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German Pages 896 [892] Year 2015
Ödön von Horváth Wiener Ausgabe
I
Ödön von Horváth
Wiener Ausgabe sämtlicher Werke Historisch-kritische Edition Am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek herausgegeben von Klaus Kastberger
Band 11.1
De Gruyter II
Ödön von Horváth
Ein Sklavenball Pompeji Herausgegeben von Martin Vejvar unter Mitarbeit von Sabine Edith Braun und Nicole Streitler-Kastberger
Band 1
De Gruyter III
Die Forschungsarbeiten an der Wiener Ausgabe werden unterstützt vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung/Austrian Science Fund (FWF; P23563-G20) und von der Kulturabteilung der Stadt Wien. Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF; PUB 224-G23) Dank an die Österreichische Nationalbibliothek (Wien) für die Überlassung von Reprorechten an den Faksimiles. Die Forschungsarbeiten an der Ausgabe werden seit Oktober 2015 am Franz-Nabl-Institut für Literaturforschung der Karl-Franzens-Universität Graz durchgeführt. Lektorat des vorliegenden Bandes: Johann Lehner
ISBN 978-3-11-044277-9 e-ISBN (PDF) 978-3-11-043673-0 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-043567-2
Dieses Werk ist lizenziert unter der Creative Commons Attribution-NonCommercialNoDerivatives 3.0 Lizenz. Weitere Informationen finden Sie unter http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/. Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
© 2015 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Satz: Dörlemann Satz GmbH & Co. KG, Lemförde Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ÜGedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com
IV
Inhalt Band 1 Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Lesetext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Konzeption 1: Ein Sklavenball – Butlerus . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption 2: Ein Sklavenball – Toxilus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption 3: Ein Sklavenball mit Gesang und Tanz in drei Akten . . . . . . Konzeption 4: Ein Sklavenball mit Gesang und Tanz in drei Akten – Masken
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Band 2 Lesetext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption 5: Ein Sklavenball / Pompeji – Adaptierungsarbeiten . Konzeption 6: Pompeji. Komödie in drei Teilen (neun Bildern) . . Konzeption 7: Pompeji. Komödie eines Erdbebens in sechs Bildern Ein Sklavenball mit Gesang und Tanz in drei Akten (Endfassung, emendiert) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pompeji. Komödie eines Erdbebens in sechs Bildern (Endfassung, emendiert) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Chronologisches Verzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Simulationsgrafiken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
709 831
Dossier: Plautus-Intertexte in Ein Sklavenball / Pompeji . . . . . . . . . . .
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Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Editionsprinzipien . . . . Siglen und Abkürzungen Literaturverzeichnis . . . Inhalt (detailliert). . . .
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VI
Vorwort
Vorwort Ein Sklavenball / Pompeji Uraufführung: Pompeji am 8. Jänner 1959 im Theater Die Tribüne, Wien. Ein Sklavenball am 9. Mai 1997 in Garmisch-Partenkirchen. Dauer der Schreibarbeiten: Mai bis Ende Juli 1937. Umfang des genetischen Materials: 422 Blatt an Entwürfen und Textstufen, davon 249 Blatt zu Ein Sklavenball und 173 Blatt zu Pompeji. Erstdruck von Ein Sklavenball in: Ödön von Horváth: Gesammelte Werke in vier Bänden. Hg. v. Dieter Hildebrandt/Walter Huder/Traugott Krischke. Bd. II. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1970, S. 537–590. Erstdruck von Pompeji in: Ödön von Horváth: Stücke. Hg. v. Traugott Krischke. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1961, S. 377–415.
Datierung und Druck Es gibt nichts Entsetzlicheres als eine schreibende Hur. Ich geh nichtmehr auf den Strich und will unter dem Titel „Komödie des Menschen“ fortan meine Stücke schreiben, eingedenk der Tatsache, dass im ganzen genommen das menschliche Leben immer ein Trauerspiel, nur im einzelnen eine Komödie ist.1
Mit diesen Worten verwirft Ödön von Horváth im Spätherbst 1937 einen Großteil seines dramatischen Oeuvres, von Kasimir und Karoline bis hin zu Der jüngste Tag.2 Für seine weitere Arbeit stellt er sich mit der „Komödie des Menschen“ ein „Programm im Stückeschreiben“3, das er an die Tragödie des Menschen (Az ember tragédiája, 1861)
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ÖLA 3/W 309 – BS 14 b, Bl. 6 (vgl. K7/E4). Die Kommentierte Werkausgabe gibt zwei verschiedene Entstehungsdaten an: Im Kommentar zum Abdruck des Blattes beruft sich Traugott Krischke auf den Bruder Lajós von Horváth, der die Entstehung auf den 1. November 1936 datiert (vgl. KW 11, S. 271). Im Kommentar zum Abdruck von Der jüngste Tag, Ein Dorf ohne Männer und Pompeji indes nennt Krischke den 1. November 1937 als Entstehungsdatum (vgl. KW 10, S. 423). Über das Verzeichnis der auf diesem Blatt widerrufenen Stücke und Horváths Aussage daselbst, sie „sind, ausser zweien, gespielt worden“ (es handelt sich dabei um Eine Unbekannte aus der Seine und Don Juan kommt aus dem Krieg, das unter dem Titel „Das jüngste Gericht“ verzeichnete Stück Der jüngste Tag hatte erst am 11. Dezember 1937 in Mährisch-Ostrau Premiere), lässt sich der Entstehungszeitraum mit Ende 1937 eingrenzen. Vgl. Klaus Kastberger: Vom Eigensinn des Schreibens. Produktionsweisen moderner österreichischer Literatur. Wien: Sonderzahl 2007, S. 363f., dort Anm. 2. Wie Anm. 1.
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Vorwort
des ungarischen Schriftstellers Imre Madách (1823–1864) anlehnt.4 Von seinen in den letzten Jahren entstandenen Werken lässt er in dem auf demselben Blatt notierten Werkverzeichnis K7/E4 explizit nur zwei bestehen, das Lustspiel Ein Dorf ohne Männer5 und sein letztes abgeschlossenes Stück: Pompeji. Beide Stücke heben sich durch ihre dezidiert historische Gewandung merklich vom Rest des Werkes ab und werden durch ihre starke intertextuelle Grundierung geeint. Während in Ein Dorf ohne Männer der Roman Szelistye, das Dorf ohne Männer (A szelistyei asszonyok) von Kálmán Mikszáth dramatisiert wird (vgl. WA 10), geht Pompeji über das vorangehende Stück Ein Sklavenball vor allem auf die Komödie Persa des römischen Dichters Titus Maccius Plautus zurück, weist aber auch Bezüge zu dessen Miles gloriosus und Poenulus auf. Die Komödien des Plautus hat Horváth in einer Übersetzung von Ludwig Gurlitt rezipiert und im Verlauf der Genese sowohl von Ein Sklavenball als auch von Pompeji mehrmals Textpassagen teils wortwörtlich daraus entlehnt.6 Die Vorgeschichte der Komödie des Menschen und damit die von Pompeji führt zu Horváths eigenwilliger Reaktion auf die Machtübernahme der NSDAP in Deutschland 1933, seinem Versuch, als Filmautor im NS-Kulturbetrieb Fuß zu fassen und seiner endgültigen Emigration 1935 zurück.7 Die folgenden Jahre waren von finanziellen Sorgen, künstlerischen Misserfolgen und einem zunehmenden ästhetischen wie ethischen Unbehagen geprägt. Das Jahr 1937 indes ließ erstmals wieder Aufwind verspüren und zählt zu den produktivsten in Horváths Schaffen. Neben Ein Dorf ohne Männer, Pompeji und Ein Sklavenball vollendete er in dieser Zeit das Schauspiel Der jüngste Tag sowie den Roman Jugend ohne Gott und begann die Arbeit an Ein Kind unserer Zeit. Mit insgesamt vier durchwegs erfolgreichen Uraufführungen, davon drei in der Tschechoslowakei und einer in Wien,8 war ihm endlich wieder nennenswerter Erfolg auf der Bühne beschieden. Obwohl Horváth mit der Komödie des Menschen einen ganzen Dramenzyklus im Auge hatte,9 blieb Pompeji sein letztes dramatisches Werk. Bis zu seinem frühen Tod auf den Pariser Champs-Élysées am 1. Juni 1938 widmete der Autor sich ausschließlich seinen Romanen.
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Vgl. Eva Kun: „Die Komödie des Menschen“ oder Horváth und Ungarn. In: Traugott Krischke (Hg.): Horváths Stücke. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1988, S. 9–36, hier S. 29 sowie Orsolya Ambrus: Der ungarische Horváth. Eine bibliografische, thematische und textgenetische Spurensuche. Saarbrücken: Südwestdeutscher Verlag 2010. Vgl. auch den Abdruck im Kontext von Ein Dorf ohne Männer (WA 10/K3/E1, S. 482f.). T. M. Plautus: Persa. In: Die Komödien des Plautus. Übersetzt von Ludwig Gurlitt. Bd. 3. Berlin: Propyläen 1922, S. 325–404. Die der Plautus-Übersetzung Gurlitts entstammenden Intertexte sind im Anhang dieses Bandes (S. 857–864) versammelt und werden im Autortext sowie im Kommentar mittels Sigle ausgewiesen; vgl. dazu auch die Editionsprinzipien (S. 870). Vgl. dazu Christian Schnitzler: Der politische Horváth. Untersuchungen zu Leben und Werk. Frankfurt am Main [u.a.]: Peter Lang 1990 (= Marburger germanistische Studien, Bd. 11), Evelyne Polt-Heinzl/Christine Schmidjell: Geborgte Leben. Horváth und der Film. In: Klaus Kastberger (Hg.): Ödön von Horváth. Unendliche Dummheit – dumme Unendlichkeit. Wien: Zsolnay 2001 (= Profile. Magazin des Österreichischen Literaturarchivs, Bd. 8), S. 193–261 sowie im Überblick das Vorwort zu Hin und her (WA 6, S. 169–171). Figaro läßt sich scheiden hatte am 2. April und Ein Dorf ohne Männer am 24. September 1937 in Prag Premiere, Himmelwärts am 5. Dezember 1937 in Wien und zuletzt Der jüngste Tag am 11. Dezember 1937 in Mährisch-Ostrau. Vgl. dazu auch das genetische Material zu Don Juan kommt aus dem Krieg (WA 9/K5/E39–E40, S. 372–375) und Der jüngste Tag (WA 10/VA/E22–E25, S. 40–45).
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Vorwort
Die beiden Stücke Ein Sklavenball und Pompeji sind unmittelbar nacheinander im Frühsommer 1937 entstanden. Während zu Ein Sklavenball keine eindeutigen Aussagen des Autors bzw. seiner Zeitgenossen vorliegen, ist Pompeji über eine Vereinbarung mit dem Wiener Georg Marton Verlag, die allerdings den genauen Titel des Stückes nicht nennt, genauer zu datieren. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat Horváth bereits kurz nach der Vollendung von Ein Dorf ohne Männer im Mai 1937 (vgl. WA 10) mit der Arbeit an Ein Sklavenball begonnen. Aufschluss darüber gibt der Textträger (K2/H7) einer Dialogskizze (K2/E4), bei dem es sich um ein nicht abgeschicktes Kuvert handelt, das an den Dramaturgen und Theaterkritiker Bernhard Diebold adressiert ist. Diebold war 1934/35 im Deutschen Reich aufgrund der jüdischen Herkunft seines Vaters mit Berufsverbot belegt worden und emigrierte daraufhin in die Schweiz, wo er als künstlerischer Leiter der Filmstoff-Vertriebsfirma THEMA arbeitete. Er kannte Horváth noch aus ihrer gemeinsamen Zeit in Berlin, in der er fast alle Stücke Horváths für die Frankfurter bzw. Berliner Zeitung rezensiert hatte.10 In einem Schreiben vom 9. Juni 1937 fragt er, ob Horváth nicht eine „fabelhafte Filmidee“, „original aus der Luft gegriffen oder aus einem Ihrer Meisterwerke abgeleitet“ habe, die er in seinen Vertrieb aufnehmen könne.11 Diebold hatte, wie er zu Beginn seines Schreibens schildert, Horváths Wiener Adresse von „Vera“ erfahren, womit Horváths Freundin Wera Liessem gemeint ist, die seit 1935 am Züricher Schauspielhaus engagiert war. Aus dieser Adressvermittlung lässt sich schließen, dass Horváth und Diebold nach ihrer beider Emigration keinen Kontakt mehr hatten und das an Diebold adressierte Kuvert für ein nicht überliefertes und vermutlich auch nie abgeschicktes Antwortschreiben gedacht war. Als Absenderadresse trägt Horváth seine Wiener Anschrift auf der Dominikanerbastei 6/11 ein, unter der er vom 15. Jänner 1936 bis zum 13. Juli 1937 durchgängig gemeldet war.12 Wie ein am 20. Juni 1937 an Alma Mahler-Werfel gerichtetes Schreiben aus Henndorf bei Salzburg zeigt,13 hat Horváth Wien schon früher verlassen, womit die auf dem Umschlag eingetragene Dialogskizze auf die Zeit zwischen dem 9. und dem 20. Juni 1937 datiert werden kann. Zu diesem Zeitpunkt liegen bereits eine weit gediehene Fassung des ersten Bildes (später Aktes) und verschiedene frühe Textstufen zum zweiten bzw. dritten Bild vor, wodurch der mit Ende Mai angenommene Beginn der Schreibarbeiten plausibel scheint. 10
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Vgl. exemplarisch Bernhard Diebold: Kleistpreisträger Horváth. Uraufführung von „Geschichten aus dem Wiener Wald“, Volksstück von Ödön von Horváth, im Deutschen Theater. In: Frankfurter Zeitung, 5.11.1931. Brief Bernhard Diebolds an Ödön von Horváth vom 9. Juni 1937, zitiert nach dem Durchschlag des maschinenschriftlichen Originals im Archiv der Akademie der Künste, Berlin, Sammlung THEMA, Nr. 66. Traugott Krischke gibt unter Verweis auf den Melderegisterauszug den 16. Jänner 1936 als Meldebeginn Horváths unter dieser Adresse an, vgl. Traugott Krischke: Horváth-Chronik. Daten zu Leben und Werk. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1988, S. 120. Tatsächlich ist Horváth aber bereits mit 15. Jänner 1936 unter dieser Adresse gemeldet (Auskunft des Wiener Stadt- und Landesarchivs/MA 8 vom 21.8.2012). Die Bedeutung des Kuverts für die Datierung hat als erster Peter Gros bemerkt und die Adresse Horváths mit den erhaltenen Meldedaten in Beziehung gebracht. Das vorangehende Schreiben Diebolds war Gros indes nicht bekannt. Vgl. Peter Gros: Plebejer, Sklaven und Caesaren. Die Antike im Werk Ödön von Horváths. Bern [u.a.]: Peter Lang 1996, S. 51. Vgl. den Brief Ödön von Horváths an Alma Mahler-Werfel vom 20. Juni 1937 aus Henndorf bei Salzburg, Original in den Rare Book and Manuscript Collections der Van Pelt Library, University of Pennsylvania/Philadelphia, Mahler-Werfel Papers, Ms. Coll. 575.
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Vorwort
Hinweise zur Datierung gibt auch das verwendete Papier. Horváth benutzte für einen Großteil der Arbeit zu Ein Sklavenball Papier im Format A4 (297 × 210 mm) und griff ab Konzeption 4 auf halbierte Bögen festen, hochformatigen Papiers (338 bzw. 341 × 210 mm, teilweise mit Wasserzeichen „Drei Sterne“) zurück. Zu diesem Zeitpunkt der Werkgenese lag mit K3/TS9 eine vollständige Fassung des Stückes vor, die ausschließlich mittels Blättern im Format A4 gefertigt wurde. Dieses Papier wird nach dem Beginn der Umarbeitungen von Konzeption 4 sowie im Verlauf der gesamten Werkgenese von Pompeji (Konzeptionen 5–7) nicht mehr verwendet. Der auffällige Wechsel im Schreibmaterial könnte ein Indiz dafür sein, dass Horváth bereits mit der in K3/TS9 vorliegenden Fassung des Stückes im Gepäck nach Henndorf abgereist war und mit dort aufliegendem Papier weitergearbeitet hatte. Zusammen mit dem an Bernhard Diebold datierten Kuvert wären so plausible Hinweise für den vorläufigen Abschluss von Ein Sklavenball in Konzeption 3 bis zum 20. Juni 1937 gegeben. Einen Anhaltspunkt für die relative Chronologie der verschiedenen Werkprojekte des Autors zu jener Zeit bietet das Blatt ÖLA 3/W 333 – BS 40 b, Bl. 1, auf dessen Recto- wie Verso-Seite sich zwei knappe Entwürfe (K3/E5 und E6) befinden, die mit hoher Wahrscheinlichkeit der Werkgenese von Ein Sklavenball zuzurechnen sind. Unterhalb der auf der Recto-Seite des Blattes befindlichen Replik K3/E5 hat Horváth zwei weitere Entwürfe eingetragen, die zum schmalen genetischen Konvolut des Romans Jugend ohne Gott (vgl. WA 15/K/E1 und E2) gehören, der nach übereinstimmenden Berichten von Wera Liessem und Franz Theodor Csokor im Sommer 1937 in Henndorf vollendet wurde.14 Die Entwürfe zu Jugend ohne Gott entstammen noch einer frühen Arbeitsphase, was angesichts der übrigen Datierungshinweise eine Entstehung des Blattes in der ersten Junihälfte 1937 nahelegt. Eine präzisere Datierung ist für die zu Pompeji hinführende Werkgenese möglich. Auch in diesem Falle bietet ein ursprünglich für Korrespondenz gedachtes Blatt wertvolle Hinweise: Auf ÖLA 3/W 110 – BS 57 [2], Bl. 4 hat Horváth zunächst einen auf den 10. Juli 1937 datierten Brief an seinen Wiener Verleger Georg Marton verfasst: Lieber Herr Marton, vor allem möchte ich Ihnen nur nochmal sagen, dass ich mich sehr freue, dass Sie auf meinen Vorschlag eingegangen sind! Hoffentlich, unberufen, toi-toi-toi! – geht alles so, wie wir es uns denken! Nun, lieber Herr Marton, bitte ich Sie nur um folgendes: ziehen Sie mir von den 300,– Schilling 27,55 Schilling ab und behalten Sie die im Verlag – der brave Csokor, der es in Wien für mich auslegte, wird es abholen. Dank im Voraus! Von Zuckmayer kam ein Telegramm, er muss leider noch einige Tage in London bleiben. {Somló} schreibe ich mit gleicher Post. Bitte schicken Sie ihm das Exemplar! Mein neues Stück werden Sie in zwei Wochen haben. Herzlichst grüsst Sie Ihr Ödön Horváth15
Bei dem angesprochenen Stück handelt es sich um Pompeji, dessen Titel Horváth allerdings seinem Verleger noch nicht verraten haben dürfte, wie ein auf den 14. Juli 1937 datiertes Schreiben impliziert, in dem Marton ihm den „Vorschuss auf Ihr 14 15
Vgl. das Vorwort zu Jugend ohne Gott in WA 15, S. 2f. Briefentwurf Ödön von Horváths an Georg Marton vom 10. Juli 1937, Original in ÖLA 3/W 110 – BS 57 [2], Bl. 4, Hervorhebung im Original. Der auf der Recto-Seite des Blattes eingetragene Teil des Briefes ist gemeinsam mit K6/E9–E10 faksimiliert, vgl. S. 508.
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Vorwort
nächstes Stück (zu den gleichen Bedingungen wie ‚DORF OHNE MAENNER‘)“16 in der Höhe von 300 Schilling anweist. Den Brief selber hatte Horváth schließlich nicht abgeschickt, wie auch die Anweisung des vollen Vorschusses im Schreiben Martons nahelegt. Stattdessen notierte er auf der Rückseite des gefalteten Blattes zwei für die konzeptionelle Entwicklung von Pompeji wichtige Strukturpläne (K6/E9 und E10). Damit ist nicht nur ein wichtiger Hinweis für die Datierung gewonnen, sondern zugleich eine Ahnung von der Geschwindigkeit und Dichte des Schreibprozesses, auch angesichts des enormen Umfangs des überlieferten Materials (vgl. dazu die Ausführungen zum genetischen Konvolut). Wie präzise Horváths Voraussage war, in „zwei Wochen“ sein Stück fertiggestellt zu haben, zeigt zuletzt ein auf den 24. Juli 1937 datiertes Schreiben an Alma Mahler-Werfel: Meine liebe Alma, bin riesig froh über Deine Worte! Es ist zu schön – Hier mein neues Stück, habe es eben beendet und schick es Dir gleich. Wirds Dir gefallen? Dein Ödön Horváth17
Zwar wird der Name des Stückes auch hier nicht genannt, es kann sich aber nur um Pompeji handeln, da Horváth zu diesem Zeitpunkt an keinem anderen Drama mehr arbeitete und sich ansonsten vollständig auf den Roman Jugend ohne Gott konzentrierte. Der enge zeitliche Rahmen der Entstehung beider Stücke, von Ende Mai bis in die zweite Julihälfte 1937, ergänzt den am Material ersichtlichen Befund eines schnellen und gedrängten Schreibprozesses. Nachdem mit K7/TS4 eine vollständige Fassung des Stückes vorlag, fertigte der Verlag eine maschinenschriftliche Abschrift davon an, die mit der Bezeichnung „Stammbuch“ versehen wurde. Das im Splitternachlass Ödön von Horváth (ÖLA 27) vorliegende Exemplar hat Horváth nochmals durchgesehen und handschriftlich korrigiert (vgl. K7/TS5). Weitere Abschriften bzw. Durchschläge dieses Typoskripts, so es sie gegeben hat, sind nicht überliefert. Der Erstdruck von Ein Sklavenball, basierend auf dem Typoskript der Endfassung 4 K /TS2/A3, erfolgte 1970 im Rahmen der von Dieter Hildebrandt, Traugott Krischke und Walter Huder herausgegebenen Gesammelten Werke.18 Pompeji wurde bereits in die von Traugott Krischke 1961 besorgte und rezeptionsgeschichtlich wichtige Sammlung Stücke aufgenommen.19 Die Grundlage dieses Abdrucks bildete, wie ein Textvergleich zeigt, das vom Georg Marton Verlag angefertigte und von Horváth handschriftlich überarbeitete Typoskript, das hier K7/TS5 konstituiert. In späteren Ausgaben hat Krischke auf das Typoskript der Gesamtfassung K7/TS4 zurückgegriffen.20
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Brief Georg Martons an Ödön von Horváth vom 14. Juli 1937, Original im Besitz der Ödön von Horváth-Gesellschaft, Murnau am Staffelsee/Oberbayern. Brief Ödön von Horváths an Alma Mahler-Werfel vom 24. Juli 1937 aus Henndorf bei Salzburg, Original in den Rare Book and Manuscript Collections der Van Pelt Library, University of Pennsylvania/Philadelphia, Mahler-Werfel Papers, Ms. Coll. 575. GW II, S. 537–590. Ödön von Horváth: Stücke. Hg. v. Traugott Krischke. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1961, S. 377–415. In den Gesammelten Werken spricht Krischke für Ein Sklavenball wie Pompeji nur von „Typoskripten aus dem Ödön von Horváth-Archiv, die mit handschriftlichen Korrekturen des Autors versehen sind“ (GW II, S. 9*). Anhand eines Textvergleichs lässt sich die Grundlage von Pompeji
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Vorwort
Das genetische Material und seine Chronologie Das genetische Konvolut zu Ein Sklavenball und Pompeji gehört zu den komplexesten, die Horváth hinterlassen hat. Es umfasst insgesamt 422 Blatt, wovon 249 Blatt auf Ein Sklavenball und 173 Blatt auf Pompeji entfallen. Das Teilkonvolut zu Ein Sklavenball besteht aus 44 Blatt an handschriftlichen Ausarbeitungen sowie 205 Blatt an Typoskripten. Das Material zu Pompeji stellt darüber hinaus einen Sonderfall dar, da Horváth mehrfach auch die Verso-Seite der Blätter für Entwürfe wie auch für Textstufen verwendet hat. Dadurch kann ein Blatt beispielsweise auf der Recto-Seite eine maschinenschriftliche Textstufe und auf der Verso-Seite einen handschriftlichen Entwurf enthalten.21 Alleine von den Recto-Seiten aus gesehen, beinhaltet das Teilkonvolut zu Pompeji 17 Blatt an handschriftlichen Ausarbeitungen sowie 156 Blatt an Typoskripten. Nimmt man die auf den Verso-Seiten der Blätter eingetragenen Ausarbeitungen mit in die Zählung auf, erweitert sich dieses Teilkonvolut um weitere 41 beschriebene Seiten, wovon 22 auf handschriftlichen und 19 auf maschinenschriftlichen Text entfallen. Die Verortung einer bestimmten Textausarbeitung auf der Recto- bzw. Verso-Seite eines Blattes ist allerdings kein Kriterium für die Rekonstruktion der Werkgenese, sondern ergibt sich aus den Kriterien der ursprünglichen Ablage des Nachlasses im Archiv der Akademie der Künste in Berlin (vgl. dazu die Ausführungen im Folgenden). Die Blätter dieses genetischen Konvoluts wurden mehrheitlich stark überarbeitet und ermöglichen einen anschaulichen Nachvollzug der intensiven wie gedrängten Arbeit an beiden Werken. Insbesondere in Ein Sklavenball hat Horváth seine Textproduktion nur selten für Entwürfe unterbrochen, in denen er sich für gewöhnlich Übersicht über die Makrostruktur seiner Stücke verschafft. Stattdessen arbeitete er neue Ideen teilweise unmittelbar in bereits erstellte Typoskripte ein, wofür er seine bekannte Schnitt- und Klebetechnik anwandte und den Text in mehreren Ansätzen montierte, indem er neues Material anstückelte bzw. altes ausschnitt.22 Sowohl im zu Ein Sklavenball als auch in dem zu Pompeji zählenden werkgenetischen Material finden sich jeweils über 90 Blatt, die zerschnitten bzw. zusammengeklebt wurden. Einzelne Blattteile tauchen dabei aufgrund der Weiterverarbeitung bereits montierten Materials an mehreren Stellen des Produktionsprozesses auf. Die bei der Montage entstandenen Textträger reichen von kleinen, nur einzelne Repliken umfassenden Schnipseln (etwa BS 29 a [7], Bl. 4 mit einer Abmessung von 24 × 210 mm) bis hin zu aus mehreren Teilstücken zusammengesetzten überlangen Blättern (etwa BS 58 b [2], Bl. 15 mit einer Abmessung von 549 × 210 mm, das aus vier separat verklebten Teilen besteht).
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als das K7/TS4 konstituierende Typoskript der Mappe BS 59 identifizieren. Explizit als Grundlage ausgewiesen ist dieses Typoskript nur in der Kommentierten Werkausgabe, vgl. KW 10, S. 433 bzw. 454f. Vgl. dazu exemplarisch BS 58 f [1], Bl. 7, das auf der Recto-Seite das Typoskript einer späten fragmentarischen Fassung des siebenten Bildes, K6/TS16, und auf der Verso-Seite den vermutlich frühesten handschriftlichen Entwurf zu Pompeji, K5/E1, enthält. Vgl. Kerstin Reimann: Clean Cuts. Schnitt- und Klebekanten als materialer Ausdruck eines Entstehungsprozesses und ihre Darstellung in der Wiener Ausgabe sämtlicher Werke und Briefe Ödön von Horváths. In: Martin Schubert (Hg.): Materialität in der Editionswissenschaft. Berlin: de Gruyter 2010 (= Beihefte zu editio, Bd. 32), S. 107–119.
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Vorwort
Horváth fertigte keine Reinschriften der so konstituierten Fassungen an, sondern arbeitete immer vom bestehenden montierten Typoskript aus weiter. Die Textproduktion fand auch konzeptionenübergreifend statt, wodurch sich in einigen Typoskripten mehrere mit dem gleichen Schreibwerkzeug (zumeist schwarzblauer Tinte) gefertigte Korrekturschichten überlagern. Eine verlässliche Rekonstruktion der Werkgenese ist angesichts dieses komplexen und zum Teil stark von Sprüngen bzw. Brüchen geprägten Schreibprozesses auf das Zusammenspiel mehrerer Indizien angewiesen. Wichtige Hinweise geben die Schnitt- und Klebekanten, Änderungen an der Paginierung, die Änderung von Figurennamen und, soweit erkennbar, die Überlagerung einzelner handschriftlicher Korrekturschichten in den Typoskripten. Weitere Indizien können aus der genauen Bestimmung der verwendeten Papiersorten gewonnen werden, die vor allem großräumige Abgrenzungen ermöglichen; Hinweise bietet überdies die Entwicklung einzelner Motive bzw. charakteristischer Repliken. Obwohl beide Werkprojekte eng miteinander verbunden sind, hat Horváth nur im Fall von K5/T1 Material aus dem Konvolut von Ein Sklavenball für die Arbeit an Pompeji verwendet. Später griff er auch bei textlich sehr ähnlichen Passagen nicht materiell auf bereits in Ein Sklavenball vorliegende Blätter zurück, sondern tippte den Text neu. Das ist insbesondere angesichts der beständigen Weiterverwendung von Material in beiden Teilkonvoluten überraschend, unterstreicht letztlich aber die relative Eigenständigkeit beider Stücke. Ein Sklavenball wurde von Horváth vermutlich als nicht publikationstauglich angesehen und höchstwahrscheinlich auch nicht beim Verlag eingereicht, wie das Fehlen einer Verlagsabschrift nahelegt. Aufgrund der Adaption der Thematik wäre es damit eher als Vorstufe von Pompeji zu bewerten. Da das Typoskript der Endfassung von Ein Sklavenball (K4/TS2/A3) jedoch, anders als bei vergleichbaren Weiterbearbeitungen anderer Werkprojekte,23 nahezu unangetastet blieb, kann es als eigenständiges Werk gelten. Die hybride Stellung von Ein Sklavenball zwischen abgeschlossenem Text und Vorarbeit für Pompeji spiegelt sich in der hier vorgenommenen Einteilung der Konzeptionen wider, die die beiden Stücke als verschiedene, jedoch klar aufeinander bezogene Werkprojekte begreift. Insgesamt lassen sich sieben Konzeptionen unterscheiden: Konzeption 1: Ein Sklavenball – Butlerus Konzeption 2: Ein Sklavenball – Toxilus Konzeption 3: Ein Sklavenball mit Gesang und Tanz in drei Akten Konzeption 4: Ein Sklavenball mit Gesang und Tanz in drei Akten – Masken Konzeption 5: Ein Sklavenball / Pompeji – Adaptierungsarbeiten Konzeption 6: Pompeji. Komödie in drei Teilen (neun Bildern) Konzeption 7: Pompeji. Komödie eines Erdbebens in sechs Bildern Die Entstehung von Ein Sklavenball entfällt in dieser Einteilung auf die Konzeptionen 1–4 und ist mit der Endfassung des Stückes in Konzeption 4 abgeschlossen. Konzeption 1 und 2 lassen sich anhand der sehr unvermittelten Umbenennung des Protagonisten von Butlerus zu Toxilus unterscheiden. Konzeption 3 kann durch die Fixierung des Titels „Ein Sklavenball mit Gesang und Tanz in drei Akten“ sowie der Festlegung auf die Strukturbezeichnung „Akt“ abgegrenzt werden. Große Teile des 23
Vgl. etwa die Einarbeitung des ursprünglich eigenständigen Romans Herr Kobler wird Paneuropäer in die Struktur des 1930 erschienenen Romans Der ewige Spießer (WA 14).
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Vorwort
hier entstehenden Textes gehen in die Gesamtfassung (K3/TS9) am Ende der Konzeption ein, die noch nicht die charakteristischen Masken und das damit einhergehende (De-)Maskierungsspiel der Endfassung aufweist. Die Masken fügt Horváth erst in Konzeption 4 ein, womit größere Ersetzungsprozesse im ersten Akt des Stückes einhergehen. Am Ende von Konzeption 4 liegt schließlich mit K4/TS2/A3 die Endfassung des Stückes unter dem Titel „Ein Sklavenball mit Gesang und Tanz in drei Akten“ vor. In Konzeption 5 beginnt Horváth unter dem zunächst noch beibehaltenen Titel „Ein Sklavenball mit Gesang und Tanz“ mit Variationen des Stückumfangs in sieben Bildern (K5/E1–E4), mit denen er die in Konzeption 3 festgelegte Einheit von Zeit, Ort und Handlung wieder auflöst. Im Verlauf dieser Konzeption wird die Struktur in sieben Bildern sukzessive um zwei weitere Bilder ergänzt, womit zuletzt eine Struktur in neun Bildern vorliegt. Die Fixierung dieser Struktur und des neuen Titels „Pompeji“ markiert den Beginn von Konzeption 6. Horváth erarbeitet hier einen Großteil des definitiven Textes, bricht aber während der Ausarbeitung des siebenten Bildes ab. Er entscheidet sich dann für eine Struktur in sechs Bildern, wodurch sich Konzeption 7 abgrenzen lässt. Die hier erarbeitete Fassung des sechsten Bildes beschließt das Stück mit einem Epilog in den Katakomben. Horváth kompiliert schließlich aus den jeweiligen Einzelbildern eine Gesamtfassung von Pompeji, die zur Grundlage einer vom Georg Marton Verlag erstellten Abschrift wird. Letztere wurde vom Autor nochmals durchgesehen und von fremder Hand mit der Bezeichnung „Stammbuch“ versehen, womit das Stück in einer autorisierten und vertriebsfertigen Endfassung vorlag. Das genetische Teilkonvolut zu Pompeji ist von besonderer forschungsgeschichtlicher wie archivalischer Bedeutung innerhalb des Nachlasses Ödön von Horváth, da zu diesen Materialien das einzige publizierte Dokument zu den Kriterien der ursprünglichen Nachlassordnung, der sogenannten Berliner Bearbeitung, vorliegt. Der zwischen 1962 und 1989 im Archiv der Akademie der Künste in Berlin aufbewahrte Nachlass wurde Mitte der 1960er-Jahre von Lieselotte Müller nach werkgenetischen Gesichtspunkten geordnet, welche auch heute noch die Grundzüge der Ablage prägen. Eine exemplarische Darstellung ihrer Ablagesystematik veröffentlichte Müller 1971 in einem Beitrag im Jahrbuch für Internationale Germanistik für das zweite Bild von Pompeji.24 Wie Müller berichtet, war der Nachlass vor seiner Überstellung an die Akademie der Künste bereits mehrmals benutzt und die ursprünglich vorgefundene Ordnung aufgelöst worden. Ihr Ausgangspunkt war die jeweilige Endfassung eines Werkes bzw. eines Werkteils, von dem aus sie versuchte, zusammenhängende Zwischenfassungen der Vorarbeiten zu erschließen. Dafür legte sie zusammenhängenden Text senkrecht übereinander und übereinstimmende Textpassagen verschiedener Textträger waagrecht nebeneinander25 und stellte Zusammenhänge zwischen einzelnen Blattteilen her. Das Endergebnis zeichnete sie auf einen Lageplan ein, foliierte die Blätter gemäß der so angenommenen Chronologie vom frühesten bis zum spätesten Blatt durch und legte die angenommenen (Zwischen-)Fassungen in Mappen ab. 24
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Vgl. Lieselotte Müller: Zum Ödön-von-Horváth-Nachlaß. Bericht über den Versuch, ein Ordnungssystem für das Manuskriptmaterial des Ödön-von-Horváth-Archivs zu entwickeln. In: Jahrbuch für Internationale Germanistik, 3. Jg., Heft 2 (1971), S. 350–356. Ein ähnliches, wenngleich differenzierteres und allein auf editorische Aspekte fokussiertes Prinzip liegt auch dem Begriff des Ansatzes und den Simulationsgrafiken innerhalb der Wiener Ausgabe zugrunde (vgl. dazu die Editionsprinzipien).
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Bedingt durch die auf die Endfassung hin konzentrierte Sichtweise sowie das Dilemma einer Verbindung von archivalischer Ablage mit werkgenetischen Zusammenhängen kam es dabei zu einer Vielzahl von falschen bzw. grob verkürzten genetischen Zuordnungen.26 Problematisch ist hier insbesondere die mangelnde Flexibilität des Modells gegenüber der Tatsache, dass einzelne Textträger aufgrund von Horváths Arbeitsweise Bestandteil mehrerer Textstufen sein können. Verschärft wird dieses Problem durch die Verwendung sowohl der Recto- als auch der Verso-Seiten der Blätter im Teilkonvolut zu Pompeji, wodurch in einigen Fällen werkgenetisch sehr weit voneinander entfernte Texte auf demselben Textträger stehen können.27 Um dem abzuhelfen, wurden Kopien der jeweiligen Blätter angefertigt und den entsprechenden Mappen beigefügt. Aufgrund der werkgenetischen Orientierung der Ablage kam es dadurch zu der paradoxen Situation, ganze Mappen allein mit Kopien von den VersoSeiten andernorts eingeordneter Blätter anzulegen.28 Aus archivalischer Sicht wiederum ist die sich aus dieser Methode ergebende Foliierung missverständlich. Müller arbeitete bei beiden Stücken die in die jeweilige End- bzw. Gesamtfassung eingegangenen Einzelakte bzw. -bilder separat auf. Dadurch ergaben sich bei der Ablage der Typoskripte der vollständigen Fassungen (Mappen BS 30 a und BS 59) Doppelungen in der Foliierung, was einer eindeutigen Identifikation der einzelnen Textträger innerhalb der Fassungen zuwiderläuft. Der Nachlassbestand zu den beiden Werkprojekten wurde deshalb für die editorische Aufarbeitung in der Wiener Ausgabe mit einer neuen, eindeutigen Foliierung versehen, die allein der Blattzählung innerhalb der einzelnen Mappen dient und nur noch teilweise mit der von Müller eingeführten ursprünglichen Foliierung übereinstimmt.
Konzeption 1: Ein Sklavenball – Butlerus Schon in den frühesten überlieferten Ausarbeitungen lassen sich zentrale Charakteristika des späteren Stückes erkennen. Der Werktitel lautet bereits in TS1 „Ein Sklavenball“, wobei es sich hier noch um eine „Operette in drei Akten“ handelt. Zum einen überraschen die Gattungswahl und der Versuch Horváths, eigene Lieder zu schreiben, da er sonst gerne auf bekanntes (Volks-)Liedgut (etwa in Kasimir und Karoline, WA 4) zurückgreift oder sich, wie im Falle von Hin und her (WA 6), von professionellen Komponisten aushelfen lässt. Wenngleich Horváth den Plan, eine vollwertige Operette zu schreiben, wieder verwirft, weist später der eigentliche Ball der Sklaven im dritten Akt des Stückes noch einen operettenhaften Zug auf. Zum anderen sticht im Monolog der Invidia (ab E3 Idiotima) die Versifikation des Textes ins Auge, ein sehr ungewöhnliches Element in der Dramengestaltung Horváths, das sich 26
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Vgl. dazu die Darstellung bei Erwin Gartner/Klaus Kastberger: Ödön von Horváth: Wiener Ausgabe. Grundlagen und Maximen. In: Gertraud Mitterauer [u.a.] (Hg.): Was ist Textkritik? Zur Geschichte und Relevanz eines Zentralbegriffes der Editionswissenschaft. Tübingen: Niemeyer 2009 (= Beihefte zu editio, Bd. 28), S. 303–316. Die in diesem Beitrag rekonstruierte Genese des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“) beruht noch auf einem frühen editorischen Befund und stimmt nicht mit der hier vorgelegten überein. Vgl. Anm. 21. Diese Ordnung ist im Nachlass bis heute erhalten, vgl. dazu die Mappen ÖLA 3/W 114 – BS 58 b [3], ÖLA 3/W 117 – BS 58 c [3], ÖLA 3/W 121 – BS 58 d [4], ÖLA 3/W 124 – BS 58 e [3] und ÖLA 3/W 128 – BS 58 f [4].
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so nur in Ein Sklavenball findet. Möglicherweise wurde er dazu von Ludwig Gurlitts Übersetzung der Komödien des Plautus angeregt, aus der er wiederholt Textstellen bzw. Plotelemente entlehnt hat. Die Versifikation von Dialogpassagen setzt Horváth als Mittel der Verstärkung einzelner Figurenreden sowie zur Verdichtung der Sklavengruppe zu einem Chor ein (vgl. zur Beziehung von Ein Sklavenball und Pompeji mit den Komödien des Plautus die Ausführungen ab S. 19). Die in TS1 begonnene Szene im Hafen, in der Sklaven ein Schiff beladen und Invidia, die spätere Idiotima, einen Monolog über die bevorstehende Sommerfrische hält, entspricht in nuce der Gestaltung des ersten Aktes bis zum Ende von Konzeption 3 (vgl. K3/TS9). Das neben TS1 notierte Figurenverzeichnis (E1) umfasst bereits, noch mit teils anders lautenden Namen, das nahezu vollständige Figureninventar von Ein Sklavenball. Horváth entlehnt hier einerseits im Kern das gesamte Personal des Persa von Plautus, wenngleich die hier notierten Namen davon abweichen. Die Figuren der Herrschaft, also K.R. Thago, Invidia und Cont d’Ottieri, andererseits fügt er selbst hinzu. An handlungswichtigen Figuren fehlt allein die des Praetors, die erst im Lauf der Arbeiten zum dritten Akt in Konzeption 3 in das Stück eingeführt wird. Die Figur des Parasiten wiederum scheidet später aus dem Stück aus und wird erst in der Werkgenese von Pompeji wiederaufgenommen. Seine Tochter, die hier noch als separate Figur notiert ist, verschmilzt später mit der Figur der Lemniseris, die ab TS3/A8 wie im Persa Lemniselenis heißt. Die Übernahme und Adaption der Figurennamen illustriert die enge Verbindung des Stückes mit den Komödien des Plautus, die in Konzeption 1 auch anhand von in die Typoskripte eingetragenen Seitenzahlen nachvollzogen werden kann, die sich auf Gurlitts Übersetzung beziehen (vgl. TS3/A2/BS 29 a [2], Bl. 5, wo Text aus dem Miles gloriosus übernommen werden soll, vgl. MG1 und MG2). Insgesamt zeigen die frühen Arbeiten, wie weit einige der konzeptionellen Überlegungen von Beginn an gediehen waren. Umso überraschender ist der große, stark auf Details fokussierte Aufwand, mit dem Horváth seinen Text entwickelt. Einer großen Zahl an Textstufen, in denen die einzelnen Akte (ab TS3/A11 zwischenzeitlich Bilder) über teils konzeptionenübergreifende Ansatzfolgen entwickelt werden, steht eine nur geringe Menge an Entwürfen gegenüber, die über die makrostrukturelle Anlage des Stückes Auskunft geben könnten. Der weitere Aufbau des Stückes ist zu diesem Zeitpunkt der Genese noch völlig unklar. Während bruchstückhafte Eintragungen in TS2 die Handlung des zweiten Aktes auf einem Sklavenmarkt vorsehen, deuten die weiter entwickelten Ansätze von TS3 auf eine Fortsetzung der Handlung vor der herrschaftlichen Villa hin. Weitere Ideen zur Struktur des Stückes finden sich erst in den ebenfalls nur spärlich vorhandenen Entwürfen von Konzeption 2. Exemplarisch für die dichte und konzeptionenübergreifende Arbeit Horváths an den einzelnen Akten bzw. Bildern kann TS3 stehen, deren Entstehung den größten Teil von Konzeption 1 ausmacht. Damit liegt eine sich über mehrere Ansätze erstreckende maschinenschriftliche Textstufe zum ersten Akt vor, deren Typoskript zugleich die materielle Bearbeitungsgrundlage des Aktes bzw. Bildes in den Folgekonzeptionen darstellt. Mit der unvermittelten Umbenennung des Protagonisten Butlerus zu Toxilus in der Korrekturschicht von TS3/A13 umfasst es zugleich den ersten Ansatz der weiteren Bearbeitung in Konzeption 2 (K2/TS1). Der letzte Ansatz des ersten Bildes in Konzeption 2 (K2/TS1/A11) stellt wiederum Horváths Ausgangspunkt für den ersten Akt der Gesamtfassung in Konzeption 3 (K3/TS8/A8 als Teil von K3/TS9)
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dar, dessen Typoskript die materielle Grundlage für die Integration der charakteristischen Masken in Konzeption 4 liefert (vgl. zur Veranschaulichung die Simulationsgrafiken in diesem Band). So gesehen existiert für die Arbeit Horváths am ersten Akt von Ein Sklavenball eine durchgehende Kette an Teiltyposkripten, die er durch Ergänzung und Austausch einzelner Abschnitte immer nur partiell weiterentwickelt. Dieser stafettenartigen Ausarbeitungsfolge wegen erscheinen etwa einige der im Typoskript der Endfassung K4/TS2/A3 montierten Blattteile bereits in sehr frühen Fassungen, beispielsweise Teile von BS 30 a, Bl. 8 ab TS3/A8 und Teile von BS 30 a, Bl. 11 ab TS3/A13, und verbleiben dementsprechend lange im Produktionsprozess. Dies trifft auch auf viele der später ausgeschiedenen bzw. ersetzten Blätter bzw. Blattteile zu, weshalb große Teile des Materials über mehrere Korrekturschichten verfügen, die fallweise nur schwer zu differenzieren sind. Wegen dem langen Verbleib einzelner Textträger im Produktionsprozess und der damit verbundenen Überlagerung mehrerer zu unterschiedlichen Zeitpunkten entstandener Korrekturschichten zeichnet sich in TS3 exemplarisch ein Problem der Textkonstitution ab, das sowohl die Werkgenese von Ein Sklavenball als auch die von Pompeji betrifft: Während sich die früheste Korrekturschicht hier noch eindeutig anhand einer blauen Tinte abgrenzen lässt, beginnt Horváth ab TS3/A10 ausschließlich eine schwarzblaue Tinte zu verwenden, was eine klare Abgrenzung der jeweils gültigen Korrekturschicht erschwert. Die Korrekturen von TS3 in den Ansätzen A11–A13 und die weitere Bearbeitung des ersten Bildes bzw. Aktes verdeutlichen exemplarisch die allgemeine Problemlage in der Genese sowohl von Ein Sklavenball als auch von Pompeji (vgl. ausführlich den Kommentar zu TS3).
Konzeption 2: Ein Sklavenball – Toxilus Die durchgängige handschriftliche Ersetzung des Figurennamens Butlerus durch Toxilus im K1/TS3/A13 zugrunde liegenden Typoskript markiert den Beginn von Konzeption 2. Von nun an weisen sämtliche neu eingefügten Blätter des ersten Bildes bzw. Aktes ausschließlich diesen Namen für die Figur des Protagonisten auf, wodurch sich die weiteren Textarbeiten abgrenzen lassen. Den Namen selbst entnimmt Horváth neuerlich dem Persa des Plautus. Geändert werden im Verlauf von Konzeption 2 überdies die Namen von Cont d’Ottieri, der von TS1/A4 an den Namen Gloriosus trägt, und dem aus dem Persa entlehnten Sagaristio, dessen Name ab TS2/A2 Bagnio lautet. Der Name Gloriosus ist eine Anspielung auf Plautus’ Komödie Miles gloriosus, die sich ebenfalls im von Horváth verwendeten dritten Band der Übersetzung Ludwig Gurlitts befindet.29 Der Name Bagnio spielt möglicherweise auf veraltete Bezeichnungen für Galeerensträflingslager im Französischen (bagne) bzw. Italienischen (bagno) an, die ihrerseits auf den umgangssprachlichen Namen eines Sklavengefängnisses in Konstantinopel (heute Istanbul) zurückgehen.30 Gemeinsam mit dem Figurennamen der Matrosa, die auf der Figur der Sophoklidiska im Persa basiert, fügt Horváth ge-
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Plautus: Miles gloriosus. In: Plautus 1922 (Anm. 6), S. 101–213. Vgl. für zeitgenössische Bedeutungen z.B. den Eintrag „Bagno“ in: Meyers Großes Konversations-Lexikon. Bd. 2. 6. Auflage. Wien/Leipzig: Bibliographisches Institut 1902–1909, S. 268.
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genüber dem Personal der plautinischen Komödie somit zwei auffällige Namensabweichungen ein. Deren Bedeutung wird durch die wiederum stärker auf Plautus verweisende Einführung der Namen Toxilus und Gloriosus deutlich hervorgehoben. In Konzeption 2 setzt Horváth die Ausarbeitung des ersten Bildes fort, das schließlich in TS1/A11 in einer in der Grundschicht abgeschlossenen Form vorliegt. Neben dem Austausch der Figurennamen von Toxilus und Gloriosus liegen die Schwerpunkte in dieser Arbeitsphase vor allem auf der Auflösung der teils dichten Überarbeitungsschichten des in Konzeption 1 erstellten Materials sowie dem Text der beginnenden Liebeshandlung zwischen Toxilus und Lemniselenis. Erstmals notiert Horváth in dieser Konzeption einen Strukturplan, der Einblick in seine Ideen zur Weiterentwicklung des Stückes gibt (E1). Vorgesehen sind insgesamt vier Bilder, wobei im zweiten Bild Sagaristio den Diebstahl begehen und Toxilus im dritten Bild Lemniselenis auf dem Sklavenmarkt freikaufen soll. Für das vierte Bild ist ein Auftritt des Parasiten geplant, der „mitfressen“ will. Einige in E1 eingetragene Seitenzahlen verweisen hier explizit auf den Persa in der Übersetzung Gurlitts und zeigen die geplante Übernahme weiteren Texts an (vgl. PER8). Weitere Entwürfe und Textstufen zum zweiten und dritten Bild entstehen auf der Grundlage dieses Strukturplans. Hervorzuheben ist vor allem TS4, in der Horváth die Szenerie des Sklavenmarkts gestaltet, die er letztlich für Pompeji nutzen wird. Die zuvor allein als Aufpasserin Lemniselenis’ konzipierte Figur der Matrosa erfährt hier durch die Eintragung „Matrosa = die Christin“ (BS 28 [3], Bl. 18) einen enormen, für die grundsätzliche Ausrichtung des Stückes relevanten Bedeutungszuwachs. Während der christliche Glaube den Figuren zuvor nur vom Hörensagen bekannt ist (vgl. hierzu K1/TS3/A6/BS 29 a [3], Bl. 8f. und K2/TS3/BS 29 b [2], Bl. 6), hat das Christentum mit Matrosa nun eine aktive Fürsprecherin im Stück, die gegenüber den anderen Sklaven für Moral und Vergebung eintritt. Eine zuletzt mit rotem Buntstift quer über das erste Blatt dieser Textstufe eingetragene Notiz „Bagnio: (bringt die Nachricht vom Untergange des Schiffes)“ (E3) nennt erstmalig das für die Auflösung der Handlung bestimmende Motiv des Schiffsuntergangs. Rückschlüsse auf die Datierung der Entstehung von Ein Sklavenball ermöglicht die in dieser Arbeitsphase entstehende Dialogskizze E4, die auf der Rückseite eines ursprünglich an Bernhard Diebold adressierten Kuverts steht (vgl. den Ábschnitt „Datierung und Druck”). Den materialreichsten Teil von Konzeption 2 macht die mehrere Ansätze umfassende Textstufe TS5 zum zweiten Bild aus. Der schließlich mit TS5/A14 vorliegende Text entspricht weitgehend bereits dem der Gesamtfassung K3/TS9. Bei der Gestaltung des Bildschlusses indes scheint sich Horváth noch unschlüssig zu sein, hier führt er nur bruchstückhaft die Idee aus, Bagnio das gestohlene Geld auf der Szene übergeben zu lassen. Wie der Vergleich mit später entstandenen Arbeiten zeigt, wurde das Ende des Bildes erst in Konzeption 3 erstellt, womit ein neuerlicher Austausch von Material einhergeht. Durch eine konzeptionelle Veränderung entsteht in TS6 ein völlig verändertes drittes Bild. Anstelle einer Handlung auf dem Sklavenmarkt spielt das Stück nun weiterhin vor der Villa und zeigt die Sklaven nach dem nächtlichen Einbruch im Streit. Nachdem er die maschinenschriftliche Bearbeitung abgebrochen hat, fügt Horváth in der handschriftlichen Bearbeitung von TS6 entscheidende Änderungen ein. Er ändert einerseits die Strukturbezeichnung von Bild wieder zurück zu Akt und notiert andererseits zwei mit dem definitiven Werktitel „Ein Sklavenball mit Gesang und Tanz in drei Akten“ versehene Entwürfe. Diese Entwürfe sowie die Korrekturschicht
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von TS6 zeigen deutlich die Abkehr von der in E1 notierten Struktur in vier Bildern an, weshalb das Typoskript zugleich die erste Textstufe von Konzeption 3 konstituiert.
Konzeption 3: Ein Sklavenball mit Gesang und Tanz in drei Akten Mit den Entwürfen E1 und E2 fixiert Horváth den definitiven Titel des Stückes und legt seine Struktur auf drei Akte fest. Im Zentrum von Konzeption 3 stehen nun sowohl die Ausarbeitung des dritten Aktes als auch die neuerliche Überarbeitung des bereits bestehenden Textes des ersten und zweiten Aktes. Zuletzt fügt Horváth die drei fertiggestellten Akte zu einer vollständigen Gesamtfassung in TS9 zusammen, die zur Grundlage der weiteren Bearbeitung in Konzeption 4 wird. Neben der Festlegung der Stückstruktur ist die Figur des Praetors eine der wesentlichen Neuerungen dieser Konzeption. Ihren ersten Auftritt hat die zuvor nicht erwähnte Figur in TS3/A4. Parallel dazu scheidet in derselben Textstufe die in Pompeji wiederaufgenommene Figur des Parasiten aus Ein Sklavenball aus. Die Idee, die Figur des Praetors einzuführen, verdankt Horváth möglicherweise wiederum seiner Plautus-Lektüre. Im Persa tritt zwar keine vergleichbare Figur auf, jedoch droht der Parasit Saturio dem betrogenen Kuppler Dordalus damit, ihn vor den Praetor, i.e. vor Gericht, zu bringen.31 Die Praetor-Figur verdeutlicht aber auch, wie sehr sich die Anlage von Ein Sklavenball mittlerweile vom Persa unterscheidet. Nachdem die Herrschaft zu Beginn des ersten Aktes die Villa verlässt, spielt die Handlung des Stückes zunächst analog zum Persa allein unter Sklaven. Mit dem Praetor hat allerdings ein Vertreter der herrschenden Gesellschaftsschicht eine zentrale Rolle inne. Die momentane Freiheit der Sklaven auf dem Ball ist wesentlich von seinem Freispruch abhängig, wodurch sie sich gänzlich von der anarchischen Freiheit der Sklaven im Persa unterscheidet. Eine weitere wichtige Neuentwicklung ist die Ausgestaltung des titelgebenden Sklavenballs, der vom Fest der Sklaven am Schluss des Persa, in dem sie Dordalus verhöhnen, inspiriert sein dürfte. Horváth bringt allgemein in der Bearbeitung des dritten Aktes und besonders im Text des Balls selbst deutliche sozialkritische Elemente in das Stück ein. Ein vergleichbarer Ton hat sich bereits in der Ausarbeitung des zweiten Aktes abgezeichnet, wenn Toxilus das Schicksal der Sklaven als „Verbrechen“ bezeichnet und behauptet: „Du wirst noch sehen, wir stehlen uns alle zurück, alle!“ (TS2/A1/BS 29 b [3], Bl. 18) In TS3/A4, der ersten vollständigen Fassung des dritten Aktes, schwört Lemniselenis den Sklaven, sie würde als Freie für sie kämpfen: „Schickt mich unter die freien Bürger hinein! Ich sprenge sie alle in die Luft!“ (TS3/A4/BS 29 c [2], Bl. 8) Diesen Impetus in Lemniselenis’ Rede baut Horváth zu einer umfassenden Suada aus, an deren Ende sie in Umkehrung des Spruchs der Antigone in Sophokles’ gleichnamiger Tragödie – „Aber nicht mithassen, mitlieben muß ich!“32 – ausruft: „Nicht mitzulieben, mitzuhassen bin ich da!“ (TS9/BS 30 a, Bl. 38) Derartige Zuspitzungen finden sich auch in den Liedern des Sklavenballs, bei dem zunächst sehr drastische zynisch-klassenkämpferische Töne fallen, für die Horváth 31 32
Plautus: Persa 1922 (Anm. 6), Szene IV/9, S. 393. Sophokles: Antigone. In: Ders.: Tragödien. Hg. v. Wolfgang Schadewaldt. Zürich/Stuttgart: Artemis 1968, S. 65–117, hier S. 87 (V. 523).
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etwa das in der Sammlung Des Knaben Wunderhorn (1808) enthaltene Maykäfer-Lied überformt: „Flieg, Maikäfer, flieg! / Dein Bruder ist nicht im Krieg / Er arbeit nur in einer Fabrik / Dort fiel er auf dem Feld der Ehr / In einen Topf von Salzsäuehr –“ (TS4/BS 28 [2], Bl. 6). In der Folge gehen zunehmend verfremdete Operetten- und Liedtexte in den Ball ein, etwa aus der Operette Die Fledermaus (1874) von Johann Strauss (1825–1899) oder dem Zyklus Die schöne Müllerin (1823) von Franz Schubert (vgl. detailliert den Kommentar zu K4/TS2/A3). Mit der Zunahme intertextueller Anspielungen tritt das plakative sozialkritische Moment des Balls zwar etwas zurück, bleibt aber trotzdem klar erkennbar. Unmittelbar mit der Ausarbeitung des Balls hängt die Bekehrung der Sklaven zum Christentum zusammen, das zuvor bereits mehrmals in der Rede vom „neuen Gott“ und seiner Gleichheitsvorstellung angedeutet wurde (vgl. K1/TS3/A6/BS 29 a [3], Bl. 8f. und K2/TS3/BS 29 b [2], Bl. 6) und über die Gestaltung Matrosas als Christin zunehmende Bedeutung im Stück erlangt hat (vgl. K2/TS4/BS 28 [3], Bl. 18). In der ersten Ausarbeitung ihrer Konversion sind die Sklaven noch bereit, als Märtyrer zu sterben: „Wir sterben für unseren Glauben / Den lassen wir uns nicht rauben. / Wir gehen in das Colosseum / Und lassen uns zerfleischen.“ (TS3/A4/BS 29 c [1], Bl. 4v) Dieses radikale Bekenntnis dämpft Horváth in seiner weiteren Arbeit am dritten Akt, die Sklaven und insbesondere Toxilus möchten sich nun ihren Ball nicht durch Matrosas moralisierende Ansprache verderben lassen (vgl. TS5 und TS7/A11) und bevorzugen die Vergeltung vor der Vergebung. In Konzeption 3 ist Horváths Schreibprozess besonders sprunghaft. Er beginnt, wie sich anhand der Replik E4 und einer Änderung der Paginierung belegen lässt, mit der Neugestaltung des zweiten Aktes. Dabei streicht er den in Konzeption 2 noch erwogenen Auftritt Bagnios am Ende, fügt neues Material ein und bringt den Text über den Austausch mehrerer Blätter in seine in die Gesamtfassung TS9 eingehende Form (TS2/A4). Die Ausarbeitung des dritten Aktes stellt sich äußerst aufwändig dar und umfasst die Textstufen TS3–TS7. Eine erste vollständige Fassung des Aktes liegt in TS3/A4 vor. Besonders schwierig einzuordnen sind die handschriftlichen Textstufen TS4–TS6, die Text des eigentlichen Sklavenballs sowie zum Schluss des Stückes enthalten. Diese sind vermutlich vor, möglicherweise aber auch während der Entstehung des dritten Aktes in TS7 entstanden. Wie die Verwendung eines auch für den Text des ersten Aktes benützten Blattes (BS 29 c [6], Bl. 14) belegt, zerfällt die Erarbeitung der einzelnen Ansätze von TS7 in zwei Teile (A1–A11 und A12–A19), zwischen denen Horváth den ersten Akt abschließt (TS8/A7). Gemeinsam ergeben die je abgeschlossenen Fassungen der einzelnen Akte die Gesamtfassung TS9, auf deren Grundlage die Endfassung in Konzeption 4 entsteht. Die Gesamtfassung unterscheidet sich aufgrund des Fehlens der „griechische[n] Masken“ (K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 4) sowie der gänzlich anderen formalen Gestaltung des ersten Aktes merklich von der Endfassung, weist aber bereits die voll entwickelte Handlung des Stückes auf.
Konzeption 4: Ein Sklavenball mit Gesang und Tanz in drei Akten – Masken Das dramatische Mittel der an die antike Schauspieltradition angelehnten Masken wurde erst sehr spät in Ein Sklavenball integriert und im überlieferten genetischen Material des Stückes nirgends zuvor erwähnt. Für die Erarbeitung der Endfassung
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K4/TS3/A2 zieht Horváth das Typoskript der mit dem Ende von Konzeption 3 vorliegenden vollständigen Fassung des Stückes (K3/TS9) heran. Während die materiellen Eingriffe am zweiten und dritten Akt minimal sind, wird der erste Akt nochmals intensiv überarbeitet. Woher Horváth die Idee für die Einführung der Masken hatte, ist ungewiss. Möglicherweise wurde er durch die Einleitung Ludwig Gurlitts im ersten Band seiner Plautus-Übersetzung bzw. die zahlreichen Abbildungen antiker Masken und Bühnenreliefs dazu angeregt33, vielleicht schöpfte er aber auch aus seiner eigenen Kenntnis antiker Theaterpraxis. Eine weitere wichtige Neuerung ist die Umgestaltung des Stückbeginns zu einem lebenden Bild samt Prolog. Auf den insgesamt sechs Blatt der Mappe BS 29 a [6] arbeitet Horváth neuen Text zum ersten Akt aus. Diesen gliedert er mittels Hinweis auf die Seitenzahlen der in K3/TS9 vorliegenden Fassung in den bestehenden Text ein, woraus sich mit TS1/A2 eine erste Fassung des neukonzipierten ersten Aktes konstituieren lässt. Im hier entwickelten Prologtext nimmt Horváth auch direkten Bezug auf seine Quellen: Toxilus beginnt das Stück nun „mit einem Zitat aus Plautus“ (BS 29 a [6], Bl. 1), das der Komödie Poenulus entnommen ist (vgl. POE1), die in der Ausgabe Gurlitts unmittelbar auf den für Ein Sklavenball wichtigsten Bezugstext Persa folgt.34 Weitere Anmerkungen zum weitaus geringeren Umfang der Änderungen im zweiten und dritten Akt notiert Horváth mit Bleistift neben dem neuen Text zum ersten Akt (E1). Nachdem er sich so Überblick verschafft hat, arbeitet der Autor seine neuen Ideen in das bestehende Typoskript ein, wofür er neuerlich mehrere Blätter zerschneidet und neu zusammenklebt bzw. durch neues Material ersetzt. Als Ergebnis dieser Bearbeitung liegt mit TS2/A3 die Endfassung von Ein Sklavenball vor. Auffällig und für den Übergang von Ein Sklavenball zu Pompeji relevant ist die Papiersorte des neu eingefügten Materials. Während für die Konzeptionen 1–3 ausschließlich Papier im Format A4 (297 × 210 mm) vorliegt, handelt es sich bei den Blättern der Mappe BS 29 a [6] durchwegs um halbierte Bögen festen Papiers in einem überlangen Format (338 × 210 mm). Für sämtliche am Typoskript der Endfassung von Ein Sklavenball ergänzten Blätter bzw. Blattteile wurde diese Papiersorte verwendet. Gemeinsam mit Papier eines noch etwas größeren Formats (341 × 210 mm) sowie mit Papier im selben Format und einem Wasserzeichen („Drei Sterne“) bildet sie den Hauptanteil des Materials der Werkgenese von Pompeji in den Konzeptionen 5–7.
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Vgl. Ludwig Gurlitt: Einleitung. In: Die Komödien des Plautus. Übersetzt von Ludwig Gurlitt. Bd. 1. Berlin: Propyläen 1920, S. 1–141, hier S. 48f. und 132f. Gurlitt selbst gibt allerdings zu, dass die Masken speziell für die römische Komödie zur Zeit des Plautus nicht von Bedeutung sind. Gegen eine Anregung durch die Einleitung Gurlitts indes spricht, dass Horváth vermutlich nur der dritte Band der Plautus-Übersetzung vorgelegen hat. Vgl. Matthias J. Pernerstorfer: Ödön von Horváth: Ein Sklavenball. Plautus-Rezeption und Werkgenese. In: Nicole StreitlerKastberger/Martin Vejvar (Hg.): Horváth lesen. Wien [u.a.]: Böhlau 2013 (= Maske und Kothurn, 59. Jg., Heft 3), S. 37–49, hier S. 39. Plautus: Poenulus. In: Plautus 1922 (Anm. 6), S. 413–523.
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Konzeption 5: Ein Sklavenball / Pompeji – Adaptierungsarbeiten Die in Konzeption 5 versammelten Entwürfe und Textstufen stehen ganz im Zeichen der bereits kurz nach der Fertigstellung von Ein Sklavenball begonnenen Umarbeitung des Stückes. Bereits in den ersten Strukturplänen (E1–E5), die noch unter dem ursprünglichen Werktitel „Ein Sklavenball“ stehen, lässt sich eine stark veränderte Stückkonzeption bemerken. Anstelle von drei Akten soll das Stück in sieben Bildern strukturiert werden, die in Konzeption 3 hergestellte Einheit des Spielorts wird durch neue Bilder aufgelöst. Horváth greift hier zum einen auf Ideen zurück, die er in den vorigen Konzeptionen verworfen hat, wie etwa das Bild auf dem Sklavenmarkt. Zum anderen liegen mit der Darstellung der gestrandeten Herrschaft und von Toxilus vor dem Sklavengericht bzw. im Kerker genuin neue Bilder und Ideen vor, die die Weiterentwicklung des Stückes maßgeblich bestimmen werden. Obwohl zu Pompeji eine weitaus größere Zahl an Entwürfen und frühen Textstufen überliefert ist, ist die Chronologie der Werkgenese vor allem in Konzeption 5 nur auf Umwegen nachzuvollziehen. Irritierend sind zunächst einige später geänderte Bildnummerierungen, die auf eine implizite Erweiterung der Bildzahl von sieben auf acht und dann neun Bilder schließen lassen. Nachdem sich Horváth mit E1–E5 einen Überblick über seine Umarbeitung verschafft hat, erarbeitet er mit E6, E7 und TS1–TS3 erste Dialogskizzen und kürzere handschriftliche Textstufen. Danach folgt mit TS4–TS6/A8 bereits intensive Arbeit am Text, die im Falle von TS4 unmittelbar im Typoskript der Endfassung von Ein Sklavenball (K4/TS2/A3) erfolgt. Wie auch in der Werkgenese von Ein Sklavenball hat Horváth für die einzelnen Bilder immer wieder auf dasselbe Typoskriptmaterial zurückgegriffen und die Arbeit an einem bestimmten Bild oftmals für Entwürfe und andere Textstufen unterbrochen. Beispielhaft dafür kann TS6 stehen: Nachdem mit TS6/A8 eine bereits weit gediehene Fassung des zweiten Bildes vorliegt, entstehen zunächst einige Entwürfe und Textstufen zu anderen Bildern, bevor die Arbeit an TS6 fortgesetzt wird. An deren Ende steht TS6/A16, dessen Typoskript Horváth für die Weiterarbeit am zweiten Bild in Konzeption 6 verwendet. Die über den Strukturplan E5 hinausgehenden strukturellen Neuerungen von Konzeption 5 sind die Abtrennung der Handlung vor dem Sklavengericht vom zweiten Bild („Am nächsten Tage“)35 in ein eigenständiges drittes Bild (anschließend an TS6/A8) sowie ein Bild „Bei Bagnio“ (E13). Zuletzt liegt, wenngleich in dieser Konzeption noch nicht explizit ausgeführt, eine Struktur in neun Bildern vor, die die Grundlage der weiteren Arbeit am Stück in Konzeption 6 bildet. Wie die Erweiterung der Handlungsorte anzeigt, verändert sich der Plot des Stückes gegenüber Ein Sklavenball beträchtlich. Damit einher geht eine sich abzeichnende Neuausrichtung der Figurencharakterisierung und des Verhältnisses der Figuren untereinander. Die in Konzeption 3 ausgeschiedene Figur des Parasiten wird wieder in das Stück aufgenommen, wie einige ihm zugedachte Repliken in mehreren Entwürfen (E7, E9 und E13) zeigen. Das aus Gurlitts Plautus-Übersetzung entlehnte Stilmittel der Versifikation gibt 35
Da Horváth während der Arbeit an Pompeji die Bildnummerierung zweimal geändert hat (vgl. die Ausführungen zu Konzeption 6 im Folgenden), wurde den unmittelbar davon betroffenen Bildern ein nicht vom Autor vorgesehener Incipit-Titel beigegeben, um die fallweise abweichenden Nummerierungen derselben Bilder nachvollziehbar zu machen (vgl. auch die Anmerkung am Beginn des Kommentars zu Konzeption 5 im Chronologischen Verzeichnis).
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Horváth bereits mit Beginn der Umarbeitung auf, sämtliche aus Ein Sklavenball mit übernommenen Passagen erscheinen nun nur noch in Prosa. Ebenso tritt zusehends der eigentliche Ball der Sklaven in den Hintergrund, der in E5 noch als Abschluss des Stückes vorgesehen ist und in K6/E2 ein letztes Mal aufscheint.
Konzeption 6: Pompeji. Komödie in drei Teilen (neun Bildern) Nach den unterschiedlichen Einfällen zur Adaptierung von Ein Sklavenball findet Horváth in Konzeption 6 zu einer über weite Strecken seiner Arbeit verbindlichen Struktur seines Stückes in neun Bildern, die er im Strukturplan E1 zunächst nur fragmentarisch ausführt. Die noch fehlenden Bilder werden in E2 ergänzt, die Bilderfolge entspricht so in etwa der zuletzt mit K5/E13 vorgenommenen Erweiterung der ursprünglichen Struktur in sieben Bildern von K5/E5. Die wesentlichen Unterschiede zu Konzeption 5 sind die Streichung des Bildes „Beim Praetor“ und die Einfügung eines weiteren Bildes „Villa“ im Schlussteil des Stückes. In E1 werden erstmals Titel und Gattungsbezeichnung des neuen Stückes genannt: „Pompeji. Komödie in drei Teilen (neun Bildern)“. Damit entfernt sich Horváth auch auf dieser Ebene vollständig von Ein Sklavenball, dessen Titel zumindest in den ersten Entwürfen von Konzeption 5 noch maßgeblich war. Während die Bilderfolge der ersten sechs Bilder von E1 und E2 im Kern schon die Struktur der Endfassung beinhaltet, weicht der bereits in Konzeption 5 teilweise erarbeitete Plot des Stückes noch merklich davon ab. So soll Toxilus nach einem Überfall als Gladiator im Zirkus kämpfen und dort zu Ruhm kommen, was ihm aber kein Geld einbringt, weswegen er mit Bagnio in die Villa einbricht. Der Praetor wird daraufhin misstrauisch und begibt sich mit Toxilus nach dem Ausbruch des Vesuvs zur nun zerstörten Villa. Dort treffen sie auf die zurückgekehrte Herrschaft, die für Toxilus einsteht. Der Handlungsbogen enthält zwar die wesentlichen Motive des späteren Stückes wie Verführung, Fluchthilfe, Sklavengericht, Flucht, Kontakt zu Kriminellen, Verurteilung, Zirkus und Freispruch durch die Herrschaft. Ihre Anordnung und die dramatische Ausgestaltung weichen allerdings noch stark von der Endfassung ab. Besonders auffällig ist das völlige Fehlen der Handlung in den Katakomben, diese fügt Horváth erst in den letzten Arbeitsschritten in Konzeption 7 in das Stück ein. Da ein Bild in den Katakomben zuvor nur in Zusammenhang mit der Konversion der Herrschaft (vgl. K5/E4 und E5) erwogen wurde, dürfte es sich dabei also um einen vergleichsweise spontanen Einfall handeln. Die zunehmende Bedeutung des katastrophischen Vulkanausbruchs für die Handlung von Pompeji zeichnet sich in den ersten Entwürfen von Konzeption 6 exemplarisch ab. Im Verlauf der weiteren Arbeit fügt Horváth im Anschluss an bereits in Konzeption 5 notierte Ideen (vgl. K5/TS1) Hinweise auf den bevorstehenden Ausbruch in den Text ein, die das fertige Stück leitmotivisch durchziehen. In dieser Arbeitsphase schließt Horváth die Arbeit an den ersten fünf Bildern ab und fertigt erste Textstufen zum sechsten Bild an, wobei die Entstehung der einzelnen Bilder neuerlich von einem wiederholten Wechsel zwischen mehreren Textstufen geprägt ist. Nach dem vorläufigen Abschluss des zweiten Bildes (TS1/A7) sowie Textstufen zum dritten und vierten Bild (TS2–TS5) hat Horváth eine Änderung an der Bildnummerierung der zu diesem Zeitpunkt vorliegenden gültigen Fassungen vorgenommen (TS6). Das bis dahin erste Bild wird als „Vorspiel“ bezeichnet und die Num-
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merierung der übrigen Bilder dementsprechend um eins nach unten korrigiert. Diese Überarbeitung macht Horváth in TS14, nach dem Abschluss des dritten bzw. vierten Bildes („In einem Keller“, TS11/A11) und ersten Arbeiten zum vierten bzw. fünften Bild („Beim Sklavenhändler“, TS12–TS13/A2) wieder rückgängig. Wie eine durchgängige Korrektur der Paginierung zeigt, hat Horváth, nachdem er die Bilder vor der Villa bereits in vollständigen, aneinander anschließenden Fassungen ausgearbeitet hatte, nach der ersten vollständigen Fassung des zu diesem Zeitpunkt dritten Bildes „In einem Keller“ (TS9) den bestehenden Text seines Stückes nochmals intensiv überarbeitet. Die Überarbeitung geht von einem größeren Materialaustausch in der zweiten Hälfte des Typoskripts des hier ersten Bildes „Am nächsten Tage“ (TS1/A7) aus, wodurch sich dessen Umfang um ein Blatt reduziert (TS1/A8–A10). Dem entspricht ein Materialaustausch samt Reduktion der Seitenzahl im Typoskript des folgenden Bildes „Wieder vor der Villa“, das mit TS8/A3 vorlag. An die Seitenzahl der fertigen Fassung dieses Bildes (TS8/A5) schließen die weiteren Bearbeitungen des Bildes „In einem Keller in Pompeji“ an (TS10 und TS11/A1–A11). Der Neubearbeitung dieses Bildes entspricht auch eine inhaltliche Akzentverschiebung, mit der Horváth von der in E1–E3 festgehaltenen Idee abzuweichen beginnt, Toxilus gemeinsam mit Bagnio eine Straftat begehen zu lassen. Während in TS9 Toxilus bei Bagnio bleibt, um als Geldfälscher die für den Freikauf erforderliche Summe aufzutreiben, flieht er in TS10 aus dem Keller, da er kein Dieb sein möchte. Mit TS11/A11 liegt die fertige Fassung des Bildes „In einem Keller“ vor. Zwischen den einzelnen Textstufen dieser Arbeitsphase notiert Horváth auf ausgeschiedenen Blättern bzw. Blattteilen einige Entwürfe, die meist nur einzelne Repliken und kürzere Dialogpassagen des ersten und zweiten Bildes betreffen. Von größerer Bedeutung für die Entwicklung des Stückes sind die Strukturpläne E9 und E10, die vor der Neufassung des Bildes „In einem Keller in Pompeji“ in TS10 angefertigt wurden. Während E9 im Wesentlichen die mit E1 und E2 gegebene Struktur in drei Teilen und neun Bildern wiederholt, deutet sich im daneben notierten Strukturplan E10 eine neuerliche konzeptionelle Änderung an. Horváth notiert hier mit „Komödie in zwei Teilen“ einen neuen Untertitel und führt danach die Bilderfolge des ersten Teiles aus. Sie entspricht den ersten sechs Bildern von E9 sowie der Bilderfolge der Endfassung (K7/TS5). E10 zeigt somit in nuce die Struktur des abgeschlossenen Stückes, wenngleich Horváth den Entschluss zu einem Stück in sechs Bildern erst später treffen wird. Das E9 und E10 enthaltende Blatt ist überdies für die Datierung der Schreibarbeiten relevant, da Horváth es zuerst zum Entwurf eines Briefes an seinen Verleger Georg Marton benutzt hat, der auf den 10. Juli 1937 datiert ist (vgl. den Abschnitt „Datierung und Druck”). Nach ersten Ansätzen zum vierten Bild „Beim Sklavenhändler“ (TS13/A1 und A2) nimmt Horváth die in TS6 durchgeführte Änderung der Bildnummerierung wieder zurück (TS14) und arbeitet dann das nun fünfte Bild „Beim Sklavenhändler“ fertig aus (TS13/A11). An eine erste Textstufe zum sechsten Bild „Im Zirkus“ schließt die einzige Ausarbeitung des geplanten siebenten Bildes (TS16) an, das nach dem Ausbruch des Vesuv vor der Villa spielen soll. Horváth bricht diese Textstufe jedoch nach wenigen Zeilen ab und entscheidet sich für eine Anlage des Stückes in sechs Bildern.
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Konzeption 7: Pompeji. Komödie eines Erdbebens in sechs Bildern Wie der unvermittelte Abbruch des siebenten Bildes in K6/TS16 zeigt, scheint die Entscheidung für eine Struktur in sechs Bildern eher kurzfristig erfolgt zu sein. In Konzeption 7 stehen die Einrichtung des Dramenendes sowie die Kompilation der Gesamtfassung im Vordergrund. Zunächst schreibt Horváth eine neue Fortsetzung des Stückes, die unmittelbar an den im sechsten Bild (K6/TS15) stattfindenden Ausbruch des Vesuvs anschließt. Den dafür verwendeten Schauplatz der Katakomben hatte er zuvor für ein Bild notiert, das die gestrandete Herrschaft zeigen sollte (vgl. K5/E4 und E5). Indirekt erwähnt wurden die Katakomben als unterirdischer Treffpunkt bereits in den Erzählungen Matrosas über den neuen Gott in Ein Sklavenball (vgl. zuletzt K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 26 und 40) sowie im fünften Bild von Pompeji (vgl. K6/TS13/A11 bzw. K7/TS4/BS 59, Bl. 33f.). In den Katakomben treffen Lemniselenis, Matrosa und Toxilus auf einen Herrn, der Briefe schreibt, „gleich so an ganze Städte. Zum Beispiel, an die Korinther –“ (TS1/BS 58 f [3], Bl. 2). In dem hier erstmals vorkommenden Herrn ist unschwer der Apostel Paulus zu erkennen. Anschließend wendet sich Horváth wieder dem sechsten Bild „Im Zirkus“ als Ganzem zu und arbeitet es samt Epilog in mehreren Ansätzen neu aus, das zuletzt in seiner in die Gesamtfassung eingehenden Form vorliegt (TS2/A7). Die neue Struktur des Stückes fixiert Horváth im Strukturplan E3, nachdem er auf demselben Blatt zuvor ein vollständiges Figurenverzeichnis (E1) sowie neuen Text für die Prologrede Toxilus’ im ersten Bild (E2) notiert hat. Den Text von E2 fügt er in das bestehende Material ein, mit TS3/A2 sind somit auch die Arbeiten am ersten Bild beendet. Durch die Zusammenführung der je abgeschlossenen Fassungen der einzelnen Bilder und der Beifügung eines Titelblatts sowie eines auf E1 und E3 basierenden Figuren- und Schauplatzverzeichnisses kompiliert der Autor zuletzt die Gesamtfassung des Stückes (TS4). Mit einer von Horváth nochmals durchgesehenen und in Einzelheiten korrigierten Verlagsabschrift dieses montierten Typoskripts liegt schließlich die Endfassung TS5 vor. Ebenfalls in diese Konzeption zu zählen ist die Nennung des Stückes im Rahmen eines Werkverzeichnisses (K7/E4), das zum späten Dramenprojekt der Komödie des Menschen in der zweiten Jahreshälfte 1937 gehört.36 Das Werkverzeichnis findet sich am Kopf eines Blattes, auf dem Horváth versucht, seine neugewonnene moralische Haltung als Autor zu formulieren, und seine zwischen 1932 und 1936 entstandenen Stücke als „Versuche“ widerruft (E4/BS 14 b, Bl. 6, vgl. oben S. 1f.). Pompeji steht hier in einer Gruppe mit dem kurz vor Beginn der Arbeiten an Ein Sklavenball abgeschlossenen Lustspiel Ein Dorf ohne Männer, das unter dem für die Uraufführung am 24. September 1937 gewählten Titel „Das Dorf ohne Männer“ notiert wurde.
Ein Sklavenball / Pompeji und die Komödien des Plautus Sowohl Ein Sklavenball als auch Pompeji sind durchdrungen von Zitaten aus den und Anspielungen auf die Komödien des Plautus, die Horváth in der Übersetzung des Philologen und Pädagogen Ludwig Gurlitt (1855–1931) rezipiert hat. Unmittelbare intertextuelle Spuren in Form wörtlicher Zitate gibt es von drei Stücken, Miles glo36
Zur Datierung des Blattes vgl. Anm. 2.
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riosus, Persa und Poenulus, die alle im dritten Band der Übersetzung Gurlitts versammelt sind. Der wichtigste Bezugstext war der Persa, aus dem Horváth nicht nur einen Großteil seiner Figuren und mehrere Dialogpassagen, sondern auch wesentliche Handlungselemente entlehnt hat. Dem Miles gloriosus sowie dem Poenulus wiederum entstammen einzelne Figurenreden und kleinere inhaltliche Anregungen, wie etwa die Figur Gloriosus. Ebenso einflussreich wie die Komödientexte selbst waren darüber hinaus die jeweiligen Vorworte, die Gurlitt seinen Übersetzungen beigefügt hat. Titus Maccius Plautus (ca. 254–184 v. Chr.) gehört mit seinen insgesamt 21 Komödien zu den bedeutendsten und produktivsten Komödiendichtern lateinischer Sprache. Die Entwicklung des römischen Dramas ist vor allem durch die Rezeption und Übertragung griechischer Vorbilder geprägt.37 Für die Komödie (palliata) ist dies besonders die attische Neue Komödie (nea), die ganz auf die Komik der Handlung konzentriert war und sich weniger mit politischen Inhalten befasste. Sowohl die Handlung als auch die Figuren sind in hohem Maße typisiert, die dramatischen Ereignisse werden meist von einer Liebesgeschichte ausgelöst. Plautus’ Stücke selbst gelten, besonders gegenüber denen des Terenz, gemeinhin als derb und volkstümlich. Sie leiten sich allesamt von griechischen Vorlagen ab, die der Dichter adaptiert und erweitert hat, um den römischen Publikumsgeschmack zu treffen.38 Die große Gestaltungskunst Plautus’ und seine zahlreichen sprachlichen wie dramatischen Innovationen sicherten ihnen jedoch nicht nur einen bedeutenden Platz in der römischen Literaturgeschichte, sondern führten auch zu seiner beständigen Rezeption und Nachahmung bis ins 20. Jahrhundert. Innerhalb von Plautus’ Werk wird der für Horváth wichtige Persa seitens der wertenden Literaturkritik etwas weniger hoch geschätzt als andere Stücke, was zum einen mit seinem Personal, zum anderen mit der sprachlichen Gestaltung begründet wird. Das Stück spielt nahezu ausschließlich unter Sklaven, die wenigen auftretenden Freien sind, mit Ausnahme der zum Schein verkauften Parasitentochter Lukris, allesamt wenig ehrenhaft. In der philologischen Kritik wurden die niedrige Komik und die ausufernden Schimpf- und Spottreden bemängelt.39 Die zum Teil äußerst schlechte Beurteilung des Persa insbesondere in der Klassischen Philologie des 19. Jahrhunderts führte als Gegenreaktion zu übertrieben positiven Wertungen, so etwa bei Ludwig Gurlitt.40 Gurlitt führt in seinem Vorwort zunächst die verschiedenen abschätzigen Urteile an, betont aber, er sehe allein „vollendete Meisterschaft“41, sowohl in der ausgelassenen, lebendigen Sprache als auch in der Komik. Inhaltlich liegt mit dem Persa eine Intrigenkomödie vor: Der Sklave Toxilus, von seinem abwesenden Herrn als Verwalter eingesetzt, benötigt Geld, um seine Geliebte, die Hetäre Lemniselenis, vom Sklavenhändler Dordalus freizukaufen. Toxilus’ Freund Sagaristio, ebenfalls ein Sklave, unterschlägt deshalb für ihn den Gewinn eines Vieh-
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41
Vgl. Werner Suerbaum (Hg.): Die archaische Literatur. Von den Anfängen bis Sullas Tod. Die vorliterarische Periode und die Zeit von 240 bis 78 v. Chr. München: C.H. Beck 2002 (= Handbuch der lateinischen Literatur der Antike. Hg. v. Reinhart Herzog/Peter Lebrecht Schmidt, Bd. 1), S. 143–182. Vgl. ebd., S. 181f. Vgl. ebd., S. 207. Vgl. Erich Woytek: T. Maccius Plautus: Persa. Einleitung, Text und Kommentar. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1982, S. 10f. Ludwig Gurlitt: [Vorwort zum] Persa. In: Plautus 1922 (Anm. 6), S. 319–324, hier S. 321.
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verkaufs. Um das Geld wieder zurückzuerhalten, bewegt Toxilus den Parasiten Saturio dazu, seine Tochter Lukris für einen Scheinverkauf zur Verfügung zu stellen. Die Freie Lukris wird dafür als Sklavin ausgegeben und vom als Perser kostümierten Sagaristio an den gierigen Dordalus verkauft, dem der Parasit daraufhin mit einem Gerichtsverfahren droht. Nachdem Toxilus mittels dieser Intrige sowohl seine Lemniselenis befreit als auch das veruntreute Geld wiederbeschafft hat, lädt er alle zu einem Fest ein, bei dem der übertölpelte Dordalus von allen verspottet wird.42 Die von Horváth benutzte Übersetzung Ludwig Gurlitts nimmt unter den PlautusÜbersetzungen ins Deutsche einen speziellen Rang ein. Gurlitt war promovierter Altphilologe und ist heute vor allem durch seine teils umstrittenen reformpädagogischen Arbeiten und als Förderer der Wandervogelbewegung bekannt. In einer zeitgenössischen Kritik von Eduard Fraenkel wurde seine Übersetzung zwar einerseits aufgrund der lebendigen Übertragung, für ihren „Reichtum der nachschaffenden Sprachphantasie“ und „die Biegsamkeit des rhythmischen Gefühls“43 gelobt. Andererseits kritisiert Fraenkel aber, dass Gurlitt trotz eklatanter sachlicher Missverständnisse und seiner „textkritischen Dilettantismen“44 den Eindruck gelehrter Abhandlung erwecken möchte. Überdies lege er zu viel Gewicht auf die bei Plautus sicherlich vorhandenen erotischen Zweideutigkeiten. Trotz dieser Einwände gilt die Übersetzung Gurlitts als eine der besten und war vermutlich gerade aufgrund ihrer zeitgemäßen sprachlichen Gestaltung für Horváth attraktiv.45 Horváth übernimmt eine große Zahl wörtlicher Zitate und thematisch-motivischer Anregungen aus dem Persa, die sich sowohl in Ein Sklavenball als auch in Pompeji unterschiedlich niederschlagen. Auffälligerweise greift Horváth aber an keiner Stelle die in Gurlitts Übersetzung omnipräsenten (homo-)sexuellen und erotischen Anspielungen auf. Ein Sklavenball steht erkennbar näher am Persa, wie sich am Plot und insbesondere am Figureninventar ablesen lässt. Bereits die früheste überlieferte Figurenliste (K1/E1) nennt, wenn auch teils unter abweichenden oder generischen Namen („Sklavenhändler“), das gesamte Personal des Persa (vgl. auch den Kommentar zu K1/E1). Viele der Namen sind sprechend, allen voran der Name des Obersklaven, der in Konzeption 1 noch Butler(i)us heißt. Bei den übrigen aus dem Persa entnommenen Namen dürfte sich Horváth auf die Erläuterungen Gurlitts verlassen haben, die aber aus philologischer Sicht teilweise fehlerhaft sind.46 Die Figuren der Herrschaft in E1, K.R. Thago, Invidia und Cont d’Ottieri, sind Horváths eigene Beigabe, wobei der Figurenname Cont d’Ottieri von Gurlitts Vorwort zum Miles gloriosus beeinflusst sein dürfte47 und K.R. Thago möglicherweise durch den Poenulus angeregt wurde. Völlig von Plautus unabhängig, aber dennoch antikisierend ist der Name Invidia, nach der römischen Göttin des Neides, der alsbald zu Idiotima geändert wird, worin neben „Idiot“ auch der Name Diotima anklingt. Die Figur der Diotima hat in 42 43
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Vgl. Woytek 1982 (Anm. 40), S. 9–91. Eduard Fraenkel: [Rezension zu Ludwig Gurlitt: Erotica Plautina. München: Georg Müller 1921 und Die Komödien des Plautus. Berlin: Propyläen 1920/22]. In: Deutsche Literaturzeitung für Kritik der internationalen Wissenschaft, 43. Jg., Nr. 50/52 (1922), Sp. 1114–1117, hier Sp. 1116. Ebd. Vgl. auch Pernerstorfer 2013 (Anm. 33), S. 38f. Vgl. Woytek 1982 (Anm. 40), S. 131–133. Vgl. die Charakterisierung des Miles als „Condottieri“ in Ludwig Gurlitt: [Vorwort zum] Miles gloriosus. In: Plautus 1920/22 (Anm. 6), S. 93–100, hier S. 93.
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Platons Dialog Symposion eine prominente Rolle in der Erklärung des Eros inne und wurde im Verlauf der deutschsprachigen Literaturgeschichte wiederholt rezipiert, besonders prominent in Friedrich Hölderlins Briefroman Hyperion (1799) oder zu Horváths Zeit in Robert Musils Roman Der Mann ohne Eigenschaften (1930/32). Den freien Umgang mit dem Persa belegen die zahlreichen Figurentransformationen: Lemniselenis und Lukris werden zu einer Figur verschmolzen, die Hetärendienerin Sophoklidiska erhält als Matrosa eine völlig veränderte Charakterisierung wie dramatische Funktion, und Sagaristio wird als Bagnio schließlich zum reinen Verbrecher. Die aus den Komödien des Plautus entlehnten Textstellen lässt Horváth je nach Bedarf zwischen einzelnen Figuren zirkulieren, wofür beispielhaft ein Monolog des Sagaristio im Persa (vgl. PER8) stehen kann, der in Ein Sklavenball zunächst in K2/E1 vermerkt und schließlich von Toxilus am Ende des zweiten Aktes gesprochen wird (K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 29). Teile dieses Textes tauchen in Pompeji im Monolog des Praetors am Ende des sechsten Bildes in einem gänzlich anderen Zusammenhang auf (K7/TS5/ÖLA 27/W 36, Bl. 63). An Handlungsbestandteilen entnimmt Horváth in Ein Sklavenball die grundlegende Situation, verzichtet aber sowohl auf die Intrige als auch auf den kalkulierten Betrug an Dordalus. Toxilus erscheint so mehr als naiver Liebender, der sich der Konsequenz seiner Taten nicht völlig bewusst ist, denn als scharfsinniger Intrigant, ein Zug, der in Pompeji noch stärker hervorgehoben wird. Die bedeutsamste inhaltliche Abweichung vom Persa ist die mit der Figur des Praetors eingeführte Handlung. Wie sich bereits in der zu Beginn abfahrenden Herrschaft abgezeichnet hat, ist Ein Sklavenball kein reines Sklavenstück mehr, sondern in seinem Ausgang vom Freispruch eines Richters der Freien abhängig. Einen überproportionalen Stellenwert erhält dafür das Gelage am Schluss des Stückes in Form des titelgebenden Sklavenballs. Auch hierbei dürfte eine indirekte Anregung durch Gurlitt vorliegen, der von einem „Gesindeball“48 spricht und den Persa als ein „Sing- und Ballettstück“49 bezeichnet. Mit der Übernahme des formalen Gestaltungsmittels der Versifikation liegt in Ein Sklavenball überdies ein Formzitat vor, das unmittelbar von Plautus entlehnten Text betrifft (vgl. den Text Cont d’Ottieris/Gloriosus’ in K1/TS3/A5/BS 29 a [3], Bl. 5 und den darauf aufbauenden Textstufen), aber auch bei neu entwickelten Passagen zur Anwendung kommt (vgl. bereits den Monolog Invidias in K1/TS1). Die Versifikation verwendet Horváth einerseits zur gezielten Hervorhebung von Figurenreden, zum anderen nutzt er sie, um die Menge der Sklaven vor der Villa zu einem Chor zu verdichten (vgl. K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 34f.). Ihre Rücknahme im Übergang von Ein Sklavenball zu Pompeji bedeutet indes nicht, dass Horváth sich von Plautus distanziert: Für die Arbeit am Dialog zwischen Lemniselenis und dem Parasiten im vierten Bild „In einem Keller in Pompeji“ etwa notiert er neuerlich „Plautus“ (K6/TS9/BS 58 d [2], Bl. 3) und bringt anschließend neue Textentlehnungen in das Stück. Wie diese unterschiedlichen Aspekte zeigen, sind die Komödien des Plautus für die Entstehung von Ein Sklavenball wie Pompeji vor allem als Impulsgeber bzw. Zitatquelle von Bedeutung. Wenngleich Horváth etwa im Gebrauch der Masken oder dem situativen Einsatz eines Sklavenchors Kenntnis antiker Dramentradition erkennen lässt, hat er kein Antikisieren im Sinn bzw. spielen philologische Erwägungen oder gar Werktreue für ihn keine Rolle. Der Rückgriff auf Versatzstücke der Antike dient 48 49
Gurlitt 1922 (Anm. 41), S. 319. Ebd., S. 322.
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ihm allein zur Herstellung eines differenzierten intertextuellen Bedeutungsrahmens, in den er die sowohl überzeitlich wirkenden als auch klar auf die Zeit bezogenen Stücke stellt (vgl. Rezeption).
Uraufführung und Rezeption (Überblick) Weder Ein Sklavenball noch Pompeji kamen noch zu Lebzeiten des Autors auf die Bühne. Selbst innerhalb der Gruppe der lange Zeit eher vernachlässigten späten Werke Horváths nehmen sie eine Sonderstellung ein und gehören zu seinen am seltensten gespielten Stücken überhaupt. Ein Sklavenball wurde, als einziges Stück Horváths, bis heute nicht an einem etablierten Theater gespielt. Vermutlich zum ersten Mal in einem größeren Rahmen wurde das Stück während der 6. Garmisch-Partenkirchner Jugendkulturtage am 9. Mai 1997 unter der Regie von Georg Büttel aufgeführt, in den Rollen spielten u.a. Angela Hundsdorfer (K.R. Thago, Praetor) und Christoph Süß (Toxilus). Eine Uraufführung von Pompeji war, wie Kurt Kahl berichtet, zuerst 1947 vom Wiener Volkstheater angekündigt worden, kam aber nicht zustande.50 Erstmals zu einem Publikum fand das Stück als von Milo Dor und Reinhard Federmann bearbeitetes Hörspiel, das am 16. Juni 1953 von der Sendergruppe RotWeiß-Rot ausgestrahlt wurde, aber nur wenig Aufmerksamkeit erhielt.51 Zur Uraufführung gelangte Pompeji schließlich, mit dem Untertitel „Komödie eines Erdbeben in 7 Bildern“, am 8. Jänner 1959 am Wiener Theater Die Tribüne, einem nahe dem Burgtheater gelegenen Kellertheater.52 In den Rollen spielten Frank Benedikt (Toxilus), Lydia Weininger (Lemniselenis), Auguste Welten (Matrosa), Walter Simmerl (K.R. Thago), Kurt Müller (Bagnio) und Karl Augustin (Parasit). Das Bühnenbild stammte von Rudolf Schneider-Manns Au, Regie führte Norbert Kammil, der auch den Part des Praetors übernahm. Wie viele Aufführungen tatsächlich zustande kamen, ist nicht dokumentiert. In Wien war Ödön von Horváth 1959 wieder ein verhältnismäßig gut eingeführter Dramenautor: Das Theater in der Josefstadt brachte zwischen 1945 und 1947 Der jüngste Tag, Hin und her sowie Figaro läßt sich scheiden, 1948 fand am Volkstheater die von starken Debatten begleitete österreichische Erstaufführung von Geschichten aus dem Wiener Wald statt. Zahlreiche kleinere Theater spielten Stücke wie Glaube Liebe Hoffnung und Don Juan kommt aus dem Krieg und im Radio wurden neben der Pompeji-Adaption von Dor/Federmann weitere Hörspiele gesendet.53 Seit den frühen 1950er-Jahren begannen außerdem die Theater in der Bundesrepublik Deutschland mit einer vorsichtigen Wiederentdeckung des Autors.54 50
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Vgl. Kurt Kahl: Ödön von Horváth. Velber: Friedrich 1966 (= Friedrichs Dramatiker des Welttheaters, Bd. 18), S. 121f. Wolfgang Lechner: Mechanismen der Literaturrezeption in Österreich am Beispiel Ödön von Horváths. Stuttgart: Heinz 1978, S. 69. Vgl. den in der Sammlung Thomas Sessler Verlag/Theaterdokumentation Horváth erhaltenen Bühnenzettel, ÖLA 28/S 620. Wolfgang Lechner, auf den sich Traugott Krischke bezieht (vgl. KW 10, S. 433), nennt den 6. Jänner 1953 als Datum der Uraufführung. Vgl. Lechner 1978 (Anm. 51), S. 130. Vgl. Lechner 1978 (Anm. 51), S. 35–82. Vgl. Gisela Günther: Die Rezeption des dramatischen Werkes von Ödön von Horváth von den Anfängen bis 1977. Univ.-Diss. Göttingen 1978, S. 145–158.
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Auch wenn Horváth den Theaterkritikern wieder ein Begriff war, so überrascht dennoch das an der Anzahl der Besprechungen ersichtliche große Interesse an der Uraufführung von Pompeji in einem kleinen Theater wie der Tribüne. Sämtliche Kritiker betonen zum einen die Uraufführung eines nachgelassenen und bis dahin unbekannten Stückes, gehen zum anderen aber auch nahezu geschlossen davon aus, es mit einem unvollendeten Fragment zu tun zu haben. „Ein interessanter Torso“ titelt etwa Edwin Rollett für die Wiener Zeitung, der die „Größe“ des Stoffes anerkennt, die man aber „nach den aus Horváths Nachlaß zusammengestellten dramatischen Skizzen und Notizen freilich nur erahnen“ könne. Das Stück zu spielen sei ein „schöner Akt der Pietät […] selbst um den Preis, einen schwachen Theaterabend bieten zu müssen“55. Die Inszenierung selbst beurteilt auch Oskar Maurus Fontana für die Presse als eher unzureichend, hebt aber die prinzipielle dramatische Qualität des Stückes hervor, es sei „kein Witzeln mit der Antike, sondern die herb-bittere Komödie von Menschen, die in einer Zeitenwende lebten, als Beispiel und als Warnung geschrieben für Menschen, die auch in einer Zeitenwende leben.“ Auch er hält Pompeji für ein Fragment, worauf er bezeichnenderweise das Verstummen der Figuren am Schluss zurückführt: Die Verbindung des Vesuvs und seines Ausbruchs mit diesen Menschen, die zwischen dem Nichts und einer neuen Glaubenshoffnung stehen, ist noch lose, wie denn überhaupt das „Pompeji“Manuskript, das uns Horvath hinterließ, erst eine Skizze und noch nicht die Vollendung gab. Nicht nur am fehlenden Schluß, am unvermittelten Abbrechen des Dialogs merkt man das, sondern auch an der und jener Stelle, wo Horvath zweifellos die Kontur verstärkt oder mehr Farbe gesetzt hätte.56
Als einen „guten Fang“ des Theaters erachtet Liselotte Espenhahn im Kurier die Uraufführung. Sie verweist auf Horváths „originelle Methode, die alten, verlorenen Ideale wieder ins rechte Licht zu rücken“, indem er sie „vermaterialisiert und entwertet“; der „revolutionäre Pessimismus“ des Autors trage hier „die Schellenkappe“. Espenhahn findet Lob für die Leistungen von Schauspiel und Regie, nicht jedoch für das Bühnenbild, das „mit seinen zahlreichen Arkaden den noch zahlreicheren Mitwirkenden die ohnehin geringe Bewegungsfreiheit bis zur Atembeklemmung“ nehme.57 Besonders informiert zeigt sich Kurt Kahl in der Arbeiter-Zeitung, der zum einen Pompeji als das letzte abgeschlossene Stück Horváths erkennt und zum anderen Kenntnis von Ein Sklavenball hat, das er als einen dem Stück vorausgehenden „Entwurf“ anführt. Auch er würdigt den Versuch der Schauspieler, ein derart ausstattungsreiches Stück in einem Kellertheater zu bringen, sieht aber ähnlich wie die Kritik des Kurier eine merkliche Behinderung des Spiels durch die große Zahl an Darstellern sowie das beengende Bühnenbild. Das Stück selber beurteilt er zwiespältig, er möchte „nicht den Fehler begehen, die Komödie als ein Meisterwerk auszurufen“. Nachdrücklich betont Kahl die präzise Sprachführung Horváths und den „Hoffnungsstrahl“, den er auf seine Figuren legt. Diese Aspekte des Stückes behinderten sich je-
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Edwin Rollet: Ein interessanter Torso. Ödön Horvaths Nachlaßdrama „Pompeji“ in der „Tribüne“. In: Wiener Zeitung, 10.1.1959. o[skar] m[aurus] f[ontana]: Ödön von Horvaths Komödie einer Zeitwende. Uraufführung von „Pompeji“ im Theater „Die Tribüne“. In: Die Presse, Wien, 11.1.1959. L[iselotte] E[spenhahn]: Ideale zu tief reduzierten Preisen. Premiere in der „Tribüne“: „Pompeji“, ein Fragment von Ödön Horváth. In: Kurier, Wien, 9.1.1959.
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doch teilweise gegenseitig, die Hoffnung dämpfe den Witz, und Pompeji werde so zum „Abgesang eines grausamen Gesellschaftskritikers“.58 Obwohl die erhaltenen Rezensionen dem Stück und meist auch der Inszenierung gegenüber großteils positiv oder zumindest wohlwollend eingestellt sind, erfährt die Uraufführung von Pompeji auch durchaus scharfe Kritik. Äußerst negativ äußert sich Paul Blaha für den Express: Hier hat sich ein Stück zeitgebundener literarischer Persiflage gegen seinen Autor erhoben, hier ist eine Skizze, ein Fragment, ein Maturascherz, den sich ein Begabter, ein Bedeutender leisten konnte, solange er noch lebte, aber nicht geeignet, der Nachwelt vorgeführt zu werden.59
Das Bühnenbild nennt Blaha einen „Studentenulk“, die Aufführung selbst „dilettantisch“: „Die übrigen [Schauspieler] tragen vorwiegend Masken vor den Gesichtern und haben auch allen Grund, anonym zu bleiben.“60 Der Kritiker des Kleinen Volksblatts argumentiert ähnlich, wenngleich nicht dermaßen vernichtend. Pompeji sei eine der „schwächeren Arbeiten“ Horváths und hätte „scharfe Profilierung der Figuren, eine präzise Dialogführung und eine lockere Spielgewandtheit“ erfordert, um das Stück zu einem Bühnenerfolg zu machen, woran der Regisseur trotz guter Besetzung gescheitert sei.61 Aus einer eher moralischen Perspektive urteilt Karl Maria Grimme in seiner Besprechung für die Österreichische Neue Tageszeitung. Zwar hält er Pompeji aufgrund der Einbeziehung ernsthafter Themen für eine „Wende im Schaffen Horváths“. Grimme beanstandet aber die Leichtfertigkeit, mit der der Autor zu Werk gegangen sei, und stößt sich insbesondere an der Darstellung des Untergangs der Stadt Pompeji in einer Komödie: „Ein Ereignis, bei dem Tausende Menschen umkommen, kann man komödienmäßig behandeln? fragt man sich.“62 Obwohl Traugott Krischke Pompeji in seine rezeptionsgeschichtlich bedeutsame Ausgabe Stücke aufnahm, wurde der Komödie im Zuge der Horváth-Renaissance der 1960er-Jahre nur wenig Aufmerksamkeit seitens der Literaturwissenschaft geschenkt. Sie teilte damit das Schicksal vieler später Dramen Horváths, die im Schatten der äußerst erfolgreichen Volksstücke zu verschwinden drohten. Eine der frühesten Deutungen aus wissenschaftlicher Perspektive liegt von Kurt Kahl, der bereits für die Arbeiter-Zeitung die Uraufführung besprochen hat, in seiner 1966 erschienenen Horváth-Monographie vor.63 Kahl sieht Pompeji als Fortsetzung der Schuld-Thematik von Der jüngste Tag, wenngleich er es für weniger ausgereift hält und stilistische Missverhältnisse bemerkt. Die Ursache dafür liegt seines Erachtens im Rückgriff Horváths auf Ein Sklavenball, dessen „soziale Aufrechnung“64 dem Bekenntnischarakter des späteren Stückes zuwiderlaufe. Wenig überzeugend findet er den Einsatz der Masken, konstatiert aber, dass die Antike in Pompeji generell als Maskerade zu verstehen sei. Im Kontrast des antikisierenden Szenarios mit dem Bildungsjargon der Figuren gibt 58 59
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K[urt] K[ahl]: Der Autor in den Katakomben. In: Arbeiter-Zeitung, Wien, 13.1.1959. Paul Blaha: Eine Horváth-Uraufführung neben dem Burgtheater: Pompeji wird in der „Tribüne“ wieder zerstört. In: Express, Wien, 10.1.1959. Ebd. Se.: Horváth in der „Tribüne“. In: Das kleine Volksblatt, Wien, 10.1.1959. Karl Maria Grimme: Sklaven, Liebe und ein Vulkanausbruch. Uraufführung einer Komödie von Ödön von Horváth in der „Tribüne“. In: Österreichische Neue Tageszeitung, Wien, 11.1.1959. Kahl 1966 (Anm. 50). Ebd., S. 86.
25
Vorwort
sich Horváth in Kahls Urteil nochmals als „Virtuose auf dem Instrument der Sprache“65 zu erkennen. Auch nach dem Erscheinen der Gesammelten Werke ab 1970 zeichnete sich kein sonderliches Interesse an Pompeji oder dem bis dahin unveröffentlichten Ein Sklavenball ab. Beide Stücke werden bestenfalls en bloc mit dem übrigen dramatischen Spätwerk besprochen, das für eine erhebliche Irritation des zuvor allein aus den Volksstücken gewonnenen Bildes des Autors sorgte. Die schwache Rezeption von Ein Sklavenball wie Pompeji als Einzeltexten ist darum nur unter Einbeziehung der komplexen und widersprüchlichen Rezeption des Spätwerks als Ganzem nachzuvollziehen. Maßgeblichen Einfluss auf die Deutung hatte die Differenzierung in einen „realistischen“ und einen „metaphysischen“ Horváth, die Urs Jenny angesichts des gänzlich anderen, zunehmend märchenhaften und phantastischen Charakters der Stücke nach 1933 vornahm.66 Er betont allerdings, dass dies keine separate Phase oder gar einen Bruch mit den Volksstücken bedeute, sondern bereits in diesen als Grundströmung vorhanden sei. Die zunehmende Dominanz religiöser Elemente, die unter dem Begriff des „Metaphysischen“ subsumiert sind, und die damit einhergehende Frage nach einer Schuld wertet Jenny als mangelnde Überzeugungskraft und Abnahme kritischer Schärfe. Zum Beleg führt er das Verhältnis von Ein Sklavenball zu Pompeji an. Was in Ersterem „noch an sozialrevolutionärem Elan steckte, ist in der endgültigen Fassung […] ganz urchristlicher Erlösungserwartung gewichen“67. Jenny verkehrt so das Urteil Kahls, der Pompeji an seiner zu engen Anknüpfung an Ein Sklavenball kranken sieht, in sein Gegenteil. Den zwischen einem realistischen und einem metaphysischen Horváth unterscheidenden Deutungsrahmen greift kurz danach auch Marcel Reich-Ranicki in seiner einflussreichen Besprechung der Gesammelten Werke auf. In den Pompeji beschließenden Worten des Apostels Paulus: „Gott hört Euch auch, wenn Ihr schweigt!“ (K7/TS5/ÖLA 27/W 36, Bl. 65) meint er das „geheime Motto“68 von Horváths Werk zu erkennen. Für Reich-Ranicki bedeutet die Einbeziehung des Spätwerks einen maßgeblichen Wandel im bisherigen Horváth-Verständnis und stellt den früheren, stark politisch orientierten Lektüren einen unpolitisch-naiven Horváth gegenüber, der seine soziale Beobachtungsgabe eben dieser politischen Distanziertheit verdanke. Die Horváth-Rezeption steht in dieser Zeit vor der Frage, ob sie es mit einem „doppelten“ oder einem „ganzen“ Horváth zu tun hat.69 Während die eine Auffassung einen radikal anderen Charakter des Spätwerks annimmt, der klar von der Sprachund Ideologiekritik der Volksstücke abzugrenzen ist, legt die andere ihren Schwerpunkt auf werkübergreifende Kontinuitäten. Je nach Betonung eines der beiden Interpretationsrahmen ändert sich in der Folge der forschungsgeschichtliche Stellenwert von Ein Sklavenball und Pompeji. 65 66
67 68
69
Ebd. Urs Jenny: Horváth realistisch, Horváth metaphysisch. In: Akzente. Zeitschrift für Literatur, 18. Jg., Heft 4 (1971), S. 289–295. Ebd., S. 294. Marcel Reich-Ranicki: Horváth, Gott und die Frauen. Die Etablierung eines neuen Klassikers der Moderne. In: Dieter Hildebrandt/Traugott Krischke (Hg.): Über Ödön von Horváth. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1972, S. 83–90, hier S. 88. Vgl. Johanna Bossinade: Vom Kleinbürger zum Menschen. Die späten Dramen Ödön von Horváths. Bonn: Bouvier 1988 (= Abhandlungen zur Kunst-, Musik- und Literaturwissenschaft, Bd. 364), S. 7f.
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Vorwort
Besonders aufschlussreich für dieses Dilemma ist die Lösung, die Jürgen Schröder mit seiner stark psychologisierenden Regressions-These vorgeschlagen hat. Schröder versteht das Spätwerk als Ausdruck einer literarisch-ästhetischen wie persönlichen Krise des Autors und grenzt im Gesamtwerk drei Teile (1926–1929, 1930–1932 und 1933–1938) ab, stellt also zunächst den „doppelten“ Horváth in den Vordergrund.70 Das Spätwerk charakterisiert er als von Märchenformen, der Zuwendung zu historischen Themen, der Aufnahme literarischer Stoffe und Motive, einer Bestärkung alter idealistischer Konzepte sowie Reminiszenzen an „die Bereiche der Heimat“71 geprägt, womit der Autor auf seine frühesten literarischen Arbeiten zurückgreife. Pompeji stehe als religiös verbrämtes Stück in historischem Rahmen klar in diesem Kontext. Vor allem der Vulkanausbruch und der Schluss des Stückes in den Katakomben sind für Schröder Anzeichen einer irrationalen Rätselhaftigkeit, die im Endeffekt auf eine „Kinderwelt“ zurückzuführen ist. Die Katakomben seien als „Mutterschoß“ zu verstehen: „Die ‚neue Zeit‘ ist auch hier die uralte, pränatale. Eine missionarische Wiedergeburt in die Welt ist nicht vorgesehen.“72 Ausgehend von seinem Befund über das Spätwerk macht Schröder die These stark, von der supponierten Identitätskrise Horváths 1933 ausgehend das Gesamtwerk im Kontext eines latenten psychischen Konflikts zu sehen, wie es auch Jenny angedeutet hat.73 Der Ausgang vom „doppelten“ Horváth führt hier mit den Mitteln der Autorpsychologie zum „ganzen“ zurück. Spätere Arbeiten lehnen zwar die spekulative psychologische Grundierung der Regressions-These Schröders ab, es setzt sich aber zunehmend die Ansicht durch, dass das Gesamtwerk Horváths als ein zusammenhängender Komplex verstanden werden kann. Im Vordergrund stehen nun ästhetisch-literarische Erwägungen, wie exemplarisch die Studie Herbert Gampers zeigt, der in gewisser Weise den umgekehrten Weg Schröders geht und die Weiterentwicklung einzelner Motive und Bilder des Frühwerks verfolgt.74 Unter den Arbeiten, die den „doppelten“ sowie den „ganzen“ Horváth in einer differenzierten Betrachtung überblenden, ist besonders die breit angelegte Studie Johanna Bossinades hervorzuheben.75 Im Rahmen ihrer These der sich neu konfigurierenden dramaturgischen Modelle im Spätwerk liegt eine der wenigen ausführlichen Interpretationen von Pompeji vor, das sie für das repräsentativste Beispiel der Stücke nach 1933 hält.76 Ihre Analyse macht in Pompeji eine scharfe, das ganze Stück durchziehende Oppositionsstruktur sichtbar, die im Verlauf des dramatischen Geschehens mit einem Begriff „innerer“ Freiheit verhandelt wird und zur Schaffung einer egalitären Gemeinschaft in den Katakomben führt. Im Kontext ihrer Deutung der veränderten Dramaturgie sowie des avisierten neuen Menschenbilds weise Pompeji den größten Abstand zu den Volksstücken auf. Es zeige am deutlichsten die Entwicklung Horváths von einer Sprach- zu einer Figurendramaturgie, die in den vorangehenden Stücken graduell verwirklicht sei. Ein Sklavenball hält Bossinade
70
71 72 73 74
75 76
Vgl. Jürgen Schröder: Das Spätwerk Ödön von Horváths. In: Traugott Krischke (Hg.): Ödön von Horváth. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1981, S. 125–155. Ebd., S. 134. Ebd., S. 144f. Vgl. Jenny 1971 (Anm. 66), S. 291. Vgl. Herbert Gamper: Horváths komplexe Textur. Dargestellt an frühen Stücken. Zürich: Ammann 1987. Vgl. Bossinade 1988 (Anm. 69), S. 245–284. Vgl. ebd., S. 249.
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Vorwort
indes eher für eine unterhaltende Posse und bespricht es nur, wenn sich im Kontrast daraus Aufschlüsse über Pompeji ergeben.77 Die Bedeutung Pompejis im allgemeineren Kontext des Exils loten Franz N. Mennemeier und Frithjof Trapp in ihrer Studie zur deutschen Exildramatik aus. Gemeinsam mit Stücken wie Walter Hasenclevers Münchhausen (1934), Georg Kaisers Das Floß der Medusa (1940) und Fritz Hochwälders Der Flüchtling (1944) ordnen sie Pompeji einer Tendenz zum Ahistorischen und Überzeitlichen zu, die sich in Abgrenzung von der offenen literarisch-politischen Stellungnahme entwickelte. In dieser Sichtweise ist das Stück in zweifacher Weise repräsentativ, einerseits für Horváths Spätwerk selbst, andererseits für die allgemeine Entwicklung der deutschen Literatur im Exil. Die grundlegend andere Form der späten Stücke sehen Mennemeier/Trapp in einer „bewußt naive[n] Kunst unmittelbarer Sinn-Vermittlung“78 und der Betonung einer metaphysischen Dimension, die an ältere Muster wie das der barocken Bühne anschließe. Man dürfe darin aber keine Simplifizierung im Denken Horváths vermuten. Das Volkstümlich-Klischeehafte sei seit jeher „ein zentrales Substrat der höchst differenzierten Einbildungskraft dieses Dichters gewesen“79, das hier nur eine gänzlich veränderte dramatische Gestaltung annehme und damit Kontinuitäten im Gesamtwerk offenbare. Aus einer stärker philologisch orientierten Perspektive untersucht Christopher Balme Ein Sklavenball und Pompeji. Er legt den Schwerpunkt auf die Handhabung von Gattungserwartung und Gattungskritik in den Komödien Horváths und arbeitet die intertextuellen Bezüge zu Plautus aus, die in der Forschung bis zu diesem Zeitpunkt nur konstatiert worden sind.80 Das Verhältnis der späten Komödien Horváths zu ihren literarischen Vorbildern umreißt Balme an anderer Stelle als Widerspiel von „Imitation und Innovation“81, als „Bestandteil eines Verstell-Spiels“, das „ein komplexes Spannungsverhältnis zwischen literarischem Vorbild, Komödienform und zeitgenössischer Wirklichkeit“82 hinter harmlosen Vorlagen verberge. Dies betrifft seiner Ansicht nach insbesondere die Zusammenhänge von Ein Sklavenball, Pompeji und Plautus’ Persa. Neben Plot und Figuren übernehme Horváth in Ein Sklavenball auch die Thematisierung des Geldes aus dem Persa, die er noch stärker zuspitze. In Pompeji wiederum entferne er sich auf der Ebene der Dramengestaltung zunehmend von Plautus. Dafür nehme die Bedeutung des Geldes immer mehr zu und etabliere ein pervertiertes Wertesystem, das durch die Liebesbeziehung in ein neues überführt werde, worin sich die Deutung Balmes mit derjenigen Bossinades trifft. Die bis heute umfangreichste Untersuchung der Plautus-Bezüge in Ein Sklavenball und Pompeji hat Peter Gros im Zusammenhang mit der Antikerezeption in Horváths Gesamtwerk vorgelegt. Gros betont die andere Qualität des Antikezitats beider Stücke gegenüber dem Bildungsjargon der Volksstücke und gibt eine ausführliche Dar77 78
79 80
81
82
Vgl. ebd., S. 246. Franz N. Mennemeier/Frithjof Trapp: Deutsche Exildramatik 1933 bis 1950. München: Fink 1980, S. 64. Ebd., S. 65. Vgl. Christopher Balme: The Reformation of Comedy. Genre Critique in the Comedies of Ödön von Horváth. Dunedin: Department of German, University of Otago 1985, S. 235–241. Christopher Balme: Zwischen Imitation und Innovation. Zur Funktion der literarischen Vorbilder in den späten Komödien Ödön von Horváths. In: Traugott Krischke (Hg.): Horváths Stücke. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1988, S. 103–120. Ebd., S. 104.
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Vorwort
stellung der in die beiden Stücke integrierten Textstellen aus Ludwig Gurlitts Plautus-Übersetzung. Horváth habe den plautinischen Text, so Gros in seinem Fazit, vor allem als „Steinbruch“83 benutzt und neben einzelnen Textstellen auch Grundzüge der Figurencharakteristik, Motivik und dramaturgischer Aspekte übernommen, deren wesentliche Funktionen die der Verfremdung und Erzeugung eines parabelhaften Charakters des Schauspiels seien. Daneben sei ein Einfluss Oswald Spenglers sichtbar, der sich schon in früheren Werken über die Rede vom „Plebejer“ abzeichne.84 Die Schlüsse Gros’ über die umfassende Quellensichtung hinaus werden allerdings durch einige begrifflich-methodische Mängel geschmälert.85 Jüngste Beiträge zeigen neues Interesse für Ein Sklavenball wie Pompeji. Matthias J. Pernerstorfer nimmt in seinem Beitrag als einer der wenigen explizit Ein Sklavenball hinsichtlich der Rolle der Plautus-Rezeption in der Werkgenese in den Blick. Dabei wird offenkundig, dass die Komödien des Plautus für den Autor weniger eine zu adaptierende Vorlage waren, sondern sowohl „Inspirationsquelle“ als auch „Textmaterial“86 darstellten, welches er frei handhabte. Am Beispiel der Transformationen der Soldatenfigur macht Pernerstorfer die Vielschichtigkeit der Plautus-Rezeption Horváths anschaulich nachvollziehbar, die sich nicht im einfachen Zitat erschöpft, sondern auch Anregung zur Figurengestaltung gab. Den Dialogstrukturen in Pompeji wendet sich Mirjam Ropers in ihrer Arbeit zu den Dialogen im Spätwerk zu.87 In ihren aufs Detail fokussierten Analysen einzelner Textpassagen kann sie zeigen, wie stark Pompeji von der typisch Horváth’schen Sprachgestaltung durchdrungen ist. Die Figuren ringen hier genauso um ihre Sprache, die sich aus antiken Versatzstücken und einem zeitgenössischen Bildungsjargon zusammensetzt. Die textnahe Untersuchung macht deutlich, dass auch im letzten Stück Horváths eine moderne Sprachkritik am Werk ist, die sich hier mit einem überzeitlich wirkenden Anspruch maskiert.
83 84 85 86 87
Gros 1996 (Anm. 12), S. 95. Vgl. ebd., S. 41–47. Vgl. Pernerstorfer 2013 (Anm. 33), S. 39f. Ebd., S. 40. Vgl. Mirjam Ropers: Der Dialog in den späten Dramen Ödön von Horváths. Frankfurt am Main [u.a.]: Peter Lang 2012, S. 154–180.
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Vorwort
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Lesetext
31
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Konzeption 1: Ein Sklavenball – Butlerus
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Fragmentarische Fassung des I. Aktes
K1/TS1 (Korrekturschicht)
Lesetext
Ein Sklavenball Operette in drei Akten.
ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 1
I. Akt. Im Hafen. 5
Links Schiff, Brett, über das die Sklaven die Koffer tragen. Rechts vornehmes Haus, Säulen davor. Rechts sitzen Sklavinnen und singen zur Harfe und Lyra. B
N
B N
10
15
I NVIDIA (steht rechts; sie wird noch bekleidet; Sklavinnen binden ihr die Schuh) Wie schön ist die Reise in ferne Landen Unbekannt, aufgeregt zittere ich vor dem Schiff – Wir fahren wiedermal in die Sommerfrisch Gebt mir das blaue Band, das passt zum Meer. Lied des Galeerens. B
B
N
S KLAVENPEITSCHER (zählt) – 84, 85, 86, 87 – – Vorwärts, vorwärts! (er knallt mit der Peitsche) Wir haben 1000 Stück Gepäck! – 88, 89 – – E IN S KLAVE (fällt um) Ich kann nichtmehr. S KLAVENPEITSCHER Du willst einen Arzt? Lächerlicher Wicht! Wenn Du nichtmehr kannst, dann stirb! Meinst, man wird für Sklaven noch was ausgeben?! B
20
N
N
\Abbruch der Bearbeitung\
7 8
B
10 15 18
B
SklavinnenN ] ]
B N
SklavinnenN ] Lied f Galeerens.N ] B1000N ] B
korrigiert aus: Sklavinen
[S KLAVINEN Wie schön ist der Tag, wenn die Sonne komt Wie schön ist die Nacht, wenn die Sonne geht (weicht) Wie schön ist uns jede Zeit Zum Zeitvertreib – E INE Eins, zwei, drei, Eins, zwei, drei! S KLAVINEN Süsses Nichtstun Süsses Nichtstun – (usw)] korrigiert aus: Sklavinen \Lied f Galeerens./ [4] |1000|
35
Figurenliste
ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 1
36
Figurenliste
K1/E1
37
Lesetext
Fragmentarische Fassung des I. Aktes
K1/TS2 (Korrekturschicht)
Lesetext
I.
ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 2
1.) A UFSEHER (zählt) – 84, 85, 86, 87 – Vorwärts, vorwärts! (er knallt mit der Peitsche) Wir haben 1000 Stück Gepäck! – 88, 89 – los-los! (er knallt wieder mit der Peitsche) M ATROSENCHOR (raffen die Segel) Raffet die Segel Wir stechen in See Hisset die Flagge In stolze Heeh! Nehmt das Steuer in die Hand Pfeift auf jeglichen Verstand! A UFSEHER – 107, 108, 109 – Schneller, schneller, Du altes Stück Dreck! Ich werd Dich lehren, Sklavenvieh! A LTER Verzeiht, aber ich kann nichtmehr. A UFSEHER Dann wirds wohl das Beste sein, Ihr hängt Euch auf. A LTER Daran hab ich auch schon gedacht. Wenn mir die Händ nur nicht so zittern würden – A UFSEHER Hast denn garniemand, der Dir helfen könnt? A LTER Naja, ich leb mit meiner Tochter und deren Mann. Zu acht in ein Zimmer und Küche. Ich werds ihr sagen, sie soll mir helfen. A UFSEHER Braver Alter! Deine Tochter wird Dir diesen Dienst nicht ablehnen – A LTER Ich hoffe es. Auch wenn ich arm bin und nur ein Sklave, so habe ich als Vater doch Autorität – A UFSEHER Also geh schön und häng Dich auf, sonst wirst noch mit meiner Nilpferdpeitsche Bekanntschaft machen – A LTER Ich danke! (ab) M ATROSENCHOR (weiter. 2. Strophe) I NVIDIA (kommt mit ihren Sklavinnen von rechts) Ach, sehet das Schiff! Im Traum schon sah ich es, nun ist es endlich so weit! Es soll uns fortbringen aus diesen trüben Hallen – Nach Kreta In die Sommerfrische. Der Kretinische Frühling ists, nach dem ich mich sehne – S KLAVINNEN Ihr habt es verdient, oh Herrin! I NVIDIA Ja, gewiss! Die Saison war so anstrengend. Und es ist immer dasselbe. Mein Mann ist ein Berufsmensch. B
5
B
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N
N
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N
B
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B N
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B
N
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B
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B
B
4 8 13 19 23 25–26
B
31 31 35
B
Im f weit!N ] nunN ] BKretinischeN ] B
N
N
1000N ] in SeeN ] B109N ] Bhelfen könnt?N ] B N] BAlso f machen –N ] B
N
[tau] |1000| [ins Meer] |in See| [–]|109| [hilft dabei] |helfen könnt?| [Sicher nicht.] (1) Also nur nicht gar so gross tun! Geh und häng Dich auf! (2) \Also f machen –/ [Im T] |Im f weit!| nu[{s}]|n| [{Cret}]|Kret|inische
38
ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 3
Fragmentarische Fassung des I. Aktes
N
B
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N
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B
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N
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N
B N
A XOLOTTL , ein Obersklave. C ONT D ’O TTIERI ( kommt mit Gefolge, darunter Pägmium ) I NVIDIA Ach, mein Gatte! Sieh, er ist schon fertig! C ONT Ja. Viel lieber als in die Sommerfrisch zög ich in einen Krieg. Viel lieber würd ich blutige Taten vollbringen Als friedlich meinen Leib in der Sonne bräunen! Denn mein Leib sehnt sich nach der befreienden Tat! I NVIDIA Renommist! C ONT D ’O TTIERI Verwechsel nicht wieder alle Begriffe, bitte! (usw. – C ONT . – P ÄGMIUM ) I NVIDIA Ich verwechsel nie, verwechsl nie! Doch red nicht immer vom Krieg! Als Weib bin ich für den Frieden! N
B
B
25
B
N N
B
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Lesetext
Er kümmert sich nur um seinen Panzer , seinen Helm, sein Schwert – Ob alles auch richtig glänzt – Hoffentlich wird er richtig fertig. S KLAVINNEN Oh doch, Herrin! I NVIDIA Er zieht sich schon seit gestern an. Er hat die Nacht garnicht geschlafen, sondern sich nur angezogen – Es ist eines der erkenntnisreichsten Sprüch: Männer sind eitler als Frauen. Wer dies erkannt hat, der versteht die Welt. S KLAVINNEN (Chor) Jaja, die Welt Die Welt! Sie ist so schwer zu verstehen So schwer zu begreifen Doch die gnädige Frau Versteht sie genau Sie begreifts woraufs ankommt Worauf es ankommt! Was einem frommt! A UFSEHER – 303, 304, 305 – (Peitschenknall) I NVIDIA Oh, saget ihm, er knalle nicht so mit der Peitsche! Er schlage lieber, dann gibts nicht diesen scharfen Ton! Meine Nerven vertragen es nicht, dieses Geknalle! B
5
K1/TS2 (Korrekturschicht)
B
N B
N
B
N
N
N
B
B
1 1 2 13 20 21 22 23 23 26–30 30 30 32 32 33 34
B
N
N
kümmertN ] seinen PanzerN ] BallesN ] Bgnädige FrauN ] BNervenN ] B N] BA XOLOTTL f Obersklave.N ] Bkommt f Pägmium)N ] BPägmiumN ] BViel f bitte!N ] BC ONT D ’O TTIERI N ] BVerwechselN ] BIch f nie!N ] BverwechslN ] BDoch redN ] BAls f ichN ] B B
[{k}]|k|ümmert sein[{e}]|en| [{Pan}] |Panzer| [au]|al|les [Herrscher {v}] |gnädige Frau| \Nerven/ [E IN G ALEEREN ] \A XOLOTTL f Obersklave./ kommt[)] |mit f Pägmium)| [Butlerus] |Pägmium| \Viel f bitte!/ C ONT [’] |D ’O TTIERI | Verwechse[le]|l| \Ich f nie!/ verwechs[el]|l| \Doch/ [R]|r|ed [Ich] |Als Weib| bin \ich/
39
ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 4
Fragmentarische Fassung des I. Aktes
K1/TS2 (Korrekturschicht)
Ich bin eine Frau, die das blühende Leben beschützt Weil sie ein Kind gebiert durch ihren Schoos – C ONT Fang nicht wieder an! Dass Du kein Kind gebarst, daran bin ich nicht schuld! I NVIDIA Sondern ich, was? C ONT Ja! I NVIDIA Behauptest Du? C ONT Wenn ich nicht so viel Rücksicht hätt mit Deinem alten, ehrwürdigen Vater – dann wär ich schon längst davon in irgendeinen Krieg! Aber wie soll Dein Vater sein Vermögen verwalten ohne mich? I NVIDIA Ich bin es müde! G ALEERENSTRÄFLING (singt) Ich bin es müde Zu rudern Ich bin es müde B
N
B
5
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Lesetext
B
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ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 5
B N
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Jeden Tag Jeden Tag, jede Nacht Immer das gleiche Immer in Ketten Ich komme nicht vom Platz – I NVIDIA Wer singt denn da? A UFSEHER Ein Galeerensklave. Soll ichs ihm verbieten? I NVIDIA Nein. Es klingt so niedlich. G ALEERENSKLAVE (singt) Ich sitz auf meiner Bank Und hab keinen Trost Ich kann nicht anders sein – Ich werd hier sterben – Und wenn ich sterbe, dann stör ich meine Kameraden Aber droben am Schiffe merkt mans nicht. I NVIDIA Niedlich. C ONT Man könnt ihn direkt ausbilden lassen. I NVIDIA Wie grosszügig Du immer bist mit Papas Geld! Ausbilden, was nicht noch?! Was glaubst Du, wieviel Sklaven es gibt, die wunderbar singen können?! Der soll nur ruhig in seinem Millieu bleiben, dort fühlt er sich am wohlsten! Verpflanzt würd er draufgehn, wär er unglücklich! G ALEERENSTRÄFLING (singt) Ich sterbe, ich sterbe Nun bald Es kümmert sich keiner Ich werd alt. (usw) I NVIDIA Niedlich. A UFSEHER – 997, 998, 999, 1000 – (Peitschenknall) Schluss!! – (Peitschenknall) N
B
B
2 3 7 7 14 30 40 40
Weil f Schoos –N ] C ONT f schuld!N ] Bich f RücksichtN ] Bso vielN ] B N] BC ONT N ] B997 f 1000 –N ] BSchlus!!N ] B B
N
B
[C] |Weil f Schoos –| [Aber durch Dich gehn] | C ONT f schuld!| [Dein Vater nicht soviel] |ich f Rücksicht| korrigiert aus: soviel [Zu rudern] [C ONT ] |C ONT | [506, 507, 508 –] |997 f 1000 –| korrigiert aus: [Schlus!]|Schlus!|
40
N
ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 6
Fragmentarische Fassung des I. Aktes
B
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Lesetext
B UTLERUS (kommt; zu I NVIDIA und C ONT ) Verzeiht! Ich soll einen schönen Gruss ausrichten vom gnädigen Herrn Papa, er wird gleich kommen – Ihr möget ruhig einsteigen in das Schiff – I NVIDIA Ist er noch immer nicht fertig? B UTLERUS Nein, er verabschiedet sich nur – C ONT Von wem denn? B UTLERUS Das ist eigentlich ein Geheimnis. I NVIDIA Ich kanns mir schon denken – von einem kleinen Dirnchen. B UTLERUS Oho! Pardon, Madame! Aber das ist kein Dirnchen, das ist eine Hetäre – eine richtige Hetäre – I NVIDIA Lächerlich! Für mich ist das ein Dirnchen! C ONT Ich bitt Dich, red nicht so! Sie ist wirklich eine Hetäre! I NVIDIA Lächerlich! C ONT Es ist nicht lächerlich! I NVIDIA Es gibt doch noch Unterschiede – B UTLERUS Verzeihet! Aber eine Frau kann auf jede eifersüchtig sein, ein Mann nicht! C ONT Da hat er Recht! I NVIDIA Recht?! Sag ihm meine Meinung! Los, aber auf der Stell! C ONT (zu Butlerus) Wenn Du auch der Obersklave bist, Du bist nur ein Sklave, merk Dir das! Nach dessen Tode keiner kräht! Ich verbitte es Dir, hier zu beleidigen – ruhe! Halt den Mund! Sonst schlag ich Dir drauf ! B UTLERUS Oh, bitte! C ONT (zu Invidia) Na? Zufrieden? (er reicht ihr den Arm) I NVIDIA Du hättest wirklich schlagen sollen! C ONT Du bist aber auch nie zufrieden – (ab mit ihr aufs Schiff) B UTLERUS (Couplet) So gehts, so stehts! Ich bin der Obersklav! Seit 18 Jahren! Ich wurde als elfjähriger Bub gefangen – wer weiss, was ich bin, was ich war?! Vielleicht ein König, jetzt ein Sklav ! Was uns besiegte , es war die nackte Gewalt! Ich hatte kein Geld, um zu studieren! Kein Heim, keine Familie, nichts – nichts! Das Essen, das Schlafen war schon viel für mich! Aber ich hab keine Angst, keine Angst Ich steck sie alle in die Tasch – Rasch, rasch, rasch! Steck sie alle in die Tasch – Rasch, rasch, rasch – – B
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K1/TS2 (Korrekturschicht)
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2 6 6 12 16
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gnädigenN ] wemN ] Bdenn?N ] B N] BFrauN ]
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B
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draufN ] reichtN ] Bbin derN ] BSklavN ] BbesiegteN ] BIch f mich!N ] BTaschN ] B
N
\gnädigen/ [{ }]|wem| [{ }]|denn?| [(ab mit Invidia)] (1) Frau (2) \(freie Frau auf Sklavin)/ [{ }]|drauf| [{ }]|re|icht [binder] |bin der| [Sk{lav}] |Sklav| besieg[{ }]|t|e \Ich f mich!/ Tasch[!]
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ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 7
Fragmentarische Fassung des I. Aktes
K1/TS2 (Korrekturschicht)
Lesetext
Ohne, dass sies wissen! Pack ich sie beim Gewissen! Denn ich hab was im Kopf – Und das ist keine Moral Und keine Ethik sogar Sondern nur eine Antwort Eine Antwort auf ein Wort – Das Wort, das heisst Gewalt Wie man in den Wald ruft, So schallts zurück – B
N
B
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B
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K. R. T HAGO (kommt mit) L EMNISERIS T HAGO Wohl begreif ich Deinen Schmerz, mein süsses, teuerstes Geschöpf Ich fahre nun fort und lasse Dich hier Ich lasse mein Geschäft, die Börse – Die Papiere können fallen und sich heben – Aber ich muss ruhen – Ja, ruhen. Der Arzt hats mir verschrieben, der Weise – Er kennt mein Leiden Es ist ein Ausfluss nicht des üppigen Lebens Sondern der Aufregung über das Geschäft. Verlieren regt auf – Aber verdienen noch mehr – Und viel verdienen, das legt sich aufs Herz Viel verdienen ist Schmerz, mein liebes Kind – L EMNISERIS Das glaub ich nicht. Ich glaube eher, dass Du mir während Deiner Ferien nichts geben willst, Aus Sparsamkeit, aus Neid – Und nicht aus Weltanschauung! T HAGO Oh Kind Du! Auch Neid ist eine Anschauung der Welt! N
B
15
B
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Mit einem Wort: ich geb Dir nichts. Ich werd mich da nix zerreissen –
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B
Ohne f Gewissen!N ] Denn f zurück –N ] BschalltsN ] BK. R. T HAGO f L EMINSERIS N ]
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B
B
ArztN ] meinN ] BsichN ] B
\Ohne f Gewissen!/ \Denn f zurück –/ korrigiert aus: schalts [K. R. T HAGO (kommt mit) L EMNISERIS ] [|D IENERIN (kommt[)] |rasch)| Rasch, rasch, rasch Er steckt sie alle in die Tasch!|] [|D IENERIN |] |K. R. T HAGO f L EMINSERIS | Ar[{ }]|zt| mein[e] sich[s]
42
ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 8
Fragmentarische Fassung des I. Aktes
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K1/TS2 (Korrekturschicht)
L EMNISERIS – D IENERIN L EM Ich soll wieder zum Sklavenhändler zurück – B UTLERUS Das gibt es nicht! Wir werden einen Weg finden! L EM Habt Ihr 2000 Schilling? B UTLERUS Nein. L EM Na also! B UTLERUS Ich muss sagen, ich werds finden! L EMNISERIS ({wütend} ab) II. Akt. Beim Sklavenhändler L EMNISERIS Warum habt Ihr Euch so für mich verwandt? B UTLERUS Weil ich Euch liebe. B
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N
\Abbruch der Bearbeitung\
10–12
B
II. Akt f liebe.N ]
\II. Akt f liebe./
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Lesetext
Strukturplan, Figurenliste
ÖLA 3/W 90 – BS 28 [1], Bl. 1
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Strukturplan, Figurenliste
K1/E2–E3
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Lesetext
Fragmentarische Fassung des ersten Aktes
K1/TS3/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
ERSTER AKT
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ÖLA 3/W 94 – BS 29 a [2], Bl. 1
Kleiner Privathafen vor einer Villa am Meer. Die Villa gehört dem reichen punischen Bankier K. R. Thago, einem naturalisiertem Römer. Er bewohnt sie mit seiner Tochter Idiotima und derem Mann, dem Cont d’Ottieri. Rechts im Vordergrunde sieht man einige Säulen der Villa, links im Hintergrunde liegt die Luxusgaleere des Bankiers. Zahlreiche S KLAVEN tragen vom Ufer Gepäckstücke auf das Schiff, Kisten, Truhen, Fässer, Schläuche, Geschirr. Sie werden von einem dummen A UFSEHER mit Nilpferdpeitsche beaufsichtigt. Es ist ein herrlicher Tag, ohne Wellen und Wolken. A UFSEHER (zählt die an ihm vorbeigetragenen Gepäckstücke) -- 84, 85, 86, 87 -- vorwärts-vorwärts! (er knallt mit der Peitsche) Wir haben noch 164 Stück! 88, 89 -los-los! Nur nicht geschlafen, sonst weck ich Euch auf, Sklavenpack! (er knallt wieder mit der Peitsche, blickt dann über das Meer hin und singt mit Falsett) Es taget aus dem Osten Das Licht scheint überall Wie wenig weiss mein Liebchen Ach! wo ich hingehen soll. Als wären das all meine Freunde Die meine Feinde sein! Ich führte Dich aus dem Lande Mein Lieb, mein Minnelein -(er unterbricht plötzlich seinen Gesang, knallt abermals mit der Peitsche und brüllt einen U RALTEN S KLAVEN grimmig an) Schneller-schneller! 107, 108, 109 -hast nicht gehört, altes Stück Elend?! Avanti-avanti! U RALTER (stellt ruhig sein Fässlein auf den Boden) A UFSEHER (ausser sich) Was fällt Dir ein?! Der Koffer am Boden, die Hände im Sack?! Beim Jupiter, das halt ich nicht aus! U RALTER (einfach) Jupiter weiss: Ich bin ein Greis. Pardon, dass das Alter mich bückt Pardon, dass mir keine Last mehr glückt Pardon, dass mir dies Fässlein zu schwer -Die schwieligen Hände, sie können nichtmehr. Sie zwacken, sie zucken Sie krampfen, sie mucken. Seht nur, seht! (er hält ihm seine Hände hin) A UFSEHER (begeistert) Das nenn ich zittern! U RALTER Ich bin ein Geldstück, das man ausgegeben hat In einer reichen leichten Stadt -Dort wurde ich gewechselt. Auf meine Sklavenehr: Jetzt bin ich nichtsmehr. B
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B
mit Falsett)N ]
[zart)] |mit Falsett)|
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ÖLA 3/W 94 – BS 29 a [2], Bl. 2
Fragmentarische Fassung des ersten Aktes
K1/TS3/A2 (Korrekturschicht)
A UFSEHER Das Beste ist, Du gehst nachhaus Und hängst Dich zum Fensterkreuz naus. U RALTER (heiter) Freilich, das ist das Allerbest Schon vor tausend Jahr gewest! Doch wie soll ich mit meinen streikenden Fingern Eine korrekte Schlinge schlingern? A UFSEHER Hast denn garniemand, der Dir dabei helfen könnt? Bist denn ganz allein und hast keine Verwandte, keine Kinder, keine Familie? (Stille) B
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Lesetext
N
B N
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U RALTER (singt) Ich wohn mit meiner Sklavenfamil In einem einzigen winzigen Raum Dort leben, kochen, schlafen wir Dort lieben, zanken, prügeln wir Uns, uns, uns -Und immer wieder nur uns.
ÖLA 3/W 94 – BS 29 a [2], Bl. 3
Meine Familie besteht aus acht Köpf Aus sechzehn Händ und dreissig Zöpf Das liegt sich alles in einem Bett Und träumt dasselbe um die Wett Und oft, wenn wir erwachen tun Wissen wirs nicht, was liegt uns im Gfriess Wessen Füss? Uns, uns, uns --Und immer wieder nur uns. B
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Ich werds meiner Schwiegertochter sagen Die hat kein Herz und kennt kein Schreck Die wird mich schon ans Fensterkreuz nageln Die hat das Hirn am richtigen Fleck -Die hängt mich auf Nach altem schönem Brauch Mich, mich, mich -Hoffentlich! A UFSEHER Lächerlich! Wenn Du als Sklavenfamilienoberhaupt es Deiner Schwiegertochter befiehlst, dass sie Dich aufhängt, dann muss sie parieren, da gibts keine Ausredereien! Oder hast denn Du als Vater garkeine Autorität? U RALTER Lächerlich! Ihr solltet sehen, wie die mir zuhaus jeden Wunsch von den Augen ablesen, es genügt schon der schäbigste Wink und alle verkriechen sich unters Bett -- auch wenn ich nur ein unfreier Sklave bin, zuhaus bin ich Oho! Da kenn ich nichts, da bin ich mein eigener Jupiter! 1 11
B
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B
nachhausN ] ]
B N
B
KöpfN ] dreissig ZöpfN ]
korrigiert aus: nachaus
[U RALTER (überlegte) Die Familie ist das Fundament der Sklaverei. A UFSEHER Kusch.] Köpf[en] [sechzehn Füss] |dreissig Zöpf|
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ÖLA 3/W 94 – BS 29 a [2], Bl. 4
Fragmentarische Fassung des ersten Aktes
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K1/TS3/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
A UFSEHER (herrscht ihn an) Also nur nicht gar so gross tun, alter Tepp! Schluss jetzt! Marsch, ich will Dich nimmer sehen! Aus meinen Augen, sonst reiss ich Dir die Ohren aus! (er knallt mit der Peitsche) U RALTER Adieu! (ab) I DIOTIMA (tritt reisefertig aus der Villa, gefolgt von ihren K AMMERSKLAVINNEN , die noch rasch einige letzte Handgriffe an ihrem Kleid und ihrer Frisur vollbringen; Eine hält eine Lyra in der Hand) A UFSEHER (salutiert mit der Peitsche; eilt dann wieder ans Schiff und kontrolliert die Verladung des Gepäcks) I DIOTIMA Ach, sehet Papas Yacht! Wie sie die Segel jungfräulich rafft! Mit welchem Verlangen erträumte mein Auge dies liebliche Bild In all den Salons der Saison -Habet Dank, Ihr Götter! Denn was der Sterbliche als Sehnsucht hegt Das wird doch immer wieder Realität. Und ists nicht ein Märchen -- der Himmel, das Meer Und das Salz dieser Luft? Ein Schuft Ders nicht fühlt Dass diese Brise kühlt. Oh Segel, Ihr himmlische Erfindung Weht mich fort aus meiner Heimat B
ÖLA 3/W 95 – BS 29 a [3], Bl. 2
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C ONT D ’O TTIERI (kommt mit Bseinen KammersklavenN, darunter P AEGMIUM ) I DIOTIMA Ach, mein Gatte! Sieh, er ist schon fertig! B C ONT D ’O TTIERI Ihr sollt meinen Schild so putzen, dass er mehr Noch glänzt als wie die Sonne, wenn sie am höchsten steht
(usw. Seite 103–107)
Viel lieber als in die Sommerfrische zög ich in einen Krieg Viel lieber würd ich blutige Taten vollbringen Als friedlich meinen Leib in der Sonne bräunen -Denn mein Leib sehnt sich nach der befreienden Tat! I DIOTIMA Renommist ! C ONT Verwechsel nicht wieder alle Begriffe, bitte! I DIOTIMA Ich verwechsle nie, verwechsle nie! Doch red nicht immer vom Krieg Als Weib bin ich für den Frieden! B
N
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N
21 25 27–30 36 36
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BriseN ] seinen KammersklavenN ] BC ONT f 103–107)N ] BfriedlichN ] BbräunenN ] B
RenommistN ]
N
korrigiert aus: Briese
[Trabanten] |seinen Kammersklaven| Textentlehnung Plautus, MG1 und MG2 korrigiert aus: friedlixh (1) rösten (2) bräunen korrigiert aus: Rennomist
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ÖLA 3/W 94 – BS 29 a [2], Bl. 5
Fragmentarische Fassung des ersten Aktes
K1/TS3/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
Als ein Weib, die das blühende Leben beschützt Weil sie ein Kind gebiert durch ihren Schoos --C ONT Du hast doch kein Kind. I DIOTIMA Wegen meiner Linie. Ich bin ein Opfer meiner Linie – Ich sehne mich manchmal darnach – Auch ich bin ein Sklave, schlimmer als Sklave – – Denn Armut ist ein grosser Glanz von innen – G ALEERENSKLAVE (singt auf der Galeere) Ich bin es müde Zu rudern Ich bin es müde Jeden Tag, Tag und Nacht Die Welle singt Die See wacht -Immer in Ketten Immer weiter Und ich bleib immer in Ketten Immer am gleichen Platz -A LLE (horchen auf) CONT Wer singt denn da? A UFSEHER Wahrscheinlich wieder so ein Galeerensklave, Herr Baron! Soll ich ihm das Maul zerreissen? C ONT Ja. I DIOTIMA Nein. Es klingt so niedlich lieblich. G ALEERENSKLAVE (singt) Ich sitz auf meiner Bank Und hab keinen Trost Ich kann nicht anders sein Ich werd hier sterben Und wenn ich sterbe, dann stör ich meine Kameraden Aber droben am Schiffe merkt mans nicht. I DIOTIMA Niedlich. G ALEERENSKLAVE (singt) Ich sterbe, ich sterbe Nun bald Es kümmert sich keiner Ich werde alt. I DIOTIMA Niedlich. Schick. C ONT Du hast recht. Eine schöne Naturstimme -- Man könnt ihn direkt ausbilden lassen. B
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Als einN ] Du f innen –N ]
korrigiert aus: Alscein (1) Weiber verstehen nichts von Politik.
I DIOTIMA Ach, ich bin es müde -\Du f innen –/ [ein] |schlimmer| xG ALEERENSKLAVE f Schick. korrigiert aus: I DIOTMIMA korrigiert aus: --Man (2)
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schlimmerN ] G ALEERENSKLAVE f Schick.N ] BI DIOTIMA N ] B-- ManN ] B B
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ÖLA 3/W 94 – BS 29 a [2], Bl. 6
Fragmentarische Fassung des ersten Aktes
K1/TS3/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
I DIOTIMA Wie grosszügig Du immer bist mit Papas Geld! Ausbilden, was denn nicht noch?! Was glaubst Du, wieviel Sklaven es gibt, die wunderbar singen können?! Der soll nur ruhig in seinem Milliöh bleiben, dort fühlt er sich am wohlsten ! Verpflanzt würd er draufgehen, wär er unglücklich! B
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A UFSEHER 264! Schluss! Aus! (er knallt mit seiner Peitsche; zu I DIOTIMA , die zusammenschrickt) Oh pardon! B UTLERUS (der Obersklave, kommt rasch von rechts; zu C ONT und BI DIOTIMA N) Verzeiht! Ich soll einen schönen Gruss ausrichten vom gnädigen Herrn Papa, er wird gleich kommen -- Ihr möget ruhig das Schiff besteigen -I DIOTIMA Wo steckt er denn, der Papa? B B UTLERUS N Er verabschiedet sich. I DIOTIMA Von wem denn? B UTLERUS Das ist eigentlich ein Geheimnis. C ONT Ich kanns mir schon denken. I DIOTIMA Achso! Von diesem kleinem Dirnchen -- ach, Papa! Was er nur daran findet! B UTLERUS Ich kanns mir schon denken. C ONT Das ist kein Dirnchen, das ist eine Hetäre. Eine richtige Hetäre -I DIOTIMA Lächerlich! Es gibt doch noch Unterschiede -- Wenn sich Pa wenigstens um eine richtige Hetäre kümmern wollte, aber immer um diese kleinen Mäderln -na, chacun a son gout! (sie geht aufs Schiff) Kommt, mein Gemahl! Lassen wir diese Welt! Gehen wir in die Sommerfrische! -- (ab mit C ONT auf das Schiff) B UTLERUS B(allein) SoN gehts, so stehts! Bei den Weibern gibts keinen Unterschied, ob freie Bürgerin, ob Sklavin -- es kommt auf was anderes an! Ich weiss das, ich bin der Obersklav! Seit 18 Jahren, seit meinem siebten Jahre! Als elfjähriger Bub wurd ich gefangen -- wer weiss, was ich war, wer ich bin? Vielleicht ein König, jetzt ein Sklav! Was mich besiegte, es war die nackte Gewalt, was mich in die Sklaverei trieb, es war die nackte Gewalt! Ich hatte kein Heim, keine Familie, kein Geld, um zu studieren -- nichts, nichts! Das Essen, das Schlafen \Textverlust\
3 5 8 12 24
am wohlstenN ] ] BI DIOTIMA N ] BB UTLERUS N ] B(allein) SoN ] B
B N
korrigiert aus: amwohlsten
[G ALEERENSKLAVE f Schick.]f x korrigiert aus: I DIOTIM a korrigiert aus: B ULTERUS korrigiert aus: (allein) So
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ÖLA 3/W 94 – BS 29 a [2], Bl. 7
Fragmentarische Fassung des ersten Aktes
K1/TS3/A5 (Korrekturschicht)
Lesetext
ERSTER AKT
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ÖLA 3/W 94 – BS 29 a [2], Bl. 1
Kleiner Privathafen vor einer Villa am Meer. Die Villa gehört dem reichen punischen Bankier K. R. Thago, einem naturalisiertem Römer. Er bewohnt sie mit seiner Tochter Idiotima und derem Mann, dem Cont d’Ottieri. Rechts im Vordergrunde sieht man einige Säulen der Villa, links im Hintergrunde liegt die Luxusgaleere des Bankiers. Zahlreiche S KLAVEN tragen vom Ufer Gepäckstücke auf das Schiff, Kisten, Truhen, Fässer, Schläuche, Geschirr. Sie werden von einem dummen A UFSEHER mit Nilpferdpeitsche beaufsichtigt. Es ist ein herrlicher Tag, ohne Wellen und Wolken. A UFSEHER (zählt die an ihm vorbeigetragenen Gepäckstücke) -- 84, 85, 86, 87 -- vorwärts-vorwärts! (er knallt mit der Peitsche) Wir haben noch 164 Stück! 88, 89 -los-los! Nur nicht geschlafen, sonst weck ich Euch auf, Sklavenpack! (er knallt wieder mit der Peitsche, blickt dann über das Meer hin und singt mit Falsett) Es taget aus dem Osten Das Licht scheint überall Wie wenig weiss mein Liebchen Ach! wo ich hingehen soll. Als wären das all meine Freunde Die meine Feinde sein! Ich führte Dich aus dem Lande Mein Lieb, mein Minnelein -(er unterbricht plötzlich seinen Gesang, knallt abermals mit der Peitsche und brüllt einen U RALTEN S KLAVEN grimmig an) Schneller-schneller! 107, 108, 109 -hast nicht gehört, altes Stück Elend?! Avanti-avanti! U RALTER (stellt ruhig sein Fässlein auf den Boden) A UFSEHER (ausser sich) Was fällt Dir ein?! Der Koffer am Boden, die Hände im Sack?! Beim Jupiter, das halt ich nicht aus! U RALTER (einfach) Jupiter weiss: Ich bin ein Greis. Pardon, dass das Alter mich bückt Pardon, dass mir keine Last mehr glückt Pardon, dass mir dies Fässlein zu schwer -Die schwieligen Hände, sie können nichtmehr. Sie zwacken, sie zucken Sie krampfen, sie mucken. Seht nur, seht! (er hält ihm seine Hände hin) A UFSEHER (begeistert) Das nenn ich zittern! U RALTER Ich bin ein Geldstück, das man ausgegeben hat In einer reichen leichten Stadt -Dort wurde ich gewechselt. Auf meine Sklavenehr: Jetzt bin ich nichtsmehr. B
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[zart)] |mit Falsett)|
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Fragmentarische Fassung des ersten Aktes
K1/TS3/A5 (Korrekturschicht)
A UFSEHER Das Beste ist, Du gehst nachhaus Und hängst Dich zum Fensterkreuz naus. U RALTER (heiter) Freilich, das ist das Allerbest Schon vor tausend Jahr gewest! Doch wie soll ich mit meinen streikenden Fingern Eine korrekte Schlinge schlingern? A UFSEHER Hast denn garniemand, der Dir dabei helfen könnt? Bist denn ganz allein und hast keine Verwandte, keine Kinder, keine Familie? (Stille) B
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Lesetext
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U RALTER (singt) Ich wohn mit meiner Sklavenfamil In einem einzigen winzigen Raum Dort leben, kochen, schlafen wir Dort lieben, zanken, prügeln wir Uns, uns, uns -Und immer wieder nur uns.
ÖLA 3/W 94 – BS 29 a [2], Bl. 3
Meine Familie besteht aus acht Köpf Aus sechzehn Händ und dreissig Zöpf Das liegt sich alles in einem Bett Und träumt dasselbe um die Wett Und oft, wenn wir erwachen tun Wissen wirs nicht, was liegt uns im Gfriess Wessen Füss? Uns, uns, uns --Und immer wieder nur uns. B
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Ich werds meiner Schwiegertochter sagen Die hat kein Herz und kennt kein Schreck Die wird mich schon ans Fensterkreuz nageln Die hat das Hirn am richtigen Fleck -Die hängt mich auf Nach altem schönem Brauch Mich, mich, mich -Hoffentlich! A UFSEHER Lächerlich! Wenn Du als Sklavenfamilienoberhaupt es Deiner Schwiegertochter befiehlst, dass sie Dich aufhängt, dann muss sie parieren, da gibts keine Ausredereien! Oder hast denn Du als Vater garkeine Autorität? U RALTER Lächerlich! Ihr solltet sehen, wie die mir zuhaus jeden Wunsch von den Augen ablesen, es genügt schon der schäbigste Wink und alle verkriechen sich unters Bett -- auch wenn ich nur ein unfreier Sklave bin, zuhaus bin ich Oho! Da kenn ich nichts, da bin ich mein eigener Jupiter! 1 11
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[U RALTER (überlegte) Die Familie ist das Fundament der Sklaverei. A UFSEHER Kusch.] Köpf[en] [sechzehn Füss] |dreissig Zöpf|
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Fragmentarische Fassung des ersten Aktes
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A UFSEHER (herrscht ihn an) Also nur nicht gar so gross tun, alter Tepp! Schluss jetzt! Marsch, ich will Dich nimmer sehen! Aus meinen Augen, sonst reiss ich Dir die Ohren aus! (er knallt mit der Peitsche) U RALTER Adieu! (ab) I DIOTIMA (tritt reisefertig aus der Villa, gefolgt von ihren K AMMERSKLAVINNEN , die noch rasch einige letzte Handgriffe an ihrem Kleid und ihrer Frisur vollbringen; Eine hält eine Lyra in der Hand) A UFSEHER (salutiert mit der Peitsche; eilt dann wieder ans Schiff und kontrolliert die Verladung des Gepäcks) I DIOTIMA Ach, sehet Papas Yacht! Wie sie die Segel jungfräulich rafft! Mit welchem Verlangen erträumte mein Auge dies liebliche Bild In all den Salons der Saison -Habet Dank, Ihr Götter! Denn was der Sterbliche als Sehnsucht hegt Das wird doch immer wieder Realität. Und ists nicht ein Märchen -- der Himmel, das Meer Und das Salz dieser Luft? Ein Schuft Ders nicht fühlt Dass diese Brise kühlt. Oh Segel, Ihr himmlische Erfindung Weht mich fort aus meiner Heimat Fort aus dem Alltag -Zum Beispiel: nach Kreta in die Sommerfrisch. Der kretinische Frühling ists, nach dem ich lechze. Du Wölklein in der Höh Steh still bei meinem Weh Nur Du kennst meinen Kummer: Mein Mann ist eine besondere Nummer. Er liebt nur sein Schwert, seinen Helm, seinen Panzer -Er ist ein Berufsmensch. Was gilt ihm der Venusberg neben einem befestigtem Hügel? Nichts, oh nichts! Immer denkt er nur, ob seine Rüstung auch richtig glänzt -Heut zieht er sich schon seit gestern an Er legte sich garnicht zu Bett in der Nacht Er zog sich nur an -Ach, Männer sind eitler als Frauen! Wer dies erkannt hat, der versteht die Welt. D IE S KLAVIN (mit der Lyra singt und begleitet sich selbst) Jaja, die Welt! Wer begreift ihre Bahn, ihre Rätsel? Ihren Sinn und ihr tieferes Sein? Herren sind eitler als Damen Das dürfte die Lösung wohl sein -B
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K1/TS3/A5 (Korrekturschicht)
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BriseN ]
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ÖLA 3/W 95 – BS 29 a [3], Bl. 2
Fragmentarische Fassung des ersten Aktes
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Jaja, die Welt! Nur die gnädige Frau Versteht sie genau Sie weiss, woraufs ankommt Und was einem frommt -A UFSEHER (knallt mit der Peitsche) I DIOTIMA Oh saget ihm, er knalle nicht so mit der Peitsche! Er schlage lieber, dann gibts nicht diesen schrillen Ton! Meine Nerven vertragen keine Disharmonien Ich bin geschwächt -C ONT D ’O TTIERI (kommt aus der Villa in Helm und Panzer, gefolgt von seinen K AMMERSKLAVEN , unter ihnen dem jungen frechen P AEGMIUM ; er blickt auf seinen Schild, wie in einen Spiegel und ruft) Pägmium! P AEGMIUM (tritt vor) Gnädiger Herr! C ONT D ’O TTIERI Ich kann mich in meinem Schild nicht sehen. Du sollst meinen Schild so putzen, dass ich ihn als Spiegel benützen kann -- begreifs doch endlich, dass ich mit Mars verwandt bin! (er erblickt I DIOTIMA ) Ach, Idiotima! I DIOTIMA (etwas spöttisch) Schon fertig? C ONT D ’O TTIERI Noch immer nicht -- (er reicht den Schild P AEGMIUM ) Da! Putz ihn , sonst erledig ich Dich wie jene fünfhundert in Cappadozien im vorigen Herbst -- fünfhundert mit einem Streich, obwohl mein Schwert abgestumpft war! I DIOTIMA Ich frag mich oft: warum kennt mein Gatte keine Gemütlichkeit? C ONT D ’O TTIERI Ein böses Wort! Viel lieber als in die Sommerfrische zög ich in einen flotten Krieg Viel lieber würd ich blutige Taten vollbringen Als friedlich meinen Leib in der Sonne bräunen -Denn mein Leib sehnt sich nach der befreienden Tat! I DIOTIMA Renommist! C ONT D ’O TTIERI Verwechsel nicht wieder alle Begriffe, bitte! I DIOTIMA (herrscht ihn an) Ich hasse den Krieg, merk Dir das endlich! C ONT D ’O TTIERI Eine Frau versteht nichts von Politik. I DIOTIMA Eine Frau, die das blühende Leben unwillkürlich beschützt Da sie die Kinder bekommt Eine solche Frau betet um den ewigen Frieden Tag und Nacht! C ONT D ’O TTIERI Du sprichst, als hättest Du mir einen Sohn geschenkt. I DIOTIMA Ach, ich bin es müde -Wie gern wär ich manchmal ein Sklave! Lieber an eine Galeerenbank, als an Dich gekettet Lieber rudern, rudern, rudern -Tag und Nacht! B
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K1/TS3/A5 (Korrekturschicht)
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seinenN ] Du f kann --N ] BmeinenN ] BihnN ] BdenN ] BPutz f war!N ] BihnN ] BI DIOTIMA N ]
Textentlehnung Plautus, MG1
mein\en/ [es]|ihn| d[as]|en| Textentlehnung Plautus, MG2
[es] |ihn| korrigiert aus: I SIOTIMA
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ÖLA 3/W 93 – BS 29 a [1], Bl. 1
Fragmentarische Fassung des ersten Aktes
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K1/TS3/A5 (Korrekturschicht)
Lesetext
C ONT D ’O TTIERI Versündig Dich nicht! Wenn das der Merkur hört! Oder gar der Neptun! I DIOTIMA Sie sollen es alle hören! Ich rufe die Arme der Götter herbei Sie sollen mich hetzen und jagen Ein wenig oder garnicht Ueber alle massen Ich kanns nicht lassen! C ONT D ’O TTIERI Du bist von Sinnen, mir scheint! I DIOTIMA Wenn wir nur schon segeln würden -- aufs offene Meer hinaus! (zu P AEGMIUM , der den Schild putzt) Wo steckt denn mein Vater? P AEGMIUM Der Herr Papa verabschieden sich, gnädige Frau! I DIOTIMA Verabschieden? Von wem denn? P AEGMIUM Das ist leider ein Geheimnis -- (er grinst) C ONT D ’O TTIERI (lächelt) Ich kanns mir schon denken. P AEGMIUM Sehr wohl, gnädiger Herr, denn eigentlich ists ja ein offenes Geheimnis -I DIOTIMA Achso! Ists wieder dieses kleine Dirnchen? \Textverlust\ B K. R. T HAGO N Wohl begreif ich Deinen Schmerz, mein süsses teuerstes Geschöpf! Du kostspieliges, Du -Denn ich fahr nun fort und lass Dich da. Doch sei beruhigt: Ich lass auch mein Geschäft da, Handel und Wandel, die Börs, das Kontor -Mögen die Papiere fallen oder sich heben Ich muss ruhen! Ja, ruhen -Der Arzt hats mir verordnet, der Weise Er kennt mein Leiden. Es ist nicht der Ausfluss des üppigen Lebens Sondern der Erregung über das Leben in Geschäften. Verlieren regt auf Aber verdienen noch mehr -Und viel verdienen, das legt sich aufs Herz Denn viel verdienen ist Schmerz Teuer erkaufter Schmerz, Du Kind -B L EMNISERIS N Das glaub ich Euch nicht, Herr Präsident. K. R. T HAGO Glaub nicht der Gosse Glaube mir Glaub nicht den Geldlosen Ohnehosen Halt Dich an mich Ich trag Dich empor Ich kenn das Geschäft Ich machs Dir schon recht! B Ich werd mich da nix zerreissen!N 19 36 45
K. R. T HAGO N ] L EMNISERIS N ] BIch f zerreissen!N ] B B
eingefügt korrigiert aus: L EMINSERIS
\Ich f zerreissen!/
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ÖLA 3/W 95 – BS 29 a [3], Bl. 4
Fragmentarische Fassung des ersten Aktes
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10
Lesetext
Mit einem Wort: Ich fahr jetzt fort Du kehrst zurück Und machst Dein Glück Zum braven Sklavenhändler -L EMNISERIS Nein! Warum wollt Ihr mich wieder verkaufen? Lasst mich bei Euch, ich will auf Euch warten Der Sommer mag kommen, der Herbst mag gehen Ich bleib bei Euch, meine Lieb bleibt Euch treu ergeben Denn Ihr habt mich gekauft. T HAGO Hör her: Ich will Deinem Glück nicht im Wege stehen Es findet sich vielleicht Einer, der Dich kauft Ein besserer, schönerer -L EMNISERIS Es gibt keinen Reicheren , als Euch! Bringt mich nicht wieder auf den Sklavenmarkt zurück! Ich liebe Euch doch, Ihr habt mich {gekauft}! B
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K1/TS3/A5 (Korrekturschicht)
ÖLA 3/W 95 – BS 29 a [3], Bl. 5
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B UTLERUS Ich habe nichts gegen die Herrschaft der Patrizier von Rasse, alles aber gegen die Herrschaft der Patrizier von Kasse! N
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E IS Ich bin die Dienerin einer Sklavin – Ich werd nur so mitgekauft Als Zuwag gewissermassen – V ERBRECHER Ach, die Sklavin kommt aus der Verbrecherbranche? B
B
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ReicherenN ] Ich f {gekauft}!N ] BB UTLERUS f Kasse!N ] BE IS f Verbrecherbranche?N ] BZuwagN ] B B
[Besseren] |Reicheren| [Gewährt mir einen bezahlten Urlaub!] |Ich f {gekauft}!| \B UTLERUS f Kasse!/ \E IS f Verbrecherbranche?/ gemeint ist: Zuwaage
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Fragmentarische Fassung des ersten Aktes
K1/TS3/A6 (Korrekturschicht)
Lesetext
ERSTER AKT
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ÖLA 3/W 94 – BS 29 a [2], Bl. 1
Kleiner Privathafen vor einer Villa am Meer. Die Villa gehört dem reichen punischen Bankier K. R. Thago, einem naturalisiertem Römer. Er bewohnt sie mit seiner Tochter Idiotima und derem Mann, dem Cont d’Ottieri. Rechts im Vordergrunde sieht man einige Säulen der Villa, links im Hintergrunde liegt die Luxusgaleere des Bankiers. Zahlreiche S KLAVEN tragen vom Ufer Gepäckstücke auf das Schiff, Kisten, Truhen, Fässer, Schläuche, Geschirr. Sie werden von einem dummen A UFSEHER mit Nilpferdpeitsche beaufsichtigt. Es ist ein herrlicher Tag, ohne Wellen und Wolken. A UFSEHER (zählt die an ihm vorbeigetragenen Gepäckstücke) -- 84, 85, 86, 87 -- vorwärts-vorwärts! (er knallt mit der Peitsche) Wir haben noch 164 Stück! 88, 89 -los-los! Nur nicht geschlafen, sonst weck ich Euch auf, Sklavenpack! (er knallt wieder mit der Peitsche, blickt dann über das Meer hin und singt mit Falsett) Es taget aus dem Osten Das Licht scheint überall Wie wenig weiss mein Liebchen Ach! wo ich hingehen soll. Als wären das all meine Freunde Die meine Feinde sein! Ich führte Dich aus dem Lande Mein Lieb, mein Minnelein -(er unterbricht plötzlich seinen Gesang, knallt abermals mit der Peitsche und brüllt einen U RALTEN S KLAVEN grimmig an) Schneller-schneller! 107, 108, 109 -hast nicht gehört, altes Stück Elend?! Avanti-avanti! U RALTER (stellt ruhig sein Fässlein auf den Boden) A UFSEHER (ausser sich) Was fällt Dir ein?! Der Koffer am Boden, die Hände im Sack?! Beim Jupiter, das halt ich nicht aus! U RALTER (einfach) Jupiter weiss: Ich bin ein Greis. Pardon, dass das Alter mich bückt Pardon, dass mir keine Last mehr glückt Pardon, dass mir dies Fässlein zu schwer -Die schwieligen Hände, sie können nichtmehr. Sie zwacken, sie zucken Sie krampfen, sie mucken. Seht nur, seht! (er hält ihm seine Hände hin) A UFSEHER (begeistert) Das nenn ich zittern! U RALTER Ich bin ein Geldstück, das man ausgegeben hat In einer reichen leichten Stadt -Dort wurde ich gewechselt. Auf meine Sklavenehr: Jetzt bin ich nichtsmehr. B
15
B
mit Falsett)N ]
[zart)] |mit Falsett)|
57
N
ÖLA 3/W 94 – BS 29 a [2], Bl. 2
Fragmentarische Fassung des ersten Aktes
K1/TS3/A6 (Korrekturschicht)
A UFSEHER Das Beste ist, Du gehst nachhaus Und hängst Dich zum Fensterkreuz naus. U RALTER (heiter) Freilich, das ist das Allerbest Schon vor tausend Jahr gewest! Doch wie soll ich mit meinen streikenden Fingern Eine korrekte Schlinge schlingern? A UFSEHER Hast denn garniemand, der Dir dabei helfen könnt? Bist denn ganz allein und hast keine Verwandte, keine Kinder, keine Familie? (Stille) B
5
10
Lesetext
N
B N
15
U RALTER (singt) Ich wohn mit meiner Sklavenfamil In einem einzigen winzigen Raum Dort leben, kochen, schlafen wir Dort lieben, zanken, prügeln wir Uns, uns, uns -Und immer wieder nur uns.
ÖLA 3/W 94 – BS 29 a [2], Bl. 3
Meine Familie besteht aus acht Köpf Aus sechzehn Händ und dreissig Zöpf Das liegt sich alles in einem Bett Und träumt dasselbe um die Wett Und oft, wenn wir erwachen tun Wissen wirs nicht, was liegt uns im Gfriess Wessen Füss? Uns, uns, uns --Und immer wieder nur uns. B
20
N
B
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30
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N
Ich werds meiner Schwiegertochter sagen Die hat kein Herz und kennt kein Schreck Die wird mich schon ans Fensterkreuz nageln Die hat das Hirn am richtigen Fleck -Die hängt mich auf Nach altem schönem Brauch Mich, mich, mich -Hoffentlich! A UFSEHER Lächerlich! Wenn Du als Sklavenfamilienoberhaupt es Deiner Schwiegertochter befiehlst, dass sie Dich aufhängt, dann muss sie parieren, da gibts keine Ausredereien! Oder hast denn Du als Vater garkeine Autorität? U RALTER Lächerlich! Ihr solltet sehen, wie die mir zuhaus jeden Wunsch von den Augen ablesen, es genügt schon der schäbigste Wink und alle verkriechen sich unters Bett -- auch wenn ich nur ein unfreier Sklave bin, zuhaus bin ich Oho! Da kenn ich nichts, da bin ich mein eigener Jupiter! 1 11
B
20 21
B
nachhausN ] ]
B N
B
KöpfN ] dreissig ZöpfN ]
korrigiert aus: nachaus
[U RALTER (überlegte) Die Familie ist das Fundament der Sklaverei. A UFSEHER Kusch.] Köpf[en] [sechzehn Füss] |dreissig Zöpf|
58
ÖLA 3/W 94 – BS 29 a [2], Bl. 4
Fragmentarische Fassung des ersten Aktes
5
10
15
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40
45
Lesetext
A UFSEHER (herrscht ihn an) Also nur nicht gar so gross tun, alter Tepp! Schluss jetzt! Marsch, ich will Dich nimmer sehen! Aus meinen Augen, sonst reiss ich Dir die Ohren aus! (er knallt mit der Peitsche) U RALTER Adieu! (ab) I DIOTIMA (tritt reisefertig aus der Villa, gefolgt von ihren K AMMERSKLAVINNEN , die noch rasch einige letzte Handgriffe an ihrem Kleid und ihrer Frisur vollbringen; Eine hält eine Lyra in der Hand) A UFSEHER (salutiert mit der Peitsche; eilt dann wieder ans Schiff und kontrolliert die Verladung des Gepäcks) I DIOTIMA Ach, sehet Papas Yacht! Wie sie die Segel jungfräulich rafft! Mit welchem Verlangen erträumte mein Auge dies liebliche Bild In all den Salons der Saison -Habet Dank, Ihr Götter! Denn was der Sterbliche als Sehnsucht hegt Das wird doch immer wieder Realität. Und ists nicht ein Märchen -- der Himmel, das Meer Und das Salz dieser Luft? Ein Schuft Ders nicht fühlt Dass diese Brise kühlt. Oh Segel, Ihr himmlische Erfindung Weht mich fort aus meiner Heimat Fort aus dem Alltag -Zum Beispiel: nach Kreta in die Sommerfrisch. Der kretinische Frühling ists, nach dem ich lechze. Du Wölklein in der Höh Steh still bei meinem Weh Nur Du kennst meinen Kummer: Mein Mann ist eine besondere Nummer. Er liebt nur sein Schwert, seinen Helm, seinen Panzer -Er ist ein Berufsmensch. Was gilt ihm der Venusberg neben einem befestigtem Hügel? Nichts, oh nichts! Immer denkt er nur, ob seine Rüstung auch richtig glänzt -Heut zieht er sich schon seit gestern an Er legte sich garnicht zu Bett in der Nacht Er zog sich nur an -Ach, Männer sind eitler als Frauen! Wer dies erkannt hat, der versteht die Welt. D IE S KLAVIN (mit der Lyra singt und begleitet sich selbst) Jaja, die Welt! Wer begreift ihre Bahn, ihre Rätsel? Ihren Sinn und ihr tieferes Sein? Herren sind eitler als Damen Das dürfte die Lösung wohl sein -B
25
K1/TS3/A6 (Korrekturschicht)
21
B
BriseN ]
N
korrigiert aus: Briese
59
ÖLA 3/W 95 – BS 29 a [3], Bl. 2
Fragmentarische Fassung des ersten Aktes
5
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N
B
B
N
B
B
N
N
B
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Lesetext
Jaja, die Welt! Nur die gnädige Frau Versteht sie genau Sie weiss, woraufs ankommt Und was einem frommt -A UFSEHER (knallt mit der Peitsche) I DIOTIMA Oh saget ihm, er knalle nicht so mit der Peitsche! Er schlage lieber, dann gibts nicht diesen schrillen Ton! Meine Nerven vertragen keine Disharmonien Ich bin geschwächt -C ONT D ’O TTIERI (kommt aus der Villa in Helm und Panzer, gefolgt von seinen K AMMERSKLAVEN , unter ihnen dem jungen frechen P AEGMIUM ; er blickt auf seinen Schild, wie in einen Spiegel und ruft) Pägmium! P AEGMIUM (tritt vor) Gnädiger Herr! C ONT D ’O TTIERI Ich kann mich in meinem Schild nicht sehen. Du sollst meinen Schild so putzen, dass ich ihn als Spiegel benützen kann -- begreifs doch endlich, dass ich mit Mars verwandt bin! (er erblickt I DIOTIMA ) Ach, Idiotima! I DIOTIMA (etwas spöttisch) Schon fertig? C ONT D ’O TTIERI Noch immer nicht -- (er reicht den Schild P AEGMIUM ) Da! Putz ihn , sonst erledig ich Dich wie jene fünfhundert in Cappadozien im vorigen Herbst -- fünfhundert mit einem Streich, obwohl mein Schwert abgestumpft war! I DIOTIMA Ich frag mich oft: warum kennt mein Gatte keine Gemütlichkeit? C ONT D ’O TTIERI Ein böses Wort! Viel lieber als in die Sommerfrische zög ich in einen flotten Krieg Viel lieber würd ich blutige Taten vollbringen Als friedlich meinen Leib in der Sonne bräunen -Denn mein Leib sehnt sich nach der befreienden Tat! I DIOTIMA Renommist! C ONT D ’O TTIERI Verwechsel nicht wieder alle Begriffe, bitte! I DIOTIMA (herrscht ihn an) Ich hasse den Krieg! C ONT D ’O TTIERI Versündig Dich nicht! Wenn das der Mars hört! I DIOTIMA Lass mich aus mit Deinem Gott! Eine Frau, die das blühende Leben unwillkürlich beschützt Da sie die Kinder bekommt Eine solche Frau betet um den ewigen Frieden Tag und Nacht! C ONT D ’O TTIERI Du nimmst den Mund voll, als hättest Du mir einen Sohn geschenkt. I DIOTIMA Ach, ich bin es müde -Wie gern wär ich manchmal ein Sklave! Lieber an eine Galeerenbank, als an Dich gekettet B
15
K1/TS3/A6 (Korrekturschicht)
N
B
N
N
25
30
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40
13 15–16 15 16 19 19–21 20
B
sein\en/
B
seinenN ] Du f kann --N ] BmeinenN ] BihnN ] BdenN ] BPutz f war!N ] BihnN ]
Textentlehnung Plautus, MG1
mein\en/ [es]|ihn| d[as]|en| Textentlehnung Plautus, MG2
[es] |ihn|
60
ÖLA 3/W 95 – BS 29 a [3], Bl. 3
Fragmentarische Fassung des ersten Aktes
10
15
N
B
20
25
30
35
Lesetext
Lieber rudern, rudern, rudern -Nur nicht mit Dir! C ONT D ’O TTIERI Du bist von Sinnen, mir scheint! I DIOTIMA Wenn wir nur schon segeln würden -- aufs Meer ohne Grenzen hinaus! (zu P AEGMIUM , der den Schild putzt) Wo steckt denn mein Vater? P AEGMIUM Der Herr Papa verabschieden sich, gnädige Frau! I DIOTIMA (perplex) Verabschieden? Von wem? P AEGMIUM Von dem Fräulein Hetäre, aufzuwarten! I DIOTIMA Ach! Ists wieder dieses kleine Dirnchen? C ONT D ’O TTIERI Das ist kein Dirnchen, das ist ein richtiges Weib – Das Beseelteste weit und breit. Es hat auch mich mit Engelskniffen Vor vierzehn Tag sehr angegriffen. I DIOTIMA Na, chacun a son gout! K. R. T HAGO (kommt aus der Villa mit der achtzehnjährigen Hetäre L EMNISERIS ) C ONT D ’O TTIERI (zu I DIOTIMA ) Er kommt, gib Ruh! K. R. T HAGO (zu L EMNISERIS ) Wohl begreif ich Deine Trauer , mein süsses teuerstes Geschöpf! Du kostspieliges, Du -Denn ich fahr nun fort und lass Dich da. Doch sei beruhigt: Ich lass auch mein Geschäft da, Handel und Wandel, die Börs, das Kontor -Mögen die Papiere fallen oder sich heben Ich muss ruhen! Ja, ruhen -Der Arzt hats mir verordnet, der Weise Er kennt mein Leiden. Es ist nicht der Ausfluss des üppigen Lebens Sondern der Erregung über das Leben in Geschäften. Verlieren regt auf Aber verdienen noch mehr -Und viel verdienen, das legt sich aufs Herz Denn viel verdienen ist Schmerz Teuer erkaufter Schmerz, Du Kind -L EMNISERIS Das glaub ich Euch nicht, Herr Präsident. B
5
K1/TS3/A6 (Korrekturschicht)
B
N B
2 17 35 35
Nur f Dir!N ] Deine TrauerN ] BL EMNISERIS N ] BDas f Präsident.N ] B B
N
N
[Tag und Nacht!] |Nur f Dir!| Deine[n] [Schmerz] |Trauer| korrigiert aus: L EMINSERIS (1) Das f Präsident. (2) [\[Wie] |Ach, ärmster Herr Präsident!|/] (3) [\[Ach] |Wie leid Ihr mir tut, Herr Präsident –|/] (4) [\Oh, wie wahr, mein Herr – K. R. T HAGO /]
61
ÖLA 3/W 95 – BS 29 a [3], Bl. 4
Fragmentarische Fassung des ersten Aktes
B
B
B
N
N
B
10
N
N
B
15
Lesetext
K. R. T HAGO Nun lebe wohl, ich muss dahin. L EMNISERIS Der Sommer mag kommen, der Herbst vergehen! Meine Liebe zu Euch wird immer bestehen. K. R. T HAGO Möglich. Doch hör mal her: Ich will Deinem Glück nicht im Wege stehen – L EMINSERIS Was heisst das? K. R. T HAGO Das heisst: Du kommst jetzt wieder zu Deinem Glück Zum braven Sklavenhändler zurück. L EM Nein! Ihr wollt mich wieder weiterverkaufen?! K. R. T HAGO Ja. Weil ich es {nimmer} verantworten könnt, Dich in der Entfaltung Deiner Karrier zu stören. Es findet sich vielleicht einer, der Dich kauft, ein Besserer, Schönerer, Reicherer – B
5
K1/TS3/A6 (Korrekturschicht)
N
N
\Textverlust\
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25
L EMNISERIS Das glaub ich Euch nicht, Herr Präsident. T HAGO Glaub es mir nur. Wie gern wär ich manchmal arm Wenn ich an der Börs verlier Denk ich an die Tage der Kindheit In der Punischen Strass zu Karthago -Wo ich ein kleines Kind war -B Und abends dann mit kleinen steifen Beinchen Nachhause ging – Oh, Kindheit!N L EMNISERIS BHöret --N B T HAGO N Nun lebe wohl, ich muss dahin – B L EMNISERIS N Und ich soll wieder zum Sklavenhändler?
1–15
1 5 6 10 12 24–26 27 28 29
B
Nun f Reicherer –N ]
dahin.N ] malN ] BDeinem GlückN ] BZumN ] BderN ] BUnd f Kindheit –N ] BHöret --N ] BT HAGO N ] BL EMNISERIS N ] B B
(1) Glaub nicht der Gosse
Glaube mir Glaub nicht den Geldlosen Ohnehosen Halt Dich an mich Ich trag Dich empor Ich kenn das Geschäft Ich machs Dir schon recht! \Ich werd mich da nix zerreissen!/ (2) \Nun f Reicherer –/ dahin[{sch}]|n.| [jetzt] |mal| Deine[m][|r|] [Glück] [|Karrier|] [Schön und artig] [z]|Z|um [{Dein}]|der| \Und f Kindheit –/ korrigiert aus: Höret-korrigiert aus: T HOAGO korrigiert aus: L EMINSERIS
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ÖLA 3/W 95 – BS 29 a [3], Bl. 6
Fragmentarische Fassung des ersten Aktes
B
N
N
B
10
15
N
B
20
B
25
Lesetext
T HAGO Was denn? Ich fahre auf ein halbes Jahr Und darf der Venus nicht opfern -Ich will Deinem Glück nicht im Wege stehen Es findet sich vielleicht einer, der Dich kauft -Ich weiss, auch wenn Du Dir ihn nicht aussuchen kannst Die Hauptsach ist: es kauft Dich einer. L EMNISERIS Ich glaube eher, dass Ihr mir nichts geben wollt Nicht damit ich nichts versäume Sondern damit Ihr was erspart -Ihr bringt mich dem Sklavenhändler zurück -Aber nicht aus Weltanschauung. T HAGO Du bist ein Kind. Ich gewähre keinen bezahlten Urlaub. Die Sparsamkeit ist auch eine Weltanschauung Eine Bürgertugend, eine Bürgerpflicht -Mit einem Wort: Du gehst zurück und machst Dein Glück Ich werd mich da nix zerreissen! (zu B UTLERUS ) Bring sie zum Sklavenhändler! B UTLERUS (erscheint auf dem Schiff) Gnädigster Herr! Die Segel sind gesattelt Der Anker windet sich empor – Alles in Ordnung! Einsteigen, Einsteigen! Gute Erholung, gute Fahrt! I DIOTIMA Endlich! C ONT D ’O TTIERI Her mit meinem Schild! K. R. T HAGO (zu Lemniseris) Vergiss mich nicht, ich bin ein alter Phönizier! L EMNISERIS Gut, aber so lasse mir wenigstens meine Dienerin! T HAGO Von mir aus! (er geht aufs Schiff) B
5
K1/TS3/A6 (Korrekturschicht)
N
B
N
N
B
30
N
krieget Bäuch! (Die Segel werden gestrafft , der Anker gelichtet das Schiff fährt weg) B
N
B
4 7 8 18 18 20–28 29 32 33
findet sichN ] L EMNISERIS N ] BdamitN ] Bzerreissen! (zuN ] BBringN ] BB UTLERUS f Phönizier!N ] BL EMNISERIS N ] Bkrieget Bäuch!N ] BgestrafftN ] B B
N
korrigiert aus: findetsich korrigiert aus: L EMNISE S korrigiert aus: damit, korrigiert aus: zerreissen! (zu korrigiert aus: Bing
\B UTLERUS f Phönizier!/ korrigiert aus: L EMINSERIS \krieget Bäuch!/ (1) gelichtet (2) gestrafft
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ÖLA 3/W 95 – BS 29 a [3], Bl. 7
Fragmentarische Fassung des ersten Aktes
K1/TS3/A6 (Korrekturschicht)
S KLAVENCHOR (winkt Abschied und singt) Das Schiff ist bereit! Bitte, einzusteigen! Keine Well auf der See Und der Himmel blau Fahret dahin! Keine Wolk in der Höh Und die Luft so lau Fahret dahin! Lasst Euch alles {gutgeraten} Fahret dahin! Friedlich {die ganze} Natur Von ein Sturm keine Spur Fahret dahin Rudert Ihr Sklaven, rudert nur Sonst kriegt Ihr eine Peitschenkur! Frohe Fahrt! A UFSEHER Was hör ich?! Was singt Ihr da?! (er hebt die Peitsche ) B UTLERUS Halt! Was fällt Dir ein?! Du wirst doch da nicht herumschlagen! Wo wir Sklaven jetzt untereinander sind?! Du bist doch auch nur einer! A UFSEHER Das ist mir wurscht! Mir machts Freud! B UTLERUS Mir aber nicht! A UFSEHER Was gehts Dich an?! Wär ja noch schöner! Du hast hier garnichts zu sagen! B UTLERUS Ich hab hier alles zu sagen -- sieh her! Ich geniesse das Vertrauen meines Herrn! Ich bin hier als Obersklave eingesetzt, verstanden! Ich führe das Haus, mir hat jeder zu gehorchen, in seiner Abwesenheit! Und damit Du Dir das merkst, lass ich Dich mal ein bisserl auspeitschen! Los! B
B
5
10
N
N
B
N
15
B
N
B
20
25
Lesetext
B
2–14
B
4 5 15–17
B
18 20
B
N
Das f dahinN
Keine f SeeN ] Und f blauN ] BRudert f Fahrt!N ] B
B
PeitscheN ] jetztN ]
N
(1) Nun lichtet die Anker!
Straffet die Segel! Haltet die Regel! Gute Erholung Frohe Fahrt! (leise) Es treff Euch der Schlag! (laut) Kommet gut wieder Zi het daher Gebräunt die Glieder Ueber das Meer! Wir warten schon sehr Auf Euere Wiederkehr! (2) \Fresset Euch satt an Gansl und Braten Kommet dick wieder Werdet fett! Verreckt im eigenen Speck! Verreckt im eigenen Speck!/ (3) \Das f dahin/ [|N|] |[Friedlich die] |Keine Well auf der| See| [{ }]|U|nd [das] |der| Himmel [still] |blau| (1) (leise) Ertrinket im Meer! (winken lut) Ertrinket im Meer! (2) \Rudert f Fahrt!/ korrigiert aus: eitsche korrigiert aus: hjetzt
64
Fragmentarische Fassung des ersten Aktes
K1/TS3/A6 (Korrekturschicht)
M ARIECHEN (kommt) ich hab grad meinen Schwiegervater aufgehängt – A UFSEHER Hoch! Hoch! Hoch! (sie führen den A UFSEHER ab) L EMNISERIS Ihr wäret eigentlich der geborene Herr -- es ist imposant, dass Ihr den Mut habt -B UTLERUS Gefällt Euch, was? L EMNISERIS Ja. B UTLERUS Ihr gefällt mir auch. L EMNISERIS Wie meint Ihr das? B UTLERUS Ich meine das so: es wäre erspriesslich für das Gemeinwohl, und ergötzlich für uns zwei beide, wenn wir uns zusammentun würden -L EM Fort! Verwegener! Wenn Euch der Sklavenhändler hört! B UT Kommt! L EM Ich kann doch nicht einem Sklaven angehören, nach freiem Willen ! Mit mir macht man doch Geschäfte! Man bringt mich um, wenn ich es tue! Bedenkt, die Moral! Ich bin doch nicht frei! Meine Seele ist an das Geschäft gebunden! (Stille) B UT Wie heisst Du eigentlich? L EM Lemniseris , aber eigentlich heiss ich Josephine -B UT Was ist das für ein Name? L EM So hat mich mal einer genannt. Ein Fremder. „Peppi“ hat er gesagt. B UT Wo kam denn der her? L EM Aus Jerusalem. (Stille) B UT Mit wem Euere Art auch alles zusammenkommt! L EM Er hat mich vom Sklavenhändler gekauft, aber nur für kurz. Er hat den Händler betrogen, aber nicht mich -- ein feiner Mensch, ein anständiger, aber ein komischer Kauz. Er hat an garnichts mehr geglaubt, nur an einen einzigen Gott, und der ist unsichtbar, hat er gesagt . B UT Ja, davon hab ich auch schon gehört. Es soll mal irgendwo einer für alle gestorben sein -L EM Davon hab ich wieder noch nichts gehört. B UT Ja, es soll sogar so sein, dass es dann keine Sklaven mehr geben wird --- Na, wir werdens ja nichtmehr erleben! D IENERIN (kommt) Lemniseris, der Sklavenhändler ist da! B UT Wir lassen bitten! N
B
B
5
10
B
N
B
N
N
B
B
20
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N
B
B
B
30
B
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N
N
\Abbruch der Bearbeitung\
1 2 6 8 10
B
\M ARIECHEN f aufgehängt –/
B
13 18 18 27 28 32
B
korrigiert aus: Hoch! (sie korrigiert aus: L EMINSERIS korrigiert aus: L EMNISETIS (1) mü (2) würden korrigiert aus: Will en korrigiert aus: Memniseris korrigiert aus: Josehine korrigiert aus: ga nichrsmehr korrigiert aus: ergesagt korrigiert aus: er
WillenN ] LemniserisN ] BJosephineN ] Bgarnichts mehrN ] Ber gesagtN ] BesN ] B
N
N
N
M ARIECHEN f aufgehängt –N ] Hoch! (sieN ] BL EMNISERIS N ] BL EMNISERIS N ] BwürdenN ]
ÖLA 3/W 95 – BS 29 a [3], Bl. 8
N
B
15
Lesetext
65
ÖLA 3/W 95 – BS 29 a [3], Bl. 9
Fragmentarische Fassung des ersten Aktes
K1/TS3/A8 (Korrekturschicht)
Lesetext
ERSTER AKT
5
10
15
20
25
30
35
40
ÖLA 3/W 94 – BS 29 a [2], Bl. 1
Kleiner Privathafen vor einer Villa am Meer. Die Villa gehört dem reichen punischen Bankier K. R. Thago, einem naturalisiertem Römer. Er bewohnt sie mit seiner Tochter Idiotima und derem Mann, dem Cont d’Ottieri. Rechts im Vordergrunde sieht man einige Säulen der Villa, links im Hintergrunde liegt die Luxusgaleere des Bankiers. Zahlreiche S KLAVEN tragen vom Ufer Gepäckstücke auf das Schiff, Kisten, Truhen, Fässer, Schläuche, Geschirr. Sie werden von einem dummen A UFSEHER mit Nilpferdpeitsche beaufsichtigt. Es ist ein herrlicher Tag, ohne Wellen und Wolken. A UFSEHER (zählt die an ihm vorbeigetragenen Gepäckstücke) -- 84, 85, 86, 87 -- vorwärts-vorwärts! (er knallt mit der Peitsche) Wir haben noch 164 Stück! 88, 89 -los-los! Nur nicht geschlafen, sonst weck ich Euch auf, Sklavenpack! (er knallt wieder mit der Peitsche, blickt dann über das Meer hin und singt mit Falsett) Es taget aus dem Osten Das Licht scheint überall Wie wenig weiss mein Liebchen Ach! wo ich hingehen soll. Als wären das all meine Freunde Die meine Feinde sein! Ich führte Dich aus dem Lande Mein Lieb, mein Minnelein -(er unterbricht plötzlich seinen Gesang, knallt abermals mit der Peitsche und brüllt einen U RALTEN S KLAVEN grimmig an) Schneller-schneller! 107, 108, 109 -hast nicht gehört, altes Stück Elend?! Avanti-avanti! U RALTER (stellt ruhig sein Fässlein auf den Boden) A UFSEHER (ausser sich) Was fällt Dir ein?! Der Koffer am Boden, die Hände im Sack?! Beim Jupiter, das halt ich nicht aus! U RALTER (einfach) Jupiter weiss: Ich bin ein Greis. Pardon, dass das Alter mich bückt Pardon, dass mir keine Last mehr glückt Pardon, dass mir dies Fässlein zu schwer -Die schwieligen Hände, sie können nichtmehr. Sie zwacken, sie zucken Sie krampfen, sie mucken. Seht nur, seht! (er hält ihm seine Hände hin) A UFSEHER (begeistert) Das nenn ich zittern! U RALTER Ich bin ein Geldstück, das man ausgegeben hat In einer reichen leichten Stadt -Dort wurde ich gewechselt. Auf meine Sklavenehr: Jetzt bin ich nichtsmehr. B
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B
mit Falsett)N ]
[zart)] |mit Falsett)|
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N
ÖLA 3/W 94 – BS 29 a [2], Bl. 2
Fragmentarische Fassung des ersten Aktes
K1/TS3/A8 (Korrekturschicht)
A UFSEHER Das Beste ist, Du gehst nachhaus Und hängst Dich zum Fensterkreuz naus. U RALTER (heiter) Freilich, das ist das Allerbest Schon vor tausend Jahr gewest! Doch wie soll ich mit meinen streikenden Fingern Eine korrekte Schlinge schlingern? A UFSEHER Hast denn garniemand, der Dir dabei helfen könnt? Bist denn ganz allein und hast keine Verwandte, keine Kinder, keine Familie? (Stille) B
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Lesetext
N
B N
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U RALTER (singt) Ich wohn mit meiner Sklavenfamil In einem einzigen winzigen Raum Dort leben, kochen, schlafen wir Dort lieben, zanken, prügeln wir Uns, uns, uns -Und immer wieder nur uns.
ÖLA 3/W 94 – BS 29 a [2], Bl. 3
Meine Familie besteht aus acht Köpf Aus sechzehn Händ und dreissig Zöpf Das liegt sich alles in einem Bett Und träumt dasselbe um die Wett Und oft, wenn wir erwachen tun Wissen wirs nicht, was liegt uns im Gfriess Wessen Füss? Uns, uns, uns --Und immer wieder nur uns. B
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N
Ich werds meiner Schwiegertochter sagen Die hat kein Herz und kennt kein Schreck Die wird mich schon ans Fensterkreuz nageln Die hat das Hirn am richtigen Fleck -Die hängt mich auf Nach altem schönem Brauch Mich, mich, mich -Hoffentlich! A UFSEHER Lächerlich! Wenn Du als Sklavenfamilienoberhaupt es Deiner Schwiegertochter befiehlst, dass sie Dich aufhängt, dann muss sie parieren, da gibts keine Ausredereien! Oder hast denn Du als Vater garkeine Autorität? U RALTER Lächerlich! Ihr solltet sehen, wie die mir zuhaus jeden Wunsch von den Augen ablesen, es genügt schon der schäbigste Wink und alle verkriechen sich unters Bett -- auch wenn ich nur ein unfreier Sklave bin, zuhaus bin ich Oho! Da kenn ich nichts, da bin ich mein eigener Jupiter! 1 11
B
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B
nachhausN ] ]
B N
B
KöpfN ] dreissig ZöpfN ]
korrigiert aus: nachaus
[U RALTER (überlegte) Die Familie ist das Fundament der Sklaverei. A UFSEHER Kusch.] Köpf[en] [sechzehn Füss] |dreissig Zöpf|
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ÖLA 3/W 94 – BS 29 a [2], Bl. 4
Fragmentarische Fassung des ersten Aktes
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10
15
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30
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Lesetext
A UFSEHER (herrscht ihn an) Also nur nicht gar so gross tun, alter Tepp! Schluss jetzt! Marsch, ich will Dich nimmer sehen! Aus meinen Augen, sonst reiss ich Dir die Ohren aus! (er knallt mit der Peitsche) U RALTER Adieu! (ab) I DIOTIMA (tritt reisefertig aus der Villa, gefolgt von ihren K AMMERSKLAVINNEN , die noch rasch einige letzte Handgriffe an ihrem Kleid und ihrer Frisur vollbringen; Eine hält eine Lyra in der Hand) A UFSEHER (salutiert mit der Peitsche; eilt dann wieder ans Schiff und kontrolliert die Verladung des Gepäcks) I DIOTIMA Ach, sehet Papas Yacht! Wie sie die Segel jungfräulich rafft! Mit welchem Verlangen erträumte mein Auge dies liebliche Bild In all den Salons der Saison -Habet Dank, Ihr Götter! Denn was der Sterbliche als Sehnsucht hegt Das wird doch immer wieder Realität. Und ists nicht ein Märchen -- der Himmel, das Meer Und das Salz dieser Luft? Ein Schuft Ders nicht fühlt Dass diese Brise kühlt. Oh Segel, Ihr himmlische Erfindung Weht mich fort aus meiner Heimat Fort aus dem Alltag -Zum Beispiel: nach Kreta in die Sommerfrisch. Der kretinische Frühling ists, nach dem ich lechze. Du Wölklein in der Höh Steh still bei meinem Weh Nur Du kennst meinen Kummer: Mein Mann ist eine besondere Nummer. Er liebt nur sein Schwert, seinen Helm, seinen Panzer -Er ist ein Berufsmensch. Was gilt ihm der Venusberg neben einem befestigtem Hügel? Nichts, oh nichts! Immer denkt er nur, ob seine Rüstung auch richtig glänzt -Heut zieht er sich schon seit gestern an Er legte sich garnicht zu Bett in der Nacht Er zog sich nur an -Ach, Männer sind eitler als Frauen! Wer dies erkannt hat, der versteht die Welt. D IE S KLAVIN (mit der Lyra singt und begleitet sich selbst) Jaja, die Welt! Wer begreift ihre Bahn, ihre Rätsel? Ihren Sinn und ihr tieferes Sein? Herren sind eitler als Damen Das dürfte die Lösung wohl sein -B
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K1/TS3/A8 (Korrekturschicht)
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B
BriseN ]
N
korrigiert aus: Briese
68
ÖLA 3/W 95 – BS 29 a [3], Bl. 2
Fragmentarische Fassung des ersten Aktes
5
10
N
B
B
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B
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B
20
Lesetext
Jaja, die Welt! Nur die gnädige Frau Versteht sie genau Sie weiss, woraufs ankommt Und was einem frommt -A UFSEHER (knallt mit der Peitsche) I DIOTIMA Oh saget ihm, er knalle nicht so mit der Peitsche! Er schlage lieber, dann gibts nicht diesen schrillen Ton! Meine Nerven vertragen keine Disharmonien Ich bin geschwächt -C ONT D ’O TTIERI (kommt aus der Villa in Helm und Panzer, gefolgt von seinen K AMMERSKLAVEN , unter ihnen dem jungen frechen P AEGMIUM ; er blickt auf seinen Schild, wie in einen Spiegel und ruft) Pägmium! P AEGMIUM (tritt vor) Gnädiger Herr! C ONT D ’O TTIERI Ich kann mich in meinem Schild nicht sehen. Du sollst meinen Schild so putzen, dass ich ihn als Spiegel benützen kann -- begreifs doch endlich, dass ich mit Mars verwandt bin! (er erblickt I DIOTIMA ) Ach, Idiotima! I DIOTIMA (etwas spöttisch) Schon fertig? C ONT D ’O TTIERI Noch immer nicht -- (er reicht den Schild P AEGMIUM ) Da! Putz ihn , sonst erledig ich Dich wie jene fünfhundert in Cappadozien im vorigen Herbst -- fünfhundert mit einem Streich, obwohl mein Schwert abgestumpft war! I DIOTIMA Ich frag mich oft: warum kennt mein Gatte keine Gemütlichkeit? C ONT D ’O TTIERI Ein böses Wort! Viel lieber als in die Sommerfrische zög ich in einen flotten Krieg Viel lieber würd ich blutige Taten vollbringen Als friedlich meinen Leib in der Sonne bräunen -Denn mein Leib sehnt sich nach der befreienden Tat! I DIOTIMA Renommist! C ONT D ’O TTIERI Verwechsel nicht wieder alle Begriffe, bitte! I DIOTIMA (herrscht ihn an) Ich hasse den Krieg! C ONT D ’O TTIERI Versündig Dich nicht! Wenn das der Mars hört! I DIOTIMA Lass mich aus mit Deinem Gott! Eine Frau, die das blühende Leben unwillkürlich beschützt Da sie die Kinder bekommt Eine solche Frau betet um den ewigen Frieden Tag und Nacht! C ONT D ’O TTIERI Du nimmst den Mund voll, als hättest Du mir einen Sohn geschenkt. I DIOTIMA Ach, ich bin es müde -Wie gern wär ich manchmal ein Sklave! Lieber an eine Galeerenbank, als an Dich gekettet B
15
K1/TS3/A8 (Korrekturschicht)
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13 15–16 15 16 19 19-21 20
B
sein\en/
B
seinenN ] Du f kann --N ] BmeinenN ] BihnN ] BdenN ] BPutz f war!N ] BihnN ]
Textentlehnung Plautus, MG1
mein\en/ [es]|ihn| d[as]|en| Textentlehnung Plautus, MG2
[es] |ihn|
69
ÖLA 3/W 95 – BS 29 a [3], Bl. 3
Fragmentarische Fassung des ersten Aktes
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Lesetext
Lieber rudern, rudern, rudern -Nur nicht mit Dir! C ONT D ’O TTIERI Du bist von Sinnen, mir scheint! I DIOTIMA Wenn wir nur schon segeln würden -- aufs Meer ohne Grenzen hinaus! (zu P AEGMIUM , der den Schild putzt) Wo steckt denn mein Vater? P AEGMIUM Der Herr Papa verabschieden sich, gnädige Frau! I DIOTIMA (perplex) Verabschieden? Von wem? P AEGMIUM Von dem Fräulein Hetäre, aufzuwarten! I DIOTIMA Ach! Ists wieder dieses kleine Dirnchen? Na, chacun a son gout! K. R. T HAGO (kommt aus der Villa mit der achtzehnjährigen Hetäre L EMNISELENIS , gefolgt von deren Dienerin M AT -ROSA , einer ordinären Person im besten Alter) C ONT D ’O TTIERI (zu I DIOTIMA ) Er kommt, gib Ruh! K. R. T HAGO (zu L EMNISELENIS ) Wohl begreif ich Deine Trauer, mein süsses teuerstes Geschöpf! Du kostspieliges, Du -Denn ich fahr nun fort und lass Dich da. Doch sei beruhigt: Ich lass auch mein Geschäft da, Handel und Wandel, die Börs, das Kontor -Mögen die Papiere fallen oder sich heben Ich muss ruhen! Ja, ruhen -Der Arzt hats mir verordnet, der Weise Er kennt mein Leiden. Es ist nicht der Ausfluss des üppigen Lebens Sondern der Erregung über das Leben in Geschäften. Verlieren regt auf Aber verdienen noch mehr -Und viel verdienen, das legt sich aufs Herz Denn viel verdienen ist Schmerz Teuer erkaufter Schmerz, Du Kind - Nun lebe wohl, ich muss dahin. L EMNISELENIS Der Sommer mag kommen, der Herbst vergehen Meine Lieb zu Euch wird immer bestehen Denn Ihr habt mich gekauft. K. R. T HAGO Ach Du mein holdes Erröten! Eigentlich bin ich sehr in Nöten Denn ich will ihn nicht hemmen, Deiner Karriere Lauf. L EMNISELENIS Was heisst das? mit einem Wort: K. R. T HAGO Das heisst – Ich segel jetzt fort B
5
K1/TS3/A8 (Korrekturschicht)
B
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2 38
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40 40 40 41
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N B N B
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Nur f Dir!N ] ihn f Lauf.N ]
heisst –N ] ] BmitN ] BsegelN ] B N
N
[Tag und Nacht!] |Nur f Dir!| (1) Deiner Karriere nicht im Wege stehen -(2) \ihn f Lauf./ heisst[:]|–| Absatz vom Autor getilgt
[M]|m|it [fahr] |segel|
70
ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 2
ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 9
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 8
ÖLA 3/W 93 – BS 29 a [1], Bl. 12
ÖLA 3/W 93 – BS 29 a [1], Bl. 7
ÖLA 3/W 93 – BS 29 a [1], Bl. 4
Fragmentarische Fassung des ersten Aktes
K1/TS3/A8 (Korrekturschicht)
Lesetext
Und Du kehrst zurück – es ist Dein Glück Zum braven Sklavenhändler zurück. L EMNISELENIS Nein! Ihr wollt mich wieder weiterverkaufen?! K. R. T HAGO Ja. Weil ich es nimmer verantworten könnt, Dich in der Entfaltung Deiner Karrier zu stören. Weil ich es nimmer verantworten könnt, Dich ohne mich zurückzulassen. Weil ich es nimmer verantworten könnt, dass sich vielleicht ein Besserer, Schönerer, Reicherer findet -L EMNISELENIS (unterbricht ihn) Es gibt keinen Reicheren, als Euch! Oh, bringt mich nicht wieder auf den Sklavenmarkt zurück! Es folget so selten was besseres nach! K. R. T HAGO Ich will nur Dein Gutes , mein Kind! L EMNISELENIS Wollet lieber das Schlechte, mein Herr! Gewährt mir weiter Euere Huld Ich bleib Euch nichts Schuld. Jeder Groschen ein Kuss Wenn ich nicht wieder auf den Sklavenmarkt muss Wenn Ihr heimkehrt {von} Eurer Sommerfahrt Wird von mir alles in bar bezahlt. K. R. T HAGO Das ist mir ein zu riskantes Geschäft. Warum soll ich Dich jetzt überhaupt ein halbes Jahr umsonst ernähren? Wer weiss, ob ich zurückkehre? Wer und Sparweiss, ob Du dann noch lebst? Vorsicht ist die Mutter der Weisheit samkeit ist eine Weltanschauung. L EMNISELENIS Ich weiss nichtmehr was ich glauben soll, Herr Präsident! B
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N B N B
B
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\Abbruch der Bearbeitung\
1–2
B
Und f zurück.]
(1) Und Du kehrst [zu Deinem Glück]
|zurück.|
11 14–21
B
18 19–20 21 21 23
B
B
GutesN ] Ich f Weisheit N ]
Wird f mirN ] überhauptN ] B N] BundN ] BIch f soll,N ] B
\L EMNI Wohin? K. R. T HAGO [Zum Sklavenhändler] |Zu[m Hr] \meinem Geschäftsfreund/ |Dordalus|[,] |–|| L EM (entsetzt) Nein! K. R. T HAGO Warum nicht? [Es ist Dein Glück. Du kehrst zurück]/ (2) Und Du kehrst [zu Deinem Glück] |zurück[.] |– es ist Dein Glück|| [Wieder] [z]|Z|um [braven] [|Deinem|] Sklavenhändler zurück. [Bestes] |Gutes| (1) Auch wenn ich nichts leist Während Ihr in der Sommerfrisch weilt -(2) \Ich f Weisheit/ [Werd ich] |Wird f mir| \überhaupt/ gestrichen: K. R. T HAGO [U]|u|nd [Das glaub ich Euch nicht,] |Ich f soll,|
71
Fassung des ersten Aktes
K1/TS3/A10 (Korrekturschicht)
Lesetext
ERSTER AKT
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ÖLA 3/W 94 – BS 29 a [2], Bl. 1
Kleiner Privathafen vor einer Villa am Meer. Die Villa gehört dem reichen punischen Bankier K. R. Thago, einem naturalisiertem Römer. Er bewohnt sie mit seiner Tochter Idiotima und derem Mann, dem Cont d’Ottieri. Rechts im Vordergrunde sieht man einige Säulen der Villa, links im Hintergrunde liegt die Luxusgaleere des Bankiers. Zahlreiche S KLAVEN tragen vom Ufer Gepäckstücke auf das Schiff, Kisten, Truhen, Fässer, Schläuche, Geschirr. Sie werden von einem dummen A UFSEHER mit Nilpferdpeitsche beaufsichtigt. Es ist ein herrlicher Tag, ohne Wellen und Wolken. A UFSEHER (zählt die an ihm vorbeigetragenen Gepäckstücke) -- 84, 85, 86, 87 -- vorwärts-vorwärts! (er knallt mit der Peitsche) Wir haben noch 164 Stück! 88, 89 -los-los! Nur nicht geschlafen, sonst weck ich Euch auf, Sklavenpack! (er knallt wieder mit der Peitsche, blickt dann über das Meer hin und singt mit Falsett) Es taget aus dem Osten Das Licht scheint überall Wie wenig weiss mein Liebchen Ach! wo ich hingehen soll. Als wären das all meine Freunde Die meine Feinde sein! Ich führte Dich aus dem Lande Mein Lieb, mein Minnelein -(er unterbricht plötzlich seinen Gesang, knallt abermals mit der Peitsche und brüllt einen U RALTEN S KLAVEN grimmig an) Schneller-schneller! 107, 108, 109 -hast nicht gehört, altes Stück Elend?! Avanti-avanti! U RALTER (stellt ruhig sein Fässlein auf den Boden) A UFSEHER (ausser sich) Was fällt Dir ein?! Der Koffer am Boden, die Hände im Sack?! Beim Jupiter, das halt ich nicht aus! U RALTER (einfach) Jupiter weiss: Ich bin ein Greis. Pardon, dass das Alter mich bückt Pardon, dass mir keine Last mehr glückt Pardon, dass mir dies Fässlein zu schwer -Die schwieligen Hände, sie können nichtmehr. Sie zwacken, sie zucken Sie krampfen, sie mucken. Seht nur, seht! (er hält ihm seine Hände hin) A UFSEHER (begeistert) Das nenn ich zittern! U RALTER Ich bin ein Geldstück, das man ausgegeben hat In einer reichen leichten Stadt -Dort wurde ich gewechselt. Auf meine Sklavenehr: Jetzt bin ich nichtsmehr. B
15
B
mit Falsett)N ]
[zart)] |mit Falsett)|
72
N
ÖLA 3/W 94 – BS 29 a [2], Bl. 2
Fassung des ersten Aktes
K1/TS3/A10 (Korrekturschicht)
A UFSEHER Das Beste ist, Du gehst nachhaus Und hängst Dich zum Fensterkreuz naus. U RALTER (heiter) Freilich, das ist das Allerbest Schon vor tausend Jahr gewest! Doch wie soll ich mit meinen streikenden Fingern Eine korrekte Schlinge schlingern? A UFSEHER Hast denn garniemand, der Dir dabei helfen könnt? Bist denn ganz allein und hast keine Verwandte, keine Kinder, keine Familie? (Stille) B
5
10
Lesetext
N
B N
15
U RALTER (singt) Ich wohn mit meiner Sklavenfamil In einem einzigen winzigen Raum Dort leben, kochen, schlafen wir Dort lieben, zanken, prügeln wir Uns, uns, uns -Und immer wieder nur uns.
ÖLA 3/W 94 – BS 29 a [2], Bl. 3
Meine Familie besteht aus acht Köpf Aus sechzehn Händ und dreissig Zöpf Das liegt sich alles in einem Bett Und träumt dasselbe um die Wett Und oft, wenn wir erwachen tun Wissen wirs nicht, was liegt uns im Gfriess Wessen Füss? Uns, uns, uns --Und immer wieder nur uns. B
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N
Ich werds meiner Schwiegertochter sagen Die hat kein Herz und kennt kein Schreck Die wird mich schon ans Fensterkreuz nageln Die hat das Hirn am richtigen Fleck -Die hängt mich auf Nach altem schönem Brauch Mich, mich, mich -Hoffentlich! A UFSEHER Lächerlich! Wenn Du als Sklavenfamilienoberhaupt es Deiner Schwiegertochter befiehlst, dass sie Dich aufhängt, dann muss sie parieren, da gibts keine Ausredereien! Oder hast denn Du als Vater garkeine Autorität? U RALTER Lächerlich! Ihr solltet sehen, wie die mir zuhaus jeden Wunsch von den Augen ablesen, es genügt schon der schäbigste Wink und alle verkriechen sich unters Bett -- auch wenn ich nur ein unfreier Sklave bin, zuhaus bin ich Oho! Da kenn ich nichts, da bin ich mein eigener Jupiter! 1 11
B
20 21
B
nachhausN ] ]
B N
B
KöpfN ] dreissig ZöpfN ]
korrigiert aus: nachaus
[U RALTER (überlegte) Die Familie ist das Fundament der Sklaverei. A UFSEHER Kusch.] Köpf[en] [sechzehn Füss] |dreissig Zöpf|
73
ÖLA 3/W 94 – BS 29 a [2], Bl. 4
Fassung des ersten Aktes
5
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Lesetext
A UFSEHER (herrscht ihn an) Also nur nicht gar so gross tun, alter Tepp! Schluss jetzt! Marsch, ich will Dich nimmer sehen! Aus meinen Augen, sonst reiss ich Dir die Ohren aus! (er knallt mit der Peitsche) U RALTER Adieu! (ab) I DIOTIMA (tritt reisefertig aus der Villa, gefolgt von ihren K AMMERSKLAVINNEN , die noch rasch einige letzte Handgriffe an ihrem Kleid und ihrer Frisur vollbringen; Eine hält eine Lyra in der Hand) A UFSEHER (salutiert mit der Peitsche; eilt dann wieder ans Schiff und kontrolliert die Verladung des Gepäcks) I DIOTIMA Ach, sehet Papas Yacht! Wie sie die Segel jungfräulich rafft! Mit welchem Verlangen erträumte mein Auge dies liebliche Bild In all den Salons der Saison -Habet Dank, Ihr Götter! Denn was der Sterbliche als Sehnsucht hegt Das wird doch immer wieder Realität. Und ists nicht ein Märchen -- der Himmel, das Meer Und das Salz dieser Luft? Ein Schuft Ders nicht fühlt Dass diese Brise kühlt. Oh Segel, Ihr himmlische Erfindung Weht mich fort aus meiner Heimat Fort aus dem Alltag -Zum Beispiel: nach Kreta in die Sommerfrisch. Der kretinische Frühling ists, nach dem ich lechze. Du Wölklein in der Höh Steh still bei meinem Weh Nur Du kennst meinen Kummer: Mein Mann ist eine besondere Nummer. Er liebt nur sein Schwert, seinen Helm, seinen Panzer -Er ist ein Berufsmensch. Was gilt ihm der Venusberg neben einem befestigtem Hügel? Nichts, oh nichts! Immer denkt er nur, ob seine Rüstung auch richtig glänzt -Heut zieht er sich schon seit gestern an Er legte sich garnicht zu Bett in der Nacht Er zog sich nur an -Ach, Männer sind eitler als Frauen! Wer dies erkannt hat, der versteht die Welt. D IE S KLAVIN (mit der Lyra singt und begleitet sich selbst) Jaja, die Welt! Wer begreift ihre Bahn, ihre Rätsel? Ihren Sinn und ihr tieferes Sein? Herren sind eitler als Damen Das dürfte die Lösung wohl sein -B
25
K1/TS3/A10 (Korrekturschicht)
21
B
BriseN ]
N
korrigiert aus: Briese
74
ÖLA 3/W 95 – BS 29 a [3], Bl. 2
Fassung des ersten Aktes
5
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K1/TS3/A10 (Korrekturschicht)
Jaja, die Welt! Nur die gnädige Frau Versteht sie genau Sie weiss, woraufs ankommt Und was einem frommt -A UFSEHER (knallt mit der Peitsche) I DIOTIMA Oh saget ihm, er knalle nicht so mit der Peitsche! Er schlage lieber, dann gibts nicht diesen schrillen Ton! Meine Nerven vertragen keine Disharmonien Ich bin geschwächt -C ONT D ’O TTIERI (kommt aus der Villa in Helm und Panzer, gefolgt von seinen K AMMERSKLAVEN , unter ihnen dem jungen frechen P AEGNIUM ; er blickt auf seinen Schild, wie in einen Spiegel und ruft) Pägnium ! P AEGNIUM (tritt vor) Gnädiger Herr! C ONT D ’O TTIERI Ich kann mich in meinem Schild nicht sehen. Du sollst meinen Schild so reinigen , dass ich ihn als Spiegel benützen kann -- begreifs doch endlich, dass ich mit Mars verwandt bin! (er erblickt I DIOTIMA ) Ach, Idiotima! I DIOTIMA (etwas spöttisch) Schon fertig? C ONT D ’O TTIERI Noch immer nicht -- (er reicht den Schild P AEGNIUM ) Da! Reinig ihn , sonst erledig ich Dich wie jene fünfhundert in Cappadozien im vorigen Herbst -- fünfhundert mit einem Streich, obwohl mein Schwert abgestumpft war! I DIOTIMA Ich frag mich oft: warum kennt mein Gatte keine Gemütlichkeit? C ONT D ’O TTIERI Ein böses Wort! Viel lieber als in die Sommerfrische zög ich in einen flotten Krieg Viel lieber würd ich blutige Taten vollbringen Als friedlich meinen Leib in der Sonne bräunen -Denn mein Leib sehnt sich nach der befreienden Tat! I DIOTIMA Oh Götter, welch Aufschneiderei! C ONT D ’O TTIERI Verwechsel nicht wieder alle Begriffe, bitte! I DIOTIMA (herrscht ihn an) Ich hasse den Krieg! C ONT D ’O TTIERI Versündig Dich nicht! Wenn das der Mars hört! I DIOTIMA Lass mich aus mit Deinem Gott! Eine Frau, die das blühende Leben unwillkürlich beschützt Da sie die Kinder bekommt Eine solche Frau betet um den ewigen Frieden Tag und Nacht! B
B
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N
N
N
B
B
N
B
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N B
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12 13 13 14 15–16 15 16 16 19 19 19–21 19–20 20 28
P AEGNIUM N ] seinenN ] BPägniumN ] BP AEGNIUM N ] BDu f kann --N ] BmeinenN ] BreinigenN ] BihnN ] BdenN ] BP AEGNIUM N ] BReinig f war!N ] BReinigN ] BihnN ] BOh f Aufschneiderei!N ] B B
N
P AEG [M ]|N |IUM sein\en/ Päg[m]|n|ium korrigiert aus: P AEGMIUM Textentlehnung Plautus, MG1
mein\en/ [putzen] |reinigen| [es]|ihn| d[as]|en| korrigiert aus: P AEGMIUM Textentlehnung Plautus, MG2
[Putz] |Reinig| [es] |ihn| [Renommist!] |Oh f Aufschneiderei!|
75
ÖLA 3/W 95 – BS 29 a [3], Bl. 3
Fassung des ersten Aktes
5
K1/TS3/A10 (Korrekturschicht)
Lesetext
C ONT D ’O TTIERI Du nimmst den Mund voll, als hättest Du mir einen Sohn geschenkt. I DIOTIMA Ach, ich bin es müde -Wie gern wär ich manchmal ein Sklave! Lieber an eine Galeerenbank, als an Dich gekettet Lieber rudern, rudern, rudern -Nur nicht mit Dir! C ONT D ’O TTIERI Du bist mir von Sinnen, wenn ich mich nicht täusch! I DIOTIMA Wenn wir nur schon segeln würden -- aufs Meer ohne Grenzen hinaus! C ONT D ’O TTIERI (zu P AEGNIUM , der den Schild putzt) Wo steckt denn mein Schwiegervater? P AEGNIUM Der Herr Schwiegerpapa verabschieden sich, gnädiger Herr! I DIOTIMA (perplex) Verabschieden? Von wem? P AEGNIUM Von dem Fräulein Hetäre, aufzuwarten! I DIOTIMA Ach! Ists wieder dieses kleine Dirnchen? Na, chacun a son gout! K. R. T HAGO (kommt aus der Villa mit der achtzehnjährigen Hetäre L EMNISELENIS , gefolgt von deren Dienerin M AT -ROSA , einer ordinären Person im besten Alter) D ’O TTIERI (zu I DIOTIMA ) Er kommt, gib Ruh! K. R. T HAGO (zu L EMNISELENIS ) Wohl begreif ich Deine Trauer, mein süsses teuerstes Geschöpf! Du kostspieliges, Du -Denn ich fahr nun fort und lass Dich da. Doch sei beruhigt: Ich lass auch mein Geschäft da, Handel und Wandel, die Börs, das Kontor -Mögen die Papiere fallen oder sich heben Ich muss ruhen! Ja, ruhen -Der Arzt hats mir verordnet, der Weise Er kennt mein Leiden. Es ist nicht der Ausfluss des üppigen Lebens Sondern der Erregung über das Leben in Geschäften. Verlieren regt auf Aber verdienen noch mehr -Und viel verdienen, das legt sich aufs Herz Denn viel verdienen ist Schmerz Teuer erkaufter Schmerz, Du Kind - Nun lebe wohl, ich muss dahin. B
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B N
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6 7 7 8 9 9 9–10 11 11 11 11 13
Nur f Dir!N ] mirN ] Bwenn f täusch!N ] B N] BC ONT D ’O TTIERI N ] BP AEGNIUM N ] BSchwiegervater?N ] BP AEGNIUM N ] BSchwiegerpapaN ] BgnädigerN ] BHerr!N ] BP AEGNIUM N ] B B
B
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[Tag und Nacht!] |Nur f Dir!| \mir/ [mir scheint!] |wenn ich mich nicht täusch!| Absatz eingefügt
\C ONT D ’O TTIERI / korrigiert aus: P AEGMIUM [Vater?] |Schwiegervater?| korrigiert aus: P AEGMIUM korrigiert aus: \Schwieger/Papa korrigiert aus: gnädige [Frau!] |Herr!| korrigiert aus: P AEGMIUM
76
N B
N
ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 2
ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 9
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 8
ÖLA 3/W 93 – BS 29 a [1], Bl. 12
Fassung des ersten Aktes
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12 20 31–32
(entsetztN ] BesseresN ] BWiedersehensfreudN ] B B
ÖLA 3/W 93 – BS 29 a [1], Bl. 7
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35
Lesetext
L EMNISELENIS Der Sommer mag kommen, der Herbst vergehen Meine Lieb zu Euch wird immer bestehen Denn Ihr habt mich gekauft. K. R. T HAGO Ach Du mein holdes Erröten! Eigentlich bin ich sehr in Nöten Denn ich will ihn nicht hemmen, Deiner Karriere Lauf. L EMNISELENIS Was heisst das? K. R. T HAGO Das heisst -- mit einem Wort: Ich segel jetzt fort Und Du kehrst -- es ist Dein Glück Zum braven Sklavenhändler zurück. L EMNISELENIS (entsetzt ) Nein! K. R. T HAGO Warum nein? L EMNISELENIS Ihr wollt mich wieder weiterverkaufen?! K. R. T HAGO Ja. Weil ich es nimmer verantworten könnt, Dich in der Entfaltung Deiner Karrier zu stören. Weil ich es nimmer verantworten könnt, Dich ohne mich zurückzulassen. Weil ich es nimmer verantworten könnt, dass sich vielleicht ein Besserer, Schönerer, Reicherer findet -L EMNISELENIS (unterbricht ihn) Es gibt keinen Reicheren, als Euch! Oh, bringt mich nicht wieder auf den Sklavenmarkt! Es folget so selten was Besseres nach! K. R. T HAGO Ich will nur Dein Gutes, mein Kind! L EMNISELENIS Wollet lieber das Schlechte, mein Herr! Gewährt mir weiter Euere Huld Ich bleib Euch nichts schuld. Wenn Ihr heimkehrt von Euerer Sommerfahrt Wird von mir alles in bar bezahlt. Jeder Groschen ein Kuss Wenn ich nicht wieder auf den Sklavenmarkt muss – K. R. T HAGO Wer weiss, ob ich zurückkehr? Ob das Schiff nicht versinkt? Bin ich dem Neptun sein Vertrauter? Und wenn ja, wer weiss, ob Du dann noch lebst? Und warum soll ich Dich jetzt überhaupt ein halbes Jahr a conto Wiederse-hensfreud umsonst ernähren? Vorsicht ist die Mutter der Weisheit und Sparsamkeit ist eine Weltanschauung. L EMNISELENIS Jetzt weiss ich nichtmehr, was ich glauben soll, Herr Präsident. K. R. T HAGO Glaub nicht der Gosse, Glaube mir Glaub nicht den Geldlosen Ohnehosen Halt Dich an mich Ich trag Dich empor Ich kenn das Geschäft Ich machs Dir schon recht! Ich werd mich da nix zerreissen -B
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K1/TS3/A10 (Korrekturschicht)
[N]|(|entsetzt [b]|B|esseres Wiedersehen\sfreud/
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ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 5
ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 3
Fassung des ersten Aktes
K1/TS3/A10 (Korrekturschicht)
Lesetext
B UTLERUS (der Oberkammersklave, erscheint auf dem Schiff) Gnädigster Herr! Die Segel sind gesattelt, der Anker windet sich empor, die Galeere ist ruderbereit – alles in Ordnung, alles bereit! Steiget ein! Gute Erholung, frohe Fahrt! Die Galeerensklavenkapelle wartet auf Musik (zum Schiff) K. R. T HAGO Na also! I DIOTIMA Endlich! C ONT D’O TTIERI (zu P AEGNIUM ) Her damit! (er nimmt ihm seinen Schild ab und spiegelt sich darin; begeistert) Ich sehe mich, ich sehe mich! B UTLERUS (zum Schiff) Darf ich bitten, Herr Kapellmeister! (Musik spielt) Gute Erholung, frohe Fahrt! K. R. T HAGO (kneift zärtlich L EMNISELENIS in die Wange) Vergiss mich nicht, vergiss mich nicht -- Pa, mein Täubchen! (er besteigt mit I DIOTIMA und C ONT D ’O TTIERI das Schiff, auf dem nun eine Galeerensklavenkapelle Abschiedsweisen spielt) A LLE S KLAVEN (ausser L EMNISELENIS , singen und winken dem verschwindendem Schiffe nach) Keine Well auf der See Und der Himmel blau Frohe Fahrt! Keine Wolk in der Höh Und die Luft so lau Frohe Fahrt! Von einem Sturm keine Spur Friedlich die Mutter Natur B
N
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Rudert, Ihr Sklaven, rudert nur Sonst kriegt Ihr eine Peitschenkur! Frohe Fahrt! Gnädige Frau und gnädiger Herr Auf Euere baldige Wiederkehr Warten wir alle schon sehr -(leise) Ertrinket im Meer! A UFSEHER (horcht perplex auf -- das Schiff ist nun verschwunden) A LLE S KLAVEN (ausser L EMNISELENIS und dem A UFSEHER singen weiter) Fresset Euch satt an Torten und Braten Lasst Euch alles wohlgeraten Frohe Fahrt! Denkt nicht an uns, denkt nur an Euch BB
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N
2 3–4 9–10 22 23 24 28
B
empor f ruderbereit –N ] Die f Schiff)N ] BB UTLERUS f Fahrt!N ] BVon f SturmN ] BMutterN ] B N] BGnädige f HerrN ]
28 28
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B
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GnädigeN ] gnädigerN ]
B
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empor\,/ [--] \die f ruderbereit –/ \Die f Schiff)/ [P AEGNIUM (bei Seite) Na also!] |B UTLERUS f Fahrt!| Vo[n]|m| [einem] Sturm[e] [ganze] |Mutter| [Frohe Fahrt!] Gnädiger 4 Herr5 und3 gnädige1 Frau2 [Kommet6 bald7 wieder8 zu9 uns10[!] |her!| Frohe Fahrt!] korrigiert aus: gnädige korrigiert aus: Gnädiger
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ÖLA 3/W 93 – BS 29 a [1], Bl. 3
Fassung des ersten Aktes
K1/TS3/A10 (Korrekturschicht)
Lesetext
Werdet dick und krieget Bäuch! Frohe Fahrt! Werdet fett! (leise) Ertrinket im eigenem Speck! (laut) Ertrinket im Meer! Ertrinket im Speck! B
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ÖLA 3/W 97 – BS 29 a [5], Bl. 1
N
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N
B N
A UFSEHER (brüllt) Was hör ich?! Was singt Ihr da für einen Text?! Beim Jupiter, das halt ich nicht aus! (er hebt seine Peitsche) B UTLERUS (zum A UFSEHER ) Halt! Du wirst doch da nicht herumprügeln, wo wir Sklaven jetzt sozusagen untereinander sind?! A UFSEHER Das ist mir wurscht! B UTLERUS Mir aber nicht! A UFSEHER Das ist mir erst recht wurscht! In diesem Punkt hast Du hier zu kuschen! B UTLERUS Ich hab jetzt hier alles zu sagen -- schau her! (er zeigt ihm ein Dokument) Während der Abwesenheit unserer {hochwohlgeborenen} Herrschaften wurde ich von derselben, nämlich von Herrn Bankpräsidenten K. R. Thago persönlich zum Verwalter dieser Villa eingesetzt , als Oberkammersklave gewissermassen -verstanden? Denn ich geniesse das restlose Vertrauen meines Herren, verstanden? Und mir hat jetzt jeder zu gehorchen, bitt ich mir aus! Also los-los, an die Arbeit! Rastet nicht, damit Ihr nicht rostet! Tempo-Tempo! Aber geprügelt wird hier nichtmehr, verstanden?! Gib mir Deine Peitsche, auf der Stell, von heut ab prügel nur ich! Los, her damit! Vorwärts! A UFSEHER (gibt ihm widerwillig seine Peitsche) Werd glücklich. Jetzt möcht ich nur wissen, zu was ich noch leb. Ich kann doch nur prügeln, was anderes hab ich nicht gelernt! A UFSEHER Jaja, ich hatt eine goldene Jugend. B
N
10
B
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B N
B
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B
N B
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B N
B
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B
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N
B
1 4 6 7 8–9 11 12 14
B
krieget Bäuch!N ] ErtrinketN ] BSpeck!N ] B N] Bda f aus!N ] BsozusagenN ] B N] BIn f kuschen!N ]
16 16–18
B
21 22 23 24 25
B
25–26 27 27
B
B
B
{hochwohlgeborenen} HerrschaftenN] wurde f eingesetztN ]
Tempo-Tempo!N ] ] BVorwärts!N ] BWerd glücklich.N ] Bzu f IchN ] B N
prügeln f nichtN ] A UFSEHER f Jugend.N ] BgoldeneN ] B
B
N
N
[kugelrund!] |krieget [{ }] Bäuch!| [Verendet] |Ertrinket| [Meer!] |Speck!| [[Verendet] |Ertrinket| im eigenem Speck!] da[?!] |für f aus!| [endlich] |sozusagen| [Mir machts Freud!] [Du] |In diesem Punkt| hast \Du/ hier [garnichts] zu [sagen!] |kuschen!| \{hochwohlgeborenen}/ Herrschaft\en/ [bin] |wurde| ich von [\dem Obersten/] derselben\, nämlich von Herrn Bankpräsidenten K. R. Thago persönlich/ zum Verwalter [ihrer] |dieser| Villa eingesetzt [\worden/] \Tempo-Tempo!/ [aber] \Vorwärts!/ [Da.] |[Da,] [w]|W|erd glücklich.| [was ich bin.] |zu was ich noch leb.| [B UTLERUS Du bist, was Du bleibst: ein Sklave. A UFSEHER Aber ich kann doch nichts arbeiten,] [i]|I|ch prügeln[.]|,| [Ich hab doch nichts] |was| anderes \hab ich nicht/ \A UFSEHER f Jugend./ [schöne] |goldene|
79
ÖLA 3/W 97 – BS 29 a [5], Bl. 2
Fassung des ersten Aktes
B B
5
K1/TS3/A10 (Korrekturschicht)
Lesetext
B UTLERUS Noch ist kein triftiger Grund zur Verzweiflung vorhanden – A UFSEHER (fällt ihm ins Wort) Ohne Arbeit kann ich nicht leben. B UTLERUS Kannst Du reiten? A UFSEHER Reiten? B UTLERUS Ja. A UFSEHER Wenigstens das! B UTLERUS Dass Du mir aber das Pferd nur nicht zu sehr prügelst! A UFSEHER Ich? Ich sollt ein Tier schlagen? Für was hältst Du mich?! (entrüstet ab) (Während dieser Szene sind auch ALLE S KLAVEN ab, ausser L EMNISELENIS und M ATROSA ) L EMNISELENIS (sitzt unter den Säulen und weint still) Ich möchte einen Mann von 100 Jahren Er müsst in einem Rollstuhl fahren Ich tät ihn pflegen, {tränken}, füttern Tag und Nacht nur ihn bemüttern – Was tut man nicht alles um der Freiheit Willen N
N
B
10
B
B
15
1
2–8
9 11 12–81,3 12 15
B
B
B UTLERUS f vorhanden –N ]
A UFSEHER f ab)N ]
] SäulenN ] BIch f Freiheit!N ] BvonN ] Bnur ihnN ] BALLE N B
N
B
B
N
N
N
(1) B UTLERUS [Ich weiss-ich weiss! Du hast die Peitschenvolksschule
mit lauter einser bestanden, hast die Prügelmatura summa cum laudis hinter Dich gebracht und hast sogar auf der Folterhochschul einige Semester studiert -- Du bist ein Talent!] Ich lass Dich auch nicht fallen, ich hab sogar gleich eine wichtige [Sache] |Botschaft| für Dich\:/ [--]|Du [re] |reitest| sofort in die Stadt.| (2) B UTLERUS \Noch f Verzweiflung [da – ich werd Dich schon verwenden, tröste Dich!] |vorhanden –|/ (1) A UFSEHER [Das ist fein] |Wenigstens das!| [Denn] [o]|O|hne [Betätigung] |Arbeit| kann ich nicht leben. B UTLERUS [Also Du reitest jetzt gleich] in die Stadt und zwar zum Sklavenhändler Dordalus. Sagst ihm einen schönen Gruss von unserem Herrn, [dem Bankier K. R. Thago, und] er hätt ihm ein Fräulein Hetäre zum Verkauf zu übergeben, [er liefert sie ihm gewissermassen frei ins Haus, wie ein Verlag ein schlechtgehendes Buch --] |und| er [soll] |möcht| sich das Fräulein Hetäre bald abholen[.]|,| \wir haben hier kein Eis, damits nicht verdirbt./ A UFSEHER Schön. Ich werds erledigen! (ab) (2) A UFSEHER f abholen[.]|,| \wir haben hier kein Eis, \auf das wir es legen können, und da es heiss ist, verdirbts uns noch am End! A UFSEHER Schön! Wird ausgerichtet [und]|,| prompt erledigt!// (3) A UFSEHER [Das ist fein] |Wenigstens das!| [Denn] [o]|O|hne [Betätigung] |Arbeit| kann ich nicht leben. \B UTLERUS Tu was Du nicht lassen kannst./ (4) \3.)/ A UFSEHER \Reiten?/ [Das ist fein] [|Wenigstens das!|] \1.) A UFSEHER (fällt ihm ins Wort)/ [Denn] [o]|O|hne [Betätigung] |Arbeit| kann ich nicht leben. \2.) B UTLERUS Kannst Du reiten?/ \4.)/ B UTLERUS \Ja. A UFSEHER Wenigstens das! [Da kann ich wenigstens mein Pferd [schlagen] |prügeln|!] B UTLERUS Dass Du mir aber das Pferd nur nicht zu sehr prügelst! A UFS Ich? Ich sollt ein Tier schlagen? Für was hältst Du mich?! (entrüstet[)]|ab)|/ [alle]|ALLE | korrigiert aus: Säulein \Ich f Freiheit!/ [mit] |von| [–] |nur ihn|
80
Fassung des ersten Aktes
Lesetext
Freiheit ist mehr als Jugend – Die Jugend ist so schön und kommt nicht wieder Doch schön ist nur die Jugend in der Freiheit! B UTLERUS (betrachtet sie; zu M ATROSA ) Was hat sie denn? M ATROSA Sie weint. B UTLERUS Warum? M ATROSA Es ist ihr hier so gut gegangen und sie hat Angst vor der Zukunft. B UTLERUS Aber-aber! Einen solchen geizigen alten Kracher, wie meinen gnädigen Herrn, den wird sie schon noch sehr leicht finden! Direkt über Nacht! M ATROSA Hoffentlich! Sie hat nämlich Angst, dass sie von einem Jungen erstanden wird. Sie ist ja so zart. Am liebsten wär ihr ein Hundertjähriger -- sie wär die geborene Krankenschwester. B UTLERUS Ein Hundertjähriger? B
5
K1/TS3/A10 (Korrekturschicht)
N
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B
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10
15
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25
B
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B
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B
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BN L EMNISELENIS BJa. IchN möchte frei sein -- ganz frei. B UTLERUS Wer möchte das nicht! L EMNIS Ich möchte in einem Haus wohnen und frei sein, mit einem schönem Garten, B und wenn mich einer kaufen wollte, dem würd ich auf die Finger klopfen!N BIchN sollte nur gehorchen wenn ich wollte, wenn ich liebte, und lieben, wo ich nicht gehorchen BwollenN muss -- ich möcht einen Hund haben und ein Kind und glücklich sein -B UTLERUS Wer Bmöchte dasN nicht! L EMNIS Und in meinem Haus dürften keine Sklaven sein, und alles ging -B UTLERUS Schön wärs, aber es sind Phantastereien! Die Fundament einer Villa mit Rosen sind immer die Sklaven -B L EMNISELENIS N Ich möchte das alles haben, so wie ichs mir denke -alles müsste frei sein, die Rosen, die Tiere -B UTLERUS Das hab ich auch mal geträumt. M ATROSA Sie hat eine zarte Seele. 3 8–9
B B
10 10 10 14
B
15 18
B
18 20 22 26
B
schönN ] Aber-aber f Nacht!N ]
Hoffentlich!N ] nämlichN ] BJungenN ] B N] B
B
Ja. IchN ] und f klopfen!N ]
IchN ] wollenN ] Bmöchte dasN ] BL EMNISELENIS N ] B
[{süss}]|schön| [Hm.] |Aber-aber!| [Sie wird] |Einen solchen geizigen alten Kracher, wie meinen gnädigen Herrn, den| wird \sie/ schon noch \sehr/ leicht [so einen alten Kracher] finden[.]|!| \Direkt über Nacht!/ [Das ist es ja eben.] |Hoffentlich!| \nämlich/ [j]|J|unge[m]|n| [M ATROSA Ja. B UTLERUS Sonderbar. Das heisst: eigentlich gar nicht. Ein Hundertjähriger stirbt bald und sie erbt -L EMNISELENIS Es ist mir nicht um das Geld -B UTLERUS Geh geh geh! M ATROSA Es ist ihr wirklich nicht darum zu tun! Sie denkt ganz anders! B UL Dann versteh ich den Hundertjährigen nicht! M ATROSA Sie denkt, ein Hundertjäh9ger kauft sie vielleicht frei, wenn sie ihm seine Gicht schön pflegt -- Kranke sind dankbar! B UTLRUS Frei?] korrigiert aus: Ja. Ich [kein er soll] |und wenn mich| [mich] |einer| kaufen \wollte/, \dem würd ich auf die Finger klopfen!/ korrigiert aus: ich korrigiert aus: wollr korrigiert aus: möchtevdas korrigiert aus: L EMNISEL NIS
81
ÖLA 3/W 97 – BS 29 a [5], Bl. 3
Fassung des ersten Aktes
5
K1/TS3/A10 (Korrekturschicht)
B UTLERUS Seele? Was ist das? L EMNISE Was sich aus einem fortsehnt. (Stille) B UTLERUS Wo kommt Ihr her? L EMNISE Ich weiss es nicht. Ich bin als kleines Kind schon in die Sklaverei gekommen, bei einem Krieg -B UTLERUS Genau so wie ich. Wir wissens alle nicht, sind wir Königs- oder Bettelkinder. Jetzt sind wir Sklaven. Komisch. Es fällt mir erst jetzt auf, wie schön Ihr seid -L EMNI Wer? B UTLERUS Ihr. L EMNI Das weiss ich nicht. Ich weiss nur, dass Ihr mir schon auch aufgefallen seid -gleich, sofort -M ATROSA Ich bitt Euch, lasst diese Sachen da! So beginnts immer, mit „es fallt mir erst jetzt auf“ oder „es ist mir gleich aufgefallen“ -- hier wird garnichts auffallen, Ihr werdet da Euch nicht ins Unglück stürzen! Ihr seid ein Sklav und sie ist eine Hetäre -- schaut weg voneinander, ihr spielt mit Eueren Köpfen! B UTLERUS Ich schau nicht weg. L EMNI (lächelt) Ich auch nicht. M ATROSA Na gute Nacht! B UTLERUS Es tut mir leid , dass ich keine hundert Jahr alt bin -- ich würd Euch freikaufen -L EMNI Und dann würd ich bei Euch bleiben -M ATROSA Glaubt Ihr nicht! Gott, wie der starrt! Der hat schon Feuer gefangen! Heiliger Bimbam, komm! Ab! (sie zieht L EMNISELENIS mit sich in die Villa) L EMNI Wiedersehen! (ab) B UTLERUS Wiedersehen -- (allein) Wer fliegt denn da um mich herum? Au! Jetzt hat mich einer angeschossen – Was ist jetzt los? Was ist da drinn los? Das ist ein so sonderbares Gefühl -- eine sonderbare Wärme, es verschlägt mir den Atem -warum ist alles so still? Der Himmel ist höher und kommt mir doch näher -- das Meer glänzt und ich kann in die Sonne schaun -- Was ist los mit Dir? Ist da jetzt nicht jemand vorbeigeflogen und hat einen Pfeil abgeschossen? Ja, richtig -- ich bin getroffen, mitten ins Herz -- mitten ins Herz -B UTLERUS Sowas! Man denkt an nichts und der schiesst einem direkt durch die Brust – pfeilgerade – mitten ins Herz. Hm. Mich wunderts nur, wieso man noch weiterlebt – – Dort sitzt er! Nicht schiessen! Lieber, guter Amor, nicht schiessen! Du hast mich schon einmal {beschiessen}, beschossen! Nicht wieder, bitte! Es ist nicht gut für einen Sklaven, er kommt auf herrische Ideen! B
10
20
B
25
ÖLA 3/W 97 – BS 29 a [5], Bl. 4
N
N
B
15
Lesetext
B
N
N
B
N
B
N
30
B
N
B
35
B
NN
8 12 21 25 25 27–28
B
jetztN ] L EMNI N ] Bmir leidN ] BBimbam,N ] BL EMNISELENIS N ] BWer f angeschossen –N ]
32 34–38 36–38
B
B
einenN ] B UTLERUS f Ideen!N ] BDort f Ideen!N ] B
korrigiert aus: j tzt korrigiert aus: L EIN korrigiert aus: mirleid korrigiert aus: Bimbam,, korrigiert aus: L EMNISERIS (1) Was ist jetzt geschehen mit mir? (2) \Wer f angeschossen –/ korrigiert aus: ein
\B UTERLUS f Ideen!/ \Dort f Ideen!/
82
ÖLA 3/W 97 – BS 29 a [5], Bl. 5
Fassung des ersten Aktes
5
10
(Er singt) So gehts einem, man denkt an nichts Auf einmal ist es da Die Liebe ist ein Himmelslicht Und lässt einen in Finsternis Oh Lemniselenis Jetzt lieb ich Dich Wie lang ist Dein Name Er geht über alle meine Seiten Ich hab solang an ihm zu schreiben Und hab lang an ihm zu lesen Oh Lemniselenis – Du kommst aus Lemnos Wo die schönen Frauen wohnen Es reisst mich Es zwickt mich Es {zwackt} mich Es zwuckt mich Und drinnen steht das Herze still – Ich halt den Atem an Ob ich will oder nicht – Ich werd garnicht gefragt – B
15
20
K1/TS3/A10 (Korrekturschicht)
N
B
N
B
(Vorhang)
25
ENDE DES ERSTEN BILDES.
12 15–22 24–26
B
korrigiert aus: Lemnselenis
B
LemniselenisN ] Es f gefragt –N ] B(Vorhang f BILDES.N ]
\Es f gefragt –/ [P ARASIT (kommt)] |(Vorhang f BILDES.|
83
N
Lesetext
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
K1/TS3/A12 (Korrekturschicht)
Lesetext
ERSTES BILD
5 B
ÖLA 3/W 95 – BS 29 a [3], Bl. 1
Kleiner Privathafen vor einer Villa am Meer. Die Villa gehört dem reichen punischen Bankier K. R. Thago, einem naturalisiertem Römer. Er bewohnt sie mit seiner Tochter Idiotima und derem Mann, dem Cont d’Ottieri. Im Hafen die Luxusgaleere des Bankiers. Zahlreiche S KLAVEN schleppen vom Ufer Gepäckstücke auf das Schiff, Kisten, Truhen, Fässer, Schläuche, Geschirr. Sie werden von einem A UFSEHER mit Nilpferdpeitsche beaufsichtigt. Es ist ein herrlicher Tag, ohne Wellen und Wolken. N
10
A UFSEHER (zählt die an ihm vorbeigeschleppten Gepäckstücke) -- 84, 85, 86, 87 -vorwärts-vorwärts! (er knallt mit der Peitsche) Wir haben noch 164 Stück! 88, 89 -- los-los! Nur nicht geschlafen, sonst weck ich Euch auf, Sklavenpack! (er knallt wieder mit der Peitsche und blickt dann über das Meer hin) Es taget aus dem Osten Das Licht scheint überall Es nachtet schon im Westen Von Fall zu Fall zu Fall Als wären das all meine Freunde Die meine Feinde sein -(er unterbricht plötzlich seinen Gesang und brüllt einen U RALTEN S KLAVEN grimmig an) Tempo-tempo! 107, 108, 109 -- hast nicht gehört, altes Stück Elend?! Vorwärts-vorwärts! (er knallt abermals mit der Peitsche) I DIOTIMA (tritt reisefertig aus der Villa, gefolgt von ihren K AMMERSKLAVINNEN , die noch rasch einige letzte Handgriffe an ihrem Kleid und ihrer Frisur vollbringen; Eine hält eine Lyra in der Hand) A UFSEHER (salutiert mit der Peitsche) I DIOTIMA Ach, sehet Papas Yacht! Wie sie die Segel jungfräulich rafft! Mit welchem Verlangen erträumte mein Auge dies liebliche Bild In all den Salons der Saison -Habet Dank, Ihr Götter! Denn was der Sterbliche als Sehnsucht hegt Das wird doch immer wieder Realität. Und ists nicht ein Märchen -- der Himmel, das Meer Und das Salz dieser Luft? B
15
20
25
B
30
35
N
B
N
N
B N
Oh Segel, Ihr himmlische Erfindung Weht mich fort aus meiner Heimat Fort aus dem Alltag --
40
6
B
Im HafenN ]
14 14 27
B
37
B N
und N ] hin)N ] BPeitsche)N ] B
]
[Rechts im Vordergrunde sieht man einige Säulen der Villa, links] [i]|I|m [Hintergrunde liegt] |Hafen| \und/ hin\)/ [und singt mit Falsett)] Peitsche[;]|)| [eilt dann wieder ans Schiff und kontrolliert die Verladung des Gepäcks)] [Ein Schuft Ders nicht fühlt Dass diese Briese kühlt.]
84
ÖLA 3/W 95 – BS 29 a [3], Bl. 2
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
K1/TS3/A12 (Korrekturschicht)
Lesetext
Zum Beispiel: nach Kreta Der kretinische Frühling ists, nach dem ich lechze. Du Wölklein droben weit und breit B N
B
B
NN
B N
Du kennst vielleicht mein Leid: Mein Mann ist mir keine Freud. Er liebt nur sein Schwert, seinen Helm, seinen Panzer -Er ist ein Berufsmensch. Was gilt ihm der Venusberg neben einem befestigtem Hügel? Nichts, oh nichts! Immer denkt er nur, ob seine Rüstung auch richtig glänzt -Heut zieht er sich schon seit gestern an Er legte sich garnicht zu Bett in der Nacht Er zog sich nur an -N
B
5
B
10
B N
15
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25
30
N
D IE S KLAVIN (mit der Lyra singt und begleitet sich selbst) Jaja, die Welt! Wer begreift ihre Bahn, ihre Rätsel? Ihren Sinn und ihr tieferes Sein? Herren sind eitler als Damen Das dürfte die Lösung wohl sein -Jaja, die Welt! Nur die gnädige Frau Versteht sie genau Sie weiss, woraufs ankommt Und was einem frommt -A UFSEHER (knallt mit der Peitsche) I DIOTIMA Oh saget ihm, er knalle nicht so mit der Peitsche! Er schlage lieber, dann gibts nicht diesen schrillen Ton! Aber das Geld meines Vaters lässt ihn nicht ruhen und dennoch nicht arbeiten – So langweilt er sich auf dem Felde der Ehre zu Tode – Meine Nerven vertragen keine Disharmonien Ich bin geschwächt -C ONT D ’O TTIERI (kommt aus der Villa in Helm und Panzer, gefolgt von seinen K AMMERSKLAVEN , unter ihnen dem jungen frechen P AEGNIUM ; er blickt auf seinen Schild, wie in einen Spiegel und ruft) Pägnium ! P AEGNIUM (tritt vor) Gnädiger Herr! B
N
35
B
B
N
B
B
N
N
N
1 3 3 4 5 6 15
B N
] droben f breitN ] BbreitN ] B N] BDu f Leid:N ] Bmir f Freud.N ] B N]
30–31 35 36 36 37
B
B
Aber f Tode –N ] P AEGNIUM N ] BseinenN ] BPägniumN ] BP AEGNIUM N ] B
[in die Sommerfrisch.] [in der Höh] |droben f breit| [breit] |breit| [Steh still bei meinem Weh] [Nur] Du kennst \vielleicht/ mein[en] [Kummer:] |Leid:| [eine besondere Nummer.] |mir f Freud.| [Ach, Männer sind eitler als Frauen! Wer dies erkannt hat, der versteht die Welt.] \Aber f Tode –/ P AEG [M ]|N |IUM sein\en/ Päg[m]|n|ium korrigiert aus: P AEGMIUM
85
ÖLA 3/W 95 – BS 29 a [3], Bl. 3
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
B
K1/TS3/A12 (Korrekturschicht)
C ONT D ’O TTIERI Ich kann mich in meinem Schild nicht sehen. Wo bin ich? Du sollst meinen Schild so reinigen , dass ich ihn als Spiegel benützen kann -- begreifs doch endlich, dass ich mit Mars verwandt bin! (er reicht ihm den Schild) Da! Putz ihn , sonst erledig ich Dich wie jene fünfhundert in Cappadozien im vorigen Herbst -- fünfhundert mit einem Streich, obwohl mein Schwert abgestumpft war! I DIOTIMA Ich frag mich oft: warum kennt mein Gatte keine Gemütlichkeit? C ONT D ’O TTIERI Ein böses Wort! Viel lieber als in die Sommerfrische zög ich in einen flotten Krieg Viel lieber würd ich blutige Taten vollbringen Als friedlich meinen Leib in der Sonne bräunen -Denn mein Leib sehnt sich nach der befreienden Tat! I DIOTIMA Oh Götter, welch Aufschneiderei! C ONT D ’O TTIERI Verwechsel nicht wieder alle Begriffe, bitte! I DIOTIMA (herrscht ihn an) Ich hasse den Krieg! C ONT D ’O TTIERI Versündig Dich nicht! Wenn das der Mars hört! I DIOTIMA Lass mich aus mit Deinem Gott! Eine Frau, die das blühende Leben unwillkürlich beschützt Da sie die Kinder bekommt Eine solche Frau betet um den ewigen Frieden Tag und Nacht! C ONT D ’O TTIERI Du nimmst den Mund voll, als hättest Du mir einen Sohn geschenkt. I DIOTIMA Ach, ich bin es müde -Wenn mein Vater kein Krösus wär Wärst Du der friedlichste Mann Aber das Geld meines Vaters Entzündet in Dir die Dummheit der vermeintlichen Ehre – Welch letztere Du {nicht hast} B
B
N
B
N
B
B
N B
N
N
B N
5
Lesetext
B
N B
N B
N
N
N
10
B
15
20
N
B
25
B
B
1–6 1 2 2 2 3
N
C ONT f war!N ] Wo f ich?N ] BmeinenN ] BreinigenN ] BihnN ] B N] B
N
B N
Textentlehnung Plautus, MG1 und MG2
\Wo f ich?/ mein\en/ [putzen] |reinigen| [es]|ihn| [(er erblickt I DIOTIMA ) Ach, Idiotima! I DIOTIMA (etwas spöttisch) Schon fertig? C ONT D’O TTIERI Noch immer nicht --] BihmN ] 3 \ihm/ BdenN ] 3 d[as]|en| BSchild)N ] 3 Schild\)/ [P AEGMIUM )] BPutzN ] 4 [Putz] [|Reinig|] BihnN ] 4 [es] |ihn| BOh f Aufschneiderei!N ] [Renommist!] Oh f Aufschneiderei! 13 | | 24–87,10 BWenn f brennt?N ] [Wie gern wär ich manchmal ein Sklave! Lieber an eine Galeerenbank, als an Dich gekettet Lieber rudern, rudern, rudern -[Tag und Nacht!] |Nur nicht mit Dir!| [C ONT D ’O TTIERI Du bist \mir/ von Sinnen, [mir scheint!] |wenn ich mich nicht täusch!|] I DIOTIMA Wenn wir nur schon segeln würden -- aufs Meer ohne Grenzen hinaus!] |Wenn f brennt?| BDummheitN ] 27 [Dummheit] |Dummheit| BWelch letztereN ] 28 [Die] |Welch letztere| B N] 28 [\{übrig}/] B
86
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
K1/TS3/A12 (Korrekturschicht)
Lesetext
C ONT (zu Paegnium) Wo bin ich? P AEGNIUM Ich putz, ich putz! I DIOTIMA Treue und Trutz Das ist meine Ehe C ONT D ’O TTIERI Nicht so laut! (Stille) I DIOTIMA Nicht so laut – aus {Dämmernissen} Steigt der Ehe Ehschonwissen – Ihr, die Ihr ehelichen Trutz kennt Sagt ist es Hass, was hier so brennt? C ONT D ’O TTIERI (zu P AEGNIUM , der den Schild putzt) Wo steckt denn mein Schwiegervater? P AEGNIUM Der Herr Schwiegerpapa verabschieden sich, gnädiger Herr! I DIOTIMA (perplex) Verabschieden? Von wem? P AEGNIUM Von dem Fräulein Hetäre, aufzuwarten! I DIOTIMA Ach! Ists wieder dieses kleine Dirnchen? P AEGNIUM Ja. K. R. T HAGO (kommt aus der Villa mit der achtzehnjährigen Hetäre L EMNISELENIS , gefolgt von deren Dienerin M AT -ROSA , einer ordinären Person im besten Alter) C ONT D ’O TTIERI (zu I DIOTIMA ) Er kommt, gib Ruh! K. R. T HAGO (zu L EMNISELENIS ) Wohl begreif ich Deine Trauer, mein süsses teuerstes Geschöpf! Du kostspieliges, Du -Denn ich fahr nun fort und lass Dich da. Doch sei beruhigt: Ich lass auch mein Geschäft da, Handel und Wandel, die Börs, das Kontor -Mögen die Papiere fallen oder sich heben Ich muss ruhen! Ja, ruhen -Der Arzt hats mir verordnet, der Weise Er kennt mein Leiden. B
N
B N
B N B
5
B
B
N
B
NN
B
10
NNN
N
B
B
N
B
N
15
B
N
B
N
25
30
N
B
N B
N
ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 2
N
B
20
B
1 1 2 2–10 7 8 8 9–10
B
(zu Paegnium)N ] ] B N] BP AEGNIUM f brennt?N ] Blaut –N ] BSteigt f Ehschonwissen –N ] BEhschonwissen –N ] BIhr f brennt?N ]
11 11 11–12 13 13 13 13 15 17
B
B N
C ONT D ’O TTIERI N ] P AEGNIUM N ] BSchwiegervater?N ] BP AEGNIUM N ] BSchwiegerpapaN ] BgnädigerN ] BHerr!N ] BP AEGNIUM N ] BP AEGNIUM Ja.N ] B
\(zu Paegnium)/ [Putz, putz!] gestrichen: I DIOTIMA [Immer wo bin ich?] |P AEGNIUM f brennt?| [{lut}] |laut –| [{greift}] |Steigt f Ehschonwissen –| Ehschonwissen[!]|–| [Kraut und Rüben durcheinand Fern die Liebe Herz und Hand – Ach, gäbs kein] |Ihr f brennt?| \C ONT D ’O TTIERI / korrigiert aus: P AEGMIUM [Vater?] |Schwiegervater?| korrigiert aus: P AEGMIUM korrigiert aus: \Schwieger/Papa korrigiert aus: gnädiger [Frau!] |Herr!| korrigiert aus: P AEGMIUM [Na, chacun a son gout!] |P AEGNIUM Ja.|
87
ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 9
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 8
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
5
10
Lesetext
Es ist nicht der Ausfluss des üppigen Lebens Sondern der Erregung über das Leben in Geschäften. Verlieren regt auf Aber verdienen noch mehr -Und viel verdienen, das legt sich aufs Herz Denn viel verdienen ist Schmerz Teuer erkaufter Schmerz, Du Kind - Nun lebe wohl, ich muss dahin. L EMNISELENIS Der Sommer mag kommen, der Herbst vergehen Meine Lieb zu Euch wird immer bestehen Denn Ihr habt mich gekauft. K. R. T HAGO Ach Du mein holdes Erröten! Eigentlich bin ich sehr in Nöten Denn ich will Dein {Leben} nicht {stören.} L EMNISELENIS (horcht misstrauisch auf) Was heisst das, Liebling? K. R. T HAGO Das heisst: mit einem Wort: wenn ich jetzt da nach Kreta segel zirka auf ein halbes Jahr, so könnt ich es nimmer verantworten, Dich ohne mich zurückzulassen. Weil ich es eben nimmer verantworten könnt, Dich in der natürlichen Entfaltung Deiner Gesellschaftsgebundenen Karrier zu hemmen. Mit einem Wort: Du kehrst wieder zu Dordalus zurück. L EMNISELENIS (entsetzt) Nein! K. R. T HAGO Warum nein? L EMNISELENIS Ihr wollt mich wieder weiterverkaufen?! K. R. T HAGO Ja. Weil ich es nimmer verantworten könnt, Dich in der Entfaltung Deiner Karrier zu hemmen . Weil ich es nimmer verantworten könnt, Dich ohne mich zurückzulassen. Weil ich es nimmer verantworten könnt, dass sich vielleicht ein Besserer, Schönerer, Reicherer findet -L EMNISELENIS (unterbricht ihn) Es gibt keinen Reicheren, als Euch! Oh, bringt mich nicht wieder auf den Sklavenmarkt! Es folget so selten was Besseres nach! K. R. T HAGO Aber-aber! Man möcht doch nur Dein Gutes – B
15
K1/TS3/A12 (Korrekturschicht)
N
B
B
N B N
N
B
N
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N
B
B
N B
N B N
B
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25
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B
B
B
Dein {Leben}N ] {stören.}N ] B N] B(horcht f auf)N ] Bdas, Liebling?N ] Bheisst:N ] Bwenn f zurück.N ]
16 16 16 18–19 20 21 25 30 31 31 31
B
B
nach KretaN ] segelN ] B N] BnatürlichenN ] BzuN ] B(entsetzt)N ] BhemmenN ] BBesseresN ] BAber-aber!N ] BMan f dochN ] BGutes –N ] B
N
N
B
14 14 14 15 15 16 16–20
N
N
N B
N
B
[ihn] |Dein {Leben}| [hemmen,] [|{stören.}|] [Deiner Karriere Lauf.] \(horcht f auf)/ das[?]|, Liebling?| heisst\:/ [--] (1) Ich segel jetzt fort Und Du kehrst -- es ist Dein Glück Zum braven Sklavenhändler zurück. (2) \wenn f zurück./ \nach Kreta/ [fortsegel] |segel| [so] \[natür] |natürlichen|/ [zum] |zu| [N]|(|entsetzt) [stören] |hemmen| [b]|B|esseres \Aber-aber!/ [Ich] |Man| [will] |möcht| \doch/ Gutes[, mein Kind! \–/] |–|
88
N
ÖLA 3/W 93 – BS 29 a [1], Bl. 12
ÖLA 3/W 93 – BS 29 a [1], Bl. 7
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
5
10
K1/TS3/A12 (Korrekturschicht)
Lesetext
L EMNISELENIS Wollet lieber das Schlechte, mein Herr! Gewährt mir weiter Euere Huld Ich bleib Euch nichts schuld. Wenn Ihr heimkehrt von Euerer Sommerfahrt Wird von mir alles in bar bezahlt. Jeder Groschen ein Kuss Wenn ich nicht wieder auf den Sklavenmarkt muss -K. R. T HAGO Wer weiss, ob ich zurückkehr? Ob das Schiff nicht versinkt? Bin ich dem Neptun sein Vertrauter? Und wenn ja, wer weiss, ob Du dann noch lebst? Abgesehen davon, dass ich Dich jetzt ein halbes Jahr umsonst ernähren müsst – ? Vorsicht ist die Mutter der Weisheit, Weisheit eine Weltanschauung und Sparsamkeit ist das Fundament der Macht. L EMN Das ist keine Sparsamkeit, das ist Geiz! Purer Geiz! K. R. T HAGO Von mir aus! Jedoch: verkenne mich nicht! (Stille) L EMNISELENIS Jetzt weiss ich nichtmehr, was ich glauben soll, Herr Präsident. (Hornsignal) B UTLERUS (der Oberkammersklave verlässt rasch das Schiff) Euer Hochwohlgeboren! Die Segel sind gesattelt, der Anker windet sich empor, das Gepäck ist verstaut, die Ruder sind ruderbereit -- alles in Ordnung! Steiget ein! I DIOTIMA Endlich! C ONT D’O TTIERI (zu P AEGNIUM ) Her damit! (er nimmt ihm seinen Schild ab und spiegelt sich darin; begeistert) Jetzt seh ich mich! I DIOTIMA (boshaft) Na also! B UTLERUS (ruft auf das Schiff) Darf ich bitten, Herr Kapellmeister! ( An Bord spielt nun eine Galeerensklavenkapelle Abschiedsweisen) K. R. T HAGO (kneift zärtlich L EMNISELENIS in die Wange) Glaub nicht der Gosse Glaube mir Glaub nicht den Geldlosen Ohnehosen Halt Dich an mich Ich trag Dich empor Ich kenn das Geschäft Ich machs Dir schon recht! Ich werd mich da nix zerreissen -- (er folgt I DIOTIMA und C ONT D’O TTIERI auf das Schiff) B UTLERUS Gute Erholung, frohe Fahrt! B
N
B
B N
N
B N
B
N
B
ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 5
N
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15
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20
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B
25
35
N
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30
ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 3
10 10 10 11 11–12 12 13–15 14 19 23 24 26
N
Abgesehen f dassN ] ] B N] Bmüsst –N ] BWeisheit, f undN ] Bdas f Macht.N ] BL EMN f Stille)N ] BJedoch f nicht!N ] BsindN ] BJetzt f mich!N ] BI DIOTIMA f also!N ] BAn Bord N ] B
B N
[Und warum soll] |Abgesehen f dass| [überhaupt] [a conto Wiederse-||hensfreud] \müsst –/ Weisheit\,/ [und] |Weisheit f und| [eine Weltanschauung] |das f Macht.| \L EMN f Stille)/ \Jedoch f nicht!/ korrigiert aus: sinf [Ich] |Jetzt| seh[e] \ich/ mich\!/ [-- endlich!] \I DIOTIMA f also!/ [Auf dem Schiffe] | An Bord |
89
ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 5
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
K1/TS3/A12 (Korrekturschicht)
Lesetext
A LLE S KLAVEN (ausser L EMNISELENIS , singen und winken dem verschwin-dendem Schiffe nach) Keine Well auf der See Und der Himmel blau B N
5
Keine Sorg in der Brust Im Herzen nur Lust Frohe Fahrt! B
N
B N
Sklaven Ihr, rudert nur Von Sturm keine Spur! Frohe Fahrt! B
10
N
B N
Auf Euere Wiederkehr Warten wir schon sehr -(leise) Ertrinket im Meer! A UFSEHER (horcht perplex auf -- das Schiff ist nun verschwunden) A LLE S KLAVEN (ausser L EMNISELENIS und dem A UFSEHER singen weiter) Esset lauter Braten Trinket lauter Wein Tut glücklich schlafen Träumet ohne Pein! Frohe Fahrt! Denkt nur an Euch Krieget dicke Bäuch Frohe Fahrt! Werdet fett! (leise) Ertrinket im eigenem Speck! (laut) Ertrinket im Meer! Ertrinket im Speck! Ertrinket im eigenem Fett! B
15
N
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20
B
N
N
B N
25
30
B
5 6–8
9
N
B N
[Frohe Fahrt!]
B
] Keine f Fahrt!N ]
(1) Keine Wolk in der Höh
B N
]
10–11
B
13
B N
14–15
B
Auf f wirN ]
19–22
B
Esset f Pein!N ]
21 24 25
B
Sklaven f Spur!N ]
]
TutN ] ] BKrieget dickeN ] B N
Und die Luft so lau Frohe Fahrt! (2) \{Wann} kommt Ihr nicht/ (3) \Keine f Fahrt!/ [Von einem Sturme keine Spur Friedlich die Mutter Natur] [Rudert,] [ihr] [|Ihr|] Sklaven \Ihr/, rudert nur [Sonst kriegt Ihr eine Prügelkur] [|Von einem Sturm keine Spur|] |Von Sturm keine Spur!| [Gnädige Frau und gnädiger Herr Kommet bald wieder zu uns her] [Auf] Euere [baldige] Wiederkehr [\Er/][w]|W|arten [wir alle] |wir| Esse[r]|t| [Euch voll mit] |lauter| [Torten und] Braten [Lasset Euch alles wohlgeraten] |Trinket f Pein!| Tu[et]|t| [nicht an uns, denkt] [Werdet dick und] [k]|K|rieget \dicke/
90
ÖLA 3/W 93 – BS 29 a [1], Bl. 5
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
5
10
K1/TS3/A12 (Korrekturschicht)
Lesetext
A UFSEHER (brüllt) Was hör ich?! Was singt Ihr da für einen Text?! Beim Jupiter, das halt ich nicht Baus –N Gesindel! (er hebt seine Peitsche) B UTLERUS (zum A UFSEHER ) Halt! Du wirst doch da nicht herumprügeln, wo wir Sklaven jetzt sozusagen untereinander sind?! A UFSEHER Das ist mir wurscht! B UTLERUS mir aber nicht! A UFSEHER Das ist mir erst recht wurscht! B UTLERUS B(ruhig) Halt den Mund.N B A UFSEHER (braust auf) Was erlaubst Du Dir – B UTLERUS (unterbricht ihn) Kannst Du lesen? A UFSEHER B(perplex)N Nein. B UTLERUS Dann schau her – (er zeigt ihm ein Dokument)N \Abbruch der Bearbeitung\
2 8 9–12 11
B B
B B
aus –N ] (ruhig f Mund.N ] A UFSEHER f Dokument)N ] (perplex)N ]
aus[,] [Ihr]|–| [Kusch. Schau her -- (er zeigt dem erstauntem A UFSEHER ein Dokument)] |(ruhig f Mund.| \A UFSEHER f Dokument)/ \(perplex)/
91
ÖLA 3/W 93 – BS 29 a [1], Bl. 6
92
Konzeption 2: Ein Sklavenball – Toxilus
93
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
K2/TS1/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
ERSTES BILD
5 B
ÖLA 3/W 95 – BS 29 a [3], Bl. 1
Kleiner Privathafen vor einer Villa am Meer. Die Villa gehört dem reichen punischen Bankier K. R. Thago, einem naturalisiertem Römer. Er bewohnt sie mit seiner Tochter Idiotima und derem Mann, dem Cont d’Ottieri. Im Hafen die Luxusgaleere des Bankiers. Zahlreiche S KLAVEN schleppen vom Ufer Gepäckstücke auf das Schiff, Kisten, Truhen, Fässer, Schläuche, Geschirr. Sie werden von einem A UFSEHER mit Nilpferdpeitsche beaufsichtigt. Es ist ein herrlicher Tag, ohne Wellen und Wolken. N
10
A UFSEHER (zählt die an ihm vorbeigeschleppten Gepäckstücke) -- 84, 85, 86, 87 -vorwärts-vorwärts! (er knallt mit der Peitsche) Wir haben noch 164 Stück! 88, 89 -- los-los! Nur nicht geschlafen, sonst weck ich Euch auf, Sklavenpack! (er knallt wieder mit der Peitsche und blickt dann über das Meer hin) Es taget aus dem Osten Das Licht scheint überall Es nachtet schon im Westen Von Fall zu Fall zu Fall Als wären das all meine Freunde Die meine Feinde sein -(er unterbricht plötzlich seinen Gesang und brüllt einen U RALTEN S KLAVEN grimmig an) Tempo-tempo! 107, 108, 109 -- hast nicht gehört, altes Stück Elend?! Vorwärts-vorwärts! (er knallt abermals mit der Peitsche) I DIOTIMA (tritt reisefertig aus der Villa, gefolgt von ihren K AMMERSKLAVINNEN , die noch rasch einige letzte Handgriffe an ihrem Kleid und ihrer Frisur vollbringen) B
15
20
25
N
B
B
N
N
B N B N
Ach, sehet Papas Yacht! Wie sie die Segel jungfräulich rafft! Mit welchem Verlangen erträumte mein Auge dies liebliche Bild In all den Salons der Saison -Habet Dank, Ihr Götter! Denn was der Sterbliche als Sehnsucht hegt Das wird doch immer wieder Realität. Und ists nicht ein Märchen -- der Himmel, das Meer Und das Salz dieser Luft?
30
B
35
N
B N
6
B
Im HafenN ]
14 14 25 26
B
27 32–36 37
B N
und N ] hin)N ] Bvollbringen)N ] B N] B
] Habet f Luft?N ] B N] B
[Rechts im Vordergrunde sieht man einige Säulen der Villa, links] [i]|I|m [Hintergrunde liegt] |Hafen| [,] |und| hin\)/ [und singt mit Falsett)] vollbringen[;]|)| [Eine hält eine Lyra in der Hand)] [A UFSEHER (salutiert mit der Peitsche[;]|)| [eilt dann wieder ans Schiff und kontrolliert die Verladung des Gepäcks)]] [I DIOTIMA ] [Habet f Luft?] [Ein Schuft Ders nicht fühlt Dass diese Briese kühlt.]
94
ÖLA 3/W 95 – BS 29 a [3], Bl. 2
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
K2/TS1/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
Oh Segel, Ihr himmlische Erfindung Weht mich fort aus meiner Heimat Fort aus dem Alltag -- nach Kreta. B
N
B N
Der kretinische Frühling ists, nach dem sich mein Herz erstrebt – Du Wölklein droben weit und breit B
5
B
B
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NN
B N B
Du kennst vielleicht mein Leid:
N
B N
Mein Gatte ist ein Berufsmensch Er liebt nur sein Schwert, seinen Helm, seinen Panzer -B
10
N
B N
Was gilt ihm der Venusberg neben einem befestigtem Hügel? Nichts, oh nichts! Er fürchtet nur immer, ob seine Rüstung auch richtig glänzt Heut zieht er sich schon seit gestern an Er legte sich garnicht zu Bett in der Nacht Er zog sich nur an -B
15
N
B
N
B N
A UFSEHER (knallt mit der Peitsche) I DIOTIMA Oh saget ihm, er knalle nicht so mit der Peitsche! Er schlage lieber, dann gibts nicht diesen schrillen Ton!
20
Aber das Geld meines Vaters lässt ihn nicht ruhen und dennoch nicht arbeiten – So langweilt er sich auf dem Felde der Ehre zu Tode – Meine Nerven vertragen keine Disharmonien Ich bin geschwächt -B
25
N
3 4 5 6 6 7 8 9 10–11 12 15 15 19
B
nach Kreta.N ] ] Bsich f erstrebt –N ] Bdroben f breitN ] BbreitN ] B N] BDu f Leid:N ] B N] BMein f ErN ] B N] BEr f immer,N ] BglänztN ] B N]
24–25
B
B N
Aber f Tode –N ]
\nach Kreta./ [Zum Beispiel: nach Kreta [in die Sommerfrisch.]] [ich lechze.] |sich f erstrebt –| [in der Höh] |droben f breit| [breit] |breit| [Steh still bei meinem Weh] [Nur] Du kennst \vielleicht/ mein[en] [Kummer:] |Leid:| [Mein Mann ist [eine besondere Nummer.] |mir keine Freud.|] [Er] |Mein Gatte| \ist ein Berufsmensch/ \Er/ [Er ist ein Berufsmensch.] [Immer denkt er nur,] |Er f immer,| glänzt[, --] [[Ach, Männer sind eitler als Frauen!Wer dies erkannt hat, der versteht die Welt.] D IE S KLAVIN (mit der Lyra singt und begleitet sich selbst) Jaja, die Welt! Wer begreift ihre Bahn, ihre Rätsel? Ihren Sinn und ihr tieferes Sein? Herren sind eitler als Damen Das dürfte die Lösung wohl sein -Jaja, die Welt! Nur die gnädige Frau Versteht sie genau Sie weiss, woraufs ankommt Und was einem frommt --] \Aber f Tode –/
95
ÖLA 3/W 95 – BS 29 a [3], Bl. 3
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
K2/TS1/A3 (Korrekturschicht)
C ONT D ’O TTIERI (kommt aus der Villa in Helm und Panzer, gefolgt von seinen K AMMERSKLAVEN , unter ihnen dem jungen frechen P AEGNIUM ; er blickt auf seinen Schild, wie in einen Spiegel und ruft) Pägnium ! P AEGNIUM (tritt vor) Gnädiger Herr! C ONT D ’O TTIERI Ich kann mich in meinem Schild nicht sehen. Wo bin ich? Du sollst meinen Schild so reinigen , dass ich ihn als Spiegel benützen kann -- begreifs doch endlich, dass ich mit Mars verwandt bin! (er reicht ihm den Schild) Da! Putz ihn , sonst erledig ich Dich wie jene fünfhundert in Cappadozien im vorigen Herbst -- fünfhundert mit einem Streich, obwohl mein Schwert abgestumpft war! I DIOTIMA Ich frag mich oft: warum kennt mein Gatte keine Gemütlichkeit? C ONT D ’O TTIERI Ein böses Wort! Viel lieber als in die Sommerfrische zög ich in einen flotten Krieg Viel lieber würd ich blutige Taten vollbringen Als friedlich meinen Leib in der Sonne bräunen -Denn mein Leib sehnt sich nach der befreienden Tat! I DIOTIMA Oh Götter, welch Aufschneiderei! C ONT D ’O TTIERI Verwechsel nicht wieder alle Begriffe, bitte! I DIOTIMA (herrscht ihn an) Ich hasse den Krieg! C ONT D ’O TTIERI Versündig Dich nicht! Wenn das der Mars hört! I DIOTIMA Lass mich aus mit Deinem Gott! Eine Frau, die das blühende Leben unwillkürlich beschützt Da sie die Kinder bekommt Eine solche Frau betet um den ewigen Frieden Tag und Nacht! C ONT D ’O TTIERI Du nimmst den Mund voll, als hättest Du mir einen Sohn geschenkt. I DIOTIMA Ach, ich bin es müde -Wenn mein Vater kein Krösus wär B
B
B
5
B
Lesetext
N
B
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B
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B N
B
N B
N
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N B
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B
20
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N
B
2 3 3 4 5–9 5 6 6 6 7
P AEGNIUM N ] seinenN ] BPägniumN ] BP AEGNIUM N ] BC ONT f war!N ] BWo f ich?N ] BmeinenN ] BreinigenN ] BihnN ] B N] B B
P AEG [M ]|N |IUM sein\en/ Päg[m]|n|ium korrigiert aus: P AEGMIUM Textentlehnung Plautus, MG1 und MG2
\Wo f ich?/ mein\en/ [putzen] |reinigen| [es]|ihn| [(er erblickt I DIOTIMA ) Ach, Idiotima! I DIOTIMA (etwas spöttisch) Schon fertig? C ONT D’O TTIERI Noch immer nicht --] BihmN ] 7 \ihm/ BdenN ] 7 d[as]|en| BSchild)N ] 7 Schild\)/ [P AEGMIUM )] BPutzN ] 8 [Putz] [|Reinig|] BihnN ] 8 [es] |ihn| BOh f Aufschneiderei!N ] [Renommist!] Oh f Aufschneiderei! 16 | | 27–97,14 BWenn f brennt?N ] [Wie gern wär ich manchmal ein Sklave! Lieber an eine Galeerenbank, als an Dich gekettet Lieber rudern, rudern, rudern -[Tag und Nacht!] |Nur nicht mit Dir!| [C ONT D ’O TTIERI Du bist \mir/ von Sinnen, [mir scheint!] |wenn ich mich nicht täusch!|] I DIOTIMA Wenn wir nur schon segeln würden -- aufs Meer ohne Grenzen hinaus!] |Wenn f brennt?|
96
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
Lesetext
Wärst Du der friedlichste Mann Aber das Geld meines Vaters Entzündet in Dir die Dummheit der vermeintlichen Ehre – Welch letztere Du {nicht hast} C ONT (zu Paegnium) Wo bin ich? P AEGNIUM Ich putz, ich putz! I DIOTIMA Treue und Trutz Das ist meine Ehe C ONT D ’O TTIERI Nicht so laut! (Stille) I DIOTIMA Nicht so laut – aus {Dämmernissen} Steigt der Ehe Ehschonwissen – Ihr, die Ihr eheliche Treue kennt Sagt ist es Hass, was hier so brennt? C ONT D ’O TTIERI (zu P AEGNIUM , der den Schild putzt) Wo steckt denn mein Schwiegervater? P AEGNIUM Der Herr Schwiegerpapa verabschieden sich, gnädiger Herr! I DIOTIMA (perplex) Verabschieden? Von wem? P AEGNIUM Von dem Fräulein Hetäre, aufzuwarten! I DIOTIMA Ach! Ists wieder dieses kleine Dirnchen? P AEGNIUM Ja. K. R. T HAGO (kommt aus der Villa mit der achtzehnjährigen Hetäre L EMNISELENIS , gefolgt von deren Dienerin M AT -ROSA , einer ordinären Person im besten Alter) C ONT D ’O TTIERI (zu I DIOTIMA ) Er kommt, gib Ruh! K. R. T HAGO (zu L EMNISELENIS ) Wohl begreif ich Deine Trauer, mein süsses teuerstes Geschöpf! Du kostspieliges, Du -Denn ich fahr nun fort und lass Dich da. Doch sei beruhigt: Ich lass auch mein Geschäft da, Handel und Wandel, die Börs, das Kontor -B
B
5
K2/TS1/A3 (Korrekturschicht)
N
N
B N
B
N
B N
B N B
10
B
B
N
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NN
B
NNN
15
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20
30
N
N
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N
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N
B
N B
N
ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 2
N
B
25
B
3 4 4 5 5 6 6–14 11 12 12 13–14
B
DummheitN ] Welch letztereN ] B N] B(zu Paegnium)N ] B N] B N] BP AEGNIUM f brennt?N ] Blaut –N ] BSteigt f Ehschonwissen –N ] BEhschonwissen –N ] BIhr f brennt?N ]
15 15 16 17 17 17 17 19 21
B
B
C ONT D ’O TTIERI N ] P AEGNIUM N ] BSchwiegervater?N ] BP AEGNIUM N ] BSchwiegerpapaN ] BgnädigerN ] BHerr!N ] BP AEGNIUM N ] BP AEGNIUM Ja.N ] B
[Dummheit] |Dummheit| [Die] |Welch letztere| [\{übrig}/] \(zu Paegnium)/ [Putz, putz!] gestrichen: I DIOTIMA [Immer wo bin ich?] |P AEGNIUM f brennt?| [{lut}] |laut –| [{greift}] |Steigt f Ehschonwissen –| Ehschonwissen[!]|–| [Kraut und Rüben durcheinand Fern die Liebe Herz und Hand – Ach, gäbs kein] |Ihr f brennt?| \C ONT D ’O TTIERI / korrigiert aus: P AEGMIUM [Vater] |Schwiegervater?| korrigiert aus: P AEGMIUM korrigiert aus: \Schwieger/Papa korrigiert aus: gnädige [Frau!] |Herr!| korrigiert aus: P AEGMIUM [Na, chacun a son gout!] |P AEGNIUM Ja.|
97
ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 9
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 8
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
K2/TS1/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
Mögen die Papiere fallen oder sich heben Ich muss ruhen! Ja, ruhen -Der Arzt hats mir verordnet, der Weise Er kennt mein Leiden. Es ist nicht der Ausfluss des üppigen Lebens Sondern der Erregung über das Leben in Geschäften. Verlieren regt auf Aber verdienen noch mehr -Und viel verdienen, das legt sich aufs Herz Denn viel verdienen ist Schmerz Teuer erkaufter Schmerz, Du Kind --
5
10
ÖLA 3/W 93 – BS 29 a [1], Bl. 12
B N
15
L EMNISELENIS Der Sommer mag kommen, der Herbst vergehen Meine Lieb zu Euch wird immer bestehen Denn Ihr habt mich gekauft.
ÖLA 3/W 93 – BS 29 a [1], Bl. 7
B N
K. R. T HAGO „Gekauft“ – welch lieblicher Laut! Wenn ich jetzt da nach Kreta segel zirka auf ein halbes Jahr, so könnt ich es nimmer verantworten, Dich ohne mich zurückzulassen. Weil ich es eben nimmer verantworten könnt, Dich in der natürlichen Entfaltung Deiner Gesellschaftsgebundenen Karrier zu hemmen. L EM (horcht misstrauisch auf) Was heisst das? T HAGO Das heisst mit einem Wort: Du kehrst wieder zu Dordalus zurück. L EMN Zu Dordalus?! T HAGO Warum so entsetzt? I DIOTIMA (lacht) B
B
B
B
B
N
N
N B
25
B
N B N
B
20
N B
N
B
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N
N
13 17
B N
18
B
B N
] ]
„Gekauft f Laut!N ]
18–99,8 BWenn f hin!N ]
18 19 19 21 22–23 23 23 25 26
nach KretaN ] segelN ] B N] BnatürlichenN ] BL EM f heisstN ] BmitN ] BzuN ] Bentsetzt?N ] BI DIOTIMA (lacht)N ] B B
[Nun lebe wohl, ich muss dahin.] [K. R. T HAGO Ach Du mein holdes Erröten! Eigentlich bin ich sehr in Nöten Denn ich will [ihn] [|{Dein Leben}|] |Deine Zukunft| nicht [hemmen,] [|{stören}|] |töten.| [Deiner Karriere Lauf.] L EMNISELENIS \(horcht misstrauisch auf)/ Was heisst das[?]|, Liebling?|] [Das heisst\:/ [--] mit einem Wort:] |„Gekauft“ – welch [{lie}] |lieblich\er/| [Wort] |Laut!|| (1) Ich segel jetzt fort Und Du kehrst -- es ist Dein Glück Zum braven Sklavenhändler zurück. L EMNISELENIS [N]|(|entsetzt) Nein! K. R. T HAGO Warum nein? L EMNISELENIS Ihr wollt mich wieder weiterverkaufen?! K. R. T HAGO Ja. Weil ich es nimmer verantworten könnt, Dich in der Entfaltung Deiner Karrier zu [stören] |hemmen|. Weil ich es nimmer verantworten könnt, Dich ohne mich zurückzulassen. (2) \[w]|W|enn f hin!/ \nach Kreta/ [fortsegel] |segel| [so] \[natür] |natürlichen|/ \L EM f heisst/ [M]|m|it [zum] |zu| entsetzt[?!] |?| [L EMN ] |I DIOTIMA (lacht)|
98
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
K2/TS1/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
L EM Höre, wie Deine Tochter lacht! T HAGO Warum sollte sie weinen? Es geht ihr gut – L EMN Oh Herr, Ihr schickt mich zu Dordalus? Wieder zum Sklavenhändler? Ihr wollt mich abermals weiterverkaufen?! T HAGO Ja. L EM Hab ich Euch denn nicht treu gedient?! Bin ich denn nicht bei Euch aus- und eingegangen auf jeden {Seligen}? T HAGO Trotzdem! {Seligen} her, {Seligen} hin! Ich könnt es nimmer verantworten, dass sich vielleicht ein Besserer, Schönerer, Reicherer findet -L EMNISELENIS (unterbricht ihn) Es gibt keinen Reicheren, als Euch! Oh, bringt mich nicht wieder auf den Sklavenmarkt! Es folget so selten was Besseres nach! K. R. T HAGO Aber-aber! Man möcht doch nur Dein Gutes – L EMNISELENIS Wollet lieber das Schlechte, mein Herr! Gewährt mir weiter Euere Huld Ich bleib Euch nichts schuld. Wenn Ihr heimkehrt von Euerer Sommerfahrt Wird von mir alles in bar bezahlt. Jeder Groschen ein Kuss Wenn ich nicht wieder auf den Sklavenmarkt muss -K. R. T HAGO Wer weiss, ob ich zurückkehr? Ob das Schiff nicht versinkt? Bin ich dem Neptun sein Vertrauter? Und wenn ja, wer weiss, ob Du dann noch lebst? Abgesehen davon, dass ich Dich jetzt ein halbes Jahr umsonst ernähren müsst – Vorsicht ist die Mutter der Weisheit, Weisheit eine Weltanschauung und Sparsamkeit ist das Fundament der Macht. L EMN Das ist keine Sparsamkeit, das ist Geiz! Purer Geiz! K. R. T HAGO Von mir aus. Jedoch: verkenne mich nicht! (Stille) L EMNISELENIS Jetzt weiss ich nichtmehr, was ich glauben soll, Herr Präsident. K. R. T HAGO Glaub nicht der Gosse Glaube mir Glaub nicht den Geldlosen Ohnehosen Glaube den Reichen B N
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N B
N
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B N
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25
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ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 5
N
B
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3 4 6 8 8–9 12 13 13 13 23 23 23 23–24 24 25 26–28 27
] abermalsN ] B N] BIch f esN ] Bverantworten,N ] BBesseresN ] BAber-aber!N ] BMan f dochN ] BGutes –N ] BAbgesehen f dassN ] B N] B N] Bernähren müsst –N ] BWeisheit, f undN ] Bdas f Macht.N ] BL EMN f Stille)N ] BJedoch: f nicht!N ] B N B
[zurück] [wieder] |abermals| [Mich?!] [Weil] [i]|I|ch [es] |könnt es| verantworten\,/ [könnt,] [b]|B|esseres \Aber-aber!/ [Ich] |Man| [will] |möcht| \doch/ Gutes[, mein Kind! \–/] |–| [Und warum soll] |Abgesehen f dass| [überhaupt] [a conto Wiederse-||hensfreud] ernähren[?]| müsst –| Weisheit\,/ [und] |Weisheit f und| [eine Weltanschauung] |das f Macht.| \L EMN f Stille)/ \Jedoch: f nicht!/
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ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 5
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
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10
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20
K2/TS1/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
Sie haben Recht! Ich kenn das Geschäft! Betrug wird Recht Und Recht Betrug -Halt Dich klug! Das Ungesetzliche Wird immer getan Das Ewig-Geldliche Zieht uns hinan! (Hornsignal) T OXILUS (der Oberkammersklave erscheint rasch an Bord des Schiffes und springt auf den Kai) Euere Hochwohlgeborenen! Die Segel sind gesattelt, der Anker ist gelichtet, das Gepäck verpackt und die Ruder sind ruderbereit -- es schwimmt alles in Butter, schiffet Euch ein! I DIOTIMA Endlich! C ONT D ’O TTIERI (zu P AEGNIUM ) Her damit! (er nimmt ihm seinen Schild ab und spiegelt sich darin) Wo bin ich? T OXILUS (ruft auf das Schiff) Darf man bitten, Herr Kapellmeister! (An Bord spielt nun eine Galeerensklavenkapelle Abschiedsweisen) K. R. T HAGO (kneift zärtlich L EMNISELENIS in die Wange) Du bist unter Brüdern sechshundert Silberling wert. Verkauf Dich nur nicht zu billig – (er folgt I DIOTIMA und C ONT D ’O TTIERI auf das Schiff) T OXILUS Gute Erholung, frohe Fahrt! A LLE S KLAVEN (ausser L EMNISELENIS , singen und winken dem verschwin- dendem Schiffe nach) Keine Well auf der See Und der Himmel blau B
N
25
B N
Keine Sorg in der Brust Im Herzen nur Lust Frohe Fahrt! B
30
N
B N
Sklaven Ihr, rudert nur Von Sturm keine Spur! Frohe Fahrt! B
N
35
B N
20–21
B
28 29–31
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32
B N
33–34
B
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B N
B
Du f billig –N ] ] Keine f Fahrt!N ]
]
Sklaven f Spur!N ]
]
[Vergiss mein nicht --] [|Du bist unter Brüdern 600 Silberling wert!|] |Du f billig –| [Frohe Fahrt!] (1) Keine Wolk in der Höh Und die Luft so lau Frohe Fahrt! (2) \{Wann} kommt Ihr nicht/ (3) \Keine f Fahrt!/ [Von einem Sturme keine Spur Friedlich die Mutter Natur] [Rudert,] [ihr] [|Ihr|] Sklaven \Ihr/, rudert nur [Sonst kriegt Ihr eine Prügelkur] [|Von einem Sturme keine Spur|] |Von Sturm keine Spur!| [Gnädige Frau und gnädiger Herr Kommet bald wieder zu uns her]
100
ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 10
ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 7
ÖLA 3/W 93 – BS 29 a [1], Bl. 5
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
K2/TS1/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
Auf Euere Wiederkehr Warten wir schon sehr -(leise) Ertrinket im Meer! A UFSEHER (horcht perplex auf -- das Schiff ist nun verschwunden) 5 A LLE S KLAVEN (ausser L EMNISELENIS und dem A UFSEHER singen weiter) Esset lauter Braten Trinket lauter Wein Tut glücklich schlafen Träumet ohne Pein! Frohe Fahrt! 10 Denkt nur an Euch Krieget dicke Bäuch Frohe Fahrt! Werdet fett! 15 (leise) Ertrinket im eigenem Speck! (laut) Ertrinket im Meer! Ertrinket im Speck! Ertrinket im eigenem Fett! A UFSEHER (brüllt) Was hör ich?! Was singt Ihr da für einen Text?! Beim Jupiter, das 20 halt ich nicht aus! (er hebt seine Peitsche) T OXILUS (zum A UFSEHER ) Halt! Du wirst doch da nicht herumprügeln, wo wir Sklaven jetzt sozusagen untereinander sind?! A UFSEHER Das ist mir wurscht! T OXILUS Mir aber nicht! 25 A UFSEHER Das ist mir erst recht wurscht! T OXILUS (ruhig) Halt den Mund. A UFSEHER (braust auf) Was erlaubst Du Dir -T OXILUS (unterbricht ihn) Kannst Du lesen? A UFSEHER (perplex) Nein. 30 T OXILUS Dann schau her -- (er zeigt ihm ein Dokument) Während der Abwesenheit unserer Herrschaft wurde ich, ich Toxilus, zum obersten Verwalter dieser Villa eingesetzt, als Oberkammersklave gewissermassen, und zwar vom Herrn Bankpräsidenten K. R. Thago höchstpersönlich -- verstanden? Denn ich geniesse das restlose Vertrauen meines Herren, verstanden? Und hier hat mir nun jeder zu geB
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B
B
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B N
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B
B
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B
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1–2
B
Auf f wirN ]
6–9
B
Esset f Pein!N ]
8 11 12 20 21 24 26 28 30 31–33
B
TutN ] ] BKrieget dickeN ] Baus!N ] BT OXILUS N ] BT OXILUS N ] BT OXILUS N ] BT OXILUS N ] BT OXILUS N ] Bich f ichN ] B N
[Auf] Euere [baldige] Wiederkehr [\Er/][w]|W|arten [wir alle] |wir| Esse[r]|t| [Euch voll mit] |lauter| [Torten und] Braten [Lasset Euch alles wohlgeraten] |Trinket f Pein!| Tu[et]|t| [nicht an uns, denkt] [Werdet dick und] [k]|K|rieget \dicke/ aus\!/ [-- Gesindel!] [B UTLERUS ] |T OXILUS | [B UTLERUS ] |T OXILUS | [B UTLERUS ] |T OXILUS | [B UTLERUS ] |T OXILUS | [B UTLERUS ] |T OXILUS | korrigiert aus: ich\,/1 [von derselben] |ich2 Toxilus,3|, und10 zwar11 vom12 Herrn13 Bankpräsidenten14 K.15 R.16 Thago17 höchstpersönlich18 zum4 \obersten/ Verwalter5 dieser6 Villa7 eingesetzt,8 als7 Oberkammersklave8 gewissermassen\,/9 --19 verstanden?20 Denn21 ich22
101
ÖLA 3/W 99 – BS 29 a [7], Bl. 2 ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 11
ÖLA 3/W 99 – BS 29 a [7], Bl. 7
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
K2/TS1/A3 (Korrekturschicht)
horchen, ich bin die höchste Instanz, bitt ich mir aus! Also los-los, an die Arbeit! Rastet nicht, damit Ihr nicht rostet! Tempo-Tempo! Aber geprügelt wird hier nichtmehr, Du mazedonischer Büffel! Gib mir Dein Werkzeug , auf der Stell, von heut ab prügel nur ich! Los, her damit! Vorwärts! A UFSEHER (gibt ihm widerwillig seine Peitsche) Werd glücklich. Jetzt möcht ich nur wissen, zuwas ich noch leb -- ich kann doch nur strafen , sonst hab ich ja nichts gelernt! T OXILUS Ich weiss-ich weiss! Du hast die Peitschenvolksschul mit lauter Einser bestanden, hast die Prügelmatura summa cum laudis absolviert und hast sogar auf der Folterhochschul einige Semester studiert -- ich weiss-ich weiss! B
5
B
B
10
Lesetext
N
\Abbruch der Bearbeitung\
3 6 6 6 8
Dein WerkzeugN ] strafenN ] BsonstN ] BnichtsN ] BT OXILUS N ] B B
Dein[e] [Peitsche] |Werkzeug| [prügeln] |strafen| [was anderes] |sonst| ni[e]|chts| [B UTLERUS ] |T OXILUS |
102
N
N
B
N
B
N
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
K2/TS1/A4 (Korrekturschicht)
Lesetext
ERSTES BILD
ÖLA 3/W 95 – BS 29 a [3], Bl. 1
Kleiner Privathafen vor einer Villa am Meer. Die Villa gehört dem reichen punischen Bankier K.R. Thago , einem naturalisiertem Römer. Er bewohnt sie mit seiner Tochter Idiotima und derem Gatten, Gloriosus. Im Hafen die Luxusgaleere des Bankiers. Zahlreiche S KLAVEN schleppen vom Ufer Gepäckstücke auf das Schiff, Kisten, Truhen, Fässer, Schläuche, Geschirr. Sie werden von einem A UFSEHER mit Nilpferdpeitsche beaufsichtigt. Es ist ein herrlicher Tag, ohne Wellen und Wolken. B
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5 B
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N
10
A UFSEHER (zählt die an ihm vorbeigeschleppten Gepäckstücke) -- 84, 85, 86, 87 -vorwärts-vorwärts! (er knallt mit der Peitsche) Wir haben noch 164 Stück! 88, 89 -- los-los! Nur nicht geschlafen, sonst weck ich Euch auf, Sklavenpack! (er knallt wieder mit der Peitsche, blickt dann über das Meer hin und singt zart vor sich hin) Es taget aus dem Osten Das Licht scheint überall Es nachtet schon im Westen Von Fall zu Fall zu Fall Als wären das all meine Freunde Die meine Feinde sein -(er unterbricht plötzlich seinen Gesang und brüllt einen U RALTEN S KLAVEN grimmig an) Tempo-tempo! 107, 108, 109 -- hast nicht gehört, altes Stück Elend?! Vorwärts-vorwärts! (er knallt abermals mit der Peitsche) I DIOTIMA (tritt reisefertig aus der Villa, gefolgt von ihren K AMMERSKLAVINNEN , die immer noch einige Handgriffe an ihrem Kleid und ihrer Frisur vollbringen) Ach, sehet Papas Yacht! Wie sie die Segel jungfräulich rafft! Mit welchem Verlangen erträumte mein Auge dies liebliche Bild In all den Salons der Saison -Habet Dank, Ihr Götter! Denn was der Sterbliche als Sehnsucht hegt Das wird doch immer wieder Realität. Oh Segel, Ihr himmlische Erfindung Weht mich fort aus meiner Heimat Fort aus dem Alltag -- nach Kreta. Der kretinische Frühling ists, nach dem sich mein Herz erstrebt -Du Wölklein droben weit Nur Du kennst mein Leid. Mein Gatte ist ein Berufsmensch, Er liebt nur sein Schwert, seinen Helm, seinen Panzer -Was gilt ihm der Venusberg neben einem befestigtem Hügel? B
15
20
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N
B
N
B
30
35
40
4 5 6 14 14–15 29
K.R. ThagoN ] Gatten, Gloriosus.N ] BIm HafenN ]
korrigiert aus: K. R. Thago
B
[Mann, dem Cont d’Ottieri.] |Gatten, Gloriosus.| [Rechts im Vordergrunde sieht man einige Säulen der Villa, links] [i]|I|m [Hintergrunde liegt] |Hafen| Peitsche[,] [|und|] |,| hin[\)/] [und singt mit Falsett)] |und singt[)] [|mit|] |zart vor sich hin)|| korrigiert aus: dies liebliche
Peitsche,N ] hin f hin)N ] Bdies lieblicheN ] B
103
ÖLA 3/W 93 – BS 29 a [1], Bl. 11
N
B
B
ÖLA 3/W 93 – BS 29 a [1], Bl. 8
ÖLA 3/W 93 – BS 29 a [1], Bl. 9
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
5
10
K2/TS1/A4 (Korrekturschicht)
Nichts, oh nichts! Er fürchtet nur immer, ob seine Rüstung auch richtig glänzt Heut zieht er sich schon seit gestern an Er legte sich garnicht zu Bett in der Nacht Er zog sich nur an -A UFSEHER (knallt mit der Peitsche) I DIOTIMA Oh saget ihm, er knalle nicht so mit der Peitsche! Er schlage lieber, dann gibts nicht diesen schrillen Ton! Meine Nerven vertragen keine Disharmonien Ich bin geschwächt -G LORIOSUS (kommt aus der Villa in Helm und Panzer, gefolgt von seinen K AMMERSKLAVEN , unter ihnen dem jungem frechem P AEGNIUM ; er blickt auf seinen Schild, wie auf einen Spiegel und ruft) Pägnium! P AEGNIUM (tritt vor) Gnädiger Herr! G LORIOSUS Ich kann mich in meinem Schild nicht sehen. Wo bin ich? Du sollst meinen Schild so putzen, dass ich ihn als Spiegel benützen kann -- begreifs doch endlich, dass ich mit Mars verwandt bin! (er reicht ihm den Schild) Putz ihn, sonst erledig ich Dich, wie jene fünfhundert in Cappadozien im vorigen Herbst -- fünfhundert mit einem Streich, obwohl mein Schwert abgestumpft war! I DIOTIMA Ich frag mich oft: warum kennt mein Gatte keine Gemütlichkeit? G LORIOSUS Ein böses Wort! Viel lieber als in die Sommerfrische zög ich in einen flotten Krieg Viel lieber würd ich blutige Taten vollbringen Als friedlich meine Brust in der Sonne bräunen -Denn meine Brust sehnt sich nach der befreienden Tat! I DIOTIMA (so nebenbei) Ich hasse den Krieg. G LORIOSUS Versündig Dich nicht! Wenn das mein Mars hört! I DIOTIMA Lass mich aus mit Deinem Gott! Wenn mein Vater kein Krösus wär Wäre mein Gatte ein friedlicher Hirte Aber das Geld meines Vaters lässt ihn nicht arbeiten -So langweilt er sich auf dem Felde der Ehre zu Tode. G LORIOSUS (blickt in seinen Schild, den P AEGNIUM geputzt hat) Ich seh mich noch immer nicht -- (er reicht ihn wieder P AEGNIUM ) Weiter! I DIOTIMA Wenn wir nur schon segeln würden -- aufs Meer ohne Grenzen hinaus! (zu P AEGNIUM , der den Schild putzt) Wo steckt denn mein Vater? P AEGNIUM Der Herr Papa verabschieden sich, gnädige Frau! I DIOTIMA (perplex) Verabschieden? Von wem? P AEGNIUM Von dem Fräulein Hetäre, aufzuwarten! I DIOTIMA Ach! Ists wieder dieses kleine Dirnchen? Papa wird alt. B
15
Lesetext
ÖLA 3/W 99 – BS 29 a [7], Bl. 1
N
B
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20
25
B
N
B
N B
B
30
35
40
N
B
12 15–19 25 25 25 27 39 40
B
freche[n]|m|
B
Textentlehnung Plautus, MG1 und MG2
frechemN ] G LORIOSUS f war!N ] Bmeine BrustN ] BderN ] BbefreiendenN ] BmeinN ] BP AEGNIUM N ] BPapa f alt.N ]
mein\e/ [Leib] |Brust| \der/ befreiende[r]|n| [der] |mein| korrigiert aus: P AEGMIUM \Papa f alt./
104
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 7
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ÖLA 3/W 99 – BS 29 a [7], Bl. 4
N
ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 1 ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 2
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
K2/TS1/A4 (Korrekturschicht)
Lesetext
P AEGNIUM Ja. G LORIOSUS Unterhalt Dich nicht mit meiner Frau, wenn Du meinen Schild putzt , denn sollt ich mich abermals nicht sehen können, lass ich Dich blenden! K.R. T HAGO (kommt aus der Villa mit der achtzehnjährigen Hetäre L EMNISELENIS , 5 gefolgt von deren Dienerin M AT -ROSA , einer Person in den gefährlichsten Jahren) G LORIOSUS (zu I DIOTIMA ) Er kommt, gib Ruh! K.R. T HAGO (zu L EMNISELENIS ) Wohl begreif ich Deine Trauer, mein süsses teuerstes Geschöpf! 10 Du kostspieliges, Du -Denn ich fahr nun fort und lass Dich da. Doch sei beruhigt: Ich lass auch mein Geschäft da, Handel und Wandel, die Börs, das Kontor -Mögen die Papiere fallen oder sich heben 15 Ich muss ruhen! Ja, ruhen -Der Arzt hats mir verordnet, der Weise Er kennt mein Leiden. Es ist nicht der Ausfluss des üppigen Lebens 20 Sondern der Erregung über das Leben in Geschäften. Verlieren regt auf Aber verdienen noch mehr -Und viel verdienen, das legt sich aufs Herz Denn viel verdienen ist Schmerz 25 Teuer erkaufter Schmerz, Du Kind -N
B
B
B
B
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B
B
N
NNN
B
N
B N
B
N
ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 9
N
B
B N
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 8
ÖLA 3/W 93 – BS 29 a [1], Bl. 12
L EMNISELENIS Der Sommer mag kommen, der Herbst vergehen Meine Lieb zu Euch wird immer bestehen Denn Ihr habt mich gekauft. K.R. T HAGO Ach Du mein holdes Erröten! Wenn ich jetzt da nach Kreta segel, zirka auf ein halbes Jahr, so könnt ich es nimmer und nimmer verantworten, Dich ohne mich zurückzulassen -- weil ich es eben nimmer und nimmer verantworten dürft , Dich in der naturgegebenen Entfaltung Deiner gesellschaftsgebundenen Karrier zu hemmen. L EMNISELENIS (horcht misstrauisch auf) Was heisst das? B
35
ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 2
N
B
30
ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 9
1 2–3 2–3 2 2 3 4 5 5 7 8 26 33 33
N
B
N
P AEGNIUM Ja.N ] [Na, chacun a son gout!] |P AEGNIUM Ja.| G LORIOSUS f blenden!N ] [\{Glo}/] |G LORIOSUS f blenden!| BUnterhalt f blenden!N ] ||[Das ist kein Dirnchen! Schimpf nicht über Deinesgleichen!] |Unterhalt f blenden!| Bwenn DuN ] [putz lieber] |wenn Du| BputztN ] \putzt/ Bdenn f blenden!N ] (1) sonst lass ich Dich blenden! (2) denn f blenden! BK.R. T HAGO N ] korrigiert aus: K. R. T HAGO B N] [ordinären] [|gefährlichen|] BgefährlichstenN ] [besten] |gefährlichsten| BG LORIOSUS N ] [C ONT D ’O TTIERI ] |G LORIOSUS | BK.R. T HAGO N ] korrigiert aus: K. R. T HAGO B N] [Nun lebe wohl, ich muss dahin.] BdürftN ] [könnt] |dürft| BnaturgegebenenN ] [natürlichen] |naturgegebenen| B B
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ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 2
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
K2/TS1/A4 (Korrekturschicht)
Lesetext
K.R. T HAGO Das heisst -- mit einem Wort: Du kehrst wieder zu Dordalus zurück. L EMNISELENIS (entsetzt) Was sagt Ihr!? Wohin?! Zu Dordalus?! K.R. T HAGO Ja. B
B
N
N
B N
L EMNISELENIS Ich soll wieder zum Sklavenhändler?! Ihr wollt mich abermals wieder weiterverkaufen?! K.R. T HAGO Warum so entsetzt, mein Kind? Vielleicht kauft Dich ein Besserer, Schönerer, Reicherer – B
5
B
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B
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\Abbruch der Bearbeitung\
2 3 4
B
Was f Wohin?!N ] Ja.N ] B N]
5 5 7–8
B
B
Ich f wiederN ] Sklavenhändler?!N ] BK.R. T HAGO f Reicherer –N ] B
\Was f Wohin?!/ [Warum so entsetzt?] |Ja.| [I DIOTIMA (lacht) L EMNISELENIS Hört, wie Euere Tochter lacht -K.R. T HAGO Warum soll sie weinen? Es geht ihr gut.] [Und mich schickt Ihr wieder zu Dordalus?] |Ich soll| [W]|w|ieder Sklavenhändler?\!/ \K.R. T HAGO [Warum nicht mein Kind?] [|Ich begreif|] [|Wer begreift Dein Entsetzen, mein Kind? Ich nicht.|] [|Ja, mein Kind. A|] |Warum f Reicherer –|/
106
ÖLA 3/W 93 – BS 29 a [1], Bl. 10
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
K2/TS1/A9 (Korrekturschicht)
Lesetext
ERSTES BILD
ÖLA 3/W 95 – BS 29 a [3], Bl. 1
Kleiner Privathafen vor einer Villa am Meer. Die Villa gehört dem reichen punischen Bankier K.R. Thago , einem naturalisiertem Römer. Er bewohnt sie mit seiner Tochter Idiotima und derem Gatten, Gloriosus. Im Hafen die Luxusgaleere des Bankiers. Zahlreiche S KLAVEN schleppen vom Ufer Gepäckstücke auf das Schiff, Kisten, Truhen, Fässer, Schläuche, Geschirr. Sie werden von einem A UFSEHER mit Nilpferdpeitsche beaufsichtigt. Es ist ein herrlicher Tag, ohne Wellen und Wolken. B
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5 B
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A UFSEHER (zählt die an ihm vorbeigeschleppten Gepäckstücke) -- 84, 85, 86, 87 -vorwärts-vorwärts! (er knallt mit der Peitsche) Wir haben noch 164 Stück! 88, 89 -- los-los! Nur nicht geschlafen, sonst weck ich Euch auf, Sklavenpack! (er knallt wieder mit der Peitsche, blickt dann über das Meer hin und singt zart vor sich hin) Es taget aus dem Osten Das Licht scheint überall Es nachtet schon im Westen Von Fall zu Fall zu Fall Als wären das all meine Freunde Die meine Feinde sein -(er unterbricht plötzlich seinen Gesang und brüllt einen U RALTEN S KLAVEN grimmig an) Tempo-tempo! 107, 108, 109 -- hast nicht gehört, altes Stück Elend?! Vorwärts-vorwärts! (er knallt abermals mit der Peitsche) I DIOTIMA (tritt reisefertig aus der Villa, gefolgt von ihren K AMMERSKLAVINNEN , die immer noch einige Handgriffe an ihrem Kleid und ihrer Frisur vollbringen) Ach, sehet Papas Yacht! Wie sie die Segel jungfräulich rafft! Mit welchem Verlangen erträumte mein Auge dies liebliche Bild In all den Salons der Saison -Habet Dank, Ihr Götter! Denn was der Sterbliche als Sehnsucht hegt Das wird doch immer wieder Realität. Oh Segel, Ihr himmlische Erfindung Weht mich fort aus meiner Heimat Fort aus dem Alltag -- nach Kreta. Der kretinische Frühling ists, nach dem sich mein Herz erstrebt -Du Wölklein droben weit Nur Du kennst mein Leid. Mein Gatte ist ein Berufsmensch, Er liebt nur sein Schwert, seinen Helm, seinen Panzer -B
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K.R. ThagoN ] Gatten, Gloriosus.N ] BIm HafenN ]
korrigiert aus: K. R. Thago
B
[Mann, dem Cont d’Ottieri] |Gatten, Gloriosus.| [Rechts im Vordergrunde sieht man einige Säulen der Villa, links] [i]|I|m [Hintergrunde liegt] |Hafen| Peitsche[,] [|und|] |,| hin[\)/] [und singt mit Falsett)] |und singt[)] [|mit|] |zart vor sich hin)|| korrigiert aus: dies liebliche
Peitsche,N ] hin f hin)N ] Bdies lieblicheN ] B
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ÖLA 3/W 93 – BS 29 a [1], Bl. 11
N
B
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ÖLA 3/W 93 – BS 29 a [1], Bl. 8
ÖLA 3/W 93 – BS 29 a [1], Bl. 9
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
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K2/TS1/A9 (Korrekturschicht)
Was gilt ihm der Venusberg neben einem befestigtem Hügel? Nichts, oh nichts! Er fürchtet nur immer, ob seine Rüstung auch richtig glänzt Heut zieht er sich schon seit gestern an Er legte sich garnicht zu Bett in der Nacht Er zog sich nur an -A UFSEHER (knallt mit der Peitsche) I DIOTIMA Oh saget ihm, er knalle nicht so mit der Peitsche! Er schlage lieber, dann gibts nicht diesen schrillen Ton! Meine Nerven vertragen keine Disharmonien Ich bin geschwächt -G LORIOSUS (kommt aus der Villa in Helm und Panzer, gefolgt von seinen K AMMERSKLAVEN , unter ihnen dem jungem frechem P AEGNIUM ; er blickt auf seinen Schild, wie auf einen Spiegel und ruft) Pägnium! P AEGNIUM (tritt vor) Gnädiger Herr! G LORIOSUS Ich kann mich in meinem Schild nicht sehen. Wo bin ich? Du sollst meinen Schild so putzen, dass ich ihn als Spiegel benützen kann -- begreifs doch endlich, dass ich mit Mars verwandt bin! (er reicht ihm den Schild) Putz ihn, sonst erledig ich Dich, wie jene fünfhundert in Cappadozien im vorigen Herbst -- fünfhundert mit einem Streich, obwohl mein Schwert abgestumpft war! I DIOTIMA Ich frag mich oft: warum kennt mein Gatte keine Gemütlichkeit? G LORIOSUS Ein böses Wort! Viel lieber als in die Sommerfrische zög ich in einen flotten Krieg Viel lieber würd ich blutige Taten vollbringen Als friedlich meine Brust in der Sonne bräunen -Denn meine Brust sehnt sich nach der befreienden Tat! I DIOTIMA (so nebenbei) Ich hasse den Krieg. G LORIOSUS Versündig Dich nicht! Wenn das mein Mars hört! I DIOTIMA Lass mich aus mit Deinem Gott! Wenn mein Vater kein Krösus wär Wäre mein Gatte ein friedlicher Hirte Aber das Geld meines Vaters lässt ihn nicht arbeiten -So langweilt er sich auf dem Felde der Ehre zu Tode. G LORIOSUS (blickt in seinen Schild, den P AEGNIUM geputzt hat) Ich seh mich noch immer nicht -- (er reicht ihn wieder P AEGNIUM ) Weiter! I DIOTIMA Wenn wir nur schon segeln würden -- aufs Meer ohne Grenzen hinaus! (zu P AEGNIUM , der den Schild putzt) Wo steckt denn mein Vater? P AEGNIUM Der Herr Papa verabschieden sich, gnädige Frau! I DIOTIMA (perplex) Verabschieden? Von wem? P AEGNIUM Von dem Fräulein Hetäre, aufzuwarten! I DIOTIMA Ach! Ists wieder dieses kleine Dirnchen? Papa wird alt. B
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ÖLA 3/W 99 – BS 29 a [7], Bl. 1
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Textentlehnung Plautus, MG1 und MG2
frechemN ] G LORIOSUS f war!N ] Bmeine BrustN ] BderN ] BbefreiendenN ] BmeinN ] BP AEGNIUM N ] BPapa f alt.N ]
mein\e/ [Leib] |Brust| \der/ befreiende[r]|n| [der] |mein| korrigiert aus: P AEGMIUM \Papa f alt./
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 7
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ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 1 ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 2
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
K2/TS1/A9 (Korrekturschicht)
Lesetext
P AEGNIUM Ja. G LORIOSUS Unterhalt Dich nicht mit meiner Frau, wenn Du meinen Schild putzt , denn sollt ich mich abermals nicht sehen können, lass ich Dich blenden! K.R. T HAGO (kommt aus der Villa mit der achtzehnjährigen Hetäre L EMNISELENIS , 5 gefolgt von deren Dienerin M AT -ROSA , einer Person in den gefährlichsten Jahren) G LORIOSUS (zu I DIOTIMA ) Er kommt, gib Ruh! K.R. T HAGO (zu L EMNISELENIS ) Wohl begreif ich Deine Trauer, mein süsses teuerstes Geschöpf! 10 Du kostspieliges, Du -Denn ich fahr nun fort und lass Dich da. Doch sei beruhigt: Ich lass auch mein Geschäft da, Handel und Wandel, die Börs, das Kontor -Mögen die Papiere fallen oder sich heben 15 Ich muss ruhen! Ja, ruhen -Der Arzt hats mir verordnet, der Weise Er kennt mein Leiden. Es ist nicht der Ausfluss des üppigen Lebens 20 Sondern der Erregung über das Leben in Geschäften. Verlieren regt auf Aber verdienen noch mehr -Und viel verdienen, das legt sich aufs Herz Denn viel verdienen ist Schmerz 25 Teuer erkaufter Schmerz, Du Kind -L EMNISELENIS Der Sommer mag kommen, der Herbst vergehen Meine Lieb zu Euch wird immer bestehen Denn Ihr habt mich gekauft. K.R. T HAGO Lieb, sehr lieb -- (er tätschelt ihre Wange) Kurz und gut, mit einem 30 Wort: es wird höchste Zeit, dass ich einsteig und Du -- Du kehrst morgen wieder zu Dordalus zurück. L EMNISELENIS (entsetzt) Was sagt Ihr?! Wohin?! Zu Dordalus?! K.R. T HAGO Ja. Nach Pompeji. L EMNISELENIS (wie zuvor) Ich soll wieder zum Sklavenhändler?! Ihr wollt mich aber35 mals wieder weiterverkaufen?! N
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ÖLA 3/W 99 – BS 29 a [7], Bl. 6
B B
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ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 2
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
5
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K2/TS1/A9 (Korrekturschicht)
Lesetext
K.R. T HAGO Warum so entsetzt? Vielleicht kauft Dich ein Besserer, Schönerer, Reicherer - L EMNISELENIS (unterbricht ihn) Es gibt keinen Reicheren als Euch! Oh, bringt mich nicht wieder auf den Sklavenmarkt! Es folget so selten was Besseres nach! K.R. T HAGO Aber-aber, grosses Kind! Was hast Du Dir denn nur vorgestellt? Und ausserdem möcht man doch nur Dein Gutes -L EMNISELENIS Wollet lieber das Schlechte, mein Herr! Gewährt mir weiter Euere Huld Ich bleib Euch nichts schuld. Wenn Ihr heimkehrt von Euerer Sommerfahrt Wird von mir alles in bar bezahlt. Jeder Groschen ein Kuss Wenn ich nicht wieder auf den Sklavenmarkt muss -K.R. T HAGO Wer weiss, ob ich zurückkehr? Ob das Schiff nicht versinkt? Wer befiehlt dem Meer, dem Sturm -- Neptun oder ich? Bin ich dem Neptun sein Vertrauter? Na also! Abgesehen davon, dass ich Dich jetzt ein halbes Jahr umsonst ernähren müsst! Vorsicht ist die Mutter der Weisheit und Sparsamkeit ist eine Weltanschauung. Verkenne mich nicht, mein Kind! (Stille) L EMNISELENIS Jetzt weiss ich nichtmehr, was ich glauben soll, Herr Präsident. K.R. T HAGO Glaub nicht der Gosse Glaube mir Glaub nicht den Geldlosen Ohnehosen Glaube den Reichen Sie haben Recht! B N
30
B
Das Armselige Wird immer vertan Das Ewig-Geldliche Zieht uns hinan! (Posaunenstoss) T OXILUS ( erscheint rasch an Bord des Schiffes und springt auf den Kai) Euere Hochwohlgeborenen! Die Segel sind gesattelt, der Anker ist gelichtet, das Gepäck verpackt und die Ruder sind ruderbereit -- es schwimmt alles in Butter, schiffet Euch ein! I DIOTIMA Endlich! G LORIOSUS (zu P AEGNIUM ) Her damit! (er nimmt ihm seinen Schild ab und spiegelt sich darin) Wo bin ich? T OXILUS (ruft auf das Schiff) Darf man bitten, Herr Kapellmeister! (An Bord spielt nun eine Galeerensklavenkapelle Abschiedsweisen) N
B N
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B
40
B
N
N
28 33 34 34 39
] (Posaunenstoss)N ] B N] BanN ] BG LORIOSUS N ] B N B
[Ich kenn das Geschäft.] [(Hornsignal)] |Posaunenstoss)| [der Oberkammersklave] a[m]|n| [C ONT D ’O TTIERI ] |G LORIOSUS |
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 9
ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 10
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
K2/TS1/A9 (Korrekturschicht)
K.R. T HAGO (kneift zärtlich L EMNISELENIS in die Wange) Du bist unter Brüdern sechshundert Silberlinge wert. Verkauf Dich nur ja nicht zu billig -- (er folgt I DIOTIMA und G LORIOSUS auf das Schiff) T OXILUS Gute Erholung, frohe Fahrt! A LLE S KLAVEN (ausser L EMNISELENIS , singen und winken dem verschwin-dendem Schiffe nach) Keine Well auf der See Und der Himmel blau Frohe Fahrt! Keine Wolk in der Höh Und die Luft so lau Frohe Fahrt! Keine Sorg in der Brust Und im Herz nur Lust Frohe Fahrt! Oh kommet bald wieder Gebräunt die Glieder Frohe Fahrt! Fahret hin, fahret her (leise) Ertrinket im Meer! (laut) Frohe Fahrt! A UFSEHER ( horchte perplex auf -- das Schiff ist nun verschwunden) A LLE S KLAVEN (ausser L EMNISELENIS und dem A UFSEHER singen weiter) Esset lauter Braten Trinket lauter Wein Tuet glücklich schlafen Träumet ohne Pein! Frohe Fahrt! Denket nur an Euch Krieget dicke Bäuch Frohe Fahrt! Werdet fett! (leise) Ertrinket im eigenem Speck! (laut) Ertrinket im Meer! Ertrinket im Speck! Ertrinket im eigenem Fett! A UFSEHER (brüllt) Was hör ich?! Was singt Ihr da für einen Text?! Beim Jupiter, das halt ich nicht aus! (er hebt seine Peitsche) B
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B
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2 16 16 17 18 19 21 22 38
ÖLA 3/W 93 – BS 29 a [1], Bl. 13
N
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Lesetext
jaN ] OhN ] BbaldN ] BGliederN ] BFrohe Fahrt!N ] BFahret f herN ] B(laut f Fahrt!N ] BhorchteN ] Baus!N ] B B
N
\ja/ [Wann] |Oh| [Ihr] |bald| Glieder[?] \Frohe Fahrt!/ [Wir warten schon sehr --] |Fahret f her| \(laut f Fahrt!/ horcht\e/ aus\!/ [-- Gesindel!]
