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German Pages 681 [688] Year 1900
Systematische Sammlung der m
Elsaß-Lothringen zeltenden Gesetze.
Systematische Sammlung der in
Elsak-l?othringen geltenden Gesetze. H-eraustgegeben im Auftrage des Kaiserlichen Ministeriums.
Erster Band.
Privatrecht bearbeitet von Karll Paffrath und Franz Großmann,
Landgerichtsriithe in Straßburg.
Erste Abtheilung.
Straßburg, Verlag von Karl I. Trübner.
1900.
Straßburg, Druck von M. DuMont-Schauberg.
Vorwort. Die vielfachen und wichtigen Aenderungen im Stande der Gesetzgebung,
welche seit
dem Erscheinen der auf Anregung des vormaligen Ober-Präsidenten von Möller heraus gegebenen Sammlung der in Elsaß-Lothringen geltenden Gesetze eingetreten sind, haben die
Neubearbeitung dieser Sammlung nothwendig gemacht.
Gemäß der von dem K. Ministerium
gegebenen Anweisung ist bei dieser Neubearbeitung, dem dringendsten Bedürfniß entsprechend, mit dem Privatrecht begonnen worden, dieses Wort in seinem weitesten, auch das Prozeß
recht umfassenden Sinne verstanden.
Daraus hat sich eine doppelte Aufgabe ergeben: zu
nächst waren die privatrechtlichen Gesetze und Verordnungen zusammenzustellen und dann
daraus diejenigen Bestimmungen
auszuscheiden,
die
entweder ausdrücklich
außer Wirksamkeit gefetzt sind.
gehoben, der Begriff des
aufgehoben
oder
durch
neue
Dabei durste einerseits, wie schon hervor
Privatrechts nicht zu
eng
gefaßt,
andererseits
privatrechtliche Charakter der Sammlung nicht geändert werden.
aber doch
der
Bei der Auswahl des
hiernach aufzunehmenden Rechtsstoffes sind, enffprechend dem Zwecke der Sammlung, vor wiegend praktische Gesichtspunkte maßgebend gewesen. Neben den rein privatrechtlichen Gesetzen und Verordnungen gibt es zahlreiche, anderen
Rechtsgebieten angehörige, welche nur vereinzelte privatrechtliche Bestimmungen enthalten.
Soweit diese letzteren, unter Lösung aus ihrem Zusammenhänge mit den übrigen Bestim mungen, verständlich bleiben, haben sie allein Aufnahme gesunden;
übrigen
nicht
privatrechtlichen
andernfalls sind
Bestimmungen, soweit nöthig, beigefügt worden.
die
Kleinere
Gesetze und Verordnungen der angegebenen Art, insbesondere solche mit vorwiegend privat rechtlichem Inhalt, sind in der Regel ganz ausgenommen gleichem
worden.
Eine Aufnahme in
Umfange hat daneben, wegen ihrer allgemeinen Bedeutung oder ihrer vielfachen
Beziehungen zum Privatrecht, eine kleine Anzahl von Gesetzen und Verordnungen mit aus schließlich oder doch fast ausschließlich öffentlich rechtlichem Charakter gefunden.
Von einzelnen Gesetzen,
insbesondere von b'eit Handels- und ähnlichen Verträgen, ist
nur die Ueberschrift ausgenommen worden, weil sie im Allgemeinen für das Privatrecht
von geringer Bedeutung sind, und deshalb rücksichtlich ihrer eine Verweisung auf die Gesetz blätter in der Form der Ueberschrift dem praktischen Bedürfnisse zu genügen scheint. Bei der Entscheidung darüber, ob eine Bestimmung privatrechtlicher Natur, ob sie noch in Geltung und deshalb aufzunehmen sei, hat im Zweifel die Aufnahme stattgefunden. Die äußere Form der Sammlung ist im Wesentlichen die gleiche geblieben; insbe
sondere ist auch die Anordnung beibehalten worden,
daß die Gesetzbücher und die dazu
gehörigen Gesetze — weil am häufigsten gebraucht und auch unter sich vielfach in orga
nischem Zusammenhang stehend — in systematischer Ordnung vorangestellt sind,
und die
VI
Borwort.
übrigen Gesetze und Verordnungen
nach der Zeitfolge geordnet sich anschließen.
Auch die
letzteren systematisch zu ordnen, ist in der — wohl begründeten — Befürchtung unterlassen
worden, dadurch der Brauchbarkeit der Sammlung erheblichen Abbruch zu thun.
In dem Charakter der Sammlung ist soll kein Kommentar sein,
ebenfalls keine Aenderung eingetreten.
Sie
sondern in erster Linie eine Uebersicht über das jetzt geltende
Privatrecht gewähren; dann aber auch, ebenso wie die bisherige Ausgabe, durch Verweisungen auf verwandte und ergänzende Bestimmungen das Verständniß und die Anwendung der ein
zelnen gesetzlichen
Bestimmungen
erleichtern.
Der
Raumersparniß
halber
sind
die Be
merkungen möglichst kurz gefaßt, und als Regel Verweisungen auf Bestimmungen des gleichen
Gesetzes unterlassen worden.
Hierbei haben die aufgenommenen nicht privatrechtlichen Be-
stimnumgen nur die allernothwendigste Erläuterung erfahren;
eine weitergehende Berücksich
tigung derselben würde über den Zweck dieses Theiles der Sammlung hinausgehen. Der Text der älteren Gesetze und Verordnungen ist aus der früheren Ausgabe entnommen. Die ursprünglich gehegte scheinen zu lassen,
Absicht,
die Sammlung zu Anfang des Jahres 1900 er
ist nicht ausführbar gewesen.
Die Arbeit hat sich als eine schwierigere
und umfangreichere erwiesen, als angenommen war; außerdem hat aber auch der Erlaß der Ausführungsbestimmungen zu den neuen Gesetzen bis zum Beginn des Jahres 1900 fort gedauert und dadurch einen früheren Abschluß unmöglich gemacht.
Solange der Druck es
gestattet, werden auch die jetzt noch erscheinenden Gesetze und Verordnungen Aufnahme finden. Möge die Sammlung auch in ihrer neuen Gestalt sich als ein nützliches Hülfsmittel
für den Praktiker erweisen!
Straßburg, den 1. Mai 1900.
paffrath.
Großmann.
Inhaltsübersicht. Erster Band. Seite.
Abkürzungen.........................................................................................................................................XIX Ergänzungen und Berichtigungen................................................................................................. XXI
privatrecht Bürgerliches Gesetzbuch.
(Erste Abtheilung).
Bom 18. August 18%.
Erstes Buch. — Allgemeiner Theil. Erster Abschnitt. — Personen. Erster Titel. — Natürliche Personen. §§ 1—20....................................................... Zweiter Titel. — Juristtsche Personen. I. Vereine. 1. Allgemeine Vorschriften. §§ 21—54........................................................... 2. Eingetragene Vereine. §§ 55—79 .............................................................. II. Stiftungen. §§ 80—88 ........................................................................................ III. Juristische Personen des öffentlichen Rechtes. § 89......................................
3 6 8 9
Zweiter Abschnitt. — Sachen. §§ 90—103
.......................................................................
9
Dritter Abschnitt. — Rechtsgeschäfte. Erster Titel. — Geschäftsfähigkeit. §§ 104—115...................................................... Zweiter Titel. — Willenserklärung. §§ 116—144...................................................... Dritter Titel. — Vertrag. §§ 145—157 ....................................................................... Vierter Titel. — Bedingung. — Zeitbestimmung.§§ 158—163 ................................ Fünfter Titel. — Vertretung. — Vollmacht. g§ 164—181...................................... Sechster Titel. — Einwilligung. — Genehmigung. §§ 182—185 .........................
10 11 14 15 15 17
1
Vierter Abschnitt. — Fristen. — Termine. §§ 186—193 ..................................................
17
Fünfter Abschnitt. - Verjährung. §§ 194—225
18
...............................................................
Sechster Abschnitt. — Ausübung der Rechte. — Selbstverteidigung. — Selbsthülfe. §§ 226—231 .....................................................................................................................
21
Siebenter Abschnitt. — Sicherheitsleistung. §§ 232—240 ..........................................
. .
22
Erster Abschnitt. — Inhalt der Schuldverhältniffe. Erster Titel. — Verpflichtung zur Leistung. §§ 241 —292 ...................................... Zweiter Titel. — Verzug des Gläubigers. §§ 293—304 ..........................................
23 28
Zweiter Abschnitt. — Schuldverhältniffe aus Verträgen. Erster Titel. — Begründung. — Inhalt des Vertrags. §§ 305—319 ................. Zweiter Titel. — Gegenseitiger Vertrag. §§ 320—327 ................. •.......................... Dritter Titel. - Versprechen der Leistung an einen Dritten. §§ 328—335 ... Vierter Titel.. — Draufgabe. — Vertragsstrafe. §§ 336—345................................. Fünfter Titel. — Rücktritt. §§ 346—361 ...................................................................
28 29 30 31 32
Zweites Buch. — Recht der Schuldverhältnisse.
vni
Inhaltsübersicht.
Bürgerliches Gesetzbuch.
Zweites Buch (Fortsetzung). Seite.
Dritter Abschnitt. — Erlöschen der Schuldverhältnisse. Erster Titel. — Erfüllung. §§ 362—371 .................................................................. Zweiter Titel. — Hinterlegung. §§ 372—386 .......................................................... Dritter Titel. — Aufrechnung. §§ 387—396 .............................................................. Vierter Titel. — Erlaß. § 397 ......................................................................................
33 33 35 35
Vierter Abschnitt. — Übertragung der Forderung. §§ 398—413 . . -.....................
36
Fünfter Abschnitt. — Schuldübernahme. §§ 414—419.....................................................
37
Sechster Abschnitt. — Mehrheit von Schuldnern und Gläubigern. §§ 420—432 ... Siebenter Abschnitt. — Einzelne Schuldverhältnisse. Erster Titel. — Kauf. — Tausch.
38
I. Allgemeine Vorschriften. §§ 433—458 .......................................................... II. Gewährleistung wegen Mängel der Sache. §§ 459—493 ......................... III. Besondere Arten des Kaufes. 1. Kauf nach Probe. Kauf auf Probe. §§ 494—496 ................................. 2. Wiederkauf. §§ 497—503 .......................................................................... 3. Vorkauf. §§ 504-514 .................................................................................. IV. Tausch. § 515...................................................................................................
38 40
..............................................................
43 43 44 45 45
I. Miethe. §§ 535—580 ...................................................................................... II. Pacht. §§ 581-597 ..........................................................................................
46 50
Vierter Titel. — Leihe. §§ 598—606 .......................................................................... Fünfter Titel. — Darlehen. §§ 607—610 .................................................................. Sechster Titel. — Dienstvertrag. §§ 611—630 .......................................................... Siebenter Titel. — Werkvertrag. §§ 631—651 .......................................................... Achter Titel. — Mäklervertrag. §§ 652—656 .............................................................. Neunter Titel. — Auslobung. §§ 657—661 .............................................................. Zehnter Titel. — Auftrag. §§ 662—676 .................................................................. Elfter Titel. — Geschäftsführung ohne Auftrag. §§ 677—687 ............................. Zwölfter Titel. — Verwahrung. §§ 688—700 ......................................................... Dreizehnter Titel. — Einbringung von Sachen beiGastwirthen. §§ 701—704 . Vierzehnter Titel. — Gesellschaft. §§ 705—740 ....................................................... Fünfzehnter Titel. — Gemeinschaft. §§ 741—758 ..................................................... Sechzehnter Titel. — Leibrente. §§ 759—761 ....................................................... Siebzehnter Titel. — Spiel. — Wette. §§ 762—764 .............................................. Achtzehnter Titel. - Bürgschaft. §§ 765-778 ....................................................... Neunzehnter Titel. — Vergleich. § 779 ...................................................................... Zwanzigster Titel. — Schuldversprechen. — Schuldanerkenntniß. §§ 780—782 . Einundzwanzigster Titel. — Anweisung. §§ 783—792 ............................................. Zweiundzwanzigster Titel. — Schuldverschreibung auf den Inhaber. §§ 793—808 Dreiundzwanzigster Titel. — Vorlegung von Sachen. §§ 809—811 ..................... Vierundzwanzigster Titel. — Ungerechtfertigte Bereicherung. §§ 812—822 ... Fünfundzwanzigster Titel. — Unerlaubte Handlungen. §§ 823—853 .................
52 52 52 54 56 57 57 58 59 60 60 63 64 65 65 66 66 67 67 69 69 70
Zweiter Titel. — Schenkung. §§ 516—534 Dritter Titel. — Miethe. — Pacht.
Drittes Buch. — Sachenrecht.
Erster Abschnitt. — Besitz. §§ 854-872 ......................................... ..................................
74
Zweiter Abschnitt. — Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken. §§ 873—902 Dritter Abschnitt. — Eigenthum. Erster Titel. — Inhalt des Eigenthums. §§ 903—924 ......................................... Zweiter Titel. — Erwerb und Verlust des Eigenthums an Grundstücken. §§ 925—928 ............................................................................................................... Dritter Titel. — Erwerb und Verlust des Eigenthums an beweglichen Sachen. I. Uebertragung. §§ 929—936 .............................................................................. II. Ersitzung. 88 937—945 ................................................................................... III. Verbindung. — Vermischung. — Verarbeitung. §§ 946—952 .................
75 79 81
81 82 83
Inhaltsübersicht.
1X
Bürgerliches Gesetzbuch. Drittes Buch (Fortsetzung). Seite.
IV. Erwerb von Erzeugnissen und sonstigen Bestandtheilen einer Sache. §§ 953—957 ....................................................................................................... V. Aneignung. §§ 958—964 .................................................................................. VI. Fund. §§ 965-984 ........................................................................................... Vierter Titel. — Ansprüche ausdem Eigenthum. §§ 985—1007 Fünfter Titel. — Miteigentum. §§ 1008—1011 ...................................................... Vierter Abschnitt. — Erbbaurecht. §§ 1012—1017.............................................................. Fünfter Abschnitt. — Dienstbarkeiten. Erster Titel. — Grunddienstbarkeiten. §§ 1018—1029 ............................................. Zweiter Titel. — Nießbrauch. I. Nießbrauch an Sachen. §§ 1030-1067 .......................................................... II. Nießbrauch an Rechten. §§ 1068—1084 ..................................................... III. Nießbrauch an einem Vermögen. §§ 1085—1089 ........ Dritter Titel. — Beschränkte persönliche Dienstbarkeiten. §§ 1090—1093 ....
83 84 84 86 88 88 88 89 92 93 94
Sechster Abschnitt — Vorkaufsrecht. §§ 1094—1104 .......................................................... 94 Siebenter Abschnitt. — Reallasten. §§ 1105—1112......................................................... 95 Achter Abschnitt. — Hypothek. — Grundschuld. — Rentenschuld. Erster Titel. — Hypothek. §§ 1113—1190.................................................................. 95 Zweiter Titel. — Grundschuld. — Rentenschuld. I. Grundschuld. §§ 1191-1198.............................................................................. 103 II. Rentenschuld. §§ 1199—1203 .......................................................................... 103 Neunter Abschnitt. — Pfandrecht an beweglichen Sachen und an Rechten. Erster Titel. — Pfandrecht an beweglichen Sachen. §§ 1204—1272 ..................... Zweiter Titel. — Pfandrecht an Rechten. §§ 1273—1296 .....................................
104 109
Viertes Buch. — Familienrecht.
Erster Abschnitt. — Bürgerliche Ehe. Erster Titel. — Verlöbnis;. §§ 1297—1302 .............................................................. 111 Zweiter Titel. — Eingehung der Ehe. §§ 1303—1322 ................................................. Hl Dritter Titel. — Nichtigkeit und Anfechtbarkeit der Ehe. §§ 1323—1347 . . . 113 Vierter Titel. — Wiederverheirathung im Falle der Todeserklärung. §§ 1348—1352 115 Fünfter Titel. — Wirkungen der Ehe im Allgemeinen. §§ 1353—1362 .... 116 Sechster Titel. — Eheliches Güterrecht. I. Gesetzliches Güterrecht. 1. Allgemeine Vorschriften. §§ 1363—1372 ..................................................... H7 2. Verwaltung und Nutznießung. §§ 1373—1409 ..................................... 117 3. Schuldenhaftung. §§ 1410—1417 - - - 120 4. Beendigung der Verwaltung und Nutznießung. §§ 1418—1425 . . . 121 5. Gütertrennung. §§ 1426—1431 .................................................................. 122 II. Vertragsmäßiges Güterrecht. 1. Allgemeine Vorschriften. §§ 1432—1436 .................................................. 122 2. Allgemeine Gütergemeinschaft. §§ 1437—1518 ...................................... 123 3. Errungenschaftsgemeinschaft. §§ 1519—1548 ......................................... 130 4. Fahrnißgemeinschaft. §§ 1549—1557 ...................................................... 132 III. Güterrechtsregister. §§ 1558—1563 .................................................................. 133 Siebenter Titel. — Scheidung der Ehe. §§ 1564—1587 ......................................... 134 Achter Titel. — Kirchliche Verpflichtungen. § 1588 .................................................. 136 Zweiter Abschnitt. — Verwandtschaft. Erster Titel. — Allgemeine Vorschriften. §§ 1589—1590 ......................................... 136 Zweiter Titel. — Eheliche Abstammung. §§ 1591—1600 ......................................... 136 Dritter Titel. — Unterhaltspflicht. §§ 1601—1615...................................................... 137 Vierter Titel. — Rechtliche Stellung der ehelichen Kinder. I. Rechtsverhältnis; zwischen den Eltern und dem Kinde im Allgemeinen. §§ 1616—1625 ..............................................................................................
Inhaltsübersicht.
x Bürgerliches Gesetzbuch.
Viertes Buch (Fortsetzung).
Seite.
II. Elterliche Gewalt. § 1626 .............................................................................. 1. Elterliche Gewalt des Vaters. §§ 1627—1683 ..................................... 2. Elterliche Gewalt der Mutter. §§ 1684—1698 ..................................... Fünfter Titel. — Rechtliche Stellung der Kinder aus nichtigen Ehen. §§ 1699—1704 Sechster Titel. — Rechtliche Stellung der unehelichen Kinder. §§ 1705—1718 . . Siebenter Titel. — Legitimation unehelicher Kinder. I. Legitimation durch nachfolgende Ehe. §§ 1719—1722 ................................. II. Ehelichkeitserklärung. §§ 1723—1740 .............................................................. Achter Titel. — Annahme an Kindesstatt. §§ 1741—1772 .....................................
146 147 148
Dritter Abschnitt. — Vormundschaft. Erster Titel. — Vormundschaft über Minderjährige. I. Anordnung der Vormundschaft. §§ 1773—1792 ......................................... II. Führung der Vormundschaft. §§ 1793—1836 .................................... III. Fürsorge und Aufsicht des Vormundschaftsgerichts. §§ 1837—1848 . . IV. Mitwirkung des Gemeindewaisenraths. §§ 1849—1851 ............................. V. Befreite Vormundschaft. §§ 1852—1857 ..................................................... VI. Familienrath. §§ 1858—1881 ...................................................................... VII. Beendigung der Vormundschaft. §§ 1882—1895 ......................................... Zweiter Titel. — Vormundschaft über Volljährige. §§ 1896—1908 ..................... Dritter Titel. — Pflegschaft. §§ 1909—1921 ..............................................................
150 152 157 158 158 158 160 161 162
139 139 144 145 145
Fünftes Buch. — Erbrecht.
Erster Abschnitt. — Erbfolge. §§ 1922-1941 .................................................................. Zweiter Abschnitt. — Rechtliche Stellung des Erben. Erster Titel. — Annahme und Ausschlagung der Erbschaft. — Fürsorge des Nachlaßgerichts. §§ 1942-1966 .......................................................................... Zweiter Titel. — Haftung des Erben für die Nachlaßverbindlichkeiten. I. Nachlaßverbindlichkeiten. §§ 1967—1969 ...................................................... II. Aufgebot der Nachlaßgläubiger. §§ 1970—1974 .................... III. Beschränkung der Haftung des Erben. §§ 1975—1992 ............................. IV. Jnventarerrichtung. — Unbeschränkte Haftung des Erben. §§ 1993—2013 V. Aufschiebende Einreden. §§ 2014—2017 ...................................................... Dritter Titel. — Erbschaftsanspruch. §§ 2018—2031 .............................................. Vierter Titel. — Mehrheit von Erben. I. Rechtsverhältniß der Erben unter einander. §§ 2032—2057 ..................... II. Rechtsverhältniß zwischen den Erben und den Nachlaßgläubigern. §§ 2058 bis 2063 ...............................................................................................................
163
164
166 166 167 169 170 171
172 174
Dritter Abschnitt. — Testament. Erster Titel. — Allgemeine Vorschriften. §§ 2064—2086 ......................................... 175 Zweiter Titel. — Erbeinsetzung. §§ 2087—2099 ..................................................... 176 Dritter Titel. — Einsetzung eines Nacherben. §§ 2100—2146 ................................. 177 Vierter Titel. — Vermächtniß. §§ 2147—2191..............................................................181 Fünfter Titel. — Auflage. §§ 2192-2196 ................................................. 184 Sechster Titel. — Testamentsvollstrecker. §§ 2197—2228 ......................................... 185 Siebenter Titel. — Errichtung und Aufhebung eines Testaments. §§ 2229—2264 187 Achter Titel. — Gemeinschaftliches Testament. §§ 2265—2273 ............................. 190
Vierter Abschnitt. — Erbvertrag. §§ 2274—2302 ............................................. Fünfter Abschnitt. — Pflichttheil. §§ 2303-2338 ............................................. Sechster Abschnitt. — Erbunwürdigkeit. §§ 2339—2345 ................................................. Siebenter Abschnitt. — Erbverzicht. §§ 2346—2352 .......................................................... Achter Abschnitt. — Erbschein. §§ 2353—2370 .................................................................. Neunter Abschnitt. — Erbschaftskauf. §§ 2371—2385 ......................................................
Einführungsgesetz
191 193 197 197 198 200
zum Bürgerlichen Gesetzbuche. Vom 18. August 1896. Erster Abschnitt. — Allgemeine Vorschriften. Art. 1—31..................................................... 202
Inhaltsübersicht.
XI
EinfÄhrungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuchs (Fortsetzung).
Seite.
Zweiter Wschnitt. — Verhältniß des Bürgerlichen Gesetzbuchs zu den Reichsgesetzen. Art. 32—54 ....................................................................................................................... 205
Dritter Abschnitt. — Verhältniß des Bürgerlichen Gesetzbuchs zu den Landesgesetzen. Art. 55—152 ................................................................................................................ 210 Vierter Abschnitt. — Uebergangsvorschriften. Art. 153—218
........................................ 220
Gesetz,
betreffend die Ausführung des Bürgerlichen Gesetzbuchs in Lothringen. Vom 17. April 1899. Abschnitt
Elsaß-
I. — Vorschriften zum Allgemeinen Theile. §§ 1—8.......................................... 228
Abschnitt II. — Vorschriften zum Rechte der Schuldverhältnisse. §§ 9—43 .................
229
Abschnitt III. — Vorschriften zum Sachenrechte. §§ 44—116 ........................................... 233 Bestimmungen, betreffend die Rechte an Grundstücken, für welche das Grundbuch noch nicht als angelegt anzusehen ist. §§ 86—116 ......................................... 238 Abschnitt IV. — Vorschriften zum Familienrechte. §§ 117—165 ..................................... Uebergangsbestimmungen zum ehelichen Güterrechte. §§ 144—165 ......................... Abschnitt V. — Vorschriften zum Erbrechte. §§ 166—168 ............................................. Abschnitt VI. — Schlußbestimmungen. §§ 169—170 .........................................................
Gesetz über
241 244 246 246
die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit. Vom 17. Mai 1898.
Erster Abschnitt. — Allgemeine Vorschriften. §§ 1—34
Zweiter Abschnitt. — Vormundschaftssachen. §§ 35—64
.................................................. 247 ................................................
250
Dritter Abschnitt. — Annahme an Kindesstatt. §§ 65—68 ............................................ 254
Vierter Abschnitt. — Personenstand. §§ 69—71 ................................................................. 254 Fünfter Abschnitt. — Nachlaß- und Theilungssachen. §§ 72—99 ................................. 255 Sechster Abschnitt. — Schiffspfandrecht. §§ 100—124 ...................................................... 258 Siebenter Abschnitt. — Handelssachen. §§ 125—158 .............................................
260
Achter Abschnitt. — Vereinssachen. — Güterrechtsregister. §§ 159—162 .................
264
Neunter Abschnitt. — Offenbarungseid. — Untersuchung und Verwahrung von Sachen. Pfandverkauf. §§ 163-166 ......................................................................................
264
Zehnter Abschnitt. — Gerichtliche und notarielle Urkunden. §§ 167—184 ..................... Elfter Abschnitt. — Schlußbestimmungen. §§ 185—200
264 .................................................. 266
Gesetz,
betreffend die Ausführung des Reichsgesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit. Vom 6. November 1899. I. II. III. IV. V. VI. VII.
Grrmdbuchordrmng.
Allgemeine Vorschriften. §§ 1—13 . ................................................................ 269 Vormundschaftssachen. §§ 14—18...................................................................... 271 Personenstand. §§ 19—22 .............................................................................. 271 Nachlaß- und Theilungssachen. — Vermögensverzeichnisse. §§ 23—38 . 272 Handelssachen. — Sonstige Angelegenheiten. — Registerführung. §§ 39—43 273 Oeffemliche Urkunden. §§ 44—65 ............................................. 274 Uebergangs- und Schlußbestimmungen. §§ 66—79 ................................. 277
Vom 24. März 1897.
Erster Abschnitt. — Allgemeine Vorschriften. §§ 1—12......................................................... 279 Zweiter Abschnitt. — Eintragungen in das Grundbuch. §§ 13—55
.............................
280
Dritter Abschnitt. — Hypotheken-, Grundschuld--, Rentenschuldbrief. §§ 56—70 .... 284
Vierter Abschnitt. — Beschwerde. §§ 71—81.......................................................................... 285
Fünfter Abschnitt. — Schlußbestimmungen. §§ 82—102 .................................................. 286
Gesetz,
betreffend die Ausführung der Grundbuchordnung. Vom 6. November 1899. §§' 1—31............................................................. -...................................................................... 288
xn
Inhaltsübersicht. Seite.
H«dtl--tfetzlmch.
Vom 10. Mai 1897.
Erstes Buch. — Handelsstand.
Erster Abschnitt. — Kaufleute. §§1—7.....................................................................................291 Zweiter Abschnitt. — Handelsregister. §§ 8—16.................................................................... 292 Dritter Abschnitt. — Handelsfirma. §§ 17—37 ....................................................................
Bierter Abschnitt. — Handelsbücher. §§ 38—47
293
................................................................
295
Fünfter Abschnitt. — Prokura und Handlungsvollmacht. §§ 48—58 ..............................
296
Sechster Abschnitt. — HandlungSgehülftn und Handlungslehrltnge. §§ 59—83
...
297
Siebenter Abschnitt. — Handlungsagenten. §§ 84—92 .......................................................
300
Achter Abschnitt. — Handelsmäkler. §§ 93—104
301
................................................................
Zweites Buch. — Handelsgesellschaften und stille Gesellschaft. Erster Abschnitt. — Offene Handelsgesellschaft. Erster Titel. — Errichtung der Gesellschaft. §§ 105—108 ...................................... 302 Zweiter Titel. — Rechtsverhältniß der Gesellschafter unter einander. §§ 109—122 303 Dritter Titel. — Rechtsverhältniß der Gesellschafter zu Dritten. §§ 123—130 . . 304 Vierter Titel. — Auflösung der Gesellschaft und Ausscheiden von Gesellschaftern. §§ 131—144 ...................................................... 305 Fünfter Titel. — Liquidation der Gesellschaft. §§ 145—158 .................................. 307 Sechster Titel. — Verjährung. §§ 159—160 ................................................................ 308 Zweiter Abschnitt. — Kommanditgesellschaft. §§ 161—177
...............................................
308
Dritter Abschnitt. — Aktiengesellschaft.
Erster Titel. — Allgemeine Vorschriften. §§ 178—209 ............................................... 310 Zweiter Titel. — Rechtsverhältnisse der Gesellschaft und der Gesellschafter. §§ 210-230 .............................................................................................................. 315 Dritter Titel. — Verfassung und Geschäftsführung. §§ 231—273 ......................... 317 Bietter Titel. — Abänderungen des Gesellschaftsvertrags. §§ 274—291 .... 323 Fünfter Titel. — Auflösung und Nichtigkeit der Gesellschaft. §§ 292-311 ... 326 Sechster Titel. — Strafvorschriften. §§ 312—319........................................................... 328 Vierter Abschnitt. — Kommanditgesellschaft auf Aktien. §§ 320—334 .............................
330
Fünfter Abschnitt. — Stille Gesellschaft. §§ 335—342 .......................................................
332
Drittes Buch. — Handelsgeschäfte.
Erster Abschnitt. — Allgemeine Vorschriften. §§ 343-372 ...............................................
333
Zweiter Abschnitt. — Handelskauf. §§ 373-382
337
................................................................
Dritter Abschnitt. — Kommissionsgeschäft. §§ 383—406
...................................................
338
Vierter Abschnitt. — Speditionsgeschäft. §§ 407—415 .......................................................
341
Fünfter Abschnitt. — Lagergeschäft. §§ 416—424 ...............................................................
341
Sechster Abschnitt. — Frachtgeschäft. §§ 425—452 ................................................................
342
Siebenter Abschnitt. — Beförderung von Gütern und Personen auf den Eisenbahnen. §§ 453—473 ....................................................................................................................... 346
Viertes Buch. — Seehandel.
Erster Abschnitt. — Allgemeine Vorschriften. §§ 474—483 ............................................... Zweiter Abschnitt. — Rheder und Rhederei. §§ 484—510 Dritter Abschnitt. — Schiffer. §§ 511—555
350
........................................................................
352
Vierter Abschnitt. — Frachtgeschäft zur Beförderung von Gütern. §§ 556—663...
Fünfter Abschnitt. — Frachtgeschäft zur Beförderung von Reisenden. §§ 664—678 Sechster Abschnitt. — Bodmerei. §§ 679-699
Siebenter Abschnitt. — Haverei.
349
...............................................
....................................................................
357
. 368
369
Inhaltsübersicht.
xni
Handelsgesetzbuch. Viertes Buch (Fortsetzung).
Seite.
Erster Titel. — Große (gemeinschaftliche) Haverei und besondere Haverei. §§ 700—733 ...............................................................................................................371 Zweiter Titel. — Schaden durch Zusammenstoß von Schiffen. §§ 734—739 . . 376 Achter Abschnitt. - Bergung und Hülfsleistung in Seenoth. §§ 740—753 ................. 376 Neunter Abschnitt. — Schiffsgläubiger. §§ 754—777
......................................................... 377
Zehnter Abschnitt. — Versicherung gegen die Gefahren der Seeschiffahrt. Erster Titel. — Allgemeine Vorschriften. §§ 778—805 ............................................. 380 Zweiter Titel. — Anzeigen bei dem Abschlüsse des Vertrags. §§ 806—811. . . 383 Dritter Titel. — Verpflichtungen des Versicherten aus dem Versicherungsverträge. §§ 812—819.............................................................................................................. 383 Vierter' Titel. - Umfang der Gefahr. §§ 820-853 ................................................. 384 Fünfter Titel. — Umfang des Schadens. §§ 854—881 ......................................... 389 Sechster Titel. — Bezahlung des Schadens. §§ 882—893 ..................................... 392 Siebenter Titel. — Aufhebung der Versicherung und Rückzahlung der Prämie. §§ 894—900 ........................................................................................................... 393 Elfter Abschnitt. — Verjährung. §§ 901—905 .................................................................. 394
Emsützmngsgesetz zum Handelsgesetzbuch. Allgemeine deutsche Wechselordnung.
Vom 10. Mai 1897. Art. 1—28
................. 396
Erster Abschnitt. — Von der Wechselfähigkeit. Art. 1—3..................................................... 405
Zweiter Abschnitt. — Von gezogenen Wechseln. I. Erfordernisse eines gezogenen Wechsels. Art. 4—7..................................... 405 II. Verpflichtungen des Ausstellers. Art. 8......................................................... 406 III. Indossament. Art. 9—17.............................................................. ... 406 IV. Präsentation zur Annahme. Art. 18—20 ................................................. 406 V. Annahme (Akzeptation). Art. 21—24 ......................................................... 407 VI. Regreß auf Sicherstellung. Art. 25—29 ................................................. 407 VII. Erfüllung der Wechselverbindlichkeit. Art. 30—40 ................................. 408 VIII. Regreß Mangels Zahlung. Art. 41—55 ................................................. 409 IX. Intervention. Art. 56—65 .......................................................................... 410 X. Vervielfältigung eines Wechsels. Art. 66—72 .................... 411 XL Abhanden gekommene Wechsel. Art. 73—74 ............................................. 411 XII. Falsche Wechsel. Art. 75—76 ...................................................................... 412 XIII. Wechselverjährung. Art. 77—80 .................................................................. 412 XIV. Klagerecht des Wechselgläubigers. Art. 81—83......................................... 412 XV. Ausländische Gesetzgebung. Art. 84—86 ................................................. 412 XVI. Protest. Art. 87—90 ... ...................................................................... 413 XVII. Ort und Zeit für die Präsentation und andere im Wechselverkehre vorkommende Handlungen. Art. 91—93..................................................... 413 XVIII. Mangelhafte Unterschriften. Art. 94—95 .................................................. 413 Dritter Abschnitt. — Von eigenen Wechseln. Art. 96—100 ............................................. 413 des allgemeinen deutschen Handelsgesetzbuchs in 19. Juni 1872 ....................................
Gerichtsverfassungsgesetz. Vom
Elsaß-Lothringen.
Vom
415
27. Januar 1877. Erster Titel. — Richteramt. §§ 1—11.............................................................................. 4^6 Zweiter Titel. — Gerichtsbarkeit. §§ 12—21 .................................................................. 417 Dritter Titel. — Amtsgerichte. §§ 22—24 .................................................................. 418 Vierter Titel. — Schöffengerichte. §§ 25—57 .............................................................. 418 Fünfter Titel. — Landgerichte. §§ 58—78 .................................................................. 421 Sechster Titel. — Schwurgerichte. §§ 79—99 .............................................................. 423 Siebenter Titel. — Kammern für Handelssachen. §§ 100—118 ............................. 425 Achter Titel. — Oberlandesgerichte. §§ 119—124 ...................................................... 427 Neunter Titel. — Reichsgericht. §§ 125—141 ............................................. - 427
Inhaltsübersicht.
XIV
Gerichtsverfafsurrgsgefetz (Fortsetzung). Seite.
Zehnter Titel. — Staatsanwaltschaft. §§ 142—153 ................................................. Elfter Titel. — Gerichtsschreiber. § 154 ...................................................................... Zwölfter Titel. — Zustellungs- und Vollstreckungsbeamte. §§ 155—156 .... Dreizehnter Titel.— Rechtshülfe. §§ 157—169 .. ......................................................... Vierzehnter Titel.— Oeffentlichkeit und Sitzungspolizei. §§170—185 ................... Fünfzehnter Titel. — Gerichtssprache. §§ 186—193 ................................................ Sechzehnter Titel. — Berathung und Abstimmung.§§194—200 ......................... Siebzehnter Titel. — Gerichtsferien. §§ 201—204 ...................................................
Einführungsgesetz Gesetz
zum Gerichtsverfassungsgesetze. Vom 27. Januar 1877.......................
428 429 429 430 431 432 432 433 434
für Elsaß-Lothringen, betreffend die Ausführung des Gerichtsverfassungs gesetzes. Vom 4. November 1878. I. Richteramt. §§1—6.......................................................................................... 437 II. Gerichtsbarkeit. §§ 7—11.................................................................................. 437 III. Amtsgerichte. §§ 12—13............................................................. 438 IV. Schöffengerichte. § 14......................................................................................438 V. Landgerichte. §§ 15—16.................................................................................. 438 VI. Schwurgerichte. § 18. . . .............................................................................. 438 VII. Kammern für Handelssachen. §§ 19—21..................................................... 438 VIII. Oberlandesgericht. § 22 .............................................................................. 438 IX. Staatsanwaltschaft. §§ 23—27 .................................................................. 439 X. Gerichtsschreiber und Gerichtsvollzieher. §§ 28—31 ................................. 439 XI. Schlußbestimmungen. §§ 32—34 439
Verordnung des Reichskanzlers Juni 1879
zur Ausführung der Reichsjustizgesetze. Vom 13. ...................................................................................................................................
440
Gesetz,
betreffend Aenderungen des Gerichtsverfassungsgesetzes und der Straf prozeßordnung. Vom 17. Mai 1898 .................................................................................. 442
Civilprozeßordnung.
Vom 30. Januar 1877.
Erstes Buch. — Allgemeine Bestimmungen. Erster Abschnitt. — Gerichte. Erster Titel. — Sachliche Zuständigkeit der Gerichte. §§ 1—11................................ 443 Zweiter Titel. — Gerichtsstand.§§ 12—37 444 Dritter Titel. — Vereinbarung über die Zuständigkeitder Gerichte. §§ 38—40 . 446 Vierter Titel. — Ausschließung und Ablehnung derGerichtspersonen. §§ 41—49 446 Zweiter Abschnitt. — Parteien. Erster Titel. — Parteifähigkeit. — Prozeßfähigkeit. §§ 50—58 ............................. Zweiter Titel. — Streitgenossenschaft. §§ 59—63 ..................................................... Dritter Titel. — Betheiligung Dritter am Rechtsstreite. §§ 64—77 ..................... Vierter Titel. — Prozeßbevollmächtigte und Beistände. §§ 78—90 ......................... Fünfter Titel. — Prozeßkosten. — §§ 91—107 .......................................................... Sechster Titel. — Sicherheitsleistung. §§ 108—113 ................................................. Siebenter Titel. — Armenrecht. §§ 114—127 ..........................................................
Dritter Abschnitt. — Verfahren. Erster Titel. — Mündliche Verhandlung. §§ 128—165 ......................................... Zweiter Titel. — Zustellungen. I. Zustellungen auf Betreiben der Parteien. §§ 166—207 ......................... II. Zustellungen von Amtswegen. §§ 208—213 ......................................... Dritter Titel. — Ladungen, Termine und Fristen. §§ 214—229 ......................... Vierter Titel. — Folgen der Versäumung. — Wiedereinsetzung in den vorigen Stand. §§ 230—238 .......................................................................................... Fünfter Titel. — Unterbrechung und Aussetzung des Verfahrens. §§ 239—252 .
447 448 448 449 451 452 453 455 458 462 462 464 465
Inhaltsübersicht. Civilprozeßordnung (Fortsetzung).
xv Seite.
Zweites Buch. — Verfahren in erster Instanz.
Erster Abschnitt. — Verfahren vor den Landgerichten. Erster Titel. — Verfahren bis zum Urtheil. §§ 253—299 Zweiter Titel. — Urtheil. §§ 300—329 Dritter Titel. — Versäumnißurtheil. §§ 330—347 . . Vierter Titel. — Vorbereitendes Verfahren in Rechnungssachen, Auseinander setzungen und ähnlichen Prozessen. §§ 348—354 Fünfter Titel. — Allgemeine Bestimmungen über die Beweisaufnahme. §§ 355—370 Sechster Titel. — Beweis durch Augenschein. §§ 371—372 ..................................... Siebenter Titel. — Zeugenbeweis. §§ 373—401 ..................................................... Achter Titel. — Beweis durch Sachverständige. §§ 402—414 Neunter Titel. — Beweis durch Urkunden. §§ 415—444 ..................................... Zehnter Titel. — Beweis durch Eid. §§ 445—477 Elfter Titel. — Verfahren bei der Abnahme von Eiden. §§ 478—484 Zwölfter Titel. — Sicherung des Beweises. §§ 485—494 ..................................... Zweiter Abschnitt. — Verfahren vor den Amtsgerichten. §§ 495—510
466 470 474 475 476 477 477 480 482 484 487 487 488
Drittes Buch. — Rechtsmittel. Erster Abschnitt. — Berufung. §§ 511—544
Zweiter Abschnitt. — Revision. §§ 545—566
Dritter Abschnitt. — Beschwerde. §§ 567—577 Viertes Buch. — Wiederaufnahme des Verfahrens. §§ 578—591 Fünftes Buch. — Urkunden- und Wechselprozeß. §§ 592—605 Sechstes Buch. — Ehesachen. — Feststellung des Rechtsverhältnisses zwischen
Eltern und Kindern. — Entmündigungssachen. Erster Abschnitt. — Verfahren in Ehesachen. §§ 606—639 geeiter Abschnitt. — Verfahren in Rechtsstreitigkeiten, welche die Feststellung des Rechtsverhältnisses zwischen Eltern und Kindern zum Gegenstände haben. §§ 640—644 -......................................................' Dritter Abschnitt. — Verfahren in Entmündigungssachen. §§ 645—687 Siebentes Buch. — Mahnverfahren. §§ 688—703 Achtes Buch. — Zwangsvollstreckung. Erster Abschnitt. — Allgemeine Bestimmungen. §§ 704—802
Zweiter Abschnitt. — Zwangsvollstreckung wegen Geldforderungen. Erster Titel. — Zwangsvollstreckung in das bewegliche Vermögen. I. Allgemeine Bestimmungen. §§ 803—807 II. Zwangsvollstreckung in körperliche Sachen. §§ 808—827 III. Zwangsvollstreckung in Forderungen und andere Vermögensrechte. §§ 828—863 Zweiter Titel. — Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen. §§ 864—871 Dritter Titel. — Vertheilungsverfahren. §§ 872—882 ............................................. Dritter Abschnitt. — Zwangsvollstreckung zur Erwirkung der Herausgabe von Sachen und zur Erwirkung von Handlungen oder Unterlassungen. §§ 883—898 . . . Vierter Abschnitt. — Offenbarungseid und Haft. §§ 899—915 Fünfter Abschnitt. — Arrest und einstweilige Verfügungen. §§ 916—945
507
518 518
521 527 527 528
530 531
53
Neuntes Buch. — Aufgebotsverfahren. §§ 946—1024 542
Zehntes Buch. — Schiedsrichterliches Verfahren. §§ 1025—1048
Gesetz,
betreffend die Einführung der Civilprozeßordnung. Vom 30. Januar 1877
Gesetz,
betreffend Aenderungen der Civilprozeßordnung. Vom 17. Mai 1898 ... 548
544
XVI
Inhaltsübersicht. Seite.
EinWrlMgögesetz
dem Gesetze, betreffend Aenderungen der Civilprozeßordnung. Bom 17. Mai 1898. Art. I—X.........................................................................................548
SoufurSotbnung.
Bom IO. Februar 1877.
Erstes Buch. —- Konkursrecht. Erster Titel. — Allgemeine Bestimmungen. §8 1—16...................................................549 Zweiter Titel. — Erfüllung der Rechtsgeschäfte. §§ 17—28 ................................. 551 Dritter Titel. — Anfechtung. §§ 29—42 ........................................................................ 552 Bierter Titel. — Aussonderung. §§ 43—46 ............................................................... 554 Fünfter Titel. — Absonderung. §§ 47—52 ............................................... ... 554 Sechster Titel. — Auftechnung. §§ 53—56 .................................................................... 555 Siebntter Titel. — Maffegläubiger. §§ 57—60 ........................................................... 555 Achter Titel. — Konkursgläubiger. §§ 61—70 .......................................... 556 Zweites Buch. — Konkursverfahren.
Erster Titel. — Allgemeine Bestimmungen. §§ 71—101.............................................. 557 Zweiter Titel. — Eröffnungsverfahren. §§ 102—116 ............................................... 559 Dritter Titel. — Thellungsmaffe. §§ 117—137 ........................................................... 560 Bietter Titel. — Schuldenmafse. §§ 138—148 ........................................................... 562 Fünfter Titel. — Bettheilung. §g 149—172 .............................................. 568 Sechster Titel. — Zwangsvergleich. §§ 173—201 .......................................... 565 Siebenter Titel. — Einstellung des Verfahrens. §§ 202—206 .............................. 567 Achter Titel. — Besondere Bestimmungen. §§ 207—238 .......................................... 567 Drittes Buch. — Strafbestimmungen. §§ 239—244
.......................................................
571
Gesetz,
betreffend die Einführung der Konkursordnung. Bom 10. Februar 1877
Gesetz,
betreffend Aenderungen der Konkursordnung. Bom 17. Mai 1898................... 575
.
573
Eivsthnmg-gesetz
zu dem Gesetze betreffend Aenderungen der Konkursordnung. Bom 17. Mai 1898.......................................................................................................................... 575
Gesetz für Elsa ß-Lothringen
betreffend die Ausführung der Civilprozeßordnung,
der Konkursordnung und der Strafprozeßordnung. Bom 8. Juli 1879 . . .
577
Gesetz,
betreffend die Ausführung der Civilprozeßordnung und der Konkurs ordnung, sowie daS Rechtsmittel der Kassation. Bom 13. November 1899. I. Zur Civilprozeßordnung. §§ 1—10................................................... . . 579 II. Zur Konkursordnung, gg 11, 12 ............................................................... 580 III. Zum Rechtsmittel der Kaffation. §§ 13—18.......................................... 580 IV. UebergangS- und Schlußbestimmungen. §§ 19—22 .................................. 581
Gesetz
über die Zwangsversteigerung März 1897.
und
die Zwangsverwaltung.
Bom 24.
Erster Abschnitt. — Zwangsversteigerung und Zwangsverwaltung von Grundstücken im Wege der Zwangsvollstreckung. Erster Titel. — Allgemeine Vorschriften. §§ 1—14.......................................................582 Zweiter Titel. — Zwangsversteigerung.
Anordnung der Versteigerung. §§ 15—27 ................................................... Aufhebung und einstwellige Einstellung des Verfahrens. §§ 28—34 . . Bestimmung des BersteigerungSterminS. §§ 35—43 .................................. Geringstes Gebot. — Versteigerungsbedingungen. §§ 44—65 ................. Versteigerung. §§ 66—78 ........................................................................ ' . .
588 585 585 586 588
VI. Entscheidung über den Zuschlag. §§ 79—94 ............................................... VII. Beschwerde. §§ 95-104 ..................................................................................... Vni. Betthetlung deS Erlöses. §§ 105—145 ....................................................... Dritter Titel. — Zwangsverwaltung. §§ 146—161 ...............................................
590 591 592 597
I. II. m. IV. V.
Inhaltsübersicht.
xvn
Gesetz über die-Zwangsversteigerung und die Zwangsverwaltung (Fortsetzung).
Seite.
Zweiter Abschnitt. — Zwangsversteigerung von Schiffen im Wege der Zwangsvoll streckung. 88 162—171 ............................................................................................... 598
Dritter Abschnitt. — Zwangsversteigerung und Zwangsverwaltung in besonderen Fällen. 88 172—184 ...................................................................................................................
599
Cinführungsgesetz zu
dem Gesetz über die Zwangsversteigerung und die Zwangs verwaltung. Vom 24. März 1897 ......................................................................................
Gesetz,
601
betreffend die Ausführung des Reichsgesetzes über die Zwangsverstei gerung und die Zwangsverwaltung. Vom 13. November 1899.
Erster Abschnitt. — Vollstreckungsbeamte. §§ 1—5..............................................................603 Zweiter Abschnitt. — Zwangsversteigerung und Zwangsverwaltung im Wege der Zwangsvollstreckung. §§ 6—19...................................................................................... 603 Dritter Abschnitt. — Zwangsversteigerung und Zwangsverwaltung von Bergwerkseigenthum in besonderen Füllen. §§ 20—25 .......................................................... 605 Vierter Abschnitt. — Uebergangs- und Schlußbestimmungen. §§ 26—47 ..................... 605
Gerichtskostengesetz.
Vom IS. Juni 1878.
Erster Abschnitt. — Allgemeine Bestimmungen. §§ 1—7..................................................... 609 Zweiter Abschnitt. — Gebühren in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten. §§ 8—49 .... 609
Dritter Abschnitt. — Gebühren im Konkursverfahren. §§ 50—58 .................................
615
Vierter Abschnitt. — Gebühren in Strafsachen. §§ 59—78 . . . ............................. 616 Fünfter Abschnitt. — Auslagen. §§ 79—80 b.......................................................................... 618
Sechster Abschnitt. — Kostenvorschuß und Kostenzahlung. §§ 81—97......................... . 619 Siebenter Abschnitt. — Schlußbestimmungen. §§ 98—101 ............................................. 620
Gerichtskostengesetz
für Elsaß-Lothrittgen. Vom 6. Dezember 1899.
Erster Theil. — Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit. Erster Abschnitt. — Allgemeine Bestimmungen. §§ 1—22 .............................................. 622 Zweiter Abschnitt. — Verrichtungen des Vormundschaftsgerichts. — Entlassung von Geisteskranken. — Annahme an Kindesstatt. — Personenstand. §§ 23—32 . . 624 Dritter Abschnitt. — Nachlaß- und Theilungssachen. §§ 33—46 .....................................
626
Vierter Abschnitt. — Handelssachen. §§ 47—55 ..................................................................
629
Fünfter Abschnitt. — Binnenschiffahrt. — Vereine und Stiftungen. — Güterrechts register. §§ 56—62 ...................................................................................................... 631 Sechster Abschnitt. — Grundbuchsachen. §§ 63—85 .......................................................... 632 Siebenter Abschnitt. — Schiffspfandsachen. §§ 86, 87 ...................................................... 635 Achter Abschnitt. — Sonstige Angelegenheiten. §§ 88—96 .............................................. 635 Neunter Abschnitt. — Gemeinsame Bestimmungen. §§ 97—105 ..................................... 636
Zehnter Abschnitt. — Auslagen. §§ 106—110
..................................................................
637
Zweiter Theil. — Angelegenheiten der streitigen Gerichtsbarkeit. §§ 111—124
638
Dritter Theil. — Bestimmungen zu den Gebührenordnungen für Rechtsan wälte, für Gerichtsvollzieher und für Zeugen und Sachverständige. §§ 125—146 ............................................................................................................................... 640
Vierter Theil. — Schlußbestimmungen. §§ 147—156 .................................................
Gebührenordnung
für Gerichtsvollzieher. Vom 24. Juni 1878 .........................................
Gebührenordnung für Gesetz, betreffend die
643
645
Zeugen und Sachverständige. Vom 30. Juni 1878 ................. 648
Gebühren der Aerzte und Chemiker in Strafsachen. Vom 13. Januar 1873 ....................................................................................................................... *
650
xvm
Inhaltsübersicht. Sette.
Regulativ,
betreffend die Gebühren der Aerzte und Chemiker in Strafsachen. Bom 17. Januar 1873 ................................................................................................................
Grbühmiordmmg
650
für Rechtsanwälte. Vom 7. Juli 1879.
Erster Abschnitt. — Allgemeine Bestimmungen. §§1—8...................................................... 652 Zweiter Abschnitt. — Gebühren in bürgerlichen Rechtsstreitigkeilen. §§ 9—52 .... 652
Dritter Abschnitt. — Gebühren im Konkursverfahren. §§ 53—62 ..................................
656
Vierter Abschnitt. — Gebühren in Strafsachen. §§ 63—75 ..............................................
657
Fünfter Abschnitt. - Auslagen. §§ 76-83 .......................................................................
658
Sechster Abschnitt. — Einforderung von Gebühren und Auslagen. §§ 84—86.... 658 Siebenter Abschnitt. — Schlußbestimmungen. §§ 87—94 ................................................... 659
Gesetz
für Elsaß-Lothringen, betreffend die Vergütung der Reisekosten für die Geschworenen, die Vertrauensmänner und die Schöffen. Dom 31.März 1880
660
Abkürzungen ABl AG Art. AB B des L Bem. Bern. Üb.
Amtsblatt. Ausführungsgesetz. Arttkel. Ausführungsverordnung. Bulletin des Lois. Bemerkung. Internationales Uebereinkommen
über
den
Eisenbahnftachtverkehr
vom
14. Oktober 1890. Bürgerliches Gesetzbuch. Bekanntmachung. Bezirksprästdent. Centralblatt des deutschen Reiches.
BGB Bekm. (Bkm.) BezPr. Centralbl. (C. Bl.) C. c. CPO Dekl. Dekr. (D.) DezD EG EL Entsch. Erl. FGB FO FrG FStG
Code civil. Ctvilprozeßordnung. Deklaration. Dekret. Dezentralisations-Dekret. Einführungsgesetz. Elsaß-Lothringen. Entscheidung. Erlaß. Forstgesetzbuch, Code forestier (31. Juli 1827). Ordonnanz zur Ausführung deö F.G.B. vom 1. August 1827. Gesetz, betreffend die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit. Gesetz, betteffend das Forststrafrecht und das Forststtasverfahren, vom
G. (Ges.) GBl GBO GebO GemO GewO GKG GO f. RA GB GBG HGB KO Mn. MinBer. MStGB Orb. (O.) OE OPr PersG RAO RBG RG
28. April 1880. Gesetz. Gesetzblatt für Elsaß-Lothringen. Grundbuchordnung. Gebührenordnung. Gemeindeordnung. Gewerbeordnung. Gerichtskostengesetz. Gebührenordnung für Rechtsanwälte. Gerichts-Berfaffung. Gerichtsverfassungs-Gesetz. Handelsgesetzbuch. Konkursordnung. Ministerium. Ministerialverordnung. Mlttär-Strafgesetzbuch. Ordonnanz. Ober-Elsaß. Oberprästdent. Personenstandsgesetz vom 6. Februar 1875. Rechtsanwaltsordnung. Reichsbeamtengesetz vom 31. März 1873. Reichsgesetz.
XX
Abkürzungen.
RGBl. Reichsgesetzblatt. RMilG Reichsmilttärgesetz vom 2. Mai 1874. RK Reichskanzler. S Stehe, Seite. Sammt. GPr oder Samml. Sammlung vonGesetzen rc. bett, die Justizverwaltung. StGB Sttafgesetzbuch. StPO Strafprozeßordnung. StRG StaatSrachsgutachten. UE Unter-Elsaß. B. (Ber.) Verordnung. BerkO Derkehrsordnung für die Eisenbahnm Deutschlands vom 26. Oktober 1899. Berf. (Bf.) Verfügung. BZG Beretnszollgesetz. WO Wechselordnung. ZV Zwangsvollstteckung. ZBerw. Zwangsverwaltung. ZVG Gesetz über die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwaltung.
Avant-Bull.: Lois et actes du gouvernement depuis le mois d'aoüt 1789 jusqu’au 18 prairial an II. Paris, de Fimprimerie imperiale, 1806—1807. Bull, suppl.: Bulletin des lois, Partie suppldmentaire. Isambert: Recueil g^nöral des ancienncs lois fran(;aises, par Isambert, Decrusy, Taillandier. Leoni-Mandel: Leoni und Mandel, Das Verwaltungsrecht von Elsaß-Lothringen (Handbuch des öffentlichen Rechts der Gegenwart in Monographien. II. Band 2. Abtheil.). Molitor: Das Gesetz betteffend die Ausführung des Bürgerlichen Gesetzbuchs in Elsaß-Lothringen vom 17. April 1899, erläutert von Hugo Molitor. Puchelt: Zeitschrift für französisches Civilrecht. Begründet von S. Puchelt, fortgefühtt von M. HeinsHeimer, herausgegeben von Emil Huber.
ErzLn)«nge« «nd Serichti-uvzen. [8ei der Bearbeitung der 1. Abtheilung der Sammlung lagen die «usführungggesetze zu den neuen Gesetzen zmnetst nur im Entwürfe vor und konnten daher auch nur in dieser Faffung citirt werden.
Letztere weicht hinsichtlich der Para
graphenzahlen durchgängig von der endgültigen Faffung ab, und muß daher eine Berichtigung der in den Bemerkungen ent haltenen Berweisungen auf die AuSführungSgesetze zum Theil in der nachfolgenden Form geschehen.
In der gleichen Form
sind einzelne Ausführungsverordnungen nachzutragen.]
Seite 6 § 50 Zeile 8 lies „solchen" statt solches. „ 12 Bemerkung 62 Absatz 2 Zeile 12 lies „Landes-" statt Bundes-. ,, 16 Die Bemerkungsziffer 86 ist am Schluß des Absatz 3 von § 176 zu stretchen und an den Schluß des Absatz 2 zu setzen. „ 20 § 213 Zeile 3 lies „Rechtshängigkeit" statt Rechthängigkeit. „ 27 Die Bemerkungsztffer 26 ist am Schluß des Absatz 2 von 8 284 zu streichen und [an den Schluß des Abs. 1 zu setzen- die BemerkungSziffer 27 ist am Schluß deS Absatz 2 von §s288 zu streichen und hinter Satz 1 von Absatz 1zu setzen. „ 33 Bemerkung 47 lies „§ 48" statt 8 47. „ 36 8 403 Zeile 2 lies „beglaubigte" statt beglaubigte. „ 44 8 508 Zeile 5 lies „entrichten" statt eutrichten. „ 46 8 528 Zeile 4 lies „seinen" statt seine- Zeile 13 istzwischen sowie und für daS Wort „die" einzufügen. „ 56 8 651 Zeile 7 ist hinter Anwendung ein Strichpunkt zu setzen statt Komma. „ 68 Bemerkung 196 lies „8 364 Abs. 2 HGB" statt 8 364 Abs. 1 HGB. „ 75 Bemerkung 9 Absatz 2 Zeile 3 ist hinter Voraussetzung ein Komma zu setzen. „ 76 8 880 Absatz 2 Zeile 9 lies „der Betheiligten" statt dem Becheiligten. „ 108 Bemerkung 197 Zeile 2 ist hinter 1885 einzufügen: „88 4 ff. RG v. 22. Juni1899." „ 113 Bemerkung 16 Zeile 5 lies „Art. 198" statt 189. „ 123 Bemerkung 56 muß lauten: „Des nach 88 35, 36, 43 FrG zuständigen." „ 126 In Bemerkung 67 ist nach 8 1471 „Abs. 1" einzufügen. „ 127 Die Bemerkung 70 gehört zu 8 1484 Abs. 1, nicht zu Abs. 2- die Bemerkung 71 ge hört zu § 1484 Abs. 2, nicht zu Abs. 3. „ 128 Bemerkung 77 lies „8 44* statt 42. „ 133 Bemerkung 100 ist hinter flehe einzufügen: „Bkm. v. 12. Nov. 1898". „ 140 Spalte 2 Zeile 7 von oben lieS „Rechtsgeschäft" statt RechSgeschäft- Bemerkung 141 lies „8 37" statt 35. „ 147 Bemerkung 177 lies „8 44" statt 42. „ 148 Bemerkung 181 lies „8 44" statt 42. „ 153 Bemerkung 207 lieS „8 37" statt 35. „ 169 8 2004 Zeile 6 ist dieBemerkungSziffer 49 zu sttetchen- Bemerkung 48 und 49 lieS ,88 37, 50" statt 88 37, 48. „ 172 Bemerkung 57 lies „8 44" statt 42. „ 179 Bemerkung 76 lies ,8 37" statt 35. „ 186 Bemerkung 105 lies „8 37" statt 35. „ 187 Bemerkung 107 lies „Masseschuld" statt Maffeschulden. „ 189 Bemerkung 128 lies „8 28" statt 26. „ 195 Bemerkung 145 lieS „8 37" statt 35. „ 202 Die Bemerkungsziffer 5 ist am Schluß von 8 6 zu streichen und hinter die Paragraphen zahl 7 zu setzen. „ 219 Bemerkung 126 lies „88 1 66, 168" statt 163, 165. „ 219 Bemerkung 127 lies „88 167, 168" statt 164, 165. „ 219 Bemerkung 128 lies „88 23—27" statt 21—25. „ 219 Bemerkung 130 lies „8 45" statt 43.
xxn
Ergänzungen und Berichtigungen. an Bemerkung 166 ist der Zusatz anzufügen: .soweit nicht besondere Vorschriften darüber bestehen. 223 cm Bemerkung 177 ist der Zusatz anzufügen: ,; Ber. v. 18. April 1900.226 Bemerkung 194 lieS ,88 144—162- statt 144—161. 236 Bemerkung 65 lieS ,§§ 68—70- statt 65—67. 237 an Bemerkung 66 ist der Zusatz anzufügen: .Ber. v. 5. Dez. 1899; Ber. v. 22. Dez. 1899 §§ 117 ff.238 und 239. Die Bemerkungsziffer 77 ist am Schluß des Absatzes 2 von § 94 zu streichen und an den Schluß deS Absatzes 1 bon § 94 zu setzen. 242 Bemerkung 112 Zeile 7 lieS .8 67- statt 64. 244 Bemerkung 129 lies ,§ 166- statt 163. 245 § 160 Abs. 4 lieS .Im Uebrigen- statt UmUebrigen. 246 zu Abs. 1 ber §§ 164 und 165 ist folgende Bemerkung 157a zuzufügen: .Vgl. Ber. v. 2. Mai 1900 (GBl. S. 101).248 Bemerkung 21 Zeile 5 lieS .8 30- statt 28. 250 8 30 Zeile 5 ist die Bemerkungsziffer 45 zu streichen imb hinter das WortHandels sachen in Zeile 6 zu setzen. 256 an Bemerkung 153 ist der Zusatz anzufügen: .Ber. v. 8. Febr. 1900.258 Bemerkung 166 muß von Zeile 8 ab lauten: .a. fürSeeschiffe in dem Ges. betref fend daS Flaggenrecht der Kauffahrteischiffe v. 22. Juni 1899 (RGBl 5. 319); b. für Binnenschiffe in 88 120 ff. RG v. 15. Juni 1895 und in der MinB v. 30. Dez. 1899/ Die beiden letzten Zeilen der Bemerkung bleiben. 259 Bemerkung 196: .88 H ff. MinB v. 21. Dez. 1895- ist zu stretchen. 260 Bemerkung 208 muß lauten: .Bgl. 8 10 Ges. v. 22. Juni 1899; § 126 Abs. 3 RG v. 15. Juni 1895-. 274 Bemerkung 47 muß lauten: .Bgl. 88 122 — 127, 159 FrG; MinB v. 9. Nov., 6. Dez., 30. Dez. 1899, 4. Jan. 1900; auch Bekm. des Reichskanzlers v. 12. Dez. 1898 (Art. 30 MinB v. 6. Dez. 1899) und 1. Juli 1899.286 Zu 8 91 ist folgende Bemerkung 93a zuzufügen: .Bgl. Ber. v. 18. April 1900.*
Sette 222
, , , , , , , , ,
. . . ,
„ .
.
.
Privatrecht. Erste Abtheilung.
Bürgerliches Gesetzbuch. Bom 18. Augast 1896. (Reichs-Gesetzblatt S. 195.)
Erstes Buch.
Allgemeiner Theil. Erster Abschnitt.
6.6 Entmündigt kann werden:
Personen.
wer in Folge von Geisteskrankheit oder von
1.
Erster Titel.
Natürliche Personen.
Geistesschwäche seine Angelegenheiten nicht
Die Rechtsfähigkeit des Menschen beginnt
§ 1.
mit der Vollendung der Geburt?
2.
zu besorgen vermag - 7 8 9 wer durch Verschwendung sich oder seine
3.
setzt -3 wer in Folge von Trunksucht seine An
2. Die Volljährigkeit tritt mit der Vollendung des einundzwanzigsten Lebensjahrs ein? 3. Ein Minderjähriger, der das achtzehnte Lebensjahr vollendet hat, kann durch Beschluß des Vormundschastsgerichts31 2 für
volljährig
erklärt
werden.
Familie der Gefahr des Nothstandes aus
gelegenheiten nicht zu besorgen vermag oder
sich
oder
seine Familie der
Nothstandes
Durch die Volljährigkeitserklärung erlangt der Minderjährige die rechtliche Stellung eines Voll jährigen. 4 5
aussetzt
oder
Gefahr
die
des
Sicherheit
Anderer gefährdet.
Die Entmündigung ist wiederaufzuheben, wenn der Grund der Entmündigung wegfällt.
4. Die Volljährigkeitserklärung ist nur zulässig, wenn der Minderjährige seine Einwilligung ertheilt.
Steht der Minderjährige unter elterlicher Ge walt, so ist auch die Einwilligung des Gewalt habers erforderlich, es sei denn, daß diesem weder
7. Wer sich an einem Orte ständig niederläßt, begründet an diesem Orte seinen Wohnsitz. Der
Wohnsitz kann gleichzeittg an mehreren
Orten bestehen. Der Wohnsitz wird aufgehoben, wenn die Nieder
die Sorge für die Person noch die Sorge für das
lassung mit dem Willen aufgehoben wird, sie auf
Vermögen des Kindes zusteht. Für eine minder
zugeben?
jährige Wittwe ist die Einwilligung des Gewalt
8. Wer geschäftsunfähig oder in der Geschäfts fähigkeit beschränkt ist, kann ohne den Willen
habers nicht erforderlich.
6. Die Volljährigkeitserklärung soll nur erfol gen, wenn sie das Beste des Minderjährigen be
seines gesetzlichen Vertreters einen Wohnsitz weder
begründen noch ausheben.
fördert? 6. Für
1. Bezüglich der Parteifähigkeit vgl. § 50 CPO. 2. Besondere Bestimmungen für Ausländer trifft Art. 7
Abs. 2 EG UebergangSvorschrift Art. 153 EG.
Ausländer trifft Art. 8 EG besondere
Bestim
mungen.
7. Ueber das Verfahren vgl. §§ 645 ff. EPO UebergangS-
vorfchrist in Artt. 155, 210 Abs. 2, 211 EG.
3. Vormundschaftsgericht ist nach § 35 FrG das Amts
8. Ueber das Verfahren in Nr. 2 und 3 vgl. §§ 680 ff.
Die Zuständigkeit des letzteren bestimmt sich nach
EPO UebergangSbesttmmung für Nr. 2 in Artt. 156 Ads. 2,
gericht.
§§ 36 ff. FrG; im Uebrigen vgl. §§ 1 ff. FrG. 4. Bgl. hierzu noch § 56 Abs. 2 FrG.
Eine UebergangS-
vorschrift enthält Art. 154 EG.
dAlre (Art. 513 ff. C. dv.) mit dem 1. Januar 1900 von Rechts
wegen Vormund wird, erscheint zweifelhaft.
5. Eine weitere Vorbedingung für den Erlaß der Voll-
jährigkeitSerklärung enthält § 56 Abs. 1 FrG. System. Samml. d. i. E.-L. gell. Ges.
210 EG. Ob der für einen Verschwender bestellte coneell jndl-
Bd. I.
9. Einen gesetzlichen Wohnst- für Beamte kennt das BGB
nicht; — vgl auch Art. 157 EG.
1
2
Bürgerliches Gesetzbuch.
9. Eine Militärperson 10 hat ihren
am Garnisonorte.
Wohnsitz
Als Wohnsitz einer Militär
person, deren Truppentheil
Diese Vorschriften finden keine Anwendung auf Militärpersonen, die nur zur Erfüllung der Wehr
oder
die
nicht
selbständig
einen
mannes. Sie theilt den Wohnsitz nicht, wenn der
Wohnsitz
Wege
im
des
Aufgebots
14.
Die Todeserklärung ist zulässig, wenn seit
Schluffe des Jahres erfolgen, in welchem
dem
der Verschollene das einunddreißigste Lebensjahr vollendet haben würde.
Ein Verschollener, der das siebzigste Lebensjahr
Die Ehefrau theilt den Wohnsitz des Ehe
Mann seinen
17
zehn Jahren keine Nachricht von dem Leben des
Wohnsitz begründen können.
10.
14 bis
Verschollenen eingegangen ist. Sie darf nicht vor
ort des Truppentheils.
dienen
der §§
verfahrens für todt erklärt werden. 11
im Jnlande keinen
Garnisonott hat, gilt der letzte inländische Garnison
pflicht
§ 9—16.
I. Buch. Allgemeiner Theil.
im Ausland an einem
vollendet haben würde,
kann
für
erklärt
todt
lverden, lvenn seit fünf Jahren keine Nachricht
von seinem Leben eingegangen ist. Der Zeitraum von
Orte begründet, an den die Frau ihm nicht folgt
zehn
oder
Jahren
fünf
beginnt mit dem Schluffe des letzten Jahres, in
und zu folgen nicht verpflichtet ist.
Solange der Mann keinen Wohnsitz hat oder die Frau seinen Wohnsitz nicht theilt, kann die
welchem der Verschollene den vorhandenen Nach
richten zufolge noch gelebt hat.
15.
Frau selbständig einen Wohnsitz haben.
11. Ein eheliches Kind theilt den Wohnsitz des
Wer als Angehöriger einer bewaffneten
Macht1S) an einem Kriege Theil genommen hat,
Vaters, ein uneheliches Kind den Wohnsitz der
lvährend des Krieges vermißt worden und seitdem
Dtutter, ein qii Kindesstatt angenommenes Kind
verschollen ist, kann für todt erklärt lverden, welm
Wohnsitz
den
den
behält
Annehmenden.
des
bis
Wohnsitz,
cs
Das
ihn
Kind
rechtsgültig
seit dem Friedensschlüsse drei Jahre verstrichen
sind. so
aufhebt.
Hat ein Friedellsschluß nicht stattgefunden,
beginnt
der
dreijährige
Zeitraum
mit dem
Eine erst nach dem Eintritte der Volljährigkeit
Schlllsse des Jahres, in welchem der Krieg beendigt
des Kindes erfolgende Legitimation oder Annahme
an Kindesstatt hat keinen Einfluß auf den Wohnsitz
worden ist. Als Allgehöriger einer bewaffneten Macht 13
des Kindes.
gilt auch derjenige, welcher sich in einem Amts
Wird das Recht zum Gebrauch eines Na
oder Dienstverhältnis; oder zum Zwecke fteiwilliger
mens dem Berechttgten von einem Anderen be
Hülfeleistung bei der bewaffneten Macht befindet.
12.
stritten oder wird das Interesse des Berechtigten
16. Wer sich bei einer Seefahtt auf
einem
dadurch verletzt, daß ein Anderer unbefugt den
lvährend der Fahtt untergegangenen Fahrzeuge
kann der Berech-
befunden hat und seit dem Untergange des Fahr
ttgte von dem Anderen Beseittgung der Beein
zeugs verschollen ist, kann für todt erklärt werden,
Sind weitere Beeinttäch-
lvenn seit dem Untergang ein Jahr versttichen ist.
gleichen Namen gebraucht, so
trächtigung verlangen.
ttgungen zu besorgen, so kann er auf Unterlassung 13.
Der Untergang des Fahrzeugs wird vermuthet, lvenn es an dem Otte seiner Bestimmung nicht
klagen.11 12
Wer verschollen ist, kann nach Maßgabe
eingettoffen
oder in Ermangelung eines festen
Reiseziels nicht zurückgekehtt ist und wenn 10. Ueber den Begriff der „Militärperson- vgl. §§ 3, 4 MilttärStGB v. 20. Juni 1872, § 10 StGB.
unter MilUärpersonen
„btt Personen des
bei Fahtten innerhalb der Ostsee ein Jahr,
Hiernach sind
bei Fahttell innerhalb
Soldatenstandes
anderer europäischer
und die Milttürbeamten- zu verstehen, „welche zum Teutschen
Meere, mit Einschluß sämmtlicher Theile des
Heere und zur Ä. Marine gehören.- Eine Aufzählung enthält
Mittelländischen, Schwarzen und Azowschen
dem MtlitärStGV al» Anlage beigefügte Verzeichnis;
Meeres, zwei Jahre, bei Fahtten, die über außereuropäische Meere
da»
(§ 5 MilttärStGB; RGBl 1872 S. 204). Zu den Militürpersonen gehören in Elsah-Lothr. auch die
führen, drei Jahre
Mitglieder der Gendarmerie. „Milttärbeamte- sind nur diejenigen Beamten der Mili
seit dem Antritte der Reise versttichen sind. Sind
tärverwaltung, die einen Offizierrang haben; die übrigen
Nachrichten über das Fahrzeug eingegangen, so
Beamten sind Civilbeamte der Militärverwaltung.
vgl. auch §§ 2, 13 G. v. 9. November 1867, betreffend
12. Tie Todeserklärung nach Maßgabe der §§ 13 ff. ist,
die Verpflichtung zum Kriegsdienste; § 38 ReichSmilitärges.
wie Art. 9 Abs. 1 EG bestimmt, nur zulässig,
v. 2. Mat 1874; K. Verordnung v. 13. August 1895 (RGBl
Verschollene bei dem Beginne der Verschollenheit ein Deutscher
E. 431).
war.
11. Wegen unberechtigten Gebrauchs einer kaufmännischen Firma vgl. § 37 HGB.
—
Bestimmungen über
die Zu
sofern der
Unter welchen Voraussetzungen ein Ausländer im Jn
lande für todt erklärt werden kann, bestimmt Art. 9 Abs. 2. 3
EG. —
TaS Verfahren bei der Todeserklärung regelt sich
lässigkeit einer Aenderung de» Familiennamens in §§ 1—5
nach den
AG. z. BGB. — Da» Recht zur Führung de» Adelstitels
§ 1911 BGB, § 39 FrG. Uebergangsvorschriften enthalten
ist öffentlich rechtlicher Natur und fällt nicht unter § 12. —
die Artt. 161, 162 EG.
vgl. auch § 9 RG über Markenschutz vom 30. November
1874; § 14 RG zum
Schutz der Waarenbezetchnungen v.
Vorschriften der §§ 946—976 EPO;
13. Hierzu gehören nach
vgl.
auch
§ 2 RG v. 9. November 1867
Heer, Marine und Landsturm,
vgl. noch Bem. zu § 9;
12. Mai 1894; § 8 RG betreffend unlauteren Wettbewerb
§ 38 RMG v. 2. Mai 1874 ; § 4 RG v. 20. Juni 1872 ; RG
v. 27. Mai 1896.
v. 12. Februar 1875.
Bürgerliches Gesetzbuch. ist der Ablauf des Zeitraums
I. Buch. Allgemeiner Theil.
erforderlich, der
verstrichen sein müßte, wenn das Fahrzeug von
Rechtsfähigkeit durch Eintragung in das Vereins register des zuständigen Amtsgerichts.
dem Orte abgegangen wäre, an dem es sich den
Nachrichten zufolge zuletzt befunden hat.
17.
unter
Wer
anderen
als
3
§ 17—22.
22. Ein Verein, dessen Zweck auf einen wirth
schaftlichen Geschäftsbetrieb gerichtet ist, erlangt in
in
den
den
§§ 15, 16 bezeichneten Umständen in eine Lebens
Ermangelung
besonderer
Vor
reichsgesetzlicher
schriften Rechtsfähigkeit durch staatliche Verleihung.
gefahr gerathen und seitdem verschollen ist, kann
Die Verleihung steht dem Bundesstaate zu, in
für todt erklärt werden, wenn seit dem Ereignisse,
dessen Gebiete der Verein seinen Sitz hat.1T
durch welches die Lebensgefahr entstanden ist, drei Jahre verstrichen sind.
Personen in Art. 86 EG enthalten; vgl. auch
Die Todeserklärung begründet die Ver
18.
daß
muthung,
der
Verschollene
in
dem Zeit
punkte gestorben sei, welcher in dem die Todes erklärung aussprechenden Urtheile festgestellt ist.
16. Durch
Fällen des § 14 der Zeitpunkt, in
in den
Todeserklärung
die
welchem
zuläffig
geworden istin den Fällen des § 15 der Zeitpunkt des Friedensschlusses
oder
Jahres, in welchem
der
Schluß
des
das
BGB
werden nur
die
privatrechtlichen
Berhältnisie der Vereine geordnet; die öffentlich-rechtlichen
das Bereinsrecht
Bestimmungen über
bleiben daneben in
Kraft (Art. 55 EG). Els.-Lothr.
Für
Als Zeitpunkt des Todes ist, sofern nicht die Ermittelungen ein Anderes ergeben, anzunehmen:
§ 6 AS z.
BGB.
kommen
hierbei
in
Betracht die Art.
291—294 C. penal, daS Gesetz vom 10. April 1834 und daS Dekret vom 25. März 1852, das letztere nur insofern, als eS
das Gesetz vom 18. Juli 1848, durch welches die SlubS mit öffentlichen Sitzungen gestattet wurden,
wieder aufgehoben
hat mit Ausnahme des Art. 13, der seinerseits wieder durch
§ 128 StGB beseitigt ist.
Darnach ist zur Bildung eine»
Vereins von mehr als 20 Personen die Genehmigung der Regierung erforderlich, und diese Genehmigung wird dadurch
Krieg beendigt
nicht entbehrlich, daß der Verein etwa in mehrere Abthei
in den Fällen des § 16 der Zeitpunkt, in
genehmigte, sowie jeder genehmigte Verein, der die von der
der
lungen von geringerer Mitgliederzahl zerfällt.
worden ist;
welchem das Fahrzeug untergegangen ist oder
von
der
an
welchem
genehmigten Statuten verletzt
Regierung
wird
hat,
auf
Die Theilnehmer sind strafbar.
gehoben.
Untergang
Jeder nicht
Ferner bestimmt § 17 des ReichSwahlg. v. 31. Mai 1869, — in Els.-Lothr. durch Gesetz v. 25. Juni 1873 eingeführt —,
vermuthet wird;
in den Fällen des § 17
der Zeitpunkt,
in
daß die Wahlberechtigten daS Recht haben, zum Betriebe der den Reichstag betreffenden Wahlangelegenhetten Vereine zu
welchem das Ereigniß stattgefunden fyat.14 15 *bilden * 16 17und
Ist die Todeszeit nur dem Tage nach festgestellt,
in geschloffenen Räumen unbewaffnet öffentliche
Versammlungen zu veranstalten, unbeschadet der landesgesetz
so gilt das Ende des Tages als Zeitpunkt des
lichen Vorschriften über die Anzeige und Ueberwachung solcher
Todes.
Vereine und Versammlungen. Eine landesgesetzliche Vorschrift
19. Solange nicht die Todeserklärung erfolgt ist, wird das Fortleben des Verschollenen bis zu dem
welche die Anzeigepflicht regelt, besteht in Els.-Lothr. nicht. —
eines
anderen
Ergebniffes
der
Ermittelungen als Zeitpunkt des Todes anzu
RG betr. das
BereinSwesen v.
11. Dez. 1899 (RGBl S. 699). Ueber die Stellung der einem fremden Staat angehörigen
Zeitpunkte vermuthet, der nach § 18 Abs. 2 in
Ermangelung
auch § 152 GewO;
Vgl.
Vereine im Jnlande
enthält Art. 10
EG
besondere
eine
Bestimmung. Das EG hält in den Art. 65, 66, 67, 69, 75, 83, 113
nehmen ist- die Vorschrift des § 18 Abs. 3 findet
eine Reihe von landesgesetzlichen Vorschriften, die auf die
entsprechende Anwendung. 20. Sind mehrere in einer gemeinsamenn Gefahr
Bildung von Bereinigungen innerhalb gewiffer RechtSgebtete
umgekommen, so wird vermuthet, daß sie gleich-
Bezug haben, sowie in den Att. 82, 84 weitere landeSgesetzliche Vorschriften über die Bildung von Vereinen aufrecht.
Das Nähere siehe bet den einzelnen Artikeln.
zeittg gestorben seien.
17. Ueber die Form der staatlichen Verleihung enthält das
Zweiter Titel.
keine Bestimmung;
die Vorschriften
Form
wirthschaftlichen Geschäftsbetrieb gerichtet ist, erlangt
der Erklärung der Gemeinnützigkeit durch
14. Vgl. § 970 Abs. 2 EPO. nur
zur An
landes
denten (vgl. Art. 1 Dekret v. 26. März 1852, Art. 14 G. V. 24. Juli 1867). Für eine Reihe von Vereinen, deren Zweck auf einen
wirthschaftlichen Geschäftsbetrieb regelt
dieser Be
Nr. 1), ausnahmsweise durch Verfügung des BezirkS-Präfi-
Ein Verein, dessen Zweck nicht auf einen
BGB
kommen in
herrliche Verordnung (vgl. K. Verordnung v.5. November 1894
1. Allgemeine Vorschriften.
15. Das
es
der Landesgesetzgebung
wendung. In Els.-Lothr. geschah sie bisher als Regel in der
I. »ereilte.18 * * * * * 24
21.
BGB
ziehung
Juristische Personen."
gerichtet ist, bestehen be
sondere reichSgesetzltche Vorschriften. das
der
So find die handelsrechtlichen Bereinigungert durch das
Auf die juttstischen
HGB. geregelt; ferner bestehen besondere ReichSg. über die
RechtSverhältnih
privatrechtlichen juttstischen Personen.
Personen des öffentlichen Rechts finden deshalb die nach
Erwerbs- und WirthschaftSgenoffenschasten (G. v.l. Mat 1889
folgenden Bestimmungen nur insoweit Anwendung, als § 89
in der Faffg. des RG v. 17. Mat 1898); über die einge
BVB dies bestimmt; im Uebrtgen werden diese juristischen
schriebenen HülfSkaffen (S. v. 7. April 1876 und 1. Juni 1884);
Personen nach öffentlich-rechtlichen Grundsätzen beuttheill. —
die
UebergangSvorschttften bezüglich der juristischen Personen find
(G. v. 15. Juni 1883, 28. Januar 1885, 28. Mat 1885,
in den Attt. 163—167 EG, eine wettere hierher gehörige
10. April 1892) ; die BerufSgenoffenschasten zum Zwecke der
Vorschrift bezüglich
Unfallversicherung (§§ 11-40 S. v. 11. Juli 1884, §§ 13,
des
Erwerbs
von
Rechten
juristischer
Innungen
(§§
97—1040 GewO),
die
Krankenkassen
1*
4
Bürgerliches Gesetzbuch.
I. Buck. Allgemeiner Theil.
23. Einem Vereine, der seinen Sitz nicht in einem Bundesstaate18 * * *hat, * * * kann * * * * in Ermangelung besonderer reichsgesetzlicher
Vorschriften
Rechts
sähigkeit durch Beschluß des Bundesraths verliehen
zu bestellen, in denen Bezirke der Verein seinen Silz fiat.11
Durch die Satzung kann bestimmt werden,
30.
daß neben dem Vorstände für gewisse Geschäfte
besondere Benreter zu bestellen sind.
werden.
24. Als Sitz eines Vereins gilt, wenn nicht ein Anderes
§ 23—37.
bestimmt ist, der Ort, an welchem die
Die Ver-
erstteckt
tretungsmacht eines solchen Bertteters
sich im Zweifel auf alle Rechtsgeschäfte, die der ihm zugewiesene Geschäftskreis gewöhnlich mit sich
Verwaltung geführt wird.19 20 21 22
25. Die Verfassung eines rechtsfähigen Vereins wird, soweit sie nicht auf den nachfolgenden Vor
bringt. 31.
Der Verein ist für bcn Schaden verant
schriften beruht, durch die Vereinssatzung bestimmt."
wortlich, den der Vorstand, ein Mitglied des Vor
26. Der Verein muß einen Vorstand haben.
standes oder ein anderer verfassungsmäßig be
Der
Vorstand
kann
aus
mehreren
Personen
rufener Vertreter durch eine in Ausführung der ihm zustehenden Verrichttmgen begangene, zum
bestehen. Der Vorstand vertritt den Verein gerichtlich und außergerichtlich- er hat die
Stellung
eines
gesetzlichen Vertreters. Der Umfang seiner Ber-
ttetungsmacht
kann
durch
die
Satzung
mit
Schadensersätze
verpflichtende
Handlung
einem
Dritten zufügt.
32.
Die Angelegenheiten des Vereins werden,
soweit sie nicht von dem Vorstand oder einem anderen Bereinsorgane zu besorgen sind, durch
Wirkung gegen Dritte beschränkt werden.
27. Die Bestellung des Vorstandes erfolgt durch
Beschlußfassung in einer Versammlwtg der Mit
Beschluß der Mitgliederversammlung. Die Bestellung ist jederzeit widerruflich, unbe
glieder geordnet. Zur Gültigkeit des Beschlusses ist erforderlich, daß der Gegenstand bei der Be
schadet
rufung bezeichnet wird.
des Anspruchs
Vergütung.
auf
die
vettragsmäßige
Die Widerruflichkeit kann durch die
Bei der Beschlußfasiung
elltscheidet die Mehrheit der erschienenen Mitglieder.
Satzung auf den Fall beschränkt werden, daß ein
Allch ohne Versammlung der Mitglieder ist ein
wichtiger Grund für den Widerruf vorliegt- ein
Beschluß gültig, wenn alle Mitglieder ihre Zu-
solcher Grund ist insbesondere grobe Pflichtver
stimnuutg zu dem Beschlusse schriftlich erklären.
letzung oder Unfähigkeit
zur
ordnungsmäßigen
33. Zu einem Beschlusse, der eine Aenderung
der Satztmg enthält, ist eine Mehrheit von drei
Geschäftsführung.
Auf die Geschäftsführung des Vorstandes finden
Viertheilen der erschienenen Mitglieder erforder Zur Aenderung des Zweckes des Vereins
die für den Auftrag geltenden Vorschriften der
lich.
§§ 664 bis 670 entsprechende Anwendung.
ist die Zustimmung aller Mitglieder erforderlich -
28. Besteht der Vorstand aus mehreren Per sonen, so erfolgt die Beschlußfassung nach den für
die Zustimmung der nicht erschienenen Mitglieder
die Beschlüsse der Mitglieder des Vereins geltenden
muß schriftlich erfolgen.
Beruht
die Rechtsfähigkeit des
Vereins auf
Verleihung, so ist zu jeder Aenderung der Satzung
Vorschriften der §§ 32, 34. Ist eine Willenserklärung dem Vereine gegen
staatliche Genehmigung oder, falls die Verleihung
über abzugeben, so genügt die Abgabe gegenüber
durch den Bundesrath erfolgt ist, die Genehmigung
einem Mitgltede des Vorstandes.
des Bundesraths erforderlich."
29. Soweit die erforderlichen Mitglieder des Vorstandes fehlen, find sie in dringenden Fällen
die Beschlußfassung die Vornahme eines Rechts
für die Zeit bis zur Hebung des Mangels auf
geschäfts mit ihm oder die Einleitung oder Er
Anttag eines Betheiligten von dem Amtsgerichte
ledigung eines Rechtsstreits zwischen ihm und dem
34. Ein Mitglied ist nicht stimmberechtigt, wenn
Vereine betrifft. 14,18 ff., G. v. 5. Mat 1886, §§4i, 9ff. ®. ö. 11. Juli 1887,
35.
Sonderrechte eines Mitglieds können nicht
§ 102 G. v. 15. Juni 1895 u. s. w.); die Gesellschaften mit
ohne deffen Zustimmung durch Beschluß der Mit
beschränkter Haftung (RG v. 20. April 1892);
gliederversammlung beeinträchtigt werden.
InnungS-
verbände (§ 104h GewO); Solonialgesellschasten (§ 8 RG
betreffend die RechtSverhültniffe der deutschen Schutzgebiete v. 17. April 1886 und 15. März 1888). Fällt ein verein, deffen Zweck auf einen wirthschaftlichen
36. Die Mitgliederversammlung ist in den durch die Satzmig bestimmten Fällen sowie dann zu be
rufen, wenn das Interesse des Vereins es erfordett.
Geschäftsbetrieb gerichtet ist, mit Rücksicht auf den letzteren
37. Die Mitgliederversammlung ist zu berufen,
unter eine» der angeführten Gesetze, so ist dieses für seine
wenn der durch die Satzung bestimmte Theil oder
RechtSverhältniffe allein maßgebend.
in Ermangelung
18. vgl. Art. 5 EG.
einer Bestimmung der zehnte
19. vgl. 8 17 CPO.
Theil der Mitglieder die Berufung schriftlich unter
20. Art. 82 EG macht von dieser Vorschrift eine Aus
Angabe des Zweckes und der Gründe verlangt.
nahme bezüglich der Verfassung derjenigen vereine, deren
Rechtsfähigkeit auf staatlicher Verleihung beruht; für diese find die Landesgesetze maßgebend, 15. Juli 1850.
vgl. insbesondere G. v.
21. Bezüglich der deSfallsigen Verfügungen
gerichts vgl. §§ 16, 18, 19 ff. 32 FrG. 22. Art. 82 EG ist auch hier maßgebend.
deS Amts
Bürgerliches Gesetzbuch.
I. Buch. Allgemeiner Theil.
Wird dem Verlangen nicht entsprochen, so kann das Amtsgericht, in deffen Bezirke der Verein seinen Sitz hat, die Mitglieder, welche das Ver langen gestellt haben, zur Berufung der Ver sammlung ermächtigen und über die Führung des Vorsitzes in der Versammlung Bestimmung treffen. Auf die Ermächtigung muh bei der Berufung der Versammlung Bezug genommen werben.” 38. Die Mitgliedschaft ist nicht übertragbar und nicht vererblich. Die Ausübung der Mitgliedschafts rechte kann nicht einem Anderen überlassen werden. 39. Die Mitglieder sind zum Austritt aus dem Vereine berechtigt. Durch die Satzung kann bestimmt werden, datz der Austritt nur am Schluffe eines Geschäftsjahrs oder erst nach dem Ablauf einer Kündigungsfrist zulässig ist; die Kündigungsfrist kann höchstens zwei Jahre betragen. 40. Die Vorschriften des § 27 Abs. 1, 3, des § 28 Abs. 1 und der §§ 32, 33, 38 finden inso weit keine Anwendung, als die Satzung ein An deres bestimmt. 41. Der Verein kann durch Beschluß der Mit gliederversammlung aufgelöst werden. Zu dem Beschluß ist eine Mehrheit von drei Viertheilen der erschienenen Mitglieder erforderlich, wenn nicht die Satzung ein Anderes bestimmt. 42. Der Verein verliert die Rechtsfähigkeit durch die Eröffnung des Konkurses." Der Vorstand hat im Falle der Ueberschuldung die Eröffnung des Konkurses zu beantragen. Wird die Stellung des Antrags verzögett, so sind die Vorstandsmitglieder, benen ein Verschulden zur Last fällt, den Gläubigern für den daraus entstehenden Schaden verantwottlich; sie haften als Gesammtschuldner. 43. Dem Vereine kann die Rechtsfähigkeit entzogen werden, wenn er durch einen gesetzwidrigen Beschluß der Mitgliederversammlung ober durch gesetzwidriges Verhalten des Vorstandes das Ge meinwohl gefährdet. Einem Vereine, dessen Zweck nach der Satzung nicht auf einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb gerichtet ist, kann die Rechtsfähigkeit entzogen werden, wenn er einen solchen Zweck verfolgt. Einem Vereine, der nach der Satzung einen politischen, sozialpolitischen ober religiösen Zweck nicht hat, kann die Rechtsfähigkeit entzogen werden, wenn er einen solchen Zweck verfolgt.
5
§ 38—48.
Einem Vereine, dessen Rechtsfähigkeit auf Ver leihung beruht, kann die Rechtsfähigkeit entzogen werden, wenn er einen anderen als den in der Satzung bestimmten Zweck verfolgt.") 44. Die Zuständigkeit und das Verfahren besttmmen sich in den Fällen des § 43 nach den für streitige Berwaltungssachen geltenden Vor schriften der Landesgesetze." Wo ein Berwaltungs streitverfahren nicht besteht, finden die Vorschriften der §§ 20, 21 der Gewerbeordnung Anwendung; die Entscheidung erfolgt in erster Instanz durch die höhere Verwaltungsbehörde, "a in deren Be zirke der Verein seinen Sitz hat. Beruht die Rechtsfähigkeit auf Verleihung durch den Bundesrath, so erfolgt die Entziehung durch Beschluß des Bundesraths. 46. Mit der Auflösung des Vereins oder der Entziehung der Rechtsfähigkeit fällt das Vermögen an die in der Satzung bestimmten Personen. Durch die Satzung kann vorgeschrieben werden, daß die Anfallberechtigten durch Beschluß der Mit gliederversammlung oder eines anderen Vereins organs bestimmt werden. Ist der Zweck des Vereins nicht auf einen wirthschaftlichen Geschäfts betrieb gerichtet, so kann die Mitgliederversamm lung auch ohne eine solche Vorschrift das Ver mögen einer öffentlichen Stiftung oder Anstalt zuwetsen. Fehlt es an einer Bestimmung der Anfall berechtigten, so fällt das Vermögen, wenn der Verein nach der Satzung ausschließlich den Inter essen seiner Mitglieder diente, an die zur Zeit der Auflösung oder der Entziehung der Rechts fähigkeit vorhandenen Mitglieder zu gleichen Theilen, anderenfalls an den Fiskus des Bundes staats, in dessen Gebiete der Verein seinen Sitz hatte." 46. Fällt das Vereinsvermögen an den Fis kus, so finden die Vorschriften über eine dem Fiskus als gesetzlichem Erben anfallende Erbschaft entsprechende Anwendung." Der Fiskus hat das Vermögen thunlichst in einer den Zwecken des Vereins entsprechenden Weise zu verwenden. 47. Fällt das Bereinsvermögen nicht an den Fiskus, so muß eine Liquidation stattfinden. 48. Die Liquidation erfolgt durch den Vor stand. Zu Liquidatoren können auch andere 25. Das auf Grund des öffentlichen BereinSrechtS den Be
hörden zustehende Recht auf
Auflösung
eines
Vereins —
bessert selbstverständliche Folge der Wegfall der Rechtsfähig
23. Die Vorschrift des § 160 FrG ist hierbei zu beobachten. 24. Den Zeitpunkt der Eröffnung des Konkurses bestimmt § 108 KO.
sprechende
schwerde
Sofern der die
Beschluß (§ 109
Eröffnung des Konkurses aus-
in Folge der dagegen erhobenen Be
KO)
wieder
aufgehoben
wird,
gilt
der
Verlust der Rechtsfähigkeit als nicht erfolgt. Vgl. auch § 213 KO; Art. IV EG zum RG betr. Aenderung der SO v. 17.
Mai 1898 und § 15 Nr. 3 des EG z. CPO in der Faffung
des RG v. 17. Mai 1898.
keit sein würde — bleibt neben § 43 bestehen. 26. Die Bezeichnung der zuständigen Behörden, sowie die
Bestimmungen über das
z. BGB durch
Verfahren erfolgen nach 8 8 AG
kaiserliche Verordnung; siehe die bezügliche
Verordnung vom 6. Dez. 1899. 26a. „Bezirkspräsident- nach §6 Verordnung v. 6. Dez. 1899.
27. Vgl. hierzu Art. 85 EG. 28. Die zur Anwendung kommenden Vorschriften sind die
§§ 1936, 1942 Abs. 2, 1964 biS 1966, 2011 BSB, § 780 EPO.
6
I. Buch. Allgemeiner Theil.
Bürgerliches Gesetzbuch.
für die Bestellung sind
Personen bestellt werden;
§ 49—60.
schulden zur Last fällt, den Gläubigern für den
die für die Bestellung des Vorstandes gellenden
daraus entstehenden Schaden verantwortlich,- sie
Vorschriften maßgebend.
haften als Gesammtschuldner.
Die Liquidatoren haben die rechtliche Stellung des Vorstandes, soweit sich nicht aus dem Zwecke
54. Auf Vereine, die nicht rechtsfähig sind, finden die Vorschriften über die Gesellschaft AnAus einem Rechtsgeschäfte, das im
der Liquidation ein Anderes ergiebt. Sind mehrere Liquidatoren vorhanden, so ist
wendung."
für ihre Beschlüsse Uebereinstimmung aller er
gegenüber vorgenommen wird, haftet der Han
forderlich, sofern nicht ein Anderes bestimntt ist.
49. Die Liquidatoren haben
die
laufenden
Namen
eines
solchen
delnde persönlich-
Vereins
Dritten
einem
handeln Mehrere, so
hasten
sie als Gesammtschuldner.
Geschäfte zu beendigen, die Forderungen einzu ziehen, das übrige Vermögen in Geld umzusetzen,
2. Eingetragene Vereine.
die Gläubiger zu befriedigen und den Ueberschuß
55. Die Eintragung eines Vereins der im
Zur Be
§ 21 bezeichneten Art in das Bereinsregister hat
endigung schwebender Geschäfte können die Liqui
bei dem Amtsgerichte ,511 geschehen, in dessen Be
den Anfallberechtigten auszuantworten.
datoren auch neue Geschäfte eingehen.
Die Ein
zirke der Verein seinen Sitz hat?"
ziehung der Forderungen sowie die Umsetzung
56. Die Eintragung soll nur erfolgen, wenn
des übrigen Vermögens in Geld darf unterbleiben,
die Zahl der Mitglieder mindestens sieben be
soweit diese Maßregeln nicht zur Beftiedigung der Gläubiger oder zur Vertheilung des Ueberschusses
trägt.
unter die Anfallberechtigten erforderlich sind, Der Verein gilt bis zur Beendigung der Liqui
dation als fortbestehend, soweit der Zweck der
57. Die Satzung muß den Zweck, den Namen und den Sih des Vereins enthalten und ergeben, daß der Verein eingetragen werden soll.
Der Name soll sich von den Namen der an
Liquidation es erfordert.
dentselben Orte oder in derselben Gemeinde be
60. Die Auflösung des Vereins oder die Entziehung der Rechtsfähigkeit ist durch die Liqui
scheiden.
In der
datoren öffentlich bekannt zu machen. Bekanntmachung
sind die Gläubiger zur An
meldung ihrer Ansprüche aufzufordern.
Die Be
stehenden eingetragenen Vereine deutlich unter
58. Die Satzung soll Bestimmungen enthalten: 1. über den Eintritt und Austritt der Mitglieder -
2. darüber, ob und welche Beiträge von den
kanntmachung erfolgt durch das in der Satzung
Mitgliedern zu leisten sind-
für Veröffentlichungen bestimmte Blatt, in Er
3. über die Bildung des Vorstandes -
mangelung eines solches
durch dasjenige Blatt,
4. über die Voraussetzungen, unter denen die
welches für Bekanntmachungen des Amtsgerichts
Mitgliederversammlwtg zu berufen ist, über
besttmmt ist, in dessen Bezirke der Verein seinen Sitz
die Form der Berufung und über die Be
hatte. Die Bekanntmachung gilt mit dem Ablaufe
urkundung der Beschlüsse.
des zweiten Tages nach der Einrückung oder der
ersten Einrückung als bewirkt. Bekannte Gläubiger sind durch besondere Mit
theilung zur Anmeldung aufzufordern.
1. die Satzung in Urschrift und Abschrift -
51. DaS Vermögen darf dm Anfallberech tigten
nicht
vor
dem
Ablauf
eines
59. Der Vorstand hat den Verein zur Ein tragung anzumelden. Der Anmeldung sind beizufügen: 2. eine Abschrift der Urkunden über die Be
Jahres
stellung des Vorstandes.
des
Die Satzung soll von mindestens sieben Mit-
Vereins oder der Entziehung der Rechtsfähigkeit
gliedern unterzeichnet sein und die Angabe des
ausgeantwortet werden.
Tages der Errichtung enthalten.
nach
der Bekanntmachung
der Auflösung
52. Meldet sich ein bekannter Gläubiger nicht, so ist der geschuldete Betrag, wenn die Berechti
60. Die Anmeldung ist, wenn den Erforder nissen der §§ 56 bis 59 nicht genügt ist, von
gung zur Hinterlegung vorhanden ist, für den
dem
Gläubiger zu hinterlegen.
zurückzuweisen.
Amtsgericht
unter
Angabe
der
Gründe
Ist die Berichtigung einer Verbindlichkeit zur
Zeit nicht ausführbar oder ist eine Verbindlich keit streitig, so darf das Vermögen dm Anfall berechtigten nur ausgeantwortet werden,
wenn
dem Gläubiger Sicherheit geleistet ist.
53. Liquidatoren, welche die ihnen nach dem § 42 Abs. 2 und den §§ 50 bis 52 obliegenden Verpflichtungen verletzen oder vor der Befriedi
gung der Gläubiger Vermögen dm Anfallberech tigten ausantworten, sind, wenn ihnen ein Ver
29. Vgl. hierzu die 88 50 Abs. 2, 735, 736 CPO, § 48 GBO, 8 213 KO. 30. Ueber das Verfahren bei der Eintragung in das Re gister vgl. 88 159, 162 FrG-, 8 43 AG z. FrG, Be kanntmachung des Reichskanzlers v. 12. Nov. 1898 (RTentralbl. S. 438); Artt. 30 ff. der allgem. Verfügung vom 6. Tez. 1899. 31. Die hier angeführten Gründe zur Zurückweisung der Anmeldung dürsten wohl nicht die einzigen sein, insbesondere dürfte das Amtsgericht eine Anmeldung auch dann zurück zuweisen haben, wenn der Zweck des Vereins gegen ein
Bürgerliches Gesetzbuch.
I. Buch. Allgemeiner Theil.
Gegen einen zurückweisenden Beschluß findet die sofortige Beschwerde nach den Vorschriften der Eivilprozeßordnung statt." 61. Wird die Anmeldung zugelassen, so hat das Amtsgericht sie der zuständigen Verwal tungsbehörde mitzutheilen." Tie Verwaltungsbehörde kann gegen die Ein tragung Einspruch erheben, wenn der Verein nach dent öffentlichen Vereinsrecht unerlaubt ist oder verboten werden kann oder wenn er einen politischen, sozialpolitischen oder religiösen Zweck verfolgt. 62. Erhebt die Verwaltungsbehörde Einspruch, so hat das Amtsgericht den Einspruch dem Vor stände mitzutheilen. Der Einspruch kann im Wege des Verwaltnngsstreitverfahrens oder, wo ein solches nicht besteht, im Wege des Rekurses nach Maßgabe der §§ 2U, 21 der Gewerbeordnung angefochten werden." 63. Die Eintragung darf, sofern nicht die Verwaltungsbehörde dent Amtsgerichte mittheilt, daß Einspruch nicht erhöbet: werde, erst erfolgen, tocitii seit der Mittheilung der Anmeldung an die Verwaltungsbehörde sechs Wochen versttichen sind und Einspruch nicht erhoben oder wenn der erhobene Einspruch endgültig aufgehoben ist." 64. Bei der Eintragung sind der Name und der Sitz des Vereins, der Tag der Errichtung der Satzung sowie die Mitglieder des Vorstandes im Bereinsregister anzugeben. Bestimmungen, die den Umfang der Vertretungsmacht des Vorstandes beschränken oder die Beschlußfassung des Vorstandes abtveichend von der Vorschrift des § 28 Abs. 1 regeln, sind gleichfalls einzutragen.36 65. Mit der Eintragung erhält der Name des Vereins den Zusatz „eingetragener Verein". 66. Das Amtsgericht hat die Eintragung durch das für seine Bekanntmachungen bestimmte Blatt zu veröffentlichen. Die Urschrift der Satzung ist mit der Be scheinigung der Eintragung zu versehen und zurück zugeben. Die Abschrift wird von dem AmtsgesetzlicheS Verbot
oder gegen die guten Sitten verstößt,
wenn er auf einen wirthschaftlichen Geschäftsbetrieb gerichtet, wenn er durch das öffentliche Bereinsrecht verboten ist.
Zurückweisung
Ter
aus dem letzterwähnten Grunde steht § 61
Abs. 2 nicht entgegen.
32. Vgl. § 577 CPO. - Vgl. auch §§ 20-31 FrG.
33. Die zuständige
Verwaltungsbehörde wird nach § 8
AG z. BGB durch kaiserliche Verordnung bestimmt; siehe die bezügliche Verordnung vom 6. Dez. 1899 § 1.
34. Das Verfahren wird nach
kaiserliche Verordnung geregelt.
§ 8 AG z. BGB durch
Siehe die bezügliche Ver
ordnung vom 1. Dez. 1899 §§ 4 ff.
35. Eine trotz der Vorschrift des § 63 erfolgte Eintragung
§ 61—74.
7
gerichte beglaubigt und mit den übrigen Schrift stücken aufbewahrt. 67. Jede Aenderung des Vorstandes sowie die erneute Bestellung eines Vorstandsmitglieds ist von dem Vorstände zur Eintragung anzumelden. Der Anmeldung ist eine Abschrift der Urkunde über die Aenderung oder die erneute Bestellung beizufügen. Die Eintragung gerichtlich bestellter Vorstands mitglieder erfolgt von Amtswegen. 68. Wird zwischen den bisherigen Mitgliedern des Vorstandes und einem Dritten ein Rechts geschäft vorgenommen, so kann die Aenderung des Vorstandes dem Dritten nur entgegengesetzt werden, wenn sie zur Zeit der Vornahme des Rechtsgeschäfts im Bereinsregister eingetragen oder dem Dritten bekannt ist. Ist die Aenderung ein getragen, so braucht der Dritte sie nicht gegen sich gelten zu lassen, wenn er sie nicht kennt, seine Unkenntniß auch nicht auf Fahrlässigkeit beruht. 69. Der Nachweis, daß der Vorstand aus den im Register eingetragenen Personen besteht, wird Behörden gegenüber durch ein Zeugniß des Amts gerichts über die Eintragung geführt." 70. Die Vorschriften des § 68 gelten auch für Bestimmungen, die den Umfang der Vertretungs macht des Vorstandes beschränken oder die Be schlußfassung des Vorstandes abweichend von der Vorschrift des § 28 Abs. 1 regeln. 71. Aenderungen der Satzung bedürfen zu ihrer Wirksamkeit der Eintragung in das Bereins register. Die Aenderung ist von dem Vorstände zur Eintragung anzumelden. Der Anmeldung ist der die Aenderung enthaltende Beschluß in Urschrift und Abschrift beizufügen. Die Vorschriften der §§ 60 bis 64 und des § 66 Abs. 2 finden entsprechende Anwendung. 72. Der Vorstand hat dem Amtsgericht auf dessen Verlangen jederzeit ein Berzeichniß der Vereinsmttglieder einzureichen. 73. Sinkt die Zahl der Vereinsmitglieder unter drei herab, so hat das Amtsgericht auf Antrag des Vorstandes und, wenn der Antrag nicht binnen drei Monaten gestellt wird, von Amts wegen nach Anhörung des Vorstandes dem Vereine die Rechtsfähigkeit zu entziehen. Der Beschluß ist dem Vereine zuzustellen. Gegen den Beschluß findet die sofortige Beschwerde nach den Vorschriften der Civilprozeßordnung statt. Der Verein verliert die Rechtsfähigkeit mit der Rechtskraft des Beschlusses. 74. Die Auflösung deS Vereins sowie die Ent ziehung der Rechtsfähigkeit ist in das Bereins register einzutragen. Im Falle der Eröffnung des Konkurses unterbleibt die Eintragung. Wird der Verein durch Beschluß der Mitglieder-
kann nach Maßgabe der Vorschriften der §§ 159, 142, 143 FrG wieder beseitigt werden.
36. Vgl. auch § 159 FrG.
37.
vgl. auch § 162 FrG;
fügung vom & Dez. 1899.
Art. 34
der allgem. Ver
8
Bürgerliches Gesetzbuch.
I. Buch. Allgemeiner Theil.
Versammlung oder durch den Ablauf der für die Dauer des Vereins bestimmten Zeit aufgelöst, so hat der Borstand die Auflösung zur Eintragung anzumelden. Der Anmeldung ist im ersteren Falle eine Abschrift des Auflösungsbeschlufles bei zufügen. Wird dem Verein auf Grund des § 43 die Rechtsfähigkeit entzogen oder wird der Verein auf Grund des öffentlichen Bereinsrechts aufgelöst, so erfolgt die Eintragung auf Anzeige der zu ständigen Behörde. 75. Die Eröffnung des Konkurses ist von Amts wegen einzutragen. Das Gleiche gilt von. der Aufhebung des Eröffnungsbeschlusses." 76. Die Liquidatoren sind in das Bereinsregister einzutragen. Das Gleiche gilt von Bestimmungen, welche die Beschlußfaffung der Liquidatoren ab weichend von der Vorschrift des § 48 Abs. 3 regeln. Die Anmeldung hat durch den Vorstand, bei späteren Aenderungen durch die Liquidatoren zu erfolgen. Der Anmeldung der durch Beschluß der Mitgliederversammlung bestellten Liquidatoren ist eine Abschrift des Beschlusses, der Anmeldung einer Bestimmung über die Beschlußfassung der Liquidatoren eine Abschrift der die ^Bestimmung enthaltenden Urkunde beizufügen. Die Eintragung gerichtlich bestellter Liquidatoren geschieht von Amtswegen.
77. Die Anmeldungen zum Vereinsregister sind von den Mitgliedern des Vorstandes sowih' von den Liquidatoren mittelst öffentlich beglaubigter Erklärung zu bewirken. 78. Das Amtsgericht kann die Mitglieder des Vorstandes zur Befolgung der Vorschriften des § 67 Abs. 1, des § 71 Abs. 1, des § 72, des § 74 Abs. 2 und des § 76 durch Ordnungsstrafen anhalten. Die einzelne Strafe darf den Betrag von dreihundert Mark nicht übersteigelt. In gleicher Weise können die Liquidatoren zur Befolgung der Borschttftm des § 76 angehalten werden."
79. Die Einsicht des Vereinsregisters sowie der von dem Vereine bei dem Amtsgericht eingeretchten Schriftstücke ist Jedem gestattet. Von den Eintragungen kann eine Abschrift gefordert werden,die Abschrift ist auf Verlangen zu beglaubigen. n. Stiftungen. 80. Zur Entstehung einer rechtsfähigen Stiftung ist außer dem Stiftungsgeschäfte die Genehmigung de§ Bundesstaats erforderlich, in dessen Gebiete
die Stiftung ihren Sitz haben soll. Soll die Stiftung ihren Sitz nicht in einem Bundesstaate haben, so ist die Genehmigung des Bundesraths 38. Vgl. §§ 112, 116 KO. 39. Das Verfahren hierbei richtet sich nach schriften der §§ 159, 127, 132-139 FrG.
den Vor
§ 75—87.
erforderlich. Als Sitz der Sttftung gilt, wenn nicht ein Anderes bestimmt ist, der Ort, an welchem die Verwaltung geführt wird. 81. Das Stiftungsgeschäft unter Lebenden bedarf der schriftlichen Form. Bis zur Ertheilung der Genehmigung ist der Stifter zllm Widerrufe berechtigt. Ist die Ge nehmigung bei der zuständigen Behörde nachge sucht, so kann der Widerruf nur dieser gegenüber erklärt werden. Der Erbe des Stifters ist zum Widerrufe nicht berechtigt, wenn der Stifter das Gesuch bei der zuständigen Behörde" eingereicht oder im Falle der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung des Stiftungsgeschästs das Gericht oder den Notar bei oder nach der Beurkundung mit der Einreichung betraut hat. 82. Wird die Stiftung genehmigt, so ist der Stister verpflichtet, das in dem Stistungsgeschäfte zugesicherte Vermögen auf die Stiftung zu über tragen. Rechte, zu deren Uebertragung der Ab tretungsvertrag genügt, gehen mit der Genehnli gung auf die Stiftung über, sofern nicht alls dem Stiftungsgeschäfte sich ein anderer Wille des Stifters ergiebt. 83. Besteht das Stiftungsgeschäft in einer Ver fügung von Todeswegen, so hat das Nachlaß gericht 41 38 39 die40Genehmigung einzuholen, sofern sie nicht von dem Erben oder dem Testamentsvoll strecker nachgesucht wird. 84. Wird die Stiftung erst nach dem Tode des Stifters genehmigt, so gilt sie für die Zuwen düngen des Stifters als schon vor dessen Tode entstanden. 85. Die Verfassung einer Stiftung lvird, soweit sie nicht auf Reichs- oder Landesgesetz beruht, durch das Sttftungsgeschäft bestimmt. 86. Die Vorschriften des § 26, des § 27 Abs. 3 und der §§ 28 bis 31, 42 finden auf Stiftungen entsprechende Anwendung, die Vorschriften des § 27 Abs. 3 und des § 28 Abs. 1 jedoch nur insoweit, als sich nicht aus der Berfaffung, insbesondere daraus, daß die Verwaltung der Stiftung von einer öffentllchen Behörde geführt wird, ein anderes ergiebt. Die Vorschriften des § 28 Abs. 2 und des § 29 finden auf Stiftungen, bereu Verwaltung von einer öffentlichen Behörde geführt wird, keine Anwendung. 87. Ist die Erfüllung des Stifttlngszwecks unmöglich geworden oder gefährdet sie das Ge meinwohl, so kann die zuständige Behörde4l* der Stiftung eine andere Zweckbestimmurtg geben oder sie aufheben. 40. Nach § 8 AG z. BGB wird die zuständige Behörde durch kaiserliche Verordnung bestimmt. Siehe die bezügliche Verordnung vom 6. Dez. 1899 § 7. 41. Solches ist nach § 72 FrG das Amtsgericht und zwar das nach § 73 FrG zuständige. 41a. „Ministerium- nach § 7 Verordnung vom 6. Dez. 1899.
Bürgerliches Gesetzbuch.
I. Buch. Allgemeiner Theil.
Bei der Umwandlung des Zweckes ist die Ab
9
§ 88—99.
bäude" sowie die Erzeugnisse" des Grundstücks,
sicht des Stifters thunlichst zu berücksichtigen, ins
solange sie mit dem Boden
besondere dafür Torge zu tragen, daß die Erträge
Samen wird mit dem Aussäen, eine Pflanze wird
des Stiftungsvermögens dem Personenkretse, dem
mit dem Einpflanzcn wesentlicher Bestandtheil des
sie zu Statten kommen sollten, im Sinne des
Grundstücks.
Zusammenhängen.
Die Behörde
Zu den wesentlichen Bestandtheilen eines Ge
kann die Verfassung der Stiftung ändern, soweit
bäudes gehören die zur Herstellung des Gebäudes
die Umwandlung des Zweckes es erfordert.
eingefügtcn Sachen.
Stifters thunlichst erhalten bleiben.
Bor der Umwandlung des Zweckes und der
Aenderung der Verfassung soll der Vorstand der
vorübergehenden Zwecke mit dem Grund und Boden
Stiftung gehört werden.
88. Mit dem Erlöschen der Stiftung fällt das Vermögen an die in der Verfassung bestimmten
Die
Personen.
95. Zu den Bestandtheilen eines Grundstücks gehören solche Sachen nicht, die nur zu einem
Vorschriften der §§ 46 bis 53
verbunden sind.
Das Gleiche gilt von einem Ge
bäude oder anderen Werke, das in Ausübung eines
Rechtes an einem ftemden Grundstücke von dem
Berechtigten mit bcnt Grundstücke verbunden wor
finden entsprechende Anwendung."
den ist.
in. Juristische Personen de- Sssentlichen Rechtes.
Sachen, die nur zu einem vorübergehenden Zwecke
in ein Gebäude eingefügt sind, gehören nicht zu
89. Die Vorschrift des § 31 findet auf den Fiskus sowie auf die Körperschaften, Stiftungen und Anstalten des öffentlichen Rechtes entsprechende Anwendung.
Das
Gleiche
gilt,
soweit bei Körperschaften,
den Bestandtheilen des Gebäudes.
96. Rechte, die mit dem Eigenthunr an einem Grundstücke verbunden sind, gelten als Bestand theile des Grundstücks."
Stiftungen und Anstalten des öffentlichen Rechtes
97. Zubehör sind bewegliche Sachen, die, ohne Bestandtheile der Hauptsache zu sein, dem Wirth -
der Konkurs zulässig ist, von der Vorschrift des
schaftlichen Zwecke der Hauptsache zu dienen be-
§ 42 Abs. 2."
stimntt sind lmd zu ihr in einem dieser Bestimmung entsprechenden räumlichen Verhältnisse stehen. Eine
Zweiter Abschnitt. Lachen." 90. Sachen im Sinne des Gesetzes sind nur körperliche Gegenstände.46
Sache ist nicht Zubehör, wenn sie im Verkehre nicht als Zubehör angesehen wird. Die vorübergehende Benutzung einer Sache für den wirthschaftlichen Zweck einer anderen begründet
91. Vertretbare Sachen im Sinne des Gesetzes sind bewegliche Sachen, die im Verkehre nach Zahl,
nicht die Zubehöreigenschaft.
Maß oder Gewicht bestimmt zu werden pflegen.
hebt die Zubehöreigenschaft nicht auf.
Die vorübergehende
Trennung eines Zubehörstücks von der Hauptsache
setzes sind bewegliche Sachen, deren bestimmungs
98. Dem wirthschaftlichen Zwecke der Haupt sache sind zu dienen bestimmt:
mäßiger Gebrauch in dem Verbrauch oder in der
1. bei einem Gebäude, das für einen gewerb
92. Verbrauchbare Sachen im Sinne des Ge
lichen Betrieb dauernd eingerichtet ist, insbe
Veräußerung besteht. Als verbrauchbar gelten auch bewegliche Sachen,
sondere bei einer Mühle, einer Schmiede,
die zu einem Waarenlager oder zu einem sonstigen
einem Brauhaus, einer Fabrik, die zu dem
Sachinbegriffe gehören, dessen bestimmungsmäßiger
Betriebe bestimmten Maschinen und sonstigen
Gebrauch
in
der,
Veräußerung
der
einzelnen
Sachen besteht.
93. Bestandtheile einer Sache, die von einander nicht getrennt werden können, ohne daß der eine
Geräthschaften-
2. bei einem Landgute das zum Wirthschafts
betriebe bestimmte Geräth und Vieh, die landwirthschaftlichen Erzeugnisse, soweit sie zur
oder der andere zerstört oder in seinem Wesen
Fortführung der Wirthschaft bis zu der Zeit
verändert wird (wesentliche Bestandtheile), können
erforderlich sind, zu welcher gleiche oder ähn
nicht Gegenstand besonderer Rechte sein.46
94. Zu den wesentlichen Bestandtheilen eines Grundstücks gehören die mit dem Grund und Boden fest verbundenen Sachen, insbesondere Ge-
liche
Erzeugnisse
voraussichtlich
gewonnen
werden, sowie der vorhandene auf dem Gute gewonnene Dünger.
99. Früchte einer Sache sind die Erzeugnisse der Sache und die sonstige Ausbeute, welche aus
42. Bgl. indessen die Bestimmungen des 8 7 AG z. BGB. 43. Vgl. 8 15* EG zu CPO; Art. IV. EG z. dem G. betr. Aenderungen der KO v. 17. Mai 1896 ; 8 11 AG z. CPO und KO v. 13. Nov. 1899. 44. Bgl. 88 44-48 AG z. BGB. 45. Bgl. indessen §§ 864, 870 CPO. 46. Bgl. Artt. 181, 182 EG.
der Sache ihrer Bestimmung gemäß gewonnen wird. Früchte eines Rechtes sind die Erträge, welche 47. Vgl. Art. 182 EG. 48. Bgl. indessen 88 810, 824 CPO.; 8 21 Abs. 1, 3ZBÄ, Art. 181 Abs. 3 EG. 49. Vgl. §§ 8, 21 GBO.
10
Bürgerliches Gesetzbuch.
I. Buch, Allgemeiner Theil.
das Recht seiner Bestimmung gemäß gewährt, insbesondere bei einem Rechte auf Gewinnung von Bodenbestandtheilen die gewonnenen Bestandtheile. Früchte sind auch die Erträge, welche eine Sache oder ein Recht vermöge eines Rechtsverhältnisses gewährt. 100. Nutzungen sind die Früchte einer Sache oder eines Rechtes sowie die Vortheile, welche der Gebrauch der Sache oder des Rechtes gewährt. 101. Ist Jemand berechtigt, die Früchte einer Sache oder eines Rechtes bis zu einer bestimmten Zeit oder von einer bestimmten Zeit an zu be ziehen, so gebühren ihm, sofern nicht ein anderes bestimmt ist: 1. die im § 99 Abs. 1 bezeichneten Erzeugniffe und Bestandtheile, auch wenn er sie als Früchte eines Rechtes zu beziehen hat, inso weit, als sie während der Dauer der Be rechtigung von der Sache getrennt werden 2. andere Früchte insoweit, als sie während der Dauer der Berechtigung fällig werden- bestehen jedoch die Früchte in der Vergütung für die Ueberlassung des Gebrauchs oder des Fruchtgenusses, in Zinsen, Gewinnantheilen oder anderen regelmäßig wiederkehrenden Er trägen, so gebührt dem Berechtigten ein der Dauer seiner Berechtigung entsprechender Theil. 102. Wer zur Herausgabe von Früchten ver pflichtet ist, kann Ersatz der auf die Gewinnung der Früchte verwendeten Kosten insoweit verlangen, als sie einer ordnungsmäßigen Wirthschaft ent sprechen und den Werth der Früchte nicht übersteigen. 108. Wer verpflichtet ist, die Lasten einer Sache oder eines Rechtes bis zu einer bestimmten Zeit oder von einer bestimmten Zeit an zu tragen, hat, sofern nicht ein Anderes bestimmt ist, die regel mäßig wiederkehrenden Lasten nachdemBerhältniffe der Dauer seiner Verpflichtung, andere Lasten insoweit zu tragen, als sie während der Dauer seiner Verpflichtung zu entrichten sind.
Dritter Abschnitt. Rechtsgeschäfte. Erster Titel. Geschäftsfähigkeit.60 104. Geschäftsunfähig ist: 1. wer nicht das siebente Lebensjahr vollendet hat2. wer sich in einem die freie Willensbestimmung ausschließenden Zustande krankhafter Störung der Geistesthätigkeit befindet, sofern nicht der Zustand seiner Natur nach ein vorübergehender ist; 3. wer wegen Geisteskrankheit entmündigt ist.61 50. Bezüglich der Geschäftsfähigkeit der Ausländer vgl.
Artt. 7, 27, 29, 31 EG -, ferner Art. 95 EG. 51. Die UebergangSbestimmung hierzu enthält Art. 155
EG.
§ 100—111.
105. Die Willenserklärung eines Geschäftsun fähigen ist nichtig. Nichtig ist auch eine Willenserklärung, die im Zustande der Bewußtlosigkeit oder vorübergehender Störung der Geistesthätigkeit abgegeben wird. 106. EtnMinderjähriger,der das siebente Lebens jahr vollendet hat, ist nach Maßgabe der §§ 107 bis 113 in der Geschäftsfähigkeit beschränkt. 107. Der Minderjährige bedarf zu einer Willenserklärung, durch die er nicht lediglich einen rechtlichen Bonheil erlangt, der Einwilligung seines gesetzlichen Vertreters." 108. Schließt der Minderjährige einen Vertrag ohne die erforderliche Einwilligung des gesetzlichen Vertreters, so hängt die Wirksamkeit des VeNrags von der Genchmigung des Vertreters ab. Förden der andere Theil den VeNreter zur Erklärung über die Genehmigung auf, so kann die Erklänmg nur ihm gegenüber erfolgen- eine vor der Aufforderung dem Minderjährigen gegen über erkläNe Genehmigung oder Verweigerung der Genchmigung wird unwirksam. Die Genehmi gung kann nur bis zum Ablaufe von zwei Wochen nach dem Empfange der Aufforderung erklärt werden- wird sie nicht erklärt, so gilt sie als verweigert. Ist der Minderjährige unbeschränkt geschäfts fähig geworden, so tritt seine Genehmigung an die Stelle der Genehmigung des Vertreters. 109. Bis zur Genehmigung des Vertrags ist der andere Theil zum Widerrufe berechtigt. Der Widerruf kann auch dem Minderjährigen gegen über erklärt werden. Hat der andere Theil die Minderjährigkeit gekannt, so kann er nur widerrufen, wenn der Minderjährige der Wahrheit zuwider die Ein willigung des Vertreters behauptet hat- er kann auch in diesem Falle nicht widerrufen, wenn ihm das Fehlen der Einwilligung bei dem Abschluffe des Vertrags bekannt war. 110. Ein von dem Minderjährigen ohne Zu stimmung des gesetzlichen BeNreters geschlossener VeNrag gilt als von Anfang an wirksam, wenn der Minderjährige die veNragsmäßige Leistung mit Mitteln bewirkt, die ihm zu diesenr Zwecke oder zu freier Verfügung von dem Vertreter oder mit dessen Zustimmung von einem DNtten überlassen worden sind. 111. Ein einseitiges Rechtsgeschäft, das der Min derjährige ohne die erforderliche Einwilligung des gesetzlichen Vertreters vornimmt, ist unwirksam. Nimmt der Minderjährige mit dieser Einwilligung ein solches Rechtsgeschäft einem Anderen gegen über vor, so ist das Rechtsgeschäft unwirksam, wenn der Minderjährige die Einwilligung nicht in schriftlicher Form vorlegt und der Andere das
Ueber den Zeitpunkt des Beginns der Entmündigung
vgl. 8 661 Abs. 1 CPO.
52. Vgl. 8 74 Abs. 3 HGB.
Bürgerliches Gesetzbuch.
I. Buch. Allgemeiner Theil.
Rechtsgeschäft aus diesem Grunde unverzüglich
11
§ 112—121.
Rechtsgeschäfte nicht auf Grund des Beschlusses in
zurückweist. Die Zurückweisung ist ausgeschlossen,
Frage gestellt werden. Auf die Wirksamkeit der von
wenn der Vertreter den Anderen von der Ein
oder gegenüber dem gesetzlichen Vertreter vorge
willigung in Kenntniß gesetzt hatte.
nommenen Rechtsgeschäfte hat die Aufhebmlg keinen
112.63 Ermächtigt der gesetzliche Vertreter mit
Einfluß.
den
Diese Vorschttften finden entsprechende Anwen
Minderjährigen zum selbständigen Betrieb eines
dung, wenn im Falle einer vorläufigen Vormund
Erwerbsgeschäfts, so ist der Minderjährige
für
schaft der Antrag auf Enttnündigung zurückgenom
solche Rechtsgeschäfte unbeschränkt geschäftsfähig,
men oder rechtskräftig abgewiesen oder der die
Genehmigung
des
Vormundschaftsgerichts
welche der Geschäftsbetrieb mit sich bringt. Aus-
Entmündigung aussprechende Beschluß in Folge
genommen sind Rechtsgeschäfte, zu denen der Ver
einer Anfechtungsklage aufgehoben wird.
treter der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts
Zweiter Titel.
bedarf. 116.
Die Ermächtigung kann von dem Vettreter nur
mit Genehmigung des Vormundschaftsgerichts zu
nichtig, weil sich der Erklärende insgeheim vorbehält,
das Erklärte nicht zu wollen. Die Erklärung ist
rückgenommen werden. 113.63 64 Ermächtigt der gesetzliche Vertreter
den Minderjährigen, in Dienst oder in Arbeit zu
nichtig, wenn sie einem Anderen gegenüber abzu
geben ist und dieser den Vorbehalt kennt. 117.
treten, so ist der Minderjährige für solche Rechts
geschäfte unbeschränkt geschäftsfähig, welche die Ein-
gehung oder Aufhebung eines Dienst- oder Arbeits
verhältnisses der gestatteten Art oder die Erfüllung der sich aus einem solchen Verhältniß ergebenden
Verpflichtungen betreffen. Ausgenommen sind Ver träge, zu denen der Vertreter der Genehmigung
ständnisse nur zum Schein abgegeben, so ist sie
nichtig.89a Wird durch ein Scheingeschäft ein anderes Rechts
geschäft verdeckt, so finden die für das verdeckte Rechtsgeschäft geltenden Vorschriften Anwendung. 118.
Die Ermächtigung kann von dem Vertreter zu Ist der gesetzliche Vettreter ein Vormund, so
werden, ist nichtig.
119.
die Ermächtigung, wenn sie von ihm ver-
weigett wird, auf Anttag des Minderjährigen durch
Das
Vormundschastsgettcht hat die Ermächtigung zu
ersetzen, wenn sie im Interesse des Mündels liegt.65
Die für einen einzelnen Fall ettheilte Ermäch tigung gilt im Zweifel als allgemeine Ermächtigung zur Eingehung von Verhältnissen derselben Att.
114.86 Wer wegen Geistesschwäche, wegen Ver schwendung oder wegen
Trunksucht mtmündigt
oder wer nach § 1906 unter vorläufige Vormund
schaft8' gestellt ist, steht in Ansehung der Geschäfts fähigkeit einem Minderjähttgen gleich,
der das
siebente Lebensjahr vollendet hat.88
116. Wird ein die Entmündigung aussprechen der Beschlutz in Folge einer Anfechtungsklage88
aufgehoben, so kann die Wirksamkeit der von oder
gegenüber
dem
Entmündigten
Eine nicht ernstlich gemeinte Willenser-
klärllng, die in der Erwartung abgegeben wird,
der Mangel der Enrstlichkeit werde nicht verkannt
rückgenommen oder eingeschränkt werden.
das Vormundschaftsgettcht ersetzt werden.
Wird eine Willenserklärung, die einem An
deren gegenüber abzugebcn ist, mit dessen Einver
des Vornmndschaftsgerichts bedarf.
kann
Willenserklärung.
Eine Willenserklärung ist nicht deshalb
vorgenommenen
Wer
der Abgabe
bei
Willens
einer
erklärung über deren Inhalt im Irrthume war oder eine Erklärung dieses Inhalts
überhallpt
nicht abgeben wollte, kann die Erklärung anfechten, wenn anzilnehmen ist, daß er sie bei Kenntniß
der Sachlage
und bei verständiger Würdigung
des Falles nicht abgegeben haben würde.
Als Irrthum über den Inhalt der Erklärung
gilt auch der Irrthum über solche Eigenschaften
der Person oder der Sache, die im Verkehr als wesentlich angesehen werden. 120.
Eine Willenserklärung, welche durch die
zur Uebermittelung verwendete Person oder An stalt unrichtig übermittelt worden ist, kann unter
der
gleichen
Voraussetzung
angefochten werden
wie nach § 119 eine irrthümlich abgegebene Willens
erklärung. 121.
§§ 119,
Die Anfechtung muß in den Fällen der 120 ohne schuldhaftes Zögen: (unver
züglich) erfolgen, nachdem der Anfechtungsberech 53. Der Umfang der Prozeßfähigkeit des Minderjährigen bemißt sich nach derjenigen der Geschäftsfähigkeit: g 52 Abs. 1 CPO. 54. Die besonderen Bestimmungen der GewO für ge werbliche Arbeiter (g 107 ff. — vgl. hierzu Art. 36 EG z. BGB) werden durch g 113 nicht berührt. 55. Bgl. g 53 FrG. 56. Ueber den Zeitpunkt der Wirksamkeit der ausge sprochenen Entmündigung vgl. §§ 661 Abs. 2,683 Abs. 2 CPO. 57. Siehe hierüber auch gg 35, 52 FrG. 58. Vgl. auch Art. 156 Abs. 2 EG. 59. Vgl. gg 664 ff., 684 ff. CPO.
tigte von dem Anfechtungsgrunde Kenntniß er
langt hat.
Die
einem Abwesenden
gegenüber
erfolgte Anfechtung gilt als rechtzeitig
erfolgt,
wenn die Anfechtungserklärung unverzüglich ab gesendet worden ist.
Die Anfechtung ist ausgeschlossen, wenn seit der Abgabe der Willenserklärung dreißig Jahre ver-
stttchen sind. 59 a. Vgl. aber § 92 AG z. BGB.
12
Bürgerliches Gesetzbuch.
I. Buch. Allgemeiner Theil.
§ 122—129.
