Stadt und Literatur im deutschen Sprachraum der Frühen Neuzeit [Reprint 2011 ed.] 9783110239553, 9783484365391

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German Pages 1172 [1176] Year 1998

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Table of contents :
Vorwort
Beiträge zur Grundlagenforschung
Stadt und Literatur im alten deutschen Sprachraum Umrisse der Forschung – Regionale Literaturgeschichte und kommunale Ikonologie – Nürnberg als Paradigma
Urbanität und poetische Form. Überlegungen zum Gattungsspektrum städtischer Literatur in der Frühen Neuzeit
Stadt und Publizistik in der Frühen Neuzeit
Im Umkreis des reformierten Bekenntnisses
Die Literatur der Eidgenossenschaft im Zeitalter des Barock. Eine Skizze der Forschungssituation
Duisburger Universitäts- und Personalschriften des 17. und 18. Jahrhunderts
Neuere Entwicklungen im Forschungsbereich Stadt und Literatur in den Niederlanden: das Handbuch Haarlem
Münster im Spannungsfeld seines Nachbarn Niederlande. Vergleichende historische und literarische Aspekte
Humanismus, Schule, Buchdruck und Antikenrezeption. Anmerkungen zur Bremer Entwicklung bis 1648
Forschungsregion Mark Brandenburg/Berlin
Berliner Gelegenheitsdichtung im Spannungsfeld von Stadt und Hof: Nicolaus Peucker (um 1620–1674)
Reichsstädtische Tradition und Residenzkultur Oberdeutschlands
Die literarische Stadtkultur Oberdeutschlands im 17. Jahrhundert. Ein Überblick
Zwischen Freier Reichsstadt und Absolutistischem Hof. Lebensräume Moscheroschs
Städtisches und literarisches Leben in Stuttgart im 17. Jahrhundert. Ein bibliographischer Versuch mit besonderer Berücksichtigung der Prinzessin Antonia von Württemberg und ihrer Bibliothek
Bürgertum, Universität und Adel. Eine württembergische Kontroverse des Späthumanismus
Commercium epistolicum in der Reichsstadt. Gottlieb Spizel/Augsburg (1639–1691) und seine Briefwechselsammlung im Umkreis von Orthodoxie und Pietismus
Norimberga Literata
Philologisches Detektivspiel. Der Nürnberger Birken-Nachlaß als Materialfundus und Stimulus für die Erforschung der Literatur des 17. Jahrhunderts
Oper und Roman in Ansbach. Zur Literatur einer fränkischen Residenzstadt gegen Ende des 17. Jahrhunderts
Ein »deutsches Athen« am Main? Literatur in Frankfurt zwischen Späthumanismus und Pietismus
Lutherische Kernlandschaft Mitteldeutschland
Zum literarischen Leben Leipzigs in der Mitte des 17. Jahrhunderts
Das literarische Leben in Jena in der Frühen Neuzeit. Eine einführende Übersicht
Jenaer Solennitäten der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts im Spiegel lokaler Gelegenheitsschriften
Zu Geschichte und Bestand zweier aufgelöster Weißenfelser Bibliotheken des 17. und 18. Jahrhunderts
Der alte hansische Kulturraum
Literatur im Umkreis von Lateinschule und Universität, Rat der Stadt und Fürstenhof. Zum Œuvre des Petrus Vincentius während seiner Jahre als Schulmann in Lübeck (1549–1557)
Historisch-politische Lektüren in Lübeck um 1600. Erster Bericht einer Untersuchung zur Produktion und Rezeption von Geschichtsliteratur in den führenden Hansestädten
Das Hamburger Friedensfest von 1650. Die Rollen von Predigt, Feuerwerk und einem Gelegenheitsgedicht Johann Rists in einem Beispielfall städtischer Repräsentation
Handel und Bildung in pommerschen Seestädten im 16. bis 17. Jahrhundert
Literarisches Leben in Greifswald während der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Erscheinungsbilder – Fragen – Forschungsaufgaben
»In Officin und Bett: GOtt laß den Druck gelingen«. Buchdrucker und -händler im Spiegel der Gelegenheitsdichtung des Stettiner Pastors Friedrich Fabricius
Die Danziger Literatur im 17. Jahrhundert. Eine Übersicht
Nicolaus Mollyn, der erste Rigaer Drucker. Sein Schaffen in Riga von 1588 bis 1625
Die Arbeiten der Rigaer Buchdruckers. Gerhard Schröder (1625–1657)
Christoph Reusner der Ältere. Revals Erstdrucker im 17. Jahrhundert
Literarische Kultur in Reval in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts
Die est-, liv- und kurländischen Studenten auf den europäischen Universitäten im 17. und frühen 18. Jahrhundert
Die Buchdruckerei der Universität Dorpat im 17. Jahrhundert. Druckereiwesen und Buchproduktion in Dorpat und Pernau 1631–1710
Die Universitätsbibliothek im Leben der Stadt Dorpat im 17. Jahrhundert
Mitteleuropäische Brückenlandschaften
»Ich singe diese Stadt/ zu mehren Jhren Ruhm«. Stadt und städtische Literatur in Johann Andreas Mauersbergers Lobgedicht auf Breslau (1679)
Forschungen zur Wirtschafts- und Kulturgeschichte der Stadt Schweidnitz an der Wende des 17. zum 18. Jahrhundert
Zur Widmung der Judith von Martin Opitz
Marianne von Bressler (1690–1728) – eine unbekannte Dichterin aus Breslau
Die Gelegenheitsdichtung Hoffmannswaldaus. Anmerkungen zu Adressatenkreis und Produktionsmotivationen
Bilder böhmischer Städte in der humanistischen Literatur des 16. und 17. Jahrhunderts
Die Bibliothek der Lateinschule zu St. Joachimsthal. Spiegelbild des Renaissancehumanismus in einer böhmischen Bergstadt
Lemberg in der Frühen Neuzeit. Ein kulturgeschichtlicher Überblick
Blick in den katholischen Kulturraum
Die Ingolstädter Jesuiten im Spiegel ihrer literarischen Produktion
Literarisches Leben in München bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts
Luzern – Zentrum der Gegenreformation in der Alten Eidgenossenschaft
Personenregister
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Stadt und Literatur im deutschen Sprachraum der Frühen Neuzeit [Reprint 2011 ed.]
 9783110239553, 9783484365391

