar, die mit Konglomeraten beginnen und in deren oberen Teilen kohlige und kalkige Horizonte auf eine geringe Sedimentationsgeschwindigkeit in Mooren oder flachen Seen mit chemischer Kalkausfällung hinweisen. 4. Die Bannewitz-Hainsberger-Schichten, Mächtigkeit bis zu 300 m: 4*

39

Abb. 8. Permische Fossilien (Erklärung Seite 41)

40

Diese roten bis bräunlichen Schichten bestehen vorwiegend aus Konglomeraten. C 2 Im unteren Teil treten in der Döhlener Hauptmulde grobe brekziöse Konglomerate (s. C 6) auf, die früher als Brekzientuffe bezeichnet wurden. Ihre Hauptkomponenten sind Fluidalporphyr (von Meißen), Quarzporphyr (von Tharandt), Gneis und Syenodiorit. Die bis zu 0,5 m s großen Gerolle dürften in Schlammströmen, als Fanglomerate, transportiert worden sein. Über diesem Komplex lagern die wechselhaften Schichten mit Gneis- und Porphyrkonglomeraten, Arkosesandsteinen und Schiefertonen. Ihnen ist der etwa 12 m mächtige Wachtelberg-Quarzporphyrtuff eingeschaltet. Unter den tektonisch vielfältigen Elementen treten im Untergrund (Abb. 11) des Beckens „Rücken" in Nordwest- (z. B. Spitzberg-Rücken) und NordostRichtung (z. B . Weißeritz-Rücken) auf. Bis zum Niveau der Kalkflöze öffneten sich während der Sedimentation durch seismische Erschütterungen Spalten und wurden mit Schieferton oder Sandstein ausgefüllt. Diese sedimentären Gänge verzahnen mit den Schichten und werden deshalb als „ K ä m m e " bezeichnet. Neben lokalen Absenkungen während der Flözbildung rissen vermutlich am Ende der Niederhäslich-Schweinsdorfer Schichten vier nach Nordosten einfallende, große Abschiebungssysteme auf: die Südwest-Randstörung, die Carola- und Becker-Schacht-Verwerfung und im Nordosten der Rote Ochse mit der maximalen Sprunghöhe von 350 m. Diese starke tektonische Intensität wurde wahrscheinlich durch das Einbrechen eines Daches über einem auslaufenden Magmenherd ausgelöst. zu Abb. 8 Fig. 1: Annularia stellata (SCHLOTH.) WOOD, Blattwirtel an den Zweigen letzter und vorletzter Ordnung eines Calamiten. 0,5:1 Fig. 2.: Calamostachys tuberculata (STBG.) SCHIMPER, Sporophyll-Ähre Sporangien der gleichen Calamitenart. 1 : 1 F i g . 3: Sphenophyllum

oblongifolium

mit

GERM. & KAULF. 1 : 1

Fig. 4: Koniferen-Nadel mit Zellstruktur der Epidermis. 35:1 Fig. 5: Scolecopteris lepidorhachis (BRGT.), fertile Farnfiederchen mit deutlichen Sporangien. 4 : 1 Fig. 6: Nemjecopteris feminaeformis (SCHLOTH.) BARTHEL, sterile Fiedern eines Farns. 1 : 1 Fig. 7: Sphenopteris burgkensis STZ., sterile Fiedern eines Farns. 1 : 1 Fig. 8: Cordaiten-Zweig mit Blättern und männlichen Blütenständen. 1 : 1 Alle Figuren stammen aus den Tonsteinen der Döhlener Schichten, mit Ausnahme von Figur 4, die in dem Schweinsdorfer Flöz gefunden wurde. Fig. 1, 2, 4, 6, 7 Paläontol. Museum der Humboldt-Universität Berlin Fig. 5, 8 Staatl. Museum für Mineralogie und Geologie zu Dresden Fig. 3 Haus der Heimat Freital 41

C 2 Blickt man vom Windberg nach Norden, kann man mit dem Schnitt in Abb. 11 den Aufbau des Beckens verfolgen. Man erkennt das Juchhöh-Schlößchen, das auf Syenit steht, davor den Burgwartsberg (Porphyrit). An seinem Südhang streichen die Flöze aus und in den leicht verwitternden Döhlener und Niederhäslicher Schichten liegen in der Talweitung Zauckerode, Potschappel und Döhlen. Die Kalkflöze streichen südlich der Halde der Paul-Berndt-Grube und am Fuße des Windberges aus; Lesesteine findet man am Weg über der Weißeritz. Die brekziösen Konglomerate bilden steile Talflanken, so bei Hainsberg und am Windberg selbst. Man kann sie besonders gut in den Bergschadenspalten am Südhang des Windberges nahe dem Feierabendheim, dem ehemaligen Huthaus des Windberg-Schachtes, beobachten. Die Sicht nach Freital verdeutlicht auch die Vorstellung von der die Natur verändernden Tätigkeit des Menschen, so daß mit Recht von einem „Tal der Arbeit" gesprochen wird, zu dem die Bergleute den Grundstein gelegt haben. Der verdienstvolle Gründer des Hauses der Heimat hat unter diesem Gesichtspunkt reiches Material zusammengetragen (HEINZ 1955), das uns vor allem wertvolle Hinweise auf die soziale Lage der Arbeiter im Freitaler Raum zu geben vermag.

C 3 Freital, Kreis Freital Die Stadt Freital besteht seit dem 1. Oktober 1921. Diese Stadtgründung erfolgte aber erst am Ende einer in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts einsetzenden Veränderung der wirtschaftlichen Struktur des Döhlener Beckens. Wir vermögen nur einige Streiflichter auf dieses Geschehen zu werfen. So wurde der hiesige Kohlebergbau für andere Reviere im damaligen Deutschland beispielgebend durch die Einführung der Dampfkraft seit 1820/21 und zugleich Grundlage der hiesigen Industrie. Brikettierungsversuche (1822), nasse Kohleaufbereitung und Eröffnung einer Gasanstalt (1828), der zweiten in Deutschland, Erprobung der Schrämmaschine (1878) und die erste elektrische Grubenbahn der Welt (1882) hießen die nächsten technikgeschichtlichen Stationen des Bergbaus, der sich auf das Königliche Werk Döhlen-Zauckerode und das Freiherrlich-Burgker Werk konzentrierte. Es entstanden die erste Glashütte Sachsens mit Steinkohlefeuerung schon 1801 in Potschappel und die erste Dampfkesselfabrik Sachsens 1829 in Zauckerode. Eine Dampfmaschinenfabrik (1854) und das Gußstahlwerk (1855) waren die nächsten wichtigen Industriegründungen im Weißeritztal. Die Konzentration von vielen Industriearbeitern führte schon 1849 zur Gründung eines Arbeiterkomitees, und 1863 entstand hier der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein, 1872 eine Sozialdemokratische Parteigruppe. Seit 1876 bestand der Bergarbeiterverband, seit 1892 ein Arbeiterturnverein. Der 1887 geschaffene Verein für Gesundheitspflege, zunächst eine Tarnorganisation für die verbotene Sozialdemokratische Partei, breitete sich schließlich als Verein Volksgesundheit über ganz Deutschland aus. Ein Massenstreik der Bergleute von 1899, die Grün42

dung der Arbeiterjugend im Jahre 1906 und die Gründung der Ortsgruppe C 3 der K P D 1919 erfolgten, ehe die Gemeindeparlamente im Döhlener Becken unter dem neuen Wahlrecht fortschrittliche Mehrheiten erhalten hatten, die sich über kleinbürgerliche und bürokratische Bedenken der Vorkriegszeit hinwegsetzten und zur Gründung der Industriestadt schritten (Abb. 9). Entgegen allen beschwichtigenden Versuchen bürgerlicher Kreise wurde der Ortsname mit politischem Bewußtsein gewählt. Den damals vereinigten Gemeinden Potschappel, Deuben mit Niederhäslich (s. C 5), Schweinsdorf (s. C 4) sowie Döhlen schlössen sich 1922 Zauckerode, 1923 Birkigt, 1924 Burgk an, zuletzt im Jahre 1964 Hainsberg (s. C 7) mit den dorthin einverleibten Ortsteilen Coßmannsdorf und Eckersdorf (s. C 9).

C 3 Boten Industrie- und Bevölkerungsballung sowie zahlreiche Einrichtungen des Handels günstige Voraussetzungen für den Zusammenschluß der Ortschaften zu einer Stadt mit 1925 schon über 36000 Einwohnern, so müssen die topographisch-morphologischen Gegebenheiten als weniger vorteilhaft für die Entwicklung dieses Gemeinwesens bezeichnet werden. Entlang der Weißeritz zieht sich Freital über 7 km hin, das Gebiet geschlossener Bebauung erreicht aber im Talgrund kaum mehr als 1 km Breite. Die beiderseitigen Hänge mit ihrer starken erosiven Zerschneidung bedingen andererseits, daß sich manche Stadtteile bis zu 3 km in den westlichen (Zauckerode, Döhlen) wie östlichen Tälern (Burgk, Niederhäslich) hinaufziehen. Die normalerweise für eine Siedlungsausdehnung brauchbaren, flacheren westlichen Hänge sind zu Teilen von ausgedehnten Halden besetzt, außerdem liegen sie durch die stark benutzte Eisenbahnlinie und die an ihr ausgebreiteten Industrieanlagen getrennt von der Talbebauung und können somit nur durch Unterführungen oder über Brücken erreicht werden. Weiter südlich kann man zu den in gesunder Wohnlage auf der Hochfläche stehenden Häusern der Weinbergsiedlung allein über sehr steil ansteigende Straßen und Pfade gelangen. Auf der Talseite gegenüber bot das im Mündungsgebiet breitere Poisenbachtal noch einigen freien Siedelraum für Deuben, aber nördlich bildeten die steilen Hänge des Windberges ein deutliches Hemmnis für die wachsende Stadt. Weiter südlich hat die starke Aufgliederung der Weißeritz- und Poisentalhänge Teilen der alten Schweinsdorf er Flur den bezeichnenden Namen „Schweinsdorfer Alpen" (s. C 4) eingetragen, günstiges Zusatzgelände für die notwendige Wohnbebauung fand sich naturgemäß auch hier nicht. Die junge Raschelbergsiedlung blieb auf die unteren Hangpartien zwischen Niederhäslich und Schweinsdorf beschränkt. So bietet zwar die starke Kammerung des Döhlener Beckens dem Auge des Wanderers immer wieder neue Bücke auf Siedlungsteile und die umgebende Landschaft, dem planenden Städtebauer jedoch bereitet sie beträchtliche Schwierigkeiten und stellt auch den innerstädtischen Personen- und Güterverkehr vor besondere Probleme.

C3.1

Zauckerode Zauckerode erstreckt sich westlich von Potschappel rechts und links der Wiederitz, die kurz oberhalb der Siedlung ihr Wasser aus dem Kunstteich erhält. Dieser wird durch Weißiger Bach und Quäne-Bach gespeist und entstand, um die Künste, also Pumpwerke und Förderanlagen, im Bergwerk mit Wasserkraft zu treiben. Links oben am Hang fällt die zum Teil schon leicht begrünte Schlammhalde des ehemaligen Arthur-Teuchert-Schachtes (Oppelschacht) auf, zu der einst eine Seilschwebebahn führte. Im Tal liegt eine kleinere Halde mit Schachtgebäuden (Maschinenhäuser, Waschanlage, Verwaltung) daneben, eines davon mit einem Dachreiter, aus dem das Bergglöckchen in das Haus der 44

Heimat gekommen ist. Weitere Halden unmittelbar am Schacht unterhalb des C 3.1 Dorfkernes verstecken sich hinter junger Begrünung. Zur Vermeidung von Unfällen wurden die vermauerten Schachtlöcher abgesperrt. Bis zu den Wurgwitzer Schächten hatte man 1881 zur Kohlenabfuhr eine Normalspurbahn aus dem Weißeritztal herauf gebaut. Für die fünf Jahre später eingeweihte Schmalspurstrecke von Potschappel nach Wilsdruff brauchte dann auf den alten Schwellen nur noch eine dritte Schiene dazwischen angebracht zu werden. In Zauckerode ist rechts und links der Wiederitz manches ehemalige bäuerliche Anwesen erhalten. Andere Gebäude, die heute Wohnungen beherbergen, dienten im vorigen Jahrhundert noch Bergbauzwecken. So soll sich zum Beispiel in dem Häuschen Am Kleinen Weg 7 früher die Wasserpumpe eines Schachtes befunden haben. An der den alten Dorfkern gerade berührenden Durchgangsstraße Potschappel—Kesselsdorf steht der stattliche Straßengasthof. Das Baujahr ist mit MDCCCXLIV angegeben. Zwischen dem Dorf und der Schlammhalde liegen die Felder des ehemaligen Rittergutes, das auf einen 1228 Zukerade genannten Herrensitz zurückgeht (altsorb. Sukonady, d. h. Leute vom Rodeland, nach obersorb. suk = Ast, Knorren). Der Besitz gehörte nach 1400 der Familie Schönberg zu Purschenstein im Erzgebirge, die ihn schon 1414 an die Dresdener Familie Bußmann verkaufte. Die Zauckeroder Gutsherren betrieben auch den Kohleabbau. Ein Grubenriß reicht in das Jahr 1696 zurück. Die Gerechtsame für die Gewinnung gingen 1806 an den Staat über, weil die für den Abbau nötigen, ständig steigenden Investitionen vom letzten Besitzer nicht mehr aufgebracht werden konnten. Das Steinkohlenwerk Zauckerode baute schließlich das gesamte Grubenfeld westlich der Weißeritz ab. Die Gutsfelder wie auch die Hofgebäude selbst kamen 1945 durch die Bodenreform an Neubauern, die sich zunächst zu einer L P G Typ I Frohe Zukunft vereinigt hatten, ehe sie sich der L P G in Saalhausen (Typ III) anschlössen.

Döhlen

C 3.2

Döhlen liegt am Fuße der westlichen Hänge des Weißeritztales. Die ausgedehnten Bahnanlagen mit Gleisen für Durchgangs-, Rangier- und Anliegerverkehr sowie die Industrieanlagen beiderseits des Bahnkörpers haben verhindert, daß es mit dem Hauptteil Freitals östlich der Bahn völlig verschmolzen ist. Den Kern des alten Dorfes bildete die Gebäudegruppe des ehemaligen Kammergutes einschließlich Brauerei und Pfarrhaus. Dolen (obersorb. dol = Tal, also Talort) schrieb man den Ort 1206; er gehörte 1388 einer Familie Küchenmeister und wechselte dann häufig den Besitzer, bis das mit Zauckerode vereinigte Rittergut nach 1806 von den Schönbergs an den Landesherrn verkauft wurde, so daß auch die Döhlener Bergwerke an den Staat fielen. Alle zugehörigen Gutsgebäude besitzen große, zum Teil mit Dachhechten versehene Walmdächer 45

C 3.2 und wurden meist im Innern für neue Verwendungszwecke umgebaut. Die alten Erdgeschoßgewölbe blieben vielfach erhalten. Die unmittelbar benachbarte Kirche, umgeben von dem Gelände des ehemaligen ersten Döhlener Kirchhofs, ist von dem in Sachsen sehr produktiven Kirchenbaumeister Ludwig M Ö C K E L 1881 — 82 erbaut worden. Das Mauerwerk blieb unverputzt und besteht aus sehr sorgfältig versetzten Syenitbruchsteinen, die wohl aus der Nähe stammen. Von dem vorhergehenden Kirchenbau soll M Ö C K E L die Mauern des alten Kirchturmes teilweise verwendet haben; ebenso stammt von der schon um 1588 umgebauten Kirche in der südlichen Eingangshalle ein Relief mit dem von Kindengeln gehaltenen Wappen der Familien Grensing (Kirchenpatron) und Schönberg (Ehefrau) mit einer ausführlichen, schwer lesbaren Schrifttafel (Text bei G U R L I T T ) . Der Taufstein von 1589, jetzt im nördlichen Seitenschiff, trägt an der Kuppa von Putten gehaltene Inschrifttafeln mit Bibelstellen, am Schaft reiches Fruchtgehänge. Der Döhlener Pfarrer Martin K Ü N Z E L M A N N , 1535—81 im Amt, begründete einen Obstanbau, der sich seither im gesamten Gebiet des heutigen Freital verbreitete. Auf dem alten Kirchhof steht in einem von sechs ionischen Säulen getragenen Rundtempel die Marmorbüste des Alexander Christoph von S C H Ö N B E R G (t 1801), in altrömischem Stil mit antikem Gewand ausgeführt. Nördlich der Kirche wurde 1899 eine offene Halle mit alten Grabplatten an der Rückwand errichtet; die dazugehörigen Texte verzeichnete G U R L I T T (H. 24, 1904). Daß wir uns im Bergbaugebiet befinden, wird uns auch auf den Friedhöfen in Döhlen bewußt. Auf einem Marmorkreuz steht „Dem Gedächtnis an die im Jahr 1869 auf dem Segen-Gottes-Schacht verunglückten Bergmänner" (s. D 2). An anderer Stelle liegen drei Serpentintafeln nebeneinander, eine davon mit der Inschrift: „Dem Andenken/ der am 10. Dez. 1870/ im Windbergschacht/ zu Potschappel/ verunglückten Bergleute." Die beiden anderen Tafeln enthalten die Namen von 25 Bergleuten. 1871 verunglückte auf dem Glückaufschacht der Obersteiger Philipp. Seinen Grabhügel ziert ein gußeisernes Kreuz, das vermutlich in dem Burgkschen Eisenhammer in Dölzschen gegossen worden ist. Außer manchem anderen Bergmannsgrab finden wir auch den schlichten Grabstein des Meisterhäuers und Verdienten Bergmanns „Arthur T E U C H E R T 1897—1952". Daneben erinnert das Flachrelief eines Bergmanns unserer Zeit die Wissenden an seine bahnbrechenden Leistungen bei der Erfüllung der Norm mit 480% während einer Schicht. Ihm zu Ehren erhielt der Oppelschacht seinen Namen. 1914—15 ließ sich die aufstrebende Gemeinde Döhlen durch den Architekten Rudolf B I T Z A N ein stattliches Rathaus bauen. Über der offenen Eingangshalle setzt sich die architektonisch betonte Mittelachse fort, bis sie mit einem schweren Säulenrundbau bekrönt wird, der eigentlich nur dekorativen Zwecken dient. Es liegt der Gedanke nahe, daß der Architekt hier durch die Grundform des Schönbergschen Grabpavillons auf dem alten Friedhof beeinflußt worden ist. Das Rathaus Döhlen diente seit 1921 der Freitaler Stadtverwaltung und seit 1952 befindet sich darin der Rat des Kreises. 46

Birkigt

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Birkigt wurde urkundlich 1326 das erste Mal als Byrckech erwähnt. Es liegt mit seinen ursprünglichen Bauernhöfen und Fluren im Nordosten der Stadt Freital am rechten Hang der Weißeritz, der hier in allmählichem Anstieg durch mehrere Terrassen gegliedert ist. Auf einer solchen Terrasse stehen die Bauernhöfe mit großen Rundbogentoren (ältester Schlußstein von 1782, spätere von 1827). Bereits am 24. 8. 1944 begann hier die Reihe der schweren Luftangriffe im Dresdener Raum. Die Bauern verloren ihren Viehbestand und ganz oder teilweise ihre Gebäude. In der Grünanlage „ A m Brunnen" steht ein schlichter Stein zum Gedenken an die 241 Kinder, Frauen und Männer, die dabei ihr Leben lassen mußten. Unmittelbar unterhalb der Reste des alten Dorfkernes wurde das flachere Gelände von weiträumigen Industriebetrieben belegt (VEB Schokopack, V E B Fördertechnik). Den Bauten sieht man die im Laufe der Jahre vorgenommenen Erweiterungen an. Riesige Hallen entstanden seit 1970. Weiter unten am Hang folgt eine 1913 begonnene Kleinhaussiedlung der ehemaligen Baugenossenschaft Groß-Dresden, im wesentlichen mit Einfamilien- und Zweifamilienhäusern und einheitlich gestalteten Gartenanlagen. Auch diese Siedlung erlitt schwere Kriegsschäden.

Burgk Noch heute trennen Wiesen und Felder das ehemalige alte Dorf Burgk auf halber Höhe von der zusammenhängenden Siedlung im Tal. Seine Fluren ziehen sich im Norden bis an den Osterberg, im Süden bis an den das Landschaftsbild beherrschenden Windberg mit seinem Denkmalsobelisken, im Osten über die auf der Wasserscheide hinführende Kohlenstraße (s. D 1) hinweg bis ins Tal das Kaitzbaches. Dort oben in der Nähe der Kohlenstraße entstand kurz vor und nach dem ersten Weltkrieg eine in sich geschlossene Siedlung von Ein- und Mehrfamilienhäusern in offener Bauweise abseits vom Industriegebiet. Zu den Randgebieten des Dorfes Burgk gehört auch der Ortsteil Zschiedge. Sein Name stellt eine mundartliche Umbildung zur 1558 erwähnten Alaunsiederei dar. Diesen Alaun erwähnte 1565 Johannes K E N T M A N N in seinem in Zürich gedruckten Mineralienkatalog. Am ehemaligen kleinen Gasthof läßt sich am Schlußstein im Untergeschoß noch ein von einem dörflichen Handwerker gemeißeltes Pferd erkennen. Der Kern des alten Dorfes Burgk, dessen Namen man (1350 Bork) entweder slawisch als Ort mit Nadelwald (Borky) oder einfach nach einer Befestigung deutet, liegt weiter talwärts um das Rittergut. Sichere Angaben über seine frühe Geschichte beginnen erst in der Mitte des 14. Jahrhunderts. Die Besitzer wechselten häufig. 1707 brannte das Rittergut ab und wurde bis 1709 wieder aufgebaut. 1767 erwarb es der Sekretär Carl Gottlieb D A T H E . Seit dieser Zeit 47

C 3.4 wurde es immer mehr mit gewerblicher Produktion verbunden. Vor allem hat Carl Friedrich D A T H E , 1819—1872 Eigentümer des Besitzes, sich nach und nach zum Industriekapitalisten entwickelt. Er erweiterte das Burgksche Steinkohlenrevier um eine ganze Anzahl von Schächten im gesamten Bereich östlich der Weißeritz, förderte den Bau der Eisenbahn im Interesse seiner Unternehmen, modernisierte und vergrößerte den Eisenhammer in Dölzschen und führte auf vielen Gebieten technische Neuerungen ein. Seinem Machtstreben entsprach es, daß der König dem Bürgerlichen, wohl nicht ohne sein Zutun, den erblichen Titel Freiherr Dathe von Burgk verlieh. Bergmännische Traditionen des erzgebirgischen Erzbergbaus übertrug er auf die hiesigen Kohlenreviere, um seine Arbeiter beispielsweise durch festliche Paraden von ihrer schlechten sozialökonomischen Lage abzulenken. Eine Abbildung von 1835 zeigt das Herrenhaus von Burgk noch mit einem großen Krüppelwalmdach und Dachreiter. Sie läßt auch die alte, erhaltene Schmiede erkennen, daneben ein ebenfalls noch stehendes Huthaus und außerdem eine Reihe von kegelartigen Bauten, unter denen Ochsen oder Pferde die Göpel der Schächte am Windberghang betrieben, bis sie durch Dampf und Elektrizität abgelöst wurden. 1846 wurde das Herrenhaus umgebaut, das flache Dach erhielt Giebel und an einer Schmalseite setzte man eine überdeckte Terrasse vor. Den Zugang zum Wirtschaftshof faßten hohe Mauern ein, um den Einblick in den herrschaftlichen Garten zu verwehren. Die Gartenportale rechts und links der Hausfassade sind wahrscheinlich früher entstanden, ebenso der klassizistische Bau im Hof, in dem jetzt das Museum seine Sonderausstellungen aufbaut. Im Garten hinter dem Herrenhaus steht eine von der Dresdener Gießerei Bierling gegossene Gruppe, die Michael A R N O L D (geb. 1824) im Jahr 1859 schuf: Rotkopf Görge, der Spielmann, hatte als Lohn vom Windberggeist glühende Kohlen erhalten. Daß sie Gold waren, entdeckte er zu spät. Um den Gutsbezirk herum stehen die winzigen Häuser, die der Freiherr von Burgk für die Bergleute erbauen ließ. Cornelius G U R L I T T , der im Auftrag des Staates alle Kunstdenkmale inventarisierte, schrieb 1904 : „Das Innere des Schlosses war mir nicht zugänglich." Wir können jetzt im Haus der Heimat den spätklassizistischen Festsaal und das Tapetenzimmer besuchen. In den anderen, museal ausgestatteten Räumen wird vom Leben des arbeitenden Volkes im vorigen Jahrhundert berichtet. Den breitesten Raum nimmt dabei der Freitaler Steinkohlebergbau ein. Der Haustür gegenüber sind rechts und links des Treppenaufganges Marmorreliefs eingelassen, ein Hauer bei der Arbeit im Stollen und ein Steiger mit Fahne und reicher Paradetracht. Sie stammen von einem 1873 nahe dem Schloß errichteten Denkmal. In der Eingangshalle hängt die Fahne der Bergknappschaft des Potschappeler AktienVereins 1840, ist der Dirigentenstab der Bergkapelle neben den Bildern stolzer Bergmusikdirektoren ausgestellt, sind Liedertexte zu Bergpredigten zu lesen. Aber auch auf Gedenktage der jüngeren Zeit wird hingewiesen : An die Einstellung des Bergbaues 1930 in Birkigt, an das erneute Abteufen von Schächten in Freital und Gittersee zu Beginn des Wiederaufbaues 48

der Wirtschaft nach 1945 und an das Ausbringen des letzten Huntes im Paul- C 3.4 Berndt-Schacht 1959. Nach rechts öffnet sich ein in natürlicher Größe aufgebauter Stollenabschmtt. Der Bergdruck des Hangenden der Stollendecke hat die kräftige Stollenzimmerung wie Streichhölzer zersplittern lassen. Die Gefahren des Bergmannsberufes werden unheimlich deutlich. Im Raum links kann man Geschichte und Technik des Steinkohlebergbaues studieren. 1542 wurde von Herzog Moritz das Recht zum Kohleabbau auf einer Quadratmeile zwischen Plauen und Tharandt an Münzmeister Bienert verliehen. Im 16. Jahrhundert stritt man darum, ob Kohlen gewissen Metallen gleichzusetzen seien, deren Abbaurecht der Landesherr in Anspruch nehmen oder verleihen konnte. Schließlich durften die Grundbesitzer einschließlich der Bauern abbauen. Das war technisch nur möglich, wo das Flöz ausstrich. Älteren Karten zufolge lagen die kleinen Halden wie Warzen in der Landschaft aufgereiht, z. B. in der Gegend von Wurgwitz, in Zauckerode und auch am rechten Weißeritzufer. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts begann die Steinkohle größere Bedeutung zu gewinnen. Einzelunternehmer, wie der Besitzer von Burgk, Carl Gottlieb D A T H E , aber auch Unternehmergruppen ließen größere Schächte abteufen oder in Tagesstrecken einfahren. Für die tieferen Schächte waren größere Entwässerungsanlagen nötig, die zum Teil mit Wasserkraft betrieben wurden. So arbeitete für den .Tiefen Weißeritz-Stollen' ein großes Kunstgestänge ähnlich dem noch vorhandenen der Saline in Bad Kösen. 1820 erhielten die Grube in Zauckerode, 1821 der Burgker Wilhelminenschacht je eine Dampfmaschine, während an anderen Schächten noch von Ochsen betriebene Göpelwerke arbeiteten. 1875 wurde Preßluft zur Arbeit vor Ort verwendet. Je mehr der Kohleabbau voranschritt, um so mehr mußte man dem Flöz nachgehen. Deshalb wurden die Wege unter Tage für Mannschaft und Kohlentransport immer länger. Anfangs waren die Kohlenkörbe getragen, später in Schubkarren auf Bretterbahnen gefahren worden. Seit 1882 fuhr im Oppelschacht zum ersten Mal im Bergbau eine elektrische Grubenlokomotive. Gegen die häufigen Schlagwetterexplosionen wurden Wetterschächte gebaut und maschinell betriebene Ventilatoren aufgestellt. Aber Sicherheitslampen, die auch die gefährliche Anreicherung von Grubengasen rechtzeitig anzeigten, waren zunächst nur für einen Teil der Belegschaft vorhanden. So kam es mehrfach zu Schlagwetterexplosionen. Die furchtbarste erfolgte auf dem SegenGottes- und Neuhoffnungsschacht am 2. 8. 1869 (s. D 2). Der bergpolizeiliche Untersuchungsbericht konnte zwar kein Verschulden feststellen; aber heute steht fest, daß versäumt wurde, entsprechend der Warnung der Bergbeamten die Bewetterung zu verstärken. In der Ausstellung sind auch die Leistungen der Bergleute nach 1945 gewürdigt worden, darunter die der Aktivisten Paul B E R N D T (Paul-Berndt-Schacht, s. Bild 5a) und Arthur T E U C H E R T (S. C 3.2). Im wesentlichen gehört der Freitaler Kohlebergbau jedoch der Vergangenheit an; denn er ist bis auf zwei Schächte bei Gittersee erloschen. Die hochaufgetürmten Halden des ehemaligen Paul-Berndt-Schachtes begannen, sich vor allem an der Nordseite zu begrünen. 49

C3.4 Um Platz für neue Industriebauten zu gewinnen, wurden Grubengebäude in der Nähe der Eisenbahn abgebrochen (s. C 3.5). C 3.5 S t a d t k e r n (Potschappel und Deuben) Die Siedlungsflächen von Potschappel und Deuben waren schon vor der Vereinigung derart zusammengeschlossen, daß Außenstehende kaum Grenzen zwischen ihnen wahrnehmen konnten. Sie bilden heute das Kernstück der Industriestadt an der Weißeritz (Bild 4). Drei Wege bieten sich an, um diese Bereiche Freitals und die anschließenden Stadtteile im Tal kennenzulernen, die Eisenbahn von Dresden nach Tharandt, die Dresdner Straße mit der Straßenbahnlinie und die Uferstraßen und -wege entlang der Weißeritz. Die Eisenbahnstrecke von Dresden nach Tharandt verdankt ihr Entstehen nicht der staatlichen Planung, sondern den Bemühungen - der Besitzer der Steinkohlenwerke, die einen preisgünstigen Transport der Kohle nach Dresden und einen schnellen Umschlag in die Elbschiffe erstrebten. Der erste Spatenstich im Auftrag einer besonders dazu gegründeten Aktiengesellschaft erfolgte in der Nähe des Felsenkellers (Dresden-Plauen) am 12. 9. 1853, die Eröffnungsfahrt der sogenannten „Albertbahn" am 28. 6. 1855. Die Aktionäre, bereits in Potschappel durch vier Kapellen und Knappschaften in Bergmannstracht begrüßt, hielten in Tharandt, ohne die Arbeiter natürlich, ein festliches Essen ab. Die Bahn war 13 km lang und überwand 94 m Steigung. 1895 wurde ein am linken Talhang beim Felsenkeller gebauter, 57 m langer Tunnel aus Verkehrsgründen wieder abgebrochen. 1868 übernahm der Staat die Albertbahn. In Dresden führten die Gleise seit 1856 über den Endbahnhof weiter zwischen dem alten Weißeritzlauf, etwa im Zuge der heutigen Weißeritzstraße, und der Marienbrücke und bogen nach links zum Verladegleis ein, das sich unmittelbar an der Elbe bis zur Gaststätte Onkel Toms Hütte entlangzog. Südlich vom Bahnhof Dresden-Plauen tritt die Bahnstrecke in das Engtal des Plauenschen Grundes ein, in dem die Landschaft mit Syenitfelsen, Steinbrüchen und den von Laubgehölzen bedeckten Steilhängen die Aufmerksamkeit des Reisenden stärker beansprucht als eingestreute Wohngebiete und einzelne Betriebe dies vermögen. Als erste größere Fabrikanlage nach der Öffnung des Grundes zum Döhlener Becken erkennen wir den ehemaligen alten Burgkschen Eisenhammer. Der heute volkseigene Betrieb erhielt im Jahr 1969 eine hochmoderne automatische Gießereianlage. Er gehört noch nicht zu Freital, sondern wurde mit Dölzschen der Stadt Dresden eingegliedert. Inmitten des dicht zusammengedrängten Industriebetriebes blieb die alte Hüttenschenke mit dem eisernen Dachreiter erhalten, der sie einem bergmännischen Huthaus ähneln läßt. Vom Bahnhof Freital-Potschappel bis über Hainsberg hinaus verläuft die Bahnstrecke nahezu geradlinig. Auf der westlichen Seite wird sie fast ununterbrochen von Rangier- und Anschlußgleisen begleitet. Industrieunternehmen füllen den Raum bis zum steilen Hang oder bis zu den älteren Wohnbereichen aus. An 50

vielen Stellen werden alte Betriebsteile abgebrochen und neue aufgebaut, ein C 3.5 Anzeichen dafür, wie sich die hochentwickelte Industrie Freitals dem Weltstand der Technik anpaßt. "Wo beispielsweise vor kurzem an den Verladerampen des Glaswerkes Holzkisten mit Flaschen zum Abtransport bereitstanden, lagern heute auf den Radständern vierachsiger Plattengüterwagen schwer beladene Container. Ein gutes Beispiel für die technische Entwicklung bietet der V E B Plastmaschinenwerke. Seine Geschichte reicht bis zum Jahre 1877 zurück, als zwei Schlosser einen Betrieb gründeten, der vor allem Fleischerei- und Schlachthauseinrichtungen herstellte. In Vorbereitung der zwei Weltkriege wuchs die Fabrik unter wechselnden Unternehmern durch Rüstungsaufträge. Seit 1948 arbeitete der in Volkseigentum überführte Betrieb zunächst als V E B Hydraulische Pressen- und Pumpenwerke. Bald spezialisierte man das bisherige umfangreiche Produktionsprogramm verschiedener Maschinenarten auf Spritzgußautomaten zur Verarbeitung von Thermoplasten. Die Automaten besitzen einen Trichter, aus dem das Plastgranulat in einen elektrisch beheizten Zylinder eingefüllt und durch Hitze und Druck dünnflüssig gemacht wird, um unter Druck in die vorgesetzte, aus poliertem Stahl gefertigte Gußform eingespritzt zu werden. Die Rekonstruktion ermöglichte den heute etwa 980 Belegschaftsangehörigen eine Steigerung der Arbeitsproduktivität von 100% auf 6060%. Seit 1955 konnten trotz ständiger Betriebsausbauten fortlaufend Gewinne an den Staatshaushalt abgeführt werden. 80% der Produktion bestehen in Exportleistungen nach sozialistischen wie kapitalistischen Staaten. Die Aufgabe, Stahl und andere Metalle, wie in vielen Staaten der Welt, immer mehr durch Plaste und Elaste zu ersetzen, wird zusammen mit der Kombinatsleitung V E B Plast- und Elastmaschinenbaukombinat Karl-Marx-Stadt gelöst. Seit i960 ist die Betriebsberufsschule des Freitaler Werkes in eine Betriebsakademie umgewandelt worden, an der sich im Abendstudium Angehörige aller Maschinenbaubetriebe des Kreises Freital auf Ingenieurprüfungen vorbereiten können. Daneben laufen auch Kurse für Facharbeiter. In der ganzen Breite des Tales hemmen schon vorhandene Bauten die Erweiterungen der Betriebe. So mußten für den nach 1945 auf dem Ruinengelände des zuletzt zum Flickkonzem gehörigen, ehemaligen Rüstungsbetriebes Gußstahlhütte Döhlen aufgebauten V E B Edelstahlwerk 8. Mai Freital stillgelegte Aufbereitungsbetriebe der Döhlener Schächte abgerissen und Talwände aufgebrochen werden, um weitere Baufreiheit zu gewinnen. Am 1. 7. 1949 konnte der erste neu erbaute Martinofen abgestochen werden, am 10. 1 1 . 1949 floß der Stahl aus dem zweiten. Ihnen folgten Elektroofen, das Walzwerk mit einer Blockstahlstraße, mit Mittel- und Feineisenstraßen, das Hammerwerk mit einer 200-t-Schmiedepresse, eine Glüherei mit modernen Glühöfen und das Vakuumstahlwerk zur Herstellung ultrareiner Stähle für höchste Beanspruchung (Bild 5 b). Die älteren handwerklichen Traditionen wurden abgelöst durch wissenschaft51

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begründete Forschungs-, Leitungs- und Produktionsmethoden, auf Grund deren weiterhin neue Werksteile im Entstehen sind, die vor allem eine mengenmäßig gesteigerte Produktion von Qualitätsstählen erzielen sollen. Solche Stahlsorten werden zum Beispiel als Profilstähle auch in das kapitalistische Ausland exportiert, Halbzeuge meist im Inland weiterverarbeitet. Annähernd 6000 Beschäftigte sind tätig, außer den wissenschaftlich-technischen Kräften mannigfache Facharbeiter, wie Glüher, Adjustierer, Walzwerker, Stahlwerker, Schmiede, Schlosser, Elektriker, Werkstoffprüfer, Energetiker, Ofenbauarbeiter, die ihre Ausbildung zum großen Teil in der Betriebsberufsschule, ihre weitere Qualifizierung in der Betriebsakademie erhielten. Die Bibliothek des Werkes besitzt außer der allgemeinen Abteilung eine fachliche Informationsstelle für Forschungskräfte. Eine menschlich und politisch bedeutsame Aufgabe ist der Belegschaft durch die Zusammenarbeit mit einem Werkhof gestellt. Jugendliche, die sich bisher noch nicht in das Leben unserer Gesellschaft eingliedern konnten, sollen hier Seite an Seite mit pflichtgetreuen, staatsbewußten Facharbeitern auf den rechten Weg zurückfinden. Über dem Edelstahlwerk stehen beim Abschlacken des öfteren rötliche Staubwolken, lästig für die Belegschaft und die Wohnbevölkerung der Umgebung. Gemäß dem Auftrag, den in dieser Beziehung die Verfassung der D D R stellt, und den Bestimmungen des Landeskulturgesetzes von 1970 wird daran gearbeitet, Anlagen zu entwickeln, die eine genügende Reinheit der L u f t garantieren. Drei Ärzte, zwei Zahnärzte und mittleres medizinisches Personal betreuen die Belegschaft. Zum Werk gehören drei Tages- und zwei Wochenkindergärten, zwei Kinderkrippen, ein Bungalowdorf an einem märkischen See, ein Heim mit 55 Betten in Kipsdorf, Sportplätze, eine Turnhalle, eine Kegelbahn, ein Kulturhaus und das Gästehaus in Tharandt (s. B 2.2). Die steilen, hohen Halden des früheren Paul-Berndt-Schachtes, auf denen die Förderbahn noch 1958 das taube Gestein abkippte, erinnern an einen wichtigen Standortfaktor für die Industrie im Döhlener Becken. Am Gewinnungsort der Steinkohle entstanden Hüttenwerke, deren Erzeugnisse ein spezialisierter Maschinenbau verarbeitete. Im Zusammenhang mit dem Bergbau ist auch der Holzhandel zu verstehen. Nicht zuletzt basierte auf einheimischer Kohle die Herstellung von Glas seit 1781 und von Porzellan. Die zahlreich zuziehende Industriebevölkerung ließ auch andere Gewerbezweige entstehen, z. B. die Möbelindustrie. Die Dresdner Straße mit der Straßenbahnlinie von Dresden (1902 bis Deuben, 1906 bis Hainsberg, 1935 bis Coßmannsdorf) führt in mäßigen Kurven durch das ganze Stadtgebiet immer auf dem westlichen Ufer der Weißeritz und gabelt sich erst in Hainsberg. Die Talstraße von Dresden nach Tharandt wurde 1810 erbaut, 1828 entstand ein Chausseehaus am unteren Ende der Dresdner Straße. Von hier aus erreicht man nach wenigen Schritten am nördlichen Fuß des Talhanges das ehemalige Gasthaus Zum Steiger, ursprünglich Wohnhaus des 52

Steigers für den Bau des Zauckeroder Erbstollens. Hier übernachtete Richard C 3.5 WAGNER auf seiner Flucht nach dem Maiaufstand 1849. Hinter der Eisenbahnunterführung beginnt jene in ihrer Stockwerkshöhe und Fassadenausbildung willkürliche, durch keine Baubehörde gelenkte Bebauung, in der sich der Einzelhandel Freitals konzentriert. E s gibt Geschäfte aller Größenordnungen bis zum Warenhaus und für alle Warengattungen bis zum Antiquitätengeschäft mit seltenen Kostbarkeiten. A m Hause Dresdner Straße 75 steht in einer Nische zwischen den Fenstern des 1. Obergeschosses ein großer, hölzerner, bunt bemalter Bergmann als ehemaliges Firmenzeichen für ein Geschäft mit Bergmannsausrüstungen. Das ehemalige Rathaus der Gemeinde Potschappel besitzt Uhrturm, Rustikasockel und Neurenaissancegiebel im Dach. Baulich merkwürdig ist ein älteres Chaussee-Einnehmerhaus (Dresdner Straße Nr. 64) wegen seines abgerundeten Bohlenbinderdaches. Jenseits der Weißeritz, am Platz der Weltjugend, sind als einzige Zeugen des ländlichen Potschappels noch langgestreckte Gebäude des großen Rittergutshofes erhalten. In Potschappel, das 1206 erstmalig genannt wurde (Potschappel, vielleicht von obersorb. capla = Reiher, Storch), gab es Mühlen im Jahre 1465. Der hiesigen Grundherrschaft unterstanden die Bewohner auch von Deuben, Hainsberg und Schweinsdorf. Ein Erbregister von 1668 legt den Untertanen Bauern u. a. die Verpflichtung auf, zum Kohleabbau auf eigenem Boden die Genehmigung vom Grundherrn einzuholen und ihm den zehnten Teil des Ertrages zu entrichten (LESSKE 1903). Außer dem Gut stammt noch das Haus Coschützer Straße Nr. 3 mit gebrochenem, im oberen Teil abgewalmtem Dach aus der bäuerlichen Zeit. Wer in Freital-Potschappel in die Schulstraße blickt oder auch im älteren Teil Deubens die Angerstraße, die Vorderstraße und ihre Nachbarschaft durchstreift, vermag sich vorzustellen, welche Not früher hinter den Fassaden dieser mehr als bescheidenen Häuser herrschte. Ihre Bewohner arbeiteten für die Besitzer Freitaler Industriebetriebe, später für anonyme Großaktionäre, die zum Beispiel in dem Notverordnungsjahr 1931 die Stadt Freital zwingen konnten, mit großen Opfern die Gußstahlwerke zu stützen und deren Stillegung zugunsten der Aktionäre zu verhindern. Auf dem Boden solcher sozialer K ä m p f e und Krisenzeiten wuchs in Freital eine politisch und gewerkschaftlich gut organisierte Arbeiterschaft heran. A m Klubhaus des V E B Edelstahlwerk 8. Mai Freital kündet eine Tafel davon, daß Ernst THÄLMANN 1925 hier sprach. A m früheren Gendarmeriegebäude in Potschappel, Osterbergplatz 4, erinnert eine Gedenktafel an die Antikriegsdemonstration junger Sozialisten am 1. 5. 1917. A m Platz des Friedens, mit dem Windberg im Hintergrund, steht das Mahnmal des Widerstandskämpfers, der von seinem durch die Jahre im Konzentrationslager ausgemergelten Körper zugleich mit dem umhüllenden Tuch alles abstreift, was die vergangenen Jahre umnachtete. „ D i e Opfer mahnen — seid wachsam" steht an der Mauer neben dem Sockel der Bronzegestalt. Nicht nur der elf in der Zeit des Faschismus ums Leben gebrachten Freitaler Widerstands5

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C 3.5 kampier soll hier gedacht werden, sondern auch der auf dem Deubener Friedhof bestatteten 168 sowjetischen, litauischen, polnischen, tschechoslowakischen und ungarischen Bürger, die als verschleppte Zivilarbeiter fern ihrer Heimat starben. An dieser Stelle sei auch an jene Bergleute aus Burgk erinnert, die 1849 mit ihren Böllerkanonen zum Kampf auf die Barrikaden nach Dresden zogen, und an den ehemaligen Kreuzschüler Dr. Ernst Friedrich G Ü N T H E R , Arzt und Gemeindevorstand von Potschappel, den die Reaktion wegen seiner revolutionären Tätigkeit zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilte und erst später begnadigte. Außer ihm wurden 210 Männer verfolgt, darunter 90 Bergleute, 12 Beamte, 12 Angehörige der Intelligenz. Zu den Aufständischen gehörte auch Traugott Leberecht K R Ö N E R T , der nach der Schweiz fliehen konnte und von dort aus später seiner Heimat durch Stiftungen gedachte. Er stellte 54 000 Mark für eine Haushaltschule zur Verfügung. Südlich des Platzes des Friedens zieht sich an der Dresdner Straße eine freundliche, durch Grünflächen unterbrochene Häusergruppe hin, die vor dem zweiten Weltkrieg erbaut wurde. Immer wieder versuchte man in Freital, dem dringenden Bedarf an Wohnraum durch Siedlungen verschiedenen Charakters abzuhelfen. In einer neuen Baugruppe (Dresdner Straße 148—154) sind an jedem Haus als plastischer Schmuck Figuren angebracht, zum Beispiel Bergmann, Hüttenwerker, Glasbläser, die typische Freitaler Facharbeiter vergegenwärtigen. Auch in Deuben ist der bäuerliche Ortskern an der jetzigen Krönertstraße nur durch bescheidene kleinere Häuser und einen einzigen großen Gutshof erkennbar. Keines dieser Anwesen dient mehr landwirtschaftlichen Zwecken. Der alte Dorfplatz dürfte bis zur Weißeritz gereicht haben, die Siedlung selbst hieß 1378 Düben (von altsorb. Dubna = Ort, wo Eichen stehen). Von der Dresdner Straße aus geht der Blick in das enge Straßennetz mit den geschlossenen Reihen der ab 1830 hier entstandenen Arbeiterwohnhäuser. Die Weißeritz behielt einen großen Teil ihrer natürlichen Flußwindungen bei. Man erkennt auch den gewachsenen, oft felsigen Boden des Flußbettes, aber an vielen Stellen wird der Fluß rechts und links durch senkrechte Ufermauern eingezwängt. Kaum einmal vermag die Weißeritz als belebendes Element des Stadtbildes zu dienen, zumal ihr Wasser oft, beispielsweise zu Kühlzwecken, in die Betriebe abgeleitet wird. Waren früher von Hainsberg abwärts lediglich mehrere Mühlen an der Weißeritz tätig, so entstanden an ihr später Fabriken, die ebenfalls auf das Wasser angewiesen waren. Dazu gehört in Hainsberg die 1836 gegründete Garnrotfärberei, das spätere Römersche Schmelztiegelwerk, dessen alter Fabrikhof noch heute steht. Bauliches Vorbild für diese unter Denkmalschutz stehende Anlage waren alte Gutshöfe. Daneben liegt die 1838 gegründete, heute volkseigene Papierfabrik (s. C 7). Weiter abwärts folgt der hochhausartige Bau der Freitaler Mühlenwerke, der mit seinem architektonischen Beiwerk in ausgesprochenem Gegensatz zu dem Deubener Arbeiterviertel steht. Auch die 1893 gegründete Lederfabrik, die 54

anfangs wöchentlich 50 Rindshäute und in ihrer Blütezeit 1200 schwere Häute C 3.5 verarbeitete, braucht für die verschiedenen Prozesse des Gerbens viel Wasser. Schließlich bewegten im schon genannten alten Eisenhammer in Dölzschen bis zur Einführung der Dampfmaschinen Wasserräder die Hämmer und Gebläse. Wer mehrfach Längsschnitte durch Freital gezogen hat, fragt vergeblich nach seiner Mitte. Bald nachdem die Stadt gegründet worden war, plante man, dem neuen Stadtorganismus einen sichtbaren Mittelpunkt zu geben. Dort sollten um einen großen Platz vor allem Verwaltungsgebäude stehen. Die Behörden von Stadt und Kreis sind heute noch verstreut und behelfsmäßig untergebracht, da Wohnungs- und Industriebau zunächst vordringlich blieben. Wirtschaftskrisen, der Krieg und seine Folgen, gestatteten nur die notwendigsten Bauten. In dieser Beziehung teilt Freital das Schicksal anderer junger Stadtgebilde der Dresdener Umgebung wie Radebeul und Heidenau.1

Schweinsdorf, Stadtteil von Freital,

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liegt beiderseitig der oberen Kante eines kurzen, steilen, rechten Nebentales der Weißeritz. SCHUMANN (1825) nannte das Gewässer Peißenbach und schrieb von der Umgebung des Dorfes, sie sei „eine der romantisch-schönsten . . . , aber für den Feldbau wegen der steilen, zum Teil felsigen Berge weniger günstig". Wohl noch vor der Mitte des 19. Jahrhunderts kam für die Bereiche äußerst unruhiger Oberflächengestaltung vor allem östlich des Peißenoberlaufs mit einem geradezu wirren Nebeneinander von kurzen Talkerben und steilhängigen Buckeln der Name Schweinsdorfer Alpen auf. Da die Kalkgewinnung aus dem Schweinsdorfer Flöz (s. C 2) im Tiefbau erfolgte, besaß sie an der Ausprägung dieser Kleinlandschaft keinerlei Anteil. Die Ursache des geschilderten Erscheinungsbildes muß vielmehr in der Wechsellagerung von schwer verwitterbaren Gneisporphyrkonglomeraten (s. C 6), mittelharten Porphyrtuffen und weichen Tonsteinen am Abfall der Hochfläche zum Weißeritztal und in der erosiven Zerschneidung dieser Gesteinsschichten durch mehrere Nebenbäche gesehen werden. V o m 190 m ü. N N gelegenen Weißeritzfluß hat man bis zum Wachtelberg (s. C 11) auf nur 2 km Entfernung 180 m Höhenunterschied zu überwinden und kann an nordexponierten Hängen noch größere Schneeflecken finden, wenn in Freital schon der Frühling seinen Einzug gehalten hat. Ungünstige kleinklimatische Einflüsse in den kurzen Schluchten führen zu einer Häufung montaner Pflanzenarten. Die Nutzung erfolgt nach Aufgabe dieser Ackerflächen durch Dauerweiden. Von Deuben wuchsen Siedlungskolonien, so an der Ost- und Schweinsdorfer Straße, gegen den alten Ortskern zu. Die Anlage einzelner Bauernhöfe zeugt noch von ehemaliger bäuerlicher Struktur, die schon im vorigen Jahrhundert dadurch beeinträchtigt wurde, daß die benachbarte Industrie die Arbeitskräfte abzog. Der Ortsname (1340 Swinsdorf) bedeutet „Dorf, wo es Wildschweine gibt", grundherrlich war das Rittergut Potschappel zuständig. 5*

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C 4 Da die Felder im Laufe der Jahrhunderte terrassiert wurden, um die Bearbeitung zu erleichtern und die Erosion aufzuhalten, bleibt die Entwicklung rationellen, großräumigen Feldbaues behindert. Deshalb werden einzelne Flurstücke vorzugsweise durch Obstbau genutzt. Ostwärts des Vorholzes grenzen die Ackerflächen von Schweinsdorf an die der L P G Bergland in Obernaundorf. Dieser Genossenschaft haben sich die Bauern von Schweinsdorf angeschlossen.

C 5 Niederhäslich, Stadtteil von Freital Den Kern des Ortes bildet eine etwa von Süd nach Nord am linksseitigen Poisentalhang absteigende Doppelreihe von Höfen (Abb. 12). Die großen Dreiseitanlagen mit breiten, früher überwölbten Toreinfahrten an der westlichen Tallehne stammen fast alle von der Mitte des 18. Jahrhunderts. Die Fachwerkobergeschosse der Wohnstallhäuser ruhen auf massivem Sandsteinmauerwerk, während die meisten Nebengebäude reine Lehmfachwerkbauten blieben. Typisch für diese Bauart ist der Hof Dorfplatz Nr. 24, bei dem sich noch Ansätze des Torbogens erkennen lassen. Im Schlußstein des Korbbogengewändes ist neben den Initialen des Erbauers die Jahreszahl 1756 eingemeißelt. Eine Durchfahrt unter der Lehmfachwerkscheune führt zu den westlich anschließenden Feldern. In diesem Bereich des Dorfes ist die Raschelbergsiedlung mit einem Schul- und Kinderkrippenneubau und mehrgeschossigen Gebäudetrakten entstanden, in der vorwiegend Werksangehörige des Edelstahlwerkes wohnen. Eine Stahlwerkerplastik fand hier einen beziehungsvollen Platz. Als zweigeschossiger Lehmfachwerkbau mit Steigesse vom Ende des 18. Jahrhunderts hat sich in einer Ortserweiterung Zum Poisenwald 18 erhalten. Nur wenig jünger ist das Haus Clemens-Hanusch-Weg 3, ein Häusleranwesen mit Fachwerkobergeschoß auf massivem Sandsteinsockel. Hier wurde am 9. 5.1881 Karl H A N U S C H , der als Maler und Werkkünstler wesentlich zur Entwicklung der sozialistischen Kunst beitrug, als Sohn eines Arbeiters geboren. Ein Deubener Kind, der am 2. 6. 1890 als Sohn eines Maurers geborene Hermann L A N G E , war anfangs H A N U S C H S Schüler. Seine spätere Malerei und Grafik widerspiegelt das Leben der Freitaler Ortsteile Niederhäslich. und Burgk. Das 1330 als Wyndischen Heselech erwähnte Dorf führte seinen differenzierenden Beinamen — als Niederheßlicht tritt er 1550 ähnlich der heutigen Form auf — zur Unterscheidung von Oberhäslich bei Dippoldiswalde. Der auf slawische Bewohner hinweisende Ortsname, der „Wendensiedlung am Haselbusch" bedeutet, besitzt noch einige Entsprechungen unter den Flurnamen: Golke ( = kahle Fläche, Heide), Pritzsche ( = Teich, Überschwemmung) und Moksche ( = feuchte Stelle). In dem Amtsdorf des Amtes Dippoldiswalde widmeten sich die Bewohner der landwirtschaftlichen Produktion. S C H I F F N E R erwähnt 1833 Kalkbrüche und zwei dazugehörige Öfen. Dann begann in den nördlichen Flurteilen die Steinkohlegewinnung. Der Abbau erfolgte im Bereich des Kieferberges. Wäh-

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rend noch 1871 von einem Querschlag des Neuhoffnungsschachtes aus eine 294 m lange Fluchtstrecke zum Windbergschachtrevier fertiggestellt werden konnte, stellte man den Betrieb nach Verhieb der unter der 75,5-m-Sohle stehenden Kohlenpfeiler 1887 ein. Der Schacht selbst diente bis 1902 als Wetterschacht für 'Segen Gottes' (s. D 2), mußte aber wegen zu starker Wasserführung in 136,5m Tiefe abgedichtet und verfüllt werden. Die Bewetterung übernahm der GlückaufSchacht am Horkenberg. Die nicht mehr benutzten Tagegebäude, Wäsche und Sortierschuppen, waren schon nach 1887 abgebrochen, die Kohlenschreiberei als Bad eingerichtet worden. Nach der Schließung mehrerer Schächte fanden die Bergarbeiter in Industriebetrieben von Freital-Deuben ihr Einkommen. Viele von ihnen bevorzugten weiterhin . Niederhäslich als Wohnort, da es neben den klimatischen und landschaftlichen Vorzügen auch die Möglichkeit bot, den damals geringen Verdienst durch den Selbstanbau landwirtschaftlicher Erzeugnisse etwas auszugleichen. Nach Deuben wurde Niederhäslich 1915 eingemeindet und gelangte mit diesem 1921 an Freital.

Backofenfelsen Dieser größte Aufschluß des Döhlener Beckens bei Hainsberg besteht aus Konglomeraten und sandig-tonigen Zwischenschichten, die zu backofenartigen Schichthöhlen auswittern. Die Konglomerate entsprechen den BannewitzHainsberger und den wechselhaften Schichten (s. C 2). Durch die Verzahnung verschiedener Schüttströme treten die vielfältigsten Gerölle auf: Gneis, Porphyrit, verschiedene Quarzporphyre. Die Quarzporphyrgerölle mit Fließgefüge (plattig brechend) stammen von Dobritz südwestlich Meißen. In den tonigen, rotbraunen Lagen erkennt man die typischen hellgrauen „Bleichhöfe". Wandert man etwa 1 km in Richtung Tharandt, folgt man den nach Süden ansteigenden Schichten. Vor der Eisenbahnbrücke nach Coßmannsdorf stehen am Talhang sehr große Konglomerate an. Etwa 20% der Gerölle sind Gneis, 70% brauner Quarzporphyr aus dem Effusivgebiet von Tharandt (s. G 3). Die Bänke dürften dem Horizont der brekziösen Konglomerate entsprechen. Rotbraune Gneis-Quarzporphyrkonglomerate stehen auch an dem Hang mit dem Aussichtspunkt am Kreuz über der Hainsberger Kirche an. Gut ist die unterschiedliche Verwitterung der tonig-sandigen und der festen konglomeratischen Bänke zu erkennen. Talabwärts sieht man die Halde der Paul-BerndtGrube (Bild 5 a), davor am Kühlturm des Edelstahlwerkes den Weinberg mit brekziösen Konglomeraten, die noch nach Süden einfallen, wohingegen sie am Backofenfelsen nach Süden ansteigen; die Achse der Hainsberg-Quohrener Nebenmulde ist also überschritten. In diesem Bereich befindet sich auch die Verzahnung der Gneis-Porphyrgerölle, die aus Südwesten kamen, mit den Porphyr-Porphyritgeröllen der brekziösen Konglomerate aus Nordwesten (S.C2).

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C 7 Hainsberg, Stadtteil von Freital Die ehemalige Gemeinde Hainsberg wurde erst 1964 Stadtteil von Freital. In ihr war 1933 die Gemeinde Coßmannsdorf aufgegangen. Eine Grenze zwischen diesen Ortsteilen vermag man nicht mehr zu erkennen, obwohl beide ursprünglich deutlich getrennt voneinander angelegt waren: Hainsberg wenig unterhalb der Vereinigung beider Weißeritzflüsse und Coßmannsdorf 1 km oberhalb davon noch an der Roten Weißeritz. Deutlicher abgesetzt ist dagegen das 1913 nach Coßmannsdorf eingemeindete Eckersdorf (s. C 9). Von den ursprünglich ländlichen Gebäuden kann man nur noch das Gut Hainsberg (jetzt Ernst-Thälmann-Straße 2) einigermaßen erkennen. E s wurde unter Beibehaltung des alten Grundrisses 1928 zu Wohnzwecken umgebaut. Erhalten blieben die alte Scheune und der restaurierte Taubenständer, während man den Dachreiter 1908 neu gestaltete. In der Nähe dürfte der Kern Hainsbergs zu suchen sein, dessen Herrensitz 1230 als Hunsberc und Honsberch ( = Hühnerberg oder Personenname Hun) genannt wurde. Auf alten Karten erkennt man ein kurzes Straßendorf mit Waldhufenflur, das grundherrlich dem Rittergut Döhlen (1551), später dem in Zauckerode (1696 und 1764) unterstand. Kirchlich war bis 1899 Somsdorf zuständig. Eine Anzahl einfacherer Bauten entstand entlang der Roten Weißeritz seit der Mitte des 19. Jahrhunderts für Wohnzwecke und Handwerksbetriebe. Auch in Coßmannsdorf, das 1430 Koschendorff bzw. Koczschendorff ( = Dorf eines Kosch oder Kotzmann) hieß, Amtsdorf war und zeitweise zu Somsdorf gehört hat, finden wir keine rein landwirtschaftlichen Gebäude mehr vor. An der Somsdorfer Straße, am Ende der Talfahrt der alten Butterstraße, blieb der 1836 erbaute Gasthof Zum Rabenauer Grund erhalten. Von ihm aus erreichte man das Engtal der Roten Weißeritz, bevor der Fahrweg entlang der Schmalspurstrecke entstand. Der früher im Volksmund Hemmschuhschenke genannte Gasthof wurde bei dem Hochwasser von 1953 durch Schutt und Schlamm schwer beschädigt. Schräg gegenüber steht die Walzenmühle Hainsberg, deren ältere Teile man nach einem Brand 1949 sorgfältig wiederherstellte. Man erkennt zwei Schlußsteine von 1784, der eine mit dem Müllerhandwerkszeichen, ebenso eine große Schrifttafel mit zeitgemäßer, sinnbildlicher Thematik von 1762: Die Bibel in der einen Waagschale wiegt schwerer als der Mühlstein in der anderen Schale. Hinter einem Wohngebäude von 1817 (Somsdorfer Straße 5) ist noch ein Leutehaus mit hölzerner Außentreppe und Galerie erhalten. Aber das Ganze war nach Anlage und Form ein herrschaftliches Anwesen und kein Bauernhof. Auf Hainsberger Flur, in geringem Abstand von dem nördlich anschließenden Deuben, entstand eine Anzahl von Industriebetrieben, unter anderen 1837 eine Garnrotfärberei, deren Türkischrot begehrt war und die 1897 in die Römerschen Schmelztiegelwerke umgewandelt wurde. Nach dem Konkurs im Jahre 1930 baute man vier Jahre später Wohnungen in sie ein. 1880 wurde die Kammgarnspinnerei Coßmannsdorf (VEB Buntgarnwerke) vor dem Eingang des Raben58

auer Grundes eröffnet. Durch die abseitige Lage dieser großen Werke wurden C 7 die Wohnverhältnisse in Hainsberg viel weniger beeinträchtigt als es bei der engen Verflechtung von Wohnvierteln und Industrie in Potschappel und Deuben der Fall war. Bereits 1838 war an der Weißeritz eine Papiermühle erbaut und 1857 in die Thode-Papierfabrik-Aktiengesellschaft umgewandelt worden. 1945 wurde auch dieser Großbetrieb volkseigen. 1950 konnte mit einer umfassenden Rekonstruktion der Maschinen und Gebäude begonnen werden. Das neue Heizkraftwerk versorgt auch drei Betriebe in der Nachbarschaft mit Dampf. Außer Maschinen und Anlagen zur Vorbereitung der Rohstoffe arbeiten vier Langsieb-Papiermaschinen. Der V E B Papierfabrik Hainsberg erzeugt ein reiches Sortiment an holzfreiem Papier für Buch-, Offset-, Tief- und Notendruck, hochaufgehellte Papiere als Schreibmaschinenpapier, Schreibpapier mit und ohne Wasserzeichen, Datenträger und Buchungspapier, Becherkarton sowie holzhaltige Papiere aus aufgearbeitetem Holzschliff für Massenprodukte mit geringer Lebensdauer. Auch die Tiefdruckpapiere für die Zeitschriften „Neue Berliner Illustrierte", „Für Dich" stammen aus Hainsberg, in verbesserter Qualität auch das der „Sybille" und mancher Warenhauskataloge. Maschinengestrichene Offset- und Tiefdruckpapiere lassen eine verbesserte Farbbildqualität zu. Schon die alten Papiermühlen konnten nur dort entstehen, wo reichlich Wasser für Antrieb und Herstellung des Papierbreies vorhanden war. Das erforderliche Brauchwasser liefert die Weißeritz in so gutem Zustand, daß für die Fabrikation keines aus dem Trinkwassernetz entnommen werden muß. Das Wasser durchläuft am Ende der Produktion eine Anzahl von Klärtrichtern. Das geklärte Fabrikationswasser wird als Spritzwasser für die Papiermaschinen wiederverwendet bzw. in den Vorfluter zurückgeführt, während Faser- und Füllstoffe aus dem geschlossenen Wasserkreislauf direkt der Produktion zugeführt werden. Ein sehr geringer Rest des gebrauchten Wassers kann im Betrieb nicht befriedigend gereinigt werden und fließt durch die öffentliche Abwasserleitung zur Kläranlage in Dresden-Kaditz. In Hainsberg war zwischen Vorholzbach und Rabenauer Straße zum Teil schon vor dem ersten Weltkrieg eine Wohnsiedlung mit Villen und Mehrfamilienhäusern angelegt worden. Für die von dem Dresdener Architekten Fritz R E U T E R (geb. 1861) gebaute Kirche aus dem Jahre 1900 schuf Otto G U S S M A N N (1869 bis 1926) die Gemälde im Chorraum und die in blaugrünen Tönen gehaltenen Glasfenster mit den Aposteln. Von dem Professor an der Dresdener Kunstakademie stammt auch das große Gemälde vor dem Chor „Christi Einzug in Jerusalem", das er 1911 beendete. Diese Arbeiten stehen weit über dem, was sonst in der Zeit des Jugendstils geschaffen wurde. Von Otto G U S S M A N N ist in Dresden die kostbare Ausmalung der Kuppel über der Turmtreppe des Rathauses erhalten geblieben. Das Rathaus zu Coßmannsdorf aus dem Jahr 1913 in der Nähe des Kleinbahnhaltepunktes nimmt mit dem früheren Gemeindesiegel auf einer Konsole an 59

C 7 der Ecke des Baues, einem Mädchen mit Spinnrad, auf die einheimische Industrie Bezug. Die Luxusvilla des Spinnereibesitzers an der Somsdorfer Straße dient als Kindergarten. Nach der Bauinschrift lieferte Oswin H E M P E L die Entwürfe. Der Mittelteil mit Säulenvorhalle, Auffahrt, reich mit Frucht- und Blumengehängen geschmückten Fensterpfeilern setzt sich nach rechts und im Winkel nach hinten niedriger fort im Wirtschaftsteil mit Garagen und früheren Personalwohnungen. Daneben kündet ein moderner Schulbau mit einer lustigen Buntverglasung in einem lichtdurchfluteten Übergang von den Bauleistungen der sozialistischen Gegenwart. An der Rabenauer Straße wurde südlich der Rollmopsschenke ein Gebäude für Kindergarten und Kinderkrippe geschaffen, mit einer gepflegten Gartenanlage umgeben und davor die Betonplastik eines schlanken Mädchens aufgestellt. Die nahen mehrstöckigen Reihenwohnhäuser einer Arbeiter-Wohnungsbaugenossenschaft auf der Scheibe passen sich der Geländeform des Hanges an. C 8 Heilsberg Nordwestlich von Coßmannsdorf liegt im Tal der Wilden Weißeritz am Rande der hier etwa 250 m breiten Aue das ehemalige Freigut Heilsberg (Seitenweg 1), das 1370 Haylsberg genannt wurde. 1378 gehörte es dem Markgrafen, die Zinsen gingen an die Kreuzkapelle in Dresden. A b 1793 ließ Freiherr von Lindemann die Umgebung des Gutes parkaxtig gestalten und seltene Bäume anpflanzen. Die noch erhaltenen Gebäude dürften aus dem zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts stammen, als Heilsberg bereits in englischen Besitz übergegangen war. Das große Stallgebäude besteht aus einem massiven Mittelbau und zwei Flügeln. Darüber liegen die Heuböden, die etwa 1,50 m die Vorderfront überragen und durch Balken abgestützt sind. Eine Reihe großer, runder Luken belüftet die Heulager. Neben Gut Heilsberg steht Seitenweg 2 „Die Engländerei", die um 1840 von dem damaligen Besitzer des Freigutes, dem Engländer de la Pole, erbaut wurde. Das langgestreckte Herrenhaus trägt ein wenig geneigtes Dach, an der Südseite einen Vorbau aus drei Seiten des Achtecks, an der Rückseite einen rechtwinkligen Vorbau durch alle Stockwerke. Dem Steilhang am südlichen Ufer der Wilden Weißeritz ist ein großer Schuttkegel vorgelagert, der junges Gehölz trägt. Hier mündet der letzte Abschnitt des von der Talsperre Klingenberg herangeführten Trinkwasserstollens, ehe eine Rohrleitung das Wasser dem Werk Dresden-Coschütz zuführt. C 9 Eckersdorf, Stadtteil von Freital Von dem ehemaligen Allodialgut Eckersdorf (um 1370 Eckirstorf = Dorf des Eckehart) in halber Höhe zwischen Hainsberg und Rabenau, einer ehemals vierseitigen Hofanlage, sind nur noch das Wohnhaus und ein Stallgebäude er60

halten, beide noch mit dem alten Walmdach. Während am Wohnhaus die hohen C 9 Fenster im Erdgeschoß und ersten Stockwerk noch den herrschaftlichen Charakter erkennen lassen, wurde der Stall durch moderne Fenster verändert. Das Anwesen gehört zum Volksgut Pesterwitz und dient der Jungviehhaltung. Unter Naturschutz gestellt ist in der Nähe eine Gruppe gut tragender echter Kastanienbäume. Auf Gut Eckersdorf verlebte Johann Gottlob L E H M A N N (geb. 1719 in Langenhennersdorf bei Pirna, gest. 1767 in Petersburg) 1723—1728 einige Jugendjahre, der sich nach der Promotion zum Dr. med. im Jahre 1741 als Arzt in Dresden niederließ, durch geologische und mineralogische Veröffentlichungen in den Jahren 1748—1760 hervortrat und zu den Begründern der modernen Geologie zählt ( P R E S C H E R 1969). In Eckersdorf gehörte fast die gesamte landwirtschaftliche Fläche zum Allodialgut, so daß sich nur wenige, kleine Anwesen entwickeln konnten. Die dienstpflichtigen Bewohner mußten ohne Lohn und Kost Gras und Getreide mähen, für 2 Groschen je Meile Botschaft laufen. Die Frauen hatten zu rechen, sowie Mittelgarn und flächsernes Garn zu spinnen. Kälber, junge Gänse und Hühner waren dem Gutsherrn bei Verkauf zuerst anzubieten. Bier mußte aus der Schenke bezogen werden, die es vom Herrn zu kaufen hatte. Söhne und Töchter unterlagen zuerst dem Gesindezwang auf dem Hof, ehe sie andere Arbeit annehmen durften. An der Straße nach Obernaundorf entstand eine Siedlung von Einfamilienhäusern zum Teil gleichzeitig mit der Siedlung auf dem Hainsberger Weinberg. In ländlicher Bauweise mit gemauertem Erdgeschoß und Fachwerk im Obergeschoß ist der Gasthof Eckersdorf errichtet worden. Neben der Haustür steht auf einer eingemauerten Platte zwischen Palmetten und unter einer roten Tulpe eine Inschrift, darunter die Jahreszahl 1797 und ein Monogramm. Da die Gastwirtin ab 1900 Rollmöpse anbot, brachte das den volkstümlichen Namen Rollmopsschenke ein. Etwa ab 1930 ließ der Erbe das Innere der Gaststätte durch den Otto-Dix-Schüler Fritz J U N G H A N S ausstatten, von dem auch mehrere Gemälde aushängen. Kunstschmiedearbeiten, z. B. Türklinken in Heringsgestalt, schuf ein Freitaler Kunstschmied, Lampen ein Schlosser aus Rabenau.