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ÖLA 3/W 99 – BS 29 a [7], Bl. 2
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
5
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K2/TS1/A9 (Korrekturschicht)
Lesetext
BT OXILUS N (zum A UFSEHER ) Halt! Du wirst doch da nicht herumprügeln, wo wir Sklaven jetzt sozusagen untereinander sind?! A UFSEHER Das ist mir wurscht! B T OXILUS N Mir aber nicht! A UFSEHER Das ist mir erst recht wurscht! B T OXILUS N (ruhig) Halt den Mund. A UFSEHER (braust auf) Was erlaubst Du Dir -B T OXILUS N (unterbricht ihn) Kannst Du lesen? A UFSEHER (perplex) Nein. T OXILUS Dann schau her -- (er zeigt ihm ein Dokument) Während der Abwesenheit unserer Herrschaft wurde ich, ich Toxilus, zum obersten Verwalter dieser Villa eingesetzt, als Oberkammersklave gewissermassen, und zwar von unserem hochgeborenem Herrn BK.R. ThagoN, dem Präsidenten des Romanisch-phönizischen Kreditinstituts, höchstpersönlich und eigenhändig -- verstanden? Denn ich geniesse das restlose Vertrauen meines Herrn, verstanden?! Und hier hat mir nun jeder zu gehorchen, ich bin die höchste Instanz, bitt ich mir aus! Also los-los, an die Arbeit! Rastet nicht, damit nichts rostet! Tempo-Tempo! Aber geprügelt wird hier nichtmehr, Du mazedonischer Büffel! Gib mir Dein Werkzeug, auf der Stell, von heut ab prügel nur ich! Los, her damit! Vorwärts! A UFSEHER (gibt ihm widerwillig seine Peitsche) Werd glücklich. Jetzt möcht ich nur wissen, zuwas ich noch leb -- ich kann doch nur strafen, sonst hab ich ja nichts gelernt! T OXILUS Ich weiss-ich weiss! Du hast die Peitschenvolksschul mit lauter Einser bestanden, hast die Prügelmatura summa cum laudis absolviert und hast sogar auf der Folterhochschul einige Semester studiert -- ich weiss-ich weiss! A UFSEHER Jaja, ich hatte eine goldene Jugend! T OXILUS Noch ist kein triftiger Grund zur Melancholie vorhanden -A UFSEHER (unterbricht ihn) Ohne Arbeit kann ich nicht leben! T OXILUS Kannst Du reiten? A UFSEHER (perplex) Reiten? T OXILUS Ja. A UFSEHER Natürlich kann ich reiten! Ich bin BsogarN gewissermassen auf dem Pferd geboren - T OXILUS Man merkts noch immer! Also höre: Du reitest jetzt sofort nach Pompeji, und zwar zum Sklavenhändler Dordalus -- Du kennst ihn doch? A UFSEHER Leider! Ich war ja selber mal seine Ware. T OXILUS Ich auch. Ein BschäbigerN Geizhals! A UFSEHER Wenn ich kein Sklav wär, sondern ein freier Mann, dann tät ich dem Kerl was erzählen! T OXILUS Vorerst beherrsch Dich und erzähl ihm nur folgendes: einen schönen Gruss von unserem abwesendem Herrn und er hätt ihm ein Fräulein Hetäre zum Verkauf 1 4 6 8 13 32 37
T OXILUS N ] T OXILUS N ] BT OXILUS N ] BT OXILUS N ] BK.R. ThagoN ] BsogarN ] BschäbigerN ] B B
[B UTLERUS ] |T OXILUS | [B UTLERUS ] |T OXILUS | [B UTLERUS ] |T OXILUS | [B UTLERUS ] |T OXILUS | korrigiert aus: K. R. Thago [ja] |sogar| korrigiert aus: schäbbiger
112
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 11
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 12
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
5
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K2/TS1/A9 (Korrekturschicht)
zu übergeben -- in Kommission! Er möcht sich aber das Fräulein bald abholen, denn wir haben hier kein Eis, auf das wir es legen könnten, und da es heiss ist, verdirbts uns noch am End -- (er grinst) Fahr ab! A UFSEHER Geht in Ordnung! Wird prompt erledigt. T OXILUS Reit nur zu! Dass Du mir aber Dein Pferd nicht zu sehr schindest! A UFSEHER Ich? Ich sollt ein Tier misshandeln?! Für was hältst Du mich?! (entrüstet ab) (Während der vorigen Szene sind auch ALLE S KLAVEN , ausser L EMNISELENIS und M ATROSA , ab) L EMNISELENIS (sitzt am Fusse einer Säule und weint still vor sich hin) T OXILUS (betrachtet sie; zu M ATROSA ) Was hat sie denn? M ATROSA Sie weint. T OXILUS Warum? M ATROSA Es ist ihr hier so gut gegangen und jetzt hat sie Angst vor der Zukunft. T OXILUS Aber-aber! Einen solchen schiechen alten Kracher, wie meinen gnädigen Herrn, den wird doch solch liebliches Ding immer wieder leicht finden! Direkt über Nacht! M ATROSA Unberufen! T OXILUS Sie kriegt auch junge fesche stramme -L EMNISELENIS (unterbricht ihn) Also nur das nicht! T OXILUS (perplex) Was hör ich? M ATROSA (zu T OXILUS ) Sie möcht von der männlichen Jugend nichts wissen. Wenns nach ihr ging, tät sie sich einen Herrn Gebieter aus dem Greisenasyl holen. T OXILUS Aha! Capisco! Einen gichtigen Greis, wacklig, zittrig, hirnrissig, der mit dem einem Haxen bereits durch die Unterwelt hatscht und von dem sich gar federleicht allerhand erben lässt -- schau-schau! Mit himmelblauen Pupillen blickt die Unschuld geschäftstüchtig in die Welt. Jaja , im Kontor der Tugend wird mit der Jugend gar häufig gewuchert! L EMNISELENIS Ihr versteht mich nur halb. T OXILUS Möglich. Denn die eine Hälfte, dass Ihr nämlich von der männlichen Jugend überhaupt nichts wissen wollt -- diese Hälfte kapier ich überhaupt nicht! L EMNISELENIS Diese Hälfte kann ich mir nicht leisten. Darum: Ich möcht einen Mann von hundert Jahren Mit dem könnt ich dann Schlitten fahren Ich tät ihn pflegen, tränken, füttern Tag und Nacht nur ihn bemüttern -B
B N
20
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B
B
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B
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Lesetext
N
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 13
N
N
Ich möcht einen Mann, der bald nimmer ist Der bald verbrannt wird und zwar ganz gewiss Ich opfer dann dem Pluto ein-zwei Gulden Und bin sie los, alle Schulden --
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N
schindest!N ] ] BDingN ] BWelt. JajaN ] BDarum:N ] B
B N
[prügelst!] |schindest!| [ein junges] [K]|D|in[d]|g| Welt\./ [--] [j]|J|aja [(sie singt)] |Darum:|
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ÖLA 3/W 99 – BS 29 a [7], Bl. 9
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
K2/TS1/A9 (Korrekturschicht)
Lesetext
Doch draussen droben in der Sonnen Tanz Habt Dank, Ihr Götter, in hehrem Glanz Für meine Jugend mit der Freiheit Kranz Denn ohne Freiheit ist auch Jugend Firlefanz -5
Drum nehm ich einen hundertjährgen Mann Wenn ich dadurch nur ganz frei werden kann! Ohne Groschen pfeif ich auf die Jugend dieser Welt! Jugend ist Freiheit, Freiheit Geld! B
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 14
N
10
M ATROSA Sie ist eine geborene Krankenschwester. Toxilus (grinst) Allerdings. L EMNISELENIS Ihr dürft nicht annehmen, dass ich mit unerlaubten Mitteln, als da sind: böse Kräuter, Schlangengift, etcetera -- das Ableben eines gebrechlichen Gebieters beschleunigen wollte. Ich würde auch nimmer irgendein massgebliches Wort in seinem Testament fälschen, aber ich tät ihm die Schrecken der Unterwelt ausmalen, und das fiele mir leicht, denn ich würd ihm nur das Schicksal der Sklaven auf der Oberwelt berichten . Alle Haare würden ihm zu Berge stehen und er würde mich vor lauter Grauen garantiert frei kaufen, um nicht in der Unterwelt als Sklave verhandelt zu werden , mehr tot, als lebendig, kein Mensch und doch ein Ding, kein Ding und doch ein Mensch – Oh, Götter, es fällt mir immer schwerer an Euch zu glauben -- Sagt mir: gibt es Euch denn überhaupt? Und wenn es Euch gibt, warum seid Ihr zu mir so bös? Oh, wie gerne möchte ich gut sein, aber ich muss sein wie Ihr, Ihr Götter, um überhaupt sein zu können! M ATROSA (zu T OXILUS ) Sie möchte frei sein. T OXILUS Wer möchte das nicht! L EMNISELENIS Ich möchte in meinem Hause wohnen, mit einem Garten und einem grossen Hund – und wenn mich einer kaufen wollte, dann würd ich dem Hund sagen: „Putz weg!“ Und der Hund würd ihn wegputzen – weg, weg! Und alles müsste frei sein, mein Hund und mein Garten, die Blumen, die Bäume – alles! T OXILUS Das ist ein Traum M ATROSA (zu T OXILUS ) Sie hat eine zarte Seele. B
15
N B
N
B
B
20
N
N
B
B
ÖLA 3/W 99 – BS 29 a [7], Bl. 10
N
N
B
N
B
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B
B
B
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NN B
B N B
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7 14 14 17 18 19 20 20 20–21
B
werdenN ] einesN ] BgebrechlichenN ] Bdas SchicksalN ] BberichtenN ] Bvor f GrauenN ] BverhandeltN ] BwerdenN ] Bkein f Mensch –N ]
21–23
B
21–22 22–23 22 23–117,5 24 24
B
B
Götter f bös?N ]
immer schwererN ] Sagt f bös?N ] Büberhaupt?N ] BOh f Haus)N ] B N] Bsein f Götter,N ] B
N
[sein] |werden| [m]eines [zukünftigen] |gebrechlichen| [von] d[em]|as| S[c]|c|hicksal [erzählen] |berichten| \vor f Grauen/ [leben] |verhandelt| [müssen] |werden| (1) kein Mensch, ein Ding, ein Ding mit menschlichen Fähigkeiten -(2) \eine Sache mit [Gefühl] |Herz und Hirn,|/ (3) \kein f Mensch –/ [ich glaub[e] nichtmehr an die Götter, ich glaube, es gibt alle diese Götter nicht, und wenn sies gibt, dann sind es böse Wesen!] |Götter f bös?| [so] |immer| schwer\er/ \Sagt f bös?/ überhaupt[?!]|?| \Oh f Haus)/ [bös] sein[,] |wie f Götter,|
114
ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 15
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
B
B
N
N B
N
B
10
Lesetext
T OXILUS (zu M ATROSA ) Was verstehst Du unter Seele? L EMNISELENIS Was sich aus einem fortsehnt. (Stille) T OXILUS (zu L EMN ) Wo kommt Ihr her? L EMNIS Mein Papa ist ein Parasit. Er betreibt das gleiche Geschäft, das meine Ahnen Von ältesten Zeiten her betrieben haben Und pflegt es mit viel Talent. Ich kenne keinen meiner Vorfahren, der sich nicht durch Parasiten-Kunst gemästet hätt. B
5
K2/TS1/A9 (Korrekturschicht)
N
B N
Grosspapa, Urgrosspapa, Ur-ur und noch ein Uropa Sie alle haben stets Von fremder Kost gelebt Und an Gefrässigkeit konnt sie keiner überbieten. Die Gefrässigkeit ist auch schuld Dass ich als Sklavin verkauft wurde Dass ich meine Freiheit verlor. Papa verkaufte mich um ein opulentes Menu. Er konnt den Trüffeln, Muränen, {Hühnern}, Kaviar und Hummern nicht widerstehen. Die geschlachteten Tiere haben ihn überwältigt – Jetzt wohnen sie in ihm und sitzen auf seinem Willen Er kennt nur die Lust Sonst nichts. T OXILUS Und Ihr habt Euch so einfach verkaufen lassen? L EMN Man muss seinen Eltern gehorchen. Und ausserdem wurd ich nicht gefragt. N
B
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N
B
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B N
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1 5–15 7 7 9 11 12 16–19 17 20 20 20 22–26
B
\(zu M ATROSA )/
B
(zu M ATROSA )N ] L EMNIS f überbieten.N ] BVonN ] BältestenN ] BIch f Vorfahren,N ] B N] BGrosspapa f UropaN ] BDie f Menu.N ] BSklavinN ] Bden f HummernN ] B N] BHummernN ] BDie f nichts.N ]
Textentlehnung Plautus, PER5
28
B
Man f gefragt.N ]
28 29
B
mussN ] ]
B N
[v]|V|on älteste[r]|n| [Kein einzi] |Ich f Vorfahren,| [\Die Gier, unser {lis}/] [Vater, Papa, Grosspa] |Grosspapa f Uropa| Textentlehnung Plautus, PER13
[Hetäre] |Sklavin| \den f Hummern/ [dem] [Kalbs] |Hummern| (1) \[Die] |Die| toten Tiere haben ihn überwältigt und er mich./ Er hat keinen Willen, wenn etwas ihm zur Lust gereicht. Seine Wille wird von Lust- und Unlust diktiert. (2) \Die f nichts./ (1) Man hat mich nicht gefragt und ich hätt auch nicht antworten können, denn ich war erst fünf Jahre alt. (2) \Man f gefragt./ [soll] |muss| [Ich hab noch später Papa zur Rede gestellt Aber er sagte, er hätt es gebräucht, das Geld Um sein Dach zu reparieren.]
115
ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 16
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
5
K2/TS1/A9 (Korrekturschicht)
Lesetext
T OXILUS Seltsam sind die Schicksale der Sklaven Sie sind sich doch alle gleich Auch wenn sie von ganz andersher kamen – Ich wurde, z.B., als dreijähriger Knirps Bei Babylon gefangen – L EMN Ach, Ihr seid ein Perser? T OXILUS Keine Ahnung! Ob Perser, Grieche, Inder, Ägypter – ich weiss nicht, woher ich stamm – L EMN Schad! Denn Perser sind interessant! T OXILUS Nun, dann glaubt, ich bin ein Perser Ist eh alles nur Einbildung! M ATROSA Wieso? T OXILUS Wie gesagt, ich wurde gefangen, meine Eltern fielen in der Schlacht – Ich weiss nicht, bin ich ein Prinz oder war ich damals schon ein Sklav? Wie kann man das jetzt noch konstatieren? L EMN Ich glaub, Ihr seid eher ein Patrizier – T OXILUS Danke. Aber das kann man nicht wissen. Wohl gibt es Patrizier der Rasse, in allen Schichten – Nur die Patrizier der Kasse kennt man sogleich – L EMN Was starrt Ihr mich denn so an? T OX Hab ich? L EMN Ja. (Stille) M ATROSA Hier wird nicht gestarrt. (Stille) T OX (lächelt) Schad, dass ich keine hundert Jahr alt bin. Ich würd Euch sofort loskaufen – L EMN Dann tut es doch! T OX Ich hab kein Geld. L EMN Schad. Wenn ihr mich freikaufen würdet, würd ich immer bei Euch bleiben. Ohne Zwang. T OX Was kostet Ihr denn? L EMN Soviel ich weiss, 600 Silberlinge. T OX Potz Pluto! Das ist ein Vermögen! L EMN Bin ichs nicht wert? T OX Ihr seid vielmehr wert, viel zu viel wert für mich. – Au! L EMN Was ist denn? T OX Ich weiss nicht, es ist plötzlich so ein stechender Schmerz – ich bin verwundet, ich bin angeschossen – M ATROSA Angeschossen? B N
B
N
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N
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N
6 8 9 12 13 16 18 30 33 36
] stammN ] BDennN ] BM ATROSA Wieso?N ] BT OXILUS N ] BPatrizierN ] BNurN ] BOhneN ] BPotz Pluto!N ] BL EMN N ] B N B
[Interessant!] [komme] |stamm| \Denn/ \M ATROSA Wieso?/ eingefügt
[Prinz] |Patrizier| [n]|N|ur [Ganz] [ohne]|Ohne| [Mein Gott] |Potz Pluto!| [L EMN ] |L EMN |
116
ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 17
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
Lesetext
T OX Ja. Ein Pfeil. L EMN (blickt empor) Amor, Amor! – Dort fliegt er, der Schütze, dort – – M ATROSA Um aller Götter Willen! Jetzt aber rasch in das Haus, Fenster und Türen versperrt, sonst schiesst er sie auch noch an, dieser unberechenbare Bursch! (sie zieht Lemniselenis rasch ins Haus) B
N
B
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5
K2/TS1/A9 (Korrekturschicht)
B
B
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B
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B
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NN
\Abbruch der Bearbeitung\
2 2 3 3–4 4 4 4–5 5
(blickt empor)N ] er f Schütze,N ] Baller GötterN ] BFenster f versperrt,N ] BsieN ] Ban,N ] Bdieser f Haus)N ] B(sieN ] B B
\(blickt empor)/ er\,/ [–]|der Schütze,| [des H] |aller Götter| \Fenster f versperrt,/ [Dich] |sie| an[!]|,| \[Das gäb was!] |dieser f Haus)|/ [(rasch] |(sie|
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Strukturplan in drei Bildern
ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 14
118
Strukturplan in drei Bildern
K2/E1
119
Lesetext
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
K2/TS2/A1 (Korrekturschicht)
Lesetext
Zweites Bild
B
5
B B
ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 9
Toxilus Schauplatz des ersten Bildes. Wieder vor der Villa K. R. Thagos Es geht dem Morgen zu, doch ist es noch Nacht. Lemniselenis und Toxilus treten Arm in Arm umschlungen aus der Villa. N
N
N
B
N
B N
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T OXILUS Schau das Meer. Und dort die Sonne. Seit wir uns lieben, ist es mir, als gehörte das alles uns. L EMN Mir auch. Du, ich hab das noch nie gespürt. Ich dachte immer, ich wär bettelarm. Plötzlich bin ich reich . T OXILUS Ich auch. Und wir werden unser Vermögen verwalten. Richtig mit Verstand. Ich gib nichts her. Ich werd alles gut anlegen. Wir werden alles gemeinsam besprechen. – L EMN Es war mir so eigentümlich – ich bin verwundet. Gestern abend, da ich mich niederlegte, da hörte ich am Fenster ein Geräusch – ich erschrak , sah hin, da zielte jemand nach mir. Es war ein Pfeil – T OXILUS Mich traf er auch. L EMN Mich traf er so tief. Ich bin ganz auseinander, ausser Rand und Band – T OXILUS (küsst sie) B
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N
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B
N
\Abbruch der Bearbeitung\
4 5 6 6 9
B
Schauplatz f Bildes.N ] Wieder f ThagosN ] BEs f Nacht.N ] BToxilusN ] B N]
13 18 21
B
B
reichN ] erschrakN ] Bauseinander f Band –N ] B
N
\Schauplatz f Bildes./ [Derselbe] [|Wieder f Thagos|] [Der Morgen dämmert. Nacht.] |Es f Nacht.| [Butlerus] |Toxilus| [T OXILUS Bist Du nun meine Braut? L EM Jaja, ich bin die Deine Deine feine Kleine Ich kann zwar nicht schön singen T OXILUS Doch [{m}]|D|eine Worte klingen Als wärs ein schöner Sang Voll Harmonienklang [\[Aus tiefster, heiter Brust] |Aus tiefster, heiter Brust Der ganzen Welt zur Lust –|/]] reic[{ }]|h| korrigiert aus: erschrack auseinander\,/ [–]|ausser f Band –]
120
Fassung des zweiten Bildes
5
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25
K2/TS2/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
Zweites Bild. S AGARISTIO (kommt mit) BK OMPLIZEN N. B B AGNIO N Also da wären wir. Dort ist die Villa. Die Herrschaft ist verreist, jetzt brechen wir ein – ich war mal da Sklave, aber ich bin davon. Ich kenn mich aus. Bei dem dritten Fenster müssen wir einsteigen, dort schläft niemand. Die Sklaven schlafen im Keller, die haben keine Fenster. Pst! Da kommt doch wer! Versteckt Euch! T OXILUS – L EMNISELENIS (kommen) T OXILUS Schau das Meer. Und dort die Sonne. Seit wir uns lieben, ist es mir, als gehörte das alles uns. L EMN Mir auch. Du, ich hab das noch nie gespürt. Ich dachte immer, ich wär bettelarm. Plötzlich bin ich BreichN. T OXILUS Ich auch. Und wir werden unser Vermögen verwalten. Richtig mit Verstand. Ich gib nichts her. Ich werd alles gut anlegen. Wir werden alles gemeinsam besprechen. – L EMN Es war mir so eigentümlich – ich bin verwundet. Gestern abend, da ich mich niederlegte, da hörte ich am Fenster ein Geräusch – ich BerschrakN, sah hin, da zielte jemand nach mir. Es war ein Pfeil – T OXILUS Mich traf er auch. L EMN Mich traf er so tief. Ich bin ganz Bauseinander, ausser Rand und Band –N B N (sie schreit auf) Ach Venus! Dort steht wer! T OXILUS Wo? Beim Jupiter, tatsächlich! L EMNISELENIS Sicher ein Dieb, ein Gewalttäter! Oh, Merkur, Gott der Diebe, hilf uns! T OXILUS Das ist nicht sein Ressort! Ruf Apollo – oder Minerva! L EMNISELENIS (ruft) Apollo! Apollo!
S AGARISTIO (tritt vor) Was schreist Du da?! Meinst, dass Dich Dein Apollo hört?! Was trommelst Du die Leut aus dem Schlaf durch Deine zarten Stimmbänder?! Es gibt keinen Apollo! L EMNISELENIS Lästerer! S AGARISTIO Ich sags Euch im Guten, respektive im Bösen: haltet Euer Maul, sonst hau ich eins über den Schädel – Euer Apollo kann ihn dann zusammenflicken! T OXILUS Kennen wir uns nicht? S AGARISTIO Nicht dass ich wüsste! T OXILUS Ich bin Toxilus. S AGARISTIO Oh Jupiter Venus Apollo! Natürlich! Natürlich! B
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A UFSEHER (kommt) Hallo! Wer steht denn dort! Ach, Du bists! – Ich komme aus Pompeji und der Dordalus sagt , die Hetär soll morgen kommen, er erwartet sie morgen –
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2 3 12 17 20 20 27 37 39
K OMPLIZEN N ] B AGNIO N ] BreichN ] BerschrakN ] Bauseinander f Band –N ] B N] Bhört?!N ] B N] Bder f sagtN ] B B
N
K OMPLI [{ }]|Z |en [S AGARISTIO ] |B AGNIO | reic[{ }]|h| korrigiert aus: erschrack auseinander\,/ [–]|ausser f Band –] gestrichen: L EMNISELENIS . . . . ausser Rand und Band – hört[!]|?!| gestrichen: (327 – 329) Textübernahme Plautus, PER3 [hab] |der f sagt|
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ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 9
ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 10
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B N
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ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 10
ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 11
Fassung des zweiten Bildes
K2/TS2/A2 (Korrekturschicht)
L EMNISELENIS Oh der Sklavenhändler! A UFSEHER Er sagt, er kriegt sie gleich los. Grad sind ein paar Orientalen da. L EMNISELENIS Oh, Götter! T OXILUS Tröste Dich, ich lasse Dich nicht fort! Niemehr fort! M ATROSA (kommt) Was ist das hier für ein Gekreisch?! Was seh ich?! Lemniselenis, seid Ihr toll? Ihr treibt Euch da herum?! L EMN Ihr habt mir nichts zu befehlen, Ihr seid meine Dienerin! M ATROSA Die Dienerin einer Sklavin ist wie die Mutter einer freien Frau! Ich weiss, wenn Ihr verkauft werdet, gelt ich gewissermassen nur als Zuwag , aber ich bin eine graue Eminenz, eine Macht im Schatten, Euere schützende Göttin! B
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B
Lesetext
B
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B
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NN
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\Textverlust\
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M ATROSA Komm, Lemniselenis! Komm! Du musst ausgeschlafen sein, BwennN Du zum Sklavenhändler kommst! (zu T OXILUS ) Und Ihr, Ihr macht gefälligst keine Blödheiten, und verdreht nicht armen Mädeln den Kopf, die Ihr nicht ernähren könnt – L EMN Er verdreht nicht! Amor hat ihn angeschossen! M ATROSA Ah was Amor! (ab mit L EMNISELENIS und A UFSEHER ) T OXILUS So gehts. B N
ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 12
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T OXILUS – S AGARISTIO . B N
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N
ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 13
Abschied: L EMNISERIS – T OXILUS M ATROSA – A UFSEHER (Vorhang) Ende des 2. Bildes. 2 5–6 6 6 8 8 9 13 19
B
GradN ] M ATROSA f herum?!N ] Btoll?N ] Bherum?!N ] Bwie dieN ] BfreienN ] BZuwagN ] BwennN ] B N]
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B N
]
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B N
]
B
[{ }]|G|rad [A UFSEHER ] |M ATROSA f herum?!| toll[!]|?| herum[!]|?|! [die] |wie die| [{ }]|f|reien gemeint ist: Zuwaage [we{nn}] |wenn| gestrichen: (Seite 327, usw.) Textentlehnung Plautus, teilweise PER3 und PER4; vgl. Kommentar
[S AGARISTIO Kredit? Hm. Kredit werde ich Dir wohl kaum beschaffen können – aber ich kenne einen ähnlichen Fall, wie den Deinen und weiss, wie man damals den Sklavenhändler zum Besten hielt. Es war vor [ei] |einiger| Zeit in Athen – komm, ich werds Dir erzählen. Wer kommt denn dort? T OXILUS Dort? Ach, keine Angst! Das ist ein Parasit! S AGARISTIO Ein Sklave? T OXILUS [Ein]|Nein|, ein freier Mann. Aber ein Schnorrer. Für einen Speck verkauft er sich. S AGARISTIO [Hat er] |Bravo! Hat er eine Tochter?| T OXILUS Ja. S AGARISTIO Sehr schön. Dann wirds gehen. Hör her – (er erzählt leise seinen Plan) P ARASIT (kommt[)] |– Monolog)|] [T OXILUS – P ARASIT .]
122
Fassung des zweiten Bildes
K2/TS3 (Korrekturschicht)
Lesetext
ZWEITES BILD
ÖLA 3/W 101 – BS 29 b [2], Bl. 1
Schauplatz des ersten Bildes. Es ist Nacht geworden und der Mond scheint. 5
T OXILUS (tritt aus der Villa, hält unter den Säulen und blickt aufs summende Meer hinaus) Wie gern würd ich Dich freikaufen, um dein Sklave werden zu dürfen, zu können, zu sollen, zu müssen – Oh Lemniselenis – Warum hast Du so einen langen Namen? Oh Du mein armer Toxilus Wo hast Du sechshundert Silberling Woher nehmen und nicht stehlen? Wer als armer Bursche eingedrungen ist in die Pforten der Liebe Der hat mit seiner Qual selbst die Qualen des Herkules überflügelt. Lieber als mit Amor möchte ich mit der Hydra selber kämpfen Oder mit dem Eber aus Aetolien Den stymphalischen Vögeln Und lieber sogar mit dem Riesen Antäus persönlich. So martere ich mein Gehirn und quäle mich Aermsten immer wieder: Woher nimmst Du die sechshundert Silberling? Und ich weiss doch im Voraus Die die ich um einen Pump bitten könnt Die würden mir alle nur sagen: Ich hab selber nichts. Oh Du mein armer Toxilus! Deine Ruh ist hin – Wirst sehen, Du wirst noch ganz blöd -Gute Nacht. Einsam wacht – M ATROSA (kommt aus der Villa) T OXILUS (schrickt zusammen) Wer kommt da? M ATROSA Hab ich Euch erschreckt? Das tät mir leid. T OXILUS Was wollt Ihr? M ATROSA Nur auf ein Wort. T OXILUS Ich bin nicht neugierig. B
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summendeN ]
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B
Oh f stehlen?N ]
(1) stille (2) summende (1) [Wie das Meer summt --
Ich kann nicht schlafen.] |Sie wälzt sich!| 15–25 18 18 20 20 24
B
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B
Wer f nichts.N ] mitN ] BAetolienN ] B N] BAntäus persönlich.N ] Bum f könntN ] B
Oh f armerN ] hin –N ] BWirst sehen,N ] BDu f blödN ] BGute f wacht –N ] B
(2) \Oh f stehlen?/ Textentlehnung Plautus, PER2
\mit/ A\e/tolien [selbst] Antäus[.] |persönlich.| (1) anpumpen kann (2) um f könnt \Oh Du \mein// [A]|a|rmer hin[,] |–| \Wirst sehen,/ [Dein Herz ist schwer] |Du wirst noch ganz blöd| \Gute f wacht –/
123
ÖLA 3/W 101 – BS 29 b [2], Bl. 2
Fassung des zweiten Bildes
K2/TS3 (Korrekturschicht)
M ATROSA Ich weiss, Ihr seid mir böse -- weil ich die Tür versperrt hab und Euch nicht hineinlass! So nehmt doch Vernunft an, sechsmal wolltet Ihr jetzt schon herein! Ihr dürft dem Mädel nicht so den Kopf verdrehen! T OXILUS Warum erzählt Ihr mir das? Das weiss ich selber und ich suche meine Vernunft, aber ich finde sie nicht -- jaja, ich sitze auf ihr. Ich suche Ordnung in meine Gedanken zu bringen -M ATROSA Drum bin ich hier, um Euch dabei zu helfen. Seht, man soll nie etwas Unmögliches lieben -- glaubt mir, als erfahrener Frau -- ich bin zwar noch nicht alt. Wenn Ihr zum Beispiel mich lieben würdet, schön! T OXILUS Euch? Ich werd mich beherrschen! M ATROSA Werdet nur nicht grob. T OXILUS Sagt Euerer Herrin: ich bringe die sechshundert Silberlinge, seis wies wolle! M ATROSA Das richt ich nicht aus. T OXILUS Bringt mich nicht zur Raserei! M ATROSA Ich sags nicht, weil es ein Blödsinn ist, dass Ihr sechshundert auftreibt! T OXILUS Blödsinn? Gut, dann werd ich einen Blödsinn machen und bring sie auf! M ATROSA Macht keinen Blödsinn! T OXILUS Und wenn ich was überfallen müsst -- ich bring es her! M ATROSA Verblendet, verblendet! T OXILUS Schert Euch fort! M ATROSA (ab) T OXILUS (allein) (Pump-Motiv) B
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Lesetext
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B AGNIO ( kommt, schleicht sich von links heran mit ZWEI K OMPLIZEN ; es sind S KLAVEN , die auf die schiefe Ebene gekommen sind) Also da wären wir. Dort steht die Villa von diesem dreckigem Bankverbrecher -- er ist verreist, jetzt statten wir ihm einen Besuch ab. Ich kenn die Oertlichkeit genau, ich war da mal ein Vizesklave -schon lang her! Wir müssen dort zwischen der sechsten und siebenten Säule einsteigen, durch die Luke, dann rechterhand, dort steht die Kasse. Er wird sich schon nicht alles mitgenommen haben, nach Kreta -- dort schläft niemand. Die Sklaven schlafen im Keller, wos keine Fenster gibt -- Pst! Dort sitzt doch wer? Achtung! Versteckt Euch! Ich will mal dem Burschen ein bisserl den Kürbis spalten -- (er schleicht sich an T OXILUS heran) T OXILUS (erblickt B AGNIO und schnellt empor) Halt! B AGNIO (unterdrückt) Schrei nicht! Wir sind zu dritt! Ich sags Dir im Guten, respektive im Bösen: halt Dein Maul, sonst hast ausgeschissen! T OXILUS Wer bist Du? B
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N
Ihr f verdrehen!N ]
(1) Ich weiss, Ihr könnt keine Vernunft annehmen, denn wen Amors Pfeil ge-
troffen, dessen Vernunft wandert vom Kopf in den Hintern -8 9 12–13 21 24 27
liebenN ] Wenn IhrN ] BT OXILUS f wolle!N ] BSchertN ] B(Pump-Motiv)N ] Bkommt,N ] B B
(2) \Ihr f verdrehen!/ korrigiert aus: ieben korrigiert aus: Wenn Ihr Textentlehnung Plautus, PER12 korrigiert aus: Scherrt Textentlehnung Plautus, PER4 korrigiert aus: kommt
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ÖLA 3/W 101 – BS 29 b [2], Bl. 3
Fassung des zweiten Bildes
K2/TS3 (Korrekturschicht)
B AGNIO Ein Dieb. Ein Einbrecher. Auch ein Totschläger, wenns gefällt -T OXILUS Oh, bitte-danke! Aber Euere Stimme klingt mir irgendwie bekannt – dieser heisere Ton. B AGNIO Sie ist allerdings etwas rauh durch den übermässigen Genuss des Weines. T OXILUS Ist das nicht Bagnio? B AGNIO (perplex) Du kennst mich? T OXILUS Aber natürlich! Und Du möchst mich erschlagen? Mich?! B AGNIO Ich pfleg mich nicht vorher zu erkundigen, wen ich hinterher erschlagen hab. T OXILUS Ich bin Toxilus. Toxilus?! Oh Jupiter Venus Apollo! Lieber guter, alter Freund -- Ist B AGNIO das aber eine Überraschung! Na, das hätt mir aber itzo wirklich leid getan, wenn ich Deinen {braven} Kürbis gespalten hätt! Du bist der Einzige von Euch anständigen, den ich liebe! Ist das aber eine Freud! (zu seinen K OMPLIZEN ) Wisst Ihr, wer das ist? Das war der einzige Sklav, der mal ein Mitgefühl mit mir gehabt hat, wie man mir fast die Haut von den Knochen geprügelt hat, weil ich meine Mitsklaven bestohlen hab! Na das ist aber lustig! Und Du bist noch immer folgsam? T OXILUS Ich fürchte – fürchte, bald werd ichs nimmer sein – B AGNIO Anständig , sehr anständig ! T OXILUS Ich benötige nämlich dringendst sechshundert Silberling. B
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Lesetext
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Oh f EuereN ] klingtN ] BirgendwieN ] B– dieser f Ton.N ] BallerdingsN ] BrauhN ] BWeines.N ] B(perplex)N ] BUndN ] BMich?!N ] BIch f hab.N ] B B
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] Toxilus?!N ] B N] BLieber f FreundN ] BIst f hätt!N ] BitzoN ] BDeinen f hätt!N ] Bder einzigeN ] Bein MitgefühlN ] Bfolgsam?N ] B N] B– fürchte f sein –N ] BAnständigN ] Banständig!N ] B N] BT OXILUS f Silberling.N ]
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benötigeN ] dringendstN ]
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[Die] |Oh f Euere| [kommt] |klingt| \irgendwie/ [vor.] |– dieser f Ton.| \allerdings/ [heiser] |rauh| Weines\./ [--] \(perplex)/ \Und/ [Und du kennst mich nichtmehr?] |Mich?!| [In der Nacht schau ich nie hin. T OXILUS Du kennst mich nicht? B AGNIO Nicht das isch wüsste!] |Ich f hab.| [\(erfreut)/] Toxilus?\!/ [Natürlich, natürlich! Ach] [l]|L|ieber guter\, alter/ Freund \Ist f hätt!/ \itzo/ [Dich jetzt erschlagen hätt!] |Deinen f hätt!| korrigiert aus: dereinzige \ein/ Mit[leid]|gefühl| [anständig?] |folgsam?| [Bis zur Stund ja.] [aber, in allernächster Zeit werd ichs nichtmehr sein.] |– fürchte f sein[!] |–|| [Brav] |Anständig| [brav!] |anständig!| [\{ }/] (1) T OXILUS f Silberling. (2) \T OXILUS Wie kommst Du dreckiger, räudiger Köter dazu, mir zuzutrauen, dass ich Dir 600 Silberlinge borg?!/ [brauche] |benötige| \dringendst/
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ÖLA 3/W 101 – BS 29 b [2], Bl. 4
Fassung des zweiten Bildes
K2/TS3 (Korrekturschicht)
B AGNIO Huj! – T OXILUS Und drinnen in der Kasse liegen siebenhundert -- ich überlegs mir schon die ganze Zeit, ob ichs stehlen soll? B AGNIO Weisst was? Du sollst Deinen Bagnio kennen lernen! Ich stehl sie für Dich! Aber gern! Jederzeit! Ich bin froh, wenn ich mich mal für Dein Mitleid revanchieren kann! (Seite 351 --- O Jupiter -- -- --) Gestohlenes Geld ihm zu bringen in Geldesnot. Aber wofür brauchst du das Geld? T OXILUS Amor hat mein Herz durchbohrt -B AGNIO Was? Ja, lieben denn Sklaven auch? T OXILUS Was soll ich tun? Den Göttern trotzen nach Titanenart ? Bin ich ein Titane? B AGNIO Du bist ein Tepp. Aber verlass Dich auf mich -- (zu seinen K OMPLIZEN ) He, kommt ! Heran! He, heran! Wir brechen ein, es geht los -- (zu T OXILUS ) Gleich kriegst Dus. T OXILUS Soll ich hier achtgeben? B AGNIO Nicht nötig. Wer kommt dort? Wer reitet dort heran? T OXILUS Ach, das ist der Aufseher, den ich zum Sklavenhändler geschickt hab! Brecht nur ruhig ein, ich pass schon auf! B AGNIO (mit K OMPLIZEN ab ) B
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Lesetext
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A UFSEHER (kommt)
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L EMNISELENIS (kommt im Nachtgewand leise heraus, sie sieht sich um, erblickt T OXILUS und geht auf ihn zu und umarmt ihn von rückwärts) Du -T OXILUS Du bists?! L EMN Wie gern ich meinen Namen von Dir höre – ich hab ihn sonst nämlich nicht gern – T OXILUS Warum? Er ist doch wunderschön L EMN Er ist zu lang. T OXILUS Aber-aber! Der ist doch nicht lang – der ist doch eh zu kurz. L EMN (lächelt) Du spöttelst meiner? T OXILUS Wie kannst Du sowas sagen! Ich meine es ehrlich. L EMNISELENIS Still! (sie küssen sich) Du, endlich ist es mir gelungen, die brave Matrosa hält wacht -- aber jetzt ist sie ein bisserl eingenickt -- -- Du, ich werd so scharf bewacht. T OXILUS Fühlst Du meine Liebe? L EMNISELENIS Ja. Und ich konnt garnicht schlafen -- und plötzlich spürt ich auch so einen stechenden Schmerz. Ich musste nach Dir, zu Dir -- sieh, das Meer, hörst Du das Meer? Seit wir uns lieben, ist es mir, als gehörte das alles uns. Du, ich hab N
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1 1 4 7–8 10–12 12 14 14 20 27–33
B
Huj! \–/
B N
Huj! –N ] ] BDu f lernen!N ] B(Seite f Geldesnot.N ] BT OXILUS f Titane?N ] BTitanenartN ] BkommtN ] B(zuN ] Bab ] BL EMN f ehrlich.N ]
gestrichen: \I/
\Du f lernen!/ Textentlehnung Plautus, PER8 Textentlehnung Plautus, PER3 korrigiert aus: Totanenart korrigiert aus: kommrt korrigiert aus: 6zu korrigiert aus: an
\L EMN f ehrlich./
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ÖLA 3/W 101 – BS 29 b [2], Bl. 5
Fassung des zweiten Bildes
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B
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K2/TS3 (Korrekturschicht)
Lesetext
das noch nie gespürt -- ich dachte immer, ich wäre bettelarm. Plötzlich bin ich reich. Aber wie soll das enden? Ich darf garnicht daran denken -- morgen heisst es schon: Schmücke Dich, Mädchen, schmücke Dich, es kommt der Sklavenhändler -T OXILUS Lass ihn ruhig kommen! L EM Wie Du sprichst! T OX Mach Dir keine Sorgen! Ich lös Dich aus -L EMN Woher das Geld? T OX Ein Freund leiht es mir. Ich hab schon mit ihm gesprochen. N
BN T OXILUS Einen neuen Gott? L EMN Ja. Er soll unsichtbar sein. T OXILUS Unsichtbar? L EMN Er soll immer um einem herum sein -- und er sagt, dass es keine Sklaven gibt, dass alle gleich sind -T OXILUS Wo hast Du das gehört? L EMN Ich hab eine alte Sklavin gekannt, die geht dort immer hin, wo sie ihn treffen -T OX Was machen sie da? L EMN Sie kommen unter der Erde zusammen und singen. Ueberall unter Erde, es ist schon halb Rom unterhöhlt soll sein -- -(Stille) T OX Man hört immer wieder von neuen Göttern, man weiss schon garnichtmehr, was man glauben soll. Ich glaube nur, dass ich Dich liebe -L EMN Ich weiss, dass ich Dich liebe --
ÖLA 3/W 101 – BS 29 b [2], Bl. 6
25
M ATROSA (schreit im Haus drinn auf und stürzt heraus) Einbrecher! Hilfe! Hilfe! Diebe! L EMN Um Gottes Willen! T OX Du glaubst an den neuen Gott? Und beschützt die alten Gesetze. M ATROSA Der neue Gott ist nicht von dieser Welt. T OX Was plärrt Ihr da und weckt das ganze Haus auf?! Hier gibts doch keine Diebe, ich hätt sie doch sehen müssen, stehe ja die ganze Zeit hier heraussen! M ATROSA Und seht hier den blauen Fleck! Ist das nichts? T OX Das ist auch nur Einbildung! M ATROSA Einbildung? Vielleicht ists auch Einbildung, dass das Mädel da steht?! Was?! Du bist toll, Mädel! Hinein mit Dir! L EMN Du hast mir nichts zu befehlen, Du bist meine Dienerin! B
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L EMN N ] ]
B N
T OX f Welt.N ]
korrigiert aus: L EMN n
[L EMN Nein, Du, jetzt hab ich Angst! Du wirst doch kein Verbrechen begehen! T OXILUS Es ist kein Verbrechen! L EMN Doch-doch! Ich ahn es, fühl es -T OXILUS Es gibt nur ein Verbrechen, Dich unfrei zu lassen! L EMN Wie Du sprichst! T OXILUS Es gibt nur ein Verbrechen, Dich zu verkaufen! Dass man uns hier alle verkauft, wie das Stück Vieh -- das ist ein Verbrechen! L EMN Du, hast Du gehört, dass es einen neuen Gott geben soll?] \T OX f Welt./
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ÖLA 3/W 101 – BS 29 b [2], Bl. 7
Fassung des zweiten Bildes
K2/TS3 (Korrekturschicht)
M ATROSA Die Dienerin einer Hetäre ist wie die Mutter einer freien Frau! Ich weiss, wenn Ihr verkauft werdet gelte ich gewissermassen nur als Zuwag , aber ich bin die graue Macht im Schatten, Euere schützende Göttin! T OX Fahr ab! M ATROSA Nicht ohne ihr! T OX Fahr ab, sag ich! L EMN Er kauft mich morgen frei! M ATROSA Dass ich nicht wieher! T OXILUS (zu Lem) Du glaubst mir? L EM Ja. L EMN Und wenn er mich nicht freikauft, er bietet mir seine Liebe, und das genügt mir! M ATROSA Schwätz nicht! Die Liebe ist auch kein Vesuv und jedes Weib muss verzichten lernen! L EMN Die wahre Liebe kommt nur einmal im Leben! M ATR Lächerlich! L EMN Dann hast Du noch nie geliebt! M TR Verlass Dich drauf! Ich möcht nicht wissen, wie oft Du noch lieben wirst mit Deine lumpigen achtzehn Jahr! L EMN Ich leb nimmer lang. M ATR Jetzt gar auch noch das! A UFSEHER ( kommt) Hallo , Ihr steht da heraussen?! Ich komm grad aus Pompeji vom Dordalus, der Alte erwartet das Fräulein morgen in aller Früh -- es sind grad ein paar Kunden da, Orientalen! L EMN Oh Götter! T OXILUS Verlass Dich auf mich! B
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Lesetext
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P AEGNIUM (kommt) Die Kasse ist geplündert! Geplündert ! M ATROSA Heiliger Bimbam! P AEGNIUM Drei Verbrecher warens! Ich hab sie gesehen! M ATROSA Na wer hat recht? T OXILUS Ihr! Gottseidank! L EMNI Was heisst das? T OX Jetzt hab ich keine Angst mehr! L EMNISELENIS Aber ich! B
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(Vorhang)
2 5 7
9–10 15 22 28 32
ZuwagN ] M ATROSA N ] BL EMN f frei!N ] B B
gemeint ist: Zuwaage korrigiert aus: M ATROS
[M ATROSA Ihr schlägt ja jedem Moralbegriff ins Gesicht! Ein Sklav verf hrt eine Hetär, ohne ihr etwas bieten zu können! T OX Ich kaufe sie morgen frei!] |L EMN f frei!| BT OXILUS f Ja.N ] \T OXILUS f Ja./ B N] gestrichen: Ihr Bkommt) HalloN ] korrigiert aus: kommt) Hallo Bgeplündert! GeplündertN ] geplündert[,] ! [g] G eplündert || | | BT OXILUS N ] korrigiert aus: T OXI LUS
128
ÖLA 3/W 101 – BS 29 b [2], Bl. 8
129
Konfigurationsplan
ÖLA 3/W 101 – BS 29 b [2], Bl. 8
130
Konfigurationsplan
K2/E2
131
Lesetext
Fragmentarische Fassung des dritten Bildes
K2/TS4 (Korrekturschicht)
Lesetext
Es öffnet sich heute des Skavenmarktes Tor Da kugeln die Sklavelein ganz {Haufenweis} hervor Die Männlein und die Weibelein Die wollen all verkäufelt sein! Zum ersten, zum zweiten Zum dritten, zum letzten Hin und her Das freut sie um so mehr! B
B
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DRITTES BILD Auf dem Sklavenmarkt. Dordalus, Parasit, Uralter Sklave, Hetärinen, die Orientalen, Lemniselenis, Matrosa, Toxilus, Bagnio, (Aufseher) Ein Galeerensklave. (Matrosa = die Christin.) B
N
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P ARASIT In einer Gesellschaft voller Widersprüche gehts mir nicht schlecht. Man weiss nicht, wer frisst und wer zahlt – Ich weiss nur, ich friss – Und das hat was Beruhigendes in puncto Politik für und an sich. 20
C HOR Hier wird gekauft Hier wird betrogen Götter sollen einen schonen Hier verlieren manche die Hosen Und {wer anderer} den Frack Verlieren den Lack! Wer nicht betrügen kann Der ist ein blöder Mann! B
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Wir werden hier verkauft Ja, auf dem Sklavenmarkt Da wird gehandelt stark! Da wird versteigert herüber – hinüber Bald drunter und drüber Und hin und her Das freut uns umso mehr!
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B
B
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N B
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1–8 4 5–6
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Es f mehr!N ] wollen f sein!N ] BZum f letztenN ]
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Ein Galeerensklave.N ] Hier f N ] BJa f mehr!N ] BversteigertN ] Bherüber – hinüberN ] BBald drunterN ] B
\Es f mehr!/ [drängen sich] |wollen f sein!| [Hinauf und hinunter Drunter und Drüber] |Zum f letzten| [Sklaven, Sklavi] |Ein Galeerensklave.| \Hier f / \Ja f mehr!/ [ge]|ver|steigert [hin und her] [|hinauf und hi|] [|auf und ab|] |herüber – hinüber| [Drunter] |Bald drunter|
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ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 18
Fragmentarische Fassung des dritten Bildes
K2/TS4 (Korrekturschicht)
1.) Der Markt. Zwei Hetärinen stehen auf je einem Podium. Auf dem dritten steht ein Galeerensklave in Ketten. Käufer drängen sich herum. A USRUFER Ein Galeerensklave! 22 Jahre alt – kräftig, muskulös! Lebendgewicht zwei Zentner, dabei kein Fett ! 40 Silberlinge! S TIMME 42! A USRUFER 42 zum ersten, S TIMME 43! A USRUFER 43 zum ersten, zum zweiten, zum dritten! H ETÄRE (betritt das Podium) A USRUFER Eine Hetäre. 24 Jahre alt. Vollschlank. Eine tänzerische Begabung! Tanz! H ETÄRE (tanzt) S TIMME 50! (Gelächter) A USRUFER Spass bei Seite! Sie ist unter Brüdern 300 wert! E IN B ETRUNKENER Was kosten die beiden Hetären? A USRUFER Wieso die beiden? B ETRUNKENER Wieso nicht die Beiden? Ich seh zwei! A USRUFER Ahso! Die zwei kosten 200 Silberlinge! B ETRUNKENER Ich möcht aber nur eine! A USRUFER Die kost hundert! B ETRUNKENER Abgemacht! H ETÄRE (ab mit ihm) (Gelächter) L EMNISELENIS (kommt) D ORDALUS (kommt mit den Orientalen) Bislang waren es nur gewöhnliche Versteigerungen – Nun aber kommt das Richtige – Bitte zu achten – Sie war die Lieblingshetäre Eines der Mächtigsten Des Bankiers K. R. Thago! E RSTER Pfui Teufel, eine Phönizier{metz}! D ORDALUS Auch die Phönizier sind nur Menschen, Sofern sie natürlich Geld haben Und K. R. Thago hat. Hat, hat, hat. Und übrigens: Ich bin auch ein Phönizier. B
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4 4 4 10–11
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Käufer f herum.N ] A USRUFER N ]
zweiN ] FettN ] BSilberlinge!N ] BEine f tanzt)N ] B
B
Ahso!N ] (kommt f Versteigerungen –N ]
29–134,7 BSie f Kindheit!N ]
[D ORDALUS ] |Käufer f herum.| (1) A USRUFER (2) \(D ORDALUS )/
[fas] |zwei| Fe[{ }]|tt| Silberlinge\!/ [zum ersten –] (1) Begabt. Dreh Dich um! Graziös! Garantiert gesund! 100 Silberlinge! (2) \Eine f tanzt)/ \Ahso!/ [Etwas ganz besonderes (zu den Orientalen) Bitte] |(kommt f Versteigerungen –| \Sie f Kindheit!/
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ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 19
Fragmentarische Fassung des dritten Bildes
K2/TS4 (Korrekturschicht)
E RSTER Oh pardon! D ORDALUS Oh, bitte-bitte! Ich bin schon lange hier Doch sehn ich mich manchmal nach der engen Punischengass – wo ich als kleines Kind Abends mit steifen Beinchen nachhause ging – Oh, Kindheit! A UFSEHER Herr Chef! D ORDALUS Bring mal Lemniselenis! A UFSEHER Sie ist noch nicht da. D ORDALUS Noch nicht da? A UFSEHER Nein. × P ARASIT (kommt) – D ORDALUS P ARASIT Ich hör, Du willst meine Tochter Lemniselenis nochmals verkaufen – Ich verlange 10 Prozent Autorenrecht – Wer schuf sie denn? Und übrigens: was gibts bei dir heut zu essen? E IN K ÄUFER (kommt mit dem U RALTEN S KLAVEN ) Das nennst Du einen Sklaven? Sprich! U RALTER Er hat mir Pfeffer eingegeben Daher stieg ich wie ein Hahn Doch war die Wirkung des Pfeffers weg War ich wieder ein alter Dreck! D ORDALUS Der ist halt nichts nutz! Für 5 Silberling! Was willst Du haben? Einen Herkules?! K ÄUFER Auf das alte Stück zahl ich nur drauf! D ORDALUS Soso. Also dann häng ihn auf! B AGNIO (kommt; zum U RALTEN ) Ach, Vater! U RALTER Bagnio! Sohn! Das ist aber lieb! Sie wollen, Du sollst mich aufhängen helfen! B AGNIO Wenn Dus willst, häng ich Dich schon auf! Aber warum? Ich werd schon für Dich sorgen! P ARASIT Ist das nicht Bagnio, der Dieb? B AGNIO Ist das nicht der Parasit, der Schnorrer, Fresser? P ARASIT Frechheit! B AGNIO Halts Maul! P ARASIT So redest Du mit mir?! Wo ich erst gestern Deinen Vater um 5 Silberlinge gekauft hab! B
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Lesetext
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engenN ] KindN ] BSie f da.N ] Bhäng f auf!N ] Bhelfen!N ] BP ARASIT N ] B B
\engen/ Ki[{ }]|nd| [Sofort!] |Sie f da.| [lassen wir ihn frei –] |häng f auf!| [helf] |helfen!| [D ORD ]|P ARASIT |
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ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 20
Fragmentarische Fassung des dritten Bildes
K2/TS4 (Korrekturschicht)
Lesetext
B AGNIO Da hast 10 zurück! (wirft es ihm hin) P ARASIT Unerhört! Wo hast Du die gestohlen?! B AGNIO Nicht bei Dir! Blödian! T OXILUS ( kommt) (er beschimpft Dordalus und gibt ihm die 600 Silberlinge) 5 A UFSEHER Woher hast Du denn die 600 Silberling? Ich muss Anzeige erstatten, es wurd gestern bei uns eingebrochen! T OXILUS (wird verhaftet unter dem Verdacht des Diebstahls) B
B
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4. Bild. Die Untersuchung Nachricht vom Untergang, dadurch hört die Untersuchung auf. B
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T OXILUS f Silberlinge)N ] kommt)N ] BSilberling?N ] BIch f eingebrochen!N ] Bauf.N ] B
Textentlehnung Plautus, PER17
B
(kommt[)]|)| Silberling[!]|?| \Ich f eingebrochen!/ [au[{ }]| f |.] |auf.|
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N
ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 21
Notiz
ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 18
136
Notiz
K2/E3
137
Lesetext
Dialogskizze zum III. Bild
ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 23
138
Dialogskizze zum III. Bild
K2/E4
139
Lesetext
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
K2/TS5/A1 (Korrekturschicht)
Lesetext
ZWEITES BILD
5
ÖLA 3/W 100 – BS 29 b [1], Bl. 1
Wieder vor der Villa K. R. Thagos. Es ist Nacht geworden, der Mond scheint und das Meer summt. T OXILUS tritt aus der Villa, hält vor den Säulen und blickt in die menschenleere Welt hinaus. T OXILUS Ich kann nicht schlafen. Oh, Lemniselenis -- warum hast Du so einen langen Namen? Woher soll sich ein armer Bursche die Zeit nehmen, um Dich immer wieder aussprechen zu können? Du bist zu lang für einen Bettler. Wie gern würd ich Dich freikaufen, um Dein Sklave werden zu dürfen, zu sollen, zu müssen -- aber sechshundert Silberling! Oh Du mein Toxilus! Woher nehmen und nicht stehlen? M ATROSA (kommt aus der Villa; unterdrückt) He, hallo! T OXILUS (schrickt etwas zusammen) Ach, Du bists ! Was willst Du ? M ATROSA Nur auf ein Wort. Ich weiss, Du bist mir böse, weil ich Fenster und Türen versperrt hab, damit Du nicht zu meiner Herrin kannst -T OXILUS Willst Du sie nun öffnen? M ATROSA Nein. T OXILUS Dann fahr ab und lass mich allein! M ATROSA Ich fahr nicht ab, denn das verbietet mir mein Gewissen. T OXILUS (perplex) Dein was? M ATROSA Mein Gewissen. T OXILUS Was ist das? M ATROSA Du tust mir leid. T OXILUS (grimmig) Das freut mich! M ATROSA Ich fühle mit Dir -T OXILUS (unterbricht sie) Noch ein Wort und ich häng Dich ins Meer hinein! M ATROSA Ich weiss, Du kannst nicht schlafen, als hättest Du Zahnschmerzen -T OXILUS Oeffne die Tür und mir tut kein Zahn mehr weh! M ATROSA Nein. Lieber sollen Dir alle Zähne weh tun -T OXILUS Wie freundlich! B
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sichN ] DichN ] BDuN ] BbistN BOhN ] B N] BHe, hallo!N ] BDuN ] BbistsN ] Bwillst DuN ] B N] B
DuN ] bistN ] BFenster f TürenN ] BDuN ] BkannstN ] B(perplex)N ] BDu f leid.N ] B
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\sich/ [ihn]|Dich| [Er]|Du| [ist] |bist| Oh[,] [armer] [[He,]|Hallo,|] |He,| [\Herr/ Toxilus!] |hallo!| [Ihr]|Du| [seids] |bists| w[o]|i|ll[t]|st| [Ihr] |Du| [T OXILUS Auf Euch bin ich nicht neugierig! M ATROSA ] [Ihr]|Du| [seid]|bist| [die] |Fenster und| Tür\en/ [Ihr]|Du| k[ö]|a|nn[t]|st| korrigiert aus: pèrplex) (1) Ich habe (2) Du f leid.
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ÖLA 3/W 100 – BS 29 b [1], Bl. 2
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
5
Lesetext
M ATROSA (ehrlich) Ich fühle mit Dir -T OXILUS Jetzt aber noch ein Wort und ich hau Dir eine auf den Mund, dass Dir alle Zähn im Gänsemarsch hinten herausmarschieren! Fahr ab! (Stille) T OXILUS (drohend) Du bist noch da? M ATROSA (fährt ihn plötzlich an) Wenn Du das Mädel ehrlich liebst, dann darfst Du ihm nicht so den Kopf verdrehen! Was soll das alles?! Es wälzt sich drinnen herum -T OXILUS ({unterbricht} sie) Wälzt sich?! M ATROSA Hin und her und auf und ab! T OXILUS Oh Götter! Sie wälzt sich! M ATROSA Auch sie kann nicht schlafen -T OXILUS Schweig, Furie! M ATROSA So nimm doch Vernunft an! Ich weiss, die Liebe ist ein Vesuv, der ausbrechen möcht, aber ein Sklave hat kein Krater zu sein, sondern höchstens ein sanfter Hügel! Sparet Euere Lava! Ein Sklave will eine Hetäre verführen! Eine Hetäre soll wirklich lieben -- Hör, das schlägt ja jedem Moralbegriff ins Gesicht! Ihr bringt eine Hetäre da- zu, dass sie Euch wirklich liebt, ohne dass Ihr ihr was bieten könnt -T OXILUS (unterbricht sie) Schluss ! Schluss! (bei Seite) Sie wälzt sich! (laut) Geh und sag Deiner Herrin meinen lieblichsten Gruss, ich, ich Toxilus, werde sie freikaufen -- ich bring bis morgen sechshundert Silberling – tot oder lebendig. M ATROSA Du? T OXILUS Ja. Sags ihr! M ATROSA Nein, das sag ich ihr nicht. Ich werd mich schützen , einen solchen Blödsinn auszurichten -B
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K2/TS5/A1 (Korrekturschicht)
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hintenN ] Fahr ab!N ] B(Stille)N ] B(drohend)N ] B(fährt f an)N ] BehrlichN ] B N] B({unterbricht} sie)N ] BGötter! SieN ] BschlafenN ] Bein f Hügel!N ]
N
korrigiert aus: hineten \Fahr ab!/ [M ATROSA [Toxilus,] Du bist doch ein vernünftiger Mensch --] |(Stille)| \(drohend)/ \(fährt f an)/ \ehrlich/ [, hin und her] \({unterbricht} sie)/ korrigiert aus: Götter!Sie korrigiert aus: schlaf n (1) Ihr dürft nicht -(2) \ein f Hügel!/ BhatN ] [hat] |hat| BSparet EuereN ] [sparet Euere] |Sparet Euere| B N] [Brecht ein andersmal aus!] B N] [zu\,/] B(unterbricht f SchlussN ] [Jetzt aber] |(unterbricht sie)| [S]|S|chluss BSchluss!N ] \Schluss!/ BGeh f ihr!N ] Textentlehnung Plautus, PER12 BGruss,N ] Gruss\,/ [und] BSilberlingN ] Silberling[e] B– tot f lebendig.N ] (1) daher -(2) \– tot f lebendig[!]|.|/ Bihr!N ] ihr[.]|!| BschützenN ] (1) hüten (2) \schützen/ B B
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ÖLA 3/W 100 – BS 29 b [1], Bl. 3
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
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T OXILUS Blödsinn?! Wenn ich Dir sage, dass ich bis morgen 600 – M ATROSA (unterbricht ihn) Dass ich nicht wieher! T OXILUS Wieher nur, Du Pferd! Aber richt es aus! M ATROSA Fällt mir nicht ein! T OXILUS Du bring mich nicht zur Raserei! M ATROSA Halt andere zum Narren , aber nicht uns, mich und meine arme Herrin! T OXILUS Weib, sag ich, fahr ab -- sonst passiert noch ein Unglück! Ich sags Dir nochmal: die sechshundert sind morgen da, unter allen Umständen, in jeder Weise, und wenn ich wen umbringen und berauben müsst! M ATROSA Verblendet, verblendet! Du endest noch am Kreuz! T OXILUS Scher Dich, Unke! Unk anderswo, Unglücks{unke}, alter Topf, blöder! M ATROSA (rasch ab) T OXILUS (allein; fährt sich etwas erschöpft mit der Hand über die Augen) Sie wälzt sich! (er seufzt) und ich steh da! Jaja, wer als Sklave eindringt in die Pforten der Liebe der überflügelt mit seiner Qual selbst die Qualen des Herkules. B N B
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K2/TS5/A1 (Korrekturschicht)
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\Abbruch der Bearbeitung\
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] Blödsinn?!N ] BWenn f 600 –N ] B(unterbricht ihn)N ] BDassN ] BAberN ] BDuN ] B N] BNarrenN ] BsechshundertN ] BDu f Kreuz!N ] BScherN ] BUnk f blöder!N ] BJaja f Herkules.N ] B N B
[Das ist kein] Blödsinn[,] |?!| [das ist die Wahrheit! Ich bring die sechshundert --] |Wenn f 600 –| \(unterbricht ihn)/ korrigiert aus: Das [Und] |Aber| Du[\,/] [einen] [N]|N|ar[enn]|ren| korrigiert aus: sechhundert \Du f Kreuz/ korrigiert aus: Scherr [Unglücksunke!] |Unk f blöder!| Textentlehnung Plautus, PER2
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Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
K2/TS5/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
ZWEITES BILD
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 17
Es ist Nacht geworden, der Mond scheint und das Meer summt. T OXILUS tritt aus der Villa, hält vor den Säulen und blickt in die menschenleere Welt hinaus.
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T OXILUS Ich kann nicht schlafen. Oh, Lemniselenis -- warum hast Du so einen langen Namen? Woher soll sich ein armer Bursche die Zeit nehmen, um Dich immer wieder aussprechen zu können? Du bist zu lang für einen Bettler. Wie gern würd ich Dich freikaufen, um Dein Sklave werden zu dürfen, zu sollen, zu müssen -- aber sechshundert Silberling! Oh Du mein armer Toxilus! Woher nehmen und nicht stehlen? M ATROSA (kommt aus der Villa; unterdrückt) He, hallo! T OXILUS (schrickt etwas zusammen) Ach, Du bists! Was willst Du? M ATROSA Nur auf ein Wort. Ich weiss, Du bist mir böse, weil ich Fenster und Türen versperrt hab, damit Du nicht zu meiner Herrin kannst -T OXILUS Willst Du sie nun öffnen? M ATROSA Nein. T OXILUS Dann fahr ab und lass mich allein! M ATROSA Ich fahr nicht ab, denn das verbietet mir mein Mitleid. T OXILUS (perplex) Dein was? M ATROSA Mein Mitleid. T OXILUS Was ist das? M ATROSA Du tust mir leid. T OXILUS (grimmig) Das freut mich! M ATROSA Ich weiss, Du findest keinen Schlaf, als hättest Du bittere Zahnschmerzen -T OXILUS (fällt ihr ins Wort) Oeffne Lemniselenis Tür und es tut mir garantiert nichtsmehr weh! M ATROSA Lieber mög Dich alles brennen -T OXILUS (grimmig) Wie freundlich! M ATROSA (ehrlich) Ich fühle mit Dir -T OXILUS (braust auf) Jetzt aber noch ein Wort und ich hau Dir eine auf Deinen Mund, dass Dir alle Deine gelben Zähne in Gänsemarsch hinten hinausmarschieren! Fahr ab! (Stille) T OXILUS (drohend) Du bist noch da? M ATROSA (fährt ihn plötzlich an) Wenn Du das Mädel ehrlich liebst, dann darfst Du ihm nicht so den Kopf verdrehen! Was soll denn diese Wichtigtuerei?! Die Ärmste wälzt sich drinn herum – T OXILUS (unterbricht sie) Wälzt sich?! M ATROSA Hin und her und auf und ab! B
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3 20 22 30 39–40 40
] Mitleid.N ] BMitleid.N ] B N] Bdiese f ÄrmsteN ] BdrinnN ] B N B
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[Wieder vor der Villa K.R. Thagos.] [Gewissen.] |Mitleid.| [Gewissen.] |Mitleid.| [Nein.] [[das alles] |diese Wichtigtuerei|?! [Es] |Die Ärmste|] |diese f Ärmste| drinn[en]
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ÖLA 3/W 102 – BS 29 b [3], Bl. 12
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 18
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
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Lesetext
T OXILUS Oh Götter! Sie wälzt sich! M ATROSA Sie kann nicht schlafen -T OXILUS Schweig, Furie! M ATROSA So nimm doch Vernunft an! Die Liebe ist allerdings ein Vesuv, der in einer Tur ausbrechen möcht, aber ein Sklave hat kein Krater zu sein, sondern höchstens ein sanfter Hügel! Spar Deine Lava und beherrsch Dich! Du bringst ja noch eine sittsame Hetäre dazu, dass sie Dich wirklich liebt, ohne dass Du ihr was bieten kannst -- also das schlägt jedem Moralbegriff ins Gesicht, abgesehen davon, dass es der Kaiser feierlich verboten hat, dass sich ein Sklav mit einer Hetär - T OXILUS (unterbricht sie barsch) Schluss! Schluss! (bei Seite) Sie wälzt sich! (laut) Geh und sag Deiner Herrin meinen lieblichsten Gruss -- ich, ich Toxilus, würde sie freikaufen. M ATROSA Du? T OXILUS Ja. Bis morgen bring ich sechshundert Silberling -- tot oder lebendig. Sags ihr! M ATROSA Nein, das sag ich ihr nicht. Ich werd mich schön hüten, einen solchen Blödsinn auszurichten! T OXILUS Blödsinn?! Wenn Toxilus sagt , dass er bis morgen sechshundert -M ATROSA (unterbricht ihn) Dass ich nicht wieher! T OXILUS Wieher nur, altes Pferd! Aber richt es aus! M ATROSA Fällt mir nicht ein! T OXILUS Du -- bring mich nicht zur Raserei! M ATROSA Halt Andere zum Narren, aber nicht uns, mich und meine sanfte Herrin! T OXILUS Weib, sag ich Dir, richt es ihr aus -- sonst passiert noch ein Unglück! Ich kauf Deine Sanfte frei, unter allen Umständen, in jeder Weise, auf jede Art -und wenn ich einen reichen Gauner erschlagen und berauben müsst! M ATROSA Verblendet, verblendet! Du endest noch am Kreuz! T OXILUS Scher Dich, Unke! Unk anderswo! Sonst häng ich Dich ins Meer hinein! Mit dem Kopf nach unten, damit Dich die Polypen kitzeln! Marsch-marsch! M ATROSA (rasch ab in die Villa) T OXILUS (allein; er fährt sich etwas erschöpft mit der Hand über die Augen und seufzt) Lemniselenis wälzt sich -- und ich steh da! Ach jaja , wer als Habenichts eindringt in die Pforten der Liebe, der überflügelt mit seiner Qual selbst die QuaB
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K2/TS5/A3 (Korrekturschicht)
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 19
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[Auch] [s]|S|ie
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gemeint ist: Tour
SieN ] TurN ] BsittsameN ] BSklavN ] BGeh f ihr!N ] BwürdeN ] BToxilus sagtN ] BerN ] BsanfteN ] BSanfteN ] Bfrei,N ] BerschlagenN ] BScherN ] BMit f marsch!N ]
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[brave] |sittsame| Sklav[e] Textentlehnung Plautus, PER12
w[e]|ü|rde [ich] |Toxilus| sag[e]|t| [ich] |er| [ärmste] |sanfte| [Herrin] |Sanfte| frei\,/ [--] [umbringen] |erschlagen| korrigiert aus: Scherr \Mit f damit D[u]|ich| d[en]|ie| Polypen [„Gute Nacht[“]|!“| sagen kannst!] |kitzeln| [Marsch!] |Marsch-marsch!|/ [Sie] |Lemniselenis|
BLemniselenisN ] 32 32–145,5 BAch jaja f nichts“ --N ] Textentlehnung Plautus, PER2 BAch jajaN ] 32 \Ach/ [J]|j|aja
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ÖLA 3/W 102 – BS 29 b [3], Bl. 1
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
K2/TS5/A3 (Korrekturschicht)
len des Herkules. Lieber als mit Amor möcht ich mit der Hydra selber kämpfen -oder mit dem Eber aus Aetolien, den stymphalischen Vögeln, ja lieber sogar mit dem Riesen Antäus per-sönlich! So martere ich mein Gehirn: woher nimmst Du sechshundert Silberling? Und ich weiss doch im Voraus: die, die ich um einen Pump bitten könnt, die würden alle nur sagen: „Ich hab selber nichts“ -- (er vergräbt seinen Kopf in den Händen) B AGNIO (ein davongelaufener Sklave, der auf die schiefe Ebene gekommen ist, schleicht sich mit ZWEI K OMPLIZEN von links vorsichtig an die Villa heran; leise) Da wären wir. Das ist jene Villa -- ich kenn sie genau, denn hier war ich mal ein Vizesklave -- ist schon lang her, aber ich spürs noch immer, das eingebrannte Zeichen auf meinem hinteren Rücken , wenn sich das Wetter zu verändern droht. B
5
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Lesetext
B
B
Da wären wir. Nur keinen Ton! Versaut uns nicht die Position! Stillgestanden! Tritt gefasst! Ohne Eil, doch ohne Rast Seht dort jenen reichen Bau Ich kenne ihn genau – Dort war ich einst ein armer Sklav Fleissig, ehrlich, bieder, brav Hab geschuftet Tag und Nacht Bis ich habs herausgebracht: Warum schuften, warum plagen Stehlen, rauben ist viel leichter Er gehört einem reichen Verbrecher Wucherer, Halsabdreher, Bankverbrecher – Einem stinkenden Saupunier Ich bin kein Antipunist Aber wahr ist, was wahr ist: Aber die Punier habens Geld B N B
B
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4 5 5 11 13–146,2 13 13 14 14 15 16 16 17 19–24 26
B
Voraus:N ] „IchN ] Bnichts“N ] Bauf f RückenN ] BDa f Habediehr!N ] B N] BNurN ] BVersautN ] BnichtN ] BStillgestanden f gefasst!N ] BEil,N ] BdochN ] BSeht dortN ] BDort f leichterN ] BWucherer f Bankverbrecher –N ]
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B
stinkenden SaupunierN ]
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Ich f AntipunistN ] Aber dieN ]
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B
Voraus[,]|:| \„/Ich nichts[.]|“| \auf meinem [Hintern] |hinteren Rücken|/ \Da f Habediehr!/ Absatz vom Autor getilgt
[Halt Maul,] |Nur| [[Sonst] [v]|V|erderb[en]|t| wir] [|Verd[e]|i|rbt|] |Versaut| n[o]|i|ch\t/ [Also das ist jene Villa] |Stillgestanden f gefasst!| [{Hitz},] |Eil,| \doch/ [{Dor}] |Seht dort| \Dort f leichter/ (1) Wucherer f Bankverbrecher – (2) \Einem Wucherer, Geizhals, Verbrecher, Erpresser, Lump, Betrüger, {Ku}/ (1) [alten] [phö] |Sauphönizier| (2) stinkenden Saupunier [Schlagt tot den] |Ich f Antipunist| \Aber/ [D]|d|ie
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ÖLA 3/W 102 – BS 29 b [3], Bl. 2
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
Die Römer haben die Welt Und wir Sklaven – na Habediehr! B
B
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K2/TS5/A3 (Korrekturschicht)
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NN
Seht dort jenes reiche Haus Dort brechen wir ein und raubens aus! B
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Brechen wir nach Väterart In die B
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Trarara! Trarara! Die Einbrecher sind da! Nach einem überlegten Plan Rücken wir nun da heran. B
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B
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Warum an den Knochen nagen
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Machs doch wie der Herre Dein Kenn kein Dein und Mein Nimm, was er dem Sklaven nimmt Und Dein ganzes Leben stimmt! Die Römer die schimmernde Wehr B
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B
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\Abbruch der Bearbeitung\
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B
habenN ] WeltN ] BUnd wirN ] BSklaven f Habediehr!N ] BSeht f aus!N ] BBrechen f dieN ] BTrarara f heran.N ] Beinem f PlanN ] Bnun f heran.N ] BWarum f WehrN ] B N] Bwie f MeinN ]
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B
B
Nimm f stimmt!N ]
\haben/ [Ehr] [|schimmernde Wehr –|] |Welt| \Und/ [Die] |wir| Sklaven [das Nachsehen –] |– na Habediehr!| \Seht f aus!/ \Brechen f die/ \Trarara f heran./ [wohlüber] |einem f Plan| [her] |nun f heran.| \Warum f Wehr/ [Seht die Droben um uns her] [Deiner Herrschaft nach Nimm von] |wie f Mein| \Nimm f stimmt!/
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Lesetext
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
K2/TS5/A7 (Korrekturschicht)
Lesetext
ZWEITES BILD
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 17
Es ist Nacht geworden, der Mond scheint und das Meer summt. T OXILUS tritt aus der Villa, hält vor den Säulen und blickt in die menschenleere Welt hinaus.
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T OXILUS Ich kann nicht schlafen. Oh, Lemniselenis -- warum hast Du so einen langen Namen? Woher soll sich ein armer Bursche die Zeit nehmen, um Dich immer wieder aussprechen zu können? Du bist zu lang für einen Bettler. Wie gern würd ich Dich freikaufen, um Dein Sklave werden zu dürfen, zu sollen, zu müssen -- aber sechshundert Silberling! Oh Du mein armer Toxilus! Woher nehmen und nicht stehlen? M ATROSA (kommt aus der Villa; unterdrückt) He, hallo! T OXILUS (schrickt etwas zusammen) Ach, Du bists! Was willst Du? M ATROSA Nur auf ein Wort. Ich weiss, Du bist mir böse, weil ich Fenster und Türen versperrt hab, damit Du nicht zu meiner Herrin kannst -T OXILUS Willst Du sie nun öffnen? M ATROSA Nein. T OXILUS Dann fahr ab und lass mich allein! M ATROSA Ich fahr nicht ab, denn das verbietet mir mein Mitleid. T OXILUS (perplex) Dein was? M ATROSA Mein Mitleid. T OXILUS Was ist das? M ATROSA Du tust mir leid. T OXILUS (grimmig) Das freut mich! M ATROSA Ich weiss, Du findest keinen Schlaf, als hättest Du bittere Zahnschmerzen -T OXILUS (fällt ihr ins Wort) Oeffne Lemniselenis Tür und es tut mir garantiert nichtsmehr weh! M ATROSA Lieber mög Dich alles brennen -T OXILUS (grimmig) Wie freundlich! M ATROSA (ehrlich) Ich fühle mit Dir -T OXILUS (braust auf) Jetzt aber noch ein Wort und ich hau Dir eine auf Deinen Mund, dass Dir alle Deine gelben Zähne in Gänsemarsch hinten hinausmarschieren! Fahr ab! (Stille) T OXILUS (drohend) Du bist noch da? M ATROSA (fährt ihn plötzlich an) Wenn Du das Mädel ehrlich liebst, dann darfst Du ihm nicht so den Kopf verdrehen! Was soll denn diese Wichtigtuerei?! Die Ärmste wälzt sich drinn herum – T OXILUS (unterbricht sie) Wälzt sich?! M ATROSA Hin und her und auf und ab! B
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] Mitleid.N ] BMitleid.N ] B N] Bdiese f ÄrmsteN ] BdrinnN ] B N B
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[Wieder vor der Villa K.R. Thagos.] [Gewissen.] |Mitleid.| [Gewissen.] |Mitleid.| [Nein.] [[das alles] |diese Wichtigtuerei|?! [Es] |Die Ärmste|] |diese f Ärmste| drinn[en]
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ÖLA 3/W 102 – BS 29 b [3], Bl. 12
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 18
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T OXILUS Oh Götter! Sie wälzt sich! M ATROSA Sie kann nicht schlafen -T OXILUS Schweig, Furie! M ATROSA So nimm doch Vernunft an! Die Liebe ist allerdings ein Vesuv, der in einer Tur ausbrechen möcht, aber ein Sklave hat kein Krater zu sein, sondern höchstens ein sanfter Hügel! Spar Deine Lava und beherrsch Dich! Du bringst ja noch eine sittsame Hetäre dazu, dass sie Dich wirklich liebt, ohne dass Du ihr was bieten kannst -- also das schlägt jedem Moralbegriff ins Gesicht, abgesehen davon, dass es der Kaiser feierlich verboten hat, dass sich ein Sklav mit einer Hetär - T OXILUS (unterbricht sie barsch) Schluss! Schluss! (bei Seite) Sie wälzt sich! (laut) Geh und sag Deiner Herrin meinen lieblichsten Gruss -- ich, ich Toxilus, würde sie freikaufen. M ATROSA Du? T OXILUS Ja. Bis morgen bring ich sechshundert Silberling -- tot oder lebendig. Sags ihr! M ATROSA Nein, das sag ich ihr nicht. Ich werd mich schön hüten, einen solchen Blödsinn auszurichten! T OXILUS Blödsinn?! Wenn Toxilus sagt , dass er bis morgen sechshundert -M ATROSA (unterbricht ihn) Dass ich nicht wieher! T OXILUS Wieher nur, altes Pferd! Aber richt es aus! M ATROSA Fällt mir nicht ein! T OXILUS Du -- bring mich nicht zur Raserei! M ATROSA Halt Andere zum Narren, aber nicht uns, mich und meine sanfte Herrin! T OXILUS Weib, sag ich Dir, richt es ihr aus -- sonst passiert noch ein Unglück! Ich kauf Deine Sanfte frei, unter allen Umständen, in jeder Weise, auf jede Art -und wenn ich einen reichen Gauner erschlagen und berauben müsst! M ATROSA Verblendet, verblendet! Du endest noch am Kreuz! T OXILUS Scher Dich, Unke! Unk anderswo! Sonst häng ich Dich ins Meer hinein! Mit dem Kopf nach unten, damit Dich die Polypen kitzeln! Marsch-marsch! M ATROSA Ein ungehobelter Mensch! (rasch ab in die Villa) T OXILUS (allein; er fährt sich etwas erschöpft mit der Hand über die Augen und seufzt) Lemniselenis wälzt sich -- und ich steh da! Achjaja, wer als Habenichts eindringt in die Pforten der Liebe, der überflügelt mit seiner Qual selbst die Qualen des Herkules. Lieber als mit Amor möcht ich mit der Hydra selber kämpfen -oder mit dem Eber aus Aetolien, den stymphalischen Vögeln, ja lieber sogar mit B
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K2/TS5/A7 (Korrekturschicht)
N
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15
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[Auch] [s]|S|ie
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gemeint ist: Tour
SieN ] TurN ] BsittsameN ] BSklavN ] BGeh f ihr!N ] BwürdeN ] BToxilus sagtN ] BerN ] BsanfteN ] BSanfteN ] Bfrei,N ] BerschlagenN ] BScherN ] BAchjaja f nichts“ --N ]
[brave] |sittsame| Sklav[e] Textentlehnung Plautus, PER12
w[e]|ü|rde [ich] |Toxilus| sag[e]|t| [ich] |er| [ärmste] |sanfte| [Herrin] |Sanfte| frei\,/ [--] [umbringen] |erschlagen| korrigiert aus: Scherr Textentlehnung Plautus, PER2
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Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
K2/TS5/A7 (Korrekturschicht)
Lesetext
dem Riesen Antäus persönlich! So martere ich mein Gehirn: woher nimmst Du sechshundert Silberling? Und ich weiss doch im Voraus: die, die ich um einen Pump bitten könnt, die würden alle nur sagen: „Ich habe selber nichts“ -- (er hat sich gesetzt und vergräbt seinen Kopf in den Händen) B AGNIO (ein davongelaufener Sklave, der auf die schiefe Ebene geraten ist, schleicht sich mit einem dicken Prügel, gefolgt von desgleichen adjustierten ZWEI K UMPANEN von links an die Villa heran ; unterdrückt) Da wären wir. Dort seht Ihr also die Villa – der ländliche Lustsitz einer punischen Sau! Die Sau ist verreist, die Villa steht herrschaftsleer – was wollt Ihr mehr? Trararara! Trararara! Die Einbrecher sind da! A LLE D REI Trararara! Trararara! Die Einbrecher sind da! B AGNIO Seht dort jenen reichen Bau Diese Hütte kenn ich genau Hier lebt ich einst als armer Sklav Fleissig, ehrlich, bieder, brav Hab geschuftet Tag und Nacht Bis ich habs herausgebracht: Warum schuften, warum plagen Warum an den Knochen nagen? Machs doch, wie der Herre Dein Kenne weder Sein noch Mein! Nimm, was er den Sklaven nimmt Und Dein ganzes Leben stimmt! N
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ÖLA 3/W 102 – BS 29 b [3], Bl. 6
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3–4 6 7 7–9
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7 8 8 8 8 8 8–9
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hat f und N ] einem f adjustiertenN ] B N] BDa f mehr?N ] B
DortN ] sehtN ] BIhrN ] BalsoN ] BdieN ] BVilla –N ] Beiner f mehr?N ] B
HierN ] lebtN ] BalsN ] B B
B
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\hat f und/ \einem f von [eben] |desgleichen adjustierten|/ gestrichen: \ / (1) Da wären wir -- nur keinen Ton! Verdirbt uns nicht die Position! Stillgestanden! Tritt gefasst! Ohne Eil, doch ohne Rast Nach einem wohldurchdachtem Plan Rücken wir uns da heran -(2) \Da wären wir [– nur kein Ton!] [|Pst!|] |Aufgepasst!| Tritt \{Dich} da/ auf kein[en]|e| dürren [Ast,] [|Zw|] |Äst| sonst spring ich Dir auf den Nabel, Anfänger!/ (3) \Da f mehr?/ [Das] |Dort| [war] [|habt|] |seht| [also] |Ihr| [seine] [|die|] |also| eingefügt
[Villa –] |Villa –| (1) [des Herrn Präsidenten K. R. Thago] [|des Herrn Thago|] dieses verreisten Wucherers, Erpressers, Zinsenjägers, Waisengeld{verwalters} – (2) \[dieses Saupuniers] |[dieser] |einer| punischen Sau!| Die f mehr?/ [Dort] |Hier| [war] |lebt| [ein] |als|
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ÖLA 3/W 102 – BS 29 b [3], Bl. 7
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
K2/TS5/A7 (Korrekturschicht)
Lesetext
A LLE D REI Nimm, was er den Sklaven nimmt Und Dein ganzes Leben stimmt! T OXILUS (horcht auf) Wer murmelt denn da? D IE D REI ( erblicken erst jetzt Toxilus und schrecken zusammen) T OXILUS (erblickt sie nicht) Sonderbar. Da hat doch jetzt wer gemurmelt. Oder sollt ich schon Gespenster hören – jaja, wenn die Liebe erwacht, sitzt man auf seinem Verstand. B AGNIO (erblickt plötzlich T OXILUS ) Pst! Wenn mich nicht alle Sinne täuschen -dort hockt doch wer , was? Aufgepasst! Folget mir vorsichtig nach, Freunde! Ich werd mal jenem Burschen ein bisserl den Kürbis spalten -- (er schleicht sich mit seinem dicken Prügel an T OXILUS heran) T OXILUS (erblickt B AGNIO und schnellt empor) Halt! B AGNIO (unterdrückt) Schrei nicht! Ich bin zu dritt und sags Dir im Guten, respektive im Bösen: ein lautes Wort und Du hörst den Zerberus bellen! T OXILUS (horcht auf) Wer seid Ihr? B AGNIO Kindische Frage! Ein Dieb natürlich! Ein Aus- und Einbrecher, Haus-, Garten- und Strassenräuber, Gewalttäter, auch Totschläger, wenn Ihrs mal versuchen wolltet -T OXILUS (wie zuvor) Diese Stimme kenne ich, dieses rauhe Organ – B AGNIO Mein Organ ist allerdings etwas heiser durch den übermässigen Genuss des Weines. T OXILUS (fällt ihm ins Wort) Ist das nicht Bagnio? B AGNIO (perplex) Du kennst mich? T OXILUS Bagnio! Und Du möchst mich erschlagen? Mich? B AGNIO Ich pfleg mich nicht vorher zu erkundigen, wen ich hinterher erschlagen hab. T OXILUS Ich bin Toxilus. B
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4 4 4 5 5 6 8 9 11 14 14 16 17 19–21 19
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20 20 24 24 24
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A LLE f Verstand.N ]
D IE D REI N ] erblickenN ] BToxilus f schreckenN ] BT OXILUS N ] B(erblickt f nicht)N ] BGespenster hörenN ] Balle f täuschenN ] BwerN ] Bseinem dickenN ] BWort undN ] BDu f bellen!N ] BDiebN ] B N] BT OXILUS f Weines.N ] B(wie f Organ –N ] B
Mein f istN ] heiserN ] BBagnio!N ] BUndN ] Berschlagen?N ] B
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(1) \B AGNIO / Trara[rara!] Trara[rara]!
Die Einbrecher sind da! A LLE D REI Trara[rara!] Trara[rara]! Die Einbrecher sind da! (2) \A LLE f Verstand./ [B AGNIO ] |D IE D REI | erblick[t]|en| Toxilus[)]|und| schr[ickt]|ecken| [mit seinen Kumpanen] korrigiert aus: B AGNIO \(erblickt f nicht)/ [Geister sehen] |Gespenster hören| alle[s] \Sinne/ täusch[t]|en| [einer] |wer| \s/einem dicke[m]|n| korrigiert aus: Wort und [Du stehst vor] [|der|] |Du hörst den| Zerberus[!] [|bellt Dich an!|] |bellen!| [Dieb] [|Verbrecher|] [ein] \T OXILUS f Weines./ [Eure Stimme klingt mir irgendwie bekannt, dieser heisere Ton –] [|Dieser \[heisere] |heisere|/ Ton!|] |(wie f dieses [heisere] |rauhe| Organ –| [Sie ist] |Mein [Kehlkopf] |Organ ist|| [rauh] [|{abgewetzt}|] |heiser| [Aber doch] [|Bagni|] [schon2 [i]|I|mmer1!] |Bagnio!| [Und] |Und| erschlagen?[!]
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ÖLA 3/W 100 – BS 29 b [1], Bl. 4
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
K2/TS5/A7 (Korrekturschicht)
B AGNIO (hocherfreut) Toxilus?! Oh Jupiter Venus Apollo! Ist das aber eine Ueberraschung! Na, das hätt mir aber itzo ehrlich leid getan, wenn ich Dir Deinen Kürbis demoliert hätt! (zu seinen K UMPANEN ) Kommt herbei -- wisst Ihr, wer das ist? Das ist der einzige Sklav in meinem Leben, der mal ein Mitgefühl mit mir gehabt hat, wie man mich auf den Block gespannt hat, weil ich meine Mitsklaven bestohlen hab! Wie gehts, wie stehts, lieber guter alter Freund? Bist noch immer artig folgsam, hm? T OXILUS Ich fürchte-fürcht, bald werd ichs nimmer sein -- (er lächelt wieder wehmütig) B AGNIO Anständig, sehr anständig! T OXILUS Ich benötige nämlich dringendst Geld. B AGNIO So fängts an! Wieviel? T OXILUS Sechshundert Silberling. B AGNIO Huj! T OXILUS Ich grüble schon die ganze Zeit, wer mir etwa so viel leihen tät -B AGNIO (fällt ihm ins Wort) Leihen? Dir? Was fällt Dir ein, unverschämter Kerl?! T OXILUS Ich weiss, ich bin blöd! B AGNIO Na also! (Stille) T OXILUS Drinnen im Haus ist eine Kasse. B AGNIO Ich kann mich noch erinnern. T OXILUS Gleich im dritten Zimmer -B AGNIO Rechterhand -T OXILUS Wenn man von links kommt. B AGNIO (mit geschlossenen Augen) Ich seh sie noch vor mir. (Stille) T OXILUS Man kann auch durchs Fenster. B AGNIO Stimmt. Durchs fünfte von links. T OXILUS Nein. Dort schläft heut wer. Durchs vierte von rechts. B N B
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Lesetext
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8 12 15 15 15 15 16 16 17 25 25 27 27 28 28 29 29 29
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] IstN ] BWie f Kerl?!N ] BWie f hm?N ] B N B
wiederN ] ] B N] BetwaN ] Bso vielN ] BtätN ] B(fällt f Wort)N ] BKerl?!N ] Bblöd!N ] BB AGNIO f Stille)N ] B(mit f Augen)N ] B N] BT OXILUS N ] B N] BB AGNIO N ] B N] BT OXILUS N ] BDurchsN ] B
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[Lieber guter alter Freund --] [i]|I|st Textentlehnung Plautus, PER3 und PER4 (1) Alle haben mich gehasst, nur er hat mich [geliebt!] verteidigt
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[T OXILUS Geliebt ist etwas übertrieben -- (lächelt)] (2) \Wie f hm?/ \wieder/ [Richtig!] [wie ich dazukomm,] \etwa/ korrigiert aus: soviel [würde] |tät| \(fällt f Wort)/ Kerl[?]|?!| korrigiert aus: blöd ! \B AGNIO f Stille)/ \(mit f Augen)/ [B AGNIO ]f x \T OXILUS / [T OXILUS ]f x xB AGNIO [B AGNIO ]f x xT OXILUS Durch\s/
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ÖLA 3/W 100 – BS 29 b [1], Bl. 5
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
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1 1 4 4 9 9 9 13 13 13 13 13–14 14–15 15 15 15 15–16 16 16 17 17 18 18 18 19 19 19 22 22–23 24
] B AGNIO N ] BEhschonwissen!N ] BjaN ] BNeunhundert –N ] BzerrinntN ] BButter.N ] BZwar f ichN ] B N] BAngst f werden,N ] B N] Bkeine neueN ] Bjedoch gemachtN ] BDuN ] BsieN ] B N] BLos f gehts.N ] BDurchsN ] Blinks –N ] B(fällt f Wort)N ] BAber-aberN ] BEntsetz f verspricht!N ] B N] B N] BeigentlichN ] Bso vielN ] B N] B N] Bwert f wenig!N ] B(verachtungsvoll)N ] B N B
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Lesetext
B AGNIO Aha! (Stille) T OXILUS Die Herrschaft ist verreist. B AGNIO Ehschonwissen! Drum bin ich ja da. (Stille) T OXILUS In der Kasse sind neunhundert Silberling -B AGNIO Sags nochmal! T OXILUS Neunhundert. B AGNIO Wie das klingt! Neunhundert – Das zerrinnt auf der Zunge, wie Butter. (Stille) T OXILUS Wenn Du mir sechshundert abgibst, garantier ich Dir, dass Dich niemand entdeckt. B AGNIO Zwar hab ich keine Angst, entdeckt zu werden, denn es ist noch keine neue Strafe ersonnen worden, an die ich mich nicht schon gewöhnt hätt -- jedoch gemacht ! Du kriegst sie deine sechshundert -- (zu seinen K UMPANEN ) Los, auf gehts. Durchs fünfte Fenster von links – T OXILUS (fällt ihm ins Wort) Aber-aber ! Durchs vierte von rechts! was B AGNIO Entsetz Dich nur ja nicht so, wenn man sich mal verspricht! Sag machst Du eigentlich mit so viel Geld? T OXILUS Ich möchte jemand freikaufen. B AGNIO Freikaufen? Für sechshundert kannst Du ein Regiment freibekommen! T OXILUS Die, die ich meine, wäre sechstausend wert und es wär noch immer zu wenig! B AGNIO (verachtungsvoll) Ach, ein Weib? B N B
5
K2/TS5/A7 (Korrekturschicht)
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[B AGNIO ] B AGNIO [Das weiss ich.] |Ehschonwissen!| \ja/ \Neunhundert –/ korrigiert aus: zerinnt korrigiert aus: Butter\,/ [--] [So? Ich hab] [z]|Z|war \hab ich/ gestrichen: \{li}/ Angst\,/ [vor Entdeckungen,] |entdeckt zu werden,| [gibt es] korrigiert aus: kein neues [aber]|jedoch| [gut!] [Abg]|g|emacht [Du] [|Ich|] |Du| \sie/ [He, heran!] korrigiert aus: \Los,/ [Es]|[A]|a|uf| geht\s,/ [los] [|los|] [|{Du}|] [d]|D|urchs links \–/ \(fällt f Wort)/ Aber [nein]|-aber| [In Ordnung!] |Entsetz f verspricht!| [nur noch:] [|mal:|] [wozu] \eigentlich/ korrigiert aus: soviel [Willst Du fort?] [ist mehr wert! Sie] wert[!]|und f wenig!| \(verachtungsvoll)/ x
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B N B N
ÖLA 3/W 100 – BS 29 b [1], Bl. 6
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
K2/TS5/A7 (Korrekturschicht)
Lesetext
T OXILUS Amor hat mein Herz durchbohrt. B AGNIO (stutzt) Wer ? Ja, lieben denn Sklaven auch? T OXILUS Was tun? Den Göttern trotzen? Bin ich ein Titane? B AGNIO Du bist ein Tepp. Aber verlass Dich auf mich -- (zu seinen K UMPANEN ) Mir nach ! (ab mit ihnen hinter die Villa) L EMNISELENIS (tritt leise im Nachtgewand aus der Villa, sieht sich um, erblickt T OXILUS , nähert sich ihm und umarmt ihn plötzlich von rückwärts) T OXILUS (erschrickt) Wer da?! L EMNISELENIS Dreimal darfst Du raten -T OXILUS Du!! L EMNI Nicht so laut! (sie lässt sich von ihm stürmisch umarmen und küssen) Endlich ist es mir gelungen, die Matrosa ist eingenickt -- sie bewacht mich schärfer, wie die verdammten Seelen in der Unterwelt. T OXILUS Ach Lemniselenis -L EMNI Wie gern ich meinen Namen vor Dir höre -- ich hab ihn nämlich sonst garnicht gern. Er ist zu lang. B
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T OXILUS Aber-aber! Mir ist er noch eher zu kurz! L EMNI (lächelt) Du spöttelst meiner? T OXILUS Wie kannst Du sowas sagen? Ich kanns noch immer nicht fassen, dass Du vor mir stehst! L EMNI Die alte Matrosa ist eingenickt. Ich hab ihr heimlich Schlafpulver in ihren Erfrischungstee gegeben – die dreifache Dosis. Oh, jetzt gehts mir gut! Hörst Du das Meer ? Ist es Dir nicht auch so, als gehörte das Meer plötzlich Dir? T OXILUS . Ja. L EMNI Ich dachte immer, ich wär bettelarm -- plötzlich bin ich reich. Was gehört mir nicht alles! Das Meer, die Luft, die Wolken, die zarten Farben, der Mondschein und die Dämmerung -- das hast alles Du mir geschenkt. Ich danke Dir. B
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T OXILUS f Titane?N ] (stutzt)N ] BWerN ] B N] BMir nachN ] BDu!!N ] BstürmischN ] B N] BsonstN ] BEr f lang.N ] B N]
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1–3 2 2 3 4–5 10 11 15 15 16 17
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Textentlehnung Plautus, PER3
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18 18 20–21
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22 22–23 22–23 24 24 24
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\(stutzt)/ [Was] |Wer| [soll ich] [Kommt] |Mir nach| [Lemniselenis!] |Du!!| \stürmisch/ [sonst] \sonst/ \Er f lang./ [T OXILUS Warum? Er ist doch wunderschön! L EMNI Er ist zu lang.] [Der ist doch nicht zu lang -- der ist] [m]|M|ir \ist er/ kurz[.]|!| (1) meine es ehrlich! Am liebsten wärs mir, wenn Dein Name so lang wär, wie alle Wörter miteinander und alles würde heissen, wie Du, das heisst: Du wärest alles. (2) \kanns f stehst!/ gestrichen: L EMNI [Verwirr Dich nur nicht, Geliebter! Schau, das Meer -- hörst] |L EMNI f Hörst| \[in den] |in f Erfrischungstee|/ [es] |das Meer| Ist[s] |es| \nicht/
Mir f erN ] kurz!N ] Bkanns f stehst!N ] B
] L EMNI f HörstN ] Bin f ErfrischungsteeN ] Bdas MeerN ] BIst esN ] BnichtN ] B
153
ÖLA 3/W 100 – BS 29 b [1], Bl. 7
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
K2/TS5/A7 (Korrekturschicht)
Lesetext
T OXILUS Sprich nichtsmehr, sonst fang ich noch an zu singen. Immer wenn ich traurig bin, muss ich singen. L EMNI Aber wie soll das enden? Ich darf garnicht daran denken -- morgen wird es schon heissen: „Schmücke Dich, Mädchen, schmücke Dich, es kommt der Sklavenhändler“ -T OXILUS Also den lass ruhig kommen. L EMNI Wie einfach Du das sagst -T OX Ich sag es einfach, weil es einfach ist. Du wirst nämlich morgen einfach freigekauft. Ich kauf Dich frei – ganz einfach. Ich kauf Dich frei. L EMNI Du?! Woher willst Du Dir denn das Geld nehmen?! T OXILUS Ein Freund wirds mir beschaffen, er hat es mir versprochen. (Stille) L EMNI Was ist das für ein Freund? T OXILUS Ein alter Bekannter von mir. -- Doch sprechen wir nichtmehr davon! Schau, der Mond -L EMNI Warum sollen wir nichtmehr darüber sprechen? Was ist das für ein alter Bekannter? Ich möcht Näheres über Dich wissen -- Du, wir kennen uns ja noch kaum. Was hast Du für Freunde -- sag mir alles, alle Deine Freunde, nenne sie mir! T OXILUS Warum? L EMNI Weil ich eifersüchtig auf sie bin. T OXILUS ( fixiert sie) Liebst Du mich? L EMN Ja, aber – T OXILUS (unterbricht sie) Dann lass mich stehlen! (Stille) L EMNI Oh Götter, ahnt ich es doch! B
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1 1–2 3 4 5 6 8–9
fangN ] noch f singen.N ] BAber wieN ] B„SchmückeN ] BSklavenhändler“N ] BAlso f lassN ] BIch f einfach.N ] B B
10 14 18 22–25
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] DochN ] BnenneN ] BT OXILUS f Stille)N ]
22 23 26
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fixiertN ] ] Bahnt f doch!N ] B N
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[muss] [|werd|] |fang| [weinen.] |noch f singen.| korrigiert aus: Abervwie \„/Schmücke Sklavenhändler\“/ \Also den/ [L]|l|ass [ihn] [Mach Dir keine Sorgen, keinen Kummer!] |Ich f ist. [Ich kauf] |Du f einfach.|| [Sechshundert Silberlinge!] korrigiert aus: doch korrigiert aus: n nne (1) T OXILUS Oh Du ahnungsvolle Du! (Stille) L EMNI Du, wieso leiht Dir wer sechshundert ? T OXILUS Warum nicht? So hör doch auf! L EMNI Du wirst doch nicht auf die schiefe Ebene -T OXILUS Nein. L EMNI Versprich es mir, dass Du mich lieber nicht freikaufst, als dass Du ein Verbrechen begehst, auf verbrecherische Art -- versprich es mir, bitte! T OXILUS Das verspreche ich nicht. (2) \T OXILUS f Stille)/ [sieh] |fixiert| [(leise)] [ich] ahnt[e] \ich/ es[!] |doch!|
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ÖLA 3/W 100 – BS 29 b [1], Bl. 8
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
K2/TS5/A7 (Korrekturschicht)
Lesetext
T OXILUS Höre: ich stehle für Dich und in meinen Augen gibt es heut nur ein Verbrechen: Dich weiter in der Sklaverei zu lassen, Dich wieder weiterverkaufen zu lassen, zu verschachern , zu vertrödeln, wie ein Stück Vieh -- Heut kenn ich nur dieses einzige Verbrechen! L EMNI Wenn mein Verkauf ein Verbrechen ist, dann ist doch auch jeder Verkauf eines Menschen – T OXILUS Ist er auch, ist er auch! Alles Verbrechen! Lauter Verbrechen! Man hat uns alle gestohlen! Doch wartet nur! wir stehlen uns noch zurück! (Stille) L EMNI Hast Du gehört, dass es einen neuen Gott geben soll? B
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\Abbruch der Bearbeitung\
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B
2 2 2–3 3 3 3–4
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5 5–6 7 7–8
B
Höre f nurN ]
Verbrechen:N ] ] BweiterverkaufenN ] BverschachernN ] BeinN ] BHeut f Verbrechen!N ] B N
mein f einN ] ist f Menschen –N ] BerN ] Bauch f zurück!N ] B
[Das dürft ja nicht so schwer gewesen sein -- doch hör her: es gibt heut nur] |Höre f nur| Verbrechen\:/ [in meinen Augen und das ist:] [weiter] korrigiert aus: \weiter/verkaufe n korrigiert aus: ver chachern ein[\e/] [das ist ein Verbrechen! Daneben wiegt das meine nichts!] |Heut f Verbrechen!| [es bei mir ein] |mein f ein| ist[s] \doch/ auch [, wenn man andere verkauft --] |jeder f Menschen –| e[s]|r| auch[!]|,| [Bei allen!] |ist f zurück!|
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Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
K2/TS5/A11 (Korrekturschicht)
Lesetext
ZWEITES BILD
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 17
Es ist Nacht geworden, der Mond scheint und das Meer summt. T OXILUS tritt aus der Villa, hält vor den Säulen und blickt in die menschenleere Welt hinaus.
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T OXILUS Ich kann nicht schlafen. Oh, Lemniselenis -- warum hast Du so einen langen Namen? Woher soll sich ein armer Bursche die Zeit nehmen, um Dich immer wieder aussprechen zu können? Du bist zu lang für einen Bettler. Wie gern würd ich Dich freikaufen, um Dein Sklave werden zu dürfen, zu sollen, zu müssen -- aber sechshundert Silberling! Oh Du mein armer Toxilus! Woher nehmen und nicht stehlen? M ATROSA (kommt aus der Villa; unterdrückt) He, hallo! T OXILUS (schrickt etwas zusammen) Ach, Du bists! Was willst Du? M ATROSA Nur auf ein Wort. Ich weiss, Du bist mir böse, weil ich Fenster und Türen versperrt hab, damit Du nicht zu meiner Herrin kannst -T OXILUS Willst Du sie nun öffnen? M ATROSA Nein. T OXILUS Dann fahr ab und lass mich allein! M ATROSA Ich fahr nicht ab, denn das verbietet mir mein Mitleid. T OXILUS (perplex) Dein was? M ATROSA Mein Mitleid. T OXILUS Was ist das? M ATROSA Du tust mir leid. T OXILUS (grimmig) Das freut mich! M ATROSA Ich weiss, Du findest keinen Schlaf, als hättest Du bittere Zahnschmerzen -T OXILUS (fällt ihr ins Wort) Oeffne Lemniselenis Tür und es tut mir garantiert nichtsmehr weh! M ATROSA Lieber mög Dich alles brennen -T OXILUS (grimmig) Wie freundlich! M ATROSA (ehrlich) Ich fühle mit Dir -T OXILUS (braust auf) Jetzt aber noch ein Wort und ich hau Dir eine auf Deinen Mund, dass Dir alle Deine gelben Zähne in Gänsemarsch hinten hinausmarschieren! Fahr ab! (Stille) T OXILUS (drohend) Du bist noch da? M ATROSA (fährt ihn plötzlich an) Wenn Du das Mädel ehrlich liebst, dann darfst Du ihm nicht so den Kopf verdrehen! Was soll denn diese Wichtigtuerei?! Die Ärmste wälzt sich drinn herum – T OXILUS (unterbricht sie) Wälzt sich?! M ATROSA Hin und her und auf und ab! B
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3 20 22 30 39–40 40
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] Mitleid.N ] BMitleid.N ] B N] Bdiese f ÄrmsteN ] BdrinnN ] B N B
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[Wieder vor der Villa K.R. Thagos.] [Gewissen.] |Mitleid.| [Gewissen.] |Mitleid.| [Nein.] [[das alles] |diese Wichtigtuerei|?! [Es] |Die Ärmste|] |diese f Ärmste| drinn[en]
156
ÖLA 3/W 102 – BS 29 b [3], Bl. 12
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 18
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
B
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B
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Lesetext
T OXILUS Oh Götter! Sie wälzt sich! M ATROSA Sie kann nicht schlafen -T OXILUS Schweig, Furie! M ATROSA So nimm doch Vernunft an! Die Liebe ist allerdings ein Vesuv, der in einer Tur ausbrechen möcht, aber ein Sklave hat kein Krater zu sein, sondern höchstens ein sanfter Hügel! Spar Deine Lava und beherrsch Dich! Du bringst ja noch eine sittsame Hetäre dazu, dass sie Dich wirklich liebt, ohne dass Du ihr was bieten kannst -- also das schlägt jedem Moralbegriff ins Gesicht, abgesehen davon, dass es der Kaiser feierlich verboten hat, dass sich ein Sklav mit einer Hetär - T OXILUS (unterbricht sie barsch) Schluss! Schluss! (bei Seite) Sie wälzt sich! (laut) Geh und sag Deiner Herrin meinen lieblichsten Gruss -- ich, ich Toxilus, würde sie freikaufen. M ATROSA Du? T OXILUS Ja. Bis morgen bring ich sechshundert Silberling -- tot oder lebendig. Sags ihr! M ATROSA Nein, das sag ich ihr nicht. Ich werd mich schön hüten, einen solchen Blödsinn auszurichten! T OXILUS Blödsinn?! Wenn Toxilus sagt , dass er bis morgen sechshundert -M ATROSA (unterbricht ihn) Dass ich nicht wieher! T OXILUS Wieher nur, altes Pferd! Aber richt es aus! M ATROSA Fällt mir nicht ein! T OXILUS Du -- bring mich nicht zur Raserei! M ATROSA Halt Andere zum Narren, aber nicht uns, mich und meine sanfte Herrin! T OXILUS Weib, sag ich Dir, richt es ihr aus -- sonst passiert noch ein Unglück! Ich kauf Deine Sanfte frei, unter allen Umständen, in jeder Weise, auf jede Art -und wenn ich einen reichen Gauner erschlagen und berauben müsst! M ATROSA Verblendet, verblendet! Du endest noch am Kreuz! T OXILUS Scher Dich, Unke! Unk anderswo! Sonst häng ich Dich ins Meer hinein! Mit dem Kopf nach unten, damit Dich die Polypen kitzeln! Marsch-marsch! M ATROSA Ein ungehobelter Mensch! (rasch ab in die Villa) T OXILUS (allein; er fährt sich etwas erschöpft mit der Hand über die Augen und seufzt) Lemniselenis wälzt sich -- und ich steh da! Achjaja, wer als Habenichts eindringt in die Pforten der Liebe, der überflügelt mit seiner Qual selbst die Qualen des Herkules. Lieber als mit Amor möcht ich mit der Hydra selber kämpfen -oder mit dem Eber aus Aetolien, den stymphalischen Vögeln, ja lieber sogar mit dem Riesen Antäus persönlich! So martere ich mein Gehirn: woher nimmst Du B
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K2/TS5/A11 (Korrekturschicht)
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2 5 7 9 11–15 11 18 18 23 25 25 26 28 32–158,2
B
[Auch] [s]|S|ie
B
gemeint ist: Tour
SieN ] TurN ] BsittsameN ] BSklavN ] BGeh f ihr!N ] BwürdeN ] BToxilus sagtN ] BerN ] BsanfteN ] BSanfteN ] Bfrei,N ] BerschlagenN ] BScherN ] BAchjaja f nichts“ --N ]
[brave] |sittsame| Sklav[e] Textentlehnung Plautus, PER12
w[e]|ü|rde [ich] |Toxilus| sag[e]|t| [ich] |er| [ärmste] |sanfte| [Herrin] |Sanfte| frei\,/ [--] [umbringen] |erschlagen| korrigiert aus: Scherr Textentlehnung Plautus, PER2
157
N
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 19
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
K2/TS5/A11 (Korrekturschicht)
Lesetext
sechshundert Silberling? Und ich weiss doch im Voraus: die, die ich um einen Pump bitten könnt, die würden alle nur sagen: „Ich habe selber nichts“ -- (er hat sich gesetzt und vergräbt seinen Kopf in den Händen) B AGNIO (ein davongelaufener Sklave, der auf die schiefe Ebene geraten ist, schleicht sich mit einem dickem Prügel bewaffnet, gefolgt von ZWEI K UMPANEN , die desgleichen adjustiert sind, von links an die Villa heran; unterdrückt) Da wären wir. Dort habt Ihr also besagte Villa -- Säulen, als wärs ein Tempel des Jupiter, derweil ist es nur der ländliche Lustsitz eines alten Wucherers, Erpressers, Wechsel- und Kontofälschers, Witwen- und Waisengeldbehälters! Das lebt sich, diese punische Banksau, Zinsenhengst von Caesars Gnaden! Gnaden -- (er herrscht den EINEN K UMPANEN an) Tritt auf keinen dürren Ast, sonst spring ich Dir auf den Nabel, miserabler Anfänger! Das Tor ist versperrt, wir treten durchs Fenster ein, und zwar durch das fünfte von links, ich kenn mich da aus, denn hier war ich zuhaus -Hier lebt ich einst als armer Sklav Fleissig, ehrlich, bieder, brav Hab geschuftet Tag und Nacht Bis ich habs herausgebracht: Warum schuften, warum plagen Warum an den Knochen nagen? Machs doch, wie der Herre Dein Achte weder Sein noch Mein! Nimm, was er den Sklaven nimmt Und Dein ganzes Leben stimmt! A LLE DREI Nimm, was er den Sklaven nimmt Und Dein ganzes Leben stimmt! B AGNIO Trara! Trara! Die Einbrecher sind da! A LLE DREI Trara! Trara! Die Einbrecher sind da! T OXILUS (horcht auf) Wer murmelt denn da? D IE DREI (erblicken erst jetzt T OXILUS und zucken zusammen) T OXILUS (erblickt die DREI nicht) Sonderbar. Sollt ich schon Gespenster hören? Jaja, wenn die Liebe erwacht, sitzt man auf seinem Verstand -- (er lächelt wehmütig und grübelt wieder vor sich hin) B AGNIO (sehr leise zu seinen K UMPANEN ) Folget mir vorsichtig nach, Freunde! Ich werd mal jenem Burschen dort ein bisserl den Kürbis spalten -- (er schleicht sich mit seinem dicken Prügel an T OXILUS heran) T OXILUS (erblickt nun B AGNIO und schnellt empor) Halt! B AGNIO (unterdrückt) Schrei nicht! Ich bin zu dritt und sags Dir im Guten, respektive im Bösen: ein lautes Wort und Du hörst den Zerberus bellen! T OXILUS (horcht auf) Wer seid Ihr? B AGNIO Kindische Frage! Ein Dieb natürlich! Ein Aus- und Einbrecher, Haus-, Garten- und Strassenräuber, Gewalttäter, auch Totschläger, wenn Ihrs mal versuchen wolltet -N
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 20
Fleissig f bieder,N ] AchteN ] B N] BdortN ] B B
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Fleissig\,/ ehrlich\,/ bieder\,/ [Kenne] |Achte| [Aufgepasst!] \dort/
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 21
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
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K2/TS5/A11 (Korrekturschicht)
Lesetext
T OXILUS (wie zuvor) Diese Stimme kenn ich doch, dieses rauhe Organ -B AGNIO Mein Organ ist allerdings etwas heiser durch den übermässigen Genuss des Weines. T OXILUS Ist das nicht Bagnio? B AGNIO (perplex) Du kennst mich? T OXILUS Bagnio! Du möchst mich erschlagen? Mich?! B AGNIO Ich pfleg mich nicht vorher zu erkundigen, wen ich hinterher erschlagen hab. T OXILUS Ich bin Toxilus. B AGNIO (hocherfreut und -überrascht) Was?! Toxilus?! Oh Jupiter Venus Apollo! Ist das aber eine Ueberraschung! Na, das hätt mir aber itzo ehrlich leid getan, wenn ich Dir Deinen Kürbis demoliert hätt! (zu seinen K UMPANEN ) Wisst Ihr, wer das ist? Das ist der einzige Sklav in meinem Leben, der mal ein Mitgefühl mit mir gehabt hat, wie man mich auf den Block gespannt hat, weil ich meine Mitsklaven bestohlen hab! Alle haben mich gehasst, nur er hat mich verteidigt -- das vergess ich Dir nimmer! Wie gehts, wie stehts, lieber guter alter Freund? Bist noch immer artig folgsam, ha? T OXILUS Ich fürchte-fürcht, bald werd ichs nimmer sein -- (er lächelt wieder wehmütig) B AGNIO Anständig, sehr anständig! T OXILUS Ich benötig nämlich dringendst Geld. B AGNIO So fängts an! Wieviel? T OXILUS Sechshundert Silberling. B AGNIO Sechshundert? Respekt vor Deinem Appetit! T OXILUS Ich grübl schon die halbe Nacht, wer mir etwa so viel leihen tät -B AGNIO (fällt ihm ins Wort) Leihen? Dir? Was fällt Dir ein, unverschämter Kerl?! T OXILUS Ich weiss, ich bin verwirrt -- Verzeih! B AGNIO Na also! (Stille) T OXILUS Drinnen im Haus ist eine Kasse. B AGNIO Ich kann mich noch erinnern. T OXILUS Im dritten Zimmer. B AGNIO Gleich rechterhand. T OXILUS Wenn man von links kommt. B AGNIO (mit geschlossenen Augen) Ich seh sie noch vor mir. (Stille) T OXILUS Man kann auch durchs Fenster. B AGNIO Stimmt. Durchs fünfte von links. T OXILUS Nein. Dort schläft heut wer. Durchs vierte von rechts. B AGNIO Aha. (Stille) T OXILUS Die Herrschaft ist verreist. B AGNIO Ehschonwissen! Drum bin ich ja da. T OXILUS Aha. (Stille) B AGNIO Was ist denn in der Kasse? B N
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 22
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[Kommt herbei --]
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] Wie f Kerl?!N ] Bso vielN ]
Textentlehnung Plautus, PER3 und PER4 korrigiert aus: soviel
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 23
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
K2/TS5/A11 (Korrekturschicht)
T OXILUS Neunhundert Silberling. B AGNIO (fasst sich ans Herz) Sags nochmal! T OXILUS Neunhundert. B AGNIO Wie das klingt! Neun-hun-dert! -- das zerrinnt auf der Zunge, wie Butter -(Stille) T OXILUS (plötzlich entschlossen) Wenn du mir sechshundert abgibst, garantier ich Dir, dass Dich niemand entdeckt. B AGNIO Lieb von Dir. Zwar hab ich keine Angst, entdeckt zu werden, denn es ist noch keine neue Strafe ersonnen worden, an die ich mich nicht schon gewöhnt hätt -- jedoch: gemacht! Du kriegst Deine sechshundert -- (zu seinen K UMPANEN ) Aufgehts, los! Durchs fünfte Fenster von links -T OXILUS (fällt ihm ins Wort ) Aber-aber! Durchs vierte von rechts! B AGNIO (herrscht ihn an) Verzweifel nur nicht gleich, wenn sich mal einer verspricht! Uebrigens: was machst Du eigentlich mit so viel Geld? Willst Du fliehen? T OXILUS Nein. Ich möchte jemand freikaufen. B AGNIO Freikaufen? Wer ist denn heutzutag noch so viel wert! T OXILUS Die, die ich meine, wäre sechstausend wert und es wär immer noch zu wenig. B AGNIO (begreift voll Verachtung) Ach, ein Weib -T OXILUS Amor hat mein Herz durchbohrt. B AGNIO ( stutzt ) Wer? Ja, lieben denn Sklaven auch? T OXILUS Was tun? Den Göttern trotzen? Bin ich ein Titane? B AGNIO Du bist ein Tepp. Aber verlass Dich auf mich -- (zu seinen K UMPANEN ) Mir nach! (ab mit ihnen hinter die Villa) L EMNISELENIS (tritt im Nachtgewand aus der Villa, sieht sich um, erblickt T OXILUS , nähert sich ihm unhörbar und hält ihm plötzlich von rückwärts mit beiden Händen die Augen zu) Kuckuck ! T OXILUS (erschrickt und reisst sich los) Wer da?! Ach, Lemniselenis – (er starrt sie an) L EMNISELENIS (sieht ihn gross an und lächelt) Dreimal darfst Du raten -T OXILUS Du!! (er reisst sie stürmisch an sich) L EMNISELENIS Nicht so laut! (sie lässt sich von ihm umarmen, umarmt ihn und Beide küssen sich; dann löst sie sich langsam los) Steinig und steil sind die Wege der liebenden Herzen Denen die Götter die Freiheit der Küsse nicht gönnen. B
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Lesetext
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 24
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zerrinntN ] jedoch:N ] BWortN ] Bso vielN ] Bso vielN ] BT OXILUS f Titane?N ] BstutztN ] B N] B N] Bvon rückwärtsN ] BKuckuckN ] BLemniselenis f an)N ] BKüsseN ]
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korrigiert aus: zerrint
B
jedoch\:/ W[ö]|o|rt korrigiert aus: soviel korrigiert aus: soviel Textentlehnung Plautus, PER3
s\t/utzt [leise] [|{ }|] [von rückwärts] \von rückwärts/ korrigiert aus: Kuckuk [Du!] |Lemniselenis f an)| [Liebe] |Küsse|
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ÖLA 3/W 102 – BS 29 b [3], Bl. 9
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
K2/TS5/A11 (Korrekturschicht)
Arm ist das Mädchen, das in fremde Gedanken verstrickt Zwischen zwei Türen, furchtsam bei jedem Geknarre erschrickt. Reich ist das Mädchen, das nicht zwischen zwei Türen Sich lässt von ihrem Geliebten seelisch und allesamt auch verführen -Nicht immer in fremde Gedanken verstrickt Ob jemand die Tür kommt, bei jedem Laut erschrickt Wie gern wär ich reich, frei und nur mit Dir allein Mit dem liebsten Mann , frei im eigenen Heim!
Lesetext
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T OXILUS Ach, Lemniselenis -Ich finde keine Worte, nur Deinen Namen. (Stille) N
\Abbruch der Bearbeitung\
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7 7 8 8 12
Arm f erschrickt.N ]
furchtsamN ] GeknarreN ] BistN ] BSich f verführen --N ] B
B
seelisch f auchN ] Wie f Heim!N ]
frei f nurN ] DirN ] Bdem f MannN ] BfreiN ] B(Stille)N ] B B
(1) Arm ist ein Mädchen, das heimlich sich fortschleichen muss
[Um überstürzt sich [hinzugeben dem Liebesgenuss.] [|zu ergeben den [{der}]|]] |[Sich] [[h]|H|astig und ängstlich] |Ängstlich| [zu leeren] |zu leeren der [Liebe Genuss] |[und] den Becher der [Liebe [und] [|voll|] Lust] |hastigen Lust|||| (2) \Zwischen zwei Türen, in fremde Gedanken verstrickt Ängstlich drauf lauernd/ (3) \Arm f erschrickt./ \[ängstlich] |furchtsam|/ [Geräusche] |Geknarre| [wär]|ist| (1) Sich f verführen -(2) [\Um seelisch/] \seelisch f auch/ (1) Wie gern wär ich reich, auch [in] |auch| diese[r]|m| [Beziehung] |Grunde| [Wie gern würd ich spenden mein Scherflein zur allgemeinen Befriedung.] |Um den Becher Liebe [leeren] zu [können bis zum Grunde.] |führen am Munde.|| (2) \Wie f Heim!/ (3) \[Mit dem liebenden Manne,] |Bei verschlossener Tür,| [ungestört im] |im eigenen Heim!|/ [nur] [|frei und|] |frei f nur| [{demjenen}]|Dir| [meinem Geliebten] |dem f Mann| \frei/ \(Stille)/
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Konzeption 3: Ein Sklavenball mit Gesang und Tanz in drei Akten
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Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
K3/TS1 (Korrekturschicht)
Lesetext
BDRITTER AKTN
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ÖLA 3/W 103 – BS 29 c [1], Bl. 1
Am nächsten Morgen. Die S KLAVEN sitzen und essen aus ihren Schüsseln. Sie frühstücken. Der A UFSEHER, P AEGNIUM und M ATROSA sind auch dabei. Chor der Sklaven. A UFSEHER Du hättest sie aufhalten sollen! P AEGNIUM Ich? Ich bin doch viel zu schwach -- was kann ich gegen drei ausgewachsene Wegelagerer, so stark jeder, wie ein Bär, ein Ochs -A UFSEHER Wenn ich nur etwas früher gekommen wär, ich hätt sie erwischt, ich hätt sie durch die Luft gewirbelt, hin und her! M ATROSA Hör auf! Du sprichst schon manchmal wie des Herrn Schwiegersohn! A UFSEHER Vergleich mich nicht mit dem eitlen Trottel, bitte! P AEGNIUM Wo unsere Herrschaft jetzt wohl segeln mag -A UFSEHER Segeln werden sie nirgends. Denn es geht nicht der geringste Wind, kein Lüftchen. Da wird nur gerudert. P AEGNIUM Das spüren die Armen! A UFSEHER Sie sinds gewohnt! M ATROSA Ich vertrag das nichtmehr, wie Du redest! Du redest manchmal als gehörst Du zur Herrschaft! A UFSEHER Ich kann mich nicht beklagen. Mir ist immer gut gegangen, ich hab prügeln dürfen. P AEGNIUM Die Herrschaft, die tät grosse Augen machen, wenn sie wüsst, dass die Kasse leer ist -- ujjeh! Besonders der Alte, ich glaub, den träf der Schlag! A UFSEHER Da wären wir ihn los. Den Alten kann ich auch nicht aus-stehen. M ATROSA Also wen kannst Du eigentlich leiden von der Herrschaft? A UFSEHER Nur die gnädige Frau. Mit der hab ich nie was zu tun. Ich seh sie kaum. P AEGNIUM Ich schon. Auf mich war sie mal scharf -- aber ich werd mich hüten! Sind alles nur Launen -- dann noch eher mit Dir! M ATROSA Lass Deine losen Scherze! P AEGNIUM Was war denn eigentlich in der Kasse? M ATROSA Keine Ahnung. A UFSEHER Das weiss nur Toxilus. Er hat die Schlüssel gehabt. M ATROSA Soso. A UFSEHER (horcht auf) Was heisst das? M ATROSA Nur so. A UFSEHER Ah, Du meinst, dass er dabei ist? M ATROSA Ich hab nichts gesagt. A UFSEHER Na das wär ja allerhand! P AEGNIUM Natürlich ist er dabei! M ATROSA Was redest du da? P AEGNIUM Ich hab ihn zuvor mit Lemniselenis belauscht -B
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DRITTER AKTN ] Chor f Sklaven.N ] BBesonders derN ] BwenN ] BgnädigeN ] Bist?N ] BzuvorN ] B B
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DRITTE[S]|R| [BILD] |AKT| \Chor f Sklaven./ korrigiert aus: Besondersder korrigiert aus: wenn korrigiert aus: gnäsdige korrigiert aus: ist ? korrigiert aus: zu vor
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ÖLA 3/W 103 – BS 29 c [1], Bl. 2
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
K3/TS1 (Korrekturschicht)
M ATROSA Was? Er steckt schon wieder bei ihr?! Na lang dauerts ja nimmer, der Dordalus muss ja jeden Moment erscheinen -P AEGNIUM Im Gegenteil! Es wird noch sehr lang dauern -- denn er kauft sie frei. A UFSEHER Lächerlich! P AEGNIUM Er hat das Geld. M ATROSA Was?! P AEGNIUM Ich habs gesehen. Er hats ihr erzählt, dass noch beim Morgengrauen, der eine Dieb gekommen ist, und es ihm gab -A UFSEHER (springt auf) Also das ist ja unerhört! Er stiehlt und wir sollen büssen?! Wenn die Herrschaft zurückkommt, werden wir wegen des Diebstahls bestraft, wir alle! Und was ist dann?! Lasst Euch das nicht gefallen! A LLE Sehr richtig, sehr richtig! Was sagen wir?! Wir sagen nichts! Ein jeder und jede von uns hätte es auch gestohlen Hätten die Götter ihm einen Weg gezeigt, die Kasse zu plündern – Wir sind nicht so edel, dass wir an unseren Nächsten gedacht Doch Toxilus, wenn er es wirklich getan, soll unsere Arm spüren Wir werden ihn verprügeln A UFSEHER So ists recht! Auf zu Toxilus! A LLE (ausser Matrosa ) Zu Toxilus! Zu Toxilus! T OXILUS (tritt rasch aus der Villa) Da bin ich! Ich höre, Ihr ruft meinen Namen! A UFSEHER Da kommt er. Du siehst blass aus. Guten Morgen, Toxilus! T OXILUS Ich bin blass vor Glück. A UFSEHER Toxilus, Du bist Dir wohl im Klaren darüber, was jetzt mit Dir geschieht? T OXILUS Wieso? A UFSEHER Du wirst jetzt ein bisserl ins Meer gehänkt ! Und dann übergeben wir Dich dem Richter -- wir wissen alles! T OXILUS So? A UFSEHER Wir denken nicht daran, wegen Dir zu büssen! Nie und nimmer! T OXILUS Auf ein Wort, Freunde! Es freut mich, dass Ihr alles wisst, und ich hab es mir grad überlegt, ich wollt Euch auch alles sagen, aber nicht, damit Ihr mich richtet, sondern damit Ihr mir helft. A UFSEHER Helft? T OXILUS Ja. Denn ich hab mir überlegt: wenn ich jetzt das Mädel freikauf, dann wird doch jeder fragen, woher hast Du Sklave das Geld? Nicht? An das hab ich nicht gedacht in meiner Liebe -- und so bitte ich Euch, zeuget alle für mich, dass ich das Geld von der Herrschaft bekommen hab, sagen wir: für irgendeinen Geheimdienst -- Euch machts doch nicht aus! Die Herrschaft ist weg und es wird ein armes Kind freigekauft -B
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Lesetext
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ÖLA 3/W 103 – BS 29 c [1], Bl. 3
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wieder beiN ] nimmer,N ] BWas f Namen!N ]
korrigiert aus: wiederbei korrigiert aus: nimmer,d (1) T OXILUS (kommt aus der Villa) (2) \Was f Namen!/
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] BgehänktN ] BarmesN ]
[und Pägnium)] gemeint ist: gehängt korrigiert aus: ames
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ÖLA 3/W 103 – BS 29 c [1], Bl. 2
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
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K3/TS1 (Korrekturschicht)
A UFSEHER Aber was ist, wenn die Herrschaft zurückkommt?! T OXILUS Wenn sie zurückkommt, trage ich alle Konsequenzen. Ich nehme dann alle Schuld auf mich. Es wird Euch nichts geschehen -A UFSEHER Schön! P AEGNIUM Ich kann Dir vielleicht auch helfen, Toxilus! Ich weiss eine Bankgaunerei von dem Alten -T OXILUS Das nützt nichts! Da weiss ich auch viele, aber deshalb wird er nicht bestraft, von keinem Richter auf der Welt ! P AEGNIUM Schad. T OXILUS Das unrecht Gut gedeihet gut. M ATROSA Wir werden Dir alle helfen. Werd ich denn dann auch frei? T OXILUS Du bist doch nur die Zuwag ! Du wirst auch frei! M ATROSA Heiliger Himmel! 58 Jahre war ich jetzt in der Sklaverei! Oh Vater unser, der Du bist im Himmel -T OXILUS Was treibst Du da? M ATROSA Ich danke Gott. T OXILUS Was ist das für ein Gott? M ATROSA Man kann ihn nicht sehen. Aber er ist immer um uns. Er ist der Gott der Sklaven. Aber wenn ich jetzt frei sein werde, werde ich ihn auch nicht vergessen -A UFSEHER Was sagt denn Dein Gott? M ATROSA Dass alle Menschen Brüder sind. (Stille) P ARASIT (kommt mit einem U RALTEM S KLAVEN , den er an einer Kette führt) Den Göttern zum Grusse! Ist dies hier die Villa des Herrn Präsidenten Thago? P AEGNIUM Ja. P ARASIT So bin ich recht. Wer ist hier bei Euch der Oberste? Als freier Bürger unterhalt ich mich nicht gern mit Sklaven. T OXILUS Ich bins. Was wünscht der Herr? P ARASIT Ich hörte, Euer Herr sei verreist, und seine Hetäre Lemniselenis hat er zurückgelassen -- sie soll wieder verkauft werden -T OXILUS Das stimmt, jedoch -P ARASIT Beruhigt Euch, ich kauf sie nicht. Ist sie noch da? T OXILUS Ja. P ARASIT Und Dordalus war schon hier? T OXILUS Nein. P ARASIT Dann bin ich schon recht. Ich hörte, er kommt her. T OXILUS Woher? B
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Lesetext
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ÖLA 3/W 103 – BS 29 c [1], Bl. 4
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auf f WeltN ]
ZuwagN ] ] BDass alleN ] BS KLAVEN N ] BP ARASIT N ] B N
(1) in Rom (2) auf f Welt gemeint ist: Zuwaage gestrichen: &8 korrigiert aus: Dassalle korrigiert aus: S KLAVEN ) korrigiert aus: P ARSIT
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ÖLA 3/W 103 – BS 29 c [1], Bl. 5
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
B
K3/TS1 (Korrekturschicht)
Lesetext
P ARASIT Ich höre alles. Ich weiss es oft selber nicht, woher ichs hör – Wenns irgendwo etwas zu essen gibt, hör ichs. Ich hör jedes Mittagessen, jedes Nachtmahl – ach, Ihr esst hier gerade? M ATROSA Wir sind schon fertig? P ARASIT Was gabs? M ATROSA Kuddelfleck! P ARASIT Ein gewöhnliches Essen, aber schmackhaft. Ich liebe auch die primitive Kost -- die Hauptsach ist, sie ist eine Kost. Könnt ich mal Lemniselenis sprechen? Man muss die Muränen kalt knabbern – T OXILUS Was wollt Ihr von ihr? P ARASIT Ich bin ihr Vater. T OXILUS Ach, Ihr? Ihr seid der, der sie verkauft hat um ein opulentes Menu? P ARASIT Es war mehr. Uebrigens: woher wisst Ihr das? T OXILUS Sie hats mir erzählt. P ARASIT Hätt sie aber nicht tun sollen! Also ruft sie herbei! T OXILUS Kennt Ihr Herrn Thago? P ARASIT Woher soll ich ihn kennen, wenn ich noch nicht bei ihm zu Gast war? T OXILUS Ich hole sie. (ab) P ARASIT Und Du , Alter, Du mit Dir ist jetzt Schluss. Einen solchen Verdruss, was Du mir bereitest! Beim Jupiter, wirklich! U RALTER Jupiter weiss: ich bin ein Greis. N
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\Abbruch der Bearbeitung\
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P ARASIT N ] Ich f Nachtmahl –N ]
P ARASIT N ] P ARASIT N ] BprimitiveN ] BHauptsachN ] BLemniselenisN ] BMan f knabbern –N ] BP ARASIT N ] BP ARASIT f war?N ] BP ARASIT N ] BP ARASIT N ] BDuN ] B B
korrigiert aus: P AR SIT (1) Ich sehe durch die Wände -(2) \Ich f Nachtmahl –/ korrigiert aus: P ARSSIT korrigiert aus: P ARSIT korrigiert aus: proimitive korrigiert aus: H uptsach korrigiert aus: Lemniseöenis \Man f knabbern –/ Textentlehnung Plautus, PER6 korrigiert aus: P ARSIT Textentlehnung Plautus, PER7 korrigiert aus: P ARSST korrigiert aus: P ARSIT korrigiert aus: Due
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Replik, Dialogskizze
ÖLA 3/W 103 – BS 29 c [1], Bl. 1
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Replik, Dialogskizze
K3/E1–E2
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Lesetext
Konfigurationsplan, Dialogskizze
ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 22
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Konfigurationsplan, Dialogskizze
K3/E3–E4
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Lesetext
Fassung des zweiten Aktes
K3/TS2/A1 (Korrekturschicht)
Lesetext
BZWEITER AKTN
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 17
Es ist Nacht geworden, der Mond scheint und das Meer summt. T OXILUS tritt aus der Villa, hält vor den Säulen und blickt in die menschenleere Welt hinaus.
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T OXILUS Ich kann nicht schlafen. Oh, Lemniselenis -- warum hast Du so einen langen Namen? Woher soll sich ein armer Bursche die Zeit nehmen, um Dich immer wieder aussprechen zu können? Du bist zu lang für einen Bettler. Wie gern würd ich Dich freikaufen, um Dein Sklave werden zu dürfen, zu sollen, zu müssen -- aber sechshundert Silberling! Oh Du mein armer Toxilus! Woher nehmen und nicht stehlen? M ATROSA (kommt aus der Villa; unterdrückt) He, hallo! T OXILUS (schrickt etwas zusammen) Ach, Du bists! Was willst Du? M ATROSA Nur auf ein Wort. Ich weiss, Du bist mir böse, weil ich Fenster und Türen versperrt hab, damit Du nicht zu meiner Herrin kannst -T OXILUS Willst Du sie nun öffnen? M ATROSA Nein. T OXILUS Dann fahr ab und lass mich allein! M ATROSA Ich fahr nicht ab, denn das verbietet mir mein Mitleid. T OXILUS (perplex) Dein was? M ATROSA Mein Mitleid. T OXILUS Was ist das? M ATROSA Du tust mir leid. T OXILUS (grimmig) Das freut mich! M ATROSA Ich weiss, Du findest keinen Schlaf, als hättest Du bittere Zahnschmerzen -T OXILUS (fällt ihr ins Wort) Oeffne Lemniselenis Tür und es tut mir garantiert nichtsmehr weh! M ATROSA Lieber mög Dich alles brennen -T OXILUS (grimmig) Wie freundlich! M ATROSA (ehrlich) Ich fühle mit Dir -T OXILUS (braust auf) Jetzt aber noch ein Wort und ich hau Dir eine auf Deinen Mund, dass Dir alle Deine gelben Zähne in Gänsemarsch hinten hinausmarschieren! Fahr ab! (Stille) T OXILUS (drohend) Du bist noch da? M ATROSA (fährt ihn plötzlich an) Wenn Du das Mädel ehrlich liebst, dann darfst Du ihm nicht so den Kopf verdrehen! Was soll denn diese Wichtigtuerei?! Die Ärmste wälzt sich drinn herum – T OXILUS (unterbricht sie) Wälzt sich?! B
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B N
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ZWEITER AKTN ] ] BMitleid.N ] BMitleid.N ] B N] Bdiese f ÄrmsteN ] BdrinnN ] B
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ZWEITE[S]|R| [BILD] |AKT| [Wieder vor der Villa K.R. Thagos.] [Gewissen.] |Mitleid.| [Gewissen.] |Mitleid.| [Nein.] [[das alles] |diese Wichtigtuerei|?! [Es] |Die Ärmste|] |diese f Ärmste| drinn[en]
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ÖLA 3/W 102 – BS 29 b [3], Bl. 12
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 18
Fassung des zweiten Aktes
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Lesetext
M ATROSA Hin und her und auf und ab! T OXILUS Oh Götter! Sie wälzt sich! M ATROSA Sie kann nicht schlafen -T OXILUS Schweig, Furie! M ATROSA So nimm doch Vernunft an! Die Liebe ist allerdings ein Vesuv, der in einer Tur ausbrechen möcht, aber ein Sklave hat kein Krater zu sein, sondern höchstens ein sanfter Hügel! Spar Deine Lava und beherrsch Dich! Du bringst ja noch eine sittsame Hetäre dazu, dass sie Dich wirklich liebt, ohne dass Du ihr was bieten kannst -- also das schlägt jedem Moralbegriff ins Gesicht, abgesehen davon, dass es der Kaiser feierlich verboten hat, dass sich ein Sklav mit einer Hetär - T OXILUS (unterbricht sie barsch) Schluss! Schluss! (bei Seite) Sie wälzt sich! (laut) Geh und sag Deiner Herrin meinen lieblichsten Gruss -- ich, ich Toxilus, würde sie freikaufen. M ATROSA Du? T OXILUS Ja. Bis morgen bring ich sechshundert Silberling -- tot oder lebendig. Sags ihr! M ATROSA Nein, das sag ich ihr nicht. Ich werd mich schön hüten, einen solchen Blödsinn auszurichten! T OXILUS Blödsinn?! Wenn Toxilus sagt , dass er bis morgen sechshundert -M ATROSA (unterbricht ihn) Dass ich nicht wieher! T OXILUS Wieher nur, altes Pferd! Aber richt es aus! M ATROSA Fällt mir nicht ein! T OXILUS Du -- bring mich nicht zur Raserei! M ATROSA Halt Andere zum Narren, aber nicht uns, mich und meine sanfte Herrin! T OXILUS Weib, sag ich Dir, richt es ihr aus -- sonst passiert noch ein Unglück! Ich kauf Deine Sanfte frei, unter allen Umständen, in jeder Weise, auf jede Art -und wenn ich einen reichen Gauner erschlagen und berauben müsst! M ATROSA Verblendet, verblendet! Du endest noch am Kreuz! T OXILUS Scher Dich, Unke! Unk anderswo! Sonst häng ich Dich ins Meer hinein! Mit dem Kopf nach unten, damit Dich die Polypen kitzeln! Marsch-marsch! M ATROSA Ein ungehobelter Mensch! (rasch ab in die Villa) T OXILUS (allein; er fährt sich etwas erschöpft mit der Hand über die Augen und seufzt) Lemniselenis wälzt sich -- und ich steh da! Achjaja, wer als Habenichts eindringt in die Pforten der Liebe, der überflügelt mit seiner Qual selbst die Qualen des Herkules. Lieber als mit Amor möcht ich mit der Hydra selber kämpfen -oder mit dem Eber aus Aetolien, den stymphalischen Vögeln, ja lieber sogar mit B
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K3/TS2/A1 (Korrekturschicht)
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3 6 8 10 12–16 12 19 19 24 26 26 27 29 33–174,3
B
[Auch] [s]|S|ie
B
gemeint ist: Tour
SieN ] TurN ] BsittsameN ] BSklavN ] BGeh f ihr!N ] BwürdeN ] BToxilus sagtN ] BerN ] BsanfteN ] BSanfteN ] Bfrei,N ] BerschlagenN ] BScherN ] BAchjaja f nichts“ --N ]
[brave] |sittsame| Sklav[e] Textentlehnung Plautus, PER12
w[e]|ü|rde [ich] |Toxilus| sag[e]|t| [ich] |er| [ärmste] |sanfte| [Herrin] |Sanfte| frei\,/ [--] [umbringen] |erschlagen| korrigiert aus: Scherr Textentlehnung Plautus, PER2
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 19
Fassung des zweiten Aktes
K3/TS2/A1 (Korrekturschicht)
Lesetext
dem Riesen Antäus persönlich! So martere ich mein Gehirn: woher nimmst Du sechshundert Silberling? Und ich weiss doch im Voraus: die, die ich um einen Pump bitten könnt, die würden alle nur sagen: „Ich habe selber nichts“ -- (er hat sich gesetzt und vergräbt seinen Kopf in den Händen) B AGNIO (ein davongelaufener Sklave, der auf die schiefe Ebene geraten ist, schleicht sich mit einem dickem Prügel bewaffnet, gefolgt von ZWEI K UMPANEN , die desgleichen adjustiert sind, von links an die Villa heran; unterdrückt) Da wären wir. Dort habt Ihr also besagte Villa -- Säulen, als wärs ein Tempel des Jupiter, derweil ist es nur der ländliche Lustsitz eines alten Wucherers, Erpressers, Wechselund Kontofälschers, Witwen- und Waisengeldbehälters! Das lebt sich, diese punische Banksau, Zinsenhengst von Caesars Gnaden! Gnaden -- (er herrscht den EINEN K UMPANEN an) Tritt auf keinen dürren Ast, sonst spring ich Dir auf den Nabel, miserabler Anfänger! Das Tor ist versperrt, wir treten durchs Fenster ein, und zwar durch das fünfte von links, ich kenn mich da aus, denn hier war ich zuhaus -Hier lebt ich einst als armer Sklav Fleissig, ehrlich, bieder, brav Hab geschuftet Tag und Nacht Bis ich habs herausgebracht: Warum schuften, warum plagen Warum an den Knochen nagen? Machs doch, wie der Herre Dein Achte weder Sein noch Mein! Nimm, was er den Sklaven nimmt Und Dein ganzes Leben stimmt! A LLE DREI Nimm, was er den Sklaven nimmt Und Dein ganzes Leben stimmt! B AGNIO Trara! Trara! Die Einbrecher sind da! A LLE DREI Trara! Trara! Die Einbrecher sind da! T OXILUS (horcht auf) Wer murmelt denn da? D IE DREI (erblicken erst jetzt T OXILUS und zucken zusammen) T OXILUS (erblickt die DREI nicht) Sonderbar. Sollt ich schon Gespenster hören? Jaja, wenn die Liebe erwacht, sitzt man auf seinem Verstand -- (er lächelt wehmütig und grübelt wieder vor sich hin) B AGNIO (sehr leise zu seinen K UMPANEN ) Folget mir vorsichtig nach, Freunde! Ich werd mal jenem Burschen dort ein bisserl den Kürbis spalten -- (er schleicht sich mit seinem dicken Prügel an T OXILUS heran) T OXILUS (erblickt nun B AGNIO und schnellt empor) Halt! B AGNIO (unterdrückt) Schrei nicht! Ich bin zu dritt und sags Dir im Guten, respektive im Bösen: ein lautes Wort und Du hörst den Zerberus bellen! T OXILUS (horcht auf) Wer seid Ihr? N
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B N
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 20
Fleissig, f bieder,N ] AchteN ] B N] BdortN ] B B
N
Fleissig\,/ ehrlich\,/ bieder\,/ [Kenne] |Achte| [Aufgepasst!] \dort/
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 21
Fassung des zweiten Aktes
5
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K3/TS2/A1 (Korrekturschicht)
Lesetext
B AGNIO Kindische Frage! Ein Dieb natürlich! Ein Aus- und Einbrecher, Haus-, Garten- und Strassenräuber, Gewalttäter, auch Totschläger, wenn Ihrs mal versuchen wolltet -T OXILUS (wie zuvor) Diese Stimme kenn ich doch, dieses rauhe Organ -B AGNIO Mein Organ ist allerdings etwas heiser durch den übermässigen Genuss des Weines. T OXILUS Ist das nicht Bagnio? B AGNIO (perplex) Du kennst mich? T OXILUS Bagnio! Du möchst mich erschlagen? Mich?! B AGNIO Ich pfleg mich nicht vorher zu erkundigen, wen ich hinterher erschlagen hab. T OXILUS Ich bin Toxilus. B AGNIO (hocherfreut und -überrascht) Was?! Toxilus?! Oh Jupiter Venus Apollo! Ist das aber eine Ueberraschung! Na, das hätt mir aber itzo ehrlich leid getan, wenn ich Dir Deinen Kürbis demoliert hätt! (zu seinen K UMPANEN ) Wisst Ihr, wer das ist? Das ist der einzige Sklav in meinem Leben, der mal ein Mitgefühl mit mir gehabt hat, wie man mich auf den Block gespannt hat, weil ich meine Mitsklaven bestohlen hab! Alle haben mich gehasst, nur er hat mich verteidigt -- das vergess ich Dir nimmer! Wie gehts, wie stehts, lieber guter alter Freund? Bist noch immer artig folgsam, ha? T OXILUS Ich fürchte-fürcht, bald werd ichs nimmer sein -- (er lächelt wieder wehmütig) B AGNIO Anständig, sehr anständig! T OXILUS Ich benötig nämlich dringendst Geld. B AGNIO So fängts an! Wieviel? T OXILUS Sechshundert Silberling. B AGNIO Sechshundert? Respekt vor Deinem Appetit! T OXILUS Ich grübl schon die halbe Nacht, wer mir etwa so viel leihen tät -B AGNIO (fällt ihm ins Wort) Leihen? Dir? Was fällt Dir ein, unverschämter Kerl?! T OXILUS Ich weiss, ich bin verwirrt -- Verzeih! B AGNIO Na also! (Stille) T OXILUS Drinnen im Haus ist eine Kasse. B AGNIO Ich kann mich noch erinnern. T OXILUS Im dritten Zimmer. B AGNIO Gleich rechterhand. T OXILUS Wenn man von links kommt. B AGNIO (mit geschlossenen Augen) Ich seh sie noch vor mir. (Stille) T OXILUS Man kann auch durchs Fenster. B AGNIO Stimmt. Durchs fünfte von links. T OXILUS Nein. Dort schläft heut wer. Durchs vierte von rechts. B AGNIO Aha. (Stille) T OXILUS Die Herrschaft ist verreist. B N
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 22
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[Kommt herbei --]
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] Wie f Kerl?!N ] Bso vielN ]
Textentlehnung Plautus, PER3 und PER4 korrigiert aus: soviel
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 23
Fassung des zweiten Aktes
5
K3/TS2/A1 (Korrekturschicht)
B AGNIO Ehschonwissen! Drum bin ich ja da. T OXILUS Aha. (Stille) B AGNIO Was ist denn in der Kasse? T OXILUS Neunhundert Silberling. B AGNIO (fasst sich ans Herz) Sags nochmal! T OXILUS Neunhundert. B AGNIO Wie das klingt! Neun-hun-dert! -- das zerrinnt auf der Zunge, wie Butter -(Stille) T OXILUS (plötzlich entschlossen) Wenn du mir sechshundert abgibst, garantier ich Dir, dass Dich niemand entdeckt. B AGNIO Lieb von Dir. Zwar hab ich keine Angst, entdeckt zu werden, denn es ist noch keine neue Strafe ersonnen worden, an die ich mich nicht schon gewöhnt hätt -- jedoch: gemacht! Du kriegst Deine sechshundert -- (zu seinen K UMPANEN ) Aufgehts, los! Durchs fünfte Fenster von links -T OXILUS (fällt ihm ins Wort ) Aber-aber! Durchs vierte von rechts! B AGNIO (herrscht ihn an) Verzweifel nur nicht gleich, wenn sich mal einer verspricht! Uebrigens: was machst Du eigentlich mit so viel Geld? Willst Du fliehen? T OXILUS Nein. Ich möchte jemand freikaufen. B AGNIO Freikaufen? Wer ist denn heutzutag noch so viel wert! T OXILUS Die, die ich meine, wäre sechstausend wert und es wär immer noch zu wenig. B AGNIO (begreift voll Verachtung) Ach, ein Weib -T OXILUS Amor hat mein Herz durchbohrt. B AGNIO ( stutzt ) Wer? Ja, lieben denn Sklaven auch? T OXILUS Was tun? Den Göttern trotzen? Bin ich ein Titane? B AGNIO Du bist ein Tepp. Aber verlass Dich auf mich -- (zu seinen K UMPANEN ) Mir nach! (ab mit ihnen hinter die Villa) L EMNISELENIS (tritt im Nachtgewand aus der Villa, sieht sich um, erblickt T OXILUS , nähert sich ihm unhörbar und hält ihm plötzlich von hinten mit beiden Händen die Augen zu; leise) Wer bin ich?! T OXILUS (erschrickt und reisst sich los) Wer da?! Ach! (er starrt sie entgeistert an) L EMNISELENIS (lächelt) Dreimal darfst Du raten -T OXILUS (nähert sich ihr langsam und reisst sie plötzlich stürmisch an sich) L EMNISELENIS Nicht so laut! (sie lässt sich von ihm umarmen, umarmt ihn und Beide küssen sich; dann löst sie sich langsam los) B
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 24
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8 14 16 18 21 25–27 26 32 32 33 33 35 35
zerrinntN ] jedoch:N ] BWortN ] Bso vielN ] Bso vielN ] BT OXILUS f Titane?N ] BstutztN ] Bzu; leise)N ] BWer f ich?!N ] BWer da?!N ] BAch!N ] B(nähert f und N ] BplötzlichN ]
B
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korrigiert aus: zerrint
B
jedoch\:/ W[ö]|o|rt korrigiert aus: soviel korrigiert aus: soviel Textentlehnung Plautus, PER3
s\t/utzt zu[)] |; leise)| [Kuckuk!] |Wer [da?!]|bin ich?!|| [Wer da?!] |Wer da?!| Ach[,]|!| [Lemniselenis --] [Du! (er] |(nähert f und| \plötzlich/
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ÖLA 3/W 102 – BS 29 b [3], Bl. 15
Fassung des zweiten Aktes
K3/TS2/A1 (Korrekturschicht)
Steinig und steil sind die Strassen der liebenden Herzen Denen die Götter die Freiheit der Küsse nicht gönnen. Arm ist ein Mädchen, das heimlich sich fortschleichen muss Angstvoll zu leeren den Becher der hastigen Lust. Arm ist das Mädchen, das in fremde Gedanken verstrickt Zwischen zwei Türen, furchtsam bei jedem Geknarre erschrickt. Wie gern wär ich reich, frei und mit Dir allein Hinter verriegelten Fenstern und Türen im eigenem Heim. T OXILUS Ach, Lemniselenis -Ich finde keine Worte, nur Deinen Namen. (Stille) L EMNISELENIS Die alte Matrosa ist eingenickt. Ich hab ihr in ihren Erfrischungstee mein stärkstes Pülverchen hineingeschmuggelt -- jetzt schnarcht sie. Oh, jetzt gehts mir gut! Plötzlich bin ich reich. Was gehört mir nicht alles! Das Meer und die Luft, die Wolken, der Mond und die silbernen Farben der Nacht! Das alles hast Du mir geschenkt. Ich danke Dir. B
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Lesetext
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\Textverlust\
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L EMNISELENIS BAch, Geliebter, wenn man nur keinen Kopf hätte! Man sollt nur ein Antlitz haben, Augen Bund Mund und Nase und Ohren –N N wenn man nur nicht denken müsst! Denn was wird schon morgen sein? Morgen schon wird gesungen: „Schmücke Dich, Mädchen, schmücke Dich es kommt der Sklavenhändler“ -T OXILUS Also den lass ruhig kommen. L EMNISELENIS Wie einfach Du das sagst – T OXILUS Ich sag es einfach, weil es einfach ist. Du wirst nämlich morgen einfach B freiN. Ich kauf Dich frei -- ganz einfach! L EMNISELENIS Du? Woher willst Du Dir denn das viele Geld nehmen?! T OXILUS Ein Freund wirds mir beschaffen, er BgabN mir Bsein Wort.N L EMNISELENIS Was ist das für ein Freund? T OXILUS Ein alter Bekannter. (Stille) L EMNISELENIS Jetzt hab ich Angst. T OXILUS Warum, Liebste? L EMNISELENIS Du -- Du wirst doch nicht stehlen? T OXILUS Ich? Was denkst Du von mir? Warum nicht? L EMNISELENIS Nein! Versprich es mir, dass Du mich lieber nicht freikaufst, als dass Du mich auf verbrecherische Art erwirbst -- versprich es mir, bitte-bitte! Ich bin doch besorgt um Dein leibliches Wohl, man wird Dich BnochN vierteilen! T OXILUS (fixiert sie) Liebst Du mich? 1 5 13
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StrassenN ] fremdeN ] Bjetzt f sie.N ]
13 18–19
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19 25 27 27 37
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schnarchtN ] Ach f Ohren –N ]
und f Ohren –N ] freiN ] BgabN ] Bsein Wort.N ] BnochN ] B
[Wege] |Strassen| [fremde] [|an|] [die schläft und] [|jetzt|] [|die|] |jetzt| schnarrcht [sie][|jetzt|] |sie.| [[wenn] [|bis|] sie niemand weckt.] korrigiert aus: schnarrcht (1) Ach, Geliebter, [danken geht ja noch an -- aber] (2) \Ach f Ohren –/ [, Mund, Nase und Ohr] |und f Ohren –| frei[gekauft] [hat es] |gab| [versprochen.] |sein Wort.| \noch/
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ÖLA 3/W 102 – BS 29 b [3], Bl. 16
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 26
Fassung des zweiten Aktes
5
K3/TS2/A1 (Korrekturschicht)
Lesetext
L EMNISELENIS Ja, aber -T OXILUS (unterbricht sie) Dann lass mich stehlen! (Stille) L EMNISELENIS Oh Götter, ahnt ich es doch! T OXILUS Höre: in meinen Augen gibt es nur ein Verbrechen: Dich weiter im Joche der Sklaverei zu belassen , Dich wieder weiterzuverkaufen , zu verschachern, zu vertrödeln, wie ein lebloses Ding -- Heut kenn ich nur dieses einzige Verbrechen und sonst sei mir alles Recht! L EMNISELENIS Wenn mein Verkauf ein Verbrechen ist, dann ist doch auch jeder Verkauf eines Menschen -T OXILUS (fällt ihr ins Wort) Ist er auch, ist er auch! Alles Verbrechen! Lauter Verbrechen! Man hat uns alle gestohlen, alle-alle! L EMNISELENIS Nicht so laut! (sie sieht sich ängstlich um) T OXILUS Dann sag ichs leise: Du wirst noch sehen, wir stehlen uns alle zurück, alle! (Stille) L EMNISELENIS Hast Du gehört, dass es einen neuen Gott geben soll? T OXILUS Einen neuen Gott? L EMNISELENIS Ja. Er soll unsichtbar sein. T OXILUS Unsichtbar? L EMNISELENIS Er soll immer um einen herum sein -- um einen jeden von uns, denn er sagt, dass alle Menschen gleich sind -T OXILUS Wo hast Du das gehört? L EMNISELENIS Matrosa hats mir erzählt. Sie war mal da, wo sich die Leut treffen, die zu dem neuen Gott gehören -- sie kommen unter der Erde zusammen. T OXILUS Was machen sie denn dort? L EMNI Sie singen. Ueberall unter der Erde -- halb Rom soll schon ganz unterhöhlt sein. (Stille) T OXILUS Man hört immer wieder von neuen Göttern, man weiss schon garnichtmehr, was man glauben soll. Ich glaube nur, dass ich Dich wirklich liebe -M ATROSA (schreit in der Villa drinnen auf und stürzt heraus) Hilfe! Hilfe! Hilfe! Einbrecher, Räuber, Mörder! L EMNI Um der Himmel Willen! T OXILUS (ist erschrocken, fasst sich jedoch schnell und herrscht M ATROSA an) Was plärrst Du da und weckst das Haus?! Hier gibts doch keine Räuber und Mörder -ich hätt sie doch sehen müssen, wo ich die ganze Nacht heraussen steh! Du hast geträumt! B
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ÖLA 3/W 102 – BS 29 b [3], Bl. 18
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im JocheN ] belassenN ] BweiterzuverkaufenN ] BVerbrechenN ] Bsei N ] Balle-alle!N ] Bzurück, alle!N ] B N] BEinbrecher f Mörder!N ] BRäuber f MörderN ] B B
[in] |im Joche| \be/lassen weiter\zu/verkaufen [zu lassen] Verbrechen[!] [ist] |sei| [alle\,/] |alle-alle!| zurück[.]|, alle!| [Unter der Erde?] [Diebe,] Räuber,2 Einbrecher[!]|,|1 \Mörder!/3 [Diebe] |Mörder|3 und2 Räuber1
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ÖLA 3/W 100 – BS 29 b [1], Bl. 9
Fassung des zweiten Aktes
K3/TS2/A1 (Korrekturschicht)
M ATROSA Und dieser blaue Fleck da?! Hab ich den etwa auch nur geträumt?! Mit einem Prügel hat mich der Schurke über den Schädel geschlagen -T OXILUS Du wirst Dich im Traum selber über Deinen Schädel -M ATROSA (erblickt erst jetzt L EMNI und unterbricht T OXILUS ) Was seh ich?! Und das Mädel hier ist vielleicht auch nur ein Traum?! Was?! (zu L EMNI ) Hinein mit Euch! L EMNI Du hast mir nichts zu befehlen, Du bist meine Dienerin! M ATROSA Die Dienerin einer Hetäre ist wie die Mutter einer freien Frau! Ich weiss, wenn Ihr verkauft werd, gelte ich nur als Zuwag , aber trotzdem bin Euere schützende Göttin! L EMNI Morgen werd ich frei! Was, Toxilus? T OXILUS (schielt nach der Villa) Hoffentlich! -M ATROSA Lächerlich! Schwätzt nicht, Herrin! L EMNI Ich schwätze nicht! (sie fasst sich plötzlich ans Herz) Oh, jetzt fühl ichs so stark, dies brennende Weh: man liebt nur einmal im Leben -- Amor, Amor! M ATROSA (blickt zum Himmel empor, sieht nichts und macht eine wegwerfende Geste) Ich möcht nicht wissen, wie oft Ihr noch lieben werdet mir Eueren lumpigen achtzehn Jahren! L EMNI Ich lebe nicht lang. M ATROSA Jetzt das auch noch! A UFSEHER (kommt rasch von links) Hallo, Ihr seid hier alle heraussen?! Was gibts denn?! T OXILUS Nichts. A UFSEHER Ich komm grad aus Pompeji vom Dordalus, der alte Schäbige wird das Fräulein morgen in aller Früh abholen -- er bringt auch gleich ein paar Kunden mit, mir scheint, aus Britannien! T OXILUS (zu L EMNI ) Verlass Dich auf mich! L EMNI Ja. P AEGNIUM (stürzt aus der Villa) Die Kasse ist geplündert! Geplündert! A UFSEHER Was?! Die Kasse?! P AEGNIUM Drei warens, drei Verbrecher! Ich hab sie deutlich gesehen! Kommt schnell, schnell! Vielleicht erwischt Ihr sie noch! A UFSEHER Ich dreh ihnen den Hals um! (rasch ab mit P AEGNIUM in die Villa) M ATROSA (zu T OXILUS ) Na hab ich geträumt? T OXILUS Nein. Gottseidank! Den Göttern sei Dank! M ATROSA (horcht auf) Was murmelt Ihr da? T OXILUS Nichts. M ATROSA (blickt ihn misstrauisch an und ab in die Villa) Kommt! L EMNI Nein. B
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Lesetext
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denN ] SchurkeN ] BEuch!N ] BZuwagN ] B(sie f Herz)N ] Bstark f Weh:N ] BAmor, Amor!N ] B(blickt f Geste)N ] B N] B N] B B
korrigiert aus: denn [Mörder] |Schurke| [Dir!]|Euch!| gemeint ist: Zuwaage \(sie f Herz)/ stark[:] |,| \dies[en] brennende[n] Weh:/ \Amor, Amor!/ \(blickt f Geste)/ [Ich fürchte nichtsmehr.] gestrichen: Verb
179
N
ÖLA 3/W 100 – BS 29 b [1], Bl. 10
Fassung des zweiten Aktes
K3/TS2/A1 (Korrekturschicht)
Lesetext
M ATROSA (zuckt die Schultern und ab in die Villa) Morgen ist eh vorbei -- mit Euch -L EMNI (zu T OXILUS ) Hat sie recht? Dass es morgen vorbei ist mit uns? T OXILUS ({lauscht} in die Villa) Sie sind entkommen, die Braven – 5 L EMNISELENIS (zu T OXILUS ) Ich bleibe bei Dir. T OXILUS (legt seinen Arm um ihre Schultern und blickt zum Himmel empor) O Jupiter, allmächtiger, hehrer Sohn der Rhea Höchster Gott! Aus dessen Händen Reichtum, Hoffnung, Heil entströmt 10 Aus vollem Herzen bringe ich Dir Opfer dar Weil freundlich Du dem Freund Gelegenheit gabst Mir den allergrössten Dienst zu tun: Gestohlenes Geld zu bringen in Geldesnot. Lemniselenis! 15 Morgen bist Du frei! B
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(Vorhang)
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B B
-- mitN ] T OXILUS f Braven –N ]
(legt f empor)N ] umN ] BSchultern f empor)N ] BOh f Geldesnot.N ] BDuN ] B B
korrigiert aus: --mit [T OXILUS Nein. Morgen gehts erst los. B AGNIO (erscheint mit seinen ZWEI K UMPANEN ; er trägt einen Geldbeutel in der Hand) L EMNISELENIS Oh Toxilus! Wer kommt da?] |T OXILUS f Braven –| \(legt f empor)/ [auf]|um| Schultern[)] |und f empor)| Textentlehnung Plautus, PER8
[D]|D|u
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ÖLA 3/W 100 – BS 29 b [1], Bl. 11
Fassung des dritten Aktes
K3/TS3/A4 (Korrekturschicht)
Lesetext
B N
Bein stellen und schon drauf, ein Schlag mit der Kante der äusseren Handfläche in die Gurgel, Daumen in die Augen, Knie auf die Brust, DRITTER AKT B
B
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ÖLA 3/W 104 – BS 29 c [2], Bl. 1
N
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Am nächsten Morgen. Wieder scheint die Sonne, doch diesmal nur durch einen Nebel, trotz des blauen Himmels. Die S KLAVEN und die S KLAVINNEN sitzen vor der Villa im Hafen und frühstücken. M ATROSA mit einem Verband um die Stirne, P AEGNIUM und der A UFSEHER sind auch dabei. B
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A UFSEHER (zu P AEGNIUM ) Du hättest ihm ein Bein stellen sollen, zimperlicher Bursche! P AEGNIUM Ich? A UFSEHER Jawohl, Du! Mit Wegelagerern muss man deutlich dischkurieren! Ein Bein stellen, draufspringen, mit der Kante der äusseren Hand flach in die Gurgel schlagen, die Daumen in die Augen, Knie in die Brust, die Knöchel verdrehen, den Arm auskegeln, und ein Tritt aufs Schienbein -- das hätt sich gehört! Aber nicht weglaufen mit Hilfege{plärr}! Dann hätten wir jetzt diese Wegelagerer und das Geld in der Kasse wär gerettet! M ATROSA Du redest Dich leicht mit Deiner Muskulatur! Aber das schmächtige Bürscherl hätts mit einem solchen Halunken aufnehmen sollen? Du hättest den sehen sollen, der mir eine über den Schädel gehaut hat -- breit wie ein Bär und stark wie ein Ochs! P AEGNIUM Und ausserdem warens zu dritt! A UFSEHER Zu dritt-zu dritt! Wie ich in Deinem Alter war, habs ich mal mit sechs allein aufgenommen -- sechs Riesen die kleinere Bäum mit einer Hand samt den Wurzeln aus der Erden gerissen haben - M ATROSA (unterbricht ihn) Nanana! Du renommierst schon manchmal, wie unser Herr Gloriosus! B
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B N
] Bein f Brust,N ] BKante derN ] Bnur f Himmels.N ] Bvor f HafenN ] BM ATROSA f Stirne,N ] BMit f dischkurieren!N ] Bdischkurieren!N ] Bdischkurieren!N ] BäusserenN ] BflachN ] BKnie f Brust,N ] Bdie f verdrehen,N ] Bauskegeln,N ] BaufsN ]
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Schienbein --N ] mit Hilfege{plärr}!N ] BleichtN ] Beinem solchenN ] B
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überN ] die f haben --N ]
[\{Bei gestell}/] \Bein f Brust,/ \Kante der/ [schwül.] |nur f Himmels.| !im Hafen [und]"!vor der Villa" M ATROSA [,] |mit einem Verband [{auf dem Auge}] |um die Stirne,|| \Mit f dischkurieren!/ [reden!] |dischkurieren!| gemeint ist: diskurieren! \äusseren/ \flach/ \Knie f Brust,/ \die f verdrehen,/ aus[drehen]|kegeln|\,/ (1) aufs (2) übers korrigiert aus: Schienbein-[und Hilfe\!/-[schreien,]|{weinen}|!] |mit Hilfege{plärr}!| leicht[!] (1) diesen (2) einem solchen korrigiert aus: üüber (1) mit, (2) die f haben --
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ÖLA 3/W 104 – BS 29 c [2], Bl. 2
Fassung des dritten Aktes
K3/TS3/A4 (Korrekturschicht)
Lesetext
A UFSEHER Vergleich mich nicht mit dem eitlen Trottel, ja?! D IE S KLAVEN (lachen) A UFSEHER (zu den Sklaven) Ruhe! Lacht nicht -- kuscht und frisst ! D IE S KLAVEN Hoho-hoho! Der Herr ist wohl ein eitler Tropf 5 Mit einem Kropf statt einem Kopf. E IN S KLAVE Kusch selber und friss! A UFSEHER (schnellt empor) Was?! S KLAVE Du hasts wohl vergessen, dass Du keine Peitsche mehr hast! Du hast es wohl auch vergessen, dass Du auch nur ein Sklave bist und dass Du uns nichts anzu10 schaffen hast! Sonst schütt ich Dir meine Suppen ins Gesicht! Glotz nicht so blöd, {taufrisch} her, blöder Kropf! Freu Dich, wenn wirs vergessen, wie Du uns geprügelt hast -- freu Dich, denn sonst ziehen wir Dir mal das Fell über die Ohren, blöder Tropf! Freu dich, dass wirs nicht vergessen, dass Du auch nur einer bist! A UFSEHER (überaus perplex) Was sagt man? 15 P AEGNIUM Kusch und friss. A UFSEHER Das wagst Du, mir, dem älteren Mann?! P AEGNIUM Du bist ein Sklav, genau wie ich. A UFSEHER So? Na pass nur auf, was ich Dir geben werde! P AEGNIUM Nichts. Du hast ja nichts. 20 A UFS Mich sollen doch alle Götter strafen – P AEGNIUM (unterbricht) Das wünsch ich Dir auch als guter Freund! A UFSEHER Jetzt steht die Welt nimmer lang! E INE S KLAVIN (schrill) Hoffentlich! Hoffentlich geht bald alles unter! (Stille) 25 P AEGNIUM Apropos untergehen: wo unsere Herrschaft jetzt wohl segeln mag? M ATROSA Segeln wird sie kaum, denn es weht ja nicht das geringste Lüftchen – E IN S KLAVE Es ist schwül, als käme ein Wetter. B
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B N B
P AEGNIUM Ich seh noch keine Wolke -N
3 10–11 15 16 16–21 16 17–21 18 22 23 26–183,3
B
frisstN ] Sonst f Kropf!N ] BP AEGNIUM N ] BA UFSEHER f Freund!N ] BA UFSEHER f Mann?!N ] BdemN ] BP AEGNIUM f Freund.N ] BSo?N ] Blang!N ] B(schrill)N ] BM ATROSA f singen)N ]
26 27 28 29
B
B
Lüftchen –N ] Es f Wetter.N ] B N] BP AEGNIUM N ] B
gemeint ist: fresst \Sonst f Kropf!/ [M ATROSA ] |P AEGNIUM | \A UFSEHER f Freund!/ Textentlehnung Plautus, PER10
[einem]|dem| Textentlehnung Plautus, PER11
\So?/ lang\!/ [--] \(schrill)/ (1) ||M ATROSA Segeln wird sie kaum, denn [--] es [geht] |weht| ja nicht das geringste Lüftchen[!] |–| \S KLAVE [Ja] |Es ist schwül.| S KLAVIN [Als käm] |Es kommt| ein [Gewitter.] |Wetter.| S KLAVE [Aber] [i]|I|ch sehe noch keine Wolke. \S KLAVIN Oh, das [{g}] [|kommt|] |geht| rasch!// \M ATROSA / [Da] |Ohne Wind| wird nur gerudert, gerudert -D IE S KLAVEN (singen) (2) M ATROSA f singen) Lüftchen[.] [Es ist schwül.] |–| [Es kommt ein Wetter.] |Es f Wetter.| [\M ATROSA Vielleicht kommt/] [E IN S KLAVE ] |P AEGNIUM |
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ÖLA 3/W 104 – BS 29 c [2], Bl.2
Fassung des dritten Aktes
K3/TS3/A4 (Korrekturschicht)
Lesetext
E INE S KLAVIN Oh, das geht rasch! A UFSEHER Ohne Wind wird nur gerudert, gerudert. D IE S KLAVEN (singen) Bet und ruder! ruft die Welt Bete kurz, denn Zeit ist Geld! An die Kette pocht der Tod Bete kurz, denn Zeit ist Brot! Und Du ackerst und Du säst Und Du nietest und Du nähst Und Du hämmerst und Du spinnst Sag, oh Sklav, was Du gewinnst! B
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ÖLA 3/W 104 – BS 29 c [2], Bl. 2
ÖLA 3/W 104 – BS 29 c [2], Bl. 4
Wirkst am Webstuhl Tag und Nacht Schürfst im Erz- und Kohlenschacht Füllst des Ueberflusses Horn Füllst es hoch mit Wein und Korn.
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Alles ist Dein Werk! oh sprich Alles, aber nichts für Dich! B N
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Was Ihr kleidet und beschuht Tritt auf Euch voll Uebermut.
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Bet und ruder! ruft die Welt Bete kurz, denn Zeit ist Geld! An die Kette pocht der Tod Bete kurz, denn Zeit ist Brot – A UFSEHER (zu M ATROSA ) Wieviel war denn eigentlich in der Kasse? M ATROSA (in Gedanken) In was für einer Kasse? A UFSEHER Na in der Kasse, die gestern geplündert worden ist! M ATROSA Ahso! Keine Ahnung! P AEGNIUM Das weiss nur Toxilus selber, denn er hat die Schlüssel gehabt -M ATROSA (horcht auf) Toxilus? Soso. A UFSEHER (horcht auf; zu M ATROSA ) Was heisst das? Dieses „soso“? M ATROSA Nur so. (Stille) A UFSEHER Du willst doch nicht etwa ausdrücken, dass unser lieber verehrter Freund Toxilus da soso die Finger im Spiel gehabt hat -- soso -B
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BAUFSEHER N B N
]
]
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[M ATROSA ] |A UFSEHER | [Und von allem nur allein Die Du schmiedst, die Kette, Dein? Kette, die den Leib umstrickt Die dem Geist die Flügel knickt Die am Fuss des Kindes schon Klirrt -- oh Sklav, das ist Dein Lohn.
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B
Brot –N ]
Was Ihr hebt ans Sonnenlicht Schätze sind es für den Wicht] Brot[!] \–/
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ÖLA 3/W 104 – BS 29 c [2], Bl. 5
Fassung des dritten Aktes
K3/TS3/A4 (Korrekturschicht)
M ATROSA Ich will nichts gesagt haben. A UFSEHER Soso. (er braust auf) Aber das wär ja allerhand! P AEGNIUM Natürlich hat er seine Finger dabei. M ATROSA Was redest Du da?! Schämst Du Dich nicht?! P AEGNIUM Ich weiss alles. M ATROSA Nichts weisst Du, nichts! A UFSEHER (zu M ATROSA ) Ich versteh Deine eigentümliche Aufregung nicht -M ATROSA ({unterbricht ihn}) Ich kann es nicht leiden, wenn jemand beschuldigt wird ohne zwingende Beweise -- oh, ich kenn das! Wie oft hat man mich schon verleumdet! A UFSEHER Also was ist los?! Hat er die Finger im Spiel – ja oder nein?! B
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P AEGNIUM Ich hab ihn nämlich zuvor belauscht, bei Lemniselenis -M ATROSA (unterbricht ihn) Was?! Er steckt schon wieder bei ihr?! P AEGNIUM Er steckt noch immer bei ihr! M ATROSA Skandal! Na lang dauerts nimmer, der Dordalus muss ja jeden Moment erscheinen -A UFSEHER (unterbricht sie) Dordalus hin und her! Was ist also mit seinen Fingern?! P AEGNIUM Sie stecken drinn! Er hat das Geld. A UFSEHER Tatsächlich?! P AEGNIUM Ich hab es selber gesehen, grad zuvor -- er hats ihr grad erzählt, dass beim Morgengrauen der eine Dieb zurückgeschlichen ist und ihm sechshundert Silberlinge -A UFSEHER (unterbricht ihn) Sechshundert?! (zu den S KLAVEN ) Hört Ihr das?! Hört Ihr, wie Euer Abgott Toxilus sich benimmt?! Da räubert er die Kasse aus, und wenn die Herrschaft zurückkommt, kriegen wir alle Prügel, weil wir nicht aufgepasst haben, aber diese Prügel sind ihm wurscht -- er kümmert sich nur um die Prügel, die ich austeil! Was sagt Ihr nun zu Toxilus?! D IE S KLAVEN (im Sprechchor) Wir alle, jeder und jede, hätten das Geld auch gestohlen B N
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will nichtsN ]
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AberN ] seineN ] BIch verstehN ] BDeineN ] BeigentümlicheN ] B({unterbricht ihn})N ] BbeschuldigtN ] Bohne f BeweiseN ] BzwingendeN ] BSpiel –N ] BjaN ] B N] B
] ] BSie f drinn!N ] BräubertN ] B N
haben,N ] ]
B N
(1) hab nicht (2) will nichts
[Also] |Aber| [die] |seine| korrigiert aus: Ichbversteh
[Euere] |Deine| \eigentümliche/ \({unterbricht ihn})/ [verleumdet] |beschuldigt| [ohne Beweise,] |ohne f Beweise| [schlüssige] |zwingende| Spiel [oder nicht?!] |–| [J]|j|a [M ATROSA Frag ihn selber! A UFSEHER Ich werd mich hüten! Ohne Peitsche!] [Ja.] [ja] \Sie f drinn!/ (1) stiehlt (2) räubert korrigiert aus: haben , [ein]
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ÖLA 3/W 104 – BS 29 c [2], Bl. 6
Fassung des dritten Aktes
K3/TS3/A4 (Korrekturschicht)
Lesetext
Wenn uns die Gnade der Götter hätte einen Weg gewiesen , Um ohne Gefahr und frei von lästiger Störung die Kasse zu plündern. B
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Wir alle hätten das Geld genommen, wir hätten alle gestohlen Doch in diesem Falle , wo keiner und keine von uns von dem durch {frechen Raub erbeuteten} Geld etwas hat Holen wir uns den Missetäter, ihn zu verprügeln nach Noten. A UFSEHER Ganz meine Meinung! Verprügeln, verprügeln! Auf zu Toxilus ! A LLE (ausser M ATROSA ) Zu Toxilus, zu Toxilus! T OXILUS (tritt rasch aus der Villa) Ihr ruft meinen Namen? A UFSEHER (ironisch) Ah Guten Morgen {du Kind} Du siehst blass aus. T OXILUS Ich bin blass vor Glück. A UFSEHER Gratulier! Du bist Dir wohl im Klaren, welches Glück Dich jetzt erwartet -- (er krempelt seine Aermel hoch und auch alle S KLAVEN tun desgleichen) Her mit dem Geld! Wir wissen alles! B
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\Gnade der/ \hätte/ [hätten gezeigt] |gewiesen| [[u]|U|m ungestört] |Um f Störung| [ungestört] |ohne Gefahr| [ungest] |[lästiger Störung] frei \von lästiger Störung/| [Wir sind nicht so edel, dass wir an Noch sind wir lange nicht so edel, dass wir an unseren Nächsten gedacht An unsere [Nächsten die] |Ohne Gedanken an [d]| unschuldig erlittene Strafe\n/ [unseres] |der| Nächsten] BWir f gestohlenN ] (1) Wir f gestohlen (2) \Wir alle hätten so gerne gestohlen Wir alle Hätten so sehr gestohlen. (a) Ohne zu denken an unschuldig erlittene Unbill des [Nächsten] (b) Und hätten uns keine Gedanken gemacht [Ob unserem Nächsten] |Ob [unschul{d}] [|der|] erlittenerUnschuld eines| BalleN ] \alle/ BhättenN ] hätten[s] Bdas f gestohlenN ] [alle gemacht] |das Geld genommen|[.]|,| \wir hätten alle gestohlen/ BFalleN ] Fall\e/ Bund keineN ] \und keine/ Bvon f hatN ] [das Geld gestohlen] |von f hat| Bdurch f erbeuteten}N ] \durch f erbeuteten}/ BHolen wirN ] [Werden wir] |Holen wir| BMissetäter,N ] Missetäter\,/ [holen,] BVerprügeln, verprügeln!N ] \Verprügeln, verprügeln!/ BToxilusN ] korrigiert aus: T OXILUS BIhr f Namen?N ] [Da bin ich! Ich höre meinen Warum ruft Ihr meinen Namen so drohend und finster?] |Ihr f Namen?| B(ironisch)N ] \(ironisch)/ BAh f Gratulier!N ] \Ah f Gratulier! [Du wirst erst jetzt {röter}.]/ BAhN ] \Ah/ Bsiehst f aus.N ] [bist] |siehst f aus.| B N] [was] Bwelches GlückN ] welche\s/ [Wohltaten] |Glück| BerwartetN ] erwarte[n]|t| B N] [Wir wissen alles!] B N] gestrichen: dem Bdem GeldN ] ||[Geld!] |dem Geld| B N] [\Zu/]
ÖLA 3/W 104 – BS 29 c [2], Bl. 7
Gnade derN ] hätteN ] BgewiesenN ] BUm f StörungN ] Bohne GefahrN ] Bfrei f StörungN ] B N] B B
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ÖLA 3/W 104 – BS 29 c [2], Bl. 7
Fassung des dritten Aktes
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K3/TS3/A4 (Korrekturschicht)
Lesetext
T OXILUS (unbewegt) So? L EMNISELENIS (erscheint) Oh, welch Geschrei! Was soll das Getümmel! T OXILUS (zu L EMNI ) Gib Ruh! (zu den S KLAVEN ) Oh Freunde! A UFSEHER Her mit den sechshundert Silberling und zurück damit in die Kasse! D IE S KLAVEN (im Chor) Oh Freund, nicht in die Kasse gebe der Mann das Geld zurück Das Geld, das er durch frevler Tat und in tiefer Nacht sich erworben Lieber verteile er es unter uns, wenn ers eh schon besitzt Damit auch wir von seinem Verbrechen was haben. A UFSEHER Ah da schau her! T OXILUS Freunde! Mitsklaven! Römer! D IE S KLAVEN Nenn mich nicht Römer! Ich bin ein Griech! Und ich ein Teutone! Und ich Ägypter! Ich Phrygier! Perser! Medier! Gallier! Zimber! T OXILUS Ist denn keiner in Rom geboren? P ÄGNIUM Ich. Ich bin in Rom geboren, aber ich bin kein Römer. Mein Vater war Perser, meine Mutter Griechin, mein Grossvater mütterlicherseits Zimber, mein Grossvater väterlicherseits Ägypter, meine Grossmutter väterlicherseits Medierin, meine Grossmutter mütterlicherseits Punierin, mein Urgrossvater grossväterlicherseits – A UFSEHER Halt! Ich werd verrückt! P ÄGNIUM Nur eines noch! Mein Ururgrossvater war ein Prinz. Ein jüdischer Prinz. T OXILUS Genug! Oh, Freunde, Ihr rührt mich durch Euere Ehrlichkeit Ihr habt alle das gleich Schicksal und kommt alle doch anderswo her -B
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L EMNISELENIS f Freunde!N ] Oh f Getümmel!N ] Bdurch frevlerN ] BTatN ] BundN ] Bsich erworbenN ] BLieberN ] B N] BerN ] BehN ] Bvon f haben.N ]
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michN ] Ich f Genug!N ]
Und ichN ] UndN ] BichN ] B N] B N] Bkeiner f geboren?N ] Bich f Römer.N ] BMeinN ] BväterlicherseitsN ] BA UFSEHER f verrückt!N ] BjüdischerN ] B N] B
\L EMNISELENIS f Freunde!/ [Was soll] |Oh f Getümmel!| [voller] |durch frevler| [List] |Tat| \und [Vernu] [|Vernunft|]/ [gestohlen] |sich erworben| [Nicht in die Kasse,] |Lieber| gestrichen: er \er/ \eh/ (1) was davon haben (2) von f haben. [uns] |mich| [Wir kommen von überall her Aus jedem Tal, von jedem Berg, über jedes Meer Man hat uns gefangen in allen Ländern und Reichen Soweit wir nicht konnten durch Tod entweichen!] |Ich f Genug!| [Ein] |Und| [I]|i|ch \Und/ korrigiert aus: Ich [ein] [Inder! Punier! Spanier!] kein\er/ [Römer unter Euch?] |in Rom [geborn?] |geboren?|| [mein Vater] |ich f Römer.| [Ich] |Mein| [mütterli] |väterlicherseits| [T OXILUS Halt!] |A UFSEHER f verrückt!| korrigiert aus: jüddischer gestrichen: T OXILUS
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Fassung des dritten Aktes
5
K3/TS3/A4 (Korrekturschicht)
Wie konntet Ihr meinen nur, dass ich Euch unschuldig büssen lassen werde? Oh, Freunde, Ihr tut mir bitter Unrecht, ich wollte es Euch doch sagen Dass ich das Geld gestohlen in der Nacht. Nicht damit Ihr mich richtet, wollt ich Euchs sagen Sondern dass Ihr mir helft, denn ich brauche Euere Hilfe! A UFSEHER Hilfe? T OXILUS Ja. (Stille) D IE S KLAVEN (krempeln ihr Aermel wieder herunter) T OXILUS Ich sehe mit Freuden, Ihr krempelt die Aermel wieder herab von den drohenden Armen, die ihr gegen mich erheben wolltet -A UFSEHER (fällt ihm ungeduldig ins Wort) Red da keine langen Töne! Sprich einfach! Verwirr nicht unseren Sinn ! Was faselst Du da von Hilfe, wer soll Dir helfen und wegen was?! T OXILUS Ihr alle sollt mir helfen und zwar nicht wegen mir. A UFSEHER Sondern? T OXILUS Ich habe das Geld gestohlen, um eine Sklavin freizukaufen. Aber ich hab mir dabei nicht überlegt, dass doch der Sklavenhändler und jeder sofort fragen wird: Woher hat ein Sklave so viel Geld? Ich hab diesen springenden Punkt übersehen -- und drum bitte ich Euch jetzt , zeuget alle für mich, beschwört es, dass Ihr es gesehen habt, dass ich das Geld von der Herrschaft bekommen habe -- für irgendeinen Dienst -A UFSEHER Warum? L EMNISELENIS (kommt) Wegen mir. S KLAVEN Du bist schön! Du liegst auf Kissen und Polstern! L EMNISELENIS Was wisst Ihr von der reichen Sklaven Leid? Ich liege auf Kissen und Pölstern, doch mein Herz liegt auf Stein. Auf einem Stein, auf den es schneit. Es schneit, es schneit – Wie schwer ist es, Liebe zu geben, um Lohn! Wie schwer ist es, wiederzulieben , ohne geliebt zu werden! S KLAVIN Lüg nicht! L EM Ich lüge nicht. Ich weiss, ich hab Euch oft über die Achsel angesehen – aber ich bin Euresgleichen. Verzeiht mir meine Schuld! Seid mir nicht böse! Und, wenn Ihr mich jetzt freikauft, so werde ich für Euch sorgen! Betrachtet mich als Kapital! Schickt mich unter die freien Bürger hinein! Ich sprenge sie alle in die B
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vonN ] drohendenN ] BerhebenN ] BkeineN ] Bunseren SinnN ] Bund zwarN ] BT OXILUS f sie.N ] Bso vielN ] B N] BhabeN ] Bgeben,N ] BwiederzuliebenN ] Bwerde ichN ] BfreienN ] B B
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korrigiert aus: Von
\drohenden/ korrigiert aus: erhoben korrigiert aus: keinen korrigiert aus: unserenSinn korrigiert aus: undvzwar
!\L EMNISELENIS f sie./"!T OXILUS f Dienst -- \A UFSEHER Warum?/" korrigiert aus: soviel [im Namen dieser Sklavin] korrigiert aus: haben geben\,/ [–] [zu lieben] |wiederzulieben| werde\ /ich [F]|f|reien
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ÖLA 3/W 104 – BS 29 c [2], Bl. 8
Fassung des dritten Aktes
K3/TS3/A4 (Korrekturschicht)
Luft! Ich stecke sie an mit der Pest, wenn Ihr wollt! Ich bleib Euch dankbar! Ich {vergess} Euch nicht! Nicht mitzulieben, mitzuhassen bin ich da! M ATROSA (für sich) Ein dummes Mädel. L EMNISELENIS Vielleicht werd ich Euere Kaiserin! Es ist alles möglich, Ihr werdet doch von Narren regiert! T OXILUS Von Verbrechern! L EM Wie klein ist die Spanne! Es dreht sich nur um das Motiv! Ich glaub, eher von Narren! Denn es ist alles sinnlos, auch für sie. T OXILUS Euch kanns doch gleich sein! Wenn ich das Geld jetzt verteilen würde, das wär doch gleich, Ihr könntet Euch was kaufen, aber ich bin bereit die Keller zu öffnen, wenn Ihr es wollt, auf meine Verantwortung! Die Herrschaft ist weg, es kann nicht aufkommen und wenn sie in einem halbem Jahre zurückkommt, dann übernehme ich, ich Toxilus, alle Konsequenzen! Das schwöre ich Euch zu und Toxilus hat immer sein Wort gehalten -- hab ich recht! Hab ich nicht immer treu zu Euch gehalten! Helft mir jetzt! Schwört falsch! A LLE S KLAVEN Wir schwören falsch! Wir schwören falsch! Heil Toxilus! P AEGNIUM Vielleicht kann ich Dir noch extra helfen -- ich hab mal unseren Herrn belauscht, wie er das Geld einer Waise unterschlagen hat -T OXILUS Das nützt nichts! Wenn ein Sklave anklagt, verurteilt ihn kein Richter auf der Welt! Unrecht Gut gedeihet gut. M ATROSA Und was geschieht eigentlich mit mir, wenn Lemniselenis frei wird? T OXILUS Mit Dir? Du wirst natürlich auch frei -- Du bist ja nur die Zuwag , Du gehörst zu ihr, Du wirst auch frei. M ATROSA Frei?! Oh grosser Gott im Himmel -- nein, dass ich das noch durft erleben! Frei, frei! 58 Jahre bin ich nun in der Sklaverei, im gefangen, ohne Recht, ohne Ansehen -- und jetzt frei -- wie dank ich Dir, mein grosser Gott! (sie sinkt in die Kniee und bekreuzigt sich) Oh Vater unser, der Du bist im Himmel -- (sie betet unhörbar und bekreuzigt sich dann wieder und steht auf) A LLE (sahen ihr perplex zu) A UFSEHER Was hast denn jetzt getan? M ATROSA Ich habe gebetet. T OXILUS Gebetet? Seit wann betet man denn so? M ATROSA Zu meinem Gott betet man so. A UFSEHER Was ist denn das für ein Gott? B
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nicht!N ] M ATROSA f Mädel.N ] BL EMNISELENIS N ] BIch f sie.N ] BT OXILUS N ] Bich,N ] BschwöreN ] BverurteiltN ] BGutN ] BZuwagN ] BdassN ] BdurftN ] B N] BbekreuzigtN ] BbekreuzigtN ] B B
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nicht||! \M ATROSA f Mädel./ eingefügt
Ich f sie. eingefügt korrigiert aus: ich , korrigiert aus: schwö korrigiert aus: verureteilt korrigiert aus: gut gemeint ist: Zuwaage korrigiert aus: das korrigiert aus: durf Text fehlt korrigiert aus: bekreuz gt korrigiert aus: bekreuzogt
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ÖLA 3/W 104 – BS 29 c [2], Bl. 9
Fassung des dritten Aktes
K3/TS3/A4 (Korrekturschicht)
M ATROSA Man kann ihn nicht sehen -- aber er ist immer um uns, um mich, um Dich, um jeden Menschen. Er ist der Gott der Sklaven. Aber, wenn ich jetzt frei sein werde, werde ich es auch nie vergessen, was er sagt. T OXILUS Was sagt er denn ? M ATROSA Dass alle Menschen Brüder sind. D IE S KLAVEN Alle? M ATROSA Ja. Auch die Reichen und die Armen, die Freien und die Sklaven – es sind alle Kinder eines Vaters im Himmel. D ORDALUS (der Sklavenhändler aus Pompeji, kommt von links mit einem P RAETOR aus Pompeji, gefolgt von L IKTOREN ) Da wären wir. Dort habt Ihr die Villa – Säulen, wie ein Tempel Jupiters, aber es wohnt ein alter Gauner darin – Waisengeldbehälter! P RAETOR Ich weiss, ich weiss! Ein alter punischer Wucherer! D ORDALUS Ich bin zwar kein Antipunist, aber wahr ist, was wahr ist: die Römer haben die Welt, aber die Punier das Geld. P RAETOR Ein trefflich Wort! Aber nun schafft mir endlich die Hetäre herbei! Ich lass mich jetzt schon fünf Stund in einer Sänfte tragen, bin schon überall wund – D ORDALUS Sofort, sofort! He, Ihr Sklavengesindel! Wo steckt denn das herrliche Geschöpf, Lemniselenis? Die Lieblichste von allen! Ich bin Dordalus, Euer Händler! L EMNISELENIS Hier bin ich! D ORDALUS (zum Praetor) Dort ist sie! P RAETOR Ich habs gehört, ich bin nicht taub! D ORDALUS Sie ist das Wunderbarste – Ich bin nicht blind! P RAETOR ({unterbricht}) B
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Aber,N ] er dennN ] BD IE f Alle?N ] BM ATROSA f Ende)N ]
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korrigiert aus: ervdenn
P RAETOR N ] habt f dieN ] BdarinN ] BP RAETOR N ] BEin f Wucherer!N ] BpunischerN ] B N] Blass michN ] Bfünf f wund –N ] Bbin f wundN ] BLemniselenis?N ] BLieblichsteN ] BP RAETOR f taub!N ] B N] B N] BIchN ]
\[A UFSEHER ] |D IE SKLAVEN | Alle?/ [(Stille) [P ARASIT (kommt von links mit einem U RALTEN S KLAVEN , den er an einer Kette führt) Den Göttern zum Grusse! Ist dies hier die Villa des Herrn Präsidenten Thago? P AEGNIUM Ja. P ARASIT Dann bin ich hier richtig. Wer ist da unter Euch der Oberste? Als freier Bürger unterhalt ich mich nicht gern mit Sklaven -T OXILUS Ich bins. Der Herr wünschen befehlen?] [|L EMNISELENIS (kommt)|]] |[TOXI] |MATROSA| f Ende)| [R ICHTER ] |P RAETOR | [steht die] |habt f die| [dri] |darin| [R ICHTER ] |P RAETOR | [Er ist] [eine]|Ein| \alter/ punische [Sau!] [|Verbrecher|] |Wucherer!| korrigiert aus: punische [Ach! Wie wahr!] [geh] |lass mich| [fünf Stund!] |fünf f wund –| [mein Sitzfleisch ist aufgerieben] |bin f wund| Lemniselenis[!]|?| [l]|L|ieblichste [L EMNISELENIS ] |P RAETOR f taub!| [Ich sehe,] gestrichen: (sehe), [i]|I|ch
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K3/TS3/A4 (Korrekturschicht)
Lesetext
D ORDALUS Komm, Kind! T OXILUS Halt! L EMN (zu Toxilus) Lass ihn! Es amüsiert mich! D ORDALUS Komm nur her, liebes Kind! Sieh hier steht der Praetor von Pompeji! P RAETOR (fällt ihm ins Wort) Einer der Praetoren! D ORDALUS Gewiss, es gibt Mehrere! Er ist ein Richter – er spricht die Urteile, und ist also gerecht. Er möchte Dich kaufen, mein Kind! Du sollst ihm die schweren Sorgen {würzen} – P RAETOR Was kostet sie denn? D ORDALUS 300 Silberlinge. P RAETOR Das ist viel! Ich verdiene pro Prozess 25 Silberlinge! Wenn ich ein Auge zudrück 50, zwei Augen 100. Aber den Meisten langt das eine Aug! Sie lassen sich lieber auspeitschen – es herrscht halt eine bittere Not. D ORDALUS Jaja, die Krise! Peinlich. P RAETOR Zu meines Vaters Zeiten wars noch anders – da kostete eine Hetäre 20 Silberlinge und an einem Prozess verdiente er 100! Diese Zeiten kommen nie wieder! D ORDALUS Abwarten-abwarten! P RAETOR Hoffentlich bricht der Vesuv bald aus, wenn nämlich alles unter der Lava liegt, prozessieren die Leut am liebsten wegen ihrer Grundstücksgrenzen! (betrachtet Lemn) Ich biete 200. D ORDALUS Ausgeschlossen! P RAETOR Wie alt ist sie denn überhaupt? L EMN 18. P RAETOR Hm. D ORDALUS Das richtige Alter. P RAETOR Na ja. Aber: was kann sie denn alles? L EMN (lächelt) Alles. Und noch mehr. P RAETOR Aufzählen, aufzählen! Herzeigen, der Reihe nach – L EMN Erstens: ich kann tanzen. P RAETOR Beweis! L EMN Bitte! – (zu den Sklaven) Musik! S KLAVEN (machen Musik mit Flöten und {soweiter}, rasch herbeigeholt) L EMN (tanzt) D ORDALUS Na? P RAETOR Na ja. Und zweitens? L EMN Zweitens? Ich kann singen – B
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ÖLA 3/W 104 – BS 29 c [2], Bl. 11
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5 6 7 12 19–20 20 21 21 21 23 32
(fällt f Wort)N ] undN ] BalsoN ] BSieN ] BHoffentlich f Grundstücksgrenzen!N] BprozessierenN ] B(betrachtet Lemn)N ] B200.N ] B N] BistN ] B N] B B
\(fällt f Wort)/ [also] |und| [er] |also| [Es gen] |Sie| \Hoffentlich f Grundstücksgrenzen!/ [st] |prozessieren| \(betrachtet Lemn)/ [250.] |200.| [Die Nase {gefä}] eingefügt
[Macht]
190
ÖLA 3/W 104 – BS 29 c [2], Bl. 12
Fassung des dritten Aktes
K3/TS3/A4 (Korrekturschicht)
Lesetext
P RAETOR Los! L EMN (nimmt eine Lyra und singt) (ein romantisches Lied voller Seele) B
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5
D ORDALUS (zum Praetor) Na? P RAETOR Hm. Angenehm! (zu Lemn) Und weiter! L EMN Drittens: ich kann lieben! P RAETOR Wie? L EMN Lieben! D ORDALUS Einzelheiten, Einzelheiten! L EMN Ich werde Dir in die Augen sehen und Deine Augen werden grün, wie derjenigen, die Du unschuldig verurteilt hast – P RAETOR (zu Dordalus) Was soll das? D ORDALUS Das ist ihre besondere Note! (zu Lem) Anders bitte, anders! L EM Ich werde Dir in die Augen sehen, und Du bist geblendet, ich werde Dich am Arm packen und Du wirst ihn verlieren, ich werde Dich an den Schenkeln fassen und Du wirst lahm, ich werde Dich küssen, und es ist Gift! Ich bringe Dir alle Qualen des Herkules und alle Lust des Gehenkten! Denn ich sehe, Du bist ein alter, lahmer Hund und ich bin jung! Du willst wieder jung werden, was? Ich werde Dich alt machen, bei mir wirst Du {wohl} älter – P RAETOR Himmlisch! D ORDALUS Na also! L EM Von mir kannst Du lernen, Du blöde Gerechtigkeit! Ich bin noch Jungfrau! So, und jetzt zieh ich mich aus! D ORDALUS Na? P RAETOR (heiser) 200! D ORDALUS Was?! P RAETOR 220! D ORDALUS Unmöglich! P RAETOR 250! D ORDALUS Unter 300 ausgeschlossen! B
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2 3
7 8 12–25
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(ein f Seele)N ] ]
B N
weiter!N ] Drittens:N ] BIch f aus!N ] B B
12 19–25
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] Denn f aus!N ] HundN ]
\(ein f Seele)/ [Gestern wollt mich einer kaufen [{Aber}] |Und| ich sagte vorschnell: nein! Ach wie hab ich es bereut Dieses dumme, dumme Nein!] [weiter]|weiter!| [Drittens:]|Drittens:| (1) Der Mann, den ich liebe, dem gehts nicht gut – wenn er mich nicht liebt. Ich reiss ihm die Augen und Ohren aus, [u] |ich| schneide ihm alles ab – – ich bin nämlich noch eine Jungfrau, mein Herr! Ich spucke ihm in den Mund, || ich [bin bereit,] |bin zu allem bereit,| nichts unter der Sonne, was mich schreckt! Ich ziehe mich aus am {offenen} Markte – (sie zieht sich aus) T OXILUS [Halt!] |Sie ist ein Engel!| [L EM Schweig, Sklave! [{W}] |Stör mich nicht!|] (2) \Ich f aus!/ [die] (1) So, und jetzt zieh ich mich aus – (sie zieht sich aus) (2) \Denn f aus!/ Hund[,]
191
ÖLA 3/W 104 – BS 29 c [2], Bl. 13
ÖLA 3/W 104 – BS 29 c [2], Bl. 13
Fassung des dritten Aktes
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ÖLA 3/W 104 – BS 29 c [2], Bl. 14
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Lesetext
P RAETOR 270! D ORDALUS Nein! P RAETOR 275! D ORDALUS 300! P RAETOR 280! D ORDALUS 300! P RAETOR 285! L EMN (hat sich angezogen) Bin ich denn keine 300 wert? P RAETOR 300, Du Schuft! 300, Du – 300! T OXILUS 600! (Stille) D ORDALUS Was? Hörte ich recht? SechsT OXILUS Jawohl, sechshundert! D ORDALUS Du?! T OXILUS Ich! Hier sind 600! Und damit kauf ich sie frei! D ORDALUS Frei? Mit 600 allerdings – (zum Praetor) Und ihr? P RAETOR Ich? Ich bin doch nicht wahnsinnig! Ich bin doch kein Hochstapler! Ich bin ein Richter und urteil! Ich hab mein Gehalt! 300 wär schon das Höchste gewesen! Aber 600 – Nein!! D ORDALUS Und Ihr mein Herr wollt sie freikaufen? T OXILUS Ja. D ORDALUS Schön. Gemacht. Ich hab sie ja nur in Kommission. Das Geld gehört Eurem Herrn. Legt es in die Kasse – T OXILUS Wohin?! D ORDALUS In die Kasse. Wenn Ihr sie freikauft hab ich nichts damit zu tun – P RAETOR Aber vielleicht ich als Repräsentant der staatlichen Gerechtigkeit! Ich finde es sonderbar, dass meine venerischen Kreise hier durch einen Irgendeinen gestört werden – Wer seid Ihr? Euer Name? T OXILUS Toxilus. Ich bin der Oberkammersklave des Präsidenten K.R. Thago. D ORDALUS Sklave? P RAETOR Sklave? Woher hat ein Sklave so viel Geld? D ORDALUS Ja, woher denn nur?! T OXILUS Mein Herr hats mir geschenkt. P RAETOR (lacht) Solche Gemeinplätze soll man glauben! T OXILUS Er tat es! P RAETOR Hör Bursch! Die Sache ist verdächtig! Ich verhafte Dich! L EMN Nein! T OXILUS Fragt die Sklaven! Sie werdens bezeugen! S KLAVEN ( kleinlaut ) Wir bezeugen es ..... (usw) B
5
K3/TS3/A4 (Korrekturschicht)
B
N
300!N ] dennN ] BD ORDALUS f ihr?N ] BichN ] Bals f Gerechtigkeit!N ] Bvenerischen KreiseN ] Bso vielN ] BGemeinplätzeN ] BFragtN ] BkleinlautN ] B B
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4 8 16 26 26 27 31 34 38 39
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[Nein!] |300!| [{k}] |denn| [P RAETOR ] |D ORDALUS f ihr?| korrigiert aus: ich! \als f Gerechtigkeit!/ [erotischen Gefilde] |venerischen Kreise| korrigiert aus: soviel [Dum] |Gemeinplätze| Fr[{ }]|a|gt| (1) Chor (2) kleinlaut
192
ÖLA 3/W 104 – BS 29 c [2], Bl. 15
Fassung des dritten Aktes
K3/TS3/A4 (Korrekturschicht)
Lesetext
P RAETOR Ich höre nichts! T OXILUS Lauter! S KLAVEN Wir trauen uns nicht. P RAETOR Ich hör nur ein Gemurmel. Sklaven zählen nichts. Verhaftet ihn! Bis seine Herrschaft zurückkehrt, bis sich alles klärt! B AGNIO (kommt) Toxilus, Toxilus! – Huj, der Praetor aus Pompeji! P RAETOR Wer seid Ihr? B AGNIO Ihr kennt mich nicht? P RAETOR Keine Ahnung! B AGNIO Umso besser, dass Ihr mich vergessen habt! (zu den Sklaven) Er hat mich schon 7 mal verurteilt, aber er kennt mich nicht! Toxilus, eine grosse Neuigkeit! Schau auf den Himmel, siehst Du das Gewitter! – Ich war auf dem Kap und sah das Schiff Deiner Herrschaft, das Gewitter kam, ein Blitz schlug ein, es ging unter, mit Mann und Maus! T OXILUS Unter?! B AGNIO Alle sind tot! Das wollt ich Dir nur melden, weil es dich interessieren dürfte! P RAETOR Lasst ihn frei! Es wird nie geklärt werden, ob hier ein Verbrechen vorliegt oder keins! Diesmal sind die Götter gegen die Gerechtigkeit! Wenn man das alles sieht, möcht man direkt ein Christ werden! D ORDALUS Ein was? Ein Christ? Was ist das? P RAETOR Eine staatsfeindliche Sekte. L EMN Es liegt keines vor. P RAETOR Die Götter sollens entscheiden. T OXILUS Sie habens schon entschieden. P RAETOR Kommt! (ab mit Dordalus) T OXILUS Freunde! Die Herrschaft ist tot! A LLE Hoch! Hoch! Hoch! T OXILUS Nun lasst uns fröhlich sein! Nun lasst uns singen und tanzen! M ATROSA Halt! T OXILUS Was willst Du? M ATROSA Die Herrschaft ist tot. Aber auch die Herrschaft besteht aus Menschen und alle Menschen sind Brüder. P AEGNIUM Fahr ab! M ATROSA Wie sprichst Du mit mir, Lausejunge?! jemand antwortet , der einen Blödsinn T OXILUS Er spricht mit Dir, wie man behauptet! A UFSEHER Oh wie richtig! Richtig, sehr richtig! B
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1–3 4 10 15–25 15 15 18–21 21 22 35 35 35 36
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P RAETOR f nicht.N ] Verhaftet ihn!N ] Bbesser f habt!N ] BT OXILUS f Dordalus)N ] BT OXILUS N ] BUnter?!N ] BDiesmal f Sekte.N ] BSekte.N ] BkeinesN ] BT OXILUS N ] B N] BantwortetN ] Bbehauptet!N ] B B
\[T O ] |P RAETOR | f nicht./ [Ich verhaft] |Verhaftet ihn!| besser[!]|, dass f habt!| \T OXILUS f Dordalus)/ [P RAE ]|T OXILUS | Unter[–]|?!| \Diesmal f Sekte./ [Glau] |Sekte.| kein[s]|es| [A UFSEHER ] |T OXILUS | [mit] [spricht] |antwortet| [redet!] |behauptet!|
193
B
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ÖLA 3/W 103 – BS 29 c [1], Bl. 5v
Fassung des dritten Aktes
K3/TS3/A4 (Korrekturschicht)
Lesetext
T OXILUS Freunde! Nun lasst uns feiern! Wir machen einen Ball! Gehet hinein, öffnet die Schränke und Truhen – es sind die Schränke und Truhen von Toten! Endlich Toten! Ziehet die Fetzen der Herrschaft an, setzt Euch die Helme auf, nehmt ihren Schild! Zieht die Fetzen an oder reisst sie zu Stücke! Jetzt sind wir frei – und wenn es nur einen Tag dauerte! Wagt es doch, wagt es, nur einen Tag frei zu sein! A LLE (mit Halloh ab – sie ziehen sich an und schmücken sich) T OXILUS Auf zum Tanz! A UFSEHER Endlich ist es mir gegeben Ganz meinen Sinn zu leben! Ich war auch nur ein Dreck Aber jetzt, jetzt werd ich fett! B AGNIO Und ich, ich habs ja immer gwusst Es gibt keine Ehrlichkeit ohne Mut Ich hab immer eingebrochen Jetzt {ernt} ich die {Palme}! L EMNI Und ich? Ich war ein armes Kind Musst mich stellen sehr pervers Derweil ist mir das Liebste Ich kriegte ein Kind – P AEGNIUM Auf dem Ball, unserm Ball Kannst Dus kriegen! T OXILUS Wenn Du das Kind von mir willst haben Dann kannst Du Dich begraben Denn ich mache Dir kein Kind Weil es keinen Zweck hat, dass man weiterlebt! A LLE Es ist auch einerlei Ob mit Kind oder ohne Die Hauptsach ist dabei Der Freiheit süsse Krone! ( Tanz – Quadrille) B AGNIO (hat eine riesige Gewitterfurcht) T OXILUS (nach dem Gewitter) Und wenn wir auch viele Gemeinheiten begehen – Wir Sklaven werden nicht untergehen – Uns wirds immer geben Aus vielen Gründen eben – – (er ruft in die Villa) Kommt heraus, es regnet nichtmehr! S KLAVEN (heraus) B
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1–6 3 10 11 14 17 19 21 31 32 33–195,32
T OXILUS f sein!N ] vonN ] Bleben!N ] Bauch f DreckN ] Bohne MutN ] BwarN ] Bist f LiebsteN ] BP AEGNIUM N ] BTanz – Quadrille)N ] BB AGNIO f Gewitterfurcht)N ] BT OXILUS f Ende)N ] B
Textentlehnung Plautus, PER18
B
[d] |von| [{leben!}] |leben!| [auch nur ein Sklav] |auch f Dreck| [oder] |ohne Mut| [b] |war| [war] |ist f Liebste| [S KLAVE ] |P AEGNIUM | Tanz[)] |– Quadrille)| \B AGNIO f Gewitterfurcht)/ \T OXILUS f Ende)/
194
ÖLA 3/W 103 – BS 29 c [1], Bl. 4v
Fassung des dritten Aktes
K3/TS3/A4 (Korrekturschicht)
T OXILUS Nun lasst uns wieder tanzen Tanzen, tanzen – Hin und her Das freut uns ja so sehr! B
N
5
Wir werden alle Christen, ja Christen, ja Christen! Alles wird verpönt Was man uns angewöhnt! A LLE Wir sterben für unseren Glauben Den lassen wir uns nicht rauben. Wir gehen in das Colosseum Und lassen uns zerfleischen. M ATROSA Ich werde brennen als Fackel – Als Fackel, als Fackel – ich werde leuchten als Licht In heidnischer Finsternis! T OXILUS Ja, wir sind bekehrt! Du höchster, unsichtbarer Gott! Empfange den Dank der Sklaven! Wir sind zwar auch nur Schweine Aber wir haben viel gelitten – Du weisst es. Du kennst unser Leid. Wir wollen von Jupiter nichtsmehr wissen! Führe uns besseren Zeiten entgegen! Schaffe sie ab, die {Sklavin} der Not. Gib jedem Brot! Wir beten Dich an, Du Gott der Armen! Werde nur nie reich! Bleib bei uns! Unsere Liebe wird Dich begleiten Durch alle Ewigkeiten! (Ende) B
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NN
1 6 7 13 15 22
lasstN ] Christen!N ] BAllesN ] BM ATROSA f Fackel –N ] BleuchtenN ] Bkennst f Leid.N ] B B
[{ }][|lasst|] |lasst| [Chr] |Christen!| [–]|Alles| [A LLE ] |M ATROSA f Fackel –| [leuch] |leuchten| [weisst] |kennst f Leid.|
195
N
Lesetext
Fragmentarische Fassung
K3/TS4 (Korrekturschicht)
Lesetext
B AGNIO (beim Gewitter) Ich vertrag kein Gewitter! Ich vertrag alles – nur kein Gewitter! Da krieg ich Nerven! B
N
Der Ball.
5
B
S KLAVEN Ach, ist das ein schönes Leben Einmal sich selbst hingegeben Leben nach den eigenen Köpf! Pfeiffen auf die Herrschaftstöpf! N
B
B N
B
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B
10
U RALTER S KLAVE Ich wohn mit meiner Sklavenfamil A LLE Aber die gnädige Frau, Die weiss es genau! (usw.) P ÄGNIUM (sieht in den Schild) Wo bin ich? Wo bin ich? L EMNISELENIS (macht K. R. Thago nach) N
BB B
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B
B
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NNN
B
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S KLAVEN Tanzen, tanzen, tanzen! Hin und her Her und hin! N
× Es öffnet sich heute des Sklavenzwingers Tor Da kugeln die Sklavlein ganz haufenweis hervor Die Männlein und die Weiblein Sie wollen alle frei sein Sie kugelen, sie kugelen – Bald hin und bald her Und zu unterst und überst Das freut sie so sehr! B
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2 7 9 9 9 10
B
vertragN ] S KLAVEN N ] BLeben f Köpf!N ] B N] BdenN ] BPfeiffen f Herrschaftstöpf!N ]
12–16 12 13–16
B
15–16
B
P ÄGNIUM f nach)N ]
15
B
(sieht f ich?N ]
18 24
B
S KLAVEN N ] des SklavenzwingersN ]
B
U RALTER f nach)N ] U RALTER f SklavenfamilN ] BA LLE f nach)N ] B
B
N
[vertrag]|vertrag| [L EM ] |S KLAVEN | [Machen können was man [will] |möchte|] |Leben f Köpf!| [dürfen] [{ }]|den| [Ohne, dass man bestraft wird!] |[Nicht zu hören] |Pfeiffen| auf [{hohle}] [|reiche|] |die| Herrschaftstöpf!| \U RALTER f nach)/ \U RALTER f Sklavenfamil/ [Oh Idiotima Gnädige Frau (Männer sind eitler wie Frauen)] |A LLE f nach)| (1) Lied über: Gloriosus K. R. Thago (2) P ÄGNIUM f nach) (1) (singt über Gloriosus) (2) (sieht f ich? eingefügt (1) [de[r] s [Freiheit] [ Freiheitsland ] [ Sklavenzwingers ]] unseres
||
|
Zwingers| (2) \des Sklavenzwingers/
196
| |
| |
ÖLA 3/W 91 – BS 28 [2], Bl. 6
Fragmentarische Fassung
K3/TS4 (Korrekturschicht)
Lesetext
× B
B AGNIO Denn auf den Bergen Da wohnt die Freiheit Ja auf den Bergen Ist es schön – alle tanzen heut! Allwo die Sklavenleut Ojjeh , ist des a Freud! Eine Freud und eine Hetz Eine Hetz und eine Freud Keiner gönnts dem andern sonst Gönnts ein jeder jedem heut! Hin und her Auf und ab! × Ojjeh, ojjeh, wie rührt mich das Wie rührt mich das, wie rührt mich das! Ojjeh, ojjeh, der Kopf ist ab, Der Kopf, der Kopf ist ab! S KLAVIN Heut vor einem Jahr Wurd mein Vater verbannt Meine Mutter ist aus {Pommerland} Das Ganze ist a Affenschand! S KLAVE Flieg, Maikäfer, flieg! Dein Bruder ist nicht im Krieg Er arbeit nur in einer Fabrik Dort fiel er auf dem Feld der Ehr In einen Topf von Salzsäuehr – Oh, welch normales Sklavengeschick! Ojjeh, ojjeh, wie rührt mich das, Wie rührt mich das, wie rührt mich das! N
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N B N B
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E INER Zur freundlichen Erinnerung Geb ich dieses kund: Ich zähl 30 Lenz B
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3 3–4 7 7 7 8 9–12 12 23 27 29 30 33–198,2 35 35
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B
N
B AGNIO N ] Bergen f FreiheitN ] BSklavenleutN ] B N] BalleN ] BOjjehN ] BEine f heut!N ] BGönnts f heut!N ] BDas f aN ] BDortN ] Bnormales Sklavengeschick!N ] Bwie f das,N ] BE INER f das!N ] BzählN ] BLenzN ] B B
\B AGNIO / Bergen[, d] |Da f Freiheit| [{ }] |Sklavenleut| Absatz vom Autor getilgt
[A]|a|lle [Oh Götter] |Ojjeh| \Eine f heut!/ [{Heut}] |Gönnts f heut!| [Es ist eine] |Das f a| [Da]|Dort| [normal] |normales Sklavengeschick!| [{wie rührt mich}] |wie f das,| \E INER f das!/ [bin] |zähl| [Jahre alt] |Lenz|
197
ÖLA 3/W 91 – BS 28 [2], Bl. 1v
Fragmentarische Fassung
Und jeder hält mich für 50! C HOR Ojjeh, ojjeh, wie rührt mich das! S KLAVE Der Blitz schlug ein Hurrah, wie fein! Er schlug sie alle tot – S KLAVIN Morgenrot, Morgenrot – Leuchtest mir zum frühen Tod Aber viel zu spät für Euch Für Euere fetten, satten Bäuch! A UFSEHER Bauch ist Brauch! Ehre das Brauchtum Dick oder dünn – B AGNIO (betrachtet einen Stock) Du Prügel an meiner Linken Was soll Dein heiteres Blinken Siehst mich so friedlich an Morgen kommt Matrosa dran! M ATROSA Oh Du Schalk, Du! T OXILUS Dick oder dünn Aber Strick ist kein Zwirn Lasst uns entwirrn! B
5
K3/TS4 (Korrekturschicht)
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Lesetext
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S KLAVIN (zum Aufseher) Ach, wie ist es möglich dann Dass ich Dich hassen kann! B N
Hab Dich so schrecklich lieb Du meiner Arbeit Dieb! Hieb für Hieb! N
30
4 7 8 9 10–12 12 13–30 13 13 14 16 17 18 18 18 19 20 26
Hurrah, wieN ] frühen TodN ] BAber vielN ] BFür f Bäuch!N ] B B
A UFSEHER f dünn –N ] dünn –N ] BB AGNIO f N] BB AGNIO N ] B(betrachtet f Stock)N ] BPrügelN ] BanN ] BMatrosaN ] BM ATROSA N ] BOhN ] BSchalk, Du!N ] BT OXILUS N ] BkeinN ] B N] B B
Hurrah[!]|,| [W]|w|ie [frühen Tod] [|Sklaventod|] [Immer noch] |Aber viel| [{Ihr}] |[Der Teufel hätt schon längst solln holen] |Für| Euere [dicken] |fetten|, [fetten] |satten| Bäuch!| \A UFSEHER f dünn –/ [mager] [|dü|] |dünn –| [Für Euer {blödes} Hirn!] |B AGNIO f | [T OXILUS ] |B AGNIO | \(betrachtet f Stock)/ [Schwert] |Prügel| [{ }]|an| [Elsa] [|meine Frau|] |Matrosa| [M ATROSA ] [|E LSA |] [|F RAU |] [Sei so gut!] |Oh| Schalk[!]|,| \Du!/ \T OXILUS / [{kein}] |kein| [Hasse Dich so schrecklich gern Bleib mir nur fern!]
198
Fragmentarische Fassung
B
K3/TS4 (Korrekturschicht)
Lesetext
P ÄGNIUM {(unterbricht)} Morgenrot, Morgenrot Seids viel zu spät tot! Zwirn, Zwirn, Zwirn! B AGNIO Zwirn ist ein Strick Dünn oder Dick A LLE Zwirn, Zwirn, Zwirn Ein Hintern ist kein Hirn Ein Hirn ist kein Hintern Drüber, drunter, drintern! Nun sind wir entwirrt Nun denkt gestillt Denket, denket, denket! Sklavenarbeit schändet! L EMNISELENIS Denn was ist unser Lohn? Prostitution! S KLAVIN Oh, Götter dulden keinen Hohn! Der Blitz schlug ein A LLE Hurrah, wie fein! (Tanz) A LLE Ojjeh, ojjeh, wie rührt mich das Wie rührt mich das, wie rührt mich das! Viel zu lang habt Ihr gelebt Das Kaputtsein kam zu spät! Refrain: Zwirn, Zwirn, Zwirn Wir haben kein Hirn! Wir haben nichts um einzufädeln Wir können heut nur blödeln! (Tanz) N B
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B
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1 1 1–2 2 3–18 4 5 6–9
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10 11 13 13 14–15 16 16 22 23 23 24–28 27 28
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P ÄGNIUM N ] {(unterbricht)}N ] BMorgenrot f tot!N ] BSeidsN ] BZwirn f fein!N ] BB AGNIO N ] BDünnN ] BA LLE f drintern!N ] B
entwirrtN ] Nun f gestilltN ] BSklavenarbeitN ] B N] BL EMNISELENIS f Prostitution!N ] BOh f Hohn!N ] BOh,N ] Bhabt IhrN ] BDasN ] BKaputtseinN ] BRefrain f blödeln!N ] Bum einzufädelnN ] BheutN ] B
N
N
[\S KLAVE /] |P ÄGNIUM | \{(unterbricht)}/ [Morgenrot f tot!] [Ihr] [s]|S|eid\s/ \Zwirn f fein!/ [E INER ] |B AGNIO | [Di]|Dünn| [Zum Erhängen ungeeignet Aber { }] [|Dünn zum Zerreissen Dick zum Scheissen!|] |A LLE f drintern!| [{entirrt}] |entwirrt| [Nun denket] |Nun f gestillt| [Unsere Arbeit] |Sklavenarbeit| [\ohne Lohn/] \L EMNISELENIS f Prostitution!/ [[Aber] |Doch| die Götter [{sei}] |sind gerecht!|] |Oh f Hohn!| [Doch die] |Oh,| hab[en]|t| [alle] |Ihr| [{Euer}]|Das| korrigiert aus: [Kaputsein] |Kaputsein| \Refrain f blödeln!/ [zum] |um einzufädeln| \heut/
199
Fragmentarische Fassung
B
K3/TS4 (Korrekturschicht)
B AGNIO (zu Toxilus) Fuchs, Du hast die Gans gestohlen Gib sie wieder her – Sonst wird Dich der Praetor holen Mit seinem Paragraphenheer – N B
N
B
N
5
A UFSEHER Ich peitscht es gern in alle Häute ein Ich ätzt es gern in jeden Gallenstein Dein ist mein Schmerz Dein ist mein Schmerz Und soll es ewig, ewig bleiben! Denn: Ich mag keinen Schmerz Ich hab kein Herz Ich mag nur Lust In meiner lieben Brust! B
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N B
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B N
\Abbruch der Bearbeitung\
1 1 4 6 7 10 10 10 11 14 15 16
B AGNIO N ] (zu Toxilus)N ] BseinemN ] BHäuteN ] BGallensteinN ] BsollN ] BesN ] B N] BDenn:N ] Bmag f LustN ] BliebenN ] B N] B B
[S KLAVE ] |B AGNIO | \(zu Toxilus)/ [einem] [|dem|] |seinem| [Rinden] |Häute| [Kieselstein] [|{Kirschenstein}|] |Gallenstein| [{ }] |soll| \es/ [Dein] [Denn:] |Denn:| [bin ein] |mag f Lust| [\breiten/] [|{brei}|] |lieben| [\S KLAVIN Haarig ist sie auch! A UFSEHER Bauch ist Brauch! Ehre das Brauchtum! Haarig oder kahl Scharf oder schaal [{Was}] |Denn| was die Vätersklaven taten Sei allen wohlgeraten!/]
200
Lesetext
Fragmentarische Fassung des III. Aktes
K3/TS5 (Korrekturschicht)
Lesetext
III. Akt. (Schluss)
ÖLA 3/W 91 – BS 28 [2], Bl. 5
M ATROSA So zog als warnendes Mal an Euch dieses Gewitter vorbei Dieser Blitz, der Euere Feinde erschlug! Es zeigte Euch an, dass es auch Euch erschlagen kann und wird – Vergesst Ihr eines: Dass Ihr nicht oberste Herrn seid, Weil das Gewitter erschlug! Habt Ihr den Blitz gesandt? Nein! Den Blitz hat einer gesandt, der Euere Leiden hörte! Aber er wird auch Euch den Blitz senden Wenn Ihr fortfahrt In Eueren Feinden nicht auch den Menschen zu sehen – Besonders nach seinem Tode! Es ist ein grosses Geheimnis um den Menschen Um Dich und mich, um uns – Keiner kennt die Ergründung, Keiner kennt die Beziehung Folgen wir der Verkündung! E IN S KLAVE Ich pfeif auf Deine Begründung! Was hilft gegen was? Nicht Erkündung! Nicht Verkündung! Gegen Rute nur Rute! Gegen Knute nur Knute! Gegen Geld nur Geld! Gegen Gewalt nur Gewalt! Gegen Tod nur Tod! M ATROSA Gut! Erschlagt sie meinetwegen alle! Aber: Richtet nicht, auf dass Ihr nicht gerichtet werdet! B
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(Vorhang)
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B
Dieser Blitz,N ] erschlug!N ] BesN ] BBlitzN ] BzuN ] Bsehen –N ] BBesonders f Tode!N ] Bkennt f BeziehungN ]
21–27 21 22 28–29
B
B
E IN f Tod!N ] Ich f Begründung!N ] BWas f Verkündung!N ] BM ATROSA f Aber:N ] B
Diese[s]|r| [W] [|Wetter,|] |Blitz,| [vernichtet hat] |erschlug!| [{a}] |es| [ein] |Blitz| [{zu}]|zu| sehen[!]|–| \Besonders f Tode!/ [wirds] |kennt die| [e]|E|rgründ[en]|ung|, [die B] [|Niemand weiss die Begründung|] |Keiner kennt die Beziehung| \E IN f Tod!/ \Ich f Begründung!/ [Gegen Gewalt hilft nur die Gewalt!] |Was f Verkündung!| \M ATROSA f Aber:/
201
Fragmentarische Fassung
5
K3/TS6 (Korrekturschicht)
Lesetext
BStreit während des Donners zwischen T OXILUS – L EMNISELENIS . (sie ist auf Seite Matrosas)N T OXILUS Warum hat Dein Gott nicht donnern lassen, wie ich geprügelt Bworden binN? M ATROSA Weil er jetzt das Schiff in Grund gebohrt hat. Du verstehst ihn noch nicht, den Sinn eines Donnerns! T OXILUS Aber Du!
× 10 B
15
L EMNISELENIS (erwacht aus ihrer Betäubung) Ich war jetzt in einem fernen Reich In einer späten Zeit Wo wir alle nichtmehr gelebt haben Wir waren alle nichtmehr. Da waren sich alle Menschen gleich Es gab weder arm noch reich B N
Niemand hat gearbeitet, alle hatten Geld Es war eine wirklich schöne Welt! N
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B
(Schluss) T OXILUS Drum nehmt es mit auf Euere Lebensbahn! Mit dem guten Vorsatz ist schon viel getan! B
1–2 3 11–19
17 22–24 24
N
N
Streit f Matrosas)N ] \Streit f Matrosas)/ worden binN ] [wurde] |worden bin| BL EMNISELENIS f Welt!N ] [T OXILUS Oh Du fremder Gott! Ich kann Dich nicht so ansprechen, wie meine Götter, denn ich kenne Dich noch nicht. Aber ich glaube, dass Du die Macht hast Unsere Lage zu ändern – Dass Du es [willst] |willst|, dass es keine Sklaven mehr gibt. Schaffe die Sklaverei ab! Schaffe uns ab!] |L EMNISELENIS f Welt!| B N] [Alles Leben war nur Zeitvertreib!] B(Schluss f getan!N ] \(Schluss f getan!/ BVorsatzN ] [Vors] |Vorsatz| B B
202
ÖLA 3/W 91 – BS 28 [2], Bl. 2
203
Replik
ÖLA 3/W 333 – BS 40 b, Bl. 1
204
Replik
K3/E5
205
Lesetext
Dialogskizze
ÖLA 3/W 333 – BS 40 b, Bl. 1v
206
Dialogskizze
K3/E6
207
Lesetext
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
DRITTER AKT
Am nächsten Morgen. Wieder scheint die Sonne, doch diesmal wie durch Nebel, trotz des blauen Himmels. Die S KLAVEN und die S KLAVINNEN sitzen vor der Villa und frühstücken. M ATROSA , mit einem Verband um den Kopf, P AEGNIUM und der A UFSEHER sind auch dabei.
5
10
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 30
A UFSEHER (zu P AEGNIUM ) Du hättest ihm ein Bein stellen sollen, zimperlicher Bursche! P AEGNIUM Ich? A UFSEHER Jawohl, Du! Mit Einbrechern muss man deutlich dischkurieren ! Bein stellen und schon drauf, Daumen in die Augen, Knie auf die Brust, Knöchel verdrehen, Arm auskegeln, Tritt übers Schienbein und ein Schlag mit der Kante der äusseren Handfläche nach der Gurgelgegend -- das hätt sich gehört! Aber nicht weglaufen mit Hilfegeplärr! Dann hätten wir jetzt diese Wegelagerer und das Geld in der Kasse wär gerettet! M ATROSA Du redest Dich leicht mit Deiner Muskulatur! Aber dies schmächtige Bürscherl hätts mit einem solchem Halunken aufnehmen sollen?! Du hättest den sehen sollen , der mir eine über den Schädel gehaut hat -- breit wie ein Bär und stark wie ein Ochs! P AEGNIUM Und ausserdem warens zu dritt! A UFSEHER Zu dritt-zu dritt! Wie ich in Deinem Alter war, hab ichs mal mit sechs allein aufgenommen -- mit sechs Riesen, die kleinere Bäum mit der linken Hand samt den Wurzeln aus der Erde gerissen haben, und zwar aus einem steinigem Boden -M ATROSA (unterbricht ihn) Nanana! Du renommierst schon manchmal, wie unser Herr Gloriosus! A UFSEHER (herrscht M ATROSA an) Vergleich mich nicht mit dem Trottel, ja?! D IE S KLAVEN (lachen) A UFSEHER (herrscht die S KLAVEN an) Ruhe! Lacht nicht! Kuscht und fresst ! E IN S KLAVE Kusch selber und friss! A UFSEHER (schnellt empor) Was?! D ER S KLAVE Vergiss es nur ja nicht, dass Du keine Peitschen mehr hast! Freu Dich lieber, dass wirs vergessen, dass Du mal eine gehabt hast! Glotz nicht so blöd, sonst schütt ich Dir meine Suppe ins Gesicht! A UFSEHER (überaus perplex) Was sagt man! P AEGNIUM Kusch und friss. A UFSEHER Wie bitte?! Das wagst Du? Mir? Dem älteren Manne?! P AEGNIUM Du bist ein Sklav, genau wie ich. A UFSEHER So? Na pass nur auf, was ich Dir geben werde -P AEGNIUM (wird immer frecher) Nichts. Du hast ja nichts. B
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dischkurierenN ] sollenN ] BhabN ] BDuN ] B N] BfresstN ] BA UFSEHER f Manne?!N ] BP AEGNIUM f Freund.N ] B B
gemeint ist: diskurieren korrigiert aus: sóllen korrigiert aus: habs
Du[{ }] [eitlen] fr[i]|e|sst Textentlehnung Plautus, PER10 Textentlehnung Plautus, PER11
208
N
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 31
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
A UFSEHER Mich sollen doch alle Götter strafen -P AEGNIUM (fällt ihm ins Wort) Das wünsch ich Dir auch als guter Freund. A UFSEHER Jetzt steht die Welt nimmer lang! E INE S KLAVIN (schrill) Hoffentlich! Hoffentlich geht bald alles unter! (Stille) P AEGNIUM Apropos untergehen: wo unsere Herrschaft jetzt wohl segeln mag? M ATROSA Segeln wird sie kaum, denn es weht ja nicht das geringste Lüftchen -E IN S KLAVE Es ist schwül, als käm ein Wetter. P AEGNIUM Ich seh noch keine Wolke -E INE S KLAVIN Oh, das geht rasch! A UFSEHER Ohne Wind wird nur gerudert, gerudert. D IE S KLAVEN (singen) Bet und ruder! ruft die Welt Bete kurz, denn Zeit ist Geld! An die Kette pocht der Tod Bete kurz, denn Zeit ist Brot! N
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Und Du ackerst und Du säst Und Du nietest und Du nähst Und Du hämmerst und Du spinnst Sag, oh Sklav, was Du gewinnst!
20
Wirkst am Webstuhl Tag und Nacht Schürfst im Erz- und Kohlenschacht Füllst des Ueberflusses Horn Füllst es hoch mit Wein und Korn.
25
Alles ist Dein Werk! oh sprich Alles, aber nichts für Dich! Und von allem nur allein Die Du schmiedst, die Kette, Dein --
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Was Ihr hebt ans Sonnenlicht Schätze sind es für den Wicht Was Ihr kleidet und beschuht Tritt auf Euch voll Uebermut.
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 32
Bet und ruder! ruft die Welt Bete kurz, denn Zeit ist Geld! An die Kette pocht der Tod Bete kurz, denn Zeit ist Brot -- -A UFSEHER (zu M ATROSA ) Wieviel war denn eigentlich in der Kasse? M ATROSA (in Gedanken) In was für einer Kasse? A UFSEHER Na in unserer Kasse, die gestern geplündert worden ist! M ATROSA Ahso! Keine Ahnung -P AEGNIUM Das weiss nur Toxilus persönlich, denn er hat die Schlüssel zur Kasse. M ATROSA (horcht unwillkürlich auf) Toxilus? Soso. A UFSEHER (horcht auf; zu M ATROSA ) Was heisst das? Dieses eigentümliche „soso“?
209
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 33
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
M ATROSA Nur so. (Stille) A UFSEHER Du willst doch damit nicht soso etwa ausdrücken, dass unser allseits verehrter Freund Toxilus soso die Finger im Spiel dabei -5 M ATROSA (fällt ihm ins Wort) Ich will nichts gesagt haben! A UFSEHER Soso. (er braust plötzlich auf) Aber das wär ja allerhand! P AEGNIUM Natürlich hat er seine Finger dabei. M ATROSA Was redest Du da?! Schämst Du Dich nicht?! P AEGNIUM Ich weiss Bescheid. 10 M ATROSA Nichts weisst Du, nichts, Lausbub, verteufelter! A UFSEHER (zu M ATROSA ) Ich versteh Deine eigentümliche Aufregung nicht -M ATROSA (fällt ihm ins Wort) Ich kann es nicht leiden, dass jemand beschuldigt wird ohne zwingende Beweise -- oh, ich kenn das selber! Wie oft hat man mich schon verleumdet! 15 A UFSEHER (schreit) Also was ist los?! Hat er die Finger im Spiel -- ja oder nein?! P AEGNIUM Ich hab ihn nämlich zuvor belauscht, bei Lemniselenis -M ATROSA (unterbricht ihn) Was?! Er steckt schon wieder bei ihr?! P AEGNIUM Er steckt noch immer bei ihr! M ATROSA Skandal! Na, lang dauerts nimmer, der Dordalus muss ja jeden Moment 20 erscheinen -A UFSEHER (unterbricht sie brüllend) Dordalus hin und her! Was ist also mit seinen Fingern?! P AEGNIUM Sie stecken drinn! Er hat das Geld! A LLE S KLAVEN (die interessiert nähergetreten waren) Das Geld?! 25 P AEGNIUM Toxilus hat das Geld! A UFSEHER (schnappt ausser sich nach Luft) Mich trifft der Schlag -- (er muss sich setzen) P AEGNIUM (zu den S KLAVEN ) Grad hat er es seiner Lemniselenis erzählt, weil sich der Oberdieb wiederhergeschlichen , knapp vor Sonnenaufgang, und wie 30 ihm der Gauner das Geld abgezählt überreicht hat -- sechshundert Silberlinge! A UFSEHER (schnellt wieder empor) Wieviel?! A LLE S KLAVEN Sechshundert?! P AEGNIUM Ja. (Stille) 35 A UFSEHER (zu den erstarrten S KLAVEN ) Hört Ihr das? Hört Ihr es, wie sich Euer Toxilus benimmt – Euer Abgott, Euer Wohltäter, Euer Götterliebling?! Wenn Ihr B
B
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19 24 24 28 28 29 29 29 29 30 30 31 35 36
Na,N ] A LLE N ] BGeld?!N ] Ber esN ] Bweil sichN ] BOberdiebN ] B N] B N] BwieN ] Bder GaunerN ] BhatN ] B N] B N] Bbenimmt –N ] B B
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 34
N
Na\,/ [D IE ] |A LLE | Geld[!]|?!| er[s] |es| [dass] |weil sich| [eine Dieb] |Oberdieb| [sich] [hat] [hat] |wie| \der Gauner/ \hat/ [Sechshundert?!] [Abgott] benimmt[?!] |–|
210
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ÖLA 3/W 108 – BS 29 c [6], Bl. 1
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
müde von des Tages Last im Keller ruht, räubert er die Kasse aus, aber wenn die Herrschaft zurückkommt, kriegt Ihr die Prügel, Ihr, inclusive mir, weil hier eingebrochen worden ist -- aber diese Prügel sind Euch vielleicht am End kümmert noch wurscht, Ihr Haus- und Hofteppen, Ihr seid es ja im Stand, Euch nur um die Prügel, die ich austeil! Was sagt Ihr nun zu Toxilus?! B
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\Abbruch der Bearbeitung\
1 2 2 3 3 4 4 5 5
aberN ] Ihr,N ] B N] B N] BvielleichtN ] BIhr f Stand,N ] B N] B N] B N] B B
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[und] |aber| Ihr\,/ [wir nicht weil] [\Ihr seid es ja im Stande,/] [natürlich] |vielleicht| xIhr f Stand, [Ihr] [|und|] [ja] [|ja|] [Ihr seid[s] |es| \ja/ im Stand[!]|,|]f x
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Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A5 (Korrekturschicht)
Lesetext
DRITTER AKT
Am nächsten Morgen. Wieder scheint die Sonne, doch diesmal wie durch Nebel, trotz des blauen Himmels. Die S KLAVEN und die S KLAVINNEN sitzen vor der Villa und frühstücken. M ATROSA , mit einem Verband um den Kopf, P AEGNIUM und der A UFSEHER sind auch dabei.
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 30
A UFSEHER (zu P AEGNIUM ) Du hättest ihm ein Bein stellen sollen, zimperlicher Bursche! P AEGNIUM Ich? A UFSEHER Jawohl, Du! Mit Einbrechern muss man deutlich dischkurieren ! Bein stellen und schon drauf, Daumen in die Augen, Knie auf die Brust, Knöchel verdrehen, Arm auskegeln, Tritt übers Schienbein und ein Schlag mit der Kante der äusseren Handfläche nach der Gurgelgegend -- das hätt sich gehört! Aber nicht weglaufen mit Hilfegeplärr! Dann hätten wir jetzt diese Wegelagerer und das Geld in der Kasse wär gerettet! M ATROSA Du redest Dich leicht mit Deiner Muskulatur! Aber dies schmächtige Bürscherl hätts mit einem solchem Halunken aufnehmen sollen?! Du hättest den sehen sollen , der mir eine über den Schädel gehaut hat -- breit wie ein Bär und stark wie ein Ochs! P AEGNIUM Und ausserdem warens zu dritt! A UFSEHER Zu dritt-zu dritt! Wie ich in Deinem Alter war, hab ichs mal mit sechs allein aufgenommen -- mit sechs Riesen, die kleinere Bäum mit der linken Hand samt den Wurzeln aus der Erde gerissen haben, und zwar aus einem steinigem Boden -M ATROSA (unterbricht ihn) Nanana! Du renommierst schon manchmal, wie unser Herr Gloriosus! A UFSEHER (herrscht M ATROSA an) Vergleich mich nicht mit dem Trottel, ja?! D IE S KLAVEN (lachen) A UFSEHER (herrscht die S KLAVEN an) Ruhe! Lacht nicht! Kuscht und fresst ! E IN S KLAVE Kusch selber und friss! A UFSEHER (schnellt empor) Was?! D ER S KLAVE Vergiss es nur ja nicht, dass Du keine Peitschen mehr hast! Freu Dich lieber, dass wirs vergessen, dass Du mal eine gehabt hast! Glotz nicht so blöd, sonst schütt ich Dir meine Suppe ins Gesicht! A UFSEHER (überaus perplex) Was sagt man! P AEGNIUM Kusch und friss. A UFSEHER Wie bitte?! Das wagst Du? Mir? Dem älteren Manne?! P AEGNIUM Du bist ein Sklav, genau wie ich. A UFSEHER So? Na pass nur auf, was ich Dir geben werde -P AEGNIUM (wird immer frecher) Nichts. Du hast ja nichts. B
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gemeint ist: diskurieren korrigiert aus: sóllen korrigiert aus: habs
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 31
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A5 (Korrekturschicht)
Lesetext
A UFSEHER Mich sollen doch alle Götter strafen -P AEGNIUM (fällt ihm ins Wort) Das wünsch ich Dir auch als guter Freund. A UFSEHER Jetzt steht die Welt nimmer lang! E INE S KLAVIN (schrill) Hoffentlich! Hoffentlich geht bald alles unter! (Stille) P AEGNIUM Apropos untergehen: wo unsere Herrschaft jetzt wohl segeln mag? M ATROSA Segeln wird sie kaum, denn es weht ja nicht das geringste Lüftchen -E IN S KLAVE Es ist schwül, als käm ein Wetter. P AEGNIUM Ich seh noch keine Wolke -E INE S KLAVIN Oh, das geht rasch! A UFSEHER Ohne Wind wird nur gerudert, gerudert. D IE S KLAVEN (singen) Bet und ruder! ruft die Welt Bete kurz, denn Zeit ist Geld! An die Kette pocht der Tod Bete kurz, denn Zeit ist Brot! N
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Und Du ackerst und Du säst Und Du nietest und Du nähst Und Du hämmerst und Du spinnst Sag, oh Sklav, was Du gewinnst!
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Wirkst am Webstuhl Tag und Nacht Schürfst im Erz- und Kohlenschacht Füllst des Ueberflusses Horn Füllst es hoch mit Wein und Korn.
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Alles ist Dein Werk! oh sprich Alles, aber nichts für Dich! Und von allem nur allein Die Du schmiedst, die Kette, Dein --
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Was Ihr hebt ans Sonnenlicht Schätze sind es für den Wicht Was Ihr kleidet und beschuht Tritt auf Euch voll Uebermut.
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Bet und ruder! ruft die Welt Bete kurz, denn Zeit ist Geld! An die Kette pocht der Tod Bete kurz, denn Zeit ist Brot -- -A UFSEHER (zu M ATROSA ) Wieviel war denn eigentlich in der Kasse? M ATROSA (in Gedanken) In was für einer Kasse? A UFSEHER Na in unserer Kasse, die gestern geplündert worden ist! M ATROSA Ahso! Keine Ahnung -P AEGNIUM Das weiss nur Toxilus persönlich, denn er hat die Schlüssel zur Kasse. M ATROSA (horcht unwillkürlich auf) Toxilus? Soso. A UFSEHER (horcht auf; zu M ATROSA ) Was heisst das? Dieses eigentümliche „soso“?
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 33
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
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Na,N ] genommenN ]
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 34
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Lesetext
M ATROSA Nur so. (Stille) A UFSEHER Du willst doch damit nicht soso etwa ausdrücken, dass unser allseits verehrter Freund Toxilus soso die Finger im Spiel dabei -M ATROSA (fällt ihm ins Wort) Ich will nichts gesagt haben! A UFSEHER Soso. (er braust plötzlich auf) Aber das wär ja allerhand! P AEGNIUM Natürlich hat er seine Finger dabei. M ATROSA Was redest Du da?! Schämst Du Dich nicht?! P AEGNIUM Ich weiss Bescheid. M ATROSA Nichts weisst Du, nichts, Lausbub, verteufelter! A UFSEHER (zu M ATROSA ) Ich versteh Deine eigentümliche Aufregung nicht -M ATROSA (fällt ihm ins Wort) Ich kann es nicht leiden, dass jemand beschuldigt wird ohne zwingende Beweise -- oh, ich kenn das selber! Wie oft hat man mich schon verleumdet! A UFSEHER (schreit) Also was ist los?! Hat er die Finger im Spiel -- ja oder nein?! P AEGNIUM Ich hab ihn nämlich zuvor belauscht, bei Lemniselenis -M ATROSA (unterbricht ihn) Was?! Er steckt schon wieder bei ihr?! P AEGNIUM Er steckt noch immer bei ihr! M ATROSA Skandal! Na, lang dauerts nimmer, der Dordalus muss ja jeden Moment erscheinen -A UFSEHER (unterbricht sie brüllend) Dordalus hin und her! Was ist also mit seinen Fingern?! P AEGNIUM Sie stecken drinn! Er hat das Geld! A LLE S KLAVEN (die interessiert nähergetreten waren) Das Geld?! P AEGNIUM Toxilus hat das Geld! A UFSEHER (schnappt ausser sich nach Luft) Mich trifft der Schlag -- (er muss sich setzen) P AEGNIUM (zu den S KLAVEN ) Grad hat er es seiner Lemniselenis erzählt, wie sich der Oberdieb wiederhergeschlichen, knapp vor Sonnenaufgang, und wie ihm der Gauner das Geld abgezählt überreicht hat -- sechshundert Silberlinge! A UFSEHER (schnellt wieder empor) Wieviel?! A LLE S KLAVEN Sechshundert?! P AEGNIUM Ja. (Stille) A UFSEHER (zu den erstarrten S KLAVEN ) Hört Ihr das? Hört Ihr es, wie sich Euer Toxilus benimmt -- Euer Abgott, Euer Wohltäter, Euer Götterliebling?! Wenn Ihr müde von des Tages Last im Keller ruht, räubert er die Kasse aus, aber wenn die Herrschaft zurückkommt, kriegt Ihr die Prügel, Ihr, inclusive mir, weil hier eingebrochen worden ist -- aber diese Prügel sind Euch vielleicht am End noch wurscht, Ihr Haus- und Hofteppen, Ihr seid es ja im Stand und kümmert Euch nur um die Prügel, die ich austeil! Was sagt Ihr nun zu Toxilus?! A LLE S KLAVEN Wir alle, jeder und jede, hätten das Geld auch genommen Wenn uns die Gnade der Götter hätt einen Weg gewiesen Um ohne Gefahr und frei von lästiger Störung Die Kasse der Herrschaft zu plündern. B
20
K3/TS7/A5 (Korrekturschicht)
Na\,/ [gestohlen] |genommen|
214
N
ÖLA 3/W 108 – BS 29 c [6], Bl. 4
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A5 (Korrekturschicht)
Lesetext
Wir alle Hätten so gerne gestohlen
B N
Ohne an die Unbill der Unschuld zu denken. Doch in diesem Falle Wo von der Missetat keiner und keine von uns etwas hat Holen wir uns den Missetäter, ihn zu verprügeln nach Noten! A UFSEHER Ganz meine Meinung! Auf zu Toxilus! A LLE (ausser M ATROSA ) Zu Toxilus! Zu Toxilus! 10 T OXILUS (tritt rasch aus der Villa) Ihr ruft meinen Namen? A UFSEHER (höhnisch) Ah guten Morgen, der Herr! Wie blass Du bist -T OXILUS (lächelt leise) Blass vor Glück. A UFSEHER Du Glückspilz – Gratuliere! Weiss bist Du bereits, jetzt wirst Du halt grün und blau – (er krempelt seine Aermel hoch und auch A LLE S KLAVEN tun 15 desgleichen, soweit sie welche haben und herrscht ihn an) Her mit dem Geld! Wir sind im Bilde und wissen alles! A LLE S KLAVEN Alles! Alles ! T OXILUS (unbewegt) A UFSEHER Her mit den sechshundert Silberling und zurück damit in die Kasse! 20 A LLE S KLAVEN Oh Freund, nicht in die Kasse gebe der Mann das Geld zurück Das Geld, das er durch frevle Tat in tiefer Nacht sich erworben Lieber verteile er es unter uns, wenn er es eh schon besitzt Damit auch wir uns an seinem Verbrechen erfreuen! A UFSEHER Ah da schau her! 25 T OXILUS (plötzlich) Freunde! Mitsklaven ! Römer! A LLE S KLAVEN Nenn mich nicht Römer, ich bin ein Grieche! Und ich ein Teutone! Und ich Aegypter! Medier! Phrygier! Gallier! Zimber! L EMNISELENIS (tritt eilends aus der Villa) Welch Geschrei! Was soll das Getümmel?! 30 T OXILUS (winkt ihr ab und wendet sich an die S KLAVEN ) B
5
ÖLA 3/W 108 – BS 29 c [6], Bl. 5
N
B
N
B
B
B
B
N
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] in diesemN ] Bder MissetatN ] BetwasN ] BWieN ] BDu bistN ] BBlassN ] BDu Glückspilz –N ] BWeiss f blau –N ]
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3 5 6 6 11 11 12 13 13–14
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gestrichen: \hoch/
B
15 17 18 23 25
B
i[n][|m|]|n| [vorliegendem] |diesem| de[m]|r| [frevlem Raube] |Missetat| [was] |etwas| [Du siehst] |Wie| [aus] |Du bist| [Ich bin] [b]|B|lass \Du Glückspilz –/ (1) Du bist Dir wohl im Klaren, welches \grösseres/ Glück Dich jetzt erwartet -(2) \Weiss f blau –/ haben[)]|und f an)| Alles[-]|!| [a]|A|lles [So?] [Verbrechen] [|Raub|] gestrichen: \T OXILUS Freunde! {Mitsklaven!} Römer D IE S KLAVEN /
25–27 25 25 26 28
B
ergänzt aus ÖLA 3/W 108 – BS 29 c [6], Bl. 3
B
\(plötzlich)/ Mitsklave[{n}]|n| [D IE ] |A LLE | [Oh,] [w]|W|elch
haben f an)N ] Alles! AllesN ] B N] BVerbrechenN ] B N] B
T OXILUS f Zimber!N ] (plötzlich)N ] BMitsklavenN ] BA LLE N ] BWelchN ]
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ÖLA 3/W 105 – BS 29 c [3], Bl. 1
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A5 (Korrekturschicht)
Oh Freunde! Wie rührt mich Euere fremde Vielheit , Die mich zu innerst mit Euerem äusserlichem Schicksal verbindet! Wohl kommt Ihr alle anderswo her, nur nicht aus jener Stadt, Der Ihr dient – und mit der Ihr ansonst nichts zu schaffen habt! Verzeiht mir meine Anrede, Ich sehe die ganze Welt hier vor mir, Söhne und Töchter aus jedem Lande -- und sehe das Schicksal der Söhne und Töchter aus allen Ländern der Welt – ausser jener Stadt, Der wir dienen – und die nichts, nichts, nichts mit uns zu schaffen hat! A UFSEHER (zu den S KLAVEN ) Passt auf! Er wickelt Euch ein! T OXILUS Weder Euch ein, noch mich heraus! Kennt Ihr denn nicht mehr Eueren Toxilus, wie oft hab ich Euch beschützt vor der sinnlosen Wut der Herrschaft?! Und vor Jenem! Hab ich ihm nicht erst gestern die Peitsche weggenommen?! A UFSEHER Jawohl! Damit ich Dir nicht auf die Finger {klopfen} kann, wenn Du die Kasse öffnest! T OXILUS Oh, ich steige nicht gern auf diese Ebenen persönlicher Ressentiments herab! A UFSEHER Red so, dass Dich jeder versteht! T OXILUS Wie Du willst! Also: halts Maul, Du Tepp, Du blöder Aff; Du Peitschenkrämer, Prügelwart, Idiot, Ochs! Herrschaftsknecht! S KLAVEN (lachen) A UFSEHER Lacht nur, lacht! So gehts dem Manne, der sich um das Gemeinwohl kümmert! Das ist der Dank! T OXILUS Ein jeder von Euch, könnte mir danken Ich hab es nie beansprucht B
B
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B
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5
Lesetext
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NN
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2 2 2 3 3 3 4 4 5 6–9 7–9 11
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12 14–24 15 17 19–24 23 24 25
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EuereN ] fremde VielheitN ]
Die michN ] innerstN ] BEuerem f SchicksalN ] BWohlN ] BIhr alleN ] BjenerN ] Bdient f habt!N ] BansonstN ] BVerzeiht f Anrede,N ] Bund f hat!N ] Bausser f hat!N ] BWeder f heraus!N ] B
mehrN ] Und f Dank!N ] BnichtN ] BRessentimentsN ] BA UFSEHER f Dank!N ] BSo gehtsN ] BDas f Dank!N ] BT OXILUS N ] B
Euer\e/ [gemeinsames Schicksal] [|fremde Mis|] [|gemischte Fremdheit|] |fremde Vielheit| D[as]|ie|[s] [Euch] |mich| [tiefst] |innerst| [Euch] |Euerem \äusserlichem/ Schicksal| [Ihr] [|Alle|] |Wohl| [alle] |Ihr alle| [der] |jener| dient[.]|–| \[Nichts habt Ihr mit der] |und f habt!|/ \ansonst/ \Verzeiht f Anrede, [dass ich Euch für Römer hielt]/ \und f hat!/ [ausser Rom.] |aus\ser/ f hat!| (1) Ich wickle [nicht[\./|!| [ein]] [|weder ein, noch aus|], das hab ich beim Jupiter nicht nötig! (2) \Weder f heraus!/ \mehr/ \Und f Dank!/ [keine rüberzi] |nicht| [Ranküne] |Ressentiments| A UFSEHER f Dank! [Der] |So gehts| [Habts mich gern!] |Das f Dank!| eingefügt
216
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A5 (Korrekturschicht)
Lesetext
Ein jeder und jede hat schon mal Danke! zu mir gesagt Nun will ich einmal zu Euch Danke sagen dürfen Erlaubt es mir, bitte. D IE S KLAVEN (krempeln die Aermel wieder ab) A UFSEHER (lacht kurz höhnisch hellauf) B
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T OXILUS Lach nur, lach! Ich sehe mit Freuden, ihr krempelt die Aermel wieder herab Von den Armen, den drohend gegen mich erhobenen -Gewiss, ich könnt es verstehen, wenn Ihr mich steinigen wolltet Denn ich habe das Geld gestohlen Und Ihr denkt, ich hätte nicht gedacht, dass es auf Eueren Buckel ausgeht! Oh Irrtum! Ich habe daran gedacht -- jawohl! Und habe es trotzdem gestohlen! A UFSEHER Er brüstet sich noch! D IE S KLAVEN (zum Aufseher) Ruhe! T OXILUS Nein! Meine Brust ist nicht zum brüsten da, sondern damit sie ein Haus ist für ein Herz! Ich habe es lange erwogen -Doch es geht um einen Menschen -S KLAVEN Um wen? T OXILUS Um einen Mensch. Nicht für mich hab ich das Geld gestohlen Sondern für einen Sklaven, den ich freikaufen möchte mit dem Geld -A UFSEHER (krempelt sich die Ärmel herab) T OXILUS Auch der letzte Ärmel fällt! A UFSEHER Lach nur, lach, Verbrecher – (er lächelt) T OXILUS Es ist ein armes Kind -Helft mir dabei! Lasst sie frei! Das ist meine Bitte an Euch! Das sei Euer Dank an mich! Hier steht sie -Lemniselenis! N
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1 4–5 6 7 12 12 13 14–18 17 17 21–22 24 24 25–27 27 28 30
Danke! zuN ] ab) f hellauf)N ] B N] BT OXILUS f lach!N ] BIhr f nichtN ] Bausgeht!N ] BOh Irrtum!N ] BUnd f Herz!N ] BbrüstenN ] BsieN ] BS KLAVEN f Mensch.N ] BeinenN ] BGeld --N ] BA UFSEHER f lächelt)N ] Blach f lächelt)N ] BT OXILUS N ] BDas f mich!N ]
N
B
korrigiert aus: Danke!nzu
B
ab\)/ [und auch der] A UFSEHER [)] \(lacht f hellauf)/ [Gewiss, ich habe das Geld gestohlen] \T OXILUS f lach!/ [nicht] |Ihr f nicht| ausgeht\!/ \Oh Irrtum!/ \Und f Herz!/ [{brüsten}] |brüsten| [{sie}] |sie| \S KLAVEN f Mensch./ korrigiert aus: eine korrigiert aus: Geld-\A UFSEHER f lächelt)/ lach[!]|,| [Idiot[!]|,|] |Verbrecher f lächelt)| eingefügt
\Das f mich!/
217
N
ÖLA 3/W 105 – BS 29 c [3], Bl. 2
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A5 (Korrekturschicht)
E INE S KLAVIN Was? Die?! Das nennst Du eine Sklavin?! Das wär mir eine feine Sklavin, nichts arbeiten, nur den ganzen Tag auf seidenen Kissen liegen und sich parfümieren! Sowas soll man noch um sein Geld freikaufen, für sowas den Bukkel hinhalten?! Nein, nie! Nie! Kauf eine arme Sklavin frei, aber keine Reiche! Eine hässliche, aber keine Schöne! L EMNISELENIS Oh Schwester! Was weisst Du von der reichen Sklaven Leid! Ich liege auf Kissen und Pölstern -- doch mein Herz liegt auf Stein. Auf einem Stein, wo das Wasser friert. Was weisst Du von der armen Schönheit Kummer ? Wie schwer ist es Liebe zu geben gegen Lohn! Wie schwer ist es wiederzulieben, ohne geliebt zu werden! Lieben ist leichter als arbeiten! D IE S KLAVIN Lüg nicht! E IN S KLAVE (zu S KLAVIN ) Sei so gut! D IE S KLAVIN Lass mich! (zu Lemniselenis) Hochmütige Gans! L EMNISELENIS Du hast recht, wenn Du beschimpfst – und doch nicht recht. Ich lüge oft, immer und immer, aber jetzt lüge ich nicht, so wahr es Götter gibt, so wahr es einen Jupiter gibt, eine Venus und einen Apoll! Ich lüge nicht. Ich weiss, ich habe Euch oft über die Achsel angesehen -- aber ich bin Eueresgleichen. Ich habe oft weggesehen, wenn ich an Euch vorbei bin, aber nicht, weil Ihr unparfümiert wart , sondern weil ich Angst hatte vor Eueren Augen, vor Eueren Gesichtern, vor Euerer gebückten Gestalt! Jetzt seh ich Euch in die Augen, verzeiht mir meine Schuld! Seid mir nicht böse! Ich sehe Euch alle an und möchte keinen vergessen – möchte immer Euere Gesichter vor mir sehen! Und, wenn Ihr mich jetzt freikauft, dann will ich es Euch jetzt vor allen Göttern versprechen, dass ich Euch nie vergessen werde, dass ich für Euch alle sorgen werde! Betrachtet mich als Euer Schwert! Schickt mich als freien Menschen unter Euere freien Feinde hinein! Ich mähe sie alle nieder -- jeden und jede, die mir begegnet! Wenn Ihr es wünscht, hol ich mir jede Seuche, nur um sie anzustecken -- am liebsten möcht ich alle ausrotten und als Letzte dann mich selbst, als die letzte Freie! Nicht mitzulieben, mitzuhassen bin ich da! B
5
Lesetext
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wärN ] feineN ] BKummerN ] Bnicht!N ] B N] BLieben f arbeiten!N ] BD IE f Gans!N ] B N] B(zu Lemniselenis)N ] BHochmütigeN ] BL EMNISELENIS N ] BDu f Apoll!N ] BIch f immer,N ] Bso wahrN ] BwartN ] BIch f sehen!N ] Bam f Freie!N ]
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alle f Freie!N ]
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B
dannN ] ]
B
B N
[ist] |wär| [schöne] |feine| [Plagen] |Kummer| korrigiert aus: nicht[!] [|,|] [\{horch zu}/] xLieben f arbeiten! \D IE f Gans!/ [Lieben ist leichter \als/ arbeiten]f x \(zu Lemniselenis)/ [Die] [h]|H|ochmütige L E \M /NISELENIS \Du f Apoll!/ [Denn ich lüge nie.] |Ich f immer,| [sow] |so wahr| korrigiert aus: war \Ich f sehen!/ (1) ich rotte sie (2) am f Freie! (1) alle aus und am Schluss \als Letzte/ mich, als letzte Freie! (2) \alle f Freie!/ \dann/ [M ATROSA (bei Seite) Ein dummes Mädel.]
218
NN
ÖLA 3/W 105 – BS 29 c [3], Bl. 3
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A5 (Korrekturschicht)
Lesetext
A LLE S KLAVEN Heil Lemniselenis! Wir kaufen Dich frei! Wir kaufen Dich frei! Mit dem Pfeil, dem Bogen Kommt der Schütz gezogen Über Berg und Tal Rauscht der Wasserfall! Heil! Heil! Heil! T OXILUS Halt! Warum solch sinnlos Reden, Freunde! Warum berauscht Ihr Euch am Wort! In einem fort?! Denkt doch lieber, denkt! S KLAVEN Denken! Wie schwer fällt das dem Unfreien Er hört lieber den Laut, als den Sinn Lieber die Dynamik, die für die Schwachen im Geiste gilt. Langes Arbeiten entwöhnt der Logik! Lieber laut, nur alles übertönen! Kritik und Skepsis! Lieber laut! Lieber laut! Es ist so bequem! T OXILUS Nur keine Bequemlichkeit! Ihr sollt es nicht bequem haben, dazu habt Ihr kein Recht! S KLAVE Höhne uns nicht! Doch vielleicht hast Du recht! Lasst uns mal leise denken – (sie denken) (Stille) T OXILUS Nun? S KLAVEN Wir denken, doch es kommt nichts dabei heraus. Wir denken, es müsst uns wer was sagen. Wir denken, dass wir warten. T OXILUS (mit ganz leiser Ironie) Auf was? M ATROSA He, Toxilus! Und was geschieht eigentlich mit mir, wenn Lemniselenis frei wird? T OXILUS Mit Dir? Da Du ja gewissermassen nur die Zuwag bist, Du wirst mit ihr gekauft und verkauft – und wirst also auch mit ihr frei! B
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BB
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N B
1 2–25 2–6
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Lemniselenis!N ] Mit f was?N ] BMit f Heil!N ]
3 7 8 15–18 18 18 20–21 24 25 25
B
26 26 26 28 28 28 28–29 29
B
B
der SchützN ] Halt!N ] BIn f fort?!N ] BEs f nicht!N ] BDoch f recht!N ] BLasstN ] B(Stille f Nun?N ] Bdenken, dassN ] B(mit f Ironie)N ] Bwas?N ] B
He, Toxilus!N ] geschiehtN ] BLemniselenisN ] BDa f gewissermassenN ] BZuwag bist,N ] BZuwagN ] Bihr f wirstN ] BalsoN ] B
B
BB
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Lemniselenis[!][|,|]|!| [Heil!] \Mit f was?/ [\Heil! Heil! Heil! Ein Wort ist [{kein}] |kein| Pfeil [Sonst hätten] |Ein Pf|] |Mit f Heil!| [das Recht] |der Schütz| \Halt!/ \In f fort?!/ \Es f nicht!/ Doch[:] |vielleicht f recht!| [l]|L|asst [W] |(Stille f Nun?| denken\,/ [nicht,] |dass| \(mit f Ironie)/ (1) [was] \warten wir denn?/ (2) [was] |was?| \[He, Toxilus!] |He, Toxilus!|/ geschi[ eht]|eht| [sie] |Lemniselenis| [Du gehörst ja zu ihr, Du bist ja] |Da f gewissermassen| Zuwag[,]|bist,| gemeint ist: Zuwaage ihr1 verkauft4 \und3 gekauft2 –5/ und6 wirst7 \also/
219
N
B
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A5 (Korrekturschicht)
M ATROSA Frei?! Ich auch?! T OXILUS Logisch! M ATROSA Frei! B
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B
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B
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\Abbruch der Bearbeitung\
1 2 3
Frei?!N ] Logisch!N ] BFrei!N ] B B
[Frei?!] [Natürlich!] |Logisch!| \Frei!/
220
Lesetext
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A6 (Korrekturschicht)
Lesetext
DRITTER AKT
Am nächsten Morgen. Wieder scheint die Sonne, doch diesmal wie durch Nebel, trotz des blauen Himmels. Die S KLAVEN und die S KLAVINNEN sitzen vor der Villa und frühstücken. M ATROSA , mit einem Verband um den Kopf, P AEGNIUM und der A UFSEHER sind auch dabei.
5
10
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 30
A UFSEHER (zu P AEGNIUM ) Du hättest ihm ein Bein stellen sollen, zimperlicher Bursche! P AEGNIUM Ich? A UFSEHER Jawohl, Du! Mit Einbrechern muss man deutlich dischkurieren ! Bein stellen und schon drauf, Daumen in die Augen, Knie auf die Brust, Knöchel verdrehen, Arm auskegeln, Tritt übers Schienbein und ein Schlag mit der Kante der äusseren Handfläche nach der Gurgelgegend -- das hätt sich gehört! Aber nicht weglaufen mit Hilfegeplärr! Dann hätten wir jetzt diese Wegelagerer und das Geld in der Kasse wär gerettet! M ATROSA Du redest Dich leicht mit Deiner Muskulatur! Aber dies schmächtige Bürscherl hätts mit einem solchem Halunken aufnehmen sollen?! Du hättest den sehen sollen , der mir eine über den Schädel gehaut hat -- breit wie ein Bär und stark wie ein Ochs! P AEGNIUM Und ausserdem warens zu dritt! A UFSEHER Zu dritt-zu dritt! Wie ich in Deinem Alter war, hab ichs mal mit sechs allein aufgenommen -- mit sechs Riesen, die kleinere Bäum mit der linken Hand samt den Wurzeln aus der Erde gerissen haben, und zwar aus einem steinigem Boden -M ATROSA (unterbricht ihn) Nanana! Du renommierst schon manchmal, wie unser Herr Gloriosus! A UFSEHER (herrscht M ATROSA an) Vergleich mich nicht mit dem Trottel, ja?! D IE S KLAVEN (lachen) A UFSEHER (herrscht die S KLAVEN an) Ruhe! Lacht nicht! Kuscht und fresst ! E IN S KLAVE Kusch selber und friss! A UFSEHER (schnellt empor) Was?! D ER S KLAVE Vergiss es nur ja nicht, dass Du keine Peitschen mehr hast! Freu Dich lieber, dass wirs vergessen, dass Du mal eine gehabt hast! Glotz nicht so blöd, sonst schütt ich Dir meine Suppe ins Gesicht! A UFSEHER (überaus perplex) Was sagt man! P AEGNIUM Kusch und friss. A UFSEHER Wie bitte?! Das wagst Du? Mir? Dem älteren Manne?! P AEGNIUM Du bist ein Sklav, genau wie ich. A UFSEHER So? Na pass nur auf, was ich Dir geben werde -P AEGNIUM (wird immer frecher) Nichts. Du hast ja nichts. B
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11 19 22 26 28 30 38 39–222,2
dischkurierenN ] sollenN ] BhabN ] BDuN ] B N] BfresstN ] BA UFSEHER f Manne?!N ] BP AEGNIUM f Freund.N ] B B
gemeint ist: diskurieren korrigiert aus: sóllen korrigiert aus: habs
Du[{ }] [eitlen] fr[i]|e|sst Textentlehnung Plautus, PER10 Textentlehnung Plautus, PER11
221
N
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 31
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A6 (Korrekturschicht)
Lesetext
A UFSEHER Mich sollen doch alle Götter strafen -P AEGNIUM (fällt ihm ins Wort) Das wünsch ich Dir auch als guter Freund. A UFSEHER Jetzt steht die Welt nimmer lang! E INE S KLAVIN (schrill) Hoffentlich! Hoffentlich geht bald alles unter! (Stille) P AEGNIUM Apropos untergehen: wo unsere Herrschaft jetzt wohl segeln mag? M ATROSA Segeln wird sie kaum, denn es weht ja nicht das geringste Lüftchen -E IN S KLAVE Es ist schwül, als käm ein Wetter. P AEGNIUM Ich seh noch keine Wolke -E INE S KLAVIN Oh, das geht rasch! A UFSEHER Ohne Wind wird nur gerudert, gerudert. D IE S KLAVEN (singen) Bet und ruder! ruft die Welt Bete kurz, denn Zeit ist Geld! An die Kette pocht der Tod Bete kurz, denn Zeit ist Brot! N
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Und Du ackerst und Du säst Und Du nietest und Du nähst Und Du hämmerst und Du spinnst Sag, oh Sklav, was Du gewinnst!
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Wirkst am Webstuhl Tag und Nacht Schürfst im Erz- und Kohlenschacht Füllst des Ueberflusses Horn Füllst es hoch mit Wein und Korn.
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Alles ist Dein Werk! oh sprich Alles, aber nichts für Dich! Und von allem nur allein Die Du schmiedst, die Kette, Dein --
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Was Ihr hebt ans Sonnenlicht Schätze sind es für den Wicht Was Ihr kleidet und beschuht Tritt auf Euch voll Uebermut.
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 32
Bet und ruder! ruft die Welt Bete kurz, denn Zeit ist Geld! An die Kette pocht der Tod Bete kurz, denn Zeit ist Brot -- -A UFSEHER (zu M ATROSA ) Wieviel war denn eigentlich in der Kasse? M ATROSA (in Gedanken) In was für einer Kasse? A UFSEHER Na in unserer Kasse, die gestern geplündert worden ist! M ATROSA Ahso! Keine Ahnung -P AEGNIUM Das weiss nur Toxilus persönlich, denn er hat die Schlüssel zur Kasse. M ATROSA (horcht unwillkürlich auf) Toxilus? Soso. A UFSEHER (horcht auf; zu M ATROSA ) Was heisst das? Dieses eigentümliche „soso“?
222
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 33
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
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19 42
B B
Na,N ] genommenN ]
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 34
N
B
45
Lesetext
M ATROSA Nur so. (Stille) A UFSEHER Du willst doch damit nicht soso etwa ausdrücken, dass unser allseits verehrter Freund Toxilus soso die Finger im Spiel dabei -M ATROSA (fällt ihm ins Wort) Ich will nichts gesagt haben! A UFSEHER Soso. (er braust plötzlich auf) Aber das wär ja allerhand! P AEGNIUM Natürlich hat er seine Finger dabei. M ATROSA Was redest Du da?! Schämst Du Dich nicht?! P AEGNIUM Ich weiss Bescheid. M ATROSA Nichts weisst Du, nichts, Lausbub, verteufelter! A UFSEHER (zu M ATROSA ) Ich versteh Deine eigentümliche Aufregung nicht -M ATROSA (fällt ihm ins Wort) Ich kann es nicht leiden, dass jemand beschuldigt wird ohne zwingende Beweise -- oh, ich kenn das selber! Wie oft hat man mich schon verleumdet! A UFSEHER (schreit) Also was ist los?! Hat er die Finger im Spiel -- ja oder nein?! P AEGNIUM Ich hab ihn nämlich zuvor belauscht, bei Lemniselenis -M ATROSA (unterbricht ihn) Was?! Er steckt schon wieder bei ihr?! P AEGNIUM Er steckt noch immer bei ihr! M ATROSA Skandal! Na, lang dauerts nimmer, der Dordalus muss ja jeden Moment erscheinen -A UFSEHER (unterbricht sie brüllend) Dordalus hin und her! Was ist also mit seinen Fingern?! P AEGNIUM Sie stecken drinn! Er hat das Geld! A LLE S KLAVEN (die interessiert nähergetreten waren) Das Geld?! P AEGNIUM Toxilus hat das Geld! A UFSEHER (schnappt ausser sich nach Luft) Mich trifft der Schlag -- (er muss sich setzen) P AEGNIUM (zu den S KLAVEN ) Grad hat er es seiner Lemniselenis erzählt, wie sich der Oberdieb wiederhergeschlichen, knapp vor Sonnenaufgang, und wie ihm der Gauner das Geld abgezählt überreicht hat -- sechshundert Silberlinge! A UFSEHER (schnellt wieder empor) Wieviel?! A LLE S KLAVEN Sechshundert?! P AEGNIUM Ja. (Stille) A UFSEHER (zu den erstarrten S KLAVEN ) Hört Ihr das? Hört Ihr es, wie sich Euer Toxilus benimmt -- Euer Abgott, Euer Wohltäter, Euer Götterliebling?! Wenn Ihr müde von des Tages Last im Keller ruht, räubert er die Kasse aus, aber wenn die Herrschaft zurückkommt, kriegt Ihr die Prügel, Ihr, inclusive mir, weil hier eingebrochen worden ist -- aber diese Prügel sind Euch vielleicht am End noch wurscht, Ihr Haus- und Hofteppen, Ihr seid es ja im Stand und kümmert Euch nur um die Prügel, die ich austeil! Was sagt Ihr nun zu Toxilus?! A LLE S KLAVEN Wir alle, jeder und jede, hätten das Geld auch genommen Wenn uns die Gnade der Götter hätt einen Weg gewiesen Um ohne Gefahr und frei von lästiger Störung Die Kasse der Herrschaft zu plündern. B
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K3/TS7/A6 (Korrekturschicht)
Na\,/ [gestohlen] |genommen|
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ÖLA 3/W 108 – BS 29 c [6], Bl. 4
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
5
10
K3/TS7/A6 (Korrekturschicht)
Wir alle Hätten so gerne gestohlen Ohne an die Unbill der Unschuld zu denken. Doch in diesem Falle Wo von der Missetat keiner und keine von uns etwas hat Holen wir uns den Missetäter, ihn zu verprügeln nach Noten! A UFSEHER Ganz meine Meinung! Auf zu Toxilus! A LLE (ausser M ATROSA ) Zu Toxilus! Zu Toxilus! T OXILUS (tritt rasch aus der Villa) Ihr ruft meinen Namen? Da bin ich! A UFSEHER (höhnisch) Guten Morgen, der Herr! Wie blass Du bist -T OXILUS (lächelt) Blass vor Glück. A UFSEHER Gratuliere! Kannst Du es erraten, welch grösseres Glück Dich noch erwartet? (er krempelt seine Aermel hoch und auch ALLE S KLAVEN tun desgleichen, soweit sie welche haben) Weiss vor Blässe bist ja bereits, jetzt wirst bald grün und blau -- (er herrscht ihn an) Her mit dem Geld! Wir sind im Bilde und wissen alles! A LLE S KLAVEN Alles! Alles! T OXILUS (unbewegt) A UFSEHER Her mit den sechshundert Silberling und zurück damit in die Kasse! A LLE S KLAVEN Oh Freund, nicht in die Kasse gebe der Mann das Geld zurück Das Geld, das er durch frevle Tat in tiefer Nacht sich erworben Lieber verteile er es unter uns, wenn er es eh schon besitzt Damit auch wir uns an seinem Verbrechen erfreuen! A UFSEHER Ah da schau her! T OXILUS (plötzlich) Freunde! Mitsklaven! Römer! A LLE S KLAVEN Nenn mich nicht Römer, ich bin ein Grieche! Und ich ein Teutone! Und ich Aegypter! Medier! Phrygier! Gallier! Zimber! L EMNISELENIS (tritt eilends aus der Villa) Welch Geschrei! Was soll das Getümmel?! T OXILUS (winkt ihr ab und wendet sich an die S KLAVEN ) Nur auf ein Wort, oh Freunde! Wie rührt mich Euere äusserlich fremde Vielheit Die mich zu innerst mit Euerem Schicksal verbindet! Wohl kommen wir alle anderswo her, doch keiner aus jener Stadt Der wir dienen -- und die mit uns ansonst auch nichts zu schaffen hat! Hier steht Ihr nun, Söhne und Töchter aus allen Ländern dieser Welt Und wollt mit mir teilen das Geld Das ich gestohlen -A UFSEHER (zu den S KLAVEN ) Aufgepasst! Er wickelt Euch ein! B
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B
B
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B
13 14 14 31 32 32 33 34 34 35 37 38
hochN ] ] B N] Bäusserlich f VielheitN ] BinnerstN ] B N] Bdoch keinerN ] Bwir dienenN ] Bansonst auchN ] BdieserN ] B N] BAufgepasst!N ] B
B N
ÖLA 3/W 108 – BS 29 c [6], Bl. 10
B N
N
N
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 35
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B N
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Lesetext
N
\hoch/ [Du] [Du] [äusserliche Fremdheit] [|äu|] |äusserlich f Vielheit| [innerst] [|tiefst|] [\äusserlichn/] [|innerstem|] [nur nicht] |doch keiner| [Ihr] |wir| dien[t]|en| [ansonsten] |ansonst auch| [der] |dieser| [hab] [Passt auf!] |Aufgepasst!|
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N
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 35
ÖLA 3/W 108 – BS 29 c [6], Bl. 6
ÖLA 3/W 106 – BS 29 c [4], Bl. 1
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A6 (Korrekturschicht)
Lesetext
T OXILUS Ich wickle nicht! Weder Euch ein, noch mich heraus! Beim Jupiter, das hat ein Toxilus nicht nötig! Kennt Ihr mich denn nichtmehr, mich, Eueren Freund -habt Ihr es denn vergessen, wie oft ich Euch beschützte vor Hoffart , Wut, und unserer Herrschaft?! Und -- (er deutet auf den A UFSEHER ) vor Übermut jenem ! Hab denn nicht ich ihm erst gestern seine Peitsche genommen -- ja oder nein?! A UFSEHER Jawohl! Damit ich Dir nicht auf die Finger klopfen kann, wenn Du die Kasse öffnest! T OXILUS Oh, ich steige so ungern in Deine Arena persönlicher Ressentiments hinab ! A UFSEHER Red so, dass Dich jeder versteht! T OXILUS Wie Du befiehlst! Also: halt Deinen Mund, Peitschenpintscher, Knutenkuli , Prügelwart! Auf den Baum mit Dir, Pavian! Knabber dort droben Deine Kokosnuss auf und gib Ruh, wenn sich ein braver Mann vor braven Menschen verteidigt! A LLE S KLAVEN Gib Ruh! Gib Ruh! (Stille) T OXILUS Von Dank zu reden gebührt nur mir. Ihr alle, jeder und jede, habt schon mal Danke zu mir gesagt Danke für irgendeinen, grossen oder kleinen Dienst -Wer von Euch mir noch nie gedankt, der trete vor! K EINER (rührt sich) T OXILUS Wusst ichs doch! Und nun Freunde gewährt mir eine grosse Bitte, erfüllt mir einen Wunsch: Lasst mich Euch danke sagen B
N
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N B N B N
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N
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3 3 3–4 4 4 5 5 9 9 10 12–13
B
HoffartN ] ] Bund ÜbermutN ] B N] B N] BjenemN ] BoderN ] Bso ungernN ] Bin f ArenaN ] BhinabN ] Bhalt f KnutenkuliN ]
13–15
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13 13 16–17
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19 20 20 24 24 25
B
B N
Prügelwart f verteidigt!N ]
Prügelwart!N ] KnabberN ] BA LLE f Stille)N ] B
DankeN ] irgendeinen,N ] Bgrossen f kleinenN ] BFreundeN ] BBitte f Wunsch:N ] BLasst f sagenN ] B
[der Hochmut] |Hoffart| [der] [der üblen Laune] |und Übermut| gestrichen: , [der Sekkatur] [J]|j|enem korrigiert aus: ode [nicht gerne] |so ungern| [auf diese Ebene] |in [diese] |Deine| Arena| h[er]|in|ab halt[s] [Maul, Peitschenkrämer] |Deinen Mund, [Peitschen[{krämer}]|{feldherr},| ] |Peitschenpintscher, Knutenkuli|| Prügelwart[,]|,| [\und/ Herrschaftshund!] [|Idiot und [blö] |tepperter| Aff!|] [|Pavian!|] [|hoch- und herrschaftlicher Pavian!|] |Auf f verteidigt!| korrigiert aus: Prügelwart, [K] [|Fresse|] [|Knack|] |Knabber| (1) D IE S KLAVEN (lachen) \A UFSEHER {Auch das}! das ist der Dank./ (2) \A LLE f Stille)/ Danke[\!/] irgendein\en,/ kleinen2 \oder/ grossen1 \Freunde/ Bitte[:]|,| \erfüllt f Wunsch:/ (1) Lasst mich \auch/ einmal [Euch] danke\n/ [sagen] dürfen -(2) \Lasst f sagen/
225
ÖLA 3/W 106 – BS 29 c [4], Bl. 2
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
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Lesetext
Ich möcht es so gern – Erlaubt es mir, bitte. D IE S KLAVEN (krempeln die Aermel wieder herab) T OXILUS Ich sehe voll Freude , Ihr krempelt die Aermel wieder herab Von den Armen, den drohend gegen mich erhobenen -Gewiss, ich könnts verstehen, wenn Ihr mich steinigen wolltet Denn ich habe sechshundert Silberling in der Tasche Und Ihr denkt, ich hätte nicht nachgedacht, dass es auf Eueren Buckel ausgeht An die Prügel, die Ihr für meinen Raub bekommt Oh Irrtum! Natürlich hab ich daran gedacht -- und hab es aber trotzdem gestohlen! A UFSEHER (lacht kurz hellauf) Er brüstet sich noch! D IE S KLAVEN (zum A UFSEHER ) Ruhe! T OXILUS (zu den S KLAVEN ) Lasst ihn quaken, Freunde, solange Ihr nur auf mein Wort hört! Ich hielt eine Waage in der Hand. Dann warf ich alles in die eine Schaale : die Gefahr, Euere Prügel, die Ihr unschuldig bekommt, Euere Flüche, die mich treffen, Eueren Hass Und in die andere Schale setzte ich die Silberling Und die Silberling wogen schwerer Ganz hoch, fast unsichtbar hingt ihr droben in der Luft mit Eueren Buckeln Und ganz tief bei mir herunten war das Geld -Es war so schwer aber nur deshalb, weil ich es nicht für mich gestohlen hab Sondern für einen Sklaven, den ich freikaufen möchte. Es geht um einen Menschen. Um einen Sklaven, wie Ihr welche seid! Helft mir -- das ist meine Bitte an euch! Rettet sie -- das sei Euer Dank an mich. Kauft sie frei, hier -- Lemniselenis! B
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K3/TS7/A6 (Korrekturschicht)
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Ich f gern –N ] voll FreudeN ] BhabeN ] Bin f TascheN ] Bmeinen RaubN ] B B
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Natürlich f ichN ] gedachtN ] BaberN ] Bsolange f hört!N ] BIch f Hand.N ]
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WaageN ] Dann f ichN ] BSchaleN ] BSchaleN ] BhingtN ] B
Rettet sieN ]
\Ich f gern –/ [mit]|voll| Freude[n] hab\e/ [geraubt] [|in der|] |in f Tasche| (1) mein [Geld] |Geld| (2) mein\en/ [Geld] |Raub| [Ich hab] [n]|N|atürlich \hab ich/ korrigiert aus: g dacht \aber/ [hört] |solange Ihr| nur [mir zu!] [|au|] [|mir zuh|] |auf f hört!| (1) [Ich] |Lang| habe \ich/ es [lange] |{alles}| erwogen [und bin mit mir zu Rate gegangen] (2) \[{Doch}] |Ich f Hand.|/ korrigiert aus: Wage [Ich] |Dann| war\f/ \ich/ korrigiert aus: Schaale korrigiert aus: Schaale (1) wart (2) hingt [Helfte ihr] |Rettet sie|
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ÖLA 3/W 106 – BS 29 c [4], Bl. 3
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A8 (Korrekturschicht)
Lesetext
DRITTER AKT
Am nächsten Morgen. Wieder scheint die Sonne, doch diesmal wie durch Nebel, trotz des blauen Himmels. Die S KLAVEN und die S KLAVINNEN sitzen vor der Villa und frühstücken. M ATROSA , mit einem Verband um den Kopf, P AEGNIUM und der A UFSEHER sind auch dabei.
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 30
A UFSEHER (zu P AEGNIUM ) Du hättest ihm ein Bein stellen sollen, zimperlicher Bursche! P AEGNIUM Ich? A UFSEHER Jawohl, Du! Mit Einbrechern muss man deutlich dischkurieren ! Bein stellen und schon drauf, Daumen in die Augen, Knie auf die Brust, Knöchel verdrehen, Arm auskegeln, Tritt übers Schienbein und ein Schlag mit der Kante der äusseren Handfläche nach der Gurgelgegend -- das hätt sich gehört! Aber nicht weglaufen mit Hilfegeplärr! Dann hätten wir jetzt diese Wegelagerer und das Geld in der Kasse wär gerettet! M ATROSA Du redest Dich leicht mit Deiner Muskulatur! Aber dies schmächtige Bürscherl hätts mit einem solchem Halunken aufnehmen sollen?! Du hättest den sehen sollen , der mir eine über den Schädel gehaut hat -- breit wie ein Bär und stark wie ein Ochs! P AEGNIUM Und ausserdem warens zu dritt! A UFSEHER Zu dritt-zu dritt! Wie ich in Deinem Alter war, hab ichs mal mit sechs allein aufgenommen -- mit sechs Riesen, die kleinere Bäum mit der linken Hand samt den Wurzeln aus der Erde gerissen haben, und zwar aus einem steinigem Boden -M ATROSA (unterbricht ihn) Nanana! Du renommierst schon manchmal, wie unser Herr Gloriosus! A UFSEHER (herrscht M ATROSA an) Vergleich mich nicht mit dem Trottel, ja?! D IE S KLAVEN (lachen) A UFSEHER (herrscht die S KLAVEN an) Ruhe! Lacht nicht! Kuscht und fresst ! E IN S KLAVE Kusch selber und friss! A UFSEHER (schnellt empor) Was?! D ER S KLAVE Vergiss es nur ja nicht, dass Du keine Peitschen mehr hast! Freu Dich lieber, dass wirs vergessen, dass Du mal eine gehabt hast! Glotz nicht so blöd, sonst schütt ich Dir meine Suppe ins Gesicht! A UFSEHER (überaus perplex) Was sagt man! P AEGNIUM Kusch und friss. A UFSEHER Wie bitte?! Das wagst Du? Mir? Dem älteren Manne?! P AEGNIUM Du bist ein Sklav, genau wie ich. A UFSEHER So? Na pass nur auf, was ich Dir geben werde -P AEGNIUM (wird immer frecher) Nichts. Du hast ja nichts. B
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dischkurierenN ] sollenN ] BhabN ] BDuN ] B N] BfresstN ] BA UFSEHER f Manne?!N ] BP AEGNIUM f Freund.N ] B B
gemeint ist: diskurieren korrigiert aus: sóllen korrigiert aus: habs
Du[{ }] [eitlen] fr[i]|e|sst Textentlehnung Plautus, PER10 Textentlehnung Plautus, PER11
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 31
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A8 (Korrekturschicht)
Lesetext
A UFSEHER Mich sollen doch alle Götter strafen -P AEGNIUM (fällt ihm ins Wort) Das wünsch ich Dir auch als guter Freund. A UFSEHER Jetzt steht die Welt nimmer lang! E INE S KLAVIN (schrill) Hoffentlich! Hoffentlich geht bald alles unter! (Stille) P AEGNIUM Apropos untergehen: wo unsere Herrschaft jetzt wohl segeln mag? M ATROSA Segeln wird sie kaum, denn es weht ja nicht das geringste Lüftchen -E IN S KLAVE Es ist schwül, als käm ein Wetter. P AEGNIUM Ich seh noch keine Wolke -E INE S KLAVIN Oh, das geht rasch! A UFSEHER Ohne Wind wird nur gerudert, gerudert. D IE S KLAVEN (singen) Bet und ruder! ruft die Welt Bete kurz, denn Zeit ist Geld! An die Kette pocht der Tod Bete kurz, denn Zeit ist Brot! N
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Und Du ackerst und Du säst Und Du nietest und Du nähst Und Du hämmerst und Du spinnst Sag, oh Sklav, was Du gewinnst!
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Wirkst am Webstuhl Tag und Nacht Schürfst im Erz- und Kohlenschacht Füllst des Ueberflusses Horn Füllst es hoch mit Wein und Korn.
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Alles ist Dein Werk! oh sprich Alles, aber nichts für Dich! Und von allem nur allein Die Du schmiedst, die Kette, Dein --
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Was Ihr hebt ans Sonnenlicht Schätze sind es für den Wicht Was Ihr kleidet und beschuht Tritt auf Euch voll Uebermut.
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 32
Bet und ruder! ruft die Welt Bete kurz, denn Zeit ist Geld! An die Kette pocht der Tod Bete kurz, denn Zeit ist Brot -- -A UFSEHER (zu M ATROSA ) Wieviel war denn eigentlich in der Kasse? M ATROSA (in Gedanken) In was für einer Kasse? A UFSEHER Na in unserer Kasse, die gestern geplündert worden ist! M ATROSA Ahso! Keine Ahnung -P AEGNIUM Das weiss nur Toxilus persönlich, denn er hat die Schlüssel zur Kasse. M ATROSA (horcht unwillkürlich auf) Toxilus? Soso. A UFSEHER (horcht auf; zu M ATROSA ) Was heisst das? Dieses eigentümliche „soso“?
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 33
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
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Na,N ] genommenN ]
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 34
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Lesetext
M ATROSA Nur so. (Stille) A UFSEHER Du willst doch damit nicht soso etwa ausdrücken, dass unser allseits verehrter Freund Toxilus soso die Finger im Spiel dabei -M ATROSA (fällt ihm ins Wort) Ich will nichts gesagt haben! A UFSEHER Soso. (er braust plötzlich auf) Aber das wär ja allerhand! P AEGNIUM Natürlich hat er seine Finger dabei. M ATROSA Was redest Du da?! Schämst Du Dich nicht?! P AEGNIUM Ich weiss Bescheid. M ATROSA Nichts weisst Du, nichts, Lausbub, verteufelter! A UFSEHER (zu M ATROSA ) Ich versteh Deine eigentümliche Aufregung nicht -M ATROSA (fällt ihm ins Wort) Ich kann es nicht leiden, dass jemand beschuldigt wird ohne zwingende Beweise -- oh, ich kenn das selber! Wie oft hat man mich schon verleumdet! A UFSEHER (schreit) Also was ist los?! Hat er die Finger im Spiel -- ja oder nein?! P AEGNIUM Ich hab ihn nämlich zuvor belauscht, bei Lemniselenis -M ATROSA (unterbricht ihn) Was?! Er steckt schon wieder bei ihr?! P AEGNIUM Er steckt noch immer bei ihr! M ATROSA Skandal! Na, lang dauerts nimmer, der Dordalus muss ja jeden Moment erscheinen -A UFSEHER (unterbricht sie brüllend) Dordalus hin und her! Was ist also mit seinen Fingern?! P AEGNIUM Sie stecken drinn! Er hat das Geld! A LLE S KLAVEN (die interessiert nähergetreten waren) Das Geld?! P AEGNIUM Toxilus hat das Geld! A UFSEHER (schnappt ausser sich nach Luft) Mich trifft der Schlag -- (er muss sich setzen) P AEGNIUM (zu den S KLAVEN ) Grad hat er es seiner Lemniselenis erzählt, wie sich der Oberdieb wiederhergeschlichen, knapp vor Sonnenaufgang, und wie ihm der Gauner das Geld abgezählt überreicht hat -- sechshundert Silberlinge! A UFSEHER (schnellt wieder empor) Wieviel?! A LLE S KLAVEN Sechshundert?! P AEGNIUM Ja. (Stille) A UFSEHER (zu den erstarrten S KLAVEN ) Hört Ihr das? Hört Ihr es, wie sich Euer Toxilus benimmt -- Euer Abgott, Euer Wohltäter, Euer Götterliebling?! Wenn Ihr müde von des Tages Last im Keller ruht, räubert er die Kasse aus, aber wenn die Herrschaft zurückkommt, kriegt Ihr die Prügel, Ihr, inclusive mir, weil hier eingebrochen worden ist -- aber diese Prügel sind Euch vielleicht am End noch wurscht, Ihr Haus- und Hofteppen, Ihr seid es ja im Stand und kümmert Euch nur um die Prügel, die ich austeil! Was sagt Ihr nun zu Toxilus?! A LLE S KLAVEN Wir alle, jeder und jede, hätten das Geld auch genommen Wenn uns die Gnade der Götter hätt einen Weg gewiesen Um ohne Gefahr und frei von lästiger Störung Die Kasse der Herrschaft zu plündern. B
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K3/TS7/A8 (Korrekturschicht)
Na\,/ [gestohlen] |genommen|
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ÖLA 3/W 108 – BS 29 c [6], Bl. 4
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
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K3/TS7/A8 (Korrekturschicht)
Wir alle Hätten so gerne gestohlen Ohne an die Unbill der Unschuld zu denken. Doch in diesem Falle Wo von der Missetat keiner und keine von uns etwas hat Holen wir uns den Missetäter, ihn zu verprügeln nach Noten! A UFSEHER Ganz meine Meinung! Auf zu Toxilus! A LLE (ausser M ATROSA ) Zu Toxilus! Zu Toxilus! T OXILUS (tritt rasch aus der Villa) Ihr ruft meinen Namen? Da bin ich! A UFSEHER (höhnisch) Guten Morgen, der Herr! Wie blass Du bist -T OXILUS (lächelt) Blass vor Glück. A UFSEHER Gratuliere! Kannst Du es erraten, welch grösseres Glück Dich noch erwartet? (er krempelt seine Aermel hoch und auch ALLE S KLAVEN tun desgleichen, soweit sie welche haben) Weiss vor Blässe bist ja bereits, jetzt wirst bald grün und blau -- (er herrscht ihn an) Her mit dem Geld! Wir sind im Bilde und wissen alles! A LLE S KLAVEN Alles! Alles! T OXILUS (unbewegt) A UFSEHER Her mit den sechshundert Silberling und zurück damit in die Kasse! A LLE S KLAVEN Oh Freund, nicht in die Kasse gebe der Mann das Geld zurück Das Geld, das er durch frevle Tat in tiefer Nacht sich erworben Lieber verteile er es unter uns, wenn er es eh schon besitzt Damit auch wir uns an seinem Verbrechen erfreuen! A UFSEHER Ah da schau her! T OXILUS (plötzlich) Freunde! Mitsklaven! Römer! A LLE S KLAVEN Nenn mich nicht Römer, ich bin ein Grieche! Und ich ein Teutone! Und ich Aegypter! Medier! Phrygier! Gallier! Zimber! L EMNISELENIS (tritt eilends aus der Villa) Welch Geschrei! Was soll dieses Getümmel?! T OXILUS (winkt ihr ab und wendet sich an die S KLAVEN ) Nur auf ein Wort, oh Freunde! Wie rührt mich Euere äusserlich fremde Vielheit Die mich zu innerst mit Euerem Schicksal verbindet! Wohl kommen wir alle anderswo her, doch keiner aus jener Stadt Der wir dienen -- und die mit uns ansonst auch nichts zu schaffen hat! Hier steht Ihr nun, Söhne und Töchter aus allen Ländern dieser Welt Und wollt mit mir teilen das Geld Das ich gestohlen -A UFSEHER (zu den S KLAVEN ) Aufgepasst! Er wickelt Euch ein! T OXILUS Ich wickle nicht! Weder Euch ein, noch mich heraus! Beim Jupiter, das hat ein Toxilus nicht nötig! Kennt Ihr mich denn nichtmehr, mich, Eueren Freund -habt Ihr es denn vergessen, wie oft ich Euch beschützte vor Hoffart, Wut und Uebermut unserer Herrschaft?! Und -- (er deutet auf den A UFSEHER ) vor jenem! Hab denn nicht ich ihm erst gestern seine Peitsche genommen -- ja oder nein?! B
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\hoch/ [Du] [Du]
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 36
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A8 (Korrekturschicht)
Lesetext
A UFSEHER Jawohl! Damit ich Dir nicht auf die Finger klopfen kann, wenn Du die Kasse öffnest! T OXILUS Oh, ich steige so ungern in Deine Arena persönlicher Ressentiments hinab! A UFSEHER Red so, dass Dich jeder versteht! T OXILUS Wie Du willst! Also: halt Deinen Mund, Knutenkuli, Peitschenpinscher, Prügelwart! Auf den Baum mit Dir, Pavian! D IE S KLAVEN (lachen) A UFSEHER (grimmig zu den S KLAVEN ) Lacht nur, lacht! T OXILUS (zum A UFSEHER ) Knabber dort droben Deine Kokosnüss und gib Ruh, wenn sich ein braver Mann vor braven Menschen verteidigt! A LLE S KLAVEN (zum A UFSEHER ) Gib Ruh! Gib Ruh! (Stille) A UFSEHER (zu sich selbst) Auf den Baum! Das ist der Lohn Des Kämpfers gegen Korruption -Das ist der Dank! T OXILUS Von Dank zu reden gebührt nur mir! Ihr alle, jeder und jede, habt schon mal „ Danke !“ zu mir gesagt -- „Danke!“ für irgendeinen, grossen oder kleinen, Dienst. Aber heute , Freunde, lasst auch mich einmal danken dürfen – Euch danken! Gewährt mir die Bitte, erlaubt es mir, seid so gut - D IE S KLAVEN (krempeln die Aermel wieder herab) T OXILUS (lächelt leise) Gewiss, wer würds nicht verstehen, wenn Ihr mich steinigen wolltet, denn ich hab ja sechshundert Silberling in der Tasche! Und Ihr denkt, ich hätte an Euere Buckel nicht gedacht, nicht an die Prügel, die Ihr für mein Geld kassiert -- oh Irrtum! Natürlich hab ich mit Euerer Unschuld gerungen, und hab es aber trotzdem gestohlen! A UFSEHER (lacht kurz hellauf) Er brüstet sich noch! D IE S KLAVEN (zum A UFSEHER ) Ruhe! T OXILUS (zu den S KLAVEN ) Lasst ihn quaken, sofern Ihr nur auf mein Wort hört! Lange hab ich alles erwogen -- ich hielt eine Waage in der Hand. Dann warf ich meine Ehrlichkeit und Euere Buckel in die eine Schale und in die andere legte ich säuberlich die Silberling -- und siehe! Die Silberlinge wogen schwerer ! Ganz droben, fast unsichtbar hoch, hingen Euere Buckel und meine Ehrlichkeit -und ganz tief herunten das Geld. Aber es wog nur deshalb so schwer, weil ich es nicht für mich geraubt, sondern für eine Sklavin, die ich freikaufen möchte. Es B
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RessentimentsN ] DankeN ] Bkleinen,N ] BAber heuteN ] B N] B N] Bdürfen f danken!N ] BGewährt f Bitte,N ] BerlaubtN ] BsofernN ] BEhrlichkeitN ] BSchaleN ] BschwererN ]
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korrigiert aus: Re[ssen] sen timents
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[D]|D|anke kleinen\,/ [Und nun] |Aber heute| [gewährt mir \{Ihr}/ eine grosse Bitte:] [Euch] dürfen[.]|–| \Euch danken!/ [Ich möcht es sehr gern.] |Gewährt f Bitte,| [E]|e|rlaubt [solang] |sofern| [Gefahr] |Ehrlichkeit| korrigiert aus: Schaale schwe[er]|r|er
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ÖLA 3/W 108 – BS 29 c [6], Bl. 11
ÖLA 3/W 108 – BS 29 c [6], Bl. 16
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 37
ÖLA 3/W 108 – BS 29 c [6], Bl. 17
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 38
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
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K3/TS7/A8 (Korrekturschicht)
Lesetext
geht um Eueresgleichen! Helft mir! das ist meine Bitte an Euch. Rettet sie! das sei Euer Dank an mich. Kauft sie frei -- Lemniselenis! E INE S KLAVIN Was, die?! Das nennst Du eine Sklavin?! Das wär mir eine feine Sklavin -- nichts arbeiten, nur auf seidenen Kissen herumlümmeln und sich parfümieren! Für sowas soll ich meinen Buckel hinhalten?! Nein, nie-nie! Kauf eine hässliche frei, eine arme Sklavin, aber keine Reiche! L EMNISELENIS Oh Schwester! Was weisst Du von der reichen Sklaven Leid! Ich liege auf Kissen und Pölstern -- doch mein Herz liegt auf Stein. Was weisst Du von der armen Schönheit Kummer? Wie schwer ist es Liebe zu geben für Lohn -D IE S KLAVIN Lüg nicht! Lieben ist leichter, als arbeiten! E IN S KLAVE (zur S KLAVIN ) Sei so gut! D IE S KLAVIN Lass mich, Mann! (zu L EMNISELENIS ) Hochmütige Gans! L EMNISELENIS Du hast recht, wenn Du mich beschimpfst -- und doch nicht recht. Ich lüge fast immer, aber diesmal lüge ich nicht, sowahr es einen Jupiter gibt, eine Venus und einen Phöbus Apollon! Es war nicht Hochmut, dass ich wegsah , wenn ich an Euch vorbeiging -- es war Angst, Angst vor Eueren Augen. Aber jetzt seh ich Euch alle an und ich möchte keinen von Euch vergessen, möchte immer sehen in der Armut Gesicht -- und wenn Ihr mich jetzt freikauft, dann will ich es vor allen Göttern versprechen, dass ich für Euch immer sorgen werde! Betrachtet mich als Euer Schwert! Schickt mich als freien Menschen unter unsere freien Feinde hinein! Ich mähe sie alle nieder -- jeden und jede, die mir begegnen! Ihr braucht nur zu wünschen und ich hol mir die Seuche, die Ihr Euch ausdenkt um unsere Feinde auszurotten -- ich möchte sie \Textverlust\ B
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ÖLA 3/W 108 – BS 29 c [6], Bl. 18
Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A11 (Korrekturschicht)
Lesetext
DRITTER AKT
Am nächsten Morgen. Wieder scheint die Sonne, doch diesmal wie durch Nebel, trotz des blauen Himmels. Die S KLAVEN und die S KLAVINNEN sitzen vor der Villa und frühstücken. M ATROSA , mit einem Verband um den Kopf, P AEGNIUM und der A UFSEHER sind auch dabei.