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FRÜHE NEUZEIT Band 39 Studien und Dokumente zur deutschen Literatur und Kultur im europäischen Kontext In Verbindung mit der Forschungsstelle „Literatur der Frühen Neuzeit" an der Universität Osnabrück Herausgegeben von Jörg Jochen Berns, Klaus Garber, Wilhelm Kühlmann, Jan-Dirk Müller und Friedrich Vollhardt

Stadt und Literatur im deutschen Sprachraum der Frühen Neuzeit Bandi Herausgegeben von Klaus Garber unter Mitwirkung von Stefan Anders und Thomas Eismann

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1998

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Stadt und Literatur im deutschen Sprachraum der frühen Neuzeit / hrsg. von Klaus Garber unter Mitw. von Stefan Anders und Thomas Eismann. - Tübingen : Niemeyer (Frühe Neuzeit ; Bd. 39) Bd. 1 (1998) ISBN 3-484-36539-0

ISSN 0934-5531

© Max Niemeyer Verlag GmbH & Co. KG, Tübingen 1998 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier Druck: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten Einband: Buchbinderei Geiger, Ammerbuch

Inhalt

Bandi

Vorwort

XI

Beiträge zur Grundlagenforschung Klaus Garber Stadt und Literatur im alten deutschen Sprachraum Umrisse der Forschung - Regionale Literaturgeschichte und kommunale Ikonologie - Nürnberg als Paradigma

3

Wolfgang Adam Urbanität und poetische Form Überlegungen zum Gattungsspektrum städtischer Literatur in der Frühen Neuzeit

Michael Schilling Stadt und Publizistik in der Frühen Neuzeit

90

112

Im Umkreis des reformierten Bekenntnisses Hellmut Thomke Die Literatur der Eidgenossenschaft im Zeitalter des Barock Eine Skizze der Forschungssituation

Manfred Komorowski Duisburger Universitäts- und Personalschriften des 17. und 18. Jahrhunderts

145

156

VI

Inhalt

Eddy Κ. Grootes Neuere Entwicklungen im Forschungsbereich Stadt und Literatur in den Niederlanden: das Handbuch Haarlem

181

Christian Gellinek Münster im Spannungsfeld seines Nachbarn Niederlande Vergleichende historische und literarische Aspekte

186

Thomas Eismann Humanismus, Schule, Buchdruck und Antikenrezeption Anmerkungen zur Bremer Entwicklung bis 1648

203

Werner Lenk Forschungsregion Mark Brandenburg/Berlin

239

Knut Kiesant Berliner Gelegenheitsdichtung im Spannungsfeld von Stadt und Hof: Nicolaus Peucker (um 1620-1674)

260

Reichsstädtische Tradition und Residenzkultur Oberdeutschlands Erich Kleinschmidt Die literarische Stadtkultur Oberdeutschlands im 17. Jahrhundert Ein Überblick

281

Walter Ernst Schäfer Zwischen Freier Reichsstadt und Absolutistischem Hof Lebensräume Moscheroschs

293

Reinhard Breymayer Städtisches und literarisches Leben in Stuttgart im 17. Jahrhundert Ein bibliographischer Versuch mit besonderer Berücksichtigung der Prinzessin Antonia von Württemberg und ihrer Bibliothek

308

Ronald G. Asch Bürgertum, Universität und Adel Eine württembergische Kontroverse des Späthumanismus

384

Dietrich Blaufuß Commercium epistolicum in der Reichsstadt Gottlieb Spizel/Augsburg (1639-1691) und seine Briefwechselsammlung im Umkreis von Orthodoxie und Pietismus

411

Inhalt

VII

Renate Jürgensen Norimberga Literata

425

Hartmut Laufhütte Philologisches Detektivspiel Der Nürnberger Birken-Nachlaß als Materialfundus und Stimulus für die Erforschung der Literatur des 17. Jahrhunderts . . . .

491

Ulrich Seelbach Oper und Roman in Ansbach Zur Literatur einer fränkischen Residenzstadt gegen Ende des 17. Jahrhunderts

509

Anton Schindling Ein »deutsches Athen« am Main? Literatur in Frankfurt zwischen Späthumanismus und Pietismus

. . . .

538

Bandii

Lutherische Kernlandschaft Mitteldeutschland Anthony J. Harper Zum literarischen Leben Leipzigs in der Mitte des 17. Jahrhunderts

549

Detlef Ignasiak Das literarische Leben in Jena in der Frühen Neuzeit Eine einführende Übersicht

572

Felicitas Marwinski Jenaer Solennitäten der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts im Spiegel lokaler Gelegenheitsschriften

603

Roswitha Jacobsen Zu Geschichte und Bestand zweier aufgelöster Weißenfelser Bibliotheken des 17. und 18. Jahrhunderts

616

VIII

Inhalt

Der alte hansische Kulturraum Hartmut Freytag Literatur im Umkreis von Lateinschule und Universität, Rat der Stadt und Fürstenhof Zum Œuvre des Petrus Vincentius während seiner Jahre als Schulmann in Lübeck (1549-1557)

637

Manfred Eickhölter Historisch-politische Lektüren in Lübeck um 1600 Erster Bericht einer Untersuchung zur Produktion und Rezeption von Geschichtsliteratur in den führenden Hansestädten

658

Günter Dammann Das Hamburger Friedensfest von 1650 Die Rollen von Predigt, Feuerwerk und einem Gelegenheitsgedicht Johann Rists in einem Beispielfall städtischer Repräsentation

Herbert Langer Handel und Bildung in pommerschen Seestädten im 16. bis 17. Jahrhundert

697

729

Horst Langer Literarisches Leben in Greifswald während der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Erscheinungsbilder - Fragen - Forschungsaufgaben

