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German Pages [157]
Freiburger Rechtsgeschichtliche Abhandlungen Neue Folge · Band 44
Römische Jurisprudenz in Africa mit Studien zu den pseudopaulinischen Sentenzen
Von Detlef Liebs Zweite, neu bearbeitete Auflage
asdfghjk Duncker & Humblot · Berlin
DETLEF LIEBS
Römische Jurisprudenz in Africa
Freiburger Rechtsgeschichtliche Abhandlungen Herausgegeben vom Institut für Rechtsgeschichte und geschichtliche Rechtsvergleichung der Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg i. Br.
Neue Folge · Band 44
Römische Jurisprudenz in Africa mit Studien zu den pseudopaulinischen Sentenzen
Von Detlef Liebs Zweite, neu bearbeitete Auflage
asdfghjk Duncker & Humblot · Berlin
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar.
Die 1. Auflage erschien 1993 beim Akademie Verlag, Berlin Alle Rechte vorbehalten # 2005 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Fotoprint: Berliner Buchdruckerei Union GmbH, Berlin Printed in Germany ISSN 0720-6704 ISBN 3-428-11617-8 Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier ∞ entsprechend ISO 9706 *
Internet: http://www.duncker-humblot.de
Dem Andenken an Hans Georg Pflaum und André Chastagnol gewidmet
Vorwort Den Paulussentenzen, der römischen Juristenschrift mit der nachhaltigsten Wirkung im Westen, ein Buch zu widmen, schien mir schon lange erstrebenswert. Aber erst als der Versuch, sie einer bestimmten Provinz zuzuweisen, eine unerwartete Wendung nahm und sich die Möglichkeit verdichtete, sie als Produkt africanischen Provinzialrömertums zu begreifen, schien das Beginnen lohnend. Ich habe darüber auf dem 27. Deutschen Rechtshistorikertag in Bielefeld vorgetragen und 1989 eine erste Fassung meiner Ergebnisse in der Zeitschrift der Savigny-Stiftung veröffentlicht. Meine Skepsis gegenüber einförmiger, oft vorschnell abwertender und klassifizierender Karakterisierung des spätantiken Rechtswesens im Westen als vulgar und meine Suche nach Alternativen gehen auf eine frühe Beschäftigung mit Levys Obligationenrecht zurück, dessen Aussagen aus den angegebenen Quellen zu oft nicht wirklich ableitbar sind. Damit wende ich mich nicht gegen Levys verdienstvolles Aufspüren und Entfalten der Erscheinung Vulgarrecht überhaupt, aber gegen ihre Verallgemeinerung und schließlich nahezu unbegrenzte und zu früh angesetzte Herrschaft. Angesichts dessen hätte es nun nahegelegen, die Gelegenheit zu ergreifen, um mich mit Levys und anderer Vereinnahmung der Texte im vulgarrechtlichen Sinn ausgiebig auseinanderzusetzen; ich habe das an drei Beispielen getan1 und hätte es beliebig ausweiten können. Meine Gedankenführung nunmehr an einer fremden und mittlerweile allbekannten Theorie auszurichten, hätte aber ermüdende Längen mit sich gebracht. Mir erschien es ansprechender, meine Sicht der Dinge an Hand der Quellen vorzuführen. In die Welt des römischen Africa haben mich Hans Georg Pflaum und André Chastagnol eingeführt, denen ich mit diesem Buch meinen Dank abstatten möchte. Ein Seminar über das Thema im Sommersemester 1992 mit Exkursion nach Nordtunesien im Oktober brachte wertvolle Präzisierungen. Diese zweite Auflage verzichtet auf die Fotos (drei Grabsteine im Ersten Kapitel behandelter Juristen); hier war nichts hinzuzufügen. Ebenso auf die Palingenesie der Paulussentenzen, S. 121-210 der ersten Auflage, deren verbesserte Fassung schon veröffentlicht wurde.2 Sehr zu danken habe ich wieder Frau Martha Rinklin, Herrn Dr. Andreas Boos und nunmehr auch Herrn 1 2
Verf., SZ 112 (1995) 158-64. SZ 112 (1995) 151-71; u. 113 (1996) 132-242.
8
Vorwort
Ulf Gutfleisch, welche unverdrossen an der Druckvorlage gearbeitet haben. Frau Dr. Lorena Atzeri hat die Register betreut, bei welcher Gelegenheit ihrem kritischen Auge zahlreiche Druckfehler und Unstimmigkeiten aufgefallen sind, wofür ihr besonders zu danken ist. Mit Genugtuung erfüllt mich, dass die Neuauflage meines Africabuchs nun gleichfalls in dem Verlag erscheint, wo schon mein Italien- und mein Gallienbuch 1987 und 2002 erschienen sind. Freiburg i. Br., im Oktober 2004
Detlef Liebs
Inhalt Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Erstes Kapitel: In Africa ansässige nichtliterarische Juristen 1. 2. 2a. 3. 4. 5. 6. 6a. 7. 8. 9. 10.
Q. Pomponius Fortunatus? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . L. Gargilius Praetorianus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . C. Pinnius Iustus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . C. Fabius Clodianus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Q. Marcius Pudens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Q. Vetidius Iuvenalis gen. Iuventius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . M. Picarius Turranianus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Q. Maior (nicht: Q. Numidicus Amator). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marinus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Annius Namptoi(vi?)us. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Iunius Urbanus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eustochius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zweites Kapitel: Africanische juristische Werke
1. Der liber singularis De poenis paganorum von Claudius Saturninus . . . . . . . . . . . . 2. Die Monografien von Aemilius Macer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Die pseudopaulinischen Sentenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Überlieferung und Autorschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Grobe Lokalisierung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Datierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Nähere Lokalisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Gepräge. Die Quellen und ihre Verarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aa) Papinians Responsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bb) Paulus, Sabinuskommentar? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cc) Paulus, Ediktkommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . dd) Paulus, Ad Sabini libros ad Vitellium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ee) Paulus, De publicis iudiciis liber singularis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ff) Paulus, Responsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . gg) Ulpians Ediktkommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hh) Ulpians Sabinuskommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ii) Ulpian, De officio proconsulis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
19 19 21 22 22 24 25 26 27 29 31 33 34 37 37 38 41 41 44 46 50 58 59 62 63 66 67 68 70 77 85
10
Inhalt
f) g) h) i) j)
jj) Ulpian, De officio consulis? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 kk) Ulpian, De appellationibus? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 ll) Pseudo-Ulpian, Regularum liber singularis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 mm) Marcians Institutionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 nn) Modestins Differentiae . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 oo) Modestins Pandekten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 pp) Codex Gregorianus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 qq) Codex Hermogenianus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 rr) Werk ungewiß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 Ordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 Sprache und Ausdruck. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 Inhaltliche Besonderheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 Rezeption . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 Weitere Schriften des Sentenzenverfassers? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 Drittes Kapitel: Sonstige Bezeugungen römischer Jurisprudenz in Africa 129
1. 2. 3. 4. 5.
Apulejus von Madaura . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Arnob . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Fall des Alypius. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Weitere Äußerungen Augustins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die sog. Tablettes Albertini. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
129 129 129 130 132
Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Personen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Orte und Sachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
135 137 150 153
Abkürzungen Lateinische nichtjuristische Texte sind wie im Thesaurus linguae Latinae abgekürzt
AARC
AntAfr
Atti dell‘Accademia Romanistica costantiniana, Perugia (später Neapel) 1975 ff. am angeführten Ort (verweist höchstens fünf Fußnoten zurück) am Ende L'Année épigraphique, Paris 1888 ff. Aufstieg und Niedergang der römischen Welt. Geschichte und Kultur Roms im Spiegel der neueren Forschung, hg. H. Temporini u. W. Haase, Berlin 1972 ff. Antiquités africaines, Paris 1967 ff.
Bd. (Bde.) BGH BHAC
Band (Bände) Bundesgerichtshof der Bundesrepublik Deutschland Bonner Historia-Augusta-Colloquium, Bonn 1963 ff.
CG CH Chastagnol, L'Italie
Codex Gregorianus, nicht erhalten Codex Hermogenianus, nicht erhalten André Chastagnol, L'Italie et l'Afrique au Bas-Empire (Lille 1987) Corpus inscriptionum Latinarum, Berlin 1862 ff., zitiert nach Bd. u. Nr. Codex Iustinianus, hg. P. Krüger im Rahmen des Corpus iuris civilis, editio stereotypa, II (10. Aufl. Berlin 1929) Mosaicarum et Romanarum legum collatio, hg. Th. Mommsen, in: Collectio librorum iuris anteiustiniani, hg. P. Krüger u.a., III (Berlin 1890) 107-98 Consultatio veteris cuiusdam iurisconsulti, hg. P. Krüger, in: Collectio (s. Coll.) III 199-220 Codex Theodosianus, hg. Th. Mommsen unter dem Titel Theodosiani libri XVI (Berlin 1905) I
aaO. a.E. AE ANRW
CIL CJ Coll.
Cs. CTh
D.
Digesten Justinians, hg. Th. Mommsen u. P. Krüger im Rahmen des Corpus iuris civilis, editio stereotypa, I (15. Aufl. Berlin 1928)
12 DKP DNP
Abkürzungen Der kleine Pauly. Lexikon der Antike (5 Bde. Stuttgart 1964-1975) Der neue Pauly. Enzyklopädie der Antike (15 Bde. Stuttgart 1996-2003)
FIRA
Fontes iuris romani antejustiniani, 2. Aufl. (3 Bde. Florenz 1941-1943)
Gai
Gaius, Institutiones, hg. B. Kübler (Berlin 1939) oder U. Manthe (Darmstadt 2004) Glossem
Gl. hg. HLL Honoré, Emperors Hs. ILAlg
ILS Inst. IT Kaser, RP Kaser/Hackl Kunkel, Herkunft
Lauria LB
Leid.
herausgegeben von Handbuch der lateinischen Literatur der Antike, hg. R. Herzog u. P. L. Schmidt, München 1989 ff. Tony Honoré, Emperors and lawyers (2. Aufl. Oxford 1994) Halbsatz oder Handschrift Inscriptions latines de l'Algérie, hg. St. Gsell u. (II) H. G. Pflaum (2 Bde., II in bisher 3 Tl., Paris 1922, 1957, Algier 1976 u. Paris 2003) Inscriptiones Latinae selectae, hg. H. Dessau (3 Bde., III in 2 Tl., Berlin 1892, 1902, 1914 u. 1916) Institutiones Iustiniani, hg. P. Krüger im Rahmen des Corpus iuris civilis, editio stereotypa, I, s. D. Interpretationen zum CTh, Ausgabe wie dort M. Kaser, Das römische Privatrecht (2. Aufl. 2 Bde. München 1971 u. 1975) M. Kaser, Das römische Zivilprozeßrecht (2. Aufl. K. Hackl München 1996) W. Kunkel, Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen (Weimar 1952, Nachdruck Köln 1967 u. 2001 unter dem Titel Die röm. Juristen. Herk. u. soz. St.) M. Lauria, Ricerche su Pauli sententiarum libri, Annali della Reale Università di Macerata 6 (1930) 33-108 Lex Burgundionum, hg. L. R. v. Salis unter dem Titel Liber constitutionum sive Lex Gundobada, in: ders., Leges Burgundionum (Hannover 1892) 29-116 Pauli sententiarum fragmentum Leidense, hg. M. David u. H. L. W. Nelson in dem gleichnamigen Sammelband mit Beiträgen von G. G. Archi u.a. (Leiden 1956) 1-21
Abkürzungen Lepelley Levy, Ges. Levy, Pal. LRB
LRV LRVA LRVS
13
C. Lepelley, Les cités de l'Afrique romaine au BasEmpire (2 Bde. Paris 1979 u. 1981) E. Levy, Gesammelte Schriften (2 Bde. Köln 1963) E. Levy, Pauli sententiae. A palingenesia of the opening titles (Ithaca/USA 1945) Lex Romana Burgundionum, hg. L. R. v. Salis unter dem Titel Lex Romana sive Forma et expositio legum Romanarum, in: Leges (s. LB) 123-63 Lex Romana Visigothorum, hg. G. Hänel (Leipzig 1849) Appendices legis Romanae Visigothorum duae, hg. P. Krüger, in: Collectio (s. Coll.) III 247-63 Supplierungen der Lex Romana Visigothorum aus vollständigen Exemplaren der ausgezogenen Werke, insbesondere der PS; Ausgabe wie dort
Mommsen, Strafrecht
Th. Mommsen, Römisches Strafrecht (Leipzig 1899)
NJ
Novellen Justinians, hg. R. Schoell u. W. Kroll im Rahmen des Corpus iuris civilis, editio steriotypa, III (5. Aufl. Berlin 1928)
Pflaum, Carrières
H.-G. Pflaum, Les carrières des procurateurs équestres sous le Haut-Empire romain (3 Bde. u. Tafeln Paris 1960 u. 1961, Suppl. 1982) Prosopographia imperii Romani saec. I. II. III, 2. Aufl. hg. E. Groag u. a., bisher A-R (Berlin 1933-1999), zitiert nach Buchstabe u. Nr. Prosopography of the later Roman empire, hg. A. H. M. Jones u. a. (3 Bde. Cambridge 1971, 1980 u. 1992) (Pseudo-) Paulus, Sententiae receptae ad filium, hg. P. Krüger, in: Collectio (s. Coll.) II (1878) 39-137, oder Ph. E. Huschke, E. Sekel u. B. Kübler, in: Iurisprudentiae anteiustinianae reliquiae II 1 (Leipzig 1911) 1-161; PSAuszug der LRV-Hs. von León in Faksimile: A. Fernandez Guerra y Orbe u.a., Legis Romanae Wisigothorum fragmenta ex codice palimpsesto Sanctae Legionensis ecclesiae (Madrid 1896) 356-431
PIR
PLRE PS
RE
RH Rotondi, Scritti
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft, neue Bearb. hg. G. Wissowa u. a. (Stuttgart, seit 1972 München 1893-1980) Revue historique de droit français et étranger, sog. 4. Serie, Paris 1921 ff. G. Rotondi, Scritti giuridici (3 Bde. Mailand 1922)
14 s. S. Schulz, Gesch. SDHI Sent. Syr. Sirm. SZ
TR Trib.
Abkürzungen siehe Seite oder Satz Fritz Schulz, Geschichte der römischen Rechtswissenschaft (Weimar 1961, zuerst engl. Oxford 1946) Studia et documenta historiae et iuris, Rom 1935 ff. W. Selb, Sententiae Syriacae (Wien 1990) constitutiones Sirmondianae, hg. Th. Mommsen, in: Theodosiani (s. CTh) I 907-21 Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Romanistische Abteilung, Weimar 1880 ff., seit 1980 Wien Tijdschrift voor Rechtsgeschiedenis, Groningen 1918 ff., jetzt Dordrecht u. Antwerpen Einschub der Kompilatoren Justinians
udSt. UR
unter dem (diesem) Stichwort Pseudo-Ulpian, Regularum liber singularis, hg. P. Krüger, in: Collectio (s. Coll.) II 1-38
Vat.
Fragmenta (iuris) Vaticana, hg. Th. Mommsen, in: Collectio (s. Coll.) III 1-106 D. Liebs, Hermogenians iuris epitomae (Göttingen 1964) D. Liebs, Die Jurisprudenz im spätantiken Italien (Berlin 1987) D. Liebs, Nichtliterarische römische Juristen der Kaiserzeit, in: Das Profil des Juristen in der europäischen Tradition. Symposion aus Anlaß des 70. Geburtstages von F. Wieacker, hg. K. Luig u. D. Liebs (Ebelsbach 1980) 123-98 Vocabularium iurisprudentiae Romanae, hg. B. Kübler u. a. (Berlin 1894-1987) Verschollene Handschrift von Bisanz mit einzelnen Sentenzen nach J. Cujas, Observationes 21, 11-13.15-19. 21 f. (zuerst Paris 1585), eingefügt in die Ausgaben der PS; Ausgabe wie dort
Verf., Hermog. Verf., Jurisprudenz Verf., Nichtliterarische
VIR Vs.
zdSt. ZPE
zu dieser (diesen) Stelle(n) Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, 1967 ff.
Bonn
Einleitung Africa, worunter hier das nordafrikanische Gebiet von Numidien bis Tripolitanien mit dem Oberzentrum Karthago und den Unterzentren Cäsarea, Cirta/Constantine und Leptis oder Lepcis Magna verstanden werden soll, wurde in der römischen Kaiserzeit stark romanisiert, zumal der Kern von Constantine bis Tripolis. Hunderte von Städten, oft phönizischen Ursprungs, aber auch römische Gründungen übernahmen nach und nach die Annehmlichkeiten römischer Zivilisation, römisches Bürgerrecht und römische Selbstverwaltung,1 so dass die Region in der Spätantike die städtereichste Landschaft des Reiches war; und die Bürger dieser Städte waren noch im 4. und 5. Jh. wohlhabend, reicher als z. B. die Mailänder.2 So hat Africa auch zum römischen Geistesleben beigetragen: Dorther kamen Florus, Sueton,3 Fronto, Minucius Felix,4 Laktanz, Marius Victorinus und Aurelius Victor; und dort blieben, oder es kehrten dorthin zurück: Apulejus, Tertullian, Cyprian, Nemesian, Arnob, Nonius Marcellus, Augustin und Martianus Capella, um nur die wichtigsten zu nennen.5 Von den hauptstädtischen Juristen stammten aus Africa: Pactumeius Clemens,6 Julian,7 wahrscheinlich African,8 ferner Tertullian, da er mit dem Kirchenvater identisch
1
Die Romanisierung Africas ist oft beschrieben worden. Hier sind nur einige neuere Standardwerke zu nennen: P. Romanelli, Storia delle province romane dell' Africa (Rom 1959); Lepelley, 2 Bde. (Paris 1979 u. 1981); u. ANRW II 10, 2 (1982) mit zahlreichen wertvollen Beiträgen. – Nur ein Sammelsurium von Allbekanntem bietet P. Csillag, Der Beitrag der afrikanischen Juristen zum römischen Recht, in: Afrika und Rom in der Antike, hg. v. H.-J. Diesner u.a. (Halle 1968) 173-187. 2 Lepelley I 29 ff. 3 Pflaum, Carrières 219 ff. u. 968; J. Gascou, Latomus 37 (1978) 436 ff.; u. G. Alföldy, ZPE 36 (1979) 233 ff. 4 Jetzt etwa B. Kytzler, M. Minucius Felix, Octavius. Lateinisch und deutsch (Stuttgart 1977) 161 ff. 5 Z. B. könnten noch Terentianus Maurus und Gargilius Martialis hinzugefügt werden; s. zu allen etwa J. Fontaine, S. Lancel u. A. Mandouze, Reallexikon für Antike u. Christentum Suppl. 1/2 (1985) 134 ff. udSt. Africa II (literaturgeschichtlich). 6 Aus Cirta: CIL 8, 7059 = ILS 1067 = ILAlg II 645 mit Komm. Pflaums; ferner CIL 8, 7060f. Zu ihm Verf., Nichtliterarische 151. 153-155; u. W. Eck, Chiron 13 (1983) 179 ff. 7 Kunkel, Herkunft 157 ff.; u. zumal E. Bund, Salvius Iulianus, Leben und Werk, ANRW II 15 (Berlin 1976) 408 ff. 8 Kunkel, Herkunft 172 f.; u. R. Syme, Roman papers III (Oxford 1984) 1396 f. (zuerst 1980), wonach ferner Maecian aus Africa stammen mag.
16
Einleitung
sein wird,9 Cervidius Skävola,10 Papinian,11 Messius und Makrin; und von den späteren etwa Alypius.12 Aber ebenso wie von den nichtjuristischen Geistesgrößen ein bemerkenswert großer Teil in Africa blieb oder dorthin zurückkehrte, ist auch bei den Juristen zu fragen, ob africanische Landsleute nicht auch zu Hause wirkten. Unter diesem Gesichtspunkt interessieren nicht die Assessoren der Statthalter, die zwar meist Juristen waren,13 aber nur im Gefolge ihres Vorgesetzten in die Provinz kamen und sie mit ihm wieder verließen. Vielmehr ist nach dauernd verfügbaren Gutachtern, Rechtslehrern und Schriftstellern Umschau zu halten. Der Frage genauer nachzugehen besteht um so mehr Anlass, seitdem Johannes Divjak neue Briefe Augustins veröffentlicht hat. Einer davon ist an den offenbar africanischen Fachjuristen Eustochius gerichtet, eine Bitte um Rechtsauskunft in einer komplizierten personenrechtlichen Sache; Reinhard Willvonseder berichtete 1980 in Brüssel darüber.14 Die africanische Justizwelt der Spätantike, insbesondere die Lage der Anwälte am Gericht des Gouverneurs von Numidia in Cirta/Constantine im Jahre 362/363 n. Chr., beleuchtet schlaglichtartig eine Inschrift, die André Chastagnol eingehend ausgewertet hat.15 Freilich waren Anwälte im Altertum gewöhnlich keine Juristen, sondern vor allem Redner.16 9
A. Beck, Röm. Recht bei Tertullian und Cyprian (Halle 1930, verm. Neudruck Aalen 1967) S. 39 ff. u. X f. des Neudrucks; W. Waldstein, Untersuchungen zum röm. Begnadigungsrecht (Innsbruck 1964) 144 ff.; Verf., ANRW II 15, 294; D. Nörr, Rechtskritik in der röm. Antike (München 1966) 55 f. u. B. Lehmann, ANRW II 14 (Berlin 1982) 279 ff. Skeptisch H. Tränkle, Hist. Ztschr. 216 (1973) 129 f.; u. HLL IV 440 = § 474 A. 10 Vgl. Verf., SZ 93 (1976) 295 f. 11 Vgl. Kunkel, Herkunft 228 f. Er arbeitete spätestens seit 194 mit dem africanischen Kaiser Septimius Severus zusammen, zunächst als Sekretär für die Privatreskripte, Honoré, Emperors 56 ff. Bemerkenswert nach wie vor W. Kalb, Roms Juristen, nach ihrer Sprache dargestellt (Leipzig 1890) 107 ff. 12 Zu Messius Verf., Nichtliterarische 164 ff.; L. Petersen, PIR M (1983) 514 u. 527. Auch wenn man den Juristen mit Titus Messius Extricatus (zu ihm Petersen, 518) gleicht, bleibt es bei Africa. Zu Makrin als Jurist Verf., Nichtliterarische 167 f. Zu Alypius 189 f. u. Jurisprudenz 65. Vgl. unten Kap. 3 Nr. 3 S. 129 f. 13 H. F. Hitzig, Die Assessoren der römischen Magistrate und Richter (München 1893) 48 ff., 70 ff.; Kunkel, Herkunft 331-334; O. Behrends, SZ 86 (1969) 192 ff. Ausnahmen aus dem 4. Jh.: Quirinus als Assessor des Prätorianerpräfekten des Ostens um 350, PLRE I udSt.; Simplicius als Assessor des Gouverneurs von Korsika oder Sardinien um 365, PLRE I udSt. Simpl. 7; u. Cassiodor als Assessor seines Vaters im Amt des Präfekten Italiens, PLRE II 265 udSt. Cassiodorus 3 u. 266 udSt. C. 4. – Zu den africanischen Assessoren K. Vössing, Schule und Bildung im Nordafrika der Röm. Kaiserzeit (Brüssel 1997) 423-27. 14 Veröffentlicht SZ 100 (1983) 533 ff.; s. a. unten Kap. 1 Nr. 10. 15 A. Chastagnol, L'Empereur Julien et les avocats de Numidie, AntAfr 14 (1979) 22535, zu CIL 8, 17896 f. 16 Fr. Norden, Apuleius von Madaura und das röm. Privatrecht (Leipzig 1912) 11-26 u. 185 (Nachträge); Schulz, Gesch. 63-66; 140; 341-46; Kunkel, Herkunft, 325-31; P. Petit,
Einleitung
17
Hier sollen in einem ersten Kapitel alle erreichbaren africanischen Juristen, die uns nicht durch Schriften bekannt sind, in chronologischer Folge vorgestellt werden, wobei natürlich nicht sicher ist, dass sie wirklich nichts geschrieben haben. Kunkel hat 1952 die ihm zugänglichen inschriftlich bezeugten Juristen kurz aufgezählt.17 Den acht Namen bei ihm können weitere vier hinzugefügt werden, ein früherer und drei spätantike; andererseits sind zwei wieder auszuscheiden, da sie zu den nicht ansässigen Assessoren gehören, die deshalb auch nicht in die nachfolgende Zahlenreihe einbezogen, sondern als Nr. 2a und 6a geführt werden. In einem zweiten Kapitel ist zu prüfen, welche juristischen Werke uns Africa hinterlassen hat, und sind ihre Gesichtszüge nachzuzeichnen. Nicht mitbehandelt werden hier die nicht ganz wenigen kirchenrechtlichen Materialsammlungen aus Africa, Zusammenstellungen von rechtlichen Dokumenten zu kirchenpolitischen Zwecken. Fünf seien hier genannt:18 Die Gesta purgationes Caeciliani episcopi et Felicis, zwei unvollständige Verhandlungsprotokolle aus den Jahren 320 in Timgad und 314 in Apthugni, wohl bald nach 320 zusammengestellt;19 der dem angehängte Briefwechsel Konstantins mit kirchlichen Stellen, regionalen Autoritäten und dieser untereinander zwischen 314 und 330 n. Chr., entstanden wohl bald danach;20 die Protokolle des Religionsgesprächs in Karthago 411 n. Chr.,21 während die anderen Akten africanischer Konzilien22 kaum weltliche Rechtstexte enthalten; und der Grundstock, Kap. 1-4 der Sacra privilegia concilii Viza(=Byza)ceni mit Rechtstexten aus den Jahren 541, 542, 568 und 569.23 Schließlich sind in einem kurzen dritten Kapitel sonstige Zeugnisse für Jurisprudenz in Africa auszuwerten.
Les étudiants de Libanius (Paris 1957) 169; 179-83. Kaser/Hackl 564 f.; M. L. Clarke, Higher education in the ancient world (London 1971) 116; u. F. S. Pederson, Late Roman public professionalism (Odense 1976) 43-45; J. A. Crook, Legal advocacy in the Roman world (London 1995) 45 f. u. 187-96; u. H. Wieling, AARC 11 (1996) 420-26 u. 461-63. 17 Kunkel, Herkunft 265 f.; zu Justus 240 f.; s. a. 347-50. 18 Zu den Sirmondschen Konstitutionen s.d. Erstaufl. S. 109-14 u. jetzt Verf., röm. Jurisprudenz in Gallien (Berlin 2002) 119 u. 133-38. 19 Hg. C. Ziwsa, in: S. Optati Milevitani libri VII = Corpus scriptorum ecclesiasticorum Latinorum 26 (Wien 1893) 185-204. Dazu A. De Berardino, Encyclopedia of the early church I (Cambridge 1992) 350 f. 20 Hg. Ziwsa (soeb. Fn. 19) 204-16. 21 Hg. mit Übers. u. Komm. S. Lancel, Actes de la conférence de Carthage en 411, 3 Bde. (Paris 1972-75) = Sources chrétiennes 194, 195 u. 224, Nachdruck in: Corpus Christianorum, Series Latina 149A (Turnholt 1974). 22 Consilia Africae A. 345 ņ A. 525, hg. C. Munier, Corpus Christianorum, Series Latina 149 (Turnholt 1974). 23 Dazu demnächst Wolfgang Kaiser, Spätantikes Kaiserrecht im Spektrum seiner Überlieferung ņ Die sogenannten Sacra privilegia concilii Vizaceni, bes. S. 1-142 (= bis § 10) u. 422 (§ 24) des Manuskripts.
Erstes Kapitel
In Africa ansässige nichtliterarische Juristen Die nichtliterarischen Juristen kennen wir i. d. R. durch Inschriften, die in Africa besonders zahlreich erhalten sind. Andererseits ist es mittlerweile schwer, africanische Inschriften zu verifizieren, insbesondere Fotos zu bekommen; die vorgeführten Inschriften, meist Grabsteine, können darum nicht alle so vollständig ausgewertet werden, wie zu wünschen wäre. Außerdem ist einschränkend darauf hinzuweisen, dass römische Grabsteine und Ehreninschriften keineswegs regelmäßig den Beruf des Betreffenden angaben, sei er nun Dichter, Redner, Historiker, Filologe, Arzt, Feldmesser oder Jurist gewesen;1 von den zahlreichen Inschriften auf Neraz und Javolen2 erwähnt keine, von den vielen auf Mäcian und Licinius Rufinus3 nur je eine ihr Juristentum, wohl auch, weil sonst Rühmliches von ihnen zu verzeichnen war. Aus dem manch einen vielleicht überraschenden Befund, dass aus dem Zentrum Africas, Karthago, keine einzige Juristeninschrift erhalten ist, dürfen also keine vorschnellen Schlüsse gezogen werden.4 1. Q. Pomponius Fortunatus? Simitthus, heute Chemtou, liegt im Nordwesten von Tunesien und war berühmt wegen seiner Marmorbrüche. Augustus legte hier eine Veteranenkolonie an. Die Stadt gehörte zur Provinz Africa proconsularis,5 und zwar zum 1
Vgl. die Zusammenstellung der Inschriften bekannter Literaten ILS 2915-56 u. 9228f. Sonst unbekannte Freiberufler sind natürlich nur zu erkennen, wenn der Beruf angegeben ist: Nr. 7728-7817 u. 9433-35. 2 Neraz: L. Petersen, PIR N (1987) 60; Javolen: PIR J (1966) 14. 3 Maecian: Pflaum, Carrières, Nr. 141. Rufinus: L. Robert, Hellenica V (Paris 1948) 29ff.; u. L. Petersen, PIR L (1970) 236. 4 Vgl. Kunkel, Herkunft 347f. – Die folgende Bestandsaufnahme (s. schon SZ 106, 21225) hat K. Vössing in: L’Africa romana. Atti dell‘XI convegno di studio Cartagine 15-18 dic. 1994 (Sassari 1996) I 127-38, wieder aufgenommen, doch überblickt er die anderen Regionen des Reichs nicht. Nur aus Asien, der anderen senatorischen Provinz mit konsularem Prokonsul, also ebenfalls besonders zivilisiert, haben wir Nachrichten von noch mehr römischen Juristen, hier seit um 200 n. Chr., Verf., Rechtskunde im röm. Kaiserreich. Rom und die Provinzen, in: Iurisprudentia universalis. Festschrift für Theo Mayer-Maly (Köln 2002) 383-407, hier 399-406.
