Magdeburg und Seine Umgebung: Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme im Gebiet von Magdeburg und Biederitz [3., bearbeitete Auflage, Reprint 2022] 9783112643082


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Magdeburg und Seine Umgebung: Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme im Gebiet von Magdeburg und Biederitz [3., bearbeitete Auflage, Reprint 2022]
 9783112643082

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MAGDEBURG UND SEINE

UMGEBUNG

D E U T S C H E A K A D E M I E D E R W I S S E N S C H A F T E N ZU GEOGRAPHISCHES INSTITUT ARBEITSGRUPPE HEIMATFORSCHUNG

WERTE UNSERER

HEIMAT

Heimatkundliche Bestandsaufnahme in der Deutschen Demokratischen Republik

Band 19

BERLIN

MAGDEBURG U N D SEINE UMGEBUNG Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme im Gebiet von Magdeburg und Biederitz

3., bearbeitete Auflage Bearbeitet von Lothar Gumpert Mit 34 Abbildungen, 16 Kunstdrucktafeln, 1 Übersichtskarte

1981

AKADEMIE-VERLAG



BERLIN

Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats für Heimatforschung des Instituts für Geographie und Geoökologie der Akademie der Wissenschaften der DDR: Prof. Dr. habil. Dr. eh. Edgar Lehmann, Leipzig (Geographie, Vorsitzender), Prof. Dr. Heinz Lüdemann, Leipzig (Geographie, Direktor des Instituts), Prof. Dr. habil. Ludwig Bauer, Halle (Geographie, Naturschutz), Dr. habil. Karlheinz Blaschke, Dresden (Geschichte), Dr. sc. Werner Coblenz, Dresden (Ur- und Frühgeschichte), Prof. Dr. habil. Ernst Ehuald, Eberswalde (Bodenkunde), Prof. Dr. Edgar Lehmann, Berlin (Kunstgeschichte), Prof. Dr. habil. Hermann Meusel, Halle (Botanik), Prof. Dr. sc. Günter Möbus, Greifswald (Geologie), Prof. Dr. Hans Nadler, Dresden (Denkmalpflege), Prof. Dr. habil. Ernst Neef, Dresden (Geographie), Prof. Dr. Werner Radig, Berlin (Hausforschung), Dr. sc. Rudolf Weinhold, Dresden (Volkskunde), Dr. Dietrich Zühlke, Dresden (Geographie) Manuskript zu diesem Band abgeschlossen 30. 4.1970. Redaktionsschluß der 3., bearbeiteten Auflage: 15. 9.1978 Leitung der wissenschaftlichen Bearbeitung und Redaktion: Dr. Dietrich Zühlke, Akademie der Wissenschaften der DDR, Institut für Geographie und Geoökologie, Arbeitsgruppe Heimatiorschung, 801 Dresden, AugustusstraOe 2

Erschienen im Akademie-Verlag, DDR - 1080 Berlin, Leipziger Str. 3 - 4 © Akademie-Verlag Berlin 1972 Lizenznummer: 202 • 100/140/81 Gesamtherstellung: V E B Druckerei „Thomas Müntzer", 5820 Bad Langensalza Bestellnummer: 751 8480 (2084/19 • L S V 5235 • P 299/78 Printed in GDR E V P 12,50

INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort

VII

Mitarbeiterverzeichnis

IX

Verzeichnis der Suchpunkte

XI

Überschau Einzeldarstellung Anhang

l 30 206

Tabelle 1 : Ubersicht (iber die geologischen Formationen des Magdeburger Gebietes 206 Tabelle 2: Ubersicht über das Quartär des Magdeburger Gebietes 208 Tabelle 3: Vorgeschichtliche Besiedlung des Magdeburger Raumes 210 Tabelle 4: Einwohnerzahlen vom 16. bis 20. Jahrhundert sowie Beschäftigtenübersicht und Auspendler nach Magdeburg 214 Tabelle 5: Industriebetriebe in Magdeburg

216

Literaturverzeichnis

218

Verzeichnis der Abbildungen

231

Namenverzeichnis

233

Sachverzeichnis

240

VORWORT

Zum ersten Mal in der Reihe „Werte unserer Heimat" behandelt dieser Band eine Großstadt und ihre Umgebung. Auf der Stadt Magdeburg liegt dabei in jeder Hinsicht das Hauptgewicht. Die traditionelle Form der Aufgliederung in Suchfelder wurde insofern abgewandelt, als Magdeburg das Suchfeld A bildet, in dem Altstadt, ehemaliger Befestigungsgürtel und Vororte als Suchpunktei zu finden sind. Eine Behandlung der Stadt im ganzen wurde vorausgeschickt. Von dem umgebenden Gebiet der Börde, der Elbaue und des Westflämings wurden die Teile aufgenommen, die auf den folgenden Meßtischblättern dargestellt sind: jeweils das südliche Drittel der Blätter Wolmirstedt (3 735) = Suchfeld B und Niegripp (3 736) = Suchfeld C, die Blätter Magdeburg (3 835) = Suchfeld D und Biederitz (3836) = Suchfeld E sowie jeweils das nördliche Drittel der Blätter Groß Ottersleben (3935) = Suchfeld F und Schönebeck (3936) = Suchfeld G. Eine Überschau zu Beginn des Bandes ermöglicht eine Einordnung des behandelten Raumes in geologische, morphologische, klimatische, boden- und hydrogeographische, vorgeschichtliche, siedlungsgeographische, regionalgeschichtliche und wirtschaftliche Zusammenhänge. Entscheidenden Anteil am Gelingen des Bandes hat Herr Dr. Lothar Gumpert, der sich als Geographielehrer eng dem Magdeburger Gebiet verbunden fühlt und die geographischen Darstellungen selbst übernahm. Er gewann eine stattliche Zahl von Bearbeitern für die anderen Sach- und Fachbereiche dieser Gemeinschaftsarbeit, stimmte die einzelnen Anteile gegenseitig aufeinander ab und füllte auftretende Lücken durch weitere eigene Beiträge. Die Bearbeitung des Endmanuskriptes erfolgte in enger Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Heimatforschung in Dresden, von der Herr Dr. Werner Schmidt mit der Redaktion betraut war. Der Dank für diese Veröffentlichung gilt den Mitarbeitern an diesem Band, die sich der Unterstützung zahlreicher staatlicher Behörden und wirtschaftlicher Institutionen erfreuten. Für die Schlußdurchsicht stellten sich dankenswerterweise zwei Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats für Heimatforschung des Geographischen Instituts Leipzig der Deutschen Akademie der Wissenschaften zur Verfügung, der Vorsitzende des Beirats, Herr Prof. Dr. Dr. eh. E. Lehmann, sowie der Leiter der Arbeitsstelle für Kunstgeschichte der Deutschen Akademie der Wissenschaften, Herr Prof. Dr. E. Lehmann aus Berlin, der zudem wesentlichen Einfluß auf die Gestaltung der kunstgeschichtlichen Beschreibungen nahm. Prof. Dr. Hans Nadler

Dr. Dietrich

Zühlke

VII

MIT ARBEITERVERZEICHNIS Dr. Lothar Gumpert, Magdeburg (Geologie, Physische Geographie, Beiträge zu den Ortsbeschreibungen, Verkehrswege). Dipl.-Historiker Wolfgang Buchholz, Leiter des Kreisheimatmuseums Burg (Ortsbeschreibungen Kreis Burg). Hans Daverhuth, Kreisnaturschutzbeauftragter in Magdeburg (Biologie). Dr. Rudolf Engelhardt, Leiter des Staatsarchivs Magdeburg (Geschichte der Arbeiterbewegung). Dr. Hans Otto Gericke, Pädagogisches Institut Magdeburg (Wirtschaftsgeschichtliche Beiträge zu Magdeburg). Dipl.-Gärtner Helmut Giese, Humboldt-Universität Berlin, Institut für Landschaftspflege (Parkanlagen Magdeburgs). Dr. Hanns Gringmuth-Dallmer, Leiter der Außenstelle Wernigerode des Staatsarchivs Magdeburg (Historische Beiträge für Überschau und Magdeburg). Fritz Heiber, Leiter des Kreisheimatmuseums Schönebeck/Elbe (Ortsbeschreibung Pechau und Umflutkanal). Dr. Sigrid Hinz, Kupferstichkabinett Berlin (Kunstgeschichte). Hans Lies, Kreisbodendenkmalpfleger in Magdeburg (Ur- und Frühgeschichte). Ing. Friedrich Mertens, Magdeburg (Festungsanlagen Magdeburgs). Dr. Ernst Nickel, Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Institut für Ur- und Frühgeschichte, Forschungsstelle Magdeburg (Ur- und frühgeschichtliche Beiträge zu Magdeburg-Altstadt). Dr. Klothilde von Olshausen, Staatsarchiv Magdeburg (Beiträge zu den Ortsbeschreibungen) . Prof. Dr. Werner Radig, Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Zentralinstitut für Geschichte, Wissenschaftsbereich Deutsche Volkskunde und Kulturgeschichte (Bauernhaus). Dr. Helmut Schönfeld, Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Institut für deutsche Sprache und Literatur (Mundart, Volkskunde). Dr. Ernst Schubert, Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Arbeitsstelle für Kunstgeschichte (Dom, Liebfrauenkirche). Dipl.-Geogr. Günter Taege, Leipzig (Siedlungsformen). Dr. Teodolius Witkowski und Dr. Max Bathe, Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Zentralinstitut für Sprachwissenschaften, Bereich Sprachgeschichte, Arbeitsgruppe Namen- und Reliktwortforschung (Namenkunde). Architekt BD A Johannes Zabel, Magdeburg (Neuaufbau Magdeburgs). Redaktionsmitarbeit : Dr. Werner Schmidt

IX

VERZEICHNIS DER

SUCHPUNKTE

Die Nummern entsprechen denen am Rande des Textes sowie denen auf der Ü bersichtskarte A

Magdeburg

30

a) Lage b) Entwicklung der Stadt

. .

32

c) Gedenkstätten und Gedenktafeln der Arbeiterbewegung

48

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27

B

1 2 3 4 5 6 7

C

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Mittellandkanal Schiffshebewerk Rothensee Hohenwarthe Weinberg Waldkrankenhaus Lostau . Lostau Forsthaus K ü l z a u . .. . . Magdeburger Rieselfelder . Moser Kapaunenberg

D

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14

Dahlenwarsleben 151 Gersdorf 153 Hohenwarsleben 153 Felsenberg 156 Dehmberg 156 Ebendorf 157 Olvenstedt . . . " . . . . 158 Großer Silberberg . . . . 161 Schnarsleben 162 Niederndodeleben . . 162 Schrote . . 165 Hohendodeleben 166 Hängeisberge 168 Klinke 168

30

Altstadt Festungsgürtel Alte Neustadt Neue Neustadt Industriegelände . . . . Rothensee Stadtfeld Diesdorf Sudenburg Gartenstädte Reform und Hopfengarten Lemsdorf Groß Ottersleben . . . . Klein Ottersleben . . . . Benneckenbeck Buckau Fermersleben Salbke ,. Westerhüsen Werder Kulturpark Rotehora . . Herrenkrug-Park Brückfeld Friedensweiler Cracau Prester Zipkeleben Elbe in Magdeburg . . . .

51 78 83 87 90 92 94 97 100 104 104 106 108 109 110 114 115 117 119 120 121 122 124 124 126 127 128

E

Klein Ammensieben . .133 Teufelsberg 134 Meitzendorf 135 Barleben . 137 Barleber See 140 Alte Elbe bei Barleben . . 141 Hildagsburg 142 143 143 144 146 147 148 149 149 149 150

1 Alte Elbe nordöstlich von Magdeburg 169 2 Alte Burger Straße . . . . 1 7 0 XI

3 4 5 6 7 8

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1.3 14 15 16

17 18

XII

Gerwisch Körbelitz Spitzer Berg Woltersdorf Büden Biederitz Alte Eisenbahnlinie Magdeburg — Berlin Heyrothsberge Königsborn Nedlitz Alte Straße nach Brandenburg Gübs Menz Wahlitz • . . . Taubenberg Pöthen

170 172

173 174 175 176

F

1 Flughafen MagdeburgSüd 2

3 Sohlener Berge G

1 2

178

178 179 180 182 182 183 186 187 188

3 4 5 6 7

Elbe Alte Elbe an der Kreuz-

189 189 190 190

193 194 195

Kreuzhorst Umflutkanal 197 Randauer Talsandinsel . . 198 Klusdamm 199 8 Pilm 200 9 Heilstätte Vogelsang . . . 2 0 0 1 0 Ehle 201 11 Gommern 202 12 Fuchsberg 205

Überschau N a t u r r ä u m e und L a n d s c h a f t e n Die 46,5 m hohe Plattform des Aussichtsturmes im Magdeburger Stadtpark gewährt einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Landschaften des Gebietes. Dabei können drei große naturräumliche Einheiten mit mehreren Teillandschaften unterschieden werden (Abb. 1). Der Bereich mit dem Stadtpark gehört zur 6—8 km breiten Elbniederung, die sich in etwa 45 m ü. NN ungefähr von Süden nach Norden hinzieht und die von einer 1—2 m mächtigen Auelehmschicht bedeckt wird. Auch der nicht durchgehend zusammenhängende Talsandstreifen der Niederterrasse als Teil der Gommern—Gerwischer Heide und ein Teil des Ohretales sind zum Elbtal zu rechnen. Westlich davon breitet sich die Niedere Börde, im Norden mit Höhen zwischen 55 und 75 m ü. NN und im Süden zwischen 75 und 85 m ü. NN, als Teil der Magdeburger Börde aus. Die Teillandschaften, Olvenstedter und Ebendorfer Terrasse, werden meist durch eine deutliche Geländestufe getrennt. Im Bereich der Niederen Börde liegt der größte Teil von Magdeburg. Von der flachwelligen Landschaft der Hohen Börde ragt nur der östlichste Streifen in das Gebiet herein, östlich des Elbtales dehnt sich der überwiegend flachwellige Westfläming in 55—60 m ü. NN aus, auf dem sich im Norden ein von Nordwest nach Südost verlaufender Endmoränenzug in 70—80 m ü. NN deutlich abhebt.

Geologie und G e o m o r p h o l o g i e Die Flechtingen—Roßlauer Scholle, die in den höheren westlichen Bereichen auch Flechtinger Höhenzug genannt wird, und die Ablagerungen des Känozoikums (Erdneuzeit) bestimmen im wesentlichen den geologisch-morphologischen Aufbau unseres Raumes (Abb. 2). Diese Scholle mit ihren paläozoischen Gesteinen stellt das nördlichste Grundgebirge in Mitteleuropa dar, das durch die saxonische Gebirgsbildung im Malm und in der Oberkreide emporgepreßt worden ist (Tab. 1). Sie streicht in herzynischer Richtung, also von Nordwesten nach Südosten, unter Magdeburg hinweg. Im nördlichen Teil besteht sie aus stark gefalteten, unterkarbonischen Gesteinen, die oft in geringer Tiefe anstehen (s. D 7), im Bereich der Elbe verschwinden, aber bei Gommern nochmals an die Oberfläche treten (s. G 11). An die unterkarbonischen Tonschiefer und Grauwacken schließen sich südwärts oberrotliegende Sedimente an, die z. T. schwach nach Südwesten einfallen

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5 km I

Grenzen der naturräumlichen Haupteinheiten —

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Grenzen der naturräumlichen Einheiten Naturschutzgebietsgrenzen Landschaftsschutzgebietsgrenzen

U. O. E. F. H . B.-J. S. F W 44

Unteres Ohretal Ehletal Frohser Hügelland LSG Barleber-Jersleber See LSG Felsenberg NSG Weinberg Höhenangabe in m 0. N N

Abb. l Naturräumliche Gliederung sowie Landschafts- und Naturschutzgebiete

2

und teilweise durch eine Verwerfung von den unterkarbonischen Gesteinen getrennt sind. Die Sedimente erlangten durch den Domfelsen in der Stromelbe in Magdeburg Berühmtheit (s. A a). Jenseits eines schmalen Zechsteinbandes auf der Linie mit den Orten Prester und Diesdorf, in dem Auslaugungserscheinungen zu bemerken sind, liegt die Weferlingen—Schönebecker Triasplatte, die im Südwestteil unseres Gebietes durch den an einigen Stellen bis fast an die Oberfläche heranreichenden Buntsandstein vertreten ist (s. A 14). Das Relief der paläozoisch-mesozoischen Gesteinsschichten wurde im Alttertiär zu einer Rumpffläche eingeebnet. Darauf lagerten sich im Mitteloligozän im wesentlichen Grünsand und Rupelton (s. A a, D 3). Beide Schichten weisen sehr unterschiedliche Mächtigkeiten auf; der Grünsand erreicht im Nord teil bis 40 m, der Rupelton am Hochbörderand sogar 60 m. Im weiteren Verlauf des Tertiärs schufen gebirgsbildende Kräfte neue Reliefunterschiede, die aber die pliozäne Rumpffläche wieder beseitigte, so daß im ganzen weite Flächen vorherrschen. Die heutigen Höhenunterschiede sind im wesentlichen das Ergebnis quartärer Eis- und Wassertätigkeit. Die eiszeitlichen Formen sind als Höhen- und Talpleistozän ausgeprägt (Abb. 3, Tab. 2). Das saalekaltzeitliche Eis setzte dem Hochbörderand und der Niederen Börde südlich von Magdeburg einige Endmoränenkuppen auf, die mit denen im Gebiet von Calbe — Bernburg — Halle gleichgesetzt werden und dem Petersberger Vorstoß (benannt nach einem Berg nördlich von Halle) des Drenthestadiums (benannt nach einer Provinz in den Niederlanden) angehören (s. D 13). Dagegen überzieht die saalekaltzeitliche Grundmoräne die Börde mit einer meist nur ganz dünnen Decke. Lediglich im Südwestteil unseres Gebietes wird sie über 10 m mächtig; auch im Westfläming liegen solche Grundmoränen mit einer Mächtigkeit von 4—5 m. Der Höhenzug zwischen Hohenwarthe und Moser entstand während der Warthevereisung (s. C4, C10). Das dazugehörende, 12 — 1 4 1 er11 breite Urstromtal stellt einen Teil des Wroclaw (Breslau)—Magdeburg—Bremer Urstromtales dar; es wird etwa durch die Orte Salbke, Olvenstedt und Groß Ammensieben sowie Gommern und Hohenwarthe seitlich markiert. In der Weichseleiszeit schotterte die Elbe in dem Urstromtal die Niederterrasse auf (s. D 8). Da diese aber weithin im Holozän durch die Elbe ausgeräumt worden ist, blieben die weichseleiszeitlichen Talsandflächen nur stellenweise erhalten, so bei Barleben, Gommern und Gerwisch. Die holozäne, 6—8 km breite Elbniederung liegt etwa 1—3 m unter der Niederterrasse. Auch der westliche, höhere Teil der Niederen Börde mit Höhen um 70 m ü. NN wird als Terrasse erklärt. Ihre Anlage verdankt sie jedoch schon einem pliozänen Fluß, der wohl auch den markanten Hochbörderand durch Seitenerosion herausarbeitete (s. D 5). Das westelbische Gebiet, also die Magdeburger Börde im eigentlichen Sinn, erhielt seinen besonderen Charakter durch eine Decke weichseleiszeitlichen Lößes (s. D 1). Dieses meist weniger als 2 m mächtige äolische Sediment überzieht sowohl die Urstromtalfläche des Warthestadiums als auch die höher gelegenen Teile der Börde. Etwa auf der Linie mit den Orten Barleben und Ammensieben verläuft die Nordgrenze des Lößes. In der Elbaue verhüllt eine geringmächtige 3

Weferlingen - Schönebecker Triasplatte

tbendorler

Terrasse

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Quartär

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Paläogen

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beiliegendes

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Unterkarbon

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Buntsandstein

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Abb. 2 Geologisches Profil von Norden nach Süden Schicht von Auelehm (s. G 4) meist die darunterliegenden holozänen Sande und Kiese von etwa 10 m Mächtigkeit. Auf der ostelbischen Seite sitzen der Niederterrasse Dünenketten auf, die hauptsächlich in der Zeit vom Spätglazial bis zur Wiederbewaldung im Präboreal aufgeweht wurden. Ihr Alter dürfte wohl dem des jüngsten Lößes der Börde entsprechen (s. E 17, G 12). Im Westfläming fehlt die Lößdecke.

Böden Von den Böden unseres Gebietes besitzt die Steppenschwarzerde der Magdeburger Börde eine besondere landwirtschaftliche Bedeutung (s. D 1). Sie bildete sich in der postglazialen Wärmezeit auf Löß und steht seit der menschlichen Besiedlungunter Ackernutzung. Ihre große Fruchtbarkeit ist sprichwörtlich. Soliegen die Ackerwertzahlen meist zwischen 90 und 95; nur in dem Streifen am Nordrand des Lößes sowie am Rand der Hohen Börde mit größeren Höhenunterschieden betragen die Werte durch die Verarmung an Nährstoffen weniger als 90. Im Westfläming kommen Steppenböden vor, deren lehmiger Geschiebemergel im Untergrund das Boden- und Grundwasser staut, so daß die Ackerwertzahlen nur zwischen 35 und 65 liegen. Die sandigen Böden des Höhenzuges aus dem Warthestadium im Nordosten und des Dünengeländes am Ostrand des Urstromtales sind wirtschaftlich am niedrigsten zu bewerten. Die Eigenschaften der Aueböden im Elbtal hängen hauptsächlich von dem Grundwasserstand ab. 4

Störung

Flechtingen - Roßlauer

Scholle

Neue Neustadt

Rand des tibiáis Rothensee

0

2

3

4

5 km

Auf den Schwarzerdeböden der Börde herrschen Zuckerrüben- und Getreideanbau vor, wobei die Hauptgetreidearten Weizen und Gerste sind. Grünland gibt es auf diesen Böden so gut wie nicht. Den natürlichen Gegebenheiten entspricht der Name Börde, der ursprünglich fruchtbare Ebene, Flußebene bedeutete. Im Grundmoränengebiet des Westflämings herrscht der Zuckerrüben- und Getreideanbau vor, allerdings tritt neben den Weizen oft der Roggen als Leitkultur hinzu. Der Grünlandanteil beträgt hier wegen der größeren Bodenfeuchtigkeit in den Niederungen 10—20% der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Im Endmoränengebiet des Südlichen Landrückens bestimmen Kartoffeln und Futterpflanzen das Anbaubild. Auf den Aueböden des Elbtales nimmt das Grünland 20—30% der Flächen ein.

Klima Das Klima unseres Gebietes zeigt wegen der geringen Höhenunterschiede einen einheitlichen Charakter. Der Magdeburger Raum gehört zum mitteldeutschen Trockengebiet, das etwa durch die ¿oo-mm-Jahresisohyete ( = Linie gleicher jährlicher Niederschlagshöhe) umgrenzt wird.

2

Magdeburg

5

5 km

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© o o ° Früh- bis hochglaziale saaleeiszeitliche © « o 0 o Flußterrasse o °0 o Untere warthezeitliche Urstromterrasse

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Drenthcstadiale Endmoräne Warthcstadialc» Endmoräne der Maximallagc

YVeichseleiszeitliche Niederterrasse

Sander- und Erosionsebene der Eisrandentwässerung

Holozäne Talaue

Höhenangabe in m ü. NN

Abb. 3 Terrassen und pleistozäne Eisrandlagen

6

Mittlere jährliche Niederschlagswerte (Reihe 1901 — 1950) Station

Niederschlagsmenge in mm

Höhe in m ü. N N

Reihenfolge von Westen nach Osten: Groß Rodensieben Niederndodeleben Magdeburg Königsborn Möckern

85 56 45 60

506 484 506 476 533

Reihenfolge von Norden nach Süden: Wolmirstedt Magdeburg Schönebeck Brumby

45 56 52 67

502 506 490 455

Aus der West-Ost-Reihe der tabellarischen Übersicht lassen sich die relativ geringen Werte östlich des Hochbörderands und die allmähliche Zunahme der mittleren Niederschläge gegen die höheren Teile des Westflämings erkennen. In den Werten der Nord-Süd-Reihe kommt deutlich die Abnahme der Niederschläge gegen den Kern des mitteldeutschen Trockengebietes zum Ausdruck. Der relativ hohe Niederschlagswert in Magdeburg hängt mit der lokalklimatischen Wirkung der Großstadt zusammen. Daß örtlich bedingte erhebliche Unterschiede vorkommen können, zeigt die Station Lostau (49 m ü. NN) mit 575 mm, die zur West-Ost-Reihe zu rechnen ist. Dieser recht hohe Niederschlag erklärt sich aus der Lage des Ortes vor dem bewaldeten Höhenzug des Warthevereisungsgebietes. Thermisch ist der Magdeburger R a u m im Vergleich zur Hohen Börde, zum Hohen Fläming oder zur Altmark begünstigt, wie die mittleren Jahreswerte von 8,5 — 9,0°, die Januarwerte über o ° sowie die Juliwerte über 1 8 0 beweisen. Der Jahresgang der Temperatur von Magdeburg mag als Beispiel genannt sein: I 0,3

II 1,1

III 4,5

IV 8,8

V 14,1

VI 17,0

VII 18,8

VIII 17,9

IX 14,6

X 9,5

XI 4,5

XII 1,4

Jahr 9,4°C

Wie bei den Niederschlagswerten liegen die Temperaturmittel im Stadtgebiet höher als in der Umgebung.

Gewässernetz Das Bild des Gewässernetzes beherrscht der Elbstrom, der seinen Lauf während der geologischen Entwicklung oft veränderte (s. B 6, G 1, G 2). Altwässer verschiedener Entwicklungsstufen und kleine Wasserläufe, die alte Elbbetten be2*

7

nutzen, sowie Deiche und Auewaldreste verleihen der Tallandschaft einen besonderen Reiz. Durch die umfassenden Regulierungen seit dem 17. Jahrhundert erhielt auch die Elbe, die trotz des geringen Gefälles von 0,2%,, das Wasser schnell abfließen läßt, ein kanalartiges Aussehen. Die Deiche, die seit dem 12. Jahrhundert das Überschwemmungsgelände einschränkten, wurden lange Zeit nur nach örtlichen Gesichtspunkten angelegt. Vor allem oberhalb Magdeburgs lagen viele Polder, deren Deiche noch z. T. erhalten sind. Erst im 19. Jahrhundert schuf man mit geradlinigen Deichen am Strom und durch den Umflutkanal (s. G 5) in der östlichen Elbaue hinreichende Schutzbauten. Die meisten Bäche der Börde und des Flämings erscheinen dem Betrachter gewöhnlich als unscheinbare Wasserläufe. Sie stehen damit im Gegensatz zu ihren im Pleistozän breit ausgeformten Tälern (s. D 11, D 14). Der mittlere jährliche Gebietsabfluß liegt entsprechend den klimatischen, bodenbedingten und morphologischen Verhältnissen meist niedrig, weist aber doch innerhalb des Gebietes charakteristische Unterschiede auf (Angaben der Reihe 1921 — 1940): Niedere Börde Hochbörderand östl. Hohe Börde Endmoränenhügel südl. von Magdeburg Elbaue, Nordteil Südteil Endmoränengebiet bei Hohenwarthe Westfläming

50 — 60 mm 60— 80 mm 70— 80 mm 90—100 mm 110 mm 90 mm 120—130 mm 80—100 mm

Aus den geringen Abflußwerten ergibt sich im Verhältnis zu den mittleren Niederschlagssummen eine recht hohe Verdunstung.

Pflanzenwelt Auch in der natürlichen Vegetation kommt die Zugehörigkeit des Gebietes zum nördlichen Abschnitt des mitteldeutschen Trockengebietes deutlich zum Ausdruck. Die wenigen Reste der ursprünglichen Pflanzengemeinschaften bzw. die Ersatzgesellschaften zeigen dabei recht interessante Zusammenhänge. Fast im ganzen Gebiet herrschen kontinentale Arten vor, wobei die östlichen Elemente überwiegen und die südlichen etwas zurücktreten. Als Beispiele dieser wärmeliebenden Pflanzen seien für die Bördegebiete genannt: Haar-Federgras (Stipa capillata), Echtes Federgras (Stipa pennata), Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis), Feld-Mannstreu {Eryngium campestre), Gelbe Skabiose (Scabiosa ochrolenca), Glanz-Melde (Atriplex nitens); in der Elbaue gehören SumpfBrenndolde (Cnidium dubium), Wassernuß (Trapa natans), Aloeblättrige Krebsschere (Stratiotes aloides), Gemeiner Schwimmfarn (Salvinia natans), Feldulme {Ultnus carpinifolia) dazu (s. G 4). Die Gelbe Skabiose als südlich kontinentale 8

X • o

Gelbe Skabiose Gemeiner Windhalm Aloeblättrige Krebsschere

o x •

Beeren-Taubenkropf Glanz-Melde Kleiner Lämmersalat

Abb. 4 Verbreitung einiger pflanzengeographisch wichtiger Arten Art hat ihre Hauptverbreitung auf dem Löß des mitteldeutschen Trockengebietes (Abb. 4). Die Glanz-Melde gilt als eine südlich kontinentale Ruderalpflanze, also eine Pflanze, die an Wegrändern und auf Schuttplätzen gedeiht. Nur im äußersten Nordosten, im feuchteren, sandigen Endmoränengelände um Moser, bekommen auch atlantische Elemente größeres Gewicht. Während im Westfläming der Gemeine Windhalm (Apera spica-venti) allgemein verbreitet ist, bleibt der Kleine Lämmersalat (Arnoseris minima) als stark ozeanisch gebundene und kalkfliehende Pflanze auf das nordöstliche Endmoränengebiet und den Talsandstreifen am Elbtal beschränkt. In der Elbaue kommen neben kontinentalen Elementen, wie der Aloeblättrigen Krebsschere, die etwa im Elbgebiet ihre Westgrenze erreicht, auch ozeanisch getönte Arten, wie der Beeren-Taubenkropf (Cucubalus baccifer), vor. Manche Pflanzen des mitteldeutschen Trockengebietes liegen im Magdeburger Gebiet an ihrer Verbreitungsgrenze, wie Haar-Federgras, Frühlings-Adonisröschen, Weiße Waldrebe (Clematis vitalba), Glanz-Melde. Das mitteldeutsche Trockengebiet wird im Norden etwa durch die Ohre und das Elbtal bei Rogätz begrenzt. Da unser ganzes Gebiet seit langem intensiver landwirtschaftlicher Nutzung und Melioration unterliegt, sind einige Pflanzen, wie Frühlings-Adonisröschen und Wassernuß, bereits verschwunden. So führte die Nutzung zusammen mit der Grenzlage am Rande des mitteldeutschen Trockengebietes zu einer zunehmenden Verarmung der kontinental verbreiteten Pflanzenarten. Die natürliche Vegetation der Börden setzte sich aus dem subkontinentalen Traubeneichen-Winterlinden-Hainbuchen-Wald, kurz Eichenmischwald genannt, zusammen, der sich fast überall ausbreiten würde, wenn die wirtschaftliche Nutzung aufhörte. Wahrscheinlich nähme die Rotbuche in diesem Wald einen erheblichen Anteil ein, was aus vergleichenden pflanzengeographischen Untersuchungen geschlossen werden kann. Heute gibt es nirgends mehr den Eichen9

mischwald im Gebiet. Ob er allein durch die alte Ackerkultur seit dem Neolithikum zurückgehalten bzw. gerodet worden ist, läßt sich im einzelnen schwer beurteilen. Stellenweise finden sich im Ackerland Gebüsche, die oft der HundsrosenFeldulmen-Gesellschaft angehören (s. D 7). Unter den Bedingungen der Ackerkultur kann man sie vielleicht als Nachfolgerin des Eichenmischwaldes ansehen ( M A H N und S C H U B E R T 1962). Auf dem Ackerland der Börden breitete sich die für das mitteldeutsche Trockengebiet typische Unkrautgemeinschaft mit der Kleinen Wolfsmilch (Euphorbia exigua) und Echten Nachtnelke (Melandrium noctiflorum) aus. Sie findet auf L ö ß und Geschiebemergel gute Wuchsbedingungen (s. D 1). Im Randsaum des Trockengebietes weist die Gesellschaft eine gewisse Artenverarmung im Vergleich zu südlicher gelegenen Bereichen auf. Als natürliche Waldgesellschaft des Endmoränengebietes zwischen Hohenwarthe und Moser gilt ein trockener Eichen-Birken-Wald, der überwiegend in Kiefernforste umgewandelt ist bzw. einem minderwertigen Ackerland weichen mußte. In der Elbaue finden wir noch einige Reste von natürlichen Eschen-Ulmen-Wäldern (s. G 4) als kontinental geprägter Pflanzengemeinschaft, in der wärmeliebende Arten hervortreten. Dazu gehört die Feldulme (Ultnus carpinifolia), deren Vorkommen deutlich an das mitteldeutsche Trockengebiet gebunden ist und deren Verbreitungsschwerpunkt im Dessau—Magdeburger Elbtal liegt. Nördlich von Magdeburg wird sie durch die Flatterulme (XJlmus laevis) ersetzt. Im Elbtal unterhalb von Magdeburg beobachtet man eine Verarmung der Wälder. So tritt z. B. die Esche (Fraxinus excelsior) als bestandbildende Art zurück ( P A S S A R G E 1956). Die Kreuzhorst (s. G 4) bei Pechau und der Biederitzer Busch (s. E 8) sind Beispiele des ehemals ausgedehnten Auewaldes. U L B R I C H (1937) schätzt den heutigen Waldbestand nur noch auf ein Viertel von dem am Ende des 18. Jahrhunderts. An die Stelle des Waldes traten das Grünland im Binnendeichland der Elbe sowie im Überschwemmungsgebiet nördlich von Magdeburg und das Ackerland in weiten Bereichen der eingedeichten Flächen südlich von Magdeburg. Auf den nährstoffarmen, sandigen Böden der Talsandflächen am Ostrand des Urstromtales besteht die natürliche Vegetation aus dem Eichen-Birken-Wald (s. G 12), der sich stellenweise noch erhalten hat. Im allgemeinen bedecken jedoch seit den Aufforstungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts Kiefernbestände diese Flächen. Sie bilden einen wirksamen Gegensatz zu den weiten Ackerflächen des Westflämings und der Niederungslandschaft der Elbaue. In unserem R a u m befinden sich einige, z. T. erst in den letzten Jahren eingerichtete Natur- und Landschaftsschutzgebiete (s. C 4, D 4, G 4). Sie liegen meist im Elburstromtal mit seinem wechselvollen landschaftlichen Charakter (Abb. 1).

Ur- u n d f r ü h g e s c h i c h t l i c h e

Besiedlung

Der R a u m um Magdeburg gehört zu den altbesiedelten Gebieten Mitteldeutschlands. Ausgrabungen brachten hier im Laufe der Zeit viele Kulturdokumente 10

y

Z3

Niederer Teil der Niederen Börde

Westlicher Fläming

Höherer Teil der Niederen Börde

Dünen

0

2

3 km

Abb. 5 Vorgeschichtliche Funde im Magdeburger Gebiet ans Licht, die in das Magdeburger Kulturhistorische Museum und in benachbarte Kreismuseen gelangten. Die naturräumlichen Einheiten Elbaue, Magdeburger Börde und Westfläming spiegeln sich auch in der ur- und frühgeschichtlichen Siedlungsverteilung wider. Durch Funde in den Kiesgruben von Barleben (s. B 6), Magdeburg-Neustadt (s. A 4) und Gerwisch (s. E 3) wissen wir, daß die Elbaue nicht als siedlungsfeindlich galt. Die ältesten Funde aus der Elbaue sind Erzeugnisse und Hinterlassenschaften von Menschen, die vermutlich noch vor der Gruppe der Neandertaler lebten. In den Kiesgruben wurden aus 10— 1 1 m Tiefe Faustkeile und andere Feuersteingeräte zusammen mit Knochen vom Mammut, 11

Wollhaarnashorn und Riesenhirsch geborgen, die vom Beginn der Saalekaltzeit stammen dürften und somit ein Alter von rund 200000 Jahren aufweisen. An mehreren Stellen siedelten während der Jungsteinzeit und Bronzezeit Menschen, deren Hinterlassenschaften vom Auelehm zugedeckt wurden (s. G 4). Eine durch zahlreiche Fundstellen belegte dichtere Besiedlung in Form von Einzelhöfen, die die heutigen Dörfer in der Elbaue nicht mehr erkennen lassen, setzte mit dem Beginn unserer Zeitrechnung ein und dauerte bis zum 4. Jahrhundert an. Dörfer im heutigen Sinne bildeten sich erst in frühgeschichtlicher Zeit, vor allem seit dem Beginn der Kolonisierung, als der Auewald größeren Ackerbauflächen weichen mußte. Eine dichte Besiedlung während aller Epochen weist der Ostrand der Niederen Börde auf, wo die Siedlungen vor allem am Steilrand zum Elbtal an Erosionskerben lagen (Abb: 5; Si A 17, A 18). Besonders die ersten jungsteinzeitlichen Feldbauern und Viehzüchter, die in Sippengemeinschaften lebten und noch keine sozial bevorrechtigten Gruppen kannten, bevorzugten vor rund 6000 Jahren diese Uferterrassen mit- dem fruchtbaren Schwarzerdegebiet als Hinterland (Tab. 3). Sie gehörten zum donauländischen Kulturkreis, von wo aus sie in die mitteleuropäischen Lößgebiete vordrangen. Bis zum Ohretal erstreckten sich ihte dorfartigen Siedlungen, von denen ein reiches Fundmaterial an Tongefäßen sowie exakt geschliffenen und durchbohrten Steingeräten vorliegt. In dem kalkhaltigen Lößboden erhielten sich die tierischen Knochenabfälle in ihren Siedlungen so ausgezeichnet, daß wir über ihre fleischige Nahrung und damit auch über eine bestimmte Lebensgrundlage genau Bescheid wissen. Dazu bauten die Menschen der Jungsteinzeit die Weizenarten Emmer und Einkorn sowie Erbsen feldmäßig an,.die sie in Vorratsgruben verwahrten. Die Dauer ihrer Anwesenheit ist auf Grund der Radiokarbon-Datierungsmethode mit etwa 1000 Jahren ermittelt worden. Als Bodendenkmäler besonderer Art in der Niederen Börde gelten die sich markant heraushebenden und weithin sichtbaren Bördehochs, z. B . der Große Silberberg (s. D 8). Diese mit Hügeln überwölbten Steinkammern dienten der Kollektivbestattung der Walternienburg—Bernburger Kulturgruppe aus der Zeit vor etwa 4500 Jahren. Auch die Vertreter der folgenden späten Jungsteinzeit und frühen bis älteren Bronzezeit hinterließen auf den Elbtal- und Ohreterrassen sowie an den Quellen und Bachläufen am Rande der Hohen Börde ihre Spuren. Während des kontinental-gemäßigten trockenen Klimas der rund 1000 Jahre andauernden Bronzezeit verlegte man jedoch die Siedlungen von den Uferterrassen-in das Elbtal.. Eine Wiedprbesiedlung des Schwarzerdegebietes setzte erst am Ende der Bronzezeit und beginnenden Eisenzeit ein, als das Klima feuchter und kühler wurde. In wechselnder Dichte überdauerte sie die römische Kaiserzeit bis zur Völkerwanderungszeit. Die östlich der Elbe gelegenen Talsandflächen mit den aufgesetzten Dünen sowie die Grundmoränen des Westflämings wurden von den donauländischen Bandkeramikern gemieden und standen somit längere Zeit noch, unter dem Einfluß der auf der Stufe der Sammler, Jäger und Fischer verharrenden mittelsteinzeit12

liehen Sippen. In der darauffolgenden Zeit von 2 500 bis 1800 v. u. Z. finden wir viele Spuren von Siedlungen der Trichterbecherleute und der endsteinzeitlichen bis frühbronzezeitlichen Kulturen. Aus den nördlichen Küstengebieten drang in der mittleren Jungsteinzeit die Megalith-Kultur bis hierher vor, die in der Landschaft Riesensteingräber hinterließ. In der handgeschriebenen Chronik von Möckern wurden vor etwa 180 Jahren noch 40 dieser großartigen Bauten aufgeführt, heute ist in unserem Gebiet nur noch ein derartiges Grab vorhanden (s. E 4). Auf dem Taubenberg bei Wahlitz (s. E 17) und in der Waldsiedlung Menz (s. E 15) fand man beachtliches Material, das unsere Kenntnis von den Vorgängen am Ende der Jungsteinzeit erweiterte. Damals war der Ostrand des Elbtales ein bedeutsames Durchgangsgebiet von Süd nach Nord wie auch umgekehrt. Wie schon zur Zeit der Bandkeramiker lassen sich wiederum Einflüsse aus Südosten erkennen. Sie kamen von der nach einem böhmischen Fundort benannten Aunjetitzer Kultur, nach dem im Kreise Eckartsberga gelegenen Fürstengrab auch Leubinger Kultur bezeichnet. In dieser Zeit, um 1800 v. u. Z., läßt sich zum ersten Mal die Verwendung von Metall nachweisen. Zahlreiche Bronze- und Goldfunde aus dem Saalegebiet und ihre Verbreitung bis in die Küstengebiete lassen erkennen, daß sich der Handel ausweitete und stärkere soziale Differenzierung einsetzte. Während der älteren Bronzezeit reichte der Einfluß von den nördlichen Gebieten nach Süden bis in den Raum um Magdeburg. Als Zeugnisse dafür gelten das große Pfostenhallen-Totenhaus bei Menz und ein ungewöhnlich reich ausgestattetes Mehrfachgrab bei Barleben mit Bronzen aus dem Ilmenaugebiet (s. B 4). Wie die westlichen Uferterrassen wurden die Dünen von den Menschen während des Trockenklimas der Bronzezeit verlassen. Sie siedelten sich in der Flußaue an, da dort günstigere Lebensbedingungen herrschten. Erst am Ende der Bronzezeit setzte zunächst zögernd, dann aber stärker eine Wiederbesiedlung der Dünen ein. Es entstand hier und auch in anderen Gebieten eine Bevölkerungsdichte, wie sie in vorgeschichtlicher Zeit und später bis zum Mittelalter kaum wieder erreicht worden ist (Abb. 5). Da weite Flächen der Elbaue durch häufige Überschwemmungen für den Ackerbau und die Besiedlung ausfielen, mußte man die höher gelegenen Dünen aufsuchen und im Hinterland durch ausgedehnte Rodungen neues Ackerland erschließen. Für die östlichen Uferterrassen gilt für die Zeit um den Beginn unserer Zeitrechnung bis zur Frühgeschichte das gleiche wie für die Flußaue. Bei Cracau begann eine Handelsstraße, die das Elbtal durchquerte und bei Heyrothsberge—Königsborn den östlichen Talrand erreichte (s. E 13). Die Siedlungen aus der römischen Kaiserzeit lagen hier besonders dicht, was das größte bekannt gewordene Urnengräberfeld unseres Raumes bestätigt. Wahrscheinlich seit der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts drangen slawische Völkerschaften bis an die Elbe und Saale vor und kamen offenbar wegen der zu starken deutschen Besiedlung jenseits der beiden Flüsse hier zum Stehen. Zumindest vermochten die Slawen westlich von mittlerer Elbe und unterer Saale 13

keine politische Organisation aufzubauen. Damit erhielt die Elbe die Bedeutung eines Grenzstromes, und es wird angenommen, daß um den Beginn des 9. Jahrhunderts, vielleicht aber auch schön früher, als Folge des Vorstoßes von Karl dem Großen der Bau der slawischen Burgwälle Lostau (s. C 6), Biederitz (s. E 8), Pechau (s. G 3), Gommern (s. G 1 1 ) und der Hildagsburg einsetzte (s. B 7).

Magdeburg als historisches Zentrum In dem Grenzgebiet zwischen Deutschen und Slawen liegt Magdeburg, offenbar eine recht alte Siedlung (s. A b). Sie wird 805 als erster Ort unseres Gebietes im Diedenhofener Kapitular Karls des Großen als Grenzhandelsplatz zwischen den beiden Völkern genannt. Magdeburg stellte also einen wichtigen Handelsmittelpunkt für den gesamten Bereich der mittleren Elbe und damit sicher auch einen Verwaltungsmittelpunkt dar. Zwischen den Handelsniederlassungen des Westens und Magdeburg gab es zu dieser Zeit keine weiteren städtischen Siedlungen. Die im Zwischenbereich gelegenen Domburgen waren keine Handelsniederlassungen, sondern besaßen den Charakter von Königshöfen mit Handwerkersiedlungen, so Paderborn, Münster, Hildesheim. Magdeburg dagegen galt als Fernhandelsort mit eigenem Gepräge entsprechend den westlichen Handelsstädten, z. B . Brügge, Gent, Köln. Die Handelswege führten von Westen und wahrscheinlich auch von Osten fächerförmig auf Magdeburg zu (s. E 13, G 7). Nach den Urkunden zu urteilen, muß die Elbe schon damals ein bedeutender Schiffahrtsweg gewesen sein. Im 10. Jahrhundert bildete das Gebiet um Magdeburg die Basis für die expansive ottonische Ostpolitik. Nach seinem Regierungsantritt gründete Otto I. in Magdeburg mit Hilfe von Mönchen aus dem Kloster St. Maximin in Trier das Moritzkloster. Aus dem Neubau einer Kirche mit kathedralen Ausmaßen ab 955 läßt sich seine Absicht eindeutig erkennen, Magdeburg zum Mittelpunkt einer kirchlichen Organisation zu machen. E r setzte auch durch, daß Magdeburg 968 Sitz eines Erzstiftes wurde. Der berühmte Slawen aufstand von 983, bei dem die ostelbischen Burgwarde zum Teil zerstört wurden, bedeutete einen tiefen Einschnitt in diese Entwicklung. Der Handel mit den östlichen Gebieten erlahmte, teilweise wurde er unterbrochen. Im. 1 1 . Jahrhundert erstarkte Magdeburg wieder politisch und wirtschaftlich. Neben dem Erzstift und dem Kloster Berge (s. A 2) gehörte dem 1 0 1 7 / 1 8 gegründeten Stift Unser Lieben Frauen (s. A 1) in unserem Bereich der meiste Grundbesitz. Demgegenüber war das feudale Laieneigentum unbedeutend. Die ostelbischen Burgwarde wurden jetzt als Brückenköpfe ausgebaut. Der eigentliche Aufschwung Magdeburgs setzte unter Erzbischof Wichmann ( 1 1 5 2 — 1 1 9 2 ) , einem der engsten Ratgeber Friedrich Barbarossas, ein. E r begünstigte die expansiven Bestrebungen nach Osten, förderte Handel und Verkehr und schuf die Grundlagen für das später berühmte Magdeburger Recht. Für den Landesausbau war es von besonderer Bedeutung, daß Wichmann außer Westfalen und Franken vor allem Niederländer, und zwar Flamen, heranzog. Die Fla»4

men brachten die Kenntnis in der Trockenlegung von Sümpfen und im B a u von Deichen mit. Sprachliche Reste, wie etwa der Fläming, sind noch heute in diesem Gebiet nachweisbar. Im engeren Magdeburger Bereich erweiterten die Flamen die bestehenden slawischen Siedlungen wie Cracau (s. A 24), Pechau (s. G 3) und Rothensee (s. A 6). Sie erniedrigten die eingesessenen Slawen größtenteils zu Kossäten (BATHE 1932). Vielleicht läßt sich damit die heute relativ geringe Zahl an slawischen Flurnamen östlich der Elbe in Verbindung bringen. Das Magdeburger Recht, bis 1188 zurückreichend, war ein ausgesprochen fortschrittliches Kaufmannsrecht, dessen Anwendung große Erleichterungen im Handel brachte und deshalb v o n anderen Städten übernommen wurde. E s gründete sich auf das von EIKE von Repgow (s. A 2) im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts niedergeschriebene sächsische Recht, den Sachsenspiegel, das in unserem Bereich fest verankert war. Der Inhalt des Kaufmannsrechts ist uns nur in Schöffensprüchen für die Städte erhalten, die zum Magdeburger Rechtskreis gehörten. Der Einflußbereich des größten bis in die frühe Neuzeit bestehenden mittelalterlichen Rechtsgebietes reichte von Litauen im Nordosten bis Kiew im Osten und Ofen im Süden. Im 12. Jahrhundert bestanden v o n Magdeburg aus bereits Handelsverbindungen nach Flandern, die zum Teil auf dem Wasserwege über Hamburg führten. Durch die Hanse erschlossen sich für die Stadt weitere ausgedehnte Wirtschaftsverbindungen. Die Elbeschiffahrt selbst scheint sehr stark in den Händen Magdeburger Kaufleute gelegen zu haben, wobei der Handel elbabwärts stärker als der elbaufwärts war. Mit den baltischen Ländern wickelte er sich im allgemeinen über Lübeck ab. Außerdem beteiligten sich Magdeburger Kaufleute auch unmittelbar am Ostseehandel. Seit dem 13. Jahrhundert lassen sich ausgedehnte Handelsbeziehungen über Schlesien nachweisen. Die dörfliche und territoriale

Entwicklung

Über die Besiedlung des Magdeburger Gebietes bis zur schriftlichen Überlieferang besitzen wir nur mangelhafte Kenntnis. Das Land westlich der Elbe war von Germanen bewohnt, worauf viele Ortsnamen in der Börde auf -leben heute hindeuten. Die Entstehung der -leben-Orte wird zwischen der Völkerwanderung und dem 10. Jahrhundert anzusetzen sein. Das Grundwort -leben entspricht dem gotischen laiba oder dem altsächsischen leba = Überbleibsel, Hinterlassenschaft, Erbgut. Es ist in der Regel mit einem männlichen Personennamen verbunden, was auf einen Grundbesitzer hindeuten könnte, so 937 Fridumaresleba = Fermersleben. Nach BISCHOFF (1967) brachten vielleicht die Germanen das Grundwort -leben aus Dänemark mit. Solche skandinavisch-mittelelbischen Zusammenhänge klingen auch in Flurnamen, z. B. Wuhne (s. A 4) oder Hoch (s. B 2) an. Dagegen sind die Ortsnamen auf -dorf in der Regel jünger. Im Merowingerreich verband sich mit germanisch thorp = Pferch, dann auch Vorwerk, Einzelhof, eine Neusiedlung auf grundherrlichem Boden. A u c h in diesen Ortsnamen steckt meist ein Personenname, z. B . Thieteresdorf (s. A 8). 15

Westlich der Elbe deutet der Ortsname Buckau auf die Beteiligung der Slawen bei den Dorfgründungen hin (s. A 15). Diese slawischen Ortsnamen setzen sich vielfach aus der Endung -au oder -itz und einem Personennamen zusammen. Wichtig für das heutige Siedlungsbild wurde die spätmittelalterliche Wüstungsperiode, die sich in einer Abnahme der frühmittelalterlichen Siedlungsnetzdichte widerspiegelt, verbunden mit einer gleichzeitigen Erweiterung bestehender Siedlungen. Westlich der Elbe verschwanden von 58 Siedlungen etwa 35, die als totale Ortswüstungen verzeichnet sind, östlich der Elbe blieben von insgesamt etwa 50 Siedlungen im Mittelalter ungefähr 30 wüst liegen. Ihre Fluren wurden von den umliegenden Dörfern aus weiter bewirtschaftet. Im 14. und 15. Jahrhundert war der Prozeß des Wüstwerdens von Ortschaften offenbar am stärksten ausgeprägt. Die Gründe hierfür können ganz verschiedener A r t gewesen sein, o f t wirkten mehrere Ursachen gleichzeitig. Auffallend ist der hohe mittelalterliche Siedlungsverlust in der Umgebung Magdeburgs im Vergleich zu anderen mitteldeutschen Gebieten. Im Mittelalter besaßen kirchliche Institutionen den meisten Grund und Boden in den Dörfern, dessen Fläche in Hufen und Morgen angegeben wurde. 1 Hufe entsprach 30 Morgen zu je 0,25 ha. Der Erzbischof äJs Landesherr vergab das L a n d a n die Klöster, das Domkapitel oder an adlige Lehensträger. Die Verwaltung der landesherrlichen Besitzungen oblag der Möllenvogtei, der u. a. Biederitz (s. E 8), Fermersleben (s. A 16) und Diesdorf (s. A 8) unterstanden. Die Domvogtei verwaltete die Besitzungen des Domkapitels, zu denen 7 Bördedörfer, so Dahlenwarsleben (s. D 1), Schnarsleben (s. D 9), undBüden (s. E 7) auf ostelbischer Seite gehörten. Begütert war auch der Dompropst, der ursprünglich die Leitung des Domkapitels innnehatte, aber seit dem 14. Jahrhundert aus seinen Funktionen verdrängt war und dann über ein eigenes Propsteivermögen verfügte. E r besaß in unserem Gebiet 7 Dörfer, u. a. Rothensee (s. A 6) und Klein Ammensleben (s. B 1). Einige Dörfer gehörten zu besonderen erzbischöflichen Ämtern, 5 zum A m t Wolmirstedt, so Barleben (s. B 4) und Gersdorf (s. D 2), sowie Hohendodeleben zum A m t Wanzleben. Diese Ämter bildeten die untersten Verwaltungseinheiten, in denen der Amtmann für die Bewirtschaftung der Domänengüter, für die Einziehung der Abgaben und die Ausübung der niederen Gerichtsbarkeit und Polizeigewalt zuständig war. 1810 wurden die Ämter durch napoleonisches Dekret völlig beseitigt. Die Stadt Magdeburg verfügte in der Umgebung nur über ganz geringen Besitz: Gübs (s. E 14), die Klus (s. G 7) und den Herrenkrug (s. A 21). Einige Dörfer blieben bis ins 19./20. Jahrhundert im Besitz der Klöster. So besaß Kloster Berge Rechte über die vier Dörfer Buckau, Diesdprf (s. A 8), Pechau (s. G 3) und Prester (s. Ä 25), däs Kloster Unser Lieben Frauen u. a. über Zipkeleben (s. A 26). Vor allem im ostelbischen Gebiet nahmen adlige Lehensträger durch größeren Landerwerb die Stellung von Feudalherren in Gutsdörfern an. Als typische Siedlungen dieiei" A r t können Woltersdörf (s. E 6), Nedlitz (s. E 12), Wahlitz (s. E 16) gelten. A n eiriigen wüsten Plätzen, wie Moser (s. C 9) und Pöthen (s. E 18), legten die adligen Besitzer nur Vorwerke an. 16

Entsprechend den unterschiedlichen Besitzverhältnissen entwickelte sich die Sozialstruktur der Dorfbevölkerung. In den Bauerndörfern der Börde lebten vor allem Ackerleute (Hüfner, Vollspänner), Halbbauern (Halbhüfner, -spänner) und Kossäten, die alle über Land verfügten. Ein Ackermann besaß ursprünglich eine Hufe von 30—60 Morgen, die er mit Pferden bewirtschaftete. Der Besitz eines Halbbauern entstand durch Erbteilung. Kossäten verfügten in ihrer kleinen Ackerwirtschaft nur über Kühe als Zugtiere. Im allgemeinen waren alle Bauern dem Grundherrn abgabe- und dienstpflichtig (s. A 8, D 3, E 15, E 16). Privilegierte Hofbesitzer, die auf einem Frei- oder Sattelhof (s. A 6, A 8)_ wirtschafteten, brauchten keine Abgaben zu leisten. Die Häusler (Häuslinge) besaßen nur ein Haus und mußten sich wie die zur Miete wohnenden Einlieger als Tagelöhner verdingen, einige betrieben ein Handwerk. Aus diesen sozialen Schichten ging später ein großer Teil der in den Fabriken beschäftigten Lohnarbeiter hervor. In den Gutsdörfern war die Zahl der Bauern meist gering, oft verkleinerte sie sich im Laufe der Zeit, weil der Gutsbesitzer das Land an sich brachte (s. E 6). Die wirtschaftliche und rechtliche Lage der Landbevölkerung, besonders in der Börde, wo groß- und mittelbäüerlich'er Besitz vorherrschten, war im Mittelalter trotz der vielfältigen Abhängigkeiten verhältnismäßig günstig. Der starke Bedarf Magdeburgs an Konsumtionsgütern machte sich positiv bemerkbar. Im Dreißigjährigen Krieg wurde nicht nur Magdeburg zerstört, auch viele Dörfer wurden völlig verwüstet (s. G 3). Die meisten von ihnen erholten sich im Laufe des 17. Jahrhunderts wieder, da Menschen z. T. aus anderen deutschen Gebieten zuwanderten (s. B 4). Im Westfälischen Frieden 1648 erhielt Kurbrandenburg das Erzstift als „Herzogtum Magdeburg" zugesprochen. 1680 erfolgte nach dem Tode des letzten Administrators die endgültige Übernahme. Magdeburg wurde daraufhin zur stärksten Festung des späteren Preußens ausgebaut (s. A 2). Während der napoleonischen Zeit, in der das westelbische Gebiet und das kursächsische Amt Gommern (s. G 11) zum Königreich Westfalen gehörten, löste man die Verhältnisse aus dem Mittelalter auf. Es wurden die Ämtereinteilung beseitigt und die Stifter eingezogen. Alte Gebietsbezeichnungen wie Holzkreis oder -land, zu dem früher die Börde rechnete, kamen außer Gebrauch. Nach der Beendigung der französischen Fremdherrschaft führte die Neugliederung des preußischen Staates 1816 zur Bildung der Provinz Sachsen mit der Hauptstadt Magdeburg. Auch das ehemalige kursächsische Amt Gommern wurde preußisch. Das Gebiet um Magdeburg erhielt Anteil an den neuen Landkreisen Wolmirstedt, Wanzleben, Schönebeck und Jerichow I (nach 1945 Kreis Burg). D o r f f o c m e n und l ä n d l i c h e B a u w e i s e Die Form der Dörfer wandelte sich im Laufe der Entwicklung, so daß es im Einzelfall, besonders östlich der Elbe, oft schwierig ist, die ursprüngliche Anlage zu erkennen. Die beste Vorstellung vom alten Grundriß der Dörfer erhalten wir »7

durch die S c H U L E N B U R G S c h e Karte von 1778 — 1786 und die Urmeßtischblätter aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Siedlungen der Börde erweisen sich meist als großflächige Haufendörfer, z. B . Groß Ottersleben (s. A 12), Diesdorf (s. A 8) und Olvenstedt (s. D 7). Sie sind durch relativ unregelmäßige Anordnung vieler benachbarter Gehöfte gekennzeichnet, wobei sich aber oft eine gewisse Ordnung im Straßennetz oder in der Platzgestaltung erkennen läßt, so in Klein Ammensieben (s. B 1) oder Dahlenwarsleben (s. D 1). Wie weit die heutigen Grundrisse der Ortskerne ins frühe Mittelalter zurückreichen oder noch älter sind, ist im Gebiet bisher noch nicht erforscht. Einige Haufendörfer können auf Grund ihrer Straßenführungen deutlich als historisch zusammengesetzte Formen angesehen werden, z. B . Barleben (s. B 4), Hohendodeleben (s. D 12), oder lassen auf mittelalterlichen Ausbau schließen. Die Flur war meist in Langstreifenfelder oder Kurzstreifengewanne aufgeteilt. Die linearen Straßen- und Angerdörfer (s. A 25, C 3, E 6) östlich der Elbe sowie in der Elbniederung zeigen Unterschiede in den Formen, z. T. sind sie mit Gutsweilern gemischt. Ob die wenigen Sackgassen- und Platzdörfer aus der slawischen Besiedlungszeit hervorgegangen sind oder während der deutschen Ostkolonisation angelegt wurden, bedarf hier noch der Klärung. Als ursprüngliche Flurform gehörten zu den Straßendörfern Gewanne. Gegenwärtig verschwinden die alten Flureinteilungen durch die Großflächenbewirtschaftung völlig. Die Bauernhäuser gehören dem mitteldeutschen, quergegliederten Haustyp an (Abb. 6, Nr. 1). Im Mittelflurteil befand sich die Küche, früher eine sogenannte Schwarze Küche, d. h. ein Herdraum mit ummauertem, konisch sich verjüngendem Rauchschlot. Alte „Rauchhäuser" ohne die vor Brand schützende gemauerte Schlotanlage sind hier nicht mehr anzutreffen. Links und rechts vom Flurteil liegen die beiden Wohnzonen, die rechte war ursprünglich Stallzone. Man spricht daher jetzt von einem Doppelstubenhaus. Dem eingeschossigen Wohnhaus folgten zeitlich zur Raumerweiterung die anderthalb- und zweigeschossigen Wohnhäuser mit gleicher Raumordnung (Nr. 2 u. 3). Hervorzuheben sind die Nachfolgeformen der alten Fachwerkbauten, vor allem westlich der Elbe in der Niederen Börde. Diese Backstein-Wohnhäuser, oft Wohnpaläste mit klassizistischen und eklektizistischen, jedenfalls überwiegend städtisch ausgebildeten Putz- und Prunkfassaden, zeugen von der Schaustellung des bäuerlichen Reichtums in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und dem ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts (s. A 1 1 , B 1, D 3). Ställe und Scheunen bewahren die Züge der Volksarchitektur zum Teil heute noch. Die quergegliederten Stallgebäude sind anderthalb- und zweigeschossig aufgebaut (Nr. 4—6). Schön und zweckmäßig geben sich die Oberlauben an Ställen, die aus der Holzbauweise entwickelt wurden (Nr. 7U. 8). Oft schmücken barockisierend ausgeschnittene Bretter die Balustraden. Solche Beispiele bewahren noch Olvenstedt (s. D 7), Diesdorf (s. A 8) und Niederndodeleben. Die Scheunen mit Tenne (Dreschraum) und Bansen (Stapelräume) sind meist stattlich und immer quergeteilt, in der Regel mit zwei Toren, die später erbauten 18

auch mit Ausfahrtstoren (Nr. 9 — 1 1 ) . Von den verschieden gestalteten Taubentürmen gibt es außer runden solche mit quadratischem oder achteckigem Grundriß. Diese knüpfen in der Bauweise an den Wehrcharakter an, wie er z. B. in Königsborn und Gübs zum Ausdruck kommt. Der eigentliche Wohnturm ist ein altes Baudenkmal früherer Epochen. E r wurde auf Adelshöfen gebaut, besitzt einen rechteckigen oder quadratischen Grundriß und ist mehrgeschossig (s. A 6, A 14, A 16, A 25).

1 Quergetciltcs Doppelstubenhaus 2 Quergeteiltes, einstöckiges Doppelstubenhaus mit Krüppelwalmdach 3 Quergeteiltes, zweistöckiges Doppelstubenhaus mit Steilgiebel 4 Quergeteilter Stall 5 Stall mit überstehendem Kniestock 6 Stall mit Kniestock ohne Überstand 7 Quergeteilter Stall mit Oberlaube (Gang im Obergeschoß) 8 Qucrgeteilter Stall mit Oberlaube 9 Quergeteilte Scheune mit Tenne und zweiflügeligem Tor 10 Quergeteilte Scheune mit zwei Tennen und zwei Toren 1 1 Quergeteilte Scheune mit zwei Korbbogentorcn, einer Kellertür und Satteldach ST Stube S Stall K A Kammer G Laubengang-Oberlaube K D Küche T Tenne F Flur B Banse

Abb. 6 Hauptformen der ländlichen Volksbauweise

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Da es rings um Magdeburg weder reinen Lehm- noch Blockbau gibt, kennen wir als früheste Bauweise den Fachwerkbau. Das zweistöckige Wohnstallhaus im Mühlengehöft von Niederndodeleben (s. D 1 0 ) repräsentiert diese Bautraditionen aus dem 17. Jahrhundert, hier wohl noch im 18. Jahrhundert angewandt. Einen ziemlich hohen Anteil in den alten und neueren Höfen weisen die Bruchsteingebäude sowohl bei Wohn- als noch mehr bei Wirtschaftsbauten auf. Hier und in der weiteren Umgebung anstehende Gesteine, wie Grauwacke, Kalkstein und Sandstein, lieferten das nötige Baumaterial. Die jüngeren Massivbauten wurden auch oft aus Backsteinen errichtet, die man nur bei den Wohnhäusern verputzte. Die Gebäude sind seit dem 19. Jahrhundert mit Ziegeln gedeckt. Das Kehlbalkensparrendach wurde durch den einfach stehenden und überwiegend den doppelt stehenden Stuhl versteift. Dagegen ist der liegende Stuhl selten. Als typische Hofform kann der Vierseithof angesehen werden. Vor allem in der Börde baute man die gemauerten Rund- oder Korbbogentore mit den dazugehörenden Rundpforten, die den geradezu wehrhaft abgeschlossenen Vierseithof zugänglich machen. In diesem allseitig bebauten Hof steht das Wohnhaus ursprünglich giebelseitig, seit dem 19. Jahrhundert aber meist traufseitig zur Straße. Die Ställe befinden sich in der Regel auf beiden Hofseiten; die Scheunen liegen in den meisten Fällen auf der Rückfront des Hofes. Von dieser Regel gibt es jedoch öfters Ausnahmen, die durch Brandkatastrophen oder durch weiterentwickelte Nebenbauten verursacht sind. Letztere erklären sich zumeist aus der Intensivierung des landwirtschaftlichen Betriebes und der Notwendigkeit der Unterbringung der höheren Ernteerträge.

B a u d e n k m a l e in S t a d t u n d L a n d Die Dorfkirchen dienten im Mittelalter nicht nur dem Gottesdienst, sondern bei kriegerischen Ereignissen auch als Zufluchts- und Verteidigungsstätten. Daher tragen die meisten Kirchen des Elbegebietes um Magdeburg einen wehrhaften Charakter, der sich vor allem in den massiven Westtürmen ohne äußeren Eingang ausdrückt. Der größte Teil der Dorfkirchen unseres Gebietes gehört diesem Typus an. Wenn auch in späteren Jahrhunderten die ursprünglich romanische Gestalt des Schiffes und des Chorhauses verändert wurde, indem beim Neuaufbau vor allem räumliche Erweiterungen oder größere Fenster hinzukamen, so ging man in der Regel jedoch nicht von dem gegebenen Grundschema ab, das aus einem rechteckigen Breitturm, rechteckigem Saal und anschließendem quadratischem Altarhaus mit halbrunder Apsis besteht. Das Äußere dieser oftmals noch von der alten Ummauerung umgebenen Kirchen zeigt hier von West nach Ost abfallend gestaffelte Raumkuben (s. E 4, E 12). Das zweite, seltener verwendete Schema ähnelt dem ersten in der Anordnung der dem Gottesdienst dienenden Räume. Jedoch fehlt der breit vorgelagerte Klumpturm im Westen. Dafür wurde lediglich ein Dachreiter bzw. innerhalb der höher gezogenen Westmauer eine Öffnung zur Aufnahme der Glocken eingefügt (s. C 3). 20

Gewölbe trifft man selten in diesen Kirchen, lediglich kleine Deckenabschnitte mit Tonnen- bzw. Kreuzrippenwölbung; meist ist eine flache Holzdecke eingezogen. In der Architektur und deren Ausstattung übertraf Magdeburg als Sitz des Erzbischofs und des vermögenden Bürgertums bei weitem die Dörfer der Umgebung. Die Stadt bewahrt Werke der mittelalterlichen Baukunst und Bildhauerei von höchstem Rang. An ihnen wird deutlich, wie weit die Verbindungen des Erzbistums Magdeburg reichten. Formale Anregungen brachten die wandernden Bauhütten aus verschiedenen Gegenden Mittel- und Südeuropas hierher. Ihre Erfahrungen verschmolzen mit dem niedersächsischen Baudenken, um dann als Neuschöpfungen auf Gebiete jenseits der Elbe auszustrahlen. Reiche Natursteinvorkommen in unmittelbarer Umgebung der Stadt lieferten von altersher das nötige Baumaterial. Sandstein, Kalkstein und Grauwacke fanden sowohl als Bruchsteine wie als Hausteine Verwendung, Backsteine dagegen nur vereinzelt. Als bedeutendstes Bauwerk bildet der Dom (s. A 1), weithin sichtbares Wahrzeichen der Stadt, zugleich ein Zeugnis der Macht der Herrschenden in einer feudalen Gesellschaftsordnung. Zur Zeit der Staufer begonnen und unter den Wettinern und Hohenzollern vollendet, umfaßte seine Bauzeit über 300 Jahre. Als erstem deutschem Dom, der nach dem Muster französischer Kathedralen errichtet werden sollte, kommt ihm eine hohe entwicklungsgeschichtliche Bedeutung zu. Doch kehrte man mehr und mehr zu einer Bauweise zurück, die sich stärker den bodenständigen Traditionen anpaßte. Die breit gelagerten Seitenschiffe mit ihren weit gespannten Arkaden, der schlichte, zweizonige Aufbau des Mittelschiffes und die wandhafte Geschlossenheit des Westbaus stellen architektonische Eigenarten dar, die im Gegensatz zu den stärker auf das Weltliche bezogenen Ostteilen für den Dom typisch sind. Künstlerisch gehören der Bau und seine Bildwerke zum Vollendetsten, was in der damaligen Zeit in Deutschland hervorgebracht wurde. Neben dem Dom nimmt das Prämonstratenserstift Unser Lieben Frauen eine führende Stellung ein, weil es sich als einziges Baudenkmal Magdeburgs aus romanischer Zeit weitgehend unversehrt erhalten hat. Seine Kirche ist trotz ihrer bewegten Baugeschichte vielfach Vorbild von weitreichender Bedeutung gewesen. Das Stift zeigt Besonderheiten, die in der deutschen Architektur einmalig sind und die enge Verbindung seiner Bauherren mit Frankreich erkennen lassen. Die in Teilen noch aus dem 12. Jahrhundert stammende Kirche St. Sebastian gibt mit ihrem Langhaus und Chor einen Eindruck vom Aussehen der zahlreichen Magdeburger Pfarrkirchen der Spätgotik, denen eine dreischiffige Halle ohne Querschiff und eine Zweiturmfront im Westen gemeinsam waren. Alle Pfarrkirchen entstanden im Auftrage des städtischen Bürgertums, das sich seit dem 13. Jahrhundert von der Vormundschaft des erzbischöflichen Stadtherrn zu befreien suchte. Im Mittelalter bot Magdeburg einen türmereichen Anblick. Neunzehn Kirchen und mehr als sechzig Kapellen sowie zahlreiche kunstvolle Profanbauten zierten 3

Magdeburg

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am Ausgang dieser Epoche die Stadt. Der 104 m hohe Dom erwies sich von jeher für den Verkehr als wichtige Landmarke, wie die vielen auf ihn ausgerichteten Straßen beweisen. Die zweimalige Zerstörung Magdeburgs 1631 und 1945 ließ von den kunstgeschichtlich wertvollen Bauten nicht viel übrig. Einige Kirchen konnten in den letzten Jahren wieder aufgebaut werden. Von den Profanbauten, vor allem denen des Barocks, blieben nur sehr wenige erhalten (s. A 1).

I n d u s t r i a l i s i e r u n g im 1 9 . J a h r h u n d e r t des 20. J a h r h u n d e r t s

und in d e r e r s t e n H ä l f t e

Das Gebiet der Provinz Sachsen erlebte wie die meisten deutschen Länder im 19. Jahrhundert einen wirtschaftlichen Aufschwung. In der bisher vorherrschenden Landwirtschaft vollzog sich eine erhebliche Strukturwaiidlung, indem feudale Gerechtigkeiten und Flurzwang verschwanden. Die Separationen schufen günstige Voraussetzungen zur schnellen Ausbreitung neuer Kulturpflanzen. Außerdem erfuhr die Lebensmittelindustrie, insbesondere in den Bördedörfern, einen Aufstieg. Hier entstanden Darren, Spiritusbrennereien und seit den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts die Zuckerfabriken. Außerdem wurden Mühlen, Molkereien und Käsereien aufgebaut. Wichtiger Absatzmarkt für die landwirtschaftlichen Produkte, und zugleich Verarbeitungszentrum war Magdeburg. 1840 gab es in der Stadt und ihren Vororten 13 Zichoriendarren mit 1 2 5 0 Beschäftigten, 1858 in unserem Gebiet 21 Zuckerfabriken. In den Zichoriendarren wusch und zerschnitt man die Wurzeln der Wegwarte (Cichorium intybus var. sativum), um sie anschließend an der Luft trocknen und 2 — 3 Tage auf Öfen dörren zu lassen. Die zu Pulver zerstoßene Masse diente als Zusatz oder Ersatz für Kaffee. Baumaterialien stellten zahlreiche Ziegeleien sowie Steinbrüche bei Barleben, Ebendorf (s. D 6), Olvenstedt (s. D 7) und Gommern (s. G 11) zur Verfügung. Durch die Ansiedlung von Proletariern, die in der Industrie Magdeburgs Arbeit fanden und zugleich landwirtschaftlichen Nebenerwerb betrieben, wuchsen die Einwohnerzahlen beträchtlich. In der Statistik weist sich das durch die steigende Zahl der Häusler und Einlieger aus. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts blieb das alte Siedlungsbild, mit Ausnahme der neu angelegten Magdeburger Vorstädte Neue Neustadt (s. A 4) und Sudenburg (Abb. 7; s. A 9), noch weitgehend erhalten. Bedingt durch den Festungsring verharrte Magdeburg weiterhin in seinen mittelalterlichen Grenzen. Durch den Ausbau des Straßennetzes seit Beginn des Jahrhunderts und vor allem durch den Eisenbahnbau ab 1839 kam es zu einer stärkeren Annäherung der dörflichen Gebiete an Magdeburg (Abb. 8). Friedrich LIST plante, Magdeburg zum Eisenbahnknotenpunkt des mitteldeutschen Raumes auszubauen, aber die preußische Regierung förderte Halle stärker. Außerdem stellten die Festungsanlagen diesem Vorhaben starke Hindernisse entgegen (s. A 2). 22

Abb. 7 Magdeburg und Umgebung um 1840 3*

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hoch- bis spätmittelalterliche Straßen mittelalterliche Straßen, z. T . heute Fernverkehrsstraßen = = = = = =

Fernverkehrsstraßen Autobahn

* 1805

Eisenbahn, abgebaut J a h r des Chaussee- bzw. Eisenbahnbaus

Abb. 8 Mittelalterliche Verkehrswege sowie Chaussee- und Eisenbahnbau In dieser Zeit begann sich die Struktur der Magdeburger Industrie zu ändern. Die Fabriken zur Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte, der aufblühende Bergbau in der Umgebung, die Elbschiffahrt und der Eisenbahnbau gaben den Anstoß zur Entwicklung des Maschinenbaus, der bald in Magdeburg (s. A b) und Buckau (s. A 15) vorherrschte und somit die Nahrungsmittelindustrie der Börde auf den zweiten Platz verdrängte. Die Zuckerfabriken Magdeburgs verlagerten sich mit Ausnahme der Raffinerien in die Landwirtschaftsgebiete. Die bestimmende Rolle der Magdeburger Industrie verhinderte eine größere Industrialisierung der Orte in der Umgebung. Nur in einigen dörflichen Siedlungen entwickelten sich Fabriken, die bis heute bestehen blieben, z. B . in Barleben (s. B 4) 24

und Gerwisch (s. E 3). Die Industrialisierung führte seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zur Zusammenballung des Proletariats in Magdeburg (s. A c) und den Vororten, besonders in Buckau (s. A 15). U m die Entwicklung besser beeinflussen zu können, war die Eingemeindung der Magdeburg nächst gelegenen und sowohl durch die Wohnbevölkerung als auch das Gewerbe mit der Stadt verbundenen Siedlungen ab 1867 notwendig (s. A b). Immer mehr Arbeiter wählten aber auch die von Magdeburg weiter entfernten Orte als Wohnsitz. Dadurch verstärkten sich der Arbeiterpendelverkehr und die Bautätigkeit in vielen Siedlungen. In der sozialökonomischen Struktur ergaben sich Verschiebungen zugunsten der Anteile von Arbeitern und Angestellten (s. A 12, B 4, D 7, E 8). In der monopolkapitalistischen Entwicklung erhielt Magdeburg als zentraler Ort, als wichtigster Zuckermarkt Deutschlands, als ein bedeutender Handelsplatz für Getreide, Kohle und Kali sowie als Viehmarkt und Einkaufszentrum eine große Bedeutung. Seit 1938 führen zwei wichtige neue Verkehrslinien, der Mittellandkanal (s. C 1) und die Autobahn Berlin—Ruhrgebiet, nördlich an der Stadt vorbei. Durch die freilich noch zaghaften Reformbestrebungen der Weimarer Republik erhielt Magdeburg als eine der ersten deutschen Industriestädte Arbeiterwohnsiedlungen und einige gesellschaftliche Bauten, die in ihrer zweckmäßigen und sachlichen Gestaltung beispielhaft genannt werden können (s. A 3, A 7, A 20). In den Dörfern allerdings gab es meist keinen wirtschaftlichen Aufschwung, so daß viele Bewohner das Dorf verließen, um sich in der Stadt niederzulassen. In manchen Orten kann deshalb seit der Jahrhundertwende eine rückläufige Bevölkerungsbewegung nachgewiesen werden (Tab. 4). Zwar blieben zunächst noch mehrere Verarbeitungswerke für landwirtschaftliche Produkte bestehen, z. B. gab es in unserem Gebiet 1922 noch 22 Zichoriendarren, aber ihre Zahl nahm durch die wirtschaftliche Konkurrenz ständig ab.

M u n d a r t und B r ä u c h e Zu den Kulturwerten zählt auch die Sprache, die in unserem Gebiet allerdings die ursprünglichen Züge weithin verloren hat. Der R a u m um Magdeburg gehört mit seinen Dialekten zum niederdeutschen Sprachgebiet, dessen Südgrenze dieik/ich-Linie bei Aschersleben — Calbe — Dessau kennzeichnet (Abb. 9). Bereits seit dem 15. Jahrhundert begannen die gebildeten Menschen, neben dem Niederdeutschen, auch Plattdeutsch genannt, das Hochdeutsche zu verwenden. Allmählich folgten die Angehörigen anderer Schichten, und das Niederdeutsche wurde aus dem öffentlichen Leben in den häuslichen Bereich zurückgedrängt. Nach den Angaben LOEWES (1889) war in Magdeburg das Niederdeutsche um 1830 fast vollständig aufgegeben und hielt sich nur noch bis zur Jahrhundertwende bei Schiffern und Fischern. Der Rückgang des Niederdeutschen in Magdeburg wirkte sich auch auf die benachbarten Dörfer aus. U m 1890 sprachen in Buckau nur noch die Schiffer und 25

Fischer niederdeutsch, in Sudenburg etwa 10 Bauernfamilien und in der Neuen Neustadt etwa die Hälfte der Einwohner. Waren schon seit dem vergangenen Jahrhundert viele Menschen aus fremden Gegenden mit einer anderen Mundart zugezogen, so verstärkte sich die Bevölkerungsumschichtung durch zahlreiche Umsiedler nach 1945 und durch die starke Ausweitung der Industrie auch auf den Dörfern in den letzten Jahrzehnten noch mehr. In einigen ostelbischen Orten fehlen heute niederdeutsch sprechende ortsgebürtige Einwohner schon völlig, z. B. in Königsborn, Heyrothsberge, Gerwisch und Moser. In anderen verwenden nur noch alte Leute das Niederdeutsche, z. B. in Körbelitz, Barleben, und manchmal auch diese lediglich vereinzelt, z. B. in Gommern, in Biederitz noch etwa 40 Einwohner. In den mehr bäuerlichen Dörfern, wie Menz, Wahlitz, Nedlitz, sprechen vereinzelt auch die über Vierzigjährigen, in der Landwirtschaft Tätigen noch platt. Etwas mehr sind es in dem abgelegeneren Lostau und besonders in Hohenwarthe, wo auch Dreißigjährige, die im Ort beschäftigt sind, die plattdeutsche Mundart verwenden. Die örtlichen Unterschiede im Gebrauch der niederdeutschen Mundart hängen von der Sozialstruktur der Bewohner, vom Umfang und Alter der örtlichen Industrie, von der Anzahl der Auspendler nach Magdeburg und den Verkehrsverbindungen ab.

———

ik/ich sik/sich

———

schön/schen Osse/Okse

koken/kochen

Abb. 9 Mundartliche Grenzen In den Dörfern westlich der Elbe wird das Niederdeutsche häufiger und von mehr Menschen gebraucht. Viele Einwohner der mittleren Generation (etwa ab 30 Jahre) verwenden es noch, vor allem die in der Landwirtschaft tätigen Männer. Die Mundart ist nicht auf den Familienkreis beschränkt, sondern dient auch während der Arbeit, im Dorf, in der Gastwirtschaft und in manchen Dörfern bei 26

öffentlichen Beratungen zur Verständigung. In Hohenwarsleben eigneten sich sogar einige Umsiedler und Zugezogene die niederdeutsche Ortsmundart an. Selbst in Groß Ottersleben kann man noch Dreißigjährige während der Arbeit platt sprechen hören. Auch in Magdeburg Beschäftigte verwenden oftmals in ihren Wohnorten die plattdeutsche Mundart. Mit den Kindern spricht man dagegen hochdeutsch. Verschiedenheiten in den Mundarten um Magdeburg ergaben sich durch die Übernahme mitteldeutscher Lautungen und Wörter aus den südlich anschließenden mitteldeutschen Mundarten. Die Grenze zwischen sick/sich = sich, kokenI kochen — kochen ist nicht mit der ik/ich-Grenze identisch. Sich und kochen drangen schon viel weiter nach Norden vor. Viele andere Lautungen und Wörter schlössen sich an. Die mitteldeutschen Formen wurden besonders östlich der Elbe weit nach Norden übernommen (Abb. 9). Ein zweites Vordringen mitteldeutscher Eigenheiten läßt sich entlang der Saale und Elbe bis nach Magdeburg beobachten (Abb. 9). Dadurch wurde vor allem das Niederdeutsche östlich und südlich von Magdeburg stark mit mitteldeutschen Lautungen und Wörtern durchsetzt, z. B. Topp für Pott — Topf, stricken für knütten = stricken. Bei der Veränderung der niederdeutschen Mundart wirkt auch Magdeburg in besonderer Weise mit. Als die Stadtbewohner das Niederdeutsche ablegten, übernahmen sie als Alltagssprache nicht das Hochdeutsche in seiner heutigen Form, sondern eine mittelde'utsche Umgangssprache mit vielen mundartlichen Eigentümlichkeiten. Auch einige niederdeutsche Eigenheiten behielten sie bei. So sagt man in der Magdeburger Stadtmundart z. B. 00 für altes au (Boom = Baum), ee für altes ei (Been = Bein), 7 für g (jehn = gehen), -pp- für -pf- (Appel = Apfel), mp für mpf {Damp = Dampf). Bekannt ist das Magdeburger kloare a, das wie ein Laut zwischen o und a ausgesprochen wird. Als sich die Dorfbewohner die Stadtsprache aneigneten, übernahmen sie auch diese Eigenheiten mit. Von dort aus gelangten sie häufig in die niederdeutsche Mundart, gefördert durch die von Süden vordringenden mitteldeutschen Formen. Der Magdeburger entrundet z. B. eu, ö, ü zu ei, e, i und sagt Leite = Leute, scheen = schön (Abb. 9), Kiche = Küche. Bereits um die Jahrhundertwende war der Wandel eu zu ei auch in den Mundarten von Fermersleben, Ebendorf und Rothensee vorhanden, wo man z. B. Beiker = Bücher, pleien = pflügen sagte. Diese Entrundung ist heute auch in Dahlenwarsleben, Klein Ammensieben, Meitzendorf und z. T. in Diesdorf zu hören. In den anderen linkselbischen Orten des Gebietes ist eu bewahrt. Die rechtselbischen Orte haben hier meist ebenfalls Entrundung, und zwar ö zu e: voi plehen mette Kehe •• wir pflügen mit den Kühen. In anderen Wörtern ist die Entrundung in allen Orten rechts- und linkselbisch zu hören, z. B. 'Hieser = Häuser, Depe = Taufe. Nur in Hohenwarsleben, Hohenwarthe, Barleben und Lostau sind die gerundeten ü und ö öfter zu hören. Über Magdeburg dringt die auch östlich der Elbe übliche Kürze in Jras = Gras, Rad, Dach in die benachbarten westlichen Dörfer vor, die Jroas, Road, Doah haben. Von der Großstadt übernahmen die Dörfer das Zäpfchen-r, und das rollende Zungenspitzen-r ist heute nur noch in einigen Orten bei alten Leuten zu hören, z. B. in Hohendode27

leben, Olvenstedt, Hohenwarthe, Meitzendorf, Höhenwarsleben. Auch andere Lautungen und Wörter, die meistens östlich der Elbe ebenfalls üblich sind, übernahmen die Bördebewohner aus Magdeburg. Anlautendes g- für g-, Gaus = Gans und Aante = Ente sind z. B . nur noch in Ammensieben, Höhenwarsleben, Niederndodeleben und westlich davon üblich, während s o n s t ( j o a h n — gehen), Jans und Ente zu hören sind. Einige Wörter drangen von Magdeburg aus schon weit in die Börde vor, z. B. Kanten = Brotende, Stulle = Brotschnitte. Besiedlung, spätere Spracheinflüsse aus dem benachbarten mitteldeutschen Süden und die Großstadt Magdeburg bestimmen also die heutige Form und Verteilung der Mundarten im Gebiet. Dazu tritt in den letzten Jahrzehnten der Einfluß der hochdeutschen Schriftsprache. Immer mehr setzt sich von Magdeburg aus eine mundartlich gefärbte hochdeutsche Umgangssprache durch, westlich der Elbe vor allem bei der jüngeren und mittleren Generation, östlich der Elbe hat sie das Niederdeutsche schon weithin verdrängt. Reste regionaltypischen Brauchtums finden sich nur noch spärlich. An Osterbräuchen sind es die Feuer, deren einstiges Verbreitungsgebiet von Nordwesten her bis zur Elbe reichte und in der Gegend der Saalemündung den Strom etwas überschritt; man kennt Osterfeuer noch in Dahlenwarsleben, Höhenwarsleben (s. D 3), Olvenstedt (s. D 7) und Hohendodeleben (s. D 12). Einst weit verbreitete österliche Eierspiele kommen noch in einigen rechtselbischen Dörfern vor, im Norden Eiertrudeln (s. C 3), im Süden Eierkullern oder -kugeln genannt. Jüngeren Ursprungs ist vermutlich in Hohenwarthe (s. C 3) und einigen anderen rechtselbischen Orten der Brauch, zum 1. Mai auf dem Dorfplatz eine Birke aufzurichten und am Vorabend ein Feuer anzuzünden. In Höhenwarsleben und Hohendodeleben gilt die Pfingstnacht als zu allerhand Schabernack „freie" Nacht. In Hohendodeleben ist es außerdem üblich, daß Burschen ihrer Freundin zu Pfingsten eine Maie stecken, und zu Silvester findet ein Umsingen statt.