Obernaundorf> Kreis Freital,

C 10

der Siedlungsanlage nach Waldhufendorf, wird von einem Dorfbach durchflössen, der unterhalb der letzten Häuser Vorholzwasser oder Vorholzbach genannt wird. Im unteren Abschnitt des Tales sind die Hänge der linken Seite so steil, daß hier keine Höfe angesiedelt werden konnten. Während die Hufen in der oberen, flachen Mulde ziemliche Breite erreichten, besonders die des ehemaligen Freigutes, mußten die Feldwege zwischen den schmalen Hufen im unteren Dorf schräg zum Hang geführt werden, um allzugroße Steigung zu vermeiden. Wegen der Erreichbarkeit der Felder liegen die Höfe etwas höher und von der Straße entfernt. 61

C 10 Obernaundorf trug im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Namen: 1235 Nuendorph ( = neues Dorf), 1556/62 Grosnaundorf und erst 1676 Ober Nauendorff. 1312 hatte es dem Kloster Zella gehört, 1488 wird die Zugehörigkeit zur Rabenauer Herrschaft erwähnt. Obstbäume stehen an manchen Feldwegen, aber auch auf Wiesen um die Höfe, zum Teil in eingezäunten Flächen zum Schutz vor Vieh- und Wildverbiß. Schon zu Anfang des 19. Jahrhunderts wird der Obstbau gerühmt. Der Baumbestand verdeckt manche Veränderungen, die vor und nach 1900 an Gebäuden vorgenommen wurden. Mehrfach waren ganze Höfe oder Teile davon Bränden zum Opfer gefallen. Darauf mag es auch zurückzuführen sein, daß sich weder Schlußsteine noch Inschriften im Dorf finden lassen. Eine ältere Wegsäule der „Chausseen Obernaundorf" weist nach Wilmsdorf, Pirna, Rabenau. Die andere Seite ist verwittert. Das Freigut, wieder aufgebaut nach dem Brand von 1898, ist noch an der auffallenden Länge der Gebäude und an dem Uhrtürmchen erkennbar. Verschwunden sind die einst zugehörigen vier Drescherhäuser. Keine Spur ist mehr von der früher in der Nähe der Poisenhäuser stehenden Windmühle (genannt 1717, 1785, 1790) sichtbar. Bemerkenswert ist durch seine guten Maßverhältnisse und das Walmdach das erste Schulgebäude von 1840 (Nr. 25b). Südlich und annähernd parallel zum Obernaundorfer Dorfbach fließt der Gäßlichbach dem Oelsabach zu. Statt zweier Windturbinen, die nur für zwei Güter pumpten, wird jetzt das Wasser für die Versorgung der ganzen Gemeinde gefaßt und zum Hochbehälter unmittelbar neben dem Marktsteig gedrückt. Der Wasserdruck genügt, um auch die neuen LPG-Bauten auf der nördlichen Talseite zu versorgen, wo ein Milchviehkombinat für 300 Tiere entstand,

C 11 Wachtelberg (369,3 m) Auf dem Plateau des Wachtelberges nördlich von Obernaundorf findet man die hellrötlichen Bruchstücke des Wachtelberg-Quarzporphyrtuffs mit Einschlüssen von Gneis und Quarzporphyr. Wenig unterhalb kann man mitunter Letten beobachten, einen fetten, roten Lehm. Der Rest des Quarzporphyrtuffs stand zweifellos mit den Vorkommen von Gittersee, Glückauf-Schacht (s. D 3) und Rippien in Verbindung. Die Tuffdecke hat eine durchschnittliche Mächtigkeit von 12 m. Neue petrographische Untersuchungen ergaben, daß ein weitgehend entglaster, verschweißter Tuff (Ignimbrit) vorliegt. Im Hangenden und Liegenden treten tuffitische Partien auf, die zu rotem Lehm verwittern. Der Wachtelberg-Quarzporphyrtuff ist vermutlich altersgleich mit den Pechsteinen des Tharandter Waldes und auf Ascheauswürfe des Tharandter Vulkans zurückzuführen. Unterhalb des Wachtelberges zeigen die südexponierten Obernaundorfer Feldwegböschungen eine Artengarnitur von Pflanzen trockener, sonniger Grastriften und Feldraine des Hügellandes. Typische Vertreter sind Pechnelke (Viscaria vulgaris), Nickendes Leimkraut (Silene nutans), Behaarter Günsel 62

(Ajuga genevensis), Knolliger Hahnenfuß {Ranunculus bulbosus), Ackerhornkraut C (Cerastium arvense), Feldkümmel (Thymus pulegioides). Wegen des lückenhaften Gesamtbestandes bieten sich gute Wuchsbedingungen für einjährige Pflanzenarten (Therophyten). Ihr Entwicklungszyklus läuft von der Keimung bis zur Samenreife innerhalb einer Vegetationsperiode ab. Spurre (Holosteum umbellatum) und Hungerblümchen (Erophila verna) sterben im Juni, Sandvergißmeinnicht (Myosotis stricto) und Hügelvergißmeinnicht (Myosotis hispida) im Juli ab. Sie nutzen für ihre Entwicklung die Frühlingsfeuchtigkeit der oberen Bodenschichten aus. Wenn im Sommer die Sonne auf die Böschungen brennt, haben diese Pflanzen schon gefruchtet. Sie überdauern als Samen die Trockenperiode, um bereits im Herbst oder nächsten Frühjahr wieder zu keimen und den Entwicklungszyklus von neuem zu beginnen.

KohlenstraBe Noch heute erreicht in Verlängerung der in Dresden-Coschütz verlaufenden Karlsruher Straße eine Kohlenstraße genannte Verbindung von Gittersee an Freital-Burgk vorbei die Hochfläche bei Kleinnaundorf. In Anpassung an die Oberflächenformen berührt sie den Fuß des Kieferberges und führt an aufgelassenen Schächten vorbei, dem Neuhoffnungs-Schacht, dem Segen-GottesSchacht (s. D 2) und dem Glückauf-Schacht am Horkenberg, um zwischen Bannewitz und Hänichen in die F 170 einzumünden. Sie führte weiter über Rippien, Goppeln und Nickern ins Elbtal. Wie der Name besagt, diente sie Geschirren zur Abfuhr der gewonnenen Steinkohle, bis man im Zeitalter der Dampfmaschine den Transport rentabler zu gestalten suchte. So wurde schon ein Jahr nach der Eröffnung des Betriebes auf der Eisenbahnlinie von Dresden nach Tharandt (s. C 3.5) am 21. 10. 1856 eine Zweigbahn aus dem Plauenschen Grund in das Gebiet bei Hänichen eingeweiht. Der Erbauer, der Oberingenieur B R E S C I U S aus Dresden, hat sie in kühnen Windungen auf einer Strecke von 10 km einen Höhenunterschied von 150 m bewältigen lassen (Abb. 10). Wegen der Ausblicke während der Fahrt benutzten diese „Windbergbahn" auch Ausflügler und verglichen sie mit der Semmeringbahn. Nach dem Verbot der Personenbeförderung in den kleinen Kastenwagen ohne Puffer und Federung auf der gefährlichen Strecke wurde der Personenverkehr 1907 nach Umbau der Strecke und der Konstruktion besonderer Aussichtswagen wieder eröffnet und bis Possendorf verlängert. Wegen des schnelleren Autobusverkehrs auf der Fernverkehrsstraße nach Dresden stellte man die Personenbeförderung auf der Windbergbahn 1951 ein. Güterverkehr ist noch auf Teilstrecken in Betrieb. Weitere Kohlenbahnen bestanden auch zu den Döhlener Schächten, ebenso nach Zauckerode—Wurgwitz (s. C 3.1).

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Abb. 10. Streckenführung der Kohlenbahn (nach Sachsengrün 1861) 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Moritzschacht Birkigt Geyersgraben Burgk Wilhelminenschacht Augustschacht Meiseischacht Bergerschacht Fortuiiaschacht

10 11 12 13 14 15 16 17 18

Windbergschacht Reiboldschacht Hoffnungsschacht Segengottesschacht Beckerschacht Berglustschacht Golberoder Schacht Possendorfer Schacht Goldene Höhe

D 2 Kleinnaundorf, Kreis Freital Zwischen dem bewaldeten Kieferberg (326,1 m) und dem Horkenberg (334,7 m) sammeln sich Wasseradern in einer Quellmulde, aus der der später Kaitzbach genannte Grundbach nach Nordosten abfließt. Das Quellwasser speist das in den zwanziger Jahren erbaute Schwimmbad von Kleinnaundorf, einen früheren Fischteich. Der Wasserreichtum der Hohlform eignete sich zur Gründung eines Dorfes, das im oberen Teil westlich der durchführenden Straße den platzartigen Kern erkennen läßt. Seine früher gewannartigen Feldstreifen lassen vermuten, daß es sich um einen der frühen Wohnplätze handelt, an denen deutsche Bauern in Nachbarschaft zu slawisch besiedelten Dörfern ein „neues Dorf" anlegten, 1292 Nuendorf, 1 4 1 1 Nuwendorffcken und 1484 Nawendorf genannt. Seit 1541 trägt es den Zusatz Klein- wohl zur Unterscheidung von Obernaundorf (s. C 10). Grundherrlich unterstand Kleinnaundorf im 16. Jahrhundert dem Rittergut Burgk, vom 17. Jahrhundert an dem von Potschappel. Die Flurblöcke eines Vor64

Werkes grenzten nach der Flurkarte von 1835 nördlich an die Gewannstreifen der Bauern, die vor allem nach Westen zu ausgebildet waren. Nach S C H U M A N N pflegte man im Ort 1830 den Obstbau, einige Männer arbeiteten in Steinbrüchen — wohl denen am Horkenberg — und viele Arbeitskräfte nahm bald auch der Kohlebergbau auf. Ein Denkmal am 1856 geteuften Segen-Gottes-Schacht erinnert an eine furchtbare Schlagwetterexplosion am 2. 8. 1869, die 276 Todesopfer forderte, davon 18 aus Kleinnaundorf. Die stadtrandnahe Lage und der Kohlebergbau ließen die Einwohnerzahl zwischen 1834 und 1890 von 193 auf 1152 ansteigen. Nach dem Adreßbuch von 1892 gab es im Ort nur noch 6 Gutsbesitzer, aber 1 Steiger und 27 Bergarbeiter. Die hohe Zahl von 38 Kleinstwirtschaften bis 2 ha um 1939 war typisch für die Entwicklung früherer Bauerndörfer zum stadtnahen Arbeiterwohnort. Die Feldflächen der wenigen Bauern, die sich i960 zur LPG Kleinnaundorf zusammengeschlossen haben, werden seit 1969 von der L P G Fortschritt Bannewitz bewirtschaftet. Da Kleinnaundorf nach Dresden gepfarrt war, besuchten die Kinder nicht die nähere Schule in Kleinburgk, sondern die in Coschütz, bis 1831 eine eigene Schule im Ort entstand. Seit 1837 kamen auch die Kinder einiger Häuser am Reibold- und am Windbergschacht hierher, und als Kleinnaundorf sich als Bergarbeitergemeinde vergrößerte, erhielt es 1867 ein neues Schulhaus, in dem nun der Unterricht vierklassig erfolgte (1831—47 einklassig, dann zweiklassig). 1893 entstand daneben abermals ein neues, vergrößertes Schulgebäude, die heutige Friedrich-Engels-Schule. Zum polytechnischen Unterricht besuchen die Kinder das Werk Gittersee des V E B Kompressorenbau Bannewitz. Der Kindergarten befindet sich gegenüber im Gemeinschaftshaus, in dem seit dem Umbau des alten Gasthofes auch ein Saal für Film- und Kulturveranstaltungen zur Verfügung steht. Vor dem Nordausgang des Dorfes, den die Straße nach Burgk benutzt, findet man die ehemalige Schäferei. Sie ist aus einem 1445 genannten „vorwerg zu Nuwendorf" hervorgegangen. Der langgestreckte Massivbau mit mächtigem Krüppelwalmdach beherbergt seit 1969 eine Druckerei. Von den am westlichen Ortsrand hegenden drei großen Dreiseithöfen enthalten zwei noch ältere Bauteile: Beim Gut Glockenplatz Nr. 31 sind Scheune, Stall und Ausgedinge im Lehmfachwerkbau errichtet, eine Tafel am Wohnhaus erwähnt die Jahreszahl 1646. Der Dreiseithof Glockenplatz 32, ein Bau mit Fachwerkobergeschoß aus der Zeit um 1800, wird nach der Straßenseite zu durch ein schönes Hoftor abgeschlossen. Um den kleinen Dorfplatz entstanden nach dem großen Brand von 1844 in klassizistischen Formen einheitlich massive, zweigeschossige Sandsteinhäuser mit Krüppelwalmdächern. Eine Bergarbeiterwohnsiedlung am oberen Ende der Ernst-Thälmann-Straße entwickelte sich an der zum Horkenberg aufsteigenden Straße, die von einem Viadukt der ehemaligen Windbergbahn (s. D 1) überquert wird. Für Arbeiter der Dresdener und Freitaler Industriewerke entstand am Südwestfuß des Horkenberges um 1935 i m ehemaligen Steinbruchgebiet (Saarstraße) eine aus

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D 2

D 2 Einfamiliendoppelhäusern bestehende Gartensiedlung. Neben dem Friedhof errichtete man in einem aufgelassenen Steinbruch 1950 eine schlichte Kapelle in der Form eines quadratischen Saalbaus mit Zeltdach und Glockentürmchen. Ein weiteres Wohnviertel nahe dem früheren Bahnhof wurde in den Jahren zwischen 1920 und 1930 durch genossenschaftlichen Wohnungsbau geschaffen. Die jüngste Ortserweiterung Birkenwäldchen stellen Ein- und Zweifamilienhäuser am Meßweg dar, die seit den dreißiger Jahren bis in die Gegenwart entstanden.

D 3 Neubannewitz, Ortsteil von Bannewitz In der Nähe des Glückauf-Schachtes, der 1931 stillgelegt und dessen Förderturm abgetragen wurde, dehnt sich auf der südlichen Seite der alten Kohlenstraße eine Bergarbeitersiedlung bis nahe zum Segen-Gottes-Schacht aus. Die sw

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Hainsberg - Quohrener Nebenmulde

Döhlener Hauptmulde

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Kohlsdorf Pesterwitzer Nebenmulde

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Mainsberg - Quohrener Nebenmulde

Döhlener Hauptmulde Segen-Gottes-SchadrlMarien-Schaeht-Mulde Mulde

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Schnitt rechts d. Weißeritz : Baderitz Ober Marien-u. Glückauf-Schacht n, Obcrfmulni f

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Kreidesendstein WbetìWberg- Quarzporphf-Tuff brekziöse Koogtomerate Horizont d. Kalkflöze Unkersdorfer Tuff

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WXa.st WertfiÄh-Corsdorfer-Störg. SUR. 3t SW-fiond-Sicnjng CSV CorotasdTQdit- Verwerfung BSV BeckerschochMfr*er^ RO Roter Ochse

Abb. 11. Geologische Profile durch, das Rotliegende des Döhlener Beckens (nach R E I C H E L 1966) 66

im Stil der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts errichteten zweigeschossigen D Wohnhäuser werden durch einige neue Siedlungshäuser ergänzt. Zwischen dem Schachtgelände und der Kolonie steht das Kulturhaus der früheren MTS, die ihren Sitz in Gebäuden des Glückauf-Schachtes hatte und in den Kreisbetrieb für Landtechnik Freital umgewandelt wurde. Weiter östlich haben noch im ehemaligen Schachtgelände die PGH Hoch- und Tiefbau Bannewitz sowie eine Leichtmetallgießerei ihre Verwaltungs- und Produktionsstätten. Auf den Felsen an der Horkenbergstraße kann man bis zum ehemaligen SegenGottes-Schacht Lesesteine des Wachtelberg-Quarzporphyrtuffs finden (s. C 11). Entlang der Horkenbergstraße verläuft der untere Querschnitt der Abb. 1 1 . E r zeigt im Vergleich mit dem oberen für dieses Gebiet einen völlig anderen Aufbau des Döhlener Beckens: Während westlich der Weißeritz die Flöze, nur durch die etwas größere Carola-Schacht-Verwerfung unterbrochen, allmählich nach Südwesten fallen, ist östlich der Weißeritz die Gliederung des Beckens wesentlich stärker. Der Spitzberg-Rücken trennt die hier flözfreie HainsbergQuohrener Nebenmulde von der flözführenden Döhlener Hauptmulde, die wiederum durch Verwerfungen, denen Rücken des Untergrundes zugeordnet sind, stark gegliedert erscheint. Deutlich heben sich die Segen-Gottes-SchachtMulde unter dem Poisental und die Marien-Schacht-Mulde ab. Im Schnitt und auch in der Natur erkennt man gut die Steilstufe am Horkenberg. Sie wird hervorgerufen durch den Ausstrich der flach nach Norden einfallenden Platte von Kreidesandsteinen (Aufschluß Steinbruch Prinzenhöhe).

Neucunnersdorf, Ortsteil von Bannewitz

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In der seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts am Nordhang des Horkenberges entstandenen Arbeiterwohnsiedlung ordnen sich die älteren Häuser der Steinbrecher beiderseits der Steinstraße. Sie liegen zwischen Obstgärten, sind meist eingeschossig und wenden ihre Giebel der Straße zu. Manche erwecken mit ihren Nebengebäuden den Eindruck kleiner Häusleranwesen. Das letzte Haus (Nr. 16) besitzt einen gemauerten Toreingang, der mit klassizistischem, vasenartigem Sandsteinschmuck versehen ist. Auf der Westseite der zwischen dem Glückauf-Schacht und dem Marienschacht angelegten, nordwärts ziehenden Schachtstraße wurden nach 1850 Bergleute beider Schächte in mehrgeschossigen Häusern städtischer Bauart angesiedelt. Beherrscht wird das Wohngebiet durch die Schachtgebäude des Marienschachtes, dessen hochaufragender und von einem Zeltdach mit Dachreiter abgeschlossener Förderturm durch italienische Bauarbeiter in klassizistischen Formen erbaut wurde und auch heute noch das weithin sichtbare Wahrzeichen der alten Bergbaulandschaft bildet.

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D 5 Bannewitz, Kreis Freital Bis ins 18. Jahrhundert verlief die Entwicklung von Bannewitz wie die der umliegenden Dörfer. 1764 gab es noch elf Bauern- und zwei Gärtnergüter, eine Mühle und drei Häusler. Auch in der Lage am hohen Rand des Nöthnitzbaches gleicht es den Nachbarn Eutschütz und Welschhufe. Sein Name, 1311 Panewycz, 1315 aber Pannicz geschrieben, weist auf slawische Besiedlung hin ( = Leute des Pan, also Eigenname, oder altsorb. pan = Herr). Die rundlingsartige Anlage des Dorfkerns paßt zu dieser Feststellung, ebenso die frühere Gliederung der Block-Streifenflur, die im Westen noch Anteil an den Waldhängen nördlich des Poisenbaches besitzt. Westsüdwestlich am Ortskern konnten auch Reste einer alten sorbischen Siedlung festgestellt werden. Im ig. Jahrhundert wandelte sich die Struktur des Dorfes völlig. Im Vergleich zu den Nachbarorten Kleinnaundorf, Cunnersdorf und Hänichen hatte Bannewitz den stärksten Bevölkerungsanstieg zu verzeichnen, der zeitlich mit dem Aufkommen des benachbarten Steinkohlebergbaus zusammenfällt ( F E H R E 1944). Auch Ortsteile entstanden in unmittelbarer Nähe der Schächte neu (s. D 3, 4, 6). Aber 1933 waren in Bannewitz nur noch 34 Arbeiter damit beschäftigt, Briketts aus Steinkohlenstaub zu pressen, der von Freital-Döhlen herauftransportiert wurde. Als Ersatzgewerbe für den zurückgehenden Bergbau hatte sich vor der Jahrhundertwende die Herstellung von Stroh- und Filzhüten eingebürgert, doch erfolgte wegen der günstigen Straßenverbindung ins Elbtal eine zunehmende Arbeitsorientierung nach Dresden wie auch nach Freital. Der Wandel des Dorfes Bannewitz zu einer Großgemeinde setzte 1915/22 mit der Eingemeindung der benachbarten Orte Eutschütz (s. E 1) und Welschhufe (s. D 6) ein. 1922 — 1950 folgten die vier nördlichen Ortsteile, und zwar das Rundplatzdorf Boderitz (1350: Podebrese = Ort beim Birkenhain) sowie die ehemaligen Gutsdörfer Nöthnitz (1378: Netenicz = vielleicht Viehhof), Rosentitz (1288: Rosentitz = nach slaw. Personennamen Grozueta) und Cunnersdorf (1299 Cunratesdorf = Dorf eines Conrad). In Bannewitz, wie auch in den umliegenden Orten, bestimmten die Arbeiter eindeutig die Sozialstruktur. Das kommt auch in den Ergebnissen der Reichstagswahlen von 1932 zum Ausdruck. Selbst 1933, schon nach Errichtung der faschistischen Diktatur, gab die Mehrheit der Bevölkerung ihre Stimme den beiden Arbeiterparteien (s. Tab. Seite 69). Nachdem in Bannewitz und in Kleinnaundorf 1932 Genossen der K P D mit Mitgliedern der SPD und anderen Werktätigen eine erfolgreiche Aktionseinheit gegen die faschistischen Kräfte gebildet hatten, waren 1933 diese Arbeiter besonders schweren Verfolgungen ausgesetzt. Am 7. März kamen etwa 3000 SA-Leute nach Bannewitz, um das Arbeiterheim zu besetzen und Arbeiterfunktionäre zu verhaften. Im Frühsommer begann Fritz B U S S A U , den illegalen Widerstandskampf gegen die Diktatur des Faschismus in Bannewitz, Hänichen, Possendorf und Wilmsdorf zu organisieren. Die Kleinnaundorfer Gruppe war unter Alfred K L E M M schon seit April tätig gewesen. Aus dem Erlös verkaufter 68

Tabelle: Ergebnisse der Reichstagswahien vom 6.11.1932 (1) und 5.3.1933 (2) SPD

Bannewitz Kleinnaundorf Cunnersdorf Rippien Hänichen Possendorf

KPD

1

2

1

1111 612 29+ 281 216 286

1130 656 290 224

798 271 152 118 140

297

174

237

NSDAP 2

1

'2

793

325 69

434 111

246 168 105 136 172

36

122 85 219

SS 156 121 319

ÜBRIGE 1 2

173

127

65

So 23 48

33 49 51 131

33 91

illegaler Schriften (Arbeiterstimme, Rote Fahne, Pionier) wurden die Familien inhaftierter Arbeiter unterstützt. In der ersten Dezemberhälfte 1933 verhaftete die Polizei zunächst die Leiter und danach die Mitglieder der illegalen Gruppen und verhörte sie unter Mißhandlungen, bevor sie am 5. 2. 1934 i Q S Konzentrationslager Hohnstein gebracht wurden. In zwei Prozessen sprach das Landgericht Dresden gegen 27 Genossen aus dem Bannewitzer Gebiet Gefängnisstrafen bis zu 14 Monaten und gegen 8 ihrer führenden Genossen Zuchthausstrafen bis zu 21/2 Jahren aus. Zu den Verhafteten zählten auch der in Kleinnaundorf geborene Erich G Ö H L E R , der 1931 als Delegierter der Sozialistischen Arbeiterjugend an einer mehrwöchigen Reise durch die Sowjetunion teilnehmen konnte. Zusammen mit Paul K Ü H N E und Erich P R E I S S L E R ermöglichte er durch gerettete Dokumente und die Niederschrift der Erlebnisse, ein Bild vom Kampf der Werktätigen des Bannewitzer Gebietes in den Jahren 1932 — 1934 zu entwerfen ( H Ü T T N E R 1964). Durch die Bodenreform 1946 konnten zahlreiche Neubauern aus Land des Rittergutes Nöthnitz — das Herrenhaus wird als Fachschule für Gartenbau genutzt — in den Ortsteilen Rosentitz, Nöthnitz, Boderitz und Cunnersdorf Besitz erhalten. Aus ihren Reihen ging 1952 die L P G Fortschritt Bannewitz hervor. 1956 erhielt die Genossenschaft nahe der Weidegebiete des Poisentales umfangreiche Stallanlagen an der Horkenstraße, denen ein polytechnisches Kabinett angeschlossen wurde. Das Rinderkombinat der L P G steht in Rippien, um das Geberbachtal beweiden zu können. Jungvieh- und Schweineställe liegen in Kleinnaundorf. In Bannewitz selbst befaßt sich die Gärtnerbrigade mit Jungpflanzen- und Blumenzucht. Seit 1969 besteht die Kooperationsgemeinschaft Bannewitz-Goppeln für Feldwirtschaft. Darin trieben 1969 die Produktionsgenossenschaften von Kaitz, Bannewitz, Goppeln, Golberode, Rippien, Sobrigau und das Versuchsgut der Technischen Universität Dresden auf 800 ha Getreidebau, während die gesamte gemeinsam bewirtschaftete Fläche 2000 ha betrug. Die Entwicklung vom Bauerndorf zu einer über einen weiten Bezirk verteilten Arbeiterwohnsiedlung tritt in Bannewitz, wie in seinen Ortsteilen Boderitz und Welschhufe, deutlich zutage, während Eutschütz, Nöthnitz und Rosentitz ihren bäuerlichen Charakter stärker behielten. An das frühere Runddorf er6

Freital

69

D 5 innern nur ein paar um den alten Dorfplatz gruppierte kleinere Gutshöfe. Die Kirche ist aus der alten, 1864 errichteten Schule hervorgegangen. 1877 wurde darin ein Betsaal des bis 1902 zur Kreuzkirche in Dresden gehörenden Landdiakonates Bannewitz eingerichtet. Gegen Ende des Jahrhunderts erhielt das Gebäude den in nachklassizistischen Formen erbauten hohen Turm. In Richtung Welschhufe steht an der August-Bebel-Straße die neue große Schule. Gegenüber finden wir die nach dem Erlöschen des Bergbaus entstandene, heute volkseigene Hutfabrik. Dazu kommen mehrere Wohnhäuser mit Geschäften. An dieses neue Ortszentrum schließt sich auf der linken Seite der ErnstThälmann-Straße eine lockere Reihe von Wohn- und Siedlungshäusern an, die seit der Jahrhundertwende entstand. In den dreißiger Jahren wurde westlich der Fernverkehrsstraße 170 in der Nähe der Werkanlagen der heutigen Kompressorenfabrik (EKW), die für den Schiffbau arbeitet, die aus Einfamiliendoppelhäusern bestehende Siedlung „Freier Blick" gegründet. Schließlich wirkte auch die F 170 selbst-siedlungsbildend. In der Nähe der Bushaltestelle Bannewitz, wo seit i960 eine PGH für Kfz-Instandsetzung ihre Werkstätten errichtet hat, wuchs auf dem freien Gelände zwischen Ernst-Thälmann- und Cunnersdorfer Straße eine genossenschaftliche Wohnsiedlung für Industriearbeiter empor. D 6 Welschhufe, Ortsteil von Bannewitz, geht auf ein Vorwerk des Rittergutes Bärenklause zurück, neben dem sich 1785 noch die Schmiede und die Wohnstätten von 11 Häuslern befanden. Die Ortsbezeichnung bezieht sich auf einen am Ende des Mittelalters wüst gewordenen Ort, der 1350 als Welküz, 1547 als im wüsten Weltzschübel bezeichnet wurde und dessen Name von altsorb. Velkui = Wolfsort abzuleiten ist. Welsche kommt als Flurname auch im benachbarten Rippien vor. Alt-Welschhufe über dem Eutschützer Grund ist heute baulich eng mit Bannewitz verwachsen, läßt aber noch einige Bauernwirtschaften und Häusleranwesen erkennen. Das ehemalige Vorwerk (Nr. 81) stellt einen in frühklassizistischen Formen errichteten Dreiseithof dar. Bis 1860 breitete sich noch Wald aus, wo sich an der heutigen Fernverkehrsstraße die Siedlung Neu-Welschhufe mit der Schule westlich der Goldenen Höhe bildete. In der Nähe von Sandsteinbrüchen wurde die Bruchschenke betrieben. Anfangs standen an zum Poisenbach talwärts führenden Wegen einige mehrgeschossige Wohnhäuser für Bergarbeiterfamilien. Vor dem zweiten Weltkrieg begannen Arbeiter der Freitaler Industriewerke, Parzellen in der Nachbarschaft mit Siedlungshäusern zu bebauen. D 7 Goldene Höhe (344,9 m) Auf der Goldenen Höhe wurden am Südrand des bronzezeitlichen Siedlungsgebietes im Jahre 1929 typische Gräber der Lausitzer Kultur geborgen (ältere Stufe ca. 1200 v. u. Z.). Die Höhenlage des Fundgebietes und die hier herr70

sehenden natürlichen Bedingungen lassen für diese Gegend auf vornehmlich D 7 Viehzucht treibende Gruppen schließen. Der Rippiener Bauer, dem das Gelände des Gohlig gehörte, schenkte dort im April 1844 ein Faß Bier aus. Als am 12. 5. desselben Jahres sein Anwesen im Ort abbrannte, erhielt er die offizielle Schankgerechtigkeit und erbaute eine hölzerne Bude auf dem Berge, die er Goldene Höhe nannte. Spätere Anbauten gediehen so weit, daß hier seit 1908 auch Fremde übernachten konnten. Früher erreichten die Dresdener die Goldene Höhe wandernd durch den Eutschützer Grund. Zwischen der Goldenen Höhe und dem Horkenberg findet man aufgelassene Steinbrüche, welche die küstenferne Entwicklung der cenomanen Schichten zeigen. Über dem dickbankigen, mittel- bis feinkörnigen Sandstein des Unterquaders, der fossile Austernbänke enthält, folgt in einer Mächtigkeit bis zu 9 m die Plenus-Zone. Sie beginnt mit einer etwa 1,5 m mächtigen Tonlage. In dem Sandstein darüber mit Sandnestern fand man früher zahlreiche Fossilien. Ein toniger Sandstein leitet zum Plänersandstein über, der einzelne Kalkknollen führt. Diese Schichtenfolge läßt sich bis nach Golberode verfolgen und entspricht der der Zipfelheide (s. K 6). Von der nach Westen gerichteten Steilstufe an der Goldenen Höhe kann man besonders gut den Verlauf des Poisentales bis zu seiner Ausmündung ins Döhlener Becken sowie seine morphologische Gestaltung (s. D 8) verfolgen. Die bewaldeten und steilen, nach Süden exponierten Hänge begrenzen den Windbergrücken. Die Stufe selbst erfährt zwischen Goldener Höhe und Horkenberg eine deutliche Unterbrechung, durch die die Fernverkehrsstraße 170 hindurchführt. Ein elsterkaltzeitlicher Schmelzwasserfluß hat diese durch tektonische Störungen begünstigte Hohlform geschaffen. Seine Wässer transportierten von Südosten nach Nordwesten Schutt, der in den Kiesvorkommen von Gombsen, Possendorf (Herrmann-Schacht), westlich von Bannewitz, am Marien-Schacht, Gittersee, Pesterwitz-Juchhöh nachgewiesen ist. Die besten Aufschlüsse bieten die verlassenen Kiesgruben in Bannewitz ( G Ö L D N E R 1970). Poisenbach

D8

Aus dem Quellgebiet des Poisenbaches in einer muldenförmigen Hohlform östlich vom Lerchenberg bei Börnchen (400 m ü. NN) geht in einem Kerbsohlentälchen der nach Nord und Nordost gerichtete Oberlauf hervor. Er wird oft als Wilmsdorfer Bach bezeichnet und weist mit 120 m Höhenunterschied auf eine Lauflänge von 2,25 km ein starkes Gefälle auf. Am Ortsausgang von Wilmsdorf biegt der Bach nach Nordwesten um. Bis zu den Unteren Poisenhäusern bleibt der Talquerschnitt asymmetrisch. Die steilen, nach Westen gerichteten Hänge sind am Käferberg über g" geneigt. Als Ursache der Talasymmetrie kommen Prall- und Gleithangeffekte in Betracht, aber auch Unterschiede im 6»

7i

D 8 Gesteinsaufbau wirken mit: Sandsteine und Brekzientuffe am Steilhang, Schieferletten und Schiefertone am Flachhang. Es ist auch anzunehmen, daß schon Solifluktion, also Bodenfließen im eisrandnahen Klima der Kaltzeiten, die asymmetrische Ausbildung beeinflußt hat. Möglicherweise sind die wasserdurchlässigen Gesteine am steilen Hang rascher aufgetaut und abgetrocknet als die wenig durchlässigen am flachen. Unterhalb von Wilmsdorf verbreitert sich die Talsohle auf 30—50 m, erreicht ihre größte Breite mit etwa 80 m jedoch in dem von Ost nach West führenden Laufabschnitt südlich von Neubannewitz. Hier nimmt auch die Taltiefe beträchtlich zu. Betrug sie an den Unteren Poisenhäusern 30—40 m, so ist das Tal am Kieferberg über 100 m eingetieft. Von Niederhäslich bis Freital-Deuben bilden rechts Steilhänge die Südflanke des Windbergrückens. Links bedeckt Lößlehm die flacheren Hänge auf den Fluren Niederhäslich und Freital-Deuben. die agrarisch genutzt werden.

D 9 Poisenwald An den zum Poisental abfallenden Hängen des Poisenwaldes findet man als Lesesteine und Rollblöcke die verschiedensten Ausbildungen der rotbraunen Gneis-Quarzporphyrgerölle. In diesen Schichten sind mitunter verkieselte fossile Stämme eingelagert, wie man sie auch im Haus der Heimat, Freital, besichtigen kann. Am östlichen Ende des Waldes findet man auf einem Feldweg wenig oberhalb der Poisentalstraße schwarze „Hornsteine", Bruchstücke der verkieselten bzw. von Chalcedon durchsetzten Vertreter des Kalkflöz-Horizontes (s. C 2). Das Waldgebiet ist schon 1378 als Bobiszin genannt. Der Name wird nach den urslaw. Wurzeln bobr = Bohne oder baba = altes Weib (s. E 10) als altsorbischer Personenname gedeutet. Als bekanntes historisches Denkmal im Poisenwald blieb der Steinerne Tisch am Weg von Wilmsdorf nach Niederhäslich erhalten. Er gilt als Rastplatz kurfürstlich-sächsischer Jagdgesellschaften, von denen eine unter Johann Georg II. am 18. 8. 1674 insgesamt 376 Tiere, darunter 121 Hirsche, 149 Stück Wild und 64 Wildkälber zur Strecke brachte ( F I S C H E R 1956). 1699 diente das Possendorfer Rittergut August dem Starken als Jagdsitz. Die Bauern der umliegenden Dörfer hatten nicht nur als Treiber und Heger Frondienste zu leisten, sondern mußten auch verheerende Wildschäden auf ihren Feldern hinnehmen, wie einer Klage der Gemeinde Possendorf an den König vom Jahre 1737 zu entnehmen ist. S C H U M A N N (1821) rechnete zum Poisenwald ebenso die aus Tannen und Laubholz bestehende Waldung am „Nieder-Heßlicher" Gebirge. Er erwähnt auch Kalklager und unweit des Nordrandes zwei Kalköfen. Ein Gedenkstein nahe dem Marktsteig erinnert an den polnischen Zwangsarbeiter Adolf K A L W A K , der hier am 12. 8. 1941 ermordet wurde.

72

Hänichen, Kreis Freital

D 10

Südlich, der Goldenen Höhe liegt der Ortskern 290 m ü. NN in der Quellmulde des Gebergrundbaches. Das Platzdorf besaß eine gelänge- bis waldhufenartige Flur mit hofanschließenden Besitzstreifen (Abb. 12). Der 1324 Henechin ( = zum Kleinen Hain) genannte Ort unterstand der Herrschaft Rabenau und gehörte dann bis 1402 zu der in diesem Jahr zerschlagenen Burggrafschaft Dohna, um schließlich Amtsdorf zu werden. Wie in den umliegenden Dörfern erfuhr die bäuerliche Struktur der Bevölkerung (1785: 18 Bauern, 6 Gärtner, 2 Häusler) durch den Steinkohlebergbau eine auffallende Veränderung. Nachdem der Beckerschacht 1846 im Auftrag eines Dresdener Kaufmanns geteuft worden war, führte man 1856 die Kohlenbahn (s. D 1) bis Hänichen, das sich mit dem Zuzug von Bergleuten durch Ortsteile im Oberdorf, an der heutigen F 170 und an der Goldenen Höhe vergrößerte. 1865 arbeiteten 462 Arbeiter, 75 Frauen und 64 Tagejungen für den Hänichener Bergbauverein. 1898 streikten die Arbeiter für bessere Lebensbedingungen 14 Tage lang. Das Jahr 1905 brachte mit der Einstellung des Bergbaus auch die niedrigsten Einwohnerzahlen nach dem Aufschwung seit 1846. Die Verarbeitung von Tabak diente nur vorübergehend, die schon 1818 betriebene Herstellung von Strohhüten und -schuhen für längere Zeit als Ersatzgewerbe. Das zu den Industriezentren im Plauenschen Grund günstig liegende Hänichen wurde dann mehr und mehr zum Pendlerwohnort. Seit der öffentliche Kraftomnibusverkehr in 20 Minuten eine Fahrt bis Dresden-Hauptbahnhof ermöglicht, suchen Hänichener Arbeiter vor allem die Werke im Elbtal auf. Hänichen hat im Ortskern den Charakter einer bäuerlichen Siedlung noch weitgehend gewahrt. Eine Anzahl kleinerer Höfe gruppiert sich mit den Giebelseiten um den rechteckigen Dorfplatz. Als einer der ältesten gilt Dreiseithof Nr. 8. Das Seitengebäude des Pferdestalles ist noch ein reiner Lehmfachwerkbau. Im Obergeschoß, wo im Stützgebälk die Jahreszahl 1733 zu finden ist, wurde früher der Reiheschank durchgeführt. Die Bretter für die Biergläser und Teile der Schankeinrichtung sind noch erhalten. Zwei heute zugeschüttete Teiche stauten das Quellwasser des Geberbaches. Auf ihrem eingeebneten Gelände wurden ein Turnplatz für die 1868 erbaute und 1872 erweiterte Schule eingerichtet und Blumenrabatten angelegt. In die nach 1957 modernisierte Schule gehen heute Kinder der Klassen 5—8 auch aus Rippien und Goppeln zum Unterricht. Fünf Hänichener Arbeiter wurden im Dezember 1933 wegen ihres illegalen Kampfes gegen die faschistische Diktatur verhaftet und in das Konzentrationslager Hohnstein gebracht. Unter ihnen befand sich Fritz B U S S A U (S. D 5), der erste Bürgermeister des Ortes nach 1945. Umsiedler, die durch die Bodenreform von 1946 Land erhalten hatten, waren die ersten Genossenschaftsbauern des Ortes und schlössen sich der L P G Fortschritt Bannewitz an, der heute alle Hänichener Landwirte angehören. In dem Gebäude der ehemaligen Bäuerlichen Handelsgenossenschaft richtete man eine 73

D 10

Hänichen

E S 3

Wiese

GZ)

Wald

Wittgensdorf

Abb. 12. Entwicklungsformen der Waldhufenflur (nach Flurkarten um 1840)

D i o kommunale Wäscherei ein, die auch die umliegenden Gemeinden Possendorf, Kleinnaundorf, Bannewitz, Rippien und Goppeln versorgt. Die Wohnhäuser am Höhenweg entstanden als jüngste Ortserweiterung in den Jahren nach i960.

Dil

Wilmsdorf, Ortsteil von Possendorf I m oberen Poisenbachtal senkt sich das nur 1 k m lange Wilmsdorf von 340 bis 28omHöhe an der Straße von Possendorf nach Niederhäslich. E s zeigt eine Waldhufenanlage, deren Flur sich vorwiegend nach Westen erstreckt, während auf der steileren Ostseite um den Heideberg nur kurze, breite Feldstreifen bis zur 300 m entfernten Flurgrenze zu Possendorf entwickelt sind. D a sich die Wilmsdorfer Flur noch im Bereich kohleführender Rotliegendschichten ausbreitet, wurde der Berglustschacht 1853 angelegt, der A b b a u erfolgte seit 1856. Das Flöz besaß eine Mächtigkeit von etwa 2 m. A n der linken Tallehne reihen sich die großen Höfe auf. Sie wurden um die Mitte des 19. Jahrhunderts mit Hilfe der Abfindungen, die die Bauern für die auf ihrem Grund und Boden anstehenden Kohleflöze bekamen, massiv ausgebaut. A m Haus Nr. 34 weist der Schlußstein des überwölbten Hoftores am Personeneingang noch die Jahreszahl 1749 auf. A n einem alten Vierseithof (Nr. 4b) erhielt sich ein Torhaus aus Lehmfachwerk. Die kleinen Häusleranwesen auf der rechten, steilwandigen Talseite entstammen in der Mehrzahl dem 19. Jahrhundert. Darunter befinden sich mehrere Bergarbeiterhäuser. Jüngere Ausbauten stellen auch die Poisenhäuser dar. Bei den Unteren haben wir den Standort der Poisenmühle zu suchen. Zu den Oberen Poisenhäusern östlich von Obernaundorf gehört die frühere Gaststätte Jägerhaus, heute ein Ferienheim des V E B Feintuchwerke Finsterwalde. Die Straße dorthin trägt den Namen Adolf KALWAKS (S. D 9). Das erst 1440 in der schriftlichen Überlieferung auftauchende und nach einem Personennamen genannte Wilmestorff war zu dieser Zeit der Pflege Rabenau zugeordnet. Das Rabenauer Rittergut übte grundherrliche Rechte aus, bis Wilmsdorf im 16. Jahrhundert Amtsdorf von Berreuth, später von Dippoldiswalde wurde. E i n Anteil unterstand dem Freigut am nördlichen Dorfende (Nr. 36), in dem am 6. Januar 1776 Ferdinand von SCHILL geboren wurde. Eine Gedenktafel an der Giebelseite erinnert daran. Ein Obelisk vor dem Haus — 1904 eingeweiht — zeigt sein Reliefbild. Als Kommandeur eines Berliner Husarenregimentes beteiligte er sich an den Bewegungen des Jahres 1809 gegen die französische Fremdherrschaft und fiel an der Spitze seines 600 Mann starken Freikorps im Straßenkampf gegen eine Übermacht von 6000 französischen und westfälischen Soldaten am 31. Mai 1809 in Stralsund.

76

Eutschütz, Ortsteil von Bannewitz, als Sackgassendorf am östlichen Rand des Nöthnitzbachtales gelegen, wird 1288 als Odizschowe und 1378 als Eutschicz (altsorb. Oviica = Ort, wo Schafe gehalten werden) bezeichnet. Eine Mühle ist für i486 überliefert. In dem Dresdener Amtsdorf stand noch 1814 (SCHUMANN) Feld- und Obstbau im Vordergrund. Die Flur zieht sich nach Osten in Richtung Goppeln. Sie wird von nach Nordosten gerichteten Erosionsrinnen, dem Britschengraben und dem Keulgraben, gegliedert, in denen die unter der Lößlehmdecke anstehenden Sandsteinschichten angeschnitten sind. Im Gegensatz zu Bannewitz behielt Eutschütz sein bäuerliches Gepräge. A n der kurzen Dorfstraße liegen auf beiden Seiten große Dreiseithöfe, die ihre mit plastischem Schmuck verzierten Giebelfronten der Straße zuwenden und durch gemauerte Hoftore abgeschlossen sind. Ein alter Fachwerkbau (Nr. 12) steht noch am oberen Dorfeingang. Im Gut Nr. 10 blieben das mit einem Fachwerkobergeschoß ausgestattete Wohnstallhaus aus dem 18. Jahrhundert und die überwölbte Hofeinfahrt mit zwei Fußgängerpforten erhalten. A m unteren Dorfeingang bilden drei ältere Häusleranwesen mit ihren sich staffelnden Giebeln eine malerische Gruppe.

Rippien, Kreis Freital,

E 2

gehört zu den Gebergrunddörfern. Im Anschluß an den alten Ortskern, ein Platzdorf, aus dem ein kleiner Nebenbach abfließt, erfolgten Ausbauten nach Osten und Westen. Die ersten Nennungen, 1295 Rypin, 1378 Ryppian und 1411 Grippin, gehen auf altsorb. Gfiben = Ort am Bergkamm zurück. Einer Urkunde von 1453 zufolge ging Rippien aus der Hand des Bischofs zu Meißen im Tausch gegen Dorf und Vorwerk Schmölen bei Würzen an den Kurfürsten über. Die Grundherrschaft lag 1547 vorwiegend beim Rittergut Lockwitz, Anteile beim Rittergut Borthen und im 18. Jahrhundert beim Rittergut Bärenklause. Neben 8 Bauern und 15 Gärtnern gab es 1785 schon 28 Häusler, die zum Teil in Sandsteinbrüchen tätig waren. Ein Rippiener Bruch befand sich bereits 1710 in Betrieb. Der Steinkohlebergbau faßte in Rippien um 1850 Fuß, als der Beharrlichkeitsschacht südlich vom heutigen Westende des Dorfes geteuft wurde. Seit 1855 erfolgte regelmäßig Kohleförderung aus 355 m Tiefe. Zwischen 1855 und 1858 nahm die Bevölkerung von anfangs 557 um 100 Personen zu. Mit dem Zuzug von Bergleuten war eine rege Bautätigkeit verbunden, für die 1860 eine Ziegelscheune und 1864 ein Ziegelofen in Betrieb genommen wurden. Der hohe Anteil der Arbeiter an der Dorfbevölkerung läßt sich auf diese Jahre zurückführen. 1861 gab es 96 Bergarbeiter (mit 227 Angehörigen), 15 Handarbeiter und 7 Strohflechter im Ort (s. folgende Tabelle). 77

1849 Landw. Berufe Selbst. Handwerker Arbeiter Sonst. Berufe l)

l86l

»933/35

248

59,6%

186

26,8%

112

55

13,«%

5o

7,2%

52

14,0% 6,5%

62 51

14,9%

37o

53,3%

345

44,3%

12,3%

88

12,7%

281»)

35,1%

Davon 140 Rentenempfänger — 17,7% aus der Zeit des Bergbaus

Der Niedergang des Bergbaus traf besonders die Arbeiterschaft. Sie mußte sich. Beschäftigung in den Industriegebieten des Plauenschen Grundes und Elbtales suchen. Etwa die Hälfte der Berufstätigen Rippiens pendelte täglich aus dem Dorfe aus, da eine 1907 eröffnete Möbelfabrik, die noch heute als volkseigener Betrieb produziert, nur 36 Arbeiter beschäftigen konnte. Viele der einheimischen Arbeitskräfte waren auch in die ungefähr 1885 aufblühenden Baugewerbe gegangen. Die Ziegelei stellte seit 1907 Saisonarbeiter aus Polen ein, gab 1914 den Betrieb aber auf, weil die billige einheimische Kohle durch teurere aus dem Ruhrgebiet ersetzt werden mußte. Der starke Zuzug nach Rippien erforderte 1845 den Bau einer Schule, nachdem Unterricht schon seit 1764 gehalten worden war. 1870 entstand das zweite Schulhaus. In den beiden Gebäuden erhalten heute Kinder vom 1.—4. Schuljahr auch aus Goppeln und Hänichen Unterricht. Für den beim Ortsausbau tätigen Baumeister Traugott Ernst S O M M E R S C H U H , geb. 14. 1. 1844 in Rippien (t 27. 7. 1905), entstand auf dem Dorfplatz ein Denkmal. Wie in Rähnitz (jetzt Hellerau) war auch am Nordrand von Rippien 1828 durch Wilhelm Gotthelf L O H R M A N N eine Meridiansäule errichtet worden. Beide Säulen bildeten mit einem Beobachtungspfeiler an der Westecke des MathematischPhysikalischen Salons am Dresdener Zwinger die Ausgangslinie für Probemessungen im Rahmen der Vorbereitung eines neuen Grundsteuersystems. Wahrscheinlich ist die Rippiener Säule nach dem großen Dorfbrand von 1844 abgetragen und ihr Material beim Wiederaufbau von Gebäuden verwendet worden. Die sich platzartig erweiternde Dorfstraße säumen auf beiden Seiten stattliche Dreiseithöfe mit breiten Einfahrten, die vereinzelt gemauerte und überwölbte Hoftore aufweisen. Das älteste Haus ist ein nach dem östlichen Dorfeingang zu gelegener Zweiseithof mit Fachwerkobergeschoß (Nr. 39). Den Schlußstein des Torbogens mit der Jahreszahl 1686 findet man in die Gartenmauer eingesetzt. Der große Vierseithof Nr. 31 geht in seinem ältesten Teil mit dem überwölbten Hoftor auf das Jahr 1737 zurück. Bergleute siedelten sich an beiden Enden der Dorfstraße an. Auch sonst unterbrechen mehrfach Arbeiterwohnhäuser das Bild des alten Dorfes. Schließlich wurde auch die Halde des Beharrlichkeitsschachtes mit Siedlungshäusern besetzt. Die sozialistische Umgestaltung der Landwirtschaft begann in Rippien 1959 mit dem Anschluß einiger Bauern an die L P G T y p I I I Fortschritt Bannewitz. 78

Die Bannewitzer Genossenschaft errichtete in Rippien ein Rinderkombinat für E 2 360 Tiere, das auch einige Scheunen von Bauern nutzt, die sich i960 zur LPG Typ I Goldene Höhe zusammengeschlossen haben und eine gemeinsame Feldwirtschaft mit den Genossenschaftsbauern der umliegenden Dörfer betreiben (s. D 5). Bäuerliche Wirtschaftsgebäude am Dorfplatz dienen einer Großhandelsgesellschaft als Sammel- und Lagerstätten. Auf 50 h a der Rippiener Gemarkung züchtet ein Teilbetrieb des VEG Baumschulen Dresden-Tolkewitz mit dem Sitz im ehemaligen Gut Nöthnitzer Straße 2 Rosen, Koniferen und Obstbäume.

Gebergrund

E 3

Vom Quellgebiet östlich Hänichen bis Nickern überwindet der Geberbach einen Höhenunterschied von 140 m. Das entspricht einem Gefälle von 2,8%. Muldenförmige Tälchen, Kerben und periodisch trockene, tilkenähnliche Hohlformen laufen südlich von Rippien zum nach Nordosten gerichteten Gebergrund zusammen, dessen Talquerschnitt häufig wechselt. Ein sehr enges Kerbtal ist bei Golberode in den brekziösen Konglomeraten und Sandsteinen des Unterrotliegenden ausgebildet. Ein breiteres Sohlental trifft man in leicht ausräumbaxen Schiefertonen und -letten bei Goppeln an. Es läßt sich bis Nickern verfolgen, ist etwa 15—20 m eingetieft und besitzt südlich Kauscha ein deutlich asymmetrisches Querprofil. Die steilen, nach Norden schauenden Hänge tragen Laubmischwald, die flacheren, lößbedeckten Grünland, stellenweise auch Ackerland, die vergleyten Böden der nassen Talsohle Wiesen. Der Gebergrund ist bekannt wegen seiner reichen Frühjahrsflora. Gefleckte Taubnessel (Lamium maculatum), Hohler Lerchensporn (Corydalis cava), Goldnessel (Lamium galeobdolon), Wald-Goldstern (Gagea lutea), Lungenkraut (Pulmonaria officinalis ssp. officinalis), Aronstab (Arum maculatum), Wolliger Hahnenfuß (Ranunculus lanuginosus), Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum), Hain-Sauerklee (Oxalis acetosella) und Stern-Miere (Stellaria holostea) vereinen sich mit weniger auffälligen Arten, wie Bingelkraut (Mercuriales perennis), dem duftenden, oft übersehenen Moschusblümchen (Adoxa moschatellina), der Schuppenwurz (Lathraea squamaria), einer Schmarotzerpflanze, und zahlreichen anderen Arten. Jahreszeitlich später fallen u. a. das zierliche Große Hexenkraut (Circaea lutetiana) und die Rote Nachtnelke (Melandrium rubrum) auf. Den Mooskenner erfreuen üppige Polster von Laubmoosarten, so z. B. Mnium undulatum, Mn. punctatum, Mn. hornum, Atrichum undulatum. Die Baumschicht besteht im wesentlichen aus Stieleiche, Hainbuche, Esche sowie aus Bergahorn, der dem Grund seinen Namen eingebracht h a t (altsorb. javor). In der Strauchschicht zeigt sich durch Hirschholunder (Sambucus racemosa) noch der Einfluß des nahen Berglandes. Am sonnigen Wiesenhang südlich Goppeln sind als Vertreter von Trocken79

E 3 rasengesellschaften die Aufrechte Trespe (Bromus erectus) und der Wiesensalbei (Salvia pratensis) bemerkenswert. E 4 Goppeln, Kreis Freital Unmittelbar über dem nördlichen Steilhang des Gebergrundes zieht sich, 225 m ü. NN gelegen, die alte Dorfzeile abseits der vorbeiführenden Straße hin, an der zwei große Vierseithöfe — der 1891 neu erbaute Gasthof und der Vorwerk genannte — entstanden sind. Ein typisches Beispiel für die Gestaltung vieler Höfe zeigt Nr. 20 mit plastischem Giebelabschluß und großem, überwölbtem Hoftor mit Schlußstein. Das Dorf vervollständigen einige Häusleranwesen, darunter eine ehemalige, gern besuchte Weinbergwirtschaft in dem 1827 von einem Bauern angelegten Bielaks Weinberg, neben dem eine steile Treppe von 80 Stufen in den Grund führt. Das Schulhaus stammt aus dem Jahre 1890. Vorher besuchten die Kinder die Schule in Leubnitz, wohin Goppeln noch heute gepfarrt ist. Zum Bauerndorf gehörte eine Mühle am Übergang der Straße nach Golberode. Das Meilenblatt von 1785 kennzeichnet sie als „Obermühle mit einem Gang". Aber reichlich 100 Jahre später (1887) heißt es, sie „war schon lange keine Mühle mehr"; ihre Gebäude stehen heute noch als Wohnhäuser. Guppil war 1286 zusammen mit Leubnitz dem Kloster Altzella zugeeignet worden und kam bei der Säkularisierung an das kurfürstliche Amt Leubnitz, Anteile jedoch an das Rittergut Borthen. Der Ortsname ist vielleicht vorslawischer Herkunft (norweg. gop = Schlucht). Die Flur, die sich nach Norden bis 180 m absenkt, war ursprünglich in ihrem westlichen Teil gewann- und gelängeartig in schmale Streifen gegliedert, woran noch Flurnamen wie Ober-, Mittel- und Niederstriche, Breiter und Schmaler Strich erinnern. Ein Teil der Vorwerksflur unterschied sich von ihnen durch die Bezeichnung Viereckigt. Auf Staunässe in Plänersandstein könnte der Name Schlamm für den nördlichsten Flurteil deuten (mhd. slam bedeutet aber fruchtbarer Boden), wo auch der Mörgel lag, dem man offenbar, wie in Kauscha (s. E 7), kalkhaltiges Material zum Düngen der Felder entnahm. Im 19. Jahrhundert machte das Dorf einen Strukturwandel durch. Zunächst zogen Steinbruchsarbeiter zu. Sie waren in Brüchen am Weg nach Leubnitz und zum Gebergrund um 1830 tätig, später kamen in Dresden beschäftigte Arbeiter ins Dorf, wodurch der Ort immer mehr vorstadtähnliche Züge erhielt. Einfluß auf die Veränderungen im Dorf nahmen auch die seit der Jahrhundertwende auftauchenden Maler, die durch die verborgenen Schönheiten des Gebergrundes angezogen wurden. Unter Führung des späteren Akademiedirektors Kaxl B A N T Z E R suchten sie vor der Natur nach neuen Ausdrucksformen in der Malerei, entwickelten einen eigenen impressionistischen Malstil und schlössen sich zur „Goppelner Schule" zusammen. Ein Bevölkerungsanstieg um 1930 ist auf den Ausbau des Hauses auf Flurstück 14 für die katholischen Nazarethschwestern zurückzuführen, die neben einem Dauerheim für vorschulpflichtige Kinder auch ein Altersheim einrichteten (s. folgende Tabelle). 80

Goppeln

1849

Landwirtsch. Berufe Selbst. Handwerker Arbeiter Sonst. Berufe

118 19 11 6

l

1861 76,6% 12,3% 7,1% 4,o%

88 15 48 17

>933/35 52,4% 8,9% 28,6% 10,1%

84 17 47 188

25,6% 5,2% 14,3% 54.9%»)

) Verein der Nazarethschwestera = 3/7 der Gesamtbevölkerung

Die 1958 gegründete L P G Typ I I I Gebergrund hat infolge günstiger klimatischer Bedingungen den Hopfenanbau eingeführt, der 1969 auf 12 ha betrieben wurde. Zu den Neubauten gehören ein Hochbau für die Hopfenpflückmaschine sowie eine Hopfendarre. Im Rahmen der Kooperationsgemeinschaft Bannewitz—Goppeln (s. D 5) besteht ein Stützpunkt für Landtechnik. Am Platz beim Gasthof entstanden ein Vieriamilien-Wohnhaus für Genossenschaftsmitglie der sowie Geschäfte zur Versorgung der Bevölkerung. An der Flurgrenze zu Dresden-Leubnitz unterhält der V E B Getreidewirtschaft umfangreiche Anlagen zur Annahme und zum Lagern der Erzeugnisse der Kooperationsgemeinschaften im Gebiet Kreischa—Dippoldiswalde. Golberode, Ortsteil von Goppeln,

E 5

erhebt sich an der südlichen Talflanke des Gebergrundes 60—80 m über die Bachsohle, von wo die Landoberfläche bis zum Zughübel bis 337 m ü. NN ansteigt. Die Felder am Weg dorthin wurden als Berge bezeichnet. Den Untergrund baut Plänersandstein auf, der im unteren Flurteil von einer Lößlehmauflagerung verdeckt ist. Er grenzt nach Westen zu an Rotliegend-Ablagerungen, die durch kurze Zuflüsse zum Geberbach und zum Possendorfer Bach stark zerschnitten sind. Gehölzreste und alte Flurnamen (Lehden, Tännicht, Frankenbusch) der ehemaligen Gewannflur weisen auf früher ausgedehntere Waldbedeckung hin. Die Wasserbeschaffung in dem im Sandsteinbereich gelegenen Ort bereitete Schwierigkeiten, da tief gegraben werden mußte und außerdem wegen des Bindemittels im Gestein sehr kalkhaltiges Wasser vorkommt. Ein Kalkofen zur Bereitung von Branntkalk bestand am Alten Postweg, Plänersandstein wurde in dorfnahen Steinbrüchen gewonnen. Eine alte Steinbruchschmiede ist als Wochenendhaus ausgebaut worden. Die auffälligen Veränderungen der Einwohnerzahlen im 19. Jahrhundert (s. folgende Tab.) fallen zeitlich mit dem Wandel der Sozialstruktur der Bevölkerung zusammen. Mancher der bis zu 40 Mann zählenden Belegschaft in den Steinbrüchen nahm in Golberode Wohnsitz, ebenso Beschäftigte aus den umliegenden Kohlebergwerken um Hänichen. Nach dem Aufhören des Abbaus verzogen Bergleute und Steinbrecher oft wieder, andererseits ließen sich mehr und mehr Arbeiter des Dresdener Industriegebietes im Dorf nieder. 81

1933/35

i86l

Landw. Berufe Selbst. Handwerker Arbeiter Sonst. Berufe

112 12 —

1

89.6% 9,6% —•

0,8%

109 10 37 4

68,1% 6,2% 23.1% 2,6%

61 6 45 32

42.4% 3.9% 29.3% 24.4%

Der Name des Dorfes lautete 1288 Holbrode, 1425 Gollebrode ( = altsorb. Spottname Golobrody = Kahlbärte). Die wenigen Gutshöfe, über die das Rittergut Bärenklause die Grundherrschaft ausübte, säumen die ansteigende Dorfstraße beiderseits in einer kurzen Gasse. Sie wurden, nachdem 1740 die östliche und 1809 die westliche Seite abgebrannt waren, massiv unter Verwendung von heimischem Sandstein aufgebaut. Die Schlußsteine lassen landwirtschaftliche Ornamente und Sprüche, die sich auf den Ackerbau beziehen, erkennen. Die Hofeingänge sind durch gemauerte, überwölbte Hoftore geschlossen. Nur noch vereinzelt erkennt man an Nebengebäuden und hinter den Sandsteingiebeln ältere Fachwerkkonstruktionen. Der Gasthof, der 1820 den Reiheschank der Bauern ablöste, zeigt mit seiner hochgemauerten Gartenterrasse, daß er für Ausflugsverkehr von Dresden her eingerichtet ist. Die Golberoder Bauern bildeten die L P G T y p I I I Freundschaft, die 1954 gegründet wurde und 1969 etwa 600 ha bewirtschaftete. Die Mühle von Golberode, wahrscheinlich die oberste im Gebergrund, 1688 als „kleines Mühlgen" bezeichnet, hat man in der Fortsetzung der Golberoder Dorfstraße am B a c h zu suchen. Dorthin führen von Golberode ein Hohlweg und ein W e g von Goppeln. Von Gebäuden ist allerdings auf alten Karten und auch an Ort und Stelle nichts zu entdecken. Sie muß daher schon lange verschwunden sein.

E 6 Gaustritz, Ortsteil von Goppeln, gehört nicht unmittelbar zu den Dörfern beiderseits des Geberbaches, da es in der Quellmulde eines etwa 1 k m langen, tief eingeschnittenen Nebenbaches angelegt wurde. Sein erster Name lautete 1378 Gusterticz (von altsorb. Guscerica = Eidechsenort). 1498 schrieb man Gausteritz. Grundherrliche Bindungen bestanden zum Rittergut Niederlockwitz. Die frühere Flur des kleinen Rundweilers besaß durch ihre Gliederung in Blöcke Ähnlichkeit mit der von Babisnau. Den Nordteil der Gemarkung bis zum Geberbach nennt man Große Scheibe, ihr A b f a l l am nach Südosten gerichteten Hang zum „ L o c h " des Nebenbaches heißt Sommerberg. Z u m Geberbach senkt sich der Mühlberg ab, der nach einem 1576 mit 2 Mahlgängen ausgestatteten Anwesen benannt ist. Der alte Fachwerkbau dient jetzt als Gastwirtschaft. Im Garten wurde 1891 einer der in Sobrigau gefundenen Grabsteine (s. F 8) aufgestellt. Die beiden stattlichen Hauptgüter sind um die 82

Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut und von Bruchsteinmauern, die auch die E 6 Obstgärten einschließen, umgeben. Der hinter Bäumen versteckte Gutshof Nr. 5 ist noch ein älterer Lehmfachwerkbau und hat einen überwölbten Hofeingang. Wegen der dem Elbtal abgewandten Lage hat das Dorf an dem Wandel der umliegenden Dörfer zu Wohnorten von Arbeitern kaum Anteil genommen. Eine i960 gebildete landwirtschaftliche Genossenschaft Typ I h a t sich der L P G Freundschaft in Golberode angeschlossen.

Kauscha, Ortsteil von Goppeln,

E 7

zahlt zu den Gebergrunddörfern. Sein Hauptteil ist als Rundweiler links des Baches, Klein-Kauscha mit ehemals zwei Höfen rechts davon angelegt. Die früher in Blöcke gegliederte Flur bewahrt zahlreiche Flurnamen, die sich auf die Form der Besitzstücke (Keile, Kurzbeete, Krümme, Quere, Spitze) beziehen. Andere knüpfen an die Naturausstattung an, so Schlamm, Galke (altsorb. goly = nackt, kahl) wie auch Pritzsche (s. C 5); Mörgelgrube deutet auf die Entnahme von Material zu Düngezwecken hin, an der Flurgrenze zu Nickern stand ein Kalkofen. Ein Gutsbesitzer betrieb einen Steinbruch unterhalb des Dorfes, ein anderer einen am Gamighübel, wo ebenfalls Dohnaer Granodiorit als Straßenschotter gewonnen wurde. Südöstlich der Siedlung wurde etwa 1906 ein Bronzesammeifund geborgen, der aus 6 oder 7 massiven Fußringen und einer Sichel bestanden haben soll. Erhalten ist lediglich ein gedrehter Ring und ein weiterer Ring mit imitierter Torsion aus der jüngeren Bronzezeit. — Auf einer vorspringenden Geländezunge lag über dem Geberbach die Hungerburg. Entdeckte Siedlungsreste mit Gruben erbrachten vor allem keramisches Material vom Ende des 11. Jahrhunderts. Die Lage südöstlich, außerhalb des Ortes, der dortige isolierte Gutshof und der nordöstlich anschließende Hohlweg sprechen für eine frühdeutsche Wallanlage, für die letzte Beweise allerdings erst eine Plangrabung erbringen könnte. — Etwa 500 m nördlich von Kauscha fand man nordöstlich der Höhe 176,9 ein Gräberfeld der ältesten Eisenzeit. — Gegen den Ort zu, etwa im Straßenkreuz der Verbindungen Goppeln—Dresden-Nickern und Sobrigau—Neuostra, ist eine mittelbronzezeitliche Siedlung (ca. 1200 v. u. Z.) zu suchen. Die Gruben enthielten Keramik, ein Tongewicht (Webstuhl) und Steingeräte. Seit der ersten Nennung (1288 Cudeschowe = altsorb. Personenname, Ort des Chudoä) wandelte sich der Ortsname über Kaudischow (1435) und Kauschie (1555) zu Kauschaw (1621). Das nach Leubnitz gepfarrte Dorf war grundherrlich geteilt, und zwar an die Rittergüter Borthen und Niederlockwitz sowie an das Amt Leubnitz, das alle früheren Altzellaer Klosterbesitzungen um Dresden zusammenfaßte. Eine Altzeller Untertanin war im 14. Jahrhundert wegen Nichterfüllung von Verbindlichkeiten aus der Kirche verbannt worden, woraufhin ihr Sohn Kaspar von Kudeschow 1362 den Abt von Altzella ermordete. Als im Befreiungskrieg 1813 am 17. Oktober russische Truppen im Ort lagen. 83

E 7 fielen durch französischen Beschuß einige Höfe der Vernichtung anheim. Eine Inschrift am Haus Nr. 7 erinnert daran. Unter den vorwiegend massiv unter Verwendung von Sandstein erbauten Anwesen fällt Nr. 6 durch ein schwungvolles Rundbogentor auf, das im Schlußstein die Jahreszahl 1781 verzeichnet. Beim Dreiseithof Nr. 10 trägt das zweigeschossige Stallgebäude ein vorkragendes Lehmfachwerkobergeschoß, im Türsturz die Jahreszahl 1718 und die Initialen des Erbauers. Den Mittelteil der Traufseite nimmt ein über eine Treppe erreichbarer Hochlaubengang ein. Das vor kurzem erneuerte Wohnstallhaus erhielt seine heutige Form als zweigeschossiger Bau mit Fachwerkobergeschoß der Zahl im Schlußstein der Hofpforte zufolge 1803. Die gewölbten Ställe gehören aber wohl einer früheren Bauperiode an. Die landwirtschaftliche Produktion in Kauscha lag bis 1971 ausschließlich in der Hand eines Betriebsteiles des V E G Tierzucht Dresden-Pillnitz. Außer Hopfenerzeugung auf 16 ha werden besonders Feldgemüse und in Gewächshäusern Frühgemüse angebaut. Acht Doppelhäuser für die Familien des Volksgutes entstanden an der Straße nach Nickern.