1. Kapitel: In Africa ansässige nichtliterarische Juristen
20
Gerichtsbezirk von Hippo Regius, wo ein Legat des Prokonsuls saß, zuständig für die Zivilgerichtsbarkeit des Bezirks.6 Systematisch gegraben wird in Simitthus erst seit 1970, doch sind zahlreiche in der Gegend gefundene Inschriften schon länger bekannt. Vielleicht hierher, kaum aber nach Masculula, heute Gergur (rund 6 km westnordwestlich Tuiref), wo sie im CIL erscheint, gehört eine prächtige Grabinschrift:7 D
M
S
Q(uintus) P O M P O N I V S Q(uinti) F(ilius) Q V I R (ina tribu) F O R T V N A TVS LARIS
AEDILIS
INNOCENTIAE
LAVDATAE
ET
INTEGRITATIS
MODESTIAE PROBATAE
SINGV
FRVGALITA
TIS FIDEI BENE COGNITAE INAVDITAE MAGNAE GRAVITATIS TENIRAE ADVLESCENS
SOBRIVS
INVARIATVS
RVRIS
RVM
FRVGALITATI
SIT
VIXIT
SANCTIS QVI
RESPONDERET
AN(n)IS
P R O C V L O
IVSTVS
PERITVS
ET
XXII
IN ET
ET
II
MORIBVS
AETATE
AEQVALIS
MEN(sibus)
F E S T A
AEQVIS
PRIM(a)
MAIO
INVENTVS CVRANTIBVS
FRATRIBVS H(ic) S(itus) E(st)
Der Stein gilt einem 22jährig gestorbenen örtlichen Ädilen und hebt sich nach Größe, Schönheit, Ausführlichkeit und Namengebung von den in Masculula gefundenen Inschriften scharf ab, einem kleinen Bergort unbekannter Organisationsform mit starken punischen Elementen.8 1897 war er nach Hauptmann Toussaint in die Mauer eines arabischen Hauses angeblich 2 km nordöstlich Gergur eingebaut, wo er am 13. Okt. 1992 nicht auffindbar war. Eingeordnet hatte Toussaint ihn freilich unter Kharruba,9 an der Römerstraße zwischen Masculula und Naraggara (Sidi Yousef) 6 km südsüdwestlich Gergur; vielleicht hatte er bei Angabe des genauen Fundorts versehentlich 'Guergour' etwa statt 'Kharrouba' geschrieben. Dann könnte die Inschrift auch nach Naraggara gehört haben, einem kleinen municipium10 43 Straßenkilometer westlich Sicca Veneria (El Kef, s. Nr. 2a). Die Inschrift ist nicht frei von Schreibfehlern, abgesehen davon, dass spielerisch angebrachte Ligaturen die Lesung erschweren. Auf die bekannte 5 Zu dieser Stadt Wilmanns, CIL 8 S. 158; J. Schmidt, S. 1416 ff.; Dessau, S. 2538 ff.; M. Le Glay, DKP udSt.; u. Lepelley II 163 f. 6 Zu den Legaten des Prokonsuls von Africa Chastagnol, L'Italie 67 ff. (zuerst 1958) u. 80 ff. (Nachtrag 1987); B. Thomasson, ANRW II 10, 2 S. 12 ff.; u. R. Haensch, Capita provinciarum (Mainz 1997) 85 u. 91-94. 7 CIL 8, 27505. 8 Zu ihm J. Schmidt, CIL 8 S. 1519 ff.; u. Dessau S. 2701 ff. mit all den dort gefundenen Inschriften (unsere: S. 2702). 9 Toussaint, Bulletin archéologique du Comité des Travaux historiques et scientifiques 1898, S. 220 Nr. 72, von H. Dessau, CIL 8, 27505, bezweifelt. Zur Lage von Kharruba Toussaint, aaO. S. 199, 202 u. 204. 10 Zu ihm M. Le Glay, DKP udSt.
2. L. Gargilius Praetorianus
21
heidnische Grabformel folgt der Name, Quintus Pomponius Fortunatus, korrekt mit Vornamen, Vornamen des Vaters und tribus, die Quirina von Simitthus. Dann heißt es: aedilis innocentiae et modestiae singularis, laudatae integritatis, probatae frugalitatis, fidei bene cognitae, inauditae magnae gravitatis tenirae (tenerae?), adulescens sobrius, iustus, sanctis et aequis moribus invariatus, ruris peritus, qui in prima aetate maiorum frugalitati responderet et aequalis inventus sit; ruris peritus wäre einmalig und passt nicht zu den anderen Eigenschaften, während iuris p. gut passte. Den Stein setzten Bruder und Schwester. Ausführung und Angabe des vollen Namens mit allen Bestandteilen sprechen für 2. oder früheres 3. Jh.;11 so verschwenderisch ausgebrachte Lobeshymnen wurden aber erst später üblich,12 wenn auch zu berücksichtigen ist, dass sie einen berechtigten Kern haben mochten. Wie ungerecht ein lokaler Ädil oft war, beschreibt Apulejus (met. 1, 24 f.); Fortunat mochte eine rühmliche Ausnahme gewesen sein. 2. L. Gargilius Praetorianus Cuicul, heute Dschemila, lag am Westrand der Provinz Numidien. Nerva oder Trajan gründete hier eine der letzten Veteranenkolonien, die bis ins 6. Jh. blühte; beeindruckende Reste mit zahlreichen Inschriften sind heute noch zu sehen.13 150 m östlich vom Theater, also am Fuße des Gebirges am Rande der Stadt, erhebt sich das monumentale heidnische Grabmal der Gargilii Praetoriani.14 Errichtet hat es ein Honoratiore der Stadt, ehemaliger duumvir, zugleich im Namen seiner beiden Töchter und eines Neffen für seine 27jährig gestorbene Frau, seine Eltern, die 50 und 55 Jahre alt geworden waren, und seinen Bruder, Lucius Gargilius Praetorianus, 40jährig gestorben, iuris peritus, weiland Anwalt der Stadt; er hat all ihre Ämter durchlaufen: D · M · S · G A R G I L I O R
P R A E T O R I A N O R
C · GARGILIVS VICTOR · Q(aestor) · AED(ilis) · AVRELIAE VICTORIAE CYRILLAE · SEMPRONIAE · ROGATAE
IIVIR
·
SIBI ·
.
ET Ƅ
SVAE · QVAE · V(ixit) · A(nnis) · XXXVII · ET ·
MATRI · PIISS(imae) · QVAE · V(ixit) · A(nnis) ·
L · GARGILIO · VICTORI PATRI · RARISS(imo) · QVI · V(ixit)
·
L · ET ·
A(nnis) · LV · ET
L· GARGILIO · PRAETORIANO · FRAT(ro) · IVRIS·PERITO · TVNC · ADVOC(atn)·REIP(ublicae) OMNIB(us) ·
HONORIB(us)
DEDICANTIB(us) ·
11
·
GARGILIIS ·
FUNCTO ·
QVI ·
V(ixit) · A(nnis) · XL ·
VICTORIA· ET · EXTRICATA ·
FILIIS ·
FECIT SVIS
Die letzten regulären Tribusangaben stammen aus der Mitte des 3. Jhs., G. Forni, in: AARC III 1977 (Perugia 1979) 233 ff.; u. Vössing (o. Fn. 4) 138 Fn. 75, der allerdings die Emendation von ruris peritus zu iuris peritus für unberechtigt erklärt. 12 S. etwa W. Eck, in: Leitbilder der Spätantike – Eliten u. Leitbilder, hg. J. Dummer u. M. Vielberg (Stuttgart 1999) 52-55. 13 Zu Cuicul Wilmanns, CIL 8 S. 708 ff. (s. a. 968 f.); J. Schmidt S. 1896 ff.; Le Glay, DKP udSt.; Gascou, ANRW II 10, 2 S. 177 f.; Lepelley II 402 ff.; u. Haensch aaO. 198 f. 14 CIL 8, 10899 = 20164. Dazu Kunkel, Herkunft 266; u. Vössing (o. Fn. 4) 130 f.
22 PRAETORIANIS
1. Kapitel: In Africa ansässige nichtliterarische Juristen ITEM
M
IVL · VICTORI
·
F I L · G A R G I L I A E
ROGATAE · SORORIS · GARGILIORUM · S(upra) · S(criptorum) · Q(ui) · V(ixit) · A(nnis) · XXI
Die Inschrift wird im späteren 2. oder früheren 3. Jh. abgefasst sein, Prätorian also im 2. bis frühen 3. Jh. als Jurist gewirkt haben; vermutlich geschah das nur am Orte, ähnlich wie bei Juvenal in Thubursicu (sofort Nr. 5). 2a. C. Pinnius Iustus Nach Karthago verweist der Grabstein des Gajus Pinnius Justus, gefunden in El Kef in Nordwesttunesien, früher Sicca Veneria.15 37 Jahre alt von seinem Leibsklaven beerdigt, war er juristischer Assessor des Prokonsuls Marcus Ulpius Arabianus gewesen, der um 210 amtierte und wie der Tote aus Amastris am Schwarzen Meer stammte.16 Justus gehörte also zum Gefolge des Prokonsuls, der in Karthago residierte, d. h. er war nach Sicca Veneria vorübergehend gekommen, etwa weil der Prokonsul oder ein Legat desselben dort Gericht hielt, in besonderem Auftrag des Prokonsuls bzw. eines Legaten oder in eigenen Geschäften. Aber auch Karthago hatte nur eine kurze Station auf dem Lebensweg unseres Juristen sein sollen. So wie er mit Arabianus nach Africa gekommen war, hätte er es nach Ablauf des einjährigen Prokonsulats wieder verlassen. Die Inschrift lehrt uns daher nur, dass der Statthalter von Africa proconsularis, wie die anderen römischen Magistrate auch, einen Juristen als Assessor hatte; m. a. W. dass in dieser Provinz ein römischer Jurist greifbar war, der aber nicht aus Rom zu kommen brauchte. Justus war Ratsmitglied seiner Heimatstadt und die Grabinschrift ist dementsprechend in griechischer Sprache abgefasst, eine Seltenheit in Sicca Veneria. In seiner Heimatprovinz durfte er nicht als Assessor amtieren.17 3. C. Fabius Clodianus Lambaesis im Landesinnern beherbergte seit Trajan das Lager der africanischen Legion unter einem Kommandanten, den Caligula dem Oberbefehl des Prokonsuls entzogen und mit eigenem, proprätorischem imperium ausgestattet hatte. Infolgedessen wurde der Ort Hauptstadt der seit ungefähr 200 auch formal selbständigen Provinz Numidien,18 wozu der Vorort der Numider, 15 CIL 8, 15876, heute im Louvre. Kunkel, Herkunft 240, mit dem falschen Vornamen von CIL 8, 1640. S. a. Vössing (o. Fn. 4) 132 f; u. Haensch (o. Fn. 6) 85 f. 16 Bengt E. Thomasson, Laterculi praesidum I (Göteburg 1984) 39, 122. 17 Macer 1 off. praes. D. 1, 22, 3; s. a. Pap. 1 resp. D. 1, 22, 6. 18 Zu Lambaesis Wilmanns, CIL 8 S. 283 ff. (s. a. S. 954 f.); Schmidt S. 1723 ff.; Le Glay, DKP udSt.; Gascou, ANRW II 10, 2 S. 198 ff. u. 262; u. Lepelley II 416 ff. Zur Provinz Numidien Thomasson, ANRW II 10, 2 S. 22 ff.; ders., Laterculi praesidum I Nr. 40; AE 1985, 873-881; u. Haensch (o. Fn. 6) 193-201, 499-511, 727-29 u. 738-44.
3. C. Fabius Clodianus
23
Thubursicu Numidarum, aber nie gehörte. Schon unter Commodus hieß der Kommandeur auch praeses,19 d. h. er fungierte schon vorher wie ein Statthalter auch als oberster Gerichtsherr des Gebiets. Im Prätorium, genauer: in der erhaltenen großen Vorhalle vor dem Statthaltersitz, fand sich ein heidnischer Grab- und Gedenkstein für Gajus Fabius Clodian, iuris studiosus constantissimus:20 D M S MEMORIE C
FABI
CLODIANI I VRISTVD I OSI CON STANTISS T V A XXII
Der Tote kann 22 oder 23 Jahre, aber auch Jahrzehnte älter geworden sein; XXXII(I), LXXII(I) und LXII(I) würden auch passen. Iuris studiosus ist einer von drei geläufigen Ausdrücken für 'Fachjurist', ungefähr gleichbedeutend mit iuris peritus und iuris consultus, wie insbesondere die griechisch-lateinischen Glossare ergeben.21 Nur in der Wertigkeit ist studiosus bescheidener, iuris consultus dagegen anspruchsvoller als iuris peritus, weshalb studiosus gern bei jüngeren, aber darum nicht etwa noch nicht praktizierenden Juristen und überhaupt von kleineren Juristen gebraucht wurde; ebensowenig bezeichnet iuris studiosus typischerweise den jungen Assessor, wie Behrends, eine Bemerkung von Fritz Schulz aufnehmend, auf allzu schmaler Quellengrundlage angenommen hat.22 Deshalb wird es sich auch bei Clodian nicht lediglich um einen wie Pinnius Justus aus Übersee gekommenen und in der Fremde gestorbenen Assessor des Statthalters handeln, jetzt von Numidien, dessen an der Stätte seines Wirkens 19 20
Marcus Valerius Maximianus 183-185 n. Chr. CIL 8, 4600 u. 2749. CIL 8, 18348. Kunkel, Herkunft 266. Zu diesem Prätorium Haensch aaO. 193-97 u.
375 f. 21
Z. B. Corpus glossar. Lat. III 285. 530; s. ferner Suet. Nero 32, 2; Gell. 12, 13, 2; Ulp. 10 off. proc. D. 49, 18, 9 § 4 (vgl. Alfen. D. 10, 4, 19); CIL 10, 569; 12, 5900; 6, 33 868; 3, 2936; u. Anuario de historia del derecho español 16 (1945) 762. 22 SZ 86 (1969) 203-209 (s. schon Schulz, Gesch. 138), hauptsächlich aufgrund von Paul. lb. sg. off. ass. D. 1, 22, 1 (s. a. Paul. 4 Plaut. D. 50, 13, 4 u. Frg. Muratorianum [hg. H. Lietzmann, Das Muratorische Fragment = Kleine Texte für theolog. Vorlesungen ... 16, Bonn 1902] 4). Die anderen noch angeführten Texte mit studiosus, iuris studiosus u. a. erfasst B. nicht mehr unabhängig, sondern deutet sie nur mehr im Lichte seiner Ergebnisse zu dieser Paulusstelle, wo der Ausdruck ausnahmsweise prägnant verwendet, die allgemeine Bedeutung aber gleichwohl noch gegenwärtig ist. SZ 106 (1989) 217 u. 226 folgte ich B. noch z. T. Für einen Assessor auch Vössing (o. Einl. Fn. 13) 424 Fn. 1437; u. ders. (o. Fn. 4) 130, auch schon 1991 in der vorläufigen Fassung seiner Dissertation.
1. Kapitel: In Africa ansässige nichtliterarische Juristen
24
gedacht worden wäre, sondern eher um einen Juristen, der dort ständig praktiziert hatte, etwa auch als Respondent. Das der Grabsteinformel D M S hinzugesetzte memori(a)e und der Superlativ führen uns eher in das 3. als das 2. Jh.,23 während die sehr sorgfältige Schrift das frühe 3. Jh. wahrscheinlicher macht. 4. Q. Marcius Pudens Lepcis Magna, an der Küste zwischen kleiner und großer Syrte gelegen, war Africas östlichste größere lateinische Stadt und gehörte bis um 296 zu Africa proconsularis; dann wurde es Hauptstadt der neuen Provinz Tripolitana. Die Flavier haben die punische Stadt zum municipium gemacht, und Trajan hat ihr den Status einer Kolonie verliehen; Septimius Severus, ihr größter Sohn, hat sie mit dem seltenen ius Italicum ausgezeichnet. Seine Regierung belebte die Baukonjunktur noch einmal gewaltig, die nach dem Ende der severischen Dynastie versiegte.24 Im Theater, errichtet unter Augustus, fand sich eine unten abgebrochene Marmortafel, 25 cm breit, noch 47 cm hoch und 2 cm dick, mit einer Ehreninschrift in 5 bis 9 cm großen Buchstaben des späten 2. oder 3. Jh. auf Quintus Marcius Pudens, iuris peritus und pater optimus, gesetzt von seinem gleichnamigen Sohn mit Genehmigung des Stadtrats:25 Q MARCIO I V R I S PATR I Q
PVDENTI P E R I T O
O P T I M O
MARCIVS
E X
PVDENS
D E C R E T O
(ordinis)
Der Ort, wo die Inschrift angebracht wurde, und ihre aufwendige Ausführung zeugen von hohem Ansehen des Pudens und Wohlhabenheit der Familie26.
23
Vgl. H.-G. Pflaum, Ecole pratique des Hautes Etudes. IVe section. Annuaire 19741975 (Paris 1975) 366; J.-M. Lassère, AntAfr 7 (1973) 103 ff., 140. Zum Superlativ bes. CIL 8, 1288. 24 Zu Lepcis Magna Wilmanns, CIL 8 S. 2 ff.; Dessau S. 2288 ff.; Le Glay, DKP udSt.; Gascou, ANRW II 10, 2 S. 165, 170 f. u. 215 ff.; Lepelley II 335 ff.; G. Di Vita-Evrard, in: Prosopographie u. Sozialgeschichte, hg. W. Eck (Köln 1993) 294-314; u. Haensch (o. Fn. 6) 86 f. u. 93. Zur Abspaltung der Tripolitana s. Chastagnol, L'Italie 163 ff. (zuerst 1967). 25 The inscriptions of Roman Tripolitania, hg. J. M. Reynolds u. J. B. Ward Perkins (Rom 1952) Nr. 647. Vgl. Vössing (o. Fn. 4) 132. 26 S. a. Di Vita-Evrard aaO. 306 u. Fn. 69: même gentilice qu‘une famille de grands notables.
5. Q. Vetidius Iuvenalis gen. Iuventius
25
5. Q. Vetidius Iuvenalis gen. Iuventius Thubursicu Numidarum lag ganz im Westen von Africa proconsularis, südlich von Hippo Regius, und gehörte zu dessen Gerichtsbezirk. Trajan gewährte der Stadt Munizipalverfassung, und vor 270 war sie Kolonie; gleichzeitig war sie, jedenfalls bis in die Mitte des 2. Jh., Vorort des Stammes der Numider.27 Hier fanden sich in einer jüngeren Nekropole fünf Altäre nebeneinander mit sechs Grabinschriften28 einer Honoratiorenfamilie der Stadt, u. a. eines 87 Jahre alt gewordenen Juristen: I V V E N T I D Q
M
S...
VETIDIVS
IVVENALIS Q FIL
OMNI
BVS
HONO
RIB
FUNC
TVS
PATER
III
EQVITVM
ROMANOR IN FORO IV RIS
PERITVS
AGRICOLA BONVS V A VII
M VIII
D H
P LXXX XXVII
S
E
Links daneben steht die Grabinschrift seiner 78 Jahre alt gewordenen Nichte und Ehefrau, mit der er seit der Hochzeit einträchtig gelebt hatte, wie sie bekundet. Zwei ältere Steine gelten zwei 21- und 18jährig gestorbenen Söhnen, beide römische Ritter utraque lingua eruditi; den jüngeren hatte das Schicksal in Karthago beim Studium ereilt; ein dritter hat die Eltern offenbar überlebt. Schließlich lagen hier die Schwiegereltern des Juristen: die 31jährig gestorbene Kusine und Schwiegermutter und ihr 59 Jahre alt gewordener Ehemann. Die Grabinschriften des Vaters des Juristen, des Onkels väterlicherseits, Vaters seiner Kusine, von dessen Frau und anderen älteren Verwandten fanden sich in einer
27
Zu dieser Stadt Wilmanns, CIL 8 S. 489 ff.; Schmidt S. 1630 ff.; Le Glay, DKP udSt. Th. 2; Lepelley II 210 ff.; u. Gascou, ANRW II 10, 2 S. 176 u. 271 f. 28 ILAlg I 1362 = ILS 7742c; 1363 = 7742a; 1364 = 7742b; 1365 u. 1366. Kunkel, Herkunft 265 f.
1. Kapitel: In Africa ansässige nichtliterarische Juristen
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anderen, älteren Nekropole der Stadt.29 Der Jurist hieß Quintus Vetidius Juvenal gen. Juventius. Sein Vater hatte noch keinen Übernamen, die vorverstorbenen Söhne dagegen beide einen und je zwei cognomina. Von unserem Juristen heißt es, er habe alle Ehrenämter, gemeint: seiner Heimatstadt, durchlaufen und sei Vater dreier römischer Ritter gewesen. Selber war er es also noch nicht, dafür aber in foro iuris peritus und agricola bonus. Er ist auch auf einer Statueninschrift bezeugt, die um 330 als Baumaterial wiederverwendet wurde.30 Darauf stand, dass unser Jurist der Stadt, zum Dank für seine Wahl zum Ädilen, binnen eines Jahres besagte Statue für 5000 Sesterzen gestiftet hat, nachdem er bereits das fällige Wahlgeld von 4000, weitere 4000 Sesterzen für die Mitgliedschaft im Rat und 6000 für seine Ernennung zum städtischen Priester des Kaiserkults entrichtet hatte. Hier ist auch die tribus angegeben: Papiria, und nach dem cognomen der ausgeschriebene Vatersname mitsamt cognomen, dagegen kein Übername. Wegen der tribus-Angabe stammt die Bauinschrift spätestens aus der Mitte des 3. Jh., während die Übernamen auf den Grabsteinen einen Ansatz vor dem 3. Jh. unwahrscheinlich machen.31 Der ersichtlich bodenständige Mann wird als Jurist zu Hause gewirkt haben; das auf der Inschrift genannte forum wird das von Thubursicu gewesen sein mit der Munizipalgerichtsbarkeit der duoviri iure dicundo;32 Juvenal war selbst duovir gewesen. Am wahrscheinlichsten wirkte er in der ersten Hälfte des 3. Jh. 6. M. Picarius Turranianus Als karthagischer Jurist kann wohl Marcus Picarius Turranianus gebucht werden, dessen Grabstein auf der karthagischen Wasserleitung gefunden wurde: D
M
S….
M PICARIO M MEMO RIS FIL TURRANIANO CASTO RARO CUM VI XIT
VIRO
TRO RIS
MAGIS
ETIAM QVI
NVM
LXX
IV AN
AETATIS
EGRESSUS
MEN
(sibus tot?)
29
ILAlg I 1355 - 1361. ILAlg I 1236. Zur Zeit der Wiederverwendung Lepelley II 211 unter 3). 31 I. Kajanto, Supernomina (Helsinki 1966): häufig erst im Laufe des 3. Jh. Vgl. Vössing (o. Fn. 4) 133 f. 32 Zum Fortbestand ihrer Gerichtsbarkeit noch in der Spätantike Lepelley I 161ff. u. 216ff. 30
6a. Q. Maior (nicht: Q. Numidicus Amator)
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Dessau gab als Fundort den ager Carthaginensis an und Kunkel kurz Karthago.33 Die karthagische Wasserleitung war aber über 100 km lang,34 und der Stein wurde nahe der entfernteren Quelle beim Dorf Djugar am nördlichen Fuß des Djebel Fkirine gefunden,35 wohin er zudem erst in nachrömischer Zeit zur Reparatur der Wasserleitung für Tunis verbracht wurde.36 Er wird von einer nahegelegenen Nekropole genommen sein,37 etwa des kleinen municipium Semta38 oder des ruinenreichen hadrianischen municipium Abthugni, das enge Verbindungen zu Karthago hatte, rund 75 Wegekilometer südsüdwestlich der Stadt,39 oder des gleichfalls hadrianischen municipium Thuburbo Maius, rd. 70 km entfernt.40 Turranian, ein von tyrannus abgeleiteter Beiname, war über 70 Jahre alt geworden, castus rarus cum vixit vir, magister etiam iuris. Als Rechtslehrer (nur des Rechts?)41 wirkte er wohl eher in der Hauptstadt, Karthago, und mag erst im Alter in seine Heimatstadt zurückgekehrt sein; andererseits beherbergte Thuburbo Maius in der Mitte des 4. Jhs. auch Namptoivius (unten Nr. 8). Der Grabstein ist heidnisch, der Vorname angegeben, ebenso Vorname und cognomen des Vaters, Marcus Picarius Memor, aber keine tribus. Deshalb ist er am ehesten im früheren bis mittleren, allenfalls späteren 3. Jh.42 gesetzt worden. 6a. Q. Maior (nicht: Q. Numidicus Amator) Thamugadi (heute Timgad) unweit von Lambaesis wurde 100 n. Chr. als letzte Veteranenkolonie Africas im Zusammenhang mit der allmählichen 33
CIL 8, 12418 = ILS 7748; Kunkel, Herkunft 265. A. Audollent, Carthage romaine (Paris 1901) 183 ff.; R. Oehler, RE Art. Karthago (1919) 2178 f. 35 Vgl. die Angabe CIL 8, 12418 (1891). In Mograne, etwa 6 km westlich Zaghouan, wo er damals verwahrt worden sein soll, war er am 17. Okt. 1992 nicht aufzutreiben. Der zweite, längere Quellarm wurde erst unter Septimius Severus hinzugefügt, während die Leitung selbst auf Hadrian zurückgeht. Reiseführer und moderne Landkarten verzeichnen m. W. allenfalls den hadrianischen Quellarm nach Zaghouan. 36 G. Wilmanns, CIL 8 S. 113 oben. 37 Vgl. H. Dessau, CIL 8 S. 2338 links oben. 38 Dazu Dessau, CIL 8 S. 2342; J. Gascou, ANRW II 10, 2 S. 296 f.; u. Lepelley II 154 f. 39 Dazu Dessau, CIL 8 S. 2338 (auch links oben) f.; Gascou, ANRW II 10, 2 S. 187; u. Lepelley II 265 ff. 40 Dazu Wilmanns, CIL 8 S. 106 f.; J. Schmidt, S. 1272 f.; Dessau, S. 2423 f.; Le Glay, DKP udSt. Th. 1; Gascou, a.O. 185 f. u. 203 f.; Lepelley II 199 ff. 41 Vössing (oben Einl. Fn. 13) 204 f. u. 277, spielt das Zeugnis allzusehr herunter, allerdings in verständlicher Reaktion auf die bisherigen überschwenglichen Ausdeutungen, s. d. Nachw. S. 204 f. Fn. 1048. 42 Vössing (o. Fn. 4) 132 schließt aus der fehlenden tribus-Angabe auf das spätere 3. Jh., nicht stichhaltig, da die tribus-Angabe schon im 2. Jh. oft und im früheren 3. Jh. meist fehlt, z. B. CIL 8, 24094 = ILS 8973 u. AE 1988, 1050. 34
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Verlegung der africanischen Legion von Ammaedara, 200 km weiter östlich, nach Lambaesis gegründet. Die Stadt wuchs rasch dank blühender Landwirtschaft und blieb bis in die Spätantike reich;43 im mittleren 3. Jh. stiftete der dorther stammende Senator Marcus Julius Quintian Flavius Rogatian der Stadt eine große Bibliothek.44 8 km nördlich von Thamugadi, bei der Quelle Abd er Rahman, nahm Eugène Albertini 1926 eine in eine Ecke des dortigen Gutshauses eingebaute Grabinschrift auf, der er einen Juristen namens Quintus Numidic(ius) Amator entnahm; andere lasen Numidic(us).45 Wie Fotos jetzt außer Zweifel stellen, handelt es sich um einen Statuensockel und hieß der 45jährig Verstorbene, wie ich schon ohne Fotos vermutet hatte, Quintus Maior.46 Die Grabinschrift ist ein Hexameter in vier Versen, verteilt auf zwölf Zeilen: D(is) M(anibus) S(acrum)/ Q(uíntus) Númidicá Ma/iór tellúre se/púltus,/ Quí [no]nonúm carpé/ns conplévit témpo/ra lústrum,/ Adseruít legés, / deféndit iúra / perítus,/ Ac tumulúm st/atuít mors cúm / fatális adésset. Kotula hat den Mann als spätantik in Anspruch genommen,47 doch kann seiner eigenwilligen Lesung der Inschrift, die nicht einmal die Regeln der Grammatik beachtet, nicht zugestimmt werden. Wir brauchen darauf um so weniger einzugehen, als uns die Fotos eine andere Lesung lehren. Danach ist aber auch die Datierung ungewiss geworden. Das Stichwort peritus weist Maior als Juristen aus, den schlicht als iuris peritus zu bezeichnen die poetische Form der Verse hinderte; adseruit leges, defendit iura peritus ist aber deutlich genug. Die Tätigkeitsbeschreibung wird wie der ganze Hexameter kaum von ihm selbst formuliert worden sein, wie Albertini aus dem letzten Vers schloß, denn Major wußte schwerlich, dass er mit 45 Jahren sterben würde; die gewundene Altersangabe im zweiten Vers ist aber Bestandteil des Hexameters, der auch kaum im übrigen schon vor dem Tod unter Vorbehalt 43
Zu ihr Wilmanns, CIL 8, 259 ff. (s. a. 951); J. Schmidt S. 1693 ff.; Le Glay, DKP udSt.; Gascou, ANRW II 10, 2 S. 174; Lepelley II 444 ff.; u. Haensch (o. Fn. 6) 199 u. 201. 44 ILS 9362. Zur Datierung L. Petersen, PIR J (1966) 510; u. Lepelley II 445 Fn. 8; allerdings ist sein Terminus ante quem anfechtbar: in Sesterzen rechnete man bis zum Ende des 3. Jh., s. unten S. 52. 45 E. Albertini, Bulletin archéologique du Comité des Travaux historiques et scientifiques 1926 (1927) LVIII f. = AE 1926, 29, von R. Cagnat, der das von Albertini als lädiertes T gelesene I von Maior zu einem nur noch geringfügig lädierten T abänderte und den Abstand zwischen NVMIDIC und A vergrößerte; u. Kunkel, Herkunft 266. Für filologischen Rat danke ich M. Fuhrmann, für epigrafischen U. Schillinger-Häfele und R. Wiegels. 46 Die Fotos in der 1. Aufl., Abb. 5 u. 6. Vgl. Q. Iulius Maior, in Sicca Veneria achtjährig begraben, CIL 8, 1722. 47 Ders., Les principales d'Afrique (Breslau 1982) 94 f. Fn. 86.
6a. Q. Maior (nicht: Q. Numidicus Amator)
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des zweiten Verses gedichtet wurde. Der letzte Vers besagt nur, dass der Tote sein Grabmal bestimmt, also wohl Art, Größe und Kosten festgelegt hat, vermutlich im Testament. Wenn im ersten Vers betont ist, dass er in numidischer Erde begraben ist,48 dann wird er in der Fremde gestorben sein. Die Tätigkeitsbezeichnung im dritten Vers paßt auch weniger zu einem beratenden oder lehrenden Juristen als vielmehr zu einem bei Gericht tätigen, wozu auch ein Tod in Thamugadi paßt, einer großen Stadt, wo der praeses auch Gericht gehalten haben wird; sein ständiger Sitz war bis 314 das unweite Lambaesis,49 seit Trajan Garnison der III. africanischen Legion. Vermutlich handelte es sich um den Assessor des Statthalters; wie dieser kam er gewöhnlich von weit her, durfte in seiner Heimatprovinz gar nicht beisitzen.50 6a. Q. Maior (nicht: Q. Numidicus Amator) 7. Marinus Sitifis, heute Sétif, eine Veteranenkolonie Nervas im Binnenland westlich von Cirta/Constantine,51 gehörte im Altertum schon zu Mauretanien, das sich bis zum Atlantik erstreckte und seit 42 römische Provinz war, verwaltet von zwei ritterlichen Prokuratoren mit Auxiliartruppen. Sie residierten in Tanger bzw. Scherschel/Caesarea bei Algier, und die Provinzen hießen Mauretania Tingitana und M. Caesariensis; eine Landverbindung zwischen beiden ist zweifelhaft.52 Mauretania Caesariensis wurde kurz vor 288 geteilt, d. h. der östliche Teil als Mauretania Sitifensis verselbständigt, und die Veteranenkolonie wurde Provinzhauptstadt.53 Hier fand der französische Befehlshaber einer Artillerieschwadron, 48
So meine Lesung oben im Text. Numidica mit langem a paßt besser zum Hexameter; außerdem bedarf tellure einer näheren Bestimmung, s. Concordantiae in carmina Latina epigraphica, hg. M. L. Fele u. a. II (Hildesheim 1988) 1177 f. udSt. tellus. Auch davon konnten Ausnahmen vorkommen, doch ist hier kein Grund ersichtlich; "immer" bei Vössing (o. Fn. 4) 134 Fn. 56 g. E. stimmt nicht. 49 A. Chastagnol, Les consulaires de Numidie, Mélanges Jérôme Carcopino (Paris 1966) 215, jetzt in: ders., L'Italie 149; u. Haensch (o. Fn. 6) 193-200. 50 Papinian D. 1, 22, 6; Paulus D. 4, 6, 37; Ulpian D. 4, 6, 38 pr.; Macer D. 1, 22, 3; Arcadius CTh 1, 34, 1 (400 n. Chr.); Theodosius II. CJ 1, 51, 10 (439 n. Chr.). Vgl. PS 5, 12, 5. Zu Gajus Pinnius Justus oben Nr. 2a. Schon Arrigo Manfredini erwog 1989 mündlich einen Assessor. Dagegen Vössing (o. Einl. Fn. 13) 424 Fn. 1437; u. (o. Fn. 4) 134 f., wo er sich wegen defendere für einen bloßen Anwalt ohne besondere juristische Kompetenz ausspricht, was ich 1989 (SZ 106, 223) erwogen hatte, bevor ich den genauen Wortlaut der Inschrift ermittelte; außerdem liest Vössing adservit statt adseruit. Defendit iura besagt aber nicht, dass Maior Personen verteidigt hätte, wie Vössing vorschnell schließt, s. 135 Fn. 58. 51 Zu Sitifis Wilmanns CIL 8 S. 722 ff. (s. a. 972 f.); Le Glay, DKP udSt.; Gascou, ANRW II 10, 2 S. 166 f.; Lepelley II 497 ff.; u. Haensch (o. Fn. 6) 115 f. 52 Zu Mauretanien Thomasson, ANRW II 10, 2 S. 30 ff.; u. Haensch (o. Fn. 6) 112-19, 186-92 u. die Karten am Schluss. 53 M. Benabou, La résistance africaine à la romanisation (Paris 1976) 238; u. Le Glay, DKP udSt. Sitifis.