Bei einem Vertrage muß die Unterzeichnung der 122. Ist eine Willenserklärung nach § 118 Patteien auf derselben Urkunde erfolgen. Werden nichtig oder auf Grund der §§ 119, 120 ange über den Vettrag mehrere gleichlautende Urkunden fochten, so hat der Erklärende, wenn die Erklärung ausgenommen, so genügt es, wenn jede Pattei die einem Anderen gegenüber abzugeben war, diesem, für die andere Pattei bestinimte Urkunde unter anderenfalls jedem Dritten den Schaden zu er zeichnet. setzm, den der Andere oder der Dritte dadurch Die schriftliche Form wird durch die gettchtliche erleidet, daß er auf die Gültigkeit der Erklärung oder notarielle Beurkundung ersetzt." vertraut, jedoch nicht über den Betrag des Inte 127. Die Vorschriften des § 126 gelten im Zweifel resses hinaus, welches der Andere oder der Dritte auch für die durch Rechtsgeschäft bestimmte schrift an der Gülttgkeit der Erklärung hat. liche Form. Zur Wahrung der Form genügt jedoch, Die Schadensersatzpflicht tritt nicht ein, wenn soweit nicht ein anderer Wille anzunehmen ist, der Beschädigte den Grund der Nichtigkeit oder telegraphische Uebermittelung und bei einem Ver der Anfechtbarkeit kannte oder in Folge von Fahr trage Briefwechsel- wird eine solche Form gewählt, lässigkeit nicht kannte (kennen mufote). so kann nachträglich eine dem § 126 entsprechende 123. Wer zur Abgabe einer Willenserklärung Beurkundung verlangt werden. durch arglistige Täuschung oder widerrechtlich durch 128. Ist durch Gesetz gettchtliche oder notattelle Drohung bestimmt worden ist, kann die Erklärung Beurkmidung eines Vettrags vorgeschrieben, so anfechten. genügt es, wemi zunächst der Antrag und sodann Hat ein Dritter die Täuschung verübt, so ist die Annahme des Antrags von einem Gericht oder eine Erklärung, die einem Anderen gegenüber ab einem 9?otar beurkundet wird.«" zugeben war, nur dann anfechtbar, wenn dieser 129. Ist durch Gesetz für eine Erklärung öffent die Täuschung kannte oder kennen mußte. Soweit liche Beglaubigung vorgeschrieben, so muß die (5r ein Anderer als derjenige, welchem gegenüber die klärung schriftlich abgefaßt und die Unterschrift des Erklärung abzugeben war, aus der Erklärung un Erklärenden von der zuständigen Behörde oder mittelbar ein Recht erworben hat, ist die Erklärung einem zuständigen Beamter! oder Notar beglaubigt ihm gegenüber anfechtbar, wenn er die Täuschung werden." Wird die Erklärung von dem Aussteller kannte oder kennen mußte. mittelst Handzeichens unterzeichnet, so ist die im 124. Die Anfechtung einer nach § 123 anfecht baren Willenserklärung kann nur binnen Jahres frist erfolgen. Zeichens trifft § 183 Abs. 3 FrG Bestimmung. — Bgl. auch Art. SM WL; § 181 HGB. Die Frist beginnt im Falle der arglistigen Täu 62. Zuständig für die gerichtliche Beurkundung sind nach schung mit dem Zeitpunkt, in welchem der An § 167 Abs. 1 FrG die Amtsgerichte. Indessen bestimmt fechtungsberechtigte die Täuschung entdeckt, im Falle § 44 AG z. FrG in Anwendung des Art. 141 EG z. BGB der Drohung mit dem Zeitpunkt, in welchem die daß für die Beurkundung von Rechtsgeschäften, welche nach den Vorschriften der Reichsgesetze gerichtlicher oder notarieller Zwangslage aufhört. Auf den Lauf der Frist finden Beurkundung bedürfen, ausschließlich die Notare zuständig die für die Verjährung geltenden Vorschriften des sind, soweit nicht gesetzlich ein anderes bestimmt ist. Bestim § 203 Abs. 2 und der §§ 206, 207 entsprechende mungen der letzteren Art enthaUen § 167, Abs. 2 FrG; §§ 45, Anwendung. 46 AG z. FrG ; g 74 Abs. 2 AG z. BGB. lieber die Form der Beurkundung eines Rechtsgeschästes Die Anfechtung ist ausgeschlossen, wenn seit der trifft das BGB keine allgemeinen Bestimmungen-, es regelt Abgabe der Willenserklärung dreißig Jahre ver nur die Form der Testamente und Erbverträge in gg 2232 ff. strichen sind. bzw. 2276 ff. Die gedachten allgemeinen Bestimmungen sind in gg 168—182 FrG enthalten (vgl. auch g 49 AG z. FrS). 125. Ein Rechtsgeschäft, welches der durch Gesetz Sie finden auch auf die Beurkundungen der Notare, durch vorgeschriebenen Form ermangelt, ist nichtig. Der welche nicht ein Rechtsgeschäft beurkundet wird, nach g 51 Mangel der durch Rechtsgeschäft bestimmten Form AG z. FrG zum Theil entsprechende Anwendung (das Nähere hat im Zweifel gleichfalls Nichtigkeit zur Folge.60 61 *siehe 62 63 64cit.). Im Anschluß an diese Bestimmung sind g 51 dann in den g§ 52 ff. AG z. FrG eine Reihe von Vor 126. Ist durch Gesetz schriftliche Form vorge schriften erlassen worden, welche für alle Beurkundungen der schrieben, so muß die Urkunde von dem Aussteller-
eigenhändig durch Namensunterschrift oder mittelst gerichtlich oder notariell beglaubigten Handzeichens unterzeichnet werden.«" 60. Vgl. hierzu Art. 11 EG. 61. Für die gerichtliche Beglaubigung eines Handzeichens sind zwar nach g 167 Abs. 1 FrG die Amtsgerichte zuständig; 8 48 Abs. 4 AG z. FrG hat aber in Ausführung des § 191 Abs. 2 FrG die öffentliche Beglaubigung eines Handzeichens in den Fällen, wo öffentliche Beglaubigung oder schriftliche Form vorgeschrieben ist, ausschließlich den Notaren überwiesen. Ueber das Verfahren bet der Beglaubigung eines Hand-
Notare, sowohl die dem Reichsrecht, als die dem Bundes recht unterstehenden, Geltung haben. — Vgl. auch gg 184, 200 Abs. 2 FrG. 63. Vgl. hierzu die Bemerkung zu g 126 Abs. 3. 64. Die öffentliche Beglaubigung einer Unterschrift gehört zwar nach g 167 Abs. 2 FrG zur Zuständigkeit der Amts gerichte; aber g 48 Abs. 3 AG z. FrG hat in Anwendung der Bestimmung des g 191 Abs. 2 FrG für die öffentliche Beglaubigung einer Unterschrift grundsätzlich nur die Notare für zuständig erklärt. Ausnahmen hiervon sind nur durch g 48 Abs. 1, 2, 3 cit. zugelassen. Die Form der Beglaubigung ist in g 183 FrG geregelt (vgl. auch g 184 FrG). Vgl. indessen § 9 Abs. 1 Ziff. 3, § 10 G. über daS H.nterlegungSwesen pp. v. 1. Nov. 1899.
Bürgerliches Gesetzbuch.
1. Buch. Allgemeiner Theil.
13
§ 130—141.
§ 126 Abs. 1 vorgeschriebene Beglaubigung des
inländischen Wohnsitzes den letzten Aufenthalt hatte.
Handzeichens erforderlich und QcnüQcnö.65 66 67 68 Die öffentliche Beglaubigung wird durch die ge
133. Bei der Auslegung einer Willenserklärung ist der wirkliche Wille zu erforschen und nicht an
notarielle Beurkundung der Er
dem buchstäblichen Sinne des Ausdrucks zu haften.
richtliche
oder
klärung ersetzt."
130. Eine Willenserklärung, die einem Anderen
134. Ein Rechtsgeschäft, das gegen ein gesetz liches Verbot verstößt, ist nichtig, wenn sich nicht
gegenüber abzugeben ist, wird, wenn sie in dessen | aus dem Gesetz ein Anderes ergiebt.
Abwesenheit abgegeben wird, in dem Zeitpunkte
wirksam, in welchem sie ihm zugeht/'
Sie wird
135. Verstößt die Verfügung über einen Gegen stand gegen ein gesetzliches Veräußerungsverbot,
nicht wirksam, wenn dem Anderen vorher oder
das nur den Schutz bestimmter Personen bezweckt,
gleichzeitig ein Widerruf zugeht.
so ist sie nur diesen Personen gegenüber unwirksam.
Auf die Wirksamkeit der Willenserklärung ist
Der rechtsgeschäftlicheu Verfügung steht eine Ver
Wege der
Zwangsvoll-
es ohne Einfluß, wenn der Erklärende nach der
fügung gleich, die im
Abgabe stirbt oder geschäftsunfähig wird.
streckwlg oder der Arrestvollziehung erfolgt."
Diese Vorschriften finden auch dann Anwendung,
Die Borschristm zu Gimsten derjenigen, welche
wenn die Willenserklärung einer Behörde gegen
Rechte von einem Nichtberechtigten herleiten, finden
über abzugeben ist.
entsprechende Anwendung.
131. Wird die Willenserklärung einem Geschäfts- j unfähigen gegenüber abgegeben, so wird sie nicht wirksam, bevor sie dem gesetzlichen Vertreter zugeht. Das Gleiche gilt, wenn die Willenserklärung
einer in der Geschäftsfähigkeit beschränkten Person
136. Ein Veräußerungsverbot, das von einem Gericht oder von einer anderen Behörde inner halb ihrer Zuständigkeit erlassen wird, steht einem gesetzlichen Veräußerungsverbote der im § bezeichneten Art gleich."
135
jedoch der in der Geschäftsfähigkeit beschränkten
137. Die Befugniß zur Verfügung über ein veräußerliches Recht kann nicht durch Rechts
Person lediglich einen rechtlichen Vortheil oder hat
geschäft ausgeschlossen oder beschränkt werden. Die
gegenüber abgegeben wird.
Bringt die Erklärung
der gesetzliche Vertreter seine Einwilligung ertheilt,
Wirksamkeit einer Verpflichtung, über ein solches
so wird die Erklärung in dem Zeitpunkte wirksam,
Recht nicht zu verfügen, wird durch
in welchem sie ihr zugeht.
schrift nicht berührt."
132. Eine Willenserklärung gilt auch dann als zugegangen, wenn sie durch Vermittelung eines Gerichtsvollziehers zugestellt worden ist.
Die Zu
138. Ein Rechtsgeschäft, das gegen die guten Sitten verstößt, ist nichtig. Nichtig ist insbesondere ein Rechtsgeschäft, durch
stellung erfolgt nach den Vorschriften der Civil-
das Jemand unter
prozeßordnung."
des
Befindet sich der Erklärende über die Person
diese Vor
Ausbeutung der Nothtage, der Unerfahrenheit eines
Leichtsinns oder
Anderen sich oder einem Dritten für eine Leistung
gewähren
desjenigen, welchem gegenüber die Erklärung ab
Bermögensvortheile versprechen
zugeben ist, in einer nicht auf Fahrlässigkeit be
läßt, welche den Werth der Leistung dergestalt
oder
ruhenden Unkenntniß oder ist der Aufenthalt dieser
übersteigen, daß den Umständen nach die Ver
Person unbekannt, so kann die Zustellung nach
mögensvortheile in auffälligem Mißverhältnisse
den für die öffentliche Zustellung einer Ladung
zu der Leistung stehen."
geltenden Vorschriften der Civilprozeßordnung er-
Zuständig für die Bewilligung ist im
139. Ist ein Theil eines Rechtsgeschäfts nichtig, so ist das ganze Rechtsgeschäft nichtig, wenn nicht
fotgen.69
ersteren Falle das Amtsgericht, in dessen Bezirke
anzunehmen ist, daß es auch ohne den nichtigen
der Erklärende seinen Wohnsitz oder in Ermange
Theil vorgenommen sein würde.
lung eines inländischen Wohnsitzes seinen Aufent
140. Entspricht ein nichtiges Rechtsgeschäft den Erfordernissm eines anderen Rechtsgeschäfts, so
halt hat, im letzteren Falle das Amtsgericht, in dessen Bezirke die Person, welcher zuzustellen ist,
den letztetl Wohnsitz oder in Ermangelung eitles
gilt das letztere, wenn anzunehmen ist, daß dessen Geltung bei Kenntniß der Nichtigkeit gewollt sein würde.
65. Nach § 48 Abs. 4 AG z. FrG sind auch für diese Be
glaubigung die Notare ausschließlich zuständig.
141. Wird ein nichtiges Rechtsgeschäft von dem jenigen, welcher es vorgenommen hat, bestätigt,
66. vgl. 8 47 AG z. FrG.
67. Abweichend 8 377 Abs. 4 HGB. 68. In Gemäßheit der 88167,169-173,180-184,186-191, 193-195, 199-202. Zustellung durch Aufgabe zur Post ist nicht zulässig, da
70. vgl. hierzu 8 772 EPO; 8 13 KO ; 8 23 Abs. 2 ZBG; auch Att. 168 EG.
71. Indessen 480 StPO
hat das
ergangene
in
Anwendung der 88 332—334,
gerichtliche
Beräußerungsverbot ab
deren Zulässigkeit von besonderen, hier nicht zutreffenden Vor
solute Wirkung. (vgl. insbesondere auch 88 829, 857 Abs. 1,
aussetzungen abhängt.
935, 988 Abs. 2, 940 CPO; 88 106, 113 SO; 8 23 Abs. 1
69. Die Form dieser Zustellung ergibt sich aus den 88 204 bis
ZBG).
207, wobei zu beachten ist, daß die für die Zustellung einer
72. vgl. Att. 168 EG.
Ladung geltenden Vorschriften nicht unberücksichtigt bleiben.
73. vgl. 8 302 StGV ; Att. 47 EG.
14
Bürgerliches Gesetzbuch.
I. Buch. Allgemeiner Theil.
§ 142—154.
so ist die Bestätigung als erneute Vornahme zu
Der einem Abwesenden gemachte Antrag kann
beurtheilen. Wird ein nichtiger Vertrag von den Parteien
nur bis zu dem Zeitpunkt angenommen werden,
bestätigt, so sind diese im Zweifel verpflichtet, ein
Antwort unter regelmäßigen Umständen erwar
ander zu gewähren, was sie haben würden, wenn
ten darf.
der Vertrag von Anfang an gültig gewesen wäre. 142. Wird ein anfechtbares Rechtsgeschäft an
in welchem der Antragende
148.
den Eingang der
Hat der Antragende für die Annahme
des Antrags eine Frist bestimmt, so kann die
gefochten, so ist es als von Anfang an nichtig
Annahme nur innerhalb der Frist erfolgen.78
anzusehen. Wer die Anfechtbarkeit kannte oder kennen mußte,
gegangene Annahmeerklärung dergestalt abgesendet
149. Ist eine dem Antragenden verspätet zu
wird, wenn die Anfechtung erfolgt, so behandelt,
worden, daß sie bei regelmäßiger Beförderung ihm
wie wenn er die Nichtigkeit des Rechtsgeschäfts
rechtzeitig zugegangen sein würde, und mußte der
Antragende dies
gekannt hätte oder hätte kennen müssen."
erkennen,
so hat er die Ver
143. Die Anfechtung erfolgt durch Erklärung
spätung dem Annehmenden unverzüglich nach dem
gegenüber dem Anfechtungsgegner. Anfechtungsgegner ist bei einem Vertrage der
nicht schon vorher geschehen ist. Verzögert er die
Empfange der Erklärung anzuzeigen, sofern es
andere Theil, im Falle des § 123 Abs. 2 Satz 2
Absendung der Anzeige, so gilt die Annahme als
derjenige, welcher aus dem Vertrag unmittelbar
nicht verspätet. 150. Die verspätete Annahme eines Antrags
ein Recht erworben hat.
Bei einem einseitigen Rechtsgeschäfte, das einem Anderen gegenüber vorzunehmen war,
ist der
gilt als neuer Antrag.
Eine
Annahme
unter
Erweiterungen,
Ein
Andere der Anfechtungsgegner. Das Gleiche gilt
schränkungen oder sonstigen Aenderungen gilt als
bei einem Rechtsgeschäfte, das
Ablehnung verbunden mit einem neuen Anträge.
einem Anderen
oder einer Behörde gegenüber vorzunehmen war,
151. Der Vertrag kommt durch die Annahme
auch dann, wenn das Rechtsgeschäft der Behörde
des Antrags zu Stande, ohne daß die Annahme
gegenüber vorgenommen worden ist.
dem Antragenden gegenüber erklärt zu werden
Bei einem einseitigen Rechtsgeschäft anderer Art
braucht,
wenn eine solche Erklärung nach der
ist Anfechtungsgegner Jeder, der auf Grund des
Verkehrssitte nicht zu erwarten ist oder der An
Rechtsgeschäfts unmittelbar einen rechtlichen Vor
tragende auf sie verzichtet hat.
theil erlangt hat. Die Anfechtung kann jedoch, wenn
welchem der Antrag erlischt, bestimmt sich nach
die Willenserklärung einer Behörde gegenüber ab
dem aus dem Antrag oder den Umständen zu
zugeben war, durch Erklärung gegenüber der Be
entnehmenden Willen des Antragenden.76 74 75
Der Zeitpunkt, in
hörde erfolgen- die Behörde soll die Anfechtung
152. Wird ein Vertrag gerichtlich oder nota
demjenigen mittheilen, welcher durch das Rechts
riell beurkundet, ohne daß beide Theile gleichzeitig anwesend sind, so kommt der Vertrag mit der
geschäft unmittelbar betroffen worden ist. 144. Die Anfechtung ist ausgeschlossen, wenn
nach § 128 erfolgten Beurkundung der Annahme
das anfechtbare Rechtsgeschäft von dem Anfech
zu Stande, wenn nicht ein Anderes bestimmt ist.
tungsberechtigten bestätigt wird.
Die Vorschrift des § 151 Satz 2 findet Anwendung.
Die Bestätigung bedarf nicht der für das Rechts
153. Das Zustandekommen des Vertrags wird nicht dadurch gehindert, daß der Antragende vor
geschäft bestimmten Form.
der Annahme stirbt oder geschäftsunfähig wird, Dritter Titel.
Vertrag.
es sei denn, daß ein anderer Wille des Antra
145. Wer einem Anderen die Schließung eines Vertrags anträgt, ist an den Antrag gebunden,
es
sei
denn,
daß er die Gebundenheit
ausge
genden anzunehmen ist. 154. Solange nicht die Parteien sich über alle
Punkte eines Vertrags geeinigt haben, über die nach der Erklärung auch nur einer Partei eine
schlossen hat. 146. Der Antrag erlischt, wenn er dem An
Vereinbarung getroffen werden soll, ist im Zweifel
tragenden gegenüber abgelehnt oder wenn er nicht diesem gegenüber nach den §§ 147 bis 149 recht
der Vertrag nicht geschlossen. Die Verständigung über einzelne Punkte ist auch dann nicht bindend,
zeitig angenommen wird. 147. Der einem Anwesenden gemachte Antrag
wenn eine Aufzeichnung stattgefunden hat. Ist eine Beurkundung des beabsichtigten Ver
kann nur sofort angenommen werden.
trags verabredet worden, so ist im Zweifel der
Dies gilt
auch von einem mittelst Fernsprechers von Person
Vertrag nicht geschlossen, bis die Beurkundung
zu Person gemachten Anträge.
erfolgt ist.
74. Außerhalb des BGB ist das Anfechtungsrecht der Gläubiger gegenüber ihrem Schuldner durch §§ 29 ff. KO und das RG v. 21. Juli 1879 (vgl.-Art. 32 GG) geregelt.
BGB zur Anwendung. 76. Vgl. § 362 HGB.
75. Für die Berechnung der Frist kommen die §§ 186 ff.
Bürgerliches Gesetzbuch.
I. Buch. Allgemeiner Theil.
155. Haben sich die Parteien bei einem Vertrage,
15
§ 155—166.
vereiteln oder beeinträchtigen würde. Einer solchen
den sie als geschloffen ansehen, über einen Punkt,
Verfügung steht eine Verfügung gleich, die während
über
der Schwebezeit im Wege der Zwangsvollstreckung
den
eine Vereinbarung
getroffeil
werden
sollte, in Wirklichkeit nicht geeinigt, so gilt das
oder der Arrestvollziehung oder durch den Kon
Vereinbarte, sofern anzunehmen ist, daß der Ver
kursverwalter erfolgt.
trag auch ohne eine Bestinrmung über diesen Punkt
geschloffen sein würde.
Dasselbe gilt bei einer auflösenden Bedingung von den Verfügungen desjenigen, dessen Recht mit
156. Bei einer Versteigerung kommt der Vertrag
dem Eintritte der Bedingung endigt.
Ein Gebot
Die Vorschriften zu Gunsten derjenigen, welche
erlischt, wenn ein Uebergebot abgegeben oder die
Rechte von einem Nichtberechtigten herleiten, finden
Versteigerung ohne Ertheilung des Zuschlags ge
entsprechende Anwendung.
erst durch den Zuschlag zu Stande.
schloffen wirb.77
Wird der Eintritt der Bedingung von der
162.
Verträge sind so auszulegen, wie Treu
Panei, zu deren "Nachtheil er gereichen würde,
und Glauben mit Rücksicht auf die Lerkehrssitte
wider Treu und Glauben verhindert, so gilt die
es erfordern.78 79 80
Bedingung als eingetreten. Wird der Eintritt der Bedingung von der PaNei,
157.
Vierter Titel. Bedingung.78 Zeitbestimmung.
zu deren Vonheil er gereicht, wider Treu und
Wird ein Rechtsgeschäft unter einer auf
Glauben herbeigefühn, so gilt der Eintritt als
schiebenden Bedingung vorgenommen, so tritt die
nicht erfolgt. 163. Ist für die Wirkung eines Rechtsgeschäfts
158.
von der Bedingung abhängig gemachte Wirkung mit dem Eintritte der Bedingung ein. Wird ein Rechtsgeschäft unter einer auflösenden Bedingung vorgenomnten, so endigt mit dem Ein
bei dessen Vornahme ein Anfangs- oder ein End
termin bestimmt worden, so finden im ersteren Falle die für die auffchiebende, im letzteren Falle
tritte der Bedingung die Wirkung des Rechtsge
die für die auflösende Bedingung geltenden Vor
schäfts- mit diesem Zeitpunkte tritt der frühere
schriften der §§ 158, 160, 161 entsprechende An
Rechtszustand wieder ein.
wendung.8"
159.
Sollen nach den: Inhalte des Rechtsge
schäfts die an den Eintritt der Bedingung ge-
Fünfter Titel.
Vertretung.
Vollmacht.
kni'tpsten Folgen auf einen früheren Zeitpunkt
164. Eine Willenserklärung, die Jemand inner
zurückbezogen werden, so sind im Falle des Ein-
halb der ihm zustehenden Vettretungsmacht im
tritts der Bedingung die Betheiligten verpflichtet,
Namen des Vertretenen abgiebt, wirkt unmittelbar
einander zu gewähren, was sie haben würden,
für und gegen den Vertretenen.
wenn die Folgen in dem früheren Zeitpunkt ein
Unterschied,
getreten wären. 160. Wer unter einer aufschiebenden Bedingung
stände ergeben, daß sie in dessen Namen erfolgen
berechtigt ist, kann im Falle des Eintritts der Be dingung Schadensersatz von dem anderen Theile
soll. Tritt der Wille, in fremdem Namen zu handeln,
verlängert, wenn dieser während der Schwebezeit
nicht erkennbar hervor, so kommt der Mangel des
Es macht keinen
ob die Erklärung ausdrücklich im
Namen des Vertretenen erfolgt oder ob die Um
das von der Bedingung abhängige Recht durch
Willens, int eigenen Namen zu handeln, nicht in
sein Verschulden vereitelt oder beeinträchtigt. Den gleichen Anspruch hat unter denselben Vor
Betracht. Die Vorschriften des Abs. 1 finden entsprechende
aussetzungen bet einem unter einer auflösenden
Anwendung, wenn eine gegenüber einem Anderen Willenserklärung
Bedingtmg vorgenommenen Rechtsgeschäfte der
abzugebende
jenige, zu dessen Gunsten der frühere Rechtszustand
gegenüber erfolgt. 165.
tvieder eintritt.
161.
Hat Jemand unter einer auffchiebenden
dessen
Vertreter
Die Wirksamkeit einer von oder gegen
über einem Vertreter abgegebenen Willenserklärung
Bedingung über einen Gegenstand verfügt, so ist jede
wird nicht dadurch beeinträchtigt, daß der Vertreter
weitere Verfügung, die er während der Schwebe
in der Geschäftsfähigkeit beschränkt ist.
zeit über den Gegenstand trifft, im Falle des
166. Soweit die rechtlichen Folgen einer Willens
Eintritts der Bedingung insoweit unwirksam, als
erklärung durch Willensmängel oder durch die
sie die von der Bedingung abhängige Wirkung
Kenntniß oder das Kennenmüffen gewisser Um stände beeinflußt werden, kommt nicht die Person
77. Vgl. 8 817 CPO; 8 181 FrG.; 8 72 ZBG.
des Vertretenen, sondern die des Vertreters in
78. Für Kaufleute enthält 8 346 HGB eine besondere Be
Betracht.
stimmung.
79. Allgemeine
Vorschriften über den Begriff
und das
Hat im Falle einer durch Rechtsgeschäft ertheilten
solche sind
Bertretungsmacht (Vollmacht) der Vertreter nach
aus dem Zusammenhang seiner Vorschriften zu entnehmen.
bestimmten Weisungen des Vollmachtgebers ge-
Wesen der
Bedingung enthält das BGB nicht;
Vgl. hierzu §§ 916 Abs. 2, 936 CPO; §8 66, 67, 154, 156, 166, 168’, 169, 171 KO; 88 H9, 120 ZBG.
80. vgl. 88 751, 916 Abs. 2 CPO; 8 NI ZBG; 8 65 KO.
16
Bürgerliches Gesetzbuch.
I. Buch. Allgemeiner Theil.
§ 167—179.
handelt, so kann sich dieser in Ansehung solcher
174. Ein einseitiges Rechtsgeschäft, das ein Be
Umstände, die er selbst kannte, nicht auf die Un-
vollmächtigter einem Anderen gegenüber vornimmt,
kenntniß des Vertreters berufen.
Dasselbe gilt
ist unwirksam,
wenn der Bevollmächtigte eine
von Umständen, die der Vollmachtgeber kennen
Vollmachtsurkunde nicht vorlegt und der Andere
mußte, sofern das Kennenmüssen der Kenntniß
das Rechtsgeschäft aus diesem Grunde unverzüglich
gleichsteht.
zurückweist. Die Zurückweisung ist ausgeschlossen,
167. Die Ertheilung der Vollmacht erfolgt durch
Erklärung gegenüber dem zu Bevollmächtigenden oder dem Dritten, dem gegenüber die Vertretung stattfinden soll.«'
wenn der Vollmachtgeber den Anderen von der Bevollmächtigung in Kenntniß gesetzt hatte.
175. Nach dem Erlöschen der Vollmacht hat der
Bevollmächtigte die Vollmachtsurkunde dem Voll
Die Erklärung bedarf nicht der Form, welche für das Rechtsgeschäft bestimmt ist, auf das sich
die Vollmacht bezieht.
machtgeber zurückzugeben,- ein Zurückbehaltungs
recht steht ihm nicht zu. 176. Der Vollmachtgeber kann die Bollmachts
168. Das Erlöschen der Vollmacht bestimmt sich nach dem ihrer Ertheilung zu Grunde liegenden
kraftlos erklären; die Kraftloserklärung muß nach
Die Vollmacht ist auch bei dem
den für die öffentliche Zustellung einer Ladung
Fortbestehen des Rechtsverhältnisses widerruflich,
geltenden Vorschriften der Civilprozeßordnung ver
sofern sich nicht aus diesem ein Anderes ergiebt.
öffentlicht werden. Mit dem Ablauf eines Monats
Rechtsverhältnisse.
urkunde durch eine öffentliche Bekanntmachung für
Auf die Erklärung des Widerrufs findet die Vor
nach der letzten Einrückung in die öffentlichen Blätter schrift des § 167 Abs. 1 entsprechende Anwendung.81 82 83 84 85 86 wird die Kraftloserklärung wirksam. 169. Soweit nach den §§ 674, 729 die erloschene
Zuständig für die Bewilligung der Veröffent
Vollmacht eines Beauftragten oder eines geschäfts
lichung ist sowohl das Amtsgericht, in dessen Be
gilt,
zirke der Vollmachtgeber seinen allgemeinen Ge
wirkt sie nicht zu Gunsten eines Dritten, der bei
richtsstand8^ hat, als das Amtsgericht, welches
der Vornahme eines.Rechtsgeschäfts das Erlöschen
für die Klage auf Rückgabe der Urkunde, abgesehen
führenden Gesellschafters als fortbestehend
kennt oder kennen muß.
von dem Werthe des Streitgegenstandes, zuständig
170. Wird die Vollmacht durch Erklärung gegen über einem Dritten ertheilt, so bleibt sie diesem
sein würde.
gegenüber in Kraft, bis ihm das Erlöschen von
Vollmachtgeber
dem Vollmachtgeber angezeigt wird.
kann.88
Die Kraftloserklärung ist unwirksam, wenn der die Vollmacht nicht widerrufen
171. Hat Jemand durch besondere Mittheilung
177. Schließt Jemand ohne Vertretungsmacht
an einen Dritten oder durch öffentliche Bekannt
im Namen eines Anderen einen Vertrag, so hängt
machung kundgegeben, daß er einen Anderen be
die Wirksamkeit des Vertrags für und gegen den
vollmächtigt habe, so ist dieser auf Grund der Kundgebung im ersteren Falle dem Dritten gegen
Vertretenen bon. dessen Genehmigung ab.
über, im letzteren Falle jedem Dritten gegenüber
Erklärung über die Genehmigung auf, so kann
zur Vertretung befugt.
die Erklärung nur ihm gegenüber erfolgen,- eine
Die Vertretungsmacht bleibt bestehen, bis die Kundgebung in derselben Weise, wie sie erfolgt ist,
erklärte Genehmigung oder Verweigerung der Ge
widerrufen wird.88
nehmigung wird unwirksam.
Fordert der andere Theil den Vertretenen zur
vor der Aufforderung dem Vertreter gegenüber
Die Genehmigung
172. Der besonderen Mittheilung einer Bevoll
kann nur bis zum Ablaufe von zwei Wochen nach
mächtigung durch den Vollmachtgeber steht es gleich, wenn dieser dem Vertreter eine Vollmachts
dem Empfange der Aufforderung erklärt werden
urkunde ausgehändigt hat und der Vertreter sie
dem Dritten vorlegt.
wird sie nicht erklärt, so gilt sie als verweigert. 178. Bis zur Genehmigung des Vertrags ist der andere Theil zum Widerrufe berechtigt, es sei
Die Vertretungsmacht bleibt bestehen, bis die
denn, daß er den Mangel der Vertretungsmacht
Vollmachtsurkunde dem Vollmachtgeber zurück
bei dem Abschlüsse des Vertrags gekannt hat. Der
gegeben oder für kraftlos erklärt wird.
173. Die Vorschriften des § 170, des § 171
Widerruf kann auch dem Vertreter gegenüber er klärt werden.
Abs. 2 und des § 172 Abs. 2 finden keine An
179. Wer als Vertreter einen Vertrag geschlossen
wendung, wenn der Dritte das Erlöschen der Ver
hat, ist, sofern er nicht seine Vertretungsmacht
tretungsmacht bei der Vornahme des Rechtsge schäfts kennt oder kennen muß.
nachweist, dem anderen Theile nach dessen Wahl
81. Vgl. §§ 30, 31 GBO; § 48 HGB; §§ 80, 167, 753 Abs. 2, 754, 755 CPO; § 13 FrG. 82. Vgl. § 23 Abs. 1 KO; § 52 HGB; §§ 86, 246 CPO. 83. Abweichende Bestimmungen enthält.§ 15 HGB.
84. Die Form der öffentlichen Zustellung regeln §§ 204 bis 207 CPO, wobei zu beachten ist, daß die für Zustellung einer Ladung gegebenen Vorschriften zur Anwendung kommen. 85. Vgl. 88 12-19 CPO. 86. Vgl. §§ 20-23, 29-31 CPO.
zur Erfüllung oder zum Schadensersätze verpflichtet.
17
§ 180—188.
I. Buch, Allgemeiner Theil.
Bürgerliches Gesetzbuch.
wenn der Vertretene die Genehmigung des Ver
einen als dem anderen Theile gegenüber erklärt
trags verweigert.
werden.
Hat der Vertreter den Mangel der Vertretungs macht nicht gekannt, so ist er nur zum Ersätze
184.
Die nachträgliche Zustimmung (Genehmi
gung) wirkt auf den Zeitpunkt der Vornahme des
desjenigen Schadens verpflichtet, welchen der andere
Rechtsgeschäfts zurück, soweit nicht ein Anderes
Theil dadurch erleidet, daß er auf die Vertretungs
bestimmt ist. Durch die Rückwirkung werden Verfügungen
macht vertraut, jedoch nicht über den Betrag des Jntereffes hinaus, welches der andere Theil an
nicht unwirksam, die vor der Genehmigung über
der Wirksamkeit des Vertrags hat.
den Gegenstand des Rechtsgeschäfts von dem Ge
Der VeNreter haftet nicht, wenn der andere Theil den Mangel der Vertretungsmacht kannte oder kennen mußte.
Der VeNreter haftet auch
nehmigenden getroffen worden oder im Wege der Zwangsvollstreckung
oder der Arrestvollziehung
oder durch den Konkursverwalter erfolgt sind.
dann nicht, wenn er in der Geschäftsfähigkeit be
185. Eine Verfügung, die ein Nichtberechtigter
schränkt war, es sei denn, daß er mit Zustimmung
über einen Gegenstand trifft, ist wirksam, wenn
seines gesetzlichen Vertreters gehandelt hat.
sie mit Einwilligung des Berechtigten erfolgt.
180.
Bei einem einseitigen Rechtsgeschäft ist Ver-
Die Verfügung wird wirksam, wenn der Be
Hat
rechtigte sie genehmigt oder wenn der Verfügende
jedoch derjenige, welchem gegenüber ein solches
den Gegenstand erwirbt oder wenn er von dem
trettmg ohne Bertretungsmacht llnzulässig.
Rechtsgeschäft vorzunehmen war, die von dem
Berechtigten beerbt wird und dieser für die Nach
Vertreter behauptete Bertretungsmacht
laßverbindlichkeiten unbeschränkt haftet.
bei
der
Vornahme des Rechtsgeschäfts nicht beanstandet oder ist er damit einverstanden gewesen, daß der
In den
Vertreter ohne VeNretungsmacht handele, so finden
beiden letzteren Fällen wird, wenn über den Gegen stand mehrere mit einander nicht in Einklang stehende Verfügungen getroffen worden sind, nur
die Vorschriften über Verträge entsprechende An-
die frühere Verfügung wirksam.
wendung.
Das Gleiche gilt, wenn ein einseitiges
Rechtsgeschäft gegenüber einem Vertreter ohne Ver
tretungsmacht mit dessen Einverständnisse vorge nommen wird.
Vierter Abschnitt. 186.
181. Ein Vertreter kann, soweit nicht ein Anderes
Fristen. Termine.
Für die in Gesetzen, gerichtlichen Ber-
fügtlngen und Rechtsgeschäften enthaltenen Frist-
ihn: gestattet ist, int Namen des Vertretenen mit
und Terminsbestimmungen gelten die Auslegungs
sich im eigenen Namen oder als Vertreter eines
vorschriften der §§ 187 bis 193.88 *
Drittelt ein Rechtsgeschäft nicht vornehmen, es
187. Ist für den Anfang einer Frist ein Ereigniß
sei denn, daß das Rechtsgeschäft ausschließlich in
oder ein in den Lauf eines Tages fallender Zeit
der Erfülluttg einer Verbindlichkeit besteht.
punkt maßgebend, so wird bei der Berechnung der
Sechster Titel.
Ereigniß oder der Zeitpunkt fällt.88
Frist der Tag nicht mitgerechnet, in welchen das
Einwilligung.
Genehmigung.
Hängt die Wirksamkeit eines Vertrags
Ist der Beginn eines Tages der für den Anfang
oder eines einseitigen Rechtsgeschäfts, das einem
einer Frist maßgebende Zeitpunkt, so wird dieser
Anderen gegenüber vorzunehmen ist, von der Zu-
Tag bei der Berechmtng der Frist mitgerechnet.
182.
stimmung eines Dritten ab, so kann die Ertheilung
Das Gleiche gilt von dem Tage der Geburt bei
sowie die Verweigerung der Zttstimmung sowohl
der Berechnung des Lebensalters.
dem
einen als dem
attderen Theile gegenüber
erklärt werden.
188.
Eine nach Tagen bestimmte Frist endigt
mit dem Ablaufe des letzten Tages der Frist.90
Die Zustimmuttg bedarf nicht der für das Rechts
geschäft bestimmten gornt.87
Eine Frist, die nach Wochen, nach Monaten oder
nach einem mehrere Monate ttmfaffenden Zeit-
Wird ein einseitiges Rechtsgeschäft, dessen Wirk
samkeit vott der Zustimmung eines Dritten ab hängt, mit Einwilligung des Drittelt vorgenommen, so finden die Vorschriften des § 111 Satz 2, 3
entsprechende Anwendung.
183.
Die vorherige Zustimmung (Einwilligung)
ist bis zur Vornahme des Rechtsgeschäfts wider ruflich, soweit nicht aus dem ihrer Ertheilung zu
Grunde liegenden Rechtsverhältniffe flch ein An
deres ergiebt.
Der Widerruf kann sowohl dem
88. Der nachfolgende
Abschnitt
hat
für das gelammte
öffentliche und private Reichs- und Landesrecht Geltung, soweit
nicht in den Gesetzen, in gerichtlichen Verfügungen und Rechts
geschäften rechtsgültige, abweichende Bestimmungen getroffen sind. Für die AuSschlußfrist gellen indeffen die Bestimmungen
dieses AbschnllteS nicht, soweit sie nicht ausdrücklich für an wendbar erklärt sind. Vgl. hierzu § 222 Abs. 1 TPO; §§ 359, 361 HGB; §§ 17 Abs. 1
FrG.
Besondere Bestimmungen
über Fristenlauf sind unter anderen enthallen in §§ 221—223 TPO; § 41 KO.
89. Entsprechend Art. 32 Nr. 1 WO. 90. Das BGB kennt nur solche Fristen, bei welchen als
87. Ausnahmen von dieser Vorschrift sind sowohl im BGB
kleinste Zelleinhell der Tag angenommen ist.
Für die nach
(z. B. §§ 1516 Abs. 2, 1517 Abs. 1), als auch in § 29 GBO
Stunden (z. B. §§ 216, 217, 222 Abs. 3 TPO) zu berech
enthalten.
nenden Fristen sind keine Bestimmungen getroffen.
System. Samml. d. i. E.-L. gelt. Ges. Bd. I.
2
18
I. Buch. Allgemeiner Theil.
Bürgerliches Gesetzbuch.
§ 189—196.
raume — Jahr, halbes Jahr, Vierteljahr — be
stimmt ist, endigt im Falle des § 187 Abs. 1 mit
Fünfter Abschnitt.
Verjährung."
dem Ablaufe desjenigen Tages der letzten Woche
194. Das Recht, von einem Anderen ein Thun
oder des letzten Monats, welcher durch seine Be
oder ein Unterlasten zu Verlangen (Anspruch), unter
nennung oder seine Zahl dem Tage entspricht, in
liegt der Verjährung.
den das Ereigniß oder der Zeitpunkt fällt, im Falle des § 187 Abs. 2 mit dem Ablaufe desjenigen
Der Anspruch aus
einem
familienrechtlichen
Verhältniß unterliegt der Verjährung nicht, soweit
Tages der letzten Woche oder des letzten Monats,
er auf die Herstellung des dem Verhältniß ent
welcher denr Tage vorhergeht, der durch seine
sprechenden Zustandes für die Zukunft gerichtet ist.
Benennung oder seine Zahl dem Anfangstage der
195. Die regelmäßige Verjährungsfrist beträgt dreißig Jahre.
Frist entspricht. Fehlt bei einer nach Monaten bestimmten Frist
196. In zwei Jahren verjähren die Ansprüche:
in dem letzten Monate der für ihren Ablauf maß
1. der Kaufleute,99 Fabrikanten, Handwerker
gebende Tag, so endigt die Frist mit dem Ablaufe
und derjenigen, welche ein Kunstgewerbe be
des letzten Tages dieses Monats.91 92
treiben,für Lieferung vonWaaren, Ausführung
Unter einem halben Jahre wird eine Frist
von Arbeiten und Besorgung ftemder Geschäfte,
von sechs Monaten, unter einem Vierteljahre eine
mit Einschluß der Auslagen, es sei denn, das;
Frist von drei Monaten, unter einem halben Monat
die Leistung für den Gewerbebetrieb des Schuld
189.
eine Frist von fünfzehn Tagen verstanden.
ners erfolgt-
Ist eine Frist auf einen oder mehrere ganze
2. derjenigen, welche Land- oder Forstwirtschaft
Monate und einen halben Monat gestellt, so sind
betreiben, für Lieferung von land- oder forstwirthschaftlichen Erzeugnissen, sofern die Liefe
die fünfzehn Tage zuletzt zu zählen." 190. Im Falle der Verlängerung einer Frist
wird die neue Frist von dem Ablaufe der vorigen
rung zur Verwendung im Haushalte des
Schuldners erfolgt3. der Eisenbahnunternehmungen, Frachtfuhr
Frist an berechnet.93 191. Ist ein Zeitraum nach Monaten oder nach
leute, Schiffer, Lohnkutscher und Boten ivegen
Jahren in dem Sinne bestimmt, daß er nicht zu-
des Fahrgeldes, • der Fracht, des Fuhr- und
sammenhängmd
zu verlaufen
braucht, so wird
der Monat zu dreißig, das Jahr zu dreihundert
Botenlohns, mit Einschluß der Auslagen 4. der Gastwitthe und derjenigen, welche Speisen
oder Getränke gewerbsmäßig verabreichen, für
fünfundsechzig Tagen gerechnet.
192. Unter Anfang des Monats wird der erste,
Gewährung von Wohnung und Beköstigung
unter Mitte des Monats der fünfzehnte, unter
sowie für andere den Gästen zur Beftiedtgung
Ende des Monats der letzte Tag des Monats
ihrer Bedürfnisse gewährte Leisttrngen, mit
Einschluß der Auslagen,-
verstanden.94
193.95 96Ist * * an einem bestimmten Tage oder
innerhalb einer Frist eine Willenserklärung abzu
5. derjenigen,
welche
Lotterieloose vettreiben,
aus dem Vertriebe der Loose, es sei denn, dag
geben oder eine Leistung zu bewirken und fällt der
die Loose zum Weitervertriebe geliefert werden -
bestimmte Tag oder der letzte Tag der Frist auf
6. derjenigen, welche bewegliche Sachen gewerbs
einen Sonntag oder einen am Erklärungs- oder
Letstungsorte staatlich
anerkannten
allgemeinen
mäßig vermiechen, wegen des Miethzinses-
7. derjenigen, welche, ohne zu den in Nr. 1 bezeich
Feiertag," so tritt an die Stelle des Sonntags
neten Personen zu gehören, die Besorgung
oder des Feiertags der nächstfolgende Werktag.
fremder
Geschäfte
oder
die
Leistung von
Dimsten gewerbsmäßig betreiben, wegen der 91. Entsprechend Art. 32 Nr. 2 WO.
ihnen aus dem Gewerbebetriebe gebührenden
92. Entsprechend Art. 32 Abs. 2 WO.
Indessen fehlt eine Vorschrift darüber, welche Bedeutung die Bestimmung einer Frist von 8 Tagen hat.
(vgl. g 359
Abs. 2 HGB).
Vergütungen, mit Einschluß der Auslagen-
8. derjenigen, welche im Privatdienste steher,
wegen des Gehalts, Lohnes oder andern
93. Entsprechend § 224 Abs. 3 CPO.
94. Entsprechend Art. 30 WO,
vgl. auch § 359 Abs. 1
HGV. 95. Entsprechend § 222 Abs. 2, 3 EPO; Art. 92 WO ; g 17
Dtensrbezüge, mit Einschluß der Auslager, sowie der Dienstberechtigten wegen der aus solche Ansprüche gewähtten Vorschüsse-
Abs. 2 FrG.
96. Das Landesrecht ist maßgebend,
sofern keine reichs
gesetzliche Bestimmung darüber besteht. ES kommen für Els.-
Pfingstmontag).
Die Minv v. 16. August
1892
bestimm
al» Festtage im Sinne der GewO die gleichen Tage, der
Genuin»! X (Weihnachten,
Charfteitag indessen nur für diejenigen Gemeinden, in welcher
Christi Himmelfahrt, Mariä Himmelfahrt, Allerheiligen); StRG v. 20. März 1810 (Neujahrstag); G. v. 19. Ökt.
sich eine protestantische Kirche oder eine Simullankirche befinde.
Lothr. in Betracht: B. v. 29.
97. UedergangSbestimmung Art. 169 EG.
sowie als
Unberührt bleiben die Bestimmungen über die Verjährung
Feier-, Fest- und Ruhetage im Sinne des EnregistrementSg.
des öffentlichen Rechts z. v. von Steuern, Enregistrementb-
v. 22. Frimaire VII — Art. 25, 54 — sind außer den vor-
gebühren, Erbschaftssteuern und dergl.
1887 (Allgemeine Feiertage im Sinne der RG,
genannten noch der Eharfrettag, der Ostermontag und der
98. vgl. gg 1-7 HGV.
Bürgerliches Gesetzbuch.
I. Buch. Allgemeiner Theil.
§ 197—204.
19
9. der gewerblichen Arbeiter—Gesellen, Gehülfen,
des § 196 Abs. 1 Nr. 6 fallen, und die Ansprüche
Lehrlinge, Fabrikarbeiter—, der Tagelöhner und Handarbeiter wegen des Lohnes und anderer an Stelle oder als Theil des Lohnes vereinbarter Leistungen, mit Ein schluß der Auslagen, sowie der Arbeitgeber wegen der auf solche Ansprüche gewährten Vorschüsse,der Lehrherren und Lehrmeister wegen des Lehrgeldes und anderer im Lehrvertrage ver einbarter Leistungen sowie wegen der für die Lehrlinge bestrittenen Auslagen,der öffentlichen Anstalten, welche dem Unter richte, der Erziehung, Verpflegung oder Hei lung dienen, sowie der Inhaber von Privat anstalten solcher Att für Gewährung von Unterricht, Verpflegung oder Heilung und für die damit zusammenhängenden Aufwend ungen,derjenigen, welche Personen zur Verpflegung oder zur Erziehung aufnehmen, für Leistungen und Aufwendungen der in Nr. 11 bezeich neten Attder öffentlichen Lehrer und der Privatlehrer wegen ihrer Honorare, die Ansprüche der öffentlichen Lehrer jedoch nicht, wenn sie auf Grund besonderer Einttchttrngen gestundet sindder Aerzte, insbesondere auch der Wundärzte, Geburtshelfer, Zahnärzte und Thierärzte, so wie der Hebammen für ihre Dienstleistungen, mit Einschluß der Auslagender Rechtsanwälte, Notare und Gerichts vollzieher sowie aller Personen, die zur Be sorgung gewisser Geschäfte öffentlich bestellt oder zugelassen sind, wegen ihrer Gebühren und Auslagen, soweit nicht diese zur Staats kasse fließen,8»
auf Rückstände von Renten, Auszugsleistungen, Besoldungen, Wattegeldern, Ruhegehalten, Urtterhaltsbeiträgen und allen anderen regelmäßig wtederkehrenden Leistungen. 198. Die Verjährung beginnt mit der Entsteh ung des Anspruchs."» Geht der Anspruch auf ein Unterlassen, so beginnt die Verjährung mit der Zuwiderhandlung. 199. Kann der Berechtigte die Leistung erst ver langen, wenn er dem Verpflichteten gekündigt hat, so beginnt die Verjährung mit dem Zeitpunkte, von welchem an die Kündigung zulässig ist. Hat der Verpflichtete die Leistung erst zu bewirken, wenn seit der Kündigung eine besttmmte Fttst verstttchen ist, so wird der Beginn der Verjährung um die Dauer der Fttst hinausgeschoben. 200. Hängt die Entstehung eines Anspruchs davon ab, daß der Berechttgte von einem ihm zustehenden Anfechtungsrechte Gebrauch macht, so beginnt die Verjährung mit dem Zeitpunkte, von welchem an die Anfechtung zulässig ist. Dies gilt jedoch nicht, wenn die Anfechtung sich auf ein familienrechtliches Verhältniß bezieht. 201. Die Verjährung der in den §§ 196, 197 bezeichneten Ansprüche beginnt mit dem Schluffe
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16. der Patteien wegen der ihren Rechtsanwälten geleisteten Vorschüsse,-99 100 17. der Zeugen und Sachverständigen wegen ihrer Gebühren und Auslagen,-101 102 103 Soweit die im Abs. 1 Nr. 1, 2, 5 bezeichneten Ansprüche nicht der Verjährung von zwei Jahren unterliegen, verjähren sie in vier Jahren. 197. In vier Jahren verjähren die Ansprüche auf Rückstände von Zinsen, mit Einschluß der als Zuschlag zu den Zinsen zum Zwecke allmählicher Tilgung des Kapitals zu entrichtenden Bettäge, die Ansprüche auf Rückstände von Miech- und Pachtzinsen, soweit sie nicht unter die Vorschttft 99. Welche
Personen
zur Besorgung
gewisser Geschäfte
öffentlich bestellt oder zugelassen sind, bestimmt die Landes gesetzgebung. Bgl. insbesondere §§ 12, 22, 52 G. v. 31. Mürz
des Jahres, in welchem der nach den §§ 198 bis 200 maßgebende Zeitpunkt einttttt. Kann die Leistung erst nach dem Ablauf einer über diesen Zeitpunkt htnausreichenden Frist verlangt werden, so beginnt die Verjährung mit dem Schluffe des
Jahres, in welchem die Frist abläuft. 202. Die Verjährung ist gehemmt, solange die Leistung gestundet oder der Verpflichtete aus einem anderen Grunde vorübergehend zur Verweigerung der Leistung berechtigt ist. Diese Vorschrift findet keine Anwendung auf die Einrede des Zurückbehaltungsrechts, des nicht er füllten Vettrags, der mangelnden Sicherheits leistung, der Borausklage sowie auf die nach § 770 dem Bürgen und nach den §§ 2014, 2015 dem Erben zustehenden Einreden. 203. Die Verjährung ist gehemmt, solange der Berechttgte durch Stillstand der Rechtspflege inner halb der letzten sechs Monate der Verjährungsfttst an der Rechtsverfolgung verhindett ist. Das Gleiche gilt, wenn eine solche Verhinderung in anderer Weise durch höhere Gewalt herbeigefühtt toitö.108 204. Die Verjährung von Ansprüchen zwischen Ehegatten ist gehemmt, solange die Ehe besteht. Das Gleiche gilt von Ansprüchen zwischen Eltern und Kindern während der Minderjähttgkeit der Kinder und von Ansprüchen zwischen dem Vor-
1884; § 36 GewO.
102. Bezüglich der Gebühr der Rechtsanwälle vgl. § 85
100. «gl. § 32 Abs. 2 RAO. 101. Unbeschadet der durch § 16 GebO. für Zeugen und
Sachverständige GG).
eingefühtten
Ausschlußfrist
(arg. Att. 32
GebO für RA, bezüglich
zieher § 20 GebO für G«. 103. vgl. § 245 CPO.
der Gebühren
der Gerichtsvoll
20
Bürgerliches Gesetzbuch.
I. Buch. Allgemeiner Theil.
mund und dem Mündel während der Dauer des Bormundschaftsverhältniff cd.104 205. Der Zeitraum, während dessen die Ver jährung gehemmt ist, wird in die Verjährungsfrist nicht eingerechnet. 206. Ist eine geschäftsunfähige oder in der Ge schäftsfähigkeit beschränkte Person ohne gesetzlichen Vertreter, so wird die gegen sie laufende Ver jährung nicht vor dem Ablaufe von sechs Monaten nach dem Zeitpunkte vollendet, in welchem die Person mrbeschränkt geschäftsfähig wird oder der Mangel der Vertretung aufhört. Ist die Ver jährungsfrist kürzer als sechs Monate, so tritt der für die Verjährung bestimmte Zeitraum an die Stelle der sechs Monate. Diese Vorschriften finden keine Anwendung, so weit eine in der Geschäftsfähigkeit beschränkte Person prozetzfähig 106 ist. 207. Die Verjährung eines Anspruchs, der zu einem Nachlasse gehört oder sich gegen einen Nach latz richtet, wird nicht vor dem Ablaufe von sechs Monaten nach dem Zeitpunkte vollendet, in welchem die Erbschaft von dem Erben angenommen oder der Konkurs über den Nachlaß eröffnet wird oder von welchem an der Anspruch von einem Vertreter oder gegen einen Vertreter geltend gemacht werden kann. Ist die Verjährungsfrist kürzer als sechs Monate, so tritt der für die Verjährung bestimmte Zeitraum an die Stelle der sechs Monate. 208. Die Verjährung wird unterbrochen, wenn der Verpflichtete dem Berechtigten gegenüber den Anspruch durch Abschlagzahlung, Zinszahlung, Sicherheitsleistung oder in anderer Weise anerkennt.
209. Die Verjährung wird unterbrochen, wenn der Berechtigte auf Befriedigung oder auf Fest stellung des Anspruchs,"« auf Ertheilung der Voll streckungsklausel 197 oder auf Erlassung des Voll streckungsurtheils 108 Klage erhebt.109 Der Erhebung der Klage stehen gleich: 1. die Zustellung eines Zahlungsbefehls im Mahnverfahren-"9 2. die Anmeldung des Anspruchs im Konkurse ;llt 3. die Geltendmachung der Aufrechnung des An spruchs im Prozesse-"8 4. die Streitverkündung in dem Prozesse, von dessen Ausgange der Anspruch abhängt-"8 5. die Vornahme einer Vollstreckungshand104. Zu beachten ist hier § 1915 BGG. 105. vgl. § 52 CPO. 106. 88 256, 280. 281 TPO. 107. § 731 LPO. 108. §§ 722, 1042 CPO. 109. 88 207, 253, 499, 500, 510 Äbs. 2, 696, 771 CPO (vgl. auch Att. 152 CG). 110. 88 688, 693 CPO. 111. 8 139 SO. 112. Entweder Im Wege der Einrede nach §§ 278, 281 LPO oder in der Form de- 8 767 CPO113. 88 72-74 CPO.
§ 205—214.
lung"4 und, soweit die Zwangsvollstreckung den Gerichten oder anderen Behörden zuge wiesen ist,"8 die Stellung des Antrags auf Zwangsvollstrecklmg. 210. Hängt die Zulässigkeit des Rechtswegs von der Vorentscheidung einer Behörde"8 ab oder hat die Bestimmung des zuständigen Gerichts durch ein höheres Gericht zu erfolgen/" so wird die Ver jährung durch die Einreichung des Gesuchs an die Behörde oder das höhere Gericht in gleicher Weise wie durch Klageerhebung unterbrochen, wenn die Klage binnen drei Monatm nach der Erledigung des Ge suchs erhoben wird. Auf diese Frist finden die Vorschriften der §§ 203, 206, 207 entsprechende Anwendung. 211. Die Unterbrechung durch Klageerhebung dauett fort, bis der Prozeß rechtskräftig"8 ent schieden oder anderweit"9 erledigt ist. Geräth der Prozeß in Folge einer Vereinbarling oder dadurch, daß er nicht betrieben wird, in Still stand,"9 so endigt die Unterbrechung mit der letzten Prozeßhandlung der Patteien oder des Gerichts. Die nach der Beendigung der Unterbrechung be ginnende neue Verjährung wird dadurch, daß eine der Parteien den Prozeß weiter betreibt, in gleicher Weise wie durch Klageerhebung unterbrochen. 212. Die Unterbrechung durch Klageerhebung gilt als nicht erfolgt, wenn die Klage zurückgenommen oder durch ein nicht in der Sache selbst entscheidendes Unheil rechtskräftig 181 abgewiesen wird. "8 Erhebt der Berechtigte binnen sechs Monaten von neuem Klage, so gilt die Verjährung als durch die Erhebung der ersten Klage unterbrochen. Auf diese FNst finden die Vorschriften der §§ 203, 206, 207 entsprechende Anwendung. 213. Die Unterbrechung durch Zustellung eines Zahlungsbefehls im Mahnverfahren gilt als nicht erfolgt, wenn die Wirkungen der Rechthängigkeit erlöschen."8 214. Die Unterbrechung durch Anmeldung im Konkurse bauert fort, bis der Konkurs beendigt ist."4 Die Unterbrechung gilt als nicht erfolgt, wenn die Anmeldung zurückgenommen wird. 114. Vgl. §§ 808, 809, 814, 815, 826, 829 ff., 835, 844, 866, 867, 872 ff., 883, 885, 887 ff. CPO. - §8 15, 46 ZVG. (nicht 845 ober 781 ober 782 CPO.) 115. 5o in §§ 828, 867 (mit § 1 GBO) 887- 890, 790, 791 CPO; § 1 ZVG. Vgl. noch 8 14 Postg. v. 28. Ok tober 1871. 116. Vgl. hierzu § 39 AG z. «. GB ; § 11 Abs. 2 CG zur GBG; § 11 AG z. GBG. 117. Vgl. §§ 36, 37 CPO ; 8 2 ZVG. 118. § 705 CPO. 119. z. B. Gerichtlicher Vergleich im Sinne bc8 8 "94 Nr. 1 CPO. 120. z. B. § 251 CPO. 121. § 705 CPO. 122. Vgl. § 271 CPO. 123. Vgl. §8 697, 700, 701 CPO. 124. Nach Maßgabe ber §§ 163, 190, 202, 204 KO.
Bürgerliches Gesetzbuch.
I. Buch. Allgemeiner Theil.
Wird bei der Beendigung des Konkurses für eine Forderung, die in Folge eines bei der Prüfung erhobenen Widerspruchs in Prozeh befangen ist, ein Betrag zurückbehalten,185 so dauert die Unter brechung auch nach der Beendigung des Konkurses fort,- das Ende der Unterbrechung bestimmt sich nach den Vorschriften des § 211. 215. Die Unterbrechung durch Geltendmachung der Aufrechnung im Prozeß oder durch Streit verkündung dauert fort, bis der Prozeß rechtskräftig entschieden oder anderweit erledigt ist; die Vor schriften des § 211 Abs. 2 finden Anwendung. Die Unterbrechung gilt als nicht erfolgt, wenn nicht binnen sechs Monaten nach der Beendigung des Prozesses Klage auf Befriedigung oder Fest stellung des Anspruchs erhoben wird. Auf diese Frist finden die Vorschriften der §§ 203, 206, 207 entsprechende Anwendung. 216. Die Unterbrechung durch Vornahme einer Vottstreckungshandlung gilt als nicht erfolgt, wenn die Vollstreckungsmaßregel auf Antrag des Be rechtigten oder wegen Mangels der gesetzlichen Vorarlssetzungen aufgehoben wird. Die Unterbrechung durch Stellung des Antrags auf Zwangsvollstreckung gilt als nicht erfolgt, wenn dem Anträge nicht stattgegeben oder der Antrag vor der Vornahme der Vollstreckungshandlung zu rückgenommen oder die erwirkte Vollstreckungs maßregel nach Abs. 1 aufgehoben wird. 217. Wird die Verjährung unterbrochen, so kommt die bis zur Unterbrechung verstrichene Zeit nicht in Betracht; eine neue Verjährung kann erst nach der Beendigung der Unterbrechung beginnen. 218. Ein rechtskräftig festgestellter Anspruch 186 verjährt in dreißig Jahren, auch wenn er an sich einer kürzeren Verjährung unterliegt. Das Gleiche gilt von dem Anspruch aus einem vollstreckbaren Vergleich oder einer vollstreckbaren Urkunde 187 sowie von einem Ansprüche, welcher durch die im Konkurs erfolgte Feststellung 188 vollstreckbar ge worden ist. Soweit sich die Feststellung auf regelmäßig wiederkehrende, erst künftig fällig werdende Leistmigen bezieht, bewendet cs bei der kürzeren Ver jährungsfrist. 219. Als rechtskräftige Entscheidung im Sinne ves § 211 Abs. 1 und des § 218 Abs. 1 gilt auch ein unter Vorbehalt ergangenes rechtskräftiges Urtheil."8 220. Ist der Anspruch vor einem Schiedsge richt 180 oder einem besonderen Gerichte, 181 vor 125. Nach Maßgabe des § 168 1 KO. 126. Insbesondere auch tz 7943 u. 4 ^er hei der Hinterlegungsstelle meldet -
sie unthunlich ist. 375. Ist die hinterlegte Sache der Hinter
wenn er auf das Recht zur Rücknahme verzichtet
Unterlassung
pflichtet.
ist
er
zum
Schadensersätze
Die Anzeige darf unterbleibe::,
legungsstelle durch die Post übersendet worden,
so wirkt die Hinterlegung auf die Zeit der Aufgabe der Sache zur Post zurück. 376. Der Schuldner hat das Recht, die hinter
legte Sache zurückzunehmen. Die Rücknahme ist ausgeschlossen:
hat?" 383.
Ist die geschuldete bewegliche Sache zur
Hinterlegung nicht geeignet, so kann der Schuldner
sie im Falle des Verzugs des Gläubigers an: Leistungsorte versteigern lassen und den Erlös Das Gleiche gilt in den Fällen des
hinterlegen.
1. wenn der Schuldner der Hinterlegungsstelle
erklärt, daß er auf das Recht zur Rücknahme verzichte 2. wenn der Gläubiger der Hinterlegungsstelle die Annahme erklärt 3. wenn der Hinterlegungsstelle ein zwischen dem
Gläubiger und dem Schuldner ergangenes rechtskräftiges Urtheil vorgelegt wird, das
die Hinterlegung
)ner ist zur Rücknahme berechtigt, auch
für rechtmäßig erklärt."
377. Das Recht zur Rücknahme ist der Pfändung
§ 372 Satz 2, wenn der Verderb der Sache zu besorgen oder die Aufbewahrung mit unverhältniß
mäßigen Kosten verbunden ist. Ist von der Versteigerung an: Leistungsort ein angemessener Erfolg nicht zu erwarten, so ist die Sache an
einem geeigneten
versteigern. Die Versteigerung hat
anderen Orte
zu
durch einen für den
Versteigerungsort bestellten Gerichtsvollzieher oder
zu
Versteigerungen befugten anderen Beamten
nicht unterworfen?" Wird über das Vermögen des Schuldners der
oder öffentlich angestellten Versteigerer53 öffentlich
Konkurs eröffnet, so kann während des Konkurses
Ort der Versteigerung
das Recht zur Rücknahme auch nicht von dem
Bezeichnung
Schuldner ausgeübt werden. 378. Ist die Rücknahme der hinterlegten Sache
machen. 384. Die Versteigerung ist erst zulässig, nachdem
ausgeschlossen, so wird der Schuldner durch die
sie dem Gläubiger angedroht
Hinterlegung von seiner Verbindlichkeit in gleicher
Androhung darf unterbleiben, wenn die Sache
Weise befreit, wie wenn er zur Zeit der Hinter
dem Verderb ausgesetzt und mit dem Aufschübe
legung an den Gläubiger geleistet hätte. 379. Ist die Rücknahme der hinterlegten Sache
der Versteigerung Gefahr verbunden ist.
nicht ausgeschlossen, so kann der Schuldner den
Versteigerung unverzüglich zu benachrichtigen- im Falle der Unterlassung ist er zum Schadensersätze
Gläubiger auf die hinterlegte Sache verweisen.
Solange die Sache hinterlegt ist, trägt
der
Gläubiger die Gefahr und ist der Schuldner nicht 48. Vgl. Artt. 144, 145, 146 EG. 49. Vgl. auch § 75 CPO. 50. Wesentlich für 8 1 KO.
zu erfolgen (öffentliche Versteigerung). der
Sache
sind
unter
öffentlich
Zeit und
allgemeiner bekannt
worden
ist-
zu
die
Der Schuldner hat den Gläubiger von der
verpflichtet. 51. Die Erklärung wird event, durch die Verurtheilung er setzt (§ 894 CPO) — vgl. auch Art. 145 EG. 52. Vgl. Art. 145 EG; § 142 ZVG. 53. Neben den Gerichtsvollziehern sind die Notare zuständig.
Bürgerliches Gesetzbuch.
II. Buch. Recht der Schuldverhältnisse.
Die Androhung und die Benachrichtigung dürfen
unterbleiben, wenn sie unthunlich sind.
§ 385—397.
35
dann ausgeschlossen, wenn der Schuldner seine
Forderung nach der Beschlagnahme erworbm hat
385. Hat die Sache einen Börsen- oder Markt
oder wenn seine Forderung erst nach der Be
preis, so kann der Schuldner den Berkaus aus
schlagnahme und später als die in Beschlag ge
freier Hand durch einen zu solchen
nommene Forderung fällig geworden ist.
Verkäufen
eine zur öffentlichen Versteigerung befugte Person
393. Gegen eine Forderung aus einer vorsätzlich begangenen unerlaubten Handlung ist die Auf
zum laufenden Preise bewirken."
rechnung nicht zulässig.
öffentlich ermächtigten Handelsmäkler oder durch
386.
394. Soweit eine Forderung der Pfändung nicht
Die Kosten der Versteigerung oder des nach § 385 erfolgten Verkaufs fallen dem Gläubiger
unterworfen ist," findet die Auftechnung gegen
zur Last, sofern nicht der Schuldner dm hinter
die Forderung nicht statt. Gegen die aus Kranken-,
legten Erlös zurücknimmt.
Dritter Titel.
387. ungen,
Hülfs- oder Sterbekaffen, insbesondere aus Knapp schaftskassen und Kassen der Knappschaftsvereine,
Aufrechnung.
zu beziehenden Hebungen können jedoch geschuldete
Schulden zwei Personen einander Leist die ihrem Gegenstände nach gleichartig
sind, so kann jeder Theil seine Forderung gegen
Beiträge aufgerechnet werden.
395. Gegen eine Forderung des Reichs oder eines Bundesstaats sowie gegen eine Forderung
die Forderung des anderen Theiles aufrechnen,
einer Gemeinde oder eines anderen Kommunat
sobald er die ihm gebührende Leistung fordem
verbandes ist die Auftechnung nurzulässig, wenn die
und die ihm obliegende Leistung bewirken kann."
Leistung an dieselbe Kasse zu erfolgen hat, aus
388. Die Aufrechnung erfolgt durch Erklärung
der die Forderung des Aufrechnenden zu berich tigen ist.
gegenüber dem anderen Theile. Die Erklärung ist unwirksam, wenn sie unter einer Zedingung oder einer Zeitbestimmung abgegeben wirk.
389.
396. Hat der eine oder der andere Theil mehrere zur Auftechnung geeignete Forderungen, so kann
Die Aufrechnung bewirkt, daß die For
der auftechnende Theil die Forderungen bestimmen,
derungen, soweit sie sich decken, als in dem Zeit
die gegen einander aufgerechnet werden sollen. Wird
punkt erloschen gellen, in welchem sie zur Auf
die Auftechnung ohne eine solche Bestimmung er
rechnung geeignet einander gegenübergetreten sind.
klärt oder widerspricht der andere Theil unverzüg
390. Eine Forderung, der eine Einrede ent gegensteht, kann nicht aufgerechnet werden. Die
sprechende Anwendung.
lich, so findet die Vorschrift' des § 366 Abs. 2 ent
Verjährung schließt die Auftechnung nicht aus,
Schuldet der aufrechnende Theil dem anderen
wenn die verjährte Forderung zu der Zeit, zu
Theile außer der Hauptleistung Zinsen und Kosten,
welcher sie gegen die andere Forderung aufge
so finden die Vorschriften des § 367 entsprechende
rechnet werden konnte, noch nicht verjährt war.
Anwendung.
391. Die Aufrechnung wird nicht dadurch aus
Vierter Titel.
geschlossen, daß für die Forderungen verschiedene
Leistungs- oder Ablieferungsorte bestehen.
Der
Erlaß.
397. Das Schuldverhältniß erlischt, wenn der
aufrechnende Theil hat jedoch den Schaden zu
Gläubiger dem Schuldner durch Vertrag die Schuld
ersetzen, den der andere Theil dadurch erleidet,
erläßt.
daß er in Folge der Auftechnung die Leistung
Das Gleiche gilt, wenn der Gläubiger durch
nicht an dem bestimmten Orte erhält oder be
Vertrag mit dem Schuldner anerkennt, daß das
wirken kann.
Schuldverhältniß nicht bestehe.
Ist vereinbart, daß die Leistung zu einer be
stimmten Zeit an einem bestimmten Orte erfolgen soll, so ist im Zweifel anzunehmen, daß die Auf rechnung einer Forderung, für die ein anderer
Leistungsort besteht, ausgeschlossen sein soll.
392. Durch die Beschlagnahme" einer For derung wird die Auftechnung einer dem Schuldner gegen beit Gläubiger zustehenden Forderung nur 54. Vgl. § 29 ff. Börsengesetz v. 22. Juni 1896; § 39 AG. z. FrG. 55. Ueber die Aufrechnung im Konkurse siehe §§ 53 ff. KO. Ueber die Aufrechnung vermittelst Kontokorrent- vgl. §§ 355-357 HGV; vgl. auch 88 221, 469 Abs. 3 HGB. 56. Auch bei der Aufrechnung im Laufe eine- Prozesse(vgl. §§ 145 Abs. 3, 302, 322 Abs. 2, 529 Abs. 3 TPO) ist dieie Erklärung erforderlich. 57. §§ 829, 845, 930, 936 CPO; § 20-22, 148 ZBG.
58. Bgl. Art. 81 EG, 88 850-852 LPO. 88 56, 65, 72 RG v. 15. Juni 1883 bzw. 10. April 1892 (Krankenversicherung), 8 10 RG v. 7. April 1876 bzw. l.Juni 1884 (Einge schriebene HülfSkassen), § 68 RG v. 6. Juli 1884 (Unfallversicherung), RG v. 28. Mai 1885 (Unfall- und Krankenversicherung), 8 73 RG v. 5. Mai 1886 (Unfall- und Krankenver sicherung), 8 38 Abs. 2 RG v. 11. Juli 1887 (Unfallversicherung der Bauarbeiter), 8 76 RG v. 13. Juli 1887 (Seeunfallverficherung), 8 40 RG v. 22. Juni 1889 (Invalidität-- und Alters versicherung), 8 100 c. Abs. 2 GewO. 8 45 RG. v. 2. Mai 1874. Ein Genossenschafter kann gegen seine geschuldete Einzahlung keine Aufrechnung geltend machen. 8 22 Abs. 3 RG v. 1. Mai 1889.
36
Bürgerliches Gesetzbuch.
II. Buch.
Recht der Schuldverhältniffe.
§ 398—410.
denn, daß er bei dem Erwerbe der Forderung von
Vierter Abschnitt. Übertragung der Forderung.
der Abtretung Kenntniß hatte oder daß die For
derung erst nach der Erlangung der Kenntniß und
398. Eine Forderung kann von dem Gläubiger
später als die abgetretene Forderung fällig ge
durch Vertrag mit einem Anderen auf diesen über
worden ist.
tragen werden (Abtretung). Mit dem Abschluffe des
Vertrags tritt der neue Gläubiger an die Stelle
407. Der neue Gläubiger muß eine Leistung^ die der Schuldner nach der Abtretung an den
des bisherigen Gläubigers.69
bisherigen Gläubiger bewirkt, sowie jedes Rechts
399. Eine Forderung kann nicht abgetreten wer
geschäft, das nach der Abtrettmg zwischen dem
den, wenn die Leistung an einen anderen als den
Schuldner und dem bisherigen Gläubiger in An
ursprünglichen Gläubiger nicht ohne Veränderung
sehung der Forderung vorgenommen wird, gegen
ihres Inhalts erfolgen kann oder wenn die Ab
sich gelten lassen, es sei denn, daß der Schuldner
tretung durch Vereinbarung mit dem Schuldner
die Abtretung bei der Leistung oder der Vor
ausgeschloffen ist*60
nahme des Rechtsgeschäfts kennt.
400. Eine Forderung kann nicht abgetreten wer
Ist in einem nach der Abttetung zwischen dem
den, soweit sie der Pfändung nicht unterworfen ist.61 62 Schuldner und dem bisherigen Gläubiger anhängig
401. Mit der abgetretenen Forderung gehen die Hypotheken oder Pfandrechte, die für sie bestehen,
gewordenen Rechtsstteit ein rechtskräftiges Urtheil
über die Forderung ergangen, so muß der neue
sowie die Rechte aus einer für sie bestellten Bürg
Gläubiger das Urtheil gegen sich gelten lassen, es
schaft auf den neuen Gläubiger über.
sei denn, daß der Schuldner die Abtretung bei
Ein mit der Forderung für den Fall derZwangsvollstteckung oder des Konkurses verbundenes Vor
dem Eintritte der Rechtshängigkeit66 gekannt hat.
zugsrecht kann auch der neue Gläubiger geltend
dem
machen.61
Dritten abgetreten, so finden, wenn der Schuldner
402. Der bisherige Gläubiger ist verpflichtet,
408. Wird eine bisherigen
abgetretene
Gläubiger
Forderuilg
nochmals
an
von einen
an den Dritten leistet oder wenn zwischen dem dem Dritten ein Rechtsgeschäft
dem neuen Gläubiger die zur Geltendmachung der
Schuldner und
Forderung nöthige Auskunft zu ertheilen und ihm
vorgenommen oder ein Rechtsstteit anhängig wird,
die zum Beweise der Forderung dienenden Urfunben,
zu Gunsten des Schuldners die Vorschriften des
soweit sie sich in seinem Besitze befinden, auszu
§ 407 dem früheren Erwerber
liefern. 63 64
sprechende Anwendung.
403. Der bisherige Gläubiger hat dem neuen Gläubiger auf Verlangen eine öffentlich begläubigte
Forderung
gegenüber ent
Das Gleiche gilt, wenn die bereits abgetretene
durch
gerichtlichen
Beschluß
einem
Die
Dritten überwiesen" wird oder wenn der bis
Kosten hat der neue Glällbiger zu tragen und
herige Gläubiger dem Dritten gegenüber aner
vorzuschießen.
kennt, daß die bereits abgettetene Forderung kraft
Urkunde" über die Abtretung auszustellen.
404. Der Schuldner kann dem neuen Gläubiger die Einwendungen entgegensetzen, die zur Zeit der
Abtretung der Forderung gegen den bisherigen
Gläubiger begründet waren.
406. Hat der Schuldner eine Urkunde über die
Gesetzes auf den Dritten übergegangen fei.
409. Zeigt der Gläubiger dem Schuldner an, daß er die Forderung abgetteten habe, so muß er dem Schuldner gegenüber die angezeigte Ab
tretung gegen sich gelten laffen, auch wenn sie
Schuld ausgestellt, so kann er sich, wenn die For
nicht erfolgt oder nicht wirksam ist.67
derung unter Vorlegung der Urkunde abgetreten
zeige steht es gleich, wenn der Gläubiger eine
Der An
wird, dem neuen Gläubiger gegenüber nicht darauf
Urkunde über die Abttetung dem in der Urkunde
berufen, daß die Eingehung oder Anerkennung des
bezeichneten neuen Gläubiger ausgestellt hat und
Schuldverhältniffes nur zum Schein erfolgt oder
dieser sie dem Schuldner vorlegt.
datz die Abtretung durch Vereinbarung mit dem
Die Anzeige kann nur mit Zustimmung des
ursprünglichen Gläubiger ausgeschloffen sei, es sei
jenigen zurückgenommen werden, welcher als der
denn, daß der neue Gläubiger bei der Abtretung
neue Gläubiger bezeichnet worden ist.
den Sachverhalt kannte oder kennen mußte.
410. Der Schuldner ist dem neuen Gläubigtt gegenüber zur Leistung nur gegen Aushändigung
406. Der Schuldner kann eine ihm gegen den bisherigen Gläubiger zustehende Forderung auch
einer von dem
dem neuen Gläubiger gegenüber aufrechnen, es sei
Abttetung ausgestellten Urkunde verpflichtet. Eire
bisherigen Gläubiger
über die
50. vgl. §§ 265, 325, 727, 731 LPO.
Kündigung oder eine Mahnung des neuen Gläu
60. «gl. aber § 851 LPO, auch Art. 81 L«.
bigers ist unwirksam, wenn sie ohne Vorlegung
61. vgl. Anmerkung zu § 394.
einer solchen
Urkunde erfolgt und der Schul)-
62. vgl. §§ 61, 62 SO. 63. Entsprechend § 836 Abs. 3 LPO bei Ueberweisung
einer Forderung. 64. vgl. oben Anmerkung zu § 129.
65. 88 263, 265 LPO. 66. 88 835, 836, 846 LPO. 67. 8 836 Abs. 2 LPO.
Bürgerliches Gesetzbuch.
II. Buch.
Recht der Schuldverhältniffe.
ner sie aus diesem Grunde unverzüglich zurück weist.
37
§ 411—419.
die Schuld übernähme nur genehmigen, wenn der
Veräußerer sie ihm mittheilt. Sind seit dem Em finden
Anwendung,
pfange der Mittheilung sechs Monate verstrichen,
wenn der bisherige Gläubiger dem Schuldner die
so gilt die Gehmigung als ertheilt, wenn nicht der
Diese Vorschriften
keine
Abtretung schriftlich angezeigt hat.
Gläubiger sie dem Veräußerer gegenüber vorher
411. Tritt eine Militärperson," ein Beamter," ein Geistlicher oder ein Lehrer an einer öffentlichen
Unterrichtsanstalt den übertragbaren Theils bc8 Diensteinkommens,
des
Wartegeldes
oder
des
verweigett hat,- die Vorschrift des § 415 Abs. 2 Satz 2 findet keine Anwendung.
Die Mittheilung des Veräußerers kann erst erfolgen, wenn der Erwerber als Eigenthümer im
Ruhegehalts ab, so ist die auszahlende Kaffe durch
Grundbuch eingetragen ist.
Altshändigung einer von dem bisherigen Gläubiger
geschehen und den Hinweis enthalten, daß der
Sie muß schriftlich
Urkunde
Uebernehmer an die Stelle des bisherigen Schuld
von der Abtretung zu benachrichtigen.71 6872 69Bis 70 zur
ners tritt, wenn nicht der Gläubiger die Ver
Benachrichtigung gilt die Abtretung als der Kaffe
weigerung innerhalb der sechs Monate erklätt.
öffentlich beglaubigten"
ausgestellten,
Der Veräußerer hat auf Verlangen des Er
nicht bekannt.
412.
Auf die Übertragung einer Forderung
werbers dem Gläubiger die Schuldübernahme mit-
kraft Gesetzes finden die Vorschriften der §§ 399
zutheilen.
bis 404, 406 bis 410 entsprechende Anwendung.
rung der Genehmigung feststeht, hat der Veräußerer
413.
Die Vorschriften über die Uebertragung
von Forderungen finden auf die Uebertragung
anderer Rechte entsprechende Anwendung, soweit nicht das Gesetz ein Anderes vorschreibt.
Sobald die Ertheilung oder Verweige
den Erwerber zu benachrichttgen. 417.
Der Uebernehmer kann dem Gläubiger die
Einwendungen entgegensetzen, welche sich aus dem Rechtsverhältnisse zwischen dem Gläubiger und dem bisherigen Schuldner ergeben.
Fünfter Abschnitt. 414.
Eine
Ächntdübernahme.
Schuld kann von einem Dritten
Eine dem
bisherigen Schuldner zustehende Forderung kann er nicht aufrechnen.
Aus dem der
Schuldübernahme zu Grunde
durch Vertrag mit dem Gläubiger in der Weise
liegenden Rechtsverhältnisse zwischen dem Ueber
übernommen werden, daß der Dritte an die Stelle
nehmer und dem bisherigen Schuldner kann der Uebernehmer dem Gläubiger gegenüber Einwen
des bisherigen Schuldners tritt.
415.
Wird
die
Schuldübernahme
von
dem
Dritten mit dem Schuldner vereinbart, so hängt ihre
Wirksamkeit
Gläubigers ab.
von
der
Genehmigung
des
Die Genehmigung kann erst er
folgen, wenn der Schuldner oder der Dritte dem
dungen nicht herleiten. 418. In Folge der Schuldübernahme erlöschen die für die Forderung bestellten Bürgschaften und Pfandrechte.
Besteht
für
die
Forderung
eine
Hypothek, so tritt das Gleiche ein, wie wenn der
Glüttbiger die Schuldübernahme mitgetheilt hat.
Gläubiger auf die Hypothek verzichtet.
Bis zur Genehmigung können die Parteien den
schriften finden keine Anwendung, wenn der Bürge
Vertrag ändern'oder aufheben.
oder derjenige, welchem der verhaftete Gegenstand
Wird die Genehmigung verweigert, so gilt die
Schuldübernahme als nicht erfolgt.
Diese Vor
Fordert der
zur Zeit der Schuldübernahme gehött, in diese
Schuldner oder der Dritte den Gläubiger unter
einwilligt. Ein mit der Forderung für den Fall des Kon
Bestimmung einer Frist zur Erklärung über die
kurses verbundenes Vorzugsrecht73 kann nicht im
Genehmigung auf, so kann die Genehmigung nur
Konkurs über das Vermögen des Uebernehmers
bis zum Ablaufe der Frist erklärt werden- wird
geltend gemacht werden. 419. Uebernimmt Jemand durch Vertrag das
sie nicht erklärt, so gilt sie als verweigert. Solange nicht der Gläubiger die Genehmigung
Vermögen eines Anderen, so können dessen Gläu
ertheilt hat, ist im Zweifel der Uebernehmer dem
biger, unbeschadet der Fortdauer der Haftung des
Schuldner gegenüber verpflichtet, den Gläubiger
bisherigen Schuldners, von dem Abschlüsse des
rechtzeitig zu befriedigen.
Das Gleiche gilt, wenn
der Gläubiger die Genehmigung verweigert.
Vertrages an ihre zu dieser Zeit bestehenden An
sprüche auch gegen den Uebernehmer geltend machen.
Uebernimmt der Erwerber eines Grund
Die Haftung des Uebernehmers beschränkt sich
stücks durch Vertrag mit dem Veräußerer eine
auf den Bestand des übernommenen Vermögens
416.
Schuld des Veräußerers, für die eine Hypothek
und die ihm aus dem Vertrage zustehenden An
an dem Grundstücke besteht, so kann der Gläubiger
sprüche.
Beruft sich der Uebernehmer auf die Be
schränkung seiner Haftung, so finden die für die 68. 69. 70. 71. 72.
Bgl. oben Anmerkung zu 8 9. Wie im 8 811 Nr. 7 EPO. Vgl. Art. 80, 81 EG. Siehe oben Anmerkung zu 8 129. Bgl. hierzu AM. 43, 45 EG.
Haftung des
Erben geltenden Vorschriften der
§§ 1990, 1991 entsprechende Anwendung. 73. 8 61 KO.
38
Bürgerliches Gesetzbuch.
II. Buch. Recht der Schuldverhältnisse.
Die Haftung des Uebernehmers kann nicht durch Vereinbarung zwischen ihm und dem bisherigen Schuldner ausgeschlossen oder beschränkt werden."
Sechster Äü schnitt. Mehrheit von Schuldnern und Gläubigern. 420. Schulden Mehrere eine Heilbare Leistung oder haben Mehrere eine Heilbare Leistung zu fordern, so ist im Zweifel jeder Schuldner nur zu einem gleichen Antheile verpflichtet, jeder Gläubiger nur zu einem gleichen Antheile berechtigt. 421. Schulden Mehrere eine Leistung in der Weise, daß jeder die ganze Leistung zu bewirken verpflichtet, der Gläubiger aber die Leistung nur einmal zu fordern berechtigt ist (Gesammtschuldner), so kann der Gläubiger die Leistung nach seinem Belieben von jedem der Schuldner ganz oder zu einem Theile fordern. Bis zur Bewirkung der ganzen Leistung bleiben sämmtliche Schuldner verpflichtet." 422. Die Erfüllung durch einen Gesammtschuldner wirkt auch für die übrigen Schuldner. Das Gleiche gilt von der Leistung an Erfüllungsstatt, der Hinterlegung und der Aufrechnung. Eine Forderung, die einem Gesammtschuldner zusteht, kann nicht von den übrigen Schuldnern aufgerechnet werden. 423. Ein zwischen dem Gläubiger imfc einem Ge sammtschuldner vereinbarter Erlaß wirkt auch für die übrigen Schuldner, wenn die Vertragschließen den das ganze Schuldverhältniß aufheben wollten." 424. Der Verzug des Gläubigers gegenüber einem Gesammtschuldner wirkt auch für die übrigen Schuldner. 425. Andere als die in den §§ 422 bis 424 bezeichneten Thatsachen wirken, soweit sich nicht aus dem Schuldverhältniß ein Anderes ergiebt, nur für und gegen den Gesammtschuldner, in dessen Person sie eintreten. Dies gilt insbesondere von der Kündigung, dem Verzüge, dem Verschulden, von der Unmöglichkeit der Leistung in der Person eines Gesammtschuldners, von der Verjährung, deren Unterbrechung und Hemmung, von der Vereinigung der Forderung mit der Schuld und von dem rechtskräftigenUrtheile.7 7 426. Die Gesammtschuldner sind im Verhält nisse zu einander zu gleichen Antheilen verpflichtet, soweit nicht ein Anderes bestimmt ist. Kann von einem Gesammtschuldner der auf ihn entfallende Beitrag nicht erlangt werden, so ist der Ausfall
von den übrigen zur Ausgleichung verpflichteten Schuldnern zu tragen. Soweit ein Gesammtschuldner den Gläubiger be friedigt und von den übrigen Schuldnern Aus gleichung verlangen kann, geht die Forderung des Gläubigers gegen die übrigen Schuldner auf ihn über. Der Uebergang kann nicht zum Nachtheile des Gläubigers geltend gemacht werden. 427. Verpflichten sich Mehrere durch Vertrag gemeinschaftlich zu einer Heilbaren Leistung, so haften sie im Zweifel als Gesammtschuldner. 428. Sind Mehrere eine Leistung in der Weise zu fordern berechtigt, daß jeder die ganze Leistung fordern kann, der Schuldner aber die Leistung, nur einmal zu bewirken verpflichtet ist (Gesammtgläubiger), so kann der Schuldner nach seinem Belieben an jeden der Gläubiger leisten. Dies gilt auch dann, wenn einer der Gläubiger bereits Klage auf die Leistung erhoben hat. 429. Der Verzug eines Gesammtgläubigers wirkt auch gegen die übrigen Gläubiger. Vereinigen sich Forderung und Schuld in der Person eines Gesammtgläubigers, so erlöschen die Rechte der übrigen Gläubiger gegen den Schuldner.. Im Uebrigen finden die Vorschriften der §§ 422, 423,425 entsprechende Anwendung. Insbesondere bleiben, wenn ein Gesammtgläubiger seine For derung auf einen Anderen überträgt, die Rechte der übrigen Gläubiger unberührt. 430. Die Gesammtgläubiger sind im Verhält nisse zu einander zu gleichen Antheilen berechtigt,, soweit nicht ein Anderes bestimmt ist. 431. Schulden Mehrere eine untheilbare Leistung,, so haften sie als Gesammtschuldner. 432. Haben Mehrere eine untheilbare Leistung zu fordern, so kann, sofern sie nicht Gesammt gläubiger find, der Schuldner nur an alle gemein schaftlich leisten und jeder Gläubiger nur die Leistung an alle fordern. Jeder Gläubiger kann verlangen, daß der Schuldner die geschuldete Sache für alle Gläubiger hinterlegt oder, wenn sie sich nicht zur Hinterlegung eignet, an einen gerichtlich zu be stellenden Verwahrer7« abliefert. Im Uebrigen wirkt eine Thatsache, die nur in. der Person eines der Gläubiger eintritt, nicht für und gegen die übrigen Gläubiger.
Siebenter Abschnitt. Einzelne Schuldoerhättnisse. Erster Titel.
74. Ueber Erwerb eines Handelsgeschäftes unter der bis herigen Firma: §§ 25—27 HGB. Ist damit zugleich eine Uebernahme des Vermögens des bisherigen Inhabers ver bunden, so dürfte zugleich auch § 419 BGB Anwendung finden. 75. Vgl. § 100 Abs. 4 CPO; § 68 KO. 76. Ueber die Wirkung des Zwangsvergleichs in dem Kon kursverfahren gegen einen Gesammtschuldner vgl. § 193 KO. 77. Arg. § 322 CPO.
§ 420—433.
Kauf."
Tausch.
i. Allgemeine Vorschriften. 433. Durch den Kaufvertrag wird der Verkäufer einer Sache verpflichtet, dem Käufer die Sache zu. 78. Zur Bestellung desselben ist nach § 165 FrG dasAmtsgericht zuständig, in dessen Bezirk sich die geschuldete Sache besindet. 79. Bestimmung über Handelskauf §§ 373—382 HGB.
Bürgerliches Gesetzbuch.
II. Buch.
Recht der Schuldverhültniffe.
übergeben und das Eigenthum an der Sache zu verschaffen.
Der Verkäufer eines Rechtes ist ver
übergeben
worden,
§ 434—447.
39
kann der Käufer wegen
so
des Rechtes eines Dritten, das zum Besitze der
pflichtet, dem Käufer das Recht zu verschaffen und,
Sache berechttgt,
wenn das Recht zum Besitz einer Sache berechtigt,
erfüllung nur verlangm,
die Sache zu übergeben.
dem Dritten mit Rücksicht auf dessen Recht heraus
Der Käufer ist verpflichtet, dem Verkäufer den vereinbarter Kaufpreis zrr zahlen und die gekaufte Sache abzunehmm.
Schadensersatz wenn
wegm
Nicht
er
Sache
die
gegeben hat oder sie dem Verkäufer zurückgewährt
oder wenn die Sache untergegangen ist. Der Herausgabe der Sache an
den Dritten
434. Der Verkäufer ist verpflichtet, dem Käufer
steht es gleich, wenn der Dritte den Käufer oder
den verkauften Gegenstand frei von Rechten zu
dieser den Dritten beerbt oder wenn der Käufer
verschaffen,
die von Dritten gegen den Käufer
geltend gemacht werden sönnen.80 81 82 83 84 85
das Recht des
Dritten
anderweit erwirbt oder
den Dritten abfindet.
435. Der Verkäufer eines Grundstücks" oder
Steht dem Käufer ein Anspruch auf Heraus
eines Rechtes an einem Grundstück ist verpflichtet,
gabe gegen einen anderen zu, so genügt an Stelle
im Grundbuch eingetragene Rechte, die nicht be stehen, auf seine Kosten zur Löschung zu bringen,
der Rückgewähr die Abtretung des Anspruchs.
wenn sie im Falle ihres Bestehens das dem Käufer
gelten auch dann, wenn
zu verschaffende Recht beeinträchtigen würden.
weglichen Sache verkauft ist, das zum Besitze der
Das Gleiche gilt bei dem Verkauf eines Schiffes
oder eines Rechtes an einem Schiffe für die im Schiffsregister eingetragenen Rechte.
436. Der Verkäufer eines Grundstücks hastet
441. Die Vorschriften des § 440 Abs. 2 bis 4 ein Recht an einer be
Sache berechttgt.
442. Bestreitet der Verkäufer den vom Käufer geltend gemachten Mangel im Rechte, so hat der
Käufer den Mangel zu beweisen.
nicht für die Freiheit des Grundstücks von öffent
443. Eine Vereinbarung, durch welche die nach den
lichen Abgaben und von anderen öffentlichen Lasten,
§§ 433 bis 437, 439 bis 442 wegen eines Mangels
die zur Eintragung in das Grundbuch nicht ge
im Rechte dem Verkäufer obliegende Verpflichtung
eignet sind.88
zur Gewährleisttmg erlassen oder beschränkt wird,
437. Der Verkäufer einer Forderung oder eines sonstigen Rechtes haftet für den rechtlichen Bestand
ist nichttg, wenn der Verkäufer den Mangel arg
der Forderung oder des Rechtes.
listig verschweigt. 444. Der Verkäufer ist verpflichtet, dem Käufer
Der Verkäufer eines Werthpapiers haftet auch
über die den verkauften Gegenstand betreffenden
dafür, daß es nicht zum Zwecke der Kraftlos-
rechtlichen
erklärung aufgeboten ist.
des Verkaufs eines Grundstücks über die Grenzen,
Verhältnisse,
insbesondere
im
Falle
438. Uebernimmt der Verkäufer einer Forderung
Gerechtsame und Lasten, die nöchtge Auskunft zu
die Haftung für die Zahlungsfähigkeit des Schuld
ertheilen und ihm die zum Beweise des Rechtes
ners, so ist die Haftung im Zweifel nur auf die Zahlungsfähigkeit zur Zeit der Abtretung zu be
dienenden Urkunden, soweit sie sich in seinem Be
ziehen.
einer
439. Der Verkäufer hat einen Mangel im Rechte nicht zu vertreten, wenn der Käufer den
legenheiten,
theilung eines öffmtlich beglaubigten AuSzugS"
Mangel bei dem Abschluffe deS Kaufes tarnt.
verpflichtet."
Eine Hypothek, eine Grundschuld, eine Renten schuld oder ein Pfandrecht hat der Verkäufer zu
beseitigen, auch wenn der Käufer die Belastung kennt.
zur
Das Gleiche gilt von einer Vormerkung
Sicherung
des
Anspruchs
auf
Bestellung
eines dieser Rechte.
440. Erfüllt der Verkäufer die ihm nach den
sitze befinden, auszuttefern. Erstteckt sich der Inhalt
Urkunde
solchen
so
445. Die
ist
Borschttften der
oder Belastung eines Gegenstandes gegm Ent-
446. Mit der Uebergabe der verkauftm Sache geht die Gefahr des zufälligen Unterganges und
einer zufälligen Verschlechterung auf den Käufer
Bon
Uebergabe
über.
Käufer die Nutzungen
nach den Vorschriften der §§ 320 bis 327.
der Sache.
Käufer zum Zwecke der Eigenthumsübertragung 80. Eine Ausnahme von dieser Bestimmung macht § 806 EPO bezüglich der auf Grund einer Pfändung, und § 56 (a. E.) ZVG bezüglich der auf Grund dieses Gesetzes ver äußerten Sachen. 81. Das Gleiche gilt vom Erbbaurecht, vgl. § 1017 BGB; § 7 GBO. 82. Vgl. Bem. zu § 435.
biS 444
geld gerichtet sind, entsprechende Anwendung.
nicht, so bestimmen sich die Rechte des Käufers
eine bewegliche Sache verkauft und dem
§§ 433
finden auf andere Verträge, die auf Veräußerung
§§ 433 bis 437, 439 obliegenden Verpflichtungen
Ist
auch auf andere Ange
der Verkäufer nur zur Er-
der
Wird der Uebergabe eingettagen,
Käufer
an
gebühren
dem
und trägt er die Lasten
eines Grundstücks vor der
als Eigenthümer in das Grundbuch so treten diese Wirkungen mit der
Eintragung ein.88 447. Versendet der Verkäufer auf Verlangm 83. Vgl. § 129 BGB; § 167 Abs. 2 FrG. 84. Vgl. Bem. zu § 435. 85. Bgl. Bem. zu § 435.
40 des
II. Buch.
Bürgerliches Gesetzbuch.
Käufers die
Zache
verkaufte
nach
anderen Orte als dem Erfüllungsorts
Recht der Schuldverhältnisse.
einem
und den Kaufpreis gestundet, so steht ihm das
geht
im § 325 Abs. 2 und im § 326 bestimmte Rück-
so
die Gefahr auf den Käufer über, sobald der Ver
käufer die Zache
dem Spediteur,
§ 448—459.
dem Fracht
trittsrecht nicht zu.
führer oder der sonst zur Ausführung der Ver
455. Hat sich der Verkäufer einer beweglichen Sache das Eigenthum bis zur Zahlung des Kauf
sendung bestimmten Person oder Anstalt ausge
preises Vorbehalten, so ist im Zweifel anzunehmen,
liefert hat.
daß die Uebertragung des Eigenthums unter der
Hat der Käufer eine besondere Anweisung über die Art der Versendung
ertheilt
und weicht der
aufschiebenden Bedingung vollständiger Zahlung des Kaufpreises erfolgt und daß der Verkäufer
Verkäufer ohne dringenden Grund von der An
zum Rücktritte von dem Vertrage berechtigt ist,
weisung ab, so ist der Verkäufer dem Käufer für
wenn der Käufer mit der Zahlung in Verzug
den daraus entstehenden Schaden verantwortlich.
kommt.88
448. Die Kosten der Uebergabe der verkauften Sache, insbesondere die Kosten des Messens und
456. Bei einem Verkauf im Wege der Zwangs vollstreckung dürfen der mit der Vornahme oder
Wägens,
fallen dem Verkäufer,
die Kosten der
Leitung des Verkaufs Beauftragte -und die voll
Abnahme
und der Versendung der Sache nach
ihm zugezogerren Gehülfen, mit Einschluß des
einem
anderen
als
Orte
dem
Erfüllungsorte
fallen dem Käufer zur Last.
Protokollführers,
den
zum Verkaufe gestelltell
Gegenstand weder für sich persönlich oder durch
Ist ein Recht verkauft, so fallen die Kosten der
einen Anderen noch als Vertreter eines Anderer:
Begründung oder Uebertragung des Rechtes dem
kaufen.
Verkäufer zur Last.
457.89 90Die 91 Vorschrift des § 456 gilt auch bei einem Verkauf außerhalb der Zwangsvollstreckung,
449. Der Käufer eines Grundstücks hat die der Eintragung/«
wenn der Auftrag zu dem Verkauf auf Grund
der Käufer eines Rechtes an einem Grundstücke
einer gesetzlichen Vorschrift ertheilt worden ist, die
Kosten der Auflassung
und
hat die Kosten der zur Begründung oder Ueber
den Auftraggeber ermächtigt, den Gegenstarrd für
tragung des Rechtes nöthigen Eintragung in das Grundbuch, mit Einschluß der Kosten der zu der
Rechnung
insbesondere in den Fällen des Pfandverkaufs
zu
und des in den §§ 383, 385 zugelassenen Ver
tragen. Dem Käufer fallen in beiden Fällen auch
die Kosten der Beurkundung des Kaufes zur Last.
kaufs, sowie bei einem Verkaufe durch den Konkursverwalter."
450. Ist vor der Uebergabe der verkauften Sache die Gefahr auf den Käufer übergegangen
458. Die Wirksamkeit eines den Vorschriftell der §§ 456, 457 zuwider erfolgten Kaufes und
Eintragung
erforderlichen
Erklärungen,86 87
eines Anderen verkaufen zu
lasserr,
und macht der Verkäufer vor der Uebergabe Ver
der Uebertragung
wendungen auf die Sache, die nach dem Ueber-
hängt vor: der Zustimmung der bei dem Verkauf
des
gekauften
Gegenstandes
so
als Schuldner, Eigenthümer oder Gläubiger Be
wie
theiligten ab. Fordert der Käufer einen Betheiligten
wenn der Käufer ihn mit der Verwaltung der Sache beauftragt hätte.
zur Erklärung über die Genehmigung auf, so
gange der Gefahr nothwendig geworden sind, kann er von dem Käufer Ersatz
Die Verpflichtung
des
verlangen,
Käufers zum Ersätze
sonstiger Verwendungen
bestimmt sich nach den
Vorschriften
Geschäftsführung
über
die
ohne
Auftrag.
finden die Vorschriften des §
177 Abs. 2 ent
sprechende Anwendung.
Wird in Folge der Verweigerurrg
der Ge
nehmigung eilt neuer Verkauf vorgenommen, so
hat der frühere Käufer für die Kosten des neuen
451. Ist ein Recht an einer Sache verkauft, das zum Besitze der Sache berechtigt, so finden
Verkaufs sowie für einen Mindererlös
aufzu-
kommeil.
die Vorschriften der §§ 446 bis 450 entsprechende
n. Gewährleistung wegen Mängel der Sache.
Anwendung.
452. Der Käufer ist verpflichtet, den Kaufpreis von dem Zeitpunkt an zu verzinsen, von welchem
459. Der Verkäufer einer Sache haftet dem Käufer dafür, daß sie zu der Zeit, zu welcher
an die Nutzungen des gekauften Gegenstandes
die Gefahr auf den Käufer übergeht, nicht mit
ihm gebühren,
sofern nicht der Kaufpreis ge
Fehlern
behaftet
ist,
die
den
Werth
oder
stundet ist.
die Tauglichkeit zu dem gewöhirlichen oder dem
453. Ist als Kaufpreis der Marktpreis be stimmt, so gilt im Zweifel der für den Erfüllungs
nach dem Vertrage vorausgesetzten Gebrauch auf-
ort zur Erfüllungszeit maßgebende Marktpreis als vereinbart.
454. Hat der Verkäufer den Vertrag erfüllt 86. § 20 GBO. 87. § 29 GBO.
88. Bgl. RG v. 16. Mai 1894 betr. die Abzahlungsge schäfte. 89. Auch in den Fällen der §§ 290 Abs. 3. 371 Abs. 2, 373 Abs. 2, 376 Abs. 3, 379 Abs. 2, 388 Abs. 2, 391, 437 Abs. 2, 440 Abs. 3 HGB. 90. §§ 117, 126 KO. 91. Bgl. hierzu noch § 378 HGB.
Bürgerliches Gesetzbuch.
II. Buch.
Recht der Zchuldverhältnisse.
41
§ 460—475.
rung des Werthes oder der Tauglichkeit kommt
468. Sichert der Verkäufer eines Grundstücks dem Käufer eine bestimmte Größe des Grundstücks
nicht in Betracht.
zu, so haftet er für die Größe wie für eine zuge-
Eine unerhebliche Minde-
heben oder mindern.
Der Verkäufer haftet auch dafür, daß die Zache
sichette Eigenschaft. Der Käufer kann jedoch wegen
zur Zeit des Ueberganges der Gefahr die zuge
Mangels der zugesichetten Größe Wandelung nur
sicherten Eigenschaften hat.
verlangen, wenn der Mangel so erheblich ist, daß
460. Der Verkäufer hat einen Mangel der verkauften Zache nicht zu vertreten, wenn der
die Erfüllung des Vertrags für den Käufer kein
Käufer den Mangel bei dem Abschlüsse des Kaufes der im
469. Sind von mehreren verkauften Sachen nur einzelne mangelhaft, so kann nur in Ansehung
§ 459 Abs. 1 bezeichneten Art in Folge grober
dieser Wandelung verlangt werden, auch wenn
Fahrlässigkeit unbekannt geblieben, so haftet der
ein Gesammtpreis für alle Sachen festgesetzt ist.
kennt.
Ist
dem
Käufer
ein
Mangel
Jntereffe hat.
Verkäufer, sofern er nicht die Abwesenheit des
Sind jedoch die Sachen als zusammengehörend
Fehlers zugesichert hat, nur, wenn er den Fehler
verkauft, so kann jeder Theil verlangen, daß die Wandelung auf alle Sachen erstreckt wird, wenn
arglistig verschwiegen hat.
461. Der Verkäufer hat einen Mangel der verkauften
Zache nicht zu vertreten,
wenn die
Sache auf Grund eines Pfandrechts in öffent
licher Versteigerung unter der Bezeichnung als
Pfand verkauft wird."
462. Wegen eines Mangels, den der Verkäufer
die mangelhaften Sachen nicht ohne Nachtheil für
ihn von den übrigen getrennt werden können.
470. Die Wandelung wegen eines Mangels der Hauptsache erstteckt sich auch auf die Nebensache. Ist die Nebensache mangelhaft, so kann nur in Ansehung dieser Wandelung verlangt werden.
treten hat, kann der Käufer Rückgängigmachung
471. Findet im Falle des Verkaufs mehrerer Sachen für einen Gesammtpreis die Wandelung
des Kaufes (Wandelung) oder Herabsetzung des
nur in Ansehung einzelner Sachen statt, so ist der
nach den Vorschriften der §§ 459, 460 zu ver
Kaufpreises (Minderung) verlangen.
Gesammtpreis in dem Verhältnisse herabzusetzen,
463. Fehlt der verkauften Sache zur Zeit des
in welchem zur Zeit des Verkaufs der Gesammt-
Kaufes eine zugestcherte Eigenschaft, so kann der
wetth der Sachen in mangelfreiem Zustande zu
Käufer statt der Wandelung oder der Minderung Schadensersatz wegen Nichterfüllung verlangen.
troffenen Sachen gestanden haben würde.
Das
Gleiche
gilt,
wenn
der
Verkäufer einen
dem Werthe der von der Wandelung nicht be
472. Bei der Minderung ist der Kaufpreis in
Fehler arglistig verschwiegen hat.
dem Verhältniffe herabzusetzen, in welchem zur
464. Nimmt der Käufereine mangelhafte Zache an, abschon er den Mangel kennt, so stehen ihm die in den §§ 462, 463 bestimmten Ansprüche nur
Zeit des Verkaufs der Werth der Sache in mangel
zu, wenn er sich seine Rechte wegen des Mangels bei der Annahme vorbehält.
freiem Zustande zu dem wirklichen Wetthe ge standen haben würde. Findet int Falle des Verkaufs mehrerer Sachen
für einen Gesammtpreis die Minderung nur wegen
465. Die Wandelung oder die Minderung ist
einzelner Sachen statt, so ist bei der Herabsetzung
vollzogen, wenn sich der Verkäufer auf Verlangen
des Preises der Gesammtwetth aller Sachen zu
des Käufers mit ihr einverstanden erklärt.
Grunde zu legen.
über einen Mangel der Sache, so kann der Ver
473. Sind neben dem in Geld festgesetzten Kaufpreise Leistungen bedungen, die nicht vertret
käufer ihn unter dem Erbieten zur Wandelung
bare Sachen zum Gegenstände haben, so sind diese
und unter Bestimmung einer angemessenen Frist
Leistungen in den Fällen der §§ 471, 472 nach
zur Erklärung darüber auffordern, ob er Wande
dem Wetthe zur Zeit des Verkaufs in Geld zu
lung verlange. Die Wandelung kann in diesem
veranschlagen. Die Herabsetzung der Gegenleisttmg
Falle nur bis zum Ablaufe der Frist verlangt werden.
des Käufers erfolgt an dem in Geld festgesetzten
466. Behauptet der Käufer dem Verkäufer gegen
467. Auf die Wandelung finden die für das
Preise,-
ist dieser
gettnger als der abzusetzende
verttagsmäßige Rückttittsrecht geltenden Vorschrif
Betrag, so hat der Verkäufer den überschießenden
ten der §§ 346 bis 348, 350 bis 354, 356 ent
Betrag dem Käufer zu vergüten.
sprechende Anwendung- im Falle des § 352 ist
474. Sind auf der einen oder der anderen Seite Mehrere betheiligt, so kann von jedem und
jedoch die Wandelung nicht ausgeschloffen, wenn
Sache gezeigt hat. Der Verkäufer hat dem Käufer
gegen jeden Minderung verlangt werden. Mit der Vollziehung der von einem der Käufer
auch die Bettragskosten zu ersetzen.
verlangten Minderung ist die Wandelung aus
der Mangel sich erst bei der Umgestaltung der
92. Entsprechend auch § 806 CPO; § 56 (am Schlüsse) ZBÄ. 93. Bezüglich des Handelskaufes vgl. die §§ 377, 378, 381 HGB.
geschlossen. 475. Durch die wegen eines Mangels erfolgte Minderung wird das Recht des Käufers, wegen
eines anderen Mangels Wandelung
oder von
42
Bürgerliches Gesetzbuch.
II. Buch.
zu verlangen,
neuem Minderung
Recht der Schuldverhältnisse.
nicht auSge-
Eine Vereinbarung, durch welche die Ver
476.
des
pflichtung
Verkäufers
zur
Gewährleistung
Auf diesm Anspruch finden die
geliefert wird. für die
schloffen.
§ 476—487.
Wandelung
Vorschriften
geltmdm
der
§§ 464 bis 466, des § 467 Satz 1 und der §§ 469, 470, 474 bis 479 entsprechende Anwendung.
wegm Mängel der Sache erlassen oder beschränkt
Fehlt der Sache zu der Zeit, zu welcher die
wird, ist nichtig, wenn der Verkäufer den Mangel
Gefahr auf den Käufer übergeht, eine zugesicherte
arglistig verschweigt.
Eigenschaft oder hat der Verkäufer einen Fehler
Der Anspruch auf Wandelung oder auf
477.
Minderung sowie der Anspruch
arglistig verschwiegen, so kann der Käufer statt
auf Schadens
der Wandelung, der Minderung oder der Lieferung
ersatz wegm Mangels einer zugestchertm Eigen-
einer mangelfteim Sache Schadensersatz wegen
schaft verjährt,
sofern nicht der Verkäufer dm
Mangel arglistig verschwiegen hat, bei beweglichm
Nichterfüllung verlangen. Für den Verkauf von Pferden, Eseln,
481.
Sachm in sechs Monatm von der Ablieferung,
Mauleseln
bei Grundstückm in einem Jahre von der Ueber-
Schafen und Schweinen gelten die Borschristm
Die Verjährungsfrist kann durch Ver
gabe an.
und
von
Maulthieren,
der §§ 459 bis 467, 469 bis 480
Rindvieh,
nur insoweit,
als sich nicht aus den §§ 482 bis 492 ein Anderes
trag verlängert werden.
Beantragt der Käufer gerichtliche Beweisauf
ergiebt."
nahme zur Sicherung des Beweises," so wird
482. Der Verkäufer hat nur besttmmte Fehler
Die Unterbrechung
(Hauptmängel) und diese nur dann zu vertreten,
die Verjährung unterbrochen.
dauert bis zur Beendigung des Verfahrens fort.
wenn
Die Vorschriften des § 211 Abs. 2 und des § 212
währftisten) zeigen.
finden entsprechende Anwendung.
Die Hemmung
sie sich innerhalb bestimmter Fristen (Ge-
Die Hauptmängel und die Gewährftisten werden
oder Unterbrechung der Ver
durch eine mit Zustimmung des Bundesraths zu
jährung eines der im Abs. 1 bezeichneten An
erlassende
sprüche bewirkt auch die Hemmung oder Unter
Die Bestimmung kann auf demselben Wege er
brechung der Verjährung der anderm Ansprüche.
gänzt und abgeändert werden.
Kaiserliche
Verordnung
bestimmt.100
478.94 95 96 Hat 97 98der Käufer den Mangel dem Ver
483. Die Gewährfrist beginnt mit dem Ablaufe
käufer angezeigt oder die Anzeige an ihn abge
des Tages, an welchem die Gefahr auf den Käufer
sendet, bevor der Anspruch auf Wandelung oder
übergeht. 484. Zeigt sich ein Hauptmangel innerhalb der
auf Minderung verjährt war, so kann er auch
nach der Vollendung der Verjährung die Zahlung
Gewährftist, so wird vermuthet,"daß der Mangel
des Kaufpreises insoweit verweigem, als er auf
schon zu der Zeit vorhanden gewesen sei, zu welcher
Grund der Wandelung oder der Minderung dazu
die Gefahr auf den Käufer übergegangen ist.
berechtigt sein würde.
Das Gleiche gilt, wenn
Der Käufer verliert die ihm wegen des
485.
der Käufer vor der Vollendung der Verjährung
Mangels
gerichtliche Beweisaufnahme zur Sicherung des
spätestens zwei Tage nach dem Abläufe der Ge
zustehenden
wenn
Rechte,
er
nicht
Beweises beantragt oder in einem zwischen ihm
währfrist oder, falls das Thier vor dem Ablaufe
und einem späteren Erwerber der Sache wegen
der Frist getödtet worden oder sonst verendet ist,
des Mangels anhängigen Rechtsstreite dem Ver
nach dem Tode des Thieres den Mangel dem
käufer den Streit verkündet hat.99
Verkäufer anzeigt oder die Anzeige an ihn ab
Hat der Verkäufer den Mangel arglistig ver
sendet oder wegen des Mangels Klage gegen den
schwiegen, so bedarf es der Anzeige oder einer
Verkäufer erhebt oder
ihr nach Abs. 1 gletchstehenden Handlung nicht."
kündet"9 oder gerichtliche Beweisaufnahme zur
479.
Der Anspruch auf Schadensersatz kann
Sicherung
des
diesem
Beweises103
den
Streit
beantragt.
ver Der
nach der Vollendung der Verjährung nur aufge
Rechtsverlust tritt nicht ein, wenn der Verkäufer
rechnet werden, wenn der Käufer vorher eine der
den Mangel arglisttg verschwiegen hat.
im § 478 bezeichneten Handlungm vorgenommm
486.
Die
Gewährfrist
kann
durch' Vertrag
hat. Diese Beschränkung tritt nicht ein, wmn der
verlängert oder abgekürzt werden. Die vereinbarte
Verkäufer den Mangel arglistig verschwiegen hat.
Frist tritt an die Stelle der gesetzlichen Frist.
480.
Der Käufer einer nur der Gattung nach
bestimmten Sache" kann statt der Wandelung
oder
der
Minderung
verlangen,
daß
ihm
an
Stelle der mangelhaften Sache eine mangelfteie 94. 95. 96. 97. 98.
§§ 485ff. TPO. 83 485 ff. «PO. §§ 72 ff. TPO. Entsprechend § 377 Abs. 5 HGB. § 378 HGB.
487.
Der Käufer kann nur Wandelung, nichr
Minderung verlangen.
Die Wandelung kann auch in den Fällen bei
§§ 351 bis 353, 99. 100. 101. 102. 103.
insbesondere wenn das Thier
vgl. § 382 HGB. «gl. V. v. 27. März 1899. RGBl S. 219. § 292 TPO. 83 72 ff. TPO. 83 485 ff. TPO.
Bürgerliches Gesetzbuch.
II. Buch.
Recht der Schuldverhältnisse.
43
§ 488—499.
geschlachtet ist, verlangt werden- an Stelle der
493. Die Vorschriften über die Verpflichtmlg
Rückgewähr hat der Käufer den Werth des Thieres
des Verkäufers zur Gewährleistung wegen Mängel
zu vergüten. Das Gleiche gilt in anderen Fällen,
der Sache finden auf andere Verträge, die auf
in derren der Käufer in Folge eines Umstandes,
Veräußerung oder Belastung einer Sache gegen
den er zu vertreten hat, insbesondere einer Ver
Entgelt gerichtet sind, entsprechende Anwendung.
fügung über das Thier, außer Stande ist, das Thier zurückzrrgewähren. Ist vor der Vollziehung der Wandelung eine
ui. Besondere Arten des Kaufes.
1. Kauf nach Probe.
Kauf auf Probe.
in
494. Bei einem Kaufe nach Probe oder nach
Folge eines von dem Käufer zu vertretenden
Muster sind die Eigenschaften der Probe oder des
Umstandes eingetreten, so hat der
Musters als zugestchert anzusehen?os 495. Bei einem Kaufe auf Probe oder auf Besicht
Verschlechterung
unwesentliche
des
Thieres
Käufer die
Werthminderung zu vergüten. Nutzungen hat der Käufer nur insoweit zu er
steht die Billigung des gekauften Gegenstandes im
setzen, als er sie gezogen hat. 488. Der Verkäufer hat im Falle der Wandelung
unter der aufschiebenden Bedingmlg der Billigurlg
Belieben des Käufers.
Der Kauf ist im Zweifel
Pflege, die Kosten der thierärztlichen Untersuchung
geschlossen. Der Verkäufer ist verpflichtet, dem Käufer die
llrrd Behandlung sowie die Kosten der nothwendig
Untersuchlmg des Gegenstandes zu gestatten.
dem Käufer auch die Kosten der Fütterung und
des
496. Die Billigung eines auf Probe oder auf
Thieres zu ersetzen. 489. Ist über dell Anspruch auf Wandelung
Besicht gekauften Gegenstandes kann nur inner halb der vereinbarten Frist und in Ermangelung
ein Rechtsstreit anhängig, so ist auf Antrag der einen oder der anderen Partei die öffentliche Ver
einer solchen rmr bis zum Ablauf einer dem Käufer
steigerung des Thieres und die Hinterlegung des
erklärt werdell.
gewordenen
Erlöses
Tödtung
durch
und
Wegschaffung
einstweilige Berfügling104 anzu
ordnen, sobald die Besichtiguilg des Thieres nicht
von dem Verkäufer bestimmtell angemessenen Frist War die Sache dem Käufer zum
Zwecke der Probe oder der Besichtigmlg Übergebell,
so gilt sein Schweigell als Billigung.
mehr erforderlich ist. 490. Der Anspruch auf Wandelung sowie der
2. Wiederkauf.^
Anspruch auf Schadensersatz wegen eines Haupt-
497. Hat sich der Verkäufer in dem Kaufver
mallgels, dessen Nichtvorhandellsein der Verkäufer
träge das Recht des Wiederkaufs Vorbehalten, so
zugesichert hat, verjährt in sechs Wochen von dem
kommt der Wiederkauf mit der Erklärung des
Ellde der Gewährfrist an.
Im Uebrigen bleiben
die Borschrifterr des § 477 unberührt.
Verkäufers gegenüber dem Käufer, daß er das Wiederkaufsrecht ausübe, zu Stande.
Die Er
All die Stelle der in den §§ 210, 212, 215 be
klärung bedarf nicht der für den Kaufvertrag be
stimmten Fristen tritt eine Frist voll sechs Wochell.
stimmten Form. Der Preis, zu welchem verkauft worden ist,
Der Käufer kann auch nach der Berjährmlg des
Anspruchs auf Wandelung die Zahlung des Kauf
gilt inl Zweifel auch für den Wiederkauf.
preises verweigern. Die Aufrechnung des Anspruchs
498. Der Wiederverkäufer ist verpflichtet, dem
auf Schadensersatz unterliegt nicht der im § 479
Wiederkäufer den gekauften Gegenstand nebst Zu
bestimmten Beschränkung. 491. Der Käufer eines nur der Gattung nach
behör herauszugeben. Hat der Wiederverkäufer vor der Ausübung
bestimmten Thieres kann statt der Wandelung
des Wiederkaufsrechts eine Verschlechterung, den
verlangen, daß ihm an Stelle des mangelhaften Thieres ein mangelfreies geliefert wird. Auf diesen
eingetretene Unmöglichkeit der Herausgabe des ge
Anspruch finden die Vorschriften der §§ 488 bis 490
kauften Gegenstandes verschuldet oder den Gegen stand wesentlich verändert, so ist er für den daraus
entsprechende Anwendung. 492.
Untergang oder eine aus einem anderen Grunde
Uebernimmt der Verkäufer die Gewähr
entstehenden
Schaden
verantwortlich.
Ist der
leistung wegen eines nicht zu den Hauptmängeln
Gegenstand ohne Verschulden des Wiederverkäufers
gehörendell Fehlers oder sichert er eine Eigenschaft
verschlechtert oder ist er rmr unwesentlich verän
des Thieres zu, so finden die Vorschriften der
dert, so kann der Wiederkäufer Millderung des
§§ 487 bis 491 und, wenn eine Gewährfrist ver einbart wird, auch die Vorschriften der §§ 483
Kaufpreises nicht verlangen. 499. Hat der Wiederverkäufer vor der Aus
bis 485 entsprechende Anwendmlg.
übung des Wiederkaufsrechts über derl gekauften
Die im § 490
bestimmte Verjährung beginnt, werm eine Gewähr
Gegenstand verfügt, so ist er verpflichtet, die da
frist nicht vereinbart wird, mit der Ablieferung
durch begründeten Rechte Dritter zu beseitigen.
des Thieres.
Einer Verfügung des Wiederverkäufers steht eine
104. Vgl. § 163 EG z. CPO.
105. Vgl. hierzu § 96 HGB. 106. Vgl. §§ 34 Abs. 2, 38 GewO und Art. 94 EG.
44
Bürgerliches Gesetzbuch.
II. Buch.
Recht der Schuldverhältnipe.
§ 500—514.
Verfügung gleich, die im Wege der Zwangsvoll
oder dem Verpflichteten für den Fall der Aus
streckung oder der Arreswollziehung oder durch
Übung des Vorkaufsrechts der Rücktritt Vorbehalten
den Konkursverwalter erfolgt.
wird, ist dem Borkaufsberechtigten gegenüber un
500. Der Wiederverkäufer kann für Verwen dungen, die er auf den gekauften Gegenstand vor
wirksam.
dem Wiederkaufe gemacht hat, insoweit Ersatz ver
507. Hat sich der Dritte in dem Vertrage zu einer Nebenleistung verpflichtet, die der Borkaufs
langen, als der Werth des Gegenstandes durch die
berechtigte zu bewirken außer Stande ist, so hat
Verwendungen erhöht ist.
Eine Einrichtung, mit
der er die herauszugebende Lache versehen har, kann er wegnehmen.
501. Ist als Wiederkaufspreis der Schatzungs
der
Borkaufsberechtigte statt
ihren Werth zu erttrichten.
der
Nebenleistung
Läßt sich die Neben
leistung nicht in Geld schätzen, so ist die Ausübung des Vorkaufsrechts ausgeschloffen-
die
Verein
werth vereinbart, den der gekaufte Gegenstand zur
barung der Nebenleistung kommt jedoch nicht in
Zeit des Wiederkaufs hat, so ist der Wiederver
Bettacht, wenn der Berttag mit dem Dritten auch
käufer für eine Verschlechterung, den Untergang
ohne sie geschloffen sein würde.
oder die aus einem anderen Grunde eingetretene
Unmöglichkeit der Herausgabe des Gegenstandes
508. Hat der Dritte den Gegenstand, auf den sich das Vorkaufsrecht bezieht, mit anderen Gegen
nicht verantwortlich, der Wiederkäuser zum Ersätze
ständen zu einem Gesammtpreise gekauft, so hat
von Verwendungen nicht verpflichtet.
der Borkaufsberechtigte einen verhältnißmäßigen
502. Steht das Wiederkaufsrecht Mehreren ge meinschaftlich zu, so kann es nur im Ganzen aus geübt werden.
Ist es für einen der Berechtigten
Theil des Gesammtpreises zu euttichten. Der pflichtete kann verlangen, daß der Vorkauf auf alle
Sachen erstteckt wird, die nicht ohne Nachtheil für
erloschen oder übt einer von ihnen sein Recbt nicht aus, so sind die übrigen berechtigt, das Wieder
ihn getrennt werden können.
kaufsrecht im Ganzen auszuüben.
preis gestundet worden, so kann der Vorkaufs
503. Das Wiederkaufsrecht kann bei Grund stücken nur bis zum Ablaufe von dreißig, bei an-
berechtigte die Stundung nur in Anspruch nehmen,
509. Ist denl Dritten in dem Vertrage der Kauf
wenn er für Öen gestundeten Betrag Sicherheit leistet.
deren Gegenständen nur bis zum Ablaufe von drei
Ist ein Grilndstück Gegenstand des Vorkaufs,
Jahren nach der Vereinbarung des Vorbehalts
so bedarf es der Sicherheitsleistung insoweit nicht,
ausgeübt werden. Ist für die Ausübung eine Frist bestimmt, so tritt diese an die Stelle der ge
einer Hypothek an dem Grundstücke vereinbart oder
setzlichen Frist.
in Anrechnung auf den Kaufpreis eine Schuld, 3. Borkauf."'
504. Wer in Ansehung eines Gegenstandes zum Vorkaufe berechtigt ist, kann das Vorkaufsrecht aus
als für den gestundeten Kaufpreis die Bestellung
für die eine Hypothek an dem Grundstücke besteht, übernommen worden ist.
510. Der Verpflichtete hat dem Vorkaufsberech tigten den Inhalt des mit dem Dritten geschloffenen
üben, sobald der Verpflichtete mit einem Dritten einen
Vettrags unverzüglich mitzutheilen. Die Mitthei
Kaufvettrag über den.Gegenstand geschlossen hat.
lung des Verpflichteten wird durch die Mittheilung
605. Die Ausübung des Vorkaufsrechts erfolgt durch Erklärung gegenüber dem Verpflichteten. Die
des Dritten ersetzt.
Erklärung bedarf nicht der für den Kaufvertrag
bis zum Ablaufe von zwei Monaten, bei anderen
bestimmten Form. Mit der Ausübung des Vorkaufsrechts konrmt
Das Vorkaufsrecht kann bei Grundstücken nur Gegenständen nur bis zum Ablauf einer Woche
nach dem Empfange der Mittheilung ausgeübt
der Kauf zwischen dem Berechtigten und dem Ver
werden. Ist für die Ausübung eine Frist bestimmt,
pflichteten unter den Bestinlmungen zu Stande,
so tritt diese an die Stelle der gesetzlichen Frist.
welche der Verpflichtete mit dem Dritten vereinbart hat.
511. Das Vorkaufsrecht erstreckt sich im Zweifel nicht auf einen Verkauf, der mit Rücksicht auf ein
506. Eine Vereinbarung des Verpflichteten mit dem Dritten, durch welche der Kauf von der Nicht
künftiges Erbrecht an einen gesetzlichen Erben erfolgt.
ausübung des Vorkaufsrechts abhängig gemacht 107. Das hier behandelte Vorkaufsrecht begründet nur ein obligator. Rechttzverhältnth, hat keine dingliche Wirkung (wie das §§ 1094 ff. BGB behandelte). Bon landesgefetzltchen Vorkaufsrechten mit gleicher Wirkung sind zu erwähnen: Art. 19 G. v. 21. Mai 1836 (Artt. 35 ff. der Bizinalwegordnung v. 21. Juli 1854); Artt. 60, 62 G. v. 3. Mai 1841; Art. 3 G. v. 24. Mai 1842; § 35 des Wassergesetzes v. 2. Juli 1891. Diese Bestimmungen bleiben in Kraft: Art. 60—62 Gesetzes vom 3. Mai 1841 auf Grund des Art. 109 EG, die übrigen Bestimmungen, weil sie öffentlich-rechtlicher Natur sind.
512. Das Vorkaufsrecht ist ausgeschloffen, wenn der Verkauf im Wege der Zwangsvollstreckung oder durch den Konkursverwalter erfolgt.
513. Steht das Vorkaufsrecht Mehreren ge meinschaftlich zu, so kann es nur im Ganzen aus geübt werden.
Ist es für einen der Berechtigten
erloschen oder übt einer von ihnen sein Recht nickt aus, so sind die übrigen berechtigt, das Vorkaufs
recht im Ganzen auszuüben.
514. Das Vorkaufsrecht ist nicht übettragbar und geht nicht auf die Erden des Berechtigten
Bürgerliches Gesetzbuch.
II. Buch.
über, sofern nicht ein Anderes bestimmt ist.
Ist
das Recht auf eine bestimmte Zeit beschränkt, so
522. Zur Entrichtung von Verzugszinsen ist der Schenker nicht verpflichtet.
ist es im Zweifel vererblich.
523. Verschweigt der Schenker arglistig einen Mangel im Rechte, so ist er verpflichtet, dem Be
IV. Lansch.
schenkten den daraus entstehenden
515. Auf den Tausch finden die Vorschriften
Hatte der Schenker die Leistung eines Gegen standes versprochen,
Schenkung.
516. Eine Zuwendung, durch die Jemand aus einen Anderen bereichen,
Vermögen
seinem
ist
Schenkung, wenn beide Theile darüber einig find,
daß die Zuwendung unentgeltlich erfolgt.
Ist die Zuwendung ohne den Willen des Anderen erfolgt, so kann ihn der Zuwendende unter Be
stimmung einer angemessenen Frist zur Erklärung
über die Annahme auffordern.
laufe
Frist
der
Rach dem Ab-
die Schenkung als ange
gilt
nommen, wenn nicht der Andere sie vorher abge
lehnt hat.
Im Falle
Herausgabe
der Ablehnung kann die
Zugewendeten nach den Vor
des
schriften über die Herausgabe einer ungerecht fertigten Bereicherung gefordert werden.
517. Eine Schenkung liegt nicht vor, wenn Jemand zum Vortheil eines Anderen einen Ver
mögenserwerb unterläßt oder auf ein angefallenes,
noch nicht endgültig erworbenes
Recht verzichtet
oder eine Erbschaft oder ein Vermächtnis; aus schlägt.
518. Zur Gültigkeit eines Vertrags, durch den eine Leistung schenkweise versprochen wird, ist die gerichtliche oder notarielle Beurkundung108
des
Versprechens erforderlich. Das Gleiche gilt, wenn
ein Schuldversprechen oder ein Schuldanerkenntniß
der in den §§ 780, 781
weise
ertheilt
wird,
bezeichneten Art schenk
von dem Versprechen oder
der Anerkennungserklärung. Der Mangel
der Form wird durch die Be-
wirkung der versprochenen Leistung geheilt.
519. Der Schenker ist berechtigt, die Erfüllung eines schenkweise ertheilten Versprechens zu verweigern,
soweit
er
bei
Berücksichtigung
sonstigen Verpflichtungen außer Stande ist,
seiner das
ohne daß sein standes-
Versprechen zu erfüllen,
mäßiger Unterhalt oder die Erfüllung der ihm kraft Gesetzes obliegenden Unterhaltspflichten ge fährdet wird. Treffen die Ansprüche mehrerer Beschenkten zu
sammen,
so
geht
der
früher
entstandene
An
spruch vor.
620. Verspricht der Schenker eine in wieder kehrenden Leistungen bestehende Unterstützung, so erlischt die Verbindlichkeit mit seinem Tode, sofern
nicht aus dem Versprechen sich ein Anderes ergiebt.
521. Der Schenker hat nur Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit zu vertreten. 108. In Els.-Lothr. ist die notarielle Beurkundung allein zulässig nach Art. 141 EG, § " SlG z. FrG.
Schaden zu
ersetzen.
über den Kauf entsprechende Anwendung.
Zweiter Titel.
45
§ 515—527.
Recht der Schuldverhältniffe.
den er erst erwerben sollte,
so kann der Beschenkte wegen eines Mangels im Rechte Schadensersatz wegen Nichterfüllung ver langen, wenn der Mangel dem Schenker bei dem
Erwerbe der Sache bekannt gewesen oder in Folge grober Fahrlässigkeit unbekannt geblieben ist. Die die
für
Vorschriften
§§ 434
bis 437,
Berkäuftrs
des
Gewährleistungspflicht
geltenden
des § 433
Abs. 1,
der
des § 440 Abs. 2 bis 4 und
der §§ 441 bis 444
entsprechende An
finden
wendung.
524. Verschweigt der Schenker arglistig einen verschenkten
der
Fehler
Sache,
so
ist
er ver
pflichtet, dem Beschenkten den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen. Hatte der Schenker die Leistung einer nur der Gattung nach bestimmten Sache versprochen,
die
er erst erwerben sollte, so kann der Beschenkte, wenn
die
geleistete
Sache
fehlerhaft
und
der
Mangel dem Schenker bei dem Erwerbe der Sache bekannt
oder in
gewesen
Folge grober Fahr
lässigkeit unbekannt geblieben ist, verlangen, daß ihm an Stelle der fehlerhaften Sache eine fehler
freie geliefert wird. Hat der Schenker den Fehler
arglistig verschwiegen, so kann der Beschenkte statt
der Lieferung einer fehlerfreien Sache Schadens
ersatz wegen Nichterfüllung verlangen. Auf diese Ansprüche finden die für die Gewährleistung wegen
Fehler
einer
verkauften
Sache geltenden Vor
schriften entsprechende Anwendung.
525. Wer eine Schenkung unter einer Auf lage macht, kann die Vollziehung der Auflage verlangen, wenn er seinerseits geleistet hat. Liegt die Vollziehung der Auflage im öffent
lichen
so kann nach dem Tode des
Interesse,
Schenkers auch die zuständige Behörde die Voll ziehung verlangen.
526. Soweit in Folge emes Mangels im Rechte oder eines Mangels der verschenkten Sache der
Wetth
die Höhe der zur
der Zuwendung
Vollziehung der Auflage erforderlichen Aufwen
dungen
nicht
erreicht,
ist
der
Beschenkte
be
rechtigt, die Vollziehung der Auflage zu ver weigern, bis der durch den Mangel entstandene Fehlbetrag ausgeglichen wird.
Vollzieht der Be
schenkte die Auflage ohne Kenntniß des Mangels, so kann er von dem Schenker
Ersatz der durch
die Vollziehung verursachten Aufwendungen inso weit verlangen,
als sie in Folge des Mangels
den Werth der Zuwendung übersteigen.