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A UFSEHER (zu P AEGNIUM ) Du hättest ihm ein Bein stellen sollen, zimperlicher Bursche! P AEGNIUM Ich? A UFSEHER Jawohl, Du! Mit Einbrechern muss man deutlich dischkurieren ! Bein stellen und schon drauf, Daumen in die Augen, Knie auf die Brust, Knöchel verdrehen, Arm auskegeln, Tritt übers Schienbein und ein Schlag mit der Kante der äusseren Handfläche nach der Gurgelgegend -- das hätt sich gehört! Aber nicht weglaufen mit Hilfegeplärr! Dann hätten wir jetzt diese Wegelagerer und das Geld in der Kasse wär gerettet! M ATROSA Du redest Dich leicht mit Deiner Muskulatur! Aber dies schmächtige Bürscherl hätts mit einem solchem Halunken aufnehmen sollen?! Du hättest den sehen sollen , der mir eine über den Schädel gehaut hat -- breit wie ein Bär und stark wie ein Ochs! P AEGNIUM Und ausserdem warens zu dritt! A UFSEHER Zu dritt-zu dritt! Wie ich in Deinem Alter war, hab ichs mal mit sechs allein aufgenommen -- mit sechs Riesen, die kleinere Bäum mit der linken Hand samt den Wurzeln aus der Erde gerissen haben, und zwar aus einem steinigem Boden -M ATROSA (unterbricht ihn) Nanana! Du renommierst schon manchmal, wie unser Herr Gloriosus! A UFSEHER (herrscht M ATROSA an) Vergleich mich nicht mit dem Trottel, ja?! D IE S KLAVEN (lachen) A UFSEHER (herrscht die S KLAVEN an) Ruhe! Lacht nicht! Kuscht und fresst ! E IN S KLAVE Kusch selber und friss! A UFSEHER (schnellt empor) Was?! D ER S KLAVE Vergiss es nur ja nicht, dass Du keine Peitschen mehr hast! Freu Dich lieber, dass wirs vergessen, dass Du mal eine gehabt hast! Glotz nicht so blöd, sonst schütt ich Dir meine Suppe ins Gesicht! A UFSEHER (überaus perplex) Was sagt man! P AEGNIUM Kusch und friss. A UFSEHER Wie bitte?! Das wagst Du? Mir? Dem älteren Manne?! P AEGNIUM Du bist ein Sklav, genau wie ich. A UFSEHER So? Na pass nur auf, was ich Dir geben werde -P AEGNIUM (wird immer frecher) Nichts. Du hast ja nichts. B
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A UFSEHER Mich sollen doch alle Götter strafen -P AEGNIUM (fällt ihm ins Wort) Das wünsch ich Dir auch als guter Freund. A UFSEHER Jetzt steht die Welt nimmer lang! E INE S KLAVIN (schrill) Hoffentlich! Hoffentlich geht bald alles unter! (Stille) P AEGNIUM Apropos untergehen: wo unsere Herrschaft jetzt wohl segeln mag? M ATROSA Segeln wird sie kaum, denn es weht ja nicht das geringste Lüftchen -E IN S KLAVE Es ist schwül, als käm ein Wetter. P AEGNIUM Ich seh noch keine Wolke -E INE S KLAVIN Oh, das geht rasch! A UFSEHER Ohne Wind wird nur gerudert, gerudert. D IE S KLAVEN (singen) Bet und ruder! ruft die Welt Bete kurz, denn Zeit ist Geld! An die Kette pocht der Tod Bete kurz, denn Zeit ist Brot! N
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Wirkst am Webstuhl Tag und Nacht Schürfst im Erz- und Kohlenschacht Füllst des Ueberflusses Horn Füllst es hoch mit Wein und Korn.
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Alles ist Dein Werk! oh sprich Alles, aber nichts für Dich! Und von allem nur allein Die Du schmiedst, die Kette, Dein --
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Bet und ruder! ruft die Welt Bete kurz, denn Zeit ist Geld! An die Kette pocht der Tod Bete kurz, denn Zeit ist Brot -- -A UFSEHER (zu M ATROSA ) Wieviel war denn eigentlich in der Kasse? M ATROSA (in Gedanken) In was für einer Kasse? A UFSEHER Na in unserer Kasse, die gestern geplündert worden ist! M ATROSA Ahso! Keine Ahnung -P AEGNIUM Das weiss nur Toxilus persönlich, denn er hat die Schlüssel zur Kasse. M ATROSA (horcht unwillkürlich auf) Toxilus? Soso. A UFSEHER (horcht auf; zu M ATROSA ) Was heisst das? Dieses eigentümliche „soso“?
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M ATROSA Nur so. (Stille) A UFSEHER Du willst doch damit nicht soso etwa ausdrücken, dass unser allseits verehrter Freund Toxilus soso die Finger im Spiel dabei -M ATROSA (fällt ihm ins Wort) Ich will nichts gesagt haben! A UFSEHER Soso. (er braust plötzlich auf) Aber das wär ja allerhand! P AEGNIUM Natürlich hat er seine Finger dabei. M ATROSA Was redest Du da?! Schämst Du Dich nicht?! P AEGNIUM Ich weiss Bescheid. M ATROSA Nichts weisst Du, nichts, Lausbub, verteufelter! A UFSEHER (zu M ATROSA ) Ich versteh Deine eigentümliche Aufregung nicht -M ATROSA (fällt ihm ins Wort) Ich kann es nicht leiden, dass jemand beschuldigt wird ohne zwingende Beweise -- oh, ich kenn das selber! Wie oft hat man mich schon verleumdet! A UFSEHER (schreit) Also was ist los?! Hat er die Finger im Spiel -- ja oder nein?! P AEGNIUM Ich hab ihn nämlich zuvor belauscht, bei Lemniselenis -M ATROSA (unterbricht ihn) Was?! Er steckt schon wieder bei ihr?! P AEGNIUM Er steckt noch immer bei ihr! M ATROSA Skandal! Na, lang dauerts nimmer, der Dordalus muss ja jeden Moment erscheinen -A UFSEHER (unterbricht sie brüllend) Dordalus hin und her! Was ist also mit seinen Fingern?! P AEGNIUM Sie stecken drinn! Er hat das Geld! A LLE S KLAVEN (die interessiert nähergetreten waren) Das Geld?! P AEGNIUM Toxilus hat das Geld! A UFSEHER (schnappt ausser sich nach Luft) Mich trifft der Schlag -- (er muss sich setzen) P AEGNIUM (zu den S KLAVEN ) Grad hat er es seiner Lemniselenis erzählt, wie sich der Oberdieb wiederhergeschlichen, knapp vor Sonnenaufgang, und wie ihm der Gauner das Geld abgezählt überreicht hat -- sechshundert Silberlinge! A UFSEHER (schnellt wieder empor) Wieviel?! A LLE S KLAVEN Sechshundert?! P AEGNIUM Ja. (Stille) A UFSEHER (zu den erstarrten S KLAVEN ) Hört Ihr das? Hört Ihr es, wie sich Euer Toxilus benimmt -- Euer Abgott, Euer Wohltäter, Euer Götterliebling?! Wenn Ihr müde von des Tages Last im Keller ruht, räubert er die Kasse aus, aber wenn die Herrschaft zurückkommt, kriegt Ihr die Prügel, Ihr, inclusive mir, weil hier eingebrochen worden ist -- aber diese Prügel sind Euch vielleicht am End noch wurscht, Ihr Haus- und Hofteppen, Ihr seid es ja im Stand und kümmert Euch nur um die Prügel, die ich austeil! Was sagt Ihr nun zu Toxilus?! A LLE S KLAVEN Wir alle, jeder und jede, hätten das Geld auch genommen Wenn uns die Gnade der Götter hätt einen Weg gewiesen Um ohne Gefahr und frei von lästiger Störung Die Kasse der Herrschaft zu plündern. B
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K3/TS7/A11 (Korrekturschicht)
Na\,/ [gestohlen] |genommen|
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ÖLA 3/W 108 – BS 29 c [6], Bl. 4
Fassung des dritten Aktes
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K3/TS7/A11 (Korrekturschicht)
Wir alle Hätten so gerne gestohlen Ohne an die Unbill der Unschuld zu denken. Doch in diesem Falle Wo von der Missetat keiner und keine von uns etwas hat Holen wir uns den Missetäter, ihn zu verprügeln nach Noten! A UFSEHER Ganz meine Meinung! Auf zu Toxilus! A LLE (ausser M ATROSA ) Zu Toxilus! Zu Toxilus! T OXILUS (tritt rasch aus der Villa) Ihr ruft meinen Namen? Da bin ich! A UFSEHER (höhnisch) Guten Morgen, der Herr! Wie blass Du bist -T OXILUS (lächelt) Blass vor Glück. A UFSEHER Gratuliere! Kannst Du es erraten, welch grösseres Glück Dich noch erwartet? (er krempelt seine Aermel hoch und auch ALLE S KLAVEN tun desgleichen, soweit sie welche haben) Weiss vor Blässe bist ja bereits, jetzt wirst bald grün und blau -- (er herrscht ihn an) Her mit dem Geld! Wir sind im Bilde und wissen alles! A LLE S KLAVEN Alles! Alles! T OXILUS (unbewegt) A UFSEHER Her mit den sechshundert Silberling und zurück damit in die Kasse! A LLE S KLAVEN Oh Freund, nicht in die Kasse gebe der Mann das Geld zurück Das Geld, das er durch frevle Tat in tiefer Nacht sich erworben Lieber verteile er es unter uns, wenn er es eh schon besitzt Damit auch wir uns an seinem Verbrechen erfreuen! A UFSEHER Ah da schau her! T OXILUS (plötzlich) Freunde! Mitsklaven! Römer! A LLE S KLAVEN Nenn mich nicht Römer, ich bin ein Grieche! Und ich ein Teutone! Und ich Aegypter! Medier! Phrygier! Gallier! Zimber! L EMNISELENIS (tritt eilends aus der Villa) Welch Geschrei! Was soll dieses Getümmel?! T OXILUS (winkt ihr ab und wendet sich an die S KLAVEN ) Nur auf ein Wort, oh Freunde! Wie rührt mich Euere äusserlich fremde Vielheit Die mich zu innerst mit Euerem Schicksal verbindet! Wohl kommen wir alle anderswo her, doch keiner aus jener Stadt Der wir dienen -- und die mit uns ansonst auch nichts zu schaffen hat! Hier steht Ihr nun, Söhne und Töchter aus allen Ländern dieser Welt Und wollt mit mir teilen das Geld Das ich gestohlen -A UFSEHER (zu den S KLAVEN ) Aufgepasst! Er wickelt Euch ein! T OXILUS Ich wickle nicht! Weder Euch ein, noch mich heraus! Beim Jupiter, das hat ein Toxilus nicht nötig! Kennt Ihr mich denn nichtmehr, mich, Eueren Freund -habt Ihr es denn vergessen, wie oft ich Euch beschützte vor Hoffart, Wut und Uebermut unserer Herrschaft?! Und -- (er deutet auf den A UFSEHER ) vor jenem! Hab denn nicht ich ihm erst gestern seine Peitsche genommen -- ja oder nein?! B
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hochN ] ] B N] B
B N
\hoch/ [Du] [Du]
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 35
ÖLA 3/W 108 – BS 29 c [6], Bl. 10
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Lesetext
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ÖLA 3/W 108 – BS 29 c [6], Bl. 6
ÖLA 3/W 108 – BS 29 c [6], Bl. 7
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 36
Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A11 (Korrekturschicht)
A UFSEHER Jawohl! Damit ich Dir nicht auf die Finger klopfen kann, wenn Du die Kasse öffnest! T OXILUS Oh, ich steige so ungern in Deine Arena persönlicher Ressentiments hinab! A UFSEHER Red so, dass Dich jeder versteht! T OXILUS Wie Du willst! Also: halt Deinen Mund, Knutenkuli, Peitschenpinscher, Prügelwart! Auf den Baum mit Dir, Pavian! D IE S KLAVEN (lachen) A UFSEHER (grimmig zu den S KLAVEN ) Lacht nur, lacht! T OXILUS (zum A UFSEHER ) Knabber dort droben Deine Kokosnüss und gib Ruh, wenn sich ein braver Mann vor braven Menschen verteidigt! A LLE S KLAVEN (zum A UFSEHER ) Gib Ruh! Gib Ruh! (Stille) A UFSEHER (zu sich selbst) Auf den Baum! Das ist der Lohn Des Kämpfers gegen Korruption -Das ist der Dank! T OXILUS Von Dank zu reden gebührt nur mir! Ihr alle, jeder und jede, habt schon mal „Danke!“ zu mir gesagt -- „Danke!“ für irgendeinen, grossen oder kleinen, Dienst. Aber heute, Freunde, lasst auch mich mal danken dürfen -- Euch danken! Gewährt mir die Bitte, erlaubt es mir, seid so gut -D IE S KLAVEN (krempeln die Aermel wieder herab) T OXILUS (lächelt leise) Gewiss, wer würds nicht verstehen, wenn Ihr mich steinigen wolltet, denn ich hab ja sechshundert Silberling in der Tasche! Und Ihr denkt, ich hätte an Euere Buckel nicht gedacht, nicht an die Prügel, die Ihr für mein Geld kassiert -- oh Irrtum! Natürlich hab ich mit Euerer Unschuld gerungen, und hab es aber trotzdem gestohlen! A UFSEHER Er brüstet sich noch! (er muss plötzlich heftig gähnen) T OXILUS (zum A UFSEHER ) Gähne nicht, wenn sich ein braver Mann vor braven Menschen verteidigt! A LLE S KLAVEN Heil Toxilus! Heil! T OXILUS (zu den S KLAVEN ) Lange hab ich alles erwogen und hielt eine Waage in der Hand. Dann warf ich meine Ehrlichkeit und Euere Buckel in die eine Schale und in die andere legte ich säuberlich die Silberling -- und siehe! Die Silberlinge wogen schwerer ! Ganz droben, fast unsichtbar hoch, hingen Euere Buckel und meine Ehrlichkeit -- und ganz tief herunten das Geld. Aber es wog nur deshalb so schwer, weil ich es nicht für mich geraubt, sondern für eine Sklavin, die ich freikaufen möchte. Es geht um Eueresgleichen! Helft mir! das ist meine Bitte an Euch. Rettet sie! das sei Euer Dank an mich. Kauft sie frei -- Lemniselenis! E INE S KLAVIN Was, die?! Das nennst Du eine Sklavin?! Das wär mir eine feine Sklavin -- nichts arbeiten, nur auf seidenen Kissen herumlümmeln und sich parfümieren! Für sowas soll ich meinen Buckel hinhalten?! Nein, nie-nie! Kauf eine hässliche frei, eine arme Sklavin, aber keine Reiche! B
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RessentimentsN ] EhrlichkeitN ] BSchaleN ] BschwererN ] BhässlicheN ] B
B
ÖLA 3/W 108 – BS 29 c [6], Bl. 15
ÖLA 3/W 108 – BS 29 c [6], Bl. 11
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 37
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korrigiert aus: Re[ssen]|sen|timents [Gefahr] |Ehrlichkeit| korrigiert aus: Schaale schwe[er]|r|er [H]|h|ässliche
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 38
Fassung des dritten Aktes
5
K3/TS7/A11 (Korrekturschicht)
L EMNISELENIS Oh Schwester! Was weisst Du von der reichen Sklaven Leid! Ich liege auf Kissen und Pölstern -- doch mein Herz liegt auf Stein. Was weisst Du von der armen Schönheit Kummer? Wie schwer ist es Liebe zu geben für Lohn -D IE S KLAVIN Lüg nicht! Lieben ist leichter, als arbeiten! E IN S KLAVE (zur S KLAVIN ) Sei so gut! D IE S KLAVIN Lass mich, Mann! (zu L EMNISELENIS ) Hochmütige Gans! L EMNISELENIS Du hast recht, wenn Du mich beschimpfst -- und doch nicht recht. Ja, ich lüge fast immer, aber diesmal lüge ich nicht, so wahr es einen Jupiter gibt, eine Venus und einen Phöbus Apollon ! Es war nicht Hochmut, dass ich wegsah, wenn ich an Euch vorbeiging -- es war Angst, Angst vor Eueren Augen. Aber jetzt seh ich Euch alle an und möchte keinen von Euch vergessen, möchte immer schauen in der Armut Gesicht -- und wenn Ihr mich jetzt freikauft, dann will ich es vor allen Göttern versprechen, dass ich immer für Euch sorgen werde! Betrachtet mich als Euer Schwert! Schickt mich als freien Menschen unter unsere freien Feinde hinein! Ich mähe sie alle nieder -- jeden und jede, die mir begegnen! Ihr braucht nur zu befehlen und ich hol mir die Seuche, die Euch am bekömmlichsten dünkt, um unsere Feinde auszurotten -- ich möchte sie alle ausrotten und als Letzte dann mich selbst, als die letzte Freie! Nicht mitzulieben, mitzuhassen bin ich da! (sie umarmt T OXILUS ) A LLE S KLAVEN Heil Lemniselenis! Heil! Wir kaufen Dich frei! Wir kaufen Dich frei! Mit dem Pfeil dem Bogen Kommt der Schütz gezogen! Ueber Berg und Tal Rauscht der Wasserfall! Heil! Heil! Heil! Ein Wort ist ein Pfeil! T OXILUS (unterbricht die S KLAVEN ) Halt! Warum solch sinnlos Reden, Freunde?! Warum berauscht Ihr Euch am Wort? Denkt doch lieber, denkt! A LLE S KLAVEN (horchen auf) Denken? (sie sehen sich gegenseitig an und denken dann, jeder für sich) (Stille) T OXILUS Nun? A LLE S KLAVEN Wir denken, doch es kommt nichts dabei heraus. Wir denken, es müsst uns wer was sagen. Wir denken, dass wir warten. T OXILUS (mit ganz leiser Ironie) Auf was warten wir denn? M ATROSA (plötzlich) Toxilus! Was geschieht denn eigentlich mit mir, wenn Lemniselenis frei wird? T OXILUS Mit Dir? Da Du gewissermassen nur die Zuwag bist -- wirst mit ihr gekauft und verkauft und wirst also auch mit ihr frei! M ATROSA (überglücklich) Frei?! Ich auch?! T OXILUS Logisch! B
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korrigiert aus: Appolon
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ApollonN ] (sie f T OXILUS )N ] B N] BZuwagN ]
\(sie f T OXILUS )/ [He,] gemeint ist: Zuwaage
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 39
Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A11 (Korrekturschicht)
M ATROSA Frei! Oh grosser Gott im Himmel -- nein, dass ich das noch durft erleben! Achtundfünfzig Jahre bin ich nun gefangen und plötzlich frei, frei -- wie dank ich Dir, mein lieber Gott! (sie sinkt in die Kniee, bekreuzigt sich, betet unhörbar, bekreuzigt sich wieder und steht auf) A LLE (sahen ihr verblüfft zu) A UFSEHER (zu M ATROSA ) Was hast denn jetzt getan? M ATROSA Ich habe gebetet. T OXILUS Gebetet? Seit wann betet man denn so? M ATROSA Zu meinem Gott betet man so. A UFSEHER Was ist denn das für ein Gott? M ATROSA Man kann ihn nicht sehen -- doch ist er immer um uns. T OXILUS (wirft einen Blick auf Lem) Aha! Und Ihr trefft Euch unter {der Erde}? M ATROSA Noch sind wir drunten! Noch muss er sich verstecken. Er ist der Gott der Sklaven. Aber, wenn ich nun auch frei sein werde, nie werd ichs vergessen, was er sagt – T OXILUS Was denn? M ATROSA Dass alle Menschen Brüder sind. A LLE S KLAVEN Alle? M ATROSA Ja. Ob Reich ob arm, ob frei oder Sklav -- Alle Menschen sind Kindlein unseres Vaters im Himmel. D ORDALUS (der Sklavenhändler aus Pompeji, kommt von links mit einem P RAETOR, gefolgt von L IKTOREN ) Da wären wir. Dort habt Ihr die Villa -- Säulen , wie ein Tempel, aber der Alte ist der grösste Gauner -P RAETOR (unterbricht ihn) Ich kenn ihn- kenn ihn! Ein punischer Wucherer! D ORDALUS Ich bin zwar kein Antipunist, doch wahr ist, was wahr ist: die Römer haben die Welt, die Punier das Geld! B
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B N B
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korrigiert aus: das
B
dassN ] dochN ] B N] BerN ] B N] Buns.N ] BT OXILUS f verstecken.N ] Btrefft f {Erde}?N ] BEuchN ] BErN ] BSklaven.N ] BAber,N ] BauchN ] Bnie f sagt –N ] B N] BOb f SklavN ]
20–21
B
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B
[aber] |doch| [er] \er/ [Dich, um] uns[, um jeden Menschen]. [|alle.|] \T OXILUS f verstecken./ [h] [|hockt alle unterm|] [|kom|] |[kommt] |trefft| f {Erde}?| \Euch/ [Er] [|Mein Gott|] |Er| Sklaven\./ [--] [a]|A|ber\,/ \auch/ werd[\s/]2 ichs3 [auch] nie1 vergessen,4 was5 er6 sagt[.]|–|7 [sagt er] [Die] |Ob| Reich[en] [und die] [|und|] |ob| [A]|a|rm[en], [die] |ob| [F]|f|rei[en] [und die] |oder| Sklav[en] [\Wir/] [A][|a|]|A|lle \Menschen/ sind [\nämlich die/] [|{ }|] [|die|] Kind[er]|lein| [eines] |unseres| Säul[ein]|en| ihn-[ich] [alter] [aber] |doch| [aber]
Alle f unseresN ]
SäulenN ] ihn-N ] B N] BdochN ] B N] B
239
ÖLA 3/W 107 – BS 29 c [5], Bl. 1
Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A11 (Korrekturschicht)
Lesetext
P RAETOR Wie abgeschmackt! Schaff mir endlich Deine besagte Hetär herbei! Ich lass mich jetzt schon fünf Stunden in einer Sänfte tragen, bin schon überall wund -D ORDALUS Sofort-sofort! (zu den S KLAVEN ) He, Sklavengesindel! Wo steckt denn das herrliche Geschöpf Lemniselenis, das lieblichste Kind von Lemnos! Ich bin Dordalus, Euer Händler! L EMNISELENIS Hier bin ich! D ORDALUS (zum P RAETOR ) Dort ist sie! P RAETOR (erblickte bereits L EMNISELENIS ) Ich habs gehört, ich bin nicht taub! D ORDALUS Sie ist das herrlichste - P RAETOR (unterbricht ihn schroff) Ich bin nicht blind! D ORDALUS (zu L EMNISELENIS ) Tritt näher, Kind -- näher! Komm, komm! T OXILUS Halt! L EMNISELENIS (zu T OXILUS ) Lass ihn! Es amüsiert mich! (sie tritt nahe an den P RAETOR heran) D ORDALUS (zu L EMNI ) Sieh, hier steht der Praetor von Pompeji! Er ist unser berühmtester Richter – spricht alle Urteile und ist also gerecht! Er möchte Dich kaufen, mein Kind -P RAETOR (schroff) Abwarten! D ORDALUS Oh bitte-bitte! Sie ist nicht teuer -- Dreh Dich rum, mein Seelchen! Immer rum und rum! P RAETOR (betrachtet sie) Ich verdien pro Prozess zirka 25 Silberling, wenn ich ein Aug zudrück 50, zwei Augen 100. D ORDALUS Schad, dass ich nicht Mehrere hab! P RAETOR Ich verbitte mir jede Intimität, verstanden?! Abgesehen davon, langt der übergrossen Mehrzahl leider ein Aug, sie lassen sich lieber ein bisserl foltern -es herrscht halt eine bittere Not! (zu L EMNI ) Dreh Dich rum! Zu meines Vaters Zeiten kostete ein paar Hetären 20 Silberling und an einem Prozess verdiente man hundert -- hundert pro Aug! B
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B
Wie abgeschmackt!N ] SchaffN ] B N] BDeine besagteN ] B N] BherrlichsteN ] BL EMNISELENIS N ] BP RAETOR N ] Bunser f Richter –N ] BalleN ] Bgerecht!N ] BSeelchen f rum!N ] B N] Bzirka 25N ] BD ORDALUS N ] BP RAETOR f leiderN ] Bein f folternN ] B N]
28 28 28 29
B N
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] paarN ] B N] B N] B
[Ein trefflich Wort!] |Wie abgeschmackt!| [Aber nun] [s]|S|chaff[t] [\wenigstens/] [die] |Deine besagte| [Ihr] [H]|h|errlichste korrigiert aus: L EMNISEL NIS korrigiert aus: Praetor [einer] unser[er] [gerechtesten] |berühmtester| Richter [und] |–| [die] |alle| gerecht[.]|!| [Kind!] |Seelchen f rum!| [No ja --] [25] |zirka 25| \D ORDALUS / [Aber den Meisten langt] |P RAETOR f leider| !foltern"!ein bisserl" [D ORDALUS Jaja, diese Krise! P RAETOR ] [war das noch anders -- da] p\a/ar [mit einem Aug] [Diese f wieder!]f x
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ÖLA 3/W 107 – BS 29 c [5], Bl. 2
Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A11 (Korrekturschicht)
D ORDALUS Diese Zeiten kommen nie wieder! P RAETOR Du Pessimist! Soviel ich weiss, bricht der Vesuv bald aus – D ORDALUS Um aller Götter Willen! P RAETOR Du Tor! Wenn nämlich alles unter der Lava liegt, prozessieren die Leut am liebsten wegen ihrer Grundstücksgrenzen -- Also was soll das Kind kosten? D ORDALUS Wenig. Nur dreihundert . P RAETOR Nur? Wenig? Was nennst Du dann viel? Hm. Nun ja -- eigentlich hab ich mir was anderes vorgestellt. D ORDALUS Wieso? P RAETOR Offen gesagt: mein Fall ist die nicht. Gefallen tut sie mir nicht. An der ist doch nichts dran -- Nein, die ist mir zu zart. Ein Krischperl , ein Krepiererl, ein Lächerliches und schielen tut sie auch! Und wo die die Nasen hat! Abstehende Ohren, schiefer Mund, linkseingehängte Füss, wenn mich nicht alles täuscht Plattfüss – T OXILUS Was?! Schielen?! P RAETOR Wer redet da mit mir? D ORDALUS Keine Ahnung! T OXILUS Ich rede, ich! Wie könnt Ihr sagen, dass an diesem Mädchen nichts dran ist -L EMNI (zu T OXILUS ) Halt! T OXILUS Nein, das ist ja nicht zum aushalten! An Dir wär nichts dran! Du bist ein lächerliches Krepiererl, ein Krischperl mit abstehenden Ohren, was?! Herr, damit Ihr seht, dass Ihr von Frauenschönheit nichts versteht, aber schon garnichts, das werd ich Euch jetzt beweisen! P RAETOR Ein vermessener Bursche ! Frechheit! B
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Diese f wieder!N ] Du f weiss,N ] Baus –N ] BD ORDALUS f Tor!N ] BWennN ] Bwegen f GrundstücksgrenzenN ] BAlsoN ] BWenig f dreihundertN ] BNur? Wenig?N ] BWasN ] Bdann viel?N ] BNunN ] BanderesN ] BKrischperlN ] BAbstehende f Plattfüss –N ] BallesN ] BHalt!N ] B N] BNein f nichtN ] BP RAETOR N ] B N] BBurscheN ] BFrechheit!N ] B B
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[Abwarten!] |xDiese f wieder!| [Hoffentlich] |Du f weiss,| aus[,] |–| \D ORDALUS f Tor!/ [w]|W|enn [wegen f Grundstücksgrenzen] [Na,] [a]|A|lso [Nicht viel.] |Wenig. Nur| [D]|d|reihundert [Dreihundert?] |Nur? Wenig?| [D]|W|as [nicht viel?] |[eigentlich] |dann| viel?| [No] |Nun| korrigiert aus: anderss Krisch\p/erl \Abstehende f Plattfüss –/ korrigiert aus: allls korrigiert aus: Halt, [lass ihn!] [Aber das ist ja nicht] |Nein f nicht| korrigiert aus: P RAETOR [Also eine solche Frechheit ist mir noch nicht untergekommen!] Bur\s/che \Frechheit!/
241
ÖLA 3/W 107 – BS 29 c [5], Bl. 3
Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A11 (Korrekturschicht)
T OXILUS Dordalus, alter Hafen , schäbiger Mist, hier, hier hast Du sechshundert Silberlinge -- (er zückt einen Geldbeutel) D ORDALUS Sechshundert?! T OXILUS Jawohl! Denn sie ist sechstausend wert! Hier nimm sie, räudiger Köter, ich kauf das Mädel frei! D ORDALUS Ein Wohltäter! Mit sechshundert wird sie allerdings frei -- gemacht, Herr, gemacht! Aber das Geld kann ich leider nicht annehmen, ich hab ja die Dame nur in Kommission! Das Geld gehört dem Herrn Präsidenten Thago -T OXILUS (perplex) Wem? D ORDALUS Nun, dem Herrn hier. Legt es in die Kasse! T OXILUS Wohin?! D ORDALUS In die Kasse. Wenn Ihr sie freikauft, hab ich nichts damit zu tun - P RAETOR Aber vielleicht ich, und zwar in meiner Eigenschaft als Richter! Es kommt mir etwas spanisch vor, dass da irgendsoein Bursche für eine Hetär, die mir missfällt, sechshundert Silberling auf den Tisch zählt -- so mirnix-dirnix, Gage hat -- Wer seid Ihr denn? Euer wo man selber nur monatlich 200 Name? T OXILUS Ich heisse Toxilus. P RAETOR Auch ein Name! Euer Stand? T OXILUS Ich bin hier der Oberkammersklave -D ORDALUS (fällt ihm ins Wort) Sklave?! P RAETOR Ahnt ich es doch, dass hier etwas nicht {geheuer} ! Nun, sag mir mal, woher hat denn ein Sklave so viel Geld? D ORDALUS Jaja , woher denn wohl? T OXILUS Mein Herr hats mir geschenkt. B N
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T OXILUS f Silberlinge --N ] ] B N] BHafenN ] Bschäbiger Mist,N ] Bhier,N ] B(er f Geldbeutel)N ] BD ORDALUS N ] B N] BDennN ] Bsie,N ] Bräudiger Köter,N ] Bdas MädelN ] Bgemacht f gemacht!N ] B(perplex)N ] BWem?N ] Bfür f missfällt,N ] Bauf f zähltN ] BsoN ] BmonatlichN ] B N] B N] B(fällt f Wort)N ] B N] B{geheuer}N ] Bsag f mal,N ] Bso vielN ] BJajaN ] B
Textentlehnung Plautus, PER17
B N
[He,] [Du] [Dreck] |Hafen| \schäbiger Mist,/ hier\,/ [Ich kauf sie frei!] |(er f Geldbeutel)| korrigiert aus: D ORDA LUS [Wie bitte?!] [Und] |Denn| si[e]|e,| [alter Lump\,/] |räudiger Köter,| [sie] |das Mädel| gemacht[!]|, Herr, gemacht!| \(perplex)/ Wem?[!] \für f missfällt,/ [hergibt] |auf f zählt| \so/ \monatlich/ [im Monat] [Euer Stand?] \(fällt f Wort)/ [Sklave!] [stimmt] |{geheuer}| \sag f mal,/ korrigiert aus: soviel [Ja] |Jaja|
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ÖLA 3/W 107 – BS 29 c [5], Bl. 4
Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A11 (Korrekturschicht)
Lesetext
P RAETOR Wie dumm der Mensch lügt! T OXILUS Er tat es wirklich -Kein Wort mehr! Wir werden die Sache klären! Wo ist P RAETOR (unterbr) Dein Herr? 5 T OXILUS In der Sommerfrische. P RAETOR Und wann kommt er wieder? T OXILUS In zirka einem halben Jahr. Er ist nach Kreta -P RAETOR (unterb) Ein halbes Jahr ist eine hübsche Zeit! Also dann werden wir es ja erfahren, ob Du die Wahrheit sprichst -- bis dahin kommst Du jetzt mit nach Pompeji, ein wenig hinter Gittern – 10 L EMNISELENIS Nein! Herr, wie könnt Ihr?! Ich kann es beschwören, dass er das Geld geschenkt bekommen hat! P RAETOR Unsinn! (zu den L IKTOREN ) Verhaftet ihn! L EMNI Ich schwöre jeden Eid! (zu T OXILUS ) So sag doch was! Jetzt ist alles aus! 15 P RAETOR Na also! T OXILUS Was ein Sklave sagt, hat kein Gewicht. L EMNI Nein, es darf nicht aus sein! Oh Herr! Verhaftet ihn doch nicht! P RAETOR Was soll ich denn tun? Wenn sein Herr hier wär, würd ich ihn nicht verhaften -- ich bin doch nicht so darauf aus, aber ich muss. Die Sache ist doch äusserst 20 verdächtig -L EMNI Dann verhaftet mich mit! Verhaftet mich mit! P RAETOR Ah, ist Amor mit im Spiel? Aha, jetzt wird mir überhaupt alles klar -(er lächelt) Also höre: ich warte nur auf den Herrn, der für ihn aussagen soll, ich tät Euch gern gönnen, Euere Liebe -- denkt nicht, dass ein Praetor unbedingt 25 ein Unmensch sein muss -B N
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B
N
B
N B
ÖLA 3/W 107 – BS 29 c [5], Bl. 5
N
B
B
N
B
1 1 2 3 3 3 3 4 5 7 7 8 8 8 9 9 10 11 12 13 14
B N
] MenschN ] BErN ] B(unterbr)N ] B N] BWir f dieN ] Bklären!N ] BDeinN ] BIn f Sommerfrische.N ] Bzirka einemN ] B N] B(unterb)N ] BJahr f hübscheN ] Bwir esN ] BDu f sprichstN ] Bkommst DuN ] BPompeji f Gittern –N ] BL EMNISELENIS N ] Bgeschenkt bekommenN ] BL IKTOREN N ] BL EMNI f was!N ]
14–16
B
22 24 24 25
B
B
Jetzt f GewichtN ]
wirdN ] gönnen, EuereN ] BPraetorN ] Bsein mussN ] B
N
B
N
N
[(lacht)] [Kerl] |Mensch| korrigiert aus: EEr gemeint ist: (unterbricht) [Ruhe!] \Wir werden/ [D]|d|ie [wird] [gek]|k|lär[t]|en!| [werden!] Dein[e] [Fort. Verreist.] |In der Sommerfrische. [Auf Kr]| korrigiert aus: zirkaeinem [in die Sommerfrische] gemeint ist: (unterbricht) Jahr[, nette] |ist f hübsche| korrigiert aus: wires [es stimmt] |Du f sprichst| [bleibst Du] |kommst Du| Pompeji\,/ [ins [Kittchen] |Gefängnis| --] |ein f Gittern –| korrigiert aus: L EMNISELENI s korrigiert aus: bekommen geschenkt korrigiert aus: L IKTORE n (1) || L EMNI Ich schwöre jeden Eid[!]|, der Euch heilig ist!| (2) L EMNI f was! T OXILUS 8 Was9 ein10 Sklave11 sagt,12 hat13 kein14 Gewicht.15 Jetzt1 ist2 alles3 aus!4 \P RAETOR 5 Na6 also!7/ [ist] |wird| korrigiert aus: gönnen,Euere korrigiert aus: Pr etor (1) ist (2) sein muss
243
ÖLA 3/W 107 – BS 29 c [5], Bl.4
Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A11 (Korrekturschicht)
Lesetext
B AGNIO (kommt) Toxilus! Toxilus! Das Schiff ist untergegangen, das Schiff! B
B N
M ATROSA Um Gottes Willen! B AGNIO Das Schiff Eurer Herrschaft! Ich bin dort vorn auf dem Kap gelegen und hab das Schiff gesehen, es kam ein Gewitter der Blitz hats getroffen und es ging unter -- mit Mann und Maus! A UFSEHER Was?! B AGNIO Euere Herrschaft ist nichtmehr! Alle sinds ersoffen im Meer! T OXILUS Ersoffen?! B AGNIO (erblickt ihn erst jetzt) Huj, der Prätor aus Pompeji! P RAETOR Wer bist Du? B AGNIO Ihr kennt mich nicht? P RAETOR Keine Ahnung! B AGNIO Umso besser! (zu T OXILUS ) Er hat mich zwar schon siebenmal gesehen , aber wahrscheinlich hat er mir nie in die Augen geschaut -- Hör mal! T OX Rühr mich nicht an, ich bin verhaftet! B AGNIO (erschrickt sehr) Bimbambum! P RAETOR (zu L EM ) Wer ist der?! B AGNIO Ich? Niemand. Ich wollt hier nur eine grosse Trauernachricht bringen. L EM Ich kenne ihn nicht B AGNIO Ich bin auch nur ein Niemand, ein {armer} Niemand – Schaut auf den Himmel, seht ihr dort hinten das Wetter? Wer ergründet das Walten der Götter B AGNIO Ja. P RAETOR Schrecklich. Ist das auch wahr? B AGNIO So wahr ich Augen hab zu sehen! (Stille) N B
5
B
N
N
B
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10
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15
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20
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B N
B
25
1–4 2 4–8 6 8 9 10 11 12 14 14 15 15 16 17 18 18 18 19 20–21 22 23
Das f Herrschaft!N ] ] BIch f Meer!N ] Bunter --N ] BB AGNIO N ] BT OXILUS Ersoffen?!N ] BB AGNIO f jetzt)N ] BP RAETOR f Du?N ] BB AGNIO N ] BT OXILUS N ] BgesehenN ] BaberN ] BHör mal!N ] BT OX f verhaftet!N ] B(erschrickt sehr)N ] BP RAETOR N ] BL EM N ] Bder?!N ] BIch f bringen.N ] BL EM f Niemand –N ] B N] BWer f GötterN ] B
B N
N
\Das f Herrschaft!/ [A UFSEHER Was für ein Schiff] xIch f Meer! korrigiert aus: unter-korrigiert aus: B ANIO \T OXILUS Ersoffen?!/ \B AGNIO f jetzt)/ [P RAETOR ] [Wer ist das?] |Wer f Du?| [B AGNIO ] [den S KLAVEN ] |T OXILUS | [verureteilt] |gesehen| [a]|a|ber [[He,] Toxilus!] |Hör mal!| [L EMNI Er ist verhaftet!] |T OX f verhaftet!| \(erschrickt sehr)/ [A UFSEHER ] |P RAETOR | [T OXILUS ] |L EM | [dieser Mensch?!] [|dieser|] |der?!| [Ich hab eine grosse Neuigkeit für Euch!] |Ich f bringen.| \L EM f Niemand –/ [Ich f Meer!]f x \Wer f Götter/
244
ÖLA 3/W 107 – BS 29 c [5], Bl. 6
Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A11 (Korrekturschicht)
Lesetext
P RAETOR Schrecklich und rätselhaft ist manchmal das Walten der Götter Rätselhaft ihr Urteil Der Sterbliche ist ihnen eben untertan. Sie vernichten den braven Freien und entlassen den {lästerlichen} Sklaven aus der Kette -Rätselhaft ist oft ihr Walten, unfassbar für einen irdischen Richter . Und diesmal sogar: Oh Jupiter! erschlägst Du das Recht mit Deinem Blitz. Und das Unrecht triumphieren -B
N B
B
B
N
N
B
N
B
B
N B
B
N
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B N
N
B
5
N
N B
B
N B
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B
N B
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B N
Toxilus oder wie Du heisst, Du bist frei -- ich lasse Dich frei Sagt Götter, was habt Ihr vor mit unserer Welt? (Stille) Denn wo kein Kläger, kein Angeklagter -Und der Beweis Deiner Schuld liegt am Meeresgrund! P RAETOR (lächelt) (zu den L IKTOREN und D ORDALUS ) Kommet! Wir warten {umsonst auf Antwort}! (ab) N
B
10
B
N
15
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B N B B
20
B
L EMN Freude, doppelt, {dreifach Freude}! A LLE S KLAVEN Freude! {Freude! Freude!} T OXILUS Jetzt lasst uns tanzen -- die Herrschaft ist hin! M ATROSA Halt! N
B
B
NN
N
N B N
1 1 1 2 4 4 4 4 5
und rätselhaftN ] istN ] Bdas WaltenN ] BRätselhaft f UrteilN ] BbravenN ] BentlassenN ] B{lästerlichen}N ] B N] Baus f KetteN ] B B
6 6 6 7 7 7 7 8 8 9 10 11–12 15 15–16 17
B
18 18 18 19 20 20 20
B
unfassbarN ] fürN ] Beinen f RichterN ] BOh Jupiter!N ] Berschlägst DuN ] BRechtN ] Bmit f Blitz.N ] BUndN ] BtriumphierenN ] B N] BToxilusN ] BSagt f Stille)N ] BP RAETOR (lächelt)N ] BWir f Antwort}!N ] B N] B
L EMN N ] doppelt f Freude}!N ] BFreude}!N ] BA LLE f Freude!}N ] BT OXILUS N ] B N] B N] B
B N
[\für Sterbliche/] |und rätselhaft| [sind] |ist| [die Gewalten] |das Walten| \Rätselhaft f Urteil/ \braven/ [l]|entl|assen \{lästerlichen}/ [\unehrenhaft/] (1) leben (2) \aus f Kette/ [[n]|N|icht [ergründbar] |erfassbar|] |unfassbar| [für] |für| [den] |einen| \irdischen/ [Mann] |Richter| \Oh Jupiter!/ [geht] [|Sie versenken|] [|Du {hast erschlagen}|] |erschlägst \Du/| [{R}]|R|echt [unter] |mit f Blitz.| [U]|U|nd triumphier[t]|en| gestrichen: \S/ korrigiert aus: Tocxilus \Sagt Götter, [steht die Welt noch] |was f Stille)|/ \P RAETOR (lächelt) [Wir]/ \Wir f Antwort}!/ [L EMNI Toxilus! (sie umarmt ihn und sie küssensich) B AGNIO Was ist los?!] [P AEGNIUM ] |L EMN | [Freude, Freude!] |doppelt f Freude}!| korrigiert aus: Freude} [T OXILUS [Jawohl,] |Doppelt dreifach| Freude!] |A LLE f Freude!}| \T OXILUS / [Höret, Ihr!] [singen und]
245
Fassung des dritten Aktes
5
10
K3/TS7/A11 (Korrekturschicht)
Lesetext
T OXILUS Was gibts? M ATROSA Die Herrschaft ist hin. Aber auch die Herrschaft besteht aus Menschen und alle Menschen sind Brüder -P AEGNIUM Fahr ab! M ATROSA Wie sprichst Du mit mir, Lausejunge! T OXILUS Er spricht mit Dir, wie zu jemand, antwortet, der einen dummen Unsinn behauptet! A UFSEHER Oh wie richtig! Richtig-richtig! P AEGNIUM (zu M ATROSA ) Tanz mit mir, Schwesterchen! L EMNI Ja, tanzen wir! B AGNIO Ich möcht lieber was saufen! T OXILUS Sauft und fresst! Gehet hinein, öffnet alle Schränke und Truhen -- ziehet die Fetzen der Herrschaft an! Und was Ihr nicht anziehen könnt, das zerreisst ihr! Und die Flaschen, die Ihr nicht aussaufen könnt, zerschlagt Ihr! Lasst den Wein auslaufen! Und wenn morgen alles ein Trümmerhaufen ist! Heut sind wir alle, alle frei! Jetzt sind wir alle frei -- und wenns nur einen Tag dauert! Jetzt lad ich Euch zum Ball, zu unserem Ball! Toxilus und Lemniselenis laden die niedersten und niederen Herrschaften ein! Auf, herbei, Wein, Bier -A LLE S KLAVEN (mit Jubel ab in die Villa, kommen mit Kleidern der Herrschaft an, Paegnium mit Gloriosus Schild und Helm, es wird Wein und Essen herbeigebracht, alle machen sichs gütlich) 1.) A LLE ( ausser Matrosa singen) Es öffnet sich heute des Sklavenzwingers Tor Da kugelen die Sklavelein ganz haufenweis hervor! Die Männlein und die Weibelein Sie wollen alle Freie sein Sie kugelen, sie kugelen Bald hin und bald her Zu unterst , zu überst Das freut sie umso mehr! B
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BB
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B
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B
B
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5 5 12–18 13 13 14–16 14–15 14 18 19 19 20 20 20 22 22 26 27 29
N
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B
30
N
N
sprichstN ] mir,N ] BT OXILUS fBier --N ] Ban!N ] BdasN ] BUnd f frei!N ] BLasst f auslaufen!N ] BLasstN ] B N] BS KLAVEN N ] Bab inN ] BPaegniumN ] BGloriosusN ] BHelm,N ] B1.)N ] Bausser MatrosaN ] BFreieN ] BSieN ] BunterstN ] B B
korrigiert aus: s richst korrigiert aus: mir , Textentlehnung Plautus, PER18 korrigiert aus: an_ ! korrigiert aus: dass
\Und f frei!/ \Lasst f auslaufen!/ korrigiert aus: lasst [Musik, Musik!] korrigiert aus: S KLAVE n korrigiert aus: abin korrigiert aus: Paegmium korrigiert aus: Glorosus korrigiert aus: Helm) [\1.)/] |1.)| \ausser Matrosa/ [f]|F|rei\e/ S\i/e unter\st/
246
N
N
ÖLA 3/W 107 – BS 29 c [5], Bl. 7
Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A11 (Korrekturschicht)
4.) A UFSEHER (bereits etwas alkoholisiert) Denn auf den Meeren Da wohnt die Freiheit Ja auf den Meeren Ist es schön Allwo die hohen Herrn samt ihrer Freiheit Können untergehen! (zu den Sklaven) Nun klatscht! T OXILUS (zum A UFSEHER ) Geistreich! A UFSEHER (gekränkt) Wenns Du mir schon die Peitsche nimmst, dann klatsch wenigstens, wenn ich singe ! Nicht schön von Dir! B AGNIO (zu T OXILUS ) (klopft ihm mit seinem Prügel auf die Schulter) Fuchs Du hast die Gans gestohlen Gib sie wieder her Sonst wird Dich der Praetor holen Mit seinem Paragraphenspeer -A UFSEHER (zu Lem) Prosit ex! Trink aus Du kleine Hex! L EMNISELENIS Auf dem Meer ists so still wie die ewig Ruh Rein garnichts drückt der Matrosen Schuh Wölklein, die siehst schon von weitem wehn Heut wirds auch ohne Ruder gehn – N
B
B
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N B N
B
N B
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15
N
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B
N
B
5
Lesetext
N
B
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B
ÖLA 3/W 107 – BS 29 c [5], Bl. 8
N
B
N
N
B
BB N B
20
N
B N
1 1 1 2 3 5 6 8 8
4.)N ] (bereits f alkoholisiert)N ] BMeerenN ] BFreiheitN ] BMeerenN ] BhohenN ] BsamtN ] B(zu f klatscht!N ] B N] B B
10 10 10–11 11 12 13 16 17 18–248,16 18 18–21
B
22
B N
mirN ] die f nimmst,N ] Bklatsch f ichN ] BsingeN ] BT OXILUS ) (klopftN ] BGansN ] BParagraphenspeerN ] BA UFSEHER f Hex!N ] BAuf f FreiheitN ] B N] BAuf f gehn –N ] B
]
\4.)/ \(bereits f alkoholisiert)/ [Bergen] |Meeren| [f]|F|reiheit [Bergen] |Meeren| [grossen] |hohen| [S]|s|amt \(zu f klatscht!/ [\Prosit, ex! Trink aus Du kleine Hex!/] [mich] |mir [s]| [nicht prügeln lasst,] |die f nimmst,| [lass mich doch wenigstens] |klatsch f ich| singe[n] korrigiert aus: T OXILUS )(klopft [G]|G|ans Par[{}]|a|graphen[heer]|speer| \A UFSEHER f Hex!/ \Auf f Freiheit/ gestrichen: [{ }]|1.)| (1) || Auf dem Meer ist so still und die ewig Ruh [Nichts] [|Rein garnichts|] [|Kein [Orkan ] [|Sturm|]|] \nicht/ drückt der Matrosen Schuh Wölklein, die siehst schon von weitem wehen Heut [müssen] |wirds| [wir] |auch| ohne [Segel] |Ruder| gehen – (2) Auf f gehn – gestrichen: 2.) – 3.)
247
ÖLA 3/W 91 – BS 28 [2], Bl. 3
Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A11 (Korrekturschicht)
Ihr Sklaven , wir wollen nach Kreta fahren Kreta ist jenseits aller Gesellschaftsgefahren In Kreta, dort ist der Wein so süss Also das ist das reinste Herrenparadies – BB
Lesetext
N
B
B
B
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N B
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ÖLA 3/W 91 – BS 28 [2], Bl. 3
N
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× B N
Wir segeln, wir segeln in die Sommerfrisch Lustig, im Wasser schwimmt mit uns der Fisch B
N
B N
B
N
B N
10
× Der uns zur Zeit verreist gerad Tief unten im grünen Meeresgrab! (zu den Sklaven) Nun klatscht! A LLE (applaudieren) A UFSEHER Denn auf den Meeren da wohnt die Freiheit L EMNISELENIS Der Blitz schlug ein – Hurrah, wie fein! Er schlug sie alle tot Alle, alle tot! A LLE ( ausser M ATROSA ) Der Blitz schlug ein – Hurrah, wie fein! B
15
N
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B
B N
N
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20
B
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B
N
N
B
1–15 1 2 2 3 3 4 4 4 7
N
B
Ihr f applaudieren)N ] Ihr SklavenN ] BjenseitsN ] BGesellschaftsgefahrenN ] BKreta,N ] BdortN ] BAlso dasN ] BreinsteN ] BHerrenparadiesN ] B N] B B
8 9 9 10
B
13 16 16 17 17 21 21 22
B
wir segelnN ] ] Bschwimmt f unsN ] B N] B N
im f Meeresgrab!N ] ] BMeerenN ] BL EMNISELENIS N ] Bein –N ] BausserN ] Bein –N ] BHurrah, wieN ] B N
\Ihr f applaudieren)/ [Leute] |Ihr Sklaven| [ohne] |jenseits| [Gefahren] |Gesellschaftsgefahren| Kreta\,/ \dort/ [Dort] |Also das| [{reinste}] |reinste| [Paradies] |Herrenparadies| [\Es wird ein Wein sein Und wir werden sein Es wird schöne Sklaven geben Und die Herrn werden nimmer leben ×/] \wir segeln/ [wie] \schwimmt f uns / [[Wir wollen unsere Nerven ruh] |[Dort] |In Kreta| wollen wir [uns ausruhen] |uns erholen|| Vom Nichtstun! [Von Eueren Sklaven] |Dort werden wir uns für Euch Kraft holen!|] [im Meer v] |im f Meeresgrab!| gestrichen: 4.) [Bergen] |Meeren| eingefügt
ein \–/ auss\e/r ein \–/ korrigiert aus: Hurrah,wie
248
ÖLA 3/W 107 – BS 29 c [5], Bl. 8
Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A11 (Korrekturschicht)
Er schlug sie alle tot Alle, alle tot! (Allgemeiner Tanz) Ojjeh, ojjeh, wie rührt mich das, wie rührt mich das, wie rührt mich das Viel zu lang habt Ihr gelebt Das Kaputtsein kam zu spät! L EMNI Ach, wie ist es möglich dann Dass ich Dich hassen kann! Hasse Dich so schrecklich lieb Du meiner Freiheit liebster Dieb! A UFSEHER Hieb um Hieb! Dick und dünn! P AEGNIUM Zwirn, Zwirn, Zwirn ! B AGNIO Zwirn ist kein Strick Dünn oder dick! (er macht eine Geste des Gehängtwerdens) T OXILUS Dick oder dünn Strick ist kein Zwürn B AGNIO und T OXILUS Lasst es uns entwürren! T OXILUS Zwirn, Zwirn, Zwirn Ein Kopf ist noch kein Hirn Ein Hut ist noch kein Kopf Ein Hals ist noch kein Kropf! {Gedacht}, gedacht, etcetera Für unsereins sind nur wir da! L EM Flieg, Delphin, flieg – Ein Krieg ist noch kein Sieg Ein Sieg ist noch kein Frieden Wo ist mein Herr geblieben? A LLE Ojjeh-ojjeh, der Kopf ist ab, Der Kopf ist ab Ojjeh ojjeh wie rührt mich das Wie rührt mich das! B
Lesetext
N
B
N
B N
5
B
B
10
N B
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B
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B
N
B
B
N
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B
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20
N
N
N
B
ÖLA 3/W 107 – BS 29 c [5], Bl. 9
B
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B N
25
B
N
30
B N B
N
1 2 4 5 5 7 10 11 11 13 14 20 22–23 24 27–28 31 31–33
Er f totN ] tot!N ] B N] Bdas,N ] Bwie f dasN ] BKaputtseinN ] BHasseN ] BDuN ] BFreiheit liebsterN ] BundN ] BZwirnN ] BT OXILUS N ] BEin f Kropf!N ] B N] BEin f FriedenN ] B N] BDer f das!N ] B B
[Er f tot] [|Jetzt sind sie endlich hi|] [tot!] [|hin!|] [wie f das]f x das\,/ xwie f das korrigiert aus: Kaputsein [Ha[b]|sse|] |Hasse| [D]|D|u [Ehre] |Freiheit [{lieber}] |liebster|| [oder] |und| Zw[{n}]|i|rn [A LLE ] |T OXILUS | \Ein f Kropf!/ gestrichen: … T OXILUS ergänzt aus ÖLA 3/W 107 – BS 29 c [5], Bl. 9 gestrichen: ........ ergänzt aus ÖLA 3/W 107 – BS 29 c [5], Bl. 9
249
ÖLA 3/W 108 – BS 29 c [6], Bl. 13
Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A11 (Korrekturschicht)
L EM Hunde, die bellen, die beissen nicht Sklaven, die klagen, die töten nicht Herren, die gut sind, die gibt es nicht! A LLE Hunde, die bellen, die beissen nicht Sklaven, die klagen, die töten nicht Herren, die gut sind, die gibt es nicht A LLE Gibt es nicht! Gibt es nicht! Jetzt ist er ersoffen, der Wicht – T OXILUS Verlangt Zinsen für jeden Bissen Die ein Krebs seinem Fleische entrissen L EM Krebs, Krebs, Krebs Du liegst mir {am} Herzen Krebs, Krebs, Krebs Kommst mir nicht aus dem Sinn Ach, ach, ach Ich werd ja noch ganz schwach! Ach, ach, ach, Von so viel ungetrübtem Glück! L EM Der Blitz schlug ein – A LLE Hurrah, wie fein! Jetzt sind sie endlich hin Alle, alle hin! T OXILUS Zwirn, Zwirn, Zwirn Ein Kopf ist noch kein Hirn! 1.) P AEGNIUM (mit dem Schild) Putz den Schild, putz, putz, putz! Nur kein Trutz Trutz, Putz, Trutz! Wo bin ich? Wo bin ich? Seh mich nicht blende ich Dich – Ich blende Dich – (er schreit) Wo seid Ihr nun, stolzer Gloriosus?! Erhabener Tepp Wo bist Du jetzt?!
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B
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B N
B
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B
15
B
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N B
N
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B
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30
B
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B
N
B
B
N B
N
B
bellen f nicht!N ] ] Bseinem FleischeN ] B{am}N ] Bso vielN ] BungetrübtemN ] BL EM f ein –N ] Bsind sieN ] B1.) P AEGNIUM N ] BNur f Trutz!N ] BSehN ] Bblende f Dich –N ]
N
1–3 10 10 12 18 18 19 21 25 27–28 30 30–31
B
ergänzt aus ÖLA 3/W 107 – BS 29 c [5], Bl. 9
B N
32 32–251,2 33 34
B
[ihm] \seinem Fleische/ \{am}/ korrigiert aus: soviel [{ungerechtem}] |ungetrübtem| [Denn:] |L EM f ein –| [seid Ihr] |sind sie| \1.) P AEGNIUM / \Nur f Trutz!/ [Ich] [s]|S|eh \[Ich blende Dich, ich] blende \ich/ Dich – Ich blende Dich –/ [jetzt?!] |nun,| [\Seht Ihr mich?!/] |[grosser] stolzer f besiegt,| Tepp[?!] jetzt[,]|?!| [Karikatur eines Kriegers?!]
nun,N ] stolzer f besiegt,] BTeppN ] Bjetzt?!N ] B
250
ÖLA 3/W 107 – BS 29 c [5], Bl. 9
Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A11 (Korrekturschicht)
Kämpfst mit zehn Haifischen, was?! Und mit riesigen Polypen und hundert Seeschlangen – und hast sie alle besiegt, besiegt, alle, was?! L EMN Alle, alle! – Der Blitz schlug ein A LLE Hurrah wie fein! Jetzt seid ihr endlich tot Alle, alle hin! P AEGNIUM Zwirn, Zwirn, Zwirn T OXILUS Ein Kopf ist noch kein Hirn! A LLE Ojjeh, ojjeh, der Kopf ist ab.... (usw) A UFSEHER (besoffen) Ich peitscht es gern in alle Häute ein Ich ätzt es gern in jeden Herrenbein Dein ist mein Schmerz Dein ist mein Schmerz Und soll er ewig, ewig Dein bleiben -- (er nähert sich M ATROSA ) B AGNIO (nähert sich M ATROSA ) Du Prügel in meiner Linken Was soll Dein heiteres Blinken Siehst mich so freundlich an Morgen kommst wieder Du daran -M ATROSA (stösst ihn weg) (ab in den Hintergrund) (Es donnert, niemand hat es bemerkt, dass es sich bezogen hat) A LLE (hören auf und blicken zum Himmel empor) L EM ({leise}) Was war das? M ATROSA Es donnert! B AGNIO Das kommt vom Meer -M ATROSA Das ist dasselbe, das die Herrschaft erschlug -(Stille) N
5
B
N
ÖLA 3/W 107 – BS 29 c [5], Bl. 9
N
B
B
N
B
N
B N B N
B
ÖLA 3/W 107 – BS 29 c [5], Bl. 10
N
B
N
B
25
ÖLA 3/W 108 – BS 29 c [6], Bl. 13
N
B
20
N
N
B
15
B
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B
10
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N
B
N
B
B
N
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B
2
B
alle, was?!N ]
6
B
Jetzt f totN ]
7
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hin!N ]
8 9 10 12 15 16 16 18 21 22 25 26 27 28
B
P AEGNIUM N ] T OXILUS N ] BA LLE f usw)N ] BHerrenbeinN ] BbleibenN ] B N] B N] BinN ] Bkommst f daranN ] B(stösst f weg)N ] BL EM f das?N ] BEs donnert!N ] BDasN ] BdasN ] B
N
|| [alle!! Was?! [\Chor Jajaj Ja, ja, ja Alle hat er besiegt!/]] |P AEGNIUM … alle, was?!| (1) Er schlug sie alle tot (2) Jetzt f tot (1) tot! (2) hin! \P AEGNIUM / \T OXILUS / \A LLE f usw)/ [Kieselstein] [|Sklaven{bein}|] |Herrenbein| korrigiert aus: Bleiben [M ATROSA ] [(stösst f weg)]f x [an] |in| komm[t]|st| [Matrosa dran] |wieder f daran| [Fahr ab!] |x(stösst f weg)| \L EM f das?/ [Da kommt das Wetter --] |Es donnert!| [Es]|Das| korrigiert aus: dass korrigiert aus:
251
ÖLA 3/W 107 – BS 29 c [5], Bl. 9
Fassung des dritten Aktes
5
10
N
B
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B
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35
Lesetext
T OXILUS Es kommt nicht her. M ATROSA Abwarten! T OXILUS Es verzieht sich -(Es donnert wieder, näher) M ATROSA Hört Ihr? T OXILUS Aber was! Das verzieht sich und Schluss! Weiter! (Tanz) A LLE Ojjeh ojjeh, wie rührt mich das Wie rührt mich das! Viel zu lang habt Ihr gelebt Das Kaputtsein kam zu spät -L EMNI Der Blitz schlug ein -A LLE Hurrah, wie fein! ( starker Donner ) A LLE (zucken zusammen) B AGNIO Es regnet! Es kommt doch her! Na servus! Also ich vertrag alles nur kein Wetter! Da krieg ich Nerven! (ab in die Villa) A LLE Es regnet, es regnet! L EMNI Ganz dicke Tropfen -- zu dumm! A LLE (flüchten in die Villa; starker Windstoss; Blitz und Donner Wolkenbruch) T OXILUS Zu dumm! A UFSEHER Einmal ist man in seinem Element! P AEGNIUM (hält den Schild über seinen Kopf) M ATROSA Tu den Schild weg, das zieht den Blitz an ! Kommt alle herein! Herein! (alle unter die Säulen) L EMNISELENIS Du, oh -- ich hab Angst! T OXILUS Warum? L EMNI Vor dem Blitz. Wie leicht trifft der einen. T OXILUS Es ist bald vorbei und nichts wird Dich treffen. L EMNI Woher weisst Du das? T OXILUS Weil ich Dich beschützen werde. L EMNI Kannst Du mich gegen den Blitz schützen? M ATROSA (höhnisch) Er kann alles! Zwirn, Zwirn, Zwirn Ein Kopf ist noch kein Hirn! (sie lacht höhnisch) T OXILUS Lach nur! Lach! (Starker Blitz und Donnerschlag) B
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K3/TS7/A11 (Korrekturschicht)
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B N
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KaputtseinN ] A LLE f fein!N ] Bstarker DonnerN ] BNa servus!N ] BüberN ] BseinenN ] BBlitz anN ] BHerein! (alleN ] B N] B B
korrigiert aus: Kaputsein
\A LLE f fein!/ korrigiert aus: starkerDonner
\Na servus!/ korrigiert aus: ü4r korrigiert aus: sein korrigiert aus: Blitzan korrigiert aus: Herein! (alle
[L EMNI Jesus Maria! T OXILUS Was redest Du da?]
252
N
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ÖLA 3/W 107 – BS 29 c [5], Bl. 11
Fassung des dritten Aktes
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Lesetext
T OXILUS (zu M ATROSA ) Mir scheint, Du tätest lachen, wenn uns jetzt hier der Blitz träf? M ATROSA Nein. Ich hoffe auch und bete, dass er Euch nicht erschlägt. Wenn Ihr lernt -- Wenn Ihr etwas nicht vergessen wolltet -T OXILUS Was? M ATROSA Dass Ihr nicht die obersten Herren seid , weil das Gewitter Deinen Herrn erschlug. Hast Du den Blitz gesandt, so tust Du! Den Blitz hat einer gesandt, der unsere Leiden hörte, aber er wird auch Euch erschlagen, wenn Ihr fortfahrt, in Deinen Feinden nicht auch den Menschen zu sehen -- Kennst Du Dich? T OXILUS Was soll die Frage? M ATROSA Es ist ein Geheimnis um den Menschen. L EMNI Ich kenne mich nicht! Oh, jetzt hab ich plötzlich Angst vor mir -- hilf mir, Du! Beschütz mich vor mir selber! T OXILUS Das kann ich nicht. T OXILUS Natürlich wissen wir es nicht, wer wir sind! Welche Gewitter unseren Busen durchziehen, mit Blitz und Donner! Aber eins wissen wir: Gegen Knute hilft nur Knute! Gegen Rute nur Rute! (usw) M ATROSA Lasst sie alle vom Blitz erschlagen – meinetwegen! Aber: richtet nicht, damit Ihr nicht gerichtet werdet! L EMNI Es wird hell! T OXILUS Ja. L EMN Ist das Wetter vorbei? T OXILUS Ich glaube. Ich glaube. (Stille) L EM Die Sonne! Die Sonne! S KLAVEN (fangen an leise zu singen) Der Blitz schlug ein – Hurrah, wie fein! Er schlug sie alle tot Alle, alle tot! Ojjeh-ojjeh, wie rührt mich das! B
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K3/TS7/A11 (Korrekturschicht)
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-- WennN ] Herren seidN ] BFeindenN ] Bden MenschenN ] BT OXILUS f werdet!N ]
18–19 20 23 23 24–27 27 29 32 33
B
B
Gegen f usw)N ] Lasst f meinetwegen!N ] BJa.N ] B N] BL EMN f Sonne!N ] BDie f Sonne!N ] Bein –N ] BAlle,N ] BOjjeh-ojjeh f das!N ] B
korrigiert aus: -- Wenn korrigiert aus: Herr bist korrigiert aus: FEinde korrigiert aus: denMenschen (1) M ATROSA Richtet nicht, auf dass Ihr nicht gerichtet werdet! (2) \T OXILUS f werdet!/ vgl. K3/TS5/BS 28 [2], Bl. 5
[Erschlagt sie so {meinetwegen}] |Lasst f meinetwegen!| korrigiert aus: Ja, [es ist vorbei -- das Wetter ist vorbei!] \L EMN f Sonne!/ [Jetzt kommt] |Die f Sonne!| ein \–/ korrigiert aus: Alle , \Ojjeh-ojjeh f das!/
253
ÖLA 3/W 107 – BS 29 c [5], Bl. 12
Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A11 (Korrekturschicht)
T OXILUS (ruft in die Villa hinein) Ruhe! Ruhe! (ein Sonnenstrahl bricht durch) L EMNI (umarmt ihn) Reg Dich nur nicht auf, ich liebe Dich – B
Lesetext
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(Vorhang)
ENDE. 10
Denn: was hat man von seiner Jugend ohne Freiheit? Nichts! Und wie wird man frei? Mit Geld! Auch die Freiheit ist nämlich nur ein käuflicher Artikel und ohne Groschen pfeiff ich auf meine Jugend! Denn Jugend ist Freiheit und Freiheit Geld! BB
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3 11–14 11 11 11 11 12 12 12 13 13 13
auf f Dich –N ] Denn f Geld!N ] BDenn:N ] BmanN ] Bohne Freiheit?N ] BwieN ] Bwird f frei?N ] Bnämlich nurN ] BkäuflicherN ] Bund ohneN ] BGroschenN ] Bmeine Jugend!N ] B B
B
auf\,/ [--] |ich f Dich –| \Denn f Geld!/ vgl. K3/TS8/A7/BS 30 a, Bl. 13 [Denn:]|Denn:| [ein Mäd] |man| [Was hat] |ohne Freiheit?| [wie e{rm}] |wie| [bekommt man seine Freiheit] |wird f frei?| \nämlich nur/ \käuflicher/ [ohne] |und ohne| [Freiheit ein] |Groschen| [die [|alle|] [|die|] |alle| Jugend] |meine Jugend!|
254
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Fassung des ersten Aktes
K3/TS8/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
SCHAUPLATZ
5
ÖLA 3/W 108 – BS 29 c [6], Bl. 14
Kleiner Privathafen vor einer Villa am Meer, unweit von Pompeji. Die Villa gehört dem reichen punischen Bankier K.R. Thago, einem naturalisiertem Römer. Er bewohnt sie mit seiner Tochter Idiotima und derem Gatten Gloriosus. Rechts im Vordergrunde sieht man einige Säulen der Villa, links im Hintergrunde liegt der Hafen. ERSTER AKT
ÖLA 3/W 93 – BS 29 a [1], Bl. 11
10
Im Hafen ankert die Luxusgaleere des Bankiers. Zahlreiche S KLAVEN schleppen vom Ufer Gepäckstücke auf das Schiff, Kisten, Truhen, Fässer, Schläuche, Geschirr. Sie werden von einem A UFSEHER mit Nilpferdpeitsche beaufsichtigt. Es ist ein herrlicher Tag, ohne Wellen und Wolken. 15
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A UFSEHER (zählt die an ihm vorbeigeschleppten Gepäckstücke) -- 84, 85, 86, 87 -vorwärts-vorwärts! (er knallt mit der Peitsche) Wir haben noch 164 Stück! 88, 89 -- los-los! Nur nicht getrödelt, gewurstelt, geschlafen, sonst weck ich Euch auf, Sklavenpack! (er knallt wieder mit der Peitsche, blickt dann über das Meer und singt zart vor sich hin) Es taget aus dem Osten Das Licht scheint überall Es nachtet schon im Westen Von Fall zu Fall zu Fall Als wären das all meine Freunde Die meine Feinde sein -Mein Herz strebt nur nach Liebe Mein Lieb, mein Minnelein -(er unterbricht plötzlich seinen Gesang und brüllt einen ALTEN S KLAVEN grimmig an) Tempo-tempo! 107, 108, 109 -- hast nicht gehört, altes Stück Elend?! Vorwärts-vorwärts! (er knallt abermals mit der Peitsche) I DIOTIMA (tritt reisefertig aus der Villa, gefolgt von ihren K AMMERSKLAVINNEN , die immer noch einige Handgriffe an ihrem Kleid und ihrer Frisur vollbringen) Ach, sehet Papas Yacht! Wie sie die Segel jungfräulich rafft! Mit welchem Verlangen erträumte mein Auge dies liebliche Bild In allen Salons der Saison -Habet Dank, Ihr Götter! Denn was der Sterbliche als Sehnsucht hegt Das wird doch immer wieder Realität. Oh Segel, Ihr himmlische Erfindung Weht mich fort aus meiner Heimat Fort aus dem Alltag -- nach Kreta. Der kretinische Frühling ists, nach dem sich mein Herz erstrebt -A UFSEHER (knallt mit der Peitsche) B
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dies lieblicheN ] korrigiert aus: dies liebliche A UFSEHER f Peitsche)N ] \A UFSEHER f Peitsche)/
255
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ÖLA 3/W 99 – BS 29 a [7], Bl. 1
Fassung des ersten Aktes
5
K3/TS8/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
I DIOTIMA Oh saget ihm, er knalle nicht so mit der Peitsche! Er schlage lieber, dann gibts nicht diesen schrillen Ton! Meine Nerven vertragen keine Disharmonien Ich bin geschwächt -G LORIOSUS (kommt aus der Villa in Helm und Panzer, gefolgt von seinen K AMMERSKLAVEN , unter ihnen dem jungem frechem P AEGNIUM ; er blickt auf seinen Schild, wie auf einen Spiegel und ruft) Pägnium! P AEGNIUM (tritt vor) Gnädiger Herr! G LORIOSUS Ich kann mich in meinem Schild nicht sehen. Wo bin ich? Du sollst meinen Schild so putzen, dass ich ihn als Spiegel benützen kann -- begreifs doch endlich, dass ich mit Mars verwandt bin! (er reicht ihm den Schild) Putz ihn, sonst erledig ich Dich, wie jene fünfhundert in Cappadozien im vorigen Herbst -fünfhundert mit einem Streich, obwohl mein Schwert abgestumpft war! I DIOTIMA Ach, Wölklein in der Höh Nur Du erkennst mein Weh: Mein Gatte ist ein Berufsmensch. Er liebt nur sein Schwert, seinen Schild , sein Panzer -Was gilt ihm der Venusberg neben einem befestigten Hügel? Nichts, oh nichts! Er fürchtet nur immer, ob seine Rüstung auch richtig glänzt. Heut zieht er sich schon seit gestern an Er legte sich garnicht zu Bett in der Nacht Er zog sich nur an -Ich frag mich oft: Warum kennt mein Gatte keine Gemütlichkeit? G LORIOSUS Ein böses Wort! Viel lieber als in die Sommerfrische zög ich in einen flotten Krieg Viel lieber würd ich blutige Taten vollbringen Als friedlich meine Brust in der Sonne bräunen -Denn meine Brust sehnt sich nach der befreienden Tat! I DIOTIMA (so nebenbei) Ich hasse den Krieg. G LORIOSUS Versündig Dich nicht! Wenn das Mars hört! I DIOTIMA Lass mich aus mit Deinem Gott! Wenn mein Vater kein Krösus wär Wäre mein Gatte ein friedlicher Hirte Aber das Geld meines Vaters lässt ihn nicht arbeiten -So langweilt er sich auf dem Felde der Ehre zu Tode. B
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B
freche[n]|m|
B
Textentlehnung Plautus, MG1 und MG2
frechemN ] G LORIOSUS f war!N ] BAch,N ] Bin f HöhN ] BerkennstN ] BWeh:N ] Bist f Berufsmensch.N ] BSchildN ] Bglänzt.N ] Bmeine BrustN ] BderN ] BbefreiendenN ] B N]
[Du] |Ach,| [droben weit] |in f Höh| [kennst] |erkennst| [Leid:] |Weh:| [[liebt] |sieht| nur sich.] [|sieht|] |ist f Berufsmensch.| [Helm] |Schild| glänzt\./ mein\e/ [Herz] |Brust| \der/ befreiende[r]|n| [der] [|mein|]
256
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 7
Fassung des ersten Aktes
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K3/TS8/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
G LORIOSUS (hörte nicht hin, blickt in seinen Schild, den P AEGNIUM geputzt hat) Ich seh mich noch immer nicht -- (er reicht ihn wieder P AEGNIUM ) Weiter! I DIOTIMA Wie gern wär ich manchmal ein Sklave -B GeschmiedetN an eine BGaleerenbank.N Lieber rudern, rudern, rudern -Nur nicht mit Dir! G LORIOSUS Du nimmst den Mund voll, als hättest Du mir einen Sohn geschenkt. B T OXILUS (kommt rasch aus der Villa) Gnädige Frau! Gnädiger Herr! Der Bgnädigste HerrN Papa, respektive Schwiegerpapa B{beehrten}N meinen untertänigen Mund, Euch folgendes Bausrichten zu dürfenN: Der Herr Papa, respektive Schwiegerpapa werden sogleich erscheinen. Er verabschieden sich nur noch.N I DIOTIMA (perplex) Verabschieden? Von wem? B T OXILUS N Von dem Fräulein Hetäre, aufzuwarten! I DIOTIMA Ach! Ists wieder dieses kleine Dirnchen? BPapa wird alt.N B P AEGNIUM Ja.N B G LORIOSUS BUnterhalt Dich nicht mit meiner Frau, Bwenn DuN meinen Schild BputztN, B denn sollt ich mich abermals nicht sehen können, lass ich Dich blenden!N N N B T OXILUS (zu I DIOTIMA ) Das Dirnchen ist klein, jedoch fein und leider nicht mein! G LORIOSUS (grinst) Gut gegeben! I DIOTIMA Unverschämter Kerl! Und mein Gatte lächelt dazu! B N N B K.R. T HAGO N (kommt aus der Villa mit der achtzehnjährigen Hetäre L EMNISELENIS , gefolgt von deren Dienerin M AT -ROSA , einer B N Person im BgefährlichstenN Alter) B G LORIOSUS N (zu I DIOTIMA ) Er kommt, gib Ruh! B K.R. T HAGO N (zu L EMNISELENIS ) Wohl begreif ich Deine Trauer, mein süsses teuerstes Geschöpf! Du kostspieliges, Du -4 4 8–11
8–9 9 10 13 14 15 16–17 16–17
16 16 17 18–20 20 21 22 22 23 24
[Lieber] |Geschmiedet| Galeerenbank\./ [gekettet] (1) I DIOTIMA [Ach, ich bin es müde! Wenn wir nur schon segeln würden -- aufs Meer ohne Grenzen] hinaus! (zu P AEGNIUM , der den Schild putzt) Wo steckt denn mein Vater? P AEGNIUM Der Herr Papa verabschieden sich, gnädige Frau! (2) \T OXILUS f noch./ Bgnädigste HerrN ] [Herr] |gnädigste Herr| B{beehrten}N ] [lassen Euch durch] |{beehrten}| Bausrichten f dürfenN ] [auszurichten] |ausrichten f dürfen| BT OXILUS N ] [P AEGMIUM ] |T OXILUS | BPapa f alt.N ] \Papa f alt./ BP AEGNIUM Ja.N ] [Na, chacun a son gout!] |P AEGNIUM Ja.| BG LORIOSUS f blenden!N ] [\{G LO }/] G LORIOSUS | || Unterhalt f blenden!| BUnterhalt f blenden!N [Das ist kein Dirnchen! Schimpf nicht über Deinesgleichen!] || |Unterhalt f blenden!| Bwenn DuN ] [putz lieber] |wenn Du| BputztN ] \putzt/ Bdenn f blenden!N ] (1) sonst lass ich Dich blenden! (2) denn f blenden! BT OXILUS f dazu!N ] \T OXILUS f Das || Dirnchen f dazu!/ B N] gestrichen: Ach, BK.R. T HAGO N ] korrigiert aus: K. R. T HAGO B N] [ordinären] [|gefährlichen|] BgefährlichstenN ] [besten] |gefährlichsten| BG LORIOSUS N ] [C ONT D ’O TTIERI ] |G LORIOSUS | BK.R. T HAGO N ] korrigiert aus: K. R. T HAGO
ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 8 ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 2
ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 9
GeschmiedetN ] Galeerenbank.N ] BT OXILUS f noch.N ] B B
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ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 9
ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 9
ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 9
Fassung des ersten Aktes
K3/TS8/A3 (Korrekturschicht)
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Lesetext
Denn ich fahr nun fort und lass Dich da. Doch sei beruhigt: Ich lass auch mein Geschäft da, Handel und Wandel, die Börs, das Kontor -Mögen die Papiere fallen oder sich heben Ich muss ruhen! Ja, ruhen -Der Arzt hats mir verordnet, der Weise Er kennt mein Leiden. Es ist nicht der Ausfluss des üppigen Lebens Sondern der Erregung über das Leben in Geschäften. Verlieren regt auf Aber verdienen noch mehr -Und viel verdienen, das legt sich aufs Herz Denn viel verdienen ist Schmerz Teuer erkaufter Schmerz, Du Kind -L EMNISELENIS Der Sommer mag kommen, der Herbst vergehen Meine Lieb zu Euch wird immer bestehen Denn Ihr habt mich gekauft. K.R. T HAGO Lieb, sehr lieb -- (er tätschelt ihre Wange) Kurz und gut, mit einem Wort: es wird höchste Zeit, dass ich einsteig und Du -- Du kehrst morgen wieder zu Dordalus zurück. L EMNISELENIS (entsetzt) Was sagt Ihr?! Wohin?! Zu Dordalus?! K.R. T HAGO Ja. Nach Pompeji. L EMNISELENIS (wie zuvor) Ich soll wieder zum Sklavenhändler?! Ihr wollt mich abermals wieder weiterverkaufen?! K.R. T HAGO Warum so entsetzt? Vielleicht kauft Dich ein Besserer, Schönerer, Reicherer - L EMNISELENIS (unterbricht ihn) Es gibt keinen Reicheren als Euch! Oh, bringt mich nicht wieder auf den Sklavenmarkt! Es folget so selten was Besseres nach! K.R. T HAGO Aber-aber, grosses Kind! Was hast Du Dir denn nur vorgestellt? Und ausserdem möcht man doch nur Dein Gutes -L EMNISELENIS Wollet lieber das Schlechte, mein Herr! Gewährt mir weiter Euere Huld Ich bleib Euch nichts schuld. Wenn Ihr heimkehrt von Euerer Sommerfahrt Wird von mir alles in bar bezahlt. Jeder Groschen ein Kuss Wenn ich nicht wieder auf den Sklavenmarkt muss -K.R. T HAGO Wer weiss, ob ich zurückkehr? Ob das Schiff nicht versinkt? Wer befiehlt dem Meer, dem Sturm -- Neptun oder ich? Bin ich dem Neptun sein Vertrauter? Na also! Abgesehen davon, dass ich Dich jetzt ein halbes Jahr umsonst ernähren müsst! Vorsicht ist die Mutter der Weisheit und Sparsamkeit ist eine Weltanschauung. Verkenne mich nicht, mein Kind! (Stille) L EMNISELENIS Jetzt weiss ich nichtmehr, was ich glauben soll, Herr Präsident. K.R. T HAGO Glaub nicht der Gosse Glaube mir
258
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 8
ÖLA 3/W 99 – BS 29 a [7], Bl. 5
ÖLA 3/W 99 – BS 29 a [7], Bl. 6
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 9
ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 10
Fassung des ersten Aktes
K3/TS8/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
Glaub nicht den Geldlosen Ohnehosen Glaube den Reichen Sie haben Recht! B N
5
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B
Das Armselige Wird immer vertan Das Ewig-Geldliche Zieht uns hinan! (Posaunenstoss) T OXILUS ( erscheint rasch an Bord des Schiffes und springt auf den Kai) Euere Hochwohlgeborenen! Die Segel sind gesattelt, der Anker ist gelichtet, das Gepäck verpackt und die Ruder sind ruderbereit -- es schwimmt alles in Butter, schiffet Euch ein! I DIOTIMA Endlich! G LORIOSUS (zu P AEGNIUM ) Her damit! (er nimmt ihm seinen Schild ab und spiegelt sich darin) Wo bin ich? T OXILUS (ruft auf das Schiff) Darf man bitten, Herr Kapellmeister! (An Bord spielt nun eine Galeerensklavenkapelle Abschiedsweisen) K.R. T HAGO (kneift zärtlich L EMNISELENIS in die Wange) Du bist unter Brüdern sechshundert Silberlinge wert. Verkauf Dich nur ja nicht zu billig -- (er folgt I DIOTIMA und G LORIOSUS auf das Schiff) T OXILUS Gute Erholung, frohe Fahrt! A LLE S KLAVEN (ausser L EMNISELENIS , singen und winken dem verschwin-dendem Schiffe nach) Keine Well auf der See Und der Himmel blau Frohe Fahrt! Keine Wolk in der Höh Und die Luft so lau Frohe Fahrt! Keine Sorg in der Brust Und im Herz nur Lust Frohe Fahrt! Oh kommet bald wieder Gebräunt die Glieder Frohe Fahrt! Fahret hin, fahret her N
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] (Posaunenstoss)N ] B N] BanN ] BG LORIOSUS N ] BK.R. T HAGO N ] BjaN ] BOhN ] BbaldN ] BGliederN ] BFrohe Fahrt!N ] BFahret f herN ] B N B
[Ich kenn das Geschäft!] [(Hornsignal)] |Posaunenstoss)| [der Oberkammersklave] a[m]|n| [C ONT D ’O TTIERI ] |G LORIOSUS | korrigiert aus: K. R. T HAGO \ja/ [Wann] |Oh| [Ihr] |bald| Glieder[?] \Frohe Fahrt!/ [Wir warten schon sehr --] |Fahret f her|
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ÖLA 3/W 93 – BS 29 a [1], Bl. 13
Fassung des ersten Aktes
K3/TS8/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
(leise) Ertrinket im Meer! (laut) Frohe Fahrt! A UFSEHER ( horchte perplex auf -- das Schiff ist nun verschwunden) A LLE S KLAVEN (ausser L EMNISELENIS und dem A UFSEHER singen weiter) 5 Esset lauter Braten Trinket lauter Wein Tuet glücklich schlafen Träumet ohne Pein! Frohe Fahrt! 10 Denket nur an Euch Krieget dicke Bäuch Frohe Fahrt! Werdet fett! (leise) Ertrinket im eigenem Speck! 15 (laut) Ertrinket im Meer! Ertrinket im Speck! Ertrinket im eigenem Fett! A UFSEHER (brüllt) Was hör ich?! Was singt Ihr da für einen Text?! Beim Jupiter, das halt ich nicht aus! (er hebt seine Peitsche) 20 T OXILUS (zum A UFSEHER ) Halt! Du wirst doch da nicht herumprügeln, wo wir Sklaven jetzt sozusagen untereinander sind?! A UFSEHER Das ist mir wurscht! T OXILUS Mir aber nicht! A UFSEHER Das ist mir erst recht wurscht! 25 T OXILUS (ruhig) Halt den Mund. A UFSEHER (braust auf) Was erlaubst Du Dir -T OXILUS (unterbricht ihn) Kannst Du lesen? A UFSEHER (perplex) Nein. T OXILUS Dann schau her -- (er zeigt ihm ein Dokument) Während der Abwesenheit 30 unserer Herrschaft wurde ich, ich Toxilus, zum obersten Verwalter dieser Villa eingesetzt, als Oberkammersklave gewissermassen, und zwar von unserem hochgeborenem Herrn K.R. Thago , dem Präsidenten des Romanisch-phönizischen Kreditinstituts, höchstpersönlich und eigenhändig -- verstanden? Denn ich geniesse das restlose Vertrauen meines Herrn, verstanden?! Und hier hat mir nun 35 jeder zu gehorchen, ich bin die höchste Instanz, bitt ich mir aus! Also los-los, an die Arbeit! Rastet nicht, damit nichts rostet! Tempo-Tempo! Aber geprügelt wird hier nichtmehr, Du mazedonischer Büffel! Gib mir Dein Werkzeug, auf der Stell, von heut ab prügel nur ich! Los, her damit! Vorwärts! A UFSEHER (gibt ihm widerwillig seine Peitsche) Werd glücklich. Jetzt möcht ich nur 40 wissen, zuwas ich noch leb -- ich kann doch nur strafen, sonst hab ich ja nichts gelernt! B
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(laut f Fahrt!N ] horchteN ] Baus!N ] BT OXILUS N ] BT OXILUS N ] BT OXILUS N ] BT OXILUS N ] BK.R. ThagoN ] B B
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\(laut f Fahrt!/ horcht\e/ aus\!/ [-- Gesindel!] [B UTLERUS ] |T OXILUS | [B UTLERUS ] |T OXILUS | [B UTLERUS ] |T OXILUS | [B UTLERUS ] |T OXILUS | korrigiert aus: K. R. Thago
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ÖLA 3/W 99 – BS 29 a [7], Bl. 2 ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 11
Fassung des ersten Aktes
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K3/TS8/A3 (Korrekturschicht)
T OXILUS Ich weiss-ich weiss! Du hast die Peitschenvolksschul mit lauter Einser bestanden, hast die Prügelmatura summa cum laudis absolviert und hast sogar auf der Folterhochschul einige Semester studiert -- ich weiss-ich weiss! A UFSEHER Jaja, ich hatte eine goldene Jugend! T OXILUS Noch ist kein triftiger Grund zur Melancholie vorhanden -A UFSEHER (unterbricht ihn) Ohne Arbeit kann ich nicht leben! T OXILUS Kannst Du reiten? A UFSEHER (perplex) Reiten? T OXILUS Ja. A UFSEHER Natürlich kann ich reiten! Ich bin sogar gewissermassen auf dem Pferd geboren - T OXILUS Man merkts noch immer! Also höre: Du reitest jetzt sofort nach Pompeji, und zwar zum Sklavenhändler Dordalus -- Du kennst ihn doch? A UFSEHER Leider! Ich war ja selber mal seine Ware. T OXILUS Ich auch. Ein schäbiger Geizhals! A UFSEHER Wenn ich kein Sklav wär, sondern ein freier Mann, dann tät ich dem Kerl was erzählen! T OXILUS Vorerst beherrsch Dich und erzähl ihm nur folgendes: einen schönen Gruss von unserem abwesendem Herrn und er hätt ihm ein Fräulein Hetäre zum Verkauf zu übergeben -- in Kommission! Er möcht sich aber das Fräulein bald abholen, denn wir haben hier kein Eis, auf das wir es legen könnten, und da es heiss ist, verdirbts uns noch am End -- (er grinst) Fahr ab! A UFSEHER Geht in Ordnung! Wird prompt erledigt. T OXILUS Reit nur zu! Dass Du mir aber Dein Pferd nicht zu sehr schindest! A UFSEHER Ich? Ich sollt ein Tier misshandeln?! Für was hältst Du mich?! (entrüstet ab) (Während der vorigen Szene sind auch ALLE S KLAVEN , ausser L EMNISELENIS und M ATROSA , ab) L EMNISELENIS (sitzt am Fusse einer Säule und weint still vor sich hin) T OXILUS (betrachtet sie; zu M ATROSA ) Was hat sie denn? M ATROSA Sie weint. T OXILUS Warum? M ATROSA Es ist ihr hier so gut gegangen und jetzt hat sie Angst vor der Zukunft. T OXILUS Aber-aber! Einen solchen schiechen alten Kracher, wie meinen gnädigen Herrn, den wird doch solch liebliches Ding immer wieder leicht finden! Direkt über Nacht! M ATROSA Unberufen! T OXILUS Sie kriegt auch junge fesche stramme -L EMNISELENIS (unterbricht ihn) Also nur das nicht! T OXILUS (perplex) Was hör ich? M ATROSA (zu T OXILUS ) Sie möcht von der männlichen Jugend nichts wissen. Wenns nach ihr ging, tät sie sich einen Herrn Gebieter aus dem Greisenasyl holen. B
B
N
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B N
10 15 24 35 35
B
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[ja] |sogar|
B
korrigiert aus: schäbbiger
sogarN ] schäbigerN ] Bschindest!N ] B N] BDingN ]
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 12
N
B
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Lesetext
[prügelst!] |schindest!| [ein junges] [K]|D|in[d]|g|
261
N
N
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 13
Fassung des ersten Aktes
K3/TS8/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
T OXILUS Aha! Capisco! Einen gichtigen Greis, wacklig, zittrig, hirnrissig, der mit dem einem Haxen bereits durch die Unterwelt hatscht und von dem sich gar federleicht allerhand erben lässt -- schau-schau! Mit himmelblauen Pupillen blickt die Unschuld geschäftstüchtig in die Welt. Jaja , im Kontor der Tugend wird mit der Jugend gar häufig gewuchert! L EMNISELENIS Ihr versteht mich nur halb. T OXILUS Möglich. Denn die eine Hälfte, dass Ihr nämlich von der männlichen Jugend überhaupt nichts wissen wollt -- diese Hälfte kapier ich überhaupt nicht! L EMNISELENIS Diese Hälfte kann ich mir nicht leisten. Darum: Ich möcht einen Mann von hundert Jahren Mit dem könnt ich dann Schlitten fahren Ich tät ihn pflegen, tränken, füttern Tag und Nacht nur ihn bemüttern -B
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Ich möcht einen Mann, der bald nimmer ist Der bald verbrannt wird und zwar ganz gewiss Ich opfer dann dem Pluto eins-zwei Gulden Und bin sie los, alle Schulden --
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ÖLA 3/W 99 – BS 29 a [7], Bl. 9
Doch draussen droben in der Sonnen Tanz Habt Dank, Ihr Götter, in hehrem Glanz Für meine Jugend mit der Freiheit Kranz Denn ohne Freiheit ist auch Jugend Firlefanz -25
Drum nehm ich einen hundertjährgen Mann Wenn ich dadurch nur ganz frei werden kann! Ohne Groschen pfeif ich auf die Jugend dieser Welt! Jugend ist Freiheit, Freiheit Geld! B
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M ATROSA Sie ist eine geborene Krankenschwester. T OXILUS (grinst) Allerdings. L EMNISELENIS Ihr dürft nicht annehmen, dass ich mit unerlaubten Mitteln, als da sind: böse Kräuter, Schlangengift, etcetera -- das Ableben eines gebrechlichen Gebieters beschleunigen wollte. Ich würde auch nimmer ein massgebliches Wort in seinem Testament fälschen, aber ich tät ihm die Schrecken der Unterwelt ausmalen, und das fiele mir leicht, denn ich müsst ihm doch nur vom Schicksal der Sklaven auf der Oberwelt berichten. Die Haare würden ihm alle gen Himmel stehen und er würd mich vor lauter Grauen garantiert freikaufen, um nicht in der Unterwelt als Sklave verhandelt zu werden, als ein Ding mit menschlichen Allüren -- Oh Götter, es fällt mir immer schwerer an Euere Güte zu glauben! Sagt mir: gibt es Euch denn überhaupt? Und wenn es Euch gibt, warum seid Ihr denn so böse zu mir? Wie gern würde ich gut sein -T OXILUS Das ist ein Traum. 4 10 27
Welt. JajaN ] Darum:N ] BwerdenN ] B B
Welt\./ [--] [j]|J|aja [(sie singt)] |Darum:| [sein] |werden|
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 14
Fassung des ersten Aktes
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K3/TS8/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
M ATROSA (zu T OXILUS ) Sie hat eine zarte Seele. T OXILUS (zu M ATROSA ) Was verstehst Du unter Seele? L EMNISELENIS Was sich aus einem fortsehnt. (Stille) T OXILUS (zu L EMNISELENIS ) Wo kommt Ihr her? L EMNISELENIS Mein Papa ist ein Parasit. Er betreibt das gleiche Geschäft, das meine Ahnen Von ältesten Zeiten her betrieben haben Und er pflegt es mit viel Talent. Ich kenne keinen meiner Vorfahren Der sich nicht durch Parasiten-Kunst gemästet hätt. Grosspapa, Urgrosspapa, Ur-ur und noch ein Urpapa Sie alle haben stets Von fremder Kost gelebt. Und an Gefrässigkeit konnt sie keiner überbieten. Meine Freiheit wurd ein Opfer ihrer Gier: Papa verkaufte mich als Sklavenkind um ein opulentes Menu Er konnt den Fasanen, Muränen und Hummern nicht widerstehen Sie haben ihn überwältigt, die geschlachteten Tiere Sie wohnen in ihm und sitzen auf seinem Willen -Er kennt nur die Lust Sonst nichts. T OXILUS Und Ihr habt Euch so einfach verkaufen lassen? L EMNISELENIS Man muss seinen Eltern gehorchen. Ausserdem wurd ich nicht gefragt und ich hätt auch nicht antworten können, denn ich war erst drei Jahre alt. T OXILUS Seltsam sind die Schicksale der Sklaven! Sie sind sich alle gleich, auch wenn sie anders sind -Auch ich verlor meine Freiheit als dreijähriger Knirps Ich wurd bei Babylon gefangen -L EMNISELENIS Ach, Ihr seid ein Perser? T OXILUS Keine Ahnung! Ob Perser, Grieche, Inder, Aegypter -- was weiss ich, woher ich stamm! L EMNISELENIS Schad! Denn Perser sind interessant -T OXILUS Wieso? L EMNISELENIS Perser sind alle schwarz und ich bin blond. (Stille) T OXILUS (zu L EMNISELENIS ; er lächelt) Wenn Ihr es wünscht, dann bin ich ein Perser -L EMNISELENIS (klatscht in die Hände) Fein! M ATROSA Wie man freiwillig ein Perser sein möcht, das geht über meinen Horizont. L EMNISELENIS Warum? M ATROSA Weil alle Perser böse Menschen sind. B
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 15
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L EMNISELENIS f überbieten.N ] Meine f MenuN ] BGier:N ] BwiderstehenN ] BSie f TiereN ] BFein!N ] B B
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Textentlehnung Plautus, PER5 Textentlehnung Plautus, PER13
Gier\:/ korrigiert aus: wiederstehen
[Jetzt] haben2 [s]|S|ie1 ihn3 überwältigt,4 die5 geschlachteten6 Tiere7 [Bravo!] |Fein!|
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 16
Fassung des ersten Aktes
K3/TS8/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
L EMNISELENIS (lacht) Böse Menschen gibts überall! T OXILUS (starrt L EMNISELENIS an) Mir tuts nur leid, dass ich noch keine hundert Jahr alt bin -- (er lächelt) L EMNISELENIS (stutzt und schaut ihn gross an) T OXILUS Weil ich Euch dann freikaufen würde. M ATROSA Warum? T OXILUS (zu L EMNISELENIS ) Weil Ihr mir gefällt. M ATROSA (erhebt sich; zu L EMNISELENIS ) Kommt, Herrin, gehen wir! L EMNISELENIS (hört nicht auf sie, sondern fixiert T OXILUS ) Ihr würdet mich freikaufen? T OXILUS Was kostet Ihr denn? L EMNISELENIS Soviel ich weiss, sechshundert Silberlinge. T OXILUS Potz Pluto! Das ist ein Vermögen! L EMNISELENIS (lächelt) Bin ichs nicht wert? M ATROSA (zu L EMNISELENIS ) Los-los, Herrin! Das fängt sich immer so an: „Ihr gefällt mir“ und „Bin ichs nicht wert?“ Ich bitt Euch, macht keine Dummheiten, Ihr seid eine brave Hetär und jener ist ein Sklav -- diese Verbindung schickt sich nicht, göttlich, menschlich, gesetzlich nicht -- Ihr werdet Euch noch ins Unglück stürzen! L EMNISELENIS (sieht T OXILUS unbeirrt an) Wenn Ihr mich freikaufen würdet, würd ich immer bei Euch bleiben. Ohne Zwang. M ATROSA (verzweifelt) Schaut Euch da nicht so an, Ihr verliert ja noch die Köpf! T OXILUS Ich schau nicht weg. L EMNISELENIS (lächelt) Ich auch nicht. T OXILUS (zuckt plötzlich zusammen) Au! (er fasst sich ans Herz und windet sich etwas) L EMNISELENIS (erschrickt) Was ist? Was habt Ihr? T OXILUS (leise) Mir scheint, ich bin verwundet -- so ein stechender Schmerz -L EMNISELENIS Tuts weh? T OXILUS (lächelt) Nein. (Die Luft klingt) L EMNISELENIS (blickt empor und ruft) Amor, Amor! -- Dort fliegt er, dort! M ATROSA Um aller Götter Willen! Jetzt aber rasch in das Haus, Fenster und Türen versperrt, sonst schiesst er sie auch noch an, dieser unberechenbare Bursch! (sie zieht L EMNISELENIS rasch mit sich in die Villa) B N
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] Kommt, Herrin,N ] BIhr f Köpf!N ] Bin f Villa)N ] B N B
[Warum?] Komm\t/, \Herrin,/ [es dreht sich [ja] |doch| um Euere Köpf!] |Ihr f Köpf!| in[s Haus)] |die Villa)|
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Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A18 (Korrekturschicht)
Lesetext
DRITTER AKT
Am nächsten Morgen. Wieder scheint die Sonne, doch diesmal wie durch Nebel, trotz des blauen Himmels. Die S KLAVEN und die S KLAVINNEN sitzen vor der Villa und frühstücken. M ATROSA , mit einem Verband um den Kopf, P AEGNIUM und der A UFSEHER sind auch dabei.
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 30
A UFSEHER (zu P AEGNIUM ) Du hättest ihm ein Bein stellen sollen, zimperlicher Bursche! P AEGNIUM Ich? A UFSEHER Jawohl, Du! Mit Einbrechern muss man deutlich dischkurieren ! Bein stellen und schon drauf, Daumen in die Augen, Knie auf die Brust, Knöchel verdrehen, Arm auskegeln, Tritt übers Schienbein und ein Schlag mit der Kante der äusseren Handfläche nach der Gurgelgegend -- das hätt sich gehört! Aber nicht weglaufen mit Hilfegeplärr! Dann hätten wir jetzt diese Wegelagerer und das Geld in der Kasse wär gerettet! M ATROSA Du redest Dich leicht mit Deiner Muskulatur! Aber dies schmächtige Bürscherl hätts mit einem solchem Halunken aufnehmen sollen?! Du hättest den sehen sollen , der mir eine über den Schädel gehaut hat -- breit wie ein Bär und stark wie ein Ochs! P AEGNIUM Und ausserdem warens zu dritt! A UFSEHER Zu dritt-zu dritt! Wie ich in Deinem Alter war, hab ichs mal mit sechs allein aufgenommen -- mit sechs Riesen, die kleinere Bäum mit der linken Hand samt den Wurzeln aus der Erde gerissen haben, und zwar aus einem steinigem Boden -M ATROSA (unterbricht ihn) Nanana! Du renommierst schon manchmal, wie unser Herr Gloriosus! A UFSEHER (herrscht M ATROSA an) Vergleich mich nicht mit dem Trottel, ja?! D IE S KLAVEN (lachen) A UFSEHER (herrscht die S KLAVEN an) Ruhe! Lacht nicht! Kuscht und fresst ! E IN S KLAVE Kusch selber und friss! A UFSEHER (schnellt empor) Was?! D ER S KLAVE Vergiss es nur ja nicht, dass Du keine Peitschen mehr hast! Freu Dich lieber, dass wirs vergessen, dass Du mal eine gehabt hast! Glotz nicht so blöd, sonst schütt ich Dir meine Suppe ins Gesicht! A UFSEHER (überaus perplex) Was sagt man! P AEGNIUM Kusch und friss. A UFSEHER Wie bitte?! Das wagst Du? Mir? Dem älteren Manne?! P AEGNIUM Du bist ein Sklav, genau wie ich. A UFSEHER So? Na pass nur auf, was ich Dir geben werde -P AEGNIUM (wird immer frecher) Nichts. Du hast ja nichts. B
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dischkurierenN ] sollenN ] BhabN ] BDuN ] B N] BfresstN ] BA UFSEHER f Manne?!N ] BP AEGNIUM f Freund.N ] B B
gemeint ist: diskurieren korrigiert aus: sóllen korrigiert aus: habs
Du[{ }] [eitlen] fr[i]|e|sst Textentlehnung Plautus, PER10 Textentlehnung Plautus, PER11
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 31
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A18 (Korrekturschicht)
Lesetext
A UFSEHER Mich sollen doch alle Götter strafen -P AEGNIUM (fällt ihm ins Wort) Das wünsch ich Dir auch als guter Freund. A UFSEHER Jetzt steht die Welt nimmer lang! E INE S KLAVIN (schrill) Hoffentlich! Hoffentlich geht bald alles unter! (Stille) P AEGNIUM Apropos untergehen: wo unsere Herrschaft jetzt wohl segeln mag? M ATROSA Segeln wird sie kaum, denn es weht ja nicht das geringste Lüftchen -E IN S KLAVE Es ist schwül, als käm ein Wetter. P AEGNIUM Ich seh noch keine Wolke -E INE S KLAVIN Oh, das geht rasch! A UFSEHER Ohne Wind wird nur gerudert, gerudert. D IE S KLAVEN (singen) Bet und ruder! ruft die Welt Bete kurz, denn Zeit ist Geld! An die Kette pocht der Tod Bete kurz, denn Zeit ist Brot! N
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Und Du ackerst und Du säst Und Du nietest und Du nähst Und Du hämmerst und Du spinnst Sag, oh Sklav, was Du gewinnst!
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Wirkst am Webstuhl Tag und Nacht Schürfst im Erz- und Kohlenschacht Füllst des Ueberflusses Horn Füllst es hoch mit Wein und Korn.
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Alles ist Dein Werk! oh sprich Alles, aber nichts für Dich! Und von allem nur allein Die Du schmiedst, die Kette, Dein --
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Was Ihr hebt ans Sonnenlicht Schätze sind es für den Wicht Was Ihr kleidet und beschuht Tritt auf Euch voll Uebermut.
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 32
Bet und ruder! ruft die Welt Bete kurz, denn Zeit ist Geld! An die Kette pocht der Tod Bete kurz, denn Zeit ist Brot -- -A UFSEHER (zu M ATROSA ) Wieviel war denn eigentlich in der Kasse? M ATROSA (in Gedanken) In was für einer Kasse? A UFSEHER Na in unserer Kasse, die gestern geplündert worden ist! M ATROSA Ahso! Keine Ahnung -P AEGNIUM Das weiss nur Toxilus persönlich, denn er hat die Schlüssel zur Kasse. M ATROSA (horcht unwillkürlich auf) Toxilus? Soso. A UFSEHER (horcht auf; zu M ATROSA ) Was heisst das? Dieses eigentümliche „soso“?
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 33
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
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Na,N ] genommenN ]
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 34
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M ATROSA Nur so. (Stille) A UFSEHER Du willst doch damit nicht soso etwa ausdrücken, dass unser allseits verehrter Freund Toxilus soso die Finger im Spiel dabei -M ATROSA (fällt ihm ins Wort) Ich will nichts gesagt haben! A UFSEHER Soso. (er braust plötzlich auf) Aber das wär ja allerhand! P AEGNIUM Natürlich hat er seine Finger dabei. M ATROSA Was redest Du da?! Schämst Du Dich nicht?! P AEGNIUM Ich weiss Bescheid. M ATROSA Nichts weisst Du, nichts, Lausbub, verteufelter! A UFSEHER (zu M ATROSA ) Ich versteh Deine eigentümliche Aufregung nicht -M ATROSA (fällt ihm ins Wort) Ich kann es nicht leiden, dass jemand beschuldigt wird ohne zwingende Beweise -- oh, ich kenn das selber! Wie oft hat man mich schon verleumdet! A UFSEHER (schreit) Also was ist los?! Hat er die Finger im Spiel -- ja oder nein?! P AEGNIUM Ich hab ihn nämlich zuvor belauscht, bei Lemniselenis -M ATROSA (unterbricht ihn) Was?! Er steckt schon wieder bei ihr?! P AEGNIUM Er steckt noch immer bei ihr! M ATROSA Skandal! Na, lang dauerts nimmer, der Dordalus muss ja jeden Moment erscheinen -A UFSEHER (unterbricht sie brüllend) Dordalus hin und her! Was ist also mit seinen Fingern?! P AEGNIUM Sie stecken drinn! Er hat das Geld! A LLE S KLAVEN (die interessiert nähergetreten waren) Das Geld?! P AEGNIUM Toxilus hat das Geld! A UFSEHER (schnappt ausser sich nach Luft) Mich trifft der Schlag -- (er muss sich setzen) P AEGNIUM (zu den S KLAVEN ) Grad hat er es seiner Lemniselenis erzählt, wie sich der Oberdieb wiederhergeschlichen, knapp vor Sonnenaufgang, und wie ihm der Gauner das Geld abgezählt überreicht hat -- sechshundert Silberlinge! A UFSEHER (schnellt wieder empor) Wieviel?! A LLE S KLAVEN Sechshundert?! P AEGNIUM Ja. (Stille) A UFSEHER (zu den erstarrten S KLAVEN ) Hört Ihr das? Hört Ihr es, wie sich Euer Toxilus benimmt -- Euer Abgott, Euer Wohltäter, Euer Götterliebling?! Wenn Ihr müde von des Tages Last im Keller ruht, räubert er die Kasse aus, aber wenn die Herrschaft zurückkommt, kriegt Ihr die Prügel, Ihr, inclusive mir, weil hier eingebrochen worden ist -- aber diese Prügel sind Euch vielleicht am End noch wurscht, Ihr Haus- und Hofteppen, Ihr seid es ja im Stand und kümmert Euch nur um die Prügel, die ich austeil! Was sagt Ihr nun zu Toxilus?! A LLE S KLAVEN Wir alle, jeder und jede, hätten das Geld auch genommen Wenn uns die Gnade der Götter hätt einen Weg gewiesen Um ohne Gefahr und frei von lästiger Störung Die Kasse der Herrschaft zu plündern. B
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K3/TS7/A18 (Korrekturschicht)
Na\,/ [gestohlen] |genommen|
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ÖLA 3/W 108 – BS 29 c [6], Bl. 4
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
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K3/TS7/A18 (Korrekturschicht)
Wir alle Hätten so gerne gestohlen Ohne an die Unbill der Unschuld zu denken. Doch in diesem Falle Wo von der Missetat keiner und keine von uns etwas hat Holen wir uns den Missetäter, ihn zu verprügeln nach Noten! A UFSEHER Ganz meine Meinung! Auf zu Toxilus! A LLE (ausser M ATROSA ) Zu Toxilus! Zu Toxilus! T OXILUS (tritt rasch aus der Villa) Ihr ruft meinen Namen? Da bin ich! A UFSEHER (höhnisch) Guten Morgen, der Herr! Wie blass Du bist -T OXILUS (lächelt) Blass vor Glück. A UFSEHER Gratuliere! Kannst Du es erraten, welch grösseres Glück Dich noch erwartet? (er krempelt seine Aermel hoch und auch ALLE S KLAVEN tun desgleichen, soweit sie welche haben) Weiss vor Blässe bist ja bereits, jetzt wirst bald grün und blau -- (er herrscht ihn an) Her mit dem Geld! Wir sind im Bilde und wissen alles! A LLE S KLAVEN Alles! Alles! T OXILUS (unbewegt) A UFSEHER Her mit den sechshundert Silberling und zurück damit in die Kasse! A LLE S KLAVEN Oh Freund, nicht in die Kasse gebe der Mann das Geld zurück Das Geld, das er durch frevle Tat in tiefer Nacht sich erworben Lieber verteile er es unter uns, wenn er es eh schon besitzt Damit auch wir uns an seinem Verbrechen erfreuen! A UFSEHER Ah da schau her! T OXILUS (plötzlich) Freunde! Mitsklaven! Römer! A LLE S KLAVEN Nenn mich nicht Römer, ich bin ein Grieche! Und ich ein Teutone! Und ich Aegypter! Medier! Phrygier! Gallier! Zimber! L EMNISELENIS (tritt eilends aus der Villa) Welch Geschrei! Was soll dieses Getümmel?! T OXILUS (winkt ihr ab und wendet sich an die S KLAVEN ) Nur auf ein Wort, oh Freunde! Wie rührt mich Euere äusserlich fremde Vielheit Die mich zu innerst mit Euerem Schicksal verbindet! Wohl kommen wir alle anderswo her, doch keiner aus jener Stadt Der wir dienen -- und die mit uns ansonst auch nichts zu schaffen hat! Hier steht Ihr nun, Söhne und Töchter aus allen Ländern dieser Welt Und wollt mit mir teilen das Geld Das ich gestohlen -A UFSEHER (zu den S KLAVEN ) Aufgepasst! Er wickelt Euch ein! T OXILUS Ich wickle nicht! Weder Euch ein, noch mich heraus! Beim Jupiter, das hat ein Toxilus nicht nötig! Kennt Ihr mich denn nichtmehr, mich, Eueren Freund -habt Ihr es denn vergessen, wie oft ich Euch beschützte vor Hoffart, Wut und Uebermut unserer Herrschaft?! Und -- (er deutet auf den A UFSEHER ) vor jenem! Hab denn nicht ich ihm erst gestern seine Peitsche genommen -- ja oder nein?! B
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hochN ] ] B N] B
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\hoch/ [Du] [Du]
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 35
ÖLA 3/W 108 – BS 29 c [6], Bl. 6
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 36
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A18 (Korrekturschicht)
A UFSEHER Jawohl! Damit ich Dir nicht auf die Finger klopfen kann, wenn Du die Kasse öffnest! T OXILUS Oh, ich steige so ungern in Deine Arena persönlicher Ressentiments hinab! A UFSEHER Red so, dass Dich jeder versteht! T OXILUS Wie Du willst! Also: halt Deinen Mund, Knutenkuli, Peitschenpinscher, Prügelwart! Auf den Baum mit Dir, Pavian! D IE S KLAVEN (lachen) A UFSEHER (grimmig zu den S KLAVEN ) Lacht nur, lacht! T OXILUS (zum A UFSEHER ) Knabber dort droben Deine Kokosnüss und gib Ruh, wenn sich ein braver Mann vor braven Menschen verteidigt! A LLE S KLAVEN (zum A UFSEHER ) Gib Ruh! Gib Ruh! (Stille) A UFSEHER (zu sich selbst) Auf den Baum! Das ist der Lohn Des Kämpfers gegen Korruption -Das ist der Dank! T OXILUS Von Dank zu reden gebührt nur mir! Ihr alle, jeder und jede, habt schon mal „Danke!“ zu mir gesagt -- „Danke!“ für irgendeinen, grossen oder kleinen, Dienst. Aber heute, Freunde, lasst auch mich mal danken dürfen -- Euch danken! Gewährt mir die Bitte, erlaubt es mir, seid so gut -D IE S KLAVEN (krempeln die Aermel wieder herab) T OXILUS (lächelt leise) Gewiss, wer würds nicht verstehen, wenn Ihr mich steinigen wolltet, denn ich hab ja sechshundert Silberling in der Tasche! Und Ihr denkt, ich hätte an Euere Buckel nicht gedacht, nicht an die Prügel, die Ihr für mein Geld kassiert -- oh Irrtum! Natürlich hab ich mit Euerer Unschuld gerungen, und hab es aber trotzdem gestohlen! A UFSEHER Er brüstet sich noch! (er muss plötzlich heftig gähnen) T OXILUS (zum A UFSEHER ) Gähne nicht, wenn sich ein braver Mann vor braven Menschen verteidigt! A LLE S KLAVEN Heil Toxilus! Heil! T OXILUS (zu den S KLAVEN ) Lange hab ich alles erwogen und hielt eine Waage in der Hand. Dann warf ich meine Ehrlichkeit und Euere Buckel in die eine Schale und in die andere legte ich säuberlich die Silberling -- und siehe! Die Silberlinge wogen schwerer ! Ganz droben, fast unsichtbar hoch, hingen Euere Buckel und meine Ehrlichkeit -- und ganz tief herunten das Geld. Aber es wog nur deshalb so schwer, weil ich es nicht für mich geraubt, sondern für eine Sklavin, die ich freikaufen möchte. Es geht um Eueresgleichen! Helft mir! das ist meine Bitte an Euch. Rettet sie! das sei Euer Dank an mich. Kauft sie frei -- Lemniselenis! E INE S KLAVIN Was, die?! Das nennst Du eine Sklavin?! Das wär mir eine feine Sklavin -- nichts arbeiten, nur auf seidenen Kissen herumlümmeln und sich parfümieren! Für sowas soll ich meinen Buckel hinhalten?! Nein, nie-nie! Kauf eine hässliche frei, eine arme Sklavin, aber keine Reiche! B
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RessentimentsN ] EhrlichkeitN ] BSchaleN ] BschwererN ] BhässlicheN ] B
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 37
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korrigiert aus: Re[ssen]|sen|timents [Gefahr] |Ehrlichkeit| korrigiert aus: Schaale schwe[er]|r|er [H]|h|ässliche
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 38
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
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K3/TS7/A18 (Korrekturschicht)
L EMNISELENIS Oh Schwester! Was weisst Du von der reichen Sklaven Leid! Ich liege auf Kissen und Pölstern -- doch mein Herz liegt auf Stein. Was weisst Du von der armen Schönheit Kummer? Wie schwer ist es Liebe zu geben für Lohn -D IE S KLAVIN Lüg nicht! Lieben ist leichter, als arbeiten! E IN S KLAVE (zur S KLAVIN ) Sei so gut! D IE S KLAVIN Lass mich, Mann! (zu L EMNISELENIS ) Hochmütige Gans! L EMNISELENIS Du hast recht, wenn Du mich beschimpfst -- und doch nicht recht. Ja, ich lüge fast immer, aber diesmal lüge ich nicht, so wahr es einen Jupiter gibt, eine Venus und einen Phöbus Apollon ! Es war nicht Hochmut, dass ich wegsah, wenn ich an Euch vorbeiging -- es war Angst, Angst vor Eueren Augen. Aber jetzt seh ich Euch alle an und möchte keinen von Euch vergessen, möchte immer schauen in der Armut Gesicht -- und wenn Ihr mich jetzt freikauft, dann will ich es vor allen Göttern versprechen, dass ich immer für Euch sorgen werde! Betrachtet mich als Euer Schwert! Schickt mich als freien Menschen unter unsere freien Feinde hinein! Ich mähe sie alle nieder -- jeden und jede, die mir begegnen! Ihr braucht nur zu befehlen und ich hol mir die Seuche, die Euch am bekömmlichsten dünkt, um unsere Feinde auszurotten -- ich möchte sie alle ausrotten und als Letzte dann mich selbst, als die letzte Freie! Nicht mitzulieben, mitzuhassen bin ich da! (sie umarmt T OXILUS ) A LLE S KLAVEN Heil Lemniselenis! Heil! Wir kaufen Dich frei! Wir kaufen Dich frei! Mit dem Pfeil dem Bogen Kommt der Schütz gezogen! Ueber Berg und Tal Rauscht der Wasserfall! Heil! Heil! Heil! Ein Wort ist ein Pfeil! T OXILUS (unterbricht die S KLAVEN ) Halt! Warum solch sinnlos Reden, Freunde?! Warum berauscht Ihr Euch am Wort? Denkt doch lieber, denkt! A LLE S KLAVEN (horchen auf) Denken? (sie sehen sich gegenseitig an und denken dann, jeder für sich) (Stille) T OXILUS Nun? A LLE S KLAVEN Wir denken, doch es kommt nichts dabei heraus. Wir denken, es müsst uns wer was sagen. Wir denken, dass wir warten. T OXILUS (mit leiser Ironie) Auf was warten wir denn? M ATROSA (plötzlich) Toxilus! Was geschieht denn eigentlich mit mir, wenn Lemniselenis frei wird? T OXILUS Mit Dir? Da Du gewissermassen nur die Zuwag bist -- wirst mit ihr gekauft und verkauft und wirst also auch mit ihr frei! M ATROSA (überglücklich) Frei?! Ich auch?! T OXILUS Logisch! B
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korrigiert aus: Appolon
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ApollonN ] (sie f T OXILUS )N ] B N] BZuwagN ]
\(sie f T OXILUS )/ [He,] gemeint ist: Zuwaage
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Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A18 (Korrekturschicht)
M ATROSA Frei! Oh grosser Gott im Himmel -- nein, dass ich das noch durft erleben! Achtundfünfzig Jahre bin ich nun gefangen und plötzlich frei, frei -- wie dank ich Dir, mein lieber Gott! (sie sinkt in die Kniee, bekreuzigt sich, betet unhörbar, bekreuzigt sich wieder und steht auf) A LLE (sahen ihr verblüfft zu) A UFSEHER (zu M ATROSA ) Was hast denn jetzt getan? M ATROSA Ich habe gebetet. T OXILUS Gebetet? Seit wann betet man denn so? M ATROSA Zu meinem Gott betet man so. A UFSEHER Was ist denn das für ein Gott? M ATROSA Niemand kann ihn sehen -T OXILUS (wirft einen Blick auf L EMNISELENIS ) Aha! Und Du triffst ihn unter der Erde? M ATROSA Noch muss er sich verstecken, denn er ist unser Vater -- der liebe Gott der Sklaven. (Stille) T OXILUS (zu M ATROSA ) Was predigt denn dieser neue Gott? L EMNISELENIS (sanft) Dass alle Menschen Brüder sind. A LLE S KLAVEN Alle? M ATROSA Ja. Ob reich, ob arm, ob frei oder unfrei -- alle Menschen sind Kinder unseres Vaters im Himmel. Alle, alle! (D ORDALUS , der Sklavenhändler aus Pompeji, kommt von links; er schreitet neben einer Sänfte einher, die von T RAEGERN getragen wird; in der Sänfte sitzt ein P RAETOR aus Pompeji; EINIGE L IKTOREN eskortieren das Ganze) D ORDALUS (zu den T RAEGERN ) Halt! D IE T RAEGER (halten) D ORDALUS (zum P RAETOR ) Wir sind nämlich bereits am Ziel, Euere hochwohlgeborene Exzellenz! P RAETOR Endlich! Doch behalt Deine orientalischen Titeln für Dich, ich bin der Praetor von Pompeji und das genügt! (er steigt aus der Sänfte und sieht sich um) Hm. Also dies ist jene Villa -D ORDALUS Jawohl, oh Praetor! P RAETOR (blickt auf das Dach der Villa) Köstlich, dieses Fries -- gelungene Raumeinteilung. D ORDALUS Wirkt wie ein Tempel und doch wohnt nur ein gerissener Gauner drinn -P RAETOR (fällt ihm ins Wort) Ich kenne den Herrn! D ORDALUS Ich bin zwar kein Antipunist, doch wahr ist, was wahr ist: die Römer haben die Welt, die Punier das Geld! P RAETOR Wie abgeschmackt! Schaff mir lieber endlich Deine Hetäre herbei, ich bin ja schon überall wund -- fünf Stunden in einer Sänfte, wer hält denn das aus! D ORDALUS Sofort-sofort! (zu den S KLAVEN ) He, Sklavengesindel! Verfluchtes Pack, wo steckt denn das herrlichste Geschöpf Lemniselenis, das lieblichste Kind von Lemnos? Ich bin Dordalus, Euer Händler! L EMNISELENIS Hier bin ich! D ORDALUS (zum P RAETOR ) Dort ist sie! P RAETOR Ich habs gehört, ich bin nicht taub! B
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 40
B
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B
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1 26–27 28
N
dassN ] Euere hochwohlgeboreneN ] BDochN ] B B
korrigiert aus: das Eue[r]|re| [Ho]|ho|chwohlgeborene [Aber] |Doch|
271
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 41
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
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K3/TS7/A18 (Korrekturschicht)
D ORDALUS Sie ist das entzückendste -P RAETOR (unterbricht ihn schroff) Ich bin nicht blind! (Stille) P RAETOR (betrachtet L EMNISELENIS ; plötzlich) Dreh Dich um! L EMNISELENIS (lächelt leise; wirft einen flüchtig-schalkhaften Blick auf T OXILUS und dreht sich um) D ORDALUS (zum P RAETOR ) No? (Stille) P RAETOR (betrachtet L EMNISELENIS ) Hm. Als Richter verdiene ich pro Prozess normalerweise fünf bis zehn Silberlinge, und wenn ich ein Auge zudrück fünfzig, zwei Augen hundert. Aber heutzutag langt den meisten Leuten leider schon ein Auge, sie lassen sich lieber ein bisserl foltern, es hat halt niemand ein Geld. Zu meines Vaters Zeiten kosteten ein paar Hetären zwanzig Silberlinge und an einem Prozess verdiente man hundert -- hundert pro Auge! (zu L EMNISELENIS ) Dreh Dich wieder um! L EMNISELENIS (folgt und scheint amüsiert zu sein) D ORDALUS Zwanzig Silberling für ein paar Hetären -- das muss aber schon hübsch lang her sein! P RAETOR (betrachtet noch immer L EMNISELENIS ) Das war noch seinerzeit, wie der Vesuv ausgebrochen ist -- wenn nämlich alles unter der Lava liegt, prozessieren die Leut am liebsten wegen ihrer Grundstücksgrenzen. Also: was soll das Kind kosten? D ORDALUS Wenig. P RAETOR Wenig ist garnichts. D ORDALUS Bei mir ist wenig ein bisserl mehr. P RAETOR Wieviel? D ORDALUS Nicht viel -P RAETOR Also? D ORDALUS Sagen wir -- was sagen wir? P RAETOR Was weiss ich? D ORDALUS Wären also, sagen wir, zirka -- für einen Praetor von Pompeji -P RAETOR (unterbricht ihn) Wenn ich kaufe, bin ich kein Praetor, sondern ein einfacher freier Bürger! D ORDALUS Ojjweh, das hab ich nicht gern! P RAETOR Gern oder nicht gern, mir wirds jetzt zu dumm! Zeit ist auch Geld, also sagen wir: fünfzig! D ORDALUS Fünfzig? Fünfzig Silberlinge? Für diese Figur, diese Haar, diese Beine, diese -P RAETOR (unterbricht ihn) Also wieviel?! D ORDALUS Nicht unter dreihundert! P RAETOR Dreihundert?! Und das nennst Du wenig?! D ORDALUS (frech) Bei mir ist das wenig! (Stille) P RAETOR (zu L EMNISELENIS ) Dreh Dich nochmal um -L EMNISELENIS (dreht sich um) B
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Lesetext
N
B
21 35
B B
Grundstücksgrenzen.N ] auchN ]
Grundstücksgrenzen\./ [--] \auch/
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N
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 42
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
5
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K3/TS7/A18 (Korrekturschicht)
Lesetext
P RAETOR (betrachtet sie wieder) Hm. Eigentlich hab ich mir ja was anderes vorgestellt -D ORDALUS Wieso? P RAETOR Offen gesagt: mein Fall ist das nicht. Die ist mir zu zart -D ORDALUS (wird nun immer gehässiger) Was Ihr nicht sagt! P RAETOR Die Zarten gehen einem nämlich leicht auf die Nerven und ich brauch etwas fürs Gemüt, ich neige eh zu Melancholie. D ORDALUS Ihr kauft sie also nicht? P RAETOR Nein. L EMNISELENIS (verbeisst das Lachen) Darf ich mich wieder umdrehen? P RAETOR Dreh Dich nur, Kind -L EMNISELENIS (dreht sich wieder um) D ORDALUS (zum P RAETOR ) Und wer zahlt die Sänfte hin und her? P RAETOR Du. D ORDALUS Ich? P RAETOR Ja. D ORDALUS Und wenn ich mich weiger? P RAETOR Dann verurteil ich Dich dazu. D ORDALUS Oh Merkur, Gott der Kaufleute, hilf einem ehrlichem Handelsmann! P RAETOR Du und ein ehrlicher Handelsmann?! Lästere nicht! Verspricht mir in Pompeji eine überirdische Hetäre zu zeigen, eine reine griechische Aphrodite, ich vertag einen ganzen Prozess, lass mich da mühsam heraustragen und was muss ich sehen?! Ein armseliges Geschöpf mit überall nichts dran -- falsch eingehänkte Füss, abstehende Ohren, schiefer Mund, gelbe Haar, wo sie ihre Nase hat, erkennt man überhaupt erst nach längerem Hinschauen -- und schielen tut sie auch! T OXILUS (kann sich nichtmehr beherrschen) Was?! Lemniselenis schielt?! P RAETOR (zu D ORDALUS ) Wer redet da zu mir? D ORDALUS Was weiss ich, was gehts mich an! T OXILUS Ich rede, ich! Wie könnt Ihr es wagen, an diesem göttlichem Geschöpfe ein Haar in der Suppe -L EMNISELENIS (unterbricht ihn erschrocken) Halt, nicht -T OXILUS (unterbricht sie) Nein, das halt ich nicht aus! Ich lass das nicht zu! Abstehende Ohren, hat er gesagt! Schiefer Mund, hat er gesagt! Gelbe Haar, falsch eingehänkte Füss! Oh Götter, nein-nein, jetzt werde ich es aller Welt beweisen, was an Dir dran ist, und zwar überall dran -- denn ich, ich versteh was von der Schönheit der Damenwelt! P RAETOR Ein vermessener Bursche! T OXILUS Dordalus, Du alter Hafen, schäbiger Mist voll Gier und Neid -- hier, hier hast Du sechshundert Silberlinge -- (er zückt einen Geldbeutel) D ORDALUS Sechshundert?! T OXILUS Jawohl, sechshundert! Denn Lemniselenis ist sechstausend wert! Nimm es, räudiger Geldgeier, ich kauf das Mädchen frei! B
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N
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B
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N B
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23 33–34 35–36 38–39 38 38
eingehänkteN ] eingehänkteN ] Bder f Damenwelt!N ] BT OXILUS f Silberlinge --N ] BschäbigerN ] BMist f NeidN ] B B
gemeint ist: eingehängte gemeint ist: eingehängte
[Frauenschönheit!] |der f Damenwelt| Textentlehnung Plautus, PER17 korrigiert aus: schäbbiger
Mist[, Geldgeier] |voll f Neid|
273
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 43
N
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 44
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A18 (Korrekturschicht)
D ORDALUS Ein Wohltäter! Gemacht, Herr, gemacht! Aber das Geld müsst Ihr leider behalten, ich hab ja die Dame nur in Kommission zum Verkauf -- aber wenn Ihr sie freikauft, dann gehört das Geld nicht mir, sondern dem Herrn Präsidenten Thago! T OXILUS (perplex) Wem? D ORDALUS Nun, dem Herrn, der hier wohnt. Legt es in seine Kasse! T OXILUS Wohin?! D ORDALUS In seine Kasse. Mit Freikaufereien hab ich leider nichts zu tun -P RAETOR (fällt ihm ins Wort) Aber vielleicht ich, und zwar in meiner Eigenart als Richter! Es will mir nicht recht in den Kram, dass da irgendsoein Bursche für eine Hetäre, die mir missfällt, mirnichts-dirnichts sechshundert Silberlinge -- (er fixiert T OXILUS ) Wer seid Ihr denn? Euer Name? T OXILUS (wird etwas unsicher) Toxilus. P RAETOR Auch ein Name! Euer Stand? T OXILUS Ich bin hier der Oberkammersklave -D ORDALUS (fällt ihm ins Wort) Sklave?! P RAETOR Ahnt ich es doch, dass hier etwas nicht geheuer! Nun, sag mir mal, Toxilus, wieso kann ein unfreier Mann zu so viel Geld kommen? T OXILUS Nur durch der Götter Fügung und die Gnade seiner Herrschaft. Mein Herr hats mir geschenkt. P RAETOR Wie kann ein Mensch nur so dumm lügen! T OXILUS Hoher Praetor! Die Wahrheit -P RAETOR (unterbricht ihn) Kein Wort mehr, Schluss! Wir werden die Dinge ordentlich klären, tröste Dich! Dein Herr ist verreist? T OXILUS (wird immer unsicherer) Ja, in die Sommerfrische. P RAETOR Und wann kommt er wieder? T OXILUS Bei meinem Herrn dauert der Sommer manchmal ein halbes Jahr. Er ist nach Kreta -P RAETOR (fällt ihm ins Wort) Ein halbes Jahr? Dann werden wir es also erst im Winter erfahren, ob Du im Frühling die Wahrheit gesprochen hast. Bis dahin wirst Du mich wohl nach Pompeji begleiten müssen -- (zu seinen L IKTOREN ) Verhaftet ihn! L EMNISELENIS Nein! Oh hoher Praetor, er sagt die Wahrheit, glaubet mir, auch wenn Ihr mich nicht für schön findet! Ich selber war ja dabei, wie der Herr ihm das Geld gab, ich schwör Euch jeden Eid, der Euch heilig ist! Aber wenn Ihr ihn jetzt trotzdem einkerkert, dann kerkert auch mich ein -- auch mich! (sie weint) P RAETOR (lächelt) Ach, ist Amor mit im Spiele? (leise zu L EMNISELENIS , damit es D ORDALUS nicht hört) Liebes Kind, im Vertrauen: ich finde Dich sehr schön -und ich hab Dich zu-vor nur deshalb für hässlich befunden , weil Du mir zu teuer warst. Verzeihe einem armen Richter -- jetzt lächelst Du wieder! Ich bin auch kein Unmensch und würde Dir gerne Deinen Toxilus gönnen, aber Recht muss Recht bleiben, sonst hört sich unsere menschliche Gesellschaft auf und alles geht drunter und drüber -B
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zum VerkaufN ] aberN ] Bso vielN ] BmanchmalN ] BbefundenN ] B N] B B
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 45
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Lesetext
\zum Verkauf/ [und] |aber| korrigiert aus: soviel [mindestens] |manchmal| [g]|b|efunden [siehst,]
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 46
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
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Lesetext
B AGNIO (kommt mit seinem Prügel rasch hinter der Villa hervor und ruft) Toxilus! Toxilus! Das Schiff ist untergegangen, das ganze Schiff! M ATROSA Was für ein Schiff, um Gottes Willen?! B AGNIO (hocherfreut) Das Schiff Euerer Herrschaft! T OXILUS Was redest Du da?! A LLE S KLAVEN Untergegangen?! B AGNIO Und ob! Ich lag heut früh auf meinem Felsen, von dem man das halbe Meer überschaut -- von dort verfolgte ich Euere Fregatte ! Plötzlich, aus heiterstem Himmel heraus, ballt sich da ein Gewitter zusammen, ein Blitz und bumm! der Kahn ist futsch! Habedieehre mit Mann und Maus! Euere Herrschaft ist nichtmehr! Alles ersoffen, alles! A UFSEHER Ersoffen?! B AGNIO (erblickt erst jetzt den P RAETOR und erschrickt) Huj, der Praetor von Pompeji! P RAETOR Wer bist Du? B AGNIO Ihr kennt mich nicht? P RAETOR Keine Ahnung! B AGNIO Sehr angenehm! (zu T OXILUS ) Er hat mich zwar schon ixmal verdonnert, aber wahrscheinlich sah er mir dabei nie in die blauen Augen -- (er grinst und will seine Hand auf T OXILUS Schulter legen) T OXILUS Rühr mich nicht an, ich bin verhaftet! B AGNIO (erschrickt sehr) Verhaftet?! Bimbambum! P RAETOR Jetzt nichtmehr. Toxilus, Du bist frei! L EMNISELENIS (hochbeglückt) Frei?! P RAETOR Du sagst es -- denn wo kein Kläger, kein Angeklagter, und die Beweise seiner Schuld liegen am Meeresgrund -- (er blickt zum Himmel empor) L EMNISELENIS Fein, fein! (sie umarmt sich mit T OXILUS ) A LLE S KLAVEN (sehen beglückt aus) P RAETOR (blickt noch immer empor) Schrecklich ist manchmal das Walten der Götter Rätselhaft ihr Urteil Unfassbar für einen irdischen Richter. Oh Jupiter! Du erschlägst das Recht mit Deinem Blitz Und lässt das Unrecht triumphieren -Sagt, Götter, was habt Ihr vor mit unserer Welt?! (Stille) P RAETOR (wendet sich langsam lächelnd an seine L IKTOREN ) Kommet! Wir warten umsonst auf Anwort -- (ab nach links mit D ORDALUS und den L IKTOREN ) L EMNISELENIS Freude, doppelte, dreifache Freude! A LLE S KLAVEN Freude, Freude, Freude! (Musik erklingt) B
10
K3/TS7/A18 (Korrekturschicht)
B
8 8 9 9 9–10 17 35
N
vonN ] Euere FregatteN ] BballtN ] BdaN ] Bder f istN ] BixmalN ] BSagt,N ] B B
[und] |von| Euer\e/ [Schiff] [|Fregatte|] |Fregatte| ballt[e] \da/ [Euer Schiff war] |der f ist| gemeint ist: x-mal Sagt\,/
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N
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 47
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
B
5
Lesetext
T OXILUS Jetzt lasst uns singen -- die Herrschaft ist hin! L EMNISELENIS Singen und tanzen! B AGNIO Und saufen! T OXILUS (zu den S KLAVEN ) Hinein mit Euch, öffnet alle Schränke und Truhen! Ziehet die Fetzen der Herrschaft an! B AGNIO Und was Ihr nicht anziehen könnt, das zerfetzt in Stücke! T OXILUS Wein her! Alle Fässer, alle Flaschen! B AGNIO Zerschlagt das Glas! T OXILUS Scherben bringen Glück! Toxilus und Lemniselenis laden Euch ein zu ihrem Ball! Und wenns nur ein paar Stunden dauern sollte -- wagt es doch mal, frei zu sein! Wagt es! B AGNIO Zertrümmert alles! Alles-alles! A LLE S KLAVEN (befolgen mit Jubel die Ratschläge, kommen aus der Villa in den Kleidern der Herrschaft mit Wein und Braten und Torten; sie singen) Es öffnet sich heute des Sklavenzwingers Tor Da kugelen die Sklavelein ganz haufenweis hervor! Die Männlein und die Weibelein Sie wollen alle Freie sein Sie kugelen, sie kugelen Bald hin und bald her Zu unterst, zu überst Das freut sie umso mehr! L EMNISELENIS Auf dem Meer ist es so still, wie die ewig Ruh Kein Orkan drückt der Matrosen Schuh Wölklein, die siehst schon von weitem wehen Heut wirds auch ohne Ruder gehen -B
10
K3/TS7/A18 (Korrekturschicht)
N
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N
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Ihr Sklaven, wir wollen nach Kreta fahren Kreta ist jenseits aller Gesellschaftsgefahren In Kreta, dort ist der Wein so süss Dort ist das zweite Paradies --
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Wir segeln, wir segeln in die Sommerfrisch Lustig im Wasser schwimmt mit uns der Fisch Der uns zur Zeit verspeist gerad Tief drunten im Meeresgrab -(zu den S KLAVEN ) Nun klatscht! A LLE (ausser M ATROSA , die sich während des ganzen Balles abseits hält, applaudieren) A UFSEHER (bereits etwas betrunken) Denn auf den Meeren, da wohnt die Freiheit Ja auf den Meeren ist es schön B
40
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 48
1–11 8 10 23 25 38
T OXILUS f es!N ] das Glas!N ] Bdauern sollteN ] BesN ] BwehenN ] Bwährend f BallesN ]
N
B
Textentlehnung Plautus, PER18
B
[die Gläser!] [|{Wein}|] |das Glas!| dauer[t]|n| \sollte/ eingefügt
weh[n]|en| \während f Balles/
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 49
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
5
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Lesetext
Allwo die hohen Herren, samt ihrer Freiheit Können untergehen! T OXILUS (zum A UFSEHER ) Geistreich! Sehr witzig! A UFSEHER (gekränkt) Wenn Du mir schon die Peitsche nimmst, dann klatsch wenigstens, wenn ich sing! Nicht schön von Dir! B AGNIO (klopft mit seinem Prügel auf T OXILUS Schulter) Fuchs Du hast die Gans gestohlen Gib sie wieder her Sonst wird Dich der Praetor holen Mit seinem Paragraphenheer -A UFSEHER (zu L EMNISELENIS ) Prosit ex! Trink aus Du kleine Hex! (Allgemeiner Tanz) A LLE Ojje, ojje, wie rührt mich das Wie rührt mich das, wie rührt mich das Viel zu lang habt Ihr gelebt Das Kaputtsein kam zu spät! L EMNISELENIS Der Blitz schlug ein -Hurrah, wie fein! Er schlug sie alle tot Alle, alle tot! Der Blitz schlug ein -A LLE Hurrah, wie fein! Er schlug sie alle tot Alle, alle tot! Ojje, ojje, der Kopf ist ab Der Kopf ist ab, der Kopf ist ab Wie rührt mich das, wie rührt mich das Wie rührt, wie rührt mich das! L EMNISELENIS (tanzt mit T OXILUS ) Ach, wie ist es möglich dann Dass ich Dich hassen kann! Hasse Dich so schrecklich lieb Du meiner Freiheit liebster Dieb! A UFSEHER Hieb um Hieb! Dick und dünn! P AEGNIUM Zwirn, Zwirn, Zwirn! B AGNIO Zwirn ist kein Strick Dünn oder dick! (er macht die Geste des Gehänktwerdens ) T OXILUS Dick oder dünn Strick ist kein Zwürn! (er macht die Geste des Einfädelns) B
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K3/TS7/A18 (Korrekturschicht)
N
B N
B
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N
B
18 23 24 41
KaputtseinN ] ] BA LLE N ] BGehänktwerdensN ]
N
B
korrigiert aus: Kaputsein
B N
[A LLE ] \A LLE / gemeint ist: Gehängtwerdens
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 50
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
5
K3/TS7/A18 (Korrekturschicht)
Lesetext
B AGNIO und T OXILUS Lasst uns entwürrn! T OXILUS Zwirn, Zwirn, Zwirn Ein Kopf ist noch kein Hirn Ein Hut ist noch kein Kopf Ein Hals ist noch kein Kropf Gedacht, getan, etcetera Für unsereins sind nur wir da! A LLE Gedacht, getan, etcetera Für unsereins sind nur wir da! L EMNISELENIS (tanzt mit T OXILUS einen Walzer) Hunde, die bellen, beissen nicht Sklaven, die klagen, die morden nicht Herren, die gut sind, die gibt es nicht Die gibt es nicht, die gibt es nicht! A LLE (tanzen Walzer, summen die Melodie und singen nur die letzte Zeile) Die gibt es nicht, die gibt es nicht! P AEGNIUM (hatte sich einen Helm des Gloriosus aufgesetzt und betrachtet sich in einem seiner Schilde) Putz den Schild Putz, putz, putz! Nur kein Trutz Trutz, Trutz, Trutz! Wo bin ich, wo bin ich? Seh mich nicht, blend ich Dich -(er schreit plötzlich) Wo seid Ihr jetzt, stolzer Gloriosus?! Erhabener Tepp, siehst Du Dich jetzt?! Wer putzt dort Deinen Schild, wer?! Kämpfst mit tausend Haifischen, Polypen und Seeschlangen und hast sie alle besiegt, was?! A LLE (lachen) A UFSEHER (nun total betrunken) Ich gerbt es gern in alle Häute ein Ich ätzt es gern in jedes Herrn Bein Dein ist mein Schmerz Dein ist mein Schmerz Und soll er ewig, ewig Dein bleiben -(er fällt um) A LLE (lachen) P AEGNIUM (plötzlich) Zwirn, Zwirn, Zwirn! T OXILUS Ein Kopf ist noch kein Hirn! (Wieder allgemeiner Tanz) B AGNIO Gedacht, getan, etcetera A LLE Für unsereins sind nur wir da! L EMNISELENIS Flieg, Delphin, flieg -Ein Krieg ist noch kein Sieg B
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N
B N
9–10 46
B
A LLE f da!N ] ]
B N
\A LLE f da!/ [Ein Sieg ist noch kein Frieden]
278
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 51
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
5
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K3/TS7/A18 (Korrekturschicht)
Ein Sieg ist noch kein Frieden Wo ist mein Herr geblieben?
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 52
Der Blitz schlug ein -A LLE Hurrah, wie fein! Er schlug sie alle tot Alle, alle tot! B AGNIO (näherte sich M ATROSA ) Du Prügel in meiner Linken Was soll Dein heiteres Blinken? Siehst mich so freundlich an Morgen kommst wieder Du daran -M ATROSA (stösst B AGNIO von sich) (Es donnert und die Musik spielt plötzlich ganz leise) A LLE (hören auf zu tanzen und horchen auf; sie blicken nach dem Himmel und bemerkten erst jetzt, dass er sich bezogen hat; die Sonne verschwindet) L EMNISELENIS (bange) Was war das? M ATROSA Es donnert. B AGNIO Das kommt vom Meer -( Pause ) T OXILUS Es kommt nicht her. M ATROSA Abwarten! T OXILUS Es verzieht sich -(Es donnert wieder) B AGNIO (zuckt etwas zusammen) Ich glaub, es kommt -T OXILUS Aber nichts kommt! Das geht an uns vorbei und Schluss! Weiter! (Wieder laute Musik und allgemeiner Tanz) A LLE Ojje, ojje, der Kopf ist ab Der Kopf ist ab, der Kopf ist ab Viel zu lang habt Ihr gelebt Das Kaputtsein kam zu spät! L EMNISELENIS Der Blitz schlug ein -A LLE Hurrah, wie fein! Er schlug sie alle tot Alle, alle tot! ( Heftiger Blitz und Donner; die Musik verstummt) A LLE (schrecken sehr zusammen; es wird rasch finster; Starker Sturmstoss) B AGNIO Es regnet! B
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B
B
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B
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14 15 20 27 31 36 37 37 37 37
N
N
B
30
Lesetext
donnert f leise)N ] nach demN ] BPauseN ] BlauteN ] BKaputtseinN ] BHeftigerN ] Bzusammen;N ] Bfinster;N ] BStarker Sturmstoss)N ] BStarkerN ] B B
N
B
N BB
N
donnert[)] |und die Musik [verstummt)] |spielt plö\t/zlich ganz leise)|| [auf] |nach| de[n]|m| [Stille] |Pause| \laute/ korrigiert aus: Kaputsein [Starker] |Heftiger | zusammen\;/ [--] finster[)]|;| x(Starker Sturmstoss) korrigiert aus: (Starker
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N
ÖLA 3/W 108 – BS 29 c [6], Bl. 24
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A18 (Korrekturschicht)
Lesetext
A LLE Es giesst , es giesst! Flieht, flieht! (sie fliehen in die Villa, nur T OXILUS , L EMNISELENIS und M ATROSA bleiben unter dem Vorbau bei den Säulen stehen) (Zweiter Sturmstoss) B AGNIO Na servus! Also ich vertrag alles, nur kein Wetter! Da krieg ich Nerven! 5 (rasch ab in die Villa) (Wolkenbruch) T OXILUS Ein Wolkenbruch? Mitten im Höhepunkt. Zu dumm! L EMNISELENIS Einmal wär man in seinem Element gewesen – (Pause) 10 M ATROSA Habt Ihr keine Angst? T OXILUS Warum? M ATROSA Vor dem Blitz. T OXILUS Nein. Hin ist hin! M ATROSA Und was kommt dann? 15 T OXILUS Frag nicht so dumm! (Es blitzt stark, ohne zu donnern) L EMNI (zuckt zusammen und verbirgt ihr Antlitz an seiner Brust) Oh! T OXILUS Fürchte Dich nicht -L EMNI Wenn der mich trifft! 20 T OXILUS Er trifft uns nicht -M ATROSA Wer hat Dir das verraten ? T OXILUS Frag nicht so dumm! T OXILUS Aha! Wieder der. (Pause) 25 L EM (plötzlich) Ich möchte mal mit. Zu Deinem Gott. Aber ich hab Angst. M ATROSA Warum? L EM Man muss so tief hinunter – M ATROSA (singt leise und ironisch) Zwirn, Zwirn, Zwirn B
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T OXILUS Mir scheint, es freut Dich, dass unser Ball verregnet? M ATROSA Ja. B N
1 1 1 1 2 3 3 6 7 8 8 17 21 21 23 23 25–27 31 31
giesstN ] giesst!N ] BFlieht, flieht!N ] BfliehenN ] Bunter f VorbauN ] B N] B(Zweiter Sturmstoss)N ] B(Wolkenbruch)N ] BEin f Höhepunkt.N ] BwärN ] Bgewesen –N ] Bzusammen f Brust)N ] B N] BverratenN ] BT OXILUS N ] BAha f der.N ] BL EM f hinunter –N ] B N] Bverregnet?N ] B B
B
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[regnet] |giesst| [regnet --] |giesst!| \Flieht, flieht!/ [eilen] |fliehen| [vor der Villa] |unter f Vorbau| [(Starker Sturmstoss)]f x \(Zweiter Sturmstoss)/ \(Wolkenbruch)/ [Jetzt giessts.] |\Ein/ Wolkenbruch? Mitten im [Fest.] |Höhepunkt.|| [ist] |wär| [--] |gewesen –| zusammen[)]|und f Brust)| [Woher weisst Du das?] [gesagt] |verraten| eingefügt
\Aha f der./ \L EM f hinunter –/ [Warum singst Du?] [versaut ist?] |verregnet?|
280
ÖLA 3/W 108 – BS 29 c [6], Bl. 25
Fragmentarische Fassung des dritten Aktes
K3/TS7/A18 (Korrekturschicht)
T OXILUS Wie freundlich! Vielleicht würdest Du auch singen, wenn uns der Blitz träf. M ATROSA Ihr habt es verdient, dass er Euch trifft! Ihr alle! T OXILUS Hoppla, was heisst das? M ATROSA Das heisst, dass Du es vergessen hast, dass Du nicht der oberste Herr bist, weil der Blitz Deinen Herrn erschlug -- Du bist kein Gott Toxilus, Oder: hast Du den Blitz gesandt? Du tust so. Den Blitz hat einer gesandt, der unsere Leiden hörte, aber er wird auch Euch erschlagen, wenn Du fortfahrst in Deinem Feinde nicht auch den Bruder zu sehen -T OXILUS Aha! Wo trifft man den neuen Gott? M ATROSA Komm mal mit, wenn Du willst – L EM Muss man tief unter die Erde? M ATROSA Nein. L EM Aber finster ists! M ATROSA Bei weitem nicht so finster, wie hier. Es brennen viele Kerzen – L EM Fein! M ATROSA Und dann wird gesungen – T OXILUS (lächelt traurig) Schöner als wir zuvor? M ATROSA Das will ich meinen! G ESANG (drinnen) T OXILUS Hat er vielleicht auch den Blitz geschickt gegen den Herrn? M ATROSA Natürlich. Frag nicht so dumm! T OXILUS Und ich erzähle Dir: gegen Knute hilft nur Knute, gegen Gewalt nur Gewalt – M ATROSA Lasst meinetwegen alle vom Blitz erschlagen – aber: Richtet nicht, auf dass Ihr nicht gerichtet werdet. L EMN Sie hat schon recht, was sie sagt – T OX Findest Du? L EM Ja. Es ist schon was dran an dem, was der neue Gott sagt – man müsst es halt glauben können! M ATROSA Die Gnade T OX Was ist Gnade? Lauter spanische Dörfer! B
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Lesetext
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30 B
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NNN
\Abbruch der Bearbeitung\ 1 5 5
B
\Du/
B
DuN ] derN ] BBlitzN ]
7 9 9
B
eingefügt (1) das Gewitter (2) Blitz korrigiert aus: fortfahst
fortfahrstN ] ] BWo f Gott?N ] B N
9 10–19 11 20–21 20 22–31 23 26–31
B
denN ] M ATROSA f drinnen)N ] BL EM f Erde?N ] BT OXILUS f dumm!N ] BT OXILUS N ] BT OXILUS f Dörfer!N ] BGewaltN ] BSie f Dörfer!N ]
28–29 30 31
B
B
man f können!N ] Die GnadeN ] BT OX f Dörfer!N ] B
[(höhnisch)] [Der Bruder! Das erzählt Dir alles Dein neuer lieber Gott, was? M ATROSA Ja.] |Wo f Gott?| korrigiert aus: de{nn} \M ATROSA f drinnen)/ [T OXILUS ] |L EM f Erde?| \T OXILUS f dumm!/ [M ATROSA Fr] |T OXILUS | \T OXILUS f Dörfer!/ Gewalt[, und gegen Tod nur der Tod] (1) Ich möcht so gern mal zu Deinem neuen Gott, nimm mich mal mit – (2) \Sie f Dörfer!/ \man f können!/ [Man mus] |Die Gnade| \T OX f Dörfer!/
281
Gesamtfassung Ein Sklavenball
K3/TS9 (Korrekturschicht)
Lesetext
E I N S K L AV E N B A L L mit Gesang und Tanz in drei Akten von BÖdönN von BHorváthN. PERSONEN
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 2
5
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20
B
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 1
K.R. Thago, ein punischer Bankier Idiotima, seine Tochter Gloriosus, deren Mann Toxilus, Oberkammersklave Lemniselenis , eine Hetäre Matrosa, deren Dienerin Der Aufseher Paegnium, ein Sklavenlausbub Bagnio, ein entlaufener Sklave Der Praetor von Pompeji Dordalus, Sklavenhändler Sklaven und Sklavinnen. N
ZEIT Im Altertum. Innerhalb vierundzwanzig Stunden. SCHAUPLATZ
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 3
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Kleiner Privathafen vor einer Villa am Meer, unweit von Pompeji. Die Villa ist der ländliche Lustsitz des reichen punischen Bankiers K.R. Thago, eines naturalisierten Römers. Hier wohnt er im Frühling mit seiner Tochter Idiotima und derem Gatten Gloriosus. Rechts im Vordergrunde sieht man einige Säulen der Villa, links im Hintergrunde liegt das Meer. ERSTER AKT
ÖLA 3/W 93 – BS 29 a [1], Bl. 11
35
Im Hafen ankert die Luxusgaleere des Bankiers. Zahlreiche S KLAVEN schleppen vom Ufer Gepäckstücke auf das Schiff, Kisten, Truhen, Fässer, Schläuche, Geschirr. Sie werden von einem A UFSEHER mit Nilpferdpeitsche beaufsichtigt. Es ist ein herrlicher Tag, ohne Wellen und Wolken.
40
A UFSEHER (zählt die an ihm vorbeigeschleppten Gepäckstücke) -- 84, 85, 86, 87 -vorwärts-vorwärts! (er knallt mit der Peitsche) Wir haben noch 164 Stück! 88, 89 -- los-los! Nur nicht getrödelt, gewurstelt, geschlafen, sonst weck ich Euch auf, Sklavenpack! (er knallt wieder mit der Peitsche, blickt dann über das Meer und singt zart vor sich hin) 2 2 10
ÖdönN ] HorváthN ] BLemniselenisN ] B B
[O]|Ö|dön Horv[a]|á|th Lemnis[i]|e|lenis
282
Gesamtfassung Ein Sklavenball
K3/TS9 (Korrekturschicht)
Lesetext
Es taget aus dem Osten Das Licht scheint überall Es nachtet schon im Westen Von Fall zu Fall zu Fall 5 Als wären das all meine Freunde Die meine Feinde sein -Mein Herz strebt nur nach Liebe Mein Lieb, mein Minnelein -(er unterbricht plötzlich seinen Gesang und brüllt einen ALTEN S KLAVEN grimmig 10 an) Tempo-tempo! 107, 108, 109 -- hast nicht gehört, altes Stück Elend?! Vorwärts-vorwärts! (er knallt abermals mit der Peitsche) I DIOTIMA (tritt reisefertig aus der Villa, gefolgt von ihren K AMMERSKLAVINNEN , die immer noch einige Handgriffe an ihrem Kleid und ihrer Frisur vollbringen) Ach, sehet Papas Yacht! 15 Wie sie die Segel jungfräulich rafft! Mit welchem Verlangen erträumte mein Auge dies liebliche Bild In allen Salons der Saison -Habet Dank, Ihr Götter! Denn was der Sterbliche als Sehnsucht hegt 20 Das wird doch immer wieder Realität. Oh Segel, Ihr himmlische Erfindung Weht mich fort aus meiner Heimat Fort aus dem Alltag -- nach Kreta. Der kretinische Frühling ists, nach dem sich mein Herz erstrebt -25 A UFSEHER (knallt mit der Peitsche) I DIOTIMA Oh saget ihm, er knalle nicht so mit der Peitsche! Er schlage lieber, dann gibts nicht diesen schrillen Ton! Meine Nerven vertragen keine Disharmonien Ich bin geschwächt -30 G LORIOSUS (kommt aus der Villa in Helm und Panzer, gefolgt von seinen K AMMERSKLAVEN , unter ihnen dem jungem frechem P AEGNIUM ; er blickt auf seinen Schild, wie auf einen Spiegel und ruft) Pägnium! P AEGNIUM (tritt vor) Gnädiger Herr! G LORIOSUS Ich kann mich in meinem Schild nicht sehen. Wo bin ich? Du sollst mei35 nen Schild so putzen, dass ich ihn als Spiegel benützen kann -- begreifs doch endlich, dass ich mit Mars verwandt bin! (er reicht ihm den Schild) Putz ihn, sonst erledig ich Dich, wie jene fünfhundert in Cappadozien im vorigen Herbst -- fünfhundert mit einem Streich, obwohl mein Schwert abgestumpft war! I DIOTIMA Ach, Wölklein in der Höh 40 Nur Du erkennst mein Weh: B
B
N
N
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16 25 31 34–38 39 39 40 40
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dies lieblicheN ] A UFSEHER f Peitsche)N ] BfrechemN ] BG LORIOSUS f war!N ] BAch,N ] Bin f HöhN ] BerkennstN ] BWeh:N ]
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B
korrigiert aus: dies liebliche
B
\A UFSEHER f Peitsche)/ freche[n]|m| Textentlehnung Plautus, MG1 und MG2
[Du] |Ach,| [droben weit] |in f Höh| [kennst] |erkennst| [Leid:] |Weh:|
283
ÖLA 3/W 99 – BS 29 a [7], Bl. 1
Gesamtfassung Ein Sklavenball
K3/TS9 (Korrekturschicht)
Mein Gatte ist ein Berufsmensch. Er liebt nur sein Schwert, seinen Schild , sein Panzer -Was gilt ihm der Venusberg neben einem befestigten Hügel? Nichts, oh nichts! Er fürchtet nur immer, ob seine Rüstung auch richtig glänzt. Heut zieht er sich schon seit gestern an Er legte sich garnicht zu Bett in der Nacht Er zog sich nur an -Ich frag mich oft: Warum kennt mein Gatte keine Gemütlichkeit? G LORIOSUS Ein böses Wort! Viel lieber als in die Sommerfrische zög ich in einen flotten Krieg Viel lieber würd ich blutige Taten vollbringen Als friedlich meine Brust in der Sonne bräunen -Denn meine Brust sehnt sich nach der befreienden Tat! I DIOTIMA (so nebenbei) Ich hasse den Krieg. G LORIOSUS Versündig Dich nicht! Wenn das Mars hört! I DIOTIMA Lass mich aus mit Deinem Gott! Wenn mein Vater kein Krösus wär Wäre mein Gatte ein friedlicher Hirte Aber das Geld meines Vaters lässt ihn nicht arbeiten -So langweilt er sich auf dem Felde der Ehre zu Tode. G LORIOSUS (hörte nicht hin, blickt in seinen Schild, den P AEGNIUM geputzt hat) Ich seh mich noch immer nicht -- (er reicht ihn wieder P AEGNIUM ) Weiter! T OXILUS (der Oberkammersklave, tritt rasch aus der Villa) Gnädige Frau! Gnädiger Herr! Der gnädigste Herr Papa, respektive Herr Schwiegerpapa beehrten meinen untertänigsten Sklavenmund, Euch folgendes ausrichten zu dürfen: der Herr Papa, respektive Herr Schwiegerpapa, werden auf der Stell erscheinen -- er verabschieden sich nur noch. I DIOTIMA (perplex) Verabschieden? Von wem? T OXILUS Von dem Fräulein Hetäre, aufzuwarten! I DIOTIMA Ach! Ists wieder dieses kleine Dirnchen? P AEGNIUM Ja. G LORIOSUS (zu P AEGNIUM ) Unterhalt Dich nicht mit meiner Frau, wenn Du meinen Schild putzest, denn sollt ich mich abermals nicht erkennen können, lass ich Dich blenden! T OXILUS (zu I DIOTIMA ) Das Dirnchen ist allerdings klein B
N
B
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Lesetext
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N B
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 7
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1 2 5 15 15 15 17 27 28 28
ist f Berufsmensch.N ] SchildN ] Bglänzt.N ] Bmeine BrustN ] BderN ] BbefreiendenN ] B N] BausrichtenN ] BSchwiegerpapa,N ] Bauf f StellN ] B B
N
N
B
[[liebt] |sieht| nur sich.] [|sieht|] |ist f Berufsmensch.| [Helm] |Schild| glänzt\./ meine\e/ [Herz] |Brust| \der/ befreiend[r]|n| [der] [|mein|] au[a]|s|richten Schwiegerpapa\,/ [sogleich] |auf f Stell|
284
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ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 8
Gesamtfassung Ein Sklavenball
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Lesetext
Und ist auch nicht eben fein -Doch ist die Figur famos! Wie erklär ich Euch das bloss? Ich habs! Das Dirnchen hat ein zartes Seelchen Es ist ein rosa Märchenmädchen Mit zwei hübschen Beinchen Und einem süssem Taillchen Drum ists harmonisch besaitet Drum wirds vom Papa begleitet -I DIOTIMA (unterbricht ihn schroff) Nun aber genug der Worte, sonst lass ich Dich foltern! T OXILUS (verbeugt sich mit einem ängstlich-spitzbübischem Gesicht und rasch ab auf das Schiff) I DIOTIMA (sieht ihm nach) Bandit! G LORIOSUS (grinst) Ein Schalk - I DIOTIMA Du lächelst? (sie seufzt) Ach, wie gern wär ich manchmal ein Sklave! Geschmiedet an eine Galeerenbank -- lieber rudern, rudern, rudern! Nur nicht mit Dir! G LORIOSUS Du nimmst den Mund voll, als hättest Du mir einen Sohn geschenkt. K.R. T HAGO (kommt aus der Villa mit der achtzehnjährigen Hetäre L EMNISELENIS , gefolgt von deren Dienerin M ATROSA , einer Person im gefährlichstem Alter; zu L EMNISELENIS ) Wohl begreif ich Deine Trauer, mein süsses, teuerstes Geschöpf! Du kostspieliges, Du -Denn ich fahr nun fort und lass Dich da. Doch sei beruhigt: Ich lass auch mein Geschäft da, Handel und Wandel, die Börs, das Kontor -Mögen die Papiere fallen oder sich heben Ich muss ruhen! Ja, ruhen -Der Arzt hats mir verordnet, der Weise Er kennt mein Leiden. Es ist nicht der Ausfluss des üppigen Lebens Sondern der Erregung über das Leben in Geschäften. Verlieren regt auf Aber verdienen noch mehr -Und viel verdienen, das legt sich aufs Herz Denn viel verdienen ist Schmerz Teuer erkaufter Schmerz, Du Kind -L EMNISELENIS Der Sommer mag kommen, der Herbst vergehen Meine Lieb zu Euch wird immer bestehen Denn Ihr habt mich gekauft. B N
5
K3/TS9 (Korrekturschicht)
1 1 23
B N
B B
]
ebenN ] süsses,N ]
N
gestrichen: Eintragung von fremder Hand (Berliner Bearbeitung): vgl. Ms. gemeint ist: Manuskript, ÖLA 3/W 91 – BS 28 [2], Bl. 1 (K3/TS8/A5)
[{gerade}] |eben| süsses\,/
285
ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 9
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 8
Gesamtfassung Ein Sklavenball
5
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Lesetext
K.R. T HAGO Lieb, sehr lieb -- (er tätschelt ihre Wange) Kurz und gut, mit einem Wort: es wird höchste Zeit, dass ich einsteig und Du -- Du kehrst morgen wieder zu Dordalus zurück. L EMNISELENIS (entsetzt) Was sagt Ihr?! Wohin?! Zu Dordalus?! K.R. T HAGO Ja. Nach Pompeji. L EMNISELENIS (wie zuvor) Ich soll wieder zum Sklavenhändler?! Ihr wollt mich abermals wieder weiterverkaufen?! K.R. T HAGO Warum so entsetzt? Vielleicht kauft Dich ein Besserer, Schönerer, Reicherer - L EMNISELENIS (unterbricht ihn) Es gibt keinen Reicheren als Euch! Oh, bringt mich nicht wieder auf den Sklavenmarkt! Es folget so selten was Besseres nach! K.R. T HAGO Aber-aber, grosses Kind! Was hast Du Dir denn nur vorgestellt? Und ausserdem möcht man doch nur Dein Gutes -L EMNISELENIS Wollet lieber das Schlechte, mein Herr! Gewährt mir weiter Euere Huld Ich bleib Euch nichts schuld. Wenn Ihr heimkehrt von Euerer Sommerfahrt Wird von mir alles in bar bezahlt. Jeder Groschen ein Kuss Wenn ich nicht wieder auf den Sklavenmarkt muss -K.R. T HAGO Wer weiss, ob ich zurückkehr? Ob das Schiff nicht versinkt? Wer befiehlt dem Meer, dem Sturm -- Neptun oder ich? Bin ich dem Neptun sein Vertrauter? Na also! Abgesehen davon, dass ich Dich jetzt ein halbes Jahr umsonst ernähren müsst! Vorsicht ist die Mutter der Weisheit und Sparsamkeit ist eine Weltanschauung. Verkenne mich nicht, mein Kind! (Stille) L EMNISELENIS Jetzt weiss ich nichtmehr, was ich glauben soll, Herr Präsident. K.R. T HAGO Glaub nicht der Gosse Glaube mir Glaub nicht den Geldlosen Ohnehosen Glaube den Reichen Sie haben Recht! B N
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K3/TS9 (Korrekturschicht)
B
Das Armselige Wird immer vertan Das Ewig-Geldliche Zieht uns hinan! (Posaunenstoss) T OXILUS ( erscheint rasch an Bord des Schiffes und springt auf den Kai) Euere Hochwohlgeborenen! Die Segel sind gesattelt, der Anker ist gelichtet, das Gepäck verpackt und die Ruder sind ruderbereit -- es schwimmt alles in Butter, schiffet Euch ein! N
B N
35 40 41 41
] (Posaunenstoss)N ] B N] BanN ] B N B
B
N
[Ich kenn das Geschäft!] [(Hornsignal)] |Posaunenstoss)| [der Oberkammersklave] a[m]|n|
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ÖLA 3/W 99 – BS 29 a [7], Bl. 5
ÖLA 3/W 99 – BS 29 a [7], Bl. 6
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 9
ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 10
Gesamtfassung Ein Sklavenball
B
5 B
K3/TS9 (Korrekturschicht)
I DIOTIMA Endlich! G LORIOSUS (zu P AEGNIUM ) Her damit! (er nimmt ihm seinen Schild ab und spiegelt sich darin) Wo bin ich? T OXILUS (ruft auf das Schiff) Darf man bitten, Herr Kapellmeister! (An Bord spielt nun eine Galeerensklavenkapelle Abschiedsweisen) K.R. T HAGO (kneift zärtlich L EMNISELENIS in die Wange) Du bist unter Brüdern sechshundert Silberlinge wert. Verkauf Dich nur ja nicht zu billig -- (er folgt I DIOTIMA und G LORIOSUS auf das Schiff) T OXILUS Gute Erholung, frohe Fahrt! A LLE S KLAVEN (ausser L EMNISELENIS , singen und winken dem verschwin-dendem Schiffe nach) Keine Well auf der See Und der Himmel blau Frohe Fahrt! Keine Wolk in der Höh Und die Luft so lau Frohe Fahrt! Keine Sorg in der Brust Und im Herz nur Lust Frohe Fahrt! Oh kommet bald wieder Gebräunt die Glieder Frohe Fahrt! Fahret hin, fahret her (leise) Ertrinket im Meer! (laut) Frohe Fahrt! A UFSEHER ( horchte perplex auf -- das Schiff ist nun verschwunden) A LLE S KLAVEN (ausser L EMNISELENIS und dem A UFSEHER singen weiter) Esset lauter Braten Trinket lauter Wein Tuet glücklich schlafen Träumet ohne Pein! Frohe Fahrt! Denket nur an Euch Krieget dicke Bäuch Frohe Fahrt! Werdet fett! (leise) Ertrinket im eigenem Speck! (laut) Ertrinket im Meer! N
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Lesetext
G LORIOSUS N ] K.R. T HAGO N ] BjaN ] BOhN ] BbaldN ] BGliederN ] BFrohe Fahrt!N ] BFahret f herN ] B(laut f Fahrt!N ] BhorchteN ] B B
N
[C ONT D ’O TTIERI ] |G LORIOSUS | korrigiert aus: K. R. T HAGO \ja/ [Wann] |Oh| [Ihr] |bald| Glieder[?] \Frohe Fahrt!/ [Wir warten schon sehr --] |Fahret f her| \(laut f Fahrt!/ horcht\e/
287
ÖLA 3/W 93 – BS 29 a [1], Bl. 13
Gesamtfassung Ein Sklavenball
K3/TS9 (Korrekturschicht)
Lesetext
Ertrinket im Speck! Ertrinket im eigenem Fett! A UFSEHER (brüllt) Was hör ich?! Was singt Ihr da für einen Text?! Beim Jupiter, das halt ich nicht aus! (er hebt seine Peitsche) 5 T OXILUS (zum A UFSEHER ) Halt! Du wirst doch da nicht herumprügeln, wo wir Sklaven jetzt sozusagen untereinander sind?! A UFSEHER Das ist mir wurscht! T OXILUS Mir aber nicht! A UFSEHER Das ist mir erst recht wurscht! 10 T OXILUS (ruhig) Halt den Mund. A UFSEHER (braust auf) Was erlaubst Du Dir -T OXILUS (unterbricht ihn) Kannst Du lesen? A UFSEHER (perplex) Nein. T OXILUS Dann schau her -- (er zeigt ihm ein Dokument) Während der Abwesenheit 15 unserer Herrschaft wurde ich, ich Toxilus, zum obersten Verwalter dieser Villa eingesetzt, als Oberkammersklave gewissermassen, und zwar von unserem hochgeborenem Herrn K.R. Thago , dem Präsidenten des Romanisch-phönizischen Kreditinstituts, höchstpersönlich und eigenhändig -- verstanden? Denn ich geniesse das restlose Vertrauen meines Herrn, verstanden?! Und hier hat mir nun je20 der zu gehorchen, ich bin die höchste Instanz, bitt ich mir aus! Also los-los, an die Arbeit! Rastet nicht, damit nichts rostet! Tempo-Tempo! Aber geprügelt wird hier nichtmehr, Du mazedonischer Büffel! Gib mir Dein Werkzeug, auf der Stell, von heut ab prügel nur ich! Los, her damit! Vorwärts! A UFSEHER (gibt ihm widerwillig seine Peitsche) Werd glücklich. Jetzt möcht ich nur 25 wissen, zuwas ich noch leb -- ich kann doch nur strafen, sonst hab ich ja nichts gelernt! T OXILUS Ich weiss-ich weiss! Du hast die Peitschenvolksschul mit lauter Einser bestanden, hast die Prügelmatura summa cum laudis absolviert und hast sogar auf der Folterhochschul einige Semester studiert -- ich weiss-ich weiss! 30 A UFSEHER Jaja, ich hatte eine goldene Jugend! T OXILUS Noch ist kein triftiger Grund zur Melancholie vorhanden -A UFSEHER (unterbricht ihn) Ohne Arbeit kann ich nicht leben! T OXILUS Kannst Du reiten? A UFSEHER (perplex) Reiten? 35 T OXILUS Ja. A UFSEHER Natürlich kann ich reiten! Ich bin sogar gewissermassen auf dem Pferd geboren - T OXILUS Man merkts noch immer! Also höre: Du reitest jetzt sofort nach Pompeji, und zwar zum Sklavenhändler Dordalus -- Du kennst ihn doch? 40 A UFSEHER Leider! Ich war ja selber mal seine Ware. T OXILUS Ich auch. Ein schäbiger Geizhals! B
B
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aus!N ] T OXILUS N ] BT OXILUS N ] BT OXILUS N ] BT OXILUS N ] BK.R. ThagoN ] BsogarN ] BschäbigerN ] B B
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 11
N
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ÖLA 3/W 99 – BS 29 a [7], Bl. 2
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aus\!/ [-- Gesindel!] [B UTLERUS ] |T OXILUS | [B UTLERUS ] |T OXILUS | [B UTLERUS ] |T OXILUS | [B UTLERUS ] |T OXILUS | korrigiert aus: K. R. Thago [ja] |sogar| korrigiert aus: schäbbiger
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 12
Gesamtfassung Ein Sklavenball
5
K3/TS9 (Korrekturschicht)
A UFSEHER Wenn ich kein Sklav wär, sondern ein freier Mann, dann tät ich dem Kerl was erzählen! T OXILUS Vorerst beherrsch Dich und erzähl ihm nur folgendes: einen schönen Gruss von unserem abwesendem Herrn und er hätt ihm ein Fräulein Hetäre zum Verkauf zu übergeben -- in Kommission! Er möcht sich aber das Fräulein bald abholen, denn wir haben hier kein Eis, auf das wir es legen könnten, und da es heiss ist, verdirbts uns noch am End -- (er grinst) Fahr ab! A UFSEHER Geht in Ordnung! Wird prompt erledigt. T OXILUS Reit nur zu! Dass Du mir aber Dein Pferd nicht zu sehr schindest! A UFSEHER Ich? Ich sollt ein Tier misshandeln?! Für was hältst Du mich?! (entrüstet ab) (Während der vorigen Szene sind auch ALLE S KLAVEN , ausser L EMNISELENIS und M ATROSA , ab) L EMNISELENIS (sitzt am Fusse einer Säule und weint still vor sich hin) T OXILUS (betrachtet sie; zu M ATROSA ) Was hat sie denn? M ATROSA Sie weint. T OXILUS Warum? M ATROSA Es ist ihr hier so gut gegangen und jetzt hat sie Angst vor der Zukunft. T OXILUS Aber-aber! Einen solchen schiechen alten Kracher, wie meinen gnädigen Herrn, den wird doch solch liebliches Ding immer wieder leicht finden! Direkt über Nacht! M ATROSA Unberufen! T OXILUS Sie kriegt auch junge fesche stramme -L EMNISELENIS (unterbricht ihn) Also nur das nicht! T OXILUS (perplex) Was hör ich? M ATROSA (zu T OXILUS ) Sie möcht von der männlichen Jugend nichts wissen. Wenns nach ihr ging, tät sie sich einen Herrn Gebieter aus dem Greisenasyl holen. T OXILUS Aha! Capisco! Einen gichtigen Greis, wacklig, zittrig, hirnrissig, der mit dem einem Haxen bereits durch die Unterwelt hatscht und von dem sich gar federleicht allerhand erben lässt -- schau-schau! Mit himmelblauen Pupillen blickt die Unschuld geschäftstüchtig in die Welt. Jaja , im Kontor der Tugend wird mit der Jugend gar häufig gewuchert! L EMNISELENIS Ihr versteht mich nur halb. T OXILUS Möglich. Denn die eine Hälfte, dass Ihr nämlich von der männlichen Jugend überhaupt nichts wissen wollt -- diese Hälfte kapier ich überhaupt nicht! L EMNISELENIS Diese Hälfte kann ich mir nicht leisten. Darum: Ich möcht einen Mann von hundert Jahren Mit dem könnt ich dann Schlitten fahren Ich tät ihn pflegen, tränken, füttern Tag und Nacht nur ihn bemüttern -B
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Ich möcht einen Mann, der bald nimmer ist Der bald verbrannt wird und zwar ganz gewiss 9 19 19 30 36
schindest!N ] ] BDingN ] BWelt. JajaN ] BDarum:N ] B
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[prügelst!] |schindest!| [ein junges] [K]|D|in[d]|g| Welt\./ [--] [j]|J|aja [(sie singt)] |Darum:|
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Lesetext
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 13
Gesamtfassung Ein Sklavenball
K3/TS9 (Korrekturschicht)
Lesetext
Ich opfer dann dem Pluto eins-zwei Gulden Und bin sie los, alle Schulden -B
Denn: was hat man von seiner Jugend ohne Freiheit? Nichts! Und wie wird man frei? Nur durch Geld! Auch die Freiheit ist nämlich nur ein käuflicher Artikel -und ohne Groschen pfeiff ich auf meine Jugend! Denn Jugend ist Freiheit und Freiheit ist Geld! Darum:
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Ich möcht einen Mann von hundert Jahren Mit dem würd ich dann in die Freiheit fahren Ich tät ihn immer pflegen, hegen Lang tät er ja nimmer leben --
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Es lebe die Jugend! M ATROSA (zu T OXILUS ) Sie ist eine geborene Krankenschwester. T OXILUS (grinst) Allerdings. L EMNISELENIS Ihr dürft nicht annehmen, dass ich mit unerlaubten Mitteln, als da sind: böse Kräuter, Schlangengift, etcetera -- das Ableben eines gebrechlichen Gebieters beschleunigen wollte. Ich würde auch nimmer ein massgebliches Wort in seinem Testament fälschen, aber ich tät ihm die Schrecken der Unterwelt ausmalen, und das fiele mir leicht, denn ich müsst ihm doch nur vom Schicksal der Sklaven auf der Oberwelt berichten. Die Haare würden ihm alle gen Himmel stehen und er würd mich vor lauter Grauen garantiert freikaufen, um nicht in der Unterwelt als Sklave verhandelt zu werden, als ein Ding mit menschlichen Allüren -- Oh Götter, es fällt mir immer schwerer an Euere Güte zu glauben! Sagt mir: gibt es Euch denn überhaupt? Und wenn es Euch gibt, warum seid Ihr denn so böse zu mir? Wie gern würde ich gut sein -T OXILUS Das ist ein Traum. M ATROSA (zu T OXILUS ) Sie hat eine zarte Seele. T OXILUS (zu M ATROSA ) Was verstehst Du unter Seele? L EMNISELENIS Was sich aus einem fortsehnt. (Stille) T OXILUS (zu L EMNISELENIS ) Wo kommt Ihr her? L EMNISELENIS Mein Papa ist ein Parasit. Er betreibt das gleiche Geschäft, das meine Ahnen Von ältesten Zeiten her betrieben haben Und er pflegt es mit viel Talent. Ich kenne keinen meiner Vorfahren Der sich nicht durch Parasiten-Kunst gemästet hätt. N
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 14
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Und f Krankenschwester.N ]
|| [Drum nehm ich einen hundertjährigen Mann Wenn ich dadurch nur ganz frei [sein] |werden| kann! Ohne Groschen pfeif ich auf die Jugend dieser Welt! Jugend ist Freiheit, Freiheit Geld! M ATROSA Sie ist eine geborene Krankenschwester.] |Und f Krankenschwester.|
35–291,4
B
L EMNISELENIS f überbieten.N ] Textentlehnung Plautus, PER5
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 14
Gesamtfassung Ein Sklavenball
K3/TS9 (Korrekturschicht)
Grosspapa, Urgrosspapa, Ur-ur und noch ein Urpapa Sie alle haben stets Von fremder Kost gelebt Und an Gefrässigkeit konnt sie keiner überbieten. Meine Freiheit wurd ein Opfer ihrer Gier: Papa verkaufte mich als Sklavenkind um ein opulentes Menu Er konnt den Fasanen, Muränen und Hummern nicht widerstehen Sie haben ihn überwältigt, die geschlachteten Tiere Sie wohnen in ihm und sitzen auf seinem Willen -Er kennt nur die Lust Sonst nichts. T OXILUS Und Ihr habt Euch so einfach verkaufen lassen? L EMNISELENIS Man muss seinen Eltern gehorchen. Ausserdem wurd ich nicht gefragt und ich hätt auch nicht antworten können, denn ich war erst drei Jahre alt. T OXILUS Seltsam sind die Schicksale der Sklaven! Sie sind sich alle gleich, auch wenn sie anders sind -Auch ich verlor meine Freiheit als dreijähriger Knirps Ich wurd bei Babylon gefangen -L EMNISELENIS Ach, Ihr seid ein Perser? T OXILUS Keine Ahnung! Ob Perser, Grieche, Inder, Aegypter -- was weiss ich, woher ich stamm! L EMNISELENIS Schad! Denn Perser sind interessant -T OXILUS Wieso? L EMNISELENIS Perser sind alle schwarz und ich bin blond. (Stille) T OXILUS (zu L EMNISELENIS ; er lächelt) Wenn Ihr es wünscht, dann bin ich ein Perser -L EMNISELENIS (klatscht in die Hände) Fein! M ATROSA Wie man freiwillig ein Perser sein möcht, das geht über meinen Horizont. L EMNISELENIS Warum? M ATROSA Weil alle Perser böse Menschen sind. L EMNISELENIS (lacht) Böse Menschen gibts überall! T OXILUS (starrt L EMNISELENIS an) Mir tuts nur leid, dass ich noch keine hundert Jahr alt bin -- (er lächelt) L EMNISELENIS (stutzt und schaut ihn gross an) T OXILUS Weil ich Euch dann freikaufen würde. M ATROSA Warum? T OXILUS (zu L EMNISELENIS ) Weil Ihr mir gefällt. M ATROSA (erhebt sich; zu L EMNISELENIS ) Kommt, Herrin, gehen wir! L EMNISELENIS (hört nicht auf sie, sondern fixiert T OXILUS ) Ihr würdet mich freikaufen? N
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Lesetext
B
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 15
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Meine f MenuN ] Gier:N ] BwiderstehenN ] BSie f TiereN ] BFein!N ] B N] BKommt, Herrin,N ] B B
N
Textentlehnung Plautus, PER13
Gier\:/ korrigiert aus: wiederstehen
[Jetzt] haben2 [s]|S|ie1 ihn3 überwältigt,4 die5 geschlachteten6 Tiere7 [Bravo!] |Fein!| [Warum?] Komm\t/, \Herrin,/
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 16
Gesamtfassung Ein Sklavenball
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K3/TS9 (Korrekturschicht)
T OXILUS Was kostet Ihr denn? L EMNISELENIS Soviel ich weiss, sechshundert Silberlinge. T OXILUS Potz Pluto! Das ist ein Vermögen! L EMNISELENIS (lächelt) Bin ichs nicht wert? M ATROSA (zu L EMNISELENIS ) Los-los, Herrin! Das fängt sich immer so an: „Ihr gefällt mir“ und „Bin ichs nicht wert?“ Ich bitt Euch, macht keine Dummheiten, Ihr seid eine brave Hetär und jener ist ein Sklav -- diese Verbindung schickt sich nicht, göttlich, menschlich, gesetzlich nicht -- Ihr werdet Euch noch ins Unglück stürzen! L EMNISELENIS (sieht T OXILUS unbeirrt an) Wenn Ihr mich freikaufen würdet, würd ich immer bei Euch bleiben. Ohne Zwang. M ATROSA (verzweifelt) Schaut Euch da nicht so an, Ihr verliert ja noch die Köpf! T OXILUS Ich schau nicht weg. L EMNISELENIS (lächelt) Ich auch nicht. T OXILUS (zuckt plötzlich zusammen) Au! (er fasst sich ans Herz und windet sich etwas) L EMNISELENIS (erschrickt) Was ist? Was habt Ihr? T OXILUS (leise) Mir scheint, ich bin verwundet -- so ein stechender Schmerz -L EMNISELENIS Tuts weh? T OXILUS (lächelt) Nein. (Die Luft klingt) L EMNISELENIS (blickt empor und ruft) Amor, Amor! -- Dort fliegt er, dort! M ATROSA Um aller Götter Willen! Jetzt aber rasch in das Haus, Fenster und Türen versperrt, sonst schiesst er sie auch noch an, dieser unberechenbare Bursch! (sie zieht L EMNISELENIS rasch mit sich in die Villa) B
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Lesetext
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(Vorhang) 30
B ZWEITER AKTN
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 17
Es ist Nacht geworden, der Mond scheint und das Meer summt. Toxilus tritt aus der Villa, hält vor den Säulen und blickt in die menschenleere Welt hinaus.
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T OXILUS Ich kann nicht schlafen. Oh, Lemniselenis -- warum hast Du so einen langen Namen? Woher soll sich ein armer Bursche die Zeit nehmen, um Dich immer wieder aussprechen zu können? Du bist zu lang für einen Bettler. Wie gern würd ich Dich freikaufen, um Dein Sklave werden zu dürfen, zu sollen, zu müssen -- aber sechshundert Silberling! Oh Du mein armer Toxilus! Woher nehmen und nicht stehlen? M ATROSA (kommt aus der Villa; unterdrückt) He, hallo!
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Ihr f Köpf!N ] in f Villa)N ] BZWEITER AKTN ] B N] B B
[es dreht sich [ja] |doch| um Euere Köpf!] |Ihr f Köpf!| in[s Haus)] |die Villa)| ZWEITE[S]|R| [BILD] |AKT| [Wieder vor der Villa K. R. Thagos.]
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Gesamtfassung Ein Sklavenball
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K3/TS9 (Korrekturschicht)
T OXILUS (schrickt etwas zusammen) Ach, Du bists! Was willst Du? M ATROSA Nur auf ein Wort. Ich weiss, Du bist mir böse, weil ich Fenster und Türen versperrt hab, damit Du nicht zu meiner Herrin kannst -T OXILUS Willst Du sie nun öffnen? M ATROSA Nein. T OXILUS Dann fahr ab und lass mich allein! M ATROSA Ich fahr nicht ab, denn das verbietet mir mein Mitleid. T OXILUS (perplex) Dein was? M ATROSA Mein Mitleid. T OXILUS Was ist das? M ATROSA Du tust mir leid. T OXILUS (grimmig) Das freut mich! M ATROSA Ich weiss, Du findest keinen Schlaf, als hättest Du bittere Zahnschmerzen -T OXILUS (fällt ihr ins Wort) Oeffne Lemniselenis Tür und es tut mir garantiert nichtsmehr weh! M ATROSA Lieber mög Dich alles brennen -T OXILUS (grimmig) Wie freundlich! M ATROSA (ehrlich) Ich fühle mit Dir -T OXILUS (braust auf) Jetzt aber noch ein Wort und ich hau Dir eine auf Deinen Mund, dass Dir alle Deine gelben Zähne in Gänsemarsch hinten hinausmarschieren! Fahr ab! (Stille) T OXILUS (drohend) Du bist noch da? M ATROSA (fährt ihn plötzlich an) Wenn Du das Mädel ehrlich liebst, dann darfst Du ihm nicht so den Kopf verdrehen! Was soll denn diese Wichtigtuerei?! Die Ärmste wälzt sich drinn herum -T OXILUS (unterbricht sie) Wälzt sich?! M ATROSA Hin und her und auf und ab! T OXILUS Oh Götter! Sie wälzt sich! M ATROSA Sie kann nicht schlafen -T OXILUS Schweig, Furie! M ATROSA So nimm doch Vernunft an! Die Liebe ist allerdings ein Vesuv, der in einer Tur ausbrechen möcht, aber ein Sklave hat kein Krater zu sein, sondern höchstens ein sanfter Hügel! Spar Deine Lava und beherrsch Dich! Du bringst ja noch eine sittsame Hetäre daZU , dass sie Dich wirklich liebt, ohne dass Du ihr was bieten kannst -- also das schlägt jedem Moralbegriff ins Gesicht, abgesehen davon, dass es der Kaiser feierlich verboten hat, dass sich ein Sklav mit einer Hetär -B
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Mitleid.N ] Mitleid.N ] B N] Bdiese f ÄrmsteN ] BdrinnN ] BSieN ] BTurN ] BsittsameN ] BSklavN ] B B
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[Gewissen.] |Mitleid.| [Gewissen.] |Mitleid.| [Nein.] [[das alles] |diese Wichtigtuerei|?! [Es] |Die Ärmste|] |diese f Ärmste| drinn[en] [Auch] [s]|S|ie gemeint ist: Tour [brave] |sittsame| Sklav[e]
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ÖLA 3/W 102 – BS 29 b [3], Bl. 12
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Gesamtfassung Ein Sklavenball
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K3/TS9 (Korrekturschicht)
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T OXILUS (unterbricht sie barsch) Schluss! Schluss! (bei Seite) Sie wälzt sich! (laut) B Geh und sag Deiner Herrin meinen lieblichsten Gruss -- ich, ich Toxilus, BwürdeN sie freikaufen. M ATROSA Du? T OXILUS Ja. Bis morgen bring ich sechshundert Silberling -- tot oder lebendig. Sags ihr!N M ATROSA Nein, das sag ich ihr nicht. Ich werd mich schön hüten, einen solchen Blödsinn auszurichten! T OXILUS Blödsinn?! Wenn BToxilus sagtN, dass BerN bis morgen sechshundert -M ATROSA (unterbricht ihn) Dass ich nicht wieher! T OXILUS Wieher nur, altes Pferd! Aber richt es aus! M ATROSA Fällt mir nicht ein! T OXILUS Du -- bring mich nicht zur Raserei! M ATROSA Halt Andere zum Narren, aber nicht uns, mich und meine BsanfteN Herrin! T OXILUS Weib, sag ich Dir, richt es ihr aus -- sonst passiert noch ein Unglück! Ich kauf Deine BSanfteN Bfrei,N unter allen Umständen, in jeder Weise, auf jede Art -und wenn ich einen reichen Gauner BerschlagenN und berauben müsst! M ATROSA Verblendet, verblendet! Du endest noch am Kreuz! T OXILUS BScherN Dich, Unke! Unk anderswo! Sonst häng ich Dich ins Meer hinein! Mit dem Kopf nach unten, damit Dich die Polypen kitzeln! Marsch-marsch! M ATROSA Ein ungehobelter Mensch! (rasch ab in die Villa) T OXILUS (allein; er fährt sich etwas erschöpft mit der Hand über die Augen und seufzt) Lemniselenis wälzt sich -- und ich steh da! BAchjaja, wer als Habenichts eindringt in die Pforten der Liebe, der überflügelt mit seiner Qual selbst die Qualen des Herkules. Lieber als mit Amor möcht ich mit der Hydra selber kämpfen -oder mit dem Eber aus Aetolien, den stymphalischen Vögeln, ja lieber sogar mit dem Riesen Antäus persönlich! So martere ich mein Gehirn: woher nimmst Du sechshundert Silberling? Und ich weiss doch im Voraus: die, die ich um einen Pump bitten könnt, die würden alle nur sagen: „Ich habe selber nichts“ --N (er hat sich gesetzt und vergräbt seinen Kopf in den Händen) B AGNIO (ein davongelaufener Sklave, der auf die schiefe Ebene geraten ist, schleicht sich mit einem dickem Prügel bewaffnet, gefolgt von ZWEI K UMPANEN , die desgleichen adjustiert sind, von links an die Villa heran; unterdrückt) Da wären wir. Dort habt Ihr also besagte Villa -- Säulen, als wärs ein Tempel des Jupiter, derweil ist es nur der ländliche Lustsitz eines alten Wucherers, Erpressers, Wechsel- und Kontofälschers, Witwen- und Waisengeldbehälters! Das lebt sich, diese punische Banksau, Zinsenhengst von Caesars Gnaden! Gnaden -- (er herrscht den EINEN K UMPANEN an) Tritt auf keinen dürren Ast, sonst spring ich Dir auf den Nabel,
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Geh f ihr!N ] würdeN ] BToxilus sagtN ] BerN ] BsanfteN ] BSanfteN ] Bfrei,N ] BerschlagenN ] BScherN ] BAchjaja f nichts“ --N ] B
Textentlehnung Plautus, PER12
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w[e]|ü|rde [ich] |Toxilus| sag[e]|t| [ich] |er| [ärmste] |sanfte| [Herrin] |Sanfte| frei\,/ [--] [umbringen] |erschlagen| korrigiert aus: Scherr Textentlehnung Plautus, PER2
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 20
Gesamtfassung Ein Sklavenball
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miserabler Anfänger! Das Tor ist versperrt, wir treten durchs Fenster ein, und zwar durch das fünfte von links, ich kenn mich da aus, denn hier war ich zuhaus -Hier lebt ich einst als armer Sklav Fleissig, ehrlich, bieder, brav Hab geschuftet Tag und Nacht Bis ich habs herausgebracht: Warum schuften, warum plagen Warum an den Knochen nagen? Machs doch, wie der Herre Dein Achte weder Sein noch Mein! Nimm, was er den Sklaven nimmt Und Dein ganzes Leben stimmt! A LLE DREI Nimm, was er den Sklaven nimmt Und Dein ganzes Leben stimmt! B AGNIO Trara! Trara! Die Einbrecher sind da! A LLE DREI Trara! Trara! Die Einbrecher sind da! T OXILUS (horcht auf) Wer murmelt denn da? D IE DREI (erblicken erst jetzt T OXILUS und zucken zusammen) T OXILUS (erblickt die DREI nicht) Sonderbar. Sollt ich schon Gespenster hören? Jaja, wenn die Liebe erwacht, sitzt man auf seinem Verstand -- (er lächelt wehmütig und grübelt wieder vor sich hin) B AGNIO (sehr leise zu seinen K UMPANEN ) Folget mir vorsichtig nach, Freunde! Ich werd mal jenem Burschen dort ein bisserl den Kürbis spalten -- (er schleicht sich mit seinem dicken Prügel an T OXILUS heran) T OXILUS (erblickt nun B AGNIO und schnellt empor) Halt! B AGNIO (unterdrückt) Schrei nicht! Ich bin zu dritt und sags Dir im Guten, respektive im Bösen: ein lautes Wort und Du hörst den Zerberus bellen! T OXILUS (horcht auf) Wer seid Ihr? B AGNIO Kindische Frage! Ein Dieb natürlich! Ein Aus- und Einbrecher, Haus-, Garten- und Strassenräuber, Gewalttäter, auch Totschläger, wenn Ihrs mal versuchen wolltet -T OXILUS (wie zuvor) Diese Stimme kenn ich doch, dieses rauhe Organ -B AGNIO Mein Organ ist allerdings etwas heiser durch den übermässigen Genuss des Weines. T OXILUS Ist das nicht Bagnio? B AGNIO (perplex) Du kennst mich? T OXILUS Bagnio! Du möchst mich erschlagen? Mich?! B AGNIO Ich pfleg mich nicht vorher zu erkundigen, wen ich hinterher erschlagen hab. T OXILUS Ich bin Toxilus. B AGNIO (hocherfreut und -überrascht) Was?! Toxilus?! Oh Jupiter Venus Apollo! Ist das aber eine Ueberraschung! Na, das hätt mir aber itzo ehrlich leid getan, wenn B
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Gesamtfassung Ein Sklavenball
K3/TS9 (Korrekturschicht)
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ich Dir Deinen Kürbis demoliert hätt! (zu seinen K UMPANEN ) Wisst Ihr, wer das ist? Das ist der einzige Sklav in meinem Leben, der mal ein Mitgefühl mit mir gehabt hat, wie man mich auf den Block gespannt hat, weil ich meine Mitsklaven bestohlen hab! Alle haben mich gehasst, nur er hat mich verteidigt -- das vergess ich Dir nimmer! Wie gehts, wie stehts, lieber guter alter Freund? Bist noch immer artig folgsam, ha? T OXILUS Ich fürchte-fürcht, bald werd ichs nimmer sein -- (er lächelt wieder wehmütig) B AGNIO Anständig, sehr anständig! T OXILUS Ich benötig nämlich dringendst Geld. B AGNIO So fängts an! Wieviel? T OXILUS Sechshundert Silberling. B AGNIO Sechshundert? Respekt vor Deinem Appetit! T OXILUS Ich grübl schon die halbe Nacht, wer mir etwa so viel leihen tät -B AGNIO (fällt ihm ins Wort) Leihen? Dir? Was fällt Dir ein, unverschämter Kerl?! T OXILUS Ich weiss, ich bin verwirrt -- Verzeih! B AGNIO Na also! (Stille) T OXILUS Drinnen im Haus ist eine Kasse. B AGNIO Ich kann mich noch erinnern. T OXILUS Im dritten Zimmer. B AGNIO Gleich rechterhand. T OXILUS Wenn man von links kommt. B AGNIO (mit geschlossenen Augen) Ich seh sie noch vor mir. (Stille) T OXILUS Man kann auch durchs Fenster. B AGNIO Stimmt. Durchs fünfte von links. T OXILUS Nein. Dort schläft heut wer. Durchs vierte von rechts. B AGNIO Aha. (Stille) T OXILUS Die Herrschaft ist verreist. B AGNIO Ehschonwissen! Drum bin ich ja da. T OXILUS Aha. (Stille) B AGNIO Was ist denn in der Kasse? T OXILUS Neunhundert Silberling. B AGNIO (fasst sich ans Herz) Sags nochmal! T OXILUS Neunhundert. B AGNIO Wie das klingt! Neun-hun-dert! -- das zerrinnt auf der Zunge, wie Butter -(Stille) T OXILUS (plötzlich entschlossen) Wenn du mir sechshundert abgibst, garantier ich Dir, dass Dich niemand entdeckt. B N
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[Kommt herbei --]
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] Wie f Kerl?!N ] Bso vielN ] BzerrinntN ]
Textentlehnung Plautus, PER3 und PER4 korrigiert aus: soviel korrigiert aus: zerrint
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B AGNIO Lieb von Dir. Zwar hab ich keine Angst, entdeckt zu werden, denn es ist noch keine neue Strafe ersonnen worden, an die ich mich nicht schon gewöhnt hätt -- jedoch: gemacht! Du kriegst Deine sechshundert -- (zu seinen K UMPANEN ) Aufgehts, los! Durchs fünfte Fenster von links -T OXILUS (fällt ihm ins Wort ) Aber-aber! Durchs vierte von rechts! B AGNIO (herrscht ihn an) Verzweifel nur nicht gleich, wenn sich mal einer verspricht! Uebrigens: was machst Du eigentlich mit so viel Geld? Willst Du fliehen? T OXILUS Nein. Ich möchte jemand freikaufen. B AGNIO Freikaufen? Wer ist denn heutzutag noch so viel wert! T OXILUS Die, die ich meine, wäre sechstausend wert und es wär immer noch zu wenig. B AGNIO (begreift voll Verachtung) Ach, ein Weib -T OXILUS Amor hat mein Herz durchbohrt. B AGNIO ( stutzt ) Wer? Ja, lieben denn Sklaven auch? T OXILUS Was tun? Den Göttern trotzen? Bin ich ein Titane? B AGNIO Du bist ein Tepp. Aber verlass Dich auf mich -- (zu seinen K UMPANEN ) Mir nach! (ab mit ihnen hinter die Villa) L EMNISELENIS (tritt im Nachtgewand aus der Villa, sieht sich um, erblickt T OXILUS , nähert sich ihm unhörbar und hält ihm plötzlich von hinten mit beiden Händen die Augen zu; leise) Wer bin ich? T OXILUS (erschrickt und reisst sich los) Wer da?! Ach -- (er starrt sie entgeistert an) L EMNISELENIS (lächelt) Dreimal darfst Du raten -T OXILUS (nähert sich ihr langsam und reisst sie plötzlich stürmisch an sich) L EMNISELENIS Nicht so laut! (sie lässt sich von ihm umarmen, umarmt ihn, und Beide küssen sich; dann löst sie sich langsam los) Die brave Matrosa schläft -T OXILUS Endlich! L EMNISELENIS Ich hab ihr in ihren Erfrischungstee mein stärkstes Pülverchen hineingeschmuggelt -- jetzt schnarcht sie, dass die Betten zittern . T OXILUS Hoffentlich zittern sie lang! L EMNISELENIS (traurig) Wer weiss! (sie blickt zum Himmel empor) Oh Venus! Steinig und steil sind die Strassen der liebenden Herzen Denen die Götter die Freiheit der Küsse nicht gönnen. Arm ist das Mädchen, das heimlich sich fortschleichen muss Angstvoll zu leeren den Becher der hastigen Lust. Arm ist das Mädchen, das in fremde Gedanken verstrickt Zwischen zwei Türen, furchtsam bei jedem Geknarre erschrickt. B
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jedoch:N ] WortN ] Bso vielN ] Bso vielN ] BT OXILUS f Titane?N ] BstutztN ] BschnarchtN ] Bdie f zitternN ] Bzittern f lang!N ] Berschrickt.N ] B B
jedoch\:/ W[ö]|o|rt korrigiert aus: soviel korrigiert aus: soviel Textentlehnung Plautus, PER3
s\t/utzt korrigiert aus: schnarrcht d[er]|ie| [Boden] |Betten| zitter[t]|n| [lang!] |zittern f lang!| erschri[ckt]|ckt.|
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Gesamtfassung Ein Sklavenball
K3/TS9 (Korrekturschicht)
Wie gern wär ich unbewacht , gekettet an Dich allein Hinter verriegelten Fenstern und Türen im eigenem Heim. T OXILUS Ach, Lemniselenis -Ich finde keine Worte, nur Deinen Namen. L EMNISELENIS Oh, jetzt gehts mir gut! Plötzlich bin ich reich. Was gehört mir nicht alles! Das Meer und die Luft, die Wolken, der Mond und die silbernen Farben der Nacht! Das alles hast Du mir geschenkt. Ich danke Dir. T OXILUS Dank mir nicht, sonst bricht mir das Herz – L EMNISELENIS Wenn man nur keinen Kopf hätte! T OXILUS Sei so gut! L EMNISELENIS Wenn man nur nicht denken müsst -- denn was wird schon morgen sein? Morgen schon wird gesungen: „Schmücke Dich, Mädchen, schmücke Dich, es kommt der Sklavenhändler“ -T OXILUS Also den lass ruhig kommen. L EMNISELENIS Wie einfach Du das sagst -T OXILUS Ich sag es einfach, weil es einfach ist. Du wirst nämlich morgen einfach frei. Ich kauf Dich frei -- ganz einfach! L EMNISELENIS Du? Woher willst denn Du Dir das viele Geld hernehmen?! T OXILUS Ein Freund wirds mir beschaffen, er gab mir sein Wort. L EMNISELENIS Was ist das für ein Freund? T OXILUS Ein alter Bekannter. Ein verlässlicher Mensch. L EMNISELENIS Und der hat so viel Geld? T OXILUS Er hat. Beruhig Dich, er hat. L EMNISELENIS Ist er denn so reich? T OXILUS Reich ist garkein Ausdruck! Wenn er will, gehört ihm die ganze Welt, er muss nur zugreifen -- (er macht die Geste des Stehlens) L EMNISELENIS Jetzt hab ich Angst. T OXILUS Warum, Liebste? L EMNISELENIS Du -- Du wirst doch nicht stehlen? T OXILUS Ich? Was denkst Du von mir? Warum nicht? L EMNISELENIS (entsetzt) Nein! T OXILUS Für Dich: ja! L EMNISELENIS (wie zuvor) Nein, nicht für mich, nie! Versprich es mir, dass Du mich lieber nicht freikaufst, als dass Du mich auf verbrecherische Art erwirbst -- versprich es mir, bitte-bitte! Ich bin doch besorgt um Dein leibliches Wohl, man wird Dich noch vierteilen! T OXILUS (fixiert sie) Liebst Du mich? L EMNISELENIS Ja, aber -T OXILUS (unterbricht sie) Dann lass mich stehlen! (Stille) L EMNISELENIS Oh Götter, ahnt ich es doch! B
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unbewachtN ] gekettet f DichN ] BHerz –N ] Bhernehmen?!N ] Bso vielN ] B(wie f nie!N ] BnochN ] B
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[reich] |unbewacht| [frei und mit] |gekettet an| Di[r]|ch| Herz[!] |–| [nehmen?!] |hernehmen?!| korrigiert aus: soviel [Nein!] |(wie f nie!| \noch/
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Gesamtfassung Ein Sklavenball
K3/TS9 (Korrekturschicht)
T OXILUS Höre: in meinen Augen gibt es nur ein Verbrechen: Dich weiter im Joche der Sklaverei zu belassen, Dich wieder weiterzuverkaufen, zu verschachern, zu vertrödeln, wie ein lebloses Ding -- Heut kenne ich nur dieses einzige Verbrechen und sonst sei mir alles Recht! L EMNISELENIS Wenn mein Verkauf ein Verbrechen ist, dann ist doch auch jeder Verkauf eines Menschen -T OXILUS (fällt ihr ins Wort) Ist er auch, ist er auch! Alles Verbrechen, lauter Verbrechen! Man hat uns alle gestohlen, alle-alle! L EMNISELENIS Nicht so laut! (sie sieht sich ängstlich um) T OXILUS Dann sag ichs leise: Du wirst noch sehen, wir stehlen uns alle zurück, alle! (Stille) L EMNISELENIS Hast Du gehört, dass es einen neuen Gott geben soll? T OXILUS Einen neuen Gott? L EMNISELENIS Ja. Er soll unsichtbar sein. T OXILUS Unsichtbar? L EMNISELENIS Er soll immer um einen herum sein -- um einen jeden von uns, denn er sagt, dass alle Menschen gleich sind -T OXILUS Wo hast Du das gehört? L EMNISELENIS Matrosa hats mir erzählt. Sie war mal da, wo sich die Leut treffen, die zu dem neuem Gott gehören -- sie kommen unter der Erde zusammen. T OXILUS Was machen sie denn dort? L EMNISELENIS Sie singen. Ueberall unter der Erde -- halb Rom soll schon ganz unterhöhlt sein. (Stille) T OXILUS Man hört immer wieder von neuen Göttern, man weiss schon garnichtmehr, was man glauben soll. Ich glaube nur, dass ich Dich wirklich liebe -M ATROSA (schreit in der Villa auf und stürzt heraus) Hilfe! Hilfe! Hilfe! Einbrecher, Räuber, Mörder! L EMNISELENIS Um der Himmel Willen! T OXILUS (ist erschrocken, fasste sich jedoch rasch und herrscht nun M ATROSA an) Was plärrst Du da und weckst das Haus?! Hier gibts doch keine Räuber und Mörder -- die hätt ich doch sehen müssen, wo ich die ganze Weil heraussen steh! Du hast geträumt! M ATROSA Und dieser blaue Fleck da?! Hab ich den etwa auch nur geträumt?! Mit einem Prügel hat mich der Schurke über den Schädel geschlagen -T OXILUS (unterbricht sie) Du wirst Dich im Traum selber über Deinen Schädel -M ATROSA (erblickt erst jetzt L EMNISELENIS und unterbricht T OXILUS ) Was seh ich?! Und das Mädel hier ist vielleicht auch nur ein Traum?! (zu L EMNISELENIS ) Hinein mit Euch! L EMNISELENIS (herrscht sie an) Du hast mir nichts zu befehlen, Du bist meine Dienerin, merk Dir das endlich! M ATROSA Die Dienerin einer Hetäre ist wie die Mutter einer freien Frau! Ich weiss, wenn Ihr verkauft werdet, gelte ich nur als Zuwag , aber trotzdem bin ich Euer schützender Geist! T OXILUS (zu M ATROSA ) Fahr ab! B
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kenn\e/ gemeint ist: Zuwaage
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L EMNISELENIS Morgen werd ich frei! T OXILUS (schielt nach der Villa) Hoffentlich -M ATROSA Lächerlich! Schwätzt nicht, Herrin! L EMNISELENIS Ich schwätze nicht! (sie fasst sich plötzlich ans Herz) Oh, jetzt fühl ichs so stark, dies brennende Weh: man liebt nur einmal im Leben -- -- Amor, Amor! M ATROSA (blickt zum Himmel empor, sieht nichts und macht eine wegwerfende Geste) Ich möcht nicht wissen, wie oft Ihr noch lieben werdet mit Eueren lumpigen achtzehn Jahren! L EMNISELENIS (traurig) Ich lebe nicht lang. M ATROSA Jetzt das auch noch! A UFSEHER (kommt rasch von links) Hallo, Ihr seid hier alle vor dem Tor ?! Mitten in der Nacht?! Was gibts denn?! T OXILUS Nichts. Wir können nur alle nicht schlafen. A UFSEHER Komisch. Ich komm grad aus Pompeji vom Dordalus, der alte Schäbige wird sich das Fräulein morgen in aller Früh abholen -- er bringt auch gleich ein paar Kunden mit, mir scheint, aus Britannien! T OXILUS (zu L EMNISELENIS ) Verlass Dich auf mich -L EMNISELENIS Ja. P AEGNIUM (stürzt aus der Villa) Toxilus, Toxilus! Die Kasse ist geplündert! Geplündert! A UFSEHER Was?! Die Kasse?! P AEGNIUM Drei warens, drei Verbrecher! Ich hab sie deutlich gesehen! Kommt schnell, schnell -- vielleicht erwischt Ihr sie noch! A UFSEHER Ich dreh ihnen die Hälse um! (rasch ab mit P AEGNIUM in die Villa) M ATROSA (zu T OXILUS ) Na, hab ich geträumt? T OXILUS Nein. Den Göttern sei Dank -M ATROSA (horcht auf) Was murmelst Du da? T OXILUS Nichts. M ATROSA (blickt ihn misstrauisch an; zu L EMNISELENIS ) Kommt! L EMNISELENIS Nein. M ATROSA (zuckt die Schultern und ab in die Villa) T OXILUS (lauscht in die Nacht) L EMNISELENIS Sind sie entkommen? T OXILUS (wie zuvor) Wenn sich nichts rührt, dann ja -(Stille) L EMNISELENIS Ich höre nichts. T OXILUS Ich auch nichts -- (er legt seinen Arm um ihre Schultern und blickt zum Himmel empor) Oh Jupiter, allmächtiger, hehrer Sohn der Rhea Höchster Gott! Aus dessen Händen Reichtum, Hoffnung, Heil entströmt Aus tiefstem Herzen bringe ich Dir Opfer dar B
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vor f TorN ] Nacht?!N ] BSchäbigeN ] BOh f Geldesnot.N ] B B
[heraussen] |vor f Tor| Nacht?\!/ korrigiert aus: Schäbbige Textentlehnung Plautus, PER8
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Gesamtfassung Ein Sklavenball
K3/TS9 (Korrekturschicht)
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Weil hilfreich Du dem Freund zur Flucht verhalfst Weil freundlich Du dem Freund Gelegenheit gabst Mir den allergrössten Dienst zu tun: Gestohlenes Geld zu bringen in Geldesnot. Lemniselenis! Morgen bist Du frei! N
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(Vorhang)
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DRITTER AKT
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Am nächsten Morgen. Wieder scheint die Sonne, doch diesmal wie durch Nebel, trotz des blauen Himmels. Die S KLAVEN und die S KLAVINNEN sitzen vor der Villa und frühstücken. M ATROSA , mit einem Verband um den Kopf, P AEGNIUM und der A UFSEHER sind auch dabei.
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A UFSEHER (zu P AEGNIUM ) Du hättest ihm ein Bein stellen sollen, zimperlicher Bursche! P AEGNIUM Ich? A UFSEHER Jawohl, Du! Mit Einbrechern muss man deutlich dischkurieren ! Bein stellen und schon drauf, Daumen in die Augen, Knie auf die Brust, Knöchel verdrehen, Arm auskegeln, Tritt übers Schienbein und ein Schlag mit der Kante der äusseren Handfläche nach der Gurgelgegend -- das hätt sich gehört! Aber nicht weglaufen mit Hilfegeplärr! Dann hätten wir jetzt diese Wegelagerer und das Geld in der Kasse wär gerettet! M ATROSA Du redest Dich leicht mit Deiner Muskulatur! Aber dies schmächtige Bürscherl hätts mit einem solchem Halunken aufnehmen sollen?! Du hättest den sehen sollen , der mir eine über den Schädel gehaut hat -- breit wie ein Bär und stark wie ein Ochs! P AEGNIUM Und ausserdem warens zu dritt! A UFSEHER Zu dritt-zu dritt! Wie ich in Deinem Alter war, hab ichs mal mit sechs allein aufgenommen -- mit sechs Riesen, die kleinere Bäum mit der linken Hand samt den Wurzeln aus der Erde gerissen haben, und zwar aus einem steinigem Boden -M ATROSA (unterbricht ihn) Nanana! Du renommierst schon manchmal, wie unser Herr Gloriosus! A UFSEHER (herrscht M ATROSA an) Vergleich mich nicht mit dem Trottel, ja?! D IE S KLAVEN (lachen) A UFSEHER (herrscht die S KLAVEN an) Ruhe! Lacht nicht! Kuscht und fresst ! B
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dischkurierenN ] sollenN ] BhabN ] BDuN ] B N] BfresstN ] B B
gemeint ist: diskurieren korrigiert aus: sóllen korrigiert aus: habs
Du[{ }] [eitlen] fr[i]|e|sst
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K3/TS9 (Korrekturschicht)
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E IN S KLAVE Kusch selber und friss! A UFSEHER (schnellt empor) Was?! D ER S KLAVE Vergiss es nur ja nicht, dass Du keine Peitschen mehr hast! Freu Dich lieber, dass wirs vergessen, dass Du mal eine gehabt hast! Glotz nicht so blöd, sonst schütt ich Dir meine Suppe ins Gesicht! A UFSEHER (überaus perplex) Was sagt man! P AEGNIUM Kusch und friss. A UFSEHER Wie bitte?! Das wagst Du? Mir? Dem älteren Manne?! P AEGNIUM Du bist ein Sklav, genau wie ich. A UFSEHER So? Na pass nur auf, was ich Dir geben werde -P AEGNIUM (wird immer frecher) Nichts. Du hast ja nichts. A UFSEHER Mich sollen doch alle Götter strafen -P AEGNIUM (fällt ihm ins Wort) Das wünsch ich Dir auch als guter Freund. A UFSEHER Jetzt steht die Welt nimmer lang! E INE S KLAVIN (schrill) Hoffentlich! Hoffentlich geht bald alles unter! (Stille) P AEGNIUM Apropos untergehen: wo unsere Herrschaft jetzt wohl segeln mag? M ATROSA Segeln wird sie kaum, denn es weht ja nicht das geringste Lüftchen -E IN S KLAVE Es ist schwül, als käm ein Wetter. P AEGNIUM Ich seh noch keine Wolke -E INE S KLAVIN Oh, das geht rasch! A UFSEHER Ohne Wind wird nur gerudert, gerudert. D IE S KLAVEN (singen) Bet und ruder! ruft die Welt Bete kurz, denn Zeit ist Geld! An die Kette pocht der Tod Bete kurz, denn Zeit ist Brot! N
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Und Du ackerst und Du säst Und Du nietest und Du nähst Und Du hämmerst und Du spinnst Sag, oh Sklav, was Du gewinnst!
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Wirkst am Webstuhl Tag und Nacht Schürfst im Erz- und Kohlenschacht Füllst des Ueberflusses Horn Füllst es hoch mit Wein und Korn.
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Alles ist Dein Werk! oh sprich Alles, aber nichts für Dich! Und von allem nur allein Die Du schmiedst, die Kette, Dein --
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A UFSEHER f Manne?!N ] P AEGNIUM f Freund.N ]
Textentlehnung Plautus, PER10 Textentlehnung Plautus, PER11
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Gesamtfassung Ein Sklavenball
K3/TS9 (Korrekturschicht)
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Was Ihr hebt ans Sonnenlicht Schätze sind es für den Wicht Was Ihr kleidet und beschuht Tritt auf Euch voll Uebermut. 5
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Bet und ruder! ruft die Welt Bete kurz, denn Zeit ist Geld! An die Kette pocht der Tod Bete kurz, denn Zeit ist Brot -- -A UFSEHER (zu M ATROSA ) Wieviel war denn eigentlich in der Kasse? M ATROSA (in Gedanken) In was für einer Kasse? A UFSEHER Na in unserer Kasse, die gestern geplündert worden ist! M ATROSA Ahso! Keine Ahnung -P AEGNIUM Das weiss nur Toxilus persönlich, denn er hat die Schlüssel zur Kasse. M ATROSA (horcht unwillkürlich auf) Toxilus? Soso. A UFSEHER (horcht auf; zu M ATROSA ) Was heisst das? Dieses eigentümliche „soso“? M ATROSA Nur so. (Stille) A UFSEHER Du willst doch damit nicht soso etwa ausdrücken, dass unser allseits verehrter Freund Toxilus soso die Finger im Spiel dabei -M ATROSA (fällt ihm ins Wort) Ich will nichts gesagt haben! A UFSEHER Soso. (er braust plötzlich auf) Aber das wär ja allerhand! P AEGNIUM Natürlich hat er seine Finger dabei. M ATROSA Was redest Du da?! Schämst Du Dich nicht?! P AEGNIUM Ich weiss Bescheid. M ATROSA Nichts weisst Du, nichts, Lausbub, verteufelter! A UFSEHER (zu M ATROSA ) Ich versteh Deine eigentümliche Aufregung nicht -M ATROSA (fällt ihm ins Wort) Ich kann es nicht leiden, dass jemand beschuldigt wird ohne zwingende Beweise -- oh, ich kenn das selber! Wie oft hat man mich schon verleumdet! A UFSEHER (schreit) Also was ist los?! Hat er die Finger im Spiel -- ja oder nein?! P AEGNIUM Ich hab ihn nämlich zuvor belauscht, bei Lemniselenis -M ATROSA (unterbricht ihn) Was?! Er steckt schon wieder bei ihr?! P AEGNIUM Er steckt noch immer bei ihr! M ATROSA Skandal! Na, lang dauerts nimmer, der Dordalus muss ja jeden Moment erscheinen -A UFSEHER (unterbricht sie brüllend) Dordalus hin und her! Was ist also mit seinen Fingern?! P AEGNIUM Sie stecken drinn! Er hat das Geld! A LLE S KLAVEN (die interessiert nähergetreten waren) Das Geld?! P AEGNIUM Toxilus hat das Geld! A UFSEHER (schnappt ausser sich nach Luft) Mich trifft der Schlag -- (er muss sich setzen) P AEGNIUM (zu den S KLAVEN ) Grad hat er es seiner Lemniselenis erzählt, wie sich der Oberdieb wiederhergeschlichen, knapp vor Sonnenaufgang, und wie ihm der Gauner das Geld abgezählt überreicht hat -- sechshundert Silberlinge! B
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 33
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Gesamtfassung Ein Sklavenball
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K3/TS9 (Korrekturschicht)
A UFSEHER (schnellt wieder empor) Wieviel?! A LLE S KLAVEN Sechshundert?! P AEGNIUM Ja. (Stille) A UFSEHER (zu den erstarrten S KLAVEN ) Hört Ihr das? Hört Ihr es, wie sich Euer Toxilus benimmt -- Euer Abgott, Euer Wohltäter, Euer Götterliebling?! Wenn Ihr müde von des Tages Last im Keller ruht, räubert er die Kasse aus, aber wenn die Herrschaft zurückkommt, kriegt Ihr die Prügel, Ihr, inclusive mir, weil hier eingebrochen worden ist -- aber diese Prügel sind Euch vielleicht am End noch wurscht, Ihr Haus- und Hofteppen, Ihr seid es ja im Stand und kümmert Euch nur um die Prügel, die ich austeil! Was sagt Ihr nun zu Toxilus?! A LLE S KLAVEN Wir alle, jeder und jede, hätten das Geld auch genommen Wenn uns die Gnade der Götter hätt einen Weg gewiesen Um ohne Gefahr und frei von lästiger Störung Die Kasse der Herrschaft zu plündern. Wir alle Hätten so gerne gestohlen Ohne an die Unbill der Unschuld zu denken. Doch in diesem Falle Wo von der Missetat keiner und keine von uns etwas hat Holen wir uns den Missetäter, ihn zu verprügeln nach Noten! A UFSEHER Nach Noten! A LLE (ausser M ATROSA ) Toxilus! Toxilus! L EMNISELENIS (tritt rasch aus der Villa) Ihr ruft seinen Namen?! Er schläft grad und träumt -- oh still, wecket ihn nicht auf! A UFSEHER (lacht höhnisch hellauf) L EMNISELENIS Nicht doch, nicht so laut! (sie blickt nach der Villa) Reisst ihn nicht aus Morpheus Armen -A UFSEHER Moment! (er entledigt sich seiner Jacke und krempelt die Aermel hoch -und auch ALLE S KLAVEN tun desgleichen, soweit sie welche haben) L EMNISELENIS (ahnt Unheil, sehr besorgt) Um aller Götter Willen -- was wollt Ihr von meinem Mann? A UFSEHER (herrscht sie an) Her mit dem Geld! Wir sind im Bilde und wissen alles! A LLE S KLAVEN Alles! Alles! A UFSEHER Her mit den sechshundert Silberling und zurück damit in die Kasse! A LLE S KLAVEN Oh Freund, nicht in die Kasse gebe der Mann das Geld zurück Das Geld, das er durch frevle Tat in tiefer Nacht sich erworben Lieber verteile er es unter uns, wenn er es eh schon besitzt Damit auch wir uns an seinem Verbrechen erfreuen! A UFSEHER Ah da schau her! T OXILUS (der während der S KLAVEN Chor verschlafen und gähnend aus der Villa trat, dann die Ohren spitzte, ruft nun plötzlich) Nur auf ein Wort, oh Freunde! A LLE (bemerken ihn erst jetzt; drohend) Toxilus! B
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ÖLA 3/W 108 – BS 29 c [6], Bl. 4
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Gesamtfassung Ein Sklavenball
K3/TS9 (Korrekturschicht)
T OXILUS Mitsklaven! Wie rührt mich zu innerst unser Schicksal Das mich mit allen Fasern der Seele an Euch kettet -(er muss gähnen) Hier steht Ihr nun vor mir Söhne und Töchter aus allen Teilen der Welt Und wollt mit mir teilen das Geld Das ich gestohlen -(er muss wieder gähnen) D IE S KLAVEN (werden angesteckt und müssen auch gähnen) A UFSEHER (zu den S KLAVEN ) Gähnt nicht! Er wickelt Euch ein! T OXILUS Ich wickle nicht! Weder Euch ein, noch mich heraus! Beim Jupiter, das hat ein Toxilus nicht nötig! Kennt Ihr mich denn nichtmehr, mich, Eueren Freund -habt Ihr es denn vergessen, wie oft ich Euch beschützte vor Hoffart, Wut und Uebermut unserer Herrschaft?! Und -- (er deutet auf den A UFSEHER ) vor jenem! Hab denn nicht ich ihm erst gestern seine Peitsche genommen -- ja oder nein?! A UFSEHER Jawohl! Damit ich Dir nicht auf die Finger klopfen kann, wenn Du die Kasse öffnest! A LLE S KLAVEN (zum A UFSEHER ) Gib Ruh! Gib Ruh! (sie gähnen) T OXILUS Ihr alle, jeder und jede, habt schon mal „Danke“ zu mir gesagt -- „Danke!“ für irgendeinen, grossen oder kleinen, Dienst. Aber heute, Freunde, lasst auch mich mal danken dürfen -- Euch danken! Gewährt mir die Bitte, erlaubt es mir, seid so gut -D IE S KLAVEN (krempeln die Aermel wieder herab) T OXILUS (lächelt leise) Gewiss, wer würds nicht verstehen, wenn Ihr mich steinigen wolltet, denn ich hab ja sechshundert Silberling in der Tasche! Und Ihr denkt, ich hätte an Euere Buckel nicht gedacht, nicht an die Prügel, die Ihr für mein Geld kassiert -- oh Irrtum! Natürlich hab ich mit Euerer Unschuld gerungen, und hab es aber trotzdem gestohlen! A UFSEHER Er brüstet sich noch! (er muss plötzlich heftig gähnen) T OXILUS (zum A UFSEHER ) Gähne nicht, wenn sich ein braver Mann vor braven Menschen verteidigt! A LLE S KLAVEN Heil Toxilus! Heil! T OXILUS (zu den S KLAVEN ) Lange hab ich alles erwogen und hielt eine Waage in der Hand. Dann warf ich meine Ehrlichkeit und Euere Buckel in die eine Schale und in die andere legte ich säuberlich die Silberling -- und siehe! Die Silberlinge wogen schwerer ! Ganz droben, fast unsichtbar hoch, hingen Euere Buckel und meine Ehrlichkeit -- und ganz tief herunten das Geld. Aber es wog nur deshalb so schwer, weil ich es nicht für mich geraubt, sondern für eine Sklavin, die ich freikaufen möchte. Es geht um Eueresgleichen! Helft mir! das ist meine Bitte an Euch. Rettet sie! das sei Euer Dank an mich. Kauft sie frei -- Lemniselenis! E INE S KLAVIN Was, die?! Das nennst Du eine Sklavin?! Das wär mir eine feine Sklavin -- nichts arbeiten, nur auf seidenen Kissen herumlümmeln und sich parfümieB
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korrigiert aus: Dass [Gefahr] |Ehrlichkeit| korrigiert aus: Schaale schwe[er]|r|er
unserN ] DasN ] BEhrlichkeitN ] BSchaleN ] BschwererN ]
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Gesamtfassung Ein Sklavenball
K3/TS9 (Korrekturschicht)
Lesetext
ren! Für sowas soll ich meinen Buckel hinhalten?! Nein, nie-nie! Kauf eine hässliche frei, eine arme Sklavin, aber keine Reiche! L EMNISELENIS Oh Schwester! Was weisst Du von der reichen Sklaven Leid! Ich liege auf Kissen und Pölstern -- doch mein Herz liegt auf Stein. Was weisst Du von der armen Schönheit Kummer? Wie schwer ist es Liebe zu geben für Lohn -D IE S KLAVIN Lüg nicht! Lieben ist leichter, als arbeiten! E IN S KLAVE (zur S KLAVIN ) Sei so gut! D IE S KLAVIN Lass mich, Mann! (zu L EMNISELENIS ) Hochmütige Gans! L EMNISELENIS Du hast recht, wenn Du mich beschimpfst -- und doch nicht recht. Ja, ich lüge fast immer, aber diesmal lüge ich nicht, so wahr es einen Jupiter gibt, eine Venus und einen Phöbus Apollon ! Es war nicht Hochmut, dass ich wegsah, wenn ich an Euch vorbeiging -- es war Angst, Angst vor Eueren Augen. Aber jetzt seh ich Euch alle an und möchte keinen von Euch vergessen, möchte immer schauen in der Armut Gesicht -- und wenn Ihr mich jetzt freikauft, dann will ich es vor allen Göttern versprechen, dass ich immer für Euch sorgen werde! Betrachtet mich als Euer Schwert! Schickt mich als freien Menschen unter unsere freien Feinde hinein! Ich mähe sie alle nieder -- jeden und jede, die mir begegnen! Ihr braucht nur zu befehlen und ich hol mir die Seuche, die Euch am bekömmlichsten dünkt, um unsere Feinde auszurotten -- ich möchte sie alle ausrotten und als Letzte dann mich selbst, als die letzte Freie! Nicht mitzulieben, mitzuhassen bin ich da! (sie umarmt T OXILUS ) A LLE S KLAVEN Heil Lemniselenis! Heil! Wir kaufen Dich frei! Wir kaufen Dich frei! Mit dem Pfeil dem Bogen Kommt der Schütz gezogen! Ueber Berg und Tal Rauscht der Wasserfall! Heil! Heil! Heil! Ein Wort ist ein Pfeil! T OXILUS (unterbricht die S KLAVEN ) Halt! Warum solch sinnlos Reden, Freunde?! Warum berauscht Ihr Euch am Wort? Denkt doch lieber, denkt! A LLE S KLAVEN (horchen auf) Denken? (sie sehen sich gegenseitig an und denken dann, jeder für sich) (Stille) T OXILUS Nun? A LLE S KLAVEN Wir denken, doch es kommt nichts dabei heraus. Wir denken, es müsst uns wer was sagen. Wir denken, dass wir warten. T OXILUS (mit leiser Ironie) Auf was warten wir denn? M ATROSA (plötzlich) Toxilus! Was geschieht denn eigentlich mit mir, wenn Lemniselenis frei wird? T OXILUS Mit Dir? Da Du gewissermassen nur die Zuwag bist -- wirst mit ihr gekauft und verkauft und wirst also auch mit ihr frei! M ATROSA (überglücklich) Frei?! Ich auch?! B
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[H]|h|ässliche
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korrigiert aus: Appolon
hässlicheN ] ApollonN ] B(sie f T OXILUS )N ] B N] BZuwagN ]
\(sie f T OXILUS )/ [He,] gemeint ist: Zuwaage
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 39
Gesamtfassung Ein Sklavenball
K3/TS9 (Korrekturschicht)
T OXILUS Logisch! M ATROSA Frei! Oh grosser Gott im Himmel -- nein, dass ich das noch durft erleben! Achtundfünfzig Jahre bin ich nun gefangen und plötzlich frei, frei -- wie dank ich Dir, mein lieber Gott! (sie sinkt in die Kniee, bekreuzigt sich, betet unhörbar, bekreuzigt sich wieder und steht auf) A LLE (sahen ihr verblüfft zu) A UFSEHER (zu M ATROSA ) Was hast denn jetzt getan? M ATROSA Ich habe gebetet. T OXILUS Gebetet? Seit wann betet man denn so? M ATROSA Zu meinem Gott betet man so. A UFSEHER Was ist denn das für ein Gott? M ATROSA Niemand kann ihn sehen -T OXILUS (wirft einen Blick auf L EMNISELENIS ) Aha! Und Du triffst ihn unter der Erde? M ATROSA Noch muss er sich verstecken, denn er ist unser Vater -- der liebe Gott der Sklaven. (Stille) T OXILUS (zu M ATROSA ) Was predigt denn dieser neue Gott? L EMNISELENIS (sanft) Dass alle Menschen Brüder sind. A LLE S KLAVEN Alle? M ATROSA Ja. Ob reich, ob arm, ob frei oder unfrei -- alle Menschen sind Kinder unseres Vaters im Himmel. Alle, alle! (D ORDALUS , der Sklavenhändler aus Pompeji, kommt von links; er schreitet neben einer Sänfte einher, die von T RAEGERN getragen wird; in der Sänfte sitzt ein P RAETOR aus Pompeji; EINIGE L IKTOREN eskortieren das Ganze) D ORDALUS (zu den T RAEGERN ) Halt! D IE T RAEGER (halten) D ORDALUS (zum P RAETOR ) Wir sind nämlich bereits am Ziel, Euere hochwohlgeborene Exzellenz! P RAETOR Endlich! Doch behalt Deine orientalischen Titeln für Dich, ich bin der Praetor von Pompeji und das genügt! (er steigt aus der Sänfte und sieht sich um) Hm. Also dies ist jene Villa -D ORDALUS Jawohl, oh Praetor! P RAETOR (blickt auf das Dach der Villa) Köstlich, dieses Fries -- gelungene Raumeinteilung. D ORDALUS Wirkt wie ein Tempel und doch wohnt nur ein gerissener Gauner drinn -P RAETOR (fällt ihm ins Wort) Ich kenne den Herrn! D ORDALUS Ich bin zwar kein Antipunist, doch wahr ist, was wahr ist: die Römer haben die Welt, die Punier das Geld! P RAETOR Wie abgeschmackt! Schaff mir lieber endlich Deine Hetäre herbei, ich bin ja schon überall wund -- fünf Stunden in einer Sänfte, wer hält denn das aus! D ORDALUS Sofort-sofort! (zu den S KLAVEN ) He, Sklavengesindel! Verfluchtes Pack, wo steckt denn das herrlichste Geschöpf Lemniselenis, das lieblichste Kind von Lemnos? Ich bin Dordalus, Euer Händler! L EMNISELENIS Hier bin ich! B
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Gesamtfassung Ein Sklavenball
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K3/TS9 (Korrekturschicht)
D ORDALUS (zum P RAETOR ) Dort ist sie! P RAETOR Ich habs gehört, ich bin nicht taub! D ORDALUS Sie ist das entzückendste -P RAETOR (unterbricht ihn schroff) Ich bin nicht blind! (Stille) P RAETOR (betrachtet L EMNISELENIS ; plötzlich) Dreh Dich um! L EMNISELENIS (lächelt leise; wirft einen flüchtig-schalkhaften Blick auf T OXILUS und dreht sich um) D ORDALUS (zum P RAETOR ) No? (Stille) P RAETOR (betrachtet L EMNISELENIS ) Hm. Als Richter verdiene ich pro Prozess normalerweise fünf bis zehn Silberlinge, und wenn ich ein Auge zudrück fünfzig, zwei Augen hundert. Aber heutzutag langt den meisten Leuten leider schon ein Auge, sie lassen sich lieber ein bisserl foltern, es hat halt niemand ein Geld. Zu meines Vaters Zeiten kosteten ein paar Hetären zwanzig Silberlinge und an einem Prozess verdiente man hundert -- hundert pro Auge! (zu L EMNISELENIS ) Dreh Dich wieder um! L EMNISELENIS (folgt und scheint amüsiert zu sein) D ORDALUS Zwanzig Silberling für ein paar Hetären -- das muss aber schon hübsch lang her sein! P RAETOR (betrachtet noch immer L EMNISELENIS ) Das war noch seinerzeit, wie der Vesuv ausgebrochen ist -- wenn nämlich alles unter der Lava liegt, prozessieren die Leut am liebsten wegen ihrer Grundstücksgrenzen. Also: was soll das Kind kosten? D ORDALUS Wenig. P RAETOR Wenig ist garnichts. D ORDALUS Bei mir ist wenig ein bisserl mehr. P RAETOR Wieviel? D ORDALUS Nicht viel -P RAETOR Also? D ORDALUS Sagen wir -- was sagen wir? P RAETOR Was weiss ich? D ORDALUS Wären also, sagen wir, zirka -- für einen Praetor von Pompeji -P RAETOR (unterbricht ihn) Wenn ich kaufe, bin ich kein Praetor, sondern ein einfacher freier Bürger! D ORDALUS Ojjweh, das hab ich nicht gern! P RAETOR Gern oder nicht gern, mir wirds jetzt zu dumm! Zeit ist auch Geld, also sagen wir: fünfzig! D ORDALUS Fünfzig? Fünfzig Silberlinge? Für diese Figur, diese Haar, diese Beine, diese -P RAETOR (unterbricht ihn) Also wieviel?! D ORDALUS Nicht unter dreihundert! P RAETOR Dreihundert?! Und das nennst Du wenig?! D ORDALUS (frech) Bei mir ist das wenig! (Stille) B
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Grundstücksgrenzen.N ] auchN ]
Grundstücksgrenzen\./ [--] \auch/
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Gesamtfassung Ein Sklavenball
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K3/TS9 (Korrekturschicht)
P RAETOR (zu L EMNISELENIS ) Dreh Dich nochmal um -L EMNISELENIS (dreht sich um) P RAETOR (betrachtet sie wieder) Hm. Eigentlich hab ich mir ja was anderes vorgestellt -D ORDALUS Wieso? P RAETOR Offen gesagt: mein Fall ist das nicht. Die ist mir zu zart -D ORDALUS (wird nun immer gehässiger) Was Ihr nicht sagt! P RAETOR Die Zarten gehen einem nämlich leicht auf die Nerven und ich brauch etwas fürs Gemüt, ich neige eh zu Melancholie. D ORDALUS Ihr kauft sie also nicht? P RAETOR Nein. L EMNISELENIS (verbeisst das Lachen) Darf ich mich wieder umdrehen? P RAETOR Dreh Dich nur, Kind -L EMNISELENIS (dreht sich wieder um) D ORDALUS (zum P RAETOR ) Und wer zahlt die Sänfte hin und her? P RAETOR Du. D ORDALUS Ich? P RAETOR Ja. D ORDALUS Und wenn ich mich weiger? P RAETOR Dann verurteil ich Dich dazu. D ORDALUS Oh Merkur, Gott der Kaufleute, hilf einem ehrlichem Handelsmann! P RAETOR Du und ein ehrlicher Handelsmann?! Lästere nicht! Verspricht mir in Pompeji eine überirdische Hetäre zu zeigen, eine reine griechische Aphrodite, ich vertag einen ganzen Prozess, lass mich da mühsam heraustragen und was muss ich sehen?! Ein armseliges Geschöpf mit überall nichts dran -- falsch eingehänkte Füss, abstehende Ohren, schiefer Mund, gelbe Haar, wo sie ihre Nase hat, erkennt man überhaupt erst nach längerem Hinschauen -- und schielen tut sie auch! T OXILUS (kann sich nichtmehr beherrschen) Was?! Lemniselenis schielt?! P RAETOR (zu D ORDALUS ) Wer redet da zu mir? D ORDALUS Was weiss ich, was gehts mich an! T OXILUS Ich rede, ich! Wie könnt Ihr es wagen, an diesem göttlichem Geschöpfe ein Haar in der Suppe -L EMNISELENIS (unterbricht ihn erschrocken) Halt, nicht -T OXILUS (unterbricht sie) Nein, das halt ich nicht aus! Ich lass das nicht zu! Abstehende Ohren, hat er gesagt! Schiefer Mund, hat er gesagt! Gelbe Haar, falsch eingehänkte Füss! Oh Götter, nein-nein, jetzt werde ich es aller Welt beweisen, was an Dir dran ist, und zwar überall dran -- denn ich, ich versteh was von der Schönheit der Damenwelt! P RAETOR Ein vermessener Bursche! T OXILUS Dordalus, Du alter Hafen, schäbiger Mist voll Gier und Neid -- hier, hier hast Du sechshundert Silberlinge -- (er zückt einen Geldbeutel) D ORDALUS Sechshundert?! B
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eingehänkteN ] eingehänkteN ] Bder f Damenwelt!N ] BT OXILUS f Silberlinge --N ] BschäbigerN ] BMist f NeidN ] B B
gemeint ist: eingehängte gemeint ist: eingehängte
[Frauenschönheit!] |der f Damenwelt!| Textentlehnung Plautus, PER17 korrigiert aus: schäbbiger
Mist[, Geldgeier] |voll f Neid|
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 43
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 44
Gesamtfassung Ein Sklavenball
K3/TS9 (Korrekturschicht)
T OXILUS Jawohl, sechshundert! Denn Lemniselenis ist sechstausend wert! Nimm es, räudiger Geldgeier, ich kauf das Mädchen frei! D ORDALUS Ein Wohltäter! Gemacht, Herr, gemacht! Aber das Geld müsst Ihr leider behalten, ich hab ja die Dame nur in Kommission zum Verkauf -- aber wenn Ihr sie freikauft, dann gehört das Geld nicht mir, sondern dem Herrn Präsidenten Thago! T OXILUS (perplex) Wem? D ORDALUS Nun, dem Herrn, der hier wohnt. Legt es in seine Kasse! T OXILUS Wohin?! D ORDALUS In seine Kasse. Mit Freikaufereien hab ich leider nichts zu tun -P RAETOR (fällt ihm ins Wort) Aber vielleicht ich, und zwar in meiner Eigenart als Richter! Es will mir nicht recht in den Kram, dass da irgendsoein Bursche für eine Hetäre, die mir missfällt, mirnichts-dirnichts sechshundert Silberlinge -(er fixiert T OXILUS ) Wer seid Ihr denn? Euer Name? T OXILUS (wird etwas unsicher) Toxilus. P RAETOR Auch ein Name! Euer Stand? T OXILUS Ich bin hier der Oberkammersklave -D ORDALUS (fällt ihm ins Wort) Sklave?! P RAETOR Ahnt ich es doch, dass hier etwas nicht geheuer! Nun, sag mir mal, Toxilus, wieso kann ein unfreier Mann zu so viel Geld kommen? T OXILUS Nur durch der Götter Fügung und die Gnade seiner Herrschaft. Mein Herr hats mir geschenkt. P RAETOR Wie kann ein Mensch nur so dumm lügen! T OXILUS Hoher Praetor! Die Wahrheit -P RAETOR (unterbricht ihn) Kein Wort mehr, Schluss! Wir werden die Dinge ordentlich klären, tröste Dich! Dein Herr ist verreist? T OXILUS (wird immer unsicherer) Ja, in die Sommerfrische. P RAETOR Und wann kommt er wieder? T OXILUS Bei meinem Herrn dauert der Sommer manchmal ein halbes Jahr. Er ist nach Kreta -P RAETOR (fällt ihm ins Wort) Ein halbes Jahr? Dann werden wir es also erst im Winter erfahren, ob Du im Frühling die Wahrheit gesprochen hast. Bis dahin wirst Du mich wohl nach Pompeji begleiten müssen -- (zu seinen L IKTOREN ) Verhaftet ihn! L EMNISELENIS Nein! Oh hoher Praetor, er sagt die Wahrheit, glaubet mir, auch wenn Ihr mich nicht für schön findet! Ich selber war ja dabei, wie der Herr ihm das Geld gab, ich schwör Euch jeden Eid, der Euch heilig ist! Aber wenn Ihr ihn jetzt trotzdem einkerkert, dann kerkert auch mich ein -- auch mich! (sie weint) P RAETOR (lächelt) Ach, ist Amor mit im Spiele? (leise zu L EMNISELENIS , damit es D ORDALUS nicht hört) Liebes Kind, im Vertrauen: ich finde Dich sehr schön -und ich hab Dich zu-vor nur deshalb für hässlich befunden , weil Du mir zu teuer warst. Verzeihe einem armen Richter -- jetzt lächelst Du wieder! Ich bin auch kein Unmensch und würde Dir gerne Deinen Toxilus gönnen, aber Recht B
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Gesamtfassung Ein Sklavenball
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muss Recht bleiben, sonst hört sich unsere menschliche Gesellschaft auf und alles geht drunter und drüber -B AGNIO (kommt mit seinem Prügel rasch hinter der Villa hervor und ruft) Toxilus! Toxilus! Das Schiff ist untergegangen, das ganze Schiff! M ATROSA Was für ein Schiff, um Gottes Willen?! B AGNIO (hocherfreut) Das Schiff Euerer Herrschaft! T OXILUS Was redest Du da?! A LLE S KLAVEN Untergegangen?! B AGNIO Und ob! Ich lag heut früh auf meinem Felsen, von dem man das halbe Meer überschaut -- von dort verfolgte ich Euere Fregatte ! Plötzlich, aus heiterstem Himmel heraus, ballt sich da ein Gewitter zusammen, ein Blitz und bumm! der Kahn ist futsch! Habedieehre mit Mann und Maus! Euere Herrschaft ist nichtmehr! Alles ersoffen, alles! A UFSEHER Ersoffen?! B AGNIO (erblickt erst jetzt den P RAETOR und erschrickt) Huj, der Praetor von Pompeji! P RAETOR Wer bist Du? B AGNIO Ihr kennt mich nicht? P RAETOR Keine Ahnung! B AGNIO Sehr angenehm! (zu T OXILUS ) Er hat mich zwar schon ixmal verdonnert, aber wahrscheinlich sah er mir dabei nie in die blauen Augen -- (er grinst und will seine Hand auf T OXILUS Schulter legen) T OXILUS Rühr mich nicht an, ich bin verhaftet! B AGNIO (erschrickt sehr) Verhaftet?! Bimbambum! P RAETOR Jetzt nichtmehr. Toxilus, Du bist frei! L EMNISELENIS (hochbeglückt) Frei?! P RAETOR Du sagst es -- denn wo kein Kläger, kein Angeklagter, und die Beweise seiner Schuld liegen am Meeresgrund -- (er blickt zum Himmel empor) L EMNISELENIS Fein, fein! (sie umarmt sich mit T OXILUS ) A LLE S KLAVEN (sehen beglückt aus) P RAETOR (blickt noch immer empor) Schrecklich ist manchmal das Walten der Götter Rätselhaft ihr Urteil Unfassbar für einen irdischen Richter. Oh Jupiter! Du erschlägst das Recht mit Deinem Blitz Und lässt das Unrecht triumphieren -Sagt, Götter, was habt Ihr vor mit unserer Welt?! (Stille) P RAETOR (wendet sich langsam lächelnd an seine L IKTOREN ) Kommet! Wir warten umsonst auf Anwort -- (ab nach links mit D ORDALUS und den L IKTOREN ) B
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20
25
30
35
B
B
40
10 10 11 11 11–12 20 38
N
vonN ] Euere FregatteN ] BballtN ] BdaN ] Bder f istN ] BixmalN ] BSagt,N ] B B
[und] |von| Euer\e/ [Schiff] [|Fregatte|] |Fregatte| ballt[e] \da/ [Euer Schiff war] |der f ist| gemeint ist: x-mal Sagt\,/
311
N
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 47
Gesamtfassung Ein Sklavenball
B
5
10
K3/TS9 (Korrekturschicht)
Lesetext
L EMNISELENIS Freude, doppelte, dreifache Freude! A LLE S KLAVEN Freude, Freude, Freude! (Musik erklingt) T OXILUS Jetzt lasst uns singen -- die Herrschaft ist hin! L EMNISELENIS Singen und tanzen! B AGNIO Und saufen! T OXILUS (zu den S KLAVEN ) Hinein mit Euch, öffnet alle Schränke und Truhen! Ziehet die Fetzen der Herrschaft an! B AGNIO Und was Ihr nicht anziehen könnt, das zerfetzt in Stücke! T OXILUS Wein her! Alle Fässer, alle Flaschen! B AGNIO Zerschlagt das Glas! T OXILUS Scherben bringen Glück! Toxilus und Lemniselenis laden Euch ein zu ihrem Ball! Und wenns nur ein paar Stunden dauern sollte -- wagt es doch mal, frei zu sein! Wagt es! B AGNIO Zertrümmert alles! Alles-alles! A LLE S KLAVEN (befolgen mit Jubel die Ratschläge, kommen aus der Villa in den Kleidern der Herrschaft mit Wein und Braten und Torten; sie singen) Es öffnet sich heute des Sklavenzwingers Tor Da kugelen die Sklavelein ganz haufenweis hervor! Die Männlein und die Weibelein Sie wollen alle Freie sein Sie kugelen, sie kugelen Bald hin und bald her Zu unterst, zu überst Das freut sie umso mehr! L EMNISELENIS Auf dem Meer ist es so still, wie die ewig Ruh Kein Orkan drückt der Matrosen Schuh Wölklein, die siehst schon von weitem wehen Heut wirds auch ohne Ruder gehen -B
N
B
N
N
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B
N
B
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30
Ihr Sklaven, wir wollen nach Kreta fahren Kreta ist jenseits aller Gesellschaftsgefahren In Kreta, dort ist der Wein so süss Dort ist das zweite Paradies -35
40
Wir segeln, wir segeln in die Sommerfrisch Lustig im Wasser schwimmt mit uns der Fisch Der uns zur Zeit verspeist gerad Tief drunten im Meeresgrab -(zu den S KLAVEN ) Nun klatscht! A LLE (ausser M ATROSA , die sich während des ganzen Balles abseits hält, applaudieren) B
4–14 11 13 26 28 41
T OXILUS f es!N ] das Glas!N ] Bdauern sollteN ] BesN ] BwehenN ] Bwährend f BallesN ]
N
B
Textentlehnung Plautus, PER18
B
[die Gläser!] [|{Wein}|] |das Glas!| dauer[t]|n| \sollte/ eingefügt
weh[n]|en| \während f Balles/
312
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 48
Gesamtfassung Ein Sklavenball
5
10
15
20
Lesetext
A UFSEHER (bereits etwas betrunken) Denn auf den Meeren, da wohnt die Freiheit Ja auf den Meeren ist es schön Allwo die hohen Herren, samt ihrer Freiheit Können untergehen! T OXILUS (zum A UFSEHER ) Geistreich! Sehr witzig! A UFSEHER (gekränkt) Wenn Du mir schon die Peitsche nimmst, dann klatsch wenigstens, wenn ich sing! Nicht schön von Dir! B AGNIO (klopft mit seinem Prügel auf T OXILUS Schulter) Fuchs Du hast die Gans gestohlen Gib sie wieder her Sonst wird Dich der Praetor holen Mit seinem Paragraphenheer -A UFSEHER (zu L EMNISELENIS ) Prosit ex! Trink aus Du kleine Hex! (Allgemeiner Tanz) A LLE Ojje, ojje, wie rührt mich das Wie rührt mich das, wie rührt mich das Viel zu lang habt Ihr gelebt Das Kaputtsein kam zu spät! L EMNISELENIS Der Blitz schlug ein -Hurrah, wie fein! Er schlug sie alle tot Alle, alle tot! Der Blitz schlug ein -A LLE Hurrah, wie fein! Er schlug sie alle tot Alle, alle tot! Ojje, ojje, der Kopf ist ab Der Kopf ist ab, der Kopf ist ab Wie rührt mich das, wie rührt mich das Wie rührt, wie rührt mich das! L EMNISELENIS (tanzt mit T OXILUS ) Ach, wie ist es möglich dann Dass ich Dich hassen kann! Hasse Dich so schrecklich lieb Du meiner Freiheit liebster Dieb! A UFSEHER Hieb um Hieb! Dick und dünn! P AEGNIUM Zwirn, Zwirn, Zwirn! B AGNIO Zwirn ist kein Strick Dünn oder dick! (er macht die Geste des Gehänktwerdens ) B
25
K3/TS9 (Korrekturschicht)
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 49
N
B N N
B
30
35
40
B
21 26 27 44
KaputtseinN ] ] BA LLE N ] BGehänktwerdensN ]
N
B
korrigiert aus: Kaputsein
B N
[A LLE ] \A LLE / gemeint ist: Gehängtwerdens
313
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 50
Gesamtfassung Ein Sklavenball
K3/TS9 (Korrekturschicht)
Lesetext
T OXILUS Dick oder dünn Strick ist kein Zwürn! (er macht die Geste des Einfädelns) 5
10
B AGNIO UND T OXILUS Lasst uns entwürrn! T OXILUS Zwirn, Zwirn, Zwirn Ein Kopf ist noch kein Hirn Ein Hut ist noch kein Kopf Ein Hals ist noch kein Kropf Gedacht, getan, etcetera Für unsereins sind nur wir da! A LLE Gedacht, getan, etcetera Für unsereins sind nur wir da! L EMNISELENIS (tanzt mit T OXILUS einen Walzer) Hunde, die bellen, beissen nicht Sklaven, die klagen, die morden nicht Herren, die gut sind, die gibt es nicht Die gibt es nicht, die gibt es nicht! A LLE (tanzen Walzer, summen die Melodie und singen nur die letzte Zeile) Die gibt es nicht, die gibt es nicht! P AEGNIUM (hatte sich einen Helm des Gloriosus aufgesetzt und betrachtet sich in einem seiner Schilde) Putz den Schild Putz, putz, putz! Nur kein Trutz Trutz, Trutz, Trutz! Wo bin ich, wo bin ich? Seh mich nicht, blend ich Dich -(er schreit plötzlich) Wo seid Ihr jetzt, stolzer Gloriosus?! Erhabener Tepp, siehst Du Dich jetzt?! Wer putzt dort Deinen Schild, wer?! Kämpfst mit tausend Haifischen, Polypen und Seeschlangen und hast sie alle besiegt, was?! A LLE (lachen) A UFSEHER (nun total betrunken) Ich gerbt es gern in alle Häute ein Ich ätzt es gern in jedes Herrn Bein Dein ist mein Schmerz Dein ist mein Schmerz Und soll er ewig, ewig Dein bleiben -(er fällt um) A LLE (lachen) P AEGNIUM (plötzlich) Zwirn, Zwirn, Zwirn! T OXILUS Ein Kopf ist noch kein Hirn! (Wieder allgemeiner Tanz) B AGNIO Gedacht, getan, etcetera A LLE Für unsereins sind nur wir da! B
N
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12–13
B
A LLE f da!N ]
\A LLE f da!/
314
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 51
Gesamtfassung Ein Sklavenball
K3/TS9 (Korrekturschicht)
Lesetext
L EMNISELENIS Flieg, Delphin, flieg -Ein Krieg ist noch kein Sieg B N
Ein Sieg ist noch kein Frieden Wo ist mein Herr geblieben?
5
10
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 52
Der Blitz schlug ein -A LLE Hurrah, wie fein! Er schlug sie alle tot Alle, alle tot! B AGNIO (näherte sich M ATROSA ) Du Prügel in meiner Linken Was soll Dein heiteres Blinken? Siehst mich so freundlich an Morgen kommst wieder Du daran -M ATROSA (stösst B AGNIO von sich) (Es donnert und die Musik spielt plötzlich ganz leise) A LLE (hören auf zu tanzen und horchen auf; sie blicken nach dem Himmel und bemerken es erst jetzt, dass er sich bezogen hat; die Sonne verschwindet) L EMNISELENIS (bange) Was war das? M ATROSA Es donnert. B AGNIO Das kommt vom Meer -( Pause ) T OXILUS Es kommt nicht her. M ATROSA Abwarten! T OXILUS Es verzieht sich -(Es donnert wieder) B AGNIO (zuckt etwas zusammen) Ich glaub, es kommt -T OXILUS Aber nichts kommt! Das geht an uns vorbei und Schluss! Weiter! (Wieder laute Musik und allgemeiner Tanz) A LLE Ojje, ojje, der Kopf ist ab Der Kopf ist ab, der Kopf ist ab Viel zu lang habt Ihr gelebt Das Kaputtsein kam zu spät! L EMNISELENIS Der Blitz schlug ein -A LLE Hurrah, wie fein! Er schlug sie alle tot Alle, alle tot! (Heftiger Blitz und Donner, die Musik verstummt, Sturmstoss -- rasch wird es finster) A LLE (schrecken sehr zusammen) B AGNIO Es regnet! B
N
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3 17 18 23 30 34
N
] donnert f leise)N ] Bnach demN ] BPauseN ] BlauteN ] BKaputtseinN ] B N B
N
[Ein Sieg ist noch kein Frieden] donnert[)] |und die Musik [verstummt)] |spielt plö\t/zlich ganz leise)|| [auf] |nach| de[n]|m| [Stille] |Pause| \laute/ korrigiert aus: Kaputsein
315
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 53
Gesamtfassung Ein Sklavenball
5
K3/TS9 (Korrekturschicht)
A LLE Es giesst, es giesst! Flieht, flieht! (sie fliehen in die Villa, nur T OXILUS , L EMNISELENIS und M ATROSA bleiben unter dem Vorbau bei den Säulen stehen) (Zweiter Sturmstoss) B AGNIO Na servus! Also ich vertrag alles, nur kein Wetter! Da krieg ich Nerven! (rasch ab in die Villa) (Wolkenbruch) T OXILUS Ein Wolkenbruch. Zu dumm! L EMNISELENIS Einmal wär man in seinem Element gewesen -(Stille) M ATROSA Habt Ihr keine Angst? T OXILUS Wir? Warum? M ATROSA Vor dem Blitz. T OXILUS Nein. Hin ist hin! M ATROSA Und was kommt dann? T OXILUS Frag nicht so dumm – (Es blitzt stark, ohne zu donnern) L EMNISELENIS (zuckt sehr zusammen) Oh! (sie verbirgt das Antlitz an der Brust ihres T OXILUS ) T OXILUS Fürchte Dich nicht - L EMNISELENIS Wenn der mich trifft! T OXILUS (streichelt sie) Er trifft uns nicht. M ATROSA Wer hat Dir das verraten? T OXILUS Frag nicht so dumm! (Dritter Sturmstoss -- dann wieder Stille) M ATROSA (singt leise und spöttisch) Zwirn, Zwirn, Zwirn Ein Kopf ist noch kein Hirn Ein Hut ist noch kein Kopf Ein Hals ist noch kein Kropf Gedacht, getan, etcetera Für unsereins sind nur wir da -T OXILUS Mir scheint, es freut Dich, dass unser Ball verregnet? M ATROSA Ja. T OXILUS Wie freundlich! Jetzt glaub ichs bald, Du würdest auch singen, wenn uns Beide da der Blitz träf -M ATROSA (fällt ihm ins Wort) Ihr habt es verdient, dass er Euch trifft -- Euch alle! T OXILUS Hoppla! M ATROSA Du tust ja , als hättest Du Deinen Herrn erschlagen -- aber den Blitz sandte ein Anderer! Einer, der unsere Leiden sah -- doch wird er uns ebenso erschlagen, wenn wir in unserem Feinde nicht auch den Bruder erkennen -B
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B
B
B
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Lesetext
Ein f dumm!N ] dumm –N ] BjaN ] BAnderer!N ] B N] BebensoN ] Bwir inN ] BauchN ] B B
N
N
B
7 15 38 39 39 39 40 40
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B N
N
B
N
Zu3 dumm!4 Ein1 Wolkenbruch\./2 [--] dumm[!] |–| \ja/ [a]|A|nderer\!/ [Herr.] [auch] \ebenso/ korrigiert aus: wir in \auch/
316
B
N
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 54
Gesamtfassung Ein Sklavenball
10
15
20
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35
Lesetext
T OXILUS (etwas ironisch ) Aha! Wieder dieser neue Gott -M ATROSA Immer und ewig. (Stille) L EMNISELENIS (plötzlich zu M ATROSA ) Ich möcht gern mal mit. Zu Deinem Gott. Aber ich hab Angst. M ATROSA Warum? L EMNISELENIS Weil man so tief hinunter muss unter die Erde. M ATROSA (lächelt) Halb so schlimm -L EMNISELENIS Und finster ists drunten! M ATROSA Halb so finster, wie hier! Es brennen immer viele Kerzen. L EMNISELENIS (wie ein Kind) Ach fein! Die hab ich gern! (zu T OXILUS ) Du kommst doch auch mit? T OXILUS Warum? M ATROSA Du wirst es nicht bereuen. T OXILUS (horcht auf) M ATROSA Es ist eine andere Welt. (Stille) L EMNISELENIS Ich bin schon neugierig. M ATROSA Ja es ist herrlich bei uns. Und dann singen wir. T OXILUS (lächelt, fast traurig) Schöner wie wir zuvor? M ATROSA (heiter) Das will ich meinen! (Stille) L EMNISELENIS (zu T OXILUS ) Nicht traurig sein -(Es wird langsam wieder heller) M ATROSA (blickt empor) Es geht vorbei -L EMNISELENIS (blickt empor) Ja. T OXILUS (blickt auch empor, sagt aber nichts) D IE S KLAVEN (in der Villa -- fangen wieder an zu singen) Der Blitz schlug ein -Hurrah, wie fein! Er schlug sie alle tot Alle, alle tot! T OXILUS (ruft plötzlich in die Villa hinein) Ruhe! Ruhe! (Stille -- ein Sonnenstrahl bricht durch) L EMNISELENIS (umarmt T OXILUS ) B
5
K3/TS9 (Korrekturschicht)
N
B
N
B N
(Vorhang) ENDE
40
1 1 10 10
ironischN ] dieserN ] B N] B N] B B
ir[n]|on|isch diese\r/ [ja] [so]
317
B N
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 55
318
Konzeption 4: Ein Sklavenball mit Gesang und Tanz in drei Akten – Masken
319
Fassung des ersten Aktes
K4/TS1/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
EIN SKLAVENBALL mit Gesang und Tanz in drei Akten von BÖdönN von BHorváthN.
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 1
PERSONEN
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 2
5
10
B
15
K.R. Thago, ein punischer Bankier Idiotima, seine Tochter Gloriosus, deren Mann Toxilus, Oberkammersklave Lemniselenis , eine Hetäre Matrosa, deren Dienerin Der Aufseher Paegnium, ein Sklavenlausbub Bagnio, ein entlaufener Sklave Der Praetor von Pompeji Dordalus, Sklavenhändler Sklaven und Sklavinnen. N
ZEIT
20
Im Altertum. Innerhalb vierundzwanzig Stunden. SCHAUPLATZ
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 3
25
Kleiner Privathafen vor einer Villa am Meer, unweit von Pompeji. Die Villa ist der ländliche Lustsitz des reichen punischen Bankiers K.R. Thago, eines naturalisierten Römers. Hier wohnt er im Frühling mit seiner Tochter Idiotima und derem Gatten Gloriosus. Rechts im Vordergrunde sieht man einige Säulen der Villa, links im Hintergrunde liegt das Meer.
30
ERSTER AKT.
ÖLA 3/W 98 – BS 29 a [6], Bl. 1
Es beginnt mit einem l e b e n d e m B i l d : Im Hafen links im Hintergrunde, ankert die Luxusgaleere des Bankiers. Z AHLREICHE S KLAVEN schleppen vom Ufer Gepäckstücke auf das Schiff, Kisten, Truhen, Fässer, Schläuche, Geschirr. Sie werden von einem A UFSEHER mit Nilpferdpeitsche in drohender Pose beaufsichtigt. Im Vordergrunde stehen von links nach rechts: G LORIOSUS mit dem Sklavenlausbub P ÄGNIUM , der Gloriosus Schild putzt. Dann I DIOTIMA , umgeben von zwei K AMMERSKLAVINNEN , die am Boden knien und am Saum ihres B
35 B
N
N
B N
40
B
2 2 10 35 36 37 40 40
ÖdönN ] HorváthN ] BLemniselenisN ] B l e b e n d e m B i l d :N ] BIm f Hintergrunde,N ] B N] Bdem f P ÄGNIUM ,N ] Bder f putzt.N ] B B
N B
N
[O]|Ö|dön Horv[a]|á|th Lemnis[i]|e|lenis [lebendem Bild:] |l e b e n d e m B i l d : | \[Links] \[i]|I|m Hafen/ \links// [I]|i|m [Hafen] |[\linken/] Hintergrunde,| gestrichen: vom [P ÄGNIUM ] |dem f P ÄGNIUM ,| [Gloriosus betrachtet sich in] |der f putzt.|
320
Fassung des ersten Aktes
K4/TS1/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
Kleides nähen und richten. Eine steht hinter ihr und richtet letzte Löckchen ihrer Frisur. Dann: K.R. T HAGO persönlich mit der achtzehnjährigen L EMNISELENIS und deren Dienerin M ATROSA , einer Person im gefährlichsten Alter. K.R. Thago tätschelt Lemniselenis Wange oder: zählt Geld. Alle tragen griechische Masken vor ihrem Gesicht, die ihre Charakterzüge darstellen: Die Sklaven, bedrückt – dumm – stolze, G LORIOSUS eitel – dumm – aufgeblasen. P ÄGNIUM , A UFSEHER, Lausbub , I DIOTIMA , geschmerzt – versnobbt, T HAGO , Börsianer, L EM (halb Kind – verdorben) M ATROSA (viel gesehen, alt und leise verbittert) Es ist ein herrlicher Tag ohne Wellen und Wolken. B
B
N B
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5
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B
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N B
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B
B
N
N
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NN
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10 B
T OXILUS (tritt aus der Villa – ebenfalls mit Maske: der Oberkammersklave, eine Herrennatur in „Persa“, pfiffig – schlau – spitzbübisch – doch gutmütig – er tritt an die Rampe; zum Publikum) Als Prologus beginne ich mit einem Zitat aus Plautus: „Oh Publikum! Lasst Euch behaglich auf Euere Sessel nieder Bezahlt oder unbezahlt – das ist nicht die Frage. B N
B
N B
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B
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15
B
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B
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B N
B N
20
Die Frage ist vielmehr: ob Ihr satt oder hungrig hierher gekommen seid. Wer bereits genachtmahlt hat, der hat das bessere Teil erwählt. B
1 2 2 2 3 3 5–8 5 5 6 6–7 7 7 7 8 8 8 9 11–322,5 11 11–12 12 12 13 15 16 17 17 18 19 21–322,1 21
B
B
[ihre] |letzte Löckchen|
B
korrigiert aus: K. R. T HAGO
letzte LöckchenN ] K.R. T HAGO N ] BpersönlichN ] Bder achtzehnjährigenN ] BPersonN ] BK.R. ThagoN ] BGesicht f verbittert)N ] BCharakterzügeN ] Bdarstellen:N ] B N] BP ÄGNIUM , LausbubN ] BLausbub,N ] Bversnobbt,N ] BBörsianer,N ] Bverdorben)N ] Balt und N ] Bleise verbittert)N ] BEs f Wolken.N ] BT OXILUS f ist!“N ] B N] Bder f Persa“,N ] Bpfiffig –N ] Bgutmütig –N ] BPublikum)N ] BbeginneN ] B„OhN ] BLasst EuchN ] BEuereN ] B N] B N] BWer f satt –N ] BTeil erwählt.N ]
\persönlich/ \der achtzehnjährigen/ [Frau] |Person| korrigiert aus: K. R. Thago Gesicht[.]|,| \die f verbittert)/ Charakter[e]|züge| [übertreiben –] |darstellen:| [roh –] \P ÄGNIUM , Lausbub/ korrigiert aus: Lausbub korrigiert aus: versnobbt korrigiert aus: Börsianer verdorben[,]|)| [doch] alt[,]|und| [gutmüt] |leise verbittert)| \Es f Wolken./ Textentlehnung Plautus, POE1
[\der f Persa“,/]f x xder f Persa“, \pfiffig –/ gutmütig[)] |–| Publikum[;]|)| [er nimmt die Maske ab] [B]|b|eginne [„] |„|Oh Lass\t/ [Dich] |Euch| [Deine] |Euere| [hier] [Setzt Euch nur hin –] [Denn seid Ihr hungrig gekommen] |Wer f satt –| Teil[.] |erwählt.|
321
N
ÖLA 3/W 98 – BS 29 a [6], Bl. 2
Fassung des ersten Aktes
K4/TS1/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
Doch wer hungert, esse sich an unseren Witzen satt – Aber wem zu Haus das Nachtmahl steht Der ist ein Narr! Ein grosser Narr – Dass er uns zulieb nüchtern hergekommen ist!“ (er nimmt die Maske ab) Hu, ist mir heiss! Verzeiht, dass ich mich demaskiere – Doch hoffe ich, dass Ihr mich auch ohne Maske goutieren werdet: Erlaubt, dass ich mich vorstelle: Ich heisse Toxilus und bin hier der Oberkammersklave – Doch eigentlich bin ich eine im Sklavenstande lebende Herrennatur Ein Mann voll geistiger Kraft und Gewandtheit Dem sich seine Umgebung völlig unterordnet – Die Sklaven nämlich, deren Oberster ich bin – Jedoch auch – (leise) meine Herrschaft! Ich sag es leise, denn sie steht hier und soll es nicht hören! Sonst setzt es was ab auf meinen Buckel und das wollt Ihr mir doch nicht gönnen! (laut) Erlaubt nun , dass ich Euch die Szene erkläre: Es ist ein lebendes Bild. Rechts seht Ihr die Villa meiner Herrschaft und links im Hintergrunde das Meer und den Privathafen, in dem die Luxusgaleere ankert. Meine Herrschaft seht ihr im Vordergrunde, und zwar: (er deutet auf T HAGO ) Mein Herr K.R. T HAGO , der Präsident des Römisch-phönizischen Kreditinstitutes . Er ist ein Punier, hat sich aber in Rom naturalisieren lassen und mit jedwedem Mittel viel Geld gemacht. Seine Tochter I DIOTIMA , mit KammersklaB
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N
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B
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B
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B
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1 2 3 4 8 9 12–14 12 12 15 16 16 17 17 19 19 21 21 22 22 24 24 25 25–26 26–27 27–323,1
Doch werN ] stehtN ] BNarr!N ] BNarr –N ] Bdemaskiere –N ] BgoutierenN ] BDoch f unterordnet –N ] Bim f lebendeN ] B N] BObersterN ] BJedochN ] B N] B(leise)N ] BmeineN ] BsetztN ] Bauf f BuckelN ] B(laut)N ] BnunN ] BRechtsN ] Bseht IhrN ] BMeine f ihrN ] Bzwar:N ] BdesN ] BRömisch-phönizischen KreditinstitutesN] Bmit f MittelN ] Bmit KammersklavinN ] B B
B
[\Doch/] |Doch| [Wer] |wer| steht[,] Narr\!/ [\–/] Narr[\!/] |–| demaskiere[!] |–| [erkennen] |goutieren| Textentlehnung Plautus, PER1
\im f lebende/ [, die im Sklaven] [o]|O|berster [Aber] |Jedoch| [ich sag es leise:] \(leise)/ [D] [|D{e}|] |meine| \setzt/ \auf f Buckel/ \(laut)/ [{nun}] |nun| [Ihr seht hier] [|H|] [r]|R|echts \seht Ihr/ [Dort seht] |Meine f ihr| zwar\:/ [von rechts nach links: links] de[r]|s| Römisch-[punischen Bank] |phönizischen Kreditinstitutes| \mit f Mittel/ \mit Kammersklavin/
322
ÖLA 3/W 98 – BS 29 a [6], Bl. 3
Fassung des ersten Aktes
K4/TS1/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
vin und deren Mann G LORIOSUS , mit dem Sklaven P ÄGNIUM , ein richtiger Lausbub, der seinen Schild putzt. Sie stehen hier und wollen die Galeere besteigen, um nach Kreta in die Sommerfrische zu fahren, denn Kreta ist zur Zeit der letzte Schrei. Sie warten nur, bis die Sklaven dort das Gepäck auf die Luxusgaleere bringen. Die S KLAVEN werden von einem A UFSEHER kontrolliert, der Rüpel dort mit der Peitsche, er ist selber nur ein Sklave, aber er ist der gedie{brutaler} genste Prügelwart und Peitschenkuli ein unangenehmer, roher, Bursche – A UFSEHER (fällt ihm ins Wort) Was bin ich?! T OXILUS Du hat es ja gehört! Zweimal sag ichs nicht. A UFSEHER Ich bin ein roher, brutaler Rüpel ?! T OXILUS Hab ich das gesagt? A UFSEHER Ja! T OXILUS Dann wirds schon stimmen! A UFSEHER Es stimmt nicht! Da schau her – (er nimmt die Maske ab, ein gutmütiges rundes Gesicht {leuchtet}) Ist das das Antlitz eines Prügelwarts?! T OXILUS Ach, sieh da! Ich hab Dein Antlitz eigentlich noch nie gesehen – hm. Nein, roh und brutal sieht es nicht aus, eher ein bisserl blöd – A UFSEHER Ein Wort noch, und Du kriegst die Peitsche! T OXILUS Schäm Dich, immer gleich zu prügeln! Bist doch selber nur ein Sklave! A UFSEHER Prügel her, Prügel hin! Ich erfüll nur meine Pflicht! (zu den S KLAVEN ) Los! Tempo-Tempo! D IE S KLAVEN (tragen alles aufs Schiff) A UFSEHER Los-los! T OXILUS (zum Publikum) Nachdem ich Euch alles erklärt habe, darf ich nun wohl gehen – ich muss auf das Schiff, um nachzusehen, ob alles richtig eingeladen wird – Ich komme wieder, wenn ich muss! (ab auf das Schiff) A UFSEHER (knallt mit der Peitsch) I DIOTIMA Oh saget ihm er knalle nicht so mit der Peitsch! Ich bin geschwächt – G LORIOSUS Pägnium! N
B
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1–2 1 3–4 4 4 4–5 6 6 6–7 7 7 11 11 16 16 18 19 24 25–27 27 31
G LORIOSUS f putzt.N ] SklavenN ] Bum f Schrei.N ] BGepäckN ] BdieN ] BLuxusgaleereN ] BRüpelN ] BRüpelN ] Bselber f PeitschenkuliN ] B N] B{brutaler}N ] Broher f Rüppel?!N ] BRüpelN ] BrundesN ] BAntlitzN ] B N] BEin f Peitsche!N ] BA UFSEHER Los-los!N ] BT OXILUS f Schiff)N ] Bwieder,N ] B N] B B
G LORIOSUS [.]|,| \mitf putzt./ Sklaven[lausbub] [sie warten] |um f Schrei.| [Schi] |Gepäck| korrigiert aus: das [Schiff] |Luxusgaleere| \Rüppel/ korrigiert aus: Rüppel \selber f Peitschenkuli/ [blöder,] \{brutaler}/ [Prügelwart?! [I]|Ein { }|] [|roher, {blö}|] |roher, brutaler [Bursche?!] |Rüppel?!|| korrigiert aus: Rüppel \rundes/ Antli[{z}]|tz| [{so}] [Ich bin nicht blö] |Ein f Peitsche!| \A UFSEHER Los-los!/ \T OXILUS f Schiff)/ [im] |wieder,| gestrichen: (Seite 2.)
323
ÖLA 3/W 98 – BS 29 a [6], Bl. 4
Fassung des ersten Aktes
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35
K4/TS1/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
P AEGNIUM (tritt vor) Gnädiger Herr! B G LORIOSUS Ich kann mich in meinem Schild nicht sehen. Wo bin ich? Du sollst meinen Schild so putzen, dass ich ihn als Spiegel benützen kann -- begreifs doch endlich, dass ich mit Mars verwandt bin! (er reicht ihm den Schild) Putz ihn, sonst erledig ich Dich, wie jene fünfhundert in Cappadozien im vorigen Herbst -- fünfhundert mit einem Streich, obwohl mein Schwert abgestumpft war!N I DIOTIMA (nimmt die Maske ab; eine verhärmte Frau Bvoller AngstN wird Bsichtbar –N sie reicht die Maske einer BSklavin und N die Sklavinnen beschäftigen sich nun B N mit der Maske; schminken sie und pudern sie und drehen ihr Löckchen) I DIOTIMA (blickt zum Himmel empor) Ach Wölklein in der Höh Nur Du BerkennstN mein BWeh:N Mein Gatte Bist ein Berufsmensch.N Er liebt nur sein Schwert, seinen BSchildN, sein Panzer -Was gilt ihm der Venusberg neben einem befestigten Hügel? Nichts, oh nichts! Er fürchtet nur immer, ob seine Rüstung auch richtig Bglänzt.N Heut zieht er sich schon seit gestern an Er legte sich garnicht zu Bett in der Nacht Er zog sich nur an -Ich frag mich oft: Warum kennt mein Gatte keine Gemütlichkeit? G LORIOSUS Ein böses Wort! Viel lieber als in die Sommerfrische zög ich in einen flotten Krieg Viel lieber würd ich blutige Taten vollbringen Als friedlich meine Brust in der Sonne bräunen -Denn Bmeine BrustN sehnt sich nach BderN BbefreiendenN Tat! I DIOTIMA (so nebenbei) Ich hasse den Krieg. G LORIOSUS Versündig Dich nicht! Wenn das B N Mars hört! I DIOTIMA Lass mich aus mit Deinem Gott! Wenn mein Vater kein Krösus wär Wäre mein Gatte ein friedlicher Hirte Aber das Geld meines Vaters lässt ihn nicht arbeiten -So langweilt er sich auf dem Felde der Ehre zu Tode. G LORIOSUS (nimmt die Maske ab; ein feminines Gesicht, ängstliche Augen) Du nimmst den Mund voll, als hättest Du mir einen Sohn geschenkt. 2–6 7 7 8 8 12 12 13 14 17 27 27 27 29
G LORIOSUS f war!N ] voller AngstN ] Bsichtbar –N ] BSklavin und N ] B N] BerkennstN ] BWeh:N ] Bist f Berufsmensch.N ] BSchildN ] Bglänzt.N ] Bmeine BrustN ] BderN ] BbefreiendenN ] B N] B
Textentlehnung Plautus, MG1 und MG2
B
\voller Angst/ sichtbar[)] |–| Sklavin[,]|und| gestrichen: nun [kennst] |erkennst| [Leid:] |Weh:| [[liebt] |sieht| nur sich.] [|sieht|] |ist f Berufsmensch.| [Helm] |Schild| glänzt\./ mein\e/ [Herz] |Brust| \der/ befreiende[r]|n| [der] [|mein|]
324
ÖLA 3/W 99 – BS 29 a [7], Bl. 1
ÖLA 3/W 98 – BS 29 a [6], Bl. 4
ÖLA 3/W 99 – BS 29 a [7], Bl. 1
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 7
ÖLA 3/W 98 – BS 29 a [6], Bl. 4
Fassung des ersten Aktes
K4/TS1/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
I DIOTIMA (will schreien; aber die Sklavinnen setzen ihr nun {wieder} die Maske auf, und {nähen dann} wieder am Saum ihres Kleides) K.R. T HAGO (zu Lemniselenis) Wohl begreif ich Deine Trauer mein süsses, teuerstes Geschöpf! 5 Du kostspieliges, Du -Denn ich fahr nun fort und lass Dich da. Doch sei beruhigt: Ich lass auch mein Geschäft da, Handel und Wandel, die Börs, das Kontor -Mögen die Papiere fallen oder sich heben 10 Ich muss ruhen! Ja, ruhen -Der Arzt hats mir verordnet, der Weise Er kennt mein Leiden. Es ist nicht der Ausfluss des üppigen Lebens 15 Sondern der Erregung über das Leben in Geschäften. Verlieren regt auf Aber verdienen noch mehr -Und viel verdienen, das legt sich aufs Herz Denn viel verdienen ist Schmerz 20 Teuer erkaufter Schmerz, Du Kind -L EMNISELENIS Der Sommer mag kommen, der Herbst vergehen Meine Lieb zu Euch wird immer bestehen Denn Ihr habt mich gekauft. T HAGO Lieb, sehr lieb – (er tätschelt ihre Wange) 25 T OXILUS (erscheint auf dem Schiffe und springt auf den Kai) Euere Hochwohlgeborenen! Die Segel sind gesattelt, der Anker ist gelichtet, das Gepäck verpackt und die Ruder sind ruderbereit -- es schwimmt alles in Butter, schiffet Euch ein! I DIOTIMA Endlich! (sie steigt ein) G LORIOSUS (zu Päg.) Her damit! – – Wo bin ich? Ich seh mich nicht! (er setzt 30 seine Maske auf) Ich seh mich noch immer nicht! Warte nur, wenn ich heimkehr , lass ich Dich blenden! (ab auf das Schiff) P ÄGNIUM (nimmt die Maske ab; sieht ihm nach) Trottel! Idiot, Mörder – (ab in die Villa) T HAGO (zu Lem) Kurz und gut, mit einem Wort: es wird höchste Zeit, dass ich ein35 steig und Du -- Du kehrst morgen wieder zu Dordalus zurück. L EMNISELENIS (entsetzt) Was sagt Ihr?! (sie reisst sich die Maske ab) Wohin?! Zu Dordalus?! B
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ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 9
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 8
ÖLA 3/W 98 – BS 29 a [6], Bl. 5 ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 10 ÖLA 3/W 98 – BS 29 a [6], Bl. 5
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B
[[I DIOTIMA (starrt vor sich hin)]] |I DIOTIMA f Kleides)|
B N
gestrichen: (Seite 4)
I DIOTIMA f Kleides)N ] ] Bsüsses,N ] B N] B N] B N] BIch f nicht!N ] B N] BWarteN ] BheimkehrN ] BIdiot, Mörder –N ] B(ab f Villa)N ] B N]
süsses\,/ gestrichen: (Seite 5) gestrichen: (S. 6) gestrichen: (usw)
[Ich seh mich noch immer nicht] |Ich f nicht!| [noch immer] [Na] |Warte| [zurück] |heimkehr| Idiot[! Blöd] |, Mörder –| [(ab] |(ab f Villa)| gestrichen: (S. 5)
325
ÖLA 3/W 99 – BS 29 a [7], Bl. 5 ÖLA 3/W 98 – BS 29 a [6], Bl. 5
Fassung des ersten Aktes
5
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K4/TS1/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
K.R. T HAGO Ja. Nach Pompeji. L EMNISELENIS (wie zuvor) Ich soll wieder zum Sklavenhändler?! Ihr wollt mich abermals wieder weiterverkaufen?! K.R. T HAGO Warum so entsetzt? Vielleicht kauft Dich ein Besserer, Schönerer, Reicherer - L EMNISELENIS (unterbricht ihn) Es gibt keinen Reicheren als Euch! Oh, bringt mich nicht wieder auf den Sklavenmarkt! Es folget so selten was Besseres nach! K.R. T HAGO Aber-aber, grosses Kind! Was hast Du Dir denn nur vorgestellt? Und ausserdem möcht man doch nur Dein Gutes -L EMNISELENIS Wollet lieber das Schlechte, mein Herr! Gewährt mir weiter Euere Huld Ich bleib Euch nichts schuld. Wenn Ihr heimkehrt von Euerer Sommerfahrt Wird von mir alles in bar bezahlt. Jeder Groschen ein Kuss Wenn ich nicht wieder auf den Sklavenmarkt muss -K.R. T HAGO Wer weiss, ob ich zurückkehr? Ob das Schiff nicht versinkt? Wer befiehlt dem Meer, dem Sturm -- Neptun oder ich? Bin ich dem Neptun sein Vertrauter? Na also! Abgesehen davon, dass ich Dich jetzt ein halbes Jahr umsonst ernähren müsst! Vorsicht ist die Mutter der Weisheit und Sparsamkeit ist eine Weltanschauung. Verkenne mich nicht, mein Kind! (Stille) L EMNISELENIS Jetzt weiss ich nichtmehr, was ich glauben soll, Herr Präsident. T HAGO (nimmt sich feierlich die Maske ab; es ist kein Gesicht zu sehen – nur ein B GeldstückN) Glaub nicht der Gosse! B N Glaube mir Glaub nicht den Geldlosen Ohnehosen Glaube den Reichen Sie haben Recht!
ÖLA 3/W 99 – BS 29 a [7], Bl. 6
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 9
ÖLA 3/W 98 – BS 29 a [6], Bl. 5 ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 10
B N
Das Armselige Wird immer vertan 35 Das Ewig-Geldliche Zieht uns hinan! (Posaunenstoss) K.R. T HAGO (kneift Lem in die Wange) Du bist unter Brüdern sechshundert Silberlinge wert. Verkauf Dich nur ja nicht zu billig -- (er folgt I DIOTIMA und 40 G LORIOSUS auf das Schiff) B
B
B NNN
B
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26 26 32 37–38 38 38 39 41
GeldstückN ] ] B N] B(Posaunenstoss f Wange)N ] BLem f Wange)N ] B N] BjaN ] B N] B
B N
Geld[{ }]|stück| gestrichen: (S. 6) [Ich kenn das Geschäft!] \(Posaunenstoss f Wange)/ Lem[)] |in f Wange)| gestrichen: (S. 6.) \ja/ [(Posaunenstoss!)]
326
ÖLA 3/W 98 – BS 29 a [6], Bl. 6 ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 10
ÖLA 3/W 98 – BS 29 a [6], Bl. 6
Fassung des ersten Aktes
5
Lesetext
T OXILUS (ins Orchester) Darf man bitten, Herr Kapellmeister! (Musik) K.R. T HAGO (steigt ein) M ATROSA Gute Erholung, frohe Fahrt! A LLE S KLAVEN (strömen mit Masken herbei, singen und winken dem Schiffe nach) B
B
K4/TS1/A2 (Korrekturschicht)
N
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Keine Well auf der See Und der Himmel blau Frohe Fahrt! Keine Wolk in der Höh Und die Luft so lau Frohe Fahrt! Keine Sorg in der Brust Und im Herz nur Lust Frohe Fahrt!
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ÖLA 3/W 93 – BS 29 a [1], Bl. 13
B N
Fahret hin, fahret her (leise) Ertrinket im Meer! (laut) Frohe Fahrt! A UFSEHER ( horchte perplex auf -- das Schiff ist nun verschwunden) N
B
B
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B N A UFSEHER BWasN hör ich?! „Ertrinket im Meer“ – B T OXILUS N B N Halt! Du wirst doch da nicht herumprügeln, wo wir Sklaven jetzt sozusagen untereinander sind?! 1 3 5 6
B
[(ruf] \(/ins
B
(insN ] K.R. T HAGO N ] B N] B N]
korrigiert aus: K. R. T HAGO gestrichen: (S. 7) gestrichen: S. 7.