737

Dorothea Seeber »In Officin und Bett: GOtt laß den Druck gelingen« Buchdrucker und -händler im Spiegel der Gelegenheitsdichtung des Stettiner Pastors Friedrich Fabricius

752

Edmund Kotarski Die Danziger Literatur im 17. Jahrhundert Eine Übersicht

769

Ojar Sander Nicolaus Mollyn, der erste Rigaer Drucker Sein Schaffen in Riga von 1588 bis 1625

786

Meta Taube (t) Die Arbeiten der Rigaer Buchdruckers Gerhard Schröder ( 1625 -1657)

801

Inhalt

IX

Kyra Robert (f) Christoph Reusner der Ältere Revals Erstdrucker im 17. Jahrhundert

813

Martin Klöker Literarische Kultur in Reval in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts Arvo Tering Die est-, liv- und kurländischen Studenten auf den europäischen Universitäten im 17. und frühen 18. Jahrhundert

822

. . .

842

Ene-Lille Jaanson Die Buchdruckerei der Universität Dorpat im 17. Jahrhundert Druckereiwesen und Buchproduktion in Dorpat und Pernau 1631-1710

Laine Peep Die Universitätsbibliothek im Leben der Stadt Dorpat im 17. Jahrhundert

873

891

Mitteleuropäische Brückenlandschaften Ewa Pietrzak »Ich singe diese Stadt/ zu mehren Jhren Ruhm« Stadt und städtische Literatur in Johann Andreas Mauersbergers Lobgedicht auf Breslau (1679)

899

Malgorzata Morawiec Forschungen zur Wirtschafts- und Kulturgeschichte der Stadt Schweidnitz an der Wende des 17. zum 18. Jahrhundert . . . .

923

Konrad Gajek Zur Widmung der Judith von Martin Opitz

951

Miroslawa Czarnecka Marianne von Bressler (1690-1728) eine unbekannte Dichterin aus Breslau

961

Lothar Noack Die Gelegenheitsdichtung Hoffmannswaldaus Anmerkungen zu Adressatenkreis und Produktionsmotivationen . . . .

973

X

Inhalt

Irena Zachová Bilder böhmischer Städte in der humanistischen Literatur des 16. und 17. Jahrhunderts

988

Dietmar Schubert Die Bibliothek der Lateinschule zu St. Joachimsthal Spiegelbild des Renaissancehumanismus in einer böhmischen Bergstadt

997

Larissa Tsybenko Lemberg in der Frühen Neuzeit Ein kulturgeschichtlicher Überblick

1007

Blick in den katholischen Kulturraum Birgit Boge Die Ingolstädter Jesuiten im Spiegel ihrer literarischen Produktion

1033

Dieter Breuer Literarisches Leben in München bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts

1063

Hanspeter Marti Luzern - Zentrum der Gegenreformation in der Alten Eidgenossenschaft

1092

Personenregister

1115

Vorwort

Vier Monate vor der Wiedervereinigung fand im Juni 1990 an der Universität Osnabrück der dritte internationale, von der Forschungsstelle zur Literatur der Frühen Neuzeit ausgerichtete Kongreß zur Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit zum Thema > Stadt und Literatur im alten deutschen Sprachraum Europas < statt. Vorangegangen waren 1986 ein Kongreß zum Thema > Nation und Literatur im Europa der Frühen Neuzeit < und 1989 in Paris ein weiterer zum Thema > Europäische Sozietätsbewegung und demokratische Tradition, die europäischen Akademien der Frühen Neuzeit zwischen Frührenaissance und Spätaufklärung Internationalen Arbeitskreis für Barockliteratur < die Konstitution des Barockbegriffs und die Entfaltung des historischen Gehalts der europäischen Barockkultur in Wissenschaft, Literatur und bildender Kunst nationen- und fächerübergreifend traktiert worden. 1998 nun, im Jubiläumsjahr des Friedensschlusses von Münster und Osnabrück, wird diese europäisch orientierte Sequenz mit einem Kongreß zur Friedens-Idee in Osnabrück fortgeführt, jetzt ausgerichtet von dem inzwischen etablierten > Interdisziplinären Institut für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit Frühe Neuzeit < dokumentiert werden wird. Ihm schloß sich im Mai 1997 die Bildung einer Sektion > Sprache und Literatur< im Rahmen des 50. Treffens der Baltischen Historischen Kommission in Göttingen an, die den Nucleus für den Aufbau eines Sammelwerkes zur Kulturgeschichte Estlands, Livlands, Kurlands und Litauens in der Frühen Neuzeit bildet. Im Juni 1997