E 8 Hornschenke Ein Golberode-Dippoldiswalder (Kohlen-)Verein ließ 1857 auf Golberoder Flur den Dippoldschacht teufen. Zwei Jahre später entstanden Maschinengebäude, Wohnräume und Bergschmiede, als der Schacht bereits 124,5 m Tiefe erreicht hatte. 53 Männer nahmen die Arbeit auf: 1 Obersteiger, 8 Vollhäuer, 6 Probehäuer, 16 Lehrhäuer, 9 Grubenzimmerlinge, 3 Bergschmiede und 10 weitere Beschäftigte. 1867 mußte der Betrieb wegen Unrentabilität geschlossen werden. Da man den Schacht 1870 zuschüttete und die Gebäude bis auf die 1859 eröffnete Hornschenke 1873/74 abtrug, erinnert nur noch eine Halde an den Bergbau. Nach B E S C H O R N E R (1922) lagen zwischen Hornschenke und Possendorfer Bach Flur und Dorf Franken. An diese gegenüber Altfranken westlich von Dresden offenbar jüngere Siedlung erinnern Flurnamen wie Frankenbusch, Frankenstriche und Im Franken.

E 9 Babisnauer Pappel (329,7 m) Im Jahre 1808 pflanzte der Bauer Johann Gottüeb B E C K E auf dem Zughübel westlich von Babisnau an der Grenze seines Besitzes eine Schwarzpappel. Im preußisch-österreichischen Krieg 1866 bauten sächsische Pioniere ein Beobachtungsgerüst in den Baum. Am 23. März 1884 erwarb der Gebirgsverein für die Sächsische Schweiz für 300 Mark den Baum und das umliegende Gelände, das immer mehr von Wanderern besucht wurde. Ein Jahr später entstand ein Aussichtsgerüst, das seither mehrfach erneuert werden mußte. Die Babisnauer Pappel gewährt einen eindrucksvollen Überblick über mehrere 84

Landschaftseinheiten Ostsachsens. I m Norden erkennt man über der breiten E g Elbtalweitung den bewaldeten Steilhang, der die Lausitzer Platte nach Süden begrenzt und sich v o m Borsberg bis zu den Lößnitzhöhen in Radebeul verfolgen läßt. I m Osten wird das Tafelbergrelief des Elbsandsteingebirges mit den markanten Steinen und Ebenheiten sichtbar. I m Süden umrahmt der Höhenzug mit Quohrener Kipse, Hermsdorfer Berg und Wilisch das Kreischaer Becken, in dem nur der Härtlingsrücken des Spitzberges (319,9 m) eine markante Vollform bildet (s. L 1 ) . Die Babisnauer Pappel steht auf einer Sandsteintafel, die nördlich des Alten Postweges in etwa 320 m Höhe endet. Dem schwachen Einfallen der Sandsteine entsprechend dacht sich die Tafel in Richtung Golberode sanft mit 2 — 4 ° geneigten Hängen ab, wird aber am Zughübel gegen den Zertalungsbereich des Possendorfer Baches durch eine deutliche, nach W e s t und Südwest gerichtete, etwa 40 m hohe Schichtstufe begrenzt. Die Sandsteine sind v o n einer flachen Lößlehmdecke verhüllt, auf der sich flachgründige Decklöß-Parabraunerden entwickelt haben. Zahlreiche Lesesteine im Ackerland weisen auf den Sandsteinuntergrund hin.

Babisnau, Ortsteil von Kautzsch,

E 10

etwa 304 m hoch gelegen, breitet seine nördliche Flur im Bereich des Plänersandsteins aus, die südliche schon in Rotliegend-Ablagerungen. Vier Höfe bilden einen Weiler, die dazugehörigen Felder waren als Blockflur eingerichtet. Der ersten Nennung von 1288 als Paznowe folgte 1350 die Namensform Babsenowe (Ort des Babizna, zu altsorb. baba = alte Frau). Die grundherrlichen Verhältnisse wechselten häufig. E i n G u t gehörte längere Zeit nach Oberkreischa, im 17./ 18. Jahrhundert hatte Bärenklause Rechte im Dorf, ein G u t unterstand dem Religionsamt Dresden, dessen Einkünfte geistlichen Zwecken dienten. D a der Ort nach Possendorf gepfarrt war, mußten die Kinder dorthin zur Schule gehen. Ein 1839 in klassizistischen Formen und mit Krüppelwalmdach errichtetes eigenes Schulhaus am W e g nach Bärenklause dient Wohnzwecken, seit 1910 die Einschulung nach Sobrigau erfolgte. Zum B a u der massiven Dreiseithöfe entnahmen die Bauern Material aus einem nahen Steinbruch. Verzierungen, Jahreszahlen und Sprüche zeichnen jedes Anwesen aus. So schmückt ein Sandsteinrelief Nr. 3. A m großen G u t an der Straßenkreuzung erwähnt eine Tafel Besitzer der Familie Preußer v o n 1524 und 1921. Erbaut wurde das G u t in seiner heutigen F o r m einer Inschrift an der Scheune zufolge 1872. Architektonisch besonders reizvoll gestaltet ist der gewölbte Pferdestall. Das Obergeschoß des risalitartig vorgezogenen Mittelteils ruht auf einem dreiteiligen Arkadengang. D e m Dachgiebel dieses Vorbaus sitzt ein Uhrtürmchen mit Laterne auf. I m Gutshof Nr. 3 richtete die L P G Freundschaft Golberode, der sich die Bauern von Babisnau angeschlossen haben, einen Schafstall ein. 7

Freital

S5

E 10 E i n Steinkreuz an der Flurgrenze gegen Bärenklause, etwa 700 m südlich Babisnau, zeigt folgende Inschriften: R H D E C O L L A T A ( = die Enthauptete), D e 18 Dezember Anno 1750. Offenbar ist dieser T e x t in ein viel älteres Kreuz gemeißelt worden, nachdem eine Magd, Rosine Herschel, aus Gombsen an dem bezeichneten T a g wegen Kindestötung enthauptet wurde. Ell

Bärenklause, Kreis Freital E i n kurzer Grund entwässert zum Lockwitzbach. In seinem Quellbereich lag die Bauernsiedlung Kolchowe (1288), auch Kolczschow (1378) genannt (altsorb. Kolcov = Rodung). Nach 1445 lebten hier zwei besessene Mann, 1547 sogar acht. Der Grundherr, Hans Christof v. Bernstein auf Kleinborthen, richtete 1555 im Dorf ein Vorwerk ein und legte die Bauern, um seinen Besitz zu vergrößern. Nach ihm wurde der Gutsweiler benannt, und 1606 erhielt dieses Anwesen den R a n g eines Rittergutes. SCHIFFNER (1840) beschreibt das getürmte Herrenhaus und hebt den starken Obstbau hervor. Einer in den „ B e r g b l u m e n " 1888 veröffentlichten Zuschrift zufolge stammte eine neben dem Eingang eingemauerte Tafel des Jahres 1549 von der zugehörigen Brandmühle. V o r 1945 umfaßte der Gesamtbesitz des Gutes 159 ha. V o r allem Geflügel und Schweine aus diesem Betrieb wurden ausschließlich an die Dresdener Gaststätte Bärenschenke geliefert, die demselben Besitzer gehörte. I m dreigeschossigen Herrenhaus, das nach 1870 umgebaut wurde, sind außer Wohnungen eine Konsumverkaufsstelle und die Räume der Gemeindeverwaltung untergebracht. V o n den Gebäuden des früheren Gutspächterhofes fällt das Wohnhaus mit seinem Mansardwalmdach als ein harmonisch durchgebildeter Barockbau auf. I m Schlußstein des Korbbogenportals ist die Jahreszahl 1776 eingemeißelt. Das älteste der Gutsarbeiterhäuser — insgesamt waren bis 1785 zehn entstanden, davon drei bei Kautzsch — besitzt ein schönes Korbbogenportal mit der Jahreszahl 1833 in der Wölbung und der Nr. 9 im Schlußstein des Türgewändes. Das Rittergutsland unterlag 1945 den Gesetzen der Bodenreform. E t w a 20 ha parzellierte man in bis zu 2000 m 2 große Grundstücke. 11 davon wurden mit Einfamilienwohnhäusern bebaut. Den größten Teil des Besitzes erhielten Neubauern, von denen zwei in Bärenklause und zwei in Kautzsch neue Eindachhöfe bauten. Weitere vier teilten sich in zwei ehemals dem Rittergut gehörige Kautzscher Gutshöfe, während sich fünf in Wirtschaftsgebäuden in Bärenklause einrichteten. Die von den Neubauern 1958 gegründete L P G V . Parteitag hat sich der L P G Freundschaft in Golberode angegliedert. Die frühere Schweinezuchtanlage des Rittergutes wird nach Ausbau noch als solche genutzt.

F 1 Nickern, Stadtteil von Dresden Der in 7 k m Luftlinie vom Altmarkt entfernt gelegene Dresdener Stadtteil ist in keiner Richtung mit den benachbarten Lockwitz, Prohlis oder Reick baulich 86

verwachsen. Die Fernverkehrsstraße 172, auf der der städtische Nahverkehr F 1 durch Autobusse bewältigt wird, verläuft 1 km vom alten Ortskern entfernt. Im gesamten Ortsbereich befinden sich Siedlungsnachweise für die ältesten Feldbauern und Viehzüchter unserer Gegend, die Bandkeramiker. Grabungsfunde liegen besonders für die Gebiete süd- und nordöstlich, aber auch direkt nördlich am Ortsrand zu beiden Seiten der Straße nach Kauscha vor. Dort wurden in den letzten Jahren nicht nur zahlreiche Gruben freigelegt, sondern auch große Rechteckhäuser untersucht, bei denen u. a. Getreidereste geborgen werden konnten. Hinzu kamen Skelettgräber mit Baumsargresten und Keramikbeigaben, ein Steinwerkzeugsammelfund und vieles andere Siedlungszubehör. Nach dem Radiokarbonverfahren, einer Untersuchung mit Hilfe des radioaktiven Kohlenstoffisotops, gehen die ältesten Reste der Nickerner Siedlung reichlich 6000 Jahre zurück. Ende des 19. Jahrhunderts wurden zwischen Geberbach und Fritz-MeinhardStraße beim Lehmstechen zwei zunächst unerkannte Germanengräber vom Ende des 6. Jahrhunderts gefunden. Die Lage der Skelette ist leider nicht überliefert. Das Frauengrab enthielt zwei goldplattierte Bronzefibeln mit einer halbkreisförmigen Kopfplatte, sieben Zierknöpfen und einem stilisierten Tierkopf, dazu eine verzierte kleine Schnalle mit angegossener dreieckiger Platte, eine ebenfalls verzierte und profilierte Riemenzunge, eine große rosettenförmige hellblaue Glasperle und einen tönernen Spinnwirtel. Vom Kriegergrab blieben die Reste zweier großer Eisenmesser, eine ovale Schnalle und zwei Lanzenspitzen erhalten. Ein Schwert fehlt. Nach den historisch äußerst wichtigen Funden wurde die Langobardenstraße benannt. Die erste urkundliche Nennung erfolgte 1288 zusammen mit Lockwitz als Nicur. Die Schreibweise ging über Nigkur (1378), Nickor (1443) in Nickern (1464) über, die sowohl „Ort des Nikur" bedeuten kann, als auch von urslaw. kuriti abzuleiten ist (nicht räuchern, nicht rauchen). Aber Nickern dürfte wesentlich älter sein; denn das eigentliche Dorf nordöstlich davon soll schon in spätslawischer Zeit bestanden haben. Die Geschichte von Nickern war später eng mit der des Rittergutes Lockwitz verbunden. Oberlockwitz besaß hier die Obergerichtsbarkeit, und die Dorfbewohner hatten dort Frondienste zu leisten und Abgaben zu entrichten. Als im 16. Jahrhundert die Familie Alnpeck Lockwitz und Nickern besaß, nahm der Sohn Hieronymus des Mitbegründers der Kupfersaigerhütte Grünthal, Georg A L N P E C K , seit 1523 zeitweise in Nickern seinen Wohnsitz. Von dessen Sohn Hans und seiner Ehefrau Margarete besteht in der Kirche zu Leubnitz, wohin Nickern damals gepfarrt war, ein Grabdenkmal. Teile der heutigen Gutsanlage gehen zurück auf bauliche Veränderungen, die der Oberkammer- und Bergrat Joh. Georg von O S T E R H A U S E N , der Besitzer von Lockwitz, 1622 durchführen ließ, als er das Gut erwarb (Inschrift auf der Gutsglocke). Erst 1693 wurde das ursprünglich ebenerdige Herrenhaus unter dem Oberhofmeister Hans von B O S E aufgestockt. Jener zweigeschossige, durch ein Mansarddach abgeschlossene Barockbau besitzt eine fünfachsige Fassade, die in der Mitte das Korbbogenportal mit der Wappenkartusche und der Jahres7*

87

F 1 zahl 1693 trägt. Ein der Nordostecke vorgelagerter Glockenturm entstand in Anlehnung an barocke Formen erst 1870, die Wetterfahne stammt allerdings von 1673. Dieses Gebäude besitzt jetzt als Kulturhaus einen der Allgemeinheit zugänglichen Saal sowie Schulhort und Kindergarten. Eine halbkreisförmige Terrasse vor dem Schloß gibt den Blick frei auf das tiefer liegende Dorf, das überwiegend nur aus kleinen Häusleranwesen besteht. Von den fünf größeren Bauerngütern, die sich um den unregelmäßig ausgebildeten Dorfplatz gruppierten, hat sich nur der Vierseithof Nr. 16 gegenüber der Bäckerei erhalten. Seine ältesten Teile reichen, wie eine kaum noch leserliche Inschrift andeutet, bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts (1605) zurück. Sein Fachwerkobergeschoß und die gewölbten Ställe, in die Wohnungen eingebaut wurden, erhielt das Wohnstallhaus um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Aus jener Zeit stammt wohl auch noch das barocke Geländer am oberen Treppenflur. Vom ehemaligen Beigut des Rittergutes ist nur noch das Wohnstallhaus aus dem Jahre 1794 vorhanden. Der Gasthof, die drei übrigen Güter und mehrere Häusler, anwesen wurden beim Luftangriff auf Dresden am 13./14. 2. 1945 ganz oder teilweise zerstört und nicht wieder aufgebaut. An Altnickern schließt sich die später entstandene Häuslerzeile Am Geberbach an, die der Volksmund nach einem früheren Gehölz Auf dem Hahne ( = Hain) nennt. Einige Häuser um die Schmiede und die 1884 mit Hilfe von Spenden des Wilhelm BÜTTIG (1809—1879), Staatsrat und Leibarzt des russischen Großfürsten Constantin, und seines Neffen, des Nickerner Bauern Ernst L. BÜTTIG, erbaute Schule an der Fritz-Meinhard-Straße vervollständigen den Bestand des Dorfes. Wie in vielen der stadtnahen Dörfer hat sich auch in Nickern die Sozialstruktur im 19. Jahrhundert gewandelt. Neben die 7 Landwirtschafts- und Gartenbesitzer waren 12 Händler und 15 Handwerker getreten, und 1890 bildeten 25 Arbeiter, davon 16 Bau- und Ziegeleiarbeiter, bereits die stärkste Klasse im Ort. 1930 — unterdessen war Nickern 1923 nach Lockwitz eingemeindet worden — gab es gegenüber 72 meist Fabrikarbeitern nur noch 4 Guts- oder Obstpächter, nachdem die Rittergutsflächen auf Kosten der Bauernstellen stark vergrößert worden waren. Nach der Eingemeindung nach Dresden bauten — ähnlich wie in Lockwitz — auf parzelliertem Rittergutsland westlich des alten Dorfes vorwiegend Beamte und Angestellte Ein- und Zweifamilienhäuser in der Wohnkolonie Neunickem. Durch die Aufteilung des Rittergutslandes an Siedler und Neubauern nahm nach 1945 die landwirtschaftlich tätige Bevölkerung wieder zu. Sie schloß sich schon seit 1952 zu einer L P G zusammen (s. F 3), die von den ehemaligen Rittergutsgebäuden nur Scheunenraum nutzt, während ein Bullenmaststall und Anlagen zur Geflügelhaltung neu entstanden. Die ausgedehnten, etwa 20 ha großen Obstplantagen östlich des Ortes befinden sich ebenfalls auf ehemals gutsherrlichem Besitz und gehören zum Institut für Obstbau Dresden-Pillnitz. Die Gründung einer Gärtnerischen Produktionsgenossenschaft Edelobst erfolgte I960. Ihre 10 Mitglieder bearbeiteten 1969 ins88

gesamt 28 ha Nutzfläche (Abb. 21), von der die durchschnittliche Ernte im F 1 Jahr 3001 beträgt, die ausschließlich in Dresden verbraucht wird. Insgesamt stehen neben 3000 Beerensträuchern 14000 Bäume in den Plantagen, davon etwa 20% Birnen und Sauerkirschen. Haupterzeugnis der GPG sind Äpfel, zu zwei Drittel Lagersorten (Ontario, Breuhan, Gelber Köstlicher u. a.) und ein Drittel Herbstsorten (James Grieve, Carola u. a.). Windmühlenstraße

F 2

Unweit der Häuser an der Windmühlenstraße westlich von Niedersedlitz, die 1936 entstanden, liegt eine umfangreiche j ungsteinzeitliche Siedlung (Bandkeramik) mit viel Geschirr- und Steinfunden. Aus einem mittelbronzezeitlichen Urnengräberfeld sind besonders ein Männergrab mit 2 Bronzepfeilspitzen, Rollennadel, Bronzekopf, Bronzerasiermesser und geschmackvoller Keramik zu nennen. Ein spätslawisches Skelettgräberfeld (11. Jahrhundert) enthielt auf einer Steinplattenkiste ein Kinderskelett in gestreckter Rückenlage, als Beigaben Keramik und eine Münze, einen sogenannten Wendenpfennig. Lockwitz, Stadtteil von Dresden,

F3

besitzt in seiner Flur zahlreiche bedeutende ur- und frühgeschichtliche Fundstellen. Nördlich vom Ort und nordwestlich der Niedermühle befand sich eine große Siedlung fast aller Stufen der Bandkeramik mit Hausgrundrissen, Gruben sowie außerordentlich reichen Gefäß- und Steinfunden. Dazu gehört auch ein Gräberfeld, in dem eine in dieser Zeit sonst noch nicht geläufige Brandbestattung überrascht. In demselben Gebiet lag später eine jungbronzezeitliche Siedlung. Nordnordwestlich vom Ort bei der Höhe 134,7 m entdeckte man Reste von Gräbern der ältesten Bronzezeit (Aunj etitzer Kultur). Eine größere Niederlassung der Bronzezeit mit vielen Vorrats- und Herdgruben und mit Keramik der Zeit um 1100 v. u. Z. wurde am Nordostrand der Siedlung dicht östlich der Straße Lockwitz—Niedersedlitz angeschnitten. Zum Siedlungsinventar gehören auch ein Reibstein und Reste von Webgewichten. Ein Gräberfeld der ältesten Eisenzeit konnte im Bereich nördlich vom Ortskern festgestellt werden. Die Brandbestattungen enthielten außer Urnen, Deckschüsseln und Beigefäßen auch sogenannte Backteller und ein Räuchergefäß. Eine altslawische Siedlung lag im Bereich des Pfarrhauses und des ehemaligen Gutsparkes. Der Keramik zufolge muß mit einer Besiedlung des Ortskernes von Lockwitz schon im 9. Jahrhundert gerechnet werden. Von dieser alten Niederlassung stammen weiterhin Herdstellen und der Unterstein einer Rotationsgetreidemühle. Eine zweite slawische Siedlung wurde westlich des Ortes am Einschnitt der Straße nach Nickern lokalisiert, die Keramik mindestens 89

vom 10. bis 11. Jahrhundert enthielt, weiterhin Feuerstellen und teilweise eingetiefte Häuser. Auffällig ist das reichliche Vorkommen von verziegeltem Lehmverstrich (Wandbewurf) der Hauswände. Eine etwa gleichalte Wallanlage (s. F 4) erhebt sich über den Südwestteil von Lockwitz. Als während der Ostexpansion die Markgrafschaft Meißen errichtet wurde, gehörte zu den lehn- und dienstpflichtigen Ortschaften des Markgrafen auch das sorbische Dorf Lockwitz, das 1288 in maiori Lucawitz (Groß-Lockwitz) und in parvo Lucawitz (Klein-Lockwitz) unterschieden wurde. Dieser Einteilung (Abb. 13) folgte das 1349 eingerichtete Rittergut, das Registern von 1547 und 1696 zufolge in einen Nieder- und einen Oberteil getrennt war. Das Zentrum des rechts des Lockwitzbaches und tiefer gelegenen Ortsteiles ( = Großlockwitz) befand sich nahe dem Rittergut beim heutigen Platz Am Plan (135 m ü. NN), der zunächst an der Westseite unbebaut blieb, weil sich seine Oberfläche nach dem Bach zu senkte. An der Stelle der heutigen Brücke lag eine Furt. In nordöstlicher Richtung standen einige weitere Anwesen an der Straße Altlockwitz. Der Dorfbach war für die Namengebung bestimmend, denn altsorb Lukavica bedeutet „Ort am Wiesenbach". Das nur wenig höher gelegene Ober-(= Klein-)Lockwitz (140 m ü. NN) breitete sich als beiderseits bebaute kurze Gasse an der Straße Am Galgenberg von der Einmündung des Hohlen Tores bis zum Weg Am Hofegarten aus. Ein abseits gelegenes Gut an der Stelle des heutigen Pfarrhauses (Tögelstraße 1) wurde seit Gründung der Kirche (1623) dem jeweiligen Pfarrer zugesprochen. Ein umfänglicher Dreiseithof (Am Galgenberg 90) weist mit seinen ältesten, im Lehmfachwerkbau errichteten Teilen ins 17. Jahrhundert. Am Südende dieses Ortsteiles wurde der Jacobsplatz (heute Am Wehr) erst nach 1650 und dann wieder nach 1750 bebaut. Die weitere Bebauung Am Plan erfolgte erst 1668 bis 1695, nachdem der Hang zum Bach im Dreißigjährigen Krieg durch eine Schanze aufgefüllt (1638) und durch eine hohe Mauer am Bachbogen gesichert worden war. Die heute noch sichtbare Gestaltung in der Art eines Rundlings ist also junger Entstehung. Die Rittergutsherrschaft über das Dorf verdeutlichen einige Stellen im Ortsbild. In Altlockwitz — wo sich auch die von einer Mauer umgebene ,,Schloßgärtnerei" ausbreitet — entstanden zwischen 1558 und 1600 insgesamt 9 Hofehäuser für Gutsarbeiter, auch Drescherhäuser genannt, an der Straße nach Pirna als Schenke des Niederdorfes der Untere Gasthof, während der Obere Gasthof schon 1537 bestanden hatte. Die 3 Hofehäuser an der Dohnaer Straße sowie der nach einem Steinbruch benannte Ortsteil an der Maxener und Röhrsdorfer Straße mit 17 Hofehäusern folgten in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Zu den ersten Mühlen von 1537 hatten sich bis 1700 zwei weitere hinzugesellt. Die nun erreichte Ortsausdehnung blieb im wesentlichen bis 1850 bestehen. Eine ständige bauliche Verdichtung verhalf dem an der Straße nach Pirna gelegenen Ort schon 1834 z u einer so hohen Einwohnerzahl, wie sie bis auf Loschwitz keines der später nach Dresden eingemeindeten Dörfer erreichte ( F E H R E 1944). 90

Abb. 13. Dresden-Lockwitz, Entwicklung vom Dorf zum Stadtteil Das Rittergut selbst zeigt sich in der Kirche auf einem Epitaph des Joh. Georg von O S T E R H A U S E N ZU Anfang des 1 7 . Jahrhunderts noch als stattlicher Schloßbau mit drei Volutengiebeln, dem im Osten die Schloßkapelle angegliedert war. Bis zum Umbau von 1867 besaß er durch einen balkonartig ausgebildeten Mittelrisalit, der sich bis ins Mansardwalmdach hineinzog, eine harmonisch gegliederte Barockfassade (Bild 6b). Die seit der Reformation verwaiste Schloßkapelle ließ Georg von O S T E R H A U S E N 1 6 2 3 in eine Gemeindekirche umgestalten, als 91

F 3 Lockwitz selbständige Parochie wurde. Der endgültige Ausbau zu einem langgestreckten, dreiseitig geschlossenen Saal mit flachem, in Holzverschalung nachgebildetem Kreuzrippengewölbe erfolgte erst 1699—1702. Damals versetzte man den Altar aus dem Jahre 1623, der bis dahin im Westen unter der Patronatsloge und über der Gruft angeordnet war, auf die Ostseite. Beim Umbau wurde die architektonische Verbindung von Schloß und Kirche dadurch betont, daß man über dem Zugang vom Schloß zur Patronatsloge den westlichen Glockenturm mit Barockhaube und -laterne errichtete und im Korbbogen des Hauptportals das herrschaftliche Wappen anbrachte. Auf die Bewohner der Häusleranwesen und die zur Miete wohnenden Hausgenossen traf die 1683 festgelegte drückende Bestimmung zu, daß sie außer zu den üblichen Ernte-, Hof- und Bauarbeiten für das Rittergut gehalten sind, „den Hopfen abzupflücken..., dafern man auch bei dem Brauen Arbeiten von nöten hat, müssen, wann sie erforderlich werden, solches auch verrichten, desgleichen auch, so man deren zu Weinlesen bedürftig ist, und gibt man jeder Person des Tages 1 Groschen, und wann es der Herrschaft behebt, jedoch aus guten Willen, etwas Essen dazu". Zur sonstigen landwirtschaftlichen Betätigung der bäuerlichen Bevölkerung gesellte sich für 26 Bürger seit dem Dreißigjährigen Krieg das Recht zum Mehl- und Brothandel nach dem nahen Dresden. Noch früher war das Strohflechten heimisch geworden, das in Lockwitz und Kreischa (s. L 9) wichtige Zentren besaß. Bei der Niedermühle bleichte man die Geflechte mit Schwefel, woraus sich eine chemische Fabrik (heute V E B DICOWerk) entwickelte. Der aus gesammelten Heilkräutern hergestellte „Lockwitzer Balsam" ist in Vergessenheit geraten. Eine Arzneimittelfabrik besteht an der Dohnaer Straße. Über einen Teil der geschichtlichen Entwicklung des Ortes sind wir durch den Ortsrichter und Chronisten Christian S Ü L Z E (geb. 1666) informiert, der als Maurermeister 1713 den Umbau der ersten Schule leitete. Der Pfarrer Christian Gottlob G E R B E R (1686—1764) gab 1723 zum hundertjährigen Jubiläum von Kirche und Schule eine Chronik heraus. Der wegen seiner Teilnahme an der Mairevolution 1849 zu einer hohen Zuchthausstrafe verurteilte Arzt Dr. Friedrich T H E I L E (1814—1899) war der Verfasser der seit 1878 erscheinenden „Lockwitzer Nachrichten aus alter und neuer Zeit". Wie ihre Namen leben auch die der Heimatforscher Johann Samuel G R O H M A N N (1759—1835) und Christian Gottlob (1791 — 1845), Julius Hermann (1822—1893) sowie Paul Hermann T Ö G E L (1869—1939) in Lockwitzer Straßennamen fort. Ein örtliches Heimatmuseum, von dem Lehrer Gerhardt M Ü L L E R eingerichtet (geb. 1890), bestand 1923—1945. Dr. med. Karl Franz B A M B E R G (1881 — 1966) veröffentlichte Aufsätze über Lockwitz in Zeitschriften und Tageszeitungen. Als bald nach 1850 die Eisenbahnlinie die Straße nach Pirna an Bedeutung übertraf, ging die lokale Zentralität von Lockwitz auf den kleineren Bahnhofsort Niedersedlitz über. Durch den Bau von Fabrikanlagen an der neuen Strecke entwickelte sich Lockwitz mehr und mehr zum Industriearbeiterwohnort. An die Stelle abgerissener Güter traten in der Regel Wohnhäuser, nur Am Plan wurde 92

auf Kosten zweier Bauernhöfe der Gutspark vergrößert. In Lockwitz selbst be- F 3 standen Arbeitsmöglichkeiten in einigen zu Fabriken umgewandelten Mühlen. Die Obstverarbeitung hat seit 1906 eine steigende Bedeutung erlangt. Die Werkanlagen der heute volkseigenen Kelterei Lockwitzgrund (Bild 7) nehmen einen beträchtlichen Teil des Tales ein. In diesem größten Betrieb seiner Art in der DDR stellten 360 Beschäftigte 1969 aus importierten Konzentraten 10 5 0 0 1 Fruchtsirupe her. Für Apfelsaft und Süßmoste (3 5001) wird Frischobst aus den Bezirken Dresden, Leipzig, Potsdam und Cottbus angeliefert. Außerdem gehören Fruchtweine und -Schaumweine (10001) zur Produktion, die 1969 einen Wert von 31 Millionen Mark erreichte. Der ständigen Vergrößerung der Bewohnerzahl entsprachen die Schulbauten. Der ältesten Schule (seit 1623) Am Plan folgte 1868 die Alte Schule an der Tögelstraße. Im Anschluß an eine neue Schule, die 1906 entstand, bauten sich Industriearbeiter Wohnhäuser Am Galgenberg, und nach dem ersten Weltkrieg folgte die Bebauung der Nickerner Straße und Auf dem Pläner. Die Eingemeindung von Lockwitz im Jahre 1930 löste eine weitere Wachstumsspitze erst aus (Abb. 13), nachdem 1933 durch Stadtautobusse eine schnelle Verbindung zum 9 km entfernten Stadtinneren eingerichtet worden war. Die Neubauten in den Jahren nach 1945 konzentrierten sich im Gefolge der Bodenreform vor allem auf die Bereiche südlich und östlich des Rittergutes, wo die Höfe der Neubauern Am Viertelacker, an der Maxener und Röhrsdorfer Straße entstanden sind. Bei der Aufteilung des Rittergutslandes 1946 waren 23 Neubauernstellen eingerichtet worden, aus denen am 21. 9. 1952 eine landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft des Typs I als erste in Dresden hervorging. Seit der Vereinigung mit der Lugaer L P G Typ I I I 1. Mai im Jahre 1958 und dem Anschluß der Nikkerner Genossenschaft 1962 werden insgesamt 461 ha (1969) bewirtschaftet. Es zeichnet sich eine Spezialrichtung auf Futterbau und Rinderhaltung ab, zu welchem Zweck Am Viertelacker neue Produktionsbauten (Jungvieh-, Milchvieh- und Schweinezuchtställe, Getreidespeicher, Durchfahrtsilo, 2 Hochsilos) errichtet wurden. Lediglich Scheunen und ein Schafstall wurden vom früheren Rittergutskomplex übernommen, der sonst von einer Betriebsberufsschule des V E B Topographischer Dienst Dresden belegt ist. Kooperationsbeziehungen zur Nutzung der Technik bestehen zum Volksgut-Betriebsteil in Dresden-Prohlis. Die L P G bewirtschaftet auch Flächen, die für die Gewinnung von Baumaterialien in Kies- und Lehmgruben oder zur Bebauung vorgesehen sind. Die Gärtnerische Produktionsgenossenschaft Dresdner Rosen tauscht ihr Land von 12 ha wegen der Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit ständig mit Feldern der L P G aus. Hohles Tor

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Ein tief eingeschnittener Hohlweg führt am südöstlichen Ende der Siedlung Auf dem Pläner entlang. Er bildete offenbar schon in früher Zeit den Zugang zu einem über dem linken Hochufer der Lockwitz gelegenen Burgberg, der bei 93

F 4 der Anlage der Kelterei teilweise eingeebnet und an den Hängen durch einen Steinbruch abgetragen und verändert worden ist. Die Siedlungsrückstände sind außerordentlich reichhaltig und gehen bis ins 10. Jahrhundert zurück. Mit dem Fortbestehen der Befestigung muß bis in wesentlich spätere Zeit gerechnet werden. Die Länge des Plateaus beträgt jetzt etwa 70 m, die verbliebene Höhe des Abschnittswalles kaum mehr als 2 m. Beiderseits des Hohlen Tores, nach dem Burgberg und dem Trutzsch zu, sind Sedimente der höheren Kreide verbreitet. Sie entstammen dem unterturonen Meer. Vorher hatten noch Klippen aus dem Wasser geragt, neben dem bekannten Hohen Stein in Dresden-Plauen auch der Burgberg. Jetzt überflutete das Meer diese Stellen, und am Trutzsch wurden mindestens 10 m Labiatus-Pläner abgelagert, ein Beispiel für die vorwiegend um Dresden bis Heidenau und Weinböhla vorkommende Mergelfazies des Unterturon. Auch die folgenden mittelturonen Ablagerungen bestehen aus Mergeln der sogenannten Räcknitzer Schichten und wurden in den Ziegeleigruben von Dresden-Torna abgebaut. Die sandige Ausbildung der gleichaltrigen Gesteine blieb auf das Elbsandsteingebirge beschränkt. Besonderer Erwähnung wert ist die Flora des sonnigen Südabfalls des Trutzsch (200 m), einem sanften Hügel westlich von Lockwitz. Um den Fußweg nach Sobrigau mit dem Hohlen Tor als Anfangsteil steht der kalkreiche Plänersandstein vielfach so dicht unter der Oberfläche an, daß er bei Feldarbeiten zutage tritt. Durch das Zusammenwirken von Südlage und Kalkreichtum treffen sich zahlreiche Bewohner sonniger Triften: Odermennig (Agrimonia eupatorio), gelbe Sichel-Luzerne (Medicago falcata), Grind-Flockenblume (Centaurea scabiosa), Kronwicke (Coronilla varia), Behaarter Günsel (Ajuga genevensis), Kriechende Hauhechel (Ononis repens) und die blaue Tauben-Skabiose (Scabiosa columbario) neben der ähnlichen Acker-Witwenblume (Knautia arvensis) schmücken die Raine, gefolgt von weniger auffälligen Arten wie Kleinem Wiesenknopf (Sanguisorba minor) und der zierlichen Spurre (Holosteum umbellatum). Unter den Gräsern sind Fiederzwenke (Brachypodium pinnatum) und Wehrlose Trespe (Bromus inermis) bemerkenswert. Auf den angrenzenden Äckern verrät sich der Kalkreichtum u. a. durch Feldrittersporn (Consolida regalis), Kleine Wolfsmilch {Euphorbia exigua) und Sichelmöhre {Falcaría vulgaris).

F 5 Krähenhütte (207,3 m) Von Spaziergängern wird die Krähenhütte gern wegen der eindrucksvollen Aussicht auf die südöstlichen Dresdener Vororte und die Elbtalweitung zwischen Niedersedlitz und Heidenau besucht. Dem aufmerksamen Beobachter wird nicht entgehen, daß sich die Landoberfläche in dieser Richtung nicht gleichmäßig abdacht. Vielmehr lagert sich eine Verebnungsfläche dazwischen, auf der auch das Restwäldchen bei der Krähenhütte steht (Bild 6a). Diese Fläche ist westlich bis an den Rand des Lockwitztales und nach Südosten zu — nur unter94

brochen vom Trockental der Malde — über Lugturm, Meuschaer Höhe (s. Bd. 9, F 5 Pirna, Abb. 1 und A 15) bis nach Kleinsedlitz zu verfolgen. Auf ihrer Oberfläche lagern Schotter der Elbe und der Osterzgebirgsflüsse vermischt mit elsterkaltzeitlichen Schmelzwasserablagerungen. Die ebenen Flächen oder nur mäßig geneigten Hänge eignen sich infolge einer Lößlehmdecke, auf der sich Parabraunerde gebildet hat, gut zur landwirtschaftlichen Nutzung.

Kleinluga, Stadtteil von Dresden

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Abseits der Fernverkehrsstraße nach Pirna liegt am Aufstieg zum Elbtalrand der Rundweiler Kleinluga, der 1378 latinisiert Lug minor und später Lußk (1453) oder Lußkaw (1471) oder Lauschka (1590) hieß, ein Name, der von altsorb. Luzk = der kleine Gras- oder Niederungsort abzuleiten ist. Er unterstand dem Rittergut in Lockwitz und war nach Dohna gepfarrt. Bis ins 19. Jahrhundert gab es noch vier Bauerngüter, um 1880 nahm die nichtbäuerliche Bevölkerung zu, nachdem schon 1860 eine Ziegelei eröffnet worden war, und 1936 bis 1938 erfolgte der Bau von Stadtrandsiedlungen (Oskar-v.-Miller-Straße, RichardWagner-Straße). Das typische mehrgeschossige, aber einzeln stehende Wohnhaus der östlichen Dresdener Vororte kommt auch in Kleinluga vor (Steile Straße). Der Vierseithof Nr. 9 am Teichplatz erhielt bei einem Umbau um 1850 bescheidenen Giebelschmuck. Außerdem wurde die frühere Schule aus dem 18. Jahrhundert in seine Anlage einbezogen. Auch ein aus einem Stück gefertigter, steinerner Brunnentrog stammt aus jener Zeit. Da Kleinluga zu Niedersedlitz gehörte, wurde es mit diesem Ort zusammen 1950 nach Dresden eingemeindet. Im Ziegeleigelände nordwestlich von Kleinluga lag in der mittleren Bronzezeit eine ausgedehnte Siedlung, von der außer zeitbestimmender Keramik, Mahlsteinen und anderem Siedlungsinventar vor allem Vorratsgruben freigelegt werden konnten. Eine slawische Ansiedlung wurde beim Straßenbau zwischen Niedersedlitz und Kleinluga etwa bei Punkt 122,6 m angeschnitten, woraus aufschlußreiche Kulturhinterlassenschaften aus dem 11./12. Jahrhundert geborgen werden konnten. Oberhalb Kleinluga erhebt sich auf dem hohen Rand des Elbtales die frühere Ausflugsgaststätte Lugschenke, das heutige Lehrlingswohnheim Nikolai Ostrowski. Über Kleinluga erreicht man auch den Lugturm (s. Bd. 9, Pirna, A13).

Wölkau, Ortsteil von Heidenau

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Auf der vom Elbtal nach Süden ansteigenden Hochfläche fügt sich Wölkau als Rundweiler einer kleinen Quellmulde ein, die nach Osten zur Müglitz entwässert. Ein unsicherer Beleg von 1350 nennt Wolkow als Besitz des Hoch95

F 7 stiftes Meißen, dem hier auch, die Erträge aus zwei Fischteichen zustanden. V o n Welckow (1445) ist auf altsorb. Velkov = Ort eines Vel(e)k zu schließen. N a c h der Säkularisierung des Kirchenbesitzes übte das Rittergut Borthen grundherrliche Rechte aus, und 1548 lag die Siedlung vorübergehend wüst. Während SCHUMANN (1826) nur eine Bauernstelle nennt, gab es eine größere Zahl Kleinbesitzer (Gärtner); die Häusler dienten als Tagelöhner bei der Grundherrschaft, aber auch im nahen Rittergut Gamig. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gingen viele Landarbeiter in die Fabriken des Elbtales oberhalb Niedersedlitz zur Arbeit, ohne ihren Wohnsitz zu verändern (MÖRTZSCH in MEICHE 1927). Die wenigen verbliebenen bäuerlichen Betriebe haben sich der L P G in Bosewitz angeschlossen. Zweigeschossige, heute massiv ausgebaute Häuser wenden ihre schmalen Giebelfronten einer Sackgasse sowie dem Dorfplatz zu, auf dem bis zur Verlegung der Wasserleitung im Jahre 1968 ein Brunnen stand. A m Haus Nr. 4 erhielt sich die frühere Fachwerkbauweise. Das einzige größere Bauerngut liegt nördlich vor dem Dorf, an der von Kleinluga heraufkommenden Straße. Das frühere Wohnhaus (Nr. 3) wurde im 19. Jahrhundert v o m Wirtschaftshof abgetrennt und gelangte in den Besitz einer Dresdener Bürgerfamilie. Der fünfachsige, zweigeschossige Barockbau mit Mansardwalmdach grenzt an einen kleinen, ummauerten Park, über den sich Baumgruppen mit Sitzplätzen malerisch verteilen. Neben der Haustür ist St. Florian als reizvolle Holzfigur aus dem 16. Jahrhundert zu sehen. Sie soll auf dem Boden des Hauses gefunden worden sein.

F 8 Sobrigau, Kreis Freital Über einem alten Prallhang des Lockwitzbaches liegt Sobrigau 75 m über der Talaue auf der ansteigenden Hochfläche einer kreidezeitlichen Sandsteinplatte. Ertragreichen Ackerbau ermöglicht eine Lößlehmbedeckung, so daß sich infolge der Schutzlage an dieser Stelle schon sehr früh Siedler einstellten. Die erste Nennung des Ortes als Szobelgor erfolgte erst 1288. Aber Name und Form eines Rundplatzdorfes (altsorb. Sobe-legari = die Abseitswohnenden) deuten auf slawische Vorbesiedlung. In der Gemarkung zwischen 180 und 275 m ü. N N weisen einige Flurnamen auf die Naturausstattung hin: Buschberg, Grundberg und Leiten finden sich am Lockwitztalhang, mit Dohle oder Duhle bezeichnet man eine Delle am W e g nach Nickern und in drei Mörgelgruben holte man Mergel, einen kalkhaltigen Ton, als Dünger. Südwestlich am Ort wurden slawische Skelettgräber freigelegt, die nicht nur zeitbestimmende Keramik, ein Rebmesser und einen Fingerring als Beigaben erbrachten, sondern auch durch mit Kreuzen verzierte große Grabsteine gekennzeichnet waren. Die von Mönchen um 1050 betriebene Christianisierung hatte zwar diese Markierung durchgesetzt, aber den heidnischen Beigabenbrauch noch nicht überwinden können.

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Seit 1309 besaß das Zisterzienserkloster Altzella einen Weinberg bei Sobrigau. F 8 Das Erntegut erhielt der klösterliche Wirtschaftshof im heutigen Dresdener Vorort Leubnitz, wohin Sobrigau noch heute gepfarrt ist. Die Reste einer alten Weinpresse wurden 1853 durch Brand vernichtet, die Weinberghänge im Lockwitztal in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit Obstbäumen bepflanzt. Grundherrlich unterstand Sobrigau dem Rittergut Kleinborthen. In seiner sozialen Struktur blieb Sobrigau bis in die Gegenwart Bauerndorf. Wenn die Statistik ein ständiges Ansteigen der Arbeiter im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung verzeichnet, so bezieht sich diese Erscheinung auf den Zuzug von 41 Familien in eine 1934 stillgelegte Schokoladenfabrik im Lockwitztal. Erst nach 1945 erhöhte sich der Fabrikarbeiteranteil auch im eigentlichen Dorf, weil ehemalige Landarbeiter ihre Beschäftigung bei den Großbauern lösten und Arbeitsverhältnisse in der Industrie des Elbtales eingingen ( R I C H T E R , C. 1964). Die großen Hofanlagen, die das Ortsbild bestimmen, entwickelten sich in ihrer heutigen Form vorwiegend nach 1870. Das langgestreckte, zweigeschossige Wohnstallhaus des vor dem nordöstlichen Dorfeingang gelegenen Dreiseithofes Nr. 19 ist an der Hofseite risalitartig aufgegliedert und trägt auf der Mitte des Dachfirstes ein Uhrtürmchen mit Wetterfahne. Als reizvolle ältere Baugruppe verblieben zwei Anwesen an der Nordwestseite des Dorfplatzes. Der Häuslerbesitz Nr. 11 besteht aus einem zweigeschossigen Wohnstallhaus mit Fachwerkobergeschoß und einer Lehmfachwerkscheune. Er soll auf das Jahr 1668 zurückgehen. Im unter Denkmalschutz stehenden Gasthof (Nr. 10, Abb. 14) ruhen die Fachwerkobergeschosse auf massivem Sandsteinsockel. Den Zugang zum Hofraum vermittelt ein überwölbtes Hoftor mit Nebenpforte. Das Baujahr 1728 ist im Schlußstein der Archivolte festgehalten. Die ins Mauerwerk darüber eingelassene Spruchtafel hat folgenden Text: „Friede sey mit dem, der hereingehet, Heyl und Wohlfahrt, wenn er wieder herausgehet; aller Zank und Uneinigkeit sey von diesem Hause fern." In der Gaststube hat sich noch die alte Holzbalkendecke erhalten. Auf ältere Bausubstanz weisen Inschriften an dem Haus Nr. 8 (1777) und an der Hofmauer von Nr. 1 (1606) hin. Auch die neue Schmiede an der aus dem Lockwitztal ansteigenden Straße zeigt den Einfluß städtischer Bauweise. Die alte diente seit 1718 als Schule. 1839 erhielt das Dorf ein neues Schulhaus am Weg nach Babisnau, in dem außerdem die Kinder des Nachbardorfes unterrichtet wurden. Heute gehen die Schüler in die Lockwitzer Schule. Bei der Bodenreform wurden 50 ha Land an sechs Neubauern vergeben, von denen drei in Altbauten unterkamen, drei erhielten neue Höfe. Eine zunächst 1959 aus vier Landwirtschaftsbetrieben gebildete Genossenschaft vergrößerte sich i960 durch die übrigen Betriebe. Die L P G Vereinte Kraft arbeitet seit 1969 als T y p III und brachte ihre Viehbestände nach baulichen Veränderungen in geeigneten Altbauten unter; so werden vier Kuhställe und zwei Schweineställe genutzt, in Hof Nr. 5 erfolgte der Ausbau einer Scheune zum Schweinemaststall. 97

F 9 Lockwitztal Das Lockwitztal zwischen Reinhardtsgrimma und dem Eintritt in die Elbtalweitung bei Dresden-Lockwitz gliedert sich in drei auffällige Teile mit unterschiedlichen Talquerschnitten und Eintiefungsbeträgen. Der Engtalabschnitt in den Gneisen des unteren Osterzgebirges ist oberhalb der Teufelsmühle 20 bis 40 m, stellenweise auch 60 m in die umliegende Landoberfläche eingeschnitten. Nördlich der Einmündung des Wilischbaches, also jenseits der Wendischcarsdorfer Verwerfung, nimmt die Taltiefe noch zu und beträgt 100—120 m. Das schmale Kerbsohlental wird von bewaldeten Hängen begrenzt, die 20—350 steil geneigt sind. Von Lungkwitz an, im Rotliegendbereich des Kreischaer Beckens, verringert sich die Taltiefe zunächst auf 60—80 m und bis zur Hauswaldmühle sogar auf nur 20—40 m. Unterhalb von Kreischa beträgt die Sohlenbreite 250—300 m, so daß sich Wiesenmäander einstellen. Die überschwemmungsgefährdete Talaue wird vorwiegend als Dauergrünland genutzt (Bild 8). An frischen Abbruchsteilen der Prallhänge ist über den Schottern 0,5—1 m mächtiger Auelehm aufgeschlossen. 98

Im Bereich der widerstandsfähigen Kontaktgesteine des Elbtalschiefergebirges F 9 (s. L 1), so am Blauberg und an der Burgstädteler Linde, verengt sich das Tal wieder auf 50 m, die Hänge steigen 60—80 m, stellenweise auch 100 m steil an. Die etwa V2 km breite Zone kontaktmetamorpher Gesteine am Blauberg läßt sich in südöstlicher Richtung bis Crotta verfolgen. Außer Knotenschiefer kommt Hornfels vor, der in einem großen Steinbruch an der Talstraße gebrochen wurde. Das feinkörnige kristalline Gestein gehört dem Oberdevon an. Zu den Gesteinen des Elbtalschiefergebirges, die der Lockwitzbach durchschneidet, gehören auch die kontaktmetamorph veränderten Weesensteiner Grauwacken. Man unterscheidet zwei Gruppen: Die kristallinen Metagrauwacken treten zwischen Sobrigau und Gorknitz in einem relativ schmalen Streifen auf. An der ehemaligen Lockwitzer Hintermühle sind fremde Gerolle eingeschaltet. Die cordieritreichen Kontaktgesteine und Andalusit-Glimmerschiefer kann man von der ehemaligen Schokoladenfabrik im Lockwitztal über Röhrsdorf bis Tronitz verfolgen. Die Gesteine sind stark metamorphisiert und ähneln im Lockwitztal manchmal sehr dem Gneis. Den Ausgang des Engtales der Lockwitz bildet an der Kelterei Lockwitzgrund Dohnaer Granodiorit, ein mittelkörniges, lichtgraues bis schwach rötliches Gestein aus viel Feldspat und Glimmer sowie Quarz, das in alten Steinbrüchen auf der rechten Talseite gewonnen wurde. Die nahe, langgestreckte Zerrüttungszone des Elbtales diente bei magmatischen Prozessen als bevorzugter Intrusionsweg. Manche Forscher nehmen ein karbonisches Alter des Dohnaer Granodiorits an, während andere am assyntischen Alter festhalten. Das Gestein ist auch im Gebergrund bei Kauscha und in den Tälchen bei Bosewitz und Gorknitz angeschnitten. Größere Schotterreste der weichselkaltzeitlichen Niederterrasse sind nur unterhalb von Lockwitz erhalten geblieben. Sonst treten Gerolle, die wegen ihrer Höhenlage über dem Taltiefsten und ihrer Gesteinszusammensetzung als pleistozäne Flußschotter aufzufassen sind, nur ganz vereinzelt auf. Südlich der Hirschbachmündung kommen sie auf landwirtschaftlich genutzten Flächen etwa 10 bis 15 m, nördlich der Teufelsmühle 25—30 m über der Talsohle vor. Ihre Zusammensetzung unterscheidet sich deutlich: Hirschbachmündung Porphyre Quarze, Quarzite Basalte Gneise Sandsteine

53% 27% 10% 9%

Teufelsmühle

34% 20% 4% 52%

Da den Schottern an der Teufelsmühle Porphyre, die im oberen Einzugsgebiet des Flusses anstehen, als Leitgerölle völlig fehlen, kann es sich nicht um von der Lockwitz transportiertes Material handeln. Ein hoher Sandstein- und Basaltanteil weist auf das Einzugsgebiet des Wilischbaches hin. 99

F 9 Beobachtungen der Wasserführung des Lockwitzbaches werden seit mehreren Jahren am Pegel Kreischa durchgeführt. Die für den Zeitraum 1963 — 1967 vorliegenden Werte zeigen, daß die höchsten mittleren Abflußmengen im ausgehenden Winter auftreten und auf die Schneeschmelze im Einzugsgebiet zurückzuführen sind (Februar, März, April). Die hohen Wasserstände im Mai 1965 (81 cm) und im September 1967 (73 cm) spiegeln sommerliche Starkniederschläge wider, die zu erheblichen Hochwasserschäden führen können. Im schnee- und regenarmen Jahr 1963 ging am Pegel Kreischa der niedrigste Wasserstand in den Monaten Januar bis März sowie im Juli und August auf Null cm zurück. Die Bewaldung der Lockwitztalhänge kommt auf weite Strecken ihrer natürlichen Baumartenzusammensetzung recht nahe, da die Standortsverhältnisse meist eine Umwandlung in Fichtenforsten nicht erlauben. Herrschende Baumart ist die Traubeneiche. Im kühleren, oberen Abschnitt des Bachtales — etwa zwischen Reinhardtsgrimma und Lungkwitz — vergesellschaftet sie sich mit der Rotbuche zum Hainsimsen-Traubeneichen-Buchenmischwald, der ausgedehnt vor allem am linken Hang zwischen Teufelsmühle und Lungkwitzer Burgberg vorkommt. In den wärmeren Talabschnitten hingegen, auch schon an den Hängen des Kroatengrundes, gesellen sich zur Traubeneiche die Winterlinde und die Hainbuche als Baumarten des Hügellandes, die beide meist nur geringe Wuchshöhe erreichen. Die Häufigkeit der Birke dort ist durch frühere unpflegliche Nutzung im Mittel- und Niederwaldbetrieb dieser vielfach ehemaligen Bauernwälder bedingt. Kennzeichnende Arten der Bodenvegetation an den stark besonnten Hangpartien sind u. a. Schwarzwerdender Geißklee (Cytisus nigricans) und FärberGinster (Genista tinctoria); gemeinsam mit spärlicher vorkommenden Arten, wie Berg-Sandknöpfchen ([Jasione montana), Nickendem Leimkraut (Silene nutans), Pfirsichblättriger Glockenblume (Campanula persicifolia) und Großblütigem Fingerhut (Digitalis grandiflora), vermitteln sie pflanzensoziologisch zu den Eichen-fLinden-) Steilhangwäldern des oberen Saaletales. Diese Arten kommen auch an dem floristisch besonders reichhaltigen Fuß des südexponierten Hanges oberhalb der ehemaligen Schokoladenfabrik Rüger vor. Unter den Berglandspflanzen sind es der Wald-Geißbart (Aruncus vulgaris), der anmutige Hasenlattich (Prenanthes purpurea) und der wenig beachtete Behaarte Kälberkropf (Chaerophyllum hirsutum), die sich auf der Schattseite und in kühlen Seitentälchen bis an die Stadtgrenze herantasten. Unter den Seitentälern fällt besonders das Borthener Gründchen, das in nordwestlicher Richtung zum Lockwitzbach führt, durch seine üppige Laubwaldflora auf. Sie ähnelt der des Gebergrundes (s. E 3). Am stärksten treten die Massenbestände von Hohlem Lerchensporn (Corydalis cava) und Haselwurz (Asarum europaeum) hervor. In pflanzengeographischer Hinsicht bemerkenswert ist das reiche Vorkommen der Sterndolde (Astrantia major), einer süd- und mitteleuropäisch-montanen Pflanze mit zentraleuropäischer Ausbreitungstendenz, die 100

sich hier an der Nordspitze einer von Böhmen über den Nollendorfer Paß nach F 9 Sachsen reichenden Arealzunge befindet (Verbreitungskarte bei U L B R I C H T und H E M P E L 1963/64); Einzelvorkommen davon reichen isoliert noch bis in die Gegend von Meißen. Noch heute wird die Sterndolde als vermeintlicher Sanikel gesammelt, was einem kleinen Hügel am Ende des Gründchens sogar den Namen Sanikelberg eingetragen hat. Sanicula europaea fehlt jedoch im Umkreis gänzlich.

Hummelmühle

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Sichere Nachrichten über die Hummelmühle, deren Bestehen vielfach bis ins 15. Jahrhundert gelegt wird, finden sich im Kirchenbuch zu Röhrsdorf erst seit 1694. Sie ist wohl nach einem Besitzer genannt. Während anfänglich von einer Mühle unter Burgstädtel geschrieben wird, ist sie seit 1893 zu Sobrigau eingemeindet. Die Mühle westlich der heutigen Straße war mit einer Brotbäckerei verbunden, die ihre Ware schon im Dreißigjährigen Krieg nach Dresden geliefert hat und dafür, wie die Lockwitzer und Nickerner Brothändler (s. F 3), Freizeichen für den Brothandel erhielt. Heute arbeitet die Mühle als Futtermittelwerk der LPG Borthen, die Bäckerei ist an der Herstellung von gebrauchsfertigem Paniermehl beteiligt. Bis 1907 bot der Müller in einer Stube des Wohnhauses auch Getränke an, erst danach entstand die Lockwitztalschenke Hummelmühle. Mit der Hummelmühle verbindet man die Sage von einem wandernden Mühlknappen, der nach seinem Pumphut benannt worden ist ( M E I C H E 1903).

Borthen, Kreis Freital,

F 11

besteht aus zwei Ortsteilen auf der Hochfläche zwischen 226 m und 238 m ü. NN östüch des Lockwitzgrundes. In der Quellmulde eines rechten Nebenbaches liegt das Rundplatzdorf Großborthen, während die ehemalige Gutssiedlung und Häuslerzeile Kleinborthen die obere Hangkante der beiden Täler besetzt hält. Eine Ausbuchtung der Flur an der Straße nach Wittgensdorf geht auf die Einbeziehung der Wüsten Mark Heinitz (1405 Heinicz) zurück. Die Bezeichnung lebt in dem Flurnamen Heinzen weiter, mit dem Feld und Wiese bezeichnet werden und dürfte von obersorb. haj = Hain, Wald (Hajnica) abzuleiten sein. Bei den Heinzen entstand nach 1945 mit mehreren Eindachgehöften die Neubauernsiedlung Neuborthen. In das Licht der Überlieferung tritt das Bauerndorf etwas eher (1286 Borrenthin maior, von altsorb. Boretin = Ort des Boreta) als das Rittergut (1288 Boretin), das bis ins 19. Jahrhundert grundherrliche Rechte ausübte. Die von den Untertanen aufzubringenden Abgaben und Leistungen wurden zwischen 1456 und 1695 ständig erhöht. 8

Freital

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F Ii

In Großborthen ordnen sich Bauernhöfe verschiedener Größe um einen langrunden Platz mit dem Dorfteich in der Mitte. Die dem Platz zugewandten Sandsteingiebel der Wohnstallhäuser und ihrer Nebengebäude stehen dicht gedrängt beieinander, geben aber genügend Raum für breite Hofeinfahrten. Den Toreinfahrten sind an der Hausseite kleine Pforten zugeordnet, wie es noch bei den Höfen Nr. 11, 13, 14 und 15 zu sehen ist. Eine besonders gut ausgeprägte Archivolte mit verziertem Schlußstein im Scheitel überwölbt die Toreinfahrt des Anwesens Nr. 16. Außer den Ortserweiterungen an der Straße nach Lockwitz nahmen auch ältere Häusleranwesen seit der Jahrhundertwende Bewohner auf, die täglich ihre Arbeitsstellen im Elbtal, vorwiegend in Niedersedlitz aufsuchten. Durch Autobusverkehr ist Borthen heute an das Dresdener Stadtverkehrsnetz angeschlossen. Nach 1945 nahm der Metallarbeiter Karl OPP (1891—1966) seinen Wohnsitz in Borthen und trug eine umfangreiche heimatkundliche Sammlung zusammen, aus der sich vor allem Überreste der eiszeitlichen Tierwelt aus der Gegend von Dresden-Reick sowie Erinnerungsstücke an den Prohliser Bauernastronomen Johann Georg P A L I T Z S C H (1723—1788) hervorhoben. Unter den Häusleranwesen an dem Verbindungsweg nach Kleinborthen ist die Dorfschmiede das kulturgeschichtlich interessanteste. Der zweigeschossige Massivbau mit Krüppelwalmdach entstand der Jahreszahl im Schlußstein des Haustürgewändes zufolge 1822. Der Eingang zur Werkstatt zeigt im Schlußstein das Handwerkswappen des Hufschmiedes, ein Hufeisen gekreuzt von Hammer und Zange. An die Zugehörigkeit zum Rittergut Kleinborthen erinnert eine stark verwitterte Sandsteintafel mit Wappen adliger Gutsherrenfamilien. Zum Schloß gelangt man auf dem an der Parkmauer entlangführenden Weg. Ein Torhaus mit überwölbter Durchfahrt, darüber die Pförtnerwohnung, flankiert den Zugang zum länglichen Hof. Das alte Herrenhaus, ein stattlicher, zweigeschossiger Bau aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts mit steil aufsteigendem Satteldach, weist noch ein Sitznischenportal auf. Es wird verziert durch Wappenmedaillons über den Sandsteinsitzen und durch ein Bildnismedaillon mit der Jahreszahl 1542 im Scheitel der Archivolte. Das zuletzt bewohnte Herrenhaus, ein massiger, dreigeschossiger Bau, stammt vom Anfang des 19. Jahrhunderts. In dem um 1750 als französische Gartenanlage gestalteten Park fallen einzelne stattliche Baumgruppen und ein barocker Gartenpavillon auf. Der Besitz des Rittergutes fiel 1945 unter die Bodenreform. Insgesamt wurden daraus 23 Neubauern mit Land bedacht, von denen sich 6 in Großborthen und 11 in Kleinborthen ansiedelten. Scheunen und Stallungen des Rittergutes wurden von ihnen genutzt. Außerdem erhielten Siedler Gutsland an der Straße von Groß- nach Kleinborthen, die auf diesen Grundstücken zum Teil Eigenheime erbauten. 5 Bauern aus Neuborthen gründeten zusammen mit 5 weiteren am 4. 10. 1952 die L P G Vorwärts, die sich schon nach einem halben Jahr das Statut des Typs III gab. Nach der Burgstädteler Genossenschaft (s. F 12) schloß sich 1968 auch die von Großborthen an, so daß 1969 insgesamt 470 ha ge102

meinsam bearbeitet werden konnten. F ü r die Viehwirtschaft nutzen die Genossenschaftsbauern einen neuen Stall im Rittergut und Altbauten in Burgstädtel und in Großborthen, wo auch eine ehemalige Schenke nach Umbauten für die Ferkelaufzucht dient. Der mit der L P G Gorknitz gemeinsam betriebene Obstbau (Abb. 21, Bild 6a) geht auf das Jahr 1957 zurück, als man die ersten Plantagen anlegte, 1962 waren 45 ha bepflanzt, 1969 gab es in Borthen allein 80 ha Obstland, auf dem vor allem Apfelspätsorten stehen. A l s Lager dienen Keller im Schloßbereich; der frühere Hof Nr. 29 wurde bis zur Fertigstellung einer Obstlagerhalle in Dresden-Lockwitz für die Vermarktung eingerichtet.

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Burgstädtel, Ortsteil von Borthen,

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besetzt in der Form eines Rundplatzdorfes eine Mulde nahe dem hohen, rechten Rand des Lockwitztales (250 m ü. NN). Den Untergrund der südlich v o m Ort sich erstreckenden Flur bilden vor allem Gesteine des Elbtalschiefergebirges (Quarzitschiefer, Syenit, Knotenschiefer), in Ortsnähe findet sich eine Scholle kreidezeitlichen Sandsteins. Der steile, waldbesetzte H a n g gegen das Lockwitztal flacht sich nur nach Südwesten im Bereich von Rotliegend-Sandsteinen etwas ab und wird dort landwirtschaftlich genutzt. In diesem Bereich verzeichnet die Geologische Spezialkarte (1890 und 1912) den Preusser-Schacht. Die Besiedlung von Burgstädtel steht in engem Zusammenhang mit einer slawischen Wallanlage am bekannten Aussichtspunkt bei der Linde (s. F 13). Der burgnahe Wohnplatz schrieb sich 1378 Borgstadel ( = Standort einer Burg) und unterstand dem Rittergut Kleinborthen in der ehemaligen Burggrafschaft Dohna; es hieß sogar „Burckstadel und Klein Borten ist eine gemein". Ursprünglich diente die Hummelmühle als Gemeindemühle. Kirchlich gehörte der Ort nach Dohna, bis 1848 die Angliederung an Röhrsdorf erfolgte. In diesen Ort gehen heute die Kinder zur Schule. In gedrängter Anordnung gruppieren sich Gutshöfe und Häusleranwesen um den terrassenartig ansteigenden runden Dorfplatz, auf dessen unterem Teil der baumgesäumte Löschwasserteich liegt. Besonders reizvoll gestaltet ist die Front des zweigeschossigen Dreiseithofes Nr. 2. Der Sandsteingiebel des Wohnstallhauses trägt eine Kugel, der eine schmiedeeiserne Wetterfahne mit der Jahreszahl 1755, dem Baujahr des Gehöftes, aufsitzt. Ein von behauenen Sandsteinsäulen flankiertes großes Hoftor mit überwölbtem Nebeneingang schließt den Hofraum gegen die Straße ab. Bescheidenen bildhauerischen Schmuck t r i f f t man sonst noch vereinzelt an Hoftoren und Hauseingängen, so am Zweiseithof Nr. 11, wo eine graziöse Mädchengestalt in Rokokotracht, die Glücksgöttin Fortuna darstellend, über der Tür als Hausmarke angebracht ist. Der starke Obstbau, den SCHIFFNER (1828) erwähnt, steht auch heute neben der Ackerwirtschaft im Vordergrund. Die Hälfte der Bevölkerung arbeitet in Industriebetrieben in Niedersedlitz und Heidenau. Die i960 gegründete L P G Burgstädteler Linde schloß sich 1965 der Borthener Genossenschaft an. 8»

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F 13 Burgstädteler Linde Etwa 300 m westlich von Burgstädtel wird ein Geländesporn über einer Flußschleife der Lockwitz durch einen Abschnittswall vom Hinterland getrennt. Der so geschützte Burgberg mit der weithin sichtbaren Burgstädteler Linde auf der Krone des Restwalles umfaßt eine Spornlänge von etwa 150 m bei nur 20 m künstlichem Wall. Die Anlage stammt noch aus der Zeit der rein slawischen Besiedlung dieses Gebietes und dürfte den gesammelten Funden zufolge im 10. Jahrhundert angelegt worden sein. Der Ausblick von dieser Stelle erfaßt das Lockwitztal mit der Weitung bei der Hummelmühle und der Talenge am Blauberg (s. F 9) sowie das Kreischaer Becken mit dem abschließenden Höhenzug am Wilisch und Hermsdorfer Berg (Bild 9).