527. Unterbleibt die Vollziehung der Auflage,
46
Bürgerliches Gesetzbuch.
§ 528—538.
II. Buch. Recht der Schuldverhältnisse.
so kann der Schenker die Herausgabe des Ge
Ter Widerruf erfolgt durch Erklärung
531.
Voraussetz
gegenüber dem Beschenkten. Ist die Schenkung widerrufen, so kann die
ungen nach den Vorschriften über die Heraus
Herausgabe des Geschenkes nach den Vorschriften
schenkes unter den für das Rücktrittsrecht gegenseitigen Verträgen bestimmten
bei
gabe einer ungerechtfertigten Bereicherung inso
über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Be
weit fordern, als das Geschenk zur Vollziehung der Auflage hätte verwendet werden müssen.
reicherung gefordert werden. 532. Der Widerruf ist ausgeschlossen, wenn
ein
der Schenker dem Beschenkten verziehen hat oder
Dritter berechtigt ist, die Vollziehung der Auflage
wenn seit dem Zeitpunkt, in welchem der Wider
zu verlangen. 528. Soweit der Schenker nach der Vollzieh
ruf sberechtigte von dem Eintritte der Voraus
ung der Schenkung 109 außer Stande ist, seinen
ein Jahr verstrichen ist.
standesmäßigen Unterhalt zu bestreiten und die
Beschenkten ist der Widerruf nicht mehr zulässig.
Der
Anspruch
ist
ausgeschlossen,
ihm seine Verwandten, seinem früheren
wenn
seinem Ehegatten oder
Ehegatten
gegenüber
gesetzlich
obliegende Unterhaltspflicht zu erfüllen, kann er von dem Beschenkten die Herausgabe des Ge
setzungen seines Rechtes Kenntniß erlangt hat,
Nach dem Tode des
Auf das Widerrufsrecht kann erst ver
533.
zichtet werden, wenn der Undank dem Wider rufsberechtigten bekannt geworden ist.
534.
Schenkungen,
durch
die einer sittlichen
schenkes nach den Vorschriften über die Heraus
Pflicht oder einer auf den Anstand zu nehmenden
gabe einer ungerechtfertigten Bereicherung fordern.
Rücksicht entsprochen wird, unterliegen nicht der
Der Beschenkte kann die Herausgabe durch Zahlung
Rückforderung und dem Widerrufe.
des für den Unterhalt erforderlichen Betrags ab
wenden.
Auf die Verpflichtung des Beschenkten
Dritter Titel.
Pacht.
I. Miethe.
finden die Vorschriften des § 760 sowie für die
Unterhaltspflicht der Verwandten geltende Vor
Miethe?"
535.
Durch den Miethvertrag wird der Ver-
schrift des § 1613 und im Falle des Todes des
miether verpflichtet, dem Miether den Gebrauch
Schenkers auch die Vorschriften des § 1615 ent
der vermietheten Sache während der Miethzeit
sprechende Anwendung.
zu gewähren.
Der Miether ist verpflichtet, dem
Unter mehreren Beschenkten haftet der früher
Bermierher den vereinbarten Miethzins zu ent
Beschenkte nur insoweit, als der später Beschenkte
richten. 536. Der Vermiether hat die vermiethete Sache
nicht verpflichtet ist.110 111 112 113 529. Der Anspruch auf Herausgabe des Ge
dem Miether in einem zu dem vertragsmäßigen
wenn der Schenker
Gebrauche geeigneten Zustande zu überlassen und
seine Bedürftigkeit vorsätzlich oder durch grobe
sie während der Miethzeit in diesem Zustande
Fahrlässigkeit herbeigeführt hat, oder wenn zur Zeit des Eintritts seiner Bedürftigkeit seit der
zu erhalten."9 537. Ist die vermiethete Sache zur Zeit der
schenkes
ist ausgeschlossen,
Leistung des geschenkten Gegenstandes zehn Jahre
Ueberlafiung an den Miether mit einem Fehler
verstrichen sind. Das Gleiche gilt, soweit der Beschenkte bei Be
behaftet, der ihre Tauglichkeit zu dem vertrags
rücksichtigung seiner sonstigen Verpflichtungen außer
entsteht im Laufe der Miethe ein solcher Fehler,
Stande ist, das Geschenk herauszugeben,
so ist der Miether für die Zeit, während deren
ohne
mäßigen Gebrauch aufhebt oder mindert,
oder
daß sein standesmäßiger Unterhalt oder die Er
die Tauglichkeit aufgehoben ist, von der Ent
füllung der ihm kraft Gesetzes obliegenden Unter
richtung des Miethzinses befreit, für die Zeit, während deren die Tauglichkeit gemindert ist, nur
haltspflichten gefährdet wird.
530. Eine Schenkung kann widerrufen werden, wenn sich der Beschenkte durch eine schwere Ver
fehlung gegen den Schenker oder einen nahen Angehörigen
des Schenkers
groben
Undankes
schuldig macht. Dem Erben des Schenkers steht das Recht des Widerrufs nur zu, wenn der Beschenkte vorsätzlich
zur Entrichtung eines nach den §§ 472, 473 zu bemessenden Theiles des Miethzinses verpflichtet. Das Gleiche gilt, wenn eine zugesicherte Eigen schaft fehlt oder später wegfällt.
Bei der Ber-
miethung eines Grundstücks steht die Zusicherung
einer bestimmten Größe
der
Zusicherung einer
und widerrechtlich den Schenker getödtet oder am
Eigenschaft gleich. 538. Ist ein Mangel der im § 537 bezeichneten
Widerrufe gehindert hat?"
Art bei dem Abschlüsse des Vertrags vorhanden
109. Aus dem EG kommt in Betracht Art. 87. 110. Vgl. § 852 Abs. 2 CPO. 111. Bezüglich der Anfechtung von Schenkungen innerhalb des Konkurses vergl. § 32 Nr. 1 KO, und außerhalb des selben § 3 Nr. 3 Ges. betr. die Anfechtung von Rechtshand lungen eines Schuldners außerhalb des Konkursverfahrens v. 21. Juli 1879.
oder entsteht ein solcher Mangel später in Folge eines 112. Auf die Miethe bezügliche Bestimmungen des EG: Art. 69 bezüglich der gesetzlichen Vorschrift über die Ver pachtung der Jagd und der Fischerei und Art. 93. Uebergangsvorschriften enthalten die Artt. 171, 172, 179, 1882. 113. Vgl. § 232 GVG.
Bürgerliches Gesetzbuch.
II. Buch. Recht der Schuldverhälttnffe.
47
§ 539—549.
Umstandes, den der Bermiether zu vertreten hat,
Ist der Miethzins für eine spätere Zeit im voraus
oder kommt der Bermiether mit der Beseitigung
enttichtet, so hat ihn der Bermiether nach Maß
eitles Mangels in Verzug, so kann der Miether,
gabe des § 347 oder, wenn die Kündigung wegen
statt die im § 537 bestimmten Rechte geltend zu
eines Umstandes erfolgt, den er nicht zu vertteten
machen, Schadensersatz wegen Nichterfüllung ver
hat, nach den Vorschriften über die Herausgabe einer
langen. Im Falle des Verzugs des Bermiethers kann
ungerechtfertigteil Bereicherung zurückzuerstatten.
der Miether den Mangel selbst beseittgen und
Auftnthalte von Menschen besttmmter Raum so
Ersatz der erforderlichen Aufwendungen verlangen. 539. Kennt der Miether bei dem Abschluffe des
beschaffen, daß die Benutzung mit einer erheblichen
Berttags den Mangel der gemietheten Sache, so
der Miether das Miethverhältniß ohne Einhaltung
stehen ihm die in den §§ 537, 538 bestimmten
einer Kündigungsftist kündigen, auch wenn er die
Rechte nicht zu.
Ist dem Miether ein Mallgel
gefahrbringende Beschaffenheit bei dem Abschlüsse
der im § 537 Abs. 1 bezeichneten Art in Folge
des Berttags gekannt oder auf die Geltendmachung
grober
der ihm wegen dieser Beschaffenheit zustehenden
Fahrlässigkeit unbekannt
geblieben
oder
nimmt er eine mangelhafte Sache an, obschon er
544. Ist eine Wohnung oder ein anderer zum
Gefährdung der Gesundheit verbunden ist, so kanll
Rechte verzichtet hat?"
den Mangel kennt, so kann er diese Rechte nur
545. Zeigt sich im Laufe der Miethe ein Mangel
unter den Voraussetzungen geltend machen, unter welchen dem Käufer einer mangelhaften Sache
der gemietheten Sache oder wird eine Vorkehrung zum Schutze der Sache gegen eine nicht vorher
nach dell §§ 460, 464 Gewähr zu leisten ist.
gesehene Gefahr erforderlich, so hat der Miether
540. Eine Vereinbarung, durch welche die Ver pflichtung des Bermiethers zur Vertretung von
dem Bermiether unverzüglich Anzeige zu machen. Das Gleiche gilt, wenn sich ein Dritter ein Recht
Mängeln der vermietheten Sache erlassen oder
an der Sache anmaßt.
beschränkt wird, ist nichtig, wenn der Bermiether den Mangel arglistig verschweigt.
Unterläßt der Miether die Anzeige, so ist er
zum Ersähe des daraus entstehenden Schadens
Wird durch das Recht eines Dritten dem
verpflichtet- er ist, soweit der Bermiether in Folge
Miether der verttagsmäßige Gebrauch der ge-
der Unterlassung der Allzeige Abhülfe zu schaffen
541.
mietheteil Sache ganz oder zum Theil entzogen,
außer Stande war, nicht berechtigt, die im § 537
so finden die Borschriftell der §§ 537, 538, des
bestimmten Rechte geltend zu machen oder nach
§ 539 Satz 1 und des § 540 entsprechende An
§ 542 Abs. 1 Satz 3 ohne Bestimmung einer Frist
wendung. 542. Wird dem Miether der verttagsmäßige Gebrauch der gemietheten Sache ganz oder zum Theil nicht rechtzeitig gewährt oder wieder entzogen,
zu kündigen oder Schadensersatz wegen Nichter füllung zu verlangen. 546. Die auf der vermietheten Sache ruhenden
so kanll der Miether ohne Einhaltung einer Kün
Lasten hat der Bermiether zu ttagen. 547. Der Bermiether ist verpflichtet, dem Miecher
digungsfrist das Miethverhältnitz kündigen.
die auf die Sache gemachten nothwendigen Ver
Die
Kündigung ist erst zulässig, wenn der Bermiether
wendungen zu ersetzen.
eilte ihm von dem Miether bestimmte angemessene
ohne Abhülfe zu
hat jedoch die Fütterungskosten zu tragen. Die Verpflichtung des Bermiethers zum Ersätze
Der Bestimmung einer Frist bedarf es
sonstiger Verwendungen bestimmt sich nach den
Frist hat verstteichen
schaffen.
lassen,
Der Miether eines Thieres
llicht, wenn die Erfüllung des Berttags in Folge
Vorschriften über die Geschäftsführung ohne Auf-
des die Kündigung rechtfertigenden Umstandes für
ttag.
den Miether kein Interesse hat?" Wegen einer unerheblichen Hinderung oder Bor-
mit der er die Sache versehen hat, wegzunehmeil.
ellthalttnlg des Gebrauchs ist die Kündigung nur zulässig, wenn sie durch ein besonderes Interesse
der gemietheten Sache, die durch den verttagsmäßigen Gebrauch herbeigeführt werden, hat der
des Miethers gerechtfertigt wird. Bestteitet der Bermiether die Zulässigkeit der
Miether nicht zu vertteten. 549. Der Miether ist ohne die Erlaubniß des
548.
Der Miether ist berechttgt, eine Einrichtung, Veränderungen
oder
Verschlechterungen
erfolgten Kündigung, weil er den Gebrauch der
Bermiethers nicht berechtigt, den Gebrauch der
Sache rechtzeitig gewährt oder vor dem Ablaufe
gemietheten Sache einem Drittelt zu überlassen,
der Frist die Abhülfe bewirkt habe, so trifft ihn
insbesondere
die Beweislast. 543. Auf das dem Miether nach § 542 zu
Verweigert kann
stehende Kündigungsrecht finden die Vorschriften
Einhaltung der gesetzlichen Frist kündigen, sofern
der §§ 539 bis 541 sowie die für die Wandelung
nicht in der Person des Dritten ein wichttger
bei dem Kaufe geltenden Vorschriften der §§ 469
Grund vorliegt.
bis 471 entsprechende Anwendung. 114. Bgl. § 255 TPO.
der
die
der
Sache
weiter
Bermiether
Miether
das
die
zu
vermiechen.
Erlaubniß, so
Miethverhältniß
unter
115. Bgl. hierzu die Bestimmung de» Att. 11 G. v. 13. April 1850.
48
Bürgerliches Gesetzbuch.
II. Buch. Recht der Schuldverhältnisse.
Ueberläßt der Miether den Gebrauch einem Dritten, so hat er ein dem Dritten bei dem Ge brauche zur Last fallendes Verschulden zu vertteten, auch wenn der Bermiether die Erlaubnis zur Ueberlaffung ertheilt hat?" 550. Macht der Miether von der gemietheten Sache einen verttagswidrigen Gebrauch und setzt er den Gebrauch ungeachtet einer Abmahnung deS Bermiethers fort, so kann der Bermiether auf Unterlaffung klagen. 551. Der Miethzins ist am Ende der Miethzeit zu entrichten. Ist der Miethzins nach Zeit abschnitten bemessen, so ist er nach dem Ablaufe der einzelnen Zeitabschnitte zu enttichten. Der Miethzins für ein Grundstück116 117 118 ist, sofern er nicht nach kürzeren Zeitabschnitten bemessen ist, nach dem Ablaufe je eines Kalendervierteljahrs am ersten Werktage des folgenden Monats zu enttichten. 552. Der Miether wird von der Enttichtung des Miethzinses nicht dadurch befreit, daß er durch einen in seiner Person liegenden Grund an der Ausübung des ihm zustehenden Gebrauchs rechts verhindert wird. Der Bermiether muß sich jedoch den Werth der ersparten Aufwendungen sowie derjenigen Vortheile anrechnen lassen, welche er aus einer anderweitigen Verwerthung des Gebrauchs erlangt. Solange der Bermiether in Folge der Ueberlassung des Gebrauchs an einen Dritten außer Stande ist, dem Miether den Ge brauch zu gewähren, ist der Miether zur Ent richtung des Miethzinses nicht verpflichtet. 553. Der Bermiether kann ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist das Miethverhältniß kündigen, wenn der Miether oder derjenige, welchem der Miether den Gebrauch der gemietheten Sache überlassen hat, ungeachtet einer Abmahnung des Bermiethers einen verttagswidrigen Gebrauch der Sache fortsetzt, der die Rechte des Bermiechers in erheblichem Maße verletzt, insbesondere einem Dritten den ihm unbefugt überlassenen Gebrauch beläßt, oder die Sache durch Vernachlässigung der dem Mether obltegendenSorgfalt erheblich gefährdet. 554. Der Bermiether kann ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist das Miethverhältniß kün digen, wenn der Miether für zwei auf einander folgende Termine mit der Enttichtung des MethzinseS oder eines Theiles des Miethzinses im Verzug ist. Die Kündigung ist ausgeschlossen, wenn der Mether den Bermiether befriedigt, bevor sie erfolgt. Die Kündigung ist unwirksam, wenn sich der Miether von seiner Schuld durch Aufrechnung befreien konnte und unverzüglich nach der Kün digung die Aufrechnung erklärt. 555. Macht der Bermiether von dem ihm nach 116. Ueber Pfändung des PachtrechtS vgl. § 851 TPO. 117. vgl. § 580 unten.
§ 550—560.
den §§ 553, 554 zustehenden Kündigungsrechte Gebrauch, so hat er den für eine spätere Zeit im voraus enttichteten Methzins nach Maßgabe des § 347 zurückzuerstatten. 556. Der Mether ist verpflichtet, die gemiethete Sache nach der Beendigung des Miethverhältniffes zurückzugeben. Dem Mether eines Grundstücks steht wegen seiner Ansprüche gegen den Bermiether ein Zurück behaltungsrecht nicht zu. Hat der Miether den Gebrauch der Sache einem Dritten überlassen, so kann der Bermiether die Sack)e nach der Beendigung des Miethverhältnisses auch von dem Dritten zurückfordern?" 557. Giebt der Miether die gemiethete Sache nach der Beendigung des Mißverhältnisses nicht zurück, so kann der Bermiether für die Dauer der Vorenthaltung als Entschädigung den verein barten Miethzins verlangen. Die Geltendmachung eines weiteren Schadens ist nicht ausgeschlossen. 558. Die Ersatzansprüche des Bermiethers wegen Veränderungen oder Verschlechterungen der vermietheten Sache sowie die Ansprüche des Miethers auf Ersatz von Verwendungen oder auf Gestattung der Wegnahme einer Einrichtung ver jähren in sechs Monaten. Die Verjährung der Ersatzansprüche des Ver miethers beginnt mit dem Zeitpunkt, in welchem er die Sache zurückerhält, die Verjährung der An sprüche des Miethers beginnt mit der Beendigung des Miethverhältniffes. Mit der Verjährung des Anspruchs des Ber miethers auf Rückgabe der Sache verjähren auch die Ersatzansprüche des Bermiethers. 559. Der Bermiether eines Grundstücks hat für seine Forderungen aus dem Miethverhälmiß ein Pfandrecht119 120 an den eingebrachten Sachen des Miethers. Für künftige Entschädigungs forderungen und für den Methzins für eine spätere Zeit als das laufende und das folgende Miethjahr kann das Pfandrecht nicht geltend gemacht werden. Es erstteckt sich nicht auf die der Pfändung nicht unterworfenen Sachen."9 560. Das Pfandrecht des Bermiethers erlischt mit der Entfernung der Sachen von dem Grund stück, es sei denn, daß die Entfernung ohne Wissen oder unter Widerspruch des Bermiethers erfolgt. Der Bermiether kann der Entfernung nicht wider sprechen, wenn sie im regelmäßigen Betriebe deS Geschäfts des Methers oder den gewöhnlichen Lebensverhältnissen entsprechend erfolgt oder wenn die zurückbleibenden Sachen zur Sicherung des Bermiethers offenbar ausretchen. 118. Zuständig für alle derartigen Klagen ist nach § 23
Nr. 2 GVG das Amtsgericht; vgl. auch §§ 257, 70V Nr. 1
721 TPO. 119. Ueber dessen Wirkung im Konkurse vgl. §49 Nr. 2 ÄC.
120. «gl. § 811 TPO.
Bürgerliches Gesetzbuch.
II. Buch. Recht der SchuldverhälMiffe.
561. Der Bermiether darf die Entfernung der seinem Pfandrecht unterliegenden Sachen, soweit er ihr zu widersprechen berechtigt ist, auch ohne Anrufen des Gerichts verhindern und, wenn der Mether auszieht, die Sachen in seinen Besitz nehmen. Sind die Sachen ohne Wissen oder unter Wider spruch des Vermiethers entfernt worden, so kann er die Herausgabe zum Zwecke der Zurückschaffung in das Grundstück und, wenn der Mether aus gezogen ist, die Ueberlaffung des Besitzes ver langen. Das Pfandrecht erlischt mit dem Ablauf eines Monats, nachdem der Bermiether von der Entfernung der Sachen KennMiß erlangt hat, wenn nicht der Bermiether diesen Anspruch vorher gerichtlich geltend gemacht hat. 562. Der Miether kann die Geltendmachung des Pfandrechts des Bermiethers durch Sicherheitsleistung abwenden- er kann jede einzelne Sache dadurch von dem Pfandrechte befreien, daß er in Höhe ihres Werthes Sicherheit leistet. 563. Wird eine dem Pfandrechte des Bermiethers unterliegende Sache für einen anderen Gläubiger gepfändet, so kann diesem gegenüber das Pfandrecht nicht wegen des Methzinses für eine frühere Zeit als das letzte Jahr vor der Pfändung geltend gemacht werden.1,1 564. Das Miethverhältniß endigt mit dem Ab laufe der Zeit, für die es eingegangen ist. Ist die Miethzeit nicht bestimmt, so kann jeder Theil das Miethverhälmiß nach den Vorschriften des § 565 kündigen. 565. Bei Grundstücken ist die Kündigung nur für den Schluß eines Kalendervierteljahrs zu lässig- sie hat spätestens am dritten Werktage des Vierteljahrs zu erfolgen. Ist der Miethzins nach Monaten bemessen, so ist die Kündigung nur für den Schluß eines Kalendermonats zulässig- sie hat spätestens am fünfzehnten des Monats zu erfolgen. Ist der Miethzins nach Wochen be messen, so ist die Kündigung nur für den Schluß einer Kalenderwoche zulässig- sie hat spätestens ain ersten Werktage der Woche zu erfolgen. Bei beweglichen Sachen hat die Kündigung spätestens am dritten Tage vor dem Tage zu erfolgen, an welchem das Miethverhälmiß endigen soll. Ist der Miethzins für ein Grundstück oder für eilte bewegliche Sache nach Tagen bemeffen, so ist die Kündigung an jedem Tage für den folgenden Tag zulässig. Die Vorschriften des Abs. 1 Satz 1, Abs. 2 gelten auch für die Fälle, in denen das Miethvcrhälmiß unter Einhaltung der gesetzlichen Frist vorzeitig gekündigt werden kann."' 566. Ein Methvertrag über ein Grundstück, der für längere Zeit als ein Jahr geschloffen wird, 121. Gleiche Bestimmungen in § 49* KO. 122. §§549* Satz 2, 567, 569, 570 BGB ; § 19 ftO ; § 57 Satz 2 ZVG. System. Sammt, d. i. E.-L. gelt. Ges. Bd. I.
49
§ 561—571.
bedarf der schriftlichen Form. Wird die Form nicht beobachtet, so gilt der Vertrag als für unbesttmmte Zeit geschloffen- die Kündigung ist jedoch nicht für eine frühere Zeit als für den Schluß des ersten Jahres zulässig. 567. Wird ein Methvertrag für eine längere Zeit als dreißig Jahre geschloffen, so kann nach dreißig Jahren jeder Theil das Miethverhälmiß unter Einhaltung der gesetzlichen Frist kündigen. Die Kündigung ist unzulässig, wenn der Vertrag für die Lebenszeit des Bermiethers oder des Methers geschloffen ist."' 568. Wird nach dem Ablaufe der Methzeit der Gebrauch der Sache von dem Miether fort gesetzt, so gilt das Methverhälmiß als auf un bestimmte Zeit verlängert, sofern nicht der Ber miether oder der Miether seinen entgegenstehenden Willen binnen einer Frist von zwei Wochen dem anderen Theile gegenüber erklärt. Die Frist be ginnt für den Miether mit der Fortsetzung des Gebrauchs, für den Bermiether mit dem Zeitpunkt, in welchem er von der Fortsetzung KennMiß erlangt. 569. Stirbt der Miether, so ist sowohl der Erbe als der Bermiether berechtigt, das Miethverhälmiß unter Einhaltung der gesetzlichen Frist zu kündigen. Die Kündigung kann nur für den ersten Termin erfolgen, für den sie zulässig ist. 570. Militärpersonen, Beamte, Geistliche und Lehrer an öffentlichen Unterrichtsanstalten können im Falle der Versetzung nach einem anderen Otte das Methverhälmiß in Ansehung der Räume, welche sie für sich oder ihre Familie an dem bis herigen Garnison- oder Wohnorte gemiethet haben, unter Einhaltung der gesetzlichen Frist kündigen. Die Kündigung kann nur für den ersten Termin erfolgen, für den sie zulässig ist. 571. Wird das vermiethete Grundstück nach der Ueberlaffung an den Miether von dem Ber miether an einen Dritten veräußett, so tritt der Erwerber an Stelle des Bermiethers in die sich während der Dauer seines Eigenthums aus dem Miethverhälmiß ergebenden Rechte und Ver pflichtungen ein. Erfüllt der Erwerber die Verpflichmngen nicht, so haftet der Bermiether für den von dem Er werber zu ersetzenden Schaden wie ein Bürge, der auf die Einrede der Borausklage verzichtet hat. Erlangt der Mtecher von dem Uebergange des Eigenthums durch Mittheilung deö Bermiethers KennMiß, so wird der Bermiether von der Haftung befreit, wenn nicht der Mether das Methverhälmiß für den ersten Termin kündigt, für den die Kün-
digung zulässig ist?" 123. Zu beachten ist indessen Art. 171 GG. 124. Ueber das Schicksal der Mieth- oder Pachtverträge in Fällen einer Zwangsversteigerung oder ZwangSverwallung vgl. §§ 57, 59, 152 Abs. 2, 183 ZBG, vgl. auch § 21 «ds. 3 ÄO; Art. 172 GG.
4
50
Bürgerliches Gesetzbuch.
II. Buch. Recht der Sckmldverhältnme.
§ 572—585.
572. Hat der Mether des veräußerten Grund
die Vorschriften der §§ 571 bis 576 entsprechende
stücks dem Bermiether für die Erfüllung seiner
Anwendung, wenn durch die Ausübung des Rechtes
Verpflichtungen Sicherheit geleistet,
so tritt der
dem Miether der vertragsmäßige Gebrauch ent Erwerber in die dadurch begründeten Rechte ein. I zogen wird. Hat die Ausübung des Rechtes nur Zur Rückgewähr der Sicherheit ist er nur ver I eine Beschränkung des Miethers in dem Vertrags
pflichtet, wenn sie ihm ausgehändigt wird oder wenn er
dem
Bermiether gegenüber die
Ber-
mäßigen Gebrauche zur Folge, so ist der Dritte
dem Miether gegenüber verpffichtet, die Ausübung zu unterlassen, soweit sie den vertragsmäßigen Ge
pflichttmg zur Rückgewähr übernimmt.
578. Eine Verfügung, die der Bermiether vor
brauch beeinträchtigen lvürde.
Zeit der Berechttgung des Erwerbers entfallenden
578. Hat vor der Ueberlaffung des vermietheten Grundstücks an den Miether der Bermiether das
Miethzins getroffen hat, ist insoweit wirksam, als
Grundstück an einen Dritten veräußert oder mit
dem Uebergange des Eigenthums über den auf die
sie sich auf den Methzins für das zur Zeit des
einem Rechte belastet, durch deffen Ausübung der
Ueberganges des Eigenthums laufende und das
vertragsmäßige Gebrauch dem Miether entzogen
folgende Kalendervierteljahr bezieht.
Eine Ver
oder beschränkt wird, so gilt das Gleiche wie in
fügung über den Miethzins für eine spätere Zeit
den Fällen des § 571 Abs. 1 und des § 577, wenn
muß der Erwerber gegen sich gelten (affen, wenn
der Erwerber dem Bermiether gegenüber die Er
er sie zur Zeit des Ueberganges des Eigenthums
füllung
kennt.185
gebenden Verpflichtungen übernommen hat.
574. Ein Rechtsgeschäft, das zwischen dem Miether und dem Bermiether in Ansehung der Miethzinsforderung vorgenommen wird, insbe
579. Wird das vermiethete Grundstück von dem Erwerber lveiter veräußert oder belastet, so ffnbcn
der sich aus
dem Miechverhältniß
er
die Vorschriften des § 571 Abs. 1 und der §§ 572
sondere die Entrichtung des Miethzinses, ist dem
bis 578 entsprechende Anwendung.
Erwerber gegenüber wirksam, soweit es sich nicht
neue Erwerber die sich aus dem Miethverhältniß
auf dell Miethzins für eine spätere Zeit als das
ergebenden Verpflichtungen nicht, so haftet der Ver-
Kalendervierteljahr, in welchem der Miether von
miether dem Miether llach § 571 Abs. 2.
dem Uebergange des Eigenthums Kenntniß erlangt, und das folgende Vierteljahr bezieht. Ein Rechts
580. Die Vorschriften über die Miethe von Grundstückcll gelten auch für die Miethe von
geschäft, das nach dem Uebergange des Eigenthums
Wohnräumen und anderen Räumen.
Erfüllt der
vorgenommen wird, ist jedoch unwirksam, wenn der Miether bei der Vornahme des Rechtsgeschäfts
n. Pacht.
von dem Uebergange des Eigenthums Kennttliß hat.
581. Durch den Pachtvertrag wird der Ver pächter verpflichtet, dem Pächter den Gebrauch des
575. Soweit die Entrichtung des Miethzinses an den Bermiether nach § 574 dem Erwerber
verpachteten Gegenstandes
gegenüber wirksam ist, sann der Miether gegen
Früchte, soweit sie nach den Regeln einer ordnungs
die Miethzinsforderung des Erwerbers eine ihm
müßigen Wirthschaft als Ertrag anzusehen sind,
gegen den Bermiether zustehende Forderwlg auf
und den Genuß der
während der Pachtzeit zu gewähren.
Der Pächter
Die Auftechnung ist ausgeschloffen, wenn
ist verpflichtet, dem Verpächter den vereinbarten
der Miether die Gegenforderung erworben hat, nachdem er von dem Uebergange des Eigenthums
Pachtzins zu entrichten. Auf die Pacht finden, soweit sich nicht aus den
rechnen.
Kenntniß erlangt hat, oder wenn die Gegenfor
§§ 582 bis 597 ein Anderes ergtebt, die Vorschriften
derung erst nach der Erlangung der Kenntniß und
über die Methe entsprechende Anwendung.
später als der Miethzins fällig geworden ist.
582. Der Pächter eines landwirthschaftlichen Grundstücks hat die gewöhnlichen Ausbefferungen,
576. Zeigt der Bermiether dem Miether an, daß
der Wohn- und
er das Eigenthum an dem vermietheten Grundstück
insbesondere die
auf einen Dritten übertragen habe, so muß er in
gebäude, der Wege, Gräben und Einftiedigungen,
Ansehung der Miethzinsforderung die angezeigte
auf feine Kosten zu bewirken.
Uebertragung dem Miether gegenüber gegen sich
583. Der Pächter eines landwirthschaftlichen Grundstücks darf nicht ohne die Erlaubniß des Ver
gelten (affen, auch wenn sie nicht erfolgt oder nicht
wirksam ist.
Wirthschafts
Pächters Aenderungen in der wirthschaftlichen Be
Die Anzeige kann nur mit Zusttmmung des
stimmung des Grundstücks vornehmen, die auf die
jenigen zurückgenommen werden, welcher als der
Art der Bewirthschaftung über die Pachtzeit hinaus
neue Eigenthümer bezeichnet worden ist.
von Einfluß sind.
577. Wird das vermtethete Grundstück nach der Ueberlaffung an den Mecher von dem Bermiether
584. Ist bei der Pacht eines landwirthschaftlichen Grundstücks der Pachtzins nach Jahren bemessen,
mit dem Rechte eines Dritten belastet, so finden
so ist er nach dem Ablaufe je eines Pachtjahrs am
ersten Werktage des folgenden Jahres zu entrichten. 125. Bgl. § 21 Abs. 2 ÄO.
585. Das Pfandrecht des Verpächters eines
Bürgerliches Gesetzbuch.
II. Buch. Recht der Schuldverhältniffe.
landwirthschaftlichen Grundstücks kann für den ge summten Pachtzins geltend gemacht werden und unterliegt nicht der im § 563 bestimmten Be schränkung. Es erstreckt sich auf die Früchte des Grundstücks sowie auf die nach § 715 Nr. 51,B* der Ctvilprozeßordnung der Pfändung nicht unter worfenen Sachen. "• 586. Wird ein Grundstück sammt Inventar verpachtet, so liegt dem Pächter die Erhaltung der einzelnen Jnventarstücke ob. Der Verpächter ist verpflichtet, Jnventarstücke, die in Folge eines von dem Pächter nicht zu ver tretenden Umstandes in Abgang kommen, zu er gänzen. Der Pächter hat jedoch den gewöhnlichen Abgang der zu dem Inventar gehörenden Thiere aus den Jungen insoweit zu ersetzen, als dies einer ordnungsmäßigen Wirthschaft entspricht. 587. Uebernimmt der Pächter eines Grundstücks das Inventar zum Schätzungswerthe mit der Berpflichttlng, es bei der Beendigung der Pacht zum Schätzungswerthe zurückzugewähren, so gelten die Vorschriften der §§ 588, 589. 588. Der Pächter trägt die Gefahr des zufälligen Unterganges und einer zufälligen Verschlechterung des Inventars. Er kann über die einzelnen Stücke innerhalb der Grenzen einer ordnungsmäßigen Wirthschaft verfügen. Der Pächter hat das Inventar nach den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirthschaft in dem Zu stande zu erhalten, in welchem es ihm übergeben wird. Die von ihm angeschafften Stücke werden mit der Einverleibung in das Inventar Eigenthum des Verpächters. 589. Der Pächter hat das bei der Beendigung der Pacht vorhandene Inventar dem Verpächter zurückzugewähren. Der Verpächter kann die Uebernahme derjenigen von dem Pächter angeschafften Jnventarstücke ab lehnen, welche nach den Regeln einer ordnungs mäßigen Wirthschaft für das Grundstück überflüssig oder zu werthvoll sind- mit der Ablehnung geht das Eigenthum an den abgelehnten Stücken auf den Pächter über. Ist der Gesammtschätzungswerth der übernom menen Stücke höher oder niedriger als der Gesammtschätzungswerth der zurückzugewährenden Stücke, so hat im ersteren Falle der Pächter dem Verpächter, im letzteren Falle der Verpächter dem Pächter den Mehrbetrag zu ersetzen. 590. Dem Pächter eines Grundstücks steht für die Forderungen gegen den Verpächter, die sich auf das mitgepachtete Inventar beziehen, ein Pfandrecht an den in seinen Besitz gelangten Jnventarstücken zu. Auf das Pfandrecht findet die Vorschrift des § 562 Anwendung. 125 a. Jetzt § 811* LPO. 126. Entsprechend § 49« ÄC. 127. Im Falle de» Konkurses § 49* ÄO.
§ 586—596.
51
591. Der Pächter eines landwirthschaftlichen Grundstücks ist verpflichtet, das Grundstück nach der Beendigung der Pacht in dem Zustande zu rückzugewähren, der sich bet einer während der Pachtzeit bis zur Rückgewähr fortgesetzten ordnungs mäßigen Bewirthschaftung ergiebt. Dies gilt ins besondere auch für die Bestellung. 592. Endigt die Pacht eines landwirchschaftlichen Grundstücks im Laufe eines Pachtjahrs, so hat der Verpächter die Kosten, die der Pächter auf die noch nicht getrennten, jedoch nach den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirthschaft vor dem Ende des Pachtjahrs zu trennenden Früchte verwendet hat, insoweit zu ersetzen, als sie einer ordnungs mäßigen Wirthschaft entsprechen und den Werth dieser Früchte nicht übersteigen. 593. Der Pächter eines Landguts hat von den bei der Beendigung der Pacht vorhandenen land wirthschaftlichen Erzeugnissen ohne Rücksicht darauf, ob er bei dem Antritte der Pacht solche Erzeug nisse übernommen hat, so viel zurückzulaflen, als zur Fortführung der Wirthschaft bis zu der Zeit erforderlich ist, zu welcher gleiche oder ähnliche Erzeugnisse voraussichtlich gewonnen werden. Soweit der Pächter landwirthschaftltche Erzeug nisse in größerer Menge oder besserer Beschaffen heit zurückzulaflen verpflichtet ist, als er bei dem Antritte der Pacht übernommen hat, kann er von dem Verpächter Ersah des Wetthes verlangen. Den vorhandenen auf dem Gute gewonnenen Dünger hat der Pächter zurückzulaflen, ohne daß er Ersatz des Werthes verlangen kann. 594. Uebernimmt der Pächter eines Landguts das Gut auf Grund einer Schätzung des wirthschaftltchen Zustandes mit der Besttmmung, daß nach der Beendigung der Pacht die Rückgewähr gleichfalls auf Grund einer solchen Schätzung zu erfolgen hat, so finden auf die Rückgewähr des Gutes die Vorschriften des § 589 Abs. 2, 3 ent sprechende Anwendung. Das Gleiche gilt, wenn der Pächter Borräche auf Grund einer Schätzung mit einer solchen Be stimmung übernimmt, für die Rückgewähr der Borräthe, die er zurückzulaflen verpflichtet ist. 595. Ist bei der Pacht eines Grundstücks oder eines Rechtes die Pachtzeit nicht bestimmt, so ist die Kündigung nur für den Schluß eines Pacht jahres zulässig; sie hat spätestens am ersten Werktage des halben Jahres zu erfolgen, mit dessen Ablaufe die Pacht endigen soll. Diese Vorschriften gelten bet der Pacht eines Grundstücks oder eines Rechtes auch für die Fälle, in denen das Pachtverhältniß unter Einhaltung der gesetzlichen Frist vorzetttg gekündigt werden kann. 596. Dem Pächter steht das im § 549 Abs. 1 bestimmte Kündigungsrecht nicht zu. Der Verpächter ist nicht berechttgt, daS Pacht verhältniß nach § 569 zu kündigen.
52
Bürgerliches Gesetzbuch.
Eine
Kündigung
§ 597—611.
II. Buch. Recht der Schuldverhältnisse.
des Pachtverhältnisies nach
605. Der Verleiher kann die Leihe kündigen: 1. wenn er in Folge eines nicht vorhergesehmen
§ 570 findet nicht statt.
Umstandes der verliehenen Sache bedarf-
597. Giebt der Pächter dm gepachteten Gegenstand nach der Beendigung der Pacht nicht zurück,
2. wenn der Entleiher einen vertragswidrigen
so kann der Verpächter für die Dauer der Vor
Gebrauch von der Sache macht, insbesondere
enthaltung als Entschädigung den vereinbarten
unbefugt den Gebrauch einem Dritten über
in
läßt, oder die Sache durch Bemachlässigung der
welchem die Nutzungen, die der Pächter währmd
ihm obliegmdm Sorgfalt erheblich gefährdet;
Pachtzins nach dem Berhältniffe verlangen,
dieser Zeit gezogen hat oder hätte ziehen sönnen,
3. wenn der Entleiher stirbt.
zu dm Nutzungen des ganzen Pachtjahrs stehen.
606. Die Ersatzansprüche des Verleihers wegen
Die Geltmdmachung eines weiteren Schadens ist
Beränderungm oder Berschlechtemngm der ver
nicht auSgeschloffen.
liehenen
Sache
sowie die Ansprüche des Ent
leihers auf Ersatz von Berwendungm oder auf
Bierter Titel.
Leihe.
Gestattung der Wegnahme einer Einrichtung ver-
598. Durch den Leihvertrag wird der Berleiher einer Sache verpflichtet, dem Entleiher den
jährm in sechs Monaten.
Die Vorschriften des
§ 558 Abs. 2, 3 findm entsprechende Anwendung.
Gebrauch der Sache unentgeltlich zu gestatten.
Fünfter Titel.
Darlehm.
599. Der Verleiher hat nur Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit zu vertreten.
607. Wer Geld oder andere verttetbare Sachen
600. Verschweigt der Verleiher arglistig einen
als Darlehen empfangen hat, ist verpflichtet, dem
Mangel im Rechte oder einen Fehler der ver liehenen Sache, so ist er verpflichtet, dem Entleiher
Darleiher das Empfangene in Sachen von gleicher Art, Güte und Menge zurückzuerstatten.
den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen.
Wer Geld oder andere verttetbare Sachen aus
601. Der Entleiher hat die gewöhnlichen Kosten
einem anderen Grunde schuldet, kann mit dem
der Erhaltung der gelichenen Sache, bei der Leihe
Gläubiger vereinbaren, daß das Geld oder die
eines Thieres insbesondere die Fütterungskosten,
Sachen als Darlehen geschuldet werden sollen.
zu tragen. Die Verpflichtung des Verleihers zum Ersatz
608. Sind für ein Darlehen Zinsen bedungen, so sind sie, sofern nicht ein Anderes bestimmt ist,
besttmmt sich nach den
nach dem Ablaufe je eines Jahres und, wenn das
anderer
Verwmdungen
Vorschriften über die Geschäftsführung ohne Auftrag.
Darlehen vor dem Ablauf eines Jahres zurückzu
Der Entleiher ist berechtigt, eine Einrichtung, mit
erstatten ist, bei der Rückerstattung zu entrichten.
der er die Sache versehm hat, wegzunehmen.
609. Ist für die Rückerstattung eines Darlehens eine Zeit nicht besttmmt, so hängt die Fälligkeit davon
602. Veränderungen oder Verschlechterungen der
geliehenen
Sache,
die durch den vertrags-
mäßigm Gebrauch herbetgeführt werden, hat der
ab, daß der Gläubiger oder der Schuldner kündigt.
Die Kündigungsftist beträgt bei Darlehen von
Entleiher nicht zu vertreten.
mehr als dreihundert Mark drei Monate, bei Dar
603. Der Entleiher darf von der gelichenen Sache keinen anderen als dm vertragsmäßigen
lehen von geringerem Betrag einen Monat.
machen.
Sind Zinsen nicht bedungen, so ist der Schuldner
ist ohne die Erlaubniß
auch ohne Kündigung zur Rückerstattung berechtigt.
des Verleihers nicht berechttgt, den Gebrauch der
610. Wer die Hingabe eines Darlehens ver spricht, kann im Zweifel das Versprechen wider
Gebrauch
Er
Sache einem Dritten zn überlassen.
604. Der Entleiher ist verpflichtet, die geliehme Sache nach dem Ablaufe der für die Lethe be
rufen, wenn in den Bermögensverhältniffen des
stimmten Zett zurückzugeben.
einttitt, durch die der Anspruch auf die Rücker
Ist etne Zeit nicht besttmmt, so ist die Sache
zurückzugeben,
nachdem der
Entleiher
den
anderen Theiles etne wesentliche Verschlechterung
stattung gefährdet wird.
sich
Sechster Titel.
aus dem Zwecke der Leihe ergebenden Gebrauch gemacht
hat.
Der
Verleiher
kann
die
Sache
schon vorher zurückfordem, wenn so viel Zeit ver-
Dienstvertrag?"
611. Durch den Dienstvertrag wird derjenige, welcher Dienste zusagt, zur Leistung der ver-
strichm ist, daß der Entleiher dm Gebrauch hätte
machen können. Ist die Dauer der Leihe weder besttmmt noch
auS dem Zwecke zu entnehmen, so kann der Ver leiher die Sache jederzeit zurückfordern.
128. vgl. § 355 HGV. 129. Auf den Dienstvertrag EG:
Art. 32
bezüglich
bezügliche Vorschriften des
der reich-gesetzlichen
Vorschriften,
welche besondere unter den Dienstvertrag fallende verhält niffe regeln.
Dahin gehören: §§ 59-83, 84—92, 98-104,
Ueberläßt der Entleiher dm Gebrauch der Sache
511—555, 740-753 HGV; §§ 105-139b, 154 GewO; RG v.
einem Dritten, so kann der Verleiher sie nach
27. Dez. 1872 (Seemann-ordnung); Strandungsordnung v.
der Beendigung der Lethe auch von dem Dritten
zurückfordem.
17. Mai 1874; §§ 7 ff. 21 ff. R« betr. Binnenschifffahrt vom 15. Juni 1895 ; §§ 1 ff. RG betr. Flößerei v. 15. Juni 1895;
ferner Art. 80, 95 u. 171 (Uebergang-bestimmung).
Bürgerliches Gesetzbuch.
II. Buch. Recht der Schuldverhältnisse.
sprochenen Dienste, der andere Theil zur Gewährung
53
§ 612—621.
krankung geschuldete Vergütung angerechnet werden.
der vereinbarten Vergütung130 131 verpflichtet. 132 133 134 135
Wird das Dienswerhältniß wegen der Erkrankung
Gegenstand des Dienstvertrags können Dienste
von dem Dienstberechttgten nach § 626 gekündigt,
jeder Art sein.
so bleibt die dadurch herbetgeführte Beendigung
612. Eine Vergütung gilt als stillschweigend
des Dienstverhältniffes außer Betracht.
vereinbart, wenn die Dienstleistung den Umständen
Die Verpflichtung des Dienstberechtigten tritt
nach nur gegen eine Vergütung zu erwarten ist.
nicht ein, wenn für die Verpflegung und ärztliche
Ist die Höhe der Vergütung nicht bestimmt, so
Behandlung durch eine Versicherung oder durch
ist bei dem Bestehen einer Taxe'" die taxmäßige
eine Einrichtung
Vergütung, in Ermangelung einer Taxe die üb
Vorsorge getroffen ist?33
liche Vergütung als vereinbart anzusehen.
618.
der
öffentlichen Krankenpflege
Der Dienstberechtigte hat Räume, Vor
Der zur Dienstleistung Verpflichtete hat
richtungen oder Geräthschaften, die er zur Ver
die Dienste im Zweifel in Person zu leisten. Der
richtung der Dienste zu beschaffen hat, so einzu
Anspruch auf die Dienste ist im Zweifel nicht
richten und zu unterhalten und Dienstleistungen,
übertragbar?33 614. Die Vergütung ist nach der Leistung der
vorzunehmen sind, so zu regeln, daß der Ver
Dienste zu entrichten.
pflichtete gegen Gefahr fiit Leben und Gesundheit
613.
Ist die Vergütung nach
die unter seiner Anordnung oder seiner Leitung
Zeitabschnitten bemessen, so ist sie nach dem Ab
soweit geschützt ist,
laufe der einzelnen Zeitabschnitte zu entrichten.
leistung es gestattet.
als die Natur der Dienst
Kommt der Dienstberechtigte mit der An
Ist der Verpflichtete in die häusliche Gemein
nahme der Dienste in Verzug, so kann der Ver
schaft ausgenommen, so hat der Dienstberechtigte in Ansehung des Wohn- und Schlaftaums, der
615.
pflichtete für die in Folge des Verzugs nicht ge
leisteten Dienste die vereinbarte Vergütung ver-
Verpflegung sowie der Arbeits- und Erholungs
langen, ohne zur Nachleistung verpflichtet zu sein.
zeit diejenigen Einrichtungen und Anordnungen
Er muß sich jedoch den Werth desjenigen anrechnen
zu treffen, welche mit Rücksicht auf die Gesund
lassen, was er in Folge des Unterbleibens der
heit, die Sittlichkeit und die Religion des Ver
Dienstleistung erspart oder durch anderweitige Ver
pflichteten erforderlich sind.
wendung seiner Dienste erwirbt oder zu erwerben
Erfüllt der Dienstberechtigte die ihm in An
böswillig unterläßt. 616. Der zur Dienstleistung Verpflichtete wird
sehung des Lebens und der Gesundheit des Ver
des Anspruchs auf die Vergütung nicht dadurch
finden auf seine Verpflichtung zum Schadensersätze
verlustig, daß er für eine verhälmißmäßig nicht
die für unerlaubte Handlungen geltendenBorschriften
erhebliche Zeit durch einen in seiner Person lie
der §§ 842 bis 846 entsprechende Anwendung?"
genden Grund ohne sein Verschulden an der Dienst leistung verhindert wird.
pflichteten
619.
obliegenden
Die
dem
Verpflichtungen nicht, so
Dienstberechtigten
nach
den
Er muß sich jedoch den
§§ 617, 618 obliegenden Verpflichtungen können
Betrag anrechnen lassen, welcher ihm für die Zeit
nicht im voraus durch Vertrag aufgehoben oder
der Verhinderung aus einer auf Grund gesetzlicher
beschränkt werden. 620. Das Dienstverhältniß endigt mit dem
Verpflichtung bestehenden Kranken- oder Unfall
versicherung zukommt. 617. Ist bei einem dauernden Dienstverhältnisse,
Ablaufe der Zeit, für die es eingegangen ist.
welches die Erwerbsthätigkeit des Verpflichteten
bestimmt noch aus der Beschaffenheit oder dem
vollständig oder hauptsächlich in Anspruch nimmt,
Zwecke der Dienste zu entnehmen, so kann jeder
Ist die Dauer des Dienstverhältniffes weder
der Verpflichtete in die häusliche Gemeinschaft aus
Theil das Dienstverhältniß nach Maßgabe der
genommen, so hat der Dienstberechtigte ihm im
§§ 621 bis 623 kündigen?33
Falle der Erkrankung die erforderliche Verpflegung
und ärztliche Behandlung
bis zur Dauer von
sechs Wochen, jedoch nicht über die Beendigung
621. Ist die Vergütung nach Tagen bemeffen, so ist die Kündigung an jedem Tage für den
des Dienstverhältniffes hinaus, zu gewähren, so
folgenden Tag zulässig. Ist die Vergütung nach
fern nicht die Erkrankung von dem Verpflichteten
so ist die Kündigung nur für den Schluß einer
vorsätzlich oder durch grobe Fahrlässigkeit herbei
geführt worden ist.
Die Verpflegung und ärzt
liche Behandlung kann durch Aufnahme des Ver
Kalenderwoche zulässig- sie
Wochen hat
bemeffm,
spätestens am
ersten Werktage der Woche zu erfolgen.
Ist die Vergütung nach Monaten bemeffm, so
pflichteten in eine Krankenanstalt gewährt werden.
ist die
Die Kosten können auf die für die Zeit der Er
Kalendermonats zulässig- sie hat spätestens am
Kündigung nur für den Schluß eines
fünfzehnten des Monats zu erfolgen. 130. Vgl. hierzu §§ 115—117 GewO ; § 8501 EPO; § 6V-< KO ; §§ W 146, 155 Abs. 2 ZBG. 131. «gl. § 72-80 GewO. 132. Also auch nicht pfändbar: § 851 CPO (§ 1 KO).
133. vgl. Art. 95 Abs. 2 EG. 134. Entsprechend § 120 a GewO; § 62 HGv. 135. Für den Fall des Konkurses vgl. §§ 17, 22 KO.
54
Bürgerliches Gesetzbuch.
II. Buch. Recht der Schuldverhältnisse.
Ist bie Vergütung nach Vierteljahren oder längeren Zeitabschnitten bemessen, so ist die Kün digung nur für den Schluß eines Kalenderviertel jahrs und nur unter Einhaltung einer Kündigungs frist von sechs Wochen zulässig. 622. Das Dienstverhältniß der mit festen Be zügen zur Leistung von Diensten höherer Art Angestellten, deren Erwerbsthätigkeit durch das Dienstverhältniß vollständig oder hauptsächlich in Anspruch genommen wird, insbesondere der Lehrer, Erzieher, Privatbeamten, Gesellschafterinnen, kann nur für den Schluß eines Kalendervierteljahrs und nur unter Einhaltung einer Kündigungsfrist von sechs Wochen gekündigt werden, auch wenn die Vergütung nach kürzeren Zeitabschnitten als Vierteljahren bemessen ist. 623. Ist die Vergütung nicht nach Zeitabschnitten bemessen, so kann das Dienstverhältniß jederzeit gekündigt werden; bei. einem die Erwerbsthätig keit des Verpflichteten vollständig oder haupt sächlich in Anspruch nehmenden Dienstverhältniß ist jedoch eine Kündigungsfrist von zwei Wochen einzuhalten. 624. Ist das Dienstverhältniß für die Lebens zeit einer Person oder für längere Zeit als fünf Jahre eingegangen, so kann es von dem Verpflich teten nach dem Ablaufe von fünf Jahren gekündigt werden. Die Kündigungsfrist beträgt sechs Monate. 625. Wird das Dienstverhältniß nach dem Ablaufe der Dienstzeit von dem Verpflichteten mit Wissen des anderen Theiles fortgesetzt, so gilt es als auf unbestimmte Zeit verlängert, sofern nicht der andere Theil unverzüglich widerspricht. 626. Das Dienstverhältniß kann von jedem Theile ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist gekündigt werden, wenn ein wichtiger Grund vorliegt. 627. Hat der zur Dienstleistung Verpflichtete, ohne in einem dauernden Dienstverhältnisse mit festen Bezügen zu stehen, Dienste höherer Art zu leisten, die auf Grund besonderen Vertrauens übertragen zu werden pflegen, so ist die Kündigung auch ohne die im § 626 bezeichnete Voraussetzung zulässig. Der Verpflichtete darf nur in der Art kündigen, daß sich der'Dienstberechtigte die Dienste ander weit beschaffen kann, es sei denn, daß ein wichtiger Grund für die unzeitige Kündigung vorliegt. Kündigt er ohne solchen Grund zur Unzeit, so hat er dem Dienstberechtigten den daraus ent stehenden Schaden zu ersetzen. 628. Wird nach dem Beginne der Dienstleistung das Dienstverhältniß auf Grund des § 626 oder des § 627 gekündigt, so kann der Verpflichtete einen seinen bisherigen Leistungen entsprechenden Theil der Vergütung verlangen. Kündigt er, ohne durch vertragswidriges Verhalten des anderen Theiles dazu veranlaßt zu sein, oder veranlaßt
§ 622—633.
er durch sein vertragswidriges Verhalten die Kündigung des anderen Theiles, so steht ihm ein Anspruch auf die Vergütung insoweit nicht zu, als seine bisherigen Leistungen in Folge der Kündigung für den anderen Theil kein Interesse haben. Ist die Vergütung für eine spätere Zeit im voraus entrichtet, so hat der Verpflichtete sie nach Maßgabe des § 347 oder, wenn die Kün digung wegen eines Umstandes erfolgt, den er nicht zu vertreten hat, nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereiche
rung zurückzuerstatten. Wird die Kündigung durch vertragswidriges Verhalten des anderen Theiles veranlaßt, so ist dieser zum Ersätze des durch die Aufhebung desDienstverhältnisses entstehenden Schadens ver pflichtet. 629. Nach der Kündigung eines dauernden Dienstverhältnisses hat der Dienstberechtigte dem Verpflichteten auf Verlangen angemessene Zeit zum Aufsuchen eines anderen Dienstverhältnisses zu gewähren. 630. Bei der Beendigung eines dauernden Dienstverhältnisses kann der Verpflichtete von dem anderen Theile ein schriftliches Zeugniß über dasDienstverhältniß und dessen Dauer fordern. Das Zeugniß ist auf Verlangen auf die Leistungen, und die Führung im Dienste zu erstrecken.
Siebenter Titel.
Werkvertrag.136
631. Durch den Werkvertrag wird der Unter nehmer zur Herstellung des versprochenen Werkes,, der Besteller zur Entrichtung der vereinbarten
Vergütung verpflichtet. Gegenstand des Werkvertrags kann sowohl die Herstellung oder Veränderung einer Sache als ein anderer durch Arbeit oder Dienstleistung herbei zuführender Erfolg sein. 632. Eine Vergütung gilt als stillschweigend vereinbart, wenn die Herstellung des Werkes den Umständen nach nur gegen eine Vergütung, zrr
erwarten ist. Ist die Höhe der Vergütung nicht bestimmt, so ist. bei dem Bestehen einer Taxe die taxmäßige Vergütung, in Ermangelung einer Taxe die übliche Vergütung als vereinbart anzusehen.137 633. Der Unternehmer ist verpflichtet, dasWerk so herzustellen, daß es die zugesicherten Eigenschaften hat und nicht mit Fehlern behaftet ist, die den Werth oder die Tauglichkeit zu dem 136. Vom EG kommt nur in Betracht Art. 32, gemäß, dessen aufrecht erhalten sind, abgesehen von den bezüglichen Vorschriften des Handelsgesetzbuches: §§ 26 ff. RG vom 15. Juni 1895 (Binnenschifffahrt); §§ 32 ff. RG vom 15. Juni 1895 (Flößerei); Postbeförderungsvertrag RG v. 28. Oktober 1871 (§ 452. HGB); §§ 22 ff. RG. v. 9. Juni 1897 (Auswanderungswesen). 137. Siehe Anmerkung zu § 612.
Bürgerliches Gesetzbuch.
II. Buch. Recht der Schuldverhältnisse.
gewöhnlichen oder dem nach dem Vertrage vor
637.
Eine
Vereinbarung,
Ist das Werk nicht von dieser Beschaffenheit,
wird,
verlangen.188
Mangel arglistig verschweigt.
ist
welche
die
des Werkes zu vertreten, erlassen oder beschränkt
so kann der Besteller die Beseitigung des Mangels
Unternehmer
durch
Verpflichtung des Unternehmers, einen Mangel
ausgesetzten Gebrauch aufheben oder mindern.
Der
55
§ 634—642.
berechtigt,
die Beseitigung zu verweigern, wenn sie einen
638.
ist
nichtig,
wenn
der
Unternehmer
den
Der Anspruch des Bestellers auf Be
seitigung eines Mangels des Werkes sowie die
unverhältnißmäßigen Aufwand erfordert. Ist der Unternehmer mit der Beseitigung des
wegen des Mangels dem Besteller zustehenden
auf
Wandelung,
Minderung
Mangels im Verzüge, so kann der Besteller den
Ansprüche
Mangel selbst beseitigen und Ersatz der erforder
Schadensersatz verjähren, sofern nicht der Unter
lichen Aufwendungen verlangen.
nehmer den Mangel arglistig verschwiegen hat, in
oder
634. Zur Beseitigung eines Mangels der im
sechs Monaten, bei Arbeiten an einem Grundstück
§633 bezeichneten Art kann der Besteller dem Unter
in einem Jahre, bei Bauwerken in fünf Jahren.
nehmer eine angemessene Frist mit der Erklärung
Die Verjährung beginnt mit der Abnahme des
bestimmen,138 139 daß er die Beseitigung des Mangels
Werkes. Die Verjährungsfrist kann durch Vertrag ver
nach dem Ablaufe der Frist ablehne.
Zeigt sich
schon vor der Ablieferung des Werkes ein Mangel, so kann der Besteller die Frist sofort bestimmen-
die Frist muß so bemessen werden, daß sie nicht
längert werden. 639. Auf die Verjährung der im § 638 be zeichneten Ansprüche des Bestellers finden die für
vor der für die Ablieferung bestimmten Frist ab
die Verjährung der Ansprüche des Käufers gel
Rach dem Ablaufe der Frist kann der
tenden Vorschriften des § 477 Abs. 2, 3 und der
läuft.
Besteller Rückgängigmachung des Vertrags (Wan
§§ 478, 479 entsprechende Anwendung.
delung) oder Herabsetzung der Vergütung (Min
Unterzieht sich der Unternehmer im Einverständ
derung) verlangen, wenn nicht der Mangel recht
nisse mit dem Besteller der Prüfung des Vor
zeitig beseitigt worden ist- der Anspruch Beseitigung des Mangels ist ausgeschlossen.
handenseins des Mangels oder der Beseitigung
auf
Der Bestimmung einer Frist bedarf es nicht,
des Mangels, so ist die Verjährung so lange ge
hemmt, bis der Unternehmer das Ergebniß der
wenn die Beseitigung des Mangels unmöglich ist
Prüfung dem Besteller mittheilt oder ihm gegen
oder von dem Unternehmer verweigert wird oder
über den Mangel für beseitigt erklärt oder die
wenn die sofortige Geltendmachung des Anspruchs
Fortsetzung der Beseitigung verweigert. 640. Der Besteller ist verpflichtet, das vertrags
auf Wandelung oder auf Minderung durch ein
besonderes Interesse des Bestellers gerechtfertigt wird. Die Wandelung ist ausgeschlossen, wenn der Mangel den Werth
oder die Tauglichkeit des
mäßig hergestellte Werk abzunehmen, sofern nicht nach der Beschaffenheit des Werkes die Abnahme ausgeschlossen ist. Nimmt der Besteller ein mangelhaftes Werk ab,
obschon er den Mangel kennt, so stehen ihm die
Werkes nur unerheblich mindert. Auf die Wandelung und die Minderung finden
die für den Kauf geltenden Vorschriften der §§ 465
bis 467, 469 bis 475 entsprechende Anwendung. 635. Beruht der Mangel des Werkes auf einem
in den §§ 633, 634 bestimmten Ansprüche nur zu, wenn er sich seine Rechte wegen des Mangels bei
der Abnahme vorbehält. 641. Die Vergütung ist bei der Abnahme des
Umstande, den der Unternehmer zu vertreten hat,
Werkes zu entrichten.
so kann der Besteller statt der Wandelung oder der
Minderung Schadensersatz wegen Nichterfüllung
abzunehmen und die Vergütung für die einzelnen Theile bestimmt, so ist die Vergütung für jeden
verlangen. 636. Wird das Werk
Theil bei dessen Abnahme zu entrichten. Eine in Geld festgesetzte Vergütung hat der Be
ganz
oder zum Theil
Ist das Werk in Theilen
nicht rechtzeitig hergestellt, so finden die für die
steller von der Abnahme des Werkes an zu ver
Wandelung, geltenden
zinsen, sofern nicht die Vergütung gestundet ist.
Vorschriften
des § 634
Abs. 1 bis 3 entsprechende Anwendung- an die
642. Ist bei der Herstellung des Werkes eine
Stelle des Anspruchs auf Wandelung tritt das
Handlung des Bestellers erforderlich, so kann der
Recht des Bestellers, nach § 327 von dem Ver
Unternehmer, wenn der Besteller durch das Unter
Die im Falle des Verzugs
lassen der Handlung in Verzug der Annahme
des Unternehmers dem Besteller zustehenden Rechte
kommt, eine angemessene Entschädigung verlangen.
bleiben unberührt. Bestreitet der Unternehmer die Zulässigkeit des
seits nach der Dauer des Verzugs und der Höhe
trage zurückzutreten.
Die Höhe der Entschädigung bestimmt sich einer
erklärten Rücktritts, weil er das Werk rechtzeitig
der vereinbarten Vergütung, andererseits nach dem
bergestellt habe, so trifft ihn die Beweislast.
jenigen, was der Unternehmer in Folge des Verzugs
138. Vgl. § 488 CPO. 139. Vgl. hierzu § 255 CPO.
an Aufwendungen erspart oder durch anderweitige Verwendung seiner Arbeitskraft erwerben kann.
56
Bürgerliches Gesetzbuch.
II. Buch. Recht der Schuldverhältniffe.
§ 643—653.
643. Der Unternehmer ist im Falle des § 642
vereinbarte Vergütiulg zu verlangen; er muß sich
berechtigt, dem Besteller zur Nachholung der Hand
jedoch dasjenige anrechnen lassen, lvas er in Folge
lung eine angemessene Frist mit der Erklärung zu
der Aufhebung des Vertrags an Aufwendungell
bestimmen, daß er den Vertrag kündige, wenn die
erspart oder durch anderweitige Verwendung seiner
Handlung nicht bis zum Ablaufe der Frist vor-
Arbeitskraft erwirbt oder ,511 erwerben böswillig
genommen werde.
Der Vertrag gilt als aufge
hoben, wenn nicht die Nachholung bis zum Ab
650.
Ist dem Vertrag ein Kostenanschlag zll
Gmnde gelegt worden, ohne daß der Untemehmer
laufe der Frist erfolgt.
644. Der Untemehmer trägt die Gefahr bis zur Abnahme des Werkes.
unterläßt."4
die Gewähr für die Richtigkeit des Anschlags über
Kommt der Besteller
nommen hat, und ergiebt sich, daß das Werk nicht
in Verzug der Annahme, so geht die Gefahr auf
ohne eine wesentliche Überschreitung des Anschlags
ihn über. Für den zufälligen Untergang und eine
ausführbar ist, so steht dem Untemehmer, wenn
zufällige Verschlechterung des von dem Besteller
der Besteller den Vertrag aus diesem Grunde
gelieferten Stoffes ist der Unternehmer nicht ver
kündigt, nur der im § 645 Abs. 1 bestimmte An
antwortlich. Versendet der Unternehmer das Werk auf Ver
spruch zu. Ist eine solche Ueberschreitung des Anschlags
langen des Bestellers nach einem anderen Orte
zu erwarten, so hat der Unternehmer dem Besteller
als dem Erfüllungsorte, so finden die für den
unverzüglich Anzeige zu machen.
Kauf geltenden Vorschriften des § 447 entsprechende Anwendung. 645. Ist das Werk vor der Abnahme in Folge
651. Verpflichtet sich der Untemehmer, das Werk aus eitlem von ihm zll beschaffenden Stoffe her
eines Mangels des von dem Besteller gelieferten
zustellen, so hat er dem Besteller die hergestellte Sache zll übergeben imb das Eigenthum an der
Stoffes oder in Folge einer von dem Besteller
Sache zll verschaffen. 91ns einen solchen Vertrag
für die Ausführung ertheilten Anweisung unter
findell die
worden,
Vorschriften über den Kauf Anwen
ge
dung, 141 142 ist eine nicht vertretbare Sache herzustellen,
ohne daß ein Umstand mitgewirkt hat,
so treten an die Stelle des § 433, des § 446
verschlechtert oder
gegangen,
unausführbar
den der Unternehmer zu vertreten hat, so kann
Abs. 1 Satz 1 und der §§ 447, 459, 460, 462
der Unternehmer einen der geleisteten Arbeit ent
bis 464, 477 bis 479 die Vorschriften über dell
sprechenden Theil der Vergütung und Ersatz der
Werkvertrag mit Allsnahme der §§ 647, 648.
in der Vergütung nicht inbegriffenen Auslagen verlangen.
Das Gleiche gilt, wenn der Vertrag
in Gemäßheit des § 643 aufgehoben wird. Eine weitergehende Haftung des Bestellers wegen
Verpflichtet sich der Untemehmer nur zur Be schafftlllg von Zuthatell oder sonstigen Nebensachen,
so finden ausschließlich die Vorschriften über dell Werkvertrag Allwendung.
Verschuldens bleibt unberührt.
Achter Titel.
646. Ist nach der Beschaffenheit des Werkes die Abnahme ausgeschlossen, so Litt in den Fällen
652.
Mäklervertrag.143
Wer für den Nachweis der Gelegenheit
der §§ 638, 641, 644, 645 an die Stelle der Ab
zllm Abschluß eines Vertrags oder für die Ver
nahme die Vollendung des Werkes.
Mittelung eines Bettrags einen Mäklerlohn ver
647. Der Unternehmer hat für seine Forde
spricht, ist zur Entrichtlmg des Lohnes nur ver
rungell aus dem Vertrag ein Pfandrecht an den
pflichtet, wenn der Vertrag in Folge des Nachweises
von ihm hergestellten oder ausgebesserten beweg
oder ill Folge der Vermittelung des Mäklers zll
lichen Sachen des Bestellers, wenil sie bei der
Stande kommt. Wird der Vertrag unter einer
Herstellung oder zum Zwecke der Ausbesserung in
auffchiebenden Bedingllllg geschlossen, so kamt der
seinen Besitz gelangt finb.140
648.
Der Unternehmer eines Ballwerkes oder
eines einzelnen Theiles eines Bauwerkes kann für
Mäklerlohn erst verlangt werden, wenn die Bc dingung eintritt. Allfwendungen fmb dem Mäkler nur zll ersetzen,
seine Forderungell aus dem Vertrage die Ein
wenn es vereinbart ist. Dies gilt allch dann, wenil
räumung einer Sicherungshypothek an dem Bau
ein Vertrag nicht zu Stallde kommt.
grundstücke des Bestellers verlangen. Ist das Werk
653. Ein Mäklerlohn gilt als stillschweigend
noch nicht vollendet, so kann er die Einräumung
141. Vgl. §§ 17, 26, 27 KO. 142. Entsprechend § 381 Abs. 2 HGB. 143. Die Vorschriften über die Handelsmäkler finden sich
der Sicherungshypothek für einen der geleisteten Arbeit entsprechenden Theil der Vergütiulg und für die in der Vergütung nicht inbegriffenen Aus
lagen verlangen. 649. Der Besteller kann bis zur Vollendung
des Werkes jederzeit den Vertrag kündigen. Kündigt
der Besteller, so ist der Untemehmer berechtigt, die 140. § 49’ KO.
in §§ 93—101 HOB. Vgl. auch § 373 HOB bezüglich der öffentlich bestellten Mäkler', .30 ff. Börseng. v. 22. Juni 1896 bezüglich der Kursmäkler und G. v. 18. Juli 1866 bezüglich der Waaren Mäkler. Polizeiliche Vorschriften bezüglich einzelner Arten von Mäklern entbalten die 35> Abs. 3, 4, § 38 Abs. 2 GewO (Handelsagenten: £§ S4 ff. HGB>.
Bürgerliches Gesetzbuch.
II. Buch. Recht der Schuldverhältniffe.
vereinbart, wenn die dem Mäkler übertragene Leistung den Umständen nach nur gegen eine Vergütung zu erwarten ist. Ist die Höhe der Vergütung nicht bestimmt, so ist bei dem Bestehen einer Taxe144 145 der taxmäßige Lohn, in Ermangelung einer Taxe der übliche Lohn als vereinbart anzusehen. 654. Der Anspruch auf den Mäklerlohn und den Ersatz von Aufwendungen ist ausgeschlossen, wenn der Mäkler dem Inhalte des Vertrags zu wider auch für den anderen Theil thätig gewesen ist. 655. Ist für den Nachweis der Gelegenheit zum Abschluß eines Dienstvertrags oder für die Ber mittelung eines solchen Vettrags ein unverhältnißmäßig hoher Mäklerlohn vereinbart worden, so kann er auf Antrag des Schuldners durch Urtheil auf den angemessenen Betrag herabgesetzt werden. Nach der Enttichtung des Lohnes ist die Herab setzung ausgeschlossen. 656. Durch das Versprechen eines Lohnes für den Nachweis der Gelegenheit zur Eingehung einer Ehe oder für die Vermittelung des Zustandekommens eitler Ehe wird eine Verbindlichkeit nicht begründet. Das auf Grund des Versprechens Geleistete kann nicht deshalb zurückgefordert werden, weil eine Verbindlichkeit nicht bestanden hat. Diese Vorschriften gelten auch für eine Vereinbarung, biird) die der andere Theil zum Zwecke der Erfülluilg des Versprechens dem Mäkler gegen über eitle Verbindlichkeit eingeht, insbesondere für eitl Schtlldanerkellnttliß.
Neunter Titel.
Auslobung.
657. Wer durch öffentliche Bekanntmachung eine Belohnung für die Vornahme einer Handlung, insbesondere für die Herbeiführung eines Erfolges, aussetzt, ist verpflichtet, die Belohnung demjenigen zu entrichten, welcher die Handlung vorgenommen hat, auch wenn dieser nicht mit Rücksicht auf die Auslobung gehandelt hat. 658. Die Auslobung kann bis zur Vornahme der Handlung widerrufen werden. Der Widerruf ist nur wirksam, wenn er in derselben Weise wie die Auslobung bekannt gemacht wird oder wenn er durch besondere Mittheilung erfolgt. Auf die Widerruflichkeit kann in der Auslobung verzichtet werden,- ein Verzicht liegt im Zweifel in der Bestimmung einer Frist für die Vornahme der Haildlung.
659. Ist die Handlung, für welche die Beloh nung ausgesetzt ist, mehrmals vorgenommen wor den, so gebührt die Belohnung demjenigen, welcher die Handlung zuerst vorgenommen hat. Ist die Handlung von Mehreren gleichzeittg vorgenommen worden, so gebührt jedem ein glei cher Theil der Belohnung. Läßt sich die Belohnung wegen ihrer Beschaffenheit nicht theilen oder soll 144. Bgl. Bem. zu § 612.
§ 654—664.
57
nach dem Inhalte der Auslobung nur Einer die Belohnung erhalten, so entscheidet das Loos. 660. Haben Mehrere zu dem Erfolge mitgewirkt, für den die Belohnung ausgesetzt ist, so hat der Auslobende die Belohnung unter Berücksichtigung des Antheils eines jeden an dem Erfolge nach billigem Ermessen unter sie zu vertheilen. Die Ber theilung ist nicht verbindlich, wenn sie offenbar unbillig ist; sie erfolgt in einem solchen Falle
durch Unheil. Wird die Bettheilimg des Auslobenden von einem der Betheiligten nicht als verbindlich an erkannt, so ist der Auslobende berechttgt, die Er füllung zu verweigern, bis die Betheiligten den Streit über ihre Berechtigung unter sich aus getragen haben; jeder von ihnen kann Verlangen, daß die Belohnung für alle hinterlegt wird. Die Vorschrift des § 659 Abs. 2 Satz 2 findet Anwendung. 661. Eine Auslobung, die eine Preisbewerbung zum Gegenstände hat, ist nur gültig, wenn in der Bekanntmachung eine Frist für die Be werbung besttmmt wird. Die Entscheidung darüber, ob eine innerhalb der Frist erfolgte Bewerbung der Auslobung entspricht oder welche von mehreren Bewerbungen dm Vorzug verdient, ist durch die in der Aus lobung bezeichnete Person, in Ermangelung einer solchen durch den Auslobenden zu treffen. Die Entscheidung ist für die Bethetligten verbindlich. Bei Bewerbungen von gleicher Würdigkeit finden auf die Zuettheilung des Preises die Borschttften des § 659 Abs. 2 Anwendung. Die Uebertragung des Eigenthums an dem Werke kann der Auslobende nur verlangen, wenn er in der Auslobung bestimmt hat, daß
die Uebertragung erfolgen soll.
Zehnter Titel.
Auftrag.
662. Durch die Annahme eines Auftrags ver pflichtet sich der Beauftragte, ein ihm von dem Auftraggeber übertragenes Geschäft für diesen unentgeltlich zu besorgen. 663. Wer zur Besorgung gewisser Geschäfte öffentlich bestellt ist oder sich öffentlich erboten hat, ist, wenn er einen auf solche Geschäfte ge richteten Auftrag nicht anntmmt, verpflichtet, die Ablehnung dem Auftraggeber unverzüglich anzu zeigen. Das Gleiche gilt, wenn sich Jemand dem Auftraggeber gegenüber zur Besorgung ge wisser Geschäfte erboten hat.'" 664. Der Beauftragte darf im Zweifel die Ausführung des Auftrags nicht einem Dtttten übertragen. Ist die Uebertragung gestattet, so hat er nur ein ihm bei der Uebertragung zur Last fallendes Verschulden zu vettreten. Für das 145. Abweichende Bestimmung § 362 HGB. Bgl. auch § 30 RAO.
58
Bürgerliches Gesetzbuch.
II. Buch. Recht der Schuldverhältnisse.
§ 665—679.
Verschulden eines Gehülfen ist er nach § 278 ver
Auftrag, so hat der Beauftragte, wenn mit dem
antwortlich."« Der Anspruch auf Ausführung des Auftrags
des übertragmen Geschäfts fortzusetzen,
ist im Zweifel nicht übertragbar."'
Erbe oder der gesetzliche Vertreter des Auftrag
666. Der Beauftragte ist berechtigt, von den Weisungen des Auftraggebers abzuweichen, wenn
Auffchube Gefahr verbunden ist,
Abweichung
bei
Kenntniß
Sachlage
der
billigen würde.
Der
die
Beauftragte
bis der
gebers anderweit Fürsorge treffm kann; der Auf trag gilt insoweit als fortbestehend.
er den Umstanden nach annehmen darf, daß der Auftraggeber
die Besorgung
673.
Der Auftrag erlischt im Zweifel durch
den Tod des Beauftragten. Erlischt der Auftrag, so
hat
der
den
Erbe des Beauftragten
Tod
hat vor der Abweichung dem Auftraggeber An
dem Auftraggeber unverzüglich anzuzeigen und,
zeige zu machen und dessen Entschließung abzu
wenn mit dem Auffchube Gefahr verbunden ist,
nicht mit dem Auffchube Gefahr
warten, wenn verbunden ist.
Der Beauftragte ist verpflichtet, dem Auf
666.
traggeber die erforderlichen Nachrichten zu geben,
über den
Verlangen
auf
Stand des Geschäfts
Auskunft zu ertheilen und nach der Ausführung des Auftrags Rechenschaft abzulegen."«
667. Der
die Besorgung des übertragenen Geschäfts fort zusetzen,
Beauftragte
ist
bis der Auftraggeber anderweit Für
sorge treffen
insoweit
674.
Erlischt der Auftrag in anderer Weise
als durch Widerruf, so gilt er zu Gunsten des
Beauftragten dem
verpflichtet,
der Auftrag gilt
kann-
als fortbestehend.
gleichwohl
als fottbestehend,
bis
der Beauftragte von dem Erlöschen Kenntniß er
Auftraggeber Alles, was er zur Ausführung des
langt oder das Erlöschen kennen muß.
Auftrags erhält und was er aus der Geschäfts besorgung erlangt, herauszugeben.
675. Auf einen Dienstvertrag oder einen Werkvertrag,"' der eine Geschäftsbesorgung zum
Verwendet der Beauftragte Geld für sich,
668.
das er dem Auftraggeber herauszugeben oder für
Gegenstände
hat,
finden
die Vorschriften
der
§§ 663, 665 bis 670, 672 bis 674 und, wenn dem
ist er verpflichtet, es
Verpflichteten das Recht zusteht, ohne Einhaltung
von der Zeit der Verwendung an zu verzinsen.
einer Kündigungsfrist zu kündigen, auch die Vor
ihn zu verwenden hat,
so
Für die zur Ausführung des Auftrags
669.
erforderlichen
hat der Auftrag
Aufwendungen
schriften des § 671
Abs.
2 entsprechende An
geber dem Beauftragten auf Verlangen Vorschuß
wendung. 676. Wer
zu leisten.
eine Empfchlutlg ertheilt, ist, unbeschadet der fich
670.
Macht der Beauftragte zum Zwecke der
Ausführung des
er
Anderen einen
Rath
oder
aus einem Vertragsverhältniß oder einer uner
die
laubten Handlung ergebenden Verantwortlichkeit,
nach für erforderlich halten
zum Ersätze des aus der Befolgung des Rathes
Auftrags Aufwendungen,
den Umständen
einem
darf, so ist der Auftraggeber
zum
Ersätze ver
pflichtet.
oder der Empfehlung entstehenden Schadens nicht
verpflichtet.
671. Der Auftrag
kann
von dem Auftrag
geber jederzeit widerrufen, von dem Beauftragten
jederzeit gekündigt werden.
Elster Titel. 677.
Der Beauftragte darf nur in der Art kündigen,
Geschäftsführung ohne Auftrag.
Wer ein Geschäft für einen Anderen be
sorgt, ohne von ihm beauftragt, oder ihm gegen
daß der Auftraggeber für die Besorgung des Ge
über sonst dazu berechttgt zu sein, hat das Ge
es sei
schäft so zu führen, wie das Interesse des Ge
daß ein wichtiger Grund für die unzeitige
schäftsherrn mit Rücksicht auf dessen wirklichen
schäfts anderweit Fürsorge treffen kann, denn,
Kündigung vorliegt.
Kündigt
er
ohne
solchen
Grund zur Unzeit, so hat er dem Auftraggeber
dm daraus entstehenden Schaden zu ersetzen.
oder muthmaßltchen Willen es erfordert.
678.
Steht
die
Uebernahme
der
Geschäfts
führung mit dem wirklichen oder dem muthmaßltchen
Liegt ein wichtiger Grund vor, so ist der Be
Willen des Geschäftsherrn in Widerspruch und
Kündigung auch dann berechtigt,
mußte der Geschäftsführer dies erkennen, so ist
wmn er auf das Kündigungsrecht verzichtet hat."'
er dem Geschäftsherrn zum Ersätze des aus der
auftragte zur
672. Der
Auftrag erlischt
im
durch den Tod oder den Eintritt
unfähigkeit des
Auftraggebers."-
Zweifel nicht
Geschäftsführung entstehenden Schadens auch dann
der Geschäfts
verpflichtet, wenn ihm ein sonstiges Verschulden
Erlischt
der
146. «gl. §§ 23, 27 KO. 147. § 851 EPO. 148. Entsprechend § 384 HGB. 149. Ueber die Bedeutung der Eröffnung des Konkurses über das Vermögen des Auftraggebers vgl. § 23 KO. Die Eröffnung des Konkurses über das Vermögen des Beauf tragten hat an sich keinen Einfluß auf den Auftrag. 150. Vgl. hierzu §§ 86, 246 LPO; § 52 Abs. 3 HGB.
nicht zur Last fällt.
679.
Ein der Geschäftsführung entgegenstehender
Wille des Geschäftsherrn kommt nicht in Betracht,
wenn ohne die Geschäftsführung eine Pflicht des 151. Hierzu gehören auch der Kommissionsvertrag (§§383ff. HGB) und der Speditionsvertrag (§§ 407 ff. HGB). 152. Hierzu gehört der Frachtvertrag (§§ 425 ff. HGB); vgl. auch § 23 Abs. 2 KO.
II. Buch. Recht der Schuldverhältniffe.
Bürgerliches Gesetzbuch.
GeschästSherrn, deren Erfüllung im öffentlichen Interesse
oder eine
liegt,
gesetzliche Unterhalts
pflicht des Geschäftsherrn nicht rechtzeitig erfüllt
sprüche geltend machen.
§ 680—698.
59
Macht er sie geltend, so
ist er dem Geschäftsführer nach § 684 Satz 1 verpflichtet.
werden würde. 680. Bezweckt die Geschäftsführung
wendung
einer
Geschäftsherrn
dem
die
Zwölfter Titel.
Ab
drohenden
688.
Verwahrung.
Durch den Berwahrungsvertrag wird der
hat der Geschäftsführer
Verwahrer verpflichtet, eine ihm von dem Hinter
nur Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit zu vertreten.
leger übergebene beweglicheSache aufzubewahren.'"
dringenden Gefahr,
so
681. Der Geschäftsführer hat die Uebernahme
689. Eine Vergütung für die Aufbewahrung
der Geschäftsführung, sobald es thunlich ist, dem
gilt als stillschweigend vereinbart, roemi die Auf
Geschäftsherrn anzuzeigen und, wenn nicht mit
bewahrung den Umständen nach nur gegen eine
dem Auffchube Gefahr verbunden ist, dessen Ent
Vergütung zu erwarten ist.
Im Uebrigen finden auf
690. Wird die Aufbewahrung unentgeltlich über-
die Verpflichtungen des Geschäftsführers die für
nommen, so hat der Verwahrer nur für diejenige Sorgfalt einzustehen, welche er in eigenen Ange
schließung abzuwarten. einen
Beauftragten
geltenden
Vorschriften
der
§§ 666 bis 668 entsprechende Anwendung. 682. Ist der Geschäftsführer geschäftsunfähig
legenheiten anzuwenden pflegt.
691.
Der Verwahrer ist im Zweifel nicht be
oder in der Geschäftsfähigkeit beschränkt, so ist er
rechtigt, die hinterlegte Sache bei einem Dritten
nur nach den Vorschriften über den Schadens
zu hinterlegen.
ersatz wegen unerlaubter Handlungen und über
Dritten gestattet, so hat der Verwahrer nur ein
die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung
ihm bei dieser Hinterlegung zur Last fallendes Verschulden zu vertreten. Für das Verschulden
verantwortlich. Entspricht die Uebernahme der Geschäfts
683.
Ist die Hinterlegung bei einem
eines Gehülfen ist er nach § 278 verantwortlich.
führung dem Interesse und dem wirklichen oder
692. Der Verwahrer ist berechtigt, die verein
dem muthmaßlichen Willen des Geschäftsherrn,
barte Art der Aufbewahrung zu ändern, wenn
so kann der Geschäftsführer wie ein Beauftragter
er den Umständen nach annehmen darf, daß der
Ersatz seiner Aufwendungen verlangen.
In den
Hinterleger bei Kenntniß der Sachlage die Aende Der Verwahrer hat vor
Fällen des § 679 steht dieser Anspruch dem Ge
rung billigen würde.
schäftsführer zu, auch wenn die Uebernahme der
der Aenderung dem Hinterleger Anzeige zu machen
Geschäftsführung mit dem Willen des Geschäfts
und dessen Entschließung abzuwarten, wemr nicht
herrn in Widerspruch steht.
mit dem Auffchube Gefahr verbunden ist.
Liegen die Voraussetzungen des § 683
693. Macht der Verwahrer zum Zwecke der
nicht vor, so ist der Geschäftsherr verpflichtet, dem
Aufbewahrung Auftvendungen, die er den Um
684.
Geschäftsführer Alles, was er durch die Geschäfts
ständen nach für erforderlich halten darf, so ist
führung erlangt, nach den Vorschriften über die
der Hinterleger zum Ersätze verpflichtet.
Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung
694. Der Hinterleger hat den durch die Be
Genehmigt der Geschäftsherr die
schaffenheit der hinterlegten Sache dem Verwahrer
herauszugeben.
Geschäftsführung, so steht
dem
Geschäftsführer
der im § 683 bestimmte Anspruch zu. 685.
entstehenden Schaden zu ersetzen, es sei denn, daß er die gefahrdrohende Beschaffenheit
der Sache
Dem Geschäftsführer steht ein Anspruch
bei der Hinterlegung weder kennt noch kennen
nicht die Absicht hatte, von
muß oder daß er sie dem Verwahrer angezeigt
nicht zu,
wenn er
dem Geschäftsherrn Ersatz zu verlangen.
oder dieser sie ohne Anzeige gekannt hat.
Gewähren Eltern oder Voreltern ihren Ab
695. Der Hinterleger kann die hinterlegte Sache
kömmlingen oder diese jenen Unterhalt, so ist im
jederzeit zurückfordern, auch wenn für die Auf
Zweifel anzunehmen, daß die Absicht fehlt, von
bewahrung eine Zeit bestimmt ist. 696. Der Verwahrer kann, wenn eine Zeit für
dem Empfänger Ersatz zu verlangen.
686. Ist der Geschäftsführer über die Person
die Aufbewahrung nicht bestimmt ist, jederzeit die
des Geschäftsherrn im Irrthume, so wird der
Rücknahme der hinterlegten Sache verlangen. Ist
wirkliche Geschäftsherr aus der Geschäftsführung
eine Zeit bestimmt, so kann er die vorzeittge Rück nahme nur verlangen, wenn ein wichttger Grund
berechtigt und verpflichtet.
687.
Die Vorschriften der §§ 677 bis 686 finden
vorltegt.
ein ftemdes
697. Die Rückgabe der hinterlegten Sache hat
Geschäft in der Meinung besorgt, daß es sein
an dem Orte zu erfolgen, an welchem die Sache
keine
Anwendung, wenn Jemand
eigenes sei.
aufzubewahren war,- der Verwahrer ist nicht ver
Behandelt Jemand ein ftemdes Geschäft als sein eigenes, obwohl er weiß, daß er nicht dazu
pflichtet, die Sache dem Hinterleger zu bringen.
berechtigt ist, so kann der Geschäftsherr die sich
aus den §§ 677, 678, 681, 682 ergebenden An
698. Verwendet der Verwahrer hinterlegtes Geld 153. Bgl. G. v. 5. Juli 1896 betreffend die Pflichten der Kaufleute bei Aufbewahrung fremder Wertbpapiere.
60
Bürgerliches Gesetzbuch.
II. Buch. Recht der Schuldverhältniffe.
§ 699—709.
für sich, so ist er verpflichtet, es von der Zeit der
er diese Gegenstände in Kenntniß ihrer Eigenschaft
Verwendung an zu verzinsen.
als Werthsachen zur Aufbewahrung übernimmt
699. Der Hinterleger hat die vereinbarte Ver gütung bei
der Beendigung der Aufbewahrung
zu entrichten.
Ist die BergüMng nach Zeitab
schnitten bemeffen, so ist sie nach dem Ablaufe der einzelnen Zeitabschnitte zu entrichten.
Endigt die Aufbewahrung vor dem Ablaufe
oder die Aufbewahrung ablehnt oder daß der Schaden von ihm oder von seinen Leuten ver
schuldet wird.
703. Der dem Gaste auf Grund der §§ 701, 702 zustehende Anspruch erlischt, wenn nicht der Gast unverzüglich, nachdem er von dem Verlust
der für sie besttmmten Zeit, so kann der Ver
oder der Beschädigung Kenntniß erlangt hat, dem
wahrer einen seinen bisherigen Leistungen ent-
Gastwirth Anzeige macht.
sprechenden Theil der Bergüttmg verlangen, sofern
nicht, wenn die Sachen dem Gastwirthe zur Auf"
nicht aus der Vereinbarung über die BergüMng
bewahrung übergeben waren.
sich ein Anderes ergtebt.
700. Werden vertretbare Sachen in der Art
704. Der Gastwitth hat für seine Forderungen für Wohnung und andere dem Gaste zur Be
hinterlegt, daß das Eigenthum auf den Verwahrer
fttedigung seiner Bedürfniffe gewähtte Leistungen,
übergehen und dieser verpflichtet sein soll, Sachen
mit Einschluß der Auslagen, ein Pfandrecht an
von gleicher Art, Güte und Menge zurückzuge
den eingebrachten Sachen des Gastes. Die für bad
währen, so finden die Vorschriften iiber das Dar
Pfandrecht des Vermiethers geltenden Vorschriften
lehen Anwendung.
Gestattet der Hinterleger dem
Verwahrer, hinterlegte vertretbare Sachen zu ver
Der Anspruch erlischt
des § 559 Satz 3 und der §§ 560 bis 563 finden
entsprechende Anwendung.
brauchen, so finden die Vorschriften über das Dar lehen von dem Zeitpunkt an Anwendung,
Vierzehnter Titel.
in
welchem der Verwahrer sich die Sache aneignet. In beiden Fällen bestimmen sich jedoch Zeit und
Gesellschaft."«
705. Durch den Gesellschaftsvettrag verpflichten sich die Gesellschafter gegenseitig, die Erreichung
Ort der Rückgabe im Zweifel nach den Vorschriften
eines gemeinsamen Zweckes in der durch den Ver
über den Berwahrungsvertrag.
trag bestimmten Weise zu fördern, insbesondere
Bei der Hinterlegung von Werthpapieren ist eine Vereinbarung der im Abs. 1 bezeichneten Art
nur gültig, wenn sie ausdrücklich getroffen wirb.164
Dreizehnter Titel. Einbringung von Sachen bei Gastwirtheu.
die vereinbartell Beiträge zu leisten.
706. Die Gesellschafter haben in Ermangelung einer anderen Vereinbarung gleiche Beittäge zll leisten. Sind vertretbare oder verbrauchbare
Sachen
beizutragen, so ist im Zweifel anzunehmen, daß
701. Ein Gastwirth, der gewerbsmäßig Fremde zur Beherbergung aufnimmt, hat einem im Be
sie gemeinschaftliches Eigenthum der Gesellschafter
triebe dieses Gewerbes aufgenommenen Gaste den
baren und nicht verbrauchbaren Sachen, wenn sie
Schaden zu ersetzen, beit der Gast durch den Ver
nach einer Schätzung beizuttagen sind, die nicht
lust oder die Beschädigung eingebrachter Sachen
blos für die Gewinnvettheilung bestimmt ist.
erleidet. Die Ersatzpflicht tritt nicht ein, wenn der
werden sollen. Das Gleiche gilt von nicht vertret
Der Beittag eines Gesellschafters kann auch in
Schaden von dem Gaste, einem Begleiter des
der Leistung voll Diensten bestehen.
Gastes oder einer Person, die er bei sich aufge-
707. Zur Erhöhung des vereinbarten Beittags oder zur Ergänzung der durch Verlust vermin
genommen hat, verursacht wird oder durch die Beschaffenheit der Sachen oder durch höhere Ge
derten
walt entsteht.
pflichtet.
Als eingebracht gelten die Sachen, welche der
Einlage ist ein Gesellschafter nicht Der'
Gast dem Gastwitth oder Leuten des Gastwirths,
708. Ein Gesellschafter hat bei der Erfüllung der ihm obliegenden Verpflichtungen nur für bir
die zur Entgegennahme der Sachen bestellt oder
jenige Sorgfalt einzustehen, welche er in eigenen
nach den Umständen als dazu bestellt anzusehen
Angelegenheiten anzuwenden pflegt.
waren, übergeben oder an einen ihm von diesen
709. Die Führung der Geschäfte der Gesellschaft steht den Gesellschaftern gemeinschaftlich zu- für
angewiesenen Ort
oder in Ermangelung einer
Anweisung an den hierzu bestimmten Ort ge bracht hat.
Ein Anschlag,
155. §498 ÄC. 156. Hierher gehörige Bestimmungen des EG: Artt. 65,
durch den der Gastwirth die
HafMng ablehnt, ist ohne Wirkung.
702. Für Geld, Wetthpapiere und Kostbarkeiten haftet der Gastwirth nach § 701 nur bis zu dem Betrage von eintausend Mark, es sei denn, daß 154. Bgl. hierzu RG v. 5. Juli 1896 betreffend die Pflich ten der Kaufleute bei Aufbewahrung fremder Werthpapiere.
66,
67,
69,
83, 113.
Die Vorschriften über die Handett-
gesellschaften finden fich in den §§ 105 ff. HGB.
Die reichsgesetzlichen Vorschriften
von Gesellschaften bleiben bestehen;
über
besondere Artm
inSbes. auch
RG v. 20. April 1892 betr. Gesellschaften mit beschrankter
Haftung. RG v. 1. Mai Genoffenschaften.
1889 betr. Erwerbs- und
Wirthschaftt-
Bürgerliches Gesetzbuch.
II. Buch. Recht der Schuldverhältntfle.
jedes Geschäft ist die Zustimmung aller Gesell
§ 710—722.
61
der Geschäftsführung ausgeschlossen ist, sich von den Angelegenheiten der Gesellschaft persönlich unter
schafter erforderlich.
Hat nach dem Gesellschaftsvertrage die Mehrheit
richten, die Geschäftsbücher und die Papiere der
der Stimmen zu entscheiden, so ist die Mehrheit
Gesellschaft einsehen und sich aus ihnen eine Ueber
im Zweifel nach der Zahl der Gesellschafter zu
sicht über den Stand des Gesellschaftsvermögens
berechnen.
anferttgen.
710. Ist in dem Gesellschaftsvertrage die Führung
Eine dieses Recht ausschließende oder beschränkende
der Geschäfte einem Gesellschafter oder mehreren
Vereinbarung steht der Geltendmachung deS Rechtes
Gesellschaftern übertragen, so
sind
die
übrigen
nicht entgegen, wenn Grund zu der Annahme un
Gesellschafter von der Geschäftsführung ausge
redlicher Geschäftsführung besteht.
schloffen. Ist die Geschäftsführung mehreren Gesell
717. Die Ansprüche, die den Gesellschaftern aus dem Gesellschaftsverhältniffe gegen einarrder zu
schaftern übertragen, so finden die Vorschriften
stehen, sind nicht übettragbar.
des § 709 entsprechende Anwendung.
Ausgenommen sind
711. Steht nach dem Gesellschaftsvertrage die
die einem Gesellschafter aus seiner Geschäftsführung
Führung der Geschäfte allen oder mehreren Gesell
zustehenden Ansprüche, soweit deren Befriedigung
schaftern in der Art zu, daß jeder allein zu handeln
vor der Auseinandersetzung verlangt werden kann,
berechtigt ist, so kann jeder der Vornahme eines
sowie die Ansprüche auf einen Gewinnantheil oder
Geschäfts durch den anderen widersprechen.
Im
Falle des Widerspruchs muß das Geschäft unter
auf dasjenige, was dem Gesellschafter bei der Aus-
einandersetzung zukommt.
718. Die Beiträge der Gesellschafter und die durch
bleiben.
712. Die einem Gesellschafter durch den Gesellschastsvertrag übertragene Befugniß zur Geschäfts
Geschäftsführung für die Gesellschaft erworbenen Gegenstände werden gemeinschaftliches Vermögen
führung kann ihm durch einstimmigen Beschluß
der Gesellschafter (Gesellschaftsvermögen).
oder, falls nach dem Gesellschaftsvertrage die Mehr
Zu dem Gesellschaftsvermögen gehört auch, was
heit der Stimmen entscheidet, durch Mehrheits
auf Grund eines zu dem Gesellschaftsvermögen
beschluß der übrigen Gesellschafter entzogen werden,
gehörenden Rechtes oder als Ersah für die Zer
wenn ein wichtiger Grund vorliegt- ein solcher
störung, Beschädigung oder Entziehung eines zu dem
Grund
ist
insbesondere
grobe
Pflichtverletzung
oder Unfähigkeit zur ordnungsmäßigen Geschäfts
Gesellschaftsvermögen gehörenden Gegenstandes er worben wird.180
719. Ein Gesellschafter kann nicht über seinen
führung. Der Gesellschafter kann auch seinerseits die Ge
Antheil an dem Gesellschaftsvermögen und an den
schäftsführung kündigen, wenn ein wichtiger Grund
einzelnen dazu gehörenden Gegenständen verfügen -
vorliegt; die für den Auftrag geltenden Vorschriften
er ist nicht berechtigt, Theilung zu verlangen.
des § 671 Abs. 2, 3 finden entsprechende Anwen
Gegen eine Forderung, die zum Gesellschafts vermögen gehört, kann der Schuldner nicht eine
dung."^
713. Die Rechte und Verpflichtungen der geschästsführenden Gesellschafter bestimmen sich nach
ihm gegen einen einzelnen Gesellschafter zustehende Forderung aufrechnen.160 161
den für den Auftrag geltenden Vorschriften der
720. Die Zugehörigkeit einer nach § 718 Abs. 1
der §§ 664 bis 670, soweit sich nicht aus dem
erworbenen Forderung zum Gesellschafsvermögen
Gesellschaftsverhältntß ein Anderes ergiebt.
hat der Schuldner erst dann gegen sich gelten zu
714. Soweit einem Gesellschafter nach dem Gesell
lassen, wenn er von der Zugehörigkeit Kenntniß
schaftsvertrage die Befugniß zur Geschäftsführung
erlangt- die Vorschriften der §§ 406 bis 408 finden
zusteht, ist er im Zweifel auch ermächtigt, die anderen
entsprechende Anwendung.
Gesellschafter Dritten gegenüber zu vertreten.188
721. Ein Gesellschafter kann den Rechnungs abschluß und die Bertheilung des Gewinns und
715. Ist im Gesellschaftsvertrag ein Gesell schafter ermächtigt, die anderen Gesellschafter Dritten
Verlustes erst nach der Auflösung der Gesellschaft
gegenüber zu vertreten, so kann die Vertretungs
verlangen.
macht nur nach Maßgabe des § 712 Abs. 1 und,
Ist die Gesellschaft von längerer Dauer, so hat
wenn sie in Verbindung mit der Befugniß zur
der Rechnungsabschluß und die Gewinnvertheilung
Geschäftsführung ertheilt worden ist, nur mit dieser
im Zweifel am Schluffe jedes Geschäftsjahrs zu
entzogen werden. 168
erfolgen.
716. Ein Gesellschafter kann, auch wenn er von
722. Sind die Antheile der Gesellschafter am 160. Wegen der Zwangsvollstreckung in das Gesellschafts
157.
Bei
der
offenen
Handelsgesellschaft
ist
die
Ent
ziehung nur durch gerichtliche Entscheidung zulässig (§ 117
HEB).
vermögen vgl. § 736 EPO; vgl. auch § 48 GBO.
161. Der Antheil eines Gesellschafters an dem Gesellschafts
vermögen kann gepfändet werden, nicht aber dessen Antheil
158. vgl. § 125 Abs. 1 HOB.
an den einzelnen zu dem Gesellschaftsvermögen gehörenden
159. «gl. §§ 125 Abs. 4,127 HGv bzgl. der offenen Han
Gegenständen; § 859 Abs. 1 TPO. Wirkung der Pfändung der
delsgesellschaften.
Antheils am Gesellschaft-vermögen behandelt § 725 BGB.
62
Bürgerliches Gesetzbuch.
II. Buch. Recht der Schuldverhältnisie.
Gewinn und Verluste nicht bestimmt, so hat jeder Gesellschafter ohne Rücksicht auf die Art und die Größe seines Beitrags einen gleichen Antheil am Gewinn und Verluste. Ist nur der Antheil am Gewinn oder am Ver luste bestimmt, so gilt die Bestimmung im Zweifel für Gewinn und Verlust.162 § 723. Ist die Gesellschaft nicht für eine be stimmte Zeit eingegangen, so kann jeder Gesell schafter sie jederzeit kündigen. Ist eine Zeitdauer bestimmt, so ist die Kündigung vor dem Ablaufe der Zeit zulässig, wenn ein wichtiger Grund vor liegt- ein solcher Grund ist insbesondere vorhanden, wenn ein anderer Gesellschafter eine ihm nach dem Gesellschaftsvertrag obliegende wesentliche Ver pflichtung vorsätzlich oder aus grober Fahrlässig keit verletzt oder wenn die Erfüllung einer solchen Verpflichtung unmöglich wird. Unter der gleichen Voraussetzung ist, wenn eine Kündigungsfrist be stimmt ist, die Kündigung ohne Einhaltung der Frist zulässig. Die Kündigung darf nicht zur Unzeit geschehen, es sei denn, daß ein wichtiger Grund für die un zeitige Kündigung vorliegt. Kündigt ein Gesell schafter ohne solchen Grund zur Unzeit, so hat er den übrigen Gesellschaftern den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen. Eine Vereinbarung, durch welche das Kündi gungsrecht ausgeschlossen oder diesen Vorschriften zuwider beschränkt wird, ist nichtig.163 164 165 724. Ist eine Gesellschaft für die Lebenszeit eines Gesellschafters eingegangen, so kann sie in gleicher Weise gekündigt werden wie eine für un bestimmte Zeit eingegangene Gesellschaft. Dasselbe gilt, wenn eine Gesellschaft nach dem Ablaufe der bestimmten Zeit stillschweigend fortgesetzt wird. 725. Hat ein Gläubiger eines Gesellschafters die Pfändung des Antheils des Gesellschafters an dem Gesellschaftsvermögen erwirkt, so kann er die Ge sellschaft ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist kündigen, sofern der Schuldtitel nicht blos vorläufig vollstreckbar ist. Solange die Gesellschaft besteht, kann der Gläu biger die sich aus dem Gesellschaftsverhältniß er gebenden Rechte des Gesellschafters, mit Ausnahme des Anspruchs auf einen Gewinnantheil, nicht geltend machen? 726. Die Gesellschaft endigt, wenn der verein barte Zweck erreicht oder dessen Erreichung un möglich geworden ist. 727. Die Gesellschaft wird durch den Tod eines der Gesellschafter aufgelöst, sofern nicht aus dem Gesellschaftsvertrage sich ein Anderes ergiebt. Im Falle der Auflösung hat der Erbe des ver storbenen Gesellschafters den übrigen Gesellschaftern 162. Vgl. § 121 HGB. 163. Vgl. §§ 132, 133 HGB. 164. Vgl. § 859 Abs. 1 CPO; § 135 HGB.
§ 723—733.
den Tod unverzüglich anzuzeigen und, wenn mit dem Aufschübe Gefahr verbunden ist, die seinem Erblasser durch den Gesellschaftsvertrag übertra genen Geschäfte fortzuführen, bis die übrigen Ge sellschafter in Gemeinschaft mit ihm anderweit Für sorge treffen können. Die übrigen Gesellschafter sind in gleicher Weise zur einstweiligen Fortführung der ihnen übertragenen Geschäfte verpflichtet. Die Gesellschaft gilt insoweit als fortbestehend. 728. Die Gesellschaft wird durch die Eröffnung des Konkurses über das Vermögen eines Gesell schafters aufgelöst. Die Vorschriften des § 727 Abs. 2 Satz 2, 3 finden Anwendung?^ 729. Wird die Gesellschaft in anderer Weise als durch Kündigung aufgelöst, so gilt die einem Ge sellschafter durch den Gesellschaftsvertrag über tragene Befugniß zur Geschäftsführung zu seinen Gunsten gleichwohl als fortbestehend, bis er von der Auflösung Kenntniß erlangt oder die Auf
lösung kennen muß. 730. Rach der Auflösung der Gesellschaft findet in Ansehung des Gesellschaftsvermögens die Aus einandersetzung unter den Gesellschaftern statt. Für die Beendigung der schwebenden Geschäfte, für die dazu erforderliche Eingehung neuer Ge schäfte sowie für die Erhaltung und Verwaltung des Gesellschaftsvermögens gilt die Gesellschaft als fortbestehend, soweit der Zweck der Auseinander setzung es erfordert. Die einem Gesellschafter nach dem Gesellschaftsvertrage zustehende Befugniß zur Geschäftsführung erlischt jedoch, wenn nicht aus dem Vertrage sich ein Anderes ergiebt, mit der Auflösung der Gesellschaft- die Geschäftsführung steht von der Auflösung an allen Gesellschaftern gemeinschaftlich &u.166 731. Die Auseinandersetzung erfolgt in Er mangelung einer anderen Vereinbarung in Gemäß heit der §§ 732 bis 735. Im Uebrigen gelten für die Theilung die Vorschriften über die Gemeinschaft. 732. Gegenstände, die ein Gesellschafter der Ge sellschaft zur Benutzung überlassen hat, sind'ihm
zurückzugeben. Für einen durch Zufall in Abgang gekommenen oder verschlechterten Gegenstand kann er nicht Ersatz verlangen. 733. Aus dem Gesellschaftsvermögen sind zu nächst die gemeinschaftlichen Schulden mit Einschluß derjenigen zu berichtigen, welche den Gläubigern gegenüber unter den Gesellschaftern getheilt sind oder für welche einem Gesellschafter die übrigen Gesellschafter als Schuldner haften. Ist eine Schuld noch nicht fällig oder ist sie streitig, so ist das zur Berichtigung Erforderliche zurückzubehalten. Aus dem nach der Berichtigung der Schulden übrig bleibenden Gesellschaftsvermögen sind die Ein lagen zurückzuerstatten. Für Einlagen, die nicht in Geld bestanden haben, ist der Werth zu er165. Vgl. hierzu die §§ 16, 28, 51 KO. 166. Vgl. §§ 145 ff. HGB.
Bürgerliches Gesetzbuch.
II. Buch. Recht der Schuldverhältniffe.
setzen, den sie zur Zeit der Einbringung gehabt
63
§ 734—746.
und der Einlagen nicht aus, so hat der Ausschei
Für Einlagen, die in der Leistung von
dende den übrigen Gesellschaftern für den Fehlbe
Diensten oder in der Ueberlaffung der Benutzung
trag nach dem Verhältnisse seines Antheils am
eines Gegenstandes bestanden haben, kann nicht
Verlust aufzukommen.
Ersatz verlangt werden.
Zur Berichtigung der Schulden und zur Rück
740. Der Ausgeschiedene nimmt an dem Gewinn und dem Verluste Theil, welcher sich aus den zur
erstattung der Einlagen ist das Gesellschastsver-
Zeit seines Ausscheidens schwebenden Geschäften
haben.
mögen, soweit erforderlich, in Geld umzusetzen.
734. Verbleibt nach der Berichtigung der ge meinschaftlichen Schulden und der Rückerstattung
der Einlagen ein Ueberschuß, so gebührt er den
ergiebt. Die übrigen Gesellschafter sind berechttgt,
diese Geschäfte so zu beendigen, wie es ihnen am
Vortheilhaftesten erscheint. Der Ausgeschiedene kann am Schluffe jedes
Gesellschaftern nach dem Verhältniß ihrer Antheile
Geschäftsjahrs Rechenschaft über die
am Gewinne.
beendigten Geschäfte, Auszahlung des ihm gebüh
736. Reicht das Gesellschastsvermögen zur Be richtigung der genreinschaftlichen Schulden und zur
renden Betrags und Auskunft über den Stand
inzwischen
der noch schwebenden Geschäfte verlangen.
Rückerstattung der Einlagen nicht aus, so haben
die Gesellschafter für
den Fehlbetrag nach dem
Verhältniß aufzukommen,
nach welchem sie den
Verlust zu tragen haben.
Kann von einem Ge
Fünfzehnter Titel.
Gemeinschaft.167
741. Steht ein Recht Mehreren gemeinschaftlich zu, so finden, sofern sich nicht aus dem Gesetz ein
sellschafter der auf ihn entfallende Beitrag nicht er
Anderes ergiebt, die Vorschriften der §§ 742 bis
langt werden, so haben die übrigen Gesellschafter den
758 Anwendung (Gemeinschaft nach Bruchtheilen).
Ausfall imd) dem gleichen Verhältnisse zu tragen.
736. Ist im Gesellschaftsvertrage besttmmt, daß, wenn ein Gesellschafter kündigt oder stirbt oder
wenn der Konkurs über sein Vermögen eröffnet
742. Im Zweifel ist anzunehmen, daß den Theilhabern gleiche Antheile zustehen.
743. Jedem Theilhaber gebührt ein seinem An theil entsprechender Bruchtheil der Früchte.
wird, die Gesellschaft unter den übrigen Gesell-
Jeder Theilhaber ist zum Gebrauche des gemein
schaftern fortbestehen soll, so scheidet bei dem Ein
schaftlichen Gegenstands insoweit befugt, als nicht
tritt eines solchen Ereignisses der Gesellschafter, in
der Mitgebrauch der übrigen Theilhaber
dessen Person es eintritt, aus der Gesellschaft aus.
trächtigt wird.
737. Ist im Gesellschaftsvertrage bestimmt, daß, wenn ein Gesellschafter kündigt, die Gesellschaft
744. Die Verwaltung des gemeinschaftlichert Gegenstandes steht den Teilhabern gemeinschaft
unter den übriger: Gesellschaftern fortbestehen soll,
lich zu. Jeder Theilhaber ist berechtigt, die zur Erhaltung
so kamr ein Gesellschafter, in dessen Person ein die
beeilt-
übrigen Gesellschafter nach § 723 Abs. 1 Satz 2
des Gegeltstandes nothwendigen Maßregeln ohne
zur Kündigung berechtigender Umstand eintritt,
Zllstimmung der anderen Theilhaber zu treffen -
aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Das
er kann verlangen, daß diese ihre Einwilligung
Ausschließungsrecht steht den übrigen Gesellschaftern
zu einer solchen Maßregel im voraus ertheilen.
gemeinschaftlich zu. Die Ausschließung erfolgt durch
745. Durch Stimmenmehrheit kann eine der Beschaffenheit des gemeinschaftlichen Gegenstandes
Erklärung gegenüber dem auszuschließenden Ge
sellschafter.
738. Scheidet ein Gesellschafter aus der Gesell schaft aus, so wächst sein Arrtheil am Gesellschasts
entsprechende ordnungsmäßige Verwaltung und Be nutzung beschloffett werden. Die Stimmenmehrheit ist nach der Größe der Antheile zu berechnen.
vermögen den übrigen Gesellschaftern zu. Diese
Jeder Theilhaber kann, sofern nicht die Ver
sind verpflichtet, dem Ausscheidenden die Gegen
waltung und Benutzung durch Vereinbarung oder
stände, die er der Gesellschaft zur Benutzung über
durch Mehrheitsbeschluß geregelt ist, eine dem In
lassen hat, nach Maßgabe des § 732 zurückzugeben,
teresse aller Theilhaber nach billigem Ermessen ent
ihn von den gemeinschaftlichen Schulden zu befteien
sprechende Verwaltung und Benutzung verlangen.
und ihm dasjenige zu zahlen, was er bet der Aus
Eine wesenliche Veränderung des Gegenstandes
einandersetzung erhalten würde, wenn die Gesellschaft
kann nicht beschlossen oder verlangt werden. Das
zur Zeit seines Ausscheidens aufgelöst worden wäre.
Recht des einzelnen Theilhabers auf einen seinem
Sind gemeinschaftliche Schulden noch nicht fällig,
Antheil entsprechenden Bruchtheil derRutzungen kann
so können die übrigen Gesellschafter dem Ausschet-
nicht ohne seine Zustimmung beeinträchttgt werden.
denden, statt ihn zu befreien, Sicherheit leisten.
746. Haben die Theilhaber die Verwaltung und Benutzung des gemeinschaftlichen Gegenstandes ge
Der Werth des Gesellschaftsvermögens ist, so weit erforderlich, im Wege der Schätzung zu er
regelt, so wirkt die getroffene Besttmmung auch
mitteln.
für und gegen die Sondernachfolger.
739. Reicht der Werth des Gesellschaftsvermö gens zur Deckung der gemeinschaftlichen Schulden
167. Hierauf bezügliche Bestimmungen des LG: Artt. 113, 131, 173, 181 Abs. 2, 182 (vgl. § 48 SBO).
64
Bürgerliches Gesetzbuch.
II. Buch. Recht der Schuldverhältnisse.
747. Jeder Theilhaber kann über seinen An theil verfügen. Ueber den gemeinschaftlichen Ge
§ 747 —760.
Hat der Versuch, den Gegenstand zu verkaufen, keinen Erfolg, so kann jeder Theilhaber die Wieder
genstand im Ganzen können die Theilhaber nur
holung verlangen-
gemeinschaftlich verfügen.
tragen, wenn der wiederholte Versuch mißlingt.
748. Jeder Theilhaber ist den anderen Theil habern gegenüber verpflichtet, die Lasten des ge
er hat jedoch die Kosten zu
754. Der Verkauf einer gemeinschaftlichen For derung ist nur zulässig, wenn sie noch nicht ein
meinschaftlichen Gegenstandes sowie die Kosten der
gezogen werden kann. Ist die Einziehung möglich,
Erhaltung, der Verwaltung und einer gemein
so kann jeder Theilhaber gemeinschaftliche Ein
schaftlichen Benutzung nach dem Verhältniffe seines
ziehung verlangen.
Antheils zu tragen.
755. Haften die Theilhaber als Gesammtschuldner für eine Verbindlichkeit, die sie in Ge
749.1,8 Jeder Theilhaber kann jederzeit die
mäßheit des § 748 nach dem Verhältniß ihrer
Aufhebung der Gemeinschaft verlangen.
Wird das Recht, die Aufhebung zu verlangen,
Antheile
zu
erfüllen
haben
oder die sie zum
für immer oder auf Zeit
Zwecke der Erfüllung einer solchen Verbindlichkeit
ausgeschloffen, so kann die Aufhebung gleichwohl
eingegangen sind, so kann jeder Theilhaber bei
durch
Vereinbarung
verlangt werden, wenn ein wichtiger Grund vor
der Aufhebung der Gemeinschaft verlangen, daß
liegt. Unter der gleichen Voraussetzung kann, wenn
die Schuld aus dem gemeinschaftlichen
eine Kündigungsfrist bestimmt wird, die Aufhebung
stände berichtigt wird.
Der Anspruch kann auch gegen die Sonder
ohne Einhaltung der Frist verlangt werden. Eine Vereinbarung, durch welche das Recht, die
Aufhebung zu verlangen, diesen Vorschriften zu
wider
ausgeschlossen
oder
beschränkt wird,
Gegen
ist
nachfolger geltend gemacht werden.
Soweit zur Berichtigung der Schuld der Ver kauf deö gemeinschaftlicl)en Gegenstandes erforder
lich ist, hat der Verkauf nach § 753 zu erfolgen."8
nichtig.
750. Haben die Theilhaber das Recht, die Auf hebung der Gemeinschaft zu verlangen,
auf Zeit
766. Hat ein Theilhaber gegen einen andern Theilhaber eine Forderung, die sich auf die Ge er
kann
bei der Auf-
ausgeschlossen, so tritt die Vereinbarung im Zweifel
meinschaft gründet,
mit dem Tode eines Theilhabers außer Kraft.
hebung der Gemeinschaft die Berichtigung seiner
751. Haben die Theilhaber das Recht, die Auf hebung der Gemeinschaft zu verlangen, für immer
fallenden
oder auf Zeit ausgeschlossen oder eine Kündigungs
standes verlangen.
frist bestimmt, so wirkt die Vereinbarung auch für
Abs. 2, 3 finden Anwendung."*
und gegen die Sondernachfolger. Hat ein Gläu
767. Wird bei der Aufhebung der Gemeinschaft ein gemeinschaftlicher Gegenstand einem der Theil
biger die
Pfändung des Antheils eines Theil
so
Forderung aus dem auf
Theile des
den
Schuldner ent
gemeinschaftlichen
Gegen
Die Vorschriften des § 755
habers erwirkt, so kann er ohne Rücksicht auf
haber zugetheilt, so hat wegen eines Mangels
die Vereinbarung die Aufhebung der Gemeinschaft
im Rechte oder wegen eines Mangels der Sache
verlangen, sofern der Schuldtitel nicht blos vor
jeder der übrigen Theilhaber zu seinem Antheil
läufig vollstreckbar ist.168 169 170
in gleicher Weise wie ein Verkäufer Gewähr zu
752. Die Aufhebung der Gemeinschaft erfolgt durch Theilung in Natur, wenn der gemeinschaft
liche Gegenstand oder, falls mehrere Gegenstände
leisten.
758. Der Anspruch auf Aufhebung der Ge meinschaft unterliegt nicht der Verjährung.
gemeinschaftlich find, diese sich ohne Verminderung
des Werthes in gleichartige, den Antheilen der
Sechzehnter Titel.
Leibrente.
Die Bertheilung gleicher Theile unter die Theil
769. Wer zur Gewährung einer Leibrente ver pflichtet ist, hat die Rente im Zweifel für die
haber geschieht durch das Loos."9
Lebensdauer des Gläubigers zu entrichten.
Theilhaber entsprechende Theile zerlegen laffen.
753. Ist die Theilung in Natur ausgeschloffen, so erfolgt die Aufhebung der Gemeinschaft durch
Der für die Rente bestimmte Betrag ist im Zweifel der Jahresbetrag der Rente."8
Verkauf des gemeinschaftlichen Gegenstandes nach 760. Die Leibrente ist im voraus zu entrichten den Vorschriften über den Pfandverkauf,171 172 bei 173 174Eine 175 Geldrente ist für drei Monate voraus
Grundstücken durch Zwangsversteigerung,"8 und
zuzahlen-
durch Theilung des Erlöses. Ist die Veräußerung
der Zeitabschnitt, für den sie im voraus zu ent richten ist, nach der Beschaffenheit und dem Zwecke
an einen Dritten unstatthaft, so ist der Gegen stand unter den Theilhabern zu versteigern. 168. Bgl. Art. 131 EG. 169. Für den Fall der Eröffnung eines Konkurses Über das vermögen eines Theilhabers enthält § 16 KO Bestimmung. 170. Bgl. § 24 EPO. 171. §§ 1235 ff. BGB. 172. §§ 180 ff. ZBG.
bei einer anderen Rente besttmmt sich
der Rente. Hat der Gläubiger den Beginn des Zeitab
schnitts erlebt, für den die Rente im voraus zu 173. Bgl. § 1010 Abs. 2 BGB. 174. Bgl. vorige Bem. 175. Bgl. § 850» EPO.
Bürgerliches Gesetzbuch.
II. Buch. Recht der Schuldverhältnisse.
entrichten ist, so gebührt ihm der volle auf den Zeitabschnitt entfallende Betrag.'" 761. Zur Gültigkeit eines Vertrags, durch den eine Leibrente versprochen wird, ist, soweit nicht eine andere Form vorgeschrieben ist, schriftliche Ertheilung des Versprechens erforderlich. Siebzehnter Titel.
Spiel.
Wette.
762. Durch Spiel oder durch Wette wird eine Verbindlichkeit nicht begründet. Das auf Grund des Spieles oder der Wette Geleistete kann nicht deshalb zurückgefordert werden, weil eine Ver bindlichkeit nicht bestanden hat. Diese Vorschriften gelten auch für eine Vercinbarung, durch die der verlierende Theil zum Zwecke der Erfüllung einer Spiel- oder einer Wettschuld dem gewinnenden Theile gegeni'lber eine Verbindlichkeit eingeht, insbesondere für ein Schulbanerkenntniß. 763. Ein Lotterievertrag oder ein Ausspielverttag ist verbindlich, wenn die Lotterie oder die Ausspielung staatlich genehmigt ist. Anderenfalls finden die Vorschriften des § 762 Anwendung. 764. Wird ein auf Lieferung von Waaren'" oder Werthpapieren lautender Vertrag in der Absicht geschlossen, daß der Unterschied zwischen bcm vereinbarten Preise und dem Börsen- oder Marktpreise der Lieferungszeit von dem ver lierenden Theile an den gewinnenden gezahlt werden soll, so ist der Verttag als Spiel anzu sehen?" Dies gilt auch dann, wenn nur die Absicht des einen Theiles auf die Zahlung des Unterschieds gerichtet ist, der andere Theil aber diese Absicht kennt oder kennen muß. Achtzehnter Titel.
Bürgschaft.
765. Durch den Bürgschastsvertrag verpflichtet sich der Bürge gegenüber dem Gläubiger eines Dritten, für die Erfüllung der Verbindlichkeit des Dritten einzustehen. Die Bürgschaft kann auch für eine künftige oder eine bedingte Verbindlichkeit übernommen
werden.
766. Zur Gültigkeit des Bürgschaftsverttags ist schriftliche Ertheilung der Bürgschaftserklärung erforderlich. Soweit der Bürge die Hauptverbtndlichkeit erfüllt, wird der Mangel der Form geheilt?" 767. Für die Verpflichtung des Bürgen ist der jeweilige Bestand der Hauptverbindlichkeit maß gebend. Dies gilt insbesondere auch, wenn die 176. Bezüglich der Klage auf Zahlung einer künftigen Rente vgl. 88 258, 259 EPO. 177. Bgl. § 1 Abs. 2 Nr. 1 HGB. 178. Ueber Börsentermingeschäfte vgl. §§ 48, 66-69 vörseng. v. 22. Juni 1896 und Art. 14 V EG z. HGV. 179. Ist die Bürgschaft auf Seiten des Bürgen ein Han delsgeschäft, so genügt mündliche Form nach § 350 HGB (vgl. auch 8 351 HGB).
System. Samml. d. i. E.-L. gelt. Ges. I. Bd.
§ 761—773.
65
Hailptverbindlichkeit durch Verschulden oder Verzug des Hauptschuldners geändert wird. Durch ein Rechtsgeschäft, das der Hauptschuldner nach der Uebernahme der Bürgschaft vornimmt, wird die Berpflichttmg des Bürgen nicht erweitert."" Der Bürge haftet für die dem Gläubiger von dem Hauptschuldner zu ersetzenden Kosten der Kündigung und der Rechtsverfolgung.
768. Der Bürge kann die dem Hauptschuldner zustehenden Einreden geltend machen. Sttrbt der Hauptschutdner, so kann sich der Bürge nicht darauf berufen, daß der Erbe für die Verbind lichkeit nur beschränkt haftet. Der Bürge verliert eine Einrede nicht dadurch, daß der Hauptschuldner auf sie verzichtet. 769. Verbürgen sich Mehrere für dieselbe Ver bindlichkeit, so haften sie als Gesammtschuldner, auch wenn sie die Bürgschaft nicht gemeinschaftlich übernehmen. 770. Der Bürge kann die Befriedigung des Gläubigers verweigern, solange dem Haupt schuldner das Recht zusteht, das seiner Verbindlich keit zu Grunde liegende Rechtsgeschäft anzufechten. Die gleiche Befugniß hat der Bürge, solange sich der Gläubiger durch Aufrechnung gegen eine fällige Forderung des Hauptschuldners befriedigen kann. 771. Der Bürge kann die Befriedigung des Gläubigers verweigern, solange nicht der Gläu biger eine Zwangsvollstreckung gegen den Haupt schuldner ohne Erfolg versucht hat (Einrede der Vorausklage)."' 772. Besteht die Bürgschaft für eine Geld forderung, so muß die Zwangsvollstreckung in die beweglichen Sachen des Hauptschuldners an seinem Wohnsitz und, wenn der Hauptschuldner an einem anderen Orte eine gewerbliche Nieder lassung hat, auch an diesem Orte, in Ermangelung eines Wohnsitzes und einer gewerblichen Nieder lassung an seinem Aufenthaltsorte versucht werden. Steht dem Gläubiger ein Pfandrecht oder ein Zurückbehaltungsrecht"' an einer beweglichen Sache des Hauptschuldners zu, so muß er auch aus dieser Sache Beftiedigung suchen. Steht dem Gläubiger ein solches Recht an der Sache auch für eine andere Forderung zu, so gilt dies nur, wenn beide Forderungen durch den Werth der Sache gedeckt werden."" 773. Die Einrede der BorauSklage ist aus geschlossen : 1. wenn der Bürge auf die Einrede verzichtet, insbesondere wenn er sich als Selbstschulbner verbürgt hat180. vzgl. der Haftung des Bürgen im Falle eines ZwangSvergleichs vgl. 8 198 Satz 2 SO. 181. Anders 8 349 HGB. 182. 8 273 «GB; 88 369-372 HGV. 183. vgl. hierzu 8 777 EPO.
5
66
Bürgerliches Gesetzbuch.
II. Buch. Recht der Schuldverhältnifse.
2. wenn die Rechtsverfolgung gegen den Haupt schuldner in Folge einer nach der Uebernahme der Bürgschaft eingetretenen Aenderung des Wohnsitzes, der gewerblichen Niederlaffung oder des Aufenthaltsorts des Hauptschuldners wesentlich erschwert ist; 3. wenn über das Vermögen des Hauptschuld ners der Konkurs eröffnet ist;184 185 186 4. wenn anzunehmen ist, daß die Zwangsvoll streckung in das Vermögen des Hauptschuld ners nicht zur Befriedigung des Gläubigers führen wird."8 In den Fällen der Nr. 3, 4 ist die Einrede insoweit zulässig, als sich der Gläubiger aus einer beweglichen Sache des HauptschuldnerS beftiedigen kann, an der er ein Pfandrecht oder ein Zurück behaltungsrecht hat; die Vorschrift des § 772 Abs. 2 Satz 2 findet Anwendung. 774. Soweit der Bürge den Gläubiger be friedigt, geht die Forderung des Gläubigers gegen den Hauptschuldner auf ihn über. Der Uebergang kann nicht zum Nachtheile des Gläubigers geltend gemacht werden. Einwendungen des Hauptschuld ners aus einem zwischen ihm und dem Bürgen bestehenden Rechtsverhältniffe bleiben unberührt. Mitbürgen haften einander nur nach § 426. 776. Hat sich der Bürge im Auftrage des Haupt schuldners verbürgt oder stehen ihm nach den Vor schriften über die Geschäftsführung ohne Auftrag wegen der Uebernahme der Bürgschaft die Rechte eines Beauftragten gegen den Hauptschuldner zu, so kann er von diesem Befreiung von der Bürg schaft verlangen: 1. wenn sich die Bermögensverhältnisse des Haupt schuldners wesentlich verschlechtert haben; 2. wenn die Rechtsverfolgung gegen den Haupt schuldner in Folge einer nach der Uebernahme der Bürgschaft eingetretenen Aenderung des Wohnsitzes, der gewerblichen Niederlaffung oder des Aufenthaltsorts des Hauptschuldners wesentlich erschwert ist; 3. wenn der Hauptschuldner mit der Erfüllung seiner Verbindlichkeit im Verzug ist; 4. wenn der Gläubiger gegen den Bürgen ein vollstreckbares Unheil auf Erfüllung erwirkt hat. Ist die Hauptverbtndltchkett noch nicht fällig, so kann der Hauptschuldner dem Bürgen, statt ihn zu befreien, Sicherheit leisten. 776. Giebt der Gläubiger ein mit der Forderung verbundenes Vorzugsrecht, eine für sie bestehende Hypothek, ein für sie bestehendes Pfandrecht oder daS Recht gegen einen Mitbürgen auf, so wird der Bürge insoweit frei, als er aus dem aufge gebenen Rechte nach § 774 hätte Ersatz erlangen können. Dies gilt auch dann, wenn das aufge 184. vgl. auch 88 349—351 HGv. 185. vgl. hierzu § 127 tos. 2 SO.
§ 774—781.
gebene Recht erst nach der Uebernahme der Bürg schäft entstanden ist. 777. Hat sich der Bürge für eine bestehende Ver bindlichkeit auf bestimmte Zeit verbürgt, so wird er nach dem Ablaufe der bestimmten Zeit ftei, wenn nicht der Gläubiger die Einziehung der Forderung unverzüglich nach Maßgabe des § 772 betreibt, das Verfahren ohne wesentliche Ver zögerung fortsetzt und unverzüglich nach der Be endigung des Verfahrens dem Bürgen anzeigt, daß er ihn in Anspruch nehme. Steht dem Bürger: die Einrede der Borausklage nicht zu, so wird er nach dem Ablaufe der bestimmten Zeit frei, wenn nicht der Gläubiger ihm unverzüglich diese An zeige macht. Erfolgt die Anzeige rechtzeitig, so beschränkt sich die Haftung des Bürger: im Falle des Abs. 1 Satz 1 auf den Umfang, den die Hauptverbtnd lichkeit zur Zeit der Beendigung des Verfahrens hat, im Falle des Abs. 1 Satz 2 auf den Umfang, den die Hairptverbindlichkeit bei dem Ablaufe der bestimmten Zeit hat. 778. Wer einen Anderen beauftragt, im eigenen Namen und auf eigene Rechnung einem Drittel: Credit zu geben, haftet dem Beauftragten für die aus der Kreditgewährung entstehende Verbindlich keit des Dritten als Bürge."8 Neunzehnter Titel.
Vergleich.
779. Ein Vertrag, durch den der Streit oder die Ungewißheit der Parteien über ein Rechts Verhältniß im Wege gegenseitigen Nachgebens be seittgt wird (Vergleich), ist unwirksam, wenn der nach dem Inhalte des Vertrags als feststehend zu Grunde gelegte Sachverhalt der Wirklichkeit nicht entspricht und der Streit oder die Ungewiß heit bei Kenntniß der Sachlage nicht entstanden sein würde. Der Ungewißheit über ein Rechtsverhältntß steht es gleich, wenn die Verwirklichung eines Anspruchs unsicher ist.
Zwanzigster Titel. Schuldversprecheu. Schuldauerkenntniß. 780. Zur Gültigkeit eines Vertrags, durch den eine Leistung in der Weise versprochen wird, daß das Versprechen die Verpflichtung selbständig be gründen soll (Schuldversprechen), ist, soweit nicht eine andere Form vorgeschrieben ist, schriftliche Ertheilung des Versprechens erforderlich. 187 781. Zur Gültigkeit eines Vertrags, durch de:: das Bestehen eines Schuldverhältnifses anerkannt wird (Schuldanerkenntniß), ist schriftliche Ertheilung der Anerkennungserklärung erforderlich. Ist für die Begründung des Schuldverhältniffes, dessen Bestehen anerkannt wird, eine andere Form vor186. «gl. hierzu aber § 349 (auch 351) HGV. 187. vgl. indessen § 350 (351) HGV.
Bürgerliches Gesetzbuch. geschrieben, so bedarf der
II. Buch. Recht der Schuldverhältniffe.
Anerkennungsvertrag
Anzeige zu machen.
67
§ 782—793.
DaS Gleiche gilt, wenn der
dieser Form?"
Anweisungsempfänger die Anweisung nicht geltend
782. Wird ein Schuldversprechen oder ein Schuldanerkenntniß auf Grund einer Abrechnung
machen kann oder will.
oder im Wege des Vergleichs ertheilt, so ist die
790. Der Anweisende kann die Anweisung dem Angewiesenen gegenüber widerrufen, solange nicht
Beobachtung der in den §§ 780, 781 vorgeschrie
der Angewiesene sie dem Anweisungsempfänger
benen schriftlichen Form nicht erforderlich.
gegenüber angenommen oder die Leistung bewirkt hat. Dies gilt auch dann, wenn der Anweisende
Eiuuud-wau-igfter Titel.
Anweisung?"
783. Händigt Jemand eine Urkunde, in der er
durch den Widerruf einer ihm gegen den An weisungsempfänger obliegenden Verpflichtung zu
einen Anderen anweist, Geld, Werthpapiere oder
widerhandelt.
andere vertretbare Sachen an einen Dritten zu leisten, dem Dritten aus, so ist dieser ermächttgt,
791. Die Anweisung erlischt nicht durch den Tod oder den Eintritt der Geschäftsunfähigkeit eines
die Leistung bei dem Angewiesenen im eigenen
der Betheiligten.