XII

Vorwort

wurde im alten Rathaus zu Danzig eine Tagung zur Kulturgeschichte Westpreußens in der Frühen Neuzeit eröffnet; und schließlich ist für das Jahr 1999 in Marienthal bei Görlitz und im polnischen Krzyzowa (dem ehemaligen Kreisau) eine Zusammenkunft von Spezialisten zur schlesischen Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit in Vorbereitung befindlich. Der gleichermaßen europäischen wie regionalen Ausrichtung der Arbeit in Forschungsstelle und Institut der Universität Osnabrück wird derart Rechnung getragen. Den thematischen Fixpunkt in der nochmals weit in den Raum ausgreifenden und gleichermaßen buchkundlich wie literarhistorisch orientierten Tagung bildete die Stadt als literarische Agentur unter besonderer Berücksichtigung des Zeitraums zwischen Späthumanismus und Empfindsamkeit (1560/70-1730/40). Sie hatte in den Kulturwissenschaften seit je zurückgestanden hinter Hof und Fürstentum, Staat und Kirche, Adel und Geistlichkeit und von dem Aufschwung, den die Geisteswissenschaften unter dem Stern des > Barock < nahmen, so gut wie gar nicht profitiert. Dabei kann es keinen Zweifel daran geben, daß die Opitzsche Reform, mit der Deutschland auch literarisch endlich den Anschluß an Europa wiederfand, in erster Linie in den Städten von der heimischen Gelehrtenschaft aufgegriffen und in die Tat umgesetzt worden ist. Im Zeichen eines neuen Klassizismus wurden noch die fernsten Provinzen zunächst in denkwürdigem Gleichschritt mit der Ausbreitung des reformierten Bekenntnisses, alsbald jedoch im Bündnis mit dem sich konsolidierenden Luthertum in einem Siegeslauf ohnegleichen erobert, während die katholischen Lande Abstand wahrten und eigene Wege nach der großen tridentinischen Erneuerung beschritten. Einer lange überfälligen Geschichte des literarischen Lebens in den Städten des alten deutschen Sprachraums in all seinen denkbaren Manifestationen zwischen dem Verstummen Fischarts und dem Auftreten Klopstocks vorzuarbeiten, war erklärter Vorsatz für das Kongreßvorhaben, um das als solches bei der DFG um Förderung nachgesucht wurde. Entsprechend waren so gut wie alle am Kongreß Teilnehmenden verbunden in der Überzeugung, daß für die literar- wie die kulturhistorische Erschließung der Stadt mehr als bisher zu tun sei. Man kannte die in den frühen achtziger Jahren erschienenen Arbeiten zum Thema > Stadt und Literatur im späten Mittelalter und im 16. Jahrhundert Positivismus < nicht scheuend, sondern ihn mit einer gewissen Lust geradezu herausfordernd, wurden die potentiellen Teilnehmer ausdrücklich gebeten, im Zuge ihrer Berichte zurückzugreifen auf den von ihnen bevorzugt bearbeiteten Quellenfundus und von diesem je nach eigener Einschätzung eingehend Kenntnis zu geben. Die jetzt vorliegenden Bände spiegeln diese quellenkundliche Privilegierung durchaus, und es wurde Jahre später keinerlei Versuch unternommen, sie zu retuschieren. Wohl aber wurden die auf dem Kongreß gleichfalls lebhaft diskutierten Fragen bibliographischer Regularien sowie der computergestützten Erfassung und feldgerechten Erschließung der anvisierten Quellen nicht mehr eigens dokumentiert. Hier sind in den vergangenen Jahren so viele Fortschritte im Zuge diverser Vorhaben erzielt worden, daß eine Präsentation des 1990 erreichten Standes der Diskussion nicht mehr sinnvoll gewesen wäre. Statt dessen durfte der so gewonnene Raum genutzt werden, um ein breites Spektrum an Textsorten, eine größtmögliche Vielfalt der zu erprobenden Ansätze, Verfahrensweisen und stofflichen Paradigmen und eine weite räumliche Streuung der berücksichtigten Städte und Territorien, zu gewährleisten. Daß hinlängliche Vollständigkeit auch nur des Einschlägigen in keinem Falle zu erreichen sein würde, ist selbstverständlich schon mit Rücksicht auf die forscherlichen Kapazitäten einkalkuliert worden. Die Teilnehmer waren sich einig während der Diskussionen, daß es aussichtslos sei, einen Kanon typisch städtischer Literaturformen zu etablieren. So gut wie alle kurrenten Gattungen traten in die verschiedensten sozialen Figurationen ein und gelangten in ihnen zur Wirkung. Wohl aber gibt es solche, die sich im städtischen Raum bevorzugt entfalteten. Zu ihnen zählt, wie immer wieder betont, in erster Linie das Gelegenheitsschrifttum, dessen Blüte in den gewählten Zeitraum fällt, das in der Stadt bevorzugt zirkulierte und damit für das Studium kommunikativer Prozesse in der Stadt besonders qualifiziert erscheint. Waren freilich Gymnasium oder Universität am Ort vorhanden, tritt das akademische Schrifttum hinzu, das bekanntlich völlig unabhängig von seinem wissenschaftsgeschichtlichen Zeugniswert dank der vielfach vorhandenen poetischen Beigaben das Interesse des Literaturwissenschaftlers für sich beansprucht. Schließlich sollte die Publizistik insgesamt und die Flugblattund Flugschriftforschung insonderheit der kommunalen Literaturkunde mehr als bislang üblich zugute kommen. Daß die Stadt auch für die Sachliteratur und insbesondere die Chronistik in den hier vor allem berücksichtigten zwei Jahrhunderten zwischen 1550 und 1750 die maß-

XIV

Vorwort

gebliche Schaltstelle bleibt, muß im einzelnen durch breitgestreute Feldforschung zukünftig erwiesen werden, sollte aber gleichfalls durch den Kongreß dokumentiert werden. Wie Lied und Erzählung, Schauspiel, Aufzug und Formen festlichen Gepräges aller Art in Umlauf blieben und neue Funktionen übernahmen, dürfte sich in wenigstens einem, zumeist jedoch in mehreren Beiträgen abzeichnen. Es wurde kein Versuch unternommen, den Kongreß auf bestimmte Stadttypen einzuschränken - eine solche Einschränkung wäre bei dem gegenwärtigen, nämlich immer noch wenig entwickelten Stand der Forschung verfehlt gewesen. Wohl aber sollten die Höfe und Residenzstädte nur gelegentlich in das Blickfeld treten und den Kongreß auf gar keinen Fall dominieren. Statt dessen wurde versucht, Städte, denen im weiten 17. Jahrhundert seit längerem keine Aufmerksamkeit gewidmet worden ist, in den Vordergrund zu rücken. Es sind dies in besonderem Maße die Gewerbe- und Handels- sowie die Gymnasial- und Universitätsstädte zumeist mittlerer Größenordnung, die ein besonders geeignetes, weil überschaubares Feld der Beobachtung abgeben und in ihren Mauern eben jene ungezählten poetae minores beherbergten, an denen die Literaturgeschichte vielfach achtlos vorbeiging. Wenn es schließlich gelang, mehr als eine Stadt dem literatur- und kulturwissenschaftlichen Vergessen zu entreißen, so ist dies freilich weniger einem stringenten typologischen Auswahlverfahren als vielmehr dem bis dato ungewöhnlichen Einzugsbereich der Referentinnen und Referenten geschuldet. Ein Gutteil der Kongreßteilnehmer weilte im Juni 1990 erstmals im Westen Europas. Auf Bibliotheksreisen, die den Herausgeber in den späten siebziger und den achtziger Jahren in die DDR und nach Polen, in die Tschechoslowakei und in die Ukraine, nach Lettland, Estland und Litauen sowie nach Rußland und Weißrußland geführt hatten, konnten zahlreiche Kontakte vor allem mit den in den Bibliotheken tätigen Wissenschaftlern geknüpft werden. Sie waren nun der Anlage des Kongresses förderlich, führten zur Berücksichtigung gerade auch solcher Städte und Institutionen, welche der kulturwissenschaftlichen Erinnerung ferngerückt waren und über die seit Kriegsende für den zur Rede stehenden Zeitraum erstmals wieder Einschlägiges in deutscher Sprache verlautete. Zugleich erklärt sich aus der bibliothekarischen Herkunft vieler der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Mittel-, Mittelost und Osteuropa auch die Konzentration auf Fragen der Bibliotheks- und Druckergeschichte. Sie verband sich mit dem quellenkundlichen Akzent der Tagung vorzüglich und führte zu eben jener Einbeziehung der Buchkunde im weitesten Sinne in den Kreis der Literatur- und Kulturwissenschaften, die für keine Epoche fruchtbarer ist als für die der Frühen Neuzeit. Der Herausgeber hat die Jahre über alle denkbaren Bemühungen unternommen, möglichst alle auf der Tagung anwesenden Kolleginnen und Kollegen, insbesondere jene aus dem Osten, zu einem Beitrag zu bewe-