1. Kapitel: In Africa ansässige nichtliterarische Juristen
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Delamare, in den frühen 40er Jahren des 19. Jh. eine Gruppe von vier zusammengehörigen Grabsteinen.54 Auf einem von ihnen ist der Begrabene als iuris peritissimus bezeichnet. Der vierte Stein gilt Vettia Fortunata, Tochter eines Marcus Vettius Saturninus. Von ihr heißt es: omnib(us) re/bus et sump/tib(us) suis vi/vens fecit / v(ixit) a(nnis). Auf dieser letzten Zeile ist dann Platz für das von ihr zu erreichende Alter freigelassen. Fortunata hat die drei anderen also überlebt und ihre Grabsteine und auch schon den eigenen setzen lassen; ihr Lebensalter sollte nach ihrem Tode nachgetragen werden, was unterblieb. Die anderen drei Verstorbenen waren Männer. Der zweite Grabstein galt Fortunatas Sohn, Fabius Donatus, woraus zu schließen ist, dass sie mit einem Fabius verheiratet war. Nur dieser Stein beginnt mit der heidnischen Grabsteinformel D(is) M(anibus) S(acrum), gekrönt von einem Widder. Der im Dativ genannte Tote ist gekennzeichnet (Z. 4) als eq(uiti) ex n(umero) / official(ium), d. h. er war ein Berittener aus der Umgebung eines hohen Offiziers oder Beamten.55 Da die Bezeichnung officialis für Angehörige eines officium erst im Laufe des 3. Jh. üblich wird,56 liegt die Annahme nahe, dass Donat zum Stab des neuen praeses gehörte, genauer: zu seiner Leibwache. Er erreichte ein Alter von 35 Jahren. Auf dem dritten Stein steht nichts weiter als Marino / v(ixit) a(nnis) LV. Vielleicht handelt es sich um einen Schwiegersohn Fortunatas. Denn der Tote des ersten Grabsteins, unser Jurist, heißt gleichfalls schlicht Marinus. Er steht, wie Fortunata selbst, im Nominativ, und von ihm heißt es weiter: eq(ues) R(omanus) / iuris / peritis/simus / v(ixit) a(nnis) XXV / m(ensibus) XI / h(ic) s(itus) e(st). An erster Stelle beerdigt, wird er Fortunata besonders nahe gestanden haben, und da der Name mit dem des Sohnes nichts Gemeinsames hat, wird man an einen Enkel von einer Tochter denken, die überlebte, ohne anwesend zu sein. Die Standesbezeichnung eques Romanus verschwindet nach Diokletian aus den Inschriften.57 Fortunatas Bericht erweckt den Eindruck, als seien die drei Männer zusammen gestorben. So etwas geschah bei feindlichen Überfällen, wobei die 54
CIL 8, 8489 a-d. Kunkel, Herkunft 266. Vgl. W. Liebenam, RE Art. Equites singulares 2 (1907) 321; H. O. Fiebiger, RE Art. Singulares (1927) 237; E. Stein, Die kaiserlichen Beamten ... (Wien 1932) 71-86; A. E. R. Boak, RE Art. Officium (1937) 2045-2056. Einzelne regionale equites singulares: ILS, 2416 (182 n. Chr., Spanien); AE 1973, 629 (198/199, Lambaesis); CIL 8, 21034 (2./3. Jh., Caesarea Maur.); 9355 (227 n. Chr., ebenda); 3050 (3. Jh., Lambaesis); 9763 (3. Jh., Portus Magnus in Mauretania Caes.); 3, 14387 f. (3. Jh., Baalbek). 56 Belege unten S. 46 f. u. schon bei Boak, aaO. 2046, der nur den Fehler macht, die pseudopaulinischen Sentenzen (dazu unten im zweiten Kapitel) für das frühe 3. Jh. zeugen zu lassen. So auch Vössing (o. Fn. 4) 136 Fn. 65, weshalb er sogar das 2. Jh. für möglich erklärt. Im Ergebnis wie hier Haensch (o. Fn. 6) 115 f. 57 P. Veyne, Dédicace à un chevalier, duovir et curator, Karthago 9 (1958) 110-117; Lepelley I 265. 55
8. Annius Namptoi(vi?)us
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Männer getötet, alte Frauen am Leben und zurückgelassen, jüngere dagegen als Beute mitgenommen wurden; so könnte es der vermuteten Tochter Fortunatas ergangen sein. Seit der 2. Hälfte des 3. Jh. haben tatsächlich öfter maurische Stämme, zumal eine Fünferkoalition, Quinquegentanei genannt, auch die Gegend von Sitifis schwer heimgesucht, so daß sich Maximian persönlich 296 oder 297 von Mailand aufmachte und nach Africa zog.58 Seine Siege feierte er 298 in Karthago, und in Sitifis weihte er auf dem Rückzug feierlich das erneuerte Amfitheater ein.59 Unser Jurist hätte also um 290 in Sitifis gewirkt. 8. Annius Namptoi(vi?)us Thuburbo Maius, rund 70 km südwestlich von Karthago, war seit Hadrian municipium, das Commodus zur Kolonie erhob.60 Seit Beginn der Kaiserzeit wohnten hier auch karthagische Bürger und nahmen Einfluss auf das Schicksal der Stadt; Pflaum vermutete bis Commodus einen selbständigen pagus karthagischer Bürger neben dem municipium.61 Im Jahr 361 erneuerte der amtierende Kurator der Stadt binnen sieben Monaten die Sommerthermen,62 die über acht Jahre lang defekt gewesen waren, also seit dem Bürgerkrieg mit Magnentius, dem Africa im Herbst 352 entrissen wurde.63 Die Bauinschrift ist, nicht ganz vollständig, in zwei Versionen erhalten, auf beiden Seiten einer 1 m hohen und über 2 m breiten Marmortafel: THERMAS AESTIVALES POPVL
EORVM DESIDERIO
DOLORI
ERIS OPER
ET NON EDIBE
PRAECISIS CANALIBVS MO
QVE HVMORE SVPERFLVO MAGIS FLEBANT QVAM PROLVEBANT VIGILI CVRA SOLLERTIQVE LABORE INPENSO INTRA SEPTIMVM MENSEM ADIECTIS OMNIBVS PERFECTISQVE CVNCTIS QVIBVS LAVACRA INDIGEBANT ANNIVS NAMPTOIVS FLM PP, IVRISCONSVLTVS, MAGISTER STVDIORVM, CVR REIP, CVM THVBVRBITANAE VRBIS FLORENTISSIMO SENATV CVNCTAQVE EIVS PLEBE PERFECIT; EXCOLVIT, DEDICAVIT. 58
L. Galand, Les Quinquegentanei, Bulletin d'archéologie algérienne 4 (1970) 297299; Benabou aaO. 233-237; A. Gutsfeld, Röm. Herrschaft u. einheimischer Widerstand in Nordafrika (Stuttgart 1989) 137. 59 AE 1949, 258; Lepelley II 499. 60 Oben Fn. 40. 61 H.-G. Pflaum, La romanisation de l'ancien territoire de la Carthage punique, AntAfr 4 (1970) 75 ff., jetzt auch in: ders., L'Afrique romaine (Paris 1978) 300 ff. Ablehnend zumal J. Gascou, etwa ANRW II 10, 2 S. 142 f. 62 Inscriptions latines d'Afrique, hg. R. Cagnat u. a. (Paris 1923) 273 = Z. Benzina Ben Abdallah, Catalogue des inscriptions latines païennes du Musée du Bardo (Rom 1986) Nr. 357 mit Foto. 63 O. Seeck, Art. Constantius 4, RE IV 1 (1900) 1069, 61 ff.
1. Kapitel: In Africa ansässige nichtliterarische Juristen
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BEATISSIMO SAECULO DD NN CONSTANTI, PII, FELICIS, MAXIMI ET INVICTISSIMI, AVGVSTI ET IVLIANI NOBILISSIMI CAESARIS, PROCONSVLATV CLODI HERMOGENIANI V C, PROC P A ET LEGATIONE CREPEREI OPTATIANI V C LEG KARTHAG THERMAS AESTIVALES POST ANNOS SOLIDOS OCTO INTRA SEPTIMVM MENSEM, ADIECTIS OMNIBVS PERFECTISQVE CVNCTIS, QVIBUS LAVACRA INDIGEBANT, ANNIVS NAMPTOIVIVS FLM PP, IVRISCONSVLTVS, MAGISTER STVDIORUM, CVR REI P, CVM THVBVRBITANAE VRBIS ORDINE AMPLISSIMO CVNCTAQVE EIVS PLEBE PERFECIT, EXCOLVIT, DEDICAVIT
Vermutlich wurde die erste Version verworfen, die den defekten Zustand genauer beschrieben, jedoch Kaiser, Prokonsul und Legat, die Vorgesetzten des formell ja kaiserlichen Kurators, übergangen hatte. Der Kurator des Amtsjahres 361 hieß Annius Namptoius oder Namptoivius, wie es in der endgültigen Inschrift heißt. Er ließ die Reparatur zusammen mit Rat und Volk der Stadt ausführen: cum Thuburbitanae urbis ordine amplissimo (in der ursprünglichen Fassung hatte es florentissimo senatu geheißen) cunctaque eius plebe. Die Kuratoren hatten zumal die kommunalen Bauten unter sich.64 Zwischen Name und Amt sind drei persönliche Qualitäten des Mannes verzeichnet. Erstens war er flamen perpetuus, d. h. hatte er ein Jahr lang (nur den Titel behielt man lebenslang) das hochangesehene Amt des städtischen Kaiserkultpriesters versehen, damals meist der Gipfel der munizipalen Ämterlaufbahn, mit Christentum übrigens vereinbar.65 Zweitens war er iuris consultus und drittens magister studiorum, also beratender Jurist und Lehrer. Da damals in den Provinzen nur Rechtslehrer die Übernahme von Gemeindeämtern nicht ablehnen konnten, andere Lehrer dagegen sehr wohl (und bis 358 n. Chr. auch Anwälte),66 nimmt Lepelley an, dass Namptoivius Rechtslehrer war; sicher ist das nicht. Als Ort der Lehrtätigkeit vermutet er nicht das kleine, doch wohl zu wenig Schüler bietende Thuburbo Maius, sondern das unweite Karthago,67 wenngleich schon Turranian (oben Nr. 6) in Thuburbo Maius gewirkt haben könnte. Die besondere Erwähnung auch der Lehre und ihre formelhafte Einbeziehung würden zu einem öffentlich besoldeten Lehramt passen, wenn auch ungewiss ist, ob es 64
Lepelley I 191 ff. Zur Annuität des Amtes S. 185. Zur beachtlichen Baukonjunktur im spätantiken Africa 59-120. 65 Lepelley I 165-67; u. T. Kotula, Eos 67 (1979) 131-36. 66 Modestin D. 27, 1, 6 §§ 1-12. Zu 12 Verf., Jurisprudenz 151 Fn. 7. Wie sorgfältig die Immunität beachtet wurde, zeigt zumal das Dekurionenverzeichnis von Thamugadi, A. Chastagnol, L'album municipal de Timgad (Bonn 1978); Lepelley II 461-65. 67 Lepelley II 200 u. Fn. 11; 229 u. Fn. 165; 289 u. Fn. 153; gegen J. R. Martindale, PLRE I udSt. Namptoius. Unbefriedigend Vössing (oben Einl. Fn. 13) 283 Fn. 1048, der S. 95 Fn. 462 allzu unkritisch einer Rekonstruktion von O. Behrends folgt (s. dazu schon oben S. 23 f. u. Fn. 22).
9. Iunius Urbanus
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das in Bezug auf das Recht wenigstens in Karthago gab; reich genug war diese Stadt.68 9. Iunius Urbanus Gightis an der Kleinen Syrte gegenüber der Insel Dscherba wurde verhältnismäßig spät romanisiert; erst unter Pius erhielt es den Status eines municipium. Punisch blieb weiter in Gebrauch, das auch auf römischen Inschriften begegnet, deren Latein oft fehlerhaft ist. Gleichzeitig war Gightis Vorort eines Eingeborenenstammes.69 Im frühen 18. Jh. bereiste der spanische Mönch Fr. Ximenez die Gegend, um gefangene Christen freizukaufen, wobei er viele Inschriften abgeschrieben, sie aber nicht immer zuverlässig entziffert hat.70 In einem Fall71 hat er gelesen: D(is) M(anibus) S(acrum) / Iunius Urbanus / carissimus filius / ius consultum / vixit ann(is) LXXXVIII. Urban müsste also von seinen Eltern oder einem Elternteil begraben und doch selbst 88 Jahre, der überlebende Elternteil also über 100 Jahre alt geworden sein. Da das unwahrscheinlich ist, haben sich die Herausgeber für einen Fehler bei der Altersangabe ausgesprochen.72 Vielleicht gehört, was Ximenez als L, und womöglich auch, was er als erstes X entziffert hat, noch zum Text, so dass der Mann nur 38 oder 28 Jahre alt geworden wäre.73 Ius consultum ist eine Verballhornung von iuris consultus, die nicht auf das Konto des Juristen selbst, sondern des seinen Grabstein setzenden Elternteils geht.74 Iuris consultus wurde im allgemeinen allerdings nur ein berühmter Jurist genannt.75 Die gewöhnliche Bezeichnung für einen Juristen war iuris peritus oder auch iuris prudens, für einen bescheidenen iuris studiosus; für einen unbedeu68
Für eine Rechtsschule in Karthago B. Kübler, Gesch. d. Röm. Rechts (Leipzig 1925) 427; u. H. J. Wolff, TR 14 (1936) 417. 69 Zu dieser Stadt Wilmanns, CIL 8 S. 6 f.; J. Schmidt S. 1146 ff.; Dessau S. 2293 ff.; Ch. Saumagne, RH 30 (1952) 392 f.; Gascou, ANRW II 10, 2 S. 192 f.; Lepelley II 368 ff.; u. M. Zahrnt, ZPE 79 (1989) 177 f. 70 Th. Mommsen, CIL 8, 1, S. XXIV, unter IX. 71 CIL 8, 11045 = 10490. 72 Th. Mommsen, CIL 8, 10490; R. Cagnat/J. Schmidt, ebenda 11045: "lin. 5 interpolatus est". 73 Ein Gedanke von R. Wiegels. 74 Zum Analfabetismus R. P. Duncan-Jones, Age-rounding, illiteracy and social differentiation in the Roman empire, Chiron, 7 (1977) 333-53; J. Kunow, Zum Analphabetentum im römischen Heer. Angaben von Lebensalter und Dienstzeit auf Grabsteinen der Provinz Germania inferior, Archäologisches Korrespondenzblatt 13 (1983) 483-85; J.-M. Lassère, Pierres fautives et analphabétisme, Bulletin d'archéologie algérienne 7 = 19771979 (1985) 52-63; J. M. Fröschl, SZ 104 (1987) 89-94; u. W. V. Harris, Ancient literacy (Cambridge/USA 1989), bes. 292. Zu Karthago Vössing (o. Einl. Fn. 13) 541-57. 75 Verf., Nichtliterarische 151 f. Zu iuris prudens s.a. Verf., SZ 121 (2004) 339 f.
1. Kapitel: In Africa ansässige nichtliterarische Juristen
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tenden Mann wie Urban ist consultus zu hoch gegriffen. Jedoch sank der Sprachgebrauch im 4. Jh. ab, wie wir schon am Beispiel des Namptoivius in Thuburbo Maius aus dem Jahr 361 beobachten konnten (oben Nr. 8). Auch das fehlende praenomen spricht für einen späteren Ansatz, vielleicht das 4. Jh., vielleicht aber auch das 5. oder 6.76 10. Eustochius Im frühen 5. Jh. schrieb Augustin, Bischof von Hippo Regius, dem Juristen Eustochius77 und bat ihn um Rechtsauskünfte; bisher hatte er ihn, wenn er solche brauchte, aufgesucht: Obsecro, ut me adiuves etiam corpore absentem, sicut soles adiuvare praesentem. Dem entnimmt Lepelley, dass Eustochius nicht am gewohnten Ort weilte, nämlich Hippo Regius, wo er assessor gewesen sei.78 Das ist schon deshalb unwahrscheinlich, weil die Assessoren in der Regel mit den Magistraten ins Land kamen und es wieder verließen,79 zu Hause allenfalls aushilfsweise amtieren durften,80 während Eustochius offenbar ständig Rechtsrat gab. Er wird wie Annius Namptoivius frei praktizierender, d. h. Rechtsbescheide (responsa) erteilender Provinzialjurist gewesen sein; omnibus consultoribus tuis vera responsa fideliter debes sagt Augustin einleitend. Dieser konsultierte ihn offenbar als bischöflicher Richter, bei dem ein Statusprozess anhängig war; d. h. der Bischof wird sich an seinem Sitz in Hippo Regius aufgehalten und dort unabkömmlich gewesen sein, woraus zu schließen ist, dass Eustochius seine Praxis an einem andern Ort ausübte, wohin Augustin gleichwohl häufig kam. Am häufigsten besuchte er Karthago,81 wo er gern predigte und wo wir uns auch die 76
Gegen das 5. oder 6. Jh. wegen DMS Vössing (o. Fn. 4) 131 f., doch findet sich die heidnische Formel gedankenlos auch auf christlichen Grabsteinen abseits der Zivilisationszentren, z. B. in Kaiseraugst, s. R. Laur-Belart, Führer durch Augusta Raurica (5. Aufl. L. Berger Basel 1988) 197-99 u. Abb. 207 u. 209. 77 Augustinus, Epistulae ex duobus codicibus nuper in lucem prolatae = Corpus scriptorum ecclesiasticorum Latinorum 88, hg. v. J. Divjak (Wien 1981) Nr. 24; übersetzt v. M. Fuhrmann u. Verf., Exempla Iuris Romani. Römische Rechtstexte (München 1988) 66 ff. Die Datierung folgt daraus, dass Augustin erst seit 395 zunächst Mitbischof, seit 396 alleiniger Bischof von Hippo war, und zwar bis 430; in den ersten, auch politisch und kirchenpolitisch unruhigen Jahren wird seine Schiedsgerichtsbarkeit als Bischof schwerlich schon so gut eingespielt gewesen sein, wie in dem Brief an Eustochius vorausgesetzt. Pauschal widerspricht Vössing (o. Fn. 4) 138 und Fn. 73. 78 C. Lepelley, Liberté, colonat et esclavage d'après la Lettre 24*, in: Les Lettres de Saint Augustin découvertes par J. Divjak (Paris 1983) 330 f.; ders., Introduction à la Lettre 24*, A, in: Oeuvres de Saint Augustin 46b. Lettres 1*-29* (Paris 1987) 547. Dagegen zu Recht schon Vössing (o. Einl. Fn. 13) 231 Fn. 892. 79 M. A. v. Bethmann-Hollweg, Der römische Civilprozeß III (Bonn 1866) 131; Hitzig (o. Einl. Fn. 13) 59-70; u. o. Fn. 50. 80 Oben Fn. 50. 81 Augustins Itinerar übersichtlich bei P. Brown, Augustinus von Hippo (2., dt. Aufl. Frankfurt am Main 1982; 1., engl. Aufl. 1967) 481 ff. In Hippo selbst vermutet ihn Vössing
10. Eustochius
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Praxis eines qualifizierten Respondierjuristen gut vorstellen können. Augustin redet ihn dominus eximius meritusque honorabilis ac desiderantissimus filius an; vielleicht gehörte er zu dem Senatorenhaus, von dem zwei Mitglieder, Eustochii cc vv, bei Sicca Veneria große Güter besaßen.82 Augustin fragt Eustochius in einer komplizierten personenrechtlichen Angelegenheit gründlich aus.83 Dabei drückt er sich, von ein paar Höflichkeitsfloskeln abgesehen, ganz ähnlich wie die Konsulenten in den klassischen Responsensammlungen aus: peto sincerissimam caritatem tuam, ut me digneris instruere, quid observandum sit ... quaero enim ... quaero etiam ... item quaero ... quid etiam ... Und gegen Schluss erwähnt er neuere Kaisergesetze, die ihm bekannt geworden sind und einschlägig sein könnten: moveor tamen quibusdam constitutionibus, quae mihi oblatae sunt, cum talis apud nos ... quaestio verteretur ... proinde easdem constitutiones misi considerandas eximietati tuae, quarum duas sentio ipsam rem loqui, ceteras autem aut non intelligo aut ad id quod quaeritur omnino non pertinent.
(oben Einl. Fn. 13) 231 mit der zweifelhaften Implikation Fn. 892 a.E., Augustin habe den Brief auf einer Reise verfasst, wo er aber schwerlich zu Gericht saß; immerhin tritt V. auch schon der hier vertretenen Auffassung näher. 82 CIL 8, 16292. Dazu J. B. de Rossi, Bullettino dell'Istituto di Corrispondenza Archeologica 1885, 20 f.; J. R. Martindale, PLRE I 313 udSt. Eustochius 6. Römische senatorische Eustochii ebenda; auch II S. 437. Zu desiderantissimus K. E. Georges, Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch I (11. Aufl. H. Georges Hannover 1913) s. v. desiderans. 83 Zu den Sachfragen R. Willvonseder, XXV annorum operae, SZ 100 (1983) 533-541; M. Humbert, Enfants à louer ou à vendre, in: Les Lettres (oben Fn. 78) 189-204; Lepelley, ebenda 329-342; ders., in: Oeuvres (oben Fn. 78) 547-553; Fuhrmann/Verf. (oben Fn. 77) 66-71; 205 f.
Zweites Kapitel
Africanische juristische Werke 1. Der liber singularis De poenis paganorum von Claudius Saturninus Claudius Saturninus ist in den Digesten mit einem längeren Fragment aus seinem liber singularis De poenis paganorum vertreten.1 Seit alters identifiziert man ihn mit einem nur bei dem Africaner Tertullian in dessen Schrift De corona, also im Jahr 211, mehrfach angeführten Autor gleichen Namens,2 der u. a. einen liber De coronis geschrieben hat; daraus hat Tertullian für sein Werk geschöpft. Doch hatte dieser Saturnin auch über andere materiae geschrieben, denn Tertullian nennt ihn in hac ņ dem Kranzwesen ņ quoque materia commentator. In dem Buch über Kränze ging es um Sakralbräuche, Festbräuche und auch Deutung einschlägiger Stellen bei Dichtern wie Homer. Die Schrift war wohl viergeteilt und befasste sich mit origines, nämlich der Sitte sich zu bekränzen, sodann causae, species und solemnitates. Das Buch über die zivilen Strafen beginnt: aut facta puniuntur ... aut dicta ... aut scripta ... aut consilia, wofür jeweils Beispiele genannt werden.3 Dann fährt Saturninus fort: sed haec quattuor genera consideranda sunt septem modis: causa, persona, loco, tempore, qualitate, quantitate, eventu.4 Auch diese Kategorien werden durch Beispiele erläutert, qualitas ferner durch ein Zitat aus einer Rede von Demosthenes und eventus durch eines aus der Ilias von Homer,5 der mit praecipuus poetarum gemeint ist. Schließlich verlässt Saturnin auch diese Kategorien und wendet sich regionalen Strafschärfungen zu. Das erste Beispiel gilt Africa, ein zweites der Landschaft Mysien in der Provinz Asia.6 Einbrecher (effractores), Plünderer (expilatores) 1
D. 48, 19, 16. Dazu R. Bonini, Rivista italiana per le scienze giuridiche 3. Ser. 10 (1962) 119 ff.; u. Verf., HLL IV 213 f. = § 430.2. 2 M. Schanz u. C. Hosius, Gesch. d. röm. Lit. III (3. Aufl. München 1922) 200; A. Stein, PIR C (1936) 1011. Ebenso Bonini aaO. In Betracht kommen noch zwei gleichnamige Senatoren, der eine kaiserlicher Statthalter unter Hadrian und Pius, der andere Stadtprätor zur Zeit der divi fratres, wohl Vater und Sohn, E. Groag, PIR C 1010 u. 1012, doch fällt ihre Gleichung mit Literaten wie den genannten schwer. Der Bildhauer aus Chester von AE 1978, 445, scheidet wohl ebenso aus wie die Männer von AE 1957, 63, u. 1958, 132. 3 D. 48, 19, 16 pr. 4 § 1. 5 §§ 6 u. 8.
2. Kapitel: Africanische juristische Werke
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und Viehdiebe (abigei) begegnen als besondere Straftäter7 und verbieten einen zeitlichen Ansatz vor Hadrian.8 Der Mann hatte Rechtskenntnisse, aber seine Kategorien sind platt und seine Ausführungen dazu oberflächlich, lückenhaft9 und missverständlich,10 für den praktischen Gebrauch in der Strafrechtspflege kaum geeignet. An dem Urteil, dass kein voll ausgebildeter Fachjurist das Werk verfasst haben kann, ändert es nichts, wenn bisweilen auch römische Juristen unbefriedigende Systematisierungsversuche machten, wie etwa Gajus im vierten Buch seiner Institutionen.11 Identität mit Tertullians praestantissimus commentator ist durchaus möglich;12 nichts spricht dagegen. Dann läge Sitz in Africa besonders nahe. Aber auch unabhängig davon sprechen grassatura als Straftatbestand13 und die bildungsbeflissene Anlage der scheinbaren Juristenschrift für einen Entstehungsort in der Provinz, paganus i.S.v. Zivilist im Titel14 für eine solche mit Militär; weiter das für Africa typische cognomen Saturninus neben einem kaiserlichen Gentilnamen und das erste regionale Beispiel für Africa, für ein anderes Gebiet dagegen nichts. Ein Mysier hätte seine Heimat, die zur Provinz Asia gehörte, kaum 'Provinz' genannt, wie es Saturnin tut. 2. Die Monografien von Aemilius Macer Dass Aemilius Macer nicht in Rom, sondern in der Provinz schrieb, habe ich 1976 dargetan.15 Der Pandektenjurist schrieb zwischen 210 und 235 n. Chr. fünf 6
§ 9. Bonini erklärt §§ 9 u. 10 für spätere Anhänge von anderen Autoren, weil hier jene Kategorien ausgereizt sind und etwas Neues zur Sprache kommt. Das erscheint allzu vordergründig. 7 §§ 5-7. 8 Zu Einbruch und Plünderei vgl. Ulp. 8 off. proc. D. 47, 18, 1 §§ 2 (mit Berufung auf Mark Aurel und einen africanischen Fall) u. 1; zum Viehdiebstahl Ulp. ebenda Coll. 11, 7 u. D. 47, 14, 1 § 4 (mit Berufung auf Hadrian) u. Ps.-Paul. lb. sg. poen. pag. Coll. 11, 6, 1. 9 In § 2 fehlt die Unterscheidung zwischen honestiores und humiliores. 10 § 4 erweckt bei Juristen den wahrscheinlich nicht beabsichtigten Eindruck, als sei auch der Diebstahl einer profanen Sache aus einem Tempel ein Sakrileg. § 6 führt bei der Unterscheidung zwischen handhaftem und nicht handhaftem Diebstahl mit atrocius - levius auf eine falsche Spur. § 8 erweckt den Eindruck, als habe Patroklos, der floh, nachdem er als Kind seinen Kameraden im Affekt erschlagen hatte, sich damit die dafür vorgesehene Strafe auferlegt, die in freiwilligem Exil bestanden habe. 11 Dazu M. Fuhrmann, Das systematische Lehrbuch (Göttingen 1960) 110. 12 A. Masi, Iura 28 (1977) 143-148, hat dafür ein weiteres Indiz beizubringen versucht. 13 Sonst findet sich ähnlich prägnantes grassator nur noch bei dem Provinzialjuristen Callistratus 5 cogn. D. 48, 19, 28 § 10; untechnisch dagegen Ulp. 32 ed. D. 19, 5, 20 § 1; s. a. PS 5, 3, 4. 14 Ebenso bekanntlich ein Paulus zugeschriebener liber singularis, wohl apokryf und gleichfalls Erzeugnis der Provinz, Verf., HLL V § 508.2. 15 ANRW II 15 S. 312 ff. u. 341 ff.; s. jetzt HLL IV 214-16 = § 430.3.