Das Magdeburger Gebiet nach 1945 Die Zerstörung Magdeburgs am 16. Januar 1945 und die Vernichtung des Faschismus bedeuteten für die Stadt und ihre Umgebung einen tiefen Schnitt in der Entwicklung. Zudem wirkte sich die separate Staatsbildung in Westdeutschland nachteilig auf die Wirtschaft der Stadt und ihre Stellung im Verkehrsnetz aus, weil die traditionellen Verbindungen zum Ruhrgebiet und zur Nordsee weitgehend unterbrochen wurden. Seit der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik nahm die Wirtschaft der Stadt einen großen Aufschwung, und die zentrale Stellung Magdeburgs festigte sich erneut. Seit 1952 besitzt Magdeburg als Bezirkshauptstadt wieder wichtige Verwaltungsfunktionen. Die Stadt entwickelte sich zum Schwerpunkt des Schwermaschinenbaus und lieferte 1976 1 1 % der DDR-Erzeugnisse dieses Industriezweiges. E t w a 80% des Exportaufkommens der Stadt stammen aus der Metallverarbeitung. Aber auch andere hiesige Wirtschaftszweige be28

sitzen im Republikmaßstab Geltung. So kamen aus Magdeburg 1977 etwa 9 % der DDR-Gasproduktion, und die Häfen bewältigten 1 3 % des gesamten Binnenumschlags der Schiffahrt der D D R (1975). Die Stadt ist wichtigster Industriestandort des Bezirkes mit 40% der Warenproduktion. 33 000 Pendler sind in den verschiedensten Einrichtungen Magdeburgs, vor allem in der Industrie, beschäftigt (1971). In den letzten Jahren entstand ein neues Stadtzentrum mit vielen Geschäften. An drei Hochschulen (s. A 1, A 9) und acht Fachschulen (s. A 1) studieren etwa 13000 junge Menschen (1975). Die neun Krankenhäuser mit 3200 Betten haben weit über die Stadtgrenze hinaus Bedeutung (s. A 1, A 9). Die drei Theater werden von vielen Besuchern aus der Stadt und dem Bezirk genutzt (s. A 1). 9 Eisenbahnstrecken und 8 Fernverkehrsstraßen strahlen heute von Magdeburg aus (Abb. 8). Der unmittelbare Wirkungskreis der Stadt, die Stadtrandzone, erstreckt sich gegenwärtig bis Olvenstedt (s. D 7), Barleben (s. B 4) und Biederitz (s. E 8). Der sozialistische Neuaufbau wandelte das Stadtbild stark um, traten doch an die Stelle dicht bebauter Straßen weiträumige Wohnkomplexe (s. A 1, A 3). Ein moderner Generalbebauungs- und -verkehrsplan helfen der Stadt, ihren Funktionen als Schwermaschinenbau- und Bezirkshauptstadt gerecht zu werden. Auch auf dem Land vollzog sich nach der Enteignung der Großgrundbesitzer 1945 auf der Grundlage der demokratischen Bodenreform ein Wandel. E s entstanden Neubauernsiedlungen (s. E 1 1 ) ; ehemalige Güter wurden volkseigen oder ihrem neuen Zweck entsprechend umgebaut (s. E 16). Mit dem Beginn der sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft seit 1952 bildeten sich überall landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften, die sich neue Ställe für ihr Vieh und technische Anlagen schufen. Die gegenwärtige Intensivierung in der Landwirtschaft erfordert immer neue Wirtschaftsgebäude, da die vorhandenen der ehemaligen Einzelbauern veraltet sind und nicht mehr genutzt werden können ( J O H N 1968). Dieser Vorgang verändert auch das Hof- und Dorfbild erheblich. Der Zusammenschluß von Genossenschaften zu großen L P G und kooperativen Abteilungen Pflanzenproduktion (KAP) sowie spezialisierten L P G Pflanzenproduktion bzw. L P G Tierproduktion in den siebziger Jahren ermöglicht eine großflächige Bewirtschaftung der Fluren, einen günstigen Einsatz von Maschinen und die Einführung industrieller Produktionsmethoden in der Landwirtschaft (s. A 4 , D i , D 10, E 6, G 1 1 ) . Teile der Dörfer Biederitz (s. E 8), Moser (s. C 9) und Hohenwarthe (s. C 3) weisen den Charakter von Gartensiedlungen auf, in denen sich die Magdeburger erholen. Künstlich (s. B 5) und natürlich entstandene Wasserflächen (s. G 2) sowie die nahen Waldgebiete (s. G 4) in der Umgebung der Stadt werden im Sommer gern an Wochenenden aufgesucht.

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Einzeldarstellung A

Magdeburg

A a a) Lage der Stadt Magdeburg liegt im nördlichen Grenzgebiet des alten Offenlandes der Lößzone vor den Mittelgebirgen, wo der fruchtbare Schwarzerdeboden der Börde günstige ackerbauliche Voraussetzungen bietet. An der Stadt zieht das Süd-Nord gerichtete, hier relativ schmale Elbtal vorbei. Das heutige Stadtgebiet greift nach Westen weit in die Niedere Börde hinaus, zieht sich im Süden kilometerlang am Elbtalrand hin und schiebt sich im Osten und Norden beträchtlich in die Elbaue hinein. Die Nord-Süd-Erstreckung längs der Elbe beträgt 19 km. Von der 164,3 km 1 großen Stadtflur entfallen nur 14% auf Wohngebiete. Zukünftig werden sich die neuen Industrie- und Wohnflächen weiter nach Norden und Süden ausdehnen, da im Westen der landwirtschaftlich wertvolle Bördeboden erhalten bleiben soll, östlich der Elbe die Baugrundverhältnisse ungünstig sind und dort die ingenieur-technische Versorgung neuer Wohn- und Industriekomplexe schwierig wäre. Entsprechend der weiteren Stadtausdehnung werden auch die Nord-Süd-Verkehrslinien, z. B. der Magdeburger Ring, besonders ausgebaut. In fränkischer und ottonischer Zeit bildete die Elbniederung an der Ostgrenze des Reiches eine natürliche Grenzzone. Andererseits boten die Schiffahrt und die relativ leichte Überschreitbarkeit der Niederung günstige Voraussetzungen für den Handel. Im Laufe des Mittelalters entwickelte sich Magdeburg zu einem der wichtigsten deutschen Verkehrsknotenpunkte. Aus dem niederrheinischen Gebiet im Westen führten die Fernstraßen über Hameln und Hildesheim oder Minden, Schöningen, Seehausen und Hohendodeleben nach der Sudenburg unmittelbar südlich des Domes. Ebenfalls aus dem Rheinland und Westfalen kam eine sehr alte Straße über Halberstadt, Ottersleben, wo sie sich mit dem von Quedlinburg kommenden Königsweg vereinigte und in die Sudenburg führte. Hier endeten auch die Straßen von Erfurt und Eisleben über Staßfurt oder Bernburg und von Südosten von Halle über Calbe, Schönebeck. Straßen aus dem Nordwesten (Lüneburg, Bardowiek, Ülzen, Haldensleben) und aus dem Norden (Tangermünde, Wolmirstedt) erreichten ebenfalls Magdeburg. Im 12. Jahrhundert bekam die Stadt eine zentrale Lage im Reich, büßte aber dadurch die Vorteile des Grenzhandelsplatzes ein. In brandenburgisch-preußischer Zeit nach 1666 erhielt Magdeburg sogar die Bedeutung eines nach Westen vorgeschobenen Postens. Im Königreich Westfalen nach 1806 galt es für kurze Zeit wieder als Ostfestung. 30

Als alter Kreuzungspunkt der Straßen und wichtiger Industriestandort wurde A a Magdeburg im 19. Jahrhundert Eisenbahnknotenpunkt. Nördlich der Stadt quert eine westöstlich ziehende Niederungszone das Elbtal. Die dort angelegten Trassen des Mittellandkanals und des Elbe-Havel-Kanals zwischen dem niederrheinischen Industriegebiet und Berlin brachten Magdeburg erheblichen wirtschaftlichen Nutzen (s. C 1). Andererseits hemmte während des Kapitalismus die Nähe Berlins die Entwicklung Magdeburgs. Durch die Herausbildung der B R D nach dem zweiten Weltkrieg verlor die Stadt einen Teil ihrer Lagevorteile. Die verkehrsgeographische Lage Magdeburgs wird vorteilhaft ergänzt durch die topographische Situation. Die Altstadt erstreckt sich auf der flachen warthezeitlichen Urstromterrasse etwas erhöht über der unmittelbaren Umgebung. Hier neigt sich die Geländeoberfläche nach Süden zum Klinketal, nach Nordwesten zum Schrotetal und fällt nach Osten etwa 8 m steil zur Elbaue ab. Im frühen Mittelalter erreichte der Höhenunterschied noch einige Meter mehr. Dieser von Natur aus geschützte Bereich an verkehrsgünstiger Stelle bot sich für eine Befestigung in fränkischer Zeit an, zumal es nördlich und südlich von Magdeburg an der Elbe keinen weiteren solchen günstigen Platz gab. Der Terrassenrand ist mehrmals durch einige stark eingetiefte Tälchen zerschnitten. Auf den dazwischenliegenden Riedeln befinden sich die ältesten Teile der Stadt mit Burg und Kloster. Obwohl die Tälchen im Laufe der Jahrhunderte vom Menschen teilweise zugeschüttet wurden, lassen sie sich größtenteils noch gut erkennen. Zwischen Domplatz und Kloster Unser Lieben Frauen (Gouvernementstraße), zwischen Kloster und Altem Markt (Gr. Kloster- und ehemalige Berliner Straße), an der Johanniskirche (Johannisbergstraße) und zwischen Magdalenenkapelle und Petrikirche (Petersberg) befinden sich noch heute solche Vertiefungen. Manche natürlichen Oberflächenveränderungen im Elbvorland, wie Aufschlickung vor allem im 1 1 . —13. Jahrhundert und Seitenerosion der Elbe an der Steilkante, sowie künstliche Aufschüttungen besonders beim Eisenbahnbau und von Brand- und Bauschutt während der Jahrhunderte veränderten immer wieder das Kleinrelief in der Altstadt. Der recht mannigfaltige Gesteinsuntergrund im Stadtgebiet bot für Landwirtschaft und Bauten eine gute Grundlage, da sich oberflächlich die Lößdecke der Börde ausbreitet, die am Elbtalrand mit rund 3 m ihre größte Mächtigkeit erreicht. Unter weiteren, geringmächtigen pleistozänen Ablagerungen befinden sich mitteloligozäner Grünsand und Rupelton (Tab. 1). Der stellenweise bis 12 m mächtige Grünsand, dessen graugrüne Farbe durch das Mineral Glaukonit hervorgerufen wird, besitzt eine weite Verbreitung. Wegen seiner Feinkörnigkeit ist er ein schlechter Grundwasserleiter, so daß Wasserschäden an tiefgelegenen Stellen, etwa im Bahnhofsgelände, die Folge sein können. Besonders im Norden der Stadt findet sich der Rupelton, ein fester, graugrüner, schwach kalkiger Ton, der früher als Baumaterial Verwendung fand (s. D 3). An anderen Stellen stehen oft in wenigen Metern Tiefe Gesteine aus dem Paläozoikum unter der känozoischen Deckschicht an, in denen sich z. T. die Funda31

A a mente der neuen Hochhäuser befinden. Nördlich der Linie Petrikirche—Wilhelm-Pieck-Oberschule ziehen sich in durchschnittlich 5 —12 m Tiefe die unterkarbonischen Grauwacken in Nordwest-Südost-Richtung hin (s. D 7). In der Alten Elbe zwischen Brücke des Friedens und Anna-Ebert-Brücke sind sie bei Niedrigwasser als 30 m breiter Querriegel zu sehen. Weiter nach Osten tauchen sie jedoch wieder in die Tiefe. In der Grauwacke befinden sich die Fundamente der Eisenbahn- und Straßenbrücke im Norden der Stadt. Früher brach man das Gestein in Brüchen am Krökentor, an der Nordfront und in der Neustadt. Südlich der oben angegebenen Linie schließt sich Gestein des Oberrotliegenden an, das den bekannten Domfelsen bildet und in dem die Fundamente der Strombrücke stehen. Der Felsriegel besteht aus wechsellagernden Sandsteinen und Schiefertonen, die bei Niedrigwasser in der Stromelbe zum Teil trocken fallen. Der Dom selbst steht aber nicht auf dem Felsen, sondern in dem hangenden Grünsand und Löß. Die flache Eintiefung südlich des Domes, in der die Klinke fließt, verläuft im Ausstrich des Zechsteinbandes und dürfte deshalb im wesentlichen durch Salzauslaugung entstanden sein (s. D 14). Vom vorhandenen Salz an dieser Linie zeugt die Salzquelle am Südende des Rotehorn-Parkes. Stark sulfathaltiges Grundwasser zirkuliert im Bereich der Zechsteinablagerungen. In ihnen stehen die beiden Südbrücken: die Eisenbahnhub- und die ehemalige Sternbrücke. Im Süden der Stadt bildet der Buntsandstein den Untergrund, der an einigen Stellen, z. B. an der Klinke östlich von Benneckenbeck, dicht unter der Oberfläche ansteht und früher als Baustein gewonnen wurde (s. A 14).

A b b ) Entwicklung der Stadt Frühgeschichte Die früheste urkundliche Erwähnung Magdeburgs stammt aus dem Jahre 805. Als Magadoburg liegt uns die fränkische Schreibweise vor, wobei die Endung -bürg auf eine Befestigung hinweist. Das Bestimmungswort Magado = der Mägde hängt mit der vorchristlichen Vorstellungswelt zusammen (vgl. das altsächsische Wort ekmagadi = Eichenmägde, Baumelfen). Nach dieser Deutung kann auf einen befestigten Ort in jener Zeit geschlossen werden. Neben fränkischen Formen ist auch die sächsische 936 als Magathaburg überliefert ( B I S C H O F F 1950). Daneben lautete die Schreibweise im g./io. Jahrhundert auch Magada-, Magede-, Magedoburg. Die heutige Schreibweise taucht erstmals 968 auf. Auch die; ur- und frühgeschichtlichen Funde weisen hier einen alten Siedlungsplatz aus. Durch die Ausgrabungen im Altstadtgebiet konnten fast alle Epochen seit der Jungsteinzeit belegt werden. Der Zeit Karls des Großen sind Befestigungsalllagen auf dem Domplatz zuzuordnen (s. A 1). Im 9. Jahrhundert diente Magdeburg als Grenzhandelsplatz zwischen Germanen und Slawen. 806 wird die Errichtung eines „castellum contra Magadaburg" erwähnt, dessen Lage ungewiß ist. Zweifellos sollte es die Sicherheit Magdeburgs

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erhöhen und zugleich die Kontrolle über die Elbe verstärken. Das war nur mög- A b lieh, wenn das Kastell die Funktion eines Brückenkopfes erfüllte. Danach müßte es vornehmlich in der Gegend von Cracau, Prester bis hin nach Pechau gelegen haben; denn dieses Gebiet diente bis in die Neuzeit hinein als Übergangsstelle. Von besonderer Wichtigkeit für die Stadtentwicklung war die Gründung des Benediktinerklosters St. Mauritius (Moritzkloster) 937 durch Otto I. Der ungewöhnlich umfangreiche Grundbesitz des Klosters verteilte sich von den Niederlanden bis zur Lausitz und umfaßte auch den Nordthüringgau, die heutige Börde, bestehend aus den Burgwarden, d. h. Verwaltungs- und Verteidigungsbezirken Magdeburg, Wanzleben, Haldensleben und Unseburg mit 39 Orten. Hierher gehören unter anderen Fermersleben, Buckau, Lemsdorf, Diesdorf, Groß Ottersleben, Hohen- und Niederndodeleben. Ebenfalls noch im 10. Jahrhundert kamen Meitzendorf, Lostau, Moser, Ebendorf, Olvenstedt und die drei slawischen Burgwälle Biederitz, Pechau und Gommern an das Kloster. Sie stiegen nun in den Rang von deutschen Burgwardhauptorten und hießen in den Urkunden Stadt (civitas), Burg (castellum) oder Burgward (burgwardium, s. E 8). Rechtseibisch erhielt das Kloster Zehnt u. a. von dem in unser Gebiet hineinreichenden Slawengau Moraciani. 965 verlieh Otto I. dem Moritzkloster Markt, Münze und Zoll in Magdeburg. Das Kloster wurde, nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen, in Anlehnung an die vorhandenen Burgbefestigungen im Bereich der späteren Domfreiheit errichtet. Hier befand sich auch die königliche Pfalz, hier amtierten die Beauftragten des Königs und wohnten wohl auch bereits einige Handwerker und Kaufleute. Der Warenumschlag vollzog sich im suburbium, der späteren Sudenburg, wie das gesamte Gelände südlich des Domes bis zum Kloster Berge hieß. Als Ottos bevorzugte Residenz seit 929 wuchs die Siedlung durch Zuzug von Kaufleuten, Handwerkern und Hofpersonal bald in einem Maße an, daß die Fläche um Burg und Kloster zur Unterbringung nicht mehr ausreichte und eine allmähliche Besiedlung der strategisch zweitwichtigsten Stelle um die heutige Johanniskirche einsetzte, wo sich der Hof des Markgrafen Gero befand. Das wirtschaftliche und Verwaltungszentrum blieb jedoch im 10. Jahrhundert das Domgebiet. Seit der Gründung des Erzbistums mit den ihm unterstellten Bistümern Havelberg, Brandenburg (beide schon 948 geschaffen), Merseburg, Zeitz (später Naumburg) und Meißen 968 beanspruchte das Domkapitel die Einrichtungen des Moritzklosters, worauf die Mönche in das Kloster St. Johannis des Täufers auf dem Berge umziehen mußten. Dieses Kloster Berge befand sich 1,5 km südlich vom Moritzkloster. Wenn auch nur wenige Quellen vorhanden sind, so beweisen die Gründungen des Kollegiatstiftes St. Sebastian und des später hochangesehenen Stiftes Unser Lieben Frauen zu Beginn des 1 1 . Jahrhunderts sowie der Bau der nach dem Erzbischof Gero (1012 — 1023) genannten Stadtmauer, wohl eine Fortführung der Ottonischen Mauer, daß das Leben in der Stadt nach dem Slawenaufstand von 983 nicht zum Erliegen gekommen war. Die Geronische Mauer entspricht mit größter Wahrscheinlichkeit der Befestigung der Domfreiheit. Die Gegend 33

A b um den Alten Markt muß in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts an Bedeutung gewonnen haben (Abb. 11). Lag bisher, mit Ausnahme des Sebastianstiftes, der Breite Weg (jetzt Karl-Marx-Straße), der seit dem ersten Viertel des 13. Jahrhunderts nachweislich diesen Namen führte, etwa an der westlichen Stadtgrenze, so erweiterte sich nun mit der Ulrichs-Parochie die Stadt darüber hinaus. Mit dem Bau von St. Jakob und St. Katharinen, beide außerhalb der älteren Stadtummauerung, ist nicht vor der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zu rechnen. Als Pfarrkirchen selbständiger Kirchspiele wurden sie sicher erst nach den kriegerischen Ereignissen von 1213 eingerichtet. In diesem Jahr stellte sich der Erzbischof von Magdeburg in den Auseinandersetzungen um die deutsche Zentralgewalt zwischen Otto IV. und Philipp von Schwaben auf die Seite des Papstes gegen Otto IV. Dieser ließ deshalb bei den Kämpfen u. a. die Neustadt und das Dorf Frose nördlich des damaligen Stadtgebietes zerstören, auf deren Trümmerflächen sich Magdeburg im 13. Jahrhundert weiter nach Norden ausdehnte (s. A 3).

Mittelalter Seit dem 12. Jahrhundert läßt sich die selbständige Entwicklung der Altstadt gegenüber dem Dombezirk erkennen. Diese Domfreiheit, wo der Möllenvogt eigene Gerichtsbarkeit ausübte, führte bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts ihr Eigenleben, während die Bürgerstadt in ständigen, teilweise sehr heftigen Auseinandersetzungen mit dem erzbischöflichen Stadtherrn ihre Eigenständigkeit durchzusetzen wußte. Die Reichsfreiheit, die Otto von G U E R I C K E noch auf den westfälischen Friedensverhandlungen in Osnabrück 1648 anstrebte, erreichte die Stadt jedoch nicht. Bei der Beurteilung der innerstädtischen Entwicklung muß man berücksichtigen, daß auf der einen Seite das Ringen zwischen dem Erzbischof als Stadtherrn und der Stadt stattfand, die sich ihres Rechtes auf eigene Verwaltung und eigenes Gericht ständig mehr bewußt wurde. Zum anderen setzten seit Beginn des 14. Jahrhunderts die Klassenkämpfe innerhalb der städtischen Gesellschaft ein zwischen den einflußreichen ratsherrlichen Geschlechtern der großen Innungen, wie Gewandschneider, Krämer, Kürschner, und den zahlenmäßig zwar weit überlegenen, aber nur geringeren Einfluß ausübenden kleineren Innungen. Als Repräsentant der stadtherrlichen, d. h. der erzbischöflichen Gewalt' ist seit der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts ein Burggraf nachweisbar. Wie in den älteren Bischofsstädten übte er wahrscheinlich die Funktion eines Stadtkommandanten mit richterlichen und militärischen Aufgaben aus. Von manchen Forschern wird die Lage der Burggrafenburg im Gebiet um die Petrikirche angenommen. Die niedere Gerichtsbarkeit in der Bürgerstadt übte der Schultheiß aus. Seit der Mitte des 11. Jahrhunderts ist das Magdeburger Burggrafengericht nachweisbar, das sich anfangs aus fünf, seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts aus elf Schöffen und dem Schultheiß zusammensetzte. Die Schöffen ver34

selbständigten sich gegenüber dem Stadtherrn, ergänzten ihre Zahl durch eigene A b Zuwahl und schlössen sich schließlich zu einem unabhängigen und festen Kollegium zusammen, dem berühmten Magdeburger Schöffenstuhl. Erzbischof Wichmann (1152—1192) veranlaßte oder förderte alle Maßnahmen, die der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt dienten. Unter ihm erhielt das Magdeburger Kaufmannsrecht seinen fortschrittlichen Inhalt, begannen sich die bestätigten Innungen zu formieren und wurde der Alte Markt Mittelpunkt der kaufmännischen Siedlung. Wichmann unterstützte den Handel in jeder Weise und erteilte das Recht zu Handelsniederlassungen und Privilegien für auswärtige Kaufleute, z. B. erhielten die Burger Kaufleute 1176/79 ein Kaufhaus. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts läßt sich die Festigung der innerstädtischen Rechts- und Verfassungsverhältnisse eindeutig nachweisen. 1244 wird neben Schöffen und gesamter Bürgerschaft erstmalig ein R a t (consules) genannt. Seitdem führte die Stadt ein eigenes Stadtsiegel. Im selben Jahrhundert gewannen die fünf großen Innungen der Gewandschneider, Krämer, Kürschner, Leinwandschneider sowie Schuhmacher und Gerber mäßgeblichen Einfluß auf die städtische Verwaltung. Damals muß die Stadt auch schon Münzrecht besessen haben, wie Brakteatenfunde beweisen. Ursprünglich verfügte das Moritzkloster über dieses Privileg, welches dann auf das Erzstift als Rechtsnachfolger überging. Mit geringer Unterbrechung, z. B. 1402, als das Gebäude bei den Unruhen gestürmt wurde, ließ das Stift bis 1682 Zahlungsmittel prägen. Kaiserliches Münzprivileg bekam die Stadt erst 1567. Von 1683 bis 1767 befand sich eine preußische Prägeanstalt in der als Festung besonders sicheren Stadt. Kirchliche Büßergenossenschaften (Geißler) und Bettelorden, die sich um engen K o n t a k t mit der städtischen Bevölkerung bemühten, ließen sich bald nach ihrer Gründung auch in Magdeburg nieder. 1225 siedelten sich die Dominikaner am Breiten Wege an, dort wo seit 1895 der Nordteil des Postgebäudes steht. Auch die Franziskaner richteten 1225 und 1230 ein Kloster in der Schulstraße in der Nähe des Breiten Weges in Höhe der Ratswaage ein. Die Augustiner schufen sich 1284 nördlich der Petrikirche ihre Klosteranlagen mit der heutigen Wallonerkirche (s. A 1). Im geistigen Leben dieser Zeit spielte M E C H T H I L D v o n Magdeburg (etwa 1210 bis 1280), eine bedeutende Vertreterin der Mystik, eine Rolle. Sie lebte v o n 1235 bis 1270 in Magdeburg und wurde durch ihr Gedicht ,,Das fließende Licht der Gottheit" berühmt. Mit ihren zahlreichen neuen Wortschöpfungen erlangte sie große Bedeutung für die deutsche Sprachgeschichte. Im Laufe des 13. Jahrhunderts spitzten sich die Auseinandersetzungen zwischen dem städtischen R a t und dem Erzbischof zu, da die politische und wirtschaftliche Macht des Bürgertums an Bedeutung gewonnen hatte. Zwar unterstützte die Stadt bei fast allen Kämpfen mit äußeren Gegnern den Erzbischof, aber sie strebte trotzdem nach möglichst großer Unabhängigkeit vom Stadtherrn. Ihre Erwerbung des Schultheißenamtes 1294 und des Getreidehandelsmonopols 1309 . waren Marksteine dieser Entwicklung. Andererseits mußte sich die Stadt zur Huldigung, dem äußeren Zeichen für die Anerkennung des Stadtherrn, gegen-

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A b über dem Erzbischof 1315 verpflichten. Höhepunkt der Auseinandersetzung war die Ermordung des Erzbischofs Burchard III. 1325 im Keller des Rathauses. Trotz erheblicher Buße und nie aufgehobener Huldigungspflicht blieb die Stadt dem Erzbischof gegenüber selbstbewußt und widersetzlich. Zur selben Zeit fanden heftige innerstädtische Kämpfe statt. Nach einem vergeblichen Versuch der kleinen Innungen 1301, Sitze im Rat neben den 5 großen Innungen zu erhalten, brachte ihnen der Aufstand von 1330 den vollen Erfolg. Seitdem waren sämtliche Innungen und die gemeine Bürgerschaft (universitas civium) im Rat vertreten. Verwaltungsmäßig wurde die Stadt in Viertel eingeteilt, deren Zahl im Laufe der Zeit zwischen 6 und 18 schwankte. In dieser Zeit der Herausbildung eines bürgerlichen Klassenbewußtseins entstand die berühmte Magdeburger Schöppenchronik, die der Stadtschreiber HINRIK VON LAMMESPRINGE um 1360 im Auftrage der Schöffen niederdeutsch, also in der Sprache des Volkes, abfaßte. Die erzbischöfliche Kanzlei gebrauchte hingegen vor allem das Mitteldeutsche und Lateinische. Allerdings verwendeten die Magdeburger Schöffen bei Rechtsauskünften an andere Städte auch das Hochdeutsche neben dem Niederdeutschen. Die seit 1296 nachweisbare Verbindung der Stadt mit der Hanse und ihre zeitweise einflußreiche Stellung als Vorort im „Sächsischen Quartier" stärkte ihre Macht gegenüber dem Erzbischof. Durch die Mitgliedschaft in der Hanse erweiterte sie ihren Fernhandel, der von jeher die wichtigste wirtschaftliche Grundlage der Stadt darstellte. Bereits 975 erhielten Magdeburger Kaufleute fast im ganzen Reich Zollfreiheit. Die Herrenmesse als bedeutendster und von weit her besuchter Jahrmarkt fand am Tage des Domheiligen Mauritius (22. 9.) auf dem Domplatz statt, wohl seit dem 11. oder 12. Jahrhundert. Im Unterschied zum Alten Markt wurde der Domplatz Neuer Markt genannt. Das Wirken in der Hanse bildete mit die Grundlage für die Entwicklung Magdeburgs zu einem der bedeutendsten Wirtschaftsmittelpunkte des Spätmittelalters. Als Handelsware brachten die Kaufleute vom Westen Gewürze, Silber, Metallerzeugnisse, Schmuckwaren und besonders Gewebe, vom Osten Pelzwerk, Häute, Honig, Wachs sowie im 9. und 10. Jahrhundert auch Sklaven, die über die westlichen Zwischenhändler an die Mauren in Spanien verkauft wurden. Die Hauptausfuhrartikel waren Getreide aus der Börde und das in Schönebeck, Groß Salze (Salzelmen) und Sülldorf gewonnene Salz. Dazu kamen Metalle, wie Kupfer aus dem Harz, Silber aus Sachsen und Böhmen, sowie auch Holz, Steine, Tierhäute und Felle aus Böhmen. Importiert wurden flandrische Tuche, Heringe .und Stör, Spezereien, Weine aus Frankreich, Ungarn, Böhmen und Bier trotz eigener beachtlicher Produktion. Der Getreidehandel verlieh der handelspolitischen Machtstellung der Stadt Dauer. Außerdem zwang das Stapelrecht die durchreisenden Kaufleute, ihre Waren in Magdeburg auszuladen und eine Zeitlang zu stapeln, damit die Stadt und die ansässigen Kaufleute Waren erwerben konnten. Es handelte sich also um eine Art Vorkaufsrecht, das die Preise nicht unwesentlich beeinflussen konnte. Das hiesige Stapelrecht wurde durch den Hamburger Stapel seit Ende des 15.

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Jahrhunderts und den Leipziger Stapel seit Beginn des 16. Jahrhunderts stark A b beeinträchtigt. Dagegen konnten die handelspolitischen Auseinandersetzungen zwischen Sachsen und Preußen im 18. Jahrhundert die erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung Magdeburgs nicht verhindern. Die Aufhebung des Magdeburger Stapelrechts erfolgte formell erst durch die Elbschiffahrtsakte von 1821. Zu diesem Privileg kam vor allem noch das Bannmeilenrecht, d. h. das Recht, im Bereich einer bestimmten Entfernung um die Stadt ausschließlich eigene Interessen zu vertreten und wahrzunehmen. Infolge dieser Rechte und Vorzüge gehörte Magdeburg im Spätmittelalter zu den größten Städten Deutschlands. Die Einwohnerzahl betrug um 1400 etwa 30000 und stieg bis 1550 auf etwa 34000 an. Sie wurde allerdings immer wieder durch die Pest stark dezimiert, z. B. wird die Zahl der Opfer für die Epidemie 1597/98 auf 10000—13000 geschätzt. Durch Zuzug vom Lande nahm jedoch die Stadtbevölkerung rasch wieder zu.

R e f o r m a t i o n und D r e i ß i g j ä h r i g e r K r i e g Als ein Beweis für die städtische Selbständigkeit kann es auch gewertet werden, daß Magdeburg als erste große Stadt Norddeutschlands die gemäßigte Reformation bereits 1524 einführte, während das *»=>» Creme der Domkapitel erst 1563 die neue Lehre annahm. abgebrannten Teile Neben Martin L U T H E R selbst setzte vor allem sein Freund Nicolaus von A M S D O R F als erster evangelischer Superintendent in Magdeburg (1524—1542) und Pfarrer an der Ulrichskirche die reformatorischen Ideen und die Neuorganisation des Kirchen- und Schulwesens in der Stadt durch. 1530 trat die Stadt dem Schmalkaldischen Bunde zur Verteidigung der Reformation bei. Seit der Reichsacht von 1547 war Magdeburg einer der Mittelpunkte der protestantischen Opposition. Eine führende Stellung nahm dabei Matthias Flacius I L L Y R I C U S (1520 bis 1575) ein, ein sehr strenger lutherischer Theologe. Sein Verdienst besteht in der Erarbeitung der ersten protestantischen Kirchengeschichte, der „Magdeburger Zenturien", die erwährend seiner Magdeburger Zeit(i549—1557) mit Hilfe mehrerer Mitarbeiter zu verfassen begann. Dar Belagerung 1550/51 durch den Achtvollstrecker Kurfürst Moritz von Sachsen widerstand die Stadt erfolgreich. Wilhelm R A A B E , 1849-1853 als Lehrling in der Creutzsehen Buchhandlung am Breiten Wege tätig,

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Magdeburg

Abb. 10 Stadtplan von O . v. G U E R I C K E (1632) 37

A b hat in seinem Buche „Unseres Herrgotts Kanzlei" eine eindrucksvolle Schilderung dieser Zeit gegeben. Als die Stadt 1629 durch Wallenstein aufgefordert wurde, eine kaiserliche Besatzung aufzunehmen, schloß sie sich den Schweden an. Der schwedische Oberst Falkenberg leitete die Verteidigung der Stadt, worauf sie 1631 v o n den Kaiserlichen belagert wurde. In den harten Kämpfen um die Altstadt gelang es den Pappenheimern, von Nordosten her in die Verteidigungswerke einzubrechen. Die Truppen Tillys und Pappenheims zerstörten am 10. Mai 1631 Magdeburg vollständig. Die Stadt brannte bis auf die Südostecke am Kloster Unser Lieben Frauen und am Dom nieder (Abb. 10; s. S. 21). Vernichtet wurden auch die Bestände des Stadtarchivs, wodurch manche Frage der Geschichte der Stadt ungeklärt bleiben wird. Vor der Zerstörung lebten 30000—35000 Menschen in Magdeburg, von denen etwa 20000 ums Leben kamen. Die übrigen konnten noch rechtzeitig fliehen. 1632 sollen noch etwa 450 Einwohner in der Stadt gewesen sein. Von dieser Zerstörung erholte sich die Stadt nur langsam, deren Wiederaufbau Leopold I. von Anhalt—Dessau, genannt der alte Dessauer, leitete.

Manufakturen Für den wirtschaftlichen Wiederaufbau nach dem Dreißigjährigen Kriege war es wichtig, daß nach Aufhebung des Ediktes von Nantes 1685 viele Pfälzer, Wallonen und Franzosen aus religiösen Gründen ihre Heimat verließen und auch nach Magdeburg kamen. Sie wurden nicht geschlossen in der Stadt angesiedelt, sondern ließen sich meist auf den 1631 verwüsteten Hofstellen nieder. Diese Exulantengruppen erhielten ihre eigene kommunale und kirchliche Verwaltung, die bis 1807 bestand. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts umfaßte die Pfälzer Kolonie 2000 Personen; die französische war mit 1600 Einwohnern nach der in Berlin die zweitgrößte. U m die Mitte des 18. Jahrhunderts bildeten die Kolonisten ein Sechstel der Bevölkerung. Die Einwanderer waren an der Entwicklung der Manufakturen wesentlich beteiligt. 1688 richteten sie die erste Tabak-, 1690 die erste Strumpffabrik ein. Für Jahrzehnte führte Magdeburg in der Strumpffabrikation und nahm auf den Märkten in Braunschweig, Leipzig und Naumburg eine bedeutende Stellung ein. Strümpfe, Tuche, Bandwaren, Handschuhe, Tabakwaren, Fayencen und Steingut galten im 18. Jahrhundert als charakteristische Produktions- und Handelsgüter. 1797 gab es in Magdeburg 43 Manufakturen, wovon die Hälfte mit 3237 Arbeitern der Textilbranche angehörte. Eine Strumpfmanufaktur mit 420 Arbeitern war damals das größte Unternehmen der Stadt (BERGHAUER 1801). Den E x p o r t der Güter, z. B. nach Dänemark und Holland, übernahmen im wesentlichen Elbschiffe. A m Ende des 18. Jahrhunderts zählte die Schifferbrüderschaft 26 Schiffer und 78 Kahnführer (LEINUNG und MÜLLER 1910). Der beachtliche wirtschaftliche Aufschwung im 17. und besonders 18. Jahrhundert spiegelte sich in

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zahlreichen repräsentativen Bürgerbauten vornehmlich am Alten Markt und am Breiten Weg wider, während sich am Domplatz und in Festungsbauten, z. B . dem Sterntor, der Bauwille des absolutistischen Staates kundtat. Im einzelnen verlief die Entwicklung der Manufakturen sehr unterschiedlich. Von den im 18. Jahrhundert gegründeten Unternehmungen bestand um 1800 kaum eine mehr. Diese Entwicklung führte zur Verelendung des überwiegenden Teiles der städtischen Handwerksmeister und Gesellen, die als Manufakturarbeiter mit niedrigsten Löhnen ihr Leben fristen mußten. In der Zeit des Königreiches Westfalen 1806—1813 erfuhr das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben der Stadt nachhaltige Veränderungen. Die Vorstädte Sudenburg (s. A 9) und Neustadt (s. A 3) mußten auf Befehl Napoleons aus festungstechnischen Gründen ganz bzw. teilweise zerstört und verlegt werden. Ferner fügte die Kontinentalsperre ab 1806 auch der Wirtschaft Magdeburgs schweren Schaden zu. In dieser Zeit entstand die später wichtige Zuckerindustrie. Die Einführung der Gewerbefreiheit zog die Aufhebung der Innungen nach sich. Die geistlichen Stiftungen wurden ebenfalls aufgelöst.

Industrialisierung Die wirtschaftliche Entwicklung Magdeburgs war im 19. Jahrhundert noch jahrzehntelang durch den Gürtel der Befestigungen behindert (s. A 2). Bis etwa 1870 nahm die Altstadt immer noch die Fläche der spätmittelalterlichen Stadt ein (Abb. 11). Die Bevölkerungszahl stieg jedoch im 19. Jahrhundert wesentlich. Um 1820 erreichte sie den Stand von 1631 wieder, stieg bis 1840 auf 50000 und nahm bis 1865 auf 70000 zu. Die Industriezweige ähnelten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch weithin denen des 18. Jahrhunderts. Um 1840 dominierten Textil-, Tabak-, Leder-, Keramik-, Zucker-, Zichorien- und Seifenfabrikation. Allein 75 Brauereien, Schnaps- und Likörfabriken gab es in der Stadt. Dagegen fielen eine Maschinenfabrik und zwei Schiffbauereien noch nicht ins Gewicht. Die Zahl der Fabriken betrug 200 und hatte sich somit im Vergleich zum Ende des 18. Jahrhunderts vervierfacht. Die meisten Betriebe beschäftigten allerdings nur wenige Arbeitskräfte; der größte, ein Unternehmen der Textilbranche, zählte rund 300 Arbeiter. Einige Fabrikanten, besonders in der Zucker- und Zichorienproduktion, hatten ihre Anlagen wegen der ungünstigen Rohstofflage und der Raumnot in der Stadt schon in den Vororten, wie Sudenburg und Neustadt, untergebracht. Die Gründer vieler kapitalistischer Unternehmen beschritten ab Mitte des Jahrhunderts meistens diesen Weg, weil es in den Vororten genügend und billiges Baugelände sowie keine einschränkenden Baubestimmungen gab. So entwickelten sich Buckau (s. A 15), die Neue Neustadt (s. A 4) und Sudenburg (s. A 9) zu Fabrikorten mit schnell wachsender Bevölkerungszahl. Ihre administrative Unabhängigkeit von Magdeburg blieb vorerst gewahrt. Eine spätere Folge dieser 4*

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Zahlenerklärungen von Abb. 1 1

vor 1600 1 2 3 4 5 6

Krökentor Hohe Pforte Hauptwall Rondell Magdeburg Rondell Preußen Turm Preußen

1683—1702 7 8 9 10

Zitadelle Stadttor Wassertor Ziegeltor

1702-1713 11 12 13 14 15 16 17

innere Bastionen Magdeburg Halberstadt Hessen Mark Preußen Ravelin Halberstadt Tenaillen

1 7 1 7 - 1 7 3 0 18 Turmschanze 19 Cracauer Tor 20 Glacis 1721 — 1725 21 Der Stern 2 3 - 1 7 4 0 äußere Bastionen 22 Friedrich 23 Wilhelm 24 Heinrich 25 Braunschweig 26 Ferdinand 27 Lüneburg 2S Hessen weitere Anlagen

1 7

29 30 31 32 33 34

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Kontregarden Tenaille Lünette Rondelle Reduit Glacis

um 1 8 1 3 36 Schanze

1820— 1821 37 Charlottentor 38 Kaserne Ravensberg 39 Kaserne Magdeburg I839—1850 40 41 42 43

Eisenbahn tore Berliner Bahn Wittenberger Bahn Mittelwerk Flügel werke

um 1860 44 45 46 47

Neues Brücktor Kaponniere Magdeburg Kaserne Mark Tenaille Mark

1866 48 Fort 9

1869— 1874 K 1 , 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 Kavaliere R 1, 2, 3, Ravelins 49 Buckauer Tor 50 Sudenburger Tor 51 Ulrichstor 52 Glacis 53 Reserve-Wasserwerk Eisenbahn tore 54 Leipziger Bahn 55 Helmstedter Balm 56 Berlin — Stendaler Bahn 57 Elbbahnhof Buckau

örtlichen Besonderheit war, daß sich die sonst typische Verlagerung der Indu- A b strie an den Rand der Städte während der zweiten Hälfte des Jahrhunderts erübrigte. Die Metallverarbeitung fand um 1840 die besten Standortbedingungen in Buckau, wo Elbe und Eisenbahn gleichermaßen nahe lagen. Hier ließen sich in den Jahrzehnten des stürmischen Aufschwunges des Kapitalismus in Deutschland zwischen 1850 und 1870 die meisten Betriebe dieses Industriezweiges nieder, z. B . Schäffer & Budenberg, H. Gruson, R . Wolf, O. Gruson. Anfangs verfügten die meisten Werke über ein breites Warensortiment, womit sie den Bedarf der Stadt bzw. der benachbarten Gebiete befriedigten (Landwirtschaft, Bergbau, Elbschiffahrt). Erst mit der zunehmenden Spezialisierung gelang es ihnen, ihre Produkte auf dem Weltmarkt abzusetzen. Einige Werke verdankten ihren schnellen Aufstieg auch der Rüstungsproduktion. In der Industrie herrschten bis 1870 im wesentlichen Klein- und Mittelbetriebe vor. Erst danach entfaltete sich die Großindustrie, besonders im metallverarbeitenden Bereich, der 1895 schon 12000 Arbeitskräfte beschäftigte. Aber auch in der Nahrungs- und Genußmittelindustrie fanden 6500 Beschäftigte Verdienstmöglichkeiten. Die Gewerbe aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden durch diese Entwicklung zurückgedrängt bzw. verschwanden. Die aufstrebende Industrie benötigte neue Verkehrsanlagen. Der heutige Hauptbahnhof und einige neue Eisenbahnlinien konnten aber erst nach 1870 angelegt werden, als der Festungsgürtel ein Stück nach Westen und Süden verlegt wurde (s. A 2). Um 1880 erfolgte die Fertigstellung des Elbbrückenzuges (s. A 27), und um die Jahrhundertwende erhielt Magdeburg neue Hafenanlagen im Norden der Stadt (s. A3)Der Umbau der Festungsanlagen erforderte große finanzielle Leistungen der Stadt an den Militärfiskus. Die Altstadt gewann dadurch im alten Festungsbereich Gelände für neue Wohngebäude und öffentliche Bauten. Allerdings verhinderte die Grundstücksspekulation jahrzehntelang den Bau von ansprechenden und hygienisch einwandfreien Wohnungen für die Werktätigen. Gleichzeitig mit der Ausdehnung der Altstadt und mit dem Industrieaufschwung erfolgte die Eingemeindung benachbarter Städte und Dörfer, die mit Magdeburg bereits wirtschaftliche Verbindungen besaßen oder für die weitere industrielle oder bauliche Entwicklung als wertvoll galten. Nach den ersten Eingemeindungen entstand 1887 der Stadtkreis Magdeburg, der sich vor allem bis 1 9 1 0 wesentlich ausdehnte: Sudenburg Neustadt Buckau Rothensee Cracau

1867 1886 1887 1908 1910

Fermersleben Lemsdorf Prester Salbke Westerhüsen

1910 1910 1910 1910 1910

Durch die natürliche Bevölkerungszunahme und durch Eingemeindungen stieg die Einwohnerzahl Magdeburgs von 98000 im Jahre 1880 auf 280000 im Jahre 43

Ab

1910 aö. Als zwischen 1890 und 1905 endlich die Festungsanlagen fielen, entwickelte sich die Altstadt im Bereiche Alter Markt — Hauptbahnhof zum städtischen Zentrum, während die anderen Teile hauptsächlich Ballungsgebiete der Wohnbesiedlung blieben. Neue Gebäude entstanden rings um die Altstadt, z. B. in der Alten Neustadt, im Stadtfeld und in Sudenburg. Das bebaute Stadtgebiet erstreckte sich um 1910 fingerförmig nach mehreren Seiten entlang der Hauptstraßen. Dazwischen blieben, zum Teil noch bis in die Gegenwart, Lücken mit einzelnen Feldern oder ausgedehnten Kleingartenkolonien. Kurz vor dem ersten Weltkrieg entstanden erstmalig auf bisher unbebauten Flächen geschlossene Siedlungskomplexe mit Kleinwohnungen (Reform und Hopfengarten, s. A 10). Die einzeilige Bebauung ohne Seiten- und Hintergebäude galt damals als ein wesentlicher Fortschritt. Diese von Genossenschaften errichteten Wohnhäuser standen damit in vorteilhaftem Gegensatz zu den Mietskasernen. Zu Beginn unseres Jahrhunderts bildeten sich einige der heute noch charakteristischen Industriegebiete heraus. Standortbestimmend waren die Eisenbahnlinien, die Elbe und die Häfen im Norden der Stadt. Als Hauptindustriegebiete entwickelten sich seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Industriegasse von Buckau bis Westerhüsen (s. A 15) und seit Anfang des 20. Jahrhunderts das Industriegelände im Norden der Stadt (s. A 5). Die Industrieflächen in den anderen Stadtteilen weisen eine geringere Ausdehnung oder Geschlossenheit auf. Zwischen den beiden Weltkriegen wuchs die Stadt weiter, vor allem durch große Wohnsiedlungen in den Lücken zwischen den eingemeindeten Vororten oder an deren Rande, z. B. Curie- und Beimssiedlung (s. A 7), Brückfeld. Der Wohnungsmangel nach dem ersten Weltkrieg zwang den Rat der Stadt zum Entwurf eines Generalbebauungsplanes, der unter der Leitung des Architekten Bruno T A U T und seines später führenden Mitarbeiters Johannes G Ö D E R I T Z 1923 erarbeitet wurde. Auf der Grundlage dieses Planes erfolgte die Stadterweiterung bis zum zweiten Weltkrieg. Bauherren waren überwiegend Genossenschaften, die mit Unterstützung kommunaler Behörden versuchten, durch die Errichtung vieler Kleinwohnungen den ständigen Wohnraummangel der Industriestadt zu verringern. Trotzdem hatte Magdeburg z. B. 1931 über 6000 Wohnungsuchende. Die Planung und architektonische Gestaltung ganzer Siedlungskomplexe erfolgte unter einheitlichen Gesichtspunkten. An vielen Stellen entstanden architektonisch gefällige und hygienisch moderne Gebäudegruppen. Von den öffentlichen Bauwerken, die während der Jahre 1925 — 1929 errichtet wurden, blieben einige bis auf den heutigen Tag erhalten, z. B. die Chirurgische Klinik der Medizinischen Akademie (s. A 9), das Fernmeldeamt (s. A 1) und der Aussichtsturm (s. A 20) im Stadtpark. Typisch für alle Bauten dieser Zeit ist ein sachlicher Stil, der durch den damals bereits bedeutenden Einfluß des Bauhauses bestimmt wurde. Bei diesen Gebäuden dienten als Gerüst eine Stahlbetonkonstruktion und als Füllmaterial Klinker. Backstein-Zierformen sind sparsam eingefügt zusammen mit weißen Putzflächen zur Auflockerung der geschlossen wirkenden Baukuben, die in der Regel Flach44

dächer tragen. Einige in der Zeit des Faschismus erbaute Siedlungen, z. B. A b Nordwest, zeigen deutlich, daß sie im Zeichen der Kriegsaufrüstung aus dem Boden gestampft worden sind. Es handelt sich um eingeschossige Häuser mit wenig Wohnkomfort. Infolge der Bautätigkeit und der Eingemeindung Diesdorfs im Jahre 1926 erhöhte sich die Bevölkerungszahl zwischen 1910 und 1939 um 50000 auf 330000. Neue Industriebetriebe siedelten sich hauptsächlich im Norden der Stadt an. Auf der Flur von Rothensee wurden nach 1929 mehrere Werke um einen neuen Hafen am Elbabstiegskanal aufgebaut (s. A 5). Die zahlreichen Industriewerke Magdeburgs beschäftigten vor dem zweiten Weltkrieg 71000 Werktätige, vor allem in der Metall-, Chemie-, Zucker-, Konserven-, Genußmittel,- Mühlen-, öl- und Fettindustrie. Z e r s t ö r u n g 1945 und W i e d e r a u f b a u (Abb. 12) Die Zeit des Faschismus endete für die Stadt mit der zweiten großen Zerstörung in ihrer Geschichte. Mehrere anglo-amerikanische Bombenangriffe, besonders am 16. Januar 1945, vernichteten 80% der Altstadt und 30% der Vorstädte. 16000 Tote waren zu beklagen. Die Einwohnerzahl ging gegenüber der Vorkriegszeit um 100000 zurück (Ende 1945). Von 106 733 Wohnungen wurden etwa 41000 total zerstört, über 9000 schwer und 25000 leicht beschädigt. Weiterhin fielen zahlreiche öffentliche Gebäude den Angriffen zum Opfer, darunter 23 Schulen, 37 Festhallen und Säle, 15 Kirchen, 3 Theater, 3 Museen, 14 Krankenhäuser bzw. Kliniken. Viele unersetzliche Kulturwerte gingen damit für immer verloren, darunter die kostbaren Barockbauten am Breiten Weg und Alten Markt, die dem Stadtzentrum das Gepräge gegeben hatten. Auch viele Industriebetriebe erlitten schwere Schäden. Das Stadtzentrum konnte seine zentralen Funktionen nicht mehr ausüben, so daß die Geschäfts-, Verwaltungs- und Kultureinrichtungen großenteils in die Vorstädte verlagert werden mußten, wo sie sich zum Teil heute noch befinden. Nach den Aufräumungs- und Instandsetzungsarbeiten in den ersten Nachkriegsjahren erfolgte 1951 am Breiten Weg die Grundsteinlegung zum planmäßigen Neuaufbau, der bis heute zu einer gewissen Geschlossenheit der Bebauung führte. Seit 1957 entstehen die neuen sozialistischen Wohnkomplexe in der modernen Großblock- oder Plattenbauweise. Sie geben der Altstadt und der Alten und Neuen Neustadt einen völlig veränderten Siedlungscharakter, indem an die Stelle enger Gassen und Winkel breite Straßen mit Gebäuden inmitten von Grünflächen treten (s. A 1, A 3). In den letzten Jahren erfaßte der Wohnungsbau auch bisher unbebautes Gelände in den Siedlungslücken am Stadtrande, z. B. im Stadtfeld (s. A 7) und in Sudenburg (s. A 9). Bis 1975 konnten 36000 Neubauwohnungen bezogen werden, zu denen weitere 9000—10000 Wohnungsausbauten in den beschädigten Häusern kommen. Somit stammt gegenwärtig ein bedeutender Teil der 110000 Magde45

A b burger Wohnungen aus der Zeit nach 1945. Die folgenden Angaben vermitteln eine Übersicht über das Baualter der Wohnungen (1976): vor

1900

1900—1945 1946—1970 1971 — 1976

22%

42% 22% »4%

Die Industrie Magdeburgs nahm seit der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik 1949 durch den Wiederaufbau und die Erweiterung der bestehenden Werke, die Neugründung von Betrieben sowie die Einführung moderner Produktionsverfahren einen großen Aufschwung. Die industrielle Bruttoproduktion versiebenfachte sich bis 1975. Von den 5 Mrd. Mark erzielten 1975 u. a.: der Maschinen- und Fahrzeugbau die Lebensmittelindustrie die chemische Industrie die Elektrotechnik/Elektronik

42% 29%

8% 4%

In 108 Industriebetrieben, von denen 102 volkseigen sind, arbeiteten 1975 insgesamt 60000 Werktätige, was 38% aller Beschäftigten der Stadt entspricht. Im Schwermaschinenbau, dem Hauptindustriezweig der Stadt, zählt man allein 29000 Beschäftigte. In den fünf größten Werken der Metallverarbeitung arbeitet über die Hälfte der Werktätigen der Industrie (Tab. 5). Großbetriebe bestimmen also das heutige Bild der Magdeburger Industrie.

A c c) Gedenkstätten und Gedenktafeln der Arbeiterbewegung Die Arbeiterklasse kann in Magdeburg auf eine lange revolutionäre Tradition zurückblicken. Schon Anfang der vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts entstanden mit dem Beginn der Industrialisierung als selbständige Organisationsformen eine Gemeinde des Bundes der Gerechten und, wahrscheinlich während der Revolution von 1848, eine Gemeinde des Bundes der Kommunisten. Zu den frühesten Vertretern der Magdeburger Arbeiterbewegung gehört der Schneider Wilhelm W E I T L I N G ( 1 8 0 8 — 1 8 7 1 ) , der Verfasser der utopisch-kommunistischen Programmschrift des Bundes der Gerechten. Er mußte 1844 auf Polizeibefehl seine Heimatstadt verlassen und in die Emigration gehen. Nach der Niederlage der Revolution von 1848 sammelten sich die Magdeburger Arbeiter in bedeutenden Vereinen, wie dem Maschinenbauarbeiterverein und dem Verein der Handschuhmacher, und nach deren Unterdrückung im Arbeiterbildungsverein (1863). Bedeutenden Einfluß auf die Entwicklung der Arbeiterbewegung nahmen in dieser Zeit Julius B R E M E R und Johannes M Ü N Z E , die sich besonders bei der Gründung einer Magdeburger Sektion der I. Internationale 48

verdient machten. Seit Mai 1869 unterstützten die Magdeburger Internationali- A c sten aktiv die Bemühungen August BEBELS um die Schaffung der Einheit der Arbeiterbewegung. Im Juni desselben Jahres wurde in Magdeburg der historische Aufruf zur Bildung einer einheitlichen revolutionären Kampfpartei verfaßt, den Magdeburger als erste unterzeichneten. Am 6. September 1869 kam es zur Bildung des Sozialdemokratischen Arbeitervereins für Magdeburg« Seine Mitglieder beschäftigten sich auf ihren Versammlungen mit dem wissenschaftlichen Sozialismus. Die Willkürmaßnahmen gegen die Eisenacher und Lassalleaner und die zunehmende Aktionseinheit führten zu einer Annäherung der Arbeiterorganisationen, die sich in Vorbereitung des Gothaer Vereinigungsparteitages zur Geschlossenheit der Arbeiterbewegung bekannten. 1876 entstand als neue Form der Organisation der „Sozialdemokratische Wahlverein für den Wahlkreis Mag-' deburg". Auch unter den wesentlich erschwerten Bedingungen des Sozialistengesetzes seit 1878 setzten die Magdeburger Arbeiter ihren Kampf fort. An der Gedenkstätte „Muttereiche" bei Biederitz erinnert eine Tafel an den illegalen Treffpunkt der Magdeburger Arbeiterorganisation während dieser Zeit. Hier wurden verbotene Schriften ausgetauscht, hier trafen sich die führenden Genossen zu Beratungen. Trotz aller Willkürmaßnahmen der herrschenden Klasse und ihrer Polizeiorgane gewannen die Magdeburger Sozialdemokraten immer mehr Einfluß auch auf Arbeiter der Umgebung der Stadt. 1884 gelang es ihnen sogar, den ersten sozialdemokratischen Abgeordneten aus Magdeburg in den Reichstag zu bringen. Die Arbeiterklasse ging schließlich als Sieger aus dem Kampf mit der Reaktion hervor. Mit der im Jahre 1900 erfolgten Gründung des „Sozialdemokratischen Vereins für Magdeburg und Umgebung" begann eine neue Etappe in der Entwicklung der Arbeiterbewegung, die besonders zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter dem Einfluß der ersten russischen Revolution von 1905/06 zu machtvollen Aktionen fand. Ein bedeutsames Ereignis vor dem ersten Weltkrieg war 1910 der Parteitag der SPD im damaligen Luisenhof (Maxim-Gorki-Straße). Er stand im Zeichen der Auseinandersetzung der revolutionären Kräfte mit den Revisionisten. Mit dem großen Aufschwung der Industrieunternehmen um die Jahrhundertwende verstärkte sich zusehends die Ausbeutung der Werktätigen, die proletarische Kampfaktionen, besonders in Buckau, nach sich zog. Hier sammelten auch Erich WEINERT und Karl ARTELT als Schlosserlehrlinge der Maschinenfabrik R. Wolf kurz vor dem ersten Weltkriege ihre ersten Klassenkampferfahrungen. Erich WEINERT (1890—1953), dessen Geburtshaus Thiemstraße 7 seit 1961 eine Gedenkstätte enthält, wurde seit 1924 zum Dichter des deutschen Proletariats. Das Saarland, der Spanienkrieg und die Schützengräben von Stalingrad stellen wichtige Stationen seines Kampfes dar. Für Erich WEINERT enthüllte man 1969 ein Denkmal im Nordabschnitt der Karl-Marx-Straße, das Joachim SENDLER schuf. Seinen Namen tragen heute das volkseigene Meßgerätewerk, das zentrale Klubhaus der Schwermaschinenbauer, die größte Buchhandlung der Stadt, eine Straße und eine Schule. 49

A c Karl A R T E L T , während des ersten Weltkrieges Oberheizer auf einem Kriegsschiff der deutschen Flotte, stellte sich im Herbst 1918 an die Spitze der Kieler Matrosenerhebung. Die roten Matrosen wählten ihn zum ersten Vorsitzenden ihres Soldatenrates. Seine Kampfgefährten nannten ihn seitdem „ R o t e r Admiral". Mit mächtigen Kundgebungen der Arbeiter im Stadtpark und in der „ W a l h a l l a " in der Aptelstraße kündigten sich am 3. November 1918 die Vorboten der Revolution an. Bedeutsam für den unmittelbaren Beginn der Novemberrevolution in Magdeburg waren Verbindungen revolutionärer Kieler Matrosen zur Stadt. Den Anlaß zu den mächtigen Demonstrationen und Streiks in Magdeburg gab der Mordanschlag auf einen Kieler Matrosen durch den hiesigen Bahnhofskommandanten. Aber auch in Magdeburg endete die Revolution mit einer Niederlage. Trotzdem lieferte die Arbeiterklasse im Frühjahr 1919 heldenmütige Klassenschlachten. Die Mitglieder der wahrscheinlich im Februar 1919 gegründeten Ortsgruppe der K P D , zu denen auch K a r l A R T E L T gehörte, versuchten, die mitteldeutschen Streikaktionen im Februar/März auf die Stadt auszuweiten. Nachdem in verschiedenen Gebieten Deutschlands die Konterrevolutionäre die Arbeiteraktionen blutig unterdrückt hatten, wurde Anfang April der R a u m Magdeburg ausersehen, die'Arbeiter durch gezielte Provokationen zum Losschlagen zu bringen. A m 6. April erfolgte in Magdeburg die Verhaftung von Vertretern der einheimischen U S P D und des Soldatenrates. Als daraufhin in der Nacht zum 8. April Arbeiter zum bewaffneten Kampf übergingen, lag der gewünschte Vorwand zum Eingreifen des berüchtigten Freiwilligen Jäger-Korps unter General Maercker vor. Bei diesen Kämpfen kamen am 9. April 22 Magdeburger Arbeiter ums Leben, deren Namen eine Gedenktafel an der Hauptpost in der Karl-Marx-Straße in Erinnerung hält. In der Zeit der revolutionären Nachkriegskrise und während der relativen Stabilisierung erhöhten die Magdeburger Arbeiter unter Führung der K P D ständig ihre Kampfbereitschaft. In den Jahren 1921 — 1923 führten sie mächtige Streikaktionen durch. Bedeutende, über den Magdeburger Raum hinauswirkende Funktionäre der K P D gingen aus den Reihen der hiesigen K P D mit Ernst GRUBE, Hermann M A T E R N und Walter K A S Z N E R hervor. Große Bedeutung für die Magdeburger Arbeiterbewegung erlangte Ende der zwanziger und zu Beginn der dreißiger Jahre das Auftreten Ernst T H Ä L M A N N S . 1929 sprach er anläßlich des Treffens des Roten Frontkämpferbundes auf dem Kölner Platz (heute Platz der Volkssolidarität), und im April 1932 warnte er in der überfüllten Stadthalle vor der wachsenden Gefahr des Faschismus. An der Stadthalle, die heute eine wichtige Tagungsstätte der Magdeburger Parteiorganisation der S E D ist, erinnert eine Gedenkplatte an dieses Ereignis. Aus der Zeit des Faschismus liegen vielfältige Beweise v o n Mut und Kühnheit Magdeburger Arbeiter unter Führung der K P D vor. In den Großbetrieben arbeiteten illegale Betriebszellen, die durch die Herausgabe von Zeitungen den Arbeitern das Wesen des Faschismus erläuterten und zu gemeinsamen Aktionen aufriefen. Magdeburger Genossen kämpften in Internationalen Brigaden in 50

Spanien 1936 bis 1938. Unter der Leitung der Genossen Martin S C H W A N T E S , A Hermann D A N Z , Johann S C H E L L H E I M E R , Friedrich R Ö D E L , Hubert M A T E R L I K bildete sich eine illegale Widerstandsgruppe der K P D . Infolge der Verhaftung der führenden Genossen und weiterer 23 Genossinnen und Genossen im Jahre 1944 wurde die Arbeit der Widerstandsgruppe unterbrochen. A m 1. November 1944 wurden S C H W A N T E S , D A N Z , S C H E L L H E I M E R und R Ö D E L zum Tode verurteilt Und am 5. 2. 1945 im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet. Ihnen und allen ermordeten Antifaschisten ist das im Park an der Steubenallee 1965 errichtete Mahnmal gewidmet, das Eberhard R O S Z D E U T S C H E R schuf. E s gehört zu den größten Werken dieser Art. Das durchbrochene Bronzerelief von 3,80 m Höhe vor einer massiven, breit gelagerten Steinwand vermittelt ein eindrucksvolles Beispiel fruchtbarer Wechselwirkung zwischen Künstler und beratendem Auftraggeber, der Arbeiterklasse. Außerdem erinnert eine Gedenktafel im V E B ,,7. Oktober" an das Wirken von Friedrich R Ö D E L unter den Arbeitern während der faschistischen Zeit.

C

Auf der Grundlage des Aktionsprogrammes der K P D vom 11. Juni 1945 wirkten die beiden Arbeiterparteien auch in Magdeburg zunächst an der Überwindung der schlimmsten Auswirkungen des Faschismus. Im August 1945 kam es zu einer gemeinsamen Großkundgebung der SPD und K P D auf dem Domplatz. Auf Versammlungen drängte die überwältigende Mehrheit der Mitglieder der Arbeiterparteien auf die Vereinigung. So konnte am 13. Februar 1946 das Organisationskomitee der einheitlichen Arbeiterpartei gebildet und eine wichtige Grundlage für die Vereinigung von K P D und SPD in Magdeburg gelegt werden. Am 24. März 1946 fanden die Kreisparteitage der S P D und K P D in Magdeburg in den ehemaligen Kasinogaststätten, Alt-Salbke 50, und im Speiseraum des Chemiebetriebes Fahlberg-List statt. Als am Nachmittag die Delegierten der K P D in den Saal der Kasinogaststätten einzogen und damit die Bildung einer einheitlichen Arbeiterpartei vollzogen wurde, setzte die Magdeburger Arbeiterklasse einen Schlußpunkt unter eine lange Entwicklung, die ihr großen Schaden zugefügt hatte. Die Gedenktafel mit den Worten „ I n der Einheit liegt unsere Stärke" am Kulturhaus des VEBFahlberg-I ist hält dieses bedeutende Ereignis der Magdeburger Geschichte in Erinnerung. Mehrere Industriebetriebe, öffentliche Gebäude und Straßen tragen heute die Namen von bedeutenden Führern der Arbeiterbewegung in Magdeburg zum Gedenken an ihren Kampf für den gesellschaftlichen Fortschritt und die Einheit der Arbeiterklasse. Altstadt

A 1

Vorgeschichtliche Ausgrabungen Funde konnten in der Altstadt bei den systematischen Grabungen des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin unter Leitung von Dr. Ernst NICKEL im Verlaufe der letzten zwanzig

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A 1 Jahre geborgen werden. Trotz ihrer geringen Zahl zeigen sie, daß das Gelände der Altstadt Jahrtausende hindurch besiedelt war. Die Ursache der relativ kleinen Funddichte liegt wohl weniger in einer dünnen ur- und frühgeschichtlichen Besiedlung als vielmehr in der jahrhundertelangen intensiven Bebauung, die oft bis in große Tiefen erfolgte und viele Reste früherer Zeiten vernichtete. Außerdem wurden bis zum zweiten Weltkrieg Altsachen nicht systematisch gesammelt. Auf dem Domplatz, auf dem Alten Markt mit dem Johanniskirchhof und deren Umgebung kamen bei den Ausgrabungen zwei alte, bevorzugte Siedelplätze zum Vorschein. An der dritten strategisch wichtigen Stelle, im Gebiet unmittelbar an der Petri- und der Wallonerkirche, erfolgten bisher keine systematischen Untersuchungen. Die Ergebnisse einiger Schachtungen in deren Nähe, nämlich an der Neustädter Straße und Kleinen Klosterstraße, und zwischen den beiden Kirchen bekunden aber, daß auch an dieser Stelle schon sehr früh gesiedelt worden ist. Als älteste Kulturhinterlassenschaft in der Altstadt gilt ein Feuersteinabschlag mit einer bogenförmig ausgearbeiteten Seite. Das Gerät dürfte zeitlich dem berühmten Faustkeil von Gerwisch gleichzusetzen sein und somit der Altsteinzeit angehören (s. E 3). Es wurde bei Ausschachtungen für das Hotel „International" an der Otto-von-Guericke-Straße in 3 m Tiefe geborgen. Die weiteren Funde entstammen der Jungsteinzeit und sind somit bedeutend jünger. Bandkeramische Scherben wurden an der Wallonerkirche und auf dem Südteil des Domplatzes festgestellt. Hinterlassenschaften der Walternienburger, Bernburger und Schönfelder Kultur fanden sich ebenfalls auf dem Domplatz. Zur gleichfalls jungsteinzeitlichen Kugelamphoren-Kultur gehört das auf dem Domplatz angeschnittene Grab, in dem der Tote in West-Ost-Erstreckung lag und damit in Richtung zur aufgehenden Sonne schaute. Am Kopf stand eine Amphore, neben der ein Feuersteinmeißel, ein Knochenpfriem und eine Muschelschale lagen. In der Grabeinfüllung befand sich noch ein Klingenkratzer aus Feuerstein. Leider war der Unterteil des Toten von den Lendenwirbeln abwärts bei der Aushebung des inneren Befestigungsgrabens in der Zeit Karls des Großen beseitigt worden. Besonders zahlreich fand man Altsachen der jüngeren Bronzezeit und der älteren Eisenzeit. Die einzelnen Scherben dieser Epochen lassen sich schwer einordnen, da ein fließender Übergang besteht. In dieser Übergangszeit tritt das Eisen als Werkstoff zum ersten Mal auf. Funde kamen auf dem Domplatz in zahlreichen Abfallgruben an das Licht und müssen als Zeichen für eine Besiedlung gewertet werden. Dagegen konnten Hausgrundrisse nicht entdeckt werden, da die Häuser wahrscheinlich nicht so weit wie die Abfallgruben eingetieft und bei der Anlage späterer Siedlungen beseitigt worden waren. Andere Fundstellen mit Altsachen der gleichen Zeit liegen an mehreren Punkten der Altstadt, östlich der Karl-Marx-Straße, vor allem am Kloster Unser Lieben Frauen, um die Johanniskirche und im Norden der Altstadt, besonders um die Wallonerkirche. Aus den vielen Funden ließen sich zwei große Vorratsgefäße, mehrere Tassen, 52

Schalen und eine besonders schöne Terrine zusammensetzen. Dazu kommen einige A 1 Spinnwirtel, Gewichte aus Ton und ein Reibestein. Diese Gegenstände lassen auf Seßhaftigkeit der Bevölkerung schließen. Dann wurden erst aus der römischen Kaiserzeit, also aus den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung, wieder Funde geborgen, allerdings nur auf dem Johanniskirchhof und Domplatz. Beachtenswert sind eine Randscherbe und eine Schalenurne, die den Germanen zuzuschreiben sind. Leider haben wir aus Mangel an Funden keine Kenntnis von der Besiedlung Magdeburgs in den folgenden Jahrhunderten bis zum Beginn der ersten schriftlichen Überlieferung. Wir wissen auch nicht, wo der am Anfang des 9. Jahrhunderts mehrfach erwähnte Ort Magdeburg genau gelegen hat. Er dürfte auf der Hochfläche in der Nähe des Domes oder unmittelbar an der Elbe nahe dem Domfelsen zu suchen sein. E n t w i c k l u n g des G r u n d r i s s e s Die Befestigungsanlage aus der Zeit Karls des Großen befand sich auf dem heutigen Domplatz. Von ihr verlaufen zwei große Spitzgräben in Nord-Süd-Richtung über den Platz (Abb. 13). östlich der Gräben lagen die dazugehörigen Wälle. Das Innere der Anlage entspricht dem Ostteil des Domplatzes mit dem Gelände bis zum Steilabfall zur Elbe. Dort, wo heute die städtischen Verwaltungsgebäude stehen, befand sich die fränkische Niederlassung.

Abb. 13 Übersicht über die Grabungen auf dem Domplatz (Stand 1967) I-XI Untersuchungsschnitte B, C, G Gräben aus der Zeit der Karolinger a' Gebäude des Rates der Stadt b Steilabhang zur Elbe c neuer Heizungsschacht d Überreste eines zeitlich bisher unbestimmten Turmes e Dom

5

Magdeburg

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A 1 Von dieser Zeit an waren der Domplatz und seine Umgebung ununterbrochen besiedelt. A n der Stelle der im ausgehenden g. Jahrhundert eingeebneten Befestigungsgräben entstanden hier zahlreiche Grubenhäuser. In diesen einfachen Block- oder Fachwerkbauten waren die Fußböden etwa 60—80 cm eingetieft. Von den Funden dieser Zeit stammen 2/3 von deutscher und 1/3 von slawischer Bevölkerung. Webgewichte und Spinnwirtel geben Hinweise auf eine handwerklich tätige Bevölkerung. An die Stelle dieser Häuser traten später die Bauten Ottos I. E t w a 50 m nördlich des Domes wurde eine ausgedehnte Gebäudeanlage des 10. Jahrhunderts ausgegraben. Hier handelt es sich um den größten Profanbau dieser Zeit, den wir in Europa kennen. E s dürfte der Pfalzpalast gewesen sein, in dem Otto I. bei seinen häufigen Aufenthalten in Magdeburg wohnte und regierte. Funde des 9. und 10. Jahrhunderts sind über das gesamte Altstadtgebiet verteilt, doch kann von einer allgemeinen Besiedlung nicht gesprochen werden. Gehäuft treten die Funde nur auf dem Domplatz, in der Nähe der Johanniskirche und auch in der Umgebung der Petri- und Wallonerkirche auf. Die weitere Besiedlung Magdeburgs dürfte von diesen drei Gebieten ausgegangen sein. Über den Siedelbereich um die Petri- und Wallonerkirche in jener Zeit wissen wir kaum etwas. Auf jeden Fall lag der kirchliche und wirtschaftliche Schwerpunkt des Ortes im 10. Jahrhundert im Domgebiet. Der Breite Weg als Hauptverkehrsstraße führte, wie auch an anderen Orten, in älterer Zeit außerhalb der eigentlichen Siedlung vorbei. Von ihm ging für Reisende aus dem Norden und Nordwesten ein Weg im Zuge des Ratswaageplatzes, der ehemaligen Schwertfegerstraße, Schuhbrücke, Tischlerbrücke, Goldschmiedebrücke, Regierungsstraße direkt auf das wirtschaftliche und politische Zentrum um die Pfalz zu. E t w a vom Jahre 1000 ab dürfte der Alte Markt stärker in das Wirtschaftsleben einbezogen worden sein. E r reichte ursprünglich bis an die Johanniskirche heran und erhielt unter Erzbischof Wichmann die heutige trapezförmige Gestalt, die für die Marktgründungen nach Magdeburger Recht beispielgebend wurde. Schon im 12. Jahrhundert war wohl der größte Teil dieses zentralen Platzes gepflastert ( N I C K E L i960). Erzbischof Wichmann ließ den Bereich um den Alten Markt mit seiner unregelmäßigen Straßenführung, die Domfreiheit und die damals angelegte Ulrichs-Parochie zwischen Breitem Weg'und Prälatenstraße— Kutscherstraße mit ihren geraden Querstraßen zum Breiten Weg durch eine Mauer umgeben. Dieses geschlossene trapezförmige Stadtgebilde erwies sich als vorteilhaft für die Verteidigung und trug gleichzeitig Repräsentationscharakter. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts wurde Magdeburg unter Erzbischof Albrecht II. (1205—1232) im Norden erweitert. Das neue Stadtgebiet legte sich quer an die „Wichmannstadt" an und erhielt mehrere durchlaufende Straßen, aber kein eigenes Wirtschaftszentrum. Der Breite Weg stellte die Verbindung zur alten Stadt her. Die Eingliederung des Ufergeländes zwischen dem Höhenrand und der Elbe mit dem Knochenhauerufer als Hauptweg erfolgte ebenfalls seit dem ersten

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Viertel des 13. Jahrhunderts. Die Uferpartien zwischen D o m und Heilige-Geist- A 1 Straße wurden erst nach 1525 in die Stadtbefestigung einbezogen. Die Stadtflur der Altstadt war ungewöhnlich klein und durch erzbischöflichen Besitz eingeengt. Sie bestand nur aus der im 13. Jahrhundert genannten Feldmark südwestlich des Dombezirkes im Bereiche der Wüstung Rottersdorf (Abb. 7) und des Fleckens St. Michael, aus dem Stadtmarsch, früher eine Elbinsel, und aus dem Anger jenseits der Elbe zwischen Cracau und Biederitz. Bei Aufhebung der geistlichen Stifter 1810 erhielt die Stadt im Westen das bis dahin zur Gerichtsbarkeit des erzbischöflichen Möllenvogts gehörige Stadtfeld, etwa im Gebiet des heutigen Stadtteiles gleichen Namens. Im Mittelalter betrug die nordsüdliche Ausdehnung der Altstadt im Mittel 1630 m und maximal 1700 m sowie die West-Ost-Erstreckung im Mittel 620 m und maximal 850 m. Diese Größe behielt die Stadt bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Dem Aufbau dieser mittelalterlichen Stadt lag ein bestimmtes Planungsschema zugrunde. FRENTZEL (1967) sieht als die Hauptplanungslinie die Achse Kloster Berge — Ostchor des Domes — Kloster Unser Lieben Frauen — Regierungsstraße — Schuhbrücke — Breiter W e g — Katharinenkirche an. Den Vermessungen lag offenbar die i6füßige Rute ( = 4,62 m) zugrunde. In der Anordnung der Hauptbauwerke herrschen bestimmte Proportionen, z. B. beträgt die Entfernung Kloster Unser Lieben Frauen — D o m 1 Gewende ( = 60 Ruten), Kloster Unser Lieben Frauen — Katharinenkirche 3 Gewende, Kloster Unser Lieben F r a u e n Kloster Berge 6 Gewende. Die Kirchen und Mauerzüge sind in bestimmter Weise auf die Hauptplanungslinie bezogen. Nach der Zerstörung Magdeburgs im Dreißigjährigen Kriege fertigte 1632 der damalige Ratsherr Otto von GUERICKE einen Stadtplan im Maßstab 1:2088 an (Abb. 10). E r stellt den ersten genau vermessenen Plan von Magdeburg dar, dessen mittlerer Meßfehler nur etwa 0,5% beträgt (FRENTZEL 1964). Leider vermochte GUERICKE seine planerischen Ideen nicht durchzusetzen. Nach den Zerstörungen im Jahre 1945 ergab sich für die Stadtplanung die Möglichkeit, den alten Grundriß wesentlich umzugestalten und breite Straßen zu schaffen, die das mittelalterliche Netz z. T. völlig verwischen. Der Breite Weg, die heutige Karl-Marx-Straße, dient im Nordabschnitt nicht mehr dem Fahrzeugverkehr (außer Straßenbahn). Dafür zieht sich die breite Jakobstraße als Fahrstraße durch den Nordosten der Altstadt. Eine neue Nord-Süd-Magistrale, die Elbuferstraße, wurde 1969 fertiggestellt. Erstmals erhielt die Altstadt mit der Wilhelm-Pieck-Allee eine West-Ost-Durchgangsstraße, die seit 1965 aiif der neuen Strombrücke die Elbe überquert (Stadtplan auf der Rückseite der Übersichtskarte).

5*

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A 1 Sakrale Baudenkmale Einige bedeutende Kirchenbauten des Mittelalters, darunter der Dom und die Bauten des Klosters Unser Lieben Frauen, überdauerten die zwei großen Zerstörungen Magdeburgs. Als der Erzbischof Gero in den Jahren 1017/18 das seinem Domstift untergebene Augustiner-Chorherrenstift Beatae Virginis Mariae gründete, stattete er es reichlich mit Landbesitz aus. Im Jahre 1129 wandelte Erzbischof Norbert trotz der Widerstände der Stiftsherren das Kollegiatstift in das Prämonstratenserkloster Unser Lieben Frauen um. Es war das bedeutendste unter den vielen anderen Klöstern in Magdeburg. Während der Reformation verlor das Kloster seine Patronate an den Kirchen St. Johannis, St. Ulrich und Heiliggeist, ebenso seine Gold- und Silberschätze (Monstranzen, Kelche, Meßgewänder und Reliquien), die vorwiegend dem Schmuck seiner 24 Altäre gedient hatten. 1698 wurde am Kloster ein Gymnasium eingerichtet. Aber erst der verdienstvolle Propst Gotthilf Sebastian R Ö T G E R (1779 bis 1831) schuf daraus eine wichtige Bildungsanstalt. Als „Vater Rötger" bekannt, leitete er das Pädagogium und Gymnasium mit Umsicht und Tatkraft. Damals besuchten die späteren Dichter Karl Leberecht I M M E R M A N N (s. A 2) und Johann Heinrich Z S C H O K K E (1771 bis 1848) als Zöglinge die Anstalt. Im Jahr 1834 wurde die Schule säkularisiert, 1928 aufgelöst und mit dem Domgymnasium vereinigt. Das Liebfrauenkloster (Abb. 14) in der Regierungsstraße ist das älteste erhaltene Bauwerk Magdeburgs. Die heutige Kirche wurde unter Erzbischof Werner (1064—1078) mit den Ostteilen begonnen. Die aus Grauwackebruchstein gefügte und mit Werkstein gegliederte kreuzförmige Basilika besitzt unter dem spätgotisch veränderten Chor eine dreischiffige Krypta mit frühromanisch klaren, schlichten Einzelformen. Die durch Farbwechsel von Rot und Weiß ausgezeichneten Langhausarkaden ruhten ursprünglich beiderseits auf 2 x 3 Säulen neben einem mittleren Pfeiler. Im Langhaus zeigt die Ornamentik Verwandtschaft mit der Stiftskirche zu Quedlinburg. An der Westseite blieb der Bau bis zur Übernahme des Stiftes durch die Prämonstratenser im Jahre 1129 vermutlich unvollendet. Erst danach entstanden das neunte Joch und der zweitürmige Westbau. Dieser enthält über einer Vorhalle einen großen Emporenraum, der über Wendeltreppen in den seitlichen Rundtürmen zugänglich ist. Das Gurtrippengewölbe in der Vorhalle könnte auf französische Anregrungen zurückgehen, während die Turmgruppe ihre nächsten Verwandten in Westfalen und im Rheinland findet. Im Jahre 1188 erlitt die Kirche Brandschaden, weshalb die Säulen im Langhaus durch Pfeiler ersetzt werden mußten. Um 1225 wölbte man dann den bis dahin flachgedeckten Bau ein. Die Kreuzrippengewölbe wurden in frühgotischen Formen, die im Langhaus sechsteilig angeordnet sind, auf vorgestellte Wandverstärkungen gesetzt. Das Vorbild der Kölner Apostelkirche ist hier unverkennbar. Nach der Übernahme des Stifts durch die Prämonstratenser galt deren Hauptsorge neben der Vollendung der Kirche der Errichtung der Stiftsgebäude. Die

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Abb. 14 Grundriß des Klosters Unser Lieben Frauen (Zustand vor 1945) Anlage ist, wohl aus topographischen Gründen, ungewöhnlich. Ungewöhnlich ist auch die mehrfache Anwendung monumentaler Tonnengewölbe, die nur im Nordflügel erhalten sind, besonders im ehemaligen Refektorium. Ein Tonnengewölbe dürfte aber auch das abgerissene Dormitorium (Schlafsaal) besessen haben und ebenso die Kapelle, die man damals zwischen Chor und Kreuzgang einfügte. Erst nach dem Brand von 1188 erhielt der Raum seine sechs schlanken Stützen, die ihm den Namen „Hochsäulige Kapelle" eintrugen. Wie die Verwendung großer Tonnengewölbe, so verweist auch das runde Brunnenhaus am Kreuzgang auf die engen Verbindungen des Ordens mit seiner französischen Heimat. Der kleine, vollständig gewölbte Bau ragt in den Kreuzgarten vor, von einem steinernen Kegeldach bekrönt, das sich ohne Absatz auch auf die Strebepfeiler hinunterschiebt. Zierliche Dreierarkaden öffnen sich unten, kleine Fenster in dem Bibliotheksraum darüber. Die Zweigeschossigkeit des Kreuzganges gibt dem Hof eine große Geschlossenheit (Bild 7). 57

x Nach den starken Beschädigungen im zweiten Weltkrieg wurden Kirche und Stift bis 1953 gründlich restauriert, wobei man spätere Veränderungen an der ursprünglichen Substanz nach Möglichkeit beseitigte. Die eingestürzte gotische Wölbung des Chors wurde durch eine Holzdecke ersetzt. Die „Hochsäulige Kapelle" dient als Aufstellungsraum für Steinfiguren aus anderen zerstörten Kirchen Magdeburgs. Der völlig zerbombte Westflügel des Stifts, der ursprünglich u. a. eine große zweischiffige Versammlungshalle enthielt, mußte vollständig erneuert werden. Dabei wiederholte man den alten Trakt nur in den Hauptmaßen. Seit 1974 ist das Kloster Museum und beherbergt u. a. die Nationale Sammlung Kleinplastik der D D R . Die Kirche dient seit 1977 nach umfangreicher Rekonstruktion als Konzerthalle. Das Wahrzeichen der Altstadt, der aus Keupersandstein von Seehausen errichtete Dom, geht auf eine Gründung Ottos I. zurück. E r stiftete hier 937 ein Kloster und weihte es dem heiligen Moritz. Die Klosterkirche, von Anfang an als königliche Grabstätte bestimmt, war eine der größten Kirchen der Zeit. 955 ließ sie Otto zur Kathedrale umbauen, da in Magdeburg ein Erzbistum errichtet werden sollte, das für Deutschland den Rang des römischen Papsttums beanspruchen konnte. Diese erste Domkirche zeigte tatsächlich, wie aus zeitgenössischen Berichten hervorgeht und die Ausgrabungen wenigstens noch ahnen lassen, eine Prachtentfaltung und Ausdehnung, die der ihr zugedachten politischen Bedeutung entsprach. In großem Umfange hatte Otto kostbare Baumaterialien aus Italien heranschaffen lassen, um vor aller Augen die Kaisertradition Italiens in seiner Hauptstadt zu beweisen. Marmorsäulen und Kapitelle davon sind noch heute erhalten. Der ottonische Dom, der mehrfach verändert worden war und dessen Grundriß teilweise bekannt ist, stand an der gleichen Stelle wie der heutige. Die westlich davor errichtete Tauf- und Pfarrkirche St. Nikolaus blieb vom Brande des Jahres 1207 verschont, der den Dom vernichtete. Allgemein wird angenommen, der ottonische Dom sei damals zwar ausgebrannt, hätte aber wiederhergestellt werden können. Unter Erzbischof Albrecht (1205 — 1232) wurden 1209 die ersten Grundmauern des Neubaus gelegt. Die feierliche Weihe erfolgte im Jahre 1363, als dem Dom noch die oberen Teile der Westfassade und der Türme fehlten. Beide würden erst im letzten Viertel des 15. und im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts fertiggestellt. Der Magdeburger Dom. ist eine kreuzförmige Basilika mit polygonalem Ostchor im Fünf-Zehntel-Schluß, umgeben von einem Umgang mit Kapellenkranz und einer Empore, dem sogenannten Bischofsgang. Die Westfront wird von zwei Türmen beherrscht, und in den Winkeln zwischen Chor und Querhaus sind ebenfalls Türme angeordnet (Abb. 15). Der Bau wurde im Osten begonnen. In diesem ersten Bauabschnitt entstanden . Kapellenkranz und Chor bis zur Höhe der Empore, die auf der Nordwestseite bereits angefangen wurde, ferner die Osttürme und der Unterbau des Querhauses sowie später nicht benutzte Fundamente des Langhauses. Bis zu Albrechts Tod 1 2 3 2 hatte es mehrere Baupausen und Planänderungen gegeben. Die Kapellen des Chorumgangs sind innen rund, außen jedoch polygonal ausgebildet. Die Gliederung des Chors ist schon während des Baus geändert worden, da man nach 58

Errichtung der Polygonpfeiler beschloß, den Chor zu vergrößern und zu erhöhen. Die westlich anschließenden sechs Chorpfeiler wurden nämlich erheblich stärker ausgebildet, weil sie nach dem neuen Plan eine schwerere Last aufnehmen sollten. Auch wurden sie nach außen gerückt, um den Innenraum zu erweitern. Folgen davon waren die ka.um wahrnehmbare Verengung der je zwei westlichen Joche des Chorumgangs und die Entstehung asymmetrischer Pfeiler an der Stelle, wo Polygon und Langchor aneinanderstoßen, da die Pfeiler im Osten den alten, im Westen aber schon den neuen Plan zu berücksichtigen hatten. Die Lage der Osttürme und des Querhauses sind bereits auf die veränderte Konzeption zurückzuführen. Die Architektur dieser bis 1232 entstandenen Teile ist oberrheinisch-burgundisch, der figürliche und pflanzliche Dekor dürfte in erster Linie auf sächsische Meister zurückgehen, die aber westfälisch-französischen Vorbildern folgten. Unter Erzbischof Burkhard (1232—1235) wurde die Chorempore, der Bischofsgang, errichtet. Wie die Sockelreste in ihrem nordwestlichen Teil erkennen lassen, hat man auch hier ursprünglich andere Pläne verfolgt. Ausgeführt wurde diese monumentale Empore von Zisterzienser-Bauleuten, die die Maulbronner Frühgotik kannten. Der sehr differenzierte, aber doch klare Raumeindruck ist