Vorwort

XV

gen. Gleichwohl konnte eine Reihe gerade auch der mit großem Interesse und Beifall aufgenommenen Referate und Kurzbeiträge fur die Drucklegung nicht zur Verfügung gestellt werden. Zu massiv beanspruchte die sich bereits 1990 abzeichnende und alsbald zum Durchbruch gelangende politische Umwälzung zumal die Bibliothekare und Archivare in ihren Ländern und nötigte zur zeitweiligen Zurückstellung der wissenschaftlichen Vorhaben. Der Herausgeber hofft (und hat entsprechende Vorkehrungen getroffen), daß der eine oder andere der Beiträge in modifizierter Form in die geplanten regionalen Nachfolgebände Eingang findet. Umgekehrt war es glücklicherweise möglich, eine erhebliche Anzahl neuer Beiträge einzuwerben, die geeignet erschienen, dem Sammelwerk das gewünschte Profil zu verleihen. Rundung bzw. eine gewisse Abgeschlosenheit von ihm zu verlangen, stünde im Gegensatz zu der schier unbegrenzten Zahl der mit dem Thema vorgegebenen Aspekte und Paradigmen. Es konnte sich - wie bei allen Vorgängern dieser Art zu anderen Zeiträumen - nur darum handeln, eine möglichst große Zahl von Aspekten zur Geltung zu bringen. Selbstverständlich ist schonungslos einzuräumen, daß manche der nun zum Druck gelangenden und gerade die dem Osten des alten deutschen Sprachraums gewidmeten Beiträge durch die Verspätung um ihre innovative Funktion gebracht und damit in ihrer Wirkung eingeschränkt wurden, denn mit großer Intensität hat sich nach der Öffnung der Grenzen das Gespräch besonders mit den Vertretern der baltischen Länder entwickelt und auch bereits zur Dokumentation von Tagungen geführt, die durchgehend erst im Anschluß an die Osnabrücker stattgefunden haben. Niemand bedauert diese Verzögerung mehr als der Herausgeber. Er hat, wo nicht zur Entschuldigung, so doch zur Erklärung nichts anderes anzuführen als anläßlich der Präsentation der Pariser Kongreßakten im Jahr 1996. Der Aufbau eines für die Geisteswissenschaften in Osnabrück nahezu unerläßlichen interdisziplinären kulturwissenschaftlichen Instituts, die parallele und sehr langwierige Etablierung eines dem Institut assoziierten Graduierten-Kollegs und schließlich die Beantragung und Durchführung eines ungewöhnlich großen Drittmittelprojekts, das Institut und Kolleg zugleich vielfältig zugute kommt, banden neben dem normalen akademischen Alltag die Kräfte des Hochschullehrers wie seiner Mitarbeiter in einem Maße, das alle Anläufe zur Bewerkstelligung der überfälligen Publikation immer wieder zunichte machte. Dem Herausgeber verbleibt nur, die allzulange Wartenden auch auf diesem Wege nochmals um Verständnis zu bitten, vor allem aber, ihnen allen für die bewahrte Geduld und die Treue dem endlich zustandegekommenen Werk gegenüber aufs herzlichste zu danken. Daß Kyra Robert (Tallinn), Meta Taube (Riga) und Alexander Michailow (Moskau) sein Erscheinen nicht mehr erleben dürfen, erfüllt den Herausgeber mit tiefer Trauer.