2. Die Monografien von Aemilius Macer
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Monografien von je zwei libri: Publicorum iudiciorum, De officio praesidis, Ad legem vicesimae hereditatium (nach 217), De re militari und De appellationibus (zwischen 230 und 235). Kunkel16 hat den Juristen zu Recht mit der Familie des Kommandeurs der africanischen Legion und Chefs von Numidien von 172 bis 174 in Verbindung gebracht, des senatorischen Legionslegaten mit proprätorischem Imperium, Marcus Aemilius Macer Saturninus, Suffektkonsul 174 n. Chr.17 Denn es sind nur wenige Aemilii Macri bekannt, und alle, von einem vorchristlichen Dichter aus Verona abgesehen,18 gehören zur Sippe des Legaten; jedenfalls haben alle den Vornamen Marcus, auch der erst jüngst von Joyce Reynolds publizierte mensor der ersten spanischen Reiterkohorte im 1. Jh. in Kyrene, 40jährig von seinem Bruder bestattet.19 Allerdings stimmt nicht, dass es, wie Kunkel berichtet,20 schon eine Generation vor dem Konsul einen gleichnamigen Legionslegaten in Lambaesis gegeben habe. Und es ist auch verfehlt, africanische Herkunft, genauer gesagt: numidische Heimat dieses Mannes abzutun. Wir kennen ihn nur aus numidischen Inschriften, und zwar nicht weniger als 23.21 Dieser Überschwang ist nur erklärlich, wenn der Mann Africaner war, wie ja auch Septimius Severus, der africanische Kaiser, in Africa geehrt wurde wie nirgendwo sonst. Hinzu kommen drei Patronate des Legaten über numidische Städte,22 die natürlicherweise Landsleute zum Patron erkoren; verwiesen sei etwa auf Pactumeius Clemens, Julian und Fronto.23 Schließlich hatte der Legat zwei Söhne: Marcus Aemilius Macer Saturninus, um 200 als Prokonsul Griechenlands bezeugt,24 und Marcus Aemilius Macer Dinarchus.25 Sie bekleideten in Africa kein Amt, und doch sind ihnen, immer paarweise, zusammen acht der Inschriften in Numidien gewidmet.26 Numidien wird also die Heimat des Legaten gewesen
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Kunkel, Herkunft 256 f. E. Groag, PIR A (1933) 382. 18 L. Wickert, PIR A 378. 19 AE 1983, 941. 20 Kunkel, Herkunft 256. Die Inschrift, welcher er den Legaten und Suffektkonsul von 144 n. Chr. entnahm, AE 1938, 143, bezieht sich auf das Jahr 174 und betrifft unseren Mann. 21 Zu den 16 bei Groag aaO. genannten kamen seitdem hinzu (s. a. Thomasson [o. Kap. 1 Fn. 16] 40, 45): AE 1938, 143; 1967, 565; 574; 1946, 64: ILAlg II 557; u. AE 1985, 880a und 880b. – Vgl. den bezeugten Africaner und Legaten von Numidien unter Septimius Severus, Anicius Faustus, nach Peter J. Wilkins, Chiron 18 (1988) 377-82. 22 Thamugadi: CIL 8, 17869; Verecunda in der Nähe: CIL 8, 4209 = 18497; u. Cuicul: Bulletin archéologique du Comité des Travaux historiques et scientifiques 1915, 124. 23 Pactumeius Clemens: CIL 8, 7059 = ILS 1067 = ILAlg II 645; Julian: CIL 8, 24094 = ILS 8973; Fronto: Epist. 2, 11 Naber. Vgl. Verf., Nichtliterarische 154 f. m. weit. Nachw.; u. J. Nicols, ANWR II 13 (Berlin 1980) 535 ff. 24 Inscriptiones Graecae 7, 90. Zu ihm E. Groag, PIR A 383 u. 402. 25 Zu ihm E. Groag, PIR A 380. 17
2. Kapitel: Africanische juristische Werke
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sein. Der letzte bekannte Spross der Familie ist der junge Senator von 216, Marcus Aemilius Macer Faustinianus, der in Tusculum dem Kaiser für eine Begnadigung dankte.27 Die Familie wird aber schwerlich vollständig nach Rom und Italien übergesiedelt, sondern wie bei vielen anderen wird auch hier ein Teil in Africa geblieben sein. Bei dem Juristen Macer ist bemerkenswert, dass er seine Schrift über das Dezernat des Provinzstatthalters nicht wie herkömmlich De officio proconsulis genannt hat: so Venulejus, Ulpian und Paulus, sondern De officio praesidis. Der Gouverneur Numidiens war nämlich nicht der proconsul Africae in Karthago, sondern eben der Legionskommandeur in Lambaesis, auf Inschriften schon unter Commodus praeses genannt.28 Und wenige km weiter westlich gab es die ritterlichen Statthalter beider Mauretanien und im Osten den von Ägypten; Macer bezog ja die nichtsenatorischen Statthalter eigens ein.29 Auch die Bearbeitung des Militärrechts lag bei einem in Numidien beheimateten (wenn auch vielleicht in Karthago wirkenden) Juristen nahe. Die nur römische Bürger treffende Erbschaftssteuer galt mittlerweile im ganzen Reich. Niemand hat Macer abgestritten, dass er auf der Höhe der spätklassischen Jurisprudenz war. Er ist bisher nicht durch Ungereimtheiten aufgefallen, und daraus wird man schließen dürfen, dass er nicht nur in der Provinz gelernt hat, sondern, wenigstens auch, in Rom studierte. Familiäre Verbindungen zu einem Senatorenhaus luden dazu ein. Andererseits ist Macer auch nicht durch besonderen Scharfsinn, Einfallsreichtum oder Mut für neue Lösungen aufgefallen. Seinem provinzialen Publikum mutete er nur schmale Werke mit wenig Literaturangaben30 und oft nur ungefähren Konstitutionenzitaten zu.31 Besonders deutlich werden die bescheideneren Ansprüche seines Publikums bei der Sterbetafel zur Berechnung des Wertes einer Leibrente für die Erbschaftssteuer. Macer32 26
In Lambaesis von den stratores: AE 1915, 27 u. 1917/18, 49; ebenda von einem Centurio der africanischen Legion: CIL 8, 2730 f.; in Thamugadi von Privatleuten (ein und demselben?): AE 1938, 143 u. 1946, 64; in Verecunda von der Gemeinde: CIL 8, 4228 f. 27 CIL 14, 2596 = ILS 453; s. E. Groag, PIR A 381. 28 Oben Kap. 1 Fn. 19. 29 D. 1, 18, 1. 30 Verf., ANRW II 15 S. 324 Fn. 229. 31 1 app.: D. 49, 1, 4 § 4 (zwei); 49, 5, 4; 2: D. 49, 5, 6; 49, 8, 1 § 4; 49, 1, 9; 42, 1, 63 (drei); genauer nur: D. 49, 1, 4 § 1; 49, 13, 1 pr. u. § 1. – Ungenau 2 iud. publ.: D. 48, 16, 15 §§ 1 u. 2; dem stehen sechs genaue Zitate gegenüber: D. 48, 5, 33 pr.; 47, 10, 40 (sogar wörtlich); 48, 16, 15 § 4; 49, 14, 34 (wörtlich); 48, 21, 2 pr. (wörtlich); u. 1, 18, 14 (wörtlich). – Aus leg. vic. her. ist nur ein genaues Kaiserzitat erhalten: D. 11, 7, 37 § 1. – Ungenau wieder 2 off. praes. D. 48, 3, 7 u. 50, 10, 3 § 1; genau jedoch D. 1, 21, 4 (wörtlich); u. 29, 2, 61. – Unsere Fragmente aus re mil. weisen drei genaue Konstitutionenzitate auf: D. 49, 16, 12 § 1 (wörtlich); u. 13 § 6 (zwei).
3. Die pseudopaulinischen Sentenzen
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zitiert Ulpian, der neun Altersstufen unterscheidet, deren eine, die sechste, genau genommen aus zehn kleinen Stufen besteht. Dann fährt Macer fort: solitum est tamen ..., und kommt mit einer kurzen dreigliedrigen33 Formel aus, die auf zusammen wohl 26 Altersstufen hinausläuft: einer ersten sehr großen, 24 sehr kleinen und einer letzten, die schon ab 55 Jahren angewandt worden sein wird. Vielleicht hieß es ursprünglich in nostra regione o. ä. und haben die Kompilatoren das gestrichen. Jedenfalls setzt der kleine Jurist dem großen Reichsjuristen nicht lange nach ihm eine praktische Übung entgegen, die deshalb keine reichsweite, sondern nur eine regionale gewesen sein kann, mögen Justinians Kompilatoren sie auch schließlich für vorzugswürdig erklärt haben, indem sie Macers Text übernahmen. Mit Macers Lokalisierung nach Africa kommt auch gut überein, dass er die Lebenserwartung zwischen 20 und 50 Jahren höher ansetzt als Ulpian, wurde man hier doch tatsächlich wesentlich älter als in Italien oder gar in Rom.34 Freilich führt Macers schlichte Formel zwischen 52 und 60 Jahren zu einer geringeren Lebenserwartung. 3. Die pseudopaulinischen Sentenzen Die erfolgreichste Juristenschrift aus Africa sind die zu ansehnlichen Teilen auf uns gekommenen Paulussentenzen: Sententiarum receptarum ad filium libri V, fälschlich dem Spätklassiker Julius Paulus zugeschrieben. a) Überlieferung und Autorschaft Die Paulussentenzen wurden die am weitesten verbreitete und einflussreichste Juristenschrift des Altertums überhaupt. Konstantin legitimierte sie und nannte sie plenissima luce et perfectissima elocutione et iustissima iuris ratione succincti; das diesbezügliche Gesetz35 erging am 27. September 328 in Trier an den Prätorianerpräfekten Valerius Maximus. Er wird angefragt, also seine Zweifel gehabt haben; er stammte aus einer römischen Senatorenfamilie, in der seit Generationen die höchsten Reichsämter üblich waren.36 Die Schrift war in Rom schon um 320 bekannt, als der Kompilator der Fragmenta Vaticana von ihr, allerdings nur 32 33
2 vic. her. D. 35, 2, 68 pr.
Mommsens Ergänzung nach den Basiliken ist von der Sache her geboten. 34 J.-M. Lasssère, Ubique populus (Paris 1977) 513 ff., Zusammenfassung 562 f. 35 CTh 1, 4, 2, datiert nach O. Seeck, Regesten der Kaiser und Päpste (Stuttgart 1919) 69 u. 178. Zu Maximus s. jetzt auch AE 1981, 878; sowie 1985, 823, wo er fehlt, weshalb er auch nicht AE 1925, 72, ergänzt werden darf. 36 A. H. M. Jones, PLRE I udSt. Maximus 49, freilich noch in Unkenntnis von AE 1981, 878, und 1985, 823, schon die damaligen Präfekturen regionalisierend; kritisch dazu T. D. Barnes, Regional prefectures, BHAC 1984/85 (Bonn 1987) 13-23; s. aber auch Verf., SZ 116 (1999) 341 f.
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2. Kapitel: Africanische juristische Werke
sparsamen, Gebrauch machte.37 Ausgiebig benutzte sie um 400 der Autor der Collatio legum Mosaicarum et Romanarum.38 Und 426 begegnet sie in dem umfangreichen Senatsbeschluss über die Rechtsquellen, der auch das sog. Zitiergesetz enthält.39 In Ägypten war sie im 4. Jh. geläufig, wie sowohl das Leidener Fragment als auch eine Randnotiz auf dem Gajus von Antinoupolis belegen.40 Im 5. Jh. waren die Sentenzen in Gallien wichtigstes Praktikerhandbuch, wie die Consultatio zeigt,41 aber auch Grundlage von Rechtsunterricht, wohl in Narbonne,42 wovon Notizen, die Interpretationen zu den Paulussentenzen, auf uns gekommen sind.43 Die Burgunder und die Westgoten beuteten die Sentenzen für ihre Lex Romana (Burgundionum bzw. Visigothorum) kräftig aus, auch die Interpretationen. Und noch Justinian bzw. Tribonian nutzten die Schrift für die Digesten. Der byzantinische Jurist Thaleläus zitierte sie in seinem Codexkommentar,44 während das Zitat bei Isidor von Sevilla45 aus dem westgotischen Römergesetz bezogen ist. Andererseits wurde dessen Sentenzenauszug später aus vollständigeren Sentenzenausgaben suppliert, die also noch einige Zeit zugänglich gewesen sein müssen, zumindest Teile daraus. Heutigen Juristen bereitet es Schwierigkeiten, zur Kenntnis zu nehmen, dass die Zuschreibung an Paulus schlicht falsch ist, es sich um ein Pseudepigraf handelt. Auch wenn die diesbezüglichen Arbeiten von Ernst Levy in vielen Einzelheiten nicht mehr überzeugen, hat doch bisher niemand seine Hauptthese entschieden bestritten und seine Argumente zu widerlegen unternommen. Nach ihm sind die Sentenzen im späten 3. Jh. in einer westlichen Provinz entstanden.46 Freilich verstehen sich die meisten, und dazu gehörte auch Levy selbst wie schon sein Vorgänger Beseler,47 nur zu der in der Wissenschaft zweifelhaften Tugend
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Vat. 172 u. 336. Coll. 1, 2; 4; 7; 13; 2, 7; 3, 2; 4, 12; 5, 2; 6, 3; 7, 2; 5; 8, 3-6; 9, 3; 10, 7; 11, 2-5; 12, 24; 13, 2; 14, 2; 16, 3. 39 CTh 1, 4, 3 a. E., einst zusammenhängend mit CJ 1, 14, 3; 2; 1, 19, 7; 1, 22, 5. Alles übersetzt von M. Fuhrmann u. Verf. (oben Kap. 1 Fn. 77) 14-19 u. 201. 40 Leid. u. Papiri greci e latini, hg. Società Italiana per la ricerca dei papiri greci e latini in Egitto, XI (Florenz 1935) Nr. 1182 F II u. Bullettino dell'Istituto di Diritto Romano 42 (1934) 581 (verbess. Ausg.), beides hg. V. Arangio-Ruiz. 41 Cs. 3, 6-9; 4, 3; 4; 6-8; 5, 4; 5; 6, 5; 7-9; 20; 21; 7, 4-6. 42 Verf., Röm. Jurisprudenz in Gallien (Berlin 2002) 52-57, 59, 70 u. 132. 43 Dazu H. Schellenberg, Die Interpretationen zu den Paulussentenzen (Göttingen 1965) 67 u. 83 mit zahlreichen Indizien für Herkunft aus Rechtsunterricht. Dazu Verf. (soeben Fn. 42) 147. 44 Zu CJ 2, 8, 1 = Basiliken 8, 1, 36 (ed. H. J. Scheltema: Scholia I 86, Z. 31 f.). 45 Isid. orig. 5, 24, 30 sive quod ... appellaverunt, wohl ein späterer Zusatz nach PS 5, 7, 1 = LRV PS 5, 8, 1. 46 Levy, Ges. I 99 ff. (zuerst 1930); 224 ff. (zuerst 1943); u. 122 ff. (zuerst 1956). 38
3. Die pseudopaulinischen Sentenzen
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des Kompromisses: Zwar sei Paulus nicht der unmittelbare Verfasser, aber doch insofern der Urheber, als die Sentenzen hauptsächlich aus seinen Werken geschöpft seien.48 Mario Lauria hat diese Meinung 1930 ausführlich widerlegt,49 wurde aber, auch weil sein Aufsatz schwer zugänglich ist, nicht beachtet oder pauschal abgelehnt. Deshalb ist der Frage der Quellen, Lauria weiterführend, erneut nachzugehen (unten e). Schon dass von vielen Rechtssätzen placuit gesagt ist, lässt sich mit einem Überwiegen des nicht eben konsensfreudigen Paulus kaum in Einklang bringen. Im Übrigen widerspricht die Halbherzigkeit der heute herrschenden Meinung, ursprünglich wohl eine Konzession an die zuvor herrschende unbekümmerte Hinnahme als Paulinisches Werk, den Erfahrungen mit Pseudepigrafen in der übrigen Fachliteratur und in der Dichtkunst.50 Die Fixierung auf Paulus lockt in allen Einzelfragen beliebige Hypothesen hervor und lenkt von der Aufgabe ab, die Schrift in ihrer Eigenart zu erfassen. Am nächsten liegt doch wohl, von der Annahme auszugehen, dass alles uns daraus Überlieferte zu einem einzigen Werk gehörte, das zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort von einem einzelnen Autor geschaffen wurde. Und wir müssen erst einmal versuchen, dessen Physiognomie zu ermitteln. Die Paulussentenzen haben mit Paulus, das liegt beim heutigen Stand der Kenntnis zunächst einmal am nächsten, so wenig zu tun wie die Dicta Marci Catonis ad filium aus dem 3. Jh. n. Chr.51 mit dem alten Cato. Zu hoffen, es sei wenigstens halbwegs mit rechten Dingen zugegangen, ist Wunschdenken, wovon wir uns lösen müssen. Wer die Fehlzuschreibung zu verantworten hat, kann offen bleiben; neben dem Autor kommen frühe Verleger in Betracht. Dass ein anderer Julius Paulus, beides nicht seltene Namen, mit dem großen Julius Paulus nur fahrlässig verselbigt worden wäre, kommt hier schwerlich in Betracht. Der Werktitel besteht aus drei Elementen: sententiae greift die sententiae eorum, quibus permissum est iura condere des allbekannten Gajus auf;52 receptae will kritischem Nachdenken zuvorkommen; und ad filium greift ans Herz. Alles ist auf Täuschung des Publikums angelegt. Nach den Erfahrungen in den anderen Literatursparten 47
G. v. Beseler, Beiträge zur Kritik der röm. Rechtsquellen (Tübingen 1910) 99; u. ders., dasselbe IV (1920) 336 f. 48 Levy aaO. 226 u. Fn. 27 mit dem methodisch bedenklichen, weil beliebigen Argument, bei großer Ähnlichkeit mit Stellen von anderen Schriftstellern sei mit verlorenen Parallelen bei Paulus zu rechnen. Gleichwohl flüchten auch andere zu diesem Kunstgriff, s. etwa F. Marino, SZ 105 (1988) 636 f. m. weiteren Nachweisen; s. demgegenüber schon Verf., Hermog. 40 ff. 49 Lauria 33 ff. S. 63-66 legt er im Einzelnen dar, dass die Sentenzen öfter Paulus widersprechen. 50 W. Speyer, Literarische Fälschungen im heidnischen und christlichen Altertum (München 1971), bes. 131 ff.; s. schon Verf., Hermog. 110 ff.; u. TR 41 (1973) 295 f. 51 Dazu P. L. Schmidt, DKP udSt. Dicta Catonis (1967). 52 Gai 1, 7. Unkritisch A. Berger, Art. Iulius 382 Paulus, RE X 1 (1917) 731 f.
2. Kapitel: Africanische juristische Werke
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müsste man übrigens am Ruhm des Paulus zweifeln, hätte die Nachwelt ihm keine Pseudepigrafen unterschoben. Noch in einem anderen Punkt ist Abstand von Ernst Levy geboten: von seiner Annahme zahlreicher Erweiterungen des Texts der Schrift im 4. und 5. Jh. in Ost und West. Gewiss erreichte sie das 6. Jh. so wenig unberührt, wie das den anderen die ganze Spätantike hindurch in Gebrauch gebliebenen Juristenschriften gelang. Aber von dem gerundeten Fünftel Textmasse, das Levy dem Sentenzenverfasser absprach und auf fünf verschiedene, zeitlich und örtlich gestaffelte Bearbeitertypen verteilte,53 hält kaum etwas kritischer Nachprüfung stand;54 Levy war in den frühen 40er Jahren noch im seinerzeit üblichen, leichtfertigen Aufstellen von Interpolationsbehauptungen befangen. Das Leidener Sentenzenfragment aus dem frühen 4. Jh. belegt eindrücklich die Festigkeit auch des Sentenzentexts über zwei Jahrhunderte hinweg. Rechnen müssen wir wie bei anderen Gebrauchstexten mit – wohl irrtümlich in den Text aufgenommenen – gelegentlichen Ergänzungen und Erläuterungen vom Rande und mit vor allem glättenden Eingriffen der Kompilatoren Justinians, viele durch Doppelüberlieferung bezeugt. Die Gehilfen Alarichs II. haben sich dagegen anscheinend mit Kürzungen begnügt und im Übrigen zurückgehalten. Und die Forschungen Hein Leopold Wilhelm Nelsons zum Gajustext55 mahnen auch zur Vorsicht bei der Annahme, die Textüberlieferung sei im Osten wesentlich anders verlaufen als im Westen. Unbestreitbar dagegen ist, dass, weil die Sachtitel mitunter sehr umfangreich waren, zumindest in das Sentenzenexemplar der Westgoten, wie bei Gajus,56 mannigfache Zwischenüberschriften eingedrungen sind,57 die dann zu eigenen Titelrubriken avancierten. b) Grobe Lokalisierung Leicht fällt der Beweis, dass die Sentenzen in der Provinz entstanden sind. Zwar fühlt sich der Sentenzenverfasser als Römer, da er sagt: Transfugae ad hostes vel consiliorum nostrorum (!) renuntiatores ...58 Dass er aber weder in 53
Levy, Pal. Z. B. nicht seine Ausführungen S. 120 f. zu animus in D. 48, 16, 6 § 1 (PS 1, 6b, 1b); Weiteres SZ 112 (1995) 153-64. 55 H. L .W. Nelson, Überlieferung, Aufbau und Stil von Gai Institutiones (Leiden 1981) 214 ff. 56 Nelson aaO. 26 f., 28 f., 65 f., 179-182 u. 431. 57 Krüger, Praefatio seiner PS-Ausgabe, S. 42. Näher in der 1. Aufl. S. 121-23; u. SZ 112, 167-70. Vgl. die LRV-Hs. von León S. 382, 386, 388, 390, 394, 418 u. ö. 58 PS 5, 21a, 2. 54
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Rom noch in Italien wirkte, ergibt schon die Gerichtsverfassung. Mit bemerkenswerter Regelmäßigkeit ist Gerichtsherr der praeses provinciae,59 gegebenenfalls die praefecti praetorio,60 während stadtrömische Magistrate nur selten61 und z. T. falsch vorkommen.62 In einem alle Rechtsgebiete umgreifenden Kompendium, das beansprucht, allgemein angenommene Rechtsmeinungen eines der ganz Großen gesammelt zu haben, reimt sich das nur mit Befangenheit in provinzialen Verhältnissen. Der Autor hat als Benutzer nur Provinzbürger in Betracht gezogen. Dementsprechend sind mit res publica oft Landstädte gemeint,63 für Verhaftungen erst einmal die Munizipalmagistrate zuständig,64 finden vor ihnen Freilassungen und Emanzipationen statt,65 zwingen sie Erben zum Antritt mit Fideikommissen belasteter Erbschaften,66 werden vor ihnen Testamente eröffnet,67 zu des Gouverneurs oder ihren Akten Prozessvertreter ernannt68 usf.69 Flüchtige Sklaven werden typischerweise von Limenarchen und stationarii ergriffen, mag auch der schließliche Verkauf, wenn sich der Eigentümer nicht findet, dem praefectus vigilum obliegen.70 Der Schutz der öffentlichen Wege wird nicht vom Prätor durch Interdikte, sondern von curatores viarum gewährleistet,71 wohl lokale oder regionale Beamte und schwerlich die senatorischen und ritterlichen Kuratoren der großen Staatsstraßen,72 die sich um die zahlreichen 59
PS 1, 1a, 13; 24; 1, 3, 1; 1, 6a, 4; 1, 6b, 1c; 2, 1, 1a; 1b; 2, 14, 6; 2, 21a, 17; 4, 4, 2; 4, 12, 3; 5, 1, 4; 5, 6, 9; 5, 16, 5; 15; 5, 23, 9; 5, 26, 4; 5, 30b, 1; Leid. 2; 5; 8. Vgl. Levy, Ges. I 229 f. (zuerst 1943) u. 123 f. (zuerst 1956). 60 PS 5, 12, 6. 61 PS 1, 6a, 6 der praefectus vigilum; 3, 8, 3a u. 3, 9 der praetor; 5, 16, 2 der iudex tutelaris itemque centumviri; und 5, 30b, 1 der praefectus urbis. 62 PS 1, 15, 2 führt das Edikt De feris auf den Prätor zurück statt auf die kurulischen Ädilen, s. O. Lenel, Das edictum perpetuum (3. Aufl. Leipzig 1927) 48 Fn. 1. 63 PS 5, 2, 4; 5, 6, 1b. Nicht jedoch 5, 29, 1; 5, 21, 3 64 PS 1, 6a, 4 u. 5, 23, 9. 65 PS 2, 25, 4. Dazu A. Wacke, SZ 106 (1989) 187. 66 PS 4, 4, 2. 67 PS 4, 6, 2. 68 PS 1, 3, 1. 69 Etwa noch 1, 1a, 29; 5, 1a, 11; 5, 2, 4 S. 2; 5, 30a, 1. 70 PS 1, 6a, 3 f. bzw. 6, dies offenbar nach der Vorlage, vgl. Ulp. 1 ed. D. 11, 4, 1 § 8. Ein provinzialer oder munizipaler Vigilenpräfekt ist für Nîmes bezeugt, W. Enßlin, RE udSt. praefectus (1954) 1330; s. a. AE 1992, 1216: praefectus vigilum et armorum. Allerdings m. W. noch nicht für Africa, s. CIL 8. Doch könnte der römische praefectus vigilum in Karthago eine Außenstelle bei der dortigen cohors urbana gehabt haben. 71 PS 5, 6, 2. 72 E. Kornemann, RE udSt. curatores (1901) 1781-84; G. Radke, RE Suppl. 13 (1973) udSt. Viae publicae Romanae 1474f.; Ph. C. Ertman, Curatores viarum (Ann Arbor 1979); u. W. Eck, Die Administration der italischen Straßen: Das Beispiel der via Appia, in: La via Appia. Decimo incontro di studio del Comit. per l‘Archeologia Laziale (Rom 1990) 29-39.
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Straßen in den Städten nicht kümmerten; sie aber betraf der Schutz der Interdikte hauptsächlich.73 Freilich sind lokale curatores viarum mit entsprechenden Funktionen bisher nur in Italien inschriftlich belegt,74 aber die Aufgabe war in den Provinzen ebenso wahrzunehmen.75 Auch im materiellen Recht begegnet allenthalben die provinziale Version des Reichsrechts: Die Manzipation ist zwar geläufig,76 Grundstücke werden aber durch traditio übereignet,77 wie es nur für Provinzialgrundstücke rechtens war, übrigens noch im 4. Jh.78 Im Ersitzungstitel kommt die provinziale longi temporis praescriptio breit zur Sprache.79 Und in der eigenen Provinz darf man nicht in die Dienste des Fiscus treten.80 c) Datierung Die zeitliche Einordnung der Schrift bereitet ebenso wenig Schwierigkeiten. Sie entstand, um das Ergebnis vorwegzunehmen, im sehr späten 3. Jh. So sind die ritterlichen und sonst kaiserlichen Provinzgouverneure und die anderen hohen Provinzbeamten mit den senatorischen in den Sentenzen durchweg gleichgestellt,81 was aber erst seit Galliën rechtens war.82 Die officiales, also die Beamten des Provinzpräsidenten, d. h. des Gouverneurs schlechthin, seien, so 73
Lenel (soeben Fn. 62) 458 f. = §§ 237-240, bes. § 238. Nämlich in Allifae/Samnium CIL 9, 2345 = ILS 5881; Aufinum/Samnium CIL 9, 3384 (= ILS 6529) f.; Superaequum/nördl. Samnium AE 1984, 295; Aveia/nördl. Samnium CIL 9, 3613; Peltuinum/nördl. Samnium CIL 9, 3434; Sora/Latium CIL 10, 5714 = ILS 6290; u. Verona CIL 5, 3341. Kornemann aaO. 1801; K. Ziegler, RE udSt. viocurus (1961); C. J. Claßen, DKP udSt. viocurus. Diesen altertümlichen Namen bevorzugten im 3. Jh. auch senatorische curatores viarum: ILS 8842; Suppl. epigr. graecum 6, 555; AE 1966, 376; u. Ephemer. epigr. 4, 222. 75 Vgl. aus Africa die curatores muneris publici von Oea CIL 8, 24; u. Vaga CIL 8, 14403; den curator alimentis distribuendis von Curubi CIL 8, 980; den curator elonic (?) von Cirta CIL 8, 6956; und den curator Lucustae von Karthago CIL 8, 26517. 76 PS 1, 7, 5; 6; 8; 1, 13a, 4; 2, 13, 3; 2, 17, 3; 2, 25, 2. 77 PS 2, 17, 14. Zum provinzialen Bodenrecht F. Grelle, Index 18 (1990) 167-183. 78 W. E. Voß, Recht und Rhetorik in den Kaisergesetzen der Spätantike (Frankfurt am Main 1982) 131 ff. 79 PS 5, 2, 3 f. D. Nörr, Die Entstehung der longi temporis praescriptio (Köln 1969) 71 ff. u. 74 ff. – Die alte usucapio ist PS 1, 17, 1 erwähnt. 80 PS 5, 12, 5. 81 PS 1, 1a, 24 u. Leid. 5; aber auch an den übrigen oben Fn. 59 angegebenen Stellen. 82 Vgl. B. Thomasson, ANRW II 10, 2 S. 27 ff. Zu den Reformen Galliëns (s. Aur. Vict. 33, 34) M. Christol, in: Epigrafia e ordine senatorio I (Rom 1982) 146 ff.; u. ders., Essai sur l'évolution des carrières sénatoriales dans la 2e moitié du IIIe s. ap. J.-C. (Paris 1986) 45 ff. 74
3. Die pseudopaulinischen Sentenzen
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heißt es, perpetui,83 während die Senatsstatthalter des Prinzipats ihren Beamtenstab mitbrachten und mit ihm wieder abzogen.84 Überhaupt spielen die officiales bzw. spielt das officium der hohen Beamten eine viel größere Rolle als in den Schriften der Spätklassiker, wo sie je einmal bei den divi fratres85 und Cervidius Skävola,86 dreimal bei Ulpian87 und einmal bei Modestin88 vorkommen; nach 300 je einmal bei Hermogenian89 und in den pseudoulpianischen Opinionen.90 In den Sentenzen begegnen sie siebenmal.91 Das in der Lex Iulia repetundarum vorgeschriebene Intervall zwischen dem Amtsjahr der Magistrate in den Senatsprovinzen und neuen Magistraturen92 ist in den Sentenzen, wie das Leidener Fragment ergibt, auf alle Gouverneure einschließlich der ritterlichen hohen Beamten erstreckt,93 während bis in die 60er Jahre des 3. Jh. zahlreiche kaiserliche Statthalter noch während ihrer (i. d. R. mehrjährigen) Amtszeit Konsul wurden.94 Ebenso bezeugt das Leidener Fragment bei Majestätsverbrechen Zulässigkeit der Folter auch gegenüber Standespersonen,95 was bei den Spätklassikern noch nicht rechtens war,96 während wir bei Diokletian und Maximian 83
PS 2 D. 12, 1, 34 pr. Bethmann-Hollweg (oben Kap. 1 Fn. 79) II (Bonn 1865) 153-55; A. E. R. Boak, RE udSt. Officium 2045, 22-32; u. Haensch (o. Kap. 1 Fn. 6) 710-26; s. aber auch schon Bethmann-H. aaO. 157-160; u. Boak 2045 f., wo jedoch nicht hinreichend unterschieden ist zwischen den Subalternbeamten senatorischer Magistrate und kaiserlicher Beamter sowie zwischen spätklassischer und apokryfer Rechtsliteratur des Dominats. 85 Bei Ulp. 8 off. proc. D. 48, 18, 1 § 27 Mitte: wohl des Prokonsuls von Africa. 86 5 dig. D. 13, 7, 43 § 1: des Getreidepräfekten. 87 24 ed. D. 10, 4, 11 § 1: des Prätors?; 52 ed. D. 36, 4, 5 § 27: des Stadt- oder Prätorianerpräfekten; u. 10 off. proc. D. 48, 20, 6: des Statthalters. Justinianisch interpoliert dagegen ist offenbar Ulp. 14 ed. D. 2, 8, 7 § 2, s. O. Lenel, Palingenesia iuris civilis (Leipzig 1889) II 492 Fn. 6. 88 7 resp. D. 47, 2, 73: ein Gerichtsherr, nicht genauer angegeben. 89 2 iur. ep. D. 21, 2, 74 § 1: ebenso. 90 1 D. 1, 18, 6 § 5: des praeses provinciae. 91 PS 1, 6a, 4; 6; 1, 13a, 1a; 2, 1, 1a; 5, 1, 3; 5, 12, 6; u. 5, 12, 18; s. a. den commentariensis PS 5, 12, 16, der in spätklassischen Texten trotz etwa hundertfacher Textmasse nur einmal begegnet: Ulp. 10 off. proc. D. 48, 20, 6. 92 W. Eck, ANRW II 1 S. 202. 93 Leid. 5 aus PS 5, 28. 94 Z. B. die Gouverneure Numidiens von 246/247 n. Chr., M. Aurelius Cominius Cassianus, Thomasson, Laterculi (oben Kap. 1 Fn. 16) 40, 73; und von um 262, C. Iulius Sallustius Saturninus Fortunatianus, Thomasson aaO. Nr. 77. 95 PS 5, 29, 2 = Leid. 11. Ebenso Arc. Char. (Zeit. Diokletians, Verf., Jurisprudenz 21 ff.) D. 48, 18, 10 § 1; u. Licinius (nicht Konstantin) 1. Jan. 314 Edictum de accusationibus Z. 14-22. Unbefriedigend dazu M. A. de Dominicis, Riflessi di costituzioni imperiali del Basso Impero nelle opere della giurisprudenza postclassica (Triest 1955) 15 ff. Siehe ferner CTh 9, 35, 1 (369) u. 2 (376). 84
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erstmals neue schwere Strafen ohne Standesunterschiede angedroht finden.97 Überhaupt sehen die Sentenzen durchweg wesentlich schwerere Strafen vor98 als die spätklassischen Juristenschriften, insbesondere Ulpians De officio proconsulis, Callistrats De cognitionibus und Macers De iudiciis publicis, die alle gleichfalls die Strafpraxis in der Provinz zum Gegenstand hatten. Die neuartige Delinquenz der Spätantike begegnet immer wieder;99 auch die spätantike Landflucht.100 Ebenso passt am besten ins späte 3. Jh., wenn der julische ordo iudiciorum mitsamt Formularprozess noch nicht regelrecht abgeschafft,101 aber allenthalben von außerordentlichen Klagen und sonstigen Rechtsbehelfen und Sanktionen verdrängt ist.102 Schließlich gehörte zur ausgewerteten Literatur anscheinend auch der Codex Hermogenianus,103 der 295 hergestellt wurde. Andererseits muss die Schrift vor Konstantin entstanden sein, der sie 328 für echt erklärt hat104 und dessen zahlreiche Neuerungen nicht berücksichtigt sind.105 Insbesondere kommt noch die Kreuzigungsstrafe vor106 und gibt es auch sonst noch keine Spur christlich inspirierten Rechts.107 Zwei Titel des fünften Buches108
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Mommsen, Strafrecht 405 ff.; die Belege für die Ausnahmen S. 407 Fn. 4-6 stammen
gewiss nicht zufällig alle aus dem Dominat. Modestin 12 pand. D. 48, 4, 7, hätte doch wohl davon berichtet. 97 Verf., in: Röm. Recht i. d. europ. Tradition - Symposion 75. Gebtg. F. Wieacker (Ebelsbach 1985) 92. 297 n. Chr. ordnete Diokletian im Manichäergesetz lebenslange Bergwerksstrafe für Standespersonen an, Coll. 15, 3, 7. 98 Überblick bei Mommsen, Strafrecht 1044 ff., allerdings unkritisch Paulus und dem frühen 3. Jh. zugeschrieben. Wie unberechtigt, lehrt das Studium von Callistrats De cognitionibus und Ulpians De officio proconsulis. 99 PS 1, 12, 6 (Krüger: 5) u. dazu Verf., BHAC 1982/83 (Bonn 1985) 226 ff.; PS 5, 23, 19, vgl. Ps.-Ulp. 1 op. D. 1, 18, 6 § 7; PS 5, 25, 12 i. Vgl. zu Mod. 8 reg. D. 48, 10, 27 § 2 einer- u. Ps.-Ulp 1 op. D. 1, 18, 6 § 3 andererseits; u. PS 5, 25, 13 u. dazu Verf., BHAC 1977/78 (Bonn 1980) 143-45. 100 PS 2, 18, 5. Allenfalls vergleichbar ist Paulus 34 ed. D. 19, 2, 24 § 2, aber von juristisch interessanterem Zuschnitt. 101 Etwa PS 1, 3, 4-8 (dazu auch 5, 9, 3); 5, 5a, 1; 5, 6, 5 u. 8a. 102 So PS 1 D. 3, 5, 46 § 1; 1, 5, 2 = D. 48, 16, 3; 1, 13a, 3; 1, 15, 2; 1, 16; 1, 20a; 1, 21, 2-5; 5, 1, 5; 5, 1a, 6; 5, 3, 1; 5, 4, 4f.; 8; 11; 16; 21f.; 5, 5a, 1; 5, 30b, 1. Zum Parteieid in PS 2, 1 s. Schellenberg (oben Fn. 9) 71-75. 103 Unten S. 106-08. 104 CTh 1, 4, 2 (o. S. 43 u. Fn. 35). Bekräftigt 426 CTh 1, 4, 3 a. E. 105 So beachtet PS 1, 6b, 1c noch nicht CTh 9, 19, 2 § 2 (320 n. Chr.); oder PS 5, 1, 1 nicht Vat. 34 u. 33 (313); weitere Beispiele im Folgenden. 106 VIR udSt. crux enthält nur Sentenzenstellen: 5, 17, 2; 5, 21, 4; 5, 22, 1; 5, 23, 1; 15; 17; 5, 25, 1; u. 5, 30b, 2. 107 Beachte zumal PS 1, 21, 4 u. 12; die dona deorum in 4, 3, 3; basilica in 4, 6, 2; 5, 19; 5, 23, 16; u. 5, 21, 1, wo christliche Missionare zumindest auch gemeint sein werden. 108 PS 5, 33 u. 34.