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A i nicht zuletzt eine Folge der Konsequenz ihres Architekten, der sich bemühte, die Gewölbescheitel horizontal anzuordnen und halbkreisförmige Bögen zu verwenden. Deshalb waren verschieden hohe Kämpfer für Gurtbögen und Diagonalrippen unvermeidlich und im polygonalen Teil Verschiebungen der Schlußsteine zum Zentrum des Polygons hin folgerichtig. Die Bauornamentik zeigt wieder rheinische Einflüsse. Mit dem Aufbau des Bischofsganges erhielt die Planung für den Hochchor wiederum eine Veränderung. Statt eines sechsteiligen Gewölbes wurden nun zwei querrechteckige Gewölbejoche vorgesehen, die freilich erst im nächsten Bauabschnitt zur Ausführung kamen. Im Chor wurden die ottonischen Säulenschäfte aus seltenen Marmorarten mit neuen antikisierenden Kapitellen, die sechs überlebensgroßen Standbilder der Kirchenpatrone Moritz und Innozenz und der Apostel Paul, Peter, Andreas und Johannes d. T., die Reliefs der zehn klugen und törichten Jungfrauen, der Tugenden und Laster sowie der Engel aufgestellt bzw. in die Wand eingefügt. Alle diese Skulpturen halten die Forscher für Teile eines Portals, das freilich nie fertig geworden ist. Die Marmorsäulen stammen aus dem ottonischen Langhaus, das damals also schon beseitigt war. Ihre Übernahme in den Neubau wird nicht zuletzt auch in dem Traditionsbewußtsein des Bauherrn begründet sein. Vielleicht ist sogar der Grundriß der gesamten Ostanlage des Doms mit Rücksicht auf den Vorgängerbau ausgewählt worden. In dem Neubau ohne Krypta wurden nicht ohne Grund die fünf Nischen der ottonischen Unterkirche als Chorumgangskapellen gleichsam wiederholt. Die Osttürme finden ebenfalls eine Parallele im Vorgängerbau. Auch die fünf Reliquiennischen mit Kleeblattbögen sind in diesem Zusammenhang leicht verständlich. Der folgende Bauabschnitt umfaßte ungefähr die Zeit von 1240 bis 1270. Damals wurden der Chor vollendet, das Querhaus fertiggestellt und das Langhaus begonnen. Der neue, nunmehr gotische Architekt der oberen Teile des Querhauses ist sehr wahrscheinlich in der Konsolfigur am südwestlichen Vierungspfeiler verewigt, als deren Namen eine Inschrift,,Bonensac" angab. Erbaute zwar im Querhaus auf dem Vorhandenen weiter, verzichtete aber auf die Fortführung des Laufgangs und verringerte die Wandstärke beträchtlich, so daß statt des Laufgangs nur noch ein mit einer Brüstung versehener offener Gang in der Breite des innen angelegten Mauerrücksprungs entstand. Außerdem erhöhte er wiederum den Innenraum, weshalb am Außenbau eine Galerie um den gesamten Chor gelegt werden mußte, die dessen Mauerkrone bis zur Höhe des Querhauses gleichsam aufstockt. Die einschneidendste Änderung erfolgte jedoch im Langhaus. Man verzichtete auf die Fortführung der Seitenschiffe nach der Disposition des Chorumgangs und legte neue Fundamente für erheblich breitere Seitenschiffe. Die Hauptpfeiler wurden erhöht, die Zwischenpfeiler beseitigt. Schmalere Außenund Hochwände wurden errichtet, die Wand über den Arkaden ungegliedert aufgeführt, die Fensterzone weit und licht gestaltet, die Gewölbe im Mittelschiff in je zwei längliche Felder aufgeteilt, die Seitenschiffe mit vierteiligen Gewölben mit je einer fünften Rippe vom Scheitel zur Außenwand versehen und Strebepfeiler aufgeführt. Pflanzenformen als Baudekor kennzeichnen hier die reali60

stische Phase der frühen Gotik. Der Übergang zum rein Gotischen, der nicht A 1 ohne französische Vorbilder denkbar, aber typisch Magdeburgisch transformiert ist, vollzog sich allmählich. Das zeigt sich nicht allein bei der Betrachtung der Kapitelle, die teilweise noch aus der vergangenen Bauperiode stammen, sondern auch in den Gewölben. Im Jahre 1266 war der Südflügel des Querhauses vollendet, während der Langhausbau nur unter Stockungen vor sich ging. Den Kapitellen nach zu urteilen, wurden zuletzt die drei westlichen Pfeiler der Südseite und der westliche der Nordseite aufgerichtet. Nach rund hundertjähriger Bauzeit war 1363 die Erbauung der je fünf Mittel- und Seitenschiffsjoche abgeschlossen. Die Turmuntergeschosse der Westfassade sind wohl schon unter dem Querhausmeister hergestellt worden. Für die Datierung der unteren Teile des Fassadenmittelteils ergibt sich aus Urkunden die Zeit um 1310. In der Folge müssen noch die beiden ersten Obergeschosse der Türme und der Mittelteil über dem Portal errichtet worden sein. Bei der Weihe von 1363 war auch das dritte Geschoß des Nordturms fast vollendet. Nach einer langen Pause ließ erst Erzbischof Ernst (1476—1513) die Westfassade in spätgotischen Formen vollenden. Er ließ sich im Raum zwischen den Türmen eine Grabkapelle in der Form eines Westchors einrichten, wodurch der Haupteingang blockiert wurde. Die Fertigstellung der Türme erfolgte erst um 1520. An Nebengebäuden erhielt der Dom um 1310 an der nördlichen Stirnfront des Querhauses eine Vorhalle, ein Paradies. Der Kreuzgang stammt aus verschiedenen Zeiten. Sein Südflügel, aus dem Ende des 12. Jahrhunderts, verläuft in der Achslage des ottonischen Doms. Der Ostflügel wurde wohl in den vierziger Jahren des 13. Jahrhunderts, der Westflügel um 1320 errichtet. Der Nordflügel ist hochgotisch, aus der Zeit um 1350, nur ein Teil seiner Nordwand besitzt noch spätromanisches Alter. Die sogenannte Tonsur, gegenüber dem südlichen Querhausportal gelegen, besteht aus freischwebenden Rippen unter einer Flachdecke, die von Maßwerkformen auf den Rippen getragen wird. Sie stammt wie der benachbarte nördliche Kreuzgangtrakt aus der Zeit um 1350. Am Ostflügel des Kreuzgangs liegt die Sepultur, eine Halle aus zwei Schiffen zu je zehn Jochen, auch aus dieser Zeit. Als Säulen wurden hier ravennatische Kunstwerke aus dem ottonischen Dom verwendet, als Basen dienen Kapitelle gleicher Herkunft. Die Scheitel der von kräftigen Rippen getragenen Gewölbe werden von figürlichen Schlußsteinen geziert. Die von der Sepultur nach Osten vorspringende schmale Marienkapelle wurde 1450 nach einem Brand des Dormitoriums angefügt. Die südlich-neben ihr errichtete Redekinkapelle ist älter; sie geht auf eine Stiftung Johann R E D E K I N S von} Jahre 1405 zurück. An den Westflügel des Kreuzganges grenzt der sogenannte Cyther aus der Zeit um 1320. Ein Gang um den Dom macht die mehrfachen Planänderungen während der Entstehung deutlich. Als älteste Teile sind Chorumgang, Chor (Bild 8) und Osttürme anzusehen. Die Staffelung von den Umgangskapellen über das Geschoß des Bischofsgangs, dessen Strebepfeiler kein organisches Auflager be61

A 1 sitzen, zu den schlanken Proportionen des Hochchors entspricht der Entwicklung vom romanischen zum gotischen Raumgefühl. Die Seitenansicht zeigt erneut die allmähliche Entstehung der Ostteile. Über dem Ostchor erweist sich die hohe Galerie von hier aus besonders deutlich als Angleichung der Chorhöhe an die von Quer- und Langhaus. Der Ostturm besitzt eine Geschoßgliederung, die einen den umliegenden Bauteilen voraufgehenden Plan widerspiegelt. Fenster und Giebel des Querhauses verraten eine neue Gestaltungsabsicht. Das Langhaus, zwischen die älteren Ostteile und einen plangerecht erscheinenden Westbau eingespannt, erweist sich als einheitlich konzipiert. An seinen im Wechsel unterschiedlich stark gebildeten Strebepfeilern kann man den inneren Aufbau ablesen-. Die starken Strebepfeiler korrespondieren mit den Hochschiffpfeilern, die schwächeren entsprechen den herausgebrochenen Zwischenpfeilern. Die ungewöhnliche Weite der Seitenschiffe verbot ihre Deckung unter einem einheitlichen Dach in Ost-West-Richtung. Deshalb erhielt jedes Joch zwei Zwerchdächer in Nord-Süd-Richtung. Sie mußten auch noch zum Mittelschiff hin abgewalmt werden, um die Hochschiffenster nicht im unteren Teile zu überschneiden und zu verdunkeln. Ihre Giebel sind mit Maßwerk gefüllt. Obwohl sich die Bauzeit der Westfassade über zweieinhalb Jahrhunderte ausdehnte, erscheint die Fassade dennoch als einheitliche Komposition. Hier wie an den Querschiffsfässaden ist der Einfluß des Straßburger Doms unverkennbar. Bei näherem Hinsehen erschließen sich die im dritten Geschoß des Mittelteils angebrachten Standbilder. Es handelt sich um Christus und die Apostel sowie die Madonna, Mauritius und Katharina. Sie werden einem Schüler Tilman R I E M E N S C H N E I D E R S zugeschrieben. Der Magdeburger Dom war im 17./18. Jahrhundert dem Verfall preisgegeben. Bei der Restaurierung 1826—1834 beseitigte man überflüssige Teile. Im klassizistischen Geiste jener Zeit ist mehr ergänzt worden, als der Besucher ahnt. In den Jahren 1944 und 1945 wurde der Dom durch Luftminen stark beschädigt. Seine 1946 begonnene Wiederherstellung gehört zu den großen Leistungen der Denkmalpflege in der DDR. Seit 1955 wird der Dom wieder gottesdienstlich genutzt. Noch aus der romanischen Kathedrale stammen die schon um die Mitte des 15. Jahrhunderts in die Marienkapelle übernommenen neun Reliefplatten aus Marmor mit den Seligpreisungen der Bergpredigt und mit einem Engel neben zwei Evangelistensymbolen. Sie gehören zu einem im dritten Viertel des 12. Jahrhunderts geschaffenen Ambo, der vermutlich bis zur Errichtung des Lettners in der Mitte des 15. Jahrhunderts im Dom gestanden hat. Man darf sie zu dem Schönsten zählen, was uns von romanischer Plastik geblieben ist. Schon für den romanischen Dom waren auch die beiden Grabplatten aus Bronze für die Erzbischöfe Friedrich von Wettin (f 1152) und Wichmann (11192) gegossen und ziseliert worden. Sehr wahrscheinlich bestand in Magdeburg im 12. Jahrhundert eine weithin bekannte Gießhütte. In ihr wurden vermutlich auch die berühmten Nowgoroder Bronzetüren gegossen, auf denen das Bildnis Bischof Wichmanns in überraschend ähnlicher, aber verkleinerter Form wiederholt ist. 62

Ein Vergleich der beiden Magdeburger Grabplatten zeigt die Entwicklung vom A 1 hoch- zum spätromanischen Stil. Die Gesichter muten für romanische Zeit ungewöhnlich persönlich-charakteristisch an, bilden aber keine Porträts im modernen Sinne. Im Tympanon des Portals zum Südostturm sind die Noli-me-tangere-Szene und Maria Magdalena im Gespräch mit Petrus sowie ein kniender Stifter dargestellt. Es handelt sich um ein spätromanisches Werk aus der Zeit um 1225. Zu dem erwähnten unvollendeten Portal, dessen plastische Werke im Chor verteilt aufgestellt wurden, soll auch die Madonna im Nordarm des Querschiffs gehören. Das um 1240 geschaffene Marmor-Standbild läßt deutlich über Frankreich (Chartres) vermittelte antikisierende Einflüsse erkennen. Viele bedeutende Kunstwerke stammen aus der Zeit kurz vor und um die Mitte des 13. Jahrhunderts. Sie wurden neuerdings einem nie fertiggestellten Lettner zugeordnet. Mehrere Meister gelten als ihre Schöpfer. Doch darf man fragen, ob die Zuweisung zu Meistern nicht eigentlich eine Stilentwicklung mit Persönlichkeiten gleichsetzt. Hier vollzieht sich der Ubergang von der romanischen zur gotischen Skulptur, der einen Stilumbruch infolge geistesgeschichtlicher und soziologischer Veränderungen bedeutet, die den Zeitgenossen nicht bewußt waren. Am Anfang dieser Entwicklung steht vielleicht die Verkündigungsgruppe im Chorumgang. Nach ihr entstanden dann die klugen und törichten Jungfrauen, die seit etwa 1 3 1 0 im Gewände des Querhaus-Nordportals aufgestellt sind (Bild 9). Der drastische Realismus ihrer Gebärden ist ergreifend, die Feinheit der Arbeit unübertrefflich. Diese lebensgroßen Skulpturen entwickeln den Bamberger Stil weiter. Früher als die Jungfrauen dürften ,,Braut und Bräutigam" gehauen worden sein. Sie thronen seit langem in der kleinen polygonalen Zentralkapelle, die eine eigenartige Kostbarkeit des Doms ist. Das Sitzbild gehört jedoch nicht dorthin. E s wurde früher als Kaiser Otto I. und seine Gemahlin Edith gedeutet. Im Chor fanden eine Katharina und ein Torso des heiligen Mauritius Aufstellung. Der Mauritius, diese großartigste Magdeburger Freiplastik, gehört bereits der Mitte des 13. Jahrhunderts an, der kurzen realistischen Phase der deutschen Frühgotik. Die Katharina wie auch die Ecclesia und Synagoge im Paradies mit dem Jungfrauenportal vertreten schon eine etwas jüngere Stilstufe. Alle diese Skulpturen verdanken wir der kurzen, auf das Diesseits bezogenen Renaissancebewegung um die Mitte des 13. Jahrhunderts. Auch die Hirtengruppe in halber Höhe an der Nordwestecke des Querhauses und der aus einem Fialentürmchen hervorschauende Ochse sind Werke der Frühgotik, wohl aus Laon vermittelt. Die Hirten, ursprünglich eine Verkündigung der Christgeburt, sind eine Replik (wiederholtes Kunstwerk) von 1826. Im Südarm des Querhauses befindet sich die sogenannte wundertätige Maria, ein Bildwerk aus dem Ende des 13. Jahrhunderts mit schon hochgotisch-transzendentem Ausdruck. Vollkommen hochgotisch ist die Statue Kaiser Ottos I. am Westportal, die im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts geschaffen wurde. Das Portal am Nordflügel des Querhauses entstand gleichzeitig mit dem Paradies 63

A 1 um 1310. Auch sein Tympanon mit der Himmelfahrt Mariae wurde damals ausgeführt. Ein genialer Meister schuf in den fünfziger und sechziger Jahren des 14. Jahrhunderts das Elisabeth-Retabel (Altaraufsatz) in der Marienkapelle mit einer Kreuzigung und Darstellung der Elisabeth mit dem Magdeburger Erzbischof Otto von Hessen (fi36i), der vermutlich den Aufsatz gestiftet hat. Auf der rechten Seite werden erneut die heilige Elisabeth, diesmal einem Bettler ein Gewand schenkend, und ein Benediktinermönch, wohl ihr Beichtvater, der Ketzerverfolger Konrad von Marburg, vorgestellt. Sicherlich der gleiche Meister hat das Grabmal des Erzbischofs Otto von Hessen am südöstlichen Vierungspfeiler gehauen. Noch vor der Dojnweihe im Jahre 1363 dürfte das reich geschnitzte Chorgestühl vollendet worden sein. Vor allem die Seitenwangen mit der Menschwerdung, mit dem Leben und der Passion Christi, mit Aposteln, Propheten und Heiligen sind hervorragende Arbeiten der hochgotischen Zeit. Der Schnitzer stammte wohl aus Niedersachsen. Im Chorgestühl des Kölner Doms, das 30 Jahre vor dem Magdeburger geschaffen wurde, fand er sein Vorbild. Dem sogenannten Weichen Stil der Zeit um 1400 verdankt Magdeburg seine Vespergruppe, in der böhmische Einflüsse vermutet werden. Die Mutter hält einsame Zwiesprache mit dem toten Sohn. Aus der Mitte des 15. Jahrhunderts und vielleicht aus der gleichen Werkstatt wie der 1467 datierte heilige Moritz der Ernstkapelle stammt ein Schmerzensmann aus Alabaster. Im Jahre 1451 wurde der Lettneraltar geweiht. Kurz zuvor muß der gesamte Lettner entstanden sein. Das Kreuzigungsrelief unter seiner Lesekanzel zeigt den gleichen Meister wie der Lettner selbst. Ein außergewöhnlich schönes Werk ist die 1495 von Peter V I S C H E R d. Ä. in Nürnberg gegossene Bronzetumba des Erzbischofs Ernst. Die Stirnseiten zeigen die Patrone der Bistümer Halberstadt und Magdeburg, Moritz und Stephan; als Klagefiguren dienen die zwölf Apostel an den Langseiten. Der Zierat ist spätgotisch, die Auffassung der Figuren läßt aber schon den Geist der italienischen Renaissance ahnen. Das um 1510 geschaffene Kenotaph (Erinnerungsgrabmal) für Königin Edith im Scheitel des Chorumganges leitet zur letzten Phase der Gotik über. Die Königin ist als Bürgersfrau der Spätgotik wiedergegeben. Weibliche Heilige, Wappen und bizarres spätgotisches Schmuckwerk zieren Seiten- und Stirnflächen. Die späte Renaissance ist mit hervorragenden Hängeepitaphien vertreten. Die drei im nördlichen Seitenschiff schuf der seit 1590 in Magdeburg arbeitende Hans K L I N T Z S C H aus Pirna. Sebastian E R T L E , ein Geselle Christoph K A P U P S aus Nordhausen, der sich mit der Magdeburger Domkanzel bleibende Bewunderung sicherte, ist der Meister der Epitaphe im Nordarm des Querhauses und am nordwestlichen Vierungspfeiler. In den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts leitete Meister Christoph D E H N E mit dem Bronzeepitaph an der südlichen Querhauswand zum Barock über. Im Dom befindet sich auch ein Werk Ernst B A R L A C H S , das hölzerne Kriegerehrenmal im Nordarm des Querhauses. Es wurde 1929 aufgestellt, aber bereits 64

St. Sebastian

St.Johannis

St. A u g u s t i n St. Peter

Abb. 16 Grundrisse Magdeburger Kirchen

vier Jahre später entfernt. Nach der Wiederherstellung des Doms hat es 1956 seinen früheren Platz wieder eingenommen. Eng mit der Geschichte des Domes verbunden ist der weit über die Stadt hinaus bekannte Domchor. Schon in ottonischer Zeit gab es hier eine Singgemeinschaft. Der Chor, dessen Tätigkeit der Dreißigjährige Krieg schwer erschütterte, löste sich schließlich 1810 zusammen mit dem Domkapitel auf. Die Gründung des neuen Domchores erfolgte auf Anregung des Leiters der Berliner Singakademie Karl Friedrich Z E L T E R im Jahre 1818. Besondere Verdienste um den Chor erwarb sich Landeskirchenmusikdirektor Gerhard B R E M S T E L L E R , der ihn von 1942 bis 1968 leitete und ihn nach 1945 wieder zu einem bedeutenden Klangkörper entwickelte. Dem Dom gehörte auch immer eine Schule an, die sich aber während der Reformation auflöste. Erst 1675 kam es zur Neugründung einer evangelischen Domschule in einem Gebäude am Kreuzgang, die ab 1822 als Domgymnasium weitergeführt wurde. 1881 zog das Gymnasium in die Hegelstraße 5 um. Nach der Zusammenlegung mit dem Pädagogium des Klosters Unser Lieben Frauen 1928 stellte das Vereinigte Dom- und Klostergymnasium mit 770 Schülern die größte Schule der Provinz Sachsen dar. Heute nutzt die Polytechnische Oberschule der Deutsch-sowjetischen Freundschaft ihre Räume.

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A 1 Westlich des Domes, an der Prälatenstraße, befindet sich die katholische Kirche St. Sebastian, seit 1878 Propsteikirche im Erzbistum Paderborn (Abb. 16). Sie gehörte zu dem um 1 0 1 5 von Erzbischof Gero gegründeten Kollegiatstift. Ein romanischer Bau entstand als Kreuzbasilika mit Zweiturmfront in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts aus Bruchsteinen. Die Drillingsfenster der Türme und die sechsteiligen Arkaden des Zwischenbaues lockern den kubischen Westriegel etwas auf. In spätgotischer Zeit wurde der Chor verbreitert und verlängert, um 1500 das basilikale Langhaus zur Halle umgebaut. Ihre schlanken Pfeiler zeigen die sonst im Backsteinbau üblichen gedrehten Kantenstäbe, und ihre Gewölbe sind verhältnismäßig stark gebust. Nach dem Dreißigjährigen Kriege erhielten die Türme barocke Zwiebelhauben. Die mächtige, aus sechs Jochen bestehende dreischiffige Halle der Pfarrkirche St. Johannis (Abb. 16, Bild 1) mit einem zierlichen Chor im spätgotischen Stil erhebt sich auf dem Geländeabbruch zur Elbe und gibt auch heute noch der Silhouette der Stadt Magdeburg einen wesentlichen Akzent. Die im zweiten Weltkrieg stark zerstörte, nur als Ruine erhaltene Pfarrkirche am Anfang der Jakobstraße steht wohl an der Stelle einer zu 1 0 1 5 erwähnten ecclesia mercatorum ( = Kaufmannskirche), wobei nicht gesichert ist, ob diese mit der ecclesia plebeia von 941 ( = Volkskirche im Unterschied zur Klosterkirche) identisch ist. In der Krypta konnten noch Reste der ottonischen Anlage festgestellt werden. Diesem Bauwerk folgte ein spätromanisches, das zu Teilen noch in dem monumentalen Westbau überkommen ist, der nach dem Stadtbrande von 1188 seit 1207 in friihgotischem Stil wiedererstand. Im Norden der Altstadt, zwischen Wallonerberg und ehemaligem Magdalenenberg, stellt eine Gruppe von zwei Kirchen und einer Kapelle einen kunstgeschichtlich bedeutsamen Rest des mittelalterlichen Stadtbildes dar. Auch diese Bauten wurden 1945 schwer beschädigt. Die älteste Anlage ist die Petrikirche (Abb. 16), einstmals wohl die Pfarrkirche des Dorfes Frose, das hier lag und 1 2 1 3 durch Otto IV. zerstört wurde (s. A 3). Als einzige mittelalterliche Kirche Magdeburgs besitzt sie keine westliche Doppelturmfront. Ein querrechteckiger, geschlossener Turmbau aus dem 12. Jahrhundert mit einem Satteldach liegt seitlich verschoben vor dem dreischiffigen Hallenraum des 14./15. Jahrhunderts. Diesen schließt im Osten ein in fünf Zehnteln gebrochener, vieleckiger Chor ab, an dem sich Einflüsse süddeutscher Baukunst beobachten lassen. Die gegenwärtige Restaurierung stellt die Kirche in der Form vor ihrer Zerstörung von 1631 wieder her. Das Bauwerk erhält dabei auch die für die mittelalterlichen Magdeburger Kirchen typischen Seitenschiffsgiebel über den einzelnen Jochen zurück. Das Südportal des Langhauses besitzt eine Vorhalle aus Backstein mit den Zierformen der altmärkischen Ziegelbaukunst des 15. Jahrhunderts, wie sie in ähnlicher Art auch an anderen, heute zerstörten Magdeburger Pfarrkirchen vorhanden waren. Die Wallonerkirche liegt 100 m nördlich der Petrikirche. An dieser Stelle gründeten 1284 die Augustiner-Eremiten ein Kloster. Um 1300 begannen die Bauarbeiten an der Kirche, deren Weihe 1366 stattfand. Die siebenjochige dreischiffige Halle besitzt auffallend schmale Seitenschiffe. Schönes Maßwerk 66

schmückt ihre Fenster. Der langgestreckte Chor von vier Jochen schließt mit A 1 einem Fünf-Achtel-Polygon. Entsprechend den Baugewohnheiten der Bettelorden besaß die Kirche ursprünglich keinen Turm. Das Türmchen zwischen Chor und Langhaus gehört erst dem 15. Jahrhundert an und zeigt zierliche spätgotische Schmuckformen. Die Westfront ist nur durch drei hohe Fenster gegliedert, das mittlere ist heute geblendet. 1525 erfolgte die Aufhebung des Klosters. 1694 erhielt das Bauwerk wieder Bedeutung für kirchlichen Dienst, als es den wegen ihres Glaubens aus Frankreich ausgewanderten Wallonen zugewiesen wurde. Der Wiederaufbau der 1945 zerstörten Kirche begann 1967. Die Magdalenenkapelle, dicht südlich der Petrikirche gelegen, wurde zu A n f a n g des 14. Jahrhunderts als Fronleichnamskapelle erbaut. Sie gehörte zum ehemaligen Maria-Magdalenen-Kloster, der sogenannten Nonnenburg. Als Kleinod hochgotischer Sakralbaukunst zieren reich profilierte schmalhohe Maßwerkfenster den dünnwandigen Raummantel, der keine Strebepfeiler zum Abfangen des Gewölbeschubes besitzt. Durch die Restaurierung 1966 erhielten Dach und Dachreiter ihre ursprüngliche Gestalt wieder. Seit 1968 steht die Kapelle der altlutherischen Gemeinde zur Verfügung. Die um 1700 erbaute Deutsch-Reformierte Kirche befand sich an der Stelle der heutigen Hauptpost in der Karl-Marx-Straße. Bei ihrem Abriß blieben zwei Portale übrig, von denen das eine in der Hey deckstraße, gegenüber der Sebastianskirche, und das andere am evangelischen Konsistorium, A m Dom 2/3, steht. Außerdem sind Reste der spätgotischen Alexiuskapelle im Hofe des Klosters Unser Lieben Frauen erhalten.

Profane

Baudenkmale

Von den kunstgeschichtlich wertvollen Gebäuden der Profanbaukunst älterer Zeit haben nur wenige die Stadtbrände und die Kriegszerstörungen von 1631 und 1945 überstanden. Unversehrt blieb uns nichts erhalten, doch führten mühevolle Restaurierungsarbeiten zur Rettung manchen Einzelstückes. Zu den wenigen mittelalterlichen Bauten gehört der Hallenbau am Alten Markt, kurz die „Buttergassenhalle" genannt, da während der Freilegung nach 1945 der Zugang von der Buttergasse her erfolgte. Sie zählt zu den großen Hallenhäusern, wie sie in Flandern, in der B R D , in der D D R , in der V R Polen und in der Sowjetunion vorkommen. Die Bauzeit reichte v o m ausgehenden 12. bis in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts. D a die Gerberinnung als Bauherr nachweisbar ist, diente die Halle wahrscheinlich als Fell- und Lederlager. Die Decke der Halle, deren Höhe von dem mittelalterlichen Fußboden aus gerechnet 4,40 m beträgt, liegt heute in der Höhe des Straßenniveaus. Ursprünglich war die Halle nur etwa 2 m eingetieft, sie besaß also keinen ausgesprochenen Kellercharakter. Die Gestaltung ihres Obergeschosses ist unbekannt ( N I C K E L i960). Die Ausmaße der Halle sind beträchtlich: Länge 29,30 m. Breite im Süden 15,15 m und im Norden 13,50 m (Abb. 17). Ursprünglich war das Bauwerk zweischiffig 67

A i

Abb. 17 Grundriß des mittelalterlichen Hallenbaues am Alten Markt

und mit einer hölzernen Flachdecke versehen. Etwa um 1200 wurde, die Flachdecke durch eine Art Kreuzgewölbe ersetzt, das durch ineinander geschobene Tonnengewölbe entstand. Der Einbau der Gewölbe in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts machte es notwendig, für die Rundpfeiler einen Übergang vom Rund zum viereckigen Gewölbefuß zu schaffen. Deshalb wurden Kapitelle eingefügt, die ihrer Form wegen als Zwickelkapitelle bezeichnet werden können. Ähnliche Kapitelle fand man in verschiedenen mittelalterlichen Kellern der Stadt. Wegen der großen Entfernung von den Rundpfeilern bis zu den Außenwänden wurden zu beiden Seiten eckige Pfeiler eingebaut. Dieser Zustand erhielt sich so bis heute (Bild 5 b). Nur im südlichen Teil wurden, wohl nach dem Dreißigjährigen Kriege, in vier Joche Tonnengewölbe eingezogen und eine Zwischenwand eingebaut. Die Halle empfing ihr Licht hauptsächlich von der Ostseite her. Dort befinden sich alle noch feststellbaren mittelalterlichen Wandöffnungen. Doch dürfte auch die ursprüngliche Südwand Fenster besessen haben. Wahrscheinlich lag hier der Haupteingang, und ein weiterer Zugang befand sich im fünften Querschiff. Die Rundbögen der Maueröffnungen wurden erst um 1955 eingebaut. Vorher besaß der Fenstersturz nur eine flache Wölbung. Hinter einer Rundbogenpforte in der Nordwand des östlichen Seitenschiffes liegt ein zur Halle gehörendes Tonnengewölbe von 13,20 m Länge und einer Breite von 5,25 m im südlichen und von 4,40 m im nördlichen Teil. In seiner Ostwand befinden sich Lichtöffnungen und zwei große Durchlässe, wohl Türen oder Ladeluken, teilweise allerdings zugebaut. Durch eine Türöffnung in der Westseite kommt man in einen kleinen tonnengewölbten Raum mit einer Länge von 6,8 m und einer Breite von 4,8 m. Die Halle, die im Südteil einen Überbau erhält, wird als Weingaststätte genutzt. 68

An der Ostseite des Alten Marktes erhebt sich das Rathaus, ein Bauwerk der A 1 Spätrenaissance. Im 12. Jahrhundert befand sich hier ein Gebäude, bei dem es sich vermutlich um die Halle der mächtigsten Innungen, nämlich der Gewandschneider oder Kürschner, handelte. Es fiel dem Stadtbrande von 1207 zum Opfer. Die Größe dieses Kaufhauses war wohl identisch mit den Ausmaßen des erhaltenen Ratskellers, einer zweischiffigen Halle aus der zweiten Hälftie des 12. Jahrhunderts, die etwa gegen 1230 das heutige Gewölbe und die mächtigen mittleren Achteckpfeiler erhielt. Die ständig wachsenden Aufgaben des Rates der Stadt im 13. und 14. Jahrhundert erforderten nach dem Aufbau des Rathauses Erweiterungen. Um 1250 entstand ein Westflügel, dessen Unterbau mit Arkaden versehen war, wo alle öffentlichen Akte, u. a. Gericht und Burding ( = Bürgerversammlung), abgehalten wurden. Backsteingewölbe vom Ende des 13. Jahrhunderts blieben im Nordflügel erhalten. Seit 1425 hatte der Schöffenstuhl im Rathaus seinen Sitz. Nach der Zerstörung von 1631 erfolgte ein nahezu vollständiger Neubau auf den alten Grundmauern. Damit wurde 1691 der Ingenieur-Hauptmann S C H M U T Z E beauftragt, der bereits beim Bau von Festungsanlagen und Toren mitgewirkt hatte. Er errichtete in siebenjähriger Bauzeit ein zweigeschossiges Gebäude, das die Ostseite des Marktplatzes wirkungsvoll abschließt. Der Mittelrisalit mit Segmentgiebel, den ein Dachreiter auf hohem Walmdach bekrönt, verleiht der sonst stark horizontal gegliederten Arkadenfront einen besonderen Akzent. Vier Pilaster und ein Mittelfenster beleben die Eckrisalite und den Mittelrisalit. Mehrere Um- und Erweiterungsbauten, vor allem im 19. Jahrhundert, veränderten das ursprüngliche architektonische Bild stark (Bild 1). Bei der Restaurierung des 1945 schwer beschädigten Rathauses ist hinter dem Westflügel auf der Nordseite unter Benutzung alter Bauteile ein ostwestgerichteter dreischiffiger Neubau mit Satteldächern angefügt worden, der dem mittelalterlichen Bild angenähert erscheint und sich dem Gebäude der Spätrenaissance gut anpaßt. Um 1240/50, als der gotische Westflügel des Rathauses entstand, errichtete man ihm gegenüber auf dem Alten Markt einen Sockel und ein frühgotisches Gehäuse mit dem ersten freifigürlichen Reiterstandbild auf deutschem Boden (Bild 6). Zum ersten Male erwähnt wird dieser berühmte Magdeburger Reiter allerdings erst in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Das Standbild verkörperte jedoch nicht die städtische Selbständigkeit gegenüber dem Stadtherrn, wie vielfach angenommen wird. Bisher blieb die Person des Reiters ungeklärt, obwohl sie schon sehr früh auf Otto I. bezogen wurde. Da sich der Reiter der Gerichtslaube am Rathaus zuwandte, wo ursprünglich das königliche und später das erzbischöfliche Hoch- und Niedergericht tagten, ist er als Symbol stadtherrlicher Befugnisse zu deuten. Der Kaiser bestätigte also die Gerichtsbarkeit des Stadtherrn, nicht die der Stadt. Die beiden den Reiter begleitenden Mädchen, die stilistisch den klugen und törichten Jungfrauen im Dom verwandt sind, verkörpern vermutlich den Namen der Stadt, während das ehemalige Gehäuse, ein Baldachin mit Türmen und Zinnenkranz, Sinnbild der wehrhaften Stadt ist. Seit 6

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1966 ersetzt ein oronzenes Reiterstandbild das im Kulturhistorischen Museum befindliche Original, das nach langwieriger Restaurierung nicht mehr im Freien aufgestellt wurde. Jedoch konnte der originale Barockbaldachin, den der Reiter nach der Zerstörung des frühgotischen im 17. Jahrhundert erhielt, wieder an seiner ursprünglichen Stelle errichtet werden. Auf dem Domplatz an der Nordseite des Domes entwickelte sich seit etwa 1700 neben dem Alten Markt ein zweites Repräsentationszentrum mit barocken Bauwerken. Das Haus Domplatz 1, die sogenannte neue Möllenvogtei von 1745, beherbergt heute den Kreisvorstand Magdeburg des F D G B . Ein Gebäude im Hof, die alte Möllenvogtei, stammt noch von 1600. Der Name der beiden Gebäude rührt v o m Richter des Dombezirkes und der Sudenburg her. Daneben, Nr. 2 und 3, befand sich bis 1631 das erzbischöfliche Palais. Innerhalb dieser Palastanlage erhielt sich noch der Chor der Kapelle St. Gangolf aus dem 14. Jahrhundert. Hier entstand nach 1700 das Regierungsgebäude unter der Leitung des Hofstukkateurs SIMONETTI. Der mächtige Gebäudeblock besitzt fünfzehn Fensterachsen und drei Geschosse. Seine Mitte betonte ein Säulenportikus. Zum Hof führt ein Sandsteinportal, das mit einem ähnlichen, das in den Hof der Möllenvogtei führt, eine barocke Gruppe bildet. An das Regierungsgebäude schließt sich der von Christian KNAUT geschaffene Prachtbau Domplatz Nr. 4 von 1732 an. E r ist weitaus plastischer gegliedert als Domplatz 1, wobei Säulen und Hermenpilaster einen geschwungenen Balkon mit Freifiguren tragen. Die Paläste Nr. 2 — 4 beherbergen heute den R a t der Stadt. Das sachlicher gestaltete Gebäude Domplatz 5 aus den Jahren 1728 und 1731 diente als Domdechanei. Im Eckgebäude aus dem Jahre 1854 befand sich bis zur Zerstörung 1945 das Naturkundliche Museum. Einen Höhepunkt in der Magdeburger Barockarchitektur bildet die Nordfront des Domplatzes mit den Häusern Domplatz 7, 8 und 9. Diese drei zu einer harmonischen Einheit verschmolzenen Palastbauten entstanden zwischen 1723 und 1728 (Bild 5 a). Das mittlere Gebäude mit einem höheren, zweiachsigen Mittelteil wird flankiert von zwei Palästen mit einer ähnlichen Gliederung. Reicher plastischer Schmuck belebt die barocke Gesamtwirkung. Den Palast Nr. 9 baute sich der Festungsbaumeister G. C. VOHWALRAVE. Seit der Restaurierung 1957 dienen diese Gebäude aJs Sitz der Ingenieurschule für Wasserwirtschaft und Bauwesen (gegründet 1954) und der Wasserwirtschaftsdirektion Mittlere E l b e Sude—Eide. Auch der Breite Weg bot sich vor der Zerstörung 1945 als barocke Prachtstraße der wohlhabenden Bürger dar. Nur zwei relativ kleine Häuser, Karl-MarxStraße 178 und 179, überstanden die kapitalistische Umgestaltung zur Geschäftsstraße und den zweiten Weltkrieg.

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Denkmäler An einigen Stellen der Altstadt, wie auch anderwärts in der Stadt, erinnern Denkmäler an bedeutende und bekannte Persönlichkeiten der Magdeburger Geschichte. Vor der Johanniskirche befindet sich das Standbild Martin L U T H E R S (1483 bis 1546), das der Siemeringschüler Emil H U N D R I E S E R 1886 gestaltete. L U T H E R besuchte 1497—1498 die Schule der Troilusbrüder (Trüllmönche), zwischen Dom und Kloster Unser Lieben Frauen gelegen, nicht die Domschule. 1524 verhalf er, vor allem durch seine Predigt in der Johanniskirche, der gemäßigten Reformation in Magdeburg zum Siege. Am Platz vor der Hai ptwache steht für den größten Sohn der Stadt, Otto von G U E R I C K E (1602—1686), ein Denkmal, das Carl E C H T E R M E I E R 1907 schuf. Für den'einer alten Ratsfamilie entstammenden G U E R I C K E war es nicht schwer, 1627 das Amt eines Ratsherrn zu erhalten. Ab 1646 hatte er das Bürgermeisteramt inne und vertrat seine Heimatstadt bei den Westfälischen Friedensverhandlungen 1648 in Osnabrück. 1681 zog er sich von den städtischen Geschäften zurück und ging nach Hamburg, wo er auch seine letzte Ruhestätte fand. Seine großen Leistungen liegen auf naturwissenschaftlichem und philosophischem Gebiet. Wie G A L I L E I führte er die experimentelle Methode in die Wissenschaft ein. Er erfand unter anderem die Luftpumpe, die ihm seine Untersuchungen des Vakuums ermöglichte („Magdeburger Halbkugeln"). Dazu kamen seine mannigfachen Entdeckungen über die Eigenschaften der Luft. In der Astronomie trug er wesentlich zur wissenschaftlichen Begründung des kopernikanischen Weltsystems bei. Seine Arbeiten und theoretischen Vorstellungen zum Raumproblem faßte er in dem Buch zusammen: „Experimenta nova (ut vocatur) Magdeburgica de vacuo spatio", Amsterdam 1672. Unweit des Guerickedenkmals in der Weitlingstraße setzte die Stadt 1939 dem Johann Andreas E I S E N B A R T (1661 — 1727) ein Denkmal, das Friedrich von G R Ä V E N I T Z schuf. In Magdeburg ist E I S E N B A R T zwischen 1703 und 1727 nachweisbar, wo er ein Haus in der Apfelstraße besaß. Dieser geschickte, erfolgreiche Arzt und medizinische Propagandist ist wegen seines marktschreierischen Auftretens zum Typus des Quacksalbers geworden, wie ihn das Volkslied darstellt. Ein Denkmal in den Anlagen südlich des Domes an der Hegelstraße erinnert seit 1893 an den in Magdeburg geborenen Mitbegründer des deutschen Turnens, Friedrich F R I E S E N (1785—1814), der als ein Führer der Lützowschen Freischar in den Ardennen fiel. Die Erinnerung an zwei bedeutende Vertreter des geistigen Lebens der Stadt im 18./19. Jahrhundert halten noch Straßennamen in Buckau und im Stadtfeld wach. Der bekannte Philanthrop, Pädagoge und Erziehungsreformer Johann Bernhard B A S E D O W (1724—1790) wirkte zwischen 1775 und 1790 in Magdeburg, wo er auch starb. Leberecht U H L I C H (1799—1872) spielte im kirchlichen Leben der Stadt als Führer der Lichtfreunde und nach deren Unterdrückung ab 1848 als erster Pfarrer der Freireligiösen Gemeinde eine wesentliche Rolle. Er starb in Magdeburg. 6»

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l W i s s e n s c h a f t l i c h e und k u l t u r e l l e E i n r i c h t u n g e n Die Altstadt beherbergt eine Reihe von wissenschaftlichen und kulturellen Einrichtungen, deren Bedeutung zum Teil weit über die Stadt hinausreicht. Seit 1934 befindet sich die Hauptbibliothek der Stadt- und Bezirksbibliothek (Buchbestand ca. 220000 Bände) mit der Leitung des städtischen Bibliothekssystems in der Weitlingstraße 6—7. Die Anfänge dieser Einrichtung reichen bis in das Jahr 1525 zurück, als aus dem Buchbestand des Augustinerklosters die Ratsbibliothek und spätere Stadtbibliothek hervorging. Im 17. Jahrhundert war sie im Augustinerkloster in der Neustädter Straße untergebracht, fand 1708 eine neue Unterkunft im Rathaus, wo sie 200 Jahre lang verblieb. Seit 1908 befand sie sich im jetzigen Rathaus, Bei der Hauptwache 4—6. Die Stadt- und Bezirksbibliothek verfügt zur Zeit in ihren über 30 Zweig- und Kinderbibliotheken sowie Ausleihstellen über einen Buchbestand von insgesamt 500000 Bänden. 1976 verzeichnete sie 47000 Leser. Das Buch- und Zeitungswesen kann in Magdeburg auf eine lange Tradition zurückblicken. 1483 erschien das erste in Magdeburg gedruckte Buch, 1525 das erste Zeitungsblatt. Die älteste periodische Zeitung, die sogenannten Meßrelationen, läßt sich seit 1600 nachweisen. Als bekanntestes Blatt fand die „Magdeburgische Zeitung" (seit etwa 1730) weite Verbreitung. Ihre wissenschaftliche Beilage, das „Montagsblatt", enthält viele Angaben zur Heimatkunde. Die Zeitung wurde von der 1722 gegründeten Buchdruckerei Faber herausgegeben. 1874 zogsie in das Gebäude Bahnhofstraße i7um, W01880 auch dieerste Magdeburger Wetterwarte eingerichtet wurde (s. A9). Heute ragt hier das Hochhaus der Zeitung „Volksstimme", des Bszirksorgans der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, auf. Das Staatsarchiv Magdeburg, Hegelstraße 25, wurde im Rahmen einer staatlichen Archivorganisation 1820 eingerichtet und war zuständig für die 1815 neu geschaffene Provinz Sachsen. Von 1945 bis 1952 erstreckte sich sein regionales Zuständigkeitsgebiet auf das Land Sachsen-Anhalt, nach der demokratischen Verwaltungsreform 1952 auf die Bezirke Halle und Magdeburg. Seine Überlieferung reicht zurück bis 902. Damit befindet sich die älteste Urkunde der Staatsarchive der DDR in Magdeburg. Die Bestände umfassen die archivalische Überlieferung der staatlichen Dienststellen und ihrer historischen Vorgängerinstitutionen aus den genannten Bereichen von 902 bis zur Gegenwart. Außerdem verfügt das Archiv über eine sehr wertvolle regionalgeschichtliche Bibliothek. Um den Aufbau des Archivs und die wissenschaftliche Bearbeitung der Bestände erwarben sich Dr. George Adalbert von MÜLVERSTEDT (1857—1898 Direktor), Dr. Georg WINTER (1906—1912) und Prof. Dr. Walter MÖLLENBERG (1923—1945) besondere Verdienste. Das Gebäude des Kulturhistorischen Museums in der Otto-von-Guericke-Straße 68—73 wurde 1906 eingeweiht. Den Entwurf zu dem vorwiegend im Stil der Neurenaissance geschaffenen Bau lieferte der Wiener Architekt Friedrich OHMANN. Im zweiten Weltkrieg erlitten die Nordwestecke mit dem Turm und der Südteil 72

des Komplexes schwere Schäden. 1961 konnte der Wiederaufbau abgeschlossen A 1 werden. Das Museum beherbergt die Reste der zu 80% vernichteten Sammlungen des ehemaligen Kaiser-Friedrich-Museums (Museum für Kunst und Kunstgewerbe), des Museums für Naturkunde und Vorgeschichte (ehemals Domplatz 5) und des Museums für Stadtgeschichte und heimatliche Volkskunde (früher in der Brandenburger Straße) sowie eine Sammlung historischer technischer Exponate und eine Abteilung zur Geschichte der örtlichen Arbeiterbewegung, die seit 1957 aufgebaut wurden. Auch die fragmentarisch erhaltenen Bestände der Abteilungen Kunst, Naturkunde, Vor- und Frühgeschichte und der Stadtgeschichte konnten im Laufe der letzten 20 Jahre ergänzt und erweitert werden. Neue Ausstellungsräume für die Abteilungen Kunst und Stadtgeschichte stehen seit 1966 im Kloster Unser Lieben Frauen zur Verfügung. Im Hofe des Museums befindet sich u. a. das Portal der Heydeckerei, eines Bürgerhauses der Spätrenaissance (1593), das bis um 1900 am Breiten Wege stand. Das Kulturhistorische Museum ist heute wieder eine Institution mit zentralörtlicher Bedeutung, die 1975 allein 220000 Besucher zählte. Vor mehr als 100 Jahren wurde der Grundstock zu den Sammlungen gelegt, der in den Vereinen für Kunst und Kunstgewerbe, im naturwissenschaftlichen Verein und anderen Interessen- und Stiftungsgemeinschaften des 19. Jahrhunderts zu suchen ist. Der Name des ehemaligen Naturkundemuseums ist untrennbar mit dem führenden Forscher in der Wissenschaft von den Schwanzlurchen (Urodela), Dr. Willy W O L T E R S T O R F F (1864—1943), verbunden. Er legte in jahrzehntelanger Tätigkeit für das Museum die bedeutendste europäische Molchsammlung an, die leider durch Kriegseinwirkung Totalschaden erlitt. Nach 1945 bestand die höchste Verpflichtung der Museumsleitung darin, das Andenken an diesen Forscher durch den Neuaufbau einer Urodelensammlung in Ehren zu halten. Sie zählt heute wieder über 1000 Exponate. Entscheidenden Einfluß auf die Gestaltung des Sammlungsprogramms im Kunstmuseum nahmen bis 1945 die Direktoren Dr. Theodor V O L B E H R (1895—1922) und Dr. Walther G R E I S C H E L (1922—1945) und auf die Forschungsarbeit des Naturkundemuseums die Direktoren Prof. Dr. August M E R T E N S (1906—1931), Alfred B O G E N (1931 — 1944) und Dr. Herbert B R Ü N I N G (194.8—1956). Vor dem Museum empfängt den Besucher eine Sitzfigur „Lesender Arbeiter" (1961) von dem Berliner Bildhauer Ludwig E N G E L H A R D . In sich ruhend und ungezwungen, selbstbewußt und unbestechlich stellte der Künstler diesen Menschen dar. Auch in der Anlage zwischen dem Museum und der Karl-Marx-Straße sind zwei Plastiken bekannter Bildhauer zu sehen: „Schwimmerin" von Walter A R N O L D (1958) und „Jüngling" von Heinrich D R A K E (1936). Zu den jüngsten wissenschaftlichen Institutionen Magdeburgs gehört die Technische Hochschule „Otto von Guericke", Boleslaw-Bierut-Platz 5, die inzwischen internationalen Ruf erlangte. 1953 als Hochschule für Schwermaschinenbau gegründet, war sie zunächst Am Krökentor 2 neben der seit 1891 bestehenden Ingenieurschule für Maschinenbau und Elektrotechnik untergebracht. 1956 73

A 1 begannen die Aufschließungsarbeiten für einen 24 ha großen Hochschulkomplex in dem kriegszerstörten Gelände an der Nordfront zwischen Gareis- und Sandtorstraße. Bis 1961 entwickelte sich die Hochschule so weit, daß sie den Rang einer Technischen Hochschule erhalten konnte. Mit einem Kostenaufwand von 175 Mill. Mark wurden bis 1976 schon wesentliche Teile der geplanten Hochschulgebäude fertiggestellt. Die Hochschule beschäftigt 1700 Angestellte, darunter 145 Hochschullehrer und 600 wissenschaftliche Mitarbeiter. 4000 Studenten, darunter 500 Fernstudenten, waren 1977 immatrikuliert. Den Studenten stehen 1 1 Wohnheime mit 3700 Plätzen im Osten des Hochschulgeländes zur Verfügung. Nach der sozialistischen Hochschulreform 1968 leisten die 9 neugebildeten Sektionen der Technischen Hochschule einen wichtigen Beitrag zur allseitigen Ausbildung der Studenten und für die rasche Entwicklung der Volkswirtschaft. Die Forschungsarbeit der Hochschule, die in enger Zusammenarbeit mit den Betrieben vor allem des hiesigen Schwermaschinenbaues geschieht, konzentriert sich auf die Ausrüstung des Schwermaschinen-, Maschinen- und Apparatebaues, die Mechanisierung und Automatisierung der Produktion, die Anwendung der Kybernetik und elektronischen Datenverarbeitung und die betriebliche Wirtschaftsorganisation. Eine weitere Hochschuleinrichtung in der Altstadt ist die Pädagogische Hochschule „Erich Weinert", Brandenburger Straße 9, die 1972 aus dem Pädagogischen Institut hervorging. 1 1 0 0 Studenten erhalten von 35 Hochschullehrern und 140 wissenschaftlichen Mitarbeitern in den Fächern Deutsch, Geschichte, Russisch und Sport ihre Ausbildung. Von den kulturellen Institutionen erlangt das Maxim-Gorki-Theater am BoleslawBierut-Platz die größte Bedeutung. Wie alle Theater der Stadt, so das WilhelmTheater am Brücktor (1864) und das Stadttheater (1876) an der Otto-von-Guericke-Straße in der Nähe des Hauptbahnhofes, fiel auch sein Vorgängerbau, das Zentraltheater von 1907, 1945 in Schutt und Asche. Die Fertigstellung eines größeren Neubaues am alten Standort erfolgte mit 1100 Plätzen im Jahre 1951. Hervorzuheben ist die Pflege der Werke T E L E M A N N S am Maxim-Gorki-Theater. Georg Philipp T E L E M A N N (1681 — 1767) wurde in Magdeburg geboren, verbrachte aber den größten Teil seines Lebens als Musikdirektor in Hamburg. Im Gegensatz zu Otto von G U E R I C K E besaß er keine engere Bindung zu seiner Vaterstadt. Seit 1962 veranstaltet die Stadt Magdeburg in mehrjährigem Abstand TelemannFesttage mit internationaler Beteiligung. Auch die Aufführung von Stücken des in Magdeburg geborenen bedeutenden expressionistischen Dramatikers Georg K A I S E R (1878—1945) läßt sich das Maxim-Gorki-Theater angelegen sein. Strenge Fassadenauffassung und Sachlichkeit zeichnen das Fernmeldeamt Listemannstraße 6 aus dem Jahre 1927 aus. Der etwas erhöhte Mittelteil des Klinkergebäudes gleicht risalitartigen Flügeln. Alle drei Teile sind durch pfeilerähnliche breite Lisenen streng vertikal gegliedert. Über dem hervorgehobenen Haupteingang befinden sich vier überlebensgroße Plastiken aus Kunststein. Diese weiblichen Figuren, die die verschiedenen Gebiete des Postwesens versinnbildlichen, schuf Fritz M A E N I C K E . 74

Die Stadt richtete schon 1743 am Knochenhauerufer eine Krankenanstalt ein, die A 1 sich aber zu Beginn des 19. Jahrhunderts als unzureichend erwies. Deshalb wurde 1817 das Altstädtische Krankenhaus in der Marstallstraße gegründet und in den folgenden Jahrzehnten mehrfach erweitert. Den Zerstörungen am Ende des zweiten Weltkrieges fiel auch dieses Bauwerk zum Opfer. Nach 1945 entstand das Krankenhaus neu und verfügt heute wieder über 560 Betten und eine moderne Ausstattung. 1958 erhielt es den Rang eines Bezirkskrankenhauses. Besondere Verdienste um die Entwicklung des Krankenhauses erwarben sich die Professoren Dr. Max O T T E N (1877—1962) und Dr. Max B I E B L (1893—1968). O T T E N war von 1917 bis 1935 Leiter der Medizinischen Klinik, ab 1932 Direktor der Krankenhäuser Altstadt und Sudenburg und nach 1945 der wesentliche Initiator beim Wiederaufbau. Ihm zu Ehren benannte man die frühere Marstallstraße um. B I E B L , von 1937 bis 1962 Direktor der Chirurgischen Klinik, galt als bekannter Spezialist der Schilddrüsen- und Magenchirurgie.

Verkehrseinrichtungen Anlagen der Industrie gibt es in der Altstadt kaum, jedoch spielen die des Verkehrs eine beachtliche Rolle. Beherrschendes Bauwerk dieser A r t ist der Hauptbahnhof am Westrande der Altstadt. E r bietet ein gutes Beispiel historisierenden Stils, wie er häufig bei öffentlichen Bauten der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Anwendung fand. Die Anlage des Bahngeländes konnte erst nach der Stadterweiterung um 1870 erfolgen (s. A 2). Neurenaissancegedanken kommen in dem mächtigen, aber in harmonischen Verhältnissen 1872 — 1882 errichteten Gebäude zum Ausdruck. Ursprünglich diente es als Empfangsgebäude der M a g d e b u r g Leipziger Eisenbahn, während das der Magdeburg—Halberstädter und Magdeburg—Potsdamer Bahn weiter westlich am heutigen Platz der Volkssolidarität steht. Nach Bildung der Eisenbahndirektion Magdeburg 1880 erfolgte die Verstaatlichung der bis dahin privaten Eisenbahngesellschaften. Der Magdeburger Hauptbahnhof entwickelte sich im Laufe der letzten Jahre zu einem wichtigen Knotenpunkt im Eisenbahnnetz der D D R . Heute verlassen ihn täglich bzw. erreichen ihn rund 230 Züge des Personenverkehrs. Im Rahmen der Arbeitsteilung zwischen den Magdeburger Bahnhöfen erledigt der Hauptbahnhof im wesentlichen noch den Gepäck- und Expreßgutverkehr sowie Stückgutversand. Vor 1870 mußten sich die Eisenbahngesellschaften mit dem schmalen Elbvorland für den Bahnbau begnügen, wozu umfangreiche Aufschüttungen nötig waren. Diese Anlagen waren auf Befehl des Stadtkommandanten durch Festungsbauten zu schützen (s. A 2). Trotz der Schwierigkeiten konnte 1839 die Linie Magdeburg— Calbe, 1840 bis Leipzig, in Betrieb genommen werden. Nach Eröffnung der Linien nach Halberstadt (1843) und Berlin (1848) (Abb. 8 u. 11) trafen dann drei Fernbahnen auf dem Elbbahnhof zusammen. Bei den beengten Raumverhältnissen war es nötig, auch die Kasematten unter dem Fürstenwall u. a. als Warte-

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A 1 räume in Anspruch zu nehmen, daher auch der Name ,, Kasemattenbahnhof''. Das um 1839 gebaute Bahnhofsgebäude, Materlikstraße 1 — 10, dient seit der Aufstockung gegen Ende des 19. Jahrhunderts noch heute der Reichsbahn als Direktionsgebäude. Der Bahnhof der Wittenberger Bahnlinie (1849) lag am Fischerufer. Bezeichnend für die Raumenge war hier, daß die Fischer ihre Netze auf der Bahnsteigüberdachung trockneten, weil sie ihr bisheriges Gelände an die Eisenbahngesellschaft abgegeben hatten. Seit 1853 bssteht zwischen den beiden Elbbahnhöfen ein Verbindungsgleis. Nach Eröffnung des neuen Bahnhofes im Westen der Altstadt 1874 dienten die Anlagen am Elbufer bis 1950 dem Güterverkehr und dem Umschlag mit der Schiffahrt. Noch heute werden südlich des alten Bahnhofsgebäudes Güter vom Schiff auf die Eisenbahn und umgekehrt verladen. Größere Abschnitte der Gleisanlagen wurden inzwischen abgerissen, um Platz für die Elbuferstraße zu schaffen. Den innerstädtischen öffentlichen Verkehr bewältigt vor allem die Straßenbahn. 1877 wurden zunächst die Pferdebahnlinien Sudenburg—Altstadt—Neustadt und Buckau—Altstadt—Neustadt eröffnet. 1899/1900 erfolgte die Umstellung auf elektrischen Betrieb. Heute verkehren alle 9 Linien durch das Zentrum; sie beförderten 1975 insgesamt 76 Mill. Fahrgäste. Zur Verbesserung des innerstädtischen und Vorortverkehre wurde bis 1974 die Bahnlinie Schönebeck— Salzeimen—Magdeburg—Zielitz für eine S-Bahn ausgebaut.

Neuaufbau Nach Beseitigung der riesigen Trümmermassen setzte 1951 der Neuaufbau des Stadtzentrums ein. Zuerst entstand bis 1952 die sogenannte Ladenstraße im mittleren Teil der Karl-Marx-Straße. In den einfachen Putzbauten mit Flachdächern befinden sich Läden im Erdgeschoß. Auch später wurden vor allem Wohnhäuser, an den Hauptstraßen mit Ladenräumen, errichtet. Eine Citybildung im Sinne der früheren Innenstadt fehlt. Eine interessante architektonische Entwicklungslinie zeigen die Gebäude der Wilhelm-Pieck-Allee. Hier entstanden besonders im Westabschnitt in den Jahren 1953 — 1955 die ersten Bauten, deren aufwendig gestaltete Fassaden mit Balustern, Obelisken und Pilastern verziert sind. Eine 120 m breite Grünzone trennt die beiden Häuserfronten voneinander. Im Ostteil der Straße, auf der Südseite des hier eingeschalteten Zentralen Platzes, entsprechen die Häuser (1959—1961) in ihrer sachlichen Ausführung und zum Teil mit Verkleidung durch Keramikplatten dem modernen Baustil. Im Norden der Altstadt wuchs um i960 der Wohnkomplex „Jakobstraße" empor, dessen fünf- bis achtgeschossige Bauten aus wandhohen Blöcken zusammengesetzt sind. E r umfaßt 2 200 Wohnungen, dazu Schule, Kindergarten, Kaufhalle, Postamt, Gaststätte sowie Dienstleistungsbetriebe. Medizinische Einrichtungen, wie Poliklinik und Apotheke, bestanden bereits in dem benachbarten Altbaugebiet. Hier lag vor 1945 das am dichtesten bevölkerte Gebiet der Stadt (bis 76

zu78oEw/ha) mit schlechten Wohnverhältnissen (Bilda). Heute wohnen hier A 1 8000 Menschen, etwa die Hälfte der früheren Bevölkerungszahl (Bild 4 a.) Der Wiederaufbau im Nordabschnitt der Karl-Marx-Straße, zwischen WilhelmPieck-Allee und Boleslaw-Bierut-Platz, wurde mit der Fertigstellung des 45 m hohen „Hauses der Lehrer" (1970) und des Warenhauses Centrum 1973 abgeschlossen (Bild 4 b). Rhythmisch eingegliedert zwischen die achtgeschossigen Wohnhäuser (800 Wohnungen) mit den vorgelagerten Ladengeschossen, erheben sich blockartige Zwischenbauten, u. a. mit Gaststätten und einem Kinderkaufhaus. Die fensterlösen Strukturfassaden sowie der etwa 70 m breite Fußgängerbereich mit den Wasserspielen, deren stereometrische Zierformen der Metallgestalter Fritz K Ü H N anfertigte, und dem gärtnerischen Schmuck geben diesem Straßenabschnitt das besondere Gepräge. Ahnliche, ebenfalls mit keramischen Platten verkleidete Häuser ohne Läden stehen im südlichen Teil der Karl-Marx-Straße zwischen Leiter- und Keplerstraße. Dafür konzentrieren sich in dem südlich angrenzenden Altbaugebiet aus der Gründerzeit um den Hasselbachplatz die Geschäfte sowie die dort sternförmig zusammentreffenden Straßen mit regem Auto- und Straßenbahnverkehr. An der Otto-von-Guericke-Straßs erheben sich mehrere kommunale Bauten neben den Wohnhäusern. Dazu gehört das Internat des Instituts zur Ausbildung von Ingenieurpädagogen (Nr. 5; 1954 erbaut). Ihm gegenüber liegt das moderne Konstruktionsgebäude für Chemieanlagen des V E B Schwermaschinenbau Karl Liebknecht (Nr. 109; 1967 errichtet). Es folgen das Verwaltungsgebäude der Magdeburger Verkehrsbetriebe (Nr. 25) und daneben ein ehemaliges Bankgebäude der zwanziger Jahre (Nr. 27—28), Sitz des volkseigenen Spezialbaukombinates, und das Kulturhistorische Museum. Am Nordende dar Otto-von-Guericke-Straße beeindruckt die 1962 eingeweihte Elbe-Schwimmhalle mit 50-m-Bahnen, 10-Meter-Sprungturm und 1200 Zuschauerplätzen. Wie an anderen Stellen des Neuaufbaugebietes, so ist auch hier der zweckbestimmte Bau ergänzt durch die künstlerische Gestaltung des neuen Lebens. Der Berliner Bildhauer Heinrich D R A K E schuf die hier aufgestellte „Junge Frau" (1949). Das neungeschossige Interhotel „International", Nr. 87, aus dem Jahre 1963 mit 622 Betten ist das bestimmende Gebäude im Bahnhofsgebiet. Die künstlerische Ausgestaltung des Hotels verdient Beachtung, so die Metallwand von Fritz K Ü H N in der Vorhalle. Dieser Neubau eignet sich für die Abhaltung von Kongressen in Magdeburg sehr gut, verfügte doch die Altstadt nach den schweren Kriegszerstörungen vorher nur noch über 240 Hotelbetten. Im ganzen änderte die Altstadt ihren Charakter gegenüber der Vorkriegszeit wesentlich. An die Stelle dicht bebauter Straßen mit oft hygienisch unzureichenden Wohnungen traten aufgelockerte moderne Gebäudekomplexe. Wo früher 80000 Menschen zusammengedrängt wohnten, werden nach Abschluß des Aufbaues 25 000 Bürger leben. In den nächsten Jahren sollen vor allem der Zentrale Platz und die Elbfront gestaltet werden.

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A 2 Festungsgürtel Die Entwicklung der Stadt wurde bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts nachhaltig durch die Befestigungen beeinflußt. An vielen Stellen begegnet man noch heute Resten der Festungsanlagen, die meist unter Denkmalschutz stehen. Im Stadtbild erkennt man aber auch noch deutlich die Stellen, an denen die Bauten abgebrochen sind. Von der mittelalterlichen, durch starke Türme bewehrten Stadtmauer blieben Reste nur entlang der Geländestufe am Elbufer erhalten. Bei den Mauern unmittelbar östlich des Domes und des Klosters Unser Lieben Frauen handelt es sich wohl um die Befestigung der Domfreiheit. In dieser Mauer sieht man das einzige noch erhaltene Tor. Es handelt sich um eine aus Ziegeln am Ende des 15. Jahrhunderts eingebaute Spitzbogenpforte, die vom Hofe der Möllenvogtei, Domplatz l , auf das Elbvorland führte. Am Südende der Mauer steht ein alter Turm, vermutlich der 1241 erbaute „Tatarenturm". Durch sein Mittelgeschoß wurde 1899 eine Durchfahrt zu dem damals angelegten Remtergang gebrochen, sein Erdgeschoß ist größtenteils durch Aufschüttungen verdeckt. Die Mauer in der Grünanlage zwischen der Johannis- und Wallonerkirche stammt aus dem 12. oder frühen 13. Jahrhundert. Sie dürfte an dem früher steilen Geländeabfall vor allem als Futtermauer gedient haben. Die eigentliche Stadtmauer wurde um 1250 weiter östlich im Zuge der Werftstraße nach Norden gezogen. Den Nordabschluß der Elbbefestigung bildete der 1280 erwähnte achteckige „Welsche Turm", im 18. Jahrhundert „Turm Preußen" genannt. Um 1900 als „Lukasklause" zu einem Künstlerheim umgebaut, dient er jetzt als Kindertagesstätte". Auf dem Fürstenwall, gegenüber vom Dom, stehen aus der Zeit um 1430 zwei Türme, die die Stadt gegen den Willen des Erzbischofs zur Erhöhung der Sicherheit vor der Stadtmauer errichten ließ. Sie waren bis ins 16. Jahrhundert nur durch Palisaden verbunden. Der nördliche Turm ermöglichte einen Blick in die erzbischöfliche Küche, daher S3in Name „ K i e k in de Köken". Leider wurde er durch Umbau in der faschistischen Zeit stark verändert. Der südliche Turm diente von 1767 bis zur Aufstellung der ersten Dampfmaschine für die städtische Wasserversorgung 1819 als Turm der Wasserkunst für die Domfreiheit. Nach Einführung der neuen wirksameren Feuerwaffen im 15. Jahrhundert begann auch die Stadt Magdeburg um 1500, einen starken Wall um die alte Mauer zu legen. Die beiden Türme am Dom wurden um 1530 in einen Mauerzug eingegliedert, und durch eine zweite Mauer vom Rondell „Gebhard" als südöstlichem Eckpfeiler der Befestigung bis zur Gouvernementsstraße entstand eine Zwingeranlage, die später verfüllt und 1725 unter dem Gouverneur Fürst Leopold von Anhalt-Dessau als „Fürstenwall" zu einer der ersten öffentlichen Grünanlagen Deutschlands gestaltet wurde. Das Rondell von 1536 am Welschen Turm ist großenteils noch erhalten. Beim Bau des Bollwerkes an der Südwestecke der Stadt, der Heydeckschanze, um 1550 mußte ein Teil der Sudenburg abgebrochen werden (Bild 2). Damals führten sechs Tore in die befestigte Stadt. Auf dem Gelände des alten „Heydeck" steht seit 1906 das Kulturhistorische Museum. 78

A m „Neuen Bollwerk" am Welschen Turm drangen 1631 die kaiserlichen A 2 Truppen in die Stadt ein. Nachdem Magdeburg 1666 an das Kurfürstentum Brandenburg gefallen war, begann der Aufbau eines riesigen Festungssystems, da die Stadt an einer strategisch wichtigen Stelle innerhalb des Staates lag. Zuerst ließ der Kurfürst zur Sicherung des Elbüberganges eine Zitadelle aufführen (Abb. 11), an der der Verkehr von der Altstadt zur Turmschanze auf dem Ostufer der Elbe von der Strombrücke zur Zoll- und Langen Brücke auf schmaler Uferstraße um zwei Bastionen herumgeführt werden mußte. Dieser umständliche Verlauf konnte 1862 durch den Bau der neuen Strombrücke verkürzt werden. Zwischen 1922 und 1927 ließ die Stadt die Zitadelle abtragen..Die beiden wertvollen barocken Portale, das Große und das Wassertor, ausgeführt von Heinrich S C H M U T Z E , liegen seit dem Abbruch auf dem Grundstück Rothenseer Straße 152 in der Neustadt. Erst die 1965 eingeweihte neue Strombrücke ermöglicht einen annähernd geraden Straßenzug über die Elbaue. Unter dem Gouverneur Fürst Leopold von Anhalt-Dessau (1702—1747) erhielt Magdeburg die stärksten Festungswerke Preußens. Die Leitung der Bauarbeiten oblag im wesentlichen dem Ingenieur-Oberst Gerhard Cornelius von W A L R A V E . Das notwendige Baumaterial gewann man aus den Grauwackesteinbrüchen am Krökentor. Die Südfront der Festung beherrschte das vierzackige „ F o r t Berge", dessen Form ihm den volkstümlichen Namen „ S t e r n " einbrachte. Hier war G. C. von W A L R A V E wegen Spionage und Hochverrats von 1746 bis zu seinem Tode 1773 inhaftiert. In dieser Zeit erfolgte der Ausbau der Turmschanze als starker östlicher Brükkenkopf (s. A 22). Allein bis 1716 beliefen sich die Kosten der gewaltigen Festungsanlagen auf 140000 Taler. Friedrich Wilhelm I. lehnte jegliche Entschädigung der Eigentümer des eingeschanzten Geländes ab. Friedrich II. ließ später lediglich 19000 Taler Schadenersatz auszahlen. Um 1740 umfaßte das Festungsgelände 200 ha, während die Stadtfläche nur 120 ha betrug. Nach der kampflosen Übergabe der Festung 1806 ließ Napoleon die Anlagen weiter verstärken. Dabei wurden die Sudenburg (s. A 9), Kloster Berge (s. A 3) und große Teile der Neustadt niedergerissen (s. A 3). Der Eisenbahnbau um 1840 erforderte sowohl umfangreiche Aufschüttungen im Elbvorland als auch die Errichtung starker Futtermauern am Strom mit aufgesetzten Wehrmauern. Die Rondelle „ C l e v e " und „ P r e u ß e n " versah man mit Eisenbahntoren, die wie alle übrigen Stadttore auch Zugbrücken erhielten. A m ehemaligen Rondell „ C l e v e " ist die elbseitige Kasemattenbatterie mit einem Stück des Grabens und am Rondell „Preußen" sind das Eisenbahntor und Teile der Ufermauer mit den breiten Maulscharten noch erhalten. Die Einfahrt in den Wittenberger Bahnhof war anfangs dadurch behindert, daß sich in der Nähe Pulvermagazine befanden und deshalb zur Vermeidung von Funkenflug die Kohlen außerhalb der Festungswerke aus den Feuerungskesseln der Lokomotiven entfernt werden mußten. Schon in dieser Zeit bemühte sich Oberbürgermeister F R A N C K E um eine Stadterweiterung. Aber erst die Notwendigkeit, das durch die Einführung der Ge-

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Abb. 18 Fortgürtel um 1890 schütze mit gezogenen Rohren veraltete Festungssystem umzustellen und die äußere Verteidigungslinie weit vor die Stadtumwallung zu legen, führte schließlich zum Ziel. So errichtete man 1866 12 Außenforts an strategisch wichtigen Punkten, 2 — 3 km von der Altstadt entfernt. Noch 1890, nach Auflassung der Nordfront, folgten ein weiteres Fort und 6 einfacher gestaltete Zwischenwerke (Abb. 18). Die Kosten für den Bau der neuen Festungswerke um Magdeburg mußten die Stadt und die Eisenbahngesellschaften tragen. Die Stadt erwarb 54 ha 80

des alten Festungsgebietes für 6 Mill. Mark, die Eisenbahngesellschaften kauften A 2 38 ha für 4,5 Mill. Mark. Nach der Aufhebung der Festung Magdeburg 1912 wurden die Forts anderweitig genutzt bzw. eingeebnet und überbaut (4, 5, 9, 10; Abb. 18). Recht gut erhielten sich die Anlagen l a , 2a, 4a, 6 (ehemalige Waldschule), 6a und 12. Eine Umwandlung in Sportanlagen erfuhren die Bauten 1 (Platz der Deutsch-SowjetischenFreundschaft), 2 (Schwimmbad und Freilichtbühne am Kirschweg), 2 b, 3 a, 7 (Wilhelm-Bahnik-Sportplatz) und 8 (Sportzentrum Werner Seelenbinder). Fort 1 1 läßt sich in den Anlagen am Pechauer Platz noch erkennen. In den Jahren 1869—1874 erfolgte die Anlage der neuen Süd- und Westfront, von denen sich noch ansehnliche Teile an der Maybachstraße und am Kloster-BergeGarten erhielten (Abb. 11). Zur gleichen Zeit wurden die alten Werke eingeebnet. Auf dem freien Gelände konnten nun Wohn- und Kommunalbauten sowie die neuen Eisenbahnanlagen entstehen. Auf dem Bereich der Bastion „Cleve" wurde in Verlängerung des Fürstenwalles der Park südlich des Domes geschaffen. Die Nordwest- und Nordfront der Festung wurden bis auf wenige Ausnahmen ab 1888 geschleift und für städtische Bauten freigegeben. Als Reste dieser Festungsanlagen von vor 1870 lassen sich ein Teil der um 1860 erbauten Kaserne „Mark" am Hohepfortewall, hinter der noch ein Stück der mittelalterlichen Stadtmauer zu sehen ist, und ein Teil der um 1700 angelegten Bastion „Halberstadt" an der Erzbergerstraße nennen. Der Geschwister-Scholl-Garten läßt noch Wall und Graben sowie einige Mauerreste erkennen. Dieser Garten ging 1895 a u s einer auf dem Gelände der Bastion „Braunschweig" veranstalteten Gartenbauausstellung hervor. 1904 erwarb die Stadt das Sterngelände für 1,7 Mill. Mark. Wenn man einen Eindruck von den Festungsanlagen des 19. Jahrhunderts gewinnen will, so lohnt sich ein Gang entlang der Maybachstraße von der WilhelmPieck-Allee aus (Abb. 11). Am hohen Festungswall fällt das große Kavalier 6, ein überhöht angeordnetes, mit Flanken versehenes Werk mit einer zweigeschossigen kasemattierten Kaserne auf. Die ehemaligen Wohnkasematten im Erdgeschoß wurden in neuerer Zeit zu Garagen umgebaut, während die des Obergeschosses Wohn- und Lagerzwecken dienen. Auf der Glacisseite des benachbarten Kavaliers 5 liegt noch ein kleines dreieckiges Festungswerk, ein Ravelin, zu dem man durch einen Gang im Festungswall gelangt. Badrückend wirken die anschließenden beiden zweigeschossigen Grabenstreichen und die Kaserne, die zum Schutz dicht mit Schutt und Boden bedeckt sind, sowie die Gräben -und Mauern. Weiter südlich befand sich anstelle des heutigen Einschnittes durch die Festung bis um 1890 das Eisenbahntor mit Wallbrücke für die Helmstedter Bahn. Am Sudenburger Tor an der Hallischen Straße bestanden bis 1896 Durchlässe durch den Festungswall für Wagen- und Fußgängerverkehr. Nach Abbruch der Gewölbe übernahm eine gewundene Passage von nur 1 1 m Breite durch das Glacis den gesamten Wagen- und Straßenbahnverkehr. Erst 1908 wurde die jetzige 32 m breite Straße angelegt. Ein massives Torwächterhaus mit vier Scharten steht noch heute an der Glacisböschung. Ähnliche Verhältnisse gab es an den an81

A 2 deren Toren. Größere A b s c h n i t t e der Festungsanlagen, besonders die tiefen G r ä b e n , n a h m e n n a c h 1945 einen Teil der S c h u t t m a s s e n der zerstörten A l t s t a d t auf. D a d u r c h g e w a n n m a n G r ü n f l ä c h e n im Glacis. 1816 erfolgte die A n l a g e einer Verbindungsstraße, der R i n g s t r a ß e , zwischen d e m Sudenburger u n d K r ö k e n t o r . In dieser Zeit b e g a n n a u c h die B e p f l a n z u n g des Glacis. A b e r erst der G a r t e n d i r e k t o r NIEMEYER ließ in der z w e i t e n H ä l f t e des ig. J a h r h u n d e r t s die W e g e , W i e s e n sowie B a u m - und S t r a u c h g r u p p e n schaffen. Die Glacisanlagen bilden einen e t w a 4 k m langen Grünstreifen. Sie k o n n t e n 1896 bis 1897 durch den N o r d f r o n t p a r k , heute Geschwister-Scholl-Garten, e r g ä n z t werden. N a c h d e n P l ä n e n der sozialistischen S t a d t b e b a u u n g e n t s t a n d e n schließlich 1 9 6 4 — 1 9 6 6 weitere G r ü n f l ä c h e n parallel zur W a l t h e r - R a t h e n a u - S t r a ß e . I n den Glacisanlagen a m Adelheidring s t e h t das D e n k m a l f ü r K a r l L e b e r e c h t IMMERMANN (1796—1840), 1899 v o n Carl ECHTERMEIER g e s c h a f f e n . I n seiner G e b u r t s s t a d t M a g d e b u r g bekleidete IMMERMANN v o n 1823 bis 1827 d a s A m t eines Kriminalrichters. Sein b e k a n n t e s t e s literarisches W e r k stellt der v i e r b ä n d i g e R o m a n „ M ü n c h h a u s e n " m i t der eingegliederten D o r f g e s c h i c h t e „ O b e r h o f " dar. D i e Bronzereliefs des D e n k m a l s illustrieren Szenen daraus. A n der Hallischen Straße ließ der R a t der S t a d t 1937 d e m V e r f a s s e r des Sachsenspiegels, EIKE v o n R e p g o w , ein v o n H a n s GRIMM geschaffenes D e n k m a l setzen. A u f d e m Muschelkalksockel b e f i n d e t sich u. a. eine V e r b r e i t u n g s k a r t e des M a g deburger R e c h t s . Ü b e r die Persönlichkeit EIKES, der außer d e m „ S a c h s e n s p i e g e l " eine v i e l b e a c h t e t e „Sächsische W e l t c h r o n i k " v e r f a ß t e , wissen wir n u r sehr wenig. E r lebte e t w a zwischen 1180 und 1233. Seine F a m i l i e l ä ß t sich seit 1 1 5 6 in R e p g o w , d e m heutigen R e p p i c h a u südöstlich A k e n auf freiem E i g e n g u t nachweisen. Wahrscheinlich w a r EIKE ein schöffenbar Freier, dessen R e c h t und P f l i c h t darin bestanden, beim G r a f e n d i n g ( = gericht) zu erscheinen und auf der S c h ö f f e n b a n k P l a t z zu nehmen. A u s den sechs überlieferten U r k u n d e n , in denen er g e n a n n t wird und v o n denen eine in S a l b k e ausgestellt ist, g e h t das nicht u n m i t t e l b a r hervor. D e n G r ü n g ü r t e l schließt im Süden der P a r k der Jungen Pioniere, v o r m a l s K l o ster-Berge-Garten, ab. D a s 968 hierher verlegte B e n e d i k t i n e r k l o s t e r erlangte in der Geschichte Magdeburgs mehrfach B e d e u t u n g . S o entstand hier 1577 n a c h m a n c h e n V o r a r b e i t e n das „ B e r g i s c h e B u c h " , die K o n k o r d i e n f o r m e l , als Grundlage der lutherischen O r t h o d o x i e . D u r c h den „ V e r t r a g v o n K l o s t e r B e r g e " k a m M a g d e b u r g 1666 a n B r a n d e n b u r g . D a s b e r ü h m t e G y m n a s i u m d e s K l o s t e r s erreichte seine B l ü t e z e i t unter d e m A b t A d a m STEINMETZ (1731 — 1762), der a u c h d a s A m t des Generalsuperintendenten des H e r z o g t u m s M a g d e b u r g bekleidete. A l s bedeutendster Schüler der Klosterschule gilt der D i c h t e r C h r i s t o p h Martin WIELAND, der 1 7 4 7 — 1 7 4 9 hier weilte. , D i e S t a d t M a g d e b u r g k a u f t e d a s Gelände n a c h ' der F r a n z o s e n z e i t zur A n l a g e eines P a r k e s auf. 1824 bis 1830 entstand n a c h P l ä n e n v o n P e t e r Josef LENNE a n der S t r a ß e nach Schönebeck südlich der Sternschanze auf der W ü s t u n g des im D e z e m b e r 1813 zerstörten K l o s t e r s B e r g e d a m i t der erste deutsche V o l k s g a r t e n . D e r königliche Gartendirektor ^LENNE aus P o t s d a m schrieb, d a ß er den P l a n 82

entgegen seiner Gewohnheit selbst gezeichnet habe und „ d i e Anlage v o n K l o s t e r A Berge ein L i e b l i n g s g e s c h ä f t . . . g e w o r d e n " sei (LENNE 1825). T y p i s c h für den P a r k wurden die Sichtbeziehungen, die zur S t a d t mit ihren K i r c h e n und zur E l b aue reichen sollten. Die Promenadenwege paßten sich den Höhenlinien an und umschlossen die großen, mit einzelnen Baumgruppen bestandenen Wiesenflächen. A u c h die K l i n k e (s. D 14) wurde in die Gestaltung einbezogen. Mitten durch den ursprünglich 125 Morgen ( = 31,25 ha) großen P a r k legte m a n 1838 die MagdeburgLeipziger Eisenbahn. Die Strecken nach Halberstadt und P o t s d a m sowie der B a u des Kavaliers „ S c h a r n h o r s t " und der Gewächshäuser beanspruchten 1860 weitere Flächen. D u r c h die A n l a g e der Kohlenstrecke a n der E l b e verlor der P a r k die Verbindung z u m Wasser. Schließlich blieb nur noch ein R e s t v o n e t w a 25 Morgen übrig. Unmittelbar an der Straße nach B u c k a u und Schönebeck errichtete der S t a d t baumeister WOLFF 1829 ein Gesellschaftshaus, das nach späteren A n b a u t e n zu einem gern besuchten Ausflugslokal wurde. D e m Gebäude liegen E n t w ü r f e aus dem B ü r o K a r l Friedrich SCHINKELS zugrunde. A u f g e f ü h r t w u r d e ein e t w a s veränderter, streng klassizistischer P u t z b a u , dessen F r o n t in beiden Geschossen durch je eine nach innen gezogene Säulengalerie aufgelockert wird. E i n großer Saal mit umlaufenden E m p o r e n und eine A n z a h l kleinerer R ä u m l i c h k e i t e n dienten dem gesellschaftlichen Leben des biedermeierlichen Magdeburgs. H e u t e wird das Gebäude als H a u s der Jungen Pioniere, Straße der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft 129, genutzt. Die Jungen Pioniere verfügen im P a r k über eine Reihe v o n Kleinsportflächen und seit 1966 über einen Verkehrslehrgarten. Die heutigen Städtischen Gewächshäuser erhielt die S t a d t 1895 aus d e m Besitz des Industriellen Hermann Gruson. Sie stellten damals eine der bedeutendsten privaten Pflanzensammlungen dar, die in rund 40 Jahren entstanden w a r . Die Schauhäuser versetzte m a n v o n dem Grundstück Grusons in der Freiestraße, heute Poliklinik des Ernst-Thälmann-Werkes, nach dem neuen S t a n d o r t neben dem Gesellschaftshaus. 1926 bestanden nach Um- und N e u b a u t e n 13 Schau- und 7 Kulturenhäuser. Die 1945 durch Bombenschäden stark dezimierten P f l a n z e n bestände konnten in mühevoller A r b e i t wieder aufgefüllt werden, so d a ß die Gewächshäuser dem Besucher wieder eine Fülle tropischer und subtropischer Pflanzen darbieten, u. a. Farne, K a k t e e n , Bromelien und Orchideen.

Alte Neustadt, Stadtteil v o n Magdeburg

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Zu den ersten Ansiedlungen nördlich der ummauerten S t a d t Magdeburg k a m es wahrscheinlich schon im i x . Jahrhundert in der Nähe des Dorfes Frose, e t w a im Gebiet um den heutigen Tränsberg. Z u m ersten Mal findet diese N e u s t a d t 1209 Erwähnung, als sie bei den K ä m p f e n zwischen Kaiser O t t o I V . und d e m Erzbischof Albrecht II. s a m t Frose völlig zerstört wurde. Beide O r t s c h a f t e n erhielten weiter nördlich an der Grenze der A l t s t a d t einen neuen S t a n d o r t . U m 1230 b e k a m die N e u s t a d t Stadtrecht, 1372 erfolgte die Einbeziehung v o n Frose.

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A 3 Das Stadtwappen, zwei Türme mit Tor und Bischof, könnte als Symbol der erzbischöflichen Stadtgründung des 13. Jahrhunderts gedeutet werden. Die Entwicklung der Neustadt stand unter dem ständigen nachteiligen Einfluß der sich ausdehnenden Stadtbefestigung Magdeburgs. Unter Verlust alter Bausubstanz an ihrem Südrand verlagerte sich die Neustadt im Laufe der Zeit mehr nach Norden. Trotz mehrmaliger Zerstörung großer Teile der Neustadt, z. B. 1550/51 durch Moritz von Sachsen und im Dreißigjährigen Krieg 1626 und 1631, entstand sie jedesmal wieder neu bis dicht vor die Befestigungsanlagen der Altstadt an der Hohen Pforte (Bild 3). Am Ende des 17. Jahrhunderts reichte sie etwa vom heutigen Pfälzer Platz bis zum Sieverstor (am Hochhaus Ecke Agnetenstraße) und lag auf der Urstromterrasse, durch die Elbniederung vom Fluß getrennt. Zur Elbe ging es durch das Sandtor. Die Bewohner der Landstadt lebten im wesentlichen von Ackerbau und Gewerbe. Auf der Grundlage der landwirtschaftlichen Produktion entstanden schon vor 1800 verarbeitende Gewerbe, wie Brennereien, Brauereien, Zichorienverarbeitungs- und Tuchherstellungsbetriebe. 1811 wohnten 5718 Einwohner in der Neustadt ( H E R M E S u. W E I G E L T 1842). Vor und nach dem Rußlandfeldzug 1812 ließ Napoleon große Teile der Neustadt, u. a. das Rathaus und die Nikolaikirche, beim Ausbau der Festung Magdeburg niederreißen. Nur das nördliche Drittel, nach Süden begrenzt durch die Moldenstraße und den Weinhof, blieb vor der Zerstörung bewahrt. Die besitzlos gewordenen Bewohner erhielten an der Straße nach Barleben Land als Entschädigung für ihre Verluste zugewiesen. Aus der dortigen Ansiedlung entwickelte sich die Neue Neustadt (s. A 4). Die erhalten gebliebenen Teile der ursprünglichen Neustadt, seitdem Alte Neustadt genannt, und der neue Stadtteil bildeten jetzt zusammen die Stadt Neustadt. Den westlichen Teil des Trümmergeländes kaufte die Stadt Magdeburg 1823 auf, um einen 41 Morgen großen Friedhof anlegen zu lassen. Nach dem Plan von Peter Josef L E N N Ü : begannen die Einebnungsarbeiten. Mit der Belegung des Friedhofes ab 1827 konnten die Beerdigungen auf den Kirchhöfen der Innenstadt nun eingestellt werden. Angesichts der zunehmenden Bevölkerungszahl innerhalb der Festungsmauern bestand darin ein hygienischer Fortschritt, der die Seuchengefahr minderte. Nach Einrichtung des Südfriedhofes 1872 und des Westfriedhofes 1898 verlor dieser Nordfriedhof allmählich an Bedeutung. UnterBeibehaltung des Hauptwegenetzes erfolgte die Umwandlung in einen Park, in dem auch heute noch einzelne Grabmäler vorzufinden sind. Nach dem zweiten Weltkrieg entstand im nordöstlichen Teil des Parkes ein Friedhof für Bürger aus der UdSSR. Vor dem zentralen Ehrenmal finden alljährlich am 8. Mai, dem Tag der Befreiung, Kranzniederlegungen statt. Inmitten des Parkes steht das monumentale Denkmal des Magdeburger Oberbürgermeisters August Wilhelm F R A N C K E (1817—1848). Das Standbild schuf Gustav B L A E S E R , einer der begabtesten Schüler des Berliner Bildhauers Christian R A U C H . F R A N C K E war zwar politisch ein konservativer Beamter, setzte sich aber für die wirtschaftliche Entwicklung Magdeburgs in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit großem Nachdruck ein. 84

Der übrige Teil der zerstörten Neustadt, das Gebiet östlich der Hohepfortestraße, durfte jahrzehntelang nur als Holzstrecke, Lagerplatz oder als Gartenland genutzt werden. Erst die Aufhebung der Festungsbeschränkungen im Jahre 1888 machte den Raum östlich und westlich vom Nordfriedhof zum Spekulationsobjekt. Seit der Jahrhundertwende kam es hier zu einer geschlossenen Bebauung. Dabei wurde auch die einst westlich an der Neustadt vorbeifließende Schrote kanalisiert, so daß sie heute im Gebiet der Alten Neustadt vom Lorenzweg bis zur Rothenseer Straße nicht mehr an der Oberfläche zu finden ist. Für den Erwerb des Festungsgebietes zwischen der Altstadt und der Alten Neustadt, der Nordfront, mußte die Stadt 18 Mill. Mark aufbringen. Zu beiden Seiten der neuen Hauptstraße, der heutigen Walther-Rathenau-Straße, sowie an der Lüneburger Straße entstanden Wohnhäuser und in größeren Gärten rings um den damaligen Luisengarten (heute Geschwister-Scholl-Garten) zum Teil aufwendige Villen. In diesem Stadtteil ist auf das Klinkergebäude der Sozialversicherung, Lüneburger Straße 4, hinzuweisen, das 1927 nach Entwürfen der Architekten Maximilian W O R M und Carl K R A Y L entstand. Dieses sechsgeschossige Bauwerk gliedert sich in sieben, durch strebepfeilerartige Vorlagen aufgeteilte senkrechte Abschnitte. Der Mittelteil zeigt ein fast bis zum geraden Dachabschluß aufsteigendes Fenster über dem zweitürigen Haupteingang. Die innere Gestaltung richtet sich auf eine mittlere Kassenhalle aus, um die in den einzelnen Geschossen Büroräume sowie ärztliche Konsultations- und Behandlungsräume angeordnet sind. Am Haydnplatz steht das 1890 von Emil H U N D R I E S E R geschaffene Denkmal Friedrich H A S S E L B A C H S , des zweiten bedeutenden Oberbürgermeisters im 19. Jahrhundert (1851 — 1880). Nur der Obelisk mit dem Bildnisrelief des Bürgermeisters blieb erhalten. Ein erheblicher Teil der Alten Neustadt fiel dem Bombenangriff vom 16. Januar 1945 zum Opfer. Wenige Straßenzüge um die Schifferstraße und Gutenbergstraße herum sowie zwischen Weinbergstraße und Hafenstraße, ebenso an der Nordfront, überstanden die Brandnacht. Kunstgeschichtlich wertvolle Bauten besitzt die Alte Neustadt infolge der Zerstörungen nicht mehr. Hier befanden sich im Mittelalter u. a. das Stift St. Peter und Paul sowie die Klöster St. Agnes und St. Lorenz, die im 13. Jahrhundert" gegründet bzw. hierher verlegt worden waren. Der Wiederaufbau setzte 1958 ein, und bis i960 entstand um den Nordpark herum der erste umfangreiche sozialistische Wohnkomplex in Magdeburg mit 1600 Wohnungen. Die Gebäude wurden in Montagebauweise mit Großblöcken errichtet, wobei die drei- und viergeschossigen Häuser steile Dächer, die fünfgeschossigen an der Pappelallee bereits Flachdächer erhielten. Da diesen Komplex an allen Seiten Altbauten begrenzen, verzichtete man auf die Bildung eines gesellschaftlichen Zentrums. An der Ecke Agnetenstraße/Sieverstorstraße ragt das erste zehngeschossige Wohnhochhaus mit Einraumwohnungen auf. Die als Flachbau errichtete loklassige Schule und der Kindergarten liegen zentral am 7

Magdeburg

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A 3 Nordpark. Die Schule besitzt eine gut ausgestattete Sternwarte, die auch der Öffentlichkeit zugänglich ist. Die Industriebauten der Alten Neustadt lagen ursprünglich vor dem Sieverstor. Darauf weist heute nur noch der Betriebsteil „Börde" der Vereinigten Brauereien in der Sieverstorstraße hin, der als Brauerei Bodenstein 1823 hier gegründet wurde. Sein vielgeschossiges Sudhaus mit einem spitzen Giebeldach stellt das weithin sichtbare Wahrzeichen dieses Betriebes dar. Später siedelte sich die Industrie am Ostrande der Alten Neustadt in Elbnähe an. Zu den ältesten Anlagen zählt das zur Versorgung Magdeburgs 1852 gebaute Gaswerk. Nach seiner Inbetriebnahme 1853 konnte die Beleuchtung der Straßen in der Altstadt durch Gaslaternen erfolgen. Unabhängig von dem Neustädter Gaswerk entstanden später noch weitere kleinere Gaswerke in Sudenburg, Buckau und Salbke. Das Neustädter Gaswerk versorgte bis zur Inbetriebnahme der Großgaserei in Rothensee 1930 Magdeburg und die später angeschlossenen Vororte. Heute erinnert an diese Produktionsstätte nur noch der Naßgasometer an der Rogätzer Straße 22—30, von dem aus immer noch die Einspeisung in das Stadtnetz erfolgt. Am Rande der Alten Neustadt zwischen Elbe und Sandtorstraße liegt das alte Magdeburger Elektrizitätswerk, das 1896 in Betrieb genommen wurde und Wasser- und Bahnanschluß besaß. Das Werk erzeugte von Beginn an nur Drehstrom mit einer anfänglichen Kapazität von 400 kW. Bei einer Modernisierung und Erweiterung seit 1907 wurden die Kolbendampfmaschinen durch Dampfturbinen ersetzt, wobei das Werk 1913 mit 14000 kW eine beachtliche Kapazität erreichte. Das Elektrizitätswerk blieb bis zum Neubau des Kraftwerkes Rothensee um 1930 in Betrieb, zuletzt mit 16000 kW, die den Bedarf längst nicht mehr befriedigten. Seitdem dient es als Umspannwerk bzw. Lagerhalle. Den entscheidenden Ausschlag für die Errichtung zahlreicher industrieller Anlagen, wie Mühlenwerke, Kaffeefabrik sowie Silos und Lagerplätze, gab der 1886—1893 erfolgte Bau des Handelshafens auf dem Agneswerder. Er wurde notwendig, als die Elbuferkais und die Zollelbe dem wachsenden Umschlag von Zucker, Kali und anderen Massengütern nicht mehr entsprachen. Der nördliche Teil des Hafenbeckens mußte aus einem Grauwackerücken herausgesprengt werden, so daß die Sohle in 38 m ii. NN teilweise 3 m in die Grauwacke eingetieft liegt. Die Länge des Beckens beträgt 1000 m, die Breite im Norden 90m und im Süden 45 m. Der Handelshafen dient vor allem dem Umschlag von Metallen, Kies, Getreide, Futtermitteln und Sackgütern, z. B. Kaffee, Kakao, Reis. Schon bald nach der Eröffnung stieg der Umschlag im Hafengelände auf fast 1 Mill. t (1895). Den höchsten Stand erreichte er 1906 mit rund 1,4 Mill. t (HOLZAPFEL 1938). Nach dem Bau der anderen Magdeburger Häfen (s. A 5) ging der Umschlag hier zurück, so daß er gegenwärtig nur bei 280000 t liegt. Die fortschreitende Tiefenerosion der Elbe ermöglicht bei Niedrigwasser nur noch eine begrenzte Nutzung des Hafens. Außerdem bietet seine Umgebung nur geringe Ausdehnungsmöglichkeiten für weitere Hafen- und Industrieanlagen.