XVI

Vorwort

Darf abschließend zu den Danksagungen übergegangen werden, so gilt er nach den Autorinnen und Autoren einer Fülle von Personen. Eine Publikation der Akten wurde absehbar, nachdem Dr. Thomas Eismann (Bremen) im Anschluß an seine Osnabrücker Projekttätigkeit Mitte 1995 sich erbot, die wiederholt in Gang gesetzte, aber schwierige Bearbeitung und Einrichtung der Beiträge anzugehen. Er wurde bei dieser Aufgabe vor allem unterstützt und aufgrund seiner beruflichen Belastung schließlich abgelöst von Stefan Anders M.A. (Osnabrück) als verantwortlichem Bearbeiter sowie von Martin Klöker M.A. (Osnabrück), der das Baltikumsegment im Rahmen des unten vorgestellten Projekts der VolkswagenStiftung betreut und deswegen besonders geeignet schien, die Beiträge aus diesem Bereich zu bearbeiten. Dennoch hätte der Herbst des Jahres 1998 als letztmögliche zumutbare Publikationsfrist nicht erreicht werden können, wenn nicht das bewährte Team der Osnabrücker Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den hauptverantwortlichen Redaktoren hilfreich zur Seite gestanden hätte. Dankbar erwähnt sei der selbstlose Einsatz insbesondere von Sabine Kleymann zum Erreichen des gesteckten Ziels, aber auch Armin Grundke, Stephanie Meer-Walter und Winfried Siebers haben in der Schlußphase mit Hand angelegt, um den vereinbarten Termin zu halten. In vielen und vor allem in den ausländischen Beiträgen war in der Bearbeitung eine prekäre Balance zwischen der Respektierung des von den Autorinnen und Autoren Intendierten und den unumgänglichen, zumeist redaktionellen Eingriffen zu beachten. Der Herausgeber hat sich im Zusammenwirken mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern diese Aufgabe besonders angelegen sein lassen und trägt für die schließlich gefundenen Lösungen die Verantwortung. Es war von Anfang das erklärte Ziel, möglichst alle eingereichten Beiträge auch publikationsfahig zu machen, und dies ist - von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen - auch erreicht worden. Die Finanzierung des Kongresses erfolgte erneut durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, welcher der Herausgeber für die abermalige Unterstützung zu besonderem Dank verpflichtet ist. Dank sei auch an dieser Stelle dem Max Niemeyer Verlag und - ganz besonders - Frau B. Zeller bekundet, daß die stets vorgesehene Publikation des Werkes im Rahmen der > Frühen Neuzeit < möglich blieb. Der Kongreß selbst fand wie üblich im Zimelien-Saal der Universitätsbibliothek Osnabrück statt, deren Hausherrn Ltd. Bibliotheksdirektor Dr. E. Cordes der Dank für das erneut eingeräumte Gastrecht gilt. Der Präsident der Universität Osnabrück, Herr Prof. Dr. R. Künzel, der den Kongreß durch seine wiederholte Präsenz ehrte, und die seinerzeitige Osnabrücker Oberbürgermeisterin, Frau U. Flick, ließen es sich nicht nehmen, die vielen Gäste zumal aus dem Ausland herzlich in Universität und Rathaus zu empfangen. Ein unvergeßlicher festlicher Abend im Hotel Hohenzollern wurde durch die Universitätsgesellschaft Osnabrück und die Stiftung der Stadtsparkasse

Vorwort

XVII

Osnabrück ermöglicht. Der zwischenzeitlich verstorbene Dr. K.G. Kaster dürfte vielen der Gäste durch seine ebenso engagierte wie kompetente Hinführung zum Werk Felix Nußbaums in dankbarer Erinnerung geblieben sein. Kein Wort freilich vermag die Gefühle zu spiegeln, die den Herausgeber mit vielen der Gäste aus dem Osten die Tage über bewegten. Sie alle waren so oder so und teilweise über Jahrzehnte in täglichem Umgang mit den Zeugnissen deutscher Literatur und Kultur in ihren heimischen Institutionen befaßt gewesen, hatten sie nach den Verheerungen des verbrecherischen Krieges in ihre Obhut genommen und z.T. gegen den erklärten Willen ihrer Regierungen für eine bessere Zukunft gehütet. Nun erfüllte sich für viele ein oftmals lebenslänglich gehegter Wunsch, das Land der geistigen Herkunft dieser Schätze persönlich kennenlernen zu dürfen. Die Erfüllung dieses Wunsches ist dem Herausgeber mit einem Dank entgolten worden, der den Beschenkten seinerseits als Erfahrung bleibenden Glücks begleitet. Was inzwischen Routine geworden ist, war seinerzeit ein herausragendes Ereignis. Dieses Unwiederholbare der Junitage des Jahres 1990 steht in der Erinnerung auf, wenn sich für den Herausgeber die Türen der Bibliotheken in Riga oder Vilnius, in Tallinn oder Tartu, in Königsberg oder St. Petersburg wieder öffnen und der Gast immer noch als Botschafter aus einer einst fremden und nun mehr und mehr vertrauter werdenden Welt empfangen wird, dem das Glück beschieden war, die Scheidewände unseres geteilten Kontinents zu einer Zeit zu überwinden, da noch nicht absehbar war, daß sie eines gar nicht fernen Tages zergehen würden. Inzwischen bewegen sich die vielen jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Osnabrücker Forschungsstelle in den einst erkundeten Stätten wie selbstverständlich. Niemals jedoch kehren sie zurück, ohne - verbunden mit den Grüßen - von der Herzlichkeit zu berichten, mit der sie ihrerseits aufgenommen wurden und jede denkbare Erleichterung bei ihrer Arbeit erfuhren. Die Katalogwerke des Gelegenheitsschrifttums, die sie im Zusammenwirken mit den heimischen Bibliothekarinnen und Bibliothekaren vor Ort vorbereiten, sollen dazu bestimmt sein, Zeugnis von dieser besonderen Verbundenheit abzulegen. In diesem Sinn übergebe ich das endlich zustandegekommene Werk wie seine Vorgänger der Fachöffentlichkeit in der Hoffnung, daß es einen Beitrag zum geistigen Zusammenwachsen Europas leistet.