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scheinen uns sogar vor den 18. März 294 zurückzuführen, denn ein Edikt Diokletians von diesem Tag109 machte diese Ausführungen obsolet. Dem Sentenzenverfasser kann dieses Edikt aber auch entgangen sein.110 Umgekehrt bereitet Schwierigkeiten, dass das 326 von Konstantin nach leidvollen persönlichen Erfahrungen den Ehemännern vorgehaltene Verbot, sich zu Hause eine Konkubine zu halten,111 in den Sentenzen wiederzukehren scheint, wo es heißt:112 Eo tempore, quo quis uxorem habet, concubinam habere non potest; concubina igitur ab uxore solo dilectu separatur.
Wenn aber zwischen beiden Sätzen nichts ausgefallen ist,113 ging es schon im ersten Satz nur um die Definition der Konkubine: keine neben der Ehefrau existierende Geliebte, sondern die Lebensgefährtin, welche intern die Stelle einer nicht oder nicht mehr vorhandenen Ehefrau einnimmt. Schon Ulpian verstand unter concubina offenbar nur sie;114 und Valentinian III. umschreibt das 426 n. Chr. so:115 Naturalium his nomen sancimus inponi, quos sine honesta celebratione matrimonii procreatos l e g i t i m a c o n i u n c t i o fuderit in lucem.
Nur Konstantin hat wohl den Begriff weiter gefasst, anscheinend weil er neue, ungenierte (auch eigene?) Sitten vor Augen hatte, möglicherweise Ausweichlösungen von Zeitgenossen, die das christliche Scheidungsverbot äußerlich einhielten. Seinem Verbot könnte sogar umgekehrt ein Missverständnis des ersten Halbsatzes der genannten Paulussentenz im Sinne eines Verbots zugrundeliegen, m. a. W. seine Kanzleijuristen könnten non potest i. S. v. 'darf nicht' verstanden haben, wie es ja auch modernen Romanisten erging, darunter dem Schreiber dieser Zeilen. 109 CJ 7, 62, 6, bes. § 6. Zur Datierung P. Krüger, Corpus iuris civilis, editio stereotypa II zdSt. Zur Sache Kaser/Hackl 508 Fn. 68f. 110 Näher dazu unten S. 107 f. Vgl. Th. Mommsen, Gesammelte Schriften II (Berlin 1905) 55 (zuerst 1855): "non ignoro quam parum certa sint huius generis argumenta", nämlich aus dem Vorkommen von Rechtseinrichtungen, die irgendwann abgeschafft wurden, auf Entstehung des betreffenden Texts vor der Abschaffung zu schließen. 111 CJ 5, 26, 1. Vgl. Just. CJ 7, 15, 3 § 2: antiqua iura. Unvollständig M. Navarra, AARC VII (Neapel 1988) 459 ff.; u. G. Luchetti, La legittimazione dei figli naturali (Mailand 1990) 184 f. 112 PS 2, 20, 1. 113 So aber Seckel/Kübler in ihrer Ausgabe der PS, ein methodisch zweifelhafter Ausweg. 114 Ulp. 3 Iul. Pap. D. 24, 2, 11 § 2 a. E. 115 CTh 4, 6, 7.
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Auch die verschärfte Bekämpfung der Münzfälschung seit 321116 scheint in den Sentenzen noch nicht berücksichtigt zu sein.117 Die knappe Summierung des Manichäergesetzes von 297 und nicht 302 n. Chr.118 muss kein Nachtrag, sondern wird ursprünglich sein. Für Ehebruch gilt noch die alte Vermögensstrafe, während in einem Gesetz von 313 die Todesstrafe schon vorausgesetzt ist, die dann immer wieder begegnet.119 Die für Verwandtenmord 318 neu eingeschärfte archaische Strafe des Säckens ist in den Sentenzen nur erst historische Reminiszenz;120 gegen die hier geschilderte Praxis scheint sich Konstantins Gesetz gewandt zu haben (s. sofort S. 56 f.). Beim Notverkauf des Hauskindes folgen die Sentenzen noch der strengen Linie Diokletians,121 während Konstantin hier frühzeitig Konzessionen machte.122 Vor allem herrscht noch die alte Sesterzenrechnung,123 die durch die Münzreform des Jahres 294124 abgeschafft wurde. Letztmalig treffen wir sie auf Inschriften um 280 und um 290, einem lateinischen Papyrus aus dem Jahr 293 und in einem literarischen Text vom Frühjahr 298 an;125 offenbar hat man sich nicht schlagartig umgestellt, sondern privat noch eine Weile in der alten Währung gerechnet, so wie viele Franzosen den Währungsschnitt von 1958 Jahrzehnte lang nicht beachteten und in alten Franken rechneten. d) Nähere Lokalisierung Am schwierigsten ist die nähere Lokalisierung der Schrift, was bei Entstehung in Africa aber nicht verwunderlich wäre. Collatio, Consultatio, das Breviar und die, welche es anreicherten, hatten, als sie die Sentenzen ausbeuteten, für africa116
CTh 9, 21, 2 (321 n. Chr.); s. a. 3 von 326 u. 5 von 343. PS 5, 12, 12 lehnt Einziehung von Eigentum des uneingeweihten Herrn eines unfreien Täters noch wortreich ab, während CTh 9, 21, 2 § 4 sie einführt. 118 PS 5, 21, 2; s. Coll. 15, 3. Die Polemik gegen Persien passt gut ins Jahr 297 und nicht mehr 302, wie Frank Kolb betont (mündlich). 119 CTh 9, 40, 1 i. V. m. 11, 36, 1 S. 3 u. 5; s. dagegen PS 2, 26, 14. Dazu Verf. (oben Fn. 97) 99 Fn. 75. – PS 2, 26, 11 könnte Vorbild für CTh 9, 7, 1 v. 3. Feb. 326 gewesen sein, G. Bassanelli Sommariva, AARC VII 309 ff. 120 PS 5, 24, 1; s. dagegen CTh 9, 15, 1. 121 PS 5, 1, 1; zu 2, 18, 1 s. U. Manthe, TR 54 (1986) 395. 122 D. V. Simon, Konstantinisches Kaiserrecht (Frankfurt/Main 1977) 35-45; R. Willvonseder, SZ 100 (1983) 537 ff.; H. Wieling, Corpus der röm. Rechtsquellen zur antiken Sklaverei I (Stuttgart 1999) 16 f.; u. Verf., SZ 118 (2001) 290 f. 123 PS 1, 6a, 2; 3, 5, 12a; 4, 6, 2a; u. 5, 9, 1. 124 Für 296 R. S. Bagnall, Currency and inflation in fourth century Egypt (Missoula 1985) 19; doch s. H. Brandt, Gnomon 60 (1988) 428 u. Fn. 12. Vgl. A. Demandt, Die Spätantike (München 1989) 55. 125 CIL 8, 14891; 5333; P. Grenf. 110 = R. Cavenaile, Corpus papyrorum Latinarum (Wiesbaden 1958) 142; u. Paneg. Lat. 5, 11, 2; s. a. 5, 14, 5. 117
3. Die pseudopaulinischen Sentenzen
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nische Besonderheiten keine Verwendung, und auch Justinian noch nicht. Ebenso wenig spricht gegen Africa, dass die gegen 300 entstandene Schrift schon im frühen 4. Jh. sowohl in Ägypten als auch in Trier geschätzt wurde, in Trier von den höchsten Juristen des Reiches.126 Auch Nemesian, Nonius Marcellus und Martianus Capella erzielten rasch reichsweite Aufmerksamkeit. Der kulturelle Austausch vollzog sich im römischen Reich nicht minder glatt als der kommerzielle und der personelle. Für Africa als Ursprungsort der Paulussentenzen haben sich vorsichtig Mario Lauria und Jean Gaudemet ausgesprochen,127 während ich bis 1976 Gallien zuneigte,128 geleitet vom späteren hauptsächlichen Verbreitungsgebiet und einer bemerkenswerten Parallele in der Lex Romana Burgundionum und der Lex Burgundionum. Aber das spätere Verbreitungsgebiet sagt über den Ursprungsort, wenn neben diesem Gebiet ein Ort mit ausgelöschter Tradition in Betracht kommt, nichts Entscheidendes aus. Die frühe Erwähnung in Trier beruht darauf, dass Konstantin sich damals gerade dort aufhielt; denn der Adressat des Gesetzes, der Prätorianerpräfekt Valerius Maximus, auf dessen Anfrage es ergangen sein wird, war an sich Präfekt des Ostens, genauer: der Präfekt am Hof Konstantins.129 Und die Parallele in den Burgundergesetzen130 betrifft den besonderen Straftatbestand des Fällens fruchttragender Bäume, der nur in diesen drei Quellen anzutreffen ist, freilich mit bemerkenswerten Unterschieden. In den Sentenzen hat er nämlich, anders als in den Burgundergesetzen, dieselben beiden qualifizierenden Merkmale wie das schwere Sakrileg:131 die Tat muss nächtens und rottenweise begangen sein. Diese besondere Straftat kann nun sehr wohl aus Africa stammen und von den Burgundern lediglich verallgemeinert worden sein, sofern sie nicht schon vorher über die Sentenzen reichsweit rezipiert worden war. Jedenfalls übernahmen sie auch die Westgoten,132 während Justinian nichts
126
CTh 1, 4, 2 (s. o. S. 43 Fn. 35). Für Ägypten zeugt das Leidener Fragment, s. zur Datierung R. Marichal, in: Pauli sententiarum fragmentum Leidense (Leiden 1956) 25 ff. 127 Lauria 34 unter Berufung auf eine Beobachtung W. Kunkels, SZ 45 (1925) 333 Fn. 2; u. J. Gaudemet, La formation du droit séculier et du droit de l'Église aux IVe et Ve siècle (2. Aufl. Paris 1979) 95. 128 Verf., Die Klagenkonkurrenz im röm. Recht (Göttingen 1972) 204; u. ANRW II 15 (1976) 315 f.; vorsichtig O. Behrends (mit dem ich mich in Göttingen ausgetauscht hatte), SZ 88 (1971) 258 Fn. 176; s. a. o. Fn. 70. K. Vössing, Gnomon 69 (1997) 439, spielt meine Lokalisierung nach Gallien, die ich in jungen Jahren unternommen hatte, gegen meine Neubewertung aus, ohne allerdings zu gewahren, dass ich es war, der für Gallien plädiert hatte. Die Einzelheiten erfasst er nicht. 129 PLRE I udSt. Maximus 49, Adressat von CTh 1, 4, 2. 130 LB 28, 2 u. LRB 18, 5 zu PS 5, 20, 6. 131 PS 5, 19 S. 1.
2. Kapitel: Africanische juristische Werke
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Entsprechendes vorgesehen hat. In Africa wurde Land nach der Anzahl fruchttragender Bäume veräußert (unten S. 133). Für Gallien könnten freilich noch zwei weitere Stellen geltend gemacht werden. Eine Zusammenstellung spätantiker Rechtstexte zitiert:133 VI Paulus lib. IIII tit. de intestatorum hereditatibus. Legitimi heredes iure Gallico intra centesimum diem nisi adierint hereditatem, ad proximos eadem successio transfertur.
Die älteren Herausgeber der Sentenzen emendierten iure civili,134 die neueren sprechen den Text den Sentenzen ab und nehmen an, dass in Wahrheit bloß eine Interpretatio angeführt sei, die dann aus gallischer Werkstatt stammte und zu einer verlorenen Sentenz verfasst wäre;135 auch § 9 ist nur eine Interpretatio und im Mittelalter traten oft Interpretationen an die Stelle der Grundtexte.136 Hauptgrund für die Entfernung von iure Gallico aus dem Sentenzentext war aber wohl, dass man diesen Paulus selbst zuschrieb und bei ihm solch ein Provinzialismus schwer vorstellbar scheint. Außerdem ist aber der übernächste Satz des Anhangs tatsächlich eine solche Interpretatio zu einer erhaltenen Sentenz.137 Der nächste Satz wird allerdings den Sentenzen selbst vindiziert;138 doch ist auch hier zu erwägen, ob nicht wieder eine Interpretatio zu einer verlorenen Sentenz vorliegt, die ja dem Grundtext sehr ähnlich gewesen sein kann. Jedenfalls liegt am nächsten, drei Interpretationes anzunehmen. – Die andere Stelle stammt aus den Sentenzen selbst, steht im Vermächtnistitel und betrifft die Wildschweinjagd,139 wie Obelix sie liebte, der man in Africa jedoch ebenso eifrig nachging und noch nachgeht.140 132
PS 5, 20, 6 ist Teil der LRV. Vgl. Lex Visig. 8, 3, 1 aus der Antiqua emendata, wo
auch das Fällen einfacher, nicht fruchttragender Bäume mit (leichterer) Strafe bedroht ist. Auch LB 28, 1 erlaubt nur das Fällen nicht fruchttragenden Windbruchs (iacentivae et sine fructu arbores); die Übersetzung der Stelle durch F. Beyerle, Gesetze der Burgunden (Weimar 1936) zdSt., huldigt Vorstellungen von altgermanischem Sozialismus. 133 LRVA 1, 7. Zu dem Werklein Verf. (o. Fn. 42) 141-44. 134 Arndts und Huschke zu PS 4, 8, 21; zustimmend noch M. Conrat, Gesch. d. Quellen u. Lit. d. röm. Rechts im frühen Mittelalter I (Leipzig 1891) 142. 135 Krüger und Seckel/Kübler zu PS 4, 8, 19/20. Zur Sache J. Gaudemet, Le Bréviaire d'Alaric et les Epitome = Jus Romanum medii aevi I 2 b aa ß (Mailand 1965) 19. Für gallischen Ursprung der Interpretatio spricht die Herkunft der LRVA, Verf. (o. Fn. 42) 141-44. 136 Verf. (o. Fn. 42) 109 f., 143 u. Fn. 112, 185, 220 f., 223, 232, 250 u. 259. Zur Lex Romana für Burgund F. Bauer-Gerland, Das Erbrecht der Lex Romana Burgundionum (Berlin 1995) 181-83. 137 LRVA 1, 9 zu PS 4, 8, 20. 138 LRVA 1, 8, als PS 4, 10, 4.
3. Die pseudopaulinischen Sentenzen
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Gaudemet nannte keine Gründe, sondern folgte Lauria und fand sich dann wohl durch das Leidener Fragment bestärkt, das Präsenz des Werkes in Ägypten schon im frühen 4. Jh. bezeugt. Und Lauria berief sich auf den besonderen Straftatbestand der messium incensores,141 der nur bei Claudius Saturninus wiederkehrt, und zwar als Besonderheit Africas.142 Saturnin sagt: Evenit, ut eadem scelera in quibusdam provinciis gravius plectantur, ut in Africa messium incensores. Und in den Sentenzen heißt es: Messium sane per dolum incensores, vinearum olivarumve aut in metallum humiliores damnantur aut honestiores in insulam relegantur. Und dann kommt die Kriminalstrafe für Baumfällung: Qui noctu frugiferas arbores manu facta ceciderint, ad tempus plerumque in opus publicum damnantur aut honestiores damnum sarcire coguntur vel curia submoventur vel relegantur. Wenn oben erwogen wurde, dass auch dieser Kriminalstraftatbestand ursprünglich keine gallische, sondern eine africanische Besonderheit war, so gewinnt diese Möglichkeit an Wahrscheinlichkeit, nachdem nun auch die Stellung der Vorschrift in den Sentenzen veranschlagt werden kann. Im Titel De incendiariis stellt sie an sich einen Fremdkörper dar, der sich aber erklärt, wenn man sie als leichtere Variante zum Abbrennen ganzer Olivenbaumpflanzungen usf. versteht. Nach Africa weist allerdings nicht auch der besondere Straftatbestand des rituellen Menschenopfers von PS 5, 23, 16, entgegen einer früheren Vermu139
PS 3, 6, 45 begegnen retia apraria als Hauptbeispiel für Jagdgerät. Wildschweinjagd begegnet ferner bei Proculus 2 ep. D. 41, 1, 55; Ulpian 19 ed. D. 41, 1, 44; und Tryphonin 7 disp. D. 7, 1, 62 pr. 140 Vergil, Äneis 1, 324 (verfehlt dazu Will Richter, DKP udSt. Schwein S. 43 Z. 55 ff.); Apul. apol. 30, 1 u. 34, 4; das realistische Jagdmosaik von Karthago um 280 n. Chr. bei K. J. Dunbabin, The mosaics of Roman North Africa (Oxford 1978) Abb. 21 u. S. 48 f. mit G.-C. Picard, La civilisation de l'Afrique romaine (2. Aufl. Paris 1990) 225 f. Weitere Mosaiken mit vorlagenunabhängigen, realistischen Darstellungen africanischer Eberjagdszenen bei Dunbabin Abb. 26 f. u. S. 53-55 aus Karthago, Anfang 4. Jh.; Abb. 30 u. S. 56 aus Castellum Tingitanum, Mitte 4. Jh.; Abb. 45 u. S. 62 f. aus Cuicul um 400 oder später. Zur Eberhatz in africanischen Amfitheatern Abb. 57 u. S. 71 f. aus Karthago kurz nach 250; Abb. 56 u. S. 70 f. aus Thysdrus um 280 bis 300 (ohne Waffen); Abb. 68 u. S. 77 f. aus Thysdrus, zweite Hälfte 4. Jh.; u. Passio Sanctarum Perpetuae et Felicitatis 19, 5. Noch im heutigen Tunesien gibt es international beliebte Wildschweinjagdgründe, z.B. im oberen Medjerdatal, das alte Bagradastal. 141 PS 5, 20, 5, also das Abbrennen der Getreideernte auf dem Feld, dem das Abbrennen von Weinbergen und Olivenbaumpflanzungen gleichgestellt ist. Oliven wurden in Gallien erst verhältnismäßig spät angebaut, Macr. somn. 2, 10, 8, und scheinen nie die wirtschaftliche Bedeutung erlangt zu haben, die sie in Africa seit dem späteren 2. Jh. hatten, A. S. Pease, RE XVII 2 (1937) 2003 f.; u. Picard (o. Fn. 140), 68-75, bes. 71 ff. 142 D. 48, 19, 16 § 9. Das Abbrennen von Weinstöcken wird nach ihm nur erst in Mysien besonders schwer bestraft; in Africa spielte der Weinbau seinerzeit noch keine große Rolle, Picard (soeben Fn. 140), 71-73.
2. Kapitel: Africanische juristische Werke
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tung.143 Zwar schritt gegen die Kinderopfer für den punischen Baal Hammon erst ein africanischer Prokonsul des 2. Jh. n. Chr. namens Tiberius144 energisch ein, ohne die Praxis schon ausrotten zu können; bis gegen Ende des 3. Jh. ist sie bezeugt: von Tertullian, Minucius Felix und Porphyrius. Ausgrabungen bestätigen das.145 Aber auch die Gallier kannten Menschenopfer, wogegen schon die Kaiser Tiberius und Claudius vorgingen,146 mit Erfolg um 200 n. Chr.147 Im syrischen Laodikea und auf Zypern wurden die Menschenopfer unter Hadrian abgeschafft,148 anscheinend eine Maßnahme der regionalen römischen Autoritäten wie in Africa. Reichsrechtlich kennen wir den Straftatbestand mala sacra facere habere aufgrund eines Senatsbeschlusses, der die lex Cornelia de sicariis ergänzte.149 Damit ist das Strafbare aber nur grob angedeutet. Jedenfalls ging es wohl um Schadenszauber gegen Personen wie in PS 5, 23, 15 im Stil solcher Senatsbeschlüsse. Auch PS 5, 23, 16 hat diesen Stil, nicht dagegen die Sentenzen 17 bis 19. Am ehesten gibt also auch 16 den genannten Senatsbeschluss, nämlich seinen zweiten Teil wieder. Der Beschluss wäre dann wohl unter Tiberius oder Claudius anzusetzen. Die archaische Strafe für Verwandten-, insbesondere Vatermord: qualifiziertes Säcken, wurde von oder unter Augustus, Tiberius, Claudius, Nero, Vespasian und Hadrian, also praktisch ununterbrochen verhängt.150 Dekurionen von quae143
Zum Folgenden H. Dohrmann, Anerkennung und Bekämpfung von Menschenopfern im römischen Strafrecht der Kaiserzeit (Frankfurt a. M. 1995). 144 Tert. apol. 9, 2 teste militia patriae nostrae, also wohl von seinem Vater oder jemandem aus dessen Umgebung. Erfahren haben kann Tertullian das schon in jungen Jahren, weshalb Ti. Iulius Secundus, der das Prokonsulat wohl 131/32 bekleidete, R. Syme, Roman papers II (Oxford 1979) 631 (zuerst 1965), u. W. Eck, Chiron 13 (1983) 172 (seine Bedenken Fn. 420 a.E. sind unberechtigt, da in dem D. 48, 3, 6 pr. zitierten Reskript an Iulius Secundus Irenarchen gerade nicht vorkamen), durchaus in Betracht kommt; ebenso Ti. (?) Pollienus Auspex unter Commodus. 145 Tert. ad nat. (197 n. Chr.) 2, 7; apol. (197/98) 9, 2 f.; Min. Fel. (wohl um 220) 30, 3; Porphyr. de abstinent. (um 290) 2, 27, 2. Ausgrabungen: G.-G. Lapeyre u. A. Pellegrin, Carthage punique (Paris 1942) 146 ff.; s. ferner M. Le Glay, Saturne africain. Histoire (Paris 1966) 322 f.; W. Huss, Geschichte der Karthager (München 1985) 535 u. Fn. 251. Zu Rom: G. Wissowa, Religion und Kultus der Römer (2. Aufl. München 1912) 420 f.; F. Schwenn, RE udSt. Menschenopfer (1931) 954-56. Porphyr. de abstin. 2, 56, 9 wird ernst zu nehmen sein, betraf aber nur zum Tod Verurteilte, Tert. apol. 9, 5 u. Min. Fel. 30, 6. 146 Plin. nat. 30, 13; Suet. Claud. 25, 5. 147 Tert. apol. 9, 5 berichtet von den gallischen Bräuchen im Präsens, während Min. Fel. 30, 4 und Lact. div. inst. 1, 21, 3 das Präteritum gebrauchen. 148 Laodikea: Porphyr. de abstin. 2, 56, 3f. Zypern: Lact. div. inst. 1, 21, 1. 149 Mod. 12 pand. (Ad legem Corneliam de sicariis) D. 48, 8, 13. 150 Augustus: Suet. Aug. 33, 1; s. a. Sen. clem. 1, 15, (1 -) 7. Tiberius: Sen. contr. 7, 1 u. 9. Claudius: Sen. clem. 1, 23, 1. Nero: s. Suet. Nero 45, 2; u. Dio-Xiph. 61, 16, 1.
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dam civitatula in der Gegend von Korinth wollten sie unter Antoninus Pius oder Mark Aurel wie selbstverständlich anwenden.151 Modestin bezeugt sie, wenn er auch wie schon Hadrian als Alternative für Gebiete, die vom Meer entfernt liegen, den Kampf mit wilden Tieren in der Arena vorsieht.152 Auch Laktanz beschreibt sie im frühen 4. Jh. als geltendes Recht.153 Die Sentenzen dagegen sagen:154 Lege Pompeia de parricidiis tenetur, qui patrem, matrem, avum, aviam, fratrem, sororem, patronum, patronam occiderit; etsi antea insuti culleo in mare praecipitabantur, hodie vivi exuruntur vel ad bestias dantur.
Das Säcken soll also abgekommen sein und statt dessen Feuertod, an erster Stelle genannt, oder Arena verhängt werden. Diesen hier erstmals begegnenden Feuertod verbietet Konstantin in einem Gesetz vom 16. November 318 aus Sirmium an der Donaufront, gerichtet an den Vikar Africas, das in Karthago am 14. März 319 eingeht.155 Schließlich sind noch einige allgemeinere Überlegungen ins Feld zu führen. Überblickt man die lateinisch sprechenden Provinzen im späten 3. Jh., so hat Africa weitaus die meisten Juristen aufzuweisen und ebenso die meisten lateinischen Schriftsteller, so dass es schon deshalb am ehesten in Betracht kommt. Eine griechisch sprechende Provinz ist weniger wahrscheinlich, weil es z. B. heißt: ... psalterium, quod vulgo canticum dicitur.156 Psalterium bezeichnet eigentlich ein Zupfinstrument, das im Westen erst im hohen Mittelalter heimisch wurde. Es kommt sonst in keinem Rechtstext vor, hier aber schon in der übertragenen Bedeutung ‚Gesang zum Psalter‘,157 und wird erklärt durch ein verbreitetes lateinisches Wort, auch wenn die Erklärung dadurch zu allgemein ausfällt. Das Hapaxlegomenon findet sich inmitten einer Reihe mannigfacher, sonst unbekannten Sondertatbestände von Injurien,158 die besondere EmpfindVespasian: Theophilos 4, 7, 7, Hadrian: Mod. 12 pand. D. 48, 9, 9 pr. Dazu E. Nardi, L’otre dei parricidi e le bestie incluse (Mailand 1980) 21-41 u. 75-85; F. Lucrezi, Senatusconsultum Macedonianum (Neapel 1992) 173-206. 151 Apul. met. 10, 2 – 12, bes. 10, 8, 1. Vgl. Ps.-Dosith. sent. Adr. 16. 152 12 pand. (Ad legem Pompeiam de parricidiis) D. 48, 9, 9 pr. 153 Lact. div. inst. 3, 14, 9 u. 5, 9, 16. 154 PS 5, 24 (aus LRV PS 5, 26). 155 CTh 9, 15, ins Breviar mit aktualisierender Interpretation übernommen (LRV CTh 9, 12) und fast unverändert in den CJ (9, 17). 156 PS 5, 4, 16. Dazu näher unten unter S. 118. 157 Ungenau die Wörterbücher udSt., welche die pejorative Verwendung in die Wortbedeutung vorverlegen. 158 PS 5, 4, 15 – 21.