Namen zu erheben- der Angewiesene ist ermächttgt,
für Rechnung des Anweisenden an den Anweisungs
792. Der Anweisungsempfänger kann die An weisung durch Vertrag mit einem Dritten auf
empfänger zu leisten.
diesen übertragen, auch wenn sie noch nicht ange
784.
nommen worden ist. Die Uebertragungserklärung
Nimmt der Angewiesene die Anweisung an, so ist er dem Anweisungsempfänger gegenüber
bedarf der schriftlichen Form. Zur Uebertragung
zur Leistung verpflichtet- er kann ihm nur solche
ist die Aushändigung der Anweisung
Einwendungen entgegensetzen, welche die Gülttg-
Dritten erforderlich.
keit der Annahme betreffen oder sich aus dem
Der Anweisende kann die Uebertragung auSschließen. Die Ausschließung ist dem Angewiesenen
Inhalte der Anweisung oder dem Inhalte der
den
an
Annahme ergeben oder dem Angewiesenen un
gegenüber nur wirksam, wenn sie aus der An
mittelbar gegen den Anweisungsempfänger zu
weisung zu entnehmen ist oder wenn sie von dem
Anweisenden dem Angewiesenen mttgetheilt wird,
stehen.
Die Annahme erfolgt durch einen schriftlichen Vermerk auf der Anweisung.
Ist der Vermerk
bevor dieser die Anweisung annimmt oder die Leistting bewirkt.
auf die Anweisung vor der Aushändigung an
Nimmt der Angewiesene die Anweisung dem
den Anweisungsempfänger gesetzt worden, so wird
Erwerber gegenüber an, so kann er aus einem
die Annahme diesem gegenüber erst mit der Aus
zwischen ihm und dem Anwetsungsempfänger be
händigung wirksam.
786. Der Angewiesene ist nur gegen Aus händigung der Anweisung zur Leistung verpflichtet.
786. Der Anspruch des Anweisungsempfängers gegen den Angewiesenen aus der Annahme ver
stehenden
Rechtsverhältniß Einwendungen
herleiten.
Im Uebrigen finden auf die Ueber -
nicht
ttagung der Anweisung die für die Abttetung einer Forderung
geltenden Vorschriften
entsprechende
Anwendung?^
jährt in drei Jahren?"
787. Im Falle einer Anweisung auf Schuld wird der Angewiesene durch die Leistung in deren Höhe von der Schuld befteit.
Zweiuudrwau-igfter Titel. Schuldverschreibung auf den Inhaber."'
Zur Annahme der Anweisung oder zur Leistung
793. Hat Jemand eine Urkunde ausgestellt, in der er dem Inhaber der Urkunde eine Leistung
an den Anweisungsempfänger ist der Angewiesene
verspricht (Schuldverschreibung auf den Inhaber),
dem Anweisenden gegenüber nicht schon deshalb
so kann der Inhaber von ihm die Leistung nach
verpflichtet, weil er Schuldner des Anweisenden ist.
788.
Maßgabe des Versprechens verlangen, es sei denn, daß er zur Verfügung über die Urkunde nicht
Ertheilt der Anweisende die Anweisung zu dem Zwecke, um seinerseits eine Leistung an
berechttgt ist.
den Anweisungsempfänger zu bewirken, so wird
durch die Leistung an einen nicht zur Verfügung
die Leistung, auch wenn der Angewiesene die An
berechttgten Inhaber befteit.
Der Aussteller wird jedoch auch
weisung annimmt, erst mit der Leistung des An
Die Gülttgkeit der Unterzeichnung kann durch
gewiesenen an den Anweisungsempfänger bewirkt.
eine in die Urkunde aufgenommene Besttmmung
789. Verweigert der Angewiesene vor dem Ein tritte der Leistungszeit die Annahme der Anweisung
von der Beobachtung einer besonderen Form ab-
oder verweigert er die Leistung, so hat der An weisungsempfänger dem Anweisenden unverzüglich
191. Wegen
Uebertragung
kaufmännischer
Anweisungen
durch Indossament vgl. §§ 363 ff. HGB.
192. Hierher gehörige Bestimmungen de- EG: Artt. 96—102,
174—178 (UebergangSbeftimmungen). Die Ausgabe von Jn188. Bgl. indessen § 350 (351) HGB.
189. Die Vorschriften diese- Titel- finden auch auf kauf
männische Anweisungen (§§ 363—365 HOB) Anwendung. 190. Entsprechend § 77 WO.
haberpapieren mit Prämien wird durch das RG v. 8. Juni 1871 (27. Januar 1872) geregelt.
Bgl. auch das Bankgesetz
v. 14. März 1875; RG über die Ausgabe von ReichSkassen-
scheinen v. 30. April 1874.
68
Bürgerliches Gesetzbuch.
II. Buch. Recht der Schuldverhältniste.
hängig gemacht werden. "8 Zur Unterzeichnung genügt eine im Wege der mechanischen Vervielfäl tigung hergestellte Namensunterschrift. 794. Der Aussteller wird aus einer Schuld Verschreibung auf den Inhaber auch dann verpflichtet, wenn sie ihm gestohlen worden oder verloren ge gangen oder wenn sie sonst ohne seinen Willen in den Verkehr gelangt ist. Auf die Wirksamkeit einer Schuldverschreibung auf den Inhaber ist es ohne Einfluß, wenn die Urkunde ausgegeben wird, nachdem der Aussteller gestorben oder geschäftsunfähig geworden ist. 795. Im Inland ausgestellte Schuldverschrei bungen auf den Inhaber, in denen die Zahlung einer bestimmten Geldsumme versprochen wird, dürfen nur mit staatlicher Genehmigung in den Verkehr gebracht werden.193 194 195 Die Genehmigung wird durch die Zentralbehörde des Bundesstaats196 ertheilt, in besten Gebiete der Aussteller seinen Wohnsitz oder seine gewerb liche Niederlaffung hat. Die Ertheilung der Ge nehmigung und die Bestimmungen, unter denen sie erfolgt, sollen durch den Deutschen Reichsan zeiger bekannt gemacht werden. Eine ohne staatliche Genehmigung in den Ver kehr gelangte Schuldverschreibung ist nichtig- der Aussteller hat dem Inhaber den durch die Alls gäbe verrrrsachteu Schaden zu ersetzen. Diese Vorschriften finden keine Anwendung auf Schuldverschreibungen, die von dem Reiche oder einem Bundesstaat ausgegeben werden. 796. Der Aussteller kann dem Inhaber der Schuldverschreibung nur solche Einwendungen ent gegensetzen, welche die Gültigkeit der Ausstellwlg betreffen oder sich aus der Urkunde ergeben oder dem Aussteller unmittelbar gegen den Inhaber zustehen.196 797. Der Aussteller ist nur gegen Aushändigung der Schuldverschreibung zur Leistung ver pflichtet. 197 Mit der Aushändigung erwirbt er das Eigenthum an der Urkunde, auch wenn der In Haber zur Verfügung über sie nicht berechttgt ist. 198 798. Ist eine Schuldverschreibung auf den In haber in Folge einer Beschädigung oder einer Verunstaltung zum Umläufe nicht mehr geeignet, so kann der Inhaber, sofern ihr wesentlicher In halt und ihre Unterscheidungsmerkmale noch mit Sicherheit erkennbar sind, von dem Aussteller die Ertheilung einer neuen Schuldverschreibung auf den Inhaber gegen Aushändigung der beschä 193. «gl. jedoch hierzu Art. 100 EG. Die Aktien (§ 222 HGB) »gehören nicht zu den in § 793 behandelten Schuldverschreibungen.
194. Art. 34 IV EG enthält Strafbestimmungen für die-
j ent gen, welche gegen die Vorschrift des «bs. 1 handeln.
§ 794—802.
digten oder verunstalteten verlangen. Die Kosten hat er zu tragen und vorzuschießen.1,9 799. Eine abhanden gekommene oder vernichtete Schuldverschreibwtg auf den Inhaber kann, wenn nicht in der Urkunde das Gegentheil bestimmt ist, im Wege des Aufgebotsverfahrens für kraftlos erklärt werden.100 Ausgenommen sind Zins , Ren ten und Gewinnamheilscheine sowie die auf Sicht zahlbaren unverzinslichen Schuldverschreibungen. Der Aussteller ist verpflichtet, dem bisherigen Inhaber auf Verlangen die zur Erwirkung des Aufgebots oder der Zahlungssperre801 erforderliche Auskunft zu ertheilen und die erforderlichen Zeugniffe8" auszustellen. Die Kosten der Zeugnisse hat der bisherige Inhaber zu tragen und vorzu schießen. 800. Ist eine Schuldverschreibung auf den In haber für kraftlos erklärt, so kann derjenige, welcher das Ausschlußurtheil erwirkt hat, von dem Aus steller, unbeschadet der Befugniß, den Anspruch aus der Urkunde geltend zu machen,808 die Ertheilung einer neuen Schuldverschreibung auf den Inhaber an Stelle der für kraftlos erklärten verlangen. Die Kosten hat er 511 tragen und vorzuschießen. 801. Der Anspruch aus einer Schuldverschrei bung auf den Inhaber erlischt mit dem Ablaufe von dreißig Jahren nach dem Eintritte der für die Leistung bestimmten Zeit, wenn nicht die Ur kunde vor dem Ablaufe der dreißig Jahre dem Aussteller zur Einlösung vorgelegt wird. Erfolgt die Vorlegung, so verjährt der Anspruch in zwei Jahren von dem Ende der Borlegungsftist an. Der Vorlegung steht die gerichtliche Geltendmachung des Anspruchs aus der Urkunde gleich. Bet Zins-, Renten- und Gewirmantheilscheinen beträgt die Borlegungsftist vier Jahre. Die Frist beginnt mit dem Schlüsse des Jahres, in welchem die für die Leisttmg bestimmte Zeit eintritt. Die Dauer und der Beginn der Vorlegungsftist können von dem Aussteller in der Urkunde anders bestimmt werden. 802. Der Beginn und der Lauf der Vorlegungsftist sowie der Verjährung werden durch die Zahlungssperre104 zu Gunsten des Antragstellers gehemmt. Die Hemmung beginnt mit der Stellung des Antrags auf Zahlungssperre- sie endigt mit der Erledigung des Aufgebotsverfahrens und, falls die Zahlungssperre vor der Einleitung des Ver fahrens verfügt worden ist, auch dann, wenn seit der Beseitigung des der Einleitung entgegenstehen199. Sgl. hierzu § 229 HGB; § 4 RetchSbankg. v. 14.
März 1875.
200. Das Verfahren regelt sich nach den Vorschriften der 88 946 ff., 1003 ff. TPO; vgl. hierzu 8 4 Abs. 2 ReichSbankg. v. 14. März 1875.
195. «gl. Art. 5 EG.
201. 88 1019 ff. CPO.
196. Entsprechend Art. 82 WO; 8 364 Abs. 1 HGB.
202. 88 1010-1013 CPO.
197. vgl. Art. 39 WO.
203. vgl. 8 1018 TPO.
198. vgl. § 364 Abs. 3 HGV.
204. 88 1019 ff. CPO.
Bürgerliches Gesetzbuch.
II. Buch. Recht der Schuldverhältniffe.
den Hindernisses sechs Monate verstrichen sind und nicht vorher die Einleitung beantragt worden ist. Auf diese Frist finden die Vorschriften der §§ 203, 206, 207 entsprechende Anwendung. 803. Werden für eine Schuldverschreibung auf den Inhaber Zinsscheine ausgegeben, so bleiben die Scheine, sofern sie nicht eine gegencheilige Be stimmung enthalten, in Kraft, auch wenn die Hauptforderung erlischt oder die Verpflichtung zur Verzinsung aufgehoben oder geändert wird. Werden solche Zinsscheine bei der Einlösung der Hauptschuldverschreibung nicht zurückgegeben, so ist der Aussteller berechtigt, den Betrag zurückzube halten, den er nach Abs. 1 für die Scheine zu zahlen verpflichtet ist. 801. Ist ein Zins, Renten- oder Gewinnanthcilschein abhanden gekommen oder vernichtet und hat der bisherige Inhaber den Verlust dem Aussteller vor dem Ablaufe der Vorlegungsfttst angezeigt, so kann der bisherige Inhaber nach denl Abläufe der Frist die Leistung von dem Aus steller verlangen. Der Anspruch ist ausgeschloffen, wenn der abhanden gekommene Schein dem Aus steller zur Einlösung vorgelegt oder der Anspruch aus dem Scheine gerichtlich geltend gemacht worden ist, es sei denn, daß die Vorlegung oder die ge richrliche Geltendmachung nach dem Ablaufe der Frist erfolgt ist. Der Anspruch verjährt in vier Jahren. In dem Zins -, Renten oder Gewinnantheilscheine kann der im Abs. 1 bestimmte Anspruch ausgeschloffen werden.106 805. Neue Zins oder Rentenscheine für eine Schuldverschreibung auf den Inhaber dürfen an den Inhaber der zum Empfange der Scheine ermachtigenden Urkunde (Erneuerungsschein) nicht ausgegeben werden, wenn der Inhaber der Schuld verschreibung der Ausgabe widersprochen hat. Die Scheitle sind in diesem Falle dem Inhaber der Schuldverschreibung auszuhändigen, wenn er die Schuldverschreibung vorlegt. 806. Die Umschreibung einer auf den Inhaber lautenden Schuldverschreibung auf den Namen eines bestimmten Berechtigten kann nur durch den Aussteller erfolgen. Der Aussteller ist zur Um schreibung nicht verpflichtet."« 807. Werden Karten, Marken oder ähnliche Urkunderl, in denen ein Gläubiger nicht bezeichnet ist, von dem Aussteller unter Umständen ausge geben, aus welchen sich ergiebt, daß er dem In haber zu einer Leistung verpflichtet sein will, so finden die Vorschriften des § 793 Abs. 1 und der §§ 794, 796, 797 entsprechende Anwendung?" 808. Wird eine Urkunde, in welcher der Gläu biger benannt ist, mit der Bestimmung ausgegeben, 205. Bgl. indessen Art. 100 Nr. 2 EG. 206. Bgl. indessen Art. 101 EG. •207. Bgl. Art. 102 Abs. 1 EG.
§ 803—812.
69
daß die in der Urkunde versprochene Leistung an jeden Inhaber bewirkt werden kann, so wird der Schuldner durch die Leistung an den Inhaber der Urkunde befreit. Der Inhaber ist nicht berechtigt, die Leistung zu verlangen. Der Schuldner ist nur gegen Aushändigung der Urkunde zur Leistung verpflichtet. Ist die Urkunde abhanden gekommen oder vernichtet, so kann sie, wenn nicht ein Anderes bestimmt ist, im Wege des Aufgebotsverfahrens für kraftlos er klärt werden. 808 Die im § 802 für die Verjährung gegebenen Vorschriften finden Anwendung?" Dreiund-wau-igfter Titel. Vorlegung von Sachen.
809. Wer gegen den Besitzer einer Sache einen Anspruch in Ansehung der Sache hat oder sich Gewißheit verschaffen will, ob ihm ein solcher An spruch zusteht, kann, wenn die Besichtigung der Sache aus diesem Grunde für ihn von Jntereffe ist, verlangen, daß der Besitzer ihm die Sache zur Besichtigung vorlegt oder die Besichtigung gestattet. 810. Wer ein rechtliches Interesse daran hat, eine in ftemdem Besitze befindliche Urkunde einzu sehen, kann von dem Besitzer die Gestattung der Einsicht verlangen, wenn die Urkunde in seinem Interesse errichtet oder in der Urkunde ein zwischen ihm und einem Anderen bestehendes Rechtsver hältniß beurkundet ist oder wenn die Urkunde Ver handlungen über ein Rechtsgeschäft enthält, die zwischen ihm und einem Anderen oder zwischen einem von beiden und einem gemeinschaftlichen Vermittler gepflogen worden sind.8" 811. Die Vorlegung hat in den Fällen der §§ 809, 810 an dem Orte zu erfolgen, an welchem sich die vorzulegende Sache befindet. Jeder Theil kann die Vorlegung an einem anderen Orte ver langen, wenn ein wichtiger Grund vorliegt. Die Gefahr und die Kosten hat derjenige zu tragen, welcher die Vorlegung verlangt. Der Be sitzer kann die Vorlegung verweigern, bis ihm der andere Theil die Kosten vorschießt und wegen der Gefahr Sicherheit leistet. Bieruudrwan-igfter Titel. Ungerechtfertigte Bereicherung?"
812. Wer durch die Leistung eines Anderen oder in sonstiger Weise auf dessen Kosten ettvas ohne rechtlichen Grund erlangt, ist ihm zur Herausgabe 208. Soweit nicht durch besondere Gesetze Vorschriften über die KraftloSerklärung solcher Urkunden getroffen sind (vgl. z. B. für Sparkassenbücher § 17 G. v. 14. Juli 1895), wird as Aufgebotsverfahren durch die §§ 946 ff. und insbesondere 1023 EPO geregelt. 209. Bgl. hierzu Artt. 99, 102 Abs. 2, 177, 178 E.G. 210. Bgl. hierzu auch §§ 422, 423, 429, 432 Abs. 3 EPO; § 45 HGB; §§ 34, 78 FrG. 211. Eine hierher gehörige Bestimmung des EG in Art. 104; vgl. auch § 87 Abs. 2 GKG.
70
Bürgerliches Gesetzbuch.
II. Buch. Recht der Schuldverhältnisse.
§ 813—823.
verpflichtet. Diese Verpflichtung besteht auch dann,
Erlangten nicht möglich oder ist der Empfänger
wenn der rechtliche Grund später wegfällt oder der
aus einem anderen Grunde zur Herausgabe außer
mit emer Leistung nach dem Inhalte des Rechts
Stande, so hat er den Werth zu ersetzen.
geschäfts bezweckte Erfolg nicht eintritt. AlS Leistung gilt auch die durch Vertrag er
folgte Anerkennung des Bestehens oder des Nicht-
bestehenS eines Schuldverhältniffes.
Die Verpflichnmg zur Herausgabe oder zum Ersätze des Werthes ist ausgeschlossen, soweit der Empfänger nicht mehr bereichert ist. Bon dem Eintritte der Rechtshängigkeit an haftet
813. Das zum Zwecke der Erfüllung einer Ver
der Empfänger nach den allgemeinen Vorschriften.
bindlichkeit Geleistete kann auch dann zurückgefor dert werden, wenn dem Anspruch eine Einrede ent
819. Kennt der Empfänger den Mangel des rechtlichen Grundes bei dem Empfang oder erfährt
gegenstand, durch welche die Geltendmachung des
er ihn später, so ist er von dem Empfang oder
Anspruchs dauernd ausgeschlossen wurde. Die Vor
der Erlangung der Kenntniß an zur Herausgabe
schrift deS § 222 Abs. 2 bleibt unberührt.
verpflichtet, wie wenn der Anspruch auf Heraus
Wird eine betagte Verbindlichkeit vorzeitig erfüllt,
gabe zu dieser Zeit rechtshängig geworden wäre.
so ist die Rückforderung ausgeschlossen- die Er
Verstößt der Empfänger durch die Annahme der
stattung von Zwischenzinsen kann nicht verlangt
Leisttmg gegen ein gesetzliches Verbot oder gegen
werden.
die guten Sitten, so ist er von dem Empfange der
814. Das zum Zwecke der Erfüllung einer Ver
Leistung an in der gleichen Weise verpflichtet.
werden, wenn der Leistende gewußt hat, daß er
820. War mit der Leistung ein Erfolg bezweckt, dessen Eintritt nach dem Inhalte des Rechts
zur Leistung nicht verpflichtet war, oder wenn die
geschäfts als ungewiß angesehen wurde, so ist der
bindlichkeit Geleistete kann nicht
zurückgefordert
Leistung einer sittlichen Pflicht oder einer auf den
Empfänger,
Anstand zu nehmenden Rücksicht entsprach.
Herausgabe so verpflichtet, wie wenn der Anspruch
815. Die Rückforderung wegen Nichteintritts des mit einer Leistung bezweckten Erfolges ist aus
hängig geworden wäre.
geschlossen, wenn der Eintritt des Erfolges von
die Leistung aus einem Rechtsgrunde, dessen Weg
Anfang an unmöglich war und der Leistende dies
fall nach dem Inhalte des Rechtsgeschäfts als mög
gewußt hat oder wenn der Leistende den Eintritt des
lich angesehen wurde, erfolgt ist und der Rechts
Erfolges wider Treu und Glauben verhindett hat.
grund wegfällt.
falls der Erfolg nicht einttttt, zur
auf Herausgabe zur Zeit des Empfanges rechts
Das Gleiche gilt, wenn
816. Trifft ein Nichtberechtigter über einen Ge
Zinsen hat der Empfänger erst von dem Zeit
genstand eine Verfügung, die dem Berechtigten
punkt an zu entrichten, in welchem er erfährt, daß der
gegenüber wirksam ist, so ist er dem Berechttgten
Erfolg nicht eingetreten oder daß der Rechtsgrund
zur Herausgabe des durch die Verfügung Erlangten
weggefallen ist- zur Herausgabe von Nutzungen ist
Erfolgt die Verfügung unentgeltlich,
er insoweit nicht verpflichtet, als er zu dieser Zeit
verpflichtet.
so trifft die gleiche Verpflichtung denjenigen, welcher
nicht mehr bereichert ist.
auf Grund der Verfügung unmittelbar einen recht
821. Wer ohne rechtlichen Grund eine Verbind lichkeit eingeht, kann die Erfüllung auch dann ver
lichen Vortheil erlangt. Wird an einen Nichtberechtigten eine Leistung bewirkt, die dem Berechtigten gegenüber wirksam
ist, so ist der Nichtberechtigte dem Berechttgten zur
weigern, wenn der Anspruch auf Befreiung von
der Verbindlichkeit verjährt ist.
822. Wendet der Empfänger das Erlangte un-
Herausgabe des Geleisteten verpflichtet.
entgeltlich einem Dritten zu, so ist, soweit in Folge
817. War der Zweck einer Leistung in der Art bestimmt, daß der Empfänger durch die Annahme
dessen die Verpflichtung des Empfängers zur Her
ausgabe der Bereicherung ausgeschlossen ist, der
gegen ein gesetzliches Verbot oder gegen die guten
Dritte zur Herausgabe verpflichtet, wie wenn er
Sitten verstoßen hat, so ist der Empfänger zur
die Zuwendung von dem Gläubiger ohne recht
Herausgabe verpflichtet.
Die Rückforderung ist
lichen Grund erhalten hätte.
ausgeschlossen, wenn dem Leistenden gleichfalls ein
Fünfund-wau-igfter Titel. Unerlaubte Handlungen.'"
solcher Verstoß zur Last fällt, es sei denn, daß
die Leistung in der Eingehung einer Verbindlichkeit bestand- das zur Erfüllung einer solchen Verbind
lichkeit Geleistete kann nicht zurückgefordert werden.
823. Wer vorsätzlich oder fahrlässig das Leben, den Körper, die Gesundheit, die Freiheit, das Eigen oder ein sonstiges
Recht
eines
818. Die Verpflichtung zur Herausgabe erstreckt sich auf die gezogenen Nutzungen sowie auf das
thum
jenige, was der Empfänger auf Grund eines er
des daraus entstehenden Schadens verpflichtet.
Anderen
widerrechtlich verletzt, ist dem Anderen zum Ersätze
langten Rechtes oder als Ersatz für die Zerstörung,
Beschädigung oder Entziehung des erlangten Gegen standes erwirbt. Ist die Herausgabe wegen der Beschaffenheit des
212. Hierher gehörige Bestimmungen des EG (abgesehen von Art. 32) in Artt. 12, 69, 70-72, 77—79, 95, 105—108,
170 (Uebergangsbestimmung): vgl. auch § 32 TPO wegen der
Zuständigkeit des Prozeßgerichts.
II. Buch. Recht der Schuldverhältniffe.
Bürgerliches Gesetzbuch.
Die
Verpflichtung
gleiche
zweckendes Gesetz
trifft
denjenigen,
Schutz eines Anderen be
welcher gegen ein den
verstößt.
Ist
nach dem In
Ersatz des Schadens
nicht von einem aufsichts-
erlangt werden kann,
Dritten
pflichttgen
71
§ 824—834.
den
als die Billigkeit
Schaden insoweit zu ersetzen,
halte des Gesetzes ein Berstotz gegen dieses auch
nach den Umständen, insbesondere nach dm Ver
ohne Verschulden möglich, so tritt die Ersatzpflicht
hältnissen der Bethetligten, eine Schadloshaltung
nur im Falle des Verschuldens ein.
erfordert
und
werden,
deren
824. Wer der Wahrheit zuwider eine That sache behauptet oder verbreitet,
den
Kredit
zu
eines Anderen
herbeizuführen,
hat
Unterhaltspflichten bedarf.
auch dann zu er
die Mittel entzogen
Erfüllung
zur
halte
gefährden oder
dem Anderen den
daraus entstehenden Schaden
nicht
er zum standesmäßigen Unter
die geeignet ist,
sonstige Nachtheile für dessen Erwerb oder Fort
kommen
sowie
ihm
seiner
gesetzlichen
830. Haben Mehrere durch eine gemeinschaftlich
begangene unerlaubte Handlung einen Schaden verursacht, so ist jeder für den
Schaden verant
setzen, wenn er die Unwahrheit zwar nicht kennt,
wortlich.
aber kennen imip. Durch eine Mittheilung, deren Unwahrheit dem
mitteln läßt, wer von mehreren Bethetligten den
Mittheilenden unbekannt ist, wird dieser nicht zllm
Schadensersätze
Empfänger
verpflichtet,
wenn er oder .der
der Mittheilung an ihr ein berech
Das Gleiche gilt, wenn sich nicht er
Schaden durch seine Handlung verursacht hat.
Anstifter
und
Gehülfen
stehen
Mitthätern
gleich?"
831.
Wer einen Anderen zu einer Verrichtung
tigtes Interesse hat. 825. Wer eine Frauensperson durch Hinter
bestellt, ist zum Ersätze des Schadens verpflichtet,
list, durch Drohung oder unter Mißbrauch eines Abhängigkeitsverhältniffes zur Gestattung der
einem Dritten widerrechtlich zufügt. Die Ersatz pflicht tritt nicht ein, wenn der Geschäftsherr bei
den der Andere in Ausführung der Verrichtung
außerehelichen Beiwohnung bestimmt, ist ihr zum
der Auswahl der bestellten Person und, sofern
Ersähe des daraus entstehenden
Schadens ver
er Vorrichtungen oder Geräthschaften zu beschaffen
pflichtet. 826. Wer in einer gegen die guten Sitten ver
hat, bei der Beschaffung oder der Leitung die im
oder die Ausführung der Verrichtung zu leiten
stoßenden Weise einem Anderen vorsätzlich Schaden
Verkehr erforderliche
zufügt, ist dem Anderen zum Ersätze des Schadens
wenn der Schaden auch bei Anwendung dieser
verpflichtet.
Sorgfalt entstanden sein würde.
827. Wer
im Zustande
der
Bewußtlosigkeit
oder in einem die freie Willensbestimmung aus
schließenden
Zustande krankhafter Störung
der
Getstcsthättgkett einem Anderen Schaden zufügt,
ist für den Schaden nicht bcr(mttt)ort(i^^?19
Hat
er sich durch geistige Getränke oder ähnliche Mittel
Sorgfalt
beobachtet
oder
Die gleiche Verantwortlichkeit trifft denjenigen,
welcher
für den Geschäftsherrn die Besorgung
eines der im Abs. 1 Satz 2 bezeichneten Geschäfte durch Verttag übernimmt?" 832.
Wer
kraft Gesetzes
zur
Führung der
Aufsicht über eine Person verpflichtet ist, die wegen
in einen vorübergehenden Zustand dieser Art ver
Minderjährigkeit oder wegen ihres geistigen oder
seht, so ist er für einen Schaden, den er in diesem
körperlichen Zustandes der Beaufsichtigung
Zustande
darf, ist zum Ersätze des Schadens verpflichtet,
widerrechtlich
verursacht,
in
gleicher
Weise verantwortlich, wie wenn ihm Fahrlässigkeit
be
den diese Person einem Dritten widerrechtlich zu fügt.
Die Ersatzpflicht tritt nicht ein,
ein, wenn er ohne Verschulden in den Zustand
seiner
Aufsichtspflicht
gerathen ist.
Schaden auch bei gehöriger Aufsichtsftthrung ent
zur Last fiele,-
die Verantwortlichkeit tritt nicht
828. Wer nicht das siebente Lebensjahr voll endet hat, ist für einen Schaden, den er einem Anderen zufügt, nicht verantwortlich.
Wer das siebente,
aber nicht das achtzehnte
Lebensjahr vollendet hat, ist für einen Schaden,
den er einem Anderen zufügt, nicht verantwortlich,
genügt
oder
wenn er
wenn
der
standen sein würde. Die gleiche Verantwortlichkeit trifft denjenigen,
welcher die Führung der Aufsicht durch Berttag übernimmt.
833.
Wird durch ein Thier
ein Mensch ge-
tödtet oder der Körper oder die Gesundheit eines
wenn er bei der Begehung der schädigenden Hand
Menschen verletzt oder eine Sache beschädigt, so
lung nicht die zur Erkenntniß der Verantwort
ist derjenige, welcher das Thier hält, verpflichtet,
lichkeit erforderliche Einsicht hat.
dem Verletzten den daraus entstehenden Schaden
Das Gleiche
gilt von einem Taubstummen?"
829. Wer in einem der in den §§ 823 bis 826 bezeichneten
Fälle für einen von ihm ver
ursachten Schaden auf
zu ersetzen?" 834.
Wer für denjenigen,
welcher
ein Thier
hält, die Führung der Aufsicht über das Thier
Grund der §§ 827, 828
nicht verantwortlich ist, hat gleichwohl, sofern der 213. Entsprechend § 51 StGB. 214. Entsprechend §§ 56—58 StGB.
215. Bgl. §§ 47-49 StGB. 216. Bgl. Artt. 77, 78, 95 Abs. 2, 105 EG und die Be merkungen dazu; §§ 431, 458 HGB. 217. Bgl. tz 367" StGB.
72
II. Buch. Recht der Schuldverhaltnisse.
Bürgerliches Gesetzbuch.
durch
Vertrag übernimmt, ist für den Schaden
verantwoNlich,
den das Thier einem Dritten in
der im tz 833 bezeichneten
Weise zufügt.
Die
Verantwortlichkeit tritt nicht ein, wenn er bei der Führung der Aufsicht die im Verkehr erforder
§ 835—840.
Verkehr erforderliche Sorgfalt beobachtet hat oder
ein späterer Besitzer
Beobachtung
durch
dieser
Sorgfalt die Gefahr hätte abwenden können. Besitzer im Sinne dieser Vorschriften ist der
liche Sorgfalt beobachtet oder wenn der Schaden
Eigenbesitzer. 837. Besitzt Jemand auf einem ftemden Grund
auch bei Anwendung dieser Sorgfalt entstanden
stück in Ausübung eines Rechtes ein Gebäude oder ein anderes Werk, so trifft ihn an Stelle
sein würde.
835. Wird durch Schwarz-, Roch-, Elch-, Dam
oder Rehwild oder durch Fasanen ein Grundstück beschädigt, an welchem dem Eigenthümer das Jagd
recht nicht zusteht, so ist der Jagdberechttgte ver
des Besitzers des Grundstücks die im § 836 bc
stimmte Verantwortlichkeit. 838.
Wer die Unterhaltung eines Gebäudes
oder eines mit einem Grundstücke verbundenen
pflichtet, dem Verletzten den Schaden zu ersetzen.
Werkes für den Besitzer übernimmt oder das Ge
Die Ersatzpflicht erstreckt sich auf den Schaden,
bäude
den die Thiere an den getrennten, aber noch nicht
stehenden Nutzungsrechts zu unterhalten hat, ist
eingeernteten Erzeugnissen des Grundstücks an
für den durch den Einsturz oder die Ablösung
richten?^
von
Ist dem Eigenthümer die Ausübung des ihm zustehenden Jagdrechts
durch das
Gesetz
ent
oder das Werk vermöge eines ihm zu
Theilen
verursachten
Schaden
in
gleicher
Weise verantwortlich wie der Besitzer. 839.8e® Verletzt ein Beamter vorsätzlich oder
zogen, so hat derjenige den Schaden zu ersetzen,
fahrlässig die ihm einem Dritten gegenüber ob
welcher zur Ausübung des Jagdrechts nach dem
liegende Amtspflicht, so hat er dem Dritten den
Gesetze berechtigt ist.119
eines Grundstücks, auf dem das Jagdrecht wegen
daraus entstehenden Schaden zu ersetzen. Fällt dem Beamten nur Fahrlässigkeit zur Last, so kann er
Grundstücks nur gemeinschaftlich
nur dann in Anspruch genommen werden, wenn
der Lage
des
Hat der Eigenthümer
mit dem Jagdrecht auf einem anderen Grundstück
der Verletzte nicht auf andere Weise Ersatz zu er
ausgeübt werden darf, das Jagdrecht dem Eigen
langen vermag. Verletzt ein Beamter bei dem Urtheil in einer
thümer dieses Grundstücks verpachtet, so ist der
letztere für den Schaden verantwortlich.
Rechtssache seine Amtspflicht, so ist er für den
Sind die Eigenthümer der Grundstücke eines
daraus entstehenden Schaden nur dann verant
Bezirkes zum Zwecke der gemeinschaftlichen Aus
wörtlich, wenn die Pflichtverletzung mit einer im
übung des Jagdrechts durch das Gesetz zu einem
Wege des gerichtlichen Strafverfahrens zu ver
Verbände vereinigt, der nicht als solcher haftet, so
hängenden öffentlichen Strafe bedroht ist.
sind sie nach dem Verhältnisse der Größe ihrer
eine -pflichtwidrige Verweigerung oder Verzögerung
Grundstücke ersatzpflichtig.
836.
Auf
der Ausübung des Amtes findet diese Vorschrift
Wird durch den Einsmrz eines Gebäudes
oder eines anderen mit einem Grundstücke ver
keine Anwendung. Die Ersatzpfltcht tritt nicht ein, wenn der Ver
bundenen Werkes oder durch die Ablösung von
letzte vorsätzlich oder fahrlässig unterlassen hat,
Theilen des Gebäudes oder des Werkes ebt Mensch
den Schaden durch Gebrauch eines Rechtsmittels1,1
getödtet, der Körper oder die Gesundheit eines
abzuwenden.
Menschen verletzt oder eine Sache beschädigt, so
840.
Sind für
den
aus
einer
unerlaubten
ist der Besitzer des Grundstücks, sofern der Ein
Handlung entstehenden Schaden Mehrere neben
sturz oder die Ablösung die Folge fehlerhafter
einander verantwoNlich, so haften sie, Vorbehalt
Errichtung oder mangelhafter
Unterhaltung ist,
verpflichtet, dem Verletzten den daraus entstehenden
Schaden zu ersetzen.
ein,
wenn
der
Die Ersatzpfltcht tritt nicht
Besitzer zum Zwecke der
Ab
ltch der BorschNft des § 835 Abs. 3, als Gc
sammtschuldner. Ist neben demjenigen, welcher nach den §§831, 832 zum Ersätze des von einem Andern verur
wendung der Gefahr die im Verkehr erforderliche
sachten Schadens verpflichtet ist, auch der Andere
Sorgfalt beobachtet hat.
für den Schaden verantwoNlich, so ist in ihrem
Ein früherer Besitzer des Grundstücks ist für den Schaden verantwortlich, wenn der Einsmrz
oder die Ablösung innerhalb eines Jahres nach
der Beendigung seines Besitzes
denn, daß er während
seines
eintritt,
Besitzes
es
sei
die im
218. Bgl. hierzu die AM. 60—72 EG und die Bemer kungen dazu; ferner Art. 3 Dekr. v. 4. August 1789 und G. v. 7. Febr. 1881. 219. Bgl. tz 2 G. v. 7. Februar 1881; §§ 16—18 AG z. BGB.
220. Bgl. hierzu Art. 77 EG und die Bemerkungen dazu; § 12 GBO; § 13 ReichSbeamtenges. v. 31. März 1873 (23. De;. 1873); tz 11 EG z. GBG; 870 GBG und die Bemerkungen dazu. 221. Hierzu gehören nicht nur die Rechtsmittel der CPO 8 511—591, sondern auch die der ZtPO 88 338—413; der GBO 88 71-81; FrG 88 19 ff-! AG z. FrG 8 1. Die Beschwerde an die vorgesetzte Dienstbehörde, soweit diese berechtigt war, die schädigende Amtshandlung zu be seitigen oder zu verbessern, dürfte den. Rechtsmitteln gleicvzustellen sein. Bgl. auch 8 11 Abs. 2 EG z. GBG v. 27. Januar 1877.
Bürgerliches Gesetzbuch.
II. Buch. Recht der Schuldverhältnifse.
Verhältnisse zu einander der Andere allein, im
§ 841—850.
73
des § 843 Abs. 2 bis 4 finden entsprechende An
Falle des § 829 der Aufstchtspflichtige allein ver
wendung.
pflichtet. Ist neben demjenigen, welcher nach den §§ 833
wenn der Dritte zur Zeit der Verletzung erzeugt,
bis 838 zum Ersätze des Schadens verpflichtet ist,
Die Ersatzpflicht tritt auch dann ein,
aber noch nicht geboren nmr."4
846. Im Falle der Tödtung, der Verletzung
ein Dritter für den Schaden verantwortlich, so
des Körpers oder der Gesundheit sowie im Falle
ist in ihrem Verhältnisse zu einander der Dritte
der
allein verpflichtet.
wenn der Verletzte kraft Gesetzes einem Dritten
841. Ist ein Beamter, der vermöge seiner Amts
Freiheitsentziehung
hat der Ersatzpflichtige,
zur Leistung von Diensten in
besten Hauswesen
pflicht einen Anderen zur Geschäftsführung für
oder Gewerbe verpflichtet war, dem Dritten für
einen Dritten zu bestellen oder eine solche Ge-
die entgehenden Dienste durch Entrichtung einer
schästsführung zu beaufsichtigen oder durch Ge
Geldrente Ersatz zu leisten.
nehmigung von Rechtsgeschäften bei ihr mitzu-
§843 Abs. 2 bis 4 finden entsprechende Anwendung.
luirfcH
hat,
wegen
Verletzung
dieser
Pflichten
neben dem Anderen für den von diesem verur-
846.
Die Vorschriften des
Hat in den Fällen der §§ 844, 845 bei
der Erltstehnng des Schadens, den der Dritte er
sachten Schaden Veranttvottlich, so ist in ihrem
leidet, ein Verschulden des Verletzten mitgewirkt,
Verhältnisse zu einander der Andere allein ver
so finden auf den Anspruch des Dritten die Vor
pflichtet. 842. Die Verpflichtung
schriften des § 254 Anwendung.
zum Schadensersätze
847.
Im Falle der Verletzung des Körpers
wegen einer gegen die Person gerichteten uner
oder der Gesundheit sowie im Falle der Freiheits
laubten Handlung erstteckt sich auf die Nachtheile,
entziehung kann
welche die Handlung für den Erwerb oder daö Fortkommen des Verletzten herbeifühtt.
Schadens, der nicht Vermögensschaden ist, eine billige Entschädigung in Geld verlangen. Der
843.
Wird
in
Folge
einer
Verletzung
des
der
Verletzte auch wegen des
Anspruch ist nicht übertragbar"' und geht nicht
Körpers oder der Gesundheit die Erwerbsfähigkeit
auf die Erben über, es sei denn,
des Verletzten aufgehoben oder gemindert oder
Vertrag anerkannt oder daß er rechtshängig ge
tritt eine Vermehrung seiner Bedürfnisse ein, so
worden ist.
ist dem Verletzten durch Entrichtung einer Geldrente Schadensersatz zu leisten.
Alls die Rente finden die Vorschriften des § 760 Anwendung.
Ob, in welcher Art imb für welchen
daß er durch
Ein gleicher Anspruch steht einer Frauensperson zu, gegen die ein Verbrechen oder Vergehen wider
die Sittlichkeit"' begangen oder die durch Hinter list, durch Drohung oder unter Mißbrauch eines
Betrag der Ersatzpflichtige Sicherheit zu leisten
Abhängtgkeitsverhältnistes
hat, bestimmt sich nach den Umständen."'
außerehelichen Beiwohnung bestimmt wird.
Statt der Rente kann der Verletzte eine Ab
848.
zur
Gestattung
der
Wer zur Rückgabe einer Sache verpflichtet
findung in Kapital verlangen, wenn ein wichtiger
ist, die er einem Anderen durch eine unerlaubte
Grund vorliegt. Der Anspruch wird nicht dadurch ausgeschlossen,
Handlung entzogen hat, ist and) für dell zufälligen
daß ein Anderer dem Verletzten Unterhalt zu ge-
tretende zufällige Unmöglichkeit der Herausgabe
währen hat.'"
844. Im Falle der Tödtung hat der Ersatz
Untergang, eine aus einem anderen Grunde ein oder eine zufällige Verschlechterung der Sache ver
antwortlich, es sei denn, daß der Untergang, die
pflichtige die Kosten der Beerdigung demjenigen
anderweitige Unmöglichkeit der Herausgabe oder
zu ersetzen, welchem die Verpflichtung obliegt, diese
die Verschlechterung auch ohne die Entziehung ein
Kosten zu tragen.
getreten sein würde. 849. Ist wegen der Entziehung einer Sache
Stand der Getödtete zur Zeit der Verletzung zu einem Dritten in einem Verhältnisse, vermöge
der Werth
besten er diesem gegenüber kraft Gesetzes unter
Sache die Wetthminderung zu ersehen, so kann
oder wegen der Beschädigung einer
haltspflichtig war oder unterhaltspflichtig werden
der Verletzte Zinsen des zu ersehenden Betrags
konnte, und ist dem Dritten in Folge der Tödtung
voll dem Zeitpullkt an verlangen, welcher der
das Recht auf den Unterhalt entzogen, so hat der
Bestimmung des Werthes zu Grunde gelegt wird.
Ersatzpflichtige dem Dritten durch Enttichtung einer
Geldrente insoweit Schadensersatz zu leisten, als
850. Macht der zur Herausgabe einer ent zogenen Sache Verpflichtete Verwendungen auf
der Getödtete während der muthmahlichen Dauer
die Sache, so stehen ihm dem Verletzten gegenüber
seines
Lebens zur Gewährung des Unterhalts
verpflichtet gewesen sein würde- die Vorschriften 222. Bal. § 324 CPO.
223. Für den Fall, daß eine spätere Veränderung in dem
die Rechte zu, die der Besitzer dem Eigenthümer
gegenüber wegen Verwendungen hat. 224. Die hier fragliche Geldrente ist unpfändbar; § 850
Nr. 2 CPO.
Zustande des Verletzten eintritt: § 323 CPO; vgl. auch § 850
225. Bgl. § 851 CPO.
Abs. 3 CPO.
226. §§ 176, 177, 179, 182 StGB.
74
Bürgerliches Gesetzbuch.
III. Buch. Sachenrecht.
851. Leistet der wegen der Entziehung oder Be
§ 851—862.
Person des Ersatzpflichtigen Kenntniß erlangt, ohne
schädigung einer beweglichen Sache zum Schadens
Rücksicht auf diese Kenntniß in dreißig Jahren
ersätze Verpflichtete den Ersatz an denjenigen, in
von der Begehung der Handlung an.
dessen Besitze sich die Sache zur Zeit der Ent
Hat der Ersatzpflichtige durch die unerlaubte
ziehung oder der Beschädigung befunden hat, so
Handlung auf Kosten des Verletzten etwas erlangt,
wird er durch die Leistung auch dann befreit, wenn
so ist er auch nach der Vollendung der Verjährung
ein Dritter Eigenthümer der Sache war oder ein
zur Herausgabe nach den Vorschriften über die
sonstiges Recht an der Sache hatte, es sei denn,
Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung
daß ihm das Recht des Dritten bekannt oder in
verpflichtet.
Folge grober Fahrlässigkeit unbekannt ist.
853. Erlangt Jemand durch eine von ihm be
852. Der Anspruch auf Ersatz des aus einer
unerlaubten Handlung entstandenen Schadens ver
gangene unerlaubte
Handlung eine Forderung
gegen den Verletzten, so kann der Verletzte die
jährt in drei Jahren von dem Zeitpunkt an, in
Erfüllung auch dann verweigern, wenn der An
welchem der Verletzte von dem Schaden und der
spruch auf Aufhebung der Forderung verjährt ist.
Drittes Buch.
Sachenrecht. Erster Abschnitt. Äesch.1 2 3 4 5 854. Der Besitz einer Sache wird durch die Erlangung der thatsächlichen
Gewalt über
die
Sache erworben.
859. Der Besitzer darf sich verbotener Eigen
macht mit Gewalt erwehren. Wird eine bewegliche Sache dem Besitzer mittelst
Die Einigung - des bisherigen Besitzers und des Erwerbers genügt zum Erwerbe,
des Besitzes seines Vorgängers bei dem Erwerbe kennt?
wenn der
Erwerber in der Lage ist, die Gewalt über die Sache auszuüben.
verbotener Eigenmacht weggenommen, so darf er
sie dem auf frischer That betroffenen oder ver folgten Thäter mit Gewalt wiederabnehmen.
Wird dem Besitzer eines Grundstücks der Besitz
855. Uebt Jemand die thatsächliche Gewalt über
durch verbotene Eigenmacht entzogen, so darf er
eine Sache für einen Anderen in dessen Haushalt
sofort nach der Entziehung sich des Besitzes durch
oder Erwerbsgeschäft oder in einem ähnlichen Ver
Entsetzung des Thäters wiederbemächtigen.
hältniß aus, vermöge dessen er den sich auf die
Die gleichen Rechte stehen dem Besitzer gegen den
Sache beziehenden Weisungen des Anderen Folge
jenigen zu, welcher nach § 858 Abs. 2 die Fehler
zu leisten hat, so ist nur der Andere Besitzer.
haftigkeit des Besitzes gegen sich gelten lassen muß?
856. Der Besitz wird dadurch beendigt, daß
860. Zur Ausübung der dem Besitzer nach
der Besitzer die thatsächliche Gewalt über die Sache
§ 859 zustehenden Rechte ist auch derjenige befugt,
aufgiebt oder in anderer Weise verliert.
Durch eine ihrer Natur nach vorübergehende Verhinderung in der Ausübung der Gewalt wird der Besitz nicht beendigt.
welcher die thatsächliche Gewalt nach § 855 für den Besitzer ausübt. 861. Wird der Besitz durch verbotene Eigen macht dem Besitzer entzogen, so kann dieser die
857. Der Besitz geht auf den Erben über?
Wiedereinräumung des Besitzes von demjenigen
858. Wer dem Besitzer ohne dessen Willen den
verlangen, welcher ihm gegenüber fehlerhaft besitzt.
Besitz entzieht oder ihn im Besitze stört, handelt,
Der Anspruch ist ausgeschlossen, wenn der ent
sofern nicht das Gesetz die Entziehung oder die
zogene Besitz dem gegenwärtigen Besitzer oder
Störung gestattet, widerrechtlich (verbotene Eigen
dessen Rechtsvorgänger gegenüber fehlerhaft war
macht).
und in dem letzten Jahre vor der Entziehung
Der durch verbotene Eigenmacht erlangte Besitz
erlangt worden ist.
ist fehlerhaft. Die Fehlerhaftigkeit muß der Nach
862. Wird der Besitzer durch verbotene Eigen
folger im Besitze gegen sich gelten lassen, wenn
macht im Besitze gestört, so kann er von dem
er Erbe des Besitzers ist oder die Fehlerhaftigkeit
Störer6 die Beseitigung der Störung verlangen.
1. EG Artt. 180, 191 (Uebergangsvorschriften). 2. Dazu gehört z. B. auch die Besitzeinweisung durch den Gerichtsvollzieher im Falle des § 885 CPO. 3. Vgl. die §§ 2025, 2027 unten.
4. Vgl. § 117 KO; §§ 150 ff. ZVG. 5. Vgl. § 127 TtPO. 6. Oder demjenigen, in dessen Auftrag dieser gehandelt hat (§ 77 CPO).
Bürgerliches Gesetzbuch.
III. Buch. Sachenrecht.
Sind weitere Störungen zu besorgen, so kann der Besitzer auf Unterlassung klagen. Der Anspruch ist ausgeschloffen, wenn der Be sitzer dem Störer oder deffen Rechtsvorgänger gegenüber fehlerhaft besitzt und der Besitz in dem letzten Jahre vor der Störung erlangt worden ist. 863. Gegenüber den in den §§ 861, 862 be stimmten Ansprüchen kann ein Recht zum Besitz oder zur Vornahme der störenden Handlung nur zur Begründung der Behauptung geltend gemacht werden, daß die Entziehung oder die Störung des Besitzes nicht verbotene Eigenmacht fei.7 8 864. Ein nach den §§ 861, 862 begründeter Anspruch erlischt mit dem Ablauf eines Jahres nach der Verübung der verbotenen Eigenmacht, wenn nicht vorher der Anspruch im Wege der Klage geltend gemacht wird. Das Erlöschen tritt auch dann ein, wenn nach der Verübung der verbotenen Eigenmacht durch rechtskräftiges Urtheil festgestellt wird, daß dem Thäter ein Recht an der Sache zusteht, vermöge deffen er die Herstellung eines seiner Handlungs weise entsprechenden Besitzstandes verlangen kann. 866. Die Vorschriften der §§ 858 bis 864 gelten auch zu Gunsten desjenigen, welcher nur einen Theil einer Sache, insbesondere abgesonderte Wohnräume oder andere Räume, besitzt. 866. Besitzen Mehrere eine Sache gemeinschaft lich, so findet in ihrem Berhältniffe zu einander ein Besitzschutz insoweit nicht statt, als es sich um die Grenzen des den Einzelnen zustehenden Ge brauchs handelt. 867. Ist eine Sache aus der Gewalt des Be sitzers auf ein im Besitz eines Anderen befindliches Grundstück gelangt, so hat ihm der Besitzer des Grundstücks die Aufsuchung und die Wegschaffung zu gestatten, sofern nicht die Sache inzwischen in Besitz genommen worden ist. Der Besitzer des Grundstücks kann Ersatz des durch die Auffuchung und die Wegschaffung entstehenden Schadens ver langen. Er kann, wenn die Entstehung eines Schadens zu besorgen ist, die Gestattung ver weigern, bis ihm Sicherheit geleistet wird- die Verweigerung ist unzulässig, wenn mit dem Auf schübe Gefahr verbunden ist. 868. Besitzt Jemand eine Sache als Nieß braucher, Pfandgläubtger, Pächter, Miether, Ver wahrer oder in einem ähnlichen Verhältnisse, ver möge deffen er einem Anderen gegenüber auf Zeit zum Besitze berechtigt oder verpflichtet ist, so ist auch der Andere Besitzer (mittelbarer Besitz)? 869. Wird gegen den Besitzer verbotene Eigen macht verübt, so stehen die in den §§ 861, 862 bestimmten Ansprüche auch dem mittelbaren Be sitzer zu. Im Falle der Entziehung des Besitzes ist der mittelbare Besitzer berechtigt, die Wieder-
75
§ 863—873.
einräumung des Besitzes an den bisherigen Be sitzer zu verlangen- kann oder will dieser den Besitz nicht wiederübernehmen, so kann der mittelbare Besitzer verlangen, daß ihm selbst der Besitz ein geräumt wird. Unter der gleichen Voraussetzung kann er im Falle des § 867 verlangen, daß ihm die Auffuchung und Wegschaffung der Sache ge stattet wird. 870. Der mittelbare Besitz kann dadurch auf einen Anderen übertragen werden, daß diesem der An spruch auf Herausgabe der Sache abgetreten wird. 871. Steht der mittelbare Besitzer zu einem Dritten in einem Berhältniffe der im § 868 bezeich neten Art, so ist auch der Dritte mittelbarer Besitzer. 872. Wer eine Sache als ihm gehörend besitzt, ist Eigenbesitzer.
Zweiter Abschnitt. Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken? 873. Zur Übertragung des Eigenthums an einem Grundstücke, zur Belastung eines Grund stücks mit einem Rechte sowie zur Uebertragung 9. vgl. hierzu
die Bestimmungen über öffentliches und
Staatsgut in den §§ 44-49 AG z. BGB ; Artt. 184,
186,
187, 188, 189, 191 (LG (UebergangSvorschrtften). Für die Rechtsverhältnisse an Grundstücken ist das Vor
handensein eines Grundbuchs im Sinne des BGB eine wesent
liche Voraussetzung und die volle Wirksamkeit der Bestim mungen des BGB,
soweit Grundstücke in
Frage kommen,
kann erst dann eintreten, wenn das Grundbuch angelegt ist.
Dementsprechend tritt auch die GBO nach § 82 GBO nur soweit eß die Anlegung des Grundbuches betrifft, gleichzeitig
mit dem BGB, im Uebrigen für jeden Grundbuchbezirk erst mit dem Zeitpunkt in Kraft, in welchem das Grundbuch als
angelegt anzusehen ist (vgl. auch 8 1 (LG z. ZVG). Daraus
ergibt sich bezüglich der Grundstücke, für welche das Grundbuch noch nicht angelegt ist, die Nothwendigkett einer UebergangSvorschrist, und demgemäß bestimmt Art. 189(LG, daß der (krwerb
und Verlust deß Eigenthums, sowie die Begründung, Uebertra
gung, Belastung und Aufhebung eines anderen Rechts an einem Grundstück oder eines Rechtes an einem solchen Rechte auch nach dem Inkrafttreten des BGB nach den bisherigen Gesetzen
erfolgen, bis
das Grundbuch
als angelegt
anzusehen ist.
Wenngleich diese Bestimmung trotz ihrer allgemein lautenden
Wortfaffung doch nur eine beschräntte Wettergeltung deß bis herigen Rechts zur Folge hat (vgl. hierüber Bemerkung zu Art. 189 EG), so ergibt sich daraus doch immerhin auf dem Gebiete deß Sachenrechts bezüglich der wichtigsten Rechtßverhältnisie eine gleichzeitige Geltung deß alten und neuen Rechts
und zwar für Els.-Lothr. noch für Jahre hinaus, so lange, bis für alle Gemeinden das Grundbuch angelegt ist. Letzteres wird voraussichtlich erst nach Ablauf von 40 Jahren, wenn
die Neuvermefsung aller Gemeinden stattgefunden hat, der Fall sein.
Da die Anlegung von Grundbüchern in den ein
zelnen Gemeinden nach und nach mit Beendigung der Neuvermeffung deß Banneß derselben erfolgt, so tritt der Miß
stand ein, daß in der einen Gemeinde daß neue Recht allein,
in der daneben gelegenen daß atte neben dem neuen gleich zeitig gilt.
Um die sich hieraus ergebenden Unzuträgltchketten
auf ein möglichst geringes Maß herabzumindern, sind in dem AG z. BGB an Stelle des alten Rechts Uebergangßbestimmungen getroffen, welche sowett als möglich mtt dem neuen
Recht in Einklang gebracht sind (§§ 86—115 AG). Die sonst
7. Z. B. § 1502 ZvG; § 808 EPO.
das Grundbuch betreffenden Vorschriften sind in der GBO
8. Vgl. §§ 76, 325 Abs. 1, 727, 750, 768 CPO.
und dem AG z. GBO enthalten.
76
Bürgerliches Gesetzbuch.
III. Buch. Sachenrecht.
oder Belastung eines solchen Rechtes ist die Eini
§ 874—880.
stücks zu, so ist, wenn dieses Grundstück mit dem
gung des Berechtigten10 und des anderen Theiles
Rechte eines Dritten belastet ist, die Zustimmung
über den Eintritt der Rechtsänderung und die Ein
des Dritten erforderlich, es sei denn, daß dessen
tragung" der Rechtsänderung in das Grundbuch
Recht durch die Aufhebung nicht berührt wird?2
erforderlich, soweit nicht das Gesetz ein Anderes
Die Zustimmung ist dem Grundbuchamt oder dem
vorschreibt."
jenigen gegenüber zu erklären, zu dessen Gunsten
Vor der Eintragung sind die Betheiligten an
sie erfolgt,- sie ist unwiderruflich.
die Einigung nur gebunden, wenn die Erklärungen
877. Die Vorschriften der §§ 873, 874, 876
gerichtlich oder notariell beurkundet" oder vor
finden auch auf Aenderungen des Inhalts eines
dem Grundbuchamt abgegeben oder bei diesem ein
Rechtes an einem Grundstück Anwendung?8
gereicht sind oder wenn der Berechtigte dem anderen
878. Eine von dem Berechtigten in Gemäßheit
Theile eine den Vorschriften der Grundbuchordnung
der §§ 873, 875, 877 abgegebene Erklärung wird
ausge
nicht dadurch unwirksam, daß der Berechtigte in der
874.15 Bei der Eintragung eines Rechtes, mit
rung für ihn bindend geworden und der Antrag
entsprechende
Eintragungsbewilligung14
Verfügung beschränkt24 wird, nachdem die Erklä
händigt hat. dem ein Grundstück belastet wird, kann zur näheren
auf Eintragung bei dem Grundbuchamte gestellt
Bezeichnung des Inhalts des Rechtes eins die Ein
worden ist.25 879.26 Das Rangverhültniß unter
tragungsbewilligung Bezug genommen werden, soweit nicht das Gesetz ein Anderes vorschreibt."
mehreren
Rechten, mit denen ein Grundstück belastet ist,
875. Zur Aufhebung eines Rechtes an einem
bestimmt sich, wenn die Rechte in derselben Ab
Grundstück ist, soweit nicht das Gesetz ein Anderes
theilung des Grundbuchs eingetragen sind, nach
vorschreibt," die Erklärung18 des Berechtigten, daß
der Reihenfolge der Eintragungen. Sind die Rechte
er das Recht aufgebe, und die Löschung" des
in verschiedenen Abtheilungen eingetragen, so hat
Die Er
das unter Angabe eines früheren Tages eingettagene
Rechtes im Grundbuch erforderlich?"
klärung ist dem Grundbuchamt oder demjenigen
Recht den Vorrang,' Rechte, die unter Angabe des
gegenüber abzugeben, zu dessen Gunsten sie erfolgt. Vor der Löschung ist der Berechtigte an seine
selben Tages eingetragen sind, haben gleichen Rang.
Erklärung nur gebunden, wenn er sie dem Grund
auch dann maßgebend, wenn die nach § 873 zum
buchamte gegenüber abgegeben oder demjenigen,
Erwerbe des Rechtes erforderliche Einigung erst
zu dessen Gunsten sie erfolgt, eine den Vorschriften
nach der Eintragung zu Stande gekommen ist.
der Grundbuchordnung entsprechende Löschungs
bewilligung ausgehändigt hat?* 876.
Ist ein Recht an einem Grundstücke mit
dem Rechte eines Dritten belastet, so ist zur Auf
Die Eintragung ist für das Rangverhältniß
Eine abweichende Bestimmung des Rangverhält nisses bedarf der Eintragung in das Grundbuch." 880. Das Rangverhältniß
kann nachträglich
geändert werden.
hebung des belasteten Rechtes die Zustimmung des
Zu der Rangänderung ist die Einigung des zu
Dritten erforderlich. Steht das aufzuhebende Recht
rücktretenden und des vortretenden Berechtigten
dem jeweiligen Eigenthümer eines anderen Grund-
und die Eintragung der Aenderung in das Grund
buch erforderlich,' die Vorschriften des § 873 Abs. 2 10. Vgl. hierzu §§ 40 ff. GBO. 11. Vgl. §§ 13 ff. GBO. 12. Derartige Ausnahmen von der allgemeinen Regel er geben sich theils aus der Natur der Lache, theils aus aus drücklichen gesetzlichen Vorschriften und finden sich sowohl im BGB (§§ 900, 927, 928, 1438, 1519, 1942, 1075, 1287, 1163, 1164, 914 Abs. 2, 917, 1154, 1159, 1187, 1188, 1192, 1195, 1196, 1069, 1274, 1291) als auch außerhalb desselben: Art. 109 EG; § 49 AG z. BGB ; § 90 ZVG; §§ 830, 837, 848 Abs. 2, 857, 868 CPO. Vgl. auch Artt. 126, 57—59, 65, 113, 114 EG und § 26 GBO. 13. Vgl. § 128 BGB und die Bemerkung dazu; Artt. 141, 142 EG. 14. Vgl. §§ 28, 29, 30, 37, 38 GBO. 15. Vgl. §§ 9, 50, 51 GBO. 16. Vgl. z. B. § 1115 BGB. 17. Abgesehen von den im BGB enthaltenen Ausnahmen kommen hier noch in Betracht Artt. 113, 120,189 EG; § 91 ZVG. 18. Vgl. §§ 894 ff. CPO. 19. Vgl. § 47 GBO. 20. Vgl. aber § 27 GBO. 21. In Betracht kommen hier §§ 19, 23, 24, 27, 29 GBO, für Vormerkungen und Widersprüche § 25 GBO.
und des § 878 finden Anwendung. Soll eine
Hypothek, eine Grundschuld oder eine Rentenschuld zurücktteten, so ist außerdem die Zustimmung des
Eigenthümers erforderlich. Die Zustimmung ist dem Grundbuchanrt oder einem dem Betheiligten
gegenüber zu erklären,' sie ist unwiderruflich. Ist das zurücktretende Recht mit dem Rechte eines Dritten belastet, so finden die Vorschriften
des § 876 entsprechende Anwendung.
Der dem vortretenden Rechte eingeräumte Rang
geht nicht dadurch verloren, daß das zurücktretende
Recht durch Rechtsgeschäft aufgehoben wird. 22. Grund buchmäßig bedarf es der Zustimmung des Dritten nur, wenn dessen Recht gemäß § 8 GBO aus dem Blatte des Grundstückes vermerkt ist (§ 21 GBO). 23. Vgl. indessen 26, 65 GBO. 24. Auch die Beschränkung durch 8 6 KO gehört hierher. 25. Vgl. § 15 KO. 26. Vgl. Art. 118; Uebergangsvorschrift im Art. 184 EG. 27. Vgl. indessen 10-14, 109, 110 ZVG; auch HZ 17, 18, 46 GBO.
Bürgerliches Gesetzbuch.
III. Buch. Sachenrecht.
Rechte, die den Rang zwischen dem zurücktretenden
77
§ 881—890.
auf Grund der Bewilligung desjenigen,
dessen
und dem vortretenden Rechte haben, werden durch
Grundstück oder dessen Recht von der Vormerkung
die Rangänderung nicht berührt.
betroffen wird.8 1 Zur Erlassung der einstweiligen
881. Der Eigenthümer kann sich bei der Be-
Verfügung ist nicht erforderlich, daß eine Gefähr
lastung des Grundstücks mit einem Rechte die Be-
dung des zu sichernden Anspruchs glaubhaft ge
fugniß Vorbehalten, ein anderes, dem Umfange
macht wird."8 Bei der Eintragung kann zur näheren Bezeich
nach bestimmtes Recht mit dem Range vor jenem
nung des zu sichernden Anspruchs auf die einst
Rechte eintragen zu lassen.
Der Vorbehalt bedarf der Eintragung in das
weilige Verfügung oder die Eintragungsbewilli
Grundbuch- die Eintragung muß bei dem Rechte
gung Bezug genommen werden.
erfolgen, das zurücktreten soll.
886. Steht demjenigen, dessen Grundstück oder dessen Recht von der Vormerkung betroffen wird,
Wird das Grundstück veräußert, so geht die vorbehaltene Befugniß auf den Erwerber über.
eine Einrede zu, durch welche die Geltendmachung
Ist das Grundstück vor der Eintragung des
des durch die Vormerkung gesicherten Anspruchs
Rechtes, denr der Vorrang beigelegt ist, mit einem
dauernd ausgeschlossen wird, so kann er von dem
Rechte ohne einen entsprechenden Vorbehalt belastet
Gläubiger die Beseitigung der Vormerkung ver
worden, so hat der Vorrang insoweit keine Wir
langen.
kung, als das mit dem Vorbehalt eingetragene
887. Ist der Gläubiger, dessen Anspruch durch
Recht in Folge der inzwischen eingetretenen Be
die Vormerkung gesichert ist, unbekannt, so kann
lastung eine über den Vorbehalt hinausgehende
er
Beeinträchtigung erleiden würde.
seinem Rechte
882. Wird ein Grundstück mit einem Rechte belastet, für welches nach den für die Zwangsver
thekengläubigers bestimmten Voraussetzungen vor
im
Wege des
Aufgebotsverfahrens88
ausgeschlossen
werden,
mit
wenn die
im § 1170 für die Ausschließung eines Hypo
steigerung geltenden Vorschriften dem Berechtigten
liegen. Mit der Erlassung des Ausschlußurthetls
im Falle des Erlöschens durch den Zuschlag der
erlischt die Wirkung der Vormerkung.
Werth aus dem Erlöse zu ersetzen ist,88 so kann der
888. Soweit der Erwerb eines eingetragenen
Höchstbetrag des Ersatzes bestimmt werden. Die Be
Rechtes
stimmung bedarf der Eintragung in das Grundbuch.
Rechte gegenüber demjenigen, zu dessen Gunsten
883. Zur Sicherung des Anspruchs auf Ein räumung oder Aufhebung eines Rechtes an einem
die Vormerkung besteht,
oder eines
Rechtes
an einem solchen
unwirksam
ist,
kann
dieser von dem Erwerber die Zustimmung zu der
Grundstück oder an einem das Grundstück belasten
Eintragung
den Rechte oder auf Aenderung des Inhalts oder
zur Verwirklichung des durch die Vormerkung ge
des Ranges eines solchen Rechtes kann eine Vor
sicherten Anspruchs erforderlich ist.
merkung in das Grundbuch eingetragen werden. Die Eintragung einer Vormerkung ist auch zur
Beräußerungsverbot gesichert ist.
Sicherung eines künftigen oder eines bedingten Anspruchs zulässig. Eine Verfügung, die nach der Eintragung der
ober der
Löschung
verlangen,
die
Das Gleiche gilt, wenn der Anspruch durch ein
889. Ein Recht an einem ftemden Grundstück erlischt nicht dadurch, daß der Eigenthümer des Grundstücks das Recht oder der Berechtigte das
Vormerkung über das Grundstück oder das Recht
Eigenthum an dem Grundstück erwirbt.
getroffen wird, ist insoweit unwirksam, als sie den Anspruch vereiteln oder beeinträchtigen würde. DieS
890. Mehrere Grundstücke können dadurch zu einem Grundstücke vereinigt werden, daß der
gilt auch,
wenn die
Verfügung im Wege der
Zwangsvollstreckung oder der
Arrestvollztehung
oder durch den Konkursverwalter erfolgt. Der Rang des Rechtes, auf dessen Einräumung
Eigenthümer sie als ein Grundstück in das Grund buch eintragen läßt.
Ein Grundstück kann dadurch zum Bestandtheil eines anderen Grundstücks gemacht werden,
der Anspruch gerichtet ist, bestimmt sich nach der
der Eigenthümer es
Eintragung der Vormerkung.88
schreiben läßt."
884. Soweit der Anspruch durch die Vormer kung gesichert ist, kann sich der Erbe des Ver
pflichteten nicht auf die Beschränkung seiner Haftung berufen.
885. Die Eintragung einer Vormerkung erfolgt aus Grund einer einstweiligen Verfügung 80 * * oder 28. vgl. §§ 92, 121 ZBG.
29. vgl. hierzu §§ 9, 48 ZBG; §§ 24, 193 ftO.
30. vgl. hierzu §§ 941, 942 CPO.
daß
diesem im Grundbuche zu
31. vgl. hierzu auch § 895 CPO. Weitere Fülle der Ein
tragung einer Vormerkung enthalten die §§ 18 Abs. 2, 76, 80 Abs. 3 GBO.
32. Also eine Ausnahme von der Vorschrift der §§ 935,
940, (936, 920) CPO.
33. Nach Vorschrift der §§ 988, 1024 CPO. LandeSgesetzliche Vorschriften der in § 1024 CPO bestimmten Art be
stehen in Els.-Lothr. nicht. 34. Die Bestimmung dieses Paragraphen ist beschränkt durch §5 SBO. Außerdem find durch Art. 119 Nr. 3 CS die dort
Während der Dauer de» Konkursverfahrens find derartige
bezeichneten landeSgesetzltchen Vorschriften aufrecht erhalten
Vormerkungen auf Grund einer einstweiligen Verfügung aus
worden. Eine landeSgesetzltche Vorschrift dieser Art für Els.-
geschlossen nach § 14 Abs. 2 ÄO.
Lothr. in § 16 AG z. SBO (vgl. auch Art. 112 ES).
78
Büxgerliches Gesetzbuch.
III. Buch. Sachenrecht.
891. Ist im Grundbuche für Jemand ein Recht eingetragen, so wird vermuthet, daß ihm das Recht zustehe. Ist im Grundbuch ein eingetragenes Recht ge löscht, so wird vermuthet, daß das Recht nicht
bestehe.38 892. Zu Gunsten desjenigen, welcher ein Recht an einem Grundstück oder ein Recht an einem solchen Rechte durch Rechtsgeschäft38 erwirbt, gilt der Inhalt des Grundbuchs als richtig, es sei denn, daß ein Widerspruch gegen die Richtigkeit eingetragen oder die Unrichtigkeit dem Erwerber bekannt ist. Ist der Berechtigte in der Ver fügung über ein im Grundbuch eingetragenes Recht zu Gunsten einer bestimmten Person be schränkt, so ist die Beschränkung dem Erwerber gegenüber nur wirksam, wenn sie aus dem Grundbuch ersichtlich oder dem Erwerber be kannt ist.37 3538 36 Ist zu dem Erwerbe des Rechtes die Ein tragung erforderlich, so ist für die Kenntnis des Erwerbers die Zeit der Stellung des Antrags auf Eintragung oder, wenn die nach § 873 er forderliche Einigung erst später zu Stande kommt, die Zeit der Einigung maßgebend. 893. Die Vorschriften des § 892 finden ent sprechende Anwendung, wenn an denjenigen, für welchen ein Recht im Grundbuch eingetragen ist, auf Grund dieses Rechtes eine Leistung bewirkt oder wenn zwischen ihm und einem Anderen in Ansehung dieses Rechtes ein nicht unter die Vor schriften des § 892 fallendes Rechtsgeschäft vor genommen wird, das eine Verfügung über das Recht enthält. 894. Steht der Inhalt des Grundbuchs in An sehung eines Rechtes an dem Grundstück, eines Rechtes an einem solchen Rechte oder einer Ver fügungsbeschränkung der im § 892 Abs. 1 bezeich neten Art mit der wirklichen Rechtslage nicht im Einklänge, so kann derjenige, dessen Recht nicht oder nicht richtig eingetragen oder durch die Ein tragung einer nicht bestehenden Belastung oder Beschränkung beeinträchtigt ist,38 die Zustimmung zu der Berichtigung des Grundbuchs von dem 35. Die hier eingeführte Vermuthung ist nicht diejenige des § 292 CPO; sie geht über diese hinaus, da sie sich nicht nur auf Thatsachen, sondern mit Rücksicht auf den öffentlichen Glauben des Grundbuches (§ 892 BGB) auch auf Rechts wirkungen bezieht. 36. Der Fall der §§ 894, 895 CPO steht einem Rechts geschäft gleich. 37. Die Bestimmung des letzten Satzes bezieht sich auch auf alle Beschränkungen dieser Art, mögen sie im BGB (z. B. §§ 2113, 2211) oder in anderen Gesetzen (z. B. Art. 61 EG; §§ 7, 15, 106, 113, KO; §§ 22, 23, 146 ZVG) enthalten fein. Vgl. hierzu Art. 118, der aber für Els.-Lothr. keine Bedeu tung hat. Uebergangsvorschriften enthalten die Artt. 187, 188 EG; vgl. auch §§ 7, 42 KO (§§ 265, 266, 3252, 3, 727, 894, 898 CPO). 38. Einen weiteren Fall der Berichtigung enthält § 14 GBO.
§ 891—900.
jenigen verlangen, dessen Recht durch die Be richtigung betroffen wird.38 895. Kann die Berichtigung des Grundbuchs erst erfolgen, nachdem das Recht des nach § 894 Verpflichteten eingetragen worden ist, so hat dieser auf Verlangen sein Recht eintragen zu lassen/8 896. Ist zur Berichtigung des Grundbuchs die Vorlegung eines Hypotheken-, Grundschuld oder Rentenschuldbriefs erforderlich, so kann der jenige, zu dessen Gunsten die Berichtigung er folgen soll, von dem Besitzer des Briefes verlangen, daß der Brief dem Grundbuchamte vorgelegt wird/^ 897. Die Kosten der Berichtigung des Grund buchs und der dazu erforderlichen Erklärungen hat derjenige zu tragen, welcher die Berichtigung verlangt, sofern nicht aus einem zwischen ihm und dem Verpflichteten bestehenden Rechtsverhält nisse sich ein Anderes ergiebt. 898. Die in den §§ 894 bis 896 bestimmten Ansprüche unterliegen nicht der Verjährung. 899. In den Fällen des § 894 kann ein Widerspruch gegen die Richtigkeit des Grundbuchs eingetragen werden/? Die Eintragung erfolgt auf Grund einer einst weiligen Verfügung oder auf Grund einer Be willigung desjenigen, dessen Recht durch die Be richtigung des Grundbuchs betroffen wird/3 Zur Erlassung der einstweiligen Verfügung ist nicht erforderlich, daß eine Gefährdung des Rechtes des Widersprechenden glaubhaft gemacht wird." 900. Wer als Eigenthümer eines Grundstücks im Grundbuch eingetragen ist, ohne daß er das Eigenthum erlangt hat, erwirbt das Eigenthum, wenn die Eintragung dreißig Jahre bestanden und er während dieser Zeit das Grundstück im Eigen besitze gehabt hat. Die dreißigjährige Frist wird in derselben Weise berechnet wie die Frist für die 'Ersitzung einer beweglichen Sache. Der Lauf der Frist ist gehemmt, solange ein Widerspruch gegen die Richtigkeit der Eintragung im Grundbuch ein getragen ist. Diese Vorschriften finden entsprechende Anwen dung, wenn für Jemand ein ihm nicht zustehendes 39. Diese Zustimmung ist nicht erforderlich im Falle des § 22 GBO. Eine Berichtigung kann auch von Amtswegen erfolgen, z. B. § 54 GBO ; § 130 ZVG. 40. Vgl. § 40 GBO. 41. Vgl. §§ 42, 43 GBO. 42. Vgl. § 48 ZVG. 43. Anch auf Grund eines vorläufig vollstreckbar erklärten Urtheils im Falle des § 895 CPO, im Wege der Beschwerde gegen eine Eintragung (§ 71 GBO), in den Fällen der §§ 18, Abs. 2, 23, 24, 54, 76 GBO. Vgl. auch §§ 941, 942 Abs. 2 CPO. 44. Also Ausnahme von der Vorschrift der §§935,940 CPO. Für die Löschung des Widerspruchs sind die allgemeinen Vorschriften (875 BGB), außerdem § 18 Abs. 2 a. E., § 25 GBO, maßgebend.
Bürgerliches Gesetzbuch.
III. Buch. Sachenrecht.
anderes Recht im Grundbuch eingetragen ist, das
79
§ 901—912.
nicht oder nur unwesentlich beeinträchttgt oder durch
zum Besitze des Grundstücks berechtigt oder dessen
eine Benutzung des anderen Grundstück herbetge-
Ausübung nach den für den Besitz geltenden Vor
führt wird, die nach den örtlichen Verhältnissen
schriften geschützt ist.
Für den Rang des Rechtes
bei Grundstücken dieser Lage gewöhnlich ist.
Die
ist die Eintragung maßgebend."
Zuführung durch eine besondere Leitung ist un
901. Ist ein Recht an einem ftemden Grund stück im Grundbuche mit Unrecht gelöscht, so er
zulässig."
lischt es, wenn der Anspruch des Berechtigten gegen
verlangen, daß auf den Nachbargrundstücken nicht
den Eigenthümer verjährt ist.
Das Gleiche gilt,
Anlagen hergestellt oder gehalten werden, von
wenn ein kraft Gesetzes entstandenes Recht an einem
denen mit Sicherheit vorauszusehen ist, daß ihr
907. Der Eigenthümer eines Grundstücks kann
ftemden Grundstücke nicht in das Grundbuch ein
Bestand oder ihre Benutzung eine unzulässige Ein
getragen worden ist.
wirkung auf sein Grundstück zur Folge hat. Ge
902. Die Ansprüche aus eingetragenen Rechten unterliegen nicht der Verjährung. Dies gilt nicht
die einen besttmmten Abstand von der Grenze oder
für Ansprüche, die auf Rückstände wiederkehrender
sonstige Schutzmaßregeln vorschreiben, so kann die
Leistungen oder auf Schadensersatz gerichtet sind.
Beseitigung der Anlage erst verlangt werden, wenn
Ein Recht, wegen dessen ein Widerspruch gegen die Richtigkeit des Grundbuchs eingetragen ist, steht einem eingetragenen Rechte gleich.
nügt eine Anlage den landesgesetzlichen Vorschriften,
die unzulässige Einwirkung
thatsächlich hervor
tritt.^ Bäume und Sttäucher gehören nicht zu den
Anlagen im Sinne dieser Vorschriften."
Dritter Abschnitt. Erster Titel.
908. Droht einem Grundstücke die Gefahr, daß es durch den Einsturz eines Gebäudes oder eines anderen Werkes, das mit einem Nachbargrund
Eigenthum."
Inhalt deS Eigenthums.
903. Der Eigenthümer einer Sache kann, so weit nicht das Gesetzt oder Rechte Dritter ent
stücke verbunden ist, oder durch die Ablösung von
gegenstehen, mit der Sache nach Belieben verfahren
wird, so kann der Eigenchümer von demjenigen,
und Andere von jeder Einwirkung ausschließen.
welcher nach dem § 836 Abs. 1 oder den §§ 837,
Theilen des Gebäudes oder des Werkes beschädigt
904. Der Eigenthümer einer Sache ist nicht be-
838 für den eintretenden Schaden verantwortlich
rechttgt, die Einwirkung eines Anderen auf die
sein würde, verlangen, daß er die zur Abwendung
Sache zu verbieten, wenn die Einwirkung zur Ab
der Gefahr erforderliche Vorkehrung trifft.
wendung einer gegenwärttgen Gefahr nothwendig und der drohende Schaden gegenüber dem aus der
909. Ein Grundstück darf nicht in der Weise vertieft werden, daß der Boden des Nachbargrund
Einwirkung dem Eigenchümer entstehenden Schaden
stücks die erforderliche Stütze verliert, es sei denn,
unverhältnißmäßig groß ist. Der Eigenthümer kann
daß für eine genügende anderweitige Befestigung
Ersatz des ihm entstehenden Schadens verlangen.
gesorgt ist.
905. Das Recht des Eigenchümers eines Grund stücks erstteckt sich auf den Raum über der Ober
910. Der Eigenchümer eines Grundstücks kann Wurzeln eines Baumes oder eines Strauches, die
fläche und auf den Erdkörper unter der Oberfläche.
von einem Nachbargrundstück eingedrungen sind,
Der Eigenthümer kann jedoch Einwirkungen nicht
abschneiden und behalten.
verbieten, die in solcher Höhe oder Tiefe vorge
herüberragenden Zweigen, wenn der Eigenchümer
Das Gleiche gilt von
nommen werden, daß er an der Ausschließung
dem Besitzer des Nachbargrundstücks eine ange
kein Interesse hat."
messene Frist zur Beseitigrmg bestimmt hat und
906. Der Eigenthümer eines Grundstücks kann die Zuführung von Gasen, Dämpfen, Gerüchen,
die Beseitigung nicht innerhalb der Frist erfolgt.
Rauch, Ruß, Wärme, Geräusch, Erschütterungen
wenn die Wurzeln oder die Zweige die Benutzung
und ähnliche von einem anderen Grundstück aus
des Grundstücks nicht beeinträchtigen."
gehende Einwirkungen insoweit nicht verbieten, als
911. Früchte, die von einem Baume oder einem Strauche auf ein Nachbargrundstück hinüberfallen,
die Einwirkung die Benutzung seines Grundstücks
Dem Eigenchümer steht dieses Recht nicht zu,
45. UebergangSvorschrift enthält Art. 189 Abs. 2 60.
gelten als Früchte dieses Grundstücks. Diese Vor
46. UebergangSvorschriften in Artt. 181, 182 EG.
schrift findet keine Anwendung, wenn das Nach
Bon
Bedeutung ist auch Art. 124 EG, auf welchem die §§ 57—72 AG z. BGB beruhen; vgl. auch §§ 46, 47 AG z. BGB.
47. Landesgesetzliche Vorbehalte, die für Sls.-Lothr. von
Bedeutung sind, enthalten insbesondere die Artt. 109, 111, 119,
bargrundstück dem öffentlichen Gebrauche dient.
912. Hat der Eigenthümer eines Grundstücks bet der Errichtung eines Gebäudes über die Grenze
124 EG (Landesgesetzliche Bestimmungen der in den
Artt. 122, 123,
125 EG angegebenen Art bestehen in Els.-
Lothr. nicht). 48 In Betracht kommen hierbei namentlich die durch Art. 67
49. § 26 GewO ist durch § 906 nicht aufgehoben. — Art. 126 EG ist für Els.-Lothr. ohne Bedeutung.
49a. Bgl. §§ 64—66 AG -. »GB.
aufrecht erhaltenen landeSgesetzlichen Bestimmungen, welche
50. Bgl. §§ 62, 63 AG. z. BGB.
dem Bergrecht angehvren; vgl. § 14 RG vom 6. April 1892.
51. «gl. Artt. 122, 183 EG.
80
Bürgerliches Gesetzbuch.
III. Buch. Sachenrecht.
§ 913—921.
gebaut, ohne daß ihm Vorsatz oder grobe Fahr
918. Die Verpflichtung zur Duldung des Noth
lässigkeit zur Last fällt, so hat der Nachbar den Ueberbau zu dulden, es sei denn, daß er vor oder
wegs tritt nicht ein, wenn die bisherige Verbindung
sofort nach der Grenzüberschreitung Widerspruch
eine willkürliche Handlung des Eigenthümers auf
erhoben hat.
gehoben wird. Wird in Folge der Veräußerung eines Theiles
Der Nachbar ist durch eine Geldrente zu ent schädigen.
Für die Höhe der Rente ist die Zeit
der Grenzüberschreitung maßgebend.6?
des Grundstücks mit dem öffentlichen Wege durch
des Grundstücks der veräußerte oder der zurück behaltene Theil von der Verbindung mit dem
913. Die Rente für den Ueberbau ist dem je
öffentlichen Wege äbgeschnitten, so hat der Eigen
weiligen Eigenthümer des Nachbargrundstücks von
thümer desjenigen Theiles, über welchen die Ver
dem jeweiligen Eigenthümer des anderen Grund
bindung bisher stattgefunden hat, den Nothweg zu dulden. Der Veräußerung eines Theiles steht
stücks zu entrichten. Die Rente ist jährlich im voraus zu entrichten.
die Veräußerung eines von mehreren demselben
914. Das Recht auf die Rente geht allen Rechten
Eigenthümer gehörenden Grundstücken gleich.
an dem belasteten Grundstück, auch den älteren,
919. Der Eigenthümer eines Grundstücks kann
Es erlischt mit der Beseitigung des Ueber-
von dem Eigenthümer eines Nachbargrundstücks
Das Recht wird nicht in das Grundbuch ein
verlangen, daß dieser zur Errichtung fester Grenz zeichen und, wenn ein Grenzzeichen verrückt oder
vor.
baues. getragen. Zum Verzicht auf das Recht sowie zur Feststellung der Höhe der Rente durch Vertrag
ist die Eintragung erforderlich.
unkenntlich geworden ist, zur Wiederherstellung
mitwirkt. Die Art der Abmarkung und das Verfahren
JmUebrigen finden die Vorschriften Anwendung,
bestimmen sich nach den Landesgesetzen-6 ? enthalten
die für eine zu Gunsten des jeweiligen Eigenthümers
diese keine Vorschriften, so entscheidet die Orts
eines Grundstücks bestehende Reallast gelten.63 Der Rentenberechtigte kann jederzeit ver
üblichkeit. Die Kosten der Abmarkung find von den Be
915.
langen, daß der Rentenpflichtige ihm gegen Ueber-
theiligten zu gleichen Theilen zu tragen, sofern
tragung des Eigenthums an dem überbauten Theile
nicht aus einem zwischen ihnen bestehenden Rechts
des Grundstücks den Werth ersetzt, den dieser Theil
verhältnisse sich ein Anderes ergiebt.
zur Zeit der Grenzüberschreitung gehabt hat. Macht
920.
Läßt sich im Falle einer Grenzverwirrung
er von dieser Befugniß Gebrauch, so bestimmen
die richtige Grenze nicht ermitteln, so ist für die
sich die Rechte und Verpflichtungen beider Theile
Abgrenzung der Besitzstand maßgebend.
nach den Vorschriften über den Kauf.
der Besitzstand nicht festgestellt werden, so ist jedem
Für die Zeit bis zur Uebertragung des Eigen thums ist die Rente fortzuentrichten.
der Grundstücke ein gleich großes Stück der streitigen
916.
Wird durch den Ueberbau ein Erbbaurecht
oder eine Dienstbarkeit an dem Nachbargrundstücke
Kann
Fläche zuzutheilen. Soweit eine diesen Vorschriften entsprechende Bestimmung der Grenze zu einem Ergebnisse führt,
beeinträchtigt, so finden zu Gunsten des Berechtigten
das mit den ermittelten Umständen, insbesondere
die Vorschriften der §§ 912 bis 914 entsprechende
mit der feststehenden Größe der Grundstücke, nicht
Anwendung.6^
übereinstimmt, ist die Grenze so zu ziehen, wie es unser Berücksichtigung dieser Umstände der Billig
917. Fehlt einem Grundstücke die zur ordnungs
mäßigen Benutzung nothwendige Verbindung mit
einem öffentlichen Wege,66 so kann der Eigenthümer
keit entspricht. 921. Werden
von den Nachbarn verlangen, daß sie bis zur
Zwischenraum, Rain, Winkel, einen Graben, eine
zwei
Grundstücke durch
einen
Hebung des Mangels die Benutzung ihrer Grund
Mauer, Hecke, Planke oder eine andere Einrichtung,
stücke zur Herstellung der erforderlichen Verbindung
die
dulden.
Die Richtung des Nothwegs und der
von einander geschieden, so wird vermuthet, daß.
Umfang des Benutzungsrechts werden erforder
die Eigenthümer der Grundstücke zur Benutzung
zum
Vortheile
beider
Grundstücke dient,,
lichen Falles durch Urtheil bestimmt.
Die Nachbarn, über deren Grundstücke der Noth
weg führt, sind durch eine Geldrente zu entschädigen. Die Vorschriften des § 912 Abs. 2 Satz 2 und der §§ 913, 914, 916 finden entsprechende An
wendung.66 52. 53. 54. 55. 56.
Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Art.
Art. 116 EG; § 52 Abs. 2 ZVG. § 52 Abs. 2 ZVG. Art. 116 EG. Art. 123 EG. 116 EG.
57. In Betracht kommen hier für Els.-Lothr. das Ges. v.. 31. März 1884 über die Bereinigung des Katasters (insbe sondere §§ 11, 54, 55) und die aus Grund dieses Gesetzes erlassenen Minist.-Bestimmungen v. 30. Mai 1884 und die Min.-Verff. v. 9. August 1884, 3. Juli 1886, 30. Januar 1889 und 24. Februar 1892. Diese letzteren Vorschriften gelten indessen nur für die Gemeinden mit bereinigtem Kataster; für die übrigen Gemeinden bestehen keine entsprechenden Vorschriften. Für die Grenzscheidungen zwischen Staats- und Gemeindewaldungen und den angrenzenden Besitzungen sind Artt. 9 ff. FGB vom 31. Juli 1827 bezw. die Ausführungsbestimmungen der Ordonnanz vom 1. August 1827 aufrecht erhalten worden.
(Art. 113 EG).
Bürgerliches Gesetzbuch.
III. Buch. Sachenrecht'.
der Einrichtung genreinschaftlich berechtigt seien,
81
§ 922—929.
Zubehör des Grundstücks erstrecken soll, so erlangt
sofern nicht äußere Merkmale darauf Hinweisen,
der Erwerber mit dem Eigenthum an dem Grund
daß die Einrichtung einem der Nachbarn allein
stück auch das Eigenthum an den zur Zeit des Erwerbes vorhandenen Zubehörstücken, soweit sie
gehört?«
922. Sind die Nachbarn zur Benutzurrg einer der im § 921 bezeichneten Einrichtungen gemein schaftlich berechtigt, so kann jeder sie zu dem
dem Veräußerer gehören.
Im Zweifel ist anzu
nehmen, daß sich die Veräußerung auf das Zu behör erstrecken soll.
Zwecke, der sich aus ihrer Beschaffenheit ergiebt,
Erlangt der Erwerber auf Grund der Ver
insoweit benutzen, als nicht die Mitbenutzung des
äußerung den Besitz von Zubehörstücken, die dem
Die Unterhaltungs
Veräußerer nicht gehören oder mit Rechten Dritter
kosten sind von den Nachbarn zu gleichen Theilen
belastet sind, so finden die Vorschriften der §§ 932
zu tragen. Solange einer der Nachbarn an dem
bis 936 Anwendung -
Fortbestände der Einrichtung ein Interesse hat,
des Erwerbers ist die Zeit der Erlangung des
darf sie nicht ohne seine Zustimmung beseitigt oder
Besitzes maßgebend.
geändert werden. Im Uebrigen bestimmt sich das Rechtsverhältniß zwischen den Nachbarn nach den
927. Der Eigenthümer eines Grundstücks kann, wenn das Grundstück seit dreißig Jahren im Eigen
Borschriften über die Gemeinschaft.
besitz eines Anderen ist, im Wege des Aufgebots
anderen beeinträchtigt wird.
923. Steht auf der Grenze ein Baum, so gebühren die Früchte und, wenn der Baum gefällt
für den guten Glauben
verfahrens 63 64mit 65 66seinem 67 werden.
Rechte
ausgeschlossen
Die Besitzzeit wird in gleicher Weise
wird, auch der Baum den Nachbarn zu gleichen
berechnet wie die Frist für die Ersitzung einer
Theilen. Jeder der Nachbarn kann die Beseitigung des
beweglichen Sache. Ist der Eigenthümer im Grund
Die Kosten der Beseitigung
nur zulässig, wenn er gestorben oder verschollen
fallen den Nachbarn zu gleichen Theilen zur Last.
ist und eine Eintragung in das Grundbuch, die
Baumes verlangen.
buch eingetragen, so ist das Aufgebotsverfahren
Der Nachbar, der die Beseitigung verlangt, hat
der Zustimmung des Eigenthümers bedurfte,3^
jedoch die Kosten allein zu tragen, wenn der andere
seit dreißig Jahren nicht erfolgt ist.
er
Derjenige, lvelcher das Ausschlußurtheil erwirkt
erwirbt in diesem Falle mit der Trennung das
hat, erlangt das Eigenthunr dadurch, daß er sich
Alleineigenthum.
als Eigenthümer in das Grundbuch eintragen läßt.
auf sein Recht an
dem Baume
Der
Anspruch
verzichtet; auf
die
Be
seitigung ist ausgeschlossen, wenn der Baum als
Ist vor der Erlassung des Ausschlußurtheils
Grenzzeichen dient und den Umständen nach nicht
ein Dritter als Eigenthümer oder wegen des Eigen
durch ein anderes zweckmäßiges Grenzzeichen er
thums eines Dritten ein Widerspruch gegen die
setzt werden kann. Diese Vorschriften gelten auch für einen auf
so wirkt das Urtheil nicht gegen den Dritten.
Richtigkeit des Grundbuchs eingetragen worden,
924. Die Ansprüche, die sich aus den §§ 907 bis
928. Das Eigenthum an einem Grundstücke kann dadurch aufgegeben werden, daß der Eigen
der Grenze stehenden Strauch.^
909, 915, dem § 917 Abs. 1, dem § 918 Abs. 2,
thümer den Verzicht dem Grundbuchamte gegen
den §§ 919, 920 und dem § 923 Abs. 2 ergeben,
über erklärt und der Verzicht in das Grundbuch
unterliegen nicht der Verjährung?«
eingettagen wird. 6b Das Recht zur Aneignung des aufgegebenen
Zweiter Titel. Erwerb und Verlust des Eigen thums an Grundstücken.^ 925. Die zur Übertragung des Eigenthums
Grundstücks steht dem Fiskus des Bundesstaats zu, in dessen Gebiete das Grundstück liegt.
an einem Grundstücke nach § 873 erforderliche
sich als Eigenthümer
Einigung des Veräußerers und des Erwerbers
tragen läßt?3
(Auflassung) mtlß bei beider Theile
vor
in das Grundbuch
ein
gleichzeitiger Anwesenheit
dem
Grundbuchamt erklärt
werden. O2
Eine Auflassung,
Der
Fiskus erwirbt das Eigenthum dadurch, daß er
die unter einer Bedingung
oder einer Zeitbestinmmng erfolgt, ist unwirksam.
926. Sind der Veräußerer und der Erwerber darüber einig, daß sich die Verärrßerung auf das 58. Vgl. 88 67 , 69-71 AG 3. BGB. 59. Vgl. Art. 183 EG. 60. Vgl. § 72 AG z. BGB. 61. Erwerbsbeschränkungen enthalten die Artt. 86—88 EG. 62. Vgl. hierzu Art. 143 EG; 8 89 AG 3. BGB: §§ 29-31, 98 GBL: $ 848 Abs. 2 CPO. System. Sanunl. d. i. E.-L. gelt. Ges. Bd. I.
Dritter Titel. Erwerb und Verlust des Eigen thums an beweglichen Sachen.3? 1. Itebertragrrng. 929. Zur Übertragung des Eigenthums an einer beweglichen Sache ist erforderlich, daß der Eigen63. Nach Maßgabe der 88946ff., insbesondere88 977—981, 1024 CPO. 64. Vgl. 88 19, 20, 22, 27 GBO (88 873, 875, 877 BGB). 65. Vgl. hierzu Artt. 190, 129 EG; auch Art. 65 EG 3. BGB; 88 50 ff. AG z. BGB; Art. 66 Ges. v. 3. Frimaire VII. 66. Vgl. 8 8 58, 787 CPO. 67. Vgl. Artt. 145, 181 EG.
6
82
Bürgerliches Gesetzbuch.
III. Buch.
Sachenrecht.
§ 930—942.
thümer die Sache dem Erwerber übergiebt68 69 und 70
eines Dritten belastet, so erlischt das Recht mit
beide darüber einig sind,
dem Erwerbe des Eigenthums.
daß das Eigenchum
In dem Falle
Ist der Erwerber im Besitze der
des § 929 Satz 2 gilt dies jedoch nur dann, wenn
Sache, so genügt die Einigung über den Ueber -
der Erwerber den Besitz von dem Veräußerer er
gang des Eigenthums. 930. Ist der Eigenthümer im Besitze der Sache,
langt hatte. Erfolgt die Veräußerung nach § 930
so kann die Uebergabe dadurch ersetzt werden, daß
im mittelbaren Besitze des Veräußerers, so erlischt
zwischen ihm und dem Erwerber ein Rechtsver-
das Recht des Dritten erst dann, wenn der Er
hältniß vereinbart wird, vermöge dessen der Er
werber auf Grund der Veräußerung den Besitz
werber den mittelbaren Besitz erlangt.
der Sache erlangt.
übergehen soll.
oder war die nach § 931 veräußerte Sache nicht
931. Ist ein Dritter im Besitze der Sache, so
Das Recht des Dritten erlischt nicht, wenn der
kann die Uebergabe dadurch ersetzt werden, daß
Erwerber zu der nach Abs. 1 maßgebenden Zeit in
der Eigmthümer dem Erwerber den Anspruch auf
Ansehung des Rechtes nicht in gutem Glauben ist.78 Steht im Falle des § 931 das Recht dem dritten
Herausgabe der Sache abtritt.88 982. Durch eine nach § 929 erfolgte Veräußerung
wttd der Erwerber auch dann Eigenthümer, wenn die Sache nicht dem Veräußerer gehört, es sei
Besitzer zu, so erlischt es auch dem gutgläubigen
Erwerber gegenüber nicht.
u. Ersitzung?8
denn, daß er zu der Zeit, zu der er nach diesen
Vorschriften das Eigenthum erwerben würde, nicht in gutem Glauben ist. In dem Falle des § 929 Satz 2 gilt dies jedoch nur dann, wenn der Er
werber den Besitz von dem Veräußerer erlangt
937.
Wer eine bewegliche Sache zehn Jahre
im Eigenbesitze hat, erwirbt das Eigenthum (Er
sitzung).
Die Ersitzung ist ausgeschlossen, wenn der Er
Werber bei dem Erwerbe des Eigenbesitzes nicht
hatte.
Der Erwerber ist nicht in gutem Glauben, wenn ihm bekannt oder in Folge grober Fahrlässigkeit
unbekannt ist, daß die Sache nicht dem Veräußerer
gehört?8
in gutem Glauben ist oder wenn er später erfährt,
daß ihm das Eigenthum nicht zusteht.
938. Hat Jemand eine Sache am Anfang und am Ende eines Zeitraums im Eigenbesitze gehabt,
983. Gehört eine nach § 930 veräußerte Sache nicht dem Veräußerer, so wird der Erwerber Eigen thümer, wenn ihm die Sache von dem Veräußerer
so wird vermuthet,^ daß sein Eigenbesitz auch in
der Zwischenzeit bestanden habe. 939.
Die Ersitzung kann nicht beginnen und,
übergeben wird, es sei denn, daß er zu dieser Zeit
falls sie begonnen hat, nicht fortgesetzt werden,
nicht in gutem Glauben ist.
solange die Verjährung des Eigenthumsansprucho
984. Gehört eine nach § 931 veräußerte Sache
gehemmt ist oder ihrer Vollendung die Vorschriften
nicht dem Veräußerer, so wird der Erwerber, wenn
der §§ 206, 207 entgegenstehen. 940. Die Ersitzung wird durch den Verlust des
der Veräußerer mittelbarer Besitzer der Sache ist,
mit der Abtretung des Anspruchs, anderenfalls dann Eigenthümer, wenn er den Besitz der Sache
Eigenbesihes unterbrochen. Die Unterbrechung gilt als nicht erfolgt, wenn
von dem Dritten erlangt, es sei denn, daß er zur
der Etgenbesitzer den Eigenbesttz ohne seinen Willen
Zeit der Abtretung oder des Besitzerwerbes nicht
verloren und ihn binnen Jahresfrist oder mittelst einer innerhalb dieser Frist erhobenen Klage wieder
in gutem Glauben ist.71 72 * 988. Der Erwerb des Eigenthums auf Grund der §§ 932 bis 934 tritt nicht ein, wenn die Sache
erlangt hat. 941. Die Ersitzung wird unterbrochen, wenn
dem Ggenthümer gestohlen worden, verloren ge
der Eigenthumsanspruch gegen den Eigenbesitzer
gangen oder sonst abhanden gekommen war. Das
oder im Falle eines mittelbaren Eigenbesitzes gegen
Gleiche gilt, falls der Eigenthümer nur mittelbarer
den Besitzer gerichtlich geltend gemacht wird, der
Besitzer war, dann, wenn die Sache dem Besitzer
sein Recht zum Besitze von dem Eigenbesitzer ab-
abhanden gekommen war.
leitet; die Unterbrechung tritt jedoch nur zu Gunsten
Diese Vorschriften finden keine Anwendung auf
Geld oder Jnhaberpapiere sowie auf Sachen, die
im
Wege
öffentlicher
Versteigerung
veräußert
werden.78 936. Ist eine veräußerte Sache mit dem Rechte 68. vgl. §§ 897 Abs. 1, 898 CPO. Ausnahme: tz 474 HGB. 69. vgl. § 7 Ges. v 5. Juli 1896. 70. Abweichend § 366 HGB; vgl. auch § 898 EPO; §§ 7, 41 KO. 71. Zu beachten sind auch die §§ 424, 450, 647 HGB. 72. Vgl. die besonderen Bestimmungen detz § 367 HGB; Art. 74 WO.
desjenigen ein, welcher sie herbeiführt.
Die für
die Verjährung geltenden Vorschriften der §§ 209 bis 212, 216, 219, 220 finden entsprechende An
Wendung. 942. Wird die Ersitzung unterbrochen, so kommt die bis zur Unterbrechung verstrichene Zeit nicht
in Betracht- eine neue Ersitzung kann erst nach
der Beendigung der Unterbrechung beginnen. 73. Weiter geht § 366 Abs. 2 HGB. 74. Uedergangsvorschrift in Art. 185 EG. 75. § 292 EPO.
Bürgerliches Gesetzbuch.
III. Buch. Sachenrecht.
948. Gelangt die Sache durch Rechtsnachfolge
83
§ 943—956.
Mit dem Erwerbe
des
Eigenthums an der
in den Eigenbesttz eines Dritten, so kommt die
neuen Sache erlöschen die an dem Stoffe bestehen
während des Besitzes des Rechtsvorgängers ver-
den Rechte.
sttichene Ersitzungszeit dem Dritten zu Statten. 944. Die Ersitzungszeit, die zu Gunsten eines
951. Wer in Folge der Vorschriften der §§ 946
bis 950 einen Rechtsverlust erleidet, kann von
Erbschaftsbesitzers verstrichen ist, fommt dem Erben
demjenigen, zu dessen Gunsten die Rechtsänderung
zu Statten. 945. Mit dem Erwerbe des Eigenthums durch
einttttt, Vergütung in Geld nach den Vorschriften
Ersitzung erlöschen die an der Sache vor dem Er
reicherung fordern. Die Wiederherstellung des frü
werbe des Eigenbesitzes begründeten Rechte Dritter,
heren Zustandes kann nicht verlangt werden.
über die Herausgabe einer ungerechtferttgten Be
es sei denn, daß der Eigenbesitzer bei dem Erwerbe
Die Vorschriften über die Verpflichtung zum
des Eigenbesitzes in Ansehung dieser Rechte nicht
Schadensersätze wegen unerlaubter Handlungen
in gutem Glauben ist oder ihr Bestehen später
sowie die Vorschriften über den Ersatz von Ver
erfährt. Die Ersitzungsftist muß auch in Ansehung
wendungen und über das Recht zur Wegnahme
des Rechtes des Dritten versttichen sein- die Vor
einer Einrichtung bleiben unberührt. In den Fällen
schriften der §§ 939 bis 944 finden entsprechende
der §§ 946, 947 ist die Wegnahme nach den für
Anwendung.
das Wegnahmerecht des Besitzers gegenüber dem Eigenthümer geltenden Vorschriften auch dann zu
m. Verbind««-. Vermisch««-. Verarbeit««-.
Wird eine bewegliche Sache mit einem
946.
lässig, wenn die Verbindung nicht von dem Besitzer der Hauptsache bewirkt worden ist.
Grundstücke dergestalt verbunden, daß sie wesent
952.
Das Eigenthum an dem über eine For
licher Bestandtheil des Grundstücks wird, so er streckt sich das Eigenthum an dem Grundstück auf
derung ausgestellten Schuldscheine steht dem Gläu biger zu. Das Recht eines Dritten an der Forde
diese Sache.
rung erstteckt sich auf den Schuldschein.
947.
Werden bewegliche Sachen mit einander
dergestalt verbunden, daß sie wesentliche Bestand
Das Gleiche gilt für Urkunden über
andere
Rechte, kraft deren eine Leistung gefordert werden
theile einer einheitlichen Sache werden, so werden
kann, insbesondere für Hypotheken-, Grundschuld-
die bisherigen Eigenthümer Miteigenthümer dieser
und Rentenschuldbriefe.
Sache- die Ancheile bestimmen sich nach dem Ver
hältnisse des Werthes, den die Sachen zur Zeit der Verbindung haben.
IV. Erwerb von Erren-niste« und fo«M-e« Bestandtheilen einer Sache.
der Sachen als die Hauptsache an
953. Erzeugnisse und sonstige Bestandtheile einer
zusehen, so erwirbt ihr Eigenthümer das Allein-
Sache gehören auch nach der Trennung dem Eigen
eigenthum. 948. Werden bewegliche Sachen mit einander
thümer der Sache, soweit sich nicht aus den §§ 954
Ist eine
bis 957 ein Anderes ergiebt.
untrennbar vermischt oder vermengt, so finden die
964. Wer vermöge eines Rechtes an einer fremden
Vorschriften des § 947 entsprechende Anwendung.
Sache befugt ist, sich Erzeugnisse oder sonstige
Der Untrennbarkeit steht es gleich, wenn die
Bestandtheile der Sache anzueignen, erwirbt das
Trennung der vermischten oder vermengten Sachen
Eigenchum an ihnen, unbeschadet der Vorschriften
mit unverhältnifimäßigen Kosten verbunden sein
der §§ 955 bis 957, mit der Trennung.
würde. 949.
Erlischt nach den §§ 946 bis 948 das
wirbt das Eigenthum an den Erzeugnissen und
Eigenthum an einer Sache, so erlöschen auch die
sonstigen zu den Früchten der Sache gehörenden
955. Wer eine Sache im Eigenbesttze hat, er
sonstigen an der Sache bestehenden Rechte. Erwirbt
Bestandtheilen, unbeschadet der Vorschriften der
der Eigenthümer der belasteten Sache Miteigenthum,
§§ 956, 957, mit der Trennung. Der Erwerb ist
so bestehen die Rechte an dem Antheile fort, der
ausgeschlossen, wenn der Eigenbesitzer nicht zum
an die Stelle der Sache tritt. Wird der Eigen
Etgenbesitz oder ein Anderer vermöge eines Rechtes
thümer der belasteten Sache Alleinetgenthümer, so
an der Sache zum Fruchtbezuge berechttgt ist und
ersttecken sich die Rechte auf die hinzuttetende Sache.
der Etgenbesitzer bei dem Erwerbe des Eigenbe
Wer durch Verarbeitung oder Umbildung
sitzes nicht in gutem Glauben ist oder vor der
950.
eines oder mehrerer Stoffe eine neue bewegliche Sache herstellt, erwirbt das Eigenchum an der
Trennung den Rechtsmangel erfährt.
Dem Etgenbesitzer steht derjenige gleich, welcher
Zwecke
neuen Sache, sofern nicht der Werth der Verar
die
beitung oder der Umbildung erheblich geringer ist
Nutzungsrechts an ihr besitzt.
Sache
zum
der
Ausübung
eines
als der Werth des Stoffes. Als Verarbeitung
Auf den Eigenbesitz und den ihm gleichgestellten
gilt auch das Schreiben, Zeichnen, Malen, Drucken,
Besitz findet die Vorschrift des § 940 Abs. 2 ent
Gravtren
sprechende Anwendung.
Oberfläche.
oder
eine
ähnliche
Bearbeitung
der
956. Gestattet der Eigenthümer einem Anderen,
84
Bürgerliches Gesetzbuch.
III. Buch. Sachenrecht.
§ 957—971.
sich Erzeugnisse oder sonstige Bestandtheile der | herausnehmen oder Herausbrechen.
Er har den
Sache anzueignen, so erwirbt dieser das Eigen-
entstehenden Schaden zu ersetzen.
chum an ihnen, wenn der Besitz der Sache ihm
963. Bereinigen sich ausgezogene Bienen schwärme mehrerer Eigenthümer, so werden die
überlassen ist, mit der Trennung, anderenfalls mit der Besitzergreifung.
Ist der Eigemhümer
Eigemhümer, welche chre Schwärme verfolgt haben,
zu der Gestattung verpflichtet, so kann er sie nicht
Mteigenthümer
widerrufen, solange sich der Andere in dem ihm
schwarmes,- die Antheile bestimmen sich nach der
überlassenen Besitze der Sache befindet.
Zahl der verfolgten Schwärme.
des
eingefangenen
Gesammr-
Das Gleiche gilt, wenn die Gestattung nicht von
964. Ist ein Bienenschwarm in eine ftemde
dem Eigenthümer, sondern von einem Anderen
besetzte Bienenwohnung eingezogen, so erstrecken
auSgeht, dem Erzeugnisse oder sonstige Bestand
sich das Eigenchum und die sonstigen Rechte an
theile einer Sache nach der Trennung gehören.
den Bienen, mit denen die Wohnung besetzt war,
957. Die Vorschriften des § 956 finden auch
auf den eingezogenen Schwarm. Das EigeMhum
dann Anwendung, wenn derjenige, welcher die
und die sonstigen Rechte an dem eingezogenen
Aneignung einem Anderen gestattet, hierzu nicht
Schwarme erlöschen.
berechtigt ist, es sei denn, datz der Andere, falls
vl Kmrd.77»
ihm der Besitz der Sache überlassen wird, bei der Ueberlaffung, anderenfalls bei der Ergreifung des
965. Wer eine verlorene Sache findet und an sich
Besitzes der Erzeugnisse oder der sonstigen Bestand
nimmt, hat dem Verlierer oder dem Eigenthümer
theile nicht in gutem Glauben ist oder vor der
oder einem sonstigen Empfangsberechtigten unver
Trennung den Rechtsmangel erfährt.
züglich Anzeige zu machen.
v. Aneignung.
Reimt der Finder die Empfangsberechtigten nicht oder ist ihm ihr Aufenthalt unbekannt, so hat er
958. Wer eine herrenlose bewegliche Sache in Eigenbesitz nimmt, erwirbt das Eigenthum an der
den Fund und die Umstände, welche für die Er
Sache.76
können, unverzüglich der Polizeibehörde anzuzeigen.
Das Eigenthum wird nicht erworben, wenn die
mittelung der Empfangsberechtigten erheblich sein
Ist die Sache nicht mehr als drei Mark werth,
Aneignung gesetzlich verboten ist oder wenn durch
so bedarf es der Anzeige nicht.
die Besitzergreifung das Aneignungsrecht eines
Anderen verletzt totrb.77
966. Der Finder ist zur Verwahrung der Sache verpflichtet.
959. Eine bewegliche Sache wird herrenlos, wenn der Eigenchümer in der Absicht, auf das Eigen
die Aufbewahrung mit unverhältnistmäßigen Kosten
thum zu verzichten, den Besitz der Sache aufgiebt.
960.
Wilde Thiere sind herrenlos, solange sie
sich in der Freiheit befinden.
Wilde Thiere in
Ist der Verderb der Sache zu besorgen oder ist
verbunden, so hat der Finder die Sache öffentlich versteigern zu lassen. Bor der Versteigerung ist der Polizeibehörde Anzeige zu machen. Der Erlös
Thiergärten und Fische in Teichen oder anderen
tritt an die Stelle der Sache.
geschlossenen Privatgewässern sind nicht herrenlos. Erlangt ein gefangenes wildes Thier die Freiheit
967. Der Finder ist berechtigt und auf Anord nung der Polizeibehörde verpflichtet, die Sache oder
wieder, so wird es herrenlos, wenn nicht der Eigen
den Bersteigerungserlös an die Polizeibehörde ab
thümer das Thier unverzüglich verfolgt oder wenn
zuliefern.
er die Verfolgung aufgiebt. Ein gezähmtes Thier wird herrenlos, wenn es die Gewohnheit ablegt, an den ihm bestimmten Ort zurückzukehren.
961. Zieht ein Bienenschwarm aus, so wird er herrenlos, wenn nicht der Eigenthümer ihn unver
968. Der Finder hat nur Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit zu vertreten.
969. Der Finder wird durch die Herausgabe der Sache an den Verlierer auch den sonstigen Empfangsberechtigten gegenüber befteit.
züglich verfolgt oder wenn der Eigenthümer die
970. Macht der Finder zum Zwecke der Ver wahrung oder Erhaltung der Sache oder zum
Verfolgung aufgiebt.
Zwecke der Ermittelung eines Empfangsberechttgten
962. Der Eigenthümer des Bienenschwarmes
Aufwendungen, die er den Umständen nach für er
darf bei der Verfolgung ftemde Grundstücke be
forderlich halten darf, so kann er von dem Em
treten.
Ist der Schwarm in eine ftemde nicht
besetzte Bienenwohnung eingezogen, so darf der
pfangsberechttgten Ersatz verlangen.
Eigenthümer des Schwarmes zum Zwecke des
971. Der Finder kann von dem Empfangs berechtigten einen Finderlohn verlangen. Der
Einfangens die Wohnung öffnen und die Waben
Finderlohn bettägt von dem Werthe der Sache bis zu dreihundert Mark fünf vom Hundert, von
76. Emen Fall der Aneignung nicht herrenloser Sache» enthält die durch Art. 130 6® aufrecht erhaltene Bestimmung des § 24 Abs. 2 Ges. v. 9. Juli 1888. 77. Bgl. Art. 69 EG.
dem Mehrwerch eins vom Hundert, bei Thieren
eins vom Hundert.
Hat die Sache nur für den
77a. Bgl. hierzu die Minist.-Berord. v. 19. Dez. 1899.
Bürgerliches Gesetzbuch.
III. Buch. Sachenrecht.
85
§ 972—981.
Empfangsberechtigten einen Werth, so ist der Finder
Fällen der §§ 973, 974 von dem Finder, in den
lohn nach billigem Ermessen zu bestimmen.
Fällen des § 976 von der Gemeinde des Fund
Der Anspruch ist ausgeschlossen, wenn der Finder
orts die Herausgabe des durch die Rechtsänderung
die Anzeigepflicht verletzt oder den Fund auf Nach
Erlangten nach den Vorschriften über die Heraus
frage verheimlicht.
gabe einer ungerechfferttgten Bereicherung fordern.
972. Auf die in den §§ 970, 971 bestimmten Ansprüche finden die für die Ansprüche des Be
Jahren nach dem Uebergange des Eigenthums auf
Der Anspruch erlischt mit dem Ablaufe von drei
sitzers gegen den Eigenthümer wegen Verwendungen
den Finder oder die Gemeinde, wenn nicht die ge
geltenden Vorschriften der §§ 1000 bis 1002 ent
richtliche Geltendmachung vorher erfolgt.
sprechende Anwendung.
978. Wer eine Sache in den Geschäftsräumen oder den Beförderungsmitteln einer öffentlichen
973. Mit dem Ablauf eines Jahres nach der Anzeige des Fundes bei der Polizeibehörde erwirbt
Behörde oder einer dem öffentlichen Verkehre die
der Finder das Eigenthum an der Sache, es sei
nenden Berkehrsanstalt findet und an sich nimmt,
denn, daß vorher ein Empfangsberechtigter dem
hat die Sache unverzüglich an die Behörde oder
Finder bekannt geworden ist oder sein Recht bei
die Berkehrsanstalt oder an einen ihrer Angestellten
der Polizeibehörde angemeldet hat.
Mit dem Er
werbe des Eigenthums erlöschen die sonstigen Rechte
an der Sache.
abzuliefern.
Die Vorschriften der §§ 965 bis 977
finden keine Anwendung.
979. Die Behörde oder die Berkehrsanstalt kann
Ist die Sache nicht mehr als drei Mark werth,
die an sie abgelieferte Sache öffentlich versteigern
so beginnt die einjährige Frist mit dem Funde.
lassen.
Der Finder erwirbt das Eigenthum nicht, wenn
kehrsanstalten des Reichs, der Bundesstaaten und
er den Fund auf Nachftage verheimlicht.
Die An-
meldung eines Rechtes bet der Polizeibehörde steht deni Erwerbe des Eigenthums nicht entgegen.
974. Sind vor dem Ablaufe der einjährigen
Die öffentlichen Behörden imö die Ber-
der Gemeinden können die Versteigerung durch einen ihrer Beamten vornehmen lassen."
Der Erlös trttt an die Stelle der Sache.
980. Die Versteigerung ist erst zulässig, nachdem
Frist Empfangsberechtigte dem Finder bekannt ge
die Empfangsberechttgten in einer öffentlichen Be-
worden oder haben sie bei einer Sache, die mehr
kanntmachung des Fundes zur Anmeldung ihrer
als drei Mark werth ist, ihre Rechte bei der Polizei
Rechte unter Bestimmung einer Frist aufgefordert
behörde rechtzeitig angemeldet, so kann der Finder
worden sind und die Frist versttichen ist;
sie ist
Empfangsberechtigten nach den Vorschriften
unzulässig, wenn eine Anmeldung rechtzeittg er
des § 1003 zur Erklärung über die ihm nach den
folgt ist. Die Bekanntmachung ist nicht erforderlich, wenn der Verderb der Sache zu besorgen oder die Auf
die
§§ 970 bis 972 zustehenden Ansprüche auffordern. Mit dem Ablaufe der für die Erklärung bestimmten
Frist erwirbt der Finder das Eigenthum und er
bewahrung mit unverhältnißmäßigen Kosten ver
löschen die sonstigen Rechte an der Sache,
nicht die Empfangsberechtigten sich rechtzeitig zu
bunden ist." 981. Sind seit dem Ablaufe der in der öffent
der Befriedigung der Ansprüche bereit erklären.
lichen Bekanntmachung
wenn
975. Durch die Ablieferung der Sache oder des
bestimmten
Frist
drei
Versteigerungserlöses an die Polizeibehörde werden
Jahre versttichen, so fällt der Versteigerungs erlös, wenn nicht ein Empfangsberechttgter sein
die Rechte des Finders nicht berührt.
Recht angemeldet hat, bei
Läßt die
Reichsbehörden und
Polizeibehörde die Sache versteigern, so tritt der
Reichsanstalten an den Reichsfiskus, bei Landes
Erlös an die Stelle der Sache.
Die Polizei
behörden und Landesanstalten an den Fiskus des
behörde darf die Sache oder den Erlös nur mit
Bundesstaats, bei Gemeindebehörden und Gemeinde
Zustimmung des Finders einem Empfangsberech
anstalten an die Gemeinde, bei Berkehrsanstalten,
tigten herausgeben.
die von einer Privatperson bettieben werden, an
976. Verzichtet der Finder der Polizeibehörde gegenüber auf das Recht zum Erwerbe des Eigen
diese. Ist die Versteigerung ohne die öffentliche Be
thums an der Sache, so geht sein Recht auf die
kanntmachung erfolgt, so beginnt die dreijährige
Frist erst, nachdem die Empfangsberechttgten in
Gemeinde des Fundorts über. Hat der Finder nach der Ablieferung der Sache oder des Versteigerungserlöses
an die Polizei
einer
öffentlichen Bekanntmachung des Fundes
zur Anmeldung ihrer Rechte aufgefordert worden
Gleiche gilt, wenn gefundenes Geld
behörde auf Grund der Vorschriften der §§ 973,
sind.
974 das Eigenthum erworben, so geht es auf die
abgeliefert worden ist."
Das
Gemeinde des Fundotts über, wenn nicht der Finder vor dem Ablauf einer ihm von der Polizei
behörde bestimmten Frist die Herausgabe verlangt.
977. Wer in Folge der Vorschriften der §§ 973, 974, 976 einen Rechtsverlust erleidet, kann in den
78. Vgl. Ges. v. 22. Pluviose VII. 79. Diese Vorschriften sind, soweit sie eine Reichsbehörde und Reichsanstalt betreffen, in der Bekm. des Reichskan lers vom 16. Juni 1898 (RGBl S. 912), im Uebrigen in er Minist.Verord. vom 19. Dec. 1899 § 8 enthalten.
86
Bürgerliches Gesetzbuch.
III. Buch. Sachenrecht.
Die Kosten werden von dem herauszugebenden
Betrag abgezogen.
§ 982—994.
der Rechtshängigkeit zieht,
Eintritte
nach
den
Vorschriften über die Herausgabe einer ungerecht-
982. Die in den §§ 980, 981 vorgeschriebene
ferttgten Bereicherung verpflichtet.
Bekanntmachung erfolgt bei Reichsbehörden und
989. Der Besitzer ist von dem (Eintritte der
Reichsanstalten nach den von dem Bundesrach,
Rechtshängigkeit an dem Eigenthümer für den
in den übrigen Fällen nach den von der Zentral
Schaden verantwortlich, der dadurch entsteht, daß
behörde des Bundesstaats erlassenen Vorschriften."
in
983. Ist eine öffentliche Behörde im Besitz einer
Folge
seines
Verschuldens
die
schlechtert wird, untergeht oder aus
Sache
ver
einem
an
Sache, zu deren Herausgabe sie verpflichtet ist,
deren Grunde von ihm nicht herausgegeben werden
ohne daß die Verpflichtung auf Vertrag beruht,
kann. 990.
so finden,
wenn
der
Behörde der Empfangs
berechtigte oder dessen Aufenchalt unbekannt ist,
War der Besitzer bei dem Erwerbe des
Besitzes nicht in gutem Glauben, so haftet er dem
die Vorschriften der §§ 979 bis 982 entsprechende
Eigenchümer von der Zeit des Erwerbes an nach
Anwendung."
den §§ 987, 989.
984. Wird eine Sache, die so lange verborgen
Erfährt der
gleicher Weise von
gelegen hat, daß der Eigenchümer nicht mehr zu
er
ermitteln ist (Schatz), entdeckt und in Folge der Entdeckung in Besitz, genommen, so wird das
Kenntniß an.
Eigenchum zur Hälfte von dem Entdecker,
Verzugs bleibt unberührt.
Hälfte von
dem
Eigenchümer
der
zur
er
Sache
Besitzer
später,
daß er zum Besitze nicht berechttgt ist, so haftet
in
der
Erlangung der
Eine weitergehende Haftung des Besitzers wegen 991.
Leitet der Besitzer das Recht zum Besitze
worben, in welcher der Schatz verborgen war.
von einem mittelbaren Besitzer ab, so finden die
Vierter Titel. Ansprüche aus dem Eigenthume-
Vorschriften des § 990 in Ansehung der Nutzungen nur Anwendung, wenn die Voraussetzungen des
Der Eigenthümer kann von dem Besitzer
§ 990 auch bei dem mittelbaren Besitzer vorliegen
985.
die Herausgabe der Sache verlangen.
986. Der Besitzer kann die Herausgabe
oder diesem gegenüber die Rechtshängigkeit ein-
der
Sache verweigern, wenn er oder der mittelbare
getteten ist. War der Besitzer bei dem Erwerbe des Besitzes
Besitzer, von dem er sein Recht zum Besitz ab
in gutem Glauben, so hat er gleichwohl von dem
leitet, dem Eigenthümer gegenüber zum Besitze
Erwerb an den im § 989 bezeichneten Schaden
mittelbare Besitzer dem
dem Eigenthümer gegenüber insoweit zu vertteten,
Eigenthümer gegenüber zur Ueberlassung des Be
als er dem mittelbaren Besitzer verantwortlich ist.
berechtigt ist.
Ist
der
sitzes an den Besitzer nicht befugt, so kann
der
992. Hat sich der Besitzer durch verbotene Eigen
Eigenchümer von dem Besitzer die Herausgabe
macht oder durch eine sttafbare Handlung den
der Sache an den mittelbaren Besitzer oder, wenn
Besitz verschafft, so haftet er dem Eigenthümer
dieser
nach den Vorschriften über den Schadensersatz
den Besitz nicht wiederübernehmen
kann
oder will, an sich selbst verlangen.
wegen unerlaubter Handlungen.
Der Besitzer einer Sache, die nach § 931 durch
993.
Liegen die in den §§ 987 bis 992 bezeich
Abtretung des Anspruchs auf Herausgabe ver
neten Voraussetzungen nicht vor, so hat der Besitzer
äußert worden ist, kann dem neuen Eigenthümer
die gezogenen Früchte, soweit sie nach den Regeln
die Einwendungen entgegensetzen, welche ihm gegen
einer ordnungsmäßigen Wirthschaft nicht als Erttag
den abgettetenen Anspruch zustehen.
der Sache anzusehen sind, nach den Vorschriften
Der Besitzer hat dem Eigenthümer die
über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Be
Nutzungen herauszugeben, die er nach dem Ein
reicherung herauszugeben; im Uebrigen ist er weder
tritte der Rechtshängigkeit-' zieht.
zur Herausgabe von Nutzungen noch zum Schadens
987.
Zieht der Besitzer nach dem Eintritte der Rechts hängigkeit Nutzungen nicht, die er nach den Regeln
ersätze verpflichtet. Für die Zeit, für welche dem Besitzer die Nutz
einer ordnungsmäßigen Wirthschaft ziehen könnte,
ungen verbleiben, finden auf ihn die Vorschriften
Ersätze ver
pflichtet, soweit ihm ein Verschulden zur Last fällt.
des § 101 Anwendung. 994. Der Besitzer kann für die auf die Sache
der die Sache als ihm
gemachten nothwendigen Verwendungen von dem
so
ist er dem Eigenthümer
988.
Hat ein Besitzer,
zum
gehörig oder zum Zwecke der Ausübung eines
Eigenthümer Ersatz verlangen.
ihm in Wirklichkeit nicht
Erhaltungskosten sind ihm jedoch für die Zeit, für
zustehenden Nutzungs
rechts an der Sache besitzt, den Besitz unentgeltlich erlangt, so
ist er
dem Eigenthümer gegenüber
zur Herausgabe der Nutzungen, die er vor dem
Die gewöhnlichen
welche ihm die Nutzungen verbleiben, nicht
zu
ersetzen. Macht der Besitzer nach dem Einttitte der Rechts
hängigkeit oder nach dem Beginne der im § 990 80. Bgl. § 26 RG über daö Postwesen v. 28. Oktober 1871 (4. November 1871); § 46 Postordnung v. 11. Juni 1892. 81. § 263 CPO.
bestimmten Haftung nothwendige Verwendungen, so besttmmt sich die Ersatzpflicht des Eigenthümer^
Bürgerliches Gesetzbuch.
III. Buch. Sachenrecht.
§ 995—1006.
87
den Ersatz der Verwendungen nur geltend machen, nach den Vorschriften über die Geschäftsführung wenn der Eigenthümer die Sack)e wiedererlangt ohne Auftrag." oder die Verwendungen genehmigt. Bis zur Ge 995. Zu den nothwendigen Verwendungen im nehmigung der Verwendungen kann sich der Sinne des § 994 gehören auch die Aufwendungen, Eigenchümer von dem Ansprüche dadurch bedie der Besitzer zur Bestreitung von Lasten der fteien, daß er die wiedererlangte Sache zurückSache macht. Für die Zeit, für welche dem Be giebt. Die Genehmigung gilt als ertheilt, wenn sitzer die Nutzungen verbleiben, sind ihm nur die der Eigenchümer die ihm von dem Besitzer unter Aufwendungen für solche außerordentliche Lasten Vorbehalt des Anspruchs angebotene Sache an zu ersetzen, die als auf den Stammwerth der Sache gelegt anzusehen sind. nimmt. 1002. Giebt der Besitzer die Sache dem Eigen 996. Für andere als nochwendige Verwen thümer heraus, so erlischt der Anspruch auf den dungen kann der Besitzer Ersatz nur insoweit Ersatz der Verwendungen mit dem Ablauf eines verlangen, als sie vor dem Eintritte der Rechts Monats, bei einem Grundstücke mit dem Ablauft hängigkeit und vor dem Beginne der im § 990 von sechs Monaten nach der Herausgabe, wenn bestimmten Haftung gemacht werden und der nicht vorher die gerichtliche Geltendmachung er Werch der Sache durch sie noch zu der Zeit er folgt oder der Eigenthümer die Verwendungen höht ist, zu welcher der Eigenthümer die Sache wiedererlangt. genehmigt. Auf diese Fristen finden die für die Verjährung 997. Hat der Besitzer mit der Sache eine geltenden Vorschriften der §§ 203, 206, 207 ent andere Sache als wesentlichen Bestandtheil ver bunden, so kann er sie abtrennen und sich an sprechende Anwendung. 1003. Der Besitzer kann den Eigenthümer unter eignen. Die Vorschriften des § 258 finden An Angabe des als Ersatz verlangten Betrags auf wendung. fordern, sich innerhalb einer von ihm bestimmten Das Recht zur Abtrennung ist ausgeschloffcn, angemessenen Frist darüber zu erklären, ob er die wenn der Besitzer nach § 994 Abs. 1 Satz 2 für Verwendungen genehmige. Nach dem Abläufe der die Verwendung Ersatz nicht verlangen kann Frist ist der Besitzer berechttgt, Beftiedigung aus oder die Abtrennung für ihn keinen Nutzen hat der Sache nach den Vorschriften über den Pfand oder ihm mindestens der Werth erseht wird, den verkauf, bei einem Grundstücke nach den Vor der Bestandtheil nach der Abtrennung für ihn schriften über die Zwangsvollstteckung in das haben würde. unbewegliche Vermögen zu suchen, wenn nicht die 998. Ist ein landwirthschaftliches Grundstück herauszugeben, so hat der Eigenthümer die Kosten, Genehmigung rechtzeittg erfolgt. Bestreitet der Eigenchümer den Anspruch vor die der Besitzer auf die noch nicht getrennten, dem Ablaufe der Frist, so kann sich der Besitzer jedoch nach den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirthschaft vor dem Ende des Wirthschaftsjahrs aus der Sache erst dann beftiedigen, wenn er nach rechtskräftiger Feststellung des Betrags der zu trennenden Früchte verwendet hat, insoweit zu ersetzen, als sie einer ordnungsmäßigen Wirth Verwendungen den Eigenthümer unter Besttmmung schaft entsprechen und den Werth dieser Früchte einer angemeffenen Frist zur Erklärung aufge nicht übersteigen.. fordert hat und die Frist versttichen ist; das Recht 999. Der Besitzer kann für die Verwendungen auf Beftiedigung aus der Sache ist ausgeschloffen, eines Borbesitzers, deffen Rechtsnachfolger er ge wenn die Genehmigung rechtzeittg erfolgt. worden ist, in demselben Umfang Ersatz verlangen, 1004. Wird das Eigenthum in anderer Weise in welchem ihn der Borbesitzer fordern könnte, als durch Entziehung oder Borenthaltung des wenn er die Sache herauszugeben hätte. Besitzes beeinttächttgt, so kann der Eigenchümer Die Verpflichtung des Eigenthümers zum Er von dem Störer" die Beseittgung der Beeinsätze von Verwendungen erstteckt sich auch auf ttächtigung Verlangen. Sind weitere Beetnträchdie Verwendungen, die gemacht worden sind, be ttgungen zu besorgen, so kann der Eigenthümer vor er das Eigenthum erworben hat?3 auf Unterlassung klagen. 1000. Der Besitzer kann die Herausgabe der Der Anspruch ist ausgeschloffen, wenn der Eigen Sache verweigern, bis er wegen der ihm zu er thümer zur Duldung verpflichtet ist. setzenden Verwendungen beftiedtgt wird. Das 1005. Befindet sich eine Sache auf einem Grund Zurückbehaltungsrecht steht ihm nicht zu, wenn stücke, das ein Anderer als der Eigenthümer der er die Sache durch eine vorsätzlich begangene un Sache besitzt, so steht diesem gegen den Besitzer erlaubte Handlung erlangt hat." des Grundstücks • der im § 867 bestimmte An 1001. Der Besitzer kann den Anspruch auf spruch zu. 1006. Zu Gunsten des Besitzers einer beweg82. SBflL § 93 Abs. 2 ZVG. 83. Vgl. § 93 Abs. 2 ZBG. 84. Vgl. auch §§ 43, 493 KO.
85. Bgl. § 77 CPO.
88
Bürgerliches Gesetzbuch.
III. Buch.
lichen Sache wird vermuthet, daß er Eigenthümer
Sachenrecht.
§ 1007—1019.
können gegen den Sondernachfolger eines Mit
der Sache sei. Dies gilt jedoch nicht einem früheren
eigenthümers nur geltend gemacht werden, wenn
Besitzer gegenüber, dem die Sache gestohlen worden,
sie im Grundbuch eingetragen sind.
verloren gegangen oder sonst abhanden gekommen
1011. Jeder Miteigenthümer kann die Ansprüche
ist, es sei denn, daß es sich um Geld oder Jn-
aus dem Eigenthume Dritten gegenüber in An
haberpapiere handelt.
sehung der ganzen Sache geltend machen,
Zu Gunsten eines früheren Besitzers wird ver
muthet, daß er während der Dauer seines Besitzes
den
Anspruch auf Herausgabe jedoch nur in Gemäß
heit des § 432.
Eigenthümer der Sache gewesen sei.
Im Falle eines mittelbaren Besitzes gilt die
Bermuchung für den mittelbaren Besitzer.