Osnabrück, im Frühjahr 1998

Klaus Garber

Beiträge zur Grundlagenforschung

Klaus Garber

Stadt und Literatur im alten deutschen Sprachraum* Umrisse der Forschung - Regionale Literaturgeschichte und kommunale Ikonologie - Nürnberg als Paradigma

I. Umrisse der Forschung Als 1974 - zwei Jahre, nachdem sich eine kleine Gruppe von Barockforschern auf Einladung Paul Raabes erstmals in Wolfenbüttel versammelt hatte - von Albrecht Schöne zum ersten Germanistischen (Barock-) Symposion der Deutschen Forschungsgemeinschaft gebeten wurde, figurierte unter den vier Paradigmen, denen ein besonderer forscherlicher Nachholbedarf attestiert wurde, neben Schule, Universität und Buchwesen auch die Stadt.1 Rolf Tarot als Sektionsleiter akzentuierte diesen auffalligen und keineswegs selbstverständlichen Sachverhalt alsbald. Die erneuerte Barockforschung der zwanziger Jahre war zusammen mit den poetologischen und rhetorischen, den soziologischen und funktionalen Grundlagen und Aspekten der Dichtung des 17. Jahrhunderts durchaus etwa zu Hof und Adel, Kirche und Orden vorgedrungen. Erinnert sei hier nur beispielhaft an die Werke von Josef Nadler, Günther Müller und Richard Alewyn. 2 Viel sinnfälliger stellte sich das Bild bekanntlich in den *Der folgende Beitrag versucht nicht, eine möglichst große Zahl von Arbeiten zum Problemkreis > Stadt und Literatur< zu besprechen oder auch nur bibliographisch aufzufuhren. Vielmehr ist die Hervorhebung und Vorstellung ausgewählter wichtiger Studien und ihr Einbezug in einen problemgeschichtlichen Kontext angestrebt, um dessen Profilierung es vor allem geht. 1 Stadt - Schule - Universität - Buchwesen und die deutsche Literatur im 17. Jahrhundert, Vorlagen und Diskussionen eines Barock-Symposions der Deutschen Forschungsgemeinschaft 1974 in Wolfenbüttel, ed. ALBRECHT SCHÖNE, München: Beck 1976. Das vorangegangene erste Wolfenbütteler Symposion unter dem Titel >Quellen der Barockforschung< dokumentiert in: Jb. für Intern. German. 4 , 2 (1972) 7 - 1 0 6 . 2 JOSEF N A D L E R , Literaturgeschichte der deutschen Stämme und Landschaften, Vol. III: Hochblüte der Altstämme bis 1805 und der Neustämme bis 1800, Regensburg: Habbel 1 9 1 8 ; GÜNTHER MÜLLER, >Höfische Kultur der BarockzeitPalaestraZur Gewinnung unserer BarockbegriffeZur Barockdiskussion in der Kunstwissenschaft < in: Europäische Barock-Rezeption, in Verb, mit FERDINAND VAN INGEN, W I L H E L M K Ü H L M A N N , W O L F G A N G W E I S S ed. K L A U S G A R B E R , Vol. I—II, Wiesbaden: Harrassowitz 1991 (= Wolfenb. Arb. zur Barockforsch., Vol. 20) Vol. II, pp. 1205-1339. 4 Cf. JOSEPH G R E G O R , Weltgeschichte des Theaters, Zürich: Phaidon 1 9 3 3 , vollständ. Überarb. Neuausg., Vol. I: Von den Ursprüngen bis zum Ausgang des Barocktheaters, München: Piper 1944, pp. 422-481: >Das Welttheater des BarockzeitaltersDas Theater im 17. Jahrhundert: Zwischen Renaissance und Aufklärung< und >Das Theater im 18. JahrhundertBarockmusikDie Zeitgrenzen des musikalischen Barock [Bericht von H A N S G A A R T Z über einen Vortrag Mosers in der Ortsgruppe Halle (Saale) der Deutschen Musikgesellschaft auf der Basis eines vorliegenden Vortragsmanuskripts] Die Kirchenmusik [...]< bzw. >Die weltliche Tonkunst im Jahrhundert des Frühbarock< sowie >Das Halbjahrhundert des Hochbarock barocken Menschen < über das heroische, von Leidenschaften gepeitschte und die Ekstase bändigende >Ich< aufgebaut wurde, das stellvertretend ganz im Sinne der zeitgenössischen Poetik im Regenten zur idealen Repräsentation gelangte. 6 Erich Trunz, dem das nicht genug zu rühmende Verdienst zukommt, so gut wie den gesamten Ertrag dieser bewegten Phase deutscher Literatur- und Geistesgeschichte, an dem er selbst so fruchtbar beteiligt war, aus eigener Anschauung heraus im Jahre 1940 zu bilanzieren, apostrophierte unter den methodischen Neuerungen und Errungenschaften auch den soziologischen Ansatz, mittels dessen sich die Erschließung der > höfischen Kultur < des Zeitraums vollzog. 7 Es gibt keine Arbeit aus der neueren Barockforschung, die sich gleich durchschlagend mit der Stadt im Kontext von Kultur und Literatur zumal des 17. Jahrhunderts verbinden würde. Selbst die vielleicht bedeutendste und wichtigste Arbeit der Vorkriegszeit, an die in diesem Zusammenhang zuerst zu denken wäre, Hirschs Studie zur Formation des bürgerlichen Weltbildes im 17. Jahrhundert, schreitet über weite Strecken gattungstypologisch und -geschichtlich ohne Bezugnahme auf die Stadt voran und spezifiziert sich in dieser Hinsicht nur an einer - freilich um