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B N
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B
22 22 23 23
B N
]
Fahret f herN ] (laut f Fahrt!N ] BhorchteN ] B N] B
] WasN ] BT OXILUS N ] B N] B
S KLAVEN [(\(ausser M ATROSA )/ nehmen Masken ab) Esset laut] [[Wann] |Oh| kommet [Ihr] |bald| wieder Gebräunt die Glieder[?] \Frohe Fahrt!/] [Wir warten schon sehr --] |Fahret f her| \(laut f Fahrt!/ horcht\e/ [A LLE S KLAVEN (ausser L EMNISELENIS und dem A UFSEHER singen weiter) Esset lauter Braten Trinket lauter Wein Tuet glücklich schlafen Träumet ohne Pein! Frohe Fahrt! Denket nur an Euch Krieget dicke Bäuch Frohe Fahrt! Werdet fett! (leise) Ertrinket im eigenem Speck! (laut) Ertrinket im Meer! Ertrinket im Speck! Ertrinket im eigenem Fett!] gestrichen: S. 8. [„]Was [B UTLERUS ] |T OXILUS | [(zum A UFSEHER )]
327
ÖLA 3/W 98 – BS 29 a [6], Bl. 6 ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 11
Fassung des ersten Aktes
5
10
K4/TS1/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
A UFSEHER Das ist mir wurscht! T OXILUS Mir aber nicht! A UFSEHER Das ist mir erst recht wurscht! T OXILUS (ruhig) Halt den Mund. A UFSEHER (braust auf) Was erlaubst Du Dir -T OXILUS (unterbricht ihn) Kannst Du lesen? A UFSEHER (perplex) Nein. T OXILUS Dann schau her -- (er zeigt ihm ein Dokument) Während der Abwesenheit unserer Herrschaft wurde ich, ich Toxilus, zum obersten Verwalter dieser Villa eingesetzt, verstanden? Denn ich geniesse das restlose Vertrauen meines Herrn, verstanden?! Und hier hat mir nun jeder zu gehorchen, denn ich bin die höchste Instanz, bitt ich mir aus! Also los-los, an die Arbeit! Rastet nicht, damit Ihr nicht rostet! Tempo-Tempo! Und geprügelt wird jetzt da nichtmehr, Du mazedonischer Büffel! Gib mir Dein Werkzeug, auf der Stell, von heut ab prügel nur ich! Los, her damit! Vorwärts! A UFSEHER (gibt ihm widerwillig seine Peitsche) Werd glücklich. Jetzt möcht ich nur wissen, zuwas ich noch leb -- ich kann doch nur strafen, sonst hab ich ja nichts gelernt! Ohne Arbeit kann ich nicht leben! T OXILUS Kannst Du reiten? A UFSEHER (perplex) Reiten? T OXILUS Ja. A UFSEHER Natürlich kann ich reiten! Ich bin sogar gewissermassen auf dem Pferd geboren - T OXILUS Man merkts noch immer! Also höre: Du reitest jetzt sofort nach Pompeji, und zwar zum Sklavenhändler Dordalus -- Du kennst ihn doch? A UFSEHER Leider! Ich war ja selber mal seine Ware. T OXILUS Ich auch. Ein schäbiger Geizhals! A UFSEHER Wenn ich kein Sklav wär, sondern ein freier Mann, dann tät ich dem Kerl was erzählen! B
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T OXILUS N ] T OXILUS N ] BT OXILUS N ] B N]
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verstanden?!N ] dennN ] BIhr nichtN ] BUndN ] Bjetzt daN ] B N] B
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sogarN ] schäbigerN ]
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[B UTLERUS ] |T OXILUS | [B UTLERUS ] |T OXILUS | [B UTLERUS ] |T OXILUS | [als Oberkammersklave gewissermassen, und zwar von unserem hochgeborenem Herrn K. R. Thago, dem Präsidenten des Romanisch-phönizischen Kreditinstituts, höchstpersönlich und eigenhändig --] verstanden?\!/ \denn/ [nichts] |Ihr nicht| [Aber] |Und| [hier] |jetzt da| [T OXILUS Ich weiss-ich weiss! Du hast die Peitschenvolksschul mit lauter Einser bestanden, hast die Prügelmatura summa cum laudis absolviert und hast sogar auf der Folterhochschul einige Semester studiert -- ich weiss-ich weiss! A UFSEHER Jaja, ich hatte eine goldene Jugend! T OXILUS Noch ist kein triftiger Grund zur Melancholie vorhanden -A UFSEHER (unterbricht ihn)] [ja] |sogar| korrigiert aus: schäbbiger
328
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 12
Fassung des ersten Aktes
5
K4/TS1/A2 (Korrekturschicht)
T OXILUS Vorerst beherrsch Dich und erzähl ihm nur folgendes: einen schönen Gruss von unserem abwesendem Herrn und er hätt ihm ein Fräulein Hetäre zum Verkauf zu übergeben -- in Kommission! Er möcht sich aber das Fräulein bald abholen, denn wir haben hier kein Eis, auf das wir es legen könnten, und da es heiss ist, verdirbts uns noch am End -- (er grinst) Fahr ab! A UFSEHER Geht in Ordnung! Wird prompt erledigt. T OXILUS Reit nur zu! Dass Du mir aber Dein Pferd nicht zu sehr schindest! A UFSEHER Ich? Ich sollt ein Tier misshandeln?! Für was hältst Du mich?! (entrüstet ab) (Während der vorigen Szene sind auch ALLE S KLAVEN , ausser L EMNISELENIS und M ATROSA , ab) L EMNISELENIS (sitzt am Fusse einer Säule und weint still vor sich hin) T OXILUS (betrachtet sie; zu M ATROSA ) Was hat sie denn? M ATROSA Sie weint. T OXILUS Warum? M ATROSA Es ist ihr hier so gut gegangen und jetzt hat sie Angst vor der Zukunft. T OXILUS Aber-aber! Einen solchen schiechen alten Kracher, wie meinen gnädigen Herrn, den wird doch solch liebliches Ding immer wieder leicht finden! Direkt über Nacht! M ATROSA Unberufen! T OXILUS Sie kriegt auch junge fesche stramme -L EMNISELENIS (unterbricht ihn) Also nur das nicht! T OXILUS (perplex) Was hör ich? M ATROSA (zu T OXILUS ) Sie möcht von der männlichen Jugend nichts wissen. Wenns nach ihr ging, tät sie sich einen Herrn Gebieter aus dem Greisenasyl holen. T OXILUS Aha! Capisco! Einen gichtigen Greis, wacklig, zittrig, hirnrissig, der mit dem einem Haxen bereits durch die Unterwelt hatscht und von dem sich gar federleicht allerhand erben lässt -- schau-schau! Mit himmelblauen Pupillen blickt die Unschuld geschäftstüchtig in die Welt. Jaja , im Kontor der Tugend wird mit der Jugend gar häufig gewuchert! L EMNISELENIS Ihr versteht mich nur halb. T OXILUS Möglich. Denn die eine Hälfte, dass Ihr nämlich von der männlichen Jugend überhaupt nichts wissen wollt -- diese Hälfte kapier ich überhaupt nicht! L EMNISELENIS Diese Hälfte kann ich mir nicht leisten. Darum: Ich möcht einen Mann von hundert Jahren Mit dem könnt ich dann Schlitten fahren Ich tät ihn pflegen, tränken, füttern Tag und Nacht nur ihn bemüttern -B
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schindest!N ] ] BDingN ] BWelt. JajaN ] BDarum:N ] B
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[prügelst!] |schindest!| [ein junges] [K]|D|in[d]|g| Welt\./ [--] [j]|J|aja [(sie singt)] |Darum:|
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Lesetext
N
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 13
Fassung des ersten Aktes
K4/TS1/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
Ich möcht einen Mann, der bald nimmer ist Der bald verbrannt wird und zwar ganz gewiss Ich opfer dann dem Pluto eins-zwei Gulden Und bin sie los, alle Schulden -B
5
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Denn: was hat man von seiner Jugend ohne Freiheit? Nichts! Und wie wird man frei? Nur durch Geld! Auch die Freiheit ist nämlich nur ein käuflicher Artikel -und ohne Groschen pfeiff ich auf meine Jugend! Denn Jugend ist Freiheit und Freiheit ist Geld! Darum:
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Ich möcht einen Mann von hundert Jahren Mit dem würd ich dann in die Freiheit fahren Ich tät ihn immer pflegen, hegen Lang tät er ja nimmer leben -Es lebe die Jugend! M ATROSA (zu T OXILUS ) Sie ist eine geborene Krankenschwester. T OXILUS (grinst) Allerdings. L EMNISELENIS Ihr dürft nicht annehmen, dass ich mit unerlaubten Mitteln, als da sind: böse Kräuter, Schlangengift, etcetera -- das Ableben eines gebrechlichen Gebieters beschleunigen wollte. Ich würde auch nimmer ein massgebliches Wort in seinem Testament fälschen, aber ich tät ihm die Schrecken der Unterwelt ausmalen, und das fiele mir leicht, denn ich müsst ihm doch nur vom Schicksal der Sklaven auf der Oberwelt berichten. Die Haare würden ihm alle gen Himmel stehen und er würd mich vor lauter Grauen garantiert freikaufen, um nicht in der Unterwelt als Sklave verhandelt zu werden, als ein Ding mit menschlichen Allüren -- Oh Götter, es fällt mir immer schwerer an Euere Güte zu glauben! Sagt mir: gibt es Euch denn überhaupt? Und wenn es Euch gibt, warum seid Ihr denn so böse zu mir? Wie gern würde ich gut sein -T OXILUS Das ist ein Traum. M ATROSA (zu T OXILUS ) Sie hat eine zarte Seele. T OXILUS (zu M ATROSA ) Was verstehst Du unter Seele? L EMNISELENIS Was sich aus einem fortsehnt. (Stille) T OXILUS (zu L EMNISELENIS ) Wo kommt Ihr her? L EMNISELENIS Mein Papa ist ein Parasit. Er betreibt das gleiche Geschäft, das meine Ahnen Von ältesten Zeiten her betrieben haben Und er pflegt es mit viel Talent. Ich kenne keinen meiner Vorfahren N
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 14
B
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B
Und f Krankenschwester.N ]
|| [Drum nehm ich einen hundertjährgen Mann Wenn ich dadurch nur ganz frei [sein] |werden| kann! Ohne Groschen pfeif ich auf die Jugend dieser Welt! Jugend ist Freiheit, Freiheit Geld! M ATROSA Sie ist eine geborene Krankenschwester.] |Und f Krankenschwester.|
37–331,5
B
L EMNISELENIS f überbieten.N ]
Textentlehnung Plautus, PER5
330
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 14
Fassung des ersten Aktes
5
K4/TS1/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
Der sich nicht durch Parasiten-Kunst gemästet hätt. Grosspapa, Urgrosspapa, Ur-ur und noch ein Urpapa Sie alle haben stets Von fremder Kost gelebt Und an Gefrässigkeit konnt sie keiner überbieten. Meine Freiheit wurd ein Opfer ihrer Gier: Papa verkaufte mich als Sklavenkind um ein opulentes Menu Er konnt den Fasanen, Muränen und Hummern nicht widerstehen Sie haben ihn überwältigt, die geschlachteten Tiere Sie wohnen in ihm und sitzen auf seinem Willen -Er kennt nur die Lust Sonst nichts. T OXILUS Und Ihr habt Euch so einfach verkaufen lassen? L EMNISELENIS Man muss seinen Eltern gehorchen. Ausserdem wurd ich nicht gefragt und ich hätt auch nicht antworten können, denn ich war erst drei Jahre alt. T OXILUS Seltsam sind die Schicksale der Sklaven! Sie sind sich alle gleich, auch wenn sie anders sind -Auch ich verlor meine Freiheit als dreijähriger Knirps Ich wurd bei Babylon gefangen -L EMNISELENIS Ach, Ihr seid ein Perser? T OXILUS Keine Ahnung! Ob Perser, Grieche, Inder, Aegypter -- was weiss ich, woher ich stamm! L EMNISELENIS Schad! Denn Perser sind interessant -T OXILUS Wieso? L EMNISELENIS Perser sind alle schwarz und ich bin blond. (Stille) T OXILUS (zu L EMNISELENIS ; er lächelt) Wenn Ihr es wünscht, dann bin ich ein Perser -L EMNISELENIS (klatscht in die Hände) Fein! M ATROSA Wie man freiwillig ein Perser sein möcht, das geht über meinen Horizont. L EMNISELENIS Warum? M ATROSA Weil alle Perser böse Menschen sind. L EMNISELENIS (lacht) Böse Menschen gibts überall! T OXILUS (starrt L EMNISELENIS an) Mir tuts nur leid, dass ich noch keine hundert Jahr alt bin -- (er lächelt) L EMNISELENIS (stutzt und schaut ihn gross an) T OXILUS Weil ich Euch dann freikaufen würde. M ATROSA Warum? T OXILUS (zu L EMNISELENIS ) Weil Ihr mir gefällt. M ATROSA (erhebt sich; zu L EMNISELENIS ) Kommt, Herrin, gehen wir! L EMNISELENIS (hört nicht auf sie, sondern fixiert T OXILUS ) Ihr würdet mich freikaufen? N
B
B
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 15
N
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6–7 6 8 9 29 36 40
Meine f MenuN ] Gier:N ] BwiderstehenN ] BSie f TiereN ] BFein!N ] B N] BKommt, Herrin,N ] B B
N
Textentlehnung Plautus, PER13
Gier\:/ korrigiert aus: wiederstehen
[Jetzt] haben2 [s]|S|ie1 ihn3 überwältigt,4 die5 geschlachteten6 Tiere7 [Bravo!] |Fein!| [Warum?] Komm\t/, \Herrin,/
331
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 16
Fassung des ersten Aktes
5
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K4/TS1/A2 (Korrekturschicht)
T OXILUS Was kostet Ihr denn? L EMNISELENIS Soviel ich weiss, sechshundert Silberlinge. T OXILUS Potz Pluto! Das ist ein Vermögen! L EMNISELENIS (lächelt) Bin ichs nicht wert? M ATROSA (zu L EMNISELENIS ) Los-los, Herrin! Das fängt sich immer so an: „Ihr gefällt mir“ und „Bin ichs nicht wert?“ Ich bitt Euch, macht keine Dummheiten, Ihr seid eine brave Hetär und jener ist ein Sklav -- diese Verbindung schickt sich nicht, göttlich, menschlich, gesetzlich nicht -- Ihr werdet Euch noch ins Unglück stürzen! L EMNISELENIS (sieht T OXILUS unbeirrt an) Wenn Ihr mich freikaufen würdet, würd ich immer bei Euch bleiben. Ohne Zwang. M ATROSA (verzweifelt) Schaut Euch da nicht so an, Ihr verliert ja noch die Köpf! T OXILUS Ich schau nicht weg. L EMNISELENIS (lächelt) Ich auch nicht. T OXILUS (zuckt plötzlich zusammen) Au! (er fasst sich ans Herz und windet sich etwas) L EMNISELENIS (erschrickt) Was ist? Was habt Ihr? T OXILUS (leise) Mir scheint, ich bin verwundet -- so ein stechender Schmerz -L EMNISELENIS Tuts weh? T OXILUS (lächelt) Nein. (Die Luft klingt) L EMNISELENIS (blickt empor und ruft) Amor, Amor! -- Dort fliegt er, dort! M ATROSA Um aller Götter Willen! Jetzt aber rasch in das Haus, Fenster und Türen versperrt, sonst schiesst er sie auch noch an, dieser unberechenbare Bursch! (sie zieht L EMNISELENIS rasch mit sich in die Villa) B
15
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Lesetext
B
N
(Vorhang)
12 25
B B
Ihr f Köpf!N ] in f Villa)N ]
[es dreht sich [ja] |doch| um Euere Köpf!] |Ihr f Köpf!| in[s Haus)] |die Villa)|
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N
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Repliken und Notizen zum II. und III. Akt
ÖLA 3/W 98 – BS 29 a [6], Bl. 1
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Repliken und Notizen zum II. und III. Akt
K4/E1
335
Lesetext
Endfassung Ein Sklavenball
K4/TS2/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
E I N S K L AV E N B A L L mit Gesang und Tanz in drei Akten von BÖdönN von BHorváthN. PERSONEN
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 2
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B
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 1
K.R. Thago, ein punischer Bankier Idiotima, seine Tochter Gloriosus, deren Mann Toxilus, Oberkammersklave Lemniselenis , eine Hetäre Matrosa, deren Dienerin Der Aufseher Paegnium, ein Sklavenlausbub Bagnio, ein entlaufener Sklave Der Praetor von Pompeji Dordalus, Sklavenhändler Sklaven und Sklavinnen. N
ZEIT Im Altertum. Innerhalb vierundzwanzig Stunden. SCHAUPLATZ
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 3
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Kleiner Privathafen vor einer Villa am Meer, unweit von Pompeji. Die Villa ist der ländliche Lustsitz des reichen punischen Bankiers K.R. Thago, eines naturalisierten Römers. Hier wohnt er im Frühling mit seiner Tochter Idiotima und derem Gatten Gloriosus. Rechts im Vordergrunde sieht man einige Säulen der Villa, links im Hintergrunde liegt das Meer. ERSTER AKT
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 4
Das Stück beginnt mit einem l e b e n d e m B i l d : Im Hafen, links im Hintergrunde, ankert die Luxusgaleere des Bankiers. Z AHLREICHE S KLAVEN UND S KLAVINNEN schleppen vom Ufer Gepäckstücke auf das Schiff, Kisten, Truhen, Fässer, Schläuche, Geschirr. Sie werden von einem A UFSEHER mit Nilpferdpeitsche in drohender Pose beaufsichtigt. Im Vordergrunde stehen von links nach rechts: G LORIOSUS , stolz auf den Knauf seines Schwertes gestützt; neben ihm kniet der Sklavenlausbub P AEGNIUM und putzt einen Schild; dann I DIOTIMA , umgeben von DREI K AMMERSKLAVINNEN , die noch etwas am Saum ihres Kleides zu nähen haben und ihr mit einer Brennschere auch noch Löckchen ins Haar brennen; dann K.R. T HAGO persönlich mit der achtzehnjährigen Hetäre L EMNISELENIS und deren B
2 2 10 43
ÖdönN ] HorváthN ] BLemniselenisN ] BBrennschereN ] B B
N
[O]|Ö|dön Horv[a]|á|th Lemnis[i]|e|lenis korrigiert aus: Brennscheere
336
Endfassung Ein Sklavenball
K4/TS2/A3 (Korrekturschicht)
Dienerin M ATROSA , einer Person im gefährlichsten Alter, die sich nun etwas im Hintergrund hält, denn der Bankier tätschelt gerade der Hetäre Wange. Ganz im Vordergrunde steht T OXILUS als Prologus, in einen feierlichen weissen Radmantel gehüllt, eine Pergamentrolle in der Hand. Es ist ein herrlicher Tag, ohne Wellen und Wolken. Alle Personen tragen griechische Masken, die die wesentlichen Züge ihrer Charaktere, so wie man sich selbe landläufig vorstellt, darstellen sollen. So steht nun T OXILUS mit der typischen Prologmaske vor dem Publikum. K.R. T HAGO , ein gütiger Börsianer, L EMNISELENIS , ein freches Dirnchen, M ATROSA , eine alte Dirnchenmutter, Gesellschaftsdame, I DIOTIMA , gepflegt, versnobt , mit dem leerem Lächeln der G LORIOSUS , ei-tel, dumm und aufgeblasen, P AEGNIUM , ein pfiffiger Spitzbub, der A UFSEHER roh und niederträchtig, die S KLAVEN und S KLAVINNEN , niedergedrückt, bemitleidenswert armselig, so wie es sich eben gehört. Es ist ein herrlicher Tag, ohne Wellen und Wolken. B
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T OXILUS (zum Publikum) Als Prologus Beginne ich mit einem Zitat aus Plautus: „Oh Publikum! Lasst Euch behaglich auf Euere Sitze nieder Bezahlt oder unbezahlt -- das ist nicht die Frage Die Frage ist vielmehr: Ob Ihr satt oder hungerig hierher gekommen seid. Wer bereits genachtmahlt hat, der hat das bessere Teil erwählt Doch wer hungert, esse sich an unseren Witzen satt -Aber wem zu Hause das Nachtmahl steht Der ist ein Narr Ein grosser Narr Dass er uns zulieb nüchtern hergekommen ist!“ (er nimmt seine Maske ab und entledigt sich seines Mantels) Huh, ist mir heiss! Verzeiht, dass ich mich demaskiere Doch hoffe ich, dass Ihr mich auch ohne Maske goutieren werdet -Erlaubt, dass ich mich vorstelle: Ich heisse Toxilus und bin hier der Oberkammersklave. Eigentlich bin ich zwar eine Herrennatur Die eben nur im Sklavenstande lebt Ein Mann voll geistiger Kraft und Gewandtheit Voll Witz und Gesundheit B
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einenN ] feierlichenN ] Bso wieN ] BversnobtN ] B N] BEs f Wolken.N ] BT OXILUS f ist!“N ] BhierherN ] BEigentlich f unterordnetN ] BebenN ] BSklavenstandeN ] B B
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eine[m]|n| feierliche[m]|n| korrigiert aus: sowie korrigiert aus: versnobbt [grossen] \Es f Wolken./ Textentlehnung Plautus, POE1
hier\her/ Textentlehnung Plautus, PER1
\eben/ Sklavenstand\e/
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Endfassung Ein Sklavenball
K4/TS2/A3 (Korrekturschicht)
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Dem sich seine Umgebung willig unterordnet Die Sklaven nämlich, deren Oberster ich bin -Jedoch auch -- (leise) -- meine Herrschaft! Ich sag es leise, denn sie steht hier hinter mir und soll es nicht hören! Sonst setzt es was ab auf meinen Buckel und das wollt Ihr mir doch nicht gönnen! (laut) Erlaubt nun, dass ich Euch die Szenerie erläutere: Ihr seht hier ein lebendes Bild. Rechts die Villa meiner Herrschaft und links im Hintergrunde das Meer -- dort ankert die Luxusgaleere meines Herrn, des Präsidenten des Romanisch-phönizischen Kreditinstitutes, K.R. Thago -- (er deutet auf K.R. T HAGO ) -- er ist ein gebürtiger Punier, hat sich aber in Rom naturalisieren lassen und allerhand Geld gemacht. Er verabschiedet sich soeben von seiner Fräulein Hetäre, namens Lemniselenis -- die Alte dahinter ist ihre Dienerin Matrosa, ein treuer Schatten! Jawohl, mein Herr verabschiedet sich, denn er segelt mit seiner Tochter Idiotima und derem Gatten Gloriosus nach Kreta in die Sommerfrisch , denn Kreta ist zur Zeit der letzte Schrei. Die Herrschaften segeln noch heute, sie warten nur noch, bis die Sklaven das viele Gepäck auf die Luxusgaleere gebracht haben. Der Rüpel dort hinten mit der Peitsche, das ist der Aufseher, ein roher, niederträchtiger Mensch -A UFSEHER (fällt ihm ins Wort) Was bin ich?! T OXILUS Hast es nicht gehört? Zweimal sag ichs nicht. A UFSEHER Ich hin ein roher, niederträchtiger Mensch?! T OXILUS Hab ich das gesagt? A UFSEHER Jawohl! T OXILUS Dann wirds schon stimmen -A UFSEHER Es stimmt aber nicht! Da, schau her -- (er reisst seine Maske herunter, ein rundes, gutmütiges Gesicht wird sichtbar) Ist das das Antlitz eines Peitschenkulis?! T OXILUS (perplex) Sieh da! Komisch, dass ich Dein Gesicht noch nie gesehen hab -- hm. Nein, roh und niederträchtig sieht es nicht aus, eher ein bisserl blöd -A UFSEHER (braust jähzornig auf) Ein solches Wort noch und -- (er hebt drohend seine Peitsche) T OXILUS (herrscht ihn an) Schäm Dich, immer nur die Peitsche, die Peitsche, die Peitsche! Bist doch selber nur ein Sklav! A UFSEHER Sklave her, Peitsche hin! Ich erfüll ja nur meine Pflicht! (er knallt mit der Peitsche und brüllt die S KLAVEN , die die Gepäckstücke tragen, an) Vorwärts-vorwärts! Nur nicht getrödelt, gewurstelt, geschlafen, sonst weck ich Euch auf, Sklavenpack! N B N
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] Ihr f nichtN ] BsegeltN ] BSommerfrischN ] BDie HerrschaftenN ] BRüpelN ] Broher,N ] BMenschN ] B N] BKomisch, dassN ] B N] BhabN ] BSklaveN ] B N B
[--] doch3 Ihr1 mir2 nicht4 [fährt jetzt] |segelt| Sommerfrisch[e] [Sie] |Die Herrschaften| korrigiert aus: Rüppel roher\,/ [Bursche] |Mensch| gestrichen: b [Eigentlich hab] |Komisch, dass| [ja] \hab/ [Peitsche] |Sklave|
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Endfassung Ein Sklavenball
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K4/TS2/A3 (Korrekturschicht)
D IE S KLAVEN (tragen ihre Lasten auf das Schiff) A UFSEHER (zählt die an ihm vorbeigeschleppten Gepäckstücke) -- 84, 85, 86, 87 -los-los! Wir haben noch 164 Stück! (er knallt wieder mit der Peitsche) I DIOTIMA (zuckt etwas zusammen) T OXILUS (zum Publikum) Nachdem ich Euch alles erklärt habe, darf ich nun wohl gehen -- ich muss nämlich auf das Schiff, um nachzusehen, ob auch alles richtig verstaut wird. Ich komme wieder, wenn ich muss! (rasch ab auf das Schiff) A UFSEHER (brüllt einen ALTEN S KLAVEN grimmig an) Tempo-tempo! 107, 108, 109 -hast nicht gehört, altes Stück Elend?! (er knallt abermals mit der Peitsche) I DIOTIMA (zuckt abermals zusammen) Oh saget ihm, er knalle nicht so mit der Peitsche! Er schlage lieber, dann gibts nicht diesen schrillen Ton! Meine Nerven vertragen keine Disharmonien Ich bin geschwächt -G LORIOSUS Paegnium! Wo bleibt mein Schild? P AEGNIUM (reicht ihm den Schild) Aufzuwarten, gnädiger Herr! G LORIOSUS (blickt auf seinen Schild, wie in einen Spiegel) Ich kann mich in meinem Schild nicht sehen. Wo bin ich? Du sollst meinen Schild so putzen, dass ich ihn als Spiegel benützen kann -- begreifs doch endlich, dass ich mit Mars verwandt bin! (er reicht ihm wieder seinen Schild) Putz ihn, sonst erledig ich Dich, wie jene fünfhundert in Kappadozien im vorigen Herbst -- fünfhundert mit einem Streich, obwohl mein Schwert abgestumpft war! P AEGNIUM (putzt eifrig den Schild) I DIOTIMA (nimmt langsam ihre Maske ab: eine verhärmte, frühgealterte Frau wird sichtbar) D IE K AMMERSKLAVINNEN (stürzen sich sofort eifrigst auf die Maske, schminken und pudern sie) I DIOTIMA (blickt zum Himmel empor) Ach, Wölklein in der Höh Nur du erkennst mein Weh: Mein Gatte ist ein Berufsmensch. Er liebt nur sein Schwert, seinen Schild, seinen Panzer -Was gilt ihm der Venusberg neben einem befestigten Hügel? Nichts, oh nichts! Er fürchtet nur immer, ob seine Rüstung auch richtig glänzt. Heut zieht er sich schon seit gestern an Er legte sich garnicht zu Bett in der Nacht Er zog sich nur an -Ich frag mich oft: Warum kennt mein Gatte keine Gemütlichkeit? G LORIOSUS Ein böses Wort! Viel lieber als in die Sommerfrische zög ich in einen flotten Krieg Viel lieber würd ich blutige Dinge vollbringen B
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\[zuck] |zuckt f zusammen|/
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Textentlehnung Plautus, MG1 und MG2
(zuckt f zusammen)N ] G LORIOSUS f war!N ] Bglänzt.N ] BDingeN ]
glänzt\./ [Taten] |Dinge|
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K4/TS2/A3 (Korrekturschicht)
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Als friedlich meine Brust in der Sonne bräunen -Denn meine Brust sehnt sich nach der befreienden Tat! I DIOTIMA ( einfach ) Ich hasse den Krieg. G LORIOSUS Versündig Dich nicht! Wenn das Mars hört! I DIOTIMA Lass mich aus mit Deinem Gott! Wenn mein Vater kein Krösus wär Wäre mein Gatte ein friedlicher Hirte Aber das Geld meines Vaters lässt ihn nicht arbeiten -So langweilt er sich auf dem Felde der Ehre zu Tode. G LORIOSUS (reisst sich wütend die Maske herab: ein feminines Gesicht wird sichtbar mit ängstlichen Augen; er fixiert unsicher I DIOTIMA ; plötzlich herrscht er sie an) Du nimmst den Mund voll, als hättest Du mir einen Sohn geschenkt! I DIOTIMA (will schreien, doch die K AMMERSKLAVINNEN binden ihr rasch, fast gewalttätig, die frisch hergerichtete Maske um) K.R. T HAGO (zu L EMNISELENIS ) Wohl begreif ich Deine Trauer, mein süsses, teuerstes Geschöpf! Du kostspieliges, Du -Denn ich fahr nun fort und lass Dich da. Doch sei beruhigt: Ich lass auch mein Geschäft da, Handel und Wandel, die Börs, das Kontor -Mögen die Papiere fallen oder sich heben Ich muss ruhen! B
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Der Arzt hats mir verordnet, der Weise Er kennt mein Leiden. Es ist nicht der Ausfluss des üppigen Lebens Sondern der Erregung über das Leben in Geschäften. Verlieren regt auf Aber verdienen noch mehr -Und viel verdienen, das legt sich aufs Herz Denn viel verdienen ist Schmerz Teuer erkaufter Schmerz, Du Kind -L EMNISELENIS Der Sommer mag kommen, der Herbst vergehen Meine Lieb zu Euch wird immer bestehen Denn Ihr habt mich gekauft. K.R. T HAGO Lieb, sehr lieb -- (er tätschelt wieder ihre Wange) T OXILUS (erscheint rasch an Bord des Schiffes und springt auf den Kai) Euere Hochwohlgeborenen! Die Segel sind gesattelt, der Anker gelichtet, das Gepäck verpackt und die Ruder sind ruderbereit -- es schwimmt alles in Butter, schiffet Euch ein! I DIOTIMA Endlich! (ab auf das Schiff) N
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meine BrustN ] derN ] BbefreiendenN ] BeinfachN ] B N] Bgewalttätig,N ] B N] BK.R. T HAGO N ] B B
mein\e/ [Herz] |Brust| \der/ befreiende[r]|n| [so nebenbei] |einfach| [der] [|mein|] gewalttätig\,/ [Ja, ruhen --] korrigiert aus: K. R. T HAGO
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G LORIOSUS (zu P AEGNIUM ) Her damit! (er nimmt ihm seinen Schild ab und betrachtet sich in ihm; entsetzt, denn er sieht sich ohne Maske) Was?! Das soll ich sein?! (er herrscht P AEGNIUM an) Ich seh mich noch immer nicht! Wart nur, Bube, wenn ich heimkehr, lass ich Dich blenden! (rasch ab auf das Schiff) P AEGNIUM (sieht ihm nach; leise) Idiot! (er nimmt seine Maske ab, ein mageres, trotziges Knabengesicht wird sichtbar; er fächelt sich mit der Maske und wischt sich mit dem Arm den Schweiss von der Stirne) K.R. T HAGO (zu L EMNISELENIS ) Kurz und gut, mit einem Wort: es wird höchste Zeit, dass ich einsteig und Du -- Du kehrst morgen wieder zu Dordalus zurück. L EMNISELENIS (entsetzt) Was sagt Ihr?! Wohin?! Zu Dordalus?! K.R. T HAGO Ja. Nach Pompeji. L EMNISELENIS (wie zuvor) Ich soll wieder zum Sklavenhändler?! Ihr wollt mich abermals wieder weiterverkaufen?! (sie reisst sich die Maske ab: ein schönes Kind mit traurigen Augen und einem frühverbittertem Zug starrt K.R. T HAGO verzweifelt an) K.R. T HAGO (stutzt unwillkürlich etwas) Warum so verzweifelt? Vielleicht kauft Dich ein Besserer, Schönerer, Reicherer -L EMNISELENIS (unterbricht ihn) Es gibt keinen Reicheren als Euch! Oh, bringt mich nicht wieder auf den Sklavenmarkt! Es folget so selten was Besseres nach! K.R. T HAGO Aber-aber, grosses Kind! Was hast Du Dir denn vorgestellt? Und ausserdem möcht man doch nur Dein Gutes -L EMNISELENIS Wollet lieber das Schlechte, mein Herr! Gewährt mir weiter Euere Huld Ich bleib Euch nichts schuld. Wenn Ihr heimkehrt von Euerer Sommerfahrt Wird von mir alles in bar bezahlt. Jeder Groschen ein Kuss Wenn ich nicht wieder auf den Sklavenmarkt muss -K.R. T HAGO Wer weiss, ob ich zurückkehr? Ob das Schiff nicht versinkt? Wer befiehlt dem Meer, dem Sturm -- Neptun oder ich? Bin ich dem Neptun sein Vertrauter? Na also! Abgesehen davon, dass ich Dich jetzt ein halbes Jahr umsonst ernähren müsst! Vorsicht ist die Mutter der Weisheit und Sparsamkeit ist eine Weltanschauung. Verkenne mich nicht, mein Kind! (Stille) L EMNISELENIS Jetzt weiss ich nichtmehr, was ich glauben soll, Herr Präsident. K.R. T HAGO (nimmt langsam die Maske ab; er hat überhaupt kein Gesicht) L EMNISELENIS (starrt ihn ausser sich an) K.R. T HAGO (feierlich) Glaub nicht der Gosse Glaube mir Glaub nicht den Geldlosen Ohnehosen Glaube den Reichen Sie haben Recht! Das Armselige
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Wird immer vertan Das Ewig-Geldliche Zieht uns hinan! L EMNISELENIS (schreit auf) Nein!! (sie verbirgt ihr Gesicht in den Händen) K.R. T HAGO (setzt sich langsam wieder seine Maske auf und streicht L EMNISELENIS über die Haare) Du bist unter Brüdern sechshundert Silberlinge wert. Verkauf dich nur ja nicht zu billig -- (ab auf das Schiff) T OXILUS (zu K.R. T HAGO ) Gute Erholung, frohe Fahrt! (ins Orchester) Darf man bitten, Herr Kapellmeister! (Musik erklingt) A LLE S KLAVEN (ausser L EMNISELENIS , singen und winken dem verschwindendem Schiffe nach) Keine Well auf der See Und der Himmel blau Frohe Fahrt! Keine Wolk in der Höh Und die Luft so lau Frohe Fahrt! Keine Sorg in der Brust Und im Herz nur Lust Frohe Fahrt! Fahret hin, fahret her (leise) Ertrinket im Meer! (laut) Frohe Fahrt! Ertrinket im Meer! A UFSEHER (horchte perplex auf, das Schiff ist nun verschwunden; er brüllt) Was hör ich?! „Ertrinket im Meer“?! Was soll der Text?! Beim Jupiter, das halt ich nicht aus! (er hebt seine Peitsche) Halt! Du wirst doch da nicht herumprügeln, wo wir Sklaven jetzt sozuT OXILUS sagen untereinander sind?! A UFSEHER Das ist mir wurscht! T OXILUS Mir aber nicht! A UFSEHER Das ist mir erst recht wurscht! T OXILUS (ruhig) Halt den Mund. A UFSEHER (braust auf) Was erlaubst Du Dir -T OXILUS (unterbricht ihn) Kannst Du lesen? A UFSEHER (perplex) Nein. T OXILUS Dann schau her -- (er zeigt ihm ein Dokument) Während der Abwesenheit unserer Herrschaft wurde ich, ich Toxilus, zum obersten Verwalter dieser Villa verstanden?! Denn ich geniesse das restlose Vertrauen meines eingesetzt, B
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T OXILUS N ] ] BT OXILUS N ] BT OXILUS N ] BT OXILUS N ] B N] B N
verstanden?!N ]
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[B UTLERUS ] |T OXILUS | [(zum A UFSEHER )] [B UTLERUS ] |T OXILUS | [B UTLERUS ] |T OXILUS | [B UTLERUS ] |T OXILUS | [als Oberkammersklave gewissermassen, und zwar von unserem hochgeborenem Herrn K. R. Thago, dem Präsidenten des Romanisch-phönizischen Kreditinstituts, höchstpersönlich und eigenhändig --] verstanden?\!/
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Endfassung Ein Sklavenball
K4/TS2/A3 (Korrekturschicht)
Herrn, verstanden?! Und hier hat mir nun jeder zu gehorchen, denn ich bin die höchste Instanz, bitt ich mir aus! Also los-los, an die Arbeit! Rastet nicht, damit Ihr nicht rostet! Tempo-Tempo! Und geprügelt wird jetzt da nichtmehr, Du mazedonischer Büffel! Gib mir Dein Werkzeug, auf der Stell, von heut ab prügel nur ich! Los, her damit! Vorwärts! A UFSEHER (gibt ihm widerwillig seine Peitsche) Werd glücklich. Jetzt möcht ich nur wissen, zuwas ich noch leb -- ich kann doch nur strafen, sonst hab ich ja nichts gelernt! Ohne Arbeit kann ich nicht leben! T OXILUS Kannst Du reiten? A UFSEHER (perplex) Reiten? T OXILUS Ja. A UFSEHER Natürlich kann ich reiten! Ich bin sogar gewissermassen auf dem Pferd geboren - T OXILUS Man merkts noch immer! Also höre: Du reitest jetzt sofort nach Pompeji, und zwar zum Sklavenhändler Dordalus -- Du kennst ihn doch? A UFSEHER Leider! Ich war ja selber mal seine Ware. T OXILUS Ich auch. Ein schäbiger Geizhals! A UFSEHER Wenn ich kein Sklav wär, sondern ein freier Mann, dann tät ich dem Kerl was erzählen! T OXILUS Vorerst beherrsch Dich und erzähl ihm nur folgendes: einen schönen Gruss von unserem abwesendem Herrn und er hätt ihm ein Fräulein Hetäre zum Verkauf zu übergeben -- in Kommission! Er möcht sich aber das Fräulein bald abholen, denn wir haben hier kein Eis, auf das wir es legen könnten, und da es heiss ist, verdirbts uns noch am End -- (er grinst) Fahr ab! A UFSEHER Geht in Ordnung! Wird prompt erledigt. T OXILUS Reit nur zu! Dass Du mir aber Dein Pferd nicht zu sehr schindest! A UFSEHER Ich? Ich sollt ein Tier misshandeln?! Für was hältst Du mich?! (entrüstet ab) (Während der vorigen Szene sind auch ALLE S KLAVEN , ausser L EMNISELENIS und M ATROSA , ab) L EMNISELENIS (sitzt am Fusse einer Säule und weint still vor sich hin) T OXILUS (betrachtet sie; zu M ATROSA ) Was hat sie denn? M ATROSA Sie weint. T OXILUS Warum? M ATROSA Es ist ihr hier so gut gegangen und jetzt hat sie Angst vor der Zukunft. B
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\denn/ [nichts] |Ihr nicht| [Aber] |Und| [hier] |jetzt da| [T OXILUS Ich weiss-ich weiss! Du hast die Peitschenvolksschul mit lauter Einser bestanden, hast die Prügelmatura summa cum laudis absolviert und hast sogar auf der Folterhochschul einige Semester studiert -- ich weiss-ich weiss! A UFSEHER Jaja, ich hatte eine goldene Jugend! T OXILUS Noch ist kein triftiger Grund zur Melancholie vorhanden -A UFSEHER (unterbricht ihn)] [ja] |sogar| korrigiert aus: schäbbiger [prügelst!] |schindest!|
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Endfassung Ein Sklavenball
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T OXILUS Aber-aber! Einen solchen schiechen alten Kracher, wie meinen gnädigen Herrn, den wird doch solch liebliches Ding immer wieder leicht finden! Direkt über Nacht! M ATROSA Unberufen! T OXILUS Sie kriegt auch junge fesche stramme -L EMNISELENIS (unterbricht ihn) Also nur das nicht! T OXILUS (perplex) Was hör ich? M ATROSA (zu T OXILUS ) Sie möcht von der männlichen Jugend nichts wissen. Wenns nach ihr ging, tät sie sich einen Herrn Gebieter aus dem Greisenasyl holen. T OXILUS Aha! Capisco! Einen gichtigen Greis, wacklig, zittrig, hirnrissig, der mit dem einem Haxen bereits durch die Unterwelt hatscht und von dem sich gar federleicht allerhand erben lässt -- schau-schau! Mit himmelblauen Pupillen blickt die Unschuld geschäftstüchtig in die Welt. Jaja , im Kontor der Tugend wird mit der Jugend gar häufig gewuchert! L EMNISELENIS Ihr versteht mich nur halb. T OXILUS Möglich. Denn die eine Hälfte, dass Ihr nämlich von der männlichen Jugend überhaupt nichts wissen wollt -- diese Hälfte kapier ich überhaupt nicht! L EMNISELENIS Diese Hälfte kann ich mir nicht leisten. Darum: Ich möcht einen Mann von hundert Jahren Mit dem könnt ich dann Schlitten fahren Ich tät ihn pflegen, tränken, füttern Tag und Nacht nur ihn bemüttern -B N
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Ich möcht einen Mann, der bald nimmer ist Der bald verbrannt wird und zwar ganz gewiss Ich opfer dann dem Pluto eins-zwei Gulden Und bin sie los, alle Schulden -B
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Denn: was hat man von seiner Jugend ohne Freiheit? Nichts! Und wie wird man frei? Nur durch Geld! Auch die Freiheit ist nämlich nur ein käuflicher Artikel -und ohne Groschen pfeiff ich auf meine Jugend! Denn Jugend ist Freiheit und Freiheit ist Geld! Darum:
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] DingN ] BWelt. JajaN ] BDarum:N ] BUnd f Krankenschwester.N ] B N B
[ein junges] [K]|D|in[d]|g| Welt\./ [--] [j]|J|aja [(sie singt)] |Darum:| || [Drum nehm ich einen hundertjährgen Mann Wenn ich dadurch nur ganz frei [sein] |werden| kann! Ohne Groschen pfeif ich auf die Jugend dieser Welt! Jugend ist Freiheit, Freiheit Geld! M ATROSA Sie ist eine geborene Krankenschwester.] |Und f Krankenschwester.|
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Endfassung Ein Sklavenball
K4/TS2/A3 (Korrekturschicht)
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Ich möcht einen Mann von hundert Jahren Mit dem würd ich dann in die Freiheit fahren Ich tät ihn immer pflegen, hegen Lang tät er ja nimmer leben -5
Es lebe die Jugend! M ATROSA (zu T OXILUS ) Sie ist eine geborene Krankenschwester. T OXILUS (grinst) Allerdings. L EMNISELENIS Ihr dürft nicht annehmen, dass ich mit unerlaubten Mitteln, als da sind: böse Kräuter, Schlangengift, etcetera -- das Ableben eines gebrechlichen Gebieters beschleunigen wollte. Ich würde auch nimmer ein massgebliches Wort in seinem Testament fälschen, aber ich tät ihm die Schrecken der Unterwelt ausmalen, und das fiele mir leicht, denn ich müsst ihm doch nur vom Schicksal der Sklaven auf der Oberwelt berichten. Die Haare würden ihm alle gen Himmel stehen und er würd mich vor lauter Grauen garantiert freikaufen, um nicht in der Unterwelt als Sklave verhandelt zu werden, als ein Ding mit menschlichen Allüren -- Oh Götter, es fällt mir immer schwerer an Euere Güte zu glauben! Sagt mir: gibt es Euch denn überhaupt? Und wenn es Euch gibt, warum seid Ihr denn so böse zu mir? Wie gern würde ich gut sein -T OXILUS Das ist ein Traum. M ATROSA (zu T OXILUS ) Sie hat eine zarte Seele. T OXILUS (zu M ATROSA ) Was verstehst Du unter Seele? L EMNISELENIS Was sich aus einem fortsehnt. (Stille) T OXILUS (zu L EMNISELENIS ) Wo kommt Ihr her? L EMNISELENIS Mein Papa ist ein Parasit. Er betreibt das gleiche Geschäft, das meine Ahnen Von ältesten Zeiten her betrieben haben Und er pflegt es mit viel Talent. Ich kenne keinen meiner Vorfahren Der sich nicht durch Parasiten-Kunst gemästet hätt. Grosspapa, Urgrosspapa, Ur-ur und noch ein Urpapa Sie alle haben stets Von fremder Kost gelebt Und an Gefrässigkeit konnt sie keiner überbieten. Meine Freiheit wurd ein Opfer ihrer Gier: Papa verkaufte mich als Sklavenkind um ein opulentes Menu Er konnt den Fasanen, Muränen und Hummern nicht widerstehen Sie haben ihn überwältigt, die geschlachteten Tiere Sie wohnen in ihm und sitzen auf seinem Willen -Er kennt nur die Lust Sonst nichts. T OXILUS Und Ihr habt Euch so einfach verkaufen lassen? N
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Textentlehnung Plautus, PER5 Textentlehnung Plautus, PER13
Gier\:/ korrigiert aus: wiederstehen
[Jetzt] haben2 [s]|S|ie1 ihn3 überwältigt,4 die5 geschlachteten6 Tiere7
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Endfassung Ein Sklavenball
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L EMNISELENIS Man muss seinen Eltern gehorchen. Ausserdem wurd ich nicht gefragt und ich hätt auch nicht antworten können, denn ich war erst drei Jahre alt. T OXILUS Seltsam sind die Schicksale der Sklaven! Sie sind sich alle gleich, auch wenn sie anders sind -Auch ich verlor meine Freiheit als dreijähriger Knirps Ich wurd bei Babylon gefangen -L EMNISELENIS Ach, Ihr seid ein Perser? T OXILUS Keine Ahnung! Ob Perser, Grieche, Inder, Aegypter -- was weiss ich, woher ich stamm! L EMNISELENIS Schad! Denn Perser sind interessant -T OXILUS Wieso? L EMNISELENIS Perser sind alle schwarz und ich bin blond. (Stille) T OXILUS (zu L EMNISELENIS ; er lächelt) Wenn Ihr es wünscht, dann bin ich ein Perser -L EMNISELENIS (klatscht in die Hände) Fein! M ATROSA Wie man freiwillig ein Perser sein möcht, das geht über meinen Horizont. L EMNISELENIS Warum? M ATROSA Weil alle Perser böse Menschen sind. L EMNISELENIS (lacht) Böse Menschen gibts überall! T OXILUS (starrt L EMNISELENIS an) Mir tuts nur leid, dass ich noch keine hundert Jahr alt bin -- (er lächelt) L EMNISELENIS (stutzt und schaut ihn gross an) T OXILUS Weil ich Euch dann freikaufen würde. M ATROSA Warum? T OXILUS (zu L EMNISELENIS ) Weil Ihr mir gefällt. M ATROSA (erhebt sich; zu L EMNISELENIS ) Kommt, Herrin, gehen wir! L EMNISELENIS (hört nicht auf sie, sondern fixiert T OXILUS ) Ihr würdet mich freikaufen? T OXILUS Was kostet Ihr denn? L EMNISELENIS Soviel ich weiss, sechshundert Silberlinge. T OXILUS Potz Pluto! Das ist ein Vermögen! L EMNISELENIS (lächelt) Bin ichs nicht wert? M ATROSA (zu L EMNISELENIS ) Los-los, Herrin! Das fängt sich immer so an: „Ihr gefällt mir“ und „Bin ichs nicht wert?“ Ich bitt Euch, macht keine Dummheiten, Ihr seid eine brave Hetär und jener ist ein Sklav -- diese Verbindung schickt sich nicht, göttlich, menschlich, gesetzlich nicht -- Ihr werdet Euch noch ins Unglück stürzen! L EMNISELENIS (sieht T OXILUS unbeirrt an) Wenn Ihr mich freikaufen würdet, würd ich immer bei Euch bleiben. Ohne Zwang. M ATROSA (verzweifelt) Schaut Euch da nicht so an, Ihr verliert ja noch die Köpf! T OXILUS Ich schau nicht weg. L EMNISELENIS (lächelt) Ich auch nicht. B
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Fein!N ] ] BKommt, Herrin,N ] BIhr f Köpf!N ] B
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[Bravo!] |Fein!| [Warum?] Komm\t/, \Herrin,/ [es dreht sich [ja] |doch| um Euere Köpf!] |Ihr f Köpf!|
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Endfassung Ein Sklavenball
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K4/TS2/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
T OXILUS (zuckt plötzlich zusammen) Au! (er fasst sich ans Herz und windet sich etwas) L EMNISELENIS (erschrickt) Was ist? Was habt Ihr? T OXILUS (leise) Mir scheint, ich bin verwundet -- so ein stechender Schmerz -L EMNISELENIS Tuts weh? T OXILUS (lächelt) Nein. (Die Luft klingt) L EMNISELENIS (blickt empor und ruft) Amor, Amor! -- Dort fliegt er, dort! M ATROSA Um aller Götter Willen! Jetzt aber rasch in das Haus, Fenster und Türen versperrt, sonst schiesst er sie auch noch an, dieser unberechenbare Bursch! (sie zieht L EMNISELENIS rasch mit sich in die Villa) B
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(Vorhang) 15
B ZWEITER AKTN
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Es ist Nacht geworden, der Mond scheint und das Meer summt. T OXILUS tritt aus der Villa, hält vor den Säulen und blickt in die menschenleere Welt hinaus.
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T OXILUS Ich kann nicht schlafen. Oh, Lemniselenis -- warum hast Du so einen langen Namen? Woher soll sich ein armer Bursche die Zeit nehmen, um Dich immer wieder aussprechen zu können? Du bist zu lang für einen Bettler. Wie gern würd ich Dich freikaufen, um Dein Sklave werden zu dürfen, zu sollen, zu müssen -- aber sechshundert Silberling! Oh Du mein armer Toxilus! Woher nehmen und nicht stehlen? M ATROSA (kommt aus der Villa; unterdrückt) He, hallo! T OXILUS (schrickt etwas zusammen) Ach, Du bists! Was willst Du? M ATROSA Nur auf ein Wort. Ich weiss, Du bist mir böse, weil ich Fenster und Türen versperrt hab, damit Du nicht zu meiner Herrin kannst -T OXILUS Willst Du sie nun öffnen? M ATROSA Nein. T OXILUS Dann fahr ab und lass mich allein! M ATROSA Ich fahr nicht ab, denn das verbietet mir mein Mitleid. T OXILUS (perplex) Dein was? M ATROSA Mein Mitleid. (sie nimmt die Maske ab: eine brave, gutmütige Frau wird sichtbar) T OXILUS (starrt sie interessiert an) „Mitleid“? Was ist das? M ATROSA (einfach) Du tust mir leid. T OXILUS (grimmig) Das freut mich! M ATROSA Ich weiss, Du findest keinen Schlaf, als hättest Du bittere Zahnschmerzen -B
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in f Villa)N ] ZWEITER AKTN ] B N] BMitleid.N ] B B
in[s Haus)] |die Villa)| ZWEITE[S]|R| [BILD] |AKT| [Wieder vor der Villa K.R. Thagos.] [Gewissen.] |Mitleid.|
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Endfassung Ein Sklavenball
K4/TS2/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
T OXILUS (fällt ihr ins Wort) Oeffne Lemniselenis Tür und es tut mir garantiert nichtsmehr weh! M ATROSA Lieber mög Dich alles brennen -T OXILUS (grimmig) Wie freundlich! M ATROSA (ehrlich) Ich fühle mit Dir -T OXILUS (braust auf) Jetzt aber noch ein Wort und ich hau Dir eine auf Deinen Mund, dass Dir alle Deine gelben Zähne in Gänsemarsch hinten hinausmarschieren! Fahr ab! (Stille) T OXILUS (drohend) Du bist noch da? M ATROSA (fährt ihn plötzlich an) Wenn Du das Mädel ehrlich liebst, dann darfst Du ihm nicht so den Kopf verdrehen! Was soll denn diese Wichtigtuerei?! Die Ärmste wälzt sich drinn herum -T OXILUS (unterbricht sie) Wälzt sich?! M ATROSA Hin und her und auf und ab! T OXILUS Oh Götter! Sie wälzt sich! M ATROSA Auch sie kann nicht schlafen -T OXILUS Schweig, Furie! M ATROSA So nimm doch Vernunft an! Die Liebe ist allerdings ein Vesuv, der in einer Tur ausbrechen möcht, aber ein Sklave hat kein Krater zu sein, sondern höchstens ein sanfter Hügel! Spar Deine Lava und beherrsch Dich! Du bringst ja noch eine brave Hetäre dazu, dass sie Dich wirklich liebt, ohne dass Du ihr was bieten kannst -- also das schlägt jedem Moralbegriff ins Gesicht, abgesehen davon, dass es der Kaiser feierlich verboten hat, dass sich ein Sklav mit einer Hetär - T OXILUS (unterbricht sie barsch) Schluss! Schluss! (bei Seite) Sie wälzt sich! (laut) Geh und sag Deiner Herrin meinen lieblichsten Gruss -- ich, ich Toxilus, würde sie freikaufen. M ATROSA Du? T OXILUS Ja. Bis morgen bring ich sechshundert Silberling -- tot oder lebendig. Sags ihr! M ATROSA Nein, das sag ich ihr nicht. Ich werd mich schön hüten, einen solchen Blödsinn auszurichten! T OXILUS Blödsinn?! Wenn Toxilus sagt , dass er bis morgen sechshundert -M ATROSA (unterbricht ihn) Dass ich nicht wieher! T OXILUS Wieher nur, altes Pferd! Aber richt es aus! M ATROSA Fällt mir nicht ein! T OXILUS Du -- bring mich nicht zur Raserei! M ATROSA Halt Andere zum Narren, aber nicht uns, mich und meine sanfte Herrin! B N
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] diese f ÄrmsteN ] BdrinnN ] BTurN ] BSklavN ] BGeh f ihr!N ] BwürdeN ] BToxilus sagtN ] BerN ] BsanfteN ] B N B
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[Nein.] [[das alles] |diese Wichtigtuerei|?! [Es] |Die Ärmste|] |diese f Ärmste| drinn[en] gemeint ist: Tour Sklav[e] Textentlehnung Plautus, PER12
w[e]|ü|rde [ich] |Toxilus| sag[e]|t| [ich] |er| [ärmste] |sanfte|
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Endfassung Ein Sklavenball
K4/TS2/A3 (Korrekturschicht)
T OXILUS Weib, sag ich Dir, richt es ihr aus -- sonst passiert noch ein Unglück! Ich kauf Deine Sanfte frei, unter allen Umständen, in jeder Weise, auf jede Art -und wenn ich einen reichen Gauner erschlagen und berauben müsst! M ATROSA Verblendet, verblendet! Du endest noch am Kreuz! T OXILUS Scher Dich, Unke! Unk anderswo! Sonst häng ich Dich ins Meer hinein! Mit dem Kopf nach unten, damit Dich die Polypen kitzeln! Marsch-marsch! M ATROSA Ein ungehobelter Mensch! (rasch ab in die Villa) T OXILUS (allein; er fährt sich etwas erschöpft mit der Hand über die Augen und seufzt) Lemniselenis wälzt sich -- und ich steh da! Achjaja, wer als Habenichts eindringt in die Pforten der Liebe, der überflügelt mit seiner Qual selbst die Qualen des Herkules. Lieber als mit Amor möcht ich mit der Hydra selber kämpfen -oder mit dem Eber aus Aetolien, den stymphalischen Vögeln, ja lieber sogar mit dem Riesen Antäus persönlich! So martere ich mein Gehirn: woher nimmst Du sechshundert Silberling? Und ich weiss doch im Voraus: die, die ich um einen Pump bitten könnt, die würden alle nur sagen: „Ich habe selber nichts“ -- (er hat sich gesetzt und vergräbt seinen Kopf in den Händen) B AGNIO (ein davongelaufener Sklave, der auf die schiefe Ebene geraten ist, schleicht sich mit einem dickem Prügel bewaffnet, gefolgt von ZWEI K UMPANEN , die desgleichen adjustiert sind, von links an die Villa heran; unterdrückt) Da wären wir. Dort habt Ihr also besagte Villa -- Säulen, als wärs ein Tempel des Jupiter, derweil ist es nur der ländliche Lustsitz eines alten Wucherers, Erpressers, Wechsel- und Kontofälschers, Witwen- und Waisengeldbehälters! Das lebt sich, diese punische Banksau, Zinsenhengst von Caesars Gnaden -- (er herrscht den EINEN K UMPANEN an) Tritt auf keinen dürren Ast, sonst spring ich Dir auf den Nabel, miserabler Anfänger! Das Tor ist versperrt, wir treten durchs Fenster ein, und zwar durch das fünfte von links, ich kenn mich da aus, denn hier war ich zuhaus -Hier lebt ich einst als armer Sklav Fleissig, ehrlich, bieder, brav Hab geschuftet Tag und Nacht Bis ich habs herausgebracht: Warum schuften, warum plagen Warum an den Knochen nagen? Machs doch, wie der Herre Dein Achte weder Sein noch Mein! Nimm, was er den Sklaven nimmt Und Dein ganzes Leben stimmt! A LLE DREI Nimm, was er den Sklaven nimmt Und Dein ganzes Leben stimmt! B AGNIO Trara! Trara! Die Einbrecher sind da! A LLE DREI Trara! Trara! Die Einbrecher sind da! B
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SanfteN ] frei,N ] BerschlagenN ] BScherN ] BAchjaja f nichts“ --N ] BFleissig f bieder,N ] BAchteN ] B B
[Herrin] |Sanfte| frei\,/ [--] [umbringen] |erschlagen| korrigiert aus: Scherr Textentlehnung Plautus, PER2
Fleissig\,/ ehrlich\,/ bieder\,/ [Kenne] |Achte|
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Endfassung Ein Sklavenball
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K4/TS2/A3 (Korrekturschicht)
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T OXILUS (horcht auf) Wer murmelt denn da? D IE DREI (erblicken erst jetzt T OXILUS und zucken zusammen) T OXILUS (erblickt die DREI nicht) Sonderbar. Sollt ich schon Gespenster hören? Jaja, wenn die Liebe erwacht, sitzt man auf seinem Verstand -- (er lächelt wehmütig und grübelt wieder vor sich hin) B AGNIO (sehr leise zu seinen K UMPANEN ) B N Folget mir vorsichtig nach, Freunde! Ich werd mal jenem Burschen BdortN ein bisserl den Kürbis spalten -- (er schleicht sich mit seinem dicken Prügel an T OXILUS heran) T OXILUS (erblickt nun B AGNIO und schnellt empor) Halt! B AGNIO (unterdrückt) Schrei nicht! Ich bin zu dritt und sags Dir im Guten, respektive im Bösen: ein lautes Wort und Du hörst den Zerberus bellen! T OXILUS (horcht auf) Wer seid Ihr? B AGNIO Kindische Frage! Ein Dieb natürlich! Ein Aus- und Einbrecher, Haus-, Garten- und Strassenräuber, Gewalttäter, auch Totschläger, wenn Ihrs mal versuchen wolltet -T OXILUS (wie zuvor) Diese Stimme kenn ich doch, dieses rauhe Organ -B AGNIO Mein Organ ist allerdings etwas heiser durch den übermässigen Genuss des Weines. T OXILUS Ist das nicht Bagnio? B AGNIO (perplex) Du kennst mich? T OXILUS Bagnio! Du möchst mich erschlagen? Mich?! B AGNIO Ich pfleg mich nicht vorher zu erkundigen, wen ich hinterher erschlagen hab. T OXILUS Ich bin Toxilus. B AGNIO (hocherfreut und -überrascht) Was?! Toxilus?! Oh Jupiter Venus Apollo! Ist das aber eine Ueberraschung! Na, das hätt mir aber itzo ehrlich leid getan, wenn ich Dir Deinen Kürbis demoliert hätt! (zu seinen K UMPANEN ) B N Wisst Ihr, wer das ist? Das ist der einzige Sklav in meinem Leben, der mal ein Mitgefühl mit mir gehabt hat, wie man mich auf den Block gespannt hat, weil ich meine Mitsklaven bestohlen hab! Alle haben mich gehasst, nur er hat mich verteidigt -- das vergess ich Dir nimmer! BWie gehts, wie stehts, lieber guter alter Freund? Bist noch immer artig folgsam, ha? T OXILUS Ich fürchte-fürcht, bald werd ichs nimmer sein -- (er lächelt wieder wehmütig) B AGNIO Anständig, sehr anständig! T OXILUS Ich benötig nämlich dringendst Geld. B AGNIO So fängts an! Wieviel? T OXILUS Sechshundert Silberling. B AGNIO Sechshundert? Respekt vor Deinem Appetit! T OXILUS Ich grübl schon die halbe Nacht, wer mir etwa Bso vielN leihen tät -B AGNIO (fällt ihm ins Wort) Leihen? Dir? Was fällt Dir ein, unverschämter Kerl?!N T OXILUS Ich weiss, ich bin verwirrt -- Verzeih! B AGNIO Na also! (Stille) 6 7 26 30–40 39
] dortN ] B N] BWie f Kerl?!N ] Bso vielN ] B N B
[Aufgepasst!] \dort/ [Kommt herbei --] Textentlehnung Plautus, PER3 und PER4 korrigiert aus: soviel
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Endfassung Ein Sklavenball
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K4/TS2/A3 (Korrekturschicht)
T OXILUS Drinnen im Haus ist eine Kasse. B AGNIO Ich kann mich noch erinnern. T OXILUS Im dritten Zimmer. B AGNIO Gleich rechterhand. T OXILUS Wenn man von links kommt. B AGNIO (mit geschlossenen Augen) Ich seh sie noch vor mir. (Stille) T OXILUS Man kann auch durchs Fenster. B AGNIO Stimmt. Durchs fünfte von links. T OXILUS Nein. Dort schläft heut wer. Durchs vierte von rechts. B AGNIO Aha. (Stille) T OXILUS Die Herrschaft ist verreist. B AGNIO Ehschonwissen! Drum bin ich ja da. T OXILUS Aha. (Stille) B AGNIO Was ist denn in der Kasse? T OXILUS Neunhundert Silberling. B AGNIO (fasst sich ans Herz) Sags nochmal! T OXILUS Neunhundert. B AGNIO Wie das klingt! Neun-hun-dert! -- das zerrinnt auf der Zunge, wie Butter -(Stille) T OXILUS (plötzlich entschlossen) Wenn du mir sechshundert abgibst, garantier ich Dir, dass Dich niemand entdeckt. B AGNIO Lieb von Dir. Zwar hab ich keine Angst, entdeckt zu werden, denn es ist noch keine neue Strafe ersonnen worden, an die ich mich nicht schon gewöhnt hätt -- jedoch: gemacht! Du kriegst Deine sechshundert -- (zu seinen K UMPANEN ) Aufgehts, los! Durchs fünfte Fenster von links -T OXILUS (fällt ihm ins Wort ) Aber-aber! Durchs vierte von rechts! B AGNIO (herrscht ihn an) Verzweifel nur nicht gleich, wenn sich mal einer verspricht! Uebrigens: was machst Du eigentlich mit so viel Geld? Willst Du fliehen? T OXILUS Nein. Ich möchte jemand freikaufen. B AGNIO Freikaufen? Wer ist denn heutzutag noch so viel wert! T OXILUS Die, die ich meine, wäre sechstausend wert und es wär immer noch zu wenig. B AGNIO (begreift voll Verachtung) Ach, ein Weib -T OXILUS Amor hat mein Herz durchbohrt. B AGNIO ( stutzt ) Wer? Ja, lieben denn Sklaven auch? T OXILUS Was tun? Den Göttern trotzen? Bin ich ein Titane? B AGNIO Du bist ein Tepp. Aber verlass Dich auf mich -- (zu seinen K UMPANEN ) Mir nach! (ab mit ihnen hinter die Villa) B
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zerrinntN ] jedoch:N ] BWortN ] Bso vielN ] Bso vielN ] BToxilus f Titane?N ] BstutztN ]
jedoch\:/ W[ö]|o|rt korrigiert aus: soviel korrigiert aus: soviel Textentlehnung Plautus, PER3
s\t/utzt
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Endfassung Ein Sklavenball
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K4/TS2/A3 (Korrekturschicht)
L EMNISELENIS (tritt im Nachtgewand aus der Villa, sieht sich um, erblickt T OXILUS , nähert sich ihm unhörbar und hält ihm plötzlich von hinten mit beiden Händen die Augen zu; leise) Wer bin ich? T OXILUS (erschrickt und reisst sich los) Wer da?! Ach -- (er starrt sie entgeistert an) L EMNISELENIS (lächelt) Dreimal darfst Du raten -T OXILUS (nähert sich ihr langsam und reisst sie plötzlich stürmisch an sich) L EMNISELENIS Nicht so laut! (sie lässt sich von ihm umarmen, umarmt ihn, und Beide küssen sich; dann löst sie sich langsam los) Die brave Matrosa schläft -T OXILUS Endlich! L EMNISELENIS Ich hab ihr in ihren Erfrischungstee mein stärkstes Pülverchen hineingeschmuggelt -- jetzt schnarcht sie, dass die Betten zittern . T OXILUS Hoffentlich zittern sie lang! L EMNISELENIS (traurig) Wer weiss! (sie blickt zum Himmel empor) Oh Venus! Steinig und steil sind die Strassen der liebenden Herzen Denen die Götter die Freiheit der Küsse nicht gönnen. Arm ist das Mädchen, das heimlich sich fortschleichen muss Angstvoll zu leeren den Becher der hastigen Lust. Arm ist das Mädchen, das in fremde Gedanken verstrickt Zwischen zwei Türen, furchtsam bei jedem Geknarre erschrickt. Wie gern wär ich unbewacht , gekettet an Dich allein Hinter verriegelten Fenstern und Türen im eigenem Heim. T OXILUS Ach, Lemniselenis -Ich finde keine Worte, nur Deinen Namen. L EMNISELENIS Oh, jetzt gehts mir gut! Plötzlich bin ich reich. Was gehört mir nicht alles! Das Meer und die Luft, die Wolken, der Mond und die silbernen Farben der Nacht! Das alles hast Du mir geschenkt. Ich danke Dir. T OXILUS Dank mir nicht, sonst bricht mir das Herz – L EMNISELENIS Wenn man nur keinen Kopf hätte! T OXILUS Sei so gut! L EMNISELENIS Wenn man nur nicht denken müsst -- denn was wird schon morgen sein? Morgen schon wird gesungen: „Schmücke Dich, Mädchen, schmücke Dich, es kommt der Sklavenhändler“ -T OXILUS Also den lass ruhig kommen. L EMNISELENIS Wie einfach Du das sagst -T OXILUS Ich sag es einfach, weil es einfach ist. Du wirst nämlich morgen einfach frei. Ich kauf Dich frei -- ganz einfach! L EMNISELENIS Du? Woher willst denn Du Dir das viele Geld hernehmen?! T OXILUS Ein Freund wirds mir beschaffen, er gab mir sein Wort. L EMNISELENIS Was ist das für ein Freund? T OXILUS Ein alter Bekannter. Ein verlässlicher Mensch. B
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schnarchtN ] die f zitternN ] Bzittern f lang!N ] Berschrickt.N ] BunbewachtN ] Bgekettet f DichN ] BHerz –N ] Bhernehmen?!N ] B B
korrigiert aus: schnarrcht d[er]|ie| [Boden] |Betten| zitter[t]|n| [lang!] |zittern f lang!| erschri[ckt]|ckt.| [reich] |unbewacht| [frei und mit] |gekettet an| Di[r]|ch| Herz[!] |–| [nehmen?!] |hernehmen?!|
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Endfassung Ein Sklavenball
K4/TS2/A3 (Korrekturschicht)
L EMNISELENIS Und der hat so viel Geld? T OXILUS Er hat. Beruhig Dich, er hat. L EMNISELENIS Ist er denn so reich? T OXILUS Reich ist garkein Ausdruck! Wenn er will, gehört ihm die ganze Welt, er muss nur zugreifen -- (er macht die Geste des Stehlens) L EMNISELENIS Jetzt hab ich Angst. T OXILUS Warum, Liebste? L EMNISELENIS Du -- Du wirst doch nicht stehlen? T OXILUS Ich? Was denkst Du von mir? Warum nicht? L EMNISELENIS (entsetzt) Nein! T OXILUS Für Dich: ja! L EMNISELENIS (wie zuvor) Nein, nicht für mich, nie! Versprich es mir, dass Du mich lieber nicht freikaufst, als dass Du mich auf verbrecherische Art erwirbst -- versprich es mir, bitte-bitte! Ich bin doch besorgt um Dein leibliches Wohl, man wird Dich noch vierteilen! T OXILUS (fixiert sie) Liebst Du mich? L EMNISELENIS Ja, aber -T OXILUS (unterbricht sie) Dann lass mich stehlen! (Stille) L EMNISELENIS Oh Götter, ahnt ich es doch! T OXILUS Höre: in meinen Augen gibt es nur ein Verbrechen: Dich weiter im Joche der Sklaverei zu belassen, Dich wieder weiterzuverkaufen, zu verschachern, zu vertrödeln, wie ein lebloses Ding -- Heut kenne ich nur dieses einzige Verbrechen und sonst sei mir alles Recht! L EMNISELENIS Wenn mein Verkauf ein Verbrechen ist, dann ist doch auch jeder Verkauf eines Menschen -T OXILUS (fällt ihr ins Wort) Ist er auch, ist er auch! Alles Verbrechen, lauter Verbrechen! Man hat uns alle gestohlen, alle-alle! L EMNISELENIS Nicht so laut! (sie sieht sich ängstlich um) T OXILUS Dann sag ichs leise: Du wirst noch sehen, wir stehlen uns alle zurück, alle! (Stille) L EMNISELENIS Hast Du gehört, dass es einen neuen Gott geben soll? T OXILUS Einen neuen Gott? L EMNISELENIS Ja. Er soll unsichtbar sein. T OXILUS Unsichtbar? L EMNISELENIS Er soll immer um einen herum sein -- um einen jeden von uns, denn er sagt, dass alle Menschen gleich sind -T OXILUS Wo hast Du das gehört? L EMNISELENIS Matrosa hats mir erzählt. Sie war mal da, wo sich die Leut treffen, die zu dem neuem Gott gehören -- sie kommen unter der Erde zusammen. T OXILUS Was machen sie denn dort? L EMNISELENIS Sie singen. Ueberall unter der Erde -- halb Rom soll schon ganz unterhöhlt sein. (Stille) B
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korrigiert aus: soviel [Nein!] |(wie f nie!| \noch/ kenn\e/
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Endfassung Ein Sklavenball
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K4/TS2/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
T OXILUS Man hört immer wieder von neuen Göttern, man weiss schon garnichtmehr, was man glauben soll. Ich glaube nur, dass ich Dich wirklich liebe -M ATROSA (schreit in der Villa auf und stürzt heraus) Hilfe! Hilfe! Hilfe! Einbrecher, Räuber, Mörder! L EMNISELENIS Um der Himmel Willen! T OXILUS (ist erschrocken, fasste sich jedoch rasch und herrscht nun M ATROSA an) Was plärrst Du da und weckst das Haus?! Hier gibts doch keine Räuber und Mörder -- die hätt ich doch sehen müssen, wo ich die ganze Weil heraussen steh! Du hast geträumt! M ATROSA Und dieser blaue Fleck da?! Hab ich den etwa auch nur geträumt?! Mit einem Prügel hat mich der Schurke über den Schädel geschlagen -T OXILUS (unterbricht sie) Du wirst Dich im Traum selber über Deinen Schädel -M ATROSA (erblickt erst jetzt L EMNISELENIS und unterbricht T OXILUS ) Was seh ich?! Und das Mädel hier ist vielleicht auch nur ein Traum?! (zu L EMNISELENIS ) Hinein mit Euch! L EMNISELENIS (herrscht sie an) Du hast mir nichts zu befehlen, Du bist meine Dienerin, merk Dir das endlich! M ATROSA Die Dienerin einer Hetäre ist wie die Mutter einer freien Frau! Ich weiss, wenn Ihr verkauft werdet, gelte ich nur als BZuwagN, aber trotzdem bin ich Euer schützender Geist! T OXILUS (zu M ATROSA ) Fahr ab! L EMNISELENIS Morgen werd ich frei! T OXILUS (schielt nach der Villa) Hoffentlich -M ATROSA Lächerlich! Schwätzt nicht, Herrin! L EMNISELENIS Ich schwätze nicht! (sie fasst sich plötzlich ans Herz) Oh, jetzt fühl ichs so stark, dies brennende Weh: man liebt nur einmal im Leben -- -- Amor, Amor! M ATROSA (blickt zum Himmel empor, sieht nichts und macht eine wegwerfende Geste) Ich möcht nicht wissen, wie oft Ihr noch lieben werdet mit Eueren lumpigen achtzehn Jahren! L EMNISELENIS (traurig) Ich lebe nicht lang. M ATROSA Jetzt das auch noch! A UFSEHER (kommt rasch von links) Hallo, Ihr seid hier alle Bvor dem TorN?! Mitten in der BNacht?!N Was gibts denn?! T OXILUS Nichts. Wir können nur alle nicht schlafen. A UFSEHER Komisch. Ich komm grad aus Pompeji vom Dordalus, der alte BSchäbigeN wird sich das Fräulein morgen in aller Früh abholen -- er bringt auch gleich ein paar Kunden mit, mir scheint, aus Britannien! T OXILUS (zu L EMNISELENIS ) Verlass Dich auf mich -L EMNISELENIS Ja. P AEGNIUM (stürzt aus der Villa) Toxilus, Toxilus! Die Kasse ist geplündert! Geplündert! A UFSEHER Was?! Die Kasse?!
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ZuwagN ] vor f TorN ] BNacht?!N ] BSchäbigeN ] B B
gemeint ist: Zuwaage [heraussen] |vor f Tor| Nacht?\!/ korrigiert aus: Schäbbige
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P AEGNIUM Drei warens, drei Verbrecher! Ich hab sie deutlich gesehen! Kommt schnell, schnell -- vielleicht erwischt Ihr sie noch! A UFSEHER Ich dreh ihnen die Hälse um! (rasch ab mit P AEGNIUM in die Villa) M ATROSA (zu T OXILUS ) Na, hab ich geträumt? T OXILUS Nein. Den Göttern sei Dank -M ATROSA (horcht auf) Was murmelst Du da? T OXILUS Nichts. M ATROSA (blickt ihn misstrauisch an; zu L EMNISELENIS ) Kommt! L EMNISELENIS Nein. M ATROSA (zuckt die Schultern und ab in die Villa) T OXILUS (lauscht in die Nacht) L EMNISELENIS Sind sie entkommen? T OXILUS (wie zuvor) Wenn sich nichts rührt, dann ja -(Stille) L EMNISELENIS Ich höre nichts. T OXILUS Ich auch nichts -- (er legt seinen Arm um ihre Schultern und blickt zum Himmel empor) Oh Jupiter, allmächtiger, hehrer Sohn der Rhea Höchster Gott! Aus dessen Händen Reichtum, Hoffnung, Heil entströmt Aus tiefstem Herzen bringe ich Dir Opfer dar Weil hilfreich Du dem Freund zur Flucht verhalfst Weil freundlich Du dem Freund Gelegenheit gabst Mir den allergrössten Dienst zu tun: Gestohlenes Geld zu bringen in Geldesnot. Lemniselenis! Morgen bist Du frei!
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(Vorhang) DRITTER AKT
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Am nächsten Morgen. Wieder scheint die Sonne, doch diesmal wie durch Nebel, trotz des blauen Himmels. Die S KLAVEN und die S KLAVINNEN sitzen vor der Villa und frühstücken. M ATROSA , mit einem Verband um den Kopf, P AEGNIUM und der A UFSEHER sind auch dabei. 40
A UFSEHER (zu P AEGNIUM ) Du hättest ihm ein Bein stellen sollen, zimperlicher Bursche! P AEGNIUM Ich? A UFSEHER Jawohl, Du! Mit Einbrechern muss man deutlich dischkurieren ! Bein stellen und schon drauf, Daumen in die Augen, Knie auf die Brust, Knöchel verB
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B B
Oh f Geldesnot.N ] dischkurierenN ]
Textentlehnung Plautus, PER8 gemeint ist: diskurieren
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drehen, Arm auskegeln, Tritt übers Schienbein und ein Schlag mit der Kante der äusseren Handfläche nach der Gurgelgegend -- das hätt sich gehört! Aber nicht weglaufen mit Hilfegeplärr! Dann hätten wir jetzt diese Wegelagerer und das Geld in der Kasse wär gerettet! M ATROSA Du redest Dich leicht mit Deiner Muskulatur! Aber dies schmächtige Bürscherl hätts mit einem solchem Halunken aufnehmen sollen?! Du hättest den sehen sollen , der mir eine über den Schädel gehaut hat -- breit wie ein Bär und stark wie ein Ochs! P AEGNIUM Und ausserdem warens zu dritt! A UFSEHER Zu dritt-zu dritt! Wie ich in Deinem Alter war, hab ichs mal mit sechs allein aufgenommen -- mit sechs Riesen, die kleinere Bäum mit der linken Hand samt den Wurzeln aus der Erde gerissen haben, und zwar aus einem steinigem Boden -M ATROSA (unterbricht ihn) Nanana! Du renommierst schon manchmal, wie unser Herr Gloriosus! A UFSEHER (herrscht M ATROSA an) Vergleich mich nicht mit dem Trottel, ja?! D IE S KLAVEN (lachen) A UFSEHER (herrscht die S KLAVEN an) Ruhe! Lacht nicht! Kuscht und fresst ! E IN S KLAVE Kusch selber und friss! A UFSEHER (schnellt empor) Was?! D ER S KLAVE Vergiss es nur ja nicht, dass Du keine Peitschen mehr hast! Freu Dich lieber, dass wirs vergessen, dass Du mal eine gehabt hast! Glotz nicht so blöd, sonst schütt ich Dir meine Suppe ins Gesicht! A UFSEHER (überaus perplex) Was sagt man! P AEGNIUM Kusch und friss. A UFSEHER Wie bitte?! Das wagst Du? Mir? Dem älteren Manne?! P AEGNIUM Du bist ein Sklav, genau wie ich. A UFSEHER So? Na pass nur auf, was ich Dir geben werde -P AEGNIUM (wird immer frecher) Nichts. Du hast ja nichts. A UFSEHER Mich sollen doch alle Götter strafen -P AEGNIUM (fällt ihm ins Wort) Das wünsch ich Dir auch als guter Freund. A UFSEHER Jetzt steht die Welt nimmer lang! E INE S KLAVIN (schrill) Hoffentlich! Hoffentlich geht bald alles unter! (Stille) P AEGNIUM Apropos untergehen: wo unsere Herrschaft jetzt wohl segeln mag? M ATROSA Segeln wird sie kaum, denn es weht ja nicht das geringste Lüftchen -E IN S KLAVE Es ist schwül, als käm ein Wetter. P AEGNIUM Ich seh noch keine Wolke -E INE S KLAVIN Oh, das geht rasch! A UFSEHER Ohne Wind wird nur gerudert, gerudert. B
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sollenN ] habN ] BDuN ] B N] BfresstN ] BA UFSEHER f Manne?!N ] BP AEGNIUM f Freund.N ] B B
korrigiert aus: sóllen korrigiert aus: habs
Du[{ }] [eitlen] fr[i]|e|sst Textentlehnung Plautus, PER10 Textentlehnung Plautus, PER11
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Endfassung Ein Sklavenball
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D IE S KLAVEN (singen) Bet und ruder! ruft die Welt Bete kurz, denn Zeit ist Geld! An die Kette pocht der Tod Bete kurz, denn Zeit ist Brot!
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Und Du ackerst und Du säst Und Du nietest und Du nähst Und Du hämmerst und Du spinnst Sag, oh Sklav, was Du gewinnst!
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Wirkst am Webstuhl Tag und Nacht Schürfst im Erz- und Kohlenschacht Füllst des Ueberflusses Horn Füllst es hoch mit Wein und Korn.
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Alles ist Dein Werk! oh sprich Alles, aber nichts für Dich! Und von allem nur allein Die Du schmiedst, die Kette, Dein --
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Was Ihr hebt ans Sonnenlicht Schätze sind es für den Wicht Was Ihr kleidet und beschuht Tritt auf Euch voll Uebermut.
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Bet und ruder! ruft die Welt Bete kurz, denn Zeit ist Geld! An die Kette pocht der Tod Bete kurz, denn Zeit ist Brot -- -A UFSEHER (zu M ATROSA ) Wieviel war denn eigentlich in der Kasse? M ATROSA (in Gedanken) In was für einer Kasse? A UFSEHER Na in unserer Kasse, die gestern geplündert worden ist! M ATROSA Ahso! Keine Ahnung -P AEGNIUM Das weiss nur Toxilus persönlich, denn er hat die Schlüssel zur Kasse. M ATROSA (horcht unwillkürlich auf) Toxilus? Soso. A UFSEHER (horcht auf; zu M ATROSA ) Was heisst das? Dieses eigentümliche „soso“? M ATROSA Nur so. (Stille) A UFSEHER Du willst doch damit nicht soso etwa ausdrücken, dass unser allseits verehrter Freund Toxilus soso die Finger im Spiel dabei -M ATROSA (fällt ihm ins Wort) Ich will nichts gesagt haben! A UFSEHER Soso. (er braust plötzlich auf) Aber das wär ja allerhand! P AEGNIUM Natürlich hat er seine Finger dabei. M ATROSA Was redest Du da?! Schämst Du Dich nicht?! P AEGNIUM Ich weiss Bescheid. M ATROSA Nichts weisst Du, nichts, Lausbub, verteufelter! A UFSEHER (zu M ATROSA ) Ich versteh Deine eigentümliche Aufregung nicht --
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Endfassung Ein Sklavenball
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M ATROSA (fällt ihm ins Wort) Ich kann es nicht leiden, dass jemand beschuldigt wird ohne zwingende Beweise -- oh, ich kenn das selber! Wie oft hat man mich schon verleumdet! A UFSEHER (schreit) Also was ist los?! Hat er die Finger im Spiel -- ja oder nein?! P AEGNIUM Ich hab ihn nämlich zuvor belauscht, bei Lemniselenis -M ATROSA (unterbricht ihn) Was?! Er steckt schon wieder bei ihr?! P AEGNIUM Er steckt noch immer bei ihr! M ATROSA Skandal! Na, lang dauerts nimmer, der Dordalus muss ja jeden Moment erscheinen -A UFSEHER (unterbricht sie brüllend) Dordalus hin und her! Was ist also mit seinen Fingern?! P AEGNIUM Sie stecken drinn! Er hat das Geld! A LLE S KLAVEN (die interessiert nähergetreten waren) Das Geld?! P AEGNIUM Toxilus hat das Geld! A UFSEHER (schnappt ausser sich nach Luft) Mich trifft der Schlag -- (er muss sich setzen) P AEGNIUM (zu den S KLAVEN ) Grad hat er es seiner Lemniselenis erzählt, wie sich der Oberdieb wiederhergeschlichen, knapp vor Sonnenaufgang, und wie ihm der Gauner das Geld abgezählt überreicht hat -- sechshundert Silberlinge! A UFSEHER (schnellt wieder empor) Wieviel?! A LLE S KLAVEN Sechshundert?! P AEGNIUM Ja. (Stille) A UFSEHER (zu den erstarrten S KLAVEN ) Hört Ihr das? Hört Ihr es, wie sich Euer Toxilus benimmt -- Euer Abgott, Euer Wohltäter, Euer Götterliebling?! Wenn Ihr müde von des Tages Last im Keller ruht, räubert er die Kasse aus, aber wenn die Herrschaft zurückkommt, kriegt Ihr die Prügel, Ihr, inclusive mir, weil hier eingebrochen worden ist -- aber diese Prügel sind Euch vielleicht am End noch wurscht, Ihr Haus- und Hofteppen, Ihr seid es ja im Stand und kümmert Euch nur um die Prügel, die ich austeil! Was sagt Ihr nun zu Toxilus?! A LLE S KLAVEN (nehmen langsam, fast feierlich, ihre Masken ab: alle Leidenschaften werden sichtbar; im Sprechchor) Wir alle, jeder und jede, hätten das Geld auch genommen Wenn uns die Gnade der Götter hätt einen Weg gewiesen Um ohne Gefahr und frei von lästiger Störung Die Kasse der Herrschaft zu plündern. Wir alle Hätten so gerne gestohlen Ohne an die Unbill der Unschuld zu denken. Doch in diesem Falle Wo von der Missetat keiner und keine von uns etwas hat Holen wir uns den Missetäter, ihn zu verprügeln nach Noten! A UFSEHER Nach Noten! A LLE (ausser M ATROSA ) Toxilus! Toxilus! L EMNISELENIS (tritt rasch aus der Villa) Ihr ruft seinen Namen?! Er schläft grad und träumt -- oh still, wecket ihn nicht auf! B
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Endfassung Ein Sklavenball
K4/TS2/A3 (Korrekturschicht)
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A UFSEHER (lacht höhnisch hellauf) L EMNISELENIS Nicht doch, nicht so laut! (sie blickt nach der Villa) Reisst ihn nicht aus Morpheus Armen -A UFSEHER Moment! (er entledigt sich seiner Jacke und krempelt die Aermel hoch -und auch ALLE S KLAVEN tun desgleichen, soweit sie welche haben) L EMNISELENIS (ahnt Unheil, sehr besorgt) Um aller Götter Willen -- was wollt Ihr von meinem Mann? A UFSEHER (herrscht sie an) Her mit dem Geld! Wir sind im Bilde und wissen alles! A LLE S KLAVEN Alles! Alles! A UFSEHER Her mit den sechshundert Silberling und zurück damit in die Kasse! A LLE S KLAVEN Oh Freund, nicht in die Kasse gebe der Mann das Geld zurück Das Geld, das er durch frevle Tat in tiefer Nacht sich erworben Lieber verteile er es unter uns, wenn er es eh schon besitzt Damit auch wir uns an seinem Verbrechen erfreuen! A UFSEHER Ah da schau her! T OXILUS (der während der S KLAVEN Chor verschlafen und gähnend aus der Villa trat, dann die Ohren spitzte, ruft nun plötzlich) Nur auf ein Wort, oh Freunde! A LLE (bemerken ihn erst jetzt; drohend) Toxilus! T OXILUS Mitsklaven! Wie rührt mich zu innerst unser Schicksal Das mich mit allen Fasern der Seele an Euch kettet -(er muss gähnen) Hier steht Ihr nun vor mir Söhne und Töchter aus allen Teilen der Welt Und wollt mit mir teilen das Geld Das ich gestohlen -(er muss wieder gähnen) D IE S KLAVEN (werden angesteckt und müssen auch gähnen) A UFSEHER (zu den S KLAVEN ) Gähnt nicht! Er wickelt Euch ein! T OXILUS Ich wickle nicht! Weder Euch ein, noch mich heraus! Beim Jupiter, das hat ein Toxilus nicht nötig! Kennt Ihr mich denn nichtmehr, mich, Eueren Freund -habt Ihr es denn vergessen, wie oft ich Euch beschützte vor Hoffart, Wut und Uebermut unserer Herrschaft?! Und -- (er deutet auf den A UFSEHER ) vor jenem! Hab denn nicht ich ihm erst gestern seine Peitsche genommen -- ja oder nein?! A UFSEHER Jawohl! Damit ich Dir nicht auf die Finger klopfen kann, wenn Du die Kasse öffnest! A LLE S KLAVEN (zum A UFSEHER ) Gib Ruh! Gib Ruh! (sie gähnen) T OXILUS Ihr alle, jeder und jede, habt schon mal „Danke“ zu mir gesagt -- „Danke!“ für irgendeinen, grossen oder kleinen, Dienst. Aber heute, Freunde, lasst auch mich mal danken dürfen -- Euch danken! Gewährt mir die Bitte, erlaubt es mir, seid so gut -D IE S KLAVEN (krempeln die Aermel wieder herab) T OXILUS (lächelt leise) Gewiss, wer würds nicht verstehen, wenn Ihr mich steinigen wolltet, denn ich hab ja sechshundert Silberling in der Tasche! Und Ihr denkt, ich hätte an Euere Buckel nicht gedacht, nicht an die Prügel, die Ihr für mein Geld B N
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] unserN ] BDasN ] B N B
[doch] [Euer] |unser| korrigiert aus: Dass
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K4/TS2/A3 (Korrekturschicht)
kassiert -- oh Irrtum! Natürlich hab ich mit Euerer Unschuld gerungen, und hab es aber trotzdem gestohlen! A UFSEHER Er brüstet sich noch! (er muss plötzlich heftig gähnen) T OXILUS (zum A UFSEHER ) Gähne nicht, wenn sich ein braver Mann vor braven Menschen verteidigt! A LLE S KLAVEN Heil Toxilus! Heil! T OXILUS (zu den S KLAVEN ) Lange hab ich alles erwogen und hielt eine Waage in der Hand. Dann warf ich meine Ehrlichkeit und Euere Buckel in die eine Schale und in die andere legte ich säuberlich die Silberling -- und siehe! Die Silberlinge wogen schwerer ! Ganz droben, fast unsichtbar hoch, hingen Euere Buckel und meine Ehrlichkeit -- und ganz tief herunten das Geld. Aber es wog nur deshalb so schwer, weil ich es nicht für mich geraubt, sondern für eine Sklavin, die ich freikaufen möchte. Es geht um Eueresgleichen! Helft mir! das ist meine Bitte an Euch. Rettet sie! das sei Euer Dank an mich. Kauft sie frei -- Lemniselenis! E INE S KLAVIN Was, die?! Das nennst Du eine Sklavin?! Das wär mir eine feine Sklavin -- nichts arbeiten, nur auf seidenen Kissen herumlümmeln und sich parfümieren! Für sowas soll ich meinen Buckel hinhalten?! Nein, nie-nie! Kauf eine hässliche frei, eine arme Sklavin, aber keine Reiche! L EMNISELENIS Oh Schwester! Was weisst Du von der reichen Sklaven Leid! Ich liege auf Kissen und Pölstern -- doch mein Herz liegt auf Stein. Was weisst Du von der armen Schönheit Kummer? Wie schwer ist es Liebe zu geben für Lohn -D IE S KLAVIN Lüg nicht! Lieben ist leichter, als arbeiten! E IN S KLAVE (zur S KLAVIN ) Sei so gut! D IE S KLAVIN Lass mich, Mann! (zu L EMNISELENIS ) Hochmütige Gans! L EMNISELENIS Du hast recht, wenn Du mich beschimpfst -- und doch nicht recht. Ja, ich lüge fast immer, aber diesmal lüge ich nicht, so wahr es einen Jupiter gibt, eine Venus und einen Phöbus Apollon ! Es war nicht Hochmut, dass ich wegsah, wenn ich an Euch vorbeiging -- es war Angst, Angst vor Eueren Augen. Aber jetzt seh ich Euch alle an und möchte keinen von Euch vergessen, möchte immer schauen in der Armut Gesicht -- und wenn Ihr mich jetzt freikauft, dann will ich es vor allen Göttern versprechen, dass ich immer für Euch sorgen werde! Betrachtet mich als Euer Schwert! Schickt mich als freien Menschen unter unsere freien Feinde hinein! Ich mähe sie alle nieder -- jeden und jede, die mir begegnen! Ihr braucht nur zu befehlen und ich hol mir die Seuche, die Euch am bekömmlichsten dünkt, um unsere Feinde auszurotten -- ich möchte sie alle ausrotten und als Letzte dann mich selbst, als die letzte Freie! Nicht mitzulieben, mitzuhassen bin ich da! (sie umarmt T OXILUS ) A LLE S KLAVEN Heil Lemniselenis! Heil! Wir kaufen Dich frei! Wir kaufen Dich frei! Mit dem Pfeil dem Bogen Kommt der Schütz gezogen! Ueber Berg und Tal B
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Endfassung Ein Sklavenball
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K4/TS2/A3 (Korrekturschicht)
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Rauscht der Wasserfall! Heil! Heil! Heil! Ein Wort ist ein Pfeil! T OXILUS (unterbricht die S KLAVEN ) Halt! Warum solch sinnlos Reden, Freunde?! Warum berauscht Ihr Euch am Wort? Denkt doch lieber, denkt! A LLE S KLAVEN (horchen auf) Denken? (sie sehen sich gegenseitig an und denken dann, jeder für sich) (Stille) T OXILUS Nun? A LLE S KLAVEN Wir denken, doch es kommt nichts dabei heraus. Wir denken, es müsst uns wer was sagen. Wir denken, dass wir warten. T OXILUS (mit leiser Ironie) Auf was warten wir denn? M ATROSA (plötzlich) Toxilus! Was geschieht denn eigentlich mit mir, wenn Lemniselenis frei wird? T OXILUS Mit Dir? Da Du gewissermassen nur die Zuwag bist -- wirst mit ihr gekauft und verkauft und wirst also auch mit ihr frei! M ATROSA (überglücklich) Frei?! Ich auch?! T OXILUS Logisch! M ATROSA Frei! Oh grosser Gott im Himmel -- nein, dass ich das noch durft erleben! Achtundfünfzig Jahre bin ich nun gefangen und plötzlich frei, frei -- wie dank ich Dir, mein lieber Gott! (sie sinkt in die Kniee, bekreuzigt sich, betet unhörbar, bekreuzigt sich wieder und steht auf) A LLE (sahen ihr verblüfft zu) A UFSEHER (zu M ATROSA ) Was hast denn jetzt getan? M ATROSA Ich habe gebetet. T OXILUS Gebetet? Seit wann betet man denn so? M ATROSA Zu meinem Gott betet man so. A UFSEHER Was ist denn das für ein Gott? M ATROSA Niemand kann ihn sehen -T OXILUS (wirft einen Blick auf L EMNISELENIS ) Aha! Und Du triffst ihn unter der Erde? M ATROSA Noch muss er sich verstecken, denn er ist unser Vater -- der liebe Gott der Sklaven. (Stille) T OXILUS (zu M ATROSA ) Was predigt denn dieser neue Gott? L EMNISELENIS (sanft) Dass alle Menschen Brüder sind. A LLE S KLAVEN Alle? M ATROSA Ja. Ob reich, ob arm, ob frei oder unfrei -- alle Menschen sind Kinder unseres Vaters im Himmel. Alle, alle! (D ORDALUS , der Sklavenhändler aus Pompeji, kommt von links; er schreitet neben einer Sänfte einher, die von T RAEGERN getragen wird; in der Sänfte sitzt ein P RAETOR aus Pompeji; EINIGE L IKTOREN eskortieren das Ganze) D ORDALUS (zu den T RAEGERN ) Halt! D IE T RAEGER (halten) B N
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] ZuwagN ] BdassN ]
gemeint ist: Zuwaage korrigiert aus: das
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Endfassung Ein Sklavenball
K4/TS2/A3 (Korrekturschicht)
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D ORDALUS (zum P RAETOR ) Wir sind nämlich bereits am Ziel, Euere hochwohlgeborene Exzellenz! P RAETOR Endlich! Doch behalt Deine orientalischen Titeln für Dich, ich bin der Praetor von Pompeji und das genügt! (er steigt aus der Sänfte und sieht sich um) Hm. Also dies ist jene Villa -D ORDALUS Jawohl, oh Praetor! P RAETOR (blickt auf das Dach der Villa) Köstlich, dieses Fries -- gelungene Raumeinteilung. D ORDALUS Wirkt wie ein Tempel und doch wohnt nur ein gerissener Gauner drinn -P RAETOR (fällt ihm ins Wort) Ich kenne den Herrn! D ORDALUS Ich bin zwar kein Antipunist, doch wahr ist, was wahr ist: die Römer haben die Welt, die Punier das Geld! P RAETOR Wie abgeschmackt! Schaff mir lieber endlich Deine Hetäre herbei, ich bin ja schon überall wund -- fünf Stunden in einer Sänfte, wer hält denn das aus! D ORDALUS Sofort-sofort! (zu den S KLAVEN ) He, Sklavengesindel! Verfluchtes Pack, wo steckt denn das herrlichste Geschöpf Lemniselenis, das lieblichste Kind von Lemnos? Ich bin Dordalus, Euer Händler! L EMNISELENIS Hier bin ich! D ORDALUS (zum P RAETOR ) Dort ist sie! P RAETOR Ich habs gehört, ich bin nicht taub! D ORDALUS Sie ist das entzückendste -P RAETOR (unterbricht ihn schroff) Ich bin nicht blind! (Stille) P RAETOR (betrachtet L EMNISELENIS ; plötzlich) Dreh Dich um! L EMNISELENIS (lächelt leise; wirft einen flüchtig-schalkhaften Blick auf T OXILUS und dreht sich um) D ORDALUS (zum P RAETOR ) No? (Stille) P RAETOR (betrachtet L EMNISELENIS ) Hm. Als Richter verdiene ich pro Prozess normalerweise fünf bis zehn Silberlinge, und wenn ich ein Auge zudrück fünfzig, zwei Augen hundert. Aber heutzutag langt den meisten Leuten leider schon ein Auge, sie lassen sich lieber ein bisserl foltern, es hat halt niemand ein Geld. Zu meines Vaters Zeiten kosteten ein paar Hetären zwanzig Silberlinge und an einem Prozess verdiente man hundert -- hundert pro Auge! (zu L EMNISELENIS ) Dreh Dich wieder um! L EMNISELENIS (folgt und scheint amüsiert zu sein) D ORDALUS Zwanzig Silberling für ein paar Hetären -- das muss aber schon hübsch lang her sein! P RAETOR (betrachtet noch immer L EMNISELENIS ) Das war noch seinerzeit, wie der Vesuv ausgebrochen ist -- wenn nämlich alles unter der Lava liegt, prozessieren die Leut am liebsten wegen ihrer Grundstücksgrenzen. Also: was soll das Kind kosten? D ORDALUS Wenig. P RAETOR Wenig ist garnichts. D ORDALUS Bei mir ist wenig ein bisserl mehr. B
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Euere hochwohlgeboreneN ] DochN ] BGrundstücksgrenzen.N ] B B
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K4/TS2/A3 (Korrekturschicht)
P RAETOR Wieviel? D ORDALUS Nicht viel -P RAETOR Also? D ORDALUS Sagen wir -- was sagen wir? P RAETOR Was weiss ich? D ORDALUS Wären also, sagen wir, zirka -- für einen Praetor von Pompeji -P RAETOR (unterbricht ihn) Wenn ich kaufe, bin ich kein Praetor, sondern ein einfacher freier Bürger! D ORDALUS Ojjweh, das hab ich nicht gern! P RAETOR Gern oder nicht gern, mir wirds jetzt zu dumm! Zeit ist auch Geld, also sagen wir: fünfzig! D ORDALUS Fünfzig? Fünfzig Silberlinge? Für diese Figur, diese Haar, diese Beine, diese -P RAETOR (unterbricht ihn) Also wieviel?! D ORDALUS Nicht unter dreihundert! P RAETOR Dreihundert?! Und das nennst Du wenig?! D ORDALUS (frech) Bei mir ist das wenig! (Stille) P RAETOR (zu L EMNISELENIS ) Dreh Dich nochmal um -L EMNISELENIS (dreht sich um) P RAETOR (betrachtet sie wieder) Hm. Eigentlich hab ich mir ja was anderes vorgestellt -D ORDALUS Wieso? P RAETOR Offen gesagt: mein Fall ist das nicht. Die ist mir zu zart -D ORDALUS (wird nun immer gehässiger) Was Ihr nicht sagt! P RAETOR Die Zarten gehen einem nämlich leicht auf die Nerven und ich brauch etwas fürs Gemüt, ich neige eh zu Melancholie. D ORDALUS Ihr kauft sie also nicht? P RAETOR Nein. L EMNISELENIS (verbeisst das Lachen) Darf ich mich wieder umdrehen? P RAETOR Dreh Dich nur, Kind -L EMNISELENIS (dreht sich wieder um) D ORDALUS (zum P RAETOR ) Und wer zahlt die Sänfte hin und her? P RAETOR Du. D ORDALUS Ich? P RAETOR Ja. D ORDALUS Und wenn ich mich weiger? P RAETOR Dann verurteil ich Dich dazu. D ORDALUS Oh Merkur, Gott der Kaufleute, hilf einem ehrlichem Handelsmann! P RAETOR Du und ein ehrlicher Handelsmann?! Lästere nicht! Verspricht mir in Pompeji eine überirdische Hetäre zu zeigen, eine reine griechische Aphrodite, ich vertag einen ganzen Prozess, lass mich da mühsam heraustragen und was muss ich sehen?! Ein armseliges Geschöpf mit überall nichts dran -- falsch eingehänkte Füss, abstehende Ohren, schiefer Mund, gelbe Haar, wo sie ihre Nase hat, erkennt man überhaupt erst nach längerem Hinschauen -- und schielen tut sie auch! B
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auchN ] eingehänkteN ]
\auch/ gemeint ist: eingehängte
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K4/TS2/A3 (Korrekturschicht)
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T OXILUS (kann sich nichtmehr beherrschen) Was?! Lemniselenis schielt?! P RAETOR (zu D ORDALUS ) Wer redet da zu mir? D ORDALUS Was weiss ich, was gehts mich an! T OXILUS Ich rede, ich! Wie könnt Ihr es wagen, an diesem göttlichem Geschöpfe ein Haar in der Suppe -L EMNISELENIS (unterbricht ihn erschrocken) Halt, nicht -T OXILUS (unterbricht sie) Nein, das halt ich nicht aus! Ich lass das nicht zu! Abstehende Ohren, hat er gesagt! Schiefer Mund, hat er gesagt! Gelbe Haar, falsch eingehänkte Füss! Oh Götter, nein-nein, jetzt werde ich es aller Welt beweisen, was an Dir dran ist, und zwar überall dran -- denn ich, ich versteh was von der Schönheit der Damenwelt! P RAETOR Ein vermessener Bursche! T OXILUS Dordalus, Du alter Hafen, schäbiger Mist voll Gier und Neid -- hier, hier hast Du sechshundert Silberlinge -- (er zückt einen Geldbeutel) D ORDALUS Sechshundert?! T OXILUS Jawohl, sechshundert! Denn Lemniselenis ist sechstausend wert! Nimm es, räudiger Geldgeier, ich kauf das Mädchen frei! D ORDALUS Ein Wohltäter! Gemacht, Herr, gemacht! Aber das Geld müsst Ihr leider behalten, ich hab ja die Dame nur in Kommission zum Verkauf -- aber wenn Ihr sie freikauft, dann gehört das Geld nicht mir, sondern dem Herrn Präsidenten Thago! T OXILUS (perplex) Wem? D ORDALUS Nun, dem Herrn, der hier wohnt. Legt es in seine Kasse! T OXILUS Wohin?! D ORDALUS In seine Kasse. Mit Freikaufereien hab ich leider nichts zu tun -P RAETOR (fällt ihm ins Wort) Aber vielleicht ich, und zwar in meiner Eigenart als Richter! Es will mir nicht recht in den Kram, dass da irgendsoein Bursche für eine Hetäre, die mir missfällt, mirnichts-dirnichts sechshundert Silberlinge -(er fixiert T OXILUS ) Wer seid Ihr denn? Euer Name? T OXILUS (wird etwas unsicher) Toxilus. P RAETOR Auch ein Name! Euer Stand? T OXILUS Ich bin hier der Oberkammersklave -D ORDALUS (fällt ihm ins Wort) Sklave?! P RAETOR Ahnt ich es doch, dass hier etwas nicht geheuer! Nun, sag mir mal, Toxilus, wieso kann ein unfreier Mann zu so viel Geld kommen? T OXILUS Nur durch der Götter Fügung und die Gnade seiner Herrschaft. Mein Herr hats mir geschenkt. P RAETOR Ich kenne Deinen Herrn persönlich ! Der schenkt keinem einen Groschen! B
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eingehänkteN ] der f Damenwelt!N ] BT OXILUS f Silberlinge --N ] BschäbigerN ] BMist f NeidN ] Bzum VerkaufN ] BaberN ] Bso vielN ] BIch f Groschen!N ]
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persönlichN ]
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gemeint ist: eingehängte [Frauenschönheit!] |der f Damenwelt!| Textentlehnung Plautus, PER17 korrigiert aus: schäbbiger
Mist[, Geldgeier] |voll f Neid| \zum Verkauf/ [und] |aber| korrigiert aus: soviel (1)Wie kann ein Mensch nur so dumm lügen! (2)\Ich f Groschen!/ \persönlich/
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K4/TS2/A3 (Korrekturschicht)
T OXILUS Hoher Praetor! Die Wahrheit -P RAETOR (unterbricht ihn) Kein Wort mehr, Schluss! Wir werden die Dinge ordentlich klären, tröste Dich! Dein Herr ist verreist? T OXILUS (wird immer unsicherer) Ja, in die Sommerfrische. P RAETOR Und wann kommt er wieder? T OXILUS Bei meinem Herrn dauert der Sommer manchmal ein halbes Jahr. Er ist nach Kreta -P RAETOR (fällt ihm ins Wort) Ein halbes Jahr? Dann werden wir es also erst im Winter erfahren, ob Du im Frühling die Wahrheit gesprochen hast. Bis dahin wirst Du mich wohl nach Pompeji begleiten müssen -- (zu seinen L IKTOREN ) Verhaftet ihn! L EMNISELENIS Nein! Oh hoher Praetor, er sagt die Wahrheit, glaubet mir, auch wenn Ihr mich nicht für schön findet! Ich selber war ja dabei, wie der Herr ihm das Geld gab, ich schwör Euch jeden Eid, der Euch heilig ist! Aber wenn Ihr ihn jetzt trotzdem einkerkert, dann kerkert auch mich ein -- auch mich! (sie weint) P RAETOR (lächelt) Ach, ist Amor mit im Spiele? (leise zu L EMNISELENIS , damit es D ORDALUS nicht hört) Liebes Kind, im Vertrauen: ich finde Dich sehr schön -und ich hab Dich zu-vor nur deshalb für hässlich befunden , weil Du mir zu teuer warst. Verzeihe einem armen Richter -- jetzt lächelst Du wieder! Ich bin auch kein Unmensch und würde Dir gerne Deinen Toxilus gönnen, aber Recht muss Recht bleiben, sonst hört sich unsere menschliche Gesellschaft auf und alles geht drunter und drüber -B AGNIO (kommt mit seinem Prügel rasch hinter der Villa hervor und ruft) Toxilus! Toxilus! Das Schiff ist untergegangen, das ganze Schiff! M ATROSA Was für ein Schiff, um Gottes Willen?! B AGNIO (hocherfreut) Das Schiff Euerer Herrschaft! T OXILUS Was redest Du da?! A LLE S KLAVEN Untergegangen?! B AGNIO Und ob! Ich lag heut früh auf meinem Felsen, von dem man das halbe Meer überschaut -- von dort verfolgte ich Euere Fregatte ! Plötzlich, aus heiterstem Himmel heraus, ballt sich da ein Gewitter zusammen, ein Blitz und bumm! der Kahn ist futsch! Habedieehre mit Mann und Maus! Euere Herrschaft ist nichtmehr! Alles ersoffen, alles! A UFSEHER Ersoffen?! B AGNIO (erblickt erst jetzt den P RAETOR und erschrickt) Huj, der Praetor von Pompeji! P RAETOR Wer bist Du? B AGNIO Ihr kennt mich nicht? P RAETOR Keine Ahnung! B
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Lesetext
N
B
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B N
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B
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B
B
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B
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B
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6 18 19 30 30 31 31 31–32
manchmalN ] befundenN ] B N] BvonN ] BEuere FregatteN ] BballtN ] BdaN ] Bder f istN ] B B
N
[mindestens] |manchmal| [g]|b|efunden [siehst,] [und] |von| Euer\e/ [Schiff] [|Fregatte|] |Fregatte| ballt[e] \da/ [Euer Schiff war] |der f ist|
365
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 46
Endfassung Ein Sklavenball
K4/TS2/A3 (Korrekturschicht)
B AGNIO Sehr angenehm! (zu T OXILUS ) Er hat mich zwar schon ixmal verdonnert, aber wahrscheinlich sah er mir dabei nie in die blauen Augen -- (er grinst und will seine Hand auf T OXILUS Schulter legen) T OXILUS Rühr mich nicht an, ich bin verhaftet! B AGNIO (erschrickt sehr) Verhaftet?! Bimbambum! P RAETOR Jetzt nichtmehr. Toxilus, Du bist frei! L EMNISELENIS (hochbeglückt) Frei?! P RAETOR Du sagst es -- denn wo kein Kläger, kein Angeklagter, und die Beweise seiner Schuld liegen am Meeresgrund -- (er blickt zum Himmel empor) L EMNISELENIS Fein, fein! (sie umarmt sich mit T OXILUS ) A LLE S KLAVEN (sehen beglückt aus) P RAETOR (blickt noch immer empor) Schrecklich ist manchmal das Walten der Götter Rätselhaft ihr Urteil Unfassbar für einen irdischen Richter. Oh Jupiter! Du erschlägst das Recht mit Deinem Blitz Und lässt das Unrecht triumphieren -Sagt, Götter, was habt Ihr vor mit unserer Welt?! (Stille) P RAETOR (wendet sich langsam lächelnd an seine L IKTOREN ) Kommet! Wir warten umsonst auf Antwort -- (ab nach links mit D ORDALUS und den L IKTOREN ) L EMNISELENIS Freude, doppelte, dreifache Freude! A LLE S KLAVEN Freude, Freude, Freude! (Musik erklingt) T OXILUS Jetzt lasst uns singen -- die Herrschaft ist hin! L EMNISELENIS Singen und tanzen! B AGNIO Und saufen! T OXILUS (zu den S KLAVEN ) Hinein mit Euch, öffnet alle Schränke und Truhen! Ziehet die Fetzen der Herrschaft an! B AGNIO Und was Ihr nicht anziehen könnt, das zerfetzt in Stücke! T OXILUS Wein her! Alle Fässer, alle Flaschen! B AGNIO Zerschlagt das Glas! T OXILUS Scherben bringen Glück! Toxilus und Lemniselenis laden Euch ein zu ihrem Ball! Und wenns nur ein paar Stunden dauern sollte -- wagt es doch mal, frei zu sein! Wagt es! B AGNIO Zertrümmert alles! Alles-alles! A LLE S KLAVEN (befolgen mit Jubel die Ratschläge, kommen aus der Villa in den Kleidern der Herrschaft mit Wein und Braten und Torten; sie singen) Es öffnet sich heute des Sklavenzwingers Tor Da kugelen die Sklavelein ganz haufenweis hervor! Die Männlein und die Weibelein B
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B
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Lesetext
N
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 47
N
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N
B
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1 19 26–36 33 35
B
gemeint ist: x-mal
B
ixmalN ] Sagt,N ] BT OXILUS f es!N ] Bdas Glas!N ] Bdauern sollteN ]
Sagt\,/ Textentlehnung Plautus, PER18
[die Gläser!] [|{Wein}|] |das Glas!| dauer[t]|n| \sollte/
366
N
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 48
Endfassung Ein Sklavenball
5
K4/TS2/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
Sie wollen alle Freie sein Sie kugelen, sie kugelen Bald hin und bald her Zu unterst, zu überst Das freut sie umso mehr! L EMNISELENIS Auf dem Meer ist es so still, wie die ewig Ruh Kein Orkan drückt der Matrosen Schuh Wölklein, die siehst schon von weitem wehen Heut wirds auch ohne Ruder gehen -B
N
B
N
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Ihr Sklaven, wir wollen nach Kreta fahren Kreta ist jenseits aller Gesellschaftsgefahren In Kreta, dort ist der Wein so süss Dort ist das zweite Paradies -15
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Wir segeln, wir segeln in die Sommerfrisch Lustig im Wasser schwimmt mit uns der Fisch Der uns zur Zeit verspeist gerad Tief drunten im Meeresgrab -(zu den S KLAVEN ) Nun klatscht! A LLE (ausser M ATROSA , die sich während des ganzen Balles abseits hält, applaudieren) A UFSEHER (bereits etwas betrunken) Denn auf den Meeren, da wohnt die Freiheit Ja auf den Meeren ist es schön Allwo die hohen Herren, samt ihrer Freiheit Können untergehen! T OXILUS (zum A UFSEHER ) Geistreich! Sehr witzig! A UFSEHER (gekränkt) Wenn Du mir schon die Peitsche nimmst, dann klatsch wenigstens, wenn ich sing! Nicht schön von Dir! B AGNIO (klopft mit seinem Prügel auf T OXILUS Schulter) Fuchs Du hast die Gans gestohlen Gib sie wieder her Sonst wird Dich der Praetor holen Mit seinem Paragraphenheer -A UFSEHER (zu L EMNISELENIS ) Prosit ex! Trink aus Du kleine Hex! (Allgemeiner Tanz) A LLE Ojje, ojje, wie rührt mich das Wie rührt mich das, wie rührt mich das Viel zu lang habt Ihr gelebt Das Kaputtsein kam zu spät! B
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30
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B
6 8 21 43
N
N
esN ] wehenN ] Bwährend f BallesN ] BKaputtseinN ] B
eingefügt
B
weh[n]|en| \während f Balles/ korrigiert aus: Kaputsein
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 49
Endfassung Ein Sklavenball
5
L EMNISELENIS Der Blitz schlug ein -Hurrah, wie fein! Er schlug sie alle tot Alle, alle tot! Der Blitz schlug ein -A LLE Hurrah, wie fein! Er schlug sie alle tot Alle, alle tot! Ojje, ojje, der Kopf ist ab Der Kopf ist ab, der Kopf ist ab Wie rührt mich das, wie rührt mich das Wie rührt, wie rührt mich das! L EMNISELENIS (tanzt mit T OXILUS ) Ach, wie ist es möglich dann Dass ich Dich hassen kann! Hasse Dich so schrecklich lieb Du meiner Freiheit liebster Dieb! A UFSEHER Hieb um Hieb! Dick und dünn! P AEGNIUM Zwirn, Zwirn, Zwirn! B AGNIO Zwirn ist kein Strick Dünn oder dick! (er macht die Geste des Gehänktwerdens ) T OXILUS Dick oder dünn Strick ist kein Zwürn! (er macht die Geste des Einfädelns)
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N
B
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B
N
B AGNIO und T OXILUS Lasst uns entwürrn! T OXILUS Zwirn, Zwirn, Zwirn Ein Kopf ist noch kein Hirn Ein Hut ist noch kein Kopf Ein Hals ist noch kein Kropf Gedacht, getan, etcetera Für unsereins sind nur wir da! A LLE Gedacht, getan, etcetera Für unsereins sind nur wir da! L EMNISELENIS (tanzt mit T OXILUS einen Walzer) Hunde, die bellen, beissen nicht Sklaven, die klagen, die morden nicht Herren, die gut sind, die gibt es nicht Die gibt es nicht, die gibt es nicht! A LLE (tanzen Walzer, summen die Melodie und singen nur die letzte Zeile) Die gibt es nicht, die gibt es nicht! N
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Lesetext
B N
B
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K4/TS2/A3 (Korrekturschicht)
5 6 23 35–36
] A LLE N ] BGehänktwerdensN ] BA LLE f da!N ] B N B
[A LLE ] \A LLE / gemeint ist: Gehängtwerdens \A LLE f da!/
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 50
Endfassung Ein Sklavenball
5
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K4/TS2/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
P AEGNIUM (hatte sich einen Helm des Gloriosus aufgesetzt und betrachtet sich in einem seiner Schilde) Putz den Schild Putz, putz, putz! Nur kein Trutz Trutz, Trutz, Trutz! Wo bin ich, wo bin ich? Seh mich nicht, blend ich Dich -(er schreit plötzlich) Wo seid Ihr jetzt, stolzer Gloriosus?! Erhabener Tepp, siehst Du Dich jetzt?! Wer putzt dort Deinen Schild, wer?! Kämpfst mit tausend Haifischen, Polypen und Seeschlangen und hast sie alle besiegt, was?! A LLE (lachen) A UFSEHER (nun total betrunken) Ich gerbt es gern in alle Häute ein Ich ätzt es gern in jedes Herrn Bein Dein ist mein Schmerz Dein ist mein Schmerz Und soll er ewig, ewig Dein bleiben -(er fällt um) A LLE (lachen) P AEGNIUM (plötzlich) Zwirn, Zwirn, Zwirn! T OXILUS Ein Kopf ist noch kein Hirn! (Wieder allgemeiner Tanz) B AGNIO Gedacht, getan, etcetera A LLE Für unsereins sind nur wir da! L EMNISELENIS Flieg, Delphin, flieg -Ein Krieg ist noch kein Sieg
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 51
B N
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Ein Sieg ist noch kein Frieden Wo ist mein Herr geblieben?
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 52
Der Blitz schlug ein -A LLE Hurrah, wie fein! Er schlug sie alle tot Alle, alle tot! B AGNIO (näherte sich M ATROSA ) Du Prügel in meiner Linken Was soll Dein heiteres Blinken? Siehst mich so freundlich an Morgen kommst wieder Du daran -M ATROSA (stösst B AGNIO von sich) (Es donnert und die Musik spielt plötzlich ganz leise) A LLE (hören auf zu tanzen und horchen auf; sie blicken nach dem Himmel und bemerken es erst jetzt, dass er sich bezogen hat; die Sonne verschwindet) B
N
B
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29 43 44
] donnert f leise)N ] Bnach demN ] B N B
N
[Ein Sieg ist noch kein Frieden] donnert[)] |und die Musik [verstummt)] |spielt plö\t/zlich ganz leise)|| [auf] |nach| de[n]|m|
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Endfassung Ein Sklavenball
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N
B
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4 11 15 29 37
PauseN ] lauteN ] BKaputtseinN ] BEin f dumm!N ] Bdumm –N ] B B
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 53
N
B
40
Lesetext
L EMNISELENIS (bange) Was war das? M ATROSA Es donnert. B AGNIO Das kommt vom Meer -( Pause ) T OXILUS Es kommt nicht her. M ATROSA Abwarten! T OXILUS Es verzieht sich -(Es donnert wieder) B AGNIO (zuckt etwas zusammen) Ich glaub, es kommt -T OXILUS Aber nichts kommt! Das geht an uns vorbei und Schluss! Weiter! (Wieder laute Musik und allgemeiner Tanz) A LLE Ojje, ojje, der Kopf ist ab Der Kopf ist ab, der Kopf ist ab Viel zu lang habt Ihr gelebt Das Kaputtsein kam zu spät! L EMNISELENIS Der Blitz schlug ein -A LLE Hurrah, wie fein! Er schlug sie alle tot Alle, alle tot! (Heftiger Blitz und Donner, die Musik verstummt, Sturmstoss -- rasch wird es finster) A LLE (schrecken sehr zusammen) B AGNIO Es regnet! A LLE Es giesst, es giesst! Flieht, flieht! (sie fliehen in die Villa, nur T OXILUS , L EMNISELENIS und M ATROSA bleiben unter dem Vorbau bei den Säulen stehen) (Zweiter Sturmstoss) B AGNIO Na servus! Also ich vertrag alles, nur kein Wetter! Da krieg ich Nerven! (rasch ab in die Villa) (Wolkenbruch) T OXILUS Ein Wolkenbruch. Zu dumm! L EMNISELENIS Einmal wär man in seinem Element gewesen -(Stille) M ATROSA Habt Ihr keine Angst? T OXILUS Wir? Warum? M ATROSA Vor dem Blitz. T OXILUS Nein. Hin ist hin! M ATROSA Und was kommt dann? T OXILUS Frag nicht so dumm – (Es blitzt stark, ohne zu donnern) L EMNISELENIS (zuckt sehr zusammen) Oh! (sie verbirgt das Antlitz an der Brust ihres T OXILUS ) T OXILUS Fürchte Dich nicht - L EMNISELENIS Wenn der mich trifft! T OXILUS (streichelt sie) Er trifft uns nicht. B
5
K4/TS2/A3 (Korrekturschicht)
N
[Stille] |Pause| \laute/ korrigiert aus: Kaputsein Zu3 dumm!4 Ein1 Wolkenbruch\./2 [--] dumm[!] |–|
370
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 54
Endfassung Ein Sklavenball
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B
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B N
N
B
B
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B
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B
17 18 18 18 19 19 20 20 29 29 39–372,2
jaN ] Anderer!N ] B N] BebensoN ] Bwir inN ] BauchN ] BironischN ] BdieserN ] B N] B N] BL EM f Glas –N ] B B
\ja/ [a]|A|nderer\!/ [Herr.] [auch] \ebenso/ korrigiert aus: wir in \auch/ ir[n]|on|isch diese\r/ [ja] [so] \L EM f Glas –/
371
B
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N
N
B N
30
Lesetext
M ATROSA Wer hat Dir das verraten? T OXILUS Frag nicht so dumm! (Dritter Sturmstoss -- dann wieder Stille) M ATROSA (singt leise und spöttisch) Zwirn, Zwirn, Zwirn Ein Kopf ist noch kein Hirn Ein Hut ist noch kein Kopf Ein Hals ist noch kein Kropf Gedacht, getan, etcetera Für unsereins sind nur wir da -T OXILUS Mir scheint, es freut Dich, dass unser Ball verregnet? M ATROSA Ja. T OXILUS Wie freundlich! Jetzt glaub ichs bald, Du würdest auch singen, wenn uns Beide da der Blitz träf -M ATROSA (fällt ihm ins Wort) Ihr habt es verdient, dass er Euch trifft -- Euch alle! T OXILUS Hoppla! M ATROSA Du tust ja , als hättest Du Deinen Herrn erschlagen -- aber den Blitz sandte ein Anderer! Einer, der unsere Leiden sah -- doch wird er uns ebenso erschlagen, wenn wir in unserem Feinde nicht auch den Bruder erkennen -T OXILUS (etwas ironisch ) Aha! Wieder dieser neue Gott -M ATROSA Immer und ewig. (Stille) L EMNISELENIS (plötzlich zu M ATROSA ) Ich möcht gern mal mit. Zu Deinem Gott. Aber ich hab Angst. M ATROSA Warum? L EMNISELENIS Weil man so tief hinunter muss unter die Erde. M ATROSA (lächelt) Halb so schlimm -L EMNISELENIS Und finster ists drunten! M ATROSA Halb so finster, wie hier! Es brennen immer viele Kerzen. L EMNISELENIS (wie ein Kind) Ach fein! Die hab ich gern! (zu T OXILUS ) Du kommst doch auch mit? T OXILUS Warum? M ATROSA Du wirst es nicht bereuen. T OXILUS (horcht auf) M ATROSA Es ist eine andere Welt. (Stille) L EMNISELENIS Ich bin schon neugierig. M ATROSA Ja es ist herrlich bei uns. L EM Was soll man sich denn da anziehen? B
20
K4/TS2/A3 (Korrekturschicht)
B N
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 55
Endfassung Ein Sklavenball
K4/TS2/A3 (Korrekturschicht)
M ATROSA Nicht zu auffällig geschmückt – L EM (lächelt) Ist eh alles nur Glas – M ATROSA Und dann singen wir. T OXILUS (lächelt, fast traurig) Schöner wie wir zuvor? M ATROSA (heiter) Das will ich meinen! (Stille) L EMNISELENIS (zu T OXILUS ) Nicht traurig sein -(Es wird langsam wieder heller) M ATROSA (blickt empor) Es geht vorbei -L EMNISELENIS (blickt empor) Ja. T OXILUS (blickt auch empor, sagt aber nichts) D IE S KLAVEN (in der Villa -- fangen wieder an zu singen) Der Blitz schlug ein -Hurrah, wie fein! Er schlug sie alle tot Alle, alle tot! T OXILUS (ruft plötzlich in die Villa hinein) Ruhe! Ruhe! (Stille -- ein Sonnenstrahl bricht durch) L EMNISELENIS (umarmt T OXILUS ) B
N
N
B
5
10
15
N
20
(Vorhang) ENDE
1 3
B B
auffälligN ] M ATROSA N ]
[sch] |auffällig| eingefügt
372
Lesetext
Lesetext
373
374
Konzeption 5: Ein Sklavenball / Pompeji – Adaptierungsarbeiten
375
Strukturpläne
ÖLA 3/W 125 – BS 58 f [1], Bl. 7v
376
Strukturpläne
K5/E1–E4
377
Lesetext
Strukturplan in sieben Bildern
ÖLA 3/W 89 – BS 57 [1], Bl. 1
378
Strukturplan in sieben Bildern
K5/E5
379
Lesetext
Strukturplan in sieben Bildern (Fortsetzung)
ÖLA 3/W 89 – BS 57 [1], Bl. 2
380
Strukturplan in sieben Bildern (Fortsetzung)
K1/E5
381
Lesetext
Strukturplan in sieben Bildern (Fortsetzung)
ÖLA 3/W 89 – BS 57 [1], Bl. 3
382
Strukturplan in sieben Bildern (Fortsetzung)
K1/E5
383
Lesetext
Strukturplan in sieben Bildern (Fortsetzung)
ÖLA 3/W 126 – BS 58 f [2], Bl. 1v
384
Strukturplan in sieben Bildern (Fortsetzung)
K1/E5
385
Lesetext
Fassung des zweiten Bildes
K5/TS1 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 Zweites Bild.
ÖLA 3/W 125 – BS 58 f [1], Bl. 4v
Das Sklavengericht. Toxilus wird ausgeliefert. Toxilus bittet um Milde – er findet kein Gehör.
5
B
A UFSEHER Um folgendes dreht es sich: Toxilus hat egoistisch etwas begangen, was auf unser aller Buckel ausgeht – A LTER Natürlich! Es gibt nur einen Buckel, und das ist der unsere! T OXILUS Jedem und jeder von Euch habe ich geholfen – erinnert Ihr Euch?! Nun will ich heute ein Danke haben – Aufseher Passt auf, er wickelt Euch ein! T OXILUS Ich wickle weder ein noch aus! N
10 B
N
B
N
15
A UFSEHER Hört, Ihn Euren Wortführer, Euren Toxilus! .... (usw) T OXILUS Es geht um einen Menschen! Um einen Sklaven, wie Euch! Den liess ich fliehen! (Die Waagschale ) S KLAVIN Lass arme fliehen, keine reichen! M ATROSA (tritt vor) Oh Schwester! Was weisst Du von der reichen Sklaven Leid? (usw) A LTER Das Urteil: Wir alle – A LLE Ein Jeder und jede von uns – (Sprechchor) Heil! Heil! Heil! Ein Wort ist ein Pfeil! A LTER Was soll das sinnlos Reden? Denkt doch, denkt! A LLE (denken) T OXILUS Nun? A LLE Es kommt nichts heraus. (Rollen unter der Erde) A LTER Was war das? T OXILUS Ein Erdbeben. A LLE Erdbeben?! (Stille) T OXILUS Wahrscheinlich hängts mit dem Vesuv zusammen. A LLE (schauen auf den Vesuv) A UFSEHER Vielleicht bricht er bald aus. S KLAVIN Hoffentlich! Hoffentlich geht bald alles unter! (Stille) B
20 B
N
N
B
25
30
35
B
N
N
B
40
8–9 11–12 14 19 21–22 23 35 37
A UFSEHER f ausgeht –N ] T OXILUS f haben –N ] B N] BWaagschaleN ] BM ATROSA f usw)N ] BDas Urteil:N ] B(Stille)N ] BVesuv)N ] B B
N
[A UFSEHER Euer] |[1.)] A UFSEHER f ausgeht–| [A UFSEHER ] |T OXILUS f haben –| [{weck}] |wickle| korrigiert aus: Waagschale [T OXILUS {Oh}] |M ATROSA f usw)| [W] |Das Urteil:| [(sie { }] |(Stille)| Vesuv [–]|)|
386
Fassung des zweiten Bildes
B B
Lesetext
A LTER (der Schluss) Der neue Gott – A UFSEHER Wer hat dir das erzählt? M ATROSA Ich. T OXILUS Es gibt so viele neue Götter. Man weiss schon garnicht, was man glauben soll. Ach, Lemniselenis! (Rollen {unter der Erde}) (Vorhang) N
N
B
5
K5/TS1 (Korrekturschicht)
B
1 2 4 5
A LTER N ] A UFSEHER f erzählt?N ] Bso vieleN ] BAch, Lemniselenis!N ] B B
N
N
[M ATROSA ] |A LTER | [T OXI ] |Aufseher f erzählt?| korrigiert aus: soviele \Ach, Lemniselenis!/
387
Dialogskizze zum vierten Bild
ÖLA 3/W 125 – BS 58 f [1], Bl. 4v
388
Dialogskizze zum vierten Bild
K5/E6
389
Lesetext
Fassung des zweiten Bildes
5
K5/TS2 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 Zweites Bild. Am nächsten Tag. Die Luxusgaleere ist ausgefahren, Bim HafenN liegt nichts. L EMNISELENIS (sitzt und Bhat das Gesicht in den Händen verborgen)N M ATROSA (sitzt neben ihr; sie hat die Maske noch auf) T OXILUS ( Bkommt,N erblickt L EMNISELENIS und stutzt; zu M ATROSA ) Was hat sie denn?
ÖLA 3/W 112 – BS 58 b [1], Bl. 1
B N
얍 M ATROSA Sie weint. T OXILUS Warum? M ATROSA Es ist ihr hier so gut gegangen und jetzt hat sie Angst vor der Zukunft. 10 T OXILUS Aber-aber! Einen solchen schiechen alten Kracher, wie meinen gnädigen Herrn, den wird doch solch B N liebliches BDingN immer wieder leicht finden! Direkt über Nacht! M ATROSA Unberufen! T OXILUS Sie kriegt auch junge fesche stramme -15 L EMNISELENIS (unterbricht ihn) Also nur das nicht! T OXILUS (perplex) Was hör ich? 얍 M ATROSA (zu T OXILUS ) Sie möcht von der männlichen Jugend nichts wissen. Wenns nach ihr ging, tät sie sich einen Herrn Gebieter aus dem Greisenasyl holen. T OXILUS Aha! Capisco! Einen gichtigen Greis, wacklig, zittrig, hirnrissig, der mit 20 dem einem Haxen bereits durch die Unterwelt hatscht und von dem sich gar federleicht allerhand erben lässt -- schau-schau! Mit himmelblauen Pupillen blickt die Unschuld geschäftstüchtig in die BWelt. JajaN, im Kontor der Tugend wird mit der Jugend gar häufig gewuchert! L EMNISELENIS Ihr versteht mich nur halb. 25 T OXILUS Möglich. Denn die eine Hälfte, dass Ihr nämlich von der männlichen Jugend überhaupt nichts wissen wollt -- diese Hälfte kapier ich überhaupt nicht! B N 얍 L EM Diese Hälfte kann ich mir nicht leisten. Aber Ihr dürft nicht annehmen, dass ich mit unerlaubten Mitteln – B N 얍 als da sind: böse Kräuter, Schlangengift, etcetera -- das Ableben eines gebrechlichen Gebieters beschleunigen wollte. Ich 30 würde auch nimmer ein massgebliches Wort in seinem Testament fälschen, aber ich tät ihm die Schrecken der Unterwelt ausmalen, und das fiele mir leicht, denn ich müsst ihm doch nur vom Schicksal der Sklaven auf der Oberwelt berichten. Die Haare würden ihm alle gen Himmel stehen und er würd mich vor lauter Grauen garantiert freikaufen, um nicht in der Unterwelt als Sklave verhandelt zu 35 werden, als ein Ding mit menschlichen Allüren -- Oh Götter, es fällt mir immer schwerer an Euere Güte zu glauben! Sagt mir: gibt es Euch denn überhaupt? Und wenn es Euch gibt, warum seid Ihr denn so böse zu mir? Wie gern würde ich gut sein -T OXILUS Das ist ein Traum.
2 3 5 6 11 11 22 27 28
im HafenN ] hat f verborgen)N ] Bkommt,N ] B N] B N] BDingN ] BWelt. JajaN ] B N] B N] B B
[der] |im Hafen| [weint[)]|still vor sich hin;] |hat| f verborgen)| kommt [und] |,| gestrichen: (S. 9[)] |– 10)| [ein junges] [K]|D|in[d]|g| Welt\./ [--] [j]|J|aja gestrichen: bis: gestrichen: (S. 11)
390
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 12
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 13
ÖLA 3/W 112 – BS 58 b [1], Bl. 1 ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 14
Fassung des zweiten Bildes
K5/TS2 (Korrekturschicht)
Lesetext
M ATROSA (zu T OXILUS ) Sie hat eine zarte Seele. T OXILUS (zu M ATROSA ) Was verstehst Du unter Seele? 얍 L EMNISELENIS Was sich aus einem fortsehnt. (Amor-Szene) 5 P ÄGNIUM (läuft rasch von links herbei und hinter die Villa , verfolgt vom Aufseher, der ihn mit der Peitsche verfolgt) Ich soll ein Aff sein?! Beim Jupiter, das halt ich A UFSEHER Lausbub, elender! nicht aus! Na wart! (er will ihm nach) T OXILUS Halt! 얍 Du wirst doch da nicht herumprügeln, wo wir Sklaven jetzt sozu10 sagen untereinander sind?! A UFSEHER Das ist mir wurscht! T OXILUS Mir aber nicht! A UFSEHER Das ist mir erst recht wurscht! T OXILUS (ruhig) Halt den Mund. 15 A UFSEHER (braust auf) Was erlaubst Du Dir -T OXILUS (unterbricht ihn) Kannst Du lesen? A UFSEHER (perplex) Nein. T OXILUS Dann schau her -- (er zeigt ihm ein Dokument) Während der Abwesenheit unserer Herrschaft wurde ich, ich Toxilus, zum obersten Verwalter dieser Villa 20 verstanden?! Denn ich geniesse das restlose Vertrauen meines eingesetzt, Herrn, verstanden?! Und hier hat mir nun jeder zu gehorchen, denn ich bin die höchste Instanz, bitt ich mir aus! 얍 L EM (horcht auf) 25 얍 T OXILUS Also los-los, an die Arbeit! Rastet nicht, damit Ihr nicht rostet! TempoTempo! Und geprügelt wird jetzt da nichtmehr, Du mazedonischer Büffel! Gib mir Dein Werkzeug, auf der Stell, von heut ab prügel nur ich! Los, her damit! Vorwärts! B
N
B
N
B
N
ÖLA 3/W 112 – BS 58 b [1], Bl. 1
B
N
B N B
N
B
N
B N
B
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B
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B
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B
N
B
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B
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4 5 5 5–6 7 7 7–8 9 12 14 16 20
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20 21 23 25 25 26 26
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(Amor-Szene)N ] (läuftN ] Bvon f VillaN ] BAufseher, derN ] B N] BIchN ] BBeim f aus!N ] B N] BT OXILUS N ] BT OXILUS N ] BT OXILUS N ] B N] B
verstanden?!N ] dennN ] B N] BT OXILUS N ] BIhr nichtN ] BUndN ] Bjetzt daN ] B
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 11
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\(Amor-Szene)/ korrigiert aus: läuft [von] [|aus dem|] |von f Villa| Aufseher[, der] |,| [m]|der| [Was bin ich?! Ein Affe?!] [i]|I|ch \\Beim Jupiter,/ [D]|d|as f aus!/ gestrichen: (Seite 8\)/ [– 9)] [B UTLERUS ] |T OXILUS | [B UTLERUS ] |T OXILUS | [B UTLERUS ] |T OXILUS | [als Oberkammersklave gewissermassen, und zwar von unserem hochgeborenem Herrn K. R. Thago, dem Präsidenten des Romanisch-phönizischen Kreditinstituts, höchstpersönlich und eigenhändig --] verstanden?\!/ \denn/ gestrichen: T OXILUS … Ich bin der oberste, usw. eingefügt
[nichts] |Ihr nicht| [Aber] |Und| [hier] |jetzt da|
391
ÖLA 3/W 112 – BS 58 b [1], Bl. 1 ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 11
Fassung des zweiten Bildes
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ÖLA 3/W 112 – BS 58 b [1], Bl. 1
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Lesetext
A UFSEHER (gibt ihm widerwillig seine Peitsche) Werd glücklich. Jetzt möcht ich nur wissen, zuwas ich noch leb -- ich kann doch nur strafen, sonst hab ich ja nichts gelernt! 얍 Ohne Arbeit kann ich nicht leben! M ATROSA (deutet plötzlich nach links) Dort kommt Dordalus! A LLE (blicken nach links) L EMNISELENIS (zuckt erschrocken zusammen und zittert) T OXILUS (nach links) Dordalus, unser aller Händler – M ATROSA ({gering}) Ich war auch mal seine Ware! T OXILUS Ein schäbiger Geizhals! A UFSEHER Wenn ich kein Sklave wär, sondern ein freier Mann, dann tät ich dem Kerl was erzählen! L EM (leise) Er naht, er naht – wer hilft? Oh Amor, Amor, Du bist der einzige, der helfen kann, wenn alles versagt – Hilf Amor, hilf! Hilf oh, Amor! Amor! T OXILUS (plötzlich zum A UFSEHER ) Kannst Du reiten? B N
5
K5/TS2 (Korrekturschicht)
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얍 A UFSEHER (perplex) Reiten? T OXILUS Ja. A UFSEHER Natürlich kann ich reiten! Ich bin BsogarN gewissermassen auf dem Pferd geboren -얍 T OXILUS Sattel das schnellste Pferd! A UFS Zu was! T OXILUS Frag nicht! Sattel oder – B(er hebt die Peitsche) B N B N 얍 A UFSEHER Ich sollt ein Tier misshandeln? Für was hältst Du mich?! (rasch ab) T OXILUS (zu L EM ) Kannst Du reiten? L EM Ich? T OXILUS Ja, Du. Schnell, schnell! BDu kannst doch!N L EM Nein. T OXILUS Du kannst nicht reiten? L EM Nein. Woher? T OXILUS Dann ist auch das vorbei – ich wollt Du sollst fliehen –
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] M ATROSA N ]
9 12 15 18 22–393,11
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schäbigerN ] (leise)N ] B N] BsogarN ] B(er f Haus)N ] B
] ] BDu f doch!N ] B N
[T OXILUS Ich weiss-ich weiss! Du hast die Peitschenvolksschul mit lauter Einser bestanden, hast die Prügelmatura summa cum laudis absolviert und hast sogar auf der Folterhochschul einige Semester studiert -- ich weiss-ich weiss! A UFSEHER Jaja, ich hatte eine goldene Jugend! T OXILUS Noch ist kein triftiger Grund zur Melancholie vorhanden -A UFSEHER (unterbricht ihn)] gestrichen: A UFS .... (S. 8) (1) A UFSEHER (2) \M ATROSA / korrigiert aus: schäbbiger \(leise)/ gestrichen: A UFS Ja. .... (usw.) [ja] |sogar| (1) (er f Haus) (2) \L EM (ihr Auge leuchtet auf, sie rennt [{rasch}] [|rasch|] zu Toxilus, küsst ihn hastig und ab in den Hintergrund) M ATROSA (besorgt) Wohin? \(sie sieht Toxilus an)/ Wohin?/ gestrichen: (S. 9) [\A UFS /] [Kannst] |Du f doch!|
392
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 11
ÖLA 3/W 112 – BS 58 b [1], Bl. 1
ÖLA 3/W 112 – BS 58 b [1], Bl. 2
Fassung des zweiten Bildes
5
10
K5/TS2 (Korrekturschicht)
Lesetext
L EM Fliehen?! Ja, dann kann ich reiten! Lieber brech ich mir den Hals, nur nicht wieder auf den Sklavenmarkt! T OXILUS Sei so gut! Und an mich denkst Du garnicht? M ATROSA Was soll sie an Dich denken? Was hat sie schon von Dir? T OXILUS Ich kaufe sie frei. L EM Frei?! T OXILUS Ja. M ATROSA Verdreh dem Mädel nicht den Kopf! Woher willst Du denn das Geld nehmen?! Sechshundert Silberlinge?! T OXILUS Ich klaue sie – Rasch, weg mit Euch, ins Haus hinein! M ATROSA UND L EM (ab ins Haus) D ORDALUS (kommt mit Schergen) Ist das nicht Toxilus? T OXILUS (imitiert ihn) Ist das nicht Dordalus? D ORDALUS Natürlich ist das Toxilus! Toxilus, Toxilus – Dich hab ich nicht zu billig verkauft! Du bereitest mir immer Kummer – mies wirds mir, wenn ich Dich seh. Also, wo ist die Hetär, Lemniselenis, die Schönste von Lemnos – T OXILUS Wie sag ichs meinem Händler? Ich weiss nicht, wo sie ist. Das heisst: ich weiss es, wo sie ist, und weiss es doch nicht. A UFSEHER (kommt und {horcht}) D ORDALUS Was sollen die schlechten Witze? T OXILUS Das heisst: sie ist fort und ich weiss nicht, wohin – D ORDALUS Na und die Pointe? T OXILUS Sie ist geflohen. D ORDALUS Geflohen?! – Na das sind ja nette Sachen, die Ihr da treibt! A UFS Wir?! D ORDALUS Ihr Sklaven seid immer nur „wir“! Wenn einer flieht, so haftet Ihr alle! Alle alle! In Kommission hat er sie mir gegeben zum Verkauf, und jetzt ist es fort – ein kleines Kapital durch die Finger hindurch geflossen – Na, das werden Eure Buckel spüren, wenn Ihr sie nicht herbeischafft! (ab) 얍 A UFSEHER Du hast sie fliehen lassen? T OXILUS Ja. A UFSEHER Warum? T OXILUS Das geht Dich nichts an. A UFSEHER Mich vielleicht nicht, aber meinen Buckel – und noch andere Buckel! (er schreit) He, herbei, alle ! Herbei, Ihr Sklaven! Tempo-tempo! Herbei-herbei! A LLE S KLAVEN (kommen) A UFSEHER Ich klage an! Ich klage Toxilus an – N
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(imitiert ihn)N ] A UFSEHER f {horcht})N ] BschlechtenN ] B N] B N] Bsind f alle!N ]
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alleN ] Tempo-tempo!N ] BIch f an –N ] B
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\(imitiert ihn)/ \A UFSEHER f {horcht})/ korrigiert aus: schlechten\,/ [\alten/] [ich weiss,] (1) werdet Ihr aber alle büssen hier, wenn Euer Herr kommt! (2) \sind f alle!/ [I]|a|lle [Los-los!] |Tempo-tempo!| [Ich klage an! Es ist] |Ich f an –|
393
ÖLA 3/W 120 – BS 58 d [3], Bl. 2v
Fassung des zweiten Bildes
B
K5/TS2 (Korrekturschicht)
Lesetext
E RSTER (unterbricht ihn) Halt! Plärr nicht so penetrant! A UFSEHER Wie redest Du mit mir? P ÄGNIUM Kusch selber! A UFSEHER (ausser sich) Unglaublich! A LTER (er nimmt die Maske ab) Wir sind unter uns! A LLE (nehmen die Masken ab) A LTER Und da ist es Sitte, dass ein Jeder gehört wird! Der Kläger und der Angeklagte! Es muss eine Ordnung herrschen – wir wollen nicht in den Fehler unserer Herrschaft verfallen und die Willkür regieren lassen. Wir sind Sklaven und haAls der Älteste unter uns nehme ich den Vorsitz – Dich , ben unseren Stolz. Dich und Dich wähle ich zu meinen Beisitzern ! Nun los, um was dreht es sich! A UFSEHER Um folgendes dreht es sich mit schlichten Worten: Toxilus liess Lemniselenis fliehen , damit sie nicht wieder verkauft wird – und das geht jetzt auf unseren Buckel aus! A LTER Natürlich! Es kann nur einen Buckel geben . (es rollt unter der Erde) E INER Was war das? Ein Erdbeben? A LTER Das Urteil: Toxilus wird ausgeliefert. Ruft den Praetor! Den Praetor von Pompeji! M ATROSA – T OXILUS M ATROSA Du tust mir leid. Hast Du gehört, dass es einen neuen Gott geben soll? T OXILUS Man hört so viel von neuen Göttern. Man weiss schon garnichtmehr, was man glauben soll. (Vorhang) B
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1 1 1 1
E RSTER f penetrant!N ] (unterbricht ihn)N ] BHalt!N ] BPlärr f penetrant!N ] B B
3 5 6 7 9–10 10 10 10 11 12 13 15 15 16–24
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] (er f ab)N ] BA LLE f ab)N ] BA LTER N ] BWir f Stolz.N ] B N] B N] BDichN ] BBeisitzernN ] Bsich f Worten:N ] BfliehenN ] BkannN ] BBuckel gebenN ] B(es f Vorhang)N ]
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Ruft f Pompeji!N ] Du f leid.N ] Bso vielN ] B
[E RSTER Halt!] |E RSTER f penetrant!| \(unterbricht ihn)/ [Halt!]|Halt!| [Es ist Sitte unter uns Sklaven,] [|Auch um|] [|Schrei nicht so!|] |Plärr f penetrant!| gestrichen: (3. Akt) vgl. K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 31 [Es ist Sitte unter uns Sklaven, dass wenn] |(er f ab)| \A LLE f ab)/ eingefügt
\Wir f Stolz./ [(ein leises Grollen unter der Erde)] Absatz vom Autor getilgt
[Ich]|Dich| Beisi[z]|tz|ern sich[: Toxilus] |mit f Worten:| [fr] |fliehen| [gibt] |kann| Buckel\ /geben (1) S KLAVIN Setz Dich für arme Sklavinnen ein! \S KLAVEN (denken) Wir denken, dass wir warten! (Donnergrollen)/ (2) \(es f Vorhang)/ \Ruft f Pompeji!/ \Du f leid./ korrigiert aus: soviel
394
395
Dialogskizzen und Notizen
ÖLA 3/W 126 – BS 58 f [2], Bl. 9v
396
Dialogskizzen und Notizen
K5/E7
397
Lesetext
Fragmentarische Fassung des 5. Bildes
K5/TS3 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 5. Bild. Beim Praetor.
ÖLA 3/W 110 – BS 57 [2], Bl. 3
P RAETOR 8 Tage bist Du nun bei mir und immer bist Du traurig. Du lächelst wohl, wenn Du mich siehst, aber Deine Umarmung ist kalt. Was hab ich Dir denn getan? Benehme ich mich schlecht? Fehlt Dir etwas? L EM Nein. Ihr seid sehr gut zu mir. Aber ich bin einsam. Ich liebe einen anderen, wenn der hier wäre – P RAETOR Du solltest mich erheitern, denn es gibt kein Recht. Ich spreche Recht und werde die Gespenster nicht los – L EM Ich liebe einen, und ich weiss es garnicht, ob es ihn noch gibt. Ich weiss nicht, wo er ist. Ich kannte ihn so kurz, ich weiss garnicht, wie er aussieht. P RAETOR Das ist verdächtig. Mir scheint, Du willst einen lieben, um enttäuscht zu werden. Du suchst die Enttäuschung , das Nichts – L EM Es ist die erste Liebe meines Lebens. P RAETOR Mir scheint, Du suchst das Nichts – L EM Ich lebe nicht lang. B
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\Abbruch der Bearbeitung\
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8 f los –N ]
bistN ] P RAETOR f los –N ]
um f werden.N ] EnttäuschungN ] BEsN ] B
(1) Ich weiss nicht, was Du hast: ich habe Dich gekauft, Du hast alles, was Dein
Herz begehrt, und bist nicht glücklich – ich möchte Dich so gerne glücklich sehen – L EM Ich liebe einen anderen. P RAETOR So? Wie [kommst] |kommst| Du [dazu?] |dazu?| (2) \8 f los –/ [lächelst] |bist| (1) P RAETOR Also das wär zuviel verlangt. (2) \P RAETOR f los –/ [den es nicht g] |um f werden.| [Entscheidung] |Enttäuschung| E[r]|s|
398
Fassung des ersten Aktes
K5/TS4 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 ERSTER AKT
5
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 4
Das Stück beginnt mit einem l e b e n d e m B i l d : Im Hafen, links im Hintergrunde, ankert die Luxusgaleere des Bankiers. Z AHLREICHE S KLAVEN UND S KLAVINNEN schleppen vom Ufer Gepäckstücke auf das Schiff, Kisten, Truhen, Fässer, Schläuche, Geschirr. Sie werden von einem A UFSEHER mit Nilpferdpeitsche in drohender Pose beaufsichtigt. Im Vordergrunde stehen von links nach rechts: G LORIOSUS , stolz auf den Knauf seines Schwertes gestützt; neben ihm kniet der Sklavenlausbub P AEGNIUM und putzt einen Schild; dann I DIOTIMA , umgeben von DREI K AMMERSKLAVINNEN , die noch etwas am Saum ihres Kleides zu nähen haben und ihr mit einer Brennschere auch noch Löckchen ins Haar brennen; dann K.R. T HAGO persönlich mit der achtzehnjährigen Hetäre L EMNISELENIS und deren Dienerin M ATROSA , einer Person im gefährlichsten Alter, die sich nun etwas im Hintergrund hält, denn der Bankier tätschelt gerade der Hetäre Wange. Ganz im Vordergrunde steht T OXILUS als Prologus, in einen feierlichen weissen Radmantel gehüllt, eine Pergamentrolle in der Hand. Es ist ein herrlicher Tag, ohne Wellen und Wolken. Alle Personen tragen griechische Masken, die die wesentlichen Züge ihrer Charaktere, so wie man sich selbe landläufig vorstellt, darstellen sollen. So steht nun T OXILUS mit der typischen Prologmaske vor dem Publikum. K.R. T HAGO , ein gütiger Börsianer, L EMNISELENIS , ein freches Dirnchen, M ATROSA , eine alte Dirnchenmutter, Gesellschaftsdame, I DIOTIMA , gepflegt, versnobt , mit dem leerem Lächeln der G LORIOSUS , ei-얍tel, dumm und aufgeblasen, P AEGNIUM , ein pfiffiger Spitzbub, der A UFSEHER roh und niederträchtig, die S KLAVEN und S KLAVINNEN , niedergedrückt, bemitleidenswert armselig, so wie es sich eben gehört. Es ist ein herrlicher Tag, ohne Wellen und Wolken. B
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T OXILUS (zum Publikum) Als Prologus Beginne ich mit einem Zitat aus Plautus: „Oh Publikum! Lasst Euch behaglich auf Euere Sitze nieder Bezahlt oder unbezahlt -- das ist nicht die Frage Die Frage ist vielmehr: Ob Ihr satt oder hungerig hierher gekommen seid. Wer bereits genachtmahlt hat, der hat das bessere Teil erwählt Doch wer hungert, esse sich an unseren Witzen satt -Aber wem zu Hause das Nachtmahl steht Der ist ein Narr Ein grosser Narr Dass er uns zulieb nüchtern hergekommen ist!“ (er nimmt seine Maske ab und entledigt sich seines Mantels) B
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BrennschereN ] einenN ] BfeierlichenN ] BversnobtN ] B N] BEs f Wolken.N ] BT OXILUS f ist!“N ] BhierherN ] B B
korrigiert aus: Brennscheere eine[m]|n| feierliche[m]|n| korrigiert aus: versnobbt [grossen] \Es f Wolken./ Textentlehnung Plautus, POE1
hier\her/
399
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 5
Fassung des ersten Aktes
5
K5/TS4 (Korrekturschicht)
Lesetext
Huh, ist mir heiss! Verzeiht, dass ich mich demaskiere Doch hoffe ich, dass Ihr mich auch ohne Maske goutieren werdet -Erlaubt, dass ich mich vorstelle: Ich heisse Toxilus und bin hier der Oberkammersklave. Eigentlich bin ich zwar eine Herrennatur Die eben nur im Sklavenstande lebt Ein Mann voll geistiger Kraft und Gewandtheit Voll Witz und Gesundheit Dem sich seine Umgebung willig unterordnet Die Sklaven nämlich, deren Oberster ich bin -Jedoch auch -- (leise) -- meine Herrschaft! Ich sag es leise, denn sie steht hier hinter mir und soll es nicht hören! Sonst setzt es was ab auf meinen Buckel und das wollt Ihr mir doch nicht gönnen! (laut) Erlaubt nun, dass ich Euch die Szenerie erläutere: Ihr seht hier ein lebendes Bild. Rechts die Villa meiner Herrschaft und links im Hintergrunde das Meer -- dort ankert die Luxusgaleere meines Herrn, des Präsidenten des Romanisch-phönizischen Kreditinstitutes, K.R. Thago -- (er deutet auf K.R. T HAGO ) -- er ist ein gebürtiger Punier, hat sich aber in Rom naturalisieren lassen und allerhand Geld gemacht. Er verabschiedet sich soeben von seiner Fräulein Hetäre, namens Lemniselenis -- die Alte dahinter ist ihre Dienerin Matrosa, ein treuer Schatten! Jawohl, mein Herr verabschiedet sich, denn er segelt mit seiner Tochter Idiotima und derem Gatten Gloriosus nach Kreta in die Sommerfrisch , denn Kreta ist zur Zeit der letzte Schrei. Die Herrschaften segeln noch heute, sie warten nur noch, bis die Sklaven das viele Gepäck auf die Luxusgaleere gebracht haben. Der Rüpel dort hinten mit der Peitsche, das ist der Aufseher, ein roher, niederträchtiger Mensch -A UFSEHER (fällt ihm ins Wort) Was bin ich?! T OXILUS Hast es nicht gehört? Zweimal sag ichs nicht. A UFSEHER Ich bin ein roher, niederträchtiger Mensch?! 얍 T OXILUS Hab ich das gesagt? A UFSEHER Jawohl! T OXILUS Dann wirds schon stimmen -A UFSEHER Es stimmt aber nicht! Da, schau her -- (er reisst seine Maske herunter, ein rundes, gutmütiges Gesicht wird sichtbar) Ist das das Antlitz eines Peitschenkulis?! B
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Eigentlich f unterordnetN ] ebenN ] BSklavenstandeN ] B N] BIhr f nichtN ] BsegeltN ] BSommerfrischN ] BDie HerrschaftenN ] BRüpelN ] Broher,N ] BMenschN ] B N] B
Textentlehnung Plautus, PER1
B
\eben/ Sklavenstand\e/ [--] doch3 Ihr1 mir2 nicht4 [fährt jetzt] |segelt| Sommerfrisch[e] [Sie] |Die Herrschaften| korrigiert aus: Rüppel roher\,/ [Bursche] |Mensch| gestrichen: b
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 6
Fassung des ersten Aktes
K5/TS4 (Korrekturschicht)
T OXILUS (perplex) Sieh da! Komisch, dass ich Dein Gesicht noch nie gesehen hab -- hm. Nein, roh und niederträchtig sieht es nicht aus, eher ein bisserl blöd -A UFSEHER (braust jähzornig auf) Ein solches Wort noch und -- (er hebt drohend seine Peitsche) T OXILUS (herrscht ihn an) Schäm Dich, immer nur die Peitsche, die Peitsche, die Peitsche! Bist doch selber nur ein Sklav! A UFSEHER Sklave her, Peitsche hin! Ich erfüll ja nur meine Pflicht! (er knallt mit der Peitsche und brüllt die S KLAVEN , die die Gepäckstücke tragen, an) Vorwärts-vorwärts! Nur nicht getrödelt, gewurstelt, geschlafen, sonst weck ich Euch auf, Sklavenpack! D IE S KLAVEN (tragen ihre Lasten auf das Schiff) A UFSEHER (zählt die an ihm vorbeigeschleppten Gepäckstücke) -- 84, 85, 86, 87 -los-los! Wir haben noch 164 Stück! (er knallt wieder mit der Peitsche) I DIOTIMA (zuckt etwas zusammen) T OXILUS (zum Publikum) Nachdem ich Euch alles erklärt habe, darf ich nun wohl gehen -- ich muss nämlich auf das Schiff, um nachzusehen, ob auch alles richtig verstaut wird. Ich komme wieder, wenn ich muss! (rasch ab auf das Schiff) A UFSEHER (brüllt einen ALTEN S KLAVEN grimmig an) Tempo-tempo! 107, 108, 109 -hast nicht gehört, altes Stück Elend?! (er knallt abermals mit der Peitsche) 얍 I DIOTIMA (zuckt abermals zusammen) Oh saget ihm, er knalle nicht so mit der Peitsche! Er schlage lieber, dann gibts nicht diesen schrillen Ton! Meine Nerven vertragen keine Disharmonien Ich bin geschwächt -G LORIOSUS Paegnium! Wo bleibt mein Schild? P AEGNIUM (reicht ihm den Schild) Aufzuwarten, gnädiger Herr! G LORIOSUS (blickt auf seinen Schild, wie in einen Spiegel) Ich kann mich in meinem Schild nicht sehen. Wo bin ich? Du sollst meinen Schild so putzen, dass ich ihn als Spiegel benützen kann -- begreifs doch endlich, dass ich mit Mars verwandt bin! (er reicht ihm wieder seinen Schild) Putz ihn, sonst erledig ich Dich, wie jene fünfhundert in Kappadozien im vorigen Herbst -- fünfhundert mit einem Streich, obwohl mein Schwert abgestumpft war! P AEGNIUM (putzt eifrig den Schild) I DIOTIMA (nimmt langsam ihre Maske ab: eine verhärmte, frühgealterte Frau wird sichtbar) D IE K AMMERSKLAVINNEN (stürzen sich sofort eifrigst auf die Maske, schminken und pudern sie) I DIOTIMA (blickt zum Himmel empor) Ach, Wölklein in der Höh Nur du erkennst mein Weh: Mein Gatte ist ein Berufsmensch. B
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Komisch, dassN ] ] BhabN ] BSklaveN ] B(zuckt f zusammen)N ] BG LORIOSUS f war!N ] B
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[Eigentlich hab] |Komisch, dass| [ja] \hab/ [Peitsche] |Sklave| \[zuck] |zuckt f zusammen|/ Textentlehnung Plautus, MG1 und MG2
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 7
Fassung des ersten Aktes
K5/TS4 (Korrekturschicht)
Er liebt nur sein Schwert, seinen Schild, seinen Panzer -Was gilt ihm der Venusberg neben einem befestigten Hügel? Nichts, oh nichts! Er fürchtet nur immer, ob seine Rüstung auch richtig glänzt. Heut zieht er sich schon seit gestern an Er legte sich garnicht zu Bett in der Nacht Er zog sich nur an -Ich frag mich oft: Warum kennt mein Gatte keine Gemütlichkeit? G LORIOSUS Ein böses Wort! Viel lieber als in die Sommerfrische zög ich in einen flotten Krieg Viel lieber würd ich blutige Dinge vollbringen Als friedlich meine Brust in der Sonne bräunen -Denn meine Brust sehnt sich nach der befreienden Tat! I DIOTIMA ( einfach ) Ich hasse den Krieg. G LORIOSUS Versündig Dich nicht! Wenn das Mars hört! I DIOTIMA Lass mich aus mit Deinem Gott! Wenn mein Vater kein Krösus wär Wäre mein Gatte ein friedlicher Hirte Aber das Geld meines Vaters lässt ihn nicht arbeiten -So langweilt er sich auf dem Felde der Ehre zu Tode. 얍 G LORIOSUS (reisst sich wütend die Maske herab: ein feminines Gesicht wird sichtbar mit ängstlichen Augen; er fixiert unsicher I DIOTIMA ; plötzlich herrscht er sie an) Du nimmst den Mund voll, als hättest Du mir einen Sohn geschenkt! I DIOTIMA (will schreien, doch die K AMMERSKLAVINNEN binden ihr rasch, fast gewalttätig, die frisch hergerichtete Maske um) K.R. T HAGO (zu L EMNISELENIS ) Wohl begreif ich Deine Trauer, mein süsses, teuerstes Geschöpf! Du kostspieliges, Du -Denn ich fahr nun fort und lass Dich da. Doch sei beruhigt: Ich lass auch mein Geschäft da, Handel und Wandel, die Börs, das Kontor -Mögen die Papiere fallen oder sich heben Ich muss ruhen! B
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Der Arzt hats mir verordnet, der Weise Er kennt mein Leiden. Es ist nicht der Ausfluss des üppigen Lebens Sondern der Erregung über das Leben in Geschäften.
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glänzt.N ] DingeN ] Bmeine BrustN ] BderN ] BbefreiendenN ] BeinfachN ] B N] Bgewalttätig,N ] B N] B B
glänzt\./ [Taten] |Dinge| mein\e/ [Herz] |Brust| \der/ befreiende[r]|n| [so nebenbei] |einfach| [der] [|mein|] gewalttätig\,/ [Ja, ruhen --]
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 8
Fassung des ersten Aktes
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K5/TS4 (Korrekturschicht)
Lesetext
Verlieren regt auf Aber verdienen noch mehr -Und viel verdienen, das legt sich aufs Herz Denn viel verdienen ist Schmerz Teuer erkaufter Schmerz, Du Kind -L EMNISELENIS Der Sommer mag kommen, der Herbst vergehen Meine Lieb zu Euch wird immer bestehen Denn Ihr habt mich gekauft. K.R. T HAGO Lieb, sehr lieb -- (er tätschelt wieder ihre Wange) T OXILUS (erscheint rasch an Bord des Schiffes und springt auf den Kai) Euere Hochwohlgeborenen! Die Segel sind gesattelt, der Anker gelichtet, das Gepäck verpackt und die Ruder sind ruderbereit -- es schwimmt alles in Butter, schiffet Euch ein! I DIOTIMA Endlich! (ab auf das Schiff) G LORIOSUS (zu P AEGNIUM ) Her damit! (er nimmt ihm seinen Schild ab und 얍 betrachtet sich in ihm; entsetzt, denn er sieht sich ohne Maske) Was?! Das soll ich sein?! (er herrscht P AEGNIUM an) Ich seh mich noch immer nicht! Wart nur, Bube, wenn ich heimkehr, lass ich Dich blenden! (rasch ab auf das Schiff) P AEGNIUM (sieht ihm nach; leise) Idiot! (er nimmt seine Maske ab, ein mageres, trotziges Knabengesicht wird sichtbar; er fächelt sich mit der Maske und wischt sich mit dem Arm den Schweiss von der Stirne) K.R. T HAGO (zu L EMNISELENIS ) Kurz und gut, mit einem Wort: es wird höchste Zeit, dass ich einsteig und Du -- Du kehrst morgen wieder zu Dordalus zurück. L EMNISELENIS (entsetzt) Was sagt Ihr?! Wohin?! Zu Dordalus?! K.R. T HAGO Ja. Nach Pompeji. L EMNISELENIS (wie zuvor) Ich soll wieder zum Sklavenhändler?! Ihr wollt mich abermals wieder weiterverkaufen?! (sie reisst sich die Maske ab: ein schönes Kind mit traurigen Augen und einem frühverbittertem Zug starrt K.R. T HAGO verzweifelt an) K.R. T HAGO (stutzt unwillkürlich etwas) Warum so verzweifelt? Vielleicht kauft Dich ein Besserer, Schönerer, Reicherer -L EMNISELENIS (unterbricht ihn) Es gibt keinen Reicheren als Euch! Oh, bringt mich nicht wieder auf den Sklavenmarkt! Es folget so selten was Besseres nach! K.R. T HAGO Aber-aber, grosses Kind! Was hast Du Dir denn vorgestellt? Und ausserdem möcht man doch nur Dein Gutes -L EMNISELENIS Wollet lieber das Schlechte, mein Herr! Gewährt mir weiter Euere Huld Ich bleib Euch nichts schuld. Wenn Ihr heimkehrt von Euerer Sommerfahrt Wird von mir alles in bar bezahlt. Jeder Groschen ein Kuss Wenn ich nicht wieder auf den Sklavenmarkt muss -K.R. T HAGO Wer weiss, ob ich zurückkehr? Ob das Schiff nicht versinkt? Wer befiehlt dem Meer, dem Sturm -- Neptun oder ich? Bin ich dem Neptun sein VerN
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K.R. T HAGO N ] ]
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korrigiert aus: K. R. T HAGO
[nur]
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ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 9
Fassung des ersten Aktes
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K5/TS4 (Korrekturschicht)
Lesetext
trauter? Na also! Abgesehen davon, dass ich Dich jetzt ein halbes Jahr umsonst ernähren müsst! Vorsicht ist die Mutter der Weisheit und Sparsamkeit ist eine Weltanschauung. Verkenne mich nicht, mein Kind! (Stille) L EMNISELENIS Jetzt weiss ich nichtmehr, was ich glauben soll, Herr Präsident. 얍BN K.R. T HAGO BGlaub, was Du willst, aberN BverkaufN Dich nur ja nicht zu billig -- B N T OXILUS (zu K.R. T HAGO ) Gute Erholung, frohe Fahrt! B T HAGO Danke! (er hält Bund N wendet sich nochmals Lemniselenis zu; {mit erhobenem Zeigefinger}) BDu bist unter Brüdern sechshundert Silberlinge wert.N (ab auf die Galeere) L EM (schreit auf) Nein!!! (sie verbirgt ihr Gesicht in den Händen) M ATROSA (umarmt sie) Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist –N
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Glaub f aberN ]
verkaufN ] ] BT HAGO f ist –N ] B N
[K.R. T HAGO (nimmt langsam die Maske ab: er hat überhaupt kein Gesicht) L EMNISELENIS (starrt ihn ausser sich an[,]|)| [voll Grauen und Eckel)]] (1) (feierlich) Glaub nicht der Gosse Glaube mir Glaub nicht den Geldlosen Ohnehosen Glaube den Reichen Sie haben Recht! Das Armselige Wird immer vertan Das Ewig-Geldliche Zieht uns hinan! L EMNISELENIS (schreit auf) Nein!! (sie verbirgt ihr Gesicht in den Händen) K.R. T HAGO (setzt sich langsam wieder seine Maske auf und streicht L EMNISELENIS über die Haare) [Du bist unter Brüdern sechshundert Silberlinge wert.]f x (2) [(feierlich)] |Glaub f aber| [V]|v|erkauf gestrichen: (ab auf das Schiff) (1) (ins Orchester) Darf man bitten, Herr Kapellmeister! (Musik erklingt) A LLE S KLAVEN (ausser L EMNISELENIS , singen und winken dem verschwindendem Schiffe nach) Keine Well auf der See Und der Himmel blau Frohe Fahrt! Keine Wolk in der Höh Und die Luft so lau Frohe Fahrt! Keine Sorg in der Brust Und im Herz nur Lust Frohe Fahrt! Vgl. für den weiteren Textverlauf von (1) K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 11–16 (2) [(ins Orchester) Darf man bitten, Herr Kapellmeister!] T HAGO f ist –
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und N ] BDu f wert.N ] B
[nochmals;] [zu]|und| xDu f wert.
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|
|
ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 10
Fragmentarische Fassung
K5/TS5/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
\Textverlust\
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얍 Villa ist der ländliche Lustsitz des reichen punischen Bankiers K.R. Thago, eines naturalisierten Römers. Hier wohnt er im Frühling mit seiner Tochter Idiotima und derem BGattenN Gloriosus. Rechts im Vordergrunde sieht man einige Säulen der Villa, links im Hintergrunde liegt das Meer. Dort ankert die Luxusgaleere des Bankiers. Und in der Ferne raucht der Vesuv. Das Stück beginnt mit einem l e b e n d e m B i l d: Z AHLREICHE S KLAVEN und S KLAVINNEN schleppen vom Ufer Gepäckstücke auf das Schiff, Kisten, Truhen, Fässer, Schläuche, Geschirr. Sie werden von einem A UFSEHER mit Nilpferdpeitsche in drohender Pose beaufsichtigt. Im Vordergrunde stehen von links nach rechts: G LORIOSUS , stolz auf den Knauf seines Schwertes gestützt; neben ihm kauert der Sklavenlausbub P AEGNIUM auf dem Boden und putzt seinen Schild; dann I DIOTIMA , umgeben von DREI K AMMERSKLAVINNEN , die noch etwas am Saum ihres Kleides zu nähen haben und ihr mit einer BBrennschereN auch noch Löckchen ins Haar brennen; dann K.R. T HAGO persönlich mit der achtzehnjährigen Hetäre L EMNISELENIS und deren Dienerin M ATROSA , einer Person im gefährlichsten Alter, die sich etwas abseits hält, denn der Bankier tätschelt gerade der Hetäre Wange. Ganz im Vordergrunde steht T OXILUS als Prologus, in einen weissen weiten Radmantel gehüllt, eine Pergamentrolle in der Hand. Alle Personen tragen griechische Masken, die die wesentlichen Züge ihrer Charaktere, sowie man sich selbe eben landläufig vorstellt, darstellen sollen. In diesem Sinne steht T OXILUS mit der typischen Prologmaske vor dem Publikum. K.R. T HAGO ist ein gütiger Börsianer, L EMNISELENIS ein freches Dirnchen, M ATROSA eine alte Dirnchenmutter, I DIOTIMA gepflegt, BversnobtN, mit Bdem leeremN Lächeln der Gesellschaftsdame, BG LORIOSUS N eitel Bund N aufgeblasen, BP AEGNIUM N ein pfiffiger Spitzbub, der A UFSEHER roh Bund niederträchtigN, die S KLAVEN und S KLAVINNEN niedergedrückt, geschunden, bemitlei-얍denswert armselig, so wie es sich eben gehört. Es ist ein herrlicher Tag, ohne Wellen und Wolken. B
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T OXILUS (zum Publikum) Als Prologus beginne ich mit einem Zitat aus Plautus: „Oh Publikum! Lasst Euch behaglich auf Euere Sitze nieder, bezahlt oder unbezahlt -das ist nicht die Frage. Die Frage ist vielmehr: ob Ihr satt oder hungerig hierher gekommen seid? Denn wer bereits genachtmahlt hat, der hat das bessere Teil erwählt, doch wer hungert, esse sich an unseren Witzen satt -- aber wem zu Hause das Nachtmahl steht, der ist ein Narr, ein grosser Narr, dass er uns zulieb nüchtern hergekommen ist!“ (er nimmt seine Maske ab) Erlaubt, dass ich mich vorstelle: B
B
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NN
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Gatt[è]|e|n
B
korrigiert aus: Brennscheere korrigiert aus: versnobbt Blatt beschädigt, ergänzt aus K7/TS5/ÖLA 27/W 36, Bl. 4
GattenN ] BrennschereN ] BversnobtN ] Bdem leeremN ] BG LORIOSUS N ] Bund N ] BP AEGNIUM N ] Bund niederträchtigN ] BT OXILUS f ist!“N ] B„OhN ] Bist!“N ]
G LORIOSUS [,] Blatt beschädigt, ergänzt aus K7/TS5/ÖLA 27/W 36, Bl. 4
P AEGNIUM [,] Blatt beschädigt, ergänzt aus K7/TS5/ÖLA 27/W 36, Bl. 4 Textentlehnung Plautus, POE1
\„/Oh ist!\“/
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N
ÖLA 3/W 111 – BS 58 a, Bl. 4
ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 4
Fragmentarische Fassung
K5/TS5/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
ich heisse Toxilus und bin hier der Oberkammersklave. Jawohl: Sklave! Denn 얍 durch der Götter Fügung hab ich das Pech, dem Sklavenstande anzugehören, obwohl ich eigentlich von Natur aus eine Herrennatur bin -- ein Mann voll geistiger Kraft und Gewandtheit, voll Witz und Gesundheit, dem sich seine Umgebung willig unterordnet, meine Mitsklaven nämlich, jedoch auch -- (leise) meine Herrschaft! Ich sag es leise, denn sie steht da hinter mir und soll es nicht hören, sonst setzt es was ab, und das wollt Ihr doch meinem Buckel nicht gönnen! (laut, indem er sich seines Radmantels entledigt) Und nun erlaubt, dass ich Euch die Szenerie erläutere: Ihr seht hier ein lebendes Bild. Rechts die Villa meiner Herrschaft und links im Hintergrunde das Meer: Im Hafen ankert die Luxusgaleere meines Herrn: (er deutet auf K.R. T HAGO ) Präsident des Romanisch-phönizi(leise) Er ist ein gebürtiger Punier, schen Kreditinstitutes, K.R. Thago! liess sich jedoch in Rom naturalisieren, opferte dortselbst unseren Göttern und hat dabei allerhand Geld gemacht – jetzt tätschelt er gerade die Wange seines Fräulein Hetäre, namens Lemniselenis , die Alte daneben ist des Kindleins Dienerin Matrosa – ich vertrag mich mit ihr recht gut. Jaja, mein Herr tätschelt gern, wenn er sich verabschiedet -- er möcht nämlich mit seiner Tochter Idiotima und derem Gatten Gloriosus nach Kreta in die Sommerfrische segeln, denn Kreta ist zur Zeit der letzte Schrei. Die Herrschaften warten nur noch, bis die Sklaven und Sklavinnen das viele Gepäck auf die Galeere gebracht haben, der Rüpel dort hinten mit der Nilpferdpeitsche ist der Aufseher, ein roher, niederträchtiger Mensch -B
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Denn f unterordnet,N ] ab,N ] B N] Bmeinem BuckelN ] BMeer:N ] BIm HafenN ] BHerrn:N ] B(er f T HAGO )N ] BPräsidentN ] BThago!N ] B N] B N] B(leise)N ] BErN ] BliessN ] BjedochN ] Bnaturalisieren,N ] B N] Bopferte f dabeiN ] BunserenN ] Bgemacht –N ] BjetztN ] BerN ] BLemniselenisN ] B N] B N] BdanebenN ] Bdes KindleinsN ] BMatrosaN ] B– ich f gut.N ] Bhaben,N ] BRüpelN ] B
Textentlehnung Plautus, PER1
B
ab\,/ [auf meinen Buckel,] [mir] \meinem Buckel/ Meer\:/ [--] [[d]|D|ort] \[i]|I|m Hafen/ Herrn[,]|:| x(er f T HAGO ) [des] [|[Er ist] [d]|D|er|] [|der|] Präsident[en] Thago\!/ [--] [(er f T HAGO )]f x [--] \(leise)/ [e]|E|r [hat] |liess| [aber] |jedoch| naturalisieren\,/ [lassen] [und] [|hat dortselbst|] [|opferte dortselbst fremden|] |opferte f dabei| [fremden] |unseren| gemacht[!] |–| [Er] |jetzt| \er/ Lemniselenis[,] [ein liebliches Kind] [und] da[hinter] |neben| [ihre] |des Kindleins| Matrosa[,] [ein treuer, jedoch boshafter Schatten!] |– ich f gut.| haben\,/ [--] korrigiert aus: Rüppel
406
B
ÖLA 3/W 111 – BS 58 a, Bl. 2
Fragmentarische Fassung
K5/TS5/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 A UFSEHER (fällt ihm ins Wort) Was bin ich?! T OXILUS Hast es nicht gehört? Zweimal sag ichs nicht. A UFSEHER Ich BwäreN ein roher, niederträchtiger Mensch?! T OXILUS Hab ich das gesagt? 5 얍 A UFSEHER Jawohl! T OXILUS Dann wirds schon stimmen -A UFSEHER Es stimmt aber nicht! Da, schau her! (er reisst seine Maske herunter, ein rundes, gutmütiges Gesicht wird sichtbar) Ist das das Antlitz eines BPrügelwarts?N T OXILUS (perplex) Komisch, dass ich Dein Gesicht noch nie gesehen hab -- hm. 10 Nein, roh und niederträchtig sieht es nicht aus, eher ein bisserl blöd -A UFSEHER (braust jähzornig auf) Ein solches Wort noch und -- (er hebt drohend seine Peitsche) T OXILUS (herrscht ihn an) Schäm Dich, immer nur die Peitsche, B N die Peitsche! B N A UFSEHER BSchamN her, Peitsche hin! Ich erfüll ja nur meine Pflicht! (er knallt mit der 15 Peitsche und brüllt die S KLAVEN und S KLAVINNEN , die die Gepäckstücke tragen, an) Vorwärts-vorwärts! Nur nicht getrödelt, gewurstelt, geschlafen, sonst weck ich Euch auf, Sklavenpack! A LLE S KLAVEN (tragen hurtig ihre Lasten auf die Galeere) A UFSEHER (zählt die an ihm vorbeigeschleppten Gepäckstücke) -- 84, 85, 86, 87 -20 los-los! Wir haben noch 164 Stück! (er knallt wieder mit der Peitsche) I DIOTIMA (zuckt etwas zusammen) T OXILUS (zum Publikum) Nachdem ich Euch alles erklärt habe, darf ich nun wohl gehen -- ich muss nämlich rasch auf das Schiff, um nachzusehen, ob auch alles richtig verstaut wird. Ich komme wieder, wenn ich muss! (rasch ab auf die Galeere) 25 A UFSEHER (brüllt einen ALTEN S KLAVEN grimmig an) Tempo-tempo! 107, 108, 109 -hast nicht gehört, altes Stück Elend?! (er knallt abermals mit der Peitsche) I DIOTIMA (zuckt abermals zusammen) Oh saget ihm, er knalle nicht so mit der Peitsche! Er schlage lieber, dann gibts nicht diesen schrillen Ton! Meine Nerven vertragen keine Disharmonien, ich bin geschwächt -30 G LORIOSUS Paegnium! Wo bleibt mein Schild? P AEGNIUM (reicht ihm den Schild) Aufzuwarten, gnädiger Herr! 얍 B G LORIOSUS (blickt auf seinen Schild, wie in einen Spiegel) Ich kann mich in meinem Schild nicht sehen. Wo bin ich? Du sollst meinen Schild so putzen, dass ich ihn als Spiegel benützen kann -- begreifs doch endlich, dass ich mit Mars verwandt 35 bin! (er reicht ihm wieder seinen Schild) Putz ihn, sonst erledig ich Dich, wie jene fünfhundert in Kappadozien im vorigen Herbst -- fünfhundert mit einem Streich, obwohl mein Schwert abgestumpft war!N P AEGNIUM (putzt eifrig den Schild) I DIOTIMA (nimmt langsam ihre Maske ab: eine verhärmte, frühgealterte Frau wird 40 sichtbar) D IE K AMMERSKLAVINNEN (stürzen sich sofort eifrigst auf die Maske, schminken und pudern sie) 3 8 13 13 14 32–37
wäreN ] Prügelwarts?N ] B N] B N] BSchamN ] BG LORIOSUS f war!N ] B B
[bin] |wäre| [Peitschenkulis?] |Prügelwarts?| [die Peitsche,] [Bist doch selber nur ein Sklav!] [Sklave] |Scham| Textentlehnung Plautus, MG1 und MG2
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ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 4
ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 5
ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 6
Fragmentarische Fassung
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K5/TS5/A2 (Korrekturschicht)
I DIOTIMA (blickt zum Himmel empor) Ach, Wölklein in der Höh, nur Du erkennst mein Weh: mein Gatte ist ein Berufsmensch. Er liebt nur sein Schwert, seinen Schild, seinen Panzer -- was gilt ihm der Venusberg neben einem befestigtem Hügel? Nichts, oh nichts! Er fürchtet nur immer, ob seine Rüstung auch richtig glänzt. Heut zieht er sich schon seit gestern an, er legte sich garnicht zu Bett in der Nacht, er zog sich nur an -- Ich frage mich oft: warum kennt mein Gatte keine Gemütlichkeit? G LORIOSUS Ein böses Wort! Viel lieber als in die Sommerfrische zög ich in einen flotten Krieg, viel lieber würd ich blutige Dinge vollbringen, als friedlich meine Brust in der Sonne bräunen -- denn meine Brust sehnt sich nach der befreienden Tat! I DIOTIMA (einfach) Ich hasse den Krieg. G LORIOSUS Versündig Dich nicht! Wenn das Mars hört! I DIOTIMA Lass mich aus mit Deinem Gott! Wenn mein Vater kein Krösus wär, wäre mein Gatte ein friedlicher Hirte, aber das Geld meines Vaters lässt ihn nicht arbeiten -- so langweilt er sich auf dem Felde der Ehre zu Tode. G LORIOSUS (reisst sich wütend die Maske herab: ein feminines Gesicht mit ängstlichen Augen wird sichtbar; er fixiert unsicher I DIOTIMA ; plötzlich herrscht er sie an) Du nimmst den Mund 얍 voll, als hättest Du mir einen Sohn geschenkt! I DIOTIMA (will schreien, doch die K AMMERSKLAVINNEN binden ihr rasch, fast gewalttätig, die frischhergerichtete Maske um) K.R. T HAGO (zu L EMNISELENIS ) Wohl begreif ich Deine Trauer, mein süsses, teuerstes Gschöpf, Du kostspieliges, Du -- denn ich fahr nun fort und lass Dich da. Doch sei beruhigt: ich lass auch mein Geschäft da, Handel und Wandel, die Börs, das Kontor -- mögen die Papiere fallen oder sich heben: ich muss ruhen! Der Arzt hats mir verordnet, es wird Zeit, er kennt mein Leiden -L EMNISELENIS Was fehlt Euch denn, Herr Präsident? K.R. T HAGO Mein Leiden, Kind, ist nicht der Ausfluss des üppigen Lebens, sondern der Erregung über das Leben in Geschäften. Verlieren regt auf, aber verdienen noch mehr -- und viel verdienen, das legt sich aufs Herz, denn viel verdienen ist Schmerz, teuer erkaufter Schmerz. L EMNISELENIS Der Sommer mag kommen, der Herbst vergehen, meine Lieb zu Euch wird auch dann noch bestehen. Denn Ihr habt mich gekauft. T OXILUS (erscheint rasch auf der Galeere und springt auf den Kai) Euere Hochwohlgeborenen! Die Segel sind gesattelt, der Anker gelichtet, das Gepäck verpackt und die Ruder sind ruderbereit -- es schwimmt alles in Butter, schiffet Euch ein! I DIOTIMA Endlich! (ab auf die Galeere) G LORIOSUS (zu P AEGNIUM ) Her damit! (er nimmt ihm seinen Schild ab und betrachtet sich in ihm; entsetzt, denn er sieht sich ohne Maske) Was?! Das soll ich sein?! (er herrscht P AEGNIUM an) Ich seh mich noch immer nicht! Wart nur, Bube, wenn ich heimkehr, lass ich Dich blenden! (rasch ab auf die Galeere) P AEGNIUM (nimmt seine Maske ab: ein mageres, trotziges Knabengesicht wird sichtbar; er wischt sich mit dem Arme den Schweiss von der Stirne und fächelt sich mit der Maske) B
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[ist höchste] |wird|
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ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 7
Fragmentarische Fassung
K5/TS5/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
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K.R. T HAGO (zu L EMNISELENIS ) Kurz und gut, mit einem Wort: jetzt wirds aber 얍 höchste Zeit, dass ich mich einschiff, und Du -- Du kehrst morgen wieder zu Dordalus zurück. L EMNISELENIS (entsetzt) Was sagt Ihr?! Wohin?! Zu Dordalus?! K.R. T HAGO Ja. Nach Pompeji. L EMNISELENIS (wie zuvor) Ich soll wieder zum Sklavenhändler?! Ihr wollt mich abermals wieder weiterverkaufen?! (sie reisst sich die Maske ab: ein schönes Kind mit traurigen Augen und einem frühverbittertem Zug starrt K.R. T HAGO verzweifelt an) K.R. T HAGO (stutzt unwillkürlich etwas) Warum so verzweifelt? Vielleicht erwirbt Dich ein Besserer, Schönerer, Reicherer -L EMNISELENIS (unterbricht ihn) Es gibt keinen Reicheren als Euch! Oh, bringt mich nicht wieder auf den Sklavenmarkt! Es folget so selten was Besseres nach! K.R. T HAGO Aber-aber, grosses Kind! Was hast Du Dir denn vorgestellt? Und ausserdem möchte man doch nur Dein Gutes -L EMNISELENIS Wollet lieber das Schlechte, mein Herr! Gewährt mir weiter Euere Huld, ich bleib Euch nichts schuld! Wenn Ihr heimkehrt von Euerer Sommerfahrt, wird von mir alles in bar bezahlt -- jeder Groschen ein Kuss, wenn ich nur nicht wieder auf den Sklavenmarkt muss! K.R. T HAGO Wer weiss, ob ich zurückkehr? Ob das Schiff nicht versinkt? Wer befiehlt dem Sturm, dem Meer -- Neptun oder ich? Bin ich dem Neptun sein Vertrauter? Na also! Abgesehen davon, dass ich Dich jetzt ein halbes Jahr umsonst ernähren müsst! Vorsicht ist die Mutter der Weisheit und Sparsamkeit ist eine Weltanschauung. Verkenne mich nicht, mein Kind! (Stille) L EMNISELENIS Jetzt weiss ich bald nichtmehr, was ich glauben soll, Herr Präsident. K.R. T HAGO Glaub, was Du willst, aber verschleuder Dich nur nicht zu preiswert -- (er geht auf die Galeere zu) T OXILUS (zu K.R. T HAGO ) Gute Erholung, frohe Fahrt! K.R. T HAGO (zu T OXILUS ) Danke. (er hält und wendet sich nochmals L EM -얍NISELENIS zu; mit erhobenem Zeigefinger) Du bist unter Brüdern sechshundert Silberlinge wert -- (ab auf die Galeere) L EMNISELENIS (schreit plötzlich auf) Nein!! (sie verbirgt ihr Gesicht in den Händen) M ATROSA (legt ihren Arm um L EMNISELENIS Schultern und tröstet sie) Gebe dem Kaiser, was des Kaisers ist -- --
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(Vorhang)
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jetzt f aberN ] dem f MeerN ] BbaldN ] BverschleuderN ] B N] BpreiswertN ] B B
[es] |jetzt| wird\s/ \aber/ dem1 Meer [,]4 dem3 Sturm\,/2 \bald/ [verkauf] |verschleuder[e]| [ja] [billig] |preiswert|
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ÖLA 3/W 111 – BS 58 a, Bl. 3
Dialogskizze
ÖLA 3/W 111 – BS 58 a, Bl. 3
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Dialogskizze
K5/E8
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Lesetext
Fragm. Fassung des 2. Bildes („Am nächsten Tage“)
K5/TS6/A1 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 ZWEITES BILD
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ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 1
Am nächsten Tage, wieder vor der Villa am Meer. Die Luxusgaleere ist ausgefahren, nun liegt der Hafen still. L EMNISELENIS sitzt am Fusse der einen Säule und hält das Gesicht in den Händen verborgen. M ATROSA sitzt neben ihr und strickt. Das Wetter ist noch immer schön. T OXILUS (kommt aus dem Hintergrunde, erblickt L EMNISELENIS , hält und betrachtet sie; zu M ATROSA ) Was hat sie denn? M ATROSA Sie weint. T OXILUS Warum? M ATROSA Es ist ihr hier so gut gegangen und jetzt hat sie Angst vor der Zukunft. T OXILUS Aber-aber! Einen solchen schiechen alten Kracher, wie meinen gnädigen Herrn, den wird doch solch liebliches Kind immer wieder leicht finden! Die kriegt auch elegante, junge -L EMNISELENIS (unterbricht ihn) Also nur das nicht! T OXILUS (perplex) Was hör ich? M ATROSA (zu T OXILUS ) Sie möcht von der männlichen Jugend nichts wissen. T OXILUS (wie zuvor) Wieso warum denn nicht? M ATROSA Weil die jungen Leut kein Geld haben -L EMNISELENIS (fällt ihr ins Wort) Und weil die jungen Leut nur an sich denken. T OXILUS So? Und an was denken denn noch die alten Leut, ausser an sich selbst? L EMNISELENIS An den Tod. (sie lächelt kurz und verbirgt dann wieder ihr Gesicht in den Händen) T OXILUS (starrt sie an) 얍BN M ATROSA (zu T OXILUS ) Sie hat nämlich nur einen Wunsch: keine Hetäre mehr sein zu müssen, heraus aus dieser Sklaverei -- endlich freigekauft zu werden! (sie streichelt L EMNISELENIS ) BNicht,N Kindchen? L EMNISELENIS (schluchzt leise) Ja. T OXILUS Freigekauft? Ein grosses Wort! Fast zu gross -- (er lächelt wehmütig) M ATROSA Es kostet auch eh zuviel. B N
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T OXILUS (betrachtet aufmerksam L EMNISELENIS , zu M ATROSA ) Was würds denn kosten, wenn man die freikaufen tät? M ATROSA Soviel ich weiss, zirka sechshundert Silberlinge -T OXILUS Potz Pluto! Ein Vermögen! M ATROSA Wenns nach ihr ging, würde sie sich einen Herrn Gebieter aus dem Greisenasyl holen. B
B
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27 30 34 35 35 35 36
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] Nicht,N ] B N] BL EMNISELENIS f M ATROSA N ] BwürdsN ] B N] BdieN ] B N B
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[(Stille)] [Was, mein] |Nicht,| [(Stille)] L EMNISELENIS \, zu M ATROSA / würd\s/ [die] [s]|d|ie
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B
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B N
ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 2
Fragm. Fassung des 2. Bildes („Am nächsten Tage“)
K5/TS6/A1 (Korrekturschicht)
Lesetext
T OXILUS Aha! Jetzt begreif ich allmählich! Ein gichtiger Greis, wacklig, zittrig, hirnrissig, der mit dem einem Haxen bereits durch die Unterwelt hatscht und von dem sich gar federleicht allerhand erben lässt -- schau-schau! Mit himmelblauen Pupillen blickt die Unschuld geschäftstüchtig in die Welt. Jaja , im Kontor der Tugend wird mit der Jugend gar häufig gewuchert! L EMNISELENIS (blickt ihn plötzlich gross an) Ihr versteht mich nur halb. T OXILUS Möglich. Denn die eine Hälfte, dass Ihr nämlich von der männlichen Jugend überhaupt nichts wissen wollt -- diese Hälfte kapier ich überhaupt nicht! L EMNISELENIS (erhebt sich) Diese Hälfte kann ich mir nicht leisten. Aber Ihr dürft nicht annehmen, dass ich mit unerlaubten Mitteln, als da sind: böse Kräuter, Schlangengift, etcetera -- das Ableben eines gebrechlichen Gebieters beschleunigen wollte. Ich würde auch nimmer ein massgebliches Wort in seinem Testament fälschen, aber ich tät ihm die Schrecken der Unterwelt ausmalen, und das fiele mir leicht, denn ich müsst ihm doch nur vom Schicksal der Sklaven auf der Oberwelt berichten. Die Haare würden ihm alle gen Himmel stehen und er würd mich vor lauter Grauen garantiert freikaufen, um nicht in der Unterwelt als Sklave verhandelt zu werden, als ein Ding mit menschlichen Allüren -- Oh Götter, es fällt mir immer schwerer an Euere Güte zu glauben! Sagt mir: gibt es Euch denn überhaupt? Und wenn es Euch gibt, warum seid Ihr denn so böse zu mir? Wie gern würde ich gut sein -T OXILUS Das ist ein Traum. M ATROSA (zu T OXILUS ) Sie hat eine zarte Seele. T OXILUS (zu M ATROSA ) Was verstehst Du unter Seele? B N B
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L EMNISELENIS Was sich aus einem fortsehnt. (Stille) T OXILUS Ich weiss nicht, ob Ihr gut sein wollt, ich seh nur, dass Ihr schön seid. Sehr schön. Komisch, ich sehs erst jetzt. L EMNISELENIS (lächelt) Schad, dass Ihr keine hundert Jahr alt seid und dass Ihr nie sechshundert Silberlinge haben werdet – T OXILUS (unterbricht sie) Nie? Warum soll ich niemals in meinem Leben 600 Silberlinge besitzen?! M ATROSA Es ist alles möglich, aber das nicht. T OXILUS Wer sagt das? M ATROSA Ich. L EM (zu T OXILUS ) Würdet Ihr mich freikaufen, wenn ihr es könntet? B
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N
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35
B
1 1–5 4 7 7–8 10–23 24 28 29–414,8 29 29 31 36
] wacklig f wirdN ] BWelt. JajaN ] B N] BT OXILUS f nicht!N ] BMitteln f Seele?N ] B N] BKomisch, ichN ] BL EMNISELENIS f auf)N ] BundN ] BnieN ] B N] Bes könntet?N ] B N B
Leerzeile getilgt ergänzt aus K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 13
Welt\./ [--] [j]|J|aja Leerzeile getilgt ergänzt aus K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 13 ergänzt aus K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 14 Leerzeile getilgt
\Komisch,/ [I]|i|ch \L EMNISELENIS f auf)/ und[,] nie[mals] [Wer sagt das?] [600 hättet?] |es könntet?|
413
N
B
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Fragm. Fassung des 2. Bildes („Am nächsten Tage“)
K5/TS6/A1 (Korrekturschicht)
T OXILUS Sofort! M ATROSA (lacht) Gerede Gerede! L EM (zu T OXILUS ) Hört nicht auf sie! T OXILUS Ich hör nur auf Euch. L EM (lächelt) Fein! Und warum würdet Ihr mich freikaufen? T OXILUS Weil Ihr mir gefällt. L EM (erschrickt etwas, lächelt {nochmals} und sieht ihn an) M ATROSA (horcht besorgt auf) B N
B
5
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\Abbruch der Bearbeitung\
1 2
] Gerede Gerede!N ]
B N B
[Ja.] [Dummes Gesch] |Gerede Gerede!|
414
Lesetext
Fragm. Fassung des 2. Bildes („Am nächsten Tage“)
얍
K5/TS6/A4 (Korrekturschicht)
Lesetext
L EM Ich würde nur einen Menschen lieben – nur den, der mich freikauft. T OXILUS Also nur einen Reichen? L EM Nein. Ich würde auch den lieben, der mir zur Flucht verhilft! B
N
ZWEITES BILD
5
Am nächsten Tage, wieder vor der Villa am Meer. Die Luxusgaleere ist ausgefahren, nun liegt der Hafen still. L EMNISELENIS sitzt am Fusse der einen Säule und hält das Gesicht in den Händen verborgen. M ATROSA sitzt neben ihr und strickt. Das Wetter ist noch immer schön.
10
15
T OXILUS (kommt aus dem Hintergrunde, erblickt L EMNISELENIS , hält und betrachtet sie; zu M ATROSA ) Was hat sie denn? M ATROSA Sie weint. T OXILUS Warum? M ATROSA Es ist ihr hier so gut gegangen und jetzt hat sie Angst vor der Zukunft. Der Dordalus müsste ja schon hiersein. T OXILUS Jaja, er ist zwar ein widerlicher Bursche, aber es gibt noch schlimmere Sklavenhändler – da könnt ich erzählen! M ATROSA Ich auch. L EMNISELENIS Ich gäb was drum, wenn ich nur nicht wieder auf den Sklavenmarkt müsst! T OXILUS Aber-aber! Ist alles nur halb so schlimm.Wie oft seid Ihr denn schon verkauft worden? L EMNISELENIS Dreimal. T OXILUS Nur? M ATROSA (zu L EMNISELENIS ) Uns genügts. Was, Kindchen? (zu T OXILUS ) Sie regt sich dabei immer so furchtbar auf. T OXILUS Also einen derart geizigen alten Kracher, wie meinen gnädigen Herrn, den wird doch solch liebliches Ding immer wieder leicht finden! Die kriegt auch elegante, junge -L EMNISELENIS (unterbricht ihn) Nur das nicht! T OXILUS (perplex) Was hör ich? B
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N B
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1–3 17–18 18 19–21 19 22–30
B
L EM f verhilft!N ] Der f hiersein.N ] Bschon hiersein.N ] BT OXILUS f auch.N ] BJaja, erN ] BL EMNISELENIS f T OXILUS N ]
24 26 28 28 30 30 30 30 33
B
B
Aber-aber!N ] Dreimal.N ] BM ATROSA N ] B(zu L EMNISELENIS )N ] BAlsoN ] BeinenN ] BderartN ] BgeizigenN ] BNurN ] B
N
\L EM f verhilft!/ [\Der Dordalus m/] [|Der|] [|Die Sklavenhändler|] |Der f hiersein.| [jeden Augenblick erscheinen.] |schon hiersein.| \T OXILUS f auch./ [Der Dordalus] |[Er hat sich verspätet.] Jaja, er| (1) T OXILUS [\Er ist/] [|Dieser|] Aber-aber! (2) \L EMNISELENIS f T OXILUS / \Aber-aber!/ [Neu] |Dreimal.| [L EMN ]|M ATROSA | \(zu L EMNISELENIS )/ \Also/ korrigiert aus: Einen [solchen] |derart| [schiechen] |geizigen| [Also] [n]|N|ur
415
ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 1
Fragm. Fassung des 2. Bildes („Am nächsten Tage“)
K5/TS6/A4 (Korrekturschicht)
Lesetext
M ATROSA (zu T OXILUS ) Sie möcht von der männlichen Jugend nichts wissen. T OXILUS (wie zuvor) Wieso warum denn nicht? B N
L EMNISELENIS Weil die Jungen nur an sich denken. T OXILUS So? Und an was denken denn noch die Alten , ausser an sich selbst? L EMNISELENIS An den Tod. (sie lächelt kurz und verbirgt dann wieder ihr Gesicht in den Händen) T OXILUS (starrt sie an) 얍 M ATROSA (zu T OXILUS ) Wenns nach ihr ging, würde sie sich einen Herrn Gebieter aus dem Greisenasyl holen. T OXILUS Aha! Jetzt begreif ich allmählich! Ein gichtiger Greis, wacklig, zittrig, hirnrissig, der mit dem einem Haxen bereits durch die Unterwelt hatscht und von dem sich gar federleicht allerhand erben lässt -- schau-schau! Mit himmelblauen Pupillen blickt die Unschuld geschäftstüchtig in die Welt. Jaja, im Kontor der Tugend wird mit der Jugend gar häufig gewuchert! L EMNISELENIS (ohne ihn anzusehen) Ihr versteht mich nur halb. T OXILUS Kein Wunder! Denn jene Hälfte, dass Ihr nämlich von der männlichen Jugend überhaupt nichts wissen wollt -- diese Hälfte kapier ich überhaupt nicht! L EMNISELENIS (sieht ihn plötzlich gross an) Diese Hälfte kann ich mir nicht leisten. (sie verbirgt ihr Gesicht wieder in den Händen) M ATROSA (zu T OXILUS ) Sie hat nämlich nur einen Wunsch: keine Hetäre mehr sein zu müssen, heraus aus dieser Sklaverei -- endlich freigekauft zu werden! ( zu L EMNISELENIS ) Nicht, Kindchen? L EMNISELENIS (leise) Ja. T OXILUS Freigekauft? Ein grosses Wort! M ATROSA Fast zu gross -- (sie lächelt) T OXILUS (betrachtet schätzend L EMNISELENIS ; zu M ATROSA ) Was würds denn kosten, wenn man die freikaufen tät? M ATROSA Soviel ich weiss, zirka sechshundert Silberlinge -T OXILUS Potz Pluto! Ein Vermögen! 얍 L EMNISELENIS (horcht auf) Bin ichs nicht wert? T OXILUS Woher soll ich das wissen – (er grinst) L EMNISELENIS (kurz) Danke. (Stille) N B
B N B
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ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 11
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3 4 4 4 4 5 22–23 22 24
B N B N
] ]
L EMNISELENIS N ] WeilN ] BJungenN ] BAltenN ] B(zu L EMNISELENIS N ] BzuN ] BL EMNISELENIS f Ja.N ]
N
[M ATROSA Weil die jungen Leut kein Geld haben --] [L EMNISELENIS (fällt ihr ins Wort)]
B
eingefügt
B
[Und] [w]|W|eil [j]|J|ungen [Leut] [a]|A|lten [Leut] [(sie streichelt] \(/L EMNISELENIS eingefügt (1) L EMNISELENIS f Ja. (2) \L EMN Der Mann, der mich freikaufen [würde] {tät} , der wär der [einzi]
|erste und einzige| Mann, den ich lieben würde./ 24 26 31 32 32
(leise)N ] (sie lächelt)N ] B(horcht auf)N ] B N] BWoher f grinst)N ] B B
|
[(schluchzt] \(/leise) (sie lächelt\)/ [[wehmütig] |{ }|)] [(sieht ihn plötzlich wieder gross an)] |(horcht auf)| [(grinst)] [Wahrscheinlich --] |Woher f wissen[?] |– (er grinst)||
416
|
ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 6
Fragm. Fassung des 2. Bildes („Am nächsten Tage“)
K5/TS6/A4 (Korrekturschicht)
Lesetext
T OXILUS (zu L EMNISELENIS ) Seid mir nicht böse, es war nicht böse gemeint -- Ich bin überzeugt, Ihr seid sogar sechstausend wert. 얍 M ATROSA Hoffentlich! Denn das wär nicht schön von Euch. T OXILUS (zu L EMNISELENIS ) Ihr seid sogar so schön, dass ich Euch freikaufen tät, 5 wenn ich 600 Silberling hätt! L EM (lächelt kalt) Lieb von Euch. M ATROSA (zu T OXILUS ) Ihr und 600 Silberling? (sie lacht) Es ist alles möglich, aber das nicht! T OXILUS Wer sagt das? 10 M ATROSA Ich. Vielleicht wenn Ihr hundert Jahr alt werdet – L EM (fällt ihr ins Wort) Ich möcht einen Mann von 100 Jahren. T OXILUS ( grinst; zu M ATROSA ) Sie ist die geborene Krankenschwester. L EM (erhebt sich) Nein. (sie geht auf und ab) Ihr \Abbruch der Bearbeitung\ B
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ÖLA 3/W 111 – BS 58 a, Bl. 3v
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[Ich sehe ja, dass Ihr schön seid – sehr schön sogar.]
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(1) Und [wenn ich] es tut mir [{leid}] leid, dass ich keine 600 Sil-
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Ich f wert.N ] M ATROSA f Ihr N ]
[\Ihr seid sicherli/] |Ich f wert.| ||[LEMNISELENIS (erhebt sich und geht auf und ab) Ihr dürft nicht annehmen, dass ich mit unerlaubten Mitteln, als da sind: böse] |M ATROSA f Ihr|
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] Ihr f hätt!N ]
ich f hätt!N ] (sie lacht)N ] BT OXILUS f Krankenschwester.N ] Bgrinst f M ATROSA N ] BKrankenschwester.N ] B B
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berlinge [hätt] |hab, dann würd ich Euch freikaufen.| (2) \Ihr f hätt!/ [wenn ich 600 Silberlinge] |ich f hätt!| \(sie lacht)/ [(sie erhebt] |T OXILUS f Krankenschwester.| zu M ATROSA 2; grinst1 korrigiert aus: Krankenschwester
417
||
ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 6
Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“)
K5/TS6/A8 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 ZWEITES BILD
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ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 35
Am nächsten Tage, wieder vor der Villa am Meer. Die Luxusgaleere ist fortgefahren, nun liegt der Hafen still. L EMNISELENIS sitzt am Fusse der einen Säule und hält das Gesicht in den Händen verborgen. M ATROSA sitzt neben ihr und strickt. Das Wetter ist noch immer schön. T OXILUS (kommt aus der Villa, erblickt L EMNISELENIS , hält und betrachtet sie; zu M ATROSA ) Was hat sie denn? M ATROSA Sie weint. T OXILUS Warum? M ATROSA Es ist ihr hier so gut gegangen und jetzt hat sie Angst 얍 vor der Zukunft. Der Dordalus müsst ja schon hier sein. T OXILUS Jaja, er ist zwar ein widerlicher Bursche, aber es gibt noch schlimmere Sklavenhändler -- da könnt ich erzählen! M ATROSA (lächelt) Ich auch. L EMNISELENIS Ich gäb was drum, wenn ich nicht wieder auf den Sklavenmarkt müsst! T OXILUS Aber-aber! Ist alles nur halb so schrecklich! Wie oft seid Ihr denn schon verkauft worden? L EMNISELENIS Dreimal. T OXILUS Nur? M ATROSA (lächelt wieder) Uns genügts. Nicht, Kindchen? (zu T OXILUS ) Sie regt sich dabei immer so furchtbar auf. T OXILUS Also einen derart geizigen alten Kracher, wie meinen gnädigen Herrn, den sollt doch solch liebliches Ding immer wieder leicht finden! Die kriegt auch elegante, junge -L EMNISELENIS (unterbricht ihn) Nur das nicht! T OXILUS (perplex) Was hör ich? M ATROSA (zu T OXILUS ) Sie möcht von der männlichen Jugend nichts \Textverlust\ 얍 T OXILUS (wie zuvor) Wieso warum denn nicht? 얍 L EMNISELENIS Weil die jungen Herren nur an sich denken. T OXILUS So? Und an was denken denn noch die alten Herren, ausser an sich selbst? L EMNISELENIS An den Tod. (sie lächelt kurz und verbirgt dann wieder ihr Gesicht in den Händen) T OXILUS (starrt sie an) M ATROSA (zu T OXILUS ) Wenns nach ihr ging, würde sie sich einen Herrn Gebieter aus dem Greisenasyl holen. T OXILUS Aha! Jetzt begreif ich allmählich: ein gichtiger Greis, wacklig, zittrig, hirnrissig, der mit dem einem Haxen bereits durch die Unterwelt hatscht und von dem sich gar federleicht allerhand erben lässt -- schau-schau! Eine geborene Krankenschwester! L EMNISELENIS (sieht ihn plötzlich gross an) Ihr versteht mich nur halb. T OXILUS Kein Wunder! Denn jene Hälfte, dass Ihr nämlich von der männlichen Jugend überhaupt nichts wissen wollt -- diese Hälfte kapier ich allerdings überhaupt nicht!
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ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 22
ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 28 ÖLA 3/W 123 – BS 58 e [2], Bl. 2
Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“)
K5/TS6/A8 (Korrekturschicht)
Lesetext
L EMNISELENIS (erhebt sich) Diese Hälfte kann ich mir nicht leisten. (sie geht auf und ab) Ihr dürft nicht annehmen, dass ich mit unerlaubten Mitteln, als da sind: böse Kräuter, Schlangengift, etcetera, das Ableben eines gebrechlichen Gebieters beschleunigen wollte. Ich würde auch nimmer ein massgebliches Wort in seinem 5 Testament fälschen, aber ich tät ihm die Schrecken der Unterwelt ausmalen, und das fiele mir leicht, denn ich müsst ihm doch nur vom Schicksal der Sklaven auf der Oberwelt berichten. Die Haare würden ihm alle gen Himmel stehen und er würd mich vor lauter Grauen garantiert freikaufen, um nicht in der Unterwelt als Sklave verhandelt zu werden, als ein Ding mit menschlichen 얍 Allüren -- Oh Göt10 ter, es fällt mir immer schwerer an Euere Güte zu glauben! Sagt mir: gibt es Euch denn überhaupt? Und wenn es Euch gibt, warum seid Ihr denn so böse zu mir? Wie gern würde ich gut sein -T OXILUS Das ist ein Traum. M ATROSA (zu T OXILUS ) Sie hat eine zarte Seele. 15 T OXILUS (zu M ATROSA ) Was verstehst Du unter Seele? L EMNISELENIS Was sich aus einem fortsehnt. (Stille) 얍 M ATROSA (zu T OXILUS ) Sie hat nämlich nur einen Wunsch: keine Hetäre mehr sein zu müssen, heraus aus dieser Sklaverei -- endlich freigekauft zu werden! (zu L EM20 NISELENIS ) Nicht, Kindchen? L EMNISELENIS (blickt vor sich hin; leise) Ja. T OXILUS Freigekauft? Ein grosses Wort! M ATROSA Fast zu gross -- (sie lächelt) 얍 T OXILUS (betrachtet schätzend L EMNISELENIS ; zu M ATROSA ) Was würds denn ko25 sten, wenn man sie freikaufen tät? M ATROSA Soviel ich weiss, zirka sechshundert Silberlinge -T OXILUS Potz Pluto! Ein Vermögen! L EMNISELENIS (horcht auf) Bin ichs nicht wert? T OXILUS (grinst) Wahrscheinlich -30 L EMNISELENIS (kurz) Danke. (Stille) M ATROSA (zu T OXILUS ) Jetzt habt Ihr sie beleidigt. Macht es wieder gut. 얍 T OXILUS (zu L EMNISELENIS ) Es war nur ein Witz. L EMNISELENIS (lächelt kalt) Lieb von Euch. 35 T OXILUS (grinst) Ich tät Euch sogar freikaufen, wenn ich sechshundert Silberlinge hätt -얍 L EM (lacht kurz hellauf) T OXILUS Wer lacht da? L EM Ich. 40 M ATROSA (zu T OXILUS ) Ihr und sechshundert?! Es ist alles möglich, aber das nicht! T OXILUS Wer sagt das? M ATROSA Ich. B
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37–40
B
L EM f nicht!N ]
\4.)/ M ATROSA [(fällt ihm ins Wort)] |(zu T OXILUS )| Ihr und sechshundert?! [(sie] [|L EM |] \(/lacht[)]|kurz hellauf)| \1.) L EM 2.) T OXILUS Wer lacht da? 3.) L EM Ich./ [\M ATROSA /] Es f nicht!
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ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 12
ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 36
ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 11
ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 29
ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 23
Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“)
K5/TS6/A8 (Korrekturschicht)
T OXILUS Und ich sage: wenn ich will, leiht mir jederzeit jedermann sechshundert -und auch noch mehr! L EM (horcht auf) M ATROSA Was Ihr nicht sagt! T OXILUS Warum nicht? Einem Toxilus leiht man gern! M ATROSA Grössenwahn! T OXILUS (zu M ATROSA ) Vergesst nur nicht, wer ich bin! L EM Ein Sklave. T OXILUS Gewiss! Jedoch während der Abwesenheit unserer Herrschaft wurde der Sklave Toxilus zum obersten Verwalter dieser Villa eingesetzt -- verstanden? Denn ich geniesse das restlose Vertrauen meines Herrn, und ich könnt mir jederzeit auch 6000 Silberlinge beschaffen, ich müsst nur was verkaufen, was nicht mir gehört oder irgendetwas unterschlagen, einen Wechsel fälschen oder dergleichen! M ATROSA Würdet Ihr das tun? T OXILUS Nein! M ATROSA Na also! L EM Schade. 얍 L EMNISELENIS Denn der Mann, der mich freikaufen würde, der wäre der erste und einzige Mann, den ich lieben könnte. T OXILUS (horcht auf) M ATROSA Alles Unsinn! L EM Oho! (Stille) T OXILUS (zu L EM ) Wo kommt Ihr denn her? L EM Mein Papa ist ein Parasit. Aber er müsste für mich da sein, grad oder krumm, auf jede Art, mit allen Mitteln, gesetzlich oder ungesetzlich -M ATROSA (unterbricht sie) Hört auf! (sie sieht sich ängstlich um) „Ungesetzlich“, wenn das einer hört -- (sie herrscht T OXILUS an) Was starrt Ihr denn das Mädel so an?! B
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1 3 4 8–9 9 9–10 10 11–18
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jedermannN ] L EM f auf)N ] BM ATROSA f sagt!N ] BL EM f JedochN ] BwährendN ] Bder f ToxilusN ] B N] Bund f Schade.N ]
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Würdet f tun?N ] Denn derN ]
T OXILUS f Parasit.N ]
[jemand] |jedermann| \L EM f auf)/ [[L EMNISELENIS ] |M AT | Tatsächlich?] |M ATROSA f sagt!| \L EM f Jedoch/ [W]|w|ährend [ich, ich Toxilus] |der f Toxilus| gestrichen: , (1) hier hat jetzt jeder nur mir zu gehorchen, ich bin hier die oberste Instanz! L EMNISELENIS (horcht auf) Die oberste? T OXILUS Das will ich meinen! L EMNISELENIS Wenn Euch alles gehorchen muss, dann findet doch einen Weg, dass man mich nicht wieder verkauft. Befehlt! T OXILUS (starrt sie verdutzt an) M ATROSA (ironisch zu T OXILUS ) Na? T OXILUS Hm. Leider -(2) \und f Schade./ [Um Gottes Willen] [|Hä|] |Würdet f tun?| [Schade. Auch für Euch. T OXILUS [Für mich?] |(horcht auf)| Wieso? L EMNISELENIS ] |Denn der| \TOXILUS f Parasit./
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ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 3
Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“)
5
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K5/TS6/A8 (Korrekturschicht)
T OXILUS (einfach) Weil sie mir gefällt. Zu dumm, sie ist wirklich schön. Komisch, dass ich das erst jetzt bemerk -M ATROSA (aufgeregt zu L EMNISELENIS ) Kommt, Herrin, ziehen wir uns zurück! Das fängt immer so an -- ich bitt Euch, macht keine Dummheiten, Ihr seid eine brave Hetär und jener ist ein Sklave! Das schickt sich nicht, der Kaiser hats verboten! L EMNISELENIS (hört nicht auf sie, sondern sieht nur in T OXILUS Augen) Wer hilft mir? T OXILUS (zuckt plötzlich zusammen) Au! (er fasst sich ans Herz und windet sich etwas) L EMNISELENIS (erschrickt) Was ist? Was habt Ihr? T OXILUS (leise) Mir scheint, ich bin verwundet -- so ein stechender Schmerz -L EMNISELENIS Tuts weh? T OXILUS (lächelt) Nein. (Die Luft klingt) L EMNISELENIS (blickt empor und ruft) Amor, Amor! -- Dort fliegt er, dort! M ATROSA (blickt auch empor) Na servus! L EMNISELENIS (glücklich) Oh, jetzt fürcht ich nichtsmehr! Amor hat geholfen! T OXILUS (eilt plötzlich auf L EMNISELENIS zu und hält dicht vor ihr; rasch und leise) Geh rasch in das Haus, versteck Dich im Keller links, ganz hinten rechts, und alles übrige überlass nur mir! L EMNISELENIS (gibt ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange; leise) Wiedersehen -(rasch ab in die Villa) 얍 M ATROSA Wo ist die jetzt hin? T OXILUS Fort -- (mit Pathos) um nie wieder verkauft zu werden! Nie wieder! M ATROSA Seid Ihr wahnsinnig geworden?! Wo habt Ihr die Ärmste versteckt wo?! T OXILUS Sag ich nicht. M ATROSA Wenn sie entdeckt wird, habt Ihr sie am Gewissen! T OXILUS Gerne, sehr gerne! (Man hört Peitschenknallen von links) D IE BEIDEN (zucken etwas zusammen und starren hin) P AEGNIUM (lauft rasch von links herbei, verfolgt vom A UFSEHER, der mit seiner Peitsche knallt) A UFSEHER (ausser Atem) Lausbub, elender! Ich soll ein Peitschenkuli sein? Das wagst Du? Mir, dem älteren Mann?! P AEGNIUM (frech) Du bist ein Sklav, genau, wie ich! A UFSEHER So? Na pass nur auf, was ich Dir geben werde! P AEG Nichts! Du hast ja nichts! A UFSEHER Mich sollen doch alle Götter strafen -P AEG (fällt ihm ins Wort) Das wünsch ich Dir auch als guter Freund! B
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Amor f geholfen!N ] habt f wo?!N ] BWenn f Gewissen!N ] Bsie amN ] BA UFSEHER f Mann?!N ] BPeitschenkuliN ] BwagstN ] BDu f demN ] BP AEGNIUM f Freund!N ] B(fällt f Wort)] B B
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\Amor f geholfen!/ ha[t]|bt| [sie sich] |Ihr [das Mädel] |die Ärmste| [denn] versteckt[?!] |, wo?!| [Du] |Wenn sie [entdeckt] |entdeckt| wird,| ha[s]|b|t \Ihr/ siecam Gewissen! korrigiert aus: siecam Textentlehnung Plautus, PER10
[Affe] [|Prügelwart|] |Peitschenkuli| wags\t/ Du\?/ [m]|M|ir[?]|,| [D]|d|em Textentlehnung Plautus, PER11
\(fällt f Wort)/
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ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 2v
Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“)
B
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K5/TS6/A8 (Korrekturschicht)
A UFSEH Jetzt steht die Welt nimmer lang -- (er will sich auf P AEGNIUM mit der Peitsche stürzen) P AEGNIUM (rasch ab in die Villa) T OXILUS (zum A UFSEHER, verstellt ihm den Weg) Halt! A UFSEHER (perplex) Warum? T OXILUS Heut wird hier nicht geprügelt, denn heut bin ich froh! A UFSEHER Das ist mir ganz wurscht! T OXILUS Mir aber nicht! A UFSEHER Das ist mir erst recht wurscht! T OXILUS (ruhig) Halt den Mund. A UFSEHER (braust auf) Was erlaubst Du Dir -T OXILUS (unterbricht ihn donnernd) Wer ist da die oberste Instanz?! Du oder ich?! Wer?! A UFSEHER (kleinlaut) Ich bin nicht taub. T OXILUS ( wieder ruhig ) Also wer hat hier zu befehlen? A UFSEHER Immer der, der fragt. T OXILUS (grinst) Korrekt , sehr korrekt . Du kannst doch reiten? A UFSEHER Reiten? Natürlich kann ich reiten! Ich bin ja sogar gewissermassen auf dem Pferd geboren -T OXILUS (fällt ihm ins Wort) Man merkts noch immer. Also höre: geh in den Stall und sattel 얍 das schnellste Pferd. A UFS Für wen? T OXILUS Sattel zwei Pferde – (er blickt auf M ATROSA ) Drei Pferde! M ATROSA Ich kann nicht reiten! T OXILUS Egal! M ATROSA Ich brich mir noch den Hals! A UFS Ihr zwei braucht drei Pferde? T OXILUS Frag nicht, wenn ich befehle! Sattel lieber, sattel! N
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A UFSEH N ] P AEGNIUM N ] B N] Bfroh!N ] BmirN ] B N] BDuN ] B(kleinlaut)N ] Bwieder ruhigN ] BAlso werN ] BImmer f fragt.N ] B(grinst)N ] BKorrektN ] BkorrektN ] B N] BjaN ] B(fällt f Wort)N ] B N] BSattel f Pferde?N ] BT OXILUS N ] BSattelN ] Blieber,N ] B B
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korrigiert aus: A UFSE h korrigiert aus: P AEG nium
[endlich] froh[.]|!| [mir] [\aber/] D[i]|u| [(ruhig)] |(kleinlaut)| [wieder] [leise] |ruhig| \Also/ [Wer] |wer| [Du.] |Immer f fragt.| \(grinst)/ [Brav] |Korrekt| [brav] |korrekt| [(perplex)] \ja/ \(fällt f Wort)/ [Warum?] \Sattel f Pferde?/ eingefügt korrigiert aus: Sattel,
\[lieb] |lieber,|/
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ÖLA 3/W 115 – BS 58 c [1], Bl. 1v
Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“)
K5/TS6/A8 (Korrekturschicht)
A UFS (zuckt die Schultern) Von mir aus brechts Euch alle den Hals – M ATROSA (deutet plötzlich nach links) Dordalus! Dort kommt er! D IE DREI (blicken hin) A UFS Richtig! M ATROSA Unser aller Händler. T OXILUS Ein Reptil. M ATROSA Auch ich war mal seine Ware. Aber wie der einen lagert -- Skandal! A UFSEHER Ein schäbiger Geizhals! Wenn ich kein Sklave wäre, sondern ein freier Mann, dann tät ich dem Kerl was erzählen -- so! (er knallt mit der Peitsche) T OXILUS Knall hier nicht herum, sondern sattel lieber! Sattel, sattel! Aber dass Du mir die Pferde nicht zu sehr schindest! A UFSEH (empört) Ich? Ich sollt ein Tier misshandeln? Für was hältst Du mich?! (entrüstet ab in den Hintergrund hinter die Villa) B N
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20
25
M ATROSA Toxilus! Im letzten Augenblick beschwör ich Dich – T OXILUS Beschwör mich nicht, sondern fahr ab! Oder bleib da, wie Du willst! Aber wenn Du mich verratest, dann häng ich Dich in das Meer hinein, mit dem Kopf nach unten, damit Dich die Polypen kitzeln! M ATROSA Nein, da tu ich nichtmehr mit! (ab in die Villa) D ORDALUS (kommt von links mit zwei G EHILFEN ; er hält und sieht sich um) Ist das nicht Toxilus? T OXILUS (imitiert ihn) Ist das nicht Dordalus? D ORDALUS Natürlich ist es Toxilus! Wie gehts-wie stehts, freches Haus! Na, was hab ich Dir gesagt vor acht Jahren? Du bringst es hier noch zuwas! Wer hat Dich hergebracht? Ich! Ich find schon immer die richtigen Stellen für die richtigen Sklaven! T OXILUS Ich bin Euch auch dankbar. 얍 D ORDALUS Das hört man gern, denn Undank ist der Welten Lohn -- besonders von Euch Sklaven erntet man nichts als Undank, wo man sich Tag und Nacht abrakB
1 1 1 2 2 4 5 5 6 6 7 7 8 8 9 11 12 12 14 15
] Von f Hals –N ] Bbrechts f Hals –N ] BDordalus!N ] Ber!N ] BRichtig!N ] BM ATROSA N ] BHändler.N ] BT OXILUS N ] BReptil.N ] BAber wieN ] B N] B N] BschäbigerN ] B N] Bnicht zuN ] B(empört)N ] BhältstN ] B N] BDich –N ] B N B
N
[Schön --] \Von f Hals –/ [{brechts}] |brechts f Hals –| \Dordalus!/ [Dordalus[.]|!|] |er!| Richtig[,]|!| [er ists!] \M ATROSA / Händler\./ [--] [T OXILUS ] |T OXILUS | [eckelhaftes Untier.] |Reptil.| [Wie] |Aber wie| [ein] gestrichen: \III. Akt/ korrigiert aus: schäbbiger [aber] korrigiert aus: nichtbzu [(empört)] korrigiert aus: hältsts [T OXILUS Und Du geh] [d]|D|ich[:] |–| [nimm Vernunft an! Die Liebe ist allerdings wie der Vesuv da drüben, in einer Tur möcht sie ausbrechen, aber ein Sklave hat kein Krater zu sein -- spar Deine Lava und beherrsch Dich!]
423
ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [1], Bl. 21v
Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“)
Lesetext
kert, um euch ein gutes Haus zu verschaffen! Und dann verkauft man Euch noch unterm Preis, bloss damit Ihr es gut habt -- Dich auch. Dich hab ich auch viel zu billig verkauft, Du bereitest mir viel Kummer! Mies wirds mir, wenn ich Dich seh -- also sehen wir was anderes: wo steckt denn die Hetäre, die ich mir da abholen soll? Lemniselenis heisst sie, die Schönste von Lemnos -- ist sie wirklich hübsch? T OXILUS Herrlich! D ORDALUS No! Sie stammt zwar nicht von mir, Dein Herr ist mir damals untreu geworden und hat sie bei Maximum in Herkulanum gekauft -- auch eine Firma! Lauter Tineff! T OXILUS Sie ist aber wirklich schön -D ORDALUS Dein Wort in Gottes Ohr! Mir gibt er sie jetzt in Kommission zum Verkauf -- auch ein Geschäft, nichts verdient man dabei, nur Müh und Plag und Aufregerei! Also zeig sie schon her! Wo steckt sie denn? T OXILUS Wenn ich das wüsst! A UFSEHER (kommt zurück und hört das Folgende) D ORDALUS Wie soll man das verstehen? T OXILUS Sie ist plötzlich verschwunden. D ORDALUS Verschwunden? Du willst doch damit nicht andeuten, dass sie -- gottbehüte! T OXILUS Ja. D ORDALUS Sie ist geflohen?! T OXILUS Ihr sagt es. D ORDALUS Gott, Du bist gerecht! Na das sind ja nette Sachen, die Ihr da treibt. A UFSEHER Wir? D ORDALUS Ihr Sklaven seid immer nur „wir“. Wenn einer flieht, so haftet ihr alle! Alle, alle! Na in Euerer Haut möcht ich nicht stecken, wenn die Herrschaft retour -- wo er eh so jähzornig ist! Und der Herr Schwiegersohn erst! Na, Gott mit Euch, das werden Euere Buckel spüren! (ab mit seinen G EHIL nach links) 얍 A UFSEHER (fixiert T OXILUS ) T OXILUS (weicht seinen Blicken aus; nach einer Pause) Sind die Pferde gesattelt? A UFSEHER Nein. T OXILUS Und warum nein? A UFSEHER Weil ich nur nochmals fragen wollte, welche Sättel ich nehmen soll, die gestickten oder -- Gut, dass ich gefragt hab! Oh Götter habt Dank! Das wär aber jetzt was gewesen, in was Du uns da hineingeritten hättest! Schämst Du Dich denn nicht?! Lässt die Hetär fliehen und denkst nicht an uns! T OXILUS Ich dachte nur an sie. Verzeih mir und hilf mir -B
N
B
5
K5/TS6/A8 (Korrekturschicht)
N
B N
B N
B
10
15
N
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N
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B
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1 3 5 7 8 19 24 24 27 34 38
einN ] mir vielN ] B N] B N] BNo!N ] BdamitN ] BGott f gerecht!N ] Btreibt.N ] BHerrschaft retourN ] BwelcheN ] BVerzeih f hilfN ] B B
N
N
korrigiert aus: einen korrigiert aus: mirbviel
[so] [Wirklich herrlich!] [Möglich.] |No!| da\mit/ [Grosser Gott!] |Gott f gerecht!| korrigiert aus: treibt korrigiert aus: Herrschaftvretur korrigiert aus: welches \Verzeih f und/ [H]|h|ilf
424
N
N
ÖLA 3/W 118 – BS 58 d [1], Bl. 2v
Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“)
K5/TS6/A8 (Korrekturschicht)
Lesetext
A UFSEH Ich kann mich beherrschen! Und überhaupt Dir soll ich helfen, wo Du mich immer anschnauzt „Prügel nicht! Prügel nicht!“ Das hab ich gern, so sehen sie aus, die Humanitätsapostel! -- (er knallt mit der Peitsche) Jetzt bring ich Dich vor unser Gericht! T OXILUS Ich werd mich verantworten! A UFSEHER Sie werden Dich verurteilen! T OXILUS Ich nehme keine Strafe an! (Vorhang) B
N
B
N
B
5
N
2 2 3–8
anschnauztN ] nicht!“N ] BJetzt f Vorhang)N ] B B
ansc[ ]|h|nauzt nicht!\“/ [Herbei-herbei! He, alle her! Alle, alle! Alle Sklaven herbei, alle! A LLE S KLAVEN (kommen von überall herbei; sie tragen noch ihre Masken) A UFSEHER ] |Jetzt f Vorhang)|
425
Fragmentarische Fassung
5
10
K5/TS7 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 S KLAVEN (ausser Toxilus und BMatrosa, im Sprechchor)N Hier tagt nun das Sklavengericht. B BDenn daN der Sklave Bkeine Freiheit hat,N B N Bhat er Bvor BdenN FreienN auch kein Recht.N N Denn die Macht und BGesetzeN der Freien sind nicht Bdie Gesetze der Sklaven.N B BWasN für den Freien Recht, ist für den Sklaven Unrecht, und BumgekehrtN, aber das geht uns nichts an.N Die Gesetze der Freien sind niedergeschrieben, aber unsere sind ungeschrieben – ein jeder kennt sie dennoch. Denn wir kennen nur ein Gesetz: tue nichts, Bwas Sklaven schaden könnt!N Hier sind wir nun zusammen getreten, wie immer in tiefer Nacht, damits niemand weiss, denn wir dürfen nicht urteilen nach unserem Recht. B V ORSITZENDER B(erhebt sich)N Ich bin der Vorsitzende. (setzt sich)N B EISITZER Wir sind die Beisitzer. B S KLAVE Ich führe das Protokoll.N A UFSEHER Ich bin der Ankläger. B N
15
B
T OXILUS Und wer verteidigt mich? A LLE Du selbst! Nur Du selbst! M ATROSA (bei Seite) Ich tu nicht mit. (Stille) V ORSITZENDER (klopft) Der Ankläger hat das Wort! A UFSEHER Hohes Gericht! Ihr wisst es ja eh schon alle, wie sich Euer Toxilus benommen hat – dieser Toxilus, der sich so gerne als Eueren Wohltäter aufspielt, und derweil ist er nur ein sympathischer junger Mann! N
B
20
N
B
N
Fratzengalerie! 25
\Abbruch der Bearbeitung\
1 2–3
B
2 2 2 2–3
B
2 2 3 3–4 4–5
B
4 4–5 7 10 10 12 14 15–16
B
17 21–22
B
B
Matrosa f Sprechchor)N ] Denn f Recht.N ]
Denn daN ] keine f hat,N ] B N] Bhat f Recht.N ] B
vor f FreienN ] denN ] BGesetzeN ] Bdie f Sklaven.N ] BWas f an.N ] B
WasN ] umgekehrtN ] Bwas f könnt!N ] BV ORSITZENDER f sich)N ] B(erhebt sich)N ] BS KLAVE f Protokoll.N ] B N] BT OXILUS f selbst!N ] B
B
(bei Seite)N ] und f Mann!N ]
Matrosa[)]|,| \im Sprechchor)/ (1) Denn f Recht. (2) [\Da der Sklave keine Freiheit hat, hat er auch kein Recht. Und die Gesetze der Freien sind nicht die Gesetze der Sklaven. Es gibt zweierlei Recht./] \Denn/ [D]|d|a [[ein rechtloses] [|kein freies|] Wesen] [|ohne|] |keine f hat,| gestrichen: , [hat es für ihn wenig Sinn, sich vor dem Gericht der Freien zu streiten.] |hat f Recht.| \vor f Freien/ \den/ Gese\t/ze [für] |die f Sklaven.| (1) Was f an. (2) \denn das Gesetz des Freien ist für uns nur Willkür/ [{D}] |Was| [wahrs] |umgekehrt| [gegen] |was f könnt!| [Fast scheint der Mond zu hell,] |V ORSITZENDER f sich)| \(erhebt sich)/ xS KLAVE f Protokoll. [\S KLAVE f Protokoll./]f x [A LLE (deuten auf Toxilus) Und dort steht der Angeklagte. Toxilus! Toxilus!] |T OXILUS f selbst!| (bei Seite) [dieser sym] |und f Mann!|
426
ÖLA3/W 116 – BS 58 c [2], Bl. 1
Fassung des V. Bildes
5
10
K5/TS8 (Korrekturschicht)
얍 V. Bild. B In den Kasematten des Zirkus.N Von rechts führt eine BsteileN Treppe hinab. Im Hintergrund das Tor in die Arena. BIm Hintergrund eine Luke in der Wand.N Oben eine Estrade, aus der man aus dem Zirkus hinkommt. Man hört flotte Marschweisen, Gejohle und Beifall. Toxilus steht Bin Ketten gelegtN, neben ihm ein Aufseher.
A UFSEHER Es wird noch einige Zeit dauern. Jetzt sind grad die Löwen dran. Dann kommt ein Wagenrennen, dann kommen wieder die Löwen und dann erst die Gladiatoren und Du. (Beifall draussen) A UFSEHER (sieht hinaus durch eine Luke) Bravo! Es steht 17:0 für die Löwen! Sie haben alle 17 zerrissen! T OXILUS Was haben denn die 17 angestellt? A UFSEHER Eigentlich nichts. Sie glauben an einen Gott, der gekreuzigt wurde. Ich weiss nicht, wie sie heissen. Mir scheint, Juden. Nein-nein, Christen heissen sie! Aber Juden und Christen – gehupft wie gesprungen! Gleiche Kappen, gleiche Brüder! T OXILUS Und warum muss ich eigentlich mit Gladiatoren kämpfen, warum lasst Ihr mich nicht gleich durch die Löwen zerreissen? A UFSEHER Der Löwentod ist für Überzeugungstäter reserviert. Du aber bist ein gewöhnlicher Krimineller! T OXILUS Und derweil hab ich doch auch nur aus Überzeugung gestohlen! Aus Liebe – A UFSEHER Kann ein jeder sagen! Gestohlen ist gestohlen! Und man stiehlt, um zu fressen! Ob aus Liebe oder nicht – was für den Bauch bestimmt ist, ist kriminell! G LADIATOREN (in Rüstungen gehen vorbei) A UFSEHER Das waren die Gladiatoren. T OXILUS Martialisch. 얍 A UFSEHER Aber eigentlich gutmütig. Grosse Kinder. Nur eine rauhe Schale. T OXILUS Mit was soll ich eigentlich gegen die kämpfen? A UFSEHER Du bekommst ein Schwert, allerdings nur ein kurzes. T OXILUS Aber da hab ich doch garkeine Aussicht, zu gewinnen! A UFSEHER Natürlich nicht! Das ist ja auch nicht der Zweck der Übung – übrigens: auch wenn Du mit voller Rüstung kämst, wärst Du gleich hin, diese Gladiatoren B
N
B
20
ÖLA 3/W 127 – BS 58 f [3], Bl. 1
N
B
15
Lesetext
B
N
N
B N
B
N
B
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N
B
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B
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B
35
2 3 3–4 5–6 11 12 14 21 21 21–22 23 23 26 34
In f Zirkus.N ] steileN ] BIm f Wand.N ] Bin f gelegtN ] B(Beifall draussen)N ] Bhinaus f Luke)N ] B17N ] BDerN ] B N] BDu f Krimineller!N ] BUnd f habN ] Bdoch f nurN ] BfürN ] BDasN ] B B
N
N
[Im Zirkus.] |[1.)][|2.)|] In f Zirkus.| [tief] |steile| \Im f Wand./ [g] |in f gelegt| (Beifall[)] |draussen)| hinaus[)] |durch eine Luke)| \17/ D[ie]|er| [nur] [Ihr] |Du f Krimineller!| [Oho! Auch] |Und f hab| [hab] |doch f nur| [für] |für| [Aber] [d]|D|as
427
ÖLA 3/W 127 – BS 58 f [3], Bl. 1v
Fassung des V. Bildes
K5/TS8 (Korrekturschicht)
Lesetext
sind doch alles Beruf, alles Beruf – – was willst Du da als lumpiger Amateur? (ab) T OXILUS Oh Lemniselenis! Wer als armer Bursche eindrang in die Pforten der Liebe (usw) B
N
5
L EM – M ATROSA (erscheinen oben auf der Brüstung) L EM Ich muss ihn sehen, ich muss ihn erreichen, ich muss ihn noch einmal sehen. Jetzt erst liebe ich ihn – M ATROSA Ach, Herrin, wie tollkühn seid Ihr ! L EM Ich weiss nicht, wo er ist, aber meine Liebe begleitet ihn. Ja, jetzt ja. Meine Liebe soll ihn schützen, ich werde für ihn beten – (sie stutzt) Beten? Aber es gibt ja keine Götter mehr! M ATROSA Ich war gestern bei einem Gott. Tief unter der Erde. × L EM Man hört immer wieder von neuen Göttern, man weiss schon garnichtmehr was man glauben soll. (ab mit M ATROSA ) B
N
B
10
N
B
15
B
N
N
B AGNIO (kommt, begleitet vom Aufseher) A UFSEHER Holla, Du kriegst einen Kollegen! B AGNIO Toxilus! Was machst Du?! T OXILUS Ich habs mir überlegt und wollte die 600 Silberlinge holen – B AGNIO Ach, Respekt! T OXILUS Bagnio! B AGNIO Man hat mein falsches Geld entdeckt. Man müsst eben Zeit haben, jetzt ist alles eins. – Die Gladiatoren. Ich kämpf überhaupt nicht. Ich lass mich gleich abstechen. Folge mir, es ist der beste Tod! T OXILUS Nein, ich werde kämpfen! B AGNIO Du wirst Dir doch nicht einbilden, dass Du siegst! T OXILUS Nein. Ich werde sterben. Aber ich will mich wehren. B AGNIO Wozu? T OXILUS Ich werde nicht kapitulieren. Tief drinnen in der Brust sagt mir wer, dass ich recht habe. Recht, Recht, Recht! Und Recht soll niemals ohne Kampf untergehen! B AGNIO Du sprichst ergreifend. (Lärm) Das war das Rennen. Gestern hab ich noch gesetzt. Ich hab zwar verloren, aber das Geld war eh nicht echt. T OXILUS Dann kommen wieder die Löwen. B
20
N
B
25
N
B
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B
N
N
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3–4 9 10 11 16 20–22 24 29 30 32
Wer f usw)N ] IhrN ] Bihn.N ] B(sie stutzt)N ] B(ab f M ATROSA )N ] BWas f Respekt!N ] BhatN ] BNein f wehren.N ] BB AGNIO N ] BsollN ] B B
N
Textentlehnung Plautus, PER2 korrigiert aus: ihr
[{ }] |ihn.| [und wenn Du willst zu Deinem] |(sie stutzt)| [{Kei}] |(ab f M ATROSA )| \Was f Respekt!/ ha[{t}]|t| [Wenn Lemniselenis im Zirkus] |Nein f wehren.| [T OXILUS ] |B AGNIO | [soll] |soll|
428
Fassung des V. Bildes
B
Lesetext
B AGNIO Ich kenn das Programm, ich bin hier Stammgast. Allerdings im Publikum. Es ist immer dasselbe. Was tätst Du jetzt, wenn Du frei wärst? Bereust Du Deine Tat? T OXILUS Wenn man mich nicht erwischt hätt, tät ichs nicht bereuen! Wenn ichs nochmal machen müsst, dann wüsst ich schon, was ich tät. (Die Kasse zuhaus) T OXILUS Ich würde mich in der Nacht einschleichen. A UFSEHER Die Gladiatoren! Der Erste raus! (Abschied) B AGNIO Wir sehen uns bald. Wir hören bald den Zerberus bellen. Fahr nicht allein über den Fluss! B
5
K5/TS8 (Korrekturschicht)
N
N
10
B AGNIO Jetzt bist Du frei! Und? T OXILUS Jetzt geh ich stehlen . B
1 6 12
kennN ] T OXILUS f einschleichen.N ] BstehlenN ] B B
N
[{wei}] |kenn| \T OXILUS f einschleichen./ [sterben] |stehlen|
429
Dialogskizze zum VI. Bild
ÖLA 3/W 127 – BS 58 f [3], Bl. 1
430
Dialogskizze zum VI. Bild
K5/E9
431
Lesetext
Dialogskizze zum sechsten Bild
ÖLA 3/W 110 – BS 57 [2], Bl. 2
432
Dialogskizze zum sechsten Bild
K5/E10
433
Lesetext
Konfigurationsplan zum VI. Bild
ÖLA 3/W 123 – BS 58 e [2], Bl. 1v
434
Konfigurationsplan zum VI. Bild
K5/E11
435
Lesetext
Fragmentarische Fassung des VII. Bildes
K5/TS9 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 VII. Bild.
ÖLA 3/W 123 – BS 58 e [2], Bl. 1v
T HAGO (ohne Maske), I DIOTIMA , G LORIOSUS (kommen als Pilger) I DIOTIMA Seht, wie vergänglich sind die Werke des Menschen! T HAGO Es überrascht mich nicht. G LORIOSUS Wir ahnten es alle. I DIOTIMA Ich sahs im Traum. A UFSEHER Wer seid Ihr, Bettler? I DIOTIMA Kennst Du uns nicht? A UFSEHER Keine Ahnung! P ÄGNIUM Ach! Das ist ja die gnädige Frau und Gloriosus! Aber den Dritten kenn ich nicht! T HAGO Ich bin Thago. P ÄGNIUM Ihr seid es? Ich hab Euch ganz anders in Erinnerung! Ich habe Euch noch nie ohne Maske gesehen. T HAGO Ja, ich bin älter! A UFSEHER Es ist nicht das. Aber Ihr seht aus, wie Jeder. P ÄGNIUM Na sowas! (Stille) I DIOTIMA Ihr wundert Euch? Das Rätsel ist leicht gelöst: wir sollten in die Sommerfrische und ankerten in Ancona. Da gingen wir an Land. Und da sahen wir etwas höchst Interessantes. Christen! Unter der Erde, in lauter so kleinen entzückenden Nischen! Die Kerzen und der Gesang – nein das ergriff uns sehr! Sie haben uns mit ihren Kniffen, wirklich sehr angegriffen. Wisst Ihr, was Christen sind! Also das ist etwas ganz sonderbares! Wenn man die schlägt, halten sie die Backe hin! Das ist wirklich mal was Neues! Aus {Schwachsinn} sind wir Christen geworden, der Reichtum hat uns eh schon gelangweilt! G LORIOSUS Und ich bin der {Friedlichste}! Ich halt alle Backen hin! Abwechslung muss sein! T HAGO Und ich gab all mein Geld her ! Die Sklaven meiner Galeere liess ich frei! Das Schiff hab ich versenkt! Ich möcht in den Himmel, den Himmel! I DIOTIMA Der neue Gott ist die letzte Mode! (Stille) T HAGO Aber jetzt kehren wir heim und es ist wirklich alles zerstört. Und zwar nicht nur in der Phantasie! G LORIOSUS Was tun? T HAGO Wenn schon eh nichts da ist, weiterspielen! – Weiterspielen die Rolle der Güte , der Entsagung, der Liebe – B
5
B
N
N
10 B
N
B
15 B
N
N
B
20
N
B
B
25
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N
N
B
N
B
35
N
B
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3 5–7 11 14 16–17 18 22–24 24 30 34–35 37 37–38
Maske),N ] T HAGO f Traum.N ] BP ÄGNIUM N ] BIhr f Erinnerung!N ] BT HAGO f Jeder.N ] BP ÄGNIUM N ] BUnter f angegriffen.N ] BwirklichN ] BherN ] BUnd f Phantasie.N ] BWeiterspielenN ] BRolle f GüteN ] B B
korrigiert aus: Maske,)
\T HAGO f Traum./ korrigiert aus: P{E }GMIUM
\Ihr f Erinnerung!/ \T HAGO f Jeder./ eingefügt
\Unter f angegriffen./ [{ }] |wirklich| \her/ \Und f Phantasie./ [{w}]|W|eiterspielen[,] [{Güte}] |Rolle f Güte|
436
N
B
Fragmentarische Fassung des VII. Bildes
K5/TS9 (Korrekturschicht)
I DIOTIMA Ich spiele nicht mit. Ich sehe hier mehr. Ich fühle den Finger Gottes. T HAGO Wieso? I DIOTIMA Gott hat uns geschlagen. Jetzt, da hier alles zerstört ist, seh ich erst, dass es ihn gibt. T HAGO Der Über{schmock}! I DIOTIMA Spöttle nur – ich sehe ihn! Lieber Gott, komm nur nicht zu nah – nur nicht zu nah! – (Stille) G LORIOSUS Sie ist überreizt. T HAGO Und ich bin müd. Wo ist mein Bett? A UFSEHER Da! G LORIOSUS Und mein Schild? P AEGNIUM Da! I DIOTIMA Und wo bin ich? (Stille) B
N
B N
B N
5
B
10 B
15
Lesetext
N
N
\Abbruch der Bearbeitung\
1 1 2 9 11
B
korrigiert aus: mit..
B N
mit.N ] ] B N] Büberreizt.N ] BA UFSEHER Da!N ]
[{scho}] [{ }] [überreizt.] |überreizt.| [P AEGNIUM ] |A UFSEHER Da!|
437
Strukturpläne in vier Bildern
ÖLA 3/W 125 – BS 58 f [1], Bl. 2v
438
Strukturpläne in vier Bildern
K5/E12–E13
439
Lesetext
Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“)
K5/TS6/A16 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 ZWEITES BILD
5
10
15
20
25
30
35
40
ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 35
Am nächsten Tage, wieder vor der Villa am Meer. Die Luxusgaleere ist fortgefahren, nun liegt der Hafen still. L EMNISELENIS sitzt am Fusse der einen Säule und hält das Gesicht in den Händen verborgen. M ATROSA sitzt neben ihr und strickt. Das Wetter ist noch immer schön. T OXILUS (kommt aus der Villa, erblickt L EMNISELENIS , hält und betrachtet sie; zu M ATROSA ) Was hat sie denn? M ATROSA Sie weint. T OXILUS Warum? M ATROSA Es ist ihr hier so gut gegangen und jetzt hat sie Angst vor der Zukunft. T OXILUS (grinst) Wie kann man nur! M ATROSA Speziell vor Dordalus zittert ihr Herzchen -T OXILUS Aber-aber! Dordalus in Pompeji ist zwar ein schleimiger Sklavenhändler, aber in dieser verdammten Branche gibts noch ganz andere Burschen -- da könnt ich erzählen! M ATROSA (lacht) Ich auch! L EMNISELENIS (sieht T OXILUS zum ersten Male gross an) Ihr kennt Dordalus? T OXILUS Und ob! Er war es ja, der mich seinerzeit hierher verkauft hat. L EMNISELENIS „Verkauft“! Oh Götter, welch grausames Wort! M ATROSA (zu L EMNISELENIS ) Lass Dich nicht so gehen! L EMNISELENIS Ich gäb was drum, wenn ich nur nicht wieder auf den Sklavenmarkt müsst -- (sie verbirgt wieder ihr Gesicht in den Händen) M ATROSA (fast entschuldigend zu T OXILUS ) Sie regt sich dabei immer so schrecklich auf. T OXILUS (zu M ATROSA ) Wie oft ist sie denn schon verkauft worden? 얍 M ATROSA Erst einmal. Aber sie hatte Pech. Die Firma Maximus in Herkulanum, die sie hierher verhandelt hat, hat sich richtig schäbig benommen. Nichtmal eine eigene Kammer hatte das arme Mädel, musste in einem Raume hausen mit den letzten Galeerenruderern, diesem Abhub der Sklavenwelt! Schmutzig wie die Pest! T OXILUS Also beim Dordalus ist alles sauber, muss man ihm lassen. Peinlich sauber sogar! Adrett! Ich lag dort drei Wochen auf Lager, aber ich fand keine einzige Wanze. M ATROSA Das findet man allerdings selten, dass man keine findet! L EMNISELENIS (sieht T OXILUS zum zweiten Male gross an) Ist er grob? T OXILUS (ein wenig verwirrt durch ihre Augen) Wer? 얍 L EMNISELENIS Dordalus. T OXILUS Keine Spur! Er ist ein subalternes Wesen. L EMNISELENIS Wenigstens das. (sie starrt vor sich hin) B
B
30 42
B B
schäbigN ] (sie f hin)N ]
N
N
Korrektur von fremder Hand: schäb[b]ig \(sie [verbirgt wieder ihr Gesicht in den Händen)] |starrt f hin)|/
440
ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 10
ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 28
Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“)
B N B
10
15
25
30
35
B
2 2 2 3 15 15 15 19
N
B
N
N
B
20
Lesetext
T OXILUS Man kann mit ihm sogar reden und ich bin überzeugt, wenn Ihr artig zu ihm einen bedeutend besseren Posten! Keinen solchen seid, verschafft er Euch alten Kracher, wie meinen gnädigen Herrn, sondern einen eleganten, jungen -L EMNISELENIS (unterbricht ihn) Nur das nicht! T OXILUS (perplex) Was hör ich? M ATROSA (zu T OXILUS ) Sie möchte von der männlichen Jugend nichts wissen. T OXILUS (wie zuvor) Wieso warum denn nicht? 얍 L EMNISELENIS Weil die jungen Herren nur an sich denken. T OXILUS So? Und an was denken denn noch die alten Herren, ausser an sich selbst? L EMNISELENIS An den Tod. (sie lächelt kurz und verbirgt dann wieder ihr Gesicht in den Händen) T OXILUS (starrt sie an) M ATROSA (zu T OXILUS ) Wenns nach ihr ging, würde sie sich einen Herrn Gebieter aus dem Greisenasyl holen. T OXILUS Aha! Jetzt begreif ich allmählich: sie sucht einen Erbonkel. Ein gichtiger Greis, wacklig, zittrig, hirnrissig, der mit dem einem Haxen bereits durch die Unterwelt hatscht und von dem sich gar federleicht allerhand erben lässt -- schauschau! Eine geborene Krankenschwester! L EMNISELENIS (sieht ihn zum dritten Male gross an) Ihr versteht mich nur halb. T OXILUS Kein Wunder! Denn jene Hälfte, dass Ihr nämlich von der männlichen Jugend überhaupt nichts wissen wollt -- diese Hälfte kapier ich allerdings überhaupt nicht! L EMNISELENIS (erhebt sich) Diese Hälfte kann ich mir nicht leisten. (sie geht auf und ab) Ihr dürft nicht annehmen, dass ich mit unerlaubten Mitteln, als da sind: böse Kräuter, Schlangengift, etcetera, das Ableben eines gebrechlichen Gebieters beschleunigen wollte. Ich würde auch nimmer ein massgebliches Wort in seinem Testament fälschen, aber ich tät ihm die Schrecken der Unterwelt ausmalen, und das fiele mir leicht, denn ich müsst ihm doch nur vom Schicksal der Sklaven auf der Oberwelt berichten. Die Haare würden ihm alle gen Himmel stehen und er würd mich vor lauter Grauen garantiert freikaufen, um nicht in der Unterwelt als Sklave verhandelt zu werden, als ein Ding mit menschlichen 얍 Allüren -- Oh Götter, es fällt mir immer schwerer an Euere Güte zu glauben! Sagt mir: gibt es Euch denn überhaupt? Und wenn es Euch gibt, warum seid Ihr denn so böse zu mir? Wie gern würde ich gut sein -T OXILUS Das ist ein Traum. M ATROSA (zu T OXILUS ) Sie hat eine zarte Seele. T OXILUS (zu M ATROSA ) Was verstehst Du unter Seele? L EMNISELENIS Was sich aus einem fortsehnt. (Stille) B
5
K5/TS6/A16 (Korrekturschicht)
] einenN ] Bbesseren Posten!N ] BaltenN ] Ballmählich:N ] Bsie f Erbonkel.N ] BEinN ] Bzum f MaleN ] B N B
N B
N B
ÖLA 3/W 123 – BS 58 e [2], Bl. 2
N
N
[\{noch}/] eine\n/ bessere\n/[Stelle noch als die da!] |Posten!| [a]|a|lten allmählich[:][|.|]|:| [\ein Erbo/] [|da|] |sie f Erbonkel.| korrigiert aus: ein [plötzlich] |zum f Male|
441
ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 12
Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“)
5
10
15
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K5/TS6/A16 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 M ATROSA (zu T OXILUS ) Sie hat nämlich nur einen Wunsch: keine Hetäre mehr sein zu müssen, heraus aus dieser Sklaverei -- endlich freigekauft zu werden! (zu L EMNISELENIS ) Nicht, Kindchen? L EMNISELENIS (blickt vor sich hin; leise) Ja. T OXILUS Freigekauft? Ein grosses Wort! M ATROSA Fast zu gross -- (sie lächelt) 얍 T OXILUS (betrachtet schätzend L EMNISELENIS ; zu M ATROSA ) Was würds denn kosten, wenn man sie freikaufen tät? M ATROSA Soviel ich weiss, BzirkaN sechshundert Silberlinge -T OXILUS Potz Pluto! Ein Vermögen! L EMNISELENIS (horcht auf) Bin ichs nicht wert? T OXILUS (grinst) Wahrscheinlich -L EMNISELENIS (kurz) Danke. (Stille) M ATROSA (zu T OXILUS ) Jetzt habt Ihr sie beleidigt. Macht es wieder gut. 얍 T OXILUS (zu L EMNISELENIS ) Es war nur ein BScherz.N L EMNISELENIS (lächelt kalt) Lieb von Euch. T OXILUS (grinst) Ich tät Euch sogar freikaufen, wenn ich sechshundert Silberlinge hätt -L EMNISELENIS (lacht kurz hellauf) T OXILUS Wer lacht da? L EMNISELENIS Ich. M ATROSA (zu T OXILUS ) Ihr und sechshundert? Es ist alles möglich, aber das nicht! T OXILUS Wer sagt das? M ATROSA Ich. T OXILUS Und ich sage: wenn ich will, leiht mir jederzeit jedermann sechshundert -M ATROSA (fällt ihm ins Wort) Grössenwahn! T OXILUS Vergesst nur nicht, wer ich bin! L EMNISELENIS Ein Sklave. 얍 T OXILUS Gewiss! Jedoch während der Abwesenheit unserer Herrschaft wurde der Sklave Toxilus zum obersten Verwalter dieser Villa eingesetzt, verstanden?! Denn ich geniesse das restlose Vertrauen meines Herrn und könnte mir jederzeit auch sechstausend Silberlinge beschaffen, ich müsst nur was verkaufen, was nicht mir gehört oder irgendetwas unterschlagen, einen Wechsel fälschen oder dergleichen! M ATROSA Ihr werdet Euch beherrschen! T OXILUS Ja. M ATROSA Na also! L EMNISELENIS Schade. Denn der Mann, der mich freikaufen würde, der wäre der erste und einzige Mann, den ich lieben könnte. T OXILUS (horcht auf) M ATROSA Alles Unsinn! L EMNISELENIS Oho! (Stille) 얍 M ATROSA (zu T OXILUS ) Was starrt Ihr denn das Mädel so an? 9 16
B B
zirkaN ] Scherz.N ]
zirk[a]|a| [Witz.] |Scherz.|
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ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 11
ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 29
ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 37
ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 31
Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“)
K5/TS6/A16 (Korrekturschicht)
Lesetext
T OXILUS (einfach) Weil sie mir gefällt. Zu dumm, sie ist wirklich schön. Komisch, dass ich das erst jetzt bemerk -M ATROSA (erhebt sich; zu L EMNISELENIS ) Komm , Herrin, ziehen wir uns zurück -L EMNISELENIS (fällt ihr ins Wort) Nein. 5 M ATROSA (unterdrückt, damit T OXILUS nichts hört) Ich bitt Euch, macht keine Dummheiten, Ihr seid eine brave Hetär und jener ist ein Sklave! Das schickt sich nicht, der Kaiser hats verboten! Verdreht ihm nicht den Kopf! L EMNISELENIS Ich verdreh ihn aber, verdreh ihn -M ATROSA (fällt ihr barsch ins Wort) Schluss! Kommt! 10 L EMNISELENIS (herrscht sie an) Wer hat hier zu befehlen?! Du bist meine Sklavin, merkt Euch das endlich, Gnädigste! M ATROSA Die Sklavin einer Hetäre ist wie die Mutter einer freien Frau: ein schützender Geist. L EMNISELENIS Behalt Deinen Schutz! Jetzt werd ich frei! (zu T OXILUS ) Also Ihr seid 15 nun hier der Herr? T OXILUS (starrt sie noch immer an) Ja. L EMNISELENIS Und alles muss Euch gehorchen? T OXILUS Alles. L EMNISELENIS Ich auch? 20 T OXILUS (stutzt) Hm. Eigentlich -L EMNISELENIS Nun? Ja oder nein? T OXILUS (lächelt etwas verlegen) Nach den Gesetzen der Logik eigentlich ja -L EMNISELENIS (fällt ihm ins Wort) Dann befehlt doch. Befehlt! (Stille) 25 T OXILUS (etwas verwirrt) Später! Sagt mal: kommt Ihr nicht aus Aegypten? L EMNISELENIS Mein Vater ist Aegypter. T OXILUS Ich hörs an Euerem Akzent. L EMNISELENIS Meine Wiege stand auf Lemnos, von wo die schönen Frauen stammen. Meine Mutter war Griechin. Aus Koroneia. 30 T OXILUS Interessant! L EMNISELENIS Arme Mama! Sie lebte nur kurz, mein Papa ass ihr alles weg. T OXILUS (perplex) Ass ihr weg? 얍 L EMNISELENIS Papa ist nämlich ein Parasit, ein Vielfrass, wie alle meine Vorfahren väterlicherseits. Nicht nur meine Mama, auch meine Freiheit wurde ein Opfer 35 seiner Gier: er verschacherte mich als Sklavenkind für ein opulentes Menu. T OXILUS Ein Unhold! L EMNISELENIS Er konnt den Fasanen, Muränen und Hummern nicht widerstehen . Die geschlachteten Tiere haben ihn überwältigt, sie wohnen in ihm und sitzen auf seinem Willen -- er kennt nur den Bauch, sonst nichts. 40 T OXILUS Armes Kind! L EMNISELENIS (seufzt) Ja, meine Kindheit war traurig. Ewiger Zwist der Eltern, zerrüttete Familienverhältnisse -- (sie verbirgt wieder ihr Gesicht in den Händen) M ATROSA (bei Seite) Was das Mädel aufführt! B
N
B
N B
N
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3 33–34 34–35 37
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Komm[t]
B
KommN ] L EMNISELENIS f väterlicherseits.N ] BNicht f Menu.N ] BwiderstehenN ]
Textentlehnung Plautus, PER5 Textentlehnung Plautus, PER13 korrigiert aus: wiederstehen
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Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“)
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K5/TS6/A16 (Korrekturschicht)
T OXILUS (zu L EMNISELENIS ; ehrlich) Wie leid Ihr mir tut -L EMNISELENIS (sieht ihn zum vierten Male gross an) Wirklich? T OXILUS Ja. Wenn ich Euch neben mir betrachte, gehts ja sogar mir noch besser: Als dreijähriger Knirps geriet ich in die Sklaverei, bei Babylon wurd ich gefangen -얍 L EMNISELENIS Ach, Ihr seid ein Perser? T OXILUS Keine Ahnung! Ob Perser, Grieche, Inder, Aegypter -- was weiss ich, woher ich stamm! L EMNISELENIS Schad! Denn Perser sind interessant. Perser sind alle dunkel und ich bin blond. T OXILUS (lächelt) Wenn Ihr es wollt, dann werd ich ein Perser -L EMNISELENIS (klatscht in die Hände) Fein! M ATROSA Wie man freiwillig ein Perser sein möcht, das geht über meinen Horizont. T OXILUS Warum? M ATROSA Weil alle Perser böse Menschen sind. 얍 L EMNISELENIS (lacht) Böse Menschen gibts überall! (Stille) T OXILUS (tritt ganz dicht an L EMNISELENIS heran) Ihr sagtet zuvor, der Mann, der Euch die Freiheit brächte, dieser Mann wäre der einzige -- (er stockt) 얍 L EMNISELENIS Und Ihr sagtet zuvor, Ihr könntet Euch jederzeit auch sechstausend Silberlinge beschaffen -T OXILUS Ja. L EMNISELENIS (sieht ihn zum fünften Male gross an) Man liebt nur einmal im Leben. M ATROSA (hat gehorcht) Ich möcht nicht wissen, wie oft Ihr noch lieben werdet mit Eueren lumpigen achtzehn Jahren! L EMNISELENIS (herrscht M ATROSA an) Schweig! (sie wendet sich wieder T OXILUS zu und lächelt melancholisch) Ich lebe nicht lang. T OXILUS (innig) Sei so gut -L EMNISELENIS Wer hilft mir? 얍 T OXILUS (zuckt plötzlich zusammen) Au! (er fasst sich ans Herz und windet sich etwas) L EMNISELENIS (erschrickt) Was ist? Was habt Ihr? T OXILUS (leise) Mir scheint, ich bin verwundet -- so ein stechender Schmerz -L EMNISELENIS Tuts weh? T OXILUS (lächelt) Nein. (Die Luft klingt) 얍 L EMNISELENIS (blickt empor und ruft) Amor, Amor! -- Dort fliegt er, dort! M ATROSA (blickt auch empor) Na servus! L EMNISELENIS (überglücklich) Oh, jetzt fürcht ich nichtsmehr! Amor hat geholfen! (Man hört von links Peitschengeknalle) 얍 D IE DREI (schrecken etwas zusammen und blicken nach links) P AEGNIUM (läuft von links herbei, verfolgt von dem A UFSEHER, der mit seiner Peitsche knallt) A UFSEHER (ausser Atem) Lausbub, elender! Ich soll ein Peitschenkuli sein?! Das wagst Du?! Mir, dem älteren Mann?! P AEGNIUM (frech) Du bist ein Sklav, genau wie ich! B
N
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Lesetext
B
43–44 45–445,4
B B
A UFSEHER f Mann?!N ] Textentlehnung Plautus, PER10 P AEGNIUM f Freund!N ] Textentlehnung Plautus, PER11
444
ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 13
ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 38
ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 8
ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 15
ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 10
ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 15
Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“)
K5/TS6/A16 (Korrekturschicht)
Lesetext
A UFSEHER So? Na pass nur gut auf, was ich Dir geben werde! P AEGNIUM Nichts! Du hast ja nichts! 얍 A UFSEHER Mich sollen doch alle Götter strafen -P AEGNIUM (fällt ihm ins Wort) Das wünsch ich Dir auch als guter Freund! A UFSEHER Jetzt steht die Welt nimmer lang! (er stürzt sich mit seiner Peitsche auf P AEGNIUM ) P AEGNIUM (entkommt ihm jedoch in die Villa) A UFSEHER (will ihm nach) T OXILUS (vertritt ihm den Weg) Halt! A UFSEHER (perplex) Warum? T OXILUS Heut wird hier nicht geprügelt, mein Freund, denn heute bin ich froh. A UFSEHER Das ist mir ganz wurscht! T OXILUS Mir aber nicht! A UFSEHER Das ist mir erst recht wurscht! T OXILUS (ruhig) Halt den Mund. A UFSEHER (braust auf) Was erlaubst Du Dir -T OXILUS (unterbricht ihn donnernd) Wer ist hier die oberste Instanz?! Du oder ich?! Wer?! A UFSEHER (wieder ruhig) Ich bin nicht taub. T OXILUS (auch wieder ruhig) Wer hat hier zu befehlen? A UFSEHER Immer der, der fragt. T OXILUS Korrekt, sehr korrekt. Du kannst doch reiten? A UFSEHER Reiten? Natürlich kann ich reiten! Ich bin ja sogar gewissermassen auf dem Pferd geboren. T OXILUS Man merkts noch immer. Höre: geh in den Stall und sattle die zwei schnellsten Stuten, das heisst -- (er wirft einen Blick auf M ATROSA ) drei Stuten, drei! A UFSEHER (deutet auf M ATROSA und T OXILUS ) Ihr zwei braucht drei Stuten? T OXILUS Frag nicht, sondern gehorche! Sattle-sattle! M ATROSA (deutet plötzlich nach links) Dordalus! Dort kommt er! L EMNISELENIS Oh! (sie schmiegt sich unwillkürlich an T OXILUS ) D IE VIER (blicken nach links) A UFSEHER Richtig! Unser aller Händler -- ein Reptil. Wenn ich nur einmal frei wär, dann tät ich dem Kerl was erzählen -- so! (er knallt mit der Peitsche) 얍 T OXILUS (zum A UFSEHER ) Erzähl uns da nichts, sondern sattle lieber! Marsch in den Stall! Aber dass Du mir die Viecher nicht zu sehr schindest! A UFSEHER (empört) Ich sollt ein Tier misshandeln?! Für was hältst Du mich?! (entrüstet ab in den Hintergrund) M ATROSA (ängstlich) Toxilus, was habt Ihr vor? T OXILUS Später! (er redet leise auf L EMNISELENIS ein) M ATROSA (horcht, hört aber nichts) L EMNISELENIS (lauschte aufmerksam, gibt nun T OXILUS einen flüchtigen Kuss auf die Wange; leise) Wiedersehen -- (rasch ab in die Villa) M ATROSA (sieht ihr nach; sehr besorgt) Wohin? N
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korrigiert aus: sürzt
B
stürztN ] zweiN ] BStuten?N ] BeinmalN ]
[drei] |zwei| [Pferde?] |Stuten?| \einmal/
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ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 16
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ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 17
Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“)
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K5/TS6/A16 (Korrekturschicht)
Lesetext
T OXILUS Kannst Du reiten? Matrosa Ich? Gottbehüte nein! T OXILUS Dann bleibst Du zurück. M ATROSA (entsetzt) Ihr werdet doch nicht fliehen?! T OXILUS Erraten. M ATROSA Verblendet, verblendet! Ihr endet noch am Galgen -- und das arme Mädel! T OXILUS (herrscht sie an) Prophezei hier nicht herum und mach mich nervös! Sonst häng ich Dich ins Meer hinein, mit dem Kopf nach unten, damit Dich die Polypen kitzeln! M ATROSA Nein, da tu ich nichtmehr mit! Wo ist der Stall?! T OXILUS Sag ich nicht. Still! 얍 D ORDALUS (kommt mit ZWEI G EHILFEN von links; er sieht aus, wie ein melancholischer Librettist; er hält und sieht sich um) Da wären wir. Säulen, als wärs ein Tempel des Jupiter, derweil ist es nur der ländliche Lustsitz eines alten Wucherers, Erpressers, Wechsel- und Kontofälschers, Witwen- und Waisengeldbehälters. Das lebt sich, diese Herren Punier -- (er erblickt T OXILUS ) Ist das nicht Toxilus? T OXILUS (imitiert ihn) Ist das nicht Dordalus? D ORDALUS (lächelt) Immer noch frech und frech! No wie gehts-wie stehts, Herr Baron? Was hat Dir der alte Dordalus gesagt vor acht Jahren? Lass Dich hierherverkaufen, hat er gesagt. No hab ich erraten? Ich find schon immer die passende Stell für das passende Material, ich hab einen Riecher. T OXILUS Ich bin Euch auch dankbar. D ORDALUS Ein seltenes Wort! Denn besonders von Euch Sklavengesindel erntet man nichts als Undank, wo man sich Tag und Nacht abrackert, um Euch an ein solides Haus verkaufen zu können. Und dann verkauft man Euch noch mit Verlust, bloss damit Ihr es gut habt, man lebt ja schon nur für seine Herren Sklaven! Dich hab ich auch viel zu billig abgegeben, mies wirds mir, wenn ich Dich seh. Also sehen wir das Andere, diese Hetär, die ich mir da abholen soll. Lemniselenis heisst sie, damit man sich die Zung bricht, wenn man sie ruft -- lauter Rache! T OXILUS Sie ist die Schönste von Lemnos. D ORDALUS Dein Wort in Gottes Ohr! Möglich ist alles! Sie stammt zwar vom Maximus in Herkulanum -- auch eine Firma! Lauter Tineff! Und ich soll sie jetzt da in Kommission verkaufen -- auch ein Geschäft, nichts verdient man dabei, nur Müh und Plag und Aufregerei! Und am End zahlt man wieder drauf! Also zeig sie schon her, führ sie vor, Deine Schönste aus Lesbos! T OXILUS Lemnos! D ORDALUS Von mir aus! Also los-los! Wo steckt das Objekt? T OXILUS Wenn ich es wüsste! D ORDALUS Was heisst das? Wie soll einer das verstehen? T OXILUS Sie ist plötzlich verschwunden. (Stille) D ORDALUS Du willst doch damit nicht andeuten, dass sie -- grosser Gott! T OXILUS Ja. D ORDALUS (entsetzt) Geflohen?! 얍 T OXILUS Ihr sagt es. D ORDALUS Gott Du bist gerecht! Was Ihr da für Geschichten treibt! M ATROSA Wir?
446
ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 15
ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 20
Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“)
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K5/TS6/A16 (Korrekturschicht)
D ORDALUS Sklaven gibts nur in der Mehrzahl, wenn einer was angestellt hat -- ist einer unverschämt, werden alle verprügelt, flieht einer, werden alle eingesperrt. Grosse Neuigkeit für Euch, was? Weil Ihr gar so geistreich glotzt! M ATROSA Wir haben diese Neuigkeit nur vergessen gehabt -- momentan. D ORDALUS Die Hauptsach ist, Ihr erinnert Euch wieder! So wenig, wie ein Sklave ein Privatleben führen darf, so wenig darf er sich der Verantwortung an den Taten seiner Kollegen entziehen. Alle büssen immer für einen -- und in Euerer Haut möcht ich nicht stecken, wenn dann die Herrschaft aus der Sommerfrisch kommt -- wo der Herr Präsident eh so jähzornig sind! Und gar erst der Herr Schwiegersohn! Na, Euere Buckel werdens spüren! Lebet wohl! (ab mit seinen G EHILFEN nach links) M ATROSA (fixiert T OXILUS ) Habt Ihr das gehört? T OXILUS Ja. Das hab ich allerdings vergessen, dass alle hier darunter leiden werden. M ATROSA Was tun? T OXILUS Da sie am Papier bereits geflohen ist, soll sie auch in der Praxis fliehen. Es bleibt dabei. M ATROSA Schämst Du Dich denn nicht alle diese unschuldigen Menschen hineinzureiten? T OXILUS Nein. Denn ich möchte, dass sie frei wird. Das ist mehr wert. Wir reiten jetzt fort -- ich bringe sie in Sicherheit. M ATROSA Und dann ist sie frei? (höhnisch) T OXILUS Nein. Dann treib ich morgen das Geld auf. Richt es ihr aus, sie sitzt im Keller -M ATROSA Einen solchen Unsinn richte ich nicht aus! Das Mädel bleibt da! T OXILUS Weib, bring mich nicht zur Raserei! B
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Lesetext
N
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얍 A UFSEHER (kommt rasch aus dem Hintergrund) He, Toxilus! Ist das wahr, dass die Hetär wegreiten darf?! T OXILUS Wer sagt das? A UFSEHER Sie selber hats zu mir gesagt! Grad zuvor, Du hättest es ihr erlaubt -M ATROSA Sie ist fortgeritten?! B A UFSEHER N BJa. InN Galopp. T OXILUS ALLEIN?! A UFSEHER Natürlich! Mit wem denn?! M ATROSA Um Gottes Willen! Jetzt ists zu spät! A UFSEHER (horcht auf) T OXILUS Wie konnt sie auch nur ohne mir wegreiten, ich hab doch gesagt sie soll auf mich warten! Wer löst mir das Rätsel? M ATROSA Ich. Sie wollte Euch los werden! T OXILUS Das ist nicht wahr, das ist eine niederträchtige Lüge! M ATROSA Ach, Ihr seid ja von Amor ganz verrückt gemacht? A UFSEHER BAmor?! IstN sie geflohen?! 19 24 26 32 32 42
wert. WirN ] ichN ] B N] BA UFSEHER N ] BJa. InN ] BAmor?! IstN ] B B
korrigiert aus: wert.Wir korrigiert aus: ihr gestrichen: A UFSEHER He, Toxilus! korrigiert aus: A UFSE ER korrigiert aus: Ja. In korrigiert aus: Amor?! Ist
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ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 21
Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“)
K5/TS6/A16 (Korrekturschicht)
M ATROSA Ja. A UFSEHER (zu T OXILUS ) Und Du hast das arrangiert?! Du?! Na wart, dich krieg ich noch! T OXILUS Wenn ich nur wüsst, wo sie hingeritten ist, damit ich ihr nachkann! A UFSEHER Du wirst hier garnirgends nach! Jetzt bring ich Dich vor unser Gericht! Dort verantworte Dich! Sie werden Dich verurteilen! T OXILUS Ich nehme keine Strafe an! B
5
Lesetext
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(Vorhang)
2 2
B B
Du?!N ] krieg ichN ]
korrigiert aus: Du, ?! korrigiert aus: kriegnich
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N
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Fassung des dritten Bildes („Wieder vor der Villa“)
K5/TS10 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 DRITTES BILD
Wieder vor der Villa am Meer. Es ist Nacht geworden und der Mond scheint hell. A LLE S KLAVEN und S KLAVINNEN , noch mit ihren Masken, sind versammelt, denn es tagt das Sklavengericht. Auf einer provisorisch errichteten Erhöhung sitzt der V ORSITZENDE , neben ihm ZWEI B EISITZER. Der A UFSEHER fungiert als Ankläger. T OXILUS steht vor seinen Richtern. M ATROSA hockt wieder etwas abseits auf den Stufen der Villa, verfolgt jedoch mit regem Interesse die Verhandlung.
5
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ÖLA 3/W 116 – BS 58 c [2], Bl. 2
B
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A UFSEHER ....... V ORSITZENDER Toxilus, trete vor! L EMNISELENIS T OXILUS (tritt vor) V ORSITZ Du hast die Anklage gehört, die jener vorgebracht hat. Es wird Dir zur Last gelegt, dass Du Deine Pflichten gegenüber Deinen Mitsklaven in einer durchaus egoistischen, herrischen Weise verletzt hast. Du hast nicht an uns gedacht, hast nicht daran gedacht, dass immer alle büssen müssen für einen. Bekennst Du Dich schuldig? T OXILUS Nein. Ich sehe keine Schuld. Denn ich wollte einen Sklaven freikaufen, und für den Freikauf eines Sklaven kann ein jeder von uns etwas abkriegen -V ORSITZ Das ist schon richtig. Aber Du hast ihn aus herrischen Motiven freikaufen wollen, rein willkürlich. Wenn Du schon einem was gutes tust, dann hättest Du Dir den aussuchen müssen, der es am meisten braucht! S KLAVIN Kauf eine arme Sklavin frei! Keine Reiche! N
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T OXILUS Oh Schwester! Was weisst Du von der reichen Sklaven Leid? ---- ihr Herz liegt auf Stein. (Murren) V ORSITZ (klopft mit einem Hammer) Ruhe! Also Du bekennst Dich nicht schuldig? 얍 T OXILUS Nein. Und ausserdem lehne ich Euer Gericht ab, ich will vor ein ordentliches Gericht gestellt werden -V ORSITZ Toxilus! Du weisst, warum wir hier richten! Du weisst, dass ein Sklave vor einem ordentlichem Gerichte nie Recht bekommt! Du willst hier gegen uns reden, gegen unser Recht! Schäm Dich, Toxilus! T OXILUS Ich schäme mich nicht! Aber Ihr macht es genau so, wie die Anderen mit ihrem Gericht! Auch Ihr wollt mich verurteilen, weil ich mir erlaubt habe, mal an mich zu denken, und nur an mich! V ORSITZ Nur an Dich? Erkläre Dich! T OXILUS Ich bin verliebt! Ich liebe Lemniselenis -B
N
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10 12 17 22 26–27 36 36 39–450,4
A UFSEHER .......N ] L EMNISELENIS N ] Beinen. BekennstN ] B N] BHerz liegtN ] BichN ] BerlaubtN ] BT OXILUS f usw)N ] B B
\A UFSEHER ......./ \LEMNISELENIS / korrigiert aus: einen.Bekennst [weil Du Dich interessierst,] korrigiert aus: Herznliegt korrigiert aus: Ihr korrigiert aus: erla bt Textentlehnung Plautus, PER2 und PER3
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N
B
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ÖLA 3/W 118 – BS 58 d [1], Bl. 3v
Fassung des dritten Bildes („Wieder vor der Villa“)
K5/TS10 (Korrekturschicht)
Lesetext
V ORSITZ Ja, lieben denn Sklaven auch? T OXILUS Was soll ich tun? Den Göttern trotzen? Bin ich ein Titane? Wer als armer Mann in die Pforten der Liebe eingedrungen ist, (usw) B
N B
N
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5
T OXILUS Nehmt mal Euere Masken ab, Euere Masken, voller Sorgen und Grauen, was steckt dahinter?! Seht Euch mal an! Hättet Ihr es nicht auch getan: Hand aufs Herz! V ORSITZ (erhebt sich und nimmt die Maske ab, alle auch) Höre das Urteil: Wir alle --(usw) B
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T OXILUS ( Verteidigungsrede ) Ihr habt alle mir gedankt -- lasst mich auch mal Euch danken! B
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25
V ORSITZ Das ist alles recht schön und gut. Aber Gesetz muss Gesetz bleiben, es gibt keine Ausnahmen. Du wirst verurteilt. T OXILUS Aber, wenn es auch Gesetz ist, so muss es eben geändert werden! Es muss doch ein jeder Sklave das Recht haben zu lieben, das Naturrecht, -- so denkt doch mal, denkt! S KLAVEN Wir denken (usw) (Stille) M ATROSA Habt Ihr gehört, dass es einen neuen Gott geben soll? N
V ORSITZ Ich verkünde das Urteil: Toxilus, Du wirst in den leeren Brunnen gesperrt, bis unsere Herrschaft kommt, damit die unseren guten Willen sieht. Fasst ihn! T OXILUS (zieht ein Schwert unter seinem Mantel hervor) Zurück! Jetzt verkünde ich Euch das Urteil: Ihr seid eine blöde Bagage, Ihr seid es wert, dass Ihr Sklaven seid, denn Ihr könnt nicht denken! Niedrig seid Ihr, usw! (Vorhang) B
N
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N
1 1 10–11 13 21 22–30 25–26
dennN ] SklavenN ] BWir f usw)N ] BVerteidigungsrede N ] BS KLAVEN f usw)N ] B(Stille f Vorhang)N ] Bin f sieht.N ] B B
korrigiert aus: den korrigiert aus: SKlaven vgl. K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 34f. korrigiert aus: verteidingsrede vgl. K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 39
\(Stille f Vorhang)/ [zum Tode verurteilt.] |in f sieht.|
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Dialogskizze, Strukturplan in acht Bildern
ÖLA 3/W 116 – BS 58 c [2], Bl. 3
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Dialogskizze, Strukturplan in acht Bildern
K5/E14–E15
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Lesetext
454
Konzeption 6: Pompeji. Komödie in drei Teilen (neun Bildern)
455
Strukturplan in neun Bildern
ÖLA 3/W 125 – BS 58 f [1], Bl. 6v
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Strukturplan in neun Bildern
K6/E1
457
Lesetext
Strukturplan in neun (Forts.) und vier Bildern
ÖLA 3/W 125 – BS 58 f [1], Bl. 5v
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Strukturplan in neun (Forts.) und vier Bildern
K6/E1–E2
459
Lesetext
Strukturplan in vier Bildern (Fortsetzung), Notiz
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ÖLA 3/W 125 – BS 58 f [1], Bl. 3v
Strukturplan in vier Bildern (Fortsetzung), Notiz
461
K6/E2–E3
Lesetext
Strukturplan in drei Bildern zum I. Teil
ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 42
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Strukturplan in drei Bildern zum I. Teil
K6/E4
463
Lesetext
Fragm. Fassung des 2. Bildes („Am nächsten Tage“)
K6/TS1/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 ZWEITES BILD
ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 35
Am nächsten Tage, wieder vor der Villa am Meer. Die Luxusgaleere ist fortgefahren, nun liegt der Hafen still. L EMNISELENIS sitzt am Fusse der einen Säule und hält das Gesicht in den Händen verborgen. M ATROSA sitzt neben ihr und strickt. Das Wetter ist noch immer schön.
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T OXILUS (kommt aus der Villa, erblickt L EMNISELENIS , hält und betrachtet sie; zu M ATROSA ) Was hat sie denn? M ATROSA Sie weint. T OXILUS Warum? M ATROSA Es ist ihr hier so gut gegangen und jetzt hat sie Angst vor der Zukunft. Speziell vor Dordalus zittert ihr Herzchen. T OXILUS Aber-aber! Dordalus in Pompeji ist zwar auch nur ein Sklavenhändler, aber in dieser verdammten Branche gibts noch ganz andere Lümmel -- da könnt ich erzählen! M ATROSA (lacht) Ich auch! T OXILUS Mit Dordalus kann man sogar reden und ich bin überzeugt, wenn das Fräulein artig zu ihm ist, verschafft er ihr einen bedeutend besseren Posten! Keinen solchen geizigen alten Kracher, wie meinen gnädigen Herrn! B N
B
N
B
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N
B N
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N
N
B N B N B N B N B N
L EMNISELENIS Oh Götter, was gäb ich drum , wenn ich nur nicht wieder auf den Sklavenmarkt müsst -- (sie verbirgt wieder ihr Gesicht in den Händen) M ATROSA (zu L EMNISELENIS ) Lass Dich nicht so gehen! (fast entschuldigend zu T OXILUS ) Sie regt sich dabei immer so schrecklich auf. T OXILUS ( zu M ATROSA ) Wie oft ist sie denn schon verkauft worden? 얍 M ATROSA Erst einmal. Aber sie hatte Pech. Die Firma Maximus in Herkulanum, die sie hierher verschachert hat, hat sich richtig schäbig benommen. Nichtmal eine B
25
N B
N
B N B
N
B N
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B
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B N
14 15 15 16 18 19–21
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22 22 22 22 23 24 24 26 26 28 30 30
B N
]
Herzchen.N ] auch nurN ] B N] BLümmelN ] BM ATROSA f auch!N ] BT OXILUS f Herrn!N ] B
] ] B N] B N] B N] BOh Götter,N ] Bwas f drumN ] B N
B N
M ATROSA f gehen!N ] ] BverschachertN ] BschäbigN ] B
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[T OXILUS (grinst) Wie kann man nur! M ATROSA ] Herzchen\./ [--] \auch nur/ [schleimiger] [|lumpiger|] [Burschen] |Lümmel| [M ATROSA f auch!] [L EMNISELENIS (sieht T OXILUS zum ersten Male gross an) Ihr kennt Dordalus? T OXILUS Und ob! Er war es ja, der mich seinerzeit hierher verkauft hat.] |T OXILUS f Herrn!| gestrichen: L EMNISELENIS [„Verkauft“!] [Oh Götter,]f x [welch grausames Wort!] [M ATROSA f gehen!]f x xOh Götter, [I]|i|ch3 gäb2 was1 drum4 gestrichen: M ATROSA xM ATROSA f gehen! [\betrachtet Lemniselenis/] [verhandelt] |verschachert| Korrektur von fremder Hand: schäb[b]ig
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ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 10
Fragm. Fassung des 2. Bildes („Am nächsten Tage“)
K6/TS1/A3 (Korrekturschicht)
eigene Kammer hatte das arme Mädel, musst in einem Raume hausen mit den letzten Galeerenruderern, diesem Abhub der Sklavenwelt! Schmutzig wie die Pest! T OXILUS Also beim Dordalus ist alles sauber, muss man ihm lassen, peinlich sauber sogar! Adrett! Ich lag dort drei Wochen auf Lager und fand keine einzige Wanze. M ATROSA Das findet man allerdings selten, dass man nichts findet! L EMNISELENIS (sieht T OXILUS zum ersten Male gross an) Ist er grob? T OXILUS (ein wenig verwirrt durch ihre Augen) Wer? 얍 L EMNISELENIS Dordalus. T OXILUS Keine Spur! Er ist ein subalternes Wesen. L EMNISELENIS Wenigstens das. (sie starrt vor sich hin) M ATROSA (zu T OXILUS ) Sie hat nämlich nur einen Wunsch: keine Hetäre mehr sein zu müssen, heraus aus dieser Sklaverei -- endlich freigekauft zu werden! (zu L EMNISELENIS ) Nicht, Kindchen? L EMNISELENIS (wie zuvor; leise) Ja. T OXILUS Freigekauft? Ein grosses Wort! M ATROSA Fast zu gross -- (sie lächelt) L EMNISELENIS Es wär mein Ideal. (Stille) T OXILUS (betrachtet schätzend L EMNISELENIS ; zu M ATROSA ) Was würds denn kosten, wenn man sie freikaufen tät? M ATROSA Soviel ich weiss, zirka sechshundert Silberlinge -T OXILUS Potz Pluto! Ein Vermögen! L EMNISELENIS (horcht auf) Bin ichs nicht wert? T OXILUS (grinst) Wahrscheinlich -L EMNISELENIS (kurz) Danke. (Stille) M ATROSA (zu T OXILUS ) Jetzt habt Ihr sie beleidigt. Macht es wieder gut. T OXILUS (zu L EMNISELENIS ) Es war nur ein Scherz. L EMNISELENIS (lächelt kalt) Lieb von Euch. T OXILUS (grinst) Ich tät Euch sogar freikaufen, wenn ich sechshundert Silberlinge hätt -L EMNISELENIS (erhebt sich unwillig) Verschont mich mit Eueren öden Scherzen! Das typische Sklavengeblödel! T OXILUS Nanana! L EMNISELENIS (zu M ATROSA ) Der Herr möchte mich freikaufen. In meinem Zustand vertrag ich keine Witze über die Freiheit! Dazu ist mir mein Leben zu ernst! (sie schluchzt verärgert) T OXILUS Ihr scheint nicht zu wissen, wer ich bin? M ATROSA (zu T OXILUS ) Lasst sie jetzt in Frieden! T OXILUS Fällt mir nicht ein! L EMNISELENIS (zu M ATROSA ) Sag ihm, ich rede mit ihm kein Wort mehr! B
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lassen, peinlichN ] Lager undN ] BnichtsN ] BerstenN ] BzirkaN ] B B
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Lesetext
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lassen[.]|,| [P]|p|einlich Lager[,] [aber ich] |und| [keine] |nichts| [zweiten] |ersten| zirk[a]|a|
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ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 11
Fragm. Fassung des 2. Bildes („Am nächsten Tage“)
K6/TS1/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
T OXILUS (zu M ATROSA ) Sagt ihr, ich könnte sie jederzeit freikaufen, wenn ich nur wollte! Richtet es ihr aus! M ATROSA Ich werd mich schön hüten, einen solchen Blödsinn auszurichten! T OXILUS Blödsinn? Wenn Toxilus sagt, dass er sechshundert -M ATROSA (fällt ihm ins Wort) Ihr und sechshundert?! Dass ich nicht wiehere ! T OXILUS Wiehert nur! Aber richtet es aus! M ATROSA Haltet andere zum Narren, aber nicht uns, mich und meine sanfte Herrin! 얍 T OXILUS Ihr vergesst, wer ich bin. L EMNISELENIS (voll Verachtung) Ein Sklave. T OXILUS Gewiss! Jedoch während der Abwesenheit unserer Herrschaft wurde der Sklave Toxilus zum obersten Verwalter dieser Villa eingesetzt, verstanden?! Denn ich geniesse das restlose Vertrauen meines Herrn und könnte mir jederzeit auch sechstausend Silberlinge beschaffen, ich müsst nur was verkaufen, was nicht mir gehört oder irgendetwas unterschlagen, einen Wechsel fälschen oder dergleichen! M ATROSA Ihr werdet Euch beherrschen! T OXILUS Ja. M ATROSA Na also! L EMNISELENIS Schade. Denn der Mann, der mich freikaufen würde, der wäre der erste und einzige Mann, den ich lieben könnte. T OXILUS (horcht auf) M ATROSA Alles Unsinn! L EMNISELENIS Oho! (Stille) 얍 T OXILUS Sklaven haben kein Privatleben. L EMN Weil sie feig sind. T OXILUS Oho! L EM (zu Toxilus) Wenn ich Toxilus wär , würd ich mich freikaufen. T OXILUS Mich? L EM Mich. So verkauft doch etwas, was nicht Euch gehört, unterschlagt, fälscht – M ATROSA (zu Lem) Sei so gut! L EM (zu Matrosa) Er deklamiert ja nur! T OXILUS (zu Lem) Ihr traut mir den Mut anscheinend nicht zu, dass ich es tun könnte? L EM (sieht ihn zum zweitenmale gross an) Nein. B
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1–2 5 27 28 28 28 31 31 32 33 33 33 35
T OXILUS f aus!N ] wiehereN ] BT OXILUS Oho!N ] B(zu Toxilus)N ] BToxilusN ] BwärN ] B(zu Lem)N ] BSeiN ] BL EM f nur!N ] B N] Bden MutN ] BnichtN ] BNein.N ] B B
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Textentlehnung Plautus, PER12 Korrektur von fremder Hand: wieher\e/
[M ATROSA (zu Lem) Seid so gut!] |T OXILUS [{Oho!}] |Oho!|| \(zu Toxilus)/ [Toxilus] [|Ihr|] |Toxilus| wär[e] \(zu Lem)/ Sei[d] \L EM f nur!/ [es] \den Mut/ \nicht/ [Nein.] |Nein.|
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ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 37
ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 24v
Fragm. Fassung des 2. Bildes („Am nächsten Tage“)
K6/TS1/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
T OXILUS (starrt sie an; zu Matrosa) Was die für Augen hat – direkt ägyptisch! L EM Mein Vater ist Ägypter. T OXILUS Drum. B
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\Abbruch der Bearbeitung\
1
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an f hatN ]
an[)]|;| [Komische Augen habt Ihr] |zu f hat|
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Dialogskizze und Repliken
ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 24v
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Dialogskizze und Repliken
K6/E5
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Lesetext
Fragm. Fassung des 2. Bildes („Am nächsten Tage“)
K6/TS1/A6 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 ZWEITES BILD
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ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 10
Am nächsten Tage, wieder vor der Villa am Meer. Die Luxusgaleere ist fortgefahren, nun liegt der Hafen still. L EMNISELENIS sitzt am Fusse der einen Säule und hält das Gesicht in den Händen verborgen. M ATROSA sitzt neben ihr und strickt. Das Wetter ist noch immer schön. T OXILUS (kommt aus der Villa, erblickt L EMNISELENIS , hält und betrachtet sie; zu M ATROSA ) Was hat sie denn? M ATROSA Sie weint. T OXILUS Warum? M ATROSA Es ist ihr hier so gut gegangen und jetzt hat sie Angst vor der Zukunft. Speziell vor Dordalus zittert ihr Herzchen. T OXILUS Aber-aber! Dordalus in Pompeji ist zwar auch nur ein Sklavenhändler, aber in dieser verdammten Branche gibts noch ganz andere Lümmel -- da könnt ich erzählen! M ATROSA (lacht) Ich auch! T OXILUS Mit Dordalus kann man sogar reden und ich bin überzeugt, wenn das Fräulein artig zu ihm ist, verschafft er ihr noch einen bedeutend besseren Posten. Keinen solchen geizigen Kracher, wie meinen gnädigen Herrn! L EMNISELENIS (blickt zum Himmel empor) Oh Götter, was gäb ich drum, wenn ich nur nicht wieder verkauft werden müsst -- (sie verbirgt wieder ihr Gesicht in den Händen) M ATROSA (zu L EMNISELENIS ) Lass Dich nicht so gehen! (fast entschuldigend zu T OXILUS ) Sie regt sich dabei immer so schrecklich auf. T OXILUS Wie oft ist sie denn schon verkauft worden? M ATROSA Erst einmal. Aber sie hatte Pech. Die Firma Maximus in Herkulanum, die sie hierher verhandelt hat, hat sich richtig schäbig benommen. Nichtmal eine eigene Kammer hatte das arme Mädel, musste in einem Raume hausen mit den letzten Galeerenruderern, diesem Abhub der Sklavenwelt! Schmutzig wie die Pest! T OXILUS Also beim Dordalus ist alles sauber, muss man ihm lassen. Peinlich sauber sogar! Adrett! Ich lag dort drei Wochen auf Lager, aber ich fand keine einzige Wanze. M ATROSA Das findet man allerdings selten, dass man keine findet! L EMNISELENIS (sieht T OXILUS zum ersten Male gross an) Ist er grob? T OXILUS (ein wenig verwirrt durch ihre Augen) Wer? 얍 L EMNISELENIS Dordalus. T OXILUS Keine Spur! Er ist ein subalternes Wesen. L EMNISELENIS Wenigstens das. (sie starrt vor sich hin) M ATROSA (zu T OXILUS ) Sie hat nämlich nur einen Wunsch: keine Hetäre mehr sein zu müssen, heraus aus dieser Sklaverei -- endlich freigekauft zu werden! (zu L EMNISELENIS ) Nicht, Kindchen? L EMNISELENIS (wie zuvor; leise) Ja. T OXILUS Freigekauft? Ein grosses Wort! B
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[auf den Sklavenmarkt] |verkauft [wer] |werden||
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Korrektur von fremder Hand: schäb[b]ig
verkauft werdenN ] schäbigN ] BerstenN ]
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ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 11
Fragm. Fassung des 2. Bildes („Am nächsten Tage“)
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Lesetext
M ATROSA Fast zu gross -- (sie lächelt) L EMNISELENIS Es wär mein Ideal. (Stille) T OXILUS (betrachtet schätzend L EMNISELENIS ; zu M ATROSA ) Was würds denn kosten, wenn man sie freikaufen tät? M ATROSA Soviel ich weiss, zirka sechshundert Silberlinge -T OXILUS Potz Pluto! Ein Vermögen! L EMNISELENIS (horcht auf) Bin ichs nicht wert? T OXILUS (grinst) Wahrscheinlich -L EMNISELENIS (kurz) Danke. (Stille) M ATROSA (zu T OXILUS ) Jetzt habt Ihr sie beleidigt. Macht es wieder gut. T OXILUS (zu L EMNISELENIS ) Es war nur ein Scherz. L EMNISELENIS (lächelt kalt) Lieb von Euch. T OXILUS (grinst) Ich tät Euch sogar freikaufen, wenn ich sechshundert Silberlinge hätt -L EMNISELENIS (erhebt sich unwillig) Verschont mich mit Eueren öden Scherzen! Das typische Sklavengeblödel! T OXILUS Nanana! L EMNISELENIS (zu M ATROSA ) Der Herr möchte mich freikaufen. In meinem Zustand vertrag ich keine Witze über die Freiheit! Dazu ist mir mein Leben zu ernst! (sie schluchzt verärgert) T OXILUS Ihr scheint nicht zu wissen, wer ich bin? M ATROSA (zu T OXILUS ) Lasst sie jetzt in Frieden! T OXILUS Fällt mir nicht ein! L EMNISELENIS (zu M ATROSA ) Sag ihm, ich rede mit ihm kein Wort mehr! T OXILUS (zu M ATROSA ) Sagt ihr, ich könnte sie jederzeit freikaufen, wenn ich nur wollte! Richtet es ihr aus! M ATROSA Ich werd mich schön hüten, einen solchen Blödsinn auszurichten! T OXILUS Blödsinn? Wenn Toxilus sagt, dass er sechshundert -M ATROSA (fällt ihm ins Wort) Ihr und sechshundert?! Dass ich nicht wiehere ! T OXILUS Wiehert nur! Aber richtet es aus! M ATROSA Haltet andere zum Narren, aber nicht uns, mich und meine sanfte Herrin! 얍 T OXILUS Ihr vergesst, wer ich bin. L EMNISELENIS (voll Verachtung) Ein Sklave. T OXILUS Gewiss! Jedoch während der Abwesenheit unserer Herrschaft wurde der Sklave Toxilus zum obersten Verwalter dieser Villa eingesetzt, denn er geniesst das restlose Vertrauen seines Herrn und ich könnte mir also jederzeit auch sechstausend Silberlinge beschaffen, ich müsst nur was verkaufen, was nicht B
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K6/TS1/A6 (Korrekturschicht)
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Textentlehnung Plautus, PER12 Korrektur von fremder Hand: wieher\e/
zirkaN ] T OXILUS f aus!N ] BwiehereN ] Beingesetzt,N ] BdennN ] BerN ] BgeniesstN ] BseinesN ] BichN ] BalsoN ]
eingesetzt\,/ [-- verstanden!?] [D]|d|enn [ich] |er| geniess[e]|t| [m]|s|eines| \ich/ \also/
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Fragm. Fassung des 2. Bildes („Am nächsten Tage“)
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mir gehört, oder irgendetwas unterschlagen, einen Wechsel fälschen oder dergleichen! M ATROSA Ihr werdet Euch beherrschen! T OXILUS Ja. M ATROSA Na also! L EMNISELENIS Schade. Denn der Mann, der mich freikaufen würde, der wäre der erste und einzige Mann, den ich lieben könnte. T OXILUS (horcht auf) M ATROSA Alles Unsinn! L EMNISELENIS Oho! (Stille) 얍 T OXILUS (lächelt melancholisch) Sklaven haben kein Privatleben. L EMNISELENIS Weil sie feig sind. T OXILUS Oho! L EMNISELENIS Wenn ich Toxilus wäre, würd ich mich freikaufen. T OXILUS Mich? L EMNISELENIS Mich. So verkauft doch etwas, was nicht Euch gehört, unterschlagt, fälscht -M ATROSA (fällt ihr ins Wort) Sei so gut! L EMNISELENIS (zu M ATROSA ) Er deklamiert ja nur! T OXILUS (zu L EMNISELENIS ) Ihr traut mir anscheinend den Mut nicht zu, dass ich es tun könnte? L EMNISELENIS (sieht ihn zum zweitenmal gross an) Nein. T OXILUS (wird durch ihre Augen wieder ein wenig verwirrt; zu M ATROSA ) Was die für Augen hat -- direkt ägyptisch! L EMNISELENIS Mein Vater ist Aegypter. T OXILUS Drum. L EMNISELENIS Meine Wiege stand auf Lemnos, von wo die schönen Frauen kommen. Meine Mutter war Griechin. Aus Koroneia. T OXILUS Gute Mischung! L EMNISELENIS Arme Mama! Sie lebte nur kurz, mein Papa ass ihr alles weg. 얍 T OXILUS (perplex) Ass ihr weg! L EMNISELENIS Papa ist nämlich ein Parasit, ein Vielfrass, wie alle meine Vorfahren väterlicherseits. Nicht nur meine Mama, auch meine Freiheit wurde ein Opfer seiner Gier: er verschacherte mich als Sklavenkind für ein opulentes Menu. T OXILUS (entrüstet) Das eigene Kind?! Also das ist schon das Allerletzte! L EMNISELENIS Er konnt den Fasanen, Muränen und Hummern nicht widerstehen . Die geschlachteten Tiere haben ihn überwältigt, sie wohnen in ihm und sitzen auf seinem Willen -- er kennt nur den Bauch, sonst nichts. M ATROSA (bei Seite) Was das Mädel aufführt! B
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gehört,N ] ihnN ] BGuteN ] BL EMNISELENIS f väterlicherseits.N ] BNicht f Menu.N ] BHummernN ] BwiderstehenN ] BkenntN ]
korrigiert aus: ihm
[Eine] [g]|G|ute Textentlehnung Plautus, PER5 Textentlehnung Plautus, PER13
[{ }]|H|ummern korrigiert aus: wiederstehen
k[{a}]|e|nnt
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Fragm. Fassung des 2. Bildes („Am nächsten Tage“)
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K6/TS1/A6 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 L EMNISELENIS (seufzt) Ja, meine Kindheit war traurig. Ewiger Zwist der Eltern, BzerrütteteN Familienverhältnisse -T OXILUS (ehrlich) Armes Kind! L EMNISELENIS (sieht ihn zum drittenmal gross an) Was nützt mir das? T OXILUS Mit Euch verglichen, gehts ja sogar mir noch besser: ich weiss es wenigstens nicht, wer meine Eltern waren! Als dreijähriger Knirps geriet ich in die Sklaverei, bei BBabylonN wurd ich gefangen -L EMNISELENIS Ach, Ihr seid ein Perser? T OXILUS Keine Ahnung! Ob Perser, Grieche, Inder, Aegypter -- was weiss ich, woher ich stamm! L EMNISELENIS Schad! Denn Perser sind interessant. Perser sind alle dunkel und ich bin blond. T OXILUS (lächelt) Wenn Ihr es wollt, dann werd ich ein Perser -L EMNISELENIS (klatscht in die Hände) Fein! M ATROSA Wie man freiwillig ein Perser sein möcht, das geht über meinen Horizont. T OXILUS Warum? M ATROSA Weil alle Perser böse Menschen sind. L EMNISELENIS (lacht) Böse Menschen gibts überall! (sie hört plötzlich auf zu lachen und deutet ruckartig auf den Vesuv im Hintergrunde) Seht, den Vesuv! Wie stark der raucht -- oder sinds nur Wolken? M ATROSA (blickt auch auf den Vesuv) Nein, das ist Rauch. Hoffentlich gibt er endlich Ruh. L EMNISELENIS Manchmal möcht ich der Vesuv sein: ausbrechen und alles vernichten -- (sie lächelt) M ATROSA (zu T OXILUS , der sich nicht um den Vesuv kümmerte und immer nur L EMNISELENIS anstarrte) Was starrt Ihr denn das Mädel so an? T OXILUS (einfach) Weil sie mir gefällt. Zu dumm, sie ist wirklich schön. Komisch, dass ich das erst jetzt bemerk -M ATROSA (unterdrückt zu L EMNISELENIS ) Komm, Herrin, ziehen wir uns zurück -L EMNISELENIS (fällt ihr laut ins Wort) Nein. 얍 M ATROSA (sehr leise, damit T OXILUS nichts hört) Ich bitt Dich, mach keine Dummheiten, Du bist eine brave Hetär und jener ist ein Sklave! Das schickt sich nicht, der Kaiser hats verboten! Verdreh ihm nicht den Kopf! 얍 L EMNISELENIS (sehr leise) Ich verdreh ihn aber. Jetzt werd ich frei! (laut zu T OXILUS ) Also Ihr seid nun hier der Herr? T OXILUS (starrt sie noch immer an) Ja. Der Stellvertreter. L EMNISELENIS Und alles muss Euch gehorchen? T OXILUS Alles. L EMNISELENIS Ich auch? T OXILUS (stutzt) Hm. Eigentlich -L EMNISELENIS Nun? Ja oder nein? T OXILUS (lächelt etwas verlegen) Nach den Gesetzen der Logik eigentlich ja -L EMNISELENIS (fällt ihm ins Wort) Dann befehlt doch. Befehlt! M ATROSA (herrscht L EMNISELENIS barsch an) Schluss jetzt! Komm!
1–2 7
B B
zerrütteteN ] BabylonN ]
korrigiert aus: zerüttete
Ba[n]|b|ylon
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ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 13
ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 39
ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 15
Fragm. Fassung des 2. Bildes („Am nächsten Tage“)
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Lesetext
L EMNISELENIS (fährt sie an) Wer hat hier zu befehlen?! Du bist meine Sklavin und sonst nichts, merkt Euch das endlich, Gnädigste! M ATROSA Die Sklavin einer Hetäre ist wie die Mutter einer freien Frau: ein schützender Geist. L EMNISELENIS Behalt Deinen Schutz! T OXILUS (zu L EMNISELENIS ) Was hat denn die Alte? L EMNISELENIS Sie geht mir auf die Nerven -- Ach, Toxilus! Man liebt nur einmal im Leben -M ATROSA Ich möcht wissen, wie oft Du noch lieben wirst mit Deinen lumpigen achtzehn Jahren! T OXILUS (zu M ATROSA ) Ruhe! L EMNISELENIS (sieht T OXILUS dankbar an und lächelt melancholisch) Ich lebe nicht lang. T OXILUS (innig) Sei so gut -L EMNISELENIS Wer hilft mir? (Stille) T OXILUS (zuckt plötzlich zusammen) Au! (er fasst sich ans Herz und windet sich etwas) L EMNISELENIS (erschrickt) Was ist? Was habt Ihr? T OXILUS (leise) Ich weiss nicht, – als wär ich verwundet -- so ein stechender Schmerz -L EMNISELENIS Tuts weh? T OXILUS (lächelt) Nein. (Die Luft klingt) L EMNISELENIS (blickt empor und ruft) Oh, jetzt fürcht ich nichtsmehr! Amor hat geholfen! M ATROSA (blickt auch empor) Na servus! (Stille) T OXILUS (leise) Du sagtest zuvor, der Mann, der Dir die Freiheit brächte, dieser Mann wäre der einzige -- (er stockt) L EMNISELENIS Und Du sagtest zuvor, Du könntest Dir jederzeit auch sechstausend Silberlinge beschaffen -T OXILUS Es ging auch einfacher -- (er sieht sich um) Fliehen wir. L EMNISELENIS Fliehen? T OXILUS Ja. Wir müssen fort, bevor Dordalus kommt -L EMNISELENIS (fällt ihm ins Wort) „Wir“? Wohin? T OXILUS Hast Du Angst? (Man hört von links Peitschengeknalle) D IE DREI (schrecken etwas zusammen und blicken nach links) P AEGNIUM (läuft von links herbei, verfolgt von dem A UFSEHER, der mit seiner Peitsche knallt) B
B
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B
NN
B N
N
B N
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Ich f wärN ]
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B
– als wärN ]
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B N
] Tuts weh?N ] B N] B
Mir scheint, \Ich f wär/ [jetzt tut mir das Herz so weh] – als wär [\ich krieg keine Luft, es drückt mir die Brust zusammen –/] [bin] [Tuts weh?] [eh]
(1) (2) (1) (2)
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Fragm. Fassung des 2. Bildes („Am nächsten Tage“)
K6/TS1/A6 (Korrekturschicht)
Lesetext
A UFSEHER (ausser Atem) Lausbub, elender! Ich soll ein Peitschenkuli sein?! Das wagst Du?! Mir, dem älteren Mann?! P AEGNIUM (frech) Du bist ein Sklav, genau wie ich! A UFSEHER So? Na pass nur auf, was ich Dir geben werde! P AEGNIUM Nichts! Du hast ja nichts! 얍 A UFSEHER Mich sollen doch alle Götter strafen -P AEGNIUM (fällt ihm ins Wort) Das wünsch ich Dir auch als guter Freund! A UFSEHER Jetzt steht die Welt nimmer lang! (er stürzt sich mit seiner Peitsche auf P AEGNIUM ) P AEGNIUM (entkommt ihm jedoch in die Villa) A UFSEHER (will ihm nach) T OXILUS (vertritt ihm den Weg) Halt! A UFSEHER (perplex) Warum? T OXILUS Heut wird hier nicht geprügelt, mein Freund, denn heute bin ich froh. A UFSEHER Das ist mir ganz wurscht! T OXILUS Mir aber nicht! A UFSEHER Das ist mir erst recht wurscht! T OXILUS (ruhig) Halt den Mund. A UFSEHER (braust auf) Was erlaubst Du Dir -T OXILUS (unterbricht ihn donnernd) Wer ist hier die oberste Instanz?! Du oder ich?! Wer?! A UFSEHER (wieder ruhig) Ich bin nicht taub. T OXILUS (auch wieder ruhig) Wer hat hier zu befehlen? A UFSEHER Immer der, der fragt. T OXILUS Korrekt, sehr korrekt. Du kannst doch reiten? A UFSEHER Reiten? Natürlich kann ich reiten! Ich bin ja sogar gewissermassen auf dem Pferd geboren. T OXILUS Man merkts noch immer. Höre: geh in den Stall und sattle die zwei schnellsten Stuten, das heisst -- (er wirft einen Blick auf M ATROSA ) drei Stuten, drei! A UFSEHER (deutet auf M ATROSA und T OXILUS ) Ihr zwei braucht drei Stuten? T OXILUS Frag nicht, sondern gehorche! Sattle-sattle! M ATROSA (deutet plötzlich nach links) Dordalus! Dort kommt er! L EMNISELENIS Oh! (sie schmiegt sich unwillkürlich an T OXILUS ) D IE VIER (blicken nach links) A UFSEHER Richtig! Unser aller Händler -- ein Reptil. Wenn ich nur einmal frei wär, dann tät ich dem Kerl was erzählen -- so! (er knallt mit der Peitsche) 얍 T OXILUS (zum A UFSEHER ) Erzähl uns da nichts, sondern sattle lieber! Marsch in den Stall! Aber dass Du mir die Viecher nicht zu sehr schindest! A UFSEHER (empört) Ich sollt ein Tier misshandeln?! Für was hältst Du mich?! (entrüstet ab in den Hintergrund) M ATROSA (ängstlich) Toxilus, was habt Ihr vor? T OXILUS Später! (er redet leise auf L EMNISELENIS ein) B
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A UFSEHER f Mann?!N ] P AEGNIUM f Freund!N ] BstürztN ] BzweiN ] BStuten?N ] BeinmalN ] B B
Textentlehnung Plautus, PER10 Textentlehnung Plautus, PER11 korrigiert aus: sürzt
[drei] |zwei| [Pferde?] |Stuten?| \einmal/
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ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 16
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K6/TS1/A6 (Korrekturschicht)
M ATROSA (horcht, hört aber nichts) L EMNISELENIS (lauschte aufmerksam, gibt nun T OXILUS einen flüchtigen Kuss auf die Wange; leise) Wiedersehen -- (rasch ab in die Villa) M ATROSA (sieht ihr nach; sehr besorgt) Wohin? T OXILUS Kannst Du reiten? M ATROSA Ich? Gottbehüte nein! T OXILUS Dann bleibst Du zurück. M ATROSA (entsetzt) Ihr werdet doch nicht fliehen?! T OXILUS Erraten. M ATROSA Verblendet, verblendet! Ihr endet noch am Galgen -- und das arme Mädel! T OXILUS (herrscht sie an) Prophezei hier nicht herum und mach mich nervös! Sonst häng ich Dich ins Meer hinein, mit dem Kopf nach unten, damit Dich die Polypen kitzeln! M ATROSA Nein, da tu ich nichtmehr mit! Wo ist der Stall?! T OXILUS Sag ich nicht. Still! 얍 D ORDALUS (kommt mit ZWEI G EHILFEN von links; er sieht aus, wie ein melancholischer Librettist; er hält und sieht sich um) Da wären wir. Säulen, als wärs ein Tempel des Jupiter, derweil ist es nur der ländliche Lustsitz eines alten Wucherers, Erpressers, Wechsel- und Kontofälschers, Witwen- und Waisengeldbehälters. Das lebt sich, diese Herren Punier -- (er erblickt T OXILUS ) Ist das nicht Toxilus? T OXILUS (imitiert ihn) Ist das nicht Dordalus? D ORDALUS (lächelt) Immer noch frech und oberfrech ! No wie gehts-wie stehts, Herr Baron? Was hat Dir der alte Dordalus gesagt vor acht Jahren? Lass Dich hierherverkaufen, hat er gesagt. No hab ich erraten? Ich find schon immer die passende Stell für das passende Material, ich hab einen Riecher. T OXILUS Ich bin Euch auch dankbar. D ORDALUS Ein seltenes Wort! Denn besonders von Euch Sklavengesindel erntet man nichts als Undank, wo man sich Tag und Nacht abrackert, um Euch an ein solides Haus verkaufen zu können. Und dann verkauft man Euch noch mit Verlust, bloss damit Ihr es gut habt, man lebt ja schon nur für seine Herren Sklaven! Dich hab ich auch viel zu billig abgegeben, mies wirds mir, wenn ich Dich seh. Also sehen wir das Andere, diese Hetär, die ich mir da abholen soll. Lemniselenis heisst sie, damit man sich die Zung bricht, wenn man sie ruft -- lauter Rache! T OXILUS Sie ist die Schönste von Lemnos. D ORDALUS Dein Wort in Gottes Ohr! Möglich ist alles! Sie stammt zwar vom Maximus in Herkulanum -- auch eine Firma! Lauter Nichts! Und ich soll sie jetzt da in Kommission verkaufen -- auch ein Geschäft, nichts verdient man dabei, nur Müh und Plag und Aufregerei! Am End zahlt man wieder drauf! Also zeig sie schon her, führ sie vor, Deine Schönste aus Lesbos! T OXILUS Lemnos! D ORDALUS Von mir aus! Also los-los! Wo steckt das Objekt? T OXILUS Wenn ich es wüsste! D ORDALUS Was heisst das? Wie soll einer das verstehen? B
25
30
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N
B
B
40
Lesetext
23 37 39
oberfrechN ] Nichts!N ] BAmN ] B B
N
\ober/frech [Tineff!] |Nichts!| [Und] [a]|A|m
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N
ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 15
Fragm. Fassung des 2. Bildes („Am nächsten Tage“)
5
K6/TS1/A6 (Korrekturschicht)
Lesetext
T OXILUS Sie ist plötzlich verschwunden. (Stille) D ORDALUS Du willst doch damit nicht andeuten, dass sie -- grosser Gott! T OXILUS Ja. D ORDALUS (entsetzt) Geflohen?! 얍 T OXILUS Ihr sagt es. D ORDALUS Gott Du bist gerecht! Was Ihr da für Geschichten treibt! M ATROSA Wir? D ORDALUS Sklaven gibts nur in der Mehrzahl -- flieht einer, werden alle eingesperrt. Grosse Neuigkeiten, was? Weil Ihr gar so geistreich glotzt! A UFSEHER (kommt rasch aus dem Hintergrunde) Toxilus! Ist es wahr, dass die Hetär reiten darf? T OXILUS (perplex) Wer sagt das? A UFSEHER Sie selber hats zu mir gesagt! Grad vorhin, Du hättest es ihr erlaubt, dass sie weggaloppiert – M ATROSA (fällt ihm ins Wort) Galoppiert ?!
ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 26
B N
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B
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BB
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B N
T OXILUS Allein?! (er fasst sich ans Herz) A UFSEHER (perplex) Wieso?! Wer sollte denn noch? (Stille) 얍 D ORDALUS (durchschaut die Situation; er droht mit dem Zeigefinger, freundlich und schadenfroh) Toxilus, Toxilus! In Deiner Haut möcht ich nicht stecken, wenn dann die Herrschaft aus der Sommerfrisch kommt, wo der Herr Präsident eh so jähzornig sind -- und gar erst der Herr Schwiegersohn! Aber was red ich da noch und verschwend die Zeit! Es dreht sich ja nicht um meinen Buckel -- Euere Bukkel werdens spüren! Euere! (er macht die Geste des Verprügeltwerdens und ab mit seinen G EHILFEN nach links) A UFSEHER (sieht ihm nach und sinnt) Unsere Buckel? Mein Buckel? B
N B N
B
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N
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B
ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 16
\Textverlust\ 30
얍 A UFSEHER (scharf) Du?! (er betrachtet ihn grimmig) M ATROSA Das Mädel ist verrückt geworden. T OXILUS Ja. Wie konnt sie auch nur ohne mir Bdavon,N -- B BwerN löst mir dies Rätsel? B IchN hab doch gesagt, sie soll auf mich warten, Bunbedingt –N N
9 12 14–15 15 16 16 17
B N
] reitenN ] Berlaubt f weggaloppiert –N ] BweggaloppiertN ] BGaloppiert?!N ] BGaloppiertN ] B N]
18 18 19 20 32 32–33 32 33 33
B
B
(er f Herz)N ] ] BWieso?! f noch?N ] B(Stille)N ] Bdavon,N ] Bwer f unbedingt –N ] BwerN ] BIchN ] Bunbedingt –N ] B N
[ist einer unverschämt, werden alle verprügelt,] [weg][|fort|]reiten erlaubt\,/ [--] |dass f weggaloppiert –| korrigiert aus: weggalloppiert [Sie ist] [[[f]|F|ort][|Weg|][g]|G|eritten?!] [|Fortgeritten?!|] |Galloppiert?!| korrigiert aus: Galloppiert [A UFSEHER [Wie] [[e]|E|ine Am\a/zone auf der Flucht!] |Wie eine Amazone [bei der Attacke!] |in der Schlacht!||] \(er f Herz)/ [\(Stille)/]f x [Mit wem denn?!] |Wieso?! f noch?| x(Stille) davon\,/
[W]|w|er [i]|I|ch unbedingt [--] |–|
477
ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 27
Fragm. Fassung des 2. Bildes („Am nächsten Tage“)
B
5
K6/TS1/A6 (Korrekturschicht)
Lesetext
A UFSEHER (plötzlich scharf) Hast Du gesagt?! (Stille) A UFSEHER {Ja oder nein}? T OXILUS Was gehts Dich an? A UFSEHER Mich vielleicht nicht, aber meinen Buckel – Also Du hast uns das hier arrangiert, Du?! B
B
N
N
\Abbruch der Bearbeitung\
1–6
B
A UFSEHER f Du?!N ]
5 6
B
unsN ] arrangiert,N ]
B
[M ATROSA Sie wollt Euch los werden. T OXILUS (braust auf) Das ist eine niederträchtige Lüge! M ATROSA Es war doch alles nur Theater von ihr, Theater! T OXILUS Weib, mach mich nicht rasend!] |A UFSEHER f Du?!| \uns/ arrangiert[{?}]|,|
478
N
Fragmentarische Fassung
K6/TS2 (Grundschicht)
Lesetext
얍 A UFSEHER Hohes Gericht! Jetzt hab ichs Euch stundenlang auseinandergesetzt, was unser Toxilus verbrochen hat – ich bin schon ganz heiser, drum hör ich bald auf \Abbruch der Bearbeitung\
479
ÖLA 3/W 119 – BS 58 d [2], Bl. 2v
Fragmentarische Fassung
5
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K6/TS3 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 P AEGNIUM (tritt aus der Villa) Holla, was ist denn da los? E INIGE S KLAVEN Pst! B N Halt den Mund! P AEGNIUM B(leise zu M ATROSA )N Was ist da los? M ATROSA Furchtbare Geschichten! Das Sklavengericht ist zusammengetreten. B P AEGNIUM Sklavengericht? Gibts das wirklich? Ich dachte, BdasN ist nur ein Märchen –N M ATROSA Nein, das gibts wirklich. Es tritt zusammen, wenn ein Sklave sich gegen die Sklavengesetze vergangen hat – P AEGNIUM Wer hat sich denn vergangen? M ATROSA Toxilus. P AEGNIUM BDer?N B N Was hat er denn gemacht? M ATROSA Er hat nicht an Bseine Mitsklaven gedacht.N P AEGNIUM Da müsst man mich aber oft verurteilen. M ATROSA Ruhe! P AEGNIUM Wenn ich an all diese alten Trotteln denken sollt – der, der dort den Vorsitz führt, der hat neulich im Keller drunten mir eine heruntergehaut, weil ich gesagt hab, er soll nicht so BschnarchenN – kann ich ihn deshalb vors Sklavengericht bringen? Ich nicht! BWirklichN unterdrückt sind nur wir jungen Sklaven! M ATROSA Ihr werdet auch noch alt. P AEGNIUM Und vielleicht gibts dann garkeine Sklaven mehr und wir haben nichts zu unterdrücken – das wär ein Pech! Was hat er denn angestellt, der Toxilus? B M ATROSA Er hat die Hetäre fliehen lassen.N P AEGNIUM Na und? M ATROSA Da werden doch alle bestraft. Und weil er nicht daran gedacht BhatN, kommt er vors Gericht. P AEGNIUM Ich hätt sie auch fliehen lassen, die ist ja so nett! 얍 M ATROSA Sei so gut! Jugend kennt keine Tugend! Kinder gehören ins Bett. P AEGNIUM BUndN wer klagt ihn an? M ATROSA Der Aufseher! P AEGNIUM Der? Der BunsN immer nur prügelt?! Der Peitschenkuli?! M ATROSA Er ist ja selber BauchN nur ein Sklave. P AEGNIUM BEr prügelt aber gern alle Sklaven.N Weisst Du, ich glaube, das stimmt alles nichtmehr mit den Sklaven. Ich kenne Sklaven, denen gehts besser, wie den Freien! M ATROSA Ausnahmen! 2 3 5–6 5 11 11 12 17 18 22 24 28 30 31 32
] (leise f M ATROSA )N ] BP AEGNIUM f Märchen –N ] BdasN ] BDer?N ] B N] Bseine f gedacht.N ] BschnarchenN ] BWirklichN ] BM ATROSA f lassen.N ] BhatN ] BUndN ] BunsN ] BauchN ] BEr f Sklaven.N ] B N B
[Ruhe!] \(leise f M ATROSA )/ [{S}] |P AEGNIUM f Märchen –| da[ss]|s| Der[{!}]|?| [Aber der ist doch so nett!] [die Sklaven] |seine f gedacht.| korrigiert aus: schnarrchen [{Er}] |Wirklich| [W] |M ATROSA f lassen.| [{h}]|h|at [{Und}]|Und| [die Sklaven] |uns| \auch/ [Das sind] |Er f Sklaven.|
480
ÖLA 3/W 119 – BS 58 d [2], Bl. 2v
ÖLA 3/W 119 – BS 58 d [2], Bl. 1v
Fragmentarische Fassung
K6/TS3 (Korrekturschicht)
Lesetext
P AEGNIUM Wenn ich gross sein werd, wirds keine Sklaven mehr geben. M ATROSA (horcht auf) Wieso? P AEGNIUM Weil es dann nurmehr Sklaven geben wird. Und ich werde sie ausnützen , ich ja! Einmal sollt ich frei sein, dann würd ichs diesem Sklavenpack zeigen! M ATROSA Sie beraten das Urteil über Toxilus. Sei still! V ORSITZENDER (erhebt sich) Im Namen der Sklaven! Toxilus, tritt vor! T OXILUS (tritt vor) V ORSITZENDER Wir alle hätten gerne geliebt . Das Sklavengericht erkennt Dich schuldig, dass Du in herrischer Weise Dich benommen hast – – (usw) und verurteilt Dich zu folgendem: Du wirst in den Brunnen geworfen, bis die Herrschaft zurückkehrt, damit die unseren guten Willen sieht. 얍 V ORSITZENDER Hast Du noch was zu sagen? T OXILUS Ich nehme die Strafe nicht an. A UFSEHER Frech auch noch! – (Euere Buckel) Was sagt Ihr nun zu Toxilus? T OXILUS Ich habe alles reichlich erwogen: die Waage . (Buckel – Freiheit) B
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N B
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S KLAVIN Kauf eine arme Sklavin frei! Keine Reiche! T OXILUS Ihr alle habt schon mal „Danke“ gesagt… (usw) V ORSITZENDER Recht muss Recht bleiben! Nur keine Sentimentalität! Ob wir Dir „Danke!“ gesagt haben oder nicht, das spielt keine Rolle! T OXILUS Du sprichst, wie das Gericht in Pompeji! Wie das Gericht der Freien! A UFSEHER Uns wirst Du nicht {hineinlegen}! Uns nicht! V ORSITZENDER Wir urteilen genau so, wie die Anderen! T OXILUS Dann nehmt doch endlich die Masken ab! Diese widerlichen Jammerfratzen! Herunter damit! V ORSITZENDER (erhebt sich) Wir nehmen sie gerne ab. Du wirst nichts dahinter sehen, wie Leid – (er nimmt sie ab, er ist mager wie ein Skelett) Ich trage sie, damit ich nicht so widerlich ausseh – T OXILUS So denkt doch, Freunde, denkt doch! A LLE (denken) Wir denken .... (usw.) B
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B
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3 5–11
B
6 8 8 8 9 15 16 17 18 24 28–29 28
B
B
ausnützenN ] M ATROSA f sieht.N ]
tritt vor!N ] Wir f geliebtN ] BgerneN ] Bgeliebt.N ] Bherrischer WeiseN ] BIchN ] BWaageN ] B N] BarmeN ] BV ORSITZENDER f Anderen!N ] B(er f ausseh –N ] Ber f Skelett)N ] B
ausnü\t/zen [V ORSITZENDER (klopft) Toxilus, Du hast die Anklage verstanden? T OXILUS Ja. V ORSITZENDER Bekennst Du Dich schuldig? T OXILUS Nein. V ORSITZENDER Du hast also die Hetäre nicht entfliehen lassen? T OXILUS [Ja.] Ich habe sie entfliehen lassen! [V ORSITZENDER ] |A UFSEHER | Na also! V ORSITZENDER ] |M ATROSA f sieht.| [das Sk] |tritt vor!| \Wir f geliebt/ [ge] |gerne| korrigiert aus: geliebt korrigiert aus: herrischerweise korrigiert aus: (Ich korrigiert aus: Wage [(Danksagung] [{s}] |arme| [Wir urte] |V ORSITZENDER f Anderen!| (er f ausseh – [es ist der] |er f Skelett)|
481
ÖLA 3/W 119 – BS 58 d [2], Bl. 3v
Fragmentarische Fassung
K6/TS3 (Korrekturschicht)
Lesetext
T OXILUS Auf was denn? M ATROSA (erhebt sich) Habt Ihr gehört, dass es einen neuen Gott geben soll? B
N
T OXILUS … Man weiss nichtmehr, was man glauben soll. Wo steckt Lemniselenis? Weisst Du es? M ATROSA Sie kann nur bei ihrem Bruder sein – T OXILUS Wo! M ATROSA In Pompeji! T OXILUS Führ mich hin. A UFSEHER Halt! Du kommst in den Brunnen! T OXILUS (zieht ein Schwert) Zurück! A UFSEHER Gewalt, Gewalt, Gewalt! (er {retieriert}) T OXILUS Wagt es einer, mich anzufassen! Ich kämpf für einen Menschen! V ORSITZENDER Narr! Du bist nur verliebt! T OXILUS Ich bin nur für einen Menschen da! A UFSEHER Idiot! M ATROSA Nehmt Vernunft an! T OXILUS Nein! Führ mich zu ihrem Bruder! B N
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B
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B
N
\Abbruch der Bearbeitung\
1 4 6 18
B
[{–}]|denn?|
B N
Absatz vom Autor getilgt
denn?N ] ] BbeiN ] BNein f Bruder!N ]
[{ }]|bei| [Ruhe!] |Neinf Bruder!|
482
Fragm. Fassung des vierten Bildes („Bei Bagnio“)
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K6/TS4 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 II. Teil. Viertes Bild. Bei Bagnio. B AGNIO , P ARASIT . B AGNIO ( Bfälscht Geld)N P ARASIT (kommt) BWas treibst Du da?N B AGNIO BIch fälsche Geld.N B P ARASIT (betrachtet die BMünzen,N Bhält sie gegen das Licht und beisst in sie)N Gut, mein Sohn! Sehr gut! Ein Talent!N P ARASIT B(sieht sich um) Wo steckt sie denn?N B AGNIO Sie schläft noch. BDroben.N Sie ist dreizehn Stund geritten, sechs im Galopp. P ARASIT 13 Stund? B AGNIO Sie hat sich verritten. P ARASIT Weib bleibt Weib. Ich frag mich oft: wozu hat man eine Tochter? B B AGNIO Ich bitt Dich, Vater, frag nicht so blöd!N P ARASIT Apropos blöd: dass sie geflohen ist, ist natürlich ein kapitaler Unsinn. Was hat sie denn davon? Wir müssen ihr den Kopf wieder zu recht setzen. B AGNIO Ich hab ihr schon die grössten Vorwürfe gemacht, aber sie redet immer von der Freiheit! P ARASIT Backfischideale! (Stille) B AGNIO Sie scheint einen riesigen Schreck bekommen zu haben vor dem Thago. P ARASIT Der Thago ist ein braver Mann. B AGNIO Kennst Du ihn? P ARASIT Wie soll ich ihn kennen? War ich schon mal bei ihm eingeladen? Apropos eingeladen: hast Du was zum essen da? B AGNIO Nichts. P ARASIT Das gibts nicht. Kein Brot, kein Krümel? Ich hab so einen leeren Magen. Immer wenn ich einen Tisch seh, hab ich ihn. B AGNIO Ich habe nichts. P ARASIT Dann sterb ich Hungers. B AGNIO Reden wir jetzt mal nicht vom Essen: Das Mädel muss natürlich zurück. Es bereitet uns hier nur die grössten BScherereienN! P ARASIT Ich bin dabei! Sie muss zurück! Sie ist eine Närrin, BläuftN davon, wo sie es so gut hat! Sogar eine Dienerin hat sie BgehabtN – mit 18 Jahren! Und wer hat ihr das eigentlich verschafft? Ich! B B AGNIO Spreiz Dich nur nicht so, Papa!N 5 6 7 8–9 8 8 10 11 15 33 34 35 37
fälscht Geld)N ] Was f da?N ] BIch f Geld.N ] BP ARASIT f Talent!N ] BMünzen,N ] Bhält f sie)N ] B(sieht f denn?N ] BDroben.N ] BB AGNIO f blöd!N ] BScherereienN ] BläuftN ] BgehabtN ] BB AGNIO f Papa!N ] B B
[schleift [Messe] |zwei Messer)|] |fälscht Geld)| [Was schl] [|Sind sie nichtmehr scharf?|] |Was f da?| [Leidlich.] |Ich f Geld.| \P ARASIT f Talent!/ korrigiert aus: Münzen) \[und] |hält f sie)|/ [Wo s] |(sieht f denn?| \Droben./ [Und wenn man schon eine hat, dann frag ich] |B AGNIO f blöd!| korrigiert aus: Scheerereien [läufft] |läuft| \gehabt/ \B AGNIO f Papa!/
483
ÖLA 3/W 118 – BS 58 d [1], Bl. 4v
Fragm. Fassung des vierten Bildes („Bei Bagnio“)
5
K6/TS4 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 L EM (kommt von links) Ah, guten Morgen, Papa! P ARASIT Guten Morgen. L EM Ich erwarte es, dass Du bös sein wirst – P ARASIT Bös? Nein. Ich bin nur gekränkt. Tief gekränkt. Für sowas zieht man sich Kinder gross? Damit sie einem davonlaufen, wenn man sie glücklich verkauft hat! L EM Wie Du sprichst! – B N
\Abbruch der Bearbeitung\
8
B N
]
gestrichen: (Plautus) Textentlehnung Plautus, PER14–PER16
484
ÖLA 3/W 119 – BS 58 d [2], Bl. 4
Fragm. Fassung des 3. Bildes („Wieder vor der Villa“)
K6/TS5 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 DRITTES BILD B (unhörbar)N
5
ÖLA 3/W 115 – BS 58 c [1], Bl. 1
Wieder vor der Villa am Meer. Es ist Nacht geworden und der Mond scheint hell. T OXILUS steht vor dem Sklavengericht. Auf einer primitiv und provisorisch errichteten Erhöhung sitzt der V ORSITZENDE , ein uralter Sklave, neben ihm, rechts und links, die B EISITZER und der P ROTOKOLLFUEHRER, ebenfalls Sklaven. Ueberhaupt sind ALLE S KLAVEN und S KLAVINNEN versammelt, ausser P AEGNIUM , und alle tragen noch ihre Masken, wie im Vorspiel. Nur Toxilus und der A UFSEHER, der als Ankläger figuriert, haben natürlich keine Masken mehr an, und auch M ATROSA nicht, die etwas abseits auf den Stufen der Villa im Mondenschein sitzt und strickt. V ORSITZENDER ( beratschlagt sich unhörbar mit den B EISITZERN ) A LLE (schweigen erwartungsvoll) P AEGNIUM (tritt gähnend aus der Villa, erblickt das Gericht und ist überrascht ) Holla, was ist denn da los? (er reibt sich die Augen, um besser sehen zu können) V ORSITZENDER E INIGE S KLAVEN (unwillig) Pst! A UFSEHER Halt den Mund! (Stille) P AEGNIUM (leise zu M ATROSA ) Was treiben denn die? M ATROSA (leise) Das Sklavengericht ist zusammengetreten. P AEGNIUM Sklavengericht? M ATROSA Das Gericht tritt zusammen, wenn ein Sklave sich gegen die ungeschriebenen Sklavengesetze vergangen hat. Kommt selten vor, Gottseidank P AEGNIUM Wer hat sich denn vergangen? M ATROSA Toxilus. Er hat etwas angestellt, wofür alle büssen müssen -- und so etwas muss man sich überlegen, dort droben sitzen seine Richter , sie beraten gerade B
N B
N
B
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B
B
N
N
N
B
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B
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NN
N
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B
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B
N B
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2 7 7 8 12–13
B
(unhörbar)N ] P ROTOKOLLFUEHRER,N ] BebenfallsN ] BP AEGNIUM ,N ] BV ORSITZENDER f erwartungsvoll)N ]
12 12–13 14 15–16 15–16 17 22 24
B
25 25 27–486,1 27–486,1 28 28
B
B
beratschlagt sichN ] B EISITZERN ) A LLE N ] Bist überraschtN ] B(er f können)N ] BAugen f können)N ] BV ORSITZENDER N ] B(leise)N ] B N] B
hat.N ] Kommt f GottseidankN ] BEr f angeklagt –N ] Bso f dortN ] BsitzenN ] Bseine RichterN ] B
N B
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\(unhörbar)/ P ROTOKOLLFUEHRER [,] [|–|] |,| [lauter] |ebenfalls| korrigiert aus: Paegnium., (1) \Der Vorsitzende beratet sich mit den Beisitzern und alle verharren infeierlichem Schweigen!/ (2) \V ORSITZENDER f erwartungsvoll)/ berat[et]|schlagt| \sich/ B EISITZERN [und]|)| A LLE [S ] [stutzt] |ist überrascht| \(er f können)/ Augen[)] |um f können)| [\L EMNISELENIS /] |V ORSITZENDER | \(leise)/ [Da[von]|s| [hast Du noch nichts gehört,] |verstehst Du nicht,| [Du] [|dazu|] bist [dazu] |Du| noch zu jung.] hat\./ [--] \Kommt f Gottseidank/ xEr f angeklagt – [das darf man nicht] |so f dort| korrigiert aus: sitzt [das Gericht] |seine Richter|
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Fragm. Fassung des 3. Bildes („Wieder vor der Villa“)
K6/TS5 (Korrekturschicht)
Lesetext
über das Urteil, und dort der Aufseher, der hat ihn angeklagt – Er hat nicht an seine Mitsklaven gedacht. P AEGNIUM Da müsst man mich aber oft verurteilen! Wenn ich an all diese alten Fratzen denken sollt! N B N
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B N B N
P AEGNIUM Was? Dieser Peitschenkuli? den braven Toxilus, der mich so oft vor ihm beschützt hat! (laut) Hoch Toxilus! A LLE S KLAVEN (murren unwillig) A UFSEHER (herrscht ihn an) Halt den Mund! Kinder gehören ins Bett! E INIGE Sehr richtig! V ORSITZENDER (klopft mit einem Hammer auf ein Brett um Ruhe) Silentium! (Stille) 얍 P AEGNIUM Warum klopft denn der mit dem Hammer? M ATROSA Weil er der Vorsitzende ist. P AEGNIUM Dieser alte Trottel? M ATROSA (sieht sich ängstlich um) Nicht so laut! P AEGNIUM Der hat den Vorsitz? Der hat mir ja erst gestern wieder eine heruntergehaut, weil ich gesagt hab, er soll nicht so schnarchen -- und alle haben geschrien , recht geschiehts dem Lausbuben! Wo ist mein Recht? Kann ich den Teppen vor das Sklavengericht bringen? M ATROSA Du bist noch zu jung dazu. nur die jungen P AEGNIUM Ich sags ja immer: Wirklich {rechtlos} sind Sklaven! M ATROSA Du wirst auch noch alt. Das geht rasch. P AEGNIUM Wer weiss! Vielleicht bricht morgen der Vesuv aus und wir sind alle hin! N
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B
B
N
N
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B
B
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B
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N
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N B
N
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B
N
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1 1 1 3–4 5 5 8 12 13
B N
gestrichen: Siehst Du,
B
] hatN ] Bangeklagt –N ] BWenn f sollt!N ] B N] B N] BA LLE N ] B(Stille)N ] Bmit f Hammer?N ]
15 17 17 18 18–19 19 20 21–22 22–23 22 22 22 22 24 24 24 24 25
B
[klagt] |hat| an [--]|geklagt –| \Wenn f sollt!/ [M ATROSA ] [Er f angeklagt –]f x korrigiert aus: A LL e \(Stille)/ (1) auf ein Brett? (2) mit f Hammer? Trottel[!]|?| \ja/ [im Keller] |wieder| korrigiert aus: schnarrchen [gesagt] |geschrien| [alten] Tepp[ n]|en| [Auslachen tät man mich! Kinder gehören ins Bett!] |M ATROSA f immer:|
Trottel?N ] jaN ] BwiederN ] BschnarchenN ] BgeschrienN ] B N] BTeppenN ] BM ATROSA f immer:N ] BP AEGNIUM f Sklaven!N ] B{rechtlos}N ] B N] BdieN ] BjungenN ] BDuN ] BwirstN ] BnochN ] BDas f rasch.N ] B N] B
Textentlehnung Plautus, PER9
[unterdrückt,] |{rechtlos}| [ja] [wir] |die| junge\n/ [Ihr]|Du| [werdet]|wirst| [mal] |noch| \Das f rasch./ [\M ATROSA /]
486
N
ÖLA 3/W 115 – BS 58 c [1], Bl. 2
Fragm. Fassung des 3. Bildes („Wieder vor der Villa“)
K6/TS5 (Korrekturschicht)
Lesetext
M ATROSA Sei so gut! P AEGNIUM Hast Du gesehen, wie stark er raucht? Und gestern Nacht ist eine Flamme emporgeschossen -- riesig himmelshoch ! M ATROSA Was sprichst Du da?! 5 P AEGNIUM Ich habs gesehen. Alle haben geschnarcht und haben mir keinen Platz am Stroh gelassen -- da bin ich heraus und habs gesehen. Es war gestern Nacht. Oh, wie gern wär ich schon gross und einen Tag frei. Weisst Du, was ich machen würde? Ich würde alle diese Sklaven. Dann würd ichs diesem Sklavenpack zeigen! V ORSITZENDER (klopft mit dem Hammer) Toxilus, trete vor! 10 T OXILUS (tritt vor) V ORSITZENDER Im Namen der Sklaven verkünde ich nun das Urteil: da Du, indem Du der Hetäre Lemniselenis zur Flucht verhalfst, Deine Pflichten gegenüber Deinen Mitsklaven in einer durchaus herrischen Weise verletzt hast, denn Du dachtest nicht an unsere Buckel, die Deine Unüberlegtheit büssen müssen, sobald die 15 Herrschaft zurückkommt, verurteilen wir Dich zu folgendem: entweder: Du schaffst besagte Hetäre sofort zu Dordalus -T OXILUS Nein, nie! A UFSEHER Ausreden lassen! T OXILUS Niemals soll sie wieder verkauft werden! Nie! 20 얍 D IE S KLAVEN (murren unwillig) V ORSITZENDER (klopft mit dem Hammer ) Silentium! (zu T OXILUS ) Also: wenn Du die Hetäre nicht herschaffen willst , dann sperren wir Dich jetzt in einen leeren Brunnen, damit die Herrschaft unseren guten Willen sieht und uns Unschuldigen eventuell Deine Missetat verzeiht . Mitsklaven und -sklavinnen! Dies ist 25 das Urteil unseres Gerichtes , der sich gegen unsere Gesetze vergangen hat, der seine Mitsklaven vergass. Nun: nimmst Du das Urteil an? T OXILUS Und wenn ich es nicht annehme? V ORSITZENDER Dann wirst Du auch in den Brunnen gesperrt. P AEGNIUM (zu T OXILUS ) Lass Dich sperren! Ich komm in der Nacht und bring Dir 30 eine Strickleiter! B
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himmelshochN ] da?!N ] BgeschnarchtN ] BSklaven. DannN ] BDeine UnüberlegtheitN ] Bentweder:N ] BNie!N ]
20 21 21 21 22 22 23 23 23 23–24 24 24 25 25
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D IE f unwillig)N ] mit f HammerN ] BSilentium!N ] B(zu T OXILUS )N ] Bherschaffen willstN ] BeinenN ] B N] Bdie HerrschaftN ] B N] Buns UnschuldigenN ] Beventuell f verzeihtN ] BMitsklaven f -sklavinnen!N ] BdasN ] Bunseres GerichtesN ] B
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\himmels/hoch da?\!/ korrigiert aus: geschnarrcht korrigiert aus: Sklaven Dann [das] |Deine [unverantwortliche Willkür] |Unüberlegtheit|| entweder\:/ [Ich weiss es nicht, wo sie steckt, aber wenn ichs wüsste, würd ichs auch nicht sagen!] [|Frei soll|] |Nie!| \[A LLE ] |D IE f unwillig)|/ [energisch] [|unwillig mit|] |mit f Hammer| [Ruhe!] |Silentium!| \(zu T OXILUS )/ [herbe]|her|schaff[st]|en| \willst/ [den] |einen| [bis die Herrschaft [kommt] |[wi]|zurückkommt||,] [sie] |die Herrschaft| [eventuell] uns[ere] [Buckel] |Unschuldigen| [für Deine Missetat schont] |eventuell f verzeiht| \Mitsklaven f -sklavinnen!/ [unser]|das| [an einem] [|{ }|] |unseres Gerichtes|
487
ÖLA 3/W 115 – BS 58 c [1], Bl. 3
Fragm. Fassung des 3. Bildes („Wieder vor der Villa“)
K6/TS5 (Korrekturschicht)
Lesetext
V ORSITZENDER (reisst sich wütend die Maske vom Gesicht; ein keifendes Gesicht eines Nörglers wird sichtbar) So schafft doch endlich den Lausbuben weg! Hier ist kein Platz für Buben, wo ernste würdige Männer tagen! Kinder gehören ins Bett! A LLE S KLAVEN (reissen sich die Masken ab) B EISITZER Sehr richtig! Weg damit, raus! Unverschämtheit sowas! A UFSEHER Jetzt reiss ich ihm die Ohren aus! Wo ist er?! P AEGNIUM (ist bereits längst davon) M ATROSA Fort. B EISITZER Ich schlage vor, dass Paegnium zur Strafe einen Tag lang keine Kost bekommt. V ORSITZENDER Einstimmig angenommen -- (er wendet sich wieder T OXILUS zu) Feine Bundesgenossen hast Du da, Freunde feine, gratuliere -- (zu den S KLAVEN ) Also los-los, werft Toxilus in den Brunnen! T OXILUS Halt! Ihr wollt mich in den Brunnen werfen, Ihr?! Kennt Ihr mich denn nichtmehr, mich, Eueren Freund -- habt Ihr es denn vergessen, wie oft ich Euch beschützte vor Hoffart, Wut und Uebermut unserer Herrschaft?! Und -- (er deutet auf den A UFSEHER ) Vor jenem! Vor dessen Peitsche! V ORSITZENDER Nur keine Sentimentalitäten! A UFSEHER Sehr richtig! T OXILUS Mitsklaven! Ihr alle, jeder und jede, habt schon mal Danke! zu mir gesagt -- seid so gut -V ORSITZENDER Ob wir Dir „Danke!“ gesagt haben oder nicht, das spielt keine Rolle! Recht muss Recht bleiben! T OXILUS Du sprichst, wie der Praetor in Pompeji! Wie das Gericht der Freien! V ORSITZENDER Wir urteilen, wie die anderen! Es gibt noch verschiedene Rechte, aber das Urteil ist immer das gleiche – Debattiere nicht mit mir, ich bin ein griechischer Philosoph! A UFSEHER Passt auf, er wickelt Euch ein! T OXILUS Ich wickle nicht! Weder Euch ein, noch mich heraus! Beim Jupiter, 얍 das hat ein Toxilus nicht nötig! Gewiss, wer würds nicht verstehen, wenn Ihr mich in den Brunnen werfen wolltet, denn ich habe ja die Hetäre fliehen lassen! -- und hab sie trotzdem fliehen lassen! A UFSEHER Er brüstet sich noch! V ORSITZENDER Ich bin auf der Hut. (zu T OXILUS ) Weiter! T OXILUS Lange hab ich alles erwogen -B
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B NB N
1 3–4 7 7 13 21 23–28 25 30 32 36 36
sichN ] Kinder f Bett!N ] BJetztN ] BichN ] B(zuN ] B N] BV ORSITZENDER f Philosoph!N ] BPraetorN ] BwickleN ] B N] B N] B N] B B
korrigiert aus: s ch \Kinder f Bett!/ [Ich]|Jetzt| \ich/ korrigiert aus: 6(zuu gestrichen: (Seite 34) vgl. K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 37 \V ORSITZENDER f Philosoph!/ [Richter] |Praetor| korrigiert aus: wcke gestrichen: (Seite 34) vgl. K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 37 gestrichen: (Seite 34–35) vgl. K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 37f. gestrichen: Eintragung von fremder Hand (Berliner Bearbeitung): bezieht
sich auf Ts. Sklavenball
488
ÖLA 3/W 115 – BS 58 c [1], Bl. 4
Fragm. Fassung des 3 Bildes („Wieder vor der Villa“)
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S KLAVIN Lass mich, Mann! T OXILUS Lieben ist leichter, als arbeiten -- hast Du gesagt? Oh Weib, Du hast keine Ahnung! Was weisst Du, wie wahre Liebe tut -- Amor hat mein Herz durchbohrt -A LLE Amor? (sie weichen etwas zurück) V ORSITZENDER Wer? Ja, lieben denn Sklaven auch? T OXILUS Was tun? Den Göttern trotzen ? Bin ich ein Titane? Kann man das von mir verlangen? Hat ein Sklave kein Recht dazu?! Soll ich Rücksicht nehmen auf Euere Buckel und sehen, wie meine Braut weint? So bedenkt doch, Freunde -denkt mal, denkt! A LLE (horchen auf) Denken? (sie sehen sich gegenseitig an und denken dann jeder für sich) (Stille) V ORSITZ Wir denken -A LLE Doch es kommt nichts dabei heraus. V ORSITZ Wir denken -A LLE Es müsst uns wer was sagen. V ORSITZ Wir denken A LLE Dass wir warten. T OXILUS (mit leiser Ironie) Auf was warten wir denn? M ATROSA (erhebt sich) Toxilus. Hast Du gehört, dass es einen neuen Gott geben soll? B
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K6/TS5 (Korrekturschicht)
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V ORSITZENDER Einen neuen Gott -\Abbruch der Bearbeitung\
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T OXILUS f verlangen?N ] weisst Du,N ] BtrotzenN ] BTitane? KannN ] BHat f dazu?!N ] BdenktN ] B(horchen f dannN ]
Textentlehnung Plautus, PER3 korrigiert aus: weisst , korrigiert aus: trotzden korrigiert aus: Titane? Kann
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DochN ] V ORSITZ N ] B N]
[Aber] |Doch| korrigiert aus: Vorsitz gestrichen: \(S. 37)/ vgl. K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 40
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\Hat f dazu?!/ korrigiert aus: de kt (1) (denken, (2) (horchen f dann
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Repliken zum 2. Bild
ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 18v
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Repliken zum 2. Bild
K6/E6
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Lesetext
Fassung des zweiten Bildes („Wieder vor der Villa“)
K6/TS8/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 ZWEITES BILD
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ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 17
Wieder vor der Villa am Meer. Es ist Nacht geworden und der Mond scheint hell. T OXILUS steht vor dem Sklavengericht. Auf einer primitiv und provisorisch errichteten Erhöhung sitzt der V ORSITZENDE , ein uralter Sklave, neben ihm, rechts und links, die B EISITZER und der P ROTOKOLLFUEHRER, ebenfalls Sklaven. Ueberhaupt sind ALLE S KLAVEN und S KLAVINNEN versammelt, ausser P AEGNIUM , und alle tragen noch ihre mitleiderregenden Masken, wie im Vorspiel. Nur Toxilus und der A UFSEHER, der als Ankläger figuriert, haben natürlich keine Masken mehr an, und auch M ATROSA nicht, die etwas abseits auf den Stufen der Villa sitzt und im Mondenschein strickt. Der Vorsitzende beratschlagt sich mit den Beisitzern unhörbar über das Urteil und alle Sklaven warten feierlich schweigend. B
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P AEGNIUM (tritt gähnend aus der Villa, erblickt das Gericht, stutzt und reibt sich die Augen; überrascht) Hoppla , was ist denn da los?! E INIGE S KLAVEN (unwillig) Pst! A UFSEHER (zu P AEGNIUM ) Halt den Mund! (Stille) P AEGNIUM (leise zu M ATROSA ) Was treiben denn die? M ATROSA (leise) Das Sklavengericht ist zusammengetreten. P AEGNIUM Gericht ? M ATROSA Es tritt heimlich zusammen, wenn sich ein Sklave gegen die ungeschriebenen Sklavengesetze vergangen hat. Kommt selten vor, Gottseidank! P AEGNIUM Wer hat sich denn vergangen? M ATROSA Toxilus. Er hat etwas angestellt, wofür wir alle büssen müssen, und sowas muss man sich halt vorher überlegen. Dort dro-얍ben sitzen seine Richter und beraten gerade das Urteil. Der Aufseher hat ihn angeklagt. P AEGNIUM Was, dieser Peitschenkuli? Unseren braven Toxilus, der mich so oft vor ihm beschützt hat?! (laut) Hoch Toxilus! A LLE S KLAVEN (murren unwillig) A UFSEHER (drohend zu P AEGNIUM ) Kusch, Saubub! Sonst reiss ich Dir die Ohren aus! E INIGE S KLAVEN Sehr richtig! V ORSITZENDER (klopft mit einem Hammer auf ein Brett) Silentium! (Stille) P AEGNIUM (leise zu M ATROSA ) Warum klopft denn der mit dem Hammer? M ATROSA (leise) Weil er der Vorsitzende ist. P AEGNIUM Dieser alte Trottel? M ATROSA (sieht sich ängstlich um) Nicht so laut! P AEGNIUM Sowas hat den Vorsitz? Der hat mir ja erst gestern wieder eine heruntergehaut, weil ich gesagt hab, er soll nicht so schnarchen -- und alle haben geB
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unhörbarN ] HopplaN ] BGerichtN ] BheimlichN ] Bein SklaveN ] B(drohend f P AEGNIUM )N ] BKusch,N ] BschnarchenN ] B B
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\unhörbar/ [Holla] |Hoppla| [Sklaveng]|G|ericht \heimlich/ [ein \{M}/Sklave] |ein Sklave| [(herrscht] |(drohend zu| P AEGNIUM \)/ [an)] [Mund halten,] |Kusch,| korrigiert aus: schnarrchen
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ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 18
Fassung des zweiten Bildes („Wieder vor der Villa“)
K6/TS8/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
schrien: recht geschiehts dem Lausbuben! Wo ist mein Recht? Kann ich den Schnarcher vor das Sklavengericht bringen? M ATROSA Dazu bist Du noch zu jung. P AEGNIUM Jung, jung! Wenn ich nur schon gross wär, dann tät ichs dem Pack zeigen! M ATROSA Du wirst auch noch alt. P AEGNIUM Wer weiss! M ATROSA Das geht rasch. P AEGNIUM Vielleicht bricht morgen der Vesuv aus und wir sind alle hin. M ATROSA (zuckt zusammen) Nicht male den Vesuv an die Wand! P AEGNIUM Hast Du gesehen, wie stark er raucht? Und gestern Nacht ist eine Flamme emporgeschossen, riesig -- himmelhoch! M ATROSA (entsetzt) Was sprichst Du da?! P AEGNIUM Ich habs gesehen, nur ich! Die Anderen haben alle geschnarcht und liessen mir keinen Platz am Stroh, drum habens auch nichts gesehen -V ORSITZENDER (klopft mit dem Hammer auf das Brett, denn die Beratung ist nun zu Ende) Toxilus, trete vor! T OXILUS (tritt vor) 얍 V ORSITZENDER Höre das Urteil: da Du, indem Du der Hetäre Lemniselenis zur Flucht verhalfst, Deine Pflichten gegenüber Deinen Mitsklaven in einer durchaus herrischen Weise verletztest , denn Du dachtest nicht an unsere brüderlichen Bukkel, die für Deinen willkürlichen Akt, sobald die Herrschaft zurückkommt, büssen müssen, verurteilen wir Dich nach gewissenhaftester Beratung zu folgendem: entweder: Du schaffst besagte Hetäre sofort zu Dordalus -T OXILUS (fällt ihm ins Wort) Nein, nie! A UFSEHER Ausreden lassen! T OXILUS Niemals soll sie wieder verkauft werden! Niemals! 얍 A LLE S KLAVEN (murren unwillig) V ORSITZENDER (klopft energisch mit dem Hammer) Silentium, Silentium! (zu T OXILUS ) Also: wenn Du die Hetäre nicht herschaffen willst, dann sperren wir Dich jetzt in einen leeren Brunnen -- dort magst Du verweilen, bis die Herrschaft erscheint, damit sie unseren guten Willen sieht und uns das Unrecht, das Du uns zugefügt, eventuell verzeiht. Nun: nimmst Du das Urteil an? 얍 T OXILUS Und wenn ich es nicht annehme? V ORSITZENDER Dann wirst Du auch in den Brunnen gesperrt. P AEGNIUM (ruft T OXILUS zu) Lass Dich sperren! Ich komm in der Nacht und bring Dir eine Strickleiter! V ORSITZENDER (reisst sich wütend die Maske vom Gesicht: das Gesicht eines Nörglers wird sichtbar; er keift) So schafft doch endlich den Lümmel weg! Hier ist kein Platz für Buben, wo ernste, würdige Männer tagen! Kinder gehören ins Stroh! B
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SchnarcherN ] M ATROSA f zeigen!N ] BgeschnarchtN ] BhabensN ] BnichtsN ] B N] BverletztestN ] B B
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ÖLA 3/W 116 – BS 58 c [2], Bl. 8
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korrigiert aus: Schnarrcher Textentlehnung Plautus, PER9 korrigiert aus: geschnarrcht
haben\s/ [sies] nicht\s/ [\auf/] [verletzt hast] [|vergasst|] |verletztest|
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ÖLA 3/W 116 – BS 58 c [2], Bl. 9
ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 19
Fassung des zweiten Bildes („Wieder vor der Villa“)
K6/TS8/A3 (Korrekturschicht)
A LLE S KLAVEN (reissen sich ebenfalls empört die Masken ab und alle Leidenschaften werden sichtbar; sie schreien) Sehr richtig! Rein damit, rein ! Unverschämtheit sowas! Ins Stroh! A UFSEHER (ausser sich) Jetzt reiss ich ihm die Ohren aus! Wo ist er?! P AEGNIUM (ist bereits längst davon) M ATROSA (zum A UFSEHER ) Fort. B EISITZERIN Ich schlage vor, dass Paegnium zur Strafe für sein unerhörtes Verhalten morgen keine Kost bekommt! V ORSITZENDER Einstimmig angenommen! (er klopft wieder mit dem Hammer) Silentium! (zu T OXILUS ) Feine Freunde hast Du da, gratuliere -- (zu den S KLAVEN ) Loslos, werft Toxilus in den Brunnen! T OXILUS Halt! Ihr wollt mich in den Brunnen werfen, Ihr?! Kennt Ihr mich denn nichtmehr, mich -- habt Ihr es denn vergessen, wie oft ich Euch beschützte vor Hoffart, Wut und Uebermut unserer Herrschaft?! Und -- (er deutet auf den A UFSEHER ) vor dessen Peitsche! V ORSITZENDER Nur keine Sentimentalitäten! A UFSEHER Sehr richtig! T OXILUS Mitsklaven! Ihr alle, jeder und jede, habt schon mal „Danke!“ zu mir gesagt -- „Danke!“ für irgendeinen, grossen oder kleinen, Dienst. Aber heute, Freunde, lasst auch mich mal danken 얍 dürfen, Euch danken! Gewährt mir die Bitte, seid so gut -V ORSITZENDER Ob wir Dir „Danke!“ gesagt haben oder nicht, das darf keine Rolle spielen. Recht muss Recht bleiben! T OXILUS Du sprichst, wie der Praetor in Pompeji! Wie das Gericht der Freien -(er grinst) V ORSITZENDER Debattier nicht mit mir, ich bin ein griechischer Philosoph! T OXILUS ( wirft ihm einen spöttischen Blick zu und wendet sich wieder an die S KLAVEN ) Gewiss, wer würds nicht verstehen, wenn Ihr mich in den Brunnen werfen wolltet. A UFSEHER (zu den S KLAVEN ) Aufgepasst , er wickelt Euch ein! T OXILUS (braust auf) Ich wickle nicht! Weder Euch ein, noch mich heraus! Beim Jupiter, das hat ein Toxilus nicht nötig! Ihr denkt, ich hätte an Euere Buckel nicht gedacht, nicht an die Prügel, die Ihr für meine Tat kassieren werdet -- oh Irrtum! Natürlich hab ich nicht an Euere Buckel gedacht und hab es aber trotzdem getan! A UFSEHER Er brüstet sich noch! B
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ReinN ] reinN ] BIns Stroh!N ] BB EISITZERIN N ] BvorN ] Bwirft f und N ] B N] Bwolltet.N ] B N] BAufgepasstN ] Bnicht anN ] BEuereN ] BBuckelN ] BgedachtN ] B B
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Lesetext
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[Raus] |Rein| [raus] |rein| \Ins Stroh!/ B EISITZER \IN / vo[n]|r| [jenem! Vor] \wirft f und/ [langsam] korrigiert aus: wolltet, [denn ich ha[b]|be| ja die Hetäre fliehen lassen --] [Passt auf] |Aufgepasst| [mit] |nicht an| Euere[r] [Unschuld] |Buckel| [gerungen] |gedacht|
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ÖLA 3/W 116 – BS 58 c [2], Bl. 7
Fassung des zweiten Bildes („Wieder vor der Villa“)
K6/TS8/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
T OXILUS Ich hab es getan, denn es geht nicht um mich! Sperrt mich nicht in den Brunnen, sondern helft mir, eine Sklavin zu retten! Das sei Euer Dank an mich! Helft mir sie freikaufen , Lemniselenis! E INE S KLAVIN Was?! Das nennst Du eine Sklavin?! Nichts arbeiten, nur sich auf sei5 denen Kissen herumwälzen und parfümieren! Für sowas soll ich meinen Buckel hinhalten?! Lass eine Hässliche fliehen, eine arme Sklavin, aber keine Reiche! T OXILUS Was weisst Du von der reichen Sklaven Leid! D IE S KLAVIN Lüg nicht! Lieben ist leichter, als arbeiten! E IN S KLAVE (zur S KLAVIN ) Sei so gut! 10 D IE S KLAVIN Lass mich, Mann! 얍 T OXILUS (zur S KLAVIN ) Lieben ist leichter -- hast Du gesagt? Oh Weib, was weisst Du, wie wahre Liebe tut! Ich weiss es: Amor hat mein Herz durchbohrt -A LLE S KLAVEN Amor? (sie weichen scheu etwas zurück) V ORSITZENDER (erhebt sich perplex) Wer? Ja, darf sich denn ein Sklave das lei15 sten, wirklich zu lieben? T OXILUS Was soll ich tun? Den Göttern trotzen? Bin ich ein Titane? Wer wagt das So bedenkt es doch -- denkt mal, denkt! von mir zu verlangen?! 얍 A LLE S KLAVEN (horchen auf) Denken? (sie sehen sich gegenseitig unsicher an und denken dann, jeder für sich) 20 (Stille) V ORSITZENDER Wir denken -A LLE S KLAVEN (im Sprechchor) Doch es kommt nichts dabei heraus. V ORSITZENDER Wir denken -A LLE S KLAVEN (wie zuvor) Es müsst uns wer was sagen. 25 V ORSITZENDER Wir denken -A LLE S KLAVEN (wie zuvor) Dass wir warten. T OXILUS (mit leiser Ironie) Auf was warten wir denn? M ATROSA (erhebt sich) Toxilus. Hast Du gehört, dass es einen neuen Gott geben soll? 얍 T OXILUS Einen neuen Gott? 30 M ATROSA Ja. Er soll unsichtbar sein. V ORSITZENDER Unsichtbar? M ATROSA Er soll immer um einen herum sein -- um einen jeden von uns, denn er sagt, dass alle Menschen gleich sind -T OXILUS Wer hat Dir das erzählt? 35 M ATROSA Das weiss ich nichtmehr, ich habs halt gehört. Er wohnt unter der Erde, noch muss er sich nämlich verstecken, denn er ist unser Vater -- der liebe Gott der Sklaven. B
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ÖLA 3/W 116 – BS 58 c [2], Bl. 5
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Helft f freikaufenN ] herumwälzenN ] BHässlicheN ] BT OXILUS f verlangen?!N ] BleichterN ] BwahreN ] Bscheu etwasN ] Bdarf sichN ] BeinN ] BSklaveN ] Bdas f lieben?N ] Bverlangen?!N ] B N] B B
NN B N
[Lasst ihr die Freiheit] |Helft f freikaufen| herum[lümmeln] |wälzen| [h]|H|ässliche Textentlehnung Plautus, PER3
leichter[, als arbeiten] [wahre]|wahre| \scheu/ [etwas] [lieben] d[ü]|a|rf[en] [sich] |sich[s]| \ein/ Sklave[n] [auch] |das [leisten,] |leisten,||[?] |wirklich \zu/ lieben?| verlangen?\!/ [Hat denn ein Sklave kein Recht dazu?!]
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ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 20
ÖLA 3/W 116 – BS 58 c [2], Bl. 11
Fassung des zweiten Bildes („Wieder vor der Villa“)
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K6/TS8/A3 (Korrekturschicht)
T OXILUS Unter der Erde? M ATROSA Ja, und dort treffen sich alle, die zu ihm gehören, alle Menschen -V ORSITZENDER Was machen sie denn dort? M ATROSA Sie singen. Ueberall unter der Erde -- halb Rom soll schon ganz unterhöhlt sein. (Stille) T OXILUS Man hört immer wieder von neuen Göttern, man weiss schon garnichtmehr, was man glauben soll. Heut glaub ich nur, dass ich wirklich liebe -- (er nähert sich langsam M ATROSA und hält dicht vor ihr; leise) Weisst Du es wirklich nicht, wo sie sein könnte? M ATROSA Nein. Vielleicht bei ihrem Bruder -T OXILUS Wo? M ATROSA In Pompeji. T OXILUS Führ mich hin. A UFSEHER (hat gelauscht) Halt! Du kommst in den Brunnen! T OXILUS (wendet sich ihm ruckartig zu und zieht ein kurzes Schwert, das er bisher verborgen hielt ) Zurück! A UFSEHER (weicht) Gewalt, Gewalt, Gewalt! T OXILUS Wag es einer, mich anzufassen! Mich zu hindern! Ich kämpfe für einen Menschen! V ORSITZENDER Idiot! M ATROSA (zu T OXILUS ) Mensch, nimm Vernunft an! T OXILUS Führe mich! Führe! (er zerrt M ATROSA mit sich nach links ab) B
N
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Lesetext
B N
B N
(Vorhang)
25
16–17 22 23
Schwert, f hieltN ] ] B N] B
B N
Schwert\, das er bisher verborgen hielt/ [{Oh}] [Nein!]
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Fassung des dritten Bildes („In einem Keller“)
K6/TS9 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 DRITTES BILD B Links die Türe, Tische Bund Schrank.N N
ÖLA 3/W 119 – BS 58 d [2], Bl. 1
B N
5
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In einem Keller in Pompeji. Durch ein Kellerfenster fällt das Licht herab. Rechts steht ein Herd mit Retorten, und eine Presse und allerhand antike Maschinerien zur Geldherstellung: es ist nämlich eine Fälscherwerkstätte. Links ein Bett, Tisch und Stühle. Links eine niedere eiserne Türe. B AGNIO , der Wohnungsinhaber, arbeitet an der Presse. L EMNISELENIS ruht halbausgezogen auf dem Bett und döst vor sich hin. B AGNIO Auf alle Fälle wars ein Irrsinn, dass Du geflohen bist, das sag ich Dir, als Dein Bruder, der Dich liebt. So eine Flucht Hals-über Kopf hat keinen Sinn, dann muss man es schon besser arrangieren, man muss gleich Geld haben, um nach Afrika zu können oder übers Meer, um Leut zu bestechen und so -L EMNI Ich hielts eben nichtmehr aus. Es war ein plötzlicher Entschluss, ich sah das gesattelte Pferd, sah Dordalus -- und ich setzte mich drauf und ritt davon. B AGNIO Echt weibisch! Ohne zu denken, und dann reitet sie noch her zu mir und bringt mich auch noch rein. Was ist, wenn man Deine Spur entdeckt und herkommt Dich holen -L EMNI Red nicht davon! Es wär grauenhaft! B AGNIO Denk nicht immer an Dich! Wenn die herkämen und sehen täten, dass ich da Geld fälsch, was wär dann? Ha? Denk doch auch mal an mich, an Deinen Bruder und an Deinen alten Vater, überhaupt an Deine Familie! L EMNI An meinen Vater soll ich denken, der mich verkauft hat? B AGNIO Es war sein Recht. Und verkauft, verkauft, verkauft! Du machst immer so eine grosse Geschichte daraus! Ist es Dir denn nicht viel besser gegangen in der Sklaverei, wie hier?! Was hast Du hier im Loch?! L EMNI Meine Freiheit. B AGNIO Ohne Geld gibts keine Freiheit, merk Dir das ! Wie gut hast Dus 얍 gehabt, sogar eine eigene Dienerin, mit Deinen achtzehn Jahren -- apropos Dienerin: weiss es die eigentlich, dass ich hier wohne? L EMNI Ich glaube, ja. B AGNIO Du hast es ihr gesagt? L EMNI Ich glaube -B AGNIO Na servus! Also dann musst Du sofort weg! Ich kenn das! Die wird in ein Kreuzverhör genommen und schon weiss es die Welt, dass Du da bist -- und ich werd den Löwen im Zirkus vorgeworfen! Da seh ich lieber zu! L EMNI Du malst aber alles schon in den schwärzesten Farben! Willst Du mir das jetzt alles wie oft erzählen -- alles hast Du mir schon dreimal erzählt! B N
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2 2
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Links f Schrank.N ] und Schrank.N ]
\Links f Schrank./
] ] BDordalus --N ] Bwenn manN ] BDir dasN ] BsogarN ] B N B N
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(1) und [Schrank] [ {Ho} ] [H] S chrank. (2) [Stühle.] [ Hocker. ]
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4 12 17 19 30 31
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[In Pompeji, in B] [Wahnsinn, ein] korrigiert aus: Dordalus-korrigiert aus: wennman korrigiert aus: Dirvdas korrigiert aus: ssogar
497
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ÖLA 3/W 119 – BS 58 d [2], Bl. 2
Fassung des dritten Bildes („In einem Keller“)
K6/TS9 (Korrekturschicht)
Lesetext
B AGNIO Du wirst es immer wieder hören! L EMNI Also da wars wirklich noch besser als Sklavin! B AGNIO Sag ich ja auch! (es klopft an die Türe) 5
Mitgift. Früh am Tage muss der Mann ans Essen gehen. L EMNI Ich dachte allerdings, dass es gut ausgehen wird -- denn Amor hat geholfen. B AGNIO Amor, Amor! Glaubst denn Du noch an die Götter? Ich glaub nichtmehr! Es gibt überhaupt keine Götter! Da reden jetzt die Leut noch von einem neuen Gott, alles gibts nicht! Man muss sich auf sich selbst verlassen. L EM Fälsch Du Geld und ärger mich nichtmehr! B
10 B
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B AGNIO (zuckt zusammen) Ach, das ist Vater! (er öffnet) P ARASIT (kommt) L EMNI (erhebt sich) P ARASIT Ach, das Töchterlein! Hier sehen wir uns wieder, ich hab schon von dem Blödsinn gehört -- Bagnio hats erzählt. Hast Du ihr schon den Kopf gewaschen? B AGNIO . Ja. Sie redet immer nur von der Freiheit -P ARASIT Ein fiktiver Begriff. Backfischideale! L EMNI Ich lass mir meine Ideale von Euch nicht rauben, verstanden?! P ARASIT Schrei nicht mit mir, ich bin Dein Papa. Du wirst Deine Ideale schon von allein verlieren -- 얍 Hast Du nichts zum essen da? B AGNIO Nein. P ARASIT Keinen Schinken, kein Brot? Keine Krümel? Immer, wenn ich einen Tisch seh, hab ich Hunger -- Gott, gestern war ich eingeladen, war das ein Essen! Fabelhaft! L EMNI Du bist viel eingeladen, Papa -P ARASIT Ich bin nur eingeladen. Unsere ganze Familie hat stets von fremder Kost gelebt -L EMNI Mama nicht. P ARASIT (unangenehm berührt) Reden wir lieber von Dir. Also Du scheinst von dem Herrn Präsidenten Thago einen richtigen Schock bekommen zu haben. Versteh ich nicht! Soviel ich weiss, ist er ein kreuzbraver Mann! L EMNI Kennst Du ihn? P ARAS Wie soll ich ihn kennen, ich war doch noch nicht bei ihm eingeladen! Hast du wirklich nichts essbares da? B AGNIO Salzsäure . N
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6 6 11 19 24 28 28–29 32
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B
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Mitgift. N ] Früh f gehen.N ] BL EM f nichtmehr!N ] BP ARASIT N ] BP ARASIT N ] BP ARASIT N ] BUnsere f gelebt --N ] BSchockN ] B
DuN ] P ARAS f eingeladen!N ] BSalzsäureN ] B
\Mitgift./ Textentlehnung Plautus, PER16 \Früh f gehen./ Textentlehnung Plautus, PER6 [Und wer kein Geld hat, der solls fälschen.] |L EM f nichtmehr!| korrigiert aus: P ARSIT korrigiert aus: P ARSIT korrigiert aus: P ARSIT Textentlehnung Plautus, PER5 (1) Schreck (2) Schock korrigiert aus: DU Textentlehnung Plautus, PER7 korrigiert aus: Salzsäuere
498
ÖLA 3/W 115 – BS 58 c [1], Bl. 3v
Fassung des dritten Bildes („In einem Keller“)
Lesetext
P ARAS Auch ein Witz! Mit Euerem armen alten Vater könnt ihr euch ja jede Ordinärheit leisten! Also und Du? Du bist einfach auf ein Pferd und fort -B AGNIO Sie hatte so eine plötzliche Eingebung -- (er grinst) L EMNI Nein, es war noch was dabei, dass ich allein fort bin. B AGNIO Was? L EMNI Es wollt noch jemand mit! P ARAS Wer? Matrosa? L EMNI Nein, ein Mann. P ARAS Wird immer schöner !
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K6/TS9 (Korrekturschicht)
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B N
L EMNI Der Mann hat sich in mich verliebt und half mir zur Flucht. Er ist ein Sklave, der Oberkammersklave -- Toxilus heisst er. Und ich hab ihm ein grosses Theater vorgespielt, dass ich ihn liebe und er ist mir auf den Leim gegangen und dadurch bin ich fort. P ARAS Begabt! L EMNI Er wär nämlich sonst mitgeritten, wenn ich nicht allein weg wär. Ich lieb ihn aber nicht -- was soll ich mit dem? Er hats getan. Ein Narr.
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B N
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얍 P ARAS Das ist aber nicht nett von Dir, dass Du den braven Mann so ausnützt -L EMNI Du redest was von ausnützen, Papa?! Wer hat mich denn verkauft?! Du! B N
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(es klopft an die Türe) B AGNIO Wer kann das sein? L EMNI Matrosa. P ARAS Mach nicht auf! L EMNI Aber Du wirst doch die brave Alte nicht draussen lassen, die wirklich mütterlich für mich sorgt -- (sie macht auf) T OXILUS (steht in der Türe, er hält noch das Schwert in der Hand) L EMNI Toxilus! (sie schrickt zurück) T OXILUS (tritt ein und starrt sie an) (Stille) L EM (ist sehr verlegen; zu dem P ARASITEN und B AGNIO ) Darf ich vorstellen – B AGNIO (fällt ihr ins Wort) Schliess die Tür! L EM (will sie rasch schliessen) T OXILUS (fällt ihr in den Arm und schliesst sie) L EM (sehr verlegen zu den Beiden) Das ist Toxilus. B AGNIO (grimmig) Freut mich. B
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B
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B
6 9 10 18 21 31 32–502,18 34 38 38
N
mit!N ] schönerN ] B N] B N] B N] B(tritt f an) N ] B(Stille f Vorhang)N ] BSchliess f Tür!N ] BB AGNIO f mich.N ] B(grimmig)N ] B B
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korrigiert aus: mit? korrigiert aus: schöer gestrichen: (Amor hat geholfen! Seite 22) vgl. oben ÖLA 3/W 119 – BS 58 d [2], Bl. 2
[P ARAS ] gestrichen: (Plautus) Textentlehnung Plautus, PER14, PER15
[(starrt sie an)][|(starrt sie an)|] |(tritt f an)| \(Stille f Vorhang)/ [Mach] |Schliess f Tür!| [P ARASI ] |B AGNIO f mich.| \(grimmig)/
499
ÖLA 3/W 119 – BS 58 d [2], Bl. 3
Fassung des dritten Bildes („In einem Keller“)
K6/TS9 (Korrekturschicht)
Lesetext
P ARASIT Desgleichen! L EM (zu Toxilus) Das ist mein Bruder, Bagnio, und das ist mein Papa. T OXILUS (fixiert den Parasiten) Der hat Dich verkauft? P ARASIT (zu Lem) Was will der Kerl? 5 T OXILUS Ihnen meine tiefste Verachtung ausdrücken, dass Sie Ihr eigen Fleisch und Blut verkaufen – B AGNIO Reg Dich ab, Vater, er ist ein bisserl blöd! T OXILUS (braust auf) Herr! L EM Keinen Streit! 10 T OXILUS Ich freue mich ja, die Familie meiner Lemniselenis kennen zu lernen, aber beleidigen lass ich mich drum nicht. 얍 P ARASIT Junger Mann, reden wir von etwas anderem: haben Sie etwas Essbares bei sich? T OXILUS Ja. Eine Zitrone. 15 P ARASIT Zitrone ist gesund! Her damit! T OXILUS Da! (er wirft es ihm zu) P ARASIT (frisst) Köstlich! L EM (zu Toxilus) Nehmt Platz! T OXILUS Danke! (setzt sich) 20 (Man setzt sich) B AGNIO Wer wies Euch her? T OXILUS Matrosa. B AGNIO (zu Lem) Siehst Du? Die schwätzt! T OXILUS Sie schwätzt nicht! Ich hab sie erst mit dem Schwert bedroht, bevor sie es 25 mir verriet. P ARASIT Ein mildernder Umstand. B AGNIO Nun, also, reden wir praktisch: Ihr habt meiner Schwester zur Flucht verholfen – na und: was habt Ihr jetzt vor? T OXILUS Ich bin auch geflohen; ich möchte mit ihr weiter. 30 P ARASIT Habt Ihr Geld? T OXILUS Nur 2 Silberlinge. Aber ich hab keine Angst. Wir kommen schon durch. B AGNIO (grimmig) Jaja, wir kommen durch! T OXILUS Sicher! P ARASIT Wenn die Liebe erwacht, sitzt man auf seinem Verstand. 35 T OXILUS Wie meint Ihr das? (Stille) 얍 B AGNIO Wir meinen das so: B
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B
Desgleichen!N ]
L EM f Papa.N ] istN ] BDerN ] B N] BP ARASIT N ] Breden f anderem:N ] BEine Zitrone.N ] BZitroneN ] B(grimmig)N ] BB AGNIO N ] B
ÖLA 3/W 119 – BS 58 d [2], Bl. 4
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N
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(1) (D[i] e tto!) (2) Desgleichen!
[T OXILUS Ach, Lemniselenis!] |L EM f Papa.| \ist/ [{U}] |Der| [Was heisst das?] [T OX ] |P ARASIT | [{wir h}] |reden f anderem:| [Etwas Zucker.] |Eine Zitrone.| [Zucker] |Zitrone| \(grimmig)/ [B AGNIO ] [|P|]
500
ÖLA 3/W 126 – BS 58 f [2], Bl. 8v
Fassung des dritten Bildes („In einem Keller“)
K6/TS9 (Korrekturschicht)
P ARASIT Lass mich reden, ich bin der Vater. Also wir meinen das so: Ihr könnt das Mädel nicht ernähren. Von zwei Silberlingen lebt man knapp zwei Tage. Die Preise sind gestiegen, vergesst das nicht! Und was dann? Als unfreie Freie müsst Ihr auch bestechen und dann? Ich weiss nicht, wie Ihr Euch das denkt. Als ein Mann, der das gezeugt hat, ist es meine Pflicht, Euch aufmerksam zu machen. T OXILUS Meine Situation ist ganz klar: ich kann nichtmehr zurück. Ich werde von den Freien verurteilt und von den Unfreien , den Reichen und den Armen – ich stehe zwischen den Schichten, aber ich bin doch nicht verwaist, sondern gehöre wo hin: ich gehöre zu Lemniselenis. B AGNIO Ich fälsche Geld. T OXILUS Fälsche? P ARASIT Und ich gebs aus. L EM (lächelt) In eine solche Familie kommst Du herein. (Stille) B AGNIO (erhebt sich) Was könnt Ihr meiner Schwester bieten? T OXILUS Bieten? Mich! P ARASIT Auch schon was! Ein entsprungener Sklave, verfolgt von arm und reich! Nein-nein-nein! Sowas muss überlegt werden! T OXILUS Ihr sagt das, Ihr?! Der ihr die eigene Tochter verkauft –?! L EM (fällt ihm ins Wort) Nicht aufregen, nicht! Es wird alles geklärt – B AGNIO Könnten wir mal mit meiner Schwester allein sprechen? T OXILUS Bitte! B AGNIO , P ARASIT , L EM (gehen in die andere Ecke des Zimmers und unterhalten sich unhörbar für Toxilus) B AGNIO Du siehst, in welche Lage Du uns gebracht hast. P ARASIT Keine Vorwürfe! Was tun? L EM Jetzt glaub ichs fast selbst: es ist das beste, ich kehre zurück – B AGNIO Na also! P ARASIT Zu Dordalus? L EM Ja. Man soll nicht aus seiner Haut. Aber was machen wir mit Toxilus. 얍 L EMN Lasst mich machen! (zu Toxilus) Lieber Toxilus! Wir lieben uns, aber die Liebe ist ein Himmelslicht und alle Realitäten der Welt sind stärker. Eine Freiheit ohne Geld hat keinen Sinn! Ebenso wie eine Jugend ohne Freiheit! Ich sehe das ein! Ich kehre freiwillig zu Dordalus zurück! B
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Lesetext
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B
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zweiN ] Ich f denkt.N ] BSituationN ] B
B
werdeN ] UnfreienN ]
aber f verwaist,N ] B AGNIO f herein.N ] BP ARASIT N ] BL EM N ] Bherein.N ] B(Stille)N ] B(erhebt sich)N ] Bbieten?N ] BP ARASIT N ] BmussN ] B B
N
[dre] |zwei| [Ich an Euerer Stelle] |Ich f denkt.| (1) Situation (2) (Lage) [{ko}] |werde| (1) Unfreien (2) (Sklaven) [gehöre nirgends h] |aber f verwaist,| \B AGNIO f herein./ [B] |P ARASIT | [B AGNIO ] |L EM | korrigiert aus: herein [B AGNIO ] |(Stille)| \(erhebt sich)/ [bieten] |bieten?| [B AGNIO ]|P ARASIT | eingefügt
501
ÖLA 3/W 122 – BS 58 e [1], Bl. 4v
Fassung des dritten Bildes („In einem Keller“)
5
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Lesetext
T OXILUS Nein!! L EM Doch. Leider. Du kannst mich ja freikaufen, wenn Du willst – – Leb wohl, Toxilus! Leb wohl, Papa! (ab) T OXILUS Sie darf nicht fort! Oh, jetzt hasse ich die Welt! Jetzt könnt ich sie in Klumpen schlagen! Wie hasse ich sie! B AGNIO Hasst Du sie? T OXILUS Ja. P ARASIT Dann bleib bei uns. (Stille) T OXILUS Was wollt Ihr von mir? B AGNIO Die Welt ist Geld und wir machen uns unsere eigene Welt. Gib das Geld aus, bring es unter die Leute! T OXILUS Gerne, gerne! B AGNIO Da. Geh! T OXILUS Und mit diesem Geld werde ich Lemniselenis freikaufen! Gegen Falschheit hilft nur Falschheit! (ab) B
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K6/TS9 (Korrekturschicht)
N
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(Vorhang)
N
6 11 15
sie?N ] Die f Welt.N ] Bfreikaufen!N ] B B
sie?[!] [Wir] |Die f Welt.| [freikaufen!] |freikaufen!|
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N
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Dialogskizze zum zweiten Bild
ÖLA 3/W 119 – BS 58 d [2], Bl. 1
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Dialogskizze zum zweiten Bild
K6/E7
505
Lesetext
Replik und Dialogskizze
ÖLA 3/W 116 – BS 58 c [2], Bl. 10
506
Replik und Dialogskizze
K6/E8
507
Lesetext
Strukturpläne
ÖLA 3/W 110 – BS 57 [2], Bl. 4
508
Strukturpläne
K6/E9–E10
509
Lesetext
Fassung des dritten Bildes („In einem Keller“)
K6/TS10 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 DRITTES BILD
In einem Keller in Pompeji. Durch das Kellerfenster fällt das Tageslicht herab, und zwar hauptsächlich auf ein bettartiges Gestell, auf welchem L EMNISELENIS liegt. Sie döst vor sich hin. Links die Türe, Tisch und Kisten als Stühle. Rechts ein Herd mit allerhand Gefässen, Flaschen, Retorten, als wärs eine Alch{e}mistenküche , aber es wird nur Geld gefälscht. Hier arbeitet Lemniselenis Bruder B AGNIO , ein Mensch auf der schiefen Ebene. B
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ÖLA 3/W 122 – BS 58 e [1], Bl. 3v
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NN
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B AGNIO Wie mans auch dreht, es war ein Irrsinn, dass Du geflohen bist -- hör auf Deinen Bruder, der Dich liebt! Eine Flucht muss gewissenhaft vorbereitet werden, mit Helfershelfern und Geld, damit man gleich übers Meer kommt und die Kontrollorgane bestechen kann -L EMNISELENIS Wie oft willst Du mir das noch vorkauen! Wie oft soll ichs Dir noch sagen, dass jener Bursche herkommen wird, und zwar mit dem Geld, er wird sichs schon beschaffen, vergiss es doch nicht, dass er mich liebt! B AGNIO Wenns nur er nicht vergisst! L EMNISELENIS Verlass Dich auf meinen Instinkt! B AGNIO Wie die redet! Mit achtzehn Jahren hab ich überhaupt noch nicht gewusst, dass es einen Instinkt gibt! L EMNISELENIS Vergleich mich nicht immer mit Dir! Du gerätst eben Papa nach und ich meiner armen Mama! (Stille) B AGNIO Und was ist, Schwesterchen, wenn der Bursche bei seiner krummen Geldbeschafferei, denn {Geld} ist lächerlich! – verhaftet worden ist? Man nimmt ihn in ein {leichteres} Kreuzverhör und schon hat er alles verraten: wo Du zu finden bist etcetera -- ich kenne diese Verhöre! L EMNISELENIS Red nicht davon! Das wär mein Ende! B
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hauptsächlichN ] bettartigesN ] BLinks f Stühle.N ] BKisten f Stühle.N ] BRetorten,N ] Bals wärsN ] B Alch{e}mistenkücheN ] Bmuss f werden,N ] BKontrollorganeN ] Bvorkauen!N ] BjenerN ] BBurscheN ] BgerätstN ] BkrummenN ] BGeldbeschafferei,N ] Bdenn f lächerlich! –N ] Bist?N ] BManN ] B{leichteres}N ] Bhat f verraten:N ] Bwo f bistN ] BetceteraN ] BDasN ] B B
B
B
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[direkt] |hauptsächlich| be[t]|tt|artiges \Links f Stühle./ [{Schrank.}] |Kisten[, statt] |als Stühle.|| Retorten\,/ [-- [es] sieht aus, wie] |als wärs| Alch[i]|{e}|mistenküche [muss arrangiert werden,] |muss f werden,| [Beamten] |Kontrollorgane| [erzählen!] |vorkauen!| [der] |jener| [Kerl] |Bursche| korrigiert aus: geräts \krummen/ Geldbeschaff[ung]|erei|\,/ \denn f lächerlich! –/ ist[,]|?| [m]|M|an \{leichteres}/ [verrät er es,] |hat f verraten:| [wo f bist] \etcetera/ [Es]|Das|
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Fassung des dritten Bildes („In einem Keller“)
5
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K6/TS10 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 B AGNIO Denk nicht immer nur an Dich! Denk auch mal an mich! Wenn die herkämen und sehen täten, dass ich da Geld fälsch -- na servus! Und Dein alter Vater -L EMNISELENIS (unterbricht ihn) An meinen Vater soll ich denken?! An den, der mich verkauft hat?! B AGNIO Verkauft, verkauft, verkauft! immer machst Du eine solche BSacheN Bdaraus!N Wie gut hast Dus gehabt in Deiner Sklaverei, sogar eine eigene Dienerin, in Deinem Alter, und seidene Wäsche und Konfitüren und BRosenöl mit seiden WäschN und was weiss ich! Du wirst noch nach Deiner Sklaverei weinen! Oder gefällts Dir vielleicht B N besser, BhierN in BdemN Loch?! L EMNI Ja. Denn hier hab ich meine Freiheit. B AGNIO BEine feineN Freiheit! Nicht einmal auf die Strassen darfst, sonst BsperrensN Dich gleich ein! L EMNI Bald werd ich dürfen! Bald werd ich stolz gehen, ganz frei -- denn ich weiss: Toxilus bringt das Geld, es geht alles gut aus, denn Amor hat geholfen. B AGNIO Amor, Amor! Glaubst Du denn noch an die Götter? Ich nicht. Da munkeln jetzt die Leut von einem neuen Gott, aber es gibt überhaupt BkeineN Götter! Ich glaub schon lang garnichtsmehr! Man muss sich auf sich selbst verlassen. L EMNI Fälsch Dein Geld BundN ärger mich nicht. (es klopft an die Türe) D IE ZWEI (schrecken zusammen) (es klopft noch dreimal rasch hintereinander) B AGNIO BAh, dasN ist Vater! (er öffnet die BTüre,N lässt den P ARASITEN ein, Beinen alten Stutzer,N und B N Bverriegelt rasch wieder die Türe)N L EMNI (ohne sich zu erheben) Guten Morgen, Papa. P ARASIT Guten Morgen. B AGNIO Willst Du Dich nicht erheben, wenn Dein Vater Bkommt?N L EMNI Na schön -- (sie erhebt sich unwillig) P ARASIT Ein Benehmen ist das, wo man sich zwei Jahre nicht gesehen hat. (zu B AGNIO ) Hast Du nichts Essbares da? B AGNIO Nein. Leider --
5 5 7 9 9 9 11 11 16 19 23 23 23–24 24 24 27
B
SacheN ]
daraus!N ] Rosenöl f WäschN ] B N] BhierN ] BdemN ] BEine feineN ] BsperrensN ] BkeineN ] BundN ] BAh, dasN ] BTüre,N ] Beinen f Stutzer,N ] B N] Bverriegelt f wieder)N ] Bkommt?N ] B B
(1) Sache (2) tragödie korrigiert aus: daraus !
[Parfümerien] |Rosenöl f Wäsch| [hier] \hier/ [diesem] |dem| [Schöne] |Eine feine| korrigiert aus: sperre ns korrigiert aus: kein un[{s}]|d| A[ha!]|h,| [D]|d|as Türe[,][|)|] |,| \einen f Stutzer,/ [sch] verriegelt1 die4 [t]|T|üre5 rasch2 wieder 3)6 kommt\?/ [--]
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ÖLA 3/W 118 – BS 58 d [1], Bl. 1
Fassung des dritten Bildes („In einem Keller“)
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Lesetext
P ARASIT Nicht ein Stückchen Brot? Immer wenn ich einen Tisch seh, hab ich so einen leeren Magen. 얍 L EMNI (spitz) Immer noch bei Appetit? P ARASIT (grinst) Früh am Tage muss der Mann ans Essen gehen. Kinder, gestern war ich eingeladen -- es war ein Fest! Fabelhaft, einmalig! Leider einmalig! Es gab Singvögelzungenragout -- delikat! Mit Salaten -- oh! L EMNI (wie vorher) Man ladet Dich immer noch ein? P ARASIT Wieso nicht? Ich bin doch ein guter Gesellschafter, man plaudert gern mit mir und übrigens hat unsere ganze Familie immer nur von fremder Kost gelebt -L EMNI Mama nicht. P ARASIT (ist unangenehm berührt) Reden wir lieber von Dir. Also Du scheinst ja vor dem Herrn Präsidenten Thago einen ordentlichen Schock erlitten zu haben, sonst ist mir Dein überaus leichtfertiges Vorgehen überhaupt unerklärlich. Versteh ich nicht! Soviel ich weiss, ist K. R. Thago ein kreuzbraver Mann! L EMNI Kennst Du ihn? P ARASIT Wie soll ich ihn kennen, ich war ja noch nicht eingeladen bei ihm! (zu B AGNIO ) Hast Du wirklich nichts Essbares da? B AGNIO Reden wir jetzt mal nicht vom Essen, sondern von der Flucht Deines Töchterleins und ihren Konsequenzen -- mich brennen die Nägel, wenn ich denk, was daraus alles entstehen kann! Ich bin so nervös, ich fälsch schon falsch! B
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K6/TS10 (Korrekturschicht)
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P ARASIT N ] NichtN ] BeinN ] B N] BImmerN ] B(spitz)N ] BImmerN ] BnochN ] BAppetit?N ] BP ARASIT f gehen.N ] BP ARASIT N ] B(grinst)N ] Beinmalig f einmalig!N ]
korrigiert aus: P ARSIT \Nicht/ [K]ein [Kann auch ein bisschen alt sein --] [i]|I|mmer \(spitz)/ [Du bist noch] [i]|I|mmer \noch/ Appetit[,]|?| [Papa --]
SingvögelzungenragoutN ] Salaten --N ] B(wie vorher)N ] BMan f DichN ] Bein?N ] B N] BWieso nicht?N ] BdochN ] B N] Bplaudert f mirN ] B N] Bübrigens f gelebt --N ] B N] BscheinstN ] BerlittenN ] BP ARASIT f ihm!N ] BFlucht f TöchterleinsN ]
S[o]|i|ngvögelzungenragout korrigiert aus: Salaten\(wie vorher)/ [Du bist] |Man f Dich| [viel eingeladen] |ein?| gestrichen: --? [\Mein Geist [hat] [|ist|] [|is|] [|ha|] |ist noch {intakt}|/] |Wieso[?] |nicht?|| \doch [noch im]/ [mein Kind,] [unterhält sich] |plaudert f mir| gestrichen: gern mit mir
B B
6 6 7 7 7 7 8 8 8 8–9 9 9–10 10 12 13 17 19–20
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wasN ]
Textentlehnung Plautus, PER6 korrigiert aus: P ARSIT
\(grinst)/ (1) grandios! (2) \einmalig f einmalig!/
Textentlehnung Plautus, PER5
[(er grinst)] korrigiert aus: scheins korrigiert aus: be[kommen] erlitten Textentlehnung Plautus, PER7 (1) ganzen Geschichte da (2) Flucht f Töcherleins (1) dass (2) was
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ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 20v
Fassung des dritten Bildes („In einem Keller“)
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Lesetext
L EMNI Ich versteh Bagnio nicht! Schau, Papa: ein Mann hat sich in mich verliebt -P ARASIT Das hört man gern! Hat er Geld? B AGNIO Keinen Groschen! Er ist ein Sklave! P ARASIT Was hör ich?! L EMNI Aber ist ja alles ganz anders! Er heisst Toxilus und ist ein Oberkammersklave! Er ist der Stellvertreter Thagos! Ich hab ihm ein grosses Theater vorgespielt, dass ich ihn liebe und da hat er mich fliehen lassen und er bringt auch die 600 Silberlinge auf, grad oder krumm, und morgen bin ich ganz frei! Er liebt mich! P ARASIT Und Du liebst ihn? L EMNI Aber nein, Papa! Nicht doch! Ich hab ja nur so getan und er ist mir auf den Leim gegangen -- ich werd ihm schon wieder los! 얍 P ARASIT Das ist aber garnicht schön von Dir, dass Du einen braven Mann so ausnützt -L EMNI (unterbricht ihn) Du redest was von ausnützen, Papa?! Wer hat mich denn verkauft?! B AGNIO Sie fängt schon wieder an! L EMNI Ich nütze alles aus, jeden und jeden, grad oder krumm, wenn ich nur wieder meine Freiheit bekomme ! Da bin ich zu allem fähig! P ARASIT Backfischideale! L EMNI Ich lass mir meine Ideale von Euch nicht rauben! B AGNIO Schrei nicht mit Deinem eigenen Vater! L EMNI Ich schrei aber! P ARASIT Vergiss nicht dass ich Dich gezeugt habe! B AGNIO Schrei nicht! L EMNI (zum P ARASITEN ) Ich nehme keine Rücksicht mehr auf Dich! B AGNIO Dann nimm wenigstens Rücksicht auf meine Arbeit! Man hört Euch ja bis auf die Strasse hinaus! (Stille) P ARASIT Die eigene Tochter! Nimmt keine Rücksicht und zum essen ist auch nichts da -- was bin ich? Ein alter, hungeriger Mann. Und einsam -- -- (zu L EMNI ) Du wirst Deine Ideale schon von allein verlieren. L EMNI Papa, hör mich mal jetzt in Ruhe an: ich weiss, dass kein Kind was taugt, das seinen Eltern nicht gehorcht, aber auch kein Kind taugt etwas , das schweigend zusieht, wenn die Eltern was Unrechtes machen. P ARASIT Wann hab ich was Unrechtes gemacht? Nie! B
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K6/TS10 (Korrekturschicht)
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2 18 26 29–30 30 30 31 32
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[Bravo!] |Das f gern!|
B
korrigiert aus: bekommen
33 33 33 34 35 35
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] ] BetwasN ] BUnrechtesN ] BUnrechtesN ] BNie!N ]
[, dass ich da Geld fälsch!] |auf f Arbeit!| nichts[c]da Mann\./[--] [u]|U|nd verlieren\./[--] (1) die Kinder (2) kein Kind [und das] [was] \etwas/ [falsches] |Unrechtes| [Falsches] |Unrechtes| Nie[.]|!|
Das f gern!N ] bekommeN ] Bauf f Arbeit!N ] Bnichts daN ] BMann.N ] BUndN ] Bverlieren.N ] Bkein KindN ]
B N
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Fassung des dritten Bildes („In einem Keller“)
K6/TS10 (Korrekturschicht)
Lesetext
L EMNI Gewiss, Du hattest die Macht und das Recht , mir meine Freiheit zu nehmen. P ARASIT Die Macht und das Recht! Willst Du denn die Welt ändern? Was willst Du immer von einer Freiheit? Ohne Geld? Vergiss nicht, dass ich leider nicht in der Lage war , Dir eine Mitgift zu geben -- ich bin ein armer Mann, willst Du mir 5 deshalb Vorwürfe machen? Ich wollt nur Dein Bestes. L EMNI Gewiss, Papa, wir lebten in Dürftigkeit, doch ist ein bescheidenes Leben besser, als wenn zur Armut sich die Unehrenhaftigkeit paart . Dann wird die Armut bitterer. P ARASIT Willst Du denn die Welt ändern? Du bist ja unausstehlich! hat Unsterblichkeit. Sie lebt noch fort, wenn 10 얍 L EMNI Auch der Menschen Schande man sie schon gestorben glaubt. (Die Gläser auf dem Herd zittern alle, ein Stuhl fällt um, der Lüster fällt zu Boden) B AGNIO Was war denn jetzt das? L EMNISELENIS Ich dachte, der Boden rutscht unter mir weg -15 P ARASIT Kinder, das war ein Erdbeben! (Stille) L EMNI (setzt sich) Mir ist ganz schlecht -B AGNIO Das hat was zu bedeuten. (Stille) 20 P ARASIT Das letzte grosse Erdbeben war vor sechsundzwanzig Jahren , ja, ich erinnere mich. – – Damals wart Ihr Beide noch nicht auf der Welt. (es klopft an die Türe) D IE DREI (schrecken zusammen) (es klopft dreimal in dem bestimmten Rhythmus ) B
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1–9 1 1 2 3 3 4 7 7 9 9 10–11 10 10 12 12 12 12 13 15 17 18–19 18 20 20 20–21 21 21 24
L EMNI f unausstehlich!N ] und f RechtN ] BFreiheitN ] BDie f ändern?N ] BimmerN ] BFreiheit? OhneN ] BLage warN ] BUnehrenhaftigkeitN ] BpaartN ] BWillst f ändern?N ] BDu f unausstehlich!N ] BL EMNI f glaubt.N ] Bder MenschenN ] B N] Bauf f Herd N ] Balle,N ] Bein f Boden)N ] Bder LüsterN ] B N] BErdbeben!N ] BschlechtN ] BB AGNIO f Stille)N ] BDasN ] BJahrenN ] B N] BerinnereN ] Bmich. – –N ] Bwart f nochN ] BRhythmusN ]
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Textentlehnung Plautus, PER14, PER16
B
[und f Recht] [{f}]|F|reiheit [Was Du immer redest!] |Die f ändern?| \immer/ Freiheit\?/ [o]|O|hne korrigiert aus: Lagevwar korrigiert aus: Une hrenhaftigkeit [tritt] |paart| [Versteh kein Wort.] |Willst f ändern?| \Du f unausstehlich!/ Textentlehnung Plautus, PER15
[der Menschen] [der Menschen] \auf f Herd/ alle[)] |,| \ein f Boden)/ [die Lampe] |der Lüster| [Holla, was ist denn da los?] Erdbeben[.]|!| [übel] |schlecht| \B AGNIO f Stille)/ [{Es}] |Das| Jahr\en/ [damals war ich jung verheiratet --] erinner\e/ mich\./ [noch genau. (zu L EMNI )] |– –| [warst Du noch] |wart f noch| korrigiert aus: Rythmus
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B N
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ÖLA 3/W 120 – BS 58 d [3], Bl. 2
Fassung des dritten Bildes („In einem Keller“)
K6/TS10 (Korrekturschicht)
L EMNI Das ist er! Toxilus! B AGNIO (öffnet rasch die Türe) T OXILUS Matrosa brachte mich her. Sie wartet draussen. T OXILUS (tritt ein, er trägt das kurze Schwert gegürtet, erblickt L EMNISELENIS und geht sofort auf sie zu und schliesst sie in seine Arme) B AGNIO (verriegelt rasch die Türe und tauscht mit dem P ARASITEN einen spöttischen Blick) L EMNI Hast Du das Erdbeben gespürt? T OXILUS Erdbeben? Nein. L EM Na sowas! Hier ist die Lampe heruntergefallen. T OXILUS Ich dachte nur an Dich. L EMNISELENIS (macht sich sanft von T OXILUS frei) Später, Liebling -- Darf ich jetzt vorstellen? Das ist mein Papa und das ist mein Bruder Bagnio -T OXILUS ( horcht bei dem Wort „Papa“ auf und fixiert finster den P ARASITEN ) P ARASIT (wirds ungemütlich) Was hat er denn? T OXILUS Herr! Darf ich Ihnen meine tiefste Verachtung ausdrücken, dass Sie Ihr eigen Fleisch und Blut verschachern -B AGNIO Jetzt fängt der auch noch an! L EMNI (zu T OXILUS ) Aber Toxilus! Kein Wort mehr! Papa und ich haben uns ausgesprochen und alles ist in Butter, wir sind wieder versöhnt. Nimm Platz! (Man setzt sich um den Tisch) B AGNIO Ich hab leider nichts zum anbieten, ich bin sehr arm -P ARASIT Leider-leider! T OXILUS Oh bitte! 얍 (Stille) L EMNI Hast Du eine angenehme Flucht gehabt? T OXILUS Es war nicht gerade einfach -- aber die Hauptsache ist, ich bin hier. Hier bei Dir. Um ein Haar hätt man mich in den Brunnen gesperrt -D IE DREI In den Brunnen?! T OXILUS Ja. Deine Flucht, Liebste, wurde nämlich leider frühzeitig entdeckt und so stellte man mich vor das Sklavengericht, sie verurteilten mich, aber da sie meinen Bitten und Argumenten nicht zugänglich waren, wandte ich Gewalt an -- mit dem Schwert bahnte ich mir den Weg! Ich rettete das nackte Leben sozusagen und sonst nichts! Das ist alles. P ARASIT Allerhand! L EMNI Furchtbar, Aermster, musst Du ausgestanden haben -T OXILUS Red nicht! Für Dich gib ich alles hin! Ich bin ein anderer Mensch geworden, seit ich liebe, seit ich Dich liebe! Ich hab auch meinen Beruf hingegeben, es B
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Lesetext
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T OXILUS f draussen.N ] Hast f Dich.N ] BHier f heruntergefallen.N ] BL EMNISELENIS N ] Bhorcht beiN ] BP ARASITEN N ] BverschachernN ]
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sie f daN ] ]
N
\T OXILUS f draussen./ \Hast f Dich./ \Hier [hat alles] |ist f heruntergefallen.|/ eingefügt korrigiert aus: horchtbei korrigiert aus: P ARASITE (1) verkaufen (2) verschachern (1) aber da (2) sie f da gestrichen: geb
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ÖLA 3/W 116 – BS 58 c [2], Bl. 2v
Fassung des dritten Bildes („In einem Keller“)
5
Lesetext
ging mir ja ganz gut, aber was liegt daran! Nur Du, Du liegst mir im Herzen! Jetzt hat das Leben für mich plötzlich einen Sinn bekommen, für Dich bin ich da, ich sehe eine Aufgabe, ich kann zwar nichtmehr zurück, ein entlaufener Sklave und kein Freier, ich bin das Verfolgteste, aber ich bin glücklich, wenn ich bei Dir bin. L EMNI Lieb von Dir -- Aber sag mal: das Geld hast Du doch dabei für mich? T OXILUS Das Geld? Ich hab keinen Groschen! B AGNIO Was?! T OXILUS Wie sollt ich an das Geld denken, ich musste doch nur sehen, dass ich fortkommen konnte zu Dir -P ARASIT Was hat sie davon? Herr, reden wir mal mit offenen Karten: das Mädel sitzt da in dem Loch und kann nicht raus, eh die 600 nicht da sind! L EMNI Ich dachte, Du würdest sie bringen? T OXILUS Ich?! L EMNI Nun, Du hast doch gesagt, dass Du etwas verkaufen wirst, was nicht Dir gehört -T OXILUS Das hab ich nie gesagt! Ich werd doch sowas nicht tun, ich bin 얍 doch kein Verbrecher! P ARASIT So weit scheint die Liebe nicht zu gehen! T OXILUS Ich habe Dir nur gesagt, reite fort und ich komm nach! L EMNI Und ich hab gedacht, Du wirst die Kasse plündern -T OXILUS Davon hab ich kein Wort gesagt! Das kannst Du mir auch nicht zumuten! L EMNI Lieber Toxilus, wir lieben uns, aber die Liebe ist ein Himmelslicht und die Realitäten der Erde sind stärker. Eine Freiheit ohne Geld ist keine Freiheit, das seh ich nun ein. T OXILUS Nein! Meine Lage ist klar: ich bin ein entlaufener Sklave, aber noch kein Verbrecher, der raubt und plündert! Ich kann nichtmehr zu den Sklaven zurück, werde von den Freien und von den Unfreien verurteilt -- ich stehe zwischen den Schichten, ich bin doch nicht verwaist, denn ich habe Dich, ich gehöre zu Dir -mit Dir wollte ich weg! Wir kommen schon durch! Verlass Dich auf meine Liebe! P ARASIT Einen Augenblick! Wir müssen die Dinge mal klar durchdenken: wer liebt, sitzt bekanntlich auf seinem Verstand, und da muss ein heller Kopf her -T OXILUS Sie reden da nicht mit, Sie haben die Aermste verkauft! L EMNI (fährt T OXILUS an) Sprich nicht so zu meinem Vater! Zu meinem guten! Er hat mehr für mich schon getan, wie Du! T OXILUS (starrt sie perplex an) P ARASIT (zu L EMNI ) Mit dem kann man nicht reden, dann red ich zu Dir: hier steht ein Mann und hat nichts. Kann er Dich ernähren? Nein. Er hat keine Arbeit, die Preise sind gestiegen. Ich weiss nicht, wie er sich das denkt. Wenn ich ihn frage: was könnt Ihr meiner Tochter bieten? T OXILUS Bieten? Mich! B
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K6/TS10 (Korrekturschicht)
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Geld?N ] offenenN ] B N] BSo weitN ] BLieber f ein.N ]
23 26 27
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[Welt] |Erde|
B
korrigiert aus: zurück , gestrichen: stehe
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ErdeN ] zurück,N ] B N]
korrigiert aus: Geld.? korrigiert aus: offen enen
[Woher denn?!] korrigiert aus: Soweit (1) Wenn Du mich liebst, dann musst Du auch das tun! (2) \Lieber f ein./
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ÖLA 3/W 118 – BS 58 d [1], Bl. 3
Fassung des dritten Bildes („In einem Keller“)
K6/TS10 (Korrekturschicht)
P ARASIT Ein Phantast! Ein entsprungener Sklave aus dem Brunnen heraus, verfolgt von arm und reich! Sag selber, Lemniselenis! L EMNI Es ist sehr schön, dass Du Dich mir gibst, aber Du gibst Dich nur halb, nicht ganz. Ich verlange und erwarte von Dir, dass Du mich ganz befreist, raub irgendwo das Geld -T OXILUS Ist das Dein Ernst? L EMNI Ja. Ich dachte, Du hättest schon längst gestohlen -얍 T OXILUS Nein! Ich ein Dieb? Und das traust Du mir zu?! Jetz geh ich! (rasch ab) Aufmachen! B AGNIO Mit Vergnügen! (er riegelt wieder zu) (Stille) P ARASIT (zu L EMNI ) Na? L EMNI Ein Feigling. B AGNIO Ich hab noch nie sowas Dummes gesehen. Möcht mit Dir fliehen, sich verstecken -- jetzt sag selber: L EMNI Jetzt sag ich selber: ich kehr wieder zu Dordalus zurück. Ich nehme Abschied von meinen Idealen. Wenn es selbst mit Hilfe der Götter nicht geht, dass einer für einen stiehlt, selbst mit Hilfe Amors nicht -- -- Nein, ich geh wieder zurück! Du hast recht, Papa! Ich bin jetzt um zehn Jahre gealtert in dieser letzten Minuten. P ARASIT (nickt zustimmend) B AGNIO (öffnet die Türe) L EMNI Und wenn Matrosa kommt, sagt Ihr, sie trifft mich bei Dordalus -P ARASIT Pa, Kindchen! L EMN Sieht mans mir an, wie sehr ich die Welt hasse! (ab durch die Türe links) B
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Lesetext
BB
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B N B
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B N
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(Vorhang)
3 20–21 20 21 22 22–24
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DuN ] P ARASIT f Türe)N ] BP ARASIT N ] BB AGNIO f Türe)N ] B N] BUnd f links)N ]
22 24 24 24
B
B
mich beiN ] SiehtN ] B N] Bwie f hasse!N ] B
korrigiert aus: du [P ARASIT Aber doch nur innerlich?] |P ARASIT f Türe)| [P ARASIT ] |P ARASIT | [{und}] |B AGNIO f Türe)| [Hoffentlich -- hoffentlich] \[2]|3|.)/ \L EMN / Sieht f links) \1.)/ Und f Dordalus -\2.)/ [P ARASIT f Kindchen!] korrigiert aus: mich bei [s]|S|ieht [nicht] (1) dass ich an keine Götter mehr glaube[!]|?| (2) \wie f hasse!/
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ÖLA 3/W 118 – BS 58 d [1], Bl. 4
Fragm. Fassung des 3. Bildes („In einem Keller“)
K6/TS11/A1 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 DRITTES BILD
5
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ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 22
In einem Keller in Pompeji. Durch das Kellerfenster fällt das Tageslicht herab, und zwar hauptsächlich auf ein bettartiges Gestell, auf welchem L EMNISELENIS liegt. Sie döst vor sich hin. Links die Türe, Tisch und Kisten als Stühle. Rechts ein Herd mit allerhand Gefässen, Flaschen, Gläsern, Retorten, als wärs eine Alchimistenküche, aber es wird nur Geld gefälscht. Hier arbei-얍tet Lemniselenis Bruder B AGNIO , ein Mensch auf der schiefen Ebene. -- hör auf Deinen B AGNIO Wie mans auch dreht, Deine Flucht war ein Irrsinn Bruder, der Dich liebt! Eine Flucht muss gewissenhaft vorbereitet werden, mit Helfershelfern und sofortigem Geld in der Tasche, damit man die Kontrollorgane bestechen kann, sofort übers Meer – L EMNISELENIS (fällt ihm verärgert ins Wort) Wie oft willst Du mir das noch vorkauen! Wie oft soll ichs Dir denn auseinandersetzen, dass jener Bursche herkommen wird, und zwar mit dem Geld, er wird sich die sechshundert schon beschaffen, grad oder krumm -- vergiss es doch nicht, dass er mich liebt! B AGNIO Wenns nur er nicht vergisst! L EMNISELENIS Verlass Dich auf meinen Instinkt! B AGNIO Red nicht so gebildet! Mit achtzehn Jahren hab ichs überhaupt nicht gewusst, dass es einen Instinkt gibt! B
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\Abbruch der Bearbeitung\
10 10 10 12 12 12 13 13 14 14 15 15 20 20 20 21
Deine FluchtN ] IrrsinnN ] B N] BsofortigemN ] Bin f Tasche,N ] BmanN ] Bkann,N ] Bsofort f Meer –N ] BverärgertN ] BwillstN ] Bvorkauen!N ] B N] BRed f gebildet!N ] BichsN ] BnichtN ] Bgewusst f gibt!N ] B B
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B
[es] |Deine Flucht| Irrsinn[,] [wie Du geflohen bist] [sofortigem] \in f Tasche,/ korrigiert aus: [man gleich übers Meer kommtund] kann\,/ \[um gleich] sofort f Meer –/ [\verärgert/] |verärgert| [willst] [|kaust|] vor[kauen!] [|{ }|] [noch] [Wie die redet!] |Red f gebildet!| ich\s/ n[o]|i|ch\t/ \gewusst f gibt!/
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ÖLA 3/W 120 – BS 58 d [3], Bl. 5
Fassung des IV. Bildes („Auf dem Sklavenmarkt“)
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K6/TS12 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 IV. Bild. Auf dem Sklavenmarkt. Bei Dordalus. Schild: „Dordalus. Behördl. konz. Sklavenhändler. En gros, en detail. Export. Import.“ 1.) Der Galleerensklave wird versteigert. / Eine Sklavin (Eis) BdttoN. B Ein KundeN beschwert sich, wegen des Uralten. 5 Silberlinge. B„Zahnlos“!N D ORDALUS – M ATROSA D ORDALUS Matrosa! Wie gehts Lemniselenis, der kleinen Ausreisserin? M ATROSA Danke, gut! Sie schmückt sich gerade! D ORDALUS Wenn sie fertig ist, soll sie herkommen! Ich habs ihr schon sagen lassen, B heutN kommen Kunden! L EM B(erscheint, geschmückt und geschminkt)N Bin schon da! D ORDALUS Reizend – (zu Matrosa) sieht sie nicht süss aus? M ATROSA Ich lieb sie ja schon lang. D ORDALUS Na, BLemni, Lemni – Du Unaussprechliche!N Ich hab was für Dich! Zwei Kunden, zwei Klienten. Der eine ist ein Steuereinnehmer und der andere – der andere ist der Praetor von Pompeji! M ATROSA Der Praetor? D ORDALUS No hab ich Klienten? M ATROSA Man muss sagen – L EM (fällt ihr ins Wort) Wie alt sind denn die Beiden? D ORDALUS No ja. Offen gesagt: nichtmehr ganz jung – L EM So Bist esN recht! D ORDALUS Was hör ich?! M ATROSA Sie möcht von der männlichen Jugend nichts wissen. (usw.) B L EMN Ich hasse die Welt! D ORDALUS Du Racker, Du!N B L EM Allüren – D ORDALUS (fällt ihr ins Wort) Also nur nicht B N ungerecht Bwerden, ja?! Frechheit!N B N B WoN man alles für Dich tut! Sei nicht so maniriert! (Stille) 5 6 6 11 12 15 23 27–28 29–520,23
30 30 30 31
B
gemeint ist: detto
B
dttoN ] Ein KundeN ] B„Zahnlos“!N ] BheutN ] B(erscheint f geschminkt)N ] BLemni f Unaussprechliche!N ] Bist esN ] BL EMN f Du!N ] BL EM f Ja.N ]
[Eine] |Ein Kunde| [{Zahn}] |„Zahnlos“!| [ich] |heut| \(erscheint f geschminkt)/ [Lemniselenis! Du] |Lemni f Unaussprechliche!| ist[s] \es/ \L EMN f Du!/ (1) S TEUEREINNEHMER (handelt – ab) M ATROSA – L EMN (über den neuen Gott) P RAETOR (kommt) Ich habe Toxilus [verhaftet] |verurteilt.| Wir werden ihn übermorgen im Zirkus sehen. Er kämpft um sein Leben. L EM Um sein Leben? P RAETOR Ja. (2) \L EM f Ja./ [so] \werden f Frechheit!/ gestrichen: ! [Versündig Dich nicht,] [w]|W|o
] werden f Frechheit!N ] B N] BWoN ] B N B
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ÖLA 3/W 122 – BS 58 e [2], Bl. 1
Fassung des IV. Bildes („Auf dem Sklavenmarkt“)
B
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Lesetext
L EM Verzeihung. D ORDALUS Schon erledigt. Was, Du weinst? Also, nur das nicht, Gottbehüt, wo der Praetor – E IN B OTE (tritt links ein) Der Praetor von Pompeji! D ORDALUS Ist schon da! Marsch aufs Podium! P RAETOR (kommt von links mit Gefolge und einigen Liktoren) D ORDALUS (verbeugt sich tief) Hohe und höchste Herrn, Exzellenz – P RAETOR Behalt Deine Titel für Dich. Ich bin der Richter und das genügt. P RAETOR Lemniselenis – Kennst Du einen gewissen Toxilus? L EM Ja. P RAETOR So? L EM Aber nur flüchtig! P RAETOR Dann hat er doch gelogen. (Stille) L EM Was hat er denn gelogen? P RAETOR Er hat behauptet, dass er den Raub, den er gestern ausgeführt hat und bei dem er ertappt wurde, für Dich gemacht hat – nicht in Deinem Auftrag, nein – sondern um Dich freizukaufen. Er scheint Dich zu lieben – (er lächelt) L EM Er hat geraubt? P RAETOR Er wollte nur. Wir werden ihn morgen im Zirkus sehen. Dort kämpft er um sein Leben. L EM Um sein Leben? P RAETOR Ja. (Vorhang) B
5
K6/TS12 (Korrekturschicht)
N
B
NN
2 5 9–23 11 20
SchonN ] D ORDALUS f Podium!N ] BP RAETOR f Ja.N ] BSo?N ] BerN ] B B
[Ist] [s]|S|chon \D ORDALUS f Podium!/ \P RAETOR f Ja./ [Also doch] |So?| eingefügt
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Fragm. Fass. des 4. Bildes („Beim Sklavenhändler“)
K6/TS13/A1 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 VIERTES BILD
ÖLA 3/W 122 – BS 58 e [1], Bl. 1
Beim Sklavenhändler Dordalus, und zwar im Hofe seines Hauses, wo er die Sklaven verkauft. Links das Tor auf die Strasse, im Hintergrunde eine Türe ins Haus rechts gehts nach den Sklavenlagern. In der Mitte ein Podium, auf dem die Sklaven feilgeboten werden. An der Wand ein Firmenschild: Dordalus. Sklavenhändler. En gros, en detail. Export. Import. Es wird gerade ein Galeerensklave versteigert. Er ist ein überaus kräftiger und hält ein Ruder in der Hand. Neben ihm ein Sklave, ein schmächtiges Bürschchen. D ORDALUS leitet die Auktion, I NTERESSENTEN sind versammelt . K AEUFER. B
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D ORDALUS Ein Galeerensklave, mächtig, prächtig, ungeheuer leistungsfähig , schlaft kaum, isst wenig, woher er die Muskeln hernimmt, ist ein Rätsel, rudert bei Tag, rudert bei Nacht, rudert im Schlaf, rudert beim {Essen}, beim Trinken, rudert, rudert – mit einem Wort: er rudert. E IN K ÄUFER Ist er kriegserprobt? D ORDALUS Das will ich meinen! K ÄUFER Oft verwundet? D ORDALUS No ja! Ich sag ja viermal! Aber nur so nichts, Hautabschürfungen -- er hat sich gestossen am Ruder, nichts Ernstes, gottbehüt! Blaue Fleck! E INE K AEUFERIN Ich kaufe ihn! Was kostet er? D ORDALUS 40 Silberlinge. Z WEITE K AEUFERIN Fünfundvierzig! E RSTE 46! Z WEITE 48! E RSTE 50! Z WEITE 51! B
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4 4 4–5 6 8
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[rechts] |im Hintergrunde|
B
korrigiert aus: Haus.
9 9–10 12 12 13 14–18
B
15 18 19 20 20 21 22
B
im HintergrundeN ] HausN ] Brechts f Sklavenlagern.N ] B N] Büberaus kräftigerN ]
I NTERESSENTEN N ] versammeltN ] BleistungsfähigN ] B N] BschlaftN ] Bbei f verwundet?N ] B
rudert f rudert.N ] verwundet?N ] B-- erN ] BsichN ] BBlaue Fleck!N ] Bihn! WasN ] BSilberlinge.N ] B
N
\rechts f Sklavenlagern./ [Behörd. konz.] (1) schmächtiges Bürschen (2) mächtiger (3) überaus kräftiger korrigiert aus: IntereSSENTEN korrigiert aus: versa melt korrigiert aus: Leistungsfähig gestrichen: wenig korrigiert aus: Schlaft [, Gewinner eines Dauerruderns S KLAVE (flüstert ihm was zu) D ORDALUS Verzeiht! Dauer- und Schnellruderns. Kreigserprobt! E IN K AEUFER Oft verletzt? D ORDALUS Kaum! Nur zweimal -S KLAVE (flüstert ihm zu)] [|rudert|] |bei f verwundet?| [mit ein] |rudert f rudert.| [verletzt?] |verwundet?| korrigiert aus: --er korrigiert aus: sach \Blaue Fleck!/ korrigiert aus: ihn! Was korrigiert aus: Silberlinge
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Fragm. Fass. des 4. Bildes („Beim Sklavenhändler“)
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8 11 14 14 15 17 19 20 20 22 23 25 25 26 30 32
B
sie f Bau,N ]
G ALEERENSKLAVE N ] K AEUFER N ] BK AEUFER N ] BPfefferN ] B N] BK AEUFER N ] BK AEUFER N ] Bwenn f kriegt,N ] Ber kaumN ] BaberN ] BK AEUFER N ] BK AEUFER N ] BmichN ] BDuN ] BgelegenN ] BSystem. UeberN ] B
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Lesetext
E RSTE 60! Z WEITE 60? Ich kann mich beherrschen! D ORDALUS Also 60 zum ersten, zum zweiten, zum dritten! Abgemacht! Wo darf ich ihn bitte hinschicken? Wo ankert Ihre Galeere? E RSTE (verlegen) Meine Galeere, ja das ist so -- sie ist noch in Bau, nicht ganz fertig -- ich bau nur vor -얍 D ORDALUS Na selbstverständlich! Sie bauen nur vor! Also verschwind! G ALEERENSKLAVE (ab) D ORDALUS Für heut ist sonst nichts da -K AEUFER (gehen ab) E IN K AEUFER (kommt, er zieht hinter sich her einen U RALTEN ) Dordalus, schau Dir das an, was hast mir denn da verkauft? D ORDALUS Wieso? Das ist von mir? K AEUFER Sowas verkaufst Du? Pfeffer hast Du ihm gegeben, er hats mir gestanden, damit er feuriger geht -D ORDALUS Er hat ja auch nur fünf Silber gekostet! K AEUFER Ist auch Geld! D ORDALUS Für fünf ist der noch viel zu jung! K AEUFER Also nur nicht frech werden! Her mit dem Geld! Auf den zahl ich doch nur drauf! Drei Tag hab ich ihn, wenn er keinen Pfeffer kriegt, kann er kaum kriechen! D ORDALUS Er ist aber sehr gescheit! Er war noch ein Schüler von Sokrates! K AEUFER Ah was Sokrates! Ich brauch ein Mädel für alles! D ORDALUS Also das ist er wieder weniger! K AEUFER Ich werd mich da mit Dir herumärgern! Behalt Dein Klump! Aber mich siehst Du nichtmehr! (wütend ab) D ORDALUS Komm, Alter, bist müd? A LTER Nein! Ich fühl mich ganz frisch! D ORDALUS Hat er Dich schlecht behandelt? A LTER Aber nein! Ich bin mit den Hunden in der Sonne gelegen ! D ORDALUS Und da hast Du philosophiert? A LTER Ein neues System. Ueber die Würde des menschlichen Lebens. B
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K6/TS13/A1 (Korrekturschicht)
N
(1) ich bau (2) sie f Bau, korrigiert aus: G ALL ERENSKLAVE korrigiert aus: K: UFER korrigiert aus: K: UFER korrigiert aus: Pfferfer
[aber der taugt doch überhaupt nichtsmehr!] korrigiert aus: K AUFER korrigiert aus: K AUFER
[er] |wenn f kriegt,| [ja kaum mehr] |er kaum| \aber/ korrigiert aus: K AUFER korrigiert aus: K AUFER korrigiert aus: m ch korrigiert aus: du korrigiert aus: gelegeb korrigiert aus: System. Ueber
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ÖLA 3/W 122 – BS 58 e [1], Bl. 2
Fragm. Fass. des 4. Bildes („Beim Sklavenhändler“)
K6/TS13/A1 (Korrekturschicht)
Lesetext
D ORDALUS Immer fleissig, fleissig! Also geh nur! A LTER Darf ich Dir einen Rat geben? Verkauf mich nocheinmal -A LTER (nach rechts ab) D ORDALUS (sieht ihm nach) Ein {Seher} – M ATROSA (kommt aus der Türe rechts) D ORDALUS Matrosa! Wie gehts der kleinen Ausreisserin? M ATROSA Danke, sehr gut! Sie singt und schmückt sich gerade! D ORDALUS Sie soll sich eilen! Heut kommen Klienten! L EMNI (tritt geschmückt und geschminkt aus der Türe) Bin schon da! D ORDALUS Reizend sieht sie aus! Süss! M ATROSA Ich lieb sie ja schon lang. L EMNI Ihr seid alle so nett zu mir, mit was hab ich mir das verdient? Was sind denn das für Kunden, die da kommen sollen? 얍 D ORDALUS Zwei, die das nötige Kleingeld haben. Der eine ist Steuereinnehmer, der zweite ist der Praetor von Pompeji! M ATROSA Der Praetor?! Persönlich?! D ORDALUS Nuna, unpersönlich ! No hab ich Kunden? Man muss sagen -L EMNI (fällt ihm ins Wort) Wie alt sind denn die Beiden? D ORDALUS Das ist die einzige Schattenseite, denn so ganz sind sie nichtmehr jung. L EMNI (atmet auf) So ist es recht! D ORD Was hör ich?! M ATROSA Sie möcht von der männlichen Jugend nichts wissen. B N
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\Abbruch der Bearbeitung\
1 4 4 9 12 12 12 12–13 13 17 17 20 22
] D ORDALUS f {Seher} –N ] B{Seher} –N ] BgeschminktN ] Bmir,N ] Bmit f verdient?N ] BWasN ] Bsind f fürN ] BKunden f sollen?N ] BD ORDALUS N ] BunpersönlichN ] B(atmet auf)N ] BJugendN ] B N B
N B
N
[{ }] \D ORDALUS f {Seher} –/ [philosophisches Talent!] |{Seher} –| korrigiert aus: geschminkt) mir\,/[--] [\das hab ich doch garnicht/] |mit f verdient?| [Was]|Was| [kommen denn für] |sind f für| Kunden[?]|,| \die f sollen?/ korrigiert aus: D ORADALUS [sein Geist] |unpersönlich| \(atmet auf)/ korrigiert aus: Jugen d
523
ÖLA 3/W 118 – BS 58 d [1], Bl. 1v
Fassung des 4. Bildes („Beim Sklavenhändler“)
K6/TS13/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 VIERTES BILD
ÖLA 3/W 123 – BS 58 e [2], Bl. 3
Beim Sklavenhändler Dordalus, und zwar im Hofe seines Hauses. An der Wand ein grosses Schild mit der Aufschrift: „Dordalus. Sklavenhändler. En gros. En detail. Import. Export“. In Hintergrund eine Türe ins Haus, links das Tor auf die Strasse und rechts gehts nach den Sklavenlagern. In der Mitte ein Podium, wo die Sklaven feilgeboten werden. D ORDALUS verhandelt gerade eine S KLAVIN , eine mächtige Köchin . Einige K AUEFERINNEN sind versammelt.
5
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D ORDALUS (preist an) Eine Köchin. Reinlich, peinlich, fleissig, emsig, stark, ehrlich, treu, emsig. Sie kocht wie ein Engel stöbert, dass die Fetzen fliegen und hilft auch bei der grossen Wäsch! -- mit einem Wort: eine Perle? Sie macht aus nichts den schönsten Schmarrn! E RSTE K AEUFERIN Kann sie Tintenfischmayonaise machen? Wir haben nämlich viele Gäste. B
10
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NN B
NN BB
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B N B N B N B
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Z WEITE K ÄUFERIN Isst sie viel? D ORDALUS Wenn sie nichts bekommt, isst sie überhaupt nichts. Z WEITE Sie ist nämlich verdächtig gut genährt. N B
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7 7–8
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8 10 10 10–11
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10 11 11–12
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11 11 12–13 14 14–15 14
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15 16 16 17 18 18–525,5
B
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B
B
eine S KLAVIN N ] eine f KöchinN ]
EinigeN ] Eine Köchin.N ] BKöchin.N ] BReinlich f emsig.N ] B
emsig, stark,N ] emsig.N ] BSie f Wäsch!N ] B
Sie kochtN ] stöbert f fliegenN ] Beine f Schmarrn!N ] BE RSTE K AEUFERIN N ] BKann f Gäste.N ] BTintenfischmayonaiseN ] B
vieleN ] ] B N] B N] BZ WEITE K ÄUFERIN N ] BIsst f sie?N ] B N
verdächtigN ]
N
eine[n] [S KLAVEN ] |S KLAVIN | eine[n] [mächtigen Galeerenruderer, der mit einem Ruder in der Hand auf dem Podium steht] |mächtige [J] |Köchin|| [K AEUFER und] [|Zahlreiche|] |Einige| Ein\e/ [Galeerensklave] |Köchin,| korrigiert aus: Köchin, (1) mächtig, prächtig, ungeheuer [L]|l|eistungsfähig, schlaft kaum, isst wenig, trinkt garnichts, woher er die Muskeln hernimmt, ist ein Rätsel! (2) \Reinlich f emsig./ \emsig, stark,/ korrigiert aus: emsig, (1) Rudert bei Tag, rudert bei Nacht, rudert im Schlaf, rudert beim Essen, beim Trinken, rudert, rudert, rudert -(2) \Sie f Wäsch!/ [Sie kocht] |Sie kocht| \stöbert f fliegen/ [er rudert!] |eine f Schmarrn!| korrigiert aus: E RSTER K AEUFER \IN / [Ist er kriegserprobt?] |Kann f Gäste.| (1) Muränen mit Mayonaise (2) Tintenfischmayonaise [G] |viele| gestrichen: D ORDALUS [[Ihnen] |Euch| gesagt!] [\E RSTE K Ä /] Z WEITE [R ] [K AEUFER ] |K ÄUFERIN | (1) [Oft verwundet?] D ORDALUS [Kaum!] |Überhaupt nicht!| Einmal [ein bisserl] -S KLAVE (flüstert D ORDALUS etwas zu) D ORDALUS No ja, ich sag[s] |es| ja: viermal! Aber immer nur so garnichts, Hautabschürfungen, hat sich mehr so gestossen am Ruder, nichts Wirkliches, Gottbehüt! Blaue Fleck! E RSTE K AEUFERIN Was kostet er? (2) \Isst f sie?/ [so] [|auffallend|] |verdächtig|
524
Fassung des 4. Bildes („Beim Sklavenhändler“)
K6/TS13/A2 (Korrekturschicht)
D ORDALUS Sie war bei Puniern. D RITTE Achso, die verderben ja alles! E RSTE Kann sie punisch kochen? D ORDALUS Auch das. Ihr Vater war ein punischer Galeerenkapitän. E RSTE Was kostet sie? D ORDALUS Nichts! Nur zwanzig. Z WEITE K AUEFERIN 15. D ORDALUS 19. Z WEITE 15. D ORDALUS 18. Z WEITE 14. D ORDALUS (braust auf) 25! Z WEITE 13. D ORDALUS Also gut 15! Ab mit Schaden! 얍 D RITTER K AEUFER (kommt von links mit einem URALTEM S KLAVEN ) Dordalus, schau Dir das mal an! D ORDALUS ( hält, schaut hin und ist nicht angenehm berührt) Ich schau. 얍 D RITTER Sowas wagst Du zu verkaufen? Pfeffer hast Du ihm gegeben, damit er feueriger schreitet, er hats mir gestanden! D ORDALUS Er hat ja auch nur fünf Silberlinge gekostet. D RITTER Ist auch Geld! D ORDALUS Was willst Du für fünf haben? Einen Herkules? D RITTER Also nur nicht frech werden! Auf den zahl ich doch nur drauf! Kaum dass er kriecht, aber fressen tut er für drei! D ORDALUS Er ist eben sehr gescheit. Er war noch ein Schüler von Sokrates! D RITTER Ah was Sokrates! Ich brauch ein Mädel für alles! B
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Lesetext
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2 4 6 6 7 8–14
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D RITTE f alles!N ] Galeerenkapitän.N ] BNichts! NurN ] Bzwanzig.N ] B15.N ] BD ORDALUS f Schaden!N ] B B
B B
(braust auf)N ] hält f istN ]
ÖLA 3/W 123 – BS 58 e [2], Bl. 9
N
\D RITTE f alles!/ [Kap] |Galeerenkapitän.| [Nur] |Nichts! Nur| [vierzig] |zwanzig| [!] |.| [Fünfundvierzig!] |15.| (1) E RSTE [Sechsundvierzig!] Z WEITE [Achtundvierzig!] E RSTE [Fünfzig!] || ZWEITE Einundfünfzig! E RSTE Sechzig! Z WEITE Sechzig?! Ich kann mich beherrschen! D ORDALUS Also sechzig zum ersten, zum zweiten, zum dritten! Abgemacht! (zur E RSTEN \,/ \während alle K ÄUFER und K ÄUFERINNEN nach links abgehen/) Wo\hin/ darf ich ihn bitte zustellen lassen? Wo ankert [Ihre] |die| werte Galeere? E RSTE (wird verlegen) Meine Galeere, das ist nämlich so -- sie ist noch im Bau, nicht ganz fertig -D ORDALUS Aha! Gnädigste bauen nur vor, natürlich-natürlich! (zum S KLAVEN ) Verschwind! S KLAVE (verlässt das Podium und ab nach rechts) E RSTE (während sie bezahlt) Dass er mir nur nicht vertauscht wird. D ORDALUS Keine Sorge, Gnädigste! Bei uns herrscht Ordnung! Danke vielmals, beehrens mich wieder! E RSTE (ab nach links) (2) \D ORDALUS f Schaden!/ \(braust auf)/ \hält, [be] |schaut f ist|/
525
ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 31
ÖLA 3/W 123 – BS 58 e [2],Bl. 9
Fassung des 4. Bildes („Beim Sklavenhändler“)
5
10
15
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25
K6/TS13/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
D ORDALUS Also das ist er wieder weniger! D RITTER Ich werd mich da mit Dir herumärgern! Behalt Dein Klump! Mich siehst Du nichtmehr! (wütend ab nach links) D ORDALUS Komm, Alter! Bist müd? U RALTER Nein, ich fühl mich ganz frisch -D ORDALUS Hat er Dich schlecht behandelt? U RALTER Oh nein, ich lag in der Sonne mit den Hunden. D ORDALUS Und dort haben wir dann philosophiert? 얍 U RALTER Den Blödsinn hab ich mir schon längst abgewöhnt. Ich hab geschlafen. D ORDALUS Immer emsig, emsig -U RALTER Darf ich Euch was raten? Verkauft mich noch einmal -- (ab nach rechts) D ORDALUS (sieht ihm nach) Ein Seher. M ATROSA (kommt aus der Türe im Hintergrunde) D ORDALUS Matrosa! Wie gehts der kleinen Ausreisserin? M ATROSA Danke, sehr gut! Sie singt und schmückt sich soeben. D ORDALUS Sie soll sich nur noch schöner machen, heut kommt Kundschaft! L EMNISELENIS (tritt geschmückt und geschminkt aus der Türe im Hintergrunde; sie scheint heiter zu sein) Bin schon da! D ORDALUS Reizend sieht sie aus! Süss! M ATROSA Ich lieb sie schon lang. L EMNISELENIS Ihr seid alle so nett zu mir, mit was hab ich mir das verdient? D ORDALUS Das kommt erst noch. M ATROSA (zu L EMNISELENIS ) Kundschaft kommt! L EMNISELENIS (schrickt etwas zusammen, beherrscht sich jedoch sofort) Wer? D ORDALUS Haltet Euch fest! Der Praetor von Pompeji! M ATROSA Der Praetor? Persönlich?! D ORDALUS Nuna, unpersönlich! No hab ich Kunden? Man muss sagen -L EMNISELENIS (fällt ihm ins Wort) Wie alt ist er denn? D ORDALUS Das ist die einzige Schattenseite, denn so ganz ist er nicht-얍mehr der Jüngste. L EMNISELENIS (atmet auf) Hoffentlich! D ORDALUS Was hör ich?! M ATROSA Sie möcht von der männlichen Jugend nichts wissen. D ORDALUS Wieso warum denn nicht? L EMNISELENIS Weil die jungen Herren nur an sich denken. D ORDALUS So? Und an was denken denn noch die alten Herren, ausser an sich selbst? L EMNISELENIS An den Tod. (sie lächelt kurz) D ORDALUS (starrt sie an) M ATROSA (zu D ORDALUS ) Wenns nach ihr ging, würde sie sich einen Herrn Gebieter aus dem Greisenasyl holen. B
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29–30 31 36 38 39 40
der Jüngste.N ] Hoffentlich!N ] BD ORDALUS N ] Bkurz)N ] BD ORDALUS N ] BD ORDALUS N ] B B
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[jung.] |der Jüngste.| [So ist es recht!] |Hoffentlich!| [T OXILUS ] |D ORDALUS | kurz\)/ [und verbirgt dann wieder ihr Gesicht in den Händen)] [T OXILUS ] |D ORDALUS | [T OXILUS ] |D ORDALUS |
526
ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 32
ÖLA 3/W 123 – BS 58 e [2], Bl. 2
Fassung des 4. Bildes („Beim Sklavenhändler“)
B
5
B
Lesetext
D ORDALUS Aha! Jetzt begreif ich allmählich: sie sucht einen Erbonkel. Ein gichtiger Greis, wacklig, zittrig, hirnrissig, der mit dem einem Haxen bereits durch die Unterwelt hatscht und von dem sich gar federleicht allerhand erben lässt -schau-schau! Die geborene Krankenschwester! L EMNISELENIS Ihr versteht mich nur halb. D ORDALUS Wär ein Wunder! Denn jene Hälfte, dass Ihr nämlich von der männlichen Jugend überhaupt nichts wissen wollt -- wer soll diese Hälfte allerdings überhaupt kapieren? L EMNISELENIS Diese Hälfte kann ich mir nicht leisten. (sie geht auf und ab) Ihr dürft nicht annehmen, dass ich mit unerlaubten Mitteln, als da sind: böse Kräuter, Schlangengift, etcetera, das Ableben eines gebrechlichen Gebieters beschleunigen wollte. Ich würde auch nimmer ein massgebliches Wort in seinem Testament fälschen, aber ich tät ihm die Schrecken der Unterwelt ausmalen, und das fiele mir leicht, denn ich müsst ihm doch nur vom Schicksal der Sklaven auf der Oberwelt berichten. Die Haare würden ihm alle gen Himmel stehen und er würd mich vor lauter Grauen garantiert freikaufen, um nicht in der Unterwelt als Sklave verhandelt zu werden, als ein Ding mit menschlichen 얍 Allüren -D ORDALUS (unterbricht sie) Sei nicht so maniriert! Und nur nicht ungerecht werden, ja?! Frechheit! Wo man sich schon zerreisst für Dich! Einen leibhaftigen Praetor – und noch immer nicht zufrieden! (Stille) L EMN (leise) Verzeihung. D ORDAL (er sieht sie an, will ihr schon verzeihen, aber fährt sie wieder an) Was, Du weinst? Jetzt wo der Praetor jeden Augenblick -- Wein nicht, wie sieht denn das aus! Verwischst Dir noch die ganze Schminke ! M ATROSA Sie hat eine zarte Seele. D ORDAL Was verstehst schon Du unter Seele? N
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K6/TS13/A2 (Korrekturschicht)
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B
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1 1 1 4 5
D ORDALUS N ] sie f Erbonkel.N ] BEinN ] BDieN ] BL EMNISELENIS f halb.N ] B B
6 6 7 7 7 8 9 18 18 19–20 19 20 23
B
D ORDALUS N ] Wär keinN ] Bwer sollN ] BdieseN ] B N] Bkapieren?N ] B N] BSei f maniriert!N ] BUndN ] Bsich f zufrieden! N ] BschonN ] B N] B(er f an)N ]
24–25 25 25
B
27
B
B
wie f aus!N ] VerwischstN ] BSchminkeN ] B
schonN ]
B
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[T OXILUS ] |D ORDALUS | \[da] [|einen Erbo|] |sie f Erbonkel.|/ korrigiert aus: ein [Eine] |Die| [L EMNISELENIS (sieht ihn [plötzlich] |zum dritten Male| gross an) Ihr versteht mich nur halb.] |L EMNISELENIS f halb.| [T OXILUS ] |D ORDALUS | \Wär/ [K]|k|ein \wer soll/ [{ }]|d|iese [kapier ich] [nicht!] |kapieren?| [(erhebt sich)] xSei f maniriert! [Also] |Und| [alles für Dich tut!] |sich f zufrieden!| \schon/ [Sei f maniriert!]f x [Schon erledigt. Schon wieder alles gut -- (er stockt)] [|(er sieht sie an\)/ [und]|] |(er f an)| \wie f aus!/ [v]|V|erwischst (1) Schminke (2) [\{ }/] \schon/
527
ÖLA 3/W 122 – BS 58 e [1], Bl. 3
Fassung des 4. Bildes („Beim Sklavenhändler“)
B
B
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B
B
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BB
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B
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2–6 2 2 2–3 3 4 4 4 8 9
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B
D ORDALUS f kann}N ] horcht f und N ] BRichtig!N ] BApropos fortsehnen!N ] Bheut NachtN ] BjaN ] BschaunN ] B(raschN ] BL EM f aus?N ] BEr f Richter.N ] B B
17
B
17 17 19–529,5
B
19 20 23 23 23
B
Deinesgleichen f mirN ]
DeinesgleichenN ] sympathisch.N ] BP RAETOR f garnichts.N ] B
betrachtetN ] entzückendsteN ] BplötzlichN ] BLemniN ] BumN ] B
N
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Lesetext
L EMNISEL Was sich aus einem fortsehnt. D ORDALUS ( horcht auf und schlägt sich auf die Stirn) Richtig! Apropos fortsehnen! – heut Nacht ist nämlich einer ausgebrochen, ein Galeerensklave. Ich muss ja nach dem Gitter schaun – (rasch ab nach rechts) (Stille) L EM Kennst Du den Prätor? M ATROSA Nur vom sehen. L EM Wie sieht er denn aus? M ATROSA Gut. Er ist der Richter. Und er soll gerecht sein. L EM Dann werd ich ihn mal was fragen, was {Keiner lesen kann.} E IN S KLAVE (tritt links ein und meldet) Der Praetor von Pompeji! D ORDALUS (aufgeregt) Schon da? (zu L EMNI ) Marsch aufs Podium! L EMNI (stellt sich rasch aufs Podium) P RAETOR (tritt links ein mit Gefolge und einigen Liktoren) D ORDALUS Hohe und höchste Ehre, Exzellenz -P RAETOR Behalt Deine Titel! Ich bin der Praetor von Pompeji und das genügt. Rede überhaupt möglichst wenig, Deinesgleichen sind mir nicht sympathisch. D ORDALUS (verbeugt sich und deutet stumm auf das Podium) P RAETOR ( betrachtet L EMNI ) D ORD (kann sich nicht halten) Sie ist das entzückendste -P RAETOR (unterbricht ihn schroff) Ich bin nicht blind! (Stille) P RAETOR (plötzlich zu Lemni ) Dreh Dich um ! L EMNI (dreht sich um) (Stille) N
5
K6/TS13/A2 (Korrekturschicht)
N
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B
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\D ORDALUS f kann.}/ \horcht f und/ \Richtig!/ [Richtig] |Apropos fortsehnen!| [ich muss da nachschaun] [|heut Nacht|] |heut Nacht| [noch] |ja| [{sehn}] |schaun| [(]|(rasch| [Er ist] |L EM f aus?| (1) Er ist sehr gescheit. (2) \Er f Richter./ (1) Du bist mir (2) Deinesgleichen f mir korrigiert aus: Deinesgl ichen korrigiert aus: smpathi (1) P RAETOR f garnichts. (2) \Gern oder nicht gern! Du wagst es, mir mit Deinem Gehandle die Zeit zu stehlen! Meine Zeit ist teuer, wie Deine Hetäre und ich zieh sie Dir ab: ich gebe Dir 50 Silberlinge und Schluss!! D ORDALUS 50?! [D ORDALUS Keinen Groschen weniger.] |PRAETOR Wenn Du noch länger {zögerst} werdens weniger.| D ORDALUS Und/ korrigiert aus: betr chtet korrigiert aus: entzü cj ndste korrigiert aus: plötzich korrigiert aus: Le ni [r]um
528
Fassung des 4. Bildes („Beim Sklavenhändler“)
K6/TS13/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
P RAETOR Einen Sessel! E IN L IKTORE (bringt ihm einen Sessel) P RAETOR (setzt sich) Also: was soll das Kind kosten? D ORD Wenig. P RAET Wenig ist garnichts. B
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5
B N B N
M ATROSA Was? Lemni schielt?! P RAETOR Wie redet die zu mir? L EM Es ist meine Dienerin, verzeiht ihr, Herr – P RAETOR (wendet sich an Dordalus wirft ihm einen Beutel zu ) Hier hast Du 100 Silberlinge und Schluss! D ORDALUS Hab ich das notwendig Sklaven zu verkaufen?! Ich verkauf ab morgen Hosen! 얍 P RAETOR (tritt auf L EMNI zu, die noch immer auf dem Podium steht) Verzeih mir, Kind, dass ich Dich so herunterhandelte, aber ich finde Du bist dreihundert wert -hier hast Du zweihundert, ich gebe sie lieber Dir. (er wirft sie Matrosa zu) L EMNI (glücklich) Oh Herr -P RAETOR Ich finde Dich wunderschön, und ich sagte das alles nur, um Dir das Geld zukommen lassen zu können. D ORDALUS Und wer hats ihr verschafft? Ich. P RAETOR Wie heisst Du eigentlich? L EMNI Lemniselenis. P RAETOR ( stutzt ) Ach! Sag mal: kennst Du einen gewissen Toxilus? L EMNI (erschrickt etwas) Nein. P RAET So? L EMN (unsicher) Vielleicht nur flüchtig – P RAETOR Dann hat er also auch das gelogen. (Stille) L EMNI (bange) Was hat er denn gelogen? P RAETOR Er hat behauptet, dass er den Bankeinbruch, bei dem er gestern ertappt worden ist , für Dich verübt hat -- nicht in Deinem Auftrag, nein, erschrick nur nicht! -- sondern ganz von allein! Er wollte Dich überraschen und wollte Dich freikaufen, der Narr! Er scheint Dich sehr zu lieben -- kein Wunder -- (er lächelt) B
N
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B
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B N
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B
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N B
N
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B
2 3 6 7 8–14 9 11 15 17 24 24 25 27 27 27 28 32
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L IKTORE N ] ] B N] B N] BM ATROSA f Hosen!N ] BP RAETOR f mir?N ] BDordalus f zu)N ] Bsteht) VerzeihN ] BDir. (erN ] B N] BstutztN ] BNein.N ] B(unsicher)N ] BVielleichtN ] Bflüchtig –N ] Balso f dasN ] Bworden istN ] B
B N
L IKTOR \E / [Hm,]
|
|
gestrichen: (Seite 39[)] – 40 ) vgl. K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 42f.
[\P RAETOR Gern oder nicht gern, mir wirds jetzt zu dumm!/] \M ATROSA f Hosen!/ \P RAETOR f mir?/ Dordalus[)]|wirft f zu)| korrigiert aus: steht)Verzeih korrigiert aus: Dir.(er gestrichen: ) korrigiert aus: stuzt [Ja.] |Nein.| \(unsicher)/ [Aber] |Vielleicht| flüchtig[!] |–| [doch] [|{da}|] |also f das| [wurde] |worden ist|
529
N
ÖLA 3/W 122 – BS 58 e [1], Bl. 4
Fassung des 4. Bildes („Beim Sklavenhändler“)
5
K6/TS13/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
L EMNI Er hat einen Bankeinbruch? P RAETOR Er wollte nur. Wir werden ihn morgen im Zirkus sehen, dort kämpft er um sein Leben. L EMNI Um sein Leben? P RAETOR. Ja. Ich habe ihn verurteilt.
( Vorhang ) B
8
B
VorhangN ]
N
korrigiert aus: vorhang
530
531
Dialogskizze, Replik
ÖLA 3/W 123 – BS 58 e [2], Bl. 6v
532
Dialogskizze, Replik
K6/E11–E12
533
Lesetext
Fassung des sechsten Bildes („Im Zirkus“)
K6/TS15 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 SECHSTES BILD
ÖLA 3/W 125 – BS 58 f [1], Bl. 1
Im Zirkus von Pompeji, während einer Vorstellung. Es ist Mittag und der Himmel ist blau. Wir befinden uns hinter den Sitzplätzen. Unten im Hintergrunde zwei breite vergitterte Verliese, in denen die Gefangenen auf die Löwen warten. Rechts führt eine Treppe auf den ersten Stock, der sich in Form eines Ganges über die Bühnen zieht. Die Bühne ist in zwei Teile geteilt: unten die Kasematten, usw. Oben rechts eine Art Buffet, links führt ein Gang im Hintergrund zu den Sitzplätzen. Rechts eine Treppe herunter. Oben befindet sich eine Bank. Der B UFFETIER steht am Buffet . Auf der Bank oben würfeln ZWEI G LADIATOREN . Man hört aus der Arena Musik und Gejohle, Beifall und Pfiffe. B AGNIO und der P ARASIT kommen von links unten. B
5
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N
BUFET BUFET P ARASIT Da liegen die Gefangenen. B AGNIO Erinner mich nicht! P ARASIT Was heisst das? Du warst doch noch nie eingesperrt! B AGNIO Ich wollte sagen: erinner mich nicht an die Zukunft. Wenn ich mal reinkomm, komm ich nimmer raus -P ARASIT Bei meinen Beziehungen möcht ich nicht Gift darauf nehmen. B AGNIO (tritt links hin) Da liegt einer drinn! P ARASIT (tritt ans andere Gitter) Da liegen drei -- nein! 2, 3, 4, 7! B AGNIO (klopft mit einem falschen Geldstück an die Eisenstäbe ) Aetsch! (zum P ARASITEN ) Er rührt sich nicht! Aetsch! P ARASIT Lass ihn, vielleicht ist er schon fertig! Er rührt sich nicht, hörst mich denn nicht? Ich sags Dir ja! Klopf nicht mit unserem Geld an das Gitter -- komm lieber, ich hab schon Hunger! W AERTER (kommt von unten rechts) Das Necken der Verurteilten ist verboten! Folg Deinem Vater! P ARASIT Siehst Du! (ab mit B AGNIO an das Buffet , dort isst er und trinken) W AERTER (geht an den Gittern vorbei) T OXILUS (erscheint beim Gitter links) He, wann komm ich endlich dran? W AERTER Ich hab kein Programm. N
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7 7 8 10 14 23
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27 28 30 31 31 33
B N
B
vergitterteN ] auf f warten.N ]
zieht. DieN ] usw. ObenN ] BführtN ] BBuffetN ] BBUFET BUFETN ] BEisenstäbeN ] B
] VerurteiltenN ] BBuffetN ] BW AERTER N ] BanN ] BIch f Programm.N ] B
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N
N
verg[o]|i|tterte (1) sitzen. (2) auf f warten. korrigiert aus: zieht.Die korrigiert aus: usw. Oben korrigiert aus: führ korrigiert aus: BUffet [\BUFFET/] |BUFET BUFET| (1) Gitter (2) Eisenstäbe gestrichen: ( [Gefangenen] |Verurteilten| korrigiert aus: B UFFET korrigiert aus: A UFSEHER korrigiert aus: aan [[Bald.] |Was weiss ich!| (ab nach links)] |Ich f Programm.|
534
Fassung des sechsten Bildes („Im Zirkus“)
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1 1 1 1 7 7 12 14 16 17 18 18–19 19 19 19 19 21 23 26 26 28 28
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10
Lesetext
( Aus dem rechten {Gewölbe} dringt nun ein leiser einfacher Gesang) T OXILUS Wer singt denn da? W AERTER Das sind Christen. 얍 T OXILUS Was ist das? W AERTER Es sind Ueberzeugungstäter. Freu Dich, dass Du nur ein Krimineller bist -(ab nach links) T OXILUS Ich freu mich. Wer als {armer} {Bursche} P ARASIT (zu B AGNIO ) Schau im Programm: was kommt denn jetzt dran? B AGNIO Die Löwen. P ARASIT Schon wieder die Löwen? Dann bleib ich noch da. Fade Sache! Sie zerreissen und aus! Immer dasselbe! Und dann?! B AGNIO Lebende Fackeln. P ARASIT Eckelhaft! Das hängt da und brennt! Kein Kampfmotiv und nichts! (Gejohle und Geschrei) (Posaunen) B AGNIO Was ist das?! Das ist ja schon das Pferderennen! Komm Vater, rasch! P ARASIT Vergiss das zahlen nicht! B AGNIO Da! Behalt den Rest! (rasch ab nach links) B UFFETIER (verbeugt sich) Danke! (betrachtet das Geldstück) Hoppla, das klingt ja garnicht! Das ist ja falsch – He, Liktoren! Liktoren! (er will rasch nach links ab und stösst mit D ORDALUS zusammen) D ORDALUS Nanana! Aufpassen-aufpassen! B UFFETIER Oh Verzeihung, Herr Dordalus, aber ich hab grad falsches Geld erhalten -- (ab) D ORDALUS Wichtigkeit! (er steigt die Treppe hinab, während draussen grosses Gejohle herrscht, und blickt in den ersten Käfig) Da ist er nicht! (in den zweiten) Da ist er auch nicht ! Doch, da ist: Toxilus! T OXILUS (tritt an das Gitter) Du bists? D ORDALUS Ich hab einen Brief für Dich -- von Lemniselenis. Ich kann ihren Namen nicht aussprechen, er ist mir zu lang -T OXILUS Von ihr? Einen Brief? B
5
K6/TS15 (Korrekturschicht)
Aus demN ] {Gewölbe}N ] Bdringt f Gesang)N ] BeinfacherN ] BT OXILUS f Bursche}N ] BWer f Bursche}N ] BLebendeN ] B(Posaunen)N ] BzahlenN ] BRest! (raschN ] Bsich)N ] Bdas f garnicht!N ] BDasN ] Bfalsch –N ] BHe,N ] BLiktoren!N ] BAufpassen-aufpassen!N ] B-- (ab)N ] Bauch nichtN ] BDoch f ist:N ] B N] BIchN ] B B
N
[In]|Aus| de[r]|m| [Zelle] |{Gewölbe}| [singen nun die Christen: Kyrie Eleison!)] |dringt f Gesang)| [{choralähnlicher}] |einfacher| \T OXILUS f Bursche}/ Textübernahme Plautus, PER2 korrigiert aus: Leb nde
\(Posaunen)/ korrigiert aus: zahl n korrigiert aus: Rest!(rasch korrigiert aus: sich und )
\das f garnicht!/ [d]|D|as falsch[!]|–| [Holla, falsch ,] |He,| \Liktoren!/ Aufpassen[;]|-|aufpassen! korrigiert aus: --(ab) \auch nicht/ [He,] |Doch f ist:| gestrichen: ihr., korrigiert aus: ich
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ÖLA 3/W 125 – BS 58 f [1], Bl. 2
Fassung des sechsten Bildes („Im Zirkus“)
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B
N
N
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7 15 15 16 19 21 24 35
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B
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Lesetext
D ORDALUS Sie sitzt mit dem Praetor droben in der Loge! T OXILUS Gib her! D ORDALUS Seit wann kannst Du lesen? T OXILUS Ah, das hab ich jetzt ganz vergessen! Lies ihn mir vor! D ORDALUS Drum bin ich ja da. Es ist ganz heimlich. T OXILUS Was verdienst Du damit? D ORDALUS Ich bitte Dich, gönn mir das Vergnügen -- ich versäum ein ganzes Rennen! Also hör: (er liest) Lieber Toxilus, ich will Dir nur sagen, dass ich Dich zuerst betrogen habe, ich liebte Dich nicht. Aber jetzt, seit ich weiss, dass Du zum Tode verurteilt bist, 얍 jetzt liebe ich Dich unendlich. Sei frohen Mutes! Du wirst nicht sterben -T OXILUS Was werd ich nicht? D ORDALUS Nicht sterben. Wieso wirst Du nicht sterben? -- (er liest weiter) Ich vertrag mich nämlich mit dem Praetor sehr gut und ich wickle ihn bereits um meinen kleinen Finger , er tut alles, was ich will, er glaubt mir jede Lüge. Ich redete es ihm ein, dass er unbedingt auf die Rückkehr K.R. Thagos warten muss, denn vielleicht hat er doch geschenkt, und er willigte bereits ein, dass Du heute nicht drankommst. Wenn man ihm beim Recht packt mit einem Kniff, geht er auf alles ein, und Thago -T OXILUS Dieser Thago! Der? T HAGO (tritt ohne Maske an das Gitter rechts) Wer nennt hier immer meinen Namen? Ach, Dordalus! Du bists? D ORDALUS Wer seid Ihr? Thago? Der Präsident? T HAGO Ja. Du erkennst mich nicht, weil Du mich zum erstenmale ohne Maske siehst. Ich bins. D ORDALUS Wie kommt Ihr her? T HAGO Ich bin Christ geworden. D ORDALUS Wieso? Ihr? T HAGO Wir gerieten in einen Orkan und das Schiff sank. Wir trieben auf den Wellen. Wir riefen alle Götter an -- dann endlich sagte Idiotima, rufen wir doch den neuen an, und siehe, er rettete unser Leben. So kamen wir hierher. D ORDALUS Also um Euer Leben zu retten, seid Ihr hierher gekommen? T HAGO Du bist verwirrt. D ORDALUS Dass Ihr ein Christ werdet -- jetzt steht die Welt nimmer lang! T HAGO Ja, ich hätts auch nicht gedacht. Der Reichtum eckelte mich eh schon an! D ORDALUS Und wo ist Euere Tochter? Und Euer Schwiegersohn? T HAGO Das weiss ich nicht. Sie sind auch bekehrt, aber hier sind sie nicht. Sie sind geflohen -- -- Wer ist hier neben mir in der Zelle? D ORDALUS Toxilus. T HAGO Ach! Gibts das auch noch! B
10
K6/TS15 (Korrekturschicht)
gönn mirN ] kleinen FingerN ] BLüge. IchN ] BThagosN ] Bein,N ] BdasN ] BDu michN ] BJa f an!N ] B B
N
korrigiert aus: gönnmir korrigiert aus: Finger kleinen korrigiert aus: Lüge.Ich korrigiert aus: T HAGOS korrigiert aus: ein , korrigiert aus: dem korrigiert aus: ich (1) Ich halte mein Wort, aber nur dem lieben Gott gegenüber. (2) Ja f an!
536
ÖLA 3/W 125 – BS 58 f [1], Bl. 3
Fassung des sechsten Bildes („Im Zirkus“)
K6/TS15 (Korrekturschicht)
T OXILUS Herr Präsident! T HAGO Ja? T OXILUS Ich hätte eine grosse Bitte an Euch: wenn Ihr vielleicht doch nochmal 얍 den Praetor sehen würdet, dann sagt ihm doch -T HAGO Ich den Prätor? T OXILUS Es ist alles möglich! Dann sagt ihm doch, Ihr hättet mir 600 Silberlinge geschenkt -- ich hab sie Euch nämlich gestohlen und dafür soll ich jetzt mit den Löwen zusammenkommen! T HAGO Achso -- (er lächelt) Gern sag ich das. Ich lüge ja auch nicht dabei, ich hab sie Euch nicht geschenkt, es ist Euer Geld. T OXILUS Mein Geld? D ORD Sein Geld? T HAGO Natürlich! Ich hab ihm doch acht Jahre nichts bezahlt und er hat mir so viele Dienste erwiesen. Oh Gott, bin ich Dir dankbar, dass Du mir noch diese Möglichkeit gibst, etwas wieder gut zu machen! D ORDALUS Gebet das schriftlich! T HAGO Gern! (er schreibt es durch die Gitterstäbe) T OXILUS Das ist die Rettung! D ORDALUS Ich lauf jetzt damit sofort zum Prätor in die Loge! Alles Gute! ( ab nach oben) T HAGO Toxilus. T OXILUS Ja. T HAGO Weisst Du, wo Lemniselenis ist? Warum antwortest Du nicht? T OXILUS Es geht ihr gut. T HAGO Warum sagst Du das so traurig? T OXILUS Ich weiss es nicht. T HAGO Wenn Du sie sehen solltest , dann sag ihr einen Gruss von mir, und ich bitte sie um Verzeihung, wenn ich ihr weh getan habe. Ich hab es nicht besser verstanden -T OXILUS Ich werds ihr sagen. Hört mal -T HAGO Ja? T OXILUS Ich denk mir gerade, das muss doch ein mächtiger Gott sein, der das an Euch fertig bringt -T HAGO Ja, das will ich meinen -- Glaube an ihm und es geht Dir wie mir. T OXILUS Wie Euch? Ihr werdet doch jetzt gleich sterben. T HAGO Ja. Hoffentlich. Und dann wirds erst schön -T OXILUS Dann erst? T HAGO Leb wohl! (er zieht sich zurück) T OXILUS Meine Hochachtung, Herr Präsident. 얍 B AGNIO UND DER P ARASIT (kommen oben von links, treten ans Buffet) Jetzt kommen wieder die Löwen dran, fade Gschicht! Da ist niemand da? Umso besser! (sie fressen) B
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Lesetext
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B
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dochN ] so vieleN ] BRettung!N ] BabN ] Bsehen solltestN ]
3 13 18 19 27
B
\doch/
B
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B
korrigiert aus: soviele korrigiert aus: Rettung ! korrigiert aus: ab) (1) siehst (2) sehen solltest korrigiert aus: gott
GottN ]
N
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ÖLA 3/W 125 – BS 58 f [1], Bl. 4
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N
ÖLA 3/W 125 – BS 58 f [1], Bl. 5
Fassung des sechsten Bildes („Im Zirkus“)
Lesetext
B UFFETIER (kommt von links mit einem L IKTOR ) Ach, da seid Ihr ja! Ihr esst hier! P ARASIT Tröstet Euch, wir zahlen alles! B UFFETIER Ich tröste mich garnicht! Denn was Ihr da zahlt, ist alles falsches Geld! B AGNIO Was?! Ich hätt falsches Geld?! Das wagt Ihr?! B UFFETIER Durchsucht sie! P ARASIT Das lass ich mir nicht bieten, ich bin ein Freund des Praetors! L IKTOR Kann jeder sagen! (er durchsucht ihn und findet falsches Geld) Da! Alles falsch, falsch! P ARASIT Mich kriegt ihr nicht! (er rennt die Stufen hinab und nach rechts, direkt dem P RAETOR in die Arme, der mit L EMNISELENIS , D ORDALUS und Gefolge kommt) Ach! P RAETOR Ach, Du bists! Das freut mich aber, Dich zu sehen , Freund! Verzeih, wenn ich eilig bin, komm morgen abend zum Essen -P ARASIT Gern! L IKTOR (kommt und nimmt ihn am Arm) Praetor! Der Mann hat falsches Geld ausgegeben! P RAETOR Falsches Geld? Mein Freund! L IKTOR Wir haben ihn durchsucht, er wollte gerade fliehen und lief Euch in die Arme. Dort oben steht der Zweite! L EMNI Bagnio! P RAETOR Was? Du kennst den? L EMNI Er ist mein Bruder! P ARASIT Und ich bin ihr Vater. P RAETOR (fasst sich ans Herz) Später! Wartet hier! (er tritt zu den Zellen) Oeffnet beide Tore! W AERTER (öffnet) P RAETOR Toxilus, tritt heraus! T OXILUS (tritt heraus) P RAETOR Thago! Heraus! W AERTER Es ist keiner mehr drinn, sie sind bereits erledigt. D ORDALUS Wenn das Geld auch falsch ist, die Schrift ist echt! P RAETOR Ja. Ich kenne sie. Ich muss wohl glauben, was ein Sklavenhändler beschwört -- -- (er blickt empor) Oh Jupiter, hehrer Sohn 얍 der Rhea, höchster Gott! Und all ihr Götter! Unfassbar ist Euer Urteilsspruch , Ihr lasst Thago von den Löwen zerreissen, mein Freund hat falsches Geld, und Toxilus ist reich -- Ihr lasst das Unrecht recht sein. Sagt, Ihr Götter, was habt Ihr vor mit unserer Welt? (Stille) B
5
K6/TS15 (Korrekturschicht)
N
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1 6 7 9 10 12 19 23 33 34 36
linksN ] FreundN ] BdurchsuchtN ] BdirektN ] BL EMNISELENIS ,N ] Bzu sehenN ] BArme. DortN ] BP ARASIT N ] BOh f Gott!N ] BUrteilsspruchN ] BunsererN ] B B
korrigiert aus: links) korrigiert aus: freund korrigiert aus: d rchsucht korrigiert aus: ddirekt korrigiert aus: L EMNISELENIS korrigiert aus: zusehen korrigiert aus: Arme.Dort korrigiert aus: § ARASIT Textentlehnung Plautus, PER8 korrigiert aus: urteilsspruch korrigiert aus: unsere
538
N
ÖLA 3/W 125 – BS 58 f [1], Bl. 6
Fassung des sechsten Bildes („Im Zirkus“)
K6/TS15 (Korrekturschicht)
Lesetext
(Es wird rot, die Erde bebt, unterirdisches Donnern, Grollen, Schreie: Der Vesuv ! Der Vesuv! Es wird finster und alles stürzt zusammen) B
N
B
N
5
(Vorhang)
1 1 1
ErdeN ] unterirdischesN ] BVesuvN ] B B
korrigiert aus: erde korrigiert aus: unte irdisches korrigiert aus: VEsuv
539
B
N
Fragmentarische Fassung des siebenten Bildes
K6/TS16 (Grundschicht)
Lesetext
얍 SIEBENTES BILD B
5
10
ÖLA 3/W 125 – BS 58 f [1], Bl. 7
Wieder vor der Villa am Meer, und zwar am selben Tag. Es geht gegen Abend. Ein feuriger Schein ist am Himmel, die Villa ist ein Trümmerhaufen. Der A UFSEHER sitzt verwundet auf den Trümmern mit verbundenem Kopf, P AEGNIUM dabei, auch verletzt, sonst niemand. N
B
N
A UFSEHER Das war ein Tag! Zuerst hast Du mich geärgert, dann waren die Eier faul, dann ist meine Peitsche zerbrochen, dann hab ich die Suppe verschüttet, und dann das! Dann das! P AEGNIUM In Pompeji ists noch viel schlimmer. Da ist alles voll Lava. Alles kaputt . Nur wenige konnten sich retten -A UFSEHER Wenn ich nicht das Glück gehabt hätt, dass ich Dich grad da verfolgt hab, läg ich jetzt auch da unter den Trümmern. P AEG Es war also zuwas gut, dass ich Dich geärgert hab! A UFSEHER Ja, aber da muss dann schon ein Erdbeben kommen! P AEG Wir haben überhaupt Glück gehabt, dass keiner tot ist, weil alle am Feld waren, nur Du wärst der Einzige gewesen -- wo stecken sie denn jetzt? A UFSEHER Im Weinkeller. Sie saufen vor Freud, dass alles hin ist! Rindvieher! I DIOTIMA UND G LORIOSUS (kommen von rechts) B
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\Abbruch der Bearbeitung\
3 3
B B
WiederN ] selbenN ]
11
B
kaputtN ]
korrigiert aus: WIeder (1) nächsten (2) selben korrigiert aus: kaput
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N
Konzeption 7: Pompeji. Komödie eines Erdbebens in sechs Bildern
541
Fragmentarische Fassung des VI. Bildes
K7/TS1 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 VI. Bild. (Es wird allmählich wieder heller und man BerkenntN eine Katakombe: einen niederen unterirdischen Gang, der sich von links nach rechts zieht – Beine Fackel brennt an der Wand)N 5
M ATROSA (kommt von links mit Toxilus, der einen Verband um den Kopf hat, und Lemniselenis) L EM Wo sind wir da? M ATR Jetzt seid Ihr unter der Erde. L EM Und hier wohnt Gott? M ATR Etwas weiter vorn, dort steht sein Altar. Jetzt sind wir in Sicherheit. T OXILUS Oben ist alles zusammengebrochen. M ATR Mein Gott war das ein Tag! Zuerst die Eier, dann hab ich die Suppe verschüttet, dann bin ich ausgerutscht, dann hab ich mich geärgert, und dann das, dann das! (sie deutet nach oben) Ein Erdbeben! T OXILUS Und was für eins! Es ist ein Wunder, dass wir noch leben! M ATR Jaja, ein Vesuv ist kein Witz. M ATR Macht es Euch nur bequem! Da ist Wasser für Deine Wunde – L EM Wart ich helf! T OXILUS Au! Ihr tut mir ja weh! B N
B
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B N
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B N
B B
B
N B
N B
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NN
B
B
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N B
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E IN H ERR (erscheint rechts) D IE D REI (erblicken ihn) M ATROSA (verbeugt sich) H ERR Ich bitt Euch, Bruder und Ihr Schwestern, seid etwas ruhiger! Ich muss mich sammeln. Ich schreib hier nämlich einen Brief – M ATROSA Wir sind schon ganz still. H ERR Ich danke Euch! (ab) B
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B
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N
N
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T OXILUS Wer war denn das? 2 3–4 7 9 10 11 11 11 12 12 13 14 14 16–17 17 17 18 24 26 26 27
erkenntN ] eine f Wand)N ] B N] Bseid IhrN ] B N] B N] Bvorn f Altar.N ] BJetztN ] BT OXILUS N ] BOben f zusammengebrochen.N ] BM ATR N ] Bbin f dannN ] BdannN ] BUnd f Jaja,N ] BM ATR N ] BeinN ] BDaN ] B(verbeugt sich)N ] Bsammeln.N ] BhierN ] BM ATROSA N ] B B
erkenn[{ }]|t| [von rechts her fällt Licht herein)] |eine f Wand)| [Hier wären wir.] [sind wir] |seid Ihr| [der neue] [|Dein|] [Ja.] [|Er ist auch der {Eine}.| ] vorn[.]|,| [\da/] [|dort wo der Altar steht.|] |dort f Altar.| [Hier] |Jetzt| \T OXILUS / [Jetzt] |Oben f zusammengebrochen.| \M ATR / \bin f dann/ [{dann}] |dann| [Jaja,] [|Und was für|] |Und f Jaja,| \M ATR / [der] |ein| [Hier] [|Da|] |Da| [(verbeugt s] |(verbeugt sich)| sammeln[!]|.| [da] |hier| [M] |M ATROSA |
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ÖLA 3/W 127 – BS 58 f [3], Bl. 2
Fragmentarische Fassung des VI. Bildes
N
B N B
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B
N
B N
H ERR (kommt wieder) Ich möcht Euch doch sehr bitten, etwas stiller zu sein, es ist unmöglich bei Eurem Lärm einen richtigen Satz zu schreiben. Redet doch nicht so viel , Gott hört Euch auch, wenn Ihr schweigt! (ab) D IE D REI (schweigen) L EM ( legt sich: sie machen ihm einen Verband; er verzieht das Gesicht, gibt aber keinen Ton von sich) T OXILUS Glaubst Du wirklich , dass Gott uns jetzt hört? M ATROSA Natürlich! Gott hört auch das Nichts. B
B
B
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N
B
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B
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B N
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B
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B
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B N
15
Lesetext
M ATROSA Ich weiss nicht, wie er heisst. Er ist erst gestern gekommen. Ich weiss nur, dass er Briefe schreibt – T OXILUS An seine Frau? M ATR Nein, er schreibt Briefe, gleich so an ganze Städte. Zum Beispiel, an die Korinther – B
5
K7/TS1 (Korrekturschicht)
\Abbruch der Bearbeitung\
3 4 4 4 4 7 8 8 9 9 11 11–12
B
An seineN ] ] BerN ] BgleichN ] B N] BstillerN ] BLärmN ] BrichtigenN ] Bso vielN ] B N] BlegtN ] Bsie f sich)N ]
13 13 14
B
B N
wirklichN ] jetztN ] B N] B
[Hat er] |An| \s/eine [das glaub ich nicht.] [E]|e|r \gleich/ [\mir scheint,/] [stiller] |stiller| [{G}] |Lärm| [{ver}] |richtigen| korrigiert aus: soviel [denkt lieber an Gott,] l[{a}]|e|gt (1) sie {richten} schweigend ihr Lager) (2) \sie f sich)/ \wirklich/ \jetzt/ [Pst!]
543
N
Fragm. Fassung des sechsten Bildes („Im Zirkus“)
K7/TS2/A1 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 SECHSTES BILD
ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 40
Im Zirkus von Pompeji, während einer Vorstellung. Wir befinden uns hinter den Sitzplätzen. Die Bühne ist in zwei Teile geteilt, unten und oben. Unten sehen wir zwei breite Gittertüren, dahinter liegen die Gewölbe, in denen die Gefangenen warten, bis sie von den Löwen zerrissen werden. Es ist finster in den Gewölben und die Gefangenen werden nur sichtbar, wenn sie am Gitter stehen. Rechts führt eine Treppe nach oben. Dort befindet sich 얍 ein Buffet . Links oben führt ein Gang nach den Sitzplätzen. Man hört aus der Arena immer wieder Musik, Gejohle, Beifall und Pfiffe. Es ist Mittag und das Wetter ist herrlich. Der B UFFETIER bedient soeben EINIGE G AESTE , während B AGNIO und der P ARASIT unten von links erscheinen.
5
B
B
10
B B
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N
B B
N
B
N
B AGNIO (deutet nach den Gewölben) Dort liegt das Löwenfutter. Die Gefangenen. P ARASIT Erinner mich nicht! B AGNIO Wieso? Du warst doch noch niemals eingesperrt! Manchmal hab P ARASIT Ich wollte sagen: erinnere mich nicht an die Zukunft! ich Ahnungen -B AGNIO Bei Deinen gesell Beziehungen nehm ich Gift darauf, dass Du mit ruhigem Gewissen auf Deine Ahnungen pfeifen kannst! P ARASIT Fordere die Götter nicht heraus! Ich werd nichtmehr so oft eingeladen -B AGNIO Lass mich nur mit denen in Ruh! (er tritt an die linke Gittertür und blickt hinein) Da liegt einer drinn. P ARASIT (blickt durch die rechte Gittertür) Da liegen sogar sechs – Nein! 2, 3, 4, 7! Sieben! B AGNIO (klopft mit einem falschen Geldstück an die Gitterstäbe) Kling-kling! (zu Parasit) Er rührt sich nicht. P ARASIT Lass ihn schlafen. N
B
N B
N
N
N
N
B N B N BB
N
N
B
N
B
N
B
20 B
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N B
B
B
N
B
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N
B
N
B
BuffetN ] B UFFETIER N ] BEINIGE N ] BB AGNIO N ] Bliegt f Löwenfutter.N ] BDie Gefangenen.N ] BP ARASIT N ] BB AGNIO N ] BP ARASIT N ] B N]
N
8 10 10 13 13 13 14 15 16 16
B
16 16–17 16 18 18–19
B N
Absatz vom Autor getilgt
B
20 20 20 21–545,4 21 21 25–26 26
B
[I]|i|ch3 hab2 [halt] manchmal1 [so] Ahnungen4 korrigiert aus: manchmal \gesell/ gemeint ist: gesellschaftlichen [Du niemals verurteilt wirst.] |[Dich] |Du \mit ruhigem Gewissen/ auf| Deine Ahnungen [trügen.] |pfeifen kannst!|| [Sag das nicht so!] |Fordere f heraus!| [Ich f eingeladen --] eingel\a/den \B AGNIO f Hunger!/ [Aber Vater] |Lass f Ruh!| [mit Deinen Göttern] |nur f denen| \(zu Parasit)/ korrigiert aus: nicht
B
] Manchmal f AhnungenN ] BManchmalN ] BgesellN ] BDu f kannst!N ] Fordere f heraus!N ] Ich f eingeladen --N ] BeingeladenN ] BB AGNIO f Hunger!N ] BLass f Ruh!N ] Bnur f denenN ] B(zu Parasit)N ] Bnicht.N ] B
Buffet[t] B UFFE [TT ]|T |IER [E ]|E |INIGE [P ARASIT ] |B AGNIO | lieg[en]|t| \das Löwenfutter./ [d]|D|ie [Gefangenen.] [|Verurteilten.|] [B AGNIO ] |P ARASIT | [P ARASIT ] |B AGNIO | [B AGNIO ]|P ARASIT | [B AGNIO Aber [Papa!]|Vater!| P ARASIT Lass mich.]
544
ÖLA 3/W 126 – BS 58 f [2], Bl. 2
Fragm. Fassung des sechsten Bildes („Im Zirkus“)
B
B AGNIO (klopft wieder) Kling-kling! P ARASIT Spiel Dich nicht da mit Deinem Geld! B AGNIO Es wundert mich, dass es klingt! P ARASIT Komm – ich hab eh schon Hunger! B
B B
5
K7/TS2/A1 (Korrekturschicht)
N
B
N
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N B
N B N
NN
\Abbruch der Bearbeitung\
1–4 2 2 3 4 4 4
B AGNIO f Hunger!N ] Spiel DichN ] BGeld!N ] BB AGNIO f klingt!N ] BP ARASIT N ] BKommN ] B N] B B
\B AGNIO f Hunger!/ [Klopf] |Spiel Dich| Geld[,]|!| \B AGNIO f klingt!/ eingefügt korrigiert aus: komm
[lieber ans Buffet]
545
Lesetext
Fragm. Fassung des sechsten Bildes („Im Zirkus“)
K7/TS2/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 SECHSTES BILD
5
10
ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 40
Im Zirkus von Pompeji, während einer Vorstellung. Wir befinden uns hinter den Sitzplätzen. Die Bühne ist in zwei Teile geteilt, unten und oben. Unten sehen wir zwei breite Gittertüren, dahinter liegen die Gewölbe, in denen die Gefangenen warten, bis sie von den Löwen zerrissen werden. Es ist finster in den Gewölben und die Gefangenen werden nur sichtbar, wenn sie am Gitter stehen. Rechts führt eine Treppe nach oben. Dort befindet sich ein Buffet. Links oben führt ein Gang nach den Sitzplätzen. Man hört aus der Arena immer wieder Musik, Gejohle, Beifall und Pfiffe. Es ist Mittag und das Wetter ist herrlich, wie im ersten Bild. Der B UFFETIER bedient soeben EINIGE G AESTE , während B AGNIO und der P ARASIT unten von links erscheinen. B AGNIO (deutet nach den Gewölben) Dort liegt das Löwenfutter. Die Gefangenen. P ARASIT Erinner mich nicht daran! B AGNIO Wieso? Du warst doch noch niemals eingesperrt! P ARASIT Ich wollte sagen: erinner mich nicht an die Zukunft. Manchmal hab ich solch Ahnungen, als hätt man schon einmal gelebt. B AGNIO Bei Deinen gesellschaftlichen Beziehungen nehm ich Gift darauf, dass Du mit ruhigem Gewissen auf alle Deine Ahnungen pfeifen kannst! P ARASIT Forder die Götter nicht heraus! B AGNIO Lass mich nur mit denen in Ruh! (er tritt an die linke Gittertür und blickt hinein) Da liegt einer drinn. P ARASIT (tritt an die rechte Gittertür) Da liegen sogar sechs -- nein! Zwei, drei, vier, sieben! B AGNIO (klopft mit einem falschen Geldstück an die eisernen Gitterstäbe) Klingkling! (zum P ARASITEN ) Er rührt sich nicht. P ARASIT Lass ihn schlafen. B AGNIO (klopft wieder) Kling-kling! P ARASIT Spiel Dich nicht mit Deinem Geld. B AGNIO Ich spiele nicht, ich wunder mich nur, dass es klingt -- (er klopft wieder) Kling-kling! W AERTER (kommt von unten rechts; zu B AGNIO ) Das Necken der Verurteilten ist verboten! P ARASIT (zu B AGNIO ) Siehst Du! Folg Deinem Vater, ich hab eh schon 얍 Hunger -(er steigt mit B AGNIO die Treppe empor und Beide nehmen am Buffet Platz und bestellen gross, während die G AESTE sich durch den Gang links oben entfernen) T OXILUS (erscheint hinter der linken Gittertüre; zum W AERTER ) He, wann komm ich denn endlich dran? W AERTER Ich hab kein Programm. (Aus dem rechten Gewölbe dringt nun ein leiser einfacher Gesang) T OXILUS (lauscht) Wer singt denn da? W AERTER Das sind Christen. T OXILUS Was ist das? B
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B
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N
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B
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nicht daran!N ] solchN ] Bgelebt.N ] BpfeifenN ] BB AGNIO dieN ] B B
N
nicht[!] |daran!| so\lch/ gelebt\./ [--] korrigiert aus: pfeiffen korrigiert aus: B AGNIO die
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N
ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 41
Fragm. Fassung des sechsten Bildes („Im Zirkus“)
K7/TS2/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
W AERTER Ueberzeugungstäter. Freue Dich, dass Du nur ein Krimineller bist -(ab nach links unten) T OXILUS (lauscht wieder dem Gesang) P ARASIT (mit vollem Munde zu B AGNIO ) Schau im Programm: was kommt denn 5 jetzt? B AGNIO (sieht nach) Die Löwen. P ARASIT Schon wieder die Löwen? Dann ess ich noch was. Fade Nummer, diese Löwen -- sie zerreissen und aus! Immer dasselbe. Na, und dann? B AGNIO (blättert im Programm) Lebende Fackeln. 10 P ARASIT Eckelhaft! Das hängt da und brennt! Kein Kampfmotiv und nichts -- (zum B UFFETIER ) Noch einmal dasselbe! (Die Christen singen nun nichtmehr) T OXILUS Jaja, wer als armer Bursche eindringt in die Pforten der Liebe, der überflügelt mit seiner Qual selbst die Qualen des Herkules. Lieber als mit Amor möcht 15 ich mit der Hydra selber kämpfen -- Ach, Lemniselenis! Warum hast du so einen langen Namen? Woher soll sich ein Räuber, auf den die Löwen schon warten, die Zeit nehmen, um Dich immer wieder aussprechen zu können? (er lächelt) Woher? (er zieht sich in die Finsternis seines Gewölbes zurück) (Posaunen in der Arena) 20 B AGNIO (schnellt empor) Posaunen! Das ist schon das Rennen! Vater, komm! Ich hab auf grün gesetzt, rasch! 얍 P ARASIT (mit vollem Munde) Vergiss nur das Zahlen nicht! B AGNIO (wirft dem B UFFETIER ein Geldstück zu) Da! Behalt den Rest! (rasch ab mit dem P ARASITEN durch den Gang links oben) 25 B UFFETIER (verbeugt sich) Danke! (er betrachtet das Geldstück, wird misstrauisch und wirft es auf eine Platte) Hoppla, das klingt ja garnicht! Ist ja falsch! (er eilt nach links) Aufhalten! Aufhalten! (er stösst im Gang links oben mit D ORDALUS zusammen, der aus der Arena kommt) D ORDALUS Nanana! Aufpassen! Aufpassen! 30 B UFFETIER Verzeiht mir, aber ich hab grad falsches Geld -- (rasch ab) D ORDALUS Wichtigkeit! (er steigt, während in der Arena das Publikum mit grossem Gejohle das Rennen begleitet, die Treppen herab und blickt in das rechte Gewölbe) Da ist er nicht. (er blickt in das linke Gewölbe) Da ist er auch nicht -doch! Da ist er! (er ruft hinein) Toxilus! 35 얍 T OXILUS (tritt an die Gittertüre , erblickt ihn und grinst) Ist das nicht Dordalus? D ORDALUS Also nur nicht wieder vorlaut! (sieht sich vorsichtig um) Ich hab einen Brief für Dich. T OXILUS Einen Brief? B
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B
5 10 13–15 16 26 35 35 36 36
jetzt?N ] ] BT OXILUS f kämpfen --N ] BLöwenN ] BIstN ] BT OXILUS f GittertüreN ] BGittertüre f Dordalus?N ] BAlso f vorlaut!N ] Bvorlaut!N ] B
B N
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NN
jetzt\?/ [dran?] [das] Textentlehnung Plautus, PER2
[l]|L|öwen [Das] [i]|I|st korrigiert aus: [T OXILUS f Gittertüre]
Gittertüre[)]|,| [Ach[,]|!| [Ihr] |Dordalus| -- \Ihr sei/] |erblickt f Dordalus?| \Also f vorlaut!/ [frech!] [|vor|] |vorlaut!|
547
ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 43
ÖLA 3/W 126 – BS 58 f [2], Bl. 4
Fragm. Fassung des sechsten Bildes („Im Zirkus“)
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10
Lesetext
D ORDALUS Von ihr. (er zieht vorsichtig einen Brief hervor) Ich kann ihren Namen nie aussprechen , er ist mir zu lang. Sie sitzt mit dem Praetor in der Loge, mit dem Praetor. T OXILUS Gib her! D ORDALUS Seit wann kannst Du denn lesen? T OXILUS Ah, das hab ich jetzt ganz vergessen! Lies ihn mir vor, bitte! D ORDALUS Drum bin ich ja da, ich versäum zwar ein ganzes Rennen, aber ich bin eh kein besonderer Anbeter der {zirzensischen} Spielerei , ich bin mehr fürs ernste Theater, Operetten und so – T OXILUS So lies doch schon! D ORDALUS Was ist? Warum so nervös? Hast keine Zeit? T OXILUS Nein. D ORDALUS Ahso, richtig! Also hör: (er erbricht den Brief und liest) Mein lieber Toxilus! Ich hätte es nie gedacht, aber seit ich es weiss, dass Du meinetwegen zum Tode verurteilt wurdest, liebe ich Dich unendlich. Sei frohen Mutes, ich bin immer bei Dir und Du wirst nicht sterben -T OXILUS (stutzt) Was?! 얍 D ORDALUS (perplex) Nicht sterben? Wieso wirst Du nicht sterben? T OXILUS Lies weiter! D ORDALUS (liest) Du wirst leben, wenigstens vorerst. Ich vertrag mich nämlich mit dem Prätor sehr gut, er ist sehr gerecht, und ich kann ihn bereits um den kleinen Finger wickeln, wenn ich ihn nur bei seinem Rechtsgefühl packe. So redete ich es ihm ein, dass er es doch nicht wissen könnte, ob unser K.R. Thago Dir das Geld nicht doch geschenkt hätte, bevor er nicht mit Thago persönlich gesprochen hätt . Und da Thago doch verreist ist, so will nun der Prätor warten, bis er zurückkommt . Er hat bereits Weisung gegeben, dass der Vollzug Deiner Strafe hinausgeschoben wird, was mich riesig freut, denn ich wäre sehr traurig gewesen, wenn ich Dich zwischen den Löwen erblickt hätt. In grenzenloser Liebe und Sehnsucht Deine unleserliche Unterschrift. T OXILUS Ich weiss schon. D ORDALUS Gratuliere! Ein liebendes Weib ist doch was wert! B
5
K7/TS2/A3 (Korrekturschicht)
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N B N B N
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2 2 2 2 2 8
aussprechenN ] lang.N ] BSieN ] BPraetorN ] B N] Bkein f SpielereiN ] B B
8 8–9 9 11 24
B
25
B
25–26 29 29 29 30
B
mehrN ] ernsteN ] BTheater f so –N ] B N] Bgesprochen hättN ] B
erN ]
zurückkommtN ] unleserliche Unterschrift.N ] B N] B N] B N] B
korrigiert aus: auss rechen korrigiert aus: lang,
[s]|S|ie korrigiert aus: Praetot
[droben] (1) mehr nicht so sehr für den Zirkus (2) \kein f Spielerei/ korrigiert aus: mehrs
\ernste/ [t]|T|heater\,/ [--][|Komödie|] |Operetten f so –| [bist du] (1) gesprochen hätt (2) bestätigt hätt (1) Du (2) er korrigiert aus: zurückkommst [Lemni] |unleserliche Unterschrift.| gestrichen: -[(er stockt und buchstabiert) Lemni, Lem, Lemnise --] [\(fällt ihm ins Wort)/]
548
N B
ÖLA 3/W 126 – BS 58 f [2], Bl. 5
Fragm. Fassung des sechsten Bildes („Im Zirkus“)
5
K7/TS2/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
T OXILUS Ja. D ORDALUS Du bist garnicht froh, dass Du noch ein halbes Jahr leben kannst! T OXILUS Ist das hier ein Leben? Und was ist in einem halbem Jahr? Dann kommt Thago zurück und? D ORDALUS No der wird Dir nicht helfen! Der nicht! T OXILUS Es wär ein Wunder! D ORDALUS Und es gibt keine Wunder -- Höchstens Kreditwunder! Da gibts nur Geld, Geld und wieder Geld! Bei Thago schon überhaupt nicht! K.R. T HAGO (erscheint hinter der rechten Gittertüre, er trägt keine Maske mehr) Wer nennt hier immer meinen Namen? D ORDALUS (wendet sich um) Was gibts? T HAGO Ach, das ist ja Dordalus! D ORDALUS Du kennst mich? Wer bist Du? T HAGO Erkennst Du mich nicht? D ORDALUS Keine Ahnung! T HAGO Ich bin K.R. Thago. D ORDALUS Was?! T OXILUS ( der Thago nicht sehen kann, zu D ORDALUS ) Wer ist er?! 얍 D ORDALUS Unmöglich -unmöglich! T HAGO Ich bin es aber. Du erkennst mich nur nicht, weil Du mich zum erstenmale ohne Maske siehst. T OXILUS Es ist seine Stimme! Ich erkenn sie genau! D ORDALUS Mich trifft der Schlag! Wie kommt Ihr denn da herein, grosser Gott im Himmel! T HAGO Wir fuhren nach Kreta, aber unterwegs gerieten wir in einen Orkan. Mein Schiff sank. Ich trieb im Sturm auf einem Brett und rief alle Götter an -- da sah ich, dass jemand über das Meer geht -D ORDALUS Ueber das Meer? T HAGO Ich glaub, ja. Ich erwachte in einer Höhle, unter der Erde -B N
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5 7–8 13 18 19 20 23–24
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] Da f Geld!N ] BDuN ] Bder f kann,N ] BUnmöglichN ] BDu michN ] Bda f Himmel!N ]
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unterwegs f Orkan.N ]
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MeinN ]
26 26 26 28 29
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B
sank. IchN ] im SturmN ] B N] BD ORDALUS N ] Bglaub, ja.N ] B
]
[Dieser Thago ist ein alter Gauner!] \Da f Geld!/ [Ihr] |Du| \der f kann,/ Unmöglic[j]|h| korrigiert aus: ich (1) daher? (2) da f Himmel! (1) unterwegs f Orkan. (2) \es sollt {er}/ (1) Mein (2) \Un/ sank[,]|.| [i]|I|ch \im Sturm/ [keiner half -- Ich wusste nichtmehr, wen ich rufen sollte,] [T OXILUS ]|D ORDALUS | [rief ihm zu, ich wusste nicht, wer er sei, ich wusste überhaupt nicht, wer es war, ob Traum oder Leben -- Und er sah mich an. Nur einen Augenblick, \und/ dann weiss ich nichtsmehr.] |glaub, ja.| [\D ORDALUS (ganz ausser sich; zu T OXILUS ) Hat er {gestohlen}?! T HAGO Ja. Ich/]
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ÖLA 3/W 126 – BS 58 f [2], Bl. 1
Fragm. Fassung des sechsten Bildes („Im Zirkus“)
K7/TS2/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
T OXILUS Unter der Erde? T HAGO Ja. Dort wurd ich wieder zu mir gerufen , es waren brave Menschen. Und von denen erfuhr ich es erst, dass es nur Einen gibt, der über das Wasser gehen kann -- -- Jetzt sind wir alle hier. (Stille) T OXILUS Und die gnädige Frau Tochter? Und der Herr Schwiegersohn? T HAGO Ich seh sie bald wieder (zu D ORDALUS ) Wer ist denn da neben mir? D ORDALUS Toxilus. T HAGO (hocherfreut) Toxilus?! D ORDALUS Verzeiht, aber ich muss mich ein bisserl setzen, das ist zuviel für einen armen Sklavenhändler – Oder nein, noch besser: Das meld ich jetzt sofort dem Prätor, der fällt um! ( ab nach rechts unten) T HAGO Toxilus, was hast denn Du angestellt? T OXILUS Hm. Ich hab gestohlen. T HAGO Ich hab auch viel gestohlen. T OXILUS Ich hab Euch bestohlen. T HAGO Und ich Euch. T OXILUS Ihr mich? T HAGO Ich habe Dir doch acht Jahre keinen Lohn gezahlt – war das nicht gestohlen? T OXILUS Eigentlich ja. T HAGO Leb wohl, Toxilus! Und auf Wiedersehen – (er zieht sich zurück) T OXILUS Auf Wiedersehn, Herr Präsident! (in Gedanken versunken) B
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5
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P RAETOR (kommt und ruft) Thago! T HAGO Ja. P RAETOR Ob Ihr ein Christ geworden seid oder nicht, das interessiert mich nicht! Ich möcht nur wissen, ob es stimmt, dass Ihr dem 600 Silberlinge gegeben habt! B
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2 3 3 3 3–4 7 8 9
B
[Und die pflegten mich] |Dort f gerufen|
B
korrigiert aus: wvon
Dort f gerufenN ] vonN ] BEinenN ] BdasN ] BgehenN ] BWerN ] B N] B N]
10 10–12 10 11 11 11–12 12 12 13–551,4 15 15 19 21–22
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24–551,4 26 27
B
D ORDALUS N ] Verzeiht f unten)N ] Bist zuvielN ] BSklavenhändler –N ] BOder f besser:N ] BDas f unten)N ] BPrätor f um!N ] Bab f unten)N ] BT HAGO f bleiben!N ] B N] B N] Bgezahlt f gestohlen?N ] BLeb f versunken)N ] B
P RAETOR f bleiben!N ] dasN ] B600 SilberlingeN ] B
N
[e]|E|inen [die]|das| [schreiten] |gehen| [Er] |Wer| [\Verzeiht f unten)/]f x [Oh, das freut mich aber -- Nein, dass ich das nun auch noch ordnen darf -Toxilus. Du hast mir immer treu gedient] \D ORDALUS / xVerzeiht f unten) [geht] |ist zuviel| Sklavenhändler[!]|–| \Oder f besser:/ [(er setzt sich auf die Stufen)] |Das f unten)| Prätor[!]|,| \der f um!/ ab[)] |nach f unten)| \T HAGO f bleiben!/ [Soso.] [früher] [gegeben – war] |gezahlt f gestohlen?| [Warte! Ich werde auch das noch erledigen. Ich wollte, ich könnt Dir jetzt] |Leb f versunken)| \P RAETOR f bleiben!/ korrigiert aus: dass [{das}] |600 Silberlinge|
550
Fragm. Fassung des sechsten Bildes („Im Zirkus“)
K7/TS2/A3 (Korrekturschicht)
T HAGO Es stimmt. P RAETOR Das kann doch nicht stimmen! T HAGO Das stimmt aber. Ich wars ihm schuldig, sogar noch mehr – P RAETOR Recht muss Recht bleiben! NN
5
\Abbruch der Bearbeitung\
551
Lesetext
Figurenverzeichnis, Replik, Strukturplan
ÖLA 3/W 110 – BS 57 [2], Bl. 1
552
Figurenverzeichnis, Replik, Strukturplan
K7/E1–E3
553
Lesetext
Gesamtfassung Pompeji
K7/TS4 (Korrekturschicht)
얍 POMPEJI Komödie eines Erdbebens in sechs Bildern von BÖdönN von BHorváthN. 얍 PERSONEN
K.R. Thago, Präsident des Romanisch-phönizischen Kreditinstitutes Idiotima, dessen Tochter Gloriosus, deren Mann Toxilus, Oberkammersklave Lemniselenis, eine Hetäre Bagnio, deren Bruder Der Parasit, deren Vater Matrosa, deren Dienerin Dordalus, Sklavenhändler Der Praetor von Pompeji Der Aufseher Paegnium, ein Sklavenlausbub Der Vorsitzende des Sklavengerichts Eine Beisitzerin des Sklavengerichts Ein Liktor Ein Wärter im Zirkus Ein Buffetier im Zirkus Drei Damen Ein freier Kleinbürger Ein uralter Sklave Ein Herr unter der Erde Gefolge des Praetors. Liktoren. Freie Bürger. Sklaven und Sklavinnen. B
15
20
25
B
얍 SCHAUPLATZ
ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 3
Erstes Bild: Vor einer Villa am Meer. Zweites Bild: Vor einer Villa am Meer. Drittes Bild: Vor einer Villa am Meer. Viertes Bild: In Bagnios Keller. Fünftes Bild: Beim Sklavenhändler Dordalus. Sechstes Bild: Im Zirkus von Pompeji und unter der Erde.
ZEIT 40
Altertum.
2 2 6 27
ÖdönN ] HorváthN ] BKreditinstitutesN ] BFreie Bürger.N ] B B
N
N
30
35
ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 1
ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 2
5
10
Lesetext
[O]|Ö|dön Horv[a]|á|th korrigiert aus: Kreditinsitutes
\Freie Bürger./
554
Gesamtfassung Pompeji
K7/TS4 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 B ERSTES BILDN
ÖLA 3/W 111 – BS 58 a, Bl. 4
B N
Kleiner Privathafen vor einer Villa am Meer, unweit von Pompeji. Die Villa ist der ländliche Lustsitz des reichen punischen Bankiers K.R. Thago, eines naturalisierten Römers. Hier wohnt er im Frühling mit seiner Tochter Idiotima und derem Gatten Gloriosus. Rechts im Vordergrunde sieht man einige Säulen der Villa, links im Hintergrunde liegt das Meer. Dort ankert die Luxusgaleere des Bankiers. Das Stück beginnt mit einem l e b e n d e m B i l d : Z AHLREICHE S KLAVEN und S KLAVINNEN schleppen vom Ufer Gepäckstücke auf das Schiff, Kisten, Truhen, Fässer, Schläuche, Geschirr. Sie werden von einem A UFSEHER mit Nilpferdpeitsche in drohender Pose beaufsichtigt. Im Vordergrunde stehen von links nach rechts: G LORIOSUS , stolz auf den Knauf seines Schwertes gestützt; neben ihm kauert der Sklavenlausbub P AEGNIUM auf dem Boden und putzt seinen Schild; dann I DIOTIMA , umgeben von DREI K AMMERSKLAVINNEN , die noch etwas am Saum ihres Kleides zu nähen haben und ihr mit einer Brennschere auch noch Löckchen ins Haar brennen; dann K.R. T HAGO persönlich mit der achtzehnjährigen Hetäre L EMNISELENIS und deren Dienerin M ATROSA , einer Person im gefährlichsten Alter, die sich etwas abseits hält, denn der Bankier tätschelt gerade der Hetäre Wange. Ganz im Vordergrunde steht T OXILUS als Prologus, in einen weissen Radmantel gehüllt, eine Pergamentrolle in der Hand. Alle Personen tragen pompejanische Masken, die die wesentlichen Züge ihrer Charaktere, so wie man sich selbe eben landläufig vorstellt, darstellen sollen. In diesem Sinne steht T OXILUS mit der typischen Prologmaske vor dem Publikum. K.R. T HAGO ist ein gütiger Börsianer, L EMNISELENIS ein freches Dirnchen, M ATROSA eine alte Dirnchenmutter, I DIOTIMA gepflegt, versnobt , mit dem leerem Lächeln der Gesellschaftsdame, G LORIOSUS eitel und aufgeblasen, P AEGNIUM ein pfiffiger Spitzbub, der A UFSEHER roh und niederträchtig , die S KLAVEN und S KLAVINNEN niedergedrückt, geschunden, bemitlei-얍denswert armselig, so wie es sich eben gehört. Es ist ein herrlicher Tag, ohne Wellen und Wolken. B
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T OXILUS (zum Publikum) Als Prologus beginne ich mit einem Zitat aus Plautus: „Oh Publikum! Lasst Euch behaglich auf Euere Sitze nieder, bezahlt oder unbezahlt -das ist nicht die Frage. Die Frage ist vielmehr: ob Ihr satt oder hungerig hierher gekommen seid? Denn wer bereits genachtmahlt hat, der hat das bessere Teil erB
1 2 5 8 16 20 22 23 26 26 27 27 27 28 32–556,4 32
ERSTES BILDN ] ] BGattenN ] B N] BBrennschereN ] B N] BpompejanischeN ] Bso wieN ] BversnobtN ] Bdem leeremN ] BG LORIOSUS N ] Bund N ] BP AEGNIUM N ] Bund niederträchtigN ] BT OXILUS f ist!“N ] B„OhN ] B
B N
[VORSPIEL] |ERSTES BILD| gestrichen: Eintragung von fremder Hand: \Horváth/
Gatt[é]|e|n [Und in der Ferne raucht der Vesuv.] korrigiert aus: Brennscheere [weiten] [griechische] |pompejanische| korrigiert aus: sowie korrigiert aus: versnobbt Blatt beschädigt, ergänzt aus K7/TS5/ÖLA 27/W 36, Bl. 4
G LORIOSUS [,] Blatt beschädigt, ergänzt aus K7/TS5/ÖLA 27/W 36, Bl. 4
P AEGNIUM [,] Blatt beschädigt, ergänzt aus K7/TS5/ÖLA 27/W 36, Bl. 4 Textentlehnung Plautus, POE1
\„/Oh
555
N
ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 4
Gesamtfassung Pompeji
K7/TS4 (Korrekturschicht)
Lesetext
wählt, doch wer hungert, esse sich an unseren Witzen satt -- aber wem zu Hause das Nachtmahl steht, der ist ein Narr, ein grosser Narr, dass er uns zulieb nüchtern hergekommen ist!“ (er nimmt seine Maske ab) Erlaubt, dass ich mich vorstelle: ich heisse Toxilus und bin hier der Oberkammersklave. Jawohl: Sklave! Denn der Götter Fügung gab mir das Pech, dem Sklavenstande anzugehören, obwohl ich eigentlich innerlich eine Herrennatur bin -- ein Mann voll geistiger Kraft und Gewandtheit, voll Witz und Gesundheit, dem sich seine Umgebung willig unterordnet, meine Mitsklaven nämlich, jedoch auch -- (leise) -- meine Herrschaft! Ich sag es leise, denn sie steht da hinter mir und soll es nicht hören, sonst setzt es was ab, und das wollt Ihr doch meinem Buckel nicht gönnen! (laut, indem er sich seines Mantels entledigt) Und nun erlaubt, dass ich Euch die Szenerie erläutere: Ihr seht hier ein lebendes Bild. Wir sind zwei Stund zu Fuss von Pompeji. Rechts der ländliche Lustsitz meiner Herrschaft, links im Hintergrunde das Meer und um die Ecke -- (er deutet nach links hinauf) -- raucht der Vesuv. Ihr könnt ihn nicht sehen, doch sollt Ihr im Laufe unseres Spieles noch manches über ihn hören! Ja. Doch kehren wir zum Sichtbaren zurück! Im Hafen ankert die Luxusgaleere meines Herren -- (er deutet auf K.R. T HAGO ) -- Präsident des Romanisch-phönizischen Kreditinstitutes, K.R. Thago! (leise) Er ist ein gebürtiger Punier, liess sich jedoch in Rom naturalisieren, opferte dortselbst unseren Göttern und hat dabei allerhand Geld gemacht -- jetzt tätschelt er gerade die Wange seines Fräulein Hetäre, namens Lemniselenis, die Alte daneben ist des Kindlein Dienerin Matrosa -ich vertrag mich mit ihr recht gut. Jaja, mein Herr tätschelt gerne, wenn er sich verabschiedet -- er möcht nämlich mit seiner Tochter Idiotima und derem Gatten Gloriosus nach Kreta in die Sommerfrische segeln, denn Kreta ist zur Zeit der letzte Schrei. Die Herrschaften warten nur noch, bis die Sklaven und Sklavinnen das viele Gepäck auf die Galeere gebracht haben, der Rüpel dort hinten mit der Nilpferdpeitsche ist der Aufseher, ein roher, niederträchtiger Mensch -A UFSEHER (fällt ihm ins Wort) Was bin ich?! T OXILUS Hast es nicht gehört? Zweimal sag ichs nicht. A UFSEHER Ich wäre ein roher, niederträchtiger Mensch?! T OXILUS Hab ich das gesagt? 얍 A UFSEHER Jawohl! T OXILUS Dann wirds schon stimmen -A UFSEHER Es stimmt aber nicht! Da, schau her! (er reisst seine Maske herunter, ein rundes, gutmütiges Gesicht wird sichtbar) Ist das das Antlitz eines Prügelwarts? T OXILUS (perplex) Komisch, dass ich Dein Gesicht noch nie gesehen hab -- hm. Nein, roh und niederträchtig sieht es nicht aus, eher ein bisserl blöd -A UFSEHER (braust jähzornig auf) Ein solches Wort noch und -- (er hebt drohend seine Peitsche) T OXILUS (herrscht ihn an) Schäm Dich, immer nur die Peitsche, die Peitsche! B
NN
B
5
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B
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N
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B
N
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B
B N
3 4–8 18 23 26 30 35 40 40
B
ist!\“/
B
ist!“N ] Denn f unterordnet,N ] BK.R.N ] BTochterN ] BRüpelN ] BwäreN ] BPrügelwarts?N ] B N] B N]
Textentlehnung Plautus, PER1 korrigiert aus: K. R.
[T]|T|ochter korrigiert aus: Rüppel
[bin] |wäre| [Peitschenkulis?] |Prügelwarts?| [die Peitsche,] [Bist doch selber nur ein Sklav!]
556
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B N
ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 5
Gesamtfassung Pompeji
K7/TS4 (Korrekturschicht)
Lesetext
A UFSEHER Scham her, Peitsche hin! Ich erfüll ja nur meine Pflicht! (er knallt mit der Peitsche und brüllt die S KLAVEN und S KLAVINNEN , die die Gepäckstücke tragen, an) Vorwärts-vorwärts! Nur nicht getrödelt, gewurstelt, geschlafen, sonst weck ich Euch auf, Sklavenpack! 5 A LLE S KLAVEN (tragen hurtig ihre Lasten auf die Galeere) A UFSEHER (zählt die an ihm vorbeigeschleppten Gepäckstücke) -- 84, 85, 86, 87 -los-los! Wir haben noch 164 Stück! (er knallt wieder mit der Peitsche) I DIOTIMA (zuckt etwas zusammen) T OXILUS (zum Publikum) Nachdem ich Euch alles erklärt habe, darf ich nun wohl ge10 hen -- ich muss nämlich rasch auf das Schiff, um nachzusehen, ob auch alles richtig verstaut wird. Ich komme wieder, wenn ich muss! (rasch ab auf die Galeere) A UFSEHER (brüllt einen ALTEN S KLAVEN grimmig an) Tempo-tempo! 107, 108, 109 -hast nicht gehört, altes Stück Elend?! (er knallt abermals mit der Peitsche) I DIOTIMA (zuckt abermals zusammen) Oh saget ihm, er knalle nicht so mit der Peit15 sche! Er schlage lieber, dann gibts nicht diesen schrillen Ton! Meine Nerven vertragen keine Disharmonien, ich bin geschwächt -G LORIOSUS Paegnium! Wo bleibt mein Schild? P AEGNIUM (reicht ihm den Schild) Aufzuwarten, gnädiger Herr! 얍 G LORIOSUS (blickt auf seinen Schild, wie in einen Spiegel) Ich kann mich in meinem 20 Schild nicht sehen. Wo bin ich? Du sollst meinen Schild so putzen, dass ich ihn als Spiegel benützen kann -- begreifs doch endlich, dass ich mit Mars verwandt bin! (er reicht ihm wieder seinen Schild) Putz ihn, sonst erledig ich Dich, wie jene fünfhundert in Kappadozien im vorigen Herbst -- fünfhundert mit einem Streich, obwohl mein Schwert abgestumpft war! 25 P AEGNIUM (putzt eifrig den Schild) I DIOTIMA (nimmt langsam ihre Maske ab; eine verhärmte, frühgealterte Frau wird sichtbar) D IE K AMMERSKLAVINNEN (stürzen sich sofort eifrigst auf die Maske, schminken und pudern sie) 30 I DIOTIMA (blickt zum Himmel empor) Ach, Wölklein in der Höh, nur Du erkennst mein Weh: mein Gatte ist ein Berufsmensch. Er liebt nur sein Schwert, seinen Schild, seinen Panzer -- was gilt ihm der Venusberg neben einem befestigtem Hügel? Nichts, oh nichts! Er fürchtet nur immer, ob seine Rüstung auch richtig glänzt. Heut zieht er sich schon seit gestern an, er legte sich garnicht zu Bett in der 35 Nacht, er zog sich nur an -- Ich frage mich oft: warum kennt mein Gatte keine Gemütlichkeit? G LORIOSUS Ein böses Wort! Viel lieber als in die Sommerfrische zög ich in einen flotten Krieg, viel lieber würd ich blutige Dinge vollbringen, als friedlich meine Brust in der Sonne bräunen -- denn meine Brust sehnt sich nach der befreienden 40 Tat! I DIOTIMA (einfach) Ich hasse den Krieg. G LORIOSUS Versündig Dich nicht! Wenn das Mars hört! I DIOTIMA Lass mich aus mit Deinem Gott! Wenn mein Vater kein Krösus wär, wäre mein Gatte ein friedlicher Hirte, aber das Geld meines Vaters lässt ihn nicht ar45 beiten -- so langweilt er sich auf dem Felde der Ehre zu Tode. B
N
B
N
1 19–24
B B
SchamN ] G LORIOSUS f war!N ]
[Sklave] |Scham| Textentlehnung Plautus, MG1 und MG2
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ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 6
Gesamtfassung Pompeji
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K7/TS4 (Korrekturschicht)
G LORIOSUS (reisst sich wütend die Maske herab; ein feminines Gesicht mit ängstlichen Augen wird sichtbar; er fixiert unsicher I DIOTIMA ; plötzlich herrscht er sie an) Du nimmst den Mund 얍 voll, als hättest Du mir einen Sohn geschenkt! I DIOTIMA (will schreien, doch die K AMMERSKLAVINNEN binden ihr rasch, fast gewalttätig, die frischhergerichtete Maske um) K.R. T HAGO (zu L EMNISELENIS ) Wohl begreif ich Deine Trauer, mein süsses, teuerstes Geschöpf, Du kostspieliges, Du -- denn ich fahr nun fort und lass Dich da. Doch sei beruhigt: ich lass auch mein Geschäft da, Handel und Wandel, die Börs, das Kontor -- mögen die Papiere fallen oder sich heben: ich muss ruhen! Der Arzt hats mir verordnet, es wird Zeit, er kennt mein Leiden -L EMNISELENIS Was fehlt Euch eigentlich, Herr Präsident? K.R. T HAGO Mein Leiden, Kind, ist nicht der Ausfluss des üppigen Lebens, sondern der Erregung über das Leben in Geschäften. Verlieren regt auf, aber verdienen noch mehr -- und viel verdienen, das legt sich aufs Herz, denn viel verdienen ist Schmerz, teuer erkaufter Schmerz. L EMNISELENIS Der Sommer mag kommen, der Herbst vergehen, meine Lieb zu Euch wird auch dann noch bestehen. Denn Ihr habt mich gekauft. T OXILUS (erscheint rasch auf der Galeere und springt auf den Kai) Euere Hochwohlgeborenen! Die Segel sind gesattelt, der Anker gelichtet, das Gepäck verpackt und die Ruder sind ruderbereit -- es schwimmt alles in Butter, schiffet Euch ein! I DIOTIMA Endlich! (ab auf die Galeere) G LORIOSUS (zu P AEGNIUM ) Her damit! (er nimmt ihm seinen Schild ab und betrachtet sich in ihm; entsetzt, denn er sieht sich ohne Maske) Was?! Das soll ich sein?! (er herrscht P AEGNIUM an) Ich seh mich noch immer nicht! Wart nur, Bube, wenn ich heimkehr, lass ich Dich blenden! (rasch ab auf die Galeere) P AEGNIUM (nimmt seine Maske ab; ein mageres, trotziges Knabengesicht wird sichtbar; er wischt sich mit dem Arme den Schweiss von der Stirne und fächelt sich mit der Maske) K.R. T HAGO (zu L EMNISELENIS ) Kurz und gut, mit einem Wort: jetzt wirds aber 얍 höchste Zeit, dass ich mich einschiff, und Du -- Du kehrst morgen wieder zu Dordalus zurück. L EMNISELENIS (entsetzt) Was sagt Ihr?! Wohin?! Zu Dordalus?! K.R. T HAGO Ja. Nach Pompeji. L EMNISELENIS (wie zuvor) Ich soll wieder zum Sklavenhändler?! Ihr wollt mich abermals wieder weiterverkaufen?! (sie reisst sich die Maske ab: ein schönes Kind mit traurigen Augen und einem frühverbittertem Zug starrt K.R. T HAGO verzweifelt an) K.R. T HAGO (stutzt unwillkürlich etwas) Warum so verzweifelt? Vielleicht erwirbt Dich ein Besserer, Schönerer, Reicherer -L EMNISELENIS (unterbricht ihn) Es gibt keinen Reicheren als Euch! Oh, bringt mich nicht wieder auf den Sklavenmarkt! Es folget so selten was Besseres nach! K.R. T HAGO Aber-aber, grosses Kind! Was hast Du Dir denn vorgestellt? Und ausserdem möcht man doch nur Dein Gutes -L EMNISELENIS Wollet lieber das Schlechte, mein Herr! Gewährt mir weiter Euere Huld, ich bleib Euch nichts schuld! Wenn Ihr heimkehrt von Euerer SommerB
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wirdN ] jetzt f aberN ]
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[ist höchste] |wird| [es] |jetzt| wird\s/ \aber/
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fahrt, wird von mir alles in bar bezahlt -- jeder Groschen ein Kuss, wenn ich nur nicht wieder auf den Sklavenmarkt muss! K.R. T HAGO Wer weiss, ob ich zurückkehr? Ob das Schiff nicht versinkt? Wer befiehlt dem Sturm, dem Meer -- Neptun oder ich? Bin ich dem Neptun sein Vertrauter? Na also! Abgesehen davon, dass ich Dich jetzt ein halbes Jahr umsonst ernähren müsst! Vorsicht ist die Mutter der Weisheit und Sparsamkeit ist eine Weltanschauung. Verkenne mich nicht, mein Kind! (Stille) L EMNISELENIS Jetzt weiss ich bald nichtmehr, was ich glauben soll, Herr Präsident. K.R. T HAGO Glaub, was Du willst, aber verschleuder Dich nur nicht zu preiswert -- (er geht auf die Galeere zu) T OXILUS (zu K.R. T HAGO ) Gute Erholung, frohe Fahrt! K.R. T HAGO (zu T OXILUS ) Danke. (er hält und wendet sich nochmals L EM -얍NISELENIS zu; mit erhobenem Zeigefinger) Du bist unter Brüdern sechshundert Silberlinge wert -- (ab auf die Galeere) L EMNISELENIS (schreit plötzlich auf) Nein!! (sie verbirgt ihr Gesicht in den Händen) M ATROSA (nimmt langsam die Maske ab; eine brave, alte Frau wird sichtbar; sie legt ihren Arm um L EMNISELENIS Schultern und tröstet sie) Gebe dem Kaiser, was des Kaisers ist -- -B
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Am nächsten Tage, wieder vor der Villa am Meer. Die Luxusgaleere ist fortgefahren, nun liegt der Hafen still. L EMNISELENIS sitzt am Fusse der einen Säule und hält das Gesicht in den Händen verborgen. M ATROSA sitzt neben ihr und strickt. Das Wetter ist noch immer schön. 30
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T OXILUS (kommt aus der Villa, erblickt L EMNISELENIS , hält und betrachtet sie; zu M ATROSA ) Was hat sie denn? M ATROSA Sie weint. T OXILUS Warum? M ATROSA Es ist ihr hier so gut gegangen und jetzt hat sie Angst vor der Zukunft. Speziell vor Dordalus zittert ihr Herzchen. T OXILUS Aber-aber! Dordalus in Pompeji ist zwar auch nur ein Sklavenhändler, aber in dieser verdammten Branche gibts noch massivere Lümmel -- da könnt ich erzählen! M ATROSA (lacht) Ich auch! B
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dem f MeerN ] baldN ] BverschleuderN ] B N] BpreiswertN ] BZWEITESN ] BmassivereN ] B B
dem1 Meer[,]4 dem3 Sturm\,/2 \bald/ [verkauf] |verschleuder[e]| [ja] [billig] |preiswert| [ZWEITES] [|ERSTES|] |ZWEITES| [ganz andere] |massivere|
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T OXILUS Mit Dordalus kann man sogar reden und ich bin überzeugt, wenn das Fräulein artig zu ihm ist, verschafft er ihr noch einen bedeutend besseren Posten. Keinen solchen geizigen Kracher, wie meinen gnädigen Herrn! L EMNISELENIS (blickt zum Himmel empor) Oh Götter, was gäb ich drum, wenn ich nur nicht wieder verhandelt werden müsst -- (sie verbirgt wieder ihr Gesicht in den Händen) M ATROSA (zu L EMNISELENIS ) Lass Dich nicht so gehen! (fast entschuldigend zu T OXILUS ) Sie regt sich dabei immer so schrecklich auf. T OXILUS Wie oft ist sie denn schon verkauft worden? M ATROSA Erst einmal. Aber sie hatte Pech. Die Firma Maximus in Herkulanum, die sie hierher verschachert hat, hat sich richtig schäbig benommen. Nicht einmal eine eigene Kammer hatte das arme Mädel, musste in einem Raume hausen mit den letzten Galeerenruderern, diesem Abhub der Sklavenwelt! Schmutzig wie die Pest! T OXILUS Also beim Dordalus ist alles sauber, muss man ihm lassen, peinlich sauber sogar! Ich lag dort drei Wochen auf Lager und fand keine einzige Wanze. M ATROSA Das findet man allerdings selten, dass man nichts findet! L EMNISELENIS (sieht T OXILUS gross an) Ist er grob? T OXILUS (ein wenig verwirrt durch ihre Augen) Wer? 얍 L EMNISELENIS Dordalus. T OXILUS Keine Spur! Er ist ein subalternes Wesen. L EMNISELENIS Wenigstens das. (sie starrt vor sich hin) M ATROSA (zu T OXILUS ) Sie hat nämlich nur einen Wunsch: keine Hetäre mehr sein zu müssen, heraus aus dieser Sklaverei -- endlich freigekauft zu werden! (zu L EMNISELENIS ) Nicht, Kindchen? L EMNISELENIS (wie zuvor; leise) Ja. T OXILUS Freigekauft? Ein grosses Wort! M ATROSA Fast zu gross -- (sie lächelt) L EMNISELENIS Das ist mein Ideal. (Stille) T OXILUS (betrachtet schätzend L EMNISELENIS ; zu M ATROSA ) Was würds denn kosten, wenn man sie freikaufen tät? M ATROSA Soviel ich weiss, zirka sechshundert Silberlinge -T OXILUS Potz Pluto! Ein Vermögen! L EMNISELENIS (horcht auf) Bin ichs nicht wert? T OXILUS (grinst) Wahrscheinlich -L EMNISELENIS (kurz) Danke. (Stille) M ATROSA (zu T OXILUS ) Jetzt habt Ihr sie beleidigt. Macht es wieder gut. B
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verhandelt werdenN ] verschachertN ] BschäbigN ] Blassen, peinlichN ] B N] BLager undN ] BnichtsN ] B N] BDas istN ] BzirkaN ] B B
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[auf den Sklavenmarkt] |[verkauft] |verhandelt| [we] |werden|| [verhandelt] |verschachert| Korrektur von fremder Hand: schäb[b]ig lassen[.]|,| [P]|p|einlich [Adrett!] Lager[,] [aber ich] |und| [keine] |nichts| [zum [zweiten] |ersten| Male] [Es ist] |Das ist| zirk[{ }]|a|
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Gesamtfassung Pompeji
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K7/TS4 (Korrekturschicht)
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T OXILUS (zu L EMNISELENIS ) Es war nur ein Scherz. L EMNISELENIS (lächelt kalt) Lieb von Euch. T OXILUS (grinst) Ich tät Euch sogar freikaufen, wenn ich sechshundert Silberlinge hätt -L EMNISELENIS (erhebt sich unwillig) Verschont mich mit Eueren öden Scherzen! Das typische Sklavengeblödel! T OXILUS Nanana! L EMNISELENIS (zu M ATROSA ) Der Herr möchte mich freikaufen. In meinem Zustand vertrag ich keine Witze über die Freiheit! Dazu ist mir mein Leben zu ernst! (sie schluchzt verärgert) T OXILUS Ihr scheint nicht zu wissen, wer ich bin? M ATROSA (zu T OXILUS ) Lasst sie jetzt in Frieden! T OXILUS Fällt mir nicht ein! L EMNISELENIS (zu M ATROSA ) Sag ihm, ich rede mit ihm kein Wort mehr! T OXILUS (zu M ATROSA ) Sagt ihr, ich könnte sie jederzeit freikaufen, wenn ich nur wollte! Richtet es ihr aus! M ATROSA Ich werd mich schön hüten, einen solchen Blödsinn auszurichten! T OXILUS Blödsinn? Wenn Toxilus sagt, dass er sechshundert -M ATROSA (fällt ihm ins Wort) Ihr und sechshundert?! Dass ich nicht wieher! T OXILUS Wiehert nur! Aber richtet es aus! M ATROSA Haltet andere zum Narren, aber nicht uns, mich und meine sanfte Herrin! 얍 T OXILUS Ihr vergesst, wer ich bin. L EMNISELENIS (voll Verachtung) Ein Sklave. T OXILUS Gewiss! Jedoch während der Abwesenheit unserer Herrschaft wurde der Sklave Toxilus zum obersten Verwalter dieser Villa eingesetzt, denn er geniesst das restlose Vertrauen seines Herrn und ich könnt mir also jederzeit auch sechstausend Silberlinge beschaffen, ich müsst nur was verkaufen, was nicht mir gehört, oder irgendetwas unterschlagen, einen Wechsel fälschen oder dergleichen! L EMNISELENIS (fährt T OXILUS an) So verkauft es doch, was nicht Euch gehört, unterschlagt, fälscht, raubt -M ATROSA (fällt ihr ins Wort) Sei so gut! L EMNISELENIS Er deklamiert ja nur! T OXILUS (zu L EMNISELENIS ) Ihr traut mir anscheinend den Mut nicht zu, dass ich es tun könnte? M ATROSA (zu T OXILUS ) Ihr werdet Euch beherrschen! T OXILUS Ja. M ATROSA Na also! L EMNISELENIS Schade. Denn der Mann, der mich freikaufen würde, der wäre der erste und einzige Mann, den ich lieben könnte. T OXILUS (horcht auf) M ATROSA Alles Unsinn! L EMNISELENIS Oho! (Stille) T OXILUS (zu M ATROSA ) Was die für Augen hat -B
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wurde[r] [(grinst)]
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Gesamtfassung Pompeji
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K7/TS4 (Korrekturschicht)
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M ATROSA Ihre Mutter war Schlangenbeschwörerin. T OXILUS Aha! L EMNISELENIS Meine Wiege stand auf Lemnos, von wo die schönen Frauen kommen. Arme Mama! Sie lebte nur kurz, mein Papa ass ihr alles weg. T OXILUS (perplex) Ass ihr weg? L EMNISELENIS Papa ist nämlich ein Parasit, ein Vielfrass, wie alle meine Vorfahren väterlicherseits. Nicht nur meine Mama, auch meine Freiheit wurde ein Opfer seiner Gier: er verschacherte mich als Sklavenkind für ein opulentes Menu. T OXILUS (entrüstet) Das eigene Kind?! Also das ist schon das Allerletzte! L EMNISELENIS Er konnte den Fasanen, Muränen und Hummern nicht widerstehen . Die geschlachteten Tiere haben ihn überwältigt, sie wohnen in ihm und sitzen auf seinem Willen -- er kennt nur den Bauch, sonst nichts. M ATROSA (bei Seite) Was das Mädel aufführt! 얍 L EMNISELENIS (seufzt) Meine Kindheit war traurig. Ewiger Zwist der Eltern, zerrüttete Familienverhältnisse -T OXILUS (ehrlich) Armes Kind! Mit Euch verglichen, gehts ja sogar mir noch besser: ich weiss es wenigstens nicht, wer meine Eltern waren! Als dreijähriger Knirps verlor ich meine Freiheit , bei Babylon wurd ich gefangen -L EMNISELENIS Ach, Ihr seid ein Perser? T OXILUS Perser, Grieche, Inder, Aegypter -- was weiss ich, woher ich stamm! L EMNISELENIS Schad! Denn Perser sind alle dunkel und ich bin blond. T OXILUS (lächelt) Wenn Ihr es wünscht , dann werd ich ein Perser -L EMNISELENIS (klatscht in die Hände) Fein! M ATROSA Wie man freiwillig ein Perser sein möcht, das geht über meinen Horizont. T OXILUS Warum? M ATROSA Weil alle Perser böse Menschen sind. L EMNISELENIS (lacht) Böse Menschen gibts überall! (sie hört plötzlich auf zu lachen und deutet ruckartig auf den Vesuv um die Ecke ) Seht, den Vesuv! Wie stark der raucht -- oder sinds nur die Wolken? M ATROSA (blickt auch auf den Vesuv) Das sind keine Wolken . Hoffentlich gibt er endlich Ruh. (Stille) B
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verlor f FreiheitN ] BabylonN ] B N] B N] BwünschtN ] Bum f EckeN ] BdieN ] BDas f WolkenN ] B(Stille)N ] B
Textentlehnung Plautus, PER5 Textentlehnung Plautus, PER13
[h]|H|ummern korrigiert aus: wiederstehen
k[{o}]|e|nnt [Ja,] [m]|M|eine korrigiert aus: zerüttete [L EMNISELENIS (sieht ihn zum drittenmal gross an) Was nützt mir das? T OXILUS ] [geriet ich in die Sklaverei] |verlor f Freiheit| Ba[n]|b|ylon [Keine Ahnung! Ob] [sind interessant. Perser] [wollt] |wünscht| [im Hintergrunde] |um f Ecke| \die/ [Nein,] [d]|D|as [ist Rauch] |sind f Wolken| \(Stille)/
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Gesamtfassung Pompeji
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K7/TS4 (Korrekturschicht)
L EMNISELENIS Manchmal möcht ich der Vesuv sein: ausbrechen und alles vernichten -- (sie lächelt) M ATROSA (zu T OXILUS , der sich nicht um den Vesuv kümmerte und immer nur L EMNISELENIS anstarrte) Was starrt Ihr denn das Mädel so an? T OXILUS (einfach) Weil sie mir gefällt. Zu dumm, sie ist wirklich schön. Komisch, dass ich das erst jetzt bemerk -M ATROSA (unterdrückt zu L EMNISELENIS ) Komm, Herrin, ziehen wir uns zurück -L EMNISELENIS (fällt ihr laut ins Wort) Nein. 얍 M ATROSA (sehr leise, damit T OXILUS nichts hört) Ich bitt Dich, mach keine Dummheiten, verdreh ihm nicht den Kopf! L EMNISELENIS (sehr leise) Ich verdreh ihn aber. Jetzt werd ich frei! (laut zu T OXILUS ) Also Ihr seid nun hier der Herr? T OXILUS (starrt sie noch immer an) Ja. Der Stellvertreter. L EMNISELENIS Und alles muss Euch gehorchen? T OXILUS Alles. L EMNISELENIS Ich auch? T OXILUS (stutzt) Hm. Eigentlich -L EMNISELENIS Nun? Ja oder nein? T OXILUS (lächelt etwas verlegen) Nach den Gesetzen der Logik eigentlich ja -L EMNISELENIS (fällt ihm ins Wort) Dann befehlt doch! Befehlt! (Stille) T OXILUS (starrt sie an und zuckt plötzlich zusammen; unterdrückt) Au -- (er fasst sich ans Herz und windet sich ein bisschen) L EMNISELENIS (erschrickt) Was ist? Was habt Ihr? T OXILUS (leise) Ich weiss nicht, als wär ich verwundet -L EMNISELENIS Tuts weh? T OXILUS ( lügt lächelnd ) Nein. (Die Luft erklingt in zarten Akkorden) L EMNISELENIS (blickt empor und ruft) Oh, jetzt fürcht ich nichtsmehr! Amor hat geholfen! M ATROSA (zu L EMNISELENIS ) Jetzt aber Schluss! Du bist eine brave Hetär und jener ist ein Sklave, das schickt sich nicht, der Kaiser hats verboten! Komm! L EMNISELENIS (herrscht M ATROSA an) Kommandier nicht mit mir! M ATROSA Die Dienerin einer Hetäre ist wie die Mutter einer freien Frau: ein schützender Geist. L EMNISELENIS Behalt Deinen Schutz! T OXILUS Was hat sie denn? L EMNISELENIS Sie geht mir auf die Nerven. T OXILUS (blickt nach links; ruhig) Dort kommt Dordalus. L EMNISELENIS (schrickt zusammen) Oh! (sie schmiegt sich an T OXILUS ) M ATROSA (blickt auch nach links) Richtig! Er ist es. T OXILUS Unser aller Händler -B
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lügt lächelnd N ] erklingt f Akkorden)N ] B N] B N] BT OXILUS f Nerven.N ] BT OXILUS N ] B B
[lächelt] |lügt lächelnd| [klingt)] |erklingt f Akkorden)| [(blickt auch empor) Na servus!] [\Dich/] \T OXILUS f Nerven./ korrigiert aus: [T OXILUS ] |M ATROSA |
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M ATROSA In zehn Minuten ist er da. T OXILUS In fünf. 얍 L EMNISELENIS (sehr leise zu T OXILUS ) Rette mich. Rette mich -T OXILUS (sieht sie an, überlegt einen Augenblick, fährt sich mit der Hand über die Stirne, sieht sich um, ob ihn auch niemand hören kann und redet dann unhörbar auf L EMNISELENIS ein) M ATROSA (horcht, hört aber nichts) L EMNISELENIS (lauschte aufmerksam, gibt nun T OXILUS einen flüchtigen Kuss auf die Wange; leise) Wiedersehen -- (rasch ab in die Villa) M ATROSA (sieht ihr nach; sehr besorgt) Wohin? (sie will auch in die Villa) T OXILUS (vertritt ihr den Weg) Du bleibst zurück. M ATROSA (entsetzt) Toxilus, was habt Ihr vor?! T OXILUS Erraten. M ATROSA Verblendet, verblendet! Das ist der Galgen, der Galgen -- und das arme Mädel! T OXILUS (herrscht sie an) Prophezei hier nicht herum und mach mich nervös! Sonst häng ich Dich ins Meer hinein, mit dem Kopf nach unten, damit Dich die Polypen kitzeln! Still! D ORDALUS (kommt mit ZWEI G EHILFEN von links; er sieht aus, wie ein melancholischer Librettist; er hält und sieht sich um) Da wären wir. Säulen, als wärs ein Tempel des Jupiter, derweil ist es nur der ländliche Lustsitz eines alten Wucherers, Erpressers, Wechsel- und Kontofälschers, Witwen- und Waisengeldbehälters. Das lebt sich, diese Herren Punier -- (er erblickt T OXILUS ) Ist das nicht Toxilus? T OXILUS (imitiert ihn) Ist das nicht Dordalus? D ORDALUS (lächelt) Immer noch frech und oberfrech ! No wie gehts-wie stehts, Herr Baron? Was hat Dir der alte Dordalus gesagt vor acht Jahren? Lass Dich hierherverkaufen, hat er gesagt. Hab ich erraten? Ich find schon immer die passende Stell für das passende Material, ich hab einen Riecher. T OXILUS Ich bin Euch auch dankbar. D ORDALUS Ein seltenes Wort! Denn besonders von Euch Sklavengesindel erntet man nichts als Undank, wo man sich Tag und Nacht abrackert, um Euch an ein solides Haus anbringen zu können. Und obendrein verkauft man Euch noch mit Verlust, bloss damit Ihr gut lebt , man lebt ja schon nur für seine Herren Sklaven! Dich hab ich auch viel zu billig abgegeben, übel wirds mir, wenn ich Dich seh. Also sehen wir das Andere, diese Hetär, die ich mir da abholen soll. Lemniselenis heisst sie, damit man sich die Zung bricht, wenn man an sie denkt -- lauter Rache! B
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Gesamtfassung Pompeji
K7/TS4 (Korrekturschicht)
T OXILUS Sie ist die Schönste von Lemnos. D ORDALUS Dein Wort in Gottes Ohr! Möglich ist alles! Sie stammt zwar vom Maximus in Herkulanum -- auch eine Firma! Lauter Nullitäten! Und ich soll sie jetzt da in Kommission verkaufen, auch ein Geschäft, nichts verdient man dabei, nur Müh und Plag und Aufregerei, und am End zahlt man wieder drauf! Also zeig sie schon her, führ sie vor, Deine Schönste aus Lesbos! T OXILUS Lemnos! D ORDALUS Von mir aus! Also los-los! Wo steckt das Objekt? T OXILUS Wenn ich das wüsste! D ORDALUS Wie soll das einer verstehen ? T OXILUS Sie ist plötzlich verschwunden. (Stille) D ORDALUS Du willst doch damit nicht andeuten, dass sie -- grosser Gott! T OXILUS Ja. D ORDALUS (entsetzt) Geflohen?! 얍 T OXILUS Ihr sagt es. D ORDALUS Gott Du bist gerecht! Was Ihr da für Geschichten treibt! M ATROSA Wir? D ORDALUS Sklaven gibts nur in der Mehrzahl -- stellt einer was an, werden alle bestraft. Grosse Neuigkeiten? Weil Ihr gar so geistreich glotzt! A UFSEHER (kommt rasch aus der Villa) Toxilus! Ist das wahr, dass die Hetär reiten darf? T OXILUS (wirft einen erschrocken-forschenden Blick auf D ORDALUS ; verwirrt) Wer sagt das? A UFSEHER Sie selber hats zu mir gesagt! Grad jetzt, Du hättest es ihr erlaubt, dass sie weggaloppiert -M ATROSA (fällt ihm entsetzt ins Wort) Galoppiert ?! (Stille) D ORDALUS (durchschaut die Situation; er droht mit dem Zeigefinger, freundlich und schadenfroh) Toxilus, Toxilus! In Deiner Haut möcht ich nicht stecken, wenn dann die Herrschaft aus der Sommerfrisch kommt, wo der Herr Präsident eh so jähzornig sind -- und gar erst der Herr Schwiegersohn! Aber was red ich da noch und verschwend die Zeit! Es dreht sich ja nicht um meinen Buckel -- Euere Bukkel werdens spüren! Euere! (er macht die Geste des Verprügeltwerdens und ab mit seinen G EHILFEN nach links) A UFSEHER (sieht ihm nach und sinnt) Unsere Buckel? Mein Buckel? M ATROSA Das Mädel ist verrückt geworden. B
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Nullitäten!N ] verkaufen,N ] BAufregerei f amN ] BwiederN ] BdasN ] B N] Bsoll f verstehenN ] B N] BNeuigkeiten?N ] Bdarf?N ] BweggaloppiertN ] BGaloppiertN ] B B
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[Tineff!] [|Nichts!|] |Nullitäten!| verkaufen\,/ [--] Aufregerei[{ }]\,/ [-- am] |und am| \wieder/ [es] |das| [Was heisst das?] soll1 einer3 das2 verstehen4 [\meist/] Neuigkeiten[,] |?| [was?] darf?[!] korrigiert aus: weggallopiert korrigiert aus: Gallopiert
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Gesamtfassung Pompeji
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T OXILUS (plötzlich zu M ATROSA ) Kannst Du reiten? M ATROSA Ich? Reiten? T OXILUS Trab-trab! M ATROSA Nein! T OXILUS Dann gehen wir zu Fuss. Nämlich Du musst mich zu ihrem Bruder bringen, nach Pompeji -M ATROSA (fällt ihm ins Wort) Da tu ich nicht mit! A UFSEHER (der grimmig lauschte) Aber vielleicht ich! Du hast das Mädel laufen lassen?! Trab-trab?! Na wart ! Jetzt bring ich Dich vor unser Gericht! T OXILUS (horcht auf; ernst) Hoppla, das hab ich vergessen -B N
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Wieder vor der Villa am Meer. Es ist Nacht geworden und der Mond scheint hell. T OXILUS steht vor dem Sklavengericht. Auf einer primitiv und provisorisch errichteten Erhöhung sitzt der V ORSITZENDE , ein uralter Sklave, neben ihm, rechts und links, die B EISITZER und der P ROTOKOLLFUEHRER, ebenfalls Sklaven. Ueberhaupt sind ALLE S KLAVEN und S KLAVINNEN versammelt, ausser Paegnium, und alle tragen noch ihre mitleiderregenden Masken, wie im Vorspiel. Nur Toxilus und der A UFSEHER, der als Ankläger figuriert, haben natürlich keine Masken mehr an, und auch M ATROSA nicht, die etwas abseits auf den Stufen der Villa sitzt und im Mondenschein strickt. Der Vorsitzende beratschlagt sich mit den Beisitzern unhörbar über das Urteil und alle Sklaven warten feierlich schweigend. B
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P AEGNIUM (tritt gähnend aus der Villa, erblickt das Gericht, stutzt und reibt sich die Augen; überrascht) Hoppla , was ist denn da los?! E INIGE S KLAVEN (unwillig) Pst! A UFSEHER (zu P AEGNIUM ) Halt den Mund! (Stille) P AEGNIUM (leise zu M ATROSA ) Was treiben denn die? M ATROSA (leise) Das Sklavengericht ist zusammengetreten. P AEGNIUM Gericht ? B
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] Trab-trab!N ] BNämlich DuN ] B N] B N] BTrab-trab?!N ] BwartN ] BDRITTESN ] BunhörbarN ] BHopplaN ] BGerichtN ] B N B
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[Was?] [Ja.] |Trab-trab!| [Du] |Nämlich Du| [noch heut] [Toxilus,] \Trab-trab?!/ wart[e] [ZWEITES] |DRITTES| \unhörbar/ [Holla] |Hoppla| [Sklaveng]|G|ericht
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Gesamtfassung Pompeji
K7/TS4 (Korrekturschicht)
M ATROSA Es tritt heimlich zusammen, wenn sich ein Sklave gegen die ungeschriebenen Sklavengesetze vergangen hat. Kommt selten vor, Gottseidank! P AEGNIUM Wer hat sich denn vergangen? M ATROSA Toxilus. Er hat etwas angestellt, wofür wir alle büssen müssen, und sowas muss man sich halt vorher überlegen. Dort dro-얍ben sitzen seine Richter und beraten gerade das Urteil. Der Aufseher hat ihn angeklagt. P AEGNIUM Was, dieser Peitschenkuli? Unseren braven Toxilus, der mich so oft vor ihm beschützt hat?! (laut) Hoch Toxilus! A LLE S KLAVEN (murren unwillig) A UFSEHER (drohend zu P AEGNIUM ) Kusch, Saubub! Sonst reiss ich Dir die Ohren aus! E INIGE S KLAVEN Sehr richtig! V ORSITZENDER (klopft mit einem Hammer auf ein Brett) Silentium! (Stille) P AEGNIUM (leise zu M ATROSA ) Warum klopft denn der mit dem Hammer? M ATROSA (leise) Weil er der Vorsitzende ist. P AEGNIUM Dieser alte Trottel? M ATROSA (sieht sich ängstlich um) Nicht so laut! P AEGNIUM Sowas hat den Vorsitz? Der hat mir ja erst gestern wieder eine heruntergehaut, weil ich gesagt hab, er soll nicht so schnarchen -- und alle haben geschrien: recht geschiehts dem Lausbuben! Wo ist mein Recht? Kann ich den Schnarcher vor das Sklavengericht bringen? M ATROSA Dazu bist Du noch zu jung. P AEGNIUM Jung, jung! Wenn ich nur schon gross wär, dann tät ichs dem Pack zeigen! M ATROSA Du wirst auch noch alt. P AEGNIUM Wer weiss! M ATROSA Das geht rasch. P AEGNIUM Vielleicht bricht morgen der Vesuv aus und wir sind alle hin. M ATROSA (zuckt zusammen) Nicht male den Vesuv an die Wand! P AEGNIUM Hast Du gesehen, wie stark er raucht? Und gestern Nacht ist eine Flamme emporgeschossen, riesig -- himmelhoch! M ATROSA (entsetzt) Was sprichst Du da?! P AEGNIUM Ich habs gesehen, nur ich! Die Anderen haben alle geschnarcht und liessen mir keinen Platz am Stroh, drum habens auch nichts gesehen -V ORSITZENDER (klopft mit dem Hammer auf das Brett, denn die Beratung ist nun zu Ende) Toxilus, trete vor! T OXILUS (tritt vor) B
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heimlichN ] ein SklaveN ] B(drohend zuN ] BP AEGNIUM )N ] BKusch,N ] BschnarchenN ] BSchnarcherN ] BM ATROSA f zeigen!N ] BgeschnarchtN ] BhabensN ] BnichtsN ] B B
\heimlich/ [ein \M/Sklave] |ein Sklave| [(herrscht] |(drohend zu| P AEGNIUM \)/ [an)] [Mund halten,] |Kusch,| korrigiert aus: schnarrchen korrigiert aus: Schnarrcher Textentlehnung Plautus, PER9 korrigiert aus: geschnarrcht
haben\s/ [sies] nicht\s/
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Gesamtfassung Pompeji
K7/TS4 (Korrekturschicht)
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V ORSITZENDER Höre das Urteil: indem Du der Hetäre Lemniselenis zur Flucht verholfen hast, hast Du Deine Pflichten gegenüber Deinen Mitsklaven herrisch verletzt. Also: entweder Du schaffst besagte Hetäre sofort zu Dordalus -T OXILUS (unterbricht ihn) Nein, nie! A UFSEHER Ausreden lassen! T OXILUS Niemals soll sie wieder verkauft werden! Niemals! 얍 A LLE S KLAVEN (murren unwillig) V ORSITZENDER (klopft energisch mit dem Hammer) Silentium! Silentium! (zu T OXILUS ) Nun: wenn Du die Hetäre nicht herschaffen willst, dann Freundchen, sperren wir Dich eben ein -A UFSEHER In den leeren Brunnen hinter dem Haus. V ORSITZENDER (zu T OXILUS ) Dort magst Du verweilen, bis die Herrschaft zurückkommt, damit sie unseren guten Willen sieht und uns das Unrecht, das Du uns zugefügt, eventuell verzeiht. T OXILUS Bis die Herrschaft zurückkommt? Das wär ja ein halbes Jahr! A UFSEHER (grinst) Zirka! V ORSITZENDER (zu T OXILUS ) Also: nimmst Du das Urteil an? T OXILUS Und wenn ich es nicht annehme? V ORSITZENDER Dann wirst Du auch in den Brunnen gesperrt. P AEGNIUM (ruft T OXILUS zu) Lass Dich sperren! Ich komm in der Nacht und bring Dir eine Strickleiter! V ORSITZENDER (reisst sich wütend die Maske vom Gesicht; das Gesicht eines Nörglers wird sichtbar; er keift) So schafft doch endlich den Lümmel weg! Hier ist kein Platz für Buben, wo ernste, würdige Männer tagen! Kinder gehören ins Stroh! A LLE S KLAVEN (reissen sich ebenfalls empört die Masken ab und alle Leidenschaften werden sichtbar; sie schreien) Sehr richtig! Rein damit, rein ! Unverschämtheit sowas! Ins Stroh! A UFSEHER (ausser sich) Jetzt reiss ich ihm die Ohren aus! Wo ist er?! P AEGNIUM (ist bereits längst davon) M ATROSA (zum A UFSEHER ) Fort. B EISITZERIN Ich schlage vor, dass Paegnium zur Strafe für sein unerhörtes Verhalten morgen keine Kost bekommt! V ORSITZENDER Einstimmig angenommen! (er klopft wieder mit dem Hammer) Silentium! (zu T OXILUS ) Feine Freunde hast Du da, gratuliere -- (zu den S KLAVEN ) Loslos, werft Toxilus in den Brunnen! T OXILUS Halt! Ihr wollt mich in den Brunnen werfen, Ihr?! Kennt Ihr mich denn nichtmehr, mich -- habt Ihr es denn vergessen, wie oft ich Euch beschützte vor Hoffart, Wut und Uebermut unserer Herrschaft?! Und -- (er deutet auf den A UFSEHER ) -- vor dessen Peitsche! B N
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ReinN ] reinN ] BIns Stroh!N ] BB EISITZERIN N ] BvorN ] B B
[Darum verurteilen wird Dich, und zwar nach Paragraph eins, der da lautet: „Denk immer an Deine brüderlichen Buckel[!]|,| [D]|d|enn für jede persönliche Willkür müssen immer alle [büssen[.]|,| \und/ Vergess[e] es nie, dass Du Dir nichts leisten kannst!“] |büssen!“|] [Raus] |Rein| [raus] |raus| \Ins Stroh!/ B EISITZER \IN / vo[n]|r| [jenem! Vor]
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ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 19
Gesamtfassung Pompeji
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K7/TS4 (Korrekturschicht)
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V ORSITZENDER Nur keine Sentimentalitäten! A UFSEHER Sehr richtig! T OXILUS Mitsklaven! Ihr alle, jeder und jede, habt schon mal „Danke!“ zu mir gesagt -- „Danke!“ für irgendeinen, grossen oder kleinen, Dienst. Aber heute, Freunde, lasst auch mich mal danken 얍 dürfen, Euch danken! Gewährt mir die Bitte, seid so gut -V ORSITZENDER Ob wir Dir „Danke!“ gesagt haben oder nicht, das darf keine Rolle spielen. Recht muss Recht bleiben! T OXILUS Du sprichst wie der Praetor in Pompeji! Wie das Gericht der Freien -(er grinst) V ORSITZENDER Debattier nicht mit mir, ich bin ein griechischer Philosoph! T OXILUS (wirft ihm einen spöttischen Blick zu und wendet sich wieder an die S KLAVEN ) Gewiss, wer würds nicht verstehen, wenn Ihr mich in den Brunnen werfen wolltet -A UFSEHER (unterbricht ihn; zu den S KLAVEN ) Aufgepasst, er wickelt Euch ein! T OXILUS (braust auf) Ich wickle nicht! Weder Euch ein, noch mich heraus! Ihr denkt, ich hätte an Euere Buckel nicht gedacht, nicht an die Prügel, die Ihr für meine Tat kassieren werdet -- Ihr habt recht! Ich hatte Euch vergessen! A UFSEHER Er brüstet sich noch! T OXILUS Ich hab es getan, denn es geht nicht um mich! Sperrt mich nicht in den Brunnen, Freunde, sondern helft mir! Das sei Euer Dank an mich! Helft mir, eine Sklavin fliehen zu lassen -- Lemniselenis! E INE S KLAVIN Das nennst Du eine Sklavin?! Nichts arbeiten, nur sich auf seidenen Kissen herumwälzen und parfümieren? Für sowas soll ich meinen Buckel hinhalten?! Lass eine Hässliche frei, eine Arme, aber keine Reiche! (Stille) V ORSITZENDER (spöttisch) Nun, Toxilus? T OXILUS (zuckt die Schultern und lächelt leise) Was tun? Amor hat mein Herz durchbohrt. A LLE S KLAVEN Amor? (sie weichen scheu etwas zurück) V ORSITZENDER (erhebt sich verblüfft) Wer? Ja, darf sich denn das ein Sklave leisten? T OXILUS Soll ich den Göttern trotzen? Bin ich ein Titane? Wer wagt das von mir zu verlangen?! So bedenkt es doch -- denkt mal, denkt! A LLE S KLAVEN (horchen auf) Denken? (sie sehen sich gegenseitig unsicher an und denken dann, jeder für sich) (Stille) V ORSITZENDER Wir denken -A LLE S KLAVEN (im Sprechchor) Doch es kommt nichts dabei heraus. B N
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] denkt,N ] BhatteN ] BFreunde,N ] Bmir!N ] Beine SklavinN ] Bfliehen f lassenN ] BLassN ] BArme,N ] BT OXILUS f verlangen?!N ] B N] B N B
[Beim Jupiter, das hat ein Toxilus nicht nötig!] denkt\,/ [hab] |hatte| \Freunde,/ mir[,]|!| [eine Sklavin zu retten!] [sie] |eine Sklavin| [freizukaufen] |fliehen f lassen| [Kauf] |Lass| [a]|A|rme\,/ [Sklavin,] Textentlehnung Plautus, PER3
[soll ich]
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Gesamtfassung Pompeji
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K7/TS4 (Korrekturschicht)
V ORSITZENDER Wir denken -A LLE S KLAVEN (wie zuvor) Es müsst uns wer was sagen. V ORSITZENDER Wir denken -A LLE S KLAVEN (wie zuvor) Dass wir warten. T OXILUS (mit leiser Ironie) Auf was warten wir denn? M ATROSA (erhebt sich) Toxilus. Hast Du gehört, dass es einen neuen Gott geben soll? 얍 T OXILUS Einen neuen Gott? M ATROSA Ja. V ORSITZENDER Und? Wie sieht er denn aus? M ATROSA Man kann ihn nicht sehen. Er soll aber immer um einen herum sein, um einen jeden von uns, denn er sagt, dass alle Menschen gleich sind, mit gleichen Rechten, gleichen Pflichten -(Stille) T OXILUS Wer hat Dir das erzählt? M ATROSA (weicht aus) Das weiss ich nichtmehr, ich habs halt gehört, und jetzt ist es mir nur so eingefallen -(Stille) V ORSITZENDER Nichts Gewisses weiss man nicht! (er grinst und setzt sich wieder) T OXILUS (leise) Ich weiss nur, dass ich liebe -- (er nähert sich langsam M ATROSA und hält dicht vor ihr) Führ mich hin zu ihr. M ATROSA Nein. Ich fürcht mich – T OXILUS (unterbricht sie gebieterisch) Führe mich! A UFSEHER Halt! Amor her, Amor hin! Du kommst in den Brunnen! A LLE S KLAVEN In den Brunnen! T OXILUS (zieht ein kurzes Schwert, das er bisher verborgen hielt) Zurück! A UFSEHER (weicht) Gewalt, Gewalt, Gewalt! T OXILUS Wag es einer, mich anzufassen! Mich zu hindern! Ich kämpfe für einen Menschen! V ORSITZENDER Idiot! M ATROSA (zu T OXILUS ) Mensch, nimm Vernunft an! T OXILUS Führe mich! Führe! (er zerrt M ATROSA mit sich nach links ab) B
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(Vorhang) 얍 B VIERTESN BILD
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In einem Keller in Pompeji. Durch das Kellerfenster fällt das Tageslicht herab, und zwar hauptsächlich auf ein bettartiges Gestell, auf welchem L EMNISELENIS liegt. Sie döst vor sich hin. Links die Türe, Tisch und Kisten als Stühle. Rechts ein Herd mit 16 19 21 22 39
(weicht aus)N ] nicht!N ] BFührN ] Bfürcht mich –N ] BVIERTESN ] B B
\(weicht aus)/ nicht\!/ [--] Führ[e] [habe [Dir] |Dich| doch schon --] |fürcht[e] mich –| [DRITTES] |VIERTES|
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Gesamtfassung Pompeji
K7/TS4 (Korrekturschicht)
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allerhand Gefässen, Flaschen, Gläsern, Retorten, als wärs eine Alchimistenküche, aber es wird nur Geld gefälscht. Hier arbeitet Lemniselenis Bruder B AGNIO , ein Mensch auf der schiefen Ebene. 5
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B AGNIO Wie mans auch dreht, Deine Flucht war ein Irrsinn -- hör auf Deinen Bruder, der Dich liebt! Eine Flucht muss gewissenhaft vorbereitet werden, mit Helfershelfern und sofortigem Geld in der Tasche, damit man in aller Ruhe die Kontrollorgane bestechen kann, um sofort übers Meer -L EMNISELENIS (fällt ihm verärgert ins Wort) Wie oft willst Du mir das noch vorkauen! Wie oft soll ichs Dir denn auseinandersetzen, dass jener Bursche herkommen wird, und zwar mit dem Geld, er wird sich die sechshundert schon beschaffen, grad oder krumm -- vergiss es doch nicht, dass er mich liebt! B AGNIO Wenns nur er nicht vergisst! L EMNISELENIS Verlass Dich auf meinen Instinkt! B AGNIO Red nicht so gebildet! Mit achtzehn Jahren hab ichs überhaupt nicht gewusst, dass es einen Instinkt gibt! L EMNISELENIS Vergleich mich nicht immer mit Dir! Du gerätst eben Papa nach und ich meiner armen Mama! (Stille) B AGNIO Und was passiert, Schwesterchen, wenn Dein verliebter Bursche anlässlich seiner krummen Geldbeschafferei verhaftet wird? L EMNISELENIS Schweig! B AGNIO Man gibt ihm ein leichteres Kreuzverhör und schon hat er gestanden, wo wir zu finden sind -L EMNISELENIS Das wär mein Ende! B AGNIO (fährt sie an) Denk nicht immer nur an Dich! Denk auch mal an Deinen unschuldigen Bruder! Wenn sie Dich hier holen, sehen sie, dass ich da Geld fälsch -- und was ist dann?! L EMNISELENIS Wenn Du Deine Schwester liebst, dann kauf Du sie doch frei! B AGNIO Ich?! L EMNISELENIS Dort! Mit Deinem falschen Zeug! B AGNIO Mit dem schäbigem Kleingeld?! Meinst Du denn , ich fälsche Silberlinge? Ich bin doch kein Krösus! Und ausserdem muss ich auch für Vater sorgen -L EMNISELENIS (fällt ihm ins Wort) Für Papa? Wie mag man nur für einen Menschen sorgen, der seine einzige Tochter verkauft hat! B
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Schweig!N ] ] B N] BIch?!N ] B N] BZeug!N ] BMit f schäbigemN ] BschäbigemN ] BKleingeld?!N ] BdennN ] BfälscheN ] B N] BmagN ] B
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[Red nicht davon!] |Schweig!| [(fällt ihm ins Wort)] [müs-] Ich?\!/ [Mit was denn?!] [Geld!] |Zeug!| [Aber das ist doch nur] |Mit f schäbbigem| korrigiert aus: schäbbigem Kleingeld[,]|?!| [schäbbiges Münzenzeug!] \denn/ fälsch\e/ [doch] [kann] |mag|
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Gesamtfassung Pompeji
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K7/TS4 (Korrekturschicht)
B AGNIO Verkauft, verkauft, verkauft! Immer macht sie eine solche Sa-얍che daraus! Wie gut hast Dus gehabt in Deiner Sklaverei -L EMNISELENIS (fährt hoch) Gut?! B AGNIO Das will ich meinen! Sogar eine eigene Dienerin hast Du gehabt, in Deinem Alter, und silberne Teller und Konfitüren und Rosenöl mit seidener Wäsch und was weiss ich! Du wirst noch weinen nach Deinem „Kerker“ , weinen! L EMNISELENIS Ach, Bruder! Was weisst Du von der reichen Sklaven Leid. Sie liegen auf seidenen Kissen, aber ihr Herz liegt auf Stein. B AGNIO (grinst) Liegt es hier besser in diesem Loch? L EMNISELENIS Ja. Denn hier hab ich meine Freiheit. B AGNIO Eine feine Freiheit! Nicht einmal auf die Strasse darfst, sonst sperrens Dich gleich ein! L EMNISELENIS Bald werd ich dürfen! Bald werd ich durch alle Strassen gehen, stolz und froh. Ich weiss, alles wird gut, denn Amor hat geholfen. B AGNIO Amor, Amor! Du glaubst noch an die Götter? Ich nicht. Da munkeln jetzt die Leut von einem neuen Gott, aber es gibt weder Alte noch Neue! Man hat sich auf sich selbst zu verlassen. L EMNISELENIS Fälsch Dein Geld und ärger mich nicht. (Es klopft an die Türe) D IE ZWEI (schrecken zusammen) (Es klopft noch dreimal in einem bestimmten Rhythmus ) B AGNIO Ach, das ist Vater! (er öffnet die Türe, lässt den P ARASITEN , einen alten Stutzer, eintreten und verriegelt rasch wieder die Türe) L EMNISELENIS (ohne sich zu erheben) Guten Morgen, Papa. P ARASIT Guten Morgen. B AGNIO (zu L EMNISELENIS ) Willst Du Dich nicht erheben, wenn Dein Vater kommt? L EMNISELENIS Na schön -- (sie erhebt sich unwillig) P ARASIT Ein Benehmen ist das, wo man sich zwei Jahre nicht gesehen hat -- (zu B AGNIO ) Hast Du nichts Essbares da? B AGNIO Leider -P ARASIT Nicht ein Stückchen Brot? Immer wenn ich einen Tisch seh , hab ich einen leeren Magen. L EMNISELENIS (spitz) Noch bei Appetit? P ARASIT (grinst) Früh am Tage soll der Mann ans Essen gehen. Kinder, gestern war ich eingeladen -- es war ein Fest! Grandios, einmalig! Leider einmalig! Ein Singvögelzungenragout -- delikat! Dazu ein Salat, oh! L EMNISELENIS (wie vorhin) Man ladet Dich immer noch ein? 얍 P ARASIT (stutzt etwas) Was soll diese Frage? Ich bin zwar nichtmehr der Jüngste, aber man plaudert noch gerne mit mir. Ich war immer ein guter Gesellschafter B
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Deinem „Kerker“N ] ] BglaubstN ] BRhythmusN ] BsehN ] B N] BNochN ] BP ARASIT f gehen.N ] B N] Bwar immerN ] B
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Deine[r]|m| [Sklaverei] |„Kerker“| [Glaubst] [denn] |glaubst| korrigiert aus: Rythmus seh[e] [so] [Immer] [n]|N|och Textentlehnung Plautus, PER6
[immer] [bin] |war immer|
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Gesamtfassung Pompeji
K7/TS4 (Korrekturschicht)
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und übrigens hat unsere ganze Familie bis ins höchste Alter hinein konstant von fremder Kost gelebt -L EMNISELENIS (wie vorhin) Mama nicht. P ARASIT (ist unangenehm berührt) Reden wir lieber von Dir. Also Du scheinst ja durch den Herrn Präsidenten Thago einen ordentlichen Schock erlitten zu haben, sonst wäre mir nämlich Dein überaus leichtfertiges Vorgehen überhaupt unerklärlich. Ich sehe auch so noch nicht klar, denn K.R. Thago ist ein kreuzbraver Mann! L EMNISELENIS Kennst Du ihn? P ARASIT Wie soll ich ihn kennen, er hat mich ja noch nicht eingeladen! (zu B AGNIO ) Hast Du wirklich nichts Essbares da? B AGNIO Reden wir jetzt mal nicht vom Essen, Vater, sondern von der Flucht Deines Töchterleins, samt allen ihren etwaigen Konsequenzen! P ARASIT Warum so aufgeregt? B AGNIO Weil ich nervös bin! Ich fälsch schon falsch! L EMNISELENIS Bagnio übertreibt. Schau, Papa, ein Mann hat sich in mich verliebt -P ARASIT (fällt ihr ins Wort) Hat er Geld? B AGNIO Keinen Groschen! Er ist ein Sklave! P ARASIT Was hör ich?! L EMNISELENIS Ausreden lassen! Er heisst Toxilus und ist der Stellvertreter K.R. Thagos! Er liess mich fliehen und er bringt auch die sechshundert Silberlinge auf, grad oder krumm -- morgen bin ich frei! Er liebt mich nämlich! P ARASIT Und Du liebst ihn? L EMNISELENIS Aber nein, Papa! Nicht doch! Ich hab ihm ja nur ein grosses Theater vorgespielt und er ist mir auf den Leim gegangen -- morgen bin ich ihn los! P ARASIT Das ist aber nicht schön von Dir, dass Du einen braven Mann derart ausnützt -얍 L EMNISELENIS Du redest was von ausnützen ?! Wer hat mich denn verkauft, wer?! B AGNIO (verzweifelt) Sie fängt schon wieder an! L EMNISELENIS Jetzt nütz ich jeden aus, für meine Freiheit bin ich zu allem fähig! P ARASIT Backfischideale! L EMNISELENIS Ich lasse mir meine Ideale von Euch nicht rauben! B AGNIO Schrei nicht mit Deinem eigenem Vater! L EMNISELENIS Ich schrei aber! P ARASIT (zu L EMNISELENIS ) Vergiss nicht, dass ich Dich gezeugt hab ! B AGNIO (zum P ARASITEN ) Schrei nicht! L EMNISELENIS (zum P ARASITEN ) Ich nehme keine Rücksicht mehr auf Dich! B AGNIO (zu L EMNISELENIS ) Dann nimm wenigstens Rücksicht auf meine Arbeit! Man hört Euch ja bis nach Rom! (Stille) B
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übrigens f gelebt --N ] erlittenN ] BseheN ] BP ARASIT f eingeladen!N ] B N] BausnützenN ] BlasseN ] BhabN ] Bnach Rom!N ]
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[bekommen] |erlitten| [seh] |sehe| Textentlehnung Plautus, PER7
[(unterbricht ihn)] [{ }]|a|usnützen lass\e/ hab[e] [auf die Strasse hinaus!] |nach Rom!|
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Gesamtfassung Pompeji
K7/TS4 (Korrekturschicht)
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P ARASIT (zu sich selbst) Die eigene Tochter! Nimmt keine Rücksicht -- und zum Essen ist auch nichts da. Was bin ich? Ein alter Mann. Und einsam -- -- (zu L EMNISELENIS ) Du wirst Deine Ideale schon von allein verlieren. L EMNISELENIS Papa, hör mich mal jetzt in Ruhe an: ich weiss, dass kein Kind was 5 taugt, das seinen Eltern nicht gehorcht. Aber auch kein Kind taugt etwas, das schweigend zusieht, wenn die Eltern was Unrechtes machen. P ARASIT Wann habe ich was Unrechtes gemacht? Nie! L EMNISELENIS Gewiss, Du hattest die Macht und das Recht, mir meine Freiheit zu nehmen -10 P ARASIT (unterbricht sie) So lass doch endlich Deine Freiheit in Ruh! Was willst Du von ihr? Ohne Geld? Vergiss doch nicht, dass ich leider nicht in der Lage war, Dir eine Mitgift zu geben, Dein Vater ist eben ein armer Mann, willst Du ihm deshalb Vorwürfe machen? Schäme Dich. Ich wollte immer nur Dein Bestes. 15 L EMNISELENIS Gewiss, Papa, wir lebten in Dürftigkeit, doch ist ein bescheidenes Leben besser, als wenn sich die Armut mit der Unehrenhaftigkeit paart. Dann wird die Armut noch bitterer. P ARASIT Willst Du denn die Welt ändern? Du bist ja unausstehlich! 얍 L EMNISELENIS Papa, auch der Menschen Schande hat Unsterblichkeit. Sie lebt noch 20 fort, wenn man sie schon gestorben glaubt. (Die Gefässe auf dem Herde zittern und klirren, eine Kiste fällt um und die Ampel stürzt von der Decke herab) D IE DREI (erschrecken und erstarren) (Stille) 25 B AGNIO (leise) Was war denn jetzt das? L EMNISELENIS Ich dachte, der Boden rutscht unter mir weg -P ARASIT Kinder, das war ein Erdbeben! (Stille) L EMNISELENIS (setzt sich) Mir ist ganz schlecht. 30 B AGNIO Das hat was zu bedeuten. (Stille) P ARASIT Das letzte grosse Erdbeben war vor sechsundzwanzig Jahren. Ja, ich erinnere mich. Damals wart Ihr Beide noch nicht auf der Welt. (Es klopft an die Türe) 35 D IE DREI (schrecken wieder zusammen) (Es klopft noch dreimal in dem bestimmten Rhythmus ) L EMNISELENIS (schnellt empor) Das ist er! Toxilus! (sie öffnet rasch die Türe) T OXILUS (tritt ein, er trägt das kurze Schwert gegürtet, erblickt L EMNISELENIS und schliesst sie sofort in seine Arme) 40 B AGNIO (verriegelt rasch wieder die Türe und tauscht mit dem P ARASITEN einen spöttischen Blick) B
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ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 26
Gesamtfassung Pompeji
K7/TS4 (Korrekturschicht)
L EMNISELENIS (macht sich sanft von T OXILUS los; lächelnd) Was sagst Du zu unserem Erdbeben? T OXILUS (perplex) Erdbeben? L EMNISELENIS Die Ampel ist heruntergefallen. Schau! T OXILUS (schaut auf die Ampel) Ich dachte nur an Dich -P ARASIT (zu L EMNISELENIS ) Willst Du uns nicht vorstellen? L EMNISELENIS (zu T OXILUS ) Das ist mein Papa und das ist mein Bruder Bagnio. T OXILUS (horcht bei dem Wort „Papa“ auf und fixiert finster den P ARASITEN ) P ARASIT (unsicher) Was hat er denn? 얍 T OXILUS (zum P ARASITEN ) Herr! Darf ich Ihnen meine tiefste Verachtung ausdrükken, da Sie sich nicht scheuen, Ihr eigen Fleisch und Blut zu verschachern -B AGNIO (unterbricht ihn verzweifelt) Jetzt fängt der auch noch an! L EMNISELENIS (zu T OXILUS ) Aber Toxilus! Kein Wort mehr, Liebling! Papa und ich haben uns ausgesprochen und sind wieder versöhnt -- Nehmt Platz! D IE VIER (setzen sich um den Tisch) B AGNIO Leider habe ich nichts zum anbieten -P ARASIT Leider-leider! L EMNISELENIS Wir sind sehr arm. T OXILUS Oh bitte-bitte! (Stille) L EMNISELENIS Hast Du eine angenehme Flucht gehabt? T OXILUS (lächelt) Erschrick nicht, Liebste -- aber um ein Haar hätte man mich in den Brunnen gesperrt. L EMNISELENIS In einen Brunnen?! T OXILUS Ja. Deine Flucht, Geliebte, wurde nämlich leider frühzeitig entdeckt und so schleppte man mich vor das Sklavengericht. Aber ich nahm keine Strafe an und bahnte mir meinen Weg zu Dir mit dem Schwert! P ARASIT Allerhand! B AGNIO Gabs Tote, Verletzte? T OXILUS Nein, es ging auch ohne Blut. L EMNISELENIS Den Göttern sei Dank! T OXILUS Matrosa führte mich her, sie wartet draussen. Auch bei ihr musste ich Gewalt anwenden -- (er lächelt) Jaja, seit ich Dich liebe, bin ich plötzlich ein Held geworden, denn mein Leben hat endlich einen Sinn. Das Meer ist kleiner und grösser geworden, der Himmel näher und höher. Wald und Flur rücken ins rechte Licht. Ach, Lemniselenis, ich finde keine Worte, nur Deinen Namen! L EMNISELENIS (lächelt gewollt geziert) Lieb von Dir. Doch sag mal: das Geld hast Du doch dabei? T OXILUS Was für Geld? L EMNISELENIS Die sechshundert Silberlinge -B
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Was sagstN ] zu unseremN ] BErdbeben?N ] BDieN ] BistN ] B(schaut f Ampel)N ] B B
] versöhntN ]
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[Hast] |Was sagst| [das] [|zu dem|] |zu unserem| Erdbeben\?/ [gespürt?] [Bei uns ist] [d]|D|ie \ist/ [Nein[,]|.| [i]|I|ch hab[s]] [|{Nein, ich [{ }] hab| nichts gespürt.] |(schaut f Ampel)| [wir] versö[nt]|hnt|
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K7/TS4 (Korrekturschicht)
T OXILUS Ich? Ich hab keinen Groschen. B AGNIO (schnellt empor) Was?! Wusst ichs doch! T OXILUS (perplex) Wieso? Versteh kein Wort. P ARASIT (zu T OXILUS , der ihn mit äusserster Zurückhaltung betrachtet) Herr, reden wir mal mit offenen Karten: das Mädel sitzt hier in dem Loch und kann nicht heraus, ehe die sechshundert Silberlinge da sind! L EMNISELENIS Ich dachte, Du würdest mich freikaufen! T OXILUS Ich? Dich? Womit denn?! L EMNISELENIS Du hast doch gesagt, dass Du etwas verkaufen willst , was nicht Dir gehört -T OXILUS Das hab ich nie gesagt! L EMNISELENIS Nie?! Haben wir denn nicht stundenlang darüber gesprochen?! T OXILUS Gesprochen gewiss! Aber wer wird denn sowas tun? Bin ich denn ein Räuber? Missversteh mich nicht, Geliebte! Ich habe nur gesagt: reite fort und ich reit Dir nach -B AGNIO (verzweifelt) Wusst ichs doch, wusst ichs doch! T OXILUS Still! Lasst mich mal grübeln: wer mir etwa so viel leihen tät -B AGNIO (ausser sich) Leihen?! Dir?! Was fällt Dir ein, unverschämter Kerl?! (er ergreift einen Prügel und brüllt) Hinaus! Hinaus, gewissenloser Mädchenverführer! T OXILUS (schnellt empor und zückt sein Schwert) 얍 L EMNISELENIS Nein! (sie stellt sich schützend vor T OXILUS ) Erstich ihn nicht, er ist mein Bruder! B AGNIO Lass ihn nur stechen! Ich demolier ihm seinen Kürbis, dass er auf der Stell den Zerberus bellen hört! P ARASIT Aber meine Herren! (Stille) T OXILUS (zu L EMNISELENIS , indem er B AGNIO nicht aus den Augen lässt) Komm! L EMNISELENIS Wohin? T OXILUS Vertrau nur mir, wir kommen schon durch. Verlass Dich auf meine Liebe -P ARASIT Einen Augenblick! Wer liebt, sitzt bekanntlich auf seinem Verstand, und da muss ein heller Kopf eingreifen -T OXILUS (unterbricht ihn barsch) Verzichte auf Eueren Kopf! L EMNISELENIS (fährt T OXILUS an) Sprich anständig mit Papa! Der hat schon mehr für mich getan, wie Du! B
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Ich?N ] Dich?N ] BwillstN ] B N] BNie?!N ] BHaben f stundenlangN ] Bgesprochen?!N ] BwerN ] BwirdN ] BdennN ] B N] Btun?N ] BBinN ] BT OXILUS f Kerl?!N ] Bso vielN ] B B
Ich?[!] Dich?[!] [wirst] |willst| [(unterbricht sie)] [Aber] |Nie?!| [[w]|W|ir] [h]|H|aben [doch lan[g]|ge|] |wir f stundenlang| gesprochen[?] |?!| [ich] [|{man}|] |wer| w[e]|i|rd [doch] |denn| [nicht] [tun]|tun|\?/ [--] [b]|B|in Textentlehnung Plautus, PER4 korrigiert aus: soviel
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ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 28
Gesamtfassung Pompeji
K7/TS4 (Korrekturschicht)
T OXILUS (starrt sie entgeistert an) L EMNISELENIS Starr mich nicht so an -- oder tust Du etwa was für mich?! T OXILUS Ich opferte meinen Beruf. P ARASIT (wegwerfend) Ein Sklave! Auch ein Opfer! L EMNISELENIS (zu T OXILUS ) Ich hoffte, Du würdest stehlen. T OXILUS Ist das Dein Ernst? P ARASIT (zu L EMNISELENIS ) Lass ihn, jetzt redet Dein Papa zu Dir: hier steht ein Mann und starrt Dich an. Er hat nichts und ist nichts, ein entsprungener Unfreier aus dem Brunnen heraus. Verfolgt und gehetzt von arm und reich, gehört er nirgends hin und will trotzdem nirgends einbrechen . Ein Phantast! Frag ihn, wie er Dich ernähren will, bekleiden, beschuhen? Frag ihn, was er Dir bieten kann? T OXILUS Mich. P ARASIT Das ist nichts. (Stille) L EMNISELENIS Du hast recht, Papa. T OXILUS Recht?! L EMNISELENIS Ja. T OXILUS (starrt sie wieder an und es scheint eine Welt in ihm zusammenzubrechen) (Stille) L EMNISELENIS In einem ländlichem Lustsitz am Meer steht eine Kasse und die Herrschaft ist verreist. T OXILUS (horcht auf) Meinst Du unsere Herrschaft? L EMNISELENIS Unsere ehemalige. Vorbei, vorbei! Oder kannst Du zurück? T OXILUS Werd mich hüten! Du hast recht. (Stille) L EMNISELENIS Die Kasse steht im dritten Zimmer. T OXILUS Gleich rechterhand. L EMNISELENIS Wenn man von links kommt. T OXILUS (lächelt traurig) Ich kann mich noch erinnern. L EMNISELENIS (mit geschlossenen Augen) Ich seh sie noch vor mir. (Stille) T OXILUS Man kann auch durchs Fenster. L EMNISELENIS Stimmt. Durchs fünfte von links. T OXILUS Nein, dort schläft der Aufseher. Durchs vierte von rechts. L EMNISELENIS Aha. (Stille) L EMNISELENIS Was ist denn in der Kasse? T OXILUS Neunhundert Silberlinge. B AGNIO (fasst sich ans Herz) Sags noch mal! T OXILUS Neunhundert. 얍 P ARASIT Wie das klingt! Neun-hun-dert -- das zerrinnt auf der Zunge, wie Butter -B
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etwaN ] UnfreierN ] Bheraus. VerfolgtN ] Bnirgends einbrechenN ] Beinem f LustsitzN ] BVorbei,N ] Bvorbei!N ] B B
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\etwa/ [Sklave] |Unfreier| heraus[,]|.| [v]|V|erfolgt [nicht stehlen] |nirgends [einbrechen] |einbrechen|| eine[r]|m| [Villa] |ländlichem Lustsitz| [Es ist] |Vorbei,| vorbei[.]|!|
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ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 29
Gesamtfassung Pompeji
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L EMNISELENIS Na also! (Stille) T OXILUS (gibt sich plötzlich einen Ruck, stürzt an die Türe, will hinaus, kann aber nicht, denn sie ist ja verriegelt; er rüttelt an ihr und schreit) Aufmachen! Noch bin ich kein Verbrecher! Auf-auf! (er sprengt die Türe auf und rasch ab) B AGNIO (stürzt auf die demolierte Türe und schreit T OXILUS nach) Feiger Halunke! Brich lieber ein, statt aus! Schurke! Erst ein Mädel verführen, aber dann nicht einmal stehlen! P ARASIT (lächelt suffisant ) So weit geht die Liebe nicht -L EMNISELENIS (tonlos) Nein. So weit nicht. B AGNIO (zu L EMNISELENIS ) Trotz Deines Amors! (er repariert die Türe und schliesst sie wieder) (Stille) L EMNISELENIS (hat nachgedacht; leise) Jetzt nehm ich Abschied von meinen Idealen. Lebt wohl! Denn wenn sogar Amor es nicht fertigbringt, dass einer für einen stiehlt, dann gibt es keine Hilfe mehr. P ARASIT (nickt zustimmend) B AGNIO (öffnet langsam die Türe) L EMNISELENIS Und wenn Matrosa kommt, sagt, ich bin bei Dordalus -- (sie geht auf die Türe zu) B AGNIO (öffnet sie weit) P ARASIT Pa, Kindchen! L EMNISELENIS (hält noch einmal) Sieht man mirs an, dass ich an keine Götter mehr glaub? (ab durch die Türe) B
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Beim Sklavenhändler Dordalus, und zwar im Hofe seiner Firma. Eine weisse Wand trägt mit grossen Lettern folgende Inschrift: „Dordalus. Sklavenhändler. En gros. En detail. Import. Export“. Im Hintergrund eine Türe ins Haus, links das Tor auf die Strasse und rechts gehts nach den Sklavenlagern. In der Mitte ein Podium, wo die Sklaven feilgeboten werden. D ORDALUS verhandelt soeben eine dicke S KLAVIN . D REI D AMEN interessieren sich. D ORDALUS (zu den D AMEN ) Ich kann sie nur empfehlen, sie ist meine beste Köchin, seit Jahr und Tag! Reinlich, peinlich, fleissig, ehrlich, treu! Kocht, wie ein Engel! Macht aus nichts den schönsten Schmarrn! E RSTE D AME Stöbert sie auch?
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stehlen!N ] suffisantN ] BSo weitN ] BSo weitN ] B B
[stehlen!] [|{rauben}|] |stehlen!| gemeint ist: süffisant korrigiert aus: Soweit korrigiert aus: Soweit
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Gesamtfassung Pompeji
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K7/TS4 (Korrekturschicht)
D ORDALUS Sie stöbert, dass die Fetzen fliegen! Und hilft auch bei der grossen Wäsch! Z WEITE Isst sie viel? D ORDALUS Wenn sie nichts bekommt, isst sie überhaupt nichts. Z WEITE Sie ist nämlich verdächtig gut genährt -D ORDALUS Sie war bei Puniern. D RITTE Ach, die verderben ja alles! E RSTE (wirft einen verachtenden Blick auf die DRITTE ; zu D ORDALUS ) Kann sie punisch kochen? D ORDALUS Die kann auch ägyptisch! Eine Perle! E RSTE Was kostet sie? D ORDALUS Nichts! (Stille) E RSTE Na reden Sie schon! D ORDALUS Wären zwanzig zu wenig? E RSTE Ja. Fünfzehn. D ORDALUS Neunzehn. E RSTE Fünfzehn. D ORDALUS Achtzehn. E RSTE Vierzehn. D ORDALUS (braust auf) Fünfundzwanzig! E RSTE Dreizehn. D ORDALUS Also gut fünfzehn! Ab mit Schaden! Z WEITE und DRITTE (ab nach links) E RSTE (zahlt D ORDALUS ) Ich nehm sie gleich mit, sonst wird sie mir noch vertauscht. Vor vierzehn Tagen kaufte ich mir bei Maximus in Herkulanum eine Kammerzofe und abends schickt er mir 얍 einen Gladiator ins Haus. In voller Rüstung! D ORDALUS Maximus in Herkulanum ist überhaupt keine Firma! Bei uns herrscht Ordnung! Danke bestens, beehrens mich wieder! (zur S KLAVIN ) Geh schön mit Deiner Herrin -- Pa! E RSTE Lebt wohl! (ab mit der S KLAVIN nach links) D ORDALUS (geht auf die Türe im Hintergrund zu) E IN H ERR (erscheint im Tor links und tritt ein; er ist ein freier Kleinbürger und hat einen URALTEN S KLAVEN bei sich) Dordalus! Schau Dir das mal an! D ORDALUS (hält, schaut hin und ist nicht angenehm berührt) Ich schau. H ERR Sowas wagst Du zu verkaufen? Pfeffer hast Du ihm gegeben, damit er feueriger schreitet, er hats mir gestanden! D ORDALUS Er hat ja auch nur zweieinhalb Silberlinge gekostet. H ERR Ist auch Geld! D ORDALUS Was willst Du für zweieinhalb haben? Einen ganzen Herkules? H ERR Also nur nicht frech werden! Auf den zahl ich doch drauf! Kaum dass er kriecht, aber fressen tut er für drei! B
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auch ägyptisch!N ] H ERR N ] BzweieinhalbN ] BH ERR N ] BzweieinhalbN ] BganzenN ] BH ERR N ] B N] B B
[alles.] |auch ägyptisch!| [D RITTER ] |H ERR | [fünf] [|drei|] |zweieinhalb| [D RITTER ] |H ERR | [fünf] [|drei|] |zweieinhalb| \ganzen/ [D RITTER ] |H ERR | [nur]
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Gesamtfassung Pompeji
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D ORDALUS Er ist eben sehr gescheit. Er war noch ein Schüler von Sokrates! H ERR Ah was Sokrates! Ich brauch ein Mädel für alles! D ORDALUS Also das ist er wieder weniger! H ERR Ich werd mich da mit Dir herumärgern! Behalt Dein Klump! Mich siehst Du nichtmehr! (wütend ab nach links) D ORDALUS Komm, Alter! Bist müd? U RALTER Ich fühl mich ganz frisch -D ORDALUS Hat er Dich schlecht behandelt? U RALTER Oh nein, ich lag in der Sonne mit den Hunden. D ORDALUS Und dort haben wir dann philosophiert? 얍 U RALTER Den Blödsinn hab ich mir schon längst abgewöhnt. Ich hab geschlafen. D ORDALUS Immer emsig, emsig -U RALTER Darf ich Euch was raten? Verkauft mich noch einmal -- (ab nach rechts) D ORDALUS (sieht ihm nach) Ein Seher. M ATROSA (kommt aus der Türe im Hintergrunde) D ORDALUS Matrosa! Wie gehts der kleinen Ausreisserin? M ATROSA Danke, sehr gut! Sie singt und schmückt sich soeben. D ORDALUS Sie soll sich nur noch schöner machen, heut kommt Kundschaft! L EMNISELENIS (tritt sehr geschmückt und geschminkt aus der Türe im Hintergrunde; sie scheint heiter zu sein) Bin schon da! D ORDALUS Reizend sieht sie aus! Süss! M ATROSA Ich lieb sie schon lang. L EMNISELENIS Ihr seid alle so nett zu mir, mit was hab ich mir das verdient? D ORDALUS Das kommt erst noch. M ATROSA (zu L EMNISELENIS ) Kundschaft kommt! L EMNISELENIS (schrickt etwas zusammen, beherrscht sich jedoch sofort) Wer? D ORDALUS Haltet Euch fest! Der Praetor von Pompeji! M ATROSA Der Praetor? Persönlich?! D ORDALUS Nuna, unpersönlich! No hab ich Kunden? Man muss sagen -L EMNISELENIS (fällt ihm ins Wort) Wie alt ist er denn? D ORDALUS Das ist die einzige Schattenseite, denn so ganz ist er nichtmehr der Jüngste. L EMNISELENIS (atmet auf) Hoffentlich! D ORDALUS (perplex) Was hör ich? M ATROSA Sie möcht von der männlichen Jugend nichts wissen. D ORDALUS Wieso warum denn nicht? L EMNISELENIS Weil die jungen Herren nur an sich denken. D ORDALUS So? Und an was denken denn noch die alten Herren, ausser an sich selbst? L EMNISELENIS An den Tod. (sie lächelt kurz) D ORDALUS (starrt sie an) M ATROSA (zu D ORDALUS ) Wenns nach ihr ging, würde sie sich einen Herrn Gebieter aus dem Greisenasyl holen. B
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K7/TS4 (Korrekturschicht)
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H ERR N ] H ERR N ] BIchN ] BnochN ] BDasN ] B B
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Gesamtfassung Pompeji
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K7/TS4 (Korrekturschicht)
D ORDALUS Aha! Jetzt kapier ich allmählich: das unschuldige Kind sucht einen baldigen Erbonkel -- schau-schau! Die geborene Krankenschwester! L EMNISELENIS Ihr dürft nicht annehmen, dass ich mit unerlaubten Mitteln, als da sind: böse Kräuter, Schlangengift, etcetera, das Ableben eines gebrechlichen Gebieters beschleunigen wollte. Ich würde auch nimmer ein massgebliches Wort in seinem Testament fälschen, aber ich tät ihm die Schrecken der Unterwelt ausmalen, und das fiele mir leicht, denn ich müsst ihm doch nur vom Schicksal der Sklaven auf der Oberwelt berichten. Die Haare würden ihm alle gen Himmel stehen und er würd mich vor lauter Grauen garantiert reich beschenken, um nicht in der Unterwelt als unfreie Seele verhandelt zu werden, als ein Ding mit menschlichen Allüren -D ORDALUS (unterbricht sie schroff) Sei nicht so manieriert ! Und nur nicht ungerecht werden, ja?! Frechheit! Wo man sich schon zerreisst! Einen leibhaftigen Praetor -und noch immer nicht zufrieden! (Stille) L EMNISELENIS (leise) Ich wollt Euch nicht kränken, das lag mir fern. Verzeihung. D ORDALUS Schon gut. 얍 M ATROSA (zu D ORDALUS ) Sie hat eine zarte Seele. D ORDALUS Was verstehst schon Du unter Seele! L EMNISELENIS Was sich aus einem fortsehnt. D ORDALUS (horcht auf und schlägt sich auf die Stirne) Richtig! Apropos fortsehnt: heut Nacht ist mir nämlich einer ausgebrochen, ein Galeerensklave, Schlag soll ihn treffen, ich muss ja nach dem Gitter schaun -- (rasch ab nach rechts) L EMNISELENIS (setzt sich auf das Podium) M ATROSA (betrachtet interessiert die Inschrift an der weissen Wand) L EMNISELENIS (beobachtet sie; plötzlich) Kannst Du lesen? M ATROSA Nicht alles. L EMNISELENIS Lernst Du noch? M ATROSA Du bist zwar die beste Herrin der Welt, aber auch bei Dir muss man immer nur für Dich da sein -- (sie nickt ihr lächelnd zu) L EMNISELENIS (lächelt leer) Ja, ich bin ein guter Mensch. M ATROSA Bis auf den einen Fall. L EMNISELENIS Reden wir nichtmehr darüber. (sie geht auf und ab) (Stille) M ATROSA Du wirst es noch bitter bereuen. L EMNISELENIS Hör auf. M ATROSA Man darf einen Menschen nicht so behandeln -- er liebt Dich, opfert Dir seine Existenz, und Du hast ihn angelogen, dass Du ihn liebst! L EMNISELENIS Hör auf! M ATROSA Ich hör nicht auf! Du wolltest ja sogar, dass er für Dich raubt! Dass er für Deine Lügen zum Schwerverbrecher wird! L EMNISELENIS (hält und fixiert sie böse) Gehts Dich was an? M ATROSA Ja. Weil er mir leid tut. B
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manieriertN ] mirN ] BSchwerverbrecherN ]
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\mir/ [Verbrecher] |Schwerverbrecher|
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Gesamtfassung Pompeji
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K7/TS4 (Korrekturschicht)
L EMNISELENIS Tut er Dir? Und ich? (sie schreit sie plötzlich an) Es geht Dich nichts an, was ich mit Toxilus treib! M ATROSA (ruhig) Schrei nicht. Du bist nicht so schlecht, wie Deine Sünden. L EMNISELENIS (höhnisch) Wie gewählt Du Dich plötzlich ausdrückst -M ATROSA (sieht sie gross an) Das waren nicht meine Worte. Denk daran, dass alles, was Du treibst, aufgezeichnet wird, und dass einst Rechenschaft von Dir verlangt wird -L EMNISELENIS (fällt ihr ins Wort) Und ich sage Dir: Jupiter, Venus, Merkur, Apollo, Amor -- und wie sie alle heissen mögen! Alles Mist! Die Götter sind tot! M ATROSA Sind sie auch, denn es gibt nur einen Gott. L EMNISELENIS (schnippisch) Ach, wieder dieser neue Gott? M ATROSA Ewig. 얍 L EMNISELENIS Ein sonderbarer Gott, den man kreuzigen kann, wie einen letzten Sklaven! M ATROSA Gib acht, dass er Dich nicht schlägt! L EMNISELENIS (spöttisch) Ach, tut er das auch? (sie betrachtet wohlgefällig ihre Beine) Warum wohnt er eigentlich unter der Erde? M ATROSA (sieht sich vorsichtig um; leise) Halb Rom soll schon ganz unterhöhlt sein. Wir werden immer mehr. (Stille) L EMNISELENIS (ist ernst geworden) Du warst wieder dort? M ATROSA Gestern . L EMNISELENIS Ich wills aber nicht haben, dass Du hingehst, wir haben schon genug Sorgen. M ATROSA (lächelt) Wer hingeht, vergisst sie. Komm mal mit -L EMNISELENIS Ich kann mich beherrschen! Nein, da hätt ich Angst -M ATROSA (wie zuvor) Warum? L EMNISELENIS Schon weil man so tief hinunter -M ATROSA (fällt ihr ins Wort) Halb so schlimm! L EMNISELENIS Und dann ist es finster -- Nein-nein! M ATROSA Bei uns brennen immer Lichter. Es ist eine andere Welt. (Stille) L EMNISELENIS Was soll man sich denn da anziehen? M ATROSA Nicht zu geschmückt. L EMNISELENIS (lächelt) Ist eh alles nur Glas -(Stille) M ATROSA Du wirst es nicht bereuen. L EMNISELENIS Möglich. M ATROSA Bist Du nicht froh, dass Toxilus nicht gestohlen hat? L EMNISELENIS (horcht auf und wird wieder böse) Nein. (ironisch) Noch nicht -T OXILUS (erscheint im Tore links; er hat noch sein Schwert, doch sein Anzug ist etwas zerrissen) L EMNISELENIS (schnellt empor) Toxilus! T OXILUS (geht langsam auf sie zu und hält dicht vor ihr; er sieht ihr in die Augen und lächelt müde) Du wirst noch heute frei. B N
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Gesamtfassung Pompeji
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K7/TS4 (Korrekturschicht)
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L EMNISELENIS (starrt ihn entgeistert an) T OXILUS Seit ich von Dir ging, hab ich nichtmehr geschlafen und hab also auch nichtsmehr geträumt. Ich bin erwacht: es gibt nur ein Verbrechen: Dich weiter im Joche der Sklaverei zu lassen, Dich wieder weiter zu verschachern, wie ein Stück Tier -- heut kenne ich nur dieses einzige Verbrechen und sonst sei mir alles recht! In einem ländlichem Lustsitz am Meer steht eine Kasse und die Herrschaft ist verreist. Das waren Deine Worte und Du hattest recht. Amor beschützte mich -(er zeigt ihr einen Geldbeutel) Sechshundert in Gold. Ich kaufe Dich frei! L EMNISELENIS (schreit entsetzt auf) Nein!! (sie wirft sich auf das Podium und weint stumm) T OXILUS (verwirrt zu M ATROSA ) Was hat sie denn? M ATROSA Still! Gott schlägt sie. T OXILUS (völlig verwirrt) Wer?! B N
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얍 E IN L IKTORE (erscheint links im Tore und ruft nach rechts) Der Praetor naht! Der Praetor von Pompeji! D IE DREI (fahren zusammen) M ATROSA Um Gottes Willen! (sie eilt zu L EMNISELENIS und trocknet rasch ihre Tränen) D ORDALUS (kommt eilends von rechts; zu L EMNISELENIS ) Was, Du weinst? Bist B N verrückt?! Verwischt sich noch die ganze Schmink! (zu M ATROSA ) Richt sie her, hastig-hastig! (er erblickt T OXILUS ) Toxilus! Jetzt werd BaberN ich verrückt! Du wagst Dich her?! T OXILUS (deutet auf L EMNISELENIS ) Ich kaufe sie frei. D ORDALUS Er ist verrückt! Weg da, entsprungener Sklave! Dort kommt der Praetor -Gott Du bist gerecht, bist gerecht! (zu L EMNISELENIS ) Marsch aufs Podium! L EMNISELENIS (besteigt das Podium) T OXILUS (zieht sich hinter das Podium zurück und kennt sich nichtmehr aus) D ER P RAETOR (kommt von links mit G EFOLGE und L IKTOREN ) D ORDALUS (verbeugt sich tief) Hohe und höchste Ehre, Exzellenz -P RAETOR (unterbricht ihn) Behalt Deine Titel! Ich bin der Praetor von Pompeji und das genügt. Rede überhaupt möglichst wenig, Deinesgleichen sind mir nicht sympathisch. D ORDALUS (verbeugt sich und deutet auf das Podium) P RAETOR (betrachtet L EMNISELENIS ) D ORDALUS (kann sich nicht zurückhalten) Sie ist das entzückendste -P RAETOR (unterbricht ihn schroff) Ich bin nicht blind! (Stille) P RAETOR (zu L EMNISELENIS ) Dreh Dich um. L EMNISELENIS (dreht sich um) 얍 P RAETOR Einen Sessel! E IN L IKTORE (bringt einen Sessel) P RAETOR (setzt sich; zu D ORDALUS ) Nun, was soll das Kind kosten? D ORDALUS Wenig. 14 20 22
] ] BaberN ] B N B N
[M ATROSA Er will ihr verzeihen --] [Du] \aber/
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ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 35
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P RAETOR Wenig ist garnichts. D ORDALUS Bei mir ist wenig ein bisserl mehr. P RAETOR Wieviel? D ORDALUS Nicht viel -P RAETOR Also? D ORDALUS Sagen wir -- was sagen wir? P RAETOR Was weiss ich! D ORDALUS Wären also, sagen wir, zirka -- für einen Praetor von Pompeji -P RAETOR (unterbricht ihn) Wenn ich kaufe, bin ich kein Praetor, sondern ein einfacher freier Bürger! D ORDALUS Ojjweh, das hab ich nicht gern! P RAETOR Gern oder nicht gern, mir wirds jetzt zu bunt! Du wagst es, mit Deinem Handel meine Zeit zu stehlen? Meine Zeit ist kostbarer, als Deine Hetären, und ich ziehe sie nun ab: es bleiben Dir noch fünfzig Silberlinge und Schluss! D ORDALUS (entsetzt) Fünfzig?! P RAETOR Wenn Du zögerst, werdens noch weniger. Zeit eilt. D ORDALUS Und wenn ich mich weiger? P RAETOR Dann verurteil ich Dich dazu. D ORDALUS Oh Merkur, Gott der Kaufleute, hilf einem ehrlichem Handelsmann! P RAETOR Du und ein ehrlicher Handelsmann? Lästere nicht! Versprichst mir ein überirdisches Geschöpf, eine griechische Aphrodite, ich vertage einen ganzen Prozess, lasse mich mühsam hierhertragen, und was muss ich erblicken?! Ein armseliges Wesen, falsch eingehängte Beine, abstehende Ohren, schiefer Mund, gelbe Haare, wo sie ihre Nase hat, erkennt man überhaupt erst nach längerem Hinschauen -- und schielen tut sie auch! T OXILUS (kann sich nichtmehr beherrschen und stürzt von hinter dem Podium vor) Was?! Lemniselenis schielt?! L EMNISELENIS (dreht sich entsetzt um) 얍 P RAETOR (zu D ORDALUS ) Wer redet da zu mir? D ORDALUS (frech) Was gehts mich an! T OXILUS Ich rede, ich! Wie könnt Ihr es wagen, an diesem göttlichem Geschöpfe ein Haar in der Suppe -L EMNISELENIS (unterbricht ihn verzweifelt) Halte ein! Nicht -T OXILUS (unterbricht sie) Nein, ich halte nicht ein, das halt ich nicht aus! Ich lass das nicht zu! Abstehende Ohren, hat er gesagt! Schiefer Mund, gelbe Haare! Oh Götter, nein-nein, jetzt will ich es aller Welt beweisen, was an Dir dran ist, und zwar überall dran -- denn ich, ich verstehe was von der Schönheit der Damenwelt! P RAETOR Ein vermessener Bursche! T OXILUS Dordalus, hier hast Du sechshundert Silberlinge! (er wirft ihm seinen Geldbeutel zu) D ORDALUS Sechshundert?! T OXILUS In Gold! Jawohl, denn Lemniselenis ist sechstausend wert! Nimm es, räudiger Geldgeier, ich kauf das Mädchen frei! B
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HandelN ] eingehängteN ] BIn Gold!N ]
\In Gold!/
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D ORDALUS Gemacht-gemacht! Dies Gold jedoch musst leider Du behalten -- (er übergibt es ihm wieder) Ich habe ja die Dame nur in Kommission zum Verkauf, wenn sie freigekauft wird, gehört das Gold nicht mir, sondern ihrem letzten Herrn, also dem Präsidenten K.R. Thago. T OXILUS (perplex) Wem? D ORDALUS (lächelt undurchsichtig) Hast mich nicht verstanden? Leg es in seine Kasse. T OXILUS Wohin?! D ORDALUS In seine Kasse. Mit so Freikaufereien hab ich leider nichts zu tun -P RAETOR (fällt ihm ins Wort) Aber vielleicht ich, und zwar in meiner Eigenschaft als Richter! Es will mir nicht in den Sinn, dass irgendsoein Bursche für ein Weib, das mir missfällt, sechshundert Silberlinge -- (er fixiert T OXILUS ) Wer seid Ihr denn? Euer Name? T OXILUS (wird etwas unsicher) Toxilus. P RAETOR Euer Stand? T OXILUS Hm. 얍 D ORDALUS (lächelt wieder undurchsichtig) Oberkammersklave. P RAETOR Sklave? Ahnt ich es doch, dass hier etwas nicht geheuer! (zu D ORDALUS ) Wer ist denn sein Herr? D ORDALUS Präsident Thago. P RAETOR Ach! (zu T OXILUS ) Nun, sag mir mal, wieso kann ein unfreier Mann zu so viel Geld kommen? T OXILUS Nur durch der Götter Fügung und die Gnade seiner Herrschaft. Mein Herr hats mir geschenkt. P RAETOR Wie kann ein Mensch nur so dumm lügen! T OXILUS Hoher Praetor! Die Wahrheit -P RAETOR (unterbricht ihn) Kein Wort mehr, es ist aus! Ich kenne Deinen Gebieter persönlich – wem schenkt der einen Groschen, geschweige denn sechshundert Silberlinge?! (zu den L IKTOREN ) Verhaftet ihn! L EMNISELENIS (springt verzweifelt vom Podium herunter) Nein! Oh hoher Praetor, er sagt die Wahrheit, glaubet mir, auch wenn Ihr mich nicht für schön findet! Ich selber war ja dabei, wie der Herr Präsident ihm das Geld gab, ich schwör Euch jeden Eid, der Euch heilig ist! Aber wenn Ihr ihn jetzt trotzdem einkerkert, dann kerkert auch mich ein -- auch mich, auch mich! P RAETOR (lächelt) Ach, ist Amor mit im Spiele? L EMNISELENIS Nein. T OXILUS (zu L EMNISELENIS ) Verleugne alles, nur niemals unsere Liebe! L EMNISELENIS (fest) Amor ist jetzt nicht dabei. P RAETOR (ironisch zu T OXILUS ) Keine Angst! (lächelnd zu L EMNISELENIS ) Du willst also unschuldig eingekerkert werden? B
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GoldN ] GoldN ] BetwasN ] B N] B N] Bso vielN ] BGebieterN ] Bpersönlich – wemN ] BderN ] BSilberlinge?!N ] B B
G[e]|o|ld G[e]|o|ld \etwas/ [Herr] [K.R.] korrigiert aus: soviel [Herrn] |Gebieter| persönlich[, der] |– wem| [keinem] |der| Silberlinge[!]|?!|
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Gesamtfassung Pompeji
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L EMNISELENIS Kein Mensch ist unschuldig. P RAETOR (stutzt) Ein gefährliches Wort. Dafür lassen sich Leute im Zirkus zerreissen. Wie kommst Du zu dieser Ansicht? L EMNISELENIS Von allein. (Stille) P RAETOR (betrachtet sie und lächelt dann wieder; zu seinem G EFOLGE ) Sie weiss nicht, was sie spricht -- (leise zu L EMNISELENIS , damit es vor allem D ORDALUS nicht hört) Liebes Kind, zunächst muss ich Dich um Verzeihung bitten: ich finde Dich sehr schön -- und ich habe Dich vorhin nur deshalb für hässlich be-얍funden, weil Du mir zu teuer warst. Verzeih einem armen Praetor -- jetzt lächelst Du wieder! Ich bin auch kein Unmensch und würde Dir gerne Deinen Toxilus gönnen, aber Recht muss Recht bleiben, sonst hört sich unsere menschliche Gesellschaft auf und alles geht drunter und drüber -M ATROSA (deutet plötzlich nach links empor) Seht den Vesuv! A LLE (blicken hin) (Stille) D ORDALUS Also was sich der zusammenraucht -L EMNISELENIS Es wird immer mehr. P RAETOR Ich wollte, ich könnte den Vesuv verurteilen. Dann wären wir Alle die Angst los. T OXILUS Ich hab keine Angst. B
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K7/TS4 (Korrekturschicht)
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Im Zirkus von Pompeji, während einer Vorstellung. Wir befinden uns hinter den Sitzplätzen. Die Bühne ist in zwei Teile geteilt, unten und oben. Unten sehen wir zwei breite Gittertüren, dahinter liegen die Gewölbe, in denen die Gefangenen warten, bis sie von den Löwen zerrissen werden. Es ist finster in den Gewölben und die Gefangenen werden nur sichtbar, wenn sie am Gitter stehen. Rechts führt eine Treppe nach oben. Dort befindet sich ein Buffet. Links oben führt ein Gang nach den Sitzplätzen. Man hört aus der Arena immer wieder Musik, Gejohle, Beifall und Pfiffe. Es ist Mittag und das Wetter ist herrlich, wie im ersten Bild. Der B UFFETIER bedient soeben EINIGE G AESTE , während B AGNIO und der P ARASIT unten von links erscheinen. B AGNIO (deutet nach den Gewölben) Dort liegt das Löwenfutter. Die Gefangenen. P ARASIT Erinner mich nicht daran! B AGNIO Wieso? Du warst doch noch niemals eingesperrt! B
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EinN ] LeuteN ] B(blickenN ] B N] BAlleN ] Bnicht daran!N ] B B
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[Das ist] [e]|E|in [Menschen] |Leute| [(blicken] [|{ }|] |(blicken| [\{ }/] [a]|A|lle nicht[!] |daran!|
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Gesamtfassung Pompeji
K7/TS4 (Korrekturschicht)
P ARASIT Ich wollte sagen: erinner mich nicht an die Zukunft. Manchmal hab ich solch Ahnungen, als hätt man schon einmal gelebt. B AGNIO Bei Deinen gesellschaftlichen Beziehungen nehm ich Gift darauf, dass Du mit ruhigem Gewissen auf alle Deine Ahnungen pfeifen kannst! P ARASIT Forder die Götter nicht heraus! B AGNIO Lass mich nur mit denen in Ruh! (er tritt an die linke Gittertür und blickt hinein) Da liegt einer drinn. P ARASIT (tritt an die rechte Gittertür) Da liegen sogar sechs -- nein! Zwei, drei, vier, sieben! B AGNIO (klopft mit einem falschen Geldstück an die eisernen Gitterstäbe) Klingkling! (zum P ARASITEN ) Er rührt sich nicht. P ARASIT Lass ihn schlafen. B AGNIO (klopft wieder) Kling-kling! P ARASIT Spiel Dich nicht mit Deinem Geld. B AGNIO Ich spiele nicht, ich wunder mich nur, dass es klingt -- (er klopft wieder) Kling-kling! W AERTER (kommt von unten rechts; zu B AGNIO ) Das Necken der Verurteilten ist verboten! P ARASIT (zu B AGNIO ) Siehst Du! Folg Deinem Vater, ich hab eh schon 얍 Hunger -(er steigt mit B AGNIO die Treppe empor und Beide nehmen am Buffet Platz und bestellen gross, während die G AESTE sich durch den Gang links oben entfernen) T OXILUS (erscheint hinter der linken Gittertüre; zum W AERTER ) He, wann komm ich denn endlich dran? W AERTER Ich hab kein Programm. (Aus dem rechten Gewölbe dringt nun ein leiser einfacher Gesang) T OXILUS (lauscht) Wer singt denn da? W AERTER Das sind Christen. T OXILUS Was ist das? W AERTER Überzeugungstäter. Freu Dich, dass Du nur ein Krimineller bist -- (ab nach links unten) T OXILUS (lauscht wieder dem Gesang) P ARASIT (mit vollem Munde zu B AGNIO ) Schau im Programm: was kommt denn jetzt? B AGNIO (sieht nach) Die Löwen. P ARASIT Schon wieder die Löwen? Dann ess ich noch was. Fade Nummer, diese Löwen -- sie zerreissen und aus! Immer dasselbe. Na, und dann? B AGNIO (blättert im Programm) Lebende Fackeln. P ARASIT Eckelhaft! Das hängt da und brennt! Kein Kampfmotiv und nichts -- (zum B UFFETIER ) Noch einmal dasselbe! (Die Christen singen nun nichtmehr) B
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solchN ] gelebt.N ] BpfeifenN ] BB AGNIO dieN ] Bjetzt?N ] B N] B B
so\lch/ gelebt\./ [--] korrigiert aus: pfeiffen korrigiert aus: B AGNIO die
jetzt\?/ [dran?] [das]
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Gesamtfassung Pompeji
K7/TS4 (Korrekturschicht)
Lesetext
T OXILUS Jaja, wer als armer Bursche eindringt in die Pforten der Liebe, der überflügelt mit seiner Qual selbst die Qualen des Herkules. Lieber als mit Amor möcht ich mit der Hydra selber kämpfen -- Ach, Lemniselenis! Warum hast Du so einen langen Namen? Woher soll sich ein Räuber, auf den die Löwen schon warten, 5 die Zeit nehmen, um Dich immer wieder aussprechen zu können? (er lächelt) Woher? (er zieht sich in die Finsternis seines Gewölbes zurück) 얍 B AGNIO (erhebt sich plötzlich und deutet nach rechts empor) Dort sitzt Deine Tochter! P ARASIT Wo? 10 B AGNIO In der Loge des Praetors. (er grinst und setzt sich wieder ) Glück muss man haben! P ARASIT Dordalus ist ein Genie. Ich freue mich sehr, dass er sie in ein kultiviertes Haus gebracht hat, der Praetor ist ein vorbildlicher Gastgeber. B AGNIO Weiss er, dass sie Deine Tochter ist? 15 P ARASIT Er weiss garnichts. Er kennt nur mich. (Posaunen in der Arena) B AGNIO (schnellt empor) Posaunen! Das ist schon das Rennen! Vater, komm! Ich hab auf grün gesetzt, rasch! 얍 P ARASIT (mit vollem Munde) Vergiss nur das Zahlen nicht! 20 B AGNIO (wirft dem B UFFETIER ein Geldstück zu) Da! Behalt den Rest! (rasch ab mit dem P ARASITEN durch den Gang links oben) B UFFETIER (verbeugt sich) Danke! (er betrachtet das Geldstück, wird misstrauisch und wirft es auf eine Platte) Hoppla, das klingt ja garnicht! Ist ja falsch! (er eilt nach links) Aufhalten! Aufhalten! (er stösst im Gang links oben mit D ORDALUS 25 zusammen, der aus der Arena kommt) D ORDALUS Nanana! Aufpassen! Aufpassen! B UFFETIER Verzeiht mir, aber ich hab grad falsches Geld -- (rasch ab) D ORDALUS Wichtigkeit! (er steigt, während in der Arena das Publikum mit grossem Gejohle das Rennen begleitet, die Treppen herab und blickt in das rechte Ge30 wölbe) Da ist er nicht. (er blickt in das linke Gewölbe) Da ist er auch nicht -doch! Da ist er! (er ruft hinein) Toxilus! T OXILUS (tritt an die Gittertüre, erblickt ihn und grinst) Ist das nicht Dordalus? D ORDALUS Also nur nicht wieder vorlaut! (er sieht sich vorsichtig um) Ich hab einen Brief für Dich. 35 T OXILUS Einen Brief? D ORDALUS Von ihr -- (er zieht vorsichtig einen Brief hervor) Sie sitzt in der Loge, mit dem Praetor. T OXILUS Gib her! D ORDALUS Seit wann kannst Du denn lesen? B
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T OXILUS f kämpfen --N ] Textentlehnung Plautus, PER2 LöwenN ] [l]|L|öwen BB AGNIO f rasch!N ] ||[(Posaunen in der Arena) B AGNIO (schnellt empor) Posaunen! Das ist schon das Rennen! Vater, komm! Ich hab auf grün gesetzt, rasch!] |B AGNIO f rasch!| Bund f wiederN ] \und f wieder/ BDordalus f Genie.N ] [Es ist nicht nur] |Dordalus f Genie.| Bhat, derN ] hat[.]|,| [Der] |der| BIstN ] [Das] [i]|I|st B N] gestrichen: Eintragung von fremder Hand: \Tafel/ B B
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Gesamtfassung Pompeji
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K7/TS4 (Korrekturschicht)
T OXILUS Ah, das hab ich jetzt ganz vergessen! Lies ihn mir vor, bitte! D ORDALUS Drum bin ich ja da, ich versäum zwar ein ganzes Rennen, aber ich bin eh kein besonderer Anbeter der zirzensischen Spiele, ich bin mehr fürs ernste Theater, Operetten und so -T OXILUS (unterbricht ihn ungeduldig) So lies doch schon! Lies! D ORDALUS Warum so nervös? Hast keine Zeit? T OXILUS Nein! D ORDALUS Ahso, richtig! Also höre -- (er erbricht den Brief und liest) Mein lieber Toxilus! Ich hätte es nie für möglich gehalten, aber seit ich weiss, dass Du meinetwegen zum Tode verurteilt wurdest, liebe ich Dich unendlich. Sei frohen Mutes, ich bin immer bei Dir und Du wirst nicht sterben -T OXILUS (stutzt) Was?! D ORDALUS (stutzt ebenfalls) Nicht sterben? Wieso wirst Du nicht sterben? T OXILUS Weiter! D ORDALUS (liest weiter) Du bleibst am Leben, wenigstens vorerst. Ich vertrag mich nämlich mit dem Praetor sehr gut, er ist sehr gerecht, und ich kann ihn bereits um den kleinen Finger wickeln, wenn ich ihn bei seinem Rechtsgefühl packe. In diesem Sinne redete ich es ihm ein, dass er es doch nicht wissen könnte, ob unser nicht doch geschenkt hätte, bevor ihm K.R. Thago Dir das gestohlene Geld dies Thago nicht persönlich bestätigt hätt. Und da Thago doch in der 얍 Sommerfrische weilt, will nun der Praetor warten, bis er zurückkommt. Er ist nämlich wirklich sehr gerecht und er hat auch soeben Weisung gegeben, dass der Vollzug Deiner Strafe hinausgeschoben wird, was mich riesig freut, denn ich wäre sehr traurig gewesen, wenn ich Dich zwischen den Löwen erblickt hätt. In grenzenloser Liebe und Sehnsucht Deine -- (er blickt genauer hin) Unleserliche Unterschrift. T OXILUS (ernst) Ich weiss schon. D ORDALUS Auf alle Fäll kann man gratulieren! Ein liebendes Weib ist doch was wert. T OXILUS (wie zuvor) Ja. D ORDALUS Jetzt lebst Du noch ein halbes Jahr. T OXILUS Ist das hier ein Leben? Und was ist dann? Dann kommt Herr Präsident K.R. Thago -D ORDALUS Und der wird Dich nicht retten, der nicht! T OXILUS Es wär ein Wunder. D ORDALUS Und es gibt keine Wunder -- bei Thago schon überhaupt nicht! Höchstens Kreditwunder! K.R. T HAGO (erscheint hinter der rechten Gittertüre, er trägt keine Maske mehr) Wer nennt hier immer meinen Namen? D ORDALUS (wendet sich ihm zu; schroff) Was los? T HAGO (lächelt) Ach, das ist ja Dordalus! D ORDALUS Wer bist Du? B
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MeinN ] sterbenN ] BWas?!N ] B N] Bdas f GeldN ] B N] B N] B B
[„]Mein sterben[“] Was?\!/ [nur] [die sechshundert Silberlinge] |das gestohlene \Geld/| [in Gold] [|{Gel}|] [Du kennst mich?]
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Gesamtfassung Pompeji
K7/TS4 (Korrekturschicht)
Lesetext
T HAGO Erkennst Du mich nicht? D ORDALUS Woher? Keine Ahnung! T HAGO Ich bin Thago. D ORDALUS (erschrickt) Was?! T OXILUS (der T HAGO nicht sehen kann, aufgeregt zu D ORDALUS ) Wer ist er?! Thago?! D ORDALUS Absurd-absurd! T HAGO Ich bin es aber. Du erkennst mich nur nicht, weil Du mich ohne Maske siehst. T OXILUS Das war seine Stimme! Ich hör sie genau! D ORDALUS Mich trifft der Schlag! T OXILUS Wie kommt Ihr da herein, Herr Präsident?! Was ist denn passiert?! 얍 (Stille) T HAGO Wir fuhren nach Kreta, aber mein Schiff sank. Ich trieb im Sturm auf einem Brett und rief alle Götter an -- da sah ich, dass jemand über das Meer geht. D ORDALUS Ueber das Meer? T HAGO Ich glaube, ja. Dann weiss ich nichtsmehr. Ich erwachte in einer Höhle, unter der Erde -T OXILUS Unter der Erde? T HAGO Dort wurd ich wieder zu mir gerufen, es waren brave Menschen. Von ihnen erfuhr ich es erst, dass es nur Einen gibt, der über das Wasser gehen kann. Jetzt sind wir alle hier -- (er lächelt und zieht sich in die Finsternis zurück) (Stille) M ATROSA (kommt von rechts unten, erblickt D ORDALUS , aber T OXILUS nicht) Endlich! Ich such Euch schon, meine Herrin ist sehr besorgt -- habt Ihr den Brief angebracht? D ORDALUS (dumpf) Ja. M ATROSA Was ist Euch? Schlecht? D ORDALUS Etwas Entsetzliches -M ATROSA (unterbricht ihn sehr erschrocken) Mit Toxilus?! D ORDALUS Ah was Toxilus! Toxilus ist eine Null, aber wenn das möglich ist, ein reicher Mann, ein steinreicher Mann -- Matrosa, die Welt geht unter -M ATROSA Setzt Euch ein wenig -D ORDALUS Nein! Das muss sofort gemeldet werden -- also wenn das der Praetor hört, fällt er um! (rasch ab nach rechts) M ATROSA Was ist denn passiert?! (hinter ihm her ab nach rechts) (Stille) T OXILUS Man hört immer wieder von neuen Göttern, man weiss schon garnichtmehr, was man glauben soll -- (er zieht sich in die Finsternis zurück) P ARASIT (kommt mit B AGNIO von oben links aus der Arena) Jetzt kommen wieder die faden Löwen! Du hättest auf blau setzen sollen, grün verliert immer! B N
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] ] BAbsurd-absurd!N ] B N] BDas warN ] BDannN ] B N] Bangebracht?N ] BEtwasN ] B N B N
[K.R.] [Wer?] [Unmöglich-unmöglich?!] |Absurd-absurd!| [zum erstenmal] [Es ist] |Das war| [Und] [d]|D|ann [Ja.] [vorgelesen?] |angebracht?| [Es ist] [e]|E|twas
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ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 45
Gesamtfassung Pompeji
K7/TS4 (Korrekturschicht)
Lesetext
B AGNIO Red nicht, Vater! Du bist ja farbenblind! P ARASIT (vor dem Buffet) Der Kaviar ist schwarz und der Hummer ist rot! B AGNIO (triumphierend) Falsch! Der Hummer ist schwarz und der Kaviar ist rot! P ARASIT Du bist farbenblind -- (er setzt sich an das Buffet, isst, trinkt und auch 5 B AGNIO bedient sich selbst) 얍 B UFFETIER (kommt von links oben aus der Arena mit ZWEI L IKTOREN ; er erblickt B AGNIO und den P ARASITEN ) Da sitzen sie! (er nähert sich ihnen) Schmeckts Euch, wenn der Wirt nicht zuhause ist? P ARASIT Was sollen diese ungezogenen Anspielungen? 10 B AGNIO Tröste Dich, wir bezahlen alles! B UFFETIER Ich tröste mich nicht, denn Ihr zahlt mit falschem Geld. P ARASIT (wird bleich) Wie bitte? B UFFETIER (zu den L IKTOREN ) Durchsucht sie nur! B AGNIO Halt! Das lass ich mir nicht bieten! 15 B UFFETIER Wir werden viel fragen! P ARASIT Ich protestiere! Ich bin ein Freund des Praetors! B AGNIO Und ich bin sein Sohn! B UFFETIER Des Praetors Sohn? B AGNIO (deutet auf den P ARASITEN ) Dem sein Sohn! 20 B UFFETIER Feine Familie! (zu den L IKTOREN ) Durchsucht sie! P ARASIT (plötzlich verzweifelt) Nein! (er reisst sich vom B UFFETIER los und rast rechts die Treppe herab) E IN L IKTOR (ihm nach) B UFFETIER (schreit) Aufhalten ! Aufhalten! 25 P ARASIT (will unten nach rechts ab, läuft jedoch dem P RAETOR in die Arme, der mit D ORDALUS , seinem G EFOLGE und L IKTOREN rasch von rechts unten kommt) P RAETOR (erkennt den P ARASITEN ) Ach, Du bists, mein Freund! Verzeih, dass ich so eilig war , komm morgen zum Essen -얍 P ARASIT (völlig verwirrt; mechanisch) Was gibts denn zum Essen? B N B
N B
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] DuN ] BbistN ] Bvom B UFFETIER N ] BE IN N ] BAufhaltenN ] BwarN ] B N] BzumN ] BEssenN ] BP ARASIT f D ORDALUS )N ] B N B
[Meinst Du? Dann bist eben] [Du]|Du| \bist/ [von dem L IKTOR ] |vom B UFFETIER | [D ER ] |E IN | Auf[{h}]|h|alten [bin] |war| [Abend] zu\m/ [e]|E|ssen ||[PARASIT (kleinlaut) Gern. B UFFETIER (ruft von oben herab) Praetor! Der Mann zahlt mit falschem Geld! [Er] [|{G }|] |Grad| wollt[e] [soeben] |er| [fliehen[,]|!|] |durch!| [durchsucht ihn nur!] P RAETOR (starrt den P ARASITEN an) [Fliehen?] |Durch?| B UFFETIER Durchsucht ihn nur, durchsucht ihn nur! (Stille) P RAETOR \(leise)/ Gib mir Dein Geld. Gibs her. P ARASIT Nein. P RAETOR Warum [nicht?] |nein?| P ARASIT Weil es falsch ist[.]|–| \(er lächelt traurig)/ P RAETOR (zu[m] |den| L IKTOREN ) Haltet ihn, ich komme gleich wieder -(er tritt an die rechte Gittertüre und wendet sich an D ORDALUS )] |P ARASIT f D ORDALUS )|
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ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 46
Gesamtfassung Pompeji
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K7/TS4 (Korrekturschicht)
Lesetext
P RAETOR Alles, was wir lieben. Verzeih, dass ich eile! B UFFETIER (ruft von oben herab) Praetor! Der Mann zahlt mit falschem Geld! Grad wollt er durch! P RAETOR (starrt den P ARASITEN an) Durch? B UFFETIER Durchsucht ihn nur, durchsucht ihn nur! (Stille) P RAETOR (leise zum P ARASITEN ) Erkläre Dich, bitte – P ARASIT (zuckt leise die Schultern und lächelt resigniert) B N
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P RAETOR (fixiert ihn und wendet sich dann an die L IKTOREN ) Haltet ihn, ich komme gleich wieder – (er tritt an die rechte Gittertüre und wendet sich an D ORDALUS ) 얍 Rufe! D ORDALUS (ruft in das Gewölbe hinein mit zitternder Stimme) Herr Präsident! Herr Präsident! T HAGO (erscheint hinter der Gittertüre, erblickt die vielen Leute und den P RAETOR, stutzt etwas und lächelt dann) Was wollt Ihr noch von mir? P RAETOR (starrt ihn an; er ist innerlich sehr erregt, beherrscht sich jedoch; zu D ORDALUS ) Ist er es wirklich? D ORDALUS (nickt: ja) P RAETOR (leise) Ich erkenne ihn. (laut) Ob Ihr ein Christ geworden seid oder nicht, das interessiert mich nun keineswegs. Das Urteil ist gefällt, der Akt ist geschlossen. Doch da Ihr noch heute sterben werdet, bin ich hierher, denn ich brauche Euch als Zeugen, und zwar im Falle Toxilus. Recht muss Recht bleiben. (er fasst sich kurz ans Herz) T HAGO Was ist mit Toxilus? P RAETOR Toxilus hat Euch sechshundert Silberlinge gestohlen, behauptet jedoch, Ihr hättet sie ihm geschenkt. Nun sagt: was ist die Wahrheit? (Stille) T HAGO Ich hab ihm das Geld nicht geschenkt. Ich habs ihm gegeben. Das war nämlich kein Geschenk, es war eine Schuld. P RAETOR Schuld? T HAGO Ich habe ihm acht Jahre lang keinen Lohn bezahlt. P RAETOR Er war doch Euer Sklave, da wart Ihr ja rechtlich nicht verpflichtet -T HAGO (fällt ihm ins Wort) Trotzdem! Die Rechnung stimmt! P RAETOR Aber das kann doch nicht stimmen! Recht muss Recht bleiben! T HAGO Gewiss! (er zieht sich zurück in die Finsternis) (Stille) P RAETOR (sehr leise) Lasset Toxilus frei. B
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(fixiert f anN ] dieN ] BRufe!N ] B N] Bdas GeldN ] BhabsN ] BjaN ] B B
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[Was gibts denn morgen zum Essen? P RAETOR (fixiert ihn) Brot und Wasser. P ARASIT (wird sehr ernst; leise) Köstlich.] [(zu] |(fixiert f an| d[en]|ie| Rufe\!/ [ihn!] [sie] \das Geld/ hab\s/ [sie] [doch] |ja|
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Gesamtfassung Pompeji
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K7/TS4 (Korrekturschicht)
Lesetext
W AERTER (der bereits längst von links gekommen war, öffnet die Gittertüre und ruft) Toxilus! Du bist frei -- -- Er ist nichtmehr da. Er ist geflohen! P RAETOR Geflohen?! W AERTER Jetzt wird mir manches klar! Grad vor paar Minuten hat sich da beim drüberen Ausgang eine vornehme Dame mit ihrer Dienerin herumgetrieben, sie war so verdächtig erregt, sicher hat sie meinen Kollegen bestochen -P RAETOR (schreit) Schweig! Schweiget alle! (er hält die Hand vor die Augen) 얍 (Stille) W AERTER (sehr leise zu D ORDALUS ) Was hat denn der Praetor? D ORDALUS (ebenso) Er weint. (Stille) P RAETOR (blickt langsam zum Himmel empor) Schrecklich ist manchmal das Walten der Götter, rätselhaft ihr Urteil, unfassbar für einen irdischen Richter. Oh Jupiter, allmächtiger, hehrer Sohn der Rhea, höchster Gott, aus dessen Händen Reichtum, Hoffnung, Heil entströmt -- warum erschlägst Du das Recht mit Deinem Blitz und lässt das Unrecht triumphieren? Sagt, Götter, was habt Ihr vor mit meiner Welt?! (Ein furchtbares Donnern erschüttert die Erde, eine Flamme zuckt auf, tausendstimmiger Schrei, alles wird finster und alles bricht zusammen) B
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VERWANDLUNG
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Langsam wirds wieder heller und wir sind in einer Katakombe. Niederer Gang von links nach rechts, nur links im Vordergrunde wird er etwas breiter. Dort stehen ein Tisch, Bänke und armseliges Hausgerät. Eine Ampel brennt und von rechts fällt ein hellerer Lichtschein in den Gang. M ATROSA kommt von links mit L EMNISELENIS und T OXILUS , der einen Verband um die Stirne trägt. Sie halten beim Tisch. M ATROSA Jetzt sind wir unter der Erde. Es ist eine andere Welt. L EMNISELENIS (sieht sich um) Und hier wohnt Dein Gott? M ATROSA (deutet nach rechts) Dort drüben , dort steht sein Altar. Ich zeig Euch morgen alles. Hier können wir übernachten, macht es Euch bequem! L EMNISELENIS Wir habens verdient! Wenn wir nicht aus dem Zirkus geflohen wären, hätt es uns auch nichtsmehr genützt, wenn Thago gesagt hätte, dass er ihm das Geld geschenkt hat -- (sie deutet plötzlich auf die Bank; zu M ATROSA ) Da soll ich schlafen? Auf Holz? B
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얍 T OXILUS Oben ist alles aus, alles hin. Jaja, ein Vesuv ist kein Witz! M ATROSA (zu T OXILUS ) Hier ist Wasser für Deine Wunde -L EMNISELENIS (zu T OXILUS ) Wart, ich helfe Dir! (sie hilft) T OXILUS Au! Du tust mir weh! L EMNISELENIS Ist gleich wieder alles gut -- (sie verbindet ihn)
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[Still,] [e]|E|r
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Textentlehnung Plautus, PER8 korrigiert aus: Ein
ErN ] Oh f entströmt --N ] BEineN ] BEs f Welt.N ] BdrübenN ] B N]
\Es f Welt./ [vorne] |drüben| [M ATROSA Ja.]
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ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 50
Gesamtfassung Pompeji
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Lesetext
M ATROSA (setzt sich) War das ein Tag! In aller Früh hab ich mich schon geärgert, dann hab ich die ganze Suppe verschüttet, dann bin ich auf der Treppe ausgerutscht, und dann das, dann das! E IN H ERR (erscheint rechts) D IE DREI (erblicken ihn und M ATROSA verbeugt sich) D ER H ERR Ich bitt Euch, Bruder und Ihr Schwestern, seid etwas ruhiger! Ich muss mich nämlich sammeln, ich schreib hier nebenan einen Brief. M ATROSA Wir sind schon ganz still. D ER H ERR Ich danke Euch! (ab nach rechts) T OXILUS Wer war denn das? M ATROSA Ich weiss nicht, wie er heisst, er ist erst gestern gekommen. Ich weiss nur, dass er Briefe schreibt. L EMNISELENIS An eine Frau? M ATROSA Nein, er schreibt Briefe, so gleich an ganze Städte. Zum Beispiel, an die Korinther -(Stille) L EMNISELENIS (sitzt neben T OXILUS und hat ihren Arm um seine Schultern gelegt) Schön ist es hier. Liebst Du mich? T OXILUS (lächelt) Nein. Gar nicht -L EMNISELENIS Oh, jetzt gehts mir gut! Plötzlich bin ich reich. Was gehört mir nicht alles! Das Meer und die Luft, die Wolken, der Mond und die silbernen Farben der Nacht! Das alles hast Du mir geschenkt. Ich danke Dir. T OXILUS (innig) Dank mir nicht, das halt ich nicht aus -D ER H ERR (erscheint wieder rechts) Ich möchte Euch doch sehr bitten, etwas stiller zu sein, es ist unmöglich bei Euerem Lärm, einen richtigen Satz zu schreiben. Redet doch nicht so viel , 얍 Gott hört Euch auch, wenn Ihr schweigt! (wieder ab nach rechts) D IE DREI ( gehen schweigend zur Ruh; M ATROSA streckt sich auf der Bank aus, L EMNISELENIS lehnt ihren Kopf an T OXILUS Brust; sie will nochmal etwas sagen, doch er gebietet ihr stumm, zu schweigen; so schlafen sie ein und die Ampel geht langsam aus) B
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so vielN ] gehenN ]
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[legen sich] |gehen [{ }]|
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Endfassung Pompeji
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ÖLA 27/W 36 – o. BS, Bl. 1
Komödie eines Erdbebens in sechs Bildern 5
von Ödön Horváth. 얍 PERSONEN: 10
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K.R. Thago , Präsident des Romanisch-phönizischen Kreditinstitutes Idiotima, dessen Tochter Gloriosus, deren Mann Toxilus, Oberkammersklave Lemniselenis, eine Hetäre Bagnio, deren Bruder Der Parasit, deren Vater Matrosa, deren Dienerin Dordalus, Sklavenhändler Der Praetor von Pompeji Der Aufseher Paegnium , ein Sklavenlausbub Der Vorsitzende des Sklavengerichts Eine Beisitzerin des Sklavengerichts Ein Liktor Ein Wärter im Zirkus Ein Buffetier im Zirkus Drei Damen Ein freier Kleinbürger Ein uralter Sklave Ein Herr unter der Erde Gefolge des Praetors. Liktoren. Freie Bürger, Sklaven und Sklavinnen. N
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얍 SCHAUPLATZ
ÖLA 27/W 36 – o. BS, Bl. 3
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Erstes Bild: Vor einer Villa am Meer. Zweites Bild: Vor einer Villa am Meer. Drittes Bild: Vor einer Villa am Meer. Viertes Bild: In Bagnios Keller. Fünftes Bild: Beim Sklavenhändler Dordalus. Sechstes Bild: Im Zirkus von Pompeji und unter der Erde.
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] K.R. ThagoN ]
gestrichen: Eintragung von fremder Hand: „Stammbuch“ korrigiert aus: K.R.Thago Fehlende bzw. überzählige Leerzeichen vor und nach Satzzeichen wurden in dieser TS stillschweigend korrigiert, vgl. Kommentar.
PaegniumN ] FreieN ]
Paegni\u/m Frei\e/
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Endfassung Pompeji
K7/TS5 (Korrekturschicht)
Lesetext
ZEIT Altertum. 5
얍 ERSTES BILD
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Kleiner Privathafen vor einer Villa am Meer, unweit von Pompeji. Die Villa ist der ländliche Lustsitz des reichen punischen Bankiers K.R. Thago, eines naturalisierten Römers. Hier wohnt er im Frühling mit seiner Tochter Idiotima und deren Gatten Gloriosus. Rechts im Vordergrunde sieht man einige Säulen der Villa, links im Hintergrunde liegt das Meer. Dort ankert die Luxusgaleere des Bankiers. Das Stück beginnt mit einem lebendem Bild: Z AHLREICHE S KLAVINNEN und S KLAVEN schleppen vom Ufer Gepäckstücke auf das Schiff, Kisten, Truhen, Fässer, Schläuche, Geschirr. Sie werden von einem A UFSEHER mit Nilpferdpeitsche in drohender Pose beaufsichtigt. Im Vordergrunde stehen von links nach rechts: G LORIOSUS , stolz auf den Knauf seines Schwertes gestützt; neben ihm kauert der Sklavenlausbub P AEGNIUM auf dem Boden und putzt seinen Schild; dann I DIOTIMA , umgeben von DREI K AMMERSKLAVINNEN , die noch etwas am Saum ihres Kleides zu nähen haben und ihr mit einer Brennschere auch noch Löckchen ins Haar brennen; dann K.R. T HAGO persönlich mit der achtzehnjährigen Hetäre L EMNISELENIS und deren Dienerin M ATROSA , einer Person im gefährlichsten Alter, die sich etwas abseits hält, denn der Bankier tätschelt gerade der Hetäre Wange. Ganz im Vordergrunde steht T OXILUS als Prologus, in einen weissen Radmantel gehüllt, eine Pergamentrolle in der Hand. Alle Personen tragen pompejianische Masken, die die wesentlichen Züge ihrer Charaktere , so wie man sich selbe eben landläufig vorstellt, darstellen sollen. In diesem Sinne steht T OXILUS mit der typischen Prologmaske vor dem Publikum. K.R. T HAGO ist ein gütiger Börsianer, L EMNISELENIS ein freches Dirnchen, M ATROSA eine alte Dirnchenmutter , I DIOTIMA gepflegt, versnobt , mit dem leerem Lächeln der Gesellschaftsdame , G LORIOSUS eitel und aufgeblasen, P AEGNIUM 얍 ein pfiffiger Spitzbub, der A UFSEHER roh und niederträchtig, die S KLAVEN und S KLAVINNEN niedergedrückt, geschunden, bemitleidenswert armselig, so wie es sich eben gehört. Es ist ein herrlicher Tag, ohne Wellen und Wolken.