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lichkeit gegenüber anonymen Schmähungen in der Öffentlichkeit bekunden. Vergleichbares begegnet wiederum nur in einem Gesetz Konstantins an den Vikar von Africa, das 15 Tage nach Eingang des genannten Gesetzes zum Verwandtenmord in Karthago ausgehängt wurde.159 Deshalb streiten auch die limenarchae,160 die bisher nur an der unteren Donau, in Kleinasien, auf Rhodos, Zypern und in Ägypten nachgewiesen sind,161 unter den lateinischen Provinzen für Africa, das so manches aus dem unmittelbar angrenzenden hellenistischen Osten übernommen hat. Und wenn in den Sentenzen die Immunität der Kornvermesser festgehalten ist, die für die Getreideversorgung Roms zuständig sind,162 so spricht auch das am ehesten für Africa, das die Versorgung hauptsächlich gewährleistete; in provinciis non idem fügt die Sentenz klarstellend hinzu. – Sprachliche Afrizismen sind unten (unter g) festgehalten. Wenn mit der Lokalisierung nach Africa das Richtige getroffen wurde, dann lässt sich der Ort des Wirkens vielleicht noch genauer bestimmen. Denn als Gerichtsmagistrat tritt, von den Munizipalmagistraten abgesehen, gewöhnlich, d. h. 21-mal, der praeses auf,163 6-mal mit dem Zusatz provinciae,164 womit ersichtlich alle Arten von Statthaltern gemeint sind. Einmal aber, zu Beginn des ersten Buches, also vor Festigung einer Sprachregel, heißt es voll praeses et proconsul procuratorve Caesaris165 und einmal kurz danach praeses provinciae vel proconsul.166 Hier ist praeses im älteren, engeren Sinn als Sammelbezeichnung für den kaiserlichen Statthalter gebraucht, und der höherrangige proconsul ist erst an zweiter Stelle genannt; der ritterliche procurator Caesaris in jener Stelle wieder richtig an dritter. Das legt doch wohl einen Standort außerhalb des prokonsularischen Africa nahe, zeugt für Numidien. Hier kommt für etwas so Zivilisiertes wie ein juristisches Kompendium am ehesten Cirta in Betracht, 303 Hauptstadt der kurzlebigen militärfreien Provinz Numidia Cirtensis und seit 314 des wiedervereinigten Numidien;167 ferner Lambaesis, Hauptstadt der alten Provinz Numidien und 303 bis 314 der Militärprovinz.168 Auch Thamugadi, Cuicul und Sitifis jenseits der Grenze in Mauretanien, wo wir überall Juristen 159
CTh 9, 34, 1. PS 1, 6a, 3. Auch Arcadius Charisius hat sie berücksichtigt, D. 50, 4, 18 § 10. 161 Verf., Jurisprudenz 132 f. u. Fn. 15; ferner Diocl. Nicomedia 294, CJ 7, 16, 38. 162 PS 1, 1a, 19. 163 Oben Fn. 59. 164 PS 1, 6a, 3; 2, 1, 1a; 1b; 2, 14, 6; Leid. 5 (PS 5, 28); u. 5, 30b, 1 S. 2. 165 PS 1, 1a, 24. 166 PS 1, 6b, 4. 167 Chastagnol, L'Italie 149 ff. u. 165 f. Um 200 schwebte hier ein Rechtsstreit zwischen der Stadt und den Erben des Stifters der Wasserleitung, den Septimius Severus entschied: Paul. D. 22, 6, 9 §§ 5-6. Dazu L. C. Winkel, TR 64 (1996) 141-44. 168 Chastagnol aaO. 149 u. 165; u. Lepelley II 417. 160
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angetroffen haben, sind zu erwägen; ebenso die nicht minder romanisierten Städte Verecunda bei Lambaesis und Mileve bei Cirta; Rusicade an der Küste weniger, weil Ersetzung der Säckung durch Feuertod nach PS 5, 24 (vgl. CTh 9, 15, 1) gegen das nahe Meer spricht. Theveste gehörte in der Spätantike zu Africa proconsularis,169 aber um 297 vielleicht noch nicht, so dass auch mit dieser Stadt zu rechnen ist. Auch das große Interesse an der Tierhalterhaftung170 passt nicht nur ins tierreiche Africa171, sondern deutet wohl auch auf ländlichere Verhältnisse, als in Karthago geherrscht haben werden. Neugeborene zu töten und auszusetzen scheint in der Republik und den ganzen Prinzipat hindurch dem Ermessen des pater familias überlassen gewesen zu sein.172 Allein der Africaner Tertullian berichtet, dass dies strafbar sei:173 ... infantes editos enecantes legibus quidem prohibemini, sed nullae magis leges tam impune, tam secure sub omnium conscientia unius aetatis tabellis eluduntur. ... atquin hoc asperius, quod frigore et fame aut bestiis obicitis aut longiore in aquis morte summergitis.
Eine Bestätigung dieser Nachricht findet sich in Justinians Digesten, aber nicht im Kriminalstrafrecht, sondern im familienrechtlichen Titel über die 169
CIL 8, 1860 = 16505 = ILAlg I 3052; u. Chastagnol aaO. 222. PS 1, 15 i. Vgl. zur sonstigen Überlieferung, zusammengefaßt D. 9, 1 u. Inst. 4, 9; CJ und CTh enthalten nichts dazu. 171 Picard (oben Fn. 140). Deshalb hat auch die Emendation der singulären Information über eine lex Pesolania PS 1, 15, 1 Hs. 2, s. L. Müller, RE Suppl. 10 Art. pauperies (1965) 523, 65-68, wenig für sich. Singulär ist auch die Haftung für wilde Tiere nach PS 1, 15, 2; ferner 4. 172 Dio 45, 1, 5 zu 63 v. Chr.; Suet. gramm. 7; Cic. Att. 11, 10 (9), 3 vom 3. Jan. 48 v. Chr.; Suet. gramm. 21; Suet. Aug, 65, 4 (8/9 n. Chr.); Suet. Cal. 5 (19 n. Chr.); Plin. ep. 10, 65 f. u. 72 f. mit lokalen Differenzierungen bei den Spätfolgen, in welchen Zusammenhang auch Quint. inst. 7, 1, 14 gehören wird; freies Ermessen herrscht auch bei Apul. met. 10, 23, 4 f.; distanzierend der Ton von Tacitus gegenüber dem strengen Verbot bei Juden und Germanen: hist. 5, 5, 3 u. Germ. 19 g. E.; noch Diokl. ordnet 293: CJ 5, 4, 16, nur eine denkbar milde Spätfolge einer Aussetzung an. Tötung verbietet Konstantin CTh 9, 15, 1. Zu alldem A. Mau, RE udSt. Aussetzung (1896); Mommsen, Strafrecht 618-20; E. Weiss, RE udSt. Kinderaussetzung (1925); M. Radin, Class. Journ. 20 (1924/25) 337-43; F. Lanfranchi, SDHI 6 (1940) 5-69; E. Sachers, RE udSt. Potestas patria (1953) 1084 Z. 37-40, 1085 Z. 63-68 u. 1091-95; E. Volterra, NNDI udSt. Esposizione dei nati (1960); M. Bianchi Fossati Vanzetti, SDHI 49 (1983) 179-224; M. Memmer, SZ 108 (1991) 26 f.; u. J. Evans-Grubbs, Law and Family in late antiquity (Oxford 1995) 270 f. u. 325. 173 Tert. nat. 1, 15; im gleichen Sinn Tert. apol. 9, 6 f.; u., offenbar davon abhängig, Min. Fel. Oct. 30, 2. 170
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Anerkennung von Kindern geschiedener Frauen in einem den Zusammenhang unterbrechenden Stück aus Buch zwei der Paulussentenzen, also wohl aus dem entsprechenden Titel dort174: Necare videtur non tantum is, qui partum praefocat, sed et is, qui abicit et qui alimonia denegat et is qui publicis locis misericordiae causa exponit, quam ipse non habet.
Am Ende macht der Sentenzenverfasser aus seinem Abscheu kein Hehl, ganz wie Tertullian. Die Kompilatoren haben bzw. der in der Papiniankommission für die Sentenzen zuständige Kompilator hat die Sentenzenstelle in der Massenordnung erfasst, d. h. die in den Sentenzen vorgefundene Abschweifung war ihm willkommen; auch im Digestentitel fällt die Stelle aus dem Rahmen. Befremdlich ist nur, dass die Kompilatoren in den zum Strafrecht, Buch 47 bis 49 der Digesten, exzerpierten Werken und Werkteilen (wie Buch 5 der Sentenzen) anscheinend keine Parallelstelle fanden; oder sollte gegen Ende der Kompilation die Sache nicht mehr wichtig erschienen sein, die Aufmerksamkeit gelitten haben? Jedenfalls zeugt diese Sentenzenstelle von besonderer Sensibilität, worin sich der Sentenzenverfasser nach dem Bild, das die Überlieferung abgibt, zunächst nur mit den Africanern Tertullian und Laktanz175 trifft; erst seit dem späten 4. Jh. sind Strafvorschriften bekannt.176 e) Gepräge. Die Quellen und ihre Verarbeitung In Zuschnitt und Machart zeichnen sich die Paulussentenzen durch besondere Schlichtheit, ja Anspruchslosigkeit bis Sorglosigkeit aus. Kein Jurist und eine einzige Kaiserkonstitution ist zitiert,177 aber wie bei Hermogenian sind Stellen aus den Schriften der Spätklassiker und Kaiserkonstitutionen des 3. Jh. summiert. Das hat Lauria schon im Einzelnen belegt,178 doch können wir es bei diesem ersten Versuch nicht bewenden lassen. Einmal scheint ein etwas strengerer Maßstab dem Ziel der Beweisführung besser zu dienen, weshalb erstens bloß inhaltliche Parallelen ohne sprachliche Entsprechungen und zweitens zwar wörtliche, aber 174
10.
175
D. 25, 3, 4, zu Recht herkömmlich eingeordnet als PS 2, 24 (entspricht D. 25, 3),
Lact. inst. 5, 9, 15 u. 6, 20, 18-25. Von Valentinian I., CTh 9, 14, 1 (in Rom am 7. Feb. 374 ausgehängt, der Kaiser in Mailand); u. CJ 8, 51, 2 vom 5. März 374; Just. 529 CJ 8, 51, 3; u. NJ 153 vom 12. Dez. 541. Dazu Sachers aaO. 1093, 57-68; u. Memmer aaO. 67-70. 177 PS 5, 6, 15. D. 4, 4, 24 ist, von den ersten beiden Zeilen abgesehen, Paul. 11 ed. entnommen, s. Mommsen, Digesta Iustiniani Augusti (große Ausgabe) zdSt. 178 Lauria 36 ff. Dazu schon Verf., Hermog. 110 u. ff., und zu Hermogenian selbst S. 39 ff. 176
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Allgemeingut repräsentierende Parallelen zurückzustellen sind. Andererseits konnten, da völlige sachliche Übereinstimmung nicht zu fordern, vielmehr eine praktisch orientierte Selbständigkeit des Sentenzenverfassers zu veranschlagen ist, zahlreiche weitere auf signifikante Weise mit Sentenzen übereinstimmende Stellen ermittelt werden, die hier einbezogen werden. Ob Übereinstimmungen hinreichend signifikant sind, um dem älteren Text Vorbildkarakter zuzumessen, wobei auch mit Parallelen in verlorenen Texten zu rechnen ist, darüber mag man öfter verschiedener Meinung sein. Vielleicht kann aber der überzeugt werden, der sich die Mühe macht, mit den hier konfrontierten Texten alle die zu vergleichen, die sonst noch als Parallelstellen angeführt werden.179 Es kann kein Zufall sein, dass ein ganz bestimmter, auch aus anderen Gründen plausibler Schriftenkreis herausgekommen ist (s. sofort) und dass z.B. Parallelstellen aus den fast vollständig erhaltenen Institutionen des Gajus nie zu denen mit signifikanten Übereinstimmungen gehören (s. unten S. 111). Freilich könnten manche Formulierungen, insbesondere ältere etwa in Papinianresponsen und Konstitutionen bis Caracalla, auch in späteren Werken zitiert worden, d. h. in den vom Sentenzenverfasser benutzten Werken mehrmals vorgekommen sein. Gegen diesen Unsicherheitsfaktor weiß ich derzeit keinen Rat. aa) Papinians Responsen Pap. 2 resp. (Lauria 49 f.) De inofficioso testamento s. CJ 3, 28, 35 § 1 (531 n. Chr.) . . . si quis a patre certas res vel pecunias accepisset et pactus fuisset, quatenus de inofficiosi querella adversus testamentum paternum minime ab eo moveretur, ... vetere iurgio exploso huiusmodi pacto filium minime gravari secundum Papiniani responsum, in quo definivit meritis filios ad paterna obsequia provocandos quam pactionibus adstringendos.
PS 4, 5 De inofficiosi querella 8 Pactio de inofficioso testamento dicatur, querellam super iudicio futuram non excludet; meritis enim liberos quam pactionibus adstringi placuit. talis,
ne
179 Verzeichnet z. B. in der Sentenzenausgabe von Seckel und Kübler oder bei D. Godefroy, Corpus juris civilis Romani (zuletzt Basel 1781) II 774-87 und, für die Digestenstellen, I zdSt. Paul. 34 ed. D. 14, 2, 2 § 1 etwa war kaum Vorlage von PS 2, 7, 2.
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2. Kapitel: Africanische juristische Werke
Papinians gedrängte, ethisierende Begründung kehrt fast wortwörtlich in den Sentenzen wieder, die gewöhnlich keine Begründungen enthalten. Ebenda (Lauria 50) s. Ulp. D. 5, 2, 8 § 14 ... non male Papinianus libro secundo Responsorum refert, si heres fuit institutus et rogatus restituere hereditatem, deinde in querella inofficiosi non optinuit, id quod iure Falcidiae potuit habere solum perdere.
Ebenda 9 Rogatus hereditatem restituere etsi inofficiosi querellam instituerit, fideicommisso non fit iniuria; quartam enim solummodo hereditatis amittit, quam beneficio senatus consulto habere potuisset.
Auch hier schlägt Papinians Begründung, die wir nur durch Ulpian kennen, der wohl kürzte, in den Sentenzen durch. Pap. 12 resp. (Lauria 50) Ad legem Cinciam de donationibus D. 39, 5, 31 §§ 1 u. 2 = Vat. 254 f. Species extra dotem a matre filiae nomine viro traditas filiae quae praesens fuit donatas et ab ea viro traditas videri respondi nec matrem offensam repetitionem habere vel eas recte vindicare, quod vir cavisset extra dotem usibus puellae sibi traditas, cum ea significatione non modus donationis declaretur nec ab usu proprietas separetur, sed peculium a dote puellae distingueretur. Pater, qui filiae, quam habuit in potestate, mancipia donavit et peculium, quamquam soluta potestate iure emancipationis vita decessit, ei non ademit, ex post facto donationem videbatur perfecisse.
PS 5, 11 De donationibus 1 Species extra dotem a matre in honorem nuptiarum praesente filia genero traditae
donationem perfecisse videntur.
Weniger sicher, aber nicht unwahrscheinlich ist unmittelbare Abhängigkeit bei:
3. Die pseudopaulinischen Sentenzen
Pap. 3 resp. De emptionibus et venditionibus Vat. 2 Hs. 1 Usurae venditori post traditam possessionem arbitrio iudicis praestantur.
PS 2, 17 Ex empto et vendito 9 Post rem traditam, nisi emptor pretium statim exsolvat, usuras eius praestare cogendus est.
Pap. 7 resp. (Lauria 49) De legatis D. 32, 91 § 4 Balneas legatae domus esse portionem constabat; quod si eas publice praebuit, ita domus esse portionem balneas, si per domum quoque intrinsecus adirentur et in usu patris familiae vel uxoris nonnumquam fuerunt et mercedes eius inter ceteras meritoriorum domus rationibus accepto ferebantur et uno pretio comparatae vel instructae communi coniunctu fuissent.
PS 3, 6 De legatis 57 Domo legata balneum eius, quod publice praebetur, nisi alias separetur, legato cedunt.
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Der inkonzinne Plural am Ende der Sentenz, von den Herausgebern emendiert, könnte eine Erbschaft der Vorlage sein; auch schließen zehn weitere Paragrafen dieses Titels mit den gleichen Worten.180 Ebenda (Lauria 49) s. Ulp. D. 33, 7, 12 § 45 Papinianus quoque libro septimo Responsorum uxori, cui vir omnia, quae in domo erant, ab herede filia praestari voluit, cautiones debitorum emptionesque servorum non videri legatas respondit, nisi, inquit, ex alia parte et de servis eum cogitasse apparuerit, scilicet ut eorum servorum ei legasse videatur emptiones, quos et ipsos voluit ad eam pertinere. 180
Ebenda 59 Omnibus quae in domo sunt legatis cautiones debitorum rationesque servorum legato cedunt.
PS 3, 6, 50; 58; 59; 61; 62; 64; 65; 67; 80; 89; s.a. 83, 85 u. 88; jedoch auch 82.
2. Kapitel: Africanische juristische Werke
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Hier hätte, wenn man Abhängigkeit annimmt, der Sentenzenverfasser die Entscheidung seiner Vorlage im witwenfreundlichen Sinn abgeändert und dabei stark vereinfacht, welche Möglichkeit nicht von vornherein als unglaubhaft abgetan werden kann.181 bb) Paulus, Sabinuskommentar? Aus diesem Werk haben wir nur eine Parallelstelle (s. Lauria 38), doch erscheint fraglich, ob sie das Vorbild abgegeben hat: Paul. 4 Sab. De legatis: de suppellectili l. D. 33, 10, 3 §§ 2-5 u. 5 pr. Praeterea capsae, armaria (sc. suppellectili legata continentur). Sed sunt qui [Trib.: recte] putant capsas et armaria, si librorum aut vestium aut armamentorum gratia parata sint, non esse in suppellectili, quia ne hae quidem ipsae res, quibus adtributae essent, suppellec tilis in strumento cederent. Vitrea escaria et potoria in supellectili sunt sic ut fictilia, nec solum vulgaria, sed etiam quae in pretio magno sunt; nam et pelves argenteas et aquiminalia argentea et mensas et lectos inargentatos vel inauratos atque gemmatos in supellectili esse non dubitatur usque adeo, ut idem iuris sit et si tota argentea vel aurea sint. De murrinis et crystallinis dubitari potest an debeant adnumerari supellectili propter eximium usum et pretium; sed et de his idem dicendum est. Nec interest, cuius materiae sunt res, quae sunt in suppellectili. Sed craterem argenteum non esse in 181
PS 3, 6 De legatis 67 Supellectile legata capsae, armaria non solum librorum aut vestis ponendae gratia paratae [sint] debebuntur;
sed et buxina et cristallina et argentea et vitrea vasa tam escaria quam pocularia
Lauria 49 führt außerdem Pap. 1 resp. D. 50, 8, 5 § 2 und PS 1, 1a, 16 an, weder inhaltlich noch in der Diktion sehr ähnlich.
3. Die pseudopaulinischen Sentenzen
suppellectili nec ullum vas argenteum secundum saeculi severitatem nondum admit tentis supellectilem argenteam Sex. Aelius statuit, sed in argento; etiam hodie propter usum imperitorum si in argento relatum sit candelabrum argenteum, argenti esse videtur, et error ius facit. De tapetis quaeri potest, subsellia cathedraria quibus insterni solent, utrum in veste sint, sicut stragula, an in suppellectili, sicut toralia, quae propria stragulorum non sunt. Et hoc magis placuit ea suppellectili contineri.
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et vestis strato ria legato cedunt.
Wenn recte, wie schon Cujas meinte,182 wirklich erst von Tribonian eingefügt ist, folgen die Sentenzen bezüglich der Bücher- und Wäschekisten gerade nicht Paulus, sondern den bei ihm ohne Namensnennung Zitierten; das spricht freilich noch nicht gegen diesen Text als Vorlage. Aber das Buchsbaumgefäß kommt bei Paulus überhaupt nicht vor; das Kristall erst nach dem Glas und dann erst das Silber. Und die Decken, von Paulus stragula, in den Sentenzen dagegen vestis stratoria genannt, zählen für Paulus nicht zum Hausrat, sondern zu den Textilien. cc) Paulus, Ediktkommentar Nicht sofort einsichtig ist auch der Vorbildkarakter folgender Paulusstelle: Paul. 3 ed. De pactis D. 2, 14, 27 § 2 Pactus, ne peteret, postea convenit, ut peteret. Prius pactum per posterius elidetur, non quidem ipso iure, sicut tollitur stipulatio per stipulationem, si hoc actum est, quia in stipulationibus ius continetur, in pactis factum ver182
8, 70).
PS 1, 1 De pactis et conventis vel transactionibus 2 In bonae fidei contractibus pactum conventum alio pacto dissolvitur;
J. Cujas, Opera I (Venedig 1758) 385 B (zuerst 1558) = zu PS 3, 6, 67 (bei Cujas: 3,
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2. Kapitel: Africanische juristische Werke
satur; et ideo replicatione exceptio elidetur. Eadem ratione contingit, ne fideiusso ribus prius pactum prosit. Sed si pactum conventum tale fuit, quod actionem quoque tolleret, velut iniuriarum, non poterit postea paciscendo ut agere possit agere, quia et prima actio sublata est et posterius pactum ad actionem parandum inefficax est; non enim ex pacto iniuriarum actio nascitur, sed ex contumelia. Idem dicemus et in bonae fidei contractibus, si pactum conventum totam obligationem sustulerit, veluti empti; non enim ex novo pacto prior obligatio resuscitatur, sed proficiet pactum ad novum contractum. Quod si non ut totum contractum tolleret pactum conventum intercessit, sed ut imminueret, posterius pactum potest renovare primum contractum. Quod et in specie rei uxoriae actioNis procedere potest. Puta pactam mulierem, ut praesenti die dos redderetur, deinde pacisci, ut annua bima trima die reddatur, incipiet dos redire ad ius suum. Nec dicendum est deteriorem condicionem dotis fieri per pactum; quotiens enim ad ius, quod lex naturae eius tribuit, rei uxoriae actio redit, non fit causa dotis deterior, sed formae suae redditur.
et licet exceptionem pariat, replicatione tamen excluditur.
Während Paulus die Dinge unmissverständlich darstellt, verkürzt die Sentenz so sehr, dass nicht mehr klar ist, wann die Wirkung nicht mehr ipso jure eintritt, sondern erst über eine vom Prätor gewährte exceptio bzw. replicatio. Solche
3. Die pseudopaulinischen Sentenzen
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Schwächen begegnen aber öfter und schließen Abhängigkeit folgerichtig nicht aus.183 Zweifelhaft (nicht nach Lauria 37) liegen die Dinge bei: Paul. 19 ed. De Publiciana in rem actione D. 50, 17, 128 pr.
In pari causa possessor potior haberi debet.
PS 1, 11 De satisdando 1 Quotiens hereditas petitur, satisdatio iure desideratur et, si satisdatio non detur, in petitorem hereditas transfertur; si petitor satisdare noluerit, penes possessorem possessio remanebit. In pari enim causa potior est possessor.
Nicht sicher ist auch (von Lauria nicht berücksichtigt): Paul. 23 ed. Familiae erciscundae D. 10, 2, 25 § 22 Si pecunia, quae domi relicta non est, per praeceptionem relicta sit, utrum universa a coheredibus praestanda sit an pro parte hereditaria, quemadmodum si pecunia in hereditate relicta esset, dubitatur. Et magis dicendum est, ut id praestandum sit, quod praestaretur, si pecunia esset inventa.
PS 3, 6 De legatis 1 Per praeceptionem uni ex heredibus nummi legati, qui domi non erant, officio iudicis familiae herciscundae a coheredibus praestabuntur.
Dagegen liegt in folgenden Fällen Abhängigkeit nahe, auch wenn der Sentenzenverfasser dann im ersten Fall (dazu schon Lauria 38) umgestellt haben müsste:
183
So auch Lauria 37; Levy, Ges. I 227 (zuerst 1943); u. R. Knütel, SZ 84 (1967) 150-52.
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2. Kapitel: Africanische juristische Werke
Paul. 46 ed. Ad senatus consultum Silanianum D. 29, 5, 6 pr. u. § 1 Etsi percussor certus sit, tamen habenda quaestio est, ut caedis mandator inveniatur; utique autem ipse maxime quaestioni dabitur, quamvis et ceteri puniantur. Quamvis alias in caput domini servi non torqueantur, recte tamen fiet quaestio, etiamsi heredem accusent, sive extraneus heres sive ex suis sit.
PS 3, 5 Ad senatus consultum Silanianum 12 u. 9 Etsi percussor certus sit, tamen de familia habenda quaestio est, ut caedis mandator inveniri possit.
Paul. 35 ed. De matrimonio contrahendo et dirimendo D. 23, 2, 16 § 2 Furor contrahere matrimonium non sinit, quia consensu opus est; sed recte contractum non impedit.
PS 2, 19 De nuptiis
Habebitur de familia quaestio et si heres testatorem occidisse dicatur, nec interest, extraneus an ex liberis sit.
7 Neque furiosus neque furiosa matrimonium contrahere possunt; sed contractum matrimonium furore non tollitur.
Der Sentenzenverfasser müsste, hätte er nach der (von Lauria nicht erwähnten) Paulusstelle gearbeitet, die Begründung weggelassen und die Aussage selbst breiter und gewöhnlicher ausgedrückt haben; genau das ist offenbar seine Art. dd) Paulus, Ad Sabini libros ad Vitellium Paul. 2 Vit. De legatis: De instrumento legato D. 33, 7, 18 § 9 Item cum fundus ita legatus esset: "Maevio fundum Seianum ita ut optimus maximusque est cum omni instrumento rustico et urbano et mancipiis quae ibi sunt" et quaereretur, an semina deberentur, respondit (sc. Cerv. Scaevola) veritis esse deberi, nisi aliud testatorem sensisse heres probaret. Idem respondit de frumento
PS 3, 6 De legatis 43 Fundo cum omni instrumento rustico et urbano et mancipiis quae ibi sunt legato semina quoque
et cibaria
3. Die pseudopaulinischen Sentenzen
reposito ad mancipiorum exhibitionem.
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debebuntur.
Da die hier für das Vermächtnis eines Landguts verwendete Formel cum omni instrumento rustico et usf. sonst nicht begegnet184 und, insofern cibaria eine Verallgemeinerung von frumentum repositum ad mancipiorum exhibitionem sein kann, auch der Inhalt übereinstimmt, liegt eine Entlehnung nahe (von Lauria nicht erwähnt). Ebenda D. 32, 78 pr. Quaesitum est Stichum servum ex eo fundo ante annum mortis testatoris abductum et disciplinae traditum, postea in eum fundum non reversum, an deberetur. Responsum est (sc. ab Cervidio Scaevola), si studendi causa misisset, non quo de fundo eum aliorsum transferret, deberi.
Ebenda 52 Servus studendi gratia ex eodem fundo, qui cum mancipiis fuerat legatus, alio translatus
ad legatarium placuit pertinere.
Skävolas Rechtsbescheid ist auch durch seine Responsen überliefert,185 jedoch liegt, sofern die Sentenz überhaupt darauf zurückgeht, näher, dass der Sentenzenverfasser aus der Paulusschrift186 schöpfte; sicher ist auch das freilich nicht. Lauria übergeht die Parallele. ee) Paulus, De publicis iudiciis liber singularis Paul. sg. publ. Ad legem Corneliam de sicariis et veneficis D. 48, 8, 7 In lege Cornelia dolus pro facto accipitur, neque in hac lege culpa lata pro dolo accipitur. Quare si quis alto se praecipitaverit et super alium venerit eumque oc184
PS 5, 23 Ad legem Corneliam de sicariis et veneficis 12
B. Brisson, De formulis 7, 81 gegen Ende (S. 605 der Ausgabe Halle 1731) verzeichnet als nächst ähnliche Formel die von PS 3, 6, 47. 185 D. 33, 7, 20 § 6 aus Buch 3. 186 Dazu Verf., in: HLL IV 152 f. = § 423 W. 3.
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ciderit aut putator, ex arbore cum ramum deiceret, non praeclamaverit et praetereuntem occiderit, ad huius legis coercitionem non pertinet.
Si putator, ex arbore cum ramum deiceret, non proclamavit, ut vitaretur, atque ita praeteriens eiusdem ictu perierit, etsi in legem non incurrit, in metallum datur.
Die Abhängigkeit (dafür Lauria 40) ist deshalb nicht sicher, weil der Fall bei Paulus im Zusammenhang mit der lex Aquilia wiederkehrt187 und dort Q. Mucius zitiert ist, den auch andere aufgegriffen haben können. Dagegen wäre die Ergänzung der negativen Aussage des Paulus um die außerordentliche Bergwerksstrafe dem Sentenzenverfasser als eigene Zutat zuzutrauen. ff) Paulus, Responsen Paul. 1 resp. Ad municipalem: De honoribus et muneribus D. 50, 7, 9 pr. u. § 1 Paulus respondit eum, qui legatione functus est, intra tempora vacationis praefinita non oportere compelli rursum ad defendendum publicum negotium, etiamsi de eadem causa litigetur. "Imperatores Antoninus et Severus Augusti Germano Silvano. Legatione functis biennii vacatio conceditur; nec interest, utrum legatio in urbe an in provincia agentibus nobis mandata sit."
PS 1, 1a De honoribus et muneribus 23 Legato, qui publicum negotium tuitus sit, intra tempora vacationis praestituta rursum eiusdem negotii defensio mandari non potest.
Hier liegt Abhängigkeit sehr nahe (wofür sich auch Lauria 37 aussprach), obschon der Sentenzenverfasser die Entscheidung missverständlich eng fasst. Mitunter hat der Sentenzenverfasser verschiedene Responsen zusammengefasst, auch wenn sie nicht beieinander vorzufinden waren:188
187 188
D. 9, 2, 31 Paul. 10 Sab. Vgl. Levy, Pal. 37 f.; Lauria 37 übergeht den zweiten Teil.
3. Die pseudopaulinischen Sentenzen
Ebenda D. 50, 7, 9 § 2 Paulus respondit eum, qui legatione fungitur, neque alienis neque propriis negotiis se interponere debere. In qua causa non videri eum quoque contineri, qui cum amico suo praetore gratis consilium participat. Ebenda 3 De iudiciis D. 50, 7, 10 Paulus respondit de eo damno, quod legationis tempore legatus passus est, posse eum etiam legationis tempore experiri. Paul. 6 resp. De empto et vendito D. 21, 1, 58 pr. u. § 2 Quaero, an, si servus apud emptorem fugit et in causa redhibitionis esse pronuntiatus fuerit, non prius venditori restitui debeat, quam rerum ablatarum a servo aestimationem praestiterit. Paulus respondit venditorem cogendum non tantum pretium servi restituere, sed etiam rerum ablatarum aestimationem, nisi si pro his paratus sit servum noxae nomine relinquere. Servum dupla emi, qui rebus ablatis fugit. Mox inventus praesentibus honestis viris interrogatus, an et in domo venditoris fugisset, respondit fugisse. Quaero an standum sit responso servi. Paulus respondit, si ei alia indicia prioris fugae non deficiunt, tunc etiam servi responso credendum.
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Ebenda 25 Legatus antequam officio legationis functus sit, in rem suam nihil agere potest
exceptis his, quae ad iniuriam eius vel damnum parata sunt.
PS 2, 17 Ex empto et vendito 11 u. 12 Servus bona fide comparatus si ex veteri vitio fugerit,
non tantum pretium dominus, sed et ea, quae per fugam abstulit, reddere cogetur. Cum probatio prioris fugae defecerit, servi responsioni credendum est. In se enim interrogari, non pro domino aut in dominum videtur.
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Beide Sentenzen scheinen aus Paulusresponsen entwickelt zu sein (so auch Lauria 38), obschon sich der Verfasser bei der zweiten noch selbständig absichert.189 gg) Ulpians Ediktkommentar Nur kurz und dadurch nicht hinreichend kontrollierbar, um Abhängigkeit anzunehmen, ist die Parallele von: Ulp. 30 ed. Depositi oder Fiduciae D. 50, 17, 45 § 1 Privatorum conventio iuri publico non derogat.