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Neue Neustadt, Stadtteil v o n Magdeburg Die Neue Neustadt entstand 1812— 1814 als Ersatz für die zerstörte A l t e (s. A 3) jenseits der Festung an der nördlichen Ausfallstraße nach Wolmirstedt. Sie lag damals inmitten v o n Feldern nordwestlich der A l t e n Neustadt. Ihre F l u r ging aus der der wüsten Dörfer Insleben und Lewersdorf hervor (Abb. 7). Beide gehörten seit 937 dem Moritzkloster und lagen sicherlich seit dem 14. Jahrhundert wüst. D e r Ortsname Insleben und einige alte Flurnamen begegnen uns noch in Straßenbezeichnungen. Zweimal finden wir den Flurnamen W u h n e in Lerchenund Klosterwuhne. E r gehört in unserem Gebiet zu den häufigsten neben Breite, Feld und Graseweg. Der N a m e k o m m t in Deutschland nur westlich und südlich v o n Magdeburg vor. Obwohl er erst seit dem 15. Jahrhundert in den Formen Wuhne, Wunne, Wo(h)ne, Wanne genannt wird, dürfte er doch sehr alt sein. BISCHOFF (1967) erkannte Zusammenhänge mit dem Nordgermanischen. Wuhne bedeutet Grenzweg, -streifen (Klosterwuhne als ehemalige Nordgrenze der Insleber Flur) oder Graseweg oder schmaler Feldweg (wohl bei Lerchenwuhne). Olvenstedter Scheid bezeichnete die Grenze zur G e m a r k u n g Olvenstedt, und die Nachtweide gibt an, d a ß dort die umhegte und ursprünglich w o h l bewaldete Nachtweide für die Pferde, auch für Rinder und Schafe, lag. ö s t l i c h der E l b e heißt der entsprechende P l a t z Upstall oder Heininge. Urgeschichtliche Funde weisen auf die sehr alte Besiedlung des Gebietes hin. V o n der Wilhelm-Pieck-Brücke bis z u m Sülzeanger im Norden des Stadtgebietes befinden sich Fundstellen v o n Siedlungen und Gräbern der jüngeren Steinzeit. Siedlungen mit slawischer T o n w a r e konnten auf dem westlichen Uferrand der Schrote in Nähe der Nachtweide und auf den Hängen östlich der Chaussee nach Barleben nachgewiesen werden. E i n Gräberfeld mit früheisenzeitlichen Steinkisten und einer Hausurne sowie Brandgräbern der späten Kaiserzeit befand sich in der Fabrikenstraße 3 (LASER 1956), ein weiteres Brandgräberfeld der späten Völkerwanderungszeit in der Morgenstraße (SCHMIDT 1959). Den Grund und B o d e n f ü r die vertriebenen Hausbesitzer der N e u s t a d t n a h m die westfälische Regierung aus dem Eigentum der 1808 eingezogenen Magdeburger Stifter. D a s gab die Möglichkeit einer großen, planmäßigen Gründung, wie sie sich noch heute im Stadtgrundriß widerspiegelt. Sie erhielt v o n den westfälischen Behörden den N a m e n Hieronymusstadt (nach K ö n i g Jérôme). A n f a n g s stand der Wohnhausbau im Vordergrund, später folgten di B öffentlichen Gebäude, z. B . 1840 das Rathaus. Die heutige, 1821 —1824 errichtete Nikolaikirche stellt den sechsten B a u der Neustädter Nikolaigemeinde dar. Die E n t w ü r f e lieferte K a r l Friedrich SCHINKEL. D a s L a n g h a u s entspricht einer dreischiffigen tonnengewölbten Halle; gedrungene Osttürme flankieren den halbrunden Chor. Schlichte Rundbogenfenster und A r k a d e n gliedern sowohl das Kirchenschiff als auch die Türme. Zweigeschossige Emporen in den Seitenschiffen unterstreichen den stark mit Neurenaissance-Ele1*

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menten durchsetzten klassizistischen Gesamtcharakter der Kirche. Nach schwerer Bombenzerstörung erstand das Gebäude 1951 wieder. Der Grundriß der Siedlung zeichnet sich durch ein System sich rechtwinklig kreuzender Straßen aus. In Nord-Süd-Richtung verlief der Breite Weg als Hauptachse, heute Lübecker Straße. Man schaltete vier Plätze in den Grundriß ein, ziemlich zentral am Breiten Weg den Großen Marktplatz, heute Nikolaiplatz, im Westen den Kleinen Marktplatz, jetzt Moritzplatz, und zwei kleinere Plätze im Norden (Abb. 7,18 und Stadtplan). Die Grenze der ursprünglichen Bebauung bildeten die Morgenstraße im Osten, die Mittagstraße im Süden, der Verlauf der später angelegten Umfassungsstraße im Westen und die Mitternachtsstraße im Norden, heute Hundisburger- und Kastanienstraße. Die materiellen Belastungen der umgesiedelten Bürger und die Eile des Aufbaues führten dazu, daß ganze Straßenzüge aus kleinen, höchstens einstöckigen Häusern bestanden. Abseits von den Hauptstraßen bestimmen sie zum Teil noch heute das Straßenbild. Den damaligen Charakter einer Ackerbürgerstadt deutet noch heute eine landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft an. Der Wiederaufbau der Neustadt dauerte etwa zwei Jahrzehnte. 1834 überschritt die Stadt mit 6139 Einwohnern die Bevölkerungszahl vor der Zerstörung von 1812/13 wieder. Seit dieser Zeit verleiht die Industrie der Siedlung immer mehr das Gepräge. In den seit den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts angelegten Fabriken verarbeitete man vorrangig landwirtschaftliche Produkte der Magdeburger Börde. Wie auch in anderen Vororten entstanden hier Zichorien-, Zucker-, Stärkeund Konservenfabriken, Brennereien und Brauereien. Einige Unternehmer waren im Konkurrenzkampf in der Lage, Mittelbetriebe anzulegen. So gründete der Fabrikant Hauswald 1833 eine Zichorienfabrik und daneben 1851 eine Schokoladenfabrik. Auch die Zuckerfabrik von Hennige behauptete sich, indem sie zur Zuckerraffinierung überging. Aus der 1841 gegründeten Brauerei Wernecke entwickelte sich später die Diamant-Brauerei, heute der Hauptbetrieb des V E B Vereinigte Brauereien Magdeburg (800 Beschäftigte). Nur weniger bedeutende Maschinenbaubetriebe ließen sich in der Neustadt nieder, weil sich die Lage abseits von Elbe und Eisenbahn dafür nicht günstig erwies. So blieb der zwischen Wohngebäuden eingeschachtelte Mittel- und Kleinbetrieb die vorherrschende Form. Um 1860 bestimmten 4 Zucker-, 1 Schokoladen-, 1 Zichorienfabrik, 1 Brauerei und 3 Maschinenfabriken das wirtschaftliche Gefüge der Neustadt. Neue Standortbedingungen ergaben sich Anfang der siebziger Jahre, als die Eisenbahnlinie zum Hauptbahnhof gelegt wurde (s. A 1). Dabei erhielt die Neustadt einen eigenen Bahnhof. Er lag niveaugleich zum umgebenden Gebiet und ließ sich von beiden Teilen der Neustadt gut erreichen. Die Überbrückung der die Bahn kreuzenden Straßenzüge erfolgte erst um die Jahrhundertwende. Die Brücke über die Lüneburger/Lübecker Straße trägt an beiden Seiten die Wappen der Städte Magdeburg und Neustadt. Die Neustadt stand um 1880 unter den Städten der Provinz Sachsen an fünfter Stelle nach der Einwohnerzahl. Auf Grund ihrer starken wirtschaftlichen Verflechtung mit Magdeburg erwies sich der Zusammenschluß beider Städte 1886 als 88

notwendig. Mit 29142 Einwohnern erhielt die Neustadt den Rang einer Indu- A 4 strievorstadt. Der Zusammenschluß begünstigte nicht nur die Vollendung einiger Projekte, z. B . den Bau des Handelshafens, sondern trug auch zur beschleunigten Entwicklung der Neustadt bei. Sie wuchs besonders nach Osten bald über ihre bisherigen Grenzen hinaus. Im Raum zwischen der heutigen Rostocker Straße und der Nachtweide baute der Mieter-, Bau- und Sparverein schon vor dem ersten Weltkrieg Siedlungshäuser, die erstmalig bei der Anlage von Kleinwohnungen keine geschlossene Hofumbauung besaßen. Zwischen den beiden Weltkriegen entstanden rings um die Neue Neustadt weitere Siedlungskomplexe, Birkenweiler im Nordwesten und Eichenweiler zwischen dem Vogelgesang und dem Eisenbahngelände. Beide setzen sich aus niedrigen Siedlungshäusern inmitten kleiner Gärten zusammen, während die Curie-Siedlung vom Ende der zwanziger Jahre, damals Banck'sche Siedlung genannt, dreigeschossige Bebauung aufweist. 1944 und 1945 erlitt die Neue Neustadt erhebliche Zerstörungen, vor allem in ihrem alten Kern. 1953 begann der Wiederaufbau, noch in traditioneller Bauweise, dreigeschossig und unter Berücksichtigung der vorhandenen Straßenzüge. 1956 wurden die ersten Großblockbauten Magdeburgs in der Morgenstraße errichtet. Seit 1966 reihen sich neue Wohngebiete an mit fünf- bis zehngeschossigen Häusern zwischen Wedringer und Hundisburger Straße, weiter nördlich an der Westseite der Lübecker Straße und an der Wolmirstedter Straße. Sie umfassen insgesamt 1700 Wohnungen. Der Wohnungsbau ist hier mit einem weitgehenden Abbruch der alten Gebäude verbunden. So verliert die Neustadt endgültig ihr landstädtisches Gepräge. Charakteristisch für die industrielle Struktur der Neuen Neustadt sind etwa 30 Klein- und Mittelbetriebe der Leicht-, Metall- sowie Nahrungs- und Genußmittelindustrie. Der größte Betrieb, der heutige V E B Werkzeugmaschinenfabrik, wurde 1892 hier im Norden Magdeburgs gegründet, da es in Buckau an Raum mangelte (s. A 15). E r beschäftigt etwa 1 1 0 0 Werktätige und stellt im wesentlichen Drehund Bohrmaschinen her. Auf dem Gelände des 1945 demontierten faschistischen Rüstungswerkes von Junkers entwickelte sich der V E B Stahl- und Apparatebau, der im Zusammenhang mit unserem Chemieprogramm 1965 zum V E B Chemieanlagenbau umgestaltet wurde. Am Nordrande der Neuen Neustadt stehen an der Barleber Chaussee seit einigen Jahren die Wirtschaftsgebäude der L P G „Einheit". Durch Zusammenschluß mit der L P G Ebendorf im Jahre 1973 ' s t die Nutzfläche auf 957 ha angewachsen, auf der Gemüsebau zur Versorgung Magdeburgs betrieben wird. Die L P G „Einheit" ist Sitz der K A P Neustadt, die von 2956 ha bewirtschaftet. Die Neue Neustadt besitzt im Vogelgesangpark mit dem Zoo einen Anziehungspunkt, der jedes Jahr einige hunderttausend Besucher anlockt. Die erste Erwähnung des Vogelgesangs, eines Wald- und Wiesengeländes, das dem Maria-Magdalenen-Kloster in Magdeburg gehörte, stammt aus dem Jahre 1377. Als Teil des am Ende des 18. Jahrhunderts etwa 1500 Morgen großen Rothenseer Busches, eines typischen Auenwaldes, erstreckte er sich zwischen Schrote und Rothensee 89

A 4 und reichte nach Süden bis zur heutigen Curiestraße. Durch den Busch führte der Schöppensteg nach Rothensee. Seit Anfang des 18. Jahrhunderts gab es am Rande des Waldes eine Gastwirtschaft, womit der Vogelgesang damals schon zum Ausflugsziel der Neustädter und Magdeburger gehörte. 1803 ließ der Dompropst den größten Teil des Waldes abholzen, 1813 schlugen die Franzosen weiteres Holz ein, und 1842 fiel der restliche Wald im Gebiet von Eichenweiler der Axt zum Opfer. Der Hauptteil des Vogelgesangs wurde in den Jahren 1843 —1844 auf Betreiben des Oberbürgermeisters F R A N C K E nach Vorschlägen des Dessauer Hofgärtners F. C. R. S C H O C H im landschaftlichen Stil gestaltet. 1912 entstand unter Gartendirektor L I N K E ein Rosengarten mit einer Staudenanlage, dem 1926—1927 ein Dahliengarten folgte. 1950 wurde im Nordteil des Parkgeländes ein Heimattiergarten eingerichtet, der nach beträchtlicher Erweiterung des Tierbestandes 1958 den Rang eines Zoologischen Gartens erhielt. Auf 12 ha Fläche leben 1100 Tiere, darunter über 200 Säuger. Seit 1967 verfügt der Zoo über ein Dickhäuterhaus.

A 5 Industriegelände Im Norden Magdeburgs erstreckt sich das sogenannte Industriegelände (Bild 10a) zwischen Elbe und August-Bebel-Damm sowie zwischen dem Gleisdreieck in der Neustadt und der Autobahn. Hier boten sich schon zu Beginn unseres Jahrhunderts die weiten Flächen in Elbnähe zum Bau von Werksanlagen an. Bereits um die Jahrhundertwende beabsichtigte man einen Industriehafen anzulegen, da der 1893 fertiggestellte Handelshafen den wachsenden Ansprüchen nicht mehr genügte (s. A 3). Weil sich der größte Teil des Geländes auf der Flur von Rothensee ausdehnen sollte, drängte die Stadt auf eine Eingemeindung des Ortes. 1908 erhob man das Dorf zum Stadtteil (1905: 1241 Einw.), noch bevor eine wirtschaftliche Verflechtung eingesetzt hatte. Der 1670 m lange und bei Mittelwasser 62 m breite Industriehafen entstand in den Jahren 1908—1910. Seine Sohle liegt 36,8 m ü. NN, wodurch die Tauchtiefe bei Mittel- und Niedrigwasser 30 cm mehr als im Handelshafen beträgt. Im Unterschied zum Handelshafen besitzt er weithin nur eine geschüttete Uferböschung. An seiner Zufahrt befindet sich ein großes Winterhafenbecken. Umgeschlagen werden heute vorwiegend Getreide, Futtermittel, Braunkohle und Steinkohle aus der ÖSSR und der V R Polen. Die Umschlagsmenge beträgt 400000 t pro Jahr. Um den Hafen gruppiert sich eine Reihe von Betrieben, vor allem der Nahrungsmittelbranche, wie die Konsum-Mühlen- und Teigwarenwerke, das Kombinat der Lebensmittelindustrie im ehemaligen Portola-Werk und das größte Magdeburger Obst- und Gemüseverarbeitungswerk ,,Ogema" mit 500 Beschäftigten. Auch der bedeutende Maschinenbaubetrieb V E B Förderanlagen „7. Oktober", der nach 1945 aus der kapitalistischen Mackensen-GmbH hervorging, hat nahe dem Siidende des Industriehafens seinen Standort. Er produziert heute im wesentlichen 90

Kräne und Transportanlagen. Die Maschinenfabrik war 1916 wegen der Standr A 5 ortvorteile an Elbe und Eisenbahn von Schöningen nach Magdeburg verlegt worden. An der Einfahrt zum Industriehafen arbeitete rings um ein kleines abgetrenntes Hafenbecken die Schiffswerft „Edgar André" bis zum Jahre 1970. Sie ging aus der Staatswerft Rothensee hervor, die hier 1912 für die Reparatur von Fahrzeugen der Wasserstraßenverwaltungen angelegt worden war. 1971 wurde der Betrieb zum V E B Entstaubungstechnik „Edgar André" umprofiliert und befaßt sich seitdem mit der Produktion von Entstaubungsanlagen für die Industrie. Östlich des Industriehafens liegen nahe der Elbe große Schleusentore. Sie waren für die Schiffspassage an einer Staustufe in Höhe des Herrenkruges vorgesehen, mit deren Hilfe die Schiffahrt auch bei geringer Wasserführung über den Domfelsen möglich werden sollte. Die Ausführung verhinderte der zweite Weltkrieg. Gleichzeitig mit dem Bau des Industriehafens entstand 1909—1910 der Güterund Verschiebebahnhof Rothensee. Er zerschnitt den alten Verbindungsweg zwischen Neustadt und Rothensee, den Schöppensteg, und erforderte den Bau einer neuen Straße. Der Bahnhof Rothensee stellt einen zentralen Knoten im Güterverkehr der DDR dar. Täglich werden bis 2 800 Waggons abgefertigt. Als in den zwanziger Jahren genauere Vorstellungen über Verlauf und Bauausführung des Mittellandkanals (s. C 1) bestanden, legte man ab 1929 parallel zum Elbabstiegskanal, der die Verbindung zwischen Elbe und Schiffshebewerk Rothensee herstellen sollte, einen 2,5 km langen Zweigkanal mit zwei Nebenbecken von 600 m Länge an. 1931 verlud man die ersten Güter im Kanalhafen. 1932 wurden im Hafen schon 0,5 Mill. t von insgesamt 1,4 Mill. t aller Magdeburger Häfen und 1937 sogar 1,6 Mill. t von insgesamt 2,6 Mill. t umgeschlagen ( H O L Z A P F E L 1938). Die Gründe für die schnelle Verlagerung der Umschlagstätigkeit zum Kanalhafen bestehen nicht nur in der modernen Ausstattung, sondern noch mehr in der großen Tiefe, die auch bei Niedrigwasser in der Elbe einen Wasserstand von mehr als 3 m garantierte. Besonders der Trennungsdamm, eine 2,3 km lange und 75 m breite Landzunge zwischen Elbabstiegskanal und Zweigkanal, eignet sich gut für den Verladebetrieb. Die Vorteile, die der Kanalhafen bietet, bilden auch den Grund dafür, daß er gegenwärtig den bedeutendsten Umschlag aufweist und als einziger für eine Leistungssteigerung ausgebaut wird. Daß der Hafen mit 1,4 Mill. t (1975) die Umschlagshöhe der Vorkriegszeit noch nicht wieder erreichte, liegt daran, daß er infolge der Herausbildung von zwei deutschen Staaten nach 1945 seine zentrale Bedeutung verlor und außerdem der Aufbau der Hafenbecken I und II noch nicht abgeschlossen ist. Am Kanalhafen gab es für industrielle Großbetriebe beste Standortfaktoren : Elbund Bahnanschluß, Kanalverbindungen zu mehreren deutschen Strömen im Osten und Westen, Autobahnanschluß in unmittelbarer Nähe, ausgedehnte und unbebaute Flächen und nicht zuletzt Arbeitskräftereserven einer Industriegroßstadt. Das veranlaßte die Konzerne, in wenigen Jahren mehrere große Betriebe aufzubauen. Zuerst entstanden die Großgaserei und das Kraftwerk (1930). Ihnen folgten im Rahmen der faschistischen Aufrüstung eine Zinkhütte (1934) und

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A 5 etwas abseits v o m Haien ein Hydrierwerk der Braunkohle-Benzin-AG, der B R A B A G (1936), die Rüstungsgüter herstellten und 1945 der Demontage verfielen. Die Großgaserei im Industriegelände arbeitet auf der Basis importierter Steinkohle und erzeugt mit fast 500 Mill. m* im Jahr etwa 9 % der DDR-Gasproduktion. E t w a 80% davon nimmt das Fernleitungsnetz in Richtung Berlin, Leipzig und zum Harz auf. Unmittelbar neben der Gaserei steht das K r a f t w e r k Rothensee, das vorrangig als Spitzenkraftwerk arbeitet (Bild 10a), mit einer K a p a zität von 65 MW. Auf dem Gelände der demontierten Zinkhütte entstand i960 der V E B Asbestzementwerk zur Herstellung von Druckrohren. Das 1969 fertiggestellte Plattenwerk produziert jährlich Betonteile für 2000 Wohnungen. 1975 wurde auf einer 50 ha großen Fläche die modernste Stahlgießerei der D D R mit 12 Produktionshallen zur Versorgung der Magdeburger Maschinenindustrie fertig. Damit gehört dieses Gelände zum größten industriellen Aufbaugebiet in Magdeburg, wo in den nächsten Jahren 30000 Beschäftigte ihre Arbeit aufnehmen werden.

A 6 Rothensee, Stadtteil von Magdeburg, wird 1176 als Rodense in einer Urkundenabschrift Erzbischof Wichmanns erstmals genannt. Seit dem 18. Jahrhundert setzte sich die heutige Schreibweise durch. Der Name dieses nördlichsten Magdeburger Vorortes enthält altsächsisch röd = rot und seo = See und bedeutet somit zum roten See. Mit dem See dürfte der frühere Badeteich, ein alter Elbarm, am Westrande des alten Dorfes gemeint sein. Die nach ihm benannte Straße gibt etwa den Verlauf des ehemaligen, längst zugeschütteten Flußarmes an. Wahrscheinlich besiedelten zur Zeit Wichmanns Holländer den Ort, die Land eindeichen sollten. Ursprünglich lag das Dorf östlich der Elbe und gehörte somit zur Brandenburger Diözese, deren Sprengel sich bis an den Strom erstreckte. Noch um die Mitte des 15. Jahrhunderts galt diese Zugehörigkeit. U m 1300 verlagerte sich der Hauptstrom weiter nach Osten, und seitdem liegt Rothensee auf dem linken Ufer. Deiche, deren Entstehungszeit unbekannt ist, umgeben das Dorf und einen Teil der Feldmark (Abb. 7). Da sich im Laufe der Zeit ein Elbmäander immer mehr gegen Rothensee vorschob, schwebte das Dorf oft in Hochwassergefahr. Nachdem 1785 der Strom am Ochshorn und Zuwachs die Wiesen (s. E 1) durchbrochen hatte, k a m es 1788 zu dem längst nötigen Durchstich. Nach dem großen Schadenhochwasser 1845 wurde der Magdeburg-Rothensee-Wolmirstedter Deichverband gegründet. Doch erst von 1859 bis 1862 konnte ein hochwasserfreier Damm im Anschluß an den Neustädter Deich geschüttet werden. Bei der Anlage des Industriegeländes änderte sich der Deichverlauf nochmals. Trotzdem lassen sich die alten Deiche zum Teil noch erkennen. Auch in den Straßennamen A m Deichwall, A m Polderdeich (in der Curie-Siedlung am Südrande des ehemaligen 92

Rothenseer Polders), In der Rönnepöhle (Rönne = Bach, Pohle = Pfuhl) und A 6 In den Worthen (Worth = Erhöhung zum Schutz gegen Wasser) kommen die einstigen engen Beziehungen des Ortes zum Strom zum Ausdruck. Bis ins 19. Jahrhundert nahm Wald einen bedeutenden Teil der Flur ein, vor allem der Rothenseer Busch westlich des Ortes (s. A 4 ) . Die Dompropstei als Eigentümer gab allerdings einen Teil davon an Magdeburger Stifter und Klöster sowie Einwohner von Magdeburg und anderen Orten zu Lehen. Die Jagd blieb auch in den Waldanteilen der Lehenträger nur dem Dompropst vorbehalten. Die meisten Rothenseer waren dem Dompropst und anderen Feudalen zu Frondiensten verpflichtet. Erst durch die Abholzung des Rothenseer Busches (s. A 4) und durch die Eindeichung entstanden ausgedehnte Äcker. U m 1840 dienten von den 3 600 Morgen Nutzfläche 1400 dem Ackerbau, um 1860 waren es schon 2800 Morgen (DANNEIL 1896). Die Dompropstei wurde mit der Vogtei des Ortes belehnt und übte dort die hohe und niedere Gerichtsbarkeit aus. Die Schöffen aus Magdeburg und anderen Orten benutzten den Schöppensteg, um zur Gerichtsstätte zu kommen. Die Dompropstei besaß diese Hoheitsrechte in Rothensee bis 1806. Auf den Kartendes 18. und 19. Jahrhunderts erkennen wir eine Straßendorfanlage mit platz- oder angsrförmiger Erweiterung. Nach der Eingemeindung und der Anlage des Industriegeländes dehnte sich der Ort nach Osten und Süden aus. Eine aus dem 13. Jahrhundert stammende Feldsteinkirche, die am Ende des 19. Jahrhunderts baufällig war, wurde 1908 abgebrochen und 1910 durch einen Ziegelbau im Stile der späten Neugotik ersetzt. Ein mittelalterlicher Wohnturm gehörte zu einem der beiden Frei- oder Sattelhöfe des Ortes. Die Freihöfe unterstanden direkt dem Dompropst, nicht seinem Gerichtsvogt, und waren frei von Feudallasten. Der mächtige Turm beherrscht heute noch den Hof, Turmstraße 1 — 2. 1739 übernahm ihn eines der ältesten Bauerngeschlechter Rothensees, die Familie Gerloff, der er jetzt noch gehört. Der dreistöckige, etwa quadratische, ausQuarzitbruchsteinen gebaute romanische Turm aus der Zeit um 1200 mißt im Grundriß 5,60 x 5,80 m, unten eine Mauerstärke von 1,3 m, oben von 0,80 m (Bild 14). Das Erdgeschoß besitzt Tonnenwölbung und reicht 1 m unter die Erdoberfläche. Die Eckverbände bestehen aus hammerrecht derb zugehauenen Quadern. Die Turmräume waren nur einzeln zugänglich, untereinander haben sie keine Verbindung. Die Fenster wurden später verändert. Das kreuzgratgewölbte Hauptgeschoß besitzt einen Kamin. Das Obergeschoß dürfte im 17. Jahrhundert erneuert oder aufgesetzt worden sein. Ausgesparte Balkenlöcher deuten darauf, daß der Turm vielleicht im Verband mit anderen Bauten gedacht war (MRUSEK 1955/56). Das an der Nordseite des Turmes stehende zweistöckige, quergeteilte Wohnhaus aus Fachwerk ist im Erdgeschoß auf drei Seiten unterfangen. I m Innern findet man noch Fachwerkwände, einige Gefache mit Ritzkammustern, wie Wellenlinien und Schrägkreuzen. Das Kehlbalkensparrendach wird v o n einem doppelt stehenden Stuhl getragen. Das Haus dürfte um 1650 gebaut und nach dem Dorfbrand im 18. Jahrhundert erneuert worden sein. Der Hof zeigt noch neben

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A 6 dem barockisierenden Pfeilertor eine quergeteilte Einfahrtsscheune aus Fachwerk mit doppelt stehendem Stuhl und backsteingefüllten Gefachen von 1876. Rothensee besaß bis zum Ende des' 19. Jahrhunderts keine engeren Beziehungen zu Magdeburg (s. A 5). 1926 erhielt es eine moderne Schule, heute AugustBebel-Oberschule, in der Windmühlenstraße 30. Das eingeschossige, aus Backsteinen aufgeführte Bauwerk ist von Grünanlagen eingefaßt und unterscheidet sich vorteilhaft von der alten Dorfschule in der Krugstraße. Die gegenwärtig sich weiter ausdehnenden Industrieanlagen engen die landwirtschaftliche Nutzfläche der L P G Rothensee ein, deren 360 ha Nutzfläche von der K A P Neustadt bewirtschaftet werden (s. A 4 ) . In der Viehwirtschaft der L P G sind 17 Mitglieder tätig. A 7 Stadtfeld, Stadtteil von Magdeburg, liegt westlich der Altstadt vor den Glacis-Anlagen. Im Süden verläuft die Eisenbahnlinie nach Marienborn. Nach Westen und Nordwesten geht die Bebauung allmählich in vorgelagerte kleinere Vororte oder Siedlungen wie Diesdorf, Lindenweiler und Nordwest über. Entlang der Olvenstedter Chaussee besteht sogar ein durchgehendes schmales Siedlungsband bis nach Olvenstedt. Der Stadtteil dehnt sich im wesentlichen auf den Feldmarken der spätestens im 16. Jahrhundert wüst gewordenen Dörfer Harsdorf, Schrotdorf und dem nördlichen Teil der ehemaligen Rottersdorfer Flur aus (Abb. 7). Harsdorf, in dem sich schon um 900 Besitz des Klosters Corvey nachweisen läßt, und Rottersdorf waren 937 dem Moritzkloster geschenkt worden; Schrotdorf wird erstmals 1182 genannt. Die Große Diesdorfer Straße verläuft auf der Gemarkungsgrenze zwischen Rottersdorf und Schrotdorf sowie Rottersdorf und Harsdorf. Bis 1808 unterstand das Gebiet der Gerichtsbarkeit der Möllenvogtei. Dann wurde es durch die von Napoleon veranlaßte Aufhebung der Stifter der städtischen Verwaltung unterstellt und vergrößerte damit erheblich die Altstädter Flur zwischen Glacis, Liebknecht-, Fröbel-, Pestalozzi- und Puschkinstraße. I m Laufe der folgenden Jahrzehnte bürgerte sich der Name Stadtfeld für das ganze Gebiet ein. Ein erheblicher Teil des Vorortes unterlag v o m 18. Jahrhundert bis 1891 den Baubeschränkungen im Vorgelände der Festung. Daher bestand die ältere Besiedlung lediglich aus einigen Mühlen vor dem Ulrichstor und an der Schrote. Weiter abseits gab es ,,an der Steinkuhle" einige Grauwackesteinbrüche. Im 19. Jahrhundert wurden nur in wenigen Grundstücken des Festungsvorgeländes Häuser errichtet, und zwar zunächst ausschließlich Fachwerkhäuser. A n einigen Stellen, wie in der Liebknecht-, Steinig-, Wieland- und Schillerstraße, lassen sich Reste der ältesten Bebauung des Stadtfeldes noch heute an der Bauweise erkennen. Die ersten Häuser dienten vielfach der Ausübung eines Gewerbes, z. B. als Mühlen, Zichoriendarren, Tabagien (Tabakstuben), Abdeckerei, Holzstrecken. 1838 standen erst auf 23 Grundstücken Häuser. In den folgenden Jahrzehnten nahm die Bevölkerung des neuen Stadtteiles

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sprunghaft durch Zuzug aus der Altstadt und vom Lande zu. So lagen die Ein- A 7 w o h n e r z a h l e n 1871 b e i 2380, 1875 b e i 3982, 1880 b e i 4 5 3 7 , 1885 b e i 5970, 1890

bei 10792, 1892 bei 13941, 1900 bei 21913 und 1910 bei 32898. I n f o l g e d e r B o d e n -

spekulationen entstanden vor der Jahrhundertwende in der Anna-, Immermannund Friesenstraße großstädtische Mietskasernen. 1884 begann die verkehrsmäßige Erschließung des Stadtfeldes. Eine Pferdebahn zur Diesdorfer und Olvenstedter Straße stellte die Verbindung mit der Altstadt und den anderen Stadtteilen her. Erst die Aufhebung der Rayonvorschriften 1891 ermöglichte eine schnelle Entwicklung und geschlossene Bebauung im Stadtfeld, das 1892 durch königlichen Erlaß in Wilhelmstadt umbenannt wurde. In den folgenden Jahren teilte man die noch freien Flächen zwischen den vorhandenen Straßenzügen durch sich rechtwinklig kreuzende Straßen auf. Die einzelnen Abschnitte wuchsen bis zum ersten Weltkrieg zu einem geschlossenen Siedlungskomplex zusammen. Charakteristisch für die Bevölkerungsstruktur der früheren Wilhelmstadt war der hohe Anteil von Beamten und selbständigen Kleinunternehmern. Zu einer nennenswerten Erweiterung des Wohngebietes im Stadtfeld kam es erst wieder in dem Zeitabschnitt der relativen Stabilisierung des Kapitalismus von 1924 bis 1928—1929. Unter aktiver Mitwirkung kommunaler Behörden bebauten einige Siedlungs- und Baugenossenschaften große zusammenhängende Wohngebiete am Rande des Stadtfeldes. So entstand seit 1924 zwischen der Freiherr-vom-Stein-Straße und der Albert-Vater-Straße die Siedlung Westernplan, anfangs nur mit einstöckigen Häusern, dann aber fast ausnahmslos mit mehrgeschossigen Siedlungsblöcken um große Hofkomplexe herum. Südlich der Freiherr-vom-Stein-Straße wurden etwas später mehrere Straßenzüge nur mit Zweifamilienhäusern bebaut. Die Anlage der Beims-Siedlung, benannt nach dem Magdeburger Oberbürgermeister Hermann BEIMS (1919—1931), erfolgte 1925 — 1929 mit dreigeschossigen Häusern und geradlinigen Straßenzügen südlich der Diesdorfer Straße. Aus Rücksicht auf die damalige öffentliche Meinung wurden die Häuser an der Großen Diesdorfer Straße mit Satteldach ausgeführt, denn die Auseinandersetzungen um das Flachdach, das wir auf den Gebäuden im Hintergelände sehen, dauerten noch an. Die einfachen Putzbauten, kubisch gestaltet und horizontal betont, bilden einen Siedlungskomplex, der damals starke Beachtung fand. Ein anderes Wohngebiet entstand als Lindenweiler in Verlängerung der Harsdorfer Straße. Als bemerkenswerte architektonische Leistung der zwanziger Jahre gilt die Großmarkt- und Ausstellungshalle „Land und Stadt" in der Wilhelm-KobeltStraße, die Bruno TAUT und Johannes GÖDERITZ 1922 entwarfen. Eine tonnenartige Dachschalung ruht auf tragenden Betonbögen, die von gleich starken Horizontalverstrebungen gestützt werden. Auf Scheitelhöhe ermöglicht ein breites Glassatteldach die natürliche Beleuchtung. Als Hermann-Gieseler-Halle dient das Gebäude heute im wesentlichen dem Sport. Das Stadtfeld erlitt durch die Bombardierung während des zweiten Weltkrieges mittlere bis schwere Schäden, vor allem im Raum Große Diesdorfer/Annastraße 95

A 7 sowie Olvenstedter/Ebendorfer Straße. Nach der Schließung vieler Baulücken entstand zwischen Beims-Siedlung und Westring 1963 das Wohngebiet Spielhagenstraße mit 1200 Wohnungen', einer Kaufhalle, einer Gaststätte, Dienstleistungsbetrieben, Kindergarten und Kinderkrippe. Die vier- bis fünfgeschossigen Gebäude in Zeilenbauweise tragen Satteldächer. Die Bevölkerungszunahme im Stadtfeld erforderte den Bau einer Oberschule an der Wilhelm-Külz-Straße. 1968 wurde im Gebiet Wilhelm-Klees-Straße—Olvenstedter Platz ein Komplex mit 1500 Wohnungen bezugsfertig. Hier erstreckt sich über 220 m Magdeburgs längster Wohnblock. Für die Industrie konnte Stadtfeld im Vergleich zum Industriegelände oder zu Buckau nicht die Bedeutung gewinnen, weil hier Wasser- und Eisenbahnan.schlüsse fehlen. An einigen Stellen stehen zwischen den Wohnhäusern kleinere oder mittlere Industriebetriebe, von denen nur wenige mehr als 100 Werktätige beschäftigen. Dazu gehört die 1878 gegründete, aber erst 1911 hierher verlegte Molkerei, die heute Verarbeitungsbetrieb für 30 Gemeinden, vor allem der Kreise Wolmirstedt und Wanzleben, ist. Ferner befindet sich hier der Damenkonfektionsbetrieb Heinz Bormann K G (Tab. 5) mit rund 400 Beschäftigten. Etwas außerhalb der ursprünglichen Bebauung liegt an der Harsdorfer Straße der Hauptbetrieb des heutigen V E B Lack- und Kunstharzfabrik, der aus dem von Fabrikant Blume um 1870 gegründeten Werk hervorging. Er belieferte früher u. a. die Maschinenbaufabriken. Entlang der Eisenbahn bis zum Sudenburger Bahnhof drängen sich einige große Industriewerke auf engem Raum zusammen. Das bedeutendste ist der V E B Magdeburger Armaturenwerke Karl Marx, dessen hier gelegener Betriebsteil aus dem kapitalistischen Polte-Werk hervorging. Dieses Unternehmen entstand in den Gründerjahren in Sudenburg und wurde 1890 zum Sudenburger Bahnhof verlegt. In Verbindung mit einer Patronenfabrik diente es immer wieder der Herstellung kriegswichtiger Güter. Heute ist das Werk der wichtigste Großarmaturenproduzent Europas. Seit 1965 bildet es mit den anderen, ehemals selbständigen Armaturenproduktionsstätten in Buckau ein großes Kombinat, das 8 500 Werktätige beschäftigt. Der Betriebsteil im Stadtfeld erzeugt Absperr- und Regelorgane für Dampf-, Gas- und Wasserleitungen mit einem Durchmesser bis zu 2 Metern. Durch den Neubau von großen Werkhallen konnte die Produktion erheblich erweitert werden. östlich des Karl-Marx-Werkes stehen die Hallen des Fleischkombinates. 1893 nahm man hier den Schlachthof in Betrieb, nachdem es jahrzehntelanger Bemühungen bedurft hatte, dieses aus hygienischen Gründen wichtige Objekt überhaupt zu bauen. In den zwanziger Jahren wurden die veralteten Gebäude durch architektonisch gelungene, zweckentsprechende Hallen nach Entwürfen von G Ö D E R I T Z ersetzt. Heute versorgt der Schlachthof Stadt und Bezirk Magdeburg mit Fleisch. Im Stadtfeld befinden sich ferner einige staatliche und gesellschaftliche Verwaltungsstellen. Sie ließen sich nach der weitgehenden Zerstörung der Innenstadt 1945 hier in größeren Gebäuden ehemaliger Versicherungsanstalten nieder. Seit 96

1952 ist in einem Gebäudekomplex v o m E n d e des 19. Jahrhunderts a m D a - A 7 maschkeplatz der R a t des Bezirkes untergebracht, der 1967 zusätzlich ein neues Verwaltungsgebäude in der Olvenstedter Straße erhielt. Die Bezirksleitung der S E D befindet sich e t w a s weiter westlich im Ernst-Thälmann-Haus, GerhartHauptmann-Straße 16.

Diesdorf, Stadtteil v o n Magdeburg

A 8

Magdeburgs westlichster V o r o r t liegt mitten in der Niederen Börde an der Grenze zwischen ihrem tieferen und höheren Teil. Die westlich des Ortes 10 — 1 5 m eingetiefte Schrote zergliedert das Gelände recht beträchtlich. Ihre T a l h ä n g e dienten während der jüngeren Steinzeit als bevorzugte Siedlungsplätze. E i n Gräberfeld der ausgehenden Bronzezeit m i t Steinkistengräbern und ungeschützten Brandgräbern der frühen Eisenzeit befand sich zwischen der Schrote und der Bahnlinie M a g d e b u r g — H e l m s t e d t (HUSCHENBETT 1934). W i e die meisten Dörfer westlich der E l b e besitzt Diesdorf die F o r m eines H a u f e n dorfes, in dem die zwei H a u p t s t r a ß e n A l t Diesdorf und Kreipestraße hervortreten (Abb. 7 u. 19). D e r O r t wird urkundlich erstmals 937 erwähnt, als O t t o I. das Moritzkloster in Magdeburg gründete und es mit B e s i t z ausstattete. In Thietheresdorf von 937 steckt die stark verhochdeutschte F o r m des Personennamens Diether. Möglicherweise w a r es ein begüterter Besitzer, der dem Dorf den N a m e n gab. Ortsrichter und Bauermeister ernannte das Kloster. Sie h a t t e n gleichermaßen dem Erzbischof und dem A b t den Treueid zu schwören. D a s Moritzkloster bzw. sein Nachfolger, das K l o s t e r Berge, ü b t e n die niedere Gerichtsbarkeit über den Ort a u s ; die Hochgerichtsbarkeit verblieb dem E r z bischof, der sie im späteren Mittelalter dem Möllenvogt übertrug. D e m K l o s t e r waren A b g a b e n zu entrichten sowie Herrendienste zu leisten. A u c h d e m Möllenv o g t standen gewisse Dienste zu. A u s einer Erhebung durch die Möllenvogtei v o n 1642 geht die Sozialstruktur der B e v ö l k e r u n g v o r dem Dreißigjährigen Kriege hervor. A u ß e r 8 Acker- oder Vollspännerhöfen und 1 freien Hof g a b es 2 Halbspänner-, 9 Kossäten-, 8 Halbhüfnerhöfe und 8 Häuslinge, die keinen A c k e r besaßen. Die Feldflur u m f a ß t e insgesamt 81 Hufen, was e t w a 2430 Morgen entspricht. 1684 lebten im Dorf a u ß e r dem Pfarrer und Schulmeister noch 7 Ackerleute, 5 Halbspänner, 8 Hüfner, 7 H a l b hüfner, 19 Kossäten, die keinen A c k e r besaßen, 6 Häuslinge, dazu je ein K r ü g e r , Schmied, Hirte, Wassermüller und Windmüller. 86 H u f e n zu je 30 Morgen umfaßte damals die Flur. W i e in anderen Dörfern m u ß t e n sich die Familien ohne Landbesitz als Tagelöhner verdingen. Seit 1770 w a r es möglich, sich rechts der Schrote auf Kirchengrund anzusiedeln, w o bislang nur der Freihof und d a s Pfarrwitwenhaus gelegen hatten. Dieser Grund und B o d e n w a r sehr begehrt, weil die dortigen Bewohner keine Dienste zu leisten brauchten (HUSCHENBETT 1934). B e i der Verwaltungsneuordnung des preußischen Staates k a m Diesdorf 1815 z u m Kreis Wanzleben. 97

Abb. 19 Ansicht von Diesdorf um 1700 Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der Ort zu einer Arbeiterwohngemeinde ohne eigene Industrie. 1907 arbeiteten von rund 700 Erwerbspersonen 400 ständig und 200 als Saisonkräfte in Magdeburg. Als die Siedlungen des Stadtfeldes an den Ort heranrückten, nahmen die Bindungen der Einwohner zur Großstadt immer mehr zu, so daß es schließlich 1926 mit rund 3000 Einwohnern zur Eingemeindung kam. Ein Ausbau des Dorfes mit städtischen Zügen erfolgte nur in geringem Umfang, z. B. an der Hannoverschen Straße. Selbst die Straßenbahnlinie endet am Rand von Diesdorf, weil das unregelmäßige Straßennetz die Weiterführung der Bahnanlagen verhinderte. Die Struktur des Dorfkernes blieb zwar gut erhalten, aber die Bausubstanz stammt überwiegend aus dem 19. Jahrhundert, da 1833 ein Schadenfeuer viele Häuser zerstörte. Beim Neuaufbau verwendete man statt des bisher üblichen Strohbelages für die Dächer meist Ziegel. An der aus Bruchsteinen gebauten Scheune mit dem doppelt stehenden Dachstuhl des ältesten Hofes, Alt Diesdorf 40, befinden sich zur Jahreszahl 1833 geformte Eisenanker. Auf der rechten Hofseite steht ein zweistöckiges Fachwerkstallgebäude mit einer Oberlaube, deren Stiele enge Abstände aufweisen. Die Laubenbalustrade besitzt ausgeschnittene Bretter, auch sind die Deckenbalkenköpfe, die die Oberlaube tragen, etwas profiliert. Die heute baufällige Laube verfügt noch über fünf Kopfbänder als Stützen' der Deckenbalkenköpfe. Wäh98

rend das Erdgeschoß unterfangen ist, findet man im Oberstock noch Kammern A 8 mit Türen. Das dazugehörige zweistöckige Wohnhaus mit Querteilung und Steilgiebel zeigt hofseitig Fachwerk. In der Schnarslebener Straße 1 enthält der große Vierseithof mit Rundbogentor und Pforte ebenfalls einen zweistöckigen Stall mit Oberlaube. Hier besitzen die Laubenstiele weite Abstände und schmückende Kopfbänder. In der Balustrade sind die senkrecht stehenden Bretter zierhaft ausgeschnitten; im Kehlbalkensparrendach befindet sich ein einfach stehender Stuhl, der ebenso wie die weiten Stielabstände der Oberlaube eine ältere Bauzeit erkennen läßt. Das parallel zur Straße liegende, quergeteilte Wohnhaus besitzt den Charakter eines Herrenhauses mit neun Achsen, einem freien symmetrischen Treppenaufgang zum Hochparterre und einer großen Besitzertafel auf der Hofseite. Die am Dorfrande gelegene Wassermühle, die schon 1496 als Klosterbesitz erwähnt wird, ist ein technisches Baudenkmal. Man betritt den Hof durch das restaurierte Korbbogentor, das eine Besitzertafel mit dem Namen Simon Borns, der Jahreszahl 1809 und einer weiteren Inschrift schmückt. Das 1869 erneuerte Mahlhaus aus Grauwackebruchsteinen, Teile des Mühlenrades und vor allem des -Werkes blieben erhalten. An das Haus schließt sich das quergeteilte, eingeschossige Wohnhaus mit Mansarddach und Zwerchgiebel von etwa 1820 an. Links vom Tor, dem Wohn- und Mahlhaus gegenüber, steht der wohl ältere Stall, der unterfangen ist und einen doppelten Stuhl im Kehlbalkendach aufweist; im Giebel und auf der Rückseite erhielten sich noch die Lehmgefache des Fachwerkes. Der rechts vom Tor gelegene Pferdestall von 1851 besitzt einen Kniestock, hat aber Backsteinfüllungen. Auf einer kleinen Anhöhe im Westen des Ortes erhebt sich die Pfarrkirche St. Eustachius und Agathe. Ihre Anfänge reichen in das 12. Jahrhundert zurück, aus dem der mächtige Westquerriegel aus Feldsteinen bis zu dem geraden Abschluß stammt. Ein Bogenfries aus rotem Sandstein ziert ihn. Die Sakristei wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts dem Baukörper an der Nordseite angefügt. Sie besitzt ein vierteiliges Kreuzrippengewölbe und an einer Wandnische Astgabeldekor. Auch die volkstümlich wirkenden Steine mit figürlichen Darstellungen an der Ostecke der Sakristei entstanden vermutlich um 1500. Die erste Erweiterung und Restaurierung der einschiffigen Saalkirche erfolgte 1697. Das Bauwerk zeigt seither relativ hohe, mit Rundbögen abschließende Fensteröffnungen. Das Schiff ist mit einer Holzbalkendecke und einer ringsum laufenden Empore ausgestattet. Empore und Orgel entstammen der Zeit um 1700. 1860 erhielt der Turm einen neugotischen Glockenstuhl mit Spitzhelm. In jüngster Zeit wurde die Kirche durch eine neue Kanzel, einen neuen Altar und Taufschalenständer aus hellem Holz ausgestattet. An der westlichen Außenwand befindet sich ein stark verwittertes Kreuzigungsrelief von 1497. Die 525 ha große Nutzfläche wird seit 1974 durch die K A P Niederndodeleben bearbeitet (s. D xo). Zuckerrüben, Weizen und Feldgemüse sind Hauptanbauprodukte. Am nördlichen Ortsrand entstanden Ställe für Rinder, Schweine und Legehennen. Die Tierproduktion übernahm 1975 die L P G Olvenstedt. ImSchrote99

A 8 tal oberhalb des Dorfes wurde ein großer Gewächshauskomplex errichtet, in dem neben Blumen vor allem Treibgemüse zur Versorgung der Stadt gedeihen. Hier wird auch sehr ergiebige Blumen- und Gemiise-Saatgutvermehrung betrieben. Abseits vom Ort liegt an der Diesdorfer Wuhne ein Umspannwerk, dessen Anfänge bis zum Ende des ersten Weltkrieges zurückreichen, als der wachsende Strombedarf der Stadt nur noch durch Zuspeisung vom Kraftwerk Harbke gedeckt werden konnte. Später führten auch Leitungen vom Kraftwerk Zschornewitz Strom heran. Heute stellt das Umspannwerk einen wichtigen Knotenpunkt im Energieverbundnetz der D D R dar. Die aus mehreren Richtungen hier zusammentreffenden Stromleitungen geben der Diesdorfer Feldmark ein charakteristisches Gepräge.

A 9 Sudenburg, Stadtteil von Magdeburg, erstreckt sich beiderseits der Klinke an den Ausfallstraßen nach Leipzig und Halberstadt. Seine frühere Feldmark dehnte sich keilförmig zwischen der Liebknecht« und Dodendorfer Straße bis zur Lemsdorfer Flur aus (Abb. 7). Im Mittelalter lag Sudenburg noch unmittelbar vor den Toren Magdeburgs, etwa im Gebiet der heutigen südlichen Altstadt (Bild 3), woran auch der deutsche Name von altsächsisch sudhan = von Süden her gelegene Burg erinnert, der 1281 erstmalig auftaucht. Die erzbischöfliche Landstadt, 1398 mit Stadtrecht ausgestattet, ging aus dem suburbium hervor, wie der Bereich zwischen Dom und Kloster Berge von 965 (erste Erwähnung) bis ins 13. Jahrhundert bezeichnet wurde (SCHWINEKÖPER 1958). Außerdem lagen südlich Magdeburgs noch Rottersdorf (s. A 7), der Flecken St. Michael und das Judendorf, das nach der Vertreibung der Juden 1493 als Mariendorf Sudenburg einverleibt wurde. Auch die anderen beiden Flecken verschwanden als selbständige Orte. Nach den Zerstörungen 1213, 1550 und 1631 wurde der Ort durch die sich ausdehnenden Stadtbefestigungen stets etwas weiter südlich aufgebaut. Auf Grund des napoleonischen Dekrets vom Februar 1812 mußte Sudenburg völlig abgebrochenwerden, um der Festung freies Schußfeld zu sichern. Nur das Gartenhaus Ackerstraße 7 erhielt sich aus dieser Zeit bis heute. Diesem ursprünglichen Fachwerkwohnhaus eines Bauernhofes fügte man 1810 in den Ostgiebel einen achteckigen Turm mit Kupferhaube ein. Seitdem diente es bis 1830 dem neuen Sudenburg als Rathaus. Die Hausbesitzer vom zerstörten Sudenburg erhielten aus dem Grundbesitz der aufgehobenen Stifter etwa 2 km von den Mauern der Festung entfernt an der Straße nach Halberstadt Land. Dort legte man nach einem einheitlichen Plan den neuen Ort wieder als selbständige Stadt an, in der Zeit der französischen Fremdherrschaft einstweilen Katharinenstadt genannt. Genau wie in der Neuen Neustadt (s. A 4) besteht auch in dieser Neugründung ein System sich rechtwinklig kreuzender Straßen zwischen der Rottersdorfer und Bergstraße. Auf der südöstlichen Seite der Hauptstraße zweigen dagegen nur einige kurze Querstraßen 100

ab. Das Zentrum bildete der Platz an der 1822 errichteten Ambrosiuskirche. Eine A 9 gleichnamige Piarrkirche läßt sich schon seit 1012 im alten Sudenburg nachweisen. Im Stadtwappen, das im ganzen dem der Altstadt ähnelt, nimmt der Schutzheilige der Pfarrkirche den Platz der Jungfrau ein. Die kleine Kirche des neuen Ortes mußte 1877 einem neugotischen Bauwerk weichen. Die meisten Industriebetriebe, die sich vor allem entlang der Straße nach Magdeburg ansiedelten, verarbeiteten Zuckerrüben, Zichorien, Ölfrüchte und Getreide. So gab es 1840 u. a. 7 Zuckerfabriken mit 1450 Arbeitern, 8 Zichorienfabriken mit 700 Beschäftigten sowie 1 Zigarren- und Tabakfabrik mit 300 Arbeitern. Bis auf wenige stellten sie längst ihre Produktion ein, und die Zuckerfabriken wurden mitten in die Rübenanbaugebiete auf das Land verlegt. V o n größerer Bedeutung blieb die von Zuckschwerdt 1836 gegründete Zuckerraffinerie, die heute den einzigen Betrieb dieser A r t in Magdeburg darstellt. Bis 1867 entwickelte sich der Ort als selbständige Landstadt und wurde dann als erste bedeutende Siedlung nach Magdeburg eingemeindet. Die ursprünglich vorteilhaften Standortbedingungen in Sudenburg verschlechterten sich allerdings in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als Eisenbahn- und Schiffstransporte an Bedeutung zunahmen, da Sudenburg zunächst von beiden neuen Verkehrsträgern entfernt lag. Veränderungen ergaben sich erst mit dem B a u der Eisenbahnlinie nach Braunschweig 1872, die nördlich am Vorort vorbeiführte. Nun orientierte sich die Industrie- und Wohnbebauung auf den R a u m zwischen der Braunschweiger Straße und dem Sudenburger Bahnhof. Die freigewordenen Gewerbeflächen nutzten später zum Teil Autoreparaturwerkstätten, die damit, wie auch in anderen Stadtteilen, den Vorteil der Lage an den Hauptstraßen genossen. In Eisenbahnnähe ließen sich einige Betriebe nieder, die heute zum Teil mehrere hundert Menschen beschäftigen, darunter der V E B Brauerei- und Kellereimaschinen, Betriebsteile der Vereinigten Brauereien sowie des V E B Förderanlagen ,,7. Oktober" und der V E B Leichtmetallbau (Tab. 5). An einem Industrieanschlußgleis am Südrand Sudenburgs liegt der V E B Starkstromanlagenbau. Dieser Betrieb entstand nach dem zweiten Weltkrieg auf dem Werkgelände der enteigneten Firma Siemens und Halske. E r versorgt den Magdeburger Schwermaschinenbau mit Elektroanlagen und ist zugleich Leitbetrieb der Elektrotechnik im Bezirk Magdeburg. A n der Ackerstraße hatte sich eine Stahlwarengroßhandlung niedergelassen, ¡aus der um 1890 das Schraubenwerk hervorging, das mit seinen rund 400 Beschäftigten heute als V E B Schraubenwerk Zerbst/Magdeburg den größten Betrieb der Metallwarenindustrie in der Stadt darstellt. Die Bebauung der Flächen in unmittelbarer Nähe der Festung konnte erst erfolgen, nachdem 1891 die Bauverbote aufgehoben wurden. Allmählich füllte sich die freie Fläche mit Gebäuden bis zum Südfriedhof (Eröffnung 1 8 7 2 ) , der seit 1887 durch eine Pferdebahnlinie zu erreichen war. E t w a s weiter südlich auf der Westseite der Leipziger Straße begann 1891 der Aufbau des Sudenburger Krankenhauses. Hier gründete der Pathologe Gustav R I C K E R ( 1 8 7 0 — 1 9 4 8 ) im Jahre 1906 die später weit bekannte Pathologisch8

Magdeburg

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Abb. 20 Wasserversorgung und Abwasserableitung von Magdeburg (Stand 1968)

Anatomische Anstalt, der er bis 1933 als Direktor vorstand. 1929—1933 leitete Ä 9 er das Krankenhaus, das ihm zu Ehren seit 1948 seinen Namen trägt. 1957 schuf Eberhard R O S Z D E U T S C H E R eine Büste R I C K E R S , die in der Wandelhalle des Verwaltungsgebäudes aufgestellt ist. Von dem im Laufe der Zeit errichteten großen Gebäudekomplex verdient die Chirurgische Klinik hervorgehoben zu werden, welche 1926 nach Entwürfen von Johannes G Ö D E R I T Z erbaut wurde. Die zwei zweigeschossigen Langbauten aus Klinkern mit sparsamen Verblendungen und Mittelbetonung besitzen eine durchlaufende Balkonzone im ersten Geschoß. 1954 wurde auf dem Krankenhausgelände eine Medizinische Akademie gegründet. 530 Wissenschaftler lehren und forschen hier und betreuen 700 Studenten (1977). Die Akademie verfügt über eines der modernsten pathologisch-anatomischen Institute der DDR und widmet sich im Forschungsbereich vor allem den Krankheiten des Kindes und der Immunologie. Die Kinderklinik ist seit 1948 in einer Villa an der Halberstädter Straße und in Gebäuden am Emanuel-Larisch-Weg, gebaut 1950 und 1963, untergebracht. Die seit 1899 bestehende Landesfrauenklinik in der Gerhart-Hauptmann-Straße im Stadtfeld, die nach der Kriegszerstörung ein neues Gebäude 1956 beziehen konnte, ist der Medizinischen Akademie angeschlossen. Außerdem beherbergt die Akademie das Bezirksinstitut für Blutspende- und Bluttransfusionswesen. Schon 1880 erhielt am Hauptbahnhof eine Wetterwarte ihren Platz, deren Thermometergarten 54 m ü. NN lag. Ihr erster Leiter war der 1845 in Magdeburg geborene Dr. Richard A S Z M A N N , nach dem das Aspirationsthermometer benannt ist. Zwischen 1939 und 1945 erfolgten die Messungen am Flugplatz Ost in der Elbaue, 44 m ü. NN. Seit 1946 befindet sich die Meteorologische Station am Rande der 1932 angelegten Siedlung Friedenshöhe in der Aßmannstraße 12, 79 m ü. NN. Auf dem Kroatenberg auf der Westseite der Aßmannstraße liegt der Wasserhochbehälter des Magdeburger Versorgungsnetzes in 86 m ü. NN. Er wurde 1859 gleichzeitig mit dem Wasserwerk Buckau (s. A 15) gebaut und nahm zunächst nur dessen Überschußwasser auf. Ab 1898 speicherte man hier das gesamte Wasser aus Buckau, zu dem seit 1932 auch das Wasser aus dem Wasserwerk Colbitz in der Letzlinger Heide (Abb. 20) hinzukam, um es von hier aus im natürlichen Gefälle an die Verbraucher abzugeben. Infolgedessen erübrigten sich die sonst üblichen Wassertürme bis auf eine Ausnahme in Südost. Zwei Kammern mit 19000 m3 Fassungsvermögen nehmen das Trinkwasser aus Colbitz auf, während eine Kammer das Betriebswasser aus Buckau erhält. Seit 1966 führen getrennte Wasserleitungen für Trink- und Betriebswasser in die Stadt. Sudenburg, das kaum Bombenschäden aufwies, vergrößerte sich 1969 am Fermersleber Weg durch ein Neubauviertel mit 1100 Wohnungen.

8*

A 10 Gartenstädte Reform und Hopfengarten, Stadtteile von Magdeburg Beide Siedlungen, die 1909 aus den Anfängen der Gartenstadtbewegung in Deutschland hervorgingen, liegen 4 km vom Stadtzentrum entfernt auf dem höheren Teil der Niederen Börde und weisen eine Anzahl Straßennamen auf, die von Tieren und Pflanzen abgeleitet sind. Die Gartenstadt Reform mit ihren zweigeschossigen Reihenhäusern, eine Arbeitersiedlung zwischen Lemsdorf und der Leipziger Chaussee, ist noch heute vor allem hinsichtlich der Gesamtanlage und der Wirtschaftlichkeit als Musterbeispiel zu bezeichnen. Ihr ältester Teil entstand unter Mitwirkung des Architekten B r u n o TAUT.

Die Siedlung Hopfengarten östlich der Leipziger Chaussee bewohnten vornehmlich Angestellte. Da die Anregung zu den Gartensiedlungen aus England kam, zeigt Hopfengarten im alten Teil noch deutlich das englische Muster. Die Siedler errichteten sich eingeschossige Einfamilienhäuser gewöhnlich mit Mansarddächern, die oftmals noch Züge des Heimatstiles zeigen. Dieser Charakter ging in den dreißiger Jahren durch die villenartige Bebauung im Erweiterungsgelände verloren. Mit Ausnahme der 1955—1956 angelegten Karl-Liebknecht-Siedlung der Arbeiter-Wohnungsbau-Genossenschaft des Karl-Liebknecht-Werkes, einer zweigeschossigen Reihenhaussiedlung mit 360 Wohnungen südlich von Reform, errichtete man keine Kleinsiedlungen mehr. Es wurden um i960, wie schon an der Schilfbreite im Bereich der A W G des Ernst-Thälmann-Werkes, mehrgeschossige Gebäude mit Wohnungen für 1600 Menschen gebaut.

All

Lemsdorf, Stadtteil von Magdeburg, ein Gassendorf am Zusammenfluß der Klinke und der Beke (s. D 14), liegt an der Grenze zwischen Ebendorfer und Olvenstedter Terrasse. Es gehörte zu den Ortschaften, mit denen 937 das Moritzkloster ausgestattet wurde. Die erste Überlieferung des Namens von 937 lautet Liemuntesdorf, in dem der Personenname altsächsisch Liamund enthalten ist. Später war der Ort dem Erzstift bzw. der Dompropstei abgabepflichtig. Ende des 17. Jahrhunderts lebten im Dorf nur 1 Ackermann, 12 Kossäten, der Schulmeister und der Wassermüller. 1840 zählte man 29 Wohnhäuser mit 2 Ackerleuten, 12 Kossäten, 10 Häuslern, 38 Einliegern, dazu 1 Krug und 1 Tabagie. Neben 760 Morgen Acker standen außerdem 110 Morgen Hütung zur Verfügung. Lemsdorf kam 1910 mit 3277 Bewohnern an Magdeburg. Der im ganzen kleinstädtisch wirkende Siedlungskomplex besitzt eine recht unterschiedliche Bebauung. Dörfliche Formen bewahrte er zum Teil an der Harzburger Straße, der alten Gasse. Nach der Eingemeindung entstanden an der beidseitigen Verlängerung der Hauptstraße und nördlich des Dorfes dreigeschossige Häuser mit Flachdach für die Industriearbeiter. Besser in das Siedlungsbild paßt dagegen das neue 104

Abb. 2 1 Toranlage in Lemsdorf, Harzburger Str. 6

Abb. 22. Taubenturm in Salbke, Repkowstr. 3

Viertel aus den dreißiger Jahren an der Blankenburger und Treseburger Straße nordwestlich des alten Dorfes. In der Doppelhofanlage Harzburger Straße 6/7 wird der seit dem 12. Jahrhundert nachweisbare, dem Dompropst gehörige große Schäfereihof vermutet. Diese zwei Höfe wurden durch die Familie Köhne im 19. Jahrhundert zusammengefaßt. Das traufseitig zur Straße stehende zweistöckige Fachwerkwohnhaus v o n 1822, dessen Giebel jetzt aus Grauwackebruchsteinen besteht, flankieren typische Korbbogentore mit Pforten (Abb. 21). Rechtwinklig zum Wohnhaus teilt ein eingeschossiges Bruchsteinhaus f ü r kleine Stallungen, einst wohl f ü r die Gutsarbeiter errichtet, den Hofraum. Die große Scheune und die Stallungen gehörten bis 1970 dem V E G Groß Ottersleben. Sie wurden um 1955 umgebaut und dienten verschiedenen Zwecken. Heute ist hier ein Bezirksrechenzentrum f ü r die L a n d ' Wirtschaft untergebracht. Der frühere Großbauer ließ sich um 1890 auf der anderen Straßenseite, Nr. 1 1 , eine Prunkvilla in einem kleinen Park errichten. Dieser Palast besitzt zweistöckige Seitenteile und einen überladenen Mittelteil von anderthalb Stockwerken, wobei das Säulenportal und die Fenster protzigen Zierat zeigen (Bild 10b). Das Gebäude beherbergt heute den Kindergarten.' Neben diesem Hof steht die Kirche, ein neuromanischer B a u von 1890, der anstelle einer baufälligen Kirche aus dem 14. Jahrhundert errichtet wurde. A m Ende des alten Ortes, I m Winkel 2, befindet sich noch ein quergeteiltes Wohnhaus, jetzt Klempnerei, mit drei kleinen Rundbogenfenstern im E r d geschoß und schmalen, kleinen Fenstern im Obergeschoß. Nach diesen Merkmalen zu urteilen, kann man an den unteren Teil eines Wohnturmes oder ähnlichen Wehrbaus denken. Die Einwohner des Stadtteiles arbeiten heute größtenteils in der Industrie, deren Anlagen bis an die Grenze der Lemsdorfer Flur heranreichen. Die L P G T y p I,

Aii

I960 aus 5 Höfen entstanden, bewirtschaftet mit ihren 7 Mitgliedern lediglich 25 ha, da große Teile der Gemarkung durch die Erweiterung des Stadtteiles und die Anlage der Gartenstadt Reform (s. A 10) in Anspruch genommen wurden.

A 12 Groß Ottersleben, Stadtteil von Magdeburg Dieses größte Dorf der DDR mit 15683 Einwohnern wurde 1952 als bisher letzter Vorort eingemeindet. Zu ihm gehörten vor dem Anschluß an Magdeburg noch die Dörfer Klein Ottersleben, Benneckenbeck und die 1932 entstandenen Wohnsiedlungen Georgshöhe, heute Friedenshöhe, mit Elisengrund, jetzt GoetheSiedlung, sowie Lindenhof. Groß Ottersleben, 937 in verhochdeutschter Form Otteresleba nach einem deutschen Personennamen Othere oder Otter bezeichnet, war schon früher eine der größten Siedlungen in der Umgebung Magdeburgs. Nach PEICKE (1902) gab es im 10. Jahrhundert in diesem Haufendorf bereits 24 Höfe. Der Ort gehörte zum Tafelgut des Erzbischofs, doch hatten hier auch die Klöster Unser Lieben Frauen und Berge Besitz. Bis 1245 trennen die Urkunden nicht zwischen Groß und Klein Ottersleben. 1281 wird ein Gograf (Vorsitzender des ordentlichen Gerichts für Landsassen und Hörige) genannt, ein Zeichen für die Bedeutung des Ortes in verwaltungsmäßiger Hinsicht. Das Dorf gehörte zur Grafschaft Billingshoch. Graben und Mauer mit 5 Toren, von denen Reste noch iin 18. Jahrhundert bestanden, umgaben den wichtigen Ort. Im Laufe der Jahrhunderte vergrößerten sich das der Domvogtei unterstehende Dorf und seine Flur beträchtlich. Südlich des Ortes lagen zwei Dörfer namens Appendorf, die im 14. Jahrhundert wüst wurden und deren Fluren zum Teil zu Ottersleben kamen. Ende des 18. Jahrhunderts zählte Ottersleben etwa 1000 Einwohner. Die bäuerliche Bevölkerung teilte sich in 24 Ackerleute, 2 Halbspänner sowie 7 große und 15 kleine Kossäten auf. Die Feldmark, auf der u. a. eine Maulbeerplantage angelegt war, umfaßte 167 Hufen 15 Morgen Ackerland. Der Anbau und die Verarbeitung von Zuckerrüben und Zichorien wandelten die wirtschaftliche Struktur des Ortes. Für 1840 verzeichneten HERMES und WEIGELT (1842) je 2 Zucker- und Zichorienfabriken, 1 Branntweinbrennerei und 6 Windmühlen. Dieser wirtschaftliche Aufschwung zog viele Arbeitskräfte in das Dorf, die vielfach aus den Provinzen Schlesien und Posen oder aus dem Eichsfeld kamen und sich hier ansiedelten. Durch sie wuchs der Anteil der katholischen Bevölkerung sehr an, so daß 1863 eine eigene Gemeinde entstehen konnte. Für sie wurde 1893— 1894 die Maria-hilf-Kirche am Nordrande des Dorfes an der Müllergasse gebaut. Um die Jahrhundertwende fielen mehrere Betriebe in Groß und Klein Ottersleben und Benneckenbeck der wachsenden Konkurrenz zum Opfer, so die Zuckerfabrik von Lindau und Michels, einige Mühlen und Spiritusbrennereien. Zunächst blieben nur noch die Zuckerfabrik von Köhne und Böckelmann und mehrere Zichoriendarren bestehen. 1896 gründete Carl Hoernecke eine Fabrik für 106

pharmazeutische Präparate, Halberstädter Chaussee 22, mit 80 Beschäftigten A 12 heute Magdeburgs größter Privatbetrieb. Im 20. Jahrhundert dehnte sich Groß Ottersleben bedeutend aus und wuchs mit Klein Ottersleben und Benneckenbeck baulich zusammen. Der Ort erhielt immer mehr den Rang einer Arbeiterwohngemeinde für Magdeburg, was erhebliche Wandlungen im Siedlungsbild mit sich brachte. Heute gibt es nur noch wenige gut erhaltene Höfe aus dem 19. Jahrhundert. Überall schoben sich städtische Häuser, oft sehr uneinheitlich, zwischen die Bauerngehöfte. In dem Vierseithof Alt Ottersleben Nr. 44 mit großem, zum Teil verfallenem Rundbogentor besitzt das straßenseitig verputzte Backsteinwohnhaus von 1840 einen reich geschmückten Fachwerkgiebel. Im Giebeldreieck überwiegen die quadratischen Gefache, aber im Oberstock sind an den Hausecken liegende, von der Saumschwelle bis zum Dächbalken reichende Gefache mit je einem „Bauerntanz", also der hier hochstehenden durchkreuzten Raute, ausgestattet. Auffällig ist der Hof Nr. 46 am Dreieckplatz in Ottersleben. Links vom breiten, gemauerten, hohen Rundbogentor mit der dazugehörenden Pforte steht das traufseitig Zurstraße gestellte Wohnhaus aus verputzten Feldsteinen von 1811. Ein Wirtschaftsgebäude im Hof wurde in eine Turnhalle umgebaut. In der rückwärtigen Backsteinscheune befinden sich Wohnungen. Andere quergeteilte Fachwerkhäuser, gewöhnlich mit der Traufseite zur Straße, das Erdgeschoß oft unterfangen, stehen z. B. Alt Ottersleben 47, Roseneck 7 und Ecke Rosenstraße/Große Schulgasse. Das zweigeschossige, quergeteilte Wohnhaus Am Dorfteich 4 stammt noch von 1796, wie die Tafel ausweist. Am Ostrande des alten Dorfes erhebt sich auf erhöhtem Gelände die Stephanskirche. Ihre Geschichte dürfte bis zum Beginn des 9. Jahrhunderts zurückreichen (s. A 18). Der massige Breitturm stammt in den unteren Teilen aus dem 12. Jahrhundert und wurde im 13. Jahrhundert erhöht. Der Chor gehört in die Mitte des 13. Jahrhunderts. Das Schiff, dessen Grundmauern romanisch sein dürften, wurde 1556 nach mehrfacher Zerstörung zur Halle umgebaut. Chor und Gemeindehaus sind nicht nur äußerlich durch eine Dachhöhe vereinigt, sondern auch im Innern mit Hilfe einer durchgehenden Holzdecke mit Rautenaufteilung von 1774. Die Turmhalle enthält ein Epitaph von 1510 mit der Darstellung des Kalvarienberges. 1872 erfolgte eine Renovierung, bei der der Wehrturm ein Portal erhielt. Der Altar von 1704 stammt von Michael H E L L W I G aus Helmstedt und dem Halberstädter Maler Matthäus H A B E R . Wichtigster Wirtschaftsbetrieb ist die LPG „Florian Geyer" Langenweddingen, Halberstädter Chaussee 4, auf dem Gelände der ehemaligen Zuckerfabrik Lindau und Michels. 44 Höfe schlössen sich ab 1952 zusammen, wovon aber keine Hofanlagen mehr durch die LPG genutzt werden, so daß mancher Hof schon abgerissen wurde. Für den Viehbestand, ca. 1000 Rinder und eine Kälberaufzucht, entstand ein großer Stallkomplex am Haupthof und an der Salbker Chaussee. Die Nutzfläche von 1350 ha bewirtschaftet seit 1978 die L P G Pflanzenproduktion Langenweddingen. Außer den typischen Bördekulturen des Feldbaus pflegt die LPG den Gemüsebau und die Blumenzucht zur Versorgung der Stadt. Dafür entstand eine große Gärtnerei an der Salbker Chaussee. 107

A 12 A n der Grenze der Otterslebener Feldmark, 1,5 km südwestlich vom Ort, breiten sich zu beiden Seiten der Halberstädter Chaussee die Obstbaumflächen des V E G Saatzucht aus. Das Volksgut nutzt rund 250 ha zu zwei Dritteln als Obstbaufläche und den Rest als Baumschule für mehrere hundert Obstsorten. Der Betrieb wurde 1913 als Obstgärtnerei gegründet und 1930 durch eine Baumschule erweitert. Die Gebäude der ehemaligen Zuckerfabrik Köhne und Böckelmann sowie einige neue Werkstätten, Halberstädter Chaussee 64, nutzt jetzt die Zentralwerkstatt des V E B Meliorationsbau.

A 13 Klein Ottersleben, Stadtteil von Magdeburg Dieses Straßendorf erscheint erstmals 1289 als selbständige Ortschaft. Um die Namen der beiden gleich lautenden Ortschaften zu unterscheiden, erhielt die vorwiegend deutsche Siedlung den Beinamen „Groß", die slawische den Zusatz „Klein". Durch das Wüstwerden der beiden benachbarten Dörfer Niendorf und Stemmern hat wahrscheinlich Klein Ottersleben etwa im 14. Jahrhundert seine Flur vergrößert. Die Besitzer des Ortes wechselten sehr oft im Laufe der Jahrhunderte. Nach mehrfachem Verkauf der Güter erwarb die Familie Böckelmann Besitzrechte, die sie über zwei Güter bis zur Bodenreform behielt. Klein Ottersleben stand dem bedeutenden Groß Ottersleben in vielem nach (s. A 12). So gab es am Ende des 18. Jahrhunderts nur einen Ackerhof, 6 Halbspänner sowie 4 große und 5 kleine Kossäten. Die Feldmark umfaßte lediglich 26 Hufen 7 x / s Morgen Ackerland. Erst im 19. Jahrhundert wanderten Menschen zu, die in den Gewerbebetrieben von Groß Ottersleben Beschäftigung suchten. U m 1900 gab es in Klein Ottersleben für einige Zeit ein Dampf säge werk, eine Papierfabrik und eine Zichoriendarre im Gut von Böckelmann. Die engen Verflechtungen von Groß und Klein Ottersleben führten 1922 zur Vereinigung beider Dörfer. Die Johanniskirche gegenüber dem Gutshof Lüttgen Ottersleben 19 beherrscht das Ortsbild. Ebenso wie die Stephanskirche in Groß Ottersleben (s. A 12) besaß sie einen ausgesprochenen Wehrcharakter. Beide Bauwerke konnten den Magdeburger Erzbischöfen, wenn diese beispielsweise mit der Bürgerschaft im Streit lagen, Schutz bieten. Der lange einschiffige Saal mit schmalen, frühgotischen Fensteröffnungen und ehemals rundem Ostabschluß, an den ein kleiner spätgotischer Fünf-Achtel-Chor angebaut wurde, dürfte aus der Zeit um 1250 stammen. Der Klumpturm, der auf der einen Seite die Schiffsbreite nicht ganz erreicht, besitzt verschieden geformte Schallöffnungen. Er dürfte älter als das Schiff sein. Der große Hof Lüttgen Ottersleben 19, an den sich ein durch eine Mauer eingefaßter Park anschließt, beherbergt heute eine Jugendherberge und Lagerräume des V E G Obstbau Olvenstedt. Das ehemalige Herrenhaus entstand um 1900 als quergeteiltes, zweigeschossiges Wohnhaus. Der Doppelhof Lüttgen Ottersleben 8 mit einem um 1900 erbauten, zweige108

schossigen, städtisch ausgebildeten Wohnhaus mit Zierleisten ist seit 1949 A 13 Sitz des V E G Groß Ottersleben. Das Volksgut betreibt vor allem Schweine- und Bullenmast. Seine Wirtschaftsanlagen befinden sich nicht nur in Ottersleben, sondern auch in Ochtmersleben, Friedensweiler (s. A 23) und Niederndodeleben (s. D 10). Die Nutzfläche von fast 700 ha bewirtschaftet die K A P Niederndodeleben (s. D 10).

Benneckenbeck, Stadtteil von Magdeburg,

A 14

schließt sich östlich direkt an Groß Ottersleben an. E s war immer in die Nachbargemeinde eingepfarrt, besaß auch keine eigene Schule und gehörte seit 1816 zum Amtsbezirk Groß Ottersleben, dem es 1920 eingemeindet wurde. Benneckenbeck stellt eine junge Gutssiedlung dar, die um 1360 Bonikenbeke hieß. Damals erwarb der Ritter Bonike aus Magdeburg große Teile der Fluren der wüst gewordenen Dörfer Cammersdorf und Erpitz östlich von Groß Ottersleben und gründete den Ort an einem B a c h (beke). Das Gut wechselte nach dem Aussterben dieser Ritterfamilie um 1380 mehrfach den Besitzer, bis es 1702 in drei Güter aufgeteilt wurde. Ein Hof wurde 1886 in eine Gärtnerei umgewandelt, aber schon um die Jahrhundertwende mit Stadthäusern bebaut. I m ehemaligen Böckelmannschen Hof, heute Teil des Volksgutes Ottersleben, zeigt das Wohngebäude noch das Wappen der Familie Lentke, der Besitzerin im 17. und 18. Jahrhundert, mit der Jahreszahl 1680. Im ehemaligen Köhneschen Hof, wo heute der Kinderhort untergebracht ist, steht im Park ein alter Turm. M R U S E K ( 1 9 5 5 / 5 6 ) schließt auf Grund v o n Fenstern, Türformen und Profilen auf eine Entstehungszeit um 1520. E r diente wohl in unsicheren Zeiten als Wohnturm. Sein Grundriß mißt 6,5 x 6,5 m. Über dem 5,5 m hohen, kreuzgratgewölbten Erdgeschoß mit einer Mauerstärke v o n 1,3 m erheben sich drei flachgedeckte Obergeschosse mit Mauerstärken v o n 1 m. Der Turm besteht aus Sand- und Rogensteinplatten und an den Ecken aus Muschelkalkquadern. Das ursprünglich steile Zeltdach fehlt jetzt. Die Obergeschosse standen mit dem Erdgeschoß nicht in direkter Verbindung, sondern ließen sich nur durch eine einziehbare Treppe oder Leiter ersteigen. Untereinander verband sie jedoch eine durchgehende Holztreppe. Das erste und zweite Obergeschoß besitzen nach Norden je eine rundbogige Einstiegsöffnung. Nach den anderen Seiten liegen rechteckig geschlossene Zwillingsfenster. Das dritte Obergeschoß wird an drei Seiten v o n Rundfenstern und an der nördlichen Seite von einem größeren halbkreisförmigen Fenster durchbrochen. 500 m östlich von Benneckenbeck stehen nach Süden einfallende, dünnplattige handsteine des Mittleren Buntsandsteins an, die früher in einem Steinbruch, der zeute mit Wasser vollgelaufen ist, gebrochen wurden. Sonst verhüllen pleistotäne Ablagerungen, vor allem ein bis 18 m mächtiger Geschiebemergel, die Sriassischen Gesteine im Gebiet von Groß Ottersleben.