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T OXILUS (zum Publikum) Als Prologus beginne ich mit einem Zitat aus Plautus: „Oh Publikum! Lasst Euch behaglich auf Euere Sitze nieder, bezahlt oder unbezahlt -das ist nicht die Frage. Die Frage ist vielmehr: ob Ihr satt oder hungerig hier her gekommen seid? Denn wer bereits genachtmahlt hat, der hat das bessere Teil erwählt, doch wer hungert, esse sich an unseren Witzen satt -- aber wem zuhause
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BrennschereN ] ] BCharaktereN ] Bso wieN ] BDirnchenmutterN ] BversnobtN ] BGesellschaftsdameN ] Bso wieN ] BT OXILUS f ist!“N ] B
B N
korrigiert aus: Brennscheere gestrichen: in
Charakte[u]re korrigiert aus: sowie korrigiert aus: dirnschenmutter korrigiert aus: versnobbt Gesellschafts[{a}]|d|ame korrigiert aus: sowie Textentlehnung Plautus, POE1
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ÖLA 27/W 36 – o. BS, Bl. 5
Endfassung Pompeji
K7/TS5 (Korrekturschicht)
Lesetext
das Nachtmahl steht, der ist ein Narr, ein grosser Narr, dass er uns zulieb nüchtern hergekommen ist!“ (er nimmt seine Maske ab) Erlaubt, dass ich mich vorstelle: ich heisse Toxilus und bin hier der Oberkammersklave. Jawohl: Sklave! Denn der Götter Fügung gab mir das Pech, dem Sklavenstande anzugehören, obwohl ich eigentlich innerlich eine Herrennatur bin -- ein Mann voll geistiger Kraft und Gewandtheit, voll Witz und Gesundheit, dem sich seine Umgebung willig unterordnet, meine Mitsklaven nämlich, jedoch auch -- (leise) meine Herrschaft! Ich sag es leise, denn sie steht da hinter mir und soll es nicht hören, sonst setzt es was ab, und das wollt Ihr doch meinem Buckel nicht gönnen! ( laut , indem er sich seines Mantels entledigt) Und nun erlaubt, dass ich Euch die Scenerie erläutere: Ihr seht hier ein lebendes Bild. Wir sind zwei Stund zu Fuss von Pompeji. Rechts der ländliche Lustsitz meiner Herrschaft, links im Hintergrunde das Meer und um die Ecke -- (er deutet nach links hinauf) raucht der Vesuv. Ihr könnt ihn nicht sehen, doch sollt Ihr im Laufe unseres Spieles noch manches über ihn hören! Ja. Doch kehren wir zum Sicht-얍baren zurück! Im Hafen ankert die Luxusgaleere meines Herrn -- (er deutet auf K.R. T HAGO ) Präsident des Romanisch-Phönizischen Kreditinstitutes, K.R. Thago! (leise) Er ist ein gebürtiger Punier, liess sich jedoch in Rom naturalisieren , opferte dortselbst unseren Göttern und hat dabei allerhand Geld gemacht -- jetzt tätschelt er gerade die Wange seines Fräulein Hetäre, namens Lemniselenis, die Alte daneben ist des Kindlein Dienerin Matrosa -- ich vertrag mich mit ihr recht gut. Jaja, mein Herr tätschelt gerne, wenn er sich verabschiedet -- er möcht nämlich mit seiner Tochter Idiotima und derem Gatten Gloriosus nach Kreta in die Sommerfrische segeln, denn Kreta ist zur Zeit der letzte Schrei. Die Herrschaften warten nur noch, bis die Sklaven und Sklavinnen das viele Gepäck auf die Galeere gebracht haben, der Rüpel dort hinten mit der Nilpferdpeitsche ist der Aufseher, ein roher, niederträchtiger Mensch -A UFSEHER (fällt ihm ins Wort) Was bin ich?! T OXILUS Hast es nicht gehört? Zweimal sag ichs nicht. A UFSEHER Ich wäre ein roher, niederträchtiger Mensch?! T OXILUS Hab ich das gesagt? A UFSEHER Jawohl! T OXILUS Dann wirds schon stimmen -A UFSEHER Es stimmt aber nicht! Schau her! (er reisst seine Maske herunter, ein rundes gutmütiges Gesicht wird sichtbar) Ist das das Antlitz eines Prügelwarts? T OXILUS (perplex) Komisch, dass ich Dein Gesicht noch nie gesehen hab -- hm. Nein, roh und niederträchtig sieht es nicht aus, eher ein bisserl blöd. -A UFSEHER (braust jähzornig auf) Ein solches Wort noch und -- (er hebt drohend seine Peitsche) T OXILUS ( herrscht ihn an) Schäm Dich, immer nur die Peitsche, 얍 die Peitsche! N
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Denn f unterordnet,N ] lautN ] BsehtN ] BgebürtigerN ] BnaturalisierenN ] BRüpelN ] BSchauN ] BherrschtN ] B
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Textentlehnung Plautus, PER1 korrigiert aus: Laut
se[th]|ht| gebürtige\r/
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korrigiert aus: n[eut] at ralisieren korrigiert aus: Rüppel
[Da,] [s]|S|chau korrigiert aus: Herrscht
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Endfassung Pompeji
K7/TS5 (Korrekturschicht)
A UFSEHER Scham her, Peitsche hin! Ich erfüll ja nur meine Pflicht! (er knallt mit der Peitsche und brüllt die S KLAVEN und S KLAVINNEN , die die Gepäcksstücke tragen, an) Vorwärts-vorwärts! Nur nicht getrödelt , gewurstelt, geschlafen, sonst weck ich Euch auf, Sklavenpack! A LLE S KLAVEN (tragen hurtig ihre Lasten auf die Galeere) A UFSEHER (zählt die an ihm vorbeigeschleppten Gepäcksstücke) -- 84, 85, 86, 87 -los-los! Wir haben noch 164 Stück! (er knallt wieder mit der Peitsche) I DIOTIMA (zuckt etwas zusammen) T OXILUS (zum Publikum) Nachdem ich Euch alles erklärt habe, darf ich nun wohl gehen -- ich muss nämlich rasch auf das Schiff, um nachzusehen, ob auch alles richtig verstaut wird. Ich komme wieder, wenn ich muss! ( rasch ab auf die Galeere) A UFSEHER (brüllt einen ALTEN S KLAVEN grimmig an) Tempo-tempo! 107, 108, 109 -hast nicht gehört, altes Stück Elend?! (er knallt abermals mit der Peitsche) I DIOTIMA (zuckt abermals zusammen) Oh saget ihm, er knalle nicht so mit der Peitsche! Er schlage lieber, dann gibts nicht diesen schrillen Ton! Meine Nerven vertragen keine Disharmonien, ich bin geschwächt -G LORIOSUS Paegnium! Wo bleibt mein Schild? P AEGNIUM (reicht ihm den Schild) Aufzuwarten, gnädiger Herr! G LORIOSUS (blickt auf seinen Schild, wie in einen Spiegel) Ich kann mich in meinem Schild nicht sehen. Wo bin ich? Du sollst meinen Schild so putzen, dass ich ihn als Spiegel benützen kann -- begreifs doch endlich, dass ich mit Mars verwandt bin! (er reicht ihm wieder seinen Schild) Putz ihn, sonst erledig ich Dich, wie jene fünfhundert in Kappadozien im vorigen Herbst -- fünfhundert mit einem Streich, obwohl mein Schwert abgestumpft war! 얍 P AEGNIUM (putzt eifrig den Schild) I DIOTIMA (nimmt langsam ihre Maske ab; eine verhärmte frühgealterte Frau wird sichtbar) D IE K AMMERSKLAVINNEN (stürzen sich sofort eifrigst auf die Maske, schminken und pudern sie) I DIOTIMA (blickt zum Himmel empor) Ach, Wölklein in der Höh, nur Du erkennst mein Weh: mein Gatte ist ein Berufsmensch. Er liebt nur sein Schwert, seinen Schild, seinen Panzer -- was gilt ihm der Venusberg neben einem befestigtem Hügel? Nichts, oh nichts! Er fürchtet nur immer, ob seine Rüstung auch richtig glänzt. Heut zieht er sich schon seit gestern an, er legte sich garnicht zu Bett in der Nacht, er zog sich nur an -- Ich frage mich oft: warum kennt mein Gatte keine Gemütlichkeit? G LORIOSUS Ein böses Wort! Viel lieber als in die Sommerfrische zög ich in einen flotten Krieg, viel lieber würd ich blutige Dinge vollbringen, als friedlich meine Brust in der Sonne bräunen -- denn meine Brust sehnt sich nach der befreienden Tat! I DIOTIMA (einfach) Ich hasse den Krieg. B
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S KLAVEN N ] getrödeltN ] BraschN ] BsagetN ] BgibtsN ] BG LORIOSUS f war!N ] BabgestumpftN ]
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get\r/ödelt ra\s/ch sag[\t/]|et| korrigiert aus: gibst Textentlehnung Plautus, MG1 und MG2
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ÖLA 27/W 36 – o. BS, Bl. 8
Endfassung Pompeji
K7/TS5 (Korrekturschicht)
G LORIOSUS Versündig Dich nicht! Wenn das Mars hört! I DIOTIMA Lass mich aus mit Deinem Gott! Wenn mein Vater kein Krösus wär, wäre mein Gatte ein friedlicher Hirte, aber das Geld meines Vaters lässt ihn nicht arbeiten -- so langweilt er sich auf dem Felde der Ehre zu Tode. G LORIOSUS (reisst sich wütend die Maske herab: ein feminines Gesicht mit ängstlichen Augen wird sichtbar; er fixiert unsicher I DIOTIMA ; plötzlich herrscht er sie an) Du nimmst den Mund voll, als hättest Du mir einen Sohn geschenkt! 얍 I DIOTIMA (will schreien, doch die K AMMERSKLAVINNEN binden ihr rasch, fast gewalttätig , die frischhergerichtete Maske um) K.R. T HAGO (zu L EMNISELENIS ) Wohl begreif ich Deine Trauer, mein süsses teuerstes Geschöpf, Du kostspieliges, Du -- denn ich fahr nun fort und lass Dich da. Doch sei beruhigt: ich lass auch mein Geschäft da, Handel und Wandel, die Börs, das Kontor -- mögen die Papiere fallen oder sich heben: ich muss ruhen! Der Arzt hats mir verordnet, es wird Zeit, er kennt mein Leiden -L EMNISELENIS Was fehlt Euch eigentlich Herr Präsident? K.R. T HAGO Mein Leiden, Kind, ist nicht der Ausfluss des üppigen Lebens, sondern der Erregung über das Leben in Geschäften. Verlieren regt auf, aber verdienen noch mehr -- und viel verdienen, das legt sich aufs Herz, denn viel verdienen ist Schmerz, teuer erkaufter Schmerz. L EMNISELENIS Der Sommer mag kommen, der Herbst vergehen, meine Lieb zu Euch wird auch dann noch bestehen. Denn Ihr habt mich gekauft. T OXILUS (erscheint rasch auf der Galeere und springt auf den Kai) Euere Hochwohlgeborenen! Die Segel sind gesattelt, der Anker gelichtet, das Gepäck verpackt und die Ruder sind ruderbereit -- es schwimmt alles in Butter, schiffet Euch ein! I DIOTIMA Endlich! (ab auf die Galeere) G LORIOSUS (zu P AEGNIUM ) Her damit! (er nimmt ihm seinen Schild ab und betrachtet sich in ihm; entsetzt, denn er sieht sich ohne Maske) Was?! Das soll ich sein?! (er herrscht P AEGNIUM an) Ich seh mich noch immer nicht! Wart nur, Bube, wenn ich heimkehr, lass ich Dich blenden! (rasch ab auf die Galeere) P AEGNIUM (nimmt seine Maske ab: ein mageres, trotziges Knabengesicht wird sichtbar; er wischt sich mit dem Arme 얍 den Schweiss von der Stirne und fächelt sich mit der Maske) K.R. T HAGO (zu L EMNISELENIS ) Kurz und gut, mit einem Wort: jetzt wirds aber höchste Zeit, dass ich mich einschiff, und Du -- Du kehrst morgen wieder zu Dordalus zurück. L EMNISELENIS (entsetzt) Was sagt Ihr?! Wohin?! Zu Dordalus?! K.R. T HAGO Ja. Nach Pompeji. L EMNISELENIS (wie zuvor) Ich soll wieder zum Sklavenhändler?! Ihr wollt mich abermals wieder weiter verkaufen?! (sie reisst sich die Maske ab: ein schönes Kind mit traurigen Augen und einem frühverbitterten Zug starrt K.R. T HAGO verzweifelt an) B
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dem FeldeN ] hättestN ] BgewalttätigN ] BschiffetN ] BDu --N ] BeinemN ] B B
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de[n]|m| Felde[r] hätte[ts]|st| korrigiert aus: gewal[d]tätig korrigiert aus: schiffe[e]|t|t korrigiert aus: Du korrigiert aus: einen
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Endfassung Pompeji
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K7/TS5 (Korrekturschicht)
K.R. T HAGO (stutzt unwillkürlich etwas) Warum so verzweifelt? Vielleicht erwirbt Dich ein Besserer, Schönerer, Reicherer -L EMNISELENIS (unterbricht ihn) Es gibt keinen Reicheren als Euch! Oh, bringt mich nicht wieder auf den Sklavenmarkt! Es folget so selten was Besseres nach! K.R. T HAGO Aber-aber, grosses Kind! Was hast Du Dir denn vorgestellt? Und ausserdem möcht man doch nur Dein Gutes -L EMNISELENIS Wollet lieber das Schlechte, mein Herr! Gewährt mir weiter Euere Huld, ich bleib Euch nichts schuld! Wenn Ihr heimkehrt von Euerer Sommerfahrt, wird von mir alles in bar bezahlt -- jeder Groschen ein Kuss, wenn ich nur nicht wieder auf den Sklavenmarkt muss! K.R. T HAGO Wer weiss, ob ich zurückkehr? Ob das Schiff nicht versinkt? Wer befiehlt dem Sturm, dem Meer, -- Neptun oder ich? Bin ich dem Neptun sein Vertrauter? Na also! Abgesehen davon, dass ich Dich jetzt ein halbes Jahr umsonst ernähren müsst! Vorsicht ist die Mutter der Weisheit und Sparsamkeit ist eine Weltanschauung. Verkenne mich nicht, mein Kind! 얍 (Stille) L EMNISELENIS Jetzt weiss ich bald nichtmehr, was ich glauben soll, Herr Präsident. K.R. T HAGO Glaub, was Du willst, aber verschleuder Dich nur nicht zu preiswert -(er geht auf die Galeere zu) T OXILUS (zu K.R. T HAGO ) Gute Erholung, frohe Fahrt! K.R. T HAGO (zu T OXILUS ) Danke. (er hält und wendet sich nochmals L EMNISELENIS zu; mit erhobenem Zeigefinger) Du bist unter Brüdern sechshundert Silberlinge wert -- (ab auf die Galeere) L EMNISELENIS (schreit plötzlich auf) Nein!! (sie verbirgt ihr Gesicht in den Händen) M ATROSA (nimmt langsam die Maske ab; eine brave, alte Frau wird sichtbar; sie legt ihren Arm um L EMNISELENIS Schultern und tröstet sie) Gib dem Kaiser, was des Kaisers ist -- -B
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(Vorhang)
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얍 ZWEITES BILD
ÖLA 27/W 36 – o. BS, Bl. 12
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Am nächsten Tage, wieder vor der Villa am Meer. Die Luxusgaleere ist fortgefahren, nun liegt der Hafen still. L EMNISELENIS sitzt am Fusse der einen Säule und hält das Gesicht in den Händen verborgen. M ATROSA sitzt neben ihr und strickt. Das Wetter ist noch immer schön.
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T OXILUS (kommt aus der Villa, erblickt L EMNISELENIS , hält und betrachtet sie; zu M ATROSA ) Was hat sie denn? M ATROSA Sie weint. T OXILUS Warum?
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dennN ] Gutes --N ] BGibN ] BdemN ] B B
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Endfassung Pompeji
K7/TS5 (Korrekturschicht)
M ATROSA Es ist ihr hier so gut gegangen und jetzt hat sie Angst vor der Zukunft. Speziell vor Dordalus zittert ihr Herzchen. T OXILUS Aber-aber! Dordalus in Pompeji ist zwar auch nur ein Sklavenhändler, aber in dieser verdammten Branche gibts noch massivere Lümmel -- da könnt ich erzählen! M ATROSA (lacht) Ich auch! T OXILUS Mit Dordalus kann man sogar reden und ich bin überzeugt, wenn das Fräulein artig zu ihm ist, verschafft er ihr noch einen bedeutend besseren Posten. Keinen solchen geizigen Kracher, wie meinen gnädigen Herrn! L EMNISELENIS (blickt zum Himmel empor) Oh Götter, was gäb ich drum, wenn ich nur nicht wieder verhandelt werden müsst -- (sie verbirgt wieder ihr Gesicht in den Händen) M ATROSA (zu L EMNISELENIS ) Lass Dich nicht so gehen! (fast entschuldigend zu T OXILUS ) Sie regt sich dabei immer so schrecklich auf. T OXILUS Wie oft ist sie denn schon verkauft worden? 얍 M ATROSA Erst einmal. Aber sie hatte Pech. Die Firma Maximus in Herkulanum, die sie hierher verschachert hat, hat sich richtig schäbig benommen. Nicht einmal eine eigene Kammer hatte das arme Mädel, musste in einem Raume hausen mit den letzten Galeerenruderern, diesem Abhub der Sklavenwelt! Schmutzig wie die Pest! T OXILUS Also beim Dordalus ist alles sauber, muss man ihm lassen, peinlich sauber sogar! Ich lag dort drei Wochen auf Lager und fand keine einzige Wanze. M ATROSA Das findet man allerdings selten, dass man nichts findet! L EMNISELENIS (sieht T OXILUS gross an) Ist er grob? T OXILUS (ein wenig verwirrt durch ihre Augen) Wer? L EMNISELENIS Dordalus. T OXILUS Keine Spur! Er ist ein subalternes Wesen. L EMNISELENIS Wenigstens das. (sie starrt vor sich hin) M ATROSA ( zu T OXILUS ) Sie hat nämlich nur einen Wunsch: keine Hetäre mehr sein zu müssen, heraus aus dieser Sklaverei -- endlich freigekauft zu werden! (zu L EMNISELENIS ) Nicht, Kindchen? L EMNISELENIS (wie zuvor; leise) Ja. T OXILUS Freigekauft? Ein grosses Wort! M ATROSA Fast zu gross -- (sie lächelt) L EMNISELENIS Das ist mein Ideal. (Stille) T OXILUS (betrachtet schätzend L EMNISELENIS ; zu M ATROSA ) Was würds denn kosten, wenn man sie freikaufen tät? M ATROSA Soviel ich weiss, zirka sechshundert Silberlinge -T OXILUS Potz Pluto! Ein Vermögen! B
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Endfassung Pompeji
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L EMNISELENIS (horcht auf) Bin ichs nicht wert? T OXILUS (grinst) Wahrscheinlich -L EMNISELENIS (kurz) Danke. ( Stille ) 얍 M ATROSA (zu T OXILUS ) Jetzt habt Ihr sie beleidigt. Macht es wieder gut. T OXILUS (zu L EMNISELENIS ) Es war nur ein Scherz. L EMNISELENIS (lächelt kalt) Lieb von Euch. T OXILUS (grinst) Ich tät Euch sogar freikaufen , wenn ich sechshundert Silberlinge hätt -L EMNISELENIS (erhebt sich unwillig) Verschont mich mit Eueren öden Scherzen! Das typische Sklavengeblödel! T OXILUS Nanana! L EMNISELENIS (zu M ATROSA ) Der Herr möchte mich freikaufen. In meinem Zustand vertrag ich keine Witze über die Freiheit! Dazu ist mir mein Leben zu ernst! (sie schluchzt verärgert) T OXILUS Ihr scheint nicht zu wissen, wer ich bin? M ATROSA (zu T OXILUS ) Lasst sie jetzt in Frieden! T OXILUS Fällt mir nicht ein! L EMNISELENIS (zu M ATROSA ) Sag ihm, ich rede mit ihm kein Wort mehr! T OXILUS (zu M ATROSA ) Sagt ihr, ich könnte sie jederzeit freikaufen , wenn ich nur wollte! Richtet es ihr aus! M ATROSA Ich werd mich schön hüten, einen solchen Blödsinn auszurichten! T OXILUS Blödsinn? Wenn Toxilus sagt, dass er sechshundert -M ATROSA (fällt ihm ins Wort) Ihr und sechshundert?! Dass ich nicht wieher! T OXILUS Wiehert nur! Aber richtet es aus! M ATROSA Haltet andere zum Narren, aber nicht uns, mich und meine sanfte Herrin ! T OXILUS Ihr vergesst wer ich bin. L EMNISELENIS (voll Verachtung) Ein Sklave. T OXILUS Gewiss! Jedoch während der Abwesenheit unserer Herrschaft wurde der Sklave Toxilus zum obersten Verwalter dieser Villa eingesetzt, denn er geniesst das restlose Vertrauen seines Herrn und ich könnt mir also jederzeit auch sechstausend Silberlinge be-얍schaffen, ich müsst nur was verkaufen, was nicht mir gehört, oder irgend etwas unterschlagen, einen Wechsel fälschen oder dergleichen! L EMNISELENIS ( fährt T OXILUS an) So verkauft es doch, was nicht Euch gehört, unterschlagt, fälscht, raubt -M ATROSA (fällt ihr ins Wort) Sei so gut! L EMNISELENIS Er deklamiert ja nur! T OXILUS (zu L EMNISELENIS ) Ihr traut mir anscheinend den Mut nicht zu, dass ich es tun könnte? M ATROSA (zu T OXILUS ) Ihr werdet Euch beherrschen! B
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korrigiert aus: stille korrigiert aus: frei kaufen Textentlehnung Plautus, PER12 korrigiert aus: frei kaufen
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Endfassung Pompeji
K7/TS5 (Korrekturschicht)
T OXILUS Ja. M ATROSA Na also! L EMNISELENIS Schade. Denn der Mann, der mich freikaufen würde, der wäre der erste und einzige Mann, den ich lieben könnte. T OXILUS (horcht auf) M ATROSA Alles Unsinn! L EMNISELENIS Oho! (Stille) T OXILUS (zu M ATROSA ) Was die für Augen hat -M ATROSA Ihre Mutter war Schlangenbeschwörerin. T OXILUS Aha! L EMNISELENIS Meine Wiege stand auf Lemnos, von wo die schönen Frauen kommen. Arme Mama ! Sie lebte nur kurz, mein Papa ass ihr alles weg. T OXILUS (perplex) Ass ihr weg? L EMNISELENIS Papa ist nämlich ein Parasit, ein Vielfrass, wie alle meine Vorfahren väterlicherseits. Nicht nur meine Mama, auch meine Freiheit wurde ein Opfer seiner Gier: er verschacherte mich als Sklavenkind für ein opulentes Menu. T OXILUS (entrüstet) Das eigene Kind?! Also das ist schon das Allerletzte! L EMNISELENIS Er konnte den Fasanen, Muränen und Hummern nicht widerstehen . Die geschlachteten Tiere haben ihn 얍 überwältigt, sie wohnen in ihm und sitzen auf seinem Willen -- er kennt nur den Bauch, sonst nichts. M ATROSA (bei Seite) Was das Mädel aufführt! L EMNISELENIS (seufzt) Meine Kindheit war traurig. Ewiger Zwist der Eltern, zerrüttete Familienverhältnisse -T OXILUS (ehrlich) Armes Kind! Mit Euch verglichen, gehts ja sogar mir noch besser: ich weiss es wenigstens nicht, wer meine Eltern waren! Als dreijähriger Knirps verlor ich meine Freiheit, bei Babylon wurd ich gefangen -L EMNISELENIS Ach, Ihr seid ein Perser? T OXILUS Perser, Grieche, Inder, Aegypter -- was weiss ich, woher ich stamm! L EMNISELENIS Schad! Denn Perser sind alle dunkel und ich bin blond. T OXILUS (lächelt) Wenn Ihr es wünscht, dann werde ich ein Perser -L EMNISELENIS (klatscht in die Hände) Fein! M ATROSA Wie man freiwillig ein Perser sein möcht, das geht über meinen Horizont. T OXILUS Warum? M ATROSA Weil alle Perser böse Menschen sind. L EMNISELENIS (lacht) Böse Menschen gibts überall! (sie hört plötzlich auf zu lachen und deutet ruckartig auf den Vesuv um die Ecke) Seht, den Vesuv! Wie stark der raucht -- oder sinds nur die Wolken? B
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korrigiert aus: frei kaufen korrigiert aus: Mamma Textentlehnung Plautus, PER5 Textentlehnung Plautus, PER13 korrigiert aus: wiederstehen
\s/eine[n]|m| Absatz getilgt
B[e]|a|bylon [Keine Ahnung! Ob] korrigiert aus: (um korrigiert aus: wie
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Endfassung Pompeji
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M ATROSA (blickt auch auf den Vesuv) Das sind keine Wolken. Hoffentlich gibt er endlich Ruh . (Stille) L EMNISELENIS Manchmal möcht ich der Vesuv sein: ausbrechen und alles vernichten -- (sie lächelt) M ATROSA (zu T OXILUS , der sich nicht um den Vesuv kümmerte und immer nur L EMNISELENIS anstarrte) Was starrt 얍 Ihr denn das Mädel so an? T OXILUS (einfach) Weil sie mir gefällt. Zu dumm, sie ist wirklich schön. Komisch, dass ich das erst jetzt bemerk -M ATROSA (unterdrückt zu L EMNISELENIS ) Komm, Herrin, ziehen wir uns zurück -L EMNISELENIS (fällt ihr laut ins Wort) Nein. M ATROSA (sehr leise, damit T OXILUS nichts hört) Ich bitt Dich, mach keine Dummheiten, verdreh ihm nicht den Kopf! L EMNISELENIS (sehr leise) Ich verdreh ihn aber. Jetzt werd ich frei! (laut zu T OXILUS ) Also Ihr seid nun hier der Herr? T OXILUS (starrt sie noch immer an) Ja. Der Stellvertreter. L EMNISELENIS Und alles muss Euch gehorchen? T OXILUS Alles. L EMNISELENIS Ich auch? T OXILUS (stutzt) Hm. Eigentlich -L EMNISELENIS Nun? Ja oder nein? T OXILUS (lächelt etwas verlegen) Nach den Gesetzen der Logik eigentlich ja -L EMNISELENIS (fällt ihm ins Wort) Dann befehlt doch! Befehlt! (Stille) T OXILUS (starrt sie an und zuckt plötzlich zusammen; unterdrückt) Au -- (er fasst sich ans Herz und windet sich ein bisschen ) L EMNISELENIS (erschrickt) Was ist? Was habt Ihr? T OXILUS (leise) Ich weiss nicht, als wär ich verwundet -L EMNISELENIS Tuts weh? T OXILUS (lügt lächelnd) Nein. (Die Luft erklingt in zarten Akkorden) L EMNISELENIS (blickt empor und ruft) Oh, jetzt fürcht ich nichtsmehr! Amor hat geholfen! M ATROSA (zu L EMNISELENIS ) Jetzt aber Schluss! Du bist 얍 eine brave Hetär und jener ist ein Sklave, das schickt sich nicht, der Kaiser hats verboten! Komm! L EMNISELENIS (herrscht M ATROSA an) Kommandier nicht mit mir ! M ATROSA Die Dienerin einer Hetäre ist wie die Mutter einer freien Frau: ein schützender Geist. L EMNISELENIS Behalt Deinen Schutz! T OXILUS Was hat sie denn? B
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korrigiert aus: ruh
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RuhN ] T OXILUS N ] B N] BIhrN ] BderN ] BbisschenN ] B N] BmirN ]
T OXILUS [)] [(] korrigiert aus: Ihr
[s]|d|er korrigiert aus: bischen gestrichen: . korrigiert aus: ihr
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Endfassung Pompeji
K7/TS5 (Korrekturschicht)
L EMNISELENIS Sie geht mir auf die Nerven. T OXILUS (blickt nach links; ruhig) Dort kommt Dordalus. L EMNISELENIS (schrickt zusammen) Oh! (sie schmiegt sich an T OXILUS ) M ATROSA (blickt auch nach links) Richtig! Er ist es. T OXILUS Unser aller Händler -M ATROSA In zehn Minuten ist er da. T OXILUS In fünf. L EMNISELENIS (sehr leise zu T OXILUS ) Rette mich. Rette mich -T OXILUS (sieht sie an, überlegt einen Augenblick, fährt mit der Hand über die Stirne, sieht sich um, ob ihn auch niemand hören kann und redet dann unhörbar auf L EMNISELENIS ein) M ATROSA (horcht, hört aber nichts) L EMNISELENIS (lauschte aufmerksam, gibt nun T OXILUS einen flüchtigen Kuss auf die Wange; leise) Wiedersehen -- (rasch ab in die Villa) M ATROSA (sieht ihr nach; sehr besorgt) Wohin? (sie will auch in die Villa) T OXILUS (vertritt ihr den Weg) Du bleibst zurück. M ATROSA (entsetzt) Toxilus, was habt Ihr vor?! T OXILUS Erraten. M ATROSA Verblendet, verblendet! Das ist der Galgen, der Galgen -- und das arme Mädel! T OXILUS (herrscht sie an) Prophezei hier nicht herum und mach mich nervös! Sonst häng ich Dich ins Meer hinein mit dem Kopf nach unten, damit Dich die Polypen kitzeln! Still! 얍 D ORDALUS (kommt mit ZWEI G EHILFEN von links; er sieht aus wie ein melancholischer Librettist; er hält und sieht sich um) Da wären wir. Säulen als wärs ein Tempel des Jupiter, derweil ist es nur der ländliche Lustsitz eines alten Wucherers, Erpressers, Wechsel- und Kontofälschers, Witwen- und Waisengeldbehälters. Das lebt sich, diese Herren Punier -- (er erblickt T OXILUS ) Ist das nicht Toxilus? T OXILUS (imitiert ihn) Ist das nicht Dordalus? D ORDALUS (lächelt) Immer noch frech und oberfrech! No wie gehts-wie stehts, Herr Baron? Was hat Dir der alte Dordalus gesagt vor acht Jahren? Lass Dich hierher verkaufen, hat er gesagt. Hab ich erraten? Ich find schon immer die passende Stell für das passende Material, ich hab einen Riecher. T OXILUS Ich bin Euch auch dankbar. D ORDALUS Ein seltenes Wort! Denn besonders von Euch Sklavengesindel erntet man nichts als Undank, wo man sich Tag und Nacht abrackert, um Euch an ein solides Haus anbringen zu können. Und obendrein verkauft man Euch noch mit Verlust, bloss damit Ihr gut lebt, man lebt ja schon nur für seine Herren Sklaven! Dich hab ich auch viel zu billig abgegeben, übel wirds mir, wenn ich Dich seh. Also sehen wir das Andere, diese Hetär, die ich mir da abholen soll. Lemniselenis heisst sie, damit man sich die Zung bricht, wenn man an sie denkt -- lauter Rache! T OXILUS Sie ist die Schönste von Lemnos. B
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aufN ] T OXILUS N ] BL EMNISELENIS N ] BnunN ] BM ATROSA f Villa)N ] Babgegeben,N ] B B
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korrigiert aus: au f korrigiert aus: M ATROSA korrigiert aus: Lemniselenis korrigiert aus: nur ergänzt aus K7/TS4/BS 59, Bl. 15
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K7/TS5 (Korrekturschicht)
D ORDALUS Dein Wort in Gottes Ohr! Möglich ist alles! Sie stammt zwar vom Maximus in Herkulanum -- auch eine Firma! Lauter Nullitäten! Und ich soll sie jetzt da in Kommission verkaufen, auch ein Geschäft, nichts verdient man dabei, nur Müh und Plag und Aufregerei, und am End zahlt man wieder drauf! 얍 Also zeig sie schon her, führ sie vor, Deine Schönste aus Lesbos! T OXILUS Lemnos! D ORDALUS Von mir aus! Also los-los ! Wo steckt das Objekt? T OXILUS Wenn ich das wüsste! D ORDALUS Wie soll das einer verstehen? T OXILUS Sie ist plötzlich verschwunden. (Stille) D ORDALUS Du willst doch damit nicht andeuten, dass sie -- grosser Gott! T OXILUS Ja. D ORDALUS (entsetzt) Geflohen?! T OXILUS Ihr sagt es. D ORDALUS Gott Du bist gerecht! Was Ihr da für Geschichten treibt! M ATROSA Wir? D ORDALUS Sklaven gibts nur in der Mehrzahl -- stellt einer was an, werden alle bestraft. Grosse Neuigkeiten? Weil Ihr gar so geistreich glotzt! A UFSEHER (kommt rasch aus der Villa) Toxilus! Ist das wahr, dass die Hetär reiten darf? T OXILUS (wirft einen erschrocken-forschenden Blick auf D ORDALUS ; verwirrt) Wer sagt das? A UFSEHER Sie selber hats zu mir gesagt! Grad jetzt, Du hättest es ihr erlaubt, dass sie weggaloppiert -M ATROSA (fällt ihm entsetzt ins Wort) Galoppiert ! (Stille) D ORDALUS (durchschaut die Situation; er droht mit dem Zeigefinger, freundlich und schadenfroh) Toxilus, Toxilus! In Deiner Haut möcht ich nicht stecken, wenn dann die Herrschaft aus der Sommerfrische kommt, wo der Herr Präsident eh so jähzornig sind -- und gar erst der Herr Schwiegersohn! Aber was red ich da noch und verschwend die Zeit! Es dreht sich ja nicht um meinen Buckel -- Euere Bukkel werdens 얍 spüren! Euere! (er macht die Geste des Verprügeltwerdens und ab mit seinen G EHILFEN nach links) A UFSEHER (sieht ihm nach und sinnt) Unsere Buckel? Mein Buckel? M ATROSA Das Mädel ist verrückt geworden. T OXILUS (plötzlich zu M ATROSA ) Kannst Du reiten? M ATROSA Ich? Reiten? T OXILUS Trab-trab! M ATROSA Nein! T OXILUS Dann gehen wir zu Fuss. Nämlich Du musst mich zu ihrem Bruder bringen, nach Pompeji -M ATROSA (fällt ihm ins Wort) Da tu ich nicht mit! B
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los-losN ] hatsN ] BM ATROSA N ] BGaloppiertN ] BihmN ]
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korrigiert aus: los – los
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hat\s/ korrigiert aus: MaTROSA korrigiert aus: Galloppiert eingefügt
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Endfassung Pompeji
K7/TS5 (Korrekturschicht)
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A UFSEHER (der grimmig lauschte) Aber vielleicht ich! Du hast das Mädel laufen lassen?! Trab-trab?! Jetzt bring ich Dich vor unser Gericht! T OXILUS (horcht auf; ernst) Hoppla, das hab ich vergessen -5
(Vorhang) 얍 DRITTES BILD
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Wieder vor der Villa am Meer. Es ist Nacht geworden und der Mond scheint hell. T OXILUS steht vor dem Sklavengericht. Auf einer primitiv und provisorisch errichteten Erhöhung sitzt der V ORSITZENDE , ein uralter Sklave, neben ihm, rechts und links, die B EISITZER und der P ROTOKOLLFÜHRER, ebenfalls Sklaven. Überhaupt sind alle S KLAVEN und S KLAVINNEN versammelt, ausser Paegnium, und alle tragen noch ihre mitleiderregenden Masken, wie im Vorspiel. Nur Toxilus und der A UFSEHER, der als Ankläger figuriert, haben natürlich keine Masken mehr an, und auch M ATROSA nicht, die etwas abseits auf den Stufen der Villa sitzt und im Mondenschein strickt. Der Vorsitzende beratschlagt sich mit den Beisitzern unhörbar über das Urteil und alle Sklaven warten feierlich schweigend. B
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P AEGNIUM (tritt gähnend aus der Villa, erblickt das Gericht, stutzt und reibt sich die Augen; überrascht) Hoppla, was ist denn da los? E INIGE S KLAVEN (unwillig) Pst! A UFSEHER (zu P AEGNIUM ) Halt den Mund! (Stille) P AEGNIUM (leise zu M ATROSA ) Was treiben denn die? M ATROSA (leise) Das Sklavengericht ist zusammengetreten. P AEGNIUM Gericht? M ATROSA Es tritt heimlich zusammen, wenn sich ein Sklave gegen die ungeschriebenen Sklavengesetze vergangen hat. Kommt selten vor, Gottseidank ! P AEGNIUM Wer hat sich denn vergangen? M ATROSA Toxilus. Er hat etwas angestellt, wofür wir alle 얍 büssen müssen, und sowas muss man sich halt vorher überlegen. Dort droben sitzen seine Richter und beraten gerade das Urteil. Der Aufseher hat ihn angeklagt. P AEGNIUM Was, dieser Peitschenkuli? Unseren braven Toxilus, der mich so oft vor ihm beschützt hat?! (laut) Hoch Toxilus! A LLE S KLAVEN (murren unwillig) A UFSEHER (drohend zu P AEGNIUM ) Kusch, Saubub! Sonst reiss ich Dir die Ohren aus! E INIGE S KLAVEN Sehr richtig! V ORSITZENDER (klopft mit einem Hammer auf ein Brett) Silentium! (Stille) B
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S KLAVEN N ] S KLAVINNEN N ] BGottseidankN ] BdennN ] BSonstN ] B B
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korrigiert aus: Sklaven korrigiert aus: Sklavinnen korrigiert aus: Gott-seidank korrigiert aus: den korrigiert aus: sonst
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Endfassung Pompeji
K7/TS5 (Korrekturschicht)
P AEGNIUM (leise zu M ATROSA ) Warum klopft denn der mit dem Hammer? M ATROSA (leise) Weil er der Vorsitzende ist. P AEGNIUM Dieser alte Trottel? M ATROSA (sieht sich ängstlich um) Nicht so laut! P AEGNIUM Sowas hat den Vorsitz? Der hat mir ja erst gestern wieder eine heruntergehaut, weil ich gesagt hab, er soll nicht so schnarchen -- und alle haben geschrien: recht geschiehts dem Lausbuben! Wo ist mein Recht? Kann ich den Schnarcher vor das Sklavengericht bringen? M ATROSA Dazu bist Du noch zu jung. P AEGNIUM Jung, jung! Wenn ich nur schon gross wär, dann tät ichs dem Pack zeigen! M ATROSA Du wirst auch noch alt. P AEGNIUM Wer weiss! M ATROSA Das geht rasch. P AEGNIUM Vielleicht bricht morgen der Vesuv aus und wir sind alle hin. M ATROSA (zuckt zusammen) Nicht male den Vesuv an die Wand! 얍 P AEGNIUM Hast Du gesehen , wie stark er raucht? Und gestern Nacht ist eine Flamme emporgeschossen, riesig -- himmelhoch! M ATROSA (entsetzt) Was sprichst Du da?! P AEGNIUM Ich habs gesehen, nur ich! Die Anderen haben alle geschnarcht und liessen mir keinen Platz am Stroh, drum habens auch nichts gesehen -V ORSITZENDER (klopft mit dem Hammer auf das Brett, denn die Beratung ist nun zu Ende) Toxilus, tritt vor! T OXILUS (tritt vor) V ORSITZENDER Höre das Urteil: indem Du der Hetäre Lemniselenis zur Flucht verholfen hast, hast Du Deine Pflichten gegenüber Deinen Mitsklaven herrisch verletzt. Also: entweder Du schaffst besagte Hetäre sofort zu Dordalus -T OXILUS (unterbricht ihn) Nein, nie! A UFSEHER Ausreden lassen! T OXILUS Niemals soll sie wieder verkauft werden! Niemals! A LLE S KLAVEN (murren unwillig) V ORSITZENDER (klopft energisch mit dem Hammer) Silentium! Silentium! (zu T OXILUS ) Nun: wenn Du die Hetäre nicht herbeischaffen willst, dann Freundchen, sperren wir Dich eben ein -A UFSEHER In den leeren Brunnen hinter dem Haus. V ORSITZENDER (zu T OXILUS ) Dort magst Du verweilen, bis die Herrschaft zurückkommt, damit sie unseren guten Willen sieht und uns das Unrecht, das Du uns zugefügt, eventuell verzeiht. T OXILUS Bis die Herrschaft zurückkommt? Das wär ja ein halbes Jahr! A UFSEHER (grinst) Zirka! V ORSITZENDER (zu T OXILUS ) Also: nimmst Du das Urteil an? T OXILUS Und wenn ich es nicht annehme? B
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dennN ] schnarchenN ] BSchnarcherN ] BM ATROSA f zeigen!N ] BgesehenN ] BgeschnarchtN ] BtrittN ] BDordalusN ] B B
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korrigiert aus: den korrigiert aus: schnarrchen korrigiert aus: Schnarrcher Textentlehnung Plautus, PER9
ges\e/hen korrigiert aus: geschnarrcht
tr[ete]|itt| Dordal[e]|u|s
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Endfassung Pompeji
K7/TS5 (Korrekturschicht)
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얍 V ORSITZENDER Dann wirst Du auch in den Brunnen gesperrt. P AEGNIUM (ruft T OXILUS zu) Lass Dich sperren! Ich komm in der Nacht und bring Dir eine Strickleiter! V ORSITZENDER (reisst sich wütend die Maske vom Gesicht: das Gesicht eines Nörg5 lers wird sichtbar; er keift) So schafft doch endlich den Lümmel weg! Hier ist kein Platz für Buben, wo ernste, würdige Männer tagen! Kinder gehören ins Stroh! A LLE S KLAVEN ( BreissenN sich ebenfalls empört die Masken ab und alle Leidenschaften werden sichtbar; sie schreien) Sehr richtig! Rein damit, rein! Unverschämt10 heit sowas! Ins Stroh! A UFSEHER (ausser sich) Jetzt reiss ich ihm die Ohren aus! Wo ist er?! P AEGNIUM (ist bereits längst davon) M ATROSA (zum BA UFSEHER N) Fort. B EISITZERIN Ich schlage vor, dass Paegnium zur Strafe für sein unerhörtes Verhalten 15 morgen keine Kost bekommt! V ORSITZENDER Einstimmig angenommen! (er klopft wieder mit dem Hammer) Silentium! (zu T OXILUS ) Feine Freunde hast Du da, gratuliere -- (zu den S KLAVEN ) Loslos, werft Toxilus in den Brunnen! T OXILUS Halt! Ihr wollt mich in den Brunnen werfen, Ihr?! Kennt Ihr mich denn 20 nichtmehr, mich -- habt Ihr es denn vergessen, wie oft ich Euch beschützte vor Hoffart, Wut und Übermut unserer Herrschaft?! Und -- (er deutet auf den A UFSEHER ) vor dessen Peitsche! V ORSITZENDER Nur keine Sentimentalitäten! A UFSEHER Sehr richtig! 25 T OXILUS Mitsklaven! Ihr alle, jeder und jede, habt schon mal „Danke!“ zu mir gesagt -- „BDankeN!“ für irgendeinen, grossen oder kleinen, Dienst. Aber heute, Freunde, lasst auch mich mal danken dürfen, Euch danken! Gewährt mir die Bitte, seid so gut -B 얍 V ORSITZENDER N Ob wir Dir „Danke!“ gesagt haben oder nicht, das darf keine Rolle 30 spielen. Recht muss Recht bleiben! T OXILUS Du sprichst wie der BPraetorN in Pompeji! Wie das Gericht der Freien -(er grinst) V ORSITZENDER BDebattierN nicht mit mir, ich bin ein griechischer BPhilosophN! T OXILUS (wirft ihm einen spöttischen Blick zu und wendet sich wieder an die S KLA35 VEN ) Gewiss, wer würds nicht verstehen, wenn Ihr mich in den Brunnen werfen wolltet -A UFSEHER (unterbricht ihn; zu den S KLAVEN ) Aufgepasst, er wickelt Euch ein! T OXILUS (braust auf) Ich wickle nicht! Weder Euch ein, noch mich heraus! Ihr denkt, ich hätte an Euere Buckel nicht gedacht, nicht an die Prügel, die Ihr für meine Tat 40 kassieren werdet -- Ihr habt recht! Ich hatte Euch vergessen! A UFSEHER Er brüstet sich noch! 8 13 26 29 31 33 33
reissenN ] A UFSEHER N ] BDankeN ] BV ORSITZENDER N ] BPraetorN ] BDebattierN ] BPhilosophN ] B B
korrigiert aus: reisen korrigiert aus: A USEHER korrigiert aus: DAnke korrigiert aus: V ORSITZNDER korrigiert aus: Paetor korrigiert aus: DEbattier
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Endfassung Pompeji
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K7/TS5 (Korrekturschicht)
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T OXILUS Ich hab es getan, denn es geht nicht um mich! Sperrt mich nicht in den Brunnen, Freunde, sondern helft mir! Das sei Euer Dank an mich! Helft mir, eine Sklavin fliehen zu lassen -- Lemniselenis! E INE S KLAVIN Das nennst Du eine Sklavin?! Nichts arbeiten, nur sich auf seidenen Kissen herumwälzen und parfümieren? Für sowas soll ich meinen Buckel hinhalten?! Lass eine Hässliche frei, eine Arme, aber keine Reiche! (Stille) V ORSITZENDER (spöttisch) Nun, Toxilus? T OXILUS (zuckt die Schultern und lächelt leise) Was tun? Amor hat mein Herz durchbohrt. A LLE S KLAVEN Amor? (sie weichen scheu etwas zurück) 얍 V ORSITZENDER (erhebt sich verblüfft) Wer? Ja, darf sich denn das ein Sklave leisten? T OXILUS Soll ich den Göttern trotzen? Bin ich ein Titane? Wer wagt das von mir zu verlangen?! So bedenkt es doch -- denkt mal, denkt! A LLE S KLAVEN (horchen auf) Denken? (sie sehen sich gegenseitig unsicher an und denken dann, jeder für sich) (Stille) V ORSITZENDER Wir denken -A LLE S KLAVEN (im Sprechchor) Doch es kommt nichts dabei heraus. V ORSITZENDER Wir denken -A LLE S KLAVEN (wie zuvor) Es müsst uns wer was sagen. V ORSITZENDER Wir denken -A LLE S KLAVEN (wie zuvor) Dass wir warten. T OXILUS (mit leiser Ironie) Auf was warten wir denn? M ATROSA (erhebt sich) Toxilus. Hast Du gehört, dass es einen neuen Gott geben soll? T OXILUS Einen neuen Gott? M ATROSA Ja. V ORSITZENDER Und? Wie sieht er denn aus? M ATROSA Man kann ihn nicht sehen. Er soll aber immer um einen herum sein, um einen jeden von uns, denn er sagt, dass alle Menschen gleich sind, mit gleichen Rechten, gleichen Pflichten -(Stille) T OXILUS Wer hat Dir das erzählt? M ATROSA (weicht aus) Das weiss ich nicht mehr, ich habs halt gehört, und jetzt ist es mir nur so eingefallen -(Stille) V ORSITZENDER Nichts Gewisses weiss man nicht! (er grinst und setzt sich wieder) T OXILUS (leise) Ich weiss nur, dass ich liebe -- (er nähert sich langsam M ATROSA und hält dicht vor ihr) Führ mich hin zu ihr. 얍 M ATROSA Nein. Ich fürchte mich -T OXILUS (unterbricht sie gebieterisch) Führe mich! A UFSEHER Halt! Amor her, Amor hin! Du kommst in den Brunnen! B
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T OXILUS f verlangen?!N ] zurück)N ] BEinen neuenN ] BJa.N ] BFühr f ihr.N ] B B
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Textentlehnung Plautus, PER3 korrigiert aus: zurück). korrigiert aus: Einenneuen korrigiert aus: Ja,
\Führ f ihr./
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Endfassung Pompeji
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K7/TS5 (Korrekturschicht)
Lesetext
A LLE S KLAVEN In den Brunnen! T OXILUS (zieht ein kurzes Schwert, das er bisher verborgen hielt) Zurück! A UFSEHER (weicht) Gewalt, Gewalt, Gewalt! T OXILUS Wag es einer, mich anzufassen! Mich zu hindern! Ich kämpfe für einen Menschen! V ORSITZENDER Idiot ! M ATROSA (zu T OXILUS ) Mensch, nimm Vernunft an! T OXILUS Führe mich! Führe! (er zerrt M ATROSA mit sich nach links ab) B
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얍 VIERTES BILD
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In einem Keller in Pompeji. Durch das Kellerfenster fällt das Tageslicht herab, und zwar hauptsächlich auf ein bettartiges Gestell, auf welchem L EMNISELENIS liegt. Sie döst vor sich hin. Links die Türe, Tisch und Kisten als Stühle. Rechts ein Herd mit allerhand Gefässen, Flaschen, Gläsern, Retorten, als wärs eine Alchimistenküche, aber es wird nur Geld gefälscht. Hier arbeitet Lemniselenis Bruder B AGNIO , ein Mensch auf der schiefen Ebene. B AGNIO Wie mans auch dreht, Deine Flucht war ein Irrsinn -- hör auf Deinen Bruder, der Dich liebt! Eine Flucht muss gewissenhaft vorbereitet werden, mit Helfershelfern und sofortigem Geld in der Tasche, damit man in aller Ruhe die Kontrollorgane bestechen kann, um sofort übers Meer -L EMNISELENIS (fällt ihm verärgert ins Wort) Wie oft willst Du mir das noch vorkauen! Wie oft soll ichs Dir denn auseinandersetzen, dass jener Bursche herkommen wird, und zwar mit dem Geld, er wird sich die sechshundert schon beschaffen, grad oder krumm -- vergiss es doch nicht, dass er mich liebt! B AGNIO Wenns nur er nicht vergisst! L EMNISELENIS Verlass Dich auf meinen Instinkt! B AGNIO Red nicht so gebildet! Mit achtzehn Jahren hab ichs überhaupt nicht gewusst, dass es einen Instinkt gibt! L EMNISELENIS Vergleich mich nicht immer mit Dir! Du gerätst eben Papa nach und ich meiner armen Mama! (Stille) B AGNIO Und was passiert, Schwesterchen, wenn Dein verlieb-얍ter Bursche anlässlich seiner krummen Geldbeschafferei verhaftet wird? L EMNISELENIS Schweig! B AGNIO Man gibt ihm ein leichteres Kreuzverhör und schon hat er gestanden, wo wir zu finden sind -L EMNISELENIS Das wär mein Ende! B
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korrigiert aus: Irrsinn -
IdiotN ] Irrsinn --N ] Bgibt!N ]
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Endfassung Pompeji
K7/TS5 (Korrekturschicht)
Lesetext
B AGNIO (fährt sie an) Denk nicht immer nur an Dich! Denk auch mal an Deinen unschuldigen Bruder! Wenn sie Dich hier holen, sehen sie, dass ich da Geld fälsch -und was ist dann?! L EMNISELENIS Wenn Du Deine Schwester liebst, dann kauf sie doch frei! B AGNIO Ich?! L EMNISELENIS Dort! Mit Deinem falschen Zeug! B AGNIO Mit Kleingeld?! Meinst Du denn , ich fälsche Silberlinge? Ich bin doch kein Krösus! Und ausserdem muss ich auch für Vater sorgen -L EMNISELENIS (fällt ihm ins Wort) Für Papa? Wie mag man nur für einen Menschen sorgen, der seine einzige Tochter verkauft hat! B AGNIO Verkauft, verkauft, verkauft! Immer macht sie eine solche Sache daraus! Wie gut hast Dus gehabt in Deiner Sklaverei -L EMNISELENIS (fährt hoch) Gut?! B AGNIO Das will ich meinen! Sogar eine eigene Dienerin hast Du gehabt, in Deinem Alter, und silberne Teller und Konfitüren und Rosenöl mit seidener Wäsch und was weiss ich! Du wirst noch weinen nach Deinem „Kerker“, weinen! L EMNISELENIS Ach, Bruder! Was weisst Du von der reichen Sklaven Leid. Sie liegen auf seidenen Kissen, aber ihr Herz liegt auf Stein. B AGNIO (grinst) Liegt es hier besser in diesem Loch? 얍 L EMNISELENIS Ja. Denn hier hab ich meine Freiheit. B AGNIO Eine feine Freiheit! Nicht einmal auf die Strasse darfst, sonst sperrens Dich gleich ein! L EMNISELENIS Bald werd ich dürfen! Bald werd ich durch alle Strassen gehen, stolz und froh. Ich weiss, alles wird gut, denn Amor hat geholfen. B AGNIO Amor, Amor! Du glaubst noch an die Götter? Ich nicht. Da munkeln jetzt die Leut von einem neuem Gott, aber es gibt weder Alte noch Neue! Man hat sich auf sich selbst zu verlassen. L EMNISELENIS Fälsch Dein Geld und ärger mich nicht. (Es klopft an die Türe) D IE ZWEI (schrecken zusammen) (Es klopft noch dreimal in einem bestimmten Rhythmus ) B AGNIO Ach, das ist Vater! (er öffnet die Türe, lässt den P ARASITEN , einen alten Stutzer, eintreten und verriegelt rasch wieder die Türe) L EMNISELENIS (ohne sich zu erheben) Guten Morgen Papa. P ARASIT Guten Morgen. B AGNIO (zu L EMNISELENIS ) Willst Du Dich nicht erheben, wenn Dein Vater kommt? L EMNISELENIS Na schön -- (sie erhebt sich unwillig) P ARASIT Ein Benehmen ist das, wo man sich zwei Jahre nicht gesehen hat -- (zu B AGNIO ) Hast Du nichts Essbares da? B AGNIO Leider -B N
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] ] BdennN ] BnachN ] BRhythmusN ] BTüre,N ] BP ARASITEN N ] B N B N
[Du] [dem schäbigen] de[n]|nn| \nach/ korrigiert aus: Rythmus korrigiert aus: Türe. korrigiert aus: Parasiten
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K7/TS5 (Korrekturschicht)
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P ARASIT Nicht ein Stückchen Brot? Immer wenn ich einen Tisch seh, hab ich einen leeren Magen. L EMNISELENIS (spitz) Noch bei Appetit? P ARASIT (grinst) Früh am Tage soll der Mann ans Essen gehen. Kinder, gestern war ich eingeladen -- es war ein Fest! Grandios, einmalig! Leider einmalig! 얍 Ein Singvögelzungenragout -- delikat! Dazu ein Salat, oh! L EMNISELENIS (wie vorhin) Man ladet Dich immer noch ein? P ARASIT (stutzt etwas) Was soll diese Frage? Ich bin zwar nicht mehr der Jüngste, aber man plaudert noch gerne mit mir. Ich war immer ein guter Gesellschafter und übrigens hat unsere ganze Familie bis ins höchste Alter hinein konstant von fremder Kost gelebt -L EMNISELENIS (wie vorhin) Mama nicht. P ARASIT (ist unangenehm berührt) Reden wir lieber von Dir. Also Du scheinst ja durch den Herrn Präsidenten Thago einen ordentlichen Schock erlitten zu haben, sonst wäre mir nämlich Dein überaus leichtfertiges Vorgehen überhaupt unerklärlich. Ich sehe auch so noch nicht klar, denn K.R. Thago ist ein kreuzbraver Mann! L EMNISELENIS Kennst Du ihn? P ARASIT Wie soll ich ihn kennen, er hat mich ja noch nicht eingeladen! (zu B AGNIO ) Hast Du wirklich nichts Essbares da? B AGNIO Reden wir jetzt mal nicht vom Essen, Vater, sondern von der Flucht Deines Töchterleins, samt allen ihren etwaigen Konsequenzen! P ARASIT Warum so aufgeregt? B AGNIO Weil ich nervös bin! Ich fälsch schon falsch! L EMNISELENIS Bagnio übertreibt. Schau, Papa, ein Mann hat sich in mich verliebt -P ARASIT (fällt ihr ins Wort) Hat er Geld? B AGNIO Keinen Groschen! Er ist ein Sklave! P ARASIT Was hör ich?! L EMNISELENIS Ausreden lassen! Er heisst Toxilus und ist der Stellvertreter K.R. Thagos! Er liess mich fliehen und er bringt auch die sechshundert Silberlinge 얍 auf, grad oder krumm -- morgen bin ich frei! Er liebt mich nämlich! P ARASIT Und Du liebst ihn? L EMNISELENIS Aber nein, Papa! Nicht doch! Ich hab ihm ja nur ein grosses Theater vorgespielt und er ist mir auf den Leim gegangen -- morgen bin ich ihn los! P ARASIT Das ist aber nicht schön von Dir, dass Du einen braven Mann derart ausnützt -L EMNISELENIS Du redest was von ausnützen?! Wer hat mich denn verkauft, wer?! B AGNIO (verzweifelt) Sie fängt schon wieder an! L EMNISELENIS Jetzt nütz ich jeden aus, für meine Freiheit bin ich zu allem fähig! P ARASIT Backfischideale! L EMNISELENIS Ich lasse mir meine Ideale von Euch nicht rauben! B AGNIO Schrei nicht mit Deinem eigenen Vater! L EMNISELENIS Ich schrei aber! P ARASIT (zu L EMNISELENIS ) Vergiss nicht, dass ich Dich gezeugt hab! B AGNIO (zum P ARASITEN ) Schrei nicht! N
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P ARASIT f gehen.N ] Textentlehnung Plautus, PER6 übrigens f gelebt --N ] Textentlehnung Plautus, PER5 BP ARASIT f eingeladen!N ] Textentlehnung Plautus, PER7 B B
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L EMNISELENIS (zum P ARASITEN ) Ich nehme keine Rücksicht mehr auf Dich! B AGNIO (zu L EMNISELENIS ) Dann nimm wenigstens Rücksicht auf meine Arbeit! Man hört Euch ja bis nach Rom! (Stille) P ARASIT (zu sich selbst) Die eigene Tochter! Nimmt keine Rücksicht -- und zum Essen ist auch nichts da. Was bin ich? Ein alter Mann. Und einsam -- -- (zu L EMNISELENIS ) Du wirst Deine Ideale schon von allein verlieren. L EMNISELENIS Papa, hör mich mal jetzt in Ruhe an: ich weiss, dass kein Kind was taugt, das seinen Eltern nicht gehorcht. Aber auch kein Kind taugt etwas, das schwei-얍gend zusieht, wenn die Eltern was Unrechtes machen. P ARASIT Wann habe ich was Unrechtes gemacht? Nie! L EMNISELENIS Gewiss, Du hattest die Macht und das Recht, mir meine Freiheit zu nehmen -P ARASIT (unterbricht sie) So lass doch endlich Deine Freiheit in Ruh! Was willst Du von ihr? Ohne Geld? Vergiss doch nicht, dass ich leider nicht in der Lage war, Dir eine Mitgift zu geben, Dein Vater ist eben ein armer Mann, willst Du ihm deshalb Vorwürfe machen? Schäme Dich. Ich wollte immer nur Dein Bestes. L EMNISELENIS Gewiss, Papa, wir lebten in Dürftigkeit, doch ist ein bescheidenes Leben besser, als wenn sich die Armut mit der Unehrenhaftigkeit paart. Dann wird die Armut noch bitterer. P ARASIT Willst Du denn die Welt ändern? Du bist ja unausstehlich! L EMNISELENIS Papa, auch der Menschen Schande hat Unsterblichkeit. Sie lebt noch fort, wenn man sie schon gestorben glaubt. (Die Gefässe auf dem Herde zittern und klirren, eine Kiste fällt um und die Ampel stürzt von der Decke herab) D IE DREI (erschrecken und erstarren) (Stille) B AGNIO (leise) Was war denn jetzt das? L EMNISELENIS Ich dachte, der Boden rutscht unter mir weg -P ARASIT Kinder, das war ein Erdbeben! (Stille) L EMNISELENIS (setzt sich) Mir ist ganz schlecht. B AGNIO Das hat was zu bedeuten. (Stille) P ARASIT Das letzte grosse Erdbeben war vor sechsundzwanzig Jahren. Ja, ich erinnere mich. Damals wart Ihr Beide noch nicht auf der Welt. 얍 (Es klopft an die Türe) D IE DREI (schrecken wieder zusammen) (Es klopft noch dreimal in dem bestimmten Rhythmus ) L EMNISELENIS (schnellt empor) Das ist er! Toxilus! (sie öffnet rasch die Türe) B
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taugtN ] L EMNISELENIS f unausstehlich!N ] BdennN ] BL EMNISELENIS f glaubt.N ] B N] BdemN ] BrutschtN ] BwartN ] BRhythmusN ]
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Textentlehnung Plautus, PER14, PER16
den\n/ Textentlehnung Plautus, PER15 Absatz eingefügt korrigiert aus: den
rutsch\t/ war[d]|t| korrigiert aus: Rythmus
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K7/TS5 (Korrekturschicht)
T OXILUS (tritt ein, er trägt das kurze Schwert gegürtet, erblickt L EMNISELENIS und schliesst sie sofort in seine Arme) B AGNIO (verriegelt rasch wieder die Türe und tauscht mit dem P ARASITEN einen spöttischen Blick) L EMNISELENIS (macht sich sanft von T OXILUS los; lächelnd) Was sagst Du zu unserem Erdbeben? T OXILUS (perplex) Erdbeben? L EMNISELENIS Die Ampel ist heruntergefallen. Schau! T OXILUS (schaut auf die Ampel) Ich dachte nur an Dich -P ARASIT (zu L EMNISELENIS ) Willst Du uns nicht vorstellen? L EMNISELENIS (zu T OXILUS ) Das ist mein Papa und das ist mein Bruder Bagnio. T OXILUS (horcht bei dem Wort „PAPA“ auf und fixiert finster den P ARASITEN ) P ARASIT (unsicher) Was hat er denn? T OXILUS (zum P ARASITEN ) Herr! Darf ich Ihnen meine tiefste Verachtung ausdrükken, da Sie sich nicht scheuen, Ihr eigen Fleisch und Blut zu verschachern -B AGNIO (unterbricht ihn verzweifelt) Jetzt fängt der auch noch an! L EMNISELENIS (zu T OXILUS ) Aber Toxilus! Kein Wort mehr, Liebling! Papa und ich haben uns ausgesprochen und sind wieder versöhnt -- Nehmt Platz! D IE VIER (setzen sich um den Tisch) B AGNIO Leider habe ich nichts zum anbieten -P ARASIT Leider-leider! L EMNISELENIS Wir sind sehr arm. 얍 T OXILUS Oh bitte-bitte! (Stille) L EMNISELENIS Hast Du eine angenehme Flucht gehabt? T OXILUS (lächelt) Erschrick nicht, Liebste -- aber um ein Haar hätte man mich in den Brunnen gesperrt. L EMNISELENIS In einen Brunnen?! T OXILUS Ja. Deine Flucht, Geliebte, wurde nämlich leider frühzeitig entdeckt und so schleppte man mich vor das Sklavengericht. Aber ich nahm keine Strafe an und bahnte mir meinen Weg zu Dir mit dem Schwert! P ARASIT Allerhand! B AGNIO Gabs Tote, Verletzte? T OXILUS Nein, es ging auch ohne Blut. L EMNISELENIS Den Göttern sei Dank! T OXILUS Matrosa führte mich her, sie wartet draussen. Auch bei ihr musste ich Gewalt anwenden -- (er lächelt) Jaja, seit ich Dich liebe, bin ich plötzlich ein Held geworden, denn mein Leben hat endlich einen Sinn. Das Meer ist kleiner und grösser geworden, der Himmel näher und höher. Wald und Flur rücken ins rechte Licht. Ach, Lemniselenis, ich finde keine Worte, nur Deinen Namen! L EMNISELENIS (lächelt gewollt geziert) Lieb von Dir. Doch sag mal: das Geld hast Du doch dabei? T OXILUS Was für Geld? L EMNISELENIS Die sechshundert Silberlinge -T OXILUS Ich? Ich hab keinen Groschen. B AGNIO (schnellt empor) Was?! Wusst ichs doch! B
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fäng\t/
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Endfassung Pompeji
K7/TS5 (Korrekturschicht)
T OXILUS (perplex) Wieso? Versteh kein Wort. P ARASIT (zu T OXILUS , der ihn mit äusserster Zurückhaltung betrachtet) Herr, reden wir mal mit offenen Karten: das Mädel sitzt hier in dem Loch und kann nicht heraus ehe die sechshundert Silberlinge da sind! L EMNISELENIS Ich dachte, Du würdest mich freikaufen! 얍 T OXILUS Ich? Dich? Womit denn?! L EMNISELENIS Du hast doch gesagt, dass Du etwas verkaufen willst, was nicht Dir gehört -T OXILUS Das hab ich nie gesagt! L EMNISELENIS Nie?! Haben wir denn nicht stundenlang darüber gesprochen?! T OXILUS Gesprochen gewiss! Aber wer wird denn sowas tun? Bin ich denn ein Räuber? Missversteh mich nicht, Geliebte! Ich habe nur gesagt: reite fort und ich reit Dir nach -B AGNIO (verzweifelt) Wusst ichs doch, wusst ichs doch! T OXILUS Still! Lasst mich mal grübeln: wer mir etwa soviel leihen tät -B AGNIO (ausser sich) Leihen?! Dir?! Was fällt Dir ein, unverschämter Kerl?! (er ergreift einen Prügel und brüllt) Hinaus! Hinaus, gewissenloser Mädchenverführer! T OXILUS (schnellt empor und zückt sein Schwert) L EMNISELENIS Nein! (sie stellt sich schützend vor T OXILUS ) Erstich ihn nicht, er ist mein Bruder! B AGNIO Lass ihn nur stechen! Ich demolier ihm seinen Kürbis, dass er auf der Stell den Zerberus bellen hört! P ARASIT Aber meine Herren! (Stille) T OXILUS (zu L EMNISELENIS , indem er B AGNIO nicht aus den Augen lässt) Komm! L EMNISELENIS Wohin? T OXILUS Vertrau nur mir, wir kommen schon durch. Verlass Dich auf meine Liebe -P ARASIT Einen Augenblick! Wer liebt, sitzt bekanntlich auf seinem Verstand, und da muss ein heller Kopf eingreifen -T OXILUS (unterbricht ihn barsch ) Verzichte auf Eueren Kopf! 얍 L EMNISELENIS (fährt T OXILUS an) Sprich anständig mit Papa! Der hat schon mehr für mich getan, wie Du! T OXILUS (starrt sie entgeistert an) L EMNISELENIS Starr mich nicht so an -- oder tust Du etwa etwas für mich?! T OXILUS Ich opferte meinen Beruf. P ARASIT (wegwerfend) Ein Sklave! Auch ein Opfer! L EMNISELENIS (zu T OXILUS ) Ich hoffte, Du würdest stehlen. T OXILUS Ist das Dein Ernst? P ARASIT (zu L EMNISELENIS ) Lass ihn, jetzt redet Dein Papa zu Dir: hier steht ein Mann und starrt Dich an. Er hat nichts und ist nichts, ein entsprungener Unfreier aus dem Brunnen heraus. Verfolgt und gehetzt von Arm und Reich, gehört er nirB
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Karten:N ] T OXILUS f Kerl?!N ] BseinemN ] BbarschN ] BetwasN ]
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seine[n]|m| korrigiert aus: brasch
[was] |etwas|
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K7/TS5 (Korrekturschicht)
gends hin und will trotzdem nirgends einbrechen. Ein Phantast! Frag ihn, wie er Dich ernähren will, bekleiden, beschuhen? Frag ihn, was er Dir bieten kann? T OXILUS Mich. P ARASIT Das ist nichts. (Stille) L EMNISELENIS Du hast recht, Papa. T OXILUS Recht?! L EMNISELENIS Ja. T OXILUS (starrt sie wieder an und es scheint eine Welt in ihm zusammenzubrechen) (Stille) L EMNISELENIS In einem ländlichen Lustsitz am Meer steht eine Kasse und die Herrschaft ist verreist. T OXILUS ( horcht auf) Meinst Du unsere Herrschaft? L EMNISELENIS Unsere ehemalige. Vorbei, vorbei! Oder kannst Du zurück? T OXILUS Werd mich hüten! Du hast recht. (Stille) 얍 L EMNISELENIS Die Kasse steht im dritten Zimmer. T OXILUS Gleich rechter Hand. L EMNISELENIS Wenn man von links kommt. T OXILUS (lächelt traurig) Ich kann mich noch erinnern. L EMNISELENIS (mit geschlossenen Augen) Ich seh sie noch vor mir. (Stille) T OXILUS Man kann auch durchs Fenster. L EMNISELENIS Stimmt. Durchs fünfte von links. T OXILUS Nein, dort schläft der Aufseher. Durchs vierte von rechts. L EMNISELENIS Aha. (Stille) L EMNISELENIS Was ist denn in der Kasse? T OXILUS Neunhundert Silberlinge. B AGNIO ( fasst sich ans Herz) Sags noch mal! T OXILUS Neunhundert. P ARASIT Wie das klingt! Neun-hun-dert -- das zerrinnt auf der Zunge, wie Butter -L EMNISELENIS Na also! (Stille) T OXILUS (gibt sich plötzlich einen Ruck, stürzt an die Türe, will hinaus, kann aber nicht, denn sie ist ja verriegelt; er rüttelt an ihr und schreit) Aufmachen! Noch bin ich kein Verbrecher! Auf-auf! (er sprengt die Türe auf und rasch ab) B AGNIO (stürzt auf die demolierte Türe und schreit T OXILUS nach) Feiger Halunke! Brich lieber ein, statt aus! Schurke! Erst ein Mädel verführen, aber dann nicht einmal stehlen! P ARASIT (lächelt suffisant ) So weit geht die Liebe nicht -B
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nirgendsN ] horchtN ] BVorbei,N ] BdennN ] BfasstN ] BsuffisantN ] BSo weitN ] B B
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ni[e]rgends horch\t/ Vorbei[!] |,| den\n/ korrigiert aus: fast gemeint ist: süffisant korrigiert aus: Soweit
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Endfassung Pompeji
K7/TS5 (Korrekturschicht)
L EMNISELENIS (tonlos) Nein. So weit nicht. B AGNIO (zu L EMNISELENIS ) Trotz Deines Amors! (er repariert die Türe und schliesst sie wieder) 얍 (Stille) L EMNISELENIS (hat nachgedacht; leise) Jetzt nehm ich Abschied von meinen Idealen. Lebt wohl! Denn wenn sogar Amor es nicht fertig bringt, dass einer für einen stiehlt, dann gibt es keine Hilfe mehr. P ARASIT (nickt zustimmend) B AGNIO (öffnet langsam die Türe) L EMNISELENIS Und wenn Matrosa kommt, sagt, ich bin bei Dordalus -- (sie geht auf die Türe zu) B AGNIO (öffnet sie weit) P ARASIT Pa, Kindchen! L EMNISELENIS (hält noch einmal) Sieht man mirs an, dass ich an keine Götter mehr glaub? (ab durch die Türe) B
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Beim Sklavenhändler Dordalus, und zwar im Hofe seiner Firma. Eine weisse Wand trägt mit grossen Lettern folgende Inschrift: „Dordalus. Sklavenhändler. En gros. En detail. Import. Export“. Im Hintergrund eine Türe ins Haus, links das Tor auf die Strasse und rechts gehts nach den Sklavenlagern. In der Mitte ein Podium, wo die Sklaven feilgeboten werden. D ORDALUS verhandelt soeben eine dicke S KLAVIN . D REI D AMEN interessieren sich.
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D ORDALUS (zu den D AMEN ) Ich kann sie nur empfehlen, sie ist meine beste Köchin, seit Jahr und Tag! Reinlich, peinlich, fleissig, ehrlich, treu! Kocht, wie ein Engel! Macht aus nichts den schönsten Schmarrn! E RSTE D AME Stöbert sie auch? D ORDALUS Sie stöbert, dass die Fetzen fliegen! Und hilft auch bei der grossen Wäsch! Z WEITE Isst sie viel? D ORDALUS Wenn sie nichts bekommt, isst sie überhaupt nichts. Z WEITE Sie ist nämlich verdächtig gut genährt -D ORDALUS Sie war bei Puniern. D RITTE Ach, die verderben ja alles! E RSTE (wirft einen verachtenden Blick auf die D RITTE ; zu D ORDALUS ) Kann sie punisch kochen? B
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So weitN ] nachgedacht;N ] BGötterN ] BTüre)N ] Baus nichtsN ] B B
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korrigiert aus: Soweit nachgedacht[)] |;| Gött[in]|er| korrigiert aus: Türe). \aus/ [Ni]|ni|chts
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D ORDALUS Die kann auch ägyptisch! Eine Perle! E RSTE Was kostet sie? D ORDALUS Nichts! (Stille) 5 E RSTE Na reden Sie schon! 얍 D ORDALUS Wären zwanzig zu wenig? E RSTE Ja. Fünfzehn. D ORDALUS Neunzehn. E RSTE Fünfzehn. 10 D ORDALUS Achtzehn. E RSTE Vierzehn. D ORDALUS (braust auf) Fünfundzwanzig! E RSTE Dreizehn. D ORDALUS Also gut fünfzehn! Ab mit Schaden! 15 Z WEITE und DRITTE (ab nach links) E RSTE (zahlt D ORDALUS ) Ich nehm sie gleich mit, sonst wird sie mir noch vertauscht. Vor vierzehn Tagen kaufte ich mir bei Maximus in Herkulanum eine Kammerzofe und abends schickt er mir einen Gladiator ins Haus. In voller Rüstung! D ORDALUS Maximus in Herkulanum ist überhaupt keine Firma! Bei uns herrscht 20 Ordnung! Danke bestens, beehrens mich wieder! (zur S KLAVIN ) Geh schön mit Deiner Herrin -- Pa! E RSTE Lebt wohl! (ab mit der S KLAVIN nach links) D ORDALUS (geht auf die Türe im Hintergrund zu) E IN H ERR (erscheint im Tor links und tritt ein; er ist ein freier Kleinbürger und hat 25 einen URALTEN S KLAVEN bei sich) Dordalus! Schau Dir das mal an! D ORDALUS (hält, schaut hin und ist nicht angenehm berührt) Ich schau. H ERR Sowas wagst Du zu verkaufen? Pfeffer hast Du ihm gegeben, damit er feueriger schreitet, er hats mir gestanden! D ORDALUS Er hat ja auch nur zweieinhalb Silberlinge gekostet. 30 H ERR Ist auch Geld! D ORDALUS Was willst Du für Zweieinhalb haben? Einen ganzen Herkules ? 얍 H ERR Also nur nicht frech werden! Auf den zahl ich doch drauf! Kaum dass er kriecht, aber fressen tut er für drei! D ORDALUS Er ist eben sehr gescheit. Er war noch ein Schüler von Sokrates! 35 H ERR Ah was Sokrates! Ich brauch ein Mädel für alles! D ORDALUS Also das ist er wieder weniger! H ERR Ich werd mich da mit Dir herumärgern! Behalt Dein Klump ! Mich siehst Du nichtmehr! (wütend ab nach links) D ORDALUS Komm, Alter! Bist müd? 40 U RALTER Ich fühl mich ganz frisch -B
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S KLAVIN N ] er hatsN ] BzweieinhalbN ] BHerkulesN ] BH ERR N ] BdassN ] Ber fürN ] BH ERR N ] BKlumpN ] B B
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korrigiert aus: Sklavin er\ /hats [Z]|z|weieinhalb Herkul[u]|e|s korrigiert aus: H ERR korrigiert aus: das korrigiert aus: erfür korrigiert aus: H ERR Klu[n]|m|p
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K7/TS5 (Korrekturschicht)
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D ORDALUS Hat er Dich schlecht behandelt? U RALTER Oh nein, ich lag in der Sonne mit den Hunden. D ORDALUS Und dort haben wir dann philosophiert? U RALTER Den Blödsinn hab ich mir schon längst abgewöhnt. Ich hab geschlafen. D ORDALUS Immer emsig, emsig -U RALTER Darf ich Euch was raten? Verkauft mich noch einmal -- (ab nach rechts) D ORDALUS (sieht ihm nach) Ein Seher. M ATROSA (kommt aus der Türe im Hintergrunde) D ORDALUS Matrosa! Wie gehts der kleinen Ausreisserin? M ATROSA Danke, sehr gut! Sie singt und schmückt sich soeben. D ORDALUS Sie soll sich nur noch schöner schmücken , heut kommt Kundschaft! L EMNISELENIS (tritt sehr geschmückt und geschminkt aus der Türe im Hintergrunde ; sie scheint heiter zu sein ) Bin schon da! D ORDALUS Reizend sieht sie aus! Süss! M ATROSA Ich lieb sie schon lang. L EMNISELENIS Ihr seid alle so nett zu mir, mit was hab ich mir das verdient? 얍 D ORDALUS Das kommt erst noch. M ATROSA (zu L EMNISELENIS ) Kundschaft kommt! L EMNISELENIS (schrickt etwas zusammen, beherrscht sich jedoch sofort) Wer? D ORDALUS Haltet Euch fest! Der Praetor von Pompeji! M ATROSA Der Praetor? Persönlich?! D ORDALUS Nuna, unpersönlich! No hab ich Kunden? Man muss sagen -L EMNISELENIS (fällt ihm ins Wort) Wie alt ist er denn? D ORDALUS Das ist die einzige Schattenseite, denn so ganz ist er nichtmehr der Jüngste. L EMNISELENIS (atmet auf) Hoffentlich! D ORDALUS (perplex) Was hör ich? M ATROSA Sie möcht von der männlichen Jugend nichts wissen. D ORDALUS Wieso warum denn nicht? L EMNISELENIS Weil die jungen Herren nur an sich denken. D ORDALUS So? Und an was denken denn noch die alten Herren, ausser an sich selbst? L EMNISELENIS An den Tod. (sie lächelt kurz) D ORDALUS (starrt sie an) M ATROSA (zu D ORDALUS ) Wenns nach ihr ging, würde sie sich einen Herrn Gebieter aus dem Greisenasyl holen. D ORDALUS Aha! Jetzt kapier ich allmählich: Das unschuldige Kind sucht einen baldigen Erbonkel -- schau-schau! Die geborene Krankenschwester! L EMNISELENIS Ihr dürft nicht annehmen, dass ich mit unerlaubten Mitteln, als da sind: böse Kräuter, Schlangengift, etcetera, das Ableben eines gebrechlichen Gebieters beschleunigen wollte. Ich würde auch nimmer ein massgebliches Wort in seinem Testament fälschen, aber ich tät ihm die Schrecken der Unterwelt ausmaB
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schmückenN ] HintergrundeN ] BseinN ] BdennN ] BbaldigenN ] BmassgeblichesN ] B B
[machen] |schmücken| Hintergrunde[)] sein[_] korrigiert aus: den [abl]|bal|digen korrigiert aus: masgebliches
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Endfassung Pompeji
K7/TS5 (Korrekturschicht)
len, und das fiele mir leicht, denn ich müsst ihm doch nur vom Schicksal der Sklaven auf der Oberwelt be-얍richten. Die Haare würden ihm alle gen Himmel stehen und er würd mich vor lauter Grauen garantiert reich beschenken, um nicht in der Unterwelt als unfreie Seele verhandelt zu werden, als ein Ding mit menschlichen Allüren -D ORDALUS (unterbricht sie schroff) Sei nicht so manieriert ! Und nur nicht ungerecht werden, ja ?! Frechheit! Wo man sich schon zerreisst! Einen leibhaftigen Praetor -- und noch immer nicht zufrieden! (Stille) L EMNISELENIS (leise) Ich wollt Euch nicht kränken, das lag mir fern. Verzeihung. D ORDALUS Schon gut. M ATROSA (zu D ORDALUS ) Sie hat eine zarte Seele. D ORDALUS Was verstehst schon Du unter Seele. L EMNISELENIS Was sich aus einem fortsehnt. D ORDALUS (horcht auf und schlägt sich auf die Stirne) Richtig! Apropos fortsehnt: heut Nacht ist mir nämlich einer ausgebrochen, ein Galeerensklave, Schlag soll ihn treffen, ich muss ja nach dem Gitter schaun -- (rasch ab nach rechts) L EMNISELENIS (setzt sich auf das Podium) M ATROSA (betrachtet interessiert die Inschrift an der weissen Wand) L EMNISELENIS (beobachtet sie; plötzlich) Kannst Du lesen? M ATROSA Nicht alles. L EMNISELENIS Lernst Du noch? M ATROSA Du bist zwar die beste Herrin der Welt, aber auch bei Dir muss man immer nur für Dich da sein -- (sie nickt ihr lächelnd zu) L EMNISELENIS (lächelt leer) Ja, ich bin ein guter Mensch. M ATROSA Bis auf den einen Fall. L EMNISELENIS Reden wir nichtmehr darüber. ( sie geht auf und ab) (Stille) 얍 M ATROSA Du wirst es noch bitter bereuen. L EMNISELENIS Hör auf. M ATROSA Man darf einen Menschen nicht so behandeln -- er liebt Dich, opfert Dir seine Existenz, und Du hast ihn angelogen, dass Du ihn liebst! L EMNISELENIS Hör auf! M ATROSA Ich hör nicht auf! Du wolltest ja sogar, dass er für Dich raubt! Dass er für Deine Lügen zum Schwerverbrecher wird! L EMNISELENIS (hält und fixiert sie böse) Gehts Dich was an? M ATROSA Ja. Weil er mir leid tut. B
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fieleN ] lauterN ] BmanieriertN ] BjaN ] B(raschN ] BL EMNISELENIS N ] BL EMNISELENIS N ] Bsie;N ] BL EMNISELENIS N ] BbesteN ] BsieN ] BhörN ] Braubt!N ] B B
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Endfassung Pompeji
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L EMNISELENIS Tut er Dir? Und ich? (sie schreit sie plötzlich an) Es geht Dich nichts an, was ich mit Toxilus treib! M ATROSA (ruhig) Schrei nicht. Du bist nicht so schlecht, wie Deine Sünden. L EMNISELENIS (höhnisch) Wie gewählt Du Dich plötzlich ausdrückst -M ATROSA (sieht sie gross an) Das waren nicht meine Worte. Denk daran, dass alles, was Du treibst, aufgezeichnet wird, und dass einst Rechenschaft von Dir verlangt wird -L EMNISELENIS (fällt ihr ins Wort) Und ich sage Dir: Jupiter, Venus, Merkur, Apollo, Amor -- und wie sie alle heissen mögen! Alles Mist! Die Götter sind tot! M ATROSA Sind sie auch, denn es gibt nur einen Gott. L EMNISELENIS (schnippisch) Ach, wieder dieser neue Gott? M ATROSA Ewig. L EMNISELENIS Ein sonderbarer Gott, den man kreuzigen kann, wie einen letzten Sklaven! M ATROSA Gib acht, dass er Dich nicht schlägt! L EMNISELENIS (spöttisch) Ach, tut er das auch? (sie betrachtet wohlgefällig ihre Beine) Warum wohnt er eigentlich unter der Erde? M ATROSA (sieht sich vorsichtig um; leise) Halb Rom soll schon ganz unterhöhlt sein. Wir werden immer mehr. 얍 (Stille) L EMNISELENIS (ist ernst geworden) Du warst wieder dort? M ATROSA Gestern. L EMNISELENIS Ich wills aber nicht haben, dass Du hingehst, wir haben schon genug Sorgen. M ATROSA (lächelt) Wer hingeht, vergisst sie. Komm mal mit -L EMNISELENIS Ich kann mich beherrschen! Nein, da hätt ich Angst -M ATROSA (wie zuvor) Warum? L EMNISELENIS Schon weil man so tief hinunter -M ATROSA (fällt ihr ins Wort) Halb so schlimm! L EMNISELENIS Und dann ist es finster -- Nein-nein! M ATROSA Bei uns brennen immer Lichter. Es ist eine andere Welt. (Stille) L EMNISELENIS Was soll man sich denn da anziehen? M ATROSA Nicht zu geschmückt. L EMNISELENIS (lächelt) Ist eh alles nur Glas -(Stille) M ATROSA Du wirst es nicht bereuen. L EMNISELENIS Möglich. M ATROSA Bist Du nicht froh, dass Toxilus nicht gestohlen hat? L EMNISELENIS (horcht auf und wird wieder böse) Nein. (ironisch) Noch nicht -T OXILUS (erscheint im Tore links; er hat noch sein Schwert, doch sein Anzug ist etwas zerrissen) L EMNISELENIS (schnellt empor) Toxilus! T OXILUS (geht langsam auf sie zu und hält dicht vor ihr; er sieht ihr in die Augen und lächelt müde) Du wirst noch heute frei. B
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L EMNISELENIS (starrt ihn entgeistert an) T OXILUS Seit ich von Dir ging, hab ich nichtmehr geschlafen und hab also auch nichtsmehr geträumt. Ich bin er-얍wacht: es gibt nur ein Verbrechen: Dich weiter im Joche der Sklaverei zu lassen, Dich wieder weiter zu verschachern, wie ein Stück Tier -- heut kenne ich nur dieses einzige Verbrechen und sonst sei mir alles recht! In einem ländlichen Lustsitz am Meer steht eine Kasse und die Herrschaft ist verreist. Das waren Deine Worte und Du hattest recht. Amor beschützte mich -- (er zeigt ihr einen Geldbeutel) Sechshundert in Gold. Ich kaufe Dich frei. L EMNISELENIS (schreit entsetzt auf) Nein!! (sie wirft sich auf das Podium und weint stumm) T OXILUS ( verwirrt zu M ATROSA ) Was hat sie denn? M ATROSA Still! Gott schlägt sie. T OXILUS (völlig verwirrt ) Wer? E IN L IKTORE (erscheint links im Tore und ruft nach rechts) Der Praetor naht! Der Praetor von Pompeji! D IE DREI (fahren zusammen) M ATROSA Um Gottes Willen! (sie eilt zu L EMNISELENIS und trocknet rasch ihre Tränen ) D ORDALUS (kommt eilends von rechts; zu L EMNISELENIS ) Was, Du weinst ? Bist verrückt?! Verwischt sich noch die ganze Schmink! (zu M ATROSA ) Richt sie her, hastig-hastig! (er erblickt T OXILUS ) Toxilus! Jetzt werd aber ich verrückt! Du wagst Dich her?! T OXILUS (deutet auf L EMNISELENIS ) Ich kaufe sie frei. D ORDALUS Er ist verrückt! Weg da, entsprungener Sklave! Dort kommt der Praetor -Gott Du bist gerecht! (zu L EMNISELENIS ) Marsch aufs Podium! L EMNISELENIS (besteigt das Podium) T OXILUS (zieht sich hinter das Podium zurück und kennt sich nichtmehr aus) D ER P RAETOR (kommt von links mit G EFOLGE und L IKTOREN ) D ORDALUS (verbeugt sich tief) Hohe und höchste Ehre, Exzellenz -얍 P RAETOR (unterbricht ihn) Behalt Deine Titel! Ich bin der Praetor von Pompeji und das genügt. Rede überhaupt möglichst wenig, Deinesgleichen sind mir nicht sympathisch. D ORDALUS (verbeugt sich und deutet auf das Podium) P RAETOR (betrachtet L EMNISELENIS ) D ORDALUS (kann sich nicht zurückhalten) Sie ist das entzückendste -P RAETOR (unterbricht ihn schroff) Ich bin nicht blind! (Stille) P RAETOR (zu L EMNISELENIS ) Dreh Dich um. B
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K7/TS5 (Korrekturschicht)
L EMNISELENIS (dreht sich um) P RAETOR Einen Sessel! E IN L IKTORE (bringt einen Sessel) P RAETOR (setzt sich; zu D ORDALUS ) Nun, was soll das Kind kosten? D ORDALUS Wenig. P RAETOR Wenig ist garnichts. D ORDALUS Bei mir ist wenig ein bisserl mehr. P RAETOR Wie viel? D ORDALUS Nicht viel -P RAETOR Also? D ORDALUS Sagen wir -- was sagen wir? P RAETOR Was weiss ich! D ORDALUS Wären also, sagen wir, circa -- für einen Praetor von Pompeji -P RAETOR (unterbricht ihn) Wenn ich kaufe, bin ich kein Praetor, sondern ein einfacher freier Bürger! D ORDALUS Ojjweh, das hab ich nicht gern! P RAETOR Gern oder nicht gern, mir wirds jetzt zu bunt! Du wagst es, mit Deinem Handel meine Zeit zu stehlen? Meine Zeit ist kostbarer, als Deine Hetären, und ich ziehe sie nun ab: es bleiben Dir noch fünfzig 얍 Silberlinge und Schluss! D ORDALUS (entsetzt) Fünfzig?! P RAETOR Wenn Du zögerst, werdens noch weniger. Zeit eilt. D ORDALUS Und wenn ich mich weiger? P RAETOR Dann verurteil ich Dich dazu. D ORDALUS Oh Merkur, Gott der Kaufleute, hilf einem ehrlichem Handelsmann! P RAETOR Du und ein ehrlicher Handelsmann? Lästere nicht! Versprichst mir ein überirdisches Geschöpf, eine griechische Aphrodite, ich vertage einen ganzen Prozess, lasse mich mühsam hierhertragen und was muss ich erblicken?! Ein armseliges Wesen, falsch eingehängte Beine, abstehende Ohren, schiefer Mund, gelbe Haare, wo sie ihre Nase hat, erkennt man überhaupt erst nach längerem Hinschauen -- und schielen tut sie auch! T OXILUS (kann sich nichtmehr beherrschen und stürzt von hinter dem Podium vor) Was?! Lemniselenis schielt?! L EMNISELENIS (dreht sich entsetzt um) P RAETOR (zu D ORDALUS ) Wer redet da zu mir? D ORDALUS (frech) Was gehts mich an! T OXILUS Ich rede, ich! Wie könnt Ihr es wagen, an diesem göttlichem Geschöpfe ein Haar in der Suppe -L EMNISELENIS (unterbricht ihn verzweifelt) Halte ein! Nicht -T OXILUS (unterbricht sie) Nein, ich halte nicht ein, das halt ich nicht aus! Ich lass das nicht zu! Abstehende Ohren, hat er gesagt! Schiefer Mund, gelbe Haare! Oh Götter, nein-nein, jetzt will ich es aller Welt beweisen, was an Dir dran ist, und zwar überall dran -- denn ich, ich verstehe was von der Schönheit der Damenwelt! P RAETOR Ein vermessener Bursche! B
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T OXILUS Dordalus, hier hast Du sechshundert Silberlinge! (er wirft ihm seinen Geldbeutel zu) D ORDALUS Sechshundert?! 얍 T OXILUS In Gold! Jawohl, denn Lemniselenis ist sechstausend wert! Nimm es, räudiger Geldgeier, ich kauf das Mädchen frei! D ORDALUS Gemacht-gemacht! Dies Geld jedoch musst leider Du behalten -(er übergibt es ihm wieder) Ich habe ja die Dame nur in Kommission zu Verkauf , wenn sie freigekauft wird, gehört das Geld nicht mir, sondern ihrem letzten Herrn, also dem Präsidenten K.R. Thago. T OXILUS (perplex) Wem? D ORDALUS (lächelt undurchsichtig) Hast mich nicht verstanden? Leg es in seine Kasse . T OXILUS Wohin?! D ORDALUS In seine Kasse. Mit so Freikaufereien hab ich leider nichts zu tun -P RAETOR (fällt ihm ins Wort) Aber vielleicht ich, und zwar in meiner Eigenschaft als Richter! Es will mir nicht in den Sinn, dass irgendsoein Bursche für ein Weib, das mir missfällt, sechshundert Silberlinge -- (er fixiert T OXILUS ) Wer seid Ihr denn? Euer Name? T OXILUS (wird etwas unsicher) Toxilus. P RAETOR Euer Stand? T OXILUS Hm. D ORDALUS (lächelt wieder undurchsichtig) Oberkammersklave. P RAETOR Sklave? Ahnt ich es doch, dass hier etwas nicht geheuer! (zu D ORDALUS ) Wer ist denn sein Herr? D ORDALUS Präsident Thago. P RAETOR Ach! (zu T OXILUS ) Nun, sag mir mal, wieso kann ein unfreier Mann zu so viel Geld kommen? T OXILUS Nur durch der Götter Fügung und die Gnade seiner Herrschaft. Mein Herr hats mir geschenkt. P RAETOR Wie kann ein Mensch nur so dumm lügen! T OXILUS Hoher Praetor! Die Wahrheit -얍 P RAETOR (unterbricht ihn) Kein Wort mehr, es ist aus! Ich kenne Deinen Gebieter persönlich -- wem schenkt der einen Groschen, geschweige denn sechshundert Silberlinge?! (zu den L IKTOREN ) Verhaftet ihn! L EMNISELENIS (springt verzweifelt vom Podium herunter) Nein! Oh hoher Praetor, er sagt die Wahrheit, glaubet mir, auch wenn Ihr mich nicht für schön findet! Ich selber war ja dabei, wie der Herr Präsident ihm das Geld gab, ich schwör Euch jeden Eid, der Euch heilig ist! Aber wenn Ihr ihn jetzt trotzdem einkerkert, dann kerkert auch mich ein -- auch mich, auch mich! B
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LemniselenisN ] VerkaufN ] Bseine KasseN ] Bmeiner EigenschaftN ] BdasN ] BetwasN ] Bso vielN ] BWahrheitN ] Bpersönlich --N ] BOhN ] B B
[l]|L|emniselenis Verk[auf]|auf| korrigiert aus: seine Kasse korrigiert aus: meiner Eigenschaft korrigiert aus: dass \etwas/ korrigiert aus: soviel korrigiert aus: Wahreheit korrigiert aus: persönlich [o]|O|h
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P RAETOR (lächelt) Ach, ist Amor mit im Spiele? L EMNISELENIS Nein. T OXILUS (zu L EMNISELENIS ) Verleugne alles, nur niemals unsere Liebe! L EMNISELENIS (fest) Amor ist jetzt nicht dabei. P RAETOR (ironisch zu T OXILUS ) Keine Angst! (lächelnd zu L EMNISELENIS ) Du willst also unschuldig eingekerkert werden? L EMNISELENIS Kein Mensch ist unschuldig. P RAETOR (stutzt) Ein gefährliches Wort. Dafür lassen sich Leute im Zirkus zerreissen. Wie kommst Du zu dieser Ansicht? L EMNISELENIS Von allein. (Stille) P RAETOR (betrachtet sie und lächelt dann wieder; zu seinem G EFOLGE ) Sie weiss nicht, was sie spricht -- (leise zu L EMNISELENIS , damit es vor allem D ORDALUS nicht hört) Liebes Kind, zunächst muss ich Dich um Verzeihung bitten: ich finde Dich sehr schön -- und ich habe Dich vorhin nur deshalb hässlich befunden, weil Du mir zu teuer warst. Verzeih einem armen Praetor -- jetzt lächelst Du wieder! Ich bin auch kein Unmensch und würde Dir 얍 gerne Deinen Toxilus gönnen, aber Recht muss Recht bleiben, sonst hört sich unsere menschliche Gesellschaft auf und alles geht drunter und drüber -M ATROSA (deutet plötzlich nach links empor) Seht den Vesuv! A LLE (blicken hin) (Stille) D ORDALUS Also was sich der zusammenraucht -L EMNISELENIS Es wird immer mehr. P RAETOR Ich wollte, ich könnte den Vesuv verurteilen. Dann wären wir Alle die Angst los. T OXILUS Ich hab keine Angst.
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Im Zirkus von Pompeji, während einer Vorstellung. Wir befinden uns hinter den Sitzplätzen. Die Bühne ist in zwei Teile geteilt, unten und oben. Unten sehen wir zwei breite Gittertüren, dahinter liegen die Gewölbe, in denen die Gefangenen warten, bis sie von den Löwen zerrissen werden. Es ist finster in den Gewölben und die Gefangenen werden nur sichtbar, wenn sie am Gitter stehen. Rechts führt eine Treppe nach oben. Dort befindet sich ein Buffet. Links oben führt ein Gang nach den Sitzplätzen. Man hört aus der Arena immer wieder Musik, Gejohle, Beifall und Pfiffe. Es ist Mittag und das Wetter ist herrlich, wie im ersten Bild. Der B UFFETIER bedient soeben EINIGE G AESTE , während B AGNIO und der P ARASIT unten von links erscheinen.
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B AGNIO (deutet nach den Gewölben) Dort liegt das Löwenfutter. Die Gefangenen. P ARASIT Erinner mich nicht daran! B AGNIO Wieso? Du warst doch noch niemals eingesperrt!
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P ARASIT Ich wollte sagen: erinner mich nicht an die Zukunft. Manchmal hab ich solche Ahnungen, als hätt man schon einmal gelebt. B AGNIO Bei Deinen gesellschaftlichen Beziehungen nehm ich Gift darauf, dass Du mit ruhigem Gewissen auf alle Deine Ahnungen pfeifen kannst! P ARASIT Forder die Götter nicht heraus! B AGNIO Lass mich nur mit denen in Ruh! (er tritt an die linke Gittertür und blickt hinein) Da liegt einer 얍 drinn. P ARASIT (tritt an die rechte Gittertür) Da liegen sogar sechs -- nein! Zwei, drei, vier, sieben! B AGNIO (klopft mit einem falschen Geldstück an die eisernen Gitterstäbe) Klingkling! (zum P ARASITEN ) Er rührt sich nicht. P ARASIT Lass ihn schlafen. B AGNIO (klopft wieder) Kling-kling! P ARASIT Spiel Dich nicht mit Deinem Geld. B AGNIO Ich spiele nicht, ich wunder mich nur, dass es klingt -- (er klopft wieder) Kling-kling! W AERTER (kommt von unten rechts; zu B AGNIO ) Das Necken der Verurteilten ist verboten! P ARASIT (zu B AGNIO ) Siehst Du! Folg Deinem Vater, ich hab eh schon Hunger -(er steigt mit B AGNIO die Treppe empor und Beide nehmen am Buffet Platz und bestellen gross, während die G AESTE sich durch den Gang links oben entfernen) T OXILUS (erscheint hinter der linken Gittertüre; zum W AERTER ) He, wann komm ich denn endlich dran? W AERTER Ich hab kein Programm. (Aus dem rechten Gewölbe dringt nun ein leiser einfacher Gesang) T OXILUS (lauscht) Wer singt denn da? W AERTER Das sind Christen. T OXILUS Was ist das? W AERTER Ueberzeugungstäter . Freu Dich, dass Du nur ein Krimineller bist -- (ab nach links unten) T OXILUS (lauscht wieder dem Gesang) P ARASIT (mit vollem Munde zu B AGNIO ) Schau im Programm: Was kommt denn jetzt? B AGNIO (sieht nach) Die Löwen. P ARASIT Schon wieder die Löwen? Dann ess ich noch was. Fade 얍 Nummer, diese Löwen -- sie zerreissen und aus! Immer dasselbe. Na, und dann? B AGNIO (blättert im Programm) Lebende Fackeln. P ARASIT Ekelhaft ! Das hängt da und brennt! Kein Kampfmotiv und nichts -- (zum B UFFETIER ) Noch einmal dasselbe! ( Die Christen singen nun nichtmehr) T OXILUS Jaja, wer als armer Bursche eindringt in die Pforten der Liebe, der überflügelt mit seiner Qual selbst die Qualen des Herkules. Lieber als mit Amor möcht ich mit der Hydra selber kämpfen -- Ach, Lemniselenis! Warum hast Du so einen langen Namen? Woher soll sich ein Räuber, auf den die Löwen schon warten, die B
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UeberzeugungstäterN ] EkelhaftN ] BundN ] BDieN ] BT OXILUS f kämpfen --N ] B B
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Zeit nehmen, um Dich immer wieder aussprechen zu können? (er lächelt) Woher ? (er zieht sich in die Finsternis seines Gewölbes zurück) B AGNIO (erhebt sich plötzlich und deutet nach rechts empor) Dort sitzt Deine Tochter! P ARASIT Wo? B AGNIO In der Loge des Praetors. (er grinst und setzt sich wieder ) Glück muss man haben! P ARASIT Dordalus ist ein Genie. Ich freue mich sehr, dass er sie in ein kultiviertes Haus gebracht hat, der Praetor ist ein vorbildlicher Gastgeber. B AGNIO Weiss er, dass sie Deine Tochter ist? P ARASIT Er weiss garnichts. Er kennt nur mich. (Posaunen in der Arena) B AGNIO (schnellt empor) Posaunen! Das ist schon das Rennen! Vater, komm! Ich hab auf grün gesetzt, rasch! P ARASIT (mit vollem Munde) Vergiss nur das Zahlen nicht! B AGNIO (wirft dem B UFFETIER ein Geldstück zu) Da! Behalt den Rest! (rasch ab mit dem P ARASITEN durch den Gang links oben) B UFFETIER (verbeugt sich) Danke! (er betrachtet das Geldstück, wird misstrauisch und wirft es auf eine Platte) Hoppla, 얍 das klingt ja garnicht! Ist ja falsch! (er eilt nach links) Aufhalten! Aufhalten! (er stösst im Gang links oben mit D ORDALUS zusammen, der aus der Arena kommt) D ORDALUS Nanana! Aufpassen! Aufpassen! B UFFETIER Verzeiht mir, aber ich hab grad falsches Geld -- (rasch ab) D ORDALUS Wichtigkeit! ( er steigt , während in der Arena das Publikum mit grossem Gejohle das Rennen begleitet, die Treppen herab und blickt in das rechte Gewölbe) Da ist er nicht. (er blickt in das linke Gewölbe) Da ist er auch nicht -doch! Da ist er! (er ruft hinein) Toxilus! T OXILUS (tritt an die Gittertüre, erblickt ihn und grinst) Ist das nicht Dordalus? D ORDALUS Also nur nicht wieder vorlaut! (er sieht sich vorsichtig um) Ich hab einen Brief für Dich. T OXILUS Einen Brief? D ORDALUS Von ihr -- (er zieht vorsichtig einen Brief hervor) Sie sitzt in der Loge mit dem Praetor. T OXILUS Gib her! D ORDALUS Seit wann kannst Du lesen? T OXILUS Ah, das hab ich jetzt ganz vergessen! Lies ihn mir vor, bitte! D ORDALUS Drum bin ich ja da, ich versäum zwar ein ganzes Rennen, aber ich bin eh kein besonderer Anbeter der zirzensischen Spiele, ich bin mehr fürs ernste Theater, Operetten und so -T OXILUS (unterbricht ihn ungeduldig) So lies doch schon! Lies! D ORDALUS Warum so nervös? Hast keine Zeit? T OXILUS Nein! D ORDALUS Ahso, richtig! Also höre -- (er erbricht den Brief und liest) Mein lieber Toxilus! Ich hätte es nie für möglich gehalten, aber seit ich weiss, dass Du meiB
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WoherN ] wiederN ] BHoppla,N ] Ber steigtN ] BzirzensischenN ] B B
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net-얍wegen zum Tode verurteilt wurdest, liebe ich Dich unendlich. Sei frohen Mutes, ich bin immer bei Dir und Du wirst nicht sterben -T OXILUS (stutzt) Was?! D ORDALUS (stutzt ebenfalls) Nicht sterben? Wieso wirst Du nicht sterben? T OXILUS Weiter! D ORDALUS (liest weiter) Du bleibst am Leben, wenigstens vorerst. Ich vertrag mich nämlich mit dem Praetor sehr gut, er ist sehr gerecht, und ich kann ihn bereits um den kleinen Finger wickeln, wenn ich ihn bei seinem Rechtsgefühl packe. In diesem Sinne redete ich es ihm ein, dass er es doch nicht wissen könnte, ob unser K.R. Thago Dir das gestohlene Geld nicht doch geschenkt hätte, bevor ihm dies Thago nicht persönlich bestätigt hätt. Und da Thago doch in der Sommerfrische weilt, will nun der Praetor warten, bis er zurückkommt. Er ist nämlich wirklich sehr gerecht und er hat auch soeben Weisung gegeben, dass der Vollzug Deiner Strafe hinausgeschoben wird, was mich riesig freut, denn ich wäre sehr traurig gewesen, wenn ich Dich zwischen den Löwen erblickt hätt. In grenzenloser Liebe und Sehnsucht Deine -- (er blickt genauer hin) Unleserliche Unterschrift. T OXILUS (ernst) Ich weiss schon. D ORDALUS Auf alle Fäll kann man gratulieren! Ein liebendes Weib ist doch was wert. T OXILUS (wie zuvor) Ja. D ORDALUS Jetzt lebst Du noch ein halbes Jahr. T OXILUS Ist das hier ein Leben? Und was ist dann? Dann kommt Herr Präsident K.R. Thago -D ORDALUS Und der wird Dich nicht retten, der nicht! T OXILUS Es wär ein Wunder. 얍 D ORDALUS Und es gibt keine Wunder -- bei Thago schon überhaupt nicht! Höchstens Kreditwunder! K.R. T HAGO (erscheint hinter der rechten Gittertüre, er trägt keine Maske mehr) Wer nennt hier immer meinen Namen? D ORDALUS (wendet sich ihm zu; schroff) Was los? T HAGO (lächelt) Ach, das ist ja Dordalus! D ORDALUS Wer bist Du? T HAGO Erkennst Du mich nicht? D ORDALUS Woher? Keine Ahnung! T HAGO Ich bin Thago. D ORDALUS (erschrickt) Was?! T OXILUS (der T HAGO nicht sehen kann, aufgeregt zu DORDALUS ) Wer ist er?! Thago?! D ORDALUS Absurd-absurd! T HAGO Ich bin es aber. Du erkennst mich nur nicht, weil Du mich ohne Maske siehst. T OXILUS Das war seine Stimme! Ich hör sie genau! D ORDALUS Mich trifft der Schlag! T OXILUS Wie kommt Ihr da herein, Herr Präsident! Was ist denn passiert? (Stille) T HAGO Wir fuhren nach Kreta, aber mein Schiff sank. Ich trieb im Sturm auf einem Brett und rief alle Götter an -- da sah ich, dass jemand über das Meer geht. B
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D ORDALUS Über das Meer? T HAGO Ich glaube, ja. Dann weiss ich nichtsmehr. Ich erwachte in einer Höhle, unter der Erde -T OXILUS Unter der Erde? T HAGO Dort wurd ich wieder zu mir gerufen, es waren brave Menschen. Von ihnen erfuhr ich es erst, dass es nur Einen gibt, der über das Meer gehen kann. Jetzt sind wir alle hier -- (er lächelt und zieht sich in die Finsternis zurück) 얍 (Stille) M ATROSA (kommt von rechts unten, erblickt D ORDALUS , aber T OXILUS nicht) Endlich! Ich such Euch schon, meine Herrin ist sehr besorgt -- habt Ihr den Brief angebracht? D ORDALUS (dumpf) Ja. M ATROSA Was ist Euch? Schlecht? D ORDALUS Etwas Entsetzliches -M ATROSA (unterbricht ihn sehr erschrocken) Mit Toxilus?! D ORDALUS Ah was Toxilus! Toxilus ist eine Null, aber wenn das möglich ist, ein reicher Mann, ein steinreicher Mann -- Matrosa, die Welt geht unter -M ATROSA Setzt Euch ein wenig -D ORDALUS Nein! Das muss sofort gemeldet werden -- also wenn das der Praetor hört, fällt er um! (rasch ab nach rechts) M ATROSA Was ist denn passiert?! (hinter ihm her ab nach rechts) (Stille) T OXILUS Man hört immer wieder von neuen Göttern, man weiss schon garnichtmehr, was man glauben soll -- (er zieht sich in die Finsternis zurück) P ARASIT (kommt mit B AGNIO von oben links aus der Arena) Jetzt kommen wieder die faden Löwen! Du hättest auf blau setzen sollen, grün verliert immer! B AGNIO Red nicht, Vater! Du bist ja farbenblind! P ARASIT (vor dem Buffet) Der Kaviar ist schwarz und der Hummer ist rot! B AGNIO (triumphierend) Falsch! Der Hummer ist schwarz und der Kaviar ist rot! P ARASIT Du bist farbenblind -- (er setzt sich an das Buffet, isst, trinkt und auch B AGNIO bedient sich selbst) B UFFETIER (kommt von links oben aus der Arena mit ZWEI L IKTOREN ; er erblickt B AGNIO und den P ARASITEN ) Da sitzen 얍 sie! (er nähert sich ihnen ) Schmeckts Euch, wenn der Wirt nicht zuhause ist? P ARASIT Was sollen diese ungezogenen Anspielungen? B AGNIO Tröste Dich, wir bezahlen alles! B UFFETIER Ich tröste mich nicht, denn Ihr zahlt mit falschem Geld. P ARASIT (wird bleich) Wie bitte? B UFFETIER (zu den L IKTOREN ) Durchsucht sie nur! B AGNIO Halt! Das lass ich mir nicht bieten! B UFFETIER Wir werden viel fragen! P ARASIT Ich protestiere! Ich bin ein Freund des Praetors! B AGNIO Und ich bin sein Sohn! B UFFETIER Des Praetors Sohn? B
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B AGNIO (deutet auf den P ARASITEN ) Dem sein Sohn! B UFFETIER Feine Familie! (zu den L IKTOREN ) Durchsucht sie! P ARASIT (plötzlich verzweifelt) Nein! (er reisst sich vom B UFFETIER los und rast rechts die Treppe herab) E IN L IKTOR (ihm nach) B UFFETIER (schreit) Aufhalten! Aufhalten! P ARASIT (will unten nach rechts ab, läuft jedoch dem P RAETOR in die Arme, der mit D ORDALUS , seinem G EFOLGE und L IKTOREN rasch von rechts unten kommt) P RAETOR (erkennt den P ARASITEN ) Ach, Du bists, mein Freund! Verzeih, dass ich so eilig war, komm morgen zum Essen -P ARASIT (völlig verwirrt; mechanisch) Was gibts denn zum Essen? P RAETOR Alles, was wir lieben. Verzeih, dass ich eile! B UFFETIER (ruft von oben herab) Praetor! Der Mann zahlt mit falschem Geld! Grad wollt er durch! P RAETOR (starrt den P ARASITEN an) Durch? B UFFETIER Durchsucht ihn nur, durchsucht ihn nur! (Stille) P RAETOR (leise zum P ARASITEN ) Erkläre Dich, bitte -P ARASIT (zuckt leise die Schultern und lächelt resigniert) 얍 P RAETOR (fixiert ihn und wendet sich dann an die L IKTOREN ) Haltet ihn , ich komme gleich wieder -- (er tritt an die rechte Gittertüre und wendet sich an D ORDALUS ) Rufe! D ORDALUS (ruft in das Gewölbe hinein mit zitternder Stimme) Herr Praesident! Herr Praesident! T HAGO (erscheint hinter der Gittertüre, erblickt die vielen Leute und den P RAETOR, stutzt etwas und lächelt dann) Was wollt Ihr noch von mir? P RAETOR (starrt ihn an; er ist innerlich sehr erregt, beherrscht sich jedoch; zu D ORDALUS ) Ist er es wirklich? D ORDALUS (nickt: Ja) P RAETOR ( leise) Ich erkenne ihn. (laut) Ob Ihr ein Christ geworden seid oder nicht, das interessiert mich nun keineswegs. Das Urteil ist gefällt, der Akt ist geschlossen. Doch da Ihr noch heute sterben werdet, bin ich hierher, denn ich brauche Euch als Zeugen, und zwar im Falle Toxilus. Recht muss Recht bleiben. (er fasst sich kurz ans Herz) T HAGO Was ist mit Toxilus? P RAETOR Toxilus hat Euch sechshundert Silberlinge gestohlen, behauptet jedoch, Ihr hättet sie ihm geschenkt. Nun sagt: was ist die Wahrheit? (Stille) T HAGO Ich hab ihm das Geld nicht geschenkt. Ich habs ihm gegeben. Das war nämlich kein Geschenk, es war eine Schuld. P RAETOR Schuld? T HAGO Ich habe ihm acht Jahre lang keinen Lohn bezahlt. B
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Essen --N ] DerN ] Bihn und N ] BihnN ] Bleise) IchN ] BRechtN ] B B
korrigiert aus: Essen--
[d]|D|er korrigiert aus: ihnund
ih[m]|n| korrigiert aus: leise) Ich
[r]|R|echt
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Endfassung Pompeji
K7/TS5 (Korrekturschicht)
P RAETOR Er war doch Euer Sklave, da wart Ihr ja rechtlich nicht verpflichtet -T HAGO (fällt ihm ins Wort) Trotzdem! Die Rechnung stimmt! P RAETOR Aber das kann doch nicht stimmen! Recht muss Recht bleiben! 얍 T HAGO Gewiss! (er zieht sich zurück in die Finsternis) (Stille) P RAETOR (sehr leise) Lasset Toxilus frei. W AERTER (der bereits längst von links gekommen war, öffnet die Gittertüre und ruft) Toxilus! Du bist frei! -- -- Er ist nichtmehr da. Er ist geflohen! P RAETOR Geflohen?! W ÄRTER Jetzt wird mir manches klar! Grad vor paar Minuten hat sich da beim drüberen Ausgang eine vornehme Dame mit ihrer Dienerin herumgetrieben, sie war so verdächtig erregt, sicher hat sie meinen Kollegen bestochen -P RAETOR (schreit) Schweig! Schweiget alle! (er hält die Hand vor die Augen) (Stille) W ÄRTER (sehr leise zu D ORDALUS ) Was hat denn der Praetor? D ORDALUS (ebenso) Er weint. (Stille) P RAETOR (blickt langsam zum Himmel empor) Schrecklich ist manchmal das Walten der Götter, rätselhaft ihr Urteil, unfassbar für einen irdischen Richter. Oh Jupiter, allmächtiger hehrer Sohn der Rhea, höchster Gott, aus dessen Händen Reichtum, Hoffnung, Heil entströmt -- warum erschlägst Du das Recht mit Deinem Blitz und lässt das Unrecht triumphieren? Sagt, Götter, was habt Ihr vor mit meiner Welt?! (Ein furchtbares Donnern erschüttert die Erde, eine Flamme zuckt auf, tausendstimmiger Schrei, alles wird finster und alles bricht zusammen) B
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VERWANDLUNG
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(Langsam wirds wieder heller und wir sind in einer Katakombe. Niederer Gang von links nach rechts, nur 얍 links im Vordergrunde wird er etwas breiter. Dort stehen ein Tisch, Bänke und armseliges Hausgerät. Eine Ampel brennt und von rechts fällt ein hellerer Lichtschein in den Gang. M ATROSA kommt von links mit L EMNISELENIS und T OXILUS , der einen Verband um die Stirne trägt. Sie halten beim Tisch) M ATROSA Jetzt sind wir unter der Erde. Es ist eine andere Welt. L EMNISELENIS (sieht sich um) Und hier wohnt Dein Gott? M ATROSA (deutet nach rechts) Dort drüben, dort steht sein Altar. Ich zeig Euch morgen alles. Hier können wir übernachten, macht es Euch bequem! L EMNISELENIS Wir habens verdient! Wenn wir nicht aus dem Zirkus geflohen wären, hätt es uns auch nichtsmehr genützt, wenn Thago gesagt hätte, dass er ihm das Geld geschenkt hat -- (sie deutet plötzlich auf die Bank; zu M ATROSA ) Da soll ich schlafen? Auf Holz? B
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wartN ] ToxilusN ] Bgeflohen!N ] BMinutenN ] BbestochenN ] BrätselhaftN ] BOh f entströmt --N ] BEineN ] BEs f Welt.N ] B B
korrigiert aus: ward Toxil[o]|u|s geflohen[.]|!| M[o]|i|n[a]|u|ten bestochen[{,}] korrigiert aus: räthselhaft Textentlehnung Plautus, PER8
Ein\e/ [Es ist eine andere Welt.] |Es f Welt.|
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Endfassung Pompeji
K7/TS5 (Korrekturschicht)
T OXILUS Oben ist alles aus, alles hin. Jaja, ein Vesuv ist kein Witz! M ATROSA (zu T OXILUS ) Hier ist Wasser für Deine Wunde -L EMNISELENIS (zu T OXILUS ) Wart, ich helfe Dir! ( sie hilft) T OXILUS Au, Du tust mir weh! L EMNISELENIS Ist gleich wieder alles gut -- (sie verbindet ihn) M ATROSA (setzt sich) War das ein Tag! In aller Früh hab ich mich schon geärgert, dann hab ich die ganze Suppe verschüttet, dann bin ich auf der Treppe ausgerutscht, und dann das, dann das! E IN H ERR (erscheint rechts) D IE DREI (erblicken ihn und M ATROSA verbeugt sich) D ER H ERR Ich bitt Euch, Bruder und Ihr Schwestern, seid etwas ruhiger! Ich muss mich nämlich sammeln. M ATROSA Wir sind schon ganz still. 얍 D ER H ERR Ich danke Euch! (ab nach rechts) T OXILUS Wer war denn das? M ATROSA Ich weiss nicht, wie er heisst, er ist erst gestern gekommen. Ich weiss nur, dass er Briefe schreibt. L EMNISELENIS An eine Frau? M ATROSA Nein, er schreibt Briefe, so gleich an ganze Städte. Zum Beispiel, an die Korinther -(Stille) L EMNISELENIS (sitzt neben T OXILUS und hat ihren Arm um seine Schultern gelegt) Schön ist es hier. Liebst Du mich? T OXILUS (lächelt) Nein. Gar nicht -L EMNISELENIS Oh, jetzt gehts mir gut! Plötzlich bin ich reich. Was gehört mir nicht alles! Das Meer und die Luft, die Wolken, der Mond und die silbernen Farben der Nacht! Das alles hast Du mir geschenkt. Ich danke Dir. T OXILUS (innig) Dank mir nicht, das halt ich nicht aus -D ER H ERR (erscheint wieder rechts) Ich möchte Euch doch sehr bitten, etwas stiller zu sein, es ist unmöglich bei Euerem Lärm, einen richtigen Satz zu schreiben. Redet doch nicht so viel , Gott hört Euch auch, wenn Ihr schweigt! (wieder ab nach rechts) D IE DREI (gehen schweigend zur Ruh: M ATROSA streckt sich auf der Bank aus, L EMNISELENIS lehnt ihren Kopf an T OXILUS Brust; sie will nochmal etwas sagen, doch er gebietet ihr stumm, zu schweigen; so schlafen sie ein und die Ampel geht langsam aus) B
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sieN ] muss michN ] Bsammeln.N ] B N] Bso vielN ] BEuchN ] B B
korrigiert aus: Sie muss\ /mich sammeln[,] |.| [ich schreib hier nebenan einen Brief.] korrigiert aus: soviel \Euch/
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ÖLA 27/W 36 – o. BS, Bl. 65
Werkverzeichnis
ÖLA 3/W 309 – BS 14 b, Bl. 6
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Werkverzeichnis
K7/E4
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Ein Sklavenball (Endfassung, emendiert)
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Ein Sklavenball
Endfassung, emendiert
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E I N S K L AV E N B A L L mit Gesang und Tanz in drei Akten von Ödön von Horváth. 5
PERSONEN
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K.R. T HAGO , ein punischer Bankier I DIOTIMA , seine Tochter G LORIOSUS , deren Mann T OXILUS , Oberkammersklave L EMNISELENIS , eine Hetäre M ATROSA , deren Dienerin Der A UFSEHER P AEGNIUM , ein Sklavenlausbub B AGNIO , ein entlaufener Sklave Der P RAETOR von Pompeji D ORDALUS , Sklavenhändler S KLAVEN und S KLAVINNEN .
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ZEIT Im Altertum. Innerhalb vierundzwanzig Stunden. 25
SCHAUPLATZ
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Kleiner Privathafen vor einer Villa am Meer, unweit von Pompeji. Die Villa ist der ländliche Lustsitz des reichen punischen Bankiers K.R. Thago, eines naturalisierten Römers. Hier wohnt er im Frühling mit seiner Tochter Idiotima und deren Gatten Gloriosus. Rechts im Vordergrunde sieht man einige Säulen der Villa, links im Hintergrunde liegt das Meer.
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ERSTER AKT
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Das Stück beginnt mit einem l e b e n d e n B i l d : Im Hafen, links im Hintergrunde, ankert die Luxusgaleere des Bankiers. Z AHLREICHE S KLAVEN UND S KLAVINNEN schleppen vom Ufer Gepäckstücke auf das Schiff, Kisten, Truhen, Fässer, Schläuche, Geschirr. Sie werden von einem A UFSEHER mit Nilpferdpeitsche in drohender Pose beaufsichtigt. Im Vordergrunde stehen von links nach rechts: G LORIOSUS , stolz auf den Knauf seines Schwertes gestützt; neben ihm kniet der Sklavenlausbub P AEGNIUM und putzt einen Schild; dann I DIOTIMA , umgeben von DREI K AMMERSKLAVINNEN , die noch etwas am Saum ihres Kleides zu nähen haben und ihr mit einer Brennschere auch noch Löckchen ins Haar brennen; dann K.R. T HAGO persönlich mit der achtzehnjährigen Hetäre L EMNISELENIS und deren
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Ein Sklavenball
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Endfassung, emendiert
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Dienerin M ATROSA , einer Person im gefährlichsten Alter, die sich nun etwas im Hintergrund hält, denn der Bankier tätschelt gerade der Hetäre Wange. Ganz im Vordergrunde steht T OXILUS als Prologus, in einen feierlichen weißen Radmantel gehüllt, eine Pergamentrolle in der Hand. Es ist ein herrlicher Tag, ohne Wellen und Wolken. Alle Personen tragen griechische Masken, die die wesentlichen Züge ihrer Charaktere, so wie man sich selbe landläufig vorstellt, darstellen sollen. So steht nun T OXILUS mit der typischen Prologmaske vor dem Publikum. K.R. T HAGO , ein gütiger Börsianer, L EMNISELENIS , ein freches Dirnchen, M ATROSA , eine alte Dirnchenmutter, I DIOTIMA , gepflegt, versnobt, mit dem leeren Lächeln der Gesellschaftsdame, G LORIOSUS , eitel, dumm und aufgeblasen, P AEGNIUM , ein pfiffiger Spitzbub, der A UFSEHER roh und niederträchtig, die S KLAVEN und S KLAVINNEN , niedergedrückt, bemitleidenswert armselig, so wie es sich eben gehört. Es ist ein herrlicher Tag, ohne Wellen und Wolken.
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T OXILUS (zum Publikum) Als Prologus Beginne ich mit einem Zitat aus Plautus: „Oh Publikum! Laßt euch behaglich auf euere Sitze nieder Bezahlt oder unbezahlt – das ist nicht die Frage Die Frage ist vielmehr: Ob ihr satt oder hungerig hierher gekommen seid. Wer bereits genachtmahlt hat, der hat das bessere Teil erwählt Doch wer hungert, esse sich an unseren Witzen satt – Aber wem zu Hause das Nachtmahl steht Der ist ein Narr Ein großer Narr Daß er uns zulieb nüchtern hergekommen ist!“ (Er nimmt seine Maske ab und entledigt sich seines Mantels.) Huh, ist mir heiß! Verzeiht, daß ich mich demaskiere Doch hoffe ich, daß ihr mich auch ohne Maske goutieren werdet – Erlaubt, daß ich mich vorstelle: Ich heiße Toxilus und bin hier der Oberkammersklave. Eigentlich bin ich zwar eine Herrennatur Die eben nur im Sklavenstande lebt Ein Mann voll geistiger Kraft und Gewandtheit Voll Witz und Gesundheit Dem sich seine Umgebung willig unterordnet Die Sklaven nämlich, deren Oberster ich bin – Jedoch auch – (leise) – meine Herrschaft! Ich sag es leise, denn sie steht hier hinter mir und soll es nicht hören! Sonst setzt es was ab auf meinen Buckel, und das wollt ihr mir doch nicht gönnen! (laut) Erlaubt nun, daß ich euch die Szenerie erläutere: Ihr seht hier ein lebendes Bild. Rechts die Villa meiner Herrschaft und links im Hintergrunde das Meer – dort ankert die Luxusgaleere meines Herrn, des Präsidenten des Romanisch-phönizischen Kreditinstitutes, K.R. Thago – (Er deutet auf K.R. T HAGO .) – er ist ein ge-
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bürtiger Punier, hat sich aber in Rom naturalisieren lassen und allerhand Geld gemacht. Er verabschiedet sich soeben von seiner Fräulein Hetäre, namens Lemniselenis – die Alte dahinter ist ihre Dienerin Matrosa, ein treuer Schatten! Jawohl, mein Herr verabschiedet sich, denn er segelt mit seiner Tochter Idiotima und deren Gatten Gloriosus nach Kreta in die Sommerfrisch, denn Kreta ist zur Zeit der letzte Schrei. Die Herrschaften segeln noch heute, sie warten nur noch, bis die Sklaven das viele Gepäck auf die Luxusgaleere gebracht haben. Der Rüpel dort hinten mit der Peitsche, das ist der Aufseher, ein roher, niederträchtiger Mensch – A UFSEHER (fällt ihm ins Wort.) Was bin ich?! T OXILUS Hast es nicht gehört? Zweimal sag ichs nicht. A UFSEHER Ich bin ein roher, niederträchtiger Mensch?! T OXILUS Hab ich das gesagt? A UFSEHER Jawohl! T OXILUS Dann wirds schon stimmen – A UFSEHER Es stimmt aber nicht! Da, schau her – (Er reißt seine Maske herunter, ein rundes, gutmütiges Gesicht wird sichtbar.) Ist das das Antlitz eines Peitschenkulis?! T OXILUS (perplex) Sieh da! Komisch, daß ich dein Gesicht noch nie gesehen hab – hm. Nein, roh und niederträchtig sieht es nicht aus, eher ein bisserl blöd – A UFSEHER (braust jähzornig auf.) Ein solches Wort noch und – (Er hebt drohend seine Peitsche.) T OXILUS (herrscht ihn an.) Schäm dich, immer nur die Peitsche, die Peitsche, die Peitsche! Bist doch selber nur ein Sklav! A UFSEHER Sklave her, Peitsche hin! Ich erfüll ja nur meine Pflicht! (Er knallt mit der Peitsche und brüllt die S KLAVEN , die die Gepäckstücke tragen, an.) Vorwärtsvorwärts! Nur nicht getrödelt, gewurstelt, geschlafen, sonst weck ich euch auf, Sklavenpack! D IE S KLAVEN (tragen ihre Lasten auf das Schiff.) A UFSEHER (zählt die an ihm vorbeigeschleppten Gepäckstücke.) – 84, 85, 86, 87 – los-los! Wir haben noch 164 Stück! (Er knallt wieder mit der Peitsche.) I DIOTIMA (zuckt etwas zusammen.) T OXILUS (zum Publikum) Nachdem ich euch alles erklärt habe, darf ich nun wohl gehen – ich muß nämlich auf das Schiff, um nachzusehen, ob auch alles richtig verstaut wird. Ich komme wieder, wenn ich muß! (rasch ab auf das Schiff) A UFSEHER (brüllt einen ALTEN S KLAVEN grimmig an.) Tempo-tempo! 107, 108, 109 – hast nicht gehört, altes Stück Elend?! (Er knallt abermals mit der Peitsche.) I DIOTIMA (zuckt abermals zusammen.) Oh saget ihm, er knalle nicht so mit der Peitsche! Er schlage lieber, dann gibts nicht diesen schrillen Ton! Meine Nerven vertragen keine Disharmonien Ich bin geschwächt – G LORIOSUS Paegnium! Wo bleibt mein Schild? P AEGNIUM (reicht ihm den Schild.) Aufzuwarten, gnädiger Herr! G LORIOSUS (blickt auf seinen Schild wie in einen Spiegel.) Ich kann mich in meinem Schild nicht sehen. Wo bin ich? Du sollst meinen Schild so putzen, daß ich ihn als Spiegel benützen kann – begreifs doch endlich, daß ich mit Mars verwandt bin! (Er reicht ihm wieder seinen Schild.) Putz ihn, sonst erledig ich dich wie jene
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fünfhundert in Kappadozien im vorigen Herbst – fünfhundert mit einem Streich, obwohl mein Schwert abgestumpft war! P AEGNIUM (putzt eifrig den Schild.) I DIOTIMA (nimmt langsam ihre Maske ab: Eine verhärmte, frühgealterte Frau wird sichtbar.) D IE K AMMERSKLAVINNEN (stürzen sich sofort eifrigst auf die Maske, schminken und pudern sie.) I DIOTIMA (blickt zum Himmel empor.) Ach, Wölklein in der Höh Nur du erkennst mein Weh: Mein Gatte ist ein Berufsmensch. Er liebt nur sein Schwert, seinen Schild, seinen Panzer – Was gilt ihm der Venusberg neben einem befestigten Hügel? Nichts, oh nichts! Er fürchtet nur immer, ob seine Rüstung auch richtig glänzt. Heut zieht er sich schon seit gestern an Er legte sich gar nicht zu Bett in der Nacht Er zog sich nur an – Ich frag mich oft: Warum kennt mein Gatte keine Gemütlichkeit? G LORIOSUS Ein böses Wort! Viel lieber als in die Sommerfrische zög ich in einen flotten Krieg Viel lieber würd ich blutige Dinge vollbringen Als friedlich meine Brust in der Sonne bräunen – Denn meine Brust sehnt sich nach der befreienden Tat! I DIOTIMA (einfach) Ich hasse den Krieg. G LORIOSUS Versündig dich nicht! Wenn das Mars hört! I DIOTIMA Laß mich aus mit deinem Gott! Wenn mein Vater kein Krösus wär Wäre mein Gatte ein friedlicher Hirte Aber das Geld meines Vaters läßt ihn nicht arbeiten – So langweilt er sich auf dem Felde der Ehre zu Tode. G LORIOSUS (reißt sich wütend die Maske herab: Ein feminines Gesicht wird sichtbar mit ängstlichen Augen; er fixiert unsicher I DIOTIMA ; plötzlich herrscht er sie an.) Du nimmst den Mund voll, als hättest du mir einen Sohn geschenkt! I DIOTIMA (will schreien, doch die K AMMERSKLAVINNEN binden ihr rasch, fast gewalttätig, die frisch hergerichtete Maske um.) K.R. T HAGO (zu L EMNISELENIS ) Wohl begreif ich deine Trauer, mein süßes, teuerstes Geschöpf! Du kostspieliges, du – Denn ich fahr nun fort und laß dich da. Doch sei beruhigt: Ich laß auch mein Geschäft da, Handel und Wandel, die Börs, das Kontor – Mögen die Papiere fallen oder sich heben Ich muß ruhen! Der Arzt hats mir verordnet, der Weise Er kennt mein Leiden. Es ist nicht der Ausfluß des üppigen Lebens
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Sondern der Erregung über das Leben in Geschäften. Verlieren regt auf Aber verdienen noch mehr – Und viel verdienen, das legt sich aufs Herz Denn viel verdienen ist Schmerz Teuer erkaufter Schmerz, du Kind – L EMNISELENIS Der Sommer mag kommen, der Herbst vergehen Meine Lieb zu Euch wird immer bestehen Denn Ihr habt mich gekauft. K.R. T HAGO Lieb, sehr lieb – (Er tätschelt wieder ihre Wange.) T OXILUS (erscheint rasch an Bord des Schiffes und springt auf den Kai.) Euere Hochwohlgeborenen! Die Segel sind gesattelt, der Anker gelichtet, das Gepäck verpackt, und die Ruder sind ruderbereit – es schwimmt alles in Butter, schiffet Euch ein! I DIOTIMA Endlich! (ab auf das Schiff) G LORIOSUS (zu P AEGNIUM ) Her damit! (Er nimmt ihm seinen Schild ab und betrachtet sich in ihm; entsetzt, denn er sieht sich ohne Maske.) Was?! Das soll ich sein?! (Er herrscht P AEGNIUM an.) Ich seh mich noch immer nicht! Wart nur, Bube, wenn ich heimkehr, laß ich dich blenden! (rasch ab auf das Schiff) P AEGNIUM (sieht ihm nach; leise) Idiot! (Er nimmt seine Maske ab, ein mageres, trotziges Knabengesicht wird sichtbar; er fächelt sich mit der Maske und wischt sich mit dem Arm den Schweiß von der Stirne.) K.R. T HAGO (zu L EMNISELENIS ) Kurz und gut, mit einem Wort: Es wird höchste Zeit, daß ich einsteig, und du – du kehrst morgen wieder zu Dordalus zurück. L EMNISELENIS (entsetzt) Was sagt Ihr?! Wohin?! Zu Dordalus?! K.R. T HAGO Ja. Nach Pompeji. L EMNISELENIS (wie zuvor) Ich soll wieder zum Sklavenhändler?! Ihr wollt mich abermals wieder weiterverkaufen?! (Sie reißt sich die Maske ab: Ein schönes Kind mit traurigen Augen und einem frühverbitterten Zug starrt K.R. T HAGO verzweifelt an.) K.R. T HAGO (stutzt unwillkürlich etwas.) Warum so verzweifelt? Vielleicht kauft dich ein Besserer, Schönerer, Reicherer – L EMNISELENIS (unterbricht ihn.) Es gibt keinen Reicheren als Euch! Oh, bringt mich nicht wieder auf den Sklavenmarkt! Es folget so selten was Besseres nach! K.R. T HAGO Aber-aber, großes Kind! Was hast du dir denn vorgestellt? Und außerdem möcht man doch nur dein Gutes – L EMNISELENIS Wollet lieber das Schlechte, mein Herr! Gewährt mir weiter Euere Huld Ich bleib Euch nichts schuld. Wenn Ihr heimkehrt von Euerer Sommerfahrt Wird von mir alles in bar bezahlt. Jeder Groschen ein Kuß Wenn ich nicht wieder auf den Sklavenmarkt muß – K.R. T HAGO Wer weiß, ob ich zurückkehr? Ob das Schiff nicht versinkt? Wer befiehlt dem Meer, dem Sturm – Neptun oder ich? Bin ich dem Neptun sein Vertrauter? Na also! Abgesehen davon, daß ich dich jetzt ein halbes Jahr umsonst ernähren müßt! Vorsicht ist die Mutter der Weisheit, und Sparsamkeit ist eine Weltanschauung. Verkenne mich nicht, mein Kind! (Stille)
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L EMNISELENIS Jetzt weiß ich nicht mehr, was ich glauben soll, Herr Präsident. K.R. T HAGO (nimmt langsam die Maske ab; er hat überhaupt kein Gesicht.) L EMNISELENIS (starrt ihn außer sich an.) K.R. T HAGO (feierlich) Glaub nicht der Gosse Glaube mir Glaub nicht den Geldlosen Ohnehosen Glaube den Reichen Sie haben Recht! Das Armselige Wird immer vertan Das Ewig-Geldliche Zieht uns hinan! L EMNISELENIS (schreit auf.) Nein!! (Sie verbirgt ihr Gesicht in den Händen.) K.R. T HAGO (setzt sich langsam wieder seine Maske auf und streicht L EMNISELENIS über die Haare.) Du bist unter Brüdern sechshundert Silberlinge wert. Verkauf dich nur ja nicht zu billig – (ab auf das Schiff) T OXILUS (zu K.R. T HAGO ) Gute Erholung, frohe Fahrt! (ins Orchester) Darf man bitten, Herr Kapellmeister! (Musik erklingt.) A LLE S KLAVEN (außer L EMNISELENIS , singen und winken dem verschwindenden Schiffe nach.) Keine Well auf der See Und der Himmel blau Frohe Fahrt! Keine Wolk in der Höh Und die Luft so lau Frohe Fahrt! Keine Sorg in der Brust Und im Herz nur Lust Frohe Fahrt! Fahret hin, fahret her (leise) Ertrinket im Meer! (laut) Frohe Fahrt! Ertrinket im Meer! A UFSEHER (horchte perplex auf, das Schiff ist nun verschwunden; er brüllt.) Was hör ich?! „Ertrinket im Meer“?! Was soll der Text?! Beim Jupiter, das halt ich nicht aus! (Er hebt seine Peitsche.) T OXILUS Halt! Du wirst doch da nicht herumprügeln, wo wir Sklaven jetzt sozusagen untereinander sind?! A UFSEHER Das ist mir wurscht! T OXILUS Mir aber nicht! A UFSEHER Das ist mir erst recht wurscht! T OXILUS (ruhig) Halt den Mund. A UFSEHER (braust auf.) Was erlaubst du dir – T OXILUS (unterbricht ihn.) Kannst du lesen? A UFSEHER (perplex) Nein.
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T OXILUS Dann schau her – (Er zeigt ihm ein Dokument.) Während der Abwesenheit unserer Herrschaft wurde ich, ich Toxilus, zum obersten Verwalter dieser Villa eingesetzt, verstanden?! Denn ich genieße das restlose Vertrauen meines Herrn, verstanden?! Und hier hat mir nun jeder zu gehorchen, denn ich bin die höchste Instanz, bitt ich mir aus! Also los-los, an die Arbeit! Rastet nicht, damit ihr nicht rostet! Tempo-Tempo! Und geprügelt wird jetzt da nicht mehr, du mazedonischer Büffel! Gib mir dein Werkzeug, auf der Stell, von heut ab prügel nur ich! Los, her damit! Vorwärts! A UFSEHER (gibt ihm widerwillig seine Peitsche.) Werd glücklich. Jetzt möcht ich nur wissen, zu was ich noch leb – ich kann doch nur strafen, sonst hab ich ja nichts gelernt! Ohne Arbeit kann ich nicht leben! T OXILUS Kannst du reiten? A UFSEHER (perplex) Reiten? T OXILUS Ja. A UFSEHER Natürlich kann ich reiten! Ich bin sogar gewissermaßen auf dem Pferd geboren – T OXILUS Man merkts noch immer! Also höre: Du reitest jetzt sofort nach Pompeji, und zwar zum Sklavenhändler Dordalus – du kennst ihn doch? A UFSEHER Leider! Ich war ja selber mal seine Ware. T OXILUS Ich auch. Ein schäbiger Geizhals! A UFSEHER Wenn ich kein Sklav wär, sondern ein freier Mann, dann tät ich dem Kerl was erzählen! T OXILUS Vorerst beherrsch dich und erzähl ihm nur folgendes: Einen schönen Gruß von unserem abwesenden Herrn, und er hätt ihm ein Fräulein Hetäre zum Verkauf zu übergeben – in Kommission! Er möcht sich aber das Fräulein bald abholen, denn wir haben hier kein Eis, auf das wir es legen könnten, und da es heiß ist, verdirbts uns noch am End – (Er grinst.) Fahr ab! A UFSEHER Geht in Ordnung! Wird prompt erledigt. T OXILUS Reit nur zu! Daß du mir aber dein Pferd nicht zu sehr schindest! A UFSEHER Ich? Ich sollt ein Tier mißhandeln?! Für was hältst du mich?! (entrüstet ab) (Während der vorigen Szene sind auch ALLE S KLAVEN , außer L EMNISELENIS und M ATROSA , ab.) L EMNISELENIS (sitzt am Fuße einer Säule und weint still vor sich hin.) T OXILUS (betrachtet sie; zu M ATROSA ) Was hat sie denn? M ATROSA Sie weint. T OXILUS Warum? M ATROSA Es ist ihr hier so gut gegangen, und jetzt hat sie Angst vor der Zukunft. T OXILUS Aber-aber! Einen solchen schiechen alten Kracher wie meinen gnädigen Herrn, den wird doch solch liebliches Ding immer wieder leicht finden! Direkt über Nacht! M ATROSA Unberufen! T OXILUS Sie kriegt auch junge fesche stramme – L EMNISELENIS (unterbricht ihn.) Also nur das nicht! T OXILUS (perplex) Was hör ich? M ATROSA (zu T OXILUS ) Sie möcht von der männlichen Jugend nichts wissen. Wenns nach ihr ging, tät sie sich einen Herrn Gebieter aus dem Greisenasyl holen. T OXILUS Aha! Capisco! Einen gichtigen Greis, wacklig, zittrig, hirnrissig, der mit dem einen Haxen bereits durch die Unterwelt hatscht und von dem sich gar fe-
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derleicht allerhand erben läßt – schau-schau! Mit himmelblauen Pupillen blickt die Unschuld geschäftstüchtig in die Welt. Jaja, im Kontor der Tugend wird mit der Jugend gar häufig gewuchert! L EMNISELENIS Ihr versteht mich nur halb. T OXILUS Möglich. Denn die eine Hälfte, daß Ihr nämlich von der männlichen Jugend überhaupt nichts wissen wollt – diese Hälfte kapier ich überhaupt nicht! L EMNISELENIS Diese Hälfte kann ich mir nicht leisten. Darum: Ich möcht einen Mann von hundert Jahren Mit dem könnt ich dann Schlitten fahren Ich tät ihn pflegen, tränken, füttern Tag und Nacht nur ihn bemüttern – Ich möcht einen Mann, der bald nimmer ist Der bald verbrannt wird, und zwar ganz gewiß Ich opfer dann dem Pluto eins-zwei Gulden Und bin sie los, alle Schulden – Denn: Was hat man von seiner Jugend ohne Freiheit? Nichts! Und wie wird man frei? Nur durch Geld! Auch die Freiheit ist nämlich nur ein käuflicher Artikel – und ohne Groschen pfeif ich auf meine Jugend! Denn Jugend ist Freiheit, und Freiheit ist Geld! Darum: Ich möcht einen Mann von hundert Jahren Mit dem würd ich dann in die Freiheit fahren Ich tät ihn immer pflegen, hegen Lang tät er ja nimmer leben – Es lebe die Jugend! M ATROSA (zu T OXILUS ) Sie ist eine geborene Krankenschwester. T OXILUS (grinst.) Allerdings. L EMNISELENIS Ihr dürft nicht annehmen, daß ich mit unerlaubten Mitteln, als da sind: böse Kräuter, Schlangengift et cetera – das Ableben eines gebrechlichen Gebieters beschleunigen wollte. Ich würde auch nimmer ein maßgebliches Wort in seinem Testament fälschen, aber ich tät ihm die Schrecken der Unterwelt ausmalen, und das fiele mir leicht, denn ich müßt ihm doch nur vom Schicksal der Sklaven auf der Oberwelt berichten. Die Haare würden ihm alle gen Himmel stehen, und er würd mich vor lauter Grauen garantiert freikaufen, um nicht in der Unterwelt als Sklave verhandelt zu werden, als ein Ding mit menschlichen Allüren – Oh Götter, es fällt mir immer schwerer an euere Güte zu glauben! Sagt mir: Gibt es euch denn überhaupt? Und wenn es euch gibt, warum seid ihr denn so böse zu mir? Wie gern würde ich gut sein – T OXILUS Das ist ein Traum. M ATROSA (zu T OXILUS ) Sie hat eine zarte Seele. T OXILUS (zu M ATROSA ) Was verstehst du unter Seele? L EMNISELENIS Was sich aus einem fortsehnt. (Stille) T OXILUS (zu L EMNISELENIS ) Wo kommt Ihr her?
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L EMNISELENIS Mein Papa ist ein Parasit. Er betreibt das gleiche Geschäft, das meine Ahnen Von ältesten Zeiten her betrieben haben Und er pflegt es mit viel Talent. Ich kenne keinen meiner Vorfahren Der sich nicht durch Parasiten-Kunst gemästet hätt. Großpapa, Urgroßpapa, Ur-ur und noch ein Urpapa Sie alle haben stets Von fremder Kost gelebt Und an Gefräßigkeit konnt sie keiner überbieten. Meine Freiheit wurd ein Opfer ihrer Gier: Papa verkaufte mich als Sklavenkind um ein opulentes Menu Er konnt den Fasanen, Muränen und Hummern nicht widerstehen Sie haben ihn überwältigt, die geschlachteten Tiere Sie wohnen in ihm und sitzen auf seinem Willen – Er kennt nur die Lust Sonst nichts. T OXILUS Und Ihr habt Euch so einfach verkaufen lassen? L EMNISELENIS Man muß seinen Eltern gehorchen. Außerdem wurd ich nicht gefragt, und ich hätt auch nicht antworten können, denn ich war erst drei Jahre alt. T OXILUS Seltsam sind die Schicksale der Sklaven! Sie sind sich alle gleich, auch wenn sie anders sind – Auch ich verlor meine Freiheit als dreijähriger Knirps Ich wurd bei Babylon gefangen – L EMNISELENIS Ach, Ihr seid ein Perser? T OXILUS Keine Ahnung! Ob Perser, Grieche, Inder, Ägypter – was weiß ich, woher ich stamm! L EMNISELENIS Schad! Denn Perser sind interessant – T OXILUS Wieso? L EMNISELENIS Perser sind alle schwarz, und ich bin blond. (Stille) T OXILUS (zu L EMNISELENIS ; er lächelt.) Wenn Ihr es wünscht, dann bin ich ein Perser – L EMNISELENIS (klatscht in die Hände.) Fein! M ATROSA Wie man freiwillig ein Perser sein möcht, das geht über meinen Horizont. L EMNISELENIS Warum? M ATROSA Weil alle Perser böse Menschen sind. L EMNISELENIS (lacht.) Böse Menschen gibts überall! T OXILUS (starrt L EMNISELENIS an.) Mir tuts nur leid, daß ich noch keine hundert Jahr alt bin – (Er lächelt.) L EMNISELENIS (stutzt und schaut ihn groß an.) T OXILUS Weil ich Euch dann freikaufen würde. M ATROSA Warum? T OXILUS (zu L EMNISELENIS ) Weil Ihr mir gefällt. M ATROSA (erhebt sich; zu L EMNISELENIS ) Kommt, Herrin, gehen wir! L EMNISELENIS (hört nicht auf sie, sondern fixiert T OXILUS .) Ihr würdet mich freikaufen? T OXILUS Was kostet Ihr denn?
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L EMNISELENIS Soviel ich weiß, sechshundert Silberlinge. T OXILUS Potz Pluto! Das ist ein Vermögen! L EMNISELENIS (lächelt.) Bin ichs nicht wert? M ATROSA (zu L EMNISELENIS ) Los-los, Herrin! Das fängt sich immer so an: „Ihr gefällt mir“ und „Bin ichs nicht wert?“ Ich bitt Euch, macht keine Dummheiten, Ihr seid eine brave Hetär, und jener ist ein Sklav – diese Verbindung schickt sich nicht, göttlich, menschlich, gesetzlich nicht – Ihr werdet Euch noch ins Unglück stürzen! L EMNISELENIS (sieht T OXILUS unbeirrt an.) Wenn Ihr mich freikaufen würdet, würd ich immer bei Euch bleiben. Ohne Zwang. M ATROSA (verzweifelt) Schaut Euch da nicht so an, Ihr verliert ja noch die Köpf! T OXILUS Ich schau nicht weg. L EMNISELENIS (lächelt.) Ich auch nicht. T OXILUS (zuckt plötzlich zusammen.) Au! (Er faßt sich ans Herz und windet sich etwas.) L EMNISELENIS (erschrickt.) Was ist? Was habt Ihr? T OXILUS (leise) Mir scheint, ich bin verwundet – so ein stechender Schmerz – L EMNISELENIS Tuts weh? T OXILUS (lächelt.) Nein. (Die Luft klingt.) L EMNISELENIS (blickt empor und ruft.) Amor, Amor! – Dort fliegt er, dort! M ATROSA Um aller Götter willen! Jetzt aber rasch in das Haus, Fenster und Türen versperrt, sonst schießt er sie auch noch an, dieser unberechenbare Bursch! (Sie zieht L EMNISELENIS rasch mit sich in die Villa.)
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ZWEITER AKT 30
Es ist Nacht geworden, der Mond scheint, und das Meer summt. T OXILUS tritt aus der Villa, hält vor den Säulen und blickt in die menschenleere Welt hinaus.
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T OXILUS Ich kann nicht schlafen. Oh, Lemniselenis – warum hast du so einen langen Namen? Woher soll sich ein armer Bursche die Zeit nehmen, um dich immer wieder aussprechen zu können? Du bist zu lang für einen Bettler. Wie gern würd ich dich freikaufen, um dein Sklave werden zu dürfen, zu sollen, zu müssen – aber sechshundert Silberling! Oh, du mein armer Toxilus! Woher nehmen und nicht stehlen? M ATROSA (kommt aus der Villa; unterdrückt) He, hallo! T OXILUS (schrickt etwas zusammen.) Ach, du bists! Was willst du? M ATROSA Nur auf ein Wort. Ich weiß, du bist mir böse, weil ich Fenster und Türen versperrt hab, damit du nicht zu meiner Herrin kannst – T OXILUS Willst du sie nun öffnen? M ATROSA Nein. T OXILUS Dann fahr ab und laß mich allein! M ATROSA Ich fahr nicht ab, denn das verbietet mir mein Mitleid.
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T OXILUS (perplex) Dein was? M ATROSA Mein Mitleid. (Sie nimmt die Maske ab: Eine brave, gutmütige Frau wird sichtbar.) T OXILUS (starrt sie interessiert an.) „Mitleid“? Was ist das? M ATROSA (einfach) Du tust mir leid. T OXILUS (grimmig) Das freut mich! M ATROSA Ich weiß, du findest keinen Schlaf, als hättest du bittere Zahnschmerzen – T OXILUS (fällt ihr ins Wort.) Öffne Lemniselenis’ Tür, und es tut mir garantiert nichts mehr weh! M ATROSA Lieber mög dich alles brennen – T OXILUS (grimmig) Wie freundlich! M ATROSA (ehrlich) Ich fühle mit dir – T OXILUS (braust auf.) Jetzt aber noch ein Wort und ich hau dir eine auf deinen Mund, daß dir alle deine gelben Zähne in Gänsemarsch hinten hinausmarschieren! Fahr ab! (Stille) T OXILUS (drohend) Du bist noch da? M ATROSA (fährt ihn plötzlich an.) Wenn du das Mädel ehrlich liebst, dann darfst du ihm nicht so den Kopf verdrehen! Was soll denn diese Wichtigtuerei?! Die Ärmste wälzt sich drin herum – T OXILUS (unterbricht sie.) Wälzt sich?! M ATROSA Hin und her und auf und ab! T OXILUS Oh Götter! Sie wälzt sich! M ATROSA Auch sie kann nicht schlafen – T OXILUS Schweig, Furie! M ATROSA So nimm doch Vernunft an! Die Liebe ist allerdings ein Vesuv, der in einer Tour ausbrechen möcht, aber ein Sklave hat kein Krater zu sein, sondern höchstens ein sanfter Hügel! Spar deine Lava und beherrsch dich! Du bringst ja noch eine brave Hetäre dazu, daß sie dich wirklich liebt, ohne daß du ihr was bieten kannst – also das schlägt jedem Moralbegriff ins Gesicht, abgesehen davon, daß es der Kaiser feierlich verboten hat, daß sich ein Sklav mit einer Hetär – T OXILUS (unterbricht sie barsch.) Schluß! Schluß! (bei Seite) Sie wälzt sich! (laut) Geh und sag deiner Herrin meinen lieblichsten Gruß – ich, ich Toxilus, würde sie freikaufen. M ATROSA Du? T OXILUS Ja. Bis morgen bring ich sechshundert Silberling – tot oder lebendig. Sags ihr! M ATROSA Nein, das sag ich ihr nicht. Ich werd mich schön hüten, einen solchen Blödsinn auszurichten! T OXILUS Blödsinn?! Wenn Toxilus sagt, daß er bis morgen sechshundert – M ATROSA (unterbricht ihn.) Daß ich nicht wieher! T OXILUS Wieher nur, altes Pferd! Aber richt es aus! M ATROSA Fällt mir nicht ein! T OXILUS Du – bring mich nicht zur Raserei! M ATROSA Halt andere zum Narren, aber nicht uns, mich und meine sanfte Herrin! T OXILUS Weib, sag ich dir, richt es ihr aus – sonst passiert noch ein Unglück! Ich kauf deine Sanfte frei, unter allen Umständen, in jeder Weise, auf jede Art – und wenn ich einen reichen Gauner erschlagen und berauben müßt!
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M ATROSA Verblendet, verblendet! Du endest noch am Kreuz! T OXILUS Scher dich, Unke! Unk anderswo! Sonst häng ich dich ins Meer hinein! Mit dem Kopf nach unten, damit dich die Polypen kitzeln! Marsch-marsch! M ATROSA Ein ungehobelter Mensch! (rasch ab in die Villa) T OXILUS (allein; er fährt sich etwas erschöpft mit der Hand über die Augen und seufzt.) Lemniselenis wälzt sich – und ich steh da! Ach jaja, wer als Habenichts eindringt in die Pforten der Liebe, der überflügelt mit seiner Qual selbst die Qualen des Herkules. Lieber als mit Amor möcht ich mit der Hydra selber kämpfen – oder mit dem Eber aus Ätolien, den stymphalischen Vögeln, ja lieber sogar mit dem Riesen Antäus persönlich! So martere ich mein Gehirn: Woher nimmst du sechshundert Silberling? Und ich weiß doch im voraus: Die, die ich um einen Pump bitten könnt, die würden alle nur sagen: „Ich habe selber nichts“ – (Er hat sich gesetzt und vergräbt seinen Kopf in den Händen.) B AGNIO (ein davongelaufener Sklave, der auf die schiefe Ebene geraten ist, schleicht sich mit einem dicken Prügel bewaffnet, gefolgt von ZWEI KUMPANEN, die desgleichen adjustiert sind, von links an die Villa heran; unterdrückt) Da wären wir. Dort habt ihr also besagte Villa – Säulen, als wärs ein Tempel des Jupiter, derweil ist es nur der ländliche Lustsitz eines alten Wucherers, Erpressers, Wechsel- und Kontofälschers, Witwen- und Waisengeldbehälters! Das lebt sich, diese punische Banksau, Zinsenhengst von Caesars Gnaden – (Er herrscht den EINEN K UMPANEN an.) Tritt auf keinen dürren Ast, sonst spring ich dir auf den Nabel, miserabler Anfänger! Das Tor ist versperrt, wir treten durchs Fenster ein, und zwar durch das fünfte von links, ich kenn mich da aus, denn hier war ich zuhaus – Hier lebt ich einst als armer Sklav Fleißig, ehrlich, bieder, brav Hab geschuftet Tag und Nacht Bis ich habs herausgebracht: Warum schuften, warum plagen Warum an den Knochen nagen? Machs doch wie der Herre dein Achte weder Sein noch Mein! Nimm, was er den Sklaven nimmt Und dein ganzes Leben stimmt! A LLE DREI Nimm, was er den Sklaven nimmt Und dein ganzes Leben stimmt! B AGNIO Trara! Trara! Die Einbrecher sind da! A LLE DREI Trara! Trara! Die Einbrecher sind da! T OXILUS (horcht auf.) Wer murmelt denn da? D IE DREI (erblicken erst jetzt T OXILUS und zucken zusammen.) T OXILUS (erblickt die DREI nicht.) Sonderbar. Sollt ich schon Gespenster hören? Jaja, wenn die Liebe erwacht, sitzt man auf seinem Verstand – (Er lächelt wehmütig und grübelt wieder vor sich hin.) B AGNIO (sehr leise zu seinen K UMPANEN ) Folget mir vorsichtig nach, Freunde! Ich werd mal jenem Burschen dort ein bisserl den Kürbis spalten – (Er schleicht sich mit seinem dicken Prügel an T OXILUS heran.)
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T OXILUS (erblickt nun B AGNIO und schnellt empor.) Halt! B AGNIO (unterdrückt) Schrei nicht! Ich bin zu dritt und sags dir im Guten, respektive im Bösen: Ein lautes Wort und du hörst den Zerberus bellen! T OXILUS (horcht auf.) Wer seid Ihr? B AGNIO Kindische Frage! Ein Dieb natürlich! Ein Aus- und Einbrecher, Haus-, Garten- und Straßenräuber, Gewalttäter, auch Totschläger, wenn Ihrs mal versuchen wolltet – T OXILUS (wie zuvor) Diese Stimme kenn ich doch, dieses rauhe Organ – B AGNIO Mein Organ ist allerdings etwas heiser durch den übermäßigen Genuß des Weines. T OXILUS Ist das nicht Bagnio? B AGNIO (perplex) Du kennst mich? T OXILUS Bagnio! Du möchst mich erschlagen? Mich?! B AGNIO Ich pfleg mich nicht vorher zu erkundigen, wen ich hinterher erschlagen hab. T OXILUS Ich bin Toxilus. B AGNIO (hocherfreut und -überrascht) Was?! Toxilus?! Oh Jupiter Venus Apollo! Ist das aber eine Überraschung! Na, das hätt mir aber itzo ehrlich leid getan, wenn ich dir deinen Kürbis demoliert hätt! (zu seinen K UMPANEN ) Wißt ihr, wer das ist? Das ist der einzige Sklav in meinem Leben, der mal ein Mitgefühl mit mir gehabt hat, wie man mich auf den Block gespannt hat, weil ich meine Mitsklaven bestohlen hab! Alle haben mich gehaßt, nur er hat mich verteidigt – das vergeß ich dir nimmer! Wie gehts, wie stehts, lieber guter alter Freund? Bist noch immer artig folgsam, ha? T OXILUS Ich fürchte-fürcht, bald werd ichs nimmer sein – (Er lächelt wieder wehmütig.) B AGNIO Anständig, sehr anständig! T OXILUS Ich benötig nämlich dringendst Geld. B AGNIO So fängts an! Wieviel? T OXILUS Sechshundert Silberling. B AGNIO Sechshundert? Respekt vor deinem Appetit! T OXILUS Ich grübl schon die halbe Nacht, wer mir etwa so viel leihen tät – B AGNIO (fällt ihm ins Wort.) Leihen? Dir? Was fällt dir ein, unverschämter Kerl?! T OXILUS Ich weiß, ich bin verwirrt – Verzeih! B AGNIO Na also! (Stille) T OXILUS Drinnen im Haus ist eine Kasse. B AGNIO Ich kann mich noch erinnern. T OXILUS Im dritten Zimmer. B AGNIO Gleich rechterhand. T OXILUS Wenn man von links kommt. B AGNIO (mit geschlossenen Augen) Ich seh sie noch vor mir. (Stille) T OXILUS Man kann auch durchs Fenster. B AGNIO Stimmt. Durchs fünfte von links. T OXILUS Nein. Dort schläft heut wer. Durchs vierte von rechts. B AGNIO Aha. (Stille) T OXILUS Die Herrschaft ist verreist.
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B AGNIO Eh schon wissen! Drum bin ich ja da. T OXILUS Aha. (Stille) B AGNIO Was ist denn in der Kasse? T OXILUS Neunhundert Silberling. B AGNIO (faßt sich ans Herz.) Sags nochmal! T OXILUS Neunhundert. B AGNIO Wie das klingt! Neun-hun-dert! – Das zerrinnt auf der Zunge wie Butter – (Stille) T OXILUS (plötzlich entschlossen) Wenn du mir sechshundert abgibst, garantier ich dir, daß dich niemand entdeckt. B AGNIO Lieb von dir. Zwar hab ich keine Angst, entdeckt zu werden, denn es ist noch keine neue Strafe ersonnen worden, an die ich mich nicht schon gewöhnt hätt – jedoch: gemacht! Du kriegst deine sechshundert – (zu seinen K UMPANEN ) Auf gehts, los! Durchs fünfte Fenster von links – T OXILUS (fällt ihm ins Wort.) Aber-aber! Durchs vierte von rechts! B AGNIO (herrscht ihn an.) Verzweifel nur nicht gleich, wenn sich mal einer verspricht! Übrigens: Was machst du eigentlich mit so viel Geld? Willst du fliehen? T OXILUS Nein. Ich möchte jemand freikaufen. B AGNIO Freikaufen? Wer ist denn heutzutag noch so viel wert! T OXILUS Die, die ich meine, wäre sechstausend wert, und es wär immer noch zu wenig. B AGNIO (begreift voll Verachtung.) Ach, ein Weib – T OXILUS Amor hat mein Herz durchbohrt. B AGNIO (stutzt.) Wer? Ja, lieben denn Sklaven auch? T OXILUS Was tun? Den Göttern trotzen? Bin ich ein Titane? B AGNIO Du bist ein Tepp. Aber verlaß dich auf mich – (zu seinen K UMPANEN ) Mir nach! (ab mit ihnen hinter die Villa) L EMNISELENIS (tritt im Nachtgewand aus der Villa, sieht sich um, erblickt T OXILUS , nähert sich ihm unhörbar und hält ihm plötzlich von hinten mit beiden Händen die Augen zu; leise) Wer bin ich? T OXILUS (erschrickt und reißt sich los.) Wer da?! Ach – (Er starrt sie entgeistert an.) L EMNISELENIS (lächelt.) Dreimal darfst du raten – T OXILUS (nähert sich ihr langsam und reißt sie plötzlich stürmisch an sich.) L EMNISELENIS Nicht so laut! (Sie läßt sich von ihm umarmen, umarmt ihn, und beide küssen sich; dann löst sie sich langsam los.) Die brave Matrosa schläft – T OXILUS Endlich! L EMNISELENIS Ich hab ihr in ihren Erfrischungstee mein stärkstes Pülverchen hineingeschmuggelt – jetzt schnarcht sie, daß die Betten zittern. T OXILUS Hoffentlich zittern sie lang! L EMNISELENIS (traurig) Wer weiß! (Sie blickt zum Himmel empor.) Oh Venus! Steinig und steil sind die Straßen der liebenden Herzen Denen die Götter die Freiheit der Küsse nicht gönnen. Arm ist das Mädchen, das heimlich sich fortschleichen muß Angstvoll zu leeren den Becher der hastigen Lust. Arm ist das Mädchen, das in fremde Gedanken verstrickt
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Zwischen zwei Türen, furchtsam bei jedem Geknarre erschrickt. Wie gern wär ich unbewacht, gekettet an dich allein Hinter verriegelten Fenstern und Türen im eigenen Heim. T OXILUS Ach, Lemniselenis – Ich finde keine Worte, nur deinen Namen. L EMNISELENIS Oh, jetzt gehts mir gut! Plötzlich bin ich reich. Was gehört mir nicht alles! Das Meer und die Luft, die Wolken, der Mond und die silbernen Farben der Nacht! Das alles hast du mir geschenkt. Ich danke dir. T OXILUS Dank mir nicht, sonst bricht mir das Herz – L EMNISELENIS Wenn man nur keinen Kopf hätte! T OXILUS Sei so gut! L EMNISELENIS Wenn man nur nicht denken müßt – denn was wird schon morgen sein? Morgen schon wird gesungen: „Schmücke dich, Mädchen, schmücke dich, es kommt der Sklavenhändler“ – T OXILUS Also den laß ruhig kommen. L EMNISELENIS Wie einfach du das sagst – T OXILUS Ich sag es einfach, weil es einfach ist. Du wirst nämlich morgen einfach frei. Ich kauf dich frei – ganz einfach! L EMNISELENIS Du? Woher willst denn du dir das viele Geld hernehmen?! T OXILUS Ein Freund wirds mir beschaffen, er gab mir sein Wort. L EMNISELENIS Was ist das für ein Freund? T OXILUS Ein alter Bekannter. Ein verläßlicher Mensch. L EMNISELENIS Und der hat so viel Geld? T OXILUS Er hat. Beruhig dich, er hat. L EMNISELENIS Ist er denn so reich? T OXILUS Reich ist gar kein Ausdruck! Wenn er will, gehört ihm die ganze Welt, er muß nur zugreifen – (Er macht die Geste des Stehlens.) L EMNISELENIS Jetzt hab ich Angst. T OXILUS Warum, Liebste? L EMNISELENIS Du – du wirst doch nicht stehlen? T OXILUS Ich? Was denkst du von mir? Warum nicht? L EMNISELENIS (entsetzt) Nein! T OXILUS Für dich: ja! L EMNISELENIS (wie zuvor) Nein, nicht für mich, nie! Versprich es mir, daß du mich lieber nicht freikaufst, als daß du mich auf verbrecherische Art erwirbst – versprich es mir, bitte-bitte! Ich bin doch besorgt um dein leibliches Wohl, man wird dich noch vierteilen! T OXILUS (fixiert sie.) Liebst du mich? L EMNISELENIS Ja, aber – T OXILUS (unterbricht sie.) Dann laß mich stehlen! (Stille) L EMNISELENIS Oh Götter, ahnt ich es doch! T OXILUS Höre: In meinen Augen gibt es nur ein Verbrechen: dich weiter im Joche der Sklaverei zu belassen, dich wieder weiterzuverkaufen, zu verschachern, zu vertrödeln, wie ein lebloses Ding – Heut kenne ich nur dieses einzige Verbrechen, und sonst sei mir alles recht! L EMNISELENIS Wenn mein Verkauf ein Verbrechen ist, dann ist doch auch jeder Verkauf eines Menschen –
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T OXILUS (fällt ihr ins Wort.) Ist er auch, ist er auch! Alles Verbrechen, lauter Verbrechen! Man hat uns alle gestohlen, alle-alle! L EMNISELENIS Nicht so laut! (Sie sieht sich ängstlich um.) T OXILUS Dann sag ichs leise: Du wirst noch sehen, wir stehlen uns alle zurück, alle! (Stille) L EMNISELENIS Hast du gehört, daß es einen neuen Gott geben soll? T OXILUS Einen neuen Gott? L EMNISELENIS Ja. Er soll unsichtbar sein. T OXILUS Unsichtbar? L EMNISELENIS Er soll immer um einen herum sein – um einen jeden von uns, denn er sagt, daß alle Menschen gleich sind – T OXILUS Wo hast du das gehört? L EMNISELENIS Matrosa hats mir erzählt. Sie war mal da, wo sich die Leut treffen, die zu dem neuen Gott gehören – sie kommen unter der Erde zusammen. T OXILUS Was machen sie denn dort? L EMNISELENIS Sie singen. Überall unter der Erde – halb Rom soll schon ganz unterhöhlt sein. (Stille) T OXILUS Man hört immer wieder von neuen Göttern, man weiß schon gar nicht mehr, was man glauben soll. Ich glaube nur, daß ich dich wirklich liebe – M ATROSA (schreit in der Villa auf und stürzt heraus.) Hilfe! Hilfe! Hilfe! Einbrecher, Räuber, Mörder! L EMNISELENIS Um der Himmel willen! T OXILUS (ist erschrocken, faßte sich jedoch rasch und herrscht nun M ATROSA an.) Was plärrst du da und weckst das Haus?! Hier gibts doch keine Räuber und Mörder – die hätt ich doch sehen müssen, wo ich die ganze Weil heraußen steh! Du hast geträumt! M ATROSA Und dieser blaue Fleck da?! Hab ich den etwa auch nur geträumt?! Mit einem Prügel hat mich der Schurke über den Schädel geschlagen – T OXILUS (unterbricht sie.) Du wirst dich im Traum selber über deinen Schädel – M ATROSA (erblickt erst jetzt L EMNISELENIS und unterbricht T OXILUS .) Was seh ich?! Und das Mädel hier ist vielleicht auch nur ein Traum?! (zu L EMNISELENIS ) Hinein mit Euch! L EMNISELENIS (herrscht sie an.) Du hast mir nichts zu befehlen, du bist meine Dienerin, merk dir das endlich! M ATROSA Die Dienerin einer Hetäre ist wie die Mutter einer freien Frau! Ich weiß, wenn Ihr verkauft werdet, gelte ich nur als Zuwaag, aber trotzdem bin ich Euer schützender Geist! T OXILUS (zu M ATROSA ) Fahr ab! L EMNISELENIS Morgen werd ich frei! T OXILUS (schielt nach der Villa.) Hoffentlich – M ATROSA Lächerlich! Schwätzt nicht, Herrin! L EMNISELENIS Ich schwätze nicht! (Sie faßt sich plötzlich ans Herz.) Oh, jetzt fühl ichs so stark, dies brennende Weh: Man liebt nur einmal im Leben – – Amor, Amor! M ATROSA (blickt zum Himmel empor, sieht nichts und macht eine wegwerfende Geste.) Ich möcht nicht wissen, wie oft Ihr noch lieben werdet mit Eueren lumpigen achtzehn Jahren! L EMNISELENIS (traurig) Ich lebe nicht lang.
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M ATROSA Jetzt das auch noch! A UFSEHER (kommt rasch von links.) Hallo, ihr seid hier alle vor dem Tor?! Mitten in der Nacht?! Was gibts denn?! T OXILUS Nichts. Wir können nur alle nicht schlafen. A UFSEHER Komisch. Ich komm grad aus Pompeji vom Dordalus, der alte Schäbige wird sich das Fräulein morgen in aller Früh abholen – er bringt auch gleich ein paar Kunden mit, mir scheint, aus Britannien! T OXILUS (zu L EMNISELENIS ) Verlaß dich auf mich – L EMNISELENIS Ja. P AEGNIUM (stürzt aus der Villa.) Toxilus, Toxilus! Die Kasse ist geplündert! Geplündert! A UFSEHER Was?! Die Kasse?! P AEGNIUM Drei warens, drei Verbrecher! Ich hab sie deutlich gesehen! Kommt schnell, schnell – vielleicht erwischt ihr sie noch! A UFSEHER Ich dreh ihnen die Hälse um! (rasch ab mit P AEGNIUM in die Villa) M ATROSA (zu T OXILUS ) Na, hab ich geträumt? T OXILUS Nein. Den Göttern sei Dank – M ATROSA (horcht auf.) Was murmelst du da? T OXILUS Nichts. M ATROSA (blickt ihn mißtrauisch an; zu L EMNISELENIS ) Kommt! L EMNISELENIS Nein. M ATROSA (zuckt die Schultern und ab in die Villa.) T OXILUS (lauscht in die Nacht.) L EMNISELENIS Sind sie entkommen? T OXILUS (wie zuvor) Wenn sich nichts rührt, dann ja – (Stille) L EMNISELENIS Ich höre nichts. T OXILUS Ich auch nichts – (Er legt seinen Arm um ihre Schultern und blickt zum Himmel empor.) Oh Jupiter, allmächtiger, hehrer Sohn der Rhea Höchster Gott! Aus dessen Händen Reichtum, Hoffnung, Heil entströmt Aus tiefstem Herzen bringe ich dir Opfer dar Weil hilfreich du dem Freund zur Flucht verhalfst Weil freundlich du dem Freund Gelegenheit gabst Mir den allergrößten Dienst zu tun: Gestohlenes Geld zu bringen in Geldesnot. Lemniselenis! Morgen bist du frei!
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DRITTER AKT Am nächsten Morgen. Wieder scheint die Sonne, doch diesmal wie durch Nebel, trotz des blauen Himmels. Die S KLAVEN und die S KLAVINNEN sitzen vor der Villa und früh-
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stücken. M ATROSA , mit einem Verband um den Kopf, P AEGNIUM und der A UFSEHER sind auch dabei.
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A UFSEHER (zu P AEGNIUM ) Du hättest ihm ein Bein stellen sollen, zimperlicher Bursche! P AEGNIUM Ich? A UFSEHER Jawohl, du! Mit Einbrechern muß man deutlich dischkurieren! Bein stellen und schon drauf, Daumen in die Augen, Knie auf die Brust, Knöchel verdrehen, Arm auskegeln, Tritt übers Schienbein und ein Schlag mit der Kante der äußeren Handfläche nach der Gurgelgegend – das hätt sich gehört! Aber nicht weglaufen mit Hilfegeplärr! Dann hätten wir jetzt diese Wegelagerer, und das Geld in der Kasse wär gerettet! M ATROSA Du redest dich leicht mit deiner Muskulatur! Aber dies schmächtige Bürscherl hätts mit einem solchen Halunken aufnehmen sollen?! Du hättest den sehen sollen, der mir eine über den Schädel gehaut hat – breit wie ein Bär und stark wie ein Ochs! P AEGNIUM Und außerdem warens zu dritt! A UFSEHER Zu dritt-zu dritt! Wie ich in deinem Alter war, hab ichs mal mit sechs allein aufgenommen – mit sechs Riesen, die kleinere Bäum mit der linken Hand samt den Wurzeln aus der Erde gerissen haben, und zwar aus einem steinigen Boden – M ATROSA (unterbricht ihn.) Nanana! Du renommierst schon manchmal wie unser Herr Gloriosus! A UFSEHER (herrscht M ATROSA an.) Vergleich mich nicht mit dem Trottel, ja?! D IE S KLAVEN (lachen.) A UFSEHER (herrscht die S KLAVEN an.) Ruhe! Lacht nicht! Kuscht und freßt! E IN S KLAVE Kusch selber und friß! A UFSEHER (schnellt empor.) Was?! D ER S KLAVE Vergiß es nur ja nicht, daß du keine Peitschen mehr hast! Freu dich lieber, daß wirs vergessen, daß du mal eine gehabt hast! Glotz nicht so blöd, sonst schütt ich dir meine Suppe ins Gesicht! A UFSEHER (überaus perplex) Was sagt man! P AEGNIUM Kusch und friß. A UFSEHER Wie bitte?! Das wagst du? Mir? Dem älteren Manne?! P AEGNIUM Du bist ein Sklav, genau wie ich. A UFSEHER So? Na paß nur auf, was ich dir geben werde – P AEGNIUM (wird immer frecher.) Nichts. Du hast ja nichts. A UFSEHER Mich sollen doch alle Götter strafen – P AEGNIUM (fällt ihm ins Wort.) Das wünsch ich dir auch als guter Freund. A UFSEHER Jetzt steht die Welt nimmer lang! E INE S KLAVIN (schrill) Hoffentlich! Hoffentlich geht bald alles unter! (Stille) P AEGNIUM Apropos untergehen: Wo unsere Herrschaft jetzt wohl segeln mag? M ATROSA Segeln wird sie kaum, denn es weht ja nicht das geringste Lüftchen – E IN S KLAVE Es ist schwül, als käm ein Wetter. P AEGNIUM Ich seh noch keine Wolke – E INE S KLAVIN Oh, das geht rasch! A UFSEHER Ohne Wind wird nur gerudert, gerudert.
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D IE S KLAVEN (singen.) Bet und ruder! ruft die Welt Bete kurz, denn Zeit ist Geld! An die Kette pocht der Tod Bete kurz, denn Zeit ist Brot!
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Und du ackerst und du säst Und du nietest und du nähst Und du hämmerst und du spinnst Sag, oh Sklav, was du gewinnst!
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Wirkst am Webstuhl Tag und Nacht Schürfst im Erz- und Kohlenschacht Füllst des Überflusses Horn Füllst es hoch mit Wein und Korn.
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Alles ist dein Werk! oh sprich Alles, aber nichts für dich! Und von allem nur allein Die du schmiedst, die Kette, dein –
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Was ihr hebt ans Sonnenlicht Schätze sind es für den Wicht Was ihr kleidet und beschuht Tritt auf euch voll Übermut.
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Bet und ruder! ruft die Welt Bete kurz, denn Zeit ist Geld! An die Kette pocht der Tod Bete kurz, denn Zeit ist Brot – – A UFSEHER (zu M ATROSA ) Wieviel war denn eigentlich in der Kasse? M ATROSA (in Gedanken) In was für einer Kasse? A UFSEHER Na, in unserer Kasse, die gestern geplündert worden ist! M ATROSA Ahso! Keine Ahnung – P AEGNIUM Das weiß nur Toxilus persönlich, denn er hat die Schlüssel zur Kasse. M ATROSA (horcht unwillkürlich auf.) Toxilus? Soso. A UFSEHER (horcht auf; zu M ATROSA ) Was heißt das? Dieses eigentümliche „soso“? M ATROSA Nur so. (Stille) A UFSEHER Du willst doch damit nicht soso etwa ausdrücken, daß unser allseits verehrter Freund Toxilus soso die Finger im Spiel dabei – M ATROSA (fällt ihm ins Wort.) Ich will nichts gesagt haben! A UFSEHER Soso. (Er braust plötzlich auf.) Aber das wär ja allerhand! P AEGNIUM Natürlich hat er seine Finger dabei. M ATROSA Was redest du da?! Schämst du dich nicht?! P AEGNIUM Ich weiß Bescheid. M ATROSA Nichts weißt du, nichts, Lausbub, verteufelter!
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A UFSEHER (zu M ATROSA ) Ich versteh deine eigentümliche Aufregung nicht – M ATROSA (fällt ihm ins Wort.) Ich kann es nicht leiden, daß jemand beschuldigt wird ohne zwingende Beweise – oh, ich kenn das selber! Wie oft hat man mich schon verleumdet! A UFSEHER (schreit.) Also was ist los?! Hat er die Finger im Spiel – ja oder nein?! P AEGNIUM Ich hab ihn nämlich zuvor belauscht, bei Lemniselenis – M ATROSA (unterbricht ihn.) Was?! Er steckt schon wieder bei ihr?! P AEGNIUM Er steckt noch immer bei ihr! M ATROSA Skandal! Na, lang dauerts nimmer, der Dordalus muß ja jeden Moment erscheinen – A UFSEHER (unterbricht sie brüllend.) Dordalus hin und her! Was ist also mit seinen Fingern?! P AEGNIUM Sie stecken drin! Er hat das Geld! A LLE S KLAVEN (die interessiert nähergetreten waren) Das Geld?! P AEGNIUM Toxilus hat das Geld! A UFSEHER (schnappt außer sich nach Luft.) Mich trifft der Schlag – (Er muß sich setzen.) P AEGNIUM (zu den S KLAVEN ) Grad hat er es seiner Lemniselenis erzählt, wie sich der Oberdieb wieder hergeschlichen, knapp vor Sonnenaufgang, und wie ihm der Gauner das Geld abgezählt überreicht hat – sechshundert Silberlinge! A UFSEHER (schnellt wieder empor.) Wieviel?! A LLE S KLAVEN Sechshundert?! P AEGNIUM Ja. (Stille) A UFSEHER (zu den erstarrten S KLAVEN ) Hört ihr das? Hört ihr es, wie sich euer Toxilus benimmt – euer Abgott, euer Wohltäter, euer Götterliebling?! Wenn ihr müde von des Tages Last im Keller ruht, räubert er die Kasse aus, aber wenn die Herrschaft zurückkommt, kriegt ihr die Prügel, ihr, inklusive mir, weil hier eingebrochen worden ist – aber diese Prügel sind euch vielleicht am End noch wurscht, ihr Haus- und Hofteppen, ihr seid es ja im Stand und kümmert euch nur um die Prügel, die ich austeil! Was sagt ihr nun zu Toxilus?! A LLE S KLAVEN (nehmen langsam, fast feierlich, ihre Masken ab: alle Leidenschaften werden sichtbar; im Sprechchor) Wir alle, jeder und jede, hätten das Geld auch genommen Wenn uns die Gnade der Götter hätt einen Weg gewiesen Um ohne Gefahr und frei von lästiger Störung Die Kasse der Herrschaft zu plündern. Wir alle Hätten so gerne gestohlen Ohne an die Unbill der Unschuld zu denken. Doch in diesem Falle Wo von der Missetat keiner und keine von uns etwas hat Holen wir uns den Missetäter, ihn zu verprügeln nach Noten! A UFSEHER Nach Noten! A LLE (außer M ATROSA ) Toxilus! Toxilus! L EMNISELENIS (tritt rasch aus der Villa.) Ihr ruft seinen Namen?! Er schläft grad und träumt – oh still, wecket ihn nicht auf! A UFSEHER (lacht höhnisch hellauf.)
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L EMNISELENIS Nicht doch, nicht so laut! (Sie blickt nach der Villa.) Reißt ihn nicht aus Morpheus’ Armen – A UFSEHER Moment! (Er entledigt sich seiner Jacke und krempelt die Ärmel hoch – und auch ALLE S KLAVEN tun desgleichen, soweit sie welche haben.) L EMNISELENIS (ahnt Unheil, sehr besorgt) Um aller Götter willen – was wollt ihr von meinem Mann? A UFSEHER (herrscht sie an.) Her mit dem Geld! Wir sind im Bilde und wissen alles! A LLE S KLAVEN Alles! Alles! A UFSEHER Her mit den sechshundert Silberling und zurück damit in die Kasse! A LLE S KLAVEN Oh Freund, nicht in die Kasse gebe der Mann das Geld zurück Das Geld, das er durch frevle Tat in tiefer Nacht sich erworben Lieber verteile er es unter uns, wenn er es eh schon besitzt Damit auch wir uns an seinem Verbrechen erfreuen! A UFSEHER Ah, da schau her! T OXILUS (der während der S KLAVEN Chor verschlafen und gähnend aus der Villa trat, dann die Ohren spitzte, ruft nun plötzlich.) Nur auf ein Wort, oh Freunde! A LLE (bemerken ihn erst jetzt; drohend) Toxilus! T OXILUS Mitsklaven! Wie rührt mich zu innerst unser Schicksal Das mich mit allen Fasern der Seele an euch kettet – (Er muß gähnen.) Hier steht ihr nun vor mir Söhne und Töchter aus allen Teilen der Welt Und wollt mit mir teilen das Geld Das ich gestohlen – (Er muß wieder gähnen.) D IE S KLAVEN (werden angesteckt und müssen auch gähnen.) A UFSEHER (zu den S KLAVEN ) Gähnt nicht! Er wickelt euch ein! T OXILUS Ich wickle nicht! Weder euch ein, noch mich heraus! Beim Jupiter, das hat ein Toxilus nicht nötig! Kennt ihr mich denn nicht mehr, mich, eueren Freund – habt ihr es denn vergessen, wie oft ich euch beschützte vor Hoffart, Wut und Übermut unserer Herrschaft?! Und – (Er deutet auf den A UFSEHER.) vor jenem! Hab denn nicht ich ihm erst gestern seine Peitsche genommen – ja oder nein?! A UFSEHER Jawohl! Damit ich dir nicht auf die Finger klopfen kann, wenn du die Kasse öffnest! A LLE S KLAVEN (zum A UFSEHER ) Gib Ruh! Gib Ruh! (Sie gähnen.) T OXILUS Ihr alle, jeder und jede, habt schon mal „Danke“ zu mir gesagt – „Danke!“ für irgendeinen, großen oder kleinen, Dienst. Aber heute, Freunde, laßt auch mich mal danken dürfen – euch danken! Gewährt mir die Bitte, erlaubt es mir, seid so gut – D IE S KLAVEN (krempeln die Ärmel wieder herab.) T OXILUS (lächelt leise.) Gewiß, wer würds nicht verstehen, wenn ihr mich steinigen wolltet, denn ich hab ja sechshundert Silberling in der Tasche! Und ihr denkt, ich hätte an euere Buckel nicht gedacht, nicht an die Prügel, die ihr für mein Geld kassiert – oh Irrtum! Natürlich hab ich mit euerer Unschuld gerungen und hab es aber trotzdem gestohlen! A UFSEHER Er brüstet sich noch! (Er muß plötzlich heftig gähnen.) T OXILUS (zum A UFSEHER ) Gähne nicht, wenn sich ein braver Mann vor braven Menschen verteidigt!
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A LLE S KLAVEN Heil Toxilus! Heil! T OXILUS (zu den S KLAVEN ) Lange hab ich alles erwogen und hielt eine Waage in der Hand. Dann warf ich meine Ehrlichkeit und euere Buckel in die eine Schale, und in die andere legte ich säuberlich die Silberling – und siehe! Die Silberlinge wogen schwerer! Ganz droben, fast unsichtbar hoch, hingen euere Buckel und meine Ehrlichkeit – und ganz tief herunten das Geld. Aber es wog nur deshalb so schwer, weil ich es nicht für mich geraubt, sondern für eine Sklavin, die ich freikaufen möchte. Es geht um eueresgleichen! Helft mir! Das ist meine Bitte an euch. Rettet sie! Das sei euer Dank an mich. Kauft sie frei – Lemniselenis! E INE S KLAVIN Was, die?! Das nennst du eine Sklavin?! Das wär mir eine feine Sklavin – nichts arbeiten, nur auf seidenen Kissen herumlümmeln und sich parfümieren! Für so was soll ich meinen Buckel hinhalten?! Nein, nie-nie! Kauf eine häßliche frei, eine arme Sklavin, aber keine reiche! L EMNISELENIS Oh Schwester! Was weißt du von der reichen Sklaven Leid! Ich liege auf Kissen und Pölstern – doch mein Herz liegt auf Stein. Was weißt du von der armen Schönheit Kummer? Wie schwer ist es Liebe zu geben für Lohn – D IE S KLAVIN Lüg nicht! Lieben ist leichter als arbeiten! E IN S KLAVE (zur S KLAVIN ) Sei so gut! D IE S KLAVIN Laß mich, Mann! (zu L EMNISELENIS ) Hochmütige Gans! L EMNISELENIS Du hast recht, wenn du mich beschimpfst – und doch nicht recht. Ja, ich lüge fast immer, aber diesmal lüge ich nicht, so wahr es einen Jupiter gibt, eine Venus und einen Phöbus Apollon! Es war nicht Hochmut, daß ich wegsah, wenn ich an euch vorbeiging – es war Angst, Angst vor eueren Augen. Aber jetzt seh ich euch alle an und möchte keinen von euch vergessen, möchte immer schauen in der Armut Gesicht – und wenn ihr mich jetzt freikauft, dann will ich es vor allen Göttern versprechen, daß ich immer für euch sorgen werde! Betrachtet mich als euer Schwert! Schickt mich als freien Menschen unter unsere freien Feinde hinein! Ich mähe sie alle nieder – jeden und jede, die mir begegnen! Ihr braucht nur zu befehlen, und ich hol mir die Seuche, die euch am bekömmlichsten dünkt, um unsere Feinde auszurotten – ich möchte sie alle ausrotten und als Letzte dann mich selbst, als die letzte Freie! Nicht mitzulieben, mitzuhassen bin ich da! (Sie umarmt T OXILUS .) A LLE S KLAVEN Heil Lemniselenis! Heil! Wir kaufen dich frei! Wir kaufen dich frei! Mit dem Pfeil dem Bogen Kommt der Schütz gezogen! Über Berg und Tal Rauscht der Wasserfall! Heil! Heil! Heil! Ein Wort ist ein Pfeil! T OXILUS (unterbricht die S KLAVEN .) Halt! Warum solch sinnlos Reden, Freunde?! Warum berauscht ihr euch am Wort? Denkt doch lieber, denkt! A LLE S KLAVEN (horchen auf.) Denken? (Sie sehen sich gegenseitig an und denken dann, jeder für sich.) (Stille) T OXILUS Nun? A LLE S KLAVEN Wir denken, doch es kommt nichts dabei heraus. Wir denken, es müßt uns wer was sagen. Wir denken, daß wir warten.
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T OXILUS (mit leiser Ironie) Auf was warten wir denn? M ATROSA (plötzlich) Toxilus! Was geschieht denn eigentlich mit mir, wenn Lemniselenis frei wird? T OXILUS Mit dir? Da du gewissermaßen nur die Zuwaag bist – wirst mit ihr gekauft und verkauft und wirst also auch mit ihr frei! M ATROSA (überglücklich) Frei?! Ich auch?! T OXILUS Logisch! M ATROSA Frei! Oh großer Gott im Himmel – nein, daß ich das noch durft erleben! Achtundfünfzig Jahre bin ich nun gefangen und plötzlich frei, frei – wie dank ich dir, mein lieber Gott! (Sie sinkt in die Knie, bekreuzigt sich, betet unhörbar, bekreuzigt sich wieder und steht auf.) A LLE (sahen ihr verblüfft zu.) A UFSEHER (zu M ATROSA ) Was hast denn jetzt getan? M ATROSA Ich habe gebetet. T OXILUS Gebetet? Seit wann betet man denn so? M ATROSA Zu meinem Gott betet man so. A UFSEHER Was ist denn das für ein Gott? M ATROSA Niemand kann ihn sehen – T OXILUS (wirft einen Blick auf L EMNISELENIS .) Aha! Und du triffst ihn unter der Erde? M ATROSA Noch muß er sich verstecken, denn er ist unser Vater – der liebe Gott der Sklaven. (Stille) T OXILUS (zu M ATROSA ) Was predigt denn dieser neue Gott? L EMNISELENIS (sanft) Daß alle Menschen Brüder sind. A LLE S KLAVEN Alle? M ATROSA Ja. Ob reich, ob arm, ob frei oder unfrei – alle Menschen sind Kinder unseres Vaters im Himmel. Alle, alle! (D ORDALUS , der Sklavenhändler aus Pompeji, kommt von links; er schreitet neben einer Sänfte einher, die von T RÄGERN getragen wird; in der Sänfte sitzt ein P RAETOR aus Pompeji; EINIGE L IKTOREN eskortieren das Ganze.) D ORDALUS (zu den T RÄGERN ) Halt! D IE T RÄGER (halten.) D ORDALUS (zum P RAETOR ) Wir sind nämlich bereits am Ziel, Euere hochwohlgeborene Exzellenz! P RAETOR Endlich! Doch behalt deine orientalischen Titeln für dich, ich bin der Praetor von Pompeji, und das genügt! (Er steigt aus der Sänfte und sieht sich um.) Hm. Also dies ist jene Villa – D ORDALUS Jawohl, oh Praetor! P RAETOR (blickt auf das Dach der Villa.) Köstlich, dieses Fries – gelungene Raumeinteilung. D ORDALUS Wirkt wie ein Tempel, und doch wohnt nur ein gerissener Gauner drin – P RAETOR (fällt ihm ins Wort.) Ich kenne den Herrn! D ORDALUS Ich bin zwar kein Antipunist, doch wahr ist, was wahr ist: Die Römer haben die Welt, die Punier das Geld! P RAETOR Wie abgeschmackt! Schaff mir lieber endlich deine Hetäre herbei, ich bin ja schon überall wund – fünf Stunden in einer Sänfte, wer hält denn das aus! D ORDALUS Sofort-sofort! (zu den S KLAVEN ) He, Sklavengesindel! Verfluchtes Pack,
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wo steckt denn das herrlichste Geschöpf Lemniselenis, das lieblichste Kind von Lemnos? Ich bin Dordalus, euer Händler! L EMNISELENIS Hier bin ich! D ORDALUS (zum P RAETOR ) Dort ist sie! P RAETOR Ich habs gehört, ich bin nicht taub! D ORDALUS Sie ist das entzückendste – P RAETOR (unterbricht ihn schroff.) Ich bin nicht blind! (Stille) P RAETOR (betrachtet L EMNISELENIS ; plötzlich) Dreh dich um! L EMNISELENIS (lächelt leise; wirft einen flüchtig-schalkhaften Blick auf T OXILUS und dreht sich um.) D ORDALUS (zum P RAETOR ) No? (Stille) P RAETOR (betrachtet L EMNISELENIS .) Hm. Als Richter verdiene ich pro Prozeß normalerweise fünf bis zehn Silberlinge, und wenn ich ein Auge zudrück fünfzig, zwei Augen hundert. Aber heutzutag langt den meisten Leuten leider schon ein Auge, sie lassen sich lieber ein bisserl foltern, es hat halt niemand ein Geld. Zu meines Vaters Zeiten kosteten ein paar Hetären zwanzig Silberlinge, und an einem Prozeß verdiente man hundert – hundert pro Auge! (zu L EMNISELENIS ) Dreh dich wieder um! L EMNISELENIS (folgt und scheint amüsiert zu sein.) D ORDALUS Zwanzig Silberling für ein paar Hetären – das muß aber schon hübsch lang her sein! P RAETOR (betrachtet noch immer L EMNISELENIS .) Das war noch seinerzeit, wie der Vesuv ausgebrochen ist – wenn nämlich alles unter der Lava liegt, prozessieren die Leut am liebsten wegen ihrer Grundstücksgrenzen. Also: Was soll das Kind kosten? D ORDALUS Wenig. P RAETOR Wenig ist gar nichts. D ORDALUS Bei mir ist wenig ein bisserl mehr. P RAETOR Wieviel? D ORDALUS Nicht viel – P RAETOR Also? D ORDALUS Sagen wir – was sagen wir? P RAETOR Was weiß ich? D ORDALUS Wären also, sagen wir, zirka – für einen Praetor von Pompeji – P RAETOR (unterbricht ihn.) Wenn ich kaufe, bin ich kein Praetor, sondern ein einfacher freier Bürger! D ORDALUS Ojjweh, das hab ich nicht gern! P RAETOR Gern oder nicht gern, mir wirds jetzt zu dumm! Zeit ist auch Geld, also sagen wir: fünfzig! D ORDALUS Fünfzig? Fünfzig Silberlinge? Für diese Figur, diese Haar, diese Beine, diese – P RAETOR (unterbricht ihn.) Also wieviel?! D ORDALUS Nicht unter dreihundert! P RAETOR Dreihundert?! Und das nennst du wenig?! D ORDALUS (frech) Bei mir ist das wenig! (Stille)
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P RAETOR (zu L EMNISELENIS ) Dreh dich nochmal um – L EMNISELENIS (dreht sich um.) P RAETOR (betrachtet sie wieder.) Hm. Eigentlich hab ich mir ja was anderes vorgestellt – D ORDALUS Wieso? P RAETOR Offen gesagt: Mein Fall ist das nicht. Die ist mir zu zart – D ORDALUS (wird nun immer gehässiger.) Was Ihr nicht sagt! P RAETOR Die Zarten gehen einem nämlich leicht auf die Nerven, und ich brauch etwas fürs Gemüt, ich neige eh zu Melancholie. D ORDALUS Ihr kauft sie also nicht? P RAETOR Nein. L EMNISELENIS (verbeißt das Lachen.) Darf ich mich wieder umdrehen? P RAETOR Dreh dich nur, Kind – L EMNISELENIS (dreht sich wieder um.) D ORDALUS (zum P RAETOR ) Und wer zahlt die Sänfte hin und her? P RAETOR Du. D ORDALUS Ich? P RAETOR Ja. D ORDALUS Und wenn ich mich weiger? P RAETOR Dann verurteil ich dich dazu. D ORDALUS Oh Merkur, Gott der Kaufleute, hilf einem ehrlichen Handelsmann! P RAETOR Du und ein ehrlicher Handelsmann?! Lästere nicht! Verspricht mir in Pompeji eine überirdische Hetäre zu zeigen, eine reine griechische Aphrodite, ich vertag einen ganzen Prozeß, laß mich da mühsam heraustragen, und was muß ich sehen?! Ein armseliges Geschöpf mit überall nichts dran – falsch eingehängte Füß, abstehende Ohren, schiefer Mund, gelbe Haar, wo sie ihre Nase hat, erkennt man überhaupt erst nach längerem Hinschauen – und schielen tut sie auch! T OXILUS (kann sich nicht mehr beherrschen.) Was?! Lemniselenis schielt?! P RAETOR (zu D ORDALUS ) Wer redet da zu mir? D ORDALUS Was weiß ich, was gehts mich an! T OXILUS Ich rede, ich! Wie könnt Ihr es wagen, an diesem göttlichen Geschöpfe ein Haar in der Suppe – L EMNISELENIS (unterbricht ihn erschrocken.) Halt, nicht – T OXILUS (unterbricht sie.) Nein, das halt ich nicht aus! Ich laß das nicht zu! Abstehende Ohren, hat er gesagt! Schiefer Mund, hat er gesagt! Gelbe Haar, falsch eingehängte Füß! Oh Götter, nein-nein, jetzt werde ich es aller Welt beweisen, was an dir dran ist, und zwar überall dran – denn ich, ich versteh was von der Schönheit der Damenwelt! P RAETOR Ein vermessener Bursche! T OXILUS Dordalus, du alter Hafen, schäbiger Mist voll Gier und Neid – hier, hier hast du sechshundert Silberlinge – (Er zückt einen Geldbeutel.) D ORDALUS Sechshundert?! T OXILUS Jawohl, sechshundert! Denn Lemniselenis ist sechstausend wert! Nimm es, räudiger Geldgeier, ich kauf das Mädchen frei! D ORDALUS Ein Wohltäter! Gemacht, Herr, gemacht! Aber das Geld müßt Ihr leider behalten, ich hab ja die Dame nur in Kommission zum Verkauf – aber wenn Ihr sie freikauft, dann gehört das Geld nicht mir, sondern dem Herrn Präsidenten Thago!
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T OXILUS (perplex) Wem? D ORDALUS Nun, dem Herrn, der hier wohnt. Legt es in seine Kasse! T OXILUS Wohin?! D ORDALUS In seine Kasse. Mit Freikaufereien hab ich leider nichts zu tun – P RAETOR (fällt ihm ins Wort.) Aber vielleicht ich, und zwar in meiner Eigenart als Richter! Es will mir nicht recht in den Kram, daß da irgend so ein Bursche für eine Hetäre, die mir mißfällt, mirnichts-dirnichts sechshundert Silberlinge – (Er fixiert T OXILUS .) Wer seid Ihr denn? Euer Name? T OXILUS (wird etwas unsicher.) Toxilus. P RAETOR Auch ein Name! Euer Stand? T OXILUS Ich bin hier der Oberkammersklave – D ORDALUS (fällt ihm ins Wort.) Sklave?! P RAETOR Ahnt ich es doch, daß hier etwas nicht geheuer! Nun, sag mir mal, Toxilus, wieso kann ein unfreier Mann zu so viel Geld kommen? T OXILUS Nur durch der Götter Fügung und die Gnade seiner Herrschaft. Mein Herr hats mir geschenkt. P RAETOR Ich kenne deinen Herrn persönlich! Der schenkt keinem einen Groschen! T OXILUS Hoher Praetor! Die Wahrheit – P RAETOR (unterbricht ihn.) Kein Wort mehr, Schluß! Wir werden die Dinge ordentlich klären, tröste dich! Dein Herr ist verreist? T OXILUS (wird immer unsicherer.) Ja, in die Sommerfrische. P RAETOR Und wann kommt er wieder? T OXILUS Bei meinem Herrn dauert der Sommer manchmal ein halbes Jahr. Er ist nach Kreta – P RAETOR (fällt ihm ins Wort.) Ein halbes Jahr? Dann werden wir es also erst im Winter erfahren, ob du im Frühling die Wahrheit gesprochen hast. Bis dahin wirst du mich wohl nach Pompeji begleiten müssen – (zu seinen L IKTOREN ) Verhaftet ihn! L EMNISELENIS Nein! Oh hoher Praetor, er sagt die Wahrheit, glaubet mir, auch wenn Ihr mich nicht für schön findet! Ich selber war ja dabei, wie der Herr ihm das Geld gab, ich schwör Euch jeden Eid, der Euch heilig ist! Aber wenn Ihr ihn jetzt trotzdem einkerkert, dann kerkert auch mich ein – auch mich! (Sie weint.) P RAETOR (lächelt.) Ach, ist Amor mit im Spiele? (leise zu L EMNISELENIS , damit es D ORDALUS nicht hört) Liebes Kind, im Vertrauen: Ich finde dich sehr schön – und ich hab dich zuvor nur deshalb für häßlich befunden, weil du mir zu teuer warst. Verzeihe einem armen Richter – jetzt lächelst du wieder! Ich bin auch kein Unmensch und würde dir gerne deinen Toxilus gönnen, aber Recht muß Recht bleiben, sonst hört sich unsere menschliche Gesellschaft auf, und alles geht drunter und drüber – B AGNIO (kommt mit seinem Prügel rasch hinter der Villa hervor und ruft.) Toxilus! Toxilus! Das Schiff ist untergegangen, das ganze Schiff! M ATROSA Was für ein Schiff, um Gottes willen?! B AGNIO (hocherfreut) Das Schiff euerer Herrschaft! T OXILUS Was redest du da?! A LLE S KLAVEN Untergegangen?! B AGNIO Und ob! Ich lag heut früh auf meinem Felsen, von dem man das halbe Meer überschaut – von dort verfolgte ich euere Fregatte! Plötzlich, aus heiterstem Himmel heraus, ballt sich da ein Gewitter zusammen, ein Blitz und bumm! der Kahn
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ist futsch! Habe die Ehre mit Mann und Maus! Euere Herrschaft ist nicht mehr! Alles ersoffen, alles! A UFSEHER Ersoffen?! B AGNIO (erblickt erst jetzt den P RAETOR und erschrickt.) Huj, der Praetor von Pompeji! P RAETOR Wer bist du? B AGNIO Ihr kennt mich nicht? P RAETOR Keine Ahnung! B AGNIO Sehr angenehm! (zu T OXILUS ) Er hat mich zwar schon x-mal verdonnert, aber wahrscheinlich sah er mir dabei nie in die blauen Augen – (Er grinst und will seine Hand auf T OXILUS ’ Schulter legen.) T OXILUS Rühr mich nicht an, ich bin verhaftet! B AGNIO (erschrickt sehr.) Verhaftet?! Bimbambum! P RAETOR Jetzt nicht mehr. Toxilus, du bist frei! L EMNISELENIS (hochbeglückt) Frei?! P RAETOR Du sagst es – denn wo kein Kläger, kein Angeklagter, und die Beweise seiner Schuld liegen am Meeresgrund – (Er blickt zum Himmel empor.) L EMNISELENIS Fein, fein! (Sie umarmt sich mit T OXILUS .) A LLE S KLAVEN (sehen beglückt aus.) P RAETOR (blickt noch immer empor.) Schrecklich ist manchmal das Walten der Götter Rätselhaft ihr Urteil Unfaßbar für einen irdischen Richter. Oh Jupiter! Du erschlägst das Recht mit deinem Blitz Und läßt das Unrecht triumphieren – Sagt, Götter, was habt ihr vor mit unserer Welt?! (Stille) P RAETOR (wendet sich langsam lächelnd an seine L IKTOREN .) Kommet! Wir warten umsonst auf Antwort – (ab nach links mit D ORDALUS und den L IKTOREN ) L EMNISELENIS Freude, doppelte, dreifache Freude! A LLE S KLAVEN Freude, Freude, Freude! (Musik erklingt.) T OXILUS Jetzt laßt uns singen – die Herrschaft ist hin! L EMNISELENIS Singen und tanzen! B AGNIO Und saufen! T OXILUS (zu den S KLAVEN ) Hinein mit euch, öffnet alle Schränke und Truhen! Ziehet die Fetzen der Herrschaft an! B AGNIO Und was ihr nicht anziehen könnt, das zerfetzt in Stücke! T OXILUS Wein her! Alle Fässer, alle Flaschen! B AGNIO Zerschlagt das Glas! T OXILUS Scherben bringen Glück! Toxilus und Lemniselenis laden euch ein zu ihrem Ball! Und wenns nur ein paar Stunden dauern sollte – wagt es doch mal, frei zu sein! Wagt es! B AGNIO Zertrümmert alles! Alles-alles! A LLE S KLAVEN (befolgen mit Jubel die Ratschläge, kommen aus der Villa in den Kleidern der Herrschaft mit Wein und Braten und Torten; sie singen.) Es öffnet sich heute des Sklavenzwingers Tor Da kugelen die Sklavelein ganz haufenweis hervor!
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Die Männlein und die Weibelein Sie wollen alle Freie sein Sie kugelen, sie kugelen Bald hin und bald her Zu unterst, zu überst Das freut sie um so mehr! L EMNISELENIS Auf dem Meer ist es so still wie die ewig Ruh Kein Orkan drückt der Matrosen Schuh Wölklein, die siehst schon von weitem wehen Heut wirds auch ohne Ruder gehen – Ihr Sklaven, wir wollen nach Kreta fahren Kreta ist jenseits aller Gesellschaftsgefahren In Kreta, dort ist der Wein so süß Dort ist das zweite Paradies – Wir segeln, wir segeln in die Sommerfrisch Lustig im Wasser schwimmt mit uns der Fisch Der uns zur Zeit verspeist gerad Tief drunten im Meeresgrab – (zu den S KLAVEN ) Nun klatscht! ALLE (außer MATROSA, die sich während des ganzen Balles abseits hält, applaudieren.) A UFSEHER (bereits etwas betrunken) Denn auf den Meeren, da wohnt die Freiheit Ja, auf den Meeren ist es schön Allwo die hohen Herren, samt ihrer Freiheit Können untergehen! T OXILUS (zum A UFSEHER ) Geistreich! Sehr witzig! A UFSEHER (gekränkt) Wenn du mir schon die Peitsche nimmst, dann klatsch wenigstens, wenn ich sing! Nicht schön von dir! B AGNIO (klopft mit seinem Prügel auf T OXILUS ’ Schulter.) Fuchs du hast die Gans gestohlen Gib sie wieder her Sonst wird dich der Praetor holen Mit seinem Paragraphenheer – A UFSEHER (zu L EMNISELENIS ) Prosit ex! Trink aus du kleine Hex! (Allgemeiner Tanz) A LLE Ojje, ojje, wie rührt mich das Wie rührt mich das, wie rührt mich das Viel zu lang habt ihr gelebt Das Kaputtsein kam zu spät! L EMNISELENIS Der Blitz schlug ein – Hurrah, wie fein! Er schlug sie alle tot Alle, alle tot! Der Blitz schlug ein –
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A LLE Hurrah, wie fein! Er schlug sie alle tot Alle, alle tot! Ojje, ojje, der Kopf ist ab Der Kopf ist ab, der Kopf ist ab Wie rührt mich das, wie rührt mich das Wie rührt, wie rührt mich das! L EMNISELENIS (tanzt mit T OXILUS .) Ach, wie ist es möglich dann Daß ich dich hassen kann! Hasse dich so schrecklich lieb Du meiner Freiheit liebster Dieb! A UFSEHER Hieb um Hieb! Dick und dünn! P AEGNIUM Zwirn, Zwirn, Zwirn! B AGNIO Zwirn ist kein Strick Dünn oder dick! (Er macht die Geste des Gehängtwerdens.) T OXILUS Dick oder dünn Strick ist kein Zwürn! (Er macht die Geste des Einfädelns.) B AGNIO und T OXILUS Laßt uns entwürrn! T OXILUS Zwirn, Zwirn, Zwirn Ein Kopf ist noch kein Hirn Ein Hut ist noch kein Kopf Ein Hals ist noch kein Kropf Gedacht, getan et cetera Für unsereins sind nur wir da! A LLE Gedacht, getan et cetera Für unsereins sind nur wir da! L EMNISELENIS (tanzt mit T OXILUS einen Walzer.) Hunde, die bellen, beißen nicht Sklaven, die klagen, die morden nicht Herren, die gut sind, die gibt es nicht Die gibt es nicht, die gibt es nicht! A LLE (tanzen Walzer, summen die Melodie und singen nur die letzte Zeile.) Die gibt es nicht, die gibt es nicht! P AEGNIUM (hatte sich einen Helm des Gloriosus aufgesetzt und betrachtet sich in einem seiner Schilde.) Putz den Schild Putz, putz, putz! Nur kein Trutz Trutz, Trutz, Trutz! Wo bin ich, wo bin ich? Seh mich nicht, blend ich dich – (Er schreit plötzlich.) Wo seid Ihr jetzt, stolzer Gloriosus?! Erhabener Tepp, siehst du dich jetzt?! Wer putzt dort deinen Schild, wer?! Kämpfst mit tausend Haifischen, Polypen und Seeschlangen und hast sie alle besiegt, was?!
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A LLE (lachen.) A UFSEHER (nun total betrunken) Ich gerbt es gern in alle Häute ein Ich ätzt es gern in jedes Herrn Bein Dein ist mein Schmerz Dein ist mein Schmerz Und soll er ewig, ewig dein bleiben – (Er fällt um.) A LLE (lachen.) P AEGNIUM (plötzlich) Zwirn, Zwirn, Zwirn! T OXILUS Ein Kopf ist noch kein Hirn! (Wieder allgemeiner Tanz) B AGNIO Gedacht, getan et cetera A LLE Für unsereins sind nur wir da! L EMNISELENIS Flieg, Delphin, flieg – Ein Krieg ist noch kein Sieg Ein Sieg ist noch kein Frieden Wo ist mein Herr geblieben? Der Blitz schlug ein – A LLE Hurrah, wie fein! Er schlug sie alle tot Alle, alle tot! B AGNIO (näherte sich M ATROSA .) Du Prügel in meiner Linken Was soll dein heiteres Blinken? Siehst mich so freundlich an Morgen kommst wieder du daran – M ATROSA (stößt B AGNIO von sich.) (Es donnert, und die Musik spielt plötzlich ganz leise.) A LLE (hören auf zu tanzen und horchen auf; sie blicken nach dem Himmel und bemerken es erst jetzt, daß er sich bezogen hat; die Sonne verschwindet.) L EMNISELENIS (bange) Was war das? M ATROSA Es donnert. B AGNIO Das kommt vom Meer – (Pause) T OXILUS Es kommt nicht her. M ATROSA Abwarten! T OXILUS Es verzieht sich – (Es donnert wieder.) B AGNIO (zuckt etwas zusammen.) Ich glaub, es kommt – T OXILUS Aber nichts kommt! Das geht an uns vorbei und Schluß! Weiter! (Wieder laute Musik und allgemeiner Tanz) A LLE Ojje, ojje, der Kopf ist ab Der Kopf ist ab, der Kopf ist ab Viel zu lang habt ihr gelebt Das Kaputtsein kam zu spät! L EMNISELENIS Der Blitz schlug ein –
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Ein Sklavenball
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A LLE Hurrah, wie fein! Er schlug sie alle tot Alle, alle tot! (Heftiger Blitz und Donner, die Musik verstummt, Sturmstoß – rasch wird es finster.) A LLE (schrecken sehr zusammen.) B AGNIO Es regnet! A LLE Es gießt, es gießt! Flieht, flieht! (Sie fliehen in die Villa, nur T OXILUS , L EMNISELENIS und M ATROSA bleiben unter dem Vorbau bei den Säulen stehen.) (Zweiter Sturmstoß) B AGNIO Na Servus! Also ich vertrag alles, nur kein Wetter! Da krieg ich Nerven! (rasch ab in die Villa) (Wolkenbruch) T OXILUS Ein Wolkenbruch. Zu dumm! L EMNISELENIS Einmal wär man in seinem Element gewesen – (Stille) M ATROSA Habt ihr keine Angst? T OXILUS Wir? Warum? M ATROSA Vor dem Blitz. T OXILUS Nein. Hin ist hin! M ATROSA Und was kommt dann? T OXILUS Frag nicht so dumm – (Es blitzt stark, ohne zu donnern.) L EMNISELENIS (zuckt sehr zusammen.) Oh! (Sie verbirgt das Antlitz an der Brust ihres T OXILUS .) T OXILUS Fürchte dich nicht – L EMNISELENIS Wenn der mich trifft! T OXILUS (streichelt sie.) Er trifft uns nicht. M ATROSA Wer hat dir das verraten? T OXILUS Frag nicht so dumm! (Dritter Sturmstoß – dann wieder Stille) M ATROSA (singt leise und spöttisch.) Zwirn, Zwirn, Zwirn Ein Kopf ist noch kein Hirn Ein Hut ist noch kein Kopf Ein Hals ist noch kein Kropf Gedacht, getan et cetera Für unsereins sind nur wir da – T OXILUS Mir scheint, es freut dich, daß unser Ball verregnet? M ATROSA Ja. T OXILUS Wie freundlich! Jetzt glaub ichs bald, du würdest auch singen, wenn uns beide da der Blitz träf – M ATROSA (fällt ihm ins Wort.) Ihr habt es verdient, daß er euch trifft – euch alle! T OXILUS Hoppla! M ATROSA Du tust ja, als hättest du deinen Herrn erschlagen – aber den Blitz sandte ein anderer! Einer, der unsere Leiden sah – doch wird er uns ebenso erschlagen, wenn wir in unserem Feinde nicht auch den Bruder erkennen – T OXILUS (etwas ironisch) Aha! Wieder dieser neue Gott – M ATROSA Immer und ewig.
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Ein Sklavenball
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(Stille) L EMNISELENIS (plötzlich zu M ATROSA ) Ich möcht gern mal mit. Zu deinem Gott. Aber ich hab Angst. M ATROSA Warum? L EMNISELENIS Weil man so tief hinunter muß unter die Erde. M ATROSA (lächelt.) Halb so schlimm – L EMNISELENIS Und finster ists drunten! M ATROSA Halb so finster wie hier! Es brennen immer viele Kerzen. L EMNISELENIS (wie ein Kind) Ach fein! Die hab ich gern! (zu T OXILUS ) Du kommst doch auch mit? T OXILUS Warum? M ATROSA Du wirst es nicht bereuen. T OXILUS (horcht auf.) M ATROSA Es ist eine andere Welt. (Stille) L EMNISELENIS Ich bin schon neugierig. M ATROSA Ja, es ist herrlich bei uns. L EMNISELENIS Was soll man sich denn da anziehen? M ATROSA Nicht zu auffällig geschmückt – L EMNISELENIS (lächelt.) Ist eh alles nur Glas – M ATROSA Und dann singen wir. T OXILUS (lächelt, fast traurig) Schöner wie wir zuvor? M ATROSA (heiter) Das will ich meinen! (Stille) L EMNISELENIS (zu T OXILUS ) Nicht traurig sein – (Es wird langsam wieder heller.) M ATROSA (blickt empor.) Es geht vorbei – L EMNISELENIS (blickt empor.) Ja. T OXILUS (blickt auch empor, sagt aber nichts.) D IE S KLAVEN (in der Villa – fangen wieder an zu singen.) Der Blitz schlug ein – Hurrah, wie fein! Er schlug sie alle tot Alle, alle tot! T OXILUS (ruft plötzlich in die Villa hinein.) Ruhe! Ruhe! (Stille – ein Sonnenstrahl bricht durch.) L EMNISELENIS (umarmt T OXILUS .)
( Vo r h a n g ) ENDE
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Pompeji (Endfassung, emendiert)
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Pompeji
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POMPEJI Komödie eines Erdbebens in sechs Bildern von Ödön Horváth.
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PERSONEN: 10
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K.R. T HAGO , Präsident des Romanisch-Phönizischen Kreditinstitutes I DIOTIMA , dessen Tochter G LORIOSUS , deren Mann T OXILUS , Oberkammersklave L EMNISELENIS , eine Hetäre B AGNIO , deren Bruder Der P ARASIT , deren Vater M ATROSA , deren Dienerin D ORDALUS , Sklavenhändler Der P RAETOR von Pompeji Der A UFSEHER P AEGNIUM , ein Sklavenlausbub Der V ORSITZENDE des Sklavengerichts Eine B EISITZERIN des Sklavengerichts Ein L IKTOR Ein W ÄRTER im Zirkus Ein B UFFETIER im Zirkus Drei D AMEN Ein freier K LEINBÜRGER Ein URALTER S KLAVE Ein H ERR unter der Erde G EFOLGE DES P RAETORS . L IKTOREN . F REIE B ÜRGER, S KLAVEN und S KLAVINNEN .
SCHAUPLATZ 35
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Erstes Bild: Vor einer Villa am Meer. Zweites Bild: Vor einer Villa am Meer. Drittes Bild: Vor einer Villa am Meer. Viertes Bild: In Bagnios Keller. Fünftes Bild: Beim Sklavenhändler Dordalus. Sechstes Bild: Im Zirkus von Pompeji und unter der Erde.
ZEIT 45
Altertum.
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Pompeji
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ERSTES BILD
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Kleiner Privathafen vor einer Villa am Meer, unweit von Pompeji. Die Villa ist der ländliche Lustsitz des reichen punischen Bankiers K.R. Thago, eines naturalisierten Römers. Hier wohnt er im Frühling mit seiner Tochter Idiotima und deren Gatten Gloriosus. Rechts im Vordergrunde sieht man einige Säulen der Villa, links im Hintergrunde liegt das Meer. Dort ankert die Luxusgaleere des Bankiers. Das Stück beginnt mit einem lebenden Bild: Z AHLREICHE S KLAVINNEN und S KLAVEN schleppen vom Ufer Gepäckstücke auf das Schiff, Kisten, Truhen, Fässer, Schläuche, Geschirr. Sie werden von einem A UFSEHER mit Nilpferdpeitsche in drohender Pose beaufsichtigt. Im Vordergrunde stehen von links nach rechts: G LORIOSUS , stolz auf den Knauf seines Schwertes gestützt; neben ihm kauert der Sklavenlausbub P AEGNIUM auf dem Boden und putzt seinen Schild; dann I DIOTIMA , umgeben von DREI K AMMERSKLAVINNEN , die noch etwas am Saum ihres Kleides zu nähen haben und ihr mit einer Brennschere auch noch Löckchen ins Haar brennen; dann K.R. T HAGO persönlich mit der achtzehnjährigen Hetäre L EMNISELENIS und deren Dienerin M ATROSA , einer Person im gefährlichsten Alter, die sich etwas abseits hält, denn der Bankier tätschelt gerade der Hetäre Wange. Ganz im Vordergrunde steht T OXILUS als Prologus, in einen weißen Radmantel gehüllt, eine Pergamentrolle in der Hand. Alle Personen tragen pompejianische Masken, die die wesentlichen Züge ihrer Charaktere, so wie man sich selbe eben landläufig vorstellt, darstellen sollen. In diesem Sinne steht T OXILUS mit der typischen Prologmaske vor dem Publikum. K.R. T HAGO ist ein gütiger Börsianer, L EMNISELENIS ein freches Dirnchen, M ATROSA eine alte Dirnchenmutter, I DIOTIMA gepflegt, versnobt, mit dem leeren Lächeln der Gesellschaftsdame, G LORIOSUS eitel und aufgeblasen, P AEGNIUM ein pfiffiger Spitzbub, der A UFSEHER roh und niederträchtig, die S KLAVEN und S KLAVINNEN niedergedrückt, geschunden, bemitleidenswert armselig, so wie es sich eben gehört. Es ist ein herrlicher Tag, ohne Wellen und Wolken.
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T OXILUS (zum Publikum) Als Prologus beginne ich mit einem Zitat aus Plautus: „Oh Publikum! Laßt euch behaglich auf euere Sitze nieder, bezahlt oder unbezahlt – das ist nicht die Frage. Die Frage ist vielmehr: ob ihr satt oder hungerig hierher gekommen seid? Denn wer bereits genachtmahlt hat, der hat das bessere Teil erwählt, doch wer hungert, esse sich an unseren Witzen satt – aber wem zuhause das Nachtmahl steht, der ist ein Narr, ein großer Narr, daß er uns zulieb nüchtern hergekommen ist!“ (Er nimmt seine Maske ab.) Erlaubt, daß ich mich vorstelle: Ich heiße Toxilus und bin hier der Oberkammersklave. Jawohl: Sklave! Denn der Götter Fügung gab mir das Pech, dem Sklavenstande anzugehören, obwohl ich eigentlich innerlich eine Herrennatur bin – ein Mann voll geistiger Kraft und Gewandtheit, voll Witz und Gesundheit, dem sich seine Umgebung willig unterordnet, meine Mitsklaven nämlich, jedoch auch – (leise) meine Herrschaft! Ich sag es leise, denn sie steht da hinter mir und soll es nicht hören, sonst setzt es was ab, und das wollt ihr doch meinem Buckel nicht gönnen! (laut, indem er sich seines Mantels entledigt) Und nun erlaubt, daß ich euch die Szenerie erläutere: Ihr seht hier ein lebendes Bild. Wir sind zwei Stund zu Fuß von Pompeji. Rechts der ländliche Lustsitz meiner Herrschaft, links im Hintergrunde das Meer und um die Ecke – (Er deutet nach links hinauf.) raucht der Vesuv. Ihr könnt ihn nicht sehen,
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Pompeji
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Lesetext
doch sollt ihr im Laufe unseres Spieles noch manches über ihn hören! Ja. Doch kehren wir zum Sichtbaren zurück! Im Hafen ankert die Luxusgaleere meines Herren – (Er deutet auf K.R. T HAGO .) Präsident des Romanisch-Phönizischen Kreditinstitutes, K.R. Thago! (leise) Er ist ein gebürtiger Punier, ließ sich jedoch in Rom naturalisieren, opferte dortselbst unseren Göttern und hat dabei allerhand Geld gemacht – jetzt tätschelt er gerade die Wange seines Fräulein Hetäre, namens Lemniselenis, die Alte daneben ist des Kindlein Dienerin Matrosa – ich vertrag mich mit ihr recht gut. Jaja, mein Herr tätschelt gerne, wenn er sich verabschiedet – er möcht nämlich mit seiner Tochter Idiotima und deren Gatten Gloriosus nach Kreta in die Sommerfrische segeln, denn Kreta ist zur Zeit der letzte Schrei. Die Herrschaften warten nur noch, bis die Sklaven und Sklavinnen das viele Gepäck auf die Galeere gebracht haben, der Rüpel dort hinten mit der Nilpferdpeitsche ist der Aufseher, ein roher, niederträchtiger Mensch – A UFSEHER (fällt ihm ins Wort.) Was bin ich?! T OXILUS Hast es nicht gehört? Zweimal sag ichs nicht. A UFSEHER Ich wäre ein roher, niederträchtiger Mensch?! T OXILUS Hab ich das gesagt? A UFSEHER Jawohl! T OXILUS Dann wirds schon stimmen – A UFSEHER Es stimmt aber nicht! Schau her! (Er reißt seine Maske herunter, ein rundes gutmütiges Gesicht wird sichtbar.) Ist das das Antlitz eines Prügelwarts? T OXILUS (perplex) Komisch, daß ich dein Gesicht noch nie gesehen hab – hm. Nein, roh und niederträchtig sieht es nicht aus, eher ein bisserl blöd. – A UFSEHER (braust jähzornig auf.) Ein solches Wort noch und – (Er hebt drohend seine Peitsche.) T OXILUS (herrscht ihn an.) Schäm dich, immer nur die Peitsche, die Peitsche! A UFSEHER Scham her, Peitsche hin! Ich erfüll ja nur meine Pflicht! (Er knallt mit der Peitsche und brüllt die S KLAVEN und S KLAVINNEN , die die Gepäckstücke tragen, an.) Vorwärts-vorwärts! Nur nicht getrödelt, gewurstelt, geschlafen, sonst weck ich euch auf, Sklavenpack! A LLE S KLAVEN (tragen hurtig ihre Lasten auf die Galeere.) A UFSEHER (zählt die an ihm vorbeigeschleppten Gepäckstücke.) – 84, 85, 86, 87 – los-los! Wir haben noch 164 Stück! (Er knallt wieder mit der Peitsche.) I DIOTIMA (zuckt etwas zusammen.) T OXILUS (zum Publikum) Nachdem ich euch alles erklärt habe, darf ich nun wohl gehen – ich muß nämlich rasch auf das Schiff, um nachzusehen, ob auch alles richtig verstaut wird. Ich komme wieder, wenn ich muß! (rasch ab auf die Galeere) A UFSEHER (brüllt einen ALTEN S KLAVEN grimmig an.) Tempo-tempo! 107, 108, 109 – hast nicht gehört, altes Stück Elend?! (Er knallt abermals mit der Peitsche.) I DIOTIMA (zuckt abermals zusammen.) Oh saget ihm, er knalle nicht so mit der Peitsche! Er schlage lieber, dann gibts nicht diesen schrillen Ton! Meine Nerven vertragen keine Disharmonien, ich bin geschwächt – G LORIOSUS Paegnium! Wo bleibt mein Schild? P AEGNIUM (reicht ihm den Schild.) Aufzuwarten, gnädiger Herr! G LORIOSUS (blickt auf seinen Schild wie in einen Spiegel.) Ich kann mich in meinem Schild nicht sehen. Wo bin ich? Du sollst meinen Schild so putzen, daß ich ihn als Spiegel benützen kann – begreifs doch endlich, daß ich mit Mars verwandt bin!
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(Er reicht ihm wieder seinen Schild.) Putz ihn, sonst erledig ich dich, wie jene fünfhundert in Kappadozien im vorigen Herbst – fünfhundert mit einem Streich, obwohl mein Schwert abgestumpft war! P AEGNIUM (putzt eifrig den Schild.) I DIOTIMA (nimmt langsam ihre Maske ab; eine verhärmte frühgealterte Frau wird sichtbar.) D IE K AMMERSKLAVINNEN (stürzen sich sofort eifrigst auf die Maske, schminken und pudern sie.) I DIOTIMA (blickt zum Himmel empor.) Ach, Wölklein in der Höh, nur du erkennst mein Weh: Mein Gatte ist ein Berufsmensch. Er liebt nur sein Schwert, seinen Schild, seinen Panzer – was gilt ihm der Venusberg neben einem befestigten Hügel? Nichts, oh nichts! Er fürchtet nur immer, ob seine Rüstung auch richtig glänzt. Heut zieht er sich schon seit gestern an, er legte sich gar nicht zu Bett in der Nacht, er zog sich nur an – Ich frage mich oft: Warum kennt mein Gatte keine Gemütlichkeit? G LORIOSUS Ein böses Wort! Viel lieber als in die Sommerfrische zög ich in einen flotten Krieg, viel lieber würd ich blutige Dinge vollbringen, als friedlich meine Brust in der Sonne bräunen – denn meine Brust sehnt sich nach der befreienden Tat! I DIOTIMA (einfach) Ich hasse den Krieg. G LORIOSUS Versündig dich nicht! Wenn das Mars hört! I DIOTIMA Laß mich aus mit deinem Gott! Wenn mein Vater kein Krösus wär, wäre mein Gatte ein friedlicher Hirte, aber das Geld meines Vaters läßt ihn nicht arbeiten – so langweilt er sich auf dem Felde der Ehre zu Tode. G LORIOSUS (reißt sich wütend die Maske herab: Ein feminines Gesicht mit ängstlichen Augen wird sichtbar; er fixiert unsicher I DIOTIMA ; plötzlich herrscht er sie an.) Du nimmst den Mund voll, als hättest du mir einen Sohn geschenkt! I DIOTIMA (will schreien, doch die K AMMERSKLAVINNEN binden ihr rasch, fast gewalttätig, die frisch hergerichtete Maske um.) K.R. T HAGO (zu L EMNISELENIS ) Wohl begreif ich deine Trauer, mein süßes teuerstes Geschöpf, du kostspieliges, du – denn ich fahr nun fort und laß dich da. Doch sei beruhigt: Ich laß auch mein Geschäft da, Handel und Wandel, die Börs, das Kontor – Mögen die Papiere fallen oder sich heben: ich muß ruhen! Der Arzt hats mir verordnet, es wird Zeit, er kennt mein Leiden – L EMNISELENIS Was fehlt Euch eigentlich Herr Präsident? K.R. T HAGO Mein Leiden, Kind, ist nicht der Ausfluß des üppigen Lebens, sondern der Erregung über das Leben in Geschäften. Verlieren regt auf, aber verdienen noch mehr – und viel verdienen, das legt sich aufs Herz, denn viel verdienen ist Schmerz, teuer erkaufter Schmerz. L EMNISELENIS Der Sommer mag kommen, der Herbst vergehen, meine Lieb zu Euch wird auch dann noch bestehen. Denn Ihr habt mich gekauft. T OXILUS (erscheint rasch auf der Galeere und springt auf den Kai.) Euere Hochwohlgeborenen! Die Segel sind gesattelt, der Anker gelichtet, das Gepäck verpackt, und die Ruder sind ruderbereit – es schwimmt alles in Butter, schiffet Euch ein! I DIOTIMA Endlich! (ab auf die Galeere) G LORIOSUS (zu P AEGNIUM ) Her damit! (Er nimmt ihm seinen Schild ab und betrachtet sich in ihm; entsetzt, denn er sieht sich ohne Maske.) Was?! Das soll ich sein?!
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(Er herrscht P AEGNIUM an.) Ich seh mich noch immer nicht! Wart nur, Bube, wenn ich heimkehr, laß ich dich blenden! (rasch ab auf die Galeere) P AEGNIUM (nimmt seine Maske ab: Ein mageres, trotziges Knabengesicht wird sichtbar; er wischt sich mit dem Arme den Schweiß von der Stirne und fächelt sich mit der Maske.) K.R. T HAGO (zu L EMNISELENIS ) Kurz und gut, mit einem Wort: Jetzt wirds aber höchste Zeit, daß ich mich einschiff, und du – du kehrst morgen wieder zu Dordalus zurück. L EMNISELENIS (entsetzt) Was sagt Ihr?! Wohin?! Zu Dordalus?! K.R. T HAGO Ja. Nach Pompeji. L EMNISELENIS (wie zuvor) Ich soll wieder zum Sklavenhändler?! Ihr wollt mich abermals wieder weiterverkaufen?! (Sie reißt sich die Maske ab: Ein schönes Kind mit traurigen Augen und einem frühverbitterten Zug starrt K.R. T HAGO verzweifelt an.) K.R. T HAGO (stutzt unwillkürlich etwas.) Warum so verzweifelt? Vielleicht erwirbt dich ein Besserer, Schönerer, Reicherer – L EMNISELENIS (unterbricht ihn.) Es gibt keinen Reicheren als Euch! Oh, bringt mich nicht wieder auf den Sklavenmarkt! Es folget so selten was Besseres nach! K.R. T HAGO Aber-aber, großes Kind! Was hast du dir denn vorgestellt? Und außerdem möcht man doch nur dein Gutes – L EMNISELENIS Wollet lieber das Schlechte, mein Herr! Gewährt mir weiter Euere Huld, ich bleib Euch nichts schuld! Wenn Ihr heimkehrt von Euerer Sommerfahrt, wird von mir alles in bar bezahlt – jeder Groschen ein Kuß, wenn ich nur nicht wieder auf den Sklavenmarkt muß! K.R. T HAGO Wer weiß, ob ich zurückkehr? Ob das Schiff nicht versinkt? Wer befiehlt dem Sturm, dem Meer – Neptun oder ich? Bin ich dem Neptun sein Vertrauter? Na also! Abgesehen davon, daß ich dich jetzt ein halbes Jahr umsonst ernähren müßt! Vorsicht ist die Mutter der Weisheit, und Sparsamkeit ist eine Weltanschauung. Verkenne mich nicht, mein Kind! (Stille) L EMNISELENIS Jetzt weiß ich bald nicht mehr, was ich glauben soll, Herr Präsident. K.R. T HAGO Glaub, was du willst, aber verschleuder dich nur nicht zu preiswert – (Er geht auf die Galeere zu.) T OXILUS (zu K.R. T HAGO ) Gute Erholung, frohe Fahrt! K.R. T HAGO (zu T OXILUS ) Danke. (Er hält und wendet sich nochmals L EMNISELENIS zu; mit erhobenem Zeigefinger) Du bist unter Brüdern sechshundert Silberlinge wert – (ab auf die Galeere) L EMNISELENIS (schreit plötzlich auf.) Nein!! (Sie verbirgt ihr Gesicht in den Händen.) M ATROSA (nimmt langsam die Maske ab; eine brave, alte Frau wird sichtbar; sie legt ihren Arm um L EMNISELENIS ’ Schultern und tröstet sie.) Gib dem Kaiser, was des Kaisers ist – –
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ZWEITES BILD
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Am nächsten Tage, wieder vor der Villa am Meer. Die Luxusgaleere ist fortgefahren, nun liegt der Hafen still. L EMNISELENIS sitzt am Fuße der einen Säule und hält das Gesicht in den Händen verborgen. M ATROSA sitzt neben ihr und strickt. Das Wetter ist noch immer schön. T OXILUS (kommt aus der Villa, erblickt L EMNISELENIS , hält und betrachtet sie; zu M ATROSA ) Was hat sie denn? M ATROSA Sie weint. T OXILUS Warum? M ATROSA Es ist ihr hier so gut gegangen, und jetzt hat sie Angst vor der Zukunft. Speziell vor Dordalus zittert ihr Herzchen. T OXILUS Aber-aber! Dordalus in Pompeji ist zwar auch nur ein Sklavenhändler, aber in dieser verdammten Branche gibts noch massivere Lümmel – da könnt ich erzählen! M ATROSA (lacht.) Ich auch! T OXILUS Mit Dordalus kann man sogar reden, und ich bin überzeugt, wenn das Fräulein artig zu ihm ist, verschafft er ihr noch einen bedeutend besseren Posten. Keinen solchen geizigen Kracher wie meinen gnädigen Herrn! L EMNISELENIS (blickt zum Himmel empor.) Oh Götter, was gäb ich drum, wenn ich nur nicht wieder verhandelt werden müßt – (Sie verbirgt wieder ihr Gesicht in den Händen.) M ATROSA (zu L EMNISELENIS ) Laß dich nicht so gehen! (fast entschuldigend zu T OXILUS ) Sie regt sich dabei immer so schrecklich auf. T OXILUS Wie oft ist sie denn schon verkauft worden? M ATROSA Erst einmal. Aber sie hatte Pech. Die Firma Maximus in Herkulanum, die sie hierher verschachert hat, hat sich richtig schäbig benommen. Nicht einmal eine eigene Kammer hatte das arme Mädel, mußte in einem Raume hausen mit den letzten Galeerenruderern, diesem Abhub der Sklavenwelt! Schmutzig wie die Pest! T OXILUS Also beim Dordalus ist alles sauber, muß man ihm lassen, peinlich sauber sogar! Ich lag dort drei Wochen auf Lager und fand keine einzige Wanze. M ATROSA Das findet man allerdings selten, daß man nichts findet! L EMNISELENIS (sieht T OXILUS groß an.) Ist er grob? T OXILUS (ein wenig verwirrt durch ihre Augen) Wer? L EMNISELENIS Dordalus. T OXILUS Keine Spur! Er ist ein subalternes Wesen. L EMNISELENIS Wenigstens das. (Sie starrt vor sich hin.) M ATROSA (zu T OXILUS ) Sie hat nämlich nur einen Wunsch: keine Hetäre mehr sein zu müssen, heraus aus dieser Sklaverei – endlich freigekauft zu werden! (zu L EMNISELENIS ) Nicht, Kindchen? L EMNISELENIS (wie zuvor; leise) Ja. T OXILUS Freigekauft? Ein großes Wort! M ATROSA Fast zu groß – (Sie lächelt.) L EMNISELENIS Das ist mein Ideal. (Stille) T OXILUS (betrachtet schätzend L EMNISELENIS ; zu M ATROSA ) Was würds denn kosten, wenn man sie freikaufen tät?
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M ATROSA Soviel ich weiß, zirka sechshundert Silberlinge – T OXILUS Potz Pluto! Ein Vermögen! L EMNISELENIS (horcht auf.) Bin ichs nicht wert? T OXILUS (grinst.) Wahrscheinlich – L EMNISELENIS (kurz) Danke. (Stille) M ATROSA (zu T OXILUS ) Jetzt habt Ihr sie beleidigt. Macht es wieder gut. T OXILUS (zu L EMNISELENIS ) Es war nur ein Scherz. L EMNISELENIS (lächelt kalt.) Lieb von Euch. T OXILUS (grinst.) Ich tät Euch sogar freikaufen, wenn ich sechshundert Silberlinge hätt – L EMNISELENIS (erhebt sich unwillig.) Verschont mich mit Eueren öden Scherzen! Das typische Sklavengeblödel! T OXILUS Nanana! L EMNISELENIS (zu M ATROSA ) Der Herr möchte mich freikaufen. In meinem Zustand vertrag ich keine Witze über die Freiheit! Dazu ist mir mein Leben zu ernst! (Sie schluchzt verärgert.) T OXILUS Ihr scheint nicht zu wissen, wer ich bin? M ATROSA (zu T OXILUS ) Laßt sie jetzt in Frieden! T OXILUS Fällt mir nicht ein! L EMNISELENIS (zu M ATROSA ) Sag ihm, ich rede mit ihm kein Wort mehr! T OXILUS (zu M ATROSA ) Sagt ihr, ich könnte sie jederzeit freikaufen, wenn ich nur wollte! Richtet es ihr aus! M ATROSA Ich werd mich schön hüten, einen solchen Blödsinn auszurichten! T OXILUS Blödsinn? Wenn Toxilus sagt, daß er sechshundert – M ATROSA (fällt ihm ins Wort.) Ihr und sechshundert?! Daß ich nicht wieher! T OXILUS Wiehert nur! Aber richtet es aus! M ATROSA Haltet andere zum Narren, aber nicht uns, mich und meine sanfte Herrin! T OXILUS Ihr vergeßt, wer ich bin. L EMNISELENIS (voll Verachtung) Ein Sklave. T OXILUS Gewiß! Jedoch während der Abwesenheit unserer Herrschaft wurde der Sklave Toxilus zum obersten Verwalter dieser Villa eingesetzt, denn er genießt das restlose Vertrauen seines Herrn, und ich könnt mir also jederzeit auch sechstausend Silberlinge beschaffen, ich müßt nur was verkaufen, was nicht mir gehört, oder irgend etwas unterschlagen, einen Wechsel fälschen oder dergleichen! L EMNISELENIS (fährt T OXILUS an.) So verkauft es doch, was nicht Euch gehört, unterschlagt, fälscht, raubt – M ATROSA (fällt ihr ins Wort.) Sei so gut! L EMNISELENIS Er deklamiert ja nur! T OXILUS (zu L EMNISELENIS ) Ihr traut mir anscheinend den Mut nicht zu, daß ich es tun könnte? M ATROSA (zu T OXILUS ) Ihr werdet Euch beherrschen! T OXILUS Ja. M ATROSA Na also! L EMNISELENIS Schade. Denn der Mann, der mich freikaufen würde, der wäre der erste und einzige Mann, den ich lieben könnte. T OXILUS (horcht auf.) M ATROSA Alles Unsinn!
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L EMNISELENIS Oho! (Stille) T OXILUS (zu M ATROSA ) Was die für Augen hat – M ATROSA Ihre Mutter war Schlangenbeschwörerin. T OXILUS Aha! L EMNISELENIS Meine Wiege stand auf Lemnos, von wo die schönen Frauen kommen. Arme Mama! Sie lebte nur kurz, mein Papa aß ihr alles weg. T OXILUS (perplex) Aß ihr weg? L EMNISELENIS Papa ist nämlich ein Parasit, ein Vielfraß, wie alle meine Vorfahren väterlicherseits. Nicht nur meine Mama, auch meine Freiheit wurde ein Opfer seiner Gier: er verschacherte mich als Sklavenkind für ein opulentes Menü. T OXILUS (entrüstet) Das eigene Kind?! Also das ist schon das Allerletzte! L EMNISELENIS Er konnte den Fasanen, Muränen und Hummern nicht widerstehen. Die geschlachteten Tiere haben ihn überwältigt, sie wohnen in ihm und sitzen auf seinem Willen – er kennt nur den Bauch, sonst nichts. M ATROSA (bei Seite) Was das Mädel aufführt! L EMNISELENIS (seufzt.) Meine Kindheit war traurig. Ewiger Zwist der Eltern, zerrüttete Familienverhältnisse – T OXILUS (ehrlich) Armes Kind! Mit Euch verglichen, gehts ja sogar mir noch besser: ich weiß es wenigstens nicht, wer meine Eltern waren! Als dreijähriger Knirps verlor ich meine Freiheit, bei Babylon wurd ich gefangen – L EMNISELENIS Ach, Ihr seid ein Perser? T OXILUS Perser, Grieche, Inder, Ägypter – was weiß ich, woher ich stamm! L EMNISELENIS Schad! Denn Perser sind alle dunkel, und ich bin blond. T OXILUS (lächelt.) Wenn Ihr es wünscht, dann werde ich ein Perser – L EMNISELENIS (klatscht in die Hände.) Fein! M ATROSA Wie man freiwillig ein Perser sein möcht, das geht über meinen Horizont. T OXILUS Warum? M ATROSA Weil alle Perser böse Menschen sind. L EMNISELENIS (lacht.) Böse Menschen gibts überall! (Sie hört plötzlich auf zu lachen und deutet ruckartig auf den Vesuv um die Ecke.) Seht, den Vesuv! Wie stark der raucht – oder sinds nur die Wolken? M ATROSA (blickt auch auf den Vesuv.) Das sind keine Wolken. Hoffentlich gibt er endlich Ruh. (Stille) L EMNISELENIS Manchmal möcht ich der Vesuv sein: ausbrechen und alles vernichten – (Sie lächelt.) M ATROSA (zu T OXILUS , der sich nicht um den Vesuv kümmerte und immer nur L EMNISELENIS anstarrte) Was starrt Ihr denn das Mädel so an? T OXILUS (einfach) Weil sie mir gefällt. Zu dumm, sie ist wirklich schön. Komisch, daß ich das erst jetzt bemerk – M ATROSA (unterdrückt zu L EMNISELENIS ) Komm, Herrin, ziehen wir uns zurück – L EMNISELENIS (fällt ihr laut ins Wort.) Nein. M ATROSA (sehr leise, damit T OXILUS nichts hört) Ich bitt dich, mach keine Dummheiten, verdreh ihm nicht den Kopf! L EMNISELENIS (sehr leise) Ich verdreh ihn aber. Jetzt werd ich frei! (laut zu T OXILUS ) Also Ihr seid nun hier der Herr? T OXILUS (starrt sie noch immer an.) Ja. Der Stellvertreter.
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L EMNISELENIS Und alles muß Euch gehorchen? T OXILUS Alles. L EMNISELENIS Ich auch? T OXILUS (stutzt.) Hm. Eigentlich – L EMNISELENIS Nun? Ja oder nein? T OXILUS (lächelt etwas verlegen.) Nach den Gesetzen der Logik eigentlich ja – L EMNISELENIS (fällt ihm ins Wort.) Dann befehlt doch! Befehlt! (Stille) T OXILUS (starrt sie an und zuckt plötzlich zusammen; unterdrückt) Au – (Er faßt sich ans Herz und windet sich ein bißchen.) L EMNISELENIS (erschrickt.) Was ist? Was habt Ihr? T OXILUS (leise) Ich weiß nicht, als wär ich verwundet – L EMNISELENIS Tuts weh? T OXILUS (lügt lächelnd.) Nein. (Die Luft erklingt in zarten Akkorden.) L EMNISELENIS (blickt empor und ruft.) Oh, jetzt fürcht ich nichts mehr! Amor hat geholfen! M ATROSA (zu L EMNISELENIS ) Jetzt aber Schluß! Du bist eine brave Hetär und jener ist ein Sklave, das schickt sich nicht, der Kaiser hats verboten! Komm! L EMNISELENIS (herrscht M ATROSA an.) Kommandier nicht mit mir! M ATROSA Die Dienerin einer Hetäre ist wie die Mutter einer freien Frau: ein schützender Geist. L EMNISELENIS Behalt deinen Schutz! T OXILUS Was hat sie denn? L EMNISELENIS Sie geht mir auf die Nerven. T OXILUS (blickt nach links; ruhig) Dort kommt Dordalus. L EMNISELENIS (schrickt zusammen.) Oh! (Sie schmiegt sich an T OXILUS .) M ATROSA (blickt auch nach links.) Richtig! Er ist es. T OXILUS Unser aller Händler – M ATROSA In zehn Minuten ist er da. T OXILUS In fünf. L EMNISELENIS (sehr leise zu T OXILUS ) Rette mich. Rette mich – T OXILUS (sieht sie an, überlegt einen Augenblick, fährt mit der Hand über die Stirne, sieht sich um, ob ihn auch niemand hören kann, und redet dann unhörbar auf L EMNISELENIS ein.) M ATROSA (horcht, hört aber nichts.) L EMNISELENIS (lauschte aufmerksam, gibt nun T OXILUS einen flüchtigen Kuß auf die Wange; leise) Wiedersehen – (rasch ab in die Villa) M ATROSA (sieht ihr nach; sehr besorgt) Wohin? (Sie will auch in die Villa.) T OXILUS (vertritt ihr den Weg.) Du bleibst zurück. M ATROSA (entsetzt) Toxilus, was habt Ihr vor?! T OXILUS Erraten. M ATROSA Verblendet, verblendet! Das ist der Galgen, der Galgen – und das arme Mädel! T OXILUS (herrscht sie an.) Prophezei hier nicht herum und mach mich nervös! Sonst häng ich dich ins Meer hinein, mit dem Kopf nach unten, damit dich die Polypen kitzeln! Still! D ORDALUS (kommt mit ZWEI GEHILFEN von links; er sieht aus wie ein melancholischer
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Librettist; er hält und sieht sich um.) Da wären wir. Säulen als wärs ein Tempel des Jupiter, derweil ist es nur der ländliche Lustsitz eines alten Wucherers, Erpressers, Wechsel- und Kontofälschers, Witwen- und Waisengeldbehälters. Das lebt sich, diese Herren Punier – (Er erblickt T OXILUS .) Ist das nicht Toxilus? T OXILUS (imitiert ihn.) Ist das nicht Dordalus? D ORDALUS (lächelt.) Immer noch frech und oberfrech! No, wie gehts-wie stehts, Herr Baron? Was hat dir der alte Dordalus gesagt vor acht Jahren? Laß dich hierher verkaufen, hat er gesagt. Hab ich erraten? Ich find schon immer die passende Stell für das passende Material, ich hab einen Riecher. T OXILUS Ich bin Euch auch dankbar. D ORDALUS Ein seltenes Wort! Denn besonders von euch Sklavengesindel erntet man nichts als Undank, wo man sich Tag und Nacht abrackert, um euch an ein solides Haus anbringen zu können. Und obendrein verkauft man euch noch mit Verlust, bloß damit ihr gut lebt, man lebt ja schon nur für seine Herren Sklaven! Dich hab ich auch viel zu billig abgegeben, übel wirds mir, wenn ich dich seh. Also sehen wir das andere, diese Hetär, die ich mir da abholen soll. Lemniselenis heißt sie, damit man sich die Zung bricht, wenn man an sie denkt – lauter Rache! T OXILUS Sie ist die Schönste von Lemnos. D ORDALUS Dein Wort in Gottes Ohr! Möglich ist alles! Sie stammt zwar vom Maximus in Herkulanum – auch eine Firma! Lauter Nullitäten! Und ich soll sie jetzt da in Kommission verkaufen, auch ein Geschäft, nichts verdient man dabei, nur Müh und Plag und Aufregerei, und am End zahlt man wieder drauf! Also zeig sie schon her, führ sie vor, deine Schönste aus Lesbos! T OXILUS Lemnos! D ORDALUS Von mir aus! Also los-los! Wo steckt das Objekt? T OXILUS Wenn ich das wüßte! D ORDALUS Wie soll das einer verstehen? T OXILUS Sie ist plötzlich verschwunden. (Stille) D ORDALUS Du willst doch damit nicht andeuten, daß sie – großer Gott! T OXILUS Ja. D ORDALUS (entsetzt) Geflohen?! T OXILUS Ihr sagt es. D ORDALUS Gott du bist gerecht! Was ihr da für Geschichten treibt! M ATROSA Wir? D ORDALUS Sklaven gibts nur in der Mehrzahl – Stellt einer was an, werden alle bestraft. Große Neuigkeiten? Weil ihr gar so geistreich glotzt! A UFSEHER (kommt rasch aus der Villa.) Toxilus! Ist das wahr, daß die Hetär reiten darf? T OXILUS (wirft einen erschrocken-forschenden Blick auf D ORDALUS ; verwirrt) Wer sagt das? A UFSEHER Sie selber hats zu mir gesagt! Grad jetzt, du hättest es ihr erlaubt, daß sie weggaloppiert – M ATROSA (fällt ihm entsetzt ins Wort.) Galoppiert?! (Stille) D ORDALUS (durchschaut die Situation; er droht mit dem Zeigefinger, freundlich und schadenfroh.) Toxilus, Toxilus! In deiner Haut möcht ich nicht stecken, wenn dann die Herrschaft aus der Sommerfrische kommt, wo der Herr Präsident eh so
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jähzornig sind – und gar erst der Herr Schwiegersohn! Aber was red ich da noch und verschwend die Zeit! Es dreht sich ja nicht um meinen Buckel – euere Buckel werdens spüren! Euere! (Er macht die Geste des Verprügeltwerdens und ab mit seinen G EHILFEN nach links.) A UFSEHER (sieht ihm nach und sinnt.) Unsere Buckel? Mein Buckel? M ATROSA Das Mädel ist verrückt geworden. T OXILUS (plötzlich zu M ATROSA ) Kannst du reiten? M ATROSA Ich? Reiten? T OXILUS Trab-trab! M ATROSA Nein! T OXILUS Dann gehen wir zu Fuß. Nämlich du mußt mich zu ihrem Bruder bringen, nach Pompeji – M ATROSA (fällt ihm ins Wort.) Da tu ich nicht mit! A UFSEHER (der grimmig lauschte) Aber vielleicht ich! Du hast das Mädel laufenlassen?! Trab-trab?! Jetzt bring ich dich vor unser Gericht! T OXILUS (horcht auf; ernst) Hoppla, das hab ich vergessen –
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Wieder vor der Villa am Meer. Es ist Nacht geworden, und der Mond scheint hell. T OXILUS steht vor dem Sklavengericht. Auf einer primitiv und provisorisch errichteten Erhöhung sitzt der V ORSITZENDE , ein uralter Sklave, neben ihm, rechts und links, die B EISITZER und der P ROTOKOLLFÜHRER, ebenfalls Sklaven. Überhaupt sind alle S KLAVEN und S KLAVINNEN versammelt, außer Paegnium, und alle tragen noch ihre mitleiderregenden Masken, wie im Vorspiel. Nur T OXILUS und der A UFSEHER, der als Ankläger figuriert, haben natürlich keine Masken mehr an, und auch M ATROSA nicht, die etwas abseits auf den Stufen der Villa sitzt und im Mondenschein strickt. Der V ORSITZENDE beratschlagt sich mit den B EISITZERN unhörbar über das Urteil, und alle S KLAVEN warten feierlich schweigend. P AEGNIUM (tritt gähnend aus der Villa, erblickt das Gericht, stutzt und reibt sich die Augen; überrascht) Hoppla, was ist denn da los? E INIGE S KLAVEN (unwillig) Pst! A UFSEHER (zu P AEGNIUM ) Halt den Mund! (Stille) P AEGNIUM (leise zu M ATROSA ) Was treiben denn die? M ATROSA (leise) Das Sklavengericht ist zusammengetreten. P AEGNIUM Gericht? M ATROSA Es tritt heimlich zusammen, wenn sich ein Sklave gegen die ungeschriebenen Sklavengesetze vergangen hat. Kommt selten vor, Gott sei Dank! P AEGNIUM Wer hat sich denn vergangen? M ATROSA Toxilus. Er hat etwas angestellt, wofür wir alle büßen müssen, und so was muß man sich halt vorher überlegen. Dort droben sitzen seine Richter und beraten gerade das Urteil. Der Aufseher hat ihn angeklagt.
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P AEGNIUM Was, dieser Peitschenkuli? Unseren braven Toxilus, der mich so oft vor ihm beschützt hat?! (laut) Hoch Toxilus! A LLE S KLAVEN (murren unwillig.) A UFSEHER (drohend zu P AEGNIUM ) Kusch, Saubub! Sonst reiß ich dir die Ohren aus! E INIGE S KLAVEN Sehr richtig! V ORSITZENDER (klopft mit einem Hammer auf ein Brett.) Silentium! (Stille) P AEGNIUM (leise zu M ATROSA ) Warum klopft denn der mit dem Hammer? M ATROSA (leise) Weil er der Vorsitzende ist. P AEGNIUM Dieser alte Trottel? M ATROSA (sieht sich ängstlich um.) Nicht so laut! P AEGNIUM So was hat den Vorsitz? Der hat mir ja erst gestern wieder eine heruntergehaut, weil ich gesagt hab, er soll nicht so schnarchen – und alle haben geschrien: Recht geschiehts dem Lausbuben! Wo ist mein Recht? Kann ich den Schnarcher vor das Sklavengericht bringen? M ATROSA Dazu bist du noch zu jung. P AEGNIUM Jung, jung! Wenn ich nur schon groß wär, dann tät ichs dem Pack zeigen! M ATROSA Du wirst auch noch alt. P AEGNIUM Wer weiß! M ATROSA Das geht rasch. P AEGNIUM Vielleicht bricht morgen der Vesuv aus und wir sind alle hin. M ATROSA (zuckt zusammen.) Nicht male den Vesuv an die Wand! P AEGNIUM Hast du gesehen, wie stark er raucht? Und gestern nacht ist eine Flamme emporgeschossen, riesig – himmelhoch! M ATROSA (entsetzt) Was sprichst du da?! P AEGNIUM Ich habs gesehen, nur ich! Die anderen haben alle geschnarcht und ließen mir keinen Platz am Stroh, drum habens auch nichts gesehen – V ORSITZENDER (klopft mit dem Hammer auf das Brett, denn die Beratung ist nun zu Ende.) Toxilus, tritt vor! T OXILUS (tritt vor.) V ORSITZENDER Höre das Urteil: Indem du der Hetäre Lemniselenis zur Flucht verholfen hast, hast du deine Pflichten gegenüber deinen Mitsklaven herrisch verletzt. Also: entweder du schaffst besagte Hetäre sofort zu Dordalus – T OXILUS (unterbricht ihn.) Nein, nie! A UFSEHER Ausreden lassen! T OXILUS Niemals soll sie wieder verkauft werden! Niemals! A LLE S KLAVEN (murren unwillig.) V ORSITZENDER (klopft energisch mit dem Hammer.) Silentium! Silentium! (zu T OXILUS ) Nun: wenn du die Hetäre nicht herbeischaffen willst, dann Freundchen, sperren wir dich eben ein – A UFSEHER In den leeren Brunnen hinter dem Haus. V ORSITZENDER (zu T OXILUS ) Dort magst du verweilen, bis die Herrschaft zurückkommt, damit sie unseren guten Willen sieht und uns das Unrecht, das du uns zugefügt, eventuell verzeiht. T OXILUS Bis die Herrschaft zurückkommt? Das wär ja ein halbes Jahr! A UFSEHER (grinst.) Zirka! V ORSITZENDER (zu T OXILUS ) Also: nimmst du das Urteil an? T OXILUS Und wenn ich es nicht annehme?
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V ORSITZENDER Dann wirst du auch in den Brunnen gesperrt. P AEGNIUM (ruft T OXILUS zu.) Laß dich sperren! Ich komm in der Nacht und bring dir eine Strickleiter! V ORSITZENDER (reißt sich wütend die Maske vom Gesicht: Das Gesicht eines Nörglers wird sichtbar; er keift.) So schafft doch endlich den Lümmel weg! Hier ist kein Platz für Buben, wo ernste, würdige Männer tagen! Kinder gehören ins Stroh! A LLE S KLAVEN (reißen sich ebenfalls empört die Masken ab, und alle Leidenschaften werden sichtbar; sie schreien.) Sehr richtig! Rein damit, rein! Unverschämtheit so was! Ins Stroh! A UFSEHER (außer sich) Jetzt reiß ich ihm die Ohren aus! Wo ist er?! P AEGNIUM (ist bereits längst davon.) M ATROSA (zum A UFSEHER ) Fort. B EISITZERIN Ich schlage vor, daß Paegnium zur Strafe für sein unerhörtes Verhalten morgen keine Kost bekommt! V ORSITZENDER Einstimmig angenommen! (Er klopft wieder mit dem Hammer.) Silentium! (zu T OXILUS ) Feine Freunde hast du da, gratuliere – (zu den S KLAVEN ) Los-los, werft Toxilus in den Brunnen! T OXILUS Halt! Ihr wollt mich in den Brunnen werfen, ihr?! Kennt ihr mich denn nicht mehr, mich – habt ihr es denn vergessen, wie oft ich euch beschützte vor Hoffart, Wut und Übermut unserer Herrschaft?! Und – (Er deutet auf den A UFSEHER.) vor dessen Peitsche! V ORSITZENDER Nur keine Sentimentalitäten! A UFSEHER Sehr richtig! T OXILUS Mitsklaven! Ihr alle, jeder und jede, habt schon mal „Danke!“ zu mir gesagt – „Danke!“ für irgendeinen, großen oder kleinen, Dienst. Aber heute, Freunde, laßt auch mich mal danken dürfen, euch danken! Gewährt mir die Bitte, seid so gut – V ORSITZENDER Ob wir dir „Danke!“ gesagt haben oder nicht, das darf keine Rolle spielen. Recht muß Recht bleiben! T OXILUS Du sprichst wie der Praetor in Pompeji! Wie das Gericht der Freien – (Er grinst.) V ORSITZENDER Debattier nicht mit mir, ich bin ein griechischer Philosoph! T OXILUS (wirft ihm einen spöttischen Blick zu und wendet sich wieder an die S KLAVEN .) Gewiß, wer würds nicht verstehen, wenn ihr mich in den Brunnen werfen wolltet – A UFSEHER (unterbricht ihn; zu den S KLAVEN ) Aufgepaßt, er wickelt euch ein! T OXILUS (braust auf.) Ich wickle nicht! Weder euch ein, noch mich heraus! Ihr denkt, ich hätte an euere Buckel nicht gedacht, nicht an die Prügel, die ihr für meine Tat kassieren werdet – ihr habt recht! Ich hatte euch vergessen! A UFSEHER Er brüstet sich noch! T OXILUS Ich hab es getan, denn es geht nicht um mich! Sperrt mich nicht in den Brunnen, Freunde, sondern helft mir! Das sei euer Dank an mich! Helft mir, eine Sklavin fliehen zu lassen – Lemniselenis! E INE S KLAVIN Das nennst du eine Sklavin?! Nichts arbeiten, nur sich auf seidenen Kissen herumwälzen und parfümieren? Für so was soll ich meinen Buckel hinhalten?! Laß eine Häßliche frei, eine Arme, aber keine Reiche! (Stille)
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V ORSITZENDER (spöttisch) Nun, Toxilus? T OXILUS (zuckt die Schultern und lächelt leise.) Was tun? Amor hat mein Herz durchbohrt. A LLE S KLAVEN Amor? (Sie weichen scheu etwas zurück.) V ORSITZENDER (erhebt sich verblüfft.) Wer? Ja, darf sich denn das ein Sklave leisten? T OXILUS Soll ich den Göttern trotzen? Bin ich ein Titane? Wer wagt das von mir zu verlangen?! So bedenkt es doch – denkt mal, denkt! A LLE S KLAVEN (horchen auf.) Denken? (Sie sehen sich gegenseitig unsicher an und denken dann, jeder für sich.) (Stille) V ORSITZENDER Wir denken – A LLE S KLAVEN (im Sprechchor) Doch es kommt nichts dabei heraus. V ORSITZENDER Wir denken – A LLE S KLAVEN (wie zuvor) Es müßt uns wer was sagen. V ORSITZENDER Wir denken – A LLE S KLAVEN (wie zuvor) Daß wir warten. T OXILUS (mit leiser Ironie) Auf was warten wir denn? M ATROSA (erhebt sich.) Toxilus. Hast du gehört, daß es einen neuen Gott geben soll? T OXILUS Einen neuen Gott? M ATROSA Ja. V ORSITZENDER Und? Wie sieht er denn aus? M ATROSA Man kann ihn nicht sehen. Er soll aber immer um einen herum sein, um einen jeden von uns, denn er sagt, daß alle Menschen gleich sind, mit gleichen Rechten, gleichen Pflichten – (Stille) T OXILUS Wer hat dir das erzählt? M ATROSA (weicht aus.) Das weiß ich nicht mehr, ich habs halt gehört, und jetzt ist es mir nur so eingefallen – (Stille) V ORSITZENDER Nichts Gewisses weiß man nicht! (Er grinst und setzt sich wieder.) T OXILUS (leise) Ich weiß nur, daß ich liebe – (Er nähert sich langsam M ATROSA und hält dicht vor ihr.) Führ mich hin zu ihr. M ATROSA Nein. Ich fürchte mich – T OXILUS (unterbricht sie gebieterisch.) Führe mich! A UFSEHER Halt! Amor her, Amor hin! Du kommst in den Brunnen! A LLE S KLAVEN In den Brunnen! T OXILUS (zieht ein kurzes Schwert, das er bisher verborgen hielt.) Zurück! A UFSEHER (weicht.) Gewalt, Gewalt, Gewalt! T OXILUS Wag es einer, mich anzufassen! Mich zu hindern! Ich kämpfe für einen Menschen! V ORSITZENDER Idiot! M ATROSA (zu T OXILUS ) Mensch, nimm Vernunft an! T OXILUS Führe mich! Führe! (Er zerrt M ATROSA mit sich nach links ab.)
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In einem Keller in Pompeji. Durch das Kellerfenster fällt das Tageslicht herab, und zwar hauptsächlich auf ein bettartiges Gestell, auf welchem L EMNISELENIS liegt. Sie döst vor sich hin. Links die Türe, Tisch und Kisten als Stühle. Rechts ein Herd mit allerhand Gefäßen, Flaschen, Gläsern, Retorten, als wärs eine Alchimistenküche, aber es wird nur Geld gefälscht. Hier arbeitet Lemniselenis’ Bruder B AGNIO , ein Mensch auf der schiefen Ebene. B AGNIO Wie mans auch dreht, deine Flucht war ein Irrsinn – hör auf deinen Bruder, der dich liebt! Eine Flucht muß gewissenhaft vorbereitet werden, mit Helfershelfern und sofortigem Geld in der Tasche, damit man in aller Ruhe die Kontrollorgane bestechen kann, um sofort übers Meer – L EMNISELENIS (fällt ihm verärgert ins Wort.) Wie oft willst du mir das noch vorkauen! Wie oft soll ichs dir denn auseinandersetzen, daß jener Bursche herkommen wird, und zwar mit dem Geld, er wird sich die sechshundert schon beschaffen, grad oder krumm – vergiß es doch nicht, daß er mich liebt! B AGNIO Wenns nur er nicht vergißt! L EMNISELENIS Verlaß dich auf meinen Instinkt! B AGNIO Red nicht so gebildet! Mit achtzehn Jahren hab ichs überhaupt nicht gewußt, daß es einen Instinkt gibt! L EMNISELENIS Vergleich mich nicht immer mit dir! Du gerätst eben Papa nach und ich meiner armen Mama! (Stille) B AGNIO Und was passiert, Schwesterchen, wenn dein verliebter Bursche anläßlich seiner krummen Geldbeschafferei verhaftet wird? L EMNISELENIS Schweig! B AGNIO Man gibt ihm ein leichteres Kreuzverhör, und schon hat er gestanden, wo wir zu finden sind – L EMNISELENIS Das wär mein Ende! B AGNIO (fährt sie an.) Denk nicht immer nur an dich! Denk auch mal an deinen unschuldigen Bruder! Wenn sie dich hier holen, sehen sie, daß ich da Geld fälsch – und was ist dann?! L EMNISELENIS Wenn du deine Schwester liebst, dann kauf sie doch frei! B AGNIO Ich?! L EMNISELENIS Dort! Mit deinem falschen Zeug! B AGNIO Mit Kleingeld?! Meinst du denn, ich fälsche Silberlinge? Ich bin doch kein Krösus! Und außerdem muß ich auch für Vater sorgen – L EMNISELENIS (fällt ihm ins Wort.) Für Papa? Wie mag man nur für einen Menschen sorgen, der seine einzige Tochter verkauft hat! B AGNIO Verkauft, verkauft, verkauft! Immer macht sie eine solche Sache daraus! Wie gut hast dus gehabt in deiner Sklaverei – L EMNISELENIS (fährt hoch.) Gut?! B AGNIO Das will ich meinen! Sogar eine eigene Dienerin hast du gehabt, in deinem Alter, und silberne Teller und Konfitüren und Rosenöl mit seidener Wäsch und was weiß ich! Du wirst noch weinen nach deinem „Kerker“, weinen! L EMNISELENIS Ach, Bruder! Was weißt du von der reichen Sklaven Leid. Sie liegen auf seidenen Kissen, aber ihr Herz liegt auf Stein.
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B AGNIO (grinst.) Liegt es hier besser in diesem Loch? L EMNISELENIS Ja. Denn hier hab ich meine Freiheit. B AGNIO Eine feine Freiheit! Nicht einmal auf die Straße darfst, sonst sperrens dich gleich ein! L EMNISELENIS Bald werd ich dürfen! Bald werd ich durch alle Straßen gehen, stolz und froh. Ich weiß, alles wird gut, denn Amor hat geholfen. B AGNIO Amor, Amor! Du glaubst noch an die Götter? Ich nicht. Da munkeln jetzt die Leut von einem neuen Gott, aber es gibt weder alte noch neue! Man hat sich auf sich selbst zu verlassen. L EMNISELENIS Fälsch dein Geld und ärger mich nicht. (Es klopft an die Türe.) D IE ZWEI (schrecken zusammen.) (Es klopft noch dreimal in einem bestimmten Rhythmus.) B AGNIO Ach, das ist Vater! (Er öffnet die Türe, läßt den P ARASITEN , einen alten Stutzer, eintreten und verriegelt rasch wieder die Türe.) L EMNISELENIS (ohne sich zu erheben) Guten Morgen, Papa. P ARASIT Guten Morgen. B AGNIO (zu L EMNISELENIS ) Willst du dich nicht erheben, wenn dein Vater kommt? L EMNISELENIS Na schön – (Sie erhebt sich unwillig.) P ARASIT Ein Benehmen ist das, wo man sich zwei Jahre nicht gesehen hat – (zu B AGNIO ) Hast du nichts Eßbares da? B AGNIO Leider – P ARASIT Nicht ein Stückchen Brot? Immer wenn ich einen Tisch seh, hab ich einen leeren Magen. L EMNISELENIS (spitz) Noch bei Appetit? P ARASIT (grinst.) Früh am Tage soll der Mann ans Essen gehen. Kinder, gestern war ich eingeladen – es war ein Fest! Grandios, einmalig! Leider einmalig! Ein Singvögelzungenragout – delikat! Dazu ein Salat, oh! L EMNISELENIS (wie vorhin) Man ladet dich immer noch ein? P ARASIT (stutzt etwas.) Was soll diese Frage? Ich bin zwar nicht mehr der Jüngste, aber man plaudert noch gerne mit mir. Ich war immer ein guter Gesellschafter, und übrigens hat unsere ganze Familie bis ins höchste Alter hinein konstant von fremder Kost gelebt – L EMNISELENIS (wie vorhin) Mama nicht. P ARASIT (ist unangenehm berührt.) Reden wir lieber von dir. Also du scheinst ja durch den Herrn Präsidenten Thago einen ordentlichen Schock erlitten zu haben, sonst wäre mir nämlich dein überaus leichtfertiges Vorgehen überhaupt unerklärlich. Ich sehe auch so noch nicht klar, denn K.R. Thago ist ein kreuzbraver Mann! L EMNISELENIS Kennst du ihn? P ARASIT Wie soll ich ihn kennen, er hat mich ja noch nicht eingeladen! (zu B AGNIO ) Hast du wirklich nichts Eßbares da? B AGNIO Reden wir jetzt mal nicht vom Essen, Vater, sondern von der Flucht deines Töchterleins, samt allen ihren etwaigen Konsequenzen! P ARASIT Warum so aufgeregt? B AGNIO Weil ich nervös bin! Ich fälsch schon falsch! L EMNISELENIS Bagnio übertreibt. Schau, Papa, ein Mann hat sich in mich verliebt – P ARASIT (fällt ihr ins Wort.) Hat er Geld? B AGNIO Keinen Groschen! Er ist ein Sklave!
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P ARASIT Was hör ich?! L EMNISELENIS Ausreden lassen! Er heißt Toxilus und ist der Stellvertreter K.R. Thagos! Er ließ mich fliehen, und er bringt auch die sechshundert Silberlinge auf, grad oder krumm – morgen bin ich frei! Er liebt mich nämlich! P ARASIT Und du liebst ihn? L EMNISELENIS Aber nein, Papa! Nicht doch! Ich hab ihm ja nur ein großes Theater vorgespielt, und er ist mir auf den Leim gegangen – morgen bin ich ihn los! P ARASIT Das ist aber nicht schön von dir, daß du einen braven Mann derart ausnützt – L EMNISELENIS Du redest was von ausnützen?! Wer hat mich denn verkauft, wer?! B AGNIO (verzweifelt) Sie fängt schon wieder an! L EMNISELENIS Jetzt nütz ich jeden aus, für meine Freiheit bin ich zu allem fähig! P ARASIT Backfischideale! L EMNISELENIS Ich lasse mir meine Ideale von euch nicht rauben! B AGNIO Schrei nicht mit deinem eigenen Vater! L EMNISELENIS Ich schrei aber! P ARASIT (zu L EMNISELENIS ) Vergiß nicht, daß ich dich gezeugt hab! B AGNIO (zum P ARASITEN ) Schrei nicht! L EMNISELENIS (zum P ARASITEN ) Ich nehme keine Rücksicht mehr auf dich! B AGNIO (zu L EMNISELENIS ) Dann nimm wenigstens Rücksicht auf meine Arbeit! Man hört euch ja bis nach Rom! (Stille) P ARASIT (zu sich selbst) Die eigene Tochter! Nimmt keine Rücksicht – und zum Essen ist auch nichts da. Was bin ich? Ein alter Mann. Und einsam – – (zu L EMNISELENIS ) Du wirst deine Ideale schon von allein verlieren. L EMNISELENIS Papa, hör mich mal jetzt in Ruhe an: ich weiß, daß kein Kind was taugt, das seinen Eltern nicht gehorcht. Aber auch kein Kind taugt etwas, das schweigend zusieht, wenn die Eltern was Unrechtes machen. P ARASIT Wann habe ich was Unrechtes gemacht? Nie! L EMNISELENIS Gewiß, du hattest die Macht und das Recht, mir meine Freiheit zu nehmen – P ARASIT (unterbricht sie.) So laß doch endlich deine Freiheit in Ruh! Was willst du von ihr? Ohne Geld? Vergiß doch nicht, daß ich leider nicht in der Lage war, dir eine Mitgift zu geben, dein Vater ist eben ein armer Mann, willst du ihm deshalb Vorwürfe machen? Schäme dich. Ich wollte immer nur dein Bestes. L EMNISELENIS Gewiß, Papa, wir lebten in Dürftigkeit, doch ist ein bescheidenes Leben besser, als wenn sich die Armut mit der Unehrenhaftigkeit paart. Dann wird die Armut noch bitterer. P ARASIT Willst du denn die Welt ändern? Du bist ja unausstehlich! L EMNISELENIS Papa, auch der Menschen Schande hat Unsterblichkeit. Sie lebt noch fort, wenn man sie schon gestorben glaubt. (Die Gefäße auf dem Herde zittern und klirren, eine Kiste fällt um, und die Ampel stürzt von der Decke herab.) D IE DREI (erschrecken und erstarren.) (Stille) B AGNIO (leise) Was war denn jetzt das? L EMNISELENIS Ich dachte, der Boden rutscht unter mir weg – P ARASIT Kinder, das war ein Erdbeben! (Stille)
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L EMNISELENIS (setzt sich.) Mir ist ganz schlecht. B AGNIO Das hat was zu bedeuten. (Stille) P ARASIT Das letzte große Erdbeben war vor sechsundzwanzig Jahren. Ja, ich erinnere mich. Damals wart ihr beide noch nicht auf der Welt. (Es klopft an die Türe.) D IE DREI (schrecken wieder zusammen.) (Es klopft noch dreimal in dem bestimmten Rhythmus.) L EMNISELENIS (schnellt empor.) Das ist er! Toxilus! (Sie öffnet rasch die Türe.) T OXILUS (tritt ein, er trägt das kurze Schwert gegürtet, erblickt L EMNISELENIS und schließt sie sofort in seine Arme.) B AGNIO (verriegelt rasch wieder die Türe und tauscht mit dem P ARASITEN einen spöttischen Blick.) L EMNISELENIS (macht sich sanft von T OXILUS los; lächelnd) Was sagst du zu unserem Erdbeben? T OXILUS (perplex) Erdbeben? L EMNISELENIS Die Ampel ist heruntergefallen. Schau! T OXILUS (schaut auf die Ampel.) Ich dachte nur an dich – P ARASIT (zu L EMNISELENIS ) Willst du uns nicht vorstellen? L EMNISELENIS (zu T OXILUS ) Das ist mein Papa, und das ist mein Bruder Bagnio. T OXILUS (horcht bei dem Wort „PAPA“ auf und fixiert finster den P ARASITEN .) P ARASIT (unsicher) Was hat er denn? T OXILUS (zum P ARASITEN ) Herr! Darf ich Ihnen meine tiefste Verachtung ausdrücken, da Sie sich nicht scheuen, Ihr eigen Fleisch und Blut zu verschachern – B AGNIO (unterbricht ihn verzweifelt.) Jetzt fängt der auch noch an! L EMNISELENIS (zu T OXILUS ) Aber Toxilus! Kein Wort mehr, Liebling! Papa und ich haben uns ausgesprochen und sind wieder versöhnt – Nehmt Platz! D IE VIER (setzen sich um den Tisch.) B AGNIO Leider habe ich nichts zum Anbieten – P ARASIT Leider-leider! L EMNISELENIS Wir sind sehr arm. T OXILUS Oh bitte-bitte! (Stille) L EMNISELENIS Hast du eine angenehme Flucht gehabt? T OXILUS (lächelt.) Erschrick nicht, Liebste – aber um ein Haar hätte man mich in den Brunnen gesperrt. L EMNISELENIS In einen Brunnen?! T OXILUS Ja. Deine Flucht, Geliebte, wurde nämlich leider frühzeitig entdeckt, und so schleppte man mich vor das Sklavengericht. Aber ich nahm keine Strafe an und bahnte mir meinen Weg zu dir mit dem Schwert! P ARASIT Allerhand! B AGNIO Gabs Tote, Verletzte? T OXILUS Nein, es ging auch ohne Blut. L EMNISELENIS Den Göttern sei Dank! T OXILUS Matrosa führte mich her, sie wartet draußen. Auch bei ihr mußte ich Gewalt anwenden – (Er lächelt.) Jaja, seit ich dich liebe, bin ich plötzlich ein Held geworden, denn mein Leben hat endlich einen Sinn. Das Meer ist kleiner und größer
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geworden, der Himmel näher und höher. Wald und Flur rücken ins rechte Licht. Ach, Lemniselenis, ich finde keine Worte, nur deinen Namen! L EMNISELENIS (lächelt gewollt geziert.) Lieb von dir. Doch sag mal: Das Geld hast du doch dabei? T OXILUS Was für Geld? L EMNISELENIS Die sechshundert Silberlinge – T OXILUS Ich? Ich hab keinen Groschen. B AGNIO (schnellt empor.) Was?! Wußt ichs doch! T OXILUS (perplex) Wieso? Versteh kein Wort. P ARASIT (zu T OXILUS , der ihn mit äußerster Zurückhaltung betrachtet) Herr, reden wir mal mit offenen Karten: Das Mädel sitzt hier in dem Loch und kann nicht heraus, ehe die sechshundert Silberlinge da sind! L EMNISELENIS Ich dachte, du würdest mich freikaufen! T OXILUS Ich? Dich? Womit denn?! L EMNISELENIS Du hast doch gesagt, daß du etwas verkaufen willst, was nicht dir gehört – T OXILUS Das hab ich nie gesagt! L EMNISELENIS Nie?! Haben wir denn nicht stundenlang darüber gesprochen?! T OXILUS Gesprochen gewiß! Aber wer wird denn so was tun? Bin ich denn ein Räuber? Mißversteh mich nicht, Geliebte! Ich habe nur gesagt: Reite fort, und ich reit dir nach – B AGNIO (verzweifelt) Wußt ichs doch, wußt ichs doch! T OXILUS Still! Laßt mich mal grübeln: wer mir etwa so viel leihen tät – B AGNIO (außer sich) Leihen?! Dir?! Was fällt dir ein, unverschämter Kerl?! (Er ergreift einen Prügel und brüllt.) Hinaus! Hinaus, gewissenloser Mädchenverführer! T OXILUS (schnellt empor und zückt sein Schwert.) L EMNISELENIS Nein! (Sie stellt sich schützend vor T OXILUS .) Erstich ihn nicht, er ist mein Bruder! B AGNIO Laß ihn nur stechen! Ich demolier ihm seinen Kürbis, daß er auf der Stell den Zerberus bellen hört! P ARASIT Aber meine Herren! (Stille) T OXILUS (zu L EMNISELENIS , indem er B AGNIO nicht aus den Augen läßt) Komm! L EMNISELENIS Wohin? T OXILUS Vertrau nur mir, wir kommen schon durch. Verlaß dich auf meine Liebe – P ARASIT Einen Augenblick! Wer liebt, sitzt bekanntlich auf seinem Verstand, und da muß ein heller Kopf eingreifen – T OXILUS (unterbricht ihn barsch.) Verzichte auf Eueren Kopf! L EMNISELENIS (fährt T OXILUS an.) Sprich anständig mit Papa! Der hat schon mehr für mich getan wie du! T OXILUS (starrt sie entgeistert an.) L EMNISELENIS Starr mich nicht so an – oder tust du etwa etwas für mich?! T OXILUS Ich opferte meinen Beruf. P ARASIT (wegwerfend) Ein Sklave! Auch ein Opfer! L EMNISELENIS (zu T OXILUS ) Ich hoffte, du würdest stehlen. T OXILUS Ist das dein Ernst? P ARASIT (zu L EMNISELENIS ) Laß ihn, jetzt redet dein Papa zu dir: Hier steht ein Mann
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und starrt dich an. Er hat nichts und ist nichts, ein entsprungener Unfreier aus dem Brunnen heraus. Verfolgt und gehetzt von arm und reich, gehört er nirgends hin und will trotzdem nirgends einbrechen. Ein Phantast! Frag ihn, wie er dich ernähren will, bekleiden, beschuhen? Frag ihn, was er dir bieten kann? T OXILUS Mich. P ARASIT Das ist nichts. (Stille) L EMNISELENIS Du hast recht, Papa. T OXILUS Recht?! L EMNISELENIS Ja. T OXILUS (starrt sie wieder an, und es scheint eine Welt in ihm zusammenzubrechen.) (Stille) L EMNISELENIS In einem ländlichen Lustsitz am Meer steht eine Kasse, und die Herrschaft ist verreist. T OXILUS (horcht auf.) Meinst du unsere Herrschaft? L EMNISELENIS Unsere ehemalige. Vorbei, vorbei! Oder kannst du zurück? T OXILUS Werd mich hüten! Du hast recht. (Stille) L EMNISELENIS Die Kasse steht im dritten Zimmer. T OXILUS Gleich rechter Hand. L EMNISELENIS Wenn man von links kommt. T OXILUS (lächelt traurig.) Ich kann mich noch erinnern. L EMNISELENIS (mit geschlossenen Augen) Ich seh sie noch vor mir. (Stille) T OXILUS Man kann auch durchs Fenster. L EMNISELENIS Stimmt. Durchs fünfte von links. T OXILUS Nein, dort schläft der Aufseher. Durchs vierte von rechts. L EMNISELENIS Aha. (Stille) L EMNISELENIS Was ist denn in der Kasse? T OXILUS Neunhundert Silberlinge. B AGNIO (faßt sich ans Herz.) Sags noch mal! T OXILUS Neunhundert. P ARASIT Wie das klingt! Neun-hun-dert – das zerrinnt auf der Zunge wie Butter – L EMNISELENIS Na also! (Stille) T OXILUS (gibt sich plötzlich einen Ruck, stürzt an die Türe, will hinaus, kann aber nicht, denn sie ist ja verriegelt; er rüttelt an ihr und schreit.) Aufmachen! Noch bin ich kein Verbrecher! Auf-auf! (Er sprengt die Türe auf und rasch ab.) B AGNIO (stürzt auf die demolierte Türe und schreit T OXILUS nach.) Feiger Halunke! Brich lieber ein, statt aus! Schurke! Erst ein Mädel verführen, aber dann nicht einmal stehlen! P ARASIT (lächelt süffisant.) So weit geht die Liebe nicht – L EMNISELENIS (tonlos) Nein. So weit nicht. B AGNIO (zu L EMNISELENIS ) Trotz deines Amors! (Er repariert die Türe und schließt sie wieder.) (Stille) L EMNISELENIS (hat nachgedacht; leise) Jetzt nehm ich Abschied von meinen Idealen.
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Lebt wohl! Denn wenn sogar Amor es nicht fertigbringt, daß einer für einen stiehlt, dann gibt es keine Hilfe mehr. P ARASIT (nickt zustimmend.) B AGNIO (öffnet langsam die Türe.) L EMNISELENIS Und wenn Matrosa kommt, sagt, ich bin bei Dordalus – (Sie geht auf die Türe zu.) B AGNIO (öffnet sie weit.) P ARASIT Pa, Kindchen! L EMNISELENIS (hält noch einmal.) Sieht man mirs an, daß ich an keine Götter mehr glaub? (ab durch die Türe)
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Beim Sklavenhändler Dordalus, und zwar im Hofe seiner Firma. Eine weiße Wand trägt mit großen Lettern folgende Inschrift: „Dordalus. Sklavenhändler. En gros. En detail. Import. Export“. Im Hintergrund eine Türe ins Haus, links das Tor auf die Straße, und rechts gehts nach den Sklavenlagern. In der Mitte ein Podium, wo die Sklaven feilgeboten werden. D ORDALUS verhandelt soeben eine dicke S KLAVIN . D REI D AMEN interessieren sich. D ORDALUS (zu den D AMEN ) Ich kann sie nur empfehlen, sie ist meine beste Köchin, seit Jahr und Tag! Reinlich, peinlich, fleißig, ehrlich, treu! Kocht wie ein Engel! Macht aus nichts den schönsten Schmarrn! E RSTE D AME Stöbert sie auch? D ORDALUS Sie stöbert, daß die Fetzen fliegen! Und hilft auch bei der großen Wäsch! Z WEITE Ißt sie viel? D ORDALUS Wenn sie nichts bekommt, ißt sie überhaupt nichts. Z WEITE Sie ist nämlich verdächtig gut genährt – D ORDALUS Sie war bei Puniern. D RITTE Ach, die verderben ja alles! E RSTE (wirft einen verachtenden Blick auf die DRITTE ; zu D ORDALUS ) Kann sie punisch kochen? D ORDALUS Die kann auch ägyptisch! Eine Perle! E RSTE Was kostet sie? D ORDALUS Nichts! (Stille) E RSTE Na reden Sie schon! D ORDALUS Wären zwanzig zu wenig? E RSTE Ja. Fünfzehn. D ORDALUS Neunzehn. E RSTE Fünfzehn. D ORDALUS Achtzehn. E RSTE Vierzehn. D ORDALUS (braust auf.) Fünfundzwanzig!
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E RSTE Dreizehn. D ORDALUS Also gut fünfzehn! Ab mit Schaden! Z WEITE und DRITTE (ab nach links) E RSTE (zahlt D ORDALUS .) Ich nehm sie gleich mit, sonst wird sie mir noch vertauscht. Vor vierzehn Tagen kaufte ich mir bei Maximus in Herkulanum eine Kammerzofe, und abends schickt er mir einen Gladiator ins Haus. In voller Rüstung! D ORDALUS Maximus in Herkulanum ist überhaupt keine Firma! Bei uns herrscht Ordnung! Danke bestens, beehrens mich wieder! (zur S KLAVIN ) Geh schön mit deiner Herrin – Pa! E RSTE Lebt wohl! (ab mit der S KLAVIN nach links) D ORDALUS (geht auf die Türe im Hintergrund zu.) E IN H ERR (erscheint im Tor links und tritt ein; er ist ein freier Kleinbürger und hat einen URALTEN S KLAVEN bei sich.) Dordalus! Schau dir das mal an! D ORDALUS (hält, schaut hin und ist nicht angenehm berührt.) Ich schau. H ERR So was wagst du zu verkaufen? Pfeffer hast du ihm gegeben, damit er feuriger schreitet, er hats mir gestanden! D ORDALUS Er hat ja auch nur zweieinhalb Silberlinge gekostet. H ERR Ist auch Geld! D ORDALUS Was willst du für zweieinhalb haben? Einen ganzen Herkules? H ERR Also nur nicht frech werden! Auf den zahl ich doch drauf! Kaum daß er kriecht, aber fressen tut er für drei! D ORDALUS Er ist eben sehr gescheit. Er war noch ein Schüler von Sokrates! H ERR Ah was Sokrates! Ich brauch ein Mädel für alles! D ORDALUS Also das ist er wieder weniger! H ERR Ich werd mich da mit dir herumärgern! Behalt dein Klump! Mich siehst du nicht mehr! (wütend ab nach links) D ORDALUS Komm, Alter! Bist müd? U RALTER Ich fühl mich ganz frisch – D ORDALUS Hat er dich schlecht behandelt? U RALTER Oh nein, ich lag in der Sonne mit den Hunden. D ORDALUS Und dort haben wir dann philosophiert? U RALTER Den Blödsinn hab ich mir schon längst abgewöhnt. Ich hab geschlafen. D ORDALUS Immer emsig, emsig – U RALTER Darf ich Euch was raten? Verkauft mich noch einmal – (ab nach rechts) D ORDALUS (sieht ihm nach.) Ein Seher. M ATROSA (kommt aus der Türe im Hintergrunde.) D ORDALUS Matrosa! Wie gehts der kleinen Ausreißerin? M ATROSA Danke, sehr gut! Sie singt und schmückt sich soeben. D ORDALUS Sie soll sich nur noch schöner schmücken, heut kommt Kundschaft! L EMNISELENIS (tritt sehr geschmückt und geschminkt aus der Türe im Hintergrunde; sie scheint heiter zu sein.) Bin schon da! D ORDALUS Reizend sieht sie aus! Süß! M ATROSA Ich lieb sie schon lang. L EMNISELENIS Ihr seid alle so nett zu mir, mit was hab ich mir das verdient? D ORDALUS Das kommt erst noch. M ATROSA (zu L EMNISELENIS ) Kundschaft kommt! L EMNISELENIS (schrickt etwas zusammen, beherrscht sich jedoch sofort.) Wer? D ORDALUS Haltet euch fest! Der Praetor von Pompeji!
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M ATROSA Der Praetor? Persönlich?! D ORDALUS Nuna, unpersönlich! No, hab ich Kunden? Man muß sagen – L EMNISELENIS (fällt ihm ins Wort.) Wie alt ist er denn? D ORDALUS Das ist die einzige Schattenseite, denn so ganz ist er nicht mehr der Jüngste. L EMNISELENIS (atmet auf.) Hoffentlich! D ORDALUS (perplex) Was hör ich? M ATROSA Sie möcht von der männlichen Jugend nichts wissen. D ORDALUS Wieso warum denn nicht? L EMNISELENIS Weil die jungen Herren nur an sich denken. D ORDALUS So? Und an was denken denn noch die alten Herren, außer an sich selbst? L EMNISELENIS An den Tod. (Sie lächelt kurz.) D ORDALUS (starrt sie an.) M ATROSA (zu D ORDALUS ) Wenns nach ihr ging, würde sie sich einen Herrn Gebieter aus dem Greisenasyl holen. D ORDALUS Aha! Jetzt kapier ich allmählich: Das unschuldige Kind sucht einen baldigen Erbonkel – schau-schau! Die geborene Krankenschwester! L EMNISELENIS Ihr dürft nicht annehmen, daß ich mit unerlaubten Mitteln, als da sind: böse Kräuter, Schlangengift et cetera, das Ableben eines gebrechlichen Gebieters beschleunigen wollte. Ich würde auch nimmer ein maßgebliches Wort in seinem Testament fälschen, aber ich tät ihm die Schrecken der Unterwelt ausmalen, und das fiele mir leicht, denn ich müßt ihm doch nur vom Schicksal der Sklaven auf der Oberwelt berichten. Die Haare würden ihm alle gen Himmel stehen, und er würd mich vor lauter Grauen garantiert reich beschenken, um nicht in der Unterwelt als unfreie Seele verhandelt zu werden, als ein Ding mit menschlichen Allüren – D ORDALUS (unterbricht sie schroff.) Sei nicht so manieriert! Und nur nicht ungerecht werden, ja?! Frechheit! Wo man sich schon zerreißt! Einen leibhaftigen Praetor – und noch immer nicht zufrieden! (Stille) L EMNISELENIS (leise) Ich wollt Euch nicht kränken, das lag mir fern. Verzeihung. D ORDALUS Schon gut. M ATROSA (zu D ORDALUS ) Sie hat eine zarte Seele. D ORDALUS Was verstehst schon du unter Seele. L EMNISELENIS Was sich aus einem fortsehnt. D ORDALUS (horcht auf und schlägt sich auf die Stirne.) Richtig! Apropos fortsehnt: Heut nacht ist mir nämlich einer ausgebrochen, ein Galeerensklave, Schlag soll ihn treffen, ich muß ja nach dem Gitter schaun – (rasch ab nach rechts) L EMNISELENIS (setzt sich auf das Podium.) M ATROSA (betrachtet interessiert die Inschrift an der weißen Wand.) L EMNISELENIS (beobachtet sie; plötzlich) Kannst du lesen? M ATROSA Nicht alles. L EMNISELENIS Lernst du noch? M ATROSA Du bist zwar die beste Herrin der Welt, aber auch bei dir muß man immer nur für dich da sein – (Sie nickt ihr lächelnd zu.) L EMNISELENIS (lächelt leer.) Ja, ich bin ein guter Mensch. M ATROSA Bis auf den einen Fall. L EMNISELENIS Reden wir nicht mehr darüber. (Sie geht auf und ab.)
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(Stille) M ATROSA Du wirst es noch bitter bereuen. L EMNISELENIS Hör auf. M ATROSA Man darf einen Menschen nicht so behandeln – er liebt dich, opfert dir seine Existenz, und du hast ihn angelogen, daß du ihn liebst! L EMNISELENIS Hör auf! M ATROSA Ich hör nicht auf! Du wolltest ja sogar, daß er für dich raubt! Daß er für deine Lügen zum Schwerverbrecher wird! L EMNISELENIS (hält und fixiert sie böse.) Gehts dich was an? M ATROSA Ja. Weil er mir leid tut. L EMNISELENIS Tut er dir? Und ich? (Sie schreit sie plötzlich an.) Es geht dich nichts an, was ich mit Toxilus treib! M ATROSA (ruhig) Schrei nicht. Du bist nicht so schlecht wie deine Sünden. L EMNISELENIS (höhnisch) Wie gewählt du dich plötzlich ausdrückst – M ATROSA (sieht sie groß an.) Das waren nicht meine Worte. Denk daran, daß alles, was du treibst, aufgezeichnet wird, und daß einst Rechenschaft von dir verlangt wird – L EMNISELENIS (fällt ihr ins Wort.) Und ich sage dir: Jupiter, Venus, Merkur, Apollo, Amor – und wie sie alle heißen mögen! Alles Mist! Die Götter sind tot! M ATROSA Sind sie auch, denn es gibt nur einen Gott. L EMNISELENIS (schnippisch) Ach, wieder dieser neue Gott? M ATROSA Ewig. L EMNISELENIS Ein sonderbarer Gott, den man kreuzigen kann wie einen letzten Sklaven! M ATROSA Gib acht, daß er dich nicht schlägt! L EMNISELENIS (spöttisch) Ach, tut er das auch? (Sie betrachtet wohlgefällig ihre Beine.) Warum wohnt er eigentlich unter der Erde? M ATROSA (sieht sich vorsichtig um; leise) Halb Rom soll schon ganz unterhöhlt sein. Wir werden immer mehr. (Stille) L EMNISELENIS (ist ernst geworden.) Du warst wieder dort? M ATROSA Gestern. L EMNISELENIS Ich wills aber nicht haben, daß du hingehst, wir haben schon genug Sorgen. M ATROSA (lächelt.) Wer hingeht, vergißt sie. Komm mal mit – L EMNISELENIS Ich kann mich beherrschen! Nein, da hätt ich Angst – M ATROSA (wie zuvor) Warum? L EMNISELENIS Schon weil man so tief hinunter – M ATROSA (fällt ihr ins Wort.) Halb so schlimm! L EMNISELENIS Und dann ist es finster – Nein-nein! M ATROSA Bei uns brennen immer Lichter. Es ist eine andere Welt. (Stille) L EMNISELENIS Was soll man sich denn da anziehen? M ATROSA Nicht zu geschmückt. L EMNISELENIS (lächelt.) Ist eh alles nur Glas – (Stille) M ATROSA Du wirst es nicht bereuen. L EMNISELENIS Möglich.
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M ATROSA Bist du nicht froh, daß Toxilus nicht gestohlen hat? L EMNISELENIS (horcht auf und wird wieder böse.) Nein. (ironisch) Noch nicht – T OXILUS (erscheint im Tore links; er hat noch sein Schwert, doch sein Anzug ist etwas zerrissen.) L EMNISELENIS (schnellt empor.) Toxilus! T OXILUS (geht langsam auf sie zu und hält dicht vor ihr; er sieht ihr in die Augen und lächelt müde.) Du wirst noch heute frei. L EMNISELENIS (starrt ihn entgeistert an.) T OXILUS Seit ich von dir ging, hab ich nicht mehr geschlafen und hab also auch nichts mehr geträumt. Ich bin erwacht: Es gibt nur ein Verbrechen: dich weiter im Joche der Sklaverei zu lassen, dich wieder weiter zu verschachern wie ein Stück Tier – heut kenne ich nur dieses einzige Verbrechen, und sonst sei mir alles recht! In einem ländlichen Lustsitz am Meer steht eine Kasse, und die Herrschaft ist verreist. Das waren seine Worte, und du hattest recht. Amor beschützte mich – (Er zeigt ihr einen Geldbeutel.) Sechshundert in Gold. Ich kaufe dich frei. L EMNISELENIS (schreit entsetzt auf.) Nein!! (Sie wirft sich auf das Podium und weint stumm.) T OXILUS (verwirrt zu M ATROSA ) Was hat sie denn? M ATROSA Still! Gott schlägt sie. T OXILUS (völlig verwirrt) Wer? E IN L IKTORE (erscheint links im Tore und ruft nach rechts.) Der Praetor naht! Der Praetor von Pompeji! D IE DREI (fahren zusammen.) M ATROSA Um Gottes willen! (Sie eilt zu L EMNISELENIS und trocknet rasch ihre Tränen.) D ORDALUS (kommt eilends von rechts; zu L EMNISELENIS ) Was, du weinst? Bist verrückt?! Verwischt sich noch die ganze Schmink! (zu M ATROSA ) Richt sie her, hastig-hastig! (Er erblickt T OXILUS .) Toxilus! Jetzt werd aber ich verrückt! Du wagst dich her?! T OXILUS (deutet auf L EMNISELENIS .) Ich kaufe sie frei. D ORDALUS Er ist verrückt! Weg da, entsprungener Sklave! Dort kommt der Praetor – Gott, du bist gerecht! (zu L EMNISELENIS ) Marsch aufs Podium! L EMNISELENIS (besteigt das Podium.) T OXILUS (zieht sich hinter das Podium zurück und kennt sich nicht mehr aus.) D ER P RAETOR (kommt von links mit G EFOLGE und L IKTOREN .) D ORDALUS (verbeugt sich tief.) Hohe und höchste Ehre, Exzellenz – P RAETOR (unterbricht ihn.) Behalt deine Titel! Ich bin der Praetor von Pompeji, und das genügt. Rede überhaupt möglichst wenig, deinesgleichen sind mir nicht sympathisch. D ORDALUS (verbeugt sich und deutet auf das Podium.) P RAETOR (betrachtet L EMNISELENIS .) D ORDALUS (kann sich nicht zurückhalten.) Sie ist das entzückendste – P RAETOR (unterbricht ihn schroff.) Ich bin nicht blind! (Stille) P RAETOR (zu L EMNISELENIS ) Dreh dich um. L EMNISELENIS (dreht sich um.) P RAETOR Einen Sessel! E IN L IKTORE (bringt einen Sessel.)
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P RAETOR (setzt sich; zu D ORDALUS ) Nun, was soll das Kind kosten? D ORDALUS Wenig. P RAETOR Wenig ist gar nichts. D ORDALUS Bei mir ist wenig ein bisserl mehr. P RAETOR Wie viel? D ORDALUS Nicht viel – P RAETOR Also? D ORDALUS Sagen wir – was sagen wir? P RAETOR Was weiß ich! D ORDALUS Wären also, sagen wir, zirka – für einen Praetor von Pompeji – P RAETOR (unterbricht ihn.) Wenn ich kaufe, bin ich kein Praetor, sondern ein einfacher freier Bürger! D ORDALUS Ojjweh, das hab ich nicht gern! P RAETOR Gern oder nicht gern, mir wirds jetzt zu bunt! Du wagst es, mit deinem Handel meine Zeit zu stehlen? Meine Zeit ist kostbarer als deine Hetären, und ich ziehe sie nun ab: es bleiben dir noch fünfzig Silberlinge und Schluß! D ORDALUS (entsetzt) Fünfzig?! P RAETOR Wenn du zögerst, werdens noch weniger. Zeit eilt. D ORDALUS Und wenn ich mich weiger? P RAETOR Dann verurteil ich dich dazu. D ORDALUS Oh Merkur, Gott der Kaufleute, hilf einem ehrlichen Handelsmann! P RAETOR Du und ein ehrlicher Handelsmann? Lästere nicht! Versprichst mir ein überirdisches Geschöpf, eine griechische Aphrodite, ich vertage einen ganzen Prozeß, lasse mich mühsam hierhertragen, und was muß ich erblicken?! Ein armseliges Wesen, falsch eingehängte Beine, abstehende Ohren, schiefer Mund, gelbe Haare, wo sie ihre Nase hat, erkennt man überhaupt erst nach längerem Hinschauen – und schielen tut sie auch! T OXILUS (kann sich nicht mehr beherrschen und stürzt von hinter dem Podium vor.) Was?! Lemniselenis schielt?! L EMNISELENIS (dreht sich entsetzt um.) P RAETOR (zu D ORDALUS ) Wer redet da zu mir? D ORDALUS (frech) Was gehts mich an! T OXILUS Ich rede, ich! Wie könnt Ihr es wagen, an diesem göttlichen Geschöpfe ein Haar in der Suppe – L EMNISELENIS (unterbricht ihn verzweifelt.) Halte ein! Nicht – T OXILUS (unterbricht sie.) Nein, ich halte nicht ein, das halt ich nicht aus! Ich laß das nicht zu! Abstehende Ohren, hat er gesagt! Schiefer Mund, gelbe Haare! Oh Götter, nein-nein, jetzt will ich es aller Welt beweisen, was an dir dran ist, und zwar überall dran – denn ich, ich verstehe was von der Schönheit der Damenwelt! P RAETOR Ein vermessener Bursche! T OXILUS Dordalus, hier hast du sechshundert Silberlinge! (Er wirft ihm seinen Geldbeutel zu.) D ORDALUS Sechshundert?! T OXILUS In Gold! Jawohl, denn Lemniselenis ist sechstausend wert! Nimm es, räudiger Geldgeier, ich kauf das Mädchen frei! D ORDALUS Gemacht-gemacht! Dies Geld jedoch mußt leider du behalten – (Er übergibt es ihm wieder.) Ich habe ja die Dame nur in Kommission zu Verkauf, wenn
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sie freigekauft wird, gehört das Geld nicht mir, sondern ihrem letzten Herrn, also dem Präsidenten K.R. Thago. T OXILUS (perplex) Wem? D ORDALUS (lächelt undurchsichtig.) Hast mich nicht verstanden? Leg es in seine Kasse. T OXILUS Wohin?! D ORDALUS In seine Kasse. Mit so Freikaufereien hab ich leider nichts zu tun – P RAETOR (fällt ihm ins Wort.) Aber vielleicht ich, und zwar in meiner Eigenschaft als Richter! Es will mir nicht in den Sinn, daß irgend so ein Bursche für ein Weib, das mir mißfällt, sechshundert Silberlinge – (Er fixiert T OXILUS .) Wer seid Ihr denn? Euer Name? T OXILUS (wird etwas unsicher.) Toxilus. P RAETOR Euer Stand? T OXILUS Hm. D ORDALUS (lächelt wieder undurchsichtig.) Oberkammersklave. P RAETOR Sklave? Ahnt ich es doch, daß hier etwas nicht geheuer! (zu D ORDALUS ) Wer ist denn sein Herr? D ORDALUS Präsident Thago. P RAETOR Ach! (zu T OXILUS ) Nun, sag mir mal, wieso kann ein unfreier Mann zu so viel Geld kommen? T OXILUS Nur durch der Götter Fügung und die Gnade seiner Herrschaft. Mein Herr hats mir geschenkt. P RAETOR Wie kann ein Mensch nur so dumm lügen! T OXILUS Hoher Praetor! Die Wahrheit – P RAETOR (unterbricht ihn.) Kein Wort mehr, es ist aus! Ich kenne deinen Gebieter persönlich – Wem schenkt der einen Groschen, geschweige denn sechshundert Silberlinge?! (zu den L IKTOREN ) Verhaftet ihn! L EMNISELENIS (springt verzweifelt vom Podium herunter.) Nein! Oh hoher Praetor, er sagt die Wahrheit, glaubet mir, auch wenn Ihr mich nicht für schön findet! Ich selber war ja dabei, wie der Herr Präsident ihm das Geld gab, ich schwör Euch jeden Eid, der Euch heilig ist! Aber wenn Ihr ihn jetzt trotzdem einkerkert, dann kerkert auch mich ein – auch mich, auch mich! P RAETOR (lächelt.) Ach, ist Amor mit im Spiele? L EMNISELENIS Nein. T OXILUS (zu L EMNISELENIS ) Verleugne alles, nur niemals unsere Liebe! L EMNISELENIS (fest) Amor ist jetzt nicht dabei. P RAETOR (ironisch zu T OXILUS ) Keine Angst! (lächelnd zu L EMNISELENIS ) Du willst also unschuldig eingekerkert werden? L EMNISELENIS Kein Mensch ist unschuldig. P RAETOR (stutzt.) Ein gefährliches Wort. Dafür lassen sich Leute im Zirkus zerreißen. Wie kommst du zu dieser Ansicht? L EMNISELENIS Von allein. (Stille) P RAETOR (betrachtet sie und lächelt dann wieder; zu seinem G EFOLGE ) Sie weiß nicht, was sie spricht – (leise zu L EMNISELENIS , damit es vor allem D ORDALUS nicht hört) Liebes Kind, zunächst muß ich dich um Verzeihung bitten: Ich finde dich sehr schön – und ich habe dich vorhin nur deshalb häßlich befunden, weil du mir zu teuer warst. Verzeih einem armen Praetor – jetzt lächelst du wieder! Ich
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bin auch kein Unmensch und würde dir gerne deinen Toxilus gönnen, aber Recht muß Recht bleiben, sonst hört sich unsere menschliche Gesellschaft auf, und alles geht drunter und drüber – M ATROSA (deutet plötzlich nach links empor.) Seht den Vesuv! A LLE (blicken hin.) (Stille) D ORDALUS Also was sich der zusammenraucht – L EMNISELENIS Es wird immer mehr. P RAETOR Ich wollte, ich könnte den Vesuv verurteilen. Dann wären wir alle die Angst los. T OXILUS Ich hab keine Angst.
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Im Zirkus von Pompeji, während einer Vorstellung. Wir befinden uns hinter den Sitzplätzen. Die Bühne ist in zwei Teile geteilt, unten und oben. Unten sehen wir zwei breite Gittertüren, dahinter liegen die Gewölbe, in denen die Gefangenen warten, bis sie von den Löwen zerrissen werden. Es ist finster in den Gewölben, und die Gefangenen werden nur sichtbar, wenn sie am Gitter stehen. Rechts führt eine Treppe nach oben. Dort befindet sich ein Buffet. Links oben führt ein Gang nach den Sitzplätzen. Man hört aus der Arena immer wieder Musik, Gejohle, Beifall und Pfiffe. Es ist Mittag, und das Wetter ist herrlich, wie im ersten Bild. Der B UFFETIER bedient soeben EINIGE G ÄSTE , während B AGNIO und der P ARASIT unten von links erscheinen. B AGNIO (deutet nach den Gewölben.) Dort liegt das Löwenfutter. Die Gefangenen. P ARASIT Erinner mich nicht daran! B AGNIO Wieso? Du warst doch noch niemals eingesperrt! P ARASIT Ich wollte sagen: Erinner mich nicht an die Zukunft. Manchmal hab ich solche Ahnungen, als hätt man schon einmal gelebt. B AGNIO Bei deinen gesellschaftlichen Beziehungen nehm ich Gift darauf, daß du mit ruhigem Gewissen auf alle deine Ahnungen pfeifen kannst! P ARASIT Forder die Götter nicht heraus! B AGNIO Laß mich nur mit denen in Ruh! (Er tritt an die linke Gittertür und blickt hinein.) Da liegt einer drin. P ARASIT (tritt an die rechte Gittertür.) Da liegen sogar sechs – nein! Zwei, drei, vier, sieben! B AGNIO (klopft mit einem falschen Geldstück an die eisernen Gitterstäbe.) Klingkling! (zum P ARASITEN ) Er rührt sich nicht. P ARASIT Laß ihn schlafen. B AGNIO (klopft wieder.) Kling-kling! P ARASIT Spiel dich nicht mit deinem Geld. B AGNIO Ich spiele nicht, ich wunder mich nur, daß es klingt – (Er klopft wieder.) Kling-kling!
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W ÄRTER (kommt von unten rechts; zu B AGNIO ) Das Necken der Verurteilten ist verboten! P ARASIT (zu B AGNIO ) Siehst du! Folg deinem Vater, ich hab eh schon Hunger – (Er steigt mit B AGNIO die Treppe empor, und beide nehmen am Buffet Platz und bestellen groß, während die G ÄSTE sich durch den Gang links oben entfernen.) T OXILUS (erscheint hinter der linken Gittertüre; zum W ÄRTER ) He, wann komm ich denn endlich dran? W ÄRTER Ich hab kein Programm. (Aus dem rechten Gewölbe dringt nun ein leiser einfacher Gesang.) T OXILUS (lauscht.) Wer singt denn da? W ÄRTER Das sind Christen. T OXILUS Was ist das? W ÄRTER Überzeugungstäter. Freu dich, daß du nur ein Krimineller bist – (ab nach links unten) T OXILUS (lauscht wieder dem Gesang.) P ARASIT (mit vollem Munde zu B AGNIO ) Schau im Programm: Was kommt denn jetzt? B AGNIO (sieht nach.) Die Löwen. P ARASIT Schon wieder die Löwen? Dann eß ich noch was. Fade Nummer, diese Löwen – sie zerreißen und aus! Immer dasselbe. Na, und dann? B AGNIO (blättert im Programm.) Lebende Fackeln. P ARASIT Ekelhaft! Das hängt da und brennt! Kein Kampfmotiv und nichts – (zum B UFFETIER ) Noch einmal dasselbe! (Die Christen singen nun nicht mehr.) T OXILUS Jaja, wer als armer Bursche eindringt in die Pforten der Liebe, der überflügelt mit seiner Qual selbst die Qualen des Herkules. Lieber als mit Amor möcht ich mit der Hydra selber kämpfen – Ach, Lemniselenis! Warum hast du so einen langen Namen? Woher soll sich ein Räuber, auf den die Löwen schon warten, die Zeit nehmen, um dich immer wieder aussprechen zu können? (Er lächelt.) Woher? (Er zieht sich in die Finsternis seines Gewölbes zurück.) B AGNIO (erhebt sich plötzlich und deutet nach rechts empor.) Dort sitzt deine Tochter! P ARASIT Wo? B AGNIO In der Loge des Praetors. (Er grinst und setzt sich wieder.) Glück muß man haben! P ARASIT Dordalus ist ein Genie. Ich freue mich sehr, daß er sie in ein kultiviertes Haus gebracht hat, der Praetor ist ein vorbildlicher Gastgeber. B AGNIO Weiß er, daß sie deine Tochter ist? P ARASIT Er weiß gar nichts. Er kennt nur mich. (Posaunen in der Arena) B AGNIO (schnellt empor.) Posaunen! Das ist schon das Rennen! Vater, komm! Ich hab auf Grün gesetzt, rasch! P ARASIT (mit vollem Munde) Vergiß nur das Zahlen nicht! B AGNIO (wirft dem B UFFETIER ein Geldstück zu.) Da! Behalt den Rest! (rasch ab mit dem P ARASITEN durch den Gang links oben) B UFFETIER (verbeugt sich.) Danke! (Er betrachtet das Geldstück, wird mißtrauisch und wirft es auf eine Platte.) Hoppla, das klingt ja gar nicht! Ist ja falsch! (Er eilt
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nach links.) Aufhalten! Aufhalten! (Er stößt im Gang links oben mit D ORDALUS zusammen, der aus der Arena kommt.) D ORDALUS Nanana! Aufpassen! Aufpassen! B UFFETIER Verzeiht mir, aber ich hab grad falsches Geld – (rasch ab) D ORDALUS Wichtigkeit! (Er steigt, während in der Arena das Publikum mit großem Gejohle das Rennen begleitet, die Treppen herab und blickt in das rechte Gewölbe.) Da ist er nicht. (Er blickt in das linke Gewölbe.) Da ist er auch nicht – doch! Da ist er! (Er ruft hinein.) Toxilus! T OXILUS (tritt an die Gittertüre, erblickt ihn und grinst.) Ist das nicht Dordalus? D ORDALUS Also nur nicht wieder vorlaut! (Er sieht sich vorsichtig um.) Ich hab einen Brief für dich. T OXILUS Einen Brief? D ORDALUS Von ihr – (Er zieht vorsichtig einen Brief hervor.) Sie sitzt in der Loge mit dem Praetor. T OXILUS Gib her! D ORDALUS Seit wann kannst du denn lesen? T OXILUS Ah, das hab ich jetzt ganz vergessen! Lies ihn mir vor, bitte! D ORDALUS Drum bin ich ja da, ich versäum zwar ein ganzes Rennen, aber ich bin eh kein besonderer Anbeter der zirzensischen Spiele, ich bin mehr fürs ernste Theater, Operetten und so – T OXILUS (unterbricht ihn ungeduldig.) So lies doch schon! Lies! D ORDALUS Warum so nervös? Hast keine Zeit? T OXILUS Nein! D ORDALUS Ah so, richtig! Also höre – (Er erbricht den Brief und liest.) Mein lieber Toxilus! Ich hätte es nie für möglich gehalten, aber seit ich weiß, daß Du meinetwegen zum Tode verurteilt wurdest, liebe ich Dich unendlich. Sei frohen Mutes, ich bin immer bei Dir, und Du wirst nicht sterben – T OXILUS (stutzt.) Was?! D ORDALUS (stutzt ebenfalls.) Nicht sterben? Wieso wirst du nicht sterben? T OXILUS Weiter! D ORDALUS (liest weiter.) Du bleibst am Leben, wenigstens vorerst. Ich vertrag mich nämlich mit dem Praetor sehr gut, er ist sehr gerecht, und ich kann ihn bereits um den kleinen Finger wickeln, wenn ich ihn bei seinem Rechtsgefühl packe. In diesem Sinne redete ich es ihm ein, daß er es doch nicht wissen könnte, ob unser K.R. Thago Dir das gestohlene Geld nicht doch geschenkt hätte, bevor ihm dies Thago nicht persönlich bestätigt hätt. Und da Thago doch in der Sommerfrische weilt, will nun der Praetor warten, bis er zurückkommt. Er ist nämlich wirklich sehr gerecht, und er hat auch soeben Weisung gegeben, daß der Vollzug Deiner Strafe hinausgeschoben wird, was mich riesig freut, denn ich wäre sehr traurig gewesen, wenn ich Dich zwischen den Löwen erblickt hätt. In grenzenloser Liebe und Sehnsucht Deine – (Er blickt genauer hin.) Unleserliche Unterschrift. T OXILUS (ernst) Ich weiß schon. D ORDALUS Auf alle Fäll kann man gratulieren! Ein liebendes Weib ist doch was wert. T OXILUS (wie zuvor) Ja. D ORDALUS Jetzt lebst du noch ein halbes Jahr. T OXILUS Ist das hier ein Leben? Und was ist dann? Dann kommt Herr Präsident K.R. Thago – D ORDALUS Und der wird dich nicht retten, der nicht!