PS 1, 1 De pactis et conventis vel transactionibus 6 Functio dotis pacto mutari non potest, quia privata conventio iuri publico nihil derogat.
Jedenfalls der weitere Sachzusammenhang bei Ulpian war nicht das Recht der Mitgift. Papinian allerdings formulierte den Grundsatz anders:190 Ius publicum privatorum pactis mutari non potest.
Enger beisammen stehen (von Lauria ebenso wenig wie das vorige beachtet): Ulp. 11 ed. Quod metus causa gestum erit D. 4, 2, 9 § 1 S. 2 Sed licet vim factam a quocumque praetor conplectatur, eleganter tamen Pomponius ait, si quo magis te de vi hostium vel latronum vel populi tuerer vel liberarem, aliquid a te accepero vel te obligavero, non debere me hoc edicto teneri, nisi ipse hanc tibi vim summisi. Ceterum si alienus sum a 189
PS 1, 7 De vi aut metu 5 Si aliquis, ut se de vi latronum vel hostium vel populi liberaret, aliquid mancipavit vel promisit, ad metum non pertinet.
Lauria 39-41 verzeichnet noch zehn weitere Parallelen, wovon jedoch nur eine einzige hinreichend kennzeichnende Parallelen aufweist, s. soeben unter ee). Die übrigen: D. 32, 99 §§ 1 f. 4 u. PS 3, 6, 71 f.; D. 30, 127 u. PS 4, 1, 2; D. 20, 1, 7 u. PS 5, 6, 16; D. 34, 9, 5 §§ 3 u. 9 u. PS 5, 12, 3 f.; Coll. 11, 6, 2 u. PS 5, 18, 3; Coll. 12, 6 u. PS 5, 20, 1-3; D. 49, 16, 13 § 5 u. PS 5, 31, 5. 190 D. 2, 14, 38 Pap. 2 quaest.
3. Die pseudopaulinischen Sentenzen
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vi, teneri me non debere; ego enim operae potius meae mercedem accepisse videor.
Mercedem enim depulsi metus tribuit.191
Ulp. 19 ed. Familiae erciscundae D. 10, 2, 20 § 4 Familiae erciscundae iudicium amplius quam semel agi non potest nisi causa cognita; quod si quaedam res indivisae relictae sunt, communi dividundo de his agi potest.
PS 1, 18 De familiae herciscundae 1 Arbiter familiae herciscundae plus quam semel dari non potest; et ideo de his, quae divisa eo iudicio non sunt, communi dividundo arbiter postulatus partietur.
Der etwas abweichende Ansatz lässt eine Entlehnung (s. Lauria 42) weniger sicher erscheinen. Dagegen verstummen wohl die Zweifel, ob der Sentenzenverfasser Ulpian ausgebeutet hat, bei den folgenden beiden Parallelen:192 Ulp. 28 ed. Commodati D. 13, 6, 5 § 4 ... si incendio vel ruina aliquid contigit vel aliquid damnum fatale, non tenebitur (sc. is qui commodatum accepit), nisi forte, cum possit res commodatas salvas facere, suas praetulit.
PS 2, 4 De commodato 2 Si facto incendio, ruina, naufragio aut quo alio simili casu res commodata amissa sit, non tenebitur eo nomine is, cui commodata est, nisi forte, cum possit rem commodatam salvam facere, suam praetulit.
Ebenda §§ 5 u. 7 Custodiam plane commodatae rei etiam diligentem debet praestare. ... Sed interdum et mortis damnum ad eum qui commodatum rogavit pertinet. Nam si tibi equum commodavero, ut ad villam adduceres, tu ad bellum duxeris, commodati teneberis; idem erit et in homine.
Ebenda 3
191
Servus vel equus si a latronibus vel in bello in aliam causam commodati occisi sunt, actio commodati datur; cu-
Allzu abschätzig zu dieser Kurzfassung Levy, Ges. I 228 f. (zuerst 1943). S. schon Lauria 42 f., der Ulpians Vorbildlichkeit auf PS 2, 4, 3, nämlich nach Ulpian §§ 5 u. 7, erstreckt, was jedoch nicht mehr einleuchtet. 192
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2. Kapitel: Africanische juristische Werke
stodia enim et diligentia rei commodatae praestanda est. Ebenda D. 19, 5, 17 § 1 Si margarita tibi aestimata dedero, ut aut eadem mihi adferres aut pretium eorum, deinde haec perierint ante venditionem, cuius periculum sit? Et ait Labeo, quod et Pomponius scripsit, si quidem ego te venditor rogavi, meum esse periculum; si tu me, tuum; si neuter nostrum, sed dumtaxat consensimus, teneri te hactenus, ut dolum et culpam mihi praestes.
Ebenda 4 Si rem aestimatam tibi dedero, ut ea distracta pretium ad me deferres, eaque perierit,
Ulp. ebenda (s. Lauria 43) De institoria actione D. 14, 3, 1 Aequum praetori visum est, sicut commoda sentimus ex actu institorum, ita etiam obligari nos ex contractibus ipsorum et conveniri. Sed non idem facit circa eum qui institorem praeposuit, ut experiri possit; sed si quidem servum proprium institorem habuit, potest esse securus adquisitis sibi actionibus; si autem vel alienum servum vel etiam hominem liberum, actione deficietur. Ipsum tamen institorem vel dominum eius convenire poterit vel mandati vel negotiorum gestorum. Marcellus autem ait debere dari actionem ei qui institorem praeposuit in eos, qui cum eo contraxerunt.
PS 2, 8 De institoribus 1
si quidem ego te rogavi, meo periculo perit; si tu de vendenda promisisti, tuo periculo perit.
Sicut commoda sentimus ex actu praepositi institoris, ita et incommoda sentire debemus.
Et ideo in eum qui servum sive filium filiamve familias sive ancillam praeposuit negotio vel mercibus exercendis, eorum nomine in solidum convenitur.
Abgesehen von in eum, das sprachlich fehl am Platz, aber darum noch nicht kurzerhand zu verwerfen ist, hätte der Sentenzenverfasser erneut (s. schon zum Ediktkommentar des Paulus) den Gehalt seiner Vorlage nicht nur vereinfacht, sondern so sehr verengt, dass die Aussage missverständlich wurde; dieser Umstand spricht aber gerade nicht gegen Entlehnung.
3. Die pseudopaulinischen Sentenzen
Ebenda D. 14, 3, 5 §§ 1 f. u. 7 § 1 ... si quid cum insulario gestum sit vel eo, quem quis aedificio praeposuit vel frumento coemendo, in solidum eum teneri. Labeo quoque scripsit, si quis pecuniis faenerandis, agris colendis, mercaturis redempturisque faciendis praeposuerit, in solidum eum teneri. ... Parvi autem refert, quis sit institor, masculus an femina, liber an servus proprius vel alienus.
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Ebenda 2 (Lauria 43)
Si quis pecuniae fenerandae agroque colendo, condendis vendendisque frugibus praepositus est, ex eo nomine, quod cum illo contractum est, in solidum fundi dominus obligatur; nec interest, servus an liber sit.
Auch wenn Ulpians kapitalistische Beispiele von agris mercaturis redempturisque praepositi in den Sentenzen nicht wiederkehren und statt dessen von agrarischen condendis vendendisque frugibus praepositi die Rede ist, liegt Abhängigkeit in diesem Fall sehr nahe.193 Ulp. 26 ed. De condictione certae pecuniae D. 12, 1, 9 § 9 Deposui apud te decem, postea permisi tibi uti. Nerva, Proculus etiam, antequam moveantur, condicere quasi mutua tibi haec posse aiunt, et est verum, ut et Marcello videtur; animo enim coepit possidere. Ergo transit periculum ad eum, qui mutuam rogavit, et poterit ei condici.
PS 2, 12 De deposito 9 Si pecuniam deposuero eamque uti tibi permisero,
Ulp. 30 ed. (Lauria 44) Depositi D. 16, 3, 1 § 25 Si rem depositam vendidisti eamque postea redemisti in
Ebenda
mutua magis videtur quam deposita ac per hoc periculo tuo erit.
10 Si rem apud te depositam vendideris eamque redemeris eamque post-
193 Zur Sache jetzt T. Chiusi, SZ 108 (1991) 173-178 u. 185 f. – Vom Folgenden berücksichtigte Lauria (S. 44 f.) nicht PS 2, 12, 9; 2, 14, 2; 3, 5, 2 u. 4. Und kaum zu Recht führte er S. 44 auch PS 2, 12, 7 auf Ulpian D. 16, 3, 1 § 24 zurück.
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2. Kapitel: Africanische juristische Werke
causam depositi, etiamsi sine dolo malo postea perierit, teneri te depositi, quia semel dolo fecisti, cum venderes.
quam perdideris, semel admisso dolo perpetua depositi actione teneberis.
Ulp. 26 ed. De condictione certae pecuniae D. 12, 6, 26 pr. Si non sortem quis, sed usuras indebitas solvit, repetere non poterit, si sortis debitae solvit. Sed si supra centesimam solvit, divus Severus rescripsit, quo iure utimur, repeti quidam non posse, sed sorti imputandum et, si postea sortem solvit, sor tem quasi indebitam repeti posse. Proinde et si ante sors fuerit soluta, usurae supra centesimam solutae quasi sors indebita repetuntur. Quid si simul solverit? Poterit dici et tunc repetitionem locum habere.
PS 2, 14 De usuris 2
Ulp. 31 ed. (Lauria 44) Mandati D. 17, 1, 12 § 9 Si mihi mandaveris, ut rem tibi aliquam emam, egoque emero meo pretio, habebo mandati actionem de pretio reciperando ... aut si rem emptam nolis recipere ... Nec tantum id quod impendi, verum usuras quoque consequar ...
PS 2, 15 De mandatis 2 Si meis nummis mandato tuo aliquid tibi comparavero, etsi rem postea accipere nolis, mandati actio mihi adversus te competit. Non enim tantum quod impensum est, sed et usuras eius consequi possum.
Ulp. 31 ed. (Lauria 44) Pro socio D. 17, 2, 52 § 4 a. E. ... Nam sicuti lucrum, ita damnum quoque commune esse oportet, quod non culpa socii contingit.
PS 2, 16 Pro socio 1 Sicut lucrum, ita damnum inter socios communicatur, nisi quid culpa socii vel fraude eversum sit.
Usurae supra centesimam solutae sortem minuunt, consumpta sorte repeti possunt.
3. Die pseudopaulinischen Sentenzen
Ulp. 32 ed. (Lauria 44 f.) Empti venditi D. 19, 1, 13 § 4 Si venditor dolo fecerit, ut rem pluris venderet, puta de artificio mentitus est aut de peculio, empti eum iudicio teneri, ut praestaret emptori, quanto pluris servus esset.
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PS 2, 17 Ex empto et vendito 6 Si, ut servum quis pluris venderet, de artificio eius vel de peculio mentitus est, actione ex empto conventus, quanto minoris valuisset emptori praestare compellitur, nisi paratus sit eum redhibere.
Die dem Käufer unabhängig von der Vorlage gewährte Möglichkeit, statt der Minderung Wandelung zu verlangen, konnte der Sentenzenverfasser gleichfalls bei Ulpian wenige Seiten vorher finden, wenn auch nur für einen speziellen Fall und ohne alternative Minderungsmöglichkeit. Ebenda § 15 (Lauria 45) Si fundum mihi alienum vendideris et hic ex causa lucrativa meus factus sit, nihilo minus ex empto mihi adversus te actio competit.
Ebenda 8 Fundum alienum mihi vendidisti, postea idem ex causa lucrativa meus factus est; competet mihi adversum te pretium recuperandum actio ex empto.
Ulp. 50 ed. Ad senatus consultum Silanianum: Quorum testamenta ne aperiantur D. 29, 5, 1 §§ 17 - 19 Occisorum appellatione eos contineri Labeo scribit, qui per vim aut caedem sunt interfecti, ut puta iugulatum, strangulatum, praecipitatum vel saxo vel fuste vel lapide percussum vel quo alio telo necatum. Quod si quis puta veneno vel etiam quo alio, quod clam necare soleat, interemptus sit, ad hoc senatus consultum vindicta mortis eius non pertinebit; hoc idcirco, quia totiens puniendi sunt servi, quia auxilium domino non tulerunt, quotiens potuerunt ei adversus vim opem facere et non tulerunt; ceterum
PS 3, 5 Ad senatus consultum Silanianum 2 Occisus videtur non tantum, qui per vim aut per caedem interfectus est velut iugulatus, praecipitatus, sed et is, qui veneno necatus dicitur;
2. Kapitel: Africanische juristische Werke
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quid potuerunt facere adversus eos, qui veneno vel quo alio more insidiantur? Plane si venenum per vim infusum sit, senatus consultum locum habet. CG 7 oder 8194 De his, quibus ut indignis auferuntur, et ad senatus consultum Silanianum CJ 6, 35, 9 Diocl. 291 Cum fratrem tuum veneno peremptum esse adseveras, ut effectus successionis eius tibi non auferatur, mortem eius ulcisci te necesse est. Licet enim hereditatem eorum, qui clandestinis insidiis perimuntur, hi, qui iure vocantur, adire non vetantur, tamen, si interitum non fuerint ulti, successionem obtinere non possunt.
honestati enim heredis convenit qualemcumque mortem testatoris inultam non praetermittere.
Ob die Einbeziehung des Giftmords entgegen Ulpian durch Konstitutionen wie die von Diokletian veranlasst war, von denen der Sentenzenverfasser dann zu viel rezipiert hätte, oder ob er hier eine vom Reichsrecht abweichende lokale Rechtsauffassung zur Geltung bringt, lässt sich kaum mehr entscheiden; unsicher ist schon, ob die Ulpianstelle wenigstens der Ausgangspunkt war. Ulp. ebenda § 22 Si sibi manus quis intulit, senatus consulto quidem Silaniano locus non est, sed mors eius vindicatur, scilicet ut, si in conspectu servorum hoc fecit potueruntque eum in se saevientem prohibere, poena adficiantur; si vero non potuerunt, liberentur.
PS ebenda 4 Qui occisus dicitur, si constet eum sibi quoquo modo manus intulisse, de familia eius quaestio non est habenda, nisi forte prohibere potuit nec prohibuit.
Hier kann man einigermaßen sicher sagen, dass Ulpian die Vorlage abgab.
194
Vgl. M. Rotondi, Scritti giuridici I (Mailand 1922) 163 f. (zuerst 1913).
3. Die pseudopaulinischen Sentenzen
Ulp. 73 ed. (s. Lauria 48) De interdicto Salviano et actione Serviana et quasi Serviana D. 20, 1, 6 u. 8 Obligatione generali rerum, quas quis habuit habiturusve sit, ea non continebuntur, quae verisimile est quemquam specialiter obligaturum non fuisse, ut puta supellex; item vestis relinquenda est debitori, et ex mancipiis quae in eo usu habebit, ut certum sit eum pignori daturum non fuisse. Proinde de ministeriis eius perquam ei necessariis vel quae ad affectionem eius pertineant (sc. non competit Salvianum nec Serviana actio). Denique concubinam, filios naturales, alumnos constitit generali obligatione non contineri et si qua alia sunt huiusmodi ministeria.
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PS 5, 6 De interdictis 16 Omnibus bonis, quae habet quaeque habiturus est, obligatis
nec concubina nec filius naturalis nec alumnus nec quae in usu cotidiano habet obligantur; ideoque de his nec interdictum redditur.
hh) Ulpians Sabinuskommentar Ulp. 32 Sab. De donationibus inter virum et uxorem D. 24, 1, 3 § 9 Non tantum autem per se maritus et uxor ceteraeque personae dare non possunt, sed nec per interpositam personam.
PS 2, 23 De donationibus inter virum et uxorem 3 Inter virum et uxorem nec per interpositam personam donatio fieri potest.
Eine Entlehnung, von Lauria ebenso wenig in Betracht gezogen wie in folgenden drei Fällen, ist nicht sicher, aber wahrscheinlich. Ulp. 33 Sab. De donationibus inter virum et uxorem: ad orationem imperatoris nostri Antonini et divi Severi D. 24, 1, 32 § 14 Si ambo simul decesserint vel ambo ab hostibus capti sint et qui
Ebenda
5 u. 5a
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donavit et cui donatum est, quid dicemus? Et prius illud volo tractare. Oratio, si ante mors contigerit ei cui donatum est, nullius momenti donationem esse voluit. Ergo si ambo decesserint, quid dicemus, naufragio forte vel ruina vel incendio? Et si quidem possit apparere, quis ante spiritum posuit, expedita est quaestio. Sin vero non appareat, difficilis quaestio est. Et magis puto donationem valuisse et his ex verbis orationis defendimus, ait enim oratio: "si prior vita decesserit qui donatum accepit"; non videtur autem prior vita decessisse qui donatum accepit, cum simul decesserint. Proinde rectissime dicetur utrasque donationes valere, si forte invicem donationibus factis simul decesserint, quia neuter alteri supervixerit, licet de commorientibus oratio non senserit. Nam et circa mortis causa donationes mutuas id erat consequens dicere neutri datam condictionem. Locupletes igitur heredes donationibus relinquent.
Superstite eo, qui matrimonii tempore donaverat, ante decedente, cui fuerat donatum, id, quod donatum est, penes donatorem remanet. Quod si simul tam is cui donatum est quam is qui donaverit,
quaestionis decidendae gratia magis placuit valere donationem,
eo maxime quod donator non supervivat, qui rem condicere possit.
Dass Ulpians Zögerlichkeit, die aufgeworfene Frage anzupacken und ihre Beantwortung hinzunehmen195, den Spiegler ungeduldig werden ließ, lässt sich nachfühlen. Ulp. 41 Sab. De furtis D. 47, 2, 27 pr. Qui tabulas vel cautiones amovet, furti tenetur non tantum pretii 195
PS 2, 31 De furtis 32 Qui tabulas cautionesve subripuit,
Treffend K.-H. Misera, The Irish Jurist 25-27 (1990-92) 334-50.
3. Die pseudopaulinischen Sentenzen
ipsarum tabularum, verum eius quod interfuit; quod ad aestimationem refertur eius summae, quae in his tabulis continetur, scilicet si tanti interfuit, ut puta si chirographa IIS decem milium tabulae fuerint, dicimus hoc duplicari. Quod si iam erant inanes, quia solutum proponebatur, numquid ipsarum tantum tabularum pretii videatur esse aestimatio facienda? Quid enim interfuit huius? Sed potest dici, quia nonnumquam debitores tabulas sibi restitui petant, quia nonnumquam calumniantur debitores quasi indebito soluto, ab his interesse creditoris tabulas habere, ne forte controversiam super ea re patiatur. Et generaliter dicendum est in id quod interest duplari.
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in adscriptam summam furti actione tenebitur;
nec interest, cancellatae nec ne sint,
quia ex his debitum dissolutum interest comprobari.
Der Sentenzenverfasser hätte nicht nur Ulpians Erwägungen auf das Ergebnis zurückgeführt und den großen Spielraum, den Ulpian ließ, beseitigt, sondern zudem tabulae inanes zu cancellatae konkretisiert. Das ist ihm alles sehr wohl zuzutrauen, was freilich eine Entlehnung noch nicht sicher macht. Ulp. 40 Sab.: De furtis D. 47, 2, 21 § 7 Qui furti faciendi causa conclave intravit, nondum fur est, quamvis furandi causa intravit. Quid ergo? Qua actione tenebitur? Utique iniuriarum; aut de vi accusabitur, si per vim introivit.
Ebenda 35 Qui furandi animo conclave effregit vel aperuit, sed nihil abstulit, furti actione conveniri non potest, iniuriarum potest.
Der Sentenzenverfasser hätte wieder konkretisiert (effregit vel aperuit für intravit), leicht verdeutlicht (sed nihil abstulit für Ulpians lakonisches nondum) und gekürzt (um den Gesichtspunkt der vis, die ja mannigfache Möglichkeiten eröffnete). Dennoch steht dieser Text dem Ulpiantext näher als der vorige.
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Ulp. 1 Sab. De testamentis: quemadmodum testamenta fiant D. 28, 1, 20 § 9 Non tamen intellegentiam sermonis exigimus. Hoc enim divus Marcus Didio Iuliano in teste, qui Latine non noverat, rescripsit. Nam si vel sensu percipiat quis, cui rei adhibitus sit, sufficere.
PS 3, 4a De testamentis 13 Ex his, qui ad testamentum adhibentur, si qui sint, qui Latine nesciant vel non intellegant, si tamen sentiant, cuius rei intersint, adhibiti non vitiant testamentum.
Ebenda § 5 Eum, qui lege repetundarum damnatus est, ad testamentum adhiberi non posse existimo, quoniam in iudicium testis esse vetatur.
Ebenda 14 Repetundarum damnatus nec ad testamentum nec ad testimonium adhiberi potest.
Ulp. 17 Sab. De legatis: de usufructu et usu legato D. 7, 1, 7 § 1 ... Labeo scribit ... nec areae usu fructu legato potest in area aedificium poni, quam sententiam puto veram.
PS 3, 6 De legatis
Ebenda 9 pr. S. 1 (Lauria 46) Item si fundi ususfructus sit legatus, quidquid in fundo nascitur, quidquid inde percipi potest, ipsius fructus est, sic tamen ut boni viri arbitratu fruatur.
21 Areae usufructu legato aedificia in ea constitui non possunt. Ebenda 27b S. 1 Hs. 1 Quidquid in fundo nascitur vel quidquid inde percipitur, ad fructuarium pertinet;
Eine Entlehnung196 liegt zumindest nahe und ist nur deshalb nicht sicher, weil die Parallele recht kurz ist. Ebenda D. 7, 8, 14 § 1 S. 1 Ususfructus an fructus legetur, nihil interest, nam fructui et usus inest, usui fructus deest; 196
Ebenda 24 Fructu legato si usus non adscribatur, magis placuit usumfructum videri adscriptum;
S. schon Lauria 46 u. zu den vorigen drei S. 45.
3. Die pseudopaulinischen Sentenzen
et fructus quidem sine usu esse non potest, usus sine fructu potest.
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fructus enim sine usu esse non possunt.
Eine Entlehnung ist hier zwar weniger sicher197, weil der Sentenzenverfasser die Rechtsfrage konkretisiert und die Lage dessen, der ein Testament zu entwerfen hat, vor Augen stellt, doch ist solche Reduktion des Blickwinkels unserem Freund durchaus zuzutrauen. Ebenda § 2 S. 2 Idem (sc. Pomponius) ait et si tibi usus, mihi fructus legetur, concurrere nos in usu, me solum fructum habiturum.
Ebenda 25 Si alteri usus alteri fructus legatus sit, fructuarius in usu concurrit, quod in fructu usuarius facere non potest.
Hier hätte, lässt man gelten, dass Ulpian auch für diese Sentenz das Vorbild abgab198, der Sentenzenverfasser mit etwas mehr Worten einen einprägsamen lautlichen Chiasmus erzielt. Ebenda Vat. 75 § 1 = D. 7, 2, 1 pr. Quotiens ususfructus legatus est, est inter fructuarios ius adcrescendi, sed ita, si coniunctim sit ususfructus relictus nec nisi in "do lego" legato. Ceterum si separatim unicuique partis rei ususfructus sit relictus, sine dubio ius adcrescendi cessat.
Ebenda 26 Coniunctim duobus usum fructum "do lego" legatum altero mortuo ad alterum in solidum pertinebit.
Ulpian relativiert die Beschränkung auf gemeinschaftliche Vermächtnisse später (Vat. 77), doch steht einer Entlehnung199 nicht entgegen, wenn das in der Sentenz nicht berücksichtigt und überdies die Aussage vereinfacht ist. Ganz sicher ist Entlehnung hier aber nicht. Ebenda D. 7, 4, 5 § 2 Rei mutatione interire usumfruc197
Nicht erwogen von Lauria, s. S. 45 f. Nicht bei Lauria, s. S. 45 f. 199 Nicht erwogen von Lauria, s. S. 45 f. 198
Ebenda 31 Rei mutatione amittitur ususfruc-
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tum placet. Veluti usus fructus mihi aedium legatus est, aedes corruerunt vel exustae sunt; sine dubio extinguitur. An et areae? Certissimum est exustis aedibus nec areae nec caementorum usum fructum deberi. Et ita Iulianus.
tus,
si domus legata incendio conflagraverit aut ruina perierit, licet postea restituatur.
Die Zuspitzung der Aussage in den Sentenzen durch den licet-Satz ist offenbar selbständiger Zusatz des Sentenzenverfassers und schließt nicht etwa aus, dass er hier aus Ulpian geschöpft hat200. Ulp. 20 Sab. (Lauria 46 f.) De legatis: de instrumento vel instructo legato D. 33, 7, 8. 10 u. 12 pr.u. § 7 In instrumento fundi ea esse, quae fructus quaerendi cogendi conservandi gratia parata sunt, Sabinus libris Ad Vitellium evidenter enumerat. Quaerendi, veluti homines, qui agrum colunt et qui eos exercent praepositive sunt is, quorum in numero sunt vilici et monitores; praeterea boves domiti et pecora stercorandi causa parata vasaque utilia culturae, quae sunt aratra ligones sarculi falces putatoriae bidentes et si qua similia dici possunt. Cogendi, quemadmodum torcularia corbes falcesque messoriae falces fenariae quali vindemiatorii exceptoriique, in quibus uvae comportantur. Conservandi, quasi dolia, licet defossa non sint, et cuppae. Quibusdam in regionibus accedunt instrumento, ... si fundus saltus pastionesque habet, greges pecorum pastores 200
Ebenda 35-38 Quaerendorum fructuum causa videntur, qui opus rusticum faciunt et monitores et vilici et saltuarii; item boves aratorii, aratra, bidentes et falces putatoriae; frumentum quoque ad sementem repositum. Fructuum cogendorum causa comparata instrumento cedunt, velut corbes, alvei, falces messoriae et fenariae, item molae olivariae. Conservandorum fructuum causa comparata instrumento cedunt, velut dolia, cupae, vehicula rustica, cibaria, pistores, asini, focariae; item ancillae, quae vestimenta rusti-
Dafür auch Lauria 46, ebenso zu den folgenden acht S. 46-48.
3. Die pseudopaulinischen Sentenzen
saltuarii. Si reditus etiam ex melle constat, alvei apesque continentur. Quaesitum est, an frumentum, quod cibariis cultorum paratum foret, instrumento cederet. Et plurimis non placet, quia consumeretur; quippe instrumentum est apparatus rerum diutius mansurarum, sine quibus exerceri nequiret possessio; accedit eo, quod cibaria victus magis quam colendi causa pararentur. Sed ego puto et frumentum et vinum ad cibaria paratum instrumento contineri, et ita Servium respondisse auditores eius referunt. Item nonnullis visum est frumentum, quod serendi causa sepositum est, instrumento contineri, puto quia et instar culturae esset et ita consumitur, ut semper reponeretur. Sed causa seminis nihil a cibariis differt. ... Uxores quoque et infantes eorum, qui supra enumerati sunt, credendum est in eadem villa agentes voluisse testatorem legato contineri; neque enim duram separationem iniunxisse credendus est.
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cis faciunt, scutra quoque et sutor continebuntur.
Uxores eorum, qui operantur, magis est ut instrumento cedant. Pecora quoque et pastores eorum stercorandi causa parata instrumento continentur.
Ebenda § 34 Instructo autem fundo et bibliothecam et libros, qui illic erant, ut, quotiens venisset, uteretur, contineri constat. Sed si quasi apotheca librorum utebatur, contra erit dicendum.
Ebenda 51 Instructo fundo legato libri quoque et bibliothecae, quae in eodem fundo sunt, legato continentur.
Ebenda § 43 Idem (sc. Papinianus) respondit domo instructa legata mensas ebo-
Ebenda 55
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2. Kapitel: Africanische juristische Werke
reas et libros non contineri. Sed et hoc falsum est; nam omne, quidquid in domo fuit, quo instructior ibi esset pater familias, continebitur ... Ebenda § 42 Idem (sc. Papinianus) respondit domo ita, ut instructa est, cum omni iure suo legata urbanam familiam, item artifices, quorum operae ceteris quoque praediis exhibebantur, legato non contineri; ostiarii autem, inquit, vel topiarii, diaetarii, aquarii domui tantum deservientes continebuntur. Sed quod de artificibus ait, falsum est, si eius domus causa parati sunt, licet aliis quoque praediis commodabantur.
Quidquid in eadem domo, quam instructam legavit pater familias, perpetuo instruendi se gratia habuit, legatario cedit. Ebenda 58 Domo cum omni iure suo, sicut instructa est, legata urbana familia, item artifices et vestiarii et zetarii et aquarii itidem domui servientes legato cedunt.
Wenn der Sentenzenverfasser statt diaetarius 'Zimmerwärter' zetarius schreibt und beim Gesinde den Garderobier (vestiarius) statt des Kunstgärtners (topiarius) nennenswert findet, dann spricht das noch nicht dagegen, dass er hier aus Ulpian schöpfte. Ulp. 44 Sab. De litterarum obligatione D. 34, 2, 23 pr. u. §§ 1 u. 3 Vestis an vestimenta legentur, nihil refert. Vestimentorum sunt omnia lanea lineaque vel serica vel bombycina, quae induendi praecingendi amiciendi insternendi iniciendi incubandive causa parata sunt et quae his accessionis vice cedunt, quae sunt insitae picturae clavique qui vestibus insuuntur. Vestis etiam ex pellibus constabit.
Ebenda 79 Veste legata ea cedunt, quae ex lana et lino texta sunt; item serica et bombycina, quae tamen induendi vel operiendi cingendi sternendi iniciendique causa parata sunt.
Pelles quoque indutoriae continebuntur.
3. Die pseudopaulinischen Sentenzen
Ulp. 24 Sab. De legatis: de libris chartis bibliotheca legatis D. 32, 52 pr. Librorum appellatione continentur omnia volumina, sive in charta sive in membrana sint sive in quavis alia materia. Sed et si in philyra aut in tilia, ut nonnulli conficiunt, aut in quo alio corio, idem erit dicendum. Quod si in codicibus sint membraneis vel chartaceis vel etiam eboreis vel alterius materiae vel in ceratis codicillis, an debeantur, videamus. Et Gaius Cassius scribit deberi et membranas libris legatis. Consequenter igitur cetera quoque debebuntur, si non adversetur voluntas testatoris.
Ebenda 87 Libris legatis tam chartae volumina vel membranae et philyrae continentur. Codices quoque debentur. Librorum enim appellatione non volumina chartarum, sed scripturae modus, qui certo fine concluditur, aestimatur.
ii) Ulpian, De officio proconsulis Ulp. 8 off. proc. De dardanariis? D. 47, 11, 6 Annonam adtemptare et vexare vel maxime dardanarii solent; quorum avaritiae obviam itum est tam mandatis quam constitutionibus. Mandatis denique ita cavetur: "Praeterea debebis custodire, ne dardanarii ullius mercis sint, ne aut ab his, qui coemptas merces supprimunt, aut a locupletioribus, qui fructus suos aequis pretiis vendere nollent, dum minus uberes proventus exspectant, annona oneretur." Poena autem in hos varie statuitur; nam plerumque, si negotiantes sunt, negotiatione eis tantum interdicitur, interdum et relegari solent, humiliores ad
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PS 1, 20a De officio praesidis In dardanarios
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2. Kapitel: Africanische juristische Werke
opus publicum dari. Onerant annonam etiam statere adulterinae, de quibus divus Traianus edictum proposuit, quo edicto poenam legis Corneliae in eos statuit, perinde ac si lege testamentaria, quod testamentum falsum scripsisset signasset recitasset, damnatus esset. Sed et divus Hadrianus eum, qui falsas mensuras habuit, in insulam relegavit.