G 1 Grillenburg, Kreis Freital, mitten im Tharandter Wald am Westende einer etwa 3/4 km2 großen, meist als Wiese und Weide genutzten Lichtung gelegen, ist seit vielen Jahrzehnten beliebtes Wanderziel, an hochsommerlichen Tagen nicht zuletzt wegen seines Badeteiches. Das heutige Erscheinungsbild von Grillenburg versteht man am besten an Hand der geschichtlichen Entwicklung. Kurfürst August (regierend 1553—1586) gab das erst 1473 erbaute Schloß Tharandt wieder auf und ließ alles verwendbare Material aus Stein, Holz und Eisen nach Grillenburg schaffen. Dort entstand im Schutze eines großen, noch heute erhaltenen, wenn auch etwas veränderten Mauervierecks und inmitten von vier angestauten Teichen — drei davon wurden erst um 1936 wieder gefüllt — nach und nach eine Gebäudegruppe, darunter zuerst das 1828 abgebrochene Fürstenhaus für die höfischen Jagdgesellschaften. Als das Amt, also die staatliche Verwaltung und das Gericht für die weitere Umgebung, 1568 von Tharandt nach Grillenburg verlegt wurde, erbaute man dafür die erhalten gebliebene Schösserei, das sogenannte Jagdschloß, das man von dem vorderen Teich an der Dresden—Freiberger Straße sieht. Eine 1730 anstelle früherer Holzbrücken errichtete Steinbrücke führt hinüber. Statt der an die Schösserei anschließenden heutigen niedrigen Bauten standen früher Ställe für 70 Pferde und Unterkünfte für die Pferdeknechte. Hinter dem Fürstenhaus war in dem Garten ein Hügel zunächst unbebaut geblieben, bis um 1599 hier das eigentliche Jägerhaus errichtet wurde. Während man nach Kriegszerstörungen, Bränden und sonstigen Schäden die Schösserei immer wieder, wenn auch verändert, aufbaute, trug man das Jägerhaus 1720 völlig ab. Erst 1936 entstand auf seinem Platz nach dem Entwurf von Wilhelm J O S T ein Gebäude mit hochaufragendem Walmdach. Da Aktennotizen und mündlichen Überlieferungen zufolge in Grillenburg frühe mittelalterliche Bauten vermutet werden konnten, fanden in den dreißiger Jahren unter Leitung von Hans N A D L E R Grabungen statt. Auf dem hüge104

ligen S andort der ehemaligen Jäg rei wurden Grundmauern in Form eines grie- G 1 einsehen Kreuzes festgestellt. Im Zentrum dieser Anlage und gleichzeitig mit dieser entstanden, befindet sich ein von vier Kreuzgratgewölben geschlossener Untergeschoßraum, in dessen Mitte eine Quelle lag. Diese Vierflügelanlage, deren Sockel und Ecklisenen als einziger Rest aufgehenden Mauerwerks erhalten sind, verdient als romanischer Zentralbau große Beachtung. Die bisherigen Theorien, die jedoch historischer Beweise ermangeln, sehen ihn als Taufkirche oder geplante markgräfliche Grablege an. Das gewölbte Untergeschoß trägt heute die große Erdgeschoßhalle des 1936 errichteten Gebäudes, des jetzigen WN-Kurheimes Elsa Fenske. Als besonderer Schmuck war der ehemaligen Schösserei nach dem letzten Umbau um 1850 der Dachreiter mit Uhr, Seigerschelle und Wetterfahne über dem drei Fensterachsen breiten Mittelgiebel geblieben. Alles, was im Inneren an bemalten Holzdecken, an bunten Öfen oder handwerklich geformten Lampen zu sehen ist, wurde erst 1936 geschaffen. Der Dresdener Malerarchitekt E. A. M Ü H L E R hat 1966 bei der künstlerischen Gestaltung der forstlichen und jagdkundlichen Lehrschau bestehen lassen, was bleibenden künstlerischen Wert besaß. 1826 war die Staatsstraße Tharandt—Freiberg gebaut worden, 1828 wurde das Fürstenhaus abgebrochen und ein Teil der Werksteine zum Aufbau des Gasthofes verwendet. Dessen nordöstliche Giebelseite wirkt mit großen, vielgeteilten Fenstern und den im Oberteil gekehlten Fenstergewänden recht stattlich. Die in Grillenburg ansässigen Beamten erwirkten, daß ab 1780 Ansiedlern Grundstücke zur Verfügung gestellt wurden. Außer der Mühle und der früheren Schmiede neben dem Gasthof entstanden Wohnhäuser für Waldarbeiter und wenige kleine Bauernstellen, deren Land jetzt von der L P G Dorfhain bewirtschaftet wird. Zwei Häuslerzeilen vervollständigen somit den Ort. Kirchlich war das 5 km entfernte Dorfhain zuständig. Zeitweise hat der Chausseegeldeinnehmer (Haus Nr. 14) die Schulkinder unterrichtet, sonst mußten sie über eine Stunde nach Dorfhain laufen. Jetzt fahren sie mit dem Schulbus nach Hartha. Westlich vom vorderen Teich wurde die ehemalige Betriebsberufsschule als Fortbildungsstätte für leitende Mitarbeiter der Forstwirtschaft eingerichtet. Die kräftigen Stämme am Eingang des Schulgebäudes zeigen in Flachschnitzerei Szenen aus der Arbeit im Wald. Das frühere Forstgut, allein im Osten der Lichtung stehend, baute 1970 der V E B Agrochemie Halle als Ferienheim aus. Die wertvollen Altbauten wurden gut repariert, die Neubauten verständnisvoll angeglichen. Die dazugehörigen Feld- und Wiesenflächen nutzt ein demselben Betrieb zugehöriges Versuchsgut z. B. für Fragen der Schädlingsbekämpfung. Dicht südlich der Grillenburger Waldlichtung befindet sich in Abt. 148 Günters Kreuz, das eine stark verwitterte Inschrift trägt. Ihren Wortlaut überliefert das älteste Dorfhainer Kirchenbuch: „1592 am Tage Egidii (1. September) ist Guenter Pitzsch vonn seinem Eidam (Schwager) allhier erschossen worden. Got Gnade. Baltzer Pietzsch und Hans Gulkees haben dis Creutz ma(chen) la(ssen)." 105

G 1 Ein weiteres Steinkreuz steht an dem von Grillenburg nach Niedercolmnitz führenden Flügel. Es heißt fälschlicherweise Auermanns Kreuz, denn an dieser Stelle kam einem Schiedsspruch von 1492 zufolge Greger Gunter aus Naundorf ums Leben. Das dritte, schmucklose Gedenkkreuz haben wir südwestlich Fischers Wiese im Westteil des Tharandter Waldes zu suchen (RUDOLPH 1955).

G 2 Steinbruch am Jägerhornflügel I m Steinbruch am Jägerhornflügel 0,5 km westlich Grillenburg bilden feinkörnige, weiße Dünensandsteine der Niederschönaer Schichten das Liegende. Sie werden seit mindestens 700 Jahren als Werkstein abgebaut und fanden beispielsweise an der Goldenen Pforte des Freiberger Domes Verwendung. Eine 1,5 m mächtige Folge stark kaolinisierter Quarzporphyrgerölle mit vielen Fossilien an der Basis sowie Tonmergel vertreten den Unterquader. Fossilarme Plänersandsteine gehören der Plenus-Zone an. Dieses Profil widerspiegelt die cenomanen, also ältesten Oberkreideablagerungen an dieser Stelle. In anderer petrographischer Ausbildung kehrt es um Tharandt und südlich gegen das Erzgebirge zu immer wieder. Die limnisch-fluviatilen Niederschönaer Schichten — sie werden an die Grenze zwischen Unter- und Oberkreide gestellt — wurden in einzelnen, voneinander getrennten Senken abgelagert. Von Niederschöna, wenige Kilometer weiter im Westen gelegen, ist vom Hangenden nach dem Liegenden zu folgendes Profil bekannt: oben

Feinkörnige Dünensandsteine; Wechsellagerung von feinkörnigen, glimmerführenden Sandsteinen mit pflanzenführenden Schiefertonen; Mittel- bis grobkörnige fluviatil gebildete Sandsteine; unten Grundschotter.

Diese terrestrischen Schichten werden von marinen, cenomanen Sandsteinen des Unterquaders überlagert. Zwischen Grillenburg und Reinhardtsgrimma kommen sie fein- bis grobkörnig vor und enthalten stellenweise Konglomerate. Gegenüber dieser Küstenbildung entstand nördlich in tieferem Wasser ein feinbis mittelkörniges Gestein. Die Gesteine der Plenus-Zone über dem Unterquader zeigen ebenfalls, je nach ihrer Lage zum ursprünglichen Küstenverlauf, unterschiedliche Ausbildung. Im südlichen Küstenstreifen beginnen sie mit einem Konglomerat, das bisweilen auf die Niederschönaer Schichten übergreift. Es geht nach oben hin in einen mittelkörnigen Sandstein über, dem ein feinkörniger folgt und teilweise als Plänersandstein vorliegt. Diese Kornverfeinerung spiegelt ein stetes Absenken des Gebietes wider.

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Tharandter Wald

Der etwa 60 km 2 große Tharandter Wald, neben der Dresdener Heide das größte zusammenhängende Waldgebiet der Dresdener Umgebung, am Nordrand des unteren Osterzgebirges gelegen, hebt sich gegenüber dem nördlich angrenzenden Mittelsächsischen Lößgebiet durch eine deutliche Stufe hervor, die sich von Hartha über Spechtshausen bis Pohrsdorf aus Sandsteinen aufbaut. Im Nordwesten ist als höchste Erhebung die Basalttafel des Landberges (430 m, s. A 3) den Sandsteinen aufgesetzt. Die Porphyre des Tharandter Waldes im Grenzbereich des Erzgebirges und der Elbtalzone überlagern auf etwa 50 km 2 deckenförmig die Grauen Freiberger Gneise als Gänge oder bilden Staukuppen. Dieser Vulkanismus war während der Ablagerungen der Sedimente des Döhlener Beckens aktiv, also in der Zeit des Überganges vom Oberkarbon zum Unterrotliegenden. Es lassen sich im wesentlichen vier Gruppen einteilen. Zuerst ergoß sich quarzarmer Porphyr (s. A 6), in dem man bisweilen ein Fließgefüge beobachten kann. Seine Farbe ist dunkelrotbraun, und er neigt zu plattiger Absonderung. Heute nimmt man an, daß es sich bei diesem Gestein teilweise um Ignimbrit, also Schmelztuff, handelt, der durch überquellende Glutwolken hervorgerufen wird und sich nur sehr schwer von Laven unterscheiden läßt. Der Quarzporphyr, der zeitlich darauf folgte, ist ein rotbraunes Gestein mit zahlreichen, maximal bis 3 mm großen Quarzeinsprenglingen. Die mikrokristalline Grundmasse besteht aus Quarz und Feldspat. Ein Aufschluß befindet sich in einem kleinen Steinbruch 300 m südlich von Grillenburg. Der Granitporphyr kommt in ringförmigen Gesteinsspalten vor, vor allem am Dorfhainer Gang (s. N 3). Seine Grundmasse setzt sich wie beim Quarzporphyr aus Quarz und Feldspat zusammen und führt wenig Einsprenglinge. Zuletzt wurde Pechstein gefördert (s. A 6); er weist eine glasige Grundmasse auf und zum Teil beträchtlich große, felsitische Einsprenglinge, die aus Quarz, Feldspat und Glimmer bestehen. Dieses natürliche Gesteinsglas hat einen Wassergehalt von etwa 5 % . Triebisch und Warnsdorfer Bach entwässern den Tharandter Wald nach Nordwesten. Am Südrande des Waldgebietes fließt der Seerenbach ostwärts zur Wilden Weißeritz, die zwischen Edle Krone und Tharandt die östliche Begrenzung des Waldes bildet. Seerenbach und Wilde Weißeritz haben tiefeingeschnittene Kerbsohlentäler ausgebildet. Besonders steil und gefällsreich sind die kurzen Talkerben des Breiten und Tiefen Grundes am Ostrand des Tharandter Waldes. Als Oberflächenformen überwiegen flachwellige Hochflächenreste in 320—380 m Höhenlage, die von breiten Quarzporphyrrücken, Sandsteintafeln und der Basaltkuppe des Ascherhübeis (s. A 4) überragt werden. Die Sandsteintafeln des Markgrafen-Steines (414 m), des Borscheisberges (308 m) und des HartheBerges (405 m, s. A 5) setzen sich mit deutlichen Steilstufen gegenüber ihrer Umgebung ab. Im Einzugsbereich der Triebisch findet man breite und flache muldenförmige Hohlformen vor. 107

3 I m Vergleich zur Elbtalweitung ist das K l i m a des Tharandter Waldes kühler und niederschlagsreicher (Reihen 1891 — 1930): Jahresmittel der L u f t t e m p . Dresden-Neustadt Tharandt Grillenburg

9°C 7.4° C 7,2°C

m i t t l . Jahresmenge der Niederschläge 564 m m 815 m m 843 m m

F ü r die forstwirtschaftliche Praxis sind aber geländeklimatische Unterschiede bedeutungsvoller als diese langjährigen Mittelwerte. Die flachen, durch hydromorphe, also wasserbeeinflußte Böden gekennzeichneten Mulden und Wannen im Grillenburger R a u m bilden stark frostgefährdete Standorte ( J U N G H A N S 1959). Dagegen zeigen die tiefsten Lagen in den Kerb- und Sohlentälern ausgeglichenere Temperaturverhältnisse. Die wärmebegünstigten, nach Süden gelegenen Hänge heben sich deutlich von den kühleren Nordhängen ab, ein Umstand, der sich auch in der Ausbildung der Waldgesellschaften widerspiegelt. Der Tharandter Wald blieb im Zuge der großen mittelalterlichen Besiedlung als Rodungsrest erhalten, weil einerseits die Ungunst vieler Standorte (Kälte, vernäßte, nährstoffarme, schwer zu bearbeitende Böden) eine ertragreiche Landwirtschaft nicht zuließ und andererseits die kurfürstliche Hofhaltung am Fortbestehen des Waldes für Jagdzwecke und Holzversorgung besonderes Interesse hatte. Die wald- und forstgeschichtlichen sowie standortskundlichen Untersuchungen der letzten Jahre zeigen ein im wesentlichen übereinstimmendes Bild. Danach gehört das Waldgebiet mit einem von Natur aus hohen Nadelholzanteil (Fichte, Tanne, Kiefer) zur submontanen Stufe der Erzgebirgsnordabdachung. In den naßkalten Senken der Triebisch und ihrer Nebenbäche kommen natürliche Fichten- und Fichten-Kiefernwälder mit sehr geringen Anteilen von Stieleiche, Rotbuche und Roterle vor. Die Tanne ist schon lange verschwunden. Anspruchsvolle Laubbaumarten, wie Ahorn, Esche, Ulme, Hainbuche und Linde, gedeihen nur an den Waldrändern und im Weißeritztal, die Eiche allgemein schlecht. A u s der geomorphologischen Situation und in Abhängigkeit v o m Grundgestein ergibt sich für den Wald eine charakteristische Gliederung in Teilbezirke (Abb. 15), die sich in der Pflanzenwelt deutlich widerspiegelt. Die größten Flächen nehmen der zentrale und südwestliche Teil ein. Sie besitzen im wesentlichen Hochflächencharakter und weisen durch zahlreiche Frostwannen viele standörtliche Extreme auf. Vorherrschende Baumarten sind Fichte mit Buche und Höhenkiefer. Die Eichen ergeben keinen guten Wuchs. In den Frostlagen kümmert auch die Erle. Deutlich montan getönt zeigt sich die Bodenvegetation, wo neben der allgemein verbreiteten Drahtschmiele (Deschampsia flexuosa) das Wollige Reitgras (Calamagrostis villosa) in ausgedehnten Rasen auftritt. 108

Abb. 15. Pflanzengeographische Gliederung des Tharandter Waldes 1 = Zentraler Teil, montan getönt, überwiegend Bergmischwald (Fichte, Tanne, Buche, Höhenkiefer) und natürlicher Kiefern-Fichtenwald in Talsenken 2 = Nördlicher Teil, collin getönt, Traubeneichen-Buchenwald, artenreich 3 = Ostliche Hochfläche, Eichen-Buchenwald, artenarm 4 = Sandsteinstandorte, überwiegend Eichen-Kiefernwald mit Buche und Birke 5 = Weißeritztal, submontan, Eichen-Buchenwald und Buchenwald 6 — Hügellandbereich, Eichen-Buchenwald mit Linde, Hainbuche und Geißklee-Eichenwald mit Kiefer

Daneben sind Siebenstern {Trientalis europaea), Berg-Lappenfarn (Lastrea limbosperma) und Rippenfarn (Blechnum spicant) anzutreffen. Sogar die erzgebirgische Bärwurz (Meurn athamanticum) und die Alantdistel (Cirsium keterophyllum) breiten sich noch — vor allem an Wegen — aus. Diesem Teil steht ein wärmebegünstigter, collin beeinflußter nördlicher im Gebiet zwischen Landberg und Ascherhübel gegenüber (s. A 3 und 4). Weiterhin wird die östliche Hochfläche des Tharandter Waldes mit den Revieren Tharandt und Dorfhain ausgeschieden, die an das Weißeritz- und Seerenbachtal angrenzt. Charakteristische Arten fehlen. Drahtschmiele und Heidelbeersträucher bilden meistens den Grundbestand. Als natürliche Waldgesellschaft ist der EichenBuchenwald anzunehmen. Die Reste einer kreidezeitlichen Sandsteindecke auf der Hochfläche bilden einen eigenen Bezirk mit Sandberg bei Niederschöna, Borscheisberg oder Markgrafen109

G 3 Stein. Die Bodenvegetation gibt heute Hinweise auf die Substrate: Der Adlerfarn (Pteridium aquilinum) überzieht besonders unter Kiefernbeständen Sandboden ohne wesentliche Staunässe. Bei Staunässe über toniger Schicht überwiegt das Pfeifengras (Molinia coerulea). Im übrigen sind auch hier Drahtschmiele und Heidelbeere verbreitet. In moorigen Gräben gedeiht zwischen Torfmoos zerstreut der Sonnentau (Drosera rotundifolia). Die Grenzsituation des Gebietes zwischen der submontanen und collinen Stufe spiegelt sich besonders deutlich im Weißeritztal wider, wo sich trocken-warme und kühl-feuchte Hänge mit sehr unterschiedlicher und artenreicher Vegetation gegenüberstehen (s. B 5 und 6, H 2). Das heutige Wegenetz des Tharandter Waldes, das aus rechtwinklig sich schneidenden Flügeln und Schneisen besteht und gern von Wanderern aus Dresden und Freital begangen wird, geht auf Heinrich C O T T A zurück und entstand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Karten aus dem 6. Jahrhundert zeigen noch Wege, die strahlenförmig von einem Mittelpunkt zwischen Grillenburg und der Warnsdorfer Quelle nach außen gerichtet waren. Einzelheiten überWege, auch über Wild und Forstwirtschaft hat W O T T E (1966) in sein Wanderheft aufgenommen.

G 4 Seerenbach Der Seerenbach entspringt etwa 1 km östlich vom Bahnhof Klingenberg in 420 m ü. NN an der Grenze zwischen Gneis und Porphyr. Der Oberlauf bis zum Seerenteich besitzt im Quarzporphyr eine sehr schmale Sohle und ist nur wenig eingetieft. Erst unterhalb des Teiches bildete sich im Gneis ein 60—80 m tiefes Kerbsohlental aus, das westlich von Edle Krone das Weißeritztal erreicht. Vom Quellgebiet bis zur Mündung ergibt sich für den Seerenbach ein Gefälle von etwa 2,6%. Er gehört zu den wenigen Gewässern im Umkreis der Stadt Dresden, die nicht durch Abwässer verschmutztes Wasser führen und dadurch für die Naherholung erhöhte Bedeutung besitzen. An seinem linken Talhang führt die Eisenbahnlinie Dresden—Freiberg—Karl-Marx-Stadt entlang. 1572 schrieb man vom Gewässer als An der Seera, 1592 vom Sörenbach. Unter Sören verstand man damals eine schwache Brunnenader bzw. ein Bächlein, das leicht versiegt. Den Seerenteich legte man als Stau für die Flößerei über die Weißeritz nach dem Dresdener Floßhof an. Oberhalb befinden sich noch Reste des Dammes eines weiteren Floßteiches und bei Günters Kreuz (s. G l ) ein alter Graben, der früher Wasser aus der Triebisch zum Seerenbach führte. Der letzte Holzabwurf aus dem Tharandter Wald erfolgte 1872 von Bellmanns Los nahe der Einmündung des Tiefen Grundes ins Weißeritztal.

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Edle Krone

Den Namen des Bergwerks Die edle Haupt Crone oder edle Zeche (1768, s. H 2) erhielt an der 1862 fertiggestellten Bahnstrecke in verkürzter Form ein Bahnhof, der von den Bewohnern von Höckendorf und Dorfhain wie von Ausflüglern rege benutzt wird. Die für den Personenverkehr berechneten Teile, Bahnsteigdach, Schalter- und Wartehalle, wurden unter handwerklicher Verwendung von Holz 1908 neu gestaltet, um den Bau der Landschaft anzupassen, eines der ersten Beispiele, von der schematischen Bahnhofsarchitektur abzugehen. Vom Bahnhof Tharandt (208 m ü. NN) über den Bahnhof Edle Krone (276 m) bis zum Bahnhof Klingenberg-Colmnitz (435 m) sind für die Züge Steigungen zu überwinden, die an der Grenze dessen liegen, was für Normalspurstrecken zulässig ist. Deshalb mußten in der Zeit des Betriebs mit Dampflokomotiven auch alle Züge in Tharandt halten und warten, bis eine der dort bereitstehenden Schiebelokomotiven angesetzt war. Der Zwangsaufenthalt ist nach der Elektrifizierung der Strecke nicht mehr nötig, die Elektroloks überwinden die Steigung allein. Die Anlage der Strecke Tharandt—Edle Krone war kostspielig, weil Felsen abgetragen und hohe Stützmauern errichtet werden mußten, um für die zwei Gleise Platz zu schaffen. Auch bei der Elektrifizierung der Strecke Dresden— Reichenbach häuften sich hier im Engtal der Wilden Weißeritz die Schwierigkeiten. Das für elektrifizierte Strecken vorgeschriebene größere Profil machte neue Abtragungs- und Sicherungsarbeiten am Fels nötig und ließ nur schwer Platz zur Aufstellung von Trägern für die Fahrleitung finden. Besondere Anstrengungen für Wissenschaftler, Techniker und Bauleute erforderten der Umbau des Tunnels bei Edle Krone und die Verstärkung der nördlich des Tunnels das Tal überspannenden Eisenbahnbrücke. Der Tunnel mußte im gesamten Profil erweitert werden. Vom ersten Tunnelbau waren keine Unterlagen mehr vorhanden. Erst nach Beseitigung der Sandsteinauskleidung vermochte man Störungen durch Erzgänge und Klüfte im Tunnelgestein zu erkennen. Alte Bergbaustollen in bedrohlicher Nähe des Tunnels wurden nicht gefunden. An den Vorarbeiten waren geologische und geotechnische Institute der Bergakademie Freiberg und der Verkehrshochschule Dresden beteiligt, an den während der Bauzeit fortlaufend durchgeführten Feinmessungen das Geodätische Institut der Technischen Universität Dresden. Alle Bauarbeiten mußten auf engstem Raum durchgeführt werden, ohne den Bahnverkehr zu unterbrechen. Deshalb wurde dieser Streckenteil nur mit einem neu verlegten Mittelgleis befahren, über das man eine panzerplattenbewehrte Stahlkonstruktion je nach Fortgang der Sprengarbeiten in den Tunnel einfuhr. Das neue Profil wurde durch Stahlbetonbogen aus je 4 Fertigteilen gebildet, die an der Außenseite der Tunnelkurve stärker sein mußten als an der Innenseite. Die Betonbogen erhielten an der zum Felsen gerichteten Seite aus Latexspezialmassen zum Schutz vor Sickerwasser eine Dichtung, um Kurzschlüsse 111

H 1 an der Fahrleitung zu verhindern. Der noch bis zum Fels verbleibende Hohlraum wurde mit Beton verfüllt. Die anfallenden Gesteinsmassen fanden zum größten Teil unterhalb des nach Dresden zu gelegenen Tunnelportals am Talrand Platz. Besonders neben dem „Dresdner" Tunnelportal mußten große Teile der Felswand mit Stahlbetonwänden gesichert werden, deren Bewehrung fest am Fels verankert ist. Die Arbeiten führte der V E B Schachtbau Nordhausen durch. Trotz unerwarteter Schwierigkeiten konnte die für den 1. 1. 1964 bis 31. 12. 1965 geplante Bauzeit eingehalten werden, so daß am 19. 12. 1965 der Betrieb wieder zweigleisig lief. Die in der Nähe des Bahnhofs stehenden Gebäude, eine Rundfunkgerätefabrik, eine Sitzmöbelfabrik, das frühere Gasthaus, gehören zu verschiedenen Gemeinden. Etwa 1 km unterhalb des Bahnhofs steht auf Somsdorfer Flur die Jugendherberge Geschwister Scholl. An die Wand des Speisesaales malten Curt Q U E R N E R (s. K 3) und Willy K U T Z N E R , angeregt durch alte Holzschnitte, eine Szene aus dem Silberbergbau der Umgebung um 1545. Etwa 100 m unterhalb der Jugendherberge wird aus der Wilden Weißeritz ein Graben abgeleitet, der eine Reihe von Forellenzuchtbecken mit Wasser versorgt. Aus selbst gewonnener Forellenbrut wird nach zweijähriger Fütterung ein marktfähiger Speisefisch erzielt. Außerdem gelangen Jungfische zum Versand, besonders als Besatz für die vom Deutschen Anglerverband befischten Reviere. In dem Graben unmittelbar neben der Straße sind Tausende und aber Tausende solcher Jungfische zu sehen. Die Forellenzucht bei Edle Krone wurde schon 1887 betrieben. Nachdem 1897 das große Weißeritzhochwasser die Anlagen zerstört hatte, entstanden sie von neuem. Das Nachbargelände beherbergt jährlich etwa 400 Nerze, die im März geboren und im Dezember darauf gepelzt werden.

H 2 Wilde Weißeritz Nach Verlassen der Talsperre Klingenberg hat sich die Wilde Weißeritz in einem Kerbsohlental in die Gneishochfläche eingetieft. An keiner Stelle vermag sie den Dorfhainer Quarzporphyrgang (s. N 3) zu durchbrechen. An seiner Anschwellung beim Bremenberg bildet sie eine auffällige Flußschleife. Von Edle Krone an verläuft die Wilde Weißeritz in einem gestreckten, von Süd nach Nord gerichteten, schmalen Tal, das etwa 80—100 m tiefer liegt als die angrenzenden Höhen. Beiderseits gliedern zahlreiche Klippen (Bellmanns Los) und Felsbastionen die Steilhänge. 4—8 m über der Talsohle trifft man längs der Unterhänge eine wohl jungpleistozäne Schotterdecke in Resten an. Für einen von Tharandt weiter nach Norden führenden Talabschnitt spricht die Tatsache, daß Leitgerölle der Wilden Weißeritz in Schottergruben nördlich von Tharandt aufgefunden worden sind ( U N G E R 1956). Dieser alte, wohl frühelsterkaltzeitliche Weißeritzlauf wurde zugeschüttet, als das Inlandeis auf der Somsdorfer und Großopitzer Hochfläche abschmolz. Eine Anzapfung von Hains112

berg her geschah wahrscheinlich erst nach der Elsterkaltzeit, als durch tekto- H 2 nische Bewegungen im Elbtalgraben eine Neubelebung der Tiefenerosion einsetzte. Heute biegt die Weißeritz in Tharandt fast rechtwinklig nach Osten um und durchfließt in Richtung Hainsberg bis zur Vereinigung mit der Roten Weißeritz ein breiteres Sohlental. Das Kleinrelief an den Steilhängen hängt von der Richtung des Talverlaufs ab. Am nördlichen, linken Hang des Brüderweges (s. B 5) ragen zahlreiche Klippen und Hangrippen heraus; denn an den nach Norden einfallenden Gneisen sind die steil gegen Süden gerichteten Schichtköpfe herauspräpariert worden ( S C H R Ö T E R 1957). An den Niederleiten gegenüber (s. B 6) treten solche schroffen Formen zurück. Die Wasserführung der Wilden Weißeritz ist durch den Talsperrenbau stark beeinflußt worden. Messungen im Bereich der Vereinigten Weißeritz unterhalb von Hainsberg ergaben, daß die mittleren Hochwasserabflüsse durch die Talsperren Malter und Klingenberg von 71,2 m3/s auf 22,8 m3/s verringert, die mittleren Niedrigwassermengen von 0,8 auf 2,0 m'/s erhöht werden. Verheerende Überschwemmungen wie 1897 traten nach dem Bau der Talsperren nicht mehr auf. Die Vegetation im Weißeritztal nimmt flußaufwärts immer mehr Gebirgscharakter an, gegenüber den Gebirgspflanzen treten die Arten des Hügellandes zurück, so daß viele unterhalb Klingenberg ihre Verbreitungsgrenze erreichen. Die natürliche Waldgesellschaft der Talsohle bildet ein Eschen-Erlen-Bachwald. In Schluchten und an frischen Hängen trifft man auf Ahorn-Eschen-Hangwälder, soweit nicht Fichtenbestände gepflanzt wurden. Außer den schon für die Niederleiten (s. B 6) genannten Pflanzen wachsen im Gebiet zahlreiche geschützte, wie Seidelbast (Daphne mezereum), Straußfarn (Matteuccia slruthiopteris), Grüner Streifenfarn (Asplenium viride), Bunter Eisenhut (Aconitum variegatum) und Türkenbundlilie (Lilium martagon). Hinzu gesellen sich die Gebirgsarten Verschiedenblättrige oder Alantdistel (Cirsium heterophyllum), Rauhhaar-Kälberkropf (Chaerophyllum hirsutum), Breitblättrige Glockenblume [Campanula latifolia), Platanen-Hahnenfuß (Ranunculus platanifolius). Der floristische Reichtum wird durch z. T. seltenere Arten gemehrt, darunter Einbeere (Paris quadrifolia), Gelbes Windröschen (Anemone ranunculoides), Haselwurz (Asarum europaeum), Wolliger Hahnenfuß (Ranunculus lanuginosus), Akeleiblättrige Wiesenraute (Thalictrum aquilegifolium), Christophskraut (Actaea spicata). An trockeneren — meist nach Süden exponierten Hängen — bildet die Stieleiche mit Birke noch häufig lockere Bestände, in denen Maiglöckchen (Convallaria majalis) und Waldreitgras (Calamagrostis arundinacea) vorkommen. Beiderseits der Wilden Weißeritz, der ehemaligen Grenze zwischen dem Freiberger und dem Altenberger Bergrevier, wurde über mehrere Jahrhunderte Silberbergbau betrieben ( S C H U M A N N 1933). Sein Beginn soll der Sage nach im 14. Jahrhundert hegen (s. O 2), die Blütezeit fällt in das 16. Jahrhundert. Ein nochmaliges Aufleben im 18. und 19. Jahrhundert war mit einigen neuen Erzanbrüchen verbunden (Abb. 16). " 3

THARANDT

Dorfhain

22 23 24 25 26

®

1 Tharandt, Stollen 1781 und einige weitere, kleinere Stollen 2 Vergnügte Gesellschaft Stollen 3 Junger Johannis Stollen („Teufelsstollen") 4 Segen Gottes Stollen (ehem. Huthaus am rechten Weißeritzufer) 5 Neuhoffnungsstollen mit Wetterstollen 6 Carlsleithner Stollen 7 Abzugrösche (vom Richtschacht) 8 St.-Georgen Stollen, Neuglücker Kunstschacht mit Kunstgraben 9 Richtschacht mit Radstuben und Halde Tagesschacht, Stielichens Schacht 10 Reicher Segen Gottes Stollen 1 1 Drei FreundeStollen, Fahle Laus Stollen, Alte Crone, Aufschlagrösche (zum Richtschacht) am Weißeritzwehr t2 Ehrig Stollen, Thelerschacht, Silberne Crone, Niedere Crone 13 Neubergmännisch Glück, Alte Erzwäsche 14 Silberne Tanne, Silberblick Stollen 15 Kohls Erbstollen 16 Tiefer Augustus Stollen, Fischer Stollen Lobegott Stollen, Wagner Stollen, Silberspath Stollen 17 Reicher Silbersegen 18 St.-Michaelis Stollen 19 Stollen 20 Silberne Aue Stollen 21 Neue Hilfe Gottes Stollen

Heinrich Stollen Aurora Stollen Getroster Mut Stollen, Neujahrswechsel Stollen, Freudenglflck Stollen Vertrau auf Gott Fundgrube Weinholds Glück, Beistand Gottes Stollen

Abb. 16. Erzbergbaugruben im Weißeritztal zwischen Klingenberg und Tharandt (16.— 19. Jahrhundert).

Eine Reihe meist kleiner Grubengebäude Hegt im Weißeritztal zwischen Klingenberg und Dorfhain. Unter ihnen erbrachte z. B. .Neue Hilfe Gottes' von 1791 bis 1793 nur kurzzeitig eine nennenswerte Ausbeute. Die letzte noch betriebene Grube des Gebietes zwischen Tharandt und Klingenberg war ,St. Michaelis' (bis 1897) mit ihrem 450 m langen, schnurgerade aufgefahrenen Stollen; sie wurde bereits 1596 erwähnt und 1842 wieder aufgenommen. Der .Reiche Silbersegen' an der Barthmühle war von 1866 bis 1896 in Betrieb, ohne jedoch Erzgänge anzufahren. Die Grubengebäude um Edle Krone (Gewerkschaft .Unverhofft Glück') liegen hauptsächlich zwischen der Einmündung des Seerenbaches bis unterhalb der

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Einmündung des Höckenbaches und sind auf Gängen der Edlen Quarzformation H 2 angesetzt. Zur Untersuchung der Gänge in größerer Teufe wurde kurz nach 1850 ein ,Haupt-Kunst- und Treibeschacht' (Richtschacht) mit zwei etwa 55 m unter Tage gelegenen Radstuben sowie der 370 m langen Aufschlag- und fast ebensolangen Abzugrösche angelegt und bis 1886 betrieben. Die Halde des Richtschachtes liegt am Rande der Hochfläche oberhalb des Weißeritztales. Einer der ältesten Grubennamen, ,Cron am Höckenberg' (1557), ist später mehrfach wiederverwendet worden. (, Alte Krone', ,Neue Krone', ,Edle Krone Fdgr.') und erinnert noch heute durch den Bahnhof Edle Krone an den einstigen Bergbau. I m Weißeritztal bei Tharandt (Badetal) wie auch im Schloizbachtal finden sich weitere Reste einstiger Bergbauversuche auf Silbererze. Der 160 m lange .Vergnügte Gesellschaft Stollen' (.Communstollen') auf dem Eugenius Spatgang am Breiten Grund war im Jahr 1792 nur mit einem Mann belegt. Erze sind aber weder hier angefahren worden noch in dem weiter talaufwärts gelegenen, 485 m langen .Segen Gottes Stollen', dessen Huthaus noch bis 1954 stand. Von den Mühlen an der Wilden Weißeritz unterhalb der Talsperre Klingenberg steht zwar noch ein Teil der alten Gebäude, aber kein Mahlwerk arbeitet mehr in alter Weise. Schon vor dem B a u der Talsperren Klingenberg und Lehnmühle hatten die Mühlen Stillstandszeiten gehabt, wenn die Weißeritz zugefroren oder wenn im Sommer längere Zeit kein Regen gefallen war. Wassermangel herrschte auch, als ab 1926 aus dem Quellgebiet der Wilden Weißeritz Trinkwasser für die Städte am Südfuß des Osterzgebirges entnommen wurde, wofür Entschädigungen an den sächsischen Staat zu zahlen waren. Nach dem B a u der Talsperre wurde der A b f l u ß durch die Trinkwasserableitung vermindert. Außerdem konnten kleinere Mühlen nicht mehr die gesteigerten Anforderungen an sortengerechte Qualität des Mahlgutes erfüllen. A u s der Hintermühle in Klingenberg war eine Fabrik zur Herstellung farbiger Seidenpapiere geworden, die aber eingegangen ist. I n der Hosenmühle arbeitet eine Kunstharzpresserei. Die Winkelmühle ist Lehrwerkstatt mit Internat des V E B Elektronische Bauelemente Dorfhain geworden. A m Hauptgebäude findet man einen großen Stein eingelassen, auf dem zwei Löwen das Müllerhandwerkszeichen aus Zirkel, Winkel und halbem Zahnrad halten. Die Gebäude der Stübemühle sind besonders gut erhalten und als Ferienheim für den V E B Steinkohlenwerke Martin Hoop Zwickau ausgebaut. Der Giebel erhielt eine ornamentale Schieferverkleidung. Ein Schlußstein trägt das Monogramm G R und 1796. In der Dorfhainer Niedermühle befindet sich jetzt eine Bäckerei. A m Schlußstein des Wohnhauses ist zu lesen SCW 1803. Hinter der Mühle liegt der Einlauf des nach Tharandt führenden Trinkwasserstollens.

Dorfhain, Kreis Freital,

H 3

besteht aus den vereinten Waldhufendörfern Klein- und Großdorfhain. Beide Ortsteile sind je 1 / 2 k m lang und 1 k m voneinander entfernt, verlaufen fast parallel und entwässern zur Wilden Weißeritz. Ihre L a g e in Waldnähe geben "5

schon die ältesten Namensformen an. Während noch 1350 und 1378 das wohl ältere Groß-Dorfhain als Hanowe und Hayne bezeichnet wurde, unterschied man später Cleinenhain (1402) und Grossen Haynaw (1420). Die bäuerliche Siedlung Dorfhain hat mannigfache Umwandlungen erfahren. Obwohl der Ort keine unmittelbare Berührung mit Industriegebieten und auch keine ortsnahe Eisenbahnstation besitzt, haben sich Industrieunternehmen niedergelassen, die auch für die Zukunft weitere Entwicklung versprechen (VEB Elektronische Bauelemente, Fabrik für Kunstharzpreß- und -Spritzguß, Fabrik für Leuchtenbau, Fabrik für Spezialschleifsteine der Papierindustrie). Für Arbeiter und Angestellte entstanden Wohnhäuser, zum Teil zwischen die Güter eingeschoben oder in geschlossenen Gruppen, zum Beispiel die um 1926 entstandene Siedlung am Nordostende von Kleindorfhain und die mit 78 Wohnungen der Arbeiter-Wohnungsbaugenossenschaft zwischen Groß- und Kleindorfhain. Die nichtbäuerliche Bevölkerung war schon 1814 ( S C H U M A N N ) in der Überzahl. Von 70 Anwesen befanden sich 43 in der Hand von Häuslern. Aber von nichtlandwirtschaftlichen Gewerben hören wir nur über den Betrieb einer Communzeche .Glückliche Gesellschaft' und einiger Eigenlehnergruben. Als ältestes Gebäude Dorfhains wird das erste Schulhaus (Inschrift 1608) bezeichnet. Auf einer Eichentafel über der Haustür ist zu lesen: „Hier lernten unsere Ahnen nach altem Brauch und Sinn. Hier lassen wir uns mahnen, gut Lehr ist stets Gewinn." Nicht weit entfernt steht das zweite Schulhaus von 1857 in maßvollen Bauformen, während 1835 eine Schule auch in Kleindorfhain entstanden war. 1906 wurde zwischen beiden Ortsteilen ein großes Schulgebäude errichtet, dessen Lehrerwohnungen man später noch zu Schulräumen ausbaute. Bei der Neudeckung des Daches konnte der Dachreiter erhalten werden. Die Kirche im Ortsteil Großdorfhain, ein schlichter, rechteckiger Bau mit Satteldach, besitzt einen achteckigen Dachreiter, den eine glockenförmige Haube, eine kleine geschlossene Laterne, Spitze und Wetterhahn bekrönen. Die 1724 an der Südseite ausgebrochenen Fenster erhielten ein Gewände, das in den Formen denen von Somsdorf und Ruppendorf gleicht, wenn auch alle Profile weniger stark hervortreten. In dem einfachen Inneren haben sich an älteren Ausstattungsstücken nur der Taufstein, ein Engel auf dem Schalldeckel und die große Grabplatte mit dem Bildnis des Pfarrers Viehweger, f 1673, an der Ostwand erhalten. Drei etwa 55 cm hohe, geschnitzte Figuren, die aus einem älteren Altar stammen dürften, werden zur Zeit im Pfarrhaus aufbewahrt. Auf dem Friedhof stehen eine Anzahl von Grabsteinen aus dem 18. Jahrhundert, gußeiserne Grabkreuze und ein geschmiedetes Grabkreuz. Ein gemeinsames Grab birgt die sterblichen Überreste von 10 unbekannten Toten, die am Ende des zweiten Weltkrieges zunächst im Tharandter Wald begraben worden waren. An der beide Ortsteile verbindenden Straße steht ein stattliches, als Zaunsäule benutztes Steinkreuz mit fehlendem rechtem Arm, vermutlich ein Gedenkkreuz, das 1934 a u s einer Trockenmauer in eine Betonmauer fest eingebettet und überputzt wurde. Am Kreuz wurden vermutlich bei Berainungen die Jahreszahlen 1723 (auf der Rückseite) und 1863 vermerkt. 116

Am 13. 10. 1632 waren nicht nur die Kirche, sondern auch die Pfarre, die Schule, H 3 10 Bauernhöfe und 4 Häuser von den Kroaten unter General Holk niedergebrannt worden. Daß auch 1762, im Siebenjährigen Krieg, manches Gebäude eingeäschert wurde, bezeugt eine Beschriftung am Gut Ernst-Thälmann-Straße 7. Neben dem Türstock enthält eine eingelassene quadratische Platte einen langen, von Palmetten umgebenen Spruch. Eine ähnliche Anordnung wurde 1766 am Wohnhaus des ehemaligen Erbgerichtes Groß-Dorff-Hayn angebracht. Dort ist die quadratische Platte über der Haustür in das Fachwerk eingepaßt worden und zeigt in einer Rokokoumrahmung eine Schwert und Waage haltende Justitia, vor der die Schafe fliehen. Ältere Karten verzeichnen etwa 200 m westlich von Groß-Dorfhain eine Windmühle, die ein Bauer 1876 zum Schroten mit 4 Ruten hatte erbauen lassen. Ein Bild im Gasthof zeigt die Holländerwindmühle, die schon 1895 wieder abgebrochen wurde. Nach Aufhebung des Mahlzwanges war seit dem zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts manche kurzlebige Mühle entstanden. Dorfhain besitzt die besonders in der Pflanzenproduktion leistungsfähige L P G Typ I I I Traktor, die auch die Fluren von Klingenberg und Grillenburg bearbeitet. Besonderes Schwergewicht liegt auf der Kartoffelvermehrung. Viehweg-Höhe (402,6 m)

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östlich der Höhenstraße von Somsdorf in südlicher Richtung, der Butterstraße, erhebt sich die Viehweg-Höhe als flacher, langgestreckter Rücken auf der weit ausgedehnten Hochfläche zwischen der Wilden und der Roten Weißeritz. Von ihr blickt man in nordwestlicher Richtung über den schmalen und tiefen Taleinschnitt der Wilden Weißeritz hinweg auf das Waldgebiet des Tharandter Waldes. Aus dem anstehenden Freiberger Graugneis hat sich unter eisrandnahen Bedingungen über dem anstehenden Fels eine Frostschuttdecke gebildet, die sich am Nord- und Nordostrand stark mit Lößlehm verzahnt. Der gesamte Bereich wird überwiegend ackerbaulich genutzt. Nur die Sättel und Dellen und die schmalen Sohlen der Hochflächenkerbtälchen tragen wegen der Durchfeuchtung Dauergrünland. Rabenauer Grund

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Der Unterlauf der Roten Weißeritz zwischen Rabenau und Coßmannsdorf hat sich in die benachbarten Hochflächen mehr als 80 m eingetieft und wird als Rabenauer Grund bezeichnet. Die beiderseits steilen Talhänge mit Neigungen über 15 Grad zeigen eine starke Gliederung in Rippen und Dellen. Der Fels steht an den steilsten Hangabschnitten in Form von Klippen oder Wänden an. An den anderen Stellen wird er von einer Schuttdecke überlagert, die nur in Hangdellen über 1,5 m mächtig ist. Auf der Talsohle fehlen Auelehmablagerungen; 9

Freital

117

das Flußbett ist meist von großen, kantengerundeten Blöcken ausgefüllt. Seit 1961 steht der Rabenauer Grund unter Naturschutz. Die Talsohle bot ursprünglich nicht einmal einem Pfad Platz. Hierfür mußte stellenweise erst Fels abgetragen werden. Der Weg führt oberhalb der Rabenauer Mühle, die 1488 erstmalig erwähnt und nach einem Brand von 1869 als Gaststätte im „Schweizer Stil" wieder aufgebaut wurde, durch den Spechtsgrund zur Spechtritzmühle, von da ab durch den sich zum Wiesental erweiternden Seifersdorfer Grund und schließlich rechts und links des Tales hinauf zur Mauer der Talsperre Malter. Die Kleinbahn Hainsberg—Kipsdorf mußte zum Teil durch Kunstbauten an den Hang verlegt werden. Brücken überqueren die Flußmäander des Rabenauer Grundes. Das unausgeglichene Gefälle des Flusses erkennt man an extremen Talverengungen, in denen hohe Fließgeschwindigkeit und starke Transportkraft herrschen, und an kleinen Talweitungen mit geringem Gefälle. Die Mannigfaltigkeit der Geländeformen bietet einer großen Zahl verschiedener Pflanzenarten geeignete Standorte. Wir finden hier Elemente trocken-warmer (s. C 1, B 5) und kühl-feuchter Standorte (s. B 6) auf engem Raum beieinander. Durch das teilweise schluchtartige Tal werden die Bäume zu starkem Wachstum angeregt und erreichen über 40 m Höhe. Die meisten Bestände zeichnet eine natürliche Dynamik aus, da die Forstwirtschaft schon seit längerer Zeit nur schwache pflegliche Eingriffe tätigte und Kahlschläge vermied. Begünstigt durch ein mildes Lokalklima mit hoher Luftfeuchtigkeit entwickeln sich die Farne besonders zahlreich (Abb. 17). Auf frischen, nährstoffreichen Standorten siedeln Straußfarn (Matteuccia struthiopteris), Wurmfarn (Dryopteris filix-mas), Frauenfarn (Aihyrium filix-femina), Eichenfarn {Gymnocarpium dryopteris), Buchenfarn (Phegopteris connectilis) und vereinzelt Schildfarn (Polystichum aculeatum). An Felsen wachsen Brauner und Nördlicher Streifenfarn (Asplenium trichomanes und A. septentrionäle) sowie Engelsüß oder Tüpfelfarn {Polypodium vulgare) und Zerbrechlicher Blasenfarn (Cystopteris fragilis). Besonderes Interesse verdient ferner das Vorkommen des weißblühenden, subatlantisch verbreiteten Erdbeerfingerkrautes (Potentilla sterilis) bei Lübau. Der Rabenauer Grund ist in Grauem Freiberger Gneis der oberen Stufe angelegt. Das mittel- bis feinkörnige, schuppige, flasrige und augengneisartige Gestein steht auch bei Tharandt und Klingenberg an. Als sogenannter Paragneis geht es auf Grauwacken bzw. Arkosen zurück. Im Rabenauer Grund findet man in der Umgebung der Kanzel recht grobkörnige Augengneise. Auch kann man an verschiedenen Orten des Grundes ganz ausgezeichnete Falten im Gneis beobachten. Der Gneis der unteren Stufe dagegen, der Freiberger Kerngneis, enthält die Hauptbestandteile Quarz, Feldspat und Glimmer, ist meist grob- bis mittelkörnig ausgebildet und kommt westlich vom Rabenauer Grund in einer nach Norden ausgestülpten Zone zwischen Obercolmnitz—Dorfhain—Somsdorf—Lübau—Borlas—Paulshain vor. Eine größere Anzahl basischer Gesteinsgänge durchsetzt die Gneise. Sie besitzen alle gemeinsame äußerliche Kennzeichen: dunkle Farbe, kompakte Be118

schaffenheit und geringe Mächtigkeit. Man unterscheidet Minette-Kersantit-Gänge, z. B. am Ausgang des Tiefen Grundes, und Vogesit-Spessartit-Gänge. Ein Vogesit-Gang streicht vom westlichen Hang der Roten Weißeritz nördlich Lübau etwa 1 km nach Nordnordwest. Auch der Gang am Steinberg bei Spechtritz gehört in diese Gruppe. Begangen wird der Rabenauer Grund, seitdem im Jahre 1834 der Rabenauer Müller Christian Friedrich EHRLICH den ersten Fußpfad von Coßmannsdorf bis zur Rabenauer Mühle anlegen ließ. Unter den damaligen Freunden einer romantischen Landschaft befanden sich vor allem Maler und Zeichner. So hatte der Dresdener Ludwig RICHTER (1803—1884) schon 1829 die Felsenwelt am Wehr oberhalb der Rabenauer Mühle gemalt und in die dort gelegene, beim Bahnbau von 1882 gesprengte Höhle einen Einsiedler gestellt. Das Nadelöhr, das für den ersten Fußweg ausgesprengt worden war, diente ihm 1840 als Motiv für eine ölskizze, die er ein Jahr darauf für das Bild „Genoveva" verwandte. Der Rabenauer Grund wurde durch das Hochwasser V011130./31. 7. 1897 schwer verwüstet. Seit dem Bau der Talsperre Malter konnten die extremen Hochund Niedrigwasser im Jahresgang ausgeglichen werden. Nur nach dem Überlauf der Talsperre bei Katastrophenhochwasser (1958) oder bei Wolkenbrüchen im Einzugsgebiet unterhalb der Sperre kommt es im Rabenauer Grund noch zu Schäden. So waren 1954 und 1958 nochmals umfangreiche Wiederherstellungsarbeiten nötig, an denen sich Hainsberger und Rabenauer Heimatfreunde beteiligten. Seit dem vorigen Jahrhundert bis heute haben sich Einwohner aus Rabenau und Hainsberg auch um die Anlage von Wegen, Treppen und Leitern, sowie durch Aufstellen von Bänken und Hinweisschildern verdient gemacht. Bis auf die Rabenauer Mühle und das kleine Elektrizitätswerk südlich Coßmannsdorf ist der Grund siedlungsleer. Das Wasserkraftwerk nutzt Abb. 17. Farne des Rabenauer Grundes: Wald-Frauenfarn (oben), Brauner Streifenfarn (Mitte), Tüpfelfarn = Engelsüß 9*

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Abb. 18. Blick vom Rabenauer Galgenberg von W N W bis NNO J 1 das hohe Gefälle im Rabenauer Grund aus. Unterhalb der Rabenauer Mühle wird ein Teil des Weißeritzwassers in einen Stollen geleitet, der den großen Mäander unterhalb Rabenaus abschneidet und das Wasser zum Kraftwerk leitet. Am rechten Talhang der Weißeritz fließt das überschüssige Wasser über Kunststufen ins Tal hinab, deren Höhe das durch diesen Stollenbau gewonnene Gefälle anzeigt. Die Schmalspurbahn Hainsberg—Kipsdorf (26 k m lang, Steigung von 183 m auf 534 m, größte Steigung 1:33,1350000 Mark Baukosten) verkehrte a m 30. 8. 1882 zum ersten Male bis Schmiedeberg, ein J a h r später dann bis Kipsdorf. Sie begleitet auf ihrer gesamten Strecke das Tal der Roten Weißeritz. I m Rabenauer Grund wurde a m Einsiedler ein 18 m langer, 1906 abgebrochener Tunnel durchfahren. Auf der Strecke ließ man den f ü r die Industrie wichtigen Rollwagenverkehr zu, bei dem Normalspurwagen auf niedrigen Schmalspurwagen aufsitzen. Außer dem Berufsverkehr wird die landschaftlich sehr schöne Strecke auch gern von Ausflüglern benutzt. I m Sommer hängt mitunter am Schluß des Zuges ein offener Aussichtswagen. Der Wintersportverkehr ist durch den immer stärkeren Einsatz von Autobussen zurückgegangen. I m Juli 1961 wurden im Rabenauer Grund die 7. Weltmeisterschaften im Kanuslalom auf 850 m langer Strecke und die 2. Weltmeisterschaften im Wildwasserrennen zwischen Seifersdorf und Hainsberg über 7,8 km ausgetragen. Zu diesem Zwecke baute m a n an drei Wehren Floßrutschen ein und gab f ü r die Dauer des Trainings und der Rennen je Sekunde 18 m 8 Zuschußwasser aus der Talsperre Malter ab. J 2 Rabenauer Galgenberg (349,8 m) Die Höhenstraße f ü h r t aus der Stadt nach Westen an der „Rabenauer Höhe", jetzt Betriebserholungsheim des V E B Lokomotivbau Karl Marx Babelsberg, vorbei zum Galgenberg. „Hier stand bis u m das J a h r 1600 das Hochgericht der Herrschaft Rabenau", verkündet eine Tafel. Zwischen vier Linden, an denen man den Galgenberg von weitem in der Landschaft erkennt, steht innerhalb eines Walles ein Steinpfeiler, der 1830 zur Erinnerung an die 300 J a h r e zuvor er120

folgte Verkündung der Augsburger Konfession errichtet wurde. Der umfassende J 2 Rundblick (Abb. 18) reicht bis zur Freitaler Talweitung, zum Tharandter Wald mit dem Landberg, zum Osterzgebirgskamm und nach dem Lerchenberg. Genau läßt sich auch der windungsreiche Verlauf des Rabenauer Grundes verfolgen.

Rabenau, Kreis Freital

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Stadtanlage

J 3.1

Das bewegte Gelände der Stadt Rabenau, zum Teil 100 m und mehr über den umliegenden Tälern, verhinderte die Ausbildung eines regelmäßigen städtischen Straßennetzes. Deshalb beschränkten sich die älteren Teile der Stadt auf den nach Süden das Oelsatal überragenden Bergsporn, auf den vom Galgenberg (s. J 2) nach Osten führenden Rücken und auf die ins Oelsatal absteigenden Straßen. Der Hausbau wurde schwierig und kostspielig, weil die Grundmauern in die felsigen Hänge hineingestellt werden mußten. Die älteren, bescheidenen, in der Mehrzahl verputzten Häuser mit Erdgeschoß und Obergeschoß erhielten meist Schieferdächer. Bis etwa 1870 hatte die Strohdeckung vorgeherrscht. Als Zeugen ihrer Zeit sind die um 1890 errichteten Mietshäuser der August-Bebel-Straße anzusehen, deren Bauherren in erster Linie auf Verzinsung ihrer Bauten bedacht waren. Gesünder wohnen die Bürger in den von 1920 ab errichteten, von Gärten umgebenen Häusern an der Oststraße. Die Stadtsilhouette erhält ihren Akzent durch den von einer fortschrittlichen Lehrerschaft betriebenen Schulneubau von 1929. Architekt Oswin HEMPEL (1876—1965) Heß die Treppenhäuser mit hartgebrannten, wetterfesten Klinkersteinen verblenden und die Fenstergewände damit ausmauern. Den benachbarten Wasserturm von 1927 krönt ein spitzes Zeltdach. Am Markt fallen die starken Gegensätze im Charakter der Bauten auf. Zum Rathaus, 1892 in Renaissanceformen aus Rohziegeln und Sandstein errichtet, steht links benachbart das alte Akzisehaus mit guten Maßverhältnissen. Es zeichnet sich aus durch ein gebrochenes Dach und den Schlußstein mit Spiegel121

J 3.1 monogramm und der Jahreszahl 1764 (nach dem Stadtbrand). Die einfache Kirche an der Westseite des Marktes besitzt einen schlichten, holzverkleideten Dachreiter, dessen geschweifte Haube eine Wetterfahne mit der Jahreszahl 1842 trägt. Genau 200 Jahre vorher hatte man die Kirche wieder aufgebaut; denn 1639 war sie mit der gesamten Stadt während der schwedischen Besetzung niedergebrannt. Von dieser älteren Kirche, auf die einige romanische Fenstergewände hinweisen, übernahm man die Sakristei mit ihrem Kreuzgewölbe und den mit drei Seiten des Achtecks geschlossenen Chor in den flachgedeckten Neubau. Die Kirche wurde mehrfach restauriert, zuletzt 1967. Das der Rubensschule nahestehende Kreuzigungsbild, das auf dem Altar am Tage im Gegenlicht kaum erkennbar war, hängt nun in der Sakristei. Gut abgestimmt auf den schlichten Altartisch, die barocke hölzerne Kanzel, den hölzernen Taufständer von 1730 und den Orgelprospekt vom Ende des 18. Jahrhunderts ist die zurückhaltende Ausmalung. Das Forstgut Rabenau, gegenüber der Stadt Rabenau auf dem Höhenrücken südlich des Oelsabaches an der Straße nach Spechtritz gelegen, fällt durch sein schönes Walmdach auf. Das Wohnhaus steht seit 1860 an Stelle eines älteren Gebäudes. Teile der Wirtschaftsgebäude wurden schon um 1680 errichtet. Ihre Erdgeschoßgewölbe haben vorgezogene Grate. Das Forstgut dient jetzt nur noch als Wohngebäude für Forstleute. Hans Anton W I L L I A R D (1832 — 1867) zeichnete 1863 das „Städtlein Rabenau" mit dem Blick über die Rabenauer Kirche hinweg nach Süden. Auf der Spitze des scharfen Bergsporns war damals als ältestes Zeugnis der Rabenauer Geschichte noch ein spärlicher Rest der alten Burg erhalten (Bild 10a). Nach Norden schloß sich vor der Stadt der Wirtschaftshof an. Die gesamte Anlage war schon im 16. Jahrhundert weitgehend zerstört, lieferte aber noch immer typische Keramikfunde aus dem 14./15. Jahrhundert. Die letzten Überreste mußten schließlich 1869 den Neubauten der großen Stuhlfabrik weichen (Bild 10b). J 3.2 G e s c h i c h t l i c h e D a t e n Über die ältere Geschichte Rabenaus berichten außer den Resten der Burgmauer und einer gotischen Vorwerkpforte von etwa 1560 nach dem Pfarrgarten zu nur noch die Akten. Rabenowe wurde 1235 als Grenzfeste der Burggrafschaft Dohna genannt. Der heutige Stadtname ist wohl von slaw. Grabno = Hainbuchenwald abzuleiten, in das später die Eindeutung des deutschen Wortes Rabe erfolgte. Ein Flurname Buchwald ist schon 1488 bezeugt. 1256 wurde während einer Fehde mit den Donins die auf der Burg wohnende Ritterfamilie durch den Markgrafen von Meißen vertrieben. 1275 fiel Rabenau durch Heirat erneut an die Burggrafen von Dohna. 1399 nahmen ihnen die Wettiner den Besitz endgültig ab. Belehnt wurde mit der Grundherrschaft 1458 die Familie von Miltitz, von der in dem Chor der Kirche ein Grabstein (1559) zeugt. Nachdem Kurfürst August Schloß und Herrschaft 1565 gekauft hatte, kam die 122

Stadt 1569 unter das Amt Dippoldiswalde, jedoch ohne Schloß und Vorwerk. J 3 Diese wurden vielmehr anderweitig verlehnt und 1672 als eigenes Freigut mit den Erbgerichten über die „Wassergemeinde" an der Straße zum Oelsatal beliehen. Die Bewohner waren dem Gutsherrn zinspflichtig und hatten ihm Frondienste zu leisten. Das Herrenhaus des Freigutes steht noch Lindenstraße 4. Seine guten Maßverhältnisse stammen aus dem 18. Jahrhundert. Erst 1848 wurde die Wassergemeinde wieder mit der Stadt vereint. Ein Jahr später standen die Rabenauer im Mai 1849 mutig auf der Seite der Aufständischen, während die Bürger anderer Städte sehr schnell den Rückzug angetreten hatten. Den sich einigen Bewohnern war es zu danken, daß das Militär nur einen Revolutionär ermitteln konnte. Stuhlbauerei

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Beim Gang durch die Straßen Rabenaus fällt auf, daß sich größere und kleinere Fabrikgebäude zwischen die Wohnhäuser gedrängt haben und in den Hinterhöfen Werkstattgebäude errichtet wurden. Sauber aufgesetzte Stapel von Harthölzern, Exhaustoren außen an den Werkstätten und schließlich Firmenschilder von Stuhlfabriken, von Polsterwerkstätten, von Spezialbetrieben für Friseurstühle u. a. weisen immer wieder darauf hin, daß Rabenau Mittelpunkt der auch in der Umgebung verbreiteten Sitzmöbelindustrie ist. Im Rabenauer Heimatmuseum im Dachgeschoß der Schule wird über die Geschichte der Stuhlbauerei berichtet, die seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts nach auswärts lieferte. In einer anschaulich gestalteten Stuhlmacherwerkstatt sind nicht nur die älteren Werkzeuge zu sehen, man vermag auch an halbfertigen Werkstücken zu erkennen, wieviel handwerkliche Erfahrung und Übung dazugehört, die im Vergleich zum Kastenmöbel kleinen Leimflächen der Stuhlteile so fugenlos zusammenzufügen und zu verdübeln, daß der Stuhl der starken täglichen Beanspruchung standhält. Der Stuhl war noch mehr als andere Möbelstücke dem Stilwandel unterworfen. Geschweifte und beschnitzte Beine und Lehnen erforderten nicht nur handwerkliche Fertigkeit sondern auch künstlerisches Empfinden. Neben Holzbildhauern und Polsterern waren für den Stuhlbau auch Rohrflechter und -flechterinnen tätig. Die museale Mustersammlung zeigt die erstaunliche Vielfalt der möglichen Rohrgeflecht-Ornamente. Der Schubkarren, mit dem der fertige Stuhl nach Dresden gefahren wurde, ist auf mancher nach 1800 entstandenen Lithographie des Plauenschen Grundes zu sehen. Mit Steigerung der Produktion benutzte man Hundekarren, auf deren sperrigem Gerüst sich ohne Gefahr eine größere Anzahl von Stühlen befördern ließ. Die industrielle Entwicklung nach der Mitte des 19. Jahrhunderts ließ Rabenau in ähnlicher Weise wachsen wie Tharandt (s. B 2.4) und verdrängte mehr und mehr die handwerkliche Stuhlfertigung. Der Rabenauer Ferdinand R E U T E R studierte in Wien vor allem die Fabrikation aus im Dampf gebogenem, massivem Holz, das Elastizität mit Haltbarkeit vereinte. Er gründete in Rabenau auf dem Stand123

J 3.3 ort der früheren Burg eine Fabrik für „Wiener" Modelle. 1870 ließ er die erste Dampfmaschine in Betrieb nehmen. Der Fabrikbetrieb „Sächsische Holzindustrie zu Rabenau" beschäftigte in der Blütezeit 600 Arbeitskräfte und lieferte jährlich über 120000 Möbelstücke aus. Aber die Beschäftigten erhielten um 1890 für zehn Stunden Arbeit an Lohn nur 2,50 Mark. Im Kampf um bessere Lebensverhältnisse schlössen sich die Rabenauer Tischler, Stuhlbauer, Drechsler und Polierer 1893 dem Holzarbeiterverband an. Durch Streiks — der längste dauerte 1 9 1 1 ein halbes Jahr — gelang es ihnen, ihre Lage etwas zu bessern. Bis heute erhielten sich auch viele kleinere Betriebe. Zu allen Zeiten fertigten einige dank der handwerklichen Tradition auch Stilmöbel, die in der Gegenwart in starkem Maße dem Export dienen. Die volkseigene Sitzmöbelindustrie von Oelsa-Rabenau bildet eines der Werke des V E B Möbelkombinat Deutsche Werkstätten Hellerau. Hier werden Polstersessel, Sofas und gepolsterte Hocker hergestellt. Dem Werk I in Oelsa obliegt die Fertigung der Gestelle. Im Werk II am Markt in Rabenau befindet sich die Polsterei, der Abteilungen für Schaumstoff- und Möbelstoffaufbereitung angeschlossen sind. Statt der einst üblichen Spiralfedern werden flache Drahtschlangen und feste Gummigurte als Träger benutzt. Formgerecht wird der Schaumgummi mit einer feinen Bandsäge zerschnitten und Wülste aus Schaumgummi aufgeschweißt; die vorgefertigten Bezüge werden faltenlos über das Möbelstück gestülpt. Das Vernageln erfolgt mit maschinellem Werkzeug. Das Werk besitzt eine eigene Forschungs- und Entwicklungsstelle, die einesteils gestalterische Aufgaben zu lösen hat, andererseits auch den Einsatz neuer Werkstoffe vorbereitet. So laufen zum Beispiel Untersuchungen über die Verwendung gehärteter stabiler Schaumstoffe, um den Gestellbau zu vereinfachen. Die technische Abteilung setzt einen modernen Maschinenpark ein und entwickelt zusätzlich Kleingeräte, die dem gesamten Industriezweig zugute kommen. Die fertigen Möbel werden im Lager am Bahnhof gesammelt und in Waggons oder auch in Sattelschlepperanhängern versandt. Etwa 50% der Produktion gelangt zum Export. Die Kombinatsberufsschule befindet sich am Rabenauer Markt.

J 4 Rabenau-Waldfrieden 1V2 km westlich des Marktplatzes von Rabenau liegt auf der an drei Seiten vom Rabenauer Grund begrenzten Hochfläche die Stadtrandsiedlung Waldfrieden. Sie wurde mit Ausnahme weniger älterer, ländlicher Häuser in den Jahren um 1933 von der Sachsenland-Heimstättengesellschaft unter tätiger Mithilfe der künftigen Bewohner erbaut. Die damals entstandenen etwa 30 Einfamilienund Doppelhäuser sind an Giebel und Kniestock mit Holz verkleidet, das später oft durch Schiefer ersetzt wurde, und mit Biberschwänzen gedeckt. Nach An124

läge und Erscheinung entspricht diese geschlossene Siedlung fernab von Industrie dem seit 1905 verkündeten Ideal einer Gartenstadt mit gesunden Wohnverhältnissen. Die entlang am oberen Hangrand des Rabenauer Grundes zur Stadt führende Hainleite berührt manche sagenumwobene Felsgruppe, z. B . das Brautbett, den Predigtstuhl, die Vogelstellige und endet schließlich an der Kriegergedenkstätte, die über 100 Namen von Gefallenen der Jahre 1 9 1 4 — 1 9 1 8 nennt. Eine Mutter mit K i n d steht neben einem Stahlhelm und Gewehr tragenden Mann. Die Gruppe scheint in die Ausweglosigkeit des Geschehens zu blicken. Die Beschriftung des Denkmals formulierte Thomas M A N N : „Denket, daß der Friede nahet — denket, daß der Krieg vergeht." Nach Ausführung und Idee steht diese Gedenkstätte über vielen der gleichen Zeit.

Lübau, Kreis Freital, wird von Rabenau aus auf einer durch das Oelsabachtal führenden Straße erreicht, die von der Rabenauer Mühle aus in zwei Spitzkehren den Steilhang des Rabenauer Grundes überwindet. Ein Fußweg steigt aus dem T a l der R o t e n Weißeritz etwa 1 k m oberhalb der Rabenauer Mühle durch das T a l des Borlasbaches bis zur Lübauer Mühle an. Sie arbeitet noch, aber ohne Wasserkraft, und weiter aufwärts erreicht man den aus einem Bauernhof entstandenen Gasthof, der am 19. 4. 1970 ausbrannte. Der Ortsname, 1378 Lobouwe, 1488 zur Lobe geschrieben, kennzeichnet die topographische Lage g u t ; denn er kann auf altsorbisch Ibov = steile Bergwand, steiles Ufer zurückgeführt werden. Die Gründung erfolgte wohl von Rabenau aus, dessen Grundherrschaft das Dorf bis 1569 unterstand. Der wasserarme, kaum 500 m lange Dorfbach ist mehrfach in kleinen Feuerlöschteichen angestaut. Zu beiden Seiten des Tales sind die Bauernhöfe angeordnet. Ihre Erdgeschoßmauern bestehen aus Gneis. Die in Fachwerk errichteten Obergeschosse besitzen häufig an der Vorderseite bis zum First aufgemauerte Giebel. Zum Teil wurde das Fachwerk überputzt. Der älteste festgestellte Schlußstein (Nr. 22) trägt die Jahreszahl 1733. I m G u t Nr. 20 ragt das D a c h des Wohnhauses an der Ostseite nach dem Hof zu fast l m über und wirkt als Wetterschutz. Die Einfahrtstore sind mehrfach durch quadratische Pfeiler mit profilierten Abdeckplatten flankiert. A m oberen Dorfende steht eine ältere steinerne Wegsäule mit Verdachung. Die Zielorte sind in stilgemäßer Schrift aufgemalt. Das schönste alte Bauwerk des Ortes, das ehemalige Schulhaus, dient seit 1953 als Gemeindeamt. A n der Längsseite besitzt es 5 Fenster Front, Fachwerk in Obergeschoß und Giebel und ein Krüppelwalmdach, auf dessen First ein Dachreiter mit Laterne, geschweifter Haube, Uhr und Wetterfahne mit der Jahreszahl 1833 sitzt (Abb. 19).

1952 wurde in Lübau von drei Bauern die L P G Typ I I I Freundschaft gegründet. In diesem ersten vollgenossenschaftlichen Dorf des Kreises Freital entstanden die Bauten der LPG, wie Ställe, Maschinenhallen, Lagerhallen, am oberen und am unteren Ortsende.

Abb. 19. Lübau, alte Schule 126

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Borlasbach

Das Ursprungsgebiet des Borlasbaches wird von den Rändern der Paulsdorfer und Höckendorfer Heide flankiert. Die weite Quellmulde im Graugneisgebiet nimmt auch Sickerwässer auf, die über den tonreichen Schichten am Rand der Sandsteinvorkommen der Heiden austreten. Das Tal des Borlasbaches, zunächst nur wenig eingetieft, zeigt ein deutlich asymmetrisches Querprofil. Die steileren, östlichen Talhänge tragen Wald, die flacheren, westlichen werden ackerbaulich genutzt. Im mittleren Laufabschnitt begünstigt über der Gneisschuttdecke im Mittel- und Unterhangbereich eine Lößlehmdecke die Feldwirtschaft sehr. Die Talsohle, die im oberen und mittleren Talabschnitt eine Breite bis zu 100 m erreicht, wird als Dauergrünland genutzt. Auf ihr befinden sich viele Brunnen zur Wasserversorgung der Gemeinde Borlas. Unterhalb Lübau ändert sich der Charakter des Tales vollkommen. Das Gefälle des Baches erhöht sich mit Annäherung an die Rote Weißeritz augenfällig. Die bewaldeten, steilen Talhänge — über 15 Grad geneigt — treten nahe aneinander, und die Taltiefe erreicht Werte über 40 m. Viele kleine Stufen zeugen vom unausgeglichenen Gefälle des Baches.