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A 15 Buckau, Stadtteil von Magdeburg, gehört im beschriebenen Gebiet zu den wenigen Siedlungen westlich der Elbe, die von Slawen gegründet wurden. Die Schenkungsurkunde Ottos I. von 937 für das Moritzkloster überliefert uns den Namen Buchuvi, der das slawische buk = Buche enthält und ursprünglich soviel wie Ort an den Buchen bedeutet. Da die Urkunde 12 Slawenfamilien gesondert aufführt, ist anzunehmen, daß die Slawen in dem nun deutschen Gebiet weiterlebten, eine Tatsache, die auch von anderen Orten bezeugt ist. Nach dem 12. Jahrhundert dürfte es zu einer stärkeren Mischung mit der deutschen Bevölkerung gekommen sein (BISCHOFF 1 9 6 7 ) . Die im Besitz des Klosters Berge befindliche Siedlung, ein Straßendorf, blieb bis ins 19. Jahrhundert bedeutungslos. Arme Leineweber und Fischer fristeten hier ihr Dasein. So lebten im Jahre 1800 in Buckau 30 Leineweber, außerdem einige Gärtner und Schiffer. Bei der Bildung der Provinz Sachsen kam Buckau zum Kreis Wanzleben. Bis 1838 gab es zunächst nur je eine Zichorien-, Ofen- und Tonwarenfabrik, chemische Bleicherei und Färberei, Lederlackfabrik, Ziegelei sowie Dampfmühle. 1838 erwarb die ein Jahr zuvor gegründete Magdeburger Dampfschifffahrts-Compagnie den Anger oberhalb der Sülze, wohin sie ihre Produktionsstätten aus der Nähe des Altstädter Packhofes verlegte. Sie errichtete hier eine Werft, auf der das erste komplett in Magdeburg gebaute Elb-Dampfschiff mit dem Namen „Magdeburg" entstand. Zugleich legte sie eine Werkstatt zum B a u von Dampfmaschinen an, bekannt unter dem Namen Alte Bude, die sich vorteilhafter als die W e r f t und das Schiffahrtsunternehmen entwickelte, weshalb diese wieder aufgegeben wurden. Diese Buckauer Maschinenfabrik beschäftigte 1844 insgesamt 400 und 1847 schon 800 Arbeiter, womit sie zur zweitgrößten Maschinenfabrik Preußens hinter der von Borsig in Berlin aufstieg. In den fünfziger Jahren spezialisierte sie sich auf Dampfmaschinen, Ausrüstungen für den Braunkohlebergbau und für die Zuckerindustrie. 1840 wurde der Eisenbahnverkehr nach Leipzig aufgenommen (s. A 1). Die Strecke führte durch den damaligen Friedrich-Wilhelm-Garten unmittelbar westlich an Buckau vorbei. Wegen der Enge der Bahnanlagen im Festungsbereich (s. A 2) entstand hier ein Güterbahnhof, wo bis 1874 alle Güterzüge der Leipziger, Berliner und Halberstadt-Braunschweiger Strecken endeten. Da dicht östlich von Buckau die Elbe fließt und sich an der ausgebauten Sülzemündung günstige Umschlagmöglichkeiten boten, ergaben sich Mitte des 19. Jahrhunderts vorteilhafte Standortbedingungen für die sich entwickelnde Industrie. Den großen Aufschwung brachte die allgemeine Konjunktur der fünfziger J;>liiv in Verbindung mit dem Übergang der Landwirtschaft zu kapitalistischen Produktionsmethoden. E s entstanden mehrere Maschinenbaubetriebe, aus denen bald industrielle Großunternehmen hervorgingen, während die anderen in Bukkau vertretenen Branchen, wie die Porzellanindustrie oder chemische Fabriken, zurückgedrängt wurden. Der Aufschwung des Dampfmaschinen- und Eisenbahnbaues ermutigte 1850 110

die Mechaniker Primavesi und Schäffer zur Anlage einer Fabrik zum B a u von A 15 Plattenfedermanometern. Dem Geschäft trat 1852 der Kaufmann Budenberg bei. Zunächst in der Altstadt gelegen, siedelte der Betrieb 1859 nach Buckau über. Die günstige Geschäftskonjunktur beim Absatz des Spezialerzeugnisses führte bald zur Erweiterung des Betriebes auf benachbarten Grundstücken. Noch heute haftet den Produktionsstätten des V E B Magdeburger Armaturenwerke Karl Marx an der Straße der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft eine bauliche Uneinheitlichkeit und Enge an, die der modernen Produktion manche technologische Schwierigkeit bereitet. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwikkelte sich das Werk zum imperialistischen Großunternehmen und ging 1891 auch zur Armaturenproduktion über. E s betrieb außerdem Kapitalexport u. a. in die USA, die Schweiz und die böhmischen Gebiete Österreich-Ungarns. 1855 entstand unweit der Sülzemündung die Eisengießerei und Maschinenfabrik Hermann Grusons. Dieses Werk verdankt seinen Aufstieg dem von Gruson entwickelten Eisenhartguß. Dadurch konnten Eisenbahnkreuzungs- und Weichenstücke, Eisenbahnräder, Maschinen zum Zerkleinern und Mahlen sowie Mühlen für Ölsaaten und Zuckerrohr hergestellt werden. Der Hartguß erwies sich aber auch als profithringend bei der Fertigung von Granaten und Panzertürmen. Hauptabnehmer war der preußisch-deutsche Staat, so daß Gruson zu einem der markantesten Rüstungsfabrikanten Deutschlands aufstieg. Um die notwendig gewordenen Produktionserweiterungen vornehmen zu können, erfolgte 1869 die Verlegung des Werkes zur „Insel" in die Marienstraße westlich der Bahn, von wo aus sich der Betrieb bis in die Gegenwart immer weiter nach Süden ausdehnte. Mit dem Aufkauf des Betriebes durch Krupp und der Verwandlung in das KruppGruson-Werk Magdeburg begann für diesen Betrieb das imperialistische Zeitalter. 1893 wurde die Rüstungsproduktion nach Essen verlegt und in Magdeburg die Herstellung von Maschinen ausgeweitet. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts stellt das Werk den größten Betrieb der Stadt dar (1885: 1400; 1900: 3800 Beschäftigte). Aus diesem Werk ging der V E B Schwermaschinenbau Ernst Thälmann hervor, das Hauptwerk des heutigen gleichnamigen Kombinats. Mit 12 500 Beschäftigten ist es der größte Maschinenbaubetrieb unserer Republik. Der Hauptbetrieb liegt zwischen der Dodendorfer Straße und der Eisenbahn. Einen anderen Betriebsteil bildet das ehemalige Otto-Gruson-Werk in Buckau (1871 gegründet). Das Ernst-' Thälmann-Werk spezialisierte sich auf einige Erzeugnisse, die zum Teil noch das Produktionsprofil des 19. Jahrhunderts erkennen lassen. Für die Konstruktion und Lieferung von Walzwerkausrüstungen stellt es innerhalb des Rates für Gegenseitige Wirtschaftshilfe den Leitbetrieb dar. Weiterhin gehören zum Fertigungsprogramm Brecher- und Aufbereitungsanlagen für Erze, Großanlagen für Zementfabriken, Maschinen für die Drahtseil- und Kabelindustrie sowie für die Speiseölgewinnung und Krane für metallurgische Betriebe. 80% aller Erzeugnisse dienen dem Export in viele Länder. Weitere Unternehmen der Buckauer Maschinenbauindustrie folgten während der Konjunktur der sechziger Jahre. 1862 gründete Rudolf Wolf eine Fabrik 111

A 15 zum Bau von Lokomobilen, die vor allem in landwirtschaftlichen Betrieben Verwendung fanden. Der Betrieb vergrößerte sich um 1900 durch Übernahme anderer Fabriken, erweiterte seine Produktion (Filterbau, Zuckerfabriken) und suchte sich in Salbke einen neuen ausbaufähigen Standort (s. A 16). Außerdem ist die Fabrik von Strube für Kesselarmaturen (1864 gegründet) zu nennen, die heute dem V E B Magdeburger Armaturenwerke angehört. Die industrielle Entwicklung Buckaus führte zu der erheblichen Bevölkerungszahl von 4700, so daß der Ort 1859 Stadtrecht erhielt. Für die katholischen Zuwanderer, die vielfach aus den östlichen Provinzen kamen, baute man die Norbertkirche in der Kapellenstraße. Die Gertraudenkirche an der Hauptstraße entstand 1869 an der Stelle einer kleinen mittelalterlichen Dorfkirche im Stile der Neurenaissance. Diese Kirche und die Straßenkreuzung Bleckenburg-, Elb-, Gustav-Hamel-Straße stellen heute die einzigen Anhaltspunkte für die Lage des alten Dorfes dar. Aus diesem Bereich stammen auch Funde aus der römischen Kaiserzeit, der Völkerwanderungszeit und der spätrömischen Zeit. Für ganz Magdeburg bedeutungsvoll wurde 1859 die Fertigstellung eines Elbwasserwerkes auf dem Wolfswerder westlich der Sülze. Dieses Wasserwerk ersetzte die traditionellen Wasserkünste innerhalb der Stadt. Anfangs, 1573, hatte die Wasserkunst an der Strombrücke das Elbwasser mittels Schöpfrädern 15 m hoch zum Alten Markt gehoben, von wo es in Holzröhren verteilt wurde. Nach den Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg trat erst 1701 eine neue Wasserkunst an die Stelle der alten, zu der 1766 eine zweite für die Domfreiheit kam. 1843 betrug die Leistung der Anlage 2 600 m® pro Tag, was einem Verbrauch von 421 pro Kopf der Bevölkerung entspricht (Festschrift 100 Jahre Wasserwerk Buckau 1959). Wegen zunehmender Verschmutzung des Elbwassers seit der Mitte des 19. Jahrhunderts war es nicht mehr möglich, ungereinigtes Wasser aus dem Fluß zu schöpfen. Deshalb entnahm das neue Wasserwerk das Wasser der Elbe oberhalb der Stadt und reinigte es, bevor es über den Hochbehälter am Kroatenberg in die städtischen Leitungen gelangte (s. A 9 ) . In den folgenden Jahrzehnten mußte seine Kapazität mehrfach erweitert werden. Die zunehmende Verunreinigung des Flußwassers durch Industrieabwässer, besonders der Kaliwerke an der Saale, stellte um die Jahrhundertwende die Verwendung des Elbwassers in Frage. Da das Saalewasser überwiegend auf der Unken Elbseite abfließt, wurde 1905 die Wasserschöpfstelle auf das rechte Ufer verlegt, wo wir sie bei Prester sehen können. Durch eine Dükerleitung gelangt das Wasser unter der Elbe zum Wasserwerk. Der Bau großer Stufenfilteranlagen sollte ebenfalls die Wasserqualität verbessern helfen. Als Beispiel für die Verschlechterung der Wasserqualität kann die Zunahme der Gesamthärte gelten. Diese Werte betrugen auf der rechten Elbseite 1910/19 noch 6,9° dH (weiches Wasser), 1950/57 schon 13,9° dH (ziemlich hartes Wasser) und 1961/65 sogar 17 0 dH bei niedrigen Wasserständen. Es bedeutet dH deutscher Härtegrad, der von gelösten Kalzium- und Magnesiumsalzen bestimmt wird. Erst 1932 erhielt Magdeburg aus dem damals fertiggestellten Wasserwerk Colbitz hochwertiges Grundwasser, das bis vor wenigen Jahren im Hochbehälter mit dem 112

gereinigten Elbwasser gemischt werden mußte, weil seine Menge allein nicht A 1 5 zur Versorgung ausreichte. Das Elbwasserwerk Buckau liefert gegenwärtig nur noch 24000 m 3 pro Tag Betriebswasser mit Trinkwasserqualität an die Großverbraucher der Industrie. Die Gesamtkapazität beträgt 50000 m s pro Tag. Nach 1870 erhielt Buckau bessere Verkehrsverbindungen nach Magdeburg und neue Eisenbahnverbindungen. Man verlegte Eisenbahnanschlüsse an der sogenannten Magistratsstrecke unterhalb des Kloster-Berge-Gartens an die Elbe und schuf damit den ersten stadteigenen großen Umschlagplatz. E r ist allerdings nicht vollkommen hochwasserfrei. Die Verlängerung der Eisenbahn zur Sülze geschah einige Jahre später. Die Einrichtung des Personenbahnhofes in Buckau erfolgte 1882. Als sich die Stadt Buckau 1887 mit 1 7 5 3 0 Einwohnern mit Magdeburg vereinigte, erhielt sie den Rang des wichtigsten Industrievorortes. Die Bombenangriffe des zweiten Weltkrieges richteten auch in Buckau schwere Schäden an, u. a. wurde das Krupp-Gruson-Werk zu 80% zerstört. Nach 1945 wurden die Großbetriebe zunächst als SAG-Betriebe aufgebaut, gingen 1953 in Volkseigentum über und dienen seitdem dem sozialistischen Aufbau der D D R . Die anderen Buckauer Großbetriebe liegen vorzugsweise entlang der Hauptstraße. Unweit des Buckauer Bahnhofes befinden sich verschiedene Werkteile des V E B Armaturenwerke Karl Marx (s. A 7) in Streulage, die auf die Zusammenfassung ehemals selbständiger Betriebe und die etappenweise Ausweitung des Ursprungswerkes auf immer neuen Grundstücken zurückzuführen ist. Einen bedeutenden Teil des Fertigungsprogramms nehmen Ventile und Spezialarmaturen für den Schiffbau und die Chemieindustrie ein. Ehemals im gleichen Betrieb, seit 1965 aber als V E B Meßgerätewerk Erich Weinert mit 2000 Beschäftigten herausgelöst, stellt man elektronische Meß- und Regelorgane her, die entsprechend den Erfordernissen der wissenschaftlich-technischen Revolution die alte Manometerproduktion ersetzen. Am Südrand von Buckau liegt noch der Schwermaschinenbaubetrieb Georgij Dimitroff, vormals Maschinenfabrik Buckau. Mit etwa 2700 Beschäftigten liefert er als viertgrößter Magdeburger Betrieb Bagger- und Förderanlagen für den Braunkohlenbergbau. Neuerdings stellt das Werk Autokrane her. Im ganzen ist für Buckau typisch, daß Industrie- und Wohnbauten infolge der unorganischen kapitalistischen Entwicklung im 19. Jahrhundert für beide Seiten ungünstig vermischt stehen. Schmale Straßen mit hohen, mehrstöckigen Mietshäusern und engen Höfen vermitteln noch heute einen Eindruck von den sozialen Auswirkungen der kapitalistischen Hochkonjunktur. In diesem Stadtteil führte scharfe Ausbeutung der Arbeiter immer wieder zu Aktionen des Klassenkampfes gegen die Unternehmer (s. A c). Ähnlich lagen die Verhältnisse auch in den anderen Vororten entlang der Elbe bis Westerhüsen. In den Werken der Industriegasse Buckau—Salbke—Westerhüsen arbeiten rund 40000 Menschen, d. h. zwei Drittel der in der Industrie Magdeburgs Beschäftigten. Am Nordrand Buckaus befinden sich auch einige bekannte Magdeburger Kulturstätten, wie das Haus der Jungen Pioniere, die Gewächshäuser (s. A 2) und das

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A 15 Puppentheater an der Warschauer Straße. Das Klubhaus „Ernst Thälmann" in der Erich-Weinert-Straße entstand 1951 als Gemeinschaftswerk mehrerer SAGBetriebe für die Werktätigen der Großindustrie. A 16 Fermersleben, Stadtteil von Magdeburg, gehört zu der Siedlungsreihe auf der wartheeiszeitlichen Urstromterrasse, die von hier bis Westerhüsen die Elbaue als schmales Band begleitet und gegen die Niederung durch einen 8—10 m hohen Steilabfall abgesetzt ist. Westlich der Bahnlinie steigt das Gelände zum höheren Teil der Niederen Börde an. Der Terrassenrand weist Siedlungsspuren mehrerer vorgeschichtlicher Epochen auf. So fand man in der Hermannstraße Siedlungsreste der frühj ungsteinzeitlichen Gaterslebener Gruppe, nördlich vom Unterhorstweg slawische und frühdeutsche Gefäßscherben aus einer Siedlung des 9. —10. Jahrhunderts und in der Zinckestraße Gräber der älteren Eisenzeit (Abb. 5, Nr. 1). Fermersleben kann als deutsche Anlage gelten. In dem 937 in der Schenkungsurkunde für das Moritzkloster genannten Fridumaresleba steckt der Personenname Fridumar. Damals lag der Ort wohl direkt an der Elbe (s. A 27), denn das Kloster Berge erhielt 1105 die Fähre bei Fermersleben. Im hohen Mittelalter bestanden zwei klostereigene Sattelhöfe. Das Dorf dürfte im Mittelalter nur aus einer Gasse nördlich der Kirche bestanden haben. Der spätere Ausbau geschah entlang der Straße nach Calbe—Leipzig. Seit dem 16. Jahrhundert unterstand das Dorf der Möllenvogtei, der Abgaben zu leisten und der die kleinen Kossäten jährlich zu drei Tagen Handdiensten verpflichtet waren. Seit 1816 gehörte Fermersleben verwaltungsmäßig zum Kreis Wanzleben, Amtsbezirk Salbke. Der landwirtschaftliche Charakter des Ortes blieb noch lange erhalten. Um 1900 gab es nur eine Ziegelei und eine Mühle. Mit dem Bahnbau und der Industrialisierung in Buckau (s. A 15) verstärkte sich der Zuzug von Arbeiterfamilien. Nach 1900 dehnte sich die Industrie auch auf die Flur von Fermersleben aus. In der Folgezeit kam es im Ort zu städtischer Bebauung, und im Westteil der Gemarkung entstand die Siedlung Hopfengarten (s. A 10). So erfolgte dann 1910 mit 6271 Einwohnern die Eingemeindung nach Magdeburg. Wichtigster Industriebetrieb in Fermersleben ist der V E B Karl-LiebknechtWerk, den Einheimischen unter der Abkürzung SKL = Schwermaschinenbau Karl Liebknecht gut bekannt. Das Werk dehnt sich an der Westflanke des alten Dorfes dicht hinter den Wohngebäuden an der Hauptstraße aus. Im südlichen Teil, schon auf Salbker Flur, lag das ursprüngliche Werk, ein Erweiterungsbau der Maschinenfabrik von R. Wolf aus dem Jahre 1905 (s. A 15). Auch dieser Betrieb stellte zunächst Lokomobilen, Dreschmaschinen und Strohpressen her. 1925 trat der Dieselmotorenbau an die Stelle der Lokomobilen. Schiffs- und Industriedieselmotoren sowie Dieselgeneratoren und Elektrostationen stellen Haupterzeugnisse des heutigen Werkes dar. Daneben setzt man die alte Kesselbautradition durch die Herstellung von Druckkesseln und Behältern für die Chemie114

industrie fort. Das S K L ist seit einiger Zeit Leitbetrieb im R a t für Gegenseitige A 16 Wirtschaftshilfe für die Lieferung kompletter Anlagen zur Erdölverarbeitung. Mit mehr als 8 700 Beschäftigten gehört das W e r k zu den größten Dieselmotorenproduzenten Europas und ist zugleich der zweitgrößte Betrieb Magdeburgs. Industrieanlagen und städtische Wohnhäuser lassen die bäuerlichen Gehöfte im heutigen Siedlungsbild zurücktreten. Es fallen nur noch einige Toranlagen auf, z. B. Hof A l t Fermersleben 69 mit Korbbogen, Höfe Nr. 11 und 12 mit Rundbogen in Toren und Türen. Der Hof Mansfelder Straße 8 birgt einen kunstgeschichtlich wertvollen Wohnturm aus dem 16. Jahrhundert, erbaut um 1530 ( M R U S E K 1955/56). Der dreigeschossige Turm, an der Nordwestecke des jüngeren, quergeteilten Wohnhauses gelegen, besitzt einen länglichen, regelmäßigen Grundriß. Die Mauerstärken nehmen von 1,4 m unten auf 0,8 m oben ab. Die flachgedeckten Geschosse sind nicht miteinander verbunden, sondern aus den jeweiligen Stockwerken des benachbarten Herrenhauses zu erreichen. Zwei Satteldächer durchdringen sich gegenseitig, so daß jede Turmseite einen Giebel besitzt. Die großen Fenster nehmen dem Bauwerk den einstigen Wehrcharakter. Im Gegensatz zu den anderen Türmen unseres Gebietes ist dieser noch bewohnt. In Fermersleben steht die einzige Fachwerkkirche Magdeburgs. V o m mittelalterlichen Vorgängerbau, wahrscheinlich eine der üblichen Wehrkirchen, blieb der Westturm erhalten, der gotisch geformte Schallöffnungen und ein Zeltdach besitzt. Nach Osten ist die Kirche dreiseitig geschlossen. Den Chor ziert ein Kanzelaltar von 1697. Die Kirche wurde nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges 1657 wieder aufgebaut und 1716 erneuert. Ihren Namen erhielt sie nach dem Rektor der Schule des Klosters Berge, Martin G A L L U S , der während der Reformation in Fermersleben als Prediger wirkte, Im Jahre 1950 wurde die Kirche nach den Kriegszerstörungen restauriert.

Salbke, Stadtteil von Magdeburg,

A 17

legte man auf einem Terrassenstück an, das im Osten steil zur Elbaue abfällt und im Norden vom Sülzetal begrenzt wird. Nach der Farbe des Wasserlaufes, angelsächsisch salu = dunkel, schwärzlich erhielt der Ort seinen Namen. E r bezeichnete ursprünglich einen Zufluß der Sülze oder diese selbst. Die erste Erwähnung erfolgte als Saltbeke in den Corveyer Traditionen aus den Jahren 826—853. 937 schenkte Otto I. dem Stift Quedlinburg den neunten Teil allen Lehnsertrages in mehreren Ortschaften, darunter in Salbetse und in dem benachbarten Westerhüsen. 1015 wurden 10 Hufen in Salbke und ein Wald, die Kreuzhorst, zwischen der alten und neuen Elbe zur Ausstattung des Liebfrauenklosters in Magdeburg verwandt. Das Kloster erweiterte seinen Besitz im Dorf und baute im 12. Jahrhundert eine Mühle an der Sülze, etwa dort, wo die Bahnlinie den B a c h überquert. Später errichtete man die Vikarienmühle 1,5 km sülzeaufwärts, die wohl der Hilfsprediger zur Nutzung bekam. Hier steht noch heute ein Gehöft. Zusammen mit Westerhüsen unterhielt der Ort eine Elbfähre.

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A

17 Für die mittelalterliche Geschichte des Ortes ist erwähnenswert, daß 1233 E I K E von Repgow (s. A 2) zu einem Gerichtsvergleich als Zeuge geladen war. Der Straßenname Thieberg mag ungefähr die Lage der Gerichtsstätte, später auch Festplatz der Gemeinde, angeben. Der Flurname Tie für gewöhnlich erhöht am Ort gelegenes Gelände ist von den Niederlanden über West- und Ostfalen bis zur Elbe verbreitet.

Gegossenes Hängebecken aus der Bronzezeit (Mitte) Bronzene Armberge (rechts)

Abb. 23 Urgeschichtliche Funde aus dem Kieswerk Salbke Um 1840 gehörte der Ort mit Fermersleben und Westerhüsen zu den wohlhabendsten Gemeinden im Kreis Wanzleben. Schon damals lag die Zahl der nichtbäuerlichen Bevölkerung ziemlich hoch. Die Einwohnerschaft setzte sich aus 5 Ackerleuten, 3 Halbspännern, 26 Kossäten, 42 Häuslern und 79 Einliegern zusammen. Außer den Landwirten gab es eine ganze Anzahl von Schiffern, Handwerkern und Holzfällern in der Kreuzhorst. Größter Grundbesitzer war das Kloster Unser Lieben Frauen, dessen Hof am Nordende des langgestreckten Straßenangerdorfes 520 Morgen Acker und 140 Morgen Wiese bewirtschaftete. Vom Klosterhof erhielten sich noch Teile der Mauer und ein Rundturm aus Bruchsteinen bis heute. Auf diesem Gelände fand man bedeutsame Siedlungsreste der j ungsteinzeitlichen Trichterbecher-Kultur. Die Terrassen weisen an den Erosionseinschnitten der Sülze und am Unterhorstweg reiche Siedlungsspuren von der frühen Jungsteinzeit bis zur römischen Kaiserzeit auf. Im Elbvorgelände der Unterhorst barg das dort befindliche Kieswerk ganz ungewöhnlich reiche Funde von der Jungsteinzeit bis zur Frühgeschichte in bestem Erhaltungszustand (Abb. 23). An der Hauptstraße, Alt Salbke, überwiegen großstädtische Häuser, in den Nebenstraßen sind aber auch ein- bis zweigeschossige Gebäude verbreitet, so daß der Ort im ganzen kleinstädtischen Charakter besitzt. In der alten Dorfstraße, der 116

Repkowstraße, sehen wir einige große Höfe mit Backsteingebäuden und Rund- A 17 bogentoren aus Sandstein, z. B. Nr. io, 12, 17. Meistenteils unterliegen die Bauernhöfe heute einer anderweitigen Nutzung, so der zweistöckige Fachwerkstall im Hof 9 durch die P G H Dach und Parkett oder das ehemalige Herrenhaus in der Gasse A m Klosterhof durch die Poliklinik Südost. Im Hof Repkowstraße 3 steht neben dem zweigeschossigen, quergeteilten Pfarrhaus eine ehemalige Scheune aus Bruchsteinen, die in einen „Luthersaal" mit neugotischen Fenstern umgebaut wurde. Mitten im Hof erhebt sich ein mächtiger, achteckiger Taubenturm ebenfalls aus Bruchsteinen (Abb. 22). Die Salbker Kirche stellt einen Bau von 1867 im Stile der Neugotik dar. An das 1898 für Salbke und Westerhüsen gegründete Gaswerk erinnert lediglich der Naßgasometer. Nördlich der Sülze erstreckt sich auf Salbker Flur das Reichsbahnausbesserungswerk, das etwa 2100 Werktätige beschäftigt und sich auf die Reparatur von gedeckten Güterwagen spezialisiert hat. Wie das benachbarte Karl-Liebknecht-Werk (s. A 16) geht es auf eine Gründung Mitte des 19. Jahrhunderts in Buckau zurück. Die landwirtschaftliche Nutzfläche wird durch die L P G Pflanzenproduktion Osterweddingen (s. A 18) bewirtschaftet. Westlich der Bahn liegen die beiden Werksiedlungen Wolfsfelde und Lüttgen Salbke, angelegt um 1912. Der Name Lüttgen (=Klein) Salbke erinnert an die hier im Mittelalter gelegene und wohl im 16. Jahrhundert wüst gewordene Siedlung Klein oder Wendisch Salbke. Dieser slawische Ort (s. A 13) taucht erstmals 1036 als Winediscun Salebizi auf, dann 1247 als Slauium Salbeke.

Westerhüsen, Stadtteil von Magdeburg,

A 18

stellt den südlichsten Ort des schmalen Siedlungsbandes von Buckau her zwischen der Elbe und der alten Leipziger Heerstraße sowie der Leipziger Eisenbahnlinie dar. Westlich des Ortes steigt das Gelände zu den Moränen der Wellenberge im Frohser Hügelland an (Abb. 1), an deren Hängen sich seit der Aufforstung in den zwanziger Jahren ein 25 ha großer Park ausbreitet. Die Entwicklung von Westerhüsen ähnelt in manchem der von Salbke (s. A 17) und Fermersleben (s. A 16). Auch hier läßt sich eine frühe Besiedlung nachweisen. Wie die Ausgrabungen auf dem Grundstück Alt-Westerhüsen 130 zeigen, war die Terrasse im Bereich des südlichen Teiles des Ortes in der frühen Jungsteinzeit von Menschen besiedelt, die zur Linienbandkeramik und zur Walternienburg-Bernburger Kultur gehörten. Weiterhin fanden sich Urnengräber der mittleren und späten Bronzezeit. Eines der für die frühe Eisenzeit seltenen Körpergräber wurde westlich des Straßenbahn-Depots Südost freigelegt ( L I E S 1956). Westerhüsen wird urkundlich erstmals in den Corveyer Traditionen (826—853) erwähnt, als Schenkungen in Westeros gemacht wurden. Der Name bedeutete ursprünglich, nach dem altsächsischen Grundwort hüs = Haus, nach Westen gelegener Einzelhof. 9

Magdeburg

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A 18 Zu Anfang des 9. Jahrhunderts wurde das Gebiet östlich und nordöstlich des Harzes von Halberstadt aus missioniert. Der erste Halberstädter Bischof Hildegrim von Chälons/Marne gründete Kirchen, die er dem Schutzheiligen des Domes von Chalons, dem heiligen Stephanus, weihte. Auch Westerhüsen besitzt eine Stephanikirche. Aus mittelalterlicher Zeit stammt der Westturm, der 1964 restauriert und wieder mit einem Barockhelm versehen wurde. Auch der romanische Taufstein vom Ende des 12. Jahrhunderts und die ältesten Magdeburger Kirchenglocken vom Jahre 1523, gegossen von Claus BACKMESTER aus Magdeburg, sind für den Betrachter wieder zugänglich. 1945 zerstörte eine Bombe das Schiff der kleinen Dorfkirche. 937 schenkte Otto I. dem Stift Quedlinburg den neunten Teil allen Lehnsertrages in Westerhuse. Später kam das Dorf an das Magdeburger Domkapitel. Bei der Belagerung Magdeburgs 1631 nahm General von Tilly sein Hauptquartier in Westerhüsen. Neben der Tür des Hauses Alt Westerhüsen 153 erinnert daran eine eingemauerte Kanonenkugel. In brandenburgischer Zeit war das Dorf der Domvogtei abgabepflichtig. Außer von Ackerbau und Viehwirtschaft lebten die Einwohner von der Elbschiffahrt. Eine Fähre über den Strom verkehrt seit dem Mittelalter. Heute dient sie im wesentlichen der LPG als Verbindung zu den 150 ha großen rechtselbischen Wiesen und Weiden. Die Industrialisierung setzte hier 1838 ein, als nördlich des Ortes die erste Zuckerfabrik der Magdeburger Gegend, in der gesamten Börde die zweite nach Wanzleben, gebaut wurde. Auf ihrem Gelände gründeten 1886 die beiden Unternehmer Fahlberg und List die erste Saccharinfabrik der Welt. Seit der Jahrhundertwende stellt das Werk neben Saccharin auch Pharmazeutika her. Auf der Grundlage der Schwefelsäureerzeugung kam 1927 die Produktion von Superphosphat hinzu, das ein bestimmendes Erzeugnis des heutigen VEB Fahlberg-List ist. Zu weiteren weltbekannten Erzeugnissen des Betriebes gehören Schädlingsbekämpfungsund Pflanzenschutzmittel, für die dieses größte chemische Werk Magdeburgs mit 1900 Beschäftigten als Leitbetrieb im Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe fungiert. Die Lage an der Elbe, wo das Werk eine Umschlagskante und eine Wasseraufbereitungsanlage besitzt, und der Anschluß an das Eisenbahnnetz durch mehrere Verbindungsgleise zum gegenüberliegenden Bahnhof Südost begünstigten die Entwicklung des Betriebes. Im letzten Jahrzehnt entstand der große Silo, neues Wahrzeichen des Werkes und des ganzen Stadtteiles. Eng mit dem VEB Fahlberg-List verbunden ist die Ingenieurschule für Chemie „Justus von Liebig", die 1953 am Ortsausgang von Westerhüsen, Alt Westerhüsen 51 — 57, erbaut wurde. Die Industrialisierung im 19. Jahrhundert führte auch in Westerhüsen zur städtischen Bebauung vor allem zwischen der Hauptstraße und der Bahnlinie. Die Eingemeindung nach Magdeburg erfolgte 1910 mit 4601 Einwohnern. Der alte Ortskern behielt bis zur Gegenwart dörfliches bis kleinstädtisches Gepräge. 1Q53 schlössen sich 15 Höfe zur LPG „Freie Erde" zusammen. Nach dem Aufbau eines neuen Wirtschaftskomplexes 1955—1960 am Westrande des Ortes, Welsleber Straße 32, verloren die Höfe ihre ursprüngliche landwirtschaftliche Bedeu118

tung. Die Gebäude dienen nun der individuellen Wirtschaft der Bauern oder A 18 Handwerks- und kleinen Industriebetrieben als Werkstätten. 1969 schlössen sich zwei kleine LPG Typ I der LPG „Freie Erde" an. Seitdem bewirtschaftet die LPG die gesamte Flur des südlichen Stadtgebietes mit einer Größe von etwa 900 ha. 1978 ging die LPG mit weiteren Landwirtschaftsbetrieben der Magdeburger Börde in die LPG Pflanzenproduktion Osterweddingen bzw. Tierproduktion Dodendorf ein. Im südlichen Teil der Gemarkung betreibt die LPG-Gärtnerei den Treibgemüsebau zur Versorgung der Stadt.

Werder, Stadtteil von Magdeburg

A 19

Zwischen der Strom- und Alten Elbe liegt eine etwa 5 km lange Insel, auf deren nördlichem Teil sich der Stadtteil Werder befindet und auf dem südlichen der Rotehornpark (s. A 20). Den Großen Werder, also den eigentlichen Werder, schließen die Alte und Zollelbe ein; den Kleinen Werder begrenzen Zoll- und Stromelbe. Im 16. und 17. Jahrhundert lag nördlich der Elbbrücke, der heutigen Strombrücke (s. A 27), eine Insel (Bild 3), deren Gestalt und Ausdehnung ständig wechselten, wie alte Stiche und Karten zeigen. Infolge der Elbregulierungsarbeiten im 18. Jahrhundert (s. A 27) verstärkte sich unterhalb der Brücken die Anhäufung von Kies und Sand, so daß Mitte des 18. Jahrhunderts drei Inseln festzustellen waren. Die größte von ihnen hieß Sandwerder und reichte etwa bis zum Nordende der Altstadt. Um 1800 waren die Inseln zum Gartenwerder verschmolzen. Dieser erhielt durch Verlandung Anschluß an den auf seiner Ostseite nach Norden wachsenden Kommandantenwerder (Abb. 11). Nach 1820 verschmolzen zwei weitere Inseln auf der Ostseite mit dem Werder. Buhnenbauten und Aufschüttungen beschleunigten den Anlandungsprozeß, so daß im 19. Jahrhundert die Werderspitze fast bis zur Eisenbahnbrücke im Norden der Stadt reichte. Da im Vorfeld der Festung Bauverbot bestand, diente das Werdergelände zunächst Korbmachern zu Weidenpflanzungen. Ab 1.722 kamen Holzlager- und Holzumschlagplätze hinzu. Bald legten sich mehrere Magdeburger Bürger Gärten an, und um 1800 standen bereits zwanzig Häuser auf dem Werder. Den Nordteil der Insel gestaltete man zu einem vielbesuchten Park. 1842 legte man an der Zollelbe einen Winterschutzhafen an, der aber später stark versandete. Heute befindet sich dort eine Reparaturwerft. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu einer verstärkten Bebauung mit Wohnhäusern, da der Raum in der Stadt immer knapper wurde und der Festungskommandant 1866 die strengen Bau verbote zum Teil aufhob. Im gleichen Zeitraum spielte der Werder im Kulturleben Magdeburgs eine wichtige Rolle, z. B. dirigierte hier Franz L I S Z T in einer Konzerthalle. Nach Ausbau des Rotehornparks (s. A 20) sank die Bedeutung des Werders als Ausflugsgebiet. Um 1880 machte sich der Ausbau der Zollelbe zum Hafen erforderlich, um die Verlagerung 9*

119

A ig des wachsenden Schiffsumschlages vom Elbufer weg vornehmen zu können. Solange noch Pferdefuhrwerke den Transport der Güter besorgten, bot der Standort für den Stückgutumschlag wegen der unmittelbaren Nähe zum Stadtzentrum Vorteile. Er entbehrte aber eines Bahnanschlusses und war bei der Enge des Geländes an der Zollstraße und auf dem Kleinen Werder nicht ausbaufähig. So vollzog sich bald eine Verlagerung zu den später im Norden der Stadt erbauten Häfen (s. A 3 und 5), insbesondere für den Massengutumschlag. Das Ende der Umschlagtätigkeit auf der Zollelbe trat erst nach der völligen Zerstörung aller Anlagen im Januar 1945 ein. Heute dient die Zollelbs vor allem als Winterschutzhafen. Das Siedlungsbild des Werders spiegelt die Bebauungsetappen recht deutlich wider. An einzelnen Stellen, z. B. in der Mittel- und Gartenstraße, stehen noch niedrige Fachwerkhäuser aus dem 19. Jahrhundert, als nicht massiv gebaut werden durfte. Wegen der ruhigen Lage ließen sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts mehrere Unternehmer Villen auf dem Werder errichten. Einige dieser Villen beherbergen heute Kindergärten und Heime. Vielfach bestimmen aber auch die Mietshäuser aus der Zeit um 1900 das Straßenbild. An der Zollstraße entstanden um I960 moderne Wohnhäuser auf dem Trümmergelände von 1945. Erwähnenswert ist das Forschungsinstitut für die Kühl- und Gefrierwirtschaft, Badestraße 2, das 1964 auf einer Freifläche erbaut wurde.

A 20 Kulturpark Rotehorn Bis ins 18. Jahrhundert floß der damalige Hauptstrom, die Mittelelbe (s. A 27), zwischen zwei großen Inseln hindurch. Westlich des Stromes lagen Rotes Horn und Stadtmarsch, östlich von ihm der Cracauer Werder. Der heutige Name des Parkes läßt sich von der Magdeburger Patrizierfamilie Rode herleiten, die hier etwa im 16. Jahrhundert einen Hagen besaß. Aus dem Rodenhagen entwickelte sich über Rotenhagen das heutige Rotehorn. Um 1870 erwarb die Stadt Magdeburg hier von einem Kaufmann 25 Morgen Wiesenland zur Anlage eines Parkes (LINKE 1928). Von 1871 bis 1874 wurden nach einem Plan des ersten Gartendirektors in Magdeburg, NIEMEYER, Promenadenwege gebaut und Gehölze gepflanzt. In den neunziger Jahren nutzte Gottlieb SCHOCH bei der weiteren Parkgestaltung die natürlichen Oberflächenformen aus. 1908 erweiterte man die Taube Elbe zum Adolf-Mittag-See, benannt nach einem Magdeburger Kaufmann, der den Ausbau unterstützte, und bezog so den alten Wasserlauf in die Parkgestaltung ein. Nach 1918 legten Arbeitslose den heutigen Heinrich-Heine-Weg mit der vierreihigen Lindenbepflanzung an und bauten das Fort X I I als Naturtheater aus. In den zwanziger Jahren erhielten die Anlagen, die sich inzwischen auf 144 ha ausgedehnt hatten, im wesentlichen ihr endgültiges Aussehen. Ausstellungen prägten dem Park immer mehr den Stempel auf, so im Jahre 1922 die Mitteldeutsche Ausstellung für Siedlung, Sozialfürsorge und Arbeit, aus deren 120

Anlaß man den Sternbrückenzug errichtete, der eine direkte Verbindung zwi- A sehen der Stadt und dem Park auch für die Straßenbahn schuf. Zur Deutschen Theaterausstellung 1927 ließ die Stadt unter der Leitung der Architekten Wilhelm D E F F K E und Johannes G Ö D E R I T Z ein großes Ausstellungs- und Kulturzentrum schaffen. Bedeutendster Bau war die Stadthalle, mit einer Bauzeit von 4 V2 Monaten eine technische Meisterleistung. Ein Saal für 4000 Personen mit ausgezeichneter Akustik bildete das Kernstück der Halle. Große, etwas zurückliegende Fensterflächen und sechs Portale bieten nahezu die einzige Gliederung des geschlossen wirkenden Klinkergebäudes. Ausstellungshallen, zwei Großgaststätten und ein 60 m hoher Aussichtsturm vervollständigen das architektonisch gelungene Ensemble. Das Pferdetor am Eingang zum Festgelände entstand nach einem Entwurf von Professor A L B I N M Ü L L E R aus Darmstadt. Die künstlerische Ausführung übernahmen die beiden Magdeburger Bildhauer Max R O S Z D E U T S C H E R und Fritz M A E N I C K E . In der Stadthalle hielt Ernst T H Ä L M A N N Ansprachen, hier gaben die Dirigenten Wilhelm F U R T W Ä N G L E R und Hermann A B E N D R O T H Gastspiele. Fast das ganze Ausstellungsgelände wurde 1945 zerstört, die Sternbrücke gesprengt. In mühevoller Arbeit wurde der Park wieder hergerichtet, drei Freilichtbühnen und eine Pioniereisenbahn entstanden. 1966 konnte die wiederaufgebaute Stadthalle der Bevölkerung übergeben werden. Nördlich davon entstand Magdeburgs neues Ausstellungszentrum, von dem bis 1975 eine Mehrzweckhalle in Hyparschalenkonstruktion und vier weitere Hallen fertiggestellt wurden. Herrenkrug-Park

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Zur besseren Beaufsichtigung der östlich der Elbe liegenden Wiesen der Ratsherren ließ der Magistrat 1676 an der alten Landstraße nach Burg ein Wirtshaus mit Stallgebäuden bauen, das den Namen Herren-Krug bekam. In dem Vorwerk, zu dem 360 Morgen Wiesen, 12 1/2 Morgen Gartenland und 300 Morgen Auenwald gehörten, lebten Ende des 18. Jahrhunderts 12 Menschen. 1796 ließ ein Ratsherr 31/2 Morgen mit Robinien bepflanzen und legte damit den Grundstock für den späteren Park. Ab 1817 begann die Ausgestaltung zu einem Volkspark, zu dem L E N N Ä 1829 einen Erweiterungsplan vorlegte, mit breiten, teilweise auf den Dom ausgerichteten Schneisen. Mittels Schöpfrädern bewässerte man einen Teil des Parkes. Andrerseits war es 1837 notwendig, das Gelände zur Abwendung von Hochwasserschäden einzudeichen. 1843 ließ die Stadt durch Baumeister W O L F F genau in der Achse der Herrenkrug-Chaussee ein Gesellschaftshaus errichten. Eine Vielzahl ausländischer Gehölze wurde gepflanzt und beschildert. Neben verschiedenen Ahorn- und Eichenarten sind z. B. eine Goldesche (Fraxinus excelsior var. aurea), eine Gurkenmagnolie (Magnolia acuminata) und ein Paradiesapfel (Malus magdeburgensis) erwähnenswert. Besondere Mächtigkeit besitzt eine etwa 400 Jahre alte Doppeleiche mit einem Stammumfang von 7,5 m. 121

A 21 Als 1886 zwischen der Friedrichstadt und dem Herrenkrug eine Dampfbahn ihren Betrieb aufnahm und Dampfschiffe hier anlegten, erwies sich der Bau einer großen Gaststätte als angebracht. In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts umfaßte der Park eine Fläche von 1500 Morgen. Der Restaurationsgarten bot 12000 Personen Platz und stellte somit den größten der Provinz Sachsen dar. Heute gehört der Park zu den beliebtesten Ausflugszielen der Magdeburger. Das Gesellschaftshaus wurde nach Beschädigungen im zweiten Weltkrieg abgetragen. Der Park verbindet sich mit der ihn umgebenden Elbauenlandschaft. Von der Nordwestecke, wo eine große Gruppe aus Graupappeln (Populus canescens) steht, reicht der Blick bis zum Industriegelände (Bild 10a), zur Elbe und zu den nördlich angrenzenden Herrenkrugwiesen, in denen einige starke Stieleichen (Quercus robur) als typische Auenwaldvertreter unter Naturschutz stehen. Zwischen dem Herrenkrugpark und dem Biederitzer Busch breiten sich die 60 ha großen, landschaftlich reizvoll gelegenen Rennwiesen aus, die nach Gründung des Rennvereins 1906 angelegt wurden. Schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts hielt man im Herrenkruggelände Pferderennen ab. Südlich des ehemaligen Botanischen Gartens, am Cracauer Anger, befindet sich seit 1895 die städtische Abwasseraufbereitungsanlage (Abb. 20). Führten seit dem 18. Jahrhundert einige offene Kanäle das Abwasser aus der Stadt in die Elbe, so floß es nach 1855 unterirdisch ab. Wegen der zunehmenden Verschmutzung der Elbe entschloß man sich zum Bau des Werkes am Cracauer Anger. Die Abwässer fast aus der ganzen Stadt sammeln sich am Sandfang in der Wittenberger Straße, werden zur Aufbereitungsanlage am Cracauer Anger zur Vorklärung geleitet und durch Pumpen mit einer täglichen Leistung von 75 000 m3 in eine Rohrleitung zur Verrieselung und Verregnung nach Gerwisch befördert (s. C 8).

A 22 Brückfeld, Stadtteil von Magdeburg, der älteste Stadtteil östlich der Elbe, ging aus der Brückenkopfbefestigung des Elbüberganges hervor und erhielt seinen heutigen Namen nach 1945. Schon bei der Belagerung der Stadt 1550/51 spielte die Zollschanze, der erste näher bekannte Vorläufer einer Befestigung am östlichen Elbufer, eine gewisse Rolle. Ein Neubau nach der Zerstörung von 1631 erfolgte nach 1666, weil die Sicherung des Brückenzuges für die brandenburgisch-preußische Militärpolitik besondere Bedeutung erlangte. Zugleich entstand inmitten der neuen Schanze ein großer Steinturm, der ihr den Namen Turmschanze eintrug. Der systematische Ausbau zu einem Teil der Festung erfolgte 1718—1721 nach Plänen von G. C. WALR A V E (Abb. 1 1 ) . An die nördliche Verteidigungsfront erinnert bis heute der Straßenname Am Unterbär. Die Bezeichnung stammte ursprünglich von der nördlichen Stauschleuse zur Regulierung des Wassers in den Gräben des Brückenkopfes. Zu einer Besiedlung der Turmschanze durch Bürger kam es ab 1731, nachdem der Bau der Umwallungen völlig abgeschlossen war. Die Anlage der Siedlung, die 122

den Namen Friedrichstadt erhielt, erfolgte unter Berücksichtigung militärischer A 22 Gesichtspunkte. Im Zentrum liegt noch heute der Heumarkt, ein runder Platz, von dem strahlenförmig fünf Straßen ausgehen. Die Begrenzung des Stadtteils gegenüber den sie einst umgebenden Mauern und Wällen wird noch heute durch den Straßenzug Am Charlottentor markiert. Die einfachen Fachwerkhäuser verschwanden erst im 19. Jahrhundert zugunsten massiver Bauten. Für die Baumbepflanzung des Glacis kam im Volksmund der Name „Zuckerbusch" auf. Zuckerbusch heißt noch heute eine Straße in dieser Gegend. Verschiedene Kasernenbauten in der Friedrichstadt wurden seit 1748 einigen Unternehmern zur Nutzung übergeben. Sie errichteten darin Textilmanufakturen, ohne allerdings auf die Dauer ihre Unternehmen halten zu können. Infolge dieser gewerblichen Entwicklung beherbergte die Friedrichstadt damals neben den zahlreichen Soldaten einen hohen Anteil frühproletarischer Kräfte. Ursprünglich konnte man den Brückenkopf nur durch das Cracauer Tor verlassen. Erst 1818 entstand im Zusammenhang mit dem Bau einer neuen Chaussee nach Berlin das Charlottentor. Im Jahre 1846 erhielt Friedrichstadt einen Eisenbahnanschluß an der Linie Magdeburg—Potsdam—Berlin (s. E 9). Seit 1884 verband eine Pferdebahn den Stadtteil mit der Altstadt. Nachdem hier 1892 die Baubeschränkungen aufgehoben und die Befestigungen um die Jahrhundertwende niedergerissen waren, konnte sich der Ort im Bereich des ,,Brückfeldes" ausdehnen. Auf dem einstigen Festungsgelände entstanden Kasernenbauten. Nördlich der Berliner Chaussee wurde hinter dem 1945 zerstörten Gartenlokal „Stadt Loburg" von 1910 bis in die dreißiger Jahre eine Wohnsiedlung erbaut. Südlich der Berliner Chaussee ließen sich dagegen verschiedene Industriebetriebe nieder bzw. breiteten sich Lagerplätze aus. Für sie bot der Eisenbahnanschluß eine günstige Standortbedingung, so daß sich hier eine kleine Industrieinsel herausbilden konnte. Der bekannteste Betrieb ist heute der V E B öl- und Fettwerke Hans Schellheimer, der auf den Trümmern der ehemaligen ölwerke von Hubbe und Fahrenholz entstand. Diese Firma hatte sich 1891 nach einem Brand ihrer Stammanlagen auf dem Werder als erste an diesem Platz niedergelassen, der ihr hinreichende Erweiterungsmöglichkeiten bot. Seit dem Wiederaufbau nach 1945 gehört der Betrieb zu den bedeutendsten öl- und Margarineproduzenten der D D R . Hier befindet sich der Sitz der V V B dieses Industriezweiges. Zusammen mit den Zweigbetrieben beschäftigt das größte Unternehmen der Nahrungsmittelindustrie in Magdeburg über 1000 Arbeitskräfte. Der ebenfalls hier ansässige V E B Stahlbau ging nach 1945 aus einer Eisengroßhandlung hervor. . Am Ostrande von Brückfeld liegt am Gübser Damm das Ernst-Grube-Stadion, das sich die Magdeburger Sportler 1955 schufen. In seinem weiten Rund der Ränge können mehr als 30 000 Zuschauer Platz finden. Der Gübser Damm gehörte früher zum Deichzug um Cracau und Prester; der Gübser Weg dagegen gibt den Verlauf der alten Straße nach Königsborn—Möckern vor dem Bau der Berliner Chaussee an (s. E 13). 123

A 23 Friedensweiler, Stadtteil von Magdeburg, liegt ganz im Osten der Stadt an der Berliner Chaussee. Die in den dreißiger Jahren aufgebaute Gartensiedlung befand sich am Rande des ersten Magdeburger Flugplatzes, der seit 1929 auf einer 100 ha großen Fläche zwischen der alten Berliner Eisenbahnlinie und dem Umflutkanal bestand. Das Gelände wird seit 1945 wieder landwirtschaftlich genutzt. Beiderseits der Berliner Chaussee besitzt das Volksgut Prester (s. A 25) einen Teil seiner Wirtschaftsanlagen. Hier werden jährlich 76000 Broiler gemästet. Das V E G Groß Ottersleben nutzt in Friedensweiler u. a. die Küchenabfälle Magdeburgs zur Mast von jährlich 17000 Schweinen. Die I960 aufgebaute Gärtnerei verfügt u. a.' über 1,3 ha Fläche unter Glas und zieht Treibgemüse für die Großstadt. Am Rande von Friedensweiler befindet sich ein weiteres Naherholungs- und Sportzentrum mit dem Stadion Neue Welt. E s wurde 1928—1930 vor allem von Arbeitslosen erbaut. Heute bildet besonders das Freibad im Sommer einen Anziehungspunkt für Tausende Erholungsuchende. Schon 1904 wurde das Gartenlokal „Neue W e l t " eingerichtet. Vordem baute hier eine Ziegelei den Auelehm ab. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nutzten im Gebiet um die Berliner Chaussee sechs Ziegeleien den Auelehm, von denen es 1930 nur noch eine gab. Das ganze Gebiet zwischen dem Anger, der der Stadt Magdeburg gehörte, und der Ehle bildete im Mittelalter die alte Feldmark Puppendorf. 1164 übertrug Erzbischof Wichmann einem Werner von Paderborn und einem gewissen Gottfried das Land mit dem Namen Popendhorpstide zur Neubesiedlung. Eine ältere deutsche Siedlung an dieser Stelle dürfte wüst geworden sein. Die Urkunde Wichmanns enthält den einzigen Hinweis darauf, daß auch Westfalen bei der Erschließung im Mittelelbegebiet mitgewirkt haben (BISCHOFF 1967). Dieses Poppendorf (1197) lag an einem alten Elbarm, dessen weiteren Verlauf noch Schwanengraben und Furtslake angeben. Die Siedler des 12. Jahrhunderts sollten die feuchte Elbniederung meliorieren und eindeichen. Aber schon im 14. Jahrhundert scheint das Dorf infolge seiner ungünstigen Lage wieder aufgelassen worden zu sein. 1922 nahm die Siedlung Puppendorf den Namen der Wüstung an. A 24 Cracau, Stadtteil von Magdeburg Die älteste Besiedlung der Ortsflur hielt sich an zwei hochwasserfreie Sandinseln in der zum Teil versumpften Elbniederung. Am Mühlenberg, nördlich des Ortes, wurden Funde aus der römischen Kaiserzeit und aus der Slawenzeit geborgen. Von dort aus führte ein alter Weg zum Gübser Damm (s. A 22). Die zweite Erhöhung, den 51 m hohen Petersilienberg, im Südteil der Burchardstraße umgaben Teiche, Kolke und Sumpfwiesen. Sie lagen zum Teil in einem alten Elblauf. Die Straße Am Brellin gibt eine solche ehemalige Niederungszone an. Brellin gehört zur Gruppe der Berlin-Namen, deren Herkunft noch nicht sicher geklärt ist. 124

Cracau liegt an einem alten Weg durch die Elbniederung, dem Klusdamm A (s. G 7), und könnte eventuell schon in karolingischer Zeit als Brückenkopf für Magdeburg gedient haben. Die erste urkundliche Erwähnung Cracowe erfolgte um 1160, als Siedler mit holländischem Recht durch den Dompropst angesetzt werden sollten. Der Name lautete slawisch Krakov und bedeutet wahrscheinlich Ort des Krak. Die Besiedlung erfolgte möglicherweise an dem alten Handelsweg entlang (Potsdamer und Babelsberger Straße). Rechtwinklig dazu legte man eine weitere Straße an (Burchard- und Simonstraße), so daß ein Straßenkreuz im Grundriß des Ortes erscheint. Im 12. Jahrhundert wurde eine Kirche erbaut, die dem Nationalheiligen der Holländer, St. Briccius, geweiht war. Manches spricht dafür, daß sich ihr Standort auf dem Petersilienberg befand, also etwas weiter südlich als die heutige, die man nach der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg 1661 errichtete. Dabei benutzte man einen alten Wartturm als Kirchturm, dessen Wehrcharakter sich u. a. an den Einstiegsluken der oberen Geschosse erkennen läßt. Der Kanzelaltar von etwa 1680 und der hölzerne Taufbeckenträger kommen seit der Renovierung der Kirche 1966 gut zur Geltung. Die Orgel von i960 wurde mit dem alten biedermeierlichen Prospekt verblendet. Von der mittelalterlichen Ummauerung des Kirchhofes erhielten sich einige Reste an der West- und Nordseite. Dort sind sechzehn spätmittelalterliche steinerne Grabkreuze, sogenannte Bauernkreuze, in die Mauer eingelassen. Seit dem 19. Jahrhundert wandelte sich Cracau allmählich zur Arbeiterwohngemeinde. Von den Bauernhöfen erhielt sich noch der in der Burchardstraße 17, Anfang des 19. Jahrhunderts als Vorwerk Cracau bezeichnet. Das quergeteilte Fachwerkwohnhaus mit Krüppelwalmdach stammt aus der Zeit um 1800. Auch Stall und Scheune bestehen aus Fachwerk. Die Bebauung der randlich gelegenen Straßen, z. B. Am Brellin, Pfeifferstraße, Pechauer Straße, erfolgte im wesentlichen zwischen 1860 und 1890. In der Burchardstraße wurde 1866 die Cracauer Brauerei gegründet, die aber nach dem ersten Weltkrieg ihre Produktion einstellte. Seit 1926 dienen ihre Gebäude einem Fischverarbeitungswerk. Bekannt wurde der Ort durch die Pfeifferschen Stiftungen. 1889 eröffnete Superintendent Gustav P F E I F F E R das Pflegehaus Johannesstift für gebrechliche Menschen. Weitere Häuser, z. B. Bethesda, Bethanien, Dorotheenhaus, folgten. A b 1899 entstanden eine Pflegeanstalt und eine Schule für Körperbehinderte sowie ein Handwerkerheim, um diesem Personenkreis die Möglichkeit zu geben, einen Beruf zu erlernen. Für die aufopferungsvolle Tätigkeit wurde 1900 eine eigene Schwesternschaft ins Leben gerufen und für sie ein Diakonissen-Mutterhaus gebaut. Später erweiterte man den Komplex durch eine Haushalts- und eine Kinderpflegerinnenschule. Heute dienen mehrere Gebäude der Pfeifferschen Stiftungen als Krankenhäuser. 1910 wurde Cracau mit seinen 4841 Einwohnern eingemeindet. Auf der großen Freifläche zwischen Brückfeld und Cracau legte man in den letzten Jahren der Weimarer Republik einen ausgedehnten Siedlungskomplex an. Erst damit entstand im Osten der Stadt ein zusammenhängendes Wohngebiet mit vor125

A 24 städtischem Charakter. 1928 erhielt Cracau Anschluß an das Straßenbahnnetz. Nordöstlich v o n Cracau liegt die Gartenkolonie Neu-Grüneberg, die sich nach dem ersten Weltkrieg als planlose Siedlung entwickelte. Der Name hält die Erinnerung an die W ü s t u n g Groneberch 1214, Flur Grunenberge 1475, wach, die im östlichen W i n k e l der Cracauer Flur zu suchen ist. Bereits im 13. Jahrhundert wird hier eine B u r g genannt; der Ort dürfte seit dem 14. Jahrhundert w ü s t hegen.

A 25 Prester, Stadtteil v o n Magdeburg, erstreckt sich als Straßendorf an einem alten Elbarm, dem Prester See. Die Einwohner litten o f t unter den Hochfluten, so d a ß frühzeitig Dorf und Flur eingedeicht worden sein dürften (Abb. 7). Der heutige Elbdeich in der Nähe des Ortes, der sogenannte Prestersche Vordeich, wird bereits im 16. Jahrhundert erwähnt. D e m schwer erklärbaren Ortsnamen liegt wahrscheinlich eine slawische Wurzel zugrunde. Überlieferte Namensformen sind Pressitz (?) 965.Brezderi 1110, Priztiri 1144 und Preziere 1221. Der heutige Ort befindet sich auf einem altbesiedelten Platz. Nördlich v o m Dorf wurden 1958 auf einem Baugelände Gruben m i t reichen Funden der frühjungsteinzeitlichen Stichbandkeramik angeschnitten (Abb. 5, Nr. 5; LIES 1964). Die Untersuchungen der Tierknochen ergaben, daß 723 v o n Haustieren und nur 45 v o n Wildtieren stammten. D e m n a c h wurde der Nahrungsbedarf an Fleisch f a s t ausschließlich v o n den eigenen Haustieren gedeckt. Die Haustierknochen verteilen sich zu 538 auf Rind, 115 auf Schwein und 70 auf Schaf und Ziege. Ein südlich des Ortes zur Elbe vorstoßender Geländesporn w a r während der römischen Kaiserzeit und später v o n Slawen und Deutschen bis zum frühen Mittelalter besiedelt (Abb. 5, Nr.-6). I m 10. Jahrhundert gehörte das Dorf zur Grafschaft des Markgrafen Gero. D a s geht aus der Urkunde Ottos I. hervor, der es um 965 mit anderen dem Moritzkloster schenkte. D a s nachfolgende Kloster Berge legte einen großen Meierhof an, der später als Klostergut verpachtet wurde. Dazu gehörten 184 Morgen Acker, 15 Morgen Gärten, 60 Morgen Wiesen und 15 Morgen Anger, d. h. natürliches Weideland. Südlich der Kirche liegt ein zweiter Klosterhof, Kleiner K l o sterhof, Kapitelshof oder Vorwerk genannt. Die neben dem G u t errichtete Kirche mußte 1832 wegen Baufälligkeit durch ein neues Gebäude im neugotischen Stile nach englischem Vorbild ersetzt werden. Die einschiffige Kirche besitzt einen quadratischen T u r m mit achteckigem Obergeschoß. I n dem offenen A u f s a t z sind zwei Glocken v o n 1695 und 1720 sichtbar. E i n aus Delitzsch stammender mächtiger Kanzelaltar v o n 1735 beherrscht den Innenraum. I m „ T u r m g a r t e n " steht ein fast quadratischer Wohnturm, der mit einer Wappentafel v o n 1520 ausgestattet ist. Der T u r m gehörte der Patrizierfamilie Rode, die auch einen Hagen auf der Insel zwischen Großer und Kleiner E l b e besaß (s. A 20). 126

Das überwölbte Sockelgeschoß des Turmes hat, obwohl es zu ebener Erde A 25 liegt, den Charakter eines Kellers; darunter befindet sich noch ein kleiner, niedriger Keller. I m Obergeschoß dieses hausartigen Turmes sind mehrere Wohnräume mit Türen und Fenstern untergebracht. Das Obergeschoß ist über eine Holztreppe zu erreichen, die früher bei Gefahr hochgezogen wurde (MRUSEK 1955/56)Bei seiner Übernahme vom Kreise Jerichow I ins Stadtgebiet von Magdeburg im Jahre 1910 zählte Prester nur 944 Einwohner; es w a r damit das kleinste Dorf, das eingemeindet wurde. Auch später behielt es seinen dörflichen Charakter. Seit 1928 können die Bewohner vom 1 km entfernten Pechauer Platz mit der Straßenbahn das Stadtinnere erreichen. D a sich keine Industriebetriebe hier niederließen, überwiegt auch heute noch die Agrarproduktion. A u s dem Klostergut ging 1953 das Volksgut Prester hervor, das 802 ha Fläche zwischen Berliner Chaussee, Umflutkanal und Kreuzhorst bewirtschaftet. Die Nutzfläche breitet sich über die Fluren von Prester, Cracau und Zipkeleben aus. Im ehemaligen Klostergut, dem heutigen Haupthof, sind Maschinen und Werkstätten untergebracht. In den Ställen östlich der Ortslage am Steindamm ist eine Putenaufzucht- und -mastanlage für 65000 Tiere pro Jahr entstanden.

Zipkeleben, Stadtteil von Magdeburg

A 26

Der Name des slawischen Dorfes Zebekleue findet 1170 erstmals Erwähnung, als Erzbischof Wichmann die Siedlung dem Kloster Unser Lieben Frauen übereignete. Als weitere Namensformen sind überliefert: Zibbeleve 1464, Czibbekeleven 1469, Zibbekeleve 1471, Zibblekleven 1785. Die heutige Endung -leben täuscht einen deutschen Namen vor. In Wirklichkeit handelt es sich um den in seinem Sinn nicht feststellbaren slawischen Ortsnamen Sebechleby, abgeleitet v o n sebl = sich und chleb = Brot. Wie das nahe Nienholt, das 1221 zum ersten Mal genannt wird, muß Zipkeleben im 14. Jahrhundert wüst geworden sein. Erhalten blieb nur das klösterliche Vorwerk, dem im 18. Jahrhundert 261 Morgen Acker und 291 Morgen Wiese gehörten. Zipkeleben liegt mitten in der Elbaue und war noch etwa im 10. Jahrhundert von zwei Elbarmen umgeben (Abb. 24U. 32; s. G 2). Hochwasser bedrohten oft den Ort. Der Deich, der den größten Teil der Flur umgab und von dem Teile noch erhalten sind, verlor mit dem Bau des Umflutkanals (s. G 5) air Bedeutung. 1877 erreichte die Einwohnerzahl 122, so daß das Rittergut sogar eine Schule erhielt. 1928 wurde das A m t Zipkeleben vom Kreis Jerichow I in den Stadtkreis Magdeburg übernommen. Nach 1950 kam der große Gutshof zum Volksgut Prester (s. A 25). Wegen seiner Lage am Zipkeleber See, einem alten Elblauf, richtete das Volksgut hier eine Geflügelwirtschaft ein und betrieb bis 1970 Enten- und Putenzucht.

127

A 27 Elbe in Magdeburg In Magdeburg spaltet sich die Elbe in Stromelbe, Taube oder Mittelelbe und Alte Elbe auf. Diese Dreiteilung besteht in der heutigen Form erst seit Anfang des 19. Jahrhunderts. Die Kenntnis von den mehrfachen Veränderungen des Elblaufes verdanken wir im wesentlichen den Forschungen des Magdeburgers Johannes M A E N S S . Im Süden, zwischen Buckau und Prester, bestanden im frühen Mittelalter mehrere Elbarme, zwischen denen sich fortlaufend neue Werder bildeten. In diesem Bereich dürfte die Lage des heutigen Elblaufes seit dem 11. Jahrhundert im großen und ganzen unverändert geblieben sein. Auf der Westseite des Tales zog ein Arm an Salbke, Fermersleben und Buckau vorbei (Abb. 24). Er kann als Fortsetzung der Alten Elbe von Plötzky bis Pechau angesehen werden. Dieser Lauf ist wahrscheinlich bis zum 10. Jahrhundert der Hauptarm der Elbe gewesen. In dem Fermersleber Arm floß bis ins 18. Jahrhundert Wasser ab, zuletzt nur noch bei Hochwasser. Seitdem benutzt die Sülze, die in Salbke ins Elbtal eintritt, dieses Bett. Zwischen Sülzeunterlauf und Elbe liegt der Wolfswerder, der schon auf Karten des 17. Jahrhunderts verzeichnet ist. An Prester entlang zieht sich der Prester See hin, ein zum Teil verlandetes Gewässer und durch den Presterschen Vordeich von der Elbe getrennt. Auch hier liegt wohl der Teil eines sehr alten Elblaufes aus der Zeit vor dem 10. Jahrhundert vor. Einer Karte vom Ende des 17. Jahrhunderts ist zu entnehmen, daß er noch von der Alten Elbe am Nordende der Kreuzhorst Zufluß erhalten und dicht oberhalb des Ortes Prester mit der Elbe in Verbindung gestanden hat, aber auch in Richtung Cracau abgeflossen ist. Eine andere Karte aus dieser Zeit (von L. P A P E 1668) gibt hier ein unbedeutendes Gewässer an. Daraus läßt sich auf eine sehr geringe Wasserführung schließen. An der Rotehorn-Spitze teilte sich der Wasserlauf vor dem 18. Jahrhundert in die Große, jetzt Taube Elbe, und Kleine Elbe, jetzt Stromelbe. Der Wasserlauf bei Cracau, jetzt die Alte Elbe, dürfte für den Abfluß nur geringe Bedeutung besessen haben. Vielleicht bildete er sogar zeitweise ein stehendes Gewässer, die sogenannte Sehe, die in der Nähe der Magdeburger Elbbrücke mit der Großen Elbe in Verbindung stand, nicht aber am Rotehorn, und sich nach Süden wahrscheinlich in den Prester See fortsetzte, wie aus Karten des 16. und 17. Jahrhunderts sowie aus alten Beschreibungen zu entnehmen ist. Mehrere Inseln in der Kleinen Elbe, z. B. Mägdehöft und Klinkewerder, aber auch in der Großen Elbe der Mittelwerder behinderten den Abfluß. Im 17. Jahrhundert war die Große Elbe der Hauptarm mit einer Breite von 300—350 m. Schon im Mittelalter versuchte man, dem Uferabriß zu begegnen, z.B. durch 1422 erstmals erwähnte Buhnenbauten. Anzeichen deuten darauf hin, daß im 10./11. Jahrhundert die Seitenerosion am Magdeburger Steilufer stärker war. Dabei dürfte es auch zum Absturz von Gebäuden am Hochufer gekommen sein. Seit langem zielen Stromregulierungsarbeiten darauf ab, mehr Wasser in die Kleine Elbe, also in den stadtseitigen Lauf, zu leiten. Eine der frühesten Maß128

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Abb. 24 Entwicklung des Elbelaufes im Gebiet von Magdeburg

129

A 27 nahmen dürfte der Bau des Presterschen Elbvordeiches schon vor 1575 gewesen sein ( R U S T 1870). Nach, der Abdämmung der Großen Elbe Anfang des 18. Jahrhunderts floß das Wasser hauptsächlich in der Kleinen Elbe ab und zerstörte die hier vorhandenen Werder. Daraufhin verlandete die Große Elbe allmählich. Im Zusammenhang mit dem Ausbau der Magdeburger Festungsanlagen in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ergaben sich weitere Veränderungen der Stromverhältnisse. An der Rotehorn-Spitze schuf man einen Zuleitungsgraben zum sogenannten Crakauischen See, um der Turmschanze (s. A 22) mehr Wasser zuzuleiten. Als Hochwasser den Graben ausgespült hatten, geriet Cracau sogar einige Male in Überschwemmungsgefahr. Damit entstand in der Mitte des 18. Jahrhunderts eine Dreiteilung der Elbe. Auch an der Zitadelle gab es aus Sicherheitsgründen einige Veränderungen. Indem man den Abfluß der Mittelelbe zur Alten Elbe an der Turmschanze sperrte, wurde das Wasser im wesentlichen im Norden um die Zitadelle herum in die Kleine Elbe geleitet. Die Strombrücke und die Schiffsmühlen der Kleinen Elbe, wovon es Ende des 17. Jahrhunderts 23 Stück gab, behinderten den Schiffsverkehr. Deshalb befahl Friedrich II. 1743, den Graben südlich der Zitadelle zu einem Schleusenkanal auszubauen und die Schiffahrt um das Festungswerk herumzuführen (Abb. 11). Die Einfahrt zum Schleusenkanal, der nach Bau der Strombrücke 1862 und Ausbau der Stromelbe um 1875 überflüssig wurde und den man 1890 zuschüttete, läßt sich noch an der Ufermauer erkennen. Die heutigen Elbeverhältnisse entstanden Anfang des 19. Jahrhunderts. 1819 baute man 800 m unterhalb der Rotehorn-Spitze das Cracauer Wehr in den östlichen Elbarm, um dem stadtseitigen Lauf bei niedrigen Pegelständen genügend Wasser zuführen zu können. Die Überströmung des Wehres beginnt erst beim Wasserstand von 130 cm am Pegel Strombrücke. 1969 wurde zur weiteren Verbesserung der Wasserführung in der Stromelbe das Wehr um 50 cm aufgehöht. Der östliche Arm führt seit dem Wehrbau bei Niedrigwasser kaum noch Wasser und erhielt daher den Namen Alte Elbe. Die Anschwemmungen in der Alten Elbe sind so bedeutend, daß dauernd ausgebaggert werden muß. Das Baggermaterial dient der städtischen Bauwirtschaft als Rohstoff. Die Mittelelbe verlandete stellenweise vollkommen, wurde aber bei der Anlage des Stadtparkes um 1900 zum Teil wieder ausgebaggert (s. A 20). Um die Wasserführung der Tauben Elbe im Rotehorn-Park bei Niedrigwasser zu verbessern, schuf man 1966 einen neuen Einlau f von der Stromelbe her. Der bisherige Zufluß kam von der Alten Elbe. Eine Stauanlage im unteren Abschnitt verhindert den Rückstau von Elbwasser ins Rotehorn-Parkgelände bei geringem Hochwasser. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Elbe überall zur Verbesserung der Schiffahrt reguliert. Die neugegründete Elbstrombauverwaltung für den preußischen Teil des Stromes nahm 1866 ihren Sitz in Magdeburg. Die natürliche Breite des Stromes betrug vor der Regulierung 250—350 m. Nach dem Ausbau verengte sich das Elbbett im Magdeburger Gebiet allgemein auf rund 130

170 m, im Stadtbereich sogar auf 130 m, da hier dem Abfluß bei höheren Wasser- A 27 ständen zwei Arme zur Verfügung stehen. An der ehemaligen Strombrücke befindet sich der Magdeburger Pegel, der seit 1 8 1 2 täglich abgelesen wird. Schon seit 1728 bestand ein Pegel an der damaligen Strombrücke, von dem allerdings keine kontinuierlichen Aufzeichnungen vorliegen. Der Nullpunkt des Pegels liegt 39,92 m ü. NN, bis 1935 lag er bei 40,87 m. Das Mittelwasser beträgt am Pegel 219 cm (Reihe 1961/70). Der berühmte, aber in der Schiffahrt berüchtigte Domfelsen beginnt bei Wasserständen aufzutauchen, die etwa 50 cm unter dem Mittelwasser liegen. E r kann bei niedrigen Wasserständen auf 300 m Länge und 30—50 m Breite auf der Westseite des Flußbettes bloßliegen. Der Felsriegel an der Strombrücke taucht bei Niedrigwasser gerade auf, und das Grauwackeriff in der Alten Elbe fällt schon beim Pegelstand von 175 cm trocken. Die Wirkung des Domfelsens auf die Gefällsverhältnisse der Stromelbe beobachtet man am besten bei der Bergfahrt eines Schiffes. Nur langsam überwindet das Fahrzeug die steile Stelle am Dom. Danach erhöht sich die Geschwindigkeit merklich. Die Schiffe benutzen seit 1890 eine 75 m breite Fahrrinne auf der rechten Seite des Flusses, die damals in den Felsen gesprengt wurde. Das Niedrigwassergefälle beträgt oberhalb des Felsens 0,15%,,, auf der Strecke Domfelsen— Strombrücke aber i,25% 0 . In jüngster Zeit wurden weitere Teile des Domfelsens in mühevoller Arbeit abgetragen, um einen Gefällsausgleich und eine größere Wassertiefe zu erlangen. Aus vergleichenden Pegelbeobachtungen konnte eine mittlere Absenkung des Wasserspiegels ermittelt werden, die für den Pegel an der Strombrücke im Zeitraum 1892—1958 rund 80 cm beträgt. Die Senkung, die auf verschiedene Ursachen zurückzuführen ist, hat mancherlei Auswirkungen; so führt sie bereits zu Schwierigkeiten bei der Einfahrt in den Handelshafen, dessen Anlagen schon seit 1893 bestehen. Auch die dauernde Verringerung der Tauchtiefen am Domfelsen läßt sich darauf zurückführen. Hochwasser bedrohen die westelbischen Stadtteile infolge ihrer Hochuferlage nicht. Allenfalls der Vorlandstreifen zwischen Elbe und Steilkante, der etwa 46—47 m ü. NN liegt, ist gefährdet, erreichte doch das bisher höchste Hochwasser am 18. 2. 1941 einen Wasserstand von 701 cm, der einer Höhenlage von 46,93 m ü. NN entspricht. Doch das mittlere Hochwasser liegt fast 2,5 m unter diesem Wert. Regelmäßige Überflutungen treten nur im Rotehorn-Park und im uneingedeichten Gelände unterhalb des Herrenkrug-Parkes, auf. Bis 480 cm Pegelhöhe fließt das Wasser im wesentlichen durch die Stromelbe ab, darüber aber nimmt die Alte Elbe den größeren Teil auf. Steigt das Wasser über 525 cm am Pegel Strombrücke, wird das Pretziener Wehr geöffnet. Dann passiert ein Teil des Hochwassers — maximal ein Drittel — den Umflutkanal im Osten der Elbniederung und kann so von Magdeburg ferngehalten werden (s. G5). Allerdings beträgt dadurch die Wasserstandssenkung in'Magdeburg nur 30 cm. Leider nahm im letzten halben Jahrhundert die Verschmutzung der Elbe durch die Industrieabwässer so stark zu, daß sich die Wasserversorgung Magdeburgs

131

A 27 schon um die Jahrhundertwende immer schwieriger gestaltete (s. A 15) und nach 1945 alle Flußbadeanstalten geschlossen werden mußten. Da man bis dahin noch in der Elbe baden konnte, bestanden nur wenige Freibäder im Stadtgebiet. 1928 hatte es noch 14 Flußbäder gegeben. Großer Beliebtheit bei den Magdeburgern und ihren Gästen erfreuen sich heute die Fahrten mit der Weißen Flotte. Vom Petriförder aus kann man auf einem der neun Schiffe einen Ausflug u. a. nach Tangermünde, Genthin, Haldensleben, Schönebeck oder Dessau unternehmen. 1975 nutzten 310000 Personen diese Gelegenheit. Im Stadtgebiet überspannen heute vier Brückenzüge die Elbarme. Die erste Nachricht von einer Elbbrücke, wohl in der Nähe des Domes, liegt von 1275 vor, als beim Einsturz der Brücke während einer Prozession einige hundert Menschen in den Fluten versunken sein sollen. Die neue Brücke über die Kleine Elbe dürfte damals schon am Brücktor aufgebaut worden sein (Abb. 11). 1422 wird dort eindeutig eine Steinbrücke genannt. Über die Große Elbe schlug man damals eine Holzbrücke (Bild 3). Wegen des häufigen Einsturzes der Brücken blieb man weiterhin allgemein bei der billigeren Holzbauweise. Oft mußten Fähren für längere Zeit die Verbindung zwischen den Ufern übernehmen. Nach dem Dreißigjährigen Kriege gelang es Otto von G U E R I C K E erst 1666, die Lange Brücke über die Große Elbe wieder aufbauen zu lassen. Die Stümpfe der Eichenstämme sind nördlich neben der Langen Brücke bei Niedrigwasser zu sehen. Eine längst nötige neue Strombrücke entstand 1862 in der Verlängerung der Johannisbergstraße über die Elbe. Nach der sinnlosen Zerstörung im April 1945 konnte sie ein Jahr später wieder dem Verkehr übergeben werden. Sie entsprach aber bald nicht mehr den wachsenden Verkehrsbedürfnissen und wurde abgebrochen; außerdem bedeuteten die beiden Steinpfeiler weiterhin eine Gefahr für die Schiffahrt. Seit 1965 überspannt eine moderne, pfeilerlose Brücke den Strom. Über die beiden anderen Elbarme muß der Verkehr allerdings noch die 1882 errichteten Steinbrücken Zoll- und Anna-Ebert-Brücke (früher Lange Brücke) benutzen. Die Zollbrücke versah EmilHuNDRiESER mit vier allegorischen Figuren, die die wirtschaftlichen Schwerpunkte Magdeburgs verkörpern: Handel, Industrie, Schiffahrt und Landwirtschaft. Der nördliche Brückenzug, Königsbrücke und Herrenkrugbrücke, wurde 1902 angelegt, nachdem die Festungsanlagen abgerissen und an der Nordfront neue Straßen gebaut waren. Die Herrenkrugbrücke über die Alte Elbe, heute Brücke des Friedens, bestand ursprünglich aus Holz, erst 1926 wich der Holzbau einer Stahlkonstruktion. Beim Wiederaufbau 1953 fanden für die Wilhelm-PieckBrücke, die frühere Königsbrücke, die Teile Verwendung, die vor dem zweiten Weltkrieg für den damals aufgeschobenen Bau der neuen Strombrücke vorgesehen waren. Dabei entfernte man die 1945 beschädigten, verkehrsbehindernden vier Brückentürme, wie sie auf alten Ansichten der Königsbrücke zu erkennen sind. Die 1922 gebaute und 1945 von der faschistischen Wehrmacht gesprengte Sternbrücke (s. A 20) ist noch nicht -..ieder hergestellt. Die Hubbrücke, Magdeburgs erste Eisenbahnbrücke von 1846 (s. E 9), überstand als einzige im ganzen Mittelelbegebiet die Kriegszerstörungen 1945 unver132

Sehrt. Die 1871 errichtete Eisenbahnbrücke am Herrenkrug übernahm später A 27 den Verkehr in Richtung Osten, als 1874 der Hauptbahnhof in Betrieb genommen worden war. Auch sie erlitt 1945 schwere Beschädigungen, konnte aber schon ab März 1946 wieder befahren werden.

Klein Ammensieben, Kreis Wolmirstedt

B 1

In der Flur von Klein Ammensieben am Rande der Hohen Börde läßt sich eine große Zahl von Stellen nachweisen, auf denen Bandkeramiker, die ersten Bauern der Börde 4000 v. u. Z., und Leute der Schönfelder Kultur v o m Ende der jüngeren Steinzeit 2000 v. u. Z. siedelten. Die Keramik der Schönfelder trägt mit ihrer reichen Verzierung und ihren besonderen Formen so eigenartige Züge, daß sie als Ammenslebener Stil in die Literatur einging (Abb. 5, Nr. 13; ENGEL 1930). Westlich des Dorfes stellte man auch ein Brandgrab der Völkerwanderungszeit und ein sächsisches Körpergrab des 5. Jahrhunderts fest. Die Funde werden in den Museen von Wolmirstedt und Magdeburg aufbewahrt. 1,5 km nördlich des Ortes liegt Groß Ammensieben, das 966 als Nordammunisleuu genannt wird. Das läßt die Vermutung zu, daß um die gleiche Zeit Süd-Ammensleben oder, wie es später hieß, Klein Ammensieben schon bestand. Allerdings stammt die erste urkundliche Erwähnung erst von 1303. In diesem Ortsnamen dürfte der Vollname Ammun enthalten sein (zu einem nicht sicher erklärten W o r t altsächsisch am und einer Entsprechung von gotisch muns = Gedanke, Wille). V o m späten Mittelalter an gehörte das Dorf bis zur Aufhebung des Domkapitels 1810 dem Magdeburger Dompropst. Auf einer Anhöhe am südlichen Ortsrand steht die alte Kirche St. Moritz. Im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts wurde der mächtige wehrartige Westquerturm errichtet, in dem sich noch heute die Glocken des 15. Jahrhunderts befinden. Der v o n einem Satteldach gekrönte Turm konnte ehemals nur durch einen Einstieg im zweiten Geschoß von außen betreten werden. Das Tonnengewölbe des Kirchenschiffes zieren volkstümliche Darstellungen biblischen Inhalts, die Gottfried Ernst BORSTORFF 1726 malte. Stark verwitterte Kreuzigungsreliefs aus dem 14. und 15. Jahrhundert befinden sich an der Außenwand des Turmes und in der Vorhalle. Auf dem in der gesamten Kirchenprovinz üblichen Kanzelaltar des 18. Jahrhunderts stehen zwei gut gearbeitete Silberleuchter aus1 der Zeit um 1800. A m oberen Ende der Lithenbergstraße im Südwesten des Ortes liegt der Mühlenhof. Seine Bockwindmühle befand sich noch bis 1952 in Betrieb. Eine Windmühle wird hier schon 1684 genannt. Im 19. Jahrhundert gab es dann zwei Mühlen, v o n denen die zweite nördlich des Ortes stand. In dem Haufendorf verdienen einige typische Vierseithöfe Beachtung. Der große Hof in der Krugstraße mit einem charakteristischen quergeteilten reich verzierten Wohnpalast aus der Zeit um 1900 gehörte bis 1945 einem Zuckerfabrikanten. Das Hauptgebäude nutzt heute die Gemeinde als polytechnische Oberschule und 10 Magdeburg

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B 1

Kindergarten. Das achtachsige Hochparterre besitzt reich geschmückte Fensterumrahmungen. Die beiden zweigeschossigen Seitenteile tragen je ein flaches Vollwalmdach und zeigen itraufseitig im Obergeschoß je zwei Rundbogenfenster, wärend der Mittelteil über dem Hochparterre nur einen Halbstock mit kleinen, fast quadratischen Fenstern aufweist. Auf der linken Hofseite verbindet ein Gang — ein geschlossener, schmaler Bau aus Backstein — den Wohnpalast mit einem alten, zweistöckigen Fachwerkstall, dessen Saumschwelle profiliert ist. Der Hof Krugstraße 22 zeigt, wie die alten Hofanlagen in der Gegenwart umgestaltet werden, weil vor allem die Wohnhäuser des 19. Jahrhunderts modernen Ansprüchen nicht mehr genügen. Wo sich einst das übliche Rundbogentor befand, wurde das neue quergeteilte Wohnhaus mit Kellergeschoß traufseitig an die Straße gestellt; das alte zweistöckige Fachwerkwohnhaus mit Querteilung steht auch traufseitig zur Straße. Sein Untergeschoß besteht heute aus Bruchstein. Der Oberstock läßt noch den einfach stehenden Stuhl im Kehlbalkensparrendach erkennen. Das Fach werk zeigt die einfache, quadratische Gefachaufteilung wie auch der auf der rechten Hofseite anschließende zweistöckige, quergeteilte Stall. Im Dorf gibt es noch weitere Vierseithöfe mit zum Teil ursprünglichem, zum Teil neuerem Aussehen. Die Hofgebäude, die aus dem 19. Jahrhundert stammen, sind entweder Fachwerkbauten oder aus Bruchstein gefügt. Das Material, Grauwacke und Sandstein, holten die Bauern aus den Steinbrüchen um Bebertal. Die neueren Gebäude bestehen oft aus Backsteinen. 1953 wurde die L P G Typ I I I „Freiheit" mit 6 1 1 ha Nutzfläche gegründet. Ihr schloß sich 1969 die L P G Typ I mit 86 ha und 7 Höfen an. Von den insgesamt 26 Höfen wird noch knapp die Hälfte genutzt. 1975 ging die Feldwirtschaft, die vor allem auf Getreide- und Zuckerrübenanbau ausgerichtet ist, in die L P G Pflanzenproduktion Dahlenwarsleben ein (s. D 1), während die Tierhaltung, besonders Schweine- und Rindermast, von der L P G Tierproduktion Gutenswegen übernommen wurde. Da die Flur des Dorfes nahe der Lößgrenze und im hügeligen Gebiet liegt, beträgt die Ackerzahl nur 84.

B 2

Teufelsberg (121,3 m) Die Anhöhe bildet einen schmalen, nach Osten vorspringenden Riedel der Hohen Börde. Von hier bietet sich eindrucksvoll der stark zerlappte Hochbörderand dar. Nach Süden schließt sich die breite Gersdorfer Bucht, die ausgeprägteste am Hochbörderand, an, die sich von Dahlenwarsleben 3 km nach Westen erstreckt. Der Höhenunterschied zwischen dem Teufelsberg und dem nahen Telzgraben beträgt 45 m. Nördlich des Berges greift das schmalere, etwa 90 m ü. NN liegende Tal der Florenne in die Hohe Börde hinein. So wie hier gliedert sich der Rand der Hohen Börde bis Hohendodeleben mehr 134

oder weniger markant auf. Die kleinen Bäche, die oft aus den Einbuchtungen hinausfließen, passen nicht in die breiten Talformen; denn sie bilden das Ergebnis periglazialer Ausräumung nach der Saaleeiszeit, als das Inlandeis unser Gebiet nicht mehr erreichte. Das abgetragene Material breitet sich in flachen Schwemmkegeln vor dem Hochbörderand aus. K U R O N (1947) stellte an einem typischen Steilhang des Börderandes fest, daß sich die Eindellungen am Hang durch Rillen- und Grabenerosion, die Hangbuckel durch Schichterosion erklären lassen. Am Ober- und Unterhang betragen die Gefällswerte 2—5%, am Mittelhang 7 — 1 0 % . Befindet sich auf der Fläche über dem Hang noch ungestörter Löß, so ist er am Oberhang erheblich abgetragen, und am Mittelhang fehlt er vollständig. Am Unterhang und im anschließenden Tal beträgt die Mächtigkeit des herabgeschwemmten Lößes bis 2 m. Auf der ebenen Fläche oberhalb des Hanges liegt der Humusgehalt des Bodens bei 2—3 % , am Mittelhang um 1%, was einen Wechsel der Bodenfarbe von grauschwarz in granbraun nach sich zieht. Infolge der oberflächlichen Entkalkung des Lößes beträgt der Kalkgehalt in der oberen, 25 cm starken Schicht auf dem Plateau weniger als 1%. Der hohe Gehalt von 8—10% am Mittelhang läßt sich aus der Abschwemmung des Bodens erklären, wodurch der wenig entkalkte Unterboden an die Oberfläche tritt. Trotz der starken Höhenunterschiede und der vermehrten Bodenerosion werden die Flächen fast überall als Acker genutzt, so daß sich die natürliche Vegetation nur an wenigen Stellen halten konnte. Auf gut besonnten Hängen finden sich einige kontinentale Pflanzen des meridionalen Bereiches ein, wie Haar-Federgras (Stipa capillata), Feldmannstreu (Eryngium campestre), Mönchskraut (Nonea pulla). Illyrischer Hahnenfuß (Ranunculus illyricus), Bergziest (Stachys recta), Gelbe Skabiose (Scabiosa ochroleuca). Auf dem schmalen Höhenrücken treten außer dem Namen Teufelsberg, der früher Teufelshoch (-hoch = -berg) hieß, die Flurnamen Markwuhne und Kreuzhoch auf. Das Wort stammt also wohl aus dem Norden und wurde in der Börde neben der Bezeichnung Berg zum geographischen Begriff. Teufel weist sicherlich auf eine alte Opfer- oder Weihestätte, allgemein eine örtlichkeit des Volksglaubens, hin ( B U R G H A R D T 1967). Da hier früher mehrere wichtige Wege aus allen Richtungen zusammentrafen und für das 12. Jahrhundert mehrere Gerichtsstätten des Billingshochs bezeugt werden, die rund um das Teufelshoch liegen, ist hier auf einen bedeutsamen mittelalterlichen Versammlungs- und Gerichtsplatz zu schließen ( D A N N E I L 1896), wenn nicht gar das Billingshoch selbst hier lag. Diese Dingstätte gab im frühen Mittelalter einer Grafschaft im Nordthüringgau, dem Gebiet um Wolmirstedt, ihren Namen.

B 2

Meitzendorf, Kreis Wolmirstedt

B 3

Dieses Haufendorf liegt auf der weiten Ebene im Nordteil der Niederen Börde. Es gilt als nicht ganz sicher, ob der 940 genannte Ort Michotandorp mit ihm 10*

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gleichzusetzen ist. Möglicherweise schenkte Otto I. das Dorf um 940 dem Moritzstift; denn später erhielt der Erzbischof grundherrliche Rechte. In dem Ortsnamen ist als Bestimmungswort wahrscheinlich der deutsche Personenname Magizo/Megizo, zu ahd. magan — vermögen oder mäg = Blutsverwandter oder magan = Kraft, enthalten. Weitere Namensformen sind Meincendhorp 1197, Meytzendorp 1439 und Meitzendorff 1564. Im 13. Jahrhundert erhielt der Ort eine Petrikirche. Sie besitzt heute von der ursprünglichen Anlage noch den wehrartigen Westturm mit gotischen Schallöffnungen und einem Satteldach. Den rechteckigen, saalartigen Gemeinderaum errichtete man nach einem Brand 1744 neu. Das Dorfbild bestimmen auch heute die alten Bauernhöfe, von denen Nr. 13 deshalb am interessantesten ist, weil er nach 1945 einen erheblichen Bedeutungswandel erlebte. Das große zweigeschossige Wohnhaus, traufseitig zur Straße, beherbergt jetzt die achtklassige Schule des Dorfes. In der Mitte des Hofes steht rechtwinklig zum Wohnhaus der frühere Pferdestall, an den ein Schulspeiseraum mit Küche angebaut wurde. Seine Lage deutet auf die Entstehung der großen Wirtschaftsanlage offenbar aus zwei Höfen hin. Die eine Hälfte der auf der Rückfront des Hofes liegenden, aus Bruchsteinen errichteten Scheune wurde 1948 zu Wohnungen umgebaut; dagegen dient die andere nur noch als Schuppen, dessen hinteres Tor mit Korbbogen sich nach dem Garten hin öffnet. Die ganze Scheune erfuhr 1968 eine Umgestaltung zum Schulhort. Der Hof Nr. 33, in dem sich der Rat der Gemeinde befindet, besitzt eine mächtige, symmetrische Toranlage mit einem Korbbogentor, das zwei hohe Rundbogenpforten einfassen. Links vom Tor liegt ein zweigeschossiges Steingebäude mit Fenstern und Vollwalmdach, sicherlich ein alter Stall mit Wohnung, der heute als Stellmacherei dient. Rechts vom Tor steht ein neueres zweigeschossiges Wohnhaus mit Kellergeschoß und einem flacheren Satteldach, weil noch ein oberes Geschoß ausgebaut worden ist. Der Hof Goedecke weicht in der Anlage von der Regel ab. Vorn an der Straße steht in Giebelstellung ein anderthalbgeschossiges Wohnhaus mit Kniestock, an das sich das Altenteilerhaus anschließt; dann folgen in der Tiefe des Vorgartens das Korbbogentor mit der Korbbogenpforte und dann das große Wohnhaus der Jungbesitzer in Traufstellung zur Straße. Hinten hegt die Scheune und auf beiden Hofseiten stehen die Ställe aus Grauwackebruchsteinen, die früher um Ebendorf und Barleben oft als Baumaterial gewonnen wurden. Der Ort durchlief eine für viele Bördedörfer typische wirtschaftliche Entwicklung. Neben der Landwirtschaft gab es eine Zeitlang auch verarbeitende Industrie. So bestanden je eine Zuckerfabrik, Zichoriendarre und Brennerei sowie zwei Windmühlen im Ort. Während die Zuckerfabrik Anfang des 20. Jahrhunderts ihre Produktion einstellte, blieben Zichoriendarre und Mühlen noch einige Zeit bestehen. i960 stellte die LPG „Fortschritt" den einzigen bedeutenden Wirtschaftsbetrieb im Dorf dar. Sie umfaßte sieben ehemalige Groß- und 23 Kleinbauernstellen mit 131 Mitgliedern. Wegen Meitzendorfs Randlage in der Magdeburger 136

Börde liegt die Ackerwertzahl der 605 ha umfassenden Nutzfläche nur bei 86. Zu den Höfen der ehemaligen Großbauern kamen in den letzten Jahren neue Schweine- und Kuhställe am Rande des Ortes. 1975 ging der Feldbau in die LPG Pflanzenproduktion Dahlenwarsleben ein (s. D 1), die Viehhaltung in die LPG Tierproduktion Gutenswegen.