1007. Wer eine bewegliche Sache im Besitze gehabt hat, kann von dem Besitzer die Herausgabe
Vierter Abschnitt.
Erbbaurecht.
1012. Ein Grundstück kann in der Weise belastet werden, daß demjenigen, zu dessen Gunsten die
der Sache verlangen, wenn dieser bei dem Er
Belastung erfolgt, das veräußerliche und vererb
werbe des Besitzes nicht in gutem Glauben war.
liche Recht zusteht, auf oder unter der Oberfläche
Ist die Sache dem früheren Besitzer gestohlen
des Grundstücks ein Bauwerk zu haben(Erbbaurecht).
worden, verloren gegangen oder sonst abhanden
gekommen, so kann er die Herausgabe auch von
1013. Das Erbbaurecht kann auf die Benutzung eines für das Bauwerk nicht erforderlichen Theiles
einem gutgläubigen Besitzer verlangen, es sei denn,
des Grundstücks erstteckt werden, wenn sie für die
daß dieser Eigenthümer der Sache ist oder die
Benutzung des Bauwerkes Bortheil bietet.
Sache ihm vor der Besttzzett des früheren Be
sitzers abhanden gekommen war. Auf Geld und Jnhaberpapiere findet diese Vorschrift keine An Anspruch
insbesondere ein
1015. Die zur Bestellung des Erbbaurechts
wendung. Der
1014 Die Beschränkung des Erbbaurechts auf einen Theil eines Gebäudes, Stockwerk, ist unzulässig."
ist
ausgeschlossen,
wenn
der
nach § 873 erforderliche Einigung des Eigenthü
frühere Besitzer bei dem Erwerbe des Besitzes nicht
mers und des Erwerbers muß bei gleichzeitiger
in gutem Glauben war oder wenn er den Besitz
Anwesenheit beider Theile vor dem Grundbuchamt
aufgegeben hat.
erklärt werden.89 86 87 88
Im Uebrigen finden die Vor
schriften der §§ 986 bis 1003 entsprechende An wendung.
Fünfter Titel.
1016. Das Erbbaurecht erlischt nicht dadurch, daß das Bauwerk untergeht.
Miteigentum."
1017. Für das Erbbaurecht gelten die sich auf Gmndstücke beziehenden Vorschriften.
1008. Steht das Eigenthum an einer Sache Mehreren nach Bruchtheilen zu, so gelten die Vor
Ansprüche aus dem Eigenthume geltenden Vor
schriften der §§ 1009 bis 1011."
schriften finden auf das Erbbaurecht entsprechende
1009. Die gemeinschaftliche Sache kann auch
Die für den Erwerb des Eigenthums und die
Anwendung.90 91 92
zu Gunsten eines Miteigenthümers belastet werden. Die Belastung eines gemeinschaftlichen Grund
Fünfter Abschnitt.
Dienstbarkeiten.^
stücks zu Gunsten des jeweiligen Etgenthümers
eines anderen Grundstücks sowie die Belastung eines anderen Grundstücks zu Gunsten der jewei
Erster Titel.
Grunddienstbarkeiten.
1018. Ein Grundstück kann zu Gunsten des je-
ligen Eigenthümer des gemeinschaftlichen Grund
weiligen Etgenthümers eines anderen Grundstücks
stücks wird nicht dadurch ausgeschlossen, daß das
in der Weise belastet werden, daß dieser das Grund
andere Grundstück einem Miteigenthümer des ge
stück in einzelnen Beziehungen benutzen darf oder
meinschaftlichen Grundstücks gehört.
daß auf dem
1010. Haben die Miteigenthümer eines Grund
Gmndstücke
gewisse Handlungen
nicht vorgenommen werden dürfen oder daß die
stücks die Verwaltung und Benutzung geregelt
Ausübung eines Rechtes ausgeschlossen ist, das
oder das Recht, die Aufhebung der Gemeinschaft
sich aus dem Eigenthum an dem belasteten Grund
zu verlangen, für immer oder auf Zeit ausge
stücke dem anderen Grundstücke gegenüber ergiebr
schloffen oder eine Kündigungsfrist bestimmt, so
(Grunddienstbarkeit). 98
wirkt die getroffene Bestimmung gegen den Sonder
1019. Eine Grunddienstbarkeit' kann nur in einer Belastung bestehen, die für die Benutzung
nachfolger eines Miteigenthümers nur, wenn sie
als Belastung des Antheils tni Grundbuch ein getragen ist. Die in den §§ 755, 756 bestimmten Ansprüche 86. Uebergangsvorschriften in Artt. 173, 181 Abs. 2 EG. 87. Bgl. § 48 GBO , § 864 Abs. 2 CPO; §§ 180-184 ZBG; § 16 KO; Art. 131 EG.
88. Vgl. indessen Artt. 131, 182 EG. 89. Bgl. Artt. 68, 143 EG ; §§ 20, 84, 31, 7 GBO. 90. Bgl. auch § 22 Abs. 2 GBO ; §§ 861 Abs. 1, 870, 932 CPO; Art. 184 EG. 91. Uebergangövorschrift in AM. 184, 187, 191 EG. 92. Bgl. §§ 6, 8, 50 GBO.
Bürgerliches Gesetzbuch.
III. Buch. Sachenrecht.
des Grundstücks des Berechtigten Bortheil bietet.
Ueber das sich hieraus ergebende Maß hinaus kann
der Inhalt der Dienstbarkeit nicht erstreckt werden."
1020. Bei der Ausübung einer Grunddienstbar
89
§ 1020—1032.
1025. Wird das Grundstück des Berechtigten getheilt, so besteht die Grunddienstbarkeit für die einzelnen Theile fort-
die Ausübung ist jedoch
daß sie
im Zweifel nur in der Weise zulässig,
keit hat der Berechtigte das Interesse des Eigen
für den Eigenthümer des belasteten Grundstücks Gereicht die Dienstbar
tümers des belasteten Grundstücks tunlichst zu
nicht beschwerlicher wird.
schonen. Hält er zur Ausübung der Dienstbarkeit
keit nur einem der Theile zum Vortheile, so er
auf dem belasteten Grundstück eine Anlage, so hat
lischt sie für die übrigen Theile.
er sie in ordnungsmäßigem Zustande zu erhalten, soioeit das Jnteresse des Eigentümers es erfordert."
1026. Wird das belastete Grundstück getheilt, s o werden, wenn die Ausübung der Grunddienst
1021. Gehört zur Ausübung einer Grunddienst
barkeit auf einen bestimmten Theil des belasteten
barkeit eine Anlage auf dem belasteten Grund
Grundstücks beschränkt ist, die Theile, welche außer
stücke, so kann bestimmt werden, daß der Eigen
halb des Bereichs der Ausübung liegen, von der
thümer dieses Grundstücks die Anlage zu unter
Dienstbarkeit frei.97 98
halten hat, soweit das Interesse des Berechtigten es erfordert. Steht dem Eigenthümer das Recht
1027. Wird eine Grunddienstbarkeit beein trächtigt, so stehen dem Berechtigten die im § 1004
zur Mitbenutzung der Anlage zu, so kann bestimmt
bestimmten Rechte zu.99.
werden, daß der Berechtigte die Anlage zu unter
1028. Ist auf dem belasteten Grundstück eine
halten hat, soweit es für das Benutzungsrecht des
Anlage, durch welche die Grunddienstbarkeit beein
Eigenthümers erforderlich ist.
trächtigt wird, errichtet worden, so unterliegt der
Auf eine solche Unterhaltungspflicht finden die
Vorschriften über die Reallasten entsprechende An
Anspruch
des Berechtigten auf Beseitigung der
Beeinträchtigung der Verjährung, auch wenn die
Dienstbarkeit im Grundbuch eingetragen ist.
wendung. 96 93 94 95
1022. Besteht die Grunddienstbarkeit in dem
der Bestand der Anlage mit ihr
Rechte, auf einer baulichen Anlage des belasteten
barkeit soweit
Grundstücks eine bauliche Anlage zu hatten, so
in Widerspruch steht. Vorschriften des § 892 finden keine An
hat, wenn nicht ein Anderes bestimmt ist, der
Die
Eigenthümer des belasteten Grundstücks seine An
wendung.
lage zu unterhalten, soweit das Interesse des Be rechtigten es erfordert. Die Vorschrift des § 1021
Mit
der Verjährung des Anspruchs erlischt die Dienst
1029. Wird der Besitzer eines Grundstücks in der Ausübung einer für
den Eigenthümer im
Abs. 2 gilt auch für diese Unterhaltungspfltcht.99 100Grundbuch eingetragenen Grunddienstbarkeit ge stört, so finden die für den Besitzschutz geltenden 1023. Beschränkt sich die jeweilige Ausübung einer Grunddienstbarkeit auf einen Theil des be
Vorschriften entsprechende Anwendung, soweit die
lasteten Grundstücks, so kann der Eigenthümer die
Dienstbarkeit innerhalb
eines Jahres
Verlegung der Ausübung auf eine andere, für den
Störung,
nur
Berechtigten ebenso geeignete
worden ist.99
Stelle
verlangen,
wenn die Ausübung an der bisherigen Stelle für
sei
es
auch
Zweiter Titel.
ihn besonders beschwerlich ist,- die Kosten der Ver
einmal,
vor
der
ausgeübt
Nießbrauch.
legung hat er zu tragen und vorzuschießen. Dies
I. Nießbrauch an Gacherr.
gilt auch dann, wenn der Theil des Grundstücks, auf den sich die Ausübung beschränkt, durch Rechts
1030. Eine Sache kann in der Weise belastet werden, daß derjenige, zu dessen Gunsten die
geschäft bestimmt ist.
Belastung erfolgt, berechtigt ist,
Das Recht auf die Verlegung kann nicht durch Rechtsgeschäft ausgeschlossen oder beschränkt werden.
1024. Trifft eine Grunddienstbarkeit mit einer
die Nutzungen
der Sache zu ziehen (Nießbrauch).
Der
Nießbrauch kann
durch
den
Ausschluß
einzelner Nutzungen beschränkt werden."9
anderen Grunddienstbarkeit oder einem sonstigen
1031. Mit dem Nießbrauch an einem Grund
Nutzungsrecht an dem Grundstücke dergestalt zu
stück erlangt der Nießbraucher den Nießbrauch an
sammen, daß die Rechte nebeneinander nicht oder
dem Zubehöre nach den für den Erwerb des
nicht vollständig ausgeübt werden können, und
Eigenthums geltenden Vorschriften des § 926.
haben die Rechte gleichen Rang, so kann jeder
1032. Zur Bestellung des Nießbrauchs an einer beweglichen Sache ist erforderlich, daß der Eigen
Berechtigte eine den Interessen aller Berechtigten
nach billigen! Ermessen
entsprechende
Regelung
der Ausübung verlangen.
thümer
die Sache dem Erwerber übergiebt und
beide darüber einig
brauch zustehen soll. 93. Weitere Einschränkungen durch landesgesetzliche Be stimmungen läßt Art. 115 EG zu. — Vgl. auch Art. 68 EG. 94. Vgl. Art. 184 EG. 95. Bgl. Art. 116 EG. 96. Vgl. Art 116 EG.
sind, daß diesem der Nieß
Die Vorschriften des § 929
97. Vgl. Art. 120 Abs. 1 EG. 98. Bgl. § 92 ZBG. 99. Vgl. Art. 191 EG. 100. Vgl. Art. 184 EG.
90
Bürgerliches Gesetzbuch.
Satz 2 und
III. Buch. Sachenrecht.
der §§ 930 bis 936 finden ent
sprechende Anwendung;
§ 1033—1045.
auch an solchen Früchten, die er den Regeln einer
in den Fällen des § 936
ordnungsmäßigen Wirthschaft zuwider oder die er
tritt nur die Wirkung ein, daß der Nießbrauch
deshalb im Uebermaße zieht, weil dies in Folge
eines besonderen Ereignisses nothwendig geworden
dem Rechte des Dritten vorgeht.
1033. Der Nießbrauch an einer beweglichen Ersitzung erworben werden.
Sache kann durch
ist.
Er ist jedoch, unbeschadet seiner Verantwort
lichkeit für ein Verschulden, verpflichtet, den Werth
Die für den Erwerb des Eigenthums durch Er
der Früchte dem Eigenthümer bei der Beendigung
sitzung geltenden Vorschriften finden entsprechende Anwendung.
des Nießbrauchs zu ersetzen und für die Erfüllung
1034. Der Nießbraucher kann den Zustand der
der Eigenthümer als der Nießbraucher kann ver
Sachverständige
langen, daß der zu ersetzende Betrag zur Wieder
Das gleiche Recht steht dem
herstellung der Sache insoweit verwendet wird, als
Sache auf seine Kosten feststellen lassen.
durch
dieser Verpflichtung Sicherheit zu leisten. Sowohl
es einer ordnungsmäßigen Wirthschaft entspricht.
Eigenthümer §u.101 102
1035. Bei dem Nießbrauch an einem Inbegriffe
Wird die Verwendung zur Wiederherstellung
von Sachen sind der Nießbraucher- und der Eigen
der Sache nicht verlangt, so fällt die Ersatzpflicht
thümer einander verpflichtet, zur Aufnahme eines
weg, soweit durch den ordnungswidrigen oder den
Verzeichnisses der Sachen mitzuwirken. Das Ver-
übermäßigen Fruchtbezug die
zeichniß ist mit der Angabe des Tages der Auf
gebührenden Nutzungen beeinträchtigt werden.
nahme zu versehen und von beiden Theilen zu jeder Theil kann verlangen, daß
1040. Das Recht des Nießbrauchers erstreckt sich nicht auf den Antheil des Eigenthümers an
die Unterzeichnung öffentlich beglaubigt wird. Jeder
einem Schatze, der in der Sache gefunden wird.
Theil kann auch verlangen, daß das Verzeichniß
1041. Der Nießbraucher hat für die Erhaltung der Sache in ihrem wirthschaftlichen Bestände zu
unterzeichnen-
durch die zuständige Behörde
oder durch einen
zuständigen Beamten oder Notar ausgenommen totri).103
Die Kosten hat derjenige zu tragen
sorgen.
dem Nießbraucher
Ausbesserungen und Erneuerungen liegen
ihm nur insoweit ob, als sie zu der gewöhnlichen
und vorzuschießen, welcher die Aufnahme oder die
Unterhaltung der Sache gehören.
Beglaubigung verlangt.
1042. Wird die Sache zerstört oder beschädigt oder wird eine außergewöhnliche Ausbesserung oder
1036. Der Nießbraucher ist zum Besitze der Sache berechtigt. Er hat bei der Ausübung des Nutzungsrechts
Erneuerung der Sache oder eine Vorkehrung zum
die bisherige wirthschaftliche Bestimmung der Sache
Gefahr erforderlich, so hat der Nießbraucher dem
aufrechtzuerhalten und nach den Regeln
Eigenthümer unverzüglich Anzeige zu machen. Das
einer
Schutze der Sache gegen eine nicht vorhergesehene
Gleiche gilt, wenn sich ein Dritter ein Recht an
ordnungsmäßigen Wirthschaft zu verfahren.
1037. Der Nießbraucher ist nicht berechtigt, die Sache umzugestalten oder wesentlich zu verändern.
Der Nießbraucher eines Grundstücks darf neue
der Sache anmaßt.
1043. Nimmt der Nießbraucher eines Grund stücks eine erforderlich gewordene außergewöhnliche
Kies,
Ausbesserung oder Erneuerung selbst vor, so darf
Sand, Lehm, Thon, Mergel, Torf und sonstigen
er zu diesem Zwecke innerhalb der Grenzen einer
Anlagen
zur
Gewinnung von Steinen,
Bodenbestandtheilen errichten, sofern nicht die wirth
ordnungsmäßigen Wirthschaft auch Bestandtheile
schaftliche Bestimmung des Grundstücks dadurch
des Grundstücks verwenden, die nicht zu den ihm
wesentlich verändert wird.
gebührenden Früchten gehören.
1038. Ist ein Wald Gegenstand des Nießbrauchs, so kann sowohl der Eigenthümer als der Nieß
1044. Nimmt der Nießbraucher eine erforder lich gewordene Ausbesserung oder Erneuerung der
braucher verlangen, daß das Maß der Nutzung
Sache nicht selbst vor, so hat er dem Eigenthümer
und die Art der wirthschaftlichen Behandlung durch
die Vornahme und, wenn ein Grundstück Gegen
Tritt
stand des Nießbrauchs ist, die Verwendung der
eine erhebliche Aenderung der Umstände ein, so
im § 1043 bezeichneten Bestandtheile des Grund
kann jeder Theil eine entsprechende Aenderung des
stücks zu gestatten.
Wirthschaftsplans verlangen. Die Kosten hat jeder
1045. Der Nießbraucher hat die Sache für die Dauer des Nießbrauchs gegen Brandschaden und
einen Wirthsckaftsplan festgestellt werden.
Theil zur Hälfte zu tragen. Das Gleiche gilt, wenn ein Bergwerk oder eine
sonstige Unfälle auf seine Kosten unter Versicherung
andere auf Gewinnung von Bodenbestandtheilen
zu bringen, wenn die Versicherung einer ordnungs
gerichtete Anlage Gegenstand des Nießbrauchs ist.
mäßigen Wirthschaft entspricht.
1039. Der Nießbraucher erwirbt das Eigenthum
Die Versicherung
ist so zu nehmen, daß die Forderung gegen den Versicherer dem Eigenthümer zusteht.
101. Uebergangsvorschrift in Art. 185 EG. 102. Das Verfahren hierbei ist durch §§ 164, 15 FrG ge regelt. 103. Vgl. § 35 AG z. FrG.
Ist die Sache bereits versichert, so fallen die für
die Versicherung zu leistenden
Zahlungen dem
Nießbraucher für die Dauer des Nießbrauchs zur
Bürgerliches Gesetzbuch.
111. Buch. Sachenrecht.
Last, soweit er zur Versicherung verpflichtet sein würde. 1046. An der Forderung gegen den Versicherer steht dem Nießbraucher der Nießbrauch nach den Vorschriften zu, die für den Nießbrauch an einer auf Zinsen ausstehenden Forderung gelten. Tritt ein unter die Versicherung fallender Scha den ein, so kann sowohl der Eigenthümer als der Nießbraucher verlangen, daß die Versicherungs summe zur Wiederherstellung der Sache oder zur Beschaffung eines Ersatzes insoweit verwendet wird, als es einer ordnungsmäßigen Wirthschaft ent spricht. Der Eigenthümer kann die Verwendung selbst besorgen oder dem Nießbraucher überlassen. 1047. Der Nießbraucher ist dem Eigenthümer gegenüber verpflichtet, für die Dauer des Nieß brauchs die auf der Sache ruhenden öffentlichen Lasten mit Ausschluß der außerordentlichen Lasten, die als auf den Stammwerth der Sache gelegt anzusehen sind, sowie diejenigen privatrechtlichen Lasten zu tragen, welche schon zur Zeit der Be stellung des Nießbrauchs auf der Sache ruhten, insbesondere die Zinsen der Hypothekenforderungen und Grundschulden, sowie die auf Grund einer Rentenschuld zu entrichtenden Leistungen. 1048. Ist ein Grundstück sammt Inventar Gegenstand des Nießbrauchs, so kann der Nieß braucher über die einzelnen Stücke des Inventars innerhalb der Grenzen einer ordnungsmäßigen Wirthschaft verfügen. Er hat für den gewöhnlichen Abgang sowie für die nach den Regeln einer ord nungsmäßigen Wirthschaft ausscheidenden Stücke Ersatz zu beschaffen- die von ihm angeschafften Stücke werden mit der Einverleibung in das Jnventar'Eigenthum desjenigen, welchem das Inventar gehört. Uebernimmt der Nießbraucher das Inventar zum Schätzungswerthe mit der Verpflichtung, es bet der Beendigung des Nießbrauchs zum Schätzungs werthe zurückzugewähren, so finden die Vorschriften der §§ 588, 589 entsprechende Anwendung. 1049. Macht der Nießbraucher Verwendungen auf die Sache, zu denen er nicht verpflichtet ist, so bestimmt sich die Ersatzpflicht des Eigenthümers nach den Vorschriften über die Geschäftsführung ohne Auftrag. Der Nießbraucher ist berechtigt, eine Einrichtung, mit der er die Sache versehen hat, wegzunehmen. 1050. Veränderungen oder Verschlechterungen der Sache, welche durcb die ordnungsmäßige Aus übung des Nießbrauchs herbeigeführt werden, hat der Nießbraucher nicht zu vertreten. 1051. Wird durch das Verhalten des Nieß brauchers die Besorgniß einer erheblichen Ver letzung der Rechte des Eigenthümers begründet, so kann der Eigenthümer Sicherheitsleistung verlangen. 1052. Ist der Nießbraucher zur Sicherheits leistung rechtskräftig verurtheilt, so kann der Eigen thümer statt der Sicherheitsleistung verlangen,
§ 1046—1056.
91
daß die Ausübung des Nießbrauchs für Rechnung des Nießbrauchers einem von dem Gerichte 104 105 zu bestellenden Verwalter übertragen wird. Die An ordnung der Verwaltung ist nur zulässig, wenn dem Nießbraucher auf Antrag des Eigenthümers von dem Gericht eine Frist zur Sicherheitsleistung besttmmt worden und die Frist versttichen ist- sie ist unzulässig, wenn die Sicherheit vor dem Ab laufe der Frist geleistet wird. Der Verwalter steht unter der Aufsicht des Gerichts wie ein für die Zwangsverwaltung eines Grundstücks bestellter Verwalter. Verwalter kann auch der Eigenthümer fein.106 Die Verwaltung ist aufzuheben,106 wenn die Sicherheit nachträglich geleistet wird. 1053. Macht der Nießbraucher einen Gebrauch von der Sache, zu dem er nicht befugt ist, und setzt er den Gebrauch ungeachtet einer Abmahnung des Eigenthümers fort, so kann der Eigenchümer auf Unterlassung klagen. 1054. Verletzt der Nießbraucher die Rechte des Eigenthümers in erheblichem Maße und setzt er das verletzende Verhalten ungeachtet einer Ab mahnung des Eigenthümers fort, so kann der Eigenthümer die Anordnung einer Verwaltung nach § 1052 verlangen. 1055. Der Nießbraucher ist verpflichtet, die Sache nach der Beendigung des Nießbrauchs dem Eigenthümer zurückzugeben. Bei den: Nießbrauch an einem landwirthschaftiichen Grundstücke finden die Vorschriften der §§ 591, 592, bei dem Nießbrauch an einem Landgute finden die Vorschriften der §§ 591 bis 593 entsprechende Anwendung. 1056. Hat der Nießbraucher ein Grundstück über die Dauer des Nießbrauchs hinaus vermiethet oder verpachtet, so finden nach der Beendigung des Nießbrauchs die für den Fall der Veräußerung geltenden Vorschriften der §§ 571, 572, des § 573 Satz 1 und der §§ 574 bis 576, 579 entsprechende Anwendung. Der Eigenthümer ist berechtigt, das Mieth- oder Pachtverhältniß unter Einhaltung der gesetzlichen Kündigungsfrist zu kündigen. Verzichtet der Nieß braucher auf den Nießbrauch, so ist die Kündigung erst von der Zeit an zulässig, zu welcher der Nieß brauch ohne den Verzicht erlöschen würde. Der Miether oder der Pächter ist berechttgt, den Eigenthümer unter Bestimmung einer ange messenen Frist zur Erklärung darüber aufzufordern, ob er voll dem Kündigungsrechte Gebrauch mache. Die Kündigung kann nur bis zum Ablaufe der Frist erfolgen.107 104. Das zuständige Gericht ist das Prozehgcricht (vgl. §§ 887, 255 Abs. 2 CPO). 105. Bgl. §§ 153, 154, 161 ZBG. 106. Nötigenfalls durch daö Gericht. 107. Bgl. § 99 Satz 2 AG z. BGB.
92
Bürgerliches Gesetzbuch.
III. Buch. Sachenrecht.
1057. Die Ersatzansprüche des Eigenthümers wegen Veränderungen oder Verschlechterungen der Sache sowie die Ansprüche des Nießbrauchers auf Ersatz von Verwendungen oder auf Gestattung der Wegnahme einer Einrichtung verjähren in sechs Monaten. Die Vorschriften des § 558 Abs. 2,3 finden entsprechende Anwendung. 1058. Im Verhältnisse zwischen dem Nieß braucher und dem Eigenthümer gilt zu Gunsten des Nießbrauchers der Besteller als Eigenthümer, es sei denn, daß der Nießbraucher weiß, daß der Besteller nicht Eigenthümer ist. 1059. Der Nießbrauch ist nicht übertragbar. Die Ausübung des Nießbrauchs kann einem An deren überlassen werden?9« 1060. Trifft ein Nießbrauch mit einem anderen Nießbrauch oder mit einem sonstigen Nutzungs recht an der Sache dergestalt zusammen, daß die Rechte neben einander nicht oder nicht vollständig ausgeübt werden können, und haben die Rechte gleichen Rang, so findet die Vorschrift des § 1024 Anwendung. 1061. Der Nießbrauch erlischt mit dem Tode des Nießbrauchers. Steht der Nießbrauch einer juristischen Person zu, so erlischt er mit dieser. 1062. Wird der Nießbrauch an einem Grund stücke durch Rechtsgeschäft aufgehoben, so erstreckt sich die Aufhebung im Zweifel auf den Nieß brauch an dem Zubehöre.108 109 1063. Der Nießbrauch an einer beweglichen Sache erlischt, wenn er mit dem Eigenthum in derselben Person zusammentrifst. Der Nießbrauch gilt als nicht erloschen, soweit der Eigenthümer ein rechtliches Interesse an dem Fortbestehen des Nießbrauchs hat. 1064. Zur Aufhebung des Nießbrauchs an einer beweglichen Sache durch Rechtsgeschäft ge nügt die Erklärung des Nießbrauchers gegenüber dem Eigenthümer oder dem Besteller, daß er den Nießbrauch aufgebe.110 111 1065. Wird das Recht des Nießbrauchers be einträchtigt, so finden auf die Ansprüche des Nießbrauchers die für die Ansprüche aus dem Eigenthume geltenden Vorschriften entsprechende Anwendung. 1066. Besteht ein Nießbrauch an dem Antheil eines Miteigenthümers, so übt der Nießbraucher die Rechte aus, die sich aus der Gemeinschaft der Miteigenthümer in Ansehung der Verwaltung der Sache und der Art ihrer Benutzung ergeben. Die Aufhebung der Gemeinschaft-kann nur von dem Miteigenthümer und dem Nießbraucher ge meinschaftlich verlangt werden. 108. Bezüglich der Pfändbarkeit des Nießbrauchs vgl. die Bestimmung des § 857 Abs. 3, 4 CPO. 109. Bgl. §§ 92, 121 ZBG. 110. Ueber die Löschung des Nießbrauchs im Grundbuch rifft § 23 GBO Bestimmung.
§ 1057—1072.
Wird die Gemeinschaft aufgehoben, so gebührt dem Nießbraucher der Nießbrauch an den Gegen ständen, welche an die Stelle des Antheils treten. 1067. Sind verbrauchbare Sachen Gegenstand des Nießbrauchs, so wird der Nießbraucher Eigen thümer der Sachen- nach der Beendigung des Nießbrauchs hat er dem Besteller den Werth zu ersetzen, den die Sachen zur Zeit der Bestellung hatten. Sowohl der Besteller als der Nieß braucher kann den Werth auf seine Kosten durch Sachverständige feststellen lassen?" Der Besteller kann Sicherheitsleistung ver langen, wenn der Anspruch auf Ersatz des Werthes gefährdet ist.
n. Nießbrauch an Rechten.
1068. Gegenstand des Nießbrauchs kann auch ein Recht sein. Auf den Nießbrauch an Rechten finden die Vorschriften über den Nießbrauch an Sachen ent sprechende Anwendung, soweit sich nicht aus den §§ 1069 bis 1084 ein Anderes ergiebt. 1069. Die Bestellung des Nießbrauchs an .einem Rechte erfolgt nach den für die Uebertragung des Rechtes geltenden Vorschriften. An einem Rechte, das nicht übertragbar ist, kann ein Nießbrauch nicht bestellt werden. 1070. Ist ein Recht, kraft dessen eine Leistung gefordert werden kann, Gegenstand des Nieß brauchs, so finden auf das Rechtsverhältniß zwischen dem Nießbraucher und dem Verpflichteten die Vorschriften entsprechende Anwendung, welche im Falle der Uebertragung des Rechtes für das Rechtsverhältniß zwischen dem Erwerber und dem Verpflichteten gelten. Wird die Ausübung des Nießbrauchs nach § 1052 einem Verwalter übertragen, so ist die Uebertragung dem Verpflichteten gegenüber erst wirksam, wenn er von der getroffenen Anord nung Kenntniß erlangt oder wenn ihm eine Mittheilung von der Anordnung zugestellt wird. Das Gleiche gilt von der Aufhebung der Ver waltung.
1071. Ein dem Nießbrauch unterliegendes Recht kann durch Rechtsgeschäft nur mit Zustimmung des Nießbrauchers aufgehoben werden. Die Zu stimmung ist demjenigen gegenüber zu erklären, zu dessen Gunsten sie erfolgt; sie ist unwider ruflich. Die Vorschrift des § 876 Satz 3 bleibt unberührt. Das Gleiche gilt im Falle einer Aenderung des Rechtes, sofern sie den Nießbrauch beeinträchtigt. 1072. Die Beendigung des Nießbrauchs tritt nach den Vorschriften der §§ 1063, 1064 auch dann ein, wenn das dem Nießbrauch unterliegende Recht nicht ein Recht an einer beweglichen Sache ist. 111. §§ 164, 15 FrG.
Bürgerliches Gesetzbuch.
III. Buch. Sachenrecht.
1073. Dem Nießbraucher einer Leibrente, eines Auszugs oder eines ähnlichen Rechtes gebühren die einzelnen Leistungen,
die
auf
Grund des
93
§ 1073—1087.
zu dem Papiere gehörenden Zins-, Renten- oder Gewinnantheilscheine steht dem Meßbraucher zu.
Zur Bestellung
des Nießbrauchs
genügt an
Rechtes gefordert werden können.
Stelle der Uebergabe des Papiers die Einräumung
1074. Der Nießbraucher einer Forderung ist zur Einziehung der Forderung und, wenn die
des Mitbesitzes.
Fälligkeit von einer Kündigung des Gläubigers abhängt, zur Kündigung berechtigt.
Er hat für
die ordnungsmäßige Einziehung zu sorgen.
1082. Das Papier ist nebst dem Erneuerungs schein auf Verlangen des Nießbrauchers oder des Eigenthümers bei einer Hinterlegungsstelle mit der
Zu
Bestimmung zu hinterlegen, daß die Herausgabe
anderen Verfügungen über die Forderung ist er
nur von dem Nießbraucher und dem Eigenthümer gemeinschaftlich verlangt werden kann.
nicht berechtigt.
1075. Mit der Leistung des Schuldners an
Der Nieß
braucher kann auch Hinterlegung bei der Reichs
den Nießbraucher erwirbt der Gläubiger den ge
bank verlangen.
leisteten Gegenstand und der Nießbraucher den
1083. Der Nießbraucher und der Eigenthünier des Papiers sind einander verpflichtet, zur Ein
Nießbrauch an dem Gegenstände. Werden verbrauchbare Sachen geleistet, so er
ziehung des fälligen Kapitals, zur Beschaffung
wirbt der Nießbraucher das Eigenthum- die Vor
neuer Zins-, Renten- oder Gewinnantheilscheine
schriften des § 1067 finden
sowie zu sonstigen Maßnahmen mitzuwirken, die
entsprechende An
zur ordnungsmäßigen- Vermögensverwaltung er
wendung.
1076. Ist eine auf Zinsen ausstehende For derung Gegenstand des Nießbrauchs, so gelten die
forderlich sind.
Im Falle der Einlösung des Papiers finden die Borschriften des § 1079 Anwendung. Eine bei der Ein
Vorschriften der §§ 1077 bis 1079.
1077. Der Schuldner kann das Kapital nur
lösung gezahlte Prämie gilt als Theil des Kapitals.
an den Nießbraucher und den Gläubiger gemein
1084. Gehört ein Jnhaberpapier oder ein Order papier, das mit Blankoindossament versehen ist,
schaftlich zahlen.
Jeder von beiden kann ver
langen, daß an sie gemeinschaftlich gezahlt wirdjeder kann statt der Zahlung die Hinterlegung für
nach § 92 zu den verbrauchbaren Sachen, so be
wendet es bei den Vorschriften des § 1067.
beide fordern. Der Nießbraucher und der Gläubiger können mit* gemeinschaftlich kündigen. Die Kündigung
1085. Der Nießbrauch an dem Vermögen einer
des Schuldners ist nur wirksam, wenn sie dem
Person kann nur in der Weise bestellt werden, daß der
Nießbraucher und dem Gläubiger erklärt wird.
1078. Ist die Forderung fällig, so sind der
in. Nießbrauch an einem Vermögen.
"Nießbraucher den Nießbrauch an den einzelnen zu denr Vermögen gehörenden Gegenständen erlangt.
Nießbraucher und der Gläubiger einander ver
Soweit der Nießbrauch bestellt ist, gelten die Vor
pflichtet, zur Einziehung mitzuwirken.
schriften der §§ 1086 bis 1088.
Hängt die
Theil die Mitwirkung des anderen zur Kündigung
1086. Die Gläubiger des Bestellers können, soweit ihre Forderungen vor der Bestellung ent
verlangen, wenn die Einziehung der Forderung
standen sind, ohne Rücksicht auf den Nießbrauch
wegen Gefährdung ihrer Sicherheit nach den Regeln
Befriedigung aus den
einer ordnungsmäßigen Vermögensverwaltung ge
liegenden Gegenständen verlangen.112
boten ist.
Nießbraucher das Eigenthum an verbrauchbaren
Fälligkeit von einer Kündigung ab, so kann jeder
dem Nießbrauch
unter
Hat der
1079. Der Nießbraucher und der Gläubiger
Sachen erlangt, so tritt an die Stelle der Sachen
sind einander verpflichtet, dazu mitzuwirken, daß
der Anspruch des Bestellers auf Ersatz des Werthes-
das eingezogene Kapital nach den für die Anlegung
der Nießbraucher ist den Gläubigern gegenüber zum
von Mündelgeld geltenden Vorschriften verzinslich
sofortigen Ersätze verpflichtet.
angelegt und gleichzeitig dem Nießbraucher der
Nießbrauch bestellt wird. Die Art der Anlegung
1087. Der Besteller kann, wenn eine vor der Bestellung entstandene Forderung fällig ist, von
bestimmt der Nießbraucher.
dem Nießbraucher Rückgabe der zur Befriedigung
1080. Die Vorschriften über den Nießbrauch
des Gläubigers erforderlichen Gegenstände ver
an einer Forderung gelten auch für den Nieß
langen.
brauch an einer Grundschuld und an einer Renten
jedoch nur die vorzugsweise geeigneten Gegenstände
Die Auswahl steht ihm zu- er kann
auswählen.
schuld.
1081. Ist ein Jnhaberpapier oder ein Order
Soweit die zurückgegebenen Gegen
stände ausreichen, ist der Besteller dem Nießbraucher
papier, das mit Blankoindossament versehen ist,
gegenüber zur Befriedigung des Gläubigers ver
Gegenstand des Meßbrauchs, so steht der Besitz
pflichtet.,
des Papiers und des zu dem Papiere gehörenden
Erneuerungsscheins dem Nießbraucher und dem Eigenthümer gemeinschaftlich zu.
Der Besitz der
112. Ueber die formellen Voraussetzungen der Zwangs vollstreckung treffen die §§ 737, 738, 794 Avs. 2 CPO die erforderlichen Bestimmungen.
94
Bürgerliches Gesetzbuch.
III. Buch. Sachenrecht.
§ 1088—1099.
Der Nießbraucher kann die Verbindlichkeit durch
oder einen Theil eines Gebäudes unter Ausschluß
Leistung deS geschuldeten Gegenstandes erfüllen.
des Eigenthümers als Wohnung zu benutzen. Auf
Gehört der geschuldete Gegenstand nicht zu dem
dieses Recht finden die für den Nießbrauch geltenden
Vermögen, das dem Nießbrauch unterliegt, so ist
Vorschriften der §§ 1031, 1034, 1036, des § 1037
der Nießbraucher berechtigt, zum Zwecke der Be
Abs. 1 und der §§ 1041, 1042, 1044, 1049, 1050,
friedigung des Gläubigers einen zu dem Vermögen
1057, 1062 entsprechende Anwendung.
gehörenden Gegenstand zu veräußern, wenn die
Der Berechtigte ist befugt, seine Familie sowie
Befriedigung durch den Besteller nicht ohne Ge
die zur standesmäßigen Bedienung und zur Pflege
fahr abgewartet werden kann.
zugsweise
geeigneten
Er hat einen vor
Gegenstand
auszuwählen.
erforderlichen Personen in die Wohnung aufzu-
nehmen.
Soweit er zum Ersätze des Werthes verbrauch
Ist das Recht auf einen Theil des Gebäudes
barer Sachen verpflichtet ist, darf er eine Ver
beschränkt, so kann der Berechtigte die zum gemein
äußerung nicht vornehmen.
schaftlichen Gebrauche der Bewohner bestimmten
1088. Die Gläubiger des Bestellers, deren For-
Anlagen und Einrichtungen mttbenutzen.
derungen schon zur Zeit der Bestellung verzinslich waren, können die Zinsen für die Dauer des Nieß
Sechster Abschnitt.
brauchs auch von dem Nießbraucher verlangen.
Vorkaufsrecht.
Leistungen, die bei ordnungsmäßiger Verwaltung
1094. Ein Grundstück kann in der Weise be lastet werden, daß derjenige, zu besten Gunsten
aus den Einkünften des
die Belastung erfolgt, dem Eigenthümer gegen
Das Gleiche gilt von anderen wiederkehrenden Vermögens
bestritten
werden, wenn die Forderung vor der Bestellung
über zum Vorkaufe berechtigt ist.
des Nießbrauchs entstanden ist. Die Haftung des Nießbrauchers kann nicht durch
Das Vorkaufsrecht kann auch zu Gunsten des jeweiligen Eigenthümers eines anderen Grund
Vereinbarung zwischen ihm und dem Besteller aus
stücks bestellt werden?"
geschlossen oder beschränkt werden. Der Nießbraucher ist dem Besteller gegenüber
1095. Ein Bruchtheil eines Grundstücks kann mit dem Vorkaufsrechte nur belastet werden, wenn
zur Befttedigung der Gläubiger wegen der im
er in dem Antheil eines Miteigenthümers besteht.
Abs. 1 bezeichneten Ansprüche verpflichtet.
Rückgabe von Gegenständen zum Zwecke der Be-
1096. Das Vorkaufsrecht kann auf das Zu behör erstreckt werden, das mit dem Grundstücke
ftiedigung kann der Besteller nur verlangen, wenn
verkauft wird.
der Nießbraucher mit der Erfüllung dieser Ver
sich
bindlichkeit in Verzug kommt.
strecken soll.
Die
1089. Die Vorschriften der §§ 1085 bis 1088 finden auf den Nießbrauch an einer Erbschaft ent
sprechende Anwendung.
Im Zweifel ist anzunehmen, daß
das Vorkaufsrecht auf dieses Zubehör er
1097. Das Vorkaufsrecht beschränkt sich auf den Fall des Verkaufs durch den Eigenthümer, welchem das Grundstück zur Zeit der Bestellung gehört, oder durch dessen Erben,- es kann jedoch
Dritter Tittl. Beschränkte persönliche Dienstbarkeiten.
auch für mehrere oder für alle Berkaufsfälle be
stellt werden.
lastet werden, daß derjenige, zu dessen Gunsten
1098. Das Rechtsverhältniß zwischen dem Be rechtigten und dem Verpflichteten bestimmt sich
die Belastung erfolgt, berechtigt ist, das Grund
nach den Vorschriften der §§ 504 bis 514.
stück in einzelnen Beziehungen zu benutzen, oder
Vorkaufsrecht kann auch dann ausgeübt werden,
1090. Ein Grundstück kann in der Weise be
Das
daß ihm eine sonstige Befugniß zusteht, die den
wenn das Grundstück von dem Konkursverwalter
Inhalt einer Grunddienstbarkeit bilden kann (be
aus freier Hand verkauft wird.
schränkte persönliche Dienstbarkeit). Die Vorschriften der §§ 1020 bis 1024, 1026 bis 1029,1061 finden entsprechende Anwendung?"
1091. Der Umfang einer beschränkten persön
Dritten gegenüber hat das Vorkaufsrecht die
Wirkung einer Vormerkung zur Sicherung des
durch die Ausübung
des Rechtes
entstehenden
Anspruchs auf Uebertragung des Eigenthums.
dem persönlichen Bedürfniffe des Berechtigten.
1099. Gelangt das Grundstück in das Eigen thum eines Dritten, so kann dieser in gleicher
1092. Eine beschränkte persönliche Dienstbarkeit ist nicht übertragbar. Die Ausübung der Dienst
Inhalt des Kaufvertrags mit der im § 510 Abs. 2
barkeit kann einem Anderen nur überlassen werden,
bestimmten Wirkung mittheilen.
lichen Dienstbarkeit bestimmt sich im Zweifel nach
wenn die Ueberlassung gestattet ist.
1093. Als beschränkte persönliche Dienstbarkeit kann auch das Recht bestellt werden, ein Gebäude 113.
Bgl. AM. 115, 164, 133 EG.
Weise wie der Verpflichtete dem Berechtigten den
Der Verpflichtete hat den neuen Eigenthümer
zu benachrichtigen, sobald die Ausübung des Vor kaufsrechts erfolgt oder ausgeschlossen ist. 114.
Bgl. § 864 Abs. 2 EPO; Bem. au § 504 ober.
Bürgerliches Gesetzbuch.
III. Buch. Sachenrecht.
1100. Der neue Eigenthümer kann, wenn er der Käufer oder ein Rechtsnachfolger des Käufers ist, die Zustimmung zur Eintragung des Berechtigten als Eigenthümer und die Herausgabe des Grundstücks verweigern, bis ihm der zwischen dem Verpflichteten und dem Käufer vereinbarte Kauf preis, soweit er berichtigt ist, erstattet wird. Er langt der Berechtigte die Eintragung als Eigen thümer, so kann der bisherige Eigenthümer von ihm die Erstattung des berichtigten Kaufpreises gegen Herausgabe des Grundstücks fordern. 1101. Soweit der Berechtigte nach § 1100 dem Käufer oder deffen Rechtsnachfolger den Kaufpreis zu erstatten hat, wird er von der Verpflichtung zur Zahlung des aus dem Vorkaufe geschuldeten Kaufpreises frei. 1102. Verliert der Käufer oder sein Rechtsnach folger in Folge der Geltendmachung des Vorkaufs rechts das Eigenthum, so wird der Käufer, soweit der von ihm geschuldete Kaufpreis noch nicht be richtigt ist, von seiner Verpflichtung frei; den be richtigten Kaufpreis kann er nicht zurückfordern. 1103. Ein zu Gunsten des jeweiligen Eigenthümers eines Grundstücks bestehendes Vorkaufs recht kann nicht von dem Eigenthum an diesem Grundstücke getrennt werden. Ein zu Gunsten einer bestimmten Person be stehendes Vorkaufsrecht kann nicht mit dem Eigen thum an einem Grundstücke verbunden werden. 1104. Ist der Berechtigte unbekannt, so kann er im Wege des Aufgebotsverfahrens 115 116 mit seinem Rechte ausgeschlossen werden, wenn die im § 1170 für die Ausschließung eines Hypothekengläubigers bestimmten Voraussetzungen vorliegen. Mit der Erlassung des Ausschlußurtheils erlischt das Vor kaufsrecht. Auf ein Vorkaufsrecht, das zu Gunsten des je weiligen Eigenthümers eines Grundstücks besteht, finden diese Vorschriften keine Anwendung. Siebenter Abschnitt.
Hcallaftett.116
1105. Ein Grundstück kann in der Weise belastet werden, daß an denjenigen, zu dessen Gunsten die Belastung erfolgt, wiederkehrende Leistungen aus dem Grundstücke zu entrichten sind (Reallast). Die Reallast kann auch zu Gunsten des jewei ligen Eigenthümers eines anderen Grundstücks bestellt werden. 1106. Ein Bruchtheil eines Grundstücks kann mit einer Reallast nur belastet werden, wenn er in dem Antheil eines Miteigenthümers besteht. 1107. Auf die einzelnen Leistungen finden die 115. Nach Maßgabe der §§ 946 ff., insbesondere 988, 1024 EPO. 116. Artt. 113, 115, 121 EG; §§ 8, 50 GBO ; §§ 91, 92, 121 ZBG; vgl. auch § 857 Abs. 6 EPO.
§ 1100—1113.
95
für die Zinsen einer Hypothekenforderung geltenden Vorschriften entsprechende Anwendung. 1108. Der Eigenthümer haftet für die während der Dauer seines Eigenthums fällig werdenden Leistungen auch persönlich, soweit nicht ein An deres bestimmt ist. Wird das Grundstück getheilt, so haften die Eigenthümer der einzelnen Theile als Gesammtschuldner.117 1109. Wird das Grundstück des Berechtigten getheilt, so besteht die Reallast für die einzelnen Thelle fort. Ist die Leistung theilbar, so bestimmen sich die Antheile der Eigenthümer nach dem Berhältniffe der Größe der Theile; ist sie nicht theil bar, so finden die Vorschriften des § 432 Anwen dung. Die Ausübung des Rechtes ist im Zweifel nur in der Weise zulässig, daß sie für den Eigen thümer des belasteten Grundstücks nicht beschwer
licher wird. Der Berechtigte kann bestimmen, daß das Recht nur mit einem der Theile verbunden sein soll. Die Bestimmung hat dem Grundbuchamte gegen über zu erfolgen und bedarf der Eintragung in das Grundbuch; die Vorschriften der §§ 876, 878 finden entsprechende Anwendung. Veräußert der Berechtigte einen Theil des Grundstücks, ohne eine solche Bestimmung zu treffen, so bleibt das Recht mit dem Theile verbunden, den er behält. Gereicht die Reallast nur einem der Theile zum Vortheile, so bleibt sie mit diesem Theile allein
verbunden.118 119 120 1110. Eine zu Gunsten des jeweiligen Eigen thümers eines Grundstücks bestehende Reallast kann nicht von dem Eigenthum an diesem Grund
stücke getrennt werden. 1111. Eine zu Gunsten einer bestimmten Per son bestehende Reallast kann nicht mit dem Eigen thum an einem Grundstücke verbunden werden. Ist der Anspruch auf die einzelne Leistung nicht übertragbar, so kann das Recht nicht veräußert oder belastet werden. 1112. Ist der Berechtigte unbekannt, so finden auf die Ausschließung seines Rechtes die Vorschrif
ten des § 1104 entsprechende Anwendung.
Achter Abschnitt. Hypothek. Grundschuld. Nentenschuld. Erster Titel.
Hypothek.'"
1113. "»Ein Grundstück kann in der Weise be lastet werden, daß an denjenigen, zu dessen Gunsten 117. Bgl. ober Art. 120 EG. 118. Bgl. Artt. 120, 121 6®. 119. UebergangSvorschristen in Artt. 184, 188, 189, 192 bis 195 EG. - Vgl. §§ 25, 325 Abs. 3 EPO ; § 193 KO; § 53 ZBG. 120. Bgl. Art. 112 EG; Beschränkung der Belastung in Art. 117 EG.
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Bürgerliches Gesetzbuch.
III. Buch. Sachenrecht.
die Belastung erfolgt, eine bestimmte Geldsumme*2* zur Befriedigung wegen einer ihm zustehenden Forderung aus dem Grundstücke zu zahlen ist (Hypothek). Die Hypothek kamr auch für eine künftige oder eine bedingte Forderung bestellt werden. 1114. Ein Bruchtheil eines Grundstücks kann mit einer Hypothek mit belastet werden, wenn er in dem Antheil eines Miteigenthümers besteht?22 1115. Bei der Eintragung125 der Hypothek müssen der Gläubiger, der Geldbetrag der For derung 124 121125 und, 122126 123 wenn 127 128 die129 Forderung verzinslich ist, der Zinssatz, wenn andere Nebenleistungen zu entrichten sind, ihr Geldbetrag int Grundbuch an gegeben werden/ im Uebrigen kann zur Bezeichnung der Forderung ans die Eintragungsbewilligung Bezug genommen werden. Bei der Eintragung der Hypothek für ein Dar lehen einer Kreditanstalt, deren Satzung von der zuständigen Behörde öffentlich bekannt gemacht worden ist, genügt zur Bezeichnuug der außer den Zinsen satzungsgemäß zu entrichtenden Neben leistungen die Bezugnahme auf die Satzung. 1116. Ueber die Hypothek wird ein Hypotheken brief 125 ertheilt. Die Ertheitung des Briefes kann ausgeschlossen werden. Die Ausschließung kann auch nachträglich erfolgen.120 Zu der Ausschließung ist die Einigung des Gläubigers und des Eigenthümers sowie die Eintragung in das Grundbuch erforderlich- die Vorschriften des § 873 Abs. 2 und der §§ 876, 878 finden entsprechende Anwendung. Die Ausschließung der Ertheitung des Briefes kann aufgehoben werden- die Aufhebung erfolgt in gleicher Weise wie die Ausschließung. 1117. Der Gläubiger erwirbt, sofern nicht die Ertheitung des Hypothekenbriefs ausgeschlossen ist, die Hypothek erst, wenn ihm der Brief von dem Eigenthümer des Grundstücks übergeben wird?2? Auf die Uebergabe finden die Vorschriften des § 929 Satz 2 und der §§ 930, 931 Anwendung. Die Uebergabe des Briefes kann durch die Ver einbarung ersetzt werden, daß der Gläubiger be rechtigt sein soll, sich den Brief von dem Grund buchamt aushändigen zu taffen. 121. Vgl. §§ 592, 688 CPO. 122. Vgl. § 864 Abs. 2 CPO; § 6 GBO. 123. Dem: die Hypothek entsteht nach § 873 BGB durch die Eintragung in das (Grundbuch, auf Antrag und Bewilligung, bezw. auf Ersuchen einer zuständigen Behörde. — Vgl. indessen § 848 Abs. 2 CPO. — Auch § 897 Abs. 2 CPO. 124. In Reichswährung (§ 23 GBO). Ausnahme von dieser Vorschrift: § 51 GBO. — Vgl. noch § 57 Abs. 2 Nr. 3 GBO. 125. Ueber das Verfahren bei Ertheitung eures Hypotheken briefes vgl. §§ 42, 56—66, bei Erneuerung eines solchen §§ 67—69 GBO. 126. Der ertheilte Hypothekenbrief ist dann unbrauchbar zu machen (§ 69 GBO). 127. Vgl. § 60 GBO.
§ 1114—1123.
Ist der Gläubiger im Besitze des Briefes, so wird vermuthet, daß die Uebergabe erfolgt sei. 1118. Kraft der Hypothek haftet das Grundstück auch für die gesetzlichen Zinsen der Forderung so wie für die Kosten der Kündigung und der die Befriedigung aus dem Grundstücke bezweckenden Rechtsverfolgung?2« 1119. Ist die Forderung unverzinslich oder ist der Zinssatz niedriger als fünf vom Hundert, so kann die Hypothek ohne Zustimmung der im Range gleich- oder nachstehenden Berechtigten dahin er weitert werden, daß das Grundstück für Zinsen bis zu fünf vom Hundert haftet. Zu einer Aenderung der Zahlungszeit und des Zahlungsorts ist die Zustimmung dieser Berech tigten gleichfalls nicht erforderlich. 1120. Die Hypothek erstreckt sich auf die von dem Grundstücke getrennten Erzeugnisse und sonstigen Bestandtheile, soweit sie nicht mit der Trennung nach den §§ 954 bis 957 in das Eigenthum eines Anderen als des Eigenthümers oder des Eigen besitzers des Grundstücks gelangt sind, sowie auf das Zubehör des Grundstücks mit Ausnahme der Zubehörstücke, welche nicht in das Eigenthum des Eigenthümers des Grundstücks gelangt sind?2« 1121. Erzeugnisse und sonstige Bestandtheile des Grundstücks sowie Zubehörstücke werden von der Haftung frei, wenn sie veräußert und von dem Grundstück entfernt werden, bevor sie zu Gunsten des Gläubigers in Beschlag genommen worden sind. Erfolgt die Veräußerung vor der Entfernung, so kann sich der Erwerber dem Gläubiger gegen über nicht darauf berufen, daß er in Ansehung der Hypothek in gutem Glauben gewesen sei. Ent fernt der Erwerber die Sache von dem Grundstücke, so ist eine vor der Entfernung erfolgte Beschlag nahme ihm gegenüber nur wirksam, wenn er bei der Entfernung in Ansehung der Beschlagnahme nicht in gutem Glauben ist.130 1122. Sind die Erzeugnisse oder Bestandtheils innerhalb der Grenzen einer ordnungsmäßigen Wirthschaft von dem Grundstücke getrennt worden, so erlischt ihre Haftung auch ohne Veräußerung, wenn sie vor der Beschlagnahme von dem Grund stück entfernt werden, es sei denn, daß die Ent fernung zu einem vorübergehenden Zwecke erfolgt. Zubehörstücke werden ohne Veräußerung von der Haftung frei, wenn die Zubehöreigenschaft inner halb der Grenzen einer ordnungsmäßigen Wirth schaft vor der Beschlagnahme aufgehoben wird. 1123. Ist das Grundstück vermiethet oder ver pachtet, so erstreckt sich die Hypothek auf die Miethoder Pachtzinsforderung. 128. Vgl. § 12 ZVG. — Tas Grundstück hastet auch für die Kosten der Eintragung der Hypothek im Falle des § 867 CPO. 129. Vgl. §§ 810, 865 CPO; §§ 20, 21, 55 ZBG. 130. Vgl. § 865 Abs. 2 CPO; § 23 ZVG.
Bürgerliches Gesetzbuch.
III. Buch. Sachenrecht.
Soweit die Forderung fällig ist, wird sie mit
97
§ 1124—1133.
Eintritt des Schadens dem Hypothekengläubiger
dem Ablauf eines Jahres nach dem Eintritte der
angezeigt hat und feit dem Empfange der An
Fälligkeit von der Haftung frei, wenn nicht vor
zeige ein Monat vcrsttichen ist. Der Hypotheken
der die Beschlagnahme zu Gunsten des Hypotheken
gläubiger kann bis zum Ablaufe der Frist dem
gläubigers erfolgt.
Versicherer gegenüber der Zahlung widersprechen.
Ist der Miech- oder Pacht
zins im voraus zu entrichten, so erstreckt sich die
Die Anzeige darf unterbleiben, wenn sie unthun-
Befreiung nicht auf den Mieth- oder Pachtzins
lich ist-
für eine spätere Zeit als das zur Zeit der Be
dem Zeitpunkt an berechnet, in welchem die Ver
schlagnahme laufende und das folgende Kalender
sicherungssumme fällig wird.
vierteljahr?" 1124. Wird der Mieth- oder Pachtzins einge
Forderung
zogen,
bevor er
gläubigers in
oder
wird
zu Gunsten des
Beschlag
vor
Hypotheken
genommen worden ist,
der Beschlagnahme
in anderer
Weise über ihn verfügt, so ist die Verfügung dem
Hypothekengläubiger gegenüber wirksam.
Besteht
die Verfügung in der Uebertragung der Forderung
nitf einen Dritten,
so erlischt die Haftung der
Forderung- erlangt ein Dritter ein Recht an der Forderung, so geht es der Hypothek im Range vor.
Die Verfügung ist dem
Hypothekengläubiger
gegenüber unwirksam, soweit sie sich auf den Mieth- oder Pachtzins für eine spätere Zeit als
in diesem Falle wird der Monat von
Im Uebrigen finden die für eine verpfändete
geltenden Vorschriften
Anwendung -
der Versicherer kann sich jedoch nicht darauf bc rufen, daß er eine aus dem Grundbuch ersichtliche Hypothek nicht gekannt habe?"
1129. Ist ein anderer Gegenstand als ein Ge bäude versichett, so bcsttmmt sich
die Haftung
der Forderung gegen den Versicherer nach den
Vorschriften des § 1123 Abs. 2 Satz 1 und des
§ 1124 Abs. 1, 3?"
1130. Ist der Versicherer nach den Versicherungs bestimmungen nur verpflichtet, die Versicherungs summe zur Wiederherstellung Gegenstandes zu zahlen, so
entsprechende
des versichetten ist eine diesen
an
das zur Zeit der Beschlagnahme laufende und
Bestimmungen
das folgende Kalendervicrteljahr bezieht.
Versichetten dem Hypothekengläubiger gegenüber
Der Uebertragung der Forderung
wirksam. 1131. Wird ein Grundstück nach § 890 Abs. 2
auf einen
Dritten steht es gleich, wenn das Grundstück ohne
den
einem anderen Grundstück im Grundbuche zuge
die Forderung veräußert wird.
1125.
Zahlung
Soweit die Einziehung des Mieth- oder
Pachtzinses dem Hypothekengläubiger
gegenüber
schrieben, so erstrecken sich die an diesem Grund stücke
bestehenden
Hypotheken
auf
das
mit
denen
zuge-
unwirksam ist, kann der Miether oder der Pächter
schttebene Grundstück.
nicht eine
ihm gegen den Bermiether oder den
zugeschttebene Grundstück belastet ist, gehen diesen
Verpächter zustehcnde Forderung gegen den Hy-
Hypotheken im Range vor. 1132. Besteht für die Forderung eine Hypo
pothekengläubtger aufrechnen.
Rechte,
das
1126. Ist mit dem Eigenthum an dem Grund
thek an mehreren Grundstücken (Gesammthypothek),
stück ein Recht auf wiederkehrende Leistungen ver-
so haftet jedes Grundstück für die ganze Forde
bunden, so erstteckt sich die Hypothek auf die An
rung. Der Gläubiger kann die Befttedigung nach
sprüche auf diese Leistungen. Die Vorschriften des
seinem Belieben aus jedem der Grundstücke ganz
§ 1123 Abs. 2 Satz 1, des § 1124 Abs. 1, 3 mb
oder zu einem Theile suchen?" Der Gläubiger ist berechtigt, den Betrag der
des
§
finden
1125
entsprechende
Anwendung.
Eine vor der Beschlagnahme erfolgte Verfügung
Forderung auf die einzelnen Grundstücke in der
über den Anspruch auf eine Leistung, die erst drei Monate nach der Beschlagnahme fällig wird, ist
Weise zu vettheilen, daß jedes Grundstück nur für den zugetheilten Bettag haftet. Auf die Ber
dem Hypothekengläubiger gegenüber unwirksam.
theilung finden die Vorschriften der §§ 875, 876,
1127.
Sind
Gegenstände,
die
der
Hypothek
unterliegen, für den Eigenthümer oder den Eigen
besitzer des Grundstücks unter Versicherung ge bracht,
so
erstteckt
sich
die
Hypothek
auf
die
Forderung gegen den Versicherer.
Die Haftung der Forderung gegen den Ver
878 entsprechende Anwendung?" 1133. Ist in Folge einer Verschlechterung des
Grundstücks die Sicherheit der Hypothek gefährdet, so kann der Gläubiger dem Eigenthümer eine
angemeffene Fttst zur Beseittgung der Gefährdung bestimmen.
Nach dem Ablaufe der Fttst ist der
sicherer erlischt, wenn der verstchette Gegenstand
Gläubiger berechtigt, sofort Befttedigung aus dem
wiederhergestellt oder Ersatz für ihn beschafft ist?"
Grundstücke zu suchen, wenn nicht die Gefährdung
1128. Ist ein Gebäude versichett, so kann der
durch Verbesserung des Grundstücks oder durch
Versicherer die Versicherungssumme mit Wirkung
gegen den Hypothekcngläubiger an den Bersichetten erst zahlen,
wenn er oder der Bersichette den
131. «gl. § 21 Abs. 2 ZBG. 132. «gl. § 21 Abs. 1 ZBG, Art. 75 EG. System. Sammt, d. i. E.-L. gelt. (Bef. Sb. I.
133. «gl. Artt. 53, 120 Abs. 2 Nr. 3 EG, sowie die Be stimmungen der 83 11 ff- AG z. BGB. 134. «gl. § 21 ZBG. 135. Anders im Falle der §§ 867 Abs. 2, 932 Abs. 2 CPO ; vgl. ferner §§ 64, 112, 122, 123 ZvG, § 49 GBO. 136. Die Vorschrift des § 64 GBO ist zu beachten.
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Bürgerliches Gesetzbuch.
III. Buch. Sachenrecht.
anderweitige Hypothekenbestellung beseitigt worden ist. Ist die Forderung unverzinslich und noch nicht fällig, so gebührt dem Gläubiger nur die Summe, welche mit Hinzurechnung der gesetzlichen Zinsen für die Zeit von der Zahlung bis zur Fälligkeit dem Betrage der Forderung gleich kommt.^^ 1134. Wirkt der Eigenthümer oder ein Dritter auf das Grundstück in solcher Weise ein, daß eine die Sicherheit der Hypothek gefährdende Ver schlechterung des Grundstücks zu besorgen ist, so kann der Gläubiger auf Unterlassung klagen. Geht die Einwirkung von dem Eigenthümer aus, so hat das Gericht auf Antrag des Gläu-' bigers die zur Abwendung der Gefährdung er forderlichen Maßregeln anzuordnen.137 138 139Das 140 Gleiche gilt, wenn die Verschlechterung deshalb zu besorgen ist, weil der Eigenthümer die erforder lichen Vorkehrungen gegen Einwirkungen Dritter oder gegen andere Beschädigungen unterläßt. 1135. Einer Verschlechterung des Grundstücks im Sinne der §§ 1133, 1134 steht es gleich, wem: Zubehörstücke, auf die sich die Hypothek erstreckt, verschlechtert oder den Regeln einer ordnungs mäßigen Wirthschaft zuwider von dem Grundstück entfernt werden. 1136. Eine Vereinbarung, durch die sich der Eigenthümer dem Gläubiger gegenüber verpflichtet, das Grundstück nicht zu veräußern oder nicht
weiter zu belasten, ist nichtig. 1137. Der Eigenthümer kann gegen die Hypo thek die dem persönlichen Schuldner gegen die Forderung sowie die nach § 770 einem Bürgen zustehenden Einreden geltend machen. Stirbt der persönliche Schuldner, so kann sich der Eigen thümer nicht darauf berufen, daß der Erbe für
die Schuld nur beschränkt haftet. Ist der Eigenthümer nicht der persönliche Schuldner, so verliert er eine Einrede nicht da durch, daß dieser auf sie verzichtet. 1138. Die Vorschriften der §§ 891 bis 899 gelten für die Hypothek auch irr Ansehung der Forderung und der dem Eigenthümer nach § 1137
zustehenden Einreden. 1139. Ist bei der Bestellung einer Hypothek für ein Darlehen die Ertheilung des Hypotheken briefs ausgeschlossen worden, so genügt zur Ein tragung eines Widerspruchs, der sich darauf gründet, daß die Hingabe des Darlehens unter blieben sei, der von dem Eigenthümer an das Grundbuchamt gerichtete Antrag, sofern er vor dem Ablauf eines Monats nach der Eintragung der Hypothek gestellt wird. Wird der Wider spruch innerhalb des Monats eingetragen, so hat die Eintragung die gleiche Wirkung, wie wenn 137. Entsprechend § 65 Abs. 2 KO. 138. Entweder durch Urtheil (vgl. §§ 890, 891 CPO) oder im Wege der einstweiligen Verfügung: §§ 935 ff. CPO.
§ 1134—1145.
der Widerspruch zugleich mit der Hypothek ein getragen worden wäre. 1140. Soweit die Unrichtigkeit des Grundbuchs aus dem Hypothekenbrief oder einem Vermerk auf dem Briefe hervorgeht, ist die Berufung auf die Vorschriften der §§ 892, 893 ausgeschlossen. Ein Widerspruch gegen die Richtigkeit des Grund buchs, der aus dem Briefe oder einem Vermerk auf dem Briefe hervorgeht, steht einem im Grund buch eingetragenen Widersprüche gleich. 1141. Hängt die Fälligkeit der Forderung von einer Kündigung ab, so ist die Kündigung für die Hypothek nur wirksam, wenn sie von dem Gläubiger dem Eigenthümer oder von dem Eigenthümer dem Gläubiger erklärt wird. Zu Gunsten des Gläubigers gilt derjenige, welcher im Grundbuch als Eigenthümer eingetragen ist, als der Eigenthümer."" Hat der Eigenthümer keinen Wohnsitz in: In land oder liegen die Voraussetzungen des § 132 Abs. 2 vor, so hat auf Antrag des Gläubigers das Amtsgericht, in dessen Bezirke das Grund stück liegt, dem Eigenthümer einen Vertreter zu bestellen, dem gegenüber die Kündigung des Gläu bigers erfolgen kann. 1142. Der Eigenthümer ist berechtigt, den Gläu biger zu befriedigen, wenn die Forderung ihm gegenüber fällig geworden oder wenn der persön liche Schuldner zur Leistung berechtigt ist. Die Befriedigung kann auch durch Hinterlegung oder durch Aufrechnung erfolgen. 1143. Ist der Eigenthümer nicht der persön liche Schuldner, so geht, soweit er den Gläubiger befriedigt, die Forderung auf ihn über. Die für einen Bürgen geltenden Vorschriften des § 774 Abs. 1 finden entsprechende Anwendung. Besteht für die Forderung eine Gesammthypothek, so gelten für diese die Vorschriften des
§ 1173. 1144. Der Eigenthümer kann gegen Befrie-digung des Gläubigers die Aushändigung des Hypothekenbriefs und der sonstigen Urkunden ver langen, die zur Berichtigung des Grundbuchs oder zur Löschung der Hypothek erforderlich sind. 1145. Befriedigt der Eigenthümer den Gläu biger nur theilweise, so kann er die Aushändigung des Hypothekenbriefs nicht verlangen. Der Gläu biger ist verpflichtet, die theilweise Befriedigung auf dem Briefe zu vermerken und den Brief zum Zwecke der Berichtigung des Grundbuchs oder der Löschung dem Grundbuchamt oder zum Zwecke der Herstellung eines Theilhypothekenbriefs141 für den Eigenthümer der zuständigen Behörde oder einem zuständigen Notare vorzulegen. Die Vorschrift des Abs. 1 Satz 2
gilt für
139. Vgl. § 68 Abs. 2 GBO. 140. Vgl. § 54 ZVG. (Auch Art. 117 Abs. 2 EG). 141. Vgl. über dessen Herstellung: §§ 61, 68 Abs. 2 GBO.
Bürgerliches Gesetzbuch.
III. Buch. Sachenrecht.
§ 1146—1158.
99
Vgl. Artt. 60, 192 Abs. 2 EG.
1154. Zur Abtretung der Forderung ist Er theilung der Abtretungserklärung in schriftlicher Form und Uebergabe des Hypothekenbriefs er forderlich- die Vorschriften des § 1117 finden An wendung. Der bisherige Gläubiger hat auf Ver langen des neuen Gläubigers die Abtretungs erklärung auf seine Kosten öffentlich beglaubigen zu lassen. Die schriftliche Form der Abtretungserklärung kann dadurch ersetzt werden, daß die Abtretung in das Grundbuch eingetragen wird."' Ist die Ertheilung des Hypothekenbriefs aus geschlossen, so finden auf die Abtretung der For derung die Vorschriften bcT§§873,878 entsprechende Anwendung. 1155. Ergiebt sich das Gläubigerrecht des Be sitzers des Hypothekenbriefs aus einer zusammen hängenden, auf einen eingetragenen Gläubiger zurückführenden Reihe von öffentlich beglaubigten Abtretungserklärungen, so finden die Vorschriften der §§ 891 bis 899 in gleicher Weise Anwendung, wie wenn der Besitzer deS Bttefes als Gläubiger im Grundbuch eingetragen wäre."' Einer öffentlich beglaubigten Abtretungserklärung steht gleich ein gerichtlicher Ueberweisungöbeschluß'" und das öffentlich beglaubigte Anerkenntnis einer kraft Ge setzes erfolgten Uebertragung der Forderung. 1156. Die für die Uebertragung der Forderung geltenden Vorschriften der §§ 406 bis 408 finden auf das Rechtsverhältniß zwischen dem Eigen thümer und dem neuen Gläubiger in Ansehung der Hypothek keine Anwendung. Der neue Gläu biger muß jedoch eine dem bisherigen Gläubiger gegenüber erfolgte Kündigung des Eigenthümers gegen sich gelten lassen, es sei denn, daß die Uebertragung zur Zeit der Kündigung dem Eigen thümer bekannt oder im Grundbuch eingetragen ist. 1157. Eine Einrede, die dem Eigenthümer auf Grund eines zwischen ihm und dem bisherigen Gläubiger bestehenden Rechtsverhältnisses gegen die Hypothek zusteht, kann auch dem neuen Gläubiger entgegengesetzt werden. Die Vorschriften der §§ 892, 894 bis 899, 1140 gelten auch für diese Einrede. 1158. Soweit die Forderung auf Zinsen oder andere Nebenletsttmgen gerichtet ist, die nicht später als in dem Kalendervierteljahr, in welchem der Eigenthümer von der Uebertragung Kenntniß er langt, oder dem folgenden Vierteljahre fällig werden, finden auf das Rechtsverhältniß zwischen dem Eigenthümer und dem neuen Gläubiger die Vorschriften der §§ 406 bis 408 Anwendung- der Gläubiger kann sich gegenüber den Einwendungen, welche dem Eigenthümer nach den §§ 404, 406 bis 408, 1157 zustehen, nicht auf die Vorschriften
Bezüglich der Zwangsvollstreckung im Falle des Konkurses
des § 892 berufen.
Zinsen und andere Nebenleislungen nur, wenn sie spater als in dem Kalendervierteljahr, in welchem der Gläubiger befriedigt wird, oder dem folgenden Vierteljahre fällig werden. Auf Kosten, für die das Grundstück nach § 1118 haftet, findet die Vorschrift keine Anwendung. 1146. Liegen dem Eigenthümer gegenüber die Voraussetzungen vor, unter denen ein Schuldner in Verzug kommt, so gebühren dem Gläubiger Verzugszinsen aus dem Grundstücke. 1147. Die Befriedigung des Gläubigers aus dem Grundstück und den Gegenständen, auf die sich die Hypothek erstreckt, erfolgt im Wege der Zwangs vollstreckung."' 1148. Bei der Verfolgung des Rechtes aus der Hypothek gilt zu Gunsten des Gläubigers der jenige, welcher im Grundbuch als Eigenthümer eingetragen ist, als der Eigenthümer. Das Recht des nicht eingetragenen Eigenthümers, die ihm gegen die Hypothek zustehenden Einwendungen geltend zu machen, bleibt unberührt."' 1149. Der Eigenthümer kann, solange nicht die Forderung ihm gegenüber fällig geworden ist, dem Gläubiger nicht das Recht einräumen, zum Zwecke der Befriedigung die Uebertragung des Eigen thums an dem Grundstücke zu verlangen oder die Veräußerung des Grundstücks auf andere Weise als im Wege der Zwangsvollstreckung zu bewirken. 1150. Verlangt der Gläubiger Befriedigung aus dem Grundstücke, so finden die Vorschriften der §§ 268, 1144, 1145 entsprechende Anwendung. 1151. Wird die Forderung getheilt, so ist zur Aenderung des Rangverhältnisses der Theilhypo theken unter einander die Zustimmung des Eigen thümers nicht erforderlich. 1152. Im Falle einer Theilung der Forderung kann, sofern nicht die Ertheilung des Hypotheken briefs ausgeschlossen ist, für jeden Theil ein Theil hypothekenbrief hergestellt werden- die Zustimmung des Eigenthümers des Grundstücks ist nicht er forderlich. Der Theilhypothekenbrief tritt für den Theil, auf den er sich bezieht, an die Stelle des bisherigen Briefes?" 1163. Mit der Uebertragung der Forderung geht die Hypothek auf den neuen Gläubiger über. Die Forderung kann nicht ohne die Hypothek, die Hypothek kann nicht ohne die Forderung übertragm werden. 142. Die bezüglichen Bestimmungen befinden sich in der CPO §§ 803 ff., zu welchen noch, soweit das unbewegliche
und das diesem gletchstehende vermögen in Betracht kommt (§§ 864—871 EPO), nach § 869, das Gesetz über die ZB
und b:e ZBerw nebst dem zugehörigen EG Hinzutritt.
vgl. auch § 47 KO.
143 Bgl. § 771 EPO.
145. vgl. 88 26, 40-42, 62 GBO.
144. verfahren bet Herstellung eines Theilhypothekenbriefe»
146. vgl. 88 40, 41 GBO.
im § 95 Abs. 1. Die Anerkennung kann auch in einer Verfügung von Todeswegen er
wenn das Gesammtgut dem unterhaltspflichtigen
folgen.
beider Ehegatten vorhanden, so ist der Unterhalt
1599.
Ist die Anerkennung der Ehelichkeit an
fechtbar, so finden die Vorschriften der §§ 1595
Ehegatten gehörte.
Sind
bedürftige Verwandte
aus dem Gesammtgute so zu gewähren, wie wenn die
Bedürftigen
zu beiden
Ehegattm
in
dem
die Anfechtbarkeit ihren
Berwandtschaftsverhältnisse ständen, auf dem die
Grund in arglisttger Täuschung oder in Drohung
Unterhaltspflicht des verpflichteten Ehegatten beruht.
bis 1597
har,
und,
neben den
und des
wenn
Vorschriften des § 203 Abs. 2
§ 206 auch die
Vorschrift
deS § 203
von abhängt, daß es zur Gewährung des Unter
Abs. 1 entsprechende Anwendung. 1600. Wird von einer Frau, die sich nach der Auflösung ihrer Ehe wiederverheirathet hat,
ein
Kind geboren, das nach den §§ 1591 bis 1599 ein
eheliches
Kind
1605. Soweit die Unterhaltspflicht eines minder jährigen Kindes seinen Verwandten gegenüber da
sowohl des ersten als des
halts im Stande ist, kommt die elterliche Nutz nießung an dem Vermögen des Kindes nicht in
Bettacht. 1606. Die Abkömmlinge
sind vor den Ver
zrveiten Mannes sein würde, so gilt das Kind,
wandten der aufsteigenden Linie unterhaltspflichttg.
wmn es innerhalb zweihundertundsiebzig Tagen nah der Auflösung der ftüheren Ehe geboren
sich nach der gesetzlichen Erbfolgeordnung und dem
wird, als
Kind
des
ersten Mannes,
wenn es
später geboren wird, als Kind des zweiten Mannes.
Die Unterhaltspflicht der Abkömmlinge bestimmt Verhältnisse der Erbtheile. Unter den Verwandten der aufsteigenden Linie haften die näheren vor den entfernteren, mehrere
124. 125. 126. '.27.
Zuständig ist da» in §§ 35, 36 FrG bestimmte Gericht. «läge au» §§ 640 ff. EPO. Bgl. § 153 CPO. Bgl. §§ 72, 73 FrG.
gleich nahe zu gleichen Theilen.
Der Vater haftet
128. Bgl. 88 708 Nr. 6, 850 Ads. I Nr. 2, 850 Abs. 4, 851 EPO ; § 3 Abs. 2 ftO.
138
Bürgerliches Gesetzbuch.
IV. Buch. Familienrecht.
jedoch vor der Mutter- steht die Nutznießung an dem Vermögen des Kindes der Mutter zu, so haftet die Mutter vor dem Vater. 1607. Soweit ein Verwandter auf Grund des § 1603 nicht unterhaltspflichtig ist, hat der nach ihm haftende Verwandte den Unterhalt zu gewähren. Das Gleiche gilt, wenn die Rechtsverfolgung gegen einen Verwandten im Inland ausgeschlossen oder erheblich erschwert ist. Der Anspruch gegen euren solchen Verwandten geht, soweit ein anderer Verwandter den Unterhalt gewährt, auf diesen über. Der Uebergarrg kanrr rricht zum Nachtheile des Unterhaltsberechtigten geltend gemacht werden. 1608. Der Ehegatte des Bedürftigen haftet vor dessen Verwandten. Soweit jedoch der Ehe gatte bei Berücksichtigung seiner sonstigen Ver pflichtungen außer Stande ist, ohne Gefährdung seines standesmäßigerr Unterhalts den Unterhalt zu gewähren, haften die Verwandten vor dem Ehegatten. Die Vorschriften des § 1607 Abs. 2 finden entsprechende Anwendung. Das Gleiche gilt von einem geschiedenen unter haltspflichtigen Ehegatten sowie von einem Ehe gatten, der nach § 1351 unterhaltspflichtig ist. 1609. Sind mehrere Bedürftige vorhanden und ist der Unterhaltspflichtige außer Stande, allen Unterhalt zu gewähren, so gehen unter ihnen die Abkömnrlinge bett Verwandten der aufsteigenden Linie, unter den Abkönrnrlingen diejenigen, welche im Falle der gesetzlichen Erbfolge als Erben be rufen seht würden, den übrigen Abkönnnlingen, unter den Verwandten der aufsteigenden Linie die näheren den entfernteren vor. Der Ehegatte steht den minderjährigen unverheiratheten Kindern gleich- er geht anderen Kindern und den übrigen Verwandten vor. Ein geschiedener Ehegatte sowie ein Ehegatte, der nach § 1351 unterhaltsberechtigt ist, geht den volljährigen oder verheiratheten Kindern und den übrigen Ver wandten vor. 1610. Das Maß des zu gewährenden Unter halts bestimmt sich nach der Lebensstellung des Bedürftigen (standesmäßiger Unterhalt). Der Unterhalt umfaßt den gesammten Lebens bedarf, bei einer der Erziehung bedürftigen Person auch die Kosten der Erziehung und der Vorbildung zu einem Berufe. 1611. Wer durch sein sittliches Verschulden be dürftig geworden ist, kann nur den nothdürftigen Unterhalt verlangen. Der gleichen Beschränkung unterliegt der Unter haltsanspruch der Abkömmlinge, der Eltern und des Ehegatten, wenn sie sich einer Verfehlung schuldig machen, die den Unterhaltspflichtigen be rechtigt, ihnen den Pflichttheil zu entziehen, sowie der Unterhaltsanspruch der Großeltern und der weiteren Voreltern, wenn ihnen gegenüber die Voraussetzungen vorliegen, unter denen Kinder
§ 1607—1616.
berechtigt sind, ihren Eltern den Pflichttheil zu entziehen. Der Bedürftige kann wegen einer nach diesen Vorschriften eintretenden Beschränkung seines Ain spruchs nicht andere Unterhaltspflichtige in Anspruch nehmen. 1612. Der Unterhalt ist durch Entrichtung einer Geldrente zu gewähren. Der Verpflichtete kann verlangen, daß ihm die Gewährung des Unter halts in anderer Art gestattet wird, wenn besondere Gründe es rechtfertigen. Haben Eltern einem unverheiratheten Kinde Unterhalt zu gewähren, so können sie bestimmen, in welcher Art und für welche Zeit im voraus der Unterhalt gewährt werden soll. Aus besonde ren Gründen kann das Vormundschaftsgericht auf Anttag des Kindes die Bestimmung der Eltern ändern. Im Uebrigen finden die Vorschriften des § 760 Anwendung.180 1613. Für die Vergangenheit kann der Berech tigte Erfüllung oder Schadensersatz wegen Nicht erfüllung nur von der Zeit an fordern, zu welcher der Verpflichtete in Verzug gekommen oder der Unterhaltsanspruch rechtshängig geworden ist. 1614. Für die Zukunft kann auf den Unterhalt nicht verzichtet werden. Durch eine Vorausleistung wird der Verpflich tete bei erneuter Bedürftigkeit des Berechtigten nur für den im § 760 Abs. 2 bestimmten Zeitabschnitt oder, wenn er selbst den Zeitabschnitt zu bestimmen hatte, für einen den Umstünden nach angemessenen Zeitabschnitt befreit. 1615. Der Unterhaltsanspruch erlischt mit dem Tode des Berechtigten oder des Verpflichteten, soweit er nicht auf Erfüllung oder Schadensersatz wegen Nichterfüllung für die Vergangenheit oder auf solche im voraus zu bewirkende Leistungen gerichtet ist, die zur Zeit des Todes des Berechtigteii oder des Verpflichteten fällig sind. Im Falle des Todes des Berechtigten hat der Verpflichtete die Kosten der Beerdigung zu tragen, soweit ihre Bezahlung nicht von dem Erben zu erlangen ist.
Vierter Titel. Rechtliche Stellung der ehelichen Kinder. i. Rechtsverhältnis zwischen den Eltern nnd dem Kinde im Allgemeinen.131 129 130 1616. Das Kind erhält den Familiennamen des Vaters.132 129. §§ 35, 43 FrG. 130. Vgl. auch §§ 258, 323, 324 CPO. 131. Uebergangsvorschriften Artt. 203—207 EG; vgl. auch Art. 19 EG. Rechtsstreitigkeiten über dieses Rechtsverhältniß regeln sich nach §§ 640 ff. CPO; (vgl. auch §§ 153, 154 Abs. 2, 704 Abs. 2 CPO). 132. Ueber die Möglichkeit einer Aenderung des Familien namens vgl. §§ 1 ff. AG z. BGB.
Bürgerliches Gesetzbuch.
IV. Buch.
1617. Das Kind ist, solange es dem elterlichen Hausstand angehört und von den Eltern erzogen oder unterhalten wird, verpflichtet, in einer seinen Kräften und seiner Lebensstellung entsprechenden Weise den Eltern in ihrem Hauswesen und Ge schäfte Dienste zu leisten. 1618. Macht ein dem elterlichen Hausstand an gehörendes volljähriges Kind zur Bestreimng der Kosten des Haushalts aus seinem Vermögen eine Aufwendung oder überläßt es den Eltern zu diesem Zwecke etwas aus seinem Vermögen, so ist im Zweifel anzunehmen, daß die Absicht fehlt, Ersatz zu verlangen. 1619. Ueberläßt ein dem elterlichen Hausstand angehörendes volljähriges Kind sein Vermögen ganz oder theilweise der Verwaltung des Vaters, so kann der Vater die Einkünfte, die er während seiner Verwaltung bezieht, nach freiem Ermessen verwenden, soweit nicht ihre Verwendung zur Be streitung der Kosten der ordnungsmäßigen Ver waltung und zur Erfüllung solcher Verpflichtungen des Kindes erforderlich ist, die bei ordnungsmä ßiger Verwaltung aus den Einkünften des Ver mögens bestritten werden. Das Kind kann eine abweichende Bestimmung treffen. Das gleiche Recht steht der Mutter zu, wenn das Kind ihr die Verwalttmg seines Vermögens überläßt. 1620. Der Vater ist verpflichtet, einer Tochter im Falle ihrer Verheirathung zur Einrichtung des Haushalts eine angemessene Aussteuer zu gewäh ren, soweit er bei Berücksichtigung seiner sonstigen Verpflichtungen ohne Gefährdung seines standesmäfeigen Unterhalts dazu im Stande ist und nicht die Tochter ein zur Beschaffung der Aussteuer ausreichendes Vermögen hat. Die gleiche Verpflich tung trifft die Mutter, wenn der Vater zur Gewährung der Aussteuer außer Stande oder wenn er gestorben ist. Die Vorschriften des § 1604 und des § 1607 Abs. 2 finden entsprechende Anwendung. 1621. Der Vater und die Mutter können die Aussteuer verweigern, wenn sich die Tochter ohne die erforderliche elterliche Einwilligung verheirathet. Das Gleiche gilt, wenn sich die Tochter einer Verfehlung schuldig gemacht hat, die den Ver pflichteten berechtigt, ihr den Pflichttheil zu ent ziehen. 1622. Die Tochter kann eine Aussteuer nicht verlangen, wenn sie für eine frühere Ehe von dem Vater oder der Mutter eine Aussteuer erhalten hat. 1623. Der Anspruch auf die Aussteuer ist nicht übertragbar.138 Er verjährt in einem Jahre von der Eingehung der Ehe an. 1624. Was einem Kinde mit Rücksicht auf seine Verheirathung oder auf die Erlangung einer selbständigen Lebensstellung zur Begründung oder 133. Bgl. § 851 EPO; § 1 Abs. 4 KO.
Familienrecht.
139
§ 1617—1631.
zur Erhaltung der Wirthschaft oder der Lebens stellung von dem Vater oder der Mutter zuge wendet wird l Ausstattung), gilt, auch wenn eine Verpflichtung nicht besteht, nur insoweit als Schen kung, als die Ausstattung das den Umständen, insbesondere den Bermögensverhältniffen des Va ters oder der Mutter, entsprechende Maß übersteigt. Die Verpflichtung des Ausstattenden zur Ge währleistung wegen eines Mangels im Rechte oder wegen eines Fehlers der Sache bestimmt sich, auch soweit die Ausstattung nicht als Schenkung gilt, nach den für die Gewährleistungspflicht des Schen kers geltenden Vorschriften. 1625. Gewährt der Vater einem Kinde, deffen Verinögen seiner elterlichen oder vormundschaft lichen Verwaltung unterliegt, eine Ausstattung, so ist im Zweifel anzunehmen, daß er sie aus diesem Vermögen gewährt. Diese Vorschrift findet auf die Mutter entsprechende Anwendung.
n. Elterliche «ewalt.
1626. Das Kind steht, solange es jährig ist, unter elterlicher Gewalt.
minder
1. Elterliche Gewalt des Vaters.
1627. Der Vater hat kraft der elterlichen Ge walt das Recht und die Pflicht, für die Person und das Vermögen des Kindes zu sorgen. 1628. Das Recht und die Pflicht, für die Person und das Vermögen des Kindes zu sorgen, erstreckt sich nicht auf Angelegenheiten des Kindes,
für die ein Pfleger bestellt ist. 1629. Steht die Sorge für die Person oder die Sorge für das Vermögen des Kindes einem Pfleger zu, so entscheidet bei einer Meinungs verschiedenheit zwischen dem Vater und dem Pfleger über die Vornahme einer sowohl die Person als das Vermögen des Kindes betreffenden
Handlung das Vormundschaftsgericht 184 1630. Die Sorge für die Person und das Vermögen umfaßt die Vertretung des Kindes. Die Vertretung steht dem Vater insoweit nicht zu, als nach § 1795 ein Vormund von der Ver tretung des Mündels ausgeschlossen ist. Das Vormundschastsgericht kann dem Vater nach § 1796 die Vertretung entziehen."8 1631. Die Sorge für die Person des Kindes umfaßt das Recht und die Pflicht, das Kind zu erziehen, zu beaufsichtigen und seinen Aufenthalt
zu bestimmen?88 Der Vater kann kraft des Erziehungsrechts angemeffene Zuchtmittel gegen das Kind an wenden. Auf seinen Antrag hat das Vormund134. Zuständigkeit bestimmt sich nach §§ 35, 43 FrG; vgl. § 58 Abs. 2 FrG. 135. Zuständig das in §§ 35, 43 FrG bestimmte Gericht, 136. Vgl. § 14a 91® v. 1. Juni 1870 (8. Januar 1873);
Art. 134 EG; §§ 119 ff. AG z. BGB.
140
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IV. Buch. Familienrecht.
schaftsgericht"? ihn durch Anwendung geeigneter Zuchtmittel zu unterstützen. 1632. Die Sorge für die Person des Kindes umfaßt das Recht, die Herausgabe des Kindes von Jedem zu verlangen, der es dem Vater widerrechtlich vorenthält. 1633. Ist eine Tochter verheirathet, so be schränkt sich die Sorge für ihre Person auf die Vertretung in den die Person betreffenden Ange legenheiten?^ 1634. Neben dem Vater hat während der Dauer der Ehe die Mutter das Recht und die Pflicht, für die Person des Kindes zu sorgen zur Vertretung des Kindes ist sie nicht berechtigt, unbeschadet der Vorschrift des § 1685 Abs. 1. Bei einer Meinungsverschiedenheit zwischen den Eltern geht die Meinung des Vaters vor. 1635. Ist die Ehe aus einem der in den §§ 1565 bis 1568 bestimmten Gründe geschieden, so steht, solange die geschiedenen Ehegatten leben, die Sorge für die Person des Kindes, wenn ein Ehegatte allein für schuldig erklärt ist, dem anderen Ehegatten zu- sind beide Ehegatten für schuldig erklärt, so steht die Sorge für einen Sohn unter sechs Jahren oder für eine Tochter der Mutter, für einen Sohn, der über sechs Jahre alt ist, dem Vater zu. Das Vormundschafts gericht"^ kann eine abweichende Anordnung treffen, wenn eine solche aus besonderen Gründen im Interesse des Kindes geboten ist - es kann die Anordnung aufheben, wenn sie nicht mehr er forderlich ist. Das Recht des Vaters zur Vertretung des Kindes bleibt unberührt. 1636. Der Ehegatte, dem nach § 1635 die Sorge für die Person des Kindes nicht zusteht, behält die Befugniß, mit dem Kinde persönlich zu verkehren. Das Vormundschaftsgericht140 137141 138 kann139 den Verkehr näher regeln. 1637. Ist die Ehe nach § 1348 Abs. 2 auf gelöst, so gilt in Ansehung der Sorge für die Person des Kindes das Gleiche, wie wenn die Ehe geschieden ist und beide Ehegatten für schuldig erklärt sind. 1638. Das Recht und die Pflicht, für das Vermögen des Kindes zu sorgen (Vermögens verwaltung), erstreckt sich nicht auf das Ver mögen, welches das Kind von Todeswegen er wirbt oder welches ihm unter Lebenden von einem Dritten unentgeltlich zugewendet wird, wenn der Erblasser durch letztwillige Verfügung, der Dritte Lei der Zuwendung bestimmt hat, daß der Er 137. §§ 35, 43 FrG. — Gebühr nach § 23 Abs. 1 GKG 1. E.-L. 138. Vgl. § 612 CPO. 139. §§ 35, 43 FrG; vgl. Art. 206 EG; § 627 CPO. — Gebühr in § 23 Abs. 1 GKG f. E.-L. 140. §§ 35, 43 FrG. — Gebühr in § 23 Abs. 1 GKG.
§ 1632—1643.
werb der Verwaltung des Vaters entzogen sein soll. Was das Kind auf Grund eines zu einem solchen Vermögen gehörenden Rechtes oder als Ersatz für die Zerstörung, Beschädigung ober Entziehung eines zu dem Vermögen gehörenden Gegenstandes oder durch ein Rechsgeschäft er wirbt, das sich auf das Vermögen bezieht, ist gleichfalls der Verwaltung des Vaters entzogen. 1639. Was das Kind von Todeswegen erwirbt oder was ihm unter Lebenden von einem Dritten unentgeltlich zugewendet wird, hat der Vater nach den Anordnungen des Erblassers oder des Dritten zu verwalten, wenn die Anordnungen von dem Erblasser durch letztwillige Verfügung, von dem Dritten bei der Zuwendung getroffen worden sind. Kommt der Vater den Anordnungen nicht nach, so hat das Vormundschaftsgericht "o bie zu ihrer
Durchführung erforderlichen Maßregeln zu treffen. Der Vater darf von den Anordnungen insoweit abweichen, als es nach § 1803 Abs. 2, 3 einem Vormunde gestattet ist. 1640. Der Vater hat das seiner Verwaltung unterliegende Vermögen des Kindes, welches bei dem Tode der Mutter vorhanden ist oder dem Kinde später zufällt, zu verzeichnen und das Verzeichniß, nachdem er es mit der Versicherung der Richtigkeit und Vollständigkeit versehen hat, dem Vormundschaftsgericht"o einzureichen. Bei Haus haltsgegenständen genügt die Angabe des Gesammtwerths. Ist das eingereichte Verzeichniß ungenügend, so kann das Vormundschaftsgericht?4" anordnen, daß das Verzeichniß durch eine zuständige Behörde oder durch einen zuständigen Beamten oder Notar ausgenommen wird?44 Die Anordnung ist für das in Folge des Todes der Mutter dem Kinde zufallende Vermögen unzulässig, wenn die Mutter sie durch letztwillige Verfügung ausgeschlossen hat. 1641. Der Vater kann nicht in Vertretung des Kindes Schenkungen machen. Ausgenommen sind Schenkungen, durch die einer sittlichen Pflicht oder einer auf den Anstand zu nehmenden Rücksicht entsprochen wird. 1642. Der Vater hat das seiner Verwaltung unterliegende Geld des Kindes, unbeschadet der Vorschrift des § 1653, nach den für die Anlegung von Mündelgeld geltenden Vorschriften der §§ 1807, 1808 verzinslich anzulegen, soweit es nicht zur Bestteitung von Ausgaben bereit zu halten ist.141a Das Vormundschaftsgericht44" kann den: Vater aus besonderen Gründen eine andere Anlegung
gestatten. 1643. Zu Rechtsgeschäften für das Kind be141. Vgl. § 35 AG z. FrG. 141a. Vgl. Gesetz betr. das Hinterlegungswesen v. 1. Nov. 1899 und Art. 66 der Ausführungsbestimmungen dazu v. 23. Dez. 1899.
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darf der Bater der Genehmigung des BormundschaftSgerichts"- in den Fällen, in denen nach 8 1821 Abs. 1 Nr. 1 bis 3, Abs. 2 und nach 8 1822 Nr. 1, 3, 5, 8 bis 11 ein Bormund der Genehmigung bedarf. Das Gleiche gilt für die Ausschlagung einer Erbschaft oder eines Vermächtnisses sowie für den Verzicht auf einen Pflichttheil. Tritt der Anfall an das Kind erst in Folge der Ausschlagung des Vaters ein, so ist die Genehmigung nur erforderlich, wenn der Bater neben dem Kinde berufen war. Die Vorschriften der §§ 1825, 1828 bis 1831 finden entsprechende Anwendung?" 1644. Der Bater kann Gegenstände, zu deren Veräußerung die Genehmigung des Bormundschaftsgerichts"- erforderlich ist, dem Kinde nicht ohne diese Genehmigung zur Erfüllung eines von dem Kinde geschloffenen Berttags oder zu freier Verfügung überlassen. 1645. Der Bater soll nicht ohne Genehmigung des Bormundschaftsgerichts"- ein neues Erwerbs geschäft im Namen des Kindes beginnen. 1646. Erwirbt der Bater mit Mitteln des Kindes bewegliche Sachen, so geht mit dem Er werbe das Eigenthum auf das Kind über, es sei denn, daß der Vater nicht für Rechnung des Kindes erwerben will. Dies gilt insbesondere auch von Jnhaberpapieren und von Orderpapieren, die mit Blankoindossament versehen sind. Die Vorschriften des Abs. 1 finden entsprechende Anwendung, wenn der Bater mit Mitteln des Kindes ein Recht an Sachen der bezeichneten Art oder ein anderes Recht erwirbt, zu dessen Ueberttagung der Abttetungsverttag genügt. 1647. Die Vermögensverwaltung des Vaters endigt mit der Rechtsttaft des Beschlusses, durch den der Konkurs über das Vermögen des Vaters eröffnet wird. Nach der Aufhebung des Konkurses kann das Vormundschaftsgericht "3 dieVerwaltung dem Vater wiederüberttagen. 1648. Macht der Vater bei der Sorge für die Person oder das Vermögen des Kindes Auflvendungen, die er den Umständen nach für er forderlich halten darf, so kann er von dem Stinte Ersatz verlangen, sofern nicht die Aufwendungen ihm selbst zur Last fallen. 164V. Dem Bater steht kraft der elterlichen Gewalt die Nutznießung an dem Vermögen des Kindes zu. 1650. Bon der Nutznießung ausgeschlossen (freies Vermögen) sind die ausschließlich zum persönlichen Gebrauche des KindeS besttmmten Sachen, ins besondere Kleider, Schmucksachen und Arbeitsgeräthe?" 142. 143. Abs. 1 144.
vgl. § 55 «bs. 1 Fr«. §§ 35, 43 Fr«; tz 161» KO «ft« f. E.-L. vgl. § 862 «PO.
— «ebühr in tz 23
§ 1644—1656.
141
1651. Freies Vermögen ist: 1. was das Kind durch seine Arbeit oder durch den ihm nach § 112 gestatteten selbständigen Betrieb eines Erwerbsgeschäfts erwirbt 2. was das Stint) von Todeswegen erwirbt oder was ihm unter Lebenden von einem Dritten unentgeltlich zugewendet wird, wenn der Erb lasser durch letztwillige Verfügung, der Dritte bei der Zuwendung besttmmt hat, daß das Vermögen der Nutznießung entzogen sein soll. Die Vorschriften des § 1638 Abs. 2 finden ent sprechende Amvendung. 1652. Der Bater erwirbt die Nutzungen des seiner Nutznießung unterliegenden Vermögens in derselben Weise und in demselben Umfange wie ein Nießbraucher. 1653. Der Vater darf verbrauchbare Sachen, die zu dem seiner Nutznießung unterliegenden
Vermögen gehören, für sich veräußern oder ver brauchen, Geld jedoch nur mit Genehmigung des Vormundschastsgerichts. "° Macht der Bater von dieser Befugniß Gebrauch, so hat er den Werth der Sachen nach der Beendigung der Nutznießung zu ersetzen- der Ersatz ist schon vorher zu leisten, wenn die ordnungsmäßige Verwaltung des Ver mögens es erfordert. 1654. Der Bater hat die Lasten des seiner Nutznießung unterliegenden Vermögens zu ttagen. Seine Haftung bestimmt sich nach den für den Güterstand der Verwaltung und Nutznießung geltenden Vorschriften der §§ 1384 bis 1386, 1388. Zu den Lasten gehören auch die Kosten eines Rechtsstteits, der für das Kind geführt wird, so fern sie nicht dem freien Vermögen zur Last fallen, sowie die Kosten der Bercheidigung des Kindes in einem gegen das Kind gerichteten Strafverfahren, vorbehaltlich der Ersatzpflicht des Kindes im Falle
seiner Verurtheilung. 1655. Gehört zu dem der Nutznießung unter liegenden Vermögen ein Erwerbsgeschäft, das von dem Bater im Namen des Kindes bettieben wird, so gebührt dem Bater nur der sich auS dem Bettieb ergebende jährliche Reingewinn. Ergiebt sich in einem Jahre ein Verlust, so verbleibt der Ge winn späterer Jahre bis zur Ausgleichung des Verlustes dem Kinde. "5 1656. Steht dem Bater die Verwaltung des seiner Nutznießung unterliegenden Vermögens nicht zu, so kann er auch die Nutznießung nicht ausüben -
er kann jedoch die Herausgabe der Nutzungen ver langen, soweit nicht ihre Verwendung zur ordnungs mäßigen Verwaltung des Vermögens und zur Bestteitung der Lasten der Nutznießung erforder lich ist. Ruht die elterliche Gewalt des Vaters oder ist dem Vater die Sorge für die Person und das Vermögen deS Kindes durch das BormundschaftS145. vgl. § 862 «PO.
142
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gericht entzogen, so können die Kosten des Unter halts des Kindes aus den Nutzungen insoweit
vorweg entnommen werden, als sie dem Vater zur Last fallen.146 147 148 149 1657. Ist der Vater von der Ausübung der Nutznießung ausgeschlossen, so hat er eine ihm dem Kinde gegenüber obliegende Verbindlichkeit, die in Folge der Nutznießung erst nach deren Beendigung zu erfüllen sein würde, sofort zu er füllen. Diese Vorschrift findet keine Anwendung,
wenn die elterliche Gewalt ruht. 1658. Das Recht, das dem Vater kraft seiner Nutznießung an dem Vermögen des Kindes zu steht, ist nicht übertragbar. Das Gleiche gilt von den nach den §§ 1655, 1656 dem Vater zustehenden Ansprüchen, solange sie nicht fällig sind. 1659. Die Gläubiger des Kindes können ohne Rücksicht auf die elterliche Nutznießung Befriedi
gung aus dem Vermögen des Kindes verlangen.146 Hat der Vater verbrauchbare Sachen nach § 1653 veräußert oder verbraucht, so ist er den Gläubigern gegenüber zum sofortigen Ersätze ver pflichtet. 1660. Im Verhältnisse des Vaters und des Kindes zu einander finden in Ansehung der Ver bindlichkeiten des Kindes die für den Güterstand der Verwaltung und Nutznießung geltenden Vor schriften des § 1415, des § 1416 Abs. 1 und des § 1417 entsprechende Anwendung. 1661. Die Nutznießung endigt, wenn sich das Kind verheirathet. Die Nutznießung verbleibt je doch dem Vater, wenn die Ehe ohne die erforder liche elterliche Einwilligung geschloffen wird. 1662. Der Vater kann auf die Nutznießung verzichten. Der Verzicht erfolgt durch Erklärung
gegenüber dem Vormundschaftsgertchte-"" die Er klärung ist in öffentlich beglaubigter Form"? ab zugeben. 1663. Hat der Vater kraft seiner Nutznießung ein zu dem Vermögen des Kindes gehörendes Grundstück vermiethet oder verpachtet, so finden, wenn das Mieth- oder Pachtverhältniß bei der Beendigung der Nutznießung noch besteht, die Vor schriften des § 1056 entsprechende Anwendung. Gehört zu dem der Nutznießung unterliegenden Vermögen ein landwirtschaftliches Grundstück, so findet die Vorschrift des § 592, gehört zu dem Vermögen ein Landgut, so finden die Vorschriften der §§ 592, 593 entsprechende Anwendung. 1664. Der Vater hat bei der Ausübung der elterlichen Gewalt dem Kinde gegenüber nur für diejenige Sorgfalt einzustehen, welche er in eigenen Angelegenheiten anzuwenden pflegt. 1665. Ist der Vater verhindert, die elterliche Gewalt auszuüben, so hat das Bormundschafts 146. Bgl. § 746 EPO. 147. §§ 167, 183 FrG.
§ 1657—1668.
gericht, "b sofern nicht die elterliche Gewalt nach § 1685 von der Mutter ausgeübt wird, die im Interesse des Kindes erforderlichen Maßregeln zu treffen. 1666. Wird das geistige oder leibliche Wohl des Kindes dadurch gefährdet, daß der Vater das Recht der Sorge für die Person des Kindes mißbraucht, das Kind vernachlässigt oder sich eines ehrlosen oder unsittlichen Verhaltens schuldig macht, so hat das Vormundschaftsgericht"' die zur Abwendung der Gefahr erforderlichen Maß regeln zu treffen. Das Vormundschaftsgericht"' kann insbesondere anordnen, daß das Kind zum Zwecke der Erziehung in einer geeigneten Familie oder in einer Erziehungsanstalt oder einer Besserungsanstalt untergebracht wird. Hat der Vater das Recht des Kindes auf Ge währung des Unterhalts verletzt und ist für die Zukunft eine erhebliche Gefährdung des Unter halts zu besorgen, so kann dem Vater auch die Vermögensverwaltung sowie die Nutznießung ent zogen werden. 1667. Wird das Vermögen des Kindes dadurcb gefährdet, daß der Vater die mit der Vermögens verwaltung oder die mit der Nutznießung vertulndenen Pflichten verletzt oder daß er in Ver mögensverfall geräth, so hat das Bormundschafts gericht"" die zur Abwendung der Gefahr er forderlichen Maßregeln zu treffen. Das Vormundschaftsgericht"" kann insbesondere anordnen, daß der Vater ein Berzeichniß des Vermögens einreicht und über seine Verwaltung Rechnung legt. Der Vater hat das Berzeichniß mit der Versicherung der Richtigkeit und Voll ständigkeit zu versehen. Ist das eingereichte Ver zeichnis; ungenügend, so findet die Vorschrift des § 1640 Abs. 2 Satz 1 Anwendung. Das Vor mundschaftsgericht "" kann auch, wenn Werth papiere, Kostbarkeiten oder Buchforderungen gegen das Reich oder einen Bundesstaat zu dem Ver mögen des Kindes gehören, dem Vater die gleichen Verpflichtungen auferlegen, welche nach den §§ 1814 bis 1816, 1818 einem Vormund obliegen; die Vorschriften der §§ 1819, 1820 finden ent sprechende Anwendung. Die Kosten der angeordneten Maßregeln fallen dem Vater zur Last. 1668. Sind die nach § 1667 Abs. 2 zulässigen Maßregeln nicht ausreichend, so kann das Bor mundschaftsgericht"" dem Vater Sicherheitsleistung für das seiner Verwaltung unterliegende Ver mögen auferlegen. Die Art und den Umfang der Sicherheitsleistung besttmmt das Bormundschafts gericht nach seinem Ermessen. 148. Gebühr 149. §§ 123
§§ 35, 43, 44, 51 Fr« ; in § 23 Abs. 1 GKG §§ 35, 43 FrG; vgl. ff. AG z. BGB; «rtt.
vgl. ferner § 57 Nr. 8 Fr«. f. E.-L. auch §§ 57 Nr. 8, 59 Fr«; 135, 204 GG.
Bürgerliches Gesetzbuch.
IV. Buch.
1669. Will der Vater eine neue Ehe eingehen, so hat er seine Absicht dem Bormundschaftsgericht"°
Familienrecht.
143
§ 1669—1682.
sein Vermögen erhalten hat.
Die Sorge für die
Person des Kindes steht ihm neben dem gesetz
anzuzeigen, auf seine Kosten ein Verzeichnis; des
lichen Vertreter des Kindes zu,- zur Berttetung
seiner Verwaltung unterliegenden Vermögens ein
des Kindes ist er nicht
zureichen und, soweit in Ansehung dieses Ver
Meinungsverschiedenheit zwischen dem Vater und
mögens eine Gemeinschaft zwischen ihm und dem
dem gesetzlichen Vertteter geht die Meinung des
Kinde besteht, die Auseinandersetzung herbeizu
gesetzlichen Vertreters vor.
führen.
Tas Vormundschaftsgericht"3 kann ge
statten, das; die Auseinandersetzung erst nach der
Eheschließung erfolgt.
1677.
berechttgt.
Bei einer
Die elterliche Gewalt des Vaters ruht,
wenn von dem Vormundschaftsgerichte"3 festgestellt wird, daß der Vater auf längere Zeit an
1670. Kommt der Vater den nach den §§ 1667,
der Ausübung der elterlichen Gewalt thatsächlich
1668 getroffenen Anordnungen nicht nach oder erfüllt er die ihm nach den §§ 1640, 1669 oblie
verhindert ist. Das Ruhen endigt, wenn von dem Vormund-
genden Verpflichtungen nicht, so kann ihm das Bor
schastsgerichte"3 festgestellt wird, daß der Grund
mundschaftsgericht 161
nicht mehr besteht.
die Vermögensverwaltung
entziehen. Zur Erzwingung der Sicherheitsleistung sind andere Maßregeln nicht zulässig.
1671. Das Vormundschaftsgericht"8 kann wäh
1678. Solange die elterliche Gewalt des Vaters ruht, ist der Vater nicht berechttgt, sie auszuübenes verbleibt ihm jedoch die Nutznießung an dem
rend der Dauer der elterlichen Gewalt die von
Vermögen des Kindes, unbeschadet der Vorschrift
ihm getroffenen Anordnungen jederzeit ändern,
des § 1685 Abs. 2.
insbesondere die Erhöhung, Minderung oder Auf
hebung der geleisteten Sicherheit anordnen. 1672. Bei der Bestellung und Aufhebung der Sicherheit wird die Mitwirkung des Kindes durch
die
Anordnung
1679.
Die elterliche Gewalt des Vaters endigt,
wenn er für todt erklärt wird, mit dem Zeitpunkte, der als Zeitpunkt des Todes gilt. Lebt der Vater noch, so erlangt er die elterliche
Vormundschaftsgerichts168
Gewalt dadurch wieder, daß er dem Bormund
ersetzt. Die Kosten der Bestellung und Aufhebung der
schaftsgerichte"3 gegenüber seinen hierauf gerich
des
Sicherheit fallen deut Vater zur Last.
1673.
Das Vormundschaftsgericht "8 soll vor
teten Willen erklärt. 1680. Der Vater verwirkt die elterliche Gewalt,
einer Entscheidung, durch welche die Sorge für
wenn er wegen eines an denr Kinde verübten Verbrechens oder vorsätzlich verübten Vergehens
die Person oder das Vermögen des Kindes oder
zu Zuchthaussttafe oder zu einer Gefängnißsttafe
die Nutznießung dem Vater entzogen oder beschränkt wird, den Vater hören, es sei denn, daß
von mindestens sechs Monaten verurtheilt wird.
die Anhörung unthunlich ist. Vor der Entscheidung sollen auch Verwandte,
anderen sttafbaren Handlung auf eine Gesammt-
insbesondere die Mutter, oder Verschwägerte des
für das an dem Kinde verübte Verbrechen oder
Kindes gehört werden, wenn es ohne erhebliche
Vergehen verwirkt ist.
Verzögerung und ohne unverhältnißmäßige Kosten
geschehet: kann.
Für den Ersatz der Auslagen
gilt die Vorschrift des § 1847 Abs. 2.163
Wird wegen
des Zusammentreffens mit einer
sttafe erkannt, so entscheidet die Einzelsttafe, welche
Die Verwirkung der elterlichen Gewalt tritt mit
der Rechtskraft des Urtheils ein.
1681. Endigt oder ruht die elterliche Gewalt
1674. Verletzt der Bormundschaftsrichter vor
des Vaters oder hört aus einem anderen Grunde
sätzlich oder fahrlässig die ihm obliegenden Pflichten,
seine Vermögensverwaltung auf, so hat er dem
so ist er denr Kinde nach § 839 Abs. 1, 3 ver
Kinde das Vermögen herauszugeben und über die
antwortlich?" 1675. Der Gemeindewaisenrath hat dem Bor-
Verwaltung Rechenschaft abzulegen.
mundschaftsgericht Anzeige zu machen, wenn ein Fall
seiner elterlichen Gewalt zur Fortführung der mit
1682.
Der Vater ist auch nach der Beendigung
zu seiner Kenntniß gelangt, in welchem das Vor
der Sorge für die Person und das Vermögen
mundschaftsgericht zum Einschreiten berufen ist."3
des Kindes verbundenen Geschäfte berechttgt, bis
Die elterliche Gewalt des Vaters ruht,
er von der Beendigung Kenntniß erlangt oder sie
1676.
wenn er geschäftsunfähig ist. Das Gleiche gilt, wenn der Vater in der Ge
kennen muß.
Ein Dritter kann sich auf diese
Berechtigung nicht berufen, wenn er bei der Dor-
schäftsfähigkeit beschränkt ist oder wenn er nach
nahnre eines Rechtsgeschäfts die Beendigung der
tz 1910 Abs. 1 einen Pfleger für seine Person und
elterlichen Gewalt kennt oder kennen muß.
150. 151. 152. 153. 154. 155.
§§ 35, 43 (11) FrG. §§ 35, 43 FrG; vgl. auch Art. 204 EG. §§ 35, 43 FrG (auch § 18 FrG). Vgl. § 7 AG z. FrG. Bgl. auch Art. 77 6®; § 40 AG z. BGB. Vgl. §§ 128-135 AG z. BGB ; §§ 13, 15 AG z. FrG.
Diese Vorschriften finden entsprechende Anwen dung, wenn die elterliche Gewalt des Vaters ruht
oder aus einem anderen Grunde seine Bermögensverwaltung aufhört. 156. §§ 35,43,51 FrG. - Gebühr in § 23 Abs. 1 GKG f. E.-L.
144
Bürgerliches Gesetzbuch.
IV. Buch.
1683. Endigt die elterliche Gewalt in Folge
Farnilienrecht.
§ 1683—1695.
elterlichen Gewalt zu unterstützen und zu über
des Todes des Kindes, so hat der Vater die
wachen; er hat dem Vormundschaftsgerichte
jenigen Geschäfte, mit deren Aufschübe Gefahr
den Fall, in welchem es zum Einschreiten berufen
verbunden ist, zu besorgen, bis der Erbe anderweit
ist, unverzüglich anzuzeigen.159 160
Fürsorge treffen kann.
1690. Die Genehmigung des
2. Elterliche Gewalt der Mutter.
je
Beistandes ist
innerhalb seines Wirkungskreises zu jedem Rechts
geschäft erforderlich, zu dem ein Vormund der
1684. Der Mutter steht die elterliche Gewalt zu:
Genehmigung des Vormundschaftsgerichts140 oder
1. wenn der Vater gestorben oder für todt er
des Gegenvormundes bedarf. Ausgenommen sind
klärt ist;
Rechtsgeschäfte, welche die Mutter nicht ohne die
2. wenn der Vater die elterliche Gewalt verwirkt hat und die Ehe aufgelöst ist.
Im Falle der Todeserklärung beginnt die elter liche Gewalt der Mutter mit dem Zeitpunkte, der
als Zeitpunkt des Todes des Vaters gilt.
Genehmigung
des
Vormundschaftsgerichts vor
nehmen kann. Die Vorschriften der §§ 1828 bis
1831 finden entsprechende Anwendung. 488 Die Genehmigung des Beistandes wird durch die
Genehmigung des Vormundschaftsgerichts ersetzt.
1685. Ist der Vater an der Ausübung der
Das Vormundschaftsgericht soll vor der Ent
elterlichen Gewalt thatsächlich verhindert oder ruht
scheidung über die Genehmigung in allen Fällen,
seine elterliche Gewalt,4-^ so
Dauer der Ehe die Mutter die elterliche Gewalt
in denen das Rechtsgeschäft zu dem Wirkungs kreise des Beistandes gehört, den Beistand hören,
mit Ausnahme der Nutznießung aus.
sofern ein solcher vorhanden und die Anhörung
übt während der
Ist die Ehe aufgelöst, so hat das Vormund
thunlich ist.
schaftsgericht der Mutter auf ihren Antrag die
1691. Soweit die Anlegung des zu dem Ver
Ausübung zu übertragen, wenn die elterliche Ge
mögen des Kindes gehörenden Geldes in den Wir
walt des Vaters ruht und feine Aussicht besteht,
kungskreis des Beistandes fällt, finden die für die
daß der Grund des Ruhens wegfallen werde. Die
Anlegung von Mündelgeld geltenden Vorschriften
Mutter erlangt in diesem Falle auch die Nutz
der §§ 1809, 1810 entsprechende Anwendung.
nießung an dem Vermögen des Kindes.
1692. Hat die Mutter ein Vermögensverzeichnist
Auf die elterliche Gewalt der Mutter
einzureichen, so ist bei der Aufnahme des Ver
finden die für die elterliche Gewalt des Vaters
zeichnisses der Beistand zuzuziehen; das Verzeichnis
geltenden Vorschriften Anwendung, soweit sich nicht
ist auch von dem Beistände mit der Versicherung
1686.
aus den §§ 1687 bis 1697 ein Anderes ergiebt.
der Richtigkeit und Vollständigkeit zu versehen.
Das Vormundschaftsgericht157 158 hat der
Ist das Verzeichniß ungenügend, so finden, sofern
1687.
Mutter einen Beistand zu bestellen:
1. wenn der Vater die Bestellung nach Maßgabe des § 1777 angeordnet hat;
nicht die Voraussetzungen des § 1667 vorliegen,
die Vorschriften des § 1640 Ws. 2 entsprechende Anwendung.
2. wenn die Mutter die Bestellung beantragt;
1693. Das Vormundschaftsgericht 44" kann auf
3. wenn das Vormundschaftsgericht140 aus be
Anttag der Mutter dem Beistände die Vermögens
sonderen Gründen, insbesondere wegen des
verwaltung ganz oder theilweise überttagen; so
Umfanges oder der Schwierigkeit der Ver
weit dies geschieht, hat der Beistand die Rechte
mögensverwaltung, oder in den Fällen der
und Pflichten eines Pflegers.
§§ 1666, 1667 die Bestellung im Interesse
1694. Für die Berufung, Bestellung und Be aufsichtigung des Beistandes, für seine Haftung
des Kindes für nöthig erachtet.
Der Beistand kann für alle Angelegen
und seine Ansprüche, für die ihm zu bewilligende
heiten, für gewisse Arten von Angelegenheiten oder
Vergütung und für die Beendigung seines Amtes
1688.
für einzelne Angelegenheiten bestellt werden. Ueber den Umfang seines Wirkungskreises ent
gelten die gleichen Vorschriften wie bei dem Gegen
scheidet die Bestellung. Ist der Umfang nicht be-
vormunde. 161 Das Amt des Beistandes endigt auch
sttmmt, so fallen alle Angelegenheiten in seinen
wenn die elterliche Gewalt der Mutter ruht.
Wirkungskreis. Hat der Vater die Bestellung angeordnet, so
dann,
1695. Das Vormundschaftsgericht kann in den
Fällen des § 1687 Nr. 2, 3 die Bestellung des
hat das Vormundschaftsgericht Bestimmungen, die
Beistandes und im Falle des § 1693 die Über
er nach Maßgabe des § 1777 über den Umfang
tragung der Vermögensverwaltung auf den Bei
des Wirkungskreises getroffen hat, bei der Bestellung
stand jederzeit aufheben.
zu befolgen. 1689.
Ist die Bestellung des Beistandes nach § 1687
Der Beistand hat innerhalb seines Wir
kungskreises die Mutter bei der Ausübung der
157. Vgl. § 51 FrG. 158. §§ 35, 43 FrG. - Vgl. auch §§ 20, 60'—», 57 s FrG.
159. Vgl. § 576 FrG. 160. Vgl. § 14a (Art. 41II EG) RG v. 1. Juni 1870 (8. Januar 1873). 161. Vgl. §§ 54, 60 \2 FrG.
Bürgerliches Gesetzbuch.
IV. Buch. Familienrecht.
Nr- 2 erfolgt, so soll sie nur mit Zustimmung her Mutter aufgehoben werden. DaS Gleiche gilt für die Uebertragung der Vermögensverwaltung auf den Beistand?" 1696. Ruht die elterliche Gewalt der Mutter wegen Minderjährigkeit, so hat die Mutter das Recht und die Pflicht, für die Person des Kindes zu sorgen- zur Vertretung des Kindes ist sie nicht berechtigt. Der Vormund des Kindes hat, soweit der Mutter die Torge zusteht, die rechtliche Stellung eines Beistandes.
1697. Die Mutter verliert die elterliche Gewalt, wenn sie eine neue Ehe eingeht?" Sie behält jedoch unter den im § 1696 bestimmten Be schränkungen das Recht und die Pflicht, für die Person des Kindes zu sorgen.
1698. Wird für das Kind ein Vormund bestellt, weil die elterliche Gewalt des Vaters ruht oder verwirkt ist oder weil die Berttetung des Kindes dem Vater entzogen ist, oder wird für die Er ziehung des Kindes an Stelle des Vaters ein Pfleger bestellt, so steht der Mutter die Sorge für die Person des Kindes neben dem Vormund oder dem Pfleger m gleicher Weise zu wie nach § 1634 neben dem Vater. Fünfter Titel.
Rechtliche Stellung der
Kinder aus nichtigen Ehen?"
1699. Ein Kind aus einer nichtigen Ehe, das im Falle der Gültigkeit der Ehe ehelich sein würbe, gilt als ehelich, sofern nicht beide Ehegatten die Nichtigkeit der Ehe bei der Eheschließung gekannt haben. Diese Vorschrift findet keine Anwendung, wenn die Nichttgkeit der Ehe auf einem Formmangel beruht und die Ehe nicht in das Heirathsregister eingetragen worden ist. 1700. Das Rechtsverhältnis zwischen den Eltern und einem Kinde, das nach § 1699 als ehelich gilt, bestimmt sich, soweit sich nicht aus den §§ 1701, 1702 ein Anderes ergiebt, nach den Vorschriften, die für ein Kind aus einer geschiedenen Ehe gelten, wenn beide Ehegatten für schuldig erklärt sind. 1701. War dem Vater die Nichttgkeit der Ehe bei der Eheschließung bekannt, so hat er nicht die sich aus der Vaterschaft ergebenden Rechte. Die elterliche Gewalt steht der Mutter zu. 1702. War der Mutter die Nichttgkeit der Ehe bei der Eheschließung bekannt, so hat sie in An sehung des Kindes nur diejenigen Rechte, welche im Fille der Scheidung der allein für schuldig erklären Frau zustehen. Stirbt der Vater oder endigt seine elterliche Gewalt aus einem anderen Grunde, so hat die Mutter nur das Recht und die Pflicht, für die 162. «gl. §§ 57», 60* FrG. 163. Bgl. § 48 Fr«. 164. UebergangSvorschrist: Art. 207 SG. System. Samml. d. t. E.-L. gell. «es. Sb. I.
145
§ 1696—1708.
Person des Kindes zu sorgen- zur Vertretung des KindeS ist sie nicht berechttgt. Der Vormund des Kindes hat, soweit der Mutter die Sorge zusteht, die rechtliche Stellung eines Beistandes. Die Vorschriften des Abs. 2 finden auch dann Anwendung, wenn die elterliche Gewalt des Vaters wegen seiner Geschäftsunfähigkeit oder nach § 1677 ruht. 1703. Gilt bas Kind nicht als ehelich, weil beiden Ehegatten die Nichttgkeit der Ehe bei der Eheschließung bekannt war, so kann es gleichwohl von dem Vater, solange er lebt, Unterhalt wie ein eheliches Kind verlangen. Das im § 1612 Abs. 2 bestimmte Recht steht dem Vater nicht zu. 1704. Ist die Ehe wegen Drohung anfechtbar und angefochten, so steht der anfechtungsberechttgte Ehegatte einem Ehegatten gleich, dem die Nichttg keit der Ehe bei der Eheschließung unbekannt war. Sechster Titel. Rechtliche Stellung der unehelichen Kinder?"
1705. Das uneheliche Kind hat im Berhältniffe zu der Mutter und zu den Verwandten der Mutter die rechtliche Stellung eines ehelichen Kindes. 1706. Das uneheliche Kind erhält den Familien namen der Mutter. Führt die Mutter in Folge ihrer Berheirathung einen anderen Namen, so erhält das Kind den Familiennamen, den die Mutter vor der Verheirathung geführt hat. Der Ehemann der Mutter kann durch Erklärung gegenüber der zuständigen Behörde dem Kinde mit Einwilligung des Kindes und der Mutter seinen Namen ertheilen- die Er klärung des Ehemanns sowie die Einwilligungs erklärungen des Kindes und der Mutter sind in öffentlich beglaubigter Form 165 166 167 abzugeben. 1707. Der Mutter steht nicht die elterliche Ge walt über das uneheliche Kind zu. Sie hat daS Recht und die Pflicht, für die Person des Kindes zu sorgen, zur Vertretung des Kindes ist sie nicht berechttgt. Der Vormund des Kindes hat, soweit der Mutter die Sorge zusteht, die rechtliche Stel lung eines Beistandes."^ 1708. Der Vater des unehelichen Kindes ist verpflichtet, dem Kinde bis zur Vollendung des sechzehnten Lebensjahrs den der Lebensstellung der Mutter entsprechenden Unterhalt zu gewähren. Der Unterhalt umfaßt den gesammten Lebens bedarf sowie die Kosten der Erziehung und der
Vorbildung zu einem Berufe. Ist das Kind zur Zeit der Vollendung deS sechzehnten Lebensjahrs in Folge körperlicher oder 165. UebergangSvorschrist: Art. 208 E«. — Bgl. auch Art. 20, 21 E«; §§ 640 ff. LPO; § 48 Fr«; §§ 136 ff.
AG BGB. 166. § 48 «« j. Fr« (vgl. auch § 129 BGB; §§ 167,
183 FrG; § 118 AG z. BGB). 167. «gl. hierzu «rt. 136* SG, §§ 136, 137 8« z. BGB.
10
146
Bürgerliches Gesetzbuch.
IV. Buch. Familienrecht.
geistiger Gebrechen außer Stande, sich selbst zu unterhalten, so hat ihm der Vater auch über diese Zeit hinaus Unterhalt zu gewähren- die Vorschrift des § 1603 Abs. 1 findet Anwendung, "s 1709. Der Vater ist vor der Mutter und den mütterlichen Verwandten des Kindes unterhalts pflichtig. Soweit die Mutter oder ein unterhaltspflichtiger mütterlicher Verwandter dem Kinde den Unter halt gewährt, geht der Unterhaltsanspruch des Kindes gegen den Vater auf die Mutter oder den Verwandten über. Der Uebergang kann nicht zum Nachtheile des Kindes geltend gemacht werden. 1710. Der Unterhalt ist durch Entrichtung einer Geldrente zu gewähren. Die Rente ist für drei Monate vorauszuzahlen. Durch eine Vorausleistung für eine spätere Zeit wird der Vater nicht befreit. Hat das Kind den Beginn des Vierteljahrs erlebt, so gebührt ihm der volle auf das Viertel jahr entfallende Betrag. 1711. Der Unterhalt kann auch für die Ver
gangenheit verlangt werden. 1712. Der Unterhaltsanspruch erlischt nicht mit dem Tode des Vaters- er steht dem Kinde auch dann zu, wenn der Vater vor der Geburt des Kindes gestorben ist. Der Erbe des Vaters ist berechtigt, das Kind mit dem Betrag abzufinden, der dem Kinde als Pflichttheil gebühren würde, wenn es ehelich wäre. Sind mehrere uneheliche Kinder vorhanden, so wird die Abfindung so berechnet, wie wenn sie alle ehelich wären. 1713. Der Unterhaltsanspruch erlischt mit dem Tode des Kindes, soweit er nicht auf Erfüllung oder Schadensersatz wegen Nichterfüllung für die Vergangenheit oder auf solche im Voraus zu be wirkende Leistungen gerichtet ist, die zur Zeit des Todes des Kindes fällig find. Die Kosten der Beerdigung hat der Vater zu tragen, soweit ihre Bezahlung nicht von dem Erben des Kindes zu erlangen ist. 1714. Eine Vereinbarung zwischen dem Vater und dem Kinde über der: Unterhalt für die Zu kunft oder über eine an Stelle des Unterhalts zu gewährende Abfindung bedarf der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts. "9
Ein unentgeltlicher Verzicht auf den Unterhalt für die Zukunft ist nichtig. 1715. Der Vater ist verpflichtet, der Mutter die Kosten der Entbindung sowie die Kosten des Unterhalts für die ersten sechs Wochen nach der Entbindung und, falls in Folge der Schwanger schaft oder der Entbindung weitere Aufwendungen nothwendig werden, auch die dadurch entstehenden 168. Der Unterhalt ist nicht pfändbar nach § 8502 Abs. 4 CPO. Vgl. auch § 3 Abs. 2 KO. 169. §§ 35, 43 Abs. 2 FrG.
§ 1709—1719.
Kosten zu ersetzen. Den gewöhnlichen Betrag der zu ersetzenden Kosten kann die Mutter ohne Rücksicht auf den wirklichen Aufwand verlangen. Der Anspruch steht der Mutter auch dann zu, wenn der Vater vor der Geburt des Kindes ge storben oder wenn das Kind todt geboren ist. Der Ansprirch verjährt in vier Jahren. Die Verjährung beginnt mit denr Ablaufe von sechv Wochen nach der Geburt des Kindes.170 168171 169 1716. Schon vor der Geburt des Kindes kann auf Antrag der Mutter durch einstweilige Ver fügung angeordnet werden, daß der Vater dm für die ersten drei Monate dem Kinde zu ge währenden Unterhalt alsbald nach der Geburt an die Mutter oder an den Bornmnd zu zahlet: und den erforderlichen Betrag angemessene Zeit vor der Geburt zu hinterlegen hat. In gleicher Weise kann auf Antrag der Mutter die Zahlung des gewöhnlichen*Betrags der nach § 1715 Abs. 1 zu ersetzenden Kosten an die Mutter und die Hinterlegung des erforderlichen Betrags ange ordnet werden. Zur Erlassung der einstweiligen Verfügung ist nicht erforderlich, daß eine Gefährdung des An spruchs glaubhaft gemacht wird. 1717. Als Vater des unehelichen Kindes im Sinne der §§ 1708 bis 1716 gilt, wer der Mutter innerhalb der Ernpfängnißzeit beigewohnt hat, es sei denn, daß auch ein Anderer ihr inner halb dieser Zeit beigewohnt hat. Eine Beiwoh nung bleibt jedoch außer Betracht, wenn es den Umständen nach offenbar unmöglich ist, daß die Mutter das Kind aus dieser Beiwohnung empfangen hat. Als Empfängnißzeit gilt die Zeit von dem einhunderteinundachzigsten bis zu dem dreihundert undzweiten Tage vor dem Tage der Geburt des Kindes, mit Einschluß sowohl des einhunderteinund achzigsten als des dreihundertundzweiten Tages. 1718. Wer seine Vaterschaft nach der. Geburt des Kindes in einer öffentlichen Urkunde172 173 an erkennt, kann sich nicht darauf berufen, daß ein Anderer der Mutter innerhalb der Empfängnißzeit beigewohnt habe. Siebenter Titel. Legitimation unehelicher Kinder.^
i. Legitimation durch nachfolgende Che. 1719. Ein uneheliches Kind erlangt dadurch, daß sich der Vater mit der Mutter verheirathet, 170. Vgl. § 3 Abs. 2 KO. 171. Für die Ermittelung der unehelichen Vaterschaft kommen die Vorschriften der §§ 640 ff. CPO nicht zur An wendung nach § 644 CPO. 172. Vgl. §§ 167 Abs. 2, 191 Abs. 1 FrG; §§ 44, 46 AG z. FrG. 173. Uebergangsvorschrift: Art. 209 EG. — Vgl. auch Art. 22 EG.
Bürgerliches Gesetzbuch.
IV. Buch. Familienrecht.
mit der Eheschließung die rechtliche Stellung eines ehelichen Kindes.'" 1720. Der Ehemann der Mutter gilt als Vater des Kindes, wenn er ihr innerhalb der im § 1717 Abs. 2 bestimmten Empfängnißzeit beigewohnt hat, es sei denn, daß es den Umständen nach offenbar unmöglich ist, daß die Mutter das Kind aus dieser Beiwohnmtg empsangen hat. Erkcitnt der Ehemann seilte Vaterschaft nach der Geburt des Kindes in einer öffentlichen Urkunde'7* an, so wird vermuthet, daß er der Mutter inner halb der Empfängnißzeit beigewohnt habe. 1721. Ist die Ehe der Eltern nichtig, so finden die Vorschriften der §§ 1699 bis 1704 entsprechende Anwendung. 1722. Die Eheschließung zwischen den Eltern hat für die Abkömmlinge des unehelichen Kindes die Wirkungen der Legitimation auch dann, wenn das Kind vor der Eheschließung gestorben ist. H. Ehettchkeit-erttSrurrg.
1723. Ein uneheliches Kind kann auf Anttag seiltes Vaterü durch eine Verfügung der Staats gewalt für ehelich erklärt werden. Die Ehelichkeitserklärung steht dem Bundes staate zu, dem der Vater angehört,- ist der Vater ein Deutscher, der keinem Bundesstaat angehört, so steht sie dem Reichskanzler zu. Ueber die Ertheilung 174e der einem Bundesstaate zustehendeu Ehelichkeitserklärung hat die Landes regierung zu bestimmen.'7* 1724. Die Ehelichkeitserklärung kann nicht unter einer Bedillgung oder einer Zeitbestimmung er folgen. 1725. Der Anttag muß die Erklärung des Vaters enthalten, daß er das Kind als das [einige allerkenne. 1726. Zur Ehelichkeitserklärung ist die Ein willigung des Kindes und, wenn das Kind nicht das einundzwanzigste Lebensjahr vollendet hat, die Einwilligung der Mutter erforderlich. Ist der Vater verheirathet, so bedarf er auch der Einwilligmlg seiner Frau. Die Einwilligung hat dem Vater oder der Be hörde gegenüber zu erfolgen, bei welcher der An ttag einzureicheu ist; sie ist unwiderruflich. Die Einwilligung der Mutter ist nicht erforder lich, wenn die Mutter zur Abgabe einer Erklärung dauernd außer Stande oder ihr Aufenthalt dauernd unbekannt ist. Das Gleiche gilt von der Einwilligung der Frau des Vaters. 1727. Wird die Einwilligung von der Mutter verweigert, so kann sie auf Antrag des Kindes 174. «gl. 8 28 R« v. 6. Febr. 1875. 174a. Die Ertheilung erfolgt durch den Statthalter (§ 1 Abs. 1 «er. v. 1. Nov. 1899 GBl. S. 172). Ueber das «er fahren hierbei vgl. «er. v. 27. Dec. 1899. 175. «gl. hierzu auch § 4 RG über Erwerb und Berlust der Staatsangehörigkeit v. 1. Juni 1870 (8. Januar 1873).