Borlas, Kreis Dippoldiswalde,

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ist ein Waldhufendorf (1378 Borloz, 1445 Borloße = altsorbische Waldbezeichnung nach Borloz = Wildlager). Seine Höfe liegen im oberen Beginn eines zunächst flachen Tales. Erst im unteren Ortsteil, nachdem von rechts der wasserreichere, von Paulshain herkommende Borlasbach eingemündet ist, wird der rechte Talhang steiler (s. J 6), so daß von hier ab die Höfe nur noch westlich der Straße liegen. Die oberen Hufen der rechten, östlichen Talseite ziehen sich nach Süden bis zur Paulshainer Flur, die der linken, westlichen Dorfseite bis an den bewaldeten Steilhang des Weißeritztales über Edle Krone. Die erste bekannt gewordene Urkunde über den Ort von 1378 nannte ihn als zum „Castrum Fryberg" gehörig. Bereits 1463 ließen die Bewohner vertragsmäßig gegen 8 Groschen Jahreszins ihre Dienste beim Rabenauer Grundherrn ablösen. Mit diesem, damals Anna von Miltitz, stritt die Stadt Dippoldiswalde, damit der Richter zu Borlas in einem Jahr nicht mehr als 60 Stück Salz verkaufe. 1565 weigerten sich die jetzt Dippoldiswalder Untertanen, Heinrich von Maltitz Naturaliensteuer zur Hochzeit seiner Tochter zu zahlen. Spanndienste mußten sie leisten, als 1569 der Kurfürst die Grundherrschaft erwarb. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Dorf mehrmals in Mitleidenschaft gezogen. 1647 plünderten es die Schweden, die mit 1500 Pferden hier Quartier genommen hatten. Borlas macht noch heute den Eindruck eines reinen Bauerndorfes. Der Prozeß der Modernisierung der Höfe, bereits im 19. Jahrhundert in bescheidenem Maße begonnen, setzt sich heute auch hier verstärkt fort. Baulich besonders bemer127

J 7 kenswert ist der ehemalige Erbgerichtshof. Parallel zur Straße stehen in der Mitte ein Wirtschaftsgebäude, rechts und links davon ein großes Rundbogentor und dann an beiden Seiten anschließend die Giebel ziemlich großer Wohngebäude mit großem Krüppelwalm und ebenso symmetrisch angeordneten Fensterreihen. Das Wohnhaus links ist in regelniäßigen Abständen von Strebepfeilern gestützt, die bis unter das profilierte Dachgesims reichen. E i n Sandsteinfries zwischen Ober- und Erdgeschoß wurde über die Strebepfeiler geführt, die Haustür durch einen auf Konsolen ruhenden Balkon mit Steinbalustrade und geschweifter Verdachung hervorgehoben. Der a m weitesten talwärts auf der Ostseite des Dorfes gelegene Hof fällt nicht nur durch seine Größe, sondern auch durch eine daneben angepflanzte, dichte Gruppe von großen, exotischen Koniferen auf. Der Besitzer vermietete verschiedentlich an Sommergäste und pflegte deshalb auch die parkartige Anlage. Der ehemalige Gasthof, um die Jahrhundertwende mit romantisierenden Dachformen erbaut, wurde von dem jetzigen Besitzer V E B Steremat Berlin als Kinderferienheim eingerichtet. Das Schulhaus mit Turm und Läuteglocke, erbaut in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, ist noch durch zwei Klassenstufen aus Borlas und Höckendorf belegt, während die übrigen Jahrgänge in Höckendorf unterrichtet werden. In den Höfen links des Tales erhielten die nach der Feldseite zu gelegenen Gebäude meist Durchfahrten. Wegen des Wetterschutzes schließen sie entweder ohne L ü c k e an Wohnhaus und Seitengebäude an, oder hohe Bretterwände und -tore nehmen dem Wind einen Teil seiner Wirkung. Häufig versah man die Bauten auch mit Schieferverkleidung oder Bretterverschalung. Die frühere L P G T y p I I I hat sich der großen Genossenschaft Neuer W e g in Berreuth angeschlossen. In Borlas werden vor allem Kartoffelvermehrung, Saatzucht und Schweinezucht betrieben; am unteren Ortsausgang wurde ein großes Gut für Milchwirtschaft umgebaut. Daneben steht ein hoher, moderner Siloturm. Andere L P G - B a u t e n befinden sich am oberen Ortsausgang.

J 8 Spechtritz, Kreis Freital, liegt ähnlich wie Seifersdorf und Lübau zu beiden Seiten eines linken Nebenbaches der Roten Weißeritz, der seiner Kürze und seines kleinen Einzugsgebietes wegen keine regelmäßige Wasserführung besitzt. Das Dorf (1450 Speckhart, 1481 Spechtert, 1516 Spechtericz = zum Spechtswald) blieb auf nur 15 bäuerliche Anwesen beschränkt, und die besondere Lage nötigte schon frühzeitig zur Einrichtung einer gemeinsamen Trinkwasserversorgung mit Hochbehälter. Die Hufen reichen im Nordwesten bis an die bewaldete Talkante des Borlasbaches, im Nordosten und Südosten bis an das T a l der Roten Weißeritz. Bei mehreren am Hang liegenden Gehöften wurden Hocheinfahrten in die Scheunen angelegt, von denen mehrfach brückenartige, völlig umbaute Übergänge zu dem Stallbereich der Wohnhäuser führen. Die Gehöfte sind zum großen Teil 128

in neuester Zeit baulich überholt worden. Dabei wurde ein kräftiger Ockerton J 8 f ü r die Wände und ein warmes Braun f ü r das Fachwerk bevorzugt. Die Bauern sind in einer L P G T y p I Weißeritztal zusammengeschlossen. Oberhalb des Kleinbahnhaltepunktes Spechtritz liegt bei den neuen Koniferenpflanzungen die ehemalige Felsenmühle, bei der häufig Normalspurwaggons auf Kleinbahnrollwagen stehen. Ballen mit portugiesischer Korkeichenrinde werden entladen, gelagert und, wie auch Abfälle von Flaschenkorkfabriken, fein vermählen. J e Monat liefert die Korkmühle 5 6 1 davon a n Fabriken, die Isolierplatten vor allem f ü r Kühlhaus- und Schiffbau herstellen. Die Wasserkraft wird nicht mehr zum Antrieb benutzt. An der unterhalb gelegenen Spechtritzmühle ist zu lesen: „1562 zuerst erwähnt — war eine große Mahl-, ö l - und Brettschneidemühle bis 1885 — d a n n Polstergestellfabrik." Die Akten berichten 1612, daß sie keine Zwangsmühle f ü r bestimmte Ortschaften war. Die Schankkonzession besteht seit 1831. Am Fachwerk der Gaststätte ist deutlich zu erkennen, welche Gebäudeteile einen Brand von 1919 überstanden haben.

Götzenbüschchen (361,3 m)

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Dieser kleine, der Abtragung entgangene Kreidezeitrest steht unter Naturschutz und ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Unter den marinen, cenomanen Ablagerungen finden sich rotgefärbte Verwitterungsbildungen, die auf ein tropisches Klima zur Zeit ihrer Bildung schließen lassen. Zum auflagernden Sandstein hin erkennt m a n eine Ausbleichungszone, die als Auswaschung des Bodens während der cenomanen Transgression zu deuten ist. Obwohl der marine Unterquader überwiegend grobkörnig vorkommt und Konglomeratlinsen und -lagen enthält, treten auch feinkörnige Sandsteine auf. Man kann sogar eine deutliche Schrägschichtung beobachten. An Fossilien findet man vor allem Schalen der Muschel Inoceramus pictus. E t w a 250 m nordostwärts der Sandsteinklippe des Götzenbüschchens steht a n der Straße Neuoelsa—Rabenau eine einzelne große Gutsanlage, die 1913/14 anstelle des kurz vorher abgebrannten alten Freigutes im Dorf errichtet wurde. I n der Mittelachse liegt das Tor mit beiderseits angrenzender Mauer. Auf jeder Seite schließen vorn gleichgroße Wohnhäuser an, dahinter Stallungen und Wirtschaftsräume und hinten quer eine größere Scheune. Außerhalb des Hofes entstand ein kleiner Park, 1947 noch ein bescheidenes Wohnhaus.

Neuoelsa, Ortsteil von Oelsa,

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liegt auf der Höhe nahe der Kreuzung der Straße Seifersdorf—Oelsa mit der von Oberhäslich herangeführten Rabenauer Straße, die, wie viele alte Straßen, fast auf der Wasserscheide verläuft. Zwischen der nur aus wenigen, kleineren 129

J 10 Anwesen bestehenden Häusergruppe und dem Waldrand ist eine Anzahl von Wochenendhäusern entstanden. Etwa 250 m südwestlich des Straßenkreuzes steht einsam auf freiem Feld eine Betsäule an der Stelle eines älteren Wegverlaufs, von E R M I S C H (1932) als Thelersäule (s. O 1) angesprochen. Ihrer vergitterten Nische, die dem satteldachartigen oberen Abschluß der Säule angepaßt ist, wurde bei einer Restaurierung ein schlichtes, geschmiedetes Kruzifix eingefügt. Eine ähnliche Säule hat dem Maler Ludwig R I C H T E R als Vorbild für die Zeichnung „Zufriedener Landmann" gedient. Bis zur Inflationszeit 1919—23 bestand an der Kirche zu Seifersdorf die Stiftung eines Bauern, aus der jährlich ein Taler zur Erhaltung der Säule verwendet werden sollte.

J 1 1 Seilersdorf, Kreis Dippoldiswalde Seifersdorf wird 1282 das erste Mal als Siuertsdorph (Dorf des Siegfried) genannt und ist möglicherweise von den Dohnaer Burggrafen gegründet worden, die es zugleich mit Paulsdorf und Börnchen 1312 dem Kloster Altzella geschenkt haben sollen. 1501 unterstand eine Hälfte der Grundherrschaft Berreuth, die andere dem Domkapitel Freiberg. Im Dreißigjährigen Krieg lagen 1638 acht Güter und fünf Häuslerstellen wüst. Der Anlage nach ähnelt Seifersdorf benachbarten Waldhufendörfern. Die Höfe liegen beiderseits eines mit flacher Mulde in 390 m Höhe beginnenden, nach Nordosten zur Roten Weißeritz abfallenden Tales. Je steiler das Gefälle von Tal und Dorfstraße wird, um so mehr rücken die Gehöfte nach der Talkante, um die steile Auffahrt zu den Fluren abzukürzen und auch hochwassergeschützt zu stehen. Vor der Einmündung der Dorfstraße in das Weißeritztal fand noch der Untere Gasthof Platz. Das Sägewerk im Weißeritztal entwickelte sich zu einer Sitzmöbelfabrik, die heute als Kooperationsbetrieb der Rabenauer Industrie arbeitet. Eine P G H im Ort fertigt ebenfalls Sitzmöbel. Da viele Häuser ein Schieferdach besitzen, sieht Seifersdorf schon wie ein Gebirgsdorf aus. Dem entsprechen auch die winterlichen Doppelfenster, die bei älteren Häusern in Außenfalze der Fenstergewände eingesetzt werden und bei denen oft nur eine kleine Scheibe zu öffnen ist, manchmal auch gar keine. Daß Seifersdorf in der Nähe von Sandsteinbrüchen liegt, bezeugen die aufgemauerten oder massiven Torpfeiler mancher Gehöfte und schöne Schlußsteine. Der Schlußstein in Nr. 51 zeigt ein Spiegelmonogramm mit der Jahreszahl 1797. Von der Hand desselben Steinmetzen dürfte der in Nr. 52 stammen, in dessen Mitte ein S steht, rechts und links als Spiegelmonogramm EG, darunter 1805. Einzelne Gebäude heben sich durch untereinander ähnliche, besonders gute Maßverhältnisse heraus, so das Wohnstallhaus des Gutes Nr. 76, der Gasthof in der Dorfmitte und das früher zum Schullehen gehörige Kantoreigebäude. Diese Bauten besitzen Fachwerk und einen ziemlich weit herabgezogenen Krüppelwalm. 130

Die Kirche von Seifersdorf, ein schlichter, rechteckiger B a u mit großen, im J Stichbogen geschlossenen Fenstern, besitzt ein Satteldach mit schieferverkleidetem Dachreiter und geschweifter Haube. In ihrem Innern ist der Chorteil durch einen schweren Triumphbogen abgetrennt. D e r A l t a r als Hauptschmuck der Kirche stammt von 1518. I m Mittelschrein stehen drei geschnitzte Figuren (Evangelist Johannes, Bischof Nikolaus, Jakobus der Ältere). F ü r die Predella wurde der heilige Martin geschnitzt, für die beweglichen Flügel zwei Szenen aus der Geschichte des Neuen Testaments gemalt. Das ergibt mit den feststehenden Flügeln und den zwei seitlichen Bildern der Predella 14 verschiedene Bilder, für die zum Teil leseunkundigen Menschen der Entstehungszeit des Altars ein eindringliches und inhaltsreiches Bilderbuch. I m zierlichen Gesprenge steht die Madonna zwischen zwei Heiligen, darüber ein Kruzifix, offenbar spätere Zutaten. Der Tauf stein auf dem Altarplatz trägt derbe, spätgotische Ornamente. In die Nischenarchitektur des Kanzelkorbes wurden die vier Evangelisten gemalt. Die südliche Eingangshalle mit dem Kreuzgewölbe dürfte einer der ältesten Bauteile sein. Die Fortsetzung der Dorfstraße nach Süden führt zu dem früheren, a m R a n d e der Paulsdorfer Heide gelegenen Genesungsheim, das seit 1945 als TuberkuloseHeilstätte genutzt wurde. Nachdem in der D D R diese Krankheit mit Erfolg bekämpft worden ist, konnten die Gebäude 1966 in ein Feierabend- und Pflegeheim umgewandelt werden. Entlang der Straße dorthin entstand eine Anzahl neuer Wohnhäuser. Die Hufen von Seifersdorf, die sich von der nordwestlichen Gehöftreihe fast 2 k m lang bis an den Borlasbach und von der östlichen Gehöftreihe nach Süden bis nach Seifen erstreckten, verschwinden seit der Sozialisierung der Landwirtschaft immer mehr. Der Feldbau wird durch die L P G Neuer W e g Berreuth durchgeführt, die 1969 auf der Höhe südöstlich der Straßenkreuzung Borlas— Malter mit der Dorfstraße großzügige Stallbauten begann. Possendorf, Kreis Freital

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Die durch den Ort führende Fernverkehrsstraße 170 (s. K 2) berührt wohl den ehemaligen Gutsbezirk mit der Kirche, nicht aber den alten Ortskern, der sich als Reihendorf am Possendorfer B a c h von 340 m bis 260 m absenkt. Eine waldhufenähnliche Flureinteilung zieht sich vor allem nach Süden hin, während die nördliche Gemarkung von einer neueren Wohnsiedlung am Südfuß des Käferberges eingenommen wird. Unter den noch bekannten alten Flurnamen tragen viele typische Bezeichnungen, die Lage, Form oder Beschaffenheit der Flurstücke kennzeichnen, und zwar Felder (Boden, Kerbe, Keil, Lacke, Lehde, Quere, Roter Acker, Scheibe, Sturz, Zeile), Gebüsche (Eichlehde, Huhle, L a u busch, Erlen in der Laue, Obere Birken), Wiesen (Bornwiese, Lackenwiese, Lehmwiese, Schlichtwiese, Sumpfwiese) oder Berge (Gänseberg, Hänncherspitze, Heideberg, Spitzenberg). Den Raum, wo bis 1945 das Herrenhaus des Gutes stand, nimmt heute ein 131

K 1 Sportplatz ein. Die benachbarte Kirche wurde 1595/96 in Anlehnung an spätgotische Vorbilder als zweischiffige Hallenkirche erbaut. Ihr Kreuzrippengewölbe wird von vier achtseitigen, gekehlten Mittelpfeilern getragen. Der eingezogene, ebenfalls kreuzgewölbte, wahrscheinlich ältere Chor ist mit drei Seiten des Achtecks geschlossen und außen durch zwei gedrungene Strebepfeiler gestützt. Wertvolle Ausstattungsstücke sind die aus der alten Kirche übernommene Sandsteintaufe von 1542, die Sandsteinkanzel vom Anfang des 17. Jahrhunderts, 1961 v o m Institut für Denkmalpflege erneuert, und ein ausdrucksvolles spätgotisches Kruzifix an der Südwand in der Nähe der Kanzel. V o n außen fallen besonders die durch Rundbogenfenster gegliederten Wände und die querschiffartigen Anbauten am Chor (Sakristei und Gutsloge) auf, sowie der mächtige Westturm, der 1521 begonnen wurde, sein heutiges Glockengeschoß und seinen barockisierenden Abschluß mit Haube und Laterne aber durch Umbau 1885 erhielt. A m Zugang zum alten Friedhof steht ein Sandsteinkreuz in Malteserform. A n der Kirchhofsmauer brachte man für Richard WAGNER eine Gedenktafel am Zugang zum Pfarrhaus an. 1820—1821 war der junge WAGNER vor dem Tode seines Stiefvaters hier in Pension bei Pastor Mag. Christian Ephraim WETZEL gewesen, der ihn auf die Kreuzschule vorbereitete. Die großen Drei- und Vierseithöfe des alten Waldhufendorfes halten die rechte Tallehne des Possendorfer Bachgrundes besetzt. Eines der ältesten Güter ist der Vierseithof Friedrich-Engels-Straße 19, dessen Wohnstallhaus einen Volutengiebel städtischer A r t aus dem Jahr 1606 trägt. Das Hoftor weist neben dem Personeneingang noch eine Pforte zum Hausgarten auf. Alle drei Eingänge sind überwölbt. Reizvoll nimmt sich auf dem Hof von Nr. 8 ein barockes Taubenhaus aus. I m unteren Teil des Dorfes hat sich, bevor die Dorfstraße in die nach Kreischa weiterführende Straße einmündet, eine geschlossene Häuslersiedlung entwickelt, deren Gebäude teilweise noch im Fachwerk des frühen 19. Jahrhunderts ausgebildet sind. I m Jahre 1286 nannte sich der Ort Bosetendorf ( = Dorf des Boieta, altsorb. Personenname), 1418 Bossindorff, auch die Schreibweise Poißendorff (1555) kommt vor. Nachdem das Dorf aus der Hand der Burggrafen zu Dohna an den Markgrafen zu Meißen gekommen war, unterstanden die oberen vier Höfe der alten Dorfanlage am Berg — sie sind 1900 abgebrannt — grundherrlich dem Brückenamt in Dresden, der übrige Anteil dem Rittergut Rabenau. Erst 1716 erhielt das Possendorfer Rittergut, das vorher nur Vorwerk von Rabenau war und bis 1901 eine Größe von 115 ha erreichte, teilweise die Patrimonialgerichtsbarkeit übertragen. Mit ihm waren Strohmanufaktur, Brauerei, Ziegelei und Kalkbrennerei verbunden. Für die Ablösung der Fronleistungen im Jahre 1836 mußten 40 Possendorfer Bauern und Häusler folgende Beträge aufbringen: F ü r B a u und Unterhaltung der Schloßgebäude in Dippoldiswalde 900 Taler, für Holzarbeiten 1175 Taler, für Fuhrdienste 250 Taler, für Jagddienste 200 Taler, insgesamt also 2525 Taler. 1925 demonstrierten die im Landarbeiterverband organisierten Gutsarbeiter mit denen anderer Orte in Dippoldiswalde und forderten höhere Löhne. 132

Von 1826—1856 besaß Ernst von Oxxo (1799—1863) das Rittergut Possendorf. K 1 Hier pflegte er die auf der Universität Leipzig begonnenen naturwissenschaftlichen Studien weiter. Als eifriger Sammler hat er sich große Verdienste um die Flora der Kreidezeit in Sachsen erworben und veröffentlichte 1853/54 darüber zwei auch heute noch wertvolle Werke. Einen Teil seiner Sammlungen schenkte er dem Museum für Geologie und Mineralogie Dresden, einen Teil verkaufte er an das Naturwissenschaftliche Museum Wien. Mit 30 besessenen Mann war Possendorf 1550 bereits eine sehr große Siedlung. Wegen des regen Verkehrs auf der alten Straße nach Teplitz stand an der Stelle des Oberen Gasthofes eine Geleitseinnahme. Eine Holländerwindmühle — 1691 errichtet — steht auf der Höhe gegen Hänichen zu am Südosthang des Käferberges. Die Flügel sind bei einem Sturm 1920 abgebrochen, mit der modernen Inneneinrichtung wird heute noch Getreide gemahlen. Die nichtbäuerliche Bevölkerung wurde in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts vor allem durch Bergarbeiter verstärkt, als 1860—1868 der Hermannschacht in Betrieb war. Ihre Frauen waren in der Strohhutfertigung beschäftigt. Eine Kirchschule gab es in Possendorf seit 1575. In der alten Töpferschule, 1839 erbaut, ist 1856 der Musiker und Bachkritiker Johannes S C H R E Y E R geboren (t 1929 in Dresden). Auch die Kinder aus Wilmsdorf und Börnchen besuchten sie, bis ihre Orte 1876 eigene Schulen einrichteten. Ein neues Schulgebäude wurde 1905 eingeweiht. Es beherbergt nach völliger Umgestaltung die HansGrundig-Oberschule und ist mit Schulpark, Freilichtbühne und Lehrschwimmbecken — 1963/64 entstanden — verbunden (Abb. 20). Ihren Namen erhielt die Schule in Anbetracht ihrer besonderen Bemühungen um die musische Erziehung der Kinder. Den Flur des Erdgeschosses zieren Grafiken des 1958 verstorbenen Künstlers, während im Treppenhaus der chilenische Maler Hector T O B A R zwei Sgrafittos gestaltete, in denen er Menschen seiner Heimat und Thälmann-Pioniere gegenüberstellte. Die zum 20. Jahrestag der DDR vom Schulchor und einer Bläsergruppe der Dresdener Philharmonie uraufgeführte „Kantate für Kinder" schufen auf Grund eines Patenschaftsvertrages mit dem bekannten Orchester der Kammermusiker Fritz M E L Z E R und der Lehrer Alfred R O S C H E R . Infolge des Einflusses der Rittergutsbesitzer wurde die Kommunalpolitik in Possendorf lange von den bürgerlichen Parteien bestimmt. Erst 1920 schlössen sich Arbeiter, auch aus Wilmsdorf, Gruppen der USPD und der K P D an. 1924 erhielt die K P D nach den Gemeindewahlen drei Sitze, zusammen mit den Vertretern der SPD bildete sie bis 1933 die Mehrheit im Gemeinderat. Gegen diese Genossen richteten sich die Verhaftungen der Faschisten. Walter P H I L I P P wurde der Freiheit beraubt, weil er kommunistische Druckschriften verbreitete und Geldbeträge für inhaftierte Genossen sammelte. Trotzdem arbeitete die K P D illegal weiter. Zu Zusammenkünften trafen sich „Pilzsucher" in der Dippoldiswalder und Hirschbacher Heide. Bei der Bodenreform erhielten 1945 neun Neubauern aus Rittergutsland je 8 ha große Besitzungen. Außerdem entstanden etwa 100 Gartengrundstücke zwischen 200 und 400 m2. Die ehemaligen Bahnhofsgebäude wurden dem Kindergarten, 10 Freltal

133

SCHWinMB.ECK.EN

Schulgarten (Entwurf:

MEISTE

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SCHRÄDER und

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TU Dresden) SCHULSTRASSE

134

der Bäuerlichen Handelsgenossenschaft Possendorf sowie einer Brigade der K 1 MTS Kreischa zur Verfügung gestellt. Darin richtete man einen technischen Stützpunkt der L P G T y p III Neuer Weg ein, nachdem sich 1961 zwei Possendorfer Genossenschaften vereinigt hatten. Im gleichen Jahr schlössen sich die vier Genossenschaften des Typs I zur L P G Freundschaft zusammen.

Fernverkehrsstraße 170

K2

Die Fernverkehrsstraße 170 gehört wegen des Transitverkehrs von und nach der ÖSSR zu den bedeutendsten Straßen der D D R . Ein alter Straßenzug führte schon im 13. Jahrhundert in das Silberbergbaugebiet um Dippoldiswalde, doch wich er in seiner Linienführung von der heutigen an einigen Stellen ab. In Possendorf z. B. lief der Verkehr durch das Gründel hinter der Gärtnerei Richter (Karl-Marx-Straße 1) zum Käferberg hinauf. Chaussiert wurde die Straße zwischen Dresden und Possendorf 1698, weil Friedrich August I. damals Besitzer des Vorwerks in Possendorf war. Seit 1818 verkehrte zweimal in der Woche eine Fahrpost bis Dippoldiswalde. Nach 1830 entstanden die Baumanpflanzungen, so am Possendorfer Berg die Kastanien, die unter Naturschutz stehen, teilweise aber wegen der Straßenverbreiterung gefällt werden mußten. Ein Chausseegeld-Einnehmerhaus befand sich am Rundteil (Abb. 20), weitere bei Welschhufe und auf der Dresdener Südhöhe. Wegen der vielen Steigungen wurden in Räcknitz, Kaitz, Bannewitz und Possendorf Vorspannpferde bereitgestellt. Die ersten Automobile konnte man um 1910 auf der Straße beobachten, die Autobuslinie Dresden—Dippoldiswalde wurde 1919 eingerichtet, 1922 aber wegen der stärker benutzten Eisenbahnlinie im Rabenauer Grund vorübergehend nur bis Possendorf betrieben ( F I S C H E R 1956). Heute stellen die Wagen des V E B Kraftverkehr schnelle Verbindungen nach allen Orten des Osterzgebirges zwischen Glashütte und Olbernhau her.

Börnchen, Ortsteil von Possendorf,

K 3

wird 1312 als Burnechin ( = zum kleinen Born) bezeichnet. Grundherrliche Rechte standen nach der Reformation immer dem Rittergut Kleincarsdorf zu. Über Auseinandersetzungen mit dem Grundherrn hören wir 1770, als sich die Bauern aus Börnchen mit denen von Kleincarsdorf, Kleba und Brösgen weigerten, Wachdienste auf dem Rittergut auszuüben. Zwei Bauern aus Börnchen beschwerten sich noch 1830, daß sie auf den Rittergutsfeldern von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang ohne Kost arbeiten mußten. Als i960 die Bauern eine Genossenschaft bildeten, nannten sie sie nach dem nahen Lerchenberg. Das Dorf im Quellgebiet des Poisenbaches senkt sich von 410 m ü. NN auf 320 m und besitzt die Form eines kurzen Reihendorfes. Die Güter nördlich der Dorfstraße lassen auf alten Karten kürzere Hufenfluren als die südlichen erkennen. 10«"

135

K 3 weil dort lange, gewannartige Streifen von an Wilmsdorf angrenzenden Bauernhöfen nach Westen ziehen. Ein fast ebenes rundes Feldstück in etwa 390 m Höhe wurde Auf der Scheibe bezeichnet. Das Dorfsiegel mit Sense, Rechen, liegender Garbe und Sonne weist auf den bäuerlichen Charakter der Siedlung hin. Bis 1939 nannte man den Ort bisweilen auch „Käsebörnchen", weil sich viele Bewohner der Käseherstellung widmeten, und Käsewagen und -weiber traf man früher in den Dresdener Markthallen oder in der Ausspannung der Wilsdruffer Vorstadt. Vom Possendorfer Rundteil aus besteht heute die Möglichkeit, mit dem Bus in 20 Minuten den Dresdener Hauptbahnhof zu erreichen. Die größeren Dreiseithöfe lehnen sich an den Nordhang der Quellmulde. Sie zeigen fast durchgängig die für die Übergangszone zum niederen Erzgebirge charakteristische Bauweise: Lehmfachwerk auf massivem Unterbau, Schieferdächer, vereinzelt auch schon holz- oder schieferverschalte Wettergiebel. Ein besonders typisches Beispiel dieser Art ist der Dreiseithof Nr. 53. Die überwölbte Einfahrt für die Erntewagen mit dem Schlußstein, in den die Initialen des Besitzers und die Jahreszahl 1724 eingegraben sind, wird flankiert von zwei ebenfalls überwölbten, niedrigeren Eingangspforten. Der obere Teil des Wohnhausgiebels ist mit Schiefer verkleidet. Das Stallgebäude trägt ein vorkragendes Lehmfachwerkobergeschoß. In Börnchen lebt der hier am 7. 4. 1904 geborene Curt Q U E R N E R , der als Maler das Dorf und seine Menschen sowie die umliegende Landschaft darstellt. Mit echtem Humanismus gestaltet er (Bild 1) den einfachen bäuerlichen Menschen, die Kinder des Dorfes, Ausschnitte aus der heimatlichen Natur (Am Lerchenberg, Karsdorf). Sein Bekenntnis zum Frieden spricht aus einem Sgrafitto am Giebel des Kindergartens des Edelstahlwerkes Freital. Nicht zuletzt aber ist er durch künstlerische Arbeiten über das Proletariat der zwanziger Jahre bekannt geworden.

K 4 Lerchenberg (425,1 m) Die flache Kuppe des Lerchenberges erhebt sich nur wenige Meter über die Verebnungen, die im Wasserscheidenbereich zwischen Poisenbach und Oelsabach in 400—420 m ü. NN erhalten geblieben sind. Auf den anstehenden GneisPorphyrkonglomeraten des Rotliegenden haben sich gut wasserdurchlässige, lehmig-sandige Böden entwickelt, die vorwiegend als Ackerland genutzt werden. Feldflächen findet man auch noch an den wenig gegliederten, steilen Hängen im Südosten, die die Fortsetzung der Karsdorfer Stufe bilden und zum Teil durch Hochraine terrassiert wurden. Die Aussicht nach Süden gewährt vor allem einen umfassenden Blick auf das Osterzgebirge: Hinter den Waldgebieten der Dippoldiswalder und Hirschbacher Heide erheben sich die flachwelligen, agrarisch genutzten Gneishochflächen, die im Süden von Dippoldiswalde von der bewaldeten Quarzporphyr136

stufe des Kohlberges abgeschlossen werden. Über die Hochflächen ragen die K 4 Basaltkuppen des Luchberges und des Geisings empor. Die waldfreie Kuppe ermöglicht auch den Blick nach Osten (Abb. 28) über das Kreischaer Becken bis zum Elbsandsteingebirge und nach Westen zur Tiefenzone des Döhlener Beckens. Nachdem 1880 an diesem Ausflugsziel unter drei Birken eine Steinbank aufgestellt worden war, eröffnete der Landwirt Carl Querner aus Börnchen in einer Unterkunftshütte am 17. 6. 1883 den Schankbetrieb. 16 Jahre später entstand das stattliche Gasthaus mit dem Aussichtsturm.

Oelsa, Kreis Freital,

K 5

zieht sich am Oelsabach in einer Höhenlage von etwa 300 m ü. NN als kurzes Waldhufendorf hin. Die Feldstreifen reichen, beiderseits etwa 1,5 km lang, nach Osten über den Karschgrund zum Lerchenberg und nach Westen über das Götzenbüschchen hinab bis ans Tal der Roten Weißeritz (Abb. 12). Am Ortsbild von Oelsa wird der sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts vollziehende Wandel vom Bauerndorf zur Industriegemeinde deutlich. An die bäuerliche Vergangenheit erinnern nur noch wenige Drei- und Vierseithöfe, die die Tallehnen zu beiden Seiten des Oelsabaches besetzt halten und teilweise Fachwerkbauweise bewahrt haben. Einen gut erhaltenen Fachwerkgiebel und ein Korbbogenportal mit den Initialen des Besitzers und der Jahreszahl 1799 findet man am Vierseithof Wilmsdorfer Straße Nr. 1 (alte Nr. 37) am östlichen Hang im früheren Kleinoelsa. Älter ist das in der Nähe als reiner Lehmfachwerkbau errichtete, zweigeschossige Torgebäude des Vierseithofes Nr. 2, das zugleich als Treppenspeicher dient. Im Türsturz am Treppenaufgang wird berichtet, daß das Haus „den 18. May 1695 aufgesetzt" worden ist. Das vor 1913 abgebrannte Freigut (Hauptstraße 103, s. J 9) war später von einem Oelsaer Fabrikbesitzer erworben und wieder aufgebaut worden. Nach 1945 befand sich vorübergehend eine Finanzschule darin. Danach richtete die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands hier die Kreisparteischule Erich Weinert ein, der im ehemaligen Bergeraum ein Hörsaal und in den früheren StaUanlagen Seminarräume zur Verfügung stehen. Unterkünfte bestehen für jeweils 100 Lehrgangsteilnehmer. Manche Bauerngüter sind im 19. Jahrhundert zu Kleinbetrieben der Stuhlmöbelindustrie ausgebaut worden. Der bäuerliche Charakter der Siedlung hat sich in der Talaue völlig verwischt. Beide Seiten der Hauptstraße säumen Mehrfamilienhäuser städtischer Bauart aus der Zeit nach 1870, zu denen sich kleinere und größere Fabrikbetriebe gesellten. Auch Lagerschuppen und Trockenräume für Holz bestimmen das Dorfbild. Obwohl das Dorf seiner Form nach zu den frühen Waldhufendörfern des unteren Erzgebirges zählt, kennen wir früheste urkundliche Erwähnungen erst aus dem 15. Jahrhundert (1443 Olßen, 1488 Olße), aus denen man auf einen altsorb.

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K 5 Bachnamen Olsova = Erlenbach schließt. Das Richtergut zur Olsch ist für 1526 überliefert, eine Zugehörigkeit zur Grundherrschaft des Rittergutes Rabenau für 1530. 1550 erhielt die Oelsaer Brettmühle einen Mahlgang, und 15 Jahre später soll das Vorwerk Olssa an einen Dippoldiswalder Bürger verpachtet worden sein. Die Versorgung mit Baumaterial erfolgte durch eine ebenfalls 1565 erwähnte Ziegelscheune, der auch ein Kalkofen angeschlossen war. Die Obergerichte übernahm 1567 der Kurfürst, als Oelsa unter das Amt Berreuth gelangte. 1734 fand der erste Schulunterricht statt, 1842 der Bau eines neuen Schulhauses. Die heutige zehnklassige Oberschule stammt von 1902 und wird auch von den Kindern aus Karsdorf aufgesucht. Mit dem abermaligen Einbau eines Schneideganges in die Oelsaer Mühle kündigte sich die Holzverarbeitung an, die sich in zunehmendem Maße mit der Fertigung von Sitzmöbeln befaßte. F E H R E (1944) führt das Anwachsen der Bevölkerung auf den Ausbau dieses Industriezweiges zurück. Heute arbeitet ein großer Teil der Einwohner in Verwaltung und Produktion eines umfänglichen volkseigenen Betriebes, der Sessel und Couches herstellt (s. J 3). Sitzmöbel liefern auch zwei kleinere volkseigene Betriebe. An Handwerksbetrieben bestehen weiterhin 9 Stuhlbauer, 1 Stellmacher, 2 Polierer und 4 Tapezierer. Neben 7 Tischlern seien 3 Holzbildhauer genannt, die in erster Linie Stilmöbel produzieren (Bild 11). Bei der Bodenreform des Jahres 1945 hatten bäuerliche Kleinstbetriebe 40 ha Land zugewiesen erhalten, wovon 24 ha auf Waldland gerodet wurden. Am Rande dieses Bestandes ragte am Klausenweg eine mächtige Eiche empor, die als einzelner Baum stehenblieb. Der sozialistische Weg der Landwirtschaft begann 1958 mit der Gründung der L P G T y p III Glückauf. Ihr schlössen sich ein Jahr darauf die L P G Neues Leben, 1966 die Karsdorfer Genossenschaftsbauern und 1969 zwei weitere Oelsaer Genossenschaften (Erlental und Immergrün) an. Seit 1970 bewirtschaftet sie mit den Bauern aus Lübau und Somsdorf unter dem Namen L P G Freundschaft (s. J 5) 1400 ha Land. 1970 wurde der Grundstein für ein Rindermastkombinat gelegt. Eine besondere Anziehungskraft für einen weiten Umkreis bildet die in jedem Jahr Ende Juni abgehaltene Oelsaer Kultur- und Sportwoche. Die sportbegeisterte Einwohnerschaft baute sich das Waldstadion am südlichen Dorfende.

K 6

Zipfelheide

In der Zipfelheide befindet sich eine Reihe heute aufgelassener Sandsteinbrüche, die dem cenomanen Unterquader angehören. Menzers Steinbruch am Nachtflügel halbwegs zwischen der Heidemühle und Großoelsa gibt die Schichtenfolge gut wieder. Die untersten 7 m stellen meist geschlossene Bänke ohne Schichtfugen dar. Sie sind in der Regel fossilleer, lediglich Grabspuren von Krebsen wurden nachgewiesen. Eine folgende, bis 40 cm mächtige Geröll-Lage, örtlich durch eine Sandsteinlinse geteilt, besteht vorwiegend aus Quarzen, außer138

dem kommen Porphyre und Gneise vor. Darauf lagert etwa ein halber Meter K 6 feinkörniger Sandstein, den eine fossilreiche ,,Muschelschill"-Schicht von 30 cm bedeckt. Die darauf folgenden 1,3 m feinkörnigen Sandsteine gleichen sich petrographisch sehr; sie werden von einer Muschelbank mit massenhaftem Auftreten der Taubenauster (Exogyra columba) überlagert, Die Exogyren erreichen teilweise beträchtliche Größen. Ihr Vorkommen verzeichnet die geologische Spezialkarte durch eine besondere Signatur. Über der Austernbank folgen noch über 2 m feinkörnige, zum Teil plattige Sandsteine. Am Profil kann man feststellen, daß die unteren Teile des Unterquaders durchschnittlich grob- bis mittelkörnig ausgebildet sind, die oberen dagegen durchweg recht feinkörnig. Die Gesamtmächtigkeit des Unterquaders kann 30 m erreichen. Als bemerkenswert verzeichnen wir, daß erst eine ziemliche Sandschicht in dem kreidezeitlichen Flachmeer abgelagert wurde, ehe eine größere Fauna nachzuweisen ist. Weitere größere Sandsteinbrüche befinden sich mit gleicher oder teilweiser Schichtenfolge in Oelsa an der Possendorfer Straße sowie in Kleinoelsa. Der Steinbruch an der Heidemühle interessiert wegen seiner Funde seltener Fossilien, die in dem damaligen Meeresboden Grabspuren hinterlassen haben. Geht man auf der Schneise J nach Nordosten, gelangt man zu einer 2—4 m hohen, scharf ausgeprägten Geländestufe. Wir stehen an der Untergrenze der PlenusZone, die durch Lesesteine von Plänersandstein und fossilführendem Sandstein nachzuweisen ist.

Karsdorf, Kreis Freital

K 7

Das Dorf zieht sich westlich der Fernverkehrsstraße 170 hin. Es fällt von Nordost nach Südwest von 400 auf 350 m ab. Die in der Flur nördlich liegende Schanze erhebt sich bis 420,4 m, während die Heidemühle am Oelsabach nur 320 m hoch liegt. Im Südosten steigen die Flurstreifen von 400 m bis zur Quohrener Kipse auf 452,2 m an. So sind auf den Wegen und Straßen des Ortes sowie zu den Feldern beträchtliche Höhenunterschiede zu überwinden. Nach dem Ort, früher Wendischcarsdorf genannt (1530 Windischs Karschdorff, wohl als wendisches Karlsdorf zu deuten), erhielt eine bekannte geologische Störung (s. R 3) ihren Namen. Wo sie den Gneis vom Kreidesandstein trennt, ziehen sich zahlreiche nasse Wiesen hin. Zwei große und mehrere kleine Teiche sowie einige Quellen kennzeichnen den Stau des Grundwassers. Die landwirtschaftlich genutzten Fluren breiten sich nördlich der Störung aus. Die Sandsteinplatte dagegen trägt die Hainbüsche, von denen die Totenmannwiese abgetrennt ist. Dieser Name bezieht sich offenbar auf ein abbauunwürdiges und stillgelegtes Grubenfeld, das 1663 in Glashütter Bergamtsakten verzeichnet wurde ( J . L A N G E R 1929). Die wenigen Dreiseithöfe und Häusleranwesen des Waldhufendorfes wenden ihre Giebelfronten der Straße zu, gegen die sie durch Hoftore und Zäune abgegrenzt sind. Die alte Fachwerkkonstruktion erkennt man noch am ehemaligen

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K 7 Weidegut (Hauptstraße 25), der früheren Försterei. Unverändert geblieben ist das überwölbte Hoftor mit der Jahreszahl 1699. Um 1720 war das Freigut (Hauptstraße 22) mit „großen und massiv gebauten Gebäuden" aus vier Hufengütern und einer Gartennahrung gebildet worden. Das Haus an der rechten Hofseite trug bis 1938 einen kleinen Turm mit Uhr und Glocke, den schon S C H I F F N E R 1838 erwähnte. Darin fand man Urkunden, die u. a. besagten, daß in den Kriegswirren 1813 von den Franzosen alle Treppen und Türen dieses Gutes in die Lagerfeuer auf dem Berg geworfen worden sind, der deshalb heute noch den Namen Franzosenberg trägt. Zum Gut gehörte neben einer sehr großen Schäferei auch eine Ziegelei, an die die Namen Ziegelwiese und Lehmpfütze erinnern. Wohnhaus, Stall und Scheune des ehemaligen Freigutes entstanden um 1830 in klassizistischen Formen neu. In der Nähe der breiten Hofeinfahrt hat sich ein älterer Bau mit hohem Fachwerkgiebel aus dem 18. Jahrhundert erhalten. Auf diese Zeit geht auch die Parkanlage zurück. Der Besitz dieses Gutes, der den überwiegenden Teil der Flur ausmachte, verfiel 1945 der Bodenreform. Die daraus bedachten Kleinbauern gründeten 1958 und i960 zwei landwirtschaftliche Genossenschaften, die sich der L P G in Oelsa angeschlossen haben. Die 1869 gebaute Schule dient heute als Kindergarten. Vor dem südwestlichen Dorfausgang hat sich um eine Sitzmöbelfabrik seit 1920 eine Arbeiterwohnsiedlung entwickelt. Von dort aus erreicht man auf absteigender Straße das Betriebsferienheim mit Gaststätte Heidemühle im Oelsabachtal. In der Flur Karsdorf können vier alte Wege nachgewiesen werden: Die heutige Fernverkehrsstraße 170 verläuft im Zuge einer älteren Verbindung zwischen Dresden, Dippoldiswalde und Frauenstein, von der die Erklärungen zur Ingenieurkarte 1785 vermerken, daß „die Straße an einigen Orten" schlecht sei. Der Dresdener Fußsteig, auch Marktsteig genannt, führt von Dippoldiswalde mitten durch die Heide am Einsiedlerstein vorüber. Nachdem er auf einer alten Brücke den Oelsabach überquert hat, tritt er aus der Zipfelheide bei den Wüsten Hufen auf Karsdorfer Flur, läßt aber das Dorf südlich liegen. Westlich der Schanze kreuzt er die Freiberg—Pirnaer Straße, um sich dann mit der Fahrstraße nach Dresden zu vereinigen. Als Mühlweg zweigte vom Dresdener Fußsteig in der Heide eine Verbindung nach der Heidemühle ab. Die sogenannte Kleine Straße von Pirna nach Freiberg kommt nördlich von Karsdorf von Kreischa—Quohren herauf, geht über die Dippoldiswalde—Dresdener Straße nach Oelsa hinunter und zur Roten Weißeritz. Ein alter Wegweiser an der Kreuzung mit dem Dresdener Fußsteig zeigt Pfeile nach Oelsa und Kreischa, und auch ältere Bäume zeugen für diese jetzt verlassene Verbindung.

K 8 Heideteich

In der östlichen Randzone der Dippoldiswalder Heide durchfließt der Oelsabach nach dem Hafterteich (s. Q 5) den Heideteich, der nach dem nordwestlich gelegenen Ferienheim von der Bevölkerung auch Heidemühlenteich genannt 140

wird. Die Gemeinde Karsdorf hat ihn zu einem beliebten Naherholungsgebiet K 8 mit Campingplatz ausgebaut. Seine Ufervegetation ist trotz des regen Badebetriebes noch erfreulich reichhaltig. Schon im Spätfrühling entfaltet die Wasserschwertlilie (Iris pseudacorus) ihre gelben Blüten; wenig später folgen Fieberklee (Menyanthes trifoliata), Sumpf-Veilchen [Viola palustris), Gemeiner Gilbweiderich [Lysimachia vulgaris) und Echtes Mädesüß (Filipendula ulmaria). Bis in den Spätsommer hinein zieren danach die hohen Blütenrispen des Froschlöffels (Alisma plantago-aquatica) und zwei Lippenblütler, Ufer-Wolfstrapp (Lycopus europaeus) und Kappen-Helmkraut (Scutellaria galericulata), den Teichrand. Der giftige, zuweilen im Gebüsch emporkletternde Bittersüße Nachtschatten (Solanum dulcamara) fällt vor allem gegen den Herbst hin durch seine korallenroten Früchte auf, bringt aber selbst zu dieser Zeit noch einzelne seiner violetten Blüten hervor und vereint sich dadurch mit solchen Spätblühern wie Sumpf-Schafgarbe (Achillea ptarmica) und Blut-Weiderich (Lythrum salicaria), der auch durch wechselnde Länge der Griffel und Staubblätter Aufmerksamkeit verdient. Von den flutenden Teichbewohnern seien der Wasser-Hahnenfuß (.Ranunculus aquatilis) und die Wasserpest (Elodea canadensis) genannt. Im benachbarten Hafterteich fallen Massenbestände der Teich-Simse (Schoenoplectus lacustris) und des Teich-Schachtelhalms (Equisetum fluviatile) auf.

Spitzberg (319,9 m)

LI

Mitten aus dem Rotliegend-Becken ragt die Klippe des Spitzberges auf. Sie gehört dem Elbtalschiefergebirge im geologischen Sinn an. E s besteht in der Hauptsache aus dem Mittelsächsischen Zug, der sich bei Tharandt in das Nossen-Wilsdruffer Schiefergebirge fortsetzt (s. B 1). Seine Südwestgrenze gegen die Gneise des Osterzgebirges bildet die Mittelsächsische Störung, die man wenig südlich des Spitzberges vermutet. Im Nordosten schließt sich der Westlausitzer Zug an, der durch die Weesensteiner Grauwackenformation und den Dohnaer Granodiorit aufgebaut wird. Dessen Grenze zum Lausitzer Massiv bildet dann die Westlausitzer Störung. Die ältesten, algonkischen Gesteine des Elbtalschiefergebirges liegen in der Weesensteiner Grauwackenformation vor. Dem auf das Kambrium folgenden Ordovizium wird die Phyllit-Einheit zugeordnet. I m wesentlichen handelt es sich dabei um toniges Ausgangsmaterial, das durch eine umfangreiche Regionalmetamorphose zu Phylliten umgewandelt wurde. Eine charakteristische Einlagerung bildet der Chloritgneis, der am Spitzberg gefunden wurde. Das dunkelgraue bis schmutziggrüne, fein- bis mittelkörnige Gestein besteht in der Hauptsache aus Feldspat, Quarz, Serizit und Chlorit. Vielleicht stellt es einen durch tektonische Vorgänge umgewandelten Granitporphyr dar. Weitere solche Vorkommen bestehen am Finckenfang bei Maxen und südöstlich von Häselich (s. S 7). 141

L i

Am Spitzberg tritt noch feldspatführender Quarzitschiefer auf, ein gräulichweißes und dünnplattig brechendes Gestein. Die Hauptmasse besteht aus sehr kleinen Quarzen sowie aus Glimmer, der sich parallel der Schieferung in langen Zügen anreichert und die gute Spaltbarkeit des Gesteins verursacht. Der Quarzitschiefer wird als tektonische Randzone der Turmalingranite angesehen.

L 2 Brösgen, Ortsteil von Theisewitz Brösgen hat sich seit dem Jahre 1720, als es aus sechs Höfen und zwei Häusleranwesen bestand, nicht vergrößert. Die wenigen Höfe, deren Bauern sich der LPG in Theisewitz angeschlossen haben, fügen sich zu einem Rundweiler zusammen und ordnen sich ein in die Quellmulde eines kurzen, zum Possendorfer Bach sich nordostwärts öffnenden Tälchens. In der Bauweise weist noch vieles auf das 18. Jahrhundert hin. So trägt das durch einen Rundbogen abgeschlossene Hoftor des Zweiseithofes Nr. 8 im Schlußstein die Initialen des Besitzers und die Jahreszahl 1798. Den Zugang zum Vierseithof Nr. 1 verstellt ein in Lehmfachwerkkonstruktion errichtetes Torhaus. Zum Obergeschoß führt von der Hofseite her eine verdeckte Treppe zu Räumen, die der Dorfböttcher als Wohnund Werkstatt benutzte. Im Schlußstein des überwölbten Hoftores ist ein springendes Pferd zu sehen, über dem Nebeneingang eine Tafel mit den Anfangsbuchstaben des Erbauers und der Jahreszahl 1768. Brösgen hieß 1362 Bresen, ist also wohl wegen zahlreicher Birken (altsorb. Brezno) so genannt worden. Spätere Bezeichnungen sind 1440 Bresin, 1501 und 1541 Bresichen, 1718 und 1764 Prießgen. Als Grundherren lassen sich vor 1362 die Dohnaer Burggrafen feststellen, danach das Kloster Altzella, im 15. und 16. Jahrhundert die Rittergutsbesitzer von Kleincarsdorf. Soziale Spannungen verrät eine Akte von 1610, wonach sich die Untertanen „zusammenrottiert" haben. 1622 stritten sich die Bauern, auch die in Börnchen, mit dem Gutsherrn wegen zu hoher Fronleistungen, 1730 abermals. Von der Theisewitz—Possendorfer Straße ziehen nach Süden lange, aufwärtssteigende Feldstreifen, wovon die von Gütern abgehenden „Hausstriche" genannt werden. Sie enden zum Laubach (mhd. la = Lache, Sumpfwiese) abfallend im Gehölz der Huhle. Im Norden verrät der Flurname Kiesen eine entsprechende Bodenausbildung.

L 3 Kleba, Ortsteil von Theisewitz, 1288 Clebe genannt, das aus dem mittelhochdeutschen klebe = klebriger Schlamm als Ort auf Lehmboden zu deuten ist, zeigt sich in seiner Dorfform als Weiler mit vier großen, unregelmäßig zueinander liegenden Dreiseithöfen. Zu ihnen traten noch ein Zweiseitgut und später neuere Häuschen in der Form einer Streusiedlung hinzu. S C H U M A N N gibt 1817 sieben Hufen der Block- und Strei142

fenflur an, doch isthierinderBesitzderbeidenGehöftevonKleinklebamitgezählt. L 3 Klebas Kalkofen stand am Wege nach Babisnau. Grund- und Gerichtsherren waren die Rittergutsbesitzer von Kleincarsdorf. Der Ort gehörte früher ins A m t Dresden, seit 1875 zur Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, seit 1952 in den Kreis Freital. Die Genossenschaftsbauern schlössen sich der L P G in Golberode an. Ältere Bauteile weist nur noch der unregelmäßig ausgebildete Dreiseithof Nr. 1 am Talhang auf. Zum Hof führen zwischen den einzelnen Gebäuden drei teilweise überbaute Zugänge. Die Lehmfachwerkscheune besitzt von außen her eine Hocheinfahrt. Auch an den übrigen Nebengebäuden haben sich noch Fachwerkkonstruktionen aus der Zeit um 1800 erhalten. Unter den Flurnamen geben einige interessante Hinweise: an den Erlichtwiesen, auf dem linken Ufer des Possendorfer Baches, stehen noch Erlen am Rande, und südlich Babisnau erinnert auch das Kiefernbusch genannte Feld an frühere Baumbestände. Oberstriemchen und Niederstriemchen verraten Lage und Form der Feldstreifen, während ein Malterstück und zwei früher zusammengehörige große Felder, die das 32-Scheffelstück bildeten, nach dem Ertrag bewertet wurden. A n alte sorbische Einflüsse erinnern die Britzschen im Süden (s.C5).

Theisewitz, Kreis Freital

L 4

Der Gutsweiler Theisewitz wird beherrscht von dem mächtigen B a u des Gutshofes auf der Höhe über dem Tal des Possendorfer Baches, der die Huhle als kleinen Nebenbach von Südwesten her empfängt. Zu beiden Seiten der kurzen, steil aus dem Tal emporsteigenden Straße ordnen sich in zwei Reihen die wenigen Häuser. Der Gasthof Zum Schönen Otto geht in seiner heutigen Gestalt auf einen zweigeschossigen Fachwerkbau vom Ende des 18. Jahrhunderts zurück. Im 19. Jahrhundert wurde zwar manches umgestaltet, das Fachwerkobergeschoß verputzt, doch erhielt sich die Atmosphäre früherer Landgasthöfe. Eine Inschrift am Hause Nr. 8 erinnert daran, daß drei Gemeinden 1860 darin ihren gemeinsamen Verwaltungssitz errichteten. Theisewitz bestand schon 1288, damals urkundlich Tyzawitz bezeichnet. Vielleicht war es ehedem ein von Sorben benanntes „Eibendorf" (altsorb. Tisovica = am Eibenbusch). Dorfform und Blockflur deuten gleichfalls auf einen Siedelplatz im sorbischen Land hin. Im Dreißigjährigen Krieg lag das Dörfchen nach einem Brand längere Zeit wüst. Anfang des 18. Jahrhunderts war es aber wieder ein „ K l e i n Dörflein" mit 6 Feuerstätten. Auch die Schenke, die schon 1555 besonders genannt wird, hatte man wieder aufgebaut. 1555 bestand das Gut als „forberg" ( = Vorwerk), 1718 als „herrschaftlicher Hof", sechs Jahre später als ein amtssässiges Erbgut. Eine Ziegelscheune befand sich 1785 oberhalb des Herrenhauses. Anfang des 20. Jahrhunderts gehörten eine Brennerei und Brauerei zu dem Anwesen. Als „ O b s t g u t " wird es »43

L 4 seit 1923 bezeichnet. Der damalige Besitzer bepflanzte die 30 ha der bis dahin dem Saatgutanbau dienenden Flächen mit Obstbäumen (Abb. 21) und ließ zweckentsprechende neue Wirtschaftsgebäude mit großen Obstkellern anlegen und das ehemalige Gutshaus umgestalten. Das Anwesen wird seit i960 von der LPG Golberode bewirtschaftet. Die übrigen Genossenschaftsbauern gründeten die LPG Hügelland. L 5 Zscheckwitz, Ortsteil von Theisewitz Von Kreischa steigt nach Norden zu in welligem Gelände eine alte Straße über Zscheckwitz, Theisewitz und Brösgen nach Possendorf hinauf. Auf der ersten Erhebung liegt in 230 m ü. NN Zscheckwitz, das urkundlich 1216 als Seiskwitz (altsorb. Öi&kovici = Leute des Öii(e)k) genannt wird. Im 15. und 16. Jahrhundert erscheinen die Namen: Schecktitz, Scheckwitz, Zschekewitz, Tscheckitz. Diesem amtssässigen, insgesamt 79 ha großen Rittergut unterstanden mehrere Häuser in Kautzsch und Quohren sowie das Vorwerk Laue, ferner eine Mühle, eine Ziegelei Im Grunde und ein Steinbruch. 1834 waxen ihm 446 Untertanen mit 26 Hufen zugeordnet. Das jetzige Schloßgebäude stammt von 1704, als der königliche und kurfürstlich-sächsische Sekretär und Kammer-Archivar Johann Friedrich Gerven als Erb-, Lehn- und Gerichtsherr auf Zscheckwitz saß. Heute wird das Anwesen von der LPG Fortschritt Kleincarsdorf genutzt (s. L 7). Das als großer Vierseithof angelegte Rittergut gehört zu- den reizvollsten Schöpfungen barocken ländlichen Bauens. Das Herrenhaus wendet seine Hauptfassade dem Hof zu. Den zweigeschossigen Bau schließt ein durch Dachhäuschen belebtes Krüppelwalmdach ab, dem in der Mitte des Firstes ein holzverschalter, achteckiger Uhrturm mit Laterne und verschleierter Zwiebelhaube aufsitzt. Die Wirtschaftsgebäude sind, wie der ältere Pferdestall auf der Südostseite des Hofes zeigt, wesentlich einfacher gebaut worden. Den Park neben dem Haupteingang gestaltete man mit verschlungenen Wegen und einem Pavillon auf der Parkmauer und schloß ihn durch einen Toreingang mit vasengeschmückten Sandsteinsäulen ab.

L 6 Kautzsch, Ortsteil von Bärenklause, senkt sich von 240 m ü. NN auf der Hochfläche um 40 m hinab in das Tälchen von Bärenklause, das bei der Hummelmühle die Lockwitz erreicht. Das Flurkroki von 1835 nennt diesen Taleinschnitt Rospe oder Respe (mhd. rispe = Gezweig, Gesträuch). Die erste Nennung von 1288 schreibt zur Unterscheidung von Kauscha (s. E 7) vom anderen, von alio Cudescowe, dann heißt es Kuschicz (1350), Kussewitz (1408), und 1587 wird in Groß- und Kleinkauczsch getrennt. Die Schenke im Grunde gehörte Anfang des 19. Jahrhunderts unter das Rittergut Bärenklause, 144

die Schmiede mit Schankgerechtigkeit an der oberen Straße und das übrige L 6 gassenartig angelegte Dorf sowie Kleinkautzsch, das zeitweise dem Rittergut Borthen unterstanden hatte (1696) und 1785 v o n einem Bauern und drei Häuslern bewohnt war, unter das von Zscheckwitz. 1551 besaß hier das Rittergut Lungkwitz grundherrliche Rechte. Entsprechend war das Dorf auch unter die Verwaltungsämter Dresden und Pirna geteilt. Die beiden größten Dreiseithöfe (Nr. 16 und Nr. 17) waren früher Beigüter des Rittergutes Bärenklause. Der Hof Nr. 16 weist den für das Sandsteingebiet in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts charakteristischen Giebelschmuck (Palmette und Obelisk) auf. Benutzt wird noch der alte Sandsteinbrunnentrog aus dem Jahre 1767. Bei einem dritten Hof (Nr. 14) haben sich neben dem halbkreisförmig überwölbten Hoftor eine Fußgängerpforte, in der Mauer darüber das Zeichen des Besitzers und die Jahreszahl 1762 erhalten. A u s dem 20. Jahrhundert stammen Ortsausbauten an der Straße nach der Brandmühle im Lockwitztal und um die Schule. A n der Brandmühle, die 1721 zwei Gänge besaß und bis 1945 als Mahlmühle in Betrieb war, erkennt man noch die Radkammer, in der das große unterschlächtige Wasserrad lief. A m Wohnhaus ist im Schlußstein des Korbbogengewändes der Haustür 1803 als B a u j a h r zu finden. Die i960 gegründete L P G Einigkeit hat sich der L P G Freundschaft Golberode angeschlossen, die in einem Gut in Kleinkautzsch einen Stall zur Jungrinderaufzucht eingerichtet hat.

Kleincarsdorf, Kreis Freital,

L 7

zieht sich von der Straße Possendorf—Kreischa in östlicher Richtung in ein Nebentälchen des Quohrener Wassers hinein. Im Norden begrenzt der Laugrund, der beim Wohnplatz Laue vorbeifließt, die Flur. In dem dortigen großen Bachbogen finden sich noch Reste von Lößlehm über den sonst verbreiteten Rotliegend-Ablagerungen. Der Dorf eingang wird beherrscht von den umfänglichen Gebäuden des ehemaligen Rittergutes. Dieses Anwesen wurde schon 1216 als Herrensitz bezeichnet und mit dem Namen Karlesdorf ( = Dorf des Karl) belegt. Seit 1378 stand die Rechtsprechung über die Untertanen den Rittergutsherren zu, unter denen Mulich von Carlewitz (REICHEL 1966) seinen Besitz durch Aufkauf von bestehenden Höfen vergrößerte, ein Vorgang, der als Bauernlegen bezeichnet wird. Flurnamen wie Kleiner Galgen und Großer Galgen erinnern daran, daß 1548 dem Grundherrn auch die Erbgerichtsbarkeit über die Bauern von Kleba, Brösgen, Theisewitz und Börnchen zustand. D a die Dorfflur überwiegend in der Hand des Rittergutes lag, gab es 1785 in Kleincarsdorf nur zwei Bauern, daneben neun Gärtner und elf Häusler als Kleinbesitzer. Das barocke, zweigeschossige Herrenhaus mit einem Krüppelwalmdach wendet seine symmetrische Hauptfront dem Hofe zu. In der Mitte liegt das Korbbogenportal mit dem Schlußstein, in den außer der Jahreszahl 1786 das W a p p e n und

H5

7 die Initialen des damaligen Besitzers eingemeißelt sind. Ein vorgelagerter, dreigeschossiger Treppenturm mit Barockhaube schließt den alten Bau gegen den nach einem Brand 1910 errichteten Wohnflügel ab. Der Zugang von der Straße her ist durch ein mit der Parkmauer verbundenes, barockes Pförtnerhäuschen betont. Im alten Schloß sind heute zwei Kulturräume, die Gemeindebücherei und die Konsumverkaufsstelle untergebracht. Der verbleibende Teil wird als Wohnraum genutzt. Talwärts schließt sich ein langgezogener Dorfplatz an. Um ihn gruppieren sich die kleinen Höfe und Häusleranwesen des eigentlichen Bauerndorfes. Ihre Giebelseiten wenden sie dem Platze zu. Neubauern und Siedler ließen sich in der Randzone des Dorfes nieder, nachdem sie durch die Bodenreform 1945 ehemaliges Rittergutsland erhalten hatten. Insgesamt entstanden nach 1945 vier neue Höfe. Einer davon ist 1969 zum Gemeindeamt umgebaut worden, in dem noch die Schwesternstation, der Erntekindergarten und drei Wohnungen Platz fanden. Sechs Neubauern waren anfangs im Gutskomplex untergekommen. Der sozialistische Weg der Landwirtschaft begann in Kleincarsdorf am 18. 1 1 . 1952, als fünf Bauern ihren Besitz von zusammen 30 ha zu einer landwirtschaftlichen Genossenschaft vereinigten. 1962 gehörten 50 Mitglieder der L P G Typ I I I Fortschritt an, die Teile des ehemaligen Rittergutes nördlich der Dorfstraße durch Ställe und Vorratsgebäude erweiterte. Der Hauptproduktionsrichtung Schweinemast, für die Läufer von der L P G in Quohren geliefert werden, dienen zwei neue Stallgebäude. Seit 1954 steht der Genossenschaft das Gut Zscheckwitz (s. L 5) zur Verfügung, in dem sich ein Kuhstall und Lagerräume befinden. Die Feldwirtschaft wird seit 1969 von der Kooperationsgemeinschaft Vorgebirge betrieben. Ihr obliegt die Pflanzenproduktion außer in Kleincarsdorf auch auf den Fluren der Genossenschaften in Lungkwitz, Kreischa, Gombsen, Theisewitz, Quohren und Possendorf. Sie übernahm Wirtschaftshäuser der L P G Fortschritt als Reparatur- und Unterstellhallen für Traktoren und Geräte, richtete eine Tankstelle sowie Verwaltungsräume ein und schuf ein Sozialgebäude. Die beteiligten Genossenschaften entsenden aus den Reihen ihrer Mitglieder Traktoristen, Schlosser und Arbeitskräfte für die Feldarbeiten. 1969 betrug die landwirtschaftliche Nutzfläche der an der Kooperation beteiligten Genossenschaften 1767 ha. Infolge der Oberflächenformen im Kreischaer Becken, die durch Hänge, steile Feldraine, Steinrücken, Talauen und Schluchten gekennzeichnet sind, kann jedoch nicht das gesamte Land ackerbaulich genutzt werden. Neben dem natürlichen Grünland werden alle Flächen mit über 16 0 Hangneigung als Weiden von den Genossenschaften selbst genutzt. Auch für die verbleibenden 1206 ha Ackerland läßt die Geländegestaltung nur mittlere Schlaggrößen von 20 ha zu, die größte zusammenhängende Fläche betrug 49 ha im Jahr 1969 (gegenüber 120 ha in der Kooperation Bannewitz-Goppeln) . 650 ha waren 1970 dem Getreideanbau vorbehalten (80 ha Winter-, 150 ha Sommergerste; 120 ha Winterroggen; 150 ha Winterweizen; 150 ha 146

Haier), auf 150 ha wurden Kartoffeln gelegt. Die Restfläche von 400 h a dient L 7 dem Feldfutterbau (Silomais, Klee, Kleegras, Futterrüben), der ausschließlich der tierischen Produktion der an der Kooperation beteiligten Genossenschaften zur Verfügung steht.

Quohren, Kreis Freital

L 8

A m Dorfbach, der aus mehreren von der Quohrener Kipse abfließenden Quellästen gespeist wird und zum Lockwitzbach abfließt, zieht sich der Ort v o n 280 m bis 235 m ü. N N hin. Bei der Anlage des Waldhufendorfes wurden in der kürzeren Nordflur anschließend an die Bauerngüter breitere Hufenstriche vermessen als in der südlichen Gemarkungshälfte, wo sich schmale Streifen doppelt so lang bis in den W a l d der Kipse erstreckten. Westlich Quohren breiteten sich in fast einem Drittel der Flur zum Teil mit Busch und Wiese durchsetzte, gelängeartige Besitzstücke aus. Die Kuhlstriche befanden sich am W e g nach Karsdorf; zu den Stücken auf der Laue gehörten SCHIFFNER (1840) zufolge vier Häuser, darunter ein Gut und eine Ziegelei. Im Rücken der beiden Quohrener Hausreihen umschlossen früher Zäune das ganze Dorf; durch vier Feldtore gelangte man in die Flur. Hinter den eingehegten Gutshöfen bildeten sich auf beiden Talseiten Querviehwege aus, auf denen das Vieh nach zwei Weideplätzen, nach dem Hutberg und nach der Küpfe, getrieben wurde. Die architektonische Gestaltung der Höfe ist sehr einheitlich und geht auf das 18. Jahrhundert zurück. I m A n f a n g des 19. Jahrhunderts blendete man den Fachwerkgiebeln entweder Sandstein vor oder man verschalte sie unter dem Einfluß des nahen Erzgebirges mit Schiefern (Nr. 32 und 54). Typisch für die alte Bauweise im Ort sind zwei nebeneinander an der Südseite des Dorfplatzes liegende Dreiseithöfe. D e m Fachwerkgiebel von Nr. 30 ordnet sich die rundbogenüberwölbte Toreinfahrt mit der Jahreszahl 1737 im Schlußstein der Archivolte zu. Beim Hof Nr. 32 wurde die Toreinfahrt durch einen Flachbogen im 19. Jahrhundert verändert. In beiden Höfen werden noch die alten Sandsteinbrunnentröge aus dem 18. Jahrhundert benutzt. A u c h auf der Bergseite tauchen Fachwerkgiebel auf, so am Dreiseithof Nr. 46. B e i m großen Vierseithof Nr. 26 reichen die in Hakenform angeordneten, in Fachwerk errichteten älteren Teile bis in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. Die neueren Teile v o n 1855 sind durchgehend massiv gebaut und tragen Palmetten als den für diese Zeit typischen Giebelschmuck. A u c h der ehemalige Dreiseithof Nr. 16, früher Gasthof und heute Gemeindekulturhaus, zeigt solche Vasenformen am Giebel, ist aber als Bauwerk wesentlich älter, wie das durch einen Rundbogen abgeschlossene Sitznischenportal aus dem 17. Jahrhundert andeutet. Die erste Namensnennung von 1350 entspricht in ihrer Schreibweise Tworne genau dem Dorf Quohren bei Dresden-Bühlau (wohl altsorb. Dvorane = Hofleute). Grundherrschaftlich gehörte der Ort lange Zeit dem Dresdener A m t , bis er 1684 Zubehör des Rittergutes Zscheckwitz wurde. 1785 unterstanden diesem

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L 8 13 Bauern, 11 Gärtner und 11 Häusler sowie die Obermühle am östlichen Dorfende. Neben landwirtschaftlicher Betätigung ging man auch der Strohflechterei nach. Die steile Abfahrt des Streitberges von der heutigen F 170, die bei der Schanze nördlich von Karsdorf abzweigt, diente einem noch 1737 überlieferten Fuhrverkehr zwischen Freiberg und Pirna unter Umgehung des Elbtales bei Dresden. Auf dieser Verbindung wurde schon wesentlich vorher Roheisen aus den Hammerwerken Berggießhübel und Gottleuba abgefahren. Bei der früheren Kohlbuche, wo die Straße aus Quohren die Possendorfer Straße erreicht, war 1858 eine Bohrung auf Steinkohle niedergebracht worden, doch blieb der Cotta-Schacht für den Ort wegen der nicht aufgenommenen Förderung ohne Bedeutung. Ein „Kinderlehrer" hielt seit 1805 „Reihumschule" in den Bauernstuben. 1859 wurde ein Schulverband mit Kleincarsdorf gegründet und 1863 der Bau des Schulhauses in Quohren beschlossen, in dem heute noch die Kinder beider Orte vom 1.—4. Schuljahr unterrichtet werden. Bei der Bodenreform des Jahres 1945 erhielten Siedler und Kleinbauern Land des ehemaligen Rittergutes Kleincarsdorf südlich der Straße nach Possendorf zugewiesen. Drei Bauern gründeten 1958 eine landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft, die sich mit drei weiteren, seit i960 bestehenden Genossenschaften 1962 zur L P G Typ III Sieg des Sozialismus vereinigte. Da die Feldwirtschaft im Rahmen einer Kooperation (s. L 7) betrieben wird, befaßt sie sich vorwiegend mit Jungrinderaufzucht, für die man 50 ha zusammenhängendes Weideland am Hang der Quohrener Kipse einrichtete. Stallanlagen in Althöfen nahmen nach Umbauten die Tiere auf.