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Barleben, Kreis Wolmirstedt,

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und seine Flur liegen am Rand der Niederen Börde zum Elbtal, der in vorgeschichtlicher Zeit ein bevorzugtes Siedlungsgebiet darstellte. Das 700 m lange Fundgebiet weist nur geringe Unterbrechungen der Besiedlung von der frühen Jungsteinzeit bis zur römischen Kaiserzeit auf. Am Rande der Niederterrasse reiht sich im Süden und Norden der Gemarkung eine Siedlungsstelle an die andere. Besonders stark besetzt waren diese Uferränder von den Bandkeramikern. Vom Gebist nördlich der Eisenbahnstrecke stammen die seltenen Plastiken menschgestalteter Gottheiten und in Gruben niedergelegte Stiergehörne, die von kultischen Handlungen zeugen (Abb. 5, Nr. 7; L I E S 1965a). Ein angeschnittener Wehrgraben als Teil einer Befestigungsanlage dürfte der jüngeren Steinzeit angehören ( L I E S 1967). In einer mehrfach benutzten Gruft vom Übergang der jüngeren Steinzeit zur Bronzezeit (Abb. 25) fand man zwei trepanierte Schädel, wodurch die Gesamtzahl dieser Funde im Räume von Magdeburg Nord, Ebendorf und Barleben jetzt sechs beträgt. Eine solche Häufung auf engem Raum ließ sich bisher noch in keiner anderen Gegend nachweisen. Funden der jungsteinzeitlichen Trichterbecher-Kultur folgen Kulturreste bis in die frühe Bronzezeit. Nach einer noch nicht mit Funden belegten Siedlungslücke bis zum Ausgang der Bronzezeit nehmen die Besiedlungsspuren zur römischen Kaiserzeit wiederum zu (Abb. 26), um nach der Völkerwanderungszeit abermals abzubrechen. Der Rest eines Brennofens und Eisenschlacken bestätigen, daß bereits um die Zeitenwende bei Barleben eine Verhüttung von Raseneisenerz aus der Elbniederung erfolgte. Die Slawen besiedelten nachweisbar die Uferränder an der Großen Sülze südlich der Autobahn. Aus karolingischer Zeit stammt ein Reitergrab vom Breiten Weg innerhalb des Ortes. Sehr wahrscheinlich handelt es sich um den Besitzer eines Adelshofes als Ausgangspunkt des späteren Dorfes. Weitere mittelalterliche Ausgrabungsstücke in der Ortslage gehören dem 12.—13. Jahrhundert an. Alle Funde befinden sich im Kreismuseum Wolmirstedt und' im Kulturhistorischen Museum Magdeburg. Die erste urkundliche Erwähnung von Barleben fällt in das Jahr 1063, sofern mit Partunlep das spätere Barleben gemeint ist. Im Mittelalter nahm die Bevölkerung des Ortes erheblich zu und überflügelte die der umliegenden Dörfer. Vielleicht stammte ein großer Teil der Zugezogenen aus untergegangenen Gemeinwesen, deren wüste Stätten sich in der Nähe Barlebens befinden, z. B. Wardenberg an de;' Alten Elbe. Als mächtigstem Grundherrn gehörten dem Erzbischof von Magdeburg Ende des 14. Jahrhunderts insgesamt 85 Hufen Acker und Wiesen, 45 Höfe und ein Amtsvorwerk. 37 erzbischöfliche Lehnsträger befanden sich

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A b b . 25 Urgeschichtliche F u n d e v o n B a r l e b e n Torso einer weiblichen Gottheit von einem Tongefäß der bandkeramischen Kultur (links) Fußberge aus der älteren Bronzezeit (rechts)

»m D o r f , v o n denen 9 g r o ß e Herrenhöfe mit jeweils 5 — 9 H u f e n besaßen. D a n e b e n spielten die B a u e r n als Grundbesitzer keine Rolle. E r s t als die G e m e i n d e im L a u f e der Zeit die L e h e n g e k a u f t h a t t e , g a b es 1584 nur noch vier adlige R i t t e r güter, u n d d a s A m t s v o r w e r k , aber schon 95 freie A c k e r h ö f e , H a l b s p ä n n e r und Kossäten. D i e V e r w ü s t u n g e n im Dreißigjährigen K r i e g überstanden nur ein Gutshau-, u n d drei Bauernhäuser. D i e Wiederbesiedlung erfolgte durch R ü c k - u n d Zuw a n d e r e r aus der U m g e b u n g und zu einem g r o ß e n Teil aus den n i c h t so heimgesuchten westlichen Teilen D e u t s c h l a n d s (LEPPIEN 1921/24). 1684 g a b es bereits wieder vier R i t t e r g ü t e r , d a z u das V o r w e r k , 4 dienstfreie A c k e r l e u t e , 12 dienstfreie K o s s ä t e n , 6 dienstbare Ackerleute, 11 H a l b s p ä n n e r , 1 dienstfreien H a l b s p ä n n e r , 29 K o s s ä t e n und 19 Häuslinge. Die G ü t e r u m f a ß t e n jeweilb 400 bis 600 Morgen L a n d , z u m V o r w e r k gehörten e t w a 1200 Morgen. B i s z u r M i t t e des 19. J a h r h u n d e r t s k a m e n alle G ü t e r in den B e s i t z der Gemeinde. D a m a l s setzte sich die E i n w o h n e r s c h a f t aus 14 A c k e r l e u t e n , 12 Halbspännern, 44 K o s s ä t e n , 138 Häuslern und 326 Einliegern z u s a m m e n . D i e F e l d m a r k u m f a ß t e 5036 Morgen = 1 6 8 H u f e n A c k e r , 586 Morgen W i e s e , 48 Morgen G ä r t e n und 2 1 8 1 Morgen A n g e r . A n f a n g des 19. Jahrhunderts ließen sich im O r t l a n d w i r t s c h a f t l i c h orientierte G e w e r b e b e t r i e b e nieder. So g a b es 1840 insgesamt 3 Zichoriendarren, 1 Brennerei und 10 W i n d m ü h l e n , zu denen 1863 eine Z u c k e r f a b r i k h i n z u k a m , die später in ein K a k a o - und S c h o k o l a d e n w e r k u m g e w a n d e l t wurde. Diese industrielle S t r u k t u r blieb im wesentlichen bis in die erste H ä l f t e des 20. J a h r h u n d e r t s bestehen. E i n i g e Käsereien und eine Ziegelei ergänzten d a s Bild. G e g e n w ä r t i g besitzt nur noch eine Käserei eine gewisse B e d e u t u n g . W i c h t i g s t e s I n d u s t r i e w e r k im O r t ist ein W e r k t e i l des V E B S t a r k s t r o m a n l a g e n b a u Magde138

bürg mit einigen hundert Beschäftigten (s. A g), für den die ehemalige Schokoladenfabrik am Bahnhof umgebaut wurde, östlich des Ortes an der Autobahn fertigt der V E B Baumechanik Kräne in Leichtbauweise und führt Kranreparaturen aus. Der Betrieb ging aus der Reparaturwerkstatt einer Baufirma hervor, die Hauptauftragnehmer für den Bau des Mittellandkanals und der Autobahn war. Trotz dieser Industriebetriebe pendeln täglich noch über 1 ooo Werktätige nach Magdeburg aus (Tab. 4). So gehört heute Barleben zu den großen Arbeiterwohngemeinden, was sich auch im Siedlungsbild deutlich widerspiegelt, besonders im Westen des Ortes entlang der Hauptstraße, der mittelalterlichen Heerstraße nach Stendal. Die landwirtschaftliche Nutzfläche von 1636 ha breitet sich zum Teil auf der Niederen Börde mit Ackerwertzahlen über 90 und in der Elbaue mit Ackerwertzahlen zwischen 70 und 80 aus. Grünlandnutzun^ spielt nur noch eine untergeordnete Rolle, da die Niederung eingedeicht und entwässert ist. Den überwiegenden Teil der Nutzfläche der 1953 gegründeten LPG „Vorwärts" bewirtschaftet seit 1975 mit Gemüse die K A P Magdeburg-Neustadt (s. A 4). Einige alte Hofgebäude des Ortes dienen noch als Stall- und Speicherräume. Neue Wirtschaftsgebäude entstanden im wesentlichen am nördlichen und nordöstlichen Dorfrande. 63 Mitglieder der LPG widmen sich der Tierhaltung.

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In dem großen Haufendorf finden wir noch eine Reihe von Vierseithöfen mit zum Teil älterer Bausubstanz. Dazu gehört der Hof in der Kirchstraße 11, den die adlige Familie Arnstedt wohl Anfang des 17. Jahrhunderts kaufte. Aus dieser Zeit stammt das Rundbogentor mit den zinnenartigen Dachaufsätzen und den Sitznischen an der Rundpforte, auf der die Jahreszahl 1605 steht (Bild 11 a). In dem zweigeschossigen Herrenhaus von 1701 mit Vollwalmdach sind noch eine Barocktreppe im Flur und ein Tonnengewölbe im Keller vorhanden, vermutlich aus dem Mittelalter. Teile des Parks erhielten sich bis heute. In der Hansenstraße 28 liegt am Talhang der Sülze ein Hof mit einem eingeschossigen, quergeteilten, verputzten Wohnhaus aus Bruchstein und einem Backsteinanbau mit Mansarddach. Im Garten steht noch eine rechteckige, eingeschossige Bruchsteinruine mit Rundbogenfenstern und rechteckigen Fenstern, die sogenannte alte Ritterburg. In ihr erhielten sich Reste einer Freitreppe und der tonnengewölbte Keller. B E R G N E R (1911) datiert die Entstehung dieses einstigen Saalbaues in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts. Ein recht altertümlicher Vierseithof befindet sich in der Schulstraße 12. An der Straße steht neben dem Tor traufseitig das zweistöckige Wohnhaus aus Fachwerk, dessen Kehlbalkensparrendach Reste eines doppelt stehenden Stuhles enthält. Rechtwinklig dazu liegt auf der linken Hofseite ein älteres Wohnhaus . mit Querteilung, ganz aus Bruchstein errichtet. Der Herd in der Küche besitzt noch den umgekehrt trichterförmigen Rauchfang, der in den gemauerten Rauchschlot übergeht. Auf die Zeit um 1600 weisen Rundbogenfenster und Dachgaupen. In den Höfen von Holte und in der Breitscheidstraße bestehen die zweigeschossigen Wohnhäuser aus Fachwerk, und die Ställe, teils aus Fachwerk, teils aus Bruchstein, sind mit klassizistischen Vasen geschmückt. Die Kirche St. Petri und Paul entstand vermutlich auf Grund einer Stiftung im frühen 13. Jahrhundert. Ihren wehrartigen Westturm mit sechs Schallöffnungen und schmalen Einstiegschlitzen an der Südseite erhöhte man 1699 um etwa 15 m und gab ihm einen Barockhelm. Gleichzeitig wurde der einschiffige Saal auf altem Grundriß neu aufgeführt. Eine zweite, dem Heiligen Nikolaus geweihte Kirche wurde schon im 17. Jahrhundert vernichtet. In Barleben erhielten sich noch einige Bräuche, so das Osterfeuer (s. D 12), der Schabernack der Freien Nacht und das Silvestersingen (s. D 3, D 12), bei dem sich die Kinder scherzhaft verkleiden, indem sie z. B. sehr große Hüte aufsetzen.

Barleber See Der 105 ha große See entstand, als hier 1928—1937 Sand und Kies zur Schüttung der Dämme für Mittellandkanal und Autobahn abgebaggert wurden. Eine reiche Sammlung von damals geborgenen Tierknochen aus dem Pleistozän befindet sich im Kreismuseum Wolmirstedt. Die durchschnittliche Tiefe des Sees beträgt 6,5 m, die größte im Nordwestteil 9,8 m. Auf Grund des Nährstoffreichtums setzte sich in den tiefen Zonen eine mehr als 10 cm dicke Faulschlamm140

Schicht ab ( B A U C H 1953). Fast den gesamten Seeboden bedeckt eine Krautschicht. Dagegen erreicht der Schilfgürtel, mit Ausnahme an der Nordseite, nur eine geringe Breite, da das Ufer meist steil abfällt. Am Westufer des Sees ziehen sich Pappelreihen und Weidengehölze hin. Anfangs diente der See nur der Fischerei und stellte noch in den fünfziger Jahren einen Hecht- und Schleisee dar, in dem auch Blei (Abramis brama), Plötze (Rutilus rutilus) und Barsch (Perca fluviatilis) verbreitet waren. Der amerikanische Flußkrebs (Cambarus limosus) ist sicher in den See gesetzt worden, da er westlich der Elbe recht selten vorkommt. Heute stellt der Barleber See auch ein wertvolles Beobachtungsgelände für die Ornithologen und eine Zählstelle der internationalen Wasservogelzählung dar. Im jährlichen Vogelzug spielt er eine bedeutende Rolle. Als Durchzügler wurden bisher alle mitteleuropäischen Entenarten mit Ausnahme der Kolbenente (Netto, rufina) registriert. Durchschnittlich halten sich vom Herbst bis zum Frühjahr, soweit der See1 im Winter nicht zugefroren ist, täglich etwa 1500 Wasservögel hier auf. Tausende nordischer Enten der verschiedensten Arten rasten auf dem See, Hunderte von Lachmöwen (Larus ridibundus) bevorzugen ihn als Schlafplatz, und durchziehende Schnepfenvögel finden hier reichliche Nahrung. Von den Greifvögeln zählen Wanderfalke (Falco peregrinus), Merlin (Falco - columbarius) und Rauhfußbussard (Buteo lagopus) zu den ständigen Gästen. Alljährlich suchen den See zur Zugzeit Fischadler (Pandion haliaeetus) auf, auch Seeadler (Haliaeetus albicilla) werden fast in jedem Jahr beobachtet. An seinem Westufer brüten Drosselrohrsänger (Acrocephalus arundinaceus), Rohrammer (Emberiza schoeniclus) und viele weitere Kleinvögel. Unter den 66 Vogelarten, die auf und an dem See bisher beobachtet wurden, sind einige von großer Seltenheit, wie Ohrentaucher (Podiceps auritus) und Thorshühnchen (Phalaropus fulicarius). Nach dem zweiten Weltkriege suchten von Jahr zu Jahr mehr Badegäste den See auf, so daß die Reichsbahn 1967 hier einen Haltepunkt eröffnete. Wochenendhäuser, Zelt- und Parkplätze gehören neben einigen gastronomischen Einrichtungen zum heutigen Bild des Seeufers. Wegen seiner Bedeutung für die Erholung wurden der Barleber See und seine Umgebung 1964 unter Landschaftsschutz gestellt. Gegenwärtig richtet man weitere Anlagen ein, um täglich 18000 Besuchern einen angenehmen Aufenthalt bieten zu können.

Alte Elbe bei Barleben Bis ins 12./13. Jahrhundert floß die Elbe etwa 3 km westlich vom heutigen Verlauf entlang (Abb. 24). Im hohen Mittelalter zweigte bei Magdeburg ein Arm in östlicher Richtung vom Strom ab und erweiterte sich allmählich zum Hauptarm. Dadurch veränderte z. B. Rothensee seine Lage von der rechten auf die linke Elbseite (s. A 6). Die Alte Elbe blieb noch bis ins 15. Jahrhundert schiffbar, führte noch weitere 100 — 200 Jahre Wasser, verlandete dann aber schnell. Seit141

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dem dient das Tal von Magdeburg abwärts der Schrote als Abflußbahn. Dem Betrachter bietet sich heute nur ein 2—3 m breiter Bach dar. Sein Verlauf läßt sich am besten durch die Baum- und Strauchreihe in der Aue verfolgen. Das ehemals breitere Flußbett erkennt man an seiner etwa 1 —2 m tieferen Lage in der Aue, z. B. am Rand des Barleber Sees, noch ganz gut. An der Alten Elbe befindet sich ein Streifen von Laubmischwald mit Ulme und Eiche, offenbar ein Rest des Barleber Geheges, das sich früher im Gebiet des Barleber Sees ausbreitete. An dem Wasserlauf siedelten sich schon früh Menschen an. So wurden aus dem durch eine Kiesbaggerei entstandenen Barrosee am Wege von Rothensee nach Barleben (Abb. 5, Nr. 8) ungewöhnlich gut erhaltene Metallfunde der mittleren Bronzezeit geborgen. In den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung stand hier am Rande des alten Elbslaufes ein Dorf mit Pfahlhäusern, das durch eine Hochflutkatastrophe teilweise abstürzte (LIES 1966 b). Reste davon kamen aus 5 — 6 m Tiefe an das Tageslicht. Die bsdeutungsvollsten Funde sind aber neben Überresten von pleistozänen Großtieren msnschliche Gerätschaften aus der Altsteinzeit mit einem geschätzten Alter von 200000 Jahren (TOEPFER 1964). Die Funde liegen in den Museen Wolmirstedt und Magdeburg sowie beim Kreisfundpfleger Bernhard LANGE in Barleben (Abb. 26). In dam 1961 nördlich von Magdeburg-Neustadt errichteten Kieswerk fand B. LANGE zahlreich? Reste vom Mammut, Wollhaarigen Nashorn, Bison und Riesenhirsch. Hinzu kommen Steingeräte aus der Alt- und Jungsteinzeit sowie Gefäße aus der Bronzezeit und Fundmaterial aus der römischen Kaiserzeit und Frühgeschichte. Die Funde sind im Kieswerk ausgestellt (Abb. 5, Nr. 4).

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Hildagsburg Der Burgwall gleichen Namens befand sich an dem heutigen Schnittpunkt des Mittellandkanals mit der Eisenbahnlinie Magdeburg—Stendal. Mit einer Größe von 9 ha und einer Erstreckung von 170 m in Nord-Süd- und 120 m in Ost-WestRichtung lag der Wall auf einer flachen Erhebung, wahrscheinlich einem Rest der Niederterrasse, in 45 m ü. NN in der Elbaue. 1926—1929 erfolgte die wissenschaftliche Untersuchung der Hildagsburg, die dann zum größten Teil beim Bau der Verkehrswege verschwand (Abb. 5, B). Die Grabungen ergaben reiche Funde der jüngeren römischen Kaiserzeit, der frühmittelslawischen, der spätslawischen und der deutschen Kultur (DUNKER 1 953)- Aus den geborgenen Stücken läßt sich schließen, daß eine erste Besiedlung vom 1. bis 3. Jahrhundert durch Germanen erfolgte. Für etwa 800 konnte eine slawische und für die Mitte des 10. Jahrhunderts eine deutsche Burg nachgewiesen werden. Die erste Erwähnung der Hildegesburg 1129 bezeichnet zugleich ihre Zerstörung. Damit stellt die Anlage die älteste bekannte Wüstung im Nordthüringgau dar (HERTEL 1899). Der Ortsname enthält als Bestimmungswort im Genetiv einen Personennamen, der sich aus altsächsisch hild — Kampf 142

und dag = Tag zusammensetzt. Der Name fand nach dem 12. Jahrhundert noch mehrfach Erwähnung, und bis zum 14. Jahrhundert bestand an dieser Stelle eine Wallfahrtskapelle ( G R I M M 1958).

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Mittellandkanal

C 1

Der 220 km lange Mittellandkanal, der bei Bergeshövede vom Dortmund-EmsKanal abzweigt, stellt den Verbindungsweg zwischen Rhein und Elbe her und verläuft im Elbe-Ohre-Urstromtal. Die Wasserstraße wurde 1916 bis Hannover und 1938 bis Magdeburg in Betrieb genommen. Da der Kanalabschnitt zwischen dem Schiffshebewerk Rothensee (s. C 2) und dem Elbe-Havel-Kanal einschließlich der Brücke über die Elbe noch nicht fertiggestellt ist, benutzen die Schiffe den sogenannten Abstiegskanal bei Magdeburg. Von hier aus fahren sie dann 12 km elbabwärts, um durch die Schleuse Niegripp in den Elbs-Havel-Kanal und weiter zu den Berliner Wasserstraßen zu gelangen. Der Wasserspiegel im Kanal liegt 56 m ü. NN, d. h. am Schiffshebewerk etwa 13 m, bei Groß Ammensieben etwa 5 m über dem angrenzenden Gelände. Dementsprechend verringert sich die Höhe des Dammes von 16 m am Hebewerk auf 8 m bei Groß Ammensieben. Zur Schüttung des 18 km langen Dammes bei Magdeburg benötigte man etwa 1 Mill. m 3 Erde, die aus zwei Gruben am Kanal entnommen wurden. Dadurch entstanden der Barleber (s. B 5) und der Jersleber See. Um das Durchsickern von Wasser zu verhindern, erhielt das Kanalbett eine 0,6 m starke Schicht aus Ton. Auf der 40 m breiten Wasserstraße können 1000-t-Schiffe verkehren. Unter ihr führen die Fernverkehrsstraße 189 und die Eisenbahnlinie Magdeburg—Wolmirstedt hindurch.

Schiffshebewerk Rothensee

C 2

Das Schiffshebewerk stellt die Verbindung zwischen dem Mittellandkanal (s. C 1) und dem zur Elbe und zu den Magdeburger Häfen führenden 5 km langen Abstiegskanal her. Zwischen beiden Wasserwegen beträgt der Höhenunterschied bei Mittelwasser 15 m, kann aber bei Niedrigwasser bis auf 18,5 m anwachsen. Gleichzeitig mit dem Kanal wurde das Hebewerk 1938 in Betrieb genommen. Da der Mittellandkanal an der Elbe endet, müssen alle Schiffe das Hebewerk benutzen. Den größten Anteil an den Durchschleusungen nimmt heute die Transitschiffahrt von der B R D nach Westberlin ein. Die beiden Schwimmer des Hebewerkes (Abb. 27) verfügen über einen Auftrieb von 5400 t, was dem Gesamtgewicht der beweglichen Teile des Hebewerkes entspricht. Das System befindet sich also im Gleichgewichtszustand. Die 70 m tiefen wassergefüllten Schwimmerschächte stehen ab 37 m Tiefe in der Grauwacke. Von der Sohle der Schächte bis zum höchsten Punkt der Aufbauten mißt das Bauwerk annähernd 100 m. Der Schiffstrog ist mit 85 m Länge, 12 m Breite und

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2,5 m Wassertiefe für 1000-t-Schiffe eingerichtet. Bewegt wird er an vier Spindeln von 27 m Länge und 42 cm Durchmesser, die aus einem Stück geschmiedet worden sind. Ein Hebevorgang dauert etwa 20 Minuten. Pro Tag kann das Hebewerk eine Schiffslast von 45000 t bewältigen. Die Jahresleistung liegt bei 7,5 Mill. t. Die Durchschleusung mit einem Schiff der Magdeburger Weißen Flotte gestaltet sich zu einem eindrucksvollen Erlebnis. C 3

Hohenwarthe, Kreis Burg Das alte Straßen- bzw. Gassendorf zieht sich etwa 10 m über der Elbaue parallel zum Steilrand auf dem Hochufer hin. Dieser Terrassenrand läßt sich vom Weinberg im Süden des Ortes bis zu den Taufwiesenbergen nördlich des Ortes verfolgen. Als Siedlungsplatz bevorzugten ihn Menschen vor allem in der j üngeren Steinzeit, dem Abschnitt der Schönfelder Kultur, und in der späten römischen Kaiserzeit. Damals lag das Siedlungsgebiet wie heute wahrscheinlich direkt an der Elbe. E t w a zwischen dem 10. und 13. Jahrhundert floß der Hauptstrom auf der Westseite des Tales (s. B 6). Später benutzte die Elbe wieder ihr heutiges Bett. Eine Fähre dürfte schon früh bestanden haben, lagen doch die dorfeigenen Wiesen seit der Elbverlegung im 13. Jahrhundert zum Teil jenseits des Stromes. Schrift144

liehe Nachrichten über die Fähre liegen allerdings erst seit dem 18. Jahrhundert vor. Eine alte Straße verlief v o n Wolmirstedt über Hohenwarthe nach Burg. Der Name des Dorfes läßt sich aus seiner hohen Lage erklären. Als 1225 der Magdeburger Erzbischof das Dorf für die Dominikaner kaufte, taucht der Name Honwarde erstmals auf. 1684 lebten hier 10 Ackerleute, 3 Halbspänner, je 1 Häusling, Müller und Hirte. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts kamen nur ein paar Häusler dazu. Angaben über die hohen Steuerlasten der Gemeinde im preußischen Staat liegen von 1690 vor (KERSTEN 1930). Danach zahlten die Bewohner monatlich 10 Taler, 19 Groschen, 7 Pfennige, und zwar ,,8 Groschen jeder Ackerhof, 6 Groschen jeder Halbspännerhof, 4 Groschen jeder Kossatenhof, 2 Pfennig von jedem Scheffel Aussaat, 1 Groschen von jedem Fuder Hofgrasung, 8 Pfennig ein jeder Einwohner von der Holzung, 1 Groschen von 1 Taler W e r t Gartennutzung". Dazu kamen weitere Steuern, z. B . die Siebzigpfennigsteuer sowie die Grase- und Hofzinsen. Die Höhe der Abgaben hing ganz vom Gutdünken der preußischen Herrscher ab. 1686 mußte die Gemeinde unter dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm 151 Taler entrichten; König Friedrich I. verlangte 1708 aber 551 Taler; unter Friedrich Wilhelm I. (1713—1740) gingen die Steuern auf 220 Taler zurück. Durch die Neuordnung Preußens kam Hohenwarthe 1815 v o m A m t Wolmirstedt zum Kreise Jerichow I. Seitdem der Ort 1847 Anschluß an die M a g d e b u r g Berliner Eisenbahnstrecke erhalten hatte, erweiterte er sich in nordöstlicher Richtung. Allerdings wurde die Bahn 1873 weiter nach Osten verlegt (s. E 9). In neuerer Zeit entwickelte sich Hohenwarthe wegen seiner schönen Umgebung (s. C 4) zum Ausflugsziel für die Magdeburger und Burger Einwohner. Im Sommer besteht regelmäßiger Schiffsverkehr der Weißen Flotte hierher. Von den Gebäuden des Dorfes ist ein allerdings inzwischen stark umgestaltetes Barockhaus aus dem Jahre 1692, Hauptstraße 6, zu nennen. Die kleine romanische Kirche am Hochufer der Elbe besteht aus einem einschiffigen Saal mit kleiner Apsis im Osten und geradem Schluß im Westen, der einen Schaugiebel mit offenem Glockenstuhl besitzt. Der Turm soll vor längerer Zeit infolge der Zurückschneidung des Hanges durch die Elbe abgestürzt sein. Quarzitbruchsteine aus Gommern dienten als Baumaterial; wenige Ziegel, glatt und glasiert, fanden bei einer Restaurierung und Verputzung am Ende des 19. Jahrhunderts Verwendung. Eine gute ländliche Schnitzarbeit zeigt der Schreinaltar mit der Anbetung der Heiligen Drei Könige (um 1470). In Hohenwarthe erhielten sich noch einige Bräuche. Zu Ostern ist hier und in einigen anderen rechtselbischen Orten noch das Eiertrudeln Sitte. Die Kinder lassen gefärbte Ostereier an bestimmten Stellen einen Hang hinabrollen. Sie kugeln sie über das Gras oder fertigen eine Rinne an und laufen dann neben dem rollenden E i hinab, ö f t e r befindet sich am Unterhang ein Loch, in das das E i gelangt. A m Vorabend des 1. Mai wird das Maifeuer gewöhnlich auf dem Dorfplatz abgebrannt. Dabei wird eine Ansprache gehalten, Schulkinder singen Lieder, tragen Gedichte vor und führen Volkstänze auf. Auch in einigen anderen rechtselbischen Orten herrscht dieser Brauch. A m 1. Mai schmückt eine Birke als Maibaum den Dorfplatz.

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C 3

Einziger bedeutender Wirtschaftsbetrieb ist die LPG „Elbeland", die sich 1976 mit 55 Mitgliedern mit der LPG „Karl Marx" in Lostau vereinigte. Von den 30 zum Teil kleinen Höfen werden noch 8 vor allem für die Viehwirtschaft genutzt. Neue Schweineställe stehen am östlichen Dorfrand. Von den 540 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche, die seit 1975 von der KAP Gerwisch bewirtschaftet werden (s. E 3), liegen 42% in der Elbniederung als Grünland. Auf den Wiesen wurde seit 1969 die Beregnungsfläche erweitert, 1975 umfaßte sie 70 ha (s. C 6). Auf dem Ackerland herrschen sandige Böden vom Endmoränengebiet des Westflämings vor. Hier liegt die Ackerzahl nur bei 30 und ist neben der von Moser die niedrigste in unserem Gebiet.

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Weinberg (75,6 m, Naturschutzgebiet; Bild 12) Seine steilen Hänge trugen im Mittelalter Weinreben, die hier von den Mönchen in Hohenwarthe gezogen wurden (s. C 3). Am Berg sind verschiedene Schichten aus dem Känozoikum (Erdneuzeit) aufgeschlossen. Über einem Sockel von Rupelton baut sich im wesentlichen Geschiebemergel auf. Der gelblich braune, tonige bis kiesige, kalkhaltige Geschiebemergel, der wenige größere Geschiebe enthält, läßt sich an mehreren Stellen gut beobachten. Er ist meist ungestört gelagert, im Südteil des Weinberges aber durch Eisdruck gestaucht. Da die Entstehungszeit der Schichten noch nicht eindeutig geklärt ist, erfolgt in Abb. 28 die Einteilung n a c h WIEGERS (1929) u n d GLAPA (1965). I m g a n z e n h ä l t m a n d e n W e i n b e r g , d e r

etwa 35 m über das Elbtal emporragt, für eine Endmoränenkuppe der größten Ausdehnung des Warthestadiums.

Wein-B.

Weichseleiszeit

Saale-Eiszeit (nach GLAPA 1965) Elster-Eiszeit (nach WIEOERS >929) Geschiebemergel präglaziale feuersteinfreie Kiese Rupelton

Elster-Eiszeit (nach GLAPA) Mitteloligozân

Abb. 28. Geologisches Profil vom Weinberg 146

Unmittelbar am Fuße des Weinberges zieht der Elbstrom vorbei, der bei Hochwasser die Sedimente ausspült. Beobachtungen beim Bau der Autobahnbrücke lassen die Vermutung zu, daß der Steilhang seit der frühen Mittelsteinzeit um 200—300 m nach Osten zurückverlegt worden ist. Für den weiteren Bestand des Hanges erlangt deshalb die Vegetationsdecke besondere Bedeutung. An manchen Stellen breitet sich dichter Hangulmenwald aus. An den unbewaldeten Hangabschnitten gedeihen wärmeliebende Pflanzen, z. B. Großer Knorpellattich (Chondrilla juncea), Gelbe Skabiose (Scabiosa ochroleuca), Scharfes Berufskraut (Erigeron acer), Ohrlöffel-Leimkraut (Silene otites) und Ausdauernder Windsbock (Rapistrum perenne). An dem Steilhang siedelt eine Uferschwalbenkolonie (Riparia riparia). Der Weinberg gehört zu den beliebtesten Ausflugszielen in der Umgebung von Magdeburg. Von seiner Höhe genießt man einen umfassenden Blick über die verschiedenen Landschaften unseres Gebietes, über Elbtal, Niedere Börde, Hochbörderand und Westfläming. Etwa 1,5 km nordöstlich des Weinberges zieht von Hohenwarthe aus nach Osten ein überwiegend ackerbaulich genutzter Höhenzug, der sich dann in den Kiefernforsten weiter im Osten verliert. Es handelt sich um den warthestadialen Endmoränenzug der 69 m hohen Krähenberge, mit dem hier die westliche Fläminghochfläche beginnt. Zwischen den Krähenbergen und dem Ort Moser liegen im Zuge der Eisrandlage Dünen, bestanden mit Kiefernforsten und durchsetzt von Birken. Vor der Hügelreihe breitet sich die weite Sanderzone aus, die zum Teil mit einer deutlichen Stufe endet. Das folgende tiefere Niveau zwischen Weinberg und Krähenbergen in einer Höhe von rund 50 m ü. NN wird gut durch den Verlauf der Autobahn markiert und als Teil des warthestadialen Urstromtales gedeutet ( K L A F S 1965 b), dessen Schmelzwässer durch das Ohretal nach Nordwesten abflössen.

Waldkrankenhaus Lostau Im Jahre 1902 wurde das Waldkrankenhaus Lostau als Tuberkuloseheilstätte an der Straße Lostau — Hohenwarthe durch die Stadt Magdeburg fertiggestellt. Frühzeitig erfolgte die Erprobung moderner Behandlungsmethoden, u. ä. schaffte man schon 1907 einen Röntgenapparat an. Von 1922 bis 1939 gehörte die Heilstätte der Deutschen Reichsbahn. Danach brachte hier die Stadt auch die Hautklinik des Sudenburger Krankenhauses unter. 1952 übernahm das Krankenhaus wieder voll seine ursprüngliche Aufgabe. Man spezialisierte sich auf die Behandlung von tuberkulosekranken Schwangeren und richtete eine Entbindungsabteilung ein. Heute verfügt die Anlage als Bezirkskrankenhaus und Lungenklinik der Medizinischen Akademie Magdeburg über 270 Betten. Außerdem wurde ein weit über die Grenzen der DDR bekanntes bronchologisches Zentrum geschaffen.

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Lostau, Kreis Burg Das Dorf besteht aus den zwei Teilen A l t bzw. Groß Lostau auf einer flachen Sandinsel in der Niederung an der Alten Elbe und Neu bzw. Klein Lostau auf der Niederterrasse 500 m östlich von A l t Lostau. Beide Siedlungen bildeten administrativ immer eine Gemeinde. Otto I. schenkte das Dorf dem Magdeburger Erzstift. 973 wird es erstmals erwähnt, als Otto II. u. a. die Schenkung von Loztoue bestätigte. Der in dieser Urkunde erwähnte Burgward konnte bisher noch nicht einwandfrei lokalisiert werden. D a slawisches Fundmaterial von der Talsandinsel A l t Lostau noch fehlt, spricht sehr viel daiür, daß der 1 k m südlich des Ortes auf einer flachen Düne an der Alten Elbe gelegene, als „ D e r H o f " bezeichnete Platz der Burgward gewesen sein kann. Hier läßt sich eine slawische und frühdeutsche Besiedlung durch reiches Fundmaterial nachweisen; und nach der Landseite umschloß ein heute eingepflügter Wall bogenförmig die Siedlung (Abb. 5, D). Da Lostau im Überschwemmungsgebiet der Elbe liegt, traten immer wieder Wasserschäden im Dorf auf. Ende des 18. Jahrhunderts gelang es schließlich, den Elbbogen um die Schwisau abzuschneiden und damit den Strom selbst v o m Ort fernzuhalten (s. E 1). Trotzdem zogen es von der Mitte des 19. Jahrhunderts an viele Leute vor, sich auf der erhöht liegenden Niederterrasse ihre Häuser zu bauen. Daraus entwickelte sich Klein Lostau, das sich aber im Laufe der Zeit zum größeren Gemeindeteil ausweitete, zumal der Ort zeitweilig eine Eisenbahnstation besaß (s. E 9) und die Verbindung zur Chaussee Magdeburg — Burg auf überschwemmungssicherem Talsand angelegt wurde. Der Schlick in der Elbaue bot die Voraussetzung, Ziegel herzustellen. Jedoch gingen die beiden im 19. Jahrhundert errichteten Ziegeleien Anfang des 20. Jahrhunderts wieder ein. Die romanische Kirche aus Bruchstein stammt aus der Mitte des 12. Jahrhunderts. Dem nach Osten abfallenden, gestaffelten dreiteiligen B a u aus breitem Westturm, Schiff und Chorhaus ist im Süden eine kleine Vorhalle aus Fachwerk vorgelagert. Der Turm zeigt sechs rundbogig geschlossene Schallöffnungen, ebenso romanisch geben sich die Chorfenster. Unter dem Satteldach hängen Glocken aus dem Jahr 1715. Der Kirchenraum ist mit einer flachen Holzdecke versehen und mit einem volkstümlich wirkenden Flügelaltar von 1665 ausgestattet. Unweit des Deiches in A l t Lostau, auf dem W e g zur Alten Mühle, erhielt sich ein Atelierhaus, das der Baumeister Heinrich TESSENOW (1876—1950) entwarf und errichtete. In dem eingeschossigen Holzbau mit einem einseitig tief herabgezogenen Dach befinden sich oben ein Atelier- und ein Wohnraum, unten Küche und zwei Aufenthaltsräume. Die Bauern der Gemeinde schlössen sich 1952 zu einer L P G T y p I I I zusammen. Von den 2 Höfen in A l t Lostau und den 22 Höfen in Neu Lostau werden noch 14 durch die Genossenschaft genutzt. Nördlich des Ortes entstand in den letzten Jahren ein neuer Stallkomplex für Schweine und Rinder. Von den 681 ha Nutzfläche liegen in der Elbaue 200 ha Grünland. Seit 1959 werden von Jahr zu Jahr größere Flächen mit Abwasser aus Magdeburg beregnet. 1969 konnten da148

durch auf 400 ha, darunter dem gesamten Grünland, die Erträge verdoppelt werden. Die Grünlandzahl beträgt 45. Wegen der leichten Böden des Sandergebietes im östlichen Teil der Gemarkung liegt die durchschnittliche Ackerzahl nur bei 34. Um den Arbeitsablauf in der Feldwirtschaft zu rationalisieren, bildeten die L P G in Lostau, Hohenwarthe, Körbelitz und Gerwisch 1975 die K A P Gerwisch.

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Forsthaus Külzau

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Mitten im Külzauer Forst steht am Kreuzungspunkt mehrerer Wege eine Revierförsterei. Hier lag im 14. Jahrhundert das wüste Dorf Kulzowe. „Auf der wüsten Flur wurden zwei zum Amte Niegripp gehörige Vorwerke Alt- und NeuKülzau angelegt, die mit einer Schäferei, der alten Külzauer Wassermühle, einem Kruge und einem Tagelöhnerhause eine neue Ortschaft bildeten, die 1782 31 Einwohner zählte. Dazu gehörten 1050 Morgen Acker und Wiesen und 900 Morgen Holz" ( R E I S C H E L 1930). Neu Külzau und die ehemalige Wassermühle, die nach Schermen eingemeindet ist, liegen etwa 2,5 km nordöstlich vom Forsthaus zu beiden Seiten der Autobahn an dem Bach, der die Niederung östlich von Moser entwässert.

Magdeburger Rieselfelder

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1892 suchte man eine Möglichkeit, einen Teil der Abwässer der Stadt Magdeburg zu verwerten. Dazu fanden sich geeignete Flächen im Gebiet von Moser—Gerwisch—Lostau. Ursprünglich wurden die Abwässer ohne Vorklärung auf die Felder geleitet. Als aber die Zuleitungsgräben verstopften, entschloß man sich, am Cracauer Anger ein Vorklärbecken anzulegen. Dort stand auch das erste Pumpenhaus (s. A 21). Nach dem zweiten Weltkrieg baute man an der Potstrine bei Gerwisch eine zweite Pumpstation mit Klärbecken, um eine größere Fläche berieseln zu können. Vor kurzem entstand eine dritte Pumpstation in der Nähe der Gärtnerei des Volksgutes Körbelitz. Heute gehören die Rieselfelder zum Volksgut (s. E 4) und zu den landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften Gerwisch, Biederitz und Lostau. Neuerdings nimmt die Verregnung des Wassers neben der Verrieselung immer mehr zu, 1976 auf 900 ha.

Moser, Kreis Burg

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In der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts schenkte Otto I. dem Moritzkloster den Ort Mozeri, der aber etwa im 13. Jahrhundert wüst wurde. Die Dorfstelle lag zwischen dem heutigen Moser und Schermen. Auf der wüsten Feldmark legte 11 Magdeburg

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die Familie von Alvensleben in Schermen am Westrande der Bruchwiesen ein Vorwerk mit Schäferei an. Nach 1843 entwickelte sich daraus ein selbständiges Rittergut mit 951 Morgen, zu dem auch eine Ziegelei im Rupelton, Anfang des 20. Jahrhunderts stillgelegt, und eine Schnapsbrennerei gehörten. Am Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich im Südteil der Gemarkung Schermen, 2 km südöstlich von Moser, aus einem weiteren Vorwerk der Karolinenhof mit 400 Morgen. 1 km östlich von Moser steht der Paulshof ebenfalls auf der Flur von scnermen. Heute bewirtschaftet das V E G Obstbau Olvenstedt die Flächen. Um 1935 legte ein General in der Nähe eines Pferdestalles vom Gut Moser südlich vom Karolinenhof den Ottohof an, der seit der Bodenreform 1945 von 5 Neubauern besetzt ist. Etwa 1935 wurde das Rittergut Moser aufgeteilt und im wesentlichen in Gärtnereien umgewandelt. Heute sind die zwei größten mit 72 ha zu einer G P G vereinigt, die sich vor allem mit Feldgemüsebau befaßt. Daneben betätigen sich weitere 20 Erwerbsgartenbaubetriebe auf 50 ha Nutzfläche. In einem nach 1945 in der Nähe des Bahnhofes entstandenen Fahrzeugwerk fertigt man Kleinfahrzeuge, z. B. Elektrokarren und Kleinanhänger. Die Gemeinde Moser bildete sich um 1910. Damals erfaßte die Gartenstadtbewegung dieses verkehrsgünstig gelegene waldreiche Gebiet. Wohlhabende Magdeburger Bürger ließen sich hier Häuser errichten, vor allem in der Nähe des Bahnhofs. Vom Rittergut, dessen Herrenhaus 1 km östlich der Chaussee nach Magdeburg noch steht, bis zum Bahnhof bildete sich eine neue Straßenzeile, die heutige Thälmannstraße. Seit dieser Zeit gehört Moser zu den beliebtesten Naherholungsgebieten der Magdeburger.

10 Kapaunenberg (102,3

m)

Diese Kuppe im Nordosten unseres Gebietes gewährt uns einen Überblick über das warthestadiale Endmoränengebiet der westlichen Fläminghochfläche (Abb. 1). Der Berg gehört zu der warthezeitlichen Hauptrandlage im westlichen Fläming ( S C H U L Z 1966). Der Nordwest—Südost ziehende Höhenrücken beginnt mit dem Kapaunenberg und vereinigt sich etwa 4 km weiter im Südosten mit dem Zug, der von Hohenwarthe nach Ostsüdost streicht: Krähenberge bei Hohenwarthe, Höhe 84,9 m südlich von Moser, Schanzenberg 79,5 m. Zwischen dem Kapaunenberg und Moser zieht sich eine Südost—Nordwest gerichtete, etwa 500 m breite Niederung in einer Höhenlage von 59 bis 60 m ü. NN hin, die den Schmelzwässern als Abflußweg nach Norden diente. Nach dem Rückzug des Eises befand sich hier ein kleines Seebecken, in dem sich eine dünne Wiesenkalkschicht absetzte. In der Mitte der Niederung breitet sich als oberste Schicht ein geringmächtiger Flachmoortorf aus. Die feuchte Niederung diente früher dem Rittergut Moser als Schafweide (s. C 9).

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Dahlenwarsleben, K r e i s Wolmirstedt Vielleicht steht ein merowingisches Körpergrab, das m a n a m Südrande des H a u fendorfes entdeckte, mit den ersten Anfängen der D o r f g r ü n d u n g in Zusammenhang. A b e r erst 1121 wird Dalwersleve erstmals erwähnt. Weitere Schreibweisen sind Dalwerrikesleue 1 1 7 6 und Thalenwarsleben 1785. Darin ist der Vollname W a r r i k enthalten, gebildet aus dem vieldeutigen war und altsächsischem riki = mächtig. Die Bezeichnung daal = abwärts diente zur Unterscheidung v o n Hohenwarsleben. D a s Dorf hegt an einem kleinen Bördebach, dem Telzgraben. Dessen N a m e hält die Erinnerung an die wüste Dorf stelle T e t e w a c h , die nordöstlich v o m Ort zu suchen ist. A u s Nachrichten des 12. und 13. Jahrhunderts läßt sich erkennen, d a ß mehrere K l ö s t e r in Dahlenwarsleben Besitzungen hatten, z. B . das Lorenzkloster in Calbe, das Lorenzkloster bei Schöningen, Kloster Berge und das Lorenzkloster in Magdeburg sowie die K l ö s t e r Hecklingen und Hillersleben. Der spätere erzbischöfliche Grund- und Gerichtsherr v e r k a u f t e Dahlenwarsleben 1428 dem Domkapitel, das es bis zu seiner A u f h e b u n g 1810 behielt. V o n der Kirche des 12. Jahrhunderts sehen wir nur noch den B r e i t t u r m im Westen. D a s Untergeschoß ist nach oben durch einen Bogenfries begrenzt. D a s neuromanische Schiff der Lambertikirche wurde 1851 errichtet. Die 1953 gegründete L P G betrieb auf 777 ha besten Bördebodens v o r allem Getreide- und Zuckerrübenanbau. Heute bewirtschaftet die L P G Pflanzenproduktion „ I X . P a r t e i t a g " mit 683 Mitgliedern (1977) 6 2 1 8 ha der Bördegemarkungen Dahlenwarsleben, Gersdorf, Meitzendorf, Groß und K l e i n Ammensieben, Gutenswegen (auf der Hohen Börde) und die Felder dreier Gemeinden im Ohregebiet. Die Gebäude in 5 Höfen, z u m Teil neu errichtet, werden für L a g e r z w e c k e und für die V i e h w i r t s c h a f t genutzt. Die neuen Schweineställe stehen a m R a n d e des Ortes. Die V i e h w i r t s c h a f t untersteht seit 1975 der L P G Tierproduktion Gutenswegen, in der alle L P G vereinigt sind, deren P f l a n z e n b a u v o n der L P G Pflanzenproduktion „ I X . P a r t e i t a g " betrieben wird. D a s große, zweigeschossige Wohnhaus aus Backstein von e t w a 1900 im Hofe v o n P a l m Brennecke, L a n g e Straße 104, mit 400 ha' früher größter Grundbesitzer im Ort, dient als zehnklassige Zentralschule für die Gemeinden Dahlenwarsleben, Meitzendorf und Ebendorf. Die H ö f e sind im wesentlichen an zwei Straßen angeordnet. A l s B a u m a t e r i a l fand vielfach G r a u w a c k e Verwendung, die im 19. Jahrhundert u. a. ein B r u c h an der Straße E b e n d o r f — G r o ß Ammensieben lieferte. E i n typisches Bördeanwesen ist der Mühlenhof, Mühlenstraße Nr. 67. Dieser Vierseithof mit zweistökkigem, quergeteiltem Wohnhaus, auf der Straßenseite v e r p u t z t , zeigt hofseitig im Oberstock noch F a c h w e r k . Die Ställe bestehen unten aus G r a u w a c k e b r u c h steinen, oben aus Fachwerk. Die z u m Hof gehörige W i n d m ü h l e verfiel nach 1920 dem Abbruch. Der Vierseithof in der Langestraße Nr. 91 besitzt die gleichen typischen Baumerkmale wie der Mühlenhof. Zu ihm gehört noch das zweistöckige Altenteiler-Wohnhaus. Einige Tagelöhnerhäuser, so das massive, eingeschossige Vierfamilienhaus Langestraße Nr. 7 mit zwei offenen Schornsteinen und im il*

D 1

Holzsturz mit der Jahreszahl 1789, gehören zu Beispielen alter Behausungen. Zur Verbesserung der Wohnverhältnisse entstanden vor einigen Jahren an der Kirche zwei dreigeschossige Häuser. Die landwirtschaftliche Produktion des Dorfes ergänzten im 19. Jahrhundert 1 Zuckerfabrik, 2 Zichoriendarren, 1 Brennerei und 4 Windmühlen, die zum Teil schon früher vorhanden waren. Besondere Bedeutung erlangte die Zuckerfabrik, die durch eine Kleinbahn Anschluß an die Bahnstrecke Magdeburg—Haldensleben in Meitzendorf besaß. 1932 kam sie als Zweigbetrieb zur Zuckerfabrik in Klein Wanzleben und wurde 1936 aus Gründen der Rationalisierung stillgelegt. Heute dienen die Gebäude der L P G als Speicherraum und zur Unterbringung der Maschinen. Die Ortsflur besitzt mit 94 die höchste Ackerzahl in unserem Gebiet. Die Fruchtbarkeit des Bodens beruht auf der Schwarzerde, die sich auf weichseleiszeitlichem Löß bildete. Der Löß stellt in unverwittertem Zustand einen hellgelben, mehligen Staub dar. Der Staubsand mit 0,01—0,05 m m Durchmesser nimmt einen Anteil von 50—75% ein, die Korngrößen unter 0,01 mm sind zu 15—20% vertreten. M A R K G R A F (1964) ermittelte einen Grobschluffanteil von 50% und einen Rohtonanteil (Durchmesser < 0,002 mm) von 15—20%. Der Kalkgehalt liegt um 1 5 % . Die Lößmächtigkeit beträgt 1,5—2 m und nimmt nach Osten zum Elbtal auf 2,5—3 m zu. Dort stellt sich dann ein Talrandlöß ein, der durch Sandstreifigkeit charakterisiert ist, wobei der Mittelsandanteil (Korndurchmesser 0,2—0,5 mm) auf 20% ansteigt ( B R Ü N I N G 1959). Die sandigen Lagen lassen sich daraus erklären, daß zeitweilige Ostwinde Sande aus dem Elbtal in den normalen Löß einwehten. Im allgemeinen transportierten Westwinde den Lößstaub. Nördlich der Linie Barleben—Meitzendorf klingt der Löß aus. Der Bodentyp der Magdeburger Börde, die Schwarzerde oder der Tschernosem, ist eine Vorzeitform unter Steppenklima; denn bei den heutigen Klimabedingungen würde sich Braunerde bilden. Das klimatische Optimum für die Ausbildung der Schwarzerde dürfte in der mittleren Wärmezeit (um 5000 v. u. Z.) gelegen haben. Seit dem Neolithikum unterliegt die Schwarzerde bei uns wohl der Ackerkultur, so daß sich der Wald gewöhnlich nicht in das Schwarzerdegebiet hinein ausbreiten konnte. Der 60—70 cm mächtige A-Horizont nimmt wegen seines Humusgehaltes von 2 — 3 % kaffeebraune bis schwarzbraune Farbe an. Darunter folgt ein rund 20 cm starker B-Horizont, ein durch Eisenhydroxidausscheidung gelblich-braun gefärbter Verlehmungsraum, der die bodentypologische Entwicklungsrichtung der Schwarzerde zur Braunerde anzeigt. Der C-Horizont darunter besteht aus dem unverwitterten gelben Löß. Im A- und BHorizont ist der Löß entkalkt und damit zu einem Lößlehm geworden ( M A R K G R A F 1964). Wegen der hervorragenden ackerbaulichen Eigenschaften dieses Bodentyps betragen die Bodenwertzahlen in der Niederen Börde 90—100. Im nördlichen Randgebiet fallen sie infolge stärkerer Nährstoffverarmung der Schwarzerde unter 90. Auf den ackerbaulich genutzten Schwarzerdeflächen ist die typische Ackerunkrautgemeinschaft des mitteldeutschen Trockengebietes verbreitet, die Wolfs152

milch-Nachtnelken-Gesellschaft (Euphorbio-Melandrietum). D a z u gehören als wesentliche V e r t r e t e r : E c h t e N a c h t n e l k e ( M e l a n d r i u m noctiflorum), Glänzender E h r e n p r e i s (Veronica polita). Kleine Wolfsmilch (Euphorbia exigua), WegeR a u k e ( S i s y m b r i u m officinale), Gemeine Ackerröte (Sherardia arvensis) u n d F l u g - H a f e r (Avena fatua).

D 1

Gersdorf, Ortsteil v o n Dahlenwarsleben

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F ä h r t m a n aus der E b e n e u m Ebendorf oder Meitzendorf ü b e r D a h l e n w a r s l e b e n n a c h Gersdorf, d a n n ä n d e r t sich der landschaftliche C h a r a k t e r der B ö r d e a u f fällig. I m weiten H a l b r u n d steigen westlich v o n Gersdorf die H ä n g e 50—60 m steil hinauf zur Fläche der H o h e n B ö r d e (Bild 13). D e r O r t selbst liegt in einer großen, b u c h t f ö r m i g e n Periglazialtalung a m H o c h b ö r d e r a n d (s. B 2) u n d l ä ß t als ursprüngliche F o r m ein Gassendorf erkennen. Die erste E r w ä h n u n g des Dorfes erfolgte als Geroldestorp bei der S c h e n k u n g des Klosters Schöningen 1121. Vielleicht erhielt der O r t seinen N a m e n n a c h einem Gerwald oder Gerwulf. D e m Erzbischof u n d d e m Bischof v o n H a l b e r s t a d t geh ö r t e je die H ä l f t e des Zehnten. Sie überließen ihn s p ä t e r beide f a s t völlig der Ministerialenfamilie v o n Schartow, die u m 1373 die G r u n d - u n d Gerichtsherren Gersdorfs stellte. N a c h m e h r f a c h e m Besitzerwechsel gelangte d a s Dorf u m 1535 wieder in die Verfügungsgewalt des Erzbischofs u n d w u r d e d e m A m t W o l m i r s t e d t eingegliedert. A u c h Gersdorf erhielt i m Mittelalter eine Wehrkirche, die B a r t h o l o m ä u s - K i r c h e . Sie g e h t m i t ihrem kubischen, a u s Feldgesteinen errichteten u n d m i t einem P y r a m i d e n d a c h abgeschlossenen W e s t t u r m auf eine G r ü n d u n g im 12. J a h r h u n d e r t zurück. U n t e r B e n u t z u n g mittelalterlicher B a u r e s t e w u r d e im 17. J a h r h u n d e r t der einschiffige G e m e i n d e r a u m neu a u f g e f ü h r t . D a s D o r f b i l d b e s t i m m e n im wesentlichen die f ü r die B ö r d e t y p i s c h e n Vierseithöfe, die d u r c h ihre F o r m u n d die V e r w e n d u n g v o n B r u c h s t e i n e n f e s t u n d abgeschlossen wirken. Zu Hof N r . 3 gehört ein quergeteiltes W o h n h a u s a n der S t r a ß e , d a n e b e n die Toranlage m i t Besitzertafel v o n 1848, links u n d rechts im H o f e die Stallungen u n d auf der R ü c k f r o n t die Scheune. Von den zwölf Höfen, die 1958 die L P G „Eintracht" bildeten, werden Wirtschaftsgebäude der vier größten genutzt. Bis 1972 bearbeiteten etwa 60 Mitglieder die rund 350 ha große Nutzfläche. Dann schlössen sich die L P G Dahlenwarsleben und Gersdorf zusammen und sind heute Teile der L P G Pflanzenproduktion Dahlenwarsleben bzw. der L P G Tierproduktion Gutenswegen (s. D 1).

Hohenwarsleben, Kreis W o l m i r s t e d t ,

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liegt a m R a n d e der H o h e n B ö r d e in 130 m ü. N N . D e n H o c h b ö r d e r a n d b e v o r z u g t e n die Siedler schon in ur- u n d frühgeschichtlicher Zeit, d a es hier o f f e n b a r 1

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ausreichenden Baumbestand und günstige Wasserverhältnisse über dem Rupelton gab. Der Fundpfleger M. BÖSCHE erschloß hier, begünstigt durch den Bau der Autobahn und des Rasthofes südlich des Ortes, ein äußerst fundreiches Gebiet. Aus der Gemarkung wurden etwa 35 Fundplätze bekannt. Danach stellen die vor etwa 6000 Jahren aus dem Südosten eingewanderten, auf hoher Kulturstufe stehenden Bauern der bandkeramischen Kultur die ersten seßhaften Siedler dar. Eine weitere Besiedlung erfolgte durch Leute des nordischen Kulturkreises. Ihnen folgten zur frühen Bronzezeit, wiederum aus dem Süden und Südosten kommend, die Aunjetitzer. Während noch Gräber aus der späten Bronzezeit und frühen Eisenzeit vorliegen, fehlen Funde aus dem römischen Zeitabschnitt bisher gänzlich. Neben der frühdeutschen Ortslage siedelten Slawen vom 8. bis 10. Jahrhundert auf der Liethe unmittelbar nördlich des Ortes (s. B 1). Die Funde bewahrt das Museum Wolmirstedt auf. Der Name des Dorfes taucht 1176 als Honwerrikesleue auf (s. D 1), dann 1215 Honwersleve. Das Kloster Unser Lieben Frauen in Magdeburg sowie die Klöster in Hillersleben, Hecklingen und Ammensieben hatten im Dorf Besitz. Zahlreich vertreten waren die Lehngüter, die der Erzbischof teils ritterlichen, teils bürgerlichen Familien gegeben hatte. Im 14. Jahrhundert entstand ein Freigut mit Gerichtsbarkeit, das 1448 in das Eigentum der Familie von der Schulenburg überging. Später gehörte das ganze Dorf diesen Feudalen, denen 8 Ackerleute, 26 Kossäten, 7 Häuslinge, 1 Hirte, 1 Krüger und 1 Schmied unterstanden. Die Schulenburgs verkauften ihren Hof im 18. Jahrhundert an 11 Kossäten. Noch im 19. Jahrhundert wird im Dorf das Rittergut erwähnt, allerdings bestand es „ n u r in Geld und Naturalerhebungen, ohne Gebäude und Grundbesitz" ( H E R M E S und W E I G E L T 1842). Dieselben Grundbesitzer ließen sich in dem Tal des Telzgrabens an der Nordseite des Dorfes zwei Fischteiche anlegen. Die Bauern des Dorfes schlössen sich 1953 zur L P G „Frohe Z u k u n f t " zusammen. Die Stallwirtschaft wird heute in sschs Höfen betrieben. Besondere Bedeutung erlangte eine große Geflügelanlage für mehrere tausend Legehennen. Die 700 ha Nutzfläche werden seit 1973 von der K A P Irxleben bewirtschaftet. Da die Flur zum Teil recht hügelig ist und daher von den Kuppen die Schwarzerde durch Bodenerosion leicht abgetragen wird, geht hier am Börderand die durchschnittliche Ackerzahl auf 84 herunter. Hohenwarsleben bewahrt noch einige bau- und kunstgeschichtlich nennenswerte Bauwerke. V o n der romanischen, schon 1199 genannten Kirche des St. Benedikt blieb allerdings nur noch der wehrhafte Westturm erhalten. Eine durchgreifende Veränderung des Kirchenschiffes fand nach der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg von 1666 bis 1774 statt. Dieser erneuerte und erweiterte Bau wurde 1806 durch die Franzosen stark beschädigt, 1814 instand gesetzt und Ende des 19. Jahrhunderts leider schlecht restauriert. So bleiben nur ein Kreuzigungsrelief aus dem 15. Jahrhundert und einige Renaissance-Grabsteine bemerkenswert. Das zweistöckige Pfarrhaus soll der Dorfchronik zufolge von 1654 stammen. Es

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besitzt eine profilierte Saumschwelle mit Füllhölzern und die zierenden Schrägstreben sowie schmiedeeiserne Türbeschläge und im Keller ein Tonnengewölbe. Am Hof Karl-Marx-Straße 7, Hof 5 der L P G , beeindruckt das stattliche Torhaus mit flachbogigem Tor und ebensolcher Pforte. Das zweigeschossige, quergeteilte Wohnhaus aus Backstein trägt mit seiner reichgegliederten Putzfassade städtischen Charakter. Zu dem Hof gehörte ein Arbeiterhaus aus Backstein, in dem jede Familie zwei Stuben, Küche und Flur bssaß. Auch in d;:m Vierseithof Kirchstraße 6/7 gab es ein eingeschossiges Arbeiterhaus für vier Familien. Große Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung des Dorfes erlangte der Rupelton am Hochbörderand. Dieser mitteloligozäne Ton, früher oft Septarienton genannt, ist ein festes, schwarzgraues bis blaugraues, kalkreiches Material, das sich durch die Verwitterung gelbgrau bis graugrün verfärbt. E r enthält zum Teil brotlaibförmige Kalkkonkretionen mit einem Durchmesser von 30 bis 40 cm, sogenannte Septarien, die oft durch Schrumpfungsrisse, Septen, aufgeteilt sind. In den Rissen befindet sich meist Kalkspat. Auch Schwefelkieskonkretionen und Gipskristalle kommen vor. Am Rande der Hohen Börde, vor allem zwischen Hohenwarsleben und Klein Ammensieben, steht der Rupelton unter geringmächtigen pleistozänen Ablagerungen flächenhaft an. E r erreicht Mächtigkeiten bis 60 m, keilt aber nach Westen schnell aus. Im Gebiet der Ebendorfer Terrasse fielen die mitteloligozänen Sedimente weithin der Erosion im Tertiär und während der pleistozänen Kaltzeiten zum Opfer. In Hohenwarsleben, direkt am Rande der Hohen Börde, und zwischen dem Ort und dem Dehmberg sehen wir den Ton in zwei Gruben aufgeschlossen. Das Material dient in der früheren Rosenplenterschen Ziegelei westlich von Olvenstedt, die jetzt als Werk I I I zum V E B Ziegelwerke Börde Wanzleben gehört und wo der abbauwürdige Ton inzwischen erschöpft ist, der Ziegelproduktion. Die 1835 gegründete Ziegelei in Hohenwarsleben liegt wegen veralteter Anlagen seit 1966 still. In Hohenwarsleben und einigen anderen benachbarten Orten erhielten sich noch einige Bräuche der Börde. Hier ist das Wurstsingen üblich, wozu sich Kinder, und öfter aus Spaß Erwachsene, mit alten Hüten, viel zu großen Jacken und Stiefeln verkleiden und manchmal auch eine Larve aufsetzen. Sie gehen am Schlachttag zu den Bekannten und sagen mit verstellter Stimme: Wi hem'm ehört, ji hem'm eschlacht / un hem'm uns eine Wurst emacht / wi kom'm jetz von Pol'n / un woll'n uns disse hol'n. Am Ostersonnabend werden zwei Osterfeuer angezündet, auch in Dahlenwarsleben und Olvenstedt. In der Nacht zum Pfingstsonntag, die man dort Freie Nacht nennt, schreiben die Burschen mit Kreide oder Kalkmilch än die Tore oder Türen „Freie Nacht". Die Bezeichnung kommt wohl daher, daß die jungen Männer meinen, in dieser Nacht Schabernack und Streiche ungestraft ausführen zu können. In der Pfingstnacht ist das Maien (an) stecken üblich. An das Haus der Freundin stellen dabei die Burschen einen Strauß Birkenzweige bzw. eine junge Birke. Auch nageln oder binden sie die Maien an die Tür bzw. das Tor, an die Dachrinne oder sogar an den Schornstein. 155

D 4

Felsenberg (107,4

m)

A m Rande der Hohen Börde erhebt sich halbwegs zwischen Hohen- und Dahlenwarsleben diese Kuppe aus Rupelton mit Ablagerungen aus dem Pleistozän darüber. Der Name Feltzenberg (1650) dürfte von einem früheren Besitzer Feltz bzw. Föltsch herrühren ( D A N N E I L 1896). Da ein Wäldchen die Höhe und den Westhang bedeckt, fällt der Berg in dem Ackergebiet besonders auf. Die Aufforstung der Kuppe erfolgte angeblich um 1835. 1939 erklärte man den Felsenberg zum Landschaftsschutzgebiet. Eine frühere Gaststätte wurde nach 1950 als Jugendherberge eingerichtet. Während im.Wald des Unterhanges Eichen (Quercus petraea), Linden (Tilia cordata) und Kastanien (Aesculus hippocastanum) überwiegen, wachsen oben Birken (Betula spec.), Robinien (Robinia pseudoacacia) und Kiefern (Pinus silvestris). In der Krautflora erhielten sich noch Reste der einst verbreiteten Türkenbund-Lilie (Lilium martagon) und wenige Exemplare des Großen Zweiblattes (Listera ovata). Manche Steppenpflanzen verschwanden erst in letzter Zeit infolge der intensiven Ackerkultur, z. B. Adonisröschen (Adonis vernalis) und Wiesenkuhschelle (Pulsatilla pratensis). Das Gefleckte Knabenkraut (Orchis maculata) kommt noch im Quellgebiet der Großen Sülze am Teufelsküchenberg bei Schnarsleben vor. Da in jüngster Zeit auch andere Hänge vor allem mit Pappeln bepflanzt wurden, nehmen die Singvögel der umgebenden Landschaft wieder zu. Von ihnen sind Nachtigall (Luscinia megarhynchos), Pirol (Oriolus oriolus), Schwarz- und Singdrossel (Turdus merula u. T. philomelos) zu nennen. Mäusebussard (Buteo buteo), Kleinwiesel (Mustela nivalis) und Igel (Erinaceus europaeus) vertilgen viele Schädlinge. Charaktertiere der Börde sind Feldhase (Lepus europaeus), Hamster (Cricetus cricetus), Rebhuhn (Perdix perdix). Die Zahl der Fasanen (Phasianus colchicus) nimmt ständig zu. Dagegen gibt es die früher häufige Zwergtrappe (Otis tetrax) seit ig25 ? nicht mehr.

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Dehmberg (104,5 m) Von dieser Rupeltonkuppe oder von einem anderen Hügel vor dem Hochbörderand aus lassen sich zwei Großformen der Landschaft gut überblicken: der markante Rand der Hohen Börde zwischen dem Felsenberg und den Hängeisbergen und der höhere Teil der Niederen Börde, der sich in 70—80 m ü. NN vor der Hohen Börde hinzieht und besonders hier in einzelne „Vorberge" aufgelöst ist, die von Ost nach West verlaufen. Die Oberfläche der Hohen Börde stellt im wesentlichen die jungtertiäre Rumpffläche dar. Eine Aufwölbung dieser Fläche erstreckt sich zwischen Hohendodeleben, Höhe etwa 100 m ü. NN, Hohenwarsleben, 130 m, und Alt-Haldensleben, 80 m. Die Wölbung faßt B E C K (1935) als epirogenetische Verbiegung auf und stellt ihre Entstehung an die Wende vom Unter- zum Oberpliozän. Durch die 156

abtragende T ä t i g k e i t der „ U r e l b e " im P l i o z ä n entstand ein breites T a l , dessen westlicher T a l r a n d der Steilabfall der H o h e n B ö r d e sein k ö n n t e . D e r westliche Teil der Niederen B ö r d e m i t einer mittleren Höhenlage v o n 70 m ü. N N , die sogenannte O l v e n s t e d t e r Terrasse, k a n n vielleicht als T a l b o d e n dieses F l u ß s y s t e m s a u f g e f a ß t werden. I m g a n z e n ist allerdings der Verlauf der E l b e a m E n d e des Tertiärs noch nicht geklärt.

D 5

Seit 1966 steht auf d e m D e h m b e r g der neue H o c h b e h ä l t e r f ü r das G r u n d w a s s e r aus der Letzlinger H e i d e (Abb. 20). D u r c h eine L e i t u n g aus B e t o n r o h r e n , die den Mittellandkanal a m Jersleber See überquert, fließt d a s W a s s e r v o m W a s s e r w e r k Colbitz hierher, f ü l l t die vier B e h ä l t e r auf dem D e h m b e r g m i t einem G e s a m t fassungsvermögen v o n 20000 m 3 und gelangt v o n hier, Spiegelhöhe 104 m ü. N N , z u m 18 m niedriger gelegenen H o c h b e h ä l t e r auf d e m K r o a t e n b e r g (s. A 9). D a s W a s s e r w e r k Colbitz liefert d u r c h beide Leitungen 60000 bis 80000 m s T r i n k w a s ser p r o T a g nach M a g d e b u r g .

Ebendorf, K r e i s W o l m i r s t e d t

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D a s H a u f e n d o r f liegt auf der n a c h i h m benannten pleistozänen Terrasse im Ostteil der Niederen B ö r d e a n der g a n z f l a c h eingetieften K l e i n e n Sülze. H i e r z o g der alte W e g nach Neuhaidensleben vorbei. U r k u n d l i c h wird d a s D o r f erstmals im Jahre 966 als Iuandorp e r w ä h n t , als Bischof B e r n h a r d v o n H a l b e r s t a d t den Zehnten an d a s M a g d e b u r g e r M o r i t z s t i f t a b t r a t . 1015 h e i ß t es Evendorp. A l s B e s t i m m u n g s w o r t ist der altsächsische K u r z n a m e I v o enthalten, der zur B a u m b e z e i c h n u n g E i b e gehört. Diese früher häufiger verbreitete B a u m a r t diente a u c h kultischen Z w e c k e n . S e i t d e m 15. J a h r h u n d e r t gehörte E b e n d o r f , ähnlich wie die b e n a c h b a r t e n D ö r f e r B a r l e b e n , Meitzendorf und Gersdorf, z u m erzbischöflichen A m t W o l m i r s t e d t , d a s 1815 in d e m neuen L a n d k r e i s W o l m i r s t e d t der P r o v i n z Sachsen a u f g i n g . W i e in vielen D ö r f e r n b e s a ß die Gemeinde lange Zeit k a u m A c k e r . 1684 verf ü g t e sie nur über 5 1/2 H u f e n ; dagegen m u ß t e n die B a u e r n 54 3/4 H u f e n v o n den K l ö s t e r n und auswärtigen A d l i g e n p a c h t e n . I m folgenden J a h r h u n d e r t k o n n t e d a s L a n d n a c h und n a c h d u r c h K a u f erworben werden. In E b e n d o r f bestanden v o m 19. J a h r h u n d e r t bis u m 1925 eine Z u c k e r f a b r i k , zwei Zichoriendarren, zwei W i n d m ü h l e n , eine Käserei und eine Ziegelei, die T o n aus H o h e n w a r s l e b e n verarbeitete. I m 19. J a h r h u n d e r t lieferten z w e i G r a u w a c k e s t e i n b r ü c h e a n der S t r a ß e n a c h B a r l e b e n im wesentlichen P f l a s t e r s t e i n e . D a s Gestein besitzt b l a u g r a u e F a r b e und feinkörniges G e f ü g e (s.'D 7). H e u t e dienen die m i t W a s s e r vollgelaufenen, z u m Teil m i t B u s c h w e r k e i n g e f a ß t e n B r ü c h e der E r h o l u n g . Die K i r c h e des D o r f e s b e s i t z t die B a u m e r k m a l e vieler B ö r d e k i r c h e n . V o n e t w a 1300 s t a m m t der w u c h t i g e K l u m p t u r m m i t den gotischen S c h a l l ö f f n u n g e n . D i e sehr n ü c h t e r n e einschiffige Saalkirche w u r d e n a c h der B e s c h ä d i g u n g i m D r e i ß i g jährigen K r i e g um 1660 auf den alten R e s t e n neu a u f g e f ü h r t . V o r z ü g l i c h e r h a l t e n

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D 6

blieb ein 1457 datierter Stifterstein in Ritztechnik mit Darstellung einer Kreuzigung, der an der Ostwand des Chores eingelassen ist. In der Kirchstraße besitzt der LPG-Hof I auf der Rückfront des Vierseithofes ein massives, verputztes, zweigeschossiges, quergeteiltes Wohnhaus mit einem Kellergeschoß und einer symmetrischen Außentreppe vor der Haustür. Ein zweistöckiger Stall von 1833 trägt über einem roten Sandsteinuntergeschoß im Oberstock Fachwerk mit Ziegelfüllung und einen einfach stehenden Stuhl im Kehlbalkensparrendach. In weiteren Höfen befinden sich stattliche Scheunen mit Bogentoren. Im allgemeinen herrschen massive Wohn- und Wirtschaftsbauten vor. Von 1954 bis 1973 bearDeitete die L P G „Goldene Ähre" 502 ha besten Bördebcdens mit der Ackerzahl 93. Dann schlössen sich die L P G Magdeburg-Neustadt und Ebendorf zusammen, wobei sich 28 Mitglieder der Tierhaltung (Kühe und Schweine) widmen, während die K A P Neustadt die Bewirtschaftung der Flächen übernahm (s. A 4). Die erhaltenen Ziegeleigebäude dienen der Genossenschaft als Lagerräume und nach Umbau als Ställe. Von der L P G werden 8 Höfe wirtschaftlich genutzt. Der eine der zweigeschossigen, quergeteilten Wohnpaläste aus der Zeit um 1900 beherbergt heute ein Feierabendheim. Auf der Flur des Dorfes wurde ein wesentlicher urgeschichtlicher Fund geborgen (Abb. 5, Nr. 10). An der Straße nach Olvenstedt, unmittelbar an der Kreuzung mit der Autobahn, liegt das Angelhoch in 58,7 m Höhe. 1836 wurden hier beim Bau der Helmstedter Chaussee Findlinge gesprengt und als Straßenschotter benutzt. Unter den Granitblöcken lag eine Grabkammer von 9 m Länge und 1,25 m Breite, an die sich ein seitlicher Gang anschloß. Auf einem Steinpflaster fand man Knochenreste und 16 Beigabengefäße des jungsteinzeitlichen älteren B e r n b u r g e r Stiles (ENGEL 1930).

In Ebendorf sowie im benachbarten Olvenstedt beobachtet man eine interessante Sprachbesonderheit. E s fällt auf, daß die älteren Leute anlautendes h- öfter weglassen und dort h setzen, wo es nicht hingehört, z. B. Immel = Himmel; Armann, orch moal, Haiarm = Hermann, horch mal, Alarm. Darüber spotten die Niederndodelebener: De Holmsteeschen goahn mitte Acke noahn Hacker un acken = die Olvenstedtschen gehen mit der Hacke zum Acker und hacken. Über die Ebendorf er sagt man: De Hemmdörpschen aoen mitte Arke inne Häppel = die Ebendorfer hauen mit der Harke in die Äpfel. D 7

Olvenstedt, Kreis Wolmirstedt, gehört zur Stadtrandzone von Magdeburg. An der Magdeburger Chaussee reicht das Dorf an die Stadt heran, von deren Altstadt es 5 km entfernt ist. Es liegt in einer Höhe von 65 m ü. N N am Ostrande der Olvenstedter Terrasse. Besonders deutlich erkennt man den Geländeabfall zur Ebendorfer Terrasse südöstlich des Dorfes. Die Täler der Großen Sülze, an der sich der Ort befindet, und der Faulen Renne, die südlich vorbeifließt, verleihen der Umgebung Olvenstedts einen welligen Charakter. 158

Olvenstedt gehört zu den am frühesten genannten Orten unserer Gegend. Zwischen 826 und 853 hatte wohl bereits das Kloster Corvey im westfälischen Kreis Höxter hier Besitz, denn außer dem Ort Olva werden weitere Güter in der Nähe Magdeburgs, die teilweise Vorstädte bilden, genannt. 965 erwarb Otto I. v o m Bischof von Halberstadt den Zehnten in Osolfstidi und überließ ihn dem Magdeburger Moritzkloster. Erzbischof Otto verkaufte 1349 das Dorf dem Domkapitel, das es bis 1810 behielt. Im Dorf gab es zwei Kirchen. Von der aus romanischer Zeit stammenden Laurentiuskirche blieb lediglich der massige Klumpturm erhalten. Das dazugehörende, im Jahre 1726 erneuerte Schiff brannte 1946 vollständig aus und wurde zu Anfang der fünfziger Jahre restauriert. Sieben Heiligenfiguren des 18. Jahrhunderts, ehemals in der Kirche von Athenstedt, Krs. Halberstadt, schmücken nunmehr den Altarraum. Auf dem nahen Friedhof befinden sich Grabsteine aus den Jahren 1670, 1683 und 1686 sowie einige mit klassizistischen Formen. Die kleinere Petrikirche, die vielleicht ursprünglich als Eigenkirche einer Feudalfamilie gehörte, wurde im 18. Jahrhundert wüst. U m 1800 verkaufte das Domkapitel den Turm auf Abbruch. Bereits im Mittelalter gehörte Olvenstedt zu den großen Dörfern des Gebietes. Das geht z. B. daraus hervor, daß es im 14. Jahrhundert 15 Männer zur Landesverteidigung zu stellen hatte. Wahrscheinlich kamen hierher viele Zuzügler aus Dörfern der Umgebung, wie Lebersdorf, Osterhusen, Plachwitz, Wismenger oder Wisningen, die alle im 13. oder 14. Jahrhundert wüst lagen. Die Fortsetzung des östlichen Grenzweges, des Olvenstedter Scheids, in Richtung Barleben heißt noch heute Wisninger Wuhne. Die spätere Größe des Dorfes wird aus den Einwohnerzahlen deutlich. 1684 lebten in Olvenstedt 12 Ackerleute, 9 Halbspänner, 29 große, 17 kleine Kossäten, 16 Häuslinge, 1 Schmied, 1 Hirte und 1 Krüger. Die Feldmark umfaßte damals 150 Hufen Acker. 1842 zählte man 1897 Einwohner, darunter 12 Ackerleute, 8 Halbspänner, 26 Kossäten, 94 Häusler, 338 Einlieger. Die Flur umfaßte 4917 Morgen Acker, 35 Morgen Gärten und 191 Morgen Weide. Die hohe Zahl der Einlieger und Häusler zeigt, wie stark damals das Gewerbe schon vertreten war. Auch in Magdeburg fanden zahlreiche Einwohner Arbeit. 1907 waren schon 600 Einwohner in Magdeburg beschäftigt, heute sind es über 1000 (Tab. 4). Sonst wird das wirtschaftliche Leben von der Landwirtschaft bestimmt. Die Nutzfläche von 1527 ha bearbeitet die K A P Niederndodeleben. Seit 1976 geschieht die Tierhaltung in Olvenstedt, Niederndodeleben und Magdeburg-Diesdorf gemeinschaftlich in der L P G Olvenstedt. Im Ostteil der Flur,, also nach Magdeburg zu, siedelten sich mehrere Gärtnereien an, die ihre Produkte hauptsächlich in der nahen Stadt absetzen. Auch der V E B Obstbau des Bezirkes Magdeburg und einige private Obstbauern mit 256 ha Anlagen und 17 ha Baumschulen in Olvenstedt und Magdeburg sind auf den großstädtischen Bedarf eingestellt. Nördlich der Magdeburger Chaussee steht mitten im Obstbaugebiet die Düppler Mühle, eine Holländerwindmühle. Bis 1899 in Betrieb, wurde sie dann zu einer

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Wohnung umgebaut. Die noch erhaltene Bausubstanz steht heute unter Denkmalschutz. Als Beispiel für die bäuerliche Bauweise kann der Vierseithof Nr. 54 mit einem stattlichen Torhaus mit Rundbogentor und Rundpforte, darüber eine Tafel von 1861 mit dem Besitzernamen Stefan Scherping, gelten. Das einstige Wohnstallhaus mit Querteilung trägt über der Haustür eine Rokoko-Kartusche von 1783. Der Wohnpalast aus der Gründerzeit ist dreiteilig. Zwei Scheunen und ein Stall umschließen den Hof. Neben einem alten Stall auf der Rückfront schließt sich dort ein weiteres Wohnhaus an. Im Hofe steht noch ein alter Taubenturm. Im Vierseithof Dorfstraße 13 verdient der alte Fachwerkstall auf der rechten Hofseite deshalb Aufmerksamkeit, weil er eine Oberlaube mit weiten Stielabständen und einigen Kopfbändern besitzt. Die Saumschwelle ist profiliert. Die Balustrade verkleiden zum Teil noch die senkrechten, ausgeschnittenen Bretter (Bild 11b). Am Bruchsteingiebel ist oben eine restaurierte Tafel von 1809 angebracht. In Olvenstedt wurde Johann Stephan S C H Ü T Z E (1771—1839), ein Dichter des Weimarer Goethekreises, geboren. Ein besonderes landschaftliches Element stellen die vielen aufgelassenen Grauwackesteinbrüche dar, die rings um den Ort in der Feldmark verteilt liegen. Die Grauwacke, ein sandsteinartiges Sediment, besteht zu 77 % aus freien Mineralen, z. B. Quarz, Feldspäten, Chlorit, Glimmer, Pyrit, zu 19% aus Gesteinsbruchstücken von Ton-, Kiesel-, Glimmerschiefer, Quarzit und verschiedenen Magmatiten und zu 4% aus einer sehr dichten Grundmasse ( B A R T E L S 1964). Infolge zwischengeschalteter Tonschiefer- und Konglomeratlagen zeigt das Gestein vielfach gute Bankung. Die Grauwacke besitzt eine kräftige rote Färbung, die mit zunehmender Entfernung vom Ausstrich des Rotliegenden, also von Süd nach Nord; abnimmt. Das deutet auf eine ursprüngliche Überlagerung der Grauwacke durch Gesteine aus dem Rotliegenden hin. An Klüften gelangten von dort oxidische Eisenverbindungen in die Grauwacke und verursachten die Rotfärbung ( B A R T E L S 1964, P F E I F F E R 1967). Die Grauwacken gehören der Flechtingen-Roßlauer Scholle an. Ihr Alter galt bisher als unterkarbonisch. Nach neuesten Untersuchungen entstanden sie erst im Namur, einer Stufe des Oberkarbon ( P F E I F F E R 1967). Die Faltung der Sedimente vollzog sich in der variskischen Gebirgsbildungszeit während der asturischen Phase im Erdaltertum. In einigen Brüchen kann man die Schrägstellung der Schichten, die gewöhnlich nach Süden einfallen, gut beobachten. Die Grauwacke läßt sich einem von Ostsüdost nach Westnordwest, also herzynisch streichenden Grundgebirgsrücken zuordnen, der von der nördlichen Magdeburger Altstadt über Olvenstedt nach Westen verläuft. Die nicht rot gefärbten Grauwacken von Ebendorf (s. D 6) gehören einem zweiten Rücken an, der von Magdeburg-Neustadt herüberzieht. Über dem eingeebneten Grundgebirge breiten sich tertiäre und quartäre Ablagerungen aus, die auf den Erhebungen meist ganz geringe Mächtigkeiten besitzen. Der Abbau der Gesteine wird erstmals 1477 erwähnt. Später wurden vor allem Bruchsteine für den Festungsbau nach Magdeburg geliefert. Auch in Olven160

stedt bestehen viele Häuser aus Grauwacke. 1840 zählte man 18 Steinbrüche in der Feldmark. 1891 g a b es noch 65 Steinbrucharbeiter in Olvenstedt, aber um 1900 mußten alle Brüche wegen des unrationellen A b b a u s und der Umstellung auf Ziegelbauten aufgelassen werden. Einige große Ziegeleien in und um Olvenstedt deckten den Bedarf der Bauwirtschaft. A b e r auch sie gingen im L a u f e der Zeit ein. I m B a d v o n Olvenstedt an der Magdeburger Chaussee ist eine Steinbruchwand g u t aufgeschlossen. Obenauf liegt eine e t w a 1,5 m mächtige Lößschicht. B i s auf eine Ausnahme sind die anderen Brüche a m Ort teils aufgefüllt und werden gärtnerisch genutzt, teils dienen sie als Schuttabladeplätze. Mehrere kleine B r ü c h e 1 k m westlich des Ortes schaffen im Gelände ein sehr bewegtes Kleinrelief bzw. beleben durch ihren Buschbestand die Ackerlandschaft. Die Gebüsche gehören der Hundsrosen-Feldulmen-Gesellschaft (Roso-Ulmetum) an, die sich in der Börde a n vielen ackerbaulich nicht genutzten Stellen einstellt (MAHN und SCHUBERT 1962). Charakteristische Gehölze sind Feld-Ulme (Ulmus carpinifolia), Hecken-Rose (Rosa canina), Eingriffliger W e i ß d o r n (Crataegus monogyna), Zweigriffliger Weißdorn (Crataegus oxyacantha), Schwarzer Holunder (Sambucus nigra), Gemeiner Liguster (Ligustrum vulgare) und Gemeine Esche (Fraxinus excelsior).

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Großer Silberberg (61,3 m)

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I m Osten der Niederen Börde erheben sich drei kleine K u p p e n . E s handelt sich um die einzigen hügelüberwölbten Steinkammergräber der jüngeren Steinzeit im Magdeburger Gebiet. V o n ihnen bewahrte nur der bisher noch nicht untersuchte Große Silberberg sein äußeres Aussehen (Abb. 5, Nr. 2). D e r 59,5 m hohe K l e i n e Silberberg wurde 1831 ausgegraben (Abb. 5, Nr. 3 ; ENGEL 1930). E r b a r g in seiner Steinkammer neben Skelettresten v o n K o l l e k t i v b e s t a t t u n g e n G e f ä ß e der Walternienburger K u l t u r . Die dritte Grabanlage, in der Nähe der A u t o b a h n gelegen, ist mit dem stark zerstörten 55,7 m hohen Pfahlberg identisch. Der Große Silberberg, v o n dem aus sich die Niedere Börde g u t überschauen läßt, liegt in dem breiten Urstromtal des Warthestadiums der Saaleeiszeit (Abb. 3). D a s Schmelzwasser der Letzlinger Randlage, deren dazugehörende E n d m o r ä n e n sich in der Letzlinger Heide nachweisen lassen, benutzte dieses sogenannte „ u n tere warthezeitliche A b f l u ß n i v e a u " und floß nach Nordwesten durch das Ohretal ab. Schon im frühen W a r t h e s t a d i u m dürfte das Wasser im Urstromtalgebiet seinen W e g gesucht haben, allerdings in höherem N i v e a u (etwa 6 — 8 m) und direkt nach Norden (KLAFS 1963). A u s der großen Erosionswirkung der Wassermassen läßt sich erklären, d a ß die Grundmoräne des Drenthestadiums im Urstromtalgebiet sehr geringmächtig bzw. nur als Steinsohle erhalten blieb. U n w e i t des Großen Silberberges ist bei Barleben noch ein R e s t der Niederterrasse bekannt. Die E n t s t e h u n g dieser Oberflächenform können wir uns folgendermaßen vorstellen: I m Eem-Interglazial zwischen W a r t h e s t a d i u m und Weichseleiszeit 161

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räumte die Elbe die Ablagerungen ihres Tales tief aus. In der folgenden Weichseleiszeit häuften sich die Schotter wieder an. Da sich aber im Postglazial die Elbe erneut in die Schotter einschnitt, blieben vom weichseleiszeitlichen Tal nur Reste am Rande übrig. Die Terrasse hebt sich deutlich gegen das warthezeitliche Urstromtalniveau im Westen (53 m ü. NN) und die heutige Talaue im Osten (42—43 m ü. NN) ab. In der weiten Fläche des Urstromtales liegen flache Talungen eingesenkt, die unter periglazialen Bedingungen entstanden. Eine dünne Decke weichseleiszeitlichen Lößes überzieht die Terrasse.

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Schnarsleben, Ortsteil von Niederndodeleben Der Ort breitet sich auf dem Höhenrücken zwischen den Tälern der Schrote und der Großen Sülze aus. Seit 1952 ist Schnarsleben nach Niederndodeleben eingemeindet. Entlang der reichlich 1 km langen Straße besteht zwischen beiden Dörfern eine bauliche Verbindung. Die erste Nennung des Ortes erfolgte wesentlich später als die von Niederndodeleben, nämüch 1152 als Snardesleue. Über Schnarsleve 1564 kam es 1785 zur heutigen Schreibweise. Als Bestimmungswort dürfte eine Kurzform des Vollnamens Snerdag zu erschlossenem altsächsischem sner = rasch und dag = Tag vorliegen. Im 12. und 13. Jahrhundert nannten die Klöster Hillersleben, Unser Lieben Frauen in Magdeburg und Hecklingen hier Grundbesitz ihr eigen. Später brachte das Domkapitel das Dorf an sich. Die geschichtliche Entwicklung der rein bäuerlichen Gemeinde unterscheidet sich nicht von vielen anderen Bördedörfern (s. D 7). Die dem Heiligen Laurentius geweihte Kirche gehört, wie der mächtige Westquerturm beweist, dem Ende des 12. Jahrhunderts an. Das abgQwalmte Satteldach mit den vier Gaupen und dem Dachreiter, den eine Zwiebelhaube bekrönt, sowie der einschiffige Saal mit dreiseitigem Chorabschluß wurden nach den Zerstörungen im 17. Jahrhundert 1693 auf altem Bestand barock erneuert. Eine doppelte Empore auf Pilastern und Säulen und ein zweigeschossiges Altarwerk sowie die Kanzel stammen aus der gleichen Zeit. Auf der Südseite blieb ein RenaissancePortal von 1612 erhalten. 1953 schlössen sich vier Großbauern und 17 Kleinbauern zur LPG „Freier Bauer" vom Typ III mit einer 472 ha großen Nutzfläche zusammen. Die LPG Typ I „Wartberg" vereinte sieben, ehemals 15 —20 ha große Höfe zu einer Flur von 115 ha. Die beiden Genossenschaften schlössen sich 1973 der LPG Niederndodeleben an (s. D 10). In zahlreichen Gehöften erhielt sich der alte Aufbau des Vierseithofes. Oft schließen Rund-, Korbbogen-, auch Pfeilertore die Anwesen ab.