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libets im deutschen Barock, Vol. I—II, Braunschweig: Litolff 1933, 2., erg. und verb. Aufl., Hildesheim: Olms 1966; R O B E R T H A A S , Die Musik des Barocks [!], Wildpark-Potsdam: Athenaion 1928 (= Hb. der Musikwiss., Vol. [3]). Zum Kontext der meisterhafte Artikel >Barock< von FRIEDRICH B L U M E in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, allgemeine Enzyklopädie der Musik, ed. id., Vol. I, Kassel etc.: Bärenreiter 1949-1951, cc. 1275-1338, wiederabgedruckt in: Epochen der Musikgeschichte in Einzeldarstellungen, Kassel etc.: Bärenreiter, München: dtv 1974 (= dtv: wiss. Reihe, Vol. 4146). Die neuere Literatur in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, allgemeine Enzyklopädie der Musik, 2., neubearb. Ausg., ed. L U D W I G F I N S C H E R , Vol. I, Kassel etc.: Bärenreiter; Stuttgart, Weimar: Metzler 1994, cc. 1251-1256. W I L L I F L E M M I N G , Deutsche Kultur im Zeitalter des Barock, Potsdam: Athenaion 1937 (= Hb. der Kulturgesch.); 2. neu bearb. Aufl., Konstanz: Athenaion 1960. E R I C H T R U N Z , > Die Erforschung der deutschen Barockdichtung, ein Bericht über Ergebnisse und Aufgaben Späthumanismus als Standeskultur< findet den Skopus ihrer Überlegungen gerade in der - auf ganz andere Weise von Mannheim und später von von Martin bereits vorgetragenen - relativen sozialen Bindungslosigkeit der zwischenständischen Gelehrtenschaft.9 Die Stadt erscheint keineswegs als einschlägiger, Produktion, Distribution und Rezeption stimulierender Faktor der typischen (spät-)humanistischen Formen der Kommunikation. Schließlich wird man schwerlich behaupten können, daß die vergleichsweise rege Sprachgesellschaftsforschung die Chancen einer Verknüpfung mit dem Kommunikationsraum Stadt wirklich wahrgenommen hätte.10 Welche Möglichkeiten sich auf diesem Wege keineswegs nur für Nürnberg aufgetan hätten, zeigt der Einsatz bei Hirsch am Beispiel der Stockfleths. Insgesamt war auch hier das Interesse auf die vom Hof inspirierte kulturpolitische Organisation der Fruchtbringenden Gesellschaft konzentriert (ohne daß es damals wie heute gelungen wäre, ihr Aktionsprogramm und ihre Frühgeschichte mit der Formierung der evangelischen Union und den anderweitigen Bündnisbestrebungen auf Seiten der Protestanten zusammen zu entfalten).11 8

A R N O L D HIRSCH, Bürgertum und Barock im deutschen Roman, eine Untersuchung über die Entstehung des modernen Weltbildes, Frankfurt a.M.: Baer 1 9 3 4 , 2 . Aufl. besorgt von HERBERT SINGER [mit dem - vermutlich auf Hirsch zurückgehenden - neuen Untertitel: ein Beitrag zur Entstehungsgeschichte des bürgerlichen Weltbildes], Köln: Böhlau 1957 (= Literatur und Leben, N.F. Vol. 1 ) . Dazu K L A U S G A R B E R , >Gibt es eine bürgerliche Literatur im Deutschland des 17. Jahrhunderts?, eine Antwort auf Dieter Breuers gleichnamigen AufsatzDer deutsche Späthumanismus um 1 6 0 0 als StandeskulturSprachgesellschañen< in: Die Deutsche Literatur, biographisches und bibliographisches Lexikon, Reihe III: Die Deutsche Literatur zwischen 1620 und 1720, Abt. B: Forschungsliteratur I, Lfg. 3, Bern etc.: Lang s.a., pp. 2 1 2 - 2 3 8 . Das Werk von K A R L F. O T T O , Die Sprachgesellschaften des 17. Jahrhunderts, Stuttgart: Metzler 1972 (= Slg. Metzler, Abt. D: Literaturgesch., Vol. 109) bedürfte dringend der Neubearbeitung. In Kürze der Artikel >Die Sprachgesellschaften des 17. und 18. Jahrhunderts< von A N D R E A S G A R D T in der neubearb. 2. Aufl. des von WERNER BESCH, OSKAR REICHMANN und STEFAN SONDEREGGER herausgegebenen Handbuchs Sprachgeschichte (de Gruyter). 11 Dazu erste Bemerkungen bei K L A U S GARBER, > Zentraleuropäischer Calvinismus und deutsche > Barock (-Literatur, zu den konfessionspolitischen Ursprüngen der deutschen NationalliteraturZweiten ReformationDie Festkultur der deutschen Höfe zwischen 1580 und 1730, eine Problemskizze in typologischer Absicht Probleme und Chancen einer stadtgeschichtlichen SyntheseAllgemeingeschichte< ein recht geringer geblieben.« (p. 97) Cf. auch den sehr ergiebigen Bericht von H E L M U T F L A C H E N E C K E R , > Stadtgeschichtsforschung als Akt der Selbstvergewisserung, ein LiteraturüberblickBarock< in der

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Folgerichtig hatte Trunz bei späterer Gelegenheit dem Wunsch Ausdruck gegeben, daß die Dichterkreise auch anderer Städte des 17. Jahrhunderts wie Königsberg oder Hamburg erschlossen würden, genauso wie er im Anschluß an den ersten Band von Heckeis Literaturgeschichte Schlesiens entsprechende Unternehmungen für andere und womöglich gar »eine Darstellung des Barock für alle deutschen Landschaften« gefordert hatte. 17 Fragt man fünfzig Jahre später immer noch beschränkt auf das 17. Jahrhundert, das Zeitalter des >Barock Dichterkreise Sprachgesellschaften < gerichteten Arbeiten waren viel zu sehr auf Probleme der Mitgliedschaft (Einzugsbereich, Herkunft und Werdegang, Anteil der Frauen etc.), der Organisationsform, der Programmatik etc. konzentriert, als daß das städtische Terrain als Basis und Bedingung des gelehrten sozietären Treibens anders denn skizzenhaft und okkasionell in den Blick getreten und mit der literarischen Produktion wirklich vermittelt worden wäre. 18 So dürfte es wiederum kein Zufall sein, daß diejenige Arbeit, die am überzeugendsten den Radius der seit den späten sechziger Jahren ausgebildeten Fragen ausgeschritten und das Wirken eines nun wirklich repräsentativen, weil durchschnittlichen Autors im allseits herangezogenen städtischen Beziehungsgeflecht rebuchstabiert hat, nicht an Hand einer institutionalisierten Dichtergesellschaft, sondern am Beispiel der für das städtische literarische Leben des 17. Jahrhunderts viel typischeren Praxis informeller Kooperation durchgeführt wurde. Gemeint ist Dick van Stekelenburgs Fallstudie zum Danziger Literaturbarock am Beispiel des Michael Albinus aus dem Jahre 1988.19 Was diese Arbeit so attraktiv erscheinen läßt, ist der konsequente Versuch, das gesamte Werk eines Sammlung >Deutschen Literatur [...] in Entwicklungsreihen