L 9 Kreischa, Kreis Freital, ist das Ziel vieler Dresdener, wenn sie das Naherholungsgebiet um den Wilisch aufsuchen. Die Hauptachse des Ortes wird vom Quohrener Wasser gebildet, dessen Lauf der tiefsten Stelle eines weiträumigen Rotliegendbeckens folgt. Am Bach reiht sich, etwa 230 m hoch gelegen, ein oberer Ortsteil auf, der allerdings laxige Zeit als Mittelkreischa bezeichnet wurde und dem Rittergut Zehista bei Pirna unterstand. Einseitig südlich des Baches ausgebildet, setzt er sich vorwiegend aus Bauerngütern zusammen und zeigt eine Waldhufenanlage. Die Flur steigt nach Süden gegen den Höhenzug zwischen Wilisch und Quohrener Kipse bis 340 m an. Der mittlere Ortsteil, das heutige Oberkreischa, gilt als der älteste Teil. Neben dem Rest einer Wasserburg, dem Hügel mit dem Gemeindeamt, siedelte slawische Bevölkerung, der die Niederlassung ihren Namen zu verdanken hat. Später entstand an dieser Stelle als Dohnaisches Lehen das 1282 erwähnte Rittergut Kryschowe. Der Bereich des gegenwärtigen Geschäftszentrums südlich vom Quohrener Wasser wurde von deutschen Siedlern bald darauf als Waldhufendorf angelegt. Sein 1414 Kreischaw geschriebener Ortsname ist auf altsorb. Krisow = Ort des Kriä zurückzuführen. 148

Als wesentlich jünger haben wir Niederkreischa nördlich vom Dorfbach anzusehen. Um die ältere Ufermühle, einen Besitz der klösterlichen Niederlassung zu Sobrigau (s. F8), entstand es als Häuslersiedlung des Rittergutes am Schäferberg nach 1402. Der ursprünglich bäuerliche Charakter der Siedlung tritt im gegenwärtigen Ortsbild weitgehend zurück. An den ins Quohrener Tal hineinführenden Wegen herrschen mehrgeschossige Häuser städtischer Bauart aus der Zeit nach 1870 vor. An das Bauerndorf erinnern nur noch wenige, heute betriebsfremd genutzte Drei- und Vierseithöfe. Der Dreiseithof Ernst-Thälmann-Straße 13 aus dem Jahre 1797 (Jahreszahl im Schlußstein über der Haustür) wendet seinen Fachwerkgiebel und das große, rundbogenüberwölbte Hoftor der Straße zu. Gegenüber liegt die früher gutseigene Mittelmühle, ein Fachwerkbau aus der Mitte des 18. Jahrhunderts (Nr. 22). Das repräsentative ehemalige Küchengut an der Ortsgrenze gegen Quohren, ein zweigeschossiger, von mächtigen Krüppelwalmdächern abgeschlossener Vierseithof mit dreifachem, rundbogenüberwölbtem Hofeingang wird noch als Weidegut genutzt. Den Verkehrsmittelpunkt und das Einkaufszentrum bildet der Haußmannplatz, der frühere Dorfplatz. Hier treffen aus dem Gebirge und der Kreisstadt kommende Straßen zusammen, und der Verkehr wird talwärts zum Elbtal weitergeleitet; hier liegt auch die Endhaltestelle der Lockwitztalbahn. Der Gänsemädchenbrunnen an der Westseite steht seit 1911 und zeigt die überlebensgroße Bronzefigur eines gänserupfenden Mädchens. Gegen das Lockwitztal hin schließen die umfänglichen Gebäude des ehemaligen Rittergutes den Platz ab. Im früheren Herrenhaus hat die Gemeindeverwaltung ihren Sitz, und fast bis nach Lungkwitz ziehen sich Parkanlagen hin, in denen 1969 eine Tennissportanlage mit drei Plätzen fertiggestellt wurde. Mehrere Wohnblocks säumen die nahe Kaxl-Liebknecht-Straße. Sie entstanden in den Jahren 1963 bis 1969. Die ein wenig abseits am Hang über der Straße nach Lungkwitz liegende Kirche, ein Saalbau mit hohem Satteldach, wird von gedrungenen Strebepfeilern gestützt und besitzt einen niedrigen, eingezogenen spätgotischen Chor. Den Turm deckt eine barocke Haube mit Laterne. Im Innern, das man über eine spätgotische Tür mit der Jahreszahl 1514 darüber erreicht, sind Schiff und Chor durch einen Triumphbogen getrennt. Der Chorbau zeigt spätgotische Kreuzrippengewölbe. Den einfachen Emporen an drei Seiten sind gegen den Chor hin auf der Nord- und Südseite herrschaftliche Betstübchen angefügt. Den Schnitzaltar schuf der Dresdener Hieronymus B A R T H E L vor 1650. Künstlerisch wertvoll sind die Sandsteintaufe mit spätgotischer Dekoration und die auf einer toskanischen Säule ruhende Sandsteinkanzel von 1605 mit einer Christusfigur zwischen zwei Wappen am Kanzelkorb. An Abendmahlsgeräten besitzt die Kirche zwei wertvolle Kelche, einen spätgotischen aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts und einen Renaissancekelch aus dem Jahre 1635. Zwischen der Obermühle an der Flurgrenze gegen Quohren, auch Königsmühle genannt, und der Hauswaldmühle im Lockwitztal reihten sich noch Mittelmühle (GPG Südhang), eine Sägemühle, die Schenkmühle (Haußmannplatz) 11 Freital

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L 9 und die Ufermühle (Mineralwasserfabrik) auf. An eine Ziegelei (heute Sportplatz), die 1785 bestand, erinnert der Flurname Altes Ziegelhaus nahe dem Vogelherd südlich von Mittelkreischa. Eine als Weinberg bezeichnete Anhöhe (271,5 m) trug am sonnenreichen Südhang Rebanlagen, der Bleichgarten im Ort steht mit der Strohflechterei in Zusammenhang. Am Schäferberg stand früher die Rittergutsschäferei. Brauhauswiese und Hammersleitenwiese erinnern an alte Gewerbe. Während der erste Lehrer schon 1660 wirkte, hören wir vom Kreischaer Schulhaus, daß es 1763 an der heutigen Stelle stand und 1843 durch einen Anbau erweitert wurde; zwei Lehrer unterrichteten 312 Kinder. 1922 war die Schule achtklassig ausgebaut, und es gab 10 Lehrer für 450 Kinder. Sie ist heute mit 25 Lehrern für 475 Schüler eine zehnklassige polytechnische Oberschule, deren Oberklassen auch Kinder der umliegenden Gemeinden aufnehmen. Nachdem 1767 die Witwe des sächsischen Kurfürsten, Marie Antonie, das Rittergut Kreischa übernommen hatte, wurde zwei Jahre später am 1. September ein Kram- und Jahrmarkt auf Gutsareal abgehalten, so daß die Grundherrin das Standgeld erheben konnte. In der Folgezeit war dieses Ereignis immer mehr mit Belustigungen verbunden, und es entstand daraus ein Volksfest, das sich noch heute großer Beliebtheit erfreut und Anfang September stattfindet. Kreischa gehörte zu den Orten mit bedeutender Strohflechterei im Gebiet zwischen Altenberg im Erzgebirge und dem Elbtal. Dieses Gewerbe geht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Nachdem man anfangs Matten und Hüte gefertigt hatte, gelangen durch Schlitzen und Glätten des Strohs auch Geflechte für Körbe, Vasen und Kästchen. Verarbeitet wurde helles und geschmeidiges Weizenstroh von ungedroschenen Halmen vor allem durch Frauen in Heimarbeit, um den geringen Verdienst der Häuslerfamilien zu heben. Daß auch schon Kinder im Vorschulalter angelernt wurden, ist ein weiterer Hinweis auf die schlechten sozialen Verhältnisse der Dorfbewohner. 1826 gab es 3 Fabriken, deren Besitzer mit den Erzeugnissen die Leipziger Messe besuchten. S C H I F F N E R (1840) veranschlagte die Gesamtzahl der gefertigten Strohhüte zwischen Elbe und Erzgebirge auf 250000 im Jahr, doch vermerkte er, daß „jede Arbeit daran gering belohnt wird". Etwa 1850 hörte der bisherige Saisonbetrieb der Strohhutfabrikation auf, da man nunmehr auch Filzhüte herstellte. Bisher hatten die beschäftigten Frauen im Sommer in der Landwirtschaft, die Männer auf dem Bau gearbeitet ( Z I L L E R 1966). 1931 wurden die Hüte aus importiertem Hanf(Japan) und Reisstroh (China) sowie aus Holzbast (Italien) geflochten. Auf das Bleichen oder Färben folgte im Nähsaal die eigentliche Handarbeit. Nach dem Appretieren und Formen, Lackieren und Garnieren gelangten die Hüte in die Versandabteilung. Heute ist nur noch eine Filzhutfabrik in Betrieb, eine zweite wurde für die Anfertigung von Kinderoberbekleidung umgestellt. In der Hutfabrik von August Schneider fand ein Teilbetrieb des V E B Sachsenwerk Niedersedlitz Platz. Die Räume und Freiflächen einer weiteren Hutfabrik wurden nach 1945 von der MTS Kreischa genutzt, die als Betriebsteil des Kreisbetriebes für Landtechnik Dippoldiswalde fortgeführt wird. 150

Im heutigen Sanatoriumsgelände hatte Franz Carl M O S B E C K 1787 eine Kattundruckerei eingerichtet, nachdem die Konzession durch das Geheime FinanzCollegium der Landesregierung erteilt worden war. Diese Kreischaer Gründung blieb als erstes Gewerbeunternehmen auf einem Dorf gegen den Einspruch städtischer Unternehmer bestehen und stellt somit ein bedeutendes Ereignis im Kampf des Landes gegen die Gewerbevorrechte der Stadt dar ( F O R B E R G E R 1958). 1804 waren tätig: ein Betriebsleiter, ein Kolorist, ein Formenstecher, sieben Druckergesellen, zehn Lehrburschen und zwölf Tagelöhner. Auch Kinderarbeit war an der Tagesordnung, da „Streichkinder unter 12 Jahren" beschäftigt wurden. Das noch weiße, zu färbende Gewebe wurde aus Oederan, Zschopau, Marienberg, Chemnitz und Mittweida bezogen. Als sich das Bedrucken des Kattuns wegen kürzerer Transportwege in den Orten mit Webereien konzentrierte, ging die Kreischaer Druckerei 1830 ein. Dem steigenden Ausflugsverkehr trug man durch ein Gasthaus gegenüber der Fabrik Rechnung. Der Besuch des Kreischaer Tales wurde durch die Einrichtung einer Kaltwasserheilanstalt (1839) in der ehemaligen Kattundruckerei gefördert. Mit ihr wird der 1591 erwähnte „schlaffbrunnen" in Verbindung gebracht. Bis 1848 weilten 1375 Kurgäste hier, meist Offiziere, Adlige und Kaufleute. Nach mehrfachen Umbauten wurde sie am Ende des 19. Jahrhunderts als Sanatorium für Nervenkranke geführt. Seit 1922 dienten die Gebäude der Versicherungsanstalt für Angestellte, deren Mitglieder hier auch bei Herz- und Stoffwechselkrankheiten behandelt wurden. In den dreißiger Jahren weilten durchschnittlich im Jahr 1500 Patienten in Kreischa. Von 1949 bis 1961 besaß die Sowjetisch-Deutsche A G Wismut das Sanatorium. In dieser Zeit errichtete Anbauten gehören heute dem Zentralinstitut des Sportmedizinischen Dienstes der D D R , das auch Sportund Schwimmhalle sowie einen Sportplatz erhielt (Bild 12b). Andere benachbarte Gebäude werden als Krankenhaus genutzt. Durch Kureinrichtungen und die zentrale Lage zu den umliegenden Dörfern boten sich in dem Marktort günstige Bedingungen für Gewerbe, Handwerk und Handel. Seine Zentralität konnte Kreischa auch noch behaupten, nachdem 1905 durch die elektrisch betriebene Lockwitztalbahn die Verbindung mit dem Niedersedlitzer Industriebezirk hergestellt worden war. Die in den dortigen Fabriken beschäftigten Kreischaer Einwohner ließen den Anteil der Lohnarbeiter an der Bevölkerung ansteigen. Nach dem Kreischaer Adreßbuch von 1914 gab es 52% Arbeiter gegenüber 15% Handwerkern sowie 42% Handelund Gewerbetreibenden. Kreischaer Einwohner haben an den revolutionären Ereignissen des Jahres 1849 regen Anteil genommen. Besucher der regelmäßig stattfindenden „Abendunterhaltungen", in denen Dr. F. T H E I L E (s. F 3) wissenschaftliche und politische Fragen aufwarf, erfuhren am 6. 5. 1849 in der Erbschenke am heutigen Haußmannplatz von den Ereignissen in Dresden. Neun Angehörige der Kommunalgarde marschierten daraufhin am nächsten Morgen in die Residenzstadt, wo ihnen die Verteidigung der Barrikade 75 in der Pfarrgasse bei der Kreuzkirche übertragen wurde. 11*

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2 VEG Dresden-Pillnitz (=Inst. f. Obstbau) 3 Kooperative Obstwirtschaft Borthen/Gorknitz

5 GPG Am Südhang Kreischa 6 GPG Locknitztal Gombsen/ Kooperation Vorgebirge Kleincarsdorf

Das Gedankengut des Klassenkampfes verbreiteten als erste die in Dresden tätigen Kreischaer Arbeiter. Über einige Ereignisse der örtlichen Arbeiterbewegung hat Oberlehrer Hermine H O F M A N N Nachforschungen angestellt. So löste die Novemberrevolution 1918 auch in Kreischa politische Aktionen aus. Am 9. 11. konstituierte sich unter der Leitung des Vorsitzenden der SPD-Ortsgruppe Paul F R E Y M A R K , einem Vorarbeiter in der Martinschen Zigarrenfabrik, 152

der Kreischaer Arbeiterrat. Er bestand vorwiegend aus Zigarrenmachern und L 9 forderte auch die Arbeiter und Arbeiterinnen der Strohhutfabriken zum Mitwirken auf. Diese folgten jedoch nur zögernd und vereinzelt, da ihre Unternehmer ihnen mit Entlassung drohten. Trotzdem konnte der Arbeiterrat die örtliche Kontrolle ausüben, nachdem er das alte Gemeindeamt in der Querstraße besetzt hatte. Verstärkung erhielt die politische Arbeit 1919 durch die Gründung der Ortsgruppe der USPD. Die etwa 100 Mitglieder wählten Heinrich K Ö N I G zu ihrem Vorsitzenden und stellten nach der Wahl im Dezember 1919 drei Vertreter für den Gemeinderat. Zu einer gemeinsamen Aktion mit den Genossen der SPD kam es 1920, als es galt, den Kapp-Putsch abzuwehren. Nachdem die Arbeiter in Dippoldiswalde bewaffnet worden waren, beschlagnahmten sie "Waffenlager auf den umliegenden Rittergütern, so in Bärenklause und dem Vorwerk Saida. Daraufhin übernahmen sie in Kreischa den Schutz der Bevölkerung und der öffentlichen Gebäude. Eine aktive Arbeit der Kommunistischen Partei läßt sich in Kreischa seit der Gründung einer Ortsorganisation im Jahre 1923 nachweisen. Als Agitationsorgan gab man den „Roten Wilisch" heraus, der noch in den ersten Monaten der faschistischen Herrschaft illegal in einem Schuppen vervielfältigt wurde. Bei der Bodenreform von 1945, als in Kreischa 270 ha Rittergutsland aufgeteilt wurden, erhielten landarme Bauern, Siedler und Kleingärtner Land. Außerdem entstanden 16 neue Bauernstellen von je 10 ha. 8 Neubauern errichteten ihre Höfe am Weinberg und Schäferberg, andere kamen in Gebäuden des Rittergutes unter. Bis i960 bildeten sich im Ort vier landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften, deren Mitglieder sich größtenteils der L P G T y p III A m Wilisch angeschlossen haben. Sie baute sich im früheren Rittergut einen großen Schweinestall und in Althöfen am Kirchweg und Viebichweg Kuh- und Jungrinderställe aus. Für die Versorgung der nahen Großstadt Dresden produzieren zwei gärtnerische Genossenschaften. Die GPG Freesia mit 55 Mitgliedern (1970) hat seit i960 an der Karl-Liebknecht-Straße (Bild 12a) eine Gesamtfläche von 6700 m 2 durch Gewächshäuser überbaut. 1600 m 2 Land unter Folienzelten dienen der Zierpflanzenproduktion. Ein Mehrzweckgebäude mit Sozial- und Versandräumen enthält ein genossenschaftseigenes Blumengeschäft. Auch die GPG Am Südhang unterhält in einem 1969 aus einer Scheune umgebauten Obstlagergebäude ein Spezialgeschäft. Die Mitglieder der Genossenschaft bewirtschaften 48 ha Land. Davon sind am Weinberg 35 ha mit Apfel- und Sauerkirschbäumen bepflanzt (Abb. 21). Ein Teil der Erzeugnisse wird unmittelbar der Werksversorgung im Edelstahlwerk Freital und im Sachsenwerk DresdenNiedersedlitz zugeführt.

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L 10 Lungkwitz, Kreis Freital I m Dorfbereich von Lungkwitz fließt der Lockwitzbach in den Rotliegendablagerungen des Kreischaer Beckens. Sein Nordosthang steigt steiler empor als der südwestliche, der schließlich v o m Wilischgebiet überragt wird. Der Ort zieht sich fast 3 k m lang hin, aber nur der mittlere Teil zeigt die typische Anlage des Waldhufendorfes, während am nördlichen Dorfende das frühere Stiftsgut zu finden ist. Südlich liegen jüngere Ausbauten, zwischen denen ein Freibad durch freiwillige Arbeitsleistungen der Bewohner aus einem Teich entstand. Zweifellos ist das Dorf, dessen Name ursprünglich die gleiche Bedeutung wie der von Lockwitz (s. F 3) besaß, wesentlich früher angelegt als die erste schriftliche Überlieferung (1445) von „forwergk und dorff Lunckewicz" vermuten läßt. 1548 teilten sich die Rittergüter Lungkwitz, Oberkreischa und Zscheckwitz in die grundherrlichen Rechte, ein „Richter und Kretzschmar" (1551) stand den 28 besessenen Mann (1548) vor. D a ß die Bauern bis 1764 auf 7 zurückgegangen waren, kann nur mit der starken Besitzvergrößerung des Gutes auf schließlich 300 h a im Jahre 1901, davon 152 ha Wald, in Verbindung gebracht werden, zumal die Gemarkung um 1900 insgesamt nur 460 ha maß. SCHIFFNER (1840) hebt neben der Strohflechterei den Obstbau im Dorf hervor.

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A b b . 22. Schloß Lungkwitz, Hofseite

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Das Ortsbild wird bestimmt von auffällig vielen kleinen Häusleranwesen, die L 10 sich, beiderseits der Juri-Gagarin-Straße gruppieren. Fußgängersteige über die Lockwitz stellen die Verbindung zur Wilhelm-Pieck-Straße her. In der Mehrzahl finden wir zweigeschossige Wohnstallhäuser, deren auf massivem Untergeschoß ruhende Fachwerkobergeschosse im 19. und 20. Jahrhundert verputzt wurden. Bei dem Haus Nr. 10 aus dem Jahre 1768 (Jahreszahl im Schlußstein des Korbbogens) liegt am Rückgiebel die Fachwerkkonstruktion noch frei. Der Hakenhof Nr. 5 und das Wohnstallhaus Nr. 13, beide vor 1800 entstanden, gehören zu den wenigen Anwesen, an denen sich das Fachwerkobergeschoß mit den auffällig kleinen Fensteröffnungen noch unverändert erhalten hat. Bei dem wahrscheinlich ältesten Haus Nr. 21, nach den Bauakten 1716 errichtet, sind die Fenstergewände überdies wie in der Oberlausitz mit Zierleisten versehen. Die wenigen Bauerngüter liegen an der Wilhelm-Pieck-Straße. Wo sich diese am Gasthof zum Erich-Menzel-Platz erweitert, benannt nach einem Lungkwitzer antifaschistischen Lehrer, finden wir auch die Schule. Der ehemalige Gutshof vor dem Nordausgang des Dorfes (Abb. 22) geht in seinen wesentlichen Teilen auf die Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg zurück. E r wurde 1772 in ein Stiftsgut umgewandelt und in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts baulich erweitert. Nachdem Rittergut Lungkwitz mit dem Vorwerk in Hermsdorf im 18. Jahrhundert in der Hand des Hof- und Justizrates der Landesregierung in Dresden Dr. Bennemann gewesen war, bestimmte dessen Witwe den Besitz für eine Stiftung. Das Gutshaus wurde Wohnsitz für Witwen von Geistlichen und Beamten. Aus den Gutseinkünften wurden Gelder an bedürftige Angehörige der Familie Bennemann und alleinstehende Frauen gezahlt. Mitte des 19. Jahrhunderts vergab die Stiftung 23 solcher Stipendienstellen. Die Gebäude ordnen sich um einen langgestreckten Hof. Eine Bruchsteinmauer, in die der säulenflankierte Hofeingang eingefügt ist, grenzt das Gut gegen die Straße ab. Die ältesten Gebäude stehen zu beiden Seiten des Eingangs nach der Straße zu, rechts ein zweigeschossiges Stallgebäude aus der Zeit um 1550, das auf der Mitte der Hofseite durch einen Treppenturm mit welscher Haube und spitzer Laterne gegliedert ist, links das Schlößchen, das künstlerisch originelle und reizvolle ehemalige Herrenhaus, das 1615—1619 zweigeschossig mit zwei rechtwinklig zueinander stehenden Flügeln angelegt wurde. Die Gebäudetrakte, abgedeckt von steilen Satteldächern und im inneren Winkel verbunden durch einen dreiseitig vortretenden Treppenturm, besitzen Giebel, die durch fialenartige Obelisken abgeschlossen sind. Die sieben Schmuckgiebel, einer mit der Jahreszahl 1619, bestimmen den künstlerischen Charakter des Bauwerkes ebenso wie die schlichten Stuckdecken und die mit ländlichen Szenen aus den Jahreszeiten bemalten Holzdecken der Innenräume. Die nordwärts des Gutes anschließende Orangerie nutzt die PGH Universalmechanik Kreischa. Gegenüber liegt auf der anderen Straßenseite ein umfangreicher Gewächshauskomplex der GPG Freesia (s. L 9) auf Bodenreformland. Die archäologische Forschung erkannte unter dem Stiftsgut eine alte Wasser155

L io bürg, deren umführenden Wassergraben noch die Rittergutskarten von 1803 verzeichnen. Trotz der seitdem erfolgten Grabeneinfüllung ist die Rekonstruktion auch nach dem heutigen Geländebefund noch gut möglich. Vom Gutshof ziehen sich Parkanlagen bachabwärts und am jenseitigen Talhang hin. Eine bis zum Schlafbrunnen im Kreischaer Sanatorium führende Promenade war früher mit Brücken, Bänken und Hütten versehen. Dort gab es ein Mooshaus, einen in den Felsen gehauenen Gang, den Musenhügel, einen Louisentempel, ein Familienglück, den Helenensitz, die Mangoldsbank, einen Strohtempel, von dem aus sich schöne Blicke auf die Berghänge und ins Lockwitztal boten. Ein schmaler Steig führt östlich des ehemaligen Rittergutes über den Lockwitzbach an den nördlichen Talhang, in dem mehrere Keller angelegt wurden. Hier kann man sehr gut den Sedimentverband von Konglomerat- und Sandsteinlagen beobachten. Die vorherrschenden Quarzporphyrgerölle dürften dem nur wenige Meter bachaufwärts anstehenden Gang entstammen. Wie der Backofenfelsen (s. C 6) zeigt dieser Aufschluß die sowohl horizontal als auch vertikal stark wechselnden Körnungsunterschiede. Das durch die Lage am Beckenrand bedingte Schichteinfallen nach Nordwesten bis Norden kann deutlich verfolgt werden. Die Flur von Lungkwitz bewahrt noch zahlreiche Flurnamen. Beim Aufstieg nach Saida befindet sich der Eichberg mit der Berg- oder Tränenwiese. Dieser Name erinnert an die häufigen Regenfälle während der Heuernte. Nach Süden schloß sich die zum Rittergut Lungkwitz gehörige Weinbergleithe an. Vom Gasthof Lungkwitz zieht sich der Eichgraben, oder, wie man ihn einst nannte, der Holundergraben bis zum Haselwiesgen am Hermsdorf er Weg nach der Höhe; auch der Schönbergsche Graben führt an einer Lehmgrube vorbei zum Wilisch. Im Vordergrund des Berges sieht man den Hakenberg. Unweit der großen Buche befindet sich ein Feld, das man als Schlafwinkel bezeichnete. Nach Lungkwitz zu liegen auch die Mittelwiesen mit dem Jägerwiesgen und die Schaftrift mit dem Tannenbusch. Unterhalb des Hirschbachweges befanden sich der große und kleine Schäfereistrich, wo ebenfalls Tiere der Lungkwitzer Schäferei weideten. Als 1945 das Stiftsgut der Bodenreform verfiel, wurden aus seinem Besitz zehn Neubauernstellen gegründet. Während sich fünf Bauern in Altbauten einrichteten, erhielten die anderen neue Höfe beim Stiftsgut, nach Wittgensdorf zu und im Oberdorf. Eine landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft entstand 1959. Von i960 bis 1967 gehörten ihr alle Lungkwitzer Bauern an, bis sie sich der L P G Vereinte Kraft (s. M 1) anschlössen. Da der überwiegende Teil der Bevölkerung einer Beschäftigung außerhalb von Lungkwitz nachgeht, ist der Ort eine typische Arbeiterwohngemeinde. Den etwa 200 Rentnern, 100 Kindern und 100 im Dorf Beschäftigten — 30 davon allein im Werk Lungkwitz des V E B Steinbruchkombinat Freital — standen 1970 etwa 340 Auspendler gegenüber, die zum überwiegenden Teil in Dresden arbeiteten.

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Gombsen, Kreis Freital, wird v o m Gombsener Wasser durchflössen, dessen beide Quelläste sich a m oberen Ortsausgang vereinigen. Zwei Teiche halten die A u e besetzt, die sich gegen das L o c k w i t z t a l hin öffnet. D a s Doppelzeilendorf ist auf seiner südlichen Seite dichter als jenseits des B a c h e s m i t Hof anlagen bebaut. A n den wenigen Häusleranwesen des Oberdorfes h a t sich noch manches B a u e l e m e n t v o m E n d e des 18. Jahrhunderts erhalten: schmale Giebel, steile Satteldächer und kleine, nicht immer regelmäßig in die F a c h w e r k k o n s t r u k t i o n der Obergeschosse eingeordnete Fenster. D a ß Gombsen immer mehr z u m Arbeiterwohnort geworden ist, erkennt m a n a n einer Ortserweiterung in der F o r m v o n Siedlungshäusern a n der Straße zwischen dem alten Dorf und dem Ortseingang v o n K r e i s c h a i m Lockwitztal. O b w o h l die früheste b e k a n n t e E r w ä h n u n g erst v o m Jahre 1445 (Komessen) stammt, dürfte das Dorf wesentlich eher bestanden haben, z u m a l w i r den N a m e n auf altsorb. Kotnasin = O r t des K o m a S zurückführen können. E i n e U r k u n d e aus demselben Jahr nennt als E i n w o h n e r neun besessene Mann, die der damals bereits v o n der Landesherrschaft eingezogenen B u r g g r a f s c h a f t D o h n a unterstanden. So wird auch die bis 1843 andauernde Zugehörigkeit z u m A m t P i r n a verständlich, während grundherrliche R e c h t e 1551 das R i t t e r g u t Großsedlitz, v o m 17. Jahrhundert a n das in Bärenklause ausübte, m i t dem die E i n w o h n e r schon 1640 wegen neu auferlegter Fronen und 1659 wegen der W a c h d i e n s t e in Widerspruch gerieten. E h e 1540 Gombsen n a c h Kreischa gepfarrt wurde, m u ß t e n die Bewohner die K i r c h e zu D o h n a aufsuchen. W i e 1445 g a b es SCHUMANN (1828) zufolge noch neun Güter, zu denen elf Gärtnerstellen und v i e r Häuser bei K a u t z s c h , w o h l die u m die Brandmühle, hinzugekommen waren. Haupterzeugnisse der B a u e r n waren 1815 K a r t o f f e l n (500 Scheffel), unter den Getreideaxten standen H a f e r (451 Scheffel) und R o g g e n (421) w e i t a u s v o r der Gerste (300) und dem W e i z e n (120). O f f e n b a r h a t u m die Mitte des J a h r h u n d e r t s ein Schadenfeuer das Dorf betroffen, denn an drei Gütern lesen wir entsprechende Inschriften nach dem N e u a u f b a u in den Jahren 1863 und 1864. D i e genossenschaftliche A r b e i t in der L a n d w i r t s c h a f t b e g a n n 1957 m i t der Gründ u n g der L P G Neuer W e g . Sie schloß sich 1961 der 1958 entstandenen L P G Vereinte K r a f t an. Diese Genossenschaft v o m T y p I I I b e w i r t s c h a f t e t e n a c h der A u f n a h m e der Mitglieder a u c h aus Saida (s. M 2), Wittgensdorf (s. M 3) und L u n g k w i t z (s. L 10) 540 h a L a n d . D a v o n w u r d e n 340 h a i m R a h m e n der gemeinsamen Pflanzenproduktion (s. L 7) bestellt. Die restlichen 200 h a Grünland nutzte sie als Wiese und W e i d e ; denn Milchproduktion bildet die Hauptaufgabe. Zwei ehemals bäuerliche Betriebe vereinigten sich zur Gärtnerischen P r o d u k tionsgenossenschaft I m L o c k w i t z t a l , die 24 h a L a n d in Gombsen, 10 h a in Kreischa und 5 h a in Goppeln besitzt. A u ß e r 10 h a Obstplantagen (Abb. 21) werden diese Flächen zur A n z u c h t v o n Sauerkirsch- und Pfirsichbäumen, sowie v o n Rosen und Ziergehölzen genutzt.

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M 2 Saida, Ortsteil vom Gombsen, stellt einen weilerartigen Wohnplatz in der 275 m hoch gelegenen Quellmulde eines Zuflusses zum Gombsener Wasser dar. Die ersten Nennungen von 1350 Seydowichin und 1378 Seydichin bezeichnen schon „das kleine Seyda", was altsorb. so viel wie „kleiner Ort des 2id" heißt. Ein 1440 erwähntes Vorwerk des Rittergutes Oberkreischa stand an der Stelle des späteren Freigutes, dessen 50 ha großer Besitz unter 5 Neubauern 1945 aufgeteilt wurde. Sie gründeten i960 die LPG Am Blauberg, die sich 1967 der LPG Vereinte Kraft anschloß (s. M 1). Seitdem befindet sich im Saidaer ehemaligen Freigut ein Schweinemaststall für 300 Tiere. SCHUMANN (1823) hebt neben dem Feldbau die Garten- und Obstkulturen sowie die im Tale des Grimmschen Wassers nahe Lungkwitz gelegene Schenkmühle hervor. Außer dem Vorwerk gab es 1688 nur drei Bauernwirtschaften zu 1V4, 8/4 und V4 Hufen sowie neun Häusler, deren Anwesen mehrfach umgebaut und erneuert wurden und heute Industriearbeitern gehören. 1784 bezeichnete man die kleine Siedlung auch als Castaniendörfel. Außer einer Kiesgrube im Bereich der dorfnahen blockreichen Geschiebelehmsande waren zwischen Lungkwitz und Kreischa Sandsteinbrüche am Abhang zum Lockwitztal in den Rotliegendablagerungen in Betrieb. M 3 Wittgensdorf, Ortsteil von Gombsen, zeigt, im Tal des Wittgensdorfer Baches gelegen, teilweise die Merkmale eines Waldhufendorfes. Die an beiden Talhängen aufgereihten kurzen Gehöftzeilen besitzen anschließende, verhältnismäßig kurze und breite Feldstreifen, talabwärts der unteren Höfe kommen schmalere Hufenstreifen als Beistücke vor (Abb. 12). Der von 1420 überlieferte Ortsname Witichindorff ist als „Dorf des Wittich(o)" zu deuten. Da auch keine slawischen Flurnamen vorkommen, können wir Wittgensdorf zu den frühen kolonisationszeitlichen Gründungen rechnen, die meist noch keine klar ausgeprägten Waldhufenanlagen besitzen. Das Dorf, anfangs dem Rittergut Borthen (1552), dann aber dem in Röhrsdorf zugeordnet, besaß einen Lehnrichter, dem auch der Ausschank fremden Bieres gestattet war (1784). SCHUMANN (1826) erwähnt nicht unbedeutende Obstbaumpflanzungen und außer Getreide- und Kartoffelanbau die Ernte von Erbsen und Linsen. Dem Grundherrn stand auf der Flur Schafhutung von Michaelis bis Ostern zu. Nur wenige Anwesen lassen eine ältere Bauweise erkennen. Im Unterdorf entstand das Wohnstallhaus Nr. 15 zwar einer Jahreszahl im Türsturz zufolge erst 1854, doch weisen die Nebengebäude älteres Lehmfachwerk auf. Beim Zweiseithof Nr. 8 im Oberdorf findet sich die Jahreszahl 1 8 1 1 an einer Lehmwand im Dachgeschoß des Wohnstallhauses. Nachdem sich i960 zwei landwirtschaftliche Genossenschaften, die LPG Am 158

Sandberg und die LPG Wittgensdorfer Höhe, gebildet hatten, schlössen sich M 3 alle ihre Mitglieder 1968 der LPG Vereinte Kraft in Gombsen (s. M 1) an. Für die gemeinsame Viehhaltung wurde 1969 durch Umbau ein Stall für 60 Kühe geschaffen.

Sandberg (336,3 m)

M4

Die Härtlingskuppe des Sandberges bei Wittgensdorf besteht aus silurischen Kieselschiefern und ragt etwa 20 m über die Abdachungsfläche des Elbtalschiefergebirges empor. In dem Gestein fand man früher neben Mikrofossilien (Radiolarien) auch Graptolithen. Sie ermöglichten eine genaue stratigraphische Einstufung und waren lange Zeit die einzigen Schichten, die auch durch Versteinerungen altersmäßig bestimmt werden konnten. Die muldenförmigen Talanfänge des Wittgensdorfer Baches trennen die Erhebung vom südlich benachbarten Lerchenhügel (353,3 m), der sich als flacher Härtlingsrücken nach Südosten bis zur Winterleite verfolgen läßt. Nördlich vom Sandberg sind im Quellbereich des Röhrsdorfer Wassers in 290 bis 295 m ü. NN elsterkaltzeitliche Schmelzwassersedimente anzutreffen; aufgeschlossen finden wir sie in einer Kiesgrube 70 m über der Talsohle der Lockwitz an einer 8—10 m hohen, nach Süden gerichteten Wand bei Saida in 280—290 m Höhe ü. NN. Durch Lesesteinanalysen wurde die petrographische Zusammensetzung der Ablagerung bestimmt: Sandsteine (32%), Kiesel-, Tonschiefer und Kieselschiefer-Hornsteinbrekzien (34%), Quarze (23%), Porphyre (2%), Feuerstein (2%), sonstige Gesteine (7%). Das Material stammt von unweit nördlich gelegenen Gebieten, worauf P I E T Z S C H schon 1917 in den Geologischen Erläuterungen aufmerksam machte. Die Sandsteine können aus dem Raum zwischen Tronitz und Borthen, die Schiefer vom Blauberg und Langen Berg herangeschafft worden sein. Auf dem nur 3 km langen Transportweg wurde das Material wenig beansprucht, so daß kantige und schwach kantengerundete Kornformen überwiegen.

Pfitzteich

M 5

In unmittelbarer Nachbarschaft des Pfitzteiches muß eine Siedlung bestanden haben, da 1586 unter den Besitzungen des Rittergutes Borthen auch „von dem wüsten dorff auf der Pfützen" gesprochen wird. 1519 war schon die „pfütz eines wüsten dorffs" genannt worden, wohl ihr Dorfteich, in dem sich heute zwei vom Sandberg und den Pfitzwiesen abfließende Wasseradern sammeln, um als Briesenbach in Richtung Röhrsdorf abzufließen. Mit der unweit gelegenen Wüstung Heinitz (s. F 11) hat diese Dorfstelle offenbar nichts zu tun. Im Bereich der Pfitzwiesen haben in 290—295 m Höhe ü. NN stark kiesige Geschiebelehme ausgedehnte Stauerscheinungen verursacht. Die Böden, die

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M 5 Vernässungsmerkmale erkennen lassen, sind als Gleye zu bezeichnen und tragen Dauergrünland. Nördlich des Pfitzteiches durchragt im Karbon entstandener Syenodiorit das Elbtalschiefergebirge zwischen Burgstädtel und Tronitz in einem flachen Rücken. Das mittelkörnige, rötliche Gestein kann bisweilen durch die Stellung der tafelförmigen Feldspäte eine Parallelstruktur aufweisen und besteht außerdem aus Hornblende, Biotit und wenig Quarz. Das Gebiet unmittelbar um den Teich gehört dem Meißener Syenit-GranitMassiv an, dessen Südostende hier spitz ausläuft. Das dem Syenodiorit verwandte Gestein stellt einen Quarz-Hornblende-Biotit-Diorit dar, der sich aus dem ebenfalls hier vorkommenden Hornblende-Granodiorit bildete. Seine Schlieren bestehen aus hornblendereichen Partien. M 6 Röhrsdorfer Grund Der Röhrsdorfer Gutsherr Georg-Heinrich von Carlowitz ließ durch Bauern und Häusler aus Röhrsdorf und Borthen 1771 die reizvollsten Teile des Röhrsdorfer Grundes in Parkanlagen umwandeln, zwischen Baumgruppen und Teichen verschlungene Pfade anlegen und sie mit Steinbänken, Freundschaftstempeln und plastischem Schmuck versehen. Bis etwa um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde dieser Ort viel zu freundschaftlichen Begegnungen aufgesucht. Später verfiel die Anlage mehr und mehr, so daß nur noch Reste dieses einst von intimem Reiz erfüllten „Tales der Freundschaft" vorhanden sind. Als Dokument einer sentimental-verspielten Zeit verdiente es, wie das Seifersdorfer Tal bei Radeberg, der Nachwelt erhalten zu werden. M 7 Röhrsdorf, Kreis Pirna, hegt rechtwinklig zu beiden Seiten des Briesenbaches, der von der Briese, einem nach obersorb. breza = Birke benannten Busch, seinen Namen erhielt. Am Lipgenteich wurde der Bach angestaut. Von hier an talabwärts kann man an den Hängen ein graphitreiches Gestein beobachten. Ein eingeschalteter Quarzitschiefer ging aus einem Quarzsandstein hervor, der wiederum in der Weesensteiner Grauwackenformation eingelagert ist. Das Dorf mit seinen Gütern und Häusleranwesen zieht sich in einer kleinen Mulde eines kurzen Nebenbaches nach Süden hinauf. Nördlich erhebt sich das Volksgut mit dem ehemaligen Schloß etwa 20 m über den Talboden. Wenig unterhalb wohnten die Gutsleute. Die Gutsfelder im Norden und im Briesengrund aufwärts waren in große Blöcke gegliedert, die Bauernflur wies kleinere auf. Ein sackartiger Flurzusatz im Süden rührt wohl von einer Aufteilung der Wüsten Marken Olberndorf und Heinitz her (s. F 11). Auch eine Wüstung Räßnitz, die ebenfalls südlich gelegen haben soll, wird urkundlich erwähnt. I n ihrer Nähe stand bis etwa 1900 ein Kalkofen. 160

Auf dem nördlichen Teil der Gemarkung hat zwischen Röhrsdorf und Wölkau M 7 der Ort Primselwitz gelegen, der 1412 (Prymselwicz) aus Dorf, Hof und Vorwerk bestand und 1547 mit Röhrsdorf eine Gemeinde bildete. Dieser Ortsname geht auf einen slawischen Personennamen zurück, der jetzige (1436 Rudigistorff) bedeutet „Dorf des Rüdiger". Da auch die Namen Kleyn Rursdorf (1517) und Windisch Rurßdorff (1555) vorkommen, könnte man Primselwitz als die ursprüngliche sorbische Siedlung ansehen, auf deren Flur bei der deutschen Landnahme ein Vorwerk, das spätere Rittergut, entstanden ist. Gab es 1555 in Röhrsdorf noch fünf Bauern und acht Gärtner, so verzeichnete man 1815 nur noch zwei Bauern, fünf Gärtner, dazu 19 Häusler und 208 Konsumenten. Die ständig wachsende Bevölkerung machte es notwendig, die 1749 entstandene zweite Schule im Jahr 1881 durch eine dritte zu ersetzen. In ihr erhalten heute Kinder der Klassen 5—8 auch aus Borthen, Gorknitz, Sürßen, Tronitz, Bosewitz und Gamig Unterricht. Sie besitzt eine eigene Schulküche und wurde 1969 vollkommen renoviert. Von den erwerbstätigen Einwohnern im Jahre 1900 waren über 60% als Industriearbeiter im Heidenau—Niedersedlitzer Fabrikgebiet beschäftigt. Einige der Familien lassen durch ihre Namen erkennen, daß sie Nachfahren der Sachsengänger sind, die etwa seit 1880 alljährlich zu Erntearbeiten aus Polen auf das Rittergut kamen und zum Teil ansässig wurden. Am südlichen Hoftor des heutigen Volksgutes deuten die in der Fußgängerpforte angebrachte Jahreszahl 1599 und die in die Tormauer eingelassene Inschrifttafel mit dem Carlowitzschen Wappen und der Jahreszahl 1587 auf die Entstehungszeit des alten Schloßbaues hin. Im Treppenturm, der die Verbindung zwischen den Räumen des Erd- und des Obergeschosses herstellt, erhielt sich noch eine alte Rundbogentür. Als nach dem Brande von 1890 der Wiederaufbau des Herrenhauses in nachklassizistischen Formen durchgeführt wurde, erhielt der alte Renaissanceturm seine barock anmutende Haube. Von den niedrigen, barocken Gebäuden um einen rückwärtigen Hof steht nur noch das alte Brauhaus. Die Südfront nimmt die 1961/63 erbaute Betriebsberufsschule des Volksgutes ein. Sie wird gegenwärtig besucht von etwa 100 Landwirtschaftslehrlingen, die im Internat wohnen (Bild 14). Mit vier neuen Ställen und anderen Wirtschaftsgebäuden ausgestattet wurde der mit dem Schloß verbundene Wirtschaftshof, das Zentrum des Betriebsteiles Röhrsdorf des V E G Tierzucht Gamig. Milchviehwirtschaft steht im Mittelpunkt der Produktion. Erhalten hat sich ein im Norden vorgelagerter Park. Vor dem niedrigen, langhingestreckten Orangeriegebäude aus dem Jahre 1787 mit tief herabreichendem Mansardwalmdach breitet sich ein mit Gruppen alter Bäume besetzter Plan aus, über den Sandsteinplastiken verteilt waren. Zwei dieser von dem Dresdener Bildhauer Gottfried K N Ö F F L E R signierten Figuren, ein Bacchus und eine Flora, fanden einen Platz im Barockgarten Großsedlitz. Eine Ortserweiterung erfolgte in Gutsnähe an der Schäfereistraße, die nach der dortigen alten Schäferei benannt wurde. In diesem Gebäude entstanden zuerst 161

M 7 vier Wohnungen, weitere folgten in Zwei- und Vierfamilieiihäusern vorwiegend für Arbeiter, Angestellte und Wissenschaftler des Volksgutes. Die im eigentlichen Dorf erhöht liegende Kirche ist umgeben vom 1857 aufgelassenen, ummauerten Friedhof, an dessen Eingangstor eine Steintafel mit der Jahreszahl 1534 auf das Jahr der Anlage hinweist. Der heutige Kirchenbau entstand 1748/49 unter Leitung von Andreas H Ü N I G E N als gerade gedeckter Rechtecksaal von steilen Proportionen. Mit drei Fensterachsen und korbbogig geschlossenem Mittelportal ist die Südfront als Fassade ausgebildet, während Chor und gleichgroßer Logenbau im Westen seitenflügelähnlich zurücktreten. H Ü N I G E N verstand es, den für das 18. Jahrhundert ausdruckslos gewordenen Rechtecksaal zu einem barocken Repräsentationsbau umzubilden. In einem viereckigen Dachreitertürmchen mit Laterne und geschwungener Haube haben die Glocken ihren Platz. Die älteste und kleinste, noch mit einer in gotischen Minuskeln angebrachten Inschrift, stammt aus dem Jahre 1507. Den Innenraum rahmen Arkadenbögen über hölzernen Rechteckpfeilern zwischen die die Emporen gezogen sind. Ihn beherrschen der klassizistische Säulenaltar mit eingebauter Kanzel und die darüberliegende Orgelempore. Das Carlowitzsche Wappen kennzeichnet die Herrschaftsloge, in der als Meisterwerk barocker Töpferkunst ein gut erhaltener Meißener Ofen steht; ein ähnlicher befindet sich im Schloß. Unter den Epitaphien und Grabmälern ist die Renaissance-Grabplatte des Obristen Karl Rudolph von Neitschütz (f 1671) hervorzuheben. Ein großes Bild an der Wand auf der Südempore stellt die Übergabe der Augsburger Konfession dar. Sein kulturhistorischer Wert besteht darin, daß die Personen porträtgetreu wiedergegeben worden sind. Am Weg zur Kirche liegen noch mehrere alte Handwerkerhäuser, darunter die Schmiede, ein zweigeschossiger Fachwerkbau mit massivem Untergeschoß und torbogenüberwölbter Eingangspforte. Im Schlußstein befindet sich das Handwerkszeichen des Schmiedes, daxunter die Jahreszahl 1794, auf dem Korbbogen die Hausnummer 36. Ein überwölbtes Hoftor und eine Rundbogenpforte mit den Initialen des Bauern und der Jahreszahl 1796 im Schlußstein besitzt der gegenüberliegende Dreiseithof Nr. 27. Bei dem kleinen Dreiseithof Nr. 12 aus dem Jahre 1769 an der Talstraße sind die Säulen des Hoftores mit vasenartigen Aufsätzen verziert. Der Vierseithof Nr. 24 abseits der Straße geht in seinem Baukern auf die Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg zurück. Das von einem schwungvollen Bogen überspannte Hoftor und die kreuzgratgewölbten Ställe entstanden aber erst im 18. Jahrhundert. Der Besitzer des Hofes hat sich der Genossenschaft in Gorknitz angeschlossen, die auf den hiesigen Flächen überwiegend Obstbaumpflanzungen angelegt hat (s. M 9). M 8 Bosewitz, Ortsteil von Gorknitz, lehnt sich an das rechte Ufer des Röhrsdorfer Baches, der Briese, an. 1288 wird der Ort urkundlich zum ersten Male als Pozewtz ( = altsorb. Bozovici: Leute des Boi(a)) genannt. Als Dorfform finden wir einen aufgelockerten Weiler vor, die 162

Flur war in Blöcke geteilt. 1439 und 1762 wird ein Vorwerk erwähnt, das wie M 8 der Ort zum Rittergut Gamig gehörte. Kirchlich hielten sich die Einwohner nach Dohna, an dessen Hospital um 1550 Getreidezinsen zu liefern waren, schulisch. gehörte es immer zu Sürßen. Als im Jahre 1813 drei Gebäude abbrannten, blieb das Gut Nr. 6/7 unversehrt, jedoch schon im darauffolgenden Jahre „kam bald darauf hier Feuer aus und zerstörte dieses Haus...", wie eine Inschrift berichtet. Nach 1945 wies Bosewitz noch acht Bauerngüter und zehn kleine Gartennahrungen auf, wie es schon 1764 acht besessene Mann zählte. Von 92 Bewohnern im Jahre 1827, die sich zum Teil mit Strohflechterei ernährten, wuchs die Bevölkerung bis 1925 auf fast 230 an, wovon etwa der dritte Teil in der Industrie des Elbtales beschäftigt wax. Da immer schon viel Obstbau betrieben wurde, verwendete man im Bildsiegel des Dorfes einen Baum. Zwei Neubauern gründeten am 22. 10. 1955 die L P G T y p I I I Bosewitz, aus der sich die L P G Junge Garde entwickelt hat (s. M 9). Eine Genossenschaft des Typs I entstand i960. Die wenigen Gehöfte des Ortes wenden ihre Giebel dem Dorfplatz zu. Eine ausgewogene, überwölbte Toreinfahrt mit Hofpforte, beide mit Schlußsteinen, weist der Dreiseithof Nr. 10 auf. Das Wohnstallhaus ist im Erdgeschoß, auf dem ein heute verputztes Fachwerkobergeschoß ruht, wie fast alle Gebäude im Dorf, aus Plänersandstein errichtet. Haus Nr. 3 fällt durch sein hohes Walmdach und die fünfachsige Fassade mit flachem Korbbogenportal in der Mitte auf. Abseits im Tal der Briese liegt der Vierseithof Nr. 8, der erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts errichtet wurde. Er besaß ein oberschlächtiges Mühlrad, das das in einem Teich gestaute Wasser als Antriebskraft für Dreschmaschine, Häckselschneider und Schrotmühle nutzte, weshalb er auch oft als Mühle bezeichnet wurde.

Gorknitz, Kreis Pirna,

M 9

wurde 1321 Chorkenuz genannt, was auf altsorb. Korkonosy, einen Spottnamen für Krummnasen, zurückzuführen ist. Anfangs den Burggrafen zu Dohna, dann dem Rittergut Borthen und seit 1618 dem in Röhrsdorf dienstpflichtig, gab es 1784 außer den zehn Bauernstellen noch einen Richter, einen Schmied, fünf Gärtner und vier Häusler im Ort. S C H I F F N E R betont den Obstbau und die Strohflechterei; eine Mühle, die 1418 in Korgkenisch bestand ( M E I C H E 1927), erwähnt er nicht mehr. Aus alter Zeit stammen zwei Steinkreuze, eines am Ostausgang des Dorfes (87 x 61 x 25 cm), das andere 120 m weiter am Fahrweg nach Gamig (117 x 9 5 x 3 2 cm, Bild 15), beide aus Sandstein gefertigt. Ein großer Flurteil der Wüstung Olberndorf (s. M 7) ging in der Gemarkung von Gorknitz auf. Der Bevölkerungsanstieg im 19. Jahrhundert ist auf Zuzug von Arbeitern zurückzuführen, die in Fabriken des unteren Müglitztales beschäftigt waren. Eine Ziegelei am Ostrand des Dorfes, die 1913 geschlossen wurde, hatte weitere 163

M 9 Arbeitsplätze geboten. In einer 1794 erbauten Ziegelscheune war ein Bierschank eingerichtet worden. Eine Schule für Gorknitz und Sürßen entstand 1910, die heute zum Schulkombinat Röhrsdorf/Gorknitz gehört. Gorknitz besteht aus zwei durch die Rietzschke und den Dorfteich getrennten Teilen. Das Rundplatzdorf auf der „kleinen Seite" nach Röhrsdorf zu wirkt recht einheitlich; denn fünf halbkreisförmig angeordnete Dreiseithöfe waren nach einem Brand von 1808 massiv in Sandstein aufgebaut worden. Am Vierseithof Nr. 12, den man 1866 veränderte, weist in der Wand über der Haustür ein Stein mit der Jahreszahl 1572 auf ein älteres Bauwerk hin. Im Rundweiler auf der südlichen „großen Seite" fällt am östlichen Dorfeingang ein stattlicher Dreiseithof mit überwölbtem Hoftor und Pforte auf (Nr. 20). Der spiralige Giebelschmuck am Wohnstallhaus und das gaupenbesetzte Krüppelwalmdach deuten auf die Bauzeit im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts hin. Beim Dreiseithof Nr. 3 tragen Rundsäulen mit kunstvoll gearbeiteten Kapitellen und Basen die Kreuzgewölbe des Pferde- und Kuhstalles. Über der durch einen Rundbogen abgeschlossenen Hofpforte findet sich im Mauerwerk eine Hausmarke mit wappenartig gestalteter Pflugschar, darüber zwei gekreuzte Seche (Pflugmesser), daneben die Jahreszahl 1726. Im Vierseithof Nr. 1 besitzt das langgestreckte Stallgebäude in der Mitte eine Kumthalle mit drei Eingängen. Dieses Anwesen ist der Sitz der L P G Junge Garde, der Bauern aus Gorknitz und den Ortsteilen Sürßen (s. Bd. 9, Pirna, D 8), Bosewitz und Tronitz angehören. Die Produktionsrichtung Milchviehwirtschaft nutzt in erster Linie Stallungen in Altbauten. Die Pflanzenproduktion wird im Rahmen einer Kooperationsgemeinschaft durchgeführt, der auch die L P G in Borthen und das Volksgut Gamig (s. Bd. 9, Pirna, D 1) angehören. Eine Spezialabteilung der Genossenschaft betreibt in den Fluren von Gorknitz und Röhrsdorf Obstbau auf 60 ha Fläche. Für die Genossenschaftsbauern und Landarbeiter entstanden 24 Wohnungen. 1967 hat sich die Gemeinde ein Gebäude geschaffen, in dem Kindergarten, Schulküche und Speiseraum Platz fanden. Daneben legte man 1969 eine Kleinsportanlage an. Die Mitglieder der Betriebssportgemeinschaft Traktor schufen sich ihren Sportplatz im Jahre 1965.

M 10 Tronitz, Ortsteil von Gorknitz Wo die Straße von Lungkwitz und Wittgensdorf nach Dohna beginnt, sich zum Sürßengrund abzusenken, liegt das ehemalige Vorwerk Tronitz, das anfangs zum Schloß Dohna, bis 1547 dem Rittergut Borthen und seit 1651 nach Röhrsdorf gehörte. Die Pfarrkirche lag in Dohna, die Schule in Sürßen. Während 1548 noch vier besessene Mann (Bauern) und drei Inwohner gezählt wurden, 1646 aber nach den Ereignissen des Dreißigjährigen Krieges nur noch ein Bauer und ein Häusler im Dorf wohnten, ist 1764 lediglich von sieben Häusleranwesen die Rede. Die Gutsherrschaft hatte die Bauernstellen eingezogen und das zugehörige 164

Land zu ihrem Besitz geschlagen. Die Häusler mußten die Arbeit auf dem Vor- M 10 werk verrichten, die Frauen und Kinder trugen mit Strohflechten zum kargen Lohn bei. 1748 gab es im Ort einen „Strohhut Grosso Händler" (MEICHE 1927). Der Name des Ortes, der vermutlich auf Stronica = Dorf am Abhang zurückgeht, verdeutlicht die topographische Lage. Bei der Bodenreform gingen Ländereien des Vorwerks in die Hand von vier Neubauern über, die die alten Wirtschaftsgebäude weiter nutzten. So wurde der Schafstall nach Umbau zu einem Bauerngehöft. Einige der Kleinwirtschaften lassen Dreiseithofanlagen erkennen und besitzen teilweise meist verputztes Fachwerk. Im Hakenhof Nr. 4 wird noch ein Bild aus dem Jahre 1932 aufbewahrt, das Andreaskreuze in den Brüstungsfeldern und eine strohgedeckte Holzscheune zeigt. Die Bauern gründeten i960 eine landwirtschaftliche Genossenschaft, die sich unterdessen der in Gorknitz (s. M 9) angeschlossen hat. Die abseitige Lage bedingt, daß nur wenige Einwohner zur Arbeit in die Industriegebiete des Müglitztales fahren.

Bahnhof Klingenberg-Colmnitz

N 1

Ostwärts des Bahnhofes Klingenberg-Colmnitz, wo mehrere, zum Teil ältere Straßen zusammentreffen, waren zunächst nur wenige Häuser entstanden, so auch der 1861/62 erbaute Gasthof Sachsenhof, früher ein beliebtes Ausflugsziel und der Bauart nach dem Bahnhof ähnlich. Die Nähe des Bahnhofs hat immer mehr Häuser entstehen lassen, deren Bewohner von hier aus täglich nach Freiberg, Freital und Dresden pendeln, seit der Elektrifizierung der Bahnlinie Dresden—Reichenbach mit wesentlich verkürzten Fahrzeiten. Mit Schmalspurbahnen erreichte man vom Bahnhof Klingenberg-Colmnitz aus bis 1971 Frauenstein (s. Bd. 10, Osterzgebirge, A 1) und Mohorn. An der Straße Klingenberg—Grillenburg unmittelbar nördlich der Brücke über die Eisenbahn befindet sich im Wald die Bezirksschule des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes, in der jeweils 60 ehrenamtliche oder hauptamtliche Mitarbeiter Lehrgänge besuchen. Im Juli und August j eden Jahres stehen die Räume kinderreichen Familien zu vierzehntägigen Ferienaufenthalten zur Verfügung. Das Sommererholungsheim war um 1900 aus Mitteln einer Stiftung entstanden.

Klingenberg, Kreis Freital

N 2

Die Gehöfte des Waldhufendorfes Klingenberg (1350 Clingendorf, 1378 Klynginberg = Dorf an der Talschlucht) beginnen etwa 1,5 km ostwärts des Bahnhofes in etwa 425 m Höhe ü. NN in einer zunächst noch sehr flachen Talmulde, die erst kurz vor der Einmündung in das Weißeritztal steilwandig wird. Von den Waldhufen, die fächerförmig vom Dorf her nach Westen ausbogen, ist kaum noch etwas zu sehen. Die geringe Steigung des Geländes gestattete, Raine und 12 Freital

165

N 2 alte Feldwege zu überpflügen und auf Großfeldern die genossenschaftliche Wirtschaft durchzuführen. Die Hofgebäude sind öfters umgebaut worden. Als Dachbedeckung herrscht Schiefer vor. Das Obergeschoß und die der Wetterseite zugekehrten Giebel erhielten häufig Brettverschalung, die ebenso wie das Fachwerk rotbraun gestrichen wurde. Für den Anstrich der Gefache ist ein rötlich-ockerfarbiger Ton beliebt. Während die Höfe im unteren Ortsteil von der Dorfstraße zur Hangkante abrücken, häufen sich im Tal die Häusleranwesen, deren Gebäude sich nur durch kleinere Maße von denen der Bauernhöfe unterscheiden. Die Kirche von Klingenberg auf der südlichen Talkante besteht aus dem rechteckigen Kirchenschiff und dem westlich vorgelagerten Turm, der vom Hauptgesims aufwärts ins Achteck übergeht. Die geschweifte Turmspitze endet in einer schlanken Zwiebel mit Kugel und Wetterfahne von 1747. Auf dem nach Osten abgewalmten Dach sitzen fünf Fledermausgaupen. Im Dachstuhl sind zwei Schiffchenbalken eines älteren Baues verwendet worden. Aus der ostwärts anschließenden Sakristei führt eine Treppe in den barocken, hölzernen Kanzelaltar, dessen Säulen und Pfeiler marmoriert, während die übrigen Architekturteile weiß, Profile und Ornamente (Vasen, Schleifen, Draperien) teilweise vergoldet sind. Der Taufstein trägt die Wappen Josephs von Theler und seiner ersten beiden Frauen. E r entstand demnach vermutlich vor 1583, dem Jahr seiner dritten Verheiratung. Auf dem Friedhof liegen 1 1 Soldaten der Roten Armee begraben, von denen drei bei den Kampfhandlungen der letzten Tage im zweiten Weltkrieg fielen, die übrigen bei einem Unfall ums Leben kamen. Daneben findet sich das Grab eines unbekannten Franzosen, der in den letzten Kriegstagen in der Nähe den Tod fand. Um die Kirche stehen einige Gebäude, die ursprüngliche Bauweise bewahrt haben, so die jetzt außer Betrieb befindliche Schmiede, in der Teile der handwerklichen Einrichtung erhalten sind. Daneben erhebt sich das alte Schulhaus mit Fachwerkobergeschoß und einem durch besondere Farbgebung hervorgehobenen Eckverband aus Sandstein an allen vier senkrechten Gebäudekanten. Dieses Motiv kehrt wieder an der Bäckerei in der Hauptstraße und ebenso am stattlichen Gebäude der Brauerei, der jetzigen staatlichen Arztpraxis. Grundherrlich unterstanden die Dorfbewohner 1552 dem Rittergut Höckendorf, 1606 dem in Potschappel, bis in Klingenberg selbst eine Gutsherrschaft entstand. Sie befand sich wie in Potschappel und Höckendorf (s. O 2) in der Hand der Freiberger Patrizierfamilie Theler. 1900 erwarb die Stadt Dresden das Rittergut und verwendete Einnahmen daraus für Zwecke der Armenpflege. Damals waren Brennerei, Ziegelei, Schrotmühle und ein Steinbruch mit dem Besitz verbunden. Wer über die Gebäude des ehemaligen Rittergutes einen Überblick gewinnen will, muß es in der laublosen Jahreszeit vom gegenüberliegenden Ostufer der Wilden Weißeritz betrachten. Er erkennt das hohe Dach des Herrenhauses über dem steilen Hang hinter alten Bäumen und das rechts anschließende 166

Gebäude, aus dem der hohe achtkantige, sich nach oben etwas verjüngende N 2 Turm mit Laterne und geschweifter Haube aufsteigt. Vom Schloß her schiebt sich über den felsigen Steilhang eine Bastion vor, von der aus eine vielfach gegliederte, symmetrische Treppenanlage über Terrassen nach oben zurückführt. Im ehemaligen Rittergut wurde durch das Volksgut Klingenberg an der Südwestseite ein großer Getreidespeicher errichtet. Am einheitlichsten wirkt der Südostbau, das ehemalige Herrenhaus, das jetzt dem Schulkombinat der sozialistischen Landwirtschaft Freital/Radeburg mit Sitz in Dresden-Roßthal als Internat für 40—50 Lehrlinge dient. Nach dreijähriger Ausbildung erwerben die Jugendlichen Facharbeiterbrief und Abitur. Das in den übrigen Gebäuden untergebrachte Volksgut betreibt hier und in anderweitigen Neubauten Milchviehhaltung, Schweinezucht und -mast. Die Pflanzenproduktion wird auf den Flächen des Volksgutes wie auf denen der LPG des Dorfes in Kooperation durchgeführt.

Bremenberg (410,1 m) Der große Dorfhainer Gang enthält quarzreichen Gangporphyr und gehört zu den Eruptionsspalten am Rande der Tharandter-Wald-Porphyre (s. G3). Er nimmt bei Obercolmnitz seinen Anfang und verläuft dann über Höhe 477,8 m zum Gückelsberg bei Klingenberg, wo er jeweils beträchtlich anschwillt. Schließlich erreicht er am Bremenberg eine Mächtigkeit von über 250 m. Er setzt sich über Mitteldorfhain fort, keilt am Klippenweg bei Edle Krone aus und erscheint südlich des Tiefen Grundes im Weißeritztal wieder. An allen diesen Stellen ist er morphologisch wirksam, weil er granitporphyrische Struktur annimmt. Besonders am Bremenberg zeigen die Feldspäte 2 cm Größe. Vermutlich streicht der Gang genau im Weißeritztal nach Norden weiter, wird aber der Beobachtung durch Schotter entzogen. Er tritt dann in Tharandt wieder zutage und geht in das Schloizbachtal über, wo er das Hangende des Kalkvorkommens (s. B 1) bildet. Weiterhin läßt er sich nach Norden bis kurz vor Braunsdorf verfolgen.