D 10 Niederndodeleben, Kreis Wolmirstedt Der Ort liegt im Schrotetal an der Stelle, wo der Bach aus der Hohen in die Niedere Börde eintritt. 937 hieß das Dorf Dudulon altera, womit also schon die 162

sprachliche Trennung zu Hohendodeleben zum Ausdruck kommt. Weitere D IC Namensformen sind Dothelogon 1063, Dodalege 1108, Nortdodelege 1333 und ab 15. Jahrhundert Dodeleve. Der Name kann von altsächsisch dud-, das im dänischen dude = Taumellolch (Lolium temulentum) eine Entsprechung besitzt, und log, lag = Sumpfwiese abgeleitet werden. Das Dorf gehörte zu den Ortschaften, mit denen Otto I. 937 das neugegründete Moritzkloster in Magdeburg ausstattete. Niederndodeleben war schon früh einer der großen Orte unseres Gebietes (Tab. 4). Vor 1363 lassen sich bereits 33 Hofwirte nachweisen, deren Zahl auf 10 zurückging, als wahrscheinlich hier die Pest wütete. Später trug die Nähe Magdeburgs einesteils zur wirtschaftlichen Belebung bei, andernteils entzog sie dem Ort manche Arbeitskraft, wozu seit 1872 die Eisenbahnlinie Magdeburg—Braunschweig wesentlichen Einfluß ausübte. In dem großen Haufendorf finden wir noch einige baugeschichtlich wertvolle Höfe. A m Westrande des Dorfes steht an der Schrote die alte Mühle, schon im 14. Jahrhundert erwähnt. Das jetzige Gebäude stammt vom Ende des 17. Jahrhunderts ( W O L F R O M 1937) bzw. Anfang des 18. Jahrhunderts (Abb. 29). Das Fachwerkwohnhaus trägt über der Saumschwelle acht Andreaskreuze. Dieser Schmuckgürtel wird v o n je einem sogenannten Bauerntanz, also durchkreuzten Rauten, eingefaßt. Dem Satteldach sind Dachgaupen aufgesetzt. Die Hintertür besteht aus tannenzweigartig gegliederten Brettern. Die Giebelseite der Scheune zeigt eine Art Spitzsäule und sich kreuzende Eckstreben. Zu den älteren ein- oder zweigeschossigen quergegliederten Wohnhäusern gehören z. B. die Schule, Nr. 15, aus der Zeit um 1820; das Fachwerkhaus Lindenstraße 12 mit der Jahreszahl 1805 im Türsturz und das Fachwerkhaus Schulstraße 2 mit hochgestellten, gekreuzten Rauten am Giebel. Als Baumaterial diente oft Grauwacke. Im Hof Friedensstraße 9 mit einem Korbbogentor steht ein zweistöckiges Wohnhaus aus Fachwerk. Die Torpforte besitzt noch die für die Börde typische Türverriegelung, die von der Schlafkammer des Bauern betätigt werden kann. Auch in Niederndodeleben gibt es städtische Wohnpaläste reicher Bauern aus der Zeit um 1900 mit 6 — 7 Achsen und der geschmückten Haustür, oft auf der Traufseite. Die Oberschule befindet sich in dem zweigeschossigen, quergeteilten Wohnhaus mit einer Außentreppe am Giebel, das ebenfalls um 1900 erbaut sein mag. Die ehemalige Wehrkirche St. Petri und Paul am nördlichen Talhang ziert der stattlichste Westquerturm aller Kirchen der ganzen Gegend. Seine inneren Maße betragen 5,80 x 2,80 m. Zum Schiff hin öffnet er sich in zwei Arkaden. Sechs zweiteilige Arkadenöffnungen befinden sich unter einem achtseitigen Spitzhelm von 1662. Einem im 14. Jahrhundert vermutlich schon zum zweiten Male errichteten Kirchenschiff folgte nach der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg ein Wiederaufbau im Jahre 1710. Das Altarwerk stammt von den Magdeburgern Philipp G E I L F U S Z (Tischler) und J. G . A B E R K U N K (Maler) aus der Zeit um 1675. Den Taufstein schuf Ruprecht H O F F B A U E R im Jahre 1684. 163

Abb. 29 Mühlengehöft von Niederndodeleben (Ansicht und Grundriß) 164

Von den Gewerbebetrieben, die sich vor allem im 19. Jahrhundert entwickelten, D erlangte eine Zuckerfabrik die größte Bedeutung. Seit der Stillegung 1956 werden die Gebäude als Reparaturwerkstatt, Garage, Speicher und Schnitzelanlage für die örtliche landwirtschaftliche Produktion genutzt. Hier und in einer Reihe von Höfen besitzt die K A P viel brauchbaren Scheunen- und Bergeraum. So steht das Dorf in der Nutzungsmöglichkeit der Altbausubstanz für die sozialistische Landwirtschaft im Kreise an erster Stelle (John 1968). Die Fluren der Umgebung (Niederndodeleben, Schnarsleben, Olvenstedt, Magdeburg-Diesdorf, V E G Ottersleben) mit einer Gesamtfläche von 3600 ha werden seit 1974 durch 300 Genossenschaftsbauern der K A P Niederndodeleben bewirtschaftet. Hauptkulturen sind Getreide und Z.uckerrüben. Die Tierhaltung im Dorf obliegt der LPG Olvenstedt, der 1976 die LPG Niederndodeleben beitrat, und einem Betriebsteil des V E G Ottersleben (Bullen- und Schweinemast). Die genossenschaftliche Bewirtschaftung der Feldmark hatten die 1953 gegründete LPG T y p III „KlementGottwald" (670 ha) und die i960 gebildete LPG I,,Schrotetal" (113 ha) aufgebaut. 1972 kam es zur Vereinigung beider Genossenschaften. D Schrote Die breiten Täler der Bördebäche, zu denen auch die Schrote zählt, lösen die Fläche der westlichen Niederen Börde in west-östlich und süd-nördlich streichende Rücken auf und geben so diesem Gebiet ein welliges Gepräge. Die Schrote entwässert das Bördegebiet zwischen Hemsdorf, 7 km westlich von Niederndodeleben gelegen, und Magdeburg. Sie benutzt bis Diesdorf eine breite Periglazialtalung, folgt im Elbtal vom Vogelgesang ab dem alten Elblauf (s. B 6) und mündet bei Wolmirstedt in die Ohre. Unterhalb von Diesdorf tritt die Schrote auf das Niveau des warthestadialen Urstromtales hinaus, wo sie in einem nur gering eingetieften Bett fließt. Die Schrote besitzt zwischen Niederndodeleben und Diesdorf eines der eindrucksvollsten Täler der Niederen Börde. In dem teilweise steilhängigen Abschnitt treten an die Stelle von Äckern zum Teil Obstbäume. Den Wasserlauf selbst begleitet eine Baumreihe aus Pappeln und Weiden. Die Entstehung des Tales dürfte bis ans Ende des Tertiärs zurückreichen ( K L A F S 1965). Aber die breite Ausräumung, die zur heutigen Talform führte, erfolgte in der Warthe- und Weichselkaltzeit durch Periglazialvorgänge, also durch Solifluktion (Bodenfließen) und starke Seitenerosion. Ob bei der Bildung des Schrotetales noch zusätzlich die Salzauslaugung im unterlagernden Zechstein bzw. Röt mitwirkte, bedarf noch der Klärung. Nachweisbar sprudelte von 1726 bis 1734 oberhalb von Diesdorf ein Gesundbrunnen, der dem Dorf für kurze Zeit den Ruf eines Kurortes einbrachte. Im allgemeinen ist die Schrote ein kleiner Wasserlauf, dessen mittlerer Abfluß (MQ) nur 0,1 m'/s beträgt. Nach der Schneeschmelze oder nach Gewittergüssen kann sie aber zu einem reißenden Bach anschwellen, so daß der mittlere Hoch12

Magdeburg

165

D u

Wasserabfluß (MHQ) bei 1,47 m s /s liegt. In Magdeburg, wo die Schrote an manchen Stellen verlegt und begradigt wurde (s. A 7) und das B e t t teils gepflastert, teils verrohrt ist, dienen 10 Einlässe ins städtische Kanalnetz wesentlich dem Hochwasserabfluß. E t w a alle 50 Jahre kommt es jedoch zu Hochfluten mit größeren Abflußmengen (HHQ) von 5,74 m'/s, von denen besonders Niederndodeleben und Diesdorf betroffen werden. 1947 und 1952 stieg das Wasser etwa 3 m über den mittleren Stand. Der Bach heißt 1266 Scroda, was auf althochdeutsch scrot und mittelhochdeutsch schröt = Schnitt hinweist. Gemeint ist also offenbar der Bach, der sich ins Land einschnitt. Auch die Siegrenne, der wichtigste Nebenbach der Schrote, fließt in einem weiten Tal. Der Name dieses Baches setzt sich aus dem mittelniederdeutschen siko = sumpfige Niederung, stets feuchte Stelle im Acker und Renne = B a c h zusammen.

D 12 Hohendodeleben, Kreis Wanzleben, ist neben Hohenwarsleben der einzige Ort in unserem Gebiet, der auf der Hohen Börde liegt. E r befindet sich in der Quellmulde eines Nebenbaches der Siegrenne. Ein alter geradliniger Weg führte von Hohendodeleben auf den Magdeburger D o m zu, Endstück der Straße Rheinland—Magdeburg (Abb. 8). E r besitzt heute keine Bedeutung mehr, denn seit dem 19. Jahrhundert verläuft eine Straße nach Klein Ottersleben und trifft dort auf die Halberstädter Chaussee. Hohendodeleben wird zusammen mit Niederndodeleben (s. D 10) 937 zuerst genannt. Die Namensformen australis Tudulon, Hondodelege 1363, Suderdudelege, ermöglichten die Unterscheidung zum nördlichen Nachbarort. Die Beziehungen in der Entstehungsgeschichte beider Orte ließen sich bisher nicht klären. Hohendodeleben muß bereits 1363 eine große Siedlung gewesen sein, denn es war zur Stellung von 20 Mann im Kriegsfall verpflichtet. Das ummauerte Dorf konnte man durch drei Tore betreten. 1405 kam es zum erzbischöflichen A m t Wanzleben und 1816 zum gleichnamigen Landkreis. Anfang des 15. Jahrhunderts besaß ein mächtiger Vasall des Erzbischofs, Heyse von Steinfurt, den Zehnten v o m ganzen Feld. U m 1725 kam der Kartoffelbau ins Dorf, wurde aber erst ab 1780 unter Friedrich II. planmäßig betrieben. Damals arbeiteten drei Windmühlen und drei kleine Ölmühlen, von denen heute nur noch eine Ölmühle in Betrieb ist. Im 18. Jahrhundert waren für die Gemeinde der K r u g und das Backhaus wichtig, da sich jede Familie, wie in den anderen Orten, das Brot selbst backen mußte. Bäcker sowie Fleischer und Kaufmann versorgen erst seit 1870 die Bevölkerung mit den nötigen Lebensmitteln ( B A E N S C H 1928). Im 18. Jahrhundert mußten die Einwohner dem A m t die Dienste in der Form leisten, daß ein Dreivierteljahr zu bezahlen und ein Vierteljahr abzuarbeiten waren. So verlangte man von einem Ackermann 26 Tage und von einem Halbspänner 13 Tage Gespanndienste; die Kossäten waren zu 26 Tagen Handdiensten verpflichtet. 1840 betrug die Zahl der Häusler 52 und die der Einlieger 118. Sie arbeiteten vor 166

allem in den beiden Zichoriendarren und Ziegeleien des Ortes sowie in den Zucker- D 12 fabriken und anderen landwirtschaftlichen Industriebetrieben Magdeburgs. Später siedelten sie zum Teil nach Magdeburg um, so daß die Einwohnerzahl Anfang des 20. Jahrhunderts zurückging (Tab. 4). Das Ortsbild prägen im Nordteil, im alten Dorf, große Vierseithöfe mit mächtigen Korb- oder Rundbogentoranlagen. Zwar gibt es noch Fachwerk- und Bruchsteinhäuser aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, aber zweigeschossige Backsteinwohnhäuser, meist traufseitig zur Straße, herrschen vor. Im südlichen Dorfteil, dem Ausbaugebiet, stehen überwiegend kleinere Arbeiterwohnhäuser. Die erhöhte Lage der Petrikirche im oberen Teil des Dorfes und die Tatsache, daß in ihrer Nähe noch unterirdische Gewölbe und Laufgänge bis vor wenigen Jahrzehnten bestanden, deuten darauf hin, daß die verhältnismäßig große Anlage während des Mittelalters auch Verteidigungsaufgaben zu erfüllen hatte. Der Westquerturm besitzt im ganzen noch Wehrcharakter, wenn er auch einen Barockhelm trägt. Das 1770 erneuerte und erweiterte Kirchenschiff wird von einem durchgehenden Holztonnengewölbe nach oben abgeschlossen. Ein Steinrelief, das Christus im mandelförmigen Heiligenschein als Weltenrichter darstellt, befindet sich im Chorraum (um 1440) und ein Kreuzigungsrelief am Turm (um 1510). An der Ostseite der Kirche steht das zweigeschossige Pfarrhaus von 1701 mit Walmdach. Hier wurde im Jahre 1761 der Dichter Friedrich von M A T T H I S S O N geboren. Er lebte später u. a. in Dessau und Stuttgart und starb 1831 in Wörlitz. Seine Poesie fand zu seinen Lebzeiten viele Bewunderer. In Hohendodeleben begann die genossenschaftliche Entwicklung in der Landwirtschaft 1952 mit der Gründung der LPG Typ III „Pionier" aus 15 Höfen. Die 1959 aus 13 Höfen mit 150 ha gebildete LPG Typ I „Bördeland" trat 1970 der LPG „Pionier" bei. Damals baute man auch neue Ställe für 700 Milchkühe am Westausgang des Ortes. Die relativ große LPG mit etwa 300 Mitgliedern und 1250 ha Nutzfläche wurde 1973 Sitz einer K A P . Daraus ging 1975 die L P G Pflanzenproduktion Hohendodeleben hervor, die auf 5 438 ha den Nordostteil des Kreises Wanzleben bewirtschaftet. Die LPG ist Teil der Agrar-IndustrieVereinigung Wanzleben, der ersten im Bezirk Magdeburg. Seit 1976 wird auch die Tierhaltung in den fünf Dörfern im Nordosten des Kreises durch die L P G Tierproduktion Hohendodeleben gemeinschaftlich betrieben. Hohendodeleben gehört zu den wenigen Orten in der Börde, in denen sich bis heute einige Volksbräuche erhielten. Am Ostersonnabend kann man das Osterfeuer meist auf einem erhöhten Platz brennen sehen. In der Freien Nacht treibt die Jugend allerhand Schabernack (s. D 3). Das Silvestersingen, im allgemeinen Umsingen genannt, gibt es außer in Hohendodeleben nur noch in wenigen Orten. Kinder singen Weihnachtslieder oder sagen den Spruch: Ich bin ein kleiner König / gebt mir nicht so wenig / laßt mich nicht so lange stehn / ich muß noch weitergehn. In Hohendodeleben wird auch folgender Spruch aufgesagt: Heute ist Silvester / jedes Jahr einmal / ich und meine Schwester / kommen alle Jahr / Hurra, hurra / das neue Jahr ist da. 12*

167

D 13 Hängeisberge

(124,7

M

)

Von den Hängeisbergen erhält man, wie von manchen anderen Erhebungen des Hochbörderands, einen eindrucksvollen Blick über die Niedere Börde und auf Magdeburg. Er reicht bis zu den Wäldern der südlichen Altmark sowie über das breite Elbtal zu den flachen Oberflächenformen des Westflämings. Die Namen einiger Kuppen nahe den Hängeisbergen weisen auf die Besonderheit im Boden hin. Die Bezeichnung Thauberg läßt sich von altsächsisch thäha = Ton, Lehm ableiten. Dem Namen Lausehoch für die benachbarte Kuppe (120,1 m) dürfte ähnliche Bedeutung zukommen (BURGHARDT 1 9 6 7 ) . Die Erhebungen gehören zu einer Reihe saaleeiszeitlicher Endmoränenhügel auf dem Hochbörderand und am Rande der Niederen Börde südlich von Magdeburg (Abb. 3). In den Erläuterungen zu den geologischen Meßtischblättern werden als Endmoränenbildungen in der näheren Umgebung Thauberg (109,4 M ) > Junkerberg (106 m), Hügel (105,3 m ) u n d Sandberg ( 1 1 7 m) bezeichnet. Ob es sich wirklich um Endmoränen handelt, läßt sich vorläufig noch nicht entscheiden. Dem Bau nach sind alle genannten Berge wahrscheinlich als Stauchmoränen anzusprechen, in denen das Eis pleistozäne, aber auch tertiäre Ablagerungen zusammenschob und so recht komplizierte Lagerungsverhältnisse schuf. Über die Zusammenhänge in der Entstehung der Hängeisberge mit weiter entfernten Ablagerungen gleicher Art, z. B. den Sohlener Bergen (s. F 3), bestehen noch keine genauen Vorstellungen. Im ganzen können die Stauchmoränen als drenthekaltzeitliche Bildungen eines Eisvorstoßes aus Nordosten bzw. Osten gelten. Unsere Hügel dürften Zum Petersberger Vorstoß gehören und damit in den Höhen bei Calbe und Halle ihre Fortsetzung finden (Tab. 2). In der Umgebung der Hängeisberge breitet sich im allgemeinen unter der Lößdecke die saale- bzw. elsterkaltzeitliche Grundmoräne aus. Sie erreicht an manchen Stellen über 10 m Mächtigkeit, bei Groß Ottersleben bis 18 m. Weiter nördlich, im Bereich des Urstromtales, verschwand die Grundmoräne durch Erosionsvorgänge fast völlig (s. D 8). Die Hängeisberge wurden auch urgeschichtlich bekannt. Viele Feuersteingeräte deuten auf eine Siedlung in der Nähe einer ehemaligen größeren, offenen Wasserstelle während des Ausganges der mittleren Steinzeit.

D 14 Klinke Der Bach entspringt am Rande der Hohen Börde östlich der Hängeisberge. Am östlichen Dorfrand von Klein Ottersleben staut ihn der Mühlenteich auf, an dem 1685 eine Mühle stand. Eine weitere befand sich etwas oberhalb im Ort an einem Nebengraben. In einem weiten, durch Ausräumung unter periglazialen Bedingungen entstandenen Tal fließt die Klinke mit einem Gefälle von 0,8% nach Lemsdorf weiter. Der Name ist als landschaftlich bedingte Abweichung zu Klinge — Gießbach, 168

Talschlucht anzusehen. In Lemsdorf, wo sie früher auch eine Mühle trieb, D 14 nimmt die Klinke die Beke = Bach auf, die das Gebiet südlich von Groß Ottersleben entwässert. Die Beke erhält Zufluß von dem Großen und Kleinen Wiesengraben und dem Eulebach, an dem Groß Ottersleben und Benneckenbeck liegen, östlich von Benneckenbeck schuf sich die Beke ihr Tal im Sandstein des mittleren Buntsandsteins. Am Unterlauf der Klinke lag Rottersdorf (s. A?;Abb. 7). Unterhalb des ehemaligen Dorfes biegt der Lauf auffälligerweise nach Südosten um und erreicht am Park der Jungen Pioniere in Magdeburg die Elbe. Diese Richtungsänderung des Baches ließ sich bisher nicht eindeutig erklären. Man nimmt an, daß die Klinke hier zum Schutze und zur Wasserversorgung des Klosters Berge (s. A 2) eine Umleitung erfuhr. Da der Unterlauf im Salzauslaugungsgebiet des Zechsteins lag, könnte auch eine natürliche Verlegung des Laufes als Erklärung herangezogen werden. Daß es sich beim Zechsteinausstrich um eine tektonische Schwächezone handelt, beweist eine Beobachtung vom 18. 2. 1756. Damals verspürte man im Kloster Berge leichte Erschütterungen. Zur selben Zeit bemerkte man auch in anderen Teilen Deutschlands Erscheinungen, die mit Erdbeben in Zusammenhang standen.

Alte Elbe nordöstlich von Magdeburg

E 1

Als Alte Elbe wird einer der Mäanderbogen bezeichnet, den der Strom bis ins 18. Jahrhundert als Flußbett benutzte. Im Mittelalter kam die Elbe in weiten Schleifen den Orten Rothensee, Gerwisch und 'Lostau sehr nahe und umfloß hier das Ochshorn, den Zuwachs und die Schwisau (Abb. 24). Der Name Zuwachs deutet auf die Anschwemmung von neuem Land im Mäanderbogen hin. In der Schwisau sollen Lostauer im 18. Jahrhundert Reste von Buhnen gefunden haben, was auf die Verlegung der Elbe nach Osten hinweist. Rothensee, Gerwisch und Lostau litten immer wieder unter Elbhochfluten, wie Berichte vor allem aus dem 18. Jahrhundert zeigen. Um den Hochwassern die Wirkung zu nehmen, griffen die Lostauer 1742 zur Selbsthilfe und legten einen Durchstich durch die Schwisau an. Die Bewohner der Gemeinden Gerwisch und Lostau unternahmen am Zuwachs und Ochshorn weitere solche Versuche. Obwohl auch die Einwohner von Rothensee von Hochwassern bedroht waren, hintertrieben sie diese Bemühungen, weil ihre Wiesen in den Zuwachs hineinreichten und die Fischer um ihre guten Fänge an Lachs, Wels und Stör in den Mäanderbögen fürchteten. Aber nach einem Elbdurchbruch und weiteren Schäden in den Dörfern um 1785 ordnete endlich die Regierung den Durchstich durch Ochshorn und Zuwachs an. Diese Regulierungsarbeiten dauerten bis 1789. Durch die Begradigung der Elbe verkürzte sich ihr Lauf zwischen Magdeburg und Hohenwarthe von 24 auf 12 km. Den Bogen bei Rothensee füllte man vor dem Bau der Industriebetriebe auf. Dagegen lassen sich die Schleifen bei Gerwisch und Lostau noch heute gut erkennen, obwohl sie stellenweise stark ver169

E 1

landen. Die Ufer- und Verlandungsvegetation an der Alten Elbe ähnelt in ihrer Zusammensetzung der in der Kreuzhorst (s. G 4). Hier brüten fast alle Rohrsängerarten (Acrocephalus spec.), ferner Stockente (Anas platyrhynchos), Löffelente {Spatula clypeata), Teichhuhn (Gallinula chloroptts), Kiebitz (Vanellus vanellus), Rotschenkel (Tringa totanus), Flußregenpfeifer (Charadrius dubius) und Zwergrohrdommel (Ixobrychus minutus). Daneben ist der Zuwachs Rast- und Äsungsplatz vieler durchziehender Vögel (s. B 5). Die Ehle (s. G 10) fließt durch das Bett der Alten Elbe am Zuwachs, in dem seit der Jahrhundertwende ein Kieswerk Schotter abbaggert (s. E 3). Darin kam neben paläozoologischen Funden auch ein Faustkeil ans Tageslicht ( T O E P F E R 1959).

E 2

Alte Burger Straße Die Alte Straße von Magdeburg nach Burg verlief vom Elbübergang durch die Niederung zum Herrenkrug, im 18. Jahrhundert mit dem Umweg über das Cracaper Tor (s. A 22). Auf der Hohen Brücke überquerte sie die Ehle, führte weiter über das Dünengelände bei Gerwisch, das Sander- und Endmoränengebiet bei Külzau (s. C 7) und am Wirtshaus „Hungriger Wolf" in der Nähe vom Bahnhof Moser und an der Külzauer Mühle vorbei (Abb. 8). Ihr Verlauf ist streckenweise heute noch vorhanden. An der Hohen Brücke zweigte nach Burg eine zweite Straße ab, die die Potstrine auf der Schweinsbrücke überschritt und dann über Körbelitz weiterging. Der Bach erhielt offenbar seinen Namen nach dem 995 genannten Dorf Potzstrigami, das südwestlich von Gerwisch im Winkel zwischen Potstrine und Alter Elbe an der erstgenannten Straße lag. Leider gibt es keine weiteren Nachrichten über den wüst gewordenen Ort. Da die Wegeverhältnisse jenseits von Burg oft sehr schlecht waren, benutzten seit dem 16. Jahrhundert die Fuhrleute die bessere, südlichere Straße Magdeburg—Königsborn—Ziesar (s. E 13). Aber erst Anfang des 19. Jahrhunderts verlor die alte Bürger Straße mit dem Bau der Chaussee Magdeburg—Burg endgültig ihre Bedeutung.

E 3

Gerwisch, Kreis Burg Das große, allseitig von Niederungen umgebene Dünengebiet nordwestlich von Gerwisch war bereits in der mittleren Steinzeit bewohnt. Es entwickelte sich während der jüngeren Steinzeit zu einem stark besetzten Siedlungsplatz, auf dem sich mehrere Kulturen nacheinander nachweisen lassen, wie Grabungen von H a n s L I E S in den Jahren 1924—1944 zeigen (Abb. 5, Nr. 11a—c; Abb. 30). Während der darauf folgenden Bronzezeit fehlen für einen Zeitraum von etwa 1000 Jahren Besiedlungsfunde. Die Ursachen dafür liegen in der am Ende 170

der Frühbronzezeit einsetzenden Trockenperiode, als sich die Bewohner von den Dünen in die Elbaue hin verzogen. Erst mit dem Feuchterwerden des Klimas am Ende der späten Bronzezeit wurden die Dünen in der gleichen Dichte wie zuvor besiedelt. Siedlungen der frühen Kaiserzeit lagen an mehreren Stellen des Dünengeländes. Aus dieser Zeit konnten ein Brennofen zur Eisenschmelze und ein aus Findlingssteinen erbauter Brennofen für die Gewinnung von Wiesenkalk, der für die Aufbereitung des Erzes Verwendung fand, freigelegt werden (LIES 1965c). Vom 3. Jahrhundert an verödeten die Dünen abermals. Slawische Körpergräber des 9. —10. Jahrhunderts fanden sich auf der nördlichsten Dünenkuppe, unweit des in der Lostauer Gemarkung vermuteten Burgwards Lostau mit der Flurbezeichnung „ D e r H o f " (s. C 6).

Abb. 30 Mit Leichenbrand gefüllte Tonschale der Schönfelder Kultur von Gerwisch

Die erste Erwähnung des Dorfes selbst, das an der alten Landstraße nach Burg lag (s. E 2), erfolgte 992 als Grobizi. Im Roten Buch, dem ältesten domkapitularischen Lehnregister aus den Jahren 1360—1370, erscheint der Ort als Gherwitz oder Jerwitz. In dem Namen steckt das slaw. grob, das ursprünglich eine Stätte mit oder an einem Graben oder an Gräbern bedeutete. Gerwisch unterstand der Dompropstei bis zu ihrer Aufhebung 1810. 1825 brannte der Ort vollständig ab. Die alte Dorfstelle bezeichnet ein 1925 aufgestelltes Kreuz auf dem Gelände des heutigen Kies- und Betonwerkes. Das neue Dorf legte man 1 km weiter östlich entlang der damals fertiggestellten Chaussee von Magdeburg nach Burg an. An der neuen Eisenbahnlinie Magdeburg—Berlin bekam Gerwisch ab 1873 einen Bahnanschluß. Auf die gute Verkehrslage und die natürlichen Bedingungen ist die Entwicklung zum Industrieort zurückzuführen. Die 1859 errichtete Zuckerfabrik im Nordosten des Dorfes konnte sich allerdings nur zwei Jahrzehnte halten. Auf ihrem Gelände entstand Ende des 19. Jahrhunderts ein neuer Ortsteil für in der Industrie Beschäftigte. 1878 gründete G. Brentke südlich vom Bahnhof eine Konservenfabrik, die zunächst Fleischkonserven erzeugte, sich aber nach 1910 auf die Verarbeitung von Gemüse und Obst umstellte. Seit dieser Zeit beschäf171

F. 3

tigt die Fabrik während der Saison 200—300 Arbeitskräfte. Heute gehört die Konservenfabrik als Nebenwerk zu den volkseigenen Magdeburger Obst- und Gemüseverarbeitungsbetrieben. 1888 eröffnete man die erste Kiesgrube, zunächst in der Schwisau; später wurde der Abbau vor allem im Zuwachs betrieben. Das heutige Kies- und Betonwerk westlich des Ortes untersteht dem V E B Baustoffwerk in Magdeburg. Auf dem Gelände eines 1918 aufgelassenen Munitionsdepots errichtete die Reichsbahn in den zwanziger Jahren eine Siedlung. 1921 entstand auf einem weiteren Teil des Depotgeländes ein Schrottaufbereitungswerk. Die landwirtschaftliche Nutzfläche von 569 ha, davon 25% als Grünland in der Elbniederung, wird seit 1975 von der K A P Gerwisch (LPG Gerwisch, Hohenwarthe, Lostau und Körbelitz) bewirtschaftet. Feldgemüsebau steht im Vordergrund.

E 4

Körbelitz, Kreis Burg Als Karbeliz wird der Ort erstmals 1197 mit Sicherheit genannt, was slaw. soviel wie Leute eines Karbela o. ä. bedeutet. Nach einer gefälschten Urkunde soll Erzbischof Gero 1015 Karbelicz dem Kloster Unser Lieben Frauen in Magdeburg geschenkt haben. Später gehörte es zur Dompropstei. In der Dorfform von Körbelitz fallen zwei rechtwinklig zueinander verlaufende Straßen auf, die ursprünglich vielleicht zwei verschiedenen Siedlungsteilen angehörten. Der östliche Teil der Körbelitzer Flur ging aus der wüsten Flur Mosan hervor. Über die Zeit des Wüstwerdens von Mosan, das 1292 genannt wird, liegt keine Nachricht vor. 1870 lebten im Ort 22 Ackerleute, 4 Halbspänner, 12 kleine Kossäten und 2 Kolonisten, zugleich gab es je eine Wasser-, Wind- und Ölmühle. Die Wassermühle befand sich im Nordwesten der Gemarkung am Mühlgraben. Diese Pfuhl-, im 19. Jahrhundert Puhlmühle, verfiel 1955 dem Abbruch. Höfe mit Backsteingebäuden bestimmen das Dorfbild. Die Scheunen bestehen oft aus Fachwerk mit Backsteinfüllung. Ein Hof besitzt noch ein eingeschossiges, quergeteiltes Doppelstubenhaus aus Fachwerk. Die Kirche St. Pancratii, ein typischer spätromanischer Feldsteinbau mit Wehrcharakter, bewahrt noch das ursprüngliche Aussehen. 1209 wird die Kirche erstmalig erwähnt. Ein mit Satteldach abgeschlossener, massiver Westquerturm nimmt die gesamte Breite des einräumigen Schiffes ein, an dieses schließt sich ein quadratisches Chorhaus und hieran eine Apsis an, die noch eine mittelalterliche Bedachung mit Mönch und Nonne aufweist. Wie die Kirche steht der „Hohe Stein" 1 km südöstlich des Ortes unter Denkmalschutz. Dieses Hünengrab, das einzige noch einigermaßen erhaltene Großsteingrab im Kreise Burg, baut sich aus vier Steinen und einem Deckstein auf (Abb. 5, Nr. 17). Das Dorf und seine Flur liegen auf der drenthestadialen Grundmoräne des westlichen Fläming. Im Westteil breiten sich einige Felder auf dem 172

Rupelton aus, der a m R a n d e zum E l b t a l ansteht. Der nördliche u n d östliche Teil der Gemarkung reichen auf die Sanderflachen v o r der W a r t h e e n d m o r ä n e . Hier ließ Friedrich II. die sandigen Felder nördlich u n d östlich des Ortes teilweise durch L e h m verbessern, andere Sandflächen m i t Kiefern aufforsten. Trotzdem bleibt im Mittel die Ackerzahl m i t 49 relativ niedrig. Den wichtigsten landwirtschaftlichen Betrieb stellt d a s Volksgut Körbelitz dar. E s ging 1953 a u s d e m 1890 zur Bewirtschaftung d e r Rieselfelder (s. C 8) gegründeten G u t der S t a d t Magdeburg hervor. Zur Unterbringung der Arbeitsk r ä f t e richtete m a n u m 1890 6 Arbeiterwohnhäuser f ü r j e 8—12 Familien ein. Die 750 h a große Fläche des Volksgutes besteht im wesentlichen a u s Rieselfeldern, auf denen F u t t e r - u n d Gemüseanbau betrieben werden. D a s ehemalige Vorwerk des Stadtgutes an der Chaussee Magdeburg—Burg wurde 1968 als Bullenmaststall ausgebaut. An derselben Straße errichtete d a s Volksgut 1954 eine Gärtnerei vor allem f ü r Blumenzucht u n d Gemüsebau. So liegen die Wirtschaftsanlagen des volkseigenen Gutes verstreut, w a s aber durch die Spezialisierung k a u m Nachteile mit sich bringt.

E 4

Der zweite Landwirtschaftsbetrieb, die L P G „Neues Leben", ging 1958 aus d e m Zusammenschluß von 25 Bauernhöfen u n d 5 Gärtnereien m i t 600 h a Nutzfläche hervor. Auf 11 Höfen werden die Wirtschaftsgebäude noch v o n der L P G genutzt. Nach 1962 k a m a m Nordostrande des Dorfes ein Stallkomplex f ü r 400 Rinder dazu. Die Genossenschaft spezialisiert sich auf Milchviehwirtschaft sowie auf Gemüse- u n d Samenbau, wofür 1969 eine große Gemüselagerhalle entstand. Außerdem wurde 1972 südlich des Ortes eine Schafzuchtanlage f ü r 2000 Tiere aufgebaut. I n den beiden Landwirtschaftsbetrieben sind etwa 220 Arbeitskräfte tätig. Die Feldwirtschaft der L P G obliegt seit 1975 d e r K A P Gerwisch.

Spitzer Berg (68,5 m)

E 5

Der Spitze Berg, der d a s im ganzen flache Gebiet des westlichen Flämings u m 5—10 m überragt, b a u t sich aus saalekaltzeitlicher kiesiger G r u n d m o r ä n e auf. Überall fallen größere nordische Geschiebe auf, die der Wind zum Teil während der Eiszeit auffällig kantig schliff. I n der aufgelassenen Kiesgrube liegen mehrere Lesesteinhaufen, deren Material von den Äckern u m die K u p p e s t a m m t . Das Grundmoränengebiet zwischen Gommern und Körbelitz d a c h t sich nach Westen zum Elbtal ab. Hier floß das Schmelzwasser während des H a u p t v o r stoßes im W a r t h e s t a d i u m a b und tiefte sich in die'saalekaltzeitlichen Ablagerungen ein, so d a ß der Spitze Berg u n d andere Kuppen als Erosionsreste a u f zufassen sind ( K L A F S 1965). Rings um den Berg breitet sich d a s Ackerland auf der einige Meter mächtigen Grundmoräne aus. U n t e r dem oberflächlich entkalkten Geschiebemergel, der als Geschiebelehm bezeichnet wird, liegt mitteloligozäner Rupelton, der v o r allem 173

E 5

am Rande des Elbtales zwischen Königsborn und Körbelitz in einem Streifen von mehreren hundert Metern Breite zutage tritt und schwer zu bearbeiten ist. Den Nordhang des Spitzen Berges, der in eine flache, von Ost nach West gerichtete Talung mit einem kleinen Bach übergeht, besiedelten Menschen der Einzelgrab-Kultur am Ende der jüngeren Steinzeit, während der frühen Eisenzeit und Kaiserzeit. Auf der jenseits des Baches befindlichen alten Dorfstelle Pokeritz fanden sich slawische Siedlungsscherben. Die Funde werden in den Museen Burg und Magdeburg aufbewahrt.

E 6

Woltersdorf, Ortsteil von Königsborn, liegt am westlichen Rande der Nedlitzer Platte. Ein Streifen aus Rupelton bildet den flachen Hang von der Platte zum Elbtal. Südlich des Ortes verläuft eine ziemlich tiefe Schmelzwasserrinne in Ost-West-Richtung, in der sich infolge von stauender Nässe eine 1 — 2 m mächtige Flachmoorschicht, das Bruch, entwickelte. Das Bruch ist gegenüber seiner Umgebung 5 — 1 0 m eingesenkt. Bei der 1683 genannten Wassermühle handelt es sich wahrscheinlich um die ein Jahrhundert später erwähnte Klappermühle am Bruch. Diese Mühle war bis 1950 in Betrieb. I m Bruch wurde Anfang des 19. Jahrhunderts Torf gestochen, aber der Abbau mußte bald wegen zu geringer Ergiebigkeit aufgegeben werden. A m Nordhang der Schmelzwasserrinne lag eine Siedlung der römischen Kaiserzeit, der die Brandgräber auf der Höhe 55,1 zuzuordnen sind. Außerdem befanden sich hier Körpergräber der jüngeren Steinzeit. Auch Slawen siedelten an dem Hang. A n dieser Siedlung vorbei zog eine alte- Handelsstraße nach Norden (s. E 13). Die erste sichere urkundliche Erwähnung von Walterestorp stammt aus dem Jahre 1200. Die Nennung des Ortes in der gefälschten Stiftungsurkunde des Klosters Unser Lieben Frauen von 1015 ist späterer Herkunft. Zwischen 1368 und 1381 erscheint der Ort als Wolterstorp insgesamt sechsmal in Akten, was Dorf eines Walther bedeutet. Hier bestand nachweislich seit dem Ende des 15. Jahrhunderts ein Rittergut. V o m Ende des 18. Jahrhunderts sind die Dienste überliefert, die die adligen Besitzer von Alvensleben von den Bauern forderten. Die 9 Ackerleute des Dorfes mußten jährlich 10 Spann- und 6 Handdiensttage, die 10 kleinen Kossäten wöchentlich einen Handdiensttag leisten. Offenbar brachte im Laufe der Zeit das Gut weitere Flächen an sich, denn 1840 werden nur noch 6 Ackerleute genannt. Die Gemeinde besaß damals nur 900 Morgen Land, während der Rittergutsbesitzer über 2600 Morgen verfügte. 1877 wohnten im Dorf 291 Einwohner, im Rittergut und seinen Außenstellen, vor allem im Vorwerk Bruch, lebten 139 Menschen. Mit dem Bau der Eisenbahnlinie Magdeburg—Loburg 1892 erhielt Woltersdorf eine Station. Es ließen sich hier einige kleinere Industriebetriebe nieder, wie Dampfmühle, Dampfsägerei, Harmonikafabrik, die aber nur kurze Zeit bestanden. Auf dem Gelände der Harmonikafabrik befindet sich seit den dreißiger Jahren ein großer Silo für Getreide.

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D a s Ortsbild von Woltersdorf spiegelt noch deutlich die frühere Sozialstruktur wider. I m Westteil dominiert der große H o f k o m p l e x des ehemaligen Gutes. Die Bauernhöfe sind dagegen meist klein und gewöhnlich aus B a c k s t e i n errichtet. Eine Ausnahme bildet Hof Nr. 23, der auf beiden Seiten quergeteilte Ställe besitzt. Hier erhielt sich noch der Kniestock aus F a c h w e r k mit Überstand. Die K ö p f e der den H a l b s t o c k tragenden Deckenbalken bilden einen schlichten Schmuck des heute im Erdgeschoß unterfangenen Stalles auf der rechten H o f seite. D a s quergeteilte W o h n h a u s ist eingeschossig. Die Kirche des Dorfes spielte im Mittelalter in den Auseinandersetzungen zwischen dem Erzbischof und der S t a d t Magdeburg die Rolle eines Schutzgebäudes. D a s v o n Erzbischof Burchard I I I . stark befestigte B a u w e r k l a g ursprünglich inmitten eines ummauerten Kirchhofes. E s zeigt die Eigentümlichkeiten des Wehrkirchenbaues des 12. Jahrhunderts, wenngleich der W e s t t u r m nicht wie sonst üblich als ein breiter Riegel v o r dem einschiffigen Gemeinderaum liegt, sondern diesem auf quadratischem Grundriß vorsteht. N a c h 1945 wurde das R i t t e r g u t im Verlauf der Bodenreform mit 52 Neubauernsteilen aufgesiedelt. Einige Ställe baute man zu W o h n u n g e n um, mehrere Neubauernhäuser entstanden hier. D a s ehemalige Gutshaus beherbergt heute Kindergarten, -krippe und -hört. 1953 begannen die Neubauern, genossenschaftlich zu arbeiten. N a c h d e m sich später noch die 12 A l t b a u e r n angeschlossen h a t ten, v e r f ü g t die L P G heute im ganzen über 160 Mitglieder. U m zweckmäßiger produzieren zu können, gründeten i960 die vier Genossenschaften in Woltersdorf, Königsborn, B ü d e n und Nedlitz d i e L P G „ E r n s t T h ä l m a n n " Königsborn mit Verwaltungssitz in Woltersdorf. Sie v e r f ü g t über 2 500 h a L a n d , bewirtschaftet v o n der K A P Königsborn, und zählt 360 Mitglieder. D i e einzelnen Gemeinden spezialisieren sich je nach L a g e und wirtschaftlichen Möglichkeiten auf die tierische oder pflanzliche Produktion. U m die großen landwirtschaftlichen Maschinen und Geräte noch besser ausnutzen zn können, werden durchschnittlich 80 h a große Schläge angelegt.

E 6

In Woltersdorf betreibt m a n v o r allem die Viehwirtschaft, zu der südlich d e r Bahnlinie ein Schweinestallkomplex und im ehemaligen V o r w e r k B r u c h eine Hühnerfarm gehören. V o n den 710 h a N u t z f l ä c h e n i m m t das Grünland 2 0 % ein, v o r allem im B r u c h und in der Elbniederung. Die A c k e r z a h l b e t r ä g t 57, die Grünlandzahl 48. Die K A P Königsborn besteht seit 1975. Ihr gehören noch vier L a n d wirtschaftsbetriebe an, u. a. die L P G Biederitz und das V E G K a m p f , Betriebsteil Körbelitz.

Büden, Ortsteil von Königsborn

E 7

I m Zusammenhang mit der Schenkung des Dorfes an d a s K l o s t e r Memleben findet Buditn 992 erstmals Erwähnung. Der slawische Ortsname bedeutet O r t des B u d i m . Später gehörte es dem Magdeburger D o m k a p i t e l . 1562 hieß d a s Dorf Buden. »75

E 7

Wahrscheinlich bildet ein Platz das Zentrum des alten Dorfes, in dessen später bebautem Innenraum die Kirche steht. Sie wurde 1890 neuromanisch in Backstein aufgeführt. Nur der breite Westturm vom Anfang des 13. Jahrhunderts aus Bruchsteinen mit drei bzw. zwei gotischen Schallöffnungen und steilem Walmdach, das mit Schiefer gedeckt ist, blieb erhalten. Der Nordwestteil der Gemarkung gehörte bis etwa zum 14. Jahrhundert zum Dorfe Pokeritz, das damals wüst wurde (s. E 5). Vorher besaß Büden eine sehr kleine Flur. Als gewerbliche Einrichtung wird seit 1683 immer nur eine Windmühle am östlichen Dorfrande genannt. Reste dieser um 1925 stillgelegten Holländer-Mühle erhielten sich noch bis heute. Die Höfe bestehen großenteils aus Backsteingebäuden vom Ende des 19. Jahrhunderts. Der Hof Nr. 5 besitzt ein Korbbogentor mit hohen Pfeilern und einer flachbogigen Pforte. Über dieser befindet sich in der Backsteinwand eine Besitzertafel mit dem Relief eines Räderpfluges und einer Inschrift. Das dazugehörige eingeschossige, quergeteilte Wohnhaus zeigt eine Putzfassade. Das eingeschossige Haus im Hof Nr. 3, dessen Traufseite ebenfalls verputzt ist, gehört zu den älteren noch erhaltenen Fachwerkhäusern. Seit 1953 besteht in Büden eine L P G , in der 18 Höfe vereinigt sind, von denen noch 8 genutzt werden. Auf der Westseite des Dorfes stehen neue Schweineställe. Seit i960 gehört Büden zur L P G „ E r n s t Thälmann" Königsborn (s. E 6). Auf der 632 ha großen Nutzfläche mit der Ackerzahl 43 werden seitdem bevorzugt Kartoffeln angebaut. Aus einer großen Kartoffellagerhalle westlich des Dorfes wird seit 1970 Magdeburg versorgt. A m Bahnhof entstanden Düngerlagerhallen des Agrochemischen Zentrums Büden.

E 8

Biederitz, Kreis Burg Zwischen Gerwisch und Heyrothsberge blieben im Elbtal Reste der Niederterrasse erhalten, die von Biederitz bis zur Potstrine mit Dünen besetzt sind (Abb. 3 u. 5). Diesen Sandstreifen besiedelten (s. E 3) am Ausgang der jüngeren Steinzeit die Leute der Schönfelder und Einzelgrab-Kulturen (Abb. 5, Nr. 9 ; V O I G T 1956)Bei der Stiftung des Bistums Brandenburg 948 wird die Siedlung Bidrizi als einer jener Städte bezeichnet, deren Zehnter bereits dem Magdeburger Moritzkloster zustand. Von 1238 ist die Schreibweise Bederitze bekannt. Der Name hängt wohl mit dem slawischen Wort bedro zusammen, das Schenkel, Lende oder Hüfte bedeutet. D a ß Biederitz einen Burgward bildete, also Verwaltungsmittelpunkt war, ist am Ende des 10. Jahrhunderts ausdrücklich bezeugt. Zum Burgwardbezirk Biederitz zählten die Dörfer Schermen, Gerwisch, Körbelitz, Büden, Nedlitz, Wahlitz und Menz ( R E I S C H E L 1930). Die deutsche Burgsiedlung des 10. Jahrhunderts lehnte sich wohl an den slawischen Burgwall an (Abb. 5, A). Dieser liegt auf einem nach drei Seiten steil abfallenden Sporn an der Ehle auf dem 176

Grundstück der Revierförsterei. Die dort und auch gegenüber auf dem Grund- E 8 stück der „Alten Oberförsterei" gefundenen Gegenstände gehören der mittelslawischen Zeit an. Die Funde liegen in den Museen Burg, Magdeburg und im Landesmuseum Halle. Im 12. Jahrhundert gehörte der Ort dem Magdeburger Erzstift und unterstand seit dem ausgehenden Mittelalter dem Amt des Möllenvogtes. 1238 wird von der Zerstörung der mittelalterlichen deutschen Burg berichtet. 1378 brannte die inzwischen wieder aufgebaute Befestigung bei einem Einfall des Herzogs von Mecklenburg ab und blieb wohl dann zerstört liegen. Der älteste Teil 'des Dorfes zieht sich am Biederitzer See, einem alten Elblauf entlang, den heute die Ehle als Abflußbahn benutzt (s. G 10), und weiter in einem Halbkreis um die Kirche und den Burgwall herum. Dieser umfaßt den Breiten Weg und die Seestraße. Der Ort blieb bis ins 19. Jahrhundert relativ klein (Tab. 4). 1840 gab es 15 Ackerhöfe, 4 Halbspänner, 14 Kossäten, 21 Häusler und 25 Einlieger. Außer in der Landwirtschaft arbeiteten viele Einwohner im Biederitzer Busch in der Elbaue. Dieser 1500 Morgen große Auewald, den der Biederitzer Förster beaufsichtigte, gehörte der Möllenvogtei. Durch umfangreichen Holzeinschlag im 19. Jahrhundert verkleinerte sich der Busch bis 1920 auf 1000 Morgen. Im alten Dorf begegnen uns Bauernhöfe in Backsteinbauweise mit schlichten Pfeilertoren, auch Fachwerkbauten vom Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Kirche entstand 1730 vermutlich auf einer ursprünglich romanischen, jedoch im Dreißigjährigen Krieg total vernichteten Anlage als einschiffiger Saalraum mit geradem Chorabschluß. Der Westturm besitzt über dem romanischen Unterbau einen aus Fachwerk gebildeten Glockenteil, den nach oben ein Satteldach abschließt. Gedenksteine und Epitaphien aus der Zeit um 1580 und dem 17. Jahrhundert fügte man dem verputzten Kirchengewände nachträglich ein. Industriebetriebe ließen sich vor allem jenseits der 1873 erbauten Bahn Magdeburg—Potsdam nach Heyrothsberge zu nieder (s. E 9). Zwischen dem Dorfkern und der Berliner Bahn siedelten sich dagegen um die Jahrhundertwende und nach dem ersten Weltkriege viele Magdeburger in der neuen Gartensiedlung an, die sich durch aufgelockerte Bebauung auszeichnet. Da die Elbaue zwischen Magdeburg und Biederitz zu den beliebten Ausflugsgebieten gehörte, gab es hier viele Gaststätten. Seit 1953 besteht in Biederitz eine landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft, die sich 1965 mit der in Heyrothsberge vereinigte und jetzt 60 Mitglieder, 15 Höfe und 653 ha Nutzfläche umfaßt. Die neuen Rinderställe beherbergen über 200 Tiere. Da die L P G einer K A P (s. E 6) angehört, kann sie sich vor allem mit der Feldfutterwirtschaft befassen und auf den schweren Auenböden (Ackerzahl 50) z. B . auf den Kartoffelanbau verzichten, der in der Gemarkung Büden betrieben wird (s. E 7). Im Ostteil des Ortes wurde 1970 ein großer Legehennenbetrieb (Kapazität 38000 Tiere) als zwischenbetriebliche Einrichtung (ZBE) aufgebaut. 177

E9

Alte Eisenbahnlinie Magdeburg—Berlin Die Magdeburg—Potsdamer Bahn wurde 1846 fertiggestellt. Sie verlief von Magdeburg-Friedrichstadt parallel zur Berliner Chaussee auf einem Damm im Elbtal nach Osten, bog an der Ehle nach Norden und benutzte von Gerwisch ab die zum Teil dünenbesetzte Niederterrassenfläche bis Lostau und war bei Hohenwarthe in das Urstromtalniveau eingekerbt. In einem Bogen umging sie so das Endmoränengebiet des Westflämings. 1847 fuhr auf dieser Strecke der erste Nachtzug in Deutschland. Nach Fertigstellung der Brücken über die drei Elbarme und der Spitzkehre bei Buckau 1848 konnten die Züge dann den Elbbahnhof erreichen (s. A 1, Abb. 8 u. 1 1 ) . Die Brücke über die Stromelbe mußte als Hubbrücke mit 2 m Hubhöhe konstruiert werden, um die Schiffahrt nicht zu behindern (1934 erneuert). Seit 1850 war die Strecke Burg—Gerwisch zweigleisig befahrbar, 1854 bis zur Friedrichstadt. Die Brückenbreite reichte jedoch weiterhin nur für ein Gleis. Um gegenüber den anderen Eisenbahngesellschaften konkurrenzfähig zu bleiben und das Überschwemmungsgebiet der Elbe zu meiden, entschloß sich die Potsdamer Bahngesellschaft um 1870, den Weg von Burg nach Magdeburg zu verkürzen und die Strecke nach Braunschweig fortzusetzen, ohne in den Einzugsbereich der Magdeburg—Halberstädter Bahngesellschaft zu kommen (Abb.8 ). Der Bau der neuen Linie erforderte bei Moser einen Durchstich des Endmoränengeländes auf 3 km Länge und bis zu 16 m Tiefe. Gleichzeitig enstand eine neue Elbbrücke nördlich von Magdeburg. Nach Fertigstellung der neuen Linie wurden die alten Gleise von Burg bis Biederitz abgerissen. Zwischen Magdeburg und Biederitz diente die Strecke weiter zeitweilig dem Vorortverkehr und dem Güterverkehr zu den Industriewerken an der Berliner Chaussee (s. A 22). Heute fahren hier nur noch Güterzüge.

E 10 Heyrothsberge, Ortsteil von Biederitz Um 1820 stand an der Gabelung der neuen Chaussee nach Berlin und der Landstraße nach Zerbst ein Gasthof. Das angrenzende, damals noch kahle Dünengebiet zwischen der Berliner Bahn und Alt Königsborn kaufte um 1850 der spätere Ziegeleibesitzer Heyroth aus Magdeburg und ließ es mit Kiefern aufforsten. Die neue kleine Ansiedlung Heyroths Bergen (1858) gehörte von Anfang an zu Biederitz. Seit diesem Zeitpunkt dehnte sich der Ortsteil entlang der Chaussee von Magdeburg nach Zerbst aus, in dem eine erste Bauperiode von 1869 bis 1873 und eine zweite seit Ende der siebziger Jahre zu unterscheiden sind. Die für den Ortsteil charakteristische Ziegelindustrie bestand 1895 bereits aus 5 großen Betrieben. Die Auenlehmvorkommen im Elbtal und die Verkehrslage begünstigten die Errichtung dieser Werke. Die letzte Ziegelei stellte i960 ihren Betrieb ein. Heute arbeitet noch das große, 1900 gegründete Kalksandsteinwerk, bis vor kurzem nutzte es die hiesigen Dünensande, jetzt bezieht es infolge der Erschöpfung der nutzbaren Vorkommen Sand aus dem Gebiet von Gerwisch. 178

W i e in dem Dünengelände von Gerwisch konnte um Heyrothsberge eine dichte E urgeschichtliche Besiedlung v o n der jungsteinzeitlichen Schönfelder K u l t u r bis zur späten Kaiserzeit nachgewiesen werden. In dem steil zur Ehle abfallenden Teil einer Düne befand sich das vom 3. bis 5. Jahrhundert u. Z. belegte größte Brandgräberfeld im Magdeburger R a u m (Abb. 5, Nr. 15). Seit 1938 besteht an der Berliner Chaussee eine Feuerwehrschule, mit deren Studenten der Ortsteil etwa 1100 Einwohner zählt. Heyrothsberge ist der Geburts- und langjährige Wohnort des Radrennfahrers Gustav-Adolf SCHUR (geb. 1931), der u. a. 1958 und 1959 Weltmeister im Amateurstraßenrennsport war.

Königsborn, Kreis B u r g

E

Schon in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung zielten zwei von Westen her das Elbtal überquerende Straßen auf A l t Königsborn (s. E 13). Zeugen älterer Besiedlung stellen eine Prunkvase der frühen jungsteinzeitlichen Rössener Kultur, die beim Gutshof gefunden wurde, sowie ein von der Bahnstrecke durchschnittenes Gräberfeld der frühen Eisenzeit dar. Bemerkenswert erscheint ein in unserer Landschaft recht seltenes frühslawisches Brandgrab (Abb. 5, Nr. 16). U m 1164 wird in einer Urkunde Erzbischof Wichmanns ein Heinricus de Cuningesborne genannt. Diese Familie läßt sich bis ins 14. Jahrhundert nachweisen. Das Dorf selbst erscheint zuerst 1205—1232 als Konigsborne. Der Name weist auf eine Quelle hin, die heute noch am ehemaligen Gutshaus Neu Königsborn vorhanden ist. Während des 14. Jahrhunderts muß das Dorf wüst geworden sein, denn im 15. Jahrhundert entstand auf der wüsten Feldmark ein G u t des Neustädter Lorenzklosters. Zum Gutsbesitz gehörten auch die Dörfer Menz und Wahlitz. Dieser als A l t Königsborn bezeichnete Ortsteil liegt am Ostrande des Dünenzuges Heyrothsberge—Königsborn auf der Niederterrasse, westlich und östlich von zwei alten Elbarmen (Ehlelauf und Fauler See) eingefaßt. Von dem alten Schloß, welches nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges im Stil der deutschen Renaissance wiedererstand, erhielten sich noch Reste in dem heutigen Kulturhaus „Hermann Matern". Im 18. Jahrhundert richtete der damalige Besitzer in dem Schloß eine Seidenmanufaktur ein, die aber nicht lange bestand. Bis 1945 diente es dann als Gasthaus. Derselbe Besitzer ließ sich einen Kilometer weiter östlich ein Herrenhaus mit anschließendem Gut und wertvollem Park errichten. Dieser Ortsteil Neu Königsborn befindet sich auf dem Rand der Grundmoränenplatte, etwa 7 m über der Elbniederung. In beiden Gutssiedlungen bestanden im 18. Jahrhundert je ein Vorwerk, wobei sich die landwirtschaftliche Produktion mehr nach Neu Königsborn verlagerte. Im 19. Jahrhundert gehörten zu dem Rittergut 1925 Morgen Land. Das ehemalige Schloß, heute Feierabendheim, ist ein straff gegliederter B a u des späten Rokoko (1760— 1770). In seiner Schlichtheit gehört er zu den schönsten 179

Eil

Denkmälern dieser Art im weiten Umkreis. E r besitzt 2 Geschosse und wird von einem abgewalmten Mansarddach überdeckt. Die Fassaden der Eingangs- und der Gartenseite weisen eine verschiedene Gliederung auf. Während auf der Eingangsseite ein hoher dreiachsiger Mittelrisalit von breiten, fünfachsigen Rücklagen flankiert wird, wirkt der fünfachsige Mittelrisalit der Gartenseite behäbiger. Nur jeweils die Mitte beider Fronten ist von sparsamem Stuckdekor in Rocailleformen belebt. Stukkaturen gleicher A r t haben sich auch in der Eingangshalle an einem Wandstück erhalten. Sonst haben das Innere und Äußere in späterer Zeit Veränderungen erfahren. Dazu gehört der gartenseitige Giebel und vor allem der quadratische Eingangsvorbau mit seinem eigenwilligen Dach (Bild 15). An der Nordseite des ehemaligen Herrenhauses liegt ein kleineres, früher eventuell als Bedientenwohnung benutztes Gebäude aus der Zeit um 1700. Daneben steht ein achteckiges Taubenhaus aus Backstein. Das ehemalige Schloß ist mit einer Mauer gegen den Gutshof abgeschlossen, der die größte erhaltene Anlage dieser A r t im Kreis Burg darstellt. Seine Ostseite wird zum Teil von einer Feldsteinmauer mit Schießscharten begrenzt. In den Wirtschaftsgebäuden erkennt man noch die Formenelemente des 18. Jahrhunderts. Die Ställe bestehen größtenteils aus Bruchsteinen, zum Teil aber auch schon aus Ziegeln. Der ganze Nordtrakt dient noch als Stallgebäude. Ein großer Getreidespeicher auf der Südseite wurde 1965 zu einem Lehrlingswohnheim umgestaltet. Während der Bodenreform siedelten 35 Neubauern das Gut Neu Königsborn auf. Die Bauern erhielten Wohnungen in den ehemaligen Gutsarbeiterhäusern, ausgebauten Ställen des Gutshofes sowie im ehemaligen Gestüt des Rittergutes am Faulen See (um i960 abgerissen) und in 6 Neubauernhäusern an der Straße nach A l t Königsborn. Zu den alten eingeschossigen Gutsarbeiterhäusern gegenüber dem Gutshof an der Straße nach Nedlitz gehört ein verputztes, langgestrecktes Haus mit Vollwalmdach von etwa 1800. Auf dem Gut besteht seit 1953 eine L P G mit 440 ha Nutzfläche mit der Ackerzahl 50. Die L P G wurde namengebend für die L P G „ E r n s t Thälmann", deren Verwaltungssitz in Woltersdorf liegt (s. E 6). Sonst entwickelte sich dieser Ortsteil an der Strecke Magdeburg—Dessau zur Arbeiterwohngemeinde. Dünensande an der Bahnlinie nutzt ein Betrieb, der Betonschwellen für die Reichsbahn herstellt.

E 12 Nedlitz, Ortsteil von Königsborn, ist ein rechteckiges Platzdorf mit östlich anschließendem Gutsbezirk, der noch Reste einer mittelalterlichen Befestigung, vor allem Gräben, erkennen läßt. Das Dorf liegt etwas erhöht auf der Grundmoränenplatte zwischen Elbe- und Ehletal. Die erste, nicht ganz sichere namentliche Erwähnung des Ortes fällt in das Jahr 963 als Nedialesci. Wahrscheinlich liegt ihm ein slawischer Personenname Ned£l 180

zugrunde; er kann auch Ort, wo gemeinsam gewirtschaftet wurde, bedeuten. E 12 Weitere Schreibweisen sind Nedeliz (1459) und Neddelitz (1514). Das Dorf gehörte bis zum Aussterben der Grafen von Lindow im Jahre 1524 zu deren Besitz Möckern. Daraufhin wurde es vom Erzstift eingezogen und als Lehen an eine andere Adelsfamilie vergeben. Nach mehrfachem Basitzwechsel kam das Gut 1755 in den königlich-preußischen Familienbesitz. Im 18. Jahrhundert bestand hier ein Zollgeleit, das mit einem Postwechsel verbunden war, denn Nedlitz lag an der damals wichtigsten Verbindungsstraße von Magdeburg nach Berlin (s. E 13). Ende des 18. Jahrhunderts gab es im Dorf 4 Ackerleute und 8 Halbspänner, die wöchentlich einen bzw. einen halben Spanntag auf dem Gut zu leisten hatten. Anfang des 19. Jahrhunderts richtete man die für einen Gutsbetrieb typische Branntweinbrennerei ein. Im Laufe der Zeit vergrößerte sich das Dorf, so daß 1877 im Ort 479 Menschen gegenüber 60 im Rittergut wohnten. Die kunstgeschichtlich wertvolle Feldsteinkirche vom Ende des 12. Jahrhunderts erhebt sich auf dem rechteckigen Dorfplatz inmitten eines alten Friedhofes. Westquerturm, Langschiff, Chorhaus und Apsis staffeln sich nach Osten zu ab. Der von einem Satteldach bedeckte massive Turm, der keinen Zutritt von außen erlaubt, zeigt an den Breitseiten je vier, an den Schmalseiten je zwei Schallöffnungen. Eine schlichte Holzdecke überfängt den Kirchenraum, barock erweiterte Fenster geben ihm Licht, während in der Apsis noch romanische Fenster vorhanden sind. Ein sehr gut erhaltener Taufstein aus der Gründungszeit der Kirche und ein Feldsteinaltar gehören zu den bemerkenswertesten Ausstattungsstücken. Den mit einem Palmettenfries im Flachrelief verzierten Taufstein tragen drei stark abgewetzte Figuren — ursprünglich waren es vier gewesen. Eine hölzerne Renaissance-Kanzelaus der Zeit um 1620/30 und eine wenig ältere Holzsäule, auf dem Kapitell mit einem großen, rechtsläufigen Sonnenwirbel und mit einem Hohlraum, vielleicht für Reliquien, sowie Epitaphien von 1739 und die Orgel aus der Zeit um 1800 vervollständigen die gediegene Ausstattung. Gegenüber der Südseite der Kirche liegt das Pfarrhaus, das vermutlich aus dem ausgehenden 17. Jahrhundert stammt. Die Bauernhöfe setzen sich vielfach aus Backsteinbauten zusammen. Im Hof Nr. 20 steht ein zweigeschossiger Wohnpalast aus dem 19. Jahrhundert. In diesen und in andere Höfe führen große Rundbogentore mit Pforte, ebenfalls aus Backstein. Im Verlauf der Bodenreform 1945 erfolgte die Aufteilung des Rittergutes in 15 Neubauernstellen. Einige Ställe wurden zu modernen Wohnungen umgebaut, westlich des Dorfes errichtete man mehrere Neubauernhäuser. Die Neubauern •und weitere 8 Altbauern schlössen sich 1953 z u einer LPG zusammen, die i960 der LPG „Ernst Thälmann" beitrat (s. E 6). Heute wird in den Ställen Milchvieh Wirtschaft betrieben. Die 700 ha große Nutzfläche dient im wesentlichen dem Futter- und Getreidebau. Mit der Ackerzahl 59 auf lehmigen Böden verfügt Nedlitz über die höchsten Bodenwerte der Westflämingdörfer.

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Magdeburg

E 13 Alte Straße nach Brandenburg Die beiden ältesten Straßen von Magdeburg nach Osten nahmen in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung ihren W e g durch das Elbtal in Richtung A l t Königsborn. Die nördliche Straße verlief in Höhe des Gübser Dammes, einige Elbarme überschreitend, nördlich am Ort Gübs vorbei. In ihrer Nähe fanden sich in den obersten Schichten des Auelehms drei Siedlungsplätze und zwei Gräberfelder der römischen Zeit sowie drei Siedlungsplätze mit slawischem Fundmaterial. Eines der Gräberfelder im Umflutkanal am Gübser W e g (Abb. 5, Nr. 14) war im 3 . - 4 . Jahrhundert mit Brandgräbern und v o m 4 . - 6 . Jahrhundert mit Körpergräbern belegt. Darunter befand sich ein reich ausgestattetes Grab einer bedeutenden Persönlichkeit, in dem neben anderen Beigaben noch ein bronzenes Perlrandbecken aus Niederfranken und eine vergoldete Silberfibel lagen ( S C H L E T T E 1951). Die Siedlungsplätze erstreckten sich hier auf Erhöhungen an Ubergängen über damalige Flußarme, die heute noch als Altwasser erkennbar sind. Die zweite Straße nahm ihren Ausgangspunkt an einem bedeutenden Fundplatz im Südteil v o n Prester. Sie benutzte einen alten hochgelegenen Elbuferrand in Richtung Zipkeleben, wo am jenseitigen Ufer des Zipkelebener Sees auf einem Horst eine kaiserzeitliche und eine slawische Siedlung lagen. V o n hier verlief die Straße in nordöstlicher Richtung an einem alten Flußlauf entlang über Gübs und die alte 1185 erstmalig genannte Dorfstelle Wilnitz auf Königsborn zu. Von A l t Königsborn ging der Handelsweg weiter nach Norden in Richtung Klappermühle, wo er den Mühlgraben überschritt (s. E 6). In späterer Zeit bevorzugte man die Verbindung von Alt Königsborn aus nach Osten in Richtung Nedlitz— Möckern —Ziesar— Brandenburg. 1161 — 1168 erscheint diese als,, strata publica" in Urkunden ( R E I S C H E L 1931). Der Verlauf wechselte je nach den Wegeverhältnissen v o n Zeit zu Zeit, besonders an Flußübergängen. 1684 wird allein diese Route zur Benutzung vorgeschrieben, um die Einnahme der Zölle zu sichern. Im 18. Jahrhundert wurde die Straße Brandenburg—Ziesar—Königsborn—Magdeburg—Halberstadt unter dem Namen „der große clevische Cours" bekannt. Friedrich II. ließ ihn pflastern. Zweimal wöchentlich verkehrten die fahrenden und reitenden Posten. Mit dem Chaussee- und Bahnbau in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verlor die Straße ihre Bedeutung.

E 14 Gübs, Kreis Burg Als Sackgassendorf mit einem sich gegen das Dorfende hin verbreiternden Anger liegt Gübs abseits der heutigen Verkehrsstraße im Elbtal. In den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung führte eine wichtige Durchgangsstraße von Magdeburg über Königsborn im Norden bzw. Osten am Ort vorbei (s. E 13). U m die Gemarkung schmiegt sich ein alter Elbarm, der der Ehle weithin als B e t t dient. Im Westen reicht die Flur bis an den Zipkeleber See, ebenfalls ein ehemali182

ger Elblauf (Abb. 24). Ein Ringdeich schützt die Flur gegen Überschwemmungen. E 14 Von diesem Deich, der nach Anlage des Umflutkanals (s. G 5) seine Bedeutung verlor, sind noch Teile gut erhalten (Abb. 32). Der Ortsname, 1221 Gubiz, 1490 Grossen Gubitz, 1562 Gubtz, ist slawisch und läßt viele Erklärungen zu. Ob Slawen das Dorf auch anlegten, erscheint fraglich, da 1490 das wüste Lütken Gwbitz genannt wird, das sich südwestlich des Dorfes am Zipkeleber See befand und der ältere Ort sein könnte. Möglicherweise gründeten deutsche Siedler unter Verwendung des slawischen Namens ein neues D o r f (REISCHEL 1 9 3 1 , BATHE 1932).

Im Jahr 1221 kaufte das Lorenzkloster in Magdeburg dem Kloster Zinna das Dorf ab. Von 1494 bis 1807 unterstand Gübs dem Fähramt Magdeburg und bildete zugleich den einzigen dörflichen Besitz der Stadt. In der Wetterfahne der Kirche erkennt man noch das Wappen von Magdeburg. Die quergeteilten Wohnhäuser des Dorfes, meist Backsteinbauten, stehen oft in Giebelstellung zur Straße. In den Vierseithof Nr. 20 hinein führen ein gemauertes Tor mit Korbbogen und zwei Rundpforten. Über der rechten Pforte ist eine Besitzertafel von 1819 eingelassen. Rechts vom Tor steht das eingeschossige Wohnhaus mit Kniestock aus Backstein mit Querteilung. In der Querachse ist ein Zwerchgiebel mit einem Fensterpaar über der Tür hochgezogen, und im Kniestock sind kleine Rundfenster eingefügt. In dem Hof befinden sich rechts und links je ein Stall sowie ein achteckiger Taubenturm aus Backstein. Man sieht im Ort noch einige weitere der sonst selten gewordenen Taubentürme. Der im wesentlichen aus Bruchstein errichtete mächtige Turm im Hof Nr. 11 dürfte schon recht alt sein und vielleicht einmal Wehrcharakter besessen haben. Die St. Andreas-Kirche wird um 1275 erstmalig urkundlich erwähnt. Sie ist eine von West nach Ost gestaffelte Anlage, wobei der Turm in den einschiffigen Saal einbezogen ist. Altarhaus und Apsis schließen sich dem Schiff an. Die mit wenigen gotischen Stilelementen ausgestattete Kirche aus Bruchsteinen, die noch über einen in der Menzer Kirche ausgegrabenen romanischen Taufstein verfügt, wurde 1945 teilweise zerstört, jedoch wieder erneuert. Die liturgischen Gewänder und Geräte entstammen der kunsthandwerklichen Werkstatt der Pfeifferschen Stiftungen in Magdeburg und einer Erfurter Werkstatt. Bis 1975 gab es in Gübs eine selbständige LPG, die sich dann mit der LPG „Thomas Müntzer" Menz-Wahlitz vereinigte. Die Nutzfläche umfaßt 490 ha, von denen knapp 20% Grünland mit der Bodenzahl 42 sind. Die Ackerzahl beträgt 53. Als Wirtschaftsgebäude werden von den 15 Höfen noch 9 genutzt. Die Genossenschaft beschäftigt sich vor allem mit dem Getreidebau. Die Feldwirtschaft obliegt seit 1977 der LPG Pflanzenproduktion Gommern (s. G 11). Menz, Kreis Burg

E 15

Das Straßendorf zieht sich halbkreisförmig auf einem nach Westen in die Elbniederung vorspringenden Terrassensporn um eine Dünenkuppe, die das Elbtal um 10 m überragt. Eventuell handelt es sich bei diesem Dorf um eine Neu13*

183

E 15 anlage im Hochmittelalter (REISCHEL 1930), zumal im südwestlichen Flurzipfel in der Elbaue, unweit von Gübs, eine alte Dorfstelle gleichen Namens vorkommt. Die Orte Menz und Wahlitz begrenzen eine ehemals von einem der östlichsten Elbarme gebildete Bucht, in der noch heute als Relikt dieses Wasserarmes die Potstrine fließt, die bei Gerwisch in die Ehle mündet. Auf der hochwasserfreien Niederterrasse mit unterschiedlich stark ausgeprägten Steiluferrändern zur Bucht häuft sich vorgeschichtliches Scherbenmaterial. Abhängig v o n klimatischen Verhältnissen entstand hier ein bedeutender Siedlungsraum, in dem vor allem von der jüngeren Steinzeit bis zur älteren Bronzezeit sowie von der frühen Eisenzeit bis zur römischen Kaiserzeit Menschen wohnten. So ließen sich in der Waldsiedlung Menz auf einer Fläche von nur 20 x 20 m Siedlungsspuren und Gräber aus 14 verschiedenen Zeitabschnitten feststellen (Abb. 5, Nr. 18; A b b 31). Irgendwo in diesem Raum bestand während der vorrömischen Eisenzeit (um 400 v. u. Z.) eine keramische Werkstatt, deren vorzügliche Erzeugnisse im Mittelelbegebiet gehandelt wurden. Soweit diese Keramikgegenstände aus Gräbern zutage kamen, waren sie mit reichen Beigaben bedacht (LIES 1964b). Mittelslawisches und frühdeutsches Scherbenmaterial in der Waldsiedlung und an der Straße am Ortsausgang nach Wahlitz stellen den Anschluß an die geschichtliche Zeit her. Wenn der in einer Abschrift vorliegende Name Mentitz von 1207 zuverlässig überliefert ist, kann er von dem slawischen Personennamen Mönota abgeleitet werden. Andere Schreibweisen, wie Meltez von 1203 und Meynz von 1220, sprechen gegen diese Erklärung. Möglich ist auch die Übertragung des Namens aus einem anderen Gebiet (vgl. Mainz). Auf dem oberflächlich eingeebneten Dünengelände steht die weithin sichtbare Kirche, die 1275 erstmals genannt wird. Nach ihrer Zerstörung im zweiten Weltkrieg entstand sie 1959 neu. In Menz, einem typischen Bauerndorf mit einer Reihe großer Wirtschaften, wohnte 1782 die bedeutende Zahl von 14 Ackerleuten und 6 kleinen Kossäten sowie zwei Kolonisten. Die Bauern waren zu Diensten au f ^em Rittergut Königsborn verpflichtet. Die Höfe besitzen vielfach Rundbogentore mit Rundbogenpforte und Besitzertafel. Die Scheunen bestehen o f t aus Fachwerk und entstammen dem ausgehenden 19. Jahrhundert oder dem 20. Jahrhundert. Im Hof Nr. 21 enthält der Backsteingiebel des Fachwerkstalles mehrere halbkreisförmige Taubenschläge in symmetrischer Anordnung mit einer Vielzahl von Fluglöchern. In dem Wohnpalast aus der Zeit um 1900, der zu einem großen Vierseithof gehört, befindet sich der Sitz der L P G Wahlitz-Menz. 1953 schlössen sich die 10 Höfe in Menz der L P G Wahlitz an, die seither über 856 ha landwirtschaftliche Nutzfläche verfügt, wovon 117 ha Grünland in der Elbaue liegen. Die Ackerzahl beträgt in Menz 52, in Wahlitz bei größerem Anteil sandiger Böden auf der Niederterrasse um 43. Den Feldbau übernahm 1977 die L P G in Gommern (s. G 11). 800 m nördlich des Ortes an der Hauptstraße befin184

Abb. 3 1 Urgeschichtliche Funde von der Waldsiedlung Menz Eine aus Scherben ergänzte 15,5 cm hohe Tontrommel der Waltemienburger Kultur (oben) Kugelamphore aus der Jungsteinzeit (unten links) Leichenbrandume (unten rechts) mit symbolischen Zeichen und Darstellung des menschlichen Gesichtes als TflrverschluS

185

E 15 det sich eine neue Brüterei mit 6 großen Ställen für Legehennen. In 4 Hallen schlüpfen, auch aus angelieferten Eiern, wöchentlich bis 70000 Küken, die den landwirtschaftlichen Betrieben im Bezirk Magdeburg verkauft werden.

E 16 Wahlitz, Kreis Burg Wie Menz liegt das Angerdorf Wahlitz auf der Niederterrasse an einem ehemaligen Elbarm, der hier weit nach Osten ausbog. Am Rande des Stromes ergaben sich frühzeitig günstige Siedelmöglichkeiten. Auf dem Gerstenberg, einer Dünenkuppe dicht nördlich am Ort, bestand im 2. bis 3. Jahrhundert ein großer Siedelplatz, zu dem eine Anzahl Rennöfen zur Verhüttung von Raseneisenerz gehörten. Sieben aufgedeckte große Steinherde dürften ähnlich wie in Königsborn und Gerwisch zur Gewinnung von Wiesenkalk für die Erzaufbereitung gedient haben (s. E 3). Auf der westlichen Straßenseite des nördlichen Dorfausganges lag unmittelbar am Elbuferrand eine slawische Siedlung, die vermutlich den Namen für den urkundlich 1015 zuerst erwähnten Ort Walize gab. Das ehemalige Rittergut schließt unmittelbar an, während der ältere Dorfteil mit der Kirche weiter südlich und höher zu suchen ist. Die ersten sicheren Erwähnungen liegen erst aus den Jahren 1275 und 1367 vor. Die Schreibung des Namens schwankt zwischen Willis (1275), das sich aber auch auf die Wüstung Willnitz bei Gübs beziehen kann, und später immer Waltz oder Waltcze. Dem Namen liegt ein slawisches Wort zugrunde, das verschiedene Deutungen zuläßt. zwischen 1479 und 1523 gehörte das Dorf zum Besitz des Klosters Unser Lieben Frauen in Magdeburg. 1564 kam es zusammen mit Menz und Königsborn in bürgerliche Hand (s. E 11). Es scheint demnach zu Beginn des 16. Jahrhunderts aus dem Besitz des Klosters Unser Lieben Frauen zu dem Gut Alt Königsborn übergegangen zu sein. Diese Zuordnung blieb bis in das 19. Jahrhundert erhalten. 1782 bestand im Dorf ein Vorwerk, das ebenfalls Königsborn angeschlossen war. Erst Ende des vorigen Jahrhunderts entwickelte sich daraus ein selbständiges Gut. Hundert Jahre vorher war das Vorwerk Eigentum der Familie von Gossler, der die 5 Ackerleute des Ortes jährlich 28 Spann- und 2 Handtage, die 8 Kossäten 30 Handdiensttage leisten mußten. 1840 gehörten zum Gut 300 Morgen Acker und 30 Morgen Wiese, während die Einwohner des Dorfes — 5 Ackerleute, 1 Halbspänner, 8 Kossäten, 4 Häusler und 6 Einlieger — 568 Morgen Land ihr eigen nannten. Im südlichen Teil des Dorfes steht die kleine romanische Bruchsteinkirche, die nach dem zweiten Weltkrieg erneuert wurde. Ihr Schiff besitzt einen rechteckigen Chor. Ein Turm mit Fachwerkaufsatz aus dem 18. Jahrhundert dient als Glokkenstuhl. Kunstgeschichtlich erwähnenswert ist ein gotischer Taufstein. 1945 kam der Gutsbesitz an 30 Neubauern, die im ehemaligen Inspektorhaus, in der Stellmacherei, in umgebauten Ställen und Speichern sowie 3 Neubauern186

häusern auf dem Gutsgelände Unterkunft fanden. Das ehemalige Herrenhaus E 16 aus dem 19. Jahrhundert dient seitdem als Feierabendheim. 6 Neubauern bildeten am 17. 9. 1952 die erste LPG im Kreise Burg. In den folgenden Monaten traten die übrigen Neubauern, die 7 Altbauern mit je 25—30 ha Grundbesitz und 1953 auch die Bauern von Menz der Genossenschaft bei (s. E 15). Die gesamte genossenschaftliche Viehwirtschaft ist in einem Stallkomplex südwestlich des Dorfes am Wege nach Pechau untergebracht. Im Ort stehen mehrere alte Bäume unter Naturschutz: die ca. 200 Jahre alte Stieleiche (Quercus robur) am Nordausgang des Dorfes, der Zuckerahorn (Acer saccharum) und eine Gruppe von 13 alten Eichen im Park des Feierabendheims sowie eine weitere Eiche auf dem Dorfplatz.

Taubenberg (57,7 m)

E 17

Eingehende Untersuchungen auf dieser 5 m hohen Dünenkuppe am Ostrande der Niederterrasse vermittelten wertvolle Erkenntnisse über die ur- und frühgeschichtliche Besiedlung und Landwirtschaft sowie die Entwicklung der morphologischen und Vegetationsverhältnisse im hiesigen Dünengebiet. Durch die zwei Magdeburger Fundpfleger E. EBERT und H. LIES fanden auf dem abgeholzten Dünenhügel in den Jahren 1949—1950 erste Grabungen statt (Abb. 5, Nr. 20). Die Ergebnisse berechtigten zur Bildung einer Arbeitsgemeinschaft verschiedener Disziplinen zur Erforschung der Frühgeschichte der Landwirtschaft. Aus den in den Jahren 1950—1955 dort durchgeführten Großgrabungen gewann man wichtige Erkenntnisse über die jungsteinzeitlichen Rössener, Schönfelder und Einzelgrab-Kulturen sowie über die Wandlungen im Übergang zur frühbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur. Während der Bronzezeit fehlen auf der Düne für einen Zeitraum von über 1000 Jahren Spuren einer Besiedlung (s. E 3). Erst mit der frühen Eisenzeit setzte eine allmähliche Wiederbesiedlung ein, die sich verdichtete und bis zum 3. Jahrhundert u. Z. andauerte. Auf dem erschlossenen Gräberfeld wurden 369 Gräber untersucht (SCHMIDT-THIELBEER 1967). Die nahegelegene Siedlung dazu gruppierte sich um ein heute entwässertes Seegelände. Die Funde kamen in das Kulturhistorische Museum in Magdeburg. Den einzelnen Kulturschichten der Düne entsprechen auch fossile B.odenhorizonte, deren Untersuchung von der Dünenoberfläche in die Tiefe folgende Schichtung und zeitliche Zuordnung ergab: o— 45 cm 45 — 75 cm 75—125 cm 125—135 cm 1 3 5 ~ *55 c m darunter

Neuzeit Römische Kaiserzeit Eisen- und Bronzezeit Schönfelder Kultur und Übergang zur Bronzezeit Rössener Kultur einheitlicher gelber Dünensand (REUTER 1955). 187

E 17 In den A- und B-Horizonten spiegeln sich die feuchteren Epochen wider, in denen die Siedlungen im wesentlichen auf den Dünen bzw. den Talsandflächen und nicht im Elbtal lagen. Seit der Jungsteinzeit erhöhte sich die Düne mehrfach, zum letzten Male während einer Trockenperiode von 900 bis 1090, wobei 20—30 cm Sand aufgeweht wurden. Da die Sandablagerung hauptsächlich auf der Nordwestseite erfolgte, läßt sich zumindest für die Überwehung seit der Jungsteinzeit auf Südostwinde schließen. Holzkohlenfunde in den Kulturschichten ergaben, daß hier im Neolithikum und in der späteren Zeit Eichen-Birken-Wälder stockten (s. G 12). E 18 Pöthen, Ortsteil von Karith In einer Schenkungsurkunde Kaiser Ottos I. aus den Jahren 961—965 wird das Dorf Puciani das erste Mal urkundlich erwähnt. Weitere Nennungen erfolgten 1211 Pethene, 1225 Potene. Der Name kann slawischer Herkunft gewesen sein. Das alte Dorf, das im 15. Jahrhundert wüst lag, befand sich südwestlich des heutigen etwa an der Eisenbahnlinie. Auf der wüsten Feldmark des Dorfes legte im 17. Jahrhundert die Familie von Förder ein Vorwerk an und verband es mit ihrem Gut Karith. Da Pöthen zum Erzbistum Magdeburg, Karith aber zum kursächsischen Amte Gommern gehörten, bildete Pöthen mit dem magdeburgischen Anteil an der Feldmark Karith einen eigenen Gerichtsbezirk. Während des 18. Jahrhunderts entwickelte sich das Vorwerk zu einem selbständigen Rittergut. Daneben entstand auch eine Häuserreihe an der Straße Gommern—Burg mit einer kleinen Kirche. Im Jahre 1820 umfaßte der Wohnplatz neben dem Rittergut 9 Wohnhäuser mit 86 Einwohnern, die alle als Tagelöhner auf dem Gut arbeiteten. Baugeschichtlich wertvoll in dem großen, rechteckigen Gutshof mit verschiedenen Wirtschaftsgebäuden unterschiedlichen Alters ist das Renaissance-Herrenhaus mit einem repräsentativen Eingang in Gestalt einer Rundbogentür mit Sitznischen und einer Schrifttafel, deren Text lautet: „Adrien V. Forden zu Karit, Poeten und Golbitz hat dis Haus ANNO 1587 erbaut." Das zweigeschossige Gebäude besitzt 7 Achsen und ein hohes Satteldach. Das Haus verfügte offenbar ursprünglich im Erdgeschoß über einen größeren Saal mit Kamin, denn mehrere kleine Räume zeigen hier an den Decken durchlaufendes stuckiertes Rautenmuster mit Blumenornamentik. In unmittelbarer Nähe des ehemaligen Herrenhauses stehen Reste einer mittelalterlichen Wehrmauer, die in einem Teil an das Fragment eines Wieckhauses ( = Mauerturm) erinnern. Bogenstellung und Verblendungen deuten auf spätgotische Bauzeit hin. Die Front zeigt im Wechsel rechteckige Einzel- und Doppelfenster mit spätgotischer Laibung. Das ehemalige Herrenhaus dient heute als Schule und Wohnhaus. Den Hof nutzt die L P G Menz-Wahlitz. Westlich davon erstreckt sich der alte Gutspark mit einem Bestand alter Eichen und Rotbuchen und mit zwei Teichen. Der Park und eine Sumpfzypresse auf dem Hof stehen unter Naturschutz. 188

Flughaien Magdeburg-Süd Vor dem zweiten Weltkriege wurde an der Leipziger Chaussee auf einem etwa 40 ha großen Gelände ein Werksflugplatz der Junkerswerke mit vier großen Hallen angelegt. Seit 1929 besaß die Stadt bereits bei der Siedlung Friedensweiler einen Flugplatz (s. A 23). Nach 1945 nutzten ihn die FDJ und die GST zur Ausbildung im Segelfliegen und Fallschirmspringen. Später kam auch der Motorflug dazu. Seit einigen Jahren ist hier der Sitz des Aeroklubs des Bezirkes Magdeburg. 1968 fanden die Weltmeisterschaften im Motorkunstflug auf diesem .Platz statt. Die Interflug, Abteilung Wirtschaftsflug, richtete sich auf dem Flugplatz einen der zentralen Stützpunkte der Republik für die Düngung von Großflächen der sozialistischen Landwirtschaft und für die Schädlingsbekämpfung ein. Auf dem Flugplatz steht ein Gedenkstein zur Erinnerung an den ersten deutschen Motorflug des Magdeburger Ingenieurs Hans G R A D E im Jahre 1908. Damals flog G R A D E auf dem Cracauer Anger, dem ersten Fluggelände, mit einem Dreidecker in 3 m Höhe 60 m weit. Ein Eindecker vom selben Ingenieur steht im Kulturhistorischen Museum in Magdeburg.

Sülze

F 2

Der Bachname läßt sich vom altsächsischen sultia = Salzwasser ableiten. In Sülldorf und an anderen Stellen dringt Salzsole aus dem Zechstein an Verwerfungen im Muschelkalk zur Oberfläche und bietet im Sülzetal einer charakteristischen Salzflora günstige Wuchsbedingungen. In unserem Gebiet tritt diese infolge des abnehmenden Salzgehaltes im Bachwasser nur noch sehr spärlich auf. Von den Halophyten, den Pflanzen, deren Vorkommen an kochsalzhaltiges Wasser gebunden ist, gedeihen nur wenige, vor allem im Gebiet der ehemaligen Vikarienmühle: die Spießblättrige Salzmelde (Atriplex hastata var. sattna) mit den typisch verdickten Blättern der Salzpflanzen, zuerst blaugrün, später sich tiefrot verfärbend; der Salz-Spärkling (Spergularia salina), der gegen Salzschwankungen unempfindlich ist und ebenfalls Blattsukkulenz zeigt, und der Meerstrand-Wegerich (Plantago maritima). Von den Pflanzen, die zwar Salzboden lieben, aber nicht auf Salzgehalt angewiesen sind (Halophile), findet man hier mehrere, so die Salz-Aster (Aster tripolium) mit ihren lilablütigen Stauden, den Schmalblättrigen Hornklee (Lotus corniculatus var. tenuifolius), den ErdbeerKlee (Trifolium fragiferum), der auch gut auf nitrat- und karbonatreichen Böden gedeiht, das Milchkraut (Glaux maritima) mit seinen fettglänzenden, dunkelgrünen Blättern sowie den Wilden Sellerie (Apium graveolens), der den Bachrand säumt und bei höherem Salzgehalt als Nachbarn den bekannten halophytischen Queller (Salicornia herbacea) hat. In Salbke tritt die Sülze ins Elbtal ein und benutzt dort bis zur Mündung in Buckau das Bett eines Altwasserarmes (s. A 27). Auf Salbker Flur trieb die Sülze früher zwei Mühlen (s. A 17). 189

F 3

Sohlener Berge (97,5 m) V o n den in Nord-Süd-Richtung sich hinziehenden Kuppen ragt nur der Nordausläufer in unser Gebiet hinein. Die Sohlener Berge, wie auch die Wellenberge (87,7 m) bei Westerhüsen stellen eine drenthestadiale Endmoräne des Petersberger Vorstoßes dar (s. D 13). Den Endmoränencharakter verdeutlichen Kiese und größere Geschiebe, die man überall beobachten kann. Das Inlandeis stauchte bei seinem Vorstoß den Untergrund, u. a. Rupelton, hier auf. Von Norden her ziehen sich Schrebergärten die Hänge hinauf, an die sich eine kleine Gartensiedlung anschließt. Nach Westen fällt das Gelände steil zum Sülzetal ab (s. F 2).

G 1

Elbe Der alte europäische Gewässername entstand wahrscheinlich schon vor der Ausbildung der westeuropäischen indogermanischen Einzelsprachen. In Albis (937) und Albia (965) steckt die indogermanische Wurzel albh-, von der lat. albus = weiß und griechisch alphos — weißlich abgeleitet wurden (BISCHOFF 1967). Der Lauf südlich der Stadt entstand ungefähr im 10. Jahrhundert durch eine Strom Verlegung bei Dornburg. Im 11. Jahrhundert soll er schon schiffbar gewesen sein (MAENSS 1897). Die drei Elbarme innerhalb von Magdeburg stellen das Ergebnis der Flußregulierungen seit dem 17. Jahrhundert dar. Nördlich der Stadt bildete sich die heutige Elbe im 12. oder 13. Jahrhundert heraus, nachdem sie vorher an Rothensee vorbei nach Nordwesten in Richtung Wolmirstedt geflossen war (s. B 6). Ihren Hauptabflußarm nahm die jetzige Elbe spätestens im 15. Jahrhundert ein. Der windungsreiche Lauf bis Hohenwarthe wurde im 18. Jahrhundert begradigt (s. E 1). Der Deichbau (Abb. 32) an der Elbe begann wahrscheinlich schon sehr früh. Die ersten Anlagen dürften bis ins 12. Jahrhundert zurückreichen, als Erzbischof Wichmann Niederländer zu Meliorationsarbeiten hierher rief. Diese brachten die Bezeichnung dik = Deich mit, der im ostsächsischen Gebiet dam = D a m m heißt. Den Verlauf der Deiche vor dem Bau des Umflutkanals zeigt Abbildung 32. Zwischen Schönebeck und Magdeburg erübrigte sich linksseitig ein Damm, da hier an der Niederterrasse bzw. der warthezeitlichen Urstromterrasse ein Hochufer besteht. Bis ins 19. Jahrhundert gab es unterhalb v o n Magdeburg keinen zusammenhängenden Deichzug. Nur Rothensee hatte einen Teil seiner Gemarkung eingedeicht. Die rechtselbischen Dörfer litten wegen des unzulänglichen Zustands der Deiche oft unter Überschwemmungen. Wenn bei Hochwasser Überflutungen in Magdeburg drohten, mußte beim Wasserstand von 570 cm am Pegel Magdeburg der Deich bei Prester, der sogenannte Prestersche Überfall, geöffnet werden, damit das Wasser in Richtung Norden nach Biederitz abfließen konnte. In den Dämmen der Berliner Chaussee und Eisenbahn aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es dafür breite Flutbrücken. 190

Im Zusammenhang mit dem Bau des Umflutkanals von 1865 bis 1875 und der umfangreichen Elbregulierung zwischen 1866 und 1887 erhielten die Deiche ihren heutigen Verlauf. Der rechtselbische Damm wurde bis zur Friedrichstadt durchgezogen und auf 7,90 m erhöht, bezogen auf den Nullpunkt des Pegels Magdeburg. Durch die Aufschüttungen am Kleinen Cracauer Anger und die Eindeichung der Herrenkruganlagen um 1840 mit einer Wallhöhe von 6,65 m sowie infolge des Baues des Biederitzer Eisenbahndammes um 1870 konnte das Niederungsgebiet zwischen Pechau und Biederitz nicht mehr überflutet werden. Unterhalb von Magdeburg entstand schon um 1860 unter Verwendung der alten Deichstücke ein gerader Damm mit einer Höhe von 7,30 m auf der linken Seite des Flusses. Der Ausbau der Deiche geschah im Hinblick auf den höchsten Wasserstand von 667 cm am Pegel Magdeburg im Jahre 1865. Später wurde die Sicherheit der Deiche weiter erhöht. Im Zusammenhang mit den Industrieund Verkehrsanlagen im nördlichen Teil von Magdeburg in den zwanziger und dreißiger Jahren entstand nördlich von Rothensee ein zweiter Deich mit einer Höhe von über 9 m.