§ 1720—1735.
147
durch das Bormundschaftsgericht ersetzt werden, wenn das Unterbleiben der Ehelichkeitserklärung dem Kinde zu unverhälttiißmäßigem Nachtheile gereichen würde.'" 1728. Der Anttag auf Ehelichkeitserklärung sowie die Einwilligung der im § 1726 bezeichneten Personen kann nicht durch einen Vertteter erfolgen. Ist das Kind geschäftsunfähig oder hat es nicht das vierzehnte Lebensjahr vollendet, so kann sein gesetzlicher Vertteter die Einwilligung mit Ge nehmigung des Bormundschaftsgerichts ertheilen.'" 1729. Ist der Vater in der Geschäftsfähigkeit beschränkt, so bedarf er zu dem Anttag, außer der Zustimmung seines gesetzlichen Vertteters, der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts.'7* Ist das Kind in der Geschäftsfähigkeit beschränkt, so gilt das Gleiche für die Ertheilung seiner Ein willigung. Ist die Mutter des Kindes oder die Frau des Vaters in der Geschäftsfähigkeit beschränkt, so ist zur Ertheilung ihrer Einwilligung die Zustimmung des gesetzlichen Vertteters nicht erforderlich. 1730. Der Anttag sowie die Einwilligungs erklärung der im § 1726 bezeichneten Personen bedarf der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung.177 174 175 176 1731. Ist der Anttag oder die Einwilligung einer der im § 1726 bezeichneten Personen an fechtbar, so gelten für die Anfechtung und für die Bestätigung der anfechtbaren Erklärung die Vor
schriften der §§ 1728, 1729. 1732. Die Ehelichkeitserklärung ist nicht zulässig, wenn zur Zeit der Erzeugung des Kindes die Ehe zwischen den Eltern nach § 1310 Abs. 1 wegen Verwandtschaft oder Schwägerschaft verboten war. 1733. Die Ehelichkeitserklärung kann nicht nach dem Tode des Kindes erfolgen. Nach dem Tode des Vaters ist die Ehelichkeits erklärung nur zulässig, wenn der Vater den An ttag bei der zuständigen Behörde eingereicht oder bet oder nach der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung des Anttags das Gericht oder den Notar mit der Einreichung bettaut hat. Die nach dem Tode des Vaters erfolgte Ehe lichkeitserklärung hat die gleiche Wirkung, wie wenn sie vor dem Tode des Vaters erfolgt wäre. 1734. Die Ehelichkeitserklärung kann versagt werden, auch wenn ihr ein gesetzliches Hinderniß
nicht entgegensteht. 1735. Auf die Wirksamkeit der Ehelichkeitser klärung ist es ohne Einfluß, wenn der Anttagsteller nicht der Vater des Kindes ist oder wenn mit Unrecht angenommen worden ist, daß die Dtutter des Kindes oder die Frau des Vaters zur Abgabe einer Erklärung dauernd außer Stande oder ihr Aufenthalt dauernd unbekannt sei. 176. Zuständigkeit s. §§ 35, 43 FrG. - «gl. auch §§ 53, 55 Abs. 2 FrG. 177. «gl. § 42 AG z. FrG (Att. 141 EG).
Bürgerliches Gesetzbuch.
148
IV. Buch.
1736. Durch die Ehelichkeitserklärung erlangt das Kind die rechtliche Stellung eines ehelichen Kindes?78
1737. Die Wirkungen der Ehelichkeitserklärung erstrecken sich auf die Abkömmlinge des Kindes,-
§ 1736—1752.
Familienrecht.
zustehenden Bewilligung hat die Landesregierung
zu 6eftimmen?80a 1746. Wer verheirathet ist, kann nur mit Ein willigung seines Ehegatten an Kindesstatt an nehmen oder angenommen werden.
sie erstrecken sich nicht auf die Verwandten des
Die Einwilligung ist nicht erforderlich, wenn
Die Frau des Vaters wird nicht mit
der Ehegatte zur Abgabe einer Erklärung dauernd
Vaters.
dem Kinde, der Ehegatte des Kindes wird nicht
außer Stande oder sein Aufenthalt dauernd un
mit dem Vater verschwägert. Die Rechte und Pflichten, die sich aus dem Verwandtschaftsverhältnisse zwischen dem Kinde
bekannt ist. 1747. Ein eheliches Kind kamr bis zur Voll endung des einundzwanzigsten Lebensjahrs nur
und seinen Verwandten ergeben, bleiben unbe
mit
rührt, soweit nicht das Gesetz ein Anderes vor
Kind kann bis zum gleichen Lebensalter nur mit
Einwilligung
Einwilligung
schreibt.
1738. Mit der Ehelichkeitserklärung verliert die
nommen
der
werden.
der
Eltern,
Mutter
uneheliches
ein
an Kindesstatt ange
Die Vorschrift
des
§
1746
Mutter das Recht und die Pflicht, für die Person
Abs. 2 findet entsprechende Anwendung.
des Kindes zu sorgen. Hat sie dem Kinde Unter
1748. Die Einwilligung der in den §§ 1746, 1747 bezeichneten Personen hat dem Annehmenden
halt zu gewähren, so treten Recht und Pflicht
für
wieder ein, wenn die elterliche Gewalt des Vaters
oder den: Kinde oder dem
endigt oder wenn sie wegen Geschäftsunfähigkeit
des Annahmevertrags zuständigen Gerichte gegen
des Vaters oder nach § 1677 ruht.
über zu erfolgen; sie ist unwiderruflich.
1739. Der Vater ist dem Kinde und dessen Ab kömmlingen vor der Mutter und dell mütterlichen
treter ertheilt werden.
Verwandten zur Gewährung des Unterhalts ver
der Geschäftsfähigkeit beschränkt, so' bedarf er nicht
pflichtet.
der Zustimmung seines gesetzlichen Vertreters.
1740. Will der Vater eine Ehe eingehen, wäh rend er die elterliche Gewalt über das Kind hat,
so finden die Vorschriften der §§ 1669 bis 1671
Achter Titel.
Annahme an Kindesstatt.178 179
Bestätigung
Die Einwilligung kann nicht durch einen Ver Ist der Einwilligende in
Die Einwilligungserklärung bedarf der gericht lichen oder notariellen Beurkundung?8^
1749. Als gemeinschaftliches Kind kann ein Kind rmr
Anwendung.
die
von
Ehepaar
einem
werden. Ein angenommenes
angenommen
Kind kann, solange das
1741. Wer keine ehelichen Abkömmlinge hat,
durch die Annahme begründete Rechtsverhältniß
kann durch Vertrag mit einem Anderen diesen an
besteht, nur von dem Ehegatten des Annehmenden
Kindesstatt annehmen.
Der Vertrag bedarf der
an Kindesstatt angenommen werden.
1742. Die Annahme an Kindesstatt kann nicht
1750. Der Annahmevertrag kann nicht durch einen Vertreter geschlossen werden. Hat das Kind
unter einer Bedingung oder einer Zeitbestimmung
nicht das vierzehnte Lebensjahr vollendet, so kann
erfolgen.
sein gesetzlicher
Bestätigung durch das zuständige Gericht.180 * * *
1743. Das Vorhandensein eines angenommenen Kindes steht einer weiteren Annahme an Kindes
Vertreter
den
Vertrag mit Ge
nehmigung des Vormundschaftsgerichts182 schließen.
Der
Annahmevertrag
muß
bei
gleichzeitiger
statt nicht entgegen.
Anwesenheit beider Theile vor Gericht oder vor
1744. Der Annehmende muß das fünfzigste Lebensjahr vollendet haben und mindestens acht
einem Notar geschlossen werden?8^
zehn Jahre älter sein als das Kind.
1751. Ist der Annehmende in der Geschäfts fähigkeit beschränkt, so bedarf er zur Eingehung
1745. Von den Erfordernissen des § 1744 kann Befreiung bewilligt werden, von der Vollendung
setzlichen Vertreters, der Genehmigung des Vor-
des fünfzigsten Lebensjahrs jedoch nur, wenn der
Annehmende volljährig ist.
Die Bewilligung steht dem Bundesstaate zu, dem
des Vertrags, außer der Zustimmung seines ge mundschaftsgerichts?82 Das Gleiche gilt für das Kind, wenn es in der Geschäftsfähigkeit beschränkt ist.
der Annehmende angehört,- ist der Annehmende ein Deutscher, der keinem Bundesstaat angehört,
1752. Will ein Vormund seinen Mündel an Kindesstatt annehmen, so soll das Vormundschafts
so steht die Bewilligung dem Reichskanzler zu.
gericht^183
die Genehmigung nicht ertheilen, so-
Ueber die Ertheilung der einem Bundesstaate 178. Vgl. § 26 RG v. 6 Febr. 1875. 179. Uebergangsvorschrift: Art. 209 EG.— Vgl. auch Art. 22 EG; § 26 RG v. 6. Febr. 1875. 180. Die formellen Bestimmungen über diese Bestätigung enthalten die §§ 65—68 FrG.
180a. Die Ertheilung erfolgt durch den Statthalter (§ 1 Abs. 2 Ver. v. 1. Nov. 1899. GBl. S. 172). Ueber das Verfahren hierbei vgl. Ver. v. 27. Dec. 1899.
181. Vgl. § 42 AG z. FrG (Art. 141 EG). 182. §§ 35, 43, 55 FrG. 183. §§ 35, 36 FrG.
Bürgerliches Gesetzbuch.
IV. Buch. Familienrecht.
lange der Vormund im Amte ist. Will Jemand seinen früheren Mündel an Kindesstatt annehmen, so soll das Bormundschaftsgericht die Genehmigung nicht ertheilen, bevor er über seine Berwalttmg Rechnung gelegt und das Vorhandensein des Mündelvermögens nachgewiesen hat. Das Gleiche gilt, wenn ein zur Vermögens verwaltung bestellter Pfleger seinen Pflegling oder seinen ftüheren Pflegling an Kindesstatt an nehmen will. 1753. Die Bestätigung des Annahmeverttags kann nicht nach dem Tode des Kindes erfolgen. Nach bem Tode des Annehmenden ist die Bestättgung nur zulässig, wenn der Annehmende oder das Kind den Anttag auf Bestätigung bei dem zuständigen Gericht eingereicht oder bei oder nach der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung des Verttags das Gericht oder den Notar mit der Einreichung betraut hat?" Die nach dem Tode des Annehmenden erfolgte ^Bestätigung hat die gleiche Wirkung, wie wenn sie vor dem Tode erfolgt toäre.186 184 185 1754. Die Annahme an Kindesstatt tritt mit der Bestätigung in Straft. Die Vertragschließenden sind schon vor der Bestätigung gebunden. Die ^Bestätigung ist nur zu versagen, wenn ein gesetzliches Erforderniß der Annahme an Kindes statt fehlt. Wird die ^Bestätigung endgiltig ver sagt, so verliert der Berttag seine Kraft."8 1755. Ist der Annahmeverttag oder die Ein willigung einer der in den §§ 1746,1747 bezeich neten Personen anfechtbar, so gelten für die An fechtung und für die Bestätigung des anfechtbaren Rechtsgeschäfts die Vorschriften des § 1748 Abs. 2, des § 1750 Abs. 1 und des § 1751. 1756. Auf die Wirksamkeit der Annahme an Kindesstatt ist es ohne Einfluß, luenn bei der Bestätigung des Annahmeverttags mit Unrecht
angenommen worden ist, daß eine der in den 88 1746, 1747 bezeichneten Personen zur Abgabe finer Erklärung dauernd außer Stande oder ihr Aufenthalt dauernd unbekannt sei. 1757. Durch die Annahme an Kindesstatt er langt das Kind die rechtliche Stellung eines ehe lichen Kindes des Annehmenden. Wird von einem Ehepaare gemeinschaftlich ein Kind angenommen oder nimmt ein Ehegatte ein Kind des anderen Ehegatten an, so erlangt das Kind die rechtliche Stellung eines gemeinschaft lichen ehelichen Kindes der Ehegatten. 1758. Das Kind erhält den Familiennamen des Annehmenden. Wird das Kind von einer Frau angenommen, die in Folge ihrer Berheirathung einen anderen Namen führt, so erhält es den Familiennamen, den die Frau vor der 184. Bgl. § 66 Abs. 1 FrG. 185. Bgl. § 67 Abs. 2 FrG. 186. Bgl. § 68 Abs. 2 FrG.
§ 1753—1765.
149
Berheirathung geführt hat. In den Fällen deS § 1757 Abs. 2 erhält das Kind den Familiennamen des Mannes. Das Kind darf dem neuen Namen seinen ftüheren Familiennamen hinzufügen, sofern nicht in dem Annahmeverttag ein Anderes bestimmt ist. 1759. Durch die Annahme an Kindesstatt wird ein Erbrecht für den Annehmenden nicht be gründet. 1760. Der Annehmende hat über das Ver mögen des Kindes, soweit es auf Grund der elter lichen Gewalt seiner Verwaltung unterliegt, auf seine Kosten ein Berzeichniß aufzunehmen und dem Bormundschaftsgericht187 einzureichen,- er hat das Berzeichniß mit der Versicherung der Richtigkeit und Vollständigkeit zu versehen. Ist das einge reichte Berzeichniß ungenügend, so findet die Vor schrift des § 1640 Abs. 2 Satz 1 Anwendung. Erfüllt der Annehmende die chm nach Abs. 1 obliegende Verpflichtung nicht, so kann ihm das Bormundschaftsgerichtdie Vermögensverwal tung entziehen. Die Entziehung kann jederzeit wiederaufgehoben werden. 1761. Will der Annehmende eine Ehe etngehen, während er die elterliche Gewalt über das Kind hat, so finden -die Vorschriften der §§ 1669 bis 1671 Anwendung. 1762. Die Wirkungen der Annahme an Kindes statt erstrecken sich auf die Abkömmlinge des Kindes. Auf einen zur Zeit des Berttagsabschluffes schon vorhandenen Abkömmling und dessen später geborene Abkömmlinge ersttecken sich die Wirkungen nur, wenn der Berttag auch mit dem schon vor handenen Abkömmlinge geschloffen wird. 1763. Die Wirkungen der Annahme an Kindes statt ersttecken sich nicht auf die Verwandten des Amlehmenden. Der Ehegatte des Annehmenden wird nicht mit dem Kinde, der Ehegatte des Kindes wird nicht mit dem Annehmenden verschwägert. 1764. Die Rechte und Pflichten, die sich aus dem Berwandtschaftsverhältnisse zwischen dem Kinde und seinen Verwandten ergeben, werden durch die Annahme an Kindesstatt nicht berühtt, soweit nicht das Gesetz ein Anderes vorschreibt. 1765. Mit der Annahme an Ktndesstatt ver lieren die leiblichen Eltern die elterliche Gewalt über das Kind, die uneheliche Mutter das Recht und die Pflicht, für die Person des Kindes zu sorgen. Hat der Vater oder die Mutter dem Kinde Unterhalt zu gewährm, so treten das Recht und die Pflicht, für die Person des Kindes zu sorgen, wieder ein, wenn die elterliche Gewalt des An nehmenden endigt oder wmn sie wegen Geschäfts unfähigkeit des Annehmenden oder nach § 1677 ruht. Das Recht zur Berttettmg des Kindes tritt nicht wieder ein. 187. §5 35, 36, 43 FrG.
150
Bürgerliches Gesetzbuch.
IV. Buch.
1766. Der Annehmende ist dem Kinde und
Familienrecht.
§ 1766—1777.
Dritter Abschnitt. Vormundschaft.
denjenigen Abkömmlingen des Kindes, auf welche
sich die Wirkungen der Annahme erstrecken, vor
Erster Titel.
den leiblichen Verwandten des Kindes zur Ge
Vormundschaft über Minderjährige.
währung des Unterhalts verpflichtet. Der Annehmende steht im Falle des § 1611
1773. Ein Minderjähriger erhält einerr Vor-
Abs. 2 den leiblichen Verwandten der aufsteigenden
rrrurrd, werur er nicht unter elterlicher Gewalt steht
i. Anordnung der Vormundschaft?8''
Linie gleich.
oder weiln die Eltern weder in den die Person
1767. In dem Annahmevertrage kann die Nutznießung des Annehmenden an dem Vermögen des
noch in den das Vermögen betreffenderr Angelegen-
heitell zur Vertretung des Minderjährigen be
Kindes sowie das Erbrecht des Kindes dem An-
rechtigt sind.
nehmenden gegenüber ausgeschlossen werden. Im klebrigen können die Wirkungen der An
dann, wenn sein Familienstand rricht zu ermit-
nahme an Kindesstatt in dem Annahmevertrage
teln ist.189
nicht geändert werden.
1774.
1768. Das durch die Annahme an Kindesstatt begründete
Rechtsverhältnis;
hoben werden.
Ein Minderjähriger erhält euren Vornrund auch
Das Bormundschaftsgericht
hat die
Vornulndschaft vor: Aurtswegen anzuordlrerr.
wiederaufge-
1775. Das Vormundsthaftsgericht soll, sofern
Die Aufhebung kann nicht unter
nicht besorrdere Grürrde für die Bestellung mehrerer
kann
einer Bedingung oder einer Zeitbestimmung er
Vormünder vorliegen, für der: Mündel urrd, wenn
folgen.
mehrere Geschwister zu bevormunden jmb,191 für
Die Aufhebung erfolgt durch Vertrag zwischen dem Annehmenden, dem Kinde und denjenigen Abkömmlingerr des Kirrdes, auf welche sich die
Wirkungerr der Annahme erstreckerr.
alle Mündel nur euren Bormurrd bestellerr. 1776.
Als Vormünder sind in nachstehender
Reihenfolge berufen:
1. wer vorr denr Vater des Mündels als Vor
Hat eirr Ehepaar gerrreirrschaftlich em Kind an
mund benanrrt ist;
genommen oder hat ein Ehegatte ein Kirrd des anderen Ehegatterr arrgenommen, so ist zu der
2. wer von der ehelicherr Mutter des Mündels
Aufhebung die Mitwirkung beider Ehegatten er
3. der Großvater des Mündels vorr väterlicher
forderlich.
als Vormund benannt ist; Seite;
1769. Nach den: Tode des Kindes können die übrigen Betheiligten das zrvischen ihnen bestehende Rechtsverhältniß drrrch Vertrag arrfheben.
Das
4. der Großvater des Mündels vorr mütter
licher Seite?" Die Großväter sirrd nicht berrrferr, werrn der
Gleiche gilt in den Fällen des § 1757 Abs. 2 nach
Mündel von einern Andererr als dem Ehegatterr
dem Tode eines der Ehegatten.185
seines Vaters oder seiner Mrrtter arr Kirrdesstatt
1770. Die für die Annahme an Kirrdesstatt
arrgerrorrrmerr ist.
Das Gleiche gilt, werur der
geltenden Vorschriften des § 1741 Satz 2 und
jenige, von welchern der Mündel abstarrunt, von
der §§ 1750, 1751, 1753 bis 1755 gelten auch
einem Arrderen als denr Ehegatten seines Vaters
für die Aufhebung. 1771.
oder seirrer Mutter an Kirrdesstatt arrgerrornmen
Schließen Personen, die durch Anrrahme
an Kindesstatt verbrrnderr sirrd, der Vorschrift des
ist und die Wirkrrrrgen der Amrahrrre sich auf den Mürrdel erstrecken.
§ 1311 zuwider eine Ehe, so tritt mit der Ehe
1777. Der Vater kann einerr Bormurrd nur
schließung die Aufhebung des drrrch die Armahme
benennen, wenn ihm zur Zeit seines Todes die
zwischen ihnen begründeten Rechtsverhältnisses ein.
elterliche Gewalt über das Kind zrrsteht; er hat
Ist die Ehe nichtig, so wird, rverrn denr einen
dieses Recht nicht, wenn er in den die Person oder
Ehegatten die elterliche Gewalt über den anderen
in den das Vermögen betrefferrden Angelegenheiten
zusteht, diese mit der Eheschließung verwirkt. Die
nicht zur Vertretung des Kindes berechtigt ist.
Verwirkung tritt nicht ein, wenn die Nichtigkeit
Das Gleiche gilt für die Mrrtter.
der Ehe auf einem Formmangel beruht und die
Ehe nicht
in
das Heirathsregister eingetragen
worden ist. 1772.
Mit der Aufhebung der Armahme an
Kindesstatt verlieren das Kind und diejenigen Ab
kömmlinge des Kindes, auf welche sich die Auf hebung erstreckt, das Recht, den Familiennamen des Annehmenden zu führen.
Diese Vorschrift
findet in den Fällen des § 1757 Abs. 2 keine
Anwendung, wenn die Aufheburrg nach dem Tode
eines der Ehegatten erfolgt.
Der Vater kann für ein Kind, das erst nach 188. Uebergangsvorschrift: Art. 210 EG. — Die Vor mundschaft über Ausländer behandelt Art. 23 EG. Vgl. auch Art. 136 EG; § 47 FrG. 189. Vgl. §§ 36 Abs. 3, 48 FrG. 190. Das zuständige Gericht in diesem und den folgenden Paragraphen wird durch die §§ 35, 36 FrG bestimmt; vgl. auch §§ 46, 47, 571 FrG. Dem zuständigen Bormundschafts gericht ist nach §§ 48—50 FrG Anzeige zu machen. 191. Sofern die Geschwister ihren Wohnsitz in den Bezirken verschiedener Vormundschaftsgerichte haben, vgl. § 36 2lbs. 1 FrG. 192. Vgl. Art. 136 EG; §§ 136-140 AG z. BGB.
Bürgerliches Gesetzbuch.
IV. Buch. Familienrecht.
seinem Tode geboren wird, einen Vormund be nennen, wenn er dazu berechtigt sein würde, falls das Kind vor seinem Tode geboren wäre. Die Benennung deS Vormundes erfolgt durch lelztwillige Verfügung. 1778. Wer nach § 1776 als Bormund berufen ist, darf ohne seine Zustimmung nur übergangen werden, wenn er nach den §§ 1780 bis 1784 nicht zum Vormunde bestellt werden kann oder soll oder wenn er an der Uebernahme der Vormundschaft verhindert ist oder die Uebernahme verzögert oder wenn seine Bestellung das Interesse des Mi'uldels gefährden würde.198 Ist der Berufene nur vorübergehend verhindert, so hat ihn das Vormundschaftsgericht nach dem Wegfalle des Hindernisses auf feinen Antrag an Stelle des bisherigen Vormundes zum Vormunde zu bestellen. Für eine Ehefrau darf der Mann vor den nach § 1776 Berufenen, für ein uneheliches Kind darf die Mutter vor dem Großvater zum Vormunde bestellt werden. Neben dem Berufenen darf nur mit dessen Zustimnnmg ein Mitvormund bestellt werden. 1779. Ist die Vormundschaft nicht einem nach § 1776 Berufenen zu übertragen, so hat das Vormundschastsgericht nach Anhörung des Gemeinde waisenraths 193 194 195 den 196 Vormund 197 auszuwählen. 498 Das Bormundschaftsgericht soll eine Person auswählen, die nach ihren persönlichen Verhält nissen und ihrer Vermögenslage sowie nach den sonstigen Umständen zur Führung der Vormund schaft geeignet ist. Bei der Auswahl ist auf das religiöse Bekenntniß des Mündels Rücksicht zu nehmen. Verwandte und Verschwägerte des Mün dels sind zunächst zu berücksichtigen. 1780. Zum Vormunde kann nicht bestellt werden, wer geschäftsunfähig oder wegen Geistesschwäche, Verschwendung oder Trunksucht entulündigt ist. 1781. Zum Vormunde soll nicht bestellt werden: 1. wer minderjährig oder nach § 1906 unter vorläufige Vormundschaft gestellt ist; 2. wer nach § 1910 zur Besorgung seiner Ver mögensangelegenheiten einen Pfleger erhal ten hat,3. wer in Konkurs gerathen ist, während der Dauer des Konkurses4. wer der bürgerlichen Ehrenrechte für ver lustig erklärt ist, soweit sich nicht aus den Vorschriften des Strafgesetzbuchs ein Anderes ergiebt?98 1782. Zum Vormunde soll nicht bestellt werden, wer durch Anordnung des Vaters oder der ehe193. 60 Nr. 194. 195. 196.
Ter Nebcrgangene hat ein Beschwerderecht nach §§ 20, 1 FrG. 1849 ff. BGB ; §§ 128 ff. AG z. BGB. Vgl. 8 49 (W Vgl. 34«, 36, 37 StGB; Art. 341 LG.
§ 1778—1787.
151
liehen Mutter des Mündels von der Vormund schaft ausgeschlossen ist197 Die Mutter kann den von dem Vater als Vormund Benannten nicht ausschließen. Auf die Ausschließung finden die Vorschriften des § 1777 Anwendung. 1783. Eine Frau, die mit einem Anderen als dem Vater des Mündels verheirathet ist, soll nur mit Zustimmung ihres Mannes zum Vormunde bestellt werden. 1784. Ein Beamter oder Religionsdiener, der nach den Landesgesetzen einer besonderen Erlaub niß zur Uebernahme einer Vormundschaft bedarf, soll nicht ohne die vorgeschriebene Erlaubniß zum Vormunde bestellt werden.198 1785. Jeder Deutsche hat die Vormundschaft, für die er von dem Vormundschaftsgericht ausge wählt wird, zu übernehmen, sofern nicht seiner Bestellung zum Vormund einer der in den §§ 1780 bis 1784 bestimmten Gründe entgegensteht. 1786.199 Die Uebernahme der Vormundschaft kann ablehnen: 1. eine Frau 2. wer das sechzigste Lebensjahr vollendet hat; 3. wer mehr als vier minderjährige eheliche Kinder hat- ein von einem Anderen an Kindesstatt angenommenes Kind wird nicht gerechnet 4. wer durch Krankheit oder durch Gebrechen verhindert ist, die Vormundschaft ordnungs mäßig zu führen 5. wer wegen Entfernung seines Wohnsitzes von dem Sitze des Vormundschaftsgerichts die Vormundschaft nicht ohne besondere Belästi gung führen kann6. wer nach § 1844 zur Sicherheitsleistung an gehalten wird7. wer mit einem Anderen zur gemeinschaft lichen Führung der Vormundschaft bestellt werden soll8. wer mehr als eine Vormundschaft oder Pfleg schaft führt- die Vormundschaft oder Pfleg schaft über mehrere Geschwister gilt nur als eine- die Führung von zwei Gegenvormund schaften steht der Führung einer Vormund schaft gleich. Das Ablehnungsrecht erlischt, wenn es nicht vor der Bestellung bei dem BormundschaftSgerichte geltend gemacht wird. 1787. Wer die Uebernahme der Vormundschaft ohne Grund ablehnt, ist, wenn ihm ein Verschul den zur Last fällt, für den Schaden verantwort197. Vgl. Art. 205 EG. 198. Bgl. bezüglich der Militärpersonen § 41 RG vom 2. Mai 1874. Für Reich-beamte gellen die an ihrem Wohn orte erlassenen Vorschriften: § 19 RG vom 31. März 1873 (23. Dez. 1873); dahin gehende Vorschriften sind in Els.-Lothr. nicht erlassen. 199. Vgl. auch § 41 Reich-militärgese- v. 2. Mat 1874.
152
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IV. Buch.
Familienrecht.
§ 1788—1798.
lich, der dem Mündel dadurch entsteht, daß sich die Bestellung des Vormundes verzögert. Erklärt das Vormundschaftsgericht die Ableh nung für unbegründet, so hat der Ablehnende, unbeschadet der ihm zustehenden Rechtsmittel, 200 die Vormundschaft auf Erfordern des Vormund schaftsgerichts vorläufig zu übernehmen. 1788. Das Vormundschaftsgericht kann den zum Vormund Ausgewählten durch Ordnungs strafen zur Uebernahme der Vormundschaft an halten. 201 202 203 204 Die einzelne Strafe darf den Betrag von drei hundert Mark nicht übersteigen. Die Strafen dür fen nur in Zwischenräumen von mindestens einer Woche verhängt werden. Mehr als drei Strafen dürfen nicht verhängt werden. 1789. Der Vormund wird von dem Vormund schaftsgerichte durch Verpflichtung zu treuer und gewissenhafter Führung der Vormundschaft bestellt. Die Verpflichtung soll mittelst Handschlags an Eidesstatt erfolgen. 1790. Bei der Bestellung des Vormundes kann die Entlassung für den Fall Vorbehalten werden, daß ein bestimmtes Ereignis eintritt oder nicht eintritt. 1791. Der Vormund erhält eine Bestallung. Die Bestallung soll enthalten den Namen und die Zeit der Geburt des Mündels, die Namen des Vormundes, des Gegenvormundes und der Mit vormünder sowie im Falle der Theilung der Vor mundschaft die Art der Theilung. Ist ein Fami lienrath eingesetzt, so ist auch dies anzugeben. 1792. Neben dem Vormunde kann ein Gegen vormund bestellt werden. Ein Gegenvormund soll bestellt werden, wenn mit der Vormundschaft eine Vermögensverwaltung verbunden ist, es sei denn, daß die Verwaltung nicht erheblich oder daß die Vormundschaft von mehreren Vormündern gemeinschaftlich zu führen ist. 202
1794. Das Recht und die Pflicht des Vormundes, für die Person und das Vermögen des Mündels zu sorgen, erstreckt sich nicht auf Angelegenheiten des Mündels, für die ein Pfleger bestellt ist. 1795. Der Vormund kann den Mündel nicht vertreten: 1. bei einem Rechtsgeschäfte zwischen seinem Ehegatten oder einem seiner Verwandten in gerader Linie einerseits und dem Mündel andererseits, es sei denn, daß das Rechts geschäft ausschließlich in der Erfüllung einer Verbindlichkeit besteht 2. bei einem Rechtsgeschäfte, das die Uebertragung oder Belastung einer durch Pfand recht, Hypothek oder Bürgschaft gesicherten Forderung des Mündels gegen den Vor mund oder die Aufhebung oder Minderung dieser Sicherheit zum Gegenstände hat oder die Verpflichtung des Mündels zu einer solchen Uebertragung, Belastung, Aufhebung oder Minderung begründet 3. bei einem Rechtsstreite zwischen den in Nr. 1 bezeichneten Personen sowie bei einem Rechts streit über eine Angelegenheit der in Nr. 2 bezeichneten Art. Die Vorschrift des § 181 bleibt unberührt. 1796. Das Vormundschaftsgericht kann dem Vormunde die Vertretung für einzelne Angelegen heiten oder für einen bestimmten Kreis von An gelegenheiten entziehen. Die Entziehung soll nur erfolgen, wenn das Interesse des Mündels zu dem Interesse des Vormundes oder eines von diesem vertretenen Dritten oder einer der im § 1795 Nr. 1 bezeich neten Personen in erheblichem Gegensatze steht. 1797. Mehrere Vormünder führen die Vor mundschaft gemeinschaftlich. Bei einer Meinungs verschiedenheit entscheidet das Vormundschaftsge richt, sofern nicht bei der Bestellung ein Anderes bestimmt wird?o4
Ist die Vormundschaft von mehreren Vormün dern nicht gemeinschaftlich zu führen, so kann der eine Vormund zum Gegenvormunde des anderen bestellt werden. Auf die Berufung und Bestellung des Gegen vormundes finden die für die Berufung und Be stellung des Vormundes geltenden Vorschriften Anwendung.
Das Vormundschaftsgericht kann die Führung der Vormundschaft unter mehrere Vormünder nach bestimmten Wirkungskreisen Vertheilen. Innerhalb des ihm überwiesenen Wirkungskreises führt jeder Vormund die Vormundschaft selbständig. Bestimmungen, die der Vater oder die Mutter für die Entscheidung von Meinungsverschieden heiten zwischen den von ihnen benannten Vor mündern und für die Vertheilung der Geschäfte unter diese nach Maßgabe des § 1777 getroffen hat, sind von dem Vormundschaftsgerichte zu be folgen, sofern nicht ihre Befolgung das Interesse des Mündels gefährden würde. 1798. Steht die Sorge für die Person und die Sorge für das Vermögen des Mündels verschie denen Vormündern zu, so entscheidet bei einer Meinungsverschiedenheit über die Vornahme einer
h.
Führung der Vormundschaft.
1793. Der Vormund hat das Recht und die Pflicht, für die Person und das Vermögen des Mündels zu sorgen, insbesondere den Mündel zu vertreten.803 200. 201. 202. 203.
Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.
§§ 602, 19, 20, 24 FrG. §§ 33, 24 Abs. 1 FrG. Artt. 1364, 210 Abs. 2 EG. aber § 59 FrG.
204. Vgl. § 58 FrG.
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IV. Buch. Familienrecht.
sowohl die Person als das Vermögen des Mün dels betreffenden Handlung das Vormundschaftsgericht?«" 1799. Der Gegenvormund hat darauf zu achten, daß der Vormund die Bornmndschaft pflichtmäßig führt. Er hat dem Bormundschaftsgerichte Pflicht widrigkeiten des Vormundes sowie jeden Fall unverzüglich anzuzeigen, in welchem das Vormundschastsgericht zum Einschreiten berufen ist, insbesondere den Tod des Vormundes oder den Eintritt eines anderen Umstandes, in Folge dessen das Amt des Bornlundes endigt oder die Ent lastung des Vormundes erforderlich wird?" Der Vormund hat dem Gegenvormund auf Verlangen über die Führung der Vormundschaft Auskunft zu ertheilen und die Einsicht der sich auf die Vormundschaft beziehenden Papiere zu gestatten. 1800. Das Recht und die Pflicht des Bornrundes, für die Person des Mündels zu sorgen, bestimmt sich nach den für die elterliche Gewalt geltenden Vorschriften der §§ 1631 bis 1633. 1801. Die Sorge für die religiöse Erziehung des Mündels kann dem Vormunde von dem Bor mundschaftsgericht entzogen werden, wenn der Vormund nicht dem Bekenntniß angehört, in dem der Mündel zu erziehen ist?06 1802. Der Vormmrd hat das Vermögen, das bei der Anordnung der Vormundschaft vorhanden ist oder später dem Mündel zufällt, zu verzeichnen und das Verzeichnis, nachdem er es mit der Ver sicherung der Richtigkeit und Vollständigkeit ver sehen hat, deni Vormundschaftsgericht einzureichen. Ist ein Gegenvornumd vorhanden, so hat ihn der Vormund bei der Aufnahme des Verzeichnisses zuzuziehen- das Verzeichniß ist auch von dem Gegenvormunde mit der Versicherung der Nichtig keit und Vollständigkeit zu versehen. Der Vormund kann sich bei der Aufnahme des Verzeichnisses der Hülfe eines Beamten, eines, Notars oder eines anderen Sachverständigen be dienen?" 7 Ist das eingereichte Verzeichniß ungenügend, so kann das Vonnundschaftsgericht anordnen, daß das Verzeichniß durch eine zuständige Behörde oder durch einen zuständigen Beamten oder Notar ausgenonnnen wird. 1803. Was der Mündel von Todeswegen er wirbt oder was ihm unter Lebenden von einem Dritten unentgeltlich zugewendet wird, hat der Vormund nach den Anordnungen des Erblasters oder des Dritten zu verwalten, wenn die An ordnungen von dem Erblasser durch letztwillige Verfügung, von dem Dritten bei der Zuwendung gettoffen worden sind. 2)5. Vgl. § 57® FrG. 2)6. Vgl. Art. 134 EG; §§ 119 ff. AG z. BGB. 2)7. Vgl. § 3b AG z. FrG.
§ 1799—1807.
153
Der Vormund darf mit Genehmigung des Bormundschaftsgerichts von den Anordnungen abweichen, wenn ihre Befolgung das Interesse
des Mündels gefährden würde. Zu einer Abweichung von den Anordnungen, die ein Dritter bei einer Zuwendung unter Lebenden gettoffen hat, ist, solange er lebt, seine Zustimmung erforderlich und genügend. Die Zu stimmung des Dritten kann durch das Bormund schaftsgericht ersetzt werden, wenn der Dritte zur Abgabe einer Erklärung dauernd außer Stande oder sein Aufenthalt dauernd unbekannt ist.
1804. Der Vormund kann nicht in Verttetung des Mündels Schenkungen machen. Ausgenommen sind Schenkungen, durch die einer sittlichen Pflicht oder einer auf den Anstand zu nehmenden Rück sicht entsprochen wird. 1806. Der Vormund darf Vermögen des Mündels nicht für sich verwenden. 1806. Der Vormund hat das zum Vermögen des Mündels gehörende Geld verzinslich anzu legen, soweit es nicht zur Bestteitung von Aus gaben bereit zu halten ist. 1807?08 Die im § 1806 vorgeschrittene An legung von Mündelgeld soll nur erfolgen: 1. in Forderungen, für die eine sichere Hypo thek an einem inländischen Grundstücke besteht, oder in sicheren Grundschulden oder Rentenschulden an inländischen Grund-
stücken; 2. in verbrieften Forderungen gegen das Reich oder einen Bundesstaat ,ü9 sowie in Forde rungen, die in das Reichsschuldbuch oder in das Staatsschuldbuch eines Bundesstaats eingetragen finö;’10 3. in verbrieften Forderungen, deren Verzinsung von dem Reiche oder einem Bundesstaate gewährleistet ist;
4. in Wertpapieren, insbesondere Pfandbriefen, sowie in verbrieften Forderungen jeder Art gegen eine inländische kommunale Körper schaft oder die Kreditanstatt einer solchen Körperschaft, sofern die Werthpapiere oder die Forderungen von dem Bundesrathe zur
Anlegung von Mündelgeld für geeignet er klärt sind; 5. bei einer inländischen öffentlichen Sparkasse, wenn sie von der zuständigen Behörde des Bundesstaates, in welchem sie ihren Sitz hat, zur Anlegung von Mündelgeld für geeignet erklärt ist. Die Landesgesetze können für die innerhalb ihres Geltungsbereichs belegenen Grundstücke die Grundsätze bestimmen, nach denen die Sicherheit 208. Vgl. Art. 212 EG und § 141 AG z. BGB. 209. Vgl. Art. 5 EG. 210. Vgl. Art. 97 EG ; RG v. 31. Mar 1891 und Au»führungsbestimmung dazu v. 27. Jan. 1892.
154
Bürgerliches Gesetzbuch.
IV. Buch. Fanulienrecht.
einer Hypothek, einer Grundschuld oder einer Rentenschuld festzustellen ist?" 1808. Kann die Anlegung den Umständen nach nicht in der im § 1807 bezeichneten Weise er folgen, so ist das Geld bei der Reichsbank, bei einer Staatsbank oder bei einer anderen durch Landes gesetz dazu für geeignet erklärten inländischen Bank oder bei einer Hinterlegungsstelleanzu legen. 1809. Der Vormund soll Mündelgeld nach § 1807 Abs. 1 Nr. 5 oder nach § 1808 nur mit der Bestimmung anlegen, daß zur Erhebung des Geldes die Genehmigung des Gegenvormundes oder des Vormundschaftsgerichts erforderlich ist. 1810. Der Vormund soll die in den §§ 1806 bis 1808 vorgeschriebene Anlegung nur mit Ge nehmigung des Gegenvormundes bewirken- die Genehmigung des Gegenvormundes wird durch die Genehmigung des Vormundschaftsgerichts er setzt. Ist ein Gegenvormund nicht vorhanden, so soll die Anlegung nur mit Genehmigung des Vormundschaftsgerichts erfolgen, sofern nicht die Vormundschaft von mehreren Vormündern ge meinschaftlich geführt wird. 1811. Das Vormundschaftsgericht kann aus besonderen Gründen dem Vormund eine andere Anlegung als die in den §§ 1807, 1808 vorge schriebene gestatten. 1812. Der Vormund kann über eine Forder ung oder über ein anderes Recht, kraft dessen der Mündel eine Leistung verlangen kann, sowie über ein Werthpapier des Mündels nur mit Ge nehmigung des Gegenvormundes verfügen, sofern nicht nach den §§ 1819 bis 1822 die Genehmigung des Vormundschaftsgerichts erforderlich ist. Das Gleiche gilt von der Eingehung der Verpflichtung zu einer solchen Verfügung. Die Genehmigung des Gegenvormundes wird durch die Genehmigung des Vormundschaftsge-
richts ersetzt. Ist ein Gegenvormund nicht vorhanden, so tritt an die Stelle der Genehmigung des Gegenvor mundes die Genehmigung des Vormundschafts gerichts, sofern nicht die Vormundschaft von mehreren Vormündern gemeinschaftlich geführt wird. 1813. Der Vormund bedarf nicht der Ge nehmigung des Gegenvormundes zur Annahme, einer geschuldeten Leistung: 1. wenn der Gegenstand der Leistung nicht in Geld oder Werthpapieren besteht2. wenn der Anspruch nicht mehr als drei hundert Mark beträgt211. Vgl. § 142 AG z. BGB. 212. Vgl. Art. 144 EG; Ges. betr. das Hinterlegungs wesen v. 1. Nov. 1899 und Art. 66 der Ausführungsbestimmungen hierzu v. 23. Dez. 1899; Ges. über die Staatsdepositenverwaltung v. 24. März 1886.
§ 1808—1818.
3. wenn Geld zurückgezahlt wird, das der Vor mund angelegt hat4. wenn der Anspruch zu den Nutzungen des Mündelvermögens gehört5. wenn der Anspruch auf Erstattung von Kosten der Kündigung oder der Rechtsverfolgnng oder auf sonstige Nebenleistungen gerichtet ist. Die Befreiung nach Abs. 1 Nr. 2, 3 erstreckt sich nicht auf die Erhebung von Geld, bei dessen Anlegung ein Anderes bestimmt worden ist. Die Befreiung nach Abs. 1 Nr. 3 gilt auch nicht für die Erhebung von Geld, das nach § 1807 Abs. 1 Nr. 1 bis 4 angelegt ist. 1814. Der Vormund hat die zu dem Vermögen des Mündels gehörenden Jnhaberpapiere nebst den Erneuerungsscheinen bei einer Hinterlegungs stelle oder bei der Reichsbank mit der Bestimmung zu hinterlegen, daß die Herausgabe der Papiere nur mit Genehmigung des Vormundschaftsgerichts verlangt werden ‘ kann. Die Hinterlegung von Jnhaberpapieren, die nach § 92 zu den verbrauch baren Sachen gehören, sowie von Zins-, Renten oder Gewinnantheilscheinen ist nicht erforderlich. Den Jnhaberpapieren stehen Orderpapiere gleich, die mit Blankoindossament versehen sind?" 1815. Der Vormund kann die Jnhaberpapiere, statt sie nach § 1814 zu hinterlegen, auf den Namen des Mündels mit der Bestimmung umschreiben lassen, daß er über sie nur mit Genehmigung des Bormundschaftsgerichts verfügen kann. Sind die Papiere von dem Reiche oder einem Bundesstaat ausgestellt, so kann er sie mit der gleichen Be stimmung in Buchforderungen gegen das Reich oder den Bundesstaat umwandeln lassen?" Sind Jnhaberpapiere zu hinterlegen, die in Buchforderungen gegen das Reich oder einen Bundesstaat umgewandelt werden können, so kann das Vormundschaftsgericht anordnen, daß sie nach Abs. 1 in Buchforderungen umgewandelt werden. 1816. Gehören Buchforderungen gegen das Reich oder gehen einen Bundesstaat bei der Anordnung der Vormundschaft zu dem Vermögen des Mündels oder erwirbt der Mündel später solche Forderungen, so hat der Vormund in das Schuldbuch den Vermerk eintragen zu lassen, daß er über die Forderungen nur mit Genehmigung des Vor mundschaftsgerichts verfügen kann?" 1817. Das Vormundschaftsgericht kann aus besonderen Gründen den Vormund von den ihm nach den §§ 1814,1816 obliegenden Verpflichtungen entbinden. 1818. Das Vormundschaftsgericht kann aus be sonderen Gründen anordnen, daß der Vormund auch solche zu dem Vermögen des Mündels ge213. Artt. 12, 13 WO; § 365 HGB. 214. Vgl. RG v. 31. Mai 1891 (insbesondere § 23); §§ 6, 8 G. v. 24. März 1881. 215. Vgl. § 23 Abs. 2 RG v. 31. Mai 1891.
Bürgerliches Gesetzbuch.
IV. Buch.
hörende Werthpapiere, zu deren Hinterlegung er nach § 1814 nicht verpflichtet ist, sowie Kostbar keiten des Mündels in der im § 1814 bezeichneten Weise zu hinterlegen hat- auf Antrag des Vor mundes kann die Hinterlegung twit Zins-, Rentenund Gewinnantheilscheincn angeordnet werden, auch wenn ein besonderer Grund nicht vorliegt. 1819. Solange die nach § 1814 oder nach § 1818 hinterlegten Werthpapiere oder Kostbarkeiten nicht zurückgenommen sind, bedarf der Vormund zu einer Verfügung über sie und, wenn Hypotheken-, Grundschuld- oder Rentenschuldbriefe hinterlegt sind, zu einer Verfügung über die Hypotheken forderung, die Grundschuld oder die Rentenschuld der Genehmigung des Bormundschaftsgerichts. Das Gleiche gilt von der Eingehung der Ver pflichtung zu einer solchen Verfügung. 1820. Sind Jnhaberpapiere nach § 1815 auf den Namen des Mündels umgeschrieben oder in Buchforderungen umgewandelt, so bedarf der Vor mund auch zur Eingehung der Verpflichtung zu einer Verfügung über die sich cui3 der Umschreibung oder der Umwandlung ergebenden Stammforder ungen der Genehmigung des Vormundschafts gerichts. Das Gleiche gilt, wenn bei einer Buchforderung des Mündels der im § 1816 bezeichnete Vermerk eingetragen ist. 1821. Der Vormund bedarf der Genehnligung des Vormundschaftsgerichts: 1. zur Verfügung über ein Grundstück oder über ein Recht an einen: Grundstücke; 2. zur Verfügung über eine Forderung, die auf Uebertragung des Eigenthums an einem Grundstück oder auf Begründung oder Ueber tragung eines Rechtes an einem Grundstück oder auf Befteiung eines Grundstücks von einem solchen Rechte gerichtet ist; 3. zur Eingehung der Verpflichtung zu einer der in Nr. 1, 2 bezeichneten Verfügungen; 4. zu einem Vertrage, der auf den entgeltlichen Erwerb eines Grundstücks oder eines Rechtes an einem Grundstücke gerichtet ist.116 Zu den Rechten an einem Grundstück im Sinne dieser Vorschriften gehören nicht Hypotheken, Grund schulden und Rentenschulden. 1822. Der Vormund bedarf der Genehmigung des Bormundschaftsgerichts: 1. zu einem Rechtsgeschäfte, durch das der Mündel zu einer Verfügung über sein Ver mögen im Ganzen oder über eine ihm an gefallene Erbschaft oder über seinen künftigen gesetzlichen Erbtheil oder seinen (mistigen Pflichttheil verpflichtet wird, sowie zu einer Verfügung über dm Antheil des Mündels an einer Erbschaft; 216. Vgl. § 71 Abs. 2 ZBG.
Familtenrecht.
§ 1819—1824.
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2. zur Ausschlagung einer Erbschaft oder eines Vermächtnisses, zum Verzicht auf einen Pflicht theil sowie zu einem Erbtheilungsverttage;'" 3. zu einem Berttage, der auf den entgeltlichen Erwerb oder die Veräußerung eines Er werbsgeschäfts gerichtet ist, sowie zu einem Gesellschastsverttage, der zum Bettieb eines Erwerbsgeschäfts eingegangen wird; 4. zu einem Pachtterttag über ein Landgut oder einen gewerblichen Bettieb; 5. zu einem Mieth- oder Pachtterttag oder einem anderen Verttage, durch den der Mündel zu wiederkehrenden Leisttngen ver pflichtet wird, wenn das Verttagsverhälttiß länger als ein Jahr nach der Vollendung des einundzwanzigsten Lebensjahrs des Mündels fortdauern soll 6. zu einem Lehrvertrage, der für längere Zeit als ein Jahr geschloffen wird 7. zu einem auf die Eingehung eines Dienst oder Arbeitsverhältniffes gerichteten Ber ttage, wenn der Mündel zu persönlichen Leisttmgen für längere Zeit als ein Jahr verpflichtet werden soll; 8. zur Aufnahme von Geld auf den Kredit des Mündels 9. zur Ausstellung einer Schuldverschreibung auf den Inhaber oder zur Eingehung einer Verbindlichkeit aus einem Wechsel oder einem anderen Papiere, das durch Indossa
ment übertragen werden kann; 10. zur Uebernahme einer fremden Verbind lichkeit, insbesondere zur Eingehung einer Bürgschaft; 11. zur Ertheilung einer Prokura;'" 12. zu einem Vergleich oder einem Schiedsverttag, es sei denn, daß der Gegenstand des Stteiteö oder der Ungewißheit in Geld schätzbar ist und den Werth von dreihundert Mark nicht übersteigt; 13. zu einem Rechtsgeschäfte, durch das die für eine Forderung des Mündels bestehende Sicherheit aufgehoben oder gemindert oder die Verpflichtung dazu begründet wird.'" 1823. Der Vormund soll nicht ohne Geneh migung des Bormundschastsgerichts ein neues Erwerbsgeschäft im Namen des Mündels be ginnen oder ein bestehendes Erwerbsgeschäft des Mündels auflösen. 1824. Der Vormund kann Gegenstände, zu deren
Veräußerung die Genehmigung des Gegenvormun des oder des Bormundschaftsgerichts erforderlich ist, dem Mündel nicht ohne diese Genehmigung zur Erfüllung eines von diesem geschloffenen Berttags oder zu freier Verfügung überlassen. 217. «gl. §§ 97 Nbs. 2, 72, 73 FrG. 218. Vgl. §§ 48 ff. HGv. 219. Vgl. außerdem noch §§ 612 Abs. 2, 962 Ads. 2 CPO.
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Bürgerliches Gesetzbuch.
IV. Buch.
1825. Das Vormundschaftsgericht kann dem Vormunde zu Rechtsgeschäften, zu denen nach § 1812 die Genehmigung des Gegenvormundes erforderlich ist, sowie zu den im § 1822 Nr. 8 bis 10 bezeichneten Rechtsgeschäften eine allge meine Ermächtigung ertheilen. Die Ermächtigung soll nur ertheilt werden, wenn sie zum Zwecke der Vermögensverwaltung, insbesondere zum Betrieb eines Erwerbsgeschäfts, erforderlich ist. 1826. Das Vormundschaftsgericht soll vor der Entscheidung über die zu einer Handlung des Vormundes erforderliche Genehmigung den Gegen vormund hören, sofern ein solcher vorhanden und die Anhörung thunlich ist. 1827. Das Vormundschaftsgericht soll den Mündel hören vor der Entscheidung über die Genehmigung eines Lehrvertrags oder eines auf die Eingehung eines Dienst- oder Arbeitsverhält nisses gerichteten Vertrags und, wenn der Mündel das vierzehnte Lebensjahr vollendet hat, über die Entlassung aus dem Staatsverbande. Hat der Mündel das achtzehnte Lebensjahr vollendet, so soll ihn das Vormundschaftsgericht, soweit thunlich, auch hören vor der Entscheidung über die Genehmigung eines der im § 1821 und im § 1822 Nr. 3 bezeichneten Rechtsgeschäfte sonne vor der Entscheidung über die Genehmigung des Beginns oder der Auflösung eines Erwerbsgeschäfts.^o
1828. Das Vormundschaftsgericht kann die Genehmigung zu einem Rechtsgeschäfte nur dem Vormunde gegenüber erklären?^ 1829. Schließt der Vormund einen Vertrag ohne die erforderliche Genehmigung des Vormund schaftsgerichts, so hängt die Wirksamkeit des Vertrags von der nachträglichen Genehmigung des Vormundschaftsgerichts ab. Die Genehmigung sowie deren Verweigerung wird dem anderen Theile gegenüber erst wirksam, wenn sie ihm durch den Vormund mitgetheilt wird. Fordert der andere Theil den Vormund zur Mittheilung darüber auf, ob die Genehmigung ertheilt sei, so kann die Mittheilung der Geneh migung nur bis zum Ablaufe von zwei Wochen nach dem Empfange der Aufforderung erfolgen erfolgt sie nicht, so gilt die Genehmigung als ver
weigert. Ist der Mündel volljährig geworden, so tritt seine Genehmigung an die Stelle der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts. 1830. Hat der Vormund dem anderen Theile gegenüber der Wahrheit zuwider die Genehmigung des Vormundschaftsgerichts behauptet, so ist der andere Theil bis zur Mittheilung der nachträg lichen Genehmigung des Vormundschaftsgerichts 220. Vgl. § 59 FrG. 221. Vgl. § 55 FrG.
Familienrecht.
§ 1825—1836.
zum Widerrufe berechtigt, es sei denn, daß ihm das Fehlen der Genehmigung bei dem Abschlüsse des Vertrags bekannt war. 1831. Ein einseitiges Rechtsgeschäft, das der Vormund ohne die erforderliche Genehmigung des Vormundschaftsgerichts vornimmt, ist unwirksam. Nimmt der Vormund mit dieser Genehmigung ein solches Rechtsgeschäft einem Anderen gegen über vor, so ist das Rechtsgeschäft unwirksam, wenn der Vormund die Genehmigung nicht ür schrift licher Form vorlegt und der Andere das Rechts geschäft aus diesem Grunde unverzüglich zurückweist. 1832. Soweit der Vormund zu einem Rechts geschäfte der Genehmigung des Gegenvormundes bedarf, finden die Vorschriften der §§ 1828 bis 1831 entsprechende Anwendung. 1833. Der Vormund ist dem Mündel für den aus einer Pflichtverletzung entstehenden Schaden verantwortlich, wenn ihm ein Verschulden zur Last fällt. Das Gleiche gilt von dem Gegenvormunde?^ Sind für den Schaden Mehrere neben einander verantwortlich, so haften sie als Gesammtschuldner. Ist neben dem Vormunde für den von diesem ver ursachten Schaden der Gegenvormund oder ein Mitvormund nur wegen Verletzung seiner Auf sichtspflicht verantwortlich, so ist in ihrem Verhält nisse zu einander der Vormund allein verpflichtet. 1834. Verwendet der Vormund Geld des Mün dels für sich, so hat er es von der Zeit der Ver wendung an zu verzinsen. 1835. Macht der Vormund zum Zwecke der Führung der Vormundschaft Aufwendungen, so kann er nach den für den Auftrag geltenden Vor schriften der §§ 669, 670 von dem Mündel Vor schuß oder Ersatz verlangen. Das gleiche Recht steht dem Gegenvormunde zu. Als Aufwendungen gelten auch solche Dienste des Vormundes oder des Gegenvormundes, die zu seinem Gewerbe oder seinem Berufe gehören. 1836. Die Vormundschaft wird unentgeltlich geführt. Das Vormundschaftsgericht kann jedoch dem Vormund und aus besonderen Gründen auch dem Gegenvormund eine angemessene Vergütung bewilligen. Die Bewilligung soll nur erfolgen, wenn das Vermögen des Mündels sowie der Umfang und die Bedeutung der vormundschaft lichen Geschäfte es rechtfertigen. Die Vergütung kann jederzeit für die Zukunft geändert oder ent zogen werden. Vor der Bewilligung, Aenderung oder Ent ziehung soll der Vormund und, wenn ein Gegen vormund vorhanden oder zu bestellen ist, auch dieser gehört werden?-^ 222. Dem Mündel steht für seine desfallsige Forderung im Konkurse des Vormundes ein Vorzugsrecht zu: § 615 KO. 223. Neber das Beschwerderecht des Gegenvormundes vgl.
§ 577 FrG.
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IV. Buch. Familienrecht.
nr. Fürsorge und Aufsicht des Vormundschafts gerichts.^
1837. Das Bormundschastsgericht hat über die gestimmte Thätigkeit des Vormundes und des Gegenvormundes die Aufsicht zu führen und gegen Pflichtwidrigkeiten durch geeignete Gebote und Verbote einzuschreiten. Das Vormundschaftsgericht kann den Vormund und den Gegenvormund zur Befolgung seiner An ordnungen durch Ordnungsstrafen anhalten. Die einzelne Strafe darf den Betrag von dreihundert Mark nicht übersteigen?" 1838. Das Vormundschaftsgericht kann anord nen, daß der Mündel zum Zwecke der Erziehung in einer geeigneten Familie oder in einer Er ziehungsanstalt oder einer Besserungsanstalt unter gebracht wird. Steht dem Vater oder der Mutter die Sorge für die Person des Mündels zu, so ist eine solche Anordnung nur unter den Voraus setzungen des § 1666 zulässig?" 1839. Der Vormund sowie der Gegenvormund hat dem Vormundschaftsgericht auf Verlangen jederzeit über die Führung der Vormundschaft und über die persönlichen Verhältnisse des Mündels Auskunft zu ertheilen. 1840. Der Vormund hat über seine Vermögens verwaltung dem Vormundschaftsgerichte Rechnung zu legen. Die Rechnung ist jährlich zu legen. Das Rech nungsjahr wird von dem Vormundschaftsgerichte bestimmt. Ist die Verwaltung von geringem Umfange, so kann das Vormundschaftsgericht, nachdem die Rechnung für das erste Jahr gelegt worden ist, anordnen, daß die Rechnung für längere, höchstens dreijährige Zeitabschnitte zu legen ist. 1841. Die Rechnung soll eine geordnete Zu sammenstellung der Einnahmen und Ausgaben enthalten, über den Ab- und Zugang des Vermögens Auskunft geben und, soweit Belege ertheilt zu werden pflegen, mit Belegen versehen sein. Wird ein Erwerbsgeschäst mit kaufmännischer Buchführung betrieben, so genügt als Rech nung eine aus den Büchern gezogene Bilanz. Das Vormundschaftsgericht kann jedoch die Vor legung der Bücher und sonstigen Belege ver
langen. 1842. Ist ein Gegenvormund vorhanden oder zu bestellen, so hat ihm der Vormund die Rech nung unter Nachweisung des Vermögensbestandes vorzulegen. Der Gegenvormund hat die Rechnung mit den Bemerkungen zu versehen, zu denen die Prüfung ihm Anlaß giebt. 224. Die Zuständigkeit regelt sich nach §§ 35 ss. FrG. —
Vgl. auch Art. 147 EG. 225. Vgl. § 33 FrG; § 12 AG z. FrG. 226. Vgl. Art. 135 EG; auch §§ 123 ff. AG z. BGB.
§ 1837—1848.
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1843. Das Vormundschaftsgericht hat die Rech nung rechnungsmäßig und sachlich zu prüfen und, soweit erforderlich, ihre Berichtigung und Ergänzung herbeizuführen. Ansprüche, die zwischen dem Vormund und dem Mündel streitig bleiben, können schon vor der Beendigung des Vormundschaftsverhältnisses im Rechtswege geltend gemacht werden. 1844. Das Vormundschaftsgericht kann aus besonderen Gründen den Vormund anhalten, für das seiner Verwaltung unterliegende Vermögen Sicherheit zu leisten. Die Art und den Um fang der Sicherheitsleistung bestimmt das Vor mundschaftsgericht nach seinem Ermessen. Das Bormundschastsgericht kann, solange das Amt des Vormundes dauert, jederzeit die Erhöhung, Minderung oder Aufhebung der Sicherheit an ordnen. 227 224 225 226 Bei der Bestellung, Aenderung oder Aufhebung der Sicherheit wird die Mitwirkung des Mündels durch die Anordnung des Vormundschaftsgerichts ersetzt. Die Kosten der Sicherheitsleistung sowie der Aenderung oder der Aufhebung fallen dem Mün del zur Last. 1845. Will der zum Vormunde bestellte Vater oder die zum Vormunde bestellte eheliche Mutter des Mündels eine Ehe eingehen, so liegen ihnen die im § 1669 bestimmten Verpflichtungen ob. 1846. Ist ein Vormund noch nicht bestellt oder ist der Vormund an der Erfüllung seiner Pflichten verhindert, so hat das Vormundschaftsgericht die im Interesse des Mündels erforderlichen Maß regeln zu treffen.2" 1847. Das Vormundsschaftsgericht soll vor einer von ihm zu treffenden Entscheidung auf Antrag des Vormundes oder des Gegenvormundes Verwandte oder Verschwägerte des Mündels hören, wenn es ohne erhebliche Verzögerung und ohne unverhältnißmäßige Kosten geschehen kann. In wichtigen Angelegenheiten soll die Anhörung auch ohne Antrag erfolgen- wichtige Angelegenheiten sind insbesondere die Volljährigkeitserklärung, die Ersetzung der Einwilligung zur Eheschließung im Falle des § 1304, die Ersetzung der Genehmigung im Falle des § 1337, die Entlassung aus dem Staatsverband und die Todeserklärung. Die Verwandten und Verschwägerten können von dem Mündel Ersatz ihrer Auslagen verlangen der Betrag der Auslagen wird von dem Vor mundschaftsgerichte festgesetzt.229 1848. Verletzt der Vormundschaftsrichter vor sätzlich oder fahrlässig die ihm obliegenden Pflichten, so ist er dem Mündel nach § 839 Abs. 1, 3 ver antwortlich. 227. Vgl. § 54 FrG; § 39 GBO. 228. Vgl. § 44 FrG; § 57 CPO. 229. * § 7 AG z. FrG.
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IV. Mitwirkung -es Gemeindewaisenraths.280 1849. Der Gemeindewaisenrath hat dem Vor mundschaftsgerichte die Personen vorzuschlagen, die sich im einzelnen Falle zum Vormunde, Gegen vormund oder Mitglied eines Familienraths eignen. 1850. Der Gemeindewaisenrath hat in Unter stützung des Vormundschaftsgerichts darüber zu wachen, daß die Vormünder der sich in seinem Bezirk aufhaltenden Mündel für die Person der Mündel, insbesondere für ihre Erziehung und ihre körperliche Pflege, pflichtmäßig Sorge tragen. Er hat dem Vormundschaftsgerichte Mängel und Pflichtwidrigkeiten, die er in dieser Hinsicht wahr nimmt, anzuzeigen und auf Erfordern über das persönliche Ergehen und das Verhalten eines Mündels Auskunft zu ertheilen. Erlangt der Gemeindewaisenrath Kenntniß von einer Gefährdung des Vermögens eines Mündels, so hat er dem Vormundschaftsgericht Anzeige zu machen. 1851. Das Vormundschaftsgericht hat dem Gemeindewaisenrathe die Anordnung der Vormund schaft über einen sich in dessen Bezirk aufhaltenden Mündel unter Bezeichnung des Vormundes und des Gegenvormundes sowie einen in der Person des Vormundes oder des Gegenvormundes ein tretenden Wechsel mitzutheilen. Wird der Aufenthalt eines Mündels in den Bezirk eines anderen Gemeindewaisenraths ver legt, so hat der Vormund dem Gemeindewaisenrathe des bisherigen Aufenthaltsorts und dieser dem Gemeindewaisenrathe des neuen Aufenthalts orts die Verlegung mitzutheilen.
v. Befreite Vormundschaft.
1852. Der Vater kann, wenn er einen Vor mund benennt, die Bestellung eines Gegenvor mundes ausschließen. Der Vater kann anordnen, daß der von ihm benannte Vormund bei der Anlegung von Geld den in den §§ 1809, 1810 bestimmten Beschrän kungen nicht unterliegen und zu den im § 1812 bezeichneten Rechtsgeschäften der Genehmigung des Gegenvormundes oder des Vormundschaftsgerichts nicht bedürfen soll. Diese Anordnungen sind als getroffen anzusehen, wenn der Vater die Bestellung eines Gegenvormundes ausgeschlossen hat.2^ 1853. Der Vater kann den von ihm benannten Vormund von der Verpflichtung entbinden, In haber- und Orderpapiere zu hinterlegen und den im § 1816 bezeichneten Vermerk in das Reichs schuldbuch oder das Staatsschuldbuch eintragen zu lassen. 1854. Der Vater kann den von ihm benannten 230. Vgl. hierzu §§ 128-135 AG z. BGB; § 49 FrG; MinV v. 2. Dec. 1899; Art. 12 der allgem. Verfügung v. 6. Dez. 1899. 231. Vgl. Art. 1364 EG; § 138 AG z. BGB.
§ 1849—1862.
Vormund von der Verpflichtung entbinden, wäh rend der Dauer seines Amtes Rechnung zu legen. Der Vormund hat in einem solchen Falle nach dem Ablaufe von je zwei Jahren eine Uebersicht über den Bestand des seiner Verwaltung unter liegenden Vermögens dem Bormundschaftsgericht einzureichen. Das Bormundschaftsgericht kann an ordnen, daß die Uebersicht in längeren, höchstens fünfjährigen Zwischenräumen einzureichen ist. Ist ein Gegenvormund vorhanden oder zu be stellen, so hat ihm der Vormund die Uebersicht unter Nachweisung des Vermögensbestandes vor zulegen. Der Gegenvormund hat die Uebersicht mit den Bemerkungen zu versehen, zu denen die
Prüfung ihm Anlaß giebt. 1855. Benennt die eheliche Mutter einen Vor mund, so kann sie die gleichen Anordnungen treffen wie nach den §§ 1852 bis 1854 der Vater. 1856. Auf die nach den §§ 1852 bis 1855 zu lässigen Anordnungen finden die Vorschriften des § 1777 Anwendung. 1857. Die Anordnungen des Vaters oder der Mutter können von dem Bormundschaftsgericht außer Kraft gesetzt werden, wenn ihre Befolgung das Interesse des Mündels gefährden würde. VI. Familienrat-.
1858. Ein Familienrath soll von dem Vormund schaftsgericht eingesetzt werden, wenn der Vater oder die eheliche Mutter des Mündels die Ein setzung angeordnet hat?82 Der Vater oder die Mutter kann die Einsetzung des Familienraths von dem Eintritt oder Nicht eintritt eines bestimmten Ereignisses abhängig machen. Die Einsetzung unterbleibt, wenn die erforder liche Zahl geeigneter Personen nicht vorhanden ist. 1859. Ein Familienrath soll von dem Vormund schaftsgericht eingesetzt werden, wenn ein Ver wandter oddr Verschwägerter des Mündels oder der Vormund oder der Gegenvormund die Ein setzung beantragt und das Vormundschaftsgericht sie im Interesse des Mündels für angemessen erachtet?82 Die Einsetzung unterbleibt, wenn der Vater oder die eheliche Mutter des Mündels sie untersagt hat. 1860. Der Familienrath besteht aus dem Vor mundschaftsrichter als Vorsitzendem und aus min destens zwei, höchstens sechs Mitgliedern. 1861. Als Mitglied des Familienraths ist be rufen, wer von dem Vater oder der ehelichen Mutter des Mündels als Mitglied benannt ist. Die Vorschriften des § 1778 Abs. 1,2 finden ent sprechende Anwendung?88 1862. Soweit eine Berufung nach § 1861 nicht vorliegt oder die Berufenen die Uebernahme des 232. Vgl. § 574 FrG. 233. Vgl. § 60 Abs. 1 Nr. 1, Abs. 2 FrG.
Bürgerliches Gesetzbuch.
IV. Buch. Familienrecht.
Amtes ablehnen, hat das Bormundschaftsgericht die zur Beschlußfähigkeit des Familienraths er forderlichen Mitglieder auszuwählen. Bor der Auswahl sollen der Gemeindewaisenrath und nach Maßgabe des § 1847 Verwandte oder Verschwägerte des Mündels gehört werden. Die Bestimmung der Zahl weiterer Mitglieder und ihre Auswahl steht dem Familienrathe zu. 1863. Lind neben dem Vorsitzenden nur die zur Beschlußfähigkeit des Familienraths erforderlichen Mitglieder vorhanden, so sind ein oder zwei Ersatz mitglieder zu bestellen. Ter Familienrath wählt die Ersatzmitglieder aus und bestimmt die Reihenfolge, in der sie bei der Verhinderung oder dem Wegfall eines Mit glieds in den Familienrath einzutreten haben. Hat der Vater oder die eheliche Mutter Ersatz mitglieder benannt und die Reihenfolge ihres Eintritts bestimmt, so ist diese Anordnung zu be folgen. 1864. Wird der Familienrath durch vorüber gehende Verhinderung eines Mitglieds beschluß unfähig und ist ein Ersatzmitglied nicht vorhanden, so ist für die Dauer der Verhinderung ein Ersatz mitglied zu bestellen. Die Auswahl steht dem Vorsitzenden zu. 1865. Zum Mitgliede des Familienraths kann nicht bestellt werden, wer geschäftsunfähig oder wegen Geistesschwäche, Verschwendung oder Trunk sucht enttnündigt ist. 1866. Zum Mitgliede des Familienraths soll nicht bestellt werden: 1. der Vormund des Mündels2. wer nach § 1781 oder nach § 1782 nicht zum Vormunde bestellt werden soll; 3. wer durch Anordnung des Vaters oder der ehelichen Mutter des Mündels von der Mit gliedschaft ausgeschlossen ist. 1867. Zum Mitgliede des Familienrats soll nicht bestellt werden, wer mit dem Mündel weder verwandt noch verschwägert ist, es sei denn, daß er von dem Vater oder der ehelichen Mutter des Mündels benannt oder von dem Familtenrath oder nach § 1864 von dem Vorsitzenden ausge wählt worden ist. 1868. Für die nach den §§ 1858, 1859, 1861, 1863, 1866 zulässigen Anordnungen des Vaters oder der Mutter gelten die Vorschriften des § 1777. Die Anordnungen des Vaters gehen den An ordnungen der Mutter vor. 1869. Niemand ist verpflichtet, das Amt eines Mitglieds des Familienraths zu übernehmen. 1870. Die Mitglieder des Familienraths werden von dem Vorsitzenden durch Verpflichtung zu treuer und gewissenhafter Führung des Amtes bestellt. Die Verpflichtung soll mittelst Hand schlags an Eidesstatt erfolgen. 1871. Bei der Bestellung eines Mitglieds
§ 1863—1878.
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des Familienraths kann die Entlastung für den Fall Vorbehalten werden, daß ei« bestimmtes Ereigniß eintritt oder nicht eintritt. 1872. Der Familienrath hat die Rechte und Pflichten des Vormundschaftsgerichts. Die Leittmg der Geschäfte liegt denr Vorsitzenden ob. Die Mitglieder des Familienraths können ihr Amt nur persönlich ausüben. Sie sind in gleicher Weise veranttvortlich wie der Bormundschafts richter. 1873. Der Familtenrath wird von dem Vor sitzenden einberufen. Die Einberufung hat zu er folgen, wenn zwei Mitglieder, der Vormund oder der Gegenvormund sie beantragen oder wenn das Interesse des Mündels sie erfordert. Die Mit glieder können mündlich oder schriftlich eingeladen
werden.
1874. Zur Beschlußfähigkeit des Familienraths ist die Anwesenheit des Vorsitzenden und mindestens zweier Mitglieder erforderlich. Der Familienrath faßt seine Beschlüste nach der Mehrheit der Stimmen der Anwesenden. Bei Sttmmengleichheit entscheidet die Sttmme des
Vorsitzenden. Steht in einer Angelegenheit das Interesse des Mündels zu den: Jntereste eines Mitglieds in erheblichem Gegensatze, so ist das Mitglied von der Theilnahme an der Beschlußfassung aus geschlossen. Ueber die Ausschließung entscheidet
der Vorsitzende. 1875. Ein Mitglied des Familienraths, das ohne genügende Entschuldigung der Einberufung nicht Folge leistet oder die rechtzeitige Anzeige seiner Verhinderung unterläßt oder sich der Theil nahme an der Beschlußfassung enthält, ist voll dem Vorsitzenden in die dadurch verursachten Kosten zu verurtheilell. Der Vorsitzende fmm gegen das Mitglied eine Ordnungsstrafe bis zu einhundert Mark ver
hängen?" Erfolgt nachträglich gellügende Entschllldigung, so sind die getroffenen Verfügungen aufzuheben.
1876. Wird ein sofortiges Einschreiten nöthig, so hat der Vorsitzende die erforderlichen Anord nungen zu treffen, den Familienrath einzube rufen, ihn von den Anordnungen in Kenntniß zu setzen und einen Beschluß über die etwa weiter erforderlichen Maßregelll herbeizuführell. 1877. Die Mitg lieber des Familienraths können von dem Mündel Ersatz ihrer Auslagen ver langen ; der Betrag der Auslagen wird von bent Vorsitzenden festgesetzt?" 1878. Das Amt eines Mitglieds des Familien raths endigt aus denselben Gründell, aus denen nach den §§ 1885, 1886, 1889 das Amt eines
Vormundes endigt. 234. Vgl. § 33 (18) FrG. 235. Vgl. 8 7 AG z. FrG.
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Bürgerliches Gesetzbuch.
IV. Buch. Familienrecht.
Ein Mitglied kann gegen seinen Willen nur durchdas demVormundschaftsgericht im Instanzen zuge vorgeordnete Gericht entlassen werden.233 1879. Das Vormundschaftsgericht hat den Familienrath aufzuheben, wenn es an der zur Beschlußfähigkeit erforderlichen Zahl von Mit gliedern fehlt und geeignete Personen zur Er gänzung nicht vorhanden ftiti).236 237 238 1880. Der Vater des Mündels kann die Auf hebung des von ihm angeordneten Familienraths für den Fall des Eintritts oder Nichteintritts eines künftigen Ereignisses nach Maßgabe des § 1777 anordnen. Das gleiche Recht steht der ehelichen Mutter des Mündels für den von ihr angeordneten Familienrath zu. Tritt der Fall ein, so hat das Vormundschafts gericht den Familienrath aufzuheben. 1881. Von der Aufhebung des Familienraths hat das Vormundschaftsgericht die bisherigen Mitglieder, den Vormund und den Gegenvormund in Kenntniß zu setzen. Der Vormund und der Gegenvormund er halten neue Bestallungen. Die früheren Be stallungen sind dem Vornmndschaftsgerichte zurück zugeben.
vn. Beendigung der Vormundschaft 1882. Die
Vormundschaft endigt mit dem Wegfalle der im § 1773 für die Anordnung der Vormundschaft bestimmten Voraussetzungen. 1883. Wird der Mündel durch nachfolgende Ehe legitimirt, so endigt die Vormundschaft erst dann, wenn die Vaterschaft des Ehemanns durch ein zwischen ihm und dem Mündel ergangenes Urtheil rechtskräftig festgestellt ist oder die Auf hebung der Vormundschaft von dem Vor mundschaftsgericht angeordnet wird.233 Das Vormundschaftsgericht hat die Aufhebung anzuordnen, wenn es die Voraussetzungen der Legitimation für vorhanden erachtet. Solange der Ehemann lebt, soll die Aufhebung nur angeordnet werden, wenn er die Vaterschaft anerkannt hat oder wenn er an der Abgabe einer Erklärung dauernd verhindert oder sein Aufenthalt dauernd unbekannt ist.233 1884. Ist der Mündel verschollen, so endigt die Vormundschaft erst mit der Aufhebung durch das Vormundschaftsgericht. Das Vormundschafts gericht hat die Vormundschaft aufzuheben, wenn ihm der Tod des Mündels bekannt wird.233 Wird der Mündel für todt erklärt, so endigt die Vormundschaft mit der Erlassung des die Todeserklärung aussprechenden Urtheils. 1885. Das Amt des Vormundes endigt mit seiner Entmündigung. 236. Vgl. §§ 60* 64 FrG. 237. Beschwerde ist zulässig nach §§ 57 * 60* FrG. 238. Beschwerde ist zulässig nach § 571 FrG.
§ 1879—1892.
Wird der Vormund für todt erklärt, so endigt sein Amt mit der Erlassung des die Todeserklärung aussprechenden Urtheils.
1886. Das Vormundschaftsgericht hat den Vor mund zu entlassen, wenn die Fortführung des Amtes, insbesondere wegen pflichtwidrigen Ver haltens des Vormundes, das Jnteresse des Mündels gefährden würde oder wenn in der Person des Vor mundes einer der im § 1781 bestimmten Gründe vorliegt.23^
1887. Das Vormundschaftsgericht kann eine Frau, die zum Vormunde bestellt ist, entlassen, wenn sie sich verheirathet. Das Vormundschaftsgericht hat eine verheirathete Frau, die zum Vormunde bestellt ist, zu entlassen, wenn der Mann seine Zustimmung zur Ueber nahme oder zur Fortführung der Vormundschaft versagt oder die Zustimmung widerruft. Diese Vorschrift findet keine Anwendung, wenn der Mann der Vater des Mündels ist. 1888. Ist ein Beamter oder ein Religionsdiener zum Vormunde bestellt, so hat ihn das Vormund schaftsgericht zu entlasseir, wenn die Erlaubniß, die nach den Landesgesetzen zur Uebernahme der Vormundschaft oder zur Fortführung der vor dem Eintritt in das Amts- oder Dienstverhältniß über nommenen Vormundschaft erforderlich ist, versagt oder zurückgenommen wird oder wenn die nach den Landesgesetzen zulässige Untersagung der Fort führung der Vormundschaft erfolgt.2^ 1889. Das Vormundschaftsgericht hat den Vor mund auf seinen Antrag zu entlassen, wenn ein wichtiger Grund vorliegt- ein wichtiger Grund ist insbesondere der Eintritt eines Umstandes, der den Vormund nach § 1786 Abs. 1 Nr. 2 bis 7 berechtigen würde, die Uebernahme der Vormund schaft abzulehnen. 1890. Der Vormund hat nach der Beendigung seines Amtes dem Mündel das verwaltete Ver mögen herauszugeben und über die Verwaltung Rechenschaft abzulegen. Soweit er dem Vormund schaftsgerichte Rechnung gelegt hat, genügt die Bezugnahme auf diese Rechnung. 1891. Ist ein Gegenvormund vorhanden, so hat ihm der Vormund die Rechnung vorzulegen. Der Gegenvormund hat die Rechnung mit den Be merkungen zu versehen, zu denen die Prüfung ihm Anlaß giebt. Der Gegenvormund hat über die Führung der Gegenvormundschaft und, soweit er dazu im Stande ist, über das von dem Vormunde ver waltete Vermögen auf Verlangen Auskunft zu ertheilen. 1892. Der Vormund hat die Rechnung, nach dem er sie dem Gegenvormunde vorgelegt hat, dem Vormundschaftsgericht einzureichen. 239. Beschwerderecht in § 60» (57«) FrG. 240. Vgl. Bemerkung zu § 1784 oben.
Bürgerliches Gesetzbuch.
IV. Buch. Familienrecht.
161
§ 1893—1908.
Das Bormundschastsgericht hat die Rechnung Die uneheliche Mutter darf vor dem Großvater rechnungsmäßig und sachlich zu prüfen und deren zum Vormunde bestellt werden. Abnahme durch Verhandlung mit den Betheiligten 1901. Der Vormund hat für die Person des Mündels nur insoweft zu sorgen, als der Zweck unter Zuziehung des Gegenvormundes zu ver mitteln. Soweit die Rechnung als richttg aner der Vormundschaft es erfordert. kannt wird, hat das Bormundschastsgericht das Steht eine Eheftau unter Vormundschaft, so tritt Anerkenntniß zu beurkunden. die im § 1633 bestimmte Beschränkung nicht ein. 1902. Der Vormund kann eine Ausstattung 1893. Im Falle der Beendigung der Vormund aus dem Vermögen des Mündels nur mit Ge schaft oder des vormundschaftlichen Amtes finden nehmigung des Bormundschaftsgerichts versprechen die Vorschriften der §§ 1682, 1683 entsprechende oder gewähren. Anwendung. Zu einem Mieth- oder Pachtverträge sowie zu Der Vormund hat nach der Beendigung seines einem anderen Vertrage, durch den der Mündel Amtes die Bestallung dem Vormundschastsgerichte zu wiederkehrenden Leistungen verpflichtet wird, zurückzugeben. bedarf der Vormund der Genehmigung des Bor1894. Den Tod des Vormundes hat dessen Erbe dem Vormundschaftsgericht unverzüglich an I mundschaftsgerichts, wenn das Bertragsverhältniß länger als vier Jahre dauern soll. Die Vorschrift zuzeigen. des § 1822 Nr. 4 bleibt unberührt. Den Tod des Gegenvormundes oder eines Mit 1903. Wird der Vater des Mündels zum Vor vormundes hat der Vormund unverzüglich anzu munde bestellt, so unterbleibt die Bestellung eines zeigen. Gegenvormundes. Dem Vater stehen die Be 1895. Die Vorschriften der §§ 1885 bis 1889, freiungen zu, die nach den §§ 1852 bis 1854 an 1893, 1894 finden auf den Gegenvormund ent geordnet werden können. Das Vormundschafts sprechende Anwendung. gericht kann die Befreiungen außer Kraft setzen, wenn sie das Interesse des Mündels gefährden. Zweiter Titel. Diese Vorschriften finden keine Anwendung, Vormundschaft über Volljährige?" wenn der Vater im Falle der Minderjährigkett 1896. Ein Volljähriger erhält einen Vormund, des Mündels zur Vermögensverwaltung nicht be wenn er entmündigt ist?" rechtigt sein würde. 1897. Auf die Vormundschaft über einen Voll 1904. Ist die eheliche Mutter des Mündels jährigen finden die für die Vormundschaft über zum Vormunde bestellt, so gilt für sie das Gleiche einen Minderjährigen geltenden Vorschriften Anwie nach § 1903 für den Vater. Der Mutter ist wendung, soweit sich nicht aus den §§ 1898 bis jedoch ein Gegenvormund zu bestellen, wenn sie 1908 ein Anderes ergiebt. die Bestellung beantragt oder wenn die Voraus 1898. Der Vater und die Mutter des Mündels setzungen vorliegen, unter denen ihr nach § 1687 sind nicht berechtigt, einen Vormund zu benennen Nr. 3 ein Beistand zu bestellen sein würde. oder Jemand von der Vormundschaft auszuWird ein Gegenvormund bestellt, so stehen der schließen. Mutter die im § 1852 bezeichneten Befreiungen 1899. Vor den Großvätern ist der Vater und nicht zu. nach ihm die eheliche Mutter des Mündels als 1905. Ein Familtenrath kann nur nach § 1859 Vormund berufen. Abs. 1 eingesetzt werden. Die Eltern sind nicht berufen, wenn der Mündel Der Vater und die Mutter des Mündels sind von einem Anderen als dem Ehegatten seines nicht berechtigt, Anordnungen über die Einsetzung Vaters oder seiner Mutter an Ktndesstatt ange und Aufhebung eines Familienraths oder über die nommen ist. Mitgliedschaft zu treffen. Stammt der Mündel aus einer nichtigen Ehe, 1906. Ein Volljähriger, dessen Entmündigung so ist der Vater im Falle des § 1701, die Mutter beantragt ist, kann unter vorläufige Vormundschaft im Falle des § 1702 nicht berufen. gestellt werden, wenn das Vormundschaftsgericht 1900. Eine Ehefrau darf zum Vormund chres es zur Abwendung einer erheblichen Gefährdung Mannes auch ohne dessen Zustimmung bestellt der Person oder des Vermögens des Volljährigen werben. für erforderlich erachtet?" Der Ehegatte des Mündels darf vor den Eltern 1907. Die Vorschriften über die Berufung zur und den Großvätern, die eheliche Mutter darf im Vormundschaft gelten nicht für die vorläufige Falle des § 1702 vor den Großvätern zum Vor Vormundschaft. munde bestellt werden. 1908. Die vorläufige Vormundschaft endigt mtt der Rücknahme oder der rechtskräftigen Abweisung 241. UebergarigSvorschrist In Art. 210 SG. — Bgl. Art. des Anttags auf Entmündigung. 23 EG. 242. «gl. § 660 CPO; § 50 FrG. System. Samml. d. i. E.-L. gell. Ges. I. Bd.
243. «gl. §§ 52,57», 60», 61 FrG; §§657,680 Abs. 3 EPO.
11
162
Bürgerliches Gesetzbuch.
IV. Buch.
Familienrecht.
§ 1909—1917.
Erfolgt die Entmündigung, so endigt die vor
getreten sind, die zum Widerrufe des Auftrags
läufige Vormundschaft, wenn auf Grund der Ent
oder der Vollmacht Anlaß geben. Das Gleiche gilt von einem Abwesenden, dessen
mündigung ein Vormund bestellt wird. Die vorläufige Vormundschaft ist von dem Vor
Aufenthalt bekannt, der aber an der Rückkehr und
mundschaftsgericht aufzuheben, wenn der Mündel
der Besorgung seiner Vermögensangelegenheiten
des vorläufigen vormundschaftlichen Schutzes nicht
verhindert ist.248 * 1912. Eine Leibesfrucht erhält zur Wahrung
mehr bedürftig ist.244
ihrer künftigen Rechte, soweit diese einer Fürsorge
Dritter Titel.
Pflegschaft.2"
bedürfen, einen Pfleger. Die Fürsorge steht jedoch
1909. Wer unter elterlicher Gewalt oder unter Vormundschaft steht, erhält für Angelegenheiten,
dem Vater oder der Mutter zu, wenn das Kind,
an deren Besorgung der Gewalthaber oder der
Gewalt stehen würde.242 1913. Ist unbekannt oder ungewiß,
Vormund verhindert ist, einen Pfleger.
Er er
falls
es bereits geboren wäre, unter elterlicher
wer bei
hält insbesondere einen Pfleger zur Verwaltung
einer Angelegenheit der Betheiligte ist, so kann
des Vermögens, das er von Todeswegen erwirbt
dem Betheiligten für diese Angelegenheit, soweit
öder das ihm unter Lebenden von einem Dritten
eine Fürsorge erforderlich ist, ein Pfleger bestellt
unentgeltlich zugewendet wird, wenn der Erblasser durch letztwillige Verfügung, der Dritte bei der
werden. Insbesondere kann einem Nacherben, der
Zuwendung bestimmt hat, daß dem Gewalthaber
durch ein künftiges Ereigniß bestimmt wird, für
oder dem Vormunde die Verwaltung nicht zu
die Zeit bis zum Eintritte der Nacherbfolge ein
stehen soll.
Tritt das Bedürfniß einer Pflegschaft ein, so
Pfleger bestellt werden."2 1914. Ist durch öffentliche Sammlung Ver
hat der Gewalthaber oder der Vormund dem Vor-
mögen für einen vorübergehenden Zweck zusam
mundschaftsgericht unverzüglich Anzeige zu machen. Die Pflegschaft ist auch dann anzuordnen, wenn
mengebracht worden, so kann zum Zwecke der
noch nicht erzeugt ist oder dessen Persönlichkeit erst
die Voraussetzungen für die Anordnung einer Vor
Verwaltung und Verwendung des Vermögens ein Pfleger bestellt werden, wenn die zu der Verwal
mundschaft vorliegen,
aber noch
tung und Verwendung berufenen Personen weg
Ein Volljähriger, der nicht unter Vor
gefallen sind.251 1915. Auf die Pflegschaft finden die für die
mundschaft steht, kann einen Pfleger für seine Per
Vormundschaft geltenden Vorschriften entsprechende
son und sein Vermögen erhalten, wenn er in Folge
Anwendung, soweit sich nicht aus dem Gesetz ein
körperlicher Gebrechen, insbesondere weil er taub,
blind oder stumm ist, seine Angelegenheiten nicht
Anderes ergiebt. Die Bestellung eines Gegenvormundes ist nicht
zu besorgen vermag. Vermag ein Volljähriger, der nicht unter Vor
erforderlich. 1916. Für die nach § 1909 anzuordnende Pfleg
mundschaft steht, in Folge geistiger oder körper
schaft gelten die Vorschriften über die Berufung
licher Gebrechen einzelne seiner Angelegenheiten oder einen bestimmten Kreis seiner Angelegenheiten,
zur Vormundschaft nicht. 1917. Wird die Anordnung einer Pflegschaft
insbesondere seine Vermögensangelegenheiten, nicht
nach § 1909 Abs. 1 Satz 2 erforderlich, so ist als
zu besorgen, so kann er für diese Angelegenheiten
Pfleger berufen, wer als solcher von dem Erblasser
einen Pfleger erhalten.
durch letztwillige Verfügung, von dem Dritten bei
ein Vormund
nicht bestellt ist.246 1910.
Die Pflegschaft darf nur mit Einwilligung des
der Zuwendung benannt worden ist; die Vor
Gebrechlichen angeordnet werden, es sei denn, daß
schriften des § 1778 finden entsprechende Anwendung.
eine Verständigung mit ihm nicht möglich ist.247
Für den benannten Pfleger kann der Erblasser
Ein abwesender Volljähriger, dessen Auf
durch letztwillige Verfügung, der Dritte bei der
enthalt unbekannt ist, erhält für seine Vermögens
Zuwendung die in den §§ 1852 bis 1854 bezeich
angelegenheiten, soweit sie der Fürsorge bedürfen,
neten Befreiungen anordnen. Das Bormundschafts
1911.
einen Abwesenheitspfleger. Ein solcher Pfleger ist
gericht kann die Anordnungen außer Kraft setzen,
ihm insbesondere auch dann zu bestellen, wenn er durch Ertheilung eines Auftrags oder einer Voll
wenn sie das Interesse des Pflegebefohlenen ge
macht Fürsorge getroffen hat, aber Umstände ein
fährden. Zu einer Abweichung von den Anordnungen des
Dritten ist, solange er lebt, seine Zustimmung er 244. Vgl. § 61 FrG. 245. Uebergangsvorschrist in Artt. 210, 211 EG. Bezüglich der Pflegschaft über Ausländer vgl. Art. 23 EG. 246. Die Bestellung des Pflegers erfolgt durch das nach § 37 FrG zuständige Gericht. — Vgl. auch § 57» FrG. 247. Vgl. § 53 CPO. — Das zur Anordnung zuständige Gericht ergiebt sich aus § 38 FrG; Beschwerderecht nach § 57» FrG. - Vgl. auch §§ 46 Abs. 3, 47 Abs. 3 FrG.
forderlich und genügend. Die Zustimmung des 248. Das zuständige Gericht ergiebt sich aus § 39, beziehungs
weise § 249. 250. auch § 251.
88 FrG. Das zuständige Gericht bestimmt § 40 FrG. Das zuständige Gericht bestimmt § 41 FrG. — Vgl. 779 Abs. 2 CPO. Das zuständige Gericht bestimmt § 42 FrG.
Bürgerliches Gesetzbuch. Dritten kann durch
das
V. Buch. Erbrecht.
Vormundschaftsgericht
§ 1918—1927.
163
ersetzt werden, wenn der Dritte zur Abgabe eurer
1920. Eine nach § 1910 angeordnete Pfleg schaft ist von dem Bormundschaftsgericht aufzu
Erklärung dauernd außer Stande oder sein Auf
heben, wenn der Pflegebefohlene die Aufhebung
enthalt dauernd unbekannt ist.
beantragt.
1918. Die Pflegschaft für eine unter elterlicher Gewalt oder unter Vormmrdschaft stehende Person
1921. Die Pflegschaft für einen Abwesenden ist von dem Vornrundschaftsgericht aufzuheben, wenn
endigt mit der Beendigung der elterlichen Gewalt
der Abwesende an der Besorgung seiner Vermö
oder der Vornrundschaft.
gensangelegenheiten nicht mehr verhindert ist.
Die Pflegschaft für eine Leibesfrucht endigt mit
der Geburt des Kindes.
Stirbt der Abwesende, so endigt die Pflegschaft erst mit der Aufhebung durch das Vormundschafts
Die Pflegschaft zur Besorgung einer einzelnen
gericht. Das Vormundschaftsgericht hat die Pfleg
Angelegenheit endigt mit deren Erledigung.
schaft aufzuheben, wenn ihnr der Tod des Abwe
1919. Die Pflegschaft ist von dem Vormund schaftsgericht aufzuheben, wenn der Grund für die
senden bekannt wird.
Anordnung der Pflegschaft weggefallen ist.252
die Pflegschaft mit der Erlassung des die Todes
Wird der Abwesende für todt erklärt, so endigt erklärung aussprechenden Urtheils.
252. Beschwerde ist zulässig nach §§ 573, 63 FrG.
Fünftes Buch.1
Erbrecht. Erster Abschnitt.
Erbfolge.
1922. Mit den: Tode einer Person (Erbfall) geht deren Vernrögen (Erbschaft) als Ganzes auf eine oder mehrere andere Personen (Erben) über. Auf den Antheil eines Miterben (Erbtheil) finden die sich auf die Erbschaft beziehenden Vorschriften
Anwendung.2 3
1923. Erbe kann nur werden, wer zur Zeit des Erbfalls lebt? Wer zrrr Zeit des Erbfalls noch nicht lebte, aber bereits erzeugt war, gilt als vor dem Erb
Lebt zur Zeit des Erbfalls der Vater oder die Mutter nicht mehr, so treten an die Stelle des
Verstorbenen dessen Abkömmlinge nach den für die Beerbung in der ersten Ordnung geltenden
Vorschriften. Sind Abkömmlinge nicht vorhanden, so erbt der überlebende Theil allein.
1926. Gesetzliche Erben der dritten Ordnung sind die Großeltern des Erblassers und deren Abkömmlinge. Leben zur Zeit des Erbfalls die Großeltern, so
erben sie allein und zu gleichen Theilen. Lebt zur Zeit des Erbfalls von den väterlichen
falle geboren.
oder von den mütterlichen Großeltern der Groß
1924. Gesetzliche Erben der ersten Ordnung sind die Abkömmlinge des Erblassers.
vater oder die Großmutter nicht mehr, so treten an die Stelle des Verstorbenen dessen Abkömmlinge.
Ein zur Zeit des Erbfalls lebender Abkönnn-
Sind Abkömmlinge nicht vorhanden, so fällt der
ling schließt die durch ihn mit dem Erblasser ver
Antheil des Verstorbenen dem anderen Theile des
wandten Abkönrmlinge von der Erbfolge aus.
Großelternpaars und, wenn dieser nicht mehr lebt,
An die Stelle eines zur Zeit des Erbfalls nicht
mehr lebenden Abkömmlinges treten die durch ihn mit dem Erblasser verwandten Abkömmlinge (Erb folge nach Stämmen).
dessen Abkömmlingen zu. Leben zur Zeit des
Erbfalls die väterlichen
oder die mütterlichen Großeltern nicht mehr und sind Abkömmlinge der Verstorbenen nicht vor
Kinder erben zu gleichen Theilen.
handen, so erben die anderen Großeltern
1925. Gesetzliche Erben der zweiten Ordnung
ihre Abkömmlinge allein.
oder
sind die Eltern des Erblassers und deren Ab-
Soweit Abkönrmlinge an die Stelle ihrer Eltern
kömmlinge. Leben zur Zeit des Erbfalls die Eltern, so erben
oder ihrer Voreltern treten, finden die für die
Beerbung in der ersten Ordnung geltenden Vor
sie allein und zu gleichen Theilen.
schriften Anwendung.
1. Uebergangsvorschristen enthalten die Artt. 213—217 EG; von dem EG kommen außerdem noch in Betracht die Artt. 24-28, 38, 44, 57—59, 62-64, 137-141, 147-151. 2. Nachlaßkonkurs ist indessen ausgeschlossen nach § 235 KO. 3. Vgl. Artt. 86, 87 EG und die Bemerkungen dazu.
1927. Wer in der ersten, der zweiten, oder der dritten Ordnung verschiedenen Stämmen an gehört, erhält den in jedem dieser Stämme ihm
zufallenden Antheil. Jeder Antheil gilt als be
sonderer Erbtheil.
164
Bürgerliches Gesetzbuch.
V. Buch. Erbrecht.
§ 1928—1944.
Erbe beschwert ist, sowie in Ansehung der Aus-
1928. Gesetzliche Erben der vierten Ordnung sind die Urgroßeltern des Erblassers und deren
gleichur:gspflicht als besonderer Erbtheil.
Abkömmlinge. Leben zur Zeit des Erbfalls Urgroßeltern, so
1936. Ist zur Zeit des Erbfalls weder ein Verwandter noch ein Ehegatte des Erblassers vor
erben sie allein - mehrere erben zu gleicher: Theilen,
handen, so ist der Fiskus des Bundesstaats, dem
ohne Unterschied, ob sie derselben Linie oder ver
der Erblasser zur Zeit des Todes angehört hat,
schiedenen Lünen angehören. Leben zur Zeit des Erbfalls Urgroßeltern nicht
gesetzlicher Erbe.
mehr, so erbt von ihren Abkömmlingen derjenige,
jeden dieser Staaten zu gleichem Antheile zur
welcher mit dem Erblasser dem Grade nach am nächster: verwandt ist- nrehrere gleich r:ahe Ver
Erbfolge berufen? War der Erblasser ein Deutscher, der keinem
wandte erben zu gleicher: Theilen.
Bundesstaat angehörte, so ist der Reichsfiskus ge
1929. Gesetzliche Erben der fünfter: Ordrmng und der ferneren Ordrurrrgen sind die er:tferr:terer:
setzlicher Erbe. 1937. Der Erblasser kann durch einseitige Ver fügung von Todeswegen (Testament, letztwillige
Voreltern des Erblassers und derer: Abkömmlinge.
Die Vorschriften des § 1928 Abs. 2, 3 finden
Hat
der
Erblasser
mehreren
Bundesstaaten angehört, so ist der Fiskus eines
Verfügung) den Erben bestimmen.
1930. Ein Verwandter ist nicht zur Erbfolge
1938. Der Erblasser kann durch Testament einen Verwandten oder den Ehegatten von der gesetzlichen
berufen, solange ein Verwandter einer vorher
Erbfolge ausschließen, ohne einen Erben einzusetzen.
gehender: Ordnung vorhanden ist.
1939. Der Erblasser kann durch Testament einem Anderen, ohne ihn als Erben einzusetzen, einen
entsprechende Anwerbung.
1931. Der überlebende Ehegatte des Erblassers ist neben Verwandten der erster: Ordnung zu
Vermögensvortheil zuwenden (Vermächtnis).
einem Viertheile, neben Verwandten der zweiten
Ordnung oder rreber: Großeltern zur Hälfte der
1940. Der Erblasser kann durch Testament den Erben oder einen Vermächtnißnehmer zu einer
Erbschaft als gesetzlicher Erbe berufen.
Leistung verpfiichten,
Treffer:
ohne einem Anderen ein
mit Großeltern Abkömmlinge von Großeltern zu-
Recht auf die Leistung zuzuwenden (Auflage).
samnren, so erhält der Ehegatte auch vor: der
1941. Der Erblasser kann durch Vertrag einen Erben einsetzen sowie Vermächtnisse und Auflagen
anderen Hälfte der: Antheil, der nach § 1926 der:
Sir:d weder Verwandte der ersten oder der
anordnen (Erbvertrag). Als Erbe (Vertragserbe) oder als Vermächtniß-
zweiter: Ordnung noch Großeltern vorhanden, so
nehmer kann sowohl der andere Vertragschließende
erhält der überleber:de Ehegatte die ganze Erbschaft.
als ein Dritter bedacht werden.
Abkömmlingen zufallen würde.
1932. Ist der überlebende Ehegatte neben Ver wandter: der zweiten Ordr:ur:g oder ueber: Groß eltern gesetzlicher Erbe, so gebühren ihm außer
dem Erbtheile die zum ehelichen Haushalte ge hörender: Gegenstände, soweit sie nicht Zubehör
eines Grundstücks sir:d, und die Hochzeitsgeschercke
Zweiter Abschnitt. Rechtliche Stellung des Erben.
Erster Titel. Annahme und Ausschlagung der Erbschaft. Fürsorge des Nachlaßgerichts.
Vermächtnisse geltenden Vorschriften Anwendrrng.
1942. Die Erbschaft geht auf den berufenen Erben unbeschadet des Rechtes über, sie auszu
1933. Das Erbrecht des überlebender: Ehe gatten sowie das Recht auf den Voraus ist aus
schlagen (Anfall der Erbschaft)? Der Fiskus kann die ihm als gesetzlichem Erben
geschlossen, wenn der Erblasser zur Zeit seines
angefallene Erbschaft nicht ausschlagen.
Todes auf Scheidung rvegen Verschuldens des Ehegatten zu klagen berechtigt war und die Klage
1943. Der Erbe kann die Erbschaft nicht mehr ausschlagen, wenn er sie angenommen hat oder
auf Scheidung oder auf Aufhebur:g der ehelichen
wenn die für die Ausschlagung vorgeschriebene
Gemeinschaft erhoben hatte.
Frist verstrichen ist- nut dem Ablaufe der Frist
als Voraus.
Auf den Voraus finden die für
1934. Gehört der überlebende Ehegatte zu den erbberechtigten Verwandten, so erbt er zugleich als
Verwar:dter.
Der Erbtheit, der ihm auf Grund
der Verwandtschaft zufällt,
gilt als besonderer
Erbtheil.
1935. Fällt ein gesetzlicher Erbe vor oder nach
gilt die Erbschaft als angenommen.
1944. Die Ausschlagung kann nur binnen sechs Wochen erfolgen. Die Frist beginnt mit dem Zeitpunkt, in welchem der Erbe von dem Anfall und dem Grunde der
Berufung Kenntniß erlangt.
Ist der Erbe durch
dem Erbfalle weg und erhöht sich in Folge dessen
Verfügung von Todeswegen berufen, so beginnt
der Erbtheil eines anderen gesetzlichen Erben, so
die Frist nicht vor der Verkündung der Verfügung.
gilt der Theil, um welchen sich der Erbtheil er höht, in Ansehung der Vermächtnisse und Auf lagen, mit denen dieser Erbe oder der wegfallende
4. Vgl. Artt. 138, 139 EG; §§ 163-165 AG z. BGB. 5. Vgl. §§ 9, 216 KO. 6. Vgl. § 780 Abs. 2 CPO.
Bürgerliches Gesetzbuch.
V. Buch. Erbrecht.
Auf den Lauf der Frist finden die für die Ver jährung geltenden Vorschriften der §§ 203, 206 entsprechende Anwendung. Die Frist beträgt sechs Monate, wenn der Erblaffer seinen letztm Wohnsitz nur im Auslande gehabt hat oder wenn sich der Erbe bei dem Be ginne der Frist im Auslande aufhält. 1945. Die Ausschlagung erfolgt durch Erklärung gegenüber dem die Erklärung ist in öffentlich beglaubigter Form abzugeben.' Ein Bevollmächtigter bedarf einer öffentlich beglaubigten Vollmacht. Die Vollmacht muß der Erklärung beigefügt oder innerhalb der Ausschlagungsftist nachgebracht werden. 1946. Der Erbe kann die Erbschaft annehmen oder ausschlagen, sobald der Erbfall eingetreten ist. 1947. Die Annahme und die Ausschlagung können nicht unter einer Bedingung oder einer Zeitbestimmung erfolgen. 1948. Wer durch Verfügung von Todeswegen als Erbe berufen ist, kann, wenn er ohne die Verfügung als gesetzlicher Erbe berufen sein würde, die Erbschaft als eingesetzter Erbe aus schlagen und als gesetzlicher Erbe annehmen. Wer durch Testament und durch Erbvertrag als Erbe berufen ist, kann die Erbschaft aus dem einen Beruftmgsgrund annehmen und aus dem anderen ausschlagen. 1949. Die Annahme gilt als nicht- erfolgt, iuemi der Erbe über den Berufungsgrund im Irrthume war. Die Ausschlagung erstreckt sich im Zweifel auf alle Berufungsgründe, die dem Erben zur Zeit der Erklärung bekannt sind. 1950. Die Annahme und die Ausschlagung sönnen nicht auf einen Theil der Erbschaft be schränkt werden. Die Annahme oder Aus schlagung eines Theiles ist unwirksam. 1951. Wer zu mehreren Erbtheilen berufen ist, kann, wenn die Berufung auf verschiedenen Gründen beruht, den einen Erbtheil annehmen und den anderen ausschlagen. Beruht die Berufung auf demselben Grunde, so gilt die Annahme oder Ausschlagung des einen Erbtheils auch für den anderen, selbst wenn der anbere erst später anfällt. Die Berufung be ruht auf demselben Grunde auch dann, wenn sie in verschiedenen Testamenten oder vertragsmäßig in verschiedenen zwischen denselben Personen ge schlossenen Erbverträgen angeordnet ist. Setzt der Erblasser einen Erben auf mehrere Erbtheile ein, so kann er ihm durch Verfügung von Todeswegen gestatten, den einen Erbcheil anzunehmen und den anderen auszuschlagen. 1952. Das Recht des Erben, die Erbschaft auszuschlagen, ist vererblich. 7. Art. 147 EG ; 88 72 ff. FrG. 8. Bgl. §§ 167 Avs. 2, 183, 191 FrG.
§ 1945—1958.
165
Stirbt der Erbe vor dem Ablaufe der Aus schlagungsfrist, so endigt die Frist nicht vor dem Ablaufe der für die Erbschaft des Erben vorge schriebenen Ausschlagungsftist. Bon mehreren Erben des Erben kann jeder den seinem Erbtheil entsprechenden Theil der Erbschaft ausschlagen. 1953. Wird die Erbschaft ausgeschlagen, so gilt der Anfall an den Ausschlagenden als nicht erfolgt. Die Erbschaft fällt demjenigen an, welcher be rufen sein würde, wenn der Ausschlagende zur Zeit des Erbfalls nicht gelebt hätte- der Anfall
gilt als mit dem Erbfall erfolgt. Das Nachlaßgericht* soll die Ausschlagung demjenigen mittheilen, welchem die Erbschaft in Folge der Ausschlagung angefallen ist. Es hat die Einsicht der Erklärung Jedem zu gestatten, der ein rechtliches Interesse glaubhaft macht. 1954. Ist die Annahme oder die Ausschlagung anfechtbar, so kann die Anfechtung nur binnen sechs Wochen erfolgen. Die Frist beginnt im Falle der Anfechtbarkeit wegen Drohung mit dem Zeitpunkt, in welchem die Zwangslage aufhört, in den übrigen Fällen mit dem Zeitpunkt, in welchem der Anfechtungs berechtigte von dem Anfechtungsgrunde Kenntniß erlangt. Auf den Lauf der Frist finden die für die Verjährung geltenden Vorschriften der §§ 203, 206, 207 entsprechende Anwendung. Die Frist beträgt sechs Monate, wenn der Erb lasser seinen letzten Wohnsitz nur im Auslande gehabt hat oder wenn sich der Erbe bei dem Be
ginne der Frist im Ausland aufhält. Die Anfechtung ist ausgeschlossen, wenn seit der Annahme oder der Ausschlagung dreißig
Jahre verstrichen sind. 1955. Die Anfechtung der Annahme oder der Ausschlagung erfolgt durch Erklärung gegenüber dem Nachlaßgerichte.' Für die Erklärung gelten die Vorschriften des § 1945. 1956. Die Versäumung der Ausschlagungsfrist kann in gleicher Weise wie die Annahme ange fochten werden. 1957. Die Anfechtung der Annahme gilt als Ausschlagung, die Anfechtung der Ausschlagung gilt als Annahme. Das Nachlaßgericht' soll die Anfechtung der Ausschlagung demjenigen mittheilen, welchem die Erbschaft in Folge der Ausschlagung angefallen war. Die Vorschrift des § 1953 Abs. 3 Satz 2 findet Anwendung. 1958. Vor der Annahme der Erbschaft kann ein Anspruch, der sich gegen den Nachlaß richtet, nicht gegen den Erben gerichtlich geltend gemacht toerben.10 789 9. Art. 147 EG; 88 72 ff. FrG. 10. Bgl. 88 239 Abs. 4, 246, 778 ff. EPO.
166
Bürgerliches Gesetzbuch.
V. Buch.
1959. Besorgt der Erbe vor der Ausschlagung erbschaftliche Geschäfte, so ist er demjenigen gegen
Erbrecht.
§ 1959—1970.
gehen- die Art der Bekanntmachung
und die
Dauer der Anmeldungsfrist bestimmen sich nach
über, welcher Erbe wird, wie ein Geschäftsführer
den für das Aufgebotsverfahren geltenden Vor
ohne Auftrag berechtigt und verpflichtet.
schriften?9
Verfügt der Erbe vor der Ausschlagung über einen Nachlaßgegenstand, so wird die Wirksamkeit
Die Aufforderung darf unterbleiben,
wenn die Kosten dem Bestände des Nachlasses
gegenüber unverhältnißmäßig groß sind.
der Verfügung durch die Ausschlagung nicht be
Ein Erbrecht bleibt unberücksichtigt, wenn nicht
rührt, wenn die Verfügung nicht ohne Nachtheil
dem Nachlaßgerichte binnen drei Monaten nach
für den Nachlaß verschoben werden konnte.
dem Abtaufe der Annreldungsfrist nachgewiesen
Ein Rechtsgeschäft, das gegenüber dem Erben
wird, daß das Erbrecht besteht oder daß es gegen
als solchem vorgenomnren werden nmß, bleibt,
den Fiskus im Wege der Klage geltend gemacht
wenn es vor der Ausschlagung dem Ausschlagen den gegenüber vorgenomnren wird, auch nach der
ist.
Ausschlagung wirksam.
gerichtlichen Aufforderung, das Erbrecht oder die
1960. Bis zur Annahme der Erbschaft hat das Nachlaßgericht9 für die Sicherung des Nachlasses zu sorgen, soweit ein Bedürfniß besteht.
Das
Ist eine öffentliche Aufforderung nicht er
gangen, so beginnt die dreimonatige Frist mit der
Erhebung der Klage nachzuweisen. 1966. Von dem Fiskus als gesetzlichem Erben und gegen den Fiskus als gesetzlichen Erben kann
Gleiche gilt, wenn der Erbe unbekannt oder wenn
ein Recht erst geltend gemacht werden, nachdem
ungewiß ist, ob er die Erbschaft angenomnren hat." Das Nachlaßgericht9 kann insbesondere die An
von dem Nachlaßgerichte festgestellt worden ist,
daß ein anderer Erbe nicht vorhanden ist.
legung von Siegelrr, die Hinterlegung von Geld, Werthpapieren und Kostbarkeiten sowie die Auf
nahme eines Nachlaßverzeichrrisses anordnen und für denjenigen, welcher Erbe wird, einen Pfleger
(Nachlaßpfleger) bestellen." Die Vorschrift des § 1958 findet auf den Nach taßpfleger keine Anwendung.
Zweiter Titel. Haftung des Erben für die Nachlaßverbindlichkeiten.16 I. Nachlaßverbiudlichkeiten. 1967. Der Erbe haftet für die Nachlaßverbind
lichkeiten."
Zu den Nachlaßverbindlichkeiten gehören außer
1961. Das Nachlaßgericht91114 hat 12 in den Fällen
den vom Erblasser herrührenden Schulden die
des § 1960 Abs. 1 einen Nachlaßpfleger zu be
den Erben als solchen treffenden Verbindlichkeiten,
stellen, wenn die Bestellung zum Zwecke der ge
insbesondere die Verbindlichkeiten aus Pflichttheils
richtlichen Geltendmachung eines Anspruchs, der
rechten, Vermächttrissen und Auflagen?9
sich gegen den Nachlaß richtet, von dem Berech
tigten beantragt wird.
1968. Der Erbe trägt die Kosten der standes
mäßigen Beerdigung des Erblassers?9
1962. Für die Nachlaßpflegschaft tritt an die Stelle
1969. Der Erbe ist verpflichtet, Familienange
des Vormundschaftsgerichts das Nachlaßgericht?9
hörigen des Erblassers,, die zur Zeit des Todes
1963. Ist zur Zeit des Erbfalls die Geburt
des Erblassers zu dessen Hausstande gehört und
eines Erben zu erwarten, so kann die Mutter,
von ihm Unterhalt bezogen haben, in den ersten
falls sie außer Stande ist, sich selbst zu unter
dreißig Tagen nach dem Eintritte des Erbfalls
halten, bis zur Entbindung standesmäßigen Unterhalt aus dem Nachlaß oder, wenn noch andere
in demselben Umfange, wie der Erblasser es ge
Personen als Erben berufen sind, aus dem Erb-
than hat, Unterhalt zu gewähren und die Be nutzung der Wohnung und der Haushaltsgegen
theile des Kindes verlangen. Bei der Bemessung
stände zu gestatten. Der Erblasser kann durch letzt
des Erbtheils ist anzunehmen, daß llur ein Kind
willige Verfügung eine abweichende Anordnung
geboren wird.
treffen.
1964. Wird der Erbe nicht innerhalb eurer den
Umständen entsprechenden Frist ermittelt, so hat
Die Vorschriften über Vermächtnisse finden ent sprechende Anwendung.
das Nachlaßgericht festzustellen, daß eirr anderer
n. Aufgebot der Nachlaßgläubiger?9
Erbe als der Fiskus nicht vorhanden ist.
Die Feststellung begründet die Vermuthung,
1970. Die Nachlaßgläubiger können im Wege
daß der Fiskus gesetzlicher Erbe sei."
des Aufgebotsverfahrens zur Anmeldung ihrer-
1965. Der Feststellung hat eine öffentliche Auf forderung zur Anmeldung der Erbrechte unter
Forderungen aufgefordert werden?1
Bestimmung
einer
Anmeldungsfrist
vorauszu-
11. Vgl. Art. 140 EG ; §§ 74, 86 ff. FrG; §§ 23, 37 AG z. FrG. 12. Vgl. §§ 243, 779 Abs. 2, 991 Abs. 2 CPO; § 217 Abs. 2 KO; § 75 FrG. 13. § 75 FrG. 14. Vgl. § 78 FrG.
15. 16. 17. 18. 19. 20. -959, 21.
Nach Maßgabe der §§ 048-950 CPO. Vgl. hierzu §§ 27, 139 HGB. Vgl. noch §§ 780, 781 CPO. Vgl. § 971 CPO. Vgl. § 2242 KO. Das Aufgebotsverfahren regelt sich nach den §§ 946 989—1000 CPO. Vgl. § 229 KO.
Bürgerliches Gesetzbuch.
V. Buch. Erbrecht.
1971. Pfandgläubiger und Gläubiger, die im Konkurse den Pfandgläubigern gleichstehen, sowie Gläubiger, die bei der Zwangsvollstreckung in daS unbewegliche Vermögen ein Recht auf Befriedigung aus diesem Vermögen haben,'* werden, soweit es sich um die Beftiedigung aus den chnen haftenden Gegenständen handelt, durch das Aufgebot nicht betroffen. Das Gleiche gilt von Gläubigern, deren Ansprüche durch eine Vormerkung gesichert sind oder denen im Konkurs ein Aussonderungsrecht zusteht,*-'' in Ansehung des Gegenstandes ihres Rechtes. 1972. Pflichttheilsrechte, Vermächtnisse und Auf lagen werden durch das Aufgebot nicht betroffen, unbeschadet der Vorschrift des § 2060 Nr. 1. 1973. Der Erbe kann die Befriedigung eines im Aufgebotsverfahren ausgeschloffenen Nachlaß gläubigers insoweit verweigern, als der Nachlaß durch die Beftiedigung der nicht ausgeschloffenen Gläubiger erschöpft wird. Der Erbe hat jedoch den ausgeschlossenen Gläubiger vor den Verbindlich keiten aus Pflichttheilsrechten, Vermächtniffen und Auflagen zu befriedigen, es sei denn, daß der Gläubiger seine Forderung erst nach der Berich tigung dieser Verbindlichkeiten geltend macht. Einen Ueberschuß hat der Erbe zunr Zwecke der Beftiedigung des Gläubigers im Wege der Zwangsvollstreckung nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung herauszugeben. Er kann die Herausgabe der noch vorhandenen Nachlaßgegenstände durch Zahlung des Werthes abwenden. Die rechtskräfttge Verurtheilung des Erben zur Befriedigung eines ausgeschlossenen Gläubigers wirkt einem anderen Gläubiger gegenüber wie die Befriedigung. 1974. Ein Nachlaßgläubiger, der seine Forde rung später als fünf Jahre nach dem Erbfalle dem Erben gegenüber geltend macht, steht einem aus geschlossenen Gläubiger gleich, es sei denn, daß die Forderung beni Erben vor dem Ablaufe der fünf Jahre bekannt geworden oder im Aufgebots verfahren angemeldet worden ist. Wird der Erb lasser für todt erklärt, so beginnt die Frist nicht vor der Erlassung des die Todeserklärung aus sprechendell Urtheils." Die den: Erben nach § 1973 Abs. 1 Latz 2 obliegende Verpflichtung tritt im Berhälttüffe von Verbindlichkeiten aus Pflichttheilsrechten, Vermächtniflen und Auflagen zu einander nur inso weit ein, als der Gläubiger im Falle des Nachlaßkonkurses im Range vorgehen würde." Soweit ein Gläubiger nach § 1971 von dem Aufgebote nicht bettoffen wird, finden die Vor schriften des Abs. 1 auf ihn keine Anwendung. 22. 23. 24. 25.
§ 10 ZvG. 88 43 ff. KO. Vgl. 88 219, 226, 228 KO ; 8 175 ZBG. Vgl. 8 226 Abs. 4 KO.
§ 1971—1980.
167
m. VeschrLntnng der Haftung des Erden. 1976. Die Haftung des Erben für die Nachlaß verbindlichkeiten beschränkt sich auf den Nachlaß, wenn eine Nachlaßpflegschast zum Zwecke der Be ftiedigung der Nachlaßgläubiger (Nachlaßverwaltung) angeordnet" oder der Nachlaßkonkurs*7 eröffnet ist. 1976. Ist die Nachlaßverwaltung angeordnet oder der Nachlaßkonkurs eröffnet, so gelten die in Folge des Erbfalls durch Bereinigung von Recht und Verbindlichkeit oder von Recht und Belastung erloschenen Rechtsverhältnisse als nicht erloschen." 1977. Hat ein Nachlaßgläubiger vor der An ordnung der Nachlaßverwaltung oder vor der Eröffnung des Nachlaßkonkurses seine Forderung gegen eine nicht zum Nachlasse gehörende Forderung des Erben ohne dessen Zustimmung aufgerechnet, so ist nach der Anordnung der Nachlaßverwaltung oder der Eröffnung des Nachlaßkonkurses die Auf
rechnung als nicht erfolgt anzusehen. Das Gleiche gilt, wenn ein Gläubiger, der nicht Nachlaßgläubiger ist, die ihm gegen den Erben zustehende Forderung gegen eine zum Nachlasse
gehörende Forderung aufgerechnet hat. 1978. Ist die Nachlaßverwaltung angeordnet oder der Nachlaßkonkurs eröffnet, so ist der Erbe den Nachlaßgläubigern für die bisherige Verwal tung des Nachlasses so verantwortlich, wie wenn er von der Annahme der Erbschaft an die Ver waltung für sie als Beauftragter zu ftchren gehabt hätte. Auf die vor der Annahme der Erbschaft von dem Erben besorgten erbschaftlichen Geschäfte finden die Vorschriften über die Geschäftsführung ohne Auftrag entsprechende Anwendung. Die den Nachlaßgläubigern nach Abs. 1 zu stehenden Ansprüche gelten als zum Nachlasse gehörend. Aufwendungen sind beni Erben aus dem Nach lasse zu ersetzen, soweit er nach den Vorschriften
über den Aufttag oder über die Geschäftsführung ohne Aufttag Ersatz verlangen könnte." 1979. Die Berichtigung einer Nachlaßverbind lichkeit durch den Erben müssen die Nachlaßgläubiger als für Rechnung des Nachlasses erfolgt gelten lassen, wenn der Erbe den Umständen nach annehmen durfte, daß der Nachlaß zur Berich tigung aller Nachlaßverbindlichkeiten ausreiche." 1980. Beantragt der Erbe nicht unverzüglich, nachdem er von der Ueberschuldung des Nach lasses Kenntniß erlangt hat, die Eröffnung des Nachlaßkonkurses, so ist er den Gläubigern für 26. Zuständigkeit: 88 72 ff. Fr.G. — Vgl. auch 8 76 Fr.G; 8 8 241 Abs. 2, 243, 780 ff. LPO. 27. Die näheren Bestimmungen über den NachlahkonkurS sind in den 88 214-234 KO enthalten. — Vgl. § 178 ZBG ; 28. 29. 30.
88 243, 782, 784, 993 CPO. «gl. 8 225 KO. Vgl. 88 223, 224', 228 Abs. 2 SO. vgl. 88 223, 224», 225, 228 Abs. 2 «O.
168
Bürgerliches Gesetzbuch.
V. Buch.
Erbrecht.
den daraus entstehenden Schaden verantwortlich.
§ 1981-1991.
Der Nachlaßverwalter darf den Nachlaß
1986.
Bei der Bemessung der Zulänglichkeit des Nach
dem Erben erst ausantworten, wenn die bekannten
lasses bleiben die Verbindlichkeiten aus Vermächt
Nachlaßverbindlichkeiten berichtigt sind.
nissen und Auflagen außer Betracht.
Ist die Berichtigung einer Verbindlichkeit zur
Der Kenntniß der Ueberschuldung steht die auf Fahrlässigkeit beruhende Unkenntniß gleich.
Als
Zeit nicht ausführbar oder ist eine Verbindlichkeit darf die Ausantwortung des Nach
streitig, so
Fahrlässigkeit gilt es insbesondere, wenn der Erbe
lasses nur erfolgen, wenn dem Gläubiger Sicherheit
das Aufgebot der Nachlaßgläubiger nicht beantragt,
geleistet wird.
obwohl er Grund hat,dasBorhandensein unbekannter Nachlaßverbindlichkeiten anzunehmen- das Auf
Sicherheitsleistung nicht
Möglichkeit des Eintritts der Bedingung eine so
gebot ist nicht erforderlich, wenn die Kosten des Verfahrens dem Bestände des Nachlasses gegen
Vermögenswerth nicht hat.
1987. Der
Die Nachlaßverwaltung ist von dem Nach
laßgericht
wenn der Erbe die An
anzuordnen,
Führung
eines
1988. Nachlaßgläubigers ist die
Nachlaßverwalter
die
für
kann
eine angemessene Ver
Amtes
seines
gütung verlangen.
ordnung beantragt.3^
Auf Antrag
die
wenn
erforderlich,
entfernte ist, daß die Forderung einen gegenwärtigen
über unverhältnißmäßig groß surf).31
1981.
Für eine bedingte Forderung ist
Die Nachlaßverwaltung
endigt mit der
Eröffnung des Nachlaßkonkurses.
Nachlaßverwaltung anzuordnen, wenn Grund zu
Die Nachlaßverwaltung kann aufgehoben werden,
der Annahme besteht, daß die Befriedigung der
wenn sich ergiebt, daß eine den Kosten entsprechende
aus dem Nachlasse durch das
Nachlaßgläubiger
Verhalten oder die Vermögenslage des
Erben
Der Antrag kann nicht mehr
gefährdet wird.33
Masse nicht vorhanden ist.39
1989. Ist
Nachlaßkonkurs
der
theilung der Masse
Ver-
durch
oder durch Zwangsvergleich
gestellt werden, wenn seit der Annahme der Erb
beendigt, so
schaft zwei Jahre verstrichen sind.3^
die Vorschriften des § 1973 entsprechende wendung?5
Die Vorschriften des § 1785 finden keine An wendung. 1982.
finden auf die Haftung des Erben
An
1990. Ist die Anordnung der Nachlaßverwal
Die Anordnung der Nachlaßverwaltung
kann abgelehnt werden,
wenn eine den Kosten
entsprechende Masse nicht vorhanden ist.35 36 37
1983. Das Nachlaßgericht hat die Anordnung der Nachlaßverwaltung durch das für seine Be-
kanntmachungen
bestimmte
Blatt
zu
veröffent
lichen.
1984. Mit der Anordnung der Nachlaßver waltung verliert der Erbe die Befugnis;, den Nachlaß zu verwalten und über ihn zu verfügen.33
oder die Eröffnung
tung wegen
Mangels
des Nachlaßkonkurses
einer den Kosten entsprechenden
Masse nicht thunlich oder wird aus diesem Grunde
die
Nachlaßverwaltung
Konkursverfahren
aufgehoben
eingestellt,
so
oder
das
kann der Erbe
die Befriedigung eines Nachlaßgläubigers insoweit verweigern, als der Nachlaß nicht ausreicht. Der Erbe ist in diesem Falle verpflichtet, den Nachlaß
zum Zwecke der Befriedigung des Gläubigers int Wege der Zwangsvollstreckung herauszugeben.
Die Vorschriften der §§ 6, 7 der Konkursordnung
Das Recht des Erben wird nicht dadurch aus
finden entsprechende Anwendung.3" Ein Anspruch,
geschlossen, daß der Gläubiger nach dem Eintritte
der sich gegen den Nachlaß richtet, kann nur gegen
des Erbfalls
den Nachlaßverwalter geltend gemacht werden.
oder der Arrestvollziehung ein
Zwangsvollstreckungen und Arreste in den Nach laß zu Gunsten eines Gläubigers, der nicht Nachlaßgläubiger ist, sind ausgeschlossen.33
1985.
laß
zu
und die
Nachlaßverbindlich
keiten aus dem Nachlasse zu berichtigen.
Der Nachlaßverwalter
ist
für
die
Verwal
verantwortlich. Die Vorschriften des § 1978 Abs. 2 und der §§ 1979, 1980 finden entsprechende
31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38.
Vgl. §§ 215, 228 Abs. 2 KO. Vgl. §§ 72 ff., 76 Abs. 1 FrG. Vgl. § 76 Abs. 2 FrG. Entsprechend dem § 220 KO. Entsprechend dem § 107 Abs. 1 KO. Vgl. auch §§ 241, 246 CPO. Jetzt §§ 7, 8 KO. Vgl. § 784 CPO.
oder
der
Erbe
von
dem
ihm nach
§ 1990 zustehenden Rechte Gebrauch, so finden auf seine Verantwortlichkeit und den Ersatz seiner
Aufwendungen die Vorschriften der §§ 1978, 1979
tung des Nachlasses auch den Nachlaßgläubigern
Anwendung.
Pfandrecht
eine Hypothek oder im Wege der einstweiligen Verfügung eine Vormerkung erlangt hat.
1991. Macht
Der Nachlaßverwalter hat den Nach verwalten
im Wege der Zwangsvollstreckung
Anwendung.
Die in Folge des Erbfalls durch Vereinigung von
Recht
und
Verbindlichkeit
oder von Recht
und Belastung erloschenen Rechtsverhältnisse gelten im Verhältnisse zwischen dem Gläubiger und dem
Erben als nicht erloschen. Die
rechtskräftige
zur Befriedigung
Verurtheilung
eines
des
Erben
Gläubigers wirkt einem
anderen Gläubiger gegenüber wie die Befriedigung. Die Verbindlichkeiten aus Pflichttheilsrechten, 39. Vgl. §§ 107, 204 KO. 40. Vgl. § 230 KO; § 175 ZVG.
Bürgerliches Gesetzbuch.
V. Buch. Erbrecht.
Vermächtnissen und Auflagen hat der Erbe so zu berichtigen, wie sie im Falle des Konkurses zur Berichtigung kommen würden?1 1992. Beruht die Ueberschuldung des Nachlaffes auf Bermächtniffen unb Auflagen, so ist der Erbe, auch wenn die Voraussetzungen des § 1990 nicht vorliegen, berechtigt, die Berichtigung dieser Ver bindlichkeiten nach den Vorschriften der §§ 1990, 1991 zu bewirken. Er kann die Herausgabe der noch vorhandenen Nachlaßgegenstände durch Zahlung des Werthes abwenden. iv^Jnverrtarerrichtrurg. Unbeschrärrtte Haftung des Erde«.
1993. Der Erbe ist berechtigt, ein Berzeichniß des Nachlasses (Inventar) bei dem Nachlaßgericht" einzureichen (Jnventarerrichtung). 1994. Das Nachlaßgericht" hat dem Erben auf Antrag eines Nachlaßgläubigers zur Er richtung des Inventars eine Frist (Jnventarftist) zu bestimmen. Nach dem Ablaufe der Frist haftet der Erbe für die Nachlaßverbindlichkeiten unbeschränkt, wenn nicht vorher das Inventar errichtet wird." Der Antragsteller hat seine Forderung glaub haft zu machen." Auf die Wirksamkeit der Fristbestimmung ist es ohne Einfluß, wenn die For derung nicht besteht. 1995. Die Jnventarftist soll mindestens einen Monat, höchstens drei Monate betragen. Sie beginnt mit der Zustellung" des Beschlusses, durch den die Frist bestimmt wird. Wird die Frist vor der Annahme der Erbschaft bestimmt, so beginnt sie erst mit der Annahme der Erbschaft. Auf Antrag des Erben kann das Nachlaßgericht" die Frist nach seinem Ermessen verlängern. 1996. Ist der Erbe durch höhere Gewalt ver hindert worden, das Inventar rechtzeitig zu er richten oder die nach den Umständen gerechtfertigte Verlängerung der Jnventarftist zu beantragen, so hat ihm aus seinen Antrag das Nachlaßgericht" eine neue Jnventarftist zu bestimmen. Das Gleiche gilt, wem: der Erbe von der Zustellung des Be schlusses, durch den die Jnventarftist bestimmt worden ist, ohne sein Verschulden Kenntniß nicht erlangt hat. Der Antrag muß binnen zwei Wochen nach der Beseitigung des Hindernisses und spätestens vor dem Ablauf eines Jahres nach dem Ende der zuerst bestimmten Frist gestellt werden. Vor der Entscheidung soll der Nachlaßgläubiger, auf dessen Antrag die erste Frist bestimmt worden ist, wenn thunlich gehört werden." 41. 42. 43. 44. 47). 46.
8 -226 KO. 8 72 FrG. Bgl. 88 77, 78 FrG. Nach Maßgabe des § 294 CPO; § 15 FrG. Vgl. § 16 Abs. 2 FrG. Bgl. 8 77 Abs. 2, 3 FrG.
§ 1992-2005.
169
1997. Auf den Lauf der Jnventarftist und der im § 1996 Abs. 2 bestimmten Frist von zwei Wochen finden die für die Verjährung geltenden Vorschriften des § 203 Abs. 1 und des § 206 entsprechende Anwendung. 1998. Stirbt der Erbe vor dem Ablaufe der Jnventarftist oder der im § 1996 Abs. 2 bestimmten Frist von zwei Wochen, so endigt die Frist nicht vor dem Ablaufe der für die Erbschaft deö Erben vorgeschriebenen Ausschlagungsftist. 1999. Steht der Erbe unter elterlicher Gewalt oder unter Vormundschaft, so soll das Nachlaß gericht " dem Bormundschaftsgerichte47 48 von49der Be stimmung der Jnventarftist Mittheilung machen. 2000. Die Bestimmung einer Jnventarftist wird unwirksam, wenn eine Nachlaßverwaltung ange ordnet oder der Nachlaßkonkurs eröffnet wird. Während der Dauer der Nachlaßverwaltung oder des Nachlaßkonkurses kann eine Jnventarftist nicht bestimmt werden. Ist der Nachlaßkonkurs durch Verthetlung der Masse oder durch Zwangsvergleich beendigt, so bedarf es zur Abwendung der unbe schränkten Haftuug der Jnventarerrichtung nicht. 2001. In dem Inventar sollen die bei dem Eintritte des Erbfalls vorhandenen Nachlaßgegen stände und die Nachlaßverbindlichkeiten vollständig
angegeben werden. Das Inventar soll außerdem eine Beschreibung der Nachlaßgegenstände, soweit eine solche zur Be sttmmung des Werthes erforderlich ist, und die Angabe des Werthes enthalten. 2002. Der Erbe muß zu der Auftiahme des
Inventars eine zuständige Behörde oder einen zu ständigen Beamten oder Notar zuziehen." 2003. Auf Antrag des Erben hat das Nach laßgericht" entweder das Inventar selbst aufzu nehmen oder die Aufnahme einer zuständigen Be hörde oder einem zuständigen Beamten oder Notar zu übertragen." Durch die Stellung des Antrags wird die Jnventarftist gewahrt. Der Erbe ist verpflichtet, die zur Auftiahme des Inventars erforderliche Auskunft zu ertheilen. Das Inventar ist von der Behörde, dem Be amten oder dem Notar bei dem Nachlaßgericht
einzureichen. 2004. Befindet sich bei dem Nachlaßgerichte schon ein den Vorschriften der §§ 2002, 2003 ent sprechendes Inventar, so genügt es, wenn der Erbe vor dem Ablaufe der Jnventarftist dem Nachlaßgerichte gegenüber erklärt, daß das In ventar als von ihm eingereicht gelten foU." 2005. Führt der Erbe absichtlich eine erhebliche Unvollständigkett der im Inventar enthaltenen Angabe der Nachlaßgegenstände herbei oder bewirkt er in der Absicht, die Nachlaßgläubiger zu benach47. §§ 35 ff. FrG. 48. Bgl. Art. 148 EG. §§ 37, 48 AG z. FrG. 49. Bgl. Art. 148 EG; §§ 37, 48 AG z. FrG.