Talsperre Klingenberg

N4

Am Mittellauf der Wilden Weißeritz südlich des Dorfes Klingenberg wurde 1908—1914 die Talsperre Klingenberg in einem fast siedlungsleeren Talabschnitt angelegt (s. Bd. 10, östliches Erzgebirge, B 3 ) . Sie hat bei einer Wasserfläche von 122 ha ein Fassungsvermögen von 16,4 Mill. m8. An einer Talenge wird durch eine bogenförmige, 40 m hohe und auf der Krone 310 m lange Sperrmauer das Wasser aufgestaut. Der Wasserstand der Talsperre Klingenberg kann im Jahresgang auf etwa gleicher Höhe gehalten werden, weil aus der im Oberlauf der Wilden Weißeritz gelegenen Talsperre Lehnmühle entsprechende 12*

167

N 4 Wassermengen abgegeben werden. Da der Inhalt des Stausees als Trinkwasser genutzt wird, müssen die Vorschriften einer Schutzzonenordnung (s. am Schluß dieser Beschreibung) beachtet werden. Vom Grundablaß der Talsperre führt eine Trinkwasserableitung zur Filtrieranlage, eine zweite Rohrleitung zu dem kleinen Kraftwerk am Fuße der Staumauer. Am Anfang des Staubereiches der Talsperre, unterhalb des Forsthauses Beerwalde, sind in den letzten Jahren zwei Vorsperren angelegt worden. In diesen Becken wird der Hauptteil der vom Fluß transportierten Sedimente abgelagert. Diese belasten nun nicht mehr die Hauptsperre. Während bei der Talsperre Malter Baustofftransporte durch die bestehende Schmalspurbahn Hainsberg—Kipsdorf unmittelbar an der Baustelle entladen werden konnten, lag die Sperrmauer der Talsperre Klingenberg vom Bahnhof Klingenberg-Colmnitz etwa 3 km Luftlinie entfernt, so daß man eine Baubahn anlegen mußte. Ihre Trasse blieb zwischen dem Westende der Sperrmauer und der Straße Neuklingenberg—Klingenberg erhalten, auf der topographischen Karte als Höhenweg bezeichnet. Kurz vor Verlassen des Waldes quert die Trasse ein kurzes, tief eingeschnittenes linkes Nebental der Wilden Weißeritz, den Langen Grund. Hier stand zunächst eine Holzbrücke von 60 m Länge und 18 m Höhe, die man 1924 durch eine kühne Konstruktion auf Stahlbetonmasten ersetzte. Auszug aus der S c h u t z z o n e n o r d n u n g für die Trinkwassertalsperren Lehnmühle und Klingenberg (vom Rat des Kreises Dippoldiswalde am 13. 1. 1966 beschlossen): Die Talsperren Lehnmühle und Klingenberg sind Trinkwassertalsperren. Das in ihnen gespeicherte Rohwasser wird zu Trinkwasser aufbereitet und zur Versorgung des Raumes Freital—Dresden abgeleitet. Um den Verbrauchern ein Trinkwasser zur Verfügung zu stellen, das den wasserhygienischen Anforderungen entspricht, sind Schutzmaßnahmen notwendig. Die in der Schutzzonenanordnung enthaltenen Bedingungen sollen dazu beitragen, daß gesundheitsschädigende Stoffe und Organismen nicht in die Talsperre gelangen, die Zufuhr von Nährstoffen auf ein Minimum herabgesetzt und somit eine Massenentwicklung von Organismen und schließlich der Übergang in einen eutrophen Stausee mit seinen nachteiligen Erscheinungen wirksam verhindert wird. S c h u t z z o n e I (Stauraum, Vorbecken, Uferzone) Die Uferzone um Stauraum und Vorsperre weist unter Beachtung der morphologischen Gegebenheiten eine Breite von mindestens 100 m auf. In der Uferzone sind alle das Wasser gefährdenden und beeinträchtigenden Anlagen zu beseitigen. Insbesondere sind Dung-, Abort- und Abfallgruben völlig zu entleeren und abzubrechen. Die Uferzone ist zur Bindung und Festigung des Bodens mit standortgerechtem Mischwald zu bestocken. Dieser Schutzwald ist Sonderforst. Seine Nutzung ist mit dem Talsperrenbetrieb vertraglich zu regeln und hat vorratspfleglich unter Einzelstammentnahme oder in Form von Schmalkahlschlägen zu erfolgen. Großkahlschläge und Stockrodungen sind nicht zulässig. 168

Durch waldbauliche Maßnahmen ist eine unmittelbare Laubeinwehung in den N 4 Stausee zu verhindern. Laubbäume sind nach Möglichkeit in der Nähe der Uferlinie zu entfernen bzw. nicht anzupflanzen. Der Schutzwald ist außerdem so zu bewirtschaften, daß er gegen Sturm- und Schneebruchgefahr weitestgehend gesichert ist. In der Schutzzone I sind verboten: Baden, Zelten, Wassersport, Sportangeln in größerem Umfang; landwirtschaftliche Nutzung und Beweidung, Düngung mit natürlichen und künstlichen Mitteln, Aufenthalt von Wassergeflügel aus Geflügelhaltungen; bergbauliche Nutzung und Abbau von Boden, Gestein usw.; Errichtung von Hoch- und Tiefbauten aller Art, außer den für den Staubetrieb erforderlichen Anlagen; Einbringen und Ablagern von Schutt, Müll, Asche, Abraum, Treibstoff, öl, radioaktiven Stoffen, Dünger, Futter, Herbiziden; Verunreinigung des Geländes, unbefugtes Verlassen der Wege und Straßen. S c h u t z z o n e I I (Wasserläufe und Stauhaltungen mit Uferstreifen) Wasserläufe und an ihnen gelegene Stauhaltungen mit einem beiderseitig etwa 5 bis 50 m breiten Uferstreifen werden zum besonderen Schutzgebiet erklärt. Die Wasserläufe sind durch Lebendverbau gegen Uferabbrüche zu sichern. Dabei sind die natürlichen Windungen der Wasserläufe zu erhalten. Starkes Gefälle ist durch Sohlabstürze zu brechen. Nicht mehr benutzte Mühlgräben sind zu verfüllen. In der Schutzzone I I ist die Weidenutzung als Umtriebs- und Portionsweide gestattet. Die Ufer sind durch Elektrozäune gegen Betreten zu sichern. Der freizuhaltende Uferstreifen soll eine Breite von 5 bis 10 m haben. Viehtränken müssen befestigt sein und sind so anzulegen, daß Tiere keinen unmittelbaren Zutritt zum Wasserlauf haben. Der Viehdurchtrieb durch Wasserläufe ist verboten. Zur Verhinderung von Bodeneinschwemmung und Verschmutzung sind die Quellgebiete von Wasserläufen außerhalb der Wälder mit Schutzwäldern zu bepflanzen. Diese sollen entlang der Wasserläufe auf beiden Seiten mindestens 3 m bis 10 m breit sein. Quellschutzwälder und Uferschutzbepflanzung sind mit stürm- und frostsicheren, standortgemäßen Holzarten zu begrünen. Kahlschläge und Stockrodungen sind untersagt. Zum Schutz gegen Verunreinigungen, Versumpfungen oder Verlandungen der Talsperre durch Schwebstoff- und Geschiebeführung sind in den Zuflüssen zur Wilden Weißeritz sowie in den Nebenflüssen zu den Talsperren ganzjährig bespannte Teiche anzulegen. Das Einleiten von häuslichen, gewerblichen und landwirtschaftlichen Abwässern in Wasserläufe und Stauhaltungen ist verboten. In der Schutzzone I I sind verboten: Errichtung von Hoch- und Tiefbauten aller Art, außer der für den Staubetrieb erforderlichen Anlagen; Neubau von zentralen Wasserversorgungsanlagen; Einbau von Spülaborten; Ablagern und Einbringen von Müll, Schutt, auslaugbarem Abraum, Treibstoff- und ölrückständen, Dünger, Futter und sonstigen das Wasser beeinträchtigenden Stoffen; Gas-, Öl- und Treibstoff-Fernleitungen; jegliches Waschen in und an den Wasserläufen und Stauhaltungen, insbesondere von Wäsche, Fahrzeugen und land169

N 4 wirtschaftlichen Produkten; Friedhöfe, Zeltlager, Ackernutzung, jegliche Viehund Geflügelhaltung, Gartennutzung (außer Hausgärten), Abwasserbehandlung, das Düngen mit organischen Düngemitteln, Anwendung chemischer Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel; Veränderungen am Bachbett, wie Begradigen, Verrohren, Umleiten; jede fischereiliche Nutzung, die mit Füttern und Düngen verbunden ist; Abbau von Boden und Gestein. S c h u t z z o n e I I I (Schutzgebiet außerhalb der Schutzzone I und I I bis zur Wasserscheide) Neu- und Erweiterungsbauten dürfen nur nach den bestätigten Dorfplänen errichtet werden. Baumaßnahmen, die zu einer Überschreitung der nachfolgenden Richtwerte führen, sind unzulässig:

Gemeinde

Einwohner

Feriengäste

Rehefeld-Zaunbaus Seyde Heraisdorf/Erzgebirge Schönfeld Ammelsdorf Hartmannsdorf, Ortsteil Neubau und Lehnmühle Hennersdorf Rötbenbach

430 3»5 1160 410

425 133 400 265 40

870

St

335 390

53 35 45

Der Einbau von Spülaborten wird untersagt. Häusliche, gewerbliche und landwirtschaftliche Abwässer dürfen nicht in Wasserläufe und Stauhaltungen geleitet werden. Jede Ansammlung von Unrat, Gerümpel, Schutt usw. muß vermieden werden; Schutt, Asche und andere Abfälle sind in geschlossenen Gruben und Behältern zu sammeln und regelmäßig an dafür ausgewiesene, wasserwirtschaftlich ungefährliche Abladeplätze zu fahren. Jauchengruben und Mistplatten sind bei allen bestehenden und neu zu errichtenden Wohn-, Wirtschaftsund Stallgebäuden vollkommen dicht, abflußlos und hochwassersicher herzustellen. Das Lagern von Kunstdünger und Stallmist außerhalb fester, abflußgeschützter Baustellen ist verboten. Verboten sind Neuzuzug und bauliche Erweiterung landwirtschaftlicher Nebenbetriebe (Brennereien, Molkereien, Tierkörperbeseitigungsanstalten, Wassergeflügel-, Geflügel- und Pelztierfarmen, gewerbliche Schweinemästereien usw.) sowie von Industrie- und Gewerbebetrieben. Verboten sind neue Einrichtungen und Maßnahmen, die den örtlichen Rahmen überschreiten und den weiteren Zustrom von Fremden fördern, wie Zeltplätze, Ferienlager, Wochenendhäuser, Hotels, Ausflugslokale, Heime, Ausbildungslager, Krankenhäuser, Heilanstalten, militärische Anlagen, öl- und Treibstofflager und ähnliches. Im Interesse einer weitgehenden Verhinderung der Nährstoffauswaschung in die Talsperre durch Bodenerosion muß gefordert werden: Grünlandsaat auf allen 170

für die Ackerbewirtschaftung mit Großmaschinen zu steilen Hanganlagen. Noch N steilere Hänge, bei denen die Gefahr des Abtretens der Grasnarbe durch das Weidevieh besteht, sind aufzuforsten. Die Schläge der Ackerflächen sollen nicht zu groß bemessen werden. In hängiger Lage sind bodenlockernde und bodenhaltende Früchte gestaffelt anzubauen. Die Ackerbewirtschaftung hat quer zum Hang zu erfolgen. Markante Raine dürfen nicht umgepflügt werden. Die Forsten sind entsprechend ihrer Höhenlage und Standorte stürm- und schneebruchsicher aufzubauen. Waldmäntel und Sturmschutzzonen sind planmäßig anzulegen. Aushagerungserscheinungen ist durch waldbauliche Maßnahmen entgegenzutreten. Stockrodungen auf erosionsgefährdeten Hängen und Großkahlschläge sind untersagt. Bei der Anwendung von chemischen Schädlings- und Unkrautbekämpfungsmitteln und Düngemitteln ist darauf zu achten, daß diese Stoffe nicht in Gewässer eingestreut, eingeweht oder eingeschwemmt werden. Chemische Schädlings- und Unkrautbekämpfung größeren Ausmaßes ist dem Talsperrenbetrieb vorher zu melden.

Obercunnersdorf, Kreis Dippoldiswalde,

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1350 als Conradisdorf ( = Dorf des Konrad) genannt, liegt mit seinen 13 Höfen und den kleineren Anwesen rechts und links einer steil ansteigenden Dorfstraße als nur 500 m langes Waldhufendorf zwischen 383 m bis etwa 420 m Höhe ü. NN. Ursprünglich führte die Alte Straße, die von Höckendorf fast parallel zum Kirchsteig herkam, durch das Dorf und in Kehren steil hinunter zur Brücke ins Tal der Wilden Weißeritz. Jetzt hat der Ort keinerlei Durchgangsverkehr mehr; denn die Straße Dippoldiswalde—Freiberg berührt nur das untere Ortsende von Obercunnersdorf mit Gasthof, ehemaligem Erbrichterhof und früherer Dorfschmiede. Die Ortslage in der Nordost-Ecke der Dorfflur und unmittelbar an der Flurgrenze zu Höckendorf bestimmt Richtung und Lage der Obercunnersdorfer Hufen, die im Westen vom Steilabfall des Weißeritztales begrenzt werden. Die zum Dorf gehörige Hosenmühle, früher auch Richtermühle genannt, liegt 1 km abseits im Weißeritztal in der großen Flußschleife am Bremenberg. Obercunnersdorf unterstand grundherrlich dem Rittergut Reinsberg im heutigen Kreis Meißen. Ein geschlossener Vierseithof am oberen Ortsausgang neben einer alten Linde besitzt im Rundbogentor des Torhauses an der Straße einen Schlußstein mit der Jahreszahl 1790, über der Haustür einen solchen von 1795. Im Haus Nr. 25 zeigen Vorhaus und Treppe bemerkenswerte Brettbalustraden. Die in Klingenberg erwähnte Eckquaderung (s. N 2) kommt auch hier vor, ebenso wie die in Ruppendorf sehr häufige symmetrische Gestaltung der gemauerten Wohnhausfassade, bei der Wohntür und Stalltür voneinander abgerückt sind und ein profiliertes Gewände erhielten. Die L P G T y p I I I Freie Scholle begann 1955 zu arbeiten. Das Schwergewicht 171

O i liegt auf Milchviehhaltung, Pflanzkartoffel- und Leinsaatvermehrung sowie Samengewinnung des Wiesenlieschgrases. Im Sauenaufzuchtstall können 60 Tiere stehen, im Läuferstall 200. Soziale Einrichtungen, darunter eine Gemeinschaftsküche, sind bereits selbstverständlich geworden. Das Schulgebäude des Ortes wird heute für den Kindergarten genutzt. An der Gabelung von Straße und Kirchsteig nach Höckendorf steht der verschleppte Kopf einer der sonst 2,50 m hohen Thelersäulen (s. O 2). Er wurde einem niedrigeren Wegweiser aufgesetzt. Der Inschrift nach erfolgten 1845 und 1961 Erneuerungen, wohl aber nur zum Teil.

O 2 Höckendorf, Kreis Dippoldiswalde Rechts und links des Höckenbaches und der parallel laufenden Dorfstraße sowie unmittelbar nördlich an Ruppendorf anschließend liegen auf 2,5 km Länge die Gehöfte und Anwesen eines Waldhufendorfes, dessen erste Erwähnung 1319 {Heukendorf) als Dorf des Hoiko (oder Hauko) zu deuten ist. Wie in Dorfhain weisen ältere Wohnhäuser darauf hin, daß sich hier schon vor der Jahrhundertwende nichtlandwirtschaftliche Bevölkerung ansiedelte. Dabei hat der Ort bis heute nur wenig Industrie und Gewerbe besessen. Außer einem Teilbetrieb des Y E B Elektronische Bauelemente für Radio, Fernsehen und Meßtechnik und der zu Höckendorf gehörenden Polstermöbelfabrik in Edle Krone ist als Zulieferbetrieb noch eine Uhrengehäusefabrik vorhanden. Die Bauweise der älteren Gehöfte und Anwesen weicht nicht von der üblichen ab: massives Untergeschoß, vielfach mit verputztem Sandsteinmauerwerk, Fachwerk im Obergeschoß, das oft mit Schiefer verkleidet wurde, wobei man auch weißen und dunkelvioletten Schiefer zur Ornamentbildung benutzte. Große Bäume, vor allem Linden und Roßkastanien, stehen neben den Anwesen. Hinter den Höfen und auf dem flachen Talboden wurden viele Obstbäume gepflanzt. Von einem alten Rittergut, das in der zweitenHälfte des 16. Jahrhunderts parzelliert und verkauft worden sein soll, findet man keine Spuren mehr. Ähnlich wie in Fördergersdorf hebt sich die Ortsmitte baulich besonders hervor. Hier sind vereint der große Gasthof mit hohem Walmdach über dem älteren Teil, gegenüber die alte Dorfschmiede mit dem Hufeisen im Schlußstein, daneben das stattliche Schulgebäude, dessen gebrochenem Dach als besonderer Schmuck ein antikischer Giebel vorgesetzt wurde. Steil führt der Weg hinauf am Pfarrhof vorbei zur Kirche, die im Mauerviereck des alten Friedhofes steht. Ihre Baugeschichte reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Sie besteht aus dem Westturm mit verschiefertem oberstem Stockwerk und steilem Walmdach und dem rechteckigen Schiff mit spätromanischen Rundbogenfriesen unter den Traufen der Langseiten (vgl. St. Nikolai in Dippoldiswalde). Den eingezogenen Chor stützen drei gedrungene Strebepfeiler. Dem Äußeren entspricht im Innenraum des Chores ein spätgotisches Sterngewölbe auf gekehlten Rippen und zwischen Chor und Schiff ein breiter romanischer 172

Triumphbogen. Die Evangelistensymbole der Felderdecke wurden 1936 frei- O 2 gelegt. Den Hauptschmuck bildet der gotische Flügelaltar aus der Zeit um 1515. Im Mittelschrein stehen neben Maria Magdalena vier Heilige. Die geschnitzten Innenseiten der Flügel sind mit vier Szenen von der Verkündigung bis zur Darstellung Christi im Tempel gefüllt. In der Passionszeit werden die reich vergoldeten Innenseiten des Altars geschlossen. Die zwei gemalten, beweglichen Seiten zeigen dann vier Szenen aus der Leidensgeschichte Christi, die feststehenden Christus mit der Dornenkrone und die Schmerzensmaria. Im 1914 frei ergänzten Gesprenge finden sich die nur teilweise originalen Figuren von St. Christopherus, Maria Magdalena und St. Georg. Eisengüsse an Kirchhofsmauer und Kirche, darunter ein flacher Obelisk von 1831, stammen vermutlich aus der Dölzschener Hütte. Außer dem spätgotischen Taufstein sind in der Höckendorfer Kirche und auf dem Kirchhof Grabsteine verschiedener Stile zu studieren, unter anderen zwei romanische Platten in der Turmhalle und der Grabstein Conrad von T H E L E R S (f 1361). Mit diesem Ritter werden die Thelersäulen zwischen Obercunnersdorf und Höckendorf in Verbindung gebracht; der Form nach dürften sie aber alle erst später errichtet worden sein. Silberfunde sollen den Reichtum dieser Grundherrenfamilie begründet haben. Die Höckendorfer Bergwerke ( S C H U M A N N 1833) sind schon um 1330 gebaut worden, besonders soll ein Goldbergwerk in der nahen Heide Gewinn gebracht haben. Mit Sicherheit seifte man Gold bei Paulsdorf (s. P 2). Das Ende der Thelerschen Bergunternehmen kam 1565, als Joseph Benno von Theler Höckendorf wohl gezwungenermaßen als „Bergwergk mit den Erbkxssen... zusampt allen Buchwergen vnd Hüttenstadtelen" für 25000 Gulden an Kurfürst August verkaufte. Das Nutzungsrecht an edlen Metallen stand allein dem Landesherrn zu (s. B 7). In späteren Jahrhunderten ist Bergbautätigkeit im Tal der Wilden Weißeritz nachzuweisen (s. H 2). Nördlich des Pfarrgutes führen von der Straße aus durch einen Torbogen zwischen Bruchsteinmauern Stufen hinauf und hinein in einen kreisförmigen, ausgemauerten Raum mit ringsumführender Steinbank. Darin erhebt sich ein runder Bruchsteinsockel mit Deckplatte und gedrungenem Kreuz zu Mahnung und stillem Gedenken an die 61 Toten des Dorfes im ersten Weltkrieg. Westlich der Kirche am Weg von Obercunnersdorf steht eine der einst sieben Thelersäulen, in Maßen und Form ähnlich der Säule, die am Kirchweg in Obercunnersdorf steht. Die Nischen besitzen gewöhnlich keine künstlerische und symbolische Ausgestaltung. Als im unteren Ortsteil ein älteres Gebäude zur staatlichen Arztpraxis ausgebaut wurde, konnte man jedoch aus dem vorhandenen Mauerwerk einen 55 cm hohen Säulenkopf bergen, in dessen Nische sich ein ausgehauenes plastisches Kreuz fand. An der Talseite gegenüber der Kirche stehen große Gebäude und Anlagen der Bäuerlichen Handelsgenossenschaft (Bild 13a). Zweimal fünf große Hochsilos aus Aluminium, eine offen sichtbare Beschickungsanlage und zugehörige Maschinen- und Bedienungsgebäude dienen der Getreidereinigung, -trocknung, -belüftung und -lagerung. Zu den Kosten des Aufbaus dieser Arbeitskräfte 173

O 2 sparenden, modernen Anlage trugen die umliegenden landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften anteilig nach ihrer Hektarzahl bei. Die BHG betreibt hier außerdem die Mischung von Fertigfutter. In Höckendorf wurden 1958 zwei landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften Typ I gegründet, i960 eine LPG Typ III, 1968 schlössen sich alle drei zusammen. Diese LPG Freier Bauer besitzt einen durch Umbau gewonnenen Schweinestall für 400—500 Tiere, ein Rinderkombinat für 200 Tiere. Auch in Höckendorf sind die Feldwege vielfach überpflügt, so daß die Richtung der alten Hufen nur noch an wenigen Stellen erkennbar ist.

O 3 Höckendorfer Heide östlich von Höckendorf erstreckt sich als bewaldete Sandsteininsel die Höckendorfer Heide. Der wenige hundert Meter breite Talzug des Borlasbaches trennt sie von der benachbarten Paulsdorfer Heide, der sie in Aufbau und landschaftlicher Gliederung ähnelt (s. P 1). Die Höckendorfer Heide wird ganz von Grundschottern und Ablagerungen der Niederschönaer Schichten gebildet (s. G2), die sich hier in der „Dippoldiswalder Senke" absetzten. Die Schotter bestehen hauptsächlich aus Quarzen des Erzgebirges. Vom Gebiet des heutigen Tharandter Waldes stammen die porphyrischen Gesteine und Kieselschiefer. Weiterhin treten Amethyste — vielleicht ebenfalls aus dem Erzgebirge — und Eisenkiesel auf. Innerhalb der Schotter entspringen Quellen. Die darüber folgenden Sandsteine wurden ursprünglich als Flußsande abgelagert, während längerer Trockenzeiten zu Dünen zusammengeweht und teilweise später wieder durch Wasserfluten umgelagert. Der Mückenberg (425,3 m) bildet einen Teil des fast ebenen, zentralen Sandsteinplateaus. Er liegt inmitten eines geschlossenen Waldgebietes, in dem der Kiefern-Fichten-Forst mit Heidelbeer- und Farnunterwuchs überwiegt. Das Bodenprofil zeigt eine schwache Podsolierung in 15 —20 cm Tiefe (Abb. 27). Die geringmächtige Lockerdecke über dem Fels setzt sich aus skelettreichem Sandsteinschutt zusammen. Am Rand des Mückenberges geben einige offengelassene Steinbrüche Einblick in den Aufbau der kreidezeitlichen Sedimente.

O 4 Ruppendorf, Kreis Dippoldiswalde, 1350 Ropotendorf, 1378 Rapetendorf ( = Dorf des Ratbot) geschrieben, gehörte zeitweise der in Dippoldiswalde sitzenden Familie Maltitz, wurde 1559 von Kurfürst August gekauft und durch seinen Nachfolger an vier Besitzer veräußert, die sodann die großen Flächen des ehemalig herrschaftlichen Vorwerks im Osten Ruppendorfs bewirtschafteten. Ruppendorf liegt an der Straße Dippoldiswalde—Freiberg, die in Ortsmitte von der Verbindung Paulshain—Beerwalde gekreuzt wird. Den etwas steileren,

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kürzeren Hufen im Norden des Dorfes mit bescheideneren Anwesen stehen auf der Südseite, wo die mäßig ansteigenden Hufen etwa 2 km weit bis an den Waldrand reichen, größere Höfe gegenüber. In der Mitte der Dorfbachaue hat sich in den letzten fünfzig Jahren immer mehr Wohnbevölkerung angesiedelt, zuletzt auch im Osten des Ortes, wo um 1930 erwerbslose Bauarbeiter in Selbsthilfe Eigenheimdoppelhäuser in Anlehnung an ländliche Bauweise errichteten. Am nordwestlichen Ende von Ruppendorf steht an der Straßengabel eine alte, über 2,50 m hohe Betsäule aus Sandstein. Sie besitzt zwei Spitzbogennischen, im Fuß eine schmale für einen schmiedeeisernen Kruzifixus, im Kopf eine breitere mit einem gelegentlich der Restaurierung 1932 von Hede von E C K A R D S T E I N auf Metall gemalten Sämann. Der Mittelpunkt des Ortes an der Straßenkreuzung mit Autobus-Wendeplatz und großer Wartehalle wird betont durch Erbgerichtsgasthof, Kirche, Sportpark mit Burgruine, Pfarrgut, Schule und das weiter zurückliegende frühere Vorwerk (Abb. 23). Die alte Kirche von Ruppendorf wurde 1674 sowie durch spätere Restaurierungen verändert. Den rechteckigen Baukörper durchbrechen große Spitzbogenfenster. Auf dem hohen Satteldach sitzt ein achtkantiger Dachreiter mit geschweifter Haube, sehr kleiner Laterne, Spitze, Kugel und Wetterfahne. Die Anbauten von Sakristei und Vorhalle an der Nordseite erfolgten später. Das Torgewände der Vorhalle wurde dem inneren romanischen Portal nachgebildet, dessen Profilierung und aufgesetzte Rosetten annehmen lassen, daß die ältere Kirche bereits im 13. Jahrhundert entstand. Im Mittelschrein des um 1500 geschaffenen Schnitzaltars stehen der heilige Martin, Maria und Anna Selbdritt, in zwei festen Flügeln Heilige. Der Taufstein trägt oben im flachen Fries die Jahreszahl 1529. An Fuß und Kuppa wiederholen sich mit Abwandlungen flache Blattornamente. Die gesamte Westwand der Kirche über der im Bogen vorgezogenen ersten Empore ist völlig durch die in zwei Schichten angeordneten Orgelpfeifen ausgefüllt worden. Der Verzicht auf jede kunstgewerbliche Ornamentik läßt den kleinen Raum überraschend groß erscheinen. Die letzte Restaurierung des Kircheninnern mit wenigen, farblich gut zusammenstimmenden Tönen wurde 1962 beendet. Am Erbgerichtsgasthof mit seinem Fachwerkgiebel hängt ein eiserner Wandarm, an dem das Erbauungsjahr 1743 ebenso zu lesen ist wie unter dem Spiegelmonogramm am Schlußstein der Haustür. Die große Gaststube wurde vor wenigen Jahren durch den Dresdener Architekten Bernhard B E L L M A N N ausgestattet. Erhalten blieb die alte Bretterdecke, die von handgebeilten Balken und Balkenunterzug mit Stützpfeiler getragen wird. Für diesen Pfeiler schnitzte der Dresdener Holzbildhauer Erich M Ü L L E R ein heiteres Figurenkapitell. Auf der Kirchwiese steht nahe dem Dorfbach ein kleines, sagenumwobenes Sandsteinkreuz. Seine einander gegenüberliegenden Buchstaben B und R deuten darauf hin, daß es früher an der Flurgrenze Beerwalde/Ruppendorf Grenzberainungszwecken gedient hat. Den gärtnerisch sehr gut ausgestalteten Sport- und Festplatz haben sich die

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Abb. 23. Ruppendorf, Dorfzentrum (oben, nach KÖPPE) und Milchviehstall (unten, Entwurf: V E B Hochbauprojektierung Dresden) 1 2 3 4

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Tunnruine LPG-Gehöft mit Milchviehstall (s. unten) Gasthof Alte Schule, jetzt Kindergarten

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Einwohner selbst geschaffen. Neben der bühnenartigen Terrasse erhebt sich ein alter, etwa 12 m hoher Befestigungsturm von 6 m Durchmesser, der oben zwei Schießscharten besitzt und an den sich ostwärts ein kurzes Mauerstück von 1,20 m Stärke, südlich ein im Grundriß gebogenes, größeres Stück mit sorgfältig versetztem Mauerwerk aus starken und dünneren Steinschichten an176

schließt. Eine Federzeichnung von MOSCH aus dem A n f a n g des ig. Jahrhunderts O 4 (Landesbibliothek Dresden) zeigt noch die Reste eines viereckigen Mittelbaues und weitere runde Wehrtürme, dazwischen große Schuttkegel, die auf beachtliche Höhe der ehemaligen Wehranlage schließen lassen. Sie dürfte die Erweiterung einer Wasserburg darstellen, deren zugeschütteter Wassergraben im anschließenden Wiesengelände gefunden wurde. 1569 ist noch in A k t e n der „Graben umb das H a u s " erwähnt, über den älteren Zeichnungen zufolge eine Brücke geführt haben soll. Die befestigte Anlage diente dem Schutz der alten Salzstraße Dippoldiswalde—Freiberg, mit der sich hier die Butterstraße kreuzte. In unmittelbarer Nähe der Burgruine entstand ein herrschaftlicher Wirtschaftshof, das spätere Vorwerk. Dieses Gebäudeviereck wurde zum modernen Milchviehstall der L P G für 200 Tiere umgebaut. In den Schweinemastanlagen an anderer Stelle stehen 400 Tiere, darunter 85 Zuchtsauen für Eigenbedarf und Verkauf. Die 1954 m i t 11 Mitgliedern und 85 h a gegründete L P G Neues Deutschland setzte erstmals im April 1970 ein Flugzeug ein, das über 310 ha Grünland und Wintergetreide in 2 1 j i Tagen mit Kopfdünger bestreute, damit die Arbeitsproduktivität um 500% steigerte, einen ziemlichen Arbeitsvorlauf erzielte und eine schädliche Bodenverdichtung des teilweise noch sehr feuchten Bodens vermied. Je Flug wurden 500 k g auf 2,5 ha gestreut.

Paulsdorfer Heide

P1

Zwischen Paulsdorf, Seifersdorf, Paulshain und Ruppendorf erstreckt sich die etwa 3 km 2 große Paulsdorfer Heide, in der die Kreidesandsteine felsenbildend auftreten. Über dem Gneis stehen Grundschotter an. Sie gehören ebenso zu den Niederschönaer Schichten wie die Sandsteine am W e g von Paulsdorf nach Paulshain. Von ihnen sind etwa 9 m in Wechsellagerung mit Schiefertonen aufgeschlossen (s. G 2). Darin fanden sich kohlige Holzreste, die im frühen 19.Jahrhundert zu vergeblichen Abbauversuchen von Steinkohle führten. A u s dem Steinbruch bei Paulshain wurden kreidezeitliche Pflanzen geborgen. . Einen guten Einblick in die Meeresablagerungen der Kreidezeit gewährt der große Steinbruch am Sandberg. Der cenomane Unterquader, hier e t w a 17 m mächtig und mittel- bis grobkörnig ausgebildet, zeigt dickbankige Absonderung. Die Plenus-Zone beginnt mit einem Basiskonglomerat, darüber stehen bis zu 3 m mittel- bis feinkörnige, fossilreiche Sandsteine an. Beide Zonen stellen eine küstennahe Ausbildung dar. Über den genannten Sedimenten liegt überall eine periglaziale Lockerdecke, die gegen die nur wenig verfestigten Kiese und konglomeratischen Sandsteine des Ausgangsmaterials nicht immer eindeutig abzugrenzen ist. Die kreidezeitlichen Sedimente wiederum lagern auf intensiv rot bis violett gefärbtem Gneiszersatz. Dieses Verwitterungsprodukt (s. J 9) steht am Rand der kreidezeitlichen Sedi177

M i a

Gefüge der Sandsteinhochfläche

Gefüge der Gneishochfläche

Typ Relief, Neigung

Plateau

Hang 5-8'

Flachhang 2—7°

Materialaufbau

geringmächtig, skelettreich;

2—3 m mächtig;

Sandsteinschutt

Sandsteinschutt

> 3 m mäch- geringmächtig, tig, feinskelettreich; erdereich; SandsteinGneisschutt bzw. Gneisschutt

rasche Versickerung, trocken

wechselnde Feuchte, frisch — trocken

verzögerte rasche Versickerung, Versickerung, trocken staunaß frisch

Bodentyp

Braunpodsol

Braunpodsol

Staugley

Brauneide bzw. Braunerde Ranker-Braunerde

Staugley bzw. Grundgley

Überwieg. Nutzung

Forst

Forst

Forst/Acker

Acker

Grünland

Wasserhaushalt

178

Flachkuppe

Flachhang 1—7°

Hochflächen, Tälchen u. Dellen

2—4 m mächtig;

> 4 m mächtig;

Gneisschutt

Gneisschutt, z. T. Lehmauflage

frisch — feucht

Acker

verzögerte Versickerung, stau- bzw. grundnaB

inentdecke direkt an der Oberfläche an, ist in zum Teil mehr als 100 m breiten P 1 Bändern mit in den Periglazialschutt eingearbeitet und in flachen Hohlformen sowie an wenig geneigten Hängen besonders gut erhalten. Seine kräftige Färbung läßt es im Ackerland deutlich erkennen. Erhalten konnte es sich nur, weil die schützende kreidezeitliche Sedimentdecke sicher erst in geologisch junger Zeit abgetragen worden ist. Die Paulsdorfer Heide ist zu über 75% bewaldet. In die Kiefern-FichtenForsten sind nur im südlichen Teil Acker- und Dauergrünlandparzellen eingeschlossen. Auf den Lockerdecken haben sich überwiegend Berglehmbraunpodsole und Berglehmbraunerden als vorherrschende Bodengesellschaften ausgebildet. Im Bereich der tonigen Sedimente, besonders des präcenomanen Zersatzes, sind Staugleye anzutreffen (Abb. 27). Das Zentrum der Paulsdorfer Heide bilden Steinberg (428,4 m) und Sandberg (432,9 m), die als langgestreckte, fast ebene Plateaus mit markanten Stufen gegen die stärker geböschten Hänge absetzen. In Richtung auf das Gneisareal der Umgebung nimmt die Hangneigung immer mehr ab, bis 4 Grad und weniger erreicht sind. Für die Paulsdorfer Heide und ihre nähere Umgebung (Abb. 24) lassen sich sechs Physiotope, Typen mit jeweils verschiedener Merkmalskombination der Komponenten Bau, Relief, Wasserhaushalt, Boden und Nutzung, ausscheiden. In diesen „geographisch unteilbaren homogenen Einheiten" ( N E E F 1963) tritt „die geographische Substanz in ihrer gesetzmäßigen Verflechtung in Erscheinung". Nach den Ähnlichkeitsbeziehungen lassen sich zwei Gruppen bilden: Um die eigentliche Paulsdorfer Heide mit den Typen der Sandsteinhochflächen gruppieren sich die der Gneishochflächen.

Seifen, Ortsteil von Paulsdorf,

P 2

liegt nördlich einer flachen, zur Talsperre Malter hin entwässernden Mulde. An seinem Westende entstand eine leistungsfähige Baum- und Rosenschule. Der Ortsname, 1465 als in den Seiffen bezeichnet, läßt sich eindeutig erklären, wenn man folgende Nachricht aus dem Jahre 1773 heranzieht: „Paulushain, im Amte Dippoldiswalde, hat Seifenwerk auf Gold, unterm Dorfe, an der Pedorfer Heyde, Anno 1560 gegeben." Dieser Goldseifenbetrieb hat wahrscheinlich im oberen Teil des Borlasbaches stattgefunden, der noch um 1830 Seifenbach hieß. Auch der etwa 125 m lange Wall, der 1,4 km unterhalb von Paulshain liegt, und früher einen Teich im Talgrund staute, läßt auf Seifenbergbau schließen. Da man fließendes Wasser brauchte, legte man Waschwerke in Tälern an und transportierte die Grundschotter (Abb. 25) bzw. cenomanen Basisschotter (s. G 2, P 1), die leicht mit Hacke und Schaufel zu gewinnen sind, dorthin. Versuche um 1929 zeigten geringe Goldspuren in Grundschottern westlich vom Ort Seifen. Spuren von Wällen sowie Teiche deuten auch im Seifengrund 179

P

2

Gneis

Niederschönaer Schichten

Grundschotter

Cenoman mit Schottern

Abb. 25. Geologische Grundlagen des Goldbergbaus um Seifen (nach A.

SEIFEBT)

auf alten Bergbau hin, obwohl aktenkundliche Nachweise fehlen. Aber der Flurname „Die Goldgruben" nördlich von Malter weist auf Bergbau hin. Als im Königreich Sachsen das Gesetz über die Aufhebung der Erbuntertänigkeit und die Ablösung der bäuerlichen Verpflichtungen am 17. 3. 1832 erlassen worden war, mußte schließlich auch der Besitzer des Rittergutes Berreuth, Bernhard von Kranneritz, den unter Vorsitz des königlichen Kommissars abgefaßten Vertrag unterschreiben. Aufschlußreich ist die genaue Aufzählung aller nunmehr abgelösten Arbeiten. Da sich die Höhe aus der für die Ablösung an den Rittergutsbesitzer zu zahlenden Renten nach den bisherigen Fronleistungen richtete, ließ der Herr eine ausführliche Aufstellung vornehmen. Unter anderem waren die Untertanen verpflichtet gewesen, auf Abruf jederzeit mit dem Schiebbock nach Dresden und zurück zu fahren. Das Original des Vertrages bewahrt einer der Nachkommen der befreiten, aber auf viele Jahrzehnte mit Ablösungsrenten belasteten Erbuntertanen sorgfältig auf, der Tischlermeister Eberhard H A M M E R , Seifen Nr. 9. 180

Talsperre Malter

P 3

Die Sperrmauer wurde 1909—1913 an einer überaus günstigen Talenge gebaut, etwa 600 m unterhalb des ehemaligen, im Tal gelegenen Bahnhofes Malter. Der Sperraum reicht über 2 km stromauf bis zum Staudamm der Vorsperre dicht unterhalb Dippoldiswalde. In seinem Bereich mußten 44 Gebäude des Dorfes Malter aufgegeben werden. Hauptzweck des Talsperrenbaues war die ganzjährige Abflußregelung. Es sollte in der Vereinigten Weißeritz der aus hygienischen Gründen damals für notwendig erachtete Mindestabfluß von 2 000 Sekundenlitern garantiert, die Hochwassermenge dagegen auf höchstens 170 Sekundenkubikmeter beschränkt werden. Auf Trinkwasserentnahme mußte wegen der starken Wohnbesiedlung und Industrie am Oberlauf der Roten Weißeritz von vornherein verzichtet werden. Der Bau der Talsperre begann mit dem Ausbruch eines Umlaufstollens an der ostwärtigen Talseite, der während der Arbeiten das Weißeritzwasser ableitete und heute noch helfen muß, bei drohendem Hochwasser durch drei Abflußrohre von je 1 1 0 cm Durchmesser in kurzer Frist genügenden Schutzraum zu schaffen. Der Bau der Sperranlage wurde dadurch erleichtert, daß der vorhandene Gneis an der Gründungssohle der Staumauer so gelagert war, daß das Mauerwerk besonders guten Stand fand und daß auch der an den Talwänden der künftigen Sperre ausgebrochene Gneis als sehr festes und wetterbeständiges Baumaterial zur Verfügung stand. Das Gestein wurde gleich im Bruch zur Verwendung im Mauerwerk vorbereitet. Mit all diesen Arbeiten waren bis zu 1000 Arbeiter beschäftigt, darunter viele Italiener, Kroaten und Slowaken. Die Sperrmauer selbst (Abb. 26), 34,5 m hoch, in der Krone 193 m lang, unten 30,10 m, oben 5,50 m breit, stemmt sich bogenförmig, mit einem Radius von 250 m, dem Wasserdruck von 9 Millionen m s entgegen. Im Grundablaß befinden sich 2 Rohre von 1 1 0 cm lichter Weite. Das eine Rohr führt durch das kleine Elektrizitätswerk am Mauerfuße, das Turbinen für eine Arbeitsleistung von 900 PS besitzt. Außerordentliches Hochwasser kann durch ein Tor in der Westseite der Mauer über die anschließende Kaskade in das Sturzbecken entweichen, ohne daß es die Mauerkrone überfließt. Am oberen Ende der Talsperre wurde eine Vorsperre angelegt, in der die Hauptmenge der vom Fluß transportierten Sedimente abgelagert wird. Gleichzeitig mit dem Bau der Talsperre Malter mußte auch die im Tal verlaufende Schmalspurbahn Hainsberg—Kipsdorf auf das Ostufer des Stausees verlegt werden. Die Höherlegung der Strecke begann bereits zwischen Spechtritzmühle und Bahnhof Seifersdorf. Die notwendigen Brückenbauten, auch für die veränderte Straßenführung, wurden aus Biotitgneis errichtet oder damit verkleidet. Die Straße Malter—Paulsdorf führt über die Sperrmauer. Hier mußten auch die Kinder aus Obermalter zur neuen Schule auf die Paulsdorfer Seite wandern. Da die Talsperre Malter nicht zur Entnahme von Trinkwasser genutzt wird, dient sie der Naherholung (Abb. 26, Bild 13b) und zieht viele Besucher an, vor allem aus Dresden und Freital. In der Nähe des neuen Bahnhofes Malter ent13

Freital

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Abb. 26. Talsperre Malter; Sperrmauer (nach Festschrift 1913) und Objekte der Naherholung (Seite gegenüber; nach Unterlagen Büro des Bezirksarchitekten Dresden)

stand das jetzige Hotel Strandbad Malter, gegenüber auf Paulsdorfer Seite das Hotel Seeblick. Am Westufer, neuerdings auch am Ostufer, entwickelte sich eine dichte Wochenendsiedlung. Segelboote und sonstige Sportboote können gegen Erlaubnisgebühren benützt werden. In den zwei öffentlichen Bädern ist für Nichtschwimmer wegen der Steilufer besondere Vorsicht geboten. Die Gesellschaft für Sport und Technik besitzt hier einen Stützpunkt, und der Deutsche Anglerverband nutzt den reichen Fischbestand (Karpfen, Hecht, Blei, Zander). Die felsigen Ufer der Talsperre fallen fast überall steil ab. Deshalb gibt es keine

P 3

Wochenendbebouunq |~p~| rorkplatz ©Gaststätte --- Wanderweg IV.' -I Campingplatz (|) [mkaufsstolte (s) Seesport= 6srStraße | j Freibad ( f ) terienhenn —i Anlegestelle Schwimmblattpflanzen. Nur an Bachmündungen mit schlammigem Untergrund können Wasserpflanzen Fuß fassen. Im seichten Wasser gedeihen größere Trupps des Ästigen Igelkolbens (Sparganium erectum), zu denen sich Wassersumpfkresse (Rorippa amphibia) und Wasserminze (Mentha aquatica) gesellen. Durch seine großen Blätter fällt der Wasserampfer (Rumex aquaticus) auf, der meist einzeln zwischen den genannten Arten wächst. Die nassen Uferpartien werden von Sumpfgarbe (Achillea ptarmica) und Rauhhaarigem Weidenröschen (Epilobium hirsutum) besiedelt. 13*

183

P 4 Malter, Kreis Dippoldiswalde Von dem alten Dippoldiswalder Scheunenviertel her, das j etzt von den Neubauten der Stadt umfaßt wird, führte der Marktsteig vorbei am Tatarengrab (s. Q 3) hinauf nach der Waldecke an der Straße oberhalb des Dorfes Malter. Dieser mitten durch die Felder führende Steig ist auf große Strecken bis heute mit langen, 40 cm breiten Sandsteinplatten belegt. 1614 wurde er auch als Kirchsteig bezeichnet. Über der Straße im Walde sind noch die Halden der Brüche erhalten, aus denen auch die Sandsteinplatten stammen dürften, und S C H U M A N N (1819) nennt unter den Einwohnern Malters neben Maurern auch Steinbrecher. Die Ablösungsurkunde von Seifen (s. P 2) sowie mancher Stich und mancher Steindruck aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verdeutlichen uns, daß der Plattenweg für den Schubkarrenverkehr eine wesentliche Erleichterung bedeutete. Der Ortsname (1501 Meltewr) weist auf geringen Bodenertrag ( = wo Mehl teuer ist), kann aber auch (1503 Meltern, Malter) mit der Umdeutung des alten Getreidehohlmaßes Malter in Zusammenhang gebracht werden. Malter wurde 1503 dem Siegismund von Maltitz zugesprochen, dem damals Dippoldiswalde gehörte. 1715 ließ sich der HofJägermeister Gottlieb von Leubnitz für sein Erbschenkengut in Possendorf die Schaftrift auf den Fluren von Malter zuteilen. Die Bauern mußten während bestimmter Monate dulden, daß die Herden entschädigungslos auf Feldern und Wiesen weideten. Damals war der Landesherrschaft daran gelegen, die Schafzucht zu fördern, um Rohstoffe für die Tuchweber zu gewinnen. Bis zum Talsperrenbau (s. P 3) bestanden im damaligen Obermalter vier Güter, mehrere kleine Anwesen und wenige Wohnhäuser von Handwerkern. Ein geschlossener Vierseithof besaß am Wohnstallhaus hinter der Küche einen ausgebauten Backofen. Die Rodung des Waldes und somit die Vergrößerung der landwirtschaftlich genutzten Fläche war 1914 noch im Gang. Die Bauern besaßen außer den hofnahen Hufen zusätzliche Flächen in Richtung Dippoldiswalde. Nach der Errichtung der Talsperre sind viele Wohnhäuser und Wochenendhäuser vor allem im nördlichen Teil des Ortes errichtet worden.

P 5 Paulshain, Ortsteil von Ruppendorf, hat bei seiner Gründung, 1540 als Abbau von Paulsdorf im Wald Pawlshain genannt, dem Rittergut Berreuth unterstanden. Es liegt westlich des Sandsteinrückens, der sich durch die Paulsdorfer Heide zieht und in Felsengruppen, auch in verlassenen Steinbrüchen sichtbar wird. Sandig sind auch die Felder und Wege der Flur. Die Höfe liegen alle nördlich der Straße Paulsdorf—Ruppendorf nahe dem feuchten oberen Einzugsgebiet des Borlasbaches, das als Wiese und Weide genutzt wird. Für die vier Höfe und die dazwischen gelegenen Wirtschaften bot sich der unmittelbar neben dem Ort gelegene Sandstein als Bau184

material an. A m Gebäude der Postdienststelle ist über dem Haustürgewände P 5 unter der profilierten Verdachung ein jetzt z. T . verwittertes Spruchband zu lesen gewesen. Den westlichen Giebel h a t man durch eine dreiteilige Fenstergruppe in der Spitze geschmückt. Steinberg (401,2 m)

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A m Südabfall des Steinberges haben sich Pflanzenarten zusammengefunden, die für sonnige Grastriften und Feldraine der collinen Stufe typisch sind (s. C 11). Zu ihnen gesellen sich solche, die ihren Verbreitungsschwerpunkt im Bergland besitzen, wie Gebirgstäschelkraut (Thlaspi alpestre) und Großblütiges Ackerstiefmütterchen (Viola tricolor ssp. tricolor). Außerdem bereichern Pflanzen die Artengarnitur, deren Verbreitungsschwerpunkt in den meeresnahen Gebieten Westeuropas liegt: Frühlingsfingerkraut (Potentilla täbernaemontani), Kriechende Hauhechel (Ononis repens), Heidelabkraut (Galium pumilum) und Liegendes Johanniskraut (Hypericum humifusum). Die hohe Luftfeuchtigkeit infolge Verdunstung über der Talsperre ist die wesentlichste Voraussetzung z u m Gedeihen dieser atlantisch-subatlantischen Arten. In einer Waldecke gegenüber dem Steinberg h a t sich ein Borstgrasrasen entwickelt, eine artenarme Pflanzengesellschaft, die nur auf sauren Böden mit Auflagehumus gedeiht. Beherrschend ist das namengebende Borstgras (Nardus stricto,), das von Blutwurz (Potentilla erecta), Heidelbeere (Vaccinium myrtillus), Wiesenwachtelweizen (Melampyrum pratense), Drahtschmiele (Deschampsia flexuosa) und Hasenbrot (Luzula campestris) begleitet wird. A l s A r t des Berglandes k a m bis vor kurzem Arnika (Arnica montana) vor. Auf nicht zu feuchtem Untergrund dringen Steinlabkraut (Galium saxatile), Niederliegendes Fingerkraut (Potentilla anglica) und Bärwurz (Meum athamanticum), die ebenfalls zu den atlantisch-subatlantischen Arten zählen, in die Borstgrasrasen ein. Paulsdorf, Kreis Dippoldiswalde,

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schließt mit seiner Rodungsflur südlich an die Paulsdorfer Heide an. Die erste schriftliche Überlieferung von dem Waldhufendorf stammt aus dem Jahr 1312 (Pauwilsdorf). Solange das Rittergut Berreuth bestand, gehörte es unter diese Grundherrschaft (s. P 12), danach war es Amtsdorf. Westlich von Paulsdorf entspringt unterhalb des Sandsteinrückens der Dorfbach von Paulsdorf. Auf seinem ursprünglich etwa 2 k m langen L a u f nach Osten besaß er ein Gefälle von etwa 100 m. D a s untere Teilstück ist stellenweise noch bei Niedrigwasser auf dem Boden der Talsperre Malter sichtbar. Durch den Talsperrenbau war die Gemarkung am Ostende des Dorfes angeschnitten worden. Auf dem verbliebenen Gelände stehen im Sommerhalbjahr Zelte und Campingwagen. Die Fluren der nördlich des Dorfbaches gelegenen Anwesen biegen scharf nach Westen um und reichen bis an den R a n d der Pauls185

P 7 dorfer Heide. Hinter den B ä u m e n der südlichen T a l k a n t e r a g t das alte V o r w e r k des früheren Rittergutes Berreuth m i t seinen hohen Giebeln heraus. E s wurde als Schäferei genutzt. Seine Wirtschaftsgebäude dienen heute n a c h entsprechendem U m b a u einer rationellen Rinderzucht. Hier befand sich das Z e n t r u m der Paulsdorfer L P G T y p I I I , die sich der L P G Neuer W e g in B e r r e u t h angeschlossen h a t . A m Giebel des als W o h n h a u s genutzten Gebäudes k ü n d e t eine gußeiserne T a f e l davon, d a ß das V o r w e r k a m 1./2. A p r i l 1850 abbrannte und 1856/57 unter dem Besitzer T . L . Scheffel wieder hergestellt wurde. Die Toreinfahrt b e s t e h t aus k r ä f t i g e n gemauerten Sandsteinpfeilern. I m D o r f e h a t m a n ebenfalls Sandstein zu Tür- und Fenstergewänden verwendet, ebenso zu Schlußsteinen, so an den Häusern N r . 1 (1802) und N r . 5 (1801). A m A b z w e i g der Straße n a c h Seifen stehen die s t a r k verwitterten u n d beschädigten R e s t e eines spätgotischen Bildstockes. E i n gleicher ist auf der B a h n h o f straße in Dippoldiswalde (s. B d . 8, Müglitz/Weißeritz, A l h ) noch besser erhalten, und ebensolche Teile w u r d e n in die K i r c h e n zu R e i c h s t ä d t und Sadisdorf eingemauert. Die k a u m noch deutbaren Reliefs zeigen v o r n Christus a m K r e u z m i t Maria und Johannes, rechts die K r e u z t r a g u n g , links Christus a m ö l b e r g und auf der Rückseite vielleicht den auferstandenen Christus. U m den K i n d e r n v o n Malter, die schon v o r dem Talsperrenbau n a c h Paulsdorf in die Schule gingen, den weiten Schulweg zu ersparen, wurde die alte Paulsdorfer Schule nicht mehr b e n u t z t und stattdessen ein N e u b a u a m östlichen D o r f r a n d errichtet, der sich ebenso g u t in das Landschaftsbild einfügt wie das H a u s des Sperrwärters und das H o t e l Seeblick.

P 8 Böthchen D e r fast reine Fichtenforst zwischen B e r r e u t h und Paulsdorf wird als B ö t h c h e n bezeichnet und n i m m t ungefähr eine Fläche v o n 1 k m 2 ein. Die F i c h t e n stocken auf periglazialen Schuttdecken m i t Staublehmanteilen in den obersten A b schnitten. A l s B o d e n t y p sind überwiegend tiefgründige Berglehmbraunerden anzutreffen (Abb. 27). D a s Graugneisareal des Böthchens wird i m Norden v o n Muscovitgneislinsen durchzogen. A l t e Stollen (,Gnade Gottes') deuten auf den Silberbergbau in historischer Zeit hin. D a s W a l d g e b i e t zeigt einen auffällig reichen S c h a t z an Kleinformen des Reliefs. R a i n e und tilkenartige Hohlformen sind insbesondere im Hochflächenbereich in 360—380 m ü. N N anzutreffen, so d a ß auf frühere N u t z u n g durch den Menschen geschlossen werden kann. I m B ö t h c h e n h a t mit ziemlicher Sicherheit die zweite B u r g v o n Dippoldiswalde — beide wurden 1294 erwähnt (s. B d . 8, Müglitz/Weißeritz, A l b ) — bestanden. Wahrscheinlich h a t t e die A n l a g e auf d e m Einmündungssporn über der R o t e n Weißeritz ihren P l a t z und könnte sowohl beim Talsperrenbau als auch bei der A n l e g u n g der westlichen Uferstraße beseitigt worden sein, d a im heutigen F l u r s t ü c k keine sicheren Reste mehr aufg e d e c k t werden konnten. 186

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Abb. 27. Bodenprofiltypen Tünnicht- Wiesen

P 9

In einer weiten, flachen Hohlform südöstlich Ruppendorf befinden sich am Rande des Schwarzbuschs die Tännicht-Wiesen, in denen mehrere Dellen und Hochflächenbachtälchen zusammenlaufen. Das Baumaterial bilden Gneisschuttdecken, in denen größere Mengen rotviolett gefärbten, tonigen präcenomanen Zersatzes (s. P 1) eingearbeitet sind. In den tiefsten und flachsten Bereichen lagert darüber noch holozäner Lehm. Die Mächtigkeit der Lockerdecke beträgt mehr als 4 m. Die tonreichen, dichten Sedimente verzögern die Versickerung stark. Deshalb zeigen die Bodenprofile schon wenige Zentimeter unter Flur eine Beeinflussung durch Grund- bzw. Staunässe (Abb. 27). Die Tännicht-Wiesen werden überwiegend als Dauergrünland genutzt. Ohne Korrektur des Wasserhaushaltes bleiben die Erträge sehr gering. Bei leistungsfähigen Dränagesystemen wären die höher gelegenen Parzellen als Ackerland zu nutzen. Borthen-Berg (395,7 m)

P 10

Im nördlichen Abschnitt des Höhenrückens, über den die Wasserscheide zwischen Roter Weißeritz und Reichstädter Bach verläuft, findet man die flache Erhebung des Borthen-Berges als höchste inmitten vieler kleinerer Kuppen. Ihre relativen Höhen betragen nur 5 —10 m gegenüber der umliegenden Hochfläche, 187

P 10 die ackerbaulich genutzt wird. Aber die Steinbedeckung der flachen Kuppen erschwert die Bodenbearbeitung sehr. Außerdem versickert im skelettreichen, geringmächtigen Schutt der Ranker-Braunerden (s. R 3, Abb. 27) das Niederschlagswasser rasch oder fließt oberflächlich ab, so daß dieser Bereich durch Austrocknung gefährdet ist. Vom Borthen-Berg blickt man in nördlicher Richtung über den Taleinschnitt der Roten Weißeritz auf den oberen Teil des Staubeckens der Talsperre Malter. Der sichtbare Rand der Dippoldiswalder Heide fällt mit der Gesteinsgrenze zwischen Sandstein und Gneis zusammen.

P 11

Kerben-Teich Am Fußweg Dippoldiswalde—Berreuth—Ruppendorf befindet sich am Rande des Schwarzbusches auf der Talsohle eines Nebenbaches der Roten Weißeritz der Kerben-Teich. Zusammen mit weiteren kleinen Teichflächen auf der gesamten Breite der Talsohle diente er vorwiegend der Fischwirtschaft. Wegen zunehmend schlechterer Wasserqualität, die durch mit Huminsäure angereicherte Zuflüsse aus Fichtenforsten hervorgerufen wird, gab man die Fischzucht auf. Die schmale Talsohle ist durch Dauergrünland bedeckt. Der ganzjährig hohe Grundwasserspiegel und die feinkörnig-dichten Sedimente wirken sich negativ auf die Qualität des Grünlandes aus. Als Böden der Talsohle entwickelten sich Grundgleye auf sandig-schluffigen, sehr dichten Lehmen (Abb. 27).

P 12 Berreuth, Kreis Dippoldiswalde, liegt am Reichstädter Wasser, das in die Rote Weißeritz mündet. Das untere Talstück, der Tännichtgrund, bildet heute eine bei gutem Wasserstand 500 m lange, schmale Bucht der Talsperre Malter. Der Ort wurde zuerst 1420 Beyerrute genannt ( = Rodung eines Beier), als der Markgraf ihn Magdalene Opics zum Leibgedinge gab. An den Kern der Siedlung, das ehemalige Rittergut, schließen sich ältere ländliche Bauten nach Norden an. In ihnen wohnten die Gutsarbeiter, und in den 1551 genannten 28 Inwohnern dürfen wir wohl in erster Linie solche vermuten. Dem grundherrlichen Besitzer waren die Bauern in Paulsdorf, Paulshain, Seifersdorf und Seifen Untertan. Nach Ankauf des Rittergutes 1564 durch den Landesherrn bestand in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ein kleines Vorwerksamt aus diesen Dörfern sowie aus Rabenau, Lübau und Possendorf, das bald im Amt Dippoldiswalde aufging. Nach 1640, als der Kurfürst Berreuth seinem Hofmarschall von Taube schenkte, befand sich das Gut wieder im Besitz verschiedener Familien. Der außergewöhnliche Baumbestand oberhalb des ehemaligen Rittergutes stammt noch von dem ehemaligen Gutspark. Die Entwicklung unserer sozialistischen Landwirtschaft kann man in Berreuth 188

und Umgebung gut verfolgen. 1945 wurde zunächst für landarme Bauern, Land- P 12 arbeiter und Umsiedler der Besitz des Rittergutes Berreuth aufgeteilt. Die langgestreckten Gebäude des Wirtschaftshofes erhielten durch Um- und Innenausbau Wohnungen, Stallungen und Wirtschaftsräume für selbständige Neubauernstellen. Zu gleicher Zeit entstanden auch Neubauernhöfe an der nach Nordwesten führenden Straße. Die als Bretthäuser bezeichneten Anwesen wurden bei dieser Gelegenheit durch Neubauten ersetzt. Die Berreuther Neubauernhöfe gingen durch ausgebautes Obergeschoß und Dachgeschoß und größere Scheune über das ursprüngliche Mindestprogramm hinaus. Der Blick auf die Karte lehrt, daß es von vornherein für die Neubauern bei den geringen, nach 1945 zur Verfügung stehenden Produktivkräften und Produktionsmitteln nicht leicht gewesen sein mag, die großen Feldflächen zu bestellen. So war es folgerichtig, daß sich bereits 1952 zwölf Betriebe mit 120 ha zu einer LPG Typ I zusammenschlössen und daß Berreuth 1959 das erste vollgenossenschaftliche Dorf des Kreises Dippoldiswalde wurde. Die Genossenschaft führte große Ställe und sonstige Wirtschaftsgebäude westlich vom Dorf auf, Weideflächen grenzte man mit Elektrozäunen ein. Feldwege verschwanden zugunsten einer rationellen Großfelderwirtschaft. Die ehemalige Mühle oberhalb des Dorfes wurde als Kindergarten und -krippe eingerichtet. Die Entwicklung blieb nicht stehen, 1969 vereinigten sich die Genossenschaftsbauern der Dörfer Borlas, Berreuth, Paulsdorf und Seifersdorf zu einer großen LPG Neuer Weg von 1147 ha mit 144 Mitgliedern. Die pflanzliche Produktion legt das Schwergewicht auf Pflanzkartoffelbau und Erzeugung von Futtermitteln für die eigene Tierhaltung. In der tierischen Produktion wird die Haltung von Milch- und Schlachtvieh betont. Eine Milchviehanlage für 616 Kühe entstand 1970 auf Seifersdorfer Flur. Dippoldiswalder Heide

Q1

Im Norden von Dippoldiswalde liegt zwischen Malter, Oelsa, Karsdorf und Oberhäslich die 12 km2 große Dippoldiswalder Heide. Ihre Ausdehnung deckt sich fast mit der Verbreitung kreidezeitlicher Sandsteine und Tone. Einzelne Sandsteinfelsen, die, wie der Einsiedlerstein (s. Q 2) am Malterweg am Rande des Plateaus, sehr markant ausgebildet sind, erinnern an Formen im Elbsandsteingebirge. Trotz des recht einheitlichen Gesteinsaufbaus zeigt sich eine überraschende landschaftliche Vielfalt, die sich in besonderen Relief-, Wasserhaushalts-, Boden- und Vegetationsmerkmalen äußert. Trockenen Standorten auf den Plateaus mit podsolierten Böden und Heidelbeer-Heidekraut-Schmielen-Unterwuchs in Kiefern-Fichtenforsten (Steinerner Tisch) stehen nasse Standorte in Hohlformen mit vergleyten Böden und Pfeifengras-Torfmoos-Unterwuchs in Fichtenforsten (Diebsgrund) gegenüber. An Hängen unterschiedlicher Neigung kommen zahlreiche Übergangsformen vor. Die Forstwirtschaft berücksichtigt 189

Q 1 die verschiedenen Standortbedingungen bei der Artenauswahl der Holzarten. H Ä R T E L und H O F F F G A R T E N (1936) haben in ihrer Studie über eine der ersten forstlichen Standortkartierungen überhaupt am Beispiel der Heide den Zusammenhang zwischen Boden, Wasserhaushalt und Vegetationsdecke herausgearbeitet. Sie gaben auch Hinweise zur optimalen Nutzung. Am Südrand der Heide kann man in einigen großen, offengelassenen Steinbrüchen die kreidezeitlichen Sedimente erkennen; ihre Auflage auf dem Gneisunterbau ist aber nicht direkt aufgeschlossen. Vielfach beobachtet man eine intensiv rot bis violett gefärbte, präcenomane Gneisschuttdecke, in der Sandsteinbrocken enthalten sind. Dieser Befund spricht für eine Beseitigung der Sandsteindecke in geologisch junger Zeit. Die Wiesen am Heiderand lassen eine starke Durchfeuchtung erkennen, die auch vom Rand der Hirschbacher und Paulsdorfer Heide beschrieben wird (s. R 5).

Q 2 Einsiedlerstein In der Mitte des Heidegebietes erhebt sich der Einsiedlerstein, nahe dem an einem anderen Felsen Balkenlager und Treppenstufen zu sehen sind. Hier soll sich die Behausung des Heidenmissionars Dippold befunden haben; die Sage bringt ihn mit der Gründung von Dippoldiswalde in Zusammenhang. Viel wahrscheinlicher aber hat hier ein Mönch die nahe Katharinenkapelle am vorbeiführenden Dresdener Marktsteig betreut. Teile von ihr sind 1889 freigelegt worden. Der Einsiedlerstein zeigt ein interessantes geologisches Profil. Die untersten 6,7 m grobkörnigen Sandsteins weisen ab 3,7 m starke Schrägschichtung auf. Darauf folgen 2 m teilweise schräggeschichtete, fein- bis grobkörnige Sandsteine. Die Ablagerungen entsprechen den unteren, 7 m mächtigen Sandsteinen in Menzers Bruch in der Zipfelheide (s. K 6); sie gehören also dem marinen Unterquader an. An den Wänden tritt an einigen Stellen Wabenverwitterung auf, wie wir sie aus dem Elbsandsteingebirge kennen. Die etwa 1 km nordwestlich vom Einsiedlerstein gelegene Barbarakapelle trägt den Namen der Schutzheiligen der Bergleute. Sie ist offenbar von dem Dippoldiswalder Schloßherren Sigismund von Maltitz errichtet worden, nachdem er 1507 das Naßpochwerk erfunden hatte. Instandsetzungsarbeiten an der Ruine erfolgten 1882,1911 und 1936. Der bei der Kapelle entspringende Barbaraquell wurde zur Wasserversorgung von Rabenau gefaßt. Wie die genannten Anlagen ist auch die 2 m hohe Wolfssäule an der Straße von Malter nach Karsdorf aus Sandstein der Dippoldiswalder Heide gefertigt. Laut Inschrift erinnert sie an die Erlegung eines Wolfes am 6. 3. 1802 und nennt die Namen der an der Jagd Beteiligten. Unweit finden wir noch den Stumpf eines Kreuzes, das Steinerne Messer, und in Forstabteilung 54 ein Steinkreuz, Findlingskreuz genannt. Der Steinerne Tisch am Mühlweg mit zwei Bänken soll um 1775 als Raststelle für Jagdgesellschaften eingerichtet worden sein. In 190

einer ausführlichen Beschreibung der angeführten Plätze hat weitere Einzelheiten mitgeteilt.

RUDOLPH

(1959) Q 2

Heidehof

Q3

Von der Gaststätte Heidehof am südlichen Ende der Dippoldiswalder Heide blickt man bis zum Kammgebiet des Osterzgebirges. Deutlich ist im Südosten inmitten der agrarisch genutzten Hochflächen des unteren Osterzgebirges die maxkante, bewaldete Basaltkuppe des Luchberges erkennbar. Im Süden tritt mit dem bewaldeten Rücken des Kohlberges die Stufe an der Gesteinsgrenze zwischen Gneis und Porphyr heraus, die zum oberen Osterzgebirge überleitet. Unweit vom Heidehof befindet sich ein in der älteren geologischen Literatur oft als „Oberhäslich" erwähnter Steinbruch, einer der bekanntesten Fundorte kreidezeitlicher Fossilien. Das Profil ist heute nur noch im oberen Teil sichtbar, weil ein Teich den tieferen einnimmt. Es entspricht dem der Zipfelheide (s. K 6). Am Weg nach Oberhäslich fällt ein Sandsteinkreuz (75 x 43 X 26 cm) durch die Einzeichnung eines krummen Säbels auf. Etwa 1 km südöstlich vom Heidehof findet man etwas abseits der nach Dippoldiswalde absteigenden Straße das Tatarengrab. Diese Begräbnisstätte des in sächsischen Diensten stehenden Leutnants Mustapha Sulkiewicz ist 1762 nach seinem Tod im Gefecht gegen preußische Truppen angelegt worden. Das wohl hölzerne Grabmal wurde 1779 durch eins aus Pirnaischem Sandstein ersetzt.

Sonnenberg (412,7 m)

Q4

Nordöstlich von Dippoldiswalde erhebt sich die flache Kuppe des Sonnenberges. Ihre relative Höhe im Vergleich zur Hochfläche von Elend und Oberhäslich beträgt weniger als 10 m. Man überblickt in nördlicher Richtung die Karsdorfer Stufe vom Wilisch bis zur Quohrener Kipse (Abb. 28), im Nordwesten den Verlauf des Talzuges der Roten Weißeritz bis zur Talsperre Malter. Am stärker geböschten Südrand der Kuppe durchzieht ein schmaler Quarzporphyrgang das Gneisareal. An den Lesesteinen läßt sich sein Verlauf gut verfolgen. Im gesamten Bereich des Sonnenberges erkennt man auf den Ackerflächen starke Steinbedeckung. Der grobe, scharfkantige Frostschutt aus Gneis und Quarzporphyr mit den frischen Bruchflächen weist auf eine geringe Mächtigkeit der unter eisrandnahen Verhältnissen gebildeten Schuttdecke über dem anstehenden Gestein hin. Auf Grund des hohen Skelettanteils des Bodens und der ungünstigen Wasserhaushaltseigenschaften bleiben die Ernteerträge am Sonnenberg gegenüber denen der umgebenden Flachhänge zurück. 191

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Oberhäslich, Kreis Dippoldiswalde,

Q5

wird von der Fernverkehrsstraße 170 nach Dippoldiswalde durchschnitten, an der sich beiderseits die Güter — etwa 380 m ü. N N gelegen — aufreihen. Der Ortsname, 1445 Heselich geschrieben, bedeutet „ O r t am Haselbusch". E i n Blick auf die Karte läßt erkennen, daß die Gemarkung im Rodungsstreifen zwischen Dippoldiswalder und Hirschbacher Heide liegt. Die Flurnamen Hecken und Erlicht erinnern ebenfalls an früheres Gehölz. Auf der Hälfte des Weges zum Heidehof steht ein etwa 1 m hohes Steinkreuz mit ziemlich kurzen Seitenarmen. Nach Westen erstreckten sich bis zu 2 k m lange Waldhufen, während nach Osten zu, gegen die Gemarkungsgrenze mit Reinholdshain, nur kurze Feldstreifen anschlössen. Weitere Feldanteile, die früher als kleine Blöcke ausgebildet waren, finden wir um Sonnenberg und Steinberg. Die Bauern schlössen sich i960 zur L P G Moderne Technik zusammen. D a ein Drittel der Flur Grünland trägt, bestehen gute Voraussetzungen für Rinderzucht. Einen abgelegenen Flurteil bildet das Gebiet um den Hafterteich, der durch seinen früheren Namen Heseler Teich die Zugehörigkeit zum Dorf zu erkennen gibt. Die dortige Teichmühle war im Besitz des Oberhäslicher Freigutes, das um 1550 Vorwerk des Rittergutes Dippoldiswalde wurde und daher 1569 mit durch Kauf an den Kurfürsten August gelangte. Dieser setzte sich über das 1563 von ihm selbst erlassene Verbot zur Vergrößerung der Rittergüter hinweg (s. B d . 8, Dippoldiswalde, A i d und A 2) und erweiterte auch den Oberhäslicher Besitz durch „Auskaufen mehrerer Bauernfelder". Teilweise wurde das L a n d nach 1700 parzelliert und wieder veräußert. Das G u t selbst beherbergt heute einen Teilbetrieb des V E G Saatzucht Dippoldiswalde, der sich außer einer umfangreichen Schafzucht mit der Vermehrung von Kartoffeln, Getreide und Grassamen befaßt. Das zweistöckige Gutshaus, ein reich gegliederter Fachwerkbau mit hohem Satteldach, wurde einer Jahreszahl im Schlußstein über der Haustür zufolge 1784 errichtet. I m Schlußstein des Stallgebäudes ist über der Jahreszahl 1772 ein Relief mit dem L a m m Gottes dargestellt. Über der Toreinfahrt weist das Wappenrelief mit den gekreuzten Schwertern und der R a u t e auf den früheren kurfürstlich-sächsischen Besitzer hin. Die Wohnstallhäuser der kleinen Dreiseithöfe und die wenigen Häusleranwesen tragen vielfach auf einem Untergeschoß aus Bruchsteinmauerwerk das Lehmfachwerkobergeschoß, heute meist verputzt und mit holz- oder schieferverschaltem Wettergiebel versehen. Neben Ziegeldächern, wie im elbnahen Gebiet, treten auch schon hohe Schieferdächer auf.

Remberg, Ortsteil von Oberhäslich

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Als kurz nach 1700 das Oberhäslicher Vorwerk in ein Freigut umgewandelt worden war, entstand im östlichen Teil seiner Fluren, die parzelliert und verk a u f t wurden, Reinberg im Laufe des 18. Jahrhunderts. Eines der Anwesen, *93

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0 - 2 ° geneigte Verebnunqen (Verflachunqen) 1 > 300 m /mit weichselkaltzeitlichem m r i >3oo m /mit weichselkaltzeitlichem trost r r m 2 1 Frostschutt bedeckt M'H'I schuft u.geringmächtigem Lößlehm bedeckt I N N geringmächtigem

Lößlehm

bedeckt

[ T T ] 220- 300 m / mit elsterkaltzeitlichen Schmelz- n r n r i 200 - 220 m /. Talrand flächen" des Elbtales mit pleistozänen V/T\ < 200 m / mit weichselkaltzeitlichem wassersanden und-kiesen bedeckt L l i x l Sedimenten von unterschiedlicher Mächtigkeit bedeckt Y / / A Lößlehm bedeckt rn-n 2 - 4 ° geneigte Sandsteinplotten im S von Dresden 1 1 Vorwiegend 2-9° geneigte Hänge X Zertalungsbereich am Elbtalrand, im Rotliegenden und H + H > 250 m / mit geringmächtiger Lößlehmbedeckung I I unterschiedlicher Höhenlage (Ls längs der größeren Nebenflüsse. Hongneigt/ng im aHgem. >s° •r-eT Bruchstufe 20C Schichtstufe (20 m rei. Höhe) Grenze der Elbtalsohle und der Sohle der Nebenflüsse Härtlinaskuooe f 21 relative Höhe ) Z0 r . r n si A D nuuwiyjnuyisc [ 476 absolute Hohe J Feuersteinlrnie Profile Au.B

Abb. 29. Morphologische Gliederung im Gebiet von Wilisch und Lockwitztal (Profile A u. B s. Abb. 3)

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der Eindachhof Nr. ig, besitzt noch den alten Backofenanbau, und in einer Gartensäule ist sogar die Jahreszahl 1682 eingemeißelt. Die kleinen Anwesen — 1801 wurden 12 Häusler gezählt — säumen in unregelmäßiger Reihe den Weg, der parallel zum Oelsabach von Reinholdshain herkommt. Vielleicht h a t dieser Nachbarort bei der Namensbildung eine Rolle gespielt. N a c h SCHUMANN (1822) besaßen die Einwohner nur kleine Gartenstücke und ergänzten den Familienunterhalt durch Tagelöhnerei, Waldarbeit und Strohflechten. Heute gehört die bäuerliche Bevölkerung zur L P G in Hirschbach (s. R 7). Eine Windmühle am W e g nach Hirschbach ist 1894 abgebrannt und nicht wieder aufgebaut worden.