Winterdeiche

Sommerdeiche

Abb. 32 Verbreitung der Elbdeiche vor der Anlage des Umflutkanals

Besonders gefährlich sind die von Eisstau hervorgerufenen Hochwasser. Auf diese Weise entstand z. B . auch der bisher höchste Wasserstand (HHW) von 822 cm am Pegel Rothensee am 18. 2. 1941. Im Laufe der letzten Jahrzehnte verringerte sich die durchschnittliche Dauer des Eisstandes auf der Elbe bedeutend. Waren es 1829—1896 noch durchschnittlich 20 Tage pro Jahr, so verminderte sich die Zahl 1940—1960 auf 8 Tage, weil in zunehmendem Maße Kraftwerke und Fabriken Warmwasser, die Städte Abwasser und die chemischen Industriebetriebe Endlaugen in großem Umfang in den Fluß leiten. Die Deiche schränken das natürliche Überschwemmungsgebiet der Elbe von 6—7 km Breite im allgemeinen auf rund 800 m ein. Nur unterhalb vom Herrenkrug beträgt die Breite des Überschwemmungsbereichs 2,5—3,5 km, da auf der rechten Elbseite ein Damm fehlt. Die Elbe überflutet die Niederung beim Wasserstand von etwa 500 cm. 191

G 1

Die tiefgreifenden Stromregulierungen zogen einen schnelleren Abfluß und eine Zunahme der Tiefenerosion nach sich. Obwohl das Gefälle der Elbe nur 0,2%,,, d.h. 20 cm auf 1 km beträgt, tieft sich der Fluß rasch in die Lockersedimente ein. Am Pegel Rothensee (Pegelnull 37,31 m ü. NN, Mittelwasser (MW) 306 cm [Reihe 1956/65]) betrug die Absenkung des Wasserspiegels seit Beginn der Beobachtungen 1925 bis 1959 insgesamt 64 cm, d. h. 1,8 cm pro Jahr. Diese relativ starke Eintiefung wurde wesentlich hervorgerufen durch die Stromregulierungsarbeiten beim Bau des Elbabstiegskanals vom Schiffshebewerk zur Elbe (s. C 2). Durch die Verlegung von vier Grundschwellen in den Strom zwischen Rothensee und Niegripp nach 1945 konnte die große Tiefenerosion eingeschränkt werden. Längs der Elbe fehlt fast überall der für die natürliche Aue typische Auenwald. An manchen Stellen beobachtet man die Weidenaue (tiefe Weichholzaue), eine Pflanzengesellschaft in den tiefliegenden, oft überschwemmten Uferzonen. Die Weidengebüsche, unter ihnen besonders die Korbweide (Salix viminalis), bieten dem Ufer Schutz gegen Abschwemmung und Treibeis. Die Pappelaue (hohe Weichholzaue) mit Schwarzpappel (Populus nigra), Weiden und verschiedenen Sträuchern auf etwas höher gelegenen Standorten mußte meist der Wiesennutzung weichen. Die Eichen-Ulmenaue (Hartholzaue) beschränkt sich an der Elbe nur auf den Bereich an der Kreuzhorst (s. G 4). Als Mundartgrenze k o m m t der Elbe eine besondere Bedeutung zu. Die heute um Magdeburg gesprochene niederdeutsche Mundart ist nicht in allen Orten gleich. Besonders auffällig sind die Unterschiede zwischen west- und ostelbischen Mundarten, die zum Teil auf den Besiedlungsgang zurückgehen. I m alten Siedlungsland westlich der Elbe spricht man ostfälische Mundart. Die Siedler östlich der Elbe brachten andere Mundarten mit, was noch heute zu erkennen ist. Besonders deutlich wird das an mehreren Wörtern, die mit Siedlern aus den Niederlanden dorthin gelangten. Von den Niederländern stammen östlich der Elbe u. a. Moll = Maulwurf, Jänter = Gänserich, Pißmiere = Ameise, Else = Erle, Päde = Quecke, dät = das, met = mit. Westlich der Elbe heißt es d a f ü r : Mull, Ganter, Miente, Erle, Queke, dat, mit. Auch andere Mundartenunterschiede verschiedenen Alters stoßen an der Elbe aneinander, so westelbisches op und ostelbisches up = auf, Toon und Tehe = Zehe, itt und ett = ißt, Wiesche und Wische — Wiese, veel und ville = viel. Am Ende des Mittelalters drang aus dem Braunschweigischen der Wandel e zu ei (Breef zu Breif = Brief), o zu au (Broder zu Brauder = Bruder) (Abb. 9) und Vorstoß Basal)

Kaltzeit

Holstein-Interglazial

Warmzeit

Elster-Eiszeit oder Mindel-Eiszeit

Kaltzeit

Vegetation

Ablagerungen

Aufschlüsse A und Vorkommen

Forste Buche

Auelehm,

Elbtal, A westL von

Schwemmlöß Buche Eichenmischwald

Gommern

u. ä. Ablagerungen

Täler

mehrfache Eichenmischwald

Dü-

Orte wie unten

nenüberwehung Schwarzerde

Magdeburger Börde

Eichenmischwald Hasel

Kiefer

Elbtal

Sand

Klefer Birke

Kies

Flugsand, Dünen

Gommern—Wahlitz, Randau, Heyrothsberge A —

Löß (Normal- und Talrandlöß)

Magdeburger Börde

Periglazialformen

Täler am Rande der Hohen Börde, in der Niederen Börde, Schwemmfächer

Niederterrasse

Gommern—Wahlitz, Gerwisch—Lostau, Barleben

Kalktuff

Buckau, Sudenburg (?)

im Norden Eisbedeckung

Endmoränen Sander

Weinberg A, Schanzenberg,

Tundra

Terrasse-Urstromniveau bzw. -tal

östl. von Hohenwarthe, Niederen Börde

Endmoränen Grundmoräne,

Hängeisberge A, Lausehoch, Sohlener Berge, Wellenberge, Magdeburger Börde, Westfläming

Birke Tundra

Laub- und Nadelwälder

Eisbedeckung

Biederitz, Gerwisch, Hohenwarthe—Höser

z. T . als Steinsohle

Hauptterrasse

Südl. Salbke

Geschiebemergel

Weinberg A (?)

Krähenberge, Kapaunenberg, Hohenwarthe—Körbelitz östlicher

Teil

der

Wälder

Eisbedeckung

209

Tabelle 3: Vorgeschichtliche Besiedlung des Magdeburger Raumes

210

Lage der Siedlungen

Funddichte

Westliche Ufert einlasen und Hinterland

gering

Elbaue und Uferterrassen

groß

Grabformen

Magdeburg: Stadtkern, Prester (6); Barleben; Los tau; Pechau

Körpergräber

Westliche Uferterrassen und Hinterland

An Flußniederungen östlich der Eibe

Magdeburg: Stadtkern, Fermersleben, Neustedt, Prester (6); Barleben; Büden; Gommern; Gübs; Gerwisch ( n ) ; Hohenwaisleben; Randau; Wahlitz; Woltersdorf und Burgwälle A - E Dahlenwarsleben

gering

Brandgräber

Königsbom; Menz (18)

Obergang von Brandgräbern zu Körpergräbem

Magdeburg: Neustadt; Barleben (8); Gübs (14); Heyrothsberge (15); Kl. Ammensieben

Elbaue und beiderseitige Uferterrassen mit Hinterland

Magdeburg: Buckau, Neustadt, Salbke; Gommern (12); Gübs (14); Heyrothsberge (15); Hohenwarthe; Königsbom groß

Brandgräber in Urnen und BrandschQttungsgräber, mit und ohne Steinschutz

groß Brandgräber in Urnen; z.T. in Steinschutz und in Steinkisten zunehmend

Beiderseitige Uferterrassen Elbaue (?)

Brandgräber in Urnen mit und ohne Steinschutz

Körpergräber z. T. unter Hügel gering

Magdeburg: Stadtkern, Cracau; Barleben (7 u. 8); BQden; Gerwisch; Gommern; Könlgsbom (16); KörbeUtz; Randau; Wahlitz Magdeburg: Diesdorf, Westerhüsen; Büden; Gommern; Heyrothsberge; Königsbom; Menz (18); Moser; Randau

gering Beiderseitige Uferterrassen Bevorzugung von Dünen

Fundplätze (Nr. in Klammem entspr. denen auf Abb. j )

Magdeburg: Cracau, Diesdorf, Hohenwarthe; Menz (18)

Neustadt;

Magdeburg: Stadtkern, Salbke, Westerhüsen; Heyroths berge; Hohenwaisleben; Menz (18) Magdeburg: Neustadt (4), Neustädter Hafen, Salbke (1), Westerhüsen; Barleben (8); Menz (18) Magdeburg: Salbke; Barleben Nord (7); Menz (18)

211

Zeit

Perioden

Kulturen und Stammesverbände

Gesellschaftliche Verhältnisse

Frühe Bronzezeit

Aunjetitzer Kultur

Stämme

Vorherrschende Wirtschaftsform

1500 Ackerbau und Viehzucht

1800 Einzelgrabkultur

Späte jüngere Steinzeit

Viehzucht

Schönfelder und Ammensleber Gruppen

Gentilordnung der Stammesgemeinschaften

Viehzucht Fischfang Ackerbau

(Übergang zum patriarchalgentilen Prinzip)

Viehzucht

Matriarchalische Sippen

Ackerbau und Viehzucht

Entstehen der Gentilordnung

Jäger, Sammler und Fischer

Horden-GemeinSchäften

Jäger und Sammler

KugelamphorenGruppe

Mittlere jüngere Steinzeit

WalternienburgBernburger Kultur ' Megalith-Kultur

2500

Urgesellschaft

2100

Rössener Gruppe

Altere jüngere Steinzeit

Stichband-Keramik

Linienband- Keramik 4000 Mittlere Steinzeit

Mittelsteinzeitliche Formengruppen

8000 Um 200000

212

Altsteinzeit

Lage der Siedlungen

Funddichte

Grabformen

Fundplätze (Nr. in Klammern entspr. denen auf Abb. 5)

Westeibisch: Niedere Börde Osteibisch: Dünen

groß

Bestattung in Hocklage

Magdeburg: Salbke, Sudenburg, Westerhüsen; Barleben Nord (7); Dahlenwarsleben; Hohenwarsleben; Menz (18); Olvenstedt; Schnarsleben; Wahlitz (20)

Auf Dünen

mittel

Körpergräber, auch vereinzelt Brandgräber

Magdeburg: Salbke (1); Biederitz (9); Büden; Gerwisch (11); Hey* rothsberge; Menz (18); Wahlitz (20)

Auf Dünen, Elbaue und Börde

groß

Ausschließliche Brandbestattung

Magdeburg: Stadtkern; Barleben; Biederitz (9); Gerwisch (11); Kl. Ammensieben (13); Heyrothsberge; Hohenwarthe; Menz (18); Randau (19); Wahlitz (20)

Körpergräber, z. T. in Steinkisten

Gerwisch (11); Menz (18)

Beiderseitige Uferterrassen gering

Großsteingräber einzelner Sippen und Flachgräber

Auf Uferterrassen und östlichen Dünen

Auf westlichen Ufertcrrassen und Börde

Auf Dünen, an Flüssen und Seen

Freilandstationen

15

Magdeburg

Magdeburg: Großer Silberberg (2), Kleiner Silberberg (3); Pfahlberg; Salbke; Barleben Nord (7); Ebendorf (10); Menz (18) Barleben; Gerwisch (11); Körbelitz (17) Königsborn; Wahlitz (20)

groß

gering

Einfache Erdgräber Bestattung in Hocklage

Magdeburg: Prester (5), Neustadt; Barleben; Barleben Nord (7) Magdeburg: Stadtkern, Neustadt, Salbke (1), Westerhüsen; Barleben; Barleben Nord (7); Hohenwarsleben Magdeburg: Ottersleben Gerwisch ( n )

(Hängeisberge);

Kieswerke: Magdeburg-Neustadt (4); Barleben (8); Gerwisch

213

Tabelle 4: Einwohnerzahlen vom 16. bis 20. Jahrhundert OrtiOrtsua

1563'»

Magdeburg

1000

Altstadt BmntiUnbtck

9

Bucht»

4 30

Cracau Diadorf

36 20

Firmersieben Friedrichstadtu.

Werder

>683/ 84»»

1781/82

1840

1900

5«5S«)

21089*)

30898

229667

3U5«)

21089»)

50898

100 264

158 1192

93723 1075

265

459

454 242

1305 452

2671

»4 >8 45 60

25 bei Altstadt

4245 9680

Grofi Ottersleben

90

76

996

3295

678S

Klein OtterSUben

»9 11

32

245

Lemsdorf

15

113

779 292

1778 8n

Neustadt

900

7478

47456

505

936 1241

Prester

24

Rothensee

42 38

Salbke

33 46 44

Stadtfeld Sudenburg

3814') 236 376

Westerhüsen

39

5o

Barleben

80

88

Biederitz

35

38

579

413 854 bei A l t s t a d t

30

Hohenwarsleben Hohenwarthe

»5

>7

47

(4295) 118

(5372)*)

355

Klein Ammenslcben

21

35

Königsborn Körbelitz Lostau

1750 581')

3212

4759

4432

419 1416

354 1209

320

480 1849

192

267

221

305 209

1031

857 2008

934 2294

2660

4674

5»33 447

5730 481

679

1769 796

754

1056

2 533 1154 1098

481

694

684

415 203

577 266 250

368

90

164

363 200

446

556 210

640

560

869

370

349 824

515

»5 266

153

65

Olvenstedt

41 90

Pechau

29

Wahlitz Woltersdorf

79 307

30

75

24

15

308") 1288

1953 771 602

282

Nedlitz

»273

396 1280

347

Niederndodeleben

74»

235 817

157

27 29

663 4804

6079

1807

23 20

Moser

Schnarsleben

234 1018

531 356 582

18

bei Prester

(79)') 5046

263

20

(44883)») (44420)») bei Salbke

4211

17 22

Meitzendorf

(5951)') (10500)»)

3625

38 28

Menz

(4407)') (44664)*) (1902)»)

>45 1300*)

Karith Pötken

(2933)»)

82

18

82«)

2986

(965) (2552) (6461)

(6002)") (56414)') (1240)')

3823

Ebendorf

65 28

bei Gr. Otturslcbon (3894) (58668)

53 2613

161

Gübs

(•4957)») 16691")

974

489 166

Hohendodcleben

(17215)*) 14087

41

26

20

(8895) 10391

510

44

6oo')')

(5 547)') (3436)') (16023)»)

(42218)»)

35 10 19

(7604)

(3 3 »7)") (9008)»)

(43875)

22

37 1 )

(22529)»)

(4936)»)

(40032)

Büden

Gerwisch

(21760)«)

(6267) 3061

21913

Dahlenwarsleben Gersdorf

Gommern

(23253)

30990

Heyrothsberge

»4 26

306894«) 236396 •) »93959 (80518)») (87198) (17197)') bei G r . OtterskixTi

2805

»077 365

1950

»939

(6675)') (49199)')

1366»)

Zipkeleben

•a>

25905 3912

1925

93 58 90

235 680

324 1181

45« 1047

42 8

275 120

679 1897 461

21

204

182 369

442

734 549 947 469 94 601 2218

458 1695

969 823 982

752 1000 482

1074 900 1524 736 1830

435 597

1208

562 2161

572

891

3350

4610

11S9

1238

3904

4123

5313

5943

556

571 386

589 390

633 582

503

425

664

353 448

1781'°)

Zahl der Hauswirte ») = 1530 ') = Einwohner ' ) •= 1697 •) = 1701 •) 1780 •) = 1806 ' ) •= 1913 •) =• 1933

') = 1946 " ) -

»949

sowie Beschäftigtenübersicht und Auspendler nach Magdeburg Auspendler

Wirtschaftlich Tätige (1964), d a v o n : 1964

1968

Gesamt

2G5141

a«8345

130596

Industrie u. B a u wirtschaft

66009

Land-

u.

Forstwirtschaft

2517

Verkehr, Post, Handel

30702

nicht

nach Magde-

mat.

burg

Bereich

(1961/62)

31199

5194

5096

2511

1289

246

66o

315

1191

4239

4H7

2058

9/1

16/

502

417

745

4-0 1429

381

178



«7

28

648

245

97 223

28

1418

90

84

237

443 1215

64

57 140

217 287

1057

1033

2478

2350

6S14

6717

206

116

5/6 ¿202

159 164 87

44» 18

761

4/

17

22

340

366

350

3574 169

1879

1809

89a

353

273

149

115

446

923 1071

897

460

93

64

57

4' 120

127

509

173 26S

153

1057

492

484

258

45

186

15

12

5

63.

65U

305

107

137

35

26

85

624

638

313

62

135

822

384

244

870

899

445

73 115

39 27 189

26

830

77 40

1120

529 294



72

233

64

>63

33 176

130

1111 579 1787

553 1778

220

113

797

84 163

27

31 53 67

76

200

730

354

41 280

30 196

757

236

45»

430

102}

11/

25

24

55

79 120

24

40 28

4» lO

MS

730

3514

3413

349 1560

5013

4949

2 230

507

511

227

6l

511

482

221

78

518

519

251

53

15»

"4 138

16/

1212

44

15

Tabelle 5: Industriebetriebe in Magdeburg (mit mehr als xoo Beschäftigten, nach LEHMANN 1966)

Name

Betriebsgröße

Anschrift

SuchpunktNr. im Text

Energiewirtschaft VEB Energieversorgung

VI

Editharing 40 (Verwaltung)

V III II

Alt Salbke 6 0 - 6 3 Harsdorf er Str. 22 Sülzeberg 4

A 18 A7

V IV

August-Bebel-Damm Virchowstr. 2

A3

VII

Marienstr. 20

A 15

VII

A 16

VI V V III III

Alt Salbke 6 - 1 0 Str. d. Deutsch-Sowj. Freundschaft 82 Mittagstr. 16 Klosterkamp 1 Schwiesaustr. 6 Berliner Chaussee 106—112

VII

Liebknechtstr. 65 — 91

A 7, 15

III

Weststr. 6

III

Fichtestr. 29a

I

Schöppcnstcg 24

V

Alt Salbke 1 1 - 1 3

III

Gr. Diesdorfer Str. 64

III II

Lübecker Str. 130—131 Am Fuchsberg 2 — 3

II I

Halberstädter Str. 32 Mittagstr. 22

A 9

V

Steinkopfinsel 3

A 5

Chemische Industrie VEB Fahlberg-List V E B Lack- und Kunstharzfabrik VEB Härtolwerk Magdeburg Baumaterialindustrie VEB Asbestzementwerke VEB Baustoffwerk Schwermaschinenbau V E B Schwermaschinenbau Ernst Thälmann VEB Schwermaschinenbau Karl Liebknecht VEB Schwermaschinenbau Georgij Dimitroff VEB Werkzeugmaschincnfabrik VEB Förderanlagen 7. Oktober VEB Chemieanlagenbau Magdeburg VEB Stahlbau Magdeburg

A A A A A

15 4 5. 9 4 22

Allgemeiner Maschinenbau V E B Magdeburger Armaturenwerke Karl Marx V E B Vakuumpumpen- und Kompressorenbau Magdeburg (Vakoma) V E B Brauerei- und Kellercimaschinenfabrik VEB Stahlkonstruktioncn und Maschinenbau

A 9

Fahrzeugbau Reichsbahnausbesserungswerk V E B Autoreparatur-Kombinat Magdeburg-West VEB Kraftfahrzeug-Reparaturwerk Magdeburg VEB Autoreparaturwerk Magdeburg Autoreparaturwerk Adam Opel AG in Verw. Oscar Epperlein KG

A 17

A 9

Schiffbau V E B Schiffswerft Edgar André

216

Betriebsgröße

Name

Anschrift

SuchpunktNr. im Text

Metallwarenindustrie IV III

Ackerstr. 23 Sudenburger Wuhne 29—30

A 9 A 9

V I

Blankenburger Str. 58 — 70 Lübecker Str. 2%

A 9

Weinert

VII

Str. d. Deutsch-Sowj. Freundschaft 124

A15

VEB Holzbau Börde V E B Möbelfabrik Magdeburg VEB Imprägnier- und Holzbearbeitungswerke

III III

Siedlerweg 9 Lübecker Str. 8

I

Industriestr. 7

III III

Matthissonstr. 3 Gr. Diesdorfer Str. 249

III II

Grünstr. 15 Nachtweide 36 — 43

I

Moritzsir. 7

III I

Bahnhofstr. 17 Gröperstr. 14

I

Hammersteinweg-1

V IV

Berliner Chaussee 66 Liebknechtstr. 35

A 22 A 7

IV IV

Klosterkamp 5 Halberstädter Str. 183

A 5 A 9

IV IV III III III III II I

Saalestr. 60 Lübecker Str. 127 — 128 Maxim-Gorki-Str. 13 Schartauer Str. 1 — 3 Klosterkamp 4 Hafenstr. 9 Bremer Str. 15 — 17 Gr. Diesdorfer Str. 49

VEB Schraubenwerke Zerbst/Magdeburg VEB Leichtmetallbau Elektrotechnische Industrie VEB Starkstrom-Anlagenbau Magdeburg VEB Elektrotechnik Feinmechanische und optische Industrie VEB

Meßgerätewerk

Erich

Holz- und Kulturwarenindustrie

Bekleidungs- und Näherzeugnisindustrie Konsum-Bekleidungswerk Heinz Bormann KG

A 7

Leder-, Schuh- und Rauchwarenindustrie VEB Fortschritt VEB Lederwarenfabrik Zellstoff- und Papierindustrie VEB Papierverarbeitungswerk Polygraphische Industrie VEB Druckerei Volksstimme Gebrüder Garloff KG Konsum Foto- und Kulturwarenfabrikation

A 1

Nahrungs- und Genußmittelindustrie VEB ö l - und Fettwerke Hans Schellheimer VEB Fleischkombinat VE Magdeburger Obst- und Gemüseverarbeitungsbetriebe (Ogema) VEB Zuckerraffinerie Hermann Danz VEB Kombinat der Lebensmittelindustrie VEB Vereinigte Brauereien Molkereigenossenschaft e. G. VEB Magdeburger Mühlenwerke Konsum-Mühlen- und Teigwarenwerke Konsum-Kaffeewerk Röstfein Konsum-Feinkostwerk VEB Fischindustrie Magdeburg Betriebsgrößen nach Zahl der Beschäftigten I = 101— 150 I I I = 201— 500 II = 151— 200 IV 501 — 1000 16

Magdeburg

V = 1 0 0 1 — 2500 VI "»2501 — 5000

A 5 A A A A A

4. 9 7 3 5 3

VII = über 5000

217

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Umgebung von Magdeburg (Phönix-Heimat- und Wanderkarte)

1:100000.

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Verzeichnis der Abbildungen

Abb.

1 Naturräumliche Gliederung sowie Landschafts- und Naturschutz-

Abb. Abb. Abb.

2 Geologisches Profil von Norden nach Süden (L. G U M P E R T ) . . . 3 Terrassen und pleistozäne Eisrandlagen (nach G. K L A F S ) . . . . 4 Verbreitung einiger pflanzengeographisch wichtiger Arten (H. WEI-

g e b i e t e ( L . GUMPERT)

2

NITSCHKE)

4 6 g

Abb. 5 Vorgeschichtliche Funde im Magdeburger Gebiet (H. L I E S ) . . . Abb. 6 Hauptformen der ländlichen Volksbauweise (W. RADIG) . . . . Abb. 7 Magdeburg und Umgebung um 1840 (nach A . P L A T T ) A b b . 8 Mittelalterliche Verkehrswege sowie Chaussee- und Eisenbahnbau (L. GUMPERT)

11 19 23 24

Abb. 9 Mundartliche Grenzen (nach K . B I S C H O F F ) Abb. 10 Stadtplan von O. v. G U E R I C K E (1632) Abb. 11 Festungsanlagen um 1880 (F. MERTENS) und räumliche Entwicklung der Altstadt ( L . G U M P E R T ) Abb. 12 Flächennutzung der Stadt Magdeburg ( G . T A E G E ) Abb. 13 Übersicht über die Grabungen auf dem Domplatz (Stand 1967, E . NICKEL)

26 37 40 46 53

Abb. 14 Grundriß des Klosters Unser Lieben Frauen (Zustand vor 1945, H . -J. MRUSEK)

Abb. 15 Grundriß des Domes ( H . - J . M R U S E K ) Abb. 16 Grundrisse Magdeburger Kirchen ( H . - J . M R U S E K ) Abb. 17 Grundriß des mittelalterlichen Hallenbaues am Alten

57 • .

59 65

Markt

(E. NICKEL)

68

A b b . 18 F o r t g ü r t e l u m 1890 ( F . MERTENS)

80

A b b . 19 Ansicht von Diesdorf um 1700 (nach F. HUSCHENBETT) Abb. 20 Wasserversorgung und Abwasserableitung von Magdeburg (Stand

98

Abb. Abb. Abb. Abb.

21 22 23 24

A b b . 25 Abb. 26 A b b . 27 Abb. 28 A b b . 29

1968, D . MÜLLER)

IO?

Toranlage in Lemsdorf, Harzburger Str. 6 Tiubenturm in Salbke, Repkowstr. 3 Urgeschichtliche Funde aus dem Kieswerk Salbke (H. LIE >) . . . Entwicklung des Elblaufes im Gebiet von Magdeburg (nach Atlas des Saale- und mittleren Elbegebietes) Urgeschichtliche Funde von Barleben ( H . L I E S ) Urgeschichtliche Funde vom Barrosee (H. L I E S ) Längsschnitt vom Schiffshebewerk Rothensee (nach Zeitschrift für den Erdkundennterricht) Geologisches Profil vom Weinberg (nach H . G L A P A und F . W I E G E R S ) Mühlengehöft von Niederndodeleben (nach E . W O L F R O M ) . . .

105 105 116 129 138 139 144 146 164 231

Abb. 30 Urgeschichtlicher Fund von Gerwisch ( H . L I E S ) 171 Abb. 31 Urgeschichtliche Funde von der Waldsiedlung Menz (H. L I E S ) . 185 Abb. 32 Verbreitung der Elbdeiche vor der Anlage des Umflutkanals (nach RUST)

191

Abb. 33 Jungsteinzeitliches Pfostenhaus bei Randau (H. L I E S ) 199 Abb. 34 Burg Gommern. Grundriß (oben) und Rekonstruktion der Anlagen von etwa 1350 (unten; H. W Ä S C H E R ) 203 Gestaltung der Abbildungsunterlagen: Bruno Baake, Dresden; Ursula Berger, Dresden; Dr. Jochen Heibig, Dresden; Hans Lies, Magdeburg; Renate und Günter Martschin, Dresden; H. Räch, Berlin. Bildnachweis: Deutsche Fotothek Dresden 5 a, 6, 8, 9; Dietrich Eckhardt, Berlin 4b; Institut für Vor- und Frühgeschichte, Forschungsstelle Magdeburg 5b; Bruno Jauer, Magdeburg Umschlag, 1, 10a, 10b, 11b, 12, 13, 14, 15, 16; Stadtbauamt Magdeburg 2, 3, 7; Verlag der „Volksstimme" Magdeburg 4a.

232

Namenverzeichnis

ABENDROTH,

Hermann 121

ABERKUNK, J. G.

163

Adolf-Mittag-See 120 Agneswerder 86 A L B I N M Ü L L E R , Prof. (Architekt) 121 A L B R E C H T I I . , Erzbischof 54, 58, 83 Alt Königsborn 178, 179, 180, 182, 186 A l t (Groß) Lostau 148 Alte Burger Straße 170 Alte Elbe 32, 119, 128, 130, 131, 132, 148, 169, 170, 177, 182, 184, 186, 189, 193, 194, 196, 198, 201 Alte Elbe bei Barleben 137, 141, 165 Alte Mühle (zu Lostau) 148 Alte Straße nach Brandenburg 170,182 Alter Markt 31, 34, 35, 36, 39, 45, 52, 54, 67, 69, 70, 112 Altes Dorf 194 Altstädtisches Krankenhaus 75 A M S D O R F , Nicolaus von 37 Angelhoch 158 Anger 55 Anna-Ebert-Brücke 32, 132 Appendorf, Wüstung 106 A R N O L D , Walter 73 A R T E L T , Karl 49, 50 A S Z M A N N , Dr. Richard 103 Augustiner-Chorherrenstift Beatae Virginis Mariae s. Unser-LiebenFrauen- Kloster Claus 118 Ernst 64 Barleben 3, 11, 13, 16, 18, 22, 24, 26, 27, 29, 136, 137—140, 142, 152, 157, 161, 192 Barleber Gehege 142 Barleber See 140—141, 142, 143 Barrosee 142

BACKMESTER, BARLACH,

17

Magdeburg

Johann Bernhard 71 August 49 B E I M S , Hermann 95 Beimssiedlung 44, 95, 96 Beke 104, 169 Benneckenbeck 32, 106, 107, 109, 169 Berliner Chaussee 124, 178, i79, 190, 197 B E R N H A R D von Halberstadt, Bischof 157 BASEDOW, BEBEL,

BIEBL, D r . M a x

75

Biederitz 14, 16, 26, 29, 33, 49, 149, 175. 176—177, 178, 190, 191, 193, 198, 201 Biederitzer Busch 10, 122, 177 Biederitzer See 177 Billingshoch 135 Birkenweiler 89 B L A E S E R , Gustav 84 BÖSCHE,M.

154

Alfred 73 B O R N , Simon 99 B O R S T O R F F , Gottfried Ernst 133 Breite (Flurname) 87 Brellin 124 B R E M E R , Julius 48 B R E M S T E L L E R , Gerhard 65 Bruchgraben 201 Brücke des Friedens 32, 132 Brückfeld. 441,. 122—123, 125 Brücktor 132 B R Ü N I N G , Dr. Herbert 73 Buckau 16, 24, 25, 33, 39, 43, 44, 49. 71, 86, 96, 103, 110—114, X17> 1 2 8, 178, 189 Büden 16, 175—176, 177 B U R C H A R D I I I . , Erzbischof 36, 175 B U R K H A R D , Erzbischof 59 Buttergassenhalle 67 BOGEN,

233

Cammersdorf, Wüstung 109 Charlottentor 123 Cracau 13, 15, 33, 43, 1 2 3 , 127, 128, 194, 199

Elbe-Schwimmhalle 77 Elisengrund s. Goethesiedlung

124-126,

Cracauer Anger 122, 149, 189, 191 Cracauer Tor 123, 170 Cracauer Wehr 130 Cracauer Werder 120 Crakauischer See 130 Curiesiedlung 44, 89 Dahlenwarsleben 16, 18, 27, 28, 134, 137. 1 5 1 - 1 5 3 .

156

DANZ, Hermann 51 DEFFKE, Wilhelm 1 2 1

Dehmberg 1 5 5 ,

156-157

DEHNE, Christoph 64 Der Hof (Flurname) 171 Diesdorf 3, 15, 16, 18, 27, 33, 45, 94, 97—100, 159, 165, 166 Diesdorfer Wuhne 100 Domfelsen 3, 32, 53, 91, 1 3 1 Domgymnasium 56, 65 Domplatz 31, 32, 36, 38, 39, 51, 52,

160

Ebendorfer Terrasse 1, 104, 155, 158 ECHTERMEIER, Carl 7 1 , 82

EDITH, Königin 63, 64 Ehle 124, 170, 176, 177, 178, 179, 180, 184,

197,

198,

199, 200,

201,

Ehlekanal 201 Eich(en)weiler 89, 90 E I K E von Repgovv 1 5 , 82, 1 1 6

Eisenbahntor 81 EISENBART, Johann Andreas 71 Elbabstieg&kanal 45, 91, 143, 192 Elbe 1, 3 ,7, 8, 9, 10, 1 1 , 13, 14, 30, 3 1 , 3 3 . 4 3 . 44110, 113, 128—133, 162, 169,

5 3 . 79. 8 3 , 8 4 , 86, 9 1 , 114, 116, 117, 118, 143. '44. 145. 147. 178, 180, 1 9 0 — 1 9 2 ,

195. !97- i9 8 . 201 Elbe-Havel-Kanal 3 1 , 143 234

Faule Renne 158 Fauler See 179, 180 Feld (Flurname) 87 Felsenberg 156 Fermersleben 15, 16, 27, 33, 43, 114 bis 115, 116, 117,

128

Fischerufer 76 Flecken St. Michael 55, 100 Forsthaus Külzau 149 Fort Berge s. Stern FRANCKE, August Wilhelm 79, 84, 90 Friedenshöhe 103, 106 Friedensweiler 109, 124, 189 130,

166,

173. 182

Ebendorf 22, 27, 33, 89, 136, 137, 151,

182, 202

ERNST, Erzbischof 61, 64 Ernst-Grube-Stadion 123 Ernst-Thälmann-Haus 97, 114 Erpitz, Wüstung 109 ERTLE, Sebastian 64 Erzbischof-Palais 70 Eulebach 169

FRIEDRICH I., K ö n i g 145 FRIEDRICH I I . , K ö n i g 79,

53. 54. 70

DRAKE, Heinrich 73, 77 Düppler Mühle 159 157 — 158,

ENGELHARD, L u d w i g 73

92, 122, 148. 194,

FRIEDRICH I., Barbarossa, Kaiser 14 FRIEDRICH von Wettin, Erzbischof 02 FRIEDRICH WILHELM I . , K ö n i g 79, 1 4 5 FRIEDRICH WILHELM, K u r f ü r s t 1 4 5

Friedrichstadt 122, 123, 178, 191 Friedrich-Wilhelm-Garten 1 1 0 FRIESEN, Friedrich 71 Froh sc r Hügelland 1 1 7 Frose 34, 66, 83 Fuchsberg 205 Fürsten wall 75, 78, 81 Furtslake 124 FURTWÄNGLER, Wilhelm 1 2 1

GALLUS, Martin 1 1 5 Garten werder 1 1 9

GEILFUSZ, Philipp 163

Georgshöhe s. Friedenshöhe GERO, Erzbischof 33, 56, 66, 172 GERO, Markgraf 33, 126 Gcronische Mauer 33 Gersdorf 16, 151

Gersdorfer Bucht 134 Gerstenberg 186, 200 Gerwisch 3, 1 1 , 25, 26, 52, 122, 146, 149, 169, 1 7 0 - 1 7 3 , 1 8 4 , 1 8 6 , 204, 2 0 5

176, 178,

179,

Geschwister-Scholl-Garten 81, 82

GÖDERITZ, J o h a n n e s 44, 95, 96, 103, 121

Goethesiedlung 106 Gommern 1, 3, 14, 17, 22, 26, 33, 145, 1 8 3 , 1 9 8 , 1 9 9 , 200, 2 0 1 , 2 0 2 — 2 9 5

Herrenkrugbrücke s. Brücke des Friedens Herrenkrugwiesen 122 Heumarkt 123 Heydeckerei 73 Heydeckschanze 78 H e y r o t h s b e r g e 1 3 , 26, 177, 1 7 8 — 1 7 9 , 198, 2 0 1 , 205

HEYSE v o n S t e i n f u r t 166

Hieronymusstadt 87

H i l d a g s b u r g 14, 1 4 2 — 1 4 3

Gommern-Gerwischer Heide 1 GRADE, Hans 189

Hoch 15

Graseweg (Flurname) 87

Hohe Börde 1, 3, 4, 7, 12, 133, 134,

HINRIK v o n LAMMESPRINGE 3 6

HOFFBAUER, R u p r e c h t 163

GRÄVENITZ, Friedrich von 7 1 GREISCHEL, Dr. W a l t h e r 73

Groß Ammensieben 3, 28, 133, 143 Groß Ottersleben 18, 27, 30, 33, 105, 1 0 6 — 1 0 8 , 109, 124, 165, 168, 169

Große Elbe, s. a. Taube Elbe, 128, 13°. 132 Große Sülze 137, 140, 156, 158, 162 Großer clevischer Cours 182, 200 Großer Silberberg 12, 161 — 162 Großer Werder 119 Großmarkt- und Ausstellungshalle „Land und Stadt" s. HermannGieseler-Halle GRUBE, E r n s t 50

Grüneberg, Wüstung 194 GRUSON, H e r m a n n 83 G ü b s 16, 19. 1 8 2 — 1 8 3 ,

1

94» !95.

198, 2 0 1 , 204

Gübser Damm 123, 124, 182 Gübser Weg 123, 182

GUERICKE, O t t o v o n 34, 55, 7 1 , 74, 1 3 2

Gustav-Ricker-Krankenhaus 103 HABER, M a t t h ä u s 107

Hängeisberge 156, 16S Harsdorf, Wüstung 94

HASSELBACH, Friedrich 85

Haus der Jungen Pioniere 83, 1 1 3 Haus der Lehrer 77 Heininge (Flurname) 87 HELLWIG, Michael 107

Hermann-Gieseler-Halle 95 Herrenkrug, Herrenkrug-Park 16, 91, 1 2 1 — 1 2 2 , 1 3 1 , 133, 170, 1 9 1

17*

147, 153, 167, 168

155,

156,

157,

162,

166.

Hohe Brücke 170 Hohe Pforte 84 Hohe Straße 200 Hohendodeleben 16, 18, 27, 28, 30, 33, 134-

l6

3.

166—167

Hohen warsieben 27, 2 8 , 1 5 1 , 1 5 3 — 155, 1.16. t 57 Hohenwarthe 3, 10, 26, 27, 28, 29, » 4 4 - 1 4 6 , 147, 149, 150, 1 7 2 , 1 9 0 . IG3, 1 9 8

178,

Hoher Stein 172 Holzkreis, -land 17 Hopfengarten 44, 104, 114 Hubbrücke 132 Hügel 168

HUNDRIESER, E m i l 7 1 , 85, 1 3 2

ILLYRICUS, Matthias Flacius 37 IMMERMANN, Karl Leberecht 56, 82 I n d u s t r i e g e l ä n d e 90—92, 96, 122

Industriehafen 91 Ingenieurschule Justus von Liebig 118 Insleben, Wüstung 87 Jersleber See 143, 157 Johanniskirche 31, 33, 52, 54, 56, 66, 7i Junkerberg 168 KAISER, Georg 74

Kanalhafen 91 Kapaunenl>erg 150 235

Christoph 64 der Große 14, 32 Karolinenhof 150 Kasemattenbahnhof 76 K A S Z N E R , Walter 50 Katharinenstadt 100 Kiek in de Köken 78 Klappermühle am Bruch 174, 182 Klein Ammensieben 16, 18, 27, 28, i 3 3 - » 3 4 . 151. 155 Klein- oder Wendisch-Salbke, Wüstung 117 Klein Ottersleben 106, 107, 108—109, 168 Kleine Elbe, s. a. Stromelbe, 128, 130, 132 Kleine Sülze 157 Kleiner Silberberg 161 Kleiner Werder 119, 120 Klinke 31, 32, 83, 100, 104, 168—169 Klinkewerder 128 K L I N T Z S C H , Hans 64 Kloster Berge 14, 16, 33, 79, 82, 97, 106, 110, 151, 169, 194 Kloster-Berge-Garten s. Park der Jungen Pioniere Klostergymnasium, s. a. Domgymnasium, 56, 65, 82 Klosterkirche St. Motitz, s. a. Magdeburger Dom, 58 Klosterwuhne (Flurname) 87 Klus 16, 199, 200, 205 Klusdamm 125, 194, 195, 199—200 K N A U T , Christian 70 Königsborn 13, 19, 26, 174, 175, 170, KAPUP, KARL

178, 179—180, 184, 186, 199 Königsbrücke s. Wifiielm-PieckBrücke Königsweg 30 Körbelitz 26, 149, 170, 172 — 173, 175, 176, 204 Kommandantenwerder 119 Krähenberge 147, 150 K R A Y L , Carl 85 Kreuzhoch (Flurname) 135 Kreuzhorst 10, 115, 116, 128, 170, 192, 193. 1 9 5 - 1 9 7 Kroatenberg 103, 112, 157 Krökentor 32, 79, 82 236

K Ü H N , Fritz 77 Külzau, s. a. Forsthaus Külzau, 170 Külzauer Wassermühle 149, 170 Kulturhaus Hermann Matern 179 Kulturhistorisches Museum Magdeburg 11, 72, 73, 77, 78, 137, 187, 189, 200 Kulzowe, Wüstung 149

Bernhard 142 Lange Brücke, s. a. Anna-EbertBrücke, 79, 132, 199 Lausehoch 168 Lebersdorf, Wüstung 159 Leipziger Chaussee 189 Lemsdorf 33, 43, 100, 104—106, 168, 169 L E N N É , Peter Josef 82, 84, 121 L E O P O L D I . von Anhalt-Dessau 38, 78. 79 Lerchenwuhne (Flurname) 87 Lewersdorf, Wüstung 87 Liethe 154 Lindenhof ,106 Lindenweiler 94, 95 L I N K E , Gartendirektor 90 L I S T , Friedrich 22 L I S Z T , Franz 119 Lorenzkloster 151, 179, 183 Lostau 7, 14, 26, 27, 33, 146, 148 bis 149, 169, 1 7 1 - 1 7 2 , 178 Lüttgen Salbke 117 Luisengarten s. Geschwister-SchollGarten Luisenhof 49 L U T H E R , Martin 37, 71 LANGE,

Mägdehöft 128 M A E N I C K E , Fritz 74, 121 M A E N S S , Johannes 128 Magdeburg 1, 3 ,7, 10, 14—15, 16, 17, 21, 22, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30 bis 133. 137. 139. 143. 147. 149. 159. 160, 163, 166, 167, 173, 175, 178, 182, 183, 190, 192, 195, 197, 198, 199 Magdeburg—Altstadt 34, 38, 43, 44, 45. 51 — 77. 95, 100, 101, 110, 111, 119, 123

Magdeburg—Neustadt 11, 32, 34, 43, 84, 88, 94, 139, 142. 158, 160 Alte Neustadt 39, 44, 45, 83—86, 87 Neue Neustadt 22, 26, 39, 45, 79, 84, 87—90, 100 Magdeburger Börde 1, 3, 4, 5, 8, 11, 15, 17, 18, 20, 24, 33, 88, 118, 137, 152. 153 Magdeburger Chaussee 204 Magdeburger Dom 21, 22, 32, 56, 58 bis 65, 121, 166 Magdeburger Reiter 69, 70 Magdeburger Rieselfelder 149 Maria-Magdalenen-Kloster 67, 89 Mariendorf 100 Markwuhne (Flurname) 135 M A T E R L I K , Hubert 51 M A T E R N , Hermann 50 M A T T H I S S O N , Friedrich von 167 Maxim-Gorki-Theater 74 M E C H T H I L D von Magdeburg 35 Medizinische Akademie Magdeburg 44, 103, 147 Meitzendorf 27, 28, 33, 135—137, 151, 152 Menz 13, 26, 176, 179, 183 — 186, 187 M E R T E N S , Prof. Dr. August 73 Mittelelbe 120, 128, 130 Mittellandkanal 25, 31, 91, 139, 140, 142, 143, 157 Mittelwerder 128 M Ö L L E N B E R G , Prof. Dr. Walter 72 Möllenvogtei 16, 34, 55, 70, 78, 94, 97, 114. 177 Moser 3, 10, 16, 26, 29, 33, 146, 147, 149—150, 178 Mosan, Wüstung 172 M O R I T Z von Sachsen, Kurfürst 37, 84 Moritzkloster, s. a. Kloster Berge, 14, 33. 35. 87, 94, 97, 104, 110, 114, 126, 136, 149, 157. 159. 163. 176. 202 Mozeri, Wüstung 149 Mühlenberg 124 MÜLVERSTEDT, Dr. George Adalbert von 72 M Ü N Z E , Johannes 48 Nachtweide (Flurname) 87 N A P O L E O N I., Kaiser 39, 79, 84, 94

Nedlitz 16, 26, 175,^176, 180—181, 182, 200 Nedlitzer Platte 174 Neu-Grüneberg 126 Neu (Klein) Lostau 148 Neu Königsborn 179, 180 Neue Mühle 200, 201, 205 N I C K E L , Dr. Ernst 51 Niedere Börde 1, 3, 12, 18, 30, 97, 104, 114, 135, 137, 139, 147. 156, 157. 161, 162, 165, 168 Niederndodeleben 18, 20, 28, 33, 99, 109, 159, 162—165, 166 N I E M E Y E R , Gartendirektor 82, 120 Niendorf, Wüstung 108 Nienholt, Wüstung 127, 194 Nikolaikirche 84, 87 N O R B E R T , Erzbischof 56 Nordfrontpark s. Geschwister-SchollGarten Nordpark 85, 86 Ochshorn 92, 169 O H M A N N , Friedrich 72 Olvenstedt 3, 18, 22, 28, 29, 33, 94, 99, 108, 150, 155, 158 — 161, 165 ölvenstedter Scheid 87, 159 Olvenstedter Terrasse 1, 104, 157, 158 Osterhusen, Wüstung 159 OTTEN, D r . M a x

75

I., König 14, 33, 54, 63, 69, 97, 110, 115, 118, 136, 148, 149, 159, 163, 188, 194 O T T O I I . , König 148 O T T O I V . , König 34, 66, 83 O T T O von Hessen, Erzbischof 64, 159 Ottohof 150 Ottonische Mauer 33 OTTO

Pädagogisches Institut 74 Park der Jungen Pioniere 82, 113, 169 Paulshof 150, 173 Pechau 10, 14, 15, 16, 33, 128, 191, 193, 194—195, 199, 200 Pechauer See 194 Petersberg 31 Petersilienberg 124, 125 Petriförder 132 Petrikirche 31, 34, 35, 52, 54, 66 237

Pfahlberg 161 Pfalzpalast 33, 54

PFEIFFER, G u s t a v 125

Pfeiffersche Stiftungen 125, 183 PHILIPP von Schwaben, König 34 Pilm 200 Plachwitz, Wüstung 159 Pöthen 16, 188, 200 Pokeritz, Wüstung 174, 176 Potstrine 149, 170, 176, 184, 201 Potzstrigami, Wüstung 170 Prester 3, 16, 33, 43, 112, 123, 124, 1 2 6 — 1 2 7 , 128, 182, 194, 198, 199

Prester See 126, 128 Presterscher Vordeich 126, 128, 190 Pretziener Wehr 131 Puciani, Wüstung 188 Puhl-(Pfuhl)Mühle 172 Puppendorf 124 Puppendorf (Poppendorf), Wüstung 124, 194

RATHMANN, Heinrich 194 RAUCH, Christian 84 REDEKIN, J o h a n n 61

Schnarsleben 15, 156, 162, 165 SCHOCH, F . C . R . 9 0

SCHOCH, G o t t l i e b 120

Schöppensteg 90, 91, 93 Schrotdorf, Wüstung 94 Schrote 31, 85, 87, 89, 94, 97, 142, 162, 163, 1 6 5 — 1 6 6

SCHÜTZE, Johann Stephan 160 SCHUR, Gustav-Adolf

Schwanengraben 124

179

SENDLER, J o a c h i m 49

RICKER, G u s t a v 1 0 1 , 103 RIEMENSCHNEIDER, T i l m a n 62 RÖDEL, Friedrich 51

SIMONETTI, H o f s t u k k a t e u r 70

RÖTGER, Gotthilf Sebastian 56 ROSZDEUTSCHER, E b e r h a r d 51

120—121,

130. »3 1 Rotehorn-Spitze 128, 130 Rothensee 15, 16, 27, 43, 45, 86, 89, 90, 9 1 , 9 2 — 94, 1 4 1 , 1 6 9 , 1 9 0 , 1 9 1 ,

192

Rothensee, Schiffshebewerk 91, 143 bis 1 4 4 , 1 9 2 Rothenseer Busch 89, 93 Rottersdorf, Wüstung 55, 94, 100, 169

238

SCHMUTZE, Heinrich 69, 79

Siedlung Nordwest 45, 94 Siegrenne 166 Sieverstor 84, 86

Reform 44, 104, 106 Rennwiesen 122

Sandberg 168 Sandtor 84

Schenkenteich-Wiese 201 SCHINKEL, Karl Friedrich 83, 87

Schweinsbrücke 170 Schwisau 148, 169, 172, 201 Sehe 128

Randau 198

S a l b k e 3 , 4 3 , 86, 1 1 2 , 1 1 4 , 128, 189

SCHELLHEIMER, J o h a n n 51

SCHWANTES, M a r t i n 51

RAABE, Wilhelm 37, 38

ROSZDEUTSCHER, M a x 121 R o t e h o r n - P a r k 32, 1 1 9 ,

Sand werder 1 1 9 St. Jakob, Pfarrkirche 34 St. Katharinen, Pfarrkirche 34 St. Nikolaus, Pfarrkirche 58 St. Sebastian, Pfarrkirche 21, 66 St. Sebastian, Stift 33, 34 Schanzenberg 150

115—117,

Sohlener Berge 168, 190 Spitzer Berg 173—174 Staatsarchiv Magdeburg 72 Stadion Neue Welt 124 Stadtfeld 44, 45, 55, 71, 94—97. 1 0 3 Stadthalle 44, 50, 121 Stadtmarsch 55, 120 Stadtpark 1, 50, 130 Stadttheater, früher Zentraltheater, 74 Stadt- und Bezirksbibliothek 72 Steindamm 127 STEINMETZ, A d a m 82

Stemmern, Wüstung 108 Stern 79, 81, 82 Sternbrücke 32, 121, 132 Sterntor 39 strata publica 182, 200 Strombrücke 32, 55, 79, 11», 130, 1 3 1 , 132

119,

Stromelbe 3,32,119, 128, 130, 131, 178 Sudenburg 22, 26, 30, 33, 39, 43, 44, 45. 7 8 . 79, 86, 100—103 Sudenburger Tor 81, 82 Sülze 110, 111, 112, 113, 115, 116, 128, 189, 190, 193 Tatarenturm 78 Taube Elbe 120, 128, 130 Taubenberg 13, 187—188, 205 Tauf wiesenberge 144 T A U T , Bruno 44, 95, 104 Technische Hochschule Otto von Guericke 73 T E L E M A N N , Georg Philipp 74 Teltz, Wüstung 151 Telzgraben 134, 151, 154 T E S S E N O W , Heinrich 148 Teufelsberg 134 -135 Teufelsküchenberg 156 T H Ä L M A N N , Ernst 50, 121 Thauberg 168 Tie (Flurname) 116 Tränsberg 83 Turm Preußen s. Welscher Turm Turmgarten 126 Turmschanze 122, 130 Leberecht 71 Ulrichskirche 37, 56 Ulrichstor 94 Umflutkanal 127, 131, 182, 183, 190, 191, 193, 194, 195, 197—198, 201 Unser-Lieben-Frauen-Kloster 14, 16, 21, 31. 33. 38, 52. 5 6 - 5 8 , 67. 73. 78, 106, 115, 116, 127, 154, 162, 172, 174, 186, 195 Unterer Weg 200 Unterhorst(weg) 116 Upstall (Flurname) 87

UHLICH,

Vikarienmühle 115, 189 d. Ä . , Peter 64 Vogelgesang(park) 89, 90, 165 Vogelsang 200 V O L B E H R , Dr. Theodor 73 Vorwerk Bruch 174, 175 VISCHER

Wahlitz l^, 16, 26, 176, 179, 183, 184, 186—187, 199> 200, 204, 205

Waldkrankenhaus Lostau 147 Walhalla 50 Wallonerkirche 35, 52, 54, 66 W A L R A V E , Gerhard Cornelius von 70, 79. 122 Wardenberg, Wüstung 137 Weinberg 144, 146—147, 198, 201 W E I N E R T , Erich 49 W E I T L I N G , Wilhelm 48 Wellenberge 190 Welscher Turm 78 Werder 119—120, 123 W E R N E R , Erzbischof 56 Werner-Seelenbinder-Sportzentrum 81 Westerhüsen 43, 44, 113, 114, 115, 116, 117—119, 190 Westernplan 95 Westfläming 1, 3, 4, 5, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 15, 146, 147, 150, 172, 173, 178, 181, 201 W I C H M A N N , Erzbischof 14, 35, 54, 62, 92, 124, 127, 179, 190, 194 W I E L A N D , Christoph Martin 82 Wiesengraben, Großer und Kleiner 169 Wilhelm-Bahnik-Sportplatz 81 Wilhelm-Pieck-Brücke 132 Wilhelmstadt s. Stadtfeld Wilhelm-Theater 74 Wil(l)nitz, Wüstung 182, 194 W I N T E R , Dr. Georg 72 Wismenger, Wüstung 159 Wisningen, Wüstung 159 Wisninger Wuhne 159 W O L F F , Stadtbaumeister 83, 121 Wolfsfelde 117 Wolfswerder 112, 128 Woltersdorf 16, 174—175, 180 W O L T E R S T O R F F , Dr. Willy 73 W O R M , Maximilian 85 Wuhne (Flurname) 15, 87 Karl Friedrich 65 Zipkeleben 16, 127, 182, 194 Zipkeleber See 127, 182, 183 Zollbrücke 79, 132 Zollelbe 86, 119, 120 Z S C H O K K E , Johann Heinrich 56 Zuckerbusch 123 Zuwachs 92, 169, 170, 172, 201

ZELTER,

239

Sachverzeichnis

A b g a b e n und Dienste 16, 17, 93, 97, 1 0 4 , 1 1 4 , 145, 166, 174, 184, 186, 194 A b g a s e 196 A b w a s s e r 112, 122, 131, 149, 191 A b w a s s e r v e r r e g n u n g , -verrieselung 122, 146, 148, 149, 173 A c k e r b a u 5, 10, 13, 30, 84, 89, 99, 104, 106, 109, 116, 1x8, 135, 139, 146, 149, 151, 152, 156, 159, 161, 165, 166, 167, 173, 174, 176, 177, 181, 183, 195, 197 A c k e r u n k r a u t g e s e l l s c h a f t 10, 152, 153 A c k e r w e r t z a h l 4, 134, 137, 139, 146, »49. 152. 154. 158, 173. »75. 176. 177, 180, 181, 183, 184 Agrochemisches Z e n t r u m 176 A l t e S t r a ß e n 13, 14, 30, 90, 91, 93, 117, 121, 123, 124, 125, 135, 139, 145, 157. 159, 166, 170, 171, 174, 179, 181, 182, 194, 195, 199, 200 Altsteinzeit 52, 142 A l t w a s s e r 7, 92, 177, 179, 182, 184, 189, 193, 194, 198, 201 A m t 16, 17, 138, 153, 157, 166, 188, 200, 202 Angerdorf 18, 186 Antifaschistischer W i d e r s t a n d s k a m p f 51. 52 A p p a r a t e b a u 74, 89, 96, 112, 113, 138, 139 A r b e i t e r b e w e g u n g 48 — 51, 73 Arbeiterbildungsverein 48 Arbeiterklasse 22, 48 — 51, 113, 123 Arbeiterwohnsiedlungen 25, 44, 45, 89, 94. 95. 1 0 3 . 10 4> 1C) 6, 1 1 7 , 123, 125, 172, 189 Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft 104 A r c h i v 38, 72 240

A r m a t u r e n b a u s. A p p a r a t e b a u A u e b o d e n 4, 5, 177 A u e l e h m 1, 4, 124, 178, 182, 195 A u e w a l d , s. a. E i c h e n - U l m e n - A u e w a l d , 10,89, 121, 122, 177, 192, 195, 196 A u n j e t i t z e r K u l t u r 13, 154, 187 A u s f l u g s g a s t s t ä t t e 83, 90, 122, 124, 177 A u s k a u f u n g 174 A u s s i c h t 1, 44, 121, 147, 161, 168 A u t o b a h n 25, 90, 91, 139, 140, • 147, 154.

1 6 1

B a d 92, 124, 132, 141, 161 B a n d k e r a m i k 12, 52, 1 1 7 ,

126,

133,

137. ! 5 4 B a n n m e i l e n r e c h t 37 B a r o c k 22, 45, 64, 66, 70, 79, 118, 140, 145, 162, 167, 181 Basilika 56, 58, 66 B a u e r n h a u s , -hof 18 — 20, 93, 94, 98, 99, 100, 105, 107, 108, 109, 115, 117, 125. 133. 134. 136, 140, 151. 153. 1 55» 160, 162, 163, 167, 172, 175, 176, 177, 181, 183, 184 B a u e r n k r e u z s. G r a b m a l B a u m s c h u l e 108, 159, 194 B a u s t o f f i n d u s t r i e 92 B a u - und K u n s t d e n k m a l e s. Bürgerhäuser, K i r c h e , K l o s t e r , ö f f e n t l i c h e s B a u w e r k , Schloß Befestigung, s. a. F e s t u n g , 31, 32, 33, 39, 53. 54. 55. 84, 100, 180 Besiedlung 33, 35, 5 3 - 5 5 , 83, 84, 85, 87, 88, 89, 92, 94, 95, 96, 97, 98, 100, 104, 110, 1 1 7 , 118, 119, 120, 122, 123, 124, 125, 137, 148, 176 B e v ö l k e r u n g s e n t w i c k l u n g 25, 37, 38,

39, 43. 45. 77. 88. 89, 9», 94- 95. 98, io6, n i , 112, 114, 118, 125, 127, 167 Bibliothek 72 Biedermeier 83, 125 Blockbau 54 Bodendenkmal 12, 172 Bodenreform 1945 29, 108, 150, 175, 180, 181, 186 Böden, s. a. Aueboden, Braunerde, Schwarzerde, Steppenboden, 4, J , 10, 181, 184, 187, 188, 195, 205 Brakteaten 35 Brauchtum 28, 140, 145, 155, 167 Brauerei 36, 39, 84, 86, 88, 101, 202 Braunerde 152 Brennerei 22, 39, 84, 88, 106, 136, 138, 150, 152, 181 Bronzezeit 12, 13, 52, 97, 117, 137, 142, 154, 170, 171, 184, 187 Brücke 32, 43, 54, 55, 79, 81, 87, 88, 112, 119, 121, 128, 130, 131, 132, 133, 143, 147, 170, 178, 190, 197, 199, 201 Bürgerhäuser 21, 22, 39, 45, 70, 73, 204 Bürgerliche Revolution 1848/49 48 Büßergenossenschaft 35 Bund der Gerechten 48 Bund der Kommunisten 48 Buntsandstein 3, 32, 109, 169 Burding 69 Burg 31, 32, 33, 34, 126, 142, 176, 177, 194, 202 Burggraf 34 Burgwall 14, 33, 142, 176, 177, 194 Burgward 14, 33, 148, 171, 176, 194, 202 Chemische Industrie 45, 48, 92, 96, 106, 107, 110, 118 Corveyer Traditionen (826—853) 115, 117. *59 Deich 8, 10, 92, 121, 123, 124, 126, 127, 128, 130, 139, 148, 183, 190, 191, 193. 194. !95. !96, 197, 201 Demokratische Verwaltungsreform 1952 72 Denkmal, Denkstein 49, 51, 64, 65, 71, 82, 84, 85, 103, 171, 177, 189

Denkmalpflege 62 Diedenhofener Kapitular (805) 14 Domchor 65 Domkapitel 16, 33, 37, 93, 104, 105, 106, 118, 133, 1 5 1 , 159, 162, 1 7 1 , 172. 175 Dorfbrand 20, 93, 98, 171 Dreißigjähriger Krieg 17, 22, 38, 55, 65, 66, 67, 68, 69, 79. 84, 97, 100, 112, 115, 118, 122, 125, 132, 138, 154. !57. l 6 2 > i 6 3 . 177. *79, 194 Drenthestadium 3, 161, 168, 172, 190 Düne 4, 12, 13, 147, 170, 171, 176, 178, 179, 180, 183, 184, 186, 187, 188, 198, 199, 200, 204, 205 Edikt von Nantes 1685 38 Eem-Interstadial 161 Eichen-Birken-Wald 10, 188, 205 Eichenmischwald 9, 10 Eichen-Ulmen-Auewald 192 Einzelgrabkultur 174, 176, 187 Eisenbahn 22, 24, 30, 31, 32, 43/44, 75, 76, 79, 81, 83, 88, 90, 91, 94, 96, 97, 101, 110, 113, 114, 117, 118, 119, 121, 123, 124, 132, 133, 141, 142, 145, 148, 152, 162, 171, 174, 177, 178, 190, 191, 197, 198, 202, 204 Eisenbahngesellschaft 75, 76, 80, 81, 178 Eisenzeit 12, 52, 53, 87, 97, 114, 117, 154. !74. 179, 184, 187, 195, 199 Eklektizismus 18 Elektroindustrie 1 1 3 Elsterkaltzeit 168 Endmoräne 1, 3, 9, 10, 146, 147, 150, 161, 168, 170, 172, 178, 190 Energiewirtschaft 48, 86, 91, 92, "100, 117 Epidemie 37, 162 Erdbeben 169 Erdöl- und Erdgaserkundung 204, 205 Erosion 12, 31, 86, 116, 128, 135, 154, 155. 157. 161. l 6 2 - l 6 8 , 173, 192 Erster Weltkrieg 44, 49, 50, 89, 95, 125, 126, 177 Erzbischof 14, 33, 34, 35, 36, 54, 55, 56. 58. 59, 61, 62, 64. 6 9, 7°, 78, 84, 92, 97, 100, 106, 108, 124, i27j 136, 241

137. 145. i 5 i . 153. 154. 157. 159. 166, 172, 175, 179, 190, 194 Erzbistum 14, 17, 21, 33, 35, 58, 64, 104, 148, 177, 181, 188 Eschen-Ulmen-Wald 10, 196 Expressionismus 74 Exulanten 38 Fachschule 29, 70, 73, 77, 118 Fachwerk 20, 54, 93, 94, 98, 99, 100, 105, 107, 1 1 5 , 117, 120, 123, 125, 134, 140, 148, 1 5 1 , 158, 160, 163, 167, 172, 175, 176, 177, 184, 186, 194, 204 Fähramt 183, 199 Fähre 1 1 4 , 1 1 5 , 118, 132, 144, 145 Faltung 1 Faschismus 45, 50, 51, 78, 91 Feierabendheim 158, 179, 187, 202 Feldgemüsebau 89, 99, 107, 150, 173 Festung 17, 22, 30, 35, 38, 39, 43, 44, 6 9. 75. 78 — 83, 85, 87, 94, 101, 110, 119, 122, 123, 130, 132, 160 Feudaladel 16, 154, 157, 159, 174, 181, 186, 188, 195 Findling 158 Fischerei 1 4 1 , 169 Flachmoortorf, s. a. Torfstich, 150, 174 Flamen 14, 15, 92 Flechtingen-Roßlauer Scholle 1, 160, 205 Flora 8 — 10, 1 2 1 , 135, 156 Flugplatz 103, 124, 189 Flurform 18 Flurname 15, 55, 83, 86, 87, 89, 90, 92, 93, 94, 100, 103, 1 1 2 , 116, 119, 120, 1 2 1 , 122, 123, 124, 126, 128, 134, 135, 144, 146, 148, 150, 154, 156, 157. '5^. 161, 168, 169, 170, 1 7 1 , 172, 173, 174, 177, 186, 187, 190, 191, 198, 201, 205 Fluß 1, 3, 5, 7, 8, 9, 10, 1 1 , 12, 13, 14, ¿9, 30, 3 1 . 32. 33. 43. 44. 53. 55. 79. 83, 84, 85, 86, 87, 88, 89, 90, 91, 92, 94, 97, 100, 104, 110, 1 1 2 , 1 1 3 , 1 1 4 , 1 1 5 , 116, 1 1 7 , 118, 119, 1 1 1 , 124, 126, 127, 1 2 8 - 1 3 3 , 135. 137. 1 4 1 . 142, 143, 144, 145, 147, 148, 149, 162, 165, 166, 168, 169, 174, 177, 242

178, 179, 180, 181, 182, 183, 184, 188, 189, 190—192, 193, 194, 195, 196, 197, 198, 199, 200, 201 Flußregulierung 8, 92, 119, 128, 130, 169, 190, 191, 201 Försterei 149, 177, 200, 201 Forschungsinstitut 120, 204 Forstortname 89, 90, 93, 1 1 5 , 1 1 6 , 128, 142, 147, 170, 177, 192, 193, 195, 200 Forstwirtschaft 1 1 7 , 147, 149, 156, 177, 178, 200, 205 Fort s. Festung Fossilien 1 1 , 12, 140, 142, 170 Freie Deutsche Jugend 189 Freier Deutscher Gewerkschaftsbund 70 Freihof 93, 97, 114, 154 Freilichtbühne 81, 120, 1 2 1 Freireligiöse Gemeinde 71 Frühgeschichte 1 1 4 , 116, 126, 137, 142, 148, 154, 184, 194 Fuhrwerksverkehr 81, 120 Gärtnerische Produktionsgenossenschaft 150 Gartenbau 100, 107, 109, 119, 1 2 1 , 124, 150, 159, 1 6 1 , 173 Gartensiedlung 29, 104, 124, 126, 150, 177, 190 Gassendorf 18, 104, 144, 153, 182 Gedenktafel 49, 50, 51 Geflügelwirtschaft 99, 109, 124, 127, 154, 158. 175, 177, 186 Generalbebauungsplan 29, 30, 44, 55, 77 Generalverkehrsplan 29, 30, 55, 76 Genußmittelindustrie 43, 48, 86, S8, 89, 138 Germanen 32, 54, 142 Geschiebelehm 173 Geschiebemergel 4, 10, 109, 146, 173 Gesellschaft für Sport und Technik 189 Gestüt 180 Gewächshäuser 83, 100 Gothaer Vereinigungsparteitag 49 Gotik 21, 56, 58, 59, 60, 61, 62, 63, 66, 67. 69, 70, 108, 1 1 5 , 136, 157, 176, 183, 186, 188, 194 Grabmal 84, 125, 154, 159, 177

Grauwacke i, 20, 21, 32, 56, 79, 86, 94. 99. 105, 1 3 1 , 134, 136, 143, 1 5 1 , 157, 160, 161, 163 Grenzstein 200 Grünlandwirtschaft 5, 10, 104, 139, 146, 148, 149, 150, 159, 172, 173, 175, 184, 195, 197 Grünlandzahl 175, 183, 195 Grünsand 3, 31, 32 Grundherrschaft 16, 17, 33, 87, 89, 93, 97, 100, 104, 106, 108, 109, 110, 114, 115, 116, 118, 120, 126, 133, 136, 137, 138, 148, 149, 1 5 1 , 153, 154, 1 57> 159> Í63. 166, 1 7 1 , 172, 175, 176, 177, 179, 181, 183, 186, 188, 194, 195 Grundmoräne 3, 5, 12, 161, 168, 172, 173. 1 79. 180 Grundstoffindustrie 91 Grundwasser 4, 3 1 , 32, 196 Gutsdorf 16, 18, 109, 179 Gymnasium s. Schule Hafen 43, 44, 45, 86, 89, 90, 91, 92, 118, 119, 120, 1 3 1 , 143 Hallenbau, mittelalterlicher 67, 68 Halophyten s. Salzflora Handel 14, 15, 25, 30, 32, 33, 35, 36, 37. 38, 43. 54- 86, 90, 199 Handwerk 17, 33, 39, 54 Hangulmenwald 147 Haufendorf 18, 97, 106, 133, 135, 140, 1 5 1 , 162 Heilstätte 147, 200, 201 Hercynische Streichrichtung 1, 160 Historisierender Baustil 75 Hochschule 29, 73, 74 Hochwasser, 8, 13, 92, 1 1 3 , 1 2 1 , 126, 127, 128, 130, 1 3 1 , 142, 147, 148, 166, 169, 178, 183, 190, 191, 193, i94> 195. 197. 198, 200, 201 Holozän 3, 4 Hotel 52, 77 Hünengrab 172 Hundsrosen-Feldulmen-Gesellschaft 10, 161 Imperialismus 1 1 1 Industrie 22, 24, 25, 28, 29, 30, 39,

43. 44. 45. 48. 86, 88, 89, 9 0 - 9 2 , 93, 94,96, 1 0 1 , 1 1 0 — 1 1 2 , 1 1 3 , 1 1 4 , 1 1 5 , 118, 123, 174, 180 Innung 34, 35, 36, 39, 67, 69 Insel 55, 86, 1 1 2 , 1 1 9 , 120, 126, 128, 130 Internationale Brigaden 49, 50, 51 Jagd 93 Jugendherberge 108, 156 Junge Pioniere 83, 1 2 1 Jungsteinzeit 10, 12, 13, 32, 52, 87, 97, 114, 116, 1 1 7 , 126, 133, 137, 142, 144, 152, 158, 161, 170, 174, 176, 179, 184, 187, 188, 198 Jura s. Malm Känozoikum 1, 3 1 , 146 Käserei s. Molkerei Kalkstein 20, 21 Kanal 8, 25, 30, 45, 91, 122, 124, 127, 130, 1 3 1 , 139, 140, 142, 143, 157, 166, 182, 183, 190, 191, 192, 193, 194, 195, 197, 198, 201 Kapelle 21, 3 1 , 58, 61, 63, 64, 66, 67, 70. 143 Kapitalexport 1 1 1 Kapitalismus 25, 3 1 , 39, 43, 70, 90, 95, 96, 110, 1 1 1 , 1 1 2 , 1 1 3 , 197 Karbon 1, 3, 32, 160 Kastell s. Burg Katholizismus 106, 1 1 2 Keuper 58 Kiefernforst 10, 205 Kiesgrube, -werk 1 1 , 116, 140, 142, 170, 1 7 1 , 172, 173 Kindergarten, -krippe, -hört 76, 78, 85, 96, 109, 120, 134, 136, 175 Kirche 14, 16, 20, 21, 3 1 , 33, 34, 35, 37. 45. 54. 55. 56, 5 8 - 6 7 . 7». 78. 84, 87. 93. 99. 100, 101, 105, 106, 108, 112, 114, 1 1 7 , 118, 125, 126, 1 3 1 , 133. 136. HO. 145. 148, 1 5 1 . 153. 154, 157, 158, 159, 162, 163, 167, 172, 175, 176, 177, 181, 183, 184, 186, 188 Klassenkampf 34, 35, 36, 49—51, 1 1 3 Klassizismus 18, 62, 83, 88, 140, 159 Klima 5, 7, 8, 12, 13, 152, 1 7 1 , 195 243

Kloster 14, 16, 3 1 , 33, 35, 38, 52, 55, 56—58, 65, 66, 67, 71, 73, 78, 82, 83. 85. 87, 89, 93, 94, 97, 99, 100, 104, 106, 110, 1 1 4 , 1 1 5 , 116, 126, 127, 136. 145, 149, 1 5 1 , 153, 154, 1 57. lS9. 162. 163, 169, 172, 174, 175, 176, 179, 183, 186, 194, 195, 202 Klubhaus 49, 1 1 4 Kollegiatstift 33, 34, 56, 66 K P D 50 Konglomerat 160 Konservenindustrie 45, 88, 90, 1 7 1 , 172 Kontinentalsperre 1806—1812 39 Kooperativ« Abt. Pflanzenprod. 94, 99, 104, 106, 107, 109, 1 1 6 , 1 1 7 , 118, 119, 1 2 1 , 124, 126, 127, 134, 136, 137, 138, 139, 146, 148, 149, 1 5 1 , 153, 154, 158, 159, 162, 165, 167, 172, 173, 175, 176, 177, 179, 180, 181, 183, 184, 189, 195. 197. 204 Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft 29, 88, 89, 94, 99, 100, 105, 106, 107, 1 1 7 , 1 1 8 , 119, 134, 136, 139, 146, 148, 149, 1 5 1 , 244

152, 153, 154, 155, 158, 159, 162, 165, 167, 173, 175, 176, 177, 180, 181, 183, 184, 187, 188, 195, 204 Lebensmittelindustrie 22, 24, 45, 48, 86, 88, 89, 90, 96, 1 0 1 , 123, 125 Lederindustrie 39, 202, 204 Löß 3, 4, 9, 10, 12, 30, 3 1 , 32, 134, 135, 152, 1 6 1 , 162, 168 Liitzowsche Freischar 7 1 Magdeburg — Rothensee—Wohlmirstedter Deichverband 92, 197 Magdeburger Burggrafengericht 34 Magdeburger Kaufmannsrecht 14, 15, 35. 54. 82 Magdeburger Pegel 1 3 1 Magdeburger Schöppenchronik, s. a. Schöffensprüche, 36 Malm 1 Manufaktur 38, 39, 123, 179 Markt (Jahr-) 33, 36 Maschinenbau 24, 28, 39, 43, 48, 49, 74, 77, 88, 89, 90, 91, 92, 96, 101, 110, i n , 1 1 2 , 1 1 3 , 1 1 4 , 1 1 5 , 139 Medizinische Akademie 44, 103, 147 Megalith-Kultur 13 Melioration 9, 124, 139, 173, 190 Merowinger 15, 1 5 1 Metallindustrie 43, 45, 89, 1 0 1 , 123, 172 Meteorologische Station s. Wetterwarte Mittelalter 13, 15, 16, 17, 18, 20, 21, 22, 30, 3 1 , 34, 36, 37, 39, 55, 66, 67, 68, 69, 78, 8 i , 85, 93, 97, 100, 1 1 2 , 1 1 4 , 1 1 5 , 1 1 6 , 1 1 7 , 118, 124, 125, 128, 133, 135, 137, 139, 140, 141, 146, 153, 159, 167, 169, 172, 175, 177, 180, 184, 188, 200 Mitteldeutsches Trockengebiet 5, 7, 8, 9, 10, 152 Mittelsteinzeit 12, 147, 168, 170 Molkerei 22, 96, 138, 157 Mühle, s. a. Ölmühle, Schiffsmühle, Wassermühle und Windmühle, 22, 114. H S Münzrecht 33, 35 Mundart 25 — 28, 36, 158, 192 Muschelkalk 82, 109

Museum 1 1 , 45, 58, 70, 72, 73, 77, 78, 133. 137» 14°. i4 2 . 154> *74. »77. 187, 189, 200 Naherholungsgebiet 29, 119, 122, 124, 141, 145, 147, 150, 157, 193 Napoleonische Zeit 16, 17, 30, 39, 55, 79, 82, 84, 88, 90, ioo, 154, 202 Naturdenkmal 122, 187, 188, 196, 197, 201 Naturräumliche Gliederung 1, 30, 147, 156, 168 Naturschutzgebiet 10, 146, 195 Neandertaler 1 1 Neolithikum s. Jungsteinzeit Neuaufbau 45, 48, 76, 77, 85, 96, 103, 104, 120, 123, 132, 133, 152, 153 Naubauernsiedlung 29, 175, 180, 181, 186, 187 Neugotik 93, 101, 117, 126 Neurenaissance 72, 75, 87, 1 1 2 Neuromanik 105, 151, 176 Niederdeutsch s. Mundart Niederschläge, s. a. Klima, 5, 7, 8 Niederterrasse 1, 3, 4, 137, 142, 148, 161, 176, 178, 179, 184, 186, 187, 190, 199, 201, 205 Niederung 1, 9, 10, 1 1 , 12, 13, 31, 79, 84, 114, 115, 125, 139, 142, 148, 150, 162, 170, 171, 177, 179, 184, 191, 194, 196, 197, 198 Niedrigwasser 32, 86, 90, 91, 130, 1 3 1 , 132. H3 Nordische Kultur 154 Novemberrevolution 1918 50 Oberflächenform 1, 3, 12, 31, 53, 97, 117, 120, 124, 125, 128, 1 3 1 , 134, 135. 137. M4. H5. H 6 . W 153. 154. »55. i5 6 . *57. »58, 161, 162, 165, 166, 168, 173, 174, 183, 187, 190, 195. 205 Obstbau 108, 150, 159 öffentliches Bauwerk 43, 44, 45, 50, 7°. 74- 77. 8 3. 85, 95. 96, 97. 103. 119, 121 Ölmühle 166, 172, 195 Ortsname 15, 16, 32, 87, 92, 94, 97, 100, 106, 108, 109, 110, 114, 115,

117, 118, 122, 125, 126, 127, 135, 136, 137, 142, 143, 145, 149, 151, 153, 154, 157, 159, 163, 166, 170, 171, 172, 174, 176, 178, 179, 180, 181, 183, 186, 188, 194, 200, 202 Ostexpansion 14, 15, 16, 18, 92, 194

133, 148, 162, 175, 184, 124,

Paläozoikum 1, 31, 160 Papierindustrie io§, 202 Park 1, 32, 50, 51, 78, 81, 82, 83, 84, 85, 86, 89, 90, 105, 110, 1 1 3 , 119, 120, 121, 122, 130, 1 3 1 , 140, 169, 179, 187, 188 Pendler, Pendelverkehr 25, 29, 137, 139» »59, 162, 167 Periglazial 135, 153, 162, 165, 168 Plastik 73, 74, 77, 132 Plattdeutsch s. Mundart Platzdorf 18, 180 Pleistozäne Ablagerungen 3, 31, 109, 155 Poliklinik 76, 83, 1 1 7 Postglaziale Wärmezeit 4, 152, 188 Präboreal 4, 205 Produktionsgenossenschaft des Handwerks 1 1 7 Protestantismus 37 Quartär 3, 160 Quarzit 93, 145, 204, 205 Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe 1 1 1 , 1 1 5 , 118 Rathaus 69, 72, 84, 87, 100 Reformation 37, 38, 56, 65, 71, 82, 1 1 5 Renaissance 64, 69, 73, 154, 162, 179, 181, 188 Rinderzucht 99, 107, 109, 134, »37. 148, 158, 165, 173, 181 Rittergut 138, 150, 154, 174, 175, 179, 180, 181, 184, 186, 187, 188 Römische Kaiserzeit 12, 13, 53, 87, 112, 1x6, 124, 126, 137, 142, 144, 154, 171, 174, 179, 182, »84, 187, 195, 199, 200 Rössener Kultur 179, 187 Röt 165 245

Rokoko 160, 179 Romanik 20, 21, 56, 61, 62, 63, {>6, 93, 107, 1 1 8 , 145, 148, 154, 159, 172, 177, 1 8 1 , 186 Rotliegendes 1, 32, 160 Ruderalvegetation 9 Rüstungsproduktion 43, 96 Rupelton 3, 3 1 , 146, 150, 154, 155, 156, 157, 173, 174, 190 Russische Revolution 1905/06 49 Saalekaltzeit 3, 12, 135, 161, 168, 173 Sachsenspiegel 15, 82 Salzauslaugung 3, 32, 165, 169 Salzflora 189 Salzquelle 32, 165, 189 Sander 147, 149, 170, 173 Sandgrube 140, 143, 180, 204 Sandstein, s. a. Quarzit, 20, 21, 32,58, 109, 134, 169, 198, 199 Saxonische Gebirgsbildung 1 Schafhaltung 105, 149, 150, 173 Schieferton 32 Schiffahrt 14, 15, 24, 29, 30, 37, 38, 43. 76, 91, 101, 110, 118, 122, 130, 1 3 1 , 132, 1 4 1 , 143, 144, 145, 178, 190, 193, 194 Schiffbau 39, 91, 110, 1 1 9 Schifferbrüderschaft 38 Schiffshebewerk 91, 143, 144, 192 Schiffsmühle 130 Schloß 179, 180, 202 Schmalkaldischer Bund 1 5 3 1 —1547 37 Schöffensprüche 15, 35, 69, 82, 1 1 6 Schönfelder Kultur 52, 133, 144, »76, 179, 187, 198, 199 Schule, s. a. Fachschule und Hochschule, 29,37, 45- 65, 71, 76, 81, 82, 85, 86, 94, 96, 108, 1 1 5 , 127, 133, 136, 1 5 1 , 163, 179, 188, 205 Schultheiß 34, 35 Schwarzerde 4, 5, 12, 30, 152, 154 Schweinemast, -sucht 99, 124, 134, »37. »46. 148. »5i. 158. 165. 175 See 126, 127, 128, 130, 1 3 1 , 140, 1 4 1 , 142, 157, 177, 179, 180, 182, 183, 187, 194, 205 Seifenherstellung 39 Septarienton s. Rupelton 246

Siedlungsgenossenschaft 44, 89, 95 Silo 86, 174, 180 Sklavenhandel 36 Slawen 13, 14, 15, 16, 18, 32, 54, 87, 110, 1 1 4 , 1 1 7 , 124, 125, 126, 127, 137, 142, 148, 154, 1 7 1 , 174, 176, 177, 179, 182, 183, 184, 186, 194, 200, 202 Slawenaufstand 983 14, 33 Slawengau Moraciani 33, 194 Soldatenrat 50 Solifluktion 165 Sozialdemokratie 49 Sozialdemokratische Partei Deutschlands 49, 51 Sozialdemokratischer Arbeiterverein 49 Sozialismus 49 Sozialistengesetz 49 Sozialistische Einheitspartei Deutschlands 50, 72, 97 Sozialökonomische Struktur 15, 17, 22, 25, 26, 27, 95, 97, 98, 104, 105, 106, 108, n o , 1 1 4 , 1 1 6 , 136, 137, 138, 145, 154, 159, 162, 166, 172, 174, 177, 181, 184, 186, 188, 204 Sportstätten 77, 81, 83, 95, 107, 122, 123, 124 Stadtmauer 33, 34, 54, 55, 78, 81 Stadtrecht 83, 100, 202 Stadttor 32, 78, 79, 81, 82, 84, 86, 94, 123, 132, 170, 202 Stadtwappen 84, 88, 1 0 1 , 183, 199 Stapelrecht 36, 37 Stauchmoräne s. Endmoräne Steinbruch 32, 79, 94, 109, 134, 1 5 1 , 157, 160, 161, 204, 205 Steppenboden 4 Sternwarte 86 Straßenbahn 55, 76, 77, 81, 95, 98, 101, 1 2 1 , 123, 126, 127 Straßendorf 18, 93, 108, 110, 116, 126, 144. 183 Straßenradsport 179 Streik 50 Subatlantikum 195 Tabakwarenherstellung 101, 104, 202

38,

39,

94,

Tal l. 3, 4, 5, 8, 9, 12, 13, 30, 31, 86, 97. 99. 134. 135. 142» J 53. 154. 157> 158, 162, 165, 166, 168, 169, 174, 176, 177, 178, 179, 180, 182, 183, 188, 189, 190, 195, 199 Talsand 1, 3, 9, 10, 12, 124, 148, 188, 198 Taubenturm 19, 117, 160, 180, 183 Teich 154, 168, 188 Tektonik 1, 3, 156, 160, 169, 189, 205 Terrasse, s. a. Niederterrasse, 12, 13, 31, 84, 104, 114, 115, 117, 144, 147, 155. 157> *5 8 . l 6 2 . l 8 3 . 190 Tertiär 3, 31, 155, 156, 157, 160, 165, 168, 173 Textilindustrie, -manufaktur 38, 39, 84, 96, 123, 179, 202, 204 Theater 29, 45, 74 Tiergarten s. Zoologischer Garten Tierwelt 73, 90, 141, 156, 196, 197, 198 Töpferei 38, 110 Tongrube 155 Tonschiefer 1, 160 Torfstich 174 Traubeneichen-Winterlinden-Hain•buchen-Wald s. Eichenmischwald Trias, s. a. Röt, 3, 109 Trichterbecherkultur 13, 116, 137 Tschernosem s. Schwarzerde Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands 50 Ur- und frühgeschichtliche Besiedlung 1 0 - 1 4 , 5 1 - 5 3 . 153. 154 Urstromtal 3, 4, 10, 30, 84, 114, 143, 147, 161, 162, 165, 168, 178, 190, 198, 205 Variskische Gebirgsbildung 160 Vegetation 121, 122, 135, 141, 142, 147, 156, 170, 189, 192, 193, 205 Verwerfung s. Tektonik Viehwirtschaft, s. a. Geflügelwirtschaft, Rinderzucht, Schafhaltung, Schweinemast, 118, 139, 167, 187 Völkerwanderungszeit 12, 15, 87, 112, 1 33. »37

Vogelwelt 141, 147, 156, 170, 196, 197 Volkseigener Betrieb Getreidewirtschaft 204 Volkseigenes Gut 105, 108, 109, 124, 127, 149, 165, 173, 175 Volkskunde 73, 135 Volkslied 71 Vorwerk 16, 121, 125, 126, 127, 138, 150, 175, 179, 186, 188 Walternienburg-Bernburger Kulturgruppe 12, 52, 117, 158, 161 Warthestadium 3, 4, 7, 31, 114, 146, 147, 150, 161, 162, 165, 173, 190 Wasserflora 193 Wassermühle 94, 97, 99, 104, 149, 162, 168, 169, 170, 172, 174, 182, 189, 200, 201 Wasserversorgung 78, 103, 112, 1 1 3 , 118, 1 3 1 , 132, 157, 169 Wasserwirtschaftsdirektion Mittlere Elbe—Sude—Eide 70 Wehr 130, 1 3 1 , 190, 198 Weichselkaltzeit 3, 152, 161, 162, 165, 201 Weimarer Republik 25, 125 Weinbau 146 Werft s. Schiffbau Westfälischer Frieden 1648 17, 34, 71 Wetterwarte 72, 103 Windmühle 97, 106, 133, 136, 138, 151, 152, 157, 159, 160, 166, 172, 176, 195 Wohnblock, -komplex 32, 45, 48, 73, 74, 76, 77, 85, 89, 96, 104, 120, 205 Wohnturm 19, 93, 105, 109, 115, 126, 127, 200 Wüstung 16, 34, 55, 66, 83, 87, 94, 100, 106, 108, 109, 117, 124, 126, 127, 137, 142, 149, 151, 159, 169, 170, 171, 172, 174, 176, 179, 182, 183, 188, 194, 200 Zechstein 3, 32, 165, 169, 189 Zehnt, s. a. Abgaben und Dienste, 33, 153. 157. »59. 166, 176 Zichoriendarre 22, 25, 39, 84, 88, 94, 101, 106, 108, 110, 136, 138, 152, 157, 167 247

Ziegelei n o , 1x4, 124, 138, 148, 150, 155. 157. 158, 161, 167, 178, 194, 195 Zoll, -geleit 33, 36, 181, 182 Zoologischer Garten 89, 90 Zuckerfabrik, -industrie 22, 24, 39, 45, 88, 101, 106, 107, 108, 118, 136, 138, 152, 157, 165, 167, 171, 202, 204

248

Zweiter Weltkrieg 22, 28, 31, 44, 45, 49, 5 1 . 52, 55. 5 8 . 6 6 . 67, 69, 70, 72, 74. 75. 77. 83, 84, 85, 88, 89, 91, 92, 95. 96, 101, 103, 113, 115, 118, 120, 121, 122, 123, 132, 133, 141, 149, 183, 184, 186, 189, 200, 201 Zwischenwerk s. Festung

4-b Magdeburg. Karl-Marx-Straße, Nordabschnitt

5b

M a g d e b u r g . H a l l e a m A l t e n M a r k t , Blick n a c h N o r d w e s t e n

6

Magdeburger Reiter

7

Magdeburg. Kloster Unser Lieben Frauen, B l i c k v o m Kreuzgang (vor 1945)

8

Magdeburg. Dom, frühgotischer Chor

9

Magdeburg. Dom, törichte Jungfrauen

11b

S t a l l m i t O b e r l a u b e in O l v e n s t e d t , D o r f s t r . 13

14

Magdeburg-Rothensee. Wohnturm

15

Königsborn, ehemaliges Schloß

i6

Alte Elbe an der Kreuzhorst