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T OXILUS Es wär ein Wunder. D ORDALUS Und es gibt keine Wunder – bei Thago schon überhaupt nicht! Höchstens Kreditwunder! K.R. T HAGO (erscheint hinter der rechten Gittertüre, er trägt keine Maske mehr.) Wer nennt hier immer meinen Namen? D ORDALUS (wendet sich ihm zu; schroff) Was los? T HAGO (lächelt.) Ach, das ist ja Dordalus! D ORDALUS Wer bist du? T HAGO Erkennst du mich nicht? D ORDALUS Woher? Keine Ahnung! T HAGO Ich bin Thago. D ORDALUS (erschrickt.) Was?! T OXILUS (der T HAGO nicht sehen kann, aufgeregt zu D ORDALUS ) Wer ist er?! Thago?! D ORDALUS Absurd-absurd! T HAGO Ich bin es aber. Du erkennst mich nur nicht, weil du mich ohne Maske siehst. T OXILUS Das war seine Stimme! Ich hör sie genau! D ORDALUS Mich trifft der Schlag! T OXILUS Wie kommt Ihr da herein, Herr Präsident! Was ist denn passiert? (Stille) T HAGO Wir fuhren nach Kreta, aber mein Schiff sank. Ich trieb im Sturm auf einem Brett und rief alle Götter an – da sah ich, daß jemand über das Meer geht. D ORDALUS Über das Meer? T HAGO Ich glaube, ja. Dann weiß ich nichts mehr. Ich erwachte in einer Höhle, unter der Erde – T OXILUS Unter der Erde? T HAGO Dort wurd ich wieder zu mir gerufen, es waren brave Menschen. Von ihnen erfuhr ich es erst, daß es nur Einen gibt, der über das Meer gehen kann. Jetzt sind wir alle hier – (Er lächelt und zieht sich in die Finsternis zurück.) (Stille) M ATROSA (kommt von rechts unten, erblickt D ORDALUS , aber T OXILUS nicht.) Endlich! Ich such Euch schon, meine Herrin ist sehr besorgt – habt Ihr den Brief angebracht? D ORDALUS (dumpf) Ja. M ATROSA Was ist Euch? Schlecht? D ORDALUS Etwas Entsetzliches – M ATROSA (unterbricht ihn sehr erschrocken.) Mit Toxilus?! D ORDALUS Ah was Toxilus! Toxilus ist eine Null, aber wenn das möglich ist, ein reicher Mann, ein steinreicher Mann – Matrosa, die Welt geht unter – M ATROSA Setzt Euch ein wenig – D ORDALUS Nein! Das muß sofort gemeldet werden – also wenn das der Praetor hört, fällt er um! (rasch ab nach rechts) M ATROSA Was ist denn passiert?! (hinter ihm her ab nach rechts) (Stille) T OXILUS Man hört immer wieder von neuen Göttern, man weiß schon gar nicht mehr, was man glauben soll – (Er zieht sich in die Finsternis zurück.) P ARASIT (kommt mit B AGNIO von oben links aus der Arena.) Jetzt kommen wieder die faden Löwen! Du hättest auf Blau setzen sollen, Grün verliert immer! B AGNIO Red nicht, Vater! Du bist ja farbenblind!
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P ARASIT (vor dem Buffet) Der Kaviar ist schwarz, und der Hummer ist rot! B AGNIO (triumphierend) Falsch! Der Hummer ist schwarz, und der Kaviar ist rot! P ARASIT Du bist farbenblind – (Er setzt sich an das Buffet, ißt, trinkt, und auch B AGNIO bedient sich selbst.) B UFFETIER (kommt von links oben aus der Arena mit ZWEI L IKTOREN ; er erblickt B AGNIO und den P ARASITEN .) Da sitzen sie! (Er nähert sich ihnen.) Schmeckts euch, wenn der Wirt nicht zuhause ist? P ARASIT Was sollen diese ungezogenen Anspielungen? B AGNIO Tröste dich, wir bezahlen alles! B UFFETIER Ich tröste mich nicht, denn ihr zahlt mit falschem Geld. P ARASIT (wird bleich.) Wie bitte? B UFFETIER (zu den L IKTOREN ) Durchsucht sie nur! B AGNIO Halt! Das laß ich mir nicht bieten! B UFFETIER Wir werden viel fragen! P ARASIT Ich protestiere! Ich bin ein Freund des Praetors! B AGNIO Und ich bin sein Sohn! B UFFETIER Des Praetors Sohn? B AGNIO (deutet auf den P ARASITEN .) Dem sein Sohn! B UFFETIER Feine Familie! (zu den L IKTOREN ) Durchsucht sie! P ARASIT (plötzlich verzweifelt) Nein! (Er reißt sich vom B UFFETIER los und rast rechts die Treppe herab.) E IN L IKTOR (ihm nach) B UFFETIER (schreit.) Aufhalten! Aufhalten! P ARASIT (will unten nach rechts ab, läuft jedoch dem P RAETOR in die Arme, der mit D ORDALUS , seinem G EFOLGE und L IKTOREN rasch von rechts unten kommt.) P RAETOR (erkennt den P ARASITEN .) Ach, du bists, mein Freund! Verzeih, daß ich so eilig war, komm morgen zum Essen – P ARASIT (völlig verwirrt; mechanisch) Was gibts denn zum Essen? P RAETOR Alles, was wir lieben. Verzeih, daß ich eile! B UFFETIER (ruft von oben herab.) Praetor! Der Mann zahlt mit falschem Geld! Grad wollt er durch! P RAETOR (starrt den P ARASITEN an.) Durch? B UFFETIER Durchsucht ihn nur, durchsucht ihn nur! (Stille) P RAETOR (leise zum P ARASITEN ) Erkläre dich, bitte – P ARASIT (zuckt leise die Schultern und lächelt resigniert.) P RAETOR (fixiert ihn und wendet sich dann an die L IKTOREN .) Haltet ihn, ich komme gleich wieder – (Er tritt an die rechte Gittertüre und wendet sich an D ORDALUS .) Rufe! D ORDALUS (ruft in das Gewölbe hinein mit zitternder Stimme.) Herr Präsident! Herr Präsident! T HAGO (erscheint hinter der Gittertüre, erblickt die vielen Leute und den P RAETOR, stutzt etwas und lächelt dann.) Was wollt Ihr noch von mir? P RAETOR (starrt ihn an; er ist innerlich sehr erregt, beherrscht sich jedoch; zu D ORDALUS ) Ist er es wirklich? D ORDALUS (nickt: Ja.) P RAETOR (leise) Ich erkenne ihn. (laut) Ob Ihr ein Christ geworden seid oder nicht, das interessiert mich nun keineswegs. Das Urteil ist gefällt, der Akt ist geschlos-
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sen. Doch da Ihr noch heute sterben werdet, bin ich hierher, denn ich brauche Euch als Zeugen, und zwar im Falle Toxilus. Recht muß Recht bleiben. (Er faßt sich kurz ans Herz.) T HAGO Was ist mit Toxilus? P RAETOR Toxilus hat Euch sechshundert Silberlinge gestohlen, behauptet jedoch, Ihr hättet sie ihm geschenkt. Nun sagt: Was ist die Wahrheit? (Stille) T HAGO Ich hab ihm das Geld nicht geschenkt. Ich habs ihm gegeben. Das war nämlich kein Geschenk, es war eine Schuld. P RAETOR Schuld? T HAGO Ich habe ihm acht Jahre lang keinen Lohn bezahlt. P RAETOR Er war doch Euer Sklave, da wart Ihr ja rechtlich nicht verpflichtet – T HAGO (fällt ihm ins Wort.) Trotzdem! Die Rechnung stimmt! P RAETOR Aber das kann doch nicht stimmen! Recht muß Recht bleiben! T HAGO Gewiß! (Er zieht sich zurück in die Finsternis.) (Stille) P RAETOR (sehr leise) Lasset Toxilus frei. W ÄRTER (der bereits längst von links gekommen war, öffnet die Gittertüre und ruft.) Toxilus! Du bist frei! – – Er ist nicht mehr da. Er ist geflohen! P RAETOR Geflohen?! W ÄRTER Jetzt wird mir manches klar! Grad vor paar Minuten hat sich da beim drüberen Ausgang eine vornehme Dame mit ihrer Dienerin herumgetrieben, sie war so verdächtig erregt, sicher hat sie meinen Kollegen bestochen – P RAETOR (schreit.) Schweig! Schweiget alle! (Er hält die Hand vor die Augen.) (Stille) W ÄRTER (sehr leise zu D ORDALUS ) Was hat denn der Praetor? D ORDALUS (ebenso) Er weint. (Stille) P RAETOR (blickt langsam zum Himmel empor.) Schrecklich ist manchmal das Walten der Götter, rätselhaft ihr Urteil, unfaßbar für einen irdischen Richter. Oh Jupiter, allmächtiger, hehrer Sohn der Rhea, höchster Gott, aus dessen Händen Reichtum, Hoffnung, Heil entströmt – warum erschlägst du das Recht mit deinem Blitz und läßt das Unrecht triumphieren? Sagt, Götter, was habt ihr vor mit meiner Welt?! (Ein furchtbares Donnern erschüttert die Erde, eine Flamme zuckt auf, tausendstimmiger Schrei, alles wird finster, und alles bricht zusammen.) VERWANDLUNG
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(Langsam wirds wieder heller, und wir sind in einer Katakombe. Niederer Gang von links nach rechts, nur links im Vordergrunde wird er etwas breiter. Dort stehen ein Tisch, Bänke und armseliges Hausgerät. Eine Ampel brennt, und von rechts fällt ein hellerer Lichtschein in den Gang. M ATROSA kommt von links mit L EMNISELENIS und T OXILUS , der einen Verband um die Stirne trägt. Sie halten beim Tisch.) M ATROSA Jetzt sind wir unter der Erde. Es ist eine andere Welt. L EMNISELENIS (sieht sich um.) Und hier wohnt dein Gott? M ATROSA (deutet nach rechts.) Dort drüben, dort steht sein Altar. Ich zeig euch morgen alles. Hier können wir übernachten, macht es euch bequem!
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L EMNISELENIS Wir habens verdient! Wenn wir nicht aus dem Zirkus geflohen wären, hätt es uns auch nichts mehr genützt, wenn Thago gesagt hätte, daß er ihm das Geld geschenkt hat – (Sie deutet plötzlich auf die Bank; zu M ATROSA ) Da soll ich schlafen? Auf Holz? T OXILUS Oben ist alles aus, alles hin. Jaja, ein Vesuv ist kein Witz! M ATROSA (zu T OXILUS ) Hier ist Wasser für deine Wunde – L EMNISELENIS (zu T OXILUS ) Wart, ich helfe dir! (Sie hilft.) T OXILUS Au, du tust mir weh! L EMNISELENIS Ist gleich wieder alles gut – (Sie verbindet ihn.) M ATROSA (setzt sich.) War das ein Tag! In aller Früh hab ich mich schon geärgert, dann hab ich die ganze Suppe verschüttet, dann bin ich auf der Treppe ausgerutscht und dann das, dann das! E IN H ERR (erscheint rechts.) D IE DREI (erblicken ihn, und M ATROSA verbeugt sich.) D ER H ERR Ich bitt euch, Bruder und ihr Schwestern, seid etwas ruhiger! Ich muß mich nämlich sammeln. M ATROSA Wir sind schon ganz still. D ER H ERR Ich danke euch! (ab nach rechts) T OXILUS Wer war denn das? M ATROSA Ich weiß nicht, wie er heißt, er ist erst gestern gekommen. Ich weiß nur, daß er Briefe schreibt. L EMNISELENIS An eine Frau? M ATROSA Nein, er schreibt Briefe, so gleich an ganze Städte. Zum Beispiel, an die Korinther – (Stille) L EMNISELENIS (sitzt neben T OXILUS und hat ihren Arm um seine Schultern gelegt.) Schön ist es hier. Liebst du mich? T OXILUS (lächelt.) Nein. Gar nicht – L EMNISELENIS Oh, jetzt gehts mir gut! Plötzlich bin ich reich. Was gehört mir nicht alles! Das Meer und die Luft, die Wolken, der Mond und die silbernen Farben der Nacht! Das alles hast du mir geschenkt. Ich danke dir. T OXILUS (innig) Dank mir nicht, das halt ich nicht aus – D ER H ERR (erscheint wieder rechts.) Ich möchte euch doch sehr bitten, etwas stiller zu sein, es ist unmöglich bei euerem Lärm, einen richtigen Satz zu schreiben. Redet doch nicht so viel, Gott hört euch auch, wenn ihr schweigt! (wieder ab nach rechts) D IE DREI (gehen schweigend zur Ruh: M ATROSA streckt sich auf der Bank aus, L EMNISELENIS lehnt ihren Kopf an T OXILUS ’ Brust; sie will nochmal etwas sagen, doch er gebietet ihr stumm, zu schweigen; so schlafen sie ein, und die Ampel geht langsam aus.)
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Chronologisches Verzeichnis Konzeption 1: Ein Sklavenball – Butlerus H1 = ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (297 × 210 mm), gefaltet, blaue Tinte TS1 = fragm. Fassung des I. Aktes (links) E1 = Figurenliste (rechts oben)
Die ersten Textausarbeitungen zum Stück Ein Sklavenball sind auf BS 28 [3], Bl. 1 überliefert. Aufgrund der Verteilung des Textes auf dem Blatt lässt sich schließen, dass Horváth zunächst den Text von TS1 notiert und erst danach das Figurenverzeichnis von E1 erstellt hat. Unter dem Titel „Ein Sklavenball. Operette in drei Akten“ sind in TS1 mehrere für das Stück zentrale Elemente notiert, die bis in die letzten Textfassungen beibehalten werden, etwa die Situierung des ersten Aktes im Hafen, die bevorstehende Abfahrt der Herrschaft sowie das Panorama einer Sklavenhaltergesellschaft. Bereits in dieser frühen Textstufe bedient sich Horváth der – wohl von Plautus inspirierten – Versifizierung der Dialoge, ein ungewöhnliches Element in Horváths Dramengestaltung. Ebenfalls ungewöhnlich ist die gewählte Gattung der Operette, die im Verlauf der Textgenese auch durch den wiederholten Einsatz von Liedeinlagen kenntlich wird. Explizit scheint der Gattungsname allerdings nur noch in E2 auf. Die später entstandenen Titelentwürfe K3/E1 und E2 nennen wie auch die Gesamt- bzw. Endfassung des Stückes (K3/TS9 und K4/TS2/A3) keine Gattungsbezeichnung mehr. Das neben TS1 notierte Figurenverzeichnis E1 dokumentiert sowohl Horváths Anlehnung an die Komödien des Plautus als auch die von ihm geplanten Umakzentuierungen der Figuren. Diese erhalten zumeist sprechende Namen, genannt werden K.R. Thago, Invidia, Cont d’Ottieri, Butlerius, Sagistio (bei Plautus Sagaristio), Pägmium, Lemniseris, deren Dienerin, der Parasit, dessen Tochter, der Sklavenhändler sowie dessen Buchhalter (zu den Figuren vgl. auch das Vorwort in diesem Band). Wenngleich die meisten Figuren später umbenannt werden, entspricht das notierte Ensemble im Wesentlichen demjenigen der Endfassung (K4/TS2/A3). Von den genannten Figuren wird die Figur des Buchhalters alsbald wieder aus dem Stück entfernt. An handlungswichtigen Figuren kommt im weiteren Verlauf nur noch die des Praetors hinzu, und die in TS1 als Sklavenpeitscher bezeichnete Figur erfährt als Aufseher eine höhere Wertigkeit. Die auffälligste Abweichung zum fertigen Stück in diesem Verzeichnis bildet die Figur des Parasiten. Bis zu den ersten Textstufen des dritten Aktes hat Horváth den Auftritt dieser für die römische Komödie charakteristischen Figur vorgesehen (zuletzt in K3/TS3/A3), sie aber schließlich aus dem Stück entfernt und nur in der Klage Lemniselenis’ über ihren Vater im ersten Akt (vgl. zuletzt K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 14f.) erwähnt. Im Zuge der Neukonzeption des Stoffes in Pompeji erhält die Figur eine zentrale Rolle. Abweichend benannt sind in diesem Figureninventar Invidia (ab E3 Idiotima), Butler(i)us, dessen Umbenennung zu Toxilus den Übergang zu Konzeption 2 markiert (vgl. K1/TS3/A13) und Cont d’Ottieri. Diese Figur wird in Anspielung auf Plautus’ Miles gloriosus in K2/TS1/A4 zu Gloriosus umbenannt. Horváth dürfte aber schon den Namen Cont d’Ottieri aus seiner Lektüre der Plautus-Übersetzung
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Ludwig Gurlitts mitgenommen haben: Gurlitt beschreibt in der Vorbemerkung zu seiner Übersetzung des Miles gloriosus, es handle sich bei den Vertretern dieser Figur um „Condottieri“ (vgl. Plautus 1920/22, Bd. 3, S. 93). Da Horváth bereits in sehr frühen Textstufen Material aus dieser Übersetzung des Miles gloriosus für seine Zwecke adaptierte (vgl. TS3/A2/BS 29 a [2], Bl. 5), war ihm diese Charakterisierung der Figur mit Sicherheit bekannt. Die in E1 noch bestehende Unterscheidung zwischen der Tochter des Parasiten auf der einen und Lemniseris auf der anderen Seite folgt vermutlich aus dem noch unmittelbaren Anschluss an den Persa des Plautus, dem für Horváths Arbeit wichtigsten Stück. Dort sind die Hetäre Lemniselenis und die Parasitentochter Lukris zwei getrennte Figuren. Ihre Verschmelzung zur Lemniselenis von Ein Sklavenball und Pompeji dürfte bereits in den folgenden Entwürfen geschehen sein, da eine von Lemniselenis zu unterscheidende Tochter des Parasiten nach E1 nicht mehr erwähnt wird. H2 = ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 2–8 7 Blatt unliniertes Papier (297 × 210 mm), blaue Tinte, Paginierung 1–7 TS2 = fragm. Fassung des I. Aktes
Mit TS2 liegt eine erste umfangreichere Ausarbeitung des in TS1 exponierten ersten Aktes vor. Anhand der Verwendung von blauer Tinte sowie der Figurennamen Invidia (ab E3 bzw. TS3/A2 Idiotima) und Lemniseris (ab TS3/A8 Lemniselenis) lässt sich TS2 klar der frühen Arbeitsphase von Konzeption 1 zuordnen. Horváth notiert hier keinen Stück- bzw. Akttitel, sondern stellt dem Text nur die römische Ziffer „I.“ voran. Der hier ausgearbeitete Handlungsverlauf des ersten Aktes wird bis zur Einführung des lebenden Bildes in Konzeption 4 weitgehend beibehalten: Einem Dialog zwischen dem Aufseher und einem alten Sklaven folgen die Auftritte Invidias und Cont d’Ottieris, anschließend kündigt Butlerus den Auftritt von K.R. Thago und Lemniseris an. Thago eröffnet Lemniseris, dass er sie weiterverkaufen will. Der Text von TS2 schließt auf Bl. 8 mit einigen Notizen zum weiteren Verlauf des Aktes: Auf einen Dialog zwischen Lemniseris und ihrer noch unbenannten Dienerin folgt eine Unterhaltung zwischen Butlerus und Lemniseris, in der dieser ihr ankündigt, sie freikaufen zu wollen. Daneben notiert Horváth einen kurzen Dialog zwischen den beiden zum geplanten zweiten Akt „Beim Sklavenhändler“. Die hier gefasste Idee, ein Bild beim Sklavenhändler bzw. am Sklavenmarkt spielen zu lassen, wird im Verlauf der Entstehung von Ein Sklavenball fallen gelassen und erst im Kontext der weiteren Bearbeitung des Stoffes in Pompeji wieder aufgenommen (vgl. K5/E1–E5). Zwar finden sich mit K2/E1 und K2/TS4 dazu weitere Überlegungen, das abgeschlossene Stück spielt am Ende aber ausschließlich vor der Villa des K.R. Thago. Die spätestens mit K2/TS6 vorgenommene Verlagerung des dritten Aktes (dort noch: Bildes; zur Änderung der Benennung vgl. die jeweiligen Kommentare zu TS3/A11 sowie zu K3/TS1, E1 und E2) dorthin korrespondiert überdies, als Einheit des Ortes verstanden, mit der ab K3/TS8/A6/BS 30 a, Bl. 2 vermerkten Stückdauer „[i]nnerhalb vierundzwanzig Stunden“. Ob diese am klassischen Drama orientierte Einheit von Ort, Zeit und Handlung bewusst angestrebt wurde, lässt sich am überlieferten Material zwar nicht explizit belegen, die Textentwicklung zusammen mit der intensiven Plautus-Rezeption Horváths legt diese jedoch nahe.
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H3 = ÖLA 3/W 90 – BS 28 [1], Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (297 × 210 mm), blaue Tinte E2 = fragm. Strukturplan (links) E3 = Figurenliste (rechts oben)
Die auf BS 28 [1], Bl. 1 überlieferten Entwürfe E2 und E3 sind mit der für die früheste Arbeitsphase charakteristischen blauen Tinte gefertigt. In E2 wiederholt Horváth den in TS1 genannten Titel „Ein Sklavenball. Operette“ und ergänzt diesen um eine Notiz zum Schauplatz des ersten Teiles. Der Strukturplan bleibt fragmentarisch, die Bearbeitung wird bereits nach dieser Notiz wieder abgebrochen. Mit E3 ist eine Figurenliste überliefert, die sich vermutlich ausschließlich auf den ersten Akt bezieht. Aufgrund der Eintragung des Figurennamens Idiotima ergibt sich die Abgrenzung von den zuvor gereihten Materialien, die für diese Figur noch den Namen Invidia verzeichnen. Der Figurenname Idiotima wird in allen folgenden Ausarbeitungen beibehalten. Da in E3 nach wie vor der Figurenname Lemniseris verwendet wird, kann das Blatt vor TS3/A8 gereiht werden. Dort wird der Figurenname zu Lemniselenis geändert. Die Liste vermerkt überdies erstmals die Figuren des Aufsehers und des „Uralten“. Gemeint ist damit die zuerst in TS3/A1 aufscheinende und bis K3/TS1 in wechselnden Konfigurationen beibehaltene Nebenfigur des Uralten Sklaven, der in der Gesamt- bzw. der Endfassung nur noch als stumme Figur unter der Bezeichnung „Alter Sklave“ im Rahmen einer Regieanweisung zu Beginn des Stückes vorkommt (vgl. K3/TS9/BS 29 a [1], Bl. 11 bzw. K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 6). Die Figur des Aufsehers wiederum ist eine Abwandlung des in TS1 agierenden „Sklavenpeitschers“, der als wichtige Nebenfigur sowohl in Ein Sklavenball als auch später in Pompeji anzutreffen ist. T1 = ÖLA 3/W 93 – BS 29 a [1], Bl. 1–7, 12, ÖLA 3/W 94 – BS 29 a [2], Bl. 1–7, ÖLA 3/W 95 – BS 29 a [3], Bl. 1–9, ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 2, 3, 5, 9, ÖLA 3/W 97 – BS 29 a [5], Bl. 1–5, ÖLA 3/W 99 – BS 29 a [7], Bl. 2, 7, ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 8, 11 Insgesamt 37 Blatt, davon 18 Blatt unliniertes Papier (297 × 210 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (345 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (52 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (324 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (210 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (278 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (235 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (343 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (110 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (500 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (422 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (374 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (157 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (283 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (180 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (122 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (54 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (175 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (354 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (431 × 210 mm), geschnitten und geklebt, Eintragungen mit blauer und schwarzblauer Tinte sowie rotem Buntstift und Bleistift; masch. Paginierung jeweils 8 auf BS 29 a [1], Bl. 6, 12, masch. Paginierung 7 auf BS 29 a [1], Bl. 5, hs. Paginierung 5 auf BS 29 a [1], Bl. 12; masch. Paginierung 1–7 auf BS 29 a [2], Bl. 1–7; masch. Paginierung 1, 2, 6–12 auf BS 29 a [3], Bl. 1–9, hs. Paginierung 3 auf BS 29 a [3], Bl. 3, überklebte masch. Paginierung 5 auf BS 29 a [3], Bl. 2; masch. Paginierung 4, 6 auf BS 29 a [4], Bl. 9, 5, überklebte masch. Paginierung 9 auf BS 29 a [4], Bl. 5, überklebte hs. Paginierung 6 auf BS 29 a [4], Bl. 5; masch. Paginierung 10–14 auf BS 29 a [5], Bl. 1–5;
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Chronologisches Verzeichnis
masch. Paginierung 8 auf BS 29 a [7], Bl. 2; masch. Paginierung 5, 8 auf BS 30 a, Bl. 8, 11, überklebte masch. Paginierung 5 auf BS 30 a, Bl. 8 TS3/A1 = fragm. Fassung des ersten Aktes konstituiert durch BS 29 a [2], Bl. 1, 2 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS3/A2 = fragm. Fassung des ersten Aktes konstituiert durch BS 29 a [2], Bl. 1–4, BS 29 a [3], Bl. 2, BS 29 a [2], Bl. 5–7 (Korrekturschicht: blaue Tinte; vgl. Simulationsgrafik) 3 TS /A3 = fragm. Fassung des ersten Aktes konstituiert durch BS 29 a [2], Bl. 1–4, BS 29 a [3], Bl. 2, 3, BS 29 a [1], Bl. 1 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS3/A4 = fragm. Fassung des ersten Aktes konstituiert durch BS 29 a [2], Bl. 1–4, BS 29 a [3], Bl. 2, 3, BS 29 a [1], Bl. 1 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS3/A5 = fragm. Fassung des ersten Aktes konstituiert durch BS 29 a [2], Bl. 1–4, BS 29 a [3], Bl. 2, 3, BS 29 a [1], Bl. 1, BS 29 a [3], Bl. 4, 5 (Korrekturschicht: blaue Tinte; vgl. Simulationsgrafik) TS3/A6 = fragm. Fassung des ersten Aktes konstituiert durch BS 29 a [2], Bl. 1–4, BS 29 a [3], Bl. 2–4, 6–9 (Korrekturschicht: blaue Tinte; vgl. Simulationsgrafik) TS3/A7 = fragm. Fassung des ersten Aktes konstituiert durch BS 29 a [2], Bl. 1–4, BS 29 a [3], Bl. 2, 3, BS 29 a [4], Bl. 2 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS3/A8 = fragm. Fassung des ersten Aktes konstituiert durch BS 29 a [2], Bl. 1–4, BS 29 a [3], Bl. 2, 3, BS 29 a [4], Bl. 2, 9, BS 30 a, Bl. 8, BS 29 a [1], Bl. 12, 7, 4 (Korrekturschicht: blaue Tinte; vgl. Simulationsgrafik) TS3/A9 = fragm. Fassung des ersten Aktes konstituiert durch BS 29 a [2], Bl. 1–4, BS 29 a [3], Bl. 2, 3, BS 29 a [4], Bl. 2, 9, BS 30 a, Bl. 8, BS 29 a [1], Bl. 12, 7, BS 29 a [4], Bl. 5, 3, BS 29 a [1], Bl. 3, 2 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS3/A10 = Fassung des ersten Aktes konstituiert durch BS 29 a [2], Bl. 1–4, BS 29 a [3], Bl. 2, 3, BS 29 a [4], Bl. 2, 9, BS 30 a, Bl. 8, BS 29 a [1], Bl. 12, 7, BS 29 a [4], Bl. 5, 3, BS 29 a [1], Bl. 3, BS 29 a [5], Bl. 1–5 (Korrekturschicht blaue und schwarzblaue Tinte; vgl. Simulationsgrafik) TS3/A11 = fragm. Fassung des ersten Bildes konstituiert durch BS 29 a [3], Bl. 1–3, BS 29 a [4], Bl. 2, 9, BS 30 a, Bl. 8, BS 29 a [1], Bl. 12, 7, BS 29 a [4], Bl. 5, 3 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS3/A12 = fragm. Fassung des ersten Bildes konstituiert durch BS 29 a [3], Bl. 1–3, BS 29 a [4], Bl. 2, 9, BS 30 a, Bl. 8, BS 29 a [1], Bl. 12, 7, BS 29 a [4], Bl. 5, 3, BS 29 a [1], Bl. 5, 6 (Korrekturschicht blaue und schwarzblaue Tinte; vgl. Simulationsgrafik) TS3/A13 = fragm. Fassung des ersten Bildes konstituiert durch BS 29 a [3], Bl. 1–3, BS 29 a [4], Bl. 2, 9, BS 30 a, Bl. 8, BS 29 a [1], Bl. 12, 7, BS 29 a [4], Bl. 5, 3, BS 29 a [1], Bl. 5, BS 29 a [7], Bl. 2, BS 30 a, Bl. 11, BS 29 a [7], Bl. 7 (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik) Druck von BS 29 a [2], Bl. 1–7 (Grundschicht) in: KW 10, S. 359–364. Druck von BS 29 a [3], Bl. 1–5 (Grundschicht) in: KW 10, S. 350–355. Druck von BS 29 a [3], Bl. 6–9 (Grundschicht) in: KW 10, S. 356–359.
In TS3 erstellt Horváth eine masch. Textstufe des ersten Aktes bzw. (ab A11) Bildes. Wie auch bei anderen Stücken zu beobachten, erarbeitet er dafür zunächst einige Typoskriptblätter, die er im Anschluss hs. überarbeitet. Ausgehend von diesen Korrekturen tippt Horváth neue Blätter und montiert diese mittels Klebstoff zusammen mit aus bereits bestehenden Blättern ausgeschnittenen Teilen. Abweichend von der Anwendung dieser Technik bei anderen Stücken (vgl. exemplarisch die Erarbeitung von Kasimir und Karoline, WA 4), wird die Textproduktion von Ein Sklavenball jedoch nur selten für hs. Entwürfe unterbrochen, die allfällige makrostrukturelle Änderungen festhalten würden. Stattdessen gehen konzeptionelle Änderungen – etwa von Figurennamen, der formalen Gliederung des Stückes oder von zentralen Handlungsmotiven – unvermittelt in den Schreibprozess ein. Dementsprechend dürfte die nur geringe Menge an überlieferten Entwürfen zu Ein Sklavenball nicht durch Materialverluste zustande gekommen sein, sondern in der spezifischen Textproduktion des Stückes gründen. Analog dazu ist die Entwicklung der einzelnen Akte bzw. Bilder
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Konzeption 1
weniger strukturiert und bereits erstellte Fassungen sind weniger stabil als in vergleichbaren Textproduktionen. Horváth unterbricht oftmals die Arbeit an einem Akt bzw. Bild, um zu einem zuvor abgeschlossenen zurückzukehren und dort größere Änderungen vorzunehmen. Diese sprunghafte Arbeitsweise ist auch für die Werkgenese von Pompeji charakteristisch. Innerhalb von TS3 liegen mehrere Ansätze vor, deren materieller Zusammenhang sich durch die verschiedenen Schnittkanten bzw. Klebenähte der Blätter herstellen lässt. Einige der hier verwendeten Blätter bleiben über einen längeren Zeitraum hinweg Bestandteil der Arbeiten zum ersten Bild und werden auch in die TS3 fortsetzenden Textstufen späterer Konzeptionen übernommen. Aufgrund des teilweise langen Verbleibs einzelner Blätter bzw. Blattteile im Produktionsprozess und der Wiederaufnahme bereits bearbeiteten Materials in spätere Konzeptionen ergeben sich insbesondere für die Arbeiten zum ersten Bild (TS3/A1–A13, K2/TS1/A1–A11 und K3/TS8/A1–A7) Probleme bei der Schichtwahl. Für die hs. Überarbeitungen wurden, neben Bleistift und rotem Buntstift, zwei klar voneinander zu unterscheidende Tintenfarben, blau und schwarzblau, verwendet. Während die hs. Eingriffe in blauer Tinte sich relativ eindeutig der frühesten Bearbeitung (zuletzt in TS3/A10) zuordnen lassen, hat Horváth im weiteren Verlauf Blätter teilweise mehrmals mit schwarzblauer Tinte überarbeitet. Demgemäß sind die auf diesen Blättern vorhandenen Eintragungen, ergänzend zur vornehmlich am Schreibgerät orientierten Schichtwahl der Wiener Ausgabe, teilweise um erweiterte Überlegungen gewichtet wiedergegeben. Zur Abgrenzung tragen Zusammenhänge einzelner Korrekturen mit veränderten konzeptionellen Elementen, beispielsweise Figurennamen, ähnlicher Schreibduktus und die Fortsetzung von Eingriffen über Schnittkanten hinweg bei. In einigen Fällen bleibt der Entstehungszeitpunkt eines Eingriffes jedoch auf Vermutungen angewiesen. Hier werden die Eingriffe im letztmöglichen Ansatz, i. e. vor dem Ausscheiden bzw. der Ersetzung des jeweiligen Materials, angenommen. Die gegebenenfalls vorgenommene Gewichtung der Korrekturschichten nach den genannten Kriterien wird im Folgenden für jeden betreffenden Ansatz separat im Chronologischen Verzeichnis vermerkt und argumentiert (vgl. auch die Editionsprinzipien, in diesem Band S. 868f.). Die inhaltliche Kontinuität der vorliegenden Textstufe ergibt sich aus dem Figurennamen des Protagonisten, Butlerus. Andere Elemente, die Horváth aus seinen ersten hs. Ausarbeitungen von TS1 und TS2 übernimmt, unterliegen hier bereits einem Wandel, wie etwa die Umbenennung der weiblichen Hauptfigur Lemniseris in Lemniselenis (A7 bzw. A8) sowie der Wechsel in der Bezeichnung der Hauptabschnitte des Stückes von „Akt“ zu „Bild“ (A11). A1 enthält den Beginn des ersten Bildes und umfasst die den Schauplatz und das bereits im Hintergrund ablaufende Bühnengeschehen umreißende Szenenanweisung sowie den ersten Teil des Dialogs zwischen dem Aufseher und dem Uralten Sklaven. Ursprünglich dürfte hier mehr Text vorgelegen haben, da das den Text fortsetzende Blatt BS 29 a [2], Bl. 2 für A2 zerschnitten und montiert worden ist. Ein passender Anschluss an den zuerst erstellten oberen Teil des Blattes ist nicht erhalten. Für das Lied des Aufsehers („Es taget aus dem Osten“) dürfte Horváth auf das Morgenlied aus August Heinrich Hoffmann von Fallerslebens Sammlung Gedichte (1843) bzw. verschiedene ähnliche Volkslieder zurückgegriffen haben. In A2 klebt Horváth einen neuen Teil an BS 29 a [2], Bl. 2 an und führt den Dialog zwischen dem Aufseher und dem Uralten Sklaven auf den folgenden Blättern weiter aus. Auf einem ursprünglich aus BS 29 a [2], Bl. 4 und BS 29 a [3], Bl. 2 bestehenden
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Chronologisches Verzeichnis
Blatt betritt Idiotima die Szene. Im Zuge der weiteren Bearbeitung des später in BS 29 a [3], Bl. 2 montierten Teiles dieses Blattes wurde am unteren Ende Material abgeschnitten; zu dieser Schnittkante ist kein passender Anschluss überliefert. Aufgrund der Einrichtung des Typoskripts, der fortlaufenden Paginierung sowie der absehbaren weiteren Textentwicklung ist eine Fortsetzung der Szene auf BS 29 a [2], Bl. 5–7 plausibel. Zum Auftrittstext Cont d’Ottieris tippt Horváth „usw. Seite 103–107“ (Bl. 5). Damit verweist er unmittelbar auf eine seiner Quellen, hier die plautinische Komödie Miles gloriosus in der von ihm benutzten Übersetzung Ludwig Gurlitts. Die Seitenangabe umfasst dabei den Eingangsdialog des Stückes zwischen dem Aufschneider Pyrgopolynikes und dem Parasiten Atrotrogus, die beiden vorangehend abgetippten Zeilen sind unverändert aus diesem Text entnommen (vgl. MG1 und MG2). Nach dem Disput zwischen Cont d’Ottieri und Idiotima und einem Lied des Galeerensklaven tritt Butlerus auf, der die Verspätung K.R. Thagos ankündigt. Idiotima und Cont d’Ottieri betreten nun das Schiff und Butlerus beginnt einen Monolog, in dem er seine Lebensgeschichte ausbreitet. Der ausgearbeitete Text bricht am Fuß von Bl. 7 im Satz ab, hier ist von Textverlust auszugehen. Die Blätter wurden anschließend mit blauer Tinte in einigen Details überarbeitet. A3 führt den in A2 nur teilweise erhaltenen Auftrittsmonolog Idiotimas auf einem später (in A11) mit BS 29 a [3], Bl. 2 verklebten Teil fort und erweitert den Text beträchtlich. Den anschließenden Auftritt Cont d’Ottieris führt Horváth nun textlich aus, wofür er auf den in A2 vermerkten Text des Miles gloriosus zurückgreift. Das ursprünglich mit dem oberen Teil von BS 29 a [3], Bl. 3 zusammengehörige Blatt BS 29 a [1], Bl. 1, das den Dialog zwischen Idiotima und Cont d’Ottieri enthält, wurde im Verlauf der Bearbeitung aus insgesamt drei Teilen zusammengesetzt, deren Anschlussstücke nicht überliefert sind. Dementsprechend sind für den weiteren Verlauf von A3 und A4 an dieser Stelle jeweils Textverluste anzunehmen. Mit der Anstückelung eines letzten Teiles von BS 29 a [1], Bl. 1 in A5 wird der Dialog zwischen Idiotima und Cont d’Ottieri weitergeführt. Danach fehlt neuerlich ein Blattteil, der Text dürfte demgemäß auf dem unteren Teil von BS 29 a [4], Bl. 4, zu dem keine passende Schnittkante für einen vorangehenden Textanschluss überliefert ist, fortgesetzt worden sein. BS 29 a [3], Bl. 4, 5 zeigen den ersten Auftritt von K.R. Thago und Lemniseris (später Lemniselenis). Die Szene wird, auf Lemniseris’ Replik „Das glaub ich Euch nicht, Herr Präsident“ (Bl. 4) folgend, mit zahlreichen Varianten ergänzt, die allerdings wohl erst mit A6 eingefügt werden, nach dem das dann montierte Blatt im Übergang zu A7 aus dem Produktionsprozess ausscheidet. Auch eine vom Schreibduktus her sehr ähnliche Einfügung auf dem erst in A6 angeklebten oberen Teil des Blattes deutet auf diesen Bearbeitungsverlauf hin. Auf BS 29 a [3], Bl. 5 bricht Horváth die Ausarbeitung ab und ergänzt hs. einige Repliken, die sich nur schwer mit späteren Textstufen in Verbindung bringen lassen. Der Ausspruch Butlerus’, er habe „nichts gegen die Patrizier von Rasse, alles aber gegen die Patrizier von Kasse“ (Bl. 5) spielt vermutlich auf die bereits bei Gurlitt so notierte „Herrennatur“ des Sklaven Toxilus in seiner Vorbemerkung zu Plautus’ Persa an (vgl. PER1). In ähnlicher Form wird dieser Ausspruch nochmals in K2/TS1/A9/BS 28 [3], Bl. 16, als Gegenstück zum „Patrizier der Rasse“ erwähnt. Der angeschlagene Ton gegen die „Patrizier von Kasse“ findet sich in anderer Formulierung später in Repliken Bagnios (erstmals in K2/TS3) bzw. in den Dialogen zwischen Dordalus und dem Praetor (explizit in K3/TS3/A4/BS 29 c [2], Bl. 10, vgl. auch die Ausformulierung in der Gesamt- bzw. Endfassung, K3/TS9 bzw. K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 40) sowie in der im
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Konzeption 1
Verlauf der Bearbeitung zusehends mit martialisch-revolutionärer Rhetorik aufgeladenen Ansprache Lemniselenis’ vor den Sklaven (vgl. die entsprechende Stelle ab K3/TS7/A5/BS 29 c [3], Bl. 2). Die in der Einfügung am Fuß von BS 29 a [3], Bl. 5 noch notierte Figur namens Eis kommt im weiteren Verlauf der Werkgenese von Ein Sklavenball nicht mehr vor, aufgrund ihrer Replik, die sie als „Dienerin einer Sklavin“ und „Zuwag“ kennzeichnet, dürfte es sich hierbei um einen frühen Entwurf der Matrosa-Figur (zuerst in A8/BS 29 a [4], Bl. 2, 9; vgl. auch die „Hetärenzofe“ in E1 bzw. die „Dienerin“ in E3) handeln. Horváth notiert den Figurennamen „Eis“ noch einmal in K6/TS12 in der Werkgenese von Pompeji als Namen einer zu versteigernden Sklavin auf dem Sklavenmarkt, verwendet ihn aber in der Folge nicht mehr. Bei der mit „Verbrecher“ benannten Figur dürfte es sich wiederum um eine Vorform von Sagaristio, später Bagnio (ab K2/TS2/A2), handeln. In A6 ersetzt Horváth BS 29 a [1], Bl. 1 durch ein neues Blatt, das er an BS 29 a [3], Bl. 3 anklebt. Obwohl der Text von BS 29 a [1], Bl. 1 keine hs. Korrekturen aufweist, wurde der neue Text merklich verändert. Der bereits in A5 verwendete Teil von BS 29 a [3], Bl. 4 wird auf ein neues Blatt aufgeklebt, wohl um den durch die Textänderungen auf Bl. 3 bedingten neuen Übergang herzustellen. In diesem Ansatz muss überdies ein neues Blatt mit der Pagina 8, das BS 29 a [3], Bl. 5 ersetzt, vorgelegen haben, da sich BS 29 a [3], Bl. 6–9 mit der Paginierung 9–12 aufgrund der letztmaligen Verwendung des Figurennamens Lemniseris nur in diesem Ansatz sinnvoll an den bestehenden Text anschließen lassen. Abschließend fügt Horváth auf BS 29 a [3], Bl. 3 hs. neuen Text mit blauer Tinte ein und notiert auf Bl. 4 mit derselben Tinte einige Varianten zur Ausgestaltung des Dialogs zwischen Lemniseris und Thago, die er im Lauf der folgenden Ansätze schrittweise in den bestehenden Text einpasst. Der Überarbeitungsvorgang an dieser Stelle zeigt exemplarisch das Zusammenfallen von Entwurfs- und Ausarbeitungsakt in der Entstehung von Ein Sklavenball: Anstatt den bestehenden Text definitiv zu tilgen und durch hs. neu eingefügten zu ersetzen, bleiben mehrere Varianten bestehen, die erst in der Umsetzung auf ein neues Typoskript in eine definitive lineare Form aufgelöst werden. Der anschließende Text auf BS 29 a [3], Bl. 6–9 führt den Dialog von Lemniseris und Thago fort und zeigt schließlich den Abgang der Herrschaft auf das Schiff. Im folgenden Dialog versucht Butlerus mit Lemniseris anzubändeln, wird von dieser aber zurückgewiesen (vgl. TS2). Im Verlauf des Gesprächs wird zum ersten Mal das Christentum thematisiert, von dem Lemniseris über einen Fremden erfahren haben will. Die Verbindung der christlichen Thematik mit der Dienerin Matrosa wird von Horváth erst in den folgenden Bearbeitungen eingeführt (vgl. die Eintragung in K2/TS4). Das Bild endet hier noch mit einem Auftritt des Sklavenhändlers bei der Villa, spätere Arbeiten (vgl. K2/E1 und TS4) sehen ein eigenes Bild „Sklavenmarkt“ vor, das danach wieder gestrichen und durch den Auftritt des Sklavenhändlers vor der Villa ersetzt wird (vgl. K2/TS6 bzw. K3/TS1). Ein eigenes Bild „Sklavenmarkt“ findet sich erst wieder in den Arbeiten zu Pompeji. In A7 beginnt Horváth mit BS 29 a [4], Bl. 2 eine neuerliche Überarbeitung der Auftritts- und Verabschiedungsszene von Thago und Lemniseris. Die Figur wurde vermutlich hier bereits zu Lemniselenis umbenannt, wie der in A8 unmittelbar danach angeklebte und auf BS 29 a [4], Bl. 9 fortgesetzte Blattteil nahelegt. Sowohl zur oberen wie auch zur unteren Schnittkante dieses Blattteiles von BS 29 a [4], Bl. 2 sind keine passenden Anschlüsse zu anderen Blattteilen überliefert. Da der Text aber
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Chronologisches Verzeichnis
bruchlos von BS 29 a [3], Bl. 3 auf diesen Blattteil übergeht, dürfte es sich dabei zuvor um den oberen Teil eines Blattes gehandelt haben, von dem Horváth später nur den die Paginierung enthaltenden Kopf abgetrennt hat. Dementsprechend liegt an dieser Stelle kein Textverlust vor. Der in A7 eingefügte Blattteil wird in A8 auf ein weiteres, aus einem nicht überlieferten Blattteil, dem untersten Teil von BS 29 a [4], Bl. 2, einem vollständig überklebten Teil von BS 29 a [4], Bl. 9 und einem Teil von BS 30 a, Bl. 8 bestehendes Blatt aufgeklebt. Der obere, nicht überlieferte Teil des so entstandenen montierten Blattes wird später, vermutlich in Zusammenhang mit einer in K2/TS1/A4 neu hergestellten Klebung, abgetrennt, was durch eine auf den beiden übereinanderliegenden Blattteilen gleichförmig verlaufende Schnittkante belegt ist. Unterhalb des aus A7 übernommenen und in A8 aufgeklebten Blattteiles BS 29 a [4], Bl. 2 befindet sich, bedingt durch die Montage, ein mit blauer Tinte gestrichener und nun überklebter Rest einer getippten Replik: „Das Beseelteste weit und breit.“ Die Replik entspricht einem Teil der auf A6/BS 29 a [3], Bl. 4 notierten Antwort Cont d’Ottieris auf die dort wie auch auf BS 29 a [4], Bl. 2 vermerkte Replik Idiotimas: „Ach! Ists wieder dieses kleine Dirnchen?“ Die genaue werkgenetische Einordnung dieser Replik ist schwierig. Eventuell war der in A8 hinzugefügte Teil von BS 29 a [4], Bl. 2 zunächst Teil der Fortsetzung des in A7 eingefügten Teiles desselben Blattes, das Horváth aber nach dieser Replik abgebrochen und den Rest für die neue Fortführung der Szene verwendet hat. Die Replik wäre dementsprechend nur deshalb erhalten geblieben, weil ansonsten nicht ausreichend Platz für die Anbringung des Klebstoffes zur Montage des erst für die Bearbeitung von A8 getippten Textes, beginnend mit „Na, chacun a son gout!“, vorhanden gewesen wäre. Da der zu dieser Replik überleitende Teil (vgl. den entsprechenden Dialogverlauf in A6) nicht überliefert ist, kann dieser Zusammenhang nur vermutet werden. Auch die bestehende Schnittkante oben liefert hierfür keine Anhaltspunkte, da für die Anbringung eines weiteren Teiles dieses Blattes in K2/TS1/A4 die bestehenden Teile beschnitten wurden und folglich über eine völlig gleichförmige Schnittkante verfügen. Möglicherweise hat also an dieser Stelle zwischen A6 und A7 ein weiterer Ansatz vorgelegen, der sich allerdings nicht mehr zweifelsfrei nachweisen lässt. In A8 folgt nun, wie vermerkt, auf den mit BS 29 a [4], Bl. 2 verklebt überlieferten Teil ein Teil von BS 29 a [4], Bl. 9, der später im Zusammenhang mit der Umarbeitung zur Gloriosus-Figur (K2/TS1/A4) in Konzeption 3 (K3/TS8/A4) vollständig überklebt wurde. Der überklebte Teil gehörte ursprünglich mit einem Teil von BS 30 a, Bl. 8 zusammen. Mit diesem Blattteil liegt zugleich das früheste Textmaterial vor, das auch in die Endfassung übernommen wird. Der als Bestandteil von BS 30 a, Bl. 8 erhaltene Abschnitt wurde im Verlauf der späteren Montage ebenfalls unten beschnitten. Allerdings dürfte hier kein Text verloren gegangen, sondern nur der leere Rand zur Herstellung der Montage abgetrennt worden sein, wie ein Vergleich der Textfortführung des in A8 hier anschließenden Blattes bestehend aus BS 29 a [1], Bl. 12, 7 und 4 mit dem ab K2/TS1/A6 an BS 30 a, Bl. 8 anschließenden Teil desselben Blattes nahelegt. Eine überklebte Pagina 5 auf dem erst sehr spät, in der Umarbeitung zur Endfassung K2/TS2/A3, unten angeklebten Teil belegt die ehemalige Eigenständigkeit dieses Blattteiles und stützt diese Annahme (vgl. dazu auch den Kommentar zu K2/TS1/A6ff.). Der neu geschaffene Text zum Dialog zwischen Thago und Lemniselenis auf BS 29 a [1], Bl. 4 wurde im Anschluss mit blauer Tinte überarbeitet. Auch hier lässt Horváth wieder mehrere Varianten parallel bestehen und entscheidet sich erst im weiteren Verlauf der Bearbeitung für einen definitiven Textverlauf.
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Konzeption 1
Mit BS 29 a [4], Bl. 2, 9 liegt in A8 überdies die erste Erwähnung der für das abgeschlossene Stück Ein Sklavenball sowie vor allem für das spätere Pompeji so zentralen Figur der Matrosa vor. Bisherige Hinweise auf die Figur erschöpften sich zumeist noch in der bloßen Funktionszuweisung („Hetärenzofe“ in E1 bzw. „[i]hre [i. e. Lemniseris’] Dienerin“ in E3). Den in einer Notiz am Ende von A5 kurzzeitig erwogenen Figurennamen Eis (vgl. den Kommentar oben) hat Horváth offensichtlich nicht weiter verfolgt. Die Figur der Matrosa ist zu diesem Zeitpunkt der Textgenese noch nicht als prototypische Christin charakterisiert (vgl. dazu den Kommentar zu K2/TS4), ihre dramaturgische Funktion erschöpft sich vorläufig noch in ihrer Rolle als Wächterin Lemniselenis’ (vgl. etwa A10). A9 setzt die umfänglichen hs. Korrekturen zum Dialog zwischen Thago und Lemniselenis über ihre Rückkehr zum Sklavenhändler Dordalus aus A8/BS 29 a [1], Bl. 4 masch. um. Dafür schneidet Horváth Bl. 4 ab und klebt einen neuen Teil von BS 29 a [1], Bl. 7 an. Der Text wird im selben Ansatz auf einem aus Teilen der später montierten Blätter BS 29 a [4], Bl. 5, 3 und den Teilen BS 29 a [1], Bl. 3, 2 bestehenden Blatt mit der Pagina 9 weitergeführt. In A10 wird BS 29 a [1], Bl. 2 abgetrennt und durch Bl. 3 ersetzt, auf dem die Abschiedsszene mit dem spöttischen Lied der Sklaven enthalten ist. Mit diesem Ansatz beginnt Horváth, für seine Korrekturen schwarzblaue Tinte zu verwenden. Dies lässt sich durch die anschließenden Blätter BS 29 a [5], Bl. 1–5 feststellen, die aufgrund ihrer Paginierung (vgl. die Adaptierung ab A11) nur in diesem Ansatz Verwendung gefunden haben können und bereits auf Bl. 1 einen Übergang der Korrekturen von blauer zu schwarzblauer Tinte erkennen lassen. Frühestens auf diesen Zeitpunkt ist damit die Verwendung der schwarzblauen Tinte auf den bereits in den vorangegangenen Ansätzen eingefügten Blättern festzulegen. Da diese Eingriffe großteils nicht mit dem konzeptionellen Status des Textes von A10 übereinstimmen, stellt sich für TS3/A10–A12 sowie in weiterer Folge K2/TS1/A1–A4 (vgl. den Kommentar dort) ein Problem in der Schichtdarstellung, die sich nicht ausschließlich auf ein gesichertes materielles Kriterium stützen kann (vgl. auch die generelle Anmerkung zu den Spezifika der Werkgenese von Ein Sklavenball oben). Da auf den neu eingefügten Blättern von A10 der Wechsel zur schwarzblauen Tinte übergangsartig vonstatten geht, ist davon auszugehen, dass im bestehenden Konvolut noch die zuvor verwendete blaue Tinte die gültige Korrekturschicht anzeigt. Die Korrekturschichtung von A10 umfasst somit für die aus A9 übernommenen Blätter nur die blaue Tinte und für die neu eingefügten sowohl blaue als auch schwarzblaue Tinte. Die editorische Realisierung der schwarzblauen Korrekturschicht in der Transkription der folgenden Ansätze TS3/A11–A13 sowie den Ansätzen K2/TS1/A1–A4 (vgl. zur genaueren Differenzierung den jeweiligen Kommentar) orientiert sich vornehmlich an der konzeptionellen Einrichtung des Stückes zum Zeitpunkt des jeweiligen Ansatzes. Korrekturen, die in direktem Zusammenhang mit dem Austausch des Figurennamens Toxilus stehen, erscheinen ab K2/TS1/A1, im Falle des Austauschs des Figurennamens Gloriosus ab K2/TS1/A4. Korrekturen in schwarzblauer Tinte, die sich nicht mit einer klar erkennbaren konzeptionellen Entwicklung in Verbindung bringen lassen bzw. deren Auftreten nicht durch weitere materielle Indizien eingegrenzt werden können (etwa die Begrenzung bzw. Teilung einer Eintragung durch eine Schnittkante, auffällige, vom restlichen Korrekturduktus merklich abweichende Streichungen sowie die Aufteilung von hs. Textblöcken und Korrekturen auf einem Blatt, die eine bestimmte Reihenfolge der Eintragungen wahrscheinlich macht), wer-
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Chronologisches Verzeichnis
den in der Folge im Regelfall vor der Ersetzung des jeweiligen Blattes im Folgeansatz realisiert (zur editorischen Begründung der jeweiligen Korrekturschicht vgl. die Anmerkungen zum jeweiligen Ansatz). Der auf den neu eingefügten Blättern BS 29 a [5], Bl. 1–5 fixierte Handlungsverlauf enthält in der Grundschicht bereits wesentliche Motive des späteren Stückes: Butlerus nimmt dem Aufseher die Peitsche ab und schickt ihn zu Dordalus. Im Gespräch mit Lemniselenis erfährt er von ihrem Wunsch nach Freiheit, verspricht, sie freizukaufen, und wird schließlich von Amors Pfeil getroffen. Ganz anders ist noch die Figur der Lemniselenis angelegt, die hier noch „bei einem Krieg“ (BS 29 a [5], Bl. 4) in die Sklaverei gelangt ist. Die Verschmelzung der Lemniselenis-Figur mit der in E1 noch separat notierten Tochter des Parasiten (im Persa trägt sie den Namen Lukris) nimmt Horváth erst später vor (vgl. dazu die Anmerkungen zu den Korrekturschichten im Folgenden). Anschließend an eine Liedeinlage Butlerus’ sollte in der Grundschicht ein Auftritt der in dieser Phase der Textentwicklung noch vorgesehenen Figur des Parasiten erfolgen. Bei dieser Figur handelt es sich ebenfalls um eine Entlehnung aus verschiedenen plautinischen Stücken bzw. der griechisch-römischen Komödie im Allgemeinen (vgl. den Kommentar zu E1). Horváth bricht hier die Ausarbeitung ab und beginnt eine hs. Überarbeitung der Blätter. Diese ist vor allem auf den Blättern BS 29 a [5], Bl. 1, 2 sehr umfangreich. Horváth ergänzt, teilweise in einer schwer aufzuschlüsselnden Variantenschichtung, eine Reihe von Formulierungen. Der vermerkte Auftritt des Parasiten auf Bl. 5 wird wieder gestrichen, das Bild endet in der Korrekturschicht somit nach der Liedeinlage Butlerus’. Auf BS 29 a [5], Bl. 4 indes findet sich eine hs. Eintragung, die hinsichtlich der vorgenommenen Konzeptionseinteilung sowie der hier vertretenen Annahme über die Textentwicklung irritierend ist. Am Kopf des Blattes notiert Horváth eine Variante zu Lemniselenis’ Auskunft über ihre Herkunft als Tochter eines Parasiten, womit die zuvor noch separat notierten Figuren von Lemniselenis und der Tochter des Parasiten (vgl. E1) zu einer verschmolzen werden. Die Folgereplik versieht er allerdings mit dem Figurennamen Toxilus. Dies wirft die Frage auf, ob bereits in dieser Textfassung Korrekturen vorgenommen worden sind, die den Figurennamen Butlerus durch Toxilus ersetzen. Gegen eine Änderung zu diesem Zeitpunkt spricht neben der ansonsten nicht korrigierten Verwendung des Namens Butlerus auf denselben Blättern in Grund- wie Korrekturschicht (vgl. BS 29 a [5], Bl. 2 und Bl. 5) vor allem die weitere Einrichtung des Materials in den Folgeansätzen. Aufgrund der mit A11 vorgenommenen Kürzung der Nebenhandlung zwischen dem Aufseher und dem Uralten Sklaven zu einer kurzen Replik im Auftakt des Stückes entfallen mehrere Blätter, die zu einer Änderung der Seitenzahlen auf den bestehenden Blättern führen (vgl. A11ff.). Daraus ergibt sich der Anschluss von Blättern in A12, die wiederum sowohl in der Grund- als auch der Korrekturschicht den Figurennamen Butlerus führen (vgl. A12/BS 29 a [1], Bl. 6). Die Änderung des Figurennamens wurde somit tatsächlich erst in K2/TS1/A1 vorgenommen (vgl. den Kommentar dort). Aus diesem Umstand ergeben sich zwei mögliche Erklärungen für die Verwendung des Figurennamens Toxilus auf BS 29 a [1], Bl. 4: Entweder hat Horváth hier zunächst unbeabsichtigt den Figurennamen des Protagonisten aus Plautus’ Persa, seiner wichtigsten Textgrundlage, übernommen oder er hat diese Blätter zu einem späteren Zeitpunkt nochmals bearbeitet, nachdem er sich für den Figurennamen Toxilus entschieden hat. Da Horváth in Konzeption 1 ansonsten durchgängig den Figurennamen Butlerus verwendet, scheint eine Verwechslung an dieser Stelle eher unwahrscheinlich, wenngleich er auf
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Konzeption 1
diesen Blättern in einem Fall jedoch auch irrtümlich den seit A6 nicht mehr verwendeten Figurennamen Lemniseris verwendet (vgl. A10/BS 29 a [5], Bl. 4). Am plausibelsten erscheint die Annahme einer späteren Bearbeitung parallel zur Erarbeitung des entsprechenden Bild- bzw. Aktteils in Konzeption 2, wenngleich diese sich dort nicht sinnvoll integrieren lässt (vgl. dazu die entsprechende Textstelle in K2/TS1/ A9/BS 28 [3], Bl. 15, die auch die innerhalb dieser Einfügung gesetzte weitere Änderung des Textes mittels Bleistift berücksichtigt). Da die Blätter BS 29 a [5], Bl. 1–5 in keinem der folgenden Ansätze mehr explizite Verwendung finden, wird in der vorliegenden Transkription von A10 die Korrekturschicht in schwarzblauer Tinte mit abgebildet. Die textliche Umsetzung eines Großteils der hier eingefügten Korrekturen auf neuem Material findet erst merklich später statt (beginnend mit K2/TS1/A6), nur die neuerliche Ausarbeitung der Reaktion des Aufsehers auf das Spottlied der Sklaven und der anschließende Dialog mit Butlerus/ Toxilus erfolgt bereits in der vorliegenden Konzeption mit A12 bzw. A13. Die nicht sinnvoll in Konzeption 1 einzuordnende Einfügung von Text mit dem Figurennamen Toxilus auf BS 29 a [5], Bl. 4 ist aufgrund der oben genannten Gründe nicht Teil der vorliegenden Korrekturschicht von A10. In A11 nimmt Horváth einen umfangreichen Eingriff an der Gestaltung des Stückbeginns vor und ändert die Bezeichnung von „Akt“ zu „Bild“, was er bereits in der Grundschicht des neu eingefügten Blattes BS 29 a [3], Bl. 1 umsetzt. Vorbereitet war die Änderung bereits in A10/BS 29 a [5], Bl. 5, wo der hs. eingetragene Schluss „Ende des ersten Bildes“ lautet. Diesen Wechsel wird Horváth in weiterer Folge allerdings wieder rückgängig machen, wie spätere Bearbeitungen (vgl. den Übergang von K2/TS6 zu K3/TS1) sowie die Gesamt- bzw. Endfassung des Stückes zeigen (vgl. K3/TS9 bzw. K4/TS2/A3). Die das Stück eröffnende Nebenhandlung zwischen dem Aufseher und dem Uralten Sklaven der Blätter BS 29 a [2], Bl. 1–4 wird in diesem Ansatz auf eine kurze Regieanweisung bzw. Replik des Aufsehers gekürzt (BS 29 a [3], Bl. 2, vgl. den Abdruck in A12). Stattdessen folgt direkt auf das Lied des Aufsehers der Auftritt Idiotimas, der mittels eines oben angeklebten Teils von BS 29 a [3], Bl. 2 an Bl. 1 anschließt. Horváth übernimmt dafür das bereits erarbeitete Material aus den vorherigen Ansätzen. Der bisher als eigenständiges Blatt fungierende unterste Teil von BS 29 a [3], Bl. 2 mit der Pagina 5 wird an die beiden oberen Teile des Blattes angeklebt, wobei die Pagina überklebt wird. Auf den übrigen Blättern korrigiert der Autor die Seitenzahlen entsprechend dem nun geringeren Umfang des Stückbeginns, wofür er ausschließlich schwarzblaue Tinte verwendet. Anhand der hs. Korrektur der masch. Pagina 9 zu 6 auf dem oberen Blattteil von BS 29 a [4], Bl. 5, auf die keine weitere hs. Korrektur der Seitenzahlen (etwa auf den in A10 eingefügten Blättern BS 29 a [5], Bl. 1–5) mehr folgt, lässt auf einen Abbruch der Bearbeitung folgend auf das aus den Blattteilen BS 29 a [4], Bl. 5, Bl. 3 und BS 29 a [1], Bl. 3 bestehende Blatt schließen. Da das aus Teilen von BS 29 a [4], Bl. 5, 3 bestehende Blatt zwischenzeitlich aus der Textentstehung ausscheidet (vgl. A12 sowie K2/TS1/A2), ist davon auszugehen, dass die Korrekturen in schwarzblauer Tinte auf diesen Blattteilen im Kontext dieses Ansatzes gefertigt wurden (vgl. etwa die Überarbeitungen von Thagos versifizierter Rede auf den ausscheidenden Blattteilen und ihre Umsetzung auf dem neu hinzukommenden Blattteil BS 29 a [4], Bl. 3). Außerdem dürfte ein Teil der Überarbeitungen auf BS 29 a [3], Bl. 2 in diesem Arbeitszusammenhang entstanden sein. Die Überlagerung zweier Korrekturen zur Regieanweisung „(salutiert mit der Peitsche)“ deutet auf zwei separate Eingriffe auf diesem Blatt hin, die an dieser
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Chronologisches Verzeichnis
Stelle klar durch einen unterschiedlichen Korrekturduktus (schraffierte bzw. einfache Streichung) unterscheidbar sind. Von dieser Beobachtung aus lässt sich auch ein Teil der anderen Eingriffe auf dem Blatt einer ersten Korrektur in schwarzblauer Tinte zuordnen, die dementsprechend als Bestandteil der Korrekturschicht von A12 dargestellt sind. In einigen Fällen lässt sich zuletzt der genaue Umfang der Korrekturschicht aufgrund der Textstruktur erschließen, allem voran über die verstreuten Endreime (vgl. etwa den Reim „weit“ auf „Leid“ sowie den daran anschließenden unreinen Reim „Freud“, woraus weitere Änderungen an dieser Stelle folgen). Die übrigen Korrekturen in schwarzblauer Tinte schließlich dürften spätestens im Zusammenhang mit K2/TS1/A3 erfolgt sein, da die Blätter im Übergang zu A4 aus dem Produktionsprozess ausscheiden. Das aus BS 29 a [4], Bl. 5, 3 und BS 29 a [1], Bl. 3 bestehende Blatt mit der hs. korrigierten Pagina 6 wird in A12 durch ein neues Blatt mit der masch. Pagina 6 ersetzt. Dieses Blatt wird später (K2/TS1/A2 und A3) zerteilt und auf die in den Produktionsprozess neuerlich eingefügten Blätter BS 29 a [4], Bl. 5 und Bl. 3 aufgeklebt werden, stellt zu diesem Zeitpunkt jedoch noch ein eigenständiges Blatt dar (vgl. zur Veranschaulichung dieser Arbeitsschritte die Simulationsgrafiken zu TS3 und K2/TS1). Horváth realisiert hier nicht nur die mit blauer Tinte eingetragenen Überarbeitungen, sondern stellt einige der bestehenden Textpassagen um, so etwa die versifizierte Ansprache Thagos, die nun unmittelbar vor seinem Abgang auf das Schiff gesprochen wird. An dieses Blatt schließen BS 29 a [1], Bl. 5 und Bl. 6 an, die die masch. Paginae 7 und 8 tragen und die Abschiedsszene mit dem Lied der Sklaven und der entsprechenden Reaktion durch den Aufseher auf der Grundlage von A10/BS 29 a [1], Bl. 3 und BS 29 a [5], Bl. 1 neu fixieren. Auf BS 29 a [1], Bl. 6 bricht die Bearbeitung etwa bei der Hälfte des Blattes ab, beide Blätter werden nun mit schwarzblauer Tinte überarbeitet und der auf Bl. 6 nur teilweise getippte Dialog zwischen Butlerus und dem Aufseher erweitert. Ebenfalls in diesen Ansatz gehören einige der Korrekturen auf dem neu eingefügten Teil von BS 29 a [4], Bl. 3. Indiz dafür ist die Einfügung einer Replik Idiotimas, die Horváth dazu zwingt, die später im Rahmen von K2/TS1/A1 erfolgende Korrektur von Butlerus zu Toxilus in der darauf folgenden Replik entgegen den übrigen Fällen unterhalb des Textes zu setzen. Da die Replik Idiotimas hier in Zusammenhang mit einigen weiteren, teilweise geschichteten Änderungen auf demselben Blatt steht, lässt sich daraus eine zu diesem Zeitpunkt gültige Korrekturschicht rekonstruieren. Im Rückschluss scheinen damit auch einige der in schwarzblauer Tinte gesetzten Korrekturen und Ergänzungen auf BS 29 a [1], Bl. 7 und BS 29 a [4], Bl. 5 im Rahmen dieses Ansatzes entstanden zu sein. In einem letzten, A13 konstituierenden Bearbeitungsschritt von Konzeption 1 tauscht Horváth BS 29 a [1], Bl. 6 gegen ein neues Blatt mit der Pagina 8 aus, das aus den Blättern BS 29 a [7], Bl. 2 und Bl. 7 sowie einem später in BS 30 a, Bl. 11 eingeklebten Teil bestanden hat. Hier wird der auf BS 29 a [1], Bl. 6 noch hs. notierte abgeänderte Dialogverlauf zwischen Butlerus und dem Aufseher fixiert und mit weiterem, den Überarbeitungen von A10/BS 29 a [5], Bl. 1 entsprechendem Text versehen. Der hier noch getippte Figurenname Butlerus wurde später hs. zu Toxilus korrigiert. Aufgrund der mit K2/TS1/A2 beginnenden Materialaustausche auf BS 29 a [4], Bl. 5 und Bl. 3, die in K2/TS1/A3/BS 29 a [4], Bl. 10 schließlich den Figurennamen Toxilus in der Grundschicht aufweisen, ist davon auszugehen, dass mit der hs. Korrektur von A13 zugleich die Änderung des Figurennamens von Butlerus zu Toxilus
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Konzeption 2
im gesamten Konvolut anzusetzen ist. Dementsprechend gehört A13 in der Grundschicht zu Konzeption 1, in der Korrekturschicht liegt bereits K2/TS1/A1 vor. Zwar könnte der mit K2/TS1/A2 verzeichnete Materialaustausch auf BS 29 a [4], Bl. 5 und Bl. 3 ebenfalls noch A13 zugeschlagen werden, da der Figurenname Toxilus auf diesen Blättern nur in hs. Form aufscheint. Da allerdings mit der hs. Bearbeitung des so entstandenen montierten Blattes BS 29 a [4], Bl. 3 eine umfängliche Überarbeitungsfolge der Szene einsetzt (vgl. K2/TS1/A3 und A5), scheint eine Montage noch in Konzeption 1 eher unwahrscheinlich (vgl. K2/TS1/A2).
Konzeption 2: Ein Sklavenball – Toxilus T1 = ÖLA 3/W 93 – BS 29 a [1], Bl. 5, 7–13, ÖLA 3/W 95 – BS 29 a [3], Bl. 1–3, ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 1–3, 5, 7, 9–11, ÖLA 3/W 99 – BS 29 a [7], Bl. 1–11, ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 7–9, 11–16 1 H = ÖLA 3/W 91 – BS 28 [2], Bl. 4, ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 15–17 Insgesamt 43 Blatt, davon 9 Blatt unliniertes Papier (297 × 210 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (279 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (40 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (107 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (168 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (418 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (235 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (500 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (423 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (64 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (157 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (283 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (180 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (63 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (122 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (322 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (201 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (54 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (51 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (24 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (29 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (52 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (175 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (193 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (73 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (197 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (144 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (414 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (354 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (408 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (431 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (317 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (389 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (354 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (413 × 210 mm), geschnitten und geklebt, Eintragungen mit blauer, schwarzblauer und schwarzer Tinte sowie Bleistift und rotem Buntstift; hs. Paginierung 12–14 auf BS 28 [3], Bl. 15–17; masch. Paginierung jeweils 7 auf BS 29 a [1], Bl. 5, 13, masch. Paginierung 2, 8 auf BS 29 a [1], Bl. 11, 12, hs. Paginierung 1, 5 auf BS 29 a [1], Bl. 11, 12; masch. Paginierung 1, 2, 6 auf BS 29 a [3], Bl. 1–3, hs. Paginierung 3 auf BS 29 a [3], Bl. 3, überklebte masch. Paginierung 5 auf BS 29 a [3], Bl. 2; masch. Paginierung jeweils 6 auf BS 29 a [4], Bl. 5, 10, masch. Paginierung jeweils 4 auf BS 29 a [4], Bl. 1, 9, masch. Paginierung 10 auf BS 29 a [4], Bl. 11, überklebte masch. Paginierung 9 auf BS 29 a [4], Bl. 5, überklebte hs. Paginierung 6 auf BS 29 a [4], Bl. 5; masch. Paginierung 3, 8 auf BS 29 a [7], Bl. 1, 2, hs. Paginierung 2 auf BS 29 a [7], Bl. 1, überklebte masch. Paginierung 4 auf BS 29 a [7], Bl. 1, masch. Paginierung 5, 6, 8–13 auf BS 30 a, Bl. 8, 9, 11–16, überklebte masch. Paginierung 5 auf BS 30 a, Bl. 5 TS1/A1 = fragm. Fassung des ersten Bildes konstituiert durch BS 29 a [3], Bl. 1–3, BS 29 a [4], Bl. 2, 9, BS 30 a, Bl. 8, BS 29 a [1], Bl. 12, 7, BS 29 a [4], Bl. 5, 3, BS 29 a [1], Bl. 5, BS 29 a [7], Bl. 2, BS 30 a, Bl. 11, BS 29 a [7], Bl. 7 (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik)
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Chronologisches Verzeichnis
TS1/A2 = fragm. Fassung des ersten Bildes konstituiert durch BS 29 a [3], Bl. 1–3, BS 29 a [4], Bl. 2, 9, BS 30 a, Bl. 8, BS 29 a [1], Bl. 12, 7, BS 29 a [4], Bl. 5, 3, BS 29 a [1], Bl. 5, BS 29 a [7], Bl. 2, BS 30 a, Bl. 11, BS 29 a [7], Bl. 7 (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik) TS1/A3 = fragm. Fassung des ersten Bildes konstituiert durch BS 29 a [3], Bl. 1–3, BS 29 a [4], Bl. 2, 9, BS 30 a, Bl. 8, BS 29 a [1], Bl. 12, 7, BS 29 a [4], Bl. 5, 10, 7, BS 29 a [1], Bl. 5, BS 29 a [7], Bl. 2, BS 30 a, Bl. 11, BS 29 a [7], Bl. 7 (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte; vgl. Simulationsgrafik) TS1/A4 = fragm. Fassung des ersten Bildes konstituiert durch BS 29 a [3], Bl. 1, BS 29 a [1], Bl. 8, 11, 9, BS 29 a [7], Bl. 1, 4, BS 30 a, Bl. 7, BS 29 a [4], Bl. 1, 2, 9, BS 30 a, Bl. 8, BS 29 a [1], Bl. 12, 10 (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte; vgl. Simulationsgrafik) TS1/A5 = fragm. Fassung des ersten Bildes konstituiert durch BS 29 a [3], Bl. 1, BS 29 a [1], Bl. 8, 11, 9, BS 29 a [7], Bl. 1, 4, BS 30 a, Bl. 7, BS 29 a [4], Bl. 1, 2, 9, BS 30 a, Bl. 8, BS 29 a [1], Bl. 12, BS 30 a, Bl. 9, BS 29 a [4], Bl. 10, BS 29 a [1], Bl. 13, BS 29 a [7], Bl. 2, BS 30 a, Bl. 11, BS 29 a [7], Bl. 7 (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik) TS1/A6 = fragm. Fassung des ersten Bildes konstituiert durch BS 29 a [3], Bl. 1, BS 29 a [1], Bl. 8, 11, 9, BS 29 a [7], Bl. 1, 4, BS 30 a, Bl. 7, BS 29 a [4], Bl. 1, 2, 9, BS 30 a, Bl. 8, BS 29 a [7], Bl. 5, 6, BS 30 a, Bl. 9, BS 29 a [4], Bl. 10, BS 29 a [1], Bl. 13, BS 29 a [7], Bl. 2, BS 30 a, Bl. 11, 12, BS 29 a [7], Bl. 8 (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik) TS1/A7 = fragm. Fassung des ersten Bildes konstituiert durch BS 29 a [3], Bl. 1, BS 29 a [1], Bl. 8, 11, 9, BS 29 a [7], Bl. 1, 4, BS 30 a, Bl. 7, BS 29 a [4], Bl. 1, 2, 9, BS 30 a, Bl. 8, BS 29 a [7], Bl. 5, 6, BS 30 a, Bl. 9, BS 29 a [4], Bl. 10, BS 29 a [1], Bl. 13, BS 29 a [7], Bl. 2, BS 30 a, Bl. 11, 12, BS 29 a [7], Bl. 3 (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik) TS1/A8 = fragm. Fassung des ersten Bildes konstituiert durch BS 29 a [3], Bl. 1, BS 29 a [1], Bl. 8, 11, 9, BS 29 a [7], Bl. 1, 4, BS 30 a, Bl. 7, BS 29 a [4], Bl. 1, 2, 9, BS 30 a, Bl. 8, BS 29 a [7], Bl. 5, 6, BS 30 a, Bl. 9, BS 29 a [4], Bl. 10, BS 29 a [1], Bl. 13, BS 29 a [7], Bl. 2, BS 30 a, Bl. 11, 12, BS 29 a [4], Bl. 11, BS 28 [2], Bl. 4 (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik) TS1/A9 = fragm. Fassung des ersten Bildes konstituiert durch BS 29 a [3], Bl. 1, BS 29 a [1], Bl. 8, 11, 9, BS 29 a [7], Bl. 1, 4, BS 30 a, Bl. 7, BS 29 a [4], Bl. 1, 2, 9, BS 30 a, Bl. 8, BS 29 a [7], Bl. 5, 6, BS 30 a, Bl. 9, BS 29 a [4], Bl. 10, BS 29 a [1], Bl. 13, BS 29 a [7], Bl. 2, BS 30 a, Bl. 11–13, BS 29 a [7], Bl. 9, BS 30 a, Bl. 14, BS 29 a [7], Bl. 10, BS 28 [3], Bl. 15–17 (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte; vgl. Simulationsgrafik) TS1/A10 = fragm. Fassung des ersten Bildes konstituiert durch BS 29 a [3], Bl. 1, BS 29 a [1], Bl. 8, 11, 9, BS 29 a [7], Bl. 1, 4, BS 30 a, Bl. 7, BS 29 a [4], Bl. 1, 2, 9, BS 30 a, Bl. 8, BS 29 a [7], Bl. 5, 6, BS 30 a, Bl. 9, BS 29 a [4], Bl. 10, BS 29 a [1], Bl. 13, BS 29 a [7], Bl. 2, BS 30 a, Bl. 11–13, BS 29 a [7], Bl. 9, BS 30 a, Bl. 14–16, BS 29 a [7], Bl. 11 (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik) TS1/A11 = Fassung des ersten Bildes konstituiert durch BS 29 a [3], Bl. 1, BS 29 a [1], Bl. 8, 11, 9, BS 29 a [7], Bl. 1, 4, BS 30 a, Bl. 7, BS 29 a [4], Bl. 1, 2, 9, BS 30 a, Bl. 8, BS 29 a [7], Bl. 5, 6, BS 30 a, Bl. 9, BS 29 a [4], Bl. 10, BS 29 a [1], Bl. 13, BS 29 a [7], Bl. 2, BS 30 a, Bl. 11–13, BS 29 a [7], Bl. 9, BS 30 a, Bl. 14–16 (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik) Druck von BS 29 a [3], Bl. 1–3 (gemeinsam mit Bl. 4 und 5, vgl. K1/TS3) in: KW 10, S. 350–355.
Mit A1 liegt eine hs. mit schwarzblauer Tinte vorgenommene Überarbeitung von K1/TS3/A13 vor, in deren Verlauf Horváth den Figurennamen Butlerus vollständig durch Toxilus ersetzt. Der Wechsel im Figurennamen des Protagonisten markiert, neben der etwas später erfolgenden Änderung des Figurennamens von Cont d’Ottieri zu Gloriosus (vgl. A4), den Beginn von Konzeption 2. Zur Korrekturschicht dieses Ansatzes sind wahrscheinlich auch die weitere Bearbeitung des letzten in K1/TS3/A13 eingefügten Blattes, bestehend aus BS 29 a [7], Bl. 2, 7 und einem Teil von BS 30 a, Bl. 11, sowie die bereits in K1/TS3/A10–A12 vermuteten Korrekturen zu rechnen. Darüber hinaus kann über die genaue Reichweite der Korrekturen in schwarzblauer Tinte nur spekuliert werden (vgl. allgemein den Kommentar zu K1/TS3).
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Konzeption 2
Im Anschluss an die Ersetzung des Figurennamens Toxilus wird in A2 das in ausgeschiedene Blatt, bestehend aus Teilen von BS 29 a [4], Bl. 5 und Bl. 3, wieder eingefügt. Horváth trennt dabei den oberen Teil des in K1/TS3/A12 eingefügten neuen Blattes mit der Pagina 6 ab und überklebt damit den Kopf des vorherigen Blattes. Das zuvor zum selben Blatt gehörige Blatt BS 29 a [1], Bl. 3 schneidet er ab und klebt den restlichen Teil des neuen Blattes unten an, wobei zur Herstellung des Anschlusses etwas Text überklebt wird. Durch die Beibehaltung des Blattes bleibt der Textübergang auf BS 29 a [1], Bl. 5 von dem Austausch unberührt. Zwar könnte dieser Materialaustausch auch Konzeption 1 zugeschlagen werden, da der Figurenname Toxilus auf diesen Blättern nur in hs. Form aufscheint. Da allerdings mit der hs. Bearbeitung des so entstandenen montierten Blattes BS 29 a [4], Bl. 3 eine umfangreiche Überarbeitungsfolge der Szene einsetzt (vgl. K2/TS1/A3 und A5), scheint die Montage noch in Konzeption 1 eher unwahrscheinlich (vgl. auch den Kommentar zu K1/TS3/A13). Durch die Wiederaufnahme des zuvor ausgeschiedenen Blattes steht die versifizierte Rede Thagos („Glaub nicht der Gosse“ etc.) wieder vor dem Abgang von Cont d’Ottieri und Idiotima. Die durch die vorherige Ersetzung auf dem unteren Teil des montierten Blattes BS 29 a [4], Bl. 3 bereits neu getippte gleichlautende Rede Thagos wird hs. gestrichen und durch anderen Text zum Abgang Thagos ersetzt. Die Korrekturen auf BS 29 a [4], Bl. 3, sofern sie nicht bereits Bestandteil von K1/TS3/A12 waren (vgl. den Kommentar dort), wurden in diesem Ansatz durchgeführt, da das Blatt mit dem Übergang zu A3 aus dem Produktionsprozess ausscheidet. Hervorzuheben ist hier insbesondere eine Variante zur versifizierten Rede Thagos, die Horváth mit A3 sogleich im Typoskript umsetzen wird. Dadurch lässt sich die hier vorgelegte textgenetische Aufschlüsselung der komplexen Bearbeitung dieser Stelle zusätzlich stützen. Weitere Korrekturen auf BS 29 c [4], Bl. 3 betreffen den Auftrittstext von Toxilus sowie die zweite Bearbeitung von Cont d’Ottieris Blick in seinen Schild (von „Jetzt seh ich mich!“ zu „Wo bin ich?“), wobei Horváth die zuvor eingefügte Replik Idiotimas, die in K1/TS3/A12 das zentrale Indiz für die Rekonstruktion der Korrekturschicht war, wieder streicht. In A3 klebt Horváth an die beiden bestehenden Teile von BS 29 a [4], Bl. 5 ein Blatt an, das neben dem neuen unteren Teil von Bl. 5 aus einem Teil von BS 29 a [4], Bl. 10 sowie BS 29 a [4], Bl. 7 bestanden hat und erstmals den Figurennamen Toxilus getippt aufweist. Der Text endet auf BS 29 a [4], Bl. 7 mit der gleichen Worttrennung („verschwin-“) wie zuvor BS 29 a [4], Bl. 3, weshalb von einer weiterhin gültigen Fortsetzung des Stückes auf BS 29 a [1], Bl. 5 ausgegangen werden kann. Die Korrekturen von BS 29 a [4], Bl. 3 finden sich hier durchgängig umgesetzt. Zugleich hat der Autor neue Korrekturen vorgenommen, da das Blatt BS 29 a [4], Bl. 7 hs. Eintragungen aufweist und mit den Folgeansätzen A4 respektive A5 bereits wieder aus dem Produktionsvorgang ausscheidet. Auch die weiteren Korrekturen auf BS 29 a [1], Bl. 7, insbesondere die Adaption der Variante von Thagos Ankündigung, Lemniselenis solle weiterverkauft werden, sind spätestens in diesem Ansatz eingetragen worden. Das Blatt scheidet ab A4 aus dem Produktionsprozess aus, die darauf eingetragenen Überarbeitungen werden von Horváth schrittweise in A4 und A5 umgesetzt, wobei der dort masch. fixierte Text aus Elementen beider Korrekturschichten von Bl. 7 kompiliert ist. In A4 ersetzt Horváth mehrere Blätter im ersten Bilddrittel, die vor allem die Umsetzung von Korrekturen auf teilweise seit K1/TS3/A3 im Produktionsprozess befindlichem Material betreffen (BS 29 a [3], Bl. 2 und 3). Gleichzeitig findet in diesem AnK1/TS3/A12
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Chronologisches Verzeichnis
satz die Umbenennung der Soldatenfigur Cont d’Ottieri zu Gloriosus statt. Wann genau Horváth diesen Entschluss gefasst hat, lässt sich nicht feststellen. Auf den neu eingefügten Blättern ist der Figurenname bereits getippt, ohne dass auf den ersetzten Blättern diesbezügliche hs. Korrekturen aufscheinen würden. Einen ersten Anlauf zur Umsetzung des zuvor auf BS 29 a [1], Bl. 7 in einer äußerst unübersichtlichen und komplexen Variantenschichtung korrigierten Dialogs zwischen Lemniselenis und Thago bricht Horváth auf BS 29 a [1], Bl. 10 ab. Das Blatt war zunächst Teil des in A4 an BS 29 a [1], Bl. 12 angeklebten Teiles und wurde sogleich hs. überarbeitet. Vermutlich dürfte der bisherige, mit BS 29 a [4], Bl. 5 (vgl. A3) fortgesetzte Text in diesem Ansatz nach wie vor Gültigkeit besessen haben, ein textlicher Anschluss lässt sich indes nicht herstellen. Der Entstehungszeitpunkt der hs. Überarbeitungen auf dem neu eingefügten Teil von Bl. 12 lässt sich nicht exakt ermitteln. Aufgrund des Schreibduktus scheinen zwei Korrektur- bzw. Ergänzungsvorgänge wahrscheinlich, von denen einer, die Einfügung einer Variante zu K.R. Thagos Reaktion auf Lemniselenis’ Replik „Denn ihr habt mich gekauft“, erst in A5 durchgeführt wurde. Die hs. Adaption der in A4 abgebrochenen Bearbeitung wird in A5 umgesetzt. Dafür klebt Horváth ein neues Blatt an, das aus einem weiteren Teil von BS 29 a [1], Bl. 12 sowie einem später auf BS 30 a, Bl. 9 montierten Blattteil besteht. Für die Fortsetzung schneidet Horváth einen Teil des in A3 enthaltenen Blattes mit der Pagina 6 (bestehend aus BS 29 a [4], Bl. 5, einem Teil von BS 29 a [4], Bl. 10 und BS 29 a [4], Bl. 7) aus und setzt ihn mit zwei neuen Blattteilen zum überlieferten montierten BS 29 a [4], Bl. 10 zusammen. Da die Schnittkanten der beiden neuen Teile übereinstimmen und sie so als ehemals vollständiges Blatt ausweisen, darf angenommen werden, dass diese Einfügung in einem Arbeitsschritt vonstatten gegangen ist. Anschließend fügt der Autor BS 29 a [1], Bl. 13 ein, das das bisherige Blatt BS 29 a [1], Bl. 5 mit der Pagina 7 ersetzt und die dort eingetragenen Überarbeitungen masch. umsetzt. Aufgrund des gleichlautenden Textes am Fuß von BS 29 a [1], Bl. 13 („Ertrinket im eigenem Fett!“) bleibt der textliche Anschluss an das schon bestehende Folgeblatt mit der Pagina 8 (beginnend mit BS 29 a [7], Bl. 2) bestehen. Spätestens in A5 fügt Horváth die hs. Überarbeitungen auf dem Blatt BS 29 a [1], Bl. 12 ein, da das Blatt ab A6 aus dem Produktionsprozess ausscheidet. Ebenfalls in diesem Ansatz dürften die Korrekturen auf dem bereits in A3 eingefügten Blattteil von BS 29 a [4], Bl. 10 eingetragen worden sein, da die Korrektur der Szenenanweisung „Hornsignal“ zu „Posaunenstoss“ sich teilweise auf dem neu eingefügten oberen Blattteil fortsetzt und die hs. Änderung des in A3 noch masch. getippten Figurennamens Cont d’Ottieri zu Gloriosus erst im Gefolge der Umarbeitung von A4 geschehen sein kann. Auf BS 29 a [1], Bl. 13 finden sich überdies Korrekturen, die mit Bleistift ausgeführt wurden. Diese dürften erst im Zuge der Umarbeitung des ersten Aktes in Konzeption 4 (K4/TS1/A2) eingetragen worden sein, wie unter anderem das dafür verwendete Schreibmaterial nahelegt (vgl. den Kommentar dort). In A6 setzt Horváth die hs. Korrekturen von BS 29 a [1], Bl. 12 auf einem neuen Blatt um. Das neue Blatt besteht aus einem Teil von BS 30 a, Bl. 8, den Blättern BS 29 a [7], Bl. 5 und 6 sowie einem weiteren Teil von BS 30 a, Bl. 9, der an den bereits in A5 eingefügten Teil desselben Blattes angeklebt wird. Der hier eingefügte Teil des Blattes BS 30 a, Bl. 8 weist die später mittels des hier noch zu BS 29 a [4], Bl. 2 und Bl. 9 gehörigen Teiles von BS 30 a, Bl. 8 überklebte Pagina 5 auf und ist dementsprechend zu diesem Zeitpunkt noch eigenständig gewesen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass die zu keinem überlieferten Material passende Schnittkante des
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Konzeption 2
in K1/TS3/A8 eingefügten Teiles nicht auf fehlendes Textmaterial hindeutet, sondern auf dessen Einpassung in das später fertig montierte Blatt BS 30 a, Bl. 8 zurückzuführen ist (vgl. auch den Kommentar zu K1/TS3/A8). Der auf diesen Blättern umgesetzte Text weist keine hs. Korrekturen mehr auf und bleibt in dieser Form bis in die Gesamtfassung K3/TS9 bestehen. Erst während der Umarbeitung zur Endfassung wird Horváth hier neuerlich eingreifen, indem er einige der bestehenden Textpassagen neu arrangiert und mit neuem Text zu den Maskenspielen der Figuren in Konzeption 4 verbindet (vgl. K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 8 und 9). Nachdem sich Horváth in den bisherigen Ansätzen von TS1 ausschließlich mit der Umarbeitung bereits bestehender Textpassagen beschäftigt hat, setzt er in A6 die Bearbeitung des Stückes nach dem Abgang der „Herrschaft“ fort. Dafür klebt er an den in K1/TS3/A13 eingefügten Teil von BS 30 a, Bl. 11 einen neuen, BS 29 a [7], Bl. 7 ersetzenden Teil an und setzt den Dialog zwischen Toxilus und dem Aufseher um dessen Entwaffnung sowie dessen Entsendung zum Sklavenhändler Dordalus auf einem weiteren Blatt fort, das aus einem Teil von BS 30 a, Bl. 12 und dem Blatt BS 29 a [7], Bl. 8 bestanden hat. Hier beginnt auch die Neufassung der zuletzt auf K1/TS3/A10/BS 29 a [5], Bl. 2–5 ausgearbeiteten Dialogpassagen zur Liebeshandlung zwischen Toxilus und Lemniselenis. Da am Fuß von BS 29 a [7], Bl. 8 der masch. Text mitten im Satz abbricht, ist von Textverlusten auszugehen. In einer hs. Überarbeitung der neuen Blätter setzt Horváth allerdings diesen Satz am Blattrand fort. Möglicherweise wollte er für den noch zu schreibenden Text angesichts weiterhin notwendiger Überarbeitungen der Blätter kein separates Blatt beginnen. Die Entstehung des Bildes schreitet nun weitaus geradliniger entlang des seit K1/TS3/A10 bestehenden Handlungsgerüsts fort. A7 setzt mit einem neu angeklebten Teil von BS 30 a, Bl. 12 die hs. Einfügung von Text in A6 masch. um. Die Ausarbeitung wird am Fuß des aufgeklebten Blattes abgebrochen, hs. um eine Replik Toxilus’ ergänzt und im Gefolge der Umsetzung auf einem neuen Blatt in A8 der korrigierte Teil inklusive einer getippten, am Kopf des neuen Blattes BS 29 a [4], Bl. 11 wiederholten Replik Matrosas von BS 30 a, Bl. 12 abgetrennt. Das Blatt BS 29 a [4], Bl. 11 wird dann intensiv hs. überarbeitet und Lemniselenis’ versifizierte Rede über den von ihr gewünschten „Mann von hundert Jahren“ (BS 29 a [4], Bl. 11) auf dem unpaginierten Blatt BS 28 [2], Bl. 4 hs. weitergeführt. A9 setzt den in A8 neu hinzugekommenen Text auf den Blättern BS 30 a, Bl. 13, BS 29 a [7], Bl. 9, BS 30 a, Bl. 14 und BS 29 a [7], Bl. 10 in Typoskript um. Nach Detailkorrekturen am Typoskript beginnt Horváth mit einer neuerlich hs. gehaltenen Ausarbeitung des weiteren Bildes, die auf den Blättern BS 28 [3], Bl. 15–17 fortgesetzt wird. Eine umfangreiche Streichung am Kopf von BS 30 a, Bl. 14 wurde erst später im Verlauf der Arbeiten zu Konzeption 3 vorgenommen und ist hier nicht Bestandteil der Korrekturschicht (vgl. dazu K3/TS8/A7). Der Text der in A9 eingefügten Blätter, der Lemniselenis’ und Toxilus’ Herkunft, Lemniselenis’ Aufforderung, sie freizukaufen, sowie die Amor-Szene enthält, wird unter Miteinbeziehung einiger Detailkorrekturen schließlich in A10 durch das Ankleben eines weiteren Teiles an BS 30 a, Bl. 14 sowie weitere Blätter bis knapp vor das Bildende fortgesetzt. Das Bildende selbst tippt Horváth in A11 auf einen zuletzt an BS 30 a, Bl. 16 angeklebten Teil. Die neu eingefügten Blätter von A10 bzw. A11 weisen kleinere hs. Detailkorrekturen in schwarzblauer Tinte auf, deren genauer Entstehungszeitraum sich jedoch nicht klar abgrenzen lässt. Vermutlich gehören sie zu einer letzten Bearbeitungsschicht im Zuge der Kompilation der Gesamtfassung K3/TS9 bzw. der Bearbeitung in K3/TS8/A7.
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H2 = ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 14 1 Blatt unliniertes Papier (297 × 210 mm), schwarzblaue Tinte E1 = fragm. Strukturplan in 3 Bildern mit Dialogskizzen und Notizen
In E1 verschafft sich Horváth nach dem vorläufigen Abschluss des ersten Bildes in TS1/A11 einen Überblick über die geplante weitere Entwicklung des Stückes. Vorgesehen sind zu diesem Zeitpunkt mindestens drei weitere Bilder, das erste Bild wird nicht notiert. Für das zweite Bild ist der Auftritt Sagaristios geplant, der Figurenname entspricht hier noch dem der Figur in Plautus’ Persa. Mit TS2/A2 beginnt Horváth, den Namen zu Bagnio zu ändern, woraus sich die Einordnung des vorliegenden Strukturplans ergibt. Wie der nebenstehende, teilweise auch dem dritten Bild zugeordnete Dialog nahelegt, hat Sagaristio das Geld gestohlen, mit dem Lemniselenis freigekauft werden soll. Lemniselenis bekommt es dabei aber mit der Angst zu tun, sie fürchtet, dass „Unrecht Gut“ im Spiel sei (vgl. dazu den ausgearbeiteten Dialog in K3/TS2/A1/BS 29 b [3], Bl. 16 und BS 30 a, Bl. 26 sowie in der Gesamt- respektive Endfassung K3/TS9 bzw. K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 25f.). Das dritte Bild soll auf dem Sklavenmarkt spielen, das zentrale Ereignis hier ist der Auftritt Toxilus’, der Lemniselenis vom Sklavenhändler Dordalus freikauft. Im vierten Bild ist der Parasit vorgesehen, dessen Auftritt in Konzeption 1 bereits ins Auge gefasst worden ist (vgl. K1/E1 und K1/TS3/A10/BS 29 a [5], Bl. 5, Grundschicht). Der Parasit wird als Vater von Lemniselenis eingeführt, was sich auch mit einer hs. Einfügung im ersten Bild (K1/TS3/A10/BS 29 a [5], Bl. 4) deckt, in der Lemniselenis von ihrem Vater, einem Parasiten, erzählt, der sie verkauft hat (zur genetischen Einordnung dieser Einfügung vgl. den Kommentar dort). Während Horváth auf den Auftritt des Parasiten in Ein Sklavenball trotz wiederholter Erwägung schließlich verzichtet (zuletzt erscheint die Figur in K3/TS3/A3/BS 29 c [2], Bl. 9, vgl. dazu die entsprechende Streichung in der Korrekturschicht von K3/TS3/A4), bleibt die Figur als familiärer Hintergrund Lemniselenis’ erhalten. Dies zeigt sich etwa in TS1/A9, wo sie sehr ausführlich davon berichtet, für ein „opulentes Menü“ (BS 28 [3], Bl. 15) verkauft worden zu sein, was wohl auf der hs. Eintragung in K1/TS3/A10/BS 29 a [5], Bl. 4 basiert (vgl. oben). Dementsprechend dürfte sich das in E1 eingetragene Fragezeichen hinter der Charakterisierung der Figur eher auf einen tatsächlichen Auftritt denn auf das Familienverhältnis beziehen. Am Kopf des Blattes findet sich ein direkter Verweis auf Horváths Quellen. Die Einträge „Seite 351“ und „II 3“ beziehen sich auf den zweiten Akt, 3. Szene in Plautus’ Persa in der Übersetzung Ludwig Gurlitts, in der Sagaristio einen Monolog hält (vgl. PER8). Er bedankt sich darin bei Jupiter für die Gelegenheit, seinem Freund Toxilus helfen zu können, indem er das von seinem Herrn für einen Ochsenkauf erhaltene Geld veruntreut. Die Notiz in E1 sieht eine Übertragung dieses Textes in eine Rede Toxilus’ vor, die dieser anscheinend gegenüber Matrosa halten soll. Das lässt vermuten, dass das hier entworfene Bild noch erheblich von den überlieferten Textfassungen abwich. In TS3 vermerkt Horváth dieselbe Stelle aus dem Persa masch. unter einer Replik Bagnios, nachdem Toxilus ihm gegenüber angemerkt hat, dass er selbst das Geld aus der Kasse zu stehlen beabsichtige (TS3/BS 29 b [2], Bl. 4). Der entlehnte und adaptierte Text selber findet schließlich im das zweite Bild beschließenden Monolog Toxilus’ Verwendung (vgl. TS5/A14/BS 29 b [1], Bl. 11 sowie im Anschluss K3/TS2/A4, K3/TS9 und K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 29).
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Konzeption 2
H3 = ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 9–13 5 Blatt unliniertes Papier (297 × 210 mm), schwarzblaue Tinte, Paginierung 1a auf Bl. 9, Paginierung 1, 2, 4, 5 auf Bl. 10–13, gestrichene Paginierung 2 auf Bl. 10 TS2/A1 = fragm. Fassung des zweiten Bildes konstituiert durch BS 28 [3], Bl. 9 (Korrekturschicht) TS2/A2 = Fassung des zweiten Bildes konstituiert durch BS 28 [3], Bl. 10, 9, 11–13 (Korrekturschicht)
Mit TS2 liegt eine erste, fragmentarische Textstufe des zweiten Bildes in zwei Ansätzen vor. Der Zusammenhang des A1 konstituierenden Blattes BS 28 [3], Bl. 9 mit den weiteren Blättern von A2 ergibt sich über die nachträgliche Adaptierung der Pagina 1 zu 1a sowie eine Einfügungsnotiz betreffend den auf Bl. 9 ausgearbeiteten Text auf Bl. 10. Da die Paginierung dieser Blätter nicht an die mit TS1/A11 bereits vorliegende Paginierung anschließt, sondern ihrerseits wieder neu beginnt, könnte auch eine frühere Entstehung angenommen werden. Gegen diese Annahme spricht aber die Verwendung des Figurennamens Toxilus, der erst seit TS1/A1 belegt ist. Aufgrund des engen Zusammenhangs der Arbeiten zum ersten Bild in TS1 und K1/TS3 scheint eine Unterbrechung der dortigen Bearbeitung für TS2 eher unwahrscheinlich. In A1 treten Toxilus und Lemniselenis nächtens wieder vor die Villa K.R. Thagos und sprechen über ihre Liebe. An diesem Blatt fällt eine separate Eintragung „Toxilus“ auf, die keinen Bezug zur Szenenanweisung bzw. zum Dramentext hat. Vermutlich notierte Horváth hier nochmals den seit TS1/A1 neuen Figurennamen, um Verwechslungen zu vermeiden. Eine gestrichene Paginierung 2 auf BS 28 [3], Bl. 10 legt nahe, dass Horváth den Text zunächst auf einem weiteren Blatt fortsetzen wollte. Er dürfte sich aber bereits kurz darauf zu einem Neuansatz entschlossen haben, wofür er auf Bl. 10 neuerlich die Paginierung 1 setzt. A2 zeigt einen veränderten Beginn des Bildes, Sagaristio tritt hier mit Komplizen auf und kündigt den Einbruch an, wird dabei aber durch den Auftritt von Lemniselenis und Toxilus unterbrochen. Der Text verläuft hier nun gemäß A1 und wird mit der Entdeckung der versteckten Einbrecherbande auf Bl. 10 fortgesetzt. Toxilus und Sagaristio erkennen sich, Horváth notiert hier neuerlich Seitenzahlen aus der verwendeten Übersetzung von Plautus’ Persa, „327 – 329“. Damit ist auf die Begrüßungsszene zwischen Toxilus und Sagaristio am Beginn des Persa verwiesen, in der Sagaristio von seiner verbüßten Gefängnisstrafe und Toxilus von seiner entflammten Liebe und den damit verbundenen Geldnöten erzählt (vgl. teilweise PER3 und PER4, die Horváth tatsächlich aus dem Persa entnimmt). Textpassagen aus dieser Szene des Persa gehören von dieser Notiz an zum fixen Bestand des zweiten Bildes. Unmittelbar an die Notiz der Seitenzahlen anschließend, steht der Auftritt des Aufsehers. Wie der Handlungsverlauf nahelegt, dürfte sich die Einbrecherbande derweilen versteckt haben. Der Aufseher ist gerade aus Pompeji zurückgekehrt und bringt Nachricht vom Sklavenhändler Dordalus, der Lemniselenis bereits am folgenden Tag erwartet, um sie an „Orientalen“ (BS 28 [3], Bl. 11) verkaufen zu können. Matrosa tritt hinzu und schilt Lemniselenis, weil sie sich allein mit Toxilus vor der Villa aufhält. Da ein Blatt mit der Pagina 3 nicht vorliegt, ist an dieser Stelle Textverlust anzunehmen. Die Handlung setzt auf Bl. 12 mit der Pagina 4 fort: Matrosa bringt Lemniselenis ins Haus und ermahnt Toxilus, sich von ihr fernzuhalten. Daran anschließend ist wiederum eine Seitenzahl (327) aus dem Persa eingetragen, mit der neuerlich auf den dortigen Stückbeginn Bezug genommen wird. Gemeint ist hier vermutlich der anfängliche Monolog des Toxilus über seine Qualen als verliebter armer Bursche, die schlimmer seien als die des Herkules (vgl. PER2; vgl. dazu TS3/BS 29 b
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[2], Bl. 1). In der darauf folgenden Textausarbeitung erwähnt Sagaristio, er kenne einen ähnlichen Fall wie den von Toxilus und wisse, wie man den Sklavenhändler zum Besten halten könne – eine direkte Anspielung auf die Handlung des Persa. Anschließend ist ein Auftritt samt Monolog des Parasiten vorgesehen, entsprechend dem Handlungsverlauf im Persa, in dem ebenfalls auf die Unterhaltung von Toxilus und Sagaristio ein Auftrittsmonolog des Parasiten Saturio folgt (vgl. PER5). Der Dialog zwischen Sagaristio und Toxilus sowie der Auftritt des Parasiten werden jedoch sogleich wieder gestrichen. Im Anschluss notiert Horváth noch Konfigurationen zum Ende des Bildes, wobei er den Figurennamen Lemniseris festhält (vgl. zuletzt K1/TS3/A6). Da dieser Figurenname bereits in Konzeption 1 durch Lemniselenis ersetzt wurde und auch in TS2 verwendet wird, dürfte es sich hier um ein Schreibversehen Horváths handeln (vgl. ähnlich dazu K1/TS3/A10/BS 29 a [5], Bl. 4). Vermutlich nach Abschluss der Textstufe ersetzt der Autor auf BS 28 [3], Bl. 10 den Figurennamen Sagaristio einmal durch Bagnio, führt diese Korrektur allerdings nur bei einer einzigen Namensnennung aus. Vermutlich war dem Autor, analog zur zusammenhanglosen Eintragung „Toxilus“ auf Bl. 9 (vgl. A1), nur an einer Notiz zur Erinnerung gelegen. Die Einbrecherfigur wird von TS2/A2 an ausschließlich unter ihrem neuen Namen Bagnio angeführt. T2 = ÖLA 3/W 101 – BS 29 b [2], Bl. 1–8 8 Blatt unliniertes Papier (297 × 210 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift, Paginierung 14–21 TS3 = Fassung des zweiten Bildes (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte) Druck (Grundschicht) in: KW 10, S. 365–372.
H4 = ÖLA 3/W 101 – BS 29 b [2], Bl. 8 1 Blatt unliniertes Papier (297 × 210 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, Paginierung 21 E2 = Konfigurationsplan mit Notizen und Replik
Die erste masch. erstellte Fassung des zweiten Bildes liegt mit TS3 vor. Wenngleich diese Fassung bereits sehr ausgereift ist, zeigen die hs. Eintragungen der Korrekturschicht sowie einige schon in der Grundschicht nur bruchstückhaft verfasste Passagen noch die Vorläufigkeit mehrerer Textteile an. Die Paginierung der Blätter schließt an die des ersten Bildes von TS1/A11 an, wodurch sich TS3 klar nach TS1/A11 einordnen lässt. Wie in TS2/A1 spielt das Bild am „Schauplatz des ersten Bildes“, beginnt aber im Unterschied zu den vorangehenden Fassungen in TS2 nun mit einem Monolog Toxilus’, der zu weiten Teilen dem Eingangsmonolog in Plautus’ Persa entspricht und zuvor in TS2/A2 am Schluss des Bildes vorgesehen war (vgl. PER2). Matrosa tritt hinzu und versucht, Toxilus von der Unmöglichkeit einer Beziehung mit Lemniselenis zu überzeugen. Der entwickelte Dialog wird in ähnlicher Form bis in die Endfassung erhalten bleiben, allerdings ist die Figur der Matrosa, mit Ausnahme einer nicht integrierbaren Texteinfügung auf BS 29 b [2], Bl. 7 (siehe unten), hier noch nicht als Christin charakterisiert (vgl. dazu die später in der Arbeit an dieser Szene gesetzte Aussage Lemniselenis’, sie hätte über eine „alte Sklavin“ von einem neuen Gott erfahren, BS 29 b [2], Bl. 6; Matrosa wird erst durch eine Notiz in TS4 als Fürsprecherin des Christentums gekennzeichnet). Nachdem Toxilus Matrosa weggeschickt hat, ist ein Monolog vorgesehen, für den Horváth nur „Pump-Motiv“ (BS 29 b [2], Bl. 3)
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Konzeption 2
tippt. Im Vergleich mit den späteren Fassungen zeigt sich, dass damit der bereits getippte Monolog Toxilus’ zu Beginn des Bildes gemeint sein muss, der damit an diese Stelle verschoben wird und neuen Text zu Beginn des Bildes erforderlich macht (vgl. TS5/A1). Nach dem Monolog Toxilus’ tritt Bagnio mit seinen zwei Komplizen auf, es folgt die wechselseitige Erkennung. Dafür setzt Horváth neuerlich einen Textverweis auf Plautus’ Persa als Platzhalter ein. Verwiesen wird auf „Seite 351 --- O, Jupiter -- -- --“ (BS 29 b [2], Bl. 4), womit der auch in E1 vermerkte Freundschaftsmonolog Sagaristios gemeint ist. Auch in den weiteren Textverlauf sind Elemente aus dem Persa montiert, so entspricht der Dialog zwischen Bagnio und Toxilus („Amor hat mein Herz durchbohrt --“, BS 29 b [2], Bl. 4) dem Eingangsdialog zwischen Toxilus und Sagaristio (vgl. PER3). Nach dem Abgang Bagnios und seiner Komplizen ist an dieser Stelle ein Auftritt des Aufsehers vorgesehen, der allerdings nur mit einer Regiebemerkung verzeichnet und nicht weiter ausgearbeitet wird. Schließlich tritt Lemniselenis aus der Villa und im darauf folgenden Dialog verspricht Toxilus, sie auszulösen. In einem hs. gestrichenen Teil des Dialogs mutmaßt Lemniselenis, Toxilus würde sich das benötigte Geld durch ein Verbrechen aneignen, worauf dieser erwidert, er würde allein ihre Unfreiheit als Verbrechen ansehen (vgl. BS 29 b [2], Bl. 6). Diese Mutmaßung Lemniselenis’ stellt in den folgenden Textstufen zum zweiten Bild bzw. Akt ein fixes Dialogelement dar. Die Streichung an dieser Stelle ist nicht ganz nachvollziehbar, da kein ersetzender Text notiert wird und der resultierende Textanschluss an das vorangehende Blatt ohne die gestrichene Passage kaum Sinn ergibt. Möglicherweise war an dieser Stelle eine Montage neuen Blattmaterials vorgesehen. Lemniselenis erwähnt schließlich einen neuen Gott, in dessen Augen alle gleich seien, von dem ihr eine „alte Sklavin“ (BS 29 b [2], Bl. 6) erzählt habe. Der Aufschrei Matrosas, die den Einbruch bemerkt hat, unterbricht die beiden. Toxilus versucht, Matrosa zu beschwichtigen, worauf sich diese der Situation vor dem Haus zuwendet und Lemniselenis und Toxilus wegen ihrer Liebe zur Rede stellt. Eine hs. Einfügung am Kopf von BS 29 b [2], Bl. 7, in der Toxilus Matrosa nach ihrem neuen Gott fragt, lässt sich nicht in den vorliegenden Text integrieren und widerspricht auch der geltenden konzeptionellen Anlage des Stückes, da Matrosa erst ab TS4 als Christin charakterisiert wird. Vermutlich hat Horváth die vorliegende Textstufe zu einem späteren Zeitpunkt, eventuell im Zusammenhang mit TS5, nochmals zur Hand genommen und einen Teil der Überarbeitungen erst dort gesetzt, ähnlich der Überarbeitung der Blätter BS 29 a [5], Bl. 1–5 in K1/TS3/A10 (vgl. den Kommentar dort). Der nun auftretende Aufseher teilt mit, dass der Sklavenhändler Dordalus Lemniselenis für den nächsten Tag in Pompeji erwarte, um sie an „Orientalen“ (BS 29 b [2], Bl. 8) verkaufen zu können (vgl. TS2/A2/BS 28 [3], Bl. 11). Schließlich tritt Paegnium hinzu, der den Diebstahl der Kasse bestätigt. Das Bild endet mit Toxilus’ Ausdruck der Erleichterung über den geglückten Kassenraub, der nun allerdings Lemniselenis Anlass zur Sorge gibt. Nach Abschluss des Bildes in der Grundschicht fügt Horváth hs. Notizen und einen Konfigurationsplan zu einem alternativen Verlauf des Stückes ein, in dem Bagnio das Geld Toxilus übergibt (E2; vgl. die Grundschicht von K3/TS2/A1). Ob sich die Anmerkung „Finale“ bereits hier auf ein im dritten Bild vorgesehenes Ende des Stückes bezieht, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, möglicherweise ist auch das „Finale“ des zweiten Bildes gemeint. Eine Konzeption in drei Bildern liegt definitiv erst mit K3/E1 vor. E2 nachzuordnende Entwürfe bzw. Textstufen weisen immer noch eine Struktur in vier Bildern auf (vgl. TS4).
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H5 = ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 18–21 4 Blatt unliniertes Papier (297 × 210 mm), schwarzblaue Tinte, roter Buntstift, Paginierung 1–4 TS4 = fragm. Fassung des dritten Bildes „Auf dem Sklavenmarkt“
H6 = ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 18 1 Blatt unliniertes Papier (297 × 210 mm), schwarzblaue Tinte, roter Buntstift, Paginierung 1 E3 = Notiz
Das in E1 notierte dritte Bild „Sklavenmarkt“ wird in TS4 erst- und zugleich letztmalig in der Werkgenese von Ein Sklavenball ausgearbeitet. Horváth wird erst für die Arbeiten an Pompeji wieder auf hier entwickelte Ideen zurückgreifen. Das ausgearbeitete Bild, die kurze Notiz zu einem vierten Bild „Die Untersuchung“ sowie die nachträglich mit rotem Buntstift eingefügte Notiz E3 bringen mehrere konzeptionelle Weiterentwicklungen, etwa die Verhaftung Toxilus’ nach dem versuchten Freikauf Lemniselenis’, den Untergang des Schiffes der Herrschaft sowie die Charakterisierung Matrosas als Christin. Letzteres grenzt TS4 von TS3 ab, dort wurde das Christentum noch einer unbenannten „alte[n] Sklavin“ zugeordnet (vgl. TS3/BS 29 b [2], Bl. 6, davon abweichend aber der dort nicht integrierbare Text auf BS 29 b [2], Bl. 7). Die Abgrenzung zu den späteren Arbeiten ergibt sich über die geplante Struktur in vier Bildern, die die Textstufe in Konzeption 2 verortet (vgl. E1), sowie auch durch die Umakzentuierung der Matrosa-Figur, die in der nachgeordneten Ausarbeitung des zweiten Bildes (TS5) bereits in den ersten Ansätzen als Christin dargestellt ist. Das vorangestellte Figurenverzeichnis des Bildes weist noch die Figur des Parasiten als Akteur auf, die Erwähnung von „Orientalen“ (BS 28 [3], Bl. 18) erinnert an die Erwähnung der potenziellen orientalischen Käufer in TS2/A2/BS 28 [3], Bl. 11 und TS3/BS 29 b [2], Bl. 8. Der ausgearbeitete Text zeigt das Panorama eines Sklavenmarktes, zu dessen Beginn der Parasit einen Monolog über seinen gesellschaftlichen Status hält. Nach der Versteigerung zweier Hetären erwartet Dordalus mit seinen orientalischen Kunden die Ankunft von Lemniselenis. Der Parasit tritt an ihn heran und verlangt für den neuerlichen Verkauf seiner Tochter Lemniselenis Tantiemen („Autorenrecht“, BS 28 [3], Bl. 19), da er sie schließlich erschaffen habe. Ein weiterer Käufer kommt mit dem Uralten Sklaven hinzu und verlangt sein Geld zurück, da er sich betrogen fühlt. Der nächste Auftritt sieht Bagnio vor, der im Uralten Sklaven seinen Vater erkennt und ihn um 10 Silberlinge beim Parasiten auslöst. Der Kauf des eigenen Vaters durch Bagnio sowie der Versuch des Parasiten, aus dem neuerlichen Verkauf Lemniselenis’ Tantiemen zu erhalten, rücken den Text in die Nähe von K3/E3, in dem ähnliche Handlungselemente vorgesehen sind. Allerdings deuten mehrere Indizien auf eine Zusammengehörigkeit von K3/E3 mit K2/TS6 bzw. der K3/TS1 konstituierenden Korrekturschicht dieser Textstufe sowie auf einen konzeptionellen Zusammenhang mit K3/E1 und E2 hin (vgl. den Kommentar dort). Schließlich erscheint Toxilus, dessen 600 Silberlinge ihn verdächtig machen, weshalb er verhaftet wird. Im notierten vierten Bild soll die Untersuchung des Falles folgen, die durch die Nachricht vom Untergang des Schiffes beendet wird. Diese Handlung findet hier noch ohne die Figur des Praetors statt, die erstmals in K3/TS3/A4 erwähnt wird. Nach diesen Notizen fügt Horváth hs. noch einige Passagen in den Text des dritten Bildes ein, etwa den Liedtext eines Sklavenchors, der in ähnlicher Form auch in die Gesangseinlagen des titelgebenden Sklavenballs eingefügt wird
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Konzeption 2
(„Es öffnet sich heute des Sklavenzwingers Tor“, vgl. K3/TS9 bzw. K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 48). Der Dialog zwischen Dordalus und dem Aufseher wird erweitert, Ersterer gibt sich darin als Phönizier zu erkennen und berichtet über seine Kindheit in Karthago, wofür Horváth auf Text zurückgreift, den er zuvor im ersten Bild für K.R. Thago verwendet hat (vgl. K1/TS3/A6/BS 29 a [3], Bl. 6). Zuletzt bricht Horváth die Bearbeitung des Bildes ab und trägt mit rotem Buntstift dick in die obere Blatthälfte von Bl. 18 eine Notiz (E3) ein, nach der Bagnio vom Untergang des Schiffes berichten soll. H7 = ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 23 1 Briefumschlag (154 × 124 mm), Eintragungen mit blauer und schwarzblauer Tinte, adressiert an Bernhard Diebold, Forthstr. 28, Zürich (Schweiz) E4 = Dialogskizze zum III. Bild
Mit E4 liegt eine Dialognotiz zum III. Bild vor, die Horváth, wohl aus Papiermangel, auf die Rückseite eines bereits adressierten Briefkuverts notiert hat. Der Parasit beschwert sich darin bei Dordalus über einen seiner Meinung nach mangelhaften „Uralte[n] Sklaven“. Dordalus informiert ihn über den Weiterverkauf seiner Tochter um 600 Silberlinge, was dem Parasiten als zu wenig erscheint. Aufgrund des Eintrags „III. Bild“ lässt sich der Text Konzeption 2 zuordnen, da mit dem Wechsel zu Konzeption 3 die Stückeinteilung wieder auf Akte lauten wird. Der Dialog stellt somit eine Variante zum in TS4/BS 28 [3], Bl. 19f. entwickelten Text dar, die dort noch eigenständige Figur des Käufers fällt hier mit der des Parasiten in eins (vgl. auch TS6 bzw. K3/TS1/BS 29 c [1], Bl. 4). Der Briefumschlag wurde ursprünglich an den aus der Schweiz stammenden Theaterkritiker und Journalisten Bernhard Diebold (1886–1945) adressiert, wodurch sich eine ungefähre zeitliche Einordnung der Schreibarbeiten vornehmen lässt. Diebold, den Horváth aus seiner Zeit in Berlin kannte, musste aufgrund seiner jüdischen Herkunft nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten Deutschland verlassen und kehrte in die Schweiz zurück. Hier übernahm er die Leitung der europäischen Niederlassung der US-Filmverwertungsgesellschaft THEMA. Am 9. Juni 1937 richtete er ein Schreiben an Horváth, in dem er ihn um Vorschläge für Filmideen bittet (Durchschlag des masch. Originals im Archiv der Akademie der Künste, Berlin, Sammlung THEMA, Sign. 66). Der vorliegende Umschlag, auf dem Horváth als Absenderadresse die auch von Diebold verwendete Anschrift Wien I., Dominikanerbastei 6/11 angibt, war wohl ursprünglich für eine Antwort auf dieses Schreiben gedacht. Unter dieser Adresse war Horváth vom 15. Jänner 1936 bis zum 13. Juli 1937 durchgehend gemeldet. Dadurch sowie in Hinblick auf die Datierung der Entstehung von Horváths zuvor abgeschlossenem Stück Ein Dorf ohne Männer lassen sich die Arbeiten an Ein Sklavenball auf die Monate Mai/Juni 1937 eingrenzen (vgl. ausführlich das Vorwort in diesem Band). Pompeji dürfte dementsprechend im unmittelbaren Anschluss bis spätestens Ende Juli 1937 entstanden sein (vgl. dazu auch das Vorwort in diesem Band). Ob Horváth Diebold schließlich geantwortet hat, ist nicht bekannt.
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Chronologisches Verzeichnis
T3 = ÖLA 3/W 100 – BS 29 b [1], Bl. 1–11, ÖLA 3/W 102 – BS 29 b [3], 1, 2, 4–18, ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 17–24, 26 Insgesamt 37 Blatt, davon 17 Blatt unliniertes Papier (297 × 210 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (91 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (47 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (101 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (93 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (200 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (218 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (229 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (87 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (75 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (230 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (158 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (221 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (150 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (42 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (195 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (323 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (321 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (305 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (363 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (361 × 210 mm), geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzblauer und schwarzer Tinte, rotem Buntstift sowie mit Bleistift; masch. Paginierung 14–16 auf BS 29 b [1], Bl. 1–3; 18–21, 23–25 auf BS 29 b [1], Bl. 5–11; masch. Paginierung jeweils 17 auf BS 29 b [3], Bl. 2, 7; 15 auf BS 29 b [3], Bl. 12; 18 auf BS 29 b [3], Bl. 8; masch. Paginierung 14–21 auf BS 30 a, Bl. 17–24, 22 auf BS 30 a, Bl. 26, hs. Paginierung 23 auf BS 30 a, Bl. 26 TS5/A1 = fragm. Fassung des zweiten Bildes konstituiert durch BS 29 b [1], Bl. 1–3 (Korrekturschicht; vgl. Simulationsgrafik) TS5/A2 = fragm. Fassung des zweiten Bildes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 17, BS 29 b [3], Bl. 12, 13 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) 5 TS /A3 = fragm. Fassung des zweiten Bildes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 17, BS 29 b [3], Bl. 12, BS 30 a, Bl. 18, 19, BS 29 b [3], Bl. 1, 2 (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte; vgl. Simulationsgrafik) TS5/A4 = fragm. Fassung des zweiten Bildes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 17, BS 29 b [3], Bl. 12, BS 30 a, Bl. 18, 19, BS 29 b [3], Bl. 6, 4 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS5/A5 = fragm. Fassung des zweiten Bildes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 17, BS 29 b [3], Bl. 12, BS 30 a, Bl. 18, 19, BS 29 b [3], Bl. 6, 7, 5 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS5/A6 = fragm. Fassung des zweiten Bildes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 17, BS 29 b [3], Bl. 12, BS 30 a, Bl. 18, 19, BS 29 b [3], Bl. 6, 7, BS 29 b [1], Bl. 4 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS5/A7 = fragm. Fassung des zweiten Bildes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 17, BS 29 b [3], Bl. 12, BS 30 a, Bl. 18, 19, BS 29 b [3], Bl. 6, 7, BS 29 b [1], Bl. 4–8 (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte; vgl. Simulationsgrafik) TS5/A8 = fragm. Fassung des zweiten Bildes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 17, BS 29 a [3], Bl. 12, BS 30 a, Bl. 18–20, BS 29 b [3], Bl. 10 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS5/A9 = fragm. Fassung des zweiten Bildes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 17, BS 29 b [3], Bl. 12, BS 30 a, Bl. 18–20, BS 29 b [3], Bl. 14, BS 30 a, Bl. 20 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS5/A10 = fragm. Fassung des zweiten Bildes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 17, BS 29 b [3], Bl. 12, BS 30 a, Bl. 18–20, BS 29 b [3], Bl. 8 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS5/A11 = fragm. Fassung des zweiten Bildes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 17, BS 29 b [3], Bl. 12, BS 30 a, Bl. 18–24, BS 29 b [3], Bl. 9 (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte; vgl. Simulationsgrafik) TS5/A12 = fragm. Fassung des zweiten Bildes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 17, BS 29 b [3], Bl. 12, BS 30 a, Bl. 18–24, BS 29 b [3], Bl. 15, 11 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS5/A13 = fragm. Fassung des zweiten Bildes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 17, BS 29 b [3], Bl. 12, BS 30 a, Bl. 18–24, BS 29 b [3], Bl. 15–17 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS5/A14 = fragm. Fassung des zweiten Bildes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 17, BS 29 b [3], Bl. 12, BS 30 a, Bl. 18–24, BS 29 b [3], Bl. 15, 16, BS 30 a, Bl. 26, BS 29 b [3], Bl. 18, BS 29 b [1], Bl. 9–11 (vgl. Simulationsgrafik; gedruckt in der Korrekturschicht als K3/TS2/A1)
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Konzeption 2
TS5 entwickelt in mehreren Ansätzen das zweite Bild. Im Unterschied zur teilweise schwer zu rekonstruierenden Entstehung des ersten Bildes liegt im Fall von TS5 eine weitaus gleichmäßigere und weniger sprunghafte Bearbeitung vor, bei der Horváth neues Material vornehmlich an bestehendes anschließt und keine größeren Änderungen am schließlich vorliegenden Bildumfang vornimmt. Durch die Umakzentuierung der Matrosa-Figur zur Christin, die erstmals explizit in TS4 vermerkt ist, lässt sich TS5 von den vorangegangenen Arbeiten zum zweiten Bild absetzen (vgl. TS2 und TS3; in TS3 findet sich aber auch alternativ eine nicht integrierbare Textstelle auf BS 29 b [2], Bl. 7, die Matrosa als Christin erscheinen lässt, vgl. dazu den Kommentar zu TS3). Die Abgrenzung von den folgenden Entwürfen und Textstufen wiederum ergibt sich einerseits aus der Fortsetzung der Paginierung von TS5 in der ersten masch. erstellten Textstufe des dritten Bildes, TS6, und andererseits aus der Bezeichnung „Bild“. Mit der K3/TS1 konstituierenden Korrekturschicht von TS6 bzw. den auf dem ersten Blatt dieser Textstufe, BS 29 c [1], Bl. 1, eingetragenen Entwürfen K3/E1 und E2 kehrt Horváth zum bereits am Beginn von Konzeption 1 verwendeten Begriff „Akt“ zurück. In A1 beginnt Horváth mit einer Überarbeitung des Bildbeginns vor der nächtlichen Villa auf der Grundlage der Korrekturschicht von TS3. Wie die dortige Anmerkung „Pump-Motiv“ (TS3/BS 29 b [2], Bl. 3) bereits nahegelegt hat, wurde der aus dem Persa übernommene Anfangsmonolog nach hinten verschoben; Toxilus spricht zu Beginn nun neuen, nicht von Plautus entlehnten Text. Der darauf folgende Dialog zwischen Toxilus und Matrosa stellt eine merkliche Weiterentwicklung gegenüber der vorangehenden Fassung in TS3 dar. Hervorzuheben ist hier die zunehmende moralisch-christliche Grundierung der Matrosa-Figur, die ihr „Gewissen“ (BS 29 b [1], Bl. 1f.) als Grund für ihr Gespräch mit Toxilus anführt. Nach dem Abgang Matrosas beginnt Toxilus, den vormaligen, nun nicht mehr in Versen abgefassten Eingangsmonolog zu sprechen. An dieser Stelle bricht Horváth ab und überarbeitet den getippten Text mit schwarzblauer Tinte. A2 setzt beim Bildbeginn mit komplett neuem Material an, auf dem die Korrekturen von A1 umgesetzt werden. Auf BS 29 b [3], Bl. 13 bricht Horváth die Ausarbeitung des sich zuspitzenden Streits zwischen Toxilus und Matrosa bereits wieder ab und fügt hs. Text hinzu. Eine Eintragung mit schwarzer Tinte auf BS 29 b [3], Bl. 12 ist nicht Bestandteil der vorliegenden Korrekturschicht. Diese betrifft die Abnahme der Maske durch Matrosa und wird erst im Rahmen von Konzeption 4, mit der die Masken in das Stück eingeführt werden, gesetzt (vgl. K4/E1 und TS2/A1). Die Überarbeitung in schwarzblauer Tinte wird in A3 auf einem Teil von BS 30 a, Bl. 18, an dessen Kopf das beibehaltene Blatt BS 29 b [3], Bl. 12 angeklebt wird, in der Grundschicht umgesetzt. Die Fortsetzung des Textes auf einem aus dem oberen Teil von BS 30 a, Bl. 19 sowie BS 29 b [3], Bl. 1 bestehenden Blatt folgt den entsprechenden Korrekturen von A1. Auf BS 29 b [3], Bl. 2 tippt Horváth den Auftritt von Bagnio und seinen Komplizen. Danach bricht er das Typoskript ab, überarbeitet den Text auf BS 29 b [3], Bl. 1 und fügt auf Bl. 2 hs. Text zum Auftritt der Einbrecherbande hinzu. Diese teilweise sehr disparaten und nur schwer integrierbaren Eintragungen deuten darauf hin, dass sich der Autor über die detaillierte Ausformulierung dieses Auftrittes noch nicht im Klaren ist. Einige Hinweise auf die intendierte Auflösung dieser Textstelle gibt eine Markierung mit rotem Buntstift neben der mit „Er gehört einem reichen Verbrecher“ beginnenden Schimpf-Passage Bagnios, die in späteren Textstufen variiert wird.
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Chronologisches Verzeichnis
Die intensive Bearbeitung des Auftritts der Einbrecherbande setzt sich in A4–A7 fort. Aus den hs. Varianten von A3/BS 29 b [3], Bl. 2 konsolidiert Horváth in A4 einen Text, den er auf einem ursprünglich aus dem unteren Teil von BS 30 a, Bl. 19 und BS 29 b [3], Bl. 6 und Bl. 4 bestehenden Blatt abtippt. In A5 trennt er BS 29 b [3], Bl. 4 ab und setzt die Szene auf einem aus BS 29 b [3], Bl. 7 und Bl. 5 bestehenden Blatt fort. Der Text bricht hier in der Grundschicht mitten im Satz ab, was auf Materialverlust hindeutet. In der Korrekturschicht wurde der Satz hs. vervollständigt. Für die Weiterführung der Szene in A6 wurde BS 29 b [3], Bl. 5 abgetrennt und der auf diesem Blatt enthaltene Text auf BS 29 b [1], Bl. 4 fortgesetzt. Da dieses Blatt keine Paginierung aufweist und die Schrift im Vergleich zu anderen Blättern verhältnismäßig weit unten ansetzt, dürfte es zum Ankleben an BS 29 b [3], Bl. 7 vorgesehen gewesen sein. Warum Horváth diese Klebung nicht hergestellt hat, lässt sich nicht nachvollziehen. Da der Anschluss an den A7 konstituierenden Text der Blätter BS 29 b [1], Bl. 5–8 nur durch eine hs. Überarbeitung des masch. Textes am Fuß von Bl. 4 möglich ist, dürfte überdies Material aus A6 verloren gegangen sein. A7 führt den Dialog zwischen Bagnio und Toxilus schließlich fertig aus. Im Anschluss tippt Horváth den Dialog zwischen Lemniselenis und Toxilus entlang den Überarbeitungen von TS3. Der Verlauf der Entwicklung auf BS 29 b [1], Bl. 8 folgend ist unsicher. Ein unmittelbar anschließendes Blatt mit der Paginierung 22 ist nicht überliefert. Da auf BS 29 b [1], Bl. 9–11, die die Seitenzahlen 23–25 tragen, wie auf den vorangegangenen Blättern dieser Mappe zumeist die Kurzform „Lemni“ verwendet wird, scheint es naheliegend, eine durch das fehlende Blatt mit der Paginierung 22 unterbrochene Weiterarbeit am Text bis zum Schluss des Bildes in diesem Ansatz anzunehmen. Zugleich jedoch lässt sich in A14 ein direkter textlicher Anschluss des erst dort eingefügten Blattes BS 29 b [3], Bl. 18 an den mit BS 29 b [1], Bl. 9 fortsetzenden Text erkennen. Demgemäß ergeben sich für den weiteren Verlauf der Textentwicklung zwei alternative Annahmen: Entweder hat Horváth bereits in A7 den Text bis zum Schluss fertig getippt und in den Folgeansätzen allein den Mittelteil des Bildes adaptiert, oder er hat die Blätter BS 29 b [1], Bl. 9–11 tatsächlich erst zum Schluss gefertigt. Aufgrund des auch hinsichtlich der Einrichtung des Typoskripts bruchlosen Übergangs von BS 29 b [3], Bl. 18 auf BS 29 b [1], Bl. 9 in A14 – der Text auf Bl. 18 endet exakt in der rechten unteren Blattecke – sowie des im Rückschluss aus BS 29 b [3], Bl. 18 abzuschätzenden nur geringen, kaum ein ganzes Blatt umfassenden Textes auf dem vermuteten Blatt mit der Paginierung 22 in A7 wird hier der letzteren Alternative der Vorzug gegeben. In A8 wird neuerlich an der Auftrittsszene der Einbrecherbande gearbeitet, wobei der masch. Text schon nach wenigen Zeilen abgebrochen und durch zahlreiche hs. Anmerkungen ergänzt wird. A9 setzt diese wiederum auf einem neuen, unpaginierten Typoskriptblatt, bestehend aus BS 29 b [3], Bl. 14 und einem Teil von BS 30 a, Bl. 20, um, das aufgrund seiner Einrichtung wohl an den oberen Teil von BS 30 a, Bl. 20 angeklebt werden sollte. Horváth dürfte das Blatt allerdings sogleich nochmals bearbeitet haben und montiert in A10 das Blatt BS 30 a, Bl. 20 aus dem bereits in A8 eingefügten Teil, dem unten von BS 29 b [3], Bl. 14 abgetrennten sowie einem neu getippten Blatt, das die Korrekturen von BS 29 b [3], Bl. 14 umsetzt. Das in A10 anschließende Blatt BS 29 b [3], Bl. 8 bricht bereits nach wenigen Zeilen Typoskript ab und wurde nur geringfügig überarbeitet. Einen größeren Textzuwachs erhält TS5 mit A11, in dem der in A7 ausgeführte und hs. stark überarbeitete Dialog zu Toxilus’ Geldnöten und der Planung des Einbruchs neu getippt wird. Horváth gelangt in diesem Ansatz bis zum Auftritt Lemniselenis’
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Konzeption 2
und bricht das Typoskript an dieser Stelle ab, um insbesondere die versifizierte Ansprache Lemniselenis’ über die „Wege der liebenden Herzen“ (BS 29 b [3], Bl. 9) hs. zu überarbeiten. Über mehrere Zwischenschritte montiert der Autor in A12 und A13 den Dialog zwischen Toxilus und Lemniselenis anschließend an den in A11 eingefügten Teil von BS 30 a, Bl. 24, woraus sich schließlich ein in A13 bis BS 29 b [3], Bl. 17 reichendes montiertes Blatt ergeben haben dürfte. Der erarbeitete Text von A12 bzw. A13 folgt dabei den teilweise variantenreichen Überarbeitungen der entsprechenden Stellen in A7. In A13 dürfte bei der Montage Text verloren gegangen sein: Am Schluss von A12 notiert Horváth hs. eine Replik Lemniselenis’ auf Toxilus’ Bitte: „Dank mir nicht, sonst bricht mir das Herz!“ (BS 29 b [3], Bl. 11) Der der Bitte vorangehende Text ist neuerlich abgetippt auf dem in A13 unten an BS 29 b [3], Bl. 15 angeklebten Teil, die hs. Einfügung von A11 findet sich auf BS 29 b [3], Bl. 16 umgesetzt. Da sich für die beiden Blätter BS 29 b [3], Bl. 15 und 16 aus dem übrigen Material kein weiterer sinnvoller Zusammenhang herstellen lässt und die Blätter überdies über entsprechende Schnittkanten verfügen, ist davon auszugehen, dass der dazwischen liegende Teil, der die Bitte Toxilus’ enthalten haben muss, verloren gegangen ist. Warum Horváth hier einen Materialschnitt gesetzt hat, lässt sich nicht erschließen. Die einzig mögliche Erklärung vom gegebenen Wissensstand aus ist ein nicht überlieferter Ansatz zu einer weiteren Montage der Blätter im Kontext ihrer weiteren Bearbeitung in den Ansätzen von K3/TS2. Auf BS 29 b [3], Bl. 15 findet sich eine Reihe von Korrekturen in schwarzblauer Tinte, deren genaue Entstehung unsicher ist. Aufgrund der Schichtung der Eintragungen dürften hier zwei separate Korrekturvorgänge durchgeführt worden sein. Einerseits liegen einige Detailkorrekturen vor, die wohl zusammen mit denen auf den Folgeblättern Bl. 16 und 17 gesetzt wurden. Aufgrund des Ausscheidens von Bl. 17 mit A14, wo eine hs. Formulierungsänderung von Bl. 17 am Kopf von BS 30 a, Bl. 26 bereits in der Grundschicht umgesetzt ist, ist anzunehmen, dass diese erste Bearbeitung von BS 29 b [3], Bl. 15 gemeinsam mit der von Bl. 16 bereits im vorliegenden Ansatz A13 erfolgt ist. Andererseits wurde eine Textadaption vorgenommen, die Lemniselenis’ versifizierte Rede über die „liebenden Herzen“ (Bl. 15) hinter ihre Erzählung darüber, wie sie Matrosa überwunden hat, verschiebt und teilweise neue Teile in den bestehenden Dialog einfügt. Diese Adaption wurde, wie die Überschneidung bzw. Rücknahme einiger Korrekturen anzeigt, wahrscheinlich erst später, konkret in der Überarbeitung von K3/TS2/A2 zu A3, gefertigt, im Rahmen derer das Blatt aus dem Produktionsprozess ausschied (vgl. den Kommentar dort). Eine darüber hinaus auf diesem Blatt befindliche Eintragung in rotem Buntstift, die Lemniselenis’ Erzählung dem dritten Akt zuordnet, dürfte ebenfalls erst in Konzeption 3 eingefügt worden sein. Diese Eintragung bleibt aber ohne Konsequenz, in den überlieferten Textarbeiten zum dritten Akt finden sich keine entsprechenden Anknüpfungspunkte. Zuletzt wird BS 29 b [3], Bl. 17 in A14 vom Rest des montierten Blattes abgetrennt und der darauf enthaltene Text auf ein aus dem oberen Teil von BS 30 a, Bl. 26 und BS 29 b [3], Bl. 18 bestehendes Blatt übertragen. Der Text hier orientiert sich weiterhin an den Überarbeitungen der entsprechenden Stellen in A7 und wird schließlich auf den Blättern BS 29 b [1], Bl. 9–11 bis zum Ende des Bildes ausgeführt. Der Handlungsverlauf entspricht in groben Zügen dem von TS3. Zunächst tritt Matrosa auf, die die Einbrecher bemerkt hat. Sie stellt Lemniselenis und Toxilus wegen ihrer Liebe zur Rede, der Streit wird durch den Auftritt des Aufsehers unterbrochen. Dieser berichtet, dass Dordalus Lemniselenis schon am kommenden Morgen abholen möchte
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Chronologisches Verzeichnis
und dafür bereits Kunden aus „Britannien“ (BS 29 b [1], Bl. 10, im Unterschied zu den „Orientalen“ zuvor, vgl. TS3/BS 29 b [2], Bl. 8) mitzubringen gedenkt. Mit diesem implizit vermerkten Auftritt Dordalus’ vor der Villa weicht Horváth von seinem bisherigen Konzept, das ein Bild auf dem Sklavenmarkt (vgl. TS4) vorgesehen hat, bereits erkennbar ab (vgl. dazu auch TS6 bzw. K3/TS1, die das dritte Bild bereits vor der Villa situieren). Schließlich kommt Paegnium, der den Raub der Kasse entdeckt hat, aus der Villa. Paegnium, Matrosa und der Aufseher gehen daraufhin ab in die Villa und lassen die beiden Liebenden alleine zurück. Auf BS 29 b [1], Bl. 11 scheint sich Horváth über den genauen Handlungsverlauf noch nicht im Klaren zu sein. Zunächst tippt er einen Auftritt Bagnios, der entsprechend den Notizen in E2 Toxilus das Geld bringen soll, lässt darunter aber einige Leerzeilen und führt das Bild zu Ende. Für den das Bild beschließenden versifizierten Monolog Toxilus’ greift der Autor wieder auf plautinischen Text zurück. Es handelt sich dabei um den bereits in anderem Kontext (vgl. E1 und TS3) verwendeten Monolog Sagaristios über die Freundeshilfe im Persa (vgl. PER8). Wie der Vergleich mit genetisch nach diesem Typoskript einzuordnenden Arbeiten zeigt, hat Horváth die in A14 neu eingefügten Blätter nicht gleich hs. überarbeitet. Stattdessen erfolgten einige Arbeiten am dritten Bild, in deren Kontext sich der Autor entschied, dem Stück eine Struktur in drei Akten zu geben (vgl. TS6, K3/TS1, E1 und E2). Durch die Notiz „Sie sind entkommen, die braven Verbrecher –“ im genetisch nach diesen Arbeiten anzusiedelnden Entwurf K3/E4 lässt sich schließen, dass die hs. Überarbeitung erst im Umfeld dieser Arbeiten erfolgt ist. Dementsprechend liegt A14 auf den neu hinzugefügten Blättern allein in der Grundschicht vor, die Korrekturschicht ist aufgrund der späteren Veränderung in eine dreiaktige Struktur Bestandteil von Konzeption 3 (vgl. K3/TS2/A1). Der mit der Korrekturschicht einhergehende Übergang von einer Konzeption in die andere stellt ein Charakteristikum der Werkgenese von Ein Sklavenball dar, wie auch die jeweiligen Überarbeitungen von K1/TS3 zu K2/TS1 und von K2/TS6 zu K3/TS1 zeigen. T4 = ÖLA 3/W 103 – BS 29 c [1], Bl. 1–5 (= K3/T1) 5 Blatt unliniertes Papier (297 × 210 mm), Eintragungen mit schwarzer und schwarzblauer Tinte, Bleistift und rotem Buntstift, masch. Paginierung 26–30, hs. Paginierung 27 auf BS 29 c [1], Bl. 1 TS6 = fragm. Fassung des dritten Bildes (Korrekturschicht: schwarze Tinte, Bleistift; nicht gedruckt)
Die Einordnung von TS6, der ersten masch. Textstufe des dritten Bildes, ergibt sich durch die Paginierung (26), die unmittelbar an die von TS5/A14 anknüpft. TS6 führt die Änderung des Schauplatzes vom bisher vorgesehenen Sklavenmarkt (vgl. TS4) zurück vor die Villa textlich aus, wie sie in der Ankündigung, Dordalus komme Lemniselenis abholen in TS5/A14/BS 29 b [1], Bl. 10 bereits angedeutet wurde. Zu Beginn des Bildes sitzen die Sklaven am Morgen nach dem Einbruch beim Frühstück. Der Aufseher maßregelt Paegnium, die Einbrecher nicht aufgehalten zu haben, woraufhin Paegnium meint, Toxilus sei in das Verbrechen verwickelt. Als dieser vor die Villa tritt, wird er von seinen Mitsklaven zur Rede gestellt, kann sie aber davon überzeugen, ihm bei seinem Versuch, Lemniselenis freizukaufen, zu helfen. Matrosa erfährt, dass sie in diesem Falle auch die Freiheit erlangen würde, weshalb sie zu Gott betet und den Sklaven vom christlichen „Gott der Sklaven“ (BS 29 c [1], Bl. 4) erzählt. Schließlich tritt der Parasit auf, der wie auch in den Arbeiten zum Bild „Sklavenmarkt“ den Uralten Sklaven mit sich führt. Der Parasit erkundigt sich, ob seine Toch-
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Konzeption 3
ter Lemniselenis schon verkauft sei, und lässt sie durch Toxilus rufen. Schließlich beschimpft er noch seinen Uralten Sklaven, der ihm nur Verdruss gebracht habe. Danach bricht Horváth das Typoskript ab. Die hs. Bearbeitung der Blätter ist komplex und die genaue Textkonstitution in der Korrekturschicht auf Indizien angewiesen. Horváth verwendet zur Bearbeitung verschiedene Schreibgeräte: Füllfeder mit schwarzer und schwarzblauer Tinte, Bleistift sowie roten Buntstift. In einem ersten Bearbeitungsschritt wurden mittels Bleistift und schwarzer Tinte kleinere Änderungen am Dialogtext des Parasiten auf Bl. 5 eingetragen. Mit schwarzblauer Tinte führt Horváth am Kopf von Bl. 1 zwei Titelentwürfe samt Dialognotizen (K3/E1, E2) aus und fügt auf Bl. 1 und 2 neuen Text ein. Die Variante auf Bl. 2 ist hier besonders schwierig einzuordnen, da sie von der Textkontinuität her eher zu Bl. 3 gehören dürfte. Ebenfalls mit schwarzblauer Tinte ist eine Änderung der Pagina auf Bl. 1 von 26 zu 27 vorgenommen worden. Mit rotem Buntstift schließlich grenzt Horváth die beiden Entwürfe am Kopf von Bl. 1 ab und markiert dort festgehaltenen Text zum titelgebenden Sklavenball. Die Überarbeitung in schwarzblauer Tinte auf diesen Blättern zeigt eine grundlegende Veränderung in der Makrostruktur des Stückes an. Horváth kehrt zur Bezeichnung „Akt“ für die einzelnen Teile des Textes zurück (K3/TS1; vgl. Konzeption 1) und fixiert zugleich in den Entwürfen K3/E1 und E2 eine nun dreiaktige Struktur. Ob die vollständige Streichung des Textes auf Bl. 4, 5 in diesen Zusammenhang einzuordnen oder später passiert ist, lässt sich nicht sicher bestimmen, da Horváth die Rückseite dieser Blätter für eine weitere Textstufe (K3/TS3/A4) verwendet hat. Da die Figur des Parasiten in K3/E3, der vermutlich eine Fortsetzung der Textstufe in Form eines Konfigurationsplans darstellt, nochmals für einen Auftritt vorgesehen ist, wurde dieser Text vermutlich erst im Zusammenhang mit K3/TS3/A4 gestrichen. Die Adaption der Seitenzahl auf BS 29 c [1], Bl. 1 – die Paginierung der übrigen Blätter bleibt davon unberührt – wiederum bezieht sich auf die Umarbeitung des zweiten Aktes/Bildes in K3/TS2/A3 bzw. A4 und ist erst später entstanden. Sie weist das Blatt als ersten, wenngleich abgebrochenen Ansatz einer weiteren Bearbeitung des dritten Aktes aus (vgl. K3/TS3/A1; vgl. zu diesen Zusammenhängen auch die Kommentare zu den jeweiligen Entwürfen bzw. Textstufen).
Konzeption 3: Ein Sklavenball mit Gesang und Tanz in drei Akten T1 = ÖLA 3/W 103 – BS 29 c [1], Bl. 1–5 (= K2/T4) 5 Blatt unliniertes Papier (297 × 210 mm), Eintragungen mit schwarzer und schwarzblauer Tinte, Bleistift und rotem Buntstift, masch. Paginierung 26–30, hs. Paginierung 27 auf BS 29 c [1], Bl. 1 TS1 = fragm. Fassung des dritten Aktes (Korrekturschicht: schwarze und schwarzblaue Tinte, Bleistift)
H1 = ÖLA 3/W 103 – BS 29 c [1], Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (297 × 210 mm), schwarzblaue Tinte, roter Buntstift E1 = Replik mit Werktitel „Ein Sklavenball mit Gesang und Tanz in drei Akten“ (links oben) E2 = Dialogskizze mit Werktitel „Ein Sklavenball mit Gesang und Tanz in drei Akten“ (rechts oben)
Die Bearbeitung der Blätter BS 29 c [1], Bl. 1–5, die in einer ersten Korrekturschicht K2/TS6 konstituieren, bedeutet eine wesentliche Weiterentwicklung in der Makro-
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Chronologisches Verzeichnis
struktur des Stückes. Nachdem Horváth die Arbeit am Typoskript in TS6 abgebrochen und dort nur minimale Korrekturen im Dialog des Parasiten eingefügt hat, korrigiert er mit klar vom anderen Schreibgerät abgrenzbarer schwarzblauer Tinte die Bezeichnung „Drittes Bild“ zu „Dritter Akt“. Auf Bl. 1 ergänzt er zur Szenenanweisung die nicht in den Text integrierbare Anmerkung „Chor der Sklaven“, die möglicherweise in Beziehung zum Chor in K2/TS4 bzw. dem Sklavenchor der nur schwer einzuordnenden Replik von E5 zu sehen ist. Überdies fügt er auf Bl. 2 eine längere Variante zum Dialog des Aufsehers mit den Sklaven und dem darauf folgenden Auftritt Toxilus’ ein. Der Text dieser Variante steht dem der späteren Fassungen merklich näher als der zuvor in der Grundschicht ausgeführte, lässt aber hinsichtlich der Textkontinuität einige Fragen offen, da der eingefügte Dialog sich eher auf den Text von Bl. 3 denn auf den von Bl. 2 beziehen dürfte. Die vollständige Streichung der Blätter BS 29 c [1], Bl. 4 und 5, die den Auftritt des Parasiten mit dem Uralten Sklaven umfassen, wird ebenfalls in schwarzblauer Tinte ausgeführt. Da allerdings der Konfigurationsplan E3, dessen oben eingetragene Paginierung wohl an die von TS1 anknüpft, die Figur des Parasiten noch aufweist, dürfte diese Streichung erst im Zusammenhang mit der Verwendung der Verso-Seite dieser Blätter in TS3/A4 geschehen sein. Gemeinsam mit TS1 dokumentieren E1 und E2 die makrostrukturelle Weiterentwicklung des Stückes hin zu einer Struktur in drei Akten, die den Beginn einer neuen Konzeption mit diesen Blättern rechtfertigt. Sämtliche weiteren Arbeiten zu Ein Sklavenball lassen sich im Anschluss daran einordnen. E1 wie E2 wurden am Kopf von BS 29 c [1], Bl. 1 mit schwarzblauer Tinte eingetragen und entstanden, wie ihre Anordnung auf dem Blatt zeigt, nach der Korrektur von „Bild“ zu „Akt“ im Rahmen von TS1. Horváth notiert hier jeweils den bereits seit Konzeption 1 feststehenden Stücktitel und ergänzt diesen um den Untertitel „mit Gesang und Tanz in drei Akten“, wie er auch in der Gesamt- bzw. Endfassung des Stückes enthalten ist (vgl. TS9 und K4/TS2/A3). Weitere Notizen in den Entwürfen beziehen sich auf den Schluss des Stückes. In E1 spricht Toxilus, vermutlich gegenüber Lemniselenis, vom Ende des Balls und einer nicht näher ausgeführten Rettung. E2 enthält einen skizzierten Dialog zwischen Toxilus und Matrosa, in dem diese der Schadenfreude über den Tod der Herrschaft das christliche Gebot der Feindesliebe gegenüberstellt. H2 = ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 22 1 Blatt unliniertes Papier (297 × 210 mm), schwarzblaue Tinte, hs. Paginierung 31 E3 = Konfigurationsplan mit Dialogskizzen, Notizen und Repliken (links) E4 = Dialogskizze zum II. Akt (rechts mittig)
Mit E3 liegt ein Konfigurationsplan vor, der, wie die Paginierung 31 nahelegt, vermutlich als Fortsetzung des dritten Aktes von TS1 auf den Blättern BS 29 c [1], Bl. 1–5 gedacht war. Das skizzierte Geschehen greift mehrere Elemente auf, die bereits in den Arbeiten zum Bild „Sklavenmarkt“ in K2/TS4 bzw. E3 und E4 Verwendung fanden, wie den Auftritt des Parasiten, der am Wiederverkauf Lemniselenis’ „Autorenrecht“ fordert, den Auftritt Dordalus’ mit Kunden, den Freikauf des eigenen Vaters durch Bagnio und die Nachricht vom Untergang des Schiffes der Herrschaft. Die am rechten Rand des Blattes befindliche Dialogskizze von E4 ordnet die beiden Entwürfe durch die Verwendung von „Akt“ statt „Bild“ klar Konzeption 3 zu. Die notierte Replik Toxilus’ „Sie sind entkommen, die braven Verbrecher –“ wird von Hor-
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Konzeption 3
váth in TS2/A1/BS 29 b [1], Bl. 11 in der Form „Sie sind entkommen, die Braven –“ eingefügt und grenzt damit auch die Bearbeitung des nun zweiten Aktes in Konzeption 3 von den vorangegangenen Arbeiten zum zweiten Bild (zuletzt K2/TS5/A14) ab. Wie die Gestaltung des dritten Aktes ab TS3 zeigt, wird der Handlungsverlauf dieses Konfigurationsplans gemeinsam mit dem Text von TS1 ab dem Auftritt des Parasiten (BS 29 c [1], Bl. 4, 5) wieder verworfen. T2 = ÖLA 3/W 100 – BS 29 b [1], Bl. 9–11, ÖLA 3/W 102 – BS 29 b [3], Bl. 3, 12, 15, 16, 18, ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 17–29 Insgesamt 21 Blatt, davon 12 Blatt unliniertes Papier (297 × 210 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (75 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (221 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (150 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (195 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (323 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (321 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (305 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (363 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (361 × 210 mm), geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzblauer und schwarzer Tinte sowie rotem Buntstift; masch. Paginierung 23–25 auf BS 29 b [1], Bl. 9–11; masch. Paginierung 25, 15 auf BS 29 b [3], Bl. 3, 12, hs. Paginierung 26 auf BS 29 b [3], Bl. 3; masch. Paginierung 14–22 auf BS 30 a, Bl. 17–25 und 22–24, 26 auf BS 30 a, Bl. 26–29, hs. Paginierung 23–25 auf BS 30 a, Bl. 26–28 TS2/A1 = Fassung des zweiten Aktes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 17, BS 29 b [3], Bl. 12, BS 30 a, Bl. 18–24, BS 29 b [3], Bl. 15, 16, BS 30 a, Bl. 26, BS 29 b [3], Bl. 18, BS 29 b [1], Bl. 9–11 (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte; vgl. Simulationsgrafik) TS2/A2 = Fassung des zweiten Aktes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 17, BS 29 b [3], Bl. 12, BS 30 a, Bl. 18–24, BS 29 b [3], Bl. 15, 16, BS 30 a, Bl. 26–28, BS 29 b [3], Bl. 3 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS2/A3 = Fassung des zweiten Aktes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 17, BS 29 b [3], Bl. 12, BS 30 a, Bl. 18–28, BS 29 b [3], Bl. 3 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) 2 TS /A4 = Fassung des zweiten Aktes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 17, BS 29 b [3], Bl. 12, BS 30 a, Bl. 18–29 (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte; vgl. Simulationsgrafik; gedruckt als Teil von K3/TS9)
Die Einordnung der weiteren Arbeiten am nun zweiten Akt wird durch die Dialogskizze E4 indiziert. Die dortige Replik Toxilus’: „Sie sind entkommen, die braven Verbrecher –“ fügt Horváth hs. in der Form: „Sie sind entkommen, die Braven –“ auf BS 29 b [1], Bl. 11 ein. Es kann demnach davon ausgegangen werden, dass die Korrekturschicht der bereits K2/TS5/A14 konstituierenden Blätter BS 30 a, Bl. 26, BS 29 b [3], Bl. 18 und BS 29 b [1], Bl. 9–11 erst nach E4 ausgeführt wurde, weshalb Grundbzw. Korrekturschicht dieser Blätter jeweils einer anderen Konzeption zuzuordnen sind (vgl. den Kommentar zu K2/TS5/A14, analoge Vorgänge liegen beim jeweiligen Übergang der Konzeptionen 1 und 2 vor, vgl. dazu den Kommentar zu K2/TS1 bzw. K3/TS1). Bedingt durch die Einordnung von E4 nach dem erfolgten Wechsel von der bisherigen Bild- zu einer Akt-Struktur, ist auch die hs. Korrektur von „Bild“ zu „Akt“ auf BS 30 a, Bl. 17 mit A1 anzusetzen. Aufgrund der durch den Materialaustausch von A3 verursachten Änderung des Seitenumfangs des zweiten Aktes, das letzte Blatt trägt nun die Seitenzahl 26, lassen sich die weiteren Arbeiten am dritten Akt, die durchgängig mit der Seitenzahl 27 beginnen, dieser Bearbeitung nachordnen (vgl. TS3 und TS7). Die A1 konstituierenden Korrekturen betreffen vor allem Details in den Dialogen. Hervorzuheben ist hier besonders der in K2/TS5/A14 auf BS 29 b [1], Bl. 11 noch vor-
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gesehene Auftritt Bagnios, der Toxilus das Geld in der Szene übergeben soll. Dieser wird nun hs. gestrichen und durch eine Variation des in E4 notierten Textes ersetzt. An der Schlussrede Toxilus’ – einer Entlehnung aus Plautus’ Persa (PER8, vgl. den Kommentar zu K2/TS5/A14) – ergänzt Horváth eine Regieanweisung und lässt den weiteren Text unverändert. Unsicher ist die Entstehung der umfangreichen Korrekturen in schwarzblauer Tinte auf BS 29 b [3], Bl. 15. Das Blatt scheidet im Übergang von A2 zu A3 aus dem Produktionsprozess aus, was somit den letztmöglichen Zeitpunkt der Korrekturen darstellt. Aufgrund der Schichtung einiger Korrekturen lässt sich schließen, dass Horváth vermutlich zwei separate Überarbeitungen dieses Blattes durchgeführt hat, einerseits kleinere Detailkorrekturen, andererseits eine umfängliche Adaption den Dialogverlauf selbst betreffend. Vor diesem Hintergrund ist anzunehmen, dass die Detailkorrekturen dieses Blattes bereits in A1 vorliegen und wahrscheinlich schon vorher in der Bearbeitung des Blattes in Konzeption 2 (frühestens ab K2/TS5/A13, vgl. den Kommentar dort) eingetragen wurden, die Adaption des Dialogverlaufs indes erst im Übergang von A2 zu A3 erfolgt ist. Nicht Teil der Korrekturschicht von A1 ist die Einfügung einer Regieanweisung am Kopf von BS 30 a, Bl. 26, da diese ein Effekt des auf BS 30 a, Bl. 25 umgesetzten Textes ist, der erst in A3 eingefügt wird. In A2 wird das Blatt BS 29 b [3], Bl. 18 von BS 30 a, Bl. 26 abgetrennt, ein neuer Teil angeklebt, und es werden die Blätter BS 29 b [1], Bl. 9–11 durch BS 30 a, Bl. 27, 28 sowie BS 29 b [3], Bl. 3 ersetzt. Die hs. Korrekturen von A1 finden darauf ihre Umsetzung in Typoskriptform. Aufgrund des Ausscheidens von BS 29 b [3], Bl. 15 mit A3 sind die dort eingefügten Korrekturen spätestens mit A2 anzusetzen. Horváth nimmt auf diesem Blatt nun nicht nur umfangreiche Adaptionen des Dialogs zwischen Toxilus und Lemniselenis vor, sondern markiert auch einen Teil des Textes Lemniselenis’ (beginnend mit „Die alte Matrosa ist eingenickt“ auf dem unteren Blattteil) nachträglich mit rotem Buntstift und notiert daneben „III. Akt“. Diese so angedeutete Verschiebung bleibt aber ohne Konsequenz, in den folgenden Arbeiten zum dritten Akt wird diese Textstelle nicht wieder aufgenommen. Zwar weisen auch die in A2 neu eingefügten Blätter hs. Korrekturen auf, diese wurden aber vermutlich erst in A3 parallel zu einer Änderung der Paginierung eingefügt. Die Paginierungsänderung in A3 kommt durch den Austausch des montierten Blattes BS 29 b [3], Bl. 15 zustande, das von dem zuvor aus Bl. 15 und den beiden oberen Teilen von BS 30 a, Bl. 24 bestehenden Blatt abgetrennt wird. Horváth klebt einen weiteren Blattteil an Bl. 24 an und verwendet für den folgenden Text ein neues Blatt mit der Paginierung 22, BS 30 a, Bl. 25, woraus sich die Notwendigkeit einer Adaption der Seitenzahlen auf den Folgeblättern ergibt. Hier erfolgt auch die Ersetzung von Text am Kopf von BS 30 a, Bl. 26, da sich die damit eingefügte Regieanweisung „(wie zuvor)“ nur auf die Regieanweisung zu Lemniselenis „(entsetzt)“ auf BS 30 a, Bl. 25 sinnvoll beziehen lässt. Abschließend korrigiert der Autor den Text zum Aktschluss auf BS 29 b [3], Bl. 3. Die erst in A1 eingefügte Replik Toxilus’ „Sie sind entkommen, die Braven –“ wird wieder gestrichen und durch einen leicht abgewandelten Dialog ersetzt, der aber keine Auswirkungen auf den bestehenden Handlungsverlauf hat. Zuletzt fügt Horváth in der aus dem Persa entlehnten Rede Toxilus’ noch eine weitere, nicht von Plautus stammende Zeile ein. Dieser Text wird in A4 auf BS 30 a, Bl. 29 sogleich masch. umgesetzt. Die übrigen Blätter bleiben unverändert bestehen und werden direkt in die Gesamtfassung TS9 übernommen. Für die Endfassung K4/TS2/A3 nimmt Horváth
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Konzeption 3
noch einen kleineren Materialaustausch am Beginn des Aktes vor, der die mit Konzeption 4 eingeführte Maske Matrosas betrifft. T3 = ÖLA 3/W 103 – BS 29 c [1], Bl. 1, ÖLA 3/W 104 – BS 29 c [2], Bl. 1, 2, 4–9 H3 = ÖLA 3/W 103 – BS 29 c [1], Bl. 4v, 5v, ÖLA 3/W 104 – BS 29 c [2], Bl. 10–15 17 Blatt unliniertes Papier (297 × 210 mm), Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und Bleistift; masch. Paginierung 26 sowie hs. Paginierung 27 auf BS 29 c [1], Bl. 1; masch. Paginierung 27–34 auf BS 29 c [2], Bl. 1, 2, 4–9, hs. Paginierung 35–40 auf BS 29 c [2], Bl. 10–15; hs. Paginierung 41, 42 auf BS 29 c [1], Bl. 5v, 4v TS3/A1 = fragm. Fassung des dritten Aktes konstituiert durch ÖLA 3/W 103 – BS 29 c [1], Bl. 1 (nicht gedruckt; vgl. TS1) TS3/A2 = fragm. Fassung des dritten Aktes konstituiert durch ÖLA 3/W 104 – BS 29 c [2], Bl. 1, 2, 4–6 (nicht gedruckt) TS3/A3 = fragm. Fassung des dritten Aktes konstituiert durch ÖLA 3/W 104 – BS 29 c [2], Bl. 1, 2, 4–9 (nicht gedruckt) TS3/A4 = Fassung des dritten Aktes konstituiert durch ÖLA 3/W 104 – BS 29 c [2], Bl. 1, 2, 4–15, ÖLA 3/W 103 – BS 29 c [1], Bl. 5v, 4v (Korrekturschicht) Druck von BS 29 c [1], Bl. 4v, 5v und BS 29 c [2], Bl. 10–15 (teilweise Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte) in: KW 10, S. 372–378.
Nachdem er den zweiten Akt vorläufig abgeschlossen hat, wendet sich Horváth wieder der zuletzt mit TS1 vorliegenden Bearbeitung des dritten Aktes zu. Zunächst dürfte der Autor versucht haben, das bereits bestehende Material weiterzuverwenden. Darauf deutet die Korrektur der Seitenzahl auf BS 29 c [1], Bl. 1 hin, die von 26 zu 27 geändert wird, wohl um an die mit TS2/A3 veränderte Paginierung des zweiten Aktes anzuschließen (vgl. auch den Kommentar zu K2/TS6 bzw. K3/TS1). Obwohl keine weiteren Bearbeitungen hinsichtlich einer Umarbeitung zu erkennen sind, ist aufgrund dieses minimalen Eingriffs zumindest das Blatt BS 29 c [1], Bl. 1 als erster Ansatz von TS3 zu werten. Mit A2 liegt neuer Text vor, der auf TS1 basiert und im Vergleich dazu merklich erweitert worden ist. Der große Umfang neuen, masch. verfassten Textes zusammen mit den nur spärlichen Korrekturen in TS1 lässt vermuten, dass weitere Textarbeiten zum dritten Akt vorgelegen haben, die nicht überliefert sind. Horváth gestaltet die Frühstücksszene der Sklaven nun weit ausführlicher: Nach einem Streit zwischen dem Aufseher und Paegnium über den nicht verhinderten Diebstahl der Kasse weisen die anderen Sklaven den Aufseher mit dem Hinweis auf seinen Verlust der Peitsche in die Schranken. Bei dem folgenden Lied der Sklaven „Bet und ruder! ruft die Welt!“ handelt es sich um eine Umformung des Bundesliedes für den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (1863) von Georg Herwegh (1817–1875). Im folgenden Gespräch äußert Paegnium seinen Verdacht, dass Toxilus an dem Diebstahl der Kasse beteiligt war, woraufhin der Aufseher die Sklaven aufwiegelt, sich gegen Toxilus zu stellen. An dieser Stelle setzt Horváth die in TS1/BS 29 c [1], Bl. 2 notierte Variante um, dürfte sich aber, wie der teilweise diskontinuierliche Text zeigt, über die genaue Gestaltung insbesondere des Sklavenchors noch nicht im Klaren gewesen sein. Dieser Eindruck wird auch durch die sehr intensive und variantenreiche hs. Überarbeitung verstärkt. Deren genaue Entstehung ist, ebenso wie die der übrigen Korrekturen auf den vorangegangenen Blättern, nicht mit Sicherheit zu klären. Vermutlich sind die Überarbeitungen aber bereits in A2 entstanden, da Horváth den Text am Fuß von
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BS 29 c [2], Bl. 6 im Übergang zu A3 ohnedies hs. überarbeiten musste, um einen glatten Textanschluss herstellen zu können. Aufgrund des diskontinuierlichen Übergangs von BS 29 c [2], Bl. 6 auf Bl. 7 in der Grundschicht ist davon auszugehen, dass Horváth an dieser Stelle den Ansatz abgebrochen und mittels neuen Materials in A3 fortgesetzt hat. Auf den anschließend eingefügten Blättern BS 29 c [2], Bl. 7–9 arbeitet Horváth Toxilus’ Ansprache an die Sklaven und seine Verteidigung aus. Die Sklaven versprechen Toxilus, ihm beizustehen und für ihn zu bürgen. Matrosa erfährt, dass sie im Falle von Lemniselenis’ Freiheit ebenso frei sein würde, wofür sie an ihren Gott ein Dankgebet richtet. Diese Handlung erstaunt die Sklaven, da sie diese Art des Betens und diesen Gott, für den „alle Menschen Brüder sind“ (Bl. 9), gar nicht kennen. Kurz nach dem analog zu TS1 gestalteten Auftritt des Parasiten bricht Horváth das Typoskript ab und beginnt eine umfängliche hs. Korrektur des neu erarbeiteten Materials. Der in diesem Zusammenhang auf Bl. 8 eingefügte Auftritt Lemniselenis’ und ihre Ansprache, sie wolle die Waffe der Sklaven gegen die Freien sein, stellt eine wesentliche Weiterentwicklung des gesamten Stückes dar, das eine zunehmend sozialkritische Ausrichtung erhält (vgl. dazu auch die definitive Fassung dieser Ansprache in K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 38). In der Folge streicht Horváth den am Fuß von Bl. 9 getippten Auftritt des Parasiten und setzt den Text auf mehreren hs. Blättern fort. Die Figur des Parasiten scheidet damit, abgesehen von ihrer Erwähnung in Lemniselenis’ Erzählung über ihre Versklavung im ersten Akt (vgl. TS9 bzw. K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 14), vollständig aus dem Stück aus und wird erst in den Arbeiten zu Pompeji ab Konzeption 5 wieder aufgegriffen. Die A4 konstituierende Anfügung der Blätter BS 29 c [2], Bl. 10–15, BS 29 c [1], Bl. 5v und 4v zeigt nun den Auftritt Dordalus’ sowie des Praetors von Pompeji als seinem Kunden, einer völlig neuen Figur, die in keiner anderen überlieferten Arbeit zum Stück bisher erwähnt wurde. Dordalus preist dem Praetor Lemniselenis an, dieser findet das Angebot des Sklavenhändlers aber zu teuer und beginnt zu feilschen. Nachdem sie sich auf 300 Silberlinge geeinigt haben, platzt Toxilus mit seinem Gebot von 600 Silberlingen in die Verhandlung. Während Dordalus das Angebot annimmt, schöpft der Praetor Verdacht und befragt Toxilus. Als sich herausstellt, dass er selber nur ein Sklave ist, wird er verhaftet. In diesem Moment tritt jedoch Bagnio auf und verkündet den Untergang des Schiffes und den damit einhergehenden Tod der Herrschaft. Dadurch sieht der Praetor den Fall als erledigt an, Toxilus ist frei und die Sklaven beginnen ihren Ball. Die weitere Ausarbeitung des Aktes, wofür Horváth die Rückseiten der Blätter BS 29 c [1], Bl. 4 und 5 (vgl. TS1) verwendet, ist teils noch provisorisch. Fest steht, dass ein Gewitter aufziehen soll, das die Sklaven schließlich zum Christentum bekehrt, wofür sie bereit sind, als Märtyrer zu sterben. Das neue Textmaterial wird mit schwarzblauer Tinte sowie mit Bleistift überarbeitet, eine letzte Einfügung auf BS 29 c [1], Bl. 4v unten weist bereits die Szenenanweisung „Ende“ auf, weswegen trotz bruchstückhafter Ausführung von einer intentional abgeschlossenen Fassung auszugehen ist. Hervorzuheben ist vor allem eine mit Bleistift notierten Einfügung im Dialogtext des Praetors: „Hoffentlich bricht der Vesuv bald aus, wenn nämlich alles unter der Lava liegt, prozessieren die Leut am liebsten wegen ihrer Grundstücksgrenzen!“ (A4/BS 29 c [2], Bl. 11) Hierbei handelt es sich um die erste Erwähnung des erwarteten Ausbruchs des Vesuv in der Textgenese, der in Pompeji sowohl als Teil der Handlung wie als (Leit-)Motiv zentrale Bedeutung erlangen wird.
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Konzeption 3
H4 = ÖLA 3/W 91 – BS 28 [2], Bl. 1v, 6 2 Blatt unliniertes Papier (297 × 210 mm), schwarzblaue Tinte TS4 = fragm. Fassung (Korrekturschicht)
H5 = ÖLA 3/W 91 – BS 28 [2], Bl. 5 1 Blatt unliniertes Papier (297 × 210 mm), schwarzblaue Tinte TS5 = fragm. Fassung des III. Aktes (Korrekturschicht)
H6 = ÖLA 3/W 91 – BS 28 [2], Bl. 2 1 Blatt unliniertes Papier (297 × 210 mm), schwarzblaue Tinte TS6 = fragm. Fassung (Korrekturschicht)
Mit TS4–TS6 liegen drei in sehr ähnlichem Schreibduktus verfasste fragmentarische Textstufen zu verschiedenen Passagen des dritten Aktes vor. Ihre genaue Einordnung erweist sich als schwierig, da Horváth auf den Blättern keine Paginierung gesetzt hat und sich TS5 und TS6 nur sehr lose auf den Wortlaut des ab TS7 entwickelten Textes des dritten Aktes beziehen lassen. Vermutlich handelt es sich bei diesen Textstufen um Beiblätter, die Horváth während der Erarbeitung des Sklavenballs bzw. der Schlusspassagen des Stückes in TS7 verwendet hat. Da sich jedoch keine definitiven Anknüpfungspunkte ausmachen lassen, werden sie TS7 als separate Textstufen vorangestellt. Vor allem TS4, eine auf zwei sehr dicht beschriebenen Blättern überlieferte und teilweise widersprüchliche Ausarbeitung des titelgebenden Sklavenballs, weist auf die Beziehung dieser Blätter zu TS7 hin. Die hier verfassten Textpassagen zum Ball, insbesondere die intertextuelle Aufnahme unterschiedlichen Lied- bzw. Gesanggutes, etwa aus der Fledermaus (1874) von Johann Strauss (1825–1899) oder verschiedener Kinderlieder (zu den adaptierten Liedtexten vgl. ausführlich den Kommentar zur Endfassung K4/TS2/A3), sind ab TS7/A10 wiederkehrender Bestandteil des Textes. In der ersten überlieferten Fassung des Sklavenballs (TS3/A4/BS 29 c [1], Bl. 4v) waren diese Intertexte noch nicht enthalten. Bemerkenswert an der vorliegenden Gestaltung des Balls ist der in den späteren Textstufen eher gedämpft zu vernehmende sozialkritische Ton. Die Sklaven singen hier in augenfälligem Kontrast zur leichten Form der Operette (vgl. K1/E1) bzw. des Kinderliedes vom Tod eines Fabrikarbeiters und den unwürdigen Umständen ihrer Arbeit. Überraschend ist in TS4 die Erwähnung eines Figurennamens, der sich sonst nirgends in der Werkgenese nachweisen lässt: Auf BS 28 [2], Bl. 1v ist als Gegenpart Bagnios zunächst eine Figur namens „Elsa“ vorgesehen, die jedoch kurz darauf zu Matrosa korrigiert wird. Es ist im Kontext der Entstehung von Ein Sklavenball wie Pompeji keine weitere Verwendung einer Figur dieses Namens zu finden. TS5 weist als einzige der drei Textstufen TS4–TS6 eine unmittelbare Aktzuordnung auf („III. Akt.“). Es handelt sich dabei um eine Exposition der Schlusspassagen des Stückes, die TS5 zufolge vor allem aus einer Ansprache Matrosas bestehen sollen, die die Sklaven daran erinnert, dass sie nicht die Herren sind, sondern ebenso dem Urteil eines anderen unterstehen. In sehr verkürzter Form ist diese Mahnung Matrosas bereits in der ersten umfangreichen Textstufe des dritten Aktes, TS3/A4/BS 29 c [1], Bl. 5v, enthalten. Kleinere Teile des in TS5 entwickelten Textes wird Horváth schließlich in den Schluss des Stückes ab TS7/A10 übernehmen, etwa den Wortlaut zu den „obersten Herren“ (TS7/A11/BS 29 c [5], Bl. 11) und die Wendung „Es ist ein
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grosses Geheimnis um den Menschen“ (in leicht adaptierter Form in TS7/A11/BS 29 c [5], Bl. 12). Ebenfalls übernommen wird die darauf folgende Wechselrede mit einem in TS5 noch unbenannten Sklaven, dessen Part in TS7/A11 von Toxilus gesprochen wird („Gegen Knute nur Knute“ etc.). Die Einrichtung des Textes dort bleibt bis TS7/A18 erhalten, in die Gesamt- bzw. Endfassung wird Horváth indes nur einen Teil dieser Formulierungen übernehmen (vgl. TS9 bzw. K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 54f. sowie zu den Details der Textentwicklung des Stückschlusses die Kommentare zu TS7/A11 und A18). TS6 wiederum ist durch die Szenenanweisung „(Schluss)“ am Fuß des Blattes innerhalb des dritten Aktes klar zu positionieren. Horváth arbeitet hier Teile eines modifizierten Stückschlusses aus, der nicht mehr durch eine Ansprache Matrosas dominiert wird. Stattdessen findet sich ein Streit Toxilus’ mit Matrosa bzw. Erklärungen der Protagonisten zu ihrem Verhältnis zu dem „fremde[n] Gott“ (in einer gestrichenen Replik Toxilus’) und dem Traum einer Welt von Gleichen (Lemniselenis). Der auf diesem Blatt entwickelte Text wird nicht in die weitere Bearbeitung des dritten Aktes übernommen, wohl aber die hier umrissene Form eines Streitgesprächs zwischen Toxilus und Matrosa (vgl. TS7/A11/BS 29 c [5], Bl. 11). H7 = ÖLA 3/W 333 – BS 40 b, Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (297 × 210 mm), schwarze Tinte E5 = Replik
H8 = ÖLA 3/W 333 – BS 40 b, Bl. 1v 1 Blatt unliniertes Papier (297 × 210 mm), schwarze Tinte E6 = Dialogskizze
Für die Einordnung von E5 und E6 in die genetische Reihe sind, wie auch im Fall der schwer zu fassenden Textarbeiten von TS4–TS6, kaum Anhaltspunkte gegeben. Beide Entwürfe sind auf einem Blatt überliefert, auf dem sich Horváth Notizen zu einem Roman mit dem Titel „Durch Korruption zum Katholizismus“ gemacht hat. Dieser ist seinerseits nur ungefähr zu datieren und dem sehr schmalen genetischen Konvolut des Romans Jugend ohne Gott zuzuordnen, an dem Horváth wohl ab Juni 1937 gearbeitet hat (vgl. WA 15/K/E1–E2, S. 127f.). Für die Positionierung von E5 und E6 in der genetischen Reihe von Ein Sklavenball spricht vor allem das verwendete Papier, das Horváth nur bis zum Ende von Konzeption 3 verwendet hat, ab Konzeption 4 greift er auf höherformatige Papiersorten zurück. Die textlichen Anhaltspunkte sind demgegenüber allerdings nur vage. Bei E5 handelt es sich um zwei Textzeilen eines Sklavenchors. Der Entwurf bezieht sich vermutlich auf Ein Sklavenball, da in Pompeji mit Ausnahme einiger „im Sprechchor“ angelegter Szenen (vgl. etwa K5/TS1 und TS7/BS 58 c [2], Bl. 1, zuletzt K7/TS4/BS 59, Bl. 20 bzw. K7/TS5/ÖLA 27/W 36, Bl. 37) keine Auftritte eines Sklavenchors vorgesehen sind. In Ein Sklavenball dagegen wird wiederholt ein Sklavenchor eingesetzt (vgl. insbesondere die Arbeiten zum dritten Akt ab TS7/A3, vgl. auch die Einfügung „Chor der Sklaven“ auf TS1/BS 29 c [2], Bl. 1 bzw. die Eintragung „Chor“ in einer nicht integrierbaren Textpassage von TS4/BS 28 [2], Bl. 1v). Dementsprechend könnte es sich bei E5 um eine Notiz zum dritten Akt handeln. Noch unergiebiger sind die Anhaltspunkte im Falle der Dialogskizze E6, die auf der Rückseite von BS 40 b, Bl. 1 eingetragen wurde. Der notierte Dialog zwischen Toxilus
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und Lemniselenis lässt sich an keinen bekannten Text anschließen. Einzig die Verwendung des Figurennamens Toxilus grenzt die Eintragungen von den Arbeiten aus Konzeption 1 ab, in der die Figur noch den Namen Butlerus getragen hat. T4 = ÖLA 3/W 104 – BS 29 c [2], Bl. 3, ÖLA 3/W 105 – BS 29 c [3], Bl. 1–3, ÖLA 3/W 106 – BS 29 c [4], Bl. 1–3, ÖLA 3/W 107 – BS 29 c [5], Bl. 1–12, ÖLA 3/W 108 – BS 29 c [6], Bl. 1–12, 14–26, ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 30–55 H9 = ÖLA 3/W 91 – BS 28 [2], Bl. 3, ÖLA 3/W 108 – BS 29 c [6], Bl. 13 Insgesamt 72 Blatt, davon 46 Blatt unliniertes Papier (297 × 210 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (201 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (26 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (63 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (50 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (235 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (43 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (158 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (216 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (138 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (133 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (65 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (48 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (37 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (192 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (160 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (186 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (56 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (30 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (354 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (316 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (299 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (300 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (354 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (383 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (307 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (351 × 210 mm), geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzer und schwarzblauer Tinte; masch. Paginierung 29 auf BS 29 c [2], Bl. 3; masch. Paginierung 33–35 auf BS 29 c [4], Bl. 1–3; masch. Paginierung 37–48 auf BS 29 c [5], Bl. 1–12; masch. Paginierung 1 auf BS 29 c [6], Bl. 14, 32 auf Bl. 5, 33 auf Bl. 7, 34 auf Bl. 11, 35 auf Bl. 9, 37 auf Bl. 12, 40 auf Bl. 20, 42 auf Bl. 21, 50 auf Bl. 24, 51 auf Bl. 25, hs. Paginierung 45 auf BS 29 c [6], Bl. 13; masch. Paginierung 27–52 auf BS 30 a, Bl. 30–55 TS7/A1 = fragm. Fassung des dritten Aktes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 30, 31, BS 29 c [2], Bl. 3 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A2 = fragm. Fassung des dritten Aktes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 30–34, BS 29 c [6], Bl. 1 (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte; vgl. Simulationsgrafik) TS7/A3 = fragm. Fassung des dritten Aktes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 30–34, BS 29 c [6], Bl. 4, 2 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A4 = fragm. Fassung des dritten Aktes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 30–34, BS 29 c [6], Bl. 4, 5, 3 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A5 = fragm. Fassung des dritten Aktes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 30–34, BS 29 c [6], Bl. 4, 5, BS 29 c [3], Bl. 1–3 (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte; vgl. Simulationsgrafik) TS7/A6 = fragm. Fassung des dritten Aktes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 30–34, BS 29 c [6], Bl. 4, BS 30 a, Bl. 35, BS 29 c [6], Bl. 10, BS 30 a, Bl. 35, BS 29 c [6], Bl. 6, BS 29 c [4], Bl. 1–3 (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte; vgl. Simulationsgrafik) TS7/A7 = fragm. Fassung des dritten Aktes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 30–34, BS 29 c [6], Bl. 4, BS 30 a, Bl. 35, BS 29 c [6], Bl. 10, BS 30 a, Bl. 35, BS 29 c [6], Bl. 6, 7, BS 30 a, Bl. 36, BS 29 c [6], Bl. 15, 11, 8, 9 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A8 = fragm. Fassung des dritten Aktes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 30–34, BS 29 c [6], Bl. 4, BS 30 a, Bl. 35, BS 29 c [6], Bl. 10, BS 30 a, Bl. 35, BS 29 c [6], Bl. 6, 7, BS 30 a, Bl. 36, BS 29 c [6], Bl. 15, 11, 16, BS 30 a, Bl. 37, BS 29 c [6], Bl. 17, BS 30 a, Bl. 37, 38, BS 29 c [6], Bl. 18 (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte; vgl. Simulationsgrafik) TS7/A9 = fragm. Fassung des dritten Aktes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 30–34, BS 29 c [6], Bl. 4, BS 30 a, Bl. 35, BS 29 c [6], Bl. 10, BS 30 a, Bl. 35, BS 29 c [6], Bl. 6, 7, BS 30 a, Bl. 36, BS 29 c [6], Bl. 15, 11, BS 30 a, Bl. 37–39, BS 29 c [5], Bl. 1–4 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt)
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TS7/A10 = Fassung des dritten Aktes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 30–34, BS 29 c [6], Bl. 4, BS 30 a, Bl. 35, BS 29 c [6], Bl. 10, BS 30 a, Bl. 35, BS 29 c [6], Bl. 6, 7, BS 30 a, Bl. 36, BS 29 c [6], Bl. 15, 11, BS 30 a, Bl. 37–39, BS 29 c [5], Bl. 1–12 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A11 = Fassung des dritten Aktes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 30–34, BS 29 c [6], Bl. 4, BS 30 a, Bl. 35, BS 29 c [6], Bl. 10, BS 30 a, Bl. 35, BS 29 c [6], Bl. 6, 7, BS 30 a, Bl. 36, BS 29 c [6], Bl. 15, 11, BS 30 a, Bl. 37–39, BS 29 c [5], Bl. 1–8, BS 28 [2], Bl. 3, BS 29 c [5], Bl. 9, BS 29 c [6], Bl. 13, BS 29 c [5], Bl. 10–12 (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte; vgl. Simulationsgrafik) Druck von BS 29 c [5], Bl. 1–12 (Grundschicht) in: KW 10, S. 378–388.
TS7 setzt die in TS3 großteils hs. erarbeiteten neuen Ideen zum dritten Akt masch. um. Anhand der großen Zahl an Schnittkanten und Klebenähten, insgesamt liegen 21 separate Ansätze vor, lässt sich die intensive Montagearbeit Horváths dokumentieren. Wie die Verwendung des Materials sowie einige hs. Eintragungen auf Blättern zum dritten Akt zeigen, hat der Autor die Arbeiten zum dritten Akt überdies nach A11 unterbrochen, um den ersten Akt fertig zu stellen (vgl. hierzu auch den Kommentar zu TS8 und TS7/A12–A21). Die mit TS7/A21 vorliegende Fassung wird schließlich in die Gesamtfassung TS9 übernommen und geht mit nur geringfügigen Änderungen am Material in die Endfassung K4/TS2/A3 ein. In A1 tippt Horváth den Beginn des Aktes, wobei er die Korrekturen aus 3 TS /A4/BS 29 c [2], Bl. 1 und 2 mit kleineren Änderungen umsetzt. Nachdem er BS 29 c [2], Bl. 3 nur zu einem Drittel beschrieben hat, bricht er die Arbeit am Typoskript vor dem Beginn des Liedes „Bet und ruder!“ ab und überarbeitet den vorangehenden Dialog der Sklaven über das Wetter handschriftlich. Die gesetzten Änderungen werden in A2 realisiert, und der Text folgt weiter der Korrekturschicht von TS3/A4 bis zu Paegniums Hinweis, er wisse von Toxilus’ Verwicklung in den Diebstahl der Kasse. Im nun folgenden Dialog zwischen dem aufgebrachten Aufseher und Paegnium auf einem aus BS 30 a, Bl. 34 und aus BS 29 c [6], Bl. 1 bestehenden Blatt fügt Horváth, neben den in TS3/A4 eingetragenen Korrekturen, neuen Text ein. Der auf BS 29 c [6], Bl. 1 getippte Text wird hs. überarbeitet, abgetrennt und in A3 durch ein aus einem weiteren Teil des Blattes BS 30 a, Bl. 34 sowie aus BS 29 c [6], Bl. 4 und 2 bestehendes Blatt ersetzt, das an den oberen Teil von BS 30 a, Bl. 34 angeklebt wird. Der Text dieses Blattes umfasst den weiteren Dialog zwischen dem Aufseher und den Sklaven. Horváth beginnt hier die komplexe Variantenschichtung von TS3/A4/BS 29 c [2], Bl. 6 aufzulösen, bricht die Umsetzung aber auf BS 29 c [6], Bl. 2 bereits wieder ab, setzt neuerlich hs. Korrekturen und trennt das Blatt ab. Für A4 beginnt der Autor ein neues Blatt, bestehend aus den Teilen BS 29 c [6], Bl. 5 und 3. Der neue Text umfasst den Auftritt Toxilus’, seine Konfrontation mit dem Aufseher wegen des Diebstahls und den Beginn seiner Verteidigungsansprache. Da am Fuß von Bl. 3 der getippte Text mitten in der Auftrittsreplik Lemniselenis’ endet, ist von Materialverlusten auszugehen. Das überlieferte Material wird hs. überarbeitet und die fehlenden Teile des Auftritts werden hs. nachgetragen und mit einer weiteren Replik Toxilus’ versehen. Schließlich streicht Horváth einen Teil des Textes auf Bl. 3, setzt die vorgenommenen Korrekturen beginnend mit dem Auftritt Lemniselenis’ auf dem unpaginierten Blatt BS 29 c [3], Bl. 1 masch. um und arbeitet den Akt bis BS 29 c [3], Bl. 3 weiter aus, woraus sich A5 ergibt. Im Zuge dieser Bearbeitung wurde BS 29 c [6], Bl. 3 abgeschnitten, jedoch keine weiterführende Klebung hergestellt. Die Wiederaufnahme des Textes auf BS 29 c [3], Bl. 1 geschieht dabei mittels einer hs. Notiz. Warum Horváth hier Material abgetrennt hat, ist nicht ganz klar. Möglicherweise hätte BS 29 c [3], Bl. 1 an BS 29 c [6], Bl. 5 angeklebt werden sollen, was aus unge-
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klärten Gründen unterblieben ist, oder es lag hier noch Material zu einem weiteren Ansatz vor, das nicht überliefert ist. Der schließlich mit A5 vorliegende Text umfasst nun Toxilus’ Verteidigung des Diebstahls, die Empörung der Sklaven über den geplanten Freikauf Lemniselenis’ und deren Ankündigung, ihrerseits für die Sklaven eine Waffe sein zu wollen. Vor allem in dieser Rede erweitert Horváth den in TS3/A4 noch hs. vorliegenden Text beträchtlich. Mit ersten Repliken zu dem Dialog, in dem Matrosa von ihrer ebenfalls bevorstehenden Freiheit erfährt, bricht das Typoskript ab. Horváth beginnt nun eine teilweise sehr intensive hs. Überarbeitung des getippten Textes, indem er eine Vielzahl von weiteren Repliken und Dialogteilen ergänzt. Hervorzuheben ist hier die Erweiterung des Jubels der Sklaven über den Monolog Lemniselenis’. Der Autor fügt zunächst einen Liedtext ein, der aus dem Volkslied Über Berg und Tal sowie dem so genannten „Schützenlied“ aus Friedrich Schillers Wilhelm Tell (1804, dritter Aufzug, 1. Szene) kompiliert ist. Während die Verbindung von Volksliedgut mit Hochliteratur exemplarisch für Horváths Verbindung von trivial-populären und hochkulturellen Inhalten wie Formen stehen kann, führt der intertextuelle Anschluss an Wilhelm Tell hier die zunehmend stärker werdende revolutionäre Rhetorik fort. Diese wird allerdings sogleich wieder konterkariert, etwa indem Toxilus anschließend die Sklaven in ihrem Jubel unterbricht und sie auffordert: „Denkt doch lieber, denkt!“ (BS 29 c [3], Bl. 3; vgl. auch TS9 bzw. K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 39) Die umfangreiche Überarbeitung der neu eingefügten Blätter wird nun schrittweise in A6–A8 umgesetzt. Horváth beginnt zunächst in A6 mit BS 29 c [6], Bl. 5, das er durch ein neugetipptes, aus Teilen von BS 30 a, Bl. 35 sowie BS 29 c [6], Bl. 10 und Bl. 6 bestehendes Blatt ersetzt. Auf dem neuen Blatt setzt Horváth die hs. Korrekturen des vorangehenden um und führt den Text auf den Blättern BS 29 c [4], Bl. 1–3 weiter fort. Hierbei kommt er bis zum Ende der Verteidigungsrede Toxilus’ und dessen Aufforderung, Lemniselenis freizukaufen, und bricht, wohl aufgrund der großen Menge an Änderungen in den ersetzten Blättern BS 29 c [3], Bl. 1–3, die masch. Ausarbeitung neuerlich ab, um hs. Korrekturen und Textergänzungen einzufügen. Der überarbeitete Text von BS 29 c [4], Bl. 1–3 wird in A7 auf drei neuen Blättern getippt, eines davon bestehend aus den Teilen BS 29 c [6], Bl. 7, einem Teil von BS 30 a, Bl. 36 sowie BS 29 c [6], Bl. 15, eines bestehend aus einem Teil von BS 29 c [6], Bl. 11 sowie BS 29 c [6], Bl. 8 und ein nicht geschnittenes Blatt BS 29 c [6], Bl. 9. Horváth bricht an derselben Textstelle wie in A6 ab, es handelt sich dabei um das nun nicht mehr in Verse gefasste Plädoyer für Lemniselenis’ Freilassung. BS 29 c [6], Bl. 8 und Bl. 9 werden hs. überarbeitet und scheiden im Übergang zu A8 aus dem Produktionsprozess aus. In A8 setzt der Autor anschließend an BS 29 c [6], Bl. 11 fort, indem er ein neues Blatt, bestehend aus einem weiteren Teil von Bl. 11, BS 29 c [6], Bl. 16 und Bl. 17 sowie Teilen von BS 30 a, Bl. 37, anklebt. Der Ansatz wird auf einem aus einem Teil von BS 30, Bl. 38 sowie BS 29 c [6], Bl. 18 bestehenden Blatt fortgesetzt, dessen Text die Empörung der Sklaven über den Freikauf Lemniselenis’ und einen Großteil ihrer revolutionären Rede umfasst. Da die Rede hier am Fuß des Blattes mitten im Satz abbricht, ist von Materialverlust auszugehen. Den in A8 neu entstandenen Text korrigiert Horváth punktuell hs., schneidet die überarbeiteten Textteile aus und montiert in A9 ein aus einem weiteren Teil von Bl. 11 sowie zwei neuen und den bereits vorhandenen Teilen von BS 30 a, Bl. 37 bestehendes Blatt. BS 29 c [6], Bl. 18 wird im Zuge dieser Bearbeitung ebenfalls abgetrennt und der bestehende Blattteil von BS 30 a, Bl. 38 mit einem neuen Teil zum überlie-
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ferten Blatt montiert. Die Textentwicklung schreitet nun zügig voran. Auf BS 30 a, Bl. 39 setzt der Autor die umfangreichen hs. Einfügungen von A5/BS 29 c [3], Bl. 3 in masch. Text um, die nun folgenden Blätter BS 29 c [5], Bl. 1–4 führen die Handlung gemäß TS3/A4 fort: Der Sklavenhändler Dordalus tritt mit dem Praetor samt Gefolge auf und versucht, diesem Lemniselenis zu verkaufen. Im Detail wählt Horváth hier einen anderen Handlungsverlauf, anstatt Lemniselenis sich selbst anpreisen zu lassen, bleibt sie im Verlauf der Verhandlung nun weitgehend stumm. Auch das offensichtliche Feilschen um den Preis entfällt, stattdessen beginnt der Praetor, Lemniselenis’ Makel aufzuzählen, wodurch sich ein dramaturgisch anders gelagerter Kontext für Toxilus’ Kaufgebot ergibt. Nach dessen emotionalem Ausbruch und Dordalus’ Annahme des Gebots beginnt der Praetor, Toxilus über die Herkunft des Geldes zu befragen, woraufhin er ihn nach Pompeji in den Kerker bringen will. Aufgrund der Wiederholung einer Replik Lemniselenis’ vom Fuß von BS 29 c [5], Bl. 4 am Kopf von Bl. 5 ist anzunehmen, dass Horváth die Bearbeitung unterbrochen und in A10 fortgesetzt hat. Zwar findet keine hs. Korrektur der überzähligen Replik Lemniselenis’ statt, angesichts nicht vorhandener alternativer Anschlussmöglichkeiten des Materials sowie der Ähnlichkeit der Blätter hinsichtlich typografischer Einrichtung und hs. Bearbeitungsspuren kann von einer Fortsetzung der Ansätze von TS7 mit BS 29 c [5], Bl. 5 ausgegangen werden. Auf den neuen Blättern BS 29 c [5], Bl. 5–12 tritt Bagnio auf und verkündet den Untergang des Schiffes, woraufhin Toxilus freigelassen wird. Der Praetor verlässt den Schauplatz und entgegen dem Einspruch Matrosas, die aufgrund ihres Christentums auch in der verstorbenen Herrschaft zu respektierende Menschen sieht, beginnen die übrigen Sklaven mit dem titelgebenden Ball. Zuletzt bricht ein Gewitter aus, und die Sklaven flüchten in die Villa. Matrosa weist sie darauf hin, dass derselbe Gott, der sie von der Herrschaft befreit hat, damit ihre Hoffart bestrafen möchte. Das Stück endet mit dem Abklingen des Gewitters, Toxilus fordert die neuerlich mit ihrem Gesang beginnenden Sklaven zur Ruhe auf und schließlich bricht ein Sonnenstrahl durch die Wolkendecke. Damit ist im Wesentlichen auch der Schluss der Gesamt- bzw. Endfassung des Stückes vorweggenommen (vgl. TS9 bzw. K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 53–55), wenngleich die Bekehrung von Lemniselenis und Toxilus zum Christentum hier noch nicht explizit ausgeführt wird. Zu diesen Textpassagen hat Horváth einige hs. Vorarbeiten, TS4–TS6, angefertigt, deren genauer Entstehungszeitpunkt unsicher ist. Insbesondere TS4 weist große textliche Ähnlichkeit mit dem ausgearbeiteten Sklavenball auf, wenngleich hier die Zuordnung einzelner Repliken bzw. Strophen zu den einzelnen Figuren noch merkliche Unterschiede zeigt. Möglicherweise wurden die Blätter von TS4 auch als Beiblätter verwendet, da der Autor sein Typoskript intensiv hs. überarbeitet hat. TS5 und TS6 wiederum zeigen alternative Verläufe des Schlusses. Insbesondere Textpassagen von TS5 haben Eingang in A10 gefunden, etwa Matrosas Formulierung vom „Geheimnis um den Menschen“ (BS 29 c [5], Bl. 12) und ihre neutestamentarische Aufforderung, nicht zu richten (ebd.). Der Einspruch Toxilus’ gegen Matrosas Standpunkt („Gegen Knute hilft nur Knute!“, ebd.) bezieht sich unmittelbar auf die Eintragungen von TS5, wo dieser Text von einem unbenannten Sklaven gesprochen wird (vgl. auch den Kommentar zu TS5). Aufgrund des zumeist unklaren bzw. nur unter Inkaufnahme großer textlicher Diskontinuitäten möglichen Textanschlusses dieser Blätter wurden sie TS7 als separate Textstufen vorangestellt (vgl. den Kommentar zu TS4–TS6).
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Das in A9 und A10 erarbeitete Textmaterial wird intensiv hs. überarbeitet, wobei in den Passagen zum Sklavenball die Textkontinuität der Korrekturschicht nicht immer vollständig nachvollziehbar ist. Im Rahmen der Überarbeitung fügt Horváth weitere hs. Blätter hinzu, die A11 konstituieren. Diese lassen sich durch textlichen Anschluss (BS 28 [2], Bl. 3) bzw. ergänzend aufgrund der eingetragenen Paginierung (BS 29 c [6], Bl. 13, Paginierung 45) auf die Korrekturschicht von A10 beziehen. Während Horváth auf dem eingehend bearbeiteten Blatt BS 28 [2], Bl. 3 den Liedtext Lemniselenis’ „Auf dem Meer ist so still und die ewig Ruh“ erweitert, wird auf BS 29 c [6], Bl. 13 die wohl auch für den Autor selbst mittlerweile unübersichtlich gewordene Bearbeitung der Korrekturschicht von BS 29 c [5], Bl. 9 in eine neue Ordnung gebracht (vgl. dazu auch die verschiedenen teils widersprüchlichen hs. Nummerierungen von Textpassagen in A11). Für die in A9–A11 ausgearbeiteten Liedpassagen des Balls verwendet Horváth wie bereits in TS4 unterschiedliches Liedgut, das er für seine Zwecke adaptiert (vgl. dazu den Kommentar zur Endfassung K4/TS2/A3). Von großer Bedeutung für die Chronologie der Schreibarbeit ist eine hs. Eintragung, die am Fuß von BS 29 c [5], Bl. 12 nach dem masch. gesetzten Ende des Stückes eingefügt wurde. Der Text behandelt die Sinnlosigkeit von Jugend ohne Freiheit, die wiederum nur mit Geld zu erlangen sei, und erweitert eine längere Dialogpassage Lemniselenis’ im ersten Akt (vgl. TS1/A9 bzw. TS8/A3/BS 29 a [7], Bl. 9 und TS9/BS 30 a, Bl. 13). Gemeinsam mit dem in der weiteren Bearbeitung des dritten Aktes auftauchenden Blatt BS 29 c [6], Bl. 14 (ab TS7/A19), das in der Grundschicht neuen Text zum ersten Akt enthält, sowie dem allgemeinen Verlauf der Genese des Aktes (vgl. den Kommentar sowie die Simulationsgrafik zu TS7/A12–A21) lässt die Eintragung auf Bl. 12 einen Abbruch der Arbeiten am dritten Akt und den Beginn einer Neugestaltung des ersten Aktes erschließen. T5 = ÖLA 3/W 93 – BS 29 a [1], Bl. 8, 9, 11, 13, ÖLA 3/W 95 – BS 29 a [3], Bl. 1, ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 1, 2, 4, 6, 8–10, ÖLA 3/W 99 – BS 29 a [7], Bl. 1, 2, 4–6, 9, ÖLA 3/W 108 – BS 29 c [6], Bl. 14, ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 1–3, 7–9, 11–16 (vgl. K1/T1 sowie K2/T1) 10 H = ÖLA 3/W 91 – BS 28 [2], Bl. 1 Insgesamt 32 Blatt, davon 9 Blatt unliniertes Papier (297 × 210 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (40 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (107 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (418 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (64 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (157 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (65 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (352 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (122 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (322 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (201 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (54 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (24 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (29 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (52 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (73 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (414 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (354 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (408 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (431 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (317 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (389 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (354 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (413 × 210 mm), geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzblauer und schwarzer Tinte sowie Bleistift; masch. Paginierung jeweils 2 auf BS 29 a [1], Bl. 8, 11, masch. Paginierung 7 auf BS 29 a [1], Bl. 13, hs. Paginierung 1 auf BS 29 a [1], Bl. 11; masch. Paginierung 1 auf BS 29 a [3], Bl. 1; masch. Paginierung jeweils 4 auf BS 29 a
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[4], Bl. 1, 8, 9, masch. Paginierung 6 auf BS 29 a [4], Bl. 10, hs. Paginierung 3 auf BS 29 a [4], Bl. 8; masch. Paginierung 3, 8 auf BS 29 a [7], Bl. 1, 2, hs, Paginierung 2 auf BS 29 a [7], Bl. 1, überklebte masch. Paginierung 4 auf BS 29 a [7], Bl. 1; masch. Paginierung 1 auf BS 29 c [6], Bl. 14; masch. Paginierung I–III, 4–6, 8–13 auf BS 30 a, Bl. 1–3, 7–9, 11–16, überklebte masch. Paginierung 5 auf BS 30 a, Bl. 5 TS8/A1 = Fassung des ersten Bildes konstituiert durch BS 29 a [3], Bl. 1, BS 29 a [1], Bl. 8, 11, 9, BS 29 a [7], Bl. 1, 4, BS 30 a, Bl. 7, BS 29 a [4], Bl. 1, 2, 9, BS 30 a, Bl. 8, BS 29 a [7], Bl. 5, 6, BS 30 a, Bl. 9, BS 29 a [4], Bl. 10, BS 29 a [1], Bl. 13, BS 29 a [7], Bl. 2, BS 30 a, Bl. 11–13, BS 29 a [7], Bl. 9, BS 30 a, Bl. 14–16 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt; identisch mit K2/TS1/A11) 8 TS /A2 = fragm. Fassung des ersten Aktes konstituiert durch BS 29 a [3], Bl. 1, BS 29 a [1], Bl. 8, 11, 9, BS 29 a [7], Bl. 1, 4, BS 30 a, Bl. 7, BS 29 a [7], Bl. 1, BS 30 a, Bl. 7 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS8/A3 = Fassung des ersten Aktes konstituiert durch BS 29 c [6], Bl. 14, BS 29 a [1], Bl. 11, BS 29 a [7], Bl. 1, BS 30 a, Bl. 7, BS 29 a [4], Bl. 8, 2, 9, BS 30 a, Bl. 8, BS 29 a [7], Bl. 5, 6, BS 30 a, Bl. 9, BS 29 a [4], Bl. 10, BS 29 a [1], Bl. 13, BS 29 a [7], Bl. 2, BS 30 a, Bl. 11–13, BS 29 a [7], Bl. 9, BS 30 a, Bl. 14–16 (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte; vgl. Simulationsgrafik) TS8/A4 = Fassung des ersten Aktes konstituiert durch BS 29 c [6], Bl. 14, BS 29 a [1], Bl. 11, BS 29 a [7], Bl. 1, BS 30 a, Bl. 7, BS 29 a [4], Bl. 8, 4, 9, BS 30 a, Bl. 8, BS 29 a [7], Bl. 5, 6, BS 30 a, Bl. 9, BS 29 a [4], Bl. 10, BS 29 a [1], Bl. 13, BS 29 a [7], Bl. 2, BS 30 a, Bl. 11–13, BS 29 a [7], Bl. 9, BS 30 a, Bl. 14–16 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) 8 TS /A5 = fragm. Fassung des ersten Aktes konstituiert durch BS 29 c [6], Bl. 14, BS 29 a [1], Bl. 11, BS 29 a [7], Bl. 1, BS 30 a, Bl. 7, BS 29 a [4], Bl. 8, BS 28 [2], Bl. 1 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS8/A6 = Fassung des ersten Aktes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 1–3, BS 29 a [1], Bl. 11, BS 29 a [7], Bl. 1, BS 30 a, Bl. 7, BS 29 a [4], Bl. 8, 6, 9, BS 30 a, Bl. 8, BS 29 a [7], Bl. 5, 6, BS 30 a, Bl. 9, BS 29 a [4], Bl. 10, BS 29 a [1], Bl. 13, BS 29 a [7], Bl. 2, BS 30 a, Bl. 11–13, BS 29 a [7], Bl. 9, BS 30 a, Bl. 14–16 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS8/A7 = Fassung des ersten Aktes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 1–3, BS 29 a [1], Bl. 11, BS 29 a [7], Bl. 1, BS 30 a, Bl. 7, BS 29 a [4], Bl. 8, 9, BS 30 a, Bl. 8, BS 29 a [7], Bl. 5, 6, BS 30 a, Bl. 9, BS 29 a [4], Bl. 10, BS 29 a [1], Bl. 13, BS 29 a [7], Bl. 2, BS 30 a, Bl. 11–16 (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte; gedruckt als Teil von TS9) Druck von BS 29 a [3], Bl. 1 (gemeinsam mit Bl. 2–5, vgl. K1/TS3) in: KW 10, S. 350–355.
Die Unterbrechung der Bearbeitung des dritten Aktes (TS7) und die hier angesetzte Neugestaltung des ersten Aktes lassen sich über eine hs. Einfügung von zum ersten Akt gehörigem Text auf TS7/A11/BS 29 c [5], Bl. 12 sowie durch die Verwendung des Blattes BS 29 c [6], Bl. 14 sowohl in TS8/A3 als auch in TS7/A19 erschließen. Bedingt durch den materiellen Entwicklungsverlauf des dritten Aktes (vgl. den Kommentar sowie die Simulationsgrafik zu TS7/A12–A21), muss Bl. 14 vor Beginn der weiteren Arbeiten zum dritten Akt bereits aus dem Produktionsprozess des ersten Aktes ausgeschieden sein, wodurch sich die hier vorgenommene Einordnung von TS8 ergibt. Die neue Bearbeitung des ersten Aktes setzt dessen vorläufigen Abschluss in K2/TS1/A11 fort, der dementsprechend hier A1 bildet. Vermutlich vor einer weiteren Bearbeitung korrigiert Horváth hier die noch in Konzeption 2 verwendete Bezeichnung „Bild“ zu „Akt“ (vgl. dazu den Übergang von K2/TS6 zu K3/TS1). In A2 beginnt Horváth zunächst, das aus BS 29 a [4], Bl. 1, drei Teilen von BS 29 a [4], Bl. 2, BS 29 a [4], Bl. 9 sowie einem Teil von BS 30 a, Bl. 8 bestehende Blatt mit der Pagina 4 durch ein neues, aus je einem Teil von BS 29 a [7], Bl. 1 und BS 30 a, Bl. 7 bestehendes zu ersetzen. Einen Teil des darauf enthaltenen Textes, Idiotimas Klage über ihren Mann, übernimmt er aus BS 29 a [1], Bl. 9, der dort befindliche Text wird
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Konzeption 3
anschließend hs. gestrichen. Da der verwendete Teil von BS 30 a, Bl. 7 nur teilweise beschrieben und der frei gebliebene Abschnitt zur Herstellung einer Klebung verwendet wurde (vgl. A3), ist von einem Abbruch der vorgenommenen Bearbeitung auszugehen. Dessen ungeachtet bleibt der weitere Verlauf des Textes wohl gültig, wie die nachfolgende Bearbeitung zeigt (vgl. A3, A4, A6 und A7; eine ähnliche Bearbeitungssituation liegt im Falle von A5 vor). In A3 setzt der Autor neu an und überarbeitet zunächst den Beginn des Aktes, wie sich aus der von weiteren Montagearbeiten dieses Ansatzes verursachten veränderten Paginierung ergibt. Dafür fügt er mit BS 29 c [6], Bl. 14 ein Blatt mit der Paginierung 1 ein, auf dem er die Beschreibung des Schauplatzes neu tippt. Die bisherigen Blätter mit der Paginierung 1 und 2 werden durch den oberen Teil von BS 29 a [1], Bl. 11 ersetzt, das die Paginierung 2 trägt und mit dem bereits im Produktionsprozess vorhandenen Blattteil verklebt wird. BS 29 a [1], Bl. 9, bis zu diesem Zeitpunkt Bestandteil des unteren Teiles von Bl. 11, wird parallel dazu abgetrennt, da der darauf enthaltene Text aufgrund seiner Übertragung auf BS 29 a [1], Bl. 7 im vorangegangenen Ansatz hs. gestrichen wurde. In weiterer Folge nimmt Horváth das zuvor in A2 eingefügte Blatt und montiert es mit dem bereits seit K2/TS1/A4 im Produktionsprozess befindlichen Teil von BS 29 a [7], Bl. 1, das er vom Rest des Blattes, BS 29 a [7], Bl. 4 und einem Teil von BS 30 a, Bl. 7, abtrennt. Bei der Herstellung der Klebenaht von BS 29 a [7], Bl. 1 wird die auf dem Kopf des jüngeren Teiles des Blattes befindliche Paginierung 4 sowie ein Teil des dort getippten Textes überklebt. Von dem durch die Abtrennung verbliebenen Blattrest wird BS 29 a [7], Bl. 4 abgeschnitten, das damit ausscheidet. Der übrig gebliebene Rest, der erwähnte weitere Teil von BS 30 a, Bl. 7, wird schließlich an den in A2 hinzugekommenen Teil von BS 30 a, Bl. 7 angeklebt. Das montierte Blatt mit der Paginierung 3 besteht somit aus BS 29 a [7], Bl. 1 sowie zwei Teilen von BS 30 a, Bl. 7. Das textliche Ergebnis dieser Materialumstellung ist die Verschiebung von Idiotimas Klage, beginnend mit „Ach Wölklein in der Höh“ auf BS 29 a [7], Bl. 1 (bzw. „Du Wölklein droben weit“ in der Grundschicht, vgl. auch BS 29 a [1], Bl. 9, abgedruckt in K2/TS1/A9), von ihrer Verwendung als Monolog zu Beginn des Stückes hin zu einer Dialogsequenz mit Gloriosus. Im selben Zug verändert Horváth die Wiederaufnahme von Gloriosus’ Blick in den Schild. Dafür schneidet er BS 29 a [4], Bl. 1 ab und ersetzt es durch ein aus dem oberen Teil des später montierten Blattes BS 29 a [4], Bl. 8 und einem letzten Teil von BS 29 a [4], Bl. 2 bestehendes Blatt, das an den bestehenden Verbund von Bl. 2 oben angeklebt wird. Der entstandene Text spiegelt die vorangegangene Verschiebung im Text Idiotimas wider, indem die neue Regieanweisung zu Gloriosus’ Blick in den Schild nun „hörte nicht hin“ (BS 29 a [4], Bl. 8) lautet. Den übrigen Text des Aktes lässt der Autor noch unangetastet, fügt allerdings auf BS 29 a [4], Bl. 2 und dem später in A4 überklebten Teil von BS 29 a [4], Bl. 9 hs. Text zum Auftritt Toxilus’ ein. Die Entstehung der Einfügung auf Bl. 2 lässt sich auf diesen Ansatz festlegen, da die Handschrift hier über die in A3 hergestellte Klebung hinausgeht und Bl. 2 im Übergang zu A5 aus dem Produktionsprozess ausscheidet. Die neue Einfügung auf Bl. 9 wiederum (vgl. zur Darstellung der weiteren Einfügungen auf diesem Blatt und die Probleme der Schichtwahl den jeweiligen Kommentar zu K1/TS3/A8 und K2/TS1/A4) ist vom Auftritt Toxilus’ abhängig und wird in den Folgeansätzen umgesetzt. A4 zeigt die Fortsetzung der Arbeiten an dieser Sequenz. Das montierte Blatt BS 29 a [4], Bl. 2 wird von BS 29 a [4], Bl. 8 abgetrennt und ein neues Blatt angeklebt, das aus einem weiteren Teil von BS 29 a [4], Bl. 8, BS 29 a [4], Bl. 4 und einem
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Chronologisches Verzeichnis
neuen Teil von BS 29 a [4], Bl. 9 besteht, der den vorangegangenen Teil desselben Blattes vollständig überklebt. Die auf den ersten Blick wenig nachvollziehbare Überklebung an dieser Stelle kommt aus montagetechnischen Gründen zustande. Der überklebende Teil stellt die Reinschrift des auf dem darunterliegenden Teil bzw. dem vorangehenden montierten Blatt BS 29 a [4], Bl. 2 intensiv überarbeiteten Textes dar. Um den Anschluss an den beibehaltenen Teil des Blattes BS 30 a, Bl. 8, der zu diesem Zeitpunkt zum überklebten Teil von BS 29 a [4], Bl. 9 gehörte, herstellen zu können, brauchte Horváth einen Abschnitt, auf dem er den Klebstoff anbringen konnte. Dementsprechend liegt auch kein Fortsetzungsstück zur Schnittkante des neuen Teils von BS 29 a [4], Bl. 9 vor, da der Blattteil von vornherein nur als Übergangsstück hin zum Teil von BS 30 a, Bl. 8 gedacht war. Den erst in der Bearbeitung von Konzeption 4 hergestellten Schnitt auf diesem Blatt (vgl. K4/TS2/A3) setzte Horváth schließlich auf dem überklebten Blatt, wodurch sich zwei verschiedenförmige Schnittkanten auf dem montierten Blatt ergeben, eine bedingt durch die Einpassung in A4, die andere bedingt durch die Erstellung der Endfassung. Der in A4 eingefügte Text sieht einen Auftritt Toxilus’ unmittelbar nach Gloriosus’ neuerlicher Aufforderung „Ich seh mich immer noch nicht --“ (BS 29 a [4], Bl. 8) vor, der über die Einfügung auf BS 29 a [4], Bl. 2 in A3 noch nach Idiotimas weiterer Klage beginnend mit „Wie gern wär ich manchmal ein Sklave --“ vorgesehen war. Die auf dem neuen Teil von BS 29 a [4], Bl. 8 getippten Textpassagen entsprechen sonst dem aus der hs. Überarbeitung von BS 29 a [4], Bl. 2 bzw. dem überklebten Teil von Bl. 9 sich ergebenden Text. Auf dem zum angeklebten Teil von Bl. 8 gehörigen Blatt BS 29 a [4], Bl. 4 bzw. dem neuen Blattteil von Bl. 9 setzt Horváth die weiteren Einfügungen auf dem überklebten Teil von Bl. 9 um und verschiebt die durch die Abtrennung von Bl. 2 von ihrer ursprünglichen Position entfernten Dialogpassagen zwischen Idiotima und Gloriosus an diese Stelle („Ach, wie gern wär ich manchmal ein Sklave“, Bl. 4, bzw. „Du nimmst den Mund voll, als hättest Du mir einen Sohn geschenkt“, Bl. 9). Auf Bl. 9 wird noch der Auftritt K.R. Thagos und Lemniselenis’ ausgeführt bis hin zu Thagos Zeile „Du kostspieliges, Du --“. Dies entspricht dem Umfang des überklebten Textes und stellt den Anschluss an die nachfolgenden Blattteile von BS 30 a, Bl. 8 her. In A5 schneidet Horváth BS 29 a [4], Bl. 4 ab und notiert auf BS 28 [2], Bl. 1 hs. eine erweiterte Fassung von Toxilus’ Beschreibung Lemniselenis’ und einen abgewandelten Verlauf des folgenden Dialogs. BS 28 [2], Bl. 1 trägt keine Pagina, sondern nur den Vermerk „I. Akt“ und wurde wohl als eine Art Beiblatt verwendet. Es lässt sich aber durch das Ausscheiden von BS 29 a [4], Bl. 4 textlich klar an das bestehende Material anschließen. Für die darauf folgenden Textpassagen liegt indes kein glatter Anschluss vor, es liegt somit ein nur scheinbarer Abbruch der Bearbeitung analog zu der Situation in A2 vor, von dem das den Akt fortsetzende Textmaterial nicht unmittelbar betroffen ist. In A6 nimmt Horváth nochmals eine größere Adaption des Materials vor und fügt mit BS 30 a, Bl. 1–3 ein ausführliches Figuren- und Schauplatzverzeichnis ein. Demgemäß scheidet die bisherige Schauplatzanmerkung von BS 29 c [6], Bl. 14 aus, das in der Bearbeitung des dritten Aktes nochmals für Notizen verwendet wird (vgl. TS7/A19). Zusammen mit der Umsetzung von auf TS7/A11/BS 29 c [5], Bl. 12 notiertem Text in A7 markiert dieser Materialaustausch den frühestmöglichen Beginn der weiteren Bearbeitung des dritten Aktes in TS7/A12–A21. Da für das neue Figuren- und Schauplatzverzeichnis eine Paginierung in römischen Ziffern gewählt wird, werden
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Konzeption 3
die bisherigen Seitenzahlen 2–4 auf BS 29 a [1], Bl. 11, BS 29 a [7], Bl. 1 und BS 29 a [4], Bl. 8 aufgrund des Ausscheidens von BS 29 c [6], Bl. 14 zu 1–3 korrigiert. Die auf BS 28 [2], Bl. 1 notierte Erweiterung der Beschreibung Lemniselenis’ und der veränderte Dialogverlauf werden auf BS 29 a [4], Bl. 6 getippt und an die vorangehenden Teile von BS 29 a [4], Bl. 8 angeklebt. Fortgesetzt wird der Text auf einem neuen Teil von BS 29 a [4], Bl. 9, den Horváth mit dem bestehenden Teil dieses Blattes montiert. Das daraus entstehende Blatt mit der Pagina 4 setzt das Stück entsprechend dem bisherigen Verlauf fort. Letzte Adaptionen am Material des ersten Aktes finden schließlich in A7 statt. Das Blatt BS 29 a [4], Bl. 6 wird wieder aus dem Stück entfernt, wofür die in A6 hergestellte Klebung aufgelöst wird; Bl. 6 ist deshalb separat und mit Kleberesten am Blattkopf überliefert. Stattdessen fügt Horváth einen weiteren Teil an BS 29 a [4], Bl. 8 mit einem merklich gekürzten Verlauf des auf Bl. 6 getippten Dialogs an. Vermutlich ebenfalls erst in diesem Ansatz verwertet Horváth den in TS7/A11 am Ende von BS 29 c [5], Bl. 12 hs. notierten Text zum Monolog Lemniselenis’ über ihren Wunsch nach einem „hundertjährigen Mann“. Dafür trennt er BS 29 a [7], Bl. 9 von BS 30 a, Bl. 13 ab und klebt einen neuen Teil an, der den veränderten Text masch. fixiert. Durch die Anstückelung entstehende Redundanzen auf dem Folgeblatt BS 30 a, Bl. 14 beseitigt Horváth mittels hs. Streichung von dort befindlichem Text aus dem bisherigen Monolog Lemniselenis’ sowie einer Replik Matrosas. Mit diesen vorerst letzten Eingriffen liegt die abgeschlossene Fassung des ersten Aktes vor, die in die Gesamtfassung des Stückes von TS9 eingeht. In Konzeption 4 wird Horváth diesen Akt nochmals intensiv in Hinblick auf die Einführung der Masken als gestalterisches Mittel überarbeiten (vgl. K4/TS1 und TS2) und teilweise weitere hs. Überarbeitungen mit schwarzer Tinte bzw. Bleistift einfügen. T6 = ÖLA 3/W 105 – BS 29 c [3], Bl. 1–3, ÖLA 3/W 106 – BS 29 c [4], Bl. 1–3, ÖLA 3/W 107 – BS 29 c [5], Bl. 1–12, ÖLA 3/W 108 – BS 29 c [6], Bl. 1–12, 14–26, ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 30–55 11 H = ÖLA 3/W 108 – BS 29 c [6], Bl. 12, 14 Insgesamt 71 Blatt, davon 45 Blatt unliniertes Papier (297 × 210 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (201 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (26 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (63 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (50 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (235 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (43 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (158 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (216 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (138 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (133 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (65 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (48 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (37 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (192 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (160 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (186 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (56 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (30 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (354 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (316 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (299 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (300 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (354 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (383 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (307 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (351 × 210 mm), geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzer und schwarzblauer Tinte; masch. Paginierung 33–35 auf BS 29 c [4], Bl. 1–3; masch. Paginierung 37–48 auf BS 29 c [5], Bl. 1–12; masch. Paginierung 1 auf BS 29 c [6], Bl. 14, 32 auf Bl. 5, 33 auf Bl. 7, 34 auf Bl. 11, 35 auf Bl. 9, 37 auf Bl. 12, 40 auf Bl. 20, 42 auf Bl. 21, 50 auf Bl. 24,
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Chronologisches Verzeichnis
51 auf Bl. 25, hs. Paginierung 45 auf BS 29 c [6], Bl. 13; masch. Paginierung 27–52 auf BS 30 a, Bl. 30–55 TS7/A12 = fragm. Fassung des dritten Aktes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 30–34, BS 29 c [6], Bl. 4, BS 30 a, Bl. 35, BS 29 c [6], Bl. 10, BS 30 a, Bl. 35, BS 29 c [6], Bl. 6, 7, BS 30 a, Bl. 36, BS 29 c [6], Bl. 15, 11, BS 30 a, Bl. 37–39, BS 29 c [6], Bl. 12 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A13 = fragm. Fassung des dritten Aktes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 30–34, BS 29 c [6], Bl. 4, BS 30 a, Bl. 35, BS 29 c [6], Bl. 10, BS 30 a, Bl. 35, BS 29 c [6], Bl. 6, 7, BS 30 a, Bl. 36, BS 29 c [6], Bl. 15, 11, BS 30 a, Bl. 37–40, BS 29 c [6], Bl. 19 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A14 = fragm. Fassung des dritten Aktes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 30–34, BS 29 c [6], Bl. 4, BS 30 a, Bl. 35, BS 29 c [6], Bl. 10, BS 30 a, Bl. 35, BS 29 c [6], Bl. 6, 7, BS 30 a, Bl. 36, BS 29 c [6], Bl. 15, 11, BS 30 a, Bl. 37–42, BS 29 c [6], Bl. 20 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A15 = fragm. Fassung des dritten Aktes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 30–34, BS 29 c [6], Bl. 4, BS 30 a, Bl. 35, BS 29 c [6], Bl. 10, BS 30 a, Bl. 35, BS 29 c [6], Bl. 6, 7, BS 30 a, Bl. 36, BS 29 c [6], Bl. 15, 11, BS 30 a, Bl. 37–44, BS 29 c [6], Bl. 21 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A16 = fragm. Fassung des dritten Aktes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 30–34, BS 29 c [6], Bl. 4, BS 30 a, Bl. 35, BS 29 c [6], Bl. 10, BS 30 a, Bl. 35, BS 29 c [6], Bl. 6, 7, BS 30 a, Bl. 36, BS 29 c [6], Bl. 15, 11, BS 30 a, Bl. 37–46, BS 29 c [6], Bl. 22 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A17 = fragm. Fassung des dritten Aktes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 30–34, BS 29 c [6], Bl. 4, BS 30 a, Bl. 35, BS 29 c [6], Bl. 10, BS 30 a, Bl. 35, BS 29 c [6], Bl. 6, 7, BS 30 a, Bl. 36, BS 29 c [6], Bl. 15, 11, BS 30 a, Bl. 37–46, BS 29 c [6], Bl. 23 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A18 = fragm. Fassung des dritten Aktes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 30–34, BS 29 c [6], Bl. 4, BS 30 a, Bl. 35, BS 29 c [6], Bl. 10, BS 30 a, Bl. 35, BS 29 c [6], Bl. 6, 7, BS 30 a, Bl. 36, BS 29 c [6], Bl. 15, 11, BS 30 a, Bl. 37–52, BS 29 c [6], Bl. 24, 25 (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte; vgl. Simulationsgrafik) TS7/A19 = fragm. Fassung des dritten Aktes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 30–34, BS 29 c [6], Bl. 4, BS 30 a, Bl. 35, BS 29 c [6], Bl. 14, 7, BS 30 a, Bl. 36, BS 29 c [6], Bl. 15, 11, BS 30 a, Bl. 37–52, BS 29 c [6], Bl. 24, 25, BS 29 c [6], Bl. 14 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A20 = Fassung des dritten Aktes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 30–34, BS 29 c [6], Bl. 4, BS 30 a, Bl. 35–55, BS 29 c [6], Bl. 26, BS 30 a, Bl. 55 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A21 = Fassung des dritten Aktes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 30–34, BS 29 c [6], Bl. 4, BS 30 a, Bl. 35–55 (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte; gedruckt als Teil von K3/TS9)
Nach der Verfertigung des ersten Aktes wendet sich Horváth neuerlich den mit TS7/A11 unterbrochenen Arbeiten zum dritten Akt zu. Die Annahme einer Unterbrechung stützt sich zum einen auf die Eintragungen zum ersten Akt am Fuß von BS 29 c [5], Bl. 12, die spätestens in TS8/A7 umgesetzt wurden. Zum anderen lässt sich diese Annahme durch die Verwendung von TS8/A7/BS 29 c [6], Bl. 14 im Produktionsprozess des dritten Aktes untermauern. Das Blatt trägt in der Grundschicht ein Schauplatzverzeichnis zum ersten Akt und war von TS8/A3–A5 Bestandteil der dortigen Textproduktion. Danach hat Horváth hs. Eintragungen auf dem Blatt eingefügt, die den Auftritt Toxilus’ im dritten Akt sowie den Schluss des Stückes betreffen und unmittelbar mit der textlichen Ausführung dieser Sequenzen im Zuge der Fertigstellung des dritten Aktes hin zu seiner letztgültigen Gestalt zusammenhängen. Aus diesen Indizien lässt sich folgern, dass zwischen TS7/A11 und der mit A12 beginnenden Überarbeitung der zweiten Hälfte des dritten Aktes die Arbeiten zum ersten Akt der Gesamtfassung TS9 (= TS8/A7) abgeschlossen gewesen sein mussten. Der zweite Akt lag zu diesem Zeitpunkt bereits schon länger abgeschlossen vor (vgl. TS2/A4). Bei den weiteren Arbeiten am dritten Akt konzentriert sich Horváth insbesondere auf die zweite Hälfte des Aktes und fasst den zuvor auf den Blättern BS 29 c [5], Bl. 1–12 ausgearbeiteten Text in einer längeren Ansatzfolge neu. In A12 fügt er dafür zunächst im Anschluss an BS 30 a, Bl. 39 das Blatt BS 29 c [6], Bl. 12 ein, bricht je-
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Konzeption 3
doch bei der Hälfte des Blattes ab und überarbeitet den Text nochmals von Hand. In A13 werden diese Änderungen auf einem aus einem Teil von BS 30 a, Bl. 40 und BS 29 c [6], Bl. 19 bestehenden Blatt ins Reine geschrieben und der Beginn der Auftrittsszene von Dordalus und dem Praetor getippt. Hier bricht der Autor neuerlich die Bearbeitung ab und ergänzt hs. einige Zeilen. Für die Umsetzung dieser Ergänzungen trennt Horváth in A14 BS 29 c [6], Bl. 19 ab und klebt einen neuen Teil an BS 30 a, Bl. 40 an. Daran anschließend führt er den Text – die Begutachtung Lemniselenis’ durch den Praetor und die Preisverhandlung mit Dordalus – entsprechend der Korrekturschicht von A11 weiter aus. Unter sukzessiver Anfügung und Ersetzung weiterer Blätter bzw. Blattteile erarbeitet er in A15–A17 den neuen Text zur Vernehmung Toxilus’ durch den Praetor und zu seinem Freispruch aufgrund des Schiffsuntergangs. Die in A18 eingefügten Blätter BS 30 a, Bl. 47–52 zeigen neuerlich den titelgebenden Sklavenball. Hier bringt Horváth die teilweise sehr intensive und variantenreiche Korrekturschicht von A11/BS 29 c [5], Bl. 6–10, BS 28 [2], Bl. 3 und BS 29 c [6], Bl. 13 in eine durchgängige Form und arbeitet zum Teil neuen Text ein. Insbesondere das auf diesen Blättern vorliegende Streitgespräch zwischen Toxilus und Matrosa (vgl. BS 29 c [6], Bl. 25) zeigt anschaulich den Übergang von der Gestaltung des Stückschlusses in A11/BS 29 c [5], Bl. 11f. zu der finalen Form in A20/BS 30 a, Bl. 54f. In der hs. Überarbeitung des Blattes stehen die beiden Auflösungsvarianten – Toxilus’ Aufbegehren gegen Matrosas Gebote wie in A11 und sein stilles Einverständnis, wie es für A20 kennzeichnend ist – quasi gleichberechtigt nebeneinander. Die am Fuß von BS 30 a, Bl. 51 getippte und später hs. gestrichene Liedzeile „Ein Sieg ist noch kein Frieden“, die sich gleichlautend am Kopf des folgenden Blattes BS 30 a, Bl. 52 befindet, könnte in A18 auf einen Textabbruch sowie einen darauf folgenden Neuansatz hindeuten. Da aber keine weiteren Textarbeiten zu diesem Teil des Stückes überliefert sind, ist eher von einem Schreibversehen auszugehen. Für die Weiterführung der Handlung nach dem Einsetzen des Gewitters werden die Blätter BS 29 c [6], Bl. 24 und 25 herangezogen, das Stück in der Grundschicht allerdings nicht bis zum Ende ausgeführt. Auf Bl. 26 bricht Horváth das Typoskript im Dialog zwischen Matrosa und Toxilus über den neuen Gott ab, überarbeitet den Text auf Bl. 25 und 26 hs. und fügt Varianten zum Abschluss des Stückes ein. Bevor der Autor die in A18 gesetzten hs. Anmerkungen in neuen Text umsetzt, fügt er weiteren Text zum Schluss des Stückes sowie zum Auftritt Toxilus’ am Beginn des dritten Aktes auf BS 29 c [6], Bl. 14 ein. Dieses Blatt, das in der Grundschicht Bestandteil des ersten Aktes war (vgl. TS8/A3–A5 sowie den Kommentar zur genetischen Einordnung oben), wurde vermutlich als eine Art Beiblatt verwendet. Wie der Textvergleich der entsprechenden Stellen zwischen A18 und A20 zeigt, stellt der auf BS 29 c [6], Bl. 14 notierte Text das Bindeglied zwischen den jeweiligen Fassungen des Dialogs zwischen Toxilus, Lemniselenis und Matrosa am Schluss des Stückes dar (vgl. etwa die Replik Lemniselenis’ „Nicht traurig sein --“ in TS9/BS 30 a, Bl. 55, die erstmalig auf BS 29 c [6], Bl. 14 notiert ist). Die weiteren Eintragungen auf Bl. 14 betreffen Textadaptionen auf BS 29 c [6], Bl. 10 im ersten Aktdrittel. Also konstituieren die Einfügungen auf diesem Blatt A19, wobei der Ansatz neben den weiteren Änderungen am Text des Schlussteiles auch die geplante Einfügung neuen Materials im ersten Stückdrittel anzeigt. In A20 werden die in A18 und A19 gesetzten Überarbeitungen in neuen Text umgesetzt. Zunächst wendet sich Horváth dafür dem Auftritt Toxilus’ zu, schneidet die
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Chronologisches Verzeichnis
Blätter BS 29 c [6], Bl. 6, 7, 15 und 11 sowie das bereits in A19 faktisch ersetzte Bl. 10 aus und klebt neues Material an die Blätter BS 30 a, Bl. 35–37 an. Der Handlungsverlauf stellt nun, wie auf BS 29 c [6], Bl. 14 bereits umrissen, den Auftritt Lemniselenis’ vor denjenigen Toxilus’, wobei Horváth nur wenig neuen Text tippt, sondern vor allem bestehenden neu arrangiert. Nach Abschluss dieser Umstellung erarbeitet Horváth den Schluss des Stückes entsprechend den Korrekturen auf BS 29 c [6], Bl. 25 und 26 sowie den Notizen auf Bl. 14. In einem weiteren Arbeitsschritt wird in A21 zuletzt der Dialog zwischen Toxilus, Lemniselenis und Matrosa nochmals erweitert, indem BS 29 c [6], Bl. 26 herausgeschnitten und durch einen weiteren Teil von BS 30 a, Bl. 55 ersetzt wird. Abschließend führt Horváth noch kleinere hs. Korrekturen und Textergänzungen durch. Mit diesen Umarbeitungen liegt der dritte Akt in der in die Gesamtfassung TS9 eingehenden Form vor, die auch, mit minimalen Änderungen den dritten Akt der Endfassung K4/TS2/A3 bildet. T7 = ÖLA 3/W 93 – BS 29 a [1], Bl. 11, 13, ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 8–10, ÖLA 3/W 99 – BS 29 a [7], Bl. 1, 2, 5, 6, 9, ÖLA 3/W 102 – BS 29 b [3], Bl. 12, ÖLA 3/W 108 – BS 29 c [6], Bl. 4, ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 1–3, 7–9, 11–55 Insgesamt 63 Blatt, davon 31 Blatt unliniertes Papier (297 × 210 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (418 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (352 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (122 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (322 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (201 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (54 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (29 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (52 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (73 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (75 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (50 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (414 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (354 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (408 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (431 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (317 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (389 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (354 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (413 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (323 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (321 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (305 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (363 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (361 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (354 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (316 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (299 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (300 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (354 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (383 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (307 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (351 × 210 mm), geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzblauer und schwarzer Tinte sowie Bleistift; masch. Paginierung 1, 7 auf BS 29 a [1], Bl. 11, 13, hs. Paginierung 2 auf BS 29 a [1], Bl. 11; masch. Paginierung jeweils 4 auf BS 29 a [4], Bl. 8, 9, masch. Paginierung 6 auf BS 29 a [4], Bl. 10, hs. Paginierung 3 auf BS 29 a [4], Bl. 8; masch. Paginierung 3, 8 auf BS 29 a [7], Bl. 1, 2, überklebte masch. Paginierung 4 auf BS 29 a [7], Bl. 1, hs. Paginierung 2 auf BS 29 a [7], Bl. 1; masch. Paginierung 15 auf BS 29 b [3], Bl. 12; masch. Paginierung I–III auf BS 30 a, Bl. 1–3, 4–6 auf BS 30 a, Bl. 7–9, 8–22 auf BS 30 a, Bl. 11–25, 22–24 auf BS 30 a, Bl. 26–28, 26–52 auf BS 30 a, Bl. 29–55, hs. Paginierung 23–25 auf BS 30 a, Bl. 26–28, überklebte masch. Paginierung 5 auf BS 30 a, Bl. 8 TS9 = Gesamtfassung mit Werktitel „Ein Sklavenball mit Gesang und Tanz in drei Akten von Ödön von Horváth“ (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte)
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Konzeption 4
Aus den jeweils letzten Bearbeitungen der drei Akte, TS8/A7, TS3/A4 und TS7/A21, lässt sich eine erste vollständige Fassung des Stückes zusammenfügen. Betrachtet man die Art der in Konzeption 4 vorgenommenen Einfügung der Masken als zentrales Gestaltungsmittel des Stückes, so zeigt sich, dass die mit TS9 vorliegende Gesamtfassung durchaus eigenständig war. Abgesehen von der Verwendung von Masken als gestalterischem Mittel und dem veränderten formalen Aufbau durch die Einführung des lebenden Bildes im ersten Akt entspricht die Handlung der Gesamtfassung der der Endfassung. Während der zweite und dritte Akt mit nur minimalen Eingriffen am Material in die Endfassung K4/TS2/A3 eingehen, wird der erste Akt nochmals einem intensiven Bearbeitungsprozess unterworfen (vgl. K4/TS1).
Konzeption 4: Ein Sklavenball mit Gesang und Tanz in drei Akten – Masken H1 = ÖLA 3/W 98 – BS 29 a [6], Bl. 1–6 T1 = ÖLA 3/W 93 – BS 29 a [1], Bl. 11, 13, ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 8–10, ÖLA 3/W 99 – BS 29 a [7], Bl. 1, 2, 5, 6, ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 1–3, 7–9, 11–16 Insgesamt 27 Blatt, davon 6 Blatt unliniertes Papier (338 × 210 mm), halbierter Bogen, 5 Blatt unliniertes Papier (297 × 210 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (418 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (352 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (122 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (322 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (201 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (54 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (29 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (52 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (414 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (354 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (408 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (431 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (317 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (389 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (354 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (413 × 210 mm), geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzblauer und schwarzer Tinte, Bleistift sowie rotem Buntstift; masch. Paginierung 2 auf BS 29 a [1], Bl. 11, masch. Paginierung 7 auf BS 29 a [1], Bl. 13, hs. Paginierung 1 auf BS 29 a [1], Bl. 11; masch. Paginierung jeweils 4 auf BS 29 a [4], Bl. 8, 9, masch. Paginierung 6 auf BS 29 a [4], Bl. 10, hs. Paginierung 3 auf BS 29 a [4], Bl. 8; hs. Paginierung 1–6 auf BS 29 a [6], Bl. 1–6; masch. Paginierung 3, 8 auf BS 29 a [7], Bl. 1, 2, hs. Paginierung 2 auf BS 29 a [7], Bl. 1, überklebte masch. Paginierung 4 auf BS 29 a [7], Bl. 1; masch. Paginierung I–III, 4–6, 8–13 auf BS 30 a, Bl. 1–3, 7–9, 11–16, überklebte masch. Paginierung 2 auf BS 30 a, Bl. 5 TS1/A1 = Fassung des ersten Aktes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 1–3, BS 29 a [1], Bl. 11, BS 29 a [7], Bl. 1, BS 30 a, Bl. 7, BS 29 a [4], Bl. 8, 9, BS 30 a, Bl. 8, BS 29 a [7], Bl. 5, 6, BS 30 a, Bl. 9, BS 29 a [4], Bl. 10, BS 29 a [1], Bl. 13, BS 29 a [7], Bl. 2, BS 30 a, Bl. 11–16 (identisch mit K3/TS8/A7; gedruckt als Teil von K3/TS9) 1 TS /A2 = Fassung des ersten Aktes konstituiert durch BS 30 a, Bl. 1–3, BS 29 a [6], Bl. 1–4, BS 29 a [7], Bl. 1, BS 30 a, Bl. 7, BS 29 a [4], Bl. 9, BS 30 a, Bl. 8, BS 29 a [6], Bl. 5, BS 29 a [4], Bl. 10, BS 29 a [7], Bl. 5, 6, BS 30 a, Bl. 9, BS 29 a [6], Bl. 6, BS 29 a [1], Bl. 13, BS 30 a, Bl. 11–16 (Korrekturschicht: schwarze und schwarzblaue Tinte, Bleistift)
Die Blätter der Mappe BS 29 a [6] markieren eine konzeptionelle Neuorientierung des Stückes nach Abschluss der Gesamtfassung K3/TS9, zu der keine vorherigen Entwürfe oder Textstufen bekannt sind. Auf sechs hs. gefertigten Blättern verwirft Horváth den bisherigen Beginn des Stückes und ersetzt ihn durch ein lebendes Bild: In Form
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Chronologisches Verzeichnis
eines Tableau vivant sind die Figuren bereits zum Beginn des Stückes auf der Bühne präsent und treten nicht mehr separat auf. Ebenfalls neu ist die Einführung von typisierenden Masken, die die Figuren tragen, deren Abnehmen und Wiederaufsetzen neue Aspekte in das Stück bringen. Woher Horváth die Idee zu dieser Gestaltung hatte, ist ungewiss. Möglicherweise wurde er dazu durch die Einleitung Ludwig Gurlitts zu seiner Übersetzung der Komödien des Plautus angeregt, in der Gurlitt unter anderem die Funktion der Maske im antiken Theater thematisiert. Auch finden sich in allen vier Bänden der Übersetzung mehrere Abbildungen von antiken Masken bzw. Bühnenreliefs. Gegen die Annahme einer Inspiration Horváths durch die Einleitung indes spricht die begründete Vermutung, dass der Autor nur den dritten Band der Übersetzung benutzt hat (vgl. dazu das Vorwort). Der Textverlauf auf den Blättern der Mappe BS 29 a [6] wird regelmäßig durch Seitenverweise unterbrochen, die sich auf die masch. Paginierung der zu diesem Zeitpunkt vollständig vorliegenden Gesamtfassung K3/TS9 beziehen. Dadurch werden die Blätter als Bestandteil eines neuen Ansatzes zum ersten Akt kenntlich. Nach einer ausführlichen Szenenanweisung beginnt das Stück nun mit einem Prolog, den der maskierte Toxilus spricht. Hierfür verarbeitet Horváth Teile des Prologs aus Plautus’ Komödie Poenulus, den er ebenfalls der von ihm benutzten Übersetzung von Ludwig Gurlitt entnommen hat, und verweist darin explizit auf den römischen Dichter (vgl. POE1). Nachdem Toxilus die Maske abgenommen und sich selbst als „Herrennatur“ (Bl. 2, vgl. PER1) eingeführt hat, streitet er mit dem Aufseher. Danach folgt der Disput zwischen Gloriosus und Idiotima, der nun durch das gewaltsame Aufdrücken der Maske auf Idiotimas Gesicht beendet wird. Analog dazu adaptiert Horváth den Dialog zwischen K.R. Thago und Lemniselenis. Hervorzuheben ist hier die Regieanweisung zum Abnehmen der Maske Thagos, in der für sein Gesicht noch „ein Geldstück“ (Bl. 5) vorgesehen ist. In der Endfassung lautet die Regieanweisung: „er hat überhaupt kein Gesicht“ (TS2/A3/BS 30 a, Bl. 10). Auf Bl. 6 geht der Text schließlich wieder vollständig in den mit TS8/A7 vorliegenden über. Eine hier zunächst vorgesehene Szene, in der alle Sklaven bei der Abfahrt des Schiffes ihre Masken abnehmen sollten, wird wieder gestrichen, eine ähnliche Szene taucht schließlich in den Adaptierungsarbeiten zum dritten Akt wieder auf (vgl. TS2/A3/BS 30 a, Bl. 34). Aufgrund der verwendeten Schreibmaterialien – schwarze Tinte und Bleistift – sowie der in den beiden übrigen Akten nur minimalen Korrekturen im Zusammenhang mit der Kompilation der Endfassung TS2/A3 lassen sich einige hs. Korrekturen im bereits bestehenden Material zum ersten Akt dieser Bearbeitung zuordnen, die wohl parallel zu bzw. kurz vor der Erstellung der Blätter BS 29 c [6], Bl. 1–6 eingefügt wurden. Hierunter fallen eine Eintragung mit schwarzer Tinte zur Maskenabnahme Lemniselenis’ auf BS 29 a [4], Bl. 10, die auf BS 29 a [6], Bl. 5 integriert wurde, sowie die Streichung eines Teiles des Liedtextes der Sklaven auf BS 29 a [1], Bl. 13 mit Bleistift (ab „Oh kommet bald wieder“ bzw. „Esset lauter Braten“, vgl. zuletzt K3/TS9). Vermutlich ebenfalls zu dieser Korrektur zu zählen ist die Überarbeitung des Dialogs zwischen Toxilus und dem Aufseher, in dem Toxilus die zweifelhafte Legitimation seiner Stellvertreterschaft für die Herrschaft argumentiert (vgl. BS 30 a, Bl. 11). Die Festlegung dieses Eingriffs wird durch das Ende der Ausführungen auf den neuen hs. Blättern mit dieser Szene nahegelegt. Drei kleinere Eingriffe in den Text von Gloriosus bzw. K.R. Thago in schwarzer Tinte auf den bereits mit K3/TS8/A7 vorliegenden Blättern BS 30 a, Bl. 7–9 wurden vermutlich im Rahmen einer letzten Bearbeitung der Endfassung in TS2 ausgeführt, zusammen mit der Eintragung einer Variante bzw.
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Konzeption 4
einer Einfügung auf BS 30 a, Bl. 45 und Bl. 55 im dritten Akt. Die neu eingefügten Blätter von A2 werden von Horváth teils in Sofortkorrektur, teils im Nachhinein ergänzt und korrigiert, wobei er für einen Teil der hs. Ergänzungen wieder auf die Entwurfsebene zurückkehrt und Anmerkungen zur Einfügung der Masken in den folgenden beiden Akten macht (vgl. E1). H2 = ÖLA 3/W 98 – BS 29 a [6], Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (338 × 210 mm), halbierter Bogen, schwarze Tinte, Bleistift und roter Buntstift, Paginierung 1 E1 = Repliken und Notizen zum II. und III. Akt
Bei E1 handelt es sich um Repliken und Notizen, die Horváth mit Bleistift am Kopf von BS 29 a [6], Bl. 1 eingetragen hat. Mit ihnen vermerkt der Autor die Einfügung weiterer Masken-Szenen im zweiten und dritten Akt, die allerdings, wie auch die weiteren Textarbeiten zeigen, nicht den Umfang der Umarbeitung des ersten Aktes erreichen (vgl. TS2/A3). Die Eintragungen betreffen die Abnahme der Maske Matrosas im zweiten Akt (vgl. TS2/A3/BS 30 a, Bl. 18) sowie die Abnahme der Masken aller Sklaven im dritten Akt (vgl. TS2/A3/BS 30 a, Bl. 34). Die mittels dem Vermerk „S. 35“ auf TS2/A3/BS 30 a, Bl. 38 bezogene Abnahme der Maske einer einzelnen Sklavin als Reaktion auf Toxilus’ Bitte, bei der Befreiung Lemniselenis’ zu helfen, wird indes nicht umgesetzt. H1 = ÖLA 3/W 98 – BS 29 a [6], Bl. 1–6 T2 = ÖLA 3/W 93 – BS 29 a [1], Bl. 13, ÖLA 3/W 96 – BS 29 a [4], Bl. 9, 10, ÖLA 3/W 99 – BS 29 a [7], Bl. 1, 5, 6, ÖLA 3/W 102 – BS 29 b [3], Bl. 12, ÖLA 3/W 108 – BS 29 c [6], Bl. 4, ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 1–55 Insgesamt 69 Blatt, davon 33 Blatt unliniertes Papier (297 × 210 mm), 7 Blatt unliniertes Papier (338 × 210 mm), halbierter Bogen, 1 Blatt unliniertes Papier (122 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (322 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (201 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (29 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (52 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (75 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (50 × 210 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (530 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (414 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (354 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (408 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (431 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (317 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (389 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (354 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (413 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (323 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (321 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (305 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (363 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (361 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (354 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (316 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (299 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (300 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (354 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (383 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (307 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (351 × 210 mm), geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzblauer und schwarzer Tinte, Bleistift sowie rotem Buntstift; masch. Paginierung 7 auf BS 29 a [1], Bl. 13; masch. Paginierung 4 auf BS 29 a [4], Bl. 9, masch. Paginierung 6 auf BS 29 a [4], Bl. 10; masch. Paginierung 3 auf BS 29 a [7], Bl. 1, überklebte masch. Paginierung 4 auf BS 29 a [7], Bl. 1, hs. Pa-
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Chronologisches Verzeichnis
ginierung 2 auf BS 29 a [7], Bl. 1; masch. Paginierung 15 auf BS 29 b [3], Bl. 12; masch. Paginierung I–III auf BS 30 a, Bl. 1–3, masch. Paginierung 1–22 auf BS 30 a, Bl. 4–25, masch. Paginierung 22–24 auf BS 30 a, Bl. 26–28, masch. Paginierung 26–52 auf BS 30 a, Bl. 29–55, hs. Paginierung 23–25 auf BS 30 a, Bl. 26–28, überklebte masch. Paginierung 5 auf BS 30 a, Bl. 8 TS2/A1 = Fassung mit Werktitel „Ein Sklavenball mit Gesang und Tanz in drei Akten von Ödön von Horváth“ konstituiert durch BS 30 a, Bl. 1–3, BS 29 a [6], Bl. 1–4, BS 29 a [7], Bl. 1, BS 30 a, Bl. 7, BS 29 a [4], Bl. 9, BS 30 a, Bl. 8, BS 29 a [6], Bl. 5, BS 29 a [4], Bl. 10, BS 29 a [7], Bl. 5, 6, BS 30 a, Bl. 9, BS 29 a [6], Bl. 6, BS 29 a [1], Bl. 13, BS 30 a, Bl. 11–17, BS 29 b [3], Bl. 12, BS 30 a, Bl. 18–34, BS 29 c [6], Bl. 4, BS 30 a, Bl. 35–55 (teilweise gedruckt als TS1/A2) 2 TS /A2 = fragm. Fassung konstituiert durch BS 30 a, Bl. 1–5 (nicht gedruckt) TS2/A3 = Endfassung mit Werktitel „Ein Sklavenball mit Gesang und Tanz in drei Akten von Ödön von Horváth“ konstituiert durch BS 30 a, Bl. 1–55 (Korrekturschicht) Druck in: GW II, S. 539–590.
Basierend auf der konzeptionellen Neuausrichtung in TS1/A2 bzw. E1 kompiliert Horváth aus den übrigen Materialien der Gesamtfassung K3/TS9 sowie neuen Blättern die Endfassung des Stückes. Hierfür werden große Teile des ersten Aktes neu getippt bzw. montiert, wovon allerdings der Seitenumfang des Aktes nicht berührt wird. Dieser weist auch in der Endfassung auf dem letzten Blatt BS 30 a, Bl. 16 die bereits in K2/TS1/A10 fixierte Pagina 13 auf. In einem Fall hat Horváth das A1 konstituierende, aus TS1/A2 sowie den weiteren Teilen von K3/TS9 bestehende Konvolut nochmals hs. bearbeitet: Auf BS 29 b [3], Bl. 12 am Beginn des zweiten Aktes trägt der Autor die in E1 notierte Maskenabnahme Matrosas mittels schwarzer Tinte in den bestehenden Text ein. Eine analoge Eintragung betreffend die ebenfalls in E1 notierte Maskenabnahme der Sklaven im dritten Akt (vgl. BS 30 a, Bl. 34) findet sich indes nicht. Vollständig neu getippt sind die Blätter BS 30 a, Bl. 4–6, auf denen der in TS1/A2 entworfene Eingangstext – die ausführliche Szenenanweisung zum lebenden Bild, Toxilus’ Prolog sowie sein Streit mit dem Aufseher – umgesetzt werden. Mit Bl. 5 liegt ein montiertes Blatt vor, das auf einen zwischenzeitlichen Bearbeitungsabbruch hindeutet. Auf dem unten angeklebten Teil wurde Text überklebt, zu erkennen ist die Paginierung 2 und ein Teil der Szenenanweisung, wie sie schließlich auf dem oberen Blattteil von Bl. 5 festgehalten ist. Der überklebte Text weist einige Korrekturen noch in der Grundschicht auf und wurde mitten im Satz abgebrochen und hs. gestrichen. Vermutlich war sich Horváth bezüglich der genauen Ausformulierung dieses Teiles – es handelt sich um die Beschreibung der Masken Gloriosus’, des Aufsehers und Paegniums – noch unsicher (vgl. die noch leicht abweichende Beschreibung der einzelnen Masken in TS1/A2/BS 29 a [6], Bl. 1). Folglich konstituiert die Verwendung dieses Blattteiles als zunächst eigenständiges Blatt A2, die weiteren Arbeiten werden in A3 fortgesetzt. Den beginnenden Disput zwischen Idiotima und Gloriosus über dessen Soldatentum tippt Horváth auf einem neuen Blatt, an dessen Fuß er die bereits in die Gesamtfassung übernommenen Teile von BS 30 a, Bl. 7 klebt. Darauf folgend fügt er einen neuen Blattteil von BS 30 a, Bl. 8 ein, auf dem die Abnahme der Maske Gloriosus’ beschrieben wird und der Dialog zwischen Lemniselenis und K.R. Thago beginnt. Für den weiteren Verlauf dieses Dialogs greift der Autor auf bestehendes Material von BS 30 a, Bl. 8 zurück, wobei er Teile von zwei ehemals eigenständigen Blättern zusammenfügt und bei einem Blattteil die bisherige Pagina 5 überklebt. Daran schließt ein weiterer neu getippter Teil von Bl. 8 an, auf dem der Abgang Gloriosus’ und Idiotimas beginnt, der auf einem weiteren neuen Teil von BS 30 a, Bl. 9 fortgesetzt wird.
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Konzeption 4
Für den weiteren Dialog zwischen Lemniselenis und Thago nutzt Horváth neuerlich bereits bestehendes Material von Bl. 9 und schließt daran mit Bl. 10 ein vollständig neu getipptes Blatt an. Dieses unterscheidet sich materiell vom Rest, sowohl Format als auch Papierqualität entsprechen den Blättern, wie sie für die hs. Neukonzeption des ersten Aktes in TS1/A2 verwendet wurden (338 × 210 mm). Die auf diesem Blatt eingetragenen Korrekturen in schwarzer Tinte sind nicht Bestandteil der Korrekturschicht von TS2. Wie ein Textvergleich ergibt, entstanden sie im Zusammenhang mit der Umarbeitung des ersten Aktes von Ein Sklavenball zum ersten Bild von Pompeji (vgl. dazu K5/TS4). Zuletzt fügt Horváth im ersten Akt noch einen neuen oberen Teil von BS 30 a, Bl. 11 ein, das weitere Material entnimmt er vollständig aus K3/TS9. Die Eingriffe Horváths im übrigen Teil des Stückes sind vergleichsweise gering. Im zweiten Akt wird BS 29 b [3], Bl. 12 abgetrennt und ein neuer Teil von BS 30 a, Bl. 18 montiert, auf dem die Abnahme der Maske Matrosas ausgeführt ist, wie Horváth sie in E1 vermerkt hat. Ebenfalls wie in E1 vermerkt, fügt Horváth im dritten Akt eine Szene ein, in der alle Sklaven die Masken abnehmen. Dafür schneidet er BS 29 c [6], Bl. 4 von BS 30 a, Bl. 34 ab und klebt einen neuen Teil an. Abgesehen von der Einfügung der Maskenabnahme in der Regieanweisung bleibt der Text der Szene von diesem Eingriff unberührt. Nicht realisiert wird indes die in E1 notierte Idee, im Streit zwischen dem Sklaven und der Sklavin über die Angemessenheit der Freilassung Lemniselenis’ die Sklavin ihre Maske abnehmen zu lassen. Nach diesen Eingriffen liegt schließlich mit TS2/A3 die Endfassung von Ein Sklavenball vor, die in Details noch hs. überarbeitet wurde. Betroffen sind hiervon im ersten Akt die Figurenreden Gloriosus’ und K.R. Thagos auf BS 30 a, Bl. 7–9 sowie im dritten Akt eine Variante zu einer Replik des Praetors auf BS 30 a, Bl. 45 und eine Einfügung in den Schlussdialog auf BS 30 a, Bl. 55 (vgl. zur Abgrenzung auch den Kommentar zu TS1). Die Korrekturschicht umfasst sämtliche Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, wie sie aus K3/TS9 übernommen wurden, sowie, auf dem neuen Material, einen Großteil der Eintragungen mit schwarzer Tinte. Nicht zur Korrekturschicht der Endfassung gehören einige Eintragungen mit schwarzer Tinte im ersten Akt, die Horváth, wie erwähnt, im Zusammenhang mit der Wiederverwendung von Teilen des Stückes in Pompeji gesetzt hat (siehe oben; vgl. K5/TS4/BS 30 a, Bl. 10). Neben den aus Stücken des Plautus entnommenen Textpassagen (vgl. die Anmerkungen im Text) weist die Endfassung von Ein Sklavenball zahlreiche andere Intertexte bzw. Anspielungen auf Fremdtext auf. Insbesondere für den titelgebenden Ball der Sklaven verwendet Horváth unterschiedliches Liedgut, das er für seine Zwecke adaptiert. Das Lied der Sklaven „Es öffnet sich heute des Sklavenzwingers Tor“ (BS 30 a, Bl. 48), das in anderem Kontext in K2/TS4/A4/BS 28 [3], Bl. 18 notiert wurde und bereits in K3/TS7/A11/BS 29 c [5], Bl. 7 Bestandteil des Balls war, ist eine Umformung des Weihnachtsliedes Es hat sich heut eröffnet das himmlische Tor. Beim Lied des Aufsehers „Denn auf den Meeren“ (Bl. 48f.) handelt es sich um eine Bearbeitung des bayerischen König-Ludwig-Liedes „Denn auf den Bergen“ (vgl. auch die Grundschicht von K3/TS7/A11/BS 29 c [5], Bl. 7 bzw. TS4/BS 28 [2], Bl. 6, dort von Bagnio gesungen), das Horváth bereits in seinem frühen Stück Die Bergbahn (1927/28) verwendet hat. Überdies finden Variationen des Kinderliedes Fuchs Du hast die Gans gestohlen und des Maykäfer-Lieds aus Achim von Arnims/Clemens Brentanos Des Knaben Wunderhorn (1808) ebenso Verwendung wie Anspielungen auf das Terzett (Nr. 4) von Adele, Rosalinde und Eisenstein am Schluss des ersten Aktes der Operette Die Fledermaus (1874) von Johann Strauss (1825–1899) („Ojjeh, ojjeh, wie rührt
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Chronologisches Verzeichnis
mich das“, vgl. BS 30 a, Bl. 48ff.). Diese Adaptionen waren schon Bestandteile der Fassung des dritten Aktes in K3/TS7/A11 und gehen ursprünglich auf K3/TS4 zurück. Abseits des Sklavenballs zeigen sich in weiteren Liedern sowie einzelnen Figurenrepliken ebenfalls deutliche Anspielungen auf andere Fremdtexte. In der versifizierten Rede K.R. Thagos nach seiner Maskenabnahme liegt eine Anspielung auf den Johann Wolfgang Goethes Faust II (1831/32) beschließenden Chorus mysticus vor („Das Armselige / Wird immer vertan / Das Ewig-Geldliche / Zieht uns hinan“, BS 30 a, Bl. 10, zuerst in K1/TS3/A10/BS 29 a [4], Bl. 5 und Bl. 4). Den Auftritt von Bagnio und seinen Kumpanen im zweiten Akt („Trara! Trara! / Die Einbrecher sind da!“, BS 30 a, Bl. 20) begleitet eine Abwandlung des Liedes von der Post von Johann Rudolph Löwenstein (1819–1891), die Horváth zuerst in einem nicht sinnvoll integrierbaren Textteil von K2/TS5/A3/BS 29 b [3], Bl. 2 notiert hat. Im dritten Akt singen die Sklaven mit dem Lied „Bet und ruder! ruft die Welt“ (zuerst in K3/TS3/A4/BS 29 c [2], Bl. 2, 4; vgl. auch den Kommentar dort) eine Umformung von Georg Herweghs (1817–1875) Bundeslied für den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (1863). Weitere Anspielungen auf Fremdtexte in diesem Akt finden sich in Lemniselenis’ Ausruf „Nicht mitzulieben, mitzuhassen bin ich da!“ (BS 30 a, Bl. 38, zuerst auf demselben Blatt in K3/TS7/A11), einer Verkehrung des Ausspruchs der Antigone in Sophokles’ gleichnamigem Stück („Aber nicht mithassen, mitlieben muß ich!“ Vgl. dazu das Vorwort in diesem Band, S. 13), sowie der Kompilation des „Schützenliedes“ aus Friedrich Schillers Wilhelm Tell mit dem Volkslied Über Berg und Tal (vgl. K3/TS7/A5 und den dazugehörigen Kommentar). Weitere Figurenrepliken nehmen biblische Zitate auf, jedoch noch nicht in einem vergleichbar großen Ausmaß wie in Pompeji (vgl. den Kommentar zu K7/TS4; vgl. zu den verschiedenen Anspielungen auf Fremdtexte auch KW 10, S. 443–450).
Konzeption 5: Ein Sklavenball / Pompeji – Adaptierungsarbeiten Während der Arbeit an Pompeji hat Horváth die Bildnummerierung zweimal geändert: In K6/TS6 ändert er die Bezeichnung des bis dahin ersten Bildes zu „Vorspiel“ und korrigiert die Nummerierung der zu diesem Zeitpunkt vorliegenden weiteren Bilder um eins nach unten. Diese Änderung macht er schließlich in K6/TS14 wieder rückgängig. Um die dadurch fallweise unterschiedliche Nummerierung nachvollziehbar zu machen, wurde den einzelnen Bildern ein nicht von Horváth vorgesehener Incipit-Titel beigegeben (etwa „Am nächsten Tage“, das in K5/TS6 als zweites, in K6/TS10/A7–A10 als erstes und in der Gesamtfassung schließlich wieder als zweites Bild fungiert). H1 = ÖLA 3/W 125 – BS 58 f [1], Bl. 7v 1 Blatt unliniertes Papier (338 × 209 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte E1 = Strukturplan in sieben Bildern mit Werktitel „Ein Sklavenball mit Gesang und Tanz“ (links oben) E2 = fragm. Strukturplan in zwei Bildern mit Dialogskizze (rechts oben) E3 = Strukturplan in sieben Bildern mit Notizen (mittig) E4 = Strukturplan in sieben Bildern mit Notizen (unten)
Bereits kurz nach Abschluss der Endfassung von Ein Sklavenball, wie sie mit K4/TS2/A3 vorliegt, begann Horváth mit einer Umarbeitung des Stoffes, die schließ-
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Konzeption 5
lich zum Stück Pompeji führte. Noch unter dem Titel „Ein Sklavenball mit Gesang und Tanz“ notiert Horváth auf BS 58 f [1], Bl. 7v vier teils fragmentarische Entwürfe zu einer Neukonzeption des Stückes. Während die Verwendung des Titels in E1 noch eine Zuordnung des Blattes in die engere Werkgenese von Ein Sklavenball nahelegen würde, zeigt die Struktur in sieben teils neuen Bildern die Weiterentwicklung des Stückes hin zu Pompeji an. Auf der gemäß der Nachlassordnung Recto-Seite des Blattes hat Horváth den Beginn einer Textstufe zu einem siebenten Bild notiert, die klar den Arbeiten an Pompeji zuordenbar ist (vgl. K6/TS15). Die Verwendung der Rectowie Verso-Seite einer Vielzahl von Blättern ist eines der Charakteristika der Werkgenese von Pompeji (vgl. dazu das Vorwort zu diesem Band). In E1 notiert Horváth unter dem Werktitel „Ein Sklavenball“ eine Struktur in sieben Bildern. Die ersten drei Bilder tragen die vermutlich nicht als Bildtitel intendierten stichwortartigen Bezeichnungen „Die Ausfahrt“, „Lemniselenis wird an den Praetor verkauft“ und „Der Untergang des Schiffes. Gestrandet“, die weiteren Bilder tragen keine Bezeichnung. Die ersten beiden Bilder verweisen klar zurück auf die Handlung von Ein Sklavenball, konkret auf den dortigen ersten sowie die Verkaufsszene im dritten Akt. Die Eintragung „Gestrandet“ schließlich lässt eine Neukonzeption des Stückes erahnen. Damit ist die Idee zu einer Szene gemeint, die die Herrschaft nach dem Untergang des Schiffes zeigen und in ihre Konvertierung zum Christentum münden soll (vgl. E5/BS 57 [1], Bl. 3, TS9, vgl. auch die Variationen des Bildes „Gestrandet“ in K6/E2 und E9). In den in die Endfassung von Pompeji eingehenden Textstufen zum sechsten Bild in Konzeption 6 bzw. 7 nimmt Horváth die Begegnung zwischen Toxilus und dem bekehrten K.R. Thago im Kerker als Ergebnis dieser Überlegungen auf (vgl. K6/TS15/BS 58 f [1], Bl. 3 bzw. K7/TS2). Der anschließende fragmentarische Strukturplan E2 beginnt wie E1 mit dem Bildtitel „Die Ausfahrt“, bricht aber nach dem unbetitelten zweiten Bild bereits wieder ab. Zum ersten Bild vermerkt Horváth eine kurze Dialogskizze, in der Lemniselenis Toxilus auffordert, ihr zu helfen. Toxilus verweigert ihr diese Hilfe mit den Worten: „Ich bin ein treuer Diener meines Herrn!“ Bei dieser Äußerung handelt es sich um eine Anspielung auf den sprichwörtlich gewordenen Titel des Dramas Ein treuer Diener seines Herrn (1830) von Franz Grillparzer. Bei E3 handelt es sich um einen vollständig ausgearbeiteten Strukturplan in sieben Bildern, der einen umfassenderen Überblick über die geplanten Änderungen am Stück bietet. Wie bereits in E1 notiert Horváth hier keine eigentlichen Bildtitel, sondern vermerkt stichwortartig die wesentlichen Handlungsmomente der einzelnen Bilder. Nachdem Lemniselenis im ersten Bild Toxilus verführt hat, wird dieser im zweiten Bild eingekerkert, weil er mit einer Hetäre zusammen war. Eine weitere Notiz vermerkt hierzu „Das Sklavengericht“, vermutlich der Titel des geplanten Bildes. Als drittes Bild ist der Verkauf Lemniselenis’ an den Praetor vorgesehen, der auf dem Sklavenmarkt stattfinden soll. Im vierten Bild wird Matrosa vom Praetor über den „neuen Gott“ verhört, das fünfte Bild zeigt Toxilus und Bagnio im Kerker, aus dem sie zusammen fliehen und den Einbruch in die Villa besprechen. Im sechsten Bild kommt Toxilus zum Praetor bzw. zu Lemniselenis, wohl um sie mit dem beim Einbruch erbeuteten Geld freizukaufen. Für das siebente Bild ist ein Auftritt Gloriosus’ vorgesehen, der den Sklaven die Nachricht vom Untergang des Schiffes bringt. Insgesamt zeigt der Strukturplan eine Vermischung von bereits in Ein Sklavenball verarbeiteten Ideen und Handlungselementen mit neuen Einfällen. Wichtig sind hier insbesondere die Einfälle zum „Sklavengericht“ und dem „Sklavenmarkt“ als Schauplatz, die in der
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Chronologisches Verzeichnis
Textgenese wiederholt auftauchen und in der Endfassung von Pompeji schließlich das dritte bzw. fünfte Bild bilden. Eine auf dem Sklavenmarkt spielende Szene ist überdies bereits in der Werkgenese von Ein Sklavenball angedacht worden (zuletzt K2/TS4). Horváth hat diese Idee dort aber zugunsten einer durchgehend vor der herrschaftlichen Villa spielenden Handlung fallen gelassen. In einer links neben dem Strukturplan stehenden und mit Fragezeichen versehenen Notiz skizziert der Autor eine im „Olymp“ spielende Szene, in der Jupiter, Juno, Mars und Venus einem Bettler begegnen sollen. Dieser Einfall wird jedoch alsbald wieder aufgegeben und hat für die weitere Entwicklung des Stückes keine Relevanz. Der am Fuß des Blattes notierte Strukturplan E4 kann als Resümee der in E1–E3 entwickelten Überlegungen zur Neukonzeption des Stückes gewertet werden. In einer Struktur von neuerlich sieben Bildern sind folgende Bildtitel bzw. -beschreibungen notiert: „Lemniselenis verführt Toxilus“, „Das Sklavengericht“, „Der Sklavenmarkt“, „Im Kerker“, „Der Praetor verhört Matrosa“, „Gestrandet“ und „In der Villa“. In einigen Notizen zu den letzten drei Bildern vermerkt der Autor hier neue Ideen, etwa die Freilassung Matrosas durch den Praetor im fünften und die Bekehrung der Herrschaft durch Matrosa im sechsten Bild. Im siebenten Bild ist nun nicht mehr der Untergang des Schiffes der Grund für die Beendigung der Untersuchung gegen Toxilus, sondern die Aussage von Idiotima und Gloriosus (vgl. E5/Bl. 1v). Nach dem Abzug des Praetors soll nun der „Ball“ stattfinden, der von einem Unwetter unterbrochen wird. Damit nimmt E4 das Ende von Ein Sklavenball wieder auf. Die hier entwickelte Bildfolge wird im Anschluss detailliert im sich über mehrere Blätter erstreckenden Strukturplan E5 umgesetzt. H2 = ÖLA 3/W 89 – BS 57 [1], Bl. 1–3, ÖLA 3/W 126 – BS 58 f [2], Bl. 1v 4 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), halbierter Bogen, Bleistift E5 = Strukturplan in sieben Bildern mit Werktitel „Ein Sklavenball“ mit Dialogskizzen und Notizen
Mit E5 liegt ein über mehrere Blätter entwickelter Strukturplan in sieben Bildern unter dem Titel „Ein Sklavenball“ vor, der die in E1–E4 entwickelte Struktur in sieben Bildern aufnimmt und mit zahlreichen Notizen und Dialogskizzen versieht. An Bildtiteln notiert Horváth: „Villa. Die Ausfahrt“, „Villa“, „Sklavenmarkt“, „Im Kerker“, „Beim Praetor“, „Gestrandet am Meeresufer“ und „In der Villa“. Die verwendeten Bildtitel bzw. die den Bildern zugeordneten Notizen stellen E5 in ein klar erkennbares Naheverhältnis zu E4. Das Blatt BS 58 f [2], Bl. 1 wurde später von Horváth für die Erarbeitung des sechsten Bildes in Konzeption 6 wieder verwendet (vgl. K6/TS15). Die Zusammengehörigkeit von BS 58 f [2], Bl. 1v mit den Blättern der Mappe BS 57 [1] ergibt sich durch die verwendeten Schreibmaterialien (gleiche Papiergröße und -beschaffenheit, Bleistift), den auffälligen Schreibduktus und die Vorgabe der Bildabfolge in E4. Zum ersten Bild „Villa. Die Ausfahrt“, das wohl auch die Verschiffung und Abfahrt der Herrschaft zeigen soll, notiert Horváth neuerlich die an Toxilus gerichtete Bitte Lemniselenis’, ihr zu helfen. Im zweiten Bild ist Lemniselenis bereits geflohen, worüber Toxilus den Sklavenhändler Dordalus und den Aufseher in Kenntnis setzt, woraufhin Dordalus abzieht und der Aufseher das Sklavengericht einberuft, um über Toxilus zu befinden. Toxilus wird verurteilt und, wie die weiteren Ausführungen dieser Blätter zeigen, wohl ausgeliefert. Die auf die Sklaven bezogene Eintragung „nehmen erst jetzt ihre Masken ab“ (BS 57 [1], Bl. 1) ordnet diesen Entwurf klar nach der
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Konzeption 5
Überarbeitung von Ein Sklavenball in Konzeption 4 ein. Damit liefert E5 ein wichtiges Indiz für die konzeptionelle Abgrenzung des Beginns der auf Pompeji hinführenden Arbeiten mit E1–E4. Das dritte Bild zeigt den Verkauf von Lemniselenis und Matrosa auf dem Sklavenmarkt an den Praetor. Da zu diesem Bild weder hier noch in den vorangehenden Entwürfen weitere Notizen gemacht werden – wenig aussagekräftige Eintragungen dazu finden sich erst mit E7 –, ist anzunehmen, dass Horváth hier wohl auf die in der Werkgenese von Ein Sklavenball erarbeiteten Ideen zurückgreift (vgl. K2/E1 und TS4). Das anschließende vierte Bild zeigt Toxilus und Bagnio, die gemeinsam aus dem Kerker des Zirkus fliehen und in die Villa einbrechen. Im fünften Bild verhört der Praetor Matrosa wegen ihres Glaubens, lässt sie aber gehen. Toxilus und Bagnio treffen ein und kaufen Lemniselenis mit dem bei ihrem Einbruch erbeuteten Geld frei, was den Praetor jedoch misstrauisch macht und zur neuerlichen Verhaftung Toxilus’ führt. Im sechsten Bild ist die nach ihrem Schiffbruch gestrandete Herrschaft, bestehend aus Idiotima, Gloriosus und K.R. Thago, zu sehen, die auf Christen treffen und von der freigelassenen Matrosa bekehrt werden. Das letzte Bild spielt in der herrschaftlichen Villa. Die Notiz „Gespräch: Aufseher – Pägnium (über die Einbrecher)“ (BS 58 f [2], Bl. 1v) zeigt eine geplante Verschiebung des morgendlichen Streits zwischen den beiden Figuren, wie er im dritten Akt der Endfassung von Ein Sklavenball in K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 30f. ausgearbeitet ist, an diese Stelle der Neubearbeitung an. Der Praetor tritt mit Lemniselenis und Toxilus auf, und Letzterer gesteht schließlich, für Lemniselenis’ Freiheit gestohlen zu haben. Dann aber betritt Bagnio die Szene und berichtet vom Untergang des Schiffes, analog der Handlung von Ein Sklavenball (vgl. K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 46). Abweichend von der Handlung in Ein Sklavenball treten nun jedoch Matrosa, Idiotima, Gloriosus und K.R. Thago auf. Thago schenkt sein Geld her und zieht mit Gloriosus und Idiotima fort, um von nun an als Bettler zu leben. Eine letzte Notiz auf BS 58 f [2], Bl. 1v vermerkt schließlich den Beginn des Sklavenballs. H3 = ÖLA 3/W 125 – BS 58 f [1], Bl. 4v 1 Blatt unliniertes Papier (338 × 210 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte und roter Buntstift TS1 = Fassung des zweiten Bildes „Das Sklavengericht“ (links; Korrekturschicht) E6 = Dialogskizze zum vierten Bild (rechts oben)
Die Entwürfe E6 und E7 sowie die Textstufen TS1–TS3 lassen sich nur schwer in der genetischen Reihe positionieren. Aufgrund der verwendeten Nummerierung der einzelnen Bilder und einzelnen inhaltlichen Aspekten sowie, im Falle der Textstufen, ihrer noch provisorischen Paginierung kann davon ausgegangen werden, dass sie durchwegs sehr früh entstanden sind und in einem textgenetischen Naheverhältnis zu den Strukturplänen E4 und E5 stehen. Da sich in dieser Gruppe von Textarbeiten keine klaren Abhängigkeitsbeziehungen herstellen lassen, liegt der vorgenommenen Reihung die Bilderfolge zugrunde. Analog wurde bei den ebenfalls nur schwer einzuordnenden Arbeiten E9–E11 und TS7–TS9 vorgegangen (vgl. die jeweiligen Kommentare dort). Auf BS 58 f [1], Bl. 4v entwickelt Horváth eine erste Textstufe des zweiten Bildes „Das Sklavengericht“ entsprechend den vorangegangenen Strukturplänen, weshalb das Blatt zuerst gereiht wurde. Wie bei einem Großteil des genetischen Materials zu Pompeji hat Horváth dieses Blatt später weiterverwendet, auf der Recto-Seite befindet sich ein Teil von K6/TS15.
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Chronologisches Verzeichnis
Mit TS1 liegt eine erste hs. Textstufe des zweiten Bildes vor, das hier wie in E4 den Titel „Sklavengericht“ trägt und in E5 als Bestandteil des mit „Villa“ betitelten zweiten Bildes aufscheint. Toxilus verteidigt sich hier vor dem Sklavengericht, dem ein „Alter“ vorsitzt, gegen die Anklage, die durch den Aufseher vertreten ist. Diese Konfiguration wird Horváth auch in den weiteren Bearbeitungen dieser Szene bis hin zur Endfassung beibehalten. Wiederholt sind Dialogpassagen sowie Repliken nur mit „usw“ versehen, an einer Stelle notiert der Autor „Die Wagschale“. Dies verweist auf die Verteidigungsrede Toxilus’ in der Endfassung von Ein Sklavenball, aus der wohl Text übernommen werden soll (vgl. K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 36–39). Mit dem wiederholten „Rollen unter der Erde“ bringt Horváth den bevorstehenden Ausbruch des Vesuvs dezidiert in die Textgenese ein (vgl. auch die Erwähnung in Ein Sklavenball, K3/TS3/A4/BS 29 c [2], Bl. 11; Anspielungen auf den Vesuv finden sich auch in anderen Textstufen, vgl. zuletzt K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 18). Das Bild endet hier mit Matrosas Ausführung über den neuen Gott und Toxilus’ Resignation aufgrund der vielen neuen Götter: „Man weiss schon garnicht, was man glauben soll.“ Anders als in den übrigen Ausarbeitungen des Sklavengerichts scheint Toxilus sich hier zumindest teilweise vor dem Gericht durchzusetzen, wie die Übernahme des aus dem Volkslied Über Berg und Tal und dem „Schützenlied“ aus Wilhelm Tell kompilierten Liedes (vgl. den Kommentar zu K3/TS7/A5) nahelegt. Dies steht vermutlich in Zusammenhang mit einigen wahrscheinlich im Nachhinein am Beginn des Textes eingefügten Zeilen, die sich nicht sinnvoll in die Fassung integrieren lassen und Toxilus’ Bitte um „Milde“ als aussichtslos erscheinen lassen (vgl. TS2). Unklar ist auf diesem Blatt die Bedeutung der Eintragung der Ziffern 3 und 4 sowie eines angestrichenen Strukturierungszeichens zwischen Bildnummerierung und Bildtitel. Die Gestaltung dieser Eintragung weist große Ähnlichkeit mit der Paginierungsweise Horváths auf, die er jedoch üblicherweise am Kopf des Blattes noch vor weiterem Text einträgt. Möglicherweise sind die eingetragenen Ziffern zusammenhängend als „34“ zu lesen, in diesem Fall wäre wohl, wie auch die in TS1 notierten Verweise auf Toxilus’ Verteidigungsrede im dritten Akt von Ein Sklavenball nahelegen, eine Seitenangabe aus dem abgeschlossenen Typoskript zu diesem Stück gemeint. Dort befindet sich die Verteidigung Toxilus’ auf den Blättern mit der Paginierung 33–35 (vgl. K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 36–38). Im rechten oberen Eck des Blattes notiert Horváth mit E6 eine Dialogskizze zwischen Toxilus und Bagnio zum vierten Bild. Bezogen auf die Strukturpläne E4 und E5 dürfte es sich hier um einen Entwurf zum Bild „Im Kerker“ handeln. Toxilus beklagt sich darin über die Unzuverlässigkeit seiner „Mitsklaven“ und fragt sich, wo Lemniselenis nun sei, worauf Bagnio sich erkundigt, ob sie hübsch sei. Dadurch lässt sich E6 klar von späteren Arbeiten abgrenzen, in denen die Figur des Bagnio bereits als Bruder Lemniselenis’ konzipiert ist (vgl. K6/TS4/BS 58 d [1], Bl. 4v; Andeutungen dazu bereits in E13). Sowohl E6 als auch TS1 wurden zuletzt mit rotem Buntstift gestrichen, die genaue Bedeutung dieser Streichung lässt sich nicht erschließen.
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Konzeption 5
H4 = ÖLA 3/W 112 – BS 58 b [1], Bl, 1, 2, ÖLA 3/W 120 – BS 58 d [3], Bl. 2v T1 = ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 11–14 Insgesamt 7 Blatt, davon 3 Blatt unliniertes Papier (338 × 210 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte, 1 Blatt unliniertes Papier (431 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (317 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (389 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (354 × 210 mm), geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte; hs. Paginierung 1, 2 auf BS 58 b [1], Bl. 1, 2; hs. Paginierung 3 auf BS 58 d [3], Bl. 2v TS2 = Fassung des zweiten Bildes (Korrekturschicht)
Die Entwürfe E6 und E7 sowie die Textstufen TS1–TS3 lassen sich nur schwer in der genetischen Reihe positionieren, weshalb auch die Einordnung von TS2 an dieser Stelle auf Vermutungen angewiesen ist (vgl. den Kommentar zu TS1 bzw. E6). Mit TS2 liegt eine bereits sehr weitreichende Textstufe zum zweiten Bild vor, die aufgrund der Einbindung des Sklavengerichts in eine umfassendere Handlung merklich an E5 orientiert ist und bei der Gestaltung der Sklavengerichts-Szene ab BS 58 d [3], Bl. 2v auf dem in TS1 entwickelten Text basiert. Horváth verweist während der Niederschrift wiederholt auf Text der Endfassung von Ein Sklavenball zurück (K4/TS2/A3, vgl. auch den Kommentar zu TS1). Infolge der umfangreichen wie genau abgesteckten Rückbezüge wurden die entsprechenden Stellen für die Konstitution der vorliegenden Fassung mit einbezogen. Zu TS4 weist TS2 einen indirekten materiellen Bezug auf, da Horváth hier mittels hs. Notiz nur Blätter einbezieht, die er in der Überarbeitung des ersten Aktes von Ein Sklavenball von TS4 als Variante ausscheidet (vgl. den Kommentar dort). Die hs. Ausführung der für diese Textstufe erstellten Blätter sowie die noch provisorische Paginierung 1–3 deuten auf eine Entstehung vor den als Typoskript vorliegenden TS5 und TS6 hin. Der Zusammenhang dieser Textstufen wird auch durch die Dialogskizzen von E8 bekräftigt, die hs. am Fuß von TS5/A2/BS 58 a, Bl. 3 eingetragen wurden und eine Adaption des Bildbeginns umreißen, die mit TS6/A1 umgesetzt wird. Da BS 58 a, Bl. 3 mit TS5/A3 ersetzt wird und mit diesem Blatt die Anfangspaginierung des zweiten Bildes feststeht, ist es höchst unwahrscheinlich, dass TS2 samt seiner noch provisorischen Paginierung nach TS5/A2 entstanden ist (vgl. auch den jeweiligen Kommentar zu TS5, E8 und TS6). Das Blatt BS 58 d [3], Bl. 2 wurde später von Horváth weiterverwendet, auf der Recto-Seite befindet sich ein Teil des Typoskripts von K6/TS10 zum dritten Bild „In einem Keller“. Das zweite Bild setzt mit einem Gespräch zwischen Lemniselenis, Matrosa und Toxilus ein, das im Wesentlichen demselben Gespräch in Ein Sklavenball (K4/TS2/A3/ BS 30 a, Bl. 12–14) entspricht. Im Unterschied zu Ein Sklavenball verschiebt Horváth die Entwaffnung des Aufsehers und Toxilus’ Behauptung, er sei nun die „höchste Instanz“ (BS 30 a, Bl. 11) in TS2 nach diese Textpassage. Im Anschluss erspäht Matrosa bereits den nahenden Dordalus, weswegen Lemniselenis Toxilus um Hilfe bittet, der ihr diese gewährt und sie fliehen lässt. Der nun auftretende Dordalus durchschaut die Situation und erinnert Toxilus daran, dass ein derartiges Vergehen von allen Sklaven gebüßt werden müsse. Dies erfährt der Aufseher, woraufhin das Sklavengericht einberufen wird, das Toxilus ausliefern will und nach dem Praetor ruft. Währenddessen bebt die Erde bzw. ist in einer Variante zu dieser Stelle noch von einem „Donnergrollen“ (BS 58 d [3], Bl. 2v) die Rede. Der Schlussteil dieser Fassung ist nur teilweise ausgearbeitet, geplant ist ein weiteres Gespräch zwischen Matrosa und Toxilus, in dem diese ihn, analog dem Text von TS1, auf den neuen Gott hinweist.
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Chronologisches Verzeichnis
Komplikationen bezüglich der Konstitution der vorgelegten Fassung von TS2 ergeben sich durch Eintragungen am Fuß von BS 58 b [1], Bl. 1. Horváth hat hier Text an den Rand des Blattes geschrieben, wohl um diese Passage noch vor einem Blattwechsel abzuschließen. Dabei notiert er den Text in einer Variantenschichtung, wobei in der zunächst eingetragenen Variante Toxilus den Aufseher mit der Peitsche bedroht. Durch den Verweis „S. 9“ und den Anschluss des Textes auf BS 58 b [1], Bl. 2 wird ersichtlich, dass sich dies auf Toxilus’ Aufforderung, der Aufseher solle das Pferd nicht zu sehr schinden, bezieht. Diese Fortsetzung des Textes wird mit einem Pfeil, der auf den Blattrand hin gerichtet ist, bekräftigt. Darüber notiert Horváth nun eine Variante, in der Lemniselenis Toxilus’ Fluchtplan erahnt und die Szene verlässt, woraufhin Matrosa besorgt fragt: „Wohin?“ Diese Variante weicht stark von der Fortführung von TS2 auf BS 58 b [1], Bl. 2 ab, in der Lemniselenis noch agiert und gemeinsam mit Matrosa die Szene kurz vor dem Auftritt Dordalus’ verlässt. Sie steht zwar den späteren Textstufen zu diesem Bild bedeutend näher (vgl. TS6/A8; innerhalb von TS6 ist diese Szene zuerst in A7/BS 58 b [2], Bl. 1v ausgeführt), ist aber aufgrund der großen Abweichung zum restlichen Text von TS2 auf den Folgeblättern mit hoher Wahrscheinlichkeit erst nach dem Abschluss der Bearbeitung von BS 58 d [3], Bl. 2v entstanden. Um die Kontinuität der zuerst abgeschlossenen Bearbeitung zu wahren, wurde bei der Konstitution dieser Fassung der ersten Variante und dem daran anschließenden Text der Vorzug gegeben. H5 = ÖLA 3/W 126 – BS 58 f [2], Bl. 9v 1 Blatt unliniertes Papier (338 × 210 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte und roter Buntstift E7 = Dialogskizzen und Notizen mit Repliken zum 3. bzw. 4. Bild „Sklavenmarkt“
Die Entwürfe E6 und E7 sowie die Textstufen TS1–TS3 lassen sich nur schwer in der genetischen Reihe positionieren, weshalb auch die Einordnung von E7 an dieser Stelle auf Vermutungen angewiesen ist (vgl. den Kommentar zu TS1 bzw. E6). Die vorgenommene Einordnung des Blattes innerhalb dieser Gruppe von Textarbeiten orientiert sich allein an der Bildnummerierung, die hier allerdings durch eine wohl später entstandene Umnummerierung des Entwurfs zusätzlich verunklart wird. Wie bei einem Großteil des genetischen Materials zu Pompeji hat Horváth dieses Blatt später weiterverwendet, auf der Recto-Seite befindet sich ein Teil von K7/TS2/A5 zum sechsten Bild „Im Zirkus von Pompeji“. Von der Abfolge ihrer Verwendung betrachtet, wäre die hier der Nachlasssystematik folgend als verso bezeichnete Seite des Blattes BS 58 f [2], Bl. 9 eigentlich als Recto-Seite zu werten. Bei E7 handelt es sich um Dialogskizzen und Notizen sowie einige Repliken zum Bild „Sklavenmarkt“, das hier zunächst in Übereinstimmung mit E4 und E5 als drittes Bild aufscheint. Horváth notiert auf diesem Blatt die Figuren Praetor, Matrosa, Lemniselenis, Parasit, Uralter Sklave und „Vier Käufer“. Hervorhebenswert ist an dieser Stelle insbesonders die Figur des Parasiten, die hier das erste Mal in der Werkgenese von Pompeji erwähnt wird und in der Endfassung als Nebenfigur agiert. Verschiedene Auftritte der Figur waren bereits im Kontext von Ein Sklavenball angedacht, sie schied jedoch mit K3/TS3/A3 aus dem Stück aus und wurde in der Endfassung von Ein Sklavenball nur in den Erzählungen Lemniselenis’ über ihre Herkunft erwähnt (vgl. K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 14). Ebenfalls in den Arbeiten zu Ein Sklavenball vertreten war die Figur des Uralten Sklaven, der um 5 Silberlinge verkauft wird (vgl. K2/TS4/Bl. 20 und E4). Diese Idee wird von Horváth im Verlauf der weiteren Text-
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Konzeption 5
genese zum betrügerischen Verkauf eines philosophischen Sklaven im Auftakt des Bildes „Beim Sklavenhändler“ umgeformt (vgl. K6/TS13/A1/BS 58 e [1], Bl. 2). Die Eintragung „Rolle des Toxilus“ zu einer Replik Matrosas in E7 deutet auf eine Neuzuweisung von bereits in Ein Sklavenball erarbeitetem Text hin. Gemeint ist damit die Irritation Toxilus’ angesichts der abfälligen Äußerungen des Praetors über Lemniselenis, mit denen dieser den Kaufpreis drücken will (vgl. K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 43f.). In der Endfassung von Pompeji wird dieser Text allerdings wieder von Toxilus geäußert (vgl. K7/TS5/ÖLA 27/W 36, Bl. 50). Die beiden Dialogskizzen von E7 zwischen dem Praetor und Lemniselenis und zwischen zwei Käufern sowie die notierte Replik des Parasiten drehen sich um den erwarteten Ausbruch des Vesuvs. Die im Gespräch der beiden Käufer angesprochene herabfallende Lampe verwendet Horváth später im vierten Bild „In einem Keller“ (vgl. K6/TS10/BS 58 d [3], Bl. 2, K7/TS4/BS 59, Bl. 26 bzw. TS5/ÖLA 27/W 36, Bl. 35). Die Korrektur der Bildnummerierung vom dritten zum vierten Bild dürfte Horváth erst in einigem zeitlichen Abstand vorgenommen haben. Sie war vermutlich eine Folge der Aufteilung des bisherigen zweiten Bildes in ein Bild vor der Villa und ein separates Bild zum Sklavengericht, was frühestens mit TS6/A8 vorgenommen wurde. Diese Korrektur steht den Arbeiten von E9–E11 und TS7–TS9 nahe, deren von E4 bzw. E5 abweichende Nummerierung auf das zusätzliche Bild zurückzuführen ist (vgl. dazu den Kommentar zu E9 bzw. TS8). Die Bedeutung der mit der römischen Ziffer „VIII.“ versehenen Eintragung am rechten oberen Blattrand bleibt indes unklar. Sie wurde wohl gleichzeitig mit der Korrektur der Bildnummerierung eingetragen, da erst ab diesem Zeitpunkt eine Struktur in acht Bildern gegeben ist. Der notierte Text ist kaum zu entziffern und könnte vielleicht „Per Rute besser schinden können!“ lauten, was eine Verbindung zur Figur des Aufsehers nahelegen würde. Trotz der römischen Nummerierung ist eine Verbindung zum Strukturplan in acht Bildern von E15 unwahrscheinlich (vgl. dazu den Kommentar zu TS8 und E9). H6 = ÖLA 3/W 110 – BS 57 [2], Bl. 3 1 Blatt unliniertes Papier (340 × 210 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte und roter Buntstift TS3 = fragm. Fassung des 5. Bildes „Beim Praetor“ (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte)
Wie E6, TS1, TS2 und E7 lässt sich auch TS3 nur schwer innerhalb der genetischen Reihe positionieren (vgl. den Kommentar zu E6 bzw. TS1). Die vorgenommene Einordnung orientiert sich an der Bildnummerierung bzw. dem Bildtitel, die dem Strukturplan E5 entsprechen. Spätere Notizen zu einem Bild „Beim Praetor“ (vgl. E9–E11) sind von E5 infolge der höheren Bildnummerierung (6. Bild) abzugrenzen, die sich aus der Abspaltung eines separaten Bildes zum Sklavengericht vom bisherigen zweiten Bild ergibt (vgl. TS6/A8). In TS3 wird ein Dialog zwischen Lemniselenis und dem Praetor ausgearbeitet. Der Praetor fragt Lemniselenis, warum sie so unglücklich sei, worauf diese ihm antwortet, sie liebe einen anderen. Die Textstufe bricht bereits nach wenigen Repliken wieder ab und bleibt fragmentarisch. Am Beginn notiert Horváth eine Variante, in der er den Dialog etwas ausführlicher gestaltet, der Gesprächsinhalt wird dadurch aber nicht wesentlich verändert. Vermutlich in einigem zeitlichen Abstand wurde die Bildnummerierung 5 mittels rotem Buntstift zu 6 geändert. Wahrscheinlich entstand diese Korrektur, ähnlich wie
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die der Bildnummerierung in E7, nach der Abtrennung des separaten Bildes zum Sklavengericht im Anschluss an TS6/A8. Eine ähnliche, wenngleich redundante Eintragung fügt Horváth in E10 ein, weshalb TS3 in der Bearbeitung mit rotem Buntstift textgenetisch vermutlich auch auf E9–E11 bzw. TS7–TS9 zu beziehen ist (vgl. den Kommentar zu E10). T2 = ÖLA 3/W 109 – BS 30 a, Bl. 4–16 Insgesamt 13 Blatt, davon 4 Blatt unliniertes Papier (297 × 210 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (530 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (414 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (354 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (408 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (431 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (317 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (389 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (354 × 210 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (413 × 210 mm), geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzblauer und schwarzer Tinte; masch. Paginierung 1–13 auf BS 30 a, Bl. 4–16, überklebte Pagina 5 auf BS 30 a, Bl. 8 TS4 = Fassung des ersten Aktes (Korrekturschicht)
Für die erste Textstufe des ersten Bildes von Pompeji hat Horváth unmittelbar auf das Typoskript der Endfassung von Ein Sklavenball zurückgegriffen, wie einige Eintragungen mit schwarzer Tinte belegen, die sich in K4/TS2/A3 nicht sinnvoll integrieren ließen. Es handelt sich hierbei um den einzigen unmittelbaren Rückgriff auf werkgenetisches Material von Ein Sklavenball in der Entstehung von Pompeji; im Fall der Integration von Text aus Ein Sklavenball in TS2 hat Horváth die Verbindung allein über die Notiz entsprechender Seitenzahlen hergestellt. Auf BS 30 a, Bl. 10 streicht der Autor die Abnahme der Maske Thagos sowie Lemniselenis’ Reaktion darauf und schließt mittels Pfeilen einige Zeilen neuen Textes an, den er teilweise wieder mit im Typoskript ausgearbeiteten Passagen verbindet. Diese Bearbeitung wird schließlich in den Ansätzen von TS5 masch. fixiert und geht von dort unverändert in die Gesamtfassung des Stückes (vgl. K7/TS4/BS 59, Bl. 8 f.) ein. Große Teile des bereits bestehenden Textes von Ein Sklavenball bleiben von dieser Bearbeitung allerdings unberührt und weisen keine weiteren Korrekturen auf, wodurch der weitere Text des ersten Aktes (BS 30 a, Bl. 11–16) als Variante zu gelten hat. Dieser wird in der vorliegenden Transkription zugunsten einer kompakteren Darstellung nur mittels Angabe des entsprechenden Blattumfangs in K4/TS2/A3 ausgewiesen. Den weiteren Text des ersten Aktes von Ein Sklavenball verwendet Horváth größtenteils zur Erarbeitung des zweiten Bildes, ohne allerdings nochmals unmittelbar in das Material einzugreifen. Aufgrund der bereits in TS1 und TS2 zu beobachtenden Wiederverwertung des ersten Aktes von Ein Sklavenball könnte TS4 auch früher, eventuell sogar unmittelbar in Zusammenhang mit E1–E5 entstanden sein. Ihre Positionierung in der genetischen Reihe wurde in Abgrenzung von den zuvor rein hs. Ausarbeitungen sowie aufgrund des engen Bezugs zu TS5 vorgenommen. T3 = ÖLA 3/W 111 – BS 58 a, Bl. 1–4, ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 4–9 Insgesamt 10 Blatt, davon 4 Blatt unliniertes Papier (338 × 208 mm), halbierter Bogen, 2 Blatt unliniertes Papier (340 × 208 mm), halbierter Bogen, 1 Blatt unliniertes Papier (209 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (236 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (346 × 203 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (455 × 210 mm), halbierter Bogen, teilweise Wasserzeichen „Drei Sterne“,
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Konzeption 5
geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzblauer und schwarzer Tinte und Bleistift sowie mit Kugelschreiber von fremder Hand; masch. Paginierung 1, 7 auf BS 58 a, Bl. 4, 3; masch. Paginierung 2–7 auf BS 59, Bl. 4–9 TS5/A1 = fragm. Fassung konstituiert durch BS 58 a, Bl. 4, BS 59, Bl. 4, BS 58 a, Bl. 1 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS5/A2 = fragm. Fassung konstituiert durch BS 58 a, Bl. 4, BS 59, Bl. 4, BS 58 a, Bl. 2, BS 59, Bl. 4–8, BS 58 a, Bl. 3 (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte) TS5/A3 = fragm. Fassung konstituiert durch BS 58 a, Bl. 4, BS 59, Bl. 4, BS 58 a, Bl. 2, BS 59, Bl. 4–9 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt)
Nachdem Horváth durch die direkt im Typoskript der Endfassung von Ein Sklavenball erarbeitete TS4 den Rahmen des ersten Bildes von Pompeji festgelegt hat, entwickelt er in TS5 innerhalb weniger Ansätze eine nahezu vollständig abgeschlossene Fassung dieses Bildes. Die Einordnung von TS5 in die genetische Reihe ergibt sich dabei zum einen über die Eintragung von E8 in der unteren Blatthälfte von BS 58 a, Bl. 3, wodurch sich die nachfolgenden Arbeiten zum zweiten Bild in TS6 von den vorangegangenen in TS1 und TS2 abheben lassen (vgl. den Kommentar zu TS1, TS2, E8 und TS6). Zum anderen setzt TS6/A1 die mit TS5/A3/BS 59, Bl. 9 vorliegende Paginierung bereits fort. Substantielle Arbeiten an diesem Bild nimmt Horváth erst wieder in K7/TS3 vor, wo er den von Toxilus gesprochenen Dialog auf der Grundlage von K7/E2 abändert. Weitere, den Bildtitel betreffende Bearbeitungen dieses Bildes können infolge eines Materialverlusts nur indirekt erschlossen werden. Auf dem montierten Blatt BS 58 a, Bl. 4 zeigt eine Klebenaht an, dass hier zuvor ein anderer Blattteil vorgelegen haben muss, der nicht überliefert ist. Auf dem angeklebten Teil, der nur die Bildnummerierung sowie die erste Zeile der Szenenanweisung umfasst, wurde in der Grundschicht „Vorspiel“ anstelle der Bildnummerierung getippt und später von Hand zu „Erstes Bild“ korrigiert. Diese Korrektur entspricht der zweiten vollständigen Adaption der Bildnummerierungen des zum jeweiligen Zeitpunkt der Werkgenese vorliegenden Konvoluts von Pompeji, wie sie hier mit K6/TS14 angenommen wird. In Anbetracht der Nummerierung der übrigen Bilder ist davon auszugehen, dass Horváth auf dem verloren gegangenen Blattteil zunächst „Erstes Bild“ getippt hat, was im Zuge der mit K6/TS6 angenommenen ersten vollständigen Adaption der Bildnummerierungen wohl hs. zu „Vorspiel“ korrigiert wurde (vgl. zu diesem Vorgang die Kommentare zu K6/TS6 und TS14). Der Ersetzungszeitpunkt dieses Blattteils durch den letztlich in der Montage überlieferten wurde mangels weiterer Anhaltspunkte mit K6/TS7/A2 angenommen. Möglicherweise hat Horváth auf dem nicht überlieferten Blattteil aber auch noch andere Überarbeitungen eingetragen, da etwa auf dem ab K6/TS1/A3 ersten Blatt des zweiten Bildes „Am nächsten Tage“ (BS 59, Bl. 10) sämtliche Änderungen der Bildnummerierungen ohne weiteren Materialaustausch vorgenommen wurden. In A1 beginnt Horváth auf einem aus dem nicht überlieferten Blattteil sowie dem unteren Teil von BS 58 a, Bl. 4 bestehenden Blatt mit der Szenenanweisung zum lebenden Bild. Dafür greift er auf den Text des Schauplatzvermerkes sowie die Szenenanweisung zum ersten Akt von Ein Sklavenball (K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 3–5) zurück und kompiliert daraus einen im Detail nur geringfügig abweichenden Text, der auf einem aus dem obersten Teil von BS 59, Bl. 4 und BS 58 a, Bl. 1 bestehenden Blatt fortgesetzt wird. Daran schließt die ebenfalls aus Ein Sklavenball übernommene, aus Plautus’ Komödie Poenulus (vgl. POE1) entlehnte Prologrede Toxilus’ an, nach der dieser seine Maske abnimmt und sich dem Publikum vorstellt. Bevor Toxilus mit der Erläuterung des lebenden Bildes beginnt, bricht Horváth das Typoskript ab und ergänzt
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Chronologisches Verzeichnis
auf BS 58 a, Bl. 1 Details in Toxilus’ Publikumsanrede. Schon in A1 fällt die Zurücknahme der für Ein Sklavenball charakteristischen versifizierten Rede auf, die schließlich ebenso wie die Gesangseinlagen und der Sklavenball selbst in den weiteren Arbeiten zu Pompeji nicht übernommen werden (vgl. aber noch die Erwähnung des Balls in E1–E5 sowie in K6/E2). Die auf BS 58 a, Bl. 1 eingetragenen Überarbeitungen werden auf einem neuen, aus zwei weiteren Teilen von BS 59, Bl. 4 sowie BS 58 a, Bl. 2 bestehenden Blatt umgesetzt und in A2 an den bereits eingefügten obersten Teil von BS 59, Bl. 4 angeklebt. Die Arbeit schreitet in diesem Ansatz zügig voran, und Horváth entwickelt auf den Blättern BS 59, Bl. 5–8 sowie BS 58 a, Bl. 3 das Bild bis zum Schluss. Dabei übernimmt er den relevanten Text des ersten Aktes von Ein Sklavenball fast unverändert, sieht man von der vollständigen Rücknahme der versifizierten Rede ab. Das Bild endet nun, wie in TS4 vorgesehen, mit Thagos Abgang auf die Galeere und der Tröstung Lemniselenis’ durch Matrosa. Insbesondere BS 58 a, Bl. 2 weist eine große Zahl von hs. Überarbeitungen auf, die teilweise in Zusammenhang mit einer in K7/E2 vermerkten Änderung des Eingangsmonologs stehen. Dennoch dürfte ein Teil der Korrekturen auf diesem Blatt sowie auf den weiteren Blättern von TS5/A2 bereits in Konzeption 5 entstanden sein. Das einzige materielle Indiz dafür ist eine leichte Abtönung der von Horváth verwendeten schwarzblauen Tinte für die Einfügung der Erweiterungen basierend auf K7/E2. Diese Abtönung korrespondiert mit einigen weiteren Korrekturen der vorliegenden Blätter, die entsprechenden Stellen werden deshalb von der TS5/A2 betreffenden Korrekturschicht ausgenommen (vgl. auch K7/E2). In A3 sind die Eingriffe vergleichsweise gering. Horváth tauscht hier BS 58 a, Bl. 3 gegen BS 59, Bl. 9 aus und fügt eine neue Regieanweisung hinzu, in der Matrosa während der Tröstung Lemniselenis’ ihre Maske abnimmt. Damit liegt bereits eine fast vollständige Fassung des ersten Bildes vor, die verwendeten Blätter gehen mit nur noch geringen Änderungen am Material (K6/TS7 und K7/TS3) in die Gesamtfassung (K7/TS4) ein. H7 = ÖLA 3/W 111 – BS 58 a, Bl. 3 1 Blatt unliniertes Papier (338 × 210 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte E8 = Dialogskizze
Bei E8 handelt es sich um eine Dialogskizze zum zweiten Bild, die auf die untere Blatthälfte von BS 58 a, Bl. 3 eingetragen wurde. Dieses Blatt ist Bestandteil von TS5/A2 und wurde im Übergang zum darauf folgenden Ansatz ersetzt. Horváth skizziert hier den Teil eines Dialogs zwischen Lemniselenis, Matrosa und Toxilus über Lemniselenis’ Wunsch, freigekauft zu werden. Da dieser Dialog in TS6/A1 bereits Bestandteil der Grundschicht ist, lassen sich die vorangegangenen Arbeiten zum zweiten Bild in TS1 und TS2 von den nachfolgenden anhand dieses Entwurfs abgrenzen. H8 = ÖLA 3/W 111 – BS 58 a, Bl. 3v T4 = ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 1, 1v, 2, 2v, 3, 4, 6, 7, 11–13, 21v, 22, 23, 29, 35, 36, ÖLA 3/W 115 – BS 58 c [1], Bl. 1v, ÖLA 3/W 118 – BS 58 d [1], Bl. 2v, ÖLA 3/W 123 – BS 58 e [2], Bl. 2, ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 11 Insgesamt 20 Blatt, davon 1 Blatt unliniertes Papier (338 × 210 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte, 6 Blatt unliniertes Papier (338 × 210 mm), halbierter Bogen, 1 Blatt unliniertes Papier
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Konzeption 5
(91 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (137 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (414 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (98 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (35 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (338 × 207 mm), halbierter Bogen, 1 Blatt unliniertes Papier (166 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (199 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (163 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (332 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (87 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (283 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (398 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, Bleistift und rotem Buntstift, hs. Eintragungen von fremder Hand mit Bleistift und Kugelschreiber; masch. Paginierung jeweils 8 auf BS 58 b [2], Bl. 1, 35, masch. Paginierung jeweils 9 auf BS 58 b [2], Bl. 2, 4, 11, masch. Paginierung jeweils 10 auf BS 58 b [2], Bl. 7, 36, masch. Paginierung jeweils 11 auf BS 58 b [2], Bl. 1v, 3, masch. Paginierung 12, 14 auf BS 58 b [2], Bl. 2v, 21v; hs. Paginierung 13, 14 auf BS 58 b [2], Bl. 3, 2v; masch. Paginierung 13 auf BS 58 c [1], Bl. 1v; masch. Paginierung 15 auf BS 58 d [1], Bl. 2v; masch. Paginierung 9 auf BS 59, Bl. 11 TS6/A1 = fragm. Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“) konstituiert durch BS 58 b [2], Bl. 1, 2 (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte) TS6/A2 = fragm. Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“) konstituiert durch BS 58 b [2], Bl. 1, 4 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) 6 TS /A3 = fragm. Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“) konstituiert durch BS 58 b [2], Bl. 1, 11, 6 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS6/A4 = fragm. Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“) konstituiert durch BS 58 b [2], Bl. 1, 11, 6, BS 58 a, Bl. 3v (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte) TS6/A5 = fragm. Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“) konstituiert durch BS 58 b [2], Bl. 1, 11, 6, 7 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS6/A6 = fragm. Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“) konstituiert durch BS 58 b [2], Bl. 1, 11, BS 58 e [2], Bl. 2, BS 58 b [2], Bl. 12 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS6/A7 = fragm. Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“) konstituiert durch BS 58 b [2], Bl. 35, 22, 28, BS 58 e [2], Bl. 2, BS 58 b [2], Bl. 12, 36, BS 59, Bl. 11, BS 58 b [2], Bl. 29, 23, 13, 1v (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS6/A8 = Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“) konstituiert durch BS 58 b [2], Bl. 35, 22, 28, BS 58 e [2], Bl. 2, BS 58 b [2], Bl. 12, 36, BS 59, Bl. 11, BS 58 b [2], Bl. 29, 23, 3, 2v, BS 58 c [1], Bl. 1v, BS 58 b [2], Bl. 21v, BS 58 d [1], Bl. 2v (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte, Bleistift) Druck von BS 58 b [2], Bl. 1, 2 (Grundschicht, unter Heranziehung von BS 30 a, Bl. 13, 14) in: KW 10, S. 389–391. Druck von BS 58 b [2], Bl. 2, 3v, 21v und BS 58 c [1], Bl. 1v (Grundschicht) in: KW 10, S. 391–396.
Mit TS6 beginnt Horváth, das Typoskript des zweiten Bildes auf der Grundlage der zweiten Hälfte des ersten Aktes von Ein Sklavenball, dem hs. mit TS1 und TS2 vorliegenden Text sowie der Dialogskizze E8 masch. zu erarbeiten. Wie auch bei einigen Textstufen aus dem zu Ein Sklavenball führenden Teil der Textgenese liegt hier eine große Zahl von Ansätzen vor, wobei TS6 mit A8 vorläufig abgeschlossen wird. Erst nach der Erstellung von E9–E13 sowie TS7–TS9 – der genaue Entstehungsablauf lässt sich hier teilweise nur schwer erschließen – nimmt der Autor mit A9 die Arbeiten zu TS6 wieder auf. Wesentliches Abgrenzungskriterium ist hier die Paginierung, die TS7 mit der Pagina 16 klar nach TS6/A8 einordnet, der mit Pagina 15 endet. Die erste eigenständige Fassung des Bildes vor dem Sklavengericht „Wieder vor der Villa am Meer“ in TS10 wiederum beginnt auf BS 58 c [2], Bl. 2 mit der masch. Paginierung 18 und lässt damit nur einen Anschluss an die in TS6/A16 zuletzt vorliegende Paginie-
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rung 17 zu. Infolge der Überführung der Szenen vor dem Sklavengericht in ein eigenes Bild, die frühestens mit A8 vorliegt, lassen sich E9–E11 sowie TS8 und TS9 auf dieser Seite abgrenzen. Diese durchwegs hs. Arbeiten sind von ihren jeweiligen Bildtiteln bzw. ihrem Ausreifungsgrad her auf die Strukturpläne E4 bzw. E5 beziehbar. Da sie jedoch eine um eins erhöhte Bildnummerierung aufweisen, sind sie vermutlich erst nach der Entscheidung für ein separates Bild zum Sklavengericht entstanden (vgl. auch die Adaption der Bildnummerierung in TS3 und E7). Die Abgrenzung von E9–E11, TS8 und TS9 zu späteren Arbeiten auf der anderen Seite lässt sich mit Hinblick auf die Strukturpläne E12 und E13 vornehmen. Aufgrund der in E13 vermerkten Veränderung der Struktur des Stückes durch die Einfügung eines neuen vierten Bildes „Bei Bagnio“ und der damit einhergehenden weiteren Erhöhung der Bildzahl dürften sie vor den dortigen Strukturplänen entstanden sein. E12 und E13 wiederum verzeichnen beide ein drittes Bild „Vor der Villa (Das Sklavengericht)“, weswegen sie ihrerseits nach der Korrekturschicht von A8 entstanden sein müssen (vgl. zur weiteren Abgrenzung den Kommentar dort). Mehrere der hier verwendeten Blätter hat Horváth nach ihrem Ausscheiden aus dem aktuellen Produktionsprozess wiederverwendet und auf der Rückseite mit neuem Text versehen. In A1 arbeitet Horváth zunächst auf den beiden Blättern BS 58 b [2], Bl. 1 und 2 den Beginn des zweiten Bildes aus. Dafür übernimmt er einerseits Textpassagen aus dem ersten Akt von Ein Sklavenball und adaptiert diese entsprechend der Dialogskizze E8, deren Text er fast unverändert in die Grundschicht übernimmt. Auf BS 58 b [2], Bl. 2 wurde der Text teilweise unvollständig ausgeführt. Die Bruchstücke beziehen sich auf die entsprechenden Textpassagen aus der Endfassung von Ein Sklavenball und werden ab A2/BS 58 b [2], Bl. 4 vollständig in den Text übernommen, wo sie im Verlauf des Produktionsprozesses mehrmals neu arrangiert werden (vgl. etwa den Dialog über Lemniselenis’ Wunsch nach einem Greis auf BS 58 e [2], Bl. 2, der in Konzeption 6 in das fünfte Bild „Beim Sklavenhändler“ verschoben wird, in K6/TS13/A2). In der unteren Blatthälfte von BS 58 b [2], Bl. 2 bricht das Typoskript ab, der Text wird bis zum Fuß des Blattes hs. weitergeführt und die Bearbeitung nach einer Matrosa betreffenden Regieanweisung abgebrochen. Wie auch bei einigen Arbeiten zu Ein Sklavenball führt der teilweise überraschende und sprunghafte Austausch von bereits seit mehreren Ansätzen im Produktionsprozess befindlichen Blättern hier wie auch im Folgenden zu Problemen bei der genauen Abgrenzung der Korrekturschicht (vgl. dazu ausführlich den Kommentar zu K1/TS3 sowie das Vorwort). Während im vorliegenden Fall die Korrekturen und Ergänzungen auf BS 58 b [2], Bl. 2 aufgrund der Ersetzung des Blattes mit neuem Material in A2 klar A1 zuzuordnen sind, lässt sich die Eintragung der Korrekturschicht auf Bl. 1, das erst mit A7 ausscheidet, bedeutend schwerer bestimmen. Sieht man von vereinzelten Änderungen in rotem Buntstift bzw. Bleistift ab, benutzt Horváth ausschließlich schwarzblaue Tinte für seine Arbeit an Pompeji, was eine Abgrenzung anhand eines rein am Schreibmaterial orientierten Kriteriums zumeist unmöglich macht. Punktuell lassen sich Überarbeitungszusammenhänge durch zeitlich klar voneinander getrennte Korrekturen derselben Stelle in den Typoskripten bzw. anhand von das ganze Bild betreffenden Einfällen herstellen (vgl. etwa die in TS6/A12 beginnende Zählung der Blicke, die Lemniselenis auf Toxilus wirft). Im Fall von BS 58 b [2], Bl. 1 wurden möglicherweise einige kleinere Korrekturen eingetragen, bevor Horváth mit einer größeren Umgestaltung des Dialogs zwischen Toxilus und Lemniselenis begonnen hat, den er ab A7 masch. ins Reine schreibt. Einen Anhaltspunkt gibt allein der nicht
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in den übrigen Text integrierbare hs. Dialogteil am Kopf des Blattes, der inhaltlich einer hs. Ergänzung auf dem mit A3 eingefügten oberen Teil von BS 58 b [2], Bl. 11 entspricht. Infolge dieser Korrespondenz ist anzunehmen, dass die umfassenden Korrekturen auf Bl. 1 vermutlich im Zusammenhang mit A3 bzw. A4 entstanden sind. Da sich die kleineren Überarbeitungen auf diesem Blatt nicht zweifelsfrei von den umfassenderen trennen lassen, bildet die hier vorgenommene Konstitution von A1 den Text von Bl. 1 ohne hs. Korrekturen ab. Bl. 2 indes wird aufgrund seiner Ersetzung in A2 samt aller auf dem Blatt befindlichen Korrekturen in schwarzblauer Tinte wiedergegeben. Die beiden A1 konstituierenden Blätter wurden nach ihrem Ausscheiden aus dem Produktionsprozess auf ihrer jeweiligen Verso-Seite neu beschrieben und so wiederverwendet. Nachdem BS 58 b [2], Bl. 1 in A7 durch ein aus dem oberen Teil von BS 58 b [2], Bl. 35 und Bl. 22 bestehendes Blatt ersetzt wurde, tippte Horváth auf der Verso-Seite neuen Text und schloss das Blatt so an BS 58 b [2], Bl. 13 noch in A7 wieder an. BS 58 b [2], Bl. 2 wurde verso ebenfalls mit neuem Text versehen und in A8 wieder in den Produktionsprozess aufgenommen. Den auf der Recto-Seite befindlichen Text von A1 strich der Autor mit Bleistift, den er ebenfalls für Korrekturen auf der VersoSeite des Blattes sowie zu einer Erweiterung des Textes auf BS 58 b [2], Bl. 1v verwendet hat (vgl. den Kommentar zu A7 und A8). In A2 tauscht Horváth das Blatt BS 58 b [2], Bl. 2 gegen BS 58 b [2], Bl. 4 aus. Hier erweitert er den teilweise nur bruchstückhaft ausgeführten Text von A1, indem er längere Textpassagen aus der zweiten Hälfte des ersten Aktes von Ein Sklavenball neu tippt und integriert. Die hier übernommene Rede Lemniselenis’ über ihren Wunsch, einem „gebrechlichen Gebieter“ von den Schrecken des Sklavenstandes zu erzählen, bricht am Fuß des Blattes mit einer Wortabteilung („verhan-“) ab. Da sich dazu im übrigen Konvolut kein passender Anschluss finden lässt, ist hier von Überlieferungsverlusten auszugehen. Das neu hinzugefügte Blatt überarbeitet Horváth mit Tinte und stellt dabei die einzelnen Repliken des Gesprächs um. Der so neu arrangierte Text wird in A3 auf einem aus dem oberen Teil von BS 58 b [2], Bl. 11 und BS 58 b [2], Bl. 6 bestehenden Blatt abgetippt und an Bl. 1 angefügt. Der Text des Typoskripts bricht auf Bl. 6 mitten im Satz einer Rede Lemniselenis’ ab („Ihr dürft nicht annehmen, dass ich mit unerlaubten Mitteln, als da sind: böse“). Passende Anschlussstücke sind nicht überliefert, weshalb auch hier von Überlieferungsverlusten auszugehen ist. Danach überarbeitet Horváth das neue Material wieder mit schwarzblauer Tinte, wobei die Streichung mehrerer Textzeilen auf Bl. 6 mit dem Anschluss von BS 58 a, Bl. 3v zusammenhängt, das A4 konstituiert. Der Text dieses Blattes ist nur hs. ausgeführt und bricht bereits nach wenigen Zeilen wieder ab. Bei BS 58 a, Bl. 3v handelt es sich um ein wiederverwendetes Blatt, auf der Recto-Seite befindet sich der masch. verfasste Schluss des ersten Bildes von TS5/A2 sowie die Dialogskizze E8. Die hs. Ergänzungen auf dem oberen Teil von BS 58 b [2], Bl. 11 sind nur geringfügig, lassen sich aufgrund der Beibehaltung des Blattes aber nur schwer zeitlich einordnen (vgl. die Anmerkung zur Korrekturschicht von A1 oben). Aufgrund einer inhaltlichen Korrespondenz der eingefügten Replik Lemniselenis’ mit dem nicht integrierbaren Dialogteil am Kopf von Bl. 1 gehören diese beiden Eintragungen wahrscheinlich zusammen, weshalb die umfangreichen Korrekturen von Bl. 1 vermutlich mit A4 anzunehmen sind. Die Entstehung dieser beiden Einfügungen wäre zwar theoretisch bis A6 denkbar, nach dem beide Blätter durch neues Material ersetzt werden. Da sich aber auf den in A5 und A6 eingefügten Materialien keine bzw. im Falle von BS 58 e
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[2], Bl. 2 keine zu diesem Zeitpunkt entstandenen hs. Eintragungen finden lassen (vgl. dazu TS6/A12 sowie K6/TS13/A2), scheint die vorgenommene Abgrenzung am wahrscheinlichsten. Die auf BS 58 a, Bl. 3v hs. notierte Fortführung des Bildes erhält in A5 mit BS 58 b [2], Bl. 7 ihre masch. Umsetzung, die an etwa derselben Stelle wie in A4 abbricht. Der untere Teil von Bl. 7 wurde abgeschnitten und für die Erarbeitung neuen Materials in A6 verwendet, eine entsprechende Schnittkante befindet sich am unten angeklebten Teil von BS 58 b [1], Bl. 11. Dieser Teil ersetzt nun BS 58 b [2], Bl. 6, das abgetrennt und gemeinsam mit Bl. 7 aus dem Produktionsprozess ausgeschieden wird. Horváth setzt den Text dann mit dem untersten Teil von BS 58 e [2], Bl. 2 fort, das sich aufgrund der Wortteilung („an-nehmen“) an den bestehenden Text anschließen lässt. Das montierte Blatt BS 58 e [2], Bl. 2 wurde mehrfach bearbeitet und letztlich zur Erarbeitung des fünften Bildes „Beim Sklavenhändler“ verwendet (vgl. K6/TS13/A2). Für den in A6 eingefügten Teil des Blattes liegt keine entsprechende Schnittkante vor, aufgrund des direkten Textanschlusses („an-nehmen“) wurde hier nur der Blattkopf samt Paginierung (10) entfernt. Zu diesem Teil von BS 58 e [2], Bl. 2 gehörte hier noch BS 58 b [2], Bl. 12, auf dem der Text bis zu Lemniselenis’ Replik über die Seele („Was sich aus einem fortsehnt.“) und der anschließenden Szenenanweisung „(Stille)“ ausgeführt wird. Bis auf eine minimale Korrektur in einer Regieanweisung weisen die in A6 eingefügten Blätter keine Überarbeitungen in schwarzblauer Tinte auf. Die Streichung von Toxilus’ Reaktion auf Lemniselenis’ Freiheitswunsch mit rotem Buntstift am Fuß von BS 58 b [2], Bl. 12 ist vermutlich erst entstanden, als Horváth BS 58 e [2], Bl. 2 aus dem Bild „Am nächsten Morgen“ in K6/TS1/A2 herausgelöst und in das Bild „Beim Sklavenhändler“ (K6/TS13/A2) eingefügt hat; BS 58 b [2], Bl. 12 scheidet bei diesem Vorgang ebenfalls aus dem Produktionsprozess aus. Mit A7 tauscht Horváth fast das gesamte bisher erarbeitete Material gegen neue Blätter aus. Von den vorherigen Ansätzen wird allein das aus dem untersten Teil von BS 58 e [2], Bl. 2 und BS 58 b [2], Bl. 12 bestehende Blatt übernommen. Den Bildbeginn tippt der Autor auf ein aus dem oberen Teil von BS 58 b [2], Bl. 35 und Bl. 22 bestehendes Blatt, das BS 58 b [2], Bl. 1 ersetzt und die dort eingetragenen Änderungen umsetzt. Auch BS 58 b [2], Bl. 11 scheidet aus dem Produktionsprozess aus, von dem ersetzenden Blatt, das vermutlich die Pagina 9 getragen hat, ist allerdings nur ein später unten an BS 58 b [2], Bl. 28 angeklebter Teil überliefert. Dieser besteht allein aus einer Replik Toxilus’ und gehört hier noch mit dem mittleren Teil von BS 58 e [2], Bl. 2 zusammen, an den der in A6 eingefügte untere Teil angeklebt wurde. Im Anschluss an BS 58 b [2], Bl. 12 führt Horváth das Bild nun mit neu getipptem Material fort. Auf einem aus BS 58 b [2], Bl. 36, Teilen von BS 59, Bl. 11, BS 58 b [2], Bl. 29 und Bl. 23 sowie Bl. 13 bestehenden Blatt führt er die Szene aus, in der Toxilus nach dem Preis für Lemniselenis fragt und damit angibt, er könne sie freikaufen, wenn er nur wolle. Sie wird auf BS 58 b [2], Bl. 1v, das bis A6 mit dem Text auf der Recto-Seite den Bildbeginn stellte, weitergeführt und bricht etwa bei der Hälfte des Blattes in der Grundschicht ab. Weiteren Text fügt Horváth in schwarzblauer Tinte an, den er zuletzt mit Bleistift ergänzt. Der hs. eingetragene Text behandelt die beginnende Flucht Lemniselenis’, die in ihrer Gestaltung in etwa der in TS2/BS 58 b [1], Bl. 2 enthaltenen Variante entspricht. Sämtliche hs. Eintragungen auf BS 58 b [2], Bl. 1v müssen noch in A7 entstanden sein, da das Blatt im Übergang zu A8 durch neues Material ersetzt wird, das die vorgenommenen Änderungen bereits in der Grundschicht umsetzt. Die hs. Änderungen auf den übrigen neu hinzugekom-
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menen Materialien lassen sich größtenteils auf spätere Bearbeitungen beziehen (BS 58 b [2], Bl. 22 auf A10, BS 58 b [2], Bl. 36 auf K6/TS1/A2 und BS 58 b [2], Bl. 23 auf A8). A8 stellt eine wesentliche Weiterentwicklung der Stückkonzeption dar. In der Korrekturschicht ist das Bild vollständig ausgeführt, was zugleich den Zeitpunkt der Abspaltung eines separaten Bildes zum Sklavengericht anzeigt. Dieses war in den vorherigen Arbeiten als Bestandteil des zweiten Bildes behandelt worden (vgl. E3–E5 sowie TS1 und TS2). Zunächst schneidet Horváth BS 58 b [2], Bl. 13 ab und klebt einen weiteren Teil von Bl. 23 an. Der neue Text, es handelt sich um die Amor-Szene, Lemniselenis’ Flucht und den Auftritt Dordalus’, wird auf fünf Blättern getippt. BS 58 b [2], Bl. 23 und Bl. 3 wurden mit schwarzblauer Tinte, die folgenden Blätter ausschließlich mit Bleistift überarbeitet. Da die neu hinzugefügten Blätter in den folgenden Ansätzen durch neues Material ersetzt werden, kann ihre Bearbeitung trotz der unterschiedlichen Schreibmaterialien mit A8 angenommen werden. In A10 hat Horváth nochmals auf die Blätter BS 58 b [2], Bl. 3 und 2v zurückgegriffen und die Paginierung um zwei nach oben korrigiert (vgl. den Kommentar zu A10). Die mit Bleistift ausgeführten Überarbeitungen auf den neu eingefügten Blättern von A8 betreffen vor allem Details in den Dialogen. Unklar ist die Bedeutung einer hs. Eintragung „III. Akt“ neben einer Replik des Aufsehers. Aufgrund der Bezeichnung Akt kann sie sich nur auf Ein Sklavenball beziehen, eine entsprechende Dialogstelle, in der sich die Sklaven über Dordalus beschweren, befindet sich dort aber im ersten Akt. Möglicherweise war hier eine Übernahme von Text zu Beginn des dritten Aktes geplant, wo der Aufseher wegen seiner Aufschneiderei von Matrosa gemaßregelt wird (vgl. K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 30f.). Die Eintragung bleibt ohne Konsequenz, in den späteren Ansätzen wird hier kein neuer Text integriert (vgl. A16). Auf BS 58 d [1], Bl. 2v bricht der Text in der Grundschicht mit den zum Gericht herbeieilenden Sklaven ab, dem bereits getippten Figurennamen des Aufsehers folgt kein masch. Text mehr. Horváth streicht diese letzten Zeilen und ersetzt sie hs. mit einer Fortführung des Dialogs zwischen dem Aufseher und Toxilus. Mit der Ankündigung, Toxilus vor Gericht zu bringen, endet das Bild. Die Handlung vor dem Sklavengericht wird von hier an als eigenständiges Bild fortgeführt. Durch die damit einhergehende Erhöhung der Bildzahl lassen sich E9–E11 sowie TS8 und TS9 nach A8 einordnen, TS7 folgt hier aufgrund des Anschlusses über die Paginierung. Bis auf BS 58 b [2], Bl. 3 werden sämtliche der neu hinzugefügten vollständigen Blätter dieses Ansatzes später auf der noch freien Seite mit neuem Text beschrieben bzw. wurden bereits zuvor verwendet, wie im Fall von BS 58 b [2], Bl. 2, das auf der Recto-Seite Teil von A1 war. BS 58 c [1], Bl. 1 ist später Bestandteil einer Textstufe des dritten Bildes „Wieder vor der Villa“ (K6/TS5), BS 58 b [2], Bl. 21 enthält den Schluss des zweiten Bildes „Am nächsten Morgen“ in A16 und BS 58 d [1], Bl. 2 gehört ebenfalls zu einer Textstufe des dritten Bildes „In einem Keller“ (K6/TS10). H9 = ÖLA 3/W 116 – BS 58 c [2], Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte, hs. Paginierung 16 TS7 = fragm. Fassung (Korrekturschicht)
Mit TS7 liegt eine hs. ausgeführte fragmentarische Fassung der Sklavengericht-Szene vor, deren textgenetischer Status einige Fragen offen lässt. Aufgrund der verwendeten Paginierung 16 lässt sie sich von den bisherigen hs. Textstufen zum Sklavenge-
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richt TS1 und TS2 klar abgrenzen, die Horváth noch provisorisch paginiert hat. Infolge der sich verändernden Paginierung des zweiten (bzw. ersten) Bildes kommen als mögliche vorangehende Ausarbeitungen nur A8 und K6/TS1/A6 bzw. A7 in Frage. Gegen letztere Zuordnung spricht die mit K6/TS3 vorgenommene Adaption des mit K5/TS10 vorliegenden Textes des Bildes „Wieder vor der Villa“, die in K6/TS5 getippt wird und in ihren Grundzügen bis zur Endfassung bestehen bleibt. Gegenüber dieser Gestaltung, die das Bild mit einem Auftritt Paegniums beginnen lässt, weicht der in TS7 erarbeitete Text stark ab. Somit bleibt nur A8 als sinnvoller Bezugspunkt übrig. Unklar ist indes die genaue Abgrenzung von A8. In der Korrekturschicht liegt dort zuletzt eine abgeschlossene Fassung des zweiten Bildes vor, das Fehlen einer Bildnummerierung bzw. eines Bildtitels in TS7 könnte jedoch auch bedeuten, dass dieses Blatt als Fortsetzung des in A8 in der Grundschicht vorliegenden Textes gedacht war. Ein definitives Urteil über den Status des Sklavengericht-Bildes in TS7 lässt sich anhand des gegebenen Befundes nicht fällen. Da Horváth auch in einigen anderen Fällen, beispielsweise in der erwähnten K6/TS3, keine über die Struktur informierenden Paratexte eingetragen hat, ist es am wahrscheinlichsten, mit TS7 die fragmentarische Fassung eines eigenständigen Bildes zum Sklavengericht anzunehmen. Gänzlich von den übrigen Arbeiten zum Sklavengericht abweichend setzt der Text hier mit einem Sprechchor aller Sklaven, die die „Gesetze der Sklaven“ rezitieren, ein. Aus der Menge aller Sklaven verkünden nun der Vorsitzende und die Beisitzer ihre jeweiligen Ämter, die Anklage hat der Aufseher inne. Horváth bricht die Textstufe bereits nach wenigen Zeilen Dialog mit einer Replik des Aufsehers ab und ergänzt einige Dialogpartien. Ein letztes Indiz zur Einordnung liefert noch die nicht sinnvoll in die Textstufe integrierbare Eintragung „Fratzengalerie!“ im rechten unteren Eck des Blattes. In K6/TS3 heißt Toxilus während der Verhandlung die Sklaven ihre Masken abzunehmen, die er als „Jammerfratzen“ (BS 58 d [2], Bl. 3v) bezeichnet. In einer nicht sinnvoll integrierbaren Einfügung in K6/TS5 wiederum stellt Paegnium mit dem Ausruf „Wenn ich an all diese alten Fratzen denken sollt!“ (BS 58 c [1], Bl. 1) die Legitimität des Gerichts in Frage. H10 = ÖLA 3/W 127 – BS 58 f [3], Bl. 1, 1v 1 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte und roter Buntstift, Paginierung 1 auf Bl. 1, Paginierung 2 auf Bl. 1v TS8 = Fassung des V. Bildes („In den Kasematten des Zirkus“) (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte) E9 = Dialogskizze zum VI. Bild „Beim Praetor“ (Bl. 1, rechts oben)
Die Einordnung von E9–E11 sowie TS8 und TS9 in die genetische Reihe ergibt sich einerseits über die gegenüber den Strukturplänen von E4 und E5 um eins erhöhte Bildzahl, die auf die Einrichtung eines eigenen Sklavengericht-Bildes nach TS6/A8 zurückzuführen ist. Die Arbeiten werden andererseits durch den gemeinsam mit E12 entstandenen Strukturplan E13 begrenzt, der durch ein neues viertes Bild „Bei Bagnio“ die Bildzahl nochmals verändert. Überdies wird in E13 mit der dort implizierten Bekanntschaft zwischen Lemniselenis und Bagnio ein neues Motiv in das Stück eingebracht, das sich hier noch nicht nachweisen lässt (vgl. den Kommentar zu E13 sowie K6/E1 und TS4). Die auffällige, im Konvolut zu Pompeji selten verwendete Bildnummerierung in römischen Ziffern auf einigen Blättern dieser Gruppe lässt zunächst ein genetisches
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Naheverhältnis von E9, TS8, TS9 und E11 zu anderen Arbeiten annehmen (vgl. E15, K6/TS12 und K7/TS1). Dies ist aber aus verschiedenen Gründen widersprüchlich und kann nicht als Unterscheidungsmerkmal betrachtet werden: Während die Paginierung auf H10/BS 58 f [3], Bl. 1 und 1v sowie H11/BS 57 [2], Bl. 2 eine frühe Entstehung der Blätter nahelegt, weisen insbesondere K6/TS12 zum Bild „Auf dem Sklavenmarkt“ sowie K7/TS1 zum sechsten Bild starke Anzeichen einer späteren Entstehung auf. In K6/TS12 notiert Horváth für das Sklavenmarkt-Bild die Einfügung eines Dialogs, der zunächst noch im Bild „Am nächsten Tage“ Verwendung fand. Dieser Text, es handelt sich um Lemniselenis‘ Erklärung, warum sie lieber einen alten Mann hätte, wird aus dem zweiten Bild mit dem Blatt BS 58 e [2], Bl. 2 in K6/TS1/A2 materiell entfernt und in K6/TS13/A2 integriert. Zu diesem Zeitpunkt hat sich die Makrostruktur des Stückes bereits stark verändert, wie vor allem die in K6/E1 und E2 getätigte Streichung eines Bildes „Beim Praetor“ sowie die Erweiterung auf eine Struktur in neun Bildern belegt. Widersprüche in dieser Zuordnung erwachsen indes aus den ebenfalls mit römischen Ziffern nummerierten Arbeiten E11 und TS9 auf BS 58 e [2], Bl. 1v, auf dessen Recto-Seite sich K6/TS12 befindet. K6/TS12 wurde mit rotem Buntstift gestrichen, nicht jedoch E11 und TS9. Das könnte als Indiz für eine Entstehung der beiden auf der Verso-Seite eingetragenen Arbeiten nach K6/TS12 gewertet werden, erscheint aber hinsichtlich der konzeptionellen Entwicklung unwahrscheinlich (vgl. den Kommentar zu E11 und TS9 bzw. K6/TS12). Die in TS9 ausgearbeitete Handlung weist zwar einige Ähnlichkeit mit der fragmentarischen Fassung von K6/TS16 auf, zu diesem Zeitpunkt hat sich Horváth allerdings bereits zu einem Aufeinandertreffen von Toxilus und K.R. Thago im Zirkus entschlossen, während dieser in TS9 noch vor die Villa zurückkehrt (vgl. K6/TS15). Im Falle von K7/TS1 wiederum liegt ein Blatt mit dem Wasserzeichen „Drei Sterne“ vor, das sich durch die Montage ähnlicher Blätter in die späten Textstufen von Konzeption 6 klar dem letzten Teil der Werkgenese zuordnen lässt (vgl. dazu den Kommentar zu K6/TS13/A8). Weitere Unklarheiten entstehen durch den Strukturplan E15, der als einziger vollständig in römischen Ziffern nummeriert ist, aufgrund seiner singulären Gestaltung in acht Bildern jedoch keine genaue Zuordnung möglich macht (vgl. zur Einordnung den Kommentar dort). Insgesamt kann die Bildnummerierung in römischen Ziffern somit nur als sehr zwiespältiges Kriterium für textgenetische Zuordnungen bewertet werden. Die vorgenommene Reihung der Textträger geht dementsprechend vornehmlich von anderen Aspekten aus. Mit TS8 liegt die fragmentarische Fassung eines fünften Bildes „In den Kasematten des Zirkus“ vor, dessen Titel vermutlich eine Alternative zum bisher als „Im Kerker“ (E5) bezeichneten vierten Bild darstellt. Die Zusammengehörigkeit ergibt sich zum einen über den Schauplatz in einem Gefängnis sowie die in E5 eingetragene Ergänzung „Im Zirkus, bevor sie den Löwen vorgeworfen werden“ (BS 57 [1], Bl. 2). Zum anderen ist sie über das Aufeinandertreffen von Toxilus und Bagnio plausibel, das in den vorangegangenen Entwürfen (E4–E6) die bestimmende Konfiguration dieses Bildes war. Stützen lässt sich dieser Bezug überdies durch die Wiederaufnahme des Bildtitels „Beim Praetor“ von E5 in der Dialogskizze E9 im rechten oberen Eck von BS 58 f [3], Bl. 1. Nachdem Horváth die Recto-Seite des Blattes bis zum Fuß beschrieben hat, wendet er das Blatt und arbeitet verso weiter. Auf Bl. 1v führt er den Text ebenfalls bis zum Fuß des Blattes aus und schreibt dann am Rand weiter. Aufgrund dieses zunehmend gedrängten Schreibduktus ist davon auszugehen, dass keine weiteren Blätter zu dieser Textstufe mehr vorgelegen haben. Die Handlung des Bildes sieht folgen-
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dermaßen aus: Toxilus wurde beim Versuch, Geld für den Freikauf zu stehlen, erwischt und soll nun im Zirkus gegen Gladiatoren kämpfen. Eine ähnliche Idee hat Horváth auch in E10 („Beim Praetor“) sowie in K6/E2 („In den Kerkern des Zirkus“, dort das sechste Bild) notiert. Von seiner Zelle aus beobachtet Toxilus mit einem Aufseher, der nicht mit der bisher bekannten Figur identisch zu sein scheint, die Hinrichtung von Christen. In einer vermutlich parallel stattfindenden Handlung befinden sich Lemniselenis und Matrosa im Zirkus, beide scheinen um Toxilus’ Bestrafung zu wissen. Über den Auftritt Lemniselenis’ im Zirkus lässt sich eine weitere Verbindung zum Strukturplan K6/E2 herstellen, in dem Toxilus, durch ihren Anblick bestärkt, den Gladiator besiegt. Danach zeigt das Bild wieder Toxilus, der sich nun seine Zelle mit Bagnio teilt. Dieser ist für sein „falsches Geld“ (Bl. 1v) verhaftet worden, was diese Textstufe in die Nähe von K6/TS4 rückt. Dort tritt die Figur bereits als Bruder von Lemniselenis auf, was sich in TS8 aber nicht belegen lässt. Toxilus erklärt Bagnio, er habe versucht, die Kasse zu stehlen, und sei erwischt worden. Sie unterhalten sich über ihre trüben Aussichten in der Arena, und Toxilus beschließt, einen neuerlichen Diebstahl zu wagen. Die letzten Eintragungen auf diesem Blatt führen die Handlung provisorisch fort, die beiden kommen frei und wagen gemeinsam den Einbruch. Im rechten oberen Eck von BS 58 f [3], Bl. 1 notiert Horváth E9, eine kurze Dialogskizze zum sechsten Bild „Beim Praetor“, das in E5 noch als fünftes Bild vorgesehen war. Der Praetor und der Parasit essen zusammen, dabei lobt der Praetor den Müßiggang des Parasiten und bezeichnet das Christentum als „Neurasthenie“. Diese Skizze kann auf E10 bezogen werden, wo im Bild „Beim Praetor“ eine „Gesellschaft“ stattfinden soll. Abschließend wurde E9 mit rotem Buntstift von den TS8 konstituierenden Eintragungen des Blattes abgegrenzt. H11 = ÖLA 3/W 110 – BS 57 [2], Bl. 2 1 Blatt unliniertes Papier (338 × 210 mm), halbierter Bogen, unregelmäßig gerissen, schwarzblaue Tinte und roter Buntstift, Paginierung 1 E10 = Dialogskizze zum sechsten Bild „Beim Praetor“ mit Notiz
Die Einordnung von E10 lässt sich nur bedingt erschließen und folgt der adaptierten Bildzählung der Strukturpläne E4 und E5, die sich durch die Einführung eines eigenen Bildes vor dem Sklavengericht nach TS6/A8 ergibt (vgl. detailliert dazu den Kommentar zu E9 bzw. TS8). Mit E10 liegt eine Dialogskizze zum 6. Bild „Beim Praetor“ vor, deren Bildnummerierung allerdings ausgeschrieben und später mit einer arabischen Ziffer in rotem Buntstift bekräftigt wurde. Dadurch liegt möglicherweise ein Zusammenhang mit der fragmentarischen Fassung zu einem fünften Bild „Beim Praetor“ von TS3 vor, dessen Bildnummerierung mit einer ebenfalls mit rotem Buntstift geführten arabischen Sechs überschrieben wurde (vgl. den Kommentar dort). Der Dialogskizze ist zu entnehmen, dass der Praetor Lemniselenis erworben hat und sie, wohl im Rahmen einer „Gesellschaft“, vor ihm tanzt. Eine Anspielung auf die „Gesellschaft“ liegt möglicherweise schon in der Dialogskizze E9 vor, die den Praetor und den Parasiten beim gemeinsamen Mahl zeigt. In E10 informiert der Praetor Lemniselenis über den Tod ihres ehemaligen Herrn sowie die bevorstehende Ankunft Toxilus’, der im Zirkus „Goliath II.“ besiegt und dadurch seine Freiheit errungen hat. Dieser Einfall verweist auf das Bild „In den Kasematten des Zirkus“ von TS8 und findet sich in K6/E2 wieder, wo Horváth ein ähnliches Geschehen zum dortigen sechsten Bild „In
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den Kerkern des Zirkus“ entwirft. Toxilus will mit dem von Bagnio herbeigeschafften Geld Lemniselenis freikaufen, woraufhin ihn der Praetor verhaftet. In den folgenden Entwürfen immer wieder aufgegriffen wird die hier noch gestrichene Notiz zum Ausbruch des Vesuv, der das zentrale Ereignis des abgeschlossenen Stückes bildet. H12 = ÖLA 3/W 123 – BS 58 e [2], Bl. 1v 1 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte E11 = Konfigurationsplan zum VI. Bild „Beim Praetor“ mit Notizen (oben) TS9 = fragm. Fassung des VII. Bildes (Korrekturschicht)
Auch die Einordnung von E11 bzw. TS9 lässt sich nur bedingt erschließen. Die vorgenommene Reihung folgt der adaptierten Bildzählung der Strukturpläne E4 und E5, die sich durch die Einführung eines eigenen Bildes zum Sklavengericht nach TS6/A8 ergibt. Überdies legen einige inhaltliche Konvergenzen von E11 mit der Dialogskizze E10 einen genetischen Zusammenhang nahe. Die Eintragung von K6/TS12 auf der RectoSeite von BS 58 e [2], Bl. 1 indes verunklart die genetischen Zusammenhänge, da dessen mit rotem Buntstift geführte Streichung eine spätere Entstehung von E11 bzw. TS9 bedeuten könnte. Das allerdings lässt sich nur schwer mit dem konzeptionellen Fortschritt des Bildes, das einen engen Bezug zu K6/TS13/A1 und A2 aufweist, in Einklang bringen. Aufgrund des in E11 noch verwendeten Bildes „Beim Praetor“ sowie der nur bedingt an spätere Arbeiten anschließbaren Bearbeitung des siebenten Bildes in TS9 kann der vorgenommenen Reihung jedoch die größere Plausibilität zugesprochen werden (vgl. dazu den Kommentar zu E9 bzw. TS8). In E11 notiert Horváth einen kurzen Konfigurationsplan zum hier in römischen Ziffern nummerierten sechsten Bild „Beim Praetor“, den er um einige Notizen ergänzt. Die Eintragung „Toxilus (kommt mit den 600 Silberlingen)“ weist auf die Dialogskizze E10 zurück, in der Bagnio Toxilus das Geld im sechsten Bild übergibt. Auch die Notiz „Es ist Nacht. Der Vesuv bricht aus“ dürfte mit einer noch gestrichenen Eintragung zum Ausbruch des Vesuv in E10 korrespondieren. Zum Konfigurationsplan „Toxilus – Lemniselenis“ selbst vermerkt der Autor mit „S. 23“ eine Stelle aus dem Typoskript der Endfassung von Ein Sklavenball (K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 26). Dort erklärt Toxilus, dass es für ihn nur noch das Verbrechen der Sklaverei gebe und sich eines Tages alle Sklaven zurückstehlen würden. Mit TS9 liegt eine erste, fragmentarische Fassung des siebenten Bildes vor, in dem K.R. Thago, Gloriosus und Idiotima als zum Christentum bekehrte „Pilger“ zurückkehren. Zuvor hat eine nicht näher bestimmte Katastrophe stattgefunden, wie aus einer Bemerkung Idiotimas, es sei „alles zerstört“, hervorgeht. Die Idee, die schiffbrüchige Herrschaft vor die Villa zurückkehren zu lassen, wurde bereits in E3–E5 zu einem siebenten Bild notiert, in E4 und E5 folgt dieses Geschehen auf ein mit „Gestrandet“ betiteltes sechstes Bild. Darin liegt auch eine wesentliche Abweichung des in TS9 verfassten Bildes zu den vorherigen Arbeiten: Während in E5 K.R. Thago, Gloriosus und Idiotima nach dem Untergang des Schiffes von Christen gerettet und bekehrt werden, sind sie in TS9 aus eigenem Antrieb an Land gegangen und haben das Christentum angenommen, weil es die „letzte Mode“ sei. Möglicherweise liegt hier ein Zusammenhang mit der Dialogskizze E9 vor, in der der Praetor die neue Religion als „Neurasthenie“ bezeichnet, die eine übersättigte Gesellschaft befalle. Ein weiterer Anknüpfungspunkt von TS9 könnte mit K6/TS16 vorliegen, in der Horváth eine nur in der Grundschicht vorliegende fragmentarische Fassung des siebenten Bildes aus-
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arbeitet, die die zerstörte Villa nach dem Ausbruch des Vesuvs zeigt und einen Auftritt von Idiotima und Gloriosus vorsieht. Die beiden Fassungen dürften aber nicht ursächlich zusammengehören, da einerseits K6/TS16 über die Fortsetzung der Paginierung des sechsten Bildes von K6/TS15 eindeutig der späten Arbeitsphase von Konzeption 6 zugehörig ist, in der K.R. Thago Toxilus im Kerker des Zirkus begegnet. Andererseits bricht Horváth K6/TS16 bereits nach wenigen Zeilen mit dem Auftritt Gloriosus’ und Idiotimas ab und arbeitet dann an einer Struktur in sechs Bildern (Konzeption 7) weiter (vgl. den Kommentar zu K6/E10, TS16 und K7/E3). Vergleichbare Bildkonfigurationen, die eine Rückkehr der konvertierten Herrschaft zur Villa vorsehen, werden später noch in K6/E2 notiert. H13 = ÖLA 3/W 125 – BS 58 f [1], Bl. 2v 1 Blatt unliniertes Papier (338 × 210 mm), halbierter Bogen, Bleistift E12 = Strukturplan in 4 Bildern mit Konfigurationsplänen und Dialogskizzen (oben) E13 = Strukturplan in 4 Bildern mit Konfigurationsplan und Dialogskizzen (unten)
Die mit E12 und E13 vorliegenden Strukturpläne stellen eine merkliche konzeptionelle Weiterentwicklung von Pompeji dar. Da beide ein Bild „Vor der Villa (Das Sklavengericht)“ an dritter Stelle aufweisen, lassen sie sich nach TS6/A8 einordnen. Eine wesentliche Neuerung ist das in E13 eingefügte vierte Bild „Bei Bagnio“, das von nun an ein fixer Bestandteil des Stückes ist und als ebenfalls viertes Bild „In einem Keller“ in die Gesamtfassung eingeht (vgl. zuletzt K7/TS4 und TS5). Durch die mit der Einfügung dieses Bildes einhergehende neuerlich erweiterte Bildzahl gegenüber dem letzten vollständigen Strukturplan E5 kann die Entstehung von E9–E11 bzw. TS8 und TS9 vor E13 angenommen werden (vgl. dazu auch den Kommentar zu E9 bzw. TS8). In E12 entwirft Horváth eine Struktur in vier Bildern, deren erste drei Bilder jeweils mit „Vor der Villa“ betitelt werden, das vierte trägt den Titel „Auf dem Sklavenmarkt“. Die so entworfene Struktur entspricht dem Status der Stückkonzeption nach der Erweiterung der in E4 und E5 vorliegenden Strukturpläne in sieben Bildern durch ein eigenständiges Sklavengericht-Bild. Das vierte Bild ergänzt der Autor mit Konfigurationsplänen und Dialogskizzen. In einem ersten Dialog unterhalten sich Dordalus und Matrosa über den befürchteten Ausbruch des Vesuvs (vgl. E10 und E11), im zweiten gesteht Lemniselenis, Toxilus gar nicht zu lieben, obwohl er sich ihretwegen einkerkern hat lassen. Im weiteren Verlauf des Bildes wird Lemniselenis vom Praetor gekauft. Der neben die Dialogskizzen notierte Text der Replik eines Ausrufers weist bereits auf die späteren Arbeiten zum Bild „Beim Sklavenhändler“ voraus und wird in K6/TS13/A1/BS 58 e [1], Bl. 1 wieder aufgenommen. Warum Horváth E12 nach nur vier Bildern ohne erkennbaren Schluss abbricht, lässt sich nicht erschließen, vermutlich besaßen die in E5 bzw. in den daran anknüpfenden Arbeiten notierten Bilder weiterhin Gültigkeit. Auch E13 verzeichnet nur vier Bilder, wobei die ersten drei Bilder unverändert jeweils den Titel „Vor der Villa“ tragen. Ein weiterer Hinweis zur Werkgenese kann aus der Eintragung „Lemniselenis reitet fort“ zum zweiten Bild erschlossen werden. Während der Text von TS6/A8 noch eine Verhinderung der Flucht durch die Achtsamkeit des Aufsehers impliziert (vgl. BS 58 d [1], Bl. 2v), schafft es Lemniselenis in TS6/A16, tatsächlich zu fliehen (vgl. BS 58 b [2], Bl. 21). Das vierte Bild, das in einer „Höhle im Vesuv“ spielen soll, trägt nun den Titel „Bei Bagnio“. Aufgrund der nur vier Bilder umfassenden Struktur von E13 scheint das in E12 notierte Bild „Auf dem Sklaven-
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Konzeption 5
markt“ nicht mehr auf, es ist aber davon auszugehen, dass es gemeinsam mit den weiteren Bildern beibehalten wird. Der vorgesehene Schauplatz in einer Höhle wird nochmals in K6/E1 erwähnt, ab spätestens K6/TS9 spielt das Bild wie auch in der Endfassung in einem Keller. Zum neuen Bild notiert Horváth einen Bagnio, den Parasiten, Lemniselenis und Toxilus umfassenden Konfigurationsplan, womit das Personal des Bildes bereits vollständig verzeichnet ist. Die Figur des Parasiten hat der Autor zuvor während der Erarbeitung von Ein Sklavenball mehrmals erwogen und entsprechende Auftritte konzipiert (vgl. zuletzt K3/TS3/A3), sie scheint dort letztendlich aber nur in Lemniselenis’ Erzählung über ihre Herkunft auf. In der bisherigen Genese von Pompeji wurde die Figur bereits in E7 bzw. E9 erwähnt. Mit E13 wird sie definitiv wieder in das Personal des Stückes aufgenommen und agiert schließlich im vierten und sechsten Bild der Endfassung. An den Konfigurationsplan schließt Horváth drei kurze Dialogskizzen an, die für die weitere Entwicklung des Bildes bedeutsam sind. Zunächst ist eine Unterhaltung zwischen dem Parasiten und Bagnio über ein Erdbeben am Vortag und die Gefahr eines Vulkanausbruchs vorgesehen (vgl. die Replik des Parasiten in E7). Ein Erdbeben kommt ab K6/TS11/A3/BS 59, Bl. 26 in diesem Bild vor und geht an derselben Stelle auch in die Endfassung ein. In der zweiten Dialogskizze macht Bagnio Lemniselenis Vorhaltungen über ihre sinnlose Flucht, worin sie ihm zustimmt und zu Dordalus zurückkehren will. Ähnliche Dialogpassagen erarbeitet Horváth in K6/TS9 und in den zur Endfassung hinführenden Ansätzen von K6/TS11. Zuletzt gesteht Lemniselenis Toxilus in der dritten Dialogskizze, ihn nicht zu lieben, was gleichfalls ab K6/TS9 im Detail ausgearbeitet wird. T5 = ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 2v, 3, 5, 5v, 8, 10, 12, 14–19, 19v, 20–22, 25, 28, 29, 31, 32, 35–38, ÖLA 3/W 115 – BS 58 c [1], Bl. 2v, ÖLA 3/W 123 – BS 58 e [2], Bl. 2, ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 10, 11, 13, 15 Insgesamt 30 Blatt, davon 5 Blatt unliniertes Papier (338 × 210 mm), halbierter Bogen, 3 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), halbierter Bogen, 1 Blatt unliniertes Papier (120 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (53 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (98 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (134 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (554 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (220 × 209 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (62 × 209 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (165 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (238 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (135 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (163 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (356 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (190 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (332 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (87 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (195 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (61 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (283 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (434 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (398 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (322 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (522 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, Bleistift und rotem Buntstift; masch. Paginierung 8–10 auf BS 58 b [2], Bl. 35, 28, 36, masch. Paginierung jeweils 11 auf BS 58 b [2], Bl. 3, 5, 31, masch. Paginierung jeweils 12 auf BS 58 b [2], Bl. 2v, 32, masch. Paginierung 13, 14 auf BS 58 b [2], Bl. 8, 16, masch. Paginierung jeweils 15 auf BS 58 b [2], Bl. 17, 19v, masch. Paginierung jeweils 16 auf BS 58 b [2],
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Chronologisches Verzeichnis
Bl. 19, 20, masch. Paginierung 17 auf BS 58 b [2], Bl. 21; hs. Paginierung 13, 14, auf BS 58 b [2], Bl. 3, 2v, hs. Paginierung 15, 16 auf BS 58 b [2], Bl. 20, 21; masch. Paginierung 12 auf BS 58 c [1], Bl. 2v; masch. Paginierung 8, 9, 11, 13 auf BS 59, Bl. 10, 11, 13, 15 TS6/A9 = fragm. Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“) konstituiert durch BS 58 b [2], Bl. 35, 22, 28, BS 58 e [2], Bl. 2, BS 58 b [2], Bl. 12, 36, BS 59, Bl. 11, BS 58 b [2], Bl. 29, 37, 5 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) 6 TS /A10 = fragm. Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“) konstituiert durch BS 58 b [2], Bl. 35, 22, 28, BS 58 e [2], Bl. 2, BS 58 b [2], Bl. 12, 36, BS 59, Bl. 11, BS 58 b [2], Bl. 29, 37, 5, BS 58 c [1], Bl. 2v, BS 58 b [2], Bl. 3, 2v (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS6/A11 = fragm. Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“) konstituiert durch BS 58 b [2], Bl. 35, 5v, 28, BS 58 e [2], Bl. 2, BS 58 b [2], Bl. 12, 36, BS 59, Bl. 11, BS 58 b [2], Bl. 29, 37 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS6/A12 = fragm. Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“) konstituiert durch BS 58 b [2], Bl. 35, BS 59, Bl. 10, BS 58 b [2], Bl. 28, BS 58 e [2], Bl. 2, BS 58 b [2], Bl. 12, 36, BS 59, Bl. 11, BS 58 b [2], Bl. 29, 37, 31, 14 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS6/A13 = fragm. Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“) konstituiert durch BS 58 b [2], Bl. 35, BS 59, Bl. 10, BS 58 b [2], Bl. 28, BS 58 e [2], Bl. 2, BS 58 b [2], Bl. 12, 36, BS 59, Bl. 11, BS 58 b [2], Bl. 29, 37, 31, 25 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS6/A14 = fragm. Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“) konstituiert durch BS 58 b [2], Bl. 35, BS 59, Bl. 10, BS 58 b [2], Bl. 28, BS 58 e [2], Bl. 2, BS 58 b [2], Bl. 12, 36, BS 59, Bl. 11, BS 58 b [2], Bl. 29, 37, 31, 32, BS 59, Bl. 13, BS 58 b [2], Bl. 38, 8, 15, 10, 15, 16, 19v (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS6/A15 = fragm. Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“) konstituiert durch BS 58 b [2], Bl. 35, BS 59, Bl. 10, BS 58 b [2], Bl. 28, BS 58 e [2], Bl. 2, BS 58 b [2], Bl. 12, 36, BS 59, Bl. 11, BS 58 b [2], Bl. 29, 37, 31, 32, BS 59, Bl. 13, BS 58 b [2], Bl. 38, 8, 15, 10, 15, 16, 17, BS 59, Bl. 15, BS 58 b [2], Bl. 18, 19 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS6/A16 = Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“) konstituiert durch BS 58 b [2], Bl. 35, BS 59, Bl. 10, BS 58 b [2], Bl. 28, BS 58 e [2], Bl. 2, BS 58 b [2], Bl. 12, 36, BS 59, Bl. 11, BS 58 b [2], Bl. 29, 37, 31, 32, BS 59, Bl. 13, BS 58 b [2], Bl. 38, 8, 15, 10, 15, 16, 17, BS 59, Bl. 15, BS 58 b [2], 20, 21 (Korrekturschicht; vgl. Simulationsgrafik)
In TS6/A9–A16 wendet sich Horváth wieder dem zweiten Bild „Am nächsten Tage“ zu. Die Unterbrechung der Arbeit ab TS6/A8, in der E9–E13 und TS7–TS9 entstanden sind, lässt sich durch eine Reihe von Indizien plausibel machen, deren wichtigstes die Adaptierung der Bildnummerierung aufgrund des mit spätestens in A8 eingefügten neuen dritten Bildes vor dem Sklavengericht ist. Weitere Hinweise liefern die auf TS6/A16 aufbauenden Arbeiten zum zweiten Bild „Am nächsten Tage“ in K6/TS1, die Text aus den Strukturplänen in neun Bildern (K6/E1–E4) umsetzen und sich dadurch von TS6/A16 abgrenzen lassen. Diese Strukturpläne setzen ihrerseits die Einfügung des Bildes „Bei Bagnio“ in E13 voraus. Aufgrund des engen Bearbeitungszusammenhangs von TS6/A16 mit K6/TS1 wiederum ist eine Entstehung von E9–E13 und TS7–TS9 vor der Fortsetzung der Arbeiten an TS6 die wahrscheinlichste Entstehungsabfolge. In A9 beginnt Horváth auf dem aus BS 58 b [2], Bl. 36, je einem Teil von BS 59, Bl. 11 und BS 58 b [2], Bl. 29 sowie den beiden Teilen von BS 58 b [2] Bl. 23 bestehenden Blatt. Bl. 23 wird durch einen neuen Teil ersetzt, der aus dem unteren Teil von Bl. 29 sowie dem unteren Teil von BS 58 b [2], Bl. 37 besteht. Auf diesem neuen Blattteil setzt er die Korrekturen des ersetzten Blattes sowie einen Teil des Textes des mit weiteren Blättern von A8 ausscheidenden Blattes BS 58 b [2], Bl. 3 um und führt das Bild auf BS 58 b [2], Bl. 5 weiter aus. Dabei gehen auch einige Änderungen in den Text ein, die zuvor nicht hs. eingetragen wurden, etwa die Umstellung von Dialogpassagen sowie die umfassendere Ausführung von Lemniselenis’ Familien-
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Konzeption 5
geschichte. Am Fuß von Bl. 5 dürfte der Autor das Typoskript abgebrochen haben, da sich das folgende, A10 konstituierende Blatt BS 58 c [1], Bl. 2v nur über einige hs. Überarbeitungen sinnvoll auf den vorangehenden Text beziehen lässt. Hier werden die Dialogpassagen über den Verkauf Lemniselenis’ durch ihren Vater, den Parasiten, weitergeführt, wofür Horváth Text aus Ein Sklavenball verwendet. Explizit vermerkt wird ein Rückgriff auf das Typoskript der Endfassung von Ein Sklavenball durch den getippten Verweis „Seite 12–13“, womit die Vermutungen über Toxilus’ Herkunft als „Perser“ gemeint sind (K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 15f.). Das untere Drittel von BS 58 c [1], Bl. 2v lässt Horváth frei und trägt umfängliche hs. Überarbeitungen ein. Unsicher ist die erneute Verwendung der Blätter BS 58 b [2], Bl. 3 und 2v. Die bei beiden Blättern um zwei nach oben korrigierte Paginierung sowie der zuletzt vorliegende Status der Textentwicklung lassen einen Anschluss nur hier plausibel erscheinen. Möglicherweise sollte der auf der unteren Blatthälfte von Bl. 3 beginnende Text zur Flucht Lemniselenis’ hier weiter verwertet werden (vgl. auch den Kommentar zu A8). In A11 beginnt Horváth eine Neugestaltung des Bildbeginns, mit der in den Folgeansätzen weitere Veränderungen des Bildes einhergehen. Zunächst überarbeitet er noch in A10 BS 58 b [2], Bl. 22 und fügt hs. eine größere Menge neuen Textes ein. Diesen setzt er in A11 auf der Verso-Seite des in A9 eingefügten Blattes BS 58 b [2], Bl. 5 um, aufgrund dessen Verwendung hier auch die zuletzt daran anschließenden Blätter von A10 hinfällig werden dürften. Der Text auf BS 58 b [2], Bl. 5v wird bereits in der Grundschicht leicht abweichend von den Überarbeitungen in A10 realisiert und bald abgebrochen. Der weitere Dialog wird auf demselben Blatt hs. ausgearbeitet und damit ein Anschluss an einen neu eingefügten Teil von BS 28 b [2], Bl. 28 ermöglicht, der einen nicht überlieferten Blattteil ersetzt (vgl. zuerst A7). Wie ein größerer Leerraum am Kopf von BS 58 b [2], Bl. 5v vermuten lässt, hätte das Blatt ursprünglich an den oberen Teil von BS 58 b [2], Bl. 35 angeklebt werden sollen. Aufgrund der weitreichenden hs. Adaption des Textes dürfte sich Horváth aber dazu entschieden haben, den Text auf ein neues Blatt zu tippen, das aus dem unteren Teil von BS 58 b [2], Bl. 35 und dem untersten Teil von BS 59, Bl. 10 bestanden hat, und dieses anzukleben. Der Textübergang auf BS 58 b [2], Bl. 28 bleibt im so konstituierten Ansatz A12 bestehen. Fortgesetzt wird das Bild mit einem aus dem oberen Teil von BS 58 b [2], Bl. 31 und BS 58 b [2], Bl. 14 bestehenden Blatt, welches den Text der Recto-Seite des in A11 verso weiterverwendeten Blattes BS 58 b [2], Bl. 5 samt der dort vermerkten hs. Korrekturen in der Grundschicht enthält. A12 endet am Fuß von Bl. 14 mit einer Replik Lemniselenis’; möglicherweise haben hier weitere, den Text fortsetzende Blätter vorgelegen, die nicht überliefert sind. Die im selben Ansatz erfolgende Einarbeitung von Blättern an verschiedenen Stellen des Bildes lässt sich durch die Wiederholung einer charakteristischen Regieanweisung belegen. Auf dem an den oberen Teil von BS 58 b [2], Bl. 35 angeklebten neuen Blatt beginnt Horváth, die intensiven Blicke, die Lemniselenis auf Toxilus wirft und die zu dessen augenscheinlicher Hypnotisierung führen, zu zählen. Auf BS 35 b [2], Bl. 35 blickt sie ihn nun erstmals, auf BS 59, Bl. 10 zum zweiten Mal und auf BS 58 b [2], Bl. 14 schließlich zum vierten Mal an. Dieser bereits in der Grundschicht realisierten Zählung der Blicke, die zuvor nirgendwo aufscheint, korrespondiert die hs. Korrektur der Regieanweisung „(sie sieht ihn plötzlich gross an)“ auf BS 58 e [2], Bl. 2 zu „(sie sieht ihn zum dritten Male gross an)“. Die Erwähnung des vierten Blickes Lemniselenis’ auf BS 58 b [2], Bl. 14 streicht Horváth indes bereits in dieser Bearbeitung wieder und fügt neuen Text ein.
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Chronologisches Verzeichnis
In A13 wird der Text von Bl. 14 auf ein aus einem weiteren Teil von BS 58 b [2], Bl. 31 und BS 58 b [2], Bl. 25 bestehendes Blatt getippt, das an den bereits bestehenden Teil von Bl. 31 angeklebt wird. In A14 ersetzt Horváth BS 58 b [2], Bl. 25 durch einen neuen Teil von Bl. 31, den er an die bestehenden angefügt. Die weitere Erarbeitung des Bildes geschieht nun weitaus zügiger, wie die Anfügung von insgesamt vier neuen Blättern zeigt. Die in A12 eingeführte Zählung der Blicke wird fortgeführt: Nachdem die Regieanweisung zum vierten Blick auf BS 58 b [2], Bl. 14 bereits in A12 wieder gestrichen wurde, wirft Lemniselenis in A14 auf BS 58 b [2], Bl. 32 und Bl. 8 nochmals je einen Blick auf Toxilus (zur Entfaltung dieses Motivs vgl. auch den Kommentar zu K6/TS1/A3 bzw. A8). Diese Blätter gehören zusammen mit anderen Teilen in diesem Ansatz noch zu vollständigen Blättern und werden im Verlauf der Bearbeitung von K6/TS1 zerschnitten und neu verklebt (vgl. K6/TS1/A4 und A5). Auf den in A14 neu eingefügten Blättern wird die bereits mit A8 in ihren Grundzügen fixierte Handlung des Bildes neu getippt und anhand einiger der dort eingefügten hs. Korrekturen ergänzt. Toxilus wird von Amors Pfeil getroffen und schickt den Aufseher, die Pferde zu satteln. Anders als in A8 weiht er Lemniselenis erst jetzt in seinen Fluchtplan ein, die daraufhin die Szene verlässt. Matrosa ist entsetzt und geht in die Villa ab, womit der masch. Text auf BS 58 b [2], Bl. 19v abbricht. Neben einigen hs. Korrekturen auf den neuen Blättern fügt Horváth auf Bl. 19v noch Textzeilen ein, die den Auftritt Dordalus’ betreffen. Dazu notiert er „Seite 17“, womit neuerlich auf das Typoskript der Endfassung von Ein Sklavenball verwiesen wird. Gemeint ist damit der Eingangsmonolog Bagnios im zweiten Akt, in dem dieser K.R. Thago mit einer Reihe von Schimpfnamen bedenkt (vgl. K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 20). Der Auftritt Dordalus’ und sein Dialog mit Toxilus wird in A15 auf einem aus BS 58 b [2], Bl. 17, einem Teil von BS 59, Bl. 15 und BS 58 b [2], Bl. 18 bestehenden Blatt ausgearbeitet, das BS 58 b [2], Bl. 19v ersetzt. Auf diesem Blatt tippt Horváth anschließend auf der Recto-Seite die Fortsetzung des Dialogs, bricht aber bereits in der oberen Blatthälfte die Ausarbeitung ab und fügt kleinere Korrekturen und Ergänzungen ein. Diese realisiert er zuletzt in A16 auf einem neuen Teil von BS 59, Bl. 15, der BS 58 b [2], Bl. 18 ersetzt. Anstelle von BS 58 b [2], Bl. 19 werden BS 58 b [2], Bl. 20 und Bl. 21 angefügt, womit schließlich erstmals eine bereits in der Grundschicht vollständig ausgearbeitete Fassung des Bildes vorliegt. Dordalus erklärt, dass die Flucht Lemniselenis’ allen Sklaven schade, und verlässt die Szene. Der Aufseher, der die davonreitende Hetäre beobachtet hat (vgl. E13), hindert Toxilus an seiner eigenen Flucht und beruft das Sklavengericht ein. Die in A16 vorliegenden Blätter weisen Korrekturen in Tinte sowie Markierungen in rotem Buntstift auf, deren genauer Entstehungszeitpunkt teilweise schwierig zu bestimmen ist. Zur spätesten Bearbeitung ist ein Großteil der Eintragungen auf den Blättern der Mappe BS 59 zu zählen, die zuletzt das Typoskript des abgeschlossenen Bildes konstituieren. Sie weisen einen relativ einheitlichen und sauberen Korrekturduktus auf, der sich auch auf BS 59, Bl. 14 findet, das erst in K6/TS1/A8 in das Konvolut eingefügt wurde. Höchstwahrscheinlich sind diese Eintragungen erst im Rahmen einer Korrektur des vollständigen Typoskripts des Bildes (vgl. K6/TS1/A10) entstanden. Der hier bereits vorhandene Teil des Blattes BS 59, Bl. 15 weist zwar zwei klar unterscheidbare Korrekturschichten auf, die früheste ist vermutlich aber erst im Zusammenhang mit der Weiterarbeit an diesem Blatt in K6/TS1/A5 entstanden. Große Teile des Materials bis hin zu BS 58 b [2], Bl. 16 scheiden in der Weiterarbeit am Bild in Konzeption 6 fast vollständig aus dem Produktionsprozess aus, weshalb sie hier
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Konzeption 5
bereits fertig überarbeitet vorliegen müssen (vgl. dazu den Übergang von K6/TS1/A1 zu A2 in den Simulationsgrafiken). Da sich mit der hs. Überarbeitung von BS 58 b [2], Bl. 35 und dem unteren Teil von BS 59, Bl. 10 die Zahl der Blicke Lemniselenis’ verändert, die nicht mit der weiteren Zählung auf BS 58 e [2], Bl. 2, BS 58 b [2], Bl. 32 und Bl. 8 übereinstimmt, sind die Korrekturen auf diesem Blatt erst später entstanden. Ebenfalls nicht Teil der Korrekturschicht von A16 sind diejenigen Eintragungen auf BS 58 e [2], Bl. 2, die auf die neuerliche Verwendung des Blattes in K6/TS13/A2 bezogen sind (vgl. dort) bzw. die Korrektur der Regieanweisung zur Replik Lemniselenis’ auf BS 58 b [2], Bl. 36 (von „blickt vor sich hin; leise“ zu „wie zuvor“), die nur im Zusammenhang mit der Einfügung von Text auf BS 59, Bl. 11 in K6/TS1/A2 sinnvoll ist (vgl. dort). Problematisch sind demgegenüber die an BS 58 b [2], Bl. 16 anschließenden Blätter zum Schluss des Bildes, die Horváth in K6/TS1/A2 kurzzeitig aus dem Produktionsprozess ausscheidet, um sie in K6/TS1/A5 in einer hs. korrigierten Paginierung an neues Material anzuschließen. Die in A14 hinzugefügten Blätter weisen nahezu keine hs. Eintragungen auf, einzig BS 58 b [2], Bl. 16 und Bl. 19v wurden punktuell überarbeitet. Da Bl. 19v im Übergang zu A15 ersetzt wird, müssen die darauf befindlichen hs. Eintragungen in A14 entstanden sein. Deshalb kann die Entstehung der wenigen Korrekturen auf Bl. 16 ebenfalls in diesem Ansatz vermutet werden, insbesondere die Korrektur des Sinnfehlers in der Replik Toxilus’ („drei schnellsten Stuten“ statt zwei, wie der Kontext nahelegt). Neben der von Dordalus gesprochenen Erinnerung, Sklaven hätten kein „Privatleben“ (BS 58 b [2], Bl. 20) findet sich eine hs. Notiz, die den Text dem „III. Bild“ zuordnet. Eine explizite Aufnahme findet dieser Text im dritten Bild „Wieder vor der Villa“ nicht, möglicherweise bezieht sich aber die Rede des Vorsitzenden in K6/TS5 über Toxilus’ Verletzung der „Pflichten gegenüber Deinen Mitsklaven“ (BS 58 c [1], Bl. 2) darauf. Dies würde darauf hindeuten, dass die Korrekturen erst während der Bearbeitung der Blätter in Konzeption 6 erfolgt sind. Ein weiteres Indiz ist die hs. Ergänzung „Eine Amazone!“ zu einer Replik des Aufsehers auf BS 58 b [2], Bl. 21, die leicht abgeändert in K6/TS1/A6 umgesetzt wird. Sie dürfte mit einer Notiz in K6/E1 zum dritten Bild „Villa“ in Verbindung stehen, hier soll Paegnium die vorbeireitende Lemniselenis erspähen und dies mit „Amazone!“ kommentieren. Die übrigen Eintragungen betreffen Details in den Dialogen und sind hinsichtlich ihrer genetischen Einordnung wenig ergiebig. Insgesamt betrachtet, dürften die auf BS 58 b [2], Bl. 16 folgenden Blätter wohl erst nach ihrem neuerlichen Anschluss in K6/TS1/A5, parallel zur Korrektur der Paginierung, hs. überarbeitet worden sein. Die Markierungen in rotem Bunstift wiederum hat Horváth mit hoher Wahrscheinlichkeit erst im Übergang von K6/TS1/A7 zu A8 eingetragen. Einerseits sieht eine sogleich wieder gestrichene Markierung auf BS 58 b [2], Bl. 17 die Verschiebung von Text in das „II. Bild“ vor, was auf eine Bearbeitung nach der Adaption der Bildnummerierung von K6/TS6 spricht, nach dem der vorliegende Text als erstes Bild fungiert. Andererseits dürften sie mit ebenfalls in rotem Buntstift gehaltenen Markierungen auf dem fertig montierten Blatt BS 58 b [2], Bl. 15 einhergehen, die über die erst in K6/TS1/A5 hergestellten Klebenähte hinausgehen und in einem klar erkennbaren Zusammenhang mit der Neufassung des Textes in K6/TS1/A8/BS 59, Bl. 14 stehen (vgl. den Kommentar dort). Ein letztes Indiz liegt in der Tatsache, dass keines der vor K6/TS1/A7 ausgeschiedenen Blätter mit rotem Buntstift bearbeitet wurde.
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Chronologisches Verzeichnis
T6 = ÖLA 3/W 116 – BS 58 c [2], Bl. 2, ÖLA 3/W 118 – BS 58 d [1], Bl. 3v 2 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), halbierter Bogen, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, masch. Paginierung 18 und hs. Paginierung 16 auf BS 58 c [2], Bl. 2, masch. Paginierung 19 auf BS 58 d [1], Bl. 3v TS10 = Fassung des dritten Bildes („Wieder vor der Villa“) (Korrekturschicht) Druck (teilweise, Grundschicht) in: KW 10, S. 396–398.
Mit TS10 liegt ein erstes Typoskript des dritten Bildes „Wieder vor der Villa“ vor, in der sich Toxilus vor dem Sklavengericht verantworten soll. Durch die auf BS 58 c [2], Bl. 2 verwendete Paginierung 18 schließt sie klar an den zuletzt mit TS6/A16 vorliegenden Text des zweiten Bildes „Am nächsten Morgen“ an, dessen letztes Blatt BS 58 b [2], Bl. 21 die Paginierung 17 trägt. Aufgrund der inhaltlichen Gestaltung des Bildes liefert TS10 überdies Hinweise zur Einordnung der ebenfalls dieses Bild betreffenden Textstufen K6/TS2 und TS3 (vgl. den Kommentar dort). Die beiden Blätter dieser Textstufe hat Horváth später auf ihrer jeweils noch unbeschriebenen Seite mit neuem Text versehen: Sowohl auf der Verso-Seite von BS 58 c [2], Bl. 2 als auch auf der Recto-Seite von BS 58 d [1], Bl. 3 befinden sich Textpassagen von K6/TS10, die eine Fassung des Bildes „In einem Keller“ enthält. Für die Gestaltung des Bildes in der Grundschicht orientiert sich Horváth stark an der Verteidigungsrede Toxilus’ im dritten Akt von Ein Sklavenball. Dies wird insbesondere an vom Text abgesetzten bzw. mit „usw“ versehenen Passagen deutlich, die auf die entsprechenden Stellen im Typoskript der Endfassung von Ein Sklavenball verweisen (vgl. K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 34–39). Das Bild endet hier in der Grundschicht mit der an die Sklaven gerichteten Aufforderung, zu denken. Daran anschließend beginnt Horváth mit hs. Ergänzungen: Auf BS 58 c [2], Bl. 2 wurden ober- bzw. unterhalb des Figurennamens des Vorsitzenden die Figurennamen Aufseher und Lemniselenis eingetragen. Da die Anwesenheit von Lemniselenis in diesem Bild ansonsten weder belegt noch konzeptionell vorgesehen ist, könnte es sich hierbei wieder um einen Verweis auf den Text von Ein Sklavenball handeln. In Frage kommt dafür die Passage in K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 34–36, in der der Aufseher die Sklaven aufstachelt, Lemniselenis zu kalmieren versucht und zuletzt Toxilus verschlafen aus der Villa tritt. Dies würde sich mit dem Text des Bildes in K6/TS3 und vor allem TS5 decken, wo diese Passagen teilweise auf Paegnium übertragen werden. K6/TS5 ist hier besonders hervorzuheben, da Horváth zu Beginn des Bildes nochmals hs. den Figurennamen Lemniselenis eingetragen, ihn aber sogleich wieder gestrichen hat (vgl. K6/TS5/BS 58 c [1], Bl. 1). Der hs. ergänzte Schluss des Bildes ist nur teilweise ausgearbeitet. Nachdem Matrosa die Sklaven nach dem „neuen Gott“ (BS 58 d [1], Bl. 3v) gefragt hat, verurteilt der Vorsitzende Toxilus dazu, im Brunnen eingesperrt zu werden, woraufhin dieser ein Schwert zieht und flieht. Dies deckt sich weitgehend mit dem in E13 notierten Konfigurationsplan, der für das folgende Bild „Bei Bagnio“ auch den Auftritt Toxilus’ vorsieht. Vorherige Entwürfe und Textstufen implizieren demgegenüber eine Verhaftung Toxilus’ bereits nach dem Sklavengericht (vgl. E3, E5, E6 und TS8).
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Konzeption 5
H14 = ÖLA 3/W 116 – BS 58 c [2], Bl. 3 1 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), halbierter Bogen, mittig gefaltet, Bleistift E14 = Dialogskizze mit Replik und Notiz zum 3. Bild (rechts) E15 = Strukturplan in 8 Bildern (links)
Für die genaue Einordnung der Dialogskizze E14 sowie des Strukturplans E15 gibt es nur wenige Indizien. Beide sind auf jeweils einer Hälfte des Blattes BS 58 c [2], Bl. 3 eingetragen, das Horváth in der Mitte gefaltet hat. Das gefaltete Blatt hat er zunächst mit E14 beschrieben, dann gewendet und E15 eingetragen. Die Dialogskizze E14 betrifft das dritte Bild, womit aufgrund der notierten Figurennamen das Bild „Wieder vor der Villa“ zum Sklavengericht gemeint ist. Neu ist hier der Auftritt Paegniums, dem Matrosa vom „neuen Gott“ erzählt, was dieser wiederum Toxilus und dem Vorsitzenden berichtet. In einer davon unabhängigen Replik fordert Toxilus die Sklaven zum Denken auf, eine Notiz vermerkt die Abnahme der Maske des Vorsitzenden, unter der ein bebrillter Richter zum Vorschein kommt. Die Einfügung der PaegniumFigur legt einen Zusammenhang des Entwurfs mit K6/TS3 nahe, in der der Auftritt Paegniums erstmals ausführlich gestaltet wird. Die Replik Toxilus’ sowie die Notiz zum Gesicht des Vorsitzenden („ein Richter […] mit Brille“) lassen sich auf TS10/ BS 58 d [1], Bl. 3v beziehen. Während in TS10 das Aussehen des Vorsitzenden noch nicht näher beschrieben wird, sieht er in K6/TS3 aus „wie ein Skelett“ (BS 58 d [2], Bl. 3v), in K6/TS5/BS 58 c [1], Bl. 3 hat er, wie auch in der Endfassung, das „Gesicht eines Nörglers“ (BS 58 c [1], Bl. 3). Aufgrund dieser Indizien dürfte E14 zwischen TS10 und K6/TS3 entstanden sein. Besondere Schwierigkeiten bereitet der Strukturplan E15, der als einziger eine Struktur in acht Bildern aufweist. Notiert sind die Bilder „Vorspiel“, zweimal „Villa“, „Bagnio“, „Sklavenmarkt“, „Zirkus“, „Gestrandet“ und abermals „Villa“. Neu ist hier die Verwendung des Bildtitels „Vorspiel“ für das erste Bild. Diese Bezeichnung ersetzt spätestens ab K6/TS6 die Bildnummerierung des ersten Bildes „Kleiner Privathafen vor einer Villa“, weshalb Horváth die Bildnummerierung der übrigen Bilder um eins nach unten korrigiert (vgl. K6/TS6, diese Korrektur wird ab K6/TS14 wieder rückgängig gemacht). Abweichend davon bezeichnen die Entwürfe in Konzeption 6 allesamt das Vorspiel immer noch mit „Villa“ (vgl. K6/E1–E4, E9 und E10). Die Bezeichnung „Vorspiel“ wird nur noch in K6/TS7/A2 auf dem neuen Teil von BS 58 a, Bl. 4 und in einer Szenenanweisung zum Bild „Wieder vor der Villa“ von K6/TS5/BS 58 c [1], Bl. 1 sowie ab K6/TS8/A1 auf BS 59, Bl. 17 verwendet. Letzteres Blatt geht dabei auch in die Gesamtfassung ein (vgl. K7/TS4), wo die Bezeichnung „Vorspiel“ für das erste Bild indes nicht mehr verwendet wird. Auch in dem vom Autor nochmals durchgesehenen, für den Theaterverleih bestimmten Typoskript der Endfassung (vgl. K7/TS5) lässt Horváth die Bezeichnung „Vorspiel“ in der Szenenanweisung zum dritten Bild „Wieder vor der Villa“ unkorrigiert. Die Abfolge der übrigen Bilder lässt sich mit keinem weiteren Strukturplan schlüssig in Verbindung bringen: Die Strukturpläne in Konzeption 6 weisen zumeist eine charakteristische Struktur in neun Bildern bzw. drei Teilen auf. Davon abweichend liegt nur K6/E10 vor, der eine Struktur in zwei Teilen benennt, jedoch fragmentarisch geblieben ist und in der Zusammenstellung des ersten Teiles bereits die Struktur des fertigen Stückes umfasst. Die Struktur in neun Bildern deckt sich über weite Strecken mit den in Konzeption 6 entwickelten Textstufen, E15 weicht davon insbesondere durch das Fehlen eines siebenten Bildes „Villa“ ab (vgl. K6/E2, E9 sowie TS16). Auch von den in Konzeption 5 vorliegenden Strukturplä-
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Chronologisches Verzeichnis
nen weicht der vorliegende durch das Fehlen eines Bildes „Beim Praetor“ (vgl. E5, TS2 und E9–E11) merklich ab, das erst in K6/E1 gestrichen wird (vgl. aber die Eintragung eines Bildtitels „Beim Praetor“ als Alternative für das siebente Bild in K6/E9). Keine Hinweise zur Einordnung gibt die im Konvolut zu Pompeji seltene Bildnummerierung in römischen Ziffern, da sich die übrigen mit römischen Ziffern versehenen Blätter nicht widerspruchsfrei in einen genetischen Zusammenhang bringen lassen (vgl. hierzu detailliert den Kommentar zu E9 bzw. TS8). Auch das verwendete Schreibmaterial (Bleistift) lässt keine genauen Rückschlüsse zu; Horváth hat Bleistift zu ganz unterschiedlichen Zeitpunkten benutzt (vgl. etwa E5, die Korrekturschicht von TS6/A7 und A8 oder K6/E1–E3). Aufgrund des uneindeutigen Status beider Entwürfe dieses Blattes wurden sie an den Schluss von Konzeption 5 gestellt.
Konzeption 6: Pompeji. Komödie in drei Teilen (neun Bildern) H1 = ÖLA 3/W 125 – BS 58 f [1], Bl. 3v, 5v, 6v 3 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), halbierter Bogen, Bleistift, Paginierung 1–3 E1 = fragm. Strukturplan in 9 Bildern mit Werktitel „Pompeji. Komödie in drei Teilen (neun Bildern) von Ödön Horváth“ (Bl. 6v, 5v oben) E2 = fragm. Strukturplan in 4 Bildern (Bl. 5v unten, 3v oben) E3 = Notiz mit Repliken zum 9. Bild (Bl. 3v unten)
Mit E1–E3 liegt eine bedeutende Weiterentwicklung der Ideen Horváths zu Pompeji vor, die den Beginn einer neuen Konzeption anzeigt. Erstmals wird in E1 der neue Titel des Stückes genannt: „Pompeji. Komödie in drei Teilen (neun Bildern) von Ödön Horváth“. Sowohl E1 als auch E2 umreißen eine Struktur in neun Bildern, wovon in E2 nur die letzten vier notiert sind, E3 umfasst eine Notiz und Repliken zum neunten Bild. Der Zusammenhang der Textträger lässt sich, neben der inhaltlichen Verflechtung der Entwürfe, durch das verwendete Papier, das Schreibmaterial (Bleistift) sowie durch die Paginierung 1–3 herstellen. E1 wurde auf BS 58 f [1], Bl. 6v und Bl. 5v ausgearbeitet und geht auf Bl. 5v in E2 über, der die gestrichenen letzten vier Bilder von E1 ergänzt. Für die ersten fünf Bilder trägt Horváth bereits aus den Entwürfen von Konzeption 5 bekannte Titel ein. Nach drei Bildern „Villa“ folgen ein Bild „Bei Bagnio in der Höhle“ und ein Bild „Sklavenmarkt“. Die Verschiebung des Bildes „Sklavenmarkt“, das zuvor als drittes (K5/E5) bzw. viertes (K5/E12) Bild vorgesehen war, auf das fünfte Bild zeichnete sich indirekt bereits in K5/E13 mit der Einführung des vierten Bildes „Bei Bagnio“ ab. Für das sechste Bild notiert Horváth „Beim Praetor“, dürfte diese Eintragung aber sogleich wieder gestrichen haben und die dort vorgesehene Handlung in das Bild „Sklavenmarkt“ übertragen haben, wie eine mittels Pfeil dort angeschlossene Dialogskizze nahelegt. E1 wird am Kopf von BS 58 f [1], Bl. 5v mit einem achten Bild „In den Kerkern des Zirkus“ und einem unbetitelten neunten Bild fortgesetzt, Eintragungen zu einem siebenten Bild fehlen. Aufgrund der fortlaufenden Paginierung der Blätter ist ein Überlieferungsverlust auszuschließen, vermutlich liegt hier ein Schreibversehen vor. Wie das sechste Bild „Beim Praetor“ werden auch die Eintragungen zum achten wie neunten Bild wieder gestrichen. Zu mehreren Bildern notiert Horváth hier neue Einfälle. Im dritten Bild soll Matrosa Toxilus darauf hinweisen, dass sich Lemniselenis bei ihrem Bruder versteckt, zu
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Konzeption 6
dem sie ihn hinführen will. Diese Idee wird ab TS3 für das Bild „Wieder vor der Villa“ aufgegriffen, allerdings nötigt Toxilus dort Matrosa dazu, ihm zu helfen. Eine Replik Paegniums deutet an, dass Lemniselenis im dritten Bild vorbeireitet, sie wird dabei als „Amazone“ bezeichnet. So bezeichnet sie auch der Aufseher im Bild „Am nächsten Tage“ in TS1/A5/BS 58 b [2], Bl. 21 bzw. in A6/BS 58 b [2], Bl. 26 (Grundschicht). Die Eintragungen zum vierten Bild „Bei Bagnio in der Höhle“ decken sich weitgehend mit in K5/E13 formulierten Ideen. Darüber hinaus ist vorgesehen, dass Toxilus mit Bagnio zusammen einen Einbruch begehen bzw. einen Kaufmann überfallen soll. Im fünften Bild „Sklavenmarkt“ wird in einem Dialog darauf Bezug genommen, in dem der Praetor von der Verurteilung Toxilus’ erzählt, der nun den Löwen vorgeworfen werden soll. Abwandlungen dieser Ideen finden sich in TS9 zum Bild „In einem Keller“ sowie in TS12 bzw. TS13/A2 zum Bild „Beim Sklavenhändler“. Unklar ist der genaue Bezug der Replik Lemniselenis’ („Jetzt fürchte ich die Welt nichtmehr!“) im rechten oberen Teil von BS 58 f [1], 6v, die mit der Seitenzahl 11 versehen wurde. Eine in der Endfassung sehr ähnlich lautende Replik („Oh, jetzt fürcht ich nichtsmehr! Amor hat geholfen!“ K7/TS5/ÖLA 27/W 36, Bl. 17) hat Horváth erstmals in K5/TS6/A8 auf BS 58 b [2], Bl. 3 festgehalten, das die masch. Paginierung 11 (bzw. in A10 die hs. Paginierung 13) trägt. Im Verlauf der Arbeit am zweiten Bild „Am nächsten Tage“ wandert diese Replik bis K5/TS6/A16 auf BS 58 b [2], Bl. 10, das Teil eines Blattes mit der Paginierung 13 ist. Dies könnte in Zusammenhang mit dem Vorliegen einer in Bleistift geführten Korrekturschicht in K5/TS6/A7 und A8 darauf hinweisen, dass E1–E3 bereits früher entstanden sind. Dagegen spricht jedoch die konzeptionelle Anlage des Stückes zum Zeitpunkt der Entstehung von K5/TS6/A8. Die ersten beiden Textstufen zum Bild vor dem Sklavengericht schließen jeweils an eine Fassung des zweiten Bildes „Am nächsten Tage“ an, K5/TS7 an K5/TS6/A8 und K5/TS10 an K5/TS6/A16. Keine der beiden Textstufen weist Teile der in E1 notierten Dialogskizze bzw. die Figur Paegniums auf, die erstmals in TS3 für dieses Bild vorgesehen ist (vgl. aber auch die Erwähnung in der schwierig zu positionierenden Dialogskizze E14). Bedeutsam ist insbesondere die Replik Toxilus’ „Man weiss nicht, was man glauben soll –“ in E1, die in dieser Form ebenfalls erstmals in TS3/BS 58 d [2], Bl. 3v vorkommt (vgl. anderslautend K5/TS1). Möglicherweise war mit dieser Eintragung die Verschiebung weiteren Textmaterials geplant, was der Aufteilung des auf BS 58 b [2], Bl. 3 enthaltenen Textes ab K5/TS6/A10–A14 entsprechen würde, der schließlich teilweise auf BS 58 b [2], Bl. 31 (Paginierung 11) und BS 58 b [2], Bl. 15 (Paginierung 13) vorliegt. Insgesamt betrachtet, bleibt der Status der Replik Lemniselenis’ zwar zwiespältig, der mit E1–E3 dokumentierte bedeutsame konzeptionelle Wandel des Stückes sowie die übrigen Indizien sprechen aber dafür, dass hier kein unmittelbarer textgenetischer Zusammenhang zwischen E1 und K5/TS6/A8 vorliegt. In E2 notiert Horváth einen das sechste bis neunte Bild umfassenden Strukturplan, der so den Fragment gebliebenen Strukturplan E1 ergänzt. Das sechste Bild nimmt den in E1 für das achte Bild vorgesehenen Titel „In den Kerkern des Zirkus“ wieder auf, die weiteren Bilder sind mit „Villa“, „Felsen. Gestrandet“ und abermals „Villa“ betitelt. Vor allem zum sechsten Bild wurden zahlreiche Notizen, Repliken und Dialogskizzen eingetragen, die in mancher Hinsicht an die Arbeiten zum Bild „Beim Praetor“ in Konzeption 5 anschließen. Toxilus besiegt, nachdem er Lemniselenis in der Arena bemerkt hat, einen Gladiator und erlangt dadurch seine Freiheit (vgl. K5/TS8 und E10). Da er jedoch kein Geld hat, beschließt er, in die Villa einzubrechen.
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Für das siebente Bild ist die Nachricht vom Schiffsuntergang vorgesehen, auf den der Sklavenball folgt, der hier zum letzten Mal in der Textgenese Erwähnung findet. Danach wird die geplünderte Kasse bemerkt, und der Vesuv bricht aus (vgl. K5/E10 und E11). Im achten Bild treffen K.R. Thago, Idiotima und Gloriosus, die den Schiffbruch überlebt haben, auf Matrosa, die ihnen vom Vulkanausbruch berichtet. Im neunten Bild trifft der Praetor vor der zerstörten Villa ein und untersucht Toxilus’ Verwicklung in den Einbruch. Erst das Eintreffen der Herrschaft löst die Situation auf, sie bestätigt, dass Toxilus das Geld als Geschenk erhalten habe. Als Schlusskonfiguration sind wie in der Endfassung von Ein Sklavenball neuerlich Lemniselenis, Matrosa und Toxilus vorgesehen (vgl. bereits K5/E4). Die so vorliegende Bildfolge strukturiert einen Großteil der Arbeiten in Konzeption 6 (vgl. auch E9). Erst nach dem Abbruch der Bearbeitung des siebenten Bildes „Wieder vor der Villa“ (TS16) entscheidet sich Horváth für eine Struktur in sechs Bildern (vgl. K7/E3). Die Notiz von E3 bietet eine alternative Auflösung des neunten Bildes. Vorgesehen ist ein apokalyptisches Szenario vermutlich nach dem Ausbruch des Vesuv, in dem die meisten Sklaven ums Leben gekommen sind. Vermerkt sind Auftritte des Aufsehers, Paegniums, des Praetors, Lemniselenis’, Toxilus’, Bagnios und des Parasiten. Ein ähnliches Panorama zeigt die nur fragmentarisch ausgearbeitete TS16 zum siebenten Bild „Wieder vor der Villa“, in der Idiotima und Gloriosus vor der zerstörten Villa auf den Aufseher und Paegnium treffen. H2 = ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 42 1 Blatt unliniertes Papier (38 × 210 mm), Abriss eines Briefpapierbogens, verso Aufdruck eines Briefkopfs „Herta Gropper / Wien IX. Währingerstr. 33 / Telefon: B 49–3–92“, schwarzblaue Tinte E4 = Strukturplan in drei Bildern zum I. Teil mit Werktitel „Pompeji. Komödie in drei Teilen“ und Dialogskizze
Der Strukturplan E4 umfasst die ersten drei Bilder der neuen Stückkonzeption in neun Bildern bzw. drei Teilen (vgl. E1). Wie der Aufdruck eines Briefkopfs von Herta Gropper auf der Rückseite des Papierstreifens zeigt, handelt es sich bei dem Material um den Abriss eines Briefpapiers. Gropper war Mitinhaberin der Hotel-Pension „Atlanta“ unter der angegebenen Adresse, in der Horváth vom 13. Februar bis 12. März 1938 polizeilich gemeldet war. Diese Angaben bestätigte Herta Gropper in einer an Lajos von Horváth adressierten „Eidesstaettige[n] Erklärung“ vom 6. August 1950 (ÖLA 27/B 9). Da Pompeji allerdings, wie andere Quellen belegen (vgl. hierzu das Vorwort sowie insbesondere den in H12 mitüberlieferten Briefentwurf an Georg Marton), bereits 1937 abgeschlossen wurde, überrascht die Verwendung des Briefpapiers. Möglicherweise war Horváth bereits 1937 in der Pension abgestiegen oder ist auf anderem Wege an das Briefpapier gelangt. Unter dem Werktitel „Pompeji. Komödie in drei Teilen“ notiert Horváth eine Struktur in drei Bildern, die allesamt den Bildtitel „Villa“ tragen und an E1 anschließen. Weitere Bilder bzw. Teile wurden nicht eingetragen. Zum zweiten Bild notiert Horváth eine Dialogskizze zwischen Toxilus, Lemniselenis und Matrosa, in der sie sich über den Ausbruch des Vesuv unterhalten. Der Text dieser Dialogskizze wird in TS1/A4 auf dem dort angeklebten unteren Teil von BS 59, Bl. 13 umgesetzt, wodurch sich über E4 die weiteren Arbeiten zum zweiten Bild „Am nächsten Tage“ von den vorangehenden unterscheiden lassen.
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Konzeption 6
H3 = ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 24, 24v T1 = ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 8, 10, 12, 15–17, 20, 21, 28, 29, 31, 32, 35–38, ÖLA 3/W 123 – BS 58 e [2], Bl. 2, ÖLA 3/W 129 – BS 59, 10, 11, 13, 15 Insgesamt 22 Blatt, davon 1 Blatt unliniertes Papier (210 × 161 mm), geviertelter Bogen, schwarzblaue Tinte, 2 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), halbierter Bogen, 1 Blatt unliniertes Papier (120 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (53 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (98 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (554 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (220 × 209 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (338 × 210 mm), halbierter Bogen, 1 Blatt unliniertes Papier (135 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (163 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (356 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (190 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (332 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (87 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (195 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (61 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (283 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (434 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (398 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (322 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (522 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift; masch. Paginierung 8 auf BS 58 b [2], Bl. 35, masch. Paginierung 9 auf BS 58 b [2], Bl. 28, masch. Paginierung 10 auf BS 58 b [2], Bl. 36, masch. Paginierung 11 auf BS 58 b [2], Bl. 31, masch. Paginierung jeweils 12 auf BS 58 b [2], Bl. 15, 32, masch. Paginierung 13–17 auf BS 58 b [2], Bl. 8, 16, 17, 20, 21, überklebte masch. Paginierung 13 auf BS 58 b [2], Bl. 15, hs. Paginierung 13–16 auf BS 58 b [2], Bl. 16, 17, 20, 21; masch. Paginierung 8, 9, 11, 13 auf BS 59, Bl. 10, 11, 13, 15 TS1/A1 = Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“) konstituiert durch BS 58 b [2], Bl. 35, BS 59, Bl. 10, BS 58 b [2], Bl. 28, BS 58 e [2], Bl. 2, BS 58 b [2], Bl. 12, 36, BS 59, Bl. 11, BS 58 b [2], Bl. 29, 37, 31, 32, BS 59, Bl. 13, BS 58 b [2], Bl. 38, 8, 15, 10, 15, 16, 17, BS 59, Bl. 15, BS 58 b [2], 20, 21 (gedruckt als K5/TS6/A16, vgl. Simulationsgrafik) 1 TS /A2 = Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“) konstituiert durch BS 58 b [2], Bl. 35, BS 59, Bl. 10, 11, BS 58 b [2], Bl. 24, 37 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS1/A3 = fragm. Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“) konstituiert durch BS 58 b [2], Bl. 35, BS 59, Bl. 10, 11, BS 58 b [2], Bl. 37, 24v (Korrekturschicht, vgl. Simulationsgrafik)
Mit den Ansätzen von TS1 setzt Horváth die zuletzt mit K5/TS6/A16 vorliegenden Arbeiten zum zweiten Bild „Am nächsten Tage“ fort. Von K5/TS6 lässt sich TS1 durch die in E4 notierte Dialogskizze zum Ausbruch des Vesuv abheben, die ab A4 masch. in das Bild integriert wird. Die Ansatzfolge von TS1 wird an zwei Stellen unterbrochen, einmal über die Einfügung von BS 58 b [2], Bl. 24v in A3, da auf diesem Blatt neben dem A3 konstituierenden Text mit E5 eine deutlich vom übrigen Text abgehobene Dialogskizze sowie Repliken notiert sind, die ab A4 umgesetzt werden. Eine längere Unterbrechung der Bearbeitung liegt zwischen A7 und A8 vor, die sich anhand einer mehrere Bilder betreffenden Paginierungsänderung ermitteln lässt. Anschließend an die vollständige Fassung des Bildes von A7 liegen bis inklusive TS9 mehrere Textstufen vor, die an die zuletzt vorhandene Paginierung 15 anschließen. Danach wendet sich Horváth wieder dem Bild „Am nächsten Tage“ zu und erarbeitet in A8–A10 eine neue Fassung, die auch in die Gesamtfassung K7/TS4 eingeht und auf dem letzten Blatt die Paginierung 14 aufweist, an die nun alle weiteren Arbeiten ab TS8/A4 bzw. TS10 anschließen (vgl. auch die Kommentare dort). Am grundlegenden Handlungs-
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verlauf des Bildes ändert sich durch die umfangreiche Bearbeitung von TS1 indes nichts. Sie betrifft vor allem einzelne Dialogpassagen und Repliken, die neu arrangiert und in einzelnen Details abgeändert werden. Horváth beginnt seine Bearbeitung mit der zuletzt als K5/TS6/A16 vorliegenden und hier als A1 wieder aufgenommenen Fassung des Bildes „Am nächsten Tage“. In A2 scheidet das aus BS 58 b [2], Bl. 28, BS 58 e [2], Bl. 2 und BS 58 b [2], Bl. 12 bestehende Blatt aus. Der darauf enthaltene Text – Lemniselenis’ Wunsch nach einem „Gebieter aus dem Greisenasyl“ (BS 58 e [2], Bl. 2) – wird nicht ersetzt, das Blatt selber verwendet Horváth später für die Arbeit am Bild „Beim Sklavenhändler“ (vgl. TS13/A2). Der Text geht in A2 auf einem neuen Teil von BS 59, Bl. 11 weiter, das die Seitenzahl 9 trägt; der seit K5/TS6/A7 vorhandene Teil war zuvor noch Bestandteil eines Blattes mit der Paginierung 10. Diese sich bis A7 entwickelnde Paginierungsänderung ist ein zentrales Argument für die Einordnung der an TS1 anschließenden Textstufen (vgl. TS2–TS9). Neuerlich adaptiert wird die Paginierung des Bildes „Am nächsten Tage“ dann in A8–A10, wodurch sich die weitere Chronologie erschließen lässt (vgl. die an TS8/A5 anschließenden Arbeiten). Die Fortsetzung von TS1/A2 ergibt sich auch durch die Verwendung von BS 58 b [2], Bl. 24 im selben Ansatz, das über eine an den neu eingefügten oberen Teil von BS 59, Bl. 11 passende Schnittkante verfügt. Diese ermöglicht zwar keinen textlichen Anschluss, belegt aber die parallele Entstehung der beiden Teile. Auf der VersoSeite von Bl. 24 befindet sich hs. Text, der A3 zuzuordnen ist, sowie die mit Schreibmaschine getippte Eintragung „ZWEITES“. Möglicherweise hätte Bl. 24 zunächst für einen neugetippten Anfang des Bildes verwendet werden sollen, der so nun mit BS 59, Bl. 10 in A4 vorliegt. Der neue Teil von BS 59, Bl. 11 ersetzt BS 58 b [2], Bl. 36 und trägt, bedingt durch das Ausscheiden der vorangehenden Blätter, nun die Paginierung 9, wodurch sich die weitere Entwicklung des Materials ab A4 ergibt. Den seit K5/TS6/A7 im Produktionsprozess befindlichen Teil klebt Horváth an den neuen Teil an. Auf BS 58 b [2], Bl. 24 verfasst er dann hs. neuen Text, der BS 58 b [2], Bl. 29 ersetzt und an den bestehenden Text von BS 58 b [2], Bl. 37 anschließt. Da die Paginierung der in A1 folgenden Blätter ab BS 58 b [2], Bl. 31 nicht korrigiert wird, ist davon auszugehen, dass Horváth die Bearbeitung vorläufig abgebrochen hat. Teile des hier nicht angeschlossenen Materials werden dann ab A4 weiterverwendet, ähnlich dem teilweisen Abbruch der Bearbeitung von Textstufen in Ein Sklavenball (vgl. etwa K3/TS8/A2 und A5). In A3 tippt der Autor den neu eingefügten hs. Text von BS 58 b [2], Bl. 24 auf ein weiteres, aus je einem neuen Teil von BS 59, Bl. 11 und BS 58 b [2], Bl. 37 bestehendes Blatt, das er mit den vorhandenen Teilen verklebt. Das damit obsolet gewordene Blatt BS 58 b [2], Bl. 24 beschreibt Horváth verso sogleich weiter. Auf dieser Seite des Blattes notiert er hs. neuen Text, der die Szene anschließend an BS 58 b [2], Bl. 37 fortführt. Der Text endet mit einer Replik Toxilus’, die sich an kein überliefertes Material anschließen lässt, weshalb wiederum von einem teilweisen Abbruch der Bearbeitung ausgegangen werden muss. In diesem Ansatz findet auch die Überarbeitung des Dialogs am Beginn des Bildes auf BS 58 b [2], Bl. 35 statt. Dabei streicht Horváth eine Replik Lemniselenis’ samt der Regieanweisung „sieht Toxilus zum ersten Male gross an“, wodurch sich die Zählung der Blicke (vgl. den Kommentar zu K5/TS6/A12ff.) im gesamten Bild ändert, und korrigiert auf BS 59, Bl. 10 dementsprechend den „zweiten“ zum „ersten“ Blick. Da auf dem in A2 ausgeschiedenen Blatt BS 58 e [2], Bl. 2 der dort eingetragene dritte Blick nicht korrigiert wurde, muss die
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Konzeption 6
Überarbeitung von BS 58 b [2], Bl. 35 danach erfolgt sein. Der Adaption der Blickzählung am Bildbeginn entspricht auch die Eintragung des nun zweiten Blickes Lemniselenis’ auf BS 58 b [2], Bl. 24v (zur weiteren Entfaltung des Motivs vgl. auch den Kommentar zu A8). Zuletzt stellt Horváth Bl. 24v auf den Kopf und trägt dort eine Dialogskizze sowie Repliken ein (vgl. E5), die ab A4 in den weiteren Text des Bildes eingearbeitet werden. H4 = ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 24v 1 Blatt unliniertes Papier (210 × 161 mm), geviertelter Bogen, schwarzblaue Tinte E5 = Dialogskizze und Repliken
In E5 hat Horváth das noch in TS1/A3 verwendete Blatt BS 58 b [2], Bl. 24v auf den Kopf gestellt und eine Dialogskizze sowie zwei Repliken eingetragen. Notiert sind Repliken zu Toxilus, die sich auf Lemniselenis’ Erzählung über ihren Verkauf durch den eigenen Vater, den Parasiten, beziehen. In einer kurzen Dialogskizze geht es vermutlich um die Einwände Matrosas gegen Lemniselenis’ Versuch, Toxilus den Kopf zu verdrehen. Die Repliken Toxilus’ sind auf BS 59, Bl. 12 und Bl. 13 umgesetzt, die Dialogskizze scheint in den Dialogpassagen auf BS 58 b [2], Bl. 15 wieder auf. Sämtliche dieser Blätter bzw. Blattteile sind Bestandteil von TS1/A4. Neben E5 und dem TS1/A3 zugehörigen Text des Blattes hat Horváth auf BS 58 b [2], Bl. 24v mit Schreibmaschine „ZWEITES“ getippt. Vermutlich hätte dieses Blatt zuerst für eine Neufassung des Bildbeginns verwendet werden sollen. T2 = ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 9, 15–17, 20, 21, 26, 27, 30, 33, 34, 37, 39, ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 10–13, 15, 16 Insgesamt 19 Blatt, davon 2 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), halbierter Bogen, 1 Blatt unliniertes Papier (47 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (554 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (220 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (338 × 210 mm), halbierter Bogen, 1 Blatt unliniertes Papier (155 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (102 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (193 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (165 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (296 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (195 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (50 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (434 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (398 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (424 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (322 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (522 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (447 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift; masch. Paginierung 10 auf BS 58 b [2], Bl. 30, masch. Paginierung 12 auf BS 58 b [2], Bl. 15, masch. Paginierung 14 auf BS 58 b [2], Bl. 16, masch. Paginierung jeweils 15 auf BS 58 b [2], Bl. 17, 33, masch. Paginierung 16, 17 auf BS 58 b [2], Bl. 20, 21, überklebte masch. Paginierung 13 auf BS 58 b [2], Bl. 15, hs. Paginierung 13–16 auf BS 58 b [2], Bl. 16, 17, 20, 21, masch. Paginierung 8–11, 13, 14 auf BS 59, Bl. 10–13, 15, 16 TS1/A4 = fragm. Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“) konstituiert durch BS 59, Bl. 10, 11, BS 58 b [2], Bl. 37, 30, BS 59, Bl. 12, 13, BS 58 b [2], Bl. 39, 15, 9, 15 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS1/A5 = Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“) konstituiert durch BS 59, Bl. 10, 11, BS 58 b [2], Bl. 37, 30, BS 59. Bl. 12, 13, BS 58 b [2], Bl. 39, 15, 16, 17, BS 59, Bl. 15, BS 58 b [2], Bl. 20, 21 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt)
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Chronologisches Verzeichnis
TS1/A6 = fragm. Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“) konstituiert durch BS 59, Bl. 10, 11, BS 58 b [2], Bl. 37, 30, BS 59. Bl. 12, 13, BS 58 b [2], Bl. 39, 15, 16, 17, BS 59, Bl. 15, BS 58 b [2], Bl. 26, BS 59, Bl. 16, BS 58 b [2], Bl. 27 (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte) TS1/A7 = Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“) konstituiert durch BS 59, Bl. 10, 11, BS 58 b [2], Bl. 37, 30, BS 59. Bl. 12, 13, BS 58 b [2], Bl. 39, 15, 16, 17, BS 59, Bl. 15, BS 58 b [2], Bl. 33, BS 59, Bl. 16, BS 58 b [2], Bl. 34 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt)
Nachdem Horváth E5 auf BS 58 b [2], Bl. 24v eingetragen hat, setzt er die Überarbeitung des zweiten Bildes „Am nächsten Tage“ in A4 fort. Zuerst ersetzt er BS 58 b [2], Bl. 35 mit einem neuen Teil von BS 59, Bl. 10, den er an den bestehenden anklebt. Der auf diesem Blattteil getippte Text entspricht den zahlreichen hs. Änderungen auf BS 58 b [2], Bl. 35 in A3. Anschließend fixiert Horváth den auf BS 58 b [2], Bl. 24v hs. notierten Text auf einem aus BS 58 b [2], Bl. 30 und dem unteren Teil von BS 59, Bl. 12 bestehenden Blatt, wobei er den Dialog noch weiter ausarbeitet. Die hier abgetippte Regieanweisung „sieht ihn zum zweitenmal gross an“ entspricht der hs. Korrektur der Blickzählung Lemniselenis’ auf dem untersten Teil von BS 59, Bl. 10 (vgl. den Kommentar zu A3). Für das darauf folgende Blatt greift er auf den bereits bestehenden Teil von BS 59, Bl. 13 zurück und trennt von diesem BS 58 b [2], Bl. 32 und Bl. 38 ab. Sie werden durch zwei neue Teile von BS 59, Bl. 13 ersetzt, der obere Teil weist hier den in E4 skizzierten Dialog über den Vesuv auf, womit sich die textgenetische Abhängigkeit belegen lässt. Hier wird auch die Zählung der Blicke fortgesetzt, Lemniselenis sieht Toxilus „zum drittenmal gross an“. Zum unteren Teil von BS 59, Bl. 13 gehört zu diesem Zeitpunkt noch das Blatt BS 58 b [2], Bl. 39, wie eine gemeinsame Schnittkante zeigt. Dadurch lässt sich der Textanschluss auf einen weiteren Teil von BS 58 b [2], Bl. 15 vollziehen, der hier noch ein gemeinsames Blatt mit BS 58 b [2], Bl. 9 und einem weiteren Teil von BS 58 b [2], Bl. 15 bildet. Dieser weist die später überklebte Paginierung 13 auf, war also im Kontext von A4 noch ein eigenständiges Blatt, das erst in A5 mit den weiteren überlieferten Teilen des Blattes montiert wurde. Horváth verfasst hier jedoch keinen neuen Text, sondern bricht die Bearbeitung bereits nach dem Eintrag der Paginierung ab. In A5 zerteilt Horváth das in K5/TS6/A14 eingefügte Blatt, bestehend aus BS 58 b [2], Bl. 8 und 10 sowie zwei Teilen des späteren Bl. 15, und verklebt diese Teile mit den in A4 eingefügten, wobei das in A3 mit eingefügte Bl. 9 ausscheidet. Dabei versieht er das zuvor nur mit Paginierung versehene Blatt mit neuem, auf diese Montage bezogenem Text. Textlich ist so der Anschluss an das ältere Material von TS6/A16 folgend auf BS 58 b [2], Bl. 16 gegeben, das der Autor mittels Anpassung der Paginierung mit dem neuen Material verbindet. Mit A5 liegt somit eine erste vollständige Fassung des Bildes „Am nächsten Tage“ in Konzeption 6 vor. Parallel zur Korrektur der Paginierung trägt Horváth Korrekturen auf den Blättern ein, die zuletzt in K5/TS6/A16 höchstwahrscheinlich nur in der Grundschicht vorgelegen haben (vgl. den Kommentar dort). Dies betrifft insbesondere die seit K5/TS6/A15 bzw. A16 im Produktionsprozess befindlichen Teile von BS 59, Bl. 15 (ab dem Auftritt Dordalus’), die über zwei separat entstandene Korrekturschichten verfügen, wobei die zweite Überarbeitung im Rahmen einer Gesamtkorrektur der Blätter in den letzten Ansätzen, vermutlich sogar erst in TS1/A10 entstanden sein dürfte, wie die große Ähnlichkeit einiger Korrekturen der Blätter der Mappe BS 59 nahelegt. Ausschlaggebend für diese Vermutung sind vor allem die Korrekturen auf BS 59, Bl. 14, das erst in A8 eingefügt wird. Aber auch ein Großteil der übrigen Korrekturen auf den bereits eingefügten
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Konzeption 6
Blättern bzw. Blattteilen der Mappe BS 59 dürfte erst sehr spät entstanden sein, sieht man von inhaltlich zwingenden Eingriffen wie der Neuzählung von Lemniselenis’ Blick auf BS 59, Bl. 10 ab. Ein Indiz dafür ist die Überarbeitung einer Replik Lemniselenis’ auf BS 59, Bl. 13. Sie deutet an einer Stelle auf den Vesuv „im Hintergrunde“, was in der Korrekturschicht zu „um die Ecke“ geändert wird. Dieser Eingriff ist nur sinnvoll im Zusammenhang mit der Änderung des Prologtextes sowie der Streichung der Szenenanweisung „Und in der Ferne raucht der Vesuv“ in K7/TS3/A1 bzw. A2, die durch K7/E2 angezeigt werden (vgl. den Kommentar dort). Die Ansätze A6 und A7 betreffen den Schluss des Bildes. Die in A5 mittels Paginakorrektur neuerlich angeschlossenen Blätter BS 58 b [2], Bl. 20 und Bl. 21 ersetzt Horváth durch ein aus BS 58 b [2], Bl. 26, einem Teil von BS 59, Bl. 16 sowie einem nicht überlieferten Blattteil bestehendes Blatt, auf dem er den Auftritt des Aufsehers vor den Abgang Dordalus’ verlegt und einen neuen Dialogverlauf rund um Lemniselenis’ Flucht formuliert. Der anschließend an Bl. 16 fehlende Teil bildete vermutlich den Übergang zu Blatt BS 58 b [2], Bl. 27, das aufgrund der in A7/BS 58 b [2], Bl. 34 umgesetzten Korrekturen A6 zugeordnet werden kann. Anschließend an BS 58 b [2], Bl. 27 ist in A6 kein weiteres Material überliefert. Nach einer hs. Überarbeitung des neuen Materials, zu der hier auch die der in A8 ausscheidenden Blätter gezählt wird (vgl. zur Reichweite der Korrekturschicht im gesamten Typoskript auch die Anmerkung zu A5 oben sowie ergänzend den Kommentar zu A8), trennt Horváth in A7 BS 58 b [2], Bl. 26 von BS 59, Bl. 16 ab und ersetzt diesen Teil durch BS 58 b [2], Bl. 33. An BS 59, Bl. 16 klebt er BS 58 b [2], Bl. 34 an, womit neuerlich eine vollständige Fassung des Bildes in der Grundschicht vorliegt. Die hs. Überarbeitung der neu eingefügten Blätter indes weist bereits auf die neuerliche Adaption des Bildschlusses in A8 voraus und ist vermutlich erst später entstanden (vgl. den Kommentar zu A8 sowie zu E7). H5 = ÖLA 3/W 119 – BS 58 d [2], Bl. 2v 1 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte, hs. Paginierung 16 TS2 = fragm. Fassung (Grundschicht)
H6 = ÖLA 3/W 119 – BS 58 d [2], Bl. 1v, 2v, 3v Insgesamt 3 Blatt, davon 2 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), halbierter Bogen, 1 Blatt unliniertes Papier (341 × 207 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte und roter Buntstift, hs. Paginierung 16–18 auf Bl. 2v, 1v, 3v TS3 = fragm. Fassung (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte)
Mit TS2 und TS3 liegen zwei fragmentarische Fassungen des dritten Bildes „Wieder vor der Villa“ vor. TS2 wurde am Kopf von BS 58 d [2], Bl. 2v eingetragen und sogleich wieder gestrichen. Direkt darunter beginnt, durch eine erneute Eintragung der Paginierung 16 klar abgegrenzt, TS3. Durch die verwendete Paginierung lässt sich die Entstehung von TS2 und TS3 nach TS1/A7 erschließen, dort liegt zuletzt die Paginierung 15 vor. Allein aufgrund der Paginierung wäre auch ein Anschluss an K5/TS6/A8 denkbar, da die dort vorliegende Fassung ebenfalls mit der Paginierung 15 endet. Gegen diesen Anschluss spricht allerdings die bisherige Gestaltung des Bildes „Wieder vor der Villa“. Der in TS3 erarbeitete neue Bildbeginn, der den Auftritt Paegniums zeigt, wird in den weiteren Bearbeitungen des Bildes ab TS5 beibehalten und hebt sich klar von der zuletzt vorliegenden Fassung des Bildes in K5/TS10 ab. Da diese sich
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Chronologisches Verzeichnis
aufgrund ihrer Paginierung 18 nur an K5/TS6/A16 anschließen lässt, kann TS3 (und damit wohl auch TS2) nur im Anschluss an TS1/A6 bzw. A7 entstanden sein. Alle drei Blätter dieser beiden Textstufen wurden später wiederverwendet und tragen auf ihren jeweiligen Recto-Seiten Teile des Typoskripts von TS9 zum Bild „In einem Keller“. In TS2 notiert Horváth eine nur wenige Zeilen umfassende Replik des Aufsehers in seiner Rolle als Ankläger vor dem Sklavengericht. Diese Replik war wahrscheinlich als Beginn einer längeren Ausarbeitung intendiert, wie die Setzung einer Paginierung sowie die charakteristische Ausnutzung des Blattraumes zeigen. Noch bevor Horváth die Replik vollständig ausgeführt hat, streicht er sie und beginnt mit TS3. Das Bild setzt hier mit einem Auftritt Paegniums ein (vgl. K5/E14), der von Matrosa in das Geschehen eingeführt wird und Toxilus’ Partei ergreift. Die folgenden Dialogpassagen orientieren sich am Text von K5/TS10: Toxilus soll in den Brunnen geworfen werden, widersetzt sich jedoch und flieht. Wesentlich für die Weiterentwicklung des Stückes ist Matrosas Anmerkung, Lemniselenis sei zu ihrem Bruder geflohen, worauf Toxilus von ihr verlangt, ihn hinzuführen. Teile dieses Dialogs verschiebt Horváth später in einer hs. Überarbeitung von TS1/A7 in das vorangehende Bild „Am nächsten Tage“ (vgl. den Kommentar dort, vgl. auch K7/TS4/BS 59, Bl. 16 bzw. TS5/ÖLA 3/W 27, Bl. 21). Sowohl TS2 als auch TS3 verfügen über keine Bildnummer bzw. Szenenanweisung. Möglicherweise hatte Horváth zunächst vor, die Blätter in die bestehende Fassung des Bildes in K5/TS10 zu integrieren, worauf eine singuläre Paginakorrektur (18 zu 16) auf BS 58 c [2], Bl. 2 sowie die dort nicht sinnvoll integrierbare hs. Eintragung der Figurennamen Aufseher und Lemniselenis am Beginn des Bildes hindeuten (vgl. dazu den Kommentar zu K5/TS10). Durch die mit dem letzten Blatt von TS3 erreichte Paginierung 18 kann TS4 zum Bild „Bei Bagnio“ als nächste Textstufe der genetischen Reihe erschlossen werden. Mit TS5 bzw. TS8 nimmt Horváth schließlich die Bearbeitung des Bildes „Wieder vor der Villa“ neu auf. Diese weisen ihrerseits eine veränderte Paginierung auf, woraus sich weitere genetische Abhängigkeiten erschließen lassen (vgl. den Kommentar zu TS5 und TS8). H7 = ÖLA 3/W 118 – BS 58 d [1], Bl. 4v, ÖLA 3/W 119 – BS 58 d [2], Bl. 4 1 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), halbierter Bogen, 1 Blatt unliniertes Papier (341 × 207 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte, hs. Paginierung 19 auf BS 58 d [1], Bl. 4v, hs. Paginierung 20, 25 auf BS 58 d [2], Bl. 4 TS4 = fragm. Fassung des vierten Bildes des II. Teils („Bei Bagnio“) (Korrekturschicht)
Bei TS4 handelt es sich um eine erste hs. Textstufe des Bildes „Bei Bagnio“, das zuvor in mehreren Entwürfen erwähnt wurde (vgl. K5/E13, E15 und K6/E1). Die zunächst eingetragene Zählung als viertes Bild sowie die Untergliederung „II. Teil“ stellen einen klaren Bezug zu E1 und E4 her, in denen die Gliederung des Stückes in drei Teile zu je drei Bildern skizziert ist. Die genetische Reihung von TS4 ergibt sich im Detail einerseits über die Paginierung 19, die an TS3 anschließt, sowie andererseits infolge der später geänderten Bildnummerierung, wodurch der vorliegende Text als drittes Bild ausgewiesen wird (vgl. zu diesem Vorgang TS6). Beide Blätter von TS4 wurden später wiederverwendet. Auf der Recto-Seite von BS 58 d [1], Bl. 4 befindet sich der Schluss der Fassung des Bildes „In einem Keller“ von TS10. Auf BS 58 d [2], Bl. 4 wiederum wurde der zu TS4 gehörende Text am Kopf des Blattes gestrichen und darunter, beginnend mit der Paginierung 25, neuer Text eingetragen, der Teil der Fassung des Bildes „In einem Keller“ von TS9 ist.
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Konzeption 6
TS4 verfügt über keine Angaben zum Schauplatz des Bildes. Zuvor war wiederholt eine „Höhle“ vorgesehen (K5/E13 und K6/E1), ab TS9 nennt die Szenenanweisung einen „Keller in Pompeji“ (vgl. TS9/BS 58 d [2], Bl. 1) als Handlungsort. Bagnio und der Parasit unterhalten sich über die Flucht Lemniselenis’, die sie beide für unüberlegt halten. Lemniselenis tritt auf und spricht mit dem Parasiten, der „gekränkt“ (BS 58 d [2], Bl. 4) ist, da er sie „glücklich verkauft“ hätte. Nach einer weiteren Replik Lemniselenis’ bricht Horváth die Ausarbeitung ab und notiert darunter „Plautus“. Damit bezieht er sich neuerlich auf den Persa des römischen Dichters, und zwar auf den Dialog zwischen dem Parasiten Saturio und seiner Tochter Lukris über ihren bevorstehenden Scheinverkauf, mit dem der Sklavenhändler Dordalus aufs Kreuz gelegt werden soll (vgl. PER13–PER16). In der Korrekturschicht hat Horváth zahlreiche kleinere Veränderungen vorgenommen, die vermutlich in zwei Bearbeitungsgängen entstanden sind. In den Eingangsrepliken ändert er Bagnios Beschäftigung vom Messerschleifen zum Geldfälschen. Die kriminelle Karriere Bagnios als Fälscher wird in den späteren Bearbeitungen beibehalten und motivisch ausgebaut, frühere Entwürfe und Textstufen sahen für die Figur alternativ noch Überfälle und Einbrüche vor (vgl. K5/E5 und K6/E1). Angedeutet wurde Bagnios Karriere als Falschmünzer bereits in K5/TS5/BS 58 f [3], Bl. 1v, wo er deswegen eingesperrt wird und Toxilus im Kerker trifft. Weitere Überarbeitungen in TS4 betreffen kleinere Dialogpartien. Davon abzuheben ist die Adaption der Bildnummerierung: Horváth streicht die Gliederung „II. Teil“ und korrigiert die Bildnummerierung um eins nach unten, wodurch „Bei Bagnio“ das dritte Bild darstellt. Die Adaption gehört zu einer auch die vorangehenden Bilder betreffenden Korrektur der Nummerierung, die der Umbenennung des ersten Bildes „Kleiner Privathafen vor einer Villa“ zu „Vorspiel“ folgt, und ist erst im Zusammenhang von TS6 entstanden (vgl. den Kommentar dort). Da Horváth sowohl für die Änderungen am Dialogtext als auch für die Korrektur der Bildnummerierung dieselbe Tinte verwendet hat, ist kein materieller Anhaltspunkt für eine genauere Abgrenzung der Korrekturen gegeben. Auch die mit der Korrektur einhergehenden inhaltlichen Veränderungen lassen keine Rückschlüsse zu. Die hier gewählte Darstellung setzt die Änderungen am Dialogtext in TS4 vollständig um, nicht jedoch die Korrektur der Bildnummerierung, die erst definitiv mit der Bearbeitung in TS6 vorliegt. T3 = ÖLA 3/W 115 – BS 58 c [1], Bl. 1–4 Insgesamt 4 Blatt, davon 2 Blatt unliniertes Papier (338 × 210 mm), halbierter Bogen, 2 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), halbierter Bogen, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, masch. Paginierung 16–19 TS5 = fragm. Fassung des dritten Bildes („Wieder vor der Villa“) (Korrekturschicht)
Mit TS5 setzt Horváth seine Arbeit am Bild „Wieder vor der Villa“ fort. Die Textstufe kann durch die Einarbeitung des Auftritts Paegniums zu Beginn des Bildes (vgl. TS3) von den vorangehenden Bearbeitungen abgegrenzt werden. Die Paginierung 16 schließt wieder an die zuletzt in TS1/A7 vorliegende Paginierung an. TS5 weist auf BS 58 c [1], Bl. 4 zuletzt die Paginierung 19 auf, die keinen Anschluss an die weiteren Textstufen zum folgenden Bild „Bei Bagnio“ bzw. „In einem Keller“ ermöglicht. TS4 zum Bild „Bei Bagnio“ ist demgemäß vorher im Anschluss an TS3 entstanden, die späteren Textstufen zum Bild „In einem Keller“ beginnend mit TS9 wiederum setzen die abermalige Fassung des Bildes „Wieder vor der Villa“ in TS8/A3 voraus (vgl. den Kommentar dort).
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Chronologisches Verzeichnis
TS5 enthält eine fragmentarische Fassung des Bildes, die auf BS 58 c [1], Bl. 4 mit Matrosas Erzählung über den „neuen Gott“ noch vor Toxilus’ gewaltsamer Flucht abbricht. Der Text basiert auf TS3, wobei einige Formulierungen bzw. Dialogverläufe abgeändert wurden. Neu ist der auf BS 58 c [1], Bl. 2 eingefügte Bericht Paegniums über die nächtliche Aktivität des Vesuvs. Die Verteidigungsrede Toxilus’ sowie Matrosas Erzählung vom „neuen Gott“ hat Horváth nicht vollständig ausgearbeitet, sondern verweist für einige Passagen zurück auf den dritten Akt der Endfassung von Ein Sklavenball (K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 37, 38 und 40). Alle Blätter dieser Textstufe wurden teilweise intensiv hs. überarbeitet, wobei sich einige Eintragungen nicht sinnvoll in den übrigen Text integrieren lassen. Nicht zur unmittelbaren Korrekturschicht von TS5 gehört die Adaption der Bildnummerierung auf Bl. 1, mit der das Bild „Wieder vor der Villa“ als zweites Bild bezeichnet wird. Diese Änderung hat Horváth erst zusammen mit der Adaption der Nummerierung der zu diesem Zeitpunkt der Werkgenese jeweils gültigen Fassungen der weiteren Bilder in TS6 vorgenommen.
H7 = ÖLA 3/W 118 – BS 58 d [1], Bl. 4v, ÖLA 3/W 119 – BS 58 d [2], Bl. 4 T4 = ÖLA 3/W 111 – BS 58 a, Bl. 2, 4, ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 15–17, 30, 33, 34, 37, 39, ÖLA 3/W 115 – BS 58 c [1], Bl. 1–4, ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 4–13, 15, 16 Insgesamt 28 Blatt, davon 1 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), halbierter Bogen und 1 Blatt unliniertes Papier (341 × 207 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte und roter Buntstift, 5 Blatt unliniertes Papier (338 × 209 mm), halbierter Bogen, 3 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), halbierter Bogen, 2 Blatt unliniertes Papier (340 × 208 mm), halbierter Bogen, 1 Blatt unliniertes Papier (236 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (346 × 203 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (554 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (220 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (193 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (165 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (296 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (195 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (50 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (455 × 210 mm), halbierter Bogen, teilweise Wasserzeichen „Drei Sterne“, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (434 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (398 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (424 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (322 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (522 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (447 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift, Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand; masch. Paginierung 1 auf BS 58 a, Bl. 4, masch. Paginierung 10 auf BS 58 b [2], Bl. 30, masch. Paginierung 12 auf BS 58 b [2], Bl. 15, masch. Paginierung 14 auf BS 58 b [2], Bl. 16, masch. Paginierung jeweils 15 auf BS 58 b [2], Bl. 17, 33, überklebte masch. Paginierung 13 auf BS 58 b [2], Bl. 15, hs. Paginierung 13, 14 auf BS 58 b [2], Bl. 16, 17, masch. Paginierung 16–19 auf BS 58 c [1], 1–4, masch. Paginierung 2–11, 13, 14 auf BS 59, Bl. 4–13, 15, 16 TS6 = fragm. Fassung (nicht gedruckt)
TS6 liegt eine kleinere Adaption der Stückkonzeption zugrunde, die in keinem Entwurf dokumentiert ist. Sie kann allein aus der vermutlich gleichzeitig vonstatten gehenden Korrektur der Bildnummerierung der zu diesem Zeitpunkt der Genese vorliegenden Fassungen der einzelnen Bilder erschlossen werden. Auf den jeweils ersten Blättern der gültigen Fassung des zweiten („Am nächsten Tage“, BS 59, Bl. 10), drit-
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Konzeption 6
ten („Wieder vor der Villa“, BS 58 c [1], Bl. 1) und vierten Bildes („Bei Bagnio“, BS 58 d [1], Bl. 4v) korrigiert Horváth die Nummerierung um je eins nach unten. Für das zuvor erste Bild („Kleiner Privathafen vor einer Villa am Meer“) ist eine ähnliche Korrektur zur Bezeichnung „Vorspiel“ anzunehmen, die jedoch aufgrund eines Überlieferungsverlusts (vgl. den Kommentar zu K5/TS5) nur über ihre masch. Umsetzung auf dem in TS7/A2 angeklebten Teil von BS 58 a, Bl. 4 erschlossen werden kann. Die Annahme einer eigenen Textstufe für die Überarbeitung ergibt sich aus dem von anderen Arbeiten unterbrochenen genetischen Zusammenhang der dieser Adaption unterworfenen Fassungen (K5/TS5/A3, K6/TS1/A7, TS3 und TS5). Horváth muss die betroffenen Blätter bewusst nochmals zur Hand genommen und die Nummerierung geändert haben. Ob jedoch mit TS6 auch eine vom Autor so intendierte fragmentarische Fassung des Stückes anzunehmen ist, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Die hier vollzogene Adaption der Bildnummerierung wird später in TS14 wieder rückgängig gemacht. T5 = ÖLA 3/W 111 – BS 58 a, Bl. 2, 4, ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 4–9 Insgesamt 8 Blatt, davon 3 Blatt unliniertes Papier (338 × 208 mm), halbierter Bogen, 2 Blatt unliniertes Papier (340 × 208 mm), halbierter Bogen, 1 Blatt unliniertes Papier (236 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (346 × 203 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (455 × 210 mm), halbierter Bogen, teilweise Wasserzeichen „Drei Sterne“, geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift und Kugelschreiber von fremder Hand; masch. Paginierung 1 auf BS 58 a, Bl. 4, masch. Paginierung 2–7 auf BS 59, Bl. 4–9 TS7/A1 = fragm. Fassung des Vorspiels konstituiert durch BS 58 a, Bl. 4, BS 59, Bl. 4, BS 58 a, Bl. 2, BS 59, Bl. 5–9 (= K5/TS5/A3; nicht gedruckt) TS7/A2 = Fassung des Vorspiels konstituiert durch BS 58 a, Bl. 4, BS 59, Bl. 4, BS 58 a, Bl. 2, BS 59, Bl. 5–9 (nicht gedruckt)
Die Einordnung von TS7 in die genetische Reihe von Pompeji folgt der Adaption der Bildnummerierung in TS6. Während diese sich im Falle der jeweils gültigen Fassungen des zweiten bis vierten bzw. nun ersten bis dritten Bildes anhand einer entsprechenden hs. Korrektur eindeutig belegen lässt, kann sie für das nun als „Vorspiel“ bezeichnete Bild „Kleiner Privathafen vor einer Villa am Meer“ (zuletzt K5/TS5/A3) nur im Nachhinein erschlossen werden. Grund dafür ist der Überlieferungsverlust eines zuvor zu BS 58 a, Bl. 4 gehörigen Blattteils, den Horváth in A1 abgetrennt und in A2 durch einen neuen Teil ersetzt hat. Auf diesem ist die Bezeichnung „Vorspiel“ bereits in der Grundschicht umgesetzt. Da weitere Hinweise zu diesem Materialtausch fehlen, wurde er unmittelbar auf TS6 folgend eingeordnet. In TS14 schließlich macht Horváth die Adaption der Bildnummerierung wieder rückgängig, was anhand der hs. Korrektur der Bezeichnung auf dem neu eingeklebten Teil von BS 58 a, Bl. 4 belegt werden kann. H8 = ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 18v 1 Blatt unliniertes Papier (62 × 208 mm), halbierter Bogen, geschnitten, schwarzblaue Tinte und Bleistift E6 = Repliken zum 2. Bild
Mit E6 liegen zwei Repliken zu einem zweiten Bild vor, die nur schwierig in die genetische Reihe einzuordnen sind. Der Entwurf wurde auf die Rückseite von BS 58 b
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Chronologisches Verzeichnis
[2], Bl. 18 notiert, das auf der Vorderseite Text des Bildes „Am nächsten Tage“ enthält und bereits in K5/TS6/A15 gegen neues Material ausgetauscht wurde. Dies würde zunächst eine Einordnung des Blattes in Konzeption 5 nahelegen, dagegen spricht allerdings die Eintragung „2. Bild“ zusammen mit den der Figur des Vorsitzenden zugewiesenen Repliken. Diese Figur kommt nur im Bild „Wieder vor der Villa“ vor, das erst nach der Adaption der Bildnummerierung in TS6 als zweites Bild des Stückes gezählt wird. Inhaltlich wäre ansonsten nur ein Zusammenhang mit K5/TS7 denkbar, da in dieser Phase das Sklavengericht noch Teil des zweiten Bildes „Am nächsten Tage“ ist und in K5/TS7 die Figur des Vorsitzenden vorkommt. Dagegen spricht aber, dass die Anordnung der Repliken auf BS 58 b [2], Bl. 18v exakt von der Schnittkante des Blattes definiert wird und diese erst nach der Entscheidung für ein separates (drittes) Bild zum Sklavengericht spätestens mit K5/TS6/A8 entstanden ist. Die beiden Repliken wurden mit unterschiedlichem Schreibmaterial, schwarzblauer Tinte und Bleistift, eingetragen. Mit Bleistift ausgeführte Entwürfe bzw. damit gesetzte Korrekturen in Textstufen sind in den überlieferten Materialien zu Pompeji zwar häufig, lassen sich jedoch immer nur in kleinem Umfang genetisch aufeinander beziehen (vgl. etwa K5/TS6/A8). Im Fall von E6 sind keine derartigen Zusammenhänge zu erkennen. Der eingetragene Text lässt sich nicht zweifelsfrei auf eine der Textstufen zum Bild „Wieder vor der Villa“ beziehen. Beide Repliken betreffen wahrscheinlich die Reaktion des Vorsitzenden auf Toxilus’ Aussage, Amor habe ihn zu seiner Tat veranlasst. Diese ist zuerst in K5/TS10 festgehalten, wo aus dem zweiten Akt von Ein Sklavenball entnommener Text Bagnios („Ja, lieben denn Sklaven auch?“, K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 24) vom Vorsitzenden gesprochen wird. Diese Replik äußert der Vorsitzende auch in TS5. In TS8/A3 ändert Horváth in der Korrekturschicht die Replik zu „Ja, darf sich denn ein Sklave das leisten, wirklich zu lieben?“ (BS 58 c [2], Bl. 5), was in leicht veränderter Form auch in die Endfassung eingeht (vgl. K7/TS5). Möglicherweise wurde BS 58 b [2], Bl. 18v als Beiblatt während der Erarbeitung von TS8 benützt. T6 = ÖLA 3/W 116 – BS 58 c [2], Bl. 4–6, 8, 9, 11, ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 17–20 Insgesamt 10 Blatt, davon 1 Blatt unliniertes Papier (178 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (68 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (177 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (138 × 207 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (85 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), halbierter Bogen, 1 Blatt unliniertes Papier (340 × 208 mm), halbierter Bogen, 1 Blatt unliniertes Papier (450 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (371 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (437 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift; masch. Paginierung 18–20 auf BS 58 c [2], Bl. 9, 7, 11, hs. Paginierung 18, 19 auf BS 58 c [2], Bl. 7, 11, masch. Paginierung 16 auf BS 59, Bl. 17, masch. Paginierung jeweils 17 auf BS 59, Bl. 18, 19, masch. Paginierung 18 auf BS 59, Bl. 20, hs. Paginierung 15, 16 auf BS 59, Bl. 17, 18 TS8/A1 = fragm. Fassung des zweiten Bildes („Wieder vor der Villa“) konstituiert durch BS 59, Bl. 17, 18, BS 58 c [2], Bl. 6 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS8/A2 = fragm. Fassung des zweiten Bildes („Wieder vor der Villa“) konstituiert durch BS 59, Bl. 17, 18, BS 58 c [2], Bl. 8, 9, BS 59, Bl. 19, BS 58 c [2], Bl. 7, 4 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS8/A3 = Fassung des zweiten Bildes („Wieder vor der Villa“) konstituiert durch BS 59, Bl. 17, 18, BS 58 c [2], Bl. 8, 9, BS 59, Bl. 19, BS 58 c [2], Bl. 7, 5, BS 59, Bl. 20, BS 58 c [2], Bl. 11 (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte)
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Konzeption 6
In TS8 beginnt Horváth eine mehrere Ansätze umfassende Ausarbeitung des nun zweiten Bildes „Wieder vor der Villa“, das zuletzt als drittes Bild in TS5 vorlag. Die in TS6 vorgenommene Änderung der Bildnummerierung des Stückes ist hier in der Grundschicht von BS 59, Bl. 17 schon realisiert. Über die masch. Paginierung 16 schließen A1–A3 an das nun erste Bild „Am nächsten Tage“ von TS1/A7 an. Eine hs. Korrektur dieser Paginierung hat Horváth später anschließend an die Überarbeitung des Bildschlusses des ersten Bildes (vgl. TS1/A10) in A4 vorgenommen. Da sich zugleich TS9 zum Bild „In einem Keller“ nur an die mit A3 vorliegende Paginierung anschließen lässt, wurde die Bearbeitung des Bildes „Wieder vor der Villa“ in TS8 nach A3 vorläufig abgeschlossen und erst nach Abschluss von TS1/A10 wieder aufgenommen. Horváth beginnt in A1 damit, die in der Korrekturschicht von TS5 zuletzt vorliegende Fassung des Bildes in einem neuen Typoskript umzusetzen. Nachdem er die Nebentexte und den Auftritt Paegniums samt seinem Bericht über die nächtliche Aktivität des Vesuvs auf BS 59, Bl. 18 sowie einem aus dem obersten Teil von BS 59, Bl. 18 und BS 58 c [2], Bl. 6 bestehenden Blatt getippt hat, bricht das Typoskript mitten in einer Regieanweisung des Vorsitzenden ab. Vermutlich haben hier noch weitere Blätter vorgelegen, die nicht überliefert sind. Die vorhandenen Blätter werden hs. überarbeitet, wobei die Ähnlichkeit der Korrekturen auf den beibehaltenen wie ersetzten Blättern darauf hindeutet, dass alle Korrekturen zur selben Zeit im jeweils maßgeblichen Ansatz eingetragen wurden. Horváth trennt BS 58 c [2], Bl. 6 ab und ersetzt es in A2 durch ein aus einem weiteren Teil von BS 59, Bl. 18 und BS 58 c [2], Bl. 8 bestehendes Blatt. Die hier beginnende Verhandlung und Toxilus’ Verteidigungsrede wurde auf zwei Blättern getippt, die aus BS 58 c [2], Bl. 9 und einem Teil von BS 59, Bl. 19 bzw. einem Teil von BS 58 c [2], Bl. 7 und BS 58 c [2], Bl. 4 bestehen. Der Text folgt mit einigen kleineren Änderungen der Korrekturschicht von TS5. Da BS 58 c [2], Bl. 4 nur zum Teil beschrieben ist, kann von einem Abbruch der Bearbeitung ausgegangen werden. Danach fügt Horváth auf BS 58 c [2], Bl. 4 hs. Korrekturen ein, trennt das Blatt ab und klebt in A3 ein neues, aus einem weiteren Teil von BS 58 c [2], Bl. 7, Bl. 5 sowie einem Teil von BS 59, Bl. 20 bestehendes Blatt an. Auf dem darauf folgenden Blatt BS 58 c [2], Bl. 11 tippt er den Schluss des Bildes, der Text von TS3 aufnimmt. Damit liegt in der Grundschicht von A3 eine vollständige Fassung des Bildes „Wieder vor der Villa“ vor, an deren Paginierung der Autor mit einer Fassung des Bildes „In einem Keller“ in TS9 anschließt. Wann die hs. Überarbeitung der in A2 bzw. A3 eingefügten Blätter geschehen ist, lässt sich nicht mit Sicherheit bestimmen. Sie dürfte aber in den meisten Fällen bereits im selben Ansatz vorgenommen worden sein, da der Korrekturduktus auf den verbleibenden wie ersetzten Blättern äußerst ähnlich ist. Unwahrscheinlich ist, dass einige umfangreiche Korrekturen der Urteilsverkündung durch den Vorsitzenden auf BS 58 c [2], Bl. 8 erst in A4, vor der Ersetzung des Blattes eingetragen wurden, da Horváth zuvor bereits bei weniger gravierenden Eingriffen Blätter ausgetauscht hat. Auf dem Blatt lässt sich die Überlagerung zweier separater Korrekturvorgänge ausmachen, deren erster Bestandteil von A3 ist. Mit einiger Sicherheit ist eine längere Eintragung auf BS 58 c [2], Bl. 11 ebenfalls erst in A4, kurz vor der Ersetzung des Blattes, entstanden, da sie sich auf die Dialogskizze E7 („Nichts Genaues weiss man nicht“) bezieht (vgl. „Nichts Gewisses weiss man nicht“, TS8/A5 bzw. K7/TS4/BS 59, Bl. 21). Zwei auf BS 58 c [2], Bl. 11 mit rotem Buntstift ausgeführte Markierungen
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Chronologisches Verzeichnis
von Textpassagen sind erst in A4 entstanden, wo sie mit einer Anmerkung in Tinte („VII. Bild“) im Zusammenhang stehen dürften, die vermutlich ebenfalls nicht Teil der aktuellen Bearbeitung ist (vgl. den Kommentar zu A5). H9 = ÖLA 3/W 119 – BS 58 d [2], Bl. 4, ÖLA 3/W 122 – BS 58 e [1], Bl. 4v, ÖLA 3/W 126 – BS 58 f [2], Bl. 8v 7 T = ÖLA 3/W 115 – BS 58 c [1], Bl. 3v, ÖLA 3/W 119 – BS 58 d [2], Bl. 1–3 Insgesamt 7 Blatt, davon 1 Blatt unliniertes Papier (341 × 207 mm), halbierter Bogen und 1 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte und roter Buntstift, 4 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), halbierter Bogen, 1 Blatt unliniertes Papier (341 × 207 mm), halbierter Bogen, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift; masch. Paginierung 23 auf BS 58 c [1], Bl. 3v, masch. Paginierung 21, 22, 24 auf BS 58 d [2], Bl. 1–3, hs. Paginierung 20 und 25 auf BS 58 d [2], Bl. 4, hs. Paginierung 27 auf BS 58 e [1], Bl. 4v, hs. Paginierung 26 auf BS 58 f [2], Bl. 8v TS9 = Fassung des dritten Bildes („In einem Keller“) (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte)
TS9 lässt sich in die genetische Reihe durch den Anschluss der Paginierung an die mit TS8/A3 vorliegende Fassung des Bildes „Wieder vor der Villa“ einordnen. Mit TS9 liegt in der Korrekturschicht erstmals eine vollständige Fassung des hier dritten Bildes „In einem Keller“ vor, das vorher unter dem Titel „Bei Bagnio“ firmierte (vgl. K5/E13, E15, K6/E1 und TS4). In der Grundschicht ist das Bild nur auf den Blättern BS 58 d [2], Bl. 1–3 sowie BS 58 c [1], Bl. 3v ausgearbeitet. Auf BS 58 d [2], Bl. 3 bricht Horváth mit dem Auftritt Toxilus’ ab und trägt hs. Änderungen in das Typoskript ein. Danach führt er die Textstufe hs. fort und überarbeitet die neu hinzukommenden Blätter nach Abschluss des Bildes ebenfalls. Später eingefügt wurde eine durchgängige Streichung des gesamten Textes auf BS 58 e [1], Bl. 4v mit rotem Buntstift, die wohl mit der Weiterverwendung der Recto-Seite des Blattes zusammenhängt. Die meisten TS9 konstituierenden Blätter tragen auf der Rückseite Text anderer Textstufen. BS 58 d [2], Bl. 1–3 verso konstituieren TS2 und TS3 zum Bild „Wieder vor der Villa“, auf dem oberen Teil von BS 58 d [2], Bl. 4 wurde zuerst der Schluss von TS4 zum Bild „Bei Bagnio“ eingetragen, und BS 58 c [1], Bl. 3v enthält recto einen Teil von TS5 zum Bild „Wieder vor der Villa“. Später wiederverwendet werden BS 58 e [1], Bl. 4 als Teil von TS13/A2 zum Bild „Beim Sklavenhändler“ und BS 58 f [2], Bl. 8 als Teil von K7/TS2/A5 zum Bild „Im Zirkus“. Die in der Korrekturschicht von TS9 vorliegende Handlung des Bildes greift viele der in K5/E13 sowie K6/E1 und TS4 notierten Ideen auf. Neu ist der Schauplatz in einem „Keller“, zuvor war noch eine „Höhle“ (E1) vorgesehen. Bagnio ist als Falschmünzer am Werk und macht Lemniselenis Vorwürfe wegen ihrer unbedachten Flucht. Danach tritt der Parasit, der Vater der beiden, auf, der über die Flucht ebenfalls nicht erfreut ist. Lemniselenis berichtet ihnen von Toxilus, wobei Horváth auf BS 58 c [1], Bl. 3v auf Text der Endfassung von Ein Sklavenball (K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 25) verweist. Für den weiteren Dialogverlauf fügt er überdies einen Verweis auf Plautus ein, der sich auf die Komödie Persa bezieht, neuerlich dürfte hier der Dialog zwischen dem Parasiten Saturio und seiner Tochter Lukris gemeint sein (vgl. PER13–PER16; vgl. auch TS4). Schließlich tritt Toxilus auf, der von Matrosa hergeführt wurde und alsbald mit Bagnio und dem Parasiten in Streit gerät. Da er Lemniselenis nichts bieten kann, beschließt diese, zu Dordalus zu gehen und sich verkaufen zu lassen. Toxilus selbst bleibt indes zurück und soll dabei helfen, das gefälschte Geld unter die Leute zu bringen. Der grobe Handlungsverlauf des Bildes entspricht in TS9 bereits zu weiten
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Konzeption 6
Teilen dem der in die Gesamtfassung eingehenden TS11, wenngleich Horváth an den Dialogen noch intensiv arbeiten wird. Gänzlich anders ist der Schluss des Bildes. In TS11 sowie bereits in TS10 bleibt Toxilus nicht bei den Fälschern zurück, sondern wird zum Einbruch in die Villa angestiftet. H10 = ÖLA 3/W 119 – BS 58 d [2], Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte E7 = Dialogskizze zum zweiten Bild
E7 wurde am Kopf von BS 58 d [2], Bl. 1 eingetragen, auf dem auch der Beginn von TS9 getippt wurde. Der Entwurf enthält eine Dialogskizze zum zweiten Bild, mit dem das zuletzt in TS8/A3 vorliegende Bild „Wieder vor der Villa“ gemeint ist. Aus dem gegebenen Kontext wird klar, dass sich die Skizze auf Matrosas Bericht über den „liebe[n] Gott der Sklaven“ auf TS8/A3/BS 58 c [2], Bl. 11 bezieht. Den notierten Text verwendet Horváth als Grundlage der hs. Überarbeitung auf diesem Blatt, wodurch sich die Korrekturschichten in TS8/A3 bzw. A4 in eine plausible Chronologie bringen lassen (vgl. den Kommentar dort). Die als einzige nicht in dieser Form übernommene Replik Toxilus’ („Weisst Du es wirklich nicht, wo Lemniselenis hin ist?“) erlaubt ergänzende Rückschlüsse auf die Genese. Die Replik steht in Zusammenhang mit der hs. Neubearbeitung der mit TS1/A7 vorliegenden Fassung des Bildes „Am nächsten Tage“, die aufgrund der dortigen, sich auf die Folgebilder auswirkenden Paginierungsänderung vor TS8/A4 stattgefunden haben muss. In dem auf TS1/A7/BS 58 b [2], Bl. 34 hs. eingefügten Text verlangt Toxilus von Matrosa, sie zu ihrem Bruder zu führen, was in TS1/A9/BS 59, Bl. 16 umgesetzt wird. Dieser Einfügung entsprechend streicht Horváth in TS8/A4/BS 58 c [2], Bl. 11 die in der Grundschicht eingetragene Textpassage zum selben Thema. Da Toxilus die Information über Lemniselenis’ Fluchtort nun bereits besitzt, wird die Formulierung aus E7 hinfällig, stattdessen fordert er Matrosa nur auf, ihn zu ihr zu führen. Durch diese Modifikation des Textes gegenüber E7 lässt sich somit die Reihenfolge der Textentstehung von TS8/A3, E7, TS1/A8–A10 und TS8/A4 zusätzlich absichern. T8 = ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 40, 41, ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 10–16 Insgesamt 9 Blatt, davon 1 Blatt unliniertes Papier (42 × 209 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (46 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (434 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (398 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (424 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (322 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (334 × 210 mm), halbierter Bogen, 1 Blatt unliniertes Papier (522 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (447 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte; masch. Paginierung 8–14 auf BS 59, Bl. 10–16 TS1/A8 = fragm. Fassung des ersten Bildes „Am nächsten Tage“ konstituiert durch BS 59, Bl. 10–15, BS 58 b [2], Bl. 40, BS 59, Bl. 15 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) 1 TS /A9 = Fassung des ersten Bildes („Am nächsten Tage“) konstituiert durch BS 59, Bl. 10–16, BS 58 b [2], Bl. 41 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS1/A10 = Fassung des ersten Bildes („Am nächsten Tage“) konstituiert durch BS 59, Bl. 10–16 (Korrekturschicht; gedruckt als Teil von K7/TS4)
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Chronologisches Verzeichnis
Bevor Horváth seine Arbeit am Bild „In einem Keller“ mit TS10 fortsetzt bzw. die durch E7 angezeigten Änderungen im Bild „Wieder vor der Villa“ in TS8/A4 umsetzt, wendet er sich nochmals dem jetzt ersten Bild „Am nächsten Tage“ zu. Die Abfolge lässt sich eindeutig über die sich in A8–A10 vollziehende Änderung der Paginierung des Bildes belegen. Während die zuletzt vorliegende Fassung von TS1/A7 auf BS 58 b [2], Bl. 33 noch die Paginierung 15 aufweist, liegt auf dem letzten Blatt von A10/BS 59, Bl. 16 die Paginierung 14 vor. Diese Reduktion setzt sich mittels einer hs. Korrektur in TS8/A4 zum folgenden Bild „Wieder vor der Villa“ fort und bildet dann den Ausgangspunkt für die Paginierung der übrigen Bilder des Stückes. Zusätzliche Hinweise zu den textgenetischen Vorgängen können aus dem Umgang mit dem in der Dialogskizze E7 notierten Text gewonnen werden (vgl. den Kommentar dort). In A8 trennt Horváth zunächst die Blätter BS 58 b [2], Bl. 37 und Bl. 30 ab und tauscht diese durch einen neuen Teil aus, den er an BS 59, Bl. 12 anklebt. Damit ersetzt er die Dialogpassagen, in denen Lemniselenis Toxilus auffordert, seine Position zu ihrem Vorteil auszunutzen, und er von ihrer Herkunft erfährt. Auf dem neugetippten Blattteil sind die wenigen hs. Korrekturen der ersetzten Blätter umgesetzt, zugleich finden aber mehrere zuvor nicht vermerkte Veränderungen am Text statt. Zum einen arrangiert der Autor den Dialogverlauf neu, etwa folgt nun direkt nach Toxilus’ Andeutung, er müsse „nur irgendetwas unterschlagen, einen Wechsel fälschen oder dergleichen“ (BS 58 b [2], Bl. 37 bzw. BS 59, Bl. 12) die Aufforderung von Lemniselenis, selbiges zu tun (vgl. BS 58 b [2], Bl. 30, wo dem noch andere Passagen vorangehen). Zum anderen wird die auf BS 58 b [2], Bl. 30 befindliche Zählung des zweiten Blickes, den Lemniselenis auf Toxilus wirft, nicht übernommen. Das deutet darauf hin, dass Horváth in diesem Ansatz auch die Erwähnung des ersten Blickes auf BS 59, Bl. 10 adaptiert, die nun nur mehr „sieht ihn gross an“ lautet. Ebenfalls gestrichen wird der dritte Blick Lemniselenis’ samt der dazugehörigen Replik „Was nützt mir das?“ auf BS 59, Bl. 13. Damit verschwindet die explizite Zählung der Blicke vollständig aus dem Stück. Die Erklärung Matrosas, Lemniselenis’ Mutter sei „Schlangenbeschwörerin“ (BS 59, Bl. 12) gewesen, was den bisherigen Dialog über ihre „ägyptisch[en]“ Augen ersetzt, bleibt hier, gemeinsam mit der Regieanweisung auf BS 59, Bl. 10, als Rest dieses Motivs erhalten (vgl. den Kommentar zu A3 bzw. allgemein zu den abgezählten Blicken Lemniselenis’ den Kommentar zu K5/TS6/A12ff.). Der Austausch der Blätter BS 58 b [2], Bl. 37, 30 könnte prinzipiell auch früher (ab A5) erfolgt sein, da die vorgenommenen Änderungen keine Konsequenz für den Text der folgenden Blätter haben. Da Horváth in A8 jedoch größere Änderungen am Material des Bildes vornimmt, scheint eine Ersetzung hier, auf dem Weg zur finalen Fassung des Bildes in A10, am wahrscheinlichsten. Anschließend an BS 59, Bl. 13 finden in A8 umfangreiche Materialersetzungen statt. Horváth schneidet hier BS 58 b [2], Bl. 39 ab und tippt den darauf enthaltenen Text, eine Replik Matrosas, leicht gekürzt auf BS 59, Bl. 14 neu ab. Dieses Blatt ersetzt zugleich BS 58 b [2], Bl. 15, dessen Text ebenfalls gekürzt wird, wobei die Kürzungen in etwa einigen auf Bl. 15 eingetragenen Markierungen mit rotem Buntstift entsprechen. Die hs. Korrekturen auf BS 59, Bl. 14 sind vermutlich in A9, spätestens aber im Rahmen der Kompilation der Gesamtfassung K7/TS4 entstanden. Die starke Ähnlichkeit der Korrekturen (schraffierte Streichung des Textes der Grundschicht) mit einem Großteil der anderen Korrekturen von Blättern der Mappe BS 59 ist ein wesentliches Indiz für die Chronologie der Korrekturschichten in den vorangegangenen Ansätzen (vgl. auch den Kommentar zu
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Konzeption 6
TS1/A5–A7). An BS 59, Bl. 14 schließt ein aus zwei Teilen von BS 59, Bl. 15 sowie BS 58 b [2], Bl. 40 bestehendes Blatt an, das BS 58 b [2], Bl. 16 ersetzt. Der ausgearbeitete Text bricht mitten in der Reaktion Toxilus’ auf Matrosas Weigerung fortzureiten ab („Toxilus: Dann bleibst“), der Rest des Blattes bleibt zunächst frei. Gleich darauf schneidet Horváth in A9 mit BS 58 b [2], Bl. 40 eine Dialogpassage heraus, in der Toxilus Matrosa zu ihren Reitkünsten („Kannst Du reiten?“) befragt. Da der Text auf dem herausgelösten Blatt vorher hs. gestrichen wurde, hat der Autor vermutlich bereits in A8 die neu eingefügten Blätter hs. überarbeitet. Die beiden übriggebliebenen Teile von BS 59, Bl. 15 fügt Horváth zusammen und überklebt damit die halbausgeführte Replik Toxilus’. Danach trennt er BS 58 b [2], Bl. 17 von den beiden bereits im Produktionsprozess befindlichen Teilen von BS 59, Bl. 15 ab und verklebt diese mit den beiden neuen Teilen des Blattes. Durch das Ausscheiden von BS 58 b [2], Bl. 17, das zuletzt die Paginierung 14 aufweist, reduziert sich der Seitenumfang des Bildes folglich um eins. Für das letzte Blatt dieses Bildes werden BS 58 b [2], Bl. 33 und Bl. 34 abgeschnitten und der übriggebliebene Teil von BS 59, Bl. 16 mit zwei neuen verklebt. Der unten angeklebte Teil besteht aus einem Teil von BS 59, Bl. 16 und BS 58 b [2], Bl. 41 und setzt eine auf dem ersetzten Blatt BS 58 b [2], Bl. 34 hs. eingetragene Variante zum Dialogverlauf um, in der Toxilus Matrosa fragt, ob sie reiten könne. Dieser Text entspricht dem gestrichenen und sogleich auch materiell entfernten Dialog auf BS 58 b [2], Bl. 40 in A8. Das Bild ist auf BS 58 b [2], Bl. 41 in der Grundschicht noch nicht zu Ende ausgeführt, die letzte Replik Toxilus’ sowie die Szenenanweisung „Vorhang“ ergänzt Horváth hs. Diesen Text tippt er in A10 zuletzt auf einem weiteren Teil ins Reine und klebt ihn an BS 59, Bl. 16 an. Damit liegt das Bild „Am nächsten Morgen“ in einer vollständigen Fassung vor, die entweder direkt im Anschluss oder im Zuge der Kompilation der Gesamtfassung nochmals hs. überarbeitet wird. Eine hs. Änderung an diesem Bild nimmt der Autor noch in TS14 vor, wo er die Veränderung der Bildnummerierung von TS6 wieder rückgängig macht. TS1/A10 geht schließlich als zweites Bild in die Gesamtfassung K7/TS4 ein. H11 = ÖLA 3/W 116 – BS 58 c [2], Bl. 10 1 Blatt unliniertes Papier (139 × 210 mm), halbierter Bogen, gerissen, schwarzblaue Tinte E8 = Replik und Dialogskizze
Mit E8 liegen eine keiner Figur zugeordnete Replik sowie eine Dialogskizze vor, die sich aufgrund der darin vorkommenden Figur des Vorsitzenden dem Bild „Wieder vor der Villa“ zuordnen lässt. Das Blatt BS 58 c [2], Bl. 10 wurde von dem in A10 zuletzt eingeklebten Teil von BS 59, Bl. 16 unten abgerissen, wie die zusammenpassenden Abrisskanten zeigen. Den Text der Dialogskizze integriert Horváth in TS8/A5/BS 59, Bl. 20 in den Text der Verteidigungsrede Toxilus’, die keiner Figur zugeordnete Replik scheint in der Genese des Stückes nicht mehr auf. Einige Tintenspuren auf dem Blatt legen nahe, dass es als Bei- bzw. Schmierblatt während der Weiterarbeit an TS8 benutzt wurde.
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Chronologisches Verzeichnis
T9 = ÖLA 3/W 116 – BS 58 c [2], Bl. 7–9, 11, ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 17–21 Insgesamt 9 Blatt, davon 2 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), halbierter Bogen, 1 Blatt unliniertes Papier (295 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (138 × 207 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (85 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (340 × 208 mm), halbierter Bogen, 1 Blatt unliniertes Papier (450 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (371 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (437 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift; masch. Paginierung 18–20 auf BS 58 c [2], Bl. 9, 7, 11, hs. Paginierung 18, 19 auf BS 58 c [2], Bl. 7, 11, masch. Paginierung 16 auf BS 59, Bl. 17, masch. Paginierung jeweils 17 auf BS 59, Bl. 18, 19, masch. Paginierung 18, 19 auf BS 59, Bl. 20, 21, hs. Paginierung 15, 16 auf BS 59, Bl. 17, 18 TS8/A4 = Fassung des zweiten Bildes („Wieder vor der Villa“) konstituiert durch BS 59, Bl. 17, 18, BS 58 c [2], Bl. 8, BS 59, Bl. 19, BS 58 c [2], Bl. 7, BS 59, Bl. 20, BS 58 c [2], Bl. 11 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) 8 TS /A5 = Fassung des zweiten Bildes („Wieder vor der Villa“) konstituiert durch BS 59, Bl. 17–21 (Korrekturschicht, gedruckt als Teil von K7/TS4)
Die Fortsetzung der Arbeit am Bild „Wieder vor der Villa“ wird durch die mit TS1/A10 gegebene veränderte Paginierung des vorhergehenden Bildes „Am nächsten Morgen“ angezeigt. Horváth korrigiert in A4 die in TS8/A3 vorliegende Paginierung der Blätter BS 59, Bl. 17, 18, BS 58 c [2], Bl. 7 und Bl. 11 um eins nach unten, die Paginierung 15 auf BS 59, Bl. 17 schließt so an die Paginierung 14 auf TS1/A10/BS 59, Bl. 16 an. Nicht korrigiert wurde die Paginierung auf BS 58 c [2], Bl. 9, an dessen Stelle tritt in A4 der obere Teil von BS 59, Bl. 19, der an den bestehenden Teil desselben Blattes angeklebt wird und über die passende Paginierung 17 verfügt. Im selben Ansatz schneidet er BS 58 c [2], Bl. 5 heraus und ersetzt das Blatt durch einen aus je einem weiteren Teil von BS 58 c [2], Bl. 7 und BS 59, Bl. 20 bestehenden Teil. Parallel dazu fügt er weitere hs. Korrekturen in das Material ein, die sich durch eine hellere Abtönung der Tinte von den zuvor eingefügten Überarbeitungen abheben lassen (vgl. den Kommentar zu A3). Ebenfalls in A4 entstehen einige Markierungen von Dialogpassagen in rotem Buntstift auf BS 58 c [2], Bl. 7 und Bl. 11. Diese erstrecken sich auf Bl. 7 auch auf den neu eingefügten Blattteil bzw. begleiten auf Bl. 11 einige der Tintenkorrekturen und werden bei der Reinschrift des Blattes in A5 entsprechend berücksichtigt. Vermutlich einem Schreibversehen geschuldet ist eine Anmerkung neben einem Dialogteil zum „neuen Gott“ auf BS 58 c [2], Bl. 11, die mit einer Markierung in rotem Buntstift auf demselben Blatt zusammengehört. Horváth kennzeichnet damit die Replik Toxilus’ „Man hört immer wieder von neuen Göttern […]“ und vermerkt in Tinte dazu „VII. Bild (Zirkus)“. Diese Replik taucht wieder im sechsten Bild „Im Zirkus“ in K7/TS2/A4/BS 58 f [2], Bl. 6 als hs. Einfügung auf und war in der vorhergehenden Fassung des Bildes in TS15 nicht enthalten. Die Fassung von TS15 steht noch in der Konzeption des Stückes in neun Bildern und hätte durch ein siebentes Bild, das nach dem Vulkanausbruch vor der Villa spielt, fortgesetzt werden sollen (vgl. TS16). Ein siebentes Bild, das als Schauplatz den Zirkus zeigt, wurde nirgendwo vermerkt. Da Horváth die Replik erst im Kontext der Struktur in sechs Bildern in das Bild „Im Zirkus“ übernimmt, ist hier in A4 wahrscheinlich das siebente Bild „Villa“ gemeint, wie es in E2 zuletzt verzeichnet wurde. In A5 schließlich zerschneidet der Autor mehrere Blätter und verklebt sie mit neugetipptem Material. Von BS 59, Bl. 18 wird BS 58 c [2], Bl. 8 abgeschnitten und durch einen neuen Teil von BS 59, Bl. 18 ersetzt. Für den späten Austausch dieses Blattteils
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Konzeption 6
spricht vor allem die Schichtung der Korrekturen auf dem Blatt (vgl. den Kommentar zu A3), die wahrscheinlich mit Korrekturen auf BS 58 c [2], Bl. 11 in Zusammenhang steht. Das bereits montierte Blatt BS 58 c [2], Bl. 7 wird durch einen neuen Teil von BS 59, Bl. 20 ersetzt, wobei Horváth den Text des in A4 eingefügten Teiles dieses Blattes fast unverändert abtippt, da er den bestehenden Blattteil zur Klebung benötigt. BS 58 c [2], Bl. 11 tippt Horváth vollständig neu und setzt die auf E7 zurückzuführende Adaption des Dialogverlaufs auf BS 59, Bl. 21 um. Damit liegt das Bild „Wieder vor der Villa“ in einer vollständigen Fassung vor, die entweder direkt im Anschluss oder im Zuge der Kompilation der Gesamtfassung nochmals hs. überarbeitet wird. Eine hs. Änderung nimmt der Autor noch in TS14 vor, wo er die Veränderung der Bildnummerierung von TS6 wieder rückgängig macht. TS8/A5 geht schließlich als drittes Bild in die Gesamtfassung K7/TS4 ein. H12 = ÖLA 3/W 110 – BS 57 [2], Bl. 4 1 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), halbierter Bogen, gefaltet, schwarzblaue Tinte, Eintrag eines Briefentwurfs an Georg Marton, datiert auf den 10. Juli 1937, Henndorf bei Salzburg E9 = Strukturplan in drei Teilen mit Werktitel „Pompeji. Komödie in drei Teilen“ mit Dialogskizze und Notizen (links) E10 = fragm. Strukturplan mit Werktitel „Komödie in zwei Teilen“ (rechts oben)
Die beiden Strukturpläne E9 und E10 hat Horváth auf ein Blatt eingetragen, das er zuvor für einen Briefentwurf an seinen Wiener Verleger Georg Marton verwendet hat. In diesem auf den 10. Juli 1937 datierten Schreiben bittet der Autor ihn um den Rückhalt eines Teiles seines Vorschusses, da er Franz Theodor Csokor Geld schuldet. Er kündigt ihm überdies an, dass er sein nächstes Stück, womit Pompeji gemeint ist, in zwei Wochen erwarten könne. Dies deckt sich mit einem Brief Horváths an Alma Mahler-Werfel, der er am 24. Juli 1937 ein „neues Stück“ übersendet, bei dem es sich wohl ebenfalls um Pompeji handelt. Da Horváth den Briefentwurf für die Eintragung von Entwürfen zu seinem aktuellen Projekt genutzt hat, dürfte er das Schreiben nicht abgesandt haben. Ein Schreiben von Georg Marton vom 14. Juli 1937 informiert Horváth über die Anweisung von 300 Schilling als Vorschuss auf sein neues Stück, erwähnt aber die Bitte um Rückhalt eines Teiles der Summe für Csokor nicht (vgl. dazu die Ausführungen zur Datierung im Vorwort). Mit E9 liegt ein Strukturplan in neun Bildern vor, der mit der Bildstruktur von E1–E3 übereinstimmt. Der gegenüber E1 und E4 leicht abgewandelte Titel des Stückes lautet nun „Pompeji. Komödie in drei Teilen“. Notiert sind drei Bilder „Villa“, dann „Bei Bagnio“, „Sklavenmarkt“, „Zirkus“, neuerlich „Villa“, „Gestrandet“ und zuletzt wieder „Villa“. Die Einordnung in die genetische Reihe orientiert sich vor allem an der Dialogskizze zum Bild „Bei Bagnio“: Bagnio weist seine Schwester darauf hin, dass sie „nichtmal auf die Strasse gehen“ könne, was sich mit erstmals in TS10 getipptem Text deckt („Nichtmal auf die Strassen darfst, sonst sperrens Dich gleich ein!“, BS 58 d [1], Bl. 1). Auch die Äußerung Lemniselenis’, sie hätte einen „Trottel“ gefunden, der sie fliehen ließ, dürfte mit Text von TS10 korrespondieren (vgl. BS 58 b [2], Bl. 20v), ist allerdings bereits partiell in TS9 umgesetzt (vgl. BS 58 c [1], Bl. 3v). Eine zum siebenten Bild „Villa“ eingetragene Notiz vermerkt die Rückkehr Toxilus’, der hier vom Praetor verhaftet wird, was in E2 für das neunte, ebenfalls „Villa“ betitelte Bild vorgesehen war. Als alternativen Titel notiert Horváth zu diesem Bild „Beim Praetor“. Dieser Bildtitel liegt zuletzt in E1 vor, wo er zunächst das sechste Bild hätte darstellen
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Chronologisches Verzeichnis
sollen, dann aber gestrichen wurde. Darüber hinaus sind kaum weitere Hinweise zu genetischen Abhängigkeiten in E9 vorhanden. Aus der Perspektive der Textentwicklung nach TS6 irritieren die Verwendung der Bezeichnung „Villa“ für das „Vorspiel“ sowie die nicht näher adaptierte Bildzählung. Eine weitere Unklarheit liegt durch die Anstreichung der ersten sechs Bilder vor, die Horváth für gewöhnlich bei bereits abgeschlossenen Bildern setzt. Wahrscheinlich bezieht sich diese auf die Übernahme der sechs Bilder in die abgeänderte Stückkonzeption in E10, möglicherweise hat der Autor aber auch die Anstreichungen ab dem Bild „Bei Bagnio“ erst im Verlauf der weiteren Arbeiten vorgenommen, um seinen Fortschritt zu dokumentieren. Im Strukturplan E10, der wohl nur fragmentarisch ausgearbeitet vorliegt, vermerkt Horváth im Titelentwurf eine Struktur in zwei Teilen und notiert die bisher in zwei Teile aufgegliederten drei Bilder „Villa“ sowie „Bei Bagnio“, „Sklavenmarkt“ und „Zirkus“ zum ersten Teil. Diese Struktur entspricht prinzipiell der in K7/E3 entworfenen finalen Stückform, aufgrund des Bezugs der Dialogskizzen in E9 zu TS10 liegt hier allerdings vermutlich noch kein grundlegender Konzeptionswandel vor. Diesen hat Horváth erst mit dem Abbruch der Arbeiten zum siebenten Bild „Wieder vor der Villa“ in TS16 vollzogen. T10 = ÖLA 3/W 113 – BS 58 b [2], Bl. 20v, ÖLA 3/W 116 – BS 58 c [2], Bl. 2v, ÖLA 3/W 118 – BS 58 d [1], Bl. 1–4, ÖLA 3/W 120 – BS 58 d [3], Bl. 2, ÖLA 3/W 122 – BS 58 e [1], Bl. 3v Insgesamt 8 Blatt, davon 4 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), halbierter Bogen, 2 Blatt unliniertes Papier (341 × 208 mm), halbierter Bogen, 2 Blatt unliniertes Papier (338 × 210 mm), halbierter Bogen, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift; masch. Paginierung 22 auf BS 58 b [2], Bl. 20v, masch. Paginierung 25 auf BS 58 c [2], Bl. 2v, masch. Paginierung 21, 23, 26, 27 auf BS 58 d [1], Bl. 1–4, masch. Paginierung 24 auf BS 58 d [3], Bl. 2, masch. Paginierung 20 auf BS 58 e [1], Bl. 3v TS10 = Fassung des dritten Bildes („In einem Keller“) (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte) Druck (Grundschicht) in: KW 10, S. 398–407.
Mit TS10 liegt die erste durchgängig als Typoskript gefertigte Fassung des Bildes „In einem Keller“ vor. Die auf BS 58 e [1], Bl. 3v eingetragene Paginierung 20 setzt die in TS8/A4 und A5 korrigierte Paginierung fort, weshalb TS10 eindeutig danach einzuordnen ist. Durch die auf dem letzten Blatt gesetzte Paginierung 27 ließe sich bereits hier ein textlicher Anschluss zu den Ansätzen des Bildes „Beim Sklavenhändler“ (TS13) herstellen. Da aber BS 58 e [1], Bl. 3 mit dem auf der Recto- und BS 58 d [1], Bl. 1 mit dem auf der Verso-Seite des Blattes eingetragenen Text Bestandteil der Textkonstitution von TS13/A1 bzw. A2 sind, wurde wohl zuerst TS11 erarbeitet, deren mit A11 vorliegende Fassung des Bildes „In einem Keller“ TS10 ablöst. Die übrigen Blätter dieser Textstufe hat Horváth auf der jeweils anderen Seite zuvor für andere Textstufen verwendet: BS 58 d [3], Bl. 2v in K5/TS2, BS 58 b [2], Bl. 20 und BS 58 d [1], Bl. 2v in K5/TS6/A16 bzw. A8, BS 58 c [2], Bl. 2 und BS 58 d [1], Bl. 3v in K5/TS10 und zuletzt BS 58 d [1], Bl. 4v in TS4. Die Handlung von TS10 entspricht in ihren Grundzügen TS9. Lemniselenis versteckt sich in der Fälscherwerkstatt ihres Bruders Bagnio, der ihr Vorhaltungen wegen ihrer unüberlegten Flucht macht. Abweichend von TS9 führt Lemniselenis bereits hier ihre Verbindung mit Toxilus explizit an. Der Parasit tritt auf und kritisiert sie ebenfalls wegen der Flucht. Ein Streit entsteht, der durch ein Erdbeben unterbrochen wird, ein neues Element in diesem Bild, das zur Verdichtung des Vesuv-Motivs im Verlauf der
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Konzeption 6
Textgenese gehört und auch in TS11 eingeht (vgl. dazu K5/TS1, E7, E10–E12, E11, K6/E2–E4 und TS5). Daran anschließend trifft Toxilus ein, der von Matrosa hergeführt wurde. Er berichtet von seiner eigenen Flucht und gibt schließlich an, kein Geld für einen Freikauf zu besitzen. Daraufhin wenden sich alle gegen ihn, und Lemniselenis fordert ihn auf, das Geld zu rauben. Toxilus verweigert dies und verlässt den Keller. Nun sieht Lemniselenis die Vergeblichkeit ihrer Flucht ein und macht sich desillusioniert auf den Weg zum Sklavenhändler Dordalus. Neben den teilweise völlig neu formulierten Dialogpassagen insbesondere im ersten Teil des Bildes stellt das Ende die merklichste Abweichung zu TS9 dar. Dort verließ Lemniselenis zuerst den Keller, und Toxilus schloss sich aus freien Stücken den Geldfälschern an. TS10 wurde teilweise intensiv hs. überarbeitet. Betroffen sind hiervon vor allem Details in den einzelnen Dialogen, am grundlegenden Handlungsverlauf nimmt Horváth keine Änderungen mehr vor. Die eingetragenen Korrekturen arbeitet er gleich im Anschluss sukzessive in die Ansatzfolge von TS11 ein. T11 = ÖLA 3/W 120 – BS 58 d [3], Bl. 1, 3–11, ÖLA 3/W 122 – BS 58 e [1], Bl. 1v, 2v, ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 22–29 Insgesamt 20 Blatt, davon 3 Blatt unliniertes Papier (343 × 209 mm), halbierter Bogen, 2 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), halbierter Bogen, 1 Blatt unliniertes Papier (76 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (190 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (136 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (211 × 209 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (215 × 206 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (84 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (95 × 209 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (50 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (84 × 207 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (55 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (469 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (427 × 209 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (545 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (534 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (388 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte; masch. Paginierung jeweils 27 auf BS 58 d [3], Bl. 10, 11, masch. Paginierung jeweils 26 auf BS 58 e [1], Bl. 1v, 2v, masch. Paginierung 20–27 auf BS 59, Bl. 22–29 TS11/A1 = fragm. Fassung des dritten Bildes („In einem Keller“) konstituiert durch BS 59, Bl. 22, BS 58 d [3], Bl. 5 (Korrekturschicht: vgl. Simulationsgrafik) TS11/A2 = fragm. Fassung des dritten Bildes („In einem Keller“) konstituiert durch BS 59, Bl. 22, 23, BS 58 d [3], Bl. 6 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) 11 TS /A3 = fragm. Fassung des dritten Bildes („In einem Keller“) konstituiert durch BS 59, Bl. 22–27, BS 58 d [3], Bl. 4 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS11/A4 = fragm. Fassung des dritten Bildes („In einem Keller“) konstituiert durch BS 59, Bl. 22–27, BS 58 d [3], Bl. 3, 1, BS 58 e [1], Bl. 2v (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS11/A5 = fragm. Fassung des dritten Bildes („In einem Keller“) konstituiert durch BS 59, Bl. 22–27, BS 58 d [3], Bl. 3, BS 58 e [1], Bl. 1v (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS11/A6 = fragm. Fassung des dritten Bildes („In einem Keller“) konstituiert durch BS 59, Bl. 22–27, BS 58 d [3], Bl. 8 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS11/A7 = fragm. Fassung des dritten Bildes („In einem Keller“) konstituiert durch BS 59, Bl. 22–27, BS 58 d [3], Bl. 7 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS11/A8 = Fassung des dritten Bildes („In einem Keller“) konstituiert durch BS 59, Bl. 22–28, BS 58 d [3], Bl. 9, 11, BS 59, Bl. 29 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS11/A9 = fragm. Fassung des dritten Bildes („In einem Keller“) konstituiert durch BS 59, Bl. 22–28, BS 58 d [3], Bl. 7v (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt)
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TS11/A10 = fragm. Fassung des dritten Bildes („In einem Keller“) konstituiert durch BS 59, Bl. 22, BS 58 d [3], Bl. 7, BS 59, Bl. 23–28, BS 58 d [3], Bl. 10 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS11/A11 = Fassung des dritten Bildes („In einem Keller“) konstituiert durch BS 59, Bl. 22–29 (vgl. Simulationsgrafik; gedruckt als Teil von K7/TS4)
In TS11 erstellt Horváth das Bild „In einem Keller“ schrittweise bis zu seiner in die Gesamtfassung eingehenden Form. Aufgrund der sehr ausführlichen vorherigen Bearbeitungen in TS9 und TS10 verläuft die Entstehung des Bildes weitaus fokussierter als im Fall der zuvor erarbeiteten Bilder „Am nächsten Tage“ und „Wieder vor der Villa“. Die Blätter BS 58 e [1], Bl. 1v (A5) und 2v (A4) tragen auf der Recto-Seite Text des Bildes „Beim Sklavenhändler“ und werden bei der Erarbeitung von TS13/A1 neuerlich herangezogen. Das Blatt BS 58 d [3], Bl. 7 wird innerhalb von TS11 insgesamt dreimal verwendet, einmal mit dem Text in der Grundschicht in A7, einmal mit hs. Text auf der Verso-Seite des Blattes in A9 und zuletzt mit hs. Text wieder auf der Recto-Seite in A10. A1 beginnt auf einem aus dem obersten Teil von BS 59, Bl. 22 und BS 58 d [3], Bl. 5 bestehenden Blatt. Hier tippt Horváth die Nebentexte zum Bildbeginn sowie die ersten Repliken des Eingangsdialogs zwischen Lemniselenis und Bagnio, bricht allerdings bereits nach wenigen Zeilen wieder ab und korrigiert den Text auf Bl. 5 hs. In A2 ersetzt er das Blatt durch einen weiteren Teil von BS 59, Bl. 22 und führt den Text auf einem aus einem Teil von BS 59, Bl. 23 und BS 58 d [3], Bl. 6 bestehenden Blatt weiter. Kurz vor dem Auftritt des Parasiten bricht er das Typoskript ab und setzt neuerlich hs. Korrekturen. Der korrigierte Text wird in A3 auf einem neuen Blattteil von BS 59, Bl. 23 getippt, der BS 58 d [3], Bl. 6 ersetzt. Daran schließt Horváth die Blätter BS 59, Bl. 24–26 an, die das Gespräch zwischen Lemniselenis und dem Parasiten, das Erdbeben und den Auftritt Toxilus’ enthalten. Zuletzt liegt in A3 ein aus dem obersten Teil von BS 59, Bl. 27 und BS 58 d [3], Bl. 4 bestehendes Blatt vor, das vom Autor anschließend hs. überarbeitet wird. In A4 schneidet er dieses Blatt ab und ersetzt es durch ein aus einem weiteren Teil von BS 59, Bl. 27, BS 58 d [3], Bl. 3 und Bl. 1 bestehendes Blatt. Bereits in der Grundschicht ist auf BS 59, Bl. 27 und BS 58 d [3], Bl. 3 je eine Variante zu Toxilus’ Auskunft, wie er hierher gefunden hat („Matrosa führte mich her“, vgl. A6/BS 59, Bl. 27) getippt, die Horváth auf Bl. 27 wohl gleich im Anschluss hs. gestrichen hat. Der Text wird im Zuge der Anfügung an das bestehende Material überklebt. An zuletzt BS 58 d [3], Bl. 1 schließt BS 58 e [1], Bl. 2v an, das noch einige Zeilen masch. Text trägt. Dieser bricht mitten im Dialog zwischen Lemniselenis und Toxilus ab und wird hs. bis zum überhasteten Abgang Toxilus’ weitergeführt. Nach einer hs. Überarbeitung des Textes auf BS 58 d [3], Bl. 1 setzt Horváth in A5 zunächst dazu an, den auf BS 58 e [1], Bl. 2v getippten Text auf BS 58 e [1], Bl. 1v neu zu fassen. Bereits während der Niederschrift der ersten Zeilen dürfte er sich aber zu einer veränderten Fortführung des Dialogs entschieden haben und streicht den masch. Text. Er geht zugleich auf BS 58 d [3], Bl. 1 zurück, dessen Text er bis auf wenige Repliken, neben die er hs. die Seitenzahl 26 notiert, verwirft und das Blatt abschneidet. Auf BS 58 e [1], Bl. 1v fügt Horváth schließlich hs. Text an, der den neuen Übergang zu den gestrichenen Repliken in der Grundschicht bildet (beginnend mit dem Einwurf des Parasiten: „Einen Augenblick“, vgl. den in A8 eingefügten Teil von BS 59, Bl. 28). Realisiert wird der neu erarbeitete Dialogverlauf mit der Ersetzung von BS 58 d [3], Bl. 3 durch ein neues, aus einem weiteren Teil von BS 59, Bl. 27 und BS 58 d [3], Bl. 8
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Konzeption 6
bestehendes Blatt in A6. Horváth bricht das Typoskript bereits hier wieder ab und trägt hs. Korrekturen auf Bl. 8 ein, das in A7 zunächst durch BS 58 d [3], Bl. 7 ersetzt werden sollte. Auf diesem Blatt sind die Korrekturen von Bl. 8 umgesetzt. Einige Leerzeilen am Kopf des Blattteiles deuten darauf hin, dass das Blatt wahrscheinlich angeklebt werden sollte. Horváth entscheidet sich allerdings dagegen und streicht den getippten Text. Den unteren Teil des dafür verwendeten Blattes trennt er sogleich ab, tippt darauf einen veränderten Dialogverlauf und klebt ihn in A8 an BS 59, Bl. 27 an. Diesen Vorgang belegt nicht nur eine gemeinsame Schnittkante der beiden Blattteile, sondern auch ein Rest der Streichung, die sich unterhalb der Klebenaht befindet. A8 wird auf zwei weiteren Blättern fortgesetzt, die aus Teilen von BS 59, Bl. 28 und Bl. 29 sowie BS 58 d [3], Bl. 9 und Bl. 11 bestehen. Damit liegt das Bild in A8 in der Grundschicht bereits abgeschlossen vor, der verwendete untere Teil von BS 59, Bl. 29 trägt die Szenenanweisung „Vorhang“. Im Anschluss an eine hs. Überarbeitung nimmt Horváth neuerlich Änderungen am Material vor. Er beginnt dabei in A9 mit der Ersetzung von BS 58 d [3], Bl. 9 durch ein aus zwei Teilen von BS 59, Bl. 28 bestehendes Blatt, auf dem er zunächst die hs. Änderungen von Bl. 9 umsetzt. Ein großer Teil des neu eingefügten Materials bleibt hier leer, neuen Text notiert der Autor auf BS 58 d [3], Bl. 7v, das mit dem auf der RectoSeite eingetragenen Text in A7 ausgeschieden war. Hier lässt er Toxilus nun nicht sofort abtreten, sondern notiert hs. einen alternativen Dialogverlauf, in dem Lemniselenis Toxilus auf die Lage der Kasse in der herrschaftlichen Villa hinweist. Dabei handelt es sich um eine Abwandlung von Text, der der Endfassung von Ein Sklavenball entnommen wurde (vgl. den Dialog zwischen Toxilus und Bagnio im zweiten Akt, K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 22f.). Von BS 59, Bl. 28 schneidet Horváth in A10 den großteils leer gebliebenen unteren Teil samt den letzten Repliken ab, tippt den hs. notierten Text und verklebt ihn wiederum mit dem bereits angeklebten Teil desselben Blattes. Weiteren Text tippt er auf BS 58 d [3], Bl. 10, dieser bricht in der Regieanweisung zu Toxilus’ Flucht ab. Schließlich zieht er, vermutlich im selben Ansatz, nochmals die Recto-Seite von BS 58 d [3], Bl. 7 heran und notiert auf dem Freiraum am Kopf des Blattes eine Erweiterung zum Eingangsdialog zwischen Lemniselenis und Bagnio. Die Dialogpassage tippt er in A11 auf einen neuen Teil von BS 59, Bl. 22 und klebt ihn an das bestehende Blatt an, wobei ein Teil des dortigen Textes überklebt wird. Für den Schluss des Bildes trennt Horváth den noch unbeschriebenen Teil von BS 58 d [3], Bl. 10 ab, tippt darauf die Passagen zur Flucht Toxilus’ neu und klebt ihn an den seit A8 enthaltenen unteren Teil des Blattes BS 59, Bl. 29 an. Zuletzt überarbeitet er das Bild nochmals hs. und fügt einige Detailkorrekturen in das Material ein. Damit liegt das Bild in seiner in die Gesamtfassung eingehenden Form vor, die entweder direkt im Anschluss oder im Zuge der Kompilation der Gesamtfassung nochmals hs. überarbeitet wird. Eine hs. Änderung nimmt der Autor noch in TS14 vor, wo er die Veränderung der Bildnummerierung von TS6 wieder rückgängig macht. TS11/A11 geht schließlich als viertes Bild in die Gesamtfassung K7/TS4 ein.
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Chronologisches Verzeichnis
H13 = ÖLA 3/W 123 – BS 58 e [2], Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte und roter Buntstift TS12 = Fassung des IV. Bildes („Auf dem Sklavenmarkt“) (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte)
Mit TS12 liegt eine hs. Textstufe eines Bildes „Auf dem Sklavenmarkt“ vor, die wesentliche Aspekte des Bildes „Beim Sklavenhändler“ exponiert. Die genaue Einordnung des Blattes ist unsicher: Sowohl die topografische Gestaltung des Textes als auch die verwendete Bildnummerierung in römischen Ziffern weist eine große Ähnlichkeit mit Arbeiten aus Konzeption 5 auf (vgl. K5/E9, E11, TS8 und TS9) und würde sich prinzipiell mit der Einordnung des Bildes „Sklavenmarkt“ vor der Einfügung des Bildes „Bei Bagnio“ mit K5/E13 (vgl. auch die Positionierung des Bildes in K5/E4, E7 und E12) decken. Auch die Eintragung von K5/E11 und TS9 auf der Rückseite des Blattes sowie eine auffällige Streichung von TS12 mit rotem Buntstift, die auf eine Entstehung von TS12 vor den verso überlieferten Arbeiten hinweisen könnte, lässt einen Zusammenhang plausibel erscheinen. Daraus könnte eine Entstehung des Textes von BS 58 e [2], Bl. 1 im Kontext dieser ihrerseits nur über Indizien plausibel einzuordnenden Entwürfe und Textstufen abgeleitet werden. Gegen diese Einordnung indes spricht der in TS12 gestaltete Text, der bereits sehr nahe dem in TS13/A1 vorliegenden ist. Besonders hervorzuheben ist der notierte Dialog zwischen Lemniselenis und Dordalus über ihre Ablehnung der „männlichen Jugend“. Mit dieser nur flüchtig ausgeführten Passage bezieht sich Horváth auf den zuletzt noch in TS1/A1 vorliegenden Text von BS 58 e [2], Bl. 2. Dieses Blatt schneidet er in TS1/A2 aus dem Material zum Bild „Am nächsten Tag“ aus und fügt es in TS13/A2 in das Bild „Beim Sklavenhändler“ ein. Aufgrund verschiedener konzeptioneller Aspekte (vgl. dazu den Kommentar zu TS1 sowie zu E1–E4) ist diese Adaption erst in Konzeption 6 möglich. Wegen der großen textlichen Ähnlichkeit mit TS13/A1 und A2 und der uneindeutigen genetischen Abhängigkeiten von den angeführten anderen Arbeiten wurde TS12 schließlich dem unmittelbaren Vorfeld von TS13 zugeordnet. TS12 ist zwar nur zum Teil ausgearbeitet, liegt aber aufgrund der abschließenden Szenenanweisung „Vorhang“ wohl in einer vollständigen Fassung vor. Der Beginn des Bildes erinnert in manchem an ein auch in der Werkgenese von Ein Sklavenball angedachtes Bild „Auf dem Sklavenmarkt“ (K2/TS4), das Horváth schließlich verworfen hat. Nach einer Versteigerung des Galeerensklaven sowie einer Auseinandersetzung mit einem Kunden über den Uralten Sklaven (vgl. K2/E2, TS4 und K3/E4 sowie in der Werkgenese von Pompeji K5/E12) tritt Lemniselenis auf, für die sich ein Steuereintreiber sowie der Praetor interessieren. Zum Auftritt des Praetors hat Horváth hier eine umfangreiche Variante eingetragen. Der Praetor informiert Lemniselenis darüber, dass er Toxilus verhaftet und zum Kampf im Zirkus verurteilt habe, weil er für sie stehlen wollte. Der implizierte Handlungsverlauf deckt sich dabei mit dem des Bildes „In einem Keller“ in TS10 bzw. TS11. In TS9 sollte Toxilus noch bei den Geldfälschern verbleiben, um ihnen zur Hand zu gehen.
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Konzeption 6
T12 = ÖLA 3/W 118 – BS 58 d [1], Bl. 1v, ÖLA 3/W 122 – BS 58 e [1], Bl. 1–4, ÖLA 3/W 123 – BS 58 e [2], Bl. 2, 3, 9, ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 31, 32 Insgesamt 10 Blatt, davon 5 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), halbierter Bogen, 1 Blatt unliniertes Papier (341 × 208 mm), halbierter Bogen, 1 Blatt unliniertes Papier (283 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (183 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (278 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (528 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte; masch. Paginierung 30 auf BS 58 d [1], Bl. 1v, masch. Paginierung 28, 29, 31, 32 auf BS 58 e [1], Bl. 1–4, masch. Paginierung 28, 29 auf BS 58 e [2], Bl. 3, 9, masch. Paginierung 29, 30 auf BS 59, Bl. 31, 32 TS13/A1 = fragm. Fassung des vierten Bildes („Beim Sklavenhändler“) konstituiert durch BS 58 e [1], Bl. 1, 2, BS 58 d [1], Bl. 1v (Korrekturschicht) TS13/A2 = Fassung des vierten Bildes („Beim Sklavenhändler“) konstituiert durch BS 58 e [2], Bl. 3, 9, BS 59, Bl. 31, 32, BS 58 e [2], Bl. 2, BS 58 e [1], Bl. 3, 4 (Korrekturschicht) Druck von BS 58 e [1], Bl. 1–5 und BS 58 d [1], Bl. 1v (Grundschicht) in: KW 10, S. 407–412.
Nachdem Horváth in TS12 eine erste hs. Fassung des Bildes „Auf dem Sklavenmarkt“ verfasst hat, beginnt er in TS13 mit der Erarbeitung eines Typoskripts zum Bild „Beim Sklavenhändler“. Die Arbeit an diesem Bild wird nach A2 durch die Rückkorrektur der Bildnummerierung in TS14 unterbrochen. Belegen lässt sich dieser Vorgang durch den Austausch von BS 58 e [2], Bl. 3, auf dem die Korrektur hs. vermerkt ist, mit BS 59, Bl. 30, das die Bezeichnung „Fünftes Bild“ bereits in der Grundschicht aufweist. Der Anschluss aller elf vorliegenden Ansätze an die vorangehenden Arbeiten lässt sich über die Paginierung 28 herstellen, die die in TS11/A11 zum Bild „In einem Keller“ vorliegende Paginierung 27 fortsetzt. Dieselbe Paginierung lag bereits in der Fassung von TS10 vor. Da die Recto-Seite von BS 58 d [1], Bl. 1v in TS13/A1 sowie die VersoSeite von BS 58 e [1], Bl. 3 in TS13/A2 Teil des TS10 zugrunde liegenden Materials sind, hat der Autor mit hoher Wahrscheinlichkeit erst die diese Textstufe ablösende TS11 fertig erarbeitet, bevor er mit TS13 begann. Weitere Blätter der ersten beiden Ansätze von TS13 wurden ebenfalls auf der jeweiligen Rückseite beschrieben und in anderen Textstufen verwendet. BS 58 e [1], Bl. 1 und Bl. 2 sind verso Teil von TS11/A5 bzw. A4, BS 58 e [1], Bl. 4 trägt auf der Rückseite Text von TS9. Das Blatt BS 58 e [2], Bl. 3 wird verso nochmals in A6 der vorliegenden Textstufe verwendet. A1 umfasst die Blätter BS 58 e [1], Bl. 1 und Bl. 2 sowie BS 58 d [1], Bl. 1v und enthält eine fragmentarische Fassung des Bildes, die vor allem die in TS12 nur in der Szenenanweisung angerissene Handlung im ersten Teil des Bildes umfasst. Das Bild beginnt beim Sklavenhändler mit der Versteigerung eines Galeerensklaven, nach der ein unzufriedener Käufer auftritt. Er bringt Dordalus einen alten Sklaven zurück, dem Dordalus Pfeffer gegeben hat, um ihn aktiver aussehen zu lassen. Bei diesem Sklaven handelt es sich um einen „Schüler von Sokrates“, der die Zeit genutzt hat, um ein neues philosophisches System über „die Würde des menschlichen Lebens“ (BS 58 e [1], Bl. 2) zu erdenken. Das philosophische Thema spielt hier nicht nur ironisch auf das menschenunwürdige Leben der Sklaven an. Es ist auch ein Beleg der engen Verzahnung von Themen und Motiven in Horváths Spätwerk, die in der wiederholten Nennung eines gleichbetitelten Werkes in den Vorarbeiten zu Jugend ohne Gott sowie in dem abgeschlossenen Roman selbst sichtbar wird (vgl. WA 15/VA1/E1, E7 und K/TS2). An diese Szenen anschließend tritt Lemniselenis auf, die nach der zu erwartenden Kundschaft fragt. Dordalus nennt ihr den Steuereintreiber sowie den Praetor von Pompeji (vgl. TS12), beide nicht mehr jung, was Lem-
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Chronologisches Verzeichnis
niselenis freut. An dieser Stelle bricht Horváth das Typoskript ab und überarbeitet den Text an mehreren Stellen handschriftlich. A2 beginnt mit vollständig neuem Material, auf dem die Korrekturen von A1 zusammen mit zuvor nicht vermerkten Änderungen umgesetzt werden. Das Bild beginnt auf BS 58 e [2], Bl. 3 wieder mit der Versteigerung des Galeerensklaven, die auf einem aus BS 58 e [2] und einem Teil von BS 59, Bl. 31 bestehenden Blatt fortgesetzt wird. Daran anschließend folgt die Rückgabe des hier „Uralten Sklaven“, der ebenfalls Philosoph ist, sich das Philosophieren aber „schon längst abgewöhnt“ habe, wie es auf dem anschließenden Blattteil von BS 59, Bl. 32 heißt. Diesen Blattteil verklebt Horváth mit BS 58 e [2], Bl. 2, der zuletzt in TS1/A1 noch Bestandteil des zweiten Bildes „Am nächsten Morgen“ war und dort herausgelöst wurde. Die in TS1/A1 noch von Toxilus gesprochenen Passagen sind hier mittels hs. Korrektur Dordalus zugeordnet, die auf dem Blatt hs. eingefügte Zählung von Lemniselenis’ Blicken (vgl. K5/TS6/A10–A16 sowie K6/TS1) wird gestrichen. Anschließend tippt Horváth mit BS 58 e [1], Bl. 3 und Bl. 4 zwei weitere zu diesem Ansatz gehörige Blätter. Bl. 3 beginnt mit dem an BS 58 e [2], Bl. 2 anschließenden Text „Allüren --“, die folgende Reaktion Dordalus’ sowie der Auftritt des Praetors sind in TS12 bereits vorgeformt. Wie die weitere Ausformulierung zeigt, hat Horváth die in A1 noch erwähnte Figur des Steuereintreibers mittlerweile aufgegeben. Am Fuß des Blattes verweist eine Eintragung „Seite 39–40“ wieder auf den Text der Endfassung von Ein Sklavenball, es handelt sich dabei um die Passagen, in denen sich Dordalus und der Praetor über den Preis einigen (vgl. K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 42f.). Der Text setzt nach dieser Verhandlung auf BS 58 e [1], Bl. 4 mit einer Entschuldigung des Praetors gegenüber Lemniselenis ein, so schlecht über sie gesprochen zu haben. Er gibt das Geld Matrosa und fragt Lemniselenis nach ihrem Namen. Als er ihn hört, wird er stutzig und fragt, ob sie einen Toxilus kenne, da dieser für sie einen Bankeinbruch begehen wollte. Bei diesem wurde er erwischt und daraufhin zum Kampf im Zirkus verurteilt. Die Weiterführung der Handlung im Übergang von BS 58 e [1], Bl. 3 auf Bl. 4 wird erst durch die hs. Bearbeitung der Blätter vollends klar: Matrosa übernimmt, wie schon in K5/E7 vermerkt, die Rolle Toxilus’ im Verkaufsgespräch und widerspricht dem Praetor, als dieser Lemniselenis’ Schönheit bemäkelt. Weitere hs. Eintragungen finden sich vor allem auf BS 58 e [2], Bl. 3, wo im Zuge einer größeren Überarbeitung die Versteigerung des Galeerensklaven in die einer Köchin geändert wird. Der Text erscheint in dieser Form ab TS13/A3 in der neu erstellten Grundschicht des Bildbeginns. Die Änderung ist in A2 allerdings nur unvollständig ausgeführt; Teile des Textes, die sich klar auf den Galeerensklaven beziehen, bleiben unkorrigiert bestehen. Möglicherweise wurde die Korrektur erst etwas später, nach der in TS14 vorliegenden Rückkorrektur der Bildnummerierung, in einem zweiten Überarbeitungsvorgang eingetragen. Dafür spräche auch der Schreibduktus einiger Detailkorrekturen, die somit vermutlich Teil einer ersten Korrektur waren. Da sich kein stichhaltiges Argument zur Aufteilung der Überarbeitungen finden lässt, erscheint der Text in der inkohärenten Form der überlieferten vollständigen Bearbeitung. Die auf BS 58 e [2], Bl. 3 vorgenommene hs. Korrektur der Bildnummerierung ist, wie auch bei den vorangehenden Bildern, Teil von TS14.
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Konzeption 6
T13 = ÖLA 3/W 111 – BS 58 a, Bl. 2, 4, ÖLA 3/W 122 – BS 58 e [1], Bl. 2–4, ÖLA 3/W 123 – BS 58 e [2], Bl. 3, 9, ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 4–29, 31, 32 Insgesamt 35 Blatt, davon 5 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), halbierter Bogen, 3 Blatt unliniertes Papier (340 × 208 mm), halbierter Bogen, 3 Blatt unliniertes Papier (338 × 208 mm), halbierter Bogen, 3 Blatt unliniertes Papier (343 × 210 mm), halbierter Bogen, 1 Blatt unliniertes Papier (236 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (346 × 203 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (183 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (455 × 210 mm), halbierter Bogen, teilweise Wasserzeichen „Drei Sterne“, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (434 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (398 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (424 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (322 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (334 × 210 mm), halbierter Bogen, 1 Blatt unliniertes Papier (522 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (447 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (450 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (371 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (437 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (469 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (427 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (545 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (534 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (338 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (278 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (528 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand; masch. Paginierung 1 auf BS 58 a, Bl. 4, masch. Paginierung 29, 31, 32 auf BS 58 e [1], Bl. 2–4, masch. Paginierung 28, 29 auf BS 58 e [2], Bl. 3, 9, masch. Paginierung 2–14 auf BS 59, Bl. 4–16, masch. Paginierung 16 auf BS 59, Bl. 17, masch. Paginierung jeweils 17 auf BS 59, Bl. 18, 19, masch. Paginierung 18–27, 29, 30 auf BS 59, Bl. 20–29, 31, 32, hs. Paginierung 15, 16 auf BS 59, Bl. 17, 18 TS14 = fragm. Fassung (nicht gedruckt)
In TS14 macht Horváth die in TS6 durchgeführte Adaption der Bildnummerierung wieder rückgängig, die sich infolge der Einführung der Bezeichnung „Vorspiel“ für das Bild „Kleiner Privathafen vor einer Villa am Meer“ ergeben hat. Dafür greift er auf die zuletzt gültigen Fassungen der bereits erarbeiteten Bilder zurück und korrigiert auf den jeweils ersten Blättern die Bildzahl entsprechend um eins nach oben. Dementsprechend fungiert das „Vorspiel“ wieder als erstes Bild, das Bild „Am nächsten Tage“ als zweites Bild et cetera. Besonders anschaulich für diesen Eingriff ist TS1/A10/BS 59, Bl. 10. Dieses Blatt war bereits Teil von TS1/A7, die die Grundlage für die vorangegangene Adaption der Bildnummerierung in TS6 darstellte. Das Blatt weist in der Grundschicht die Bezeichnung „Zweites Bild“ auf, die dann hs. zu „Erstes Bild“ korrigiert und zuletzt wieder zu „Zweites Bild“ geändert wurde. Die Annahme einer eigenen Textstufe für die Überarbeitung ergibt sich aus dem von anderen Arbeiten unterbrochenen genetischen Zusammenhang der adaptierten Fassungen (TS7/A2, TS1/A10, TS8/A5, TS11/A11 und TS13/A2). Horváth muss sie demnach bewusst nochmals zur Hand genommen und die Nummerierung geändert haben. Ob jedoch mit TS14 auch eine vom Autor so intendierte fragmentarische Fassung des Stückes anzunehmen ist, kann nicht mit Sicherheit behauptet werden (vgl. auch den Kommentar zu TS6).
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Chronologisches Verzeichnis
T14 = ÖLA 3/W 123 – BS 58 e [2], Bl. 3v, 4–8, 10, ÖLA 3/W 125 – BS 58 f [1], Bl. 1v, ÖLA 3/W 126 – BS 58 f [2], Bl. 5v, ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 30–34 Insgesamt 14 Blatt, davon 3 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), halbierter Bogen, 1 Blatt unliniertes Papier (244 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (330 × 210 mm), halbierter Bogen, teilweise Wasserzeichen „Drei Sterne“, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (106 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (186 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (213 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (373 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (429 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (278 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (528 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (413 × 210 mm), halbierter Bogen, teilweise Wasserzeichen „Drei Sterne“, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (494 × 210 mm), Wasserzeichen „Drei Sterne“, geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte; masch. Paginierung 29 auf BS 58 e [2], Bl. 6, masch. Paginierung jeweils 32 auf BS 58 e [2], Bl. 3v, 5, masch. Paginierung 33 auf BS 58 f [1], Bl. 1v, masch. Paginierung 32 auf BS 58 f [2], Bl. 5v, masch. Paginierung 28–32 auf BS 59, Bl. 30–34 TS13/A3 = fragm. Fassung des fünften Bildes („Beim Sklavenhändler“) konstituiert durch BS 59, Bl. 30, BS 58 e [2], Bl. 8 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS13/A4 = fragm. Fassung des fünften Bildes („Beim Sklavenhändler“) konstituiert durch BS 59, Bl. 30, BS 58 e [2], Bl. 6 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS13/A5 = fragm. Fassung des fünften Bildes („Beim Sklavenhändler“) konstituiert durch BS 59, Bl. 30–33, BS 58 e [2], Bl. 4 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS13/A6 = fragm. Fassung des fünften Bildes („Beim Sklavenhändler“) konstituiert durch BS 59, Bl. 30–33, BS 58 e [2], Bl. 10, 7, BS 58 e [2], Bl. 3v (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS13/A7 = fragm. Fassung des fünften Bildes („Beim Sklavenhändler“) konstituiert durch BS 59, Bl. 30–33, BS 58 e [2], Bl. 10, BS 58 f [2], Bl. 5v (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS13/A8 = fragm. Fassung des fünften Bildes („Beim Sklavenhändler“) konstituiert durch BS 59, Bl. 30–33, BS 58 e [2], Bl. 5 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS13/A9 = fragm. Fassung des fünften Bildes („Beim Sklavenhändler“) konstituiert durch BS 59, Bl. 30–33, BS 58 e [2], Bl. 5, BS 59, Bl. 34, BS 58 f [1], Bl. 1v (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt)
Nachdem Horváth die Bildnummerierung in TS14 neuerlich angepasst hat, wendet er sich wieder der Arbeit an TS13 zum Bild „Beim Sklavenhändler“ zu. Auch in diesem Falle wurden einige der für die folgenden Ansätze herangezogenen Blätter später wiederverwendet: Auf ihrer jeweiligen Recto-Seite trägt BS 58 f [1], Bl. 1v Text von TS15 und BS 58 f [2], Bl. 5v Text von K7/TS2/A3. In A6 der vorliegenden Textstufe greift Horváth auf die Verso-Seite des in A2 verwendeten Blattes BS 58 e [2], Bl. 3 zurück. Auf der Verso-Seite des zuletzt in A4 verwendeten Blattes BS 58 e [2], Bl. 6 wurden E11 und E12 eingetragen. Aufgrund der Übereinstimmung der Dialogskizze E11 mit Text von A10/BS 59, Bl. 39 ist eine Unterbrechung der Entstehung von TS13 nach A9 anzunehmen. In A3 beginnt Horváth mit einem aus einem Teil von BS 59, Bl. 30 und BS 58 e [2], Bl. 8 bestehenden Blatt auf völlig neuem Material, das bereits in der Grundschicht die geänderte Nummerierung (Fünftes Bild) aufweist. Am Beginn des Bildes wird nun anstelle eines Galeerensklaven eine „dicke Sklavin“ versteigert, womit der Text hier der Überarbeitung von A2/BS 58 e [2], Bl. 3 folgt, die möglicherweise in zeitlichem Abstand zur Korrekturschicht von A2 entstanden ist (vgl. den Kommentar zu A2). Der Text auf BS 58 e [2], Bl. 8 wird in einigen Details hs. korrigiert und in A4 durch einen neuen Teil von BS 59, Bl. 30 ersetzt. An diesen schließt Horváth BS 58 e [2], Bl. 6 an,
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Konzeption 6
auf dem er den Text bis zum Auftritt des Käufers, der den Uralten Sklaven erworben hat, tippt. Er unterbricht die Ausarbeitung und trennt den unteren Teil von BS 58 e [2], Bl. 6 ab. In A5 tippt er auf diesem Teil den Text mit kleineren Änderungen nochmals ab und verklebt ihn mit den aus A2 übernommenen Teilen von BS 59, Bl. 31 und Bl. 32. Die Zusammengehörigkeit von BS 58 e [2], Bl. 6 mit dem neuen Teil von BS 59, Bl. 31 ist durch eine gemeinsame Schnittkante belegt. Den in A2 eingefügten, aus TS1 übernommenen Teil BS 58 e [2], Bl. 2 tippt Horváth auf einem weiteren Teil von BS 59, Bl. 32, den er ebenfalls in A5 anklebt. Zuletzt liegt in diesem Ansatz ein aus einem Teil von BS 59, Bl. 33 und BS 58 e [2], Bl. 4 bestehendes Blatt vor, nach dem die Fortführung des Textes abgebrochen und das neue Material hs. überarbeitet wird. Der Autor setzt die Arbeit in A6 mit einem aus einem weiteren Teil von BS 59, Bl. 33 sowie BS 58 e [2], Bl. 10 und Bl. 7 bestehenden Blatt fort, das die Korrekturen von BS 58 e [2], Bl. 4 realisiert und das Blatt selbst ersetzt. Neuen Text tippt er auf der Verso-Seite des bereits in A2 verwendeten Blattes BS 58 e [2], Bl. 3 und bricht danach das Typoskript zwecks Eintragung hs. Korrekturen auf BS 58 e [2], Bl. 7 und Bl. 3v ab. Diese werden auf einem neuen, an BS 58 e [2], Bl. 10 angeklebten Teil sowie auf BS 58 f [2], Bl. 5v umgesetzt und ihrerseits einer hs. Korrektur unterworfen. Der Autor erarbeitet mit den in A6 bzw. A7 eingefügten Blättern einen Dialog, in dem Matrosa Lemniselenis auf ihre moralische Verpflichtung gegenüber Toxilus hinweist. Letzterer tritt schließlich auf und berichtet, er habe das Geld, wobei er indirekt auf seinen Einbruch in der herrschaftlichen Villa hinweist. Damit weicht die hier entwickelte Fassung des Bildes deutlich von der in A2 vorliegenden ab, in der Toxilus nicht als handelnde Figur auftritt, sondern nur in der Befragung Lemniselenis’ durch den Praetor erwähnt wird. Diese Passage wird in A8 auf einem neuen Teil von BS 59, Bl. 33 sowie auf einem aus zwei Teilen von BS 58 e [2], Bl. 5 bestehenden Blatt abgetippt. Mit diesem Material liegt eine neue Papiersorte im Konvolut zu Pompeji vor, es handelt sich dabei um halbierte Bögen im Format 341 × 210 mm, die ein Wasserzeichen „Drei Sterne“ aufweisen. Ähnliches Papier hat Horváth für die frühe Arbeit an seinem Roman Ein Kind unserer Zeit verwendet, mit der er im Sommer 1937 begonnen hat (vgl. WA 16). Die Verwendung der gleichen Papiersorte deutet auf die zeitliche Nähe der beiden Werkprojekte hin und ist ein deutliches Indiz für die hohe schriftstellerische Produktivität Horváths in dieser Zeit. Die Blätter dieser Papiersorte werden im weiteren Verlauf des Schreibprozesses immer häufiger. Für die letzten Arbeiten an der Gesamtfassung schließlich verwendet der Autor nur noch dieses Material. Dadurch lassen sich einige Änderungen am Material klar der späten Arbeitsphase zuordnen (vgl. hierzu insbesondere die Änderung im Bild „Kleiner Privathafen vor einer Villa“ in K7/TS3 sowie deren Korrespondenz mit K7/E1–E3). Die Arbeit auf BS 58 e [2], Bl. 5 wurde in A8 nach wenigen Zeilen wieder abgebrochen. In A9 streicht Horváth einige Zeilen auf dem unteren Teil des Blattes, tippt diese mit etwas Abstand neuerlich darunter und trennt den Teil schließlich ab. Dann klebt er den Teil an den oberen an, wobei die gestrichenen Zeilen überklebt werden. Am Fuß des Blattes klebt er einen neuen, aus einem weiteren Teil von BS 58 e [2], Bl. 5 und einem Teil von BS 59, Bl. 34 bestehenden Blattteil an und führt den Text auf BS 58 f [1], Bl. 1v weiter aus. Hier gestaltet er den Auftritt des Praetors samt Gefolge, weswegen sich Toxilus hinter dem Podium versteckt. Bei der Hälfte des Blattes bricht das Typoskript ab. Sowohl BS 58 e [2], Bl. 5 als auch BS 58 f [1], Bl. 1v werden intensiv hs. überarbeitet. Danach unterbricht der Autor die Arbeit an TS13 kurzzeitig, um E11 zu notieren.
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Chronologisches Verzeichnis
H14 = ÖLA 3/W 123 – BS 58 e [2], Bl. 6v 1 Blatt unliniertes Papier (106 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, schwarzblaue Tinte E11 = Dialogskizze (unten) E12 = Replik (mittig rechts)
Anhand einer Replik des Praetors auf TS13/A11/BS 59, Bl. 39 lässt sich erschließen, dass Horváth die Erarbeitung von TS13 kurzzeitig nochmals unterbrochen hat, um E11 und vermutlich auch E12 anzufertigen. Er benutzt dafür die Rückseite des in TS13/A4 verwendeten Blattes BS 58 e [2], Bl. 6 und notiert darauf eine Dialogskizze zwischen Toxilus und dem Praetor sowie eine Replik des Parasiten. Der Text der Dialogskizze E11 zum befürchteten Ausbruch des Vesuv findet sich wortwörtlich ab TS13/A10/BS 59, Bl. 39 (vgl. das entsprechende Blatt in K7/TS4). Die Replik des Parasiten wiederum bezieht sich wahrscheinlich auf seine und Bagnios Enttarnung als Falschmünzer im sechsten Bild „Im Zirkus“ und ist möglicherweise erst später entstanden. Aufgrund ihres geringen Umfangs lässt sich keine genaue textliche Korrespondenz herstellen, möglicherweise hat Horváth BS 58 e [2], Bl. 6v während der Erarbeitung von K7/TS2 nochmals als Beiblatt verwendet. T15 = ÖLA 3/W 123 – BS 58 e [2], Bl. 11, 12, ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 30–39 Insgesamt 12 Blatt, davon 2 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), Wasserzeichen „Drei Sterne“, 1 Blatt unliniertes Papier (98 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (28 × 210 mm), Wasserzeichen „Drei Sterne“, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (429 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (278 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (528 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (413 × 210 mm), halbierter Bogen, teilweise Wasserzeichen „Drei Sterne“, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (494 × 210 mm), Wasserzeichen „Drei Sterne“, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (271 × 210 mm), halbierter Bogen, teilweise Wasserzeichen „Drei Sterne“, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), halbierter Bogen, 1 Blatt unliniertes Papier (340 × 210 mm), halbierter Bogen, teilweise Wasserzeichen „Drei Sterne“, geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte; masch. Paginierung 28–37 auf BS 59, Bl. 30–39 TS13/A10 = Fassung des fünften Bildes („Beim Sklavenhändler“) konstituiert durch BS 59, Bl. 30–35, BS 58 e [2], Bl. 11, BS 59, Bl. 35–38, BS 58 e [2], Bl. 12, BS 59, Bl. 38, 39 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS13/A11 = Fassung des fünften Bildes („Beim Sklavenhändler“) konstituiert durch BS 59, Bl. 30–39 (Korrekturschicht; gedruckt als Teil von K7/TS4)
Mit A10 setzt Horváth die Arbeit an TS13 zum Bild „Beim Sklavenhändler“ weiter fort, nachdem er sie zur Anfertigung von E11 bzw. möglicherweise bereits E12 unterbrochen hat. Die in A9 zuletzt intensiv hs. überarbeiteten Blätter BS 58 e [2], Bl. 5 und BS 58 f [1], Bl. 1v scheiden aus dem Produktionsprozess aus. BS 58 e [2], Bl. 5 wird durch einen neuen Teil von BS 59, Bl. 34 ersetzt, der mit dem von Bl. 5 abgetrennten Teil dieses Blattes verklebt wird. Ein aus zwei Teilen von BS 59, Bl. 35 sowie BS 58 e [2], Bl. 11 bestehendes Blatt ersetzt in der Folge BS 58 f [1], Bl. 1v. Schließlich arbeitet Horváth den Rest des Bildes auf vier neuen Blättern aus, bis zuletzt eine in der Grundschicht vollständige Fassung vorliegt. Auf dem letzten Blatt des Bildes, BS 59, Bl. 39, schließlich setzt Horváth die in E11 notierte Dialogpassage zwischen dem Praetor und Toxilus um. Mit den Blättern BS 59, Bl. 37–39 bzw. den neu eingefügten Blattteilen BS 59, Bl. 34 und BS 58 e [2], Bl. 12 liegt in diesem Ansatz Material der in A8 erstmals verwendeten neuen Papiersorte mit dem Wasserzeichen „Drei Sterne“ vor.
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Konzeption 6
Horváth überarbeitet in der Folge BS 58 e [2], Bl. 11 und Bl. 12 hs., schneidet sie aus ihrem bisherigen Verbund mit Teilen der Blätter BS 59, Bl. 35 und Bl. 38 aus und ersetzt sie in A11 durch neues Material. Zuletzt trägt er noch einige Detailkorrekturen auf dem übrigen Material ein. Damit liegt das Bild in seiner in die Gesamtfassung K7/TS4 eingehenden Form vor, die entweder direkt im Anschluss oder im Zuge der Kompilation der Gesamtfassung nochmals hs. überarbeitet wird. T16 = ÖLA 3/W 125 – BS 58 f [1], Bl. 1–6 Insgesamt 6 Blatt, davon 4 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), halbierter Bogen, 2 Blatt unliniertes Papier (338 × 210 mm), halbierter Bogen, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte; masch. Paginierung 37–42 auf BS 58 f [1], Bl. 1–6, hs. Paginierung 38 auf BS 58 f [1], Bl. 1 TS15 = Fassung des sechsten Bildes („Im Zirkus“) (Korrekturschicht) Druck (Grundschicht) in: KW 10, S. 412–419.
Die mit TS15 vorliegende Fassung des Bildes „Im Zirkus“ entspricht dem in den Strukturplänen von Konzeption 6 als sechstes vorgesehenen Bild „In den Kerkern des Zirkus“ (E2) bzw. „Zirkus“ (E9, E10). In Konzeption 5 war ein ebenfalls im Zirkus bzw. im „Kerker“ spielendes Bild an unterschiedlichen Stellen vorgesehen (vgl. K5/E3, E4, TS8 und E15). Die masch. Paginierung 37 der Blätter von TS15 schließt nicht unmittelbar an die des zuletzt vorliegenden fünften Bildes „Beim Sklavenhändler“ an, das zuletzt in TS13/A11 ebenfalls die Paginierung 37 aufweist. Dies ist allerdings mit hoher Wahrscheinlichkeit auf ein Schreibversehen zurückzuführen, da von den in TS13 enthaltenen vollständigen Fassungen keine mit einer Paginierung 36 endet und ansonsten kein anschlussfähiger Text vorliegt. Aufgrund der insgesamt sehr vollständigen Überlieferung der übrigen Textträger sind Materialverluste von weiteren Typo- bzw. Manuskripten eher unwahrscheinlich. Horváth hat den Anschlussfehler später selbst bemerkt und auf BS 58 f [1], Bl. 1 die Paginierung entsprechend adaptiert, diese Korrektur auf den restlichen Blättern jedoch nicht vollzogen. Da er in TS16 die masch. Paginierung von TS15 fortsetzt, hat er vermutlich zuerst die dort enthaltene fragmentarische Fassung des siebenten Bildes „Wieder vor der Villa“ begonnen, bevor er sich zu einer Struktur in sechs Bildern entschieden und neuerlich dem sechsten Bild zugewandt hat. Anstatt TS15 vollständig neu zu paginieren bzw. neuen Text aus den vorhandenen Blättern zu montieren, beginnt er in K7/TS2 eine Textstufe des Bildes „Im Zirkus“ auf neuem Material. TS15 wurde durchwegs auf der gegenüber liegenden Seite von zuvor für andere Arbeiten verwendeten Blättern getippt, weshalb hier das seit TS13/A8 zunehmend verwendete Papier mit dem Wasserzeichen „Drei Sterne“ nicht vorliegt. BS 58 f [1], Bl. 1v trägt Text von TS13/A9, die übrigen Blätter wurden allesamt zuerst hs. beschrieben. Auf Bl. 2v sind K5/E12 und E13 eingetragen, Bl. 3v, 5v und 6v wurden für die Erarbeitung von K6/E1–E3 verwendet. Die werkgenetisch ältesten Arbeiten finden sich mit K5/TS1 und E6 auf Bl. 4v. Die in TS15 vorliegende Handlung des Bildes entspricht in einigen Punkten bereits der der Endfassung, weicht aber in Details ab und zeigt einen gänzlich anderen Verlauf in der Auflösung des Bildes. Hinter den Sitzplätzen des Zirkus treten während einer Vorstellung Bagnio und der Parasit auf, die die Gefangenen zu ärgern versuchen und sich schließlich dem Buffet zuwenden, wo sie mit Bagnios gefälschtem Geld bezahlen. Nach ihrem Abgang zum Wagenrennen sucht Dordalus Toxilus auf, um ihm einen Brief von Lemniselenis vorzulesen, die beim Praetor einen Aufschub seiner Verurteilung
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Chronologisches Verzeichnis
erreicht hat. Die beiden werden plötzlich der Anwesenheit K.R. Thagos gewahr, der als konvertierter Christ zum Tod in der Arena verurteilt wurde. Er hilft Toxilus, indem er schriftlich bestätigt, ihm das Geld geschenkt zu haben. Dordalus eilt mit diesem Schreiben zum Praetor und Thago verbirgt sich in seiner Zelle. Bagnio und der Parasit kehren zurück und werden vom Buffetier gestellt, der Parasit versucht zu fliehen und stößt in der Türe mit dem eintretenden Praetor zusammen. Dieser ist zunächst irritiert von der Kunde, sein Freund, der Parasit, fälsche Geld, wendet sich aber zuerst den Gefangenen zu und Toxilus kommt frei. Für K.R. Thago kommt die Hilfe zu spät, er wurde bereits den Löwen vorgeworfen. Verwundert über den Ausgang der Geschehnisse ruft der Praetor die Götter an, dann bricht der Vesuv aus und alles stürzt zusammen. Damit ist erstmals der Ausbruch des Vesuvs textlich ausgearbeitet, der in verschiedenen Entwürfen und Textstufen bereits erwähnt wurde und das Stück leitmotivisch durchzieht (vgl. K5/TS1, E7, E10–E12, K6/E2–E4, TS5 und TS11, in E9 und TS10 indirekt als „Erdbeben“). Horváth geht hier allerdings immer noch von einer Struktur des Stückes in vermutlich neun Bildern aus, wie die unmittelbar anschließende TS16 belegt. T17 = ÖLA 3/W 125 – BS 58 f [1], Bl. 7 1 Blatt unliniertes Papier (338 × 208 mm), halbierter Bogen, masch. Paginierung 43 TS16 = fragm. Fassung des siebenten Bildes (Grundschicht) Druck in: KW 10, S. 419f.
TS16 schließt aufgrund seiner Paginierung 43 klar an TS15 an. Bei der in dieser Textstufe enthaltenen fragmentarischen Fassung handelt es sich um das einzige Typoskript zum siebenten Bild „Wieder vor der Villa“. Die Rückseite dieses Blattes hat der Autor zuvor für die Eintragung von K5/E1–E4 verwendet. Vor der zerstörten Villa sitzen Paegnium und der Aufseher und unterhalten sich über den Vulkanausbruch, mit dem Auftritt von Gloriosus und Idiotima bricht das Typoskript ab. Eine vergleichbare Situation bietet sonst nur K5/TS9, in der K.R. Thago, Idiotima und Gloriosus als Pilger vor die Villa zurückkehren. Ideen zu dieser Konfiguration liegen in K5/E3–E5 zum siebenten, in K6/E2, E3 und E9 zum neunten Bild des Stückes vor. Weitere Arbeiten zu diesem Bild sind nicht überliefert. Horváth entwickelt danach in Konzeption 7 auf der Grundlage des bereits vorhandenen Materials eine Struktur in sechs Bildern, die mit einer an das sechste Bild anschließenden Szene in den Katakomben endet (vgl. K7/E3, TS1 und TS2 sowie die Gesamt- bzw. Endfassung, K7/TS4 und TS5).
Konzeption 7: Pompeji. Komödie eines Erdbebens in sechs Bildern H1 = ÖLA 3/W 127 – BS 58 f [3], Bl. 2 1 Blatt unliniertes Papier (341 × 214 mm), halbierter Bogen, Wasserzeichen „Drei Sterne“, unregelmäßig gerissen, schwarzblaue Tinte TS1 = fragm. Fassung des VI. Bildes (Korrekturschicht)
Die Entscheidung Horváths, Pompeji in eine Struktur in sechs Bildern zu überführen, dürfte verhältnismäßig kurzfristig erfolgt sein, wie der unvermittelte Abbruch von K6/TS16 nahelegt. In TS1 arbeitet er erstmals den neuen Schluss von Pompeji aus, der an den Vulkanausbruch am Ende des sechsten Bildes anschließen soll. Die hs. Aus-
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Konzeption 7
führung der Textstufe sowie die fehlende Paginierung deuten darauf hin, dass sie unabhängig von der Erarbeitung von TS2 entstanden ist. Das dafür verwendete Blatt BS 58 f [3], Bl. 2 weist neuerlich das für die späte Phase der Textgenese charakteristische Wasserzeichen „Drei Sterne“ auf. Auffällig ist die Nummerierung des Bildes in römischen Ziffern, die an einige frühere Arbeiten erinnert (vgl. K5/E9, TS8, E11, TS9 bzw. K6/TS12). Aufgrund der breiten Streuung der Nummerierung in römischen Ziffern, die im Fall von TS1 eindeutig in Konzeption 7 zu verorten ist, kann ihr keine werkgenetische Relevanz zugesprochen werden (vgl. dazu insbesondere den Kommentar zu K5/E9 sowie zu K6/TS12). In ihren wesentlichen Aspekten entspricht die vorliegende fragmentarische Fassung der Szene schon ihrer in TS2 erarbeiteten Gestaltung. Lemniselenis, Matrosa und der verwundete Toxilus finden Zuflucht in einer Katakombe, in der sich Christen verstecken. Den Schauplatz der Katakomben hatte Horváth zuletzt in K5/E4 bzw. E5 mit dem Bild „Gestrandet“ notiert, in dem die schiffbrüchige Herrschaft zum Christentum findet. Die Katakomben waren überdies indirekt über die Anmerkungen Matrosas zu ihrem neuen Gott bereits in Ein Sklavenball angedeutet (vgl. zuletzt K4/TS2/A3/BS 30 a, Bl. 26 und 40) und werden in Pompeji im fünften Bild „Beim Sklavenhändler“ erwähnt (vgl. K6/TS13/A11 bzw. K7/TS4/BS 59, Bl. 33f.). In der hier verwendeten Form ist der Schauplatz ein genuin neuer Einfall. Lemniselenis, Matrosa und Toxilus unterhalten sich nach ihrer Rettung über den Ausbruch des Vesuv, wofür Horváth zuerst in K6/TS16 dem Aufseher zugeschriebenen Text wiederverwendet, woraufhin ein „Herr“ auftritt, der die drei um Ruhe bittet, da er einen Brief schreibe. Matrosa klärt ihre Begleiter darüber auf, dass der Herr Briefe immer an „ganze Städte“ schreibe, wie etwa an die Korinther. Dadurch ist diese Figur unschwer als Apostel Paulus zu erkennen, der sogleich nochmals auftritt und die drei neuerlich um Ruhe bittet, denn Gott würde sie auch hören, wenn sie schweigen. Auf die Nachfrage Toxilus’ antwortet Matrosa, er höre sogar „das Nichts“. Hier bricht die Textstufe ab, und Horváth erarbeitet anschließend TS2, deren mit A7 vorliegende Fassung des sechsten Bildes schließlich in die Gesamtfassung von Pompeji eingeht. H2 = ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 42, 47 T1 = ÖLA 3/W 126 – BS 58 f [2], Bl. 1–9, ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 40, 41, 43–46, 48–51 Insgesamt 21 Blatt, davon 2 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), halbierter Bogen, Wasserzeichen „Drei Sterne“, schwarzblaue Tinte, 6 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), halbierter Bogen, Wasserzeichen „Drei Sterne“, 3 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), halbierter Bogen, 1 Blatt unliniertes Papier (196 × 210 mm), halbierter Bogen, Wasserzeichen „Drei Sterne“, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (42 × 210 mm), halbierter Bogen, Wasserzeichen „Drei Sterne“, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (197 × 210 mm), halbierter Bogen, Wasserzeichen „Drei Sterne“, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (226 × 210 mm), halbierter Bogen, Wasserzeichen „Drei Sterne“, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (249 × 210 mm), halbierter Bogen, Wasserzeichen „Drei Sterne“, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (338 × 210 mm), halbierter Bogen, 1 Blatt unliniertes Papier (397 × 210 mm), halbierter Bogen, Wasserzeichen „Drei Sterne“, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (441 × 210 mm), halbierter Bogen, Wasserzeichen „Drei Sterne“, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (393 × 210 mm), halbierter Bogen, Wasserzeichen „Drei Sterne“, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (381 × 210 mm), halbierter Bogen, Wasserzeichen „Drei Sterne“, geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand; masch. Paginierung 41, 42, 45, 46 auf BS 58 f [2], Bl. 5, 1, 8, 9, masch. Paginierung 38–47 auf BS 59, Bl. 40, 41, 43–46, 48–51, hs. Paginierung 40–49 auf BS 59, Bl. 42–51
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Chronologisches Verzeichnis
TS2/A1 = fragm. Fassung des sechsten Bildes („Im Zirkus“) konstituiert durch BS 59, Bl. 40, BS 58 f [2], Bl. 2 (Korrekturschicht, vgl. Simulationsgrafik) TS2/A2 = fragm. Fassung des sechsten Bildes („Im Zirkus“) konstituiert durch BS 59, Bl. 40, BS 58 f [2], Bl. 3 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS2/A3 = fragm. Fassung des sechsten Bildes („Im Zirkus“) konstituiert durch BS 59, Bl. 40, 41, 43, BS 58 f [2], Bl. 4, 5, 1 (Korrekturschicht, vgl. Simulationsgrafik) 2 TS /A4 = fragm. Fassung des sechsten Bildes („Im Zirkus“) konstituiert durch BS 59, Bl. 40, 41, 43–45, BS 58 f [2], Bl. 6 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS2/A5 = fragm. Fassung des sechsten Bildes („Im Zirkus“) konstituiert durch BS 59, Bl. 40, 41, 43–46, 48, BS 58 f [2], Bl. 7–9 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS2/A6 = Fassung des sechsten Bildes („Im Zirkus“) konstituiert durch BS 59, Bl. 40, 41, 43–46, 48–51 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS2/A7 = Fassung des sechsten Bildes („Im Zirkus“) konstituiert durch BS 59, Bl. 40–51 (vgl. Simulationsgrafik; gedruckt als Teil von K7/TS4)
In insgesamt sieben Ansätzen erarbeitet Horváth in TS2 die in die Gesamtfassung TS4 eingehende Fassung des sechsten Bildes „Im Zirkus“. Der Text baut auf K6/TS15 und K7/TS1 auf, weicht aber im Detail merklich von den vorangehenden Fassungen ab. Materiell greift der Autor hier vor allem auf die seit K6/TS11/A8 zunehmend verwendete Papiersorte mit dem Wasserzeichen „Drei Sterne“ zurück. Die Blätter, die nicht über dieses Wasserzeichen verfügen, wurden sämtlich bereits zuvor verwendet und tragen auf ihren jeweiligen Rückseiten den Text anderer Textstufen bzw. Entwürfe. Die Blätter BS 58 f [2], Bl. 1 und Bl. 9 wurden verso hs. beschrieben und konstituierten zuvor einen Teil des Strukturplans K5/E5 (Bl. 1v) bzw. die Dialogskizze K5/E7 (Bl. 9v). Damit liegt in dieser späten Bearbeitungsphase bemerkenswerterweise Material vom Beginn der Werkgenese von Pompeji vor. Der Text auf den Verso-Seiten der Blätter BS 58 f [2], Bl. 5 und 8 wiederum war zuvor Teil von K6/TS13/A7 (Bl. 5v) bzw. K6/TS9 (Bl. 8v). Horváth beginnt in A1 mit einem aus dem oberen Teil von BS 59, Bl. 40 und BS 58 f [2], Bl. 2 bestehenden Blatt, auf dem er die Bildnummerierung sowie die Szenenanweisung einträgt. Diese übernimmt er aus K6/TS15, stellt jedoch einiges um und präzisiert die Ausgestaltung der Bühne. Bagnio und der Parasit treten auf, und Letzterer artikuliert seine Befürchtung, einst selber in ein derartiges Verlies geworfen zu werden. Hier bricht der masch. Text bereits wieder ab, einige weitere Repliken werden hs. angefügt. Diesen Text tippt Horváth in A2 auf ein neues, aus einem Teil von BS 59, Bl. 40 und BS 58 f [2], Bl. 3 bestehendes Blatt, mit dem er BS 58 f [2], Bl. 2 ersetzt. Er kommt hier bis zum Auftauchen Toxilus’ hinter den Gitterstäben und überarbeitet den neu getippten Text hs., wobei er den Auftritt Toxilus’ wieder streicht. In A3 schneidet Horváth BS 58 f [2], Bl. 3 ab und fügt insgesamt vier neue Blätter an. Auf BS 59, Bl. 41 unterhält sich Toxilus mit dem Wärter über sein Schicksal und lauscht dem Gesang der eingekerkerten Christen. Bagnio und der Parasit eilen ob des beginnenden Wagenrennens in die Arena, kurz darauf verfolgt sie der Buffetier, nachdem er die gefälschten Münzen Bagnios entdeckt hat. Auf einem aus dem oberen Teil von BS 59, Bl. 43 und BS 58 f [2], Bl. 4 bestehenden Blatt tritt Dordalus auf, der Toxilus den Brief Lemniselenis’ vorliest. Auf die mehrfache Nennung seines Namens hin erscheint auf dem darauf folgenden Blatt BS 58 f [2], Bl. 5 K.R. Thago am anderen Gitter, den Dordalus zunächst gar nicht erkennt, da er keine Maske mehr trägt. Horváth führt das Gespräch der beiden auf BS 58 f [2], Bl. 1 weiter aus. K.R. Thago erklärt hier, dass er nach dem Untergang seines Schiffes jemanden gese-
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Konzeption 7
hen habe, der „über das Meer geht“, und spielt damit auf Jesus Christus an. Nach seiner Errettung sei er Christ geworden und so in den Kerkern des Zirkus gelandet. Mit dem Hinweis Dordalus’, dass sich in der Nebenzelle Toxilus befinde, worüber Thago „hocherfreut“ ist, bricht das Typoskript auf Bl. 1 etwa in der Mitte des Blattes ab. Horváth überarbeitet nun die neu eingefügten Blätter hs. und ergänzt in der unteren Hälfte von Bl. 1 den Abgang Dordalus’, der den Praetor über seine Entdeckung informieren will, sowie das Gespräch zwischen Toxilus und Thago, der sich daraufhin in die Dunkelheit zurückzieht. In einer vom Rest des Textes abgesetzten Eintragung tritt der Praetor auf und verhört Thago über die 600 Silberlinge. Thago behauptet, Toxilus das Geld gegeben zu haben, was der Praetor nicht glauben will. Damit bricht auch die hs. Bearbeitung von A3 ab. Die umfangreichen hs. Ergänzungen und Korrekturen setzt Horváth in A4 um. Dafür schneidet er BS 58 f [2], Bl. 4 vom oberen Teil von BS 59, Bl. 43 ab und klebt einen neuen Teil mit dem überarbeiteten Text an. BS 58 f [2], Bl. 5 und Bl. 1 werden durch BS 59, Bl. 44 und ein aus dem oberen Teil von BS 59, Bl. 45 sowie BS 58 f [2], Bl. 6 bestehendes Blatt ersetzt. Auffällig ist in dieser Gestaltung der Szene die Tilgung des Gesprächs zwischen Toxilus und K.R. Thago, dieser zieht sich nach dem Bericht über seine Errettung noch während der Anwesenheit Dordalus’ in die Dunkelheit zurück. Auf BS 58 f [2], Bl. 6 treten nun der Parasit und Dordalus wieder auf, die sich erneut dem Buffet zuwenden. Matrosa erscheint und will nachfragen, ob Dordalus den Brief übergeben hat. Dieser ist immer noch außer sich über Thagos Konversion wie Inhaftierung und eilt zum Praetor, wobei ihm Matrosa folgt. Mit dem sogleich auftretenden Buffetier, der Bagnio und Toxilus zur Rede stellt, bricht das Typoskript ab. Auf BS 58 f [2], Bl. 6 schließen hs. einige Repliken des Streits zwischen Bagnio bzw. dem Parasiten und dem Buffetier an, der übrige Text des Blattes wird hs. überarbeitet. In A5 schneidet Horváth BS 58 f [2], Bl. 6 ab und ersetzt es durch einen neuen Teil von BS 59, Bl. 45. Die Auftrittsreihenfolge ist hier leicht verändert. Zuerst erscheint Matrosa, die schließlich dem aufgebrachten Dordalus folgt, erst danach treten Bagnio und der Parasit wieder ans Buffet, wobei einige Zeilen neuen Dialogs angefügt werden. Die Auseinandersetzung mit dem Buffetier beginnt auf BS 59, Bl. 46, der Parasit versucht sich seiner Verhaftung zu entziehen und stößt in der Türe mit dem Praetor zusammen. Die beiden sind befreundet, und der Praetor will den Parasiten zunächst noch zum Essen einladen, bevor er von dem gefälschten Geld erfährt. Der peinlich berührte Praetor lässt den Parasiten festsetzen und wendet sich Thago zu. Dieser bestätigt die Schenkung, was der Praetor nicht glauben will, letztlich verfügt er aber doch die Freilassung Toxilus’. Der wiederum ist aber nicht mehr in seiner Zelle, sondern ist mit Hilfe von Lemniselenis und Matrosa geflohen. Auf BS 58 f [2], Bl. 8 ruft der Praetor schließlich die Götter um Rat an, und der Vesuv bricht aus. Danach folgt eine „Verwandlung“, und Lemniselenis, Matrosa und Toxilus sind nach dem Vulkanausbruch in den Katakomben zu sehen. Die Handlung hier sowie auf dem folgenden BS 58 f [2], Bl. 9 folgt im Wesentlichen TS1, wobei Horváth textlich einige Modifikationen vornimmt und Dialogteile umstellt bzw. erweitert. Der Text endet am Fuß von Bl. 9 wie im abgeschlossenen Bild damit, dass sich die drei zur Ruhe legen und das Licht ausgeht, allerdings fehlen hier noch die die Szene bzw. das Stück beschließenden Nebentexte. In A6 tauscht Horváth die zuletzt hs. überarbeiteten Blätter BS 58 f [2], Bl. 7–9 gegen neues Material aus, das einen neuen Teil von BS 59, Bl. 48 sowie die Blätter BS 59, Bl. 49–51 umfasst. Damit liegt das Bild in einer abgeschlossenen Fassung vor,
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Chronologisches Verzeichnis
die mit der Szenenanweisung „Vorhang“ endet und zuletzt den das Stück beschließenden Nebentext „Ende“ aufweist. In A7 wird zuletzt noch neues Material eingefügt, was sich aus einer Adaption zweier Stellen des Bildes ergibt. Dies betrifft zunächst den Abgang Bagnios und des Parasiten am Fuß von BS 59, Bl. 41. Horváth streicht diesen Text und fügt mit BS 59, Bl. 42 ein hs. gefertigtes Blatt ein, auf dem die beiden Lemniselenis in der Loge des Praetors erspähen und sich über dessen Freundschaft mit dem Parasiten unterhalten. Danach erklingen wie zuvor auf Bl. 41 die Posaunen in der Arena und die beiden eilen zum Wagenrennen. Bl. 42 schließt so textlich bruchlos an den getippten Text auf Bl. 43 an. Die zweite Materialeinfügung von A7 betrifft den Text im unteren Blattviertel von BS 59, Bl. 46. Hier streicht Horváth mehrere Zeilen rund um die Beteiligung des Parasiten an der vom Buffetier aufgedeckten Falschmünzerei und seine Verhaftung. Auf BS 59, Bl. 47 verfasst er diesen Dialog hs. neu, wobei er den auf Bl. 46 bereits zuvor hs. korrigierten Text mit neuen Einfällen anreichert. Wie auch im Fall von Bl. 42 schließt Bl. 47 textlich bruchlos an den bereits vorliegenden Text des Folgeblattes BS 59, Bl. 48 an. Horváth korrigiert abschließend die masch. Paginierung der schon in A6 vorliegenden Blätter hs., wodurch die nachträgliche Einfügung von Bl. 42 und Bl. 47 belegt werden kann. Damit liegt das Bild in seiner in die Gesamtfassung TS4 eingehenden Form vor, die entweder direkt im Anschluss oder im Zuge der Kompilation der Gesamtfassung nochmals hs. überarbeitet wird. H3 = ÖLA 3/W 110 – BS 57 [2], Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (341 × 209 mm), Wasserzeichen „Drei Sterne“, schwarze Tinte E1 = Figurenverzeichnis mit Werktitel „Pompeji / Komödie eines Erdbebens in sechs Bildern“ (links) E2 = Replik zum I. Bild (rechts oben) E3 = Strukturplan in sechs Bildern (rechts unten)
In E1–E3 fixiert Horváth die Konzeption 7 bestimmenden Änderungen. Er verwendet dafür neuerlich ein Blatt der seit K6/TS13/A8 verwendeten Papiersorte mit dem Wasserzeichen „Drei Sterne“, wodurch sich die verhältnismäßig späte Entstehung von E1–E3 auch materiell absichern lässt. Wie das vollständige Figureninventar E1 sowie die genaue Betitelung der einzelnen Bilder in E3 nahelegen, sind die Entwürfe vermutlich erst nach dem Abschluss des sechsten Bildes entstanden. Es handelt sich also höchstwahrscheinlich um Notizen für die das Figuren- und das Schauplatzverzeichnis enthaltenden Blätter im Typoskript der Gesamtfassung TS4. In E1 liegt unter dem neuen Werktitel „Pompeji / Komödie eines Erdbebens in sechs Bildern“ ein Figurenverzeichnis vor, das mit nur kleinen Abweichungen in das jeweilige Figurenverzeichnis der Gesamt- wie Endfassung (vgl. TS4/BS 59, Bl. 2 und TS5/ÖLA 27/W 36, Bl. 2) eingeht. Die in E2 notierte Replik zum „I. Bild“ gibt wichtige Hinweise für die weitere Bearbeitung des ersten Bildes „Kleiner Privathafen vor einer Villa“. Toxilus macht hier im Prolog auf den rauchenden Vesuv aufmerksam, den das angesprochene Publikum nicht sehen kann. Diese Replik setzt Horváth in TS1 auf einem neu eingefügten Teil von BS 59, Bl. 4 um, was mit der Streichung der durch die veränderte Szenerie obsolet gewordenen Szenenanweisung „Und in der Ferne raucht der Vesuv“ auf BS 58 a, Bl. 4 zusammenfallen dürfte. Diese Adaption des Prologs steht in Zusammenhang mit dem Vesuv-Motiv, das im Verlauf der Werkgenese von Pompeji zunehmend verdichtet wird (vgl. K5/TS1, E7, E10–E12, K6/E2–E4, TS5, E9, TS10, TS11, TS15 und TS16).
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Konzeption 7
Der Strukturplan in sechs Bildern E3 fixiert die definitive Gestalt des Stückes. Verzeichnet sind drei Bilder „Vor einer Villa am Meer“ sowie die Bilder „In Bagnios Keller“, „Beim Sklavenhändler Dordalus“ und „Im Zirkus von Pompeji und unter der Erde“. Die Bildtitel entsprechen dem Schauplatzverzeichnis in der Gesamt- wie Endfassung (vgl. TS4/BS 59, Bl. 3 und TS5/ÖLA 27/W 36, Bl. 3). T2 = ÖLA 3/W 111 – BS 58 a, Bl. 2, 4, ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 4–9 Insgesamt 8 Blatt, davon 3 Blatt unliniertes Papier (338 × 208 mm), halbierter Bogen, 2 Blatt unliniertes Papier (340 × 208 mm), halbierter Bogen, 1 Blatt unliniertes Papier (236 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (346 × 203 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (455 × 210 mm), halbierter Bogen, teilweise Wasserzeichen „Drei Sterne“, geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, hs. Einträge mit Bleistift und Kugelschreiber von fremder Hand; masch. Paginierung 1 auf BS 58 a, Bl. 4, masch. Paginierung 2–7 auf BS 59, Bl. 4–9 TS3/A1 = Fassung des ersten Bildes („Kleiner Privathafen vor einer Villa“) konstituiert durch BS 58 a, Bl. 4, BS 59, Bl. 4, BS 58 a, Bl. 2, BS 59, Bl. 5–9 (nicht gedruckt) TS3/A2 = Fassung des ersten Bildes („Kleiner Privathafen vor einer Villa“) konstituiert durch BS 58 a, Bl. 4, BS 59, Bl. 4–9 (Korrekturschicht; gedruckt als Teil von K7/TS4)
In TS3 nimmt Horváth letzte Änderungen am ersten Bild „Kleiner Privathafen vor einer Villa“ vor. Dieses Bild liegt zuletzt in der Fassung von K6/TS7/A2 als „Vorspiel“ vor und wurde in TS14 wieder als erstes Bild aufgenommen. Zunächst korrigiert Horváth das Material hs. und fügt auf BS 58 a, Bl. 2 neuen Text in die Prologrede Toxilus’ ein, der teilweise auf der in E2 notierten Replik basiert. Toxilus macht hier das angesprochene Publikum auf den außerhalb der „Szenerie“ (vgl. A2/BS 59, Bl. 4) gelegenen Vesuv aufmerksam. Weitere hs. Ergänzungen betreffen Details der Szenerie. Sie ergänzen Detailkorrekturen früherer Bearbeitungen des Materials (vgl. K5/TS5) und lassen sich aufgrund ihres der Einfügung des auf E2 basierenden Textes sehr ähnlichen Schreibduktus abheben. Ebenfalls in diese Bearbeitung zu zählen ist die Streichung der Szenenanweisung „Und in der Ferne raucht der Vesuv“ auf BS 58 a, Bl. 4, da diese die in Toxilus’ Rede angezeigte Verlagerung des Vesuvs außerhalb des Bühnengeschehens voraussetzt. Den überarbeiteten Text von BS 58 a, Bl. 4 schneidet Horváth in A2 aus und verklebt die übrig gebliebenen Teile mit einem neuen Teil. Mit dieser letzten Änderung liegt das erste Bild in seiner in die Gesamtfassung von TS4 eingehenden Form vor, die vermutlich entweder direkt im Anschluss oder im Zuge der Kompilation der Gesamtfassung nochmals hs. überarbeitet wird. H2 = ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 42, 47 T3 = ÖLA 3/W 111 – BS 58 a, Bl. 4, ÖLA 3/W 129 – BS 59, Bl. 1–42, 43–46, 48–51 Insgesamt 52 Blatt, davon 2 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), halbierter Bogen, Wasserzeichen „Drei Sterne“, schwarzblaue Tinte, 8 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), halbierter Bogen, Wasserzeichen „Drei Sterne“, 3 Blatt unliniertes Papier (340 × 208 mm), halbierter Bogen, 3 Blatt unliniertes Papier (343 × 210 mm), halbierter Bogen, 3 Blatt unliniertes Papier (341 × 207 mm), Wasserzeichen „Drei Sterne“, 3 Blatt unliniertes Papier (338 × 208 mm), halbierter Bogen, 2 Blatt unliniertes Papier (341 × 210 mm), halbierter Bogen, 1 Blatt unliniertes Papier (346 × 203 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (455 × 210 mm), halbierter Bogen, teilweise Wasserzeichen „Drei Sterne“, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (434 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (398 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Pa-
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Chronologisches Verzeichnis
pier (424 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (322 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (334 × 210 mm), halbierter Bogen, 1 Blatt unliniertes Papier (522 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (447 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (450 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (371 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (437 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (469 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (427 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (545 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (534 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (388 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (429 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (278 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (528 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (413 × 210 mm), halbierter Bogen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (494 × 210 mm), Wasserzeichen „Drei Sterne“, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (271 × 210 mm), halbierter Bogen, teilweise Wasserzeichen „Drei Sterne“, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (340 × 210 mm), Wasserzeichen „Drei Sterne“, geschnitten sowie gerissen und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (397 × 210 mm), Wasserzeichen „Drei Sterne“, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (441 × 210 mm), Wasserzeichen „Drei Sterne“, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (393 × 210 mm), Wasserzeichen „Drei Sterne“, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (381 × 210 mm), Wasserzeichen „Drei Sterne“, geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand; masch. Paginierung 1 auf BS 58 a, Bl. 4, masch. Paginierung I–III auf BS 59, Bl. 1–3, masch. Paginierung 2–14 auf BS 59, Bl. 4–16, masch. Paginierung 16 auf BS 59, Bl. 17, masch. Paginierung jeweils 17 auf BS 59, Bl. 18, 19, masch. Paginierung 18–47 auf BS 59, Bl. 20–41, 43–46, 48–51, hs. Paginierung 15, 16 auf BS 59, Bl. 17, 18, hs. Paginierung 40–49 auf BS 59, Bl. 42–51 TS4 = Gesamtfassung mit Werktitel „Pompeji. Komödie eines Erdbebens in sechs Bildern von Ödön von Horváth“ (Korrekturschicht) Druck in: GW II, S. 591–646.
Die Gesamtfassung von Pompeji konstituiert sich aus den jeweils zuletzt vorliegenden Fassungen der sechs Einzelbilder, wie sie mit K7/TS3/A2, K6/TS1/A10, K6/TS8/A5, K6/TS11/A11, K6/TS13/A11 und K7/TS2/A7 unter Berücksichtigung der Korrektur der Bildnummerierung in K6/TS14 vorliegen. Horváth fügt in TS4 mit den Blättern BS 59, Bl. 1–3 noch ein Titelblatt, ein Figuren- und Schauplatzverzeichnis sowie eine Zeitangabe ein. Diese tragen durchwegs eine Paginierung in römischen Ziffern, das Figuren- bzw. Schauplatzverzeichnis entspricht, von der hs. Ergänzung „Freie Bürger“ im Figurenverzeichnis abgesehen, E1 bzw. E3. Der definitive Titel des Stückes „Pompeji. Komödie eines Erdbebens in sechs Bildern von Ödön von Horváth“ wurde zuvor bereits in E1 notiert. TS4 bildet die Grundlage der vom Verlag Georg Marton erstellten Endfassung TS5, die von Horváth nochmals durchgesehen wurde und sich in Details von der Gesamtfassung unterscheidet. Mit Ausnahme des Erstdrucks in der Sammlung Stücke 1961 hat Traugott Krischke das TS4 zugrunde liegende Typoskript für sämtliche Abdrucke von Pompeji in den von ihm vorgelegten Werkausgaben verwendet (vgl. GW II, S. 9* sowie KW 10, S. 433 bzw. 454). T4 = ÖLA 27/W 36 – o. BS, Bl. 1–65 65 Blatt unliniertes Papier (338 × 208 mm), dünn, hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand, geheftet in grüner Mappe mit Aufdruck des Georg Mar-
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Konzeption 7
ton Verlags und hs. Eintragung „Pompeji“ mit schwarzer Tinte von fremder Hand, Paginierung I–III auf Bl. 1–3, 1–62 auf Bl. 4–65 TS5 = Endfassung mit Werktitel „Pompeji. Komödie eines Erdbebens in sechs Bildern von Ödön Horváth“ (Korrekturschicht) Druck in: Horváth 1961, S. 377–415. Druck des ersten und sechsten Bildes in: Csokor 1961, S. 83–101.
Pompeji wurde gegen Ende Juli fertiggestellt, wie ein Schreiben Horváths an Alma Mahler-Werfel vom 24. Juli 1937 nahelegt (vgl. Vorwort). Mit TS5 liegt eine vom Georg Marton Verlag erstellte vollständige Abschrift der Gesamtfassung von TS4 vor, die in einer Mappe des Verlags geheftet überliefert ist und hs. von fremder Hand mit der Bezeichnung „Stammbuch“ versehen wurde. Diese Abschrift hat Horváth nochmals durchgesehen, wie einige hs. Korrekturen sowie kleinere Textadaptionen belegen, weshalb mit TS5 die autorisierte Endfassung von Pompeji gegeben ist. Wie ein Textvergleich zeigt, hat Traugott Krischke dieses Typoskript für den Erstdruck in seiner Sammlung Stücke 1961 benutzt, sämtliche späteren Abdrucke basieren auf TS4. Das erste und sechste Bild von Pompeji wurden im selben Jahr in der von Franz Theodor Csokor besorgten Auswahl Ödön von Horváth: „Unvollendet …“ ebenfalls auf der Grundlage dieses Typoskripts abgedruckt. TS5 weist eine große Zahl an Tipp- und Flüchtigkeitsfehlern auf, die teilweise schon von Horváth selbst korrigiert wurden. Insbesondere fehlen fast überall im Typoskript die Abstände nach Satzzeichen wie Komma bzw. Punkt, die hier stillschweigend korrigiert wurden. Ebenfalls stillschweigend korrigiert wurden analog dazu überzählige Abstände nach Satzzeichen. Sämtliche anderen Herausgebereingriffe erscheinen vollständig im Apparat. H4 = ÖLA 3/W 309 – BS 14 b, Bl. 6 1 Blatt unliniertes Papier (340 × 208 mm), Wasserzeichen „Drei Sterne“, schwarze Tinte E4 = Werkverzeichnis Druck in: Krischke 1977, S. 192.
E4 wurde auf Papier mit dem Wasserzeichen „Drei Sterne“ notiert. Dieselbe Papiersorte hat Horváth für die letzten Arbeiten an Pompeji (vgl. den Kommentar zu K6/TS13/A8) sowie für die Arbeit an Ein Kind unserer Zeit verwendet (vgl. WA 16). Auf dem vorliegenden Blatt stellt er sein Stück, gemeinsam mit dem im Frühsommer vollendeten Lustspiel Ein Dorf ohne Männer, in den Kontext seines Werkprojekts der Komödie des Menschen, es gehört damit sowohl zur Werkgenese von Pompeji als auch zu der von Ein Dorf ohne Männer (vgl. WA 10/K3/E1, S. 483f.). Anhand des im Rahmen eines umfassenden Widerrufs seiner Stücke in der unteren Blatthälfte eingetragenen Werkverzeichnisses und der Anmerkung, diese Werke seien alle, „ausser zweien, gespielt worden“, lässt sich das Blatt auf das Ende des Jahres 1937 datieren (zur Datierung vgl. das Vorwort). E4 fasst die 1937 entstandenen Stücke Ein Dorf ohne Männer und Pompeji unter einer Gliederungseinheit zusammen, eine weitere Gliederungseinheit bilden die Werktitel Die Pythagoreer und Die Diadochen, zu denen keine Stücke überliefert sind. Überlegungen dazu dürfte Horváth bereits wesentlich früher angestellt haben, wie der Eintrag des Titels „Die Diadochen“ im Notizbuch Nr. 2 belegt, hier mit dem Gattungszusatz „Historischer Roman“ (ÖLA 3/W 369 – o. BS, Bl. 5; vgl. WA 8/VA1/E1, S. 24f.). Dieses Notizbuch umfasst im Wesentlichen Vorarbeiten zu Figaro läßt sich
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Chronologisches Verzeichnis
scheiden und kann auf 1934/35 datiert werden. Notizen zu einer Komödie mit dem Titel Die Diadochen sind in dem auf die Jahre 1935/36 datierbaren Notizbuch Nr. 4 überliefert (ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 70 und 78; zu Bl. 78 vgl. WA 10/VA/E13–E14, S. 28f.). Die erhaltenen Notizen stehen hier neben Entwürfen zu Das jüngste Gericht, einer Komödie mit dem Titel Orpheus sowie umfassenderen Textausarbeitungen zu den Werkprojekten Die Grottenbahn und Kaiser Probus in Wien. Das geplante Stück Die Diadochen wurde außerdem in zwei Werkverzeichnisse eingetragen, die zu den frühesten Belegen der Komödie des Menschen zu zählen sind (ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 98v, 99 und 99v; vgl. WA 9/K5/E39 und E40, S. 372f.); vorgesehen sind dort die Titel „Die Urzeit“, „Die Diadochen“, „Die Völkerwanderung“, „Das Mittelalter“, „Das Meer“, „Die Maschinen“ und „Das jüngste Gericht“ (Bl. 99). Auf einem weiteren Blatt der zur Komödie des Menschen gehörenden Entwürfe (BS 14 b, Bl. 3; vgl. WA 10/VA/E22–E23, S. 40f.) notiert Horváth ebenfalls den Titel „Die Diadochen“ im Rahmen eines Werkverzeichnisses, das aufgrund der vorgenommenen Korrekturen wohl die Vorlage der im Notizbuch Nr. 4 eingetragenen Werkverzeichnisse gewesen ist. Zu seinem Projekt einer Komödie des Menschen ließ sich Horváth wahrscheinlich von der Tragödie des Menschen (Az ember tragédiája, 1861) anregen, einem dramatischen Gedicht des ungarischen Autors Imre Madách (1823–1864). Die Komödie des Menschen stellt den Versuch Horváths dar, sein Schreiben unter moralisch-ethische Maximen zu stellen. Exemplarisch verdeutlicht sich dies im Widerruf sämtlicher seiner seit 1932 entstandenen Stücke auf diesem Blatt. Darunter notiert der Autor: „So habe ich mir nun die Aufgabe gestellt, frei von Verwirrung die Komödie des Menschen zu schreiben, ohne Kompromisse, ohne Gedanken ans Geschäft.“ (vgl. dazu auch das Vorwort in diesem Band)
Ein Sklavenball mit Gesang und Tanz in drei Akten (Endfassung, emendiert) Die emendierte Endfassung von Ein Sklavenball folgt der Endfassung K4/TS2/A3 und wurde nach den Rechtschreibregeln der Entstehungszeit normalisiert. Die unübliche, jedoch von Horváth konsequent verwendete Schreibung „euere“ statt „eure“ wurde belassen. Dialektale Eigenheiten in Figurenreden (etwa „Tepp“, „dischkurieren“) wurden beibehalten, sämtliche in K4/TS2/A3 ausgewiesenen Herausgebereingriffe umgesetzt. Alle weiteren Normalisierungen finden sich in den Editionsprinzipien am Ende dieses Bandes aufgelistet (vgl. S. 870f.).
Pompeji. Komödie eines Erdbebens in sechs Bildern (Endfassung, emendiert) Die emendierte Endfassung von Pompeji folgt der Endfassung K7/TS5 und wurde nach den Rechtschreibregeln der Entstehungszeit normalisiert. Die unübliche, jedoch von Horváth konsequent verwendete Schreibung „euere“ statt „eure“ wurde belassen. Sämtliche in K7/TS5 ausgewiesenen Herausgebereingriffe inklusive der stillschweigend ergänzten fehlenden Abstände nach Interpunktionszeichen wurden umgesetzt. Alle weiteren Normalisierungen finden sich in den Editionsprinzipien am Ende dieses Bandes aufgelistet (vgl. S. 870f.).
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Simulationsgrafiken
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Simulationsgrafik zu K1/TS3/A1–A13
832
Simulationsgrafik zu K1/TS3/A1–A13 (Fortsetzung)
833
Simulationsgrafik zu K2/TS1/A1–A11
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Simulationsgrafik zu K2/TS1/A1–A11 (Fortsetzung)
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Simulationsgrafik zu K2/TS5/A1–A7
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Simulationsgrafik zu K2/TS5/A8–A14
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Simulationsgrafik zu K3/TS2/A1–A4
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Simulationsgrafik zu K3/TS7/A1–A11
840
Simulationsgrafik zu K3/TS7/A1–A11 (Fortsetzung)
841
Simulationsgrafik zu K3/TS8/A1–A7
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Simulationsgrafik zu K3/TS8/A1–A7 (Fortsetzung)
843
Simulationsgrafik zu K3/TS7/A12–A21
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Simulationsgrafik zu K3/TS7/A12–A21 (Fortsetzung)
845
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Simulationsgrafik zu K5/TS5/A1–A3
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Simulationsgrafik zu K5/TS6/A1–A8
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Simulationsgrafik zu K5/TS6/A9–A16
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Simulationsgrafik zu K6/TS1/A1–A10
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Simulationsgrafik zu K6/TS1/A1–A10 (Fortsetzung)
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Simulationsgrafik zu K6/TS8/A1–A5
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Simulationsgrafik zu K6/TS11/A1–A11
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Simulationsgrafik zu K6/TS13/A1–A6
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Simulationsgrafik zu K6/TS13/A7–A11
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Simulationsgrafik zu K7/TS2/A1–A7
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Dossier: Plautus-Intertexte in Ein Sklavenball / Pompeji
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Dossier: Plautus-Intertexte in Ein Sklavenball / Pompeji
Das Dossier der Plautus-Intertexte verzeichnet die in den jeweiligen Werkgenesen von Ein Sklavenball sowie Pompeji belegbaren Entlehnungen von Textpassagen aus den Komödien Miles gloriosus, Persa und Poenulus des Plautus. Angegeben und mit Sigle (MG, PER, POE) versehen sind die betreffenden Ausschnitte aus der Übersetzung von Ludwig Gurlitt (Plautus 1920/22), auf die sich Horváth mittels Angabe von Seitenzahlen oder durch unmittelbare wörtliche Entlehnung bezieht. Mit diesen Siglen sind die Textentlehnungen in den einzelnen Textstufen bei ihrem jeweiligen Vorkommen im Apparat ausgewiesen, bei Entwürfen geschieht der Nachweis ausschließlich im dazugehörigen Kommentar. Jeder der aus den Komödien des Plautus entnommenen Textstellen dieses Dossiers ist ein Verzeichnis der Entwürfe und Textstufen beigefügt, in denen die entsprechenden Stellen verwendet bzw. erwähnt werden. Einzelne Passagen wurden im Verlauf der Textentwicklung von Horváth adaptiert und weichen in den hier verzeichneten späteren Arbeiten teilweise merklich vom Wortlaut des ursprünglich entlehnten Textes ab. Das Verzeichnis weist im Falle der Textstufen nur in diesem Band abgedruckte Textstufen bzw. Ansätze aus (vgl. Chronologisches Verzeichnis). Auf Blättern nicht abgedruckter Textstufen bzw. Ansätze gegebenenfalls vorkommende Plautus-Intertexte entsprechen den im abgedruckten Text enthaltenen, es handelt sich hierbei ausschließlich um im Verlauf der Entstehung einzelner Textstufen neuerlich abgeschriebene bzw. mit dem Material weitergewanderte Passagen. Im Falle der Entwürfe liegen aufgrund des vollständigen Abdrucks sämtlicher überlieferter Entwürfe alle Belegstellen vor. Nicht in das Dossier aufgenommen wurden Entlehnungen, die sich nicht eindeutig auf eine Textstelle beziehen ließen und die vor allem konzeptionelle Aspekte wie z.B. Figurennamen und Plotelemente betreffen. Diese werden allgemein im Vorwort und detailliert im Kommentar besprochen (vgl. auch die Editionsprinzipien).
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Dossier: Plautus-Intertexte in Ein Sklavenball / Pompeji
MILES GLORIOSUS (MG) Plautus 1920/22, Band 3, S. 101–213. Sigle
Entlehnter Text
Verwendet in:
MG1
P YRGOPOLINIKES Ihr sollt mir meinen Schild so putzen, daß er mehr Noch glänzt, als wie die Sonne, wenn sie am höchsten steht, Daß er, sobald es nötig wird, im Handgemeng’ Den Feinden in die Augen wie helles Feuer brennt. Ich will mein Schwert zufriedenstellen, das mir schon Vorwürfe macht und seinen Mut zu künd’gen droht, Weil ich’s so lange schon untätig ließ, obgleich Es darauf brennt, im Feindesfleisch sich zu ergehn. […]
K1/TS3/A2, A5,
(S. 103, Szene I/1)
A6, A8, A10, A12 K2/TS1/A3,
A4,
A9 K3/TS8/A3 K3/TS9 K4/TS1/A2 K4/TS2/A3 K5/TS4 K5/TS5/A2 K7/TS4 K7/TS5
A RTOTROGUS In Cappadozien, Wie war’s denn da? Wo du fünfhundert Mann erschlugst Mit einem Streich; doch war dein Schwert dir abgestumpft.
MG2
(S. 106, Szene I/1)
PERSA (PER) Plautus 1920/22, Band 3, S. 319–324 [Vorwort]. Plautus 1920/22, Band 3, S. 325–404. Sigle
Entlehnter Text
Verwendet in:
PER1
Toxilus ist eine im Sklavenstande lebende Herrennatur: ein Mann voll geistiger und physischer Kraft und Gewandtheit: seine Umgebung ordnet sich ihm willig unter. […]
K4/TS1/A2 K4/TS2/A3 K5/TS4 K5/TS5/A2 K7/TS4 K7/TS5
(S. 321, Vorwort) PER2
T OXILUS Wer eingedrungen ist als armer Bursch und als erster in Der Liebe Pforten, hat mit seiner Qual die Qualen selbst besiegt Des Herkules. Denn lieber als mit Amor möchte ich den Kampf Bestehen mit dem Löwen, Hirsch, der Hydra und dem Eber aus Ätolien, den stymphalischen Vögeln und dem Riesen Antäus selbst: So quäle ich Ärmster mich um einen Pump und hör als Antwort nichts Von denen, die ich bitte, als das Wort „Ich habe selber nichts“. (S. 327, Szene I/1)
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K2/TS3 K2/TS5/A1, A3, A7, A11 K3/TS2/A1 K3/TS9 K4/TS2/A3 K5/TS8 K5/TS10 K6/TS15 K7/TS2/A3 K7/TS4 K7/TS5
Dossier: Plautus-Intertexte in Ein Sklavenball / Pompeji
Sigle
Entlehnter Text
Verwendet in:
PER3
S AGARISTIO Ist dir’s inzwischen wohl ergangen? T OXILUS Nicht so recht. S AGARISTIO Du bist auch blaß. T OXILUS Im Kampfe mit der Venus bin ich verwundet worden: Kupido hat Mein Herz durchbohrt. S AGARISTIO Ja, lieben denn die Sklaven auch? T OXILUS Was soll ich tun? Den Göttern trotzen nach Titanen-Art? Und sie bekriegen gar? Wie denn vermöcht’ ich das?
K2/TS2/A2 K2/TS3 K2/TS5/A7, A11 K3/TS2/A1 K3/TS9 K4/TS2/A3 K5/TS10 K6/TS5 K6/TS8/A3 K7/TS4 K7/TS5
(S. 329, Szene I/2) PER4
T OXILUS Indem Du mir sechshundert Drachmen leihst, damit ich sie loskaufen kann. In drei, vier Tagen hast du all dein Geld zurück. Geh, sei so gut: Und steh mir bei! S AGARISTIO Mit welcher Dreistigkeit getraust du dich, So viel von mir zu fordern, unverschämter Kerl? […]
K2/TS2/A2 K2/TS3 K2/TS5/A7, A11 K3/TS2/A1 K3/TS9 K4/TS2/A3 K7/TS4 K7/TS5
(S. 331, Szene I/2) PER5
S ATURIO Das meine Ahnen schon von ältesten Zeiten her Betrieben haben, das gleiche Geschäft betreibe ich und pflege es mit aller Müh. Kein einziger Der Ahnen, der sich nicht durch Parasiten-Kunst Den Bauch gemästet hätte, Vater, Großpapa, Urgroßpapa, Ur-ur und noch ein Urpapa, Sie alle haben stets von fremder Kost gelebt Nach Mäuseart: und an Gefräßigkeit hat nie Ein Mensch sie überbieten können; sie trugen auch Dafür den Namen derer von Hartschädeling. […]
K2/TS1/A9 K3/TS8/A3 K3/TS9 K4/TS1/A2 K4/TS2/A3 K5/TS6/A16 K6/TS1/A6 K6/TS9 K6/TS10 K7/TS4 K7/TS5
(S. 332f., Szene I/3) PER6
S ATURIO Gewiß, man soll den Meeraal, die Muränen nicht Aufwärmen, besser knabbern sie sich ab, wenn sie In kaltem Zustand sind. Doch warum zaudern wir, Den Kampf zu führen? Früh am Tage muß der Mann An’s Essen gehn. (S. 335, Szene I/4)
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K3/TS1 K6/TS9 K6/TS10 K7/TS4 K7/TS5
Dossier: Plautus-Intertexte in Ein Sklavenball / Pompeji
Sigle
Entlehnter Text
Verwendet in:
PER7
S ATURIO Wie soll mich kennen, der mich nicht zu Tische lädt?
K3/TS1 K6/TS9 K6/TS10 K7/TS4 K7/TS5
(S. 337, Szene I/4)
PER8
S AGARISTIO O Jupiter, allmächtiger, hehrer Sohn, Der Rhea, höchster Gott, du Mannesgewaltiger, Aus dessen Händen Reichtum, Hoffnung, Heil entströmt, Aus vollem Herzen bringe ich dir Opfer dar. Und nach Verdienst, weil freundlich du Gelegenheit Mir gabst, dem Freund den allergrößten Dienst zu tun: Geborgtes Geld zu bringen ihm in Geldesnot. […]
K2/TS3 K2/E1 K3/TS2/A1 K3/TS9 K4/TS2/A3 K6/TS15 K7/TS4 K7/TS5
(S. 351, Szene II/3) PER9
P ÄGNIUM Weil ich so jung noch bin, Drum muß ich mir’s gefallen lassen, ungestraft?
K6/TS5 K6/TS8/A3 K7/TS4 K7/TS5
(S. 352, Szene II/4) PER10
S AGARISTIO Das wagst du, Bengel, mir, dem ältren Mann? (S. 353, Szene II/4)
PER11
S AGARISTIO Daß du sogar mich schmähst, Du Schuft?! P ÄGNIUM Na ja, das darf ich doch: Du bist ein Sklav’ So gut, wie ich es bin. S AGARISTIO So so? Na, pass’ nur auf, Was ich dir geben werde. P ÄGNIUM Nichts, du hast ja nichts. S AGARISTIO Mich soll’n doch alle Götter strafen – P ÄGNIUM Das wünsche ich Als guter Freund dir auch, daß sich dein Wunsch erfüllt! (S. 354f., Szene II/4)
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K3/TS3/A4 K3/TS7/A2, A5, A6, A11, A18 K3/TS9 K4/TS2/A3 K5/TS6/A8, A16 K6/TS1/A6 K3/TS3/A4 K3/TS7/A2, A5, A6, A11, A18 3 K /TS9 K4/TS2/A3 K5/TS6/A8, A16 K6/TS1/A6
Dossier: Plautus-Intertexte in Ein Sklavenball / Pompeji
Sigle
Entlehnter Text
Verwendet in:
PER12
T OXILUS (zu Sophoklidiska) So sage ihr, es böte gute Aussicht sich Zur Geldbeschaffung; sage ihr, sie sollte mir Getrosten Mutes sein; und sage ihr, ich wär’ Ganz toll in sie verliebt, und wenn sie selber sich Ermutige, ermut’ge sie zugleich auch mich. Das melde ihr, wie ich es dir gesagt! Du hast Mich recht verstanden?
K2/TS3 K2/TS5/A1, A3, A7, A11 K3/TS2/A1 K3/TS9 K4/TS2/A3 K6/TS1/A3, A6 K7/TS4 K7/TS5
(S. 355, Szene II/5) PER13
L UKRIS Papa, wie sehr du auch auf fremde Kost Versessen bist, du wirst doch deine Tochter nicht Dem Bauch zulieb verkaufen? (S. 358, Szene III/1)
PER14
L UKRIS Gewiß, Papa, du hast die Macht: Allein, Papa, wir leben zwar in Dürftigkeit, Doch ist ein Leben, so in Mäßigkeit geführt Und in Bescheidenheit, doch besser. Aber wenn Zur Armut sich Unehrenhaftigkeit gesellt, So wird die Armut bitterer, der Ruf verliert. S ATURIO Du bist ja unausstehlich!
K2/TS1/A9 K3/TS8/A3 K3/TS9 K4/TS1/A2 K4/TS2/A3 K5/TS6/A16 K6/TS1/A6 K7/TS4 K7/TS5 K6/TS4 K6/TS9 K6/TS10 K7/TS4 K7/TS5
(S. 359, Szene III/1) PER15
L UKRIS Papa, der Menschen Schande hat Unsterblichkeit: Sie lebt noch fort, wenn man sie schon gestorben glaubt. (S. 359, Szene III/1)
PER16
S ATURIO Du Närrin, schweige doch! Du kennst ja nicht der heut’gen Männer Sinnesart: Eine jede findet hier, wenn noch so schlecht ihr Ruf, Doch ihren Mann, und keine Schande rechnet man Als Schande an, wenn Mitgift da ist. L UKRIS So vergiß Nur nicht, daß mir die Mitgift fehlt! (S. 362, Szene III/1)
863
K6/TS4 K6/TS9 K6/TS10 K7/TS4 K7/TS5 K6/TS4 K6/TS9 K6/TS10 K7/TS4 K7/TS5
Dossier: Plautus-Intertexte in Ein Sklavenball / Pompeji
Sigle
Entlehnter Text
Verwendet in:
PER17
T OXILUS Du Hurendreck, Du Straßenkot, vermischt mit städtischem Klosett, Du Lump, du Schuft, Verbrecher, Volksverderber, du Geldgeier du, voll Gier und Neid, du Tapser, du, Du Rapser, Grapser, hundert Verse langten nicht, Wenn einer deine Schweinereien nennen wollt’. Na, willst du Geld? So komm, und hol’ es dir, Du unverschämter Kerl! Da sieh, da ist das Geld! Greif zu! Du bist wohl nicht dazu zu kriegen, daß Du’s nimmst, du Saukerl? Meintest doch, ich könnte mir Kein Geld verschaffen, da du mir nicht ohne Eid Zu borgen wagtest.
K2/TS4 K3/TS7/A11, A18 K3/TS9 K4/TS2/A3
(S. 363, Szene III/2) PER18
T OXILUS […] Heraus, kommt ’raus! Ich möchte hier vor Haus und Tor gar festlichen Empfang den Kampfgenossen geben. (zu den Dienern) Stellet hier Die Lager auf, tragt auf, was dazu nötig ist! Vor allem wünsch’ ich hier den Weinkrug aufgestellt, Aus dem ich allertollste Ausgelassenheit Und beste Laune schöpfen möchte allen, die Durch ihren Beistand mir Erleichterung geschafft Bei meinem Werke; denn ein Nichtsnutz ist, wer nur Wohltaten zu empfangen, aber nicht sie auch Zu lohnen weiß.
K3/TS3/A4 K3/TS7/A11, A18 K3/TS9 K4/TS2/A3
(S. 394, Szene V/1)
POENULUS (POE) Plautus 1920/22, Band 3, S. 413–523. Sigle
Entlehnter Text
Verwendet in:
POE1
P ROLOG Ich fange an mit einem Zitat aus dem „Achill“, Dem Trauerspiel des Aristarch, und wähle das Zu meinem Ausgangspunkt. Es heißt da nämlich so: „Verhaltet still und ruhig euch und merket auf, Gehör gebietet euch der – Bühnen-Kommandant.“ Behaglich laßt euch auf den Sesseln nieder, die Ihr hungrig oder satt hierher gekommen seid! Doch wer vom Tische kommt, der hat das bessre Teil. Wer hungert, esse sich an unsern Witzen satt. Doch wem zu Haus das Frühstück steht, der ist ein Narr, Wenn uns zulieb er nüchtern hergekommen ist. […]
K4/TS1/A2 K4/TS2/A3 K5/TS4 K5/TS5/A2 K7/TS4 K7/TS5
(S. 415, Prolog)
864
Anhang
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866
Editionsprinzipien
Editionsprinzipien Die Wiener Ausgabe (WA) sämtlicher Werke Ödön von Horváths ist eine historischkritische Edition. Sie umfasst alle abgeschlossenen und Fragment gebliebenen Werke sowie alle verfügbaren Briefe und Lebensdokumente des Autors. Den Ausgangspunkt bilden die umfangreichen werkgenetischen Materialien aus dem Nachlassbestand des Autors im Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek (teilweise als Leihgabe der Wienbibliothek im Rathaus). Die einzelnen Bände der WA sind in Vorwort, Text- und Kommentarteil gegliedert. In ihrem Zusammenspiel machen diese Teile den Entstehungsprozess der Werke transparent und bieten die Möglichkeit eines schrittweisen Nachvollzugs bis in die Letztfassungen der Texte. Das Vorwort skizziert die Entstehungsgeschichte unter Miteinbeziehung der zeitgenössischen Rezeption. Der Textteil reiht die genetischen Materialien chronologisch, wobei die Edition in Auswahl und Textkonstitution auf Lesbarkeit zielt. Dem Lesetext ist ein kritisch-genetischer Apparat beigegeben. Dieser macht die Änderungsprozesse des Autors deutlich, auf denen die konstituierten Fassungen basieren, ferner verzeichnet er alle Eingriffe der Herausgeber. Die Endfassung des Werkes wird zusätzlich in emendierter Form dargestellt. Im Kommentarteil findet sich ein chronologisches Verzeichnis, das alle vorhandenen Textträger formal und inhaltlich beschreibt und Argumente für die Reihung der darauf befindlichen Entwürfe (E) und Textstufen (TS) sowie für die Konstitution der innerhalb der Textstufen vorliegenden Fassungen liefert. Simulationsgrafiken dienen zur Darstellung komplexer genetischer Vorgänge.
1 Textteil 1.1 Genetisches Material Das genetische Material wird in zwei unterschiedlichen Formen zur Darstellung gebracht: Entwürfe erscheinen in diplomatischer Transkription, Fassungen innerhalb von Textstufen werden linear konstituiert.
1.1.1 Diplomatische Transkription und Faksimile (Entwürfe) Von genetischen Materialien, deren Topografie sich nicht in eine lineare Folge auflösen lässt, wird eine diplomatische Transkription geboten. Hierbei handelt es sich um sogenannte Entwürfe (E), in denen Horváth auf meist nur einem Blatt in Form von Strukturplänen u.ä. das grobe Konzept von Werken und Werkteilen oder knappe Textskizzen entwirft. Die diplomatische Transkription versteht sich als eine Orientierungshilfe zur Entzifferung des nebenstehend faksimilierten Originals und gibt dessen Erscheinungsbild nicht in allen Details, sondern nur insofern wieder, als dies der Ermöglichung einer vergleichenden Lektüre dient. Den verwendeten Schriftgrößen kommt dabei keine distinktive Funktion zu; sie dienen dazu, die räumlichen Verhältnisse des Originals annähernd wiederzugeben. Folgende Umsetzungen finden statt:
867
Editionsprinzipien
x
x
x
x
x x x
x
x x
x
x
x
x
Überschriebene Zeichen oder Wörter werden links neben den ersetzenden wiedergegeben, wobei der ursprüngliche Ausdruck gestrichen und der neue Ausdruck mittels zweier vertikaler Linien eingeklammert wird: tä|e|xt; text|text|. Unlesbare Wörter erscheinen als { }, gegebenenfalls mehrfach gesetzt; unsicher entzifferte Zeichen und Wörter als: te{x}t, {text}. Gestrichener Text in Zeilen erscheint als: text. Vertikale oder kreuzförmige Streichungen werden als solche dargestellt. Mit Fragezeichen überschriebener oder mit Wellenlinie gekennzeichneter Text wird als solcher wiedergegeben. Unterstreichungen erscheinen als: text, text. Deutlich von einem Wort abgesetzte Punkte werden entsprechend dargestellt: text . Eingerahmte oder in eckige Klammern gestellte Ziffern, Wörter und Textpassagen erscheinen als: [text], gegebenenfalls auch über mehrere Zeilen gestellt. Der vom Autor zur Strukturierung verwendete Stern (manchmal eingekreist und bis hin zu dicken schwarzen Punkten intensiviert) erscheint als: . Das vom Autor zur Strukturierung verwendete große X erscheint als: . Von Horváth zur Markierung verwendete An- und Durchstreichungen werden individuell angepasst wiedergegeben. Verweispfeile und Linien werden schematisch dargestellt, sofern sie Wörter und Textblöcke miteinander verbinden. Dienen solche Zeichen der Abgrenzung von Textteilen, werden sie nicht wiedergegeben. Liegen auf einem Blatt mehrere Entwürfe nebeneinander, werden diese ab dem zweiten Entwurf zur besseren Unterscheidung grau hinterlegt. Aktuell nicht relevanter Text (Entwürfe zu anderen Werken und Werkvorhaben) erscheint in grau 50 %: text. Die im Zuge der Berliner Bearbeitung von Horváths Nachlass partiell vorgenommene Transkription schwer lesbarer Wörter bzw. allfällige Kommentare direkt in den Originalen erscheinen kursiv und in grau 50 %: text.
1.1.2 Lineare Textkonstitutionen (Fassungen) Textausarbeitungen des Autors, die eine lineare Lektüre zulassen, werden (ohne Faksimileabdruck) konstituiert. Hierbei handelt es sich um Fassungen oft im Rahmen umfänglicher Textstufen (TS). Folgende Prinzipien kommen zur Anwendung: x
Schichtwahl: Im Lesetext wird entweder die Grundschicht oder die in der jeweiligen Arbeitsphase gültige Korrekturschicht einer Textstufe ediert. Die Grundschicht wird im Allgemeinen dann gewählt, wenn es um die Präsentation frühester Schreibansätze geht; in eher seltenen Fällen liegen Typoskripte auch ohne handschriftliche Korrekturschichten vor. Ein genauer Ausweis der Schichtwahl erfolgt im Chronologischen Verzeichnis, im Fall des Vorliegens komplexer Schichtungen wird nach unterschiedlichen Schreibwerkzeugen und Farben differenziert (z.B. schwarze Tinte, roter Buntstift). Wenn mehrere zeitlich getrennte Überarbeitungen vorliegen, die aufgrund der Verwendung desselben Schreibwerkzeugs nicht materiell zu trennen sind, werden weitere werkgenetische Indizien (z.B. die Zusammengehörigkeit von Korrekturen mit konzeptionellen Änderungen wie neuen Figurennamen oder die Fortführung von hs. Eintragungen über genetisch erst spä-
868
Editionsprinzipien
x
x
x
ter hergestellte Verbindungen von Textträgern) herangezogen, die im Detail im Kommentar zur betreffenden Textstufe angeführt werden. Punktuelle Streichungen und Einfügungen, die aus einer späteren Bearbeitungsphase stammen, weil das Material im Laufe des Produktionsprozesses dorthin weitergewandert ist, werden im Lesetext nicht berücksichtigt. Besondere Auffälligkeiten werden gegebenenfalls im Chronologischen Verzeichnis beschrieben. Textausarbeitungen, die linear in eine Fassung nicht sinnvoll integriert werden können, aber offensichtlich aus der gegenwärtigen Bearbeitungsphase stammen, erscheinen im Lesetext eingerückt und grau hinterlegt. Deutlich gesetzte Leerzeilen werden in entsprechender Anzahl wiedergegeben.
Emendiert (und im kritisch-genetischen Apparat ausgewiesen) werden offensichtliche Schreib- und Tippfehler des Autors sowie inkonsequente Ersetzungen oder offensichtlich falsche Setzungen von Figuren- oder Ortsnamen. Falls eine Textstufe eine sehr hohe Zahl gleichförmiger Fehler (z.B. fehlendes Leerzeichen nach Satzzeichen wie Punkt, Komma oder Rufzeichen) aufweist, die für die Darstellung der Werkgenese ohne Relevanz sind, wird aus Gründen der Lesbarkeit beim ersten Vorkommen des Fehlers in der betreffenden Textstufe ein Generalvermerk zur Emendation im Apparat gesetzt und der Fehler in der Folge stillschweigend korrigiert. Im Kommentar zur betreffenden Textstufe wird die vorgenommene Emendation im Detail ausgeführt. Folgende Normierungen finden statt: Regie- und Szenenanweisungen erscheinen kursiv, Figurennamen in Kapitälchen (innerhalb von Regie- oder Szenenanweisungen nur dann, wenn sie vom Autor grafisch hervorgehoben wurden, ansonsten bleiben sie ohne Auszeichnung). Von Horváth hs. fallweise anstelle von runden Klammern gesetzte eckige Klammern werden hier als runde Klammern wiedergegeben. Autortext erscheint in Times New Roman 12 pt. Herausgebertext innerhalb des Autortextes wird unter Backslashes in Helvetica 9 pt. gesetzt; im Einzelnen umfassen diese Eintragungen den Abbruch von Textbearbeitungen ohne Anschluss an den folgenden Text bzw. am Ende von Texten durch den Eintrag: \Abbruch der Bearbeitung\ sowie den Verlust von Text (z.B. durch Abriss oder Blattverlust): \Textverlust\. Unsicher entzifferte Buchstaben bzw. unsicher entzifferte Wörter erscheinen als: te{x}t, {text}; unlesbare Wörter (gegebenenfalls mehrfach gesetzt) als: { }. Blattwechsel wird durch 얍 angezeigt, die Angabe des neuen Textträgers mit Signatur erfolgt in der Randspalte. Die Ansatzmarke: text kennzeichnet im Lesetext Wörter oder Textpassagen, die aus Änderungsvorgängen des Autors oder Eingriffen der Herausgeber hervorgegangen sind; nachgewiesen wird beides im kritisch-genetischen Apparat. B
N
1.1.3 Kritisch-genetischer Apparat Werden Fassungen in der Grundschicht ediert, verzeichnet der kritisch-genetische Apparat die Veränderungsprozesse nur in dieser Schicht (Sofortkorrekturen). Werden Fassungen in der Korrekturschicht ediert, verzeichnet er alle Änderungsprozesse im Übergang von der Grundschicht zur Korrekturschicht; Sofortkorrekturen in der Grundschicht werden hier nicht mehr verzeichnet, sondern als Ausgangspunkt gesetzt. Ferner weist der kritisch-genetische Apparat alle Eingriffe der Herausgeber nach (diese werden von Herausgeberkommentaren eingeleitet, wie z.B. korrigiert aus:,
869
Editionsprinzipien
gestrichen:, gemeint ist:).
Autortext erscheint in Times New Roman 10 pt., Herausgebertext
in Helvetica 9 pt. Sowohl Ein Sklavenball als auch Pompeji sind von mehreren Komödien des Plautus (Miles gloriosus, Persa und Poenulus) beeinflusst, die Horváth in der Übersetzung von Ludwig Gurlitt (Plautus 1920/22) rezipiert hat. Aus der Übersetzung bzw. den begleitenden Texten Gurlitts hat er wiederholt Textpassagen entlehnt und im Verlauf der Werkgenese für seine Zwecke adaptiert. Sämtliche wörtlichen Entlehnungen sind im Dossier der Plautus-Intertexte im Anhang dieses Bandes (S. 857–864) aufgelistet. Die Liste verzeichnet die einzelnen Textstellen nach ihrem Vorkommen in den Stücken des Plautus, weist ihnen eine Sigle (z.B. PER1) zu und vermerkt ihre Verwendung in den in diesem Band abgedruckten Entwürfen und Textstufen bzw. deren einzelnen Ansätzen. Mittels Sigle sind im kritisch-genetischen Apparat alle wörtlich entlehnten bzw. daraus entstandenen Passagen im Text Horváths ausgewiesen. Nicht im Dossier bzw. im Apparat ausgewiesen sind Entlehnungen Horváths, die sich nicht unmittelbar auf einzelne Textstellen beziehen und konzeptionelle Aspekte wie z.B. Figurennamen oder Plotelemente betreffen. Diese werden allgemein im Vorwort besprochen und im Detail bei ihrer erstmaligen Verwendung im Kommentar zum betreffenden Entwurf bzw. zur betreffenden Textstufe vermerkt. Die Eintragung von Textstellen aus Stücken des Plautus in Entwürfen ist ausschließlich im Kommentar vermerkt.
1.2 Emendierte Endfassungen (normierter Lesetext) Was die Gestalt der Endfassungen betrifft, werfen die bisherigen Leseausgaben Horváths zahlreiche Fragen auf. Um den Benutzern der Wiener Ausgabe einen einheitlich normierten Lesetext zu bieten, erscheinen die Endfassungen der Texte zusätzlich zu ihrer textkritischen Darstellung auch in emendierter Form. Die Basis der Emendation bieten die zeitgenössischen Rechtschreibregeln. Gegenüber den (nicht immer konsequent gepflogenen) Eigentümlichkeiten von Horváths Schreibung ergeben sich Abweichungen vor allem in folgenden Punkten: x
x
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x x
Zusammengeschriebene Wörter und Wortgruppen wie „garnicht“, „garkein“, „nichtmehr“ werden getrennt. Doppel-s anstelle von ß wird berichtigt (mit Ausnahme des Doppel-s im Format Figurennamen, z.B. G ROSSMUTTER ). Die Interjektionen, bei Horváth oft „A“ und „O“, werden auf „Ah“ und „Oh“ vereinheitlicht. Falschschreibung von Fremdwörtern wird korrigiert, sofern es sich nicht um stilistische Setzungen handelt. Werden bereits zu Horváths Lebzeiten gemäß zeitgenössischer Rechtschreibkonvention veraltete Fremdwortschreibungen verwendet (z.B. „Affaire“, „Couvert“), so wird die Schreibung Horváths beibehalten. Fehlende Accents werden nachgetragen, ebenso fehlende Punkte, auch in „usw.“ etc. Gedankenstriche, die in Typoskripten als -- realisiert sind, erscheinen als –. Die groß geschriebene Anrede „Du“, „Ihr“ etc. wird klein gesetzt, die Höflichkeitsform erscheint groß. Ebenfalls groß bleiben persönliche Anreden in Zitaten innerhalb von Figurenreden (z.B. in von Figuren vorgelesenen Briefen, Schildern etc.).
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Editionsprinzipien
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x
Kleinschreibung am Beginn ganzer Sätze nach Doppelpunkten und Gedankenstrichen wird korrigiert. Kommasetzung, im Einzelnen: – Überzählige Kommata in als- und wie-Vergleichen werden getilgt. – Fehlende Kommata in vollständigen Hauptsätzen, die durch „und“ oder „oder“ verbunden sind, werden ergänzt; ebenso in Relativsätzen und erweiterten Infinitiv- und Partizipialgruppen. – Nach Interjektionen wie „Ja“, „Nein“, „Na“, „Ah“, „Oh“, „Geh“ wird nur dann ein Komma gesetzt, wenn die Interjektionen betont sind und hervorgehoben werden sollen. Wenn sie in den Folgetext integriert sind, werden sie nicht durch Kommata getrennt, z.B. „Na und?“ Grammatikalische Fehler werden nur so weit korrigiert, als es sich dabei nicht um stilistische Setzungen handelt; alle dialektal geprägten Formen bleiben erhalten. Figurennamen erscheinen in Kapitälchen (auch in Regie- und Szenenanweisungen). Normierungen in Regieanweisungen: Bilden Regieanweisungen ganze Sätze (auch in Verbindung mit vorangegangenen Figurennamen), so wird abschließend ein Punkt gesetzt.
2 Kommentarteil 2.1 Chronologisches Verzeichnis Das Chronologische Verzeichnis beschreibt alle zu einem Werk vorhandenen Textträger und sichert die Reihung der darauf befindlichen werkgenetischen Einheiten argumentativ ab. Textträger und Text werden getrennt sigliert: Die Materialsigle bezeichnet den Textträger und unterscheidet Handschrift (H), Typoskript (T) und Druck (D). Die Textsigle bezeichnet die auf dem Textträger befindliche werkgenetische Einheit und differenziert Entwürfe (E) und Textstufen (TS) mit teilweise mehreren Ansätzen (A). Die Beschreibung des Textträgers umfasst folgende Elemente: Signatur: Wiener Signatur (ÖLA bzw. IN) des Nachlassbestands und Berliner Signatur (BS), gegebenenfalls auch andere Angaben zu Bezeichnung und Herkunft des Textträgers Materielle Beschreibung: Umfang, Papierart samt Angaben über spezielle Erscheinung, Größe in Millimeter, Angabe über Teilung, Faltung, Reißung o.ä., Wasserzeichen, Schreibmaterial, Paginierung vom Autor samt Seitenzahlen und Blattnachweisen, Eintragungen fremder Hand Der Beschreibung des Textträgers folgt eine Auflistung und formale Beschreibung der auf dem jeweiligen Textträger befindlichen Entwürfe, Textstufen und Ansätze. Umfasst ein Textträger mehrere werkgenetische Einheiten und ist eine dieser Einheiten im Entstehungsprozess später einzuordnen, wird sie erst dort verzeichnet und kommentiert. Die Beschreibung des Textträgers wird an der späteren Stelle wiederholt.
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Editionsprinzipien
Auch das Weiterwandern von Textträgern (durch Übernahme von Blättern in spätere Fassungen) wird vermerkt. Sofern die Entwürfe und Fassungen veröffentlicht sind, wird deren Erstdruck in einer abschließenden Zeile verzeichnet. Das konkrete Erscheinungsbild der Texte in den Erstdrucken weicht jedoch von den in der Wiener Ausgabe gebotenen Neueditionen oftmals gravierend ab. Der nachfolgende werkgenetische Einzelkommentar beschreibt die Entwürfe, Textstufen und Ansätze auch inhaltlich. Argumente für deren Reihung (manchmal in Form von gesetzten Wahrscheinlichkeiten) werden genannt und Beziehungen zu anderen Einheiten im werkgenetischen Material hergestellt; gegebenenfalls wird auch auf den Zusammenhang mit anderen Werken des Autors verwiesen. Folgende werkgenetische Begriffe finden Verwendung: Konzeption Als Konzeption (K) gilt eine übergeordnete Gliederungseinheit des genetischen Materials innerhalb eines Werkes. Sie bezeichnet eine meist längere Arbeitsphase, die sich durch eine prinzipielle Annahme des Autors über die makrostrukturelle Anlage des Werkes von einer anderen Phase deutlich unterscheidet. Einzelne Konzeptionen sind durch Unterschiede in der Struktur (drei Teile/sieben Bilder/etc.) und/oder wichtige Strukturelemente (zentrale Motive und Schauplätze, Figurennamen der Hauptpersonen etc.) voneinander getrennt. Vorarbeit Frühere Werkvorhaben, aus denen der Autor im Zuge der Entstehungsgeschichte eines Werkes einzelne Elemente entlehnt und/oder übernimmt, werden dem jeweiligen Werk als Vorarbeiten (VA) zugeordnet. Im Falle des Vorliegens mehrerer Vorarbeiten werden diese nach genetischen Zusammenhängen gruppiert und/oder in eine Folge gebracht. Entwurf In einem Entwurf (E) legt Horváth die Gesamtstruktur eines Werkes oder eines einzelnen Strukturelements (Bild, Kapitel, Szene …) fest. Entwürfe sind fast ohne Ausnahme handschriftlich ausgeführt und zumeist auf ein einziges Blatt beschränkt. Zur näheren Beschreibung stehen (spezifisch für den Dramentext) folgende Begriffe zur Verfügung: x
x x
x
Strukturplan: Skizzierung des Gesamtaufbaus eines Werkes bzw. einer Werkkonzeption (enthält z.B. Gliederung in Akte oder Teile, Szenen, Titeleintrag und -varianten, Schauplätze, knappe Schilderung wichtiger Handlungselemente und erste Repliken einzelner Figuren). Konfigurationsplan: Skizzierung einzelner Szenen (= Auftritte). Skizze: punktuell bzw. schematisch ausgearbeitete Textsequenz. Der Begriff wird auch für grafische Entwürfe (z.B. zum Bühnenbild) verwendet. Darüber hinaus können Entwürfe auch lose Notizen zu Motiven, Figuren, Schauplätzen, Dialogpassagen oder Handlungselementen enthalten.
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Editionsprinzipien
Textstufe Eine Textstufe (TS) bezeichnet eine klar abgrenzbare Arbeitseinheit im Produktionsprozess, die intentional vom Anfang bis zum Ende einer isolierten Werkeinheit (Bilderfolge, Bild, Akt, Kapitel, Unterkapitel …) reicht und (anders als der Entwurf) bereits der konkreten Ausformulierung des Textes dient. Materiell umfasst der Begriff alle Textträger, die der Autor in dieser Arbeitseinheit durch schriftliche Bearbeitung oder Übernahme aus einer frühen Arbeitsphase zur Zusammenstellung aktueller Fassungen verwendet hat. Ansatz Ein neuer Ansatz (A) liegt dann vor, wenn der Autor innerhalb einer Textstufe eine materielle Ersetzung von Textträgern oder Teilen davon (Blattbeschneidungen, Austausch von Blättern) vornimmt. Innerhalb einer Textstufe bilden die einander folgenden Ansätze eine genetische Reihe; textlich repräsentiert sich in ihnen in der jeweils gültigen Textschicht die jeweils aktuelle Fassung des Textes. Der letzte Ansatz einer Textstufe, d.h. der letztmalige Austausch von Textträgern, bildet die materielle Grundlage der letzten Fassung innerhalb der jeweiligen Textstufe. Die Abfolge der Ansätze innerhalb einer Textstufe wird in komplizierten Fällen in Simulationsgrafiken dargestellt. Fassung Der Begriff der Textstufe ist ein dynamischer; er bezeichnet die Gesamtheit des in einer Arbeitsphase vorliegenden genetischen Materials, das in Grund- und Korrekturschicht und in verschiedene Ansätze differenziert sein kann. Der Begriff der Fassung bezeichnet im Gegensatz dazu die konkrete Realisation eines singulären Textzustands (z.B. K1/TS7/A5 – Korrekturschicht). Die Fassungen, die im Textteil konstituiert werden, stellen eine Auswahl innerhalb einer Vielzahl von Möglichkeiten dar. Der Produktionsprozess wird von ihnen an möglichst aussagekräftig gesetzten Punkten unterbrochen und ein jeweils aktuelles Textstadium linear fixiert. Endfassung Der Begriff Endfassung bezeichnet eine Fassung, in der sich aus Autorensicht eine endgültige Textgestalt repräsentiert. Durch spätere Wiederaufnahme der Arbeit können innerhalb einer Werkgenese mehrere Endfassungen (meist auch als Abschluss einzelner Konzeptionen) vorliegen. Stammbuch Mit dem Begriff Stammbuch bezeichneten Horváths Theaterverlage in kleiner Auflage hergestellte Drucke, die nicht für den allgemeinen Verkauf, sondern für den Gebrauch an Theatern bestimmt waren. Oft tragen solche Stammbücher den Aufdruck: „Als unverkäufliches Manuskript vervielfältigt“ sowie den meist handschriftlich notierten Vermerk „ST“ (für „Stammbuch“). Mit diesen Anmerkungen wurde der für die jeweilige Aufführung autorisierte Text gekennzeichnet. Vorarbeiten, Konzeptionen, Entwürfe, Textstufen und Ansätze werden im Chronologischen Verzeichnis über Siglen gereiht, die Reihung von TS und E erfolgt innerhalb der jeweiligen Kategorie, sodass sich als genetische Abfolge z.B. ergeben kann: K2/E1, K2/TS1, K2/TS2/A1, K2/TS2/A2, K2/E2, K2/E3, K2/TS3 usw.
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Editionsprinzipien
2.2 Simulationsgrafiken In den Simulationsgrafiken wird die Abfolge von Ansätzen innerhalb einer Textstufe dargestellt, und zwar in der Art, dass die Textträger mit syntagmatisch zusammengehörendem Text untereinander stehen und die ersetzenden Textträger rechts von den ersetzten positioniert werden. Ausgangspunkt der Darstellung ist der früheste Ansatz der jeweiligen Textstufe. Die Textträger werden an allen rekonstruierbaren Positionen abgebildet und damit die materiellen Vorgänge der Textentstehung und -ersetzung simuliert. Die ungefähre Form des Textträgers ist in der Grafik durch einen Rahmen wiedergegeben. Die Paginierung Horváths – so vorhanden – und die Berliner Blattnummer sind eingetragen. An seiner ersten Position wird der Textträger mit durchgezogenen Rahmenlinien dargestellt, an allen späteren mit strichlierten, wobei der Textträger so lange eingeblendet bleibt, wie er Gültigkeit hat. Die doppelt-strichpunktierten Linien kennzeichnen Schnitte, die punktierten Linien „Klebenähte“, die nach dem Ankleben von neuem Text auf den Originalen erkennbar sind. Zur Illustration der Funktionsweise dient die nachstehend abgebildete Simulationsgrafik zu einer Textstufe der Hofrat-Konzeption aus Geschichten aus dem Wiener Wald. Diese Grafik, die ausschließlich Material der Mappe BS 37 c darstellt, zeigt einen relativ gleichmäßig verlaufenden Produktionsprozess: Horváth beginnt (links oben eingetragen) auf Bl. 14 mit der Ausarbeitung des Bildes, bricht jedoch mitten auf Bl. 15a ab, setzt auf Bl. 15b mit dem Text neu an und kommt bis Bl. 17. Er korrigiert den Text dieser Blätter handschriftlich und macht sich am Fuß von Bl. 17 Notizen zum weiteren Textverlauf. Auf Bl. 18 und 19 schreibt er den Text von Bl. 17 ins Reine und setzt ihn dann auf Bl. 19 neu fort, bricht jedoch wieder ab, noch bevor er das Blatt vollgeschrieben hat. Bl. 19 wird dann durch Bl. 20 ersetzt, Bl. 20 gemeinsam mit Bl. 21 durch Bl. 22–24. In dieser Art arbeitet sich Horváth in immer neuen Ansätzen bis ans Ende des Bildes voran. Bei Bl. 32 wendet der Autor ein Verfahren an, das ihm kürzere Rückschritte ermöglicht: Er schneidet Bl. 32a von Bl. 32 ab und klebt ein Stück mit neuem Text an. Die anschließenden Blätter 33 bis 37 sind in einem Zug geschrieben.
874
Editionsprinzipien
875
Siglen und Abkürzungen
Siglen und Abkürzungen Schriftarten (allgemein) Times New Roman
Autortext
Helvetica
Herausgebertext, im Autortext unter Backslashes
Diplomatische Transkriptionen (Entwürfe) text, text
getilgtes Zeichen, getilgter Text. Tilgungen über mehrere Zeilen (meist durch Kreuz) werden grafisch entsprechend dargestellt
tä|e|xt
überschriebenes und ersetzendes Zeichen
text|text|
überschriebener und ersetzender Text
text, text
unterstrichener Text
text
unterwellter Text; mit Fragezeichen überschriebener Text wird grafisch entsprechend dargestellt
[text]
eingerahmter oder in eckige Klammern gestellter Text; falls über mehrere Zeilen reichend, grafisch entsprechend dargestellt Strukturierungszeichen: Stern, Punkt Strukturierungszeichen: großes
te{x}t, {text}
unsicher entzifferter Buchstabe; unsicher entziffertes Wort
{}
unlesbares Wort, ggfs. mehrfach gesetzt
Times New Roman, 50 % grau
Eintragung fremder Hand, Berliner Bearbeitung
Times New Roman, 50 % grau
aktuell nicht relevanter Text
\E1\
grau hinterlegte Fläche zur Abgrenzung verschiedener Entwürfe
Lineare Konstitutionen (Fassungen) B
textN, B N
Ansatzmarke; kennzeichnet Wörter oder Textpassagen, die aus Änderungen des Autors hervorgegangen sind, sowie Eingriffe der Herausgeber
얍
Blattwechsel; Angabe des Textträgers in der Randspalte eingerückt, grau hinterlegt; Textzusätze des Autors in der aktuellen Fassung, die sich in den Lesetext linear nicht integrieren lassen
te{x}t, {text}
unsicher entzifferter Buchstabe; unsicher entziffertes Wort
{}
unlesbares Wort, ggfs. mehrfach gesetzt
\Abbruch der Bearbeitung\
Herausgebertext im Autortext
\Textverlust\ \Textverlust durch Blatteinriss\
876
Siglen und Abkürzungen
Kritisch-genetischer Apparat text\e/
nachträglich eingefügtes Zeichen
\text/
nachträglich eingefügter Text
text[e]
getilgtes Zeichen
[text]
getilgter Text
t[ä]|e|xt
getilgtes Zeichen in Verbindung mit Ersetzung
[text] |text|
getilgter Text in Verbindung mit Ersetzung
[text]|text|
überschriebener Text
te{x}t, {text}
unsicher entzifferter Buchstabe; unsicher entziffertes Wort
{}
unlesbares Wort, ggfs. mehrfach gesetzt
[text]
rückgängig gemachte Tilgung
text
mit Fragezeichen überschriebener oder mit Wellenlinie versehener Text
!text"!text"
durch Verweisungszeichen des Autors umgestellter und gegenseitig ausgetauschter Text
text f text [text]f x
Text von bis Textverschiebung
x
neuer Textanschluss
text2 text1
geänderte Wort- oder Satzfolge
(1), (2) …
Variantenfolge
MG1
Siglen Textentlehnung Plautus (vgl. Dossier)
PER1 POE1 gestrichen: gemeint ist: eingefügt verweist auf
K2/TS3
Eintragung von fremder Hand: Textentlehnung Plautus, PER1
irrrrorrrrp
korrigiert aus:
Herausgeberkommentare in Helvetica 9 pt.
Signaturen ÖLA
(vormals: Österreichisches) Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien
BS
Berliner Signatur
ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1]
Signatur Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien
877
Siglen und Abkürzungen
Abkürzungen K H T TS A E Bl. Pag. o. Pag. hs. masch. fragm. r v o. BS MG PER POE
Konzeption Handschrift Typoskript Textstufe Ansatz Entwurf Blatt vom Autor eingefügte Pagina vom Autor nicht paginiert handschriftlich maschinenschriftlich fragmentarisch recto (Vorderseite) verso (Rückseite) ohne Berliner Signatur Plautus, Miles gloriosus Plautus, Persa Plautus, Poenulus
878
Literaturverzeichnis
Literaturverzeichnis GW GWA GA
KW
KW 15 KW 16 Horváth 1961 Csokor 1961 Plautus 1920/22 WA
WA 3
WA 4
WA 6
WA 8
WA 9
WA 10
WA 14
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Inhalt (detailliert)
Band 1 Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1
Lesetext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
31
Konzeption 1: Ein Sklavenball – Butlerus . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des I. Aktes (K1/TS1) . . . . . Figurenliste (K1/E1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des I. Aktes (K1/TS2) . . . . . Strukturplan, Figurenliste (K1/E2–E3). . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des ersten Aktes (K1/TS3/A2). Fragmentarische Fassung des ersten Aktes (K1/TS3/A5). Fragmentarische Fassung des ersten Aktes (K1/TS3/A6). Fragmentarische Fassung des ersten Aktes (K1/TS3/A8). Fassung des ersten Aktes (K1/TS3/A10) . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des ersten Bildes (K1/TS3/A12)
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33 35 36 38 44 46 51 57 66 72 84
Konzeption 2: Ein Sklavenball – Toxilus . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des ersten Bildes (K2/TS1/A3) . Fragmentarische Fassung des ersten Bildes (K2/TS1/A4) . Fragmentarische Fassung des ersten Bildes (K2/TS1/A9) . Strukturplan in drei Bildern (K2/E1) . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes (K2/TS2/A1). Fassung des zweiten Bildes (K2/TS2/A2) . . . . . . . . . Fassung des zweiten Bildes (K2/TS3) . . . . . . . . . . . Konfigurationsplan (K2/E2) . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des dritten Bildes (K2/TS4) . . . Notiz (K2/E3) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dialogskizze zum III. Bild (K2/E4). . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes (K2/TS5/A1). Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes (K2/TS5/A3). Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes (K2/TS5/A7). Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes (K2/TS5/A11)
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93 94 103 107 118 120 121 123 130 132 136 138 140 143 147 156
Konzeption 3: Ein Sklavenball mit Gesang und Tanz in drei Akten . Fragmentarische Fassung des dritten Aktes (K3/TS1) . . . . . . Replik, Dialogskizze (K3/E1–E2) . . . . . . . . . . . . . . . . . Konfigurationsplan, Dialogskizze (K3/E3–E4) . . . . . . . . . . Fassung des zweiten Aktes (K3/TS2/A1). . . . . . . . . . . . . Fassung des dritten Aktes (K3/TS3/A4) . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung (K3/TS4) . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des III. Aktes (K3/TS5) . . . . . . . . Fragmentarische Fassung (K3/TS6) . . . . . . . . . . . . . . . Replik (K3/E5). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dialogskizze (K3/E6) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des dritten Aktes (K3/TS7/A2) . . . . Fragmentarische Fassung des dritten Aktes (K3/TS7/A5) . . . . Fragmentarische Fassung des dritten Aktes (K3/TS7/A6) . . . . Fragmentarische Fassung des dritten Aktes (K3/TS7/A8) . . . .
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163 164 168 170 172 181 196 201 202 204 206 208 212 221 227
883
Inhalt (detailliert)
Fassung des dritten Aktes (K3/TS7/A11) . . . . . . . . . Fassung des ersten Aktes (K3/TS8/A3) . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des dritten Aktes (K3/TS7/A18) Gesamtfassung Ein Sklavenball (K3/TS9) . . . . . . . . .
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233 255 265 282
Konzeption 4: Ein Sklavenball mit Gesang und Tanz in drei Akten – Masken Fassung des ersten Aktes (K4/TS1/A2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Repliken und Notizen zum II. und III. Akt (K4/E1) . . . . . . . . . . . Endfassung Ein Sklavenball (K4/TS2/A3) . . . . . . . . . . . . . . . . .
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319 320 334 336
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373
Band 2 Lesetext
Konzeption 5: Ein Sklavenball / Pompeji – Adaptierungsarbeiten . . . . . . . . . Strukturpläne (K5/E1–E4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in sieben Bildern (K5/E5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fassung des zweiten Bildes (K5/TS1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dialogskizze zum vierten Bild (K5/E6) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fassung des zweiten Bildes (K5/TS2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dialogskizzen und Notizen (K5/E7) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 5. Bildes (K5/TS3) . . . . . . . . . . . . . . . . . Fassung des ersten Aktes (K5/TS4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung (K5/TS5/A2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dialogskizze (K5/E8) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“) (K5/TS6/A1) Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“) (K5/TS6/A4) Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“) (K5/TS6/A8) . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung (K5/TS7) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fassung des V. Bildes (K5/TS8) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dialogskizze zum VI. Bild (K5/E9) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dialogskizze zum sechsten Bild (K5/E10) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konfigurationsplan zum VI. Bild (K5/E11) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des VII. Bildes (K5/TS9) . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturpläne in vier Bildern (K5/E12–E13) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“) (K5/TS6/A16) . . . . . . . . . Fassung des dritten Bildes („Wieder vor der Villa“) (K5/TS10) . . . . . . . . . . Dialogskizze, Strukturplan in acht Bildern (K5/E14–E15) . . . . . . . . . . . . .
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375 376 378 386 388 390 396 398 399 405 410 412 415 418 426 427 430 432 434 436 438 440 449 452
Konzeption 6: Pompeji. Komödie in drei Teilen (neun Bildern) . . . . . . . . . . . Strukturpläne in neun und vier Bildern, Notiz (K6/E1–E3) . . . . . . . . . . . . Strukturplan in drei Bildern zum I. Teil (K6/E4) . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“) (K6/TS1/A3) Dialogskizze und Repliken (K6/E5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes („Am nächsten Tage“) (K6/TS1/A6) Fragmentarische Fassung (K6/TS2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung (K6/TS3) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des vierten Bildes („Bei Bagnio“) (K6/TS4) . . . . . . Fragmentarische Fassung des dritten Bildes („Wieder vor der Villa“) (K6/TS5). . Repliken zum 2. Bild (K6/E6) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fassung des zweiten Bildes („Wieder vor der Villa“) (K6/TS8/A3) . . . . . . . . Fassung des dritten Bildes („In einem Keller“) (K6/TS9) . . . . . . . . . . . . . Dialogskizze zum zweiten Bild (K6/E7). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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455 456 462 464 468 470 479 480 483 485 490 492 497 504
884
Inhalt (detailliert)
Replik und Dialogskizze (K6/E8) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturpläne (K6/E9–E10). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fassung des dritten Bildes („In einem Keller“) (K6/TS10) . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des dritten Bildes („In einem Keller“) (K6/TS11/A1) . . . Fassung des IV. Bildes („Auf dem Sklavenmarkt“) (K6/TS12) . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des vierten Bildes („Beim Sklavenhändler“) (K6/TS13/A1) Fassung des vierten Bildes („Beim Sklavenhändler“) (K6/TS13/A2) . . . . . . . . . Dialogskizze, Replik (K6/E11–E12) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fassung des sechsten Bildes („Im Zirkus“) (K6/TS15) . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des siebenten Bildes (K6/TS16) . . . . . . . . . . . . . .
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506 508 510 518 519 521 524 532 534 540
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541 542 544 546 552 554 595 634
Ein Sklavenball mit Gesang und Tanz in drei Akten (Endfassung, emendiert). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
637
Pompeji. Komödie eines Erdbebens in sechs Bildern (Endfassung, emendiert). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
671
Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
707
Konzeption 7: Pompeji. Komödie eines Erdbebens in sechs Bildern. . . . . . Fragmentarische Fassung des VI. Bildes (K7/TS1) . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des sechsten Bildes („Im Zirkus“) (K7/TS2/A1) . Fragmentarische Fassung des sechsten Bildes („Im Zirkus“) (K7/TS2/A3) . Figurenverzeichnis, Replik, Strukturplan (K7/E1–E3) . . . . . . . . . . . Gesamtfassung Pompeji (K7/TS4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Endfassung Pompeji (K7/TS5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werkverzeichnis (K7/E4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Chronologisches Verzeichnis . Konzeption 1 . . . . . . . Konzeption 2 . . . . . . . Konzeption 3 . . . . . . . Konzeption 4 . . . . . . . Konzeption 5 . . . . . . . Konzeption 6 . . . . . . . Konzeption 7 . . . . . . . Endfassungen, emendiert .
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709 709 721 737 757 762 790 822 830
Simulationsgrafiken K1/TS3/A1–A13 . . K2/TS1/A1–A11 . . K2/TS5/A1–A14 . . K3/TS2/A1–A4 . . K3/TS7/A1–A11 . . K3/TS8/A1–A7 . . K3/TS7/A12–A21 . K5/TS5/A1–A3 . . K5/TS6/A1–A16 . . K6/TS1/A1–A10 . . K6/TS8/A1–A5 . . K6/TS11/A1–A11 . K6/TS13/A1–A11 . K7/TS2/A1–A7 . .
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Dossier: Plautus-Intertexte in Ein Sklavenball / Pompeji . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Inhalt (detailliert)
Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Editionsprinzipien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Textteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.1 Genetisches Material . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.1 1.1.1 Diplomatische Transkription und Faksimile (Entwürfe) 1 1.1 1.1.2 Lineare Textkonstitutionen (Fassungen) . . . . . . . . 1 1.1 1.1.3 Kritisch-genetischer Apparat . . . . . . . . . . . . . . 1 1.2 Emendierter Text (Endfassung) . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Kommentarteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 2.1 Chronologisches Verzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 2.2 Simulationsgrafiken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Siglen und Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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