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Hermsdorfer Berg (451,8 m)

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Der Rücken des Hermsdorfer Berges besteht aus Gneis-Porphyrkonglomeraten des Unterrotliegenden. Nur Gneisgerölle findet man in einem verfallenden Steinbruch an der benachbarten Quohrener Kipse (452,2 m), den man von der Wochenendhaussiedlung an der Straße Karsdorf—Hermsdorf über einen Feldweg erreicht. Die Gneise sind einem Schuttstrom zuzuordnen, der nach der A b lagerung der Kalkflöze (s. C 2) Gesteinsmassen von Südosten her in das Döhlener Becken transportierte. Diese einförmige Geröllzusammensetzung bildet demnach eine Sonderfazies. Auf den Oberhängen haben sich flachgründige, feinerdearme, lehmig-sandige Böden entwickelt, die bei guter Wasserdurchlässigkeit zur Austrocknung neigen. Die steilen Ober- und Mittelhänge wurden mit Nadelwald aufgeforstet, flachere Hangpartien nutzt man als Grünland. Ä c k e r findet man am wenig gegliederten Südhang, der in seinem oberen, steilen Teil durch 2 m hohe Hochraine eine Terrassierung erhielt. V o m Hermsdorfer Berg erhält man einen guten Einblick in die morphologisch ganz verschieden ausgebildeten Landschaftseinheiten des unteren Osterzgebirges und des Kreischaer Kessels. I m Süden sind o — 2 0 geneigte Verebnungen in großer Verbreitung erhalten, die zu den Tiefenlinien des Hirschbaches und Oelsabaches in 2 — 4 0 geneigte, flache Hänge übergehen. N a c h Norden ändert sich das Bild grundlegend. E s überwiegen mäßig geneigte (4—9 0 ) und steile H ä n g e (über 9°) im Einzugsbereich des Quohrener und Possendorfer Baches. Der Zertalungsbereich im Rotliegenden wird am Zughübel von einer 40 m hohen Sandsteinschichtstufe überragt, an die sich nach Norden eine Sandsteinplatte mit sanfter Abdachung zum Elbtal hin anschließt. Diese Unterschiede sind auf die geomorphologische Entwicklung (Abb. 29) des Raumes und auf Gesteinsdifferenzierungen zurückzuführen. So entsprechen die Verflachungen in der Dippoldiswalder und Hirschbacher Heide der A u s dehnung kreidezeitlicher Sandsteintafeln, die längs der Karsdorf er Stufe (s. R 3 ) erhalten geblieben sind. Die Nordabdachung der Wilischscholle besteht aus Sedimenten des Rotliegenden. Tiefeingeschnittene Kerben und Rücken mit steilen Hängen greifen v o m Quohrener B a c h bis nahe an den Wasserscheidenbereich heran und verursachen eine starke Gliederung. W i e die R ü c k e n sind auch die 195

R 1 Hänge der Tälchen, die oft nur periodisch Wasser führen, bewaldet. Die schmalen, nassen Auen der nach Nordosten entwässernden Kerbsohlentälchen tragen dagegen Dauergrünland.

R 2 Hermsdorf, Ortsteil von Hirschbach, erstreckt sich unterhalb der Hermsdorfer Höhe bis hinunter zum Oberlauf des Wilischbaches (360 m). Der Abfall der Dorfstraße beträgt auf 500 m Entfernung 50 m. Name und Dorfform weisen darauf hin, daß hier, südlich des Höhenzuges, deutsches Siedlungsland liegt, während nördlich älteres, sorbisches Wohngebiet war. Das 1350 genannte Hermansdorf wurde, wie die über 20 Dörfer gleichen Namens in Sachsen, von einem Locator Hermann gegründet und als Reihendorf angelegt. Die Hufenstreifen beiderseits der Güter zogen sich nicht sehr lang hin, aber auch das Gelände am Hermsdorfer Berg war nochmals nach Waldhufenart aufgeschlossen (Abb. 12). I m Oberdorf treten die Gehöfte von der Straße zurück. E s entsteht ein breiter Plan, der mit Vorgärten besetzt ist. Mächtige Linden flankieren die Hofeingänge. A m Dreiseithof Nr. 24 fällt das kunstvoll gezimmerte Hoftor aus der Zeit um 1830 auf. Aus den Jahren um 1800 stammen noch zahlreiche Wohnstallhäuser mit Lehmfachwerkobergeschossen (Nr. 4, 21, 24, 27, 28). Das ehemalige Waldarbeiterhaus Nr. 22 (Abb. 30) zeigt, Wie man auf der Abseite das Sattel-

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dach bis auf Erdgeschoßhöhe herunterzog und dadurch neben der holzbalken- R gedeckten Wohnstube noch eine Schlafkammer gewann. Nr. 13 war früher Vorwerk und Lehngericht (1874) des Rittergutes Lungkwitz, das nach S C H U M A N N (1817) mit zusammengekauften Bauernstücken ausgestattet worden ist. Sein Land verfiel 1945 der Bodenreform, der Hof wurde der erste Stützpunkt der Hirschbacher L P G Karl Marx in Hermsdorf. Die Vorwerksscheune baute man zum Rinderstall um. Auf ehemaliger Vorwerksflur steht eine Wochenendhaussiedlung am Südhang der Quohrener Kipse. Die vorherrschenden Sandsteinablagerungen südlich der Wendischcarsdorfer Verwerfung (s. R3) haben in diesem größten Teil der Dorfflur ziemlich einheitliche Bodenausbildung geschaffen. Hier wie auch nördlich der Verwerfung auf Rotliegend-Konglomeraten waren die landwirtschaftlichen Erträge gering. Da S C H I F F N E R 1840 auch die Wilischbachwiesen als „sauer" bezeichnet, wird verständlich, daß sich die Bauern durch Waldarbeit zusätzliche Einnahmen verschaffen mußten. Die abseitige Lage war schließlich eine weitere Ursache, daß die Einwohnerzahl seit 1890 ständig zurückging. Durch Hermsdorf und über den Berg nach Kreischa führte ein früher häufig benutzter Weg von Dippoldiswalde über Oberhäslich und Reinberg. Er berührte auch das Einzelgut Lichteneichen, das von einem Förster auf ehemals Oberhäslicher Gutsflur erbaut worden sein soll.

Wilisch (476,2 m)

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Von fünf Vorkommen tertiärer Basalte in der Umgebung von Hirschbach bildet die weithin sichtbare Kuppe des Wilischs das auffälligste. Durch die zur Schottergewinnung angelegten Steinbrüche ist die charakteristische säulenförmige, zum Teil auch scheitartige Absonderung des Gesteins sowie der Durchbruchskontakt zwischen Rotliegend-Schichten und dem Nephelinit gut sichtbar. Bei der Verwitterung zerfällt das Gestein in größere, annähernd kugelige Stücke, die auf den Hangböschungen weithin verrollt sind und dort zur mineralogischen Anreicherung des Verwitterungsbodens beitragen. Auf blockreichem Basaltschutt haben sich in Kuppen- und Oberhanglage flachgründige, in der Regel weniger als 40 cm mächtige Böden (Ranker) gebildet. Die Bodenprofile bestehen aus zwei Horizonten, dem oberen humosen, mitunter dunkelbraun gefärbten sowie dem unteren der Basaltschuttdecke (Abb. 27). Tiefgründigere Böden treten erst an den Unterhängen auf. Vom Wilischgipfel besteht nur noch in nördlicher und westlicher Richtung ein guter Ausblick. Der Höhenzug, der von der Wilischbaude über Hermsdorfer Berg und Quohrener Kipse nach Nordwesten zieht, fällt mit der Wasserscheide zwischen dem Kreischaer Becken und dem unteren Osterzgebirge zusammen. Seine nach Südwesten gerichteten Hänge bilden eine zusammenhängende Stufe, die sich vom Lerchenberg bei Oelsa bis zur Einmündung des Wilischbaches in das Lockwitztal über 8 km hinweg verfolgen läßt. Am Wilisch beträgt die Höhe 14 Freital

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3 dieser Karsdorfer Stufe 100 m, zwischen Hermsdorfer Berg und Karsdorf nur noch 40—60 m, aber am Lerchenberg wieder 80 m. östlich des Lockwitztales geht die Stufenhöhe im Gebiet südlich von Hausdorf auf 20 m zurück. Es fällt auf, daß eine erosive Aufgliederung der Stufe nahezu fehlt. Nur bei Hermsdorf wird sie von einigen Hangdellen erreicht. Kurze Tälchen, die zum Oelsabach führen, zerschneiden sie in ihrem nordwestlichen Abschnitt zwischen Karsdorf und Lerchenberg. Die Höhenunterschiede an der Karsdorfer Stufe selbst, die Zunahme der Taltiefen im Lockwitztal nördlich der Teufelsmühle (s. F 9) und die tiefe Zerschneidung auf der Nordostabdachung der Wilischscholle weisen auf junge tektonische Impulse längs der Stufe hin. Bewegungen der Erdkruste erfolgten an der alten Wendischcarsdorfer Verwerfung in der Weise, daß die nördliche Wilischscholle gegenüber den südlich angrenzenden Bereichen kräftig herausgehoben wurde. GALLWITZ (1936) ordnete diesen Vorgang der wallachischen Phase zwischen Pliozän und Pleistozän zu. Die Vegetation des Wilischs wird stark von den geologischen Verhältnissen und der jeweiligen Hanglage (Exposition) beeinflußt. Das gilt vor allem für die Bodenvegetation, während die Baumartenzusammensetzung durch forstliche Mäßnahmen stark verändert ist. Unterlagen über die ursprüngliche Bestockung liegen sehr spärlich vor. Nach den Archivstudien von REINHOLD (1942) wies der Wilisch als Ganzes im 16. Jahrhundert Eichen, Birken, Fichten und Tannen auf. Dabei dürften zu jener Zeit die standörtlich zu erwartenden Rotbuchen durch einseitige Nutzung gefehlt haben und der Birkenanteil demgegenüber hoch gewesen sein. Seiner natürlichen Bewaldung am nächsten kommt z. Zt. wahrscheinlich der Wilisch-Südhang mit Traubeneiche, Rotbuche, Esche, eingestreut auch mit Bergahorn, Spitzahorn, Vogelkirsche und Stieleiche. Am Oberhang treten noch die Winterlinde und spärlich die Hainbuche hinzu, die als Baumarten des Hügellandes hier auf einem vorgeschobenen Standort stehen und z. B. dem benachbarten Luchberg schon fehlen. Weit tiefgreifender als in der Baumschicht treten die Unterschiede zwischen Ober- und Unterhang in der Bodenvegetation auf (Abb. 31): Während am Süd-Oberhang (Abt. 23) tiefwurzelnde, ausdauernde Stauden vorherrschen, so z. B. Platterbsenarten [Lathyrus vernus, L. sylvestris und L. niger), Bärenschote (Astragalus glycyphyllos), Leberblümchen (Hepatica nobilis) und als Gras die Fiederzwenke (Brachypodiwm pinnatum), überwiegen am feinerdereichen, durch Wassernachschub feuchten Unterhang und Hangfuß zarte Flachwurzler, wie Waldvergißmeinnicht (Myosotis sylvatica), Sanikel (Sanícula europaea), Mauerlattich (Mycelis muralis) und Stachelsegge (Carex muricata). Dem Ober- und Unterhang gemeinsam sind z. B. Waldzwenke (Brachypodium sylvaticum), Nickendes Perlgras (Mélica nutans), Zimterdbeere (Fragaria moschata) und zahlreiche weitere, allgemeiner verbreitete Gräser und Kräuter. Der Einfluß der Basaltüberrollungen und nährstoffreichen Sickerwässer ist so stark, daß er sich sogar in der Bodenflora der Fichtenforsten am Fuße des Süd198

hanges (Abt. 23) und östlich der Kuppe (Abt. 203) äußert, obwohl hier nährstoffarmer Sandstein bzw. Gneiskonglomerate des Rotliegenden anstehen: Waldzwenke, Sanikel, Waldwicke [Vicia sylvatica), Nestwurz (Neottia nidus-avis), Grüne Sumpfwurz (Epipactis helleborine) und andere anspruchsvolle Arten vermögen sich hier trotz der sauren Nadelstreu zu behaupten. Die Umwandlung dieser standortsfremden Fichtenforsten in hochwertige Edellaubholzbestände ist geplant. Außerhalb des Basalt-Einflußgebietes dürfte die natürliche Waldgesellschaft auf den Gneiskonglomeraten des Wilischs weithin ein TraubeneichenBuchenmischwald gewesen sein, wie er uns noch am linken, ostexponierten Lockwitztalhang von der Teufelsmühle bis zum Lungkwitzer Burgberg entgegentritt. An den Nordflanken jedoch wäre auch natürlicherweise mit starkem Fichtenanteil bei Zurücktreten der Traubeneiche zu rechnen, und hier fanden sich zweifellos in der ursprünglichen Waldvegetation auch die Tannen, von denen die alten Akten berichten. Ein letzter Rest dieser Baumartenmischung, den die früheren Pflanzengeographen als „Herzynischen Bergmischwald" bezeichneten, war bis vor kurzem in einer schattigen Hangrunse (Abt. 2/3) erhalten. Ihren Namen erhielt die Erhebung vielleicht von dem sie südlich flankierenden Bach, der 1587 Wilßch Bach hieß, was auf altsorb. Vilca recka = Wolfsbach zurückzuführen ist. Erste Nachrichten vom Wilisch selbst betreffen seine Bergwerke, nicht aber erfolgreiches Ausbringen, wenn 1470 von einer „zcech uff dem Wilischberge bey Herßbach" geschrieben wird. Das Ziel von Wanderern muß der Wilisch gewesen sein, als 1832 der Strohhut-Drukker Johann Georg V O G E L die Genehmigung erhielt, in Holzlauben Bierschank einzurichten. Bald folgte eine feste Hütte. Auf einer Parzelle vor dem Steinbruch wurde durch den Kreischaer Baumeister Georg W E I S B A C H eine Baude mit Gaststube, Küche, Keller und Kammer erbaut und am 9. 2. 1909 ein-

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Abb. 31. Pflanzen des Wilischs: Frühlings- (oben) und Schwarze Platterbse (unten), Sanikel (Mitte) 14*

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R 3 geweiht. Ein Kreischaer Strohhutweber übernahm die Bewirtschaftung im Auftrag des Gebirgs- und Verkehrsvereins Kreischa. Die Kosten für den Bau von 12 ooo Mark waren durch Darlehen der Gemeinde Kreischa und der Kasse des Gemeindeverbandes der Lockwitztalbahn gedeckt worden. Ein späterer Pächter erwarb das Anwesen 1920 käuflich und ließ 1927 An- und Ausbauten durchführen.

R 4 Burgberg Der Burgberg südlich von Lungkwitz, früher ein Geländesporn über einer Schleife des Lockwitzbaches, trug eine mittelalterliche Warte, die bei Steinbruchsarbeiten schon vor Jahrzehnten abgesprengt wurde. Auf alten Vermessungsskizzen ist sie noch als solche deutlich erkennbar. Historische Erwähnungen sind nicht bekannt. Der hier gewonnene Gneis entspricht dem am Rabenauer Grund (»• J 1). Etwa 250 m weiter in Richtung auf die Teufelsmühle läßt sich über dem anstehenden Freiberger Graugneis eine Folge metamorpher Gesteine beobachten, die, als „Haselberg-Serie" bezeichnet, eine Gesamtmächtigkeit von 320 bis 370 m erreichen kann. Die Basis bildet der 3—5 m mächtige feldspatführende Hirschberg-Quarzit, ursprünglich ein Sediment und durch Metamorphose zu Quarzit umgewandelt. Dieses Gestein kann man noch etwa 400 m südsüdwestlich der Hausdorfer Linden und am Hirschberg östlich des Müglitztales bei Großröhrsdorf finden. Es folgen dann Leptynite und Leptynit-Gneise mit lokaler Granatführung (Vertreter der Feldspat-Quarz-Schief er), die früher Muscovitgneis (mg) genannt und summarisch den Rotgneisen zugeordnet wurden. Sie werden durch zwei Horizonte aus Glimmerschiefern, Quarzglimmerschiefern und Gneisglimmerschiefern gegliedert. Die anschließende „Herbergen-Folge" mit einer Mächtigkeit bis zu 500 m besteht in der Hauptsache aus Zweiglimmergneisen. Dem unteren Teil sind Marmore und Amphibole eingeschaltet. Sie treten beispielsweise im Tale des Hausdorfer Baches 500 m nördlich des Ortsausganges auf und lassen sich fast 1 km weit verfolgen. Die gesamte Gesteinsfolge wird im Hangenden von der Mittelsächsischen Störung abgeschnitten, über der Gesteine des Elbtalschiefergebirges folgen.

R 5 Waldwiesen Am Südhang der Hirschbachheide bilden die Waldwiesen in 340—380 m ü. NN das Quellgebiet des Hirschbaches, eines Nebenflusses der Lockwitz. Sie breiten sich im Grenzbereich zwischen Sandstein und Gneis aus. Im Lockermaterial aus Gneis und Sandsteinfragmenten sind lokal Reste des tonigen, präcenomanen Gesteinszersatzes eingearbeitet. Diese schwer wasserdurchlässigen Decken und Sickerwasseraustritte an der Gesteinsgrenze führten zu einem sehr wasser200

haltigen Boden, dessen Profile Stau- und Grundgleyausbildungen zeigen R 5 (Abb. 27). Auch bei hohem Aufwand für Meliorationen bleibt Dauergrünland die optimale Nutzungsart.

Hirschbachheide

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Die Bodenflora der Hirschbachheide wie auch der Dippoldiswalder Heide ist recht artenarm, was bei der Nährstoffarmut des Bodens über Sandsteinen nicht verwundern kann. Weithin bestimmen ausgedehnte Teppiche von Drahtschmiele (Deschampsia flexuosa) und Moosen (Hypnum cupressiforme, Dicranum scoparium, Pohlia nutans u. a.) das Bild. Leicht erhöhte, daher rascher austrocknende Geländepartien werden oft von Adlerfarn (Pteridium aquilinum) beherrscht, die trockensten Kuppen tragen Preiselbeere (Vaccinium vitis-idaea) und Heidekraut (Calluna vulgaris), während auf ebenen, durch eingelagerte Tonbänder oft staunassen Flächen das Wollige Reitgras (Calamagrostis villosa) und bei stärkerer Vernässung das Pfeifengras (Molinia coerulea ssp. coerulea) hervortreten. In kleinen Mulden, so in Abt. 11 und 12, findet man sogar Ansätze zur Vermoorung mit schwellenden Torfmoospolstern (Sphagnum nemoreum, S. recurvum, S. girgensohni und S. acutifolium) und Widertonmoos (Polytrichum commune), während andererseits die wasserzügigen, hier forstwirtschaftlich günstigsten Standorte in Nähe des dränierend wirkenden Wilischbaches durch Waldschachtelhalm (Equisetum sylvaticum) und Behaarte Hainsimse (Lazula pilosa) charakterisiert sind. Bei Berücksichtigung der Moose gelingt es weitgehend, das Mosaik der forstlichen Standortverhältnisse (Bodentyp und Wasserhaushalt) anhand der Bodenvegetation zu erfassen ( B O R S D O R F 1957).

Hirschbach, Kreis Dippoldiswalde

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Bevor sich im Unterlauf das Wasser des Hirschbachgrundes stärker einschneidet, hat sich an seinen beiderseitigen Ufern ein Waldhufendorf ausgebildet. Da sich die Gemarkung am Rande der nördlich anschließenden Hirschbachheide hauptsächlich nach Süden zu erstreckt, hegen die meisten Anwesen auf der südlichen Dorfseite, nur einige auf der nördlichen im Oberdorf. Die alten hofanschließenden Hufenstreifen bogen nach Westen um und erstreckten sich in dieser Richtung etwa 2 km lang bis an die Flurgrenze gegen Reinholdshain. Ursprünglich bestand nur ein Rittersitz, das spätere Vorwerk, 1422 Hirspack ( = Ort am Hirschbach) genannt. Erstmals 1612 sind 12 Bauern sowie 26 Gärtner und Häusler erwähnt, so daß wir das Dorf als eine Spätsiedlung ansehen können. Die zugehörige Hirschbach-Mühle liegt abseits vom Dorf im wasserreicheren Lockwitztal. Bessere Verkehrsverhältnisse nach Dippoldiswalde und Kreischa als im benachbarten Hermsdorf und die Arbeitsmöglichkeiten in dörflichen 201

R 7 Gewerbebetrieben führten zum B a u städtischer Wohnhäuser an der Dorfstraße. Abgesehen von Stuhlbauerei und Stellmacherei lassen die P G H Feinmechanik und ein kleiner Betrieb erkennen, daß sich Hirschbach im Einflußbereich der Glashütter Industrie befindet. Die 1920 errichtete Ortsschule hat einen Freundschaftsvertrag mit der Musikschule Paul Büttner in Dresden abgeschlossen, der für das gesamte Schulkombinat Reinhardtsgrimma wirksam ist. Ältere Gutsanlagen haben sich am westlichen Dorfeingang beiderseits der von Reinholdshain herkommenden Straße erhalten. Die Dreiseithöfe Nr. 20 und Nr. 21 besitzen Lehmfachwerkobergeschosse und zu den Stallböden führende Hocheinfahrten. Das Vorwerk am östlichen Dorfende bildete 1954 den Grundstock der L P G T y p I I I K a r l Marx, der sich damals drei weitere Betriebe anschlössen. Eine Mehrzweckscheune und ein Kuhstall für 90 Tiere entstanden in der Nähe. Mit den Bauern aus Hermsdorf und Reinberg bearbeitete sie 1970 insgesamt 640 h a Land. Ein Betriebsteil in Dönschten nimmt in den Sommermonaten 70—80 Jungrinder zum Weidegang auf. Die überwiegende Zahl der 350 Milchkühe steht in modernisierten Altbauten.

S 1 Schmorsdorf, Kreis Pirna D a Schmorsdorf die Form eines lockeren Rundplatzdorfes besitzt und die Flur in wenige Blöcke gegliedert war, liegt es nahe, den 1412 Smorstorff genannten Ort nach altsorb. smord = Bauer zu deuten. Die von Maxen vorbeiführende Straße nach Falkenhain erreicht das Müglitztal oberhalb von Dohna, dessen Burggrafschaft bis 1402 die Territorialgewalt über Schmorsdorf ausübte, während grundherrliche Rechte das Rittergut Maxen besaß. Kirchlich war bis 1548 Dohna, schulisch stets Maxen zuständig. Das Postlexikon gab 1825 vier Bauerngüter, zwei Gärtner und einen Häusler an. Auf den Schmorsdorfer Höhen befand sich die preußische Hauptstellung in der Novemberschlacht 1759 (s. S 5). Die Güter ordnen sich in lockerer Form an den Hängen einer Quellmulde um das mächtige Naturdenkmal einer Linde, die schon um 1630 wegen ihrer Größe vermerkt wurde. Ein dem Wohnstallhaus von Nr. 2 gegenüberliegendes Gutsarbeiterhaus weist eine korbbogengewölbte Tür und die Jahreszahl 1806 im Schlußstein auf, der mit einem KrüppelWalmdach 1812 errichtete Gasthof ist mit einer noch heute betriebenen Dorfschmiede verbunden. Die Mehrzahl der Bauern aus der i960 gegründeten L P G Friedenstaube schloß sich der Genossenschaft in Falkenhain an.

S 2 Crotta, Ortsteil von Schmorsdorf, ist wie das benachbarte Schmorsdorf als Rundplatzdorf um den Crottaer Graben angelegt, der sich schon oberhalb der 270 m hoch gelegenen Siedlung in den Hang des Müglitztales einzuschneiden beginnt. Der von 1412 überlieferte 202

N a m e Crottaw ist als altsorb. „ O r t des K r o t " zu deuten. Die E i n w o h n e r v o n C r o t t a wurden in der R e g e l mit bei Schmorsdorf angegeben, und seit 1859 ist der kleine W o h n p l a t z amtlich Ortsteil der Nachbarsiedlung. W i e dort bestanden auch hier die gleichen territorialen und grundherrlichen Zuordnungen. K i r c h lich hielten sich die Bewohner noch 1501 nach Dohna, seit 1548 pfarrten sie nach Maxen. Die 1815 genannten sechs Anwesen gehörten vier H ü f n e r n und zwei Gärtnern. A u f dem Sonnenhof ist heute die Schafherde der L P G Froher M u t Falkenhain untergebracht.

Maxener Kalkbrüche

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K a l k v o r k o m m e n wurden bis in die zweite H ä l f t e des 19. Jahrhunderts a n verschiedenen Stellen der Maxener F l u r abgebaut und teilweise als Maxener Marmor auch f ü r Dekorationszwecke verwendet. Nordöstlich des Dorfes lag ein B r u c h beim früheren W i r t s h a u s B a d , a n einem benachbarten verzeichnet die geologische Spezialkarte ein Steigerhaus. Eine sehr frühe Nachricht v o n 1554 besagt, daß L e u t e des R a b e n a u e r Grundherren in Maxen K a l k holten, und 1625 b o t der Maxener Rittergutsbesitzer d e m K u r f ü r s t e n K a l k s t e i n f ü r dessen B a u t e n in Dippoldiswalde an. 1663 schloß Johann Georg I I . einen V e r t r a g m i t E n g l a n d über eine halbe Zollfreiheit f ü r den Maxener Marmorhandel. I m Jahre 1713 erschloß m a n die zwei B r ü c h e nordwestlich M a x e n a m W e g n a c h Kreischa. D e n einen erwarb K u r f ü r s t A u g u s t I I . v o n einem B a u e r n G r o ß m a n n f ü r 260 Taler und ließ Marmor f ü r den B a u der Katholischen H o f k i r c h e in Dresden brechen. D e r andere B r u c h gehörte der Maxener Grundherrschaft, die noch A n f a n g des 19. Jahrhunderts in drei bis vier Ö f e n K a l k brennen ließ. D a ß in M a x e n bergmännische Traditionen gepflegt wurden, b e s a g t eine N a c h r i c h t v o n 1787, wonach e t w a 40 Arbeiter eine P a r a d e t r a c h t besaßen. Jedes J a h r a m 9. Januar w u r d e eine Bergpredigt gehalten. Die geologische Grundlage des A b b a u s bilden zwei 30—40 m mächtige K a l k s t e i n lager, die zwischen devonischen D i a b a s t u f f e n und Tonschiefern streichen. D i e tieferen Teile bestehen vorwiegend aus massigem Kalkstein, während im H a u p t teil plattige Kalksteine vorkommen. Die in der älteren L i t e r a t u r angegebenen geringen Mächtigkeiten beziehen sich auf die reinen Teile der Lager, die m a n allein als abbauwürdig betrachtete. I m sogenannten Marmorbruch w u r d e der K a l k s t e i n von einem Gestein durchsetzt, d a s ursprünglich vielleicht einen L a m p r o p h y r darstellte. D a d u r c h w u r d e das Nebengestein durch K o n t a k t m e t a m o r p h o s e in einen grünen und gelblichgrün gestreiften oder wolkig gefleckten Marmor u m gewandelt, den m a n Predazzit nannte. D e r K a l k u m M a x e n beeinflußt t r o t z seiner geringen oberflächlichen A u s dehnung merklich die Bodenvegetation. Floristisch interessant sind die ansehnlichen V o r k o m m e n der in Südosteuropa heimischen, pontisch-submediterranen Quirl-Salbei (Salvia verticillata), die sich, obwohl schon i m Jahre 1870 bei M a x e n 203

S 3 genannt, auch nach 100 Jahren noch nicht weiter in die Umgebung ausgebreitet hat. Daneben finden sich — vor allem auf den sonnigen Hängen rings um die ehemaligen Kalköfen — der zierliche Berg-Quendel (Calamintha acinos), die Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia), Dürrwurz (Inula conyza), Hügel-Erdbeere (Fragaria viridis), Behaarter Günsel (Ajuga genevensis), Sprossende Felsnelke [Petrorhagia prolifera = Kohlrauschia pr.) und zahlreiche allgemeiner verbreitete Triftwiesenpflanzen. Die meisten dieser wärmeliebenden Arten sind nicht eigentlich an Kalk gebunden, verdanken aber dem rasch sich erwärmenden und abtrocknenden Kalkboden ihre Lebensmöglichkeit. In den verlassenen Brüchen selbst haben Spitz- und Bergahorn, Esche, Bergulme und Winterlinde schon eine stattliche Baumschicht aufgebaut. Im Gegensatz zu diesen sämtlich vom Winde herbeigetragenen Arten kommt die viel stärker zu erwartende, auf Tierverbreitung angewiesene Stieleiche noch recht spärlich vor. Besonders auffällig ist die Artenarmut der Bodenflora, wo sich neben Massenbeständen von Wald-Ziest (Stachys sylvatica) bisher nur sehr wenige Arten — darunter das Große Zweiblatt {Listera ovata) — eingefunden haben. Unweit der Brüche hat die Müglitz den Kalk angeschnitten und damit die Steilwände des Großen und Kleinen Rabenhorstes entstehen lassen. Als floristische Kostbarkeit gedeiht hier die Echte Steinmispel (Cotoneaster integerrima). Bemerkenswert als sonst ungewohnte Felspflanzen sind Bittersüßer Nachtschatten (Solanum, dulcamara), Wermut (Artemisia äbsinthium) und Mauerrautenfarn (Asplenium ruta-muraria), unter den Holzgewächsen zahlreiche Sommerlinden. An den sanfteren Hangpartien beiderseits der Felsgruppen verdanken dem Kalkeinfluß u. a. ausgedehnte Vorkommen von Aronstab (Arum maculatum ), Einblütigem Perlgras (Melica uniflora) und Waldmeister (Galium odoratum) ihre Existenzmöglichkeit. Mehrere ansehnliche Eiben (Taxus baccata) erinnern an das unferne Eiben-Naturschutzgebiet des Lederberges (s. Bd. 8, Müglitz/ Weißeritz, C 14).

S 4 Maxen, Kreis Pirna Vom Höhenrücken zwischen Lockwitz- und Müglitztal fließt ein kleines Wasser nach Südosten ab. Seine Quellmulde füllt Maxen aus, das als im Rodungsgebiet des untersten Erzgebirges etwa 340 m hoch gelegenes Waldhufendorf einen slawischen Namen besitzt (1307: Maxin — altsorb. Mak-sin = Dorf des Makeä, MakoS). Die beiden Güterreihen liegen ziemlich weit auseinander und werden durch einen von Häusleranwesen besetzten Anger getrennt. Das untere Dorfende schließen Gasthof und Kirche sowie das ehemalige Rittergut und das Schloß ab. Zur heute überbauten Burg auf einem nach drei Seiten natürlich geschützten Geländesporn führt zwischen früherem Herrenhaus und Wirtschaftshof seit 204

Jahrhunderten eine Steinbrücke über einen alten Abschnittsgraben. Die Aus- S 4 maße des Bergspornes betragen etwa 40 m x 50 m. Als ältester erhaltener Bauteil gilt der noch vorhandene Rest eines quadratischen Treppenturmes aus dem 15. Jahrhundert. Das Herrenhaus, ein zweigeschossiger Renaissancebau mit steilem Satteldach, erhielt 1727 nach Norden einen zweigeschossigen, barocken Anbau mit Mansardwalmdach und beherbergt seit 1947 das von BorromäusSchwestern betreute katholische Altersheim St. Joseph. Zur Kirche — 1379 erstmals genannt — führt von der Dorfseite her ein überwölbtes Rundbogenportal vom Anfang des 17. Jahrhunderts mit einem wappenverzierten Volutengiebel als Aufsatz. Die später vielfach umgebaute Kirche entstand im 16. Jahrhundert als einfacher Saalbau mit eingezogenem, dreiseitig geschlossenem Chor aus einer spätgotischen Kapelle. Der 1625 an die Nordseite angefügte quadratische Turm mit barocker Haube und Laterne trägt drei Glocken aus den Jahren 1561, 1572, 1650. Das Schiff mit doppelten Emporen und der drei Stufen höher liegende Chor sind durch einen Triumphbogen voneinander getrennt. Der Sandsteinaltar, datiert 1558 und wohl von Hans WALT H E R aus Dresden, zeigt in einem von korinthischen Säulen flankierten Mittelfeld Christus am Kreuz vor dem Flachrelief der Opferung Isaaks und der Erhöhung der ehernen Schlange. Dieser Altar setzt erstmalig die von Lucas CRAN A C H geschaffene Form protestantischer Altäre mit typologischer Aussage in die Plastik um. Die Sandsteinkanzel schuf 1631 Kaspar K L Ü P P E L aus Pirna. Vier Evangelistengestalten und das Wappen der Gutsherrschaft schmücken den von einer Mosesfigur getragenen Kanzelkorb. Der Pfarrhof (Nr. 41) entstand der Jahreszahl über der Hofpforte zufolge 1581. Das Sitznischenportal am Pfarrhaus gehört ebenfalls in jene Zeit, während das Wohnstallhaus mit Fachwerkobergeschoß selbst erst von 1668 stammt. Das Oberdorf brannte im Jahr 1825 ab und wurde danach einheitlich wieder aufgebaut. Die Häuser tragen vereinzelt Palmetten oder Voluten als Giebelschmuck (Dreiseithof Nr. 15). Manche Hofeinfahrten sind von vasengeschmückten Sandsteinsäulen flankiert (Nr. 20/21). Im Schlußstein der alten Schmiede ist das Hufeisen als Handwerkswappen eingemeißelt (Nr. 67). Als letztes überwölbtes Hoftor hat sich das am Dreiseithof Nr. 44 im Unterdorf erhalten. Wegen seiner großen Bäume trägt Nr. 31 den Namen Lindenhof. Die ersten Nachrichten von Maxen (1396) betreffen den Herrensitz, 1445 als Vorwerk bezeichnet. Zu ihm gehörten die Kalkbrüche, die nach S C H U M A N N S C H I F F N E R (1833) schon um 1500 in Betrieb waren (s. S 3). Da die Gutsherrschaft einen Salzmarkt abhielt und 1548 im Ort Geleitsgebühren erhoben wurden, müssen die alten Straßen über Maxen zwischen Dresden und Glashütte und zwischen Dippoldiswalde und Pirna rege benutzt worden sein. Die Herrenmühle des Gutes (s. S 9) lag im Müglitztal, auch betrieb das Rittergut um 1830 eine Essigfabrik und eine Farbenfabrik. Am Weg zum heutigen Bahnhof im Müglitztal befand sich das ebenfalls gutseigene Mineralbad (Gasthaus Bad bis 1907), das um 1830 eingerichtet worden war. Unter den zahlreichen Besitzern des Gutes ist nach 1819 der preußische Major 205

4 Johann Friedrich Anton S E R R E ZU nennen. Bei ihm waren Gelehrte, Künstler und Diplomaten zu Gast, Dresdener und Besucher der Residenzstadt, darunter der Shakespeareübersetzer Ludwig T I E C K , der Bildhauer Ernst R I E T S C H E L , Franz L I S Z T , Carl Maria v. W E B E R und der Märchendichter Hans Christian A N D E R S E N . Der Aufenthalt von Robert und Clara S C H Ü M A N N in Maxen fand in der örtlichen Überlieferung mehrfach Beachtung. In den Tagen der Dresdener Revolution im Mai 1849 erhielt das Ehepaar hier Unterschlupf. Eintragungen vom 10. 5. 1849 im Tagebuch durch Clara lassen keinen Zweifel, wem die Sympathien des Musikerehepaares galten: „So müssen sich die Menschen das bißchen Freiheit erkämpfen! Wann wird einmal die Zeit kommen, wo die Menschen gleiche Rechte haben werden?" Die bäuerliche Bevölkerung des Dorfes hatte sich 1803 mit dem Vorgänger S E R R E S , Friedrich Ehrenreich v. S C H Ö N B E R G , auseinandergesetzt. Sie forderte zwölf- statt vierzehn- bis fünfzehnstündige Arbeitszeit und Lohn für die ohne Rechtsgrundlage ausgedehnten Zwangsdienste. Der bürgerliche Dresdener Advokat Z E R E N E R , der die Bauern beraten hatte, wurde in Untersuchungshaft genommen, ein deutliches Beispiel der Klassenjustiz ( S T U L Z / O P I T Z 1956). Während der Schlacht von Maxen im Siebenjährigen Krieg (s. S 5) war auch das 1716 gebaute Schulhaus zerstört worden. Ein Schulmeister ist schon 1548 nachweisbar. 1761 wurde die Schule wieder aufgebaut. Das Gebäude brach man 1907 ab, das jetzige Schulhaus stammt aus dem Jahre 1905 und bildet mit Mühlbach und Weesenstein ein Schulkombinat. Als Schloß, Park und Rittergut 1945 der Bodenreform verfielen, wurden aus 278 ha Besitz landarme Einwohner mit Feldstücken bedacht und 23 Neubauernstellen geschaffen. Vorwiegend Neubauern gründeten die LPG Sächsische Zeitung mit dem Wirtschaftshof des ehemaligen Rittergutes als Zentrum. Die übrigen Bauern bildeten i960 die LPG Am Finckenfang. Für beide gemeinsam besteht seit der Auflösung der MTS im Beigut der Technikstützpunkt. Aus den beiden Schmieden des Ortes ist die PGH Glückauf hervorgegangen. Ihre 120 Mitglieder sind auch in Produktionsstätten in Falkenhain, Weesenstein und beim Bahnhof Burkhardswalde-Maxen tätig. Neben herkömmlichen Schmiedearbeiten und Landmaschinenreparaturen, die in der alten Maxener Schmiede ausgeführt werden, besteht das Produktionsprogramm in der Fertigung von Wartburg-Kraftfahrzeugrahmen für das Automobilwerk Eisenach.

5 Finckenfang (389 m) Im Siebenjährigen Krieg mußte sich im Lauf der Schlacht bei Maxen (20./ 21. 11.1759) der preußische Generalleutnant v. Finckmit 15 000 Mann dem österreichischen Feldmarschall Graf Daun ergeben. Die Ubergabe Verhandlungen fanden im Gut Ploschwitz Nr. 2 statt. Das Ereignis wurde als „Finckenfang bei Maxen" populär. Danach benannte man auch ein Gasthaus auf der Höhe südwestlich Maxen, wo der Kampf begonnen hatte (s. S 1). In dem Gebäude, das 206

ein Betriebsferienheim beherbergt, h a t Rudolf WOLLMANN ein M u s e u m eingerichtet. V o m Aussichtsturm gewinnt m a n einen umfassenden Ü b e r b l i c k (Bild 16). W i r erkennen im Süden das Osterzgebirge m i t L u c h b e r g und Geising, i m Osten das Elbsandsteingebirge, im W e s t e n den Wilisch und das tiefeingeschnittene T a l der L o c k w i t z , i m Norden die Elbtalweitung. N a c h Osten zu lassen a u c h Härtlingskuppen und Bergrücken den engen Zusammenhang m i t d e m geologischen B a u des Elbtalschiefergebirges erkennen (s. B d . 4, Gottleuba, S 1). I n der näheren U m g e b u n g rücken in südlicher R i c h t u n g die Zertalungsbereiche v o n Müglitz und L o c k w i t z nahe zusammen. Die in den Unterläufen tiefeingeschnittenen Nebenbäche engen den Wasserscheidenbereich m i t ihren Quellmulden zwischen beiden Flüssen auf wenige 100 m ein. E i n gutes Beispiel d a f ü r bietet die nahe Kroatenschlucht, ein kurzes und gefällsreiches K e r b t ä l c h e n . Ihren Talursprung bildet eine langgestreckte Delle, die westlich v o m F i n c k e n f a n g in 360 m ü. N N ansetzt. D e r das T a l entwässernde kleine B a c h besitzt v o n seinem Quellaustritt (340 m ü. N N ) bis zur Mündung ins L o c k w i t z t a l ein Gefälle v o n 100 m auf 1 k m Lauflänge.

Hausdorf, Kreis Dippoldiswalde

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D a die früheste Namensform v o n Hausdorf 1402 Hugestorff lautet, d e n k t m a n bei der D e u t u n g a n Dorf des Hug(o), das vielleicht n a c h einem f ü r 1206 überlieferten H u g o de Grimme (Burg Grimmstein) b e n a n n t w o r d e n ist. A n f a n g s gehörte der Ort der B u r g g r a f s c h a f t D o h n a und unterstand n a c h deren A u f lösung dem kurfürstlichen A m t Pirna. Seit 1504 ü b t e Rudolf v . B ü n a u zu Weesenstein die grundherrlichen Befugnisse aus. D a ß die Beziehungen des D o r f e s zur Grundherrschaft durch die A u f l e h n u n g der B e w o h n e r gegen w o h l ungerechtfertigte Forderungen belastet waren, geht aus der Meldung hervor, d a ß 1609 alle männlichen Untertanen 14 T a g e v o m Feudalherren in H a f t gehalten wurden. I m 17. und 18. Jahrhundert g a b es ein eigenes Hausdorfer R i t t e r g u t ohne L a n d , dem die Teufelsmühle unterstand. Diese war, d a der kleine D o r f b a c h keine Mühle zu treiben vermochte, i m L o c k w i t z t a l e r b a u t worden und hieß 1670 Merkens Mühle. U m 1700 besaß ein gewisser D e u b e l d a s Anwesen, aber m a n brachte es mit mehreren Teufelssagen in Verbindung. SCHIFFNER (1840) h e b t von Hausdorf Spalier-Weinbau und Obstbau sowie zwei K a l k ö f e n hervor. D a s Anwesen v o r dem südlichen Ortsausgang w a r mit einer Ziegelei verbunden. Hausdorf h a t seinen Charakter als zweireihiges Waldhufendorf n o c h nahezu unverändert bewahrt. H i n t e r den A n w e s e n erstrecken sich die Feldstreifen bis a n die bewaldeten H ä n g e v o n L o c k w i t z - und Müglitztal. Ü b e r d e m tiefeingeschnittenen T a l des Hausdorfer Baches, das zur L o c k w i t z h i n a b f ü h r t , liegt bis zu 20 m über dem heutigen Talgrund das Unterdorf. Seine Gehöfte, in der Mehrzahl Dreiseitanlagen, bilden eine lockere Reihe. Der Dreiseithof N r . 10 besitzt ein Lehmfachwerkobergeschoß m i t holzverschaltem 207

S 6 Wettergiebel, trägt in der Wohnstube die alte Holzbalkendecke, Kreuzgewölbe in den Ställen und zeigt an der Abseite noch den Backofenanbau. Dem Wohnhaus gegenüber steht als Lehmfachwerkbau das Ausgedingehaus. Fachwerkkonstruktionen an Obergeschossen und angebaute Backöfen finden sich auch bei anderen Höfen in der Nähe. Ein großer Vierseithof (Nr. 6), dessen Wohngebäude von einem Mansardwalmdach abgeschlossen wird, gehörte früher dem Erbrichter. Heute dient er der LPG. Im Dreiseithof Nr. 1, einem Massivbau mit Volutenschmuck und vasenverzierten Torsäulen, wird noch der steinerne Brunnentrog benutzt. Auch die übrigen Gehöfte des Niederdorfes empfangen ihr Trinkwasser aus steingefaßten Brunnen. Aus dem Talgrund, in dem nur ein paar Häusleranwesen und beim neuen Buswendeplatz die mit einem Uhrtürmchen versehene, heute als Gemeindeamt genutzte Schule stehen, steigt die Dorfstraße zur Hochfläche (340,7 m) empor. Dort liegen auf der östlichen Seite der Straße nach Maxen in gedrängter Folge die kleineren Höfe des Oberdorfes, die an eine Trinkwasserleitung nach Maxen angeschlossen sind. Nordöstlich vor dem Dorf entdecken wir das Dreilindengut, das im O B E R REiTschen A t l a s 1821 u n d auf d e m F l u r p l a n von 1835 noch nicht verzeichnet

ist. Es bildete 1953 den anfänglichen Grundstock der LPG Typ III Morgenröte. Ihr folgte i960 die Bildung der LPG Typ I Bundschuh, die sich 1968 angeschlossen hat, so daß 1970 375 ha landwirtschaftliche Nutzfläche gemeinsam bearbeitet wurden. Durch die Bodenreform 1945 an landarme Bauern gekommener Waldbesitz des Rittergutes Lungkwitz war bald gerodet worden. Die Talwiesen des Rittergutes wurden ebenfalls geteilt, desgleichen Feld des Rittergutes Reinhardtsgrimma in der südlichen Gemarkung. Außerdem nutzen die Genossenschaftsbauern 30 ha ehemaliges Ackerland an den Hängen von Lockwitz- und Müglitztal heute als Grünland (insgesamt 120 ha) für ihre Jungviehaufzucht. Ein neuer Schweinestall bietet 400 Läufern Platz.

S 7 Steinhügel (334,3 m) Von einigen devonischen Diabaslagern baut eines den kleinen Höhenrücken am Steinhügel auf. Hier erreicht es eine Mächtigkeit von 100 m, während es sonst 20 m nicht überschreitet. Das Gestein ist mittelkörnig und augitreich. Mit dem Diabas sind die Diabastuffe eng verknüpft, dickschiefrige, weiche Gesteine, deren schmutzig-grüne Farbe von dem chloritisierten Augit herrührt. Außerdem beobachtet man darin Feldspat und viel Kalkspat in Mandeln, Schmitzen und Lagern. In die Diabase und Diabastuffe sind Kalksteine eingeschlossen. In dem großen, 60 m mächtigen Kalksteinlager im Müglitztal an der Peschelmühle wurden Conodonten gefunden, die eine altersmäßige Einstufung in das Oberdevon gestatteten. Eine kleine Kalklinse 60 m südlich des Kalksteinlagers führte in 208

einem nur 1,5 m mächtigen Kalkstein ebenfalls Versteinerungen, die aber S 7 bereits dem Mitteldevon angehören. Die gangartig langgestreckten Massen von Turmalingranit, die südlich vom Steinberg in Richtung Häselich in Gestalt linsenartiger Körper den ordovizischen Phylliten eingeschaltet sind, kann man als glimmerartige, mittel- bis grobkörnige Gesteine ansehen. Sie entstanden durch eine gangartige, spättektonische Intrusion, während die Überprägung von Phyllit und Gneis erst im Zuge der Mittelsächsischen Störung erfolgt ist. Im Liegenden werden die Granite durch die Mittelsächsische Störung begrenzt. Die südlich folgenden, auf der Karte als „feldspatführende Quarzitschiefer" ausgezeichneten Gesteine, gelten als tektonische Randzonen des Granits.

Moschee

S8

Unter Friedrich S E R R E (S. S 4) waren die waldigen Hänge zwischen den heutigen Bahnhöfen Burkhardswalde-Maxen und Mühlbach-Häselich als Parkanlagen erschlossen und mit „Basteien" versehen worden. Auf dem Weinberg ließ er 1848 zu Ehren eines javanischen Gastes, des Prinzen und Malers Raden S A L E H ein Gartenhaus im orientalischen Stil errichten, Blaues Häusel oder Moschee genannt. Über der Tür, die zu einem kapellenähnlichen Innenraum führt, findet man ein Wappenschild mit Halbmond und Sternen und einen Spruch in javanischer Sprache (Ehre Gott und liebe die Menschen). Durch die Bodenreform gelangte das Gebäude in den Besitz eines Neubauern, dem das umliegende Feld zugesprochen worden war.

Mühlbach-Häselich, Kreis Pirna,

S 9

besteht aus zwei selbständig gegründeten Orten. Beide werden in einer Urkunde des Jahres 1412 gemeinsam genannt: Mulbach — Ort am Mühlenbach und Heselich = Ort am Haselbusch (s. C 5 und Q 5). Ihrer Anlage nach stellen sie Reihendörfer dar, Mühlbach an der Ausmündung des Maxener Dorfbaches und Häselich im Müglitztal selbst gelegen. Schon 1548 werden die 12 Ansässigen beider Orte gemeinsam genannt ( M E I C H E 1927). Kirchlich hielten sich die Mühlbacher stets nach Maxen, die Häselicher noch bis 1887 nach Burkhardswalde. Grundherrlich unterstanden beide Dörfer dem Rittergut Maxen. Da seit 1846 eine Talstraße und seit 1890 die Müglitztalbahn den Anschluß an die Verkehrswege im Elbtal gewährleistet, vergrößerte sich die Bewohnerzahl rasch. Aus dem Maxener Schulverband schied der Doppelort 1894 aus, als am 8. Oktober das Mühlbacher Schulhaus eröffnet wurde. Schon 1906 erhielt es einen Erweiterungsbau und bildet heute mit Maxen und Weesenstein ein Schulkombinat. Arbeitsmöglichkeiten für die Bevölkerung boten die im Müglitztal aus Mühlen entstandenen Fabriken. 209

S 9 Die Herrenmühle der Maxener Grundherren wird schon 1548 erwähnt, und als Getreidemühle besaß sie 1819 drei Gänge. In der Nähe stand 1833 ein kleiner Kalkofen, ein Kalkbruch lag nicht weit entfernt. Heute befindet sich in der früheren Mühle der V E B Arara, eine Koch- und Lötgerätefabrik. Die ehemals zu Burkhardswalde gehörige und 1572 nach dem Besitzer benannte Peschelmühle wurde zur Papierfabrik und dient dem V E B Vereinigte Zellstoffwerke Pirna als Teilbetrieb. Die ehemalige Maxener Hofwiese daneben baute man zum Sportplatz aus. Eine PGH Feinmechanik bildete sich unter dem Einfluß der Glashütter Industrie. Häuser städtischer Bauart stehen in der Nähe des Bahnhofs und auf beiden Seiten der Müglitzstraße. Der östliche Talhang wurde seit 1920 nach und nach mit Siedlungshäusern besetzt. Die am Neuen Weg entstanden nach 1950. Unter den wenigen größeren Bauernanwesen ist der Dreiseithof Nr. 53 nahe dem Bahnhof durch die Fachwerkkonstruktion am Obergeschoß und die kreuzgewölbten Ställe architektonisch interessant. Die in der Flur vorwiegenden Hangweiden nutzen die landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften in Gorknitz und in Dohna. Am Ausgang des Maxener Tales verteilen sich auf beide Seiten der ansteigenden Straße wenige, meist Zweiseithöfe. Bei Nr. 29 führt eine Hocheinfahrt in die über dem Pferdestall angeordnete Scheune. Am Hang auf der rechten Seite der Straße schließen sich talaufwärts ältere, von Industriearbeitern bewohnte Eindachhäuser an. Eine Rentnersiedlung entstand nach 1930 am Roten Wege. Als nahes Erholungsgebiet wurden 1956/57 der wildromantische Höllengrund sowie der Teufelsberg erschlossen, den die Müglitz in großem Bogen umfließt. Von der „Autorast Höllengrund" aus können es auswärtige Besucher erreichen.

210

Anhang A . Niederschlagsdaten Station Hirschbach (unteres Osterzgebirge), 345 m ü. NN, 1888—1912 Jahr

1888 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 1900 Ol 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12

Niederschlag (mm) Jahresmenge davon Juli 658 1008 859 864 576 505 817 696 670 811 861 763 762 721 707 706 526 840 799 814 606 688 756 434 862

65 117 117 14S 49 76 140 31 80 254 95 82 46 104 86 52 8 82 138 241 85 153 109 28 95

Tage mit Schneedecke 67 63 65 61 80 69 43 95 75 49 39 43 61 85 37

34 58 97 45 38 43

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O 161, 163, 210 Ausflugsverkehr, s. a. Naherholung, 27, 28, 82, 95, 104, 137 Aussicht 37, 63, 71, 84, 94, 104, 121, 136, 188, 191, 195, 197, 207 Basalt 4, 20, 107, 197 Bauernlegen 86, 145,154,164,193,197 Baumschule 32, 79, 157, 179 Befreiungskrieg 1813 83, 140 Bergmännische Tradition 48, 203 Bergsicherung 14 Betriebsferienheim s. Erholungsheim Boden 8, 9,19, 21, 79, 85, 95,108, 136, 159, 174, 177, 179, 185, 187, 188, 189, 191, 195, 197, 201 Bodenfließen 72 Bodenreform 13, 45, 69, 73, 86, 88, 93, 97, 102, 133, 138, 140, 146, 148, 153, 155, 156, 158, 165, 186, 189, 197, 206, 208, 209

Borstgrasrasen 185 Brand 122, 125, 129, 132, 157, 163, 164, 186, 195 Brekzie 24, 37, 39 Buchenmischwald 19 Bürgerhaus 26, 27, 30, 121 Burg 16, 93, 122, 176, 186, 200, 204 Campingplatz 141, 185 Denkmal, -schütz 29, 48, 53, 54, 65, 78, 97 Devon 24, 203, 208 Diabas 24, 208 Diorit 37, 160 Döhlener Becken 1, 37, 57, 67 Dorfform s. Siedlungsform Dreißigjähriger Krieg 117, 127, 130, 143, 164 Edelstahlwerk 51, 53, 56 Eichen-Birkenwald 36 Eichen-Buchenwald 36, 37, 109 Eichen-Hainbuchen-Lindenwald 37 Eichen-Hainbuchenwald 9 Eisenbahn 12, 13, 28, 44, 45, 48, 50, 63, 73, 92, 110, 111, 118, 120, 135, 165, 168, 181, 209 Eisenhammerwerk 48, 50, 55 Elbtalschiefergebirge 1, 4, 99, 103, 141, 160, 200, 207 Elsterkaltzeit 5, 71, 95, 112, 159 Erholungsheim 15, 22, 23, 76, 105, 115, 120, 128, 140, 165, 207 Erzbergbau 13, 14, 35, 113, 116, 139, 173, 180, 186, 199 Eschen-Erlen-Bachwald 113 Feinmechanik 202, 210 Fichten-Kiefernwald 108 241

Fichtenwald 108 Fischwirtschaft 112, 182 Flößerei 110 Flurform s. Siedlungsform Flurnamenerklärung 56, 70, 72, 79, 80, 81, 82, 83, 84, 96, 101, 122, 131, 140, 142, 143, 144, 145, 150, 156, 160, 193. 199 Fluß 4, 25, 26, 44, 54, 61, 64, 71, 79, 107, 110, 112, 117, 125, 127, 143, 148, 160, 179, 200, 201, 204 Forstbotanischer Garten 29 Forstwirtschaft 4, 9, 19, 20, 36, 108, 113, 118, 174, 179, 186, 188, 189, 190, 195. 198, 199 Forstwissenschaft 13, 29 Fossilien 21, 39, 41, 71, 72, 107, 129, 133, 139. 159. 177. 191. 208, 209 Frondienst 31, 61, 72, 87, 92, 101, 123, 132, 135, 142, 157, 180, 206, 207

Hochschulreform 30 Hochwasser 8, 26, 58, 100, 113, 119, 181 Hopfenanbau 81, 84 Hornfels 99 Industrie 13, 14, 31, 42, 44, 45, 47, 48, 52, 57, 58, 70, 78, 92, 112, 115, 116, 130, 150, 151, 163, 172, 181, 202, 205, 206, 209, 210 Jagd 72, 108, 190

Gedenkstätte, -stein, -tafel 23, 47, 72, 76, 125, 132, 173 Geißklee-Eichen-Lindenwald 37 Geröll 57, 106, 112 Geschiebelehm 5, 159 Gneis 37, 62, 98, 107, 110, 117, 118, 139, 141, 181, 186, 200 Goldseife 179 Granitporphyr 107 Granodiorit 141 Grauwacke 99, 141, 160 Grünland 9, 15, 55, 69, 98, 117, 127, 157, 160, 177, 187, 188, 193, 195, 201, 208, 210 Grundherrschaft 12, 16, 53, 56, 58, 62, 64. 73. 76. 77. 80, 82, 83, 85, 86, 87, 90, 95. 96, 97- 1 0 1 > 103> 1 2 2 . 1 2 5 . 127, 130, 132, 135, 138, 142, 145, 147, 148, 150, 154, 157, 158, 163, 166, 171, 174, 184, 185, 188, 202, 203, 207, 209

Kalkflöz 39, 72 Kalkgewinnung, -ofen 13, 24, 55, 56, 81, 83, 132, 138, 143, 160, 203, 205, 207, 208, 210 Karbon 107, 161 Kattundruckerei 151 Kinderarbeit 151 Kirche 18, 26, 35, 46, 59, 67, 70, 90, 91, 116, 122, 131, 132, 149, 162, 166, 172, 175, 190, 205 Kirchenorganisation 17, 58, 65, 70, 80, 83, 85, 87, 92, 95, 97. 103, 157, 163, 164, 202, 203, 209 Klima 5, 108, 118 Klubhaus s. Kulturhaus Kohlenmeiler 31 Kommunistische Partei Deutschlands 43. 68, 133, 153 Konglomerat 4, 37, 39, 41, 42, 55, 57, 79, 106, 129, 136, 157, 195, 197. 199 Kooperationsgemeinschaft 15, 69, 79, 81, 93, 146, 164 Kraftverkehr 12, 63, 73, 87, 93, 102, 120, 135, 136 Kraftwerk 119, 168, 181 Kreidezeit 4, 19, 21, 32, 67, 71, 94, 96, 106, 129, 139, 174, 177, 189, 190, 191. 195 Kulturhaus 23, 52, 53, 65, 67, 88

Hainsimsen-Traubeneichen-Buchenmischwald 100 Heilbad 28, 151, 205 Herrenhaus 60, 61, 86, 87, 102, 131, 144, 145, 149, 155. 167, 205 Herzynischer Bergmischwald 199

landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft 14, 17, 18, 23, 32, 35, 45. 56, 65, 69, 73, 78, 81, 82, 83, 85, 86, 88, 93, 96, 97, 101, 102, 103, 117, 128, 129, 131, 135, 138, 140, 142, 143, 144, 145, 146, 148, 153,

242

156, 157. 158, 163, 164, 165, 17 1 » 174. 177. 186, i8g, 193. 195. 197. 202, 203, 206, 208, 210 Laubmischwald 20 Löß, -lehm 5, 8, 19, 72, 77, 81, 85, 95, 96, 117, 127, 145 Malerei 80, 119, 130, 136 Marmor 200, 203 Meißner Syenit-Granitmassiv 37, 160 Mittelsächsische Störung 141, 200, 209 Mühle 53, 54, 58, 59, 73, 76, 77, 80, 82, 86, 93, 101, 115, 118, 119, 125, 129, 138, 144, 145, 148, 149, 150, 158, 163, 166, 193, 201, 205, 207, 209, 210 Museum 29, 42, 48, 102, 105, 171, 207 Naherholung 15, 110, 141, 148, 181, 210 Naturlehrpfad 29 Naturräumliche Einheiten 4, 195 Naturschutz 20, 22, 32, 33, 35, 36, 37, 61, 118, 129, 135, 202, 204 Nossen-Wilsdruffer-Schiefergebirge 1, 24, 141 Novemberrevolution 1918 152 Oberflächenform 1, 4, 5, 16, 19, 25, 33, 34. 36, 37. 44. 55. 56. 6 3. 67, 71. 77. 79. 81, 84, 94, 98, 104, 107, 112, 117, 121, 129, 136, 139, 146, 159, 167, 179, 186, 187, 188, 189, 190, 191, 195, 197, 198, 204, 207 Obstbau 15, 16, 32, 56, 62, 65, 67, 77, 86, 88, 97, 103, 144, 153, 154, 157, 158, 162, 164, 207 Obstverarbeitung 93 Ordovizium 24, 141, 209 Paläozoikum 24, 37 Papierfabrik 59, 210 Parkanlage 93, 102, 133, 144, 149, 156, 160, 161, 188, 209 Pechstein 22, 107 Pendlerverkehr 57, 68, 70, 73, 78, 80, 81, 102, 103, 156, 161, 163

Periglazialerscheinung 5, 8, 72, 117, 177, 186, 191 Phyllit 209 Plastmaschinenwerk 51 Porphyr 22, 28, 39, 107 Porphyrit 4, 39 Postsäule 27 Preußisch-österreichischer Krieg 1866 84 Quarzit 200 Quarzporphyr 20, 24, 62, 107, 110, 112, 167, 191 Quelle 28, 64, 71, 73, 105, 110, 127, 139, 174, 190, 200 Sathaus 46, 53, 59, 121 Revolution 1848/49 54, 123, 151, 206 Rittergut 10, 12, 43, 47, 53, 58, 69, 86, 90, 91, 101, 102, 132, 133, 144, 145, 150, 153, 155, 161, 164, 188, 207 Rosenzucht 93, 157 Rotbuchenbestand 34 Rotliegendes 1, 4, 13, 37, 76, 79, 81, 85, 98, 103, 107, 141, 145, 154, 195, 197, 199 Sage 101, 190, 207 Sandstein 4, 5, 19, 20, 21, 32, 39, 41, 67, 70, 71, 72, 77, 79, 80, 81, 85, 94, 96, 106, 107, 129, 130, 138, 139, 156, 174, 177, 189, 190, 195, 197, 199, 200, 201 Schädlingsbekämpfung 105 Schiefergestein 24, 39, 41, 72, 79, 99, 103, 142, 159, 160, 200, 203 Schloß 25, 26, 48, 91, 102, 104, 144, 146, 155, 161, 167 Schmelzwasserbildung 5, 71, 95, 159 Schotterablagerung 95, 98, 99, 1 1 2 Schule 23, 31, 35, 56, 60, 62, 65, 69, 70. 73. 78, 80, 85, 88, 93, 95, 97, 103, 105, 116, 121, 125, 128, 133, 137, 138, 140, 148, 150, 155, 161, 163, 164, 165, 167, 172, 186, 202, 206, 208, 209 Schuttbildung 5, 8, 117, 127, 186, 187, 190, 191, 195, 197 Siebenjähriger Krieg 117, 191, 202, 206 243

Siedlungsform 10, 16, 17, 22, 23, 32, 58, 61, 64, 68, 69, 73, 76, 77, 80, 81, 82, 83, 85, 86, 90, 95, 101, 103, 115, 127, 128, 130, 131, 135, 137, 139, 142, 143, 145, 147, 148, 154, 157, 158, 160, 162, 164, 165, 171, 172, 175, 185, 193, 196, 201, 202, 204, 207, 209 Silur 24, 159 Sitzmöbelherstellung 13, 36, 122, 123, 130, 137. 138, 14°. 202 Sozialdemokratische Partei Deutschlands 68, 152 Sozialstruktur 12, 27, 36, 65, 68, 73, 77, 80, 81, 88, 97, 105, 116, 145, 151, 154, 157, 158, 161, 163, 164, 172, 175, 184, 201, 202 Spinnerei 58 Sportanlage 52,120,132,133,138,149, 151, 154, 164, 175, 182, 210 Stadtrecht 27, 42, 43 Steinbruch 4, 16, 20, 21, 22, 32, 65, 70, 71, 77, 80, 81, 83, 85, 106, 107, 130, 138, 144, 156, 166, 174, 177, 184, 190, 191, 195, 197, 200, 203 Steinkohlen, -bergbau 1, 13, 39, 42, 44, 45, 46, 48, 49, 56, 63, 65, 66, 67, 68, 73. 77. 84, 133. 148» *77 Steinkreuz 31, 86, 105, 106, 116, 163, 190, 191, 193 Straßenbahn 52, 149, 151 Straßenverkehr 12, 27, 47, 52, 63, 87, 140, 148, 149, 181, 201, 209 Strohflechterei, -Verarbeitung 92, 132, 133, 148, 150, 154, 163, 165, 195 Syenit 42, 103 Syenodiorit 160 Tal, Talform 4, 5, 9, 16, 17, 19, 44- 5°. 61, 71, 72, 79, 98, 107, 112, 117, 127, 144, 159, 160, 165, 188, 196, 198, 201, 202, 207 Talsperre 113, 115, 119, 167, 181, 185, 186, 188 Teich 44, 110, 139, 140, 157, 159, 160, 188, 193 Tektonik 4, 5, 32, 41, 67, 71, 113, 141, 198, 209 Tertiär 19 244

Traubeneichen-Buchenmischwald 199 Trinkwasserversorgung 60, 62, 115, 127, 128, 167, 190, 208 Tuff 19, 39, 41, 55, 62, 67, 72, 203, 208 Umweltschutz 29, 52, 59, 168 Ur- und frühgeschichtliche Besiedlung, s. a. Burg, Wallanlage, 9, 25, 70, 83, 87, 89, 93, 95, 96, 104 Vegetation 8, 19, 20, 21, 32, 33, 34, 36, 37. 55. 62, 79, 94, 100, 108, 113, 118, 141, 183, 185, 189, 198, 201, 203 Viehwirtschaft 17, 18, 61, 62, 69, 79, 86, 88, 93, 97, 103, 128, 138, 145, 146, 147, 148, 153, 157, 158, 159, 161, 164, 167, 172, 174, 177, 186, 189, 193, 197, 202, 208 Volksarchitektur 17, 18, 22, 23, 32, 35. 45. 47. 56. 58, 60, 61, 65, 67, 73, 76, 77, 78, 81, 83, 84, 85, 86, 87, 95, 97, 102, 103, 115, 122, 125, 128, 129, 130, 132, 136, 137, 139, 142, 143, 145, 146, 147, 149, 154, 157, 158, 162, 163, 165, 166, 171, 172, 185, 186, 193, 195, 196, 202, 205, 208, 210 Volksgut 61, 84, 160, 161, 167, 193 Vorwerk 35, 70, 86, 132, 135, 138, 143, 158, 164, 175, 186, 193, 197, 201 Waldarbeit, -Wirtschaft 10, 16, 19, 22, 33. 34. 195. 197 Wallanlage 10, 25, 90, 94, 103, 104 Wasserburg 10, 148, 156, 177 Wegsäule 62, 125, 130, 140, 172, 173, 175, 190 Weichselkaltzeit 5, 99 Wendischcarsdorfer Verwerfung 1, 4, 32, 98, 139, 197, 198 Westlausitzer Störung 141 Windmühle 16, 62, 117, 133, 195 Wochenendsiedlung 23, 130, 182, 195, 197 Wüstung 17, 84, 96, 101, 143, 159, 160, 163 Ziegelei 77, 78, 95, 132, 138, 140, 143, 144, 147, 150, 163, 166, 207 Zierpflanzenbau 153

l

Curt Querner: Arbeiterkind Doris aus Börnchen (1928) und Carsdorf im Schnee (1955)

2 b Rauchschadenprüffeld Tharandter Wald

3

Forstgarten Tharandt: Denkmale M. R . Preßlers, Heinrich Cottas

4b

Döhlener Becken mit Freital und Windberg

6b

Brücke und Schloß Lockwitz. Aquarell von Wilhelm Rötha (1783—1845)

7

Abfüllmaschine in der Kelterei Lockwitzgrund

8

Heuernte bei der Hummelmühle/Lockwitztal

9

Blick von der Burgstàdteler Linde zum Wilisch

lob

Sitzmöbelfabrik Rabenau

Ii

Oelsaer Holzbildhauer bei der Stilmöbelherstellung

12b

Zentralinstitut Sportmedizinischer Dienst Kreischa: Wohnhaus und Trainingshallen

13b

Talsperre Malter

14

Betriebsschule Röhrsdorf des VEG Gamig

15

Steinkreuz in Gorknitz

i6

Blick vom Finckenfang nach Osten

FREITAL =

HAINSBERG-Stadtteil

Karte (nach Übersichtskarte der DDR, 1:200000) zu „Zwischen Tharandter Wald, l icitai und dem Lockmtztal" W E R T E U N S E R E R HEIMAT, Baud 21

Somsdorf

:

= Landgemeinde

Wilmsdorf

- Ortsteil

Kleinnaun . Il Bannewr j \ \ d o r f , /¿Neuv/CunnersdorfJ ftorkerXft 'eubanne •^witzjrl

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Wilmsdorf 1J

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Erschienen im Akademie-Verlag, Berlin Lizenz-Nr. 20.:, P 43/74 Druck: V E B Druck haus „Maxiru Gorki", Altenburg