170
Bürgerliches Gesetzbuch.
V. Buch. Erbrecht.
theiligen, die Aufnahme einer nicht bestehenden Nachlaßverbindlichkeit, so haftet er für die Nachlaß verbindlichkeiten unbeschrankt. Das Gleiche gilt, wenn er im Falle des § 2003 die Ertheilung der Auskunft verweigert oder absichtlich in erheblichem Maße verzögert. Ist die Angabe der Nachlaßgegenstände unvoll ständig, ohne daß ein Fall des Abs. 1 vorliegt, so kann dem Erben zur Ergänzung eine neue Jnventarftist bestimmt tocrbcn.60 2006. Der Erbe hat auf Verlangen eines Nach laßgläubigers vor dem Nachlaßgerichte61 den Offen barungseid dahin zu leisten: daß er nach bestem Wissen die Nachlaßgegenstünde so vollständig angegeben habe, als er dazu im Stande fei.61 Der Erbe kann vor der Leistung des Eides das Inventar vervollständigen. Verweigert der Erbe die Leistung des Eides, so haftet er dem Gläubiger, der den Antrag ge stellt hat, unbeschränkt. Das Gleiche gilt, wenn er weder in dem Termine noch in einem auf Antrag des Gläubigers bestimmten neuen Termin er scheint, es sei denn, daß ein Grund vorliegt, durch den das Nichterscheinen in diesem Termine genü gend entschuldigt wird. Eine wiederholte Leistung des Eides kann der selbe Gläubiger oder ein anderer Gläubiger nur verlangen, wenn Grund zu der Annahme besteht, daß bem Erben nach der Eidesleistung weitere Nachlaßgegenstände besonnt geworden sind. 2007. Ist ein Erbe zu mehreren Erbcheilen be rufen, so bestimmt sich seine Haftung für die Nachlaßverbindlichkeiten in Ansehung eines jeden der Erbtheile so, wie wenn die Erbtheile verschiedenen Erbm gehörten. In den Fällen der An wachsung und des § 1935 gilt dies nur dann, wenn die Erbcheile verschieden beschwert sind. 2008. Ist eine Ehefrau die Erbin und gchört die Erbschaft zum eingebrachten Gute oder zum Gesammtgute, so ist die Bestimmung der Jnventarfrist nur wirksam, wenn sie auch dem Manne gegenüber erfolgt. Solange nicht die Frist dem Manne gegenüber verstrichen ist, endigt sie auch nicht der Frau gegenüber. Die Errichtung des Inventars durch den Mann kommt der Frau zu Statten. Gchört die Erbschaft zum Gesammtgute, so gelten diese Vorschriften auch nach der Beendigung der Gütergemeinschaft.
2009. Ist das Inventar rechtzeitig errichtet worden, so wird im Verhältnisse zwischen dem Erben und den Nachlaßgläubigern vermuchet, daß 50. «gl. § 77 Abs. 2 Fr«. 51. tz 72 FrG; Art. 147 Abs. 2 EG. 52. Da- «erfahren richtet sich nach § 79 FrG, im Uebrigen nach 88 478 ff. CPO. «gl. 8 78 FrG. — Bei Weigerung de- Erbm vgl. 88 888, 889 CPO.
§ 2006—2015.
zur Zeit des Erbfalls weitere Nachlaßgegenstände als die angegebenen nicht vorhanden gewesen seien. 2010. Das Nachlaßgericht hat die Einsicht des Inventars Jedem zu gestatten, der ein rechtliches Interesse glaubhaft macht." 2011. Dem Fiskus als gesetzlichem Erben kann eine Jnventarftist nicht bestimmt werden. Der Fiskus ist den Nachlaßgläubigern gegmüber ver pflichtet, über den Bestand des Nachlasses Aus kunft zu ercheilen. 2012. Einem nach den §§ 1960, 1961 bestellten Nachlaßpfleger kann eine Jnventarftist nicht be stimmt werden. Der Nachlaßpfleger ist den Nachlaßgläubigern gegenüber verpflichtet, über den Be stand des Nachlasses Auskunft zu ercheilen. Der Nachlaßpfleger kann nicht auf die Beschränkung der Haftung des Erben verzichten. Diese Vorschriften gelten auch für den Nachlaß verwalter. 2013. Haftet der Erbe für die Nachlaßverbindlichkeiten unbeschränkt, so finden die Vorschriften der §§ 1973 bis 1975, 1977 bis 1980, 1989 bis 1992 keine Anwendung - der Erbe ist nicht berechtigt, die Anordnung einer Nachlaßverwaltung zu be antragen. Auf eine nach § 1973 oder nach § 1974 eingetretene Beschränkung der Haftung kann sich der Erbe jedoch berufen, wenn später der Fall des § 1994 Abs. 1 Satz 2 oder des § 2005 Abs. 1 eintritt. Die Vorschriften der §§ 1977 bis 1980 und das Recht des Erben, die Anordnung einer Nachlaßverwaltung zu beanttagen, werden nicht dadurch ausgeschlossen, daß der Erbe einzelnen Nachlaßgläubigern gegmüber unbeschränkt haftet.
V. Aufschiebende Einrede«. 2014. Der Erbe ist berechttgt, die Berichtigung einer Nachlaßverbindlichkeit bis zum Ablaufe der ersten drei Monate nach der Annahme der Erb schaft, jedoch nicht über die Errichtung des Jnvmtars hinaus, zu verweigern." 2016. Hat der Erbe dm Antrag auf Erlassung des Aufgebots der Nachlaßgläubiger innerhalb eines Jahres nach der Annahme der Erbschaft gestellt und ist der Anttag zugelassen, so ist der Erbe berechttgt, die Berichtigung einer Nachlaßver bindlichkeit bis zur Beendigung des Aufgebots verfahrens zu verweigern." Der Beendigung des Aufgebotsverfahrens steht es gleich, wenn der Erbe in dem Aufgebotstermine nicht erschimen ist und nicht binnen zwei Wochen die Bestimmung eines neuen Termins beanttagt oder wenn er auch in dem neuen Termine nicht erscheint. Wird das Ausschlußurtheil erlassen oder der Antrag auf Erlassung des Urtheils zurückgewiesen 53. vgl. 8 34 FrG. 54. «gl. auch 88 905, 782, 783, 785 CPO.
Bürgerliches Gesetzbuch.
V. Buch. Erbrecht.
171
§ 2016—2028.
so ist das Verfahren nicht vor dem Ablauf einer
besondere für die im Abs. 2 bezeichneten Auf
mit der Verkündung der Entscheidung beginnenden
wendungen, nach den allgemeinen Vorschriften in
Frist von zwei Wochen und nicht vor der Er
weiteren! Umfang Ersatz zu leisten hat, bleibt der
ledigung einer rechtzeitig eingelegten Beschwerde
Anspruch des Erbschastsbesitzers unberührt.
als beendigt anzusehen.
2016. Die Vorschriften der §§ 2014, 2015 finden
2023. Hat der Erbschaftsbesttzer zur Erbschaft gehörende Sachen herauszugeben, so bestimmt sich
keine Anwendung, wenn der Erbe unbeschränkt
von dem Eintritte der Rechtshängigkeit an der
hastet.
Anspruch des Erben auf Schadensersatz wegen
Das Gleiche gilt, soweit ein Gläubiger nach
Verschlechterung, Unterganges oder einer aus einem
§ 1971 von dem Aufgebote der Nachlaßgläubiger
anderen Grunde eintretenden Unnröglichkett der
nicht betroffen wird, mit der Maßgabe, daß ein
Herausgabe nach den Vorschriften, die für das
erst nach dem Eintritte des Erbfalls im Wege
Verhältniß zwischen dem Eigenthümer und dem
der Zwangsvollstreckung oder der Arreswollziehung
Besitzer von dem Eintrüte der Rechtshängigkeit
erlangtes Recht sowie eine erst nach diesem Zeit
des Eigenthumsanspruchs an gelten. Das Gleiche gilt von dem Ansprüche des Erben
punkt im Wege der einstweiligen Verfügung er
auf Herausgabe oder Vergütung von Nutzungen
langte Vormerkung außer Betracht bleibt.
2017. Wird vor der Annahme der Erbschaft
und von dem Ansprüche des Erbschaftsbesitzers
zur Verwaltung des Nachlaffes ein Nachlaßpfleger
auf Ersatz von Verwendungen.
bestellt, so beginnen die im § 2014 und im § 2015
2024. Ist der Erbschaftsbesitzer bei dem Beginne des Erbschaftsbesitzes nicht in gutem Glauben, so
Abs. 1 bestimmten Fristen mit der Bestellung.
hastet er so, wie wenn der Anspruch des Erben
Dritter Titel.
ErbschastSaus-ruch.
zu dieser Zeit rechtshängig geworden wäre.
Er
2018. Der Erbe kann von Jedem, der auf
fährt der Erbschaftsbesitzer später, daß er nicht
Grund eines ihm in Wirklichkeit nicht zustehenden
Erbe ist, so haftet er in gleicher Weise von der
Erbrechts etwas aus der Erbschaft erlangt hat
Erlangung der Kenntniß an. Eine weitergehende
(Erbschaftsbesttzer), die Herausgabe des Erlangten
Haftung wegen Verzugs bleibt unberührt.
verlangen.
2026. Hat der Erbschaftsbesitzer einen Erbschafts gegenstand durch eine sttafbare Handlung oder
2019. Als aus der Erbschaft erlangt gilt auch, was der Erbschaftsbesitzer durch Rechtsgeschäft mit
eine zur Erbschaft gehörende Sache durch ver
Mitteln der Erbschaft erwirbt.
botene Eigenmacht erlangt, so haftet er nach den
Die Zugehörigkeit einer in solcher Weise er
worbenen Forderung zur Erbschaft hat der Schuld
Vorschriften über den Schadensersatz wegen uner laubter Handlungen. Ein gutgläubiger Erbschafts
ner erst dann gegen sich gelten zu lassen, wenn
besitzer haftet jedoch wegen verbotener Eigenmacht
er von der Zugehörigkeit Kenntniß erlangt- die
nach diesen Vorschriften nur, wenn der Erbe den
Vorschriften der §§ 406 bis 408 finden entsprechende
Besitz der Sache bereits thatsächlich ergriffen hatte.
Anwendung.
2026. Der Erbschaftsbesitzer kann sich bcnt Erben gegenüber, solange nicht der Erbschaftsanspruch
2020. Der Erbschaftsbesitzer hat dem Erben die gezogenen Nutzungen herauszugeben- die Ver
verjährt ist, nicht auf die Ersitzung
pflichtung zur Herausgabe erstreckt sich auch auf
berufen,
Früchte, an denen er das Eigenthum erworben hat.
Besitze hat.
2021. Soweit der Erbschaftsbesitzer zur Heraus gabe außer Stande ist, bestimmt sich seine Ver
einer Sache
die er als zur Erbschaft gehörend im
2027. Der Erbschaftsbesitzer ist verpflichtet, dem Erben über den Bestand der Erbschaft und über
pflichtung nach den Vorschriften über die Heraus
den Verbleib der Erbschaftsgegenstände Auskunft
gabe einer ungerechtferttgten Bereicherung.
zu ertheilen. Die gleiche Verpflichtung hat, wer, ohne Erb
2022. Der Erbschaftsbesitzer ist zur Herausgabe der zur Erbschaft gehörenden Sachen nur gegen
schaftsbesitzer zu sein, eine Sache aus denl Nachlaß
Ersatz aller Verwendungen verpflichtet, soweit nicht
in Besitz nimmt, bevor der Erbe den Besitz that
die Verwendungen durch Anrechnung auf die nach
sächlich ergriffen hat.
§ 2021 herauszugebende Bereicherung gedeckt wer
2028. Wer sich zur Zeit des Erbfalls mit den: Erblasser in häuslicher Gemeinschaft befunden hat,
den.
Die für den Eigenthumsanspruch geltenden
Vorschriften der §§ 1000 bis 1003 finden An
ist verpflichtet, dem Erben auf Verlangen Auskunft
wendung.
darüber zu ertheilen, welche erbschaftliche Geschäfte
Zu den Verwendungen gehören auch die Auf
wendungen,
die der
Erbschaftsbesttzer
zur
Be
streitung von Lasten der Erbschaft oder zur Be richtigung von Nachlaßverbindlichkeiten macht.
er geführt hat und was ihn: über den Verbleib
der Erbschaftsgegenstände bekannt ist. Besteht Grund zu der Annahme, daß die Aus
kunft nicht mit der erforderlichen Sorgfalt ertheilt
Soweit der Erbe für Aufwendungen, die nicht
worden ist, so hat der Verpflichtete auf Verlangen
auf einzelne Sachen gemacht worden sind, ins
des Erben den Offenbarungseid dahin zu leisten:
172
Bürgerliches Gesetzbuch.
V. Buch. Erbrecht.
dah er seine Angaben nach bestem Wissen so vollständig gemacht habe, als er dazu
im Stande sei. Die Vorschriften des § 259 Abs. 3 und des § 261 finden Anwendung."
202t). Die Haftung des Erbschaftsbesitzers be stimmt sich auch gegenüber den Ansprüchen, die dem Erben in Ansehung der einzelnen Erbschafts gegenstände zustehen, nach den Vorschriften über den Erbschaftsanspruch. 2090. Wer die Erbschaft durch Vertrag von einem Erbschastsbesiher erwirbt, steht im Berhältniffe zu dem Erben einem Erbschastsbesiher gleich.
2031. Ueberlebt eine für todt erklärte Person den Zeitpunkt, der als Zeitpunkt ihres Todes gilt, so kann sie die Herausgabe ihres Vermögens nach den für den Erbschaftsanspruch geltenden Vor schriften verlangen. Solange der für todt Erklärte noch lebt, wird die Verjährung seines Anspruchs nicht vor dem Ablauf eines Jahres nach dem Zeitpunkte vollendet, in welchem er von der Todes erklärung Kenntnitz erlangt. Das Gleiche gilt, wenn der Tod einer Person ohne Todeserklärung mit Unrecht angenommen worden ist. Bierter Titel.
Mehrheit von Erben.
I. NechtsverhLltnitz der Erde« ««ter einander. 2032. Hinterläßt der Erblasser mehrere Erben, so wird der Nachlaß gemeinschaftliches Vermögen der Erben. Bis zur Auseinandersetzung gelten die Vor schriften der §§ 2033 bis 2041.
2033. Jeder Miterbe kann über seinen Antheil an dem Nachlaffe verfügen.88 Der Vertrag, durch den ein Miterbe über seinen Antheil verfügt, bedarf der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung." Ueber seinen Antheil an den einzelnen Nachlaßgegenständen kann ein Miterbe nicht verfügen.
2034. Verkauft ein Miterbe seinen Antheil an einen Dritten, so sind die übrigen Miterben zum Vorkaufe berechtigt. Die Frist für die Ausübung des Vorkaufsrechts bettägt zwei Monate. Das Vorkaufsrecht ist ver erblich.
2085. Ist der verkaufte Antheil auf den Käufer übertragen, so können die Miterben das ihnen nach § 2034 dem Verkäufer gegenüber zustehende Vorkaufsrecht dem Käufer gegenüber ausüben. Dem Verkäufer gegenüber erlischt das Vorkaufs recht mit der Uebertragung des Antheils. Der Verkäufer hat die Miterben von der Uebertragung unverzüglich zu benachrichtigen. 55. CPO. 56. 57. AG z.
Vgl. § 163 FrG;
§ 889 CPO. — Bgl. auch § 254
Bal. § 859 Abs. 2 CPO, § 235 KO. Nur notarielle Beurkundung ist zulässig nach § 42 FrG (Art. 141 EG).
§ 2029—2043.
2036. Mit der Uebertragung des Antheils auf die Miterben wird der Käufer von der Haftung für die Nachlaßverbindlichkeiten frei. Seine Haftung bleibt jedoch bestehen, soweit er den Nachlaßgläubigern nach den §§ 1978 bis 1980 verantwortlich ist; die Vorschriften der §§ 1990, 1991 finden entsprechende Anwendung. 2037. Ueber trögt der Käufer den Antheil auf einen Anderen, so finden die Vorschriften der §§ 2033, 2035, 2036 entsprechende Anwendung. 2038. Die Verwaltung des Nachlasses steht den Erben gemeinschaftlich zu. Jeder Miterbe ist den anderen gegenüber verpflichtet, zu Maßregeln mit zuwirken, die zur ordnungsmäßigen Verwaltung erforderlich sind; die zur Erhaltung nothwendigen Maßregeln kann jeder Miterbe ohne Mitwirkung der anderen treffen. Die Vorschriften der §§ 743, 745, 746, 748 finden Anwendung. Die Theilung der Früchte er folgt erst bei der Auseinandersetzung. Ist die Aus einandersetzung auf längere Zeit als ein Jahr ausgeschlossen, so kann jeder Miterbe eint Schluffe jedes Jahres die Theilung des Reinerttags ver langen.
2039. Gehört ein Anspruch zum Nachlasse, so kann der Verpflichtete nur an alle Erben gemein schaftlich leisten und jeder Miterbe nur die Leistung an alle Erben fordern. Jeder Miterbe kann ver langen, daß der Verpflichtete die zu leistende Sache für alle Erben hinterlegt oder, wenn sie sich nicht zur Hinterlegung eignet, an einen gericht lich zu bestellenden Verwahrer" abliefert. 2040. Die Erben können über einen Nachlaß gegenstand nur gemeinschaftlich verfügen. Gegen eine zum Nachlaffe gehörende Forderung kann der Schuldner nicht eine ihni gegen einen einzelnen Miterben zustehende Forderung auf rechnen. 89 2041. Was auf Grund eines zuni Nachlasse gehörenden Rechtes oder als Ersatz für die Zer störung, Beschädigung oder Entziehung eines Nachlaßgegenstandes oder durch ein Rechtsgeschäft er worben wird, das sich auf den Nachlaß bezieht, gehört zum Nachlasse. Auf eine durch ein solches Rechtsgeschäft erworbene Forderung findet die Vorschrift des § 2019 Abs. 2 Anwendung. 2042. Jeder Miterbe kann jederzeit die Aus einandersetzung verlangen, soweit sich nicht aus den §§ 2043 bis 2045 ein Anderes ergtebt.60 58 59 Die Vorschriften des § 749 Abs. 2, 3 und der §§ 750 bis 758 finden Anwendung. 2043. Soweit die Erbtheile wegen der zu er wartenden Geburt eines Miterben noch unbestimmt 58. Bgl. § 165 FrG. 59. Bgl. auch § 747 CPO; § 230 Abs. 1 KO. 60. Da» Verfahren bei der Auseinandersetzung wird durch die 8 8 86 ff. FrG geregelt. Bgl. § 16 Abs. 2 Satz 1 äC ; § 37 GBO.
Bürgerliches Gesetzbuch.
V. Buch. Erbrecht.
sind, ist die Auseinandersetzung bis zur Hebung der Unbestimmtheit ausgeschlossen. Das Gleiche gilt, soweit die Erbtheile deshalb noch unbestimmt sind, weil die Entscheidung über eine Ehelichkeitserklärung, über die Bestätigung einer Annahme an Kindesstatt oder Wer die Ge nehmigung einer boni Erblasser errichteten Stif tung noch aussteht.bl 2044. Der Erblasser kann durch letztwillige Verfügung die Auseinandersetzung in Ansehung des Nachlasses oder einzelner Nachlaßgegenstände ausschließen oder von der Einhaltung einer Kündigungsfrist abhängig machen. Die Vor schriften des § 749 Abs. 2, 3, der §§ 750, 751 und des § 1010 Abs. 1 finden entsprechende An wendung. Die Verfügung wird unwirksam, wenn dreißig Jahre seit dem Eintritte des Erbfalls verstrichen sind. Der Erblasser kann jedoch anordnen, daß die Verfügung bis zum Eintritt eines bestimmten Ereignisses in der Person eines Miterben oder, falls er eine Nacherbfolge oder ein Vermächtnis; anordnet, bis zum Eintritte der Nacherbfolge oder bis zum Anfalle des Vermächtnisses gelten soll. Ist der Miterbe, tu dessen Person das Ereigniß eintreten soll, eine juristische Person, so bewendet es bei der dreißigjährigell Frist." 2045. Jeder Miterbe kann verlangen, daß die Auseinandersetzung bis zur Beendigung des nach § 1970 zulässigen Aufgebotsverfahrens oder bis zunr Ablaufe der im § 2061 bestimmten Anmel dungsfrist aufgeschoben wird. Ist das Aufgebot lloch llicht beantragt oder die öffentliche Aufforderllllg nach § 2061 »loch nicht erlassen, so kann der Auffchllb nur verlangt werden, wenn lmverzüglich der Anttag gestellt oder die Aufforderung erlassen wird. 2046. Aus dem Nachlasse sind zunächst die Nachlaßverbindltchkeiten zu berichtigen. Ist eine Nachlaßverbindlichkeit noch nicht fällig oder ist sie streitig, so ist das zur Berichtigung Erforderliche zurückzubehalten. Fällt eine Nachlaßverbindlichkeit nur einigen Miterben zur Last, so können diese die Berichti gung mir aus dem Verlangen, was ihnen bei der Auseinandersetzung zukommt. Zur Berichtigung ist der Nachlaß, soweit er forderlich, in Geld umzusetzen. 2047. Der nach der Berichtigung der Nachlaß verbindlichkeiten verbleibende Ueberschuß gebührt den Erben nach dem Verhältnisse der Erbtheile. Schriftstücke, die sich auf die persönlichen Ver hältnisse des Erblassers, auf dessen Familie oder auf den ganzen Nachlaß beziehen, bleiben gemein schaftlich. 2048. Der Erblasser kann durch letztwillige 61. Bgl. Art. 86 EG. 62. Agl. § 16 Abs. 2 Satz 2 KO.
§ 2044—2053.
173
Verfügung Anordnungen für die Auseinandersetzung treffen. Er kann insbesondere anordnen, daß die AuseinaWersetzung nach dem billigen Er messen eines Dritten erfolgen soll. Die von dem Dritten auf Grund der Anordnung getroffene Bestimmung ist für die Erben nicht verbiWlich, wenn sie offenbar unbillig ist; die Bestimmung erfolgt in diesem Falle durch Urtheil. 2049. Hat der Erblasser angeordnet, daß einer der Miterben das Recht haben soll, ein zum Nachlasse gehörendes Landgut zu übernehmen, so
ist im Zweifel anzunehmen, daß das Landgut zu dem Ertragswerth angesetzt werden soll. Der Erttagswerth besttmmt sich nach dem Rein erträge, den das Landgut nach seiner bisherigen wirchschastlichen Besttmmung bei ordnungsmäßiger Bewirthschaftung nachhalttg gewähren kann." 2050. Abkömmlinge, die als gesetzliche Erben zur Erbfolge gelangen, sind verpflichtet, dasjenige, was sie von dem Erblasser bei dessen Lebzeiten als Ausstattung erhalten haben, bei der Aus einandersetzung unter einander zur Ausgleichung zu bringen, soweit nicht der Erblasser bei der Zu
wendung ein Anderes angeordnet hat. Zuschüsse, die zu dem Zwecke gegeben worden sind, als Einkünfte verwendet zu werden, sowie Aufwendungen für die Vorbildung zu einem Be
rufe sind insoweit zur Ausgleichung zu bringen, als sie das den Vermögensverhältnissen des Erb lassers entsprechende Maß überstiegen haben. Andere Zuwendungen unter Lebenden sind zur Ausgleichung zu bringen, wenn der Erblasser bei der Zuwendung die Ausgleichung angeordnet hat.
2051. Fällt ein Abkömmling, der als Erbe zur Ausgleichung verpflichtet sein würde, vor oder nach dem Erbfalle weg, so ist wegen der ihm ge machten Zuwendungen der an seine Stelle tretende Abkömmling zur Ausgleichung verpflichtet. Hat der Erblasser für den wegfallenden Ab kömmling einen Ersatzerben eingesetzt, so ist im Zweifel anzunehmen, daß dieser nicht mehr er halten soll, als der Abkömmling unter Berück sichtigung der Ausgleichungspflicht erhalten würde.
2052. Hat der Erblasser die Abkömmlinge auf dasjenige als Erben eingesetzt, was sie als gesetz liche Erben erhalten würden, oder hat er ihre Erbtheile so bestimmt, daß sie zu einander in demselben Verhältnisse stehen wie die gesetzlichen Erbtheile, so ist im Zweifel anzunehmen, daß die Abkömmlinge nach den §§ 2050, 2051 zur Aus gleichung verpflichtet sein sollen. 2053. Eine Zuwendung, die ein entfernterer Abkömmling vor dem Wegfalle des ihn von der Erbfolge ausschließenden näheren Abkömmlinges oder ein an die Stelle eines Abkömmlinges als Ersatzerbe tretender Abkömmling von dem Erb63. Bgl. aber Art. 137 EG.
174
V. Buch. Erbrecht.
Bürgerliches Gesetzbuch.
§ 2054—2063. steht
ihm dieses Recht in An
lasser erhalten hat, ist nicht zur Ausgleichung zu
unbeschränkt, so
bringen, es sei denn, daß der Erblasser
sehung des seinem Erbtheil entsprechenden Theiles
bei der
der Verbindlichkeit nicht zu.
Zmvendung die Ausgleichung angeordnet hat. Das Gleiche gilt, wenn ein Abkömmling, bevor
er die rechtliche Stellung
hatte, eure -Zuwendung
eines solchen erlangt von
dein Erblasser er
Das Recht der digung
aus
dem
Nachtaßgläubiger, die Befrie Nachlasse von
ungetheilten
sämmtlichen Miterben
zu
verlangen, bleibt un
berührt. 66
halten hat.
2054. Eure Zuwendung, die aus dem Gesammtgute der allgemeinen Gütergemeinschaft, der Errungenschaftsgemeinschaft
Fahrniß-
der
oder
gemeinschaft erfolgt, gilt als von jedem der Ehe
2060. Nach der Theilung des Nachlasses haftet jeder Miterbe nur für den seinem Erbtheil ent sprechenden
Theil
einer
Nachlaßverbindlichkeit:
1. wenn der Gläubiger im Aufgebotsverfahren
Die Zuwendung gilt
ausgeschlossen ist,- das Aufgebot erstreckt sich
jedoch, wenn sie an eilten Abkömmling erfolgt,
insoweit auch auf die im § 1972 bezeichneten
der nur von einem der Ehegatten abstammt, oder
Gläubiger sowie auf die
wenn einer der Ehegatten wegen der Zuwendung
der Miterbe unbeschränkt haftet/
gatten zur Hälfte gemacht.
zu dem Gesammtgut Ersatz zu leisten hat,
als
Gläubiger,
denen
2. wenn der Gläubiger seine Forderung später als fünf Jahre nach dem im § 1974 Abs. 1
von diesem Ehegatten gemacht.
Diese Vorschriften finden auf eine Zuwendung
bestimmten Zeitpunkte geltend macht, es sei
aus dem Gesammtgute der fortgesetzten Güterge meinschaft entsprechende Anwendung.
der fünf Jahre dem Mit erben bekannt ge
denn, daß die Forderung vor dem Ablaufe
2055. Bei der Auseinandersetzung wird jedem Miterben der Werth der Zuwendung, die er zur
worden oder im Aufgebotsverfahren ange
Ausgleichung zu bringen hat, auf seinen Erbtheil
Anwendung,
angerechnet.
der sämmtlichen Zu
§ 1971 von dem Aufgebote nicht betroffen
wendungen, die zur Ausgleichung zu bringen sind, wird dem Nachlasse hinzugerechnet, soweit dieser
wird; 3. wenn der Nachlaßkonkurs eröffnet und durch
Der
Werth
meldet worden ist/ die Vorschrift findet keine soweit
der
Gläubiger
nach
den Miterben zukommt, unter denen die Aus
Vertheilung der Masse oder durch Zwangs
gleichung stattfindet.
vergleich beendigt worden ist.
Der Werth bestimmt sich nach der Zeit, zu der die Zuwendung erfolgt ist.
2056. Hat ein Miterbe durch die Zuwendung mehr erhalten, als ihm bei der Auseinander setzung zukommen würde, so ist er zur Heraus zahlung des Mehrbetrags nicht verpflichtet. Der Nachlaß wird in einem solchen Falle unter die
übrigen Erben in der Weise Werth
der Zmvendung
und
daß der
getheilt, der
Erbtheil des
Miterben außer Ansatz bleiben. Auskunft über die Zu
Verlangen
Monaten bei ihm oder bei dem Nachlaßgericht6? anzumelden.
Ist
die Aufforderung erfolgt, so
haftet nach der Theilung jeder Miterbe nur für
den seinem Erbtheil entsprechenden Theil einer
Forderung, soweit nicht vor dem Ablaufe der Frist die Anmeldung erfolgt oder die Forderung
ihm zur Zeit der Theilung bekannt ist. Die Aufforderung ist durch den Deutschen Reichs
2057. Jeder Miterbe ist verpflichtet, den übrigen Erben auf
2061. Jeder Miterbe kann die Nachlaßgläubiger öffentlich auffordern, ihre Forderungen binnen sechs
anzeiger und durch das für die Bekanntmachungen
des
Nachlaßgerichts 6" bestimmte Blatt zu -ver
wendungen zu ertheilen, die er nach den §§ 2050
öffentlichen.
Die Frist beginnt mit der letzten
Die
Einrückung.
Die Kosten fallen dem Erben zur
bis 2053 zur Ausgleichung zu bringen hat.
Vorschriften pflichtung
der
§§ 260,
zur Leistung
261
des
über die Ver
Offenbarungseids
finden entsprechende Anwendung.^
Gesammt-
Miterbe
Verbindlichkeiten
die Berichtigung
aus
dem
Statten, soweit nicht ihre Haftung für die Nach Ein Mterbe kann sich den übrigen Erben gegen
der Nachlaß -
über auf die Beschränkung seiner Haftung auch
er
dann berufen, wenn er den anderen Nachlaß
Vermögen,
das
außer seinem Antheil an dem Nachlasse hat, ver weigern. Haftet er für eine Nachlaßverbindlichkeit
64. Vgl. § 163 FrG; § 889 CPO. 65. Vgl. § 28 CPO.
2063. Die Errichtung des Inventars durch einen Miterben kommt auch den übrigen Erben zu laßverbindlichkeiten unbeschränkt ist.
2059. Bis zur Theilung des Nachlasses kann jeder
wenn der
Nachlaß getheilt tft.68 66 67
2058. Die Erben haften für die gemeinschaft als
2062. Die Anordnung einer Nachlaßverwaltung kann von den Erben nur gemeinschaftlich bean tragt werden/ sie ist ausgeschlossen,
n. Rechtsverhältnis zwischen den Erden und den Rachlatzgläubigern. lichen Nachlaßverbindlichkeiten schuldner.^b
Last, der die Aufforderung erläßt.
gläubigern gegenüber unbeschränkt haftet.
66. Vgl. § 747 CPO. 67. § 72 FrG. 68. Vgl. dagegen §§ 216 Abs. 2, 217 KO.
Bürgerliches Gesetzbuch.
Dritter Abschnitt.
V. Buch. Erbrecht.
Testament.
Erster Titel. Allgemeine Vorschriften. 2064. Der Erblasser kann ein Testament nur
bedacht, die zu ihm in einem Dienst- oder Ge
schäftsverhältnisse stehen, so ist im Zweifel anzu
nehmen, daß diejenigen bedacht sind, welche zur
Zeit des Erbfalls der bezeichneten Klasse ange hören
persönlich errichten.
2065. Der Erblasser kann eine letztwillige Ver fügung nicht in der Weise treffen, daß ein An
derer zu bestimmen hat, ob sie gelten oder nicht
175
§ 2064—2078.
oder
in
dem
bezeichneten
Verhältnisse
stehen.
2072. Hat der Erblasser die Armen ohne nähere Besttmmung bedacht, so ist im Zweifel anzunehmen, daß die öffentliche Armenkasse der Gemeinde, in
gelten soll. Der Erblasser kann die Bestimmung der Person,
deren Bezirk er seinen letzten Wohnsitz gehabt hat,
die eine Zuwendung erhalten soll, sowie die Be-
unter der Auflage bedacht ist, das Zugewendete
stimrnung des Gegenstandes der Zuwendung nicht
unter Arme zu Vertheilen.
einem Anderen überlassen.
2066. Hat der Erblasser seine gesetzlichen Erben
2073. Hat der Erblasser den Bedachten in einer Weise bezeichnet, die auf mehrere Personen paßt,
ohne nähere Bestimmung bedacht, so sind diejenigen,
und läßt sich nicht ermitteln, wer von ihnen be
welche zur Zeit des Erbfalls seine gesetzlichen Erben
dacht werden sollte, so gelten sie als zu gleichen
sein würden, nach dem Verhältniß ihrer gesetzlichen
Theilen bedacht.
Erbtheile bedacht. Ist die Zuwendung unter einer
2074. Hat der Erblasser eine letztwillige Zu wendung unter einer auffchiebenden Bedingung
aufschiebenden Bedingung oder unter Bestimmung
eines Anfangstermins gemacht und tritt die Be
gemacht, so ist im Zweifel anzunehmen, daß die
dingung oder der Termin erst nach dem Erbfall ein, so finb im Zweifel diejenigen als bedacht
Zuwendung nur gelten soll, wenn der Bedachte den Eintritt der Bedingung erlebt.
anzusehen, welche die gesetzlichen Erben sein würden,
2075. Hat der Erblasser eine letztwillige Zu
wenn der Erblasser zur Zeit des Einttitts der Bedingung oder des Termins gestorben wäre.
wendung unter der Bedingung gemacht, daß der Bedachte während eines Zeitraums voll unbe
2067. Hat der Erblasser seine Verwandten oder seine nächsten Verwandten ohne nähere Bestim
thut, so ist, wenn das Unterlassen oder das Thun
stimmter Dauer etwas unterläßt oder fortgesetzt
mung bedacht, so sind im Zweifel diejenigen Ver
lediglich in der Willkür des Bedachten liegt, im
wandten, welche zur Zeit des Erbfalls seine ge
Zweifel anzunehmen, daß
setzlichen Erben sein würden, als nach dem Ver-
der auflösenden Bedingung abhängig sein soll, daß
hältniß ihrer gesetzlichen Erbtheile bedacht anzu sehen.
Die Vorschrift des § 2066 Satz 2 findet
Anwendung.
2068. Hat der Erblasser seine Kinder ohne
die Zuwendung von
der Bedachte die Handlung vornimmt oder das
Thun unterläßt.
2076. Bezweckt die Bedingung, unter der eine letztwilltge Zuwendung gemacht ist, den Bortheil
nähere Bestinunung bedacht und ist ein Kind vor
eines Dritten, so gilt sie im Zweifel als einge
der Errichtung des Testaments mit Hinterlassung
treten, wenn der Dritte die zum Eintritte der
von Abkömmlingen gestorben, so ist im Zweifel
Bedingung erforderliche Mitwirkung verweigert.
anzunehmen, daß die Abkömmlinge insoweit be
dacht sind, als sie bei der gesetzlichen Erbfolge an
2077. Eine letztwillige Verfügung, drlrch die der Erblasser seinen Ehegatten bedacht hat, ist unwirk-
die Stelle des Kindes treten würden.
sani, wenn die Ehe nichttg oder wenn sie vor den:
2069. Hat der Erblasser einen seiner Abkömm
Tode des Erblassers aufgelöst worden ist.
Der
linge bedacht und fällt dieser nach der Errichtung
Auflösung der Ehe steht es gleich, wenn der Erb
so ist im Zweifel anzu-
lasser zur Zeit seines Todes auf Scheidung wegen
des
Testaments
weg,
nehmen, daß dessen Abkömmlinge insoweit bedacht
Verschuldens des Ehegatten zu klagen berechtigt
sind, als sie bei der gesetzlichen Erbfolge an dessen
war und die Klage auf Scheidung oder auf Auf-
Stelle tteten würden.
hebllng der ehelichen Gemeinschaft erhoben hatte.
2070. Hat der Erblasser die Abkömmlinge eines
Eine letztwilltge Verfügung, durch die der Erb
Dritten ohne nähere Bestimmung bedacht, so ist
lasser seinen Verlobten bedacht hat, ist unwirksam,
im Zweifel anzunehmen, daß diejenigen Abkömm
wenn das Berlöbntß vor dem Tode des Erblassers
linge nicht bedacht sind, welche zur Zeit des Erb
aufgelöst worden ist.
falls oder, wenn die Zuwendung unter einer auf
Die Verfügung ist nicht unwirksam, wenn an
oder unter Bestimmung
zunehmen ist, daß der Erblasser sie auch für einen
schiebenden
Bedingung
eines Anfangstermins gemacht ist und die Be
solchen Fall getroffen haben würde.
dingung oder der Termin erst nach dem Erbfall
2078. Eine letztwilltge Verfügung kann ange fochten werden, sowett der Erblasser über den
eintritt, zur Zeit des Eintritts der Bedingung oder des Termins noch nicht erzeugt sind.
Inhalt seiner Erklärung im Irrthume war oder
2071. Hat der Erblasser ohne nähere Bestim
eine Erklärung dieses Inhalts überhaupt nicht
mung eine Klasse von Personen oder Personen
abgeben wollte und anzunehmen ist, daß er die
176
Bürgerliches Gesetzbuch.
V. Buch. Erbrecht.
Erklärung bei Kenntniß der Sachlage nicht ab gegeben haben würde. Das Gleiche gilt, soweit der Erblasser zu der Verfügung durch die irrige Annahme oder Er wartung des Eintritts oder Nichteintritts eines Umstandes oder widerrechtlich durch Dr ohung be stimmt worden ist. Die Vorschriften des § 122 finden keine An wendung. 2079. Eine letztwillige Verfügung sonn ange fochten werden, wenn der Erblasser einen zur Zett des Erbfalls vorhandenen Pflichttheilsberechttgten übergangen hat, dessen Vorhandensein ihm bei der Errichtung der Verfügung nicht bekannt war oder der erst nach der Errichtung geboren oder pflichttheilsberechttgt geworden ist. Die Anfechtung ist ausgeschlossen, soweit anzunehmen ist, daß der Erblasser auch bei Kenntniß der Sachlage die Verfügung getroffen haben würde. 2080. Zur Anfechtung ist derjenige berechttgt, welchem die Aufhebung der letztwilligen Verfügung unmittelbar zu Statten kommen würde. Bezieht sich in den Fällen des § 2078 der Irr thum nur auf eine bestimmte Person und ist diese anfechtungsberechtigt oder würde sie anfechtungsberechtigt sein, wenn sie zur Zeit des Erbfalls gelebt hätte, so ist ein Anderer zur Anfechtung nicht berechtigt. Im Falle des § 2079 steht das Anfechtungs recht nur dem Pflichttheilsberechttgten zu. 2081. Die Anfechtung einer letztwilligen Ver fügung, durch die ein Erbe eingesetzt, ein gesetzlicher Erbe von der Erbfolge ausgeschlossen, ein Testa mentsvollsttecker ernannt oder eine Verfügung solcher Art aufgehoben wird, erfolgt durch Er klärung gegenüber dem Nachlaßgerichte." Das Nachlaßgerichtb" soll die Anfechtungser klärung demjenigen mittheilen, welchem die ange fochtene Verfügung unmittelbar zu Statten kommt. Es hat die Einsicht der Erklärung Jedem zu gegestatten, der ein rechtliches Interesse glaubhaft macht. Die Vorschrift des Abs. 1 gilt auch für die An fechtung einer letztwilligen Verfügung, durch die ein Recht für einen Anderen nicht begründet wird, insbesondere für die Anfechtung einer Auflage. 2088. Die Anfechtung kann nur binnen Jahresfrist erfolgen. Die Frist beginnt mit denr Zeitpunkt, in welchem der Anfechtungsberechttgte von dem Anfechtungs grunde Kenntniß erlangt. Auf den Lauf der Frist finden die für die Verjährung geltenden Vor schriften der §§ 203, 206, 207 entsprechende An wendung. Die Anfechtung ist ausgeschlossen, wenn seit dem Erbfalle dreißig Jahre verstrichen' sind. 2088. Ist eine letztwillige Verfügung, durch die eine Verpflichtung zu einer Leistung begründet
§ 2079—2092.
wird, anfechtbar, so kann der Beschwerte die Leistung verweigern, auch wenn die Anfechtung nach § 2082 ausgeschlossen ist. 2084. Läßt der Inhalt einer letztwilligen Ver fügung verschiedene Auslegungen zu, so ist im Zweifel diejenige Auslegung vorzuziehen, bei welcher die Verfügung Erfolg haben kann. 2085. Die Unwirksamkeit einer von mehreren in einem Testament enthaltenen Verfügungen hat die Unwirksamkeit der übrigen Verfügungen nur zur Folge, wenn anzunehmen ist, daß der Erb lasser diese ohne die unwirksame Verfügung nicht getroffen haben würde. 2086. Ist einer letztwilligen Verfügung der Vorbehalt einer Ergänzung beigefügt, die Ergän zung aber unterblieben, so ist die Verfügung wirksanl, sofern nicht anzunehmen ist, daß die Wirk samkeit von der Ergänzung abhängig sein sollte.
Zweiter Titel.
Erbeinsetzung.
2087. Hat der Erblasser sein Vermögen oder einen Bruchtheil seines Vermögens dem Bedachten zugewendet, so ist die Verfügung als Erbeinsetzung anzusehen, auch wenn der Bedachte nicht als Erbe bezeichnet ist. Sind dem Bedachten nur einzelne Gegenstände zugewendet, so ist im Zweifel nicht anzunehmen, daß er Erbe sein soll, auch wenn er als Erbe bezeichnet ist. 2088. Hat der Erblasser nur einen Erben ein gesetzt und die Einsetzung auf einen Bruchtheil der Erbschaft beschränkt, so tritt in Ansehung des übrigen Theiles die gesetzliche Erbfolge ein. Das Gleiche gilt, wenn der Erblasser mehrere Erben unter Beschränkung eines jeden auf einen Bruchtheil eingesetzt hat und die Bruchtheile das Ganze nicht erschöpfen. 2089. Sollen die eingesetzten Erben nach dem Willen des Erblassers die alleinigen Erben sein, so tritt, wenn jeder von ihnen auf einen Bruch theil der Erbschaft eingesetzt ist und die Bruch theile das Ganze nicht erschöpfen, eine verhältnißmäßige Erhöhung der Bruchtheile ein. 2090. Ist jeder der eingesetzten Erben auf einen Bruchtheil der Erbschaft eingesetzt und über steigen die Bruchtheile das Ganze, so tritt eine verhältnißmäßige Minderung der Bruchthetle ein. 2091. Sind mehrere Erben eingesetzt, ohne daß die Erbtheile bestimmt sind, so sind sie zu gleichen Theilen eingesetzt, soweit sich nicht aus den §§ 2066 bis 2069 ein Anderes ergiebt. 2092. Sind von mehreren Erben die einen auf Bruchtheile, die anderen ohne Bruchcheile eingesetzt, so erhalten die letzteren den freige bliebenen Theil der Erbschaft. Erschöpfen die bestimmten Bruchtheile die Erb schaft, so tritt eine verhältnißmäßige Minderung der Bruchcheile in der Weise ein, daß jeder der
Bürgerliches Gesetzbuch.
V. Buch. Erbrecht.
ohne Bruchtheile eingesetzten Erben so viel erhält
177
§ 2093—2107.
2101. Ist eine zur Zeit des Erbfalls noch nicht erzeugte Person alS Erbe eingesetzt, so ist im
wie der mit dem geringsten Bruchtheile bedachte Erbe. 3093. Sind einige von mehreren Erben auf
Zweifel anzunehmen, daß sie als Nacherbe ein
einen und denselben Bruchtheil der Erbschaft ein
Erblassers, daß der Eingesetzte Nacherbe werden
(gemeinschaftlicher Erbtheil),
gesetzt
so finden in
gesetzt ist.
Entspricht es nicht dem Willen des
soll, so ist die Einsetzung unwirksam.
die
Das Gleiche gilt von der Einsetzung einer ju
Vorschriften der §§ 2089 bis 2092 entsprechende
ristischen Person, die erst nach dem Erbfalle zur
Ansehung
gemeinschaftlichen
des
Erbtheils
Entstehung gelangt; die Vorschrift des § 84 bleibt
Anwendung.
8094. Sind mehrere Erben in der Weise ein gesetzt, daß sie die gesetzliche Erbfolge ausschließen, und
fällt
einer der Erben vor oder nach dem
Eintritte des Erbfalls weg, so wächst dessen Erb theil den übrigen
Sind einige der Erben auf
2103. Hat der Erblasser angeordnet, daß der Erbe mit dem Eintritt eines bestimmten Zeitpunkts oder
Anwachsung zunächst unter ihnen ein.
Erbeinsetzung nur über einen
die
durch
Ist zweifelhaft, ob Jemand als Ersatzerbe oder
als Nacherbe eingesetzt ist, so gilt er als Ersatzerbe.
einen gemeinschaftlichen Erbtheil eingesetzt, so tritt die
Ist
2102. Die Einsetzung als Nacherbe enthält im Zweifel auch die Einsetzung als Ersatzerbe.
dem Verhältnis;
nach
Erben
ihrer Erbtheile an.
unberührt.
Theil der Erbschaft verfügt
und
findet
in An-
Ereignisses
die Erbschaft
herausgeben soll, so
einem
ist anzunehmen,
Anderen
daß
der
Andere als Nacherbe eingesetzt ist.
die Anwachsung unter den
2104. Hat der Erblasser angeordnet, daß der Erbe nur bis zu dem Eintritt eines besttmmten
eingesetzten Erben nur ein, soweit sie auf einen
Zeitpunkts oder Ereignisses Erbe sein soll, ohne
gemeinschaftlichen Erbtheil eingesetzt sind.
zu bestimmen, wer alsdann die Erbschaft erhalten
sehung
des
übrigen
folge statt, so
Der
tritt
Theiles die gesetzliche Erb
kann
Erblasser
die
Anwachsung
aus
soll, so ist anzunehmen, daß als Nacherben die
schließen.
jenigen eingesetzt sind, welche die gesetzlichen Erben
2095. Der durch Anwachsung einem Erben anfallende Erbtheil gilt in Ansehung der Ver
des Erblassers sein würden, wenn er zur Zett
mächtnisse und Auflagen, mit denen dieser Erbe
gestorben wäre. Der Fiskus gehört nicht zu den
oder der wegfallende Erbe beschwert ist, sowie in
gesetzlichen Erben im Sinne dieser Vorschrift.
Ansehung der Ausgleichungspflicht als besonderer
2105. Hat der Erblasser angeordnet, daß der eingesetzte Erbe die Erbschaft erst mit dem Einttitt
Erbtheil.
des Eintritts des Zeitpunkts oder des Ereignisses
2096. Der Erblasser kann für den Fall, daß ein Erbe vor oder nach dem Eintritte des Erb
eines bestimmten Zeitpunkts oder Ereignisses er
falls wegfällt, einen Anderen als Erben einsetzen
Erbe sein soll, so sind die gesetzlichen Erben des
(Ersatzerbe-.
Erblassers die Vorerben.
2097. Ist Jemand für der: Fall, daß der zu nächst berufene Erbe nicht Erbe sein kann, oder
Erben durch ein erst nach dem Erbfall eintretendes
halten soll, ohne zu bestimmen, wer bis dahin
Das Gleiche gilt, wenn die Persönlichkeit deS
für den Fall, daß er nicht Erbe sein will, als
Eretgniß besttmmt werden soll oder wenn die Ein
Ersatzerbe eingesetzt, so ist im Zweifel anzunehmen,
setzung
daß er für beide Fälle eingesetzt ist.
erzeugten Person oder einer zu dieser Zett noch
2098. Sind die Erben gegenseitig oder sind
einer zur Zeit des Erbfalls noch nicht
nicht entstandenen
juristischen Person als Erbe
für euren von ihnen die übrigen als Ersatzerben
nach § 2101 als Nacherbeinsetzung anzusehen ist.
eingesetzt, so ist im Zweifel anzunehmen, daß sie nach dem Verhältniß ihrer Erbtheile als Ersatz
2106. Hat der Erblasser einen Nacherben ein gesetzt, ohne den Zeitpunkt oder das Ereigniß zu
erben eingesetzt sind.
bestimmen, mit dem die Nacherbfolge eintteten soll,
Sind die Erben gegenseitig als Ersatzerben ein
gesetzt, so gehen Erben,
die auf einen gemein
so fällt die Erbschaft dem Nacherben mit dem Tode des Borerben an.
schaftlichen Erbtheil eingesetzt sind, im Zweifel als
Ist die Einsetzung einer noch nicht erzeugten
Ersatzerben für diesen Erbtheil den anderen vor.
Person als Erbe nach § 2101 Abs. 1 als Nach
2099. Das Recht des Ersatzerben geht dem Anwachsungsrechte vor.
Nacherben mit dessen Geburt an.
erbeinsetzung anzusehen, so fällt die Erbschaft dem Im Falle des
§ 2101 Abs. 2 tritt der Anfall mit der Entstehung Dritter Titel.
Einsetzung eines Nacherben."
2100. Der Erblasser kann einen Erben in der Weise einsetzen, daß dieser erst Erbe wird, nach dem
zunächst
ein
Anderer Erbe geworden ist
(Nacherbej. 69. «gl. §§ 242, 326 , 728 Abs. 1, 730 ff., 795, 998 CPO.
System. Sammt, d. i. E.-L. gelt. Ges. Bd. I.
der juristischen Person ein.
2107. Hat der Erblasser einem Abkömmlinge, der zur Zeit der Errichtung der letztwilligen Ver fügung keinen Abkömmling hat oder von dem der Erblasser zu dieser Zeit nicht weiß, daß er einen
Abkömmling hat, für die Zeit nach dessen Tode
178
Bürgerliches Gesetzbuch.
V. Buch. Erbrecht.
§ 2108—2117.
einen Nacherben bestimmt, so ist anzunehmen, daß
ein zur Erbschaft
der Nacherbe nur für den Fall eingesetzt ist, daß
Grundstück ist im Falle des Einttitts der Nach'
der Abkömmling ohne Nachkommenschaft stirbt.
erbfolge insoweit unwirksam, als sie das Recht
gehörendes
Recht an einem
2108. Die Vorschriften des § 1923 finden auf
des Nacherben vereiteln oder beeinträchtigen würde.
die Nacherbfolge entsprechende Anwendung. Stirbt der eingesetzte Nacherbe vor dem Eintritte
Erbschastsgegenstand, die unentgeltlich oder zum
Das Gleiche gilt von der Verfügung über einen
des Falles der Nacherbfolge, aber nach dem Ein
Zwecke der Erfüllung eines von dem Borerben
tritte des Erbfalls, so geht sein Recht auf seine
ettheilten Schenkungsversprechens erfolgt.
Erben über, sofern nicht ein anderer Wille des
genommen sind Schenkungen, durch die einer sitt
Aus
Erblaffers anzunehmen ist. Ist der Nacherbe unter
lichen Pflicht oder einer auf den
einer aufschiebenden Bedingung eingesetzt, so be
nehmenden Rücksicht entsprochen wird.
wendet es bei der Vorschrift des § 2074. 2109. Die Einsetzung eines Nacherben wird
Rechte von einem Nichtberechtigten herleiten, finden
mit dem Ablaufe von dreißig Jahren nach dem Erbfall unwirksam, wenn nicht vorher der Fall der Nacherbfolge eingetreten ist.
Sie bleibt auch
nach dieser Zeit wirksam:
Anstand zu
Die Vorschriften zu Gunsten derjenigen, welche entsprechende Anwendung. 7° 2114. Gehört zur Erbschaft eine Hypotheken
forderung, eine Grundschuld oder eine Renten
schuld, so steht die Kündigung und die Einziehung
1. wenn die Nacherbfolge für den Fall ange ordnet ist, daß in der Person des Vorerben
verlangen, daß das Kapital an ihn nach Bei
oder des Nacherben ein bestimmtes Ereigniß
bringung der Einwilligung des Nacherben gezahlt
dem Vorerben zu.
Der Vorerbe kann jedoch nur
einttitt, und derjenige, in deffen Person das
oder daß es für ihn und den Nacherben hinter
Ereigniß eintreten soll, zur Zeit des Erb
legt wird.
falls lebt2. wenn dem Borerben oder einem Nacherben
Auf andere Verfügungen über die
Hypothekenforderung,
die Grundschuld oder die
Rentenschuld finden die Vorschriften des § 2113
für den Fall, daß ihm ein Bruder oder eine Schwester geboren wird, der Bruder oder
Anwendung. 2115. Eine Verfügung über einen Erbschasts
die Schwester als Nacherbe bestimmt ist.
gegenstand, die im Wege der Zwangsvollstreckung
Ist der Vorerbe oder der Nacherbe, in dessen
oder der Arreswollziehung oder durch den Konkurö-
Person das Ereigniß eintreten soll, eine juristische
verwalter erfolgt, ist im Falle des Einttitts der
Person, so bewendet es bei der dreißigjährigen
Nacherbfolge
Frist. 2110.
Recht des Nacherben vereiteln oder beeinttächtigen
Das Recht des Nacherben erstreckt sich
würde.
insoweit
unwirksam,
als
sie
das
Die Verfügung ist unbeschränkt wirksam,
im Zweifel auf einen Erbtheil, der dem Vorerben
wenn der Anspruch eines Nachlaßgläubigers oder
in Folge des Wegfalls eines Miterben anfällt.
ein
Das Recht des Nacherben erstreckt sich im Zweifel
an
einem Erbschastsgegenstande bestehendes
Recht geltend gemacht wird, das
im
Falle des
nicht auf ein dem Vorerben zugewendetes Voraus-
Eintritts der Nacherbfolge dem Nacherben gegen
vermächtniß. 2111. Zur Erbschaft gehört, was der Vorerbe
über wirksam ist.70 71
auf Grund eines zur Erbschaft gehörenden Rechtes
Nachcrben die zur Erbschaft gehörenden Inhaber
2116. Der Vorerbe
hat
auf Verlangen des
oder als Ersatz für die Zerstörung, Beschädigung
papiere
oder Entziehung eines Erbschaftsgegenstandes oder
Hinterlegungsstelle oder bei der Reichsbank mit
durch Rechtsgeschäft mit Mitteln der Erbschaft
der Bestimmung zu hinterlegen, daß die Heraus
erwirbt, sofern nicht der Erwerb ihm als Nutzung gebührt.
Die Zugehörigkeit einer durch Rechts
gabe
nebst den Erneuerungsscheinen bei einer
nur mit Zustimmung des Nacherben ver
langt werden kann. Die Hinterlegung von Inhaber
geschäft erworbenen Forderung zur Erbschaft hat
papieren,
der Schuldner erst dann gegen sich gelten zu lassen,
Sachen gehören, sowie von Zins-, Renten- oder
wenn er von der Zugehörigkeit Kenntniß erlangt-
Gewinnantheilscheinen kann nicht verlangt werden.
die nach § 92 zu den verbrauchbaren
die Vorschriften der §§ 406 bis 408 finden ent
Den Jnhaberpapteren stehen Orderpapiere gleich
sprechende Anwendung. Zur Erbschaft gehört auch, was der Vorerbe
die mit Blankoindossament versehen sind.
dem Inventar eines erbschaftlichen Grundstücks
erbe nur mit Zusttmmung
einverleibt. 2112. Der Borerbe kann über die zur Erbschaft
fügen.
gehörenden Gegenstände verfügen, soweit sich nicht
statt sie nach § 2116 zu hinterlegen, auf seinen
Ueber die
hinterlegten Papiere kann der Bor des Nacherben ver
2117. Der Vorerbe kann die Jnhaberpapiere,
aus den Vorschriften der §§ 2113 bis 2115 ein
Namen mit der Bestimmung umschreiben
Anderes ergiebt.
daß er über sie nur mit Zustimmung des Nach-
2113.
Die Verfügung des Borerben über ein
zur Erbschaft gehörendes Grundstück oder über
lassen,
70. Bgl. § 52 GBO. 71. Vgl. §§ 242, 326, 728 Abs. 1, 773 CPO, § 128 SO.
Bürgerliches Gesetzbuch.
V. Buch. Erbrecht.
erben verfügen kann. Sind die Papiere von dem
oder
Reiche
einem
Bundesstaat ausgestellt, so
kann er sie mit der gleichen Bestimmung in Buch forderungen gegen das Reich
oder den Bundes
Gehören zur Erbschaft Buchforderungen
gegen das Reich oder einen Bundesstaat, so ist
der Dorerbe
auf Verlangen des Nacherben ver
pflichtet, in das tragen zu lasten,
schaftsplans verlangen.
Die
Kosten fallen der
Erbschaft zur Last. Das Gleiche
gilt,
wenn ein Bergwerk oder
eine andere auf Gewinnung von Bodenbestand theilen gerichtete Anlage zur Erbschaft gehört.
staat umwandeln lasten/' 2118.
179
§ 2118—2130.
2124. Der Borerbe trägt dem Nacherben gegen
über die gewöhnlichen Erhaltungskosten. Andere Aufwendungen,
die
der Borerbe zum
ein
Zwecke der Erhaltung von Erbschaftsgegenständen
daß er über die Forderungen
den Umständen nach für erforderlich halten darf,
Schuldbuch den
nur mit Zustimmung
Bennert
des Nacherben verfügen
kann er aus der Erbschaft bestreiten.
Bestreitet
kann.'" 2119. Geld, das nach den Regeln einer ord
er sie aus seinem Vermögen, so ist der Nacherbe
nungsmäßigen Wirthschaft dauernd anzulegen ist,
sätze verpflichtet.
darf der Dorerbe nur nach den für die Anlegung
von Mündelgeld geltenden Vorschriften anlegen/' 2120. Ist zur ordnungsmäßigen Verwaltung,
insbesondere
zur
Berichtigung
Nachlaß
von
im Falle des Eintritts der Nacherbfolge zum Er 2125. Macht der Vorerbe Verwendungen auf die Erbschaft,
die nicht unter die Vorschrift des
§ 2124 fallen, so ist der Nacherbe im Falle des
Eintritts der Nacherbfolge nach den Vorschriften Geschäftsführung
verbindlichkeiten, eine Verfügung erforderlich, die
über die
der Dorerbe nicht mit Wirkung gegen den Nach
Ersätze verpflichtet.
erben vornehmen kann, so
ist der Nacherbe dem
ohne
Der Vorerbe ist berechtigt,
eine
Auftrag zum
Einrichtung,
Vorerben gegenüber verpflichtet, seine Einwilligung
mit der er eine zur Erbschaft gehörende Sache ver
zu der Verfügung zu ertheilen. Die Einwilligung
sehen hat, wegzunehmen.
ist auf Verlangen in öffentlich beglaubigter Form
zu erklären." Die Kosten der fallen dem Vorerben zur Last. 2121.
Der
Vorerbe hat
Beglaubigung
2126.
Der Borerbe hat im Berhältniffe zu dem
Nacherben nicht die außerordentlichen Lasten zu tragen, die als auf den Stammwerth der Erb
dem Nacherben auf
schaftsgegenstände
gelegt
anzusehen sind.
Auf
Verlangen ein Verzeichniß der zur Erbschaft ge
diese Lasten finden die Vorschriften des § 2124
hörenden Gegenstände mitzutheilen.
Abs. 2 Anwendung.
Das Ver
zeichniß ist mit der Angabe des Tages der Auf
2127. Der Nacherbe ist berechtigt, von dem Vor
nahme zu versehen und von dem Vorerben zu
erben Auskunft über den Bestand der Erbschaft
unterzeichnen-
der Vorerbe hat auf Verlangen
zu verlangen, wenn Grund zu der Annahme be
die Unterzeichnung öffentlich beglaubigen zu lassen."
steht, daß der Vorerbe durch seine Verwaltung die
Der Nacherbe kann verlangen,
daß er bei der
Rechte des Nacherben erheblich verletzt.
2128.
Aufttahme des Verzeichnisses zugezogen wird.
Wird durch das Verhalten des Vorerben
Der Borerbe ist berechtigt und auf Verlangen
oder durch seine ungünstige Vermögenslage die
des Nacherben verpflichtet, das Verzeichniß durch
Besorgniß einer erheblichen Verletzung der Rechte
die zuständige Behörde oder durch einen zustän
des Nacherben begründet, so kann der Nacherbe
digen Beamten oder Notar aufnehmen zu lassen.
Sicherheitsleistung verlangen.
Die Kosten der Aufnahme und der Beglaubi 2122.
Der Borerbe
kann den Zustand
der
zur Erbschaft gehörenden Sachen auf seine Kosten
durch
Sachverständige
feststellen
lasten.
Das
gleiche Recht steht dem Nacherben zu." 2123.
Gehört ein Wald zur Erbschaft, so kann
sowohl der Vorerbe als der Nacherbe verlangen,
daß
das
Maß der Nutzung und die Art der
wirthschaftltchen Behandlung durch einen Wirth
schaftsplan festgestellt werden.
Die für die Verpflichtung des Nießbrauchers zur
Sicherheitsleisttmg geltenden Vorschriften des § 1052
gung fallen der Erbschaft zur Cast.70
Tritt eine erheb
finden entsprechende Anwendung." 2129. Wird dem Borerben die Verwaltung nach
den Vorschriften des § 1052 entzogen, so verliert
er das Recht über Erbschastsgegenstände zu ver fügen. Die Vorschriften zu Gunsten derjenigen, welche
Rechte von einem Ntchtberechtigten herleiten, finden entsprechende Anwendung.
Für die zur Erbschaft
gehörenden Forderungen ist die Entziehung der
liche Aenderung der Umstände ein, so kann jeder
Verwaltung dem Schuldner gegenüber erst wirk
Theil eine entsprechende Aenderung des Wirth-
sam, wenn er von der getroffenen Anordnung
72. Bgl. RG. v. 31. Mai 1891 und Bekm. des Reichs kanzlers v. 27. Januar 1892. 73. Vgl. auch Art. 212 EG: § 141 AG z. BGB. 74. § 167 FrG. 75. Bgl. § 35 AG z. FrG. 76. Bgl. § 164 FrG.
von der Anordnung zugestellt wird.
Kenntniß erlangt oder wenn ihm eine Mittheilung
Das Gleiche
gilt von der Aufhebung der Entziehung.
2130. Der Borerbe ist nach dem Eintritte der Nacherbfolge verpflichtet, dem Nacherben die Erb77. Bgl. § 255 Abs. 2 CPO.
180
Bürgerliches Gesetzbuch.
V. Buch. Erbrecht.
§ 2131—2145.
schäft in dem Zustande herauSzugeben, der sich bei
Für Verwendungen auf Gegenstände, die er in
einer bis zur Herausgabe fortgesetzten ordnungs
Folge dieser Beschränkung nicht herauszugeben hat,
mäßigen Verwaltung ergiebt.
kann er nicht Ersatz verlangen.
Auf die Heraus
gabe eines landwirthschastlichen Grundstücks findet
die Vorschrift des § 592, auf die Herausgabe eines
Hat der Vorerbe
der Vorschttft des § 2113
Abs. 2 zuwider über einen Erbschastsgegenstand
Landguts finden die Vorschriften der §§ 592, 593
verfügt oder hat er die Erbschaft in der Absicht,
entsprechende Anwendung.
den Nacherben zu benachtheiligen, vermindert, so ist
Der Borerbe hat auf Verlangen Rechenschaft
2131.
er dem Nacherben zum Schadensersätze verpflichtet.
2139. Mit dem Eintritte des Falles der Nach
abzulegen.
Der Borerbe hat dem Nacherben gegen
über in Ansehung der Verwaltung nur für die jenige Sorgfalt einzustehen, welche er in eigenen
Angelegenheiten anzuwenden pflegt.
erbfolge hätt der Vorerbe auf, Erbe zu sein, und
fällt die Erbschaft dem Nacherben an."
2140. Der Vorerbe ist auch nach dem (Eintritte des Falles der Nacherbfolge zur Verfügung über
2132. Veränderungen oder Verschlechterungen
Nachlaßgegenstände in dem gleichen Umfange wie
von ErbschastSsachen, die durch ordnungsmäßige
vorher berechtigt, bis er von dem Einttttte Kennt
Benutzung herbeigeführt werden, hat der Borerbe
niß erlangt oder ihn kennen muß.
nicht zu vertreten.
kann sich auf diese Berechtigung
2133. Zieht der Borerbe Früchte den Regeln
einer ordnungsmäßigen Wirthschaft zuwider oder
Ein Dtttter nicht berufen,
wenn er bei der Vornahme eines Rechtsgeschäfts den Einttitt kennt oder kennen muß.
zieht er Früchte deshalb im Uebermaße, weil dies
2141. Ist bei dem Einttttte des Falles der
in Folge eines besonderen Ereignisses nothwendig
Nacherbfolge die Geburt eines Nacherben zu er
geworden ist, so gebührt ihm der Werth der Früchte
warten, so finden auf den Unterhaltsanspruch der
als durch den ordnungswidrigen
Mutter die Vorschriften des § 1963 entsprechende
nur insoweit,
oder den übermäßigen Fruchtbezug die ihm ge bührenden Nutzungen beeinträchtigt werden und
Anwendung.
nicht der Werth der Früchte nach den Regeln
schlagen, sobald der Erbfall eingetteten ist.
einer ordnungsmäßigen Wirthschaft zur Wieder herstellung der Sache zu verwenden ist.
bleibt sie dem Vorerben, soweit nicht der Erblasser
2134.
Hat der Vorerbe einen Erbschaftsgegen
2142.
Der Nacherbe kann die Erbschaft aus
Schlägt der Nacherbe die Erbschaft aus, so ver
ein Anderes bestimmt hat.
stand für sich verwendet, so ist er nach dem Ein
2143. Tritt die Nacherbfolge ein, so gelten die
tritte der Nacherbfolge dem Nacherben gegenüber
in Folge des Erbfalls durch Bereinigung von
zum Ersätze des Wetthes verpflichtet. Eine weiter
Recht und Verbindlichkeit
gehende Haftung wegen Verschuldens bleibt un-
Belastung erloschenen Rechtsverhältnisse als nicht
berühtt.
erloschen.
oder von Recht und
Hat der Vorerbe ein zur Erbschaft ge
2144. Die Vorschriften über die Beschränkung
hörendes Grundstück vermiethet oder verpachtet,
der Haftung des Erben für die Nachlaßverbind-
so finden, wenn das Mieth- oder Pachtverhältniß
lichkeiten gelten auch für den Nacherben,- an die
2135.
bet dem Einttttte der Nacherbfolge noch besteht, die
Stelle des Nachlasses tritt dasjenige,
Vorschriften des § 1056 entsprechende Anwendung.
Nacherbe aus der Erbschaft erlangt, mit Einschluß
2136. Der Erblasser kann den Vorerben von
der ihm gegen den Borerben als solchen zustehen
den Beschränkungen und Verpflichtungen des § 2113 Abs. 1 und der §§ 2114, 2116 bis 2119, 2123,
2127 bis 2131, 2133, 2134 befreien."
was der
den Ansprüche. Das von dem Vorerben errichtete Inventar kommt auch dem Nacherben zu Statten.
Hat der Erblasser den Nacherben auf
Der Nacherbe kann sich dem Borerben gegen
dasjenige eingesetzt, was von der Erbschaft bet
über auf die Beschränkung seiner Haftung auch
dem Eintritte der Nacherbfolge übrig sein wird,
dann berufen, wenn er den übttgen "Nachlaß
so gilt die Befreiung von allen im § 2136 be
gläubigern gegenüber unbeschräntt haftet.
2137.
zeichneten Beschränkungen und Verpflichtungen als angeordnet.
2145. Der Vorerbe haftet nach dem Einttitte der Nacherbfolge für die Nachlaßverbindlichkeiten
Das Gleiche ist im Zweifel anzunehmen, wenn
noch insoweit, als der Nacherbe nicht haftet. Die
der Erblasser bestimmt hat, daß der Borerbe zur
Haftung bleibt auch für diejenigen Nachlaßver-
freien Verfügung über die Erbschaft
berechttgt
sein soll."
2138.
Die Herausgabepflicht des Borerben be
bindlichkeiten
bestehen,
welche
im
Verhältnisse
zwischen dem Vorerben und dem Nacherben dem
Vorerben zur Last fallen.
schränkt sich in den Fällen des § 2137 auf die
Der Vorerbe kann nach dem Eintritte der Nach
bei ihm noch vorhandenen Erbschaftsgegenstände.
erbfolge die Bettchtigung der Nachlaßverbindlich-
78. Die Befreiung ist bei Eintragung de» vorerben in das Grundbuch von Amtswegen einzutragen § 52 GBO.
keiten, sofern nicht seine Haftung unbeschränkt ist, 79. Bgl. §§ 242, 246, 326 Abs. 2, 728, 998 EPO; § 231 KO.
Bürgerliches Gesetzbuch.
V. Buch. Erbrecht.
insoweit verweigern, als dasjenige nicht ausreicht, waS ihm von der Erbschaft gebührt.
Die Vor
schriften der §§ 1990, 1991 finden entsprechende
Anwendung.
181
soll, so ist anzunehmen, daß der Beschwette be stimmen soll, wer von ihnen daS Bermächtniß erhält.
2153.
2146. Der Borerbe ist dm Nachlaßgläubigern
§ 2146—2159.
Der Erblasser kann Mehrere mit einem
Bermächtniß in der Weise bedenken, daß der Be
gegenüber verpflichtet, den Eintritt der Nacherb
schwette oder ein Dritter zu besttmmen hat, was
folge unverzüglich dem Nachlaßgericht anzuzeigen.
jeder von dem vermachten Gegenstand erhalten soll. Die Bestimmung erfolgt nach § 2151 Abs. 2.
Die Anzeige des Borerben wird durch die Anzeige
Kann der Beschwette oder der Dritte die Be
des Nacherben ersetzt. Das Nachlaßgericht hat die Einsicht der Anzeige
stimmung nicht treffen, so sind die Bedachten zu
Jedem zu gestatten, der ein rechtliches Interesse
gleichen Theilen berechtigt. Die Vorschrift des §2151
glaubhaft macht.
Abs. 3 Satz 2 findtt entsprechende Anwendung.88 2154. Der Erblasser kann ein Bermächtniß in
Bierter Titel.
Bermächtniß.88
der Att anordnen, daß der Bedachte von mehreren
2147. Mit einem Vermächtnisse kann der Erbe
Gegenständen nur den einen oder den anderen er
oder ein Vermächtnißnehmer beschwert werden.
halten soll. Ist in einem solchen Falle die Wahl
Soweit nicht der Erblasser ein Anderes besttmmt
einem Dritten übettragen, so erfolgt sie durch Er
hat, ist der Erbe beschwett.
2148. Sind mehrere Erben oder mehrere Ber-
klärung gegenüber dem Beschwetten. Kann der Dritte die Wahl nicht treffen, so geht
mächtnißnehmer mit demselben Vermächtnisse be
das Wahlrecht auf den Beschwetten über. Die
schwett, so sind im Zweifel die Erben nach dem
Vorschrift des § 2151 Ws. 3 Satz 2 findet ent
Verhältnisse der Erbtheile, die Vermächtnißnehmer
sprechende Anwendung.88 2155. Hat der Erblasser die vermachte Sache
nach dem Verhältnisse des
Wetthes
der
Ver
mächtnisse beschwett. 2149. Hat der Erblasser bestimmt, daß dem eingesetzten Erben ein Erbschaftsgegenstand nicht zufallen soll, so gilt der Gegenstand als den ge
nur der Gattung nach besttmmt, so ist eine den Verhältnissen des Bedachten entsprechende Sache zu leisten. Ist die Bestimmung der Sache dem Bedachten
Der Fiskus gehött
oder einem Dritten übertragen, so finden die nach
nicht zu den gesetzlichen Erben im Sinne dieser
§ 2154 für die Wahl des Dritten geltenden Vor
Vorschrift. 2150. Das
schriften Anwendung. Entspricht die von dem Bedachten oder dem
setzlichen Erben vermacht.
einem Erben
zugewendete Ver-
mächtniß(Vorausvermächtniß) gilt alsDermächtniß
Dritten getroffene Bestimmung den Verhältnissen
auch insoweit, als der Erbe selbst beschwert ist.
des Bedachten offenbar nicht, so hat der Beschwette
2151. Der Erblasser kann Mehrere mit einem
so zu leisten, wie wenn der Erblasser über die
Bermächtniß in der Weise bedenken, daß der Be
Bestimmung der Sache keine Anordnung getroffen
schwette oder ein Dtttter zu bestimmen hat, wer
hätte.83 2156.
von den Mehreren daS Bermächtniß erhalten soll.
Die Bestimmung des Beschwetten erfolgt durch
Der Erblasser kann bei der Anordnung
eines Vermächtnisses, dessen Zweck er bestimmt hat,
Erklärung gegenüber demjenigen, welcher das Ber
die Bestimmung der Leistung dem billigen Er
mächtniß erhalten soll- die Bestimmung des Dritten
messen des Beschwetten oder eines Dritten über
erfolgt durch Erklärung gegenüber dem Beschwetten.
lassen. Auf ein solches Bermächtniß finden die
Kann der Beschwette oder der Dtttte die Be stimmung nicht treffen, so sind die Bedachten Ge-
Vorschriften der §§ 315 bis 319
entsprechende
Das Gleiche gilt, wenn das
Anwendung. 2157. Ist Mehreren derselbe Gegenstand ver
Nachlaßgettcht80 81 82 dem Beschwetten oder dem Dritten
macht, so finden die Vorschriften der §§ 2089 bis
aus Antrag eines der Betheiligten eine Frist zur
Abgabe der Erklärung bestimmt hat" und die
2093 entsprechende Anwendung. 2158. Ist Mehreren derselbe Gegenstand ver
Frist verstrichen ist, sofern nicht vorher die Er
macht, so wächst, wenn einer von ihnen vor oder
klärung erfolgt. Der Bedachte, der das Bermächtniß
nach dem Erbfalle wegfällt, dessen Antheil den
sammtgläubtger.
erhält, ist im Zweifel nicht zur Theilung ver
übrigen Bedachten nach dem Verhältniß ihrer An
pflichtet. 2152. Hat der Erblasser Mehrere mit einem
theile an. Dies gilt auch dann, wenn der Erb
Bermächtniß in der Weise bedacht, daß nur der
Sind einige der Bedachten zu demselben Antheile
lasser die Antheile der Bedachten bestimmt hat.
Eine oder der Andere das Bermächtniß erhalten
berufen, so tritt die Anwachsung zunächst unter
80. vgl. §§ 219, 222, 228 Abs. 2 Nr. 5, 226 Abs. 3, 227
ihnen ein. Der Erblasser kann die Anwachsung ausschließen.
SO. 81. § 72 FrG. 82. Gegen die Bestimmung der Frist ist sofortige Beschwerde
nach § 80 FrG. zulässig.
2159. Der durch Anwachsung einem Vermächt83. vgl. § 80 FrG.
182
Bürgerliches Gesetzbuch.
V. Buch. Erbrecht.
§ 2160—2169.
ntßnehmer anfallende Antheil gilt in Ansehung
Ruht auf einem vermachten Grundstück eine
der Vermächtniffe und Auflagen, mit denen dieser
Hvpothek, Grundschuld oder Rentcnschuld, die dem
oder der wegfallende Bermächtnißnehmer beschwert
Erblasser selbst zusteht, so ist aus den Umständen
ist, als besonderes BermächMiß.
zu entnehmen, ob die Hypothek, Grundschuld ober
2160.
Ein Bermächtniß ist unwirksam, wenn
Rentenschuld als mitvermacht zu gelten hat.
der Bedachte zur Zeit des Erbfalls nicht mehr lebt.
2166. Ist ein vermachtes Grundstück, das zur
2161. Ein Bermächtniß bleibt, sofern nicht ein
Erbschaft gehött, mit einer Hypothek für eine
anderer Wille des Erblaffers anzunehmen ist,
Schuld des Erblassers oder für eine Schuld be
wirksam, wenn der Beschwerte nicht Erbe oder
lastet, zu deren Berichtigung der Erblasser dem
Bermächtnißnehmer wird. Beschwert ist in diesem
Schuldner gegenüber verpflichtet ist, so ist der
Falle derjenige, welchem der Wegfall des zunächst Beschwerten unmittelbar zu Statten kommt.
Vermächtrtißnehmer im Zweifel dem Erben gegen
über zur rechtzeitigen Befriedigung des Gläubigers
2162. Em BermächMiß, das unter einer auf
insoweit verpflichtet, als die Schuld durch den
schiebenden Bedingung oder unter Bestimmung
Wetth des Grundstücks gedeckt wird. Der Werth
eines Anfangstermins angeordnet ist, wird mit
bestimmt sich nach der Zeit, zu welcher das Eigen
dem Ablaufe von dreißig Jahren nach dem Erbfall
thum auf den Bermächtnißnehmer übergeht,- er
unwirksam, wenn nicht vorher die Bedingung oder
wird unter Abzug der Belastungen berechnet, die
der Termin eingetretm ist.
der Hypothek im Range vorgehen.
Ist der Bedachte zur Zeit des Erbfalls noch
Ist dem Erblasser gegenüber ein Dtttter zur
nicht erzeugt oder wird seine Persönlichkeit durch
Berichtigung der Schuld verpflichtet, so besteht die
ein erst nach dem Erbfall eintretendes Ereigniß
Verpflichtung des Bermächtnißnehmers im Zweifel
bestimmt, so wird das Bermächtniß mit dem Ab
nur insoweit, als der Erbe die Berichtigung nicht
laufe von dreißig Jahren nach dem Erbfall un
von dem Dritten erlangen kann.
wirksam, wenn nicht vorher der Bedachte erzeugt oder daS Ereigniß eingetreten ist, durch das seine
Art finden diese Vorschriften keine Anwendung.
Persönlichkeit bestimmt wird.
2163.
Auf eine Hypothek der im § 1190 bezeichneten
2167. Sind neben dem vermachten Grundstück
Das Bermächtniß bleibt in den Fällen
andere zur Erbschaft gehörende Grundstücke mit
des § 2162 auch nach dem Ablaufe von dreißig
der Hypothek belastet, so beschränkt sich die im
Jahren wirksam:
§ 2166 bestimmte Verpflichtung des Bermächtniß.
1. wenn es für den Fall angeordnet ist, daß
nehmerö im Zweifel auf den Theil der Schuld,
in der Person des Beschwerten oder des Be
der dem Verhältnisse des Wetthes des vermachten
dachten ein bestimmtes Ereigniß eintritt, und
Grundstücks
zu
derjenige, in bessert Person das Ereigniß ein
Grundstücke
entspricht.
treten soll, zur Zeit des Erbfalls lebt,-
§ 2166 Abs. 1 Satz 2 berechnet.
dem
Werthe
der
Der Wetth
sämmtlichen
wird nach
2. wenn ein Erbe, ein Nacherbe oder ein Ver-
2168. Besteht art mehreren zur Erbschaft ge
mächtntßnehmer für den Fall, daß ihm ein
hörenden Grundstücken eine Gesammtgrundschuld
Bruder oder eine Schwester geboren wird,
oder eine Gesammttentenschuld und ist eines dieser
mit einem Vermächtnisse zu Gunsten des Bruders oder der Schwester beschwert ist.
Grundstücke vermacht, so ist der Bermächtnißnehmer irft Zweifel dem Erben gegenüber zur Befriedigung
Ist der Beschwette oder der Bedachte, in dessen
des Gläubigers in Höhe des Theiles der Grund-
Person das Ereigniß etntreten soll, eine juristische
schuld oder der Rentenschuld verpflichtet, der dem
Person, so bewendtt es bei der dreißigjährigen
Verhältnisse des Wetthes des vermachten Grund
Frist.
stücks zu dem Wetthe der sämmtlichen Grundstücke
2164. Das Bermächtniß einer Sache erstreckt sich im Zweifel auf das zur Zeit des Erbfalls
entspricht.
vorhandene Zubehör. Hat der Erblasser wegm einer nach der An
Der Wetth wird nach § 2166 Abs. 1
Satz 2 berechnet.
Ist neben dem vermachten Grundstück ein tticht
zur Erbschaft gehörendes Grundstück mit einer
ordnung des Vermächtnisses erfolgten Beschädigung
Gesammtgrundschuld oder einer Gesammtrenten-
der Sache einen Anspruch auf Ersatz der Minde
schuld belastet, so finden, wenn der Erblasser zur
rung des Wetthes, so erstteckt sich im Zweifel das
Zeit des Erbfalls gegenüber dem Eigenthümer des
Berntächtniß auf Mesen Anspruch.
anderen Grundstücks oder einem Rechtsvorgänger
2165. Ist ein zur Erbschaft gehörender Gegen
des Eigenthümers zur Befriedigung des Gläubi
stand vermacht, so kann der Bermächtnißnehmer
gers verpflichtet ist, die Vorschttsten des § 2166
im Zweifel nicht die Beseitigung der Rechte ver
Abs. 1 und des § 2167 entsprechende Anwendung.
langen, mit denen der Gegenstand belastet ist. Steht dem Erblasser ein Anspruch auf die Besei
standes ist unwirksam, soweit der Gegenstand zur
tigung zu, so erstreckt sich im Zweifel das Ver-
Zeit des Erbfalls nicht zur Erbschaft gehört, es
mächtniß auf diesen Anspruch.
sei denn, daß der Gegenstand dem Bedachten auch
2169. Das Bermächtniß eines bestimmten Gegen-
Bürgerliches Gesetzbuch.
V. Buch. Erbrecht.
§ 2170—2182.
183
für bett Fall zugewendet sein soll, daß er nicht
als vermacht, auch wenn sich eine solche in der
zur Erbschaft gehört.
Erbschaft nicht vorfindet.
Hat der Erblasser nur den Besitz der vermachten Sache, so gilt im Zweifel der Besitz als vermacht,
2174. Durch das Vermächtniß wird für den Bedachten das Recht begründet, von dem Be
es sei denn, daß er dem Bedachten keinen recht
schwerten die Leistung des vermachten Gegenstandes
lichen Vortheil gewährt. Steht dem Erblasser ein Anspruch auf Leistung
zu fordern."
des
vermachten
Gegenstandes
oder,
falls
der
Gegenstand nach der Anordnung des Vermächt nisses untergegangen oder dem Erblasser entzogen
2175. Hat der Erblasser eine chm gegen den Erben zustehende Forderung oder hat er ein Recht vermacht, mit dem eine Sache oder ein Recht deS Erben belastet ist, so gelten die in Folge des
worden ist, ein Anspruch auf Ersatz des Werthes
Erbfalls durch Vereinigung von Recht und Ver
zu, so gilt im Zweifel der Anspruch als vermacht.
bindlichkeit oder von Recht und Belastung
Zur Erbschaft gehört im Sinne des Abs. 1 ein
er
loschenen Rechtsverhältnisse in Ansehung des Ver
Gegenstand nicht, wenn der Erblasser zu dessen
mächtnisses als nicht erloschen.
Veräußerung verpflichtet ist.
2176. Die Forderung des Vermächtnißnehmers kommt, unbeschadet des Rechtes, das Vermächtniß
2170. Ist das Vermächtniß eines Gegenstandes, der zur Zeit des Erbfalls nicht zur Erbschaft ge
auszuschlagen, zur Entstehung (Anfall des Ver
hört, nach § 2169 Abs. 1 wirksam, so hat der
mächtnisses) mit dem Erbfalle.
Beschwerte den Gegenstand dem Bedachten
zu
2177. Ist das Vermächtniß unter einer aus schiebenden Bedingung oder unter Bestimmung
außer
eines Anfangstermins angeordnet und tritt die
verschaffen. Ist der Beschwerte
zur
Verschaffung
Ist
Bedingung oder der Termin erst nach dem Erbfall
Verschaffung nur mit unverhältnißmäßigen
ein, so erfolgt der Anfall des Vermächtnisses mit
Aufwendungen möglich, so kann sich der Beschwerte
dem Eintritte der Bedingung oder des Termins.
durch Entrichtung des Werthes befreien.
2171. Ein Vermächtnis das auf eine zur Zeit
2178. Ist der Bedachte zur Zeit des Erbfalls noch nicht erzeugt oder wird seine Persönlichkeit
des Erbfalls unmögliche Leistung gerichtet ist oder
durch ein erst nach dem Erbfall eintretendes Er-
Stande, so hat er den Werth zu entrichten. die
gegen ein zu dieser Zeit bestehendes gesetzliches
eigniß bestimmt, so erfolgt der Anfall des Ver
Die Vorschriften
mächtnisses im ersteren Falle mit der Geburt, im
Verbot verstößt, ist unwirksam.
des § 308 finden entsprechende Anwendung.
2172. Die Leistung einer vermachten Sache gilt auch dann als unmöglich, wenn die Sache mit
letzteren Falle mit dem Eintritte des Ereignisses.
2179. Für die Zeit zwischen dem Erbfall und dem Anfalle des Vermächtnisses finden in den
einer anderen Sache in solcher Weise verbunden,
Fällen der §§ 2177, 2178 die Vorschriften An
vermischt oder vermengt worden ist, daß nach beit
wendung, die für den Fall gelten, daß eine Leistung
§§ 946 bis 948 das Eigenthum an der anderen
unter einer auffchiebenden Bedingung geschuldet
Sache sich auf sie erstreckt
wird.
oder Miteigenthum
eingetreten ist, oder wenn sie in solcher Weise verarbeitet oder umgebildet worden ist, daß nach
§ 950 derjenige, welcher die neue Sache hergestellt
2180. Der Vermächtnißnehmer kann das Vermächtniß nicht mehr ausschlagen, wenn er es an genommen §Qt.84 85 Die Annahme sowie die Ausschlagung des Ber-
hat, Eigenthümer geworden ist. Ist die Verbindung, Vermischung oder Ver
mächtnifses erfolgt durch Erklärung gegenüber dem
mengung durch einen Anderen als den Erblasser
Beschwerten.
erfolgt und hat der Erblasser dadurch Mtetgen-
Eintritte des Erbfalls abgegeben werden- sie ist
Die Erklärung kann erst nach dem
thum erworben, so gilt im Zweifel das Miteigen
unwirksam, wenn sie unter einer Bedingung oder
thum als vermacht- steht dem Erblasser ein Recht
einer Zeitbestimmung abgegeben wird.
zur Wegnahme der verbundenen Sache zu, so gilt
Die für die Annahme und die Ausschlagung
im Zweifel dieses Recht als vermacht. Im Falle
einer Erbschaft geltenden Vorschriften des § 1950,
der Verarbeitung oder Umbildung durch einen
des § 1952 Abs. 1, 3 und des § 1953 Abs. 1, 2
Anderen als den Erblasser bewendet es bei der
finden entsprechende Anwendung.
Vorschrift des § 2169 Abs. 3.
2181. Ist die Zeit der Erfüllung eines Ver mächtnisses dem freien Belieben des Beschwetten
2173. Hat der Erblasser eine ihm zustehende Forderung vermacht, so ist, wenn vor dem Erb
überlassen, so wird die Leistung im Zweifel mit
falle die Leistung erfolgt und der geleistete Gegen
dem Tode des Beschwetten fällig.
stand noch in der Erbschaft vorhanden ist, im Zweifel anzunehmen, daß dem Bedachten dieser
2182. Ist eine nur der Gattung nach besttmmte Sache vermacht, so hat der Beschwette die gleichen
Gegenstand zugewendet sein soll.
Verpflichtungen wie ein Verkäufer nach den Bor-
War die For
derung auf die Zahlung einer Geldsumme gerichtet, so gilt im Zweifel die entsprechende Geldsumme
84. Vgl. § 27 CPO. 85. Bgl. § 9 KO.
184
Bürgerliches Gesetzbuch.
V. Buch.
schriften des § 433 Abs. 1, der §§ 434 bis 437,
Erbrecht.
2188.
§ 2183—2193.
Wird die einem Bermächtnißnehmer ge
deS § 440 Abs. 2 bis 4 und der §§ 441 bis 444.
bührende Leistung auf Grund der Beschränkung
Dasselbe gilt im Zweifel, wenn ein bestimmter
der Haftung des Erben, wegen eines Pflichttheils
nicht zur Erbschaft gehörender Gegenstand ver
anspruchs oder in Gemäßheit des § 2187 gekürzt,
macht ist, unbeschadet der sich auS dem § 2170
so kann der Vermächtnißnehmer, sofern nicht ein
anderer Wille des Erblassers anzunehmen ist, die
ergebenden Beschränkung der Haftung. Ist ein Grundstück Gegenstand des Vermächt
nisses, so haftet der Beschwerte im Zweifel nicht
für die Freiheit des Grundstücks von Grunddienst
ihm auferlegten Beschwerungen verhältnißmäßig
kürzen.
2189.
Der Erblasser kann für den Fall,
daß
barkeiten, beschränkten persönlichen Dienstbarkeiten
die dem Erben oder einem Bermächtnißnehmer
und Reallastm.
auferlegten Vermächtnisse und Auflagen auf Grund
2183.
Ist eine nur der Gattung nach besttmmte Sache vermacht, so kann der Bermächtnißnehmer,
der Beschränkung der Haftung des Erben, wegen
wenn die geleistete Sache mangelhaft ist, verlangen,
§§ 2187, 2188 gekürzt werden, durch Verfügung
daß ihm an Stelle der mangelhaften Sache eine
von Todeswegen anordnen, daß ein Bermächtniß
Hat der Beschwerte
oder eine Auflage den Vorrang vor den übrigen
mangelfreie geliefert wird.
einen Fehler arglistig verschwiegen, so kann der Bermächtnißnehmer
statt
der
einer
Lieferung
mangelfreien Sache Schadensersatz wegen Nicht
eines Pflichttheilsanspruchs oder in Gemäßheit der
Beschwerungen haben soll.66
2190. Hat der Erblasser für den Fall, daß der zunächst Bedachte das Bermächtniß nicht erwirbt,
Auf diese Ansprüche finden
den Gegenstand des Vermächtnisses einem Anderen
die für die Gewährleistung wegen Mängel einer
zugewendet, so finden die für die Einsetzung eines
erfüllung verlangen.
verkauften
Sache
geltenden
ent
Vorschriften
Ersatzerben geltenden
Vorschriften der §§ 2097
sprechende Anwendung.
bis 2099 entsprechende Anwendung.
2184. Ist ein bestimmter zur Erbschaft gehören der Gegenstand vermacht, so hat der Beschwerte
stand von einem nach dem Anfalle des Vermächt
dem Bermächtnißnehmer auch die seit dem Anfalle
nisses eintretendm bestimmten Zeitpunkt oder Er-
2191.
Hat der Erblasser den vermachten Gegen
des Vermächtnisses gezogenen Früchte sowie das
eigniß an einem Dritten zugewendet, so gilt der
sonst auf Grund des vermachten Rechtes Erlangte
erste Bermächtnißnehmer als beschwert.
Für Nutzungen, die nicht zu den
Auf das Bermächtniß finden die für die Ein
Früchten gehören, hat der Beschwerte nicht Ersatz
setzung eines Nacherben geltenden Vorschriften des
zu leisten.
§ 2102, des § 2106 Abs. 1, des § 2107 und des
herauszugeben.
2185.
Ist eine
bestimmte
zur
Erbschaft
ge
§ 2110 Abs. 1 entsprechende Anwendung.
hörende Sache vermacht, so kann der Beschwerte
Fünfter Titel.
für die nach dem Erbfall auf die Sache gemachten Verwendungen sowie für Aufwendungen,
die er
2192.
Auflage.
Auf eine Auflage finden die für letzt
nach dem Erbfalle zur ^Bestreitung von Lasten der
willige Zuwendungen geltenden Vorschriften der
Sache gemacht hat, Ersatz nach den Vorschriften
§§ 2065, 2147, 2148, 2154 bis 2156, 2161, 2171,
verlangen, die für das Verhältniß zwischen dem
2181 entsprechende Anwendung.66
Besitzer und dem Eigenthümer gelten.*6
Ist ein Bermächtnißnehmer mit einem
2193. Der Erblasser kann bei der Anordnung einer Auflage, beten Zweck er bestimmt hat, die
2186.
Bermächtniß oder einer Auflage beschwert, so ist
Bestimmung der Person, an welche die Leistung
er zur Erfüllung erst dann verpflichtet, wenn er
erfolgen soll, dem Beschwerten oder einem Dritten
die Erfüllung des ihm zugewendeten Vermächt
überlassen.
nisses zu verlangen berechtigt ist.
Steht die Bestimmung dem Beschwerten zu, so
2187.
Ein Bermächtnißnehmer, der mit einem Bermächtniß oder einer Auflage beschwert ist, kann
kann ihm, wenn er zur Vollziehung der Auflage rechtskräftig verurtheilt ist, von dem Kläger eine an-
die Erfüllung auch nach der Annahme des ihm
gemeffene Frist zur Vollziehung bestimmt werden -
zugewendeten Vermächtnisses insoweit verweigern,
nach dem Ablaufe der Frist ist der Kläger be
als dasjenige, was er aus dem Bermächtniß er
rechtigt, die Bestimmung zu treffen,
hält, zur Erfüllung nicht ausreicht.
die Vollziehung rechtzeitig erfolgt.90 88 89
wenn nicht
Tritt nach § 2161 ein Anderer an die Stelle des
Steht die Bestimmung einem Dritten zu, so
beschwerten BermächtnißnehmerS, so hastet er nicht
erfolgt sie durch Erklärung gegenüber dem Be
weiter, als der Bermächtnißnehmer haften würde.
schwerten.
Die für die Haftung des Erbm geltenden Vor
schriften
des
§
1992
finden
wendung.^
86. «gl. 88 935 ff. BGB. 87. «gl. 8 786 EPO.
entsprechende
An
treffen,
Kann der Dritte die ^Bestimmung nicht
so geht das Bestimmungsrecht auf den
Beschwerten über. Die Vorschrift des § 2151 Ads. 3 88. «gl. § 220 Abs. 3 KO. 89. «gl. § 80 FrG. 90. «gl. § 255 Abs. 2 EPO; 8 80 FrG.
Bürgerliches Gesetzbuch.
V. Buch. Erbrecht.
Satz 2 findet entsprechende Anwendung,- zu den Betheiligten im Sinne dieser Vorschrift gehören der Beschwerte und diejenigen, welche die Voll ziehung der Auflage zu verlangen berechtigt sind. 2194. Die Vollziehung einer Auflage können der Erbe, der Miterbe und derjenige verlangen, welchem der Wegfall des mit der Auflage zunächst Beschwerten unmittelbar zu Statten kommen würde. Liegt die Vollziehung im öffentlichen Jntereffe, so kann auch die zuständige Behörde die Vollziehung verlangen. 2195. Die Unwirksamkeit einer Auflage hat die Unwttksamkeit der unter der Auflage gemachten Zuwendung nur zur Folge, wenn anzunehmen ist, daß der Erblasser die Zuwendung nicht ohne die Auflage gemacht haben würde. 2196. Wird die Vollziehung einer Auflage in Folge eines von dem Beschwerten zu vertretenden Umstandes unmöglich, so kann derjenige, welchem der Wegfall des zunächst Beschwetten unmittelbar zu Statten kommen würde, die Herausgabe der Zuwendung nach den Borschttften über die Heraus gabe einer ungerechtfettigten Bereicherung insoweit fordern, als die Zuwendung zur Vollziehung der Auflage hätte verwendet werden müssen. Das Gleiche gilt, wenn der Beschwette zur Voll ziehung einer Auflage, die nicht durch einen Dritten vollzogen werden kann, rechtskräftig veruttheilt ist und die zulässigen 3toong8mitte(ei erfolglos gegen ihn angewendet worden sind.
Sechster Titel.
Testamentsvollstrecker."
2197. Der Erblasser kann durch Testament einen oder mehrere Testamentsvollstrecker ernennen. Der Erblasser kann für den Fall, daß der er nannte Testamentsvollsttecker vor oder nach der Annahme des Amtes wegfällt, einen anderen Testamentsvollsttecker ernennen. 2198. Der Erblasser kann die Bestimmung der Person des Testamentsvollstteckers einem Dritten überlassen. Die Besttmmung erfolgt durch Er klärung gegenüber dem Nachlaßgerichte- die Er klärung ist in öffentlich beglaubigter Form abzugeben.99 Das Bestimmungsreckfl des Dritten erlischt mit dem Ablauf einer ihm auf Anttag eines der Betheiligtm von dem Nachlaßgerichte bestimmten Frist." 2199. Der Erblasser kann den Testaments vollsttecker ermächtigen, einen oder mehrere Mitvollsttecker zu ernennen. Der Erblasser kann den Testamentsvollstrecker ermächtigen, einen Nachfolger zu ernennen. Tie Ernennung erfolgt nach § 2198 Abs. 1 Sah 2. 91. »2. 93. 94.
«gl. «gl. «gl. «ßl.
§§ 888. 890 CPO. § 53 GBO; § 118 FrG. §§ 167 Abs. 2, 183, 191 Abs. 2 FrG. § 80 FrG.
§ 2194—2206.
185
2200. Hat der Erblasser in dem Testammte das Nachlaßgericht" ersucht, einen Testaments vollstrecker zu ernennen, so kann das Nachlaß gericht die Ernmnung vornehmen. Das Nachlaßgericht99 soll vor der Ernennung die Bttheiligten hören, wenn es ohne erhebliche Ver zögerung und ohne unverhältnißmäßige Kosten geschehen kann. 2201. Die Ernennung des Testamentsvollstteckers ist unwittsam, wenn er zu der Zett, zu welcher er das Amt anzutteten hat, geschäfts unfähig oder in der Geschäftsfähigkeit beschränkt ist oder nach § 1910 zur Besorgung seiner Bermögensangelegenheiten einen Pfleger erhalten hat. 2202. Das Amt des Testamentsvollstteckers be ginnt mit dem Zeitpunkt, in welchem der Er nannte das Amt annimmt. Die Annahme sowie die Ablehnung des Amtes erfolgt durch Erklärung gegen übet dem Nachlaß gerichte." Die Erklärung kann erst nach dem Einttitte des Erbfalls abgegeben werden- sie ist unwittsam, wenn sie unter einer Bedingung oder einer Zeitbestimmung abgegeben wird. Das Nachlaßgericht95 96 kann dem Ernannten auf Antrag eines der Betheiltgten eine Frist zur Er klärung über die Annahme bestimmen.97 98Mit 99 100 dem Ablaufe der Frist gilt das Amt als abgelehnt, wenn nicht die Annahme vorher ettlärt wird. 2203. Der Testamentsvollsttecker hat die letztwilligen Verfügungen des Erblassers zur Aus führung zu bringen. 2204. Der Testamentsvollstrecker hat, wenn mehrere Erben vorhanden sind, die Auseinander setzung unter ihnen nach Maßgabe der §§ 2042 bis 2056 zu bewirken. Der Testamentsvollsttecker hat die Erben über den Auseinandersetzungsplan vor der Ausführung zu hören.99 2205. Der Testamentsvollsttecker hat den Nach laß zu verwalten. Er ist insbesondere berechtigt, den Nachlaß in Besitz zu nehmen und über die Nachlaßgegenstände zu verfügen. Zu unentgelt lichen Verfügungen ist er nur berechtigt, soweit sie einer sittlichen Pflicht oder einer auf den An stand zu nehmenden Rücksicht entsprechen.99 2206. Der Testamentsvollsttecker ist berechtigt, Verbindlichkeiten für den Nachlaß 100 einzugehen, soweit die Eingehung zur ordnungsmäßigen Ver waltung erforderlich ist. Die Verbindlichkeit zu einer Verfügung über einen Nachlaßgegenstand kann der Testamentsvollsttecker für den Nachlaß 95. §§ 72 Abs. 1, 78, 81 Abs. 1, 85 FrG. 96. § 72 FrG. 97. «gl. § 81 Abs. 1 FrG. 98. «gl. § 86 FrG. 99. «gl. §§ 748, 749, 780 Abs. 2, 991 CPO ; § 217 SO ; § 41 GBO ; §§ 76, 111 FrG. 100. Diese sind Masseschulden im Falle des Konkurses-, vgl. 8 224 Nr. 5 SO.
186
Bürgerliches Gesetzbuch.
V. Buch. Erbrecht.
§ 2207—2216.
auch dann eingehen, wmn er zu der Verfügung
geltend gemacht werden. Steht dem Testaments
berechtigt ist.
vollstrecker nicht die Verwaltung
Der Erbe ist verpflichtet, zur Eingehung solcher
Verbindlichkeiten seine Einwilligung zu ertheilen,
zu, so ist die Geltendmachung
des Nachlasses nur
gegen
unbeschadet des Rechtes, die Beschränkung seiner
auch wenn dem
Haftung für die Nachlaßverbindlichkeiten geltend
waltung des Nachlasses zusteht,
zu machen.
Erben geltend gemacht werden.10"
2207. Der Erblasser kann anordnen, daß der Testamentsvollstrecker in der Eingehung von Ver
Testamentsvollstrecker keine Anwendung.
bindlichkeiten für den Nachlaß nicht beschränkt sein
soll.
Der Testamentsvollstrecker ist auch in einem
1958
des §
Nachlaßgläubiger,
Ein spruch
nach Maßgabe des § 2205 Satz 3 berechtigt.
dahin geltend
auch
gegen
der seinen
gegen den
kann
auf
den
Anspruch den An
Testamentsvollstrecker
den
daß dieser die Zwangs
machen,
vollstreckung in
nur findet
gegen den Erben geltend macht,
solchen Falle zu einem Schenkungsversprechen nur
2208. Der Testamentsvollstrecker hat die in den
Testamentsvollstrecker die Ver
Vorschrift
Die
den
Ein Pflichttheilsanspruch kann,
Erben zulässig.
die seiner
Verwaltung
unter
§§ 2203 bis 2206 bestimmten Rechte nicht, soweit
liegenden Nachlaßgegenstände butbe.103
anzunehmen ist, daß sie ihm nach dem Willen des
2214. Gläubiger des Erben, die nicht zu den Nachlaßgläubigern gehören, können sich nicht an
Erblassers nicht zustehen sollen.
Unterliegen der
Testamentsvollstreckers
Verwaltung des Testamentsvollstreckers nur ein
die der Verwaltung
zelne Nachlaßgegenstände, so stehen ihm die im
unterliegenden Nachlaßgegenstände halten.
§ 2205 Satz 2 bestimmten Befugnisse nur in An
2215. Der Testamentsvollstrecker hat dem Erben unverzüglich nach der Annahme des Amtes ein
sehung dieser Gegenstände zu. Hat der Testamentsvollstrecker Verfügungen des
des
Verzeichniß der seiner Verwaltung unterliegenden
Erblassers nicht selbst zur Ausführung zu bringen,
Nachlaßgegenstände und der bekannten Nachlaß
so kann er die Ausführung von dem Erben ver
verbindlichkeiten
langen, sofern nicht ein anderer Wille des Erb lassers anzunehmen ist.
Aufnahme des Inventars sonst erforderliche Beihülfe zu leisten.
2209. Der Erblasser kann einem Testaments vollstrecker die Verwaltung des Nachlasses über
der Aufnahme zu versehen und von dem Testaments
tragen, ohne ihm andere Aufgaben als die Ver
vollstrecker
waltung zuzuweisen,- er kann auch anordnen, daß
vollstrecker hat auf Verlangen die Unterzeichnung
der Testamentsvollstrecker die Verwaltung nach
öffentlich beglaubigen zu (affen.104 105
der Erledigung der ihm sonst zugewiesenen Auf gaben fortzuführen hat.
Im Zweifel ist anzu
nehmen, daß einem solchen Testamentsvollstrecker die im § 2207 bezeichnete Ermächtigung ertheilt ist.
mitzutheilm
und ihm die
zur
Das Verzeichniß ist mit der Angabe des Tages
zu unterzeichnen;
Erbe
Der
kann
der Testaments
verlangen,
daß
er bei der
Aufnahme des Verzeichnisses zugezogen wird.
Testamentsvollsttecker ist berechtigt und
Der
auf Verlangen des Erben verpflichtet,
das Ver
2210. Eine nach § 2209 getroffene Anordnung
zeichniß durch die zuständige Behörde oder durch
wird unwirksam, wenn seit dem Erbfalle dreißig
einen zuständigen Beamten oder Notar aufnehmen
Jahre verstrichen sind. Der Erblasser kann jedoch
zu lassen.106
anordnen,
daß die
Verwaltung bis zum Tode
Die Kosten der Aufnahme und der Beglaubi
des Erben oder des Testamentsvollstreckers oder
gung fallen dem Nachlasse zur Last.
bis zum Eintritt eines anderen
2216. Der Testamentsvollstrecker ist zur ord nungsmäßigen Verwaltung des Nachlasses ver
Ereignisses in
der Person des einen oder des anderen fortdauern soll.
Die Vorschrift
des § 2163 Abs. 2 findet
2211. Ueber einen der Verwaltung des Testamentsvollstteckers
unterliegenden
Nachlaßgegen
Die Vorschriften zu Gunsten derjenigen, welche
von
einem
Ntchtberechtigten
waltung durch
herleiten,
finden entsprechende Anwendung.
2212. Ein der Verwaltung des Testaments
die der Erblasser für die Ver
letztwillige Verfügung getroffen
hat, sind von dem Testamentsvollsttecker zu be folgen.
stand kann der Erbe nicht verfügen.
Rechte
pflichtet. Anordnungen,
entsprechende Anwendung.
Sie
können
jedoch
Testamentsvollstteckers oder
auf
Antrag
des
eines anderen Be
theiligten von dem Nachlaßgericht100 außer Kraft gesetzt werden, wenn ihre Befolgung den Nachlaß
erheblich gefährden würde.
Das Gericht soll vor
vollstreckers unterliegendes Recht kann miT von
der Entscheidung soweit thunlich die Betheiligten
dem Testamentsvollstrecker gerichtlich geltend ge
hören.
macht werden.101
2213. Ein Anspruch, der sich gegen den Nachlaß richtet, kann sowohl gegen den Erben als gegen
den Testamentsvollstrecker gerichtlich
101. Vgl. §§ 243, 327, 728 Abs. 2, 749 CPO.
102. 103. 104. 105. 106.
Vgl. §§ 327, 728 Vgl. §§ 327, 728 Vgl. §§ 167 Abs. Vgl. § 35 AG z. §§ 72, 82 Abs. 1
Abs. 2 CPO. Abs. 2, 748 CPO. 2, 191 Abs. 2 FrG. FrG. FrG.
V. Buch. Erbrecht.
Bürgerliches Gesetzbuch.
Der Testamentsvollstrecker hat Nachlaß
2217.
gegenstände, deren er zur Erfüllung
liegenheiten auf
offenbar nicht
seiner Ob
dem
bedarf,
laffen.
Ueberlaffung erlischt sein Recht
Mit der
Wegen Nachlaßverbindlichkeiten,
kann
Testamyttsvollstrecker
der
2225.
die Ueberlaffung der Gegenstände nicht verweigern,
in welchem die Ernennung nach § 2201 unwirk 2226.
lichkeiten oder für die Vollziehung der Vermächt Auf das Rechtsverhältniß zwischen dem
die für den Auftrag
und
dem
Erben
finden
Vorschriften der
geltenden
Die Kündigung erfolgt durch
Erklärung gegenüber dem Nachlaßgerichte.Die
Vorschriften
des § 671 Abs. 2,
3 finden ent
sprechende Anwendung. 2227.
Das Nachlaßgericht109 kann den Testa
mentsvollstrecker auf Antrag eines der Betheiligten
entlaffen, wenn ein wichtiger Grund vorliegt- ein
nisse oder Auflagen Sicherheit leistet. Testamentsvollstrecker
Der Testamentsvollstrecker kann das Amt
jederzeit kündigen.
wenn der Erbe für die Berichtigung der Verbind
2218.
Das Amt des Testamentsvollstreckers er
lischt, wenn er stirbt oder wenn ein Fall eintritt,
die nicht auf
einer Auflage beruhen,
sowie wegen bedingter und betagter Vermächtnisse oder Auflagen
nothwendig
sam sein würde.
zur Verwaltung der Gegenstände. einem Vermächtniß oder
Nachlaßgegenstandes
unterliegenden
fmb.108
Erben
Verlangen zur freien Verfügung zu übcr-
187
§ 2217—2230.
solcher Grund ist insbesondere grobe Pflichtver
letzung oder Unfähigkeit zur Geschäftsführung."9
ordnungsmäßigen
Der Testamentsvollsttecker soll vor der Ent
§§ 664, 666 bis 668, 670, des § 673 Satz 2 und des § 674 entsprechende Anwendung. Bei einer länger dauernden Verwaltung kann
lastung wenn thunlich gehört werden.
der Erbe jährlich Rechnungslegung verlangen.
der nach § 2198 Abs. 1 Sah 2, § 2199 Abs. 3,
2219. Verletzt
der
Das Nachlaßgericht'" hat die Einsicht
die
§ 2202 Abs. 2, § 2226 Satz 2 abgegebenen Er
so ist er, wenn
klärungen Jedem zu gestatten, der ein rechtliches
Testamentsvollstrecker
ihm obliegenden Verpflichtungen,
2228.
ihm ein Verschulden zur Last fällt, für den daraus
Interesse glaubhaft macht.
entstehenden Schaden dem Erben und, soweit ein
Vermächtniß zu vollziehen ist,
auch
dein
mächtntßnehmer verantwortlich. Mehrere Testamentsvollstrecker, denen ein Ver schulden
zur
haften als Gesammt-
Last fällt,
Siebenter Titel.
Ver-
Errichtung und Aufhebung eines Testaments."9
2229.
Wer in der Geschäftsfähigkeit beschränkt
ist, bedarf zur Errichttmg eines Testaments nicht
der Zustimmung seines gesetzlichen Vertreters.
schuldner.
2220. Der
Erblasser
kann den
Ein Minderjähriger kann
Testaments
ein Testament erst
vollstrecker nicht von den ihnr nach den §§ 2215,2216,
errichten, wenn er das sechzehnte Lebensjahr voll
2218, 2219 obliegenden Verpflichtungen befreien.
endet hat."8
Wer wegen Geistesschwäche, Verschwendung oder
2221. Der Testamentsvollstrecker kann für die
kann ein Testament
Führung seines Amtes eine angemeffene Vergütung
Trunksucht entmündigt
verlangen, sofern nicht der Erblasser ein Anderes
nicht errichten.
bestimmt ^t.107
der Stellung des Antrags ein, auf Grund besten
2222.
Der Erblasser kann einen Testaments
dieser bis zu
Nacherbfolge
2230.
dem Eintritt einer angeordneten
errichtet,
die
Rechte des Nacherben ausübt
2223.
Der Erblasser kann einen Testaments
Vollstrecker auch 511 dem Zwecke ernennen,
daß
dieser für die Ausführung der einem Vermächtniß
Amt
Mehrere Testamentsvollstrecker führen das
gemeinschaftlich-
bei
einer
Meinungsver
schiedcnheit entscheidet das -Nachlaßgericht.
bevor
der
die
Entmündigung
aus
steht die
Entmündigung
der Gültigkeit des
Testaments nicht
entgegen, wenn der Entmün
vor
dem Eintritte der Unanfecht
digte
noch
barkeit stirbt. Das Gleiche gilt, wenn der Entmündigte nach
nehmer anferlegten Beschwerungen sorgt.
2224.
Hat ein Entmündigter ein Testament
sprechende Beschluß unanfechtbar geworden ist,'" so
nnb dessen Pflichten erfüllt.
tritt schon mit
die Enttnündigung erfolgt.
daß
vollstrecker auch zu dem Zwecke ernennen,
ist,
Die Unfähigkeit
Fällt
einer von ihnen weg, so führen die übrigen das
der Stellung des Antrags auf Wiederaufhebung der Entmündigung ein Testament errichtet und
die Entmündigung dem Anträge gemäß wieder
aufgehoben wird.'"
Amt allein. Der Erblasser kann abweichende An Ordnungen treffen.
Jeder Testamentsvollstrecker ist berechtigt, ohne Zustimmtlng der anderen Testamentsvollstrecker diejenigen Maßregeln zu treffen, welche zur Er
haltung eines der gemeinschaftlichen Verwaltung 107. Im 3aUc des Konkurses: Masseschulden nach § 2246 KO.
108. Vgl. § 82 FrG. 109. § 72 FrG. 110. «gl. §§ 78, 81 Abs. 2, 85 FrG. 111. § 72 FrG. - Vgl. §§ 34, 85 FrG. 112. Nebergangsvorschrift: Artt. 214, 215 EG. — Bgl. auch Art. 24 Abs. 3 EG. 113. «gl. Art. 215 Abs. 1 EG. 114. «fll. §§ 664, 684 TPO. 115. «gl. Art. 215 Abs. 2 EG.
188
Bürgerliches Gesetzbuch.
2231. Ein
V. Buch. Erbrecht.
§ 2231 -2244.
ordentlicher
dem Notar seinen letzten Willen mündlich erklärt
1. vor einem Richter oder vor einem Notar - 116
übergiebt, daß die Schrift seinen letzten Willen
2. durch eine von dem Erblasser unter Angabe
enthalte. Die Schrift kann offen oder verschlossen
ge
übergeben werden. Sie kann von dem Erblaffer
Testament
kann in
oder eine Schrift mit der mündlichen Erklärung
Form errichtet werden:
deS
Ortes
und
Tages
eigmhändig
schriebene und unterschriebene Erklärung."7
oder von einer anderen Person geschrieben sein.
2232. Für die Errichtung eines Testaments
Wer minderjährig ist oder Geschriebenes nicht
vor einem Richter oder vor einem Notar gelten
zu lesen vermag, kann das Testament nur durch
die Vorschriften der §§ 2233 bis 2246.118
mündliche Erklärung errichten.
2233. Zur Errichtung des Testaments muß der
Richter
einen
Gerichtsschreiber
oder
zwei
2239. Die, bei der Errichtung des Testaments mitwirkenden Personen müssen während der ganzen
Zeugen, der Notar einen zweiten Notar oder zwei
Verhandlung zugegen sein.
Zeugen zuziehen."8
2240. Ueber die Errichtung des Testaments muß ein Protokoll in deutscher Sprache ausge
2234. Als Richter, Notar, Gerichtsschreiber oder Zeuge kann bei der Errichtung des Testaments nicht mitwirken: 1. der Ehegatte des Erblaffers,
nommen werden. "8
2241. Das Protokoll muß enthalten: auch wenn
1. Ort und Tag der Verhandlung -
die Ehe nicht mehr besteht 2. wer mit dem Erblaffer in gerader Linie oder
2. die Bezeichnung des Erblaffers und der bei
im zweiten Grade der Seitenlinie verwandt
3. die nach § 2238 erforderlichen Erklärungen
oder verschwägert ist."8
der Verhandlung mitwirkenden Personen des Erblassers und im Falle der Uebergabe
2235. Als Richter, Notar, Gerichtsschreiber oder
einer Schrift die Feststellung der Uebergabe.1,6
Zeuge kann bei der Errichtung des Testaments
2242. Das Protokoll muß vorgelesen, von dem
wer in dem Testamente bedacht
Erblaffer genehmigt und von ihm eigenhändig
wird oder wer zu einem Bedachten in einem Ver hältnisse der im § 2234 bezeichneten Art steht.
unterschrieben werden. Im Protokolle muß festge stellt werden, daß dies geschehen ist. Das Proto
Die Mitwirkung einer hiernach ausgeschlossenen
koll soll dem Erblaffer auf Verlangen auch zur
Person hat nur zur Folge, daß die Zuwendung
Durchsicht vorgelegt werden. Erklärt der Erblasser, daß er nicht schreiben
nicht mitwirken,
an den Bedachten nichtig ist."1
2236. Als Gerichtsschreiber oder zweiter Notar oder Zeuge kann bei der Errichtung des Testaments nicht mitwirken, wer zu dem Richter oder dem
könne, so wird seine Unterschrift durch die Fest stellung dieser Erklärung im Protokoll erseht.
Das Protokoll muß von den mitwirkenden Per
beurkundenden Notar in einem Verhältnisse der
sonen unterschrieben werden.187
im § 2234 bezeichneten Art steht. "•
2243. Wer nach der Ueberzeugung des Richters oder des Notars stumm oder sonst am Sprechen
2237.1,3 Als Zeuge soll bei der Errichtmlg des Testaments nicht mitwirkm:
verhindert ist, kann das Testament nur durch
1. ein Minderjähriger 2. wer der bürgerlichen Ehrenrechte für verlustig
Uebergabe einer Schrift errichten. Er muß die
erklärt ist, während der Zeit, für welche die
enthalte, bet der Verhandlung eigenhändig in das
Erklärung, daß die Schrift seinen letzten Willen
Aberkennung der Ehrenrechte erfolgt ist;
Protokoll oder auf ein besonderes Blatt schreiben,
3. wer nach den Vorschriften der Strafgesetze
das dem Protokoll als Anlage betgefügt werden
unfähig ist, als Zeuge eidlich vernommen zu
muß. Das eigenhändige Niederschreiben der Erklärung
werden - "*
4. wer als Gesinde oder Gehülfe im Dienste des Richters oder des beurkundenden Notars steht.
2238. Die Errichtung des Testaments erfolgt in der Weise, daß der Erblaffer dem Richter oder
sowie die Ueberzeugung des Richters oder des Notars, daß der Erblaffer am Sprechm verhindert
ist, muß im
Protokolle festgestellt werden. Das
Protokoll braucht von dem Erblaffer nicht beson ders genehmigt zu werden.
116. In Els.'Lothr. find nur die Notare für Errichtung von Testamenten zuständig (Art. 141 EG; § 44 AG z. FrG). vgl. auch § 16 RG betrefft), die Organisation der BundeSkonsulate vom 8. Nov. 1867 (Art. 38 EG); § 44 RMilG v. 2. Mat 1874 (Art. 44 EG). 117. «gl. tz 28 Abs. 3 AG z. FrG. 118. «gl. Art. 151 EG. 119. «gl. Artt. 149, 151 EG. 120. «gl. Artt. 149, Abs. 2, 151 EG (§ 170», » FrG). 121. «gl. § 171 FrG. 122. vgl. § 172 FrG. 123. «gl. § 173 FrG. 124. «gl. § 161 StGB.
2244. Erklärt der Erblaffer, daß er der deutschen Sprache nicht mächtig sei, so muß bei der Errichtung des Testaments ein vereideter Dolmetscher zuge zogen werden. Auf den Dolmetscher finden die nach den §§ 2234 bis 2237 für einen Zeugen
geltenden Vorschriften entsprechende Anwendung.
Das Protokoll muß in die Sprache, in der sich 125. «gl. § 175 FrG. 126. vgl. § 176 FrG. 127. «gl. 8 177 FrG.
Bürgerliches Gesetzbuch.
V. Buch. Erbrecht.
189
§ 2245—2253.
der Erblasser erklärt, übersetzt roerben. Die Über
88 2234 btS 2246 finden Anwendung - der Vor
setzung muß von dem Dolmetscher angefertigt oder
steher tritt an die Stelle des Richters oder deS
beglaubigt und vorgelesen werden- die Uebersetzung
Notars.
muß dem Protokoll als Anlage beigefügt werden.
Die Besorgniß, daß die Errichtung eines Testa
Das Protokoll muß die Erklärung des Erblaffers,
ments vor einem Richter oder vor einem Notar
Sprache nicht mächtig sei,
nicht mehr möglich sein werde, muß im Protokolle
sowie den Namen des Dolmetschers und die Fest
festgestellt werden. Der Gülttgkeit des Testaments
stellung enthalten, daß der Dolmetscher die Ueber-
steht nicht entgegen, daß die Besorgniß nicht be
setzung angefertigt oder beglaubigt und sie vor
gründet war."°
daß er der deutschen
gelesen hat. Der Dolmetscher muß das Protokoll
2250. Wer sich an einem Otte aufhält, der in
unterschreiben. 2245. Sind sämmtliche mitwirkende Personen
Folge des Ausbruchs einer Krankheit oder in
ihrer Versicherung nach der Sprache, in der sich
gestalt abgespertt ist, daß die Erttchtung etneS
der Erblaffer erklärt, mächtig, so ist die Zuziehung
Testaments vor einem Richter oder vor einem Notar nicht möglich oder erheblich erschwett tft,
eines Dolmetschers nicht erforderlich.
Folge sonstiger außerordentlicher Umstände der
Unterbleibt die Zuziehung eines Dolmetschers,
kann das Testament in der durch den 8 2249
so muß das Protokoll in der fremden Sprache
Abs. 1 bestimmten Form oder durch mündliche
ausgenommen werden und die Erklärung des Erb
Ettlärung vor drei Zeugen erraten.1,0 Wird die mündliche Ettlärung vor drei Zeugen
laffers, daß er der deutschen Sprache nicht mächtig
sei, sowie die Versicherung der mitwtttenden Per
gewählt, so muß über die Errichtung des Testa
sonen, daß sie der fremden Sprache mächtig feien,
ments ein Protokoll ausgenommen werden.
enthalten. Eitle deutsche Uebersetzung soll als An
die Zeugen finden die Borschttften der 88 2234,
lage beigefügt werden.
2235 und des 8 2237 Nr. 1 bis 3, auf das Pro
Auf
Das über die Errichtung des Testaments
tokoll finden die Borschttften der 88 2240 bis
aufgenommene Protokoll soll nebst Anlagen, ins
2242, 2245 Anwendung. Unter Zuziehung etneS Dolmetschers kann ein Testament in dieser Form
2246.
besondere im Falle der Errichtung durch Uebergäbe einer Schrift nebst dieser Schrift, von dem
Richter oder dem Notar in Gegenwart der übrigen
nicht errichtet werden. 2251. Wer sich während einer Seereise an Bord
Erblassers mit
eines deutschen/81 nicht zur Kaiserlichen Mattne
dem Amtssiegel verschlossen, mit einer das Testa
gehörenden Fahrzeugs außerhalb eines inländischen
ment näher bezeichnenden Auffchrift, die von den:
Hafens befindet, kann ein Testament durch münd
Richter oder dem Notar zu unterschreiben ist, ver
liche Erklärung vor drei Zeugen nach 8 2250
sehen und in besondere amtliche Verwahrung ge
errichten."* 2252. Ein nach § 2249, 8 2250 oder 8 2251
mitwirkenden Personen und des
bracht werden.188 Dem Erblasser soll über das in amtliche Verwahrung genommene Testament ein Hinterlegungs
errichtetes Testament gilt als nicht erttchtet, wenn seit der Erttchtung drei Monate versttichen sind
schein ertheilt werden. 2247. Wer minderjährig ist oder Geschriebenes
und der Erblaffer noch lebt. Beginn und Lauf der Frist sind gehemmt, so
nicht zu lesen vermag, kann ein Testament nicht
lange der Erblasser außer Stande ist, ein Testa
nach § 2231 Nr. 2 errichten.
ment vor einem Richter oder vor einem Notar
2248. Ein nach § 2231 Nr. 2 errichtetes Testa ment ist niif Verlangen des Erblassers in amtliche
zu erttchten. Tritt im Falle des 8 2251 der Erblaffer vor
Verwahrung zu nehmen. Die Vorschrift des § 2246
dem Ablaufe der Frist eine neue Seereise an, so
Abs. 2 findet Anwendung. 2249. Ist zu besorgen, daß der Erblasser ftüher
wird die Fttst dergestalt unterbrochen, daß nach
der Beendigung der neuen Reise die volle Fttst
sterben werde, als die Errichtung eines Testaments
von neuem zu laufen beginnt. vor einem Richter oder vor einem Notar möglich i Wird der Erblaffer nach dem Ablaufe der Fttst ist, so kann er das Testament vor dem Vorsteher | für todt erklärt, so behält das Testament seine der Gemeinde, in der er sich aufhält, oder, falls
Kraft, wenn die Fttst zu der Zeit, zu welcher der
er sich in den: Bereich eines durch Landesgesetz
Erblaffer den vorhandenm
einer Gemeinde gleichgestellten Verbandes oder
noch gelebt hat, noch nicht versttichen war. 2253. Ein Testament sowie eine einzelne in
Gutsbezirkes aufhält, vor dem Vorsteher dieses
Nachttchten zufolge
Verbandes oder Bezirkes errichten. Der Vorsteher muß zwei Zeugen zuziehen. Die Vorschriften der 128. Nach § 200 FrG und § 26 Abs. 1 AG z. FrG ist da« Testament in besondere amtliche Verwahrung de« Notar« zu nehmen. 129. Bgl. 8 28 Abs. 3 AG z. FrG (§ 200 FrG).
130. Bgl. § 28 Abs. 2 AG z. FrG (§ 200 FrG) ; auch Art. 150 GG. 131. Bgl. Art. 11 EG. E« gilt also die Bestimmung de» § 2251 nicht auch für diejenigen, die sich an Bord eine« fremdländischen Schiffe« befinden. 132. Bgl. Art. 44 EG.
190
Bürgerliches Gesetzbuch.
V. Buch. Erbrecht.
einem Testament enthaltene Verfügung kann von dem Erblasser jederzeit widerrufen werden. Die Entmündigung des Erblassers wegen Geistes schwache, Verschwendung oder Trunksucht steht dem Widerruf eines vor der Entmündigung errichteten Testaments nicht entgegen. 2254. Der Widerruf erfolgt durch Testament?" 2255. Ein Testament kann auch dadurch wider rufen werden, daß der Erblasser in der Absicht, es aufzuheben, die Testamentsurkunde vernichtet oder an ihr Veränderungen vornimmt, durch die der Wille, eine schriftliche Willenserklärung auf zuheben, ausgedrückt zu werden Pflegt. Hat der Erblasser die Testamentsurkunde ver nichtet oder in der bezeichneten Weise verändert, so wird vermuthet, datz er die Aufhebung des Testaments beabsichtigt habe. 2256. Ein vor einem Richter oder vor einem Notar oder nach § 2249 errichtetes Testammt gilt als widerrufen, wenn die in amtliche Ver wahrung genommene Urkunde dem Erblasser zurückgegeben wird. Der Erblasser kann die Rückgabe jederzeit ver langen. Die Rückgabe darf nur an den Erblasser persönlich erfolgen. Die Vorschriften des Abs. 2 gelten auch für ein nach § 2248 hinterlegtes Testament- die Rückgabe ist auf die Wirksamkeit des Testaments ohne Einfluß. 2257. Wird der durch Testament erfolgte Wider ruf einer letztwilligen Verfügung widerrufen, so ist die Verfügung wirksam, wie wenn sie nicht widerrufen worden wäre. 2258. Durch die Errichtung eines Testaments wird ein früheres Testament insoweit aufgehoben, als das spätere Testament mit dem früheren in Widerspruch steht. Wird das spätere Testament widerrufen, so ist das ftühere Testament in gleicher Weise wirksam, wie wenn es nicht aufgehoben worden wäre. 2259. Wer ein Testament, das nicht in amt liche Verwahrung gebracht ist, im Besitze hat, ist verpflichtet, es unverzüglich, nachdem er von dem Tode des Erblassers Kenntniß erlangt hat, an das Nachlaßgericht"4 abzultefern?" Befindet sich ein Testament bei einer anderen Behörde als einem Gericht oder befindet es sich bei einem Notar in amtlicher Verwahrung, so ist es nach dem Tode des Erblassers an daS Nachlaßgertcht abzuliefern. Das Nachlaßgericht194 hat, wenn es von dem Testamente Kenntniß erlangt, die Ablieferung zu veranlassen. 2260. Das Nachlaßgericht"4 hat, sobald es von dem Tode des Erblassers Kenntniß erlangt, zur 133. Die gleiche Form ist nicht erforderlich. 134. § 72 FrG.
135. Bgl. § 83 FrG; Artt. 24 ff. der allgem. Verfügung v. 6. Dez. 1899.
§ 2254—2268.
Eröffnung eines in seiner Verwahrung befind lichen Testaments einen Termin zu bestimmen. Zu dem Termine sollen die gesetzlichen Erben des Erblassers und die sonstigen Betheiltgten soweit thunlich geladen werden. In dem Termin ist das Testament zu öffnen, den Betheiligten zu verkünden und ihnen auf Verlangen vorzulegen. Die Verkündung darf im Falle der Vorlegung unterbleiben. Ueber die Eröffnung ist ein Protokoll aufzu nehmen. War das Testament verschlossen, so ist in dem Protokolle festzustellen, ob der Verschluß unversehrt war."2261. Hat ein anderes Gericht als das Nachlaßgericht das Testament in amtlicher Verwahrung, so liegt dem anderen Gerichte die Eröffnung des Testaments ob. Das Testament ist nebst einer beglaubigten Abschrift des über die Eröffnung aufgenommmen Protokolls dem Nachlaßgerichte zu übersenden- eine beglaubigte Abschrift des Testa ments ist zurückzubehalten. 2262. Das Nachlaßgericht hat die Betheiligten, welche bei der Eröffnung des Testaments nicht zugegen gewesen sind, von dem sie betreffenden Inhalte des Testaments in Kenntniß zu setzen. 2263. Eine Anordnung des Erblassers, durch die er verbietet, das Testament alsbald nach seinem Tode zu eröffnen, ist nichtig. 2264. Wer ein rechtliches Interesse glaubhaft macht, ist berechtigt, von einem eröffneten Testa ment Einsicht zu nehmen sowie eine Abschrift des Testaments oder einzelner Theile zu fordern- die Abschrift ist auf Verlangen zu beglaubigen. Achter Titel.
Gemeinschaftliches Testament.
2265. Ein gemeinschaftliches Testament kann nur von Ehegatten errichtet werden. 2266. Ein gemeinschaftliches Testament kann nach § 2249 auch dann errichtet werden, wenn die Voraussetzung des § 2249 nur auf Seiten eines der Ehegatten vorliegt. 2267. Zur Errichtung eines gemeinschaftlichen Testaments nach § 2231 Nr. 2 genügt es, wenn einer der Ehegatten das Testament in der dort vorgeschriebenen Form errichtet und der andere Ehegatte die Erklärung beifügt, daß das Testa ment auch als sein Testament gelten solle. Die Erklärung muß unter Angabe des Ortes und Tages eigenhändig geschrieben und unterschrieben werden. 2268. Ein gemeinschaftliches Testammt ist in den Fällen des § 2077 seinem ganzen Inhalte nach unwirksam. Wird die Ehe vor dem Tode eines der Ehe gatten aufgelöst oder liegen die Voraussetzungen des § 2077 Abs. 1 Satz 2 vor, so bleiben die Ber136. Die Kosten der Eröffnung sind im Nachlaßkonkur»
Masseschulden nach § 2244 KO.
Bürgerliches Gesetzbuch.
V. Buch. Erbrecht.
fügungen insoweit wirksam, als anzunehmen ist, daß sie auch für diesen Fall getroffen sein würden.
191
§ 2269—2279.