Ulp. 7 off. proc. De accusationibus et subscriptionibus D. 48, 2, 7 § 2 Isdem criminibus, quibus quis liberatus est, non debet praeses pati eundem accusari, et ita divus Pius Salvio Valenti rescripsit. Sed hoc, utrum ab eodem an nec ab alio accusari possit, videndum est. Et putem, quoniam res inter alios iudicatae aliis non praeiudicant, si is, qui nunc accusator exsistit, suum dolorem persequatur doceatque ignorasse se accusationem ab alio institutam, magna ex causa admitti eum ad accusationem debere.
propter falsum mensurarum modum ob utilitatem popularis annonae pro modo admissi extra ordinem vindicari placuit. PS 1, 6b De reis institutis 1 De his criminibus, de quibus quis absolutus est, ab eo qui accusavit refricari accusatio non potest.
Der Sentenzenverfasser müsste, wenn die Ulpianstelle die Vorlage gewesen sein soll, stark gekürzt haben, was ihm zuzutrauen ist. Ebenda § 3 Hs. 2 quamvis filium accusatoris admitti oportere aliam accusationem instituentem adversus eum, quem pater accusaverat, divus Pius Iulio Candido rescripsit.
Ebenda 2 Filius accusatoris si hoc crimen, quod pater intendit, post liberatum reum persequi velit, ab accusatione removendus est.
3. Die pseudopaulinischen Sentenzen
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Diese Entlehnung ist denkbar, aber noch unsicherer als die vorige.201. Ulp. 8 off. proc. (Lauria 48) De quaestionibus D. 48, 18, 1 pr. - § 2 In criminibus eruendis quaestio adhiberi solet. Sed quando vel quatenus id faciendum sit, videamus. Et non esse a tormentis incipiendum et divus Augustus constituit neque adeo fidem quaestioni adhibendam, sed et epistula divi Hadriani ad Sennium Sabinum continetur. Verba rescripti ita se habent: "Ad tormenta servorum ita demum veniri oportet, cum suspectus est reus et aliis argumentis ita probationi admovetur, ut sola confessio servorum deesse videatur." Idem divus Hadrianus Claudio Quartino rescripsit, quo rescripto illud expressit a suspectissimo incipiendum et a quo facillime posse verum scire iudex crediderit.
PS 5, 14 (-16)202 De testibus et quaestionibus 1 In criminibus eruendis quaestio adhibetur. Sed non statim a tormentis incipiendum est,
ideoque prius argumentis quaerendum,
et si suspicione aliqua reus urgeatur, adhibitis tormentis de sociis et sceleribus suis confiteri compellitur.
Während Ulpian die Folter korrekt als Begleiterscheinung des Sklavenverhörs erörtert und der freie Beschuldigte allenfalls implizit durch Anführung des Hadrianreskripts an Quartinus einbezogen erscheint,203 konzentriert sich der Sentenzenverfasser zunächst auf die in der Provinz damals offenbar übliche Folterung des Beschuldigten, unabhängig von dessen Unfreiheit, welche zwar nicht selten, aber auch nicht die Regel gewesen sein wird. Diese Unschärfe schließt Abhängigkeit nicht aus.204 Ebenda § 13 (Lauria 49) Si servus ad hoc erit manumissus, 201
Ebenda 16, 9 Si servus ad hoc fuerit manumis-
Lauria beachtet weder diese noch die vorige noch die vorvorige, s. S. 42. Zu diesem Titel s. unten S. 114. 203 Zur Problematik der Folterung Freier im Prinzipat Mommsen, Strafrecht 405-08. Weder Mark Aurel noch Paternus noch Modestin sprechen sich in den zitierten Texten (CJ 9, 41, 11; D. 48, 19, 7 u. 3 § 10) klar für die Folter aus; erst Texte des Dominats tun das. 204 Dafür schon Lauria 48. 202
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ne torqueatur, dummodo in caput domini non torqueatur, posse eum torqueri divus Pius rescripsit.
sus, ne torqueatur,
Ebenda De abigeis Coll. 11, 8,1 S. 2 = D. 47,14,1 § 1 S. 2 Ceterum si quis bovem aberrantem vel equos in solitudine relictos abduxerit, non est abigeus, sed fur potius.
PS 5, 18 De abactoribus 4 Qui bovem vel equum errantem quodve aliud pecus abduxerit, furem magis eum quam abactorem constitui placuit.
quaestio de eo nihilo minus haberi potest.
Die Sentenzenstelle ist am Ende etwas wortreicher und zuvor einfacher und allgemeiner als Ulpian, dessen Pferdebeispiel eine eigene Färbung hat, während aliud pecus fehlt; doch sprechen solche Abweichungen nicht schon gegen die Ulpianstelle als Vorlage. Andererseits sind die Gemeinsamkeiten gering.205 Ulp. 7 off. proc. De sacrilegis D. 48, 13, 7 S. 2 u. 3 Sed moderanda poena est usque ad bestiarum damnationem eorum, qui manu facta templum effregerunt et dona dei in noctu tulerunt. Ceterum si qui interdiu modicum aliquid de templo tulit, poena metalli coercendus est aut, si honestiore loco natus sit, deportandus in insulam est.
PS 5, 19 De sacrilegis Qui noctu manu facta praedandi ac depopulandi gratia templum inrumpunt, bestiis obiciuntur; si vero per diem leve aliquid de templo abstulerint, vel deportantur honestiores vel humiliores in metallum damnantur.
Die sachlichen Übereinstimmungen reichen weit,206 wenn die Tat in den Sentenzen auch allgemeiner umschrieben, insbesondere die Strafbarkeit vorverlegt ist; es braucht nichts mehr weggenommen worden zu sein. Das kann jedoch als zeitgemäße Fortentwicklung des literarischen Vorbilds nach den praktischen Erfordernissen am Orte zu erklären sein.
205 206
Lauria beachtet sie nicht, wohl aber die der vorigen Sentenz: S. 49. Von Lauria nicht berücksichtigt, s. S. 49.
3. Die pseudopaulinischen Sentenzen
89
jj) Ulpian, De officio consulis? Ulp. 2 off. cons. De status controversiis D. 22, 3, 14 S. 2 Hs. 2. 3. S. 3 u. 4 sin vero in possessione ingenuitatis sit et libertinus esse dicatur, scilicet eius qui ei controversiam movet, hoc probare debet, qui eum dicit libertum suum; quid enim interest, servum suum quis an libertum contendat? Si quis autem fiducia ingenuitatis suae ultro in se suscipiat probationes ad hoc, ut sententiam ferat pro ingenuitate facientem, hoc est, ingenuum se esse ut pronuntietur, an obtemperare ei debeat, tractari potest. Et non ab re esse opinor morem ei geri probandi se ingenuum et sententiam secundum se dandam, cum nulla captio intercedat iuris.
PS 5, 1 De liberali causa 6
Cui necessitas probandi de ingenuitate sua non incumbit, ultro si ipse probare desideret,
audiendus est.
Ulpian scheint die Frage erstmals aufgeworfen und behutsam eine Antwort vorgeschlagen zu haben. Indes muss der Sentenzenverfasser deshalb nicht unmittelbar aus dieser Ulpianstelle geschöpft haben, sondern mag die Sache kürzer in einer jüngeren, den Punkt zusammenfassenden Äußerung Ulpians oder eines seiner Schüler, also z. B. in Ulpians Ediktkommentar, Marcians Institutionen oder Modestins Pandekten, gefunden haben. Denn wörtliche Anklänge gibt es nur wenige, was aber Entlehnung wiederum nicht ausschließt.207 kk) Ulpian, De appellationibus? Ulp. 4 app. De appellationibus recipiendis D. 49, 1, 8 Illud sciendum est eum, qui provocavit, non debere conviciari ei, a quo appellat; ceterum 207
Nicht erwogen von Lauria, s. S. 48.
PS 5, 35 De reddendis causis appellationum 3 Eum, qui appellat, cum convicio ipsius iudicis appellare non oportet ; ideoque ita
2. Kapitel: Africanische juristische Werke
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oportebit eum plecti. Et ita divi fratres rescripserunt
factum arbitrio principis vindicatur.
Nach den Sentenzen liegt die Sanktion für eine Appellation, welche in eine Beschimpfung des erstinstanzlichen Richters ausartet, im Ermessen des Kaisers, während Ulpian nur davon spricht, dass der schimpfende Appellant bestraft werden muss und die Kaiser so beschieden haben. Dass diese sich wirklich mit jedem ungehörig Appellierenden zu befassen hätten, kann aber nicht ernstlich gesagt werden, weshalb wir es wieder einmal mit einer missglückten, zu weit gehenden Formulierung des Sentenzenverfassers zu tun haben werden, eine Entlehnung also nicht unwahrscheinlich ist.208 ll) Pseudo-Ulpian, Regularum liber singularis209 UR 24 De legatis 16 Post mortem heredis legari non potest, ne ab heredis herede legari videatur, quod iuris civilis ratio non patitur. In mortis autem heredis tempus legari potest velut: "cum heres moriatur".
PS 3, 6 De legatis 5 u. 6 Post mortem heredis legari non potest, quia nihil ab heredis heredi relinqui potest. In mortis tempus tam suae quam heredis eius legata conferri possunt hoc modo: "Lucio Titio, cum morietur, do lego" aut "heres meus dare damnas esto".
UR 1 De libertis 18 Communem servum unus ex dominis manumittendo
PS 4, 12 De manumissionibus 1 Servum communem unus ex dominis manumittendo Latinum facere non potest, nec magis quam civem Romanum. Cuius portio eo casu, quo, si proprius esset, ad civitatem Romanam perveniret, socio adcrescit.
partem suam amittit, eaque adcrescit socio, maxime si eo modo manumiserit, quo, si proprium haberet, civem Romanum facturus esset. Nam si 208
Von Lauria nicht in Betracht gezogen, s. S. 50. Von Lauria, S. 48, nur UR 11, 4 (zu 4, 8, 13) in Betracht gezogen, wenig überzeugend. 209
3. Die pseudopaulinischen Sentenzen
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inter amicos eum manumiserit, plerisque placet eum nihil egisse. Die Rechtsfolge einer formlosen Freilassung nur durch einen Miteigentümer wird in den Regulae widersprüchlich mit Andeutung einer Streitfrage angegeben; in den Sentenzen ist dagegen vorsichtig nur gesagt, was nicht folgt: Latinität. Dies erklärt sich wohl am besten, wenn Vorlage die Stelle aus den Regulae war und deren Widersprüchlichkeit nebst Andeutung einer Streitfrage unterdrückt werden sollten. mm) Marcians Institutionen Marci 1 inst. De statu hominum D. 1, 5, 5 §§ 2 u. 3 = Inst. 1, 4 pr. Ingenui sunt, qui ex matre libera nati sunt; sufficit enim liberam matrem fuisse eo tempore, quo nascitur, licet ancilla concepit. Et e contrario si libera conceperit, deinde ancilla facta pariat, placuit eum qui nascitur liberum nasci (nec interest iustis nuptiis concepit an vulgo), quia non debet calamitas matris nocere si qui in ventre est. Ex hoc quaesitum est, si ancilla praegnas manumissa sit, deinde ancilla postea facta aut expulsa civitate pepererit, liberum an servum pariat. Et Marcellus probat liberum nasci; sufficit enim ei qui in ventre est liberam matrem vel medio tempore habuisse.
PS 2, 24 De liberis agnoscendis 1-3 Si serva conceperit et postea manumissa pepererit, liberum parit; id enim favor libertatis extorsit. Si libera conceperit et ancilla facta pepererit, liberum parit; id enim favor libertatis exposcit. Si ancilla conceperit et medio tempore manumissa sit, rursus facta ancilla pepererit, liberum parit; media enim tempora libertati prodesse, non enim nocere possunt.
Der Sentenzenverfasser stellt schematisch dar, d. h. führt den Gedanken so einfach wie möglich. Das könnte er der Marcianischen Darstellung bewusst haben entgegensetzen wollen, schließt also nicht aus, dass die Marcianstelle (hier nach der Überlieferung in Justinians Institutionen rezensiert) die Vorlage abgab. Immerhin sind in § 3 die wörtlichen Anklänge eng, auch die Reihenfolge der Fälle stimmt genau überein. Doch könnte das auch in einem anderen der nicht wenigen spätklassischen Lehrbücher so gestanden haben.
2. Kapitel: Africanische juristische Werke
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Marci. 7 inst. De legatis D. 33, 7, 17 pr. Item pictoris instrumento legato cerae colores similiaque horum legato cedunt, item peniculi et cauteria et conchae.
PS 3, 6 De legatis 63 Instrumento pictoris legato colores penicilli cauteria et temperandorum colorum vasa debebuntur.
Peniculus, selbst schon Deminutiv, und dessen Deminutiv penicillus bedeuten hier gleichermaßen 'Pinsel', und den conchae, hier 'Muschelschalen', in denen die Farben gemischt wurden,210 entsprechen in den Sentenzen temperandorum colorum vasa; cerae schließlich bezeichnet die bei der enkaustischen Maltechnik (s. cauteria) verwendeten Wachsfarben,211 konnte also in den sich kurz fassenden Sentenzen unter colores mitverstanden werden.212 Ebenda D. 32, 65 §§ 4-7 Pecoribus legatis Cassius scripsit quadrupedes contineri, quae gregatim pascuntur. Et sues autem pecorum appellatione continentur, quia et hi gregatim pascuntur. Sic denique et Homerus in Odyssia ait: "ǻȒİȚȢ IJȩȞ Ȗİ ıȪİııȚ ʌĮȡȒμİȞȩȞ· Į®Ғ įȑ ȞȑμȠȞIJĮȚ ʌĮȡ ȀȩȡĮɤȠȢ ʌȑIJȡ ŗʌȓ IJİ ɤȡȒȞ ǹȡİήȠȪı." Iumentis legatis boves non continentur nec contra. Equis autem legatis et equae continentur. Ovibus legatis agni non continentur. Quamdiu autem agnorum loco sunt, ex usu cuiusque loci sumendum est; nam in quibusdam locis ovium numero esse videntur, cum ad tonsuram venerint.
210
Ebenda 73 u. 74 Pecoribus legatis quadrupedes omnes continentur, quae gregatim pascuntur.
Iumentis legatis boves non continentur. Equis vero legatis equas quoque placuit contineri. Ovibus autem legatis agni non continentur, nisi annuales sint.
Vgl. Plin. nat. hist. 33, 122. O. Rossbach, Art. Enkaustik, RE V 2 (1905) 2574, 47 ff. 212 Lauria, s. S. 52, erwägt Ähnlichkeit nicht. 211
3. Die pseudopaulinischen Sentenzen
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Die Festlegung der Altersgrenze für Lämmer auf ein Jahr ist zwar eine grobe Vereinfachung,213 doch entspricht das der Tendenz des Sentenzenverfassers.214 Marci. 5 inst. De legitimis heredibus D. 38, 16, 9 Si ex pluribus legitimis heredibus quidam omiserint adire hereditatem vel morte vel qua alia ratione impediti fuerint, quo minus adeant, reliquis, qui adierint, adcrescit illorum portio et licet decesserint, antequam adcresceret, hoc ius ad heredes eorum pertinet. Alia causa est instituti heredis et coheredi substituti. Huic enim vivo defertur ex substitutione hereditas, non etiam, si decesserit, heredem eius sequitur.
PS 4, 8 De intestatorum successione 24 Ex pluribus heredibus isdemque legitimis si qui omiserint hereditatem vel in adeundo aliqua ratione fuerint impediti, his, qui adierunt, vel eorum heredibus omittentium portiones adcrescunt. Quod in herede instituto, qui acceperat substitutum, evenire non poterit. Diversa enim causa est scripti et legitimi.
Die selbständig hinzugefügte Schlusssentenz entspricht der Neigung des Sentenzenverfassers zu kurzen Merkregeln.215 nn) Modestins Differentiae Mod. 9 diff. De differentia legatorum quorundam D. 32, 81 pr. u. § 1 Servis legatis etiam ancillas quidem deberi recte putant, quasi commune nomen utrumque sexum contineat; ancillis vero legatis masculos non deberi nemo dubitat. Sed pueris legatis etiam puellae debentur; id non 213
PS 3, 6 De legatis 69 Servis "do lego" legatis ancillae quoque debebuntur, non item servi legatis ancillis;
Mit vier Monaten wurden sie schon entwöhnt, F. Orth, Art. Schaf, RE II A 1 (1921) 385, 54 ff. 214 Vgl. Lauria 52. 215 Für Abhängigkeit auch Lauria 52 f.
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2. Kapitel: Africanische juristische Werke
aeque in puellis pueros contineri dicendum est. Mulieribus vero legatis etiam virgines debentur, sicuti viris legatis etiam pueros deberi respondetur.
sed ancillarum appellatione tam virgines quam servorum pueri continentur, his scilicet exceptis, qui fiduciae dati sunt.
Die Parallelen gehen bemerkenswert weit; und die in den Sentenzen nicht berücksichtigten pueri legati und puellae Modestins brachten keinen neuen rechtlichen Gesichtspunkt. Die beiden zusätzlichen Elemente der Sentenzen schließlich, die Beschränkung auf das Vindikationslegat und der sicherungsübereignete Sklave, können auch bei Modestin gestanden haben, denn in den Digesten ist beides durchweg getilgt worden. Sicher ist die Entlehnung darum freilich nicht.216 oo) Modestins Pandekten217 Mod. 2 pand. De hereditate testamentaria D. 28, 5, 63 § 1 u. 28, 6, 1 pr. Quotiens non apparet, quis heres institutus sit, institutio non valet; quippe evenire potest, si testator complures amicos eodem nomine habeat et ad designationem singulari nomine utatur. [Trib.: nisi ex aliis apertissimis probationibus fuerit revelatum, pro qua persona testator senserit.] Heredes aut instituti dicuntur aut substituti. Instituti primo gradu, substituti secundo vel tertio.
PS 3, 4b De institutione heredum 3 u. 4 Quotiens non apparet, qui sit heres institutus, institutio non valet; quod evenit, si testator plures amicos unius nominis habeat.
Heredes aut instituti aut substituti dicuntur. Instituuntur primo substituuntur secundo vel tertio scripti.
Mod. 3 pand. De hereditate legitima D. 38, 7, 5 pr. Inter adgnatos et cognatos hoc interest, quod in adgnatis et
PS 4, 8 De intestatorum successione 14 Inter agnatos et cognatos hoc interest, quod in agnatis etiam
216 Lauria erwägt sie S. 51. Außerdem schöpfe PS 3, 6, 75 aus Mod. 9 diff. D. 32, 81 § 4, was m.E. nicht besonders wahrscheinlich ist. 217 S. schon Lauria 50 f. u. 51 f. Außerdem erwägt er Mod. sg. heurem. D. 36, 1, 47 für PS 4, 3, 2 u. 4, 4, 4, kaum zu Recht.
3. Die pseudopaulinischen Sentenzen
cognati continentur, in cognatis non utique et adgnati. Verbi gratia patris frater, id est patruus, et adgnatus est et cognatus; matris autem frater, id est avunculus, cognatus est, adgnatus non est.218
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cognati continentur, inter cognatos vero agnati non comprehenduntur. Et ideo patruus et agnatus est et cognatus, avunculus autem cognatus tantummodo est.
pp) Codex Gregorianus CG 15 De delatoribus CJ 10, 11, 3 Gord. 30. 6. 241 Nulla macula vel crimine delatoris adspergitur is, qui, cum ab officialibus fundum seu domum fisci possidere contenderetur, non se sed alium eius rei possessorem esse monstravit.
PS 1, 6b De reis institutis 4 Delator non est,
qui
protegendae causae suae gratia aliquid ad fiscum nuntiat.
Hier ist Abhängigkeit unsicher. CG 3219 Ad senatus consultum Velleianum CJ 4, 29, 6 pr. Alex. 10. 10. 228 Si mater, cum filiorum suorum gereret patrimonium, tutoribus eorum securitatem promiserit et fideiussorem praestiterit vel pignora dederit, quoniam quodammodo suum negotium gessisse videtur, senatus consulti auxilio neque ipsa neque fideiussor ab ea praestitus neque res eius pigneratae adiuvantur. Ebenda 6220 Si mater indemnitatem promiserit CJ 5, 46, 2 Phil. 12. 7. 246 Quaedam pupillorum vestrorum a matre itemque avo paterno admini218
PS 2, 11 Ad senatus consultum Velleianum 2 Mulier, quae tutoribus filiorum suorum indemnitatem promisit,
ad beneficium senatus consulti non pertinet.
Vgl. demgegenüber Paul. sg. grad. D. 38, 10, 10 § 4. Vgl. Rotondi, Scritti I 155, 161. 220 Rotondi, Scritti I 162 f. 219
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2. Kapitel: Africanische juristische Werke
strata eorumque nomine indemnitatem vobis promissam esse adseveratis. Quae si ita sunt et idem pupilli legitimae aetatis effecti non adversus matrem suam itemque avum, sed contra vos congredi malunt, non immerito indemnitatem ab his praestari desiderabitis, quos et administrationem suo pericolo pridem suscepisse proponitis. So wie die Sentenz von den Westgoten überliefert ist, nämlich mit pro hinter quae, ist sie missverständlich und wurde sie in Gallien auch missverstanden, wie die Interpretatio lehrt.221 Tilgt man aber pro, wie Cujas vorschlug,222 so verkürzt sie den Gedanken nur wie üblich, gibt in der Sache aber einen Rechtssatz wieder, der in zwei Konstitutionen des CG festgehalten war, an deren Wortschatz sie sich anlehnt. CG 11, ca. 25223 De distractione pignorum CJ 8, 27, 10 Diocl. 5. 10. 290 Et qui sub imagine alterius personae, quam supposuerat, iugiter tenet, cum sibi negotium gerat, alienasse non videtur. Iure enim pignoris obligatum praedium neque si per subiectam personam creditor comparaverit neque si sibi addixerit, debitori adfert praeiudicium, sed in eadem causa permanet, in qua fuit ante huiusmodi collusionem. Sane si debitorem distrahente comparaverit, consensu emptionem perfectam, si neque dolus adversarii neque metus causa gesta arguentur, revocari exemplo grave est. Si igitur poteris evidentibus probationi-
PS 2, 13 De fiducia 4 Si per suppositam personam creditor pignus suum invito debitore comparaverit, emptio non videtur;
221 Abgedruckt in Seckel/Küblers Ausgabe der PS zdSt. Absicht der Westgoten waltete hier gewiss nicht. 222 Cujas, Opera I 343 B. 223 Vgl. Rotondi, Scritti I 165. Lauria 55.
3. Die pseudopaulinischen Sentenzen
bus monstrare creditorem per suppositam imaginarii emptoris personam semper possessionem tenuisse nec vendita bona fide praedia postea sinceriter comparasse, potes oblata pecunia cum usuris ad restituitonem creditorem compellere.
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et ideo quandoque lui potest. Ex hoc enim causa pignoris vel fiduciae finiri non potest.
Die in der Sentenz an den Schluss gestellte, leicht verallgemeinernde Begründung steht im Reskript der Sache nach schon im zweiten Satz (Iure ... collusionem). Die an der Sentenz gerügte Unstimmigkeit, dass im fiducia-Titel zunächst nur von pignus die Rede ist und die fiducia erst am Schluss einbezogen wird,224 erklärt sich zwanglos, wenn die Vorlage ein Reskript zu einem pignus-Fall war. CG 3225 De nautico fenore CJ 4, 33, 2 Diocl. 12. 3. 286 Traiecticiam pecuniam, quae periculo creditoris datur, tamdiu liberam esse ab observatione communium usurarum, quamdiu navis ad portum appulerit, manifestum est. CG 4, ca. 15226 Si quis alteri vel sibi sub alterius nomine vel aliena pecunia emerit CJ 4, 50, 1 Carac. 30. 7. 213 Si pecunia patris fundus mancipiaque comparata sunt, tamen, cum emptiones matris tuae nomine factas esse proponis, ignorare non debes traditione matrem tuam dominam fuisse constitutam. Plane si pecuniae petitionem competere tibi propter numerationem pretii existimas, civiliter consiste. 224
PS 2, 14 De usuris 3 Traiecticia pecunia propter periculum creditoris, quamdiu navigat navis, infinitas usuras recipere potest. PS 2, 17 Ex empto et vendito 14 Fundus eius esse videtur, cuius nomine comparatus est, non a quo pecunia numerata est, si tamen fundus comparatori sit traditus.
Seckel/Kübler in ihrer Ausgabe. Mit Recht nimmt daran keinen Anstoß B. Noordraven, Die Fiduzia im röm. Recht (Amsterdam 1999) 262. 225 Vgl. Rotondi, Scritti I 161 f. Lauria beachtet diese Parallele ebenso wenig wie die folgende, s. S. 55 f. 226 Vgl. Rotondi, Scritti I 162.
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2. Kapitel: Africanische juristische Werke
Drei weitere Reskripte aus demselben CG-Titel haben ebenfalls einen Kauf mit fremdem Geld und Übergabe an den Käufer zum Gegenstand,227 doch steht das angeführte der Sentenz am nächsten; ihr Verfasser wird aber den ganzen Titel gekannt haben. CG 4, ca. 30 De locato et conducto CJ 4, 65, 1 u. 4 Carac. 4. 1. 213 u. Alex. 1. 12. 222 Dominus horreorum periculum vis maioris vel effracturam latronum conductori praestare non cogitur. His cessantibus si quid extrinsecus ex depositis rebus inlaesis horreis perierit, damnum depositarum rerum sarciri debet. Et divi Pii228 et Antonini litteris certa forma est, ut domini horreorum effractorum eiusmodi querellas deferentibus custodes exhibere necesse habeant nec ultra periculo subiecti sint. Quod vos quoque adito praeside provinciae impetrabitis. Qui si maiorem animadversionem exigere rem deprehenderit, ad Domitium Ulpianum praefectum praetorio et parentem meum reos mittere curabit. Sed qui domini horreorum nominatim etiam custodiam repromiserunt, fidem exhibere debent.
PS 2, 18 De locato et conducto 3 Dominus horreorum effractis et compilatis horreis non tenetur, nisi custodiam eorum recepit;
servi tamen eius, cum quo contractum est, propter aedificiorum notitiam in quaestionem peti possunt.
Auch hier schöpfte der Sentenzenverfasser offenbar aus mehreren Reskripten des einschlägigen CG-Titels;229 womöglich sind uns gar nicht alle im CJ bewahrt, sondern enthielt der Gregorianus auch die im zweiten Reskript zitierten. Die gleich zu Beginn berücksichtigte besondere Übernahme der Bewachung konnte er dem Schluss des zweiten Reskripts entnehmen.
227 CJ 4, 50, 3 u. 6 u. 8. Zur Sache F. Pringsheim, Der Kauf mit fremdem Geld (Leipzig 1916) 89-113. 228 Zitiert bei Paul. sg. off. praef. vig. D. 1, 15, 3 § 2. 229 S. schon Lauria 56.
3. Die pseudopaulinischen Sentenzen
CG 5230 De nuptiis CJ 5, 4, 3 Sev. 13. 11. 196 Libertum, qui patronam seu patroni filiam vel coniugem vel neptem vel proneptem uxorem ducere ausus est, apud competentem iudicem accusare poteris moribus temporum meorum congruentem sententiam daturum, quae huiusmodi coniunctiones odiosas esse merito duxerunt.
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PS 2, 19 De nuptiis 9 Libertum, qui ad nuptias patronae vel uxoris filiaeque patroni adfectaverit, pro dignitate personae metalli poena vel operis publici coerceri placuit.
Der Sentenzenverfasser hätte nach seiner Art die Begründung wieder weggelassen und die Strafe konkretisiert; auch dies würde zu ihm passen. CG 7 oder 8231 Quemadmodum scriptus heres in possessionem mittatur CJ 6, 33, 1 u. 2 Sev. 20. 11. 196 u. Alex. 27. 10. 223 Cum inter institutum et substitutum controversia moveatur, eum, qui primo loco institutus est, induci in possessionem oportet. Quamvis quis se filium defuncti praeteritum esse adleget aut falsum vel inofficiosum testamentum seu alio vitio subiectum vel servus defunctus esse dicatur, tamen scriptus heres in possessionem mitti solet.
230
PS 3, 5 De missione Hadriana232 14 u. 15 (Lauria 56)
Sive falsum sive ruptum sive irritum dicatur esse testamentum, salva eorum disceptatione scriptus heres iure in possessionem mitti desiderat. Si inter heredem institutum et substitutum controversia sit, magis placet eum in possessionem rerum hereditariarum mitti, qui primo loco scriptus est.
Vgl. Rotondi, Scritti I 155 u. 162. Von Lauria übergangen, s. S. 56. Vgl. Rotondi, Scritti I 163. Lauria 56. 232 Die Rubrik des Breviars Ad SC Silanianum deckt nur die §§ 1-12, allenfalls noch 13 ab. Vermutlich ist eine Rubrik ausgefallen, vielleicht unleserlich geworden. Vgl. Krüger in der Praefatio seiner PS-Ausgabe S. 43. 231
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2. Kapitel: Africanische juristische Werke
Auch hier (s. schon S. 96 f. u. 99 f.) hat der Sentenzenverfasser die durch die Zufälligkeit der Chronologie zustandegekommene Ordnung im Gregorianus unter systematischen Gesichtspunkten korrigiert. CG 8 De legatis CJ 6, 37, 3 Carac. 26. 4. 211 Qui post testamentum factum praedia, quae legavit, pignori vel hypothecae233 dedit, mutasse voluntatem circa legatariorum personam non videtur. Et ideo [Trib.: etiam si in personam actio electa est] recte placuit ab herede praedia liberari.
PS 3, 6 De legatis 16 (Lauria 56) Rem legatam testator si postea pignori vel fiduciae dederit, ex eo voluntatem mutasse non videtur.
Das Reskript234 war auch in der Schrift zitiert, die Justinians Institutionen 2, 20 § 12 zugrunde lag, vielleicht Marcians Institutionen, weshalb der Sentenzenverfasser auch dort geschöpft haben könnte. CG 2235 De inofficioso testamento CJ 3, 28, 3 Sev. 24. 6. 197 Si mater filiis duobus institutis tertio post testamentum nato, cum mutare idem testamentum potuisset, hoc facere neglexisset, merito utpote non iustis rationibus neglectus de inofficioso querellam instituere poterat. Sed cum eam in puerperio vita cessisse proponas, repentini casus iniquitas per coniecturam maternae pietatis emendanda est. Quare filio tuo, cui nihil praeter maternum fatum imputari potest, perinde virilem portionem tribuendam esse censemus, ac si omnes filios heredes instituisset. Sin autem 233
PS 4, 5 De inofficiosi querella 2 (Lauria 56) Post factum a matre testamentum filius procreatus, non mutata ab ea cum possit voluntate, ad exemplum praeteriti inofficiosi querellam recte instituit.
Wenn im CG fiduciae wie in den PS stand, hätten das die Kompilatoren geändert. S. schon Lauria 56. 235 Vgl. Rotondi, Scritti I 160 f. Lauria 56. 234
3. Die pseudopaulinischen Sentenzen
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heredes scripti extranei erant, tunc de inofficioso testamento actionem instituere non prohibetur. Von den Besonderheiten des konkreten Falles wird in der Sentenz ganz abgesehen, doch hat die Variante des letzten Satzes zur Verallgemeinerung gleich zu Beginn geführt.236 CG 9, ca. 30 De praescriptione longi temporis CJ 7, 33, 1 Sev./Carac. 3. 12. 202 Cum post motam [Trib.: et omissam] quaestionem res ad nova dominia [Trib.: bona fide] transierint et exinde novi viginti anni intercesserint sine interpellatione, non