2273. Bet der Eröffnung eines gemeinschaft lichen Testaments sind die Verfügungen des über
2269. Haben die Ehegatten in einem gemein
lebenden Ehegatten, soweit sie sich sondern lassen,
schaftlichen Testamente, durch das sie sich gegen
weder zu verkünden noch sonst zur Kenntniß der
seitig als Erben einsetzen, bestimmt, daß nach dem
Betheiligten zu bringen.
Tode des Ueberlebenden der beiderseitige Nachlaß
des verstorbenen Ehegatten
an einen Dritten fallen soll, so ist im Zweifel
Abschrift anzufertigen.
anzunehmen, daß der Dritte für den gesammten
zu verschließen und in die besondere amtliche Ver
Nachlaß als Erbe des zuletzt versterbenden Ehe
wahrung zurückzubringen.13 7B
gatten eingesetzt ist.
Bon den Verfügungen
vierter Abschnitt.
Haben die Ehegatten in einem solchen Testament
ist eine beglaubigte
Das Testament ist wieder
Erbvertrag."«
2274. Der Erblasser kann einen Erbverttag
ein Vermächtniß angeordnet, das nach dem Tode des Ueberlebenden erfüllt werden soll, so ist im
nur persönlich schließen.
Zweifel anzunehmen, daß das Vernrächtniß dem
2275. Einen Erbverttag kann als Erblasser nur schließen, wer unbeschränkt geschäftsfähig ist.
Bedachten erst mit dem Tode des Ueberlebenden
Ein Ehegatte kann als Erblasser mit seinem
anfallen soll.
2270. Haben die Ehegatten in einem gemein
Ehegatten einen Erbverttag schließen, auch wenn
schaftlichen Testamente Verfügungen getroffen, von
er in der
denen anzunehmen ist, daß die Verfügung des
bedarf in diesem Falle der Zusttmmung feines
einen nicht ohne die Verfügung des anderen ge troffen sein würde, so hat die Nichtigkeit oder der
ein Vormund, so ist auch die Genehmigung des
Widerruf der einen Verfügung die Unwirksamkeit
Vormundschaftsgerichts erforderlich.
der anderen zur Folge.
Ein solches Verhältniß der Verfügungen zu
Geschäftsfähigkeit beschränkt ist.
Er
gesetzlichen Vertreters- ist der gesetzliche Vettreter
Die Vorschriften des Abs. 2 gelten auch für
Verlobte.
einander ist im Zweifel anzunehmen, wenn sich
2276. Ein Erbverttag kann nur vor einem
die Ehegatten gegenseitig bedenken oder wenn dem
Richter oder vor einem Notar bei gleichzeitiger Anwesenheit beider Theile geschloffen werben. Die
einen Ehegatten von dem anderen eine Zuwendung
gemacht und für den Fall des Ueberlebens des
Vorschriften der §§ 2233 bis 2245 finden An
Bedachten eine Verfügung zu Gunsten einer Person
wendung- was nach diesen Vorschriften für den
getroffen wird, die mit dem anderen Ehegatten
Erblasser gilt, gilt für jeden der Verttagschließenden.
verwandt ist oder ihm sonst nahe steht.
Für einen Erbverttag zwischen Ehegatten oder
Vermächtnisse oder Auflagen findet die Vorschrift
zwischen Verlobten, der mit einem Eheverttag in derselben Urkunde verbunden wird, genügt die für
des Abs. 1 keine Anwendung.
den Eheverttag vorgeschriebene gorm.139 137140 * 138
Auf andere Verfügungen als Erbeinsetzungen,
einer Verfügung des anderen Ehegatten in dem
2277. Die über einen Erbverttag aufgenommene Urkunde soll nach Maßgabe des § 2246 verschlossen,
im § 2270 bezeichneten Verhältnisse steht, erfolgt
mit einer Auffchrist versehen und in
2271. Der Widerruf einer Verfügung, die mit
bei
Lebzeiten der Ehegatten nach den für den
Rücktritt von einem Erbvertrage geltenden Vor
besondere
amtliche Verwahrung gebracht werden, sofern nicht die
Patteien
das
Gegentheil
verlangen.
Das
Durch eine neue Verfügung
Gegentheil gilt im Zweifel als verlangt, wenn
voll Todeswegen kaml ein Ehegatte bei Lebzeiten
der Erbverttag mit einem anderen Berttag in
des arlderen seine Verfügung nicht einseitig auf
derselben Urkunde verbunden wird."9
schriften des § 2296.
heben.
Ueber einen in besondere amtliche Verwahrung
Das Recht zunl Widerruf erlischt mit dem Tode
genommenen Erbverttag soll jedem der Berttag-
des anderen Ehegatten- der Ueberlebende kann
schließenden ein Hinterlegungsschein ertheilt werden.
jedoch seine Berfüglmg aufheben, wenn er das
2278. In einem Erbverttage kann jeder der Verttagschließenden verttagsmäßige Verfügungen
ihm Zugewendete ausschlägt. Auch nach der An-
llahme der Zulvendung ist der Ueberlebende zur Aufhebung nach Maßgabe des § 2294 und des
§ 2336 berechtigt. Ist ein pflichttheilsberechtigter Abkömmling der
Ehegatten oder eines der Ehegatten bedacht, so findet die Vorschrift des § 2289 Abs. 2 entsprechende
Anwendung."?
2272. Ein gemeinschaftliches Testament kann nach § 2256 nur von beiden Ehegatten zurück genommen werden. 137. Vgl. Art. 214 Abs. 2 EG.
von Todeswegen treffen. Andere Verfügungen als Erbeinsetzungen, Ver
mächtnisse und Auflagen können verttagsmäßig
nicht getroffen werden.
2279. Auf verttagsmäßige Zuwendungen und Auflagen finden die für letztwillige Zuwendungen 137a. Bgl. Artt. 22 ff. der allgem. Verfügung v. 6. Dez. 1899. 138. UebergangSvorschrift: Artt. 214 Abs. 2, 215 EG. Vgl. auch Att. 24 Abs. 3 EG. 139. Nur der Notar ist zuständig: Art. 141 EG; § 44 AG z. FrG. — Bgl. auch Attt. 38, 151 EG. 140. Bgl. § 28 Abs. 1 AG z. FrG.
192
V. Buch. Erbrecht.
Bürgerliches Gesetzbuch.
§ 2280—2290.
und Auflagen geltenden Vorschriften entsprechende
2079 nicht mehr anfechten, wenn das Anfechtungs
Anwendung.
recht des Erblassers zur Zeit des Erbfalls er
Die Vorschriften des § 2077 gelten für einen Erbvertrag zwischen Ehegatten
oder Verlobten
auch insoweit, als ein Dritter bedacht ist.
2280. Haben Ehegatten in einem Erbvertrage, durch den sie sich gegenseittg als Erben einsetzen,
loschen ist.
2286. Durch den Erbvertrag wird das Recht des Erblassers, über sein Vermögen durch Rechts geschäft unter Lebenden zu verfügen, nicht beschränkt.
besttmmt, daß nach dem Tode des Ueberlebenden
2287. Hat der Erblasser in der Absicht, den Bertragserben zu beeinträchttgen, eine Schenkung
der beiderseitige Nachlaß an einen Dritten fallen
gemacht, so kann der Bertragserbe, nachdem ihm
soll, oder ein Bermächtniß angeordnet, das nach
die Erbschaft angefallen ist, von dem Beschenkten
dem Tode des Ueberlebenden zu erfüllen ist, so
die Herausgabe des Geschenkes nach den Vor
finden die Vorschriften des § 2269 entsprechende
schriften
Anwendung.
ferttgten Bereicherung fordern.
2281. Der Erbvertrag kann auf Grund der §§ 2078, 2079 auch von dem Erblasser angefochten
Anfälle der Erbschaft an.
werden,- zur Anfechtung auf Grund des § 2079 ist erforderlich, daß der Pflichttheilsberechttgte zur
Zeit der Anfechtung vorhanden ist.
über die Herausgabe einer ungerecht-
Der Anspruch verjährt in drei Jahren von dem
2288. Hat der Erblasser den Gegenstand eines vertragsmäßig angeordneten Vermächtnisses in der Absicht, den Bedachten zu beeinträchttgen, zerstört,
Soll nach dem Tode des anderen Bertrag-
bei Seite geschafft oder beschädigt, so tritt, soweit
schließenden eine zu Gunsten eines Dritten ge
der Erbe dadurch
troffene Verfügung von dem Erblasser angefochten
Leistung zu bewirken, an die Stelle des Gegen
werden, so ist die Anfechtung dem Nachlaßgerichte"1
standes der Werth.
gegenüber zu erklären. Das Nachlaßgericht soll die Erklärung dem Dritten mittheilen.
den Bedachten zu beeinträchtigen, veräußett oder
2282. Die Anfechtung kann nicht durch einen Vertreter des Erblassers erfolgen. Ist der Erb
den Gegenstand zu verschaffen oder die Belastung
lasser in der Geschäftsfähigkeit beschränkt, so be
zu beseitigen- auf diese Verpflichtung finden die
außer Stand gesetzt ist,
die
Hat der Erblasser den Gegenstand in der Absicht,
belastet, so ist der Erbe verpflichtet, dem Bedachten
darf er zur Anfechtung nicht der Zustimmung
Vorschriften des § 2170 Abs. 2 entsprechende An
seines gesetzlichen Vertreters.
wendung. Ist die Veräußerung oder die Belastung
Für einen geschäftsunfähigen Erblasser kann sein
schenkweise erfolgt, so steht dem Bedachten, soweit
gesetzlicher Vertreter mit Genehmigung des Bor
er Ersatz nicht von dem Erben erlangen kann,
mundschaftsgerichts den Erbvertrag anfechten.
der im § 2287 bestimmte Anspruch
Die Anfechtungserklärung bedarf der gericht
lichen oder notariellen Beurkundung?"
2283. Die Anfechtung durch den Erblasser kann
gegen den
Beschenkten zu.
2289. Durch den Erbvertrag wird eine ftühere letztwillige Verfügung des Erblassers aufgehoben, soweit sie das Recht des vertragsmäßig Bedachten
HUT binnen Jahresfrist erfolgen. Die Frist beginnt im Falle der Anfechtbarkeit
beeinträchtigen würde.
In dem gleichen Umfang
wegen Drohung mit dem Zeitpunkt, in welchem
ist eine spätere Verfügung von Todeswegen un
die Zwangslage aufhört, in den übrigen Fällen
wirksam, unbeschadet der Vorschrift des § 2297.
mit dem Zeitpunkt, in welchem der Erblasser von
Ist der Bedachte ein pflichttheilsberechtigter Ab
Auf
kömmling des Erblassers, so kann der Erblasser
den Lauf der Frist futöcn die für die Verjährung
durch eine spätere letztwillige Verfügung die nach
geltenden Vorschriften der §§ 203, 206 entsprechende
§ 2338 zulässigen Anordnungen treffen.
Anwendung.
2290. Ein Erbvertrag sowie eine einzelne ver tragsmäßige Verfügung kann durch Vertrag von
dem Anfechtungsgrunde Kenntniß erlangt.
Hat im Falle des § 2282 Abs. 2 der gesetzliche Vertreter den Erbvertrag nicht rechtzeitig ange
den Personen aufgehoben werden, die den Erb
fochten, so kann nach dem Wegfalle der Geschäfts
vertrag geschlossen haben.
unfähigkeit der Erblasser selbst den Erbvertrag in
dieser Personen kann die Aufhebung nicht mehr
gleicher Weise anfechten, wie wenn er ohne gesetz
erfolgen.
lichen Vertreter gewesen wäre.
Nach dem Tode einer
Der Erblaffer kann den Vertrag nur persönlich
2284. Die Bestätigung eines anfechtbaren Erb
schließm. Ist er in der Geschäftsfähigkeit beschränkt,
vertrags kann nur durch den Erblasser persönlich
so bedarf er nicht der Zustimmung seines gesetz
erfolgen. Ist der Erblasser in der Geschäftsfähigkeit
lichen Vertreters.
beschränkt, so ist die Bestättgung ausgeschlossen.
Steht der andere Theil unter Vormundschaft, so
2285. Die im § 2080 bezeichneten Personen
ist die Gmchmigung des Bormundschaftsgertchts er
können den Erbverttag auf Grund der §§ 2078,
forderlich. Das Gleiche gilt, wenn er unter elterlicher
141. § 72 FrG. 142. «gl. 8 44 AG z. FrG (Art. 141 GV).
Gewalt steht, es sei denn, daß der Vertrag unter
Ehegatten oder unter Verlobten geschlossen wird.
Bürgerliches Gesetzbuch.
V. Buch. Erbrecht.
Der Vertrag bedarf der im § 2276 für den
19S
§ 2291—2305.
lebende kann jedoch, wenn er daS ihm durch den
Erbvertrag vorgeschriebenen Form.
Vettrag Zugewendete auSschlägt, seine Verfügung
2291. Eine vertragsmäßige Verfügung, durch die ein Bermächtniß oder eine Auflage angeordnet
durch Testament aufheben.
ist, kann von dem Erblasser durch Testament auf
Satz 1,2 finden keine Anwendung, wmn ein anderer
gehoben werden. Zur Wirksamkeit der Aufhebung
Wille der Vertragschließenden anzunehmen ist.
ist die Zustimmung des anderen Vertragschließenden
Die Borschttften des Abs. 1 und des Abs. 2
2299.
Jeder der Vertragschließenden kann in
erforderlich- die Vorschriften des § 2290 Abs. 3
dem Erbvertrag einseitig jede Verfügung treffen,
finden Anwendung.
die durch Testament getroffen werden kann.
Die Zustimmungserklärung bedarf der gericht
lichen oder notariellen Beurkundung - 14 * die Zu stimmung ist unwiderruflich.
Die Verfügung kann auch in einem Ver
wäre.
2292. Ein zwischen Ehegatten geschloffener Erboettrag sann auch durch
Für eine Verfügung dieser Att gilt das Gleiche, wie wenn sie durch Testament getroffen wordm
gemeinschaftliches
ein
Testament der Ehegatten aufgehoben werden; die
trag aufgehoben werden, durch den eine vertrags mäßige Verfügung aufgehoben wird.
Wird
der Erbvettrag
durch
deS
Ausübung
Vorschriften des § 2290 Abs. 3 finden Anwendung.
Rücktttttsrechts oder durch Vertrag aufgehoben,
2293. Der Erblasser kann von dem Erbvertrage
so tritt die Verfügung außer Kraft, sofern nicht
zurücktreten, wenn er sich den Rücktritt im Ver
ein anderer Wille des Erblaffers anzunehmen ist.
trage Vorbehalten hat.
Die für die Eröffnung eines Testaments
2300.
2294. Der Erblasser kann von einer vertrags
mäßigen Verfügung zurücktreten, wenn sich der
geltenden
Borschttften
finden
2273
der
§§ 2259
auf den Erbvettrag
bis 2263,
entsprechmde
Bedachte einer Verfehlung schuldig macht, die den
Anwendung, die Borschttften des § 2273 Satz 2, 3
Erblasser zur Entziehung des Pflichttheils berech
jedoch nur dann,
tigt oder, falls der Bedachte nicht zu den Pflicht-
besonderer amtlicher Verwahrung befindet.""
theilsberechtigten gehört, zu der Entziehung be-
rechttgen würde, wenn der Bedachte ein Abkömmling
2301. Auf ein Schenkungsversprechen, welches unter der Bedingung ettheilt wird, daß der Be
des Erblassers wäre.
schenkte den Schenker überlebt, finden die
2295. Der Erblasser kann von einer vertrags-
wenn sich der Erbvertrag in
Bor
schttften über Verfügungen von Todeswegen An-
Das Gleiche gilt für ein schenkwetse
mäßigm Verfügung zurücktreten, wenn die Ver
tvendung.
fügung mit Rücksicht auf eine rechtsgeschäftliche
unter dieser Bedingung etthetltes Schuldversprechen
Verpflichtung des Bedachten, dem Erblasser für
oder Schuldanerkmntniß der in den §§ 780, 781
dessen
bezeichneten Att.
Lebenszeit wiederkehrende
Leistungen
zu
entrichten, insbesondere Unterhalt zu gewähren,
Vollzieht der Schenker
die Schenkung durch
getroffen ist und die Verpflichtung vor dem Tode
Leistung des zugewendeten Gegenstandes, so finden
des Erblassers aufgehoben wird.
die Vorschriften über Schenkungen unter Lebenden
Der Rücktritt kann nicht durch einen
Vertreter erfolgen. Ist der Erblasser in der Ge
Anwendung. 2302. Ein Vertrag,
schäftsfähigkeit beschränkt, so bedarf er nicht der
verpflichtet, eine Verfügung von Todeswegen zu
2296.
Zustimmung fernes gesetzlichen Vertreters. Der Rücktritt erfolgt durch Erklärung gegen über dem anderen Vettragschließenden.
Die Er
klärung bedarf der gerichtlichen oder notariellen
erttchten oder nicht zu erttchten, aufzuheben oder nicht aufzuheben, ist nichttg.
Fünfter Abschnitt. 2303. Ist
Beurkundung. "*
2297. Soweit der Erblasser zum Rücktritte be
den sich Jemand
durch
ein
Pflichtteil.
Abkömmling
des
Erblassers
durch Verfügung von TodeSwegen von der Erb
rechtigt ist, kann er nach dem Tode des anderen
folge ausgeschlossen, so kann er von dem Erben
Vertragschließenden die vertragsmäßige Verfügung
den Pflichttheil verlangen.
durch Testament aufheben.
steht in der Hälfte des Wetthes
In den Fällen des
§ 2294 finden die Vorschriften des § 2336 Abs.
2 bis 4 entsprechende Anwendung.
2298.
Sind in einen: Erbverttage von beiden
Der Pflichttheil be des gesetzlichen
Erbtheils. Das gleiche Recht steht den Eltern
Ehegatten
des Erblaffers
zu,
und
dem
wenn sie durch
Theilm vertragsmäßige Verfügungen getroffen,
Verfügung von Todeswegen von der Erbfolge
so hat die Nichtigkeit einer dieser Verfügungen die
ausgeschlossen sind.
Unwirksamkeit des ganzen Vettrags zur Folge.
Ist in einem solchen Verttage der Rücktritt
2304.
Vorbehalten, so wird durch den Rücktritt eines
2305.
der Vettragschließenden der ganze Vettrag auf
Erbtheil
gehoben.
Das Rücktttttsrecht
erlischt mit dem
Tode des anderen Vettragschließenden. Der UeberSystem. Sammt, b. i. E.-L. gelt. Ges. Bd. I.
Die Zuwendung des Pflichttheils ist im
Zweifel nicht als Erbeinsetzung anzusehen. Ist
einem
PflichttheilSberechtigten
hinterlassen, der
gettnger ist alS
ein
die
142a. vgl. Artt. 22 ff. der allgemeinen Verfügung vom
6. Deö. 1899.
13
194
Bürgerliches Gesetzbuch.
Hälfte des
gesetzlichen Erbtheils,
so
§ 2306—2314.
V. Buch. Erbrecht.
kann der
der Feststellung des für die Be
2310. Bei
Pflichttheilsberechtigte von den Miterben als Pflicht
rechnung des Pflichttheils maßgebender! Erbtheil
theil den Werth
werden diejenigen mitgezählt, welche durch letzt
des an
der
Hälfte
fehlenden
Theiles verlangen.
willige
2306. Ist ein als Erbe berufener Pflichttheits-
berechtigter durch die Einsetzurrg eines Nacherben,
von
Verfügung
oder die
schlossen sind
Erbfolge
der
Erbschaft
ausge
ausgeschlagen
die Ernennung eines Testamentsvollstreckers oder
haben oder für erbunwürdig erklärt sind. Wer durch Erbverzicht von der gesetzlichen Erbfolge
eine Theilmrgsanordnung beschränkt oder ist er
ausgeschlossen ist, wird nicht mitgezählt.
einem Vermächtniß oder einer Auflage be
mit
schwert,
so
gilt die Beschränkung oder die Be-
schwerung als nicht
angeordnet,
wenn der ihm
hinterlassene Erbtheil die Hälfte des gesetzlichen
Erbtheils nicht übersteigt.
Ist der hinterlassene
Erbtheil größer, so kann der Pflichttheilsberech
2311.
Der Berechnung des Pflichttheils wird
der Bestand und der Werth des Nachlasses zur Zeit des Erbfalls zu Grunde gelegt.
lassers bleibt der dem überlebenden
tigte den Pflichttheil verlangen, wenn er den Erb
Der Werth ist, soweit erforderlich, durch Schätzung zu
erst, wenn der Pflichttheilsberechtigte von der Be
Werthbestimmung ist nicht maßgebend.
Einer Beschränkung der Erbeinsetzung steht es
Ehegatten
gebührende Voraus außer Ansatz.
theil ausschlägt,' die Ausschlagungsfrist beginnt
schränkung oder der Beschwerung Kenntniß erlangt.
Bei der
Berechnung des Pflichttheils der Eltern des Erb
ermitteln.
2312.
von:
Eine
Hat der
Erblasser
getroffene
Erblasser angeordnet oder ist
gleich, wenn der Pflichttheilsberechtigte als Nach
rrach § 2049 anzunehmen, daß einer von mehreren Erben das Recht haben soll, ein zum Nachlasse
erbe eingesetzt ist.
gehörendes Landgut zu dem Ertragswerthe zu
2307. Ist ein Pflichttheilsberechtigter mit einem
übernehmen, so ist, wenn von dem Rechte Gebrauch
Vermächtnisse bedacht, so kann er den Pflichttheil
gemacht wird, der Ertragswerth auch für die Be
verlängert, wenn er das Vermächtnis; ausschlägt.
rechnung des Pflichttheils maßgebend.
Schlägt er nicht aus, so steht ihm cm Recht auf
den Pflichttheil nicht zu, soweit der Werth des
Erblasser einen anderen Uebernahmepreis bestimmt, so ist dieser maßgebend, wenn er den Ertrags
Vermächtnisses reicht,' bei der Berechnmrg
werth erreicht
Werthes
des
bleiben Beschränkungen urrd Beschwe-
rungen der im § 2306 bezeichneten
Art außer
Betracht.143
und
Hat der
den Schätzungswerth nickt
übersteigt.
Hinterläßt der Erblasser nur einen Erben, so
kann er anordnen, daß der Berechnung des Pflicht
Der mit dem Vermächtnisse beschrverte Erbe
theils der
Satz
mung einer angemessenen Frist zur Erklärung
werden sott.144
über die Annahrne des Vermächtnisses aufforderrr.
2
oder ein nach Abs. 1
Ertragswerth
kann der: Pflichttheilsberechtigten unter Bestim
bestinrmter
Werth
zu
Grunde
gelegt
Diese Vorschriften finden nur Anwendung, wenn
Mit dem Ablaufe der Frist gilt das Vermächtniß
der Erbe,
als ausgeschlagen, wenn nicht vorher die An
§ 2303 bezeichneten pflichttheilsberechtigten Per
nahme erklärt wird.
sonen gehört.
2308. Hat ein Pflichttheilsberechtigter, der als
2313.
der das Landgut erwirbt, zu den im
Bei
der Feststellung des Werthes des
Vermächtnißnehmer in der im
Nachlasses bleiben Rechte und Verbindlichkeiten,
§ 2306 bezeichneten Art beschränkt oder beschwett
die von einer aufschiebenden Bedingung abhängig
ist, die Erbschaft oder das Vermächtniß ausge
sind, außer Ansatz. Rechte urrd Verbindlichkeiten,
Erbe
oder
als
schlagen, so kann er die Ausschlagung anfechten,
die von einer auflösenden Bedingung abhängig
wenn die Beschränkung oder die Beschwerung zur
sind, kommen als unbedingte in Ansatz.
Zeit der Ausschlagung weggefallen und der Weg
die Bedingung ein, so hat die der veränderten
fall ihm nicht bekannt war.
Rechtslage entsprechende Ausgleichung zu erfolgen.
Tritt
Anfechtung der Ausschlagung eines
Für ungewisse oder unsichere Rechte sowie für
Vermächtnisses finden die für die Anfechtung der
zweifelhafte Verbindlichkeiten gilt das Gleiche wie
Ausschlagung
für Rechte und Verbindlichkeiten, die von einer
Auf die
einer
schriften entsprechende
Erbschaft
geltenden
Anwendung.
Die
Vor An
aufschiebenderr Bedingung
abhärrgig sind.
Der
fechtung erfolgt durch Erklärung gegenüber dem
Erbe ist dem Pflichttheilsberechtigten gegenüber
Beschwetten.
verpflichtet, für die Feststellung eines urrgewissen
2309.
Entferntere Abkömmlinge und die Eltern
des Erblassers sind
insoweit nicht pflichttheils-
berechtigt, als ein Abkömmling, der sie im Falle
der gesetzlichen Erbfolge ausschließen würde,
und für die Verfolgung eines urrsicheren Rechtes
zu
sorgen,
soweit
es
einer
ordnungsmäßigen
Verwaltung entspricht.
den
2314. Ist der Pflichttheilsberechtigte nicht Erbe,
Pflichttheil verlangen kann oder das ihm Hinter-
so hat ihm der Erbe auf Verlangen über den
lassene annimmt.
Bestand
143. Vgl. § 226 Abs. 3 KO.
des Nachlasses
144. Vgl. Art. 137 EG.
Auskunft zu ertheilen.
Bürgerliches Gesetzbuch.
Der Pflichttheilsberechtigte kann Verlangen,
V. Buch. daß
er bei der Aufnahme des ihm nach § 260 vor
Erbrecht.
195
§ 2315—2325.
nehmer gegenüber ist die Kürzung nur soweit zu
lässig, daß ihm der Pflichttheil verbleibt.
zulegenden Verzeichnisses der Nachlaßgegenstände
Ist der Erbe selbst pflichttheilsberechtigt, so kann
zugezogen und daß der Werth der Nachlaßgegen-
er wegen der Pflichttheilslast das Vermächtniß und
Er kann auch Verlangen,
die Auflage soweit kürzen, daß ihm sein eigener
stünde ermittelt wird.
daß das Verzeichniß durch die zuständige Behörde oder durch einen zuständigen Beamten oder Notar ausgenommen wird.145
Pflichttheil verbleibt. 2319. Ist einer
von mehreren Erben selbst
pflichttheilsberechtigt, so kann er nach der Theilung
Die Kosten fallen dem Nachlasse zur Last.
die Befriedigung eines anderen Pflichttheilsberech-
2315. Der Pflichttheilsberechtigte hat sich auf
den Pflichttheil anrechnen zu lassen, was ihm von
tigten soweit verweigern, daß ihm sein eigener Pflichttheil verbleibt. Für den Ausfall haften
dem Erblasser durch Rechtsgeschäft unter Lebenden
die übrigen Erben.
mit der Bestimmung zugewendet worden ist, daß es auf den Pflichttheil angerechnet werden soll.
2320. Wer an Stelle des Pflichttheilsberechtigten gesetzlicher Erbe .wird, hat im Verhältnisse zu
Der Werth der Zuwendung wird bei der Be
Miterben die Pflichttheilslast und, wenn der Pflicht-
stimmung des Pflichttheils dem Nachlasse hinzu
theilsberechtigte ein ihm zugewendetes Vermächtniß
gerechnet.
Der Werth bestimmt sich nach der Zeit,
zu welcher die Zuwendung erfolgt ist.
annimmt, das Vermächtniß in Höhe des erlangten
Vortheils zu tragen.
Ist der Pflichttheilsberechtigte ein Abkömmling
Das Gleiche gilt im Zweifel von demjenigen,
des Erblassers, so findet die Vorschrift des § 2051
welchem der Erblasser den Erbtheil des Pflicht
Abs. 1 entsprechende Anwendung.
theilsberechtigten durch Verfügung von Todeswegen
2316. Der Pflichttheil eines Abkömmlinges be
stimmt sich, wenn mehrere Abkömmlinge vorhanden sind und unter ihnen im Falle der gesetzlichen
zugewendet hat. 2321.
Schlägt der Pflichttheilsberechtigte ein
ihm zugewendetes Vermächtniß aus, so hat im
Erbfolge eine Zuwendung des Erblassers zur Aus
Verhältnisse der Erben und der Vermächtnißnehmer
gleichung zu bringen sein würde, nach demjenigen,
zu einander derjenige, welchem die Ausschlagung
was auf den gesetzlichen Erbtheil unter Berück
zu Statten kommt, die Pflichttheilslast in Höhe
sichtigung der Ausgleichungspflicht bei der Theilung
entfallen würde. Ein Abkömmling, der durch Erb
des erlangten Vortheils zu tragen. 2322. Ist eine von dem Pflichttheilsberechtigten
verzicht von der gesetzlichen Erbfolge ausgeschlossen
ausgeschlagene Erbschaft oder ein von ihm aus
ist, bleibt bei der Berechnung außer Betracht.
geschlagenes Vermächtniß mit einem Vermächtniß
Ist der Pflichttheilsberechtigte Erbe und beträgt
oder einer Auflage beschwert, so kann derjenige,
der Pflichttheil nach Abs. 1 mehr als der Werth des hinterlassenen Erbtheils, so kann der Pflicht-
welchem die Ausschlagung zu Statten kommt, das Vermächtniß oder die Auflage soweit kürzen, daß
theilsberechtigte von den Miterben den Mehrbetrag
ihm der zur Deckung der Pflichttheilslast erforder
als Pflichttheil verlangen, auch wenn der hinter
liche Betrag verbleibt.
lassene Erbtheil die Hälfte des gesetzlichen Erbtheils
2323. Der Erbe kann die Erfüllung eines Ver
mächtnisses oder einer Auflage auf Grund des
erreicht oder übersteigt.
Eine Zuwendung der im § 2050 Abs. 1 be
§ 2318 Abs. 1 insoweit nicht verweigern, als er
zeichneten Art kann der Erblasser nicht zum Nach
die Pflichttheilslast nach den §§ 2320 bis 2322
theil eines Pflichttheilsberechtigten von der Berück
nicht zu tragen hat. 2324. Der Erblasser kann durch Verfügung von
sichtigung ausschließen. Ist eine nach Abs. 1 zu berücksichtigende Zu
Todeswegen die Pflichttheilslast im Verhältnisse der
wendung zugleich nach § 2315 auf den Pflicht
Erben zu einander einzelnen Erben auferlegen und
theil anzurechnen, so kommt sie auf diesen nur
von den Vorschriften des § 2318 Abs. 1 und der
mit der Hälfte des Werthes zur Anrechnung.
§§ 2320 bis 2323 abweichende Anordnungen treffen.
2317. Der Anspruch auf den Pflichttheil entsteht
2325. Hat der Erblasser einem Dritten eine
Schenkung gemacht, so kann der Pflichttheilsbe
mit dem Erbfalle. Der Anspruch ist vererblich und übertragbar.146
rechtigte als Ergänzung des Pflichttheils den Be
2318. Der Erbe kann die Erfüllung eines ihm
trag verlangen, um den sich der Pflichttheil erhöht,
auferlegten Vermächtnisses soweit verweigern, daß
wenn der verschenkte Gegenstand dem Nachlasse
die Pflichttheilslast von ihm und dem Vermächt-
hinzugerechnet wird. Eine verbrauchbare Sache kommt mit dem Werthe
nißnehmer verhältnißmäßig getragen wird.
Das
in Ansatz, den sie zur Zeit der Schenkung hatte.
Gleiche gilt von einer Auflage. Einem
pflichttheilsberechtigten
Vermächtniß-
145. Vgl. § 35 AG z. FrG. 146 Aber nach § 852 Abs. 1 CPO nur pfändbar, wenn er durch Vertrag anerkannt oder rechtshängig geworden ist.
Ein anderer Gegenstand kommt mit dem Werthe in Ansatz, den er zur Zeit des Erbfalls hat-
hatte er zur Zeit der Schenkung einen geringeren Werth, so wird nur dieser in Ansatz gebracht.
13*
196
Bürgerliches Gesetzbuch.
Erbrecht.
V. Buch.
Die Schenkung bleibt unberücksichtigt, wenn zur
Zett des ErbfallS zehn Jahre seit der Leistung des
verschenkten Gegenstandes verstrichen sind,- ist die Schenkung an den Ehegatten deS Erblassers er
§ 2326—2336.
aus dem Gesammtgute der fottgesetzten Gittergenreinschaft entsprechmde Anwendung. 2332.
Der Pflichttheilsanspruch verjährt in drei
Jahrm von dem Zeitpunkt an, in welchem der
folgt, so beginnt die Frist nicht vor der Auflösung
Pflichttheilsberechtigte von dem Eintritte deS Erb
der Ehe.
falls und von der ihn beeinträchttgenden Verfügung
2826.
Der Pflichttheilsberechtigte kann die Er
gänzung deS Pflichttheils auch
dann verlangen,
Kenntniß erlangt, ohne Rücksicht auf diese Kenntniß
in dreißig Jahren von dem Eintritte des ErbfallS an.
Erbtheils
Der nach § 2329 dem PfltchttheilSberechttgten
hinterlassen ist. Ist dem PfltchttheilSberechttgten
gegm dm Beschenktm zustehende Anspruch verjährt
mehr alS die Hälfte hinterlassen, so ist der Anspruch
in drei Jahren von dem Eintritte deS Erbfalls an.
wenn ihm die Hälfte deS gesetzlichen
abgeschlossen, soweit der Werth des mehr Hinter
2327.
Die Verjährung wird nicht dadurch gehemmt, daß die Ansprüche erst nach der Ausschlagung der
lassenen reicht. Hat der Pflichttheilsberechtigte selbst ein
Geschenk von dem Erblasser erhalten, so ist daS
Geschenk in gleicher Wesse wie daS dem Dritten gemachte Geschenk dem Nachlasse hinzuzurechnen
und zugleich dem PfltchttheilSberechttgten auf die
ge
Erbschaft oder eines Vermächtnisses geltend macht werden können.
2333.
Der Erblasser kann einem Abkömmlinge
dm Pflichttheil entziehen:
1. wmn der Abkömmling dem Erblasser,
Ergänzung anzurechnen. Ein nach § 2315 anzu
dem
Ehegatten oder einem anderm Abkömmlinge
rechnendes Geschenk ist auf den Gesammtbetrag
deS Erblassers nach dem Leben trachtet -
deS Pflichttheils und der Ergänzung anzurechnen.
2. wenn der Abkömmling sich einer vorsätzlichen
Ist der PflichtthetlSberechttgte ein Abkömmling
körperlichen Mißhandlung des Erblassers oder
deS Erblassers, so findet die Vorschrift des § 2051
des Ehegattm des Erblassers schuldig macht,
Abs. 1 entsprechende Anwendung.
im
2328.
so kann er die Ergänzung des Pflichttheils soweit verweigern, daß ihm sein eigener Pfltchtthetl mit
Falle der Mißhandlung des Ehegatten
jedoch nur, wenn der Abkömmling von diesem
Ist der Erbe selbst pflichttheitsberechtigt,
abstammt 3. wenn der Abkömmling sich eines Verbrechens
Einschluß dessen verbleibt, waS ihm zur Ergän
oder eines schweren vorsätzlichen Vergehens
zung deS Pflichtthetls gebühren würde.
gegen den Erblasser oder dessen Ehegatten
2829.
Soweit der Erbe zur Ergänzung des
Pflichttheils nicht verpflichtet ist, kann der Pfltcht-
schuldig macht -
4. wenn der Abkömmling die ihm dem Erblasser
theilsberechtigte von dem Beschentten die Heraus
gegenüber gesetzlich
gabe deS Geschenkes zum Zwecke der Befriedigung
pflicht böswillig verletzt-
obliegende
Unterhalts
wegen deS fehlenden Betrags nach den Vorschriften
5. wenn der Abkömmling einen ehrlosen oder
über die Herausgabe einer ungerechtftttigten Be
unsittlichen Lebenswandel wider den Willm
reicherung fordern. Ist der PflichtthetlSberechttgte
der alleinige Erbe, so steht ihm daS gleiche Recht zu. Beschenkte kann die
Herausgabe
des Erblassers fühtt. 2334. Der Erblasser kann dem Vater den Pflicht
durch
theil entziehen, wenn dieser sich einer der im § 2333
Unter mehreren Beschenkten haftet der früher
Das gleiche Recht steht dem Erblasser der Mutter
Der
Zahlung deS fehlenden Betrags abwenden.
Nr. 1,3,4 bezeichneten Verfehlungen schuldig macht.
Beschenkte nur insowett, als der später Beschenkte
gegenüber zu, wenn diese sich einer solchen
nicht verpflichtet ist.
fehlung schuldig macht.
2880.
Die Vorschriften der §§ 2325 btS 2329
finden keine Anwendung auf Schenkungen, durch
2335.
Ver
Der Erblasser kann dem Ehegatten den
Pflichtthetl entziehen, wenn der Ehegatte sich einer
die einer sittlichen Pflicht oder einer auf dm An
Verfehlung schuldig macht, auf Grund deren der
stand zu nehmenden Rücksicht entsprochen wird.
Erblasser nach den §§ 1565 bis 1568 auf Schei
2331. Eine Zuwendung, die auS dem Gesammt-
gute der allgemeinen Gütergemeinschaft, der Er-
dung zu klagen berechttgt ist. Das Recht zur Entziehung erlischt nicht durch Ablauf der für
Geltendmachung
deS
rungenschaftSgemeinschast oder der Fahrnißgemein-
den
schast erfolgt, gilt alS von jedem der Ehegatten
Scheidungsgrundes im § 1571 bestimmten Frist.
zur Hälfte gemacht. Die Zuwendung gilt jedoch, wenn sie an einen Abkömmling, der nur von einem
2336.
die
Die Entziehung deS Pflichtthetls erfolgt
durck letztwtllige Verfügung.
der Ehegatten abstammt, oder an eine Person, von
Der Grund der Entziehung muß zur Zeit der
der nur einer der Ehegattm abstammt, erfolgt
Erttchtung bestehen und in der Verfügung ange
oder wenn einer der Ehegatten
wegen
der Zu
wendung zu dem Gesammtgut Ersatz zu leisten hat, alS von diesem Ehegattm gemacht. Diese Vorschriften findm auf eine Zuwendung
geben werden. Der Beweis des Grundes liegt demjenigen ob, welcher die Entziehung geltend macht.
Im Falle deS § 2333 Nr. 5 ist die Entziehung
Bürgerliches Gesetzbuch.
V. Buch. Erbrecht.
unwirksam, wenn sich der Abkömmling zur Zeit
deS Erbfalls von dem ehrlosen oder unsittlichen Lebenswandel dauernd abgewendet hat. 2337. Das Recht zur Entziehung des Pflicht
2340.
197
§ 2337—2347.
Die Erbunwürdigkeit wird durch An
fechtung des ErbschaftSerwerbes geltend gemacht. Die Anfechtung ist erst nach dem Anfalle der Erbschaft zulässig.
Einem Nacherben gegenüber
theils erlischt durch Verzeihung. Eine Verfügung,
kann die Anftchtung erfolgen, sobald die Erbschaft
durch die der Erblasser die Entziehung angeordnet
dem Vorerben angefallen ist.
hat, wird durch die Verzeihung unwirksam. 2338. Hat sich ein Abkömmling in solchem Maße
Die Anfechtung kann nur innerhalb der im § 2082 bestimmten Fristen erfolgen.
der Verschwendung ergeben oder ist er in solchem
2341. Anfechtungsberechtigt ist Jeder, dem der
Matze überschuldet, daß sein späterer Erwerb er
Wegfall des Erbunwürdigen, sei eS auch nur bei
heblich gefährdet wird, so kann der Erblasser das
dem Wegfall eines Anderen, zu Statten kommt.
Pflichttheilsrecht des Abkömmlinges durch die An
2342.
Die Anfechtung erfolgt durch Erhebung
ordnung beschränken, daß nach dem Tode des
der Anfechtungsklage.
Abkömmlinges dessen gesetzliche Erben das ihm
richten, daß der Erbe für erbunwürdig erklärt wird.
Hinterlassene oder den ihm gebührenden Pflicht theil als Nacherben oder als Nachvermächtnißnehmer
nach dem Verhältniß
ihrer gesetzlichen
Der Erblasser kann
Erbtheile erhalten sollen.
auch für die Lebenszeit des Abkömmlinges die Verwaltung
einem Testamentsvollstrecker über
Die Klage ist darauf zu
Die Wirkung der Anfechtung tritt erst mtt der
Rechtskraft des Urtheils ein. 2343.
Die Anfechtung ist ausgeschlossen, wenn
der Erblasser dem Erbunwürdigen verziehen hat. 2344. Ist ein Erbe für erbunwürdig erklärt,
so gilt der Anfall an ihn alS nicht erfolgt.
tragen- der Abkömmling hat in einem solchen
Die Erbschaft fällt demjenigen an, welcher be
Falle Anspruch auf den jährlichen Reinertrag?"
rufen sein würde, wenn der Erbunwürbige zur
Auf Anordnungen dieser Att finden die Vor
Zeit des Erbfalls nicht gelebt hätte- der Anfall
schriften des § 2336 Abs. 1 bis 3 entsprechende
gilt als mit dem Eintritte des Erbfalls erfolgt.
Die Anordnungen sind unwirksam,
2346. Hat sich ein Bermächtnitznehmer einer der
wenn zur Zett des Erbfalls der Abkömmling sich
im § 2339 Abs. 1 bezeichneten Verfehlungen schuldig gemacht, so ist der Anspruch aus dem Vermächtnis
Anwendung.
dauernd von dem verschwenderischen Leben abge
wendet hat oder die den Grund der Anordnung
anfechtbar.
bildende Ueberschuldung nicht mehr besteht.
des § 2339 Abs. 2 und der §§ 2341, 2343 finden
Sechster Abschnitt.
Erbunwürdigkeit.
Die Vorschriften der §§ 2082, 2083,
Anwendung.
Das Gleiche gilt für einen PfltchtthetlSanspruch,
2339. Erbunwürdig ist:
wenn der Pflichttheilsberechttgte sich einer solchen
1. wer den Erblasser vorsätzlich und widerrecht
Verfehlung schuldig gemacht hat.
lich getödtet oder zu tödten versucht oder in einen Zustand versetzt hat, in Folge dessen
Siebenter Abschnitt.
der Erblasser bis zu seinem Tode unfähig
2346.
Erbverzicht."*
Verwandte sowie der Ehegatte des Erb
war, eine Verfügung von Todeswegen zu
lassers können durch Bettrag mtt dem Erblasser
errichten oder aufzuheben 2. wer den Erblasser vorsätzlich und widerrechtlich
auf ihr gesetzliches Erbrecht verzichten. Der Ver
zichtende ist von der gesetzlichen Erbfolge auSge-
verhindert hat, eine Verfügung von TodeS-
schlossen, wie wenn er zur Zeit deS Erbfalls nicht
wegen zu errichten oder aufzuheben -
mehr lebte- er hat kein PflichtthetlSrecht.
3. wer den Erblasser durch arglistige Täuschung oder widerrechtlich durch Drohung bestimmt
Der Verzicht kann auf daS PflichtthetlSrecht
beschränkt werden.
hat, eine Verfügung von Todeswegen zu
2347. Zu dem Erbverzicht ist, wenn der Ver
errichten oder aufzuheben 4. wer sich in Ansehung einer Verfügung des Erb
zichtende unter Vormundschaft steht, die Geneh-
migung deS BormundschaftSgerichtS erforderlich
lassers von Todeswegen einer nach den Vor
steht er unter elterlicher Gewalt, so gilt daS Gleiche,
schriften der 8§267 bis 274 des Strafgesetzbuchs
sofern nicht der Vertrag unter Ehegatten oder
strafbaren Handlung schuldig gemacht hat.
unter Verlobten geschloffen wird.
Die Erbunwürdigkeit tritt in den Fällen des
Der Erblasser kann den Vertrag nur persönlich
Abs. 1 Nr. 3, 4 nicht ein, wenn vor dem Ein
schließen- ist er in der Geschäftsfähigkeit beschränkt,
tritte des Erbfalls die Verfügung, zu deren Er
so bedarf er nicht der Zusttmmung seines gesetz Ist der Erblasser geschäfts
richtung der Erblasser bestimmt oder in Ansehung
lichen Vertreters.
deren die strafbare Handlung begangen worden
unfähig, so kann der Vertrag durch bat gesetzlichen
ist, unwirksam geworden ist, ober die Verfügung,
Vertreter geschlossen werden- die Genehmigung deS
zu deren Aufhebung er bestimmt worden ist, un-
BormundschaftSgerichtS ist ht gleichem Umfange
wirksam geworden sein würde.
wie nach Abs. 1 erforderlich.
147. Bgl. 8 863 ALs. 1 CPO.
148. UebergangSvorschttst: «rt. 217 EG.
198
Bürgerliches Gesetzbuch.
V. Buch. Erbrecht.
2348. Der Erbverzichtsvertrag bedarf der ge richtlichen oder notariellen Beurkundung."2 2349. Verzichtet ein Abkömmling oder ein Seitenverwandter des Erblassers auf das gesetz liche Erbrecht, so erstreckt sich die Wirkung des Verzichts auf seine Abkömmlinge, sofern nicht ein Anderes bestimmt wird. 2350. Verzichtet Jemand zu Gunsten eines Anderen auf das gesetzliche Erbrecht, so ist im Zweifel anzunehmen, daß der Verzicht nur für den Fall gelten soll, daß der Andere Erbe wird. Verzichtet ein Abkömmling des Erblassers auf das gesetzliche Erbrecht, so ist im Zweifel anzu nehmen, daß der Verzicht nur zu Gunsten der anderen Abkömmlinge und des Ehegatten des Erblassers gelten soll. 2351. Auf einen Vertrag, durch den ein Erb verzicht aufgehoben wird, findet die Vorschrift des § 2348 und in Ansehung des Erblassers auch die Vorschrift des § 2347 Abs. 2 Anwendung. 2352. Wer durch Testament als Erbe eingesetzt oder mit einem Vermächtnisse bedacht ist, kann durch Vertrag mit dem Erblasser auf die Zuwen dung verzichten. Das Gleiche gilt für eine Zu wendung, die in einem Erbvertrag einem Dritten gemacht ist. Die Vorschriften der §§ 2347, 2348 finden Anwendung.
Achter Abschnitt. Erbschein. 2353. Das Nachlaßgericht149 150 hat dem Erben auf Antrag ein Zeugniß über sein Erbrecht und, wenn er nur zu einem Theile der Erbschaft be rufen ist, über die Größe des Erbtheils zu er theilen (Erbschein). 2354. Wer die Ertheilung des Erbscheins als gesetzlicher Erbe beantragt, hat anzugeben: 1. die Zeit des Todes des Erblassers 2. das Verhältniß, auf dem sein Erbrecht beruht 3. ob und welche Personen vorhanden sind oder - vorhanden waren, durch die er von der Erb folge ausgeschlossen oder sein Erbtheil ge mindert werden würde 4. ob und welche Verfügungen des Erblassers von Todeswegen vorhanden sind5. ob ein Rechtsstreit über sein Erbrecht an hängig ist. Ist eine Person weggefallen, durch die der An tragsteller von der Erbfolge ausgeschlossen oder sein Erbtheil gemindert werden würde, so hat der Antragsteller anzugeben, in welcher Weise die Person weggefallen ist. 2355. Wer die Ertheilung des Erbscheins auf Grund einer Verfügung von Todeswegen bean 149. Vgl. § 44 AG z. FrG (Art. 141 EG). 150. § 72 FrG. — Vgl. auch §§ 78, 85 FrG; §§ 36 ff. GBO. — Der Gläubiger kann auch zum Zwecke der Zwangs vollstreckung gegen seinen Schuldner die Ertheilung eines Erbscheines für denselben verlangen nach § 792 CPO; vgl. auch § 896 CPO.
§ 2348—2359.
tragt, hat die Verfügung zu bezeichnen, auf der sein Erbrecht beruht, anzugeben, ob und welche sonstigen Verfügungen des Erblassers von Todes wegen vorhanden sind, und die im § 2354 Abs. 1 Nr. 1, 5, Abs. 2 vorgeschriebenen Angaben zu machen. 2356. Der Antragsteller hat die Richtigkeit der in Gemäßheit des § 2354 Abs. 1 Nr. 1, 2, Abs. 2 gemachten Angaben durch öffentliche Urkunden nachzuweisen und im Falle des § 2355 die Ur kunde vorzulegen, auf der sein Erbrecht beruht. Sind die Urkunden nicht oder nur mit unverhältnißmäßigen Schwierigkeiten zu beschaffen, so genügt die Angabe anderer Beweismittel. In Ansehung der übrigen nach den §§ 2354, 2355 erforderlichen Angaben hat der Antragsteller vor Gericht oder vor einem Notar an Eidesstatt zu versichern, daß ihm nichts bekannt sei, was der Richtigkeit seiner Angaben entgegensteht. Das Nachlaßgericht151 kann die Versicherung erlassen, wenn es sie für nicht erforderlich erachtet. Diese Vorschriften finden keine Anwendung, so weit die Thatsachen bei dem Nachlaßgericht151 offenkundig sind. 2357. Sind mehrere Erben vorhanden, so ist auf Antrag ein gemeinschaftlicher Erbschein zu. ertheilen. Der Antrag kann von jedem der Erben gestellt werden. In dem Anträge sind die Erben und ihre Erbtheile anzugeben. Wird der Antrag nicht von allen Erben gestellt,, so hat er die Angabe zu enthalten, daß die übrigen Erben die Erbschaft angenommen haben. Die Vorschriften des § 2356 gelten auch für die sich auf dle übrigen Erben beziehenden Angaben des Antragstellers. Die Versicherung an Eidesstatt ist von allen Erben abzugeben, sofern nicht das Nachlaßgericht die Versicherung eines oder einiger von ihnen fürausreichend erachtet. 2358. Das Nachlaßgericht152 hat unter Be nutzung der von dem Antragsteller angegebenen Beweismittel von Amtswegen die zur Feststellung der Thatsachen erforderlichen Ermittelungen zu veranstalten und die geeignet erscheinenden Beweise aufzunehmen. Das Nachlaßgericht162 kann eine öffentliche Auf forderung zur Anmeldung der anderen Personen zustehenden Erbrechte erlassen- die Art der Be kanntmachung und die Dauer der Anmeldungs frist bestimmen sich nach den für das Aufgebots verfahren geltenden Vorschriften.153 2359. Der Erbschein ist nur zu ertheilen, wenn das Nachlaßgericht die zur Begründung des Antrags erforderlichen Thatsachen für festgestellt erachtet. 151. § 72 FrG. 152. §§ 72 ff..FrG. 153. Maßgebend sind die §§ 948—950 CPO.
Bürgerliches Gesetzbuch.
V. Buch.
Erbrecht.
199
§ 2360—2370.
2360. Ist ein Rechtsstreit über das Erbrecht
welcher in dem Erbschein als Erbe bezeichnet ist,
anhängig, so soll vor der Ertheilung des Erb
das in dem Erbschein angegebene Erbrecht zustehe
scheins der Gegner des Antragstellers gehört werden.
und daß er nicht durch andere als die angegebenen
Ist die Verfügung, auf der das Erbrecht beruht,
Anordnungen beschränkt sei.
nicht in einer dem Nachlaßgerichte158 vorliegenden
2366. Erwirbt Jemand von demjenigen, welcher
öffentlicher: Urkunde enthalten, so soll vor der
in einem Erbschein als Erbe bezeichnet ist, durch
Ertheilung
des
Erbscheins
derjenige
über
die
Rechtsgeschäft einen Erbschaftsgegenstand, ein Recht
Gültigkeit der Verfügung gehört werden, welcher
an einem solchen Gegenstand oder die Befreiung
int Falle der Unwirksamkeit der Verfügung Erbe
von einem zur Erbschaft gehörenden Rechte, so
sein würde. Die Anhörung ist nicht erforderlich, wen:: sie
soweit die Vermuthung des § 2365 reicht, als
gilt zu seinen Gunsten der Inhalt des Erbscheins,
unthunlich ist. 2361. Ergiebt sich, daß der ertheilte Erbschein
richtig, es sei denn, daß er die Unrichtigkeit kennt
unrichtig ist, so hat ihn das. Nachlaßgericht'88
des Erbscheins wegen Unrichtigkeit verlangt hat.
Mit der Einziehung wird der Erb
2367. Die Vorschriften des § 2366 finden ent sprechende Anwendung, wenn an denjenigen, welcher
einzuziehen.
schein kraftlos. Kann der Erbschein nicht sofort erlangt werden, so hat ihn das Nachlaßgericht152 durch Beschluß
oder weiß, daß das Nachlaßgericht die Rückgabe
in einem Erbschein als Erbe bezeichnet ist, auf
Grund eines zur Erbschaft gehörenden Rechtes
für kraftlos zu erklären?8* Der Beschluß ist nach
eine Leistung bewirkt oder wenn zwischen ihm
den für die öffentliche Zustellung einer Ladung
und einem Anderen in Ansehung eines solchen
geltenden Vorschriften der Civitprozeßordnung be
Rechtes ein nicht unter die Vorschrift des § 2366
kannt zu machen.154 155 Mit dem Ablauf eines Monats nach der letzten Einrückung des Beschlusses
fallendes Rechtsgeschäft vorgenommen wird, das
in die öffentlichen Blätter
wird
die Kraftlos
erklärung wirksam. Das Nachlaßgericht152 kann von Amtswegen über die Richtigkeit eines ertheilten Erbscheins
eine Verfügung über das Recht enthält. 2368. Einem
Testamentsvollstrecker
hat
das
Nachlaßgericht auf Antrag ein Zeugniß über die
Ernennung zu ertheilen.
Ist
der
Testaments
vollstrecker in der Verwaltung des Nachlasses be
Ermittelungen veranstalten. 2362. Der wirkliche Erbe karm von dem Besitzer
schränkt oder hat der Erblasser angeordrtet, daß
eines unrichtigen Erbscheins die Herausgabe an
Verbindlichkeiten für den Nachlaß nicht beschränkt
das Nachlaßgericht162 Verlangen. Derjenige, welchem ein unrichtiger Erbschein
sein soll, so ist dies in dem Zeugniß anzugeben.18 7
ertheilt worden ist, hat dem wirklichen Erben über den Bestand der Erbschaft und über den Verbleib
gerichte vorliegenden öffentlichen Urkunde ent halten, so soll vor der Ertheilung des Zeugnisses
der Erbschaftsgegenstände Auskunft zu ertheilen.
der Erbe wenn thunlich über
2363. In dem Erbscheine, der einem Vorerben
ertheilt wird, ist anzugeben,
daß eine Nacherb
folge angeordnet ist, unter welchen Voraussetzungen
sie eintritt mrd wer der Nacherbe ist.
Hat der
Erblasser den Nacherben auf dasjenige eingesetzt, was von der Erbschaft
bei dem Eintritte der
der Testamentsvollstrecker in der Eingehung von
Ist die Ernennung nicht in einer dem Nachlaß
die Gültigkeit der
Ernennung gehört werden?87 Die Vorschriften über den
Erbschein
finden
auf das Zeugniß entsprechende Anwendung - mit
der
Beendigung
des
Amtes
des Testaments
vollstreckers wird das Zeugniß 2369. Gehören zu einer Erbschaft,
158 für die es
an einem zur Ertheilung des Erbscheins zustän
Nacherbfolge übrig sein wird, oder hat er bestimmt, daß der Vorerbe zur freien Verfügung über die
digen deutschen Nachlaßgerichte fehlt/88 Gegen
Erbschaft berechtigt sein soll, so ist auch dies an
stände, die sich im Jnlande befinden, so kann die
zugeben. Dem Nacherben steht das im § 2362 Abs. 1
bestimmte Recht §it.156 2364. Hat der Erblasser einen Testamentsvoll
strecker ernannt, so ist die Ernennung in dem
Ertheilung eines Erbscheins für diese Gegenstände verlangt werden. Ein Gegenstand, für den von einer deutschen
Behörde ein zur Eintragung des Berechtigten bestimmtes Buch oder Register geführt wird, gilt
Ein Anspruch
Erbschein anzugeben. Dem Testamentsvollstrecker steht das im § 2362
als im Jnlande
Abs. 1 bestimmte Recht £U?87 2365. Es wird vermuthet,
ein deutsches Gericht zuständig ist.160 2370. Hat eine für todt 'erklärte Person den
daß demjenigen,
befindlich.
gilt
als im Jnlande befindlich, wenn für die Klage
Zeitpunkt überlebt, der als Zeitpunkt ihres Todes 154. Beschwerde findet gegen den Beschluß nicht statt: § 84 FrG.
155. § 204 CPO. 156. Vgl. § 52 GBO. 157. Vgl. § 53 GBO.
158. Vgl. auch §§ 78, 84, 85 FrG; § 36 Abs. 2 GBO. 159. Die Beantwortung dieser Frage ergiebt sich aus den §§ 72—74 FrG. — Vgl. auch Artt. 24, 25 EG. 160. Vgl. § 73 Abs. 3 FrG.
200
Bürgerliches Gesetzbuch.
V. Buch.
Erbrecht.
§ 2371—2383.
gilt, oder ist sie vor diesem Zeitpunkte gestorben,
das
so gilt derjenige, welcher auf Grund der Todes
Recht eines Nacherben oder durch die Ernennung
erklärung Erbe sein würde,
in Ansehung der in
dm §§ 2366,2367 bezeichneten Rechtsgeschäfte zu
Erbrecht zusteht,
daß
es
durch
nicht
eines Testamentsvollstreckers beschränkt
ist,
das daß
nicht Vermächtnisse, Auflagen,
Pflichttheilslasten,
Gunsten deS Dritten auch ohne Ertheitung eines
Ausgleichungspflichten
Theilungsanorb-
Erbscheins alS Erbe, eS sei denn, daß der Dritte
nungen
die
Haftung gegenüber den Nachlaßgläubtgern
der Todeserklärung kennt oder
Unrichtigkeit
weiß,
daß die
Todeserklärung
in Folge einer
Anfechtungsklage aufgehoben worden ist.
ein Erbschein ettheilt
Ist
wordm,
dem für todt Erklätten, wenn er noch
im § 2362 bestimmten Rechte
zu.
bestehen
stehm
lebt,
die
Die gleichen
oder
daß
unbeschränkte
nicht
oder
einzelnen von ihnen eingetrtten ist. Fehler
so
und
einer zur Erbschaft
gehörenden Sache
hat der Bettäufer nicht zu vertreten.
2377.
Die in Folge deS Erbfalls durch Ber
einigung von Recht und Verbindlichkeit oder von
Rechte hat eine Person, deren Tod ohne Todes
Recht und Belastung erloschenen Rechtsverhält
angenommen worden ist.
nisse gelten im Verhältnisse zwischen dem Käufer
erklärung mit Unrecht
und dem Bettäufer als nicht erloschen.
ErbschastsKauf.
Neunter Abschnitt. 2371.
Ein Vertrag,
lichen
den der Erbe die
durch
ihm angefallme Erbschaft verkauft, bedarf der ge richtlichen oder notariellen Beurkundung."'
fall eines Dermächtniffes oder einer Auflage oder auS der Ausgleichungspflicht eines Miterben er
Ein Erbtheil,
2373.
Abschlüsse deS
ein
solches
Erforder
RechtSverhältntß
wiederherzustellen.
2378.
Der Käufer ist dem Verkäufer gegenüber
soweit nicht der Vettäuftr nach § 2376 dafür haftet, daß sie nicht bestehen.
Hat der Bettäufer vor dem Bettauf eine Nach-
laßverbindlichkeit erfüllt, so kann er von dem Käu
geben, gebühren dem Käufer.
dem
ist
verpflichttt, die Nachlaßverbindlichketten zu erfüllen,
Die Bottheile, welche sich auS dem Weg
2372.
Falles
der dem Verkäufer nach
durch Nacherbfolge
Kaufes
fer Ersatz Verlangen. 2379.
Dem Bettäufer verbleiben die auf die
oder in Folge des Wegfalls eines Miterben an
Zeit vor dem Verkaufe fallenden Nutzungen. Er
zugewendetes
trägt für diese Zeit die Lasten, mit Einschluß der
fällt,
sowie
ein
dem
Bettäufer
VorauSvermächtniß ist im Zweifel nicht alS mit-
Zinsen der Nachlaßverbindlichketten.
vettauft anzusehen. DaS Gleiche gilt von Familien
treffen jedoch die von der Erbschaft zu entrichtmden Abgaben sowie die außerordentlichen Lasten, welche
papieren und Familtenbildern. Der Bettäufer ist verpflichttt, dem Käufer
2874.
die zur
Zeit des
Bettaufs
schaftsgegenstände mit
Den Käufer
vorhandenen
Erb
Einschluß dessen herauS-
als auf den Stammwetth der Erbschaftsgegenstände
gelegt anzusehen sind. 2380.
Der Käufer trägt von dem Abschlüsse des
zugeben, was er vor dem Bettauf auf Grund
Kaufes an die Gefahr des zufälligen Unterganges
eines zur Erbschaft gehörenden Rechtes oder als
und einer zufälligen Verschlechterung der Erbschafts
Ersatz
für
die
Zerstörung,
Beschädigung
oder
Entziehung etneS Erbschaftsgegenstandes oder durch
ein Rechtsgeschäft erlangt hat,
das sich auf die
Hat der Bettäufer
vor dem
Bettauf
einen Erbschaftsgegenstand verbraucht, unentgelt
lich veräußert oder unentgeltlich belastet, so ist er verpflichtet, brauchten
dem
oder
Käufer
den
veräußetten
Werth
des
Der Käufer hat dem Bettäufer die noth
Gegenstandes,
käufer vor dem Bettauf auf die Erbschaft gemacht
hat. Für andere vor dem Verkaufe
gemachte Auf
ver
wendungen hat der Käufer insoweit Ersatz zu leisten,
im
als durch sie der Wetth der Erbschaft zur Zeit des
Falle der Belastung die Wetthminderung zu er
setzen.
2381.
wendigen Verwendungen zu ersetzen, die der Ver
Erbschaft bezog.
2875.
gegenstände. Von diesem Zeitpunkt an gebühren
ihm die Nutzungen und trögt er die Lasten.
Die Ersatzpfltcht ttttt nicht ein, wenn der
Vettaufs erhöht ist.
2382.
Der Käufer haftet von dem Abschlusie des
unmtgeltliche
Kaufes an den Nachlaßgläubtgern, unbeschabct der
Verfügung bet dem Abschlüsse deS Kaufes kennt.
Fottdauer der Haftung des Verkäufers. Dies gilt
Käufer
den
Verbrauch
oder
die
Im Uebttgen kann der Käufer wegen
Ver
auch von den Verbindlichkeiten, zu deren Erfüllung
schlechterung, Unterganges oder einer aus einem
der Käufer dem Verkäufer gegenüber nach den
anderen Grunde eingetretenen Unmöglichkeit der
§§ 2378, 2379 nicht verpflichtet ist.
Herausgabe
eines
ErbschastSgegenstandeS
nicht
2876.
Die Verpflichtung des Bettäufers zur
Gewährleistung wegen eines Mangels im Rechte
beschränkt sich auf die Haftung dafür, 161. «gl. 88 232, 233 KO; 8 1000 EPO. 162. «gl. 8 44 «G z. Jr« («rt. 141 &»).
Die Haftung des Käufers den Gläubigen ge genüber kann nicht durch Vereinbarung zwschen
Ersatz verlangen.
daß ihm
dem Käufer und dem Verkäufer ausgeschlosser oder
beschränkt werden."' 2383-
Für die Haftung des Käufers geltm die
Vorschriften über die Beschränkung der Haftung des 163. «gl. § 232 Abs. 2 KO.
Bürgerliches Gesetzbuch.
V. Buch.
Erben. Er haftet unbeschränkt, soweit der Verkäufer
Erbrecht. 2386.
201
§ 2384—2385.
Die Vorschriften über den Erbschaftskauf
zur Zeit des Verkaufs unbeschränkt hastet. Be
finden entsprechende Anwendung auf den Stauf
schränkt sich die Haftung des Käufers auf die Erb
einer von dem Verkäufer durch Vertrag erworbenen
schaft, so gelten seine Ansprüche aus dem Kaufe
Erbschaft sowie auf andere Verträge, die auf die
als zur Erbschaft gehörend.
Veräußerung einer dem Veräußerer angefallenen
Die Errichtung des Inventars durch den Ver käufer oder den Käufer kommt auch dem anderen
Theile zu Statten, es sei denn, daß dieser unbe
Im Falle einer Schenkung ist der Schenker nicht
verpflichtet, für die vor der Schenkung verbrauchten
schränkt hastet. 2384.
oder anderweit von ihm erworbenen Erbschaft ge
richtet sind.
Der Verkäufer ist den Nachlaßgläubigern
oder
unentgeltlich
veräußetten
ErbschaftSgegen-
gegenüber verpflichtet, den Verkauf der Erbschaft
stände oder für eine vor der Schenkung unent
und den Namen des Käufers unverzüglich dem
geltlich vorgenommene Belastung
Nachlaßgerichtanzuzeigen.
stände Ersatz zu leisten.
Die Anzeige des
zur
dieser Gegen
Die im § 2376 bestimmte
Gewährleistung
wegen eines
Verkäufers wird durch die Anzeige deS Käufer-
Verpflichtung
ersetzt.
Mangels im Rechte trifft den Schenker nicht- hat
Das Nachlaßgericht164 165 hat die Einsicht der An
der Schenker den Mangel arglisttg verschwiegen,
zeige Jedem zu gestatten, der ein rechtliches Jnter-
so ist er verpflichtet, dem Beschenkten den daraus
effe glaubhaft macht.
entstehenden Schaden zu ersetzen.4"
164. §§ 72 ff. FrG.
165. § 1000 Abs. 2 CPO; § 233 SO.
Lmfiihrullgsgesrtz zum Bürgerlichen Gesetzbuche.
Bom 18. August 1896. Reichs - Gesetzblatt S. 604. gesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze dem Reichs
Erster Abschnitt. Allgemeine Vorschriften.
gerichte zugewiesen?
Art. 1. Das Bürgerliche Gesetzbuch tritt am 1. Januar 1900 gleichzeitig mit einem Gesetze, betreffend
den Gesetzen des Staates beurtheilt, dem die Person
Aenderungen des Gerichtsverfaffungsgesetzes, der
angehört?
der
7. Die Geschäftsfähigkeit einer Person wird nach
Konkursordnung,
Erwirbt ein Ausländer, der volljährig ist oder
einem Gesetz über die Zwangsversteigerung und
die rechtliche Stellung eines Volljährigen hat, die
die Zwangsverwaltun g, einer Grundbuchordnung
Reichsangehörigkeit,
und einem Gesetz über die Angelegenheiten der
Stellung eines Volljährigen, auch wenn er nach
freiwilligen Gerichtsbarkeit in Kraft? 2? Gesetz im Sinne des Bürgerlichen Gesetz
den deutschen Gesetzen nicht volljährig ist?
buchs und dieses Gesetzes ist jede Rechtsnorm.
geschäft vor, für das er geschäftsunfähig oder in
Civilprozeßordnung
und
so behält
er die rechtliche
Nimmt ein Ausländer im Inland ein Rechts
3? Soweit in dem Bürgerlichen Gesetzbuch oder
der Geschäftsfähigkeit beschränkt ist, so gilt er für
in diesem Gesetze die Regelung den Landesgesetzen
dieses Rechtsgeschäft insoweit als geschäftsfähig,
Vorbehalten oder bestimmt ist, daß landesgesetzliche
als er nach den deutschen Gesetzen geschäftsfähig
Vorschriften unberührt bleiben oder erlassen werden
sein würde.
können, bleiben die bestehenden landesgesetzlichen
liche Rechtsgeschäfte sowie auf Rechtsgeschäfte, durch
Auf familienrechtliche und erbrecht
Vorschriften in Kraft und können neue landes
die über ein ausländisches Grundstück verfügt wird,
gesetzliche Vorschriften erlassen werden? 4? Soweit in RetchSgesetzen oder in Landes
findet diese Vorschrift keine Anwendung?
gesetzen auf Vorschriften verwiesen ist, welche durch
deutschen Gesetzen entmündigt werden, wenn er
daS Bürgerliche Gesetzbuch oder durch dieses Gesetz
seinen Wohnsitz oder, falls er keinen Wohnsitz hat,
außer Kraft gesetzt werden, treten an deren Stelle
seinen Aufenthalt im Jnlande hat?
die entsprechenden Vorschriften deS Bürgerlichen
Gesetzbuchs oder dieses Gesetzes?
5? AlS Bundesstaat im Sinne des Bürger lichen Gesetzbuchs und dieses Gesetzes gilt auch das RetchSland Elsaß-Lothringen.
8.
Ein Ausländer kann im Jnlande nach den
9?° Ein Verschollener kann im Jnlande nach
den deutschen Gesetzen für todt erklärt werden, wenn er bei dem Beginne der Verschollenheit ein
Deutscher war. Gehörte der Verschollene bei dem Beginne der
6. In bürgerlichen Rechtsstreitigketten, in welchen
Verschollenheit einem fremden Staate an, so kann
durch Klage oder Widerklage ein Anspruch auf
er im Jnlande nach den deutschen Gesetzen mit
Grund deS Bürgerlichen Gesetzbuchs geltend ge
Wirkung für diejenigen Rechtsverhältnisse, welche
macht ist, wird die Verhandlung und Entscheidung
sich nach den deutschen Gesetzen bestimmen, sowie
letzter Instanz im Sinne des § 8 deS Einführungs-
mit Wirkung für das im Jnlande befindliche Ver
1. Gleichzeitig ist auch da» HGv v. 10. Mai 1897 nebst CG in Kraft getreten, mit Ausnahme de» 6. Abschnitt de» 1. Buche», der, abgesehen von § 65, schon am 1. Jan. 1898 in Kraft getreten ist. vgl. aber unten die UebergangSbestimmungen; ferner g 82 GBO; g 1 EG z. ZVG. 2. «gl. § 1 Abs. 2 EG z. ZVG , § 185 Abs. 2 FrG; 8 82 Abs. 2 GBO. 3. Da» Gleiche bestimmt Art. 218 für die UebergangSvorchristen; vgl. auch Art. 15 EG z. HGV ; 8 7 EG z. ZVG. Die Verweisung braucht keine ausdrückliche zu sein.
mögen^ str^todt erklärt werden- die Barschaften 5. Die Artt. 7—10 betreffen den allgemeinen Theil de» »GB, AM. 11, 12 da» Recht der Schuldverhällniffe, Artt. 11-23 da» Familienrecht, Artt. 24—26 da» Erbrecht; Artt. 2—31 enthüllen allgemeine Grundsätze. 6. vgl. §§ 104 ff. BGB (Art. 27 unten). 7. vgl. 8 2 BGB. 8. vgl. hierzu Art. 84 WO. 9. vgl. 8 6 BGB ; 8 648 EPO. 10.vgl. 8§ 13 ff. BGB; 88 961 ff- «PO-
Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuche. I.
Art. 10—19.
203
des § 2369 Abs. 2 des Bürgerlichen Gesetzbuchs
wenn der Mann die Reichsangehörigkeit verloren,
finden entsprechende Anwendung. Hatte ein verschollener ausländischer Ehemann
die Frau sie aber behalten hat?3 15. Das eheliche Güterrecht wird nach den deut
seinen letzten Wohnsitz im Inland und ist die im
schen Gesetzen beurtheilt, wenn der Ehemann zur
Jnlande zurückgebliebene oder dahin zurückgekehrte
Zeit der Eheschließung ein Deutscher war.
Ehefrau Deutsche oder bis zu ihrer Verheirathung
Erwirbt der Ehemann nach der Eingehung der Ehe
mit dem Verschollenen Deutsche gewesen, so kann
die Reichsangehörigkeit oder haben ausländische Ehe
auf ihren Alltrag der Verschollene im Jnlande
gatten ihren Wohnsitz im Jnlande, so sind für das
nach den delttschen Gesetzen ohne die im Abs. 2
eheliche Güterrecht die Gesetze des Staates maß
bestimmte Beschränkung für todt erklärt werden." 10.11 12 Ein einem fremden Staate angehörender
der Ehe angehörte- die Ehegatten können jedoch
gebend, dem der Mann zur Zeit der Eingehung
und nach dessen Gesetzen rechtsfähiger Verein, der
einen Ehevertrag schließen, auch wenn er nach
die Rechtsfähigkeit im Jnlande nur nach den Vor
diesen Gesetzen unzulässig sein würde."
schriften der §§ 21, 22 des Bürgerlichen Gesetzbuchs erlangerr könnte, gilt als rechtsfähig, wenn seine
16.
Haben ausländische Ehegatten oder Ehe
gatten, die nach der Eingehung der Ehe die Reichs
Rechtsfähigkeit durch Beschluß des Bundesraths
angehörigkeit erwerben, den Wohnsitz im Jnlande,
anerkannt ist.
Auf rricht anerkannte ausländische
so finden die Vorschriften des § 1435 des Bürger
Vereine der bezeichneten Art finden die Vorschriften
lichen Gesetzbuchs entsprechende Anwendung- der
über die Gesellschaft13 sowie die Vorschrift des § 54
ausländische gesetzliche Güterstand steht einem ver
Satz 2 des Bürgerlichen Gesetzbuchs Anwendllng.
tragsmäßigen gleich."
11. Die Form eines Rechtsgeschäfts bestimmt
Die Vorschriften der §§ 1357, 1362, 1405 des
sich nach den Gesetzen, welche für das den Gegen
Bürgerlichen Gesetzbuchs finden Anwendung, so
stand des Rechtsgeschäfts bildende Rechtsverhältniß
weit sie Dritten günstiger" sind als die ausländischen
maßgebend sind. Es genügt jedoch die Beobachtrmg der Gesetze des Ortes, an dem das Rechtsgeschäft
Gesetze. 17. Für die Scheidung der Ehe find die Gesetze
vorgenommen wird. Die Vorschrift des Abs. 1 Satz 2 findet keine
Zeit der Erhebung der Klage angehört."
des Staates maßgebend, dem der Ehemann zur
Anwendung auf ein Rechtsgeschäft, durch das ein
Eine Thatsache, die sich ereignet hat, während
Recht an einer Sache begründet oder über ein
der Mann einem anderen Staate angehörte, kann
solches Recht verfügt wird. 12. Aus einer im Auslande begangenen uner laubten Handlung können gegen einen Deutschen
als Scheidmrgsgrund nur geltend gemacht werden,
nicht weitergehende Ansprüche geltend gemacht wer den, als nach den deutschen Gesetzen begrürrdet sind.
grund ist. Ist zur Zeit der Erhebung der Klage die Reichs
wenn die Thatsache auch nach den Gesetzen dieses
Staates ein Scheidungsgrund oder ein Trennungs
13. Die Eingehung der Ehe wird, sofern auch
angehörigkeit des Mannes erloschen, die Frau
nur einer der Verlobten ein Deutscher ist, in An
aber Deutsche, so finden die deutschen Gesetze An-
sehung eines jeden der Verlobten nach den Gesetzen
wendung. Auf Scheidung sowie auf Aufhebung der ehe
des Staates beurtheilt, dem er angehört. Das Gleiche gilt für Ausländer, die im Inland eine
Ehe eingehen.14 In Ansehung der Ehefrau eines rrach Artikel 9 Abs. 3 für todt erklärten Ausländers wird die Eingehung der Ehe nach den deutschen Gesetzen
beurtheilt.15 Die Form einer Ehe, die im Jnlande geschlossen
lichen Gemeinschaft kann auf Grund eines aus ländischen Gesetzes im Jnlande nur erkannt werden, wenn sowohl nach dem ausländischen Gesetze als nach den deutschen Gesetzen die Scheidung zulässig
sein würde. 18. Die eheliche Abstammung eines Kindes33 wird nach den deutschen Gesetzen beurtheilt, wenn
wird, bestimmt sich ausschließlich nach den deutschen
der Ehemann der Mutter zur Zeit der Geburt
Gesetzen. 14. Die persönlichen Rechtsbeziehungen deutscher
des Kindes Deutscher ist oder, falls er vor der Ge burt des Kindes gestorben ist, zuletzt Deutscher war.
Ehegatten zu einander werden nach den deutschen
19. Das Rechtsverhältniß zwischen den Eltern
Gesetzen beurtheilt, auch wenn die Ehegatten ihren
und einem ehelichen Kinde81 wird nach den deutschen
Wohnsitz im Auslande haben. Die deutschen Gesetze finden auch Anwendung,
Gesetzen beurtheilt, wenn der Vater und, falls der
11. Vgl. Art. 13 Abs. 2 unten; §§ 1348-1352 BGB. 12. Vgl. auch §§ 23, 80 Satz 2 BGB. 13. §§ 705 ff. BGB. 14. Vgl. auch RG v. 4. März 1870 (8. Februar 1875); Art. 27 unten. 15. Vgl. §§ 1348-1351 BGB.
16. Vgl. §§ 1353 ff. BGB. 17. Vgl. §§ 1432, 1433 BGB; Art. 200 Abs. 2 EG (Artt. 27, 28 unten). 18. Vgl. Art. 361 EG; Art. 4 EG z. HGB v. 10. Mar 1897. 19. Vgl. § 606 BGB (Art. 27 unten). 20. Vgl. §§ 1591 ff. BGB. 21. Vgl. §§ 1616 ff. BGB; §§ 640 ff. CPO. — Vgl. Art. 28 unten.
204
Art. 20—31.
Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuche. I.
Vater gestorben ist, die Mutter die RetchSange-
rtchtung oder der Aufhebung nach den Gesetzen
hörigkeit besitzt. Das Gleiche gilt, wenn die Reichs
des Staates beurtheilt, dem er zur Zeit der Er
angehörigkeit des Vaters oder
Mutter er
richtung oder der Aufhebung angehörte,- auch be
loschen, die Reichsangehörigkeit des KindeS aber
hält er die Fähigkeit zur Errichtung einer Ver
bestehen geblieben ist.
fügung von Todeswegen, selbst wenn er daS nach
der
Das Rechtsverhältniß zwischen einem un
den deutschen Gesetzen erforderliche Alter noch nicht
ehelichen Kinde und dessen Mutter wird nach dm
erreicht hat. Die Vorschrift des Artikel 11 Abs. 1
deutschen Gesetzm beurtheilt, wenn die Mutter eine
Satz 2 bleibt unberührt.
80.
Das Gleiche gilt, wenn die Reichs
25. Ein Ausländer, der zur Zeit seines TodeS
angehörigkeit der Mutter erloschm, die Reichsange-
seinen Wohnsitz im Jnlande hatte, wird nach den
Deutsche ist.
hörtgkeit des KindeS aber bestehen geblieben ist."
21. Die Unterhaltspflicht des Vaters gegenüber
zur Zeit
Gesetzen des Staates beerbt, dem er
seines Todes angehörte." Ein Deutscher kann je
dem unehelichm Kinde und seine Verpflichtung,
doch erbrechtliche Ansprüche auch
der Mutter die Kosten der Schwangerschaft,
der
machen, wenn sie nur nach den deutschen Gesetzen
Entbindung und des Unterhalts zu ersetzen, wird
begründet sind, es sei denn, daß nach dem Rechte
nach den Gesetzm des Staates beurcheilt, dem die
des Staates, dem der Erblaffer angehörte, für
dann
geltend
MMter zur Zett der Geburt des Kindes ange-
die Beerbung eines Deutschen, welcher seinen Wohn
hört- eS können jedoch nicht weitergehende An
sitz in diesem Staate hatte, die deutschen Gesetze
sprüche
geltend
gemacht werdm,
als
nach dm
ausschließlich maßgebend sind.
26. Gelangt auS einem im Ausland eröffneten
deutschen Gesetzen begründet sind."
22. Die ßcgitimQtton" eines unehelichen KindeS
Nachlasse für die nach den dorttgen Gesetzen be-
sowie die Annahme an Kindesstatt" bestimmt sich,
rechttgten Erben oder Vermächtnißnehmer durch
wenn der Vater zur Zeit der Legittmatton
oder
Vermittlung deutscher
Behörden Vermögen ins
der Annehmende zur Zeit der Annahme die Reichs
Inland, so kann ein Anderer der Herausgabe
angehörigkeit besitzt, nach den deutschen Gesetzen.
nicht aus dem Grunde widersprechen, daß er als
Gehört der Vater oder der Annehmende einem fremden Staate an, während das Kind die Reichs angehörigkeit besitzt, so ist die Legitimation oder
die Annahme unwirksam, wenn die nach den deut
Erbe
oder
einen
Vermächtnißnehmer
Anspruch
auf das Vermögen habe.
27. Sind
nach
dem
Rechte
fremden
eines
Staates, dessen Gesetze in dem Arttkel 7 Abs. 1,
schen Gesetzen erforderliche Einwilligung des Kindes
dem Artikel 13 Abs. 1, dem Arttkel 15 Abs. 2,
Kind in einem
dem Artikel 17 Abs. 1 und dem Arttkel 25 für
famtlienrechtltchen Verhältnisse steht, nicht erfolgt ist.
maßgebend erklärt sind, die deutschen Gesetze an
oder eines Dritten, zu dem das
23. Eine Vormundschaft oder eine Pflegschaft
zuwenden, so finden diese Gesetze Anwendung.
kann im Inland auch über einen Ausländer, so
28. Die Vorschriften der Arttkel 15, 19, des
fern der Staat, dem er angehört, die Fürsorge
Artikels 24 Abs. 1 und der Arttkel 25, 27 finden
nicht übemimmt,
angeordnet werden, wenn der
keine Anwendung auf Gegenstände, die sich nicht
Ausländer nach den Gesetzen dieses Staates der
in dem Gebiete des Staates befinden, dessen Ge
Fürsorge bedarf oder im Inland entmündigt ist.16
setze nach jenen Vorschriften maßgebend sind, und
DaS deutsche BormundschaftSgericht kann vor
die nach den Gesetzen des Staates, in dessen Ge
läufige Maßregeln treffen, solange eine Vormund
biete
schaft oder Pflegschaft nicht angeordnet ist."
unterliegen.
sie
sich
befinden,
besonderen
Vorschriften
24. Ein Deutscher wird, auch wenn er feinen
29. Gehört eine Person keinem Staate an, so
Wohnsitz im Auslande hatte, nach den deutschen
werden ihre Rechtsverhältnisse, soweit die Gesetze
Gesetzen beerbt."
des
Hat ein Deutscher zur Zeit seines TodeS seinen
Staates,
dem
eine
maßgebend erklärt sind,
Person angehört,
nach
für
den Gesetzen deS
Wohnsitz im Auslande gehabt, so können die Er-
Staates beurcheilt, dem die Person zuletzt ange
bm sich in Ansehung der Haftung für die Nach-
hört hat, und, wenn sie auch ftüher einem Staate
laßverbindlichkeiten auch auf die an dem Wohnsitze
nicht angehört hat, nach den Gesetzen deS Staates,
des Erblaffers geltenden Gesetze berufen.
in welcl)em sie ihren Wohnsitz und in Ermange
Erwirbt ein Ausländer, der eine Verfügung von Todeswegen errichtet oder aufgehoben
hat,
die
ReichSangehörigkeit, so wird die Gülttgkeit der Er22. 23. 24. 25. 26. 27. 28.
vgl. vgl. vgl. vgl. vgl. vgl. vgl.
88 1705 ff. v«v. 88 1706 ff., 1715, 1716 v«B. 88 1719 ff., 1723 ff. VSV; 88 65 ff. Fr«. 88 1741 ff.; 88 65 ff. Fr«. bezüglich der Zuständigkeit 88 35 ff. FrG. 8 44 Fr«. Art. 28 unten.
lung eines Wohnsitzes ihren Aufenchalt hat oder
zu der maßgebenden Zeit gehabt hat.
30. Die Anwendung eines ausländischen Ge setzes gegen
ist
ausgeschlossen,
die guten
Sitten
wenn
oder
die
Anwendung
gegen den Zweck
eines deutschen Gesetzes verstoßen würde.
31. Unter Zustimmung des BundesrachS kann durch
Anordnung
des
Reichskanzlers
29. vgl. § 73 Fr« (Art. 27, 28 unten).
besttmmt
Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuche. II.
werden,
205
Art. 32— 35.
Staat
hängig von seiner eigenm Befugniß auch
sowie dessen Angehörige und ihre Rechtsnachfolger
sein gesetzlicher Vertreter das Recht, den
daß gegen
einen
Vergeltungsrecht zur
ein
ausländischen Anwendung
gebracht
Antrag zu stellen.
Ist
totrb.30 31 32
der
Verletzte
geschäftsunfähig
oder hat er das achtzehnte Lebensjahr
Zweiter Abschnitt.
noch nicht vollendet, Antrages Berechttgte.
;u den Neichsgesetzen. 32.
IV. Als § 145 a wird folgende Vorschrift ein
gestellt:
Die Vorschriften der Reichsgesetze bleiben
in Straft. Sie treten jedoch insoweit außer Straft,
als sich aus
dem
Bürgerlichen
Wer
oder
Gesetzbuch
im
Jnlande
Schuldverschrei
bungen auf den Inhaber, in denen die
aus diesem Gesetze die Aufhebung ergiebt." 33.
so ist sein gesetz
licher Vertreter der zur Stellung deS
Verhältniß des bürgerlichen Gesetzbuchs
Zahlung einer bestimmten Geldsumme
versprochen wird, ohne die erforderliche
Soweit in dem Gerichtsverfassungsgesetze,
der Civilprozeßordnung, der Strafprozeßordnung,
staatliche Genehmigung auSstellt und in
der
den Verkehr bringt, wird mit einer Geld-
Konkursordnung
treffend die
eines
und
von
Anfechtung
Schuldners
fahrens, vom
in dem Gesetze,
außerhalb
21. Juli
be
Rechtshandlungen
straft bestraft, die dem fünften Theile deS
Konkursver
Nennwerths der auSgegebenm Schuld
des
1879
(Reichs-Gesetzbl.
verschreibungen
S. 277) an dire Verwandtschaft oder die Schwäger schaft rechtliche Folgen
Vorschriften
des
geknüpft sind,
Bürgerlichen
finden die
Gesetzbuchs
über
gleichkommen
kann,
mindestens aber dreihundert Mark be
trägt. V. Im § 171 Abs. 1 und Abs. 3 werden die
Verwandtschaft oder Schwägerschaft Anwendung."
Worte: „aufgelöst, für ungültig oder nichtig
Das Strafgesetzbuch wird dahin geändert:
erklärt worden ist", ersetzt durch die Worte:
34.
I, Im K 34 Nr. 6 werden die Worte: ^Vor mund, Nebenvormund, Kurator,
„aufgelöst oder für nichtig erklärt wor den ist".
gericht
licher Beistand oder Mitglied eines Fami
VI. An die Stelle deS § 195 tritt folgende
Vorschrift:
lienraths" ersetzt durch die Worte: „Vormund,
Beistand
Pfleger,
Ist eine Ehefrau beleidigt worden, so
eines
hat sowohl sie als ihr Ehemann daS
treten folgende
VII. Im § 235 werden die Worte: „ihren El
Gegenvormund,
der Mutter,
Mitglied
Recht, auf Bestrafung anzutragen.
Familienraths oder Kurator".
II. An diie Stelle des
§ 55
tern oder ihrem Vormunde" ersetzt durch
Vorschriften:
die Worte:
Wer bei Begehung der Handlung das
ihren Eltern, ihrem Vormunde oder
zwölfte Lebensjahr nicht vollendet hat,
ihrem Pfleger".
kann wegen derselben nicht sttaftechtlich verfolgt werden. Gegen denselben können
VIII. Im § 237
werden
die Worte:
„ihrer
jedoch nachMaßgabe der landesgesetzltchen
Eltern
ihres
Vormundes"
ersetzt
Vorschriften die zur Besserung und Be
durch die Worte:
oder
aufsichtigung geeigneten Maßregeln ge
„ihrer Eltern, ihres Vormundes oder
troffen werden. DieUnterbringung in eine
ihres PflegerS".
Familie, Erziehungsanstalt oder Besse
IX. Im § 238 werden die Worte: „für un-
rungsanstalt kann nur erfolgen, nachdem
güttig erklärt worden ist" ersetzt durch die
durch Beschluß des Bormundschaftsge
Worte:
„für nichtig erklärt worden ist".
richtes die Begehung der Handlung fest
gestellt und die Unterbringung für zu lässig erklärt ist.
III. An die Stelle des § 65 treten folgende Vorschriften:
35. Die Strafprozeßordnung wird dahin ge
ändert:
I. Im § 11 Abs. 1 treten an die Stelle der Sätze 2, 3 folgende Vorschriften:
Der Verletzte, welcher das achtzehnte
In Ermangelung eines solchen Wohn
Lebensjahr vollendet hat, ist selbständig
sitzes gilt die Hauptstadt des Hetmath-
zu dem Anträge auf Bestrafung berechtigt.
staatS als ihr Wohnsitz- ist die Hauptstadt
Solange er minderjährig ist, hat unab
in mehrere GerichtSbeztrke getheilt, so wird der als Wohnsitz geltende Bezirk von der
30. Die gleiche Bestimmung enthalten die §§ 5 Hbf. 2 SO und § 24 E« z. LPO. 31. vgl. 8 1 r» r. ZvS ; 8 185 «ds.2 FrG; 8 82 Abs. 2 GVO; Art. 2 EG z. HS». 32. 8§ 1589, 1590 «SV.
LandeSjusttzverwaltung durch allgemeine Anordnung bestimmt. Gehört ein Deutscher einem Bundesstaate nicht an, so gilt als sein Wohnsitz die Stadt Berlin- ist die
206
Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuche. II. Stadt Berlin in mehrere Gerichtsbezirke
Art. 36—38.
theile des Arbeiters, so kann die Ge
getheilt, so wird der als Wohnsitz geltende
meindebehörde die Zustimmung ergänzen.
Bezirk von dem Reichskanzler durch all
IV. Im § 110 Abs. 1 werdm die Motte: „seines Vaters oder Vormunds" ersetzt durch die
gemeine Anordnung bestimmt. II. An die Stelle des § 149 Abs. 2 tritt fol
Motte: „seines gesetzlichen Vertreters".
gende Vorschrift:
Dasselbe gilt von dem gesetzlichen Ver
V. Im § 113 tritt an die Stelle des Abs. 4
treter eines Angeklagten. 36. Die Gewerbeordnung wird dahin geändert:
folgende Vorschrift:
Ist der Arbeiter minderjährig, so kann
I. Der § 11 Abs. 2 fällt weg; als § 11a werden
das Zeugniß von dem gesetzlichen Ber-
folgende Vorschriften eingestellt:
tteter gefordett werden. Dieser kann ver
Betreibt eine Eheftau, für deren güter
langen, daß das Zeugniß an ihn, nicht
rechtliche Verhältnisse ausländische Gesetze
an
maßgebend sind, im Jnlande selbständig
werde. Mit Genehmigung der Gemeinde
den
Minderjähttgen
ausgehändigt
ein Gewerbe, so ist es auf ihre Geschäfts
behörde des im § 108 bezeichneten Ottes
fähigkeit in Angelegenheiten des Gewerbes
kann auch gegen den Willen des gesetz
ohne Einfluß, daß sie Eheftau ist.
lichen Bettreters die Aushändigung un
Soweit die Frau in Folge deS Güter
standes in der Verfügung über ihr Ver
mittelbar an den Arbetter erfolgm. VI. Im § 131 Abs. 1 Satz 1 werden die Motte:
„von dem Vater oder Vormunde" ersetzt
mögen beschränkt ist, finden die Vor schriften des § 1405 des Bürgerlichen
Gesetzbuchs Anwendung.
durch die Worte:
Hat die Frau
„von dem gesetzlichen Vertteter".
ihren Wohnsitz nicht im Jnlande, so ist
VII. Im § 133 Abs. 2 Satz 1 werden die Worte:
der Einspruch des Mannes gegen den
„der Vater des Lehrlings" ersetzt durch die
Betrieb des Gewerbes und der Widerruf des Bezirks einzu
Motte: „der Vater des Lehrlings, sofern er die Sorge für die Person des Lehr
tragen, in welchem das Gewerbe betrie ben wird.
37. Der § 2 des Gesetzes über die Freizügig
der
ertheilten
Einwilligung
Güterrechtsregister
in
das
Betreibt die Frau das Gewerbe mit
Einwilligung des Mannes oder gilt die
lings hat". keit vom
1.
November
1867 (Bundes-Gesetzbl.
S. 55) wird dahin geändert:
Einwilligung nach § 1405 Abs. 2 des
Wer die aus der Reichsangehör.gkeit
Bürgerlichen Gesetzbuchs als ertheilt, so
folgenden Befugniffe in Anspruch nbimt,
haftet für die Verbindlichkeiten der Frau
hat auf Verlangen den Nachweis seiner
aus dem Gewerbebetriebe ihr Vermögen
Reichsangehörigkeit und, sofern er unter
ohne Rücksicht auf die dem Manne kraft
elterlicher Gewalt oder unter Vormund
des Güterstandes zustehenden Rechte- im
schaft steht, den Nachweis der Genchmt-
Falle des Bestehens einer ehelichen Güter
gung des gesetzlichm Vertreters y. er
gemeinschaft hastet auch das gemeinschaft
bringen. Eine Eheftau bedarf der Genehmyung
liche Vermögen. II. Im § 107 Abs. 1 werden
1. tm Satz 4 die Worte: „an den Vater oder
des Ehemanns. 38.
Gesetz, bttreffend die Organisation
Das
Vormund, sofern diese es verlangen", er
der Bundeskonsulate, sowie die Amtsrechte und
setzt durch die Worte:
Pflichten der Bundeskonsuln, vom 8. November l867
„an den gesetzlichen Vertreter, sofern
dieser es verlangt",
(BundeS-Gesetzbl. S. 137) wird dahin erginzt: I. Der § 16 erhält folgenden Abs. 2:
2. im Satz 5 die Worte: „an die Mutter"
Einem Wahlkonsul steht in Anschung
ersetzt durch die Worte:
der
Errichtung
einer
Verfügung von
„an die zur gesetzlichen Vertretung
Todeswegen daS tm Abs. 1 bezeichnete
nicht berechtigte Mutter". III. Im § 108 treten an die Stelle des Satz 2
daS Recht ihm von dem Reichskmzler
Recht der Notare nur dann zu, wenn
folgende Vorschriften:
Die Ausstellung erfolgt auf Antrag oder mit Zustimmung des gesetzlichen
besonders beigelegt ist. II. Als § 17 a wird folgmde Vorschrift ein gestellt:
Ist die Erklärung deS ge
Auf die Erttchtung einer Berfigung
setzlichen Vertreters nicht zu beschaffen
von TodeSwegen finden nicht dteBor-
oder verweigett dieser die Zustimmung
schttften deS § 17, sondern die Borsäristen
ohne genügendm Grund und zum Nach
deS Bürgerlichen Gesetzbuchs Anwerbung.
Vertreters.
Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuche. II.
207
Art. 39—41.
SS. DaS Gesetz, betreffend die vertragsmäßigen
nach der Eheschließung zehn Jahre oder,
Zinsen, vom 14. November 1867 (BundeS-Gesetzbl.
falls einer von ihnen vorher gestorben ist,
biS zu dessen Tode, jedoch mindestens drei
S. 169) wird aufgehoben."
betreffend die Eheschließung
40. DaS Gesetz,
Jahre als Ehegatten mit einander gelebt,
und die Beurkundung des Personenstandes von
so ist die Ehe als von Anfang an gülttg
Bundesangehörigen im AuSlande, vom 4 Mai 1870
anzusehen. Diese Vorschrift findet keine An
(BundeS-Gesetzbl. S. 599) wird dahin geändert:
wendung, wenn bei dem Ablaufe der zehn
I. In dem § 3 Abs. 1, Satz 1, dem § 9, dem § 11
Jahre oder zur Zeit des Todes deS einen
Abs. 2 und dem § 12 Abs. 1 Satz 2 wird
das Wort: .muß" ersetzt durch das Wort:
Das Gesetz über die Erwerbung und den
Verlust der Bundes- und Staatsangehöttgkeit vom
»soll".
II. An die Stelle der §§ 7, 8 treten folgende
Vorschriften:
§ 7.
Ehegatten die Nichttgkettsklage erhoben ist. 41.
1. Juni 1870 (Bundes-Gesetzbl. S. 355)
wird
dahin geändert:
Die Ehe wird dadurch geschloffen,
daß die Verlobten vor dem Beamten per
I. An die Stelle des § 11 treten folgende Borschriften:
sönlich und bei gleichzeitiger Anwesenheit
Die Verleihung der Staatsangehöttg
erklären, die Ehe mit einander eingehen
keit erstreckt sich, insofern nicht dabei eine
Der Beamte muß zur Ent
Ausnahme gemacht wird, zugleich auf
gegennahme der Erklärungen bereit sein.
die Ehefrau und auf diejenigen mtnder-
zu wollen.
nicht unter
jähttgen Kinder, deren gesetzliche Ver
einer Bedingung oder einer Zeitbestimmung
tretung dem Aufgenommenen oder Natu
abgegeben werden.
ralisitten kraft elterlicher Gewalt zusteht.
Die Erklärungen
können
§ 7 a. Der Beamte soll bet der Ehe
Ausgenommen sind Töchter, die verhei-
schließung in Gegenwart von zwei Zeugen
rathet sind oder verheirathet gewesen sind.
an die Verlobten einzeln und nach ein
II. Als § 14 a werden folgende Vorschriften
ander die Frage richten, ob sie die Ehe mit einander eingehen wollen, und, nach dem die Verlobten die Frage bejaht haben,
eingestellt: Die
Entlassung
eines
Staatsange
hörigen, der unter elterlicher Gewalt oder
aussprechen, daß sie kraft dieses Gesetzes
Bornmndschaft steht, kann von dem gesetz
nunmehr rechtmäßig verbundene Eheleute
lichen Vertreter nur mit Genehmigung deS
seien.
Vormundschaftsgerichts beantragt werden.
Als Zeugen sollen Personen, die der
Die Genehmigung des Vormundschafts
bürgerlichen Ehrenrechte für verlustig er
gerichts ist nicht erforderlich, wenn der
klärt sind, während der Zeit, für welche
Vater oder die Mutter die Entlaffmrg
die Aberkennung der Ehrenrechte erfolgt
für sich und zugleich kraft elterlicher Ge
ist, sowie Minderjährige nicht zugezogen
walt für ein Kind beantragt.
werden.
die mit einem der
sich der Wittungskreis eines der Mutter
Personen,
Erstreckt
Verlobten, mit dem Beamten oder mit
bestellten Beistandes auf die Sorge für
einander verwandt oder verschwägert sind,
die Person
dürfen als Zeugen zugezogen werden.
Mutter in einem solchen Falle der Ge
§ 8. Als zur Eheschließung ermächtigter Beamter (§ 1) gilt auch derjenige, welcher,
ohne ein solcher Beamter zu sein,
das
Amt eines solchen öffentlich ausübt, es
des Kindes, so
bedarf die
nehmigung des Beistandes zu dem An trag auf Entlaffung des Kindes.
III. An die Stelle deS § 19 treten folgende Vor-
schttften:
sei denn, daß die Verlobten den Mangel der
Die Entlaffung erstreckt sich, insofern
amtlichen Befugniß bei der Eheschließung
nicht dabei eine Ausnahme gemacht wird, zugleich auf die Ehefrau und auf die
kennen.
§ 8a.
Eine Ehe, die vor einem zur
jenigen
Kinder,
deren
gesetzliche
Ver
Eheschließung ermächtigten Beamten (§ 1)
tretung dem Entlassenen kraft elterlicher
oder vor einer im § 8 einem solchen Be
Gewalt zusteht.
amten gleichgestellten Person
geschloffen
Diese Vorschttst findet keine Anwen
wird, ist wegen Formmangels nur dann
dung auf Töchter,
nichtig, wenn bei der Eheschließung die im
oder verheirathet
8 7 vorgeschriebene Form nicht beobachtet
auf
worden ist.
Gewalt
Ist die Ehe in daS HeirathSregister etn_______ getragen worden und haben die Ehegatten $. vgl. §§ 246 ff., 288 ff. BSB;
352 ff. HEB.
Rtitbct, der
die verheirathet sind
gewesen
sind, sowie
die unter der Mutter stehen,
elterlichen
falls
die
Mutter zu dem Anträge auf Entlaffung
der Kinder nach § 14a Abs. 2 Satz 2 der Genehmigung deS Beistandes bedarf.
208
Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuche. II.
Art. 42—44.
IV. An die Stelle des § 21 Abs. 2 treten folgende
„der in den §§ 1 bis 3 a enthaltenen Be
Vorschriften: Der hiernach eingetretene Verlust der
stimmungen". III. An die Stelle der §§ 7, 8, 9 treten folgende
Staatsangehörigkeit erstreckt sich zugleich auf die Ehefrau und auf diejenigen Kinder,
Vorschriften: § 7. Der Schadenersatz wegen Auf
deren gesetzliche Vertretung dem Aus
hebung oder Minderung der Erwerbs
getretenen kraft elterlicher Gewalt zusteht,
fähigkeit und wegen Vermehrung der Be
soweit sich die Ehefrau oder die Kinder
dürfnisse des Verletzten sowie der nach
bei dem Ausgetretenen befinden.
Aus
§ 3 Abs. 2 einem Dritten zu gewährende
genommen sind Töchter, die verheirathet
Schadenersatz ist für die Zukunft durch
sind oder verheirathet gewesen sind.
Entrichtung einer -Geldrente zu leisten.
42. Das Gesetz, betreffend die Verbindlichkeit
Die Vorschriften des § 843 Abs. 2 bis 4
zum Schadenersätze für die bei dem Betriebe von
des Bürgerlichen Gesetzbuchs und des §648
Eisenbahnen, Bergwerken u. s. w. herbeigeführten
Nr. 6 der Civilprozeßordnung finden ent
Tödtungen und Körperverletzungen, vom 7. Juni
sprechende Anwendung.
Das Gleiche gilt
S. 207) wird dahin ge
für die dem Verletzten zu entrichtende Geld
ändert : I. An die Stelle des § 3 treten folgende Vor
rente von der Vorschrift des § 749 Abs. 3
1871 (Reichs-Gesetzbl.
und für die denr Dritten zu entrichtende
Geldrente von der Vorschrift des § 749
schriften : § 3. Im Falle der Tödtung ist der Schadenersatz (§§ 1 und 2) durch Ersatz
Abs. 1 Nr. 2 der Civilprozeßordnung. Ist bei der Verurtheilung des Ver
der Kosten einer versuchten Heilung sowie
pflichteten zur Entrichtung einer Geldrente
des Vermögensnachtheils zu leisten, den
nicht auf Sicherheitsleistung erkannt wor
der Getödtete dadurch erlitten hat, daß
den, so kann der Berechtigte gleichwohl
während der Krankheit seine Erwerbs
fähigkeit aufgehoben oder gemindert oder
Sicherheitsleistung verlangen, wenn die Vermögensverhältnisse des Verpflichteten
eine Vermehrung seiner Bedürfnisse ein
sich erheblich verschlechtert haben- unter
getreten war.
Der Ersatzpflichtige hat
der gleichen Voraussetzung kann er eine
außerdem die Kosten der Beerdigung dem
Erhöhung der in dem Urtheile bestimmten
jenigen zu ersetzen, dem die Verpflichtung
Sicherheit verlangen. § 8. Die Forderungen auf Schaden
obliegt, diese Kosten zu tragen. Stand der Getödtete zur Zeit der Ver
ersatz (§§ 1 bis 3a) verjähren in zwei Jahren
letzung zu einem Dritten in einem Ver
von dem Unfall an.
hältnisse, vermöge dessen er diesem gegen
welchem der Getödtete Unterhalt zu ge währen hatte (§ 3 Abs. 2), beginnt die
über kraft Gesetzes unterhaltspflichtig war
Gegen denjenigen,
konnte,
Verjährung mit dem Tode. Im Uebrigen
und ist dem Dritten in Folge der Tödtung
finden die Vorschriften des Bürgerlichen
oder
unterhaltspflichtig
werden
das Recht auf den Unterhalt entzogen, so
Gesetzbuchs
hat der Ersatzpflichtige dem Dritten inso
über
die
Verjährung
An
weit Schadenersatz zu leisten, als der Ge
wendung. § 9. Die gesetzlichen Vorschriften, nach
tödtete während der muthmaßlichen Dauer
welchen außer den in diesem Gesetze vor
seines Lebens zur Gewährung des Unter halts verpflichtet gewesen sein würde. Die
gesehenen Fällen der Unternehmer einer in den §§ 1, 2 bezeichneten Anlage oder
Ersatzpflicht tritt auch dann ein, wenn der
eine andere Person, insbesondere wegen
Dritte zur Zeit der Verletzung erzeugt,
eines eigenen Verschuldens, für den bei
aber noch nicht geboren war. § 3a. Im Falle einer Körperverletzung
dem Betriebe der Anlage durch Tödtung
ist der Schadenersatz (§§ 1 und 2) durch
standenen Schaden haftet, bleiben un
oder Körperverletzung eines Menschen ent berührt.
Ersatz der Kosten der Heilung sowie des
Vermögensnachtheils zu leisten, den der
43. Der § 6 Abs. 2 des Gesetzes, betreffend die
Verletzte dadurch erleidet, daß in Folge
Rechtsverhältnisse der Reichsbeamten, vom 31. März.
der Verletzung zeitweise oder dauernd seine
1873 (Reichs-Gesetzbl. S. 61) wird aufgehoben.^
Erwerbsfähigkeit aufgehoben oder gemin dert oder eine Vermehrung seiner Be
44. Die Vorschriften des § 44 des Reichs^ Militärgesetzes vom 2. Mai 1874 (Reichs-Gesetzbl. S. 45) finden entsprechende Anwendung auf Per
dürfnisse eingetreten ist.
II. Im § 5 werden die Worte: „der in den §§ 1
bis
3 enthaltenen
durch die Worte:
Bestimmungen"
ersetzt
sonen, die zur Besatzung eines in Dienst gestellten 34. An die Stelle der aufgehobenen Bestimmung tritt § 411 BGB.
Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuche. II.
209
Art. 45—52.
Eine strafbare Handlung ist nicht vor
Schiffes der Kaiserlichen Marine gehören, solange
wmn
der Geistliche oder
der
daS Schiff sich außerhalb eines inländischen Hafens
handen,
befindet oder die Personen als Kriegsgefangene
Reltgionsdiener tat Falle einer lebens
einm
oder Geißeln in der Gewalt des Feindes sind, in
gefährlichen,
gleichen auf andere an Bord eines solchen Schiffes
stattenden Erkrankung
nicht
Auffchub
ge
der Ver
eines
genommene Personen, solange das Schiff sich außer
lobten zu den religiösen Feierlichkeiten
halb eines inländischen Hafens befindet und die
der Eheschließung schreitet.
Personen an Bord sind.
Die Frist, mit deren
IV. Im § 69 werden die Worte:
„in
diesem
Gesetze' ersetzt durch die Worte:
Ablaufe die letztwillige Verfügung ihre Gültigkeit
„in diesem Gesetze und in dem Bürger
verliert, beginnt mit dem Zeitpunkt, in welchem
das Schiff in einen inländischen Hafen zurückkehrt
lichen Gesetzbuche'.
oder der Verfügende aufhört, zu dem Schiffe zu
V. Im § 75 Abs. 1 werden die Worte: „nach
oder als Kriegsgefangener oder Geißel
dm Vorschriften dieses Gesetzes' ersetzt durch
gehören,
aus der Gewalt des Feindes entlasten wird.
Dm
die Worte:
Schiffer: stehen die sonstigen Fahrzeuge der Kaiser
„nach dm Vorschriften des Bürgerlichen
Gesetzbuchs".
lichen Marine gleich.
45. Der § 45 Abs. 2 Satz 2 des Reichs-Militär
47.
Der Artikel 3 des Gesetzes, betreffend den
gesetzes vom L. Mai 1874 (Reichs-Gesetzbl. S. 45)
Wucher, vom 24. Mai 1880 (Reichs-Gesetzbl. S. 109)
wird aufgehoben."
in der Faffung des Artikel II des Gesetzes, be
46. Das Gesetz über die Beurkundung des Per
treffend Ergänzung der Bestimmungen über den
sonenstandes und die Eheschließung vom 6. Februar
Wucher,
1875 (Reichs-Gesetzbl. S. 23) wird dahin geändert:
S. 197) wird aufgehoben."
I. Die §§ 28 bis 40, 42, 43, 51 bis 53 werden aufgehoben.
19. Juni
1893
(Reichs-Gesetzbl.
Der § 16 Abs. 2 des Gesetzes, betreffend
die Fürsorge für die Wittwen und Waism der
II. An Kte Stelle der §§ 41, 44, 50, 55 treten
Retchsbeamten der Civilverwaltung, vom 20. April
1881 (Reichs-Gesetzbl. S. 85) wird aufgehoben."
folge-nde Vorschriften: § 41.
48.
vom
Für die Eheschließung sind die
Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs
49.
Der § 18 Abs. 2 des Gesetzes, betreffend
die Fürsorge für die Wtttwm und Waisen von Angehörigen des Reichsheeres und der Kaiserlichen
maßgebend. § 44. Für die Anordnung des vor der
Eheschließung zu erlassenden Aufgebots ist jeder Standesbeamte zuständig, vor
Marine,
vom
17. Juni
1887
(Reichs-Gesetzbl.
S. 237) wird aufgehoben." 50.
Der § 9 des Gesetzes, betreffend das Retchs-
dem nach § 1320 des Bürgerlichen Ge
schuldbuch, vom 31. Mat 1891 (Reichs-Gesetzbl.
setzbuchs die Ehe geschloffen werden darf.
S. 321) wird dahin geändett:
§ 50. Aufgebot
Eine Eheftau wird zu Anträgen ohne
Der Standesbeamte soll ohne
die
Eheschließung
nur
Zusttmmung des Ehemannes zugelaffen.
vor
nehmen, wenn ihm ärztlich bescheinigt wird,
Die Ehefrau bedarf der Zusttmmung des
daß die lebensgefährliche Erkrankung eines
Ehemannes, wenn ein Vermerk zu dessen
der Verlobten den Auffchub der Ehe
Gunsten eingetragen ist. Ein solcher Ver
schließung nicht gestattet.
merk ist etnzutragen, wenn die Ehefrau
§ 55.
oder mit ihrer Zusttmmung der Ehemann
Ist eine Ehe für nichtig erklätt,
ist in einem Rechtsstteite, der die Fest
die Eintragung beantragt.
stellung des Bestehens oder des Nicht-
ist dem Ehemanne gegmüber zur Er-
bestehens einer Ehe zwischen den Parteien
theilung
zum Gegenstände hat, das Ntchtbestehen
wenn sie nach dem unter ihnen bestehendm
der
Die Eheftau
Zustimmung
verpflichtet,
der Ehe festgestellt, ist eine Ehe vor dem
Güterstande über die Buchforderung mir
Tode eines der Ehegatten aufgelöst oder
mit Zusttmmung des Ehemannes ver
fügen kann.
ist nach § 1575 des Bürgerlichen Gesetz buchs die eheliche Gemeinschaft aufgehoben,
51.
Der § 8 Abs. 2 deS Gesetzes, betreffend die
so ist dies am Rande der über die Ehe
Fürsorge für die Wittwen und Waisen der Per
schließung bewirkten Eintragung zu ver
sonen des Soldatenstandes des ReichSheereS und
merken.
Wird die eheliche Gemeinschaft nach der Aufhebung wiederhergestellt', so ist dies
auf Antrag am Rande zu vermerken. III. Der § 67 erhält folgenden Absatz 2:
35. 36t die Stelle der aufgehobenen Bestimmung tritt § 411 BGB.
System. Samml. d. i. E.-L. gelt. Ges. Sb. I.
der Kaiserlichen Marine vom Feldwebel abwärts, vom
13. Juni
1895
(ReichS-Gesetzbl.
S.
261)
wird aufgehoben." 52.
Ist auf Grund etneS ReichSgesetzeS dem
Eigenthümer einer Sache wegen der im öffent-
36. vgl. jetzt §§ 138, 852 vGv. 37. vgl. §§ 197, 201 VGV. 14
210
Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuche. II. und III.
Art. 53—59.
lichen Interesse erfolgenden Entziehung, Beschädi
Ist das Grundstück mit einem Rechte
gung oder Benutzung der Sache oder wegen Be
belastet, welches durch die Beschränkung
Eigenthums eine Entschädigung
des Eigenthums beeinträchtigt wird, so
zu gewähren und steht einem Dritten ein Recht
kann der Berechtigte bis zum Ablauf
schränkung des
an der Sache zu, für welches nicht eine besondere
eines Monats, nachdem ihm der Eigen
Entschädigung gewährt wird,^ so hat der Dritte,
thümer die Beschränkung des Eigenthums
soweit sein Recht beeinträchtigt wird, arr dem Ent schädigungsansprüche dieselben Rechte, die ihm im
mitgetheilt hat, die Eröffnung des Ver theilungsverfahrens beantragen.
Falle des Erlöschens seines Rechtes durch Zwangs
versteigerung an dem Erlöse zustehen?o 53. Ist in einem Falle des Artikel 52 die Ent schädigung dem Eigenthümer eines Grundstücks
zu gewähren, so finden auf den Entschädigungs
Dritter Abschnitt. Verhältniß des bürger
lichen Gesetzbuchs zu den Landesgesehen. 55.
Dieprivatrechtlichen Vorschriften der Landes
anspruch die Vorschriften des § 1128 des Bürger
gesetze treten außer Kraft, soweit nicht in dem
lichen Gesetzbuchs entsprechende Anwendung. Er
Bürgerlichen Gesetzbuch oder in diesem Gesetz ein
hebt ein Berechtigter innerhalb der im § 1128
bestimmten Frist Widerspruch gegen die Zahlung
Anderes bestimmt ist.42 56. Unberührt bleiben die Bestimmungen der
der Entschädigung an den Eigenthümer, so kann
Staatsverträge, die ein Bundesstaat mit einem
der Eigenthümer und jeder Berechtigte die Er-
ausländischen Staate vor dem Inkrafttreten des
öfftmng eines Vertheilungsverfahrens40 3841 39 nach den
Bürgerlichen Gesetzbuchs geschlossen hat.
Erlöses im Falle der
57. In Ansehung der Landesherren und der
Zwangsversteigerung geltenden Vorschriften bean
Mitglieder der landesherrlichen Familien sowie
Die Zahlung hat in diesem Falle an
der Mitglieder der Fürstlichen Familie Hohenzol-
das Vertheilungsverfahren zuständige
lern finden die Vorschriften des Bürgerlichen Ge setzbuchs nur insoweit Anwendung, als nicht be
für die Vertheilung des
tragen. das
für
Gericht zu erfolgen. Ist das Recht des Dritten eine Reallast, eine
sondere Vorschriften der Hausverfassungen oder der
Hypothek,
Landesgesetze abw^chende Bestimmungen enthalten.
eine Grundschuld oder eine Renten
schuld, so erlischt die Haftung des Entschädigungs
Das Gleiche gilt in Ansehung der Mitglieder
anspruchs, wenn der beschädigte Gegenstand wieder
des vormaligen Hannoverschen Königshauses, des
hergestellt oder für die entzogene bewegliche Sache
vormaligen
Ersatz beschafft ist. Ist die Entschädigung wegen
Herzoglich Nassauischen Fürstenhauses.4^ 58. In Ansehung der Familienverhältnisse und
Benutzung
des
Grundstücks
oder
wegen
Ent
ziehung oder Beschädigung von Früchten oder von Zubehörstücken zu gewähren, so finden die
Kurhessischen
und
des
vormaligen
der Güter derjenigen Häuser, welche vormals reichsständisch gewesen und seit 1806 mittelbar
Vorschriften des § 1123 Abs. 2 Satz 1 und des
geworden sind oder welche diesen Häusern bezüglich
§ 1124 Abs. 1, 3 des Bürgerlichen Gesetzbuchs
der
entsprechende Anwendung.44
Beschluß
Familienverhältniffe und der vormaligen
der Güter
durch
deutschen Bundesver
54. Die Vorschrift des § 36 Abs. 4 des Ge
sammlung oder vor dem Inkrafttreten des Bürger
setzes, betreffend die Beschränkungen des Grund
lichen' Gesetzbuchs durch Landesgesetz gleichgestellt
eigenthums in der Umgebung von Festungen,
worden sind, bleiben die Vorschriften der Landes
vom 21. Dezember 1871 (Reichs-Gesetzbl. S. 459)
gesetze und nach Maßgabe der Landesgesetze die
wird durch die Vorschriften der Artikel 52,
Vorschriften der Hausverfassungen unberührt.
nicht berührt.
53
Findet nach diesen Vorschriften
ein Vertheilungsverfahren statt, so ist die Ent
Das Gleiche gilt zu Gunsten des vormaligen Reichsadels und derjenigen Familien des land-
schädigung auf Ersuchen des für das Verfahren
sässigen Adels, welche vor dem Inkrafttreten des
zuständigen Gerichts an dieses zu leisten, soweit
Bürgerlichen Gesetzbuchs dem vormaligen Reichs
sie zur Zeit der Stellung des Ersuchens noch
adel durch Landesgesetz gleichgestellt worden sind.
aussteht. Die Vorschrift
Vorschriften über Familienfideikommisse und Lehen,
59.
des
§ 37 desselben Gesetzes
Unberührt
bleiben
die
landesgesetzlichen
wird dahin geändert:
mit Einschluß der allodifizirten Lehen, sowie über
38. Vgl. §§ 34 ff. RG v. 21. Dez. 1871 (21. Febr. 1872); auch Art. 54 unten; §§ 14, 23-27 RG v. 13. Juni 1873 (6. Okt. 1873); § 14 RG v. 13. Febr. 1875; §3RGv. 7. April 1869 (11. Dez. 1871); §§ 57 ff. RG v. 23. Juni 1880 (in der Faffung des RG v. 1. Mai 1894); § 10 RG v. 3. Juli 1883; § 51 GewO. 39. Vgl. § 92 ZBG; § 1247 BGB; Artt. 67 Abs. 2, 109 unten. 40. Vgl. § 105 ZVG. 41. Vgl. Artt. 67 Abs. 2, 109 unten.
Stammgüter.44 42. Vgl. § 1 Abs. 2, § 2 EG z. ZVG; §§ 189, 200 FrG; §§ 82 Abs. 2, 83 GBO. 43. Vgl. § 5 EG z. GVG, in der Fassung des G. v. 17. Mai 1898; § 5 EGz. CPO in der Fassung des G. v. 17. Mai 1898; 8 7 EGz. KO; § 2 EG z. ZVG; §§83,90 GBO; § 189 FrG. 44. Vgl. § 5 EG z. KO. — Der Art. hat für Els.-Lothr. keine Bedeutung, da Güter der bezeichneten Art (Fideikommisse, Lehn- und Stammgüter) hier nicht vorhanden sind.
Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuche. III.
60. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, welche die Bestellung einer Hypo
211
Art. 60—71.
67. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, welche dem Bergrecht angehören."
oder Rentenschuld an einem
Ist nach landesgesetzlicher Vorschrift wegen Be
Grundstücke, besten Belastung nach den in den
schädigung eines Grundstücks durch Bergbau eine
thek, Grundschuld
57
Artikeln
59
bis
bezeichneten
der
Vorschriften
dahin gestatten, daß
nur beschränkt zulässig ist,
Gläubiger Befriedigung
auS
dem Grund
stücke lediglich im Wege der Zwangsverwaltung
suchen kann."
Entschädigung zu gewähren, so finden die Vor schriften der Artikel 52,
53 Anwendung, soweit
nicht die Landesgesetze ein Anderes bestimmen.52 53 54 55 56
68. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vor schriften, welche die Belastung eines Grundstücks
61. Ist die Veräußerung oder Belastung eines Gegenstandes nach den in den Arttkeln 57 bis
mit den: vererblichen und veräußerlichen Rechte
59 bezeichneten Vorschriften unzulässig oder nur
schriften nicht unterliegenden Minerals gestatten
beschränkt
und den Inhalt dieses Rechtes näher bestimmen.
zulässig,
so finden auf einen Erwerb,
dem diese Vorschriften
entgegenstehen,
die Vor
den bergrechtlichen Vor
zur Gewinnung eines
Die Vorschriften der
875, 876, 1015,
§§ 874,
schriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs zu Gunsten
1017 des Bürgerlichen
derjenigen, welche Rechte von einem Nichtberech
sprechende Anwendung.5'
tigten herleiten, entsprechende Anwendung."
69. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vor schriften über Jagd und Fischerei," unbeschadet
62. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vor
63. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vor das Erbpachtrecht, mit Einschluß
über
des Büdnerrechts und des Häuslerrechts, in den jenigen
Bundesstaaten, in welchen solche Rechte
bestehen. Die Vorschriften des § 1017 des Bürger lichen Gesetzbuchs finden
finden
ent
der Vorschrift des § 958 Ms. 2 des Bürgerlichen
schriften über Rentengüter."
schriften
Gesetzbuchs
auf
diese Rechte ent
Gesetzbuchs
lichen
und
Gesetzbuchs
der
Vorschriften des Bürger
über den
Ersatz
des Wild
schadens.5'
70. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vor schriften über die Grundsätze, nach welchen der Wildschaden
festzustellen
ist,
sowie die landes
sprechende Anwendung."
gesetzlichen Vorschriften, nach welchen der Anspruch
64. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschrifteu über dasAnerbenrecht tnAnsehung land-
stimmten Frist bet der zuständigen Behörde geltend
wirthschaftltcher und forstwirthschaftlicher Grund
gemacht werden mufc.57
stücke nebst deren Zubehör.
71. Unberührt bleiben Vorschriften, nach welchen
Die Landesgesetze können das Recht des Erb lassers, über das dem Anerbenrecht unterliegende
Grundstück von Todeswegen zu verfügen, nicht
auf Ersatz des Wildschadens innerhalb einer be
1. die Verpflichtung
die
landesgesetzlichen
zum Ersätze des Wild
schadens auch dann eintrttt, wenn der Schadm
beschränken?'
65. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vor schriften, welche dem Wafferrecht angehören, mit
52. Unter diese Bestimmung fallen auch diejenigen Vor schriften der Landesgesetze, welche sich auf solche Mineralien
beziehen, die zwar an sich dem verfügung-rechte de- Etgen-
Einschluß des Mühlenrechts, des Flötzrechts und
thümers nicht entzogen sind, aber doch hinsichtlich ihrer Ge
des Flößereirechts sowie der Vorschriften zurBe-
winnung den bergrechtlichen Normen und
Bewässerung und Entwässerung
fördenmg der der Grundstücke
landungen,
und
der Vorschriften über An
entstehende
Inseln
und
verlassene
Flußbetten?'
Beschränkungen
unterworfen sind. — vgl. Bergges. v. 16. Dez. 1873; §§ 80—85,
87 AG z. BGB.
53. §§ 127 ff. Bergges. v. 16. Dez. 1873.
54. Für Els.-Lothr. ohne Bedeutung. 55. In Betracht kommen: Art. 3 Dekr. v. 4. August 1788;
66. Unberührt
bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, welche dem Deich- und Sielrecht an
gehören."
Ges. v. 7. Febr, 1881 betr. Ausübung de» Jagdrecht»; g75
Abs. 2 Nr. 2 Gemeindeordnung v. 6 Juni 1895; Ges. v. 7. Rat 1883 betr. die Jagdpoltzei; Minv v. 24. April 1895; Ges.
v. 11. Juli 1884 betr. Deklaration de» JagdpolizetgesetzeS;
45. LandeSgesetzltche Vorschriften dieser Att bestehen in
Ges. v. 8. Mat 1889 betr. Abänderung de» JagdpolizetgesetzeS;
Min« v. 16. Juli 1890 betr. da» schädliche Wild (g 2 Jagd-
Els.-Lothr. nicht. 46. Der Art. hat für Els.-Lothr. keine Bedeutung.
polizeiges.); § 24 Abs. 2 Feldpolizeiges. v. 9. Juli 1888; Ges.
47. Rentengüter bestehen in Els.-Lothr. nicht.
v. 2. Juli 1891 betr. die Fischerei; Minv v. 28. April 1892
48. vgl. Art. 1 Ges. v. 29. Dez. 1790 und die Bemerkung 1
betr. die Fischerei (Avl G. 21); Ord. v. 10. Juli 1835 betr. die Flußfischerei; Minv v. 31. Juli 1892 betr. Bildung von
dazu.
49. Dar Anerbenrecht besteht in Els.-Lothr. nicht.
Fischereigenoffenschasten (z. § 14 ff. Ges. v. 2. Juli 1881) «Bl
50. Die hier in Betracht kommenden gesetzlichen Vorschriften
S. 343. — vgl. auch: RG v. 22. März 1888 betr. den Schutz
Syndikat
von Vögeln; Ges. v. 2. Juli 1890 zur Ausführung diese» Ge
genossenschaften vom 21. Junr 1865; Dekr. v. 17. Nov. 1865
setze»; Minv v. 1. April 1898 (z. § 2 Ges. v. 2. Juli 1890)
sind vornehmlich
die folgenden:
Ges. betr. die
— sofern letzteres als noch zu Recht bestehend und nicht durch
ABl S. 157; RG v. 28. Mat 1894 betr. den Schutz der vrtef-
die Bestimmungen des Minist, v. 1. Ott. 1891 beseitigt an-
tauben ; Vertrag zwischen Deutschland, den Ntederlauden und
zusehen sein sollte -; Ges. d. 11. Mai 1877; Ges. v. 30. Juli
der Schweiz betr. die LachSfischeret im Rhein v. 30. Juni 1885.
1890; Art. 45 Titel 27 der Orb. v. Aug. 1669; Ges. v. 2. Juli
1891;. 88 46, 47, 50-61 AG z. BGB.
51. Derartige Vorschriften bestehen in Els.-Lothr. nicht.
56. § 835 BGB. 57. Die maßgebenden landesgesetzlichen Vorschriften find
in den 88 19-36 AG z. VGV enthalten.
212
Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuche. III.
Art. 72—80.
durch jagdbare Thiere anderer als der im
schriften über ZwangSrechte, Bannrechte und Real
8 835 des Bürgerlichen Gesetzbuchs bezeich
gewerbeberechtigungen. 63
neten Gattungen angerichtet totrb;68 2. für den Wildschaden, der durch ein aus
75. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Bor schriften, welche dem Berstcherungsrecht angehören,
einem Gehege ausgetretenes jagdbares Thier
soweit nicht in dem Bürgerlichen Gesetzbuche be
angerichtet wird, der Eigenthümer oder der
sondere Bestimmungen getroffen finb.64 *
Besitzer deS Geheges verantwortlich ist; 3. der Ägenthümer eines Grundstücks, wenn
76. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vor schriften, welche dem Verlagsrecht angehören.68
daS Jagdrecht auf einem anderen Grund
77. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vor schriften über die Haftung des Staates, der Ge
stücke nur gemeinschaftlich mit dem Jagd
recht auf seinem Grundstück auSgeübt werden
meinden und anderer Kommunalverbände (Pro
für den auf dem anderen Grundstück
vinzial-, Kreis-, Amtsverbände) für den von chren
angerichteten Wildschaden auch dann haftet,
Beamten in Ausübung der diesen anvertrauten
wenn er die ihm angebotene Pachtung der Jagd abgelehnt hat;
landesgesetzlichen Vorschriften, welche das Recht des
darf,
4. der Wildschaden, der an Garten, Obstgärten,
öffentlichen Gewalt zugefügten Schaden sowie die Beschädigten, von dem Beamten den Ersatz eines
Weinbergen, Baumschulen und einzelnstehen
solchen Schadens zu verlangen, insoweit
den Bäumen angerichtet wird, dann nicht zu
schließen, als der Staat oder der Kommunalver
ersetzen ist, wenn die Herstellung von Schutz
band hastet.66 * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *
vorrichtungen unterblieben ist, die unter ge
78. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vor schriften, nach welchen die Beamten für die von
wöhnlichen Umständen zur Abwendung des Schadens ausreichen;88
5. die Verpflichtung zum Schadensersatz im Falle
deS § 835 Abs. 3 des Bürgerlichen Gesetzbuchs abweichend bestimmt wird;
aus
ihnen angenommenen Stellvertreter und Gehülfen
in weiterem Umfange als nach dem Bürgerlichen Gesetzbuche hasten.6
6. die Gemeinde an Stelle der Eigenthümer der
79. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vor schriften, nach welchen die zur amtlichen Feststellung
zu einem Jagdbezirke vereinigten Grundstücke
des Werthes von Grundstücken bestellten Sachver
zum Ersätze des Wildschadens verpflichtet und
ständigen für den aus einer Verletzung ihrer Be
zum Rückgriff auf die Eigenthümer berechtigt
rufspflicht entstandenen Schaden in weiterem Um
ist oder an Stelle der Eigenthümer oder des
fange als nach dem Bürgerlichen Gesetzbuche haften.68
Verbandes der Eigenthümer oder der Ge
80. Unberührt bleiben, soweit nicht in dem Bür gerlichen Gesetzbuch eine besondere Bestimmung ge
meinde oder neben ihnen der Jagdpächter
zum Ersätze des Schadens verpflichtet ist;60 58 59 troffen ist, die landesgesetzlichen Vorjchristen über
7. der zum Ersätze des Wildschadens Verpflich
die vermögensrechtlichen Ansprüche und Verbind
tete Erstattung des geleisteten Ersatzes von
lichkeiten der Beamten, der Geistlichen und der
demjenigen verlangen kann, welcher in einem
Lehrer an öffentlichen Unterrichtsanstalten aus
anderen Bezirke zur Ausübung der Jagd
berechtigt ist.
72. Besteht in Ansehung eines Grundstücks ein zeitlich nicht begrenztes Nutzungsrecht, so finden die Vorschriften des § 835 des Bürgerlichen Ge
63. Für Els.-Lothr. ohne Bedeutung. — vgl. auch §§ 7 bi« 10 GewO. 64. Besondere Bestimmungen enthüllen insbesondere
die
88 1045, 1046, 1127 ff., 1385, 1654 BGB. — Die Seever
sicherung ist bereits geregell in 8§ 778 ff. HGv. Im Uelrtgen soll das versicherungsrecht demnächst reich-gesetzlich grregelt
setzbuchs über die Verpflichtung zum Ersätze des
werden. — von den landesgesetzltchen Bestimmungen kanmen
Wildschadens mit der Maßgabe Anwendung, daß
in Betracht insbesondere: StRS v. 1. April 1809 bar. die
an die Stelle des Eigenthümers der Nutzungs
Tontinengesellschasten; StRG v. 15. Ott. 1809 über dir Ver sicherungsgesellschaften, welche die öffentliche Ordnung an»ehen;
berechtigte tritt.61 62
Ttt. 5 Ges. v. 24. Juli 1867 über die Gesellschaften; rit. 2
78. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vor schriften über Regalien.68
Dekr. v. 22. Jan. 1868 betr. die Bildung v. versichemngS-
74.
Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Bor
gesellschasten, in Verbindung mll 8 1 Nr. 1, 2 LG z. HOB v.
19. Juni 1872; «er. v. 5. Nov. 1894; «er. v. 19. Juni 1871;
Vkm. v. 28. Juni 1871; Erl. v. 19. Juli 1872. 65. Lande-gesetzliche Vorschriften dieser Art besteten in
58. vgl. § 16 AG j. «Gv.
Els.-Lothr. nicht.
59. vgl. tz 17 AG t. VGV.
66. Die hierher gehörigen lande-gesetzlichen Vorsäristen
60. vgl. § 18 AG z. VGV.
find enthüllen in Art. 22 Abs. 2 Ges. über die Eiserbahn-
61. Zu diesen Nutzungsberechtigten dürsten die Personen
polt-ei v. 15. Juli 1845; 88 40, H2,115 Abs. 2 AG -.SGB;
gehvren, welchen auf Grund deS Edikts v. Juni 1769 Antheile
88 < ff., 11, 15 Ges. betr. tat Hinterlegung-weser vom
am Gemetndegut zugetheitt find. 62. Die hierher gehörigen Bestimmungen der Artt. 539,
1. Nov. 1899.
713 C. c. find aufgehoben . 27. Dez. 1869.
1. bis 100 Mark einschließlich .
.
.
0,»oMk.,
2. von mehr als 100 bis 300 Mk.
einschließlich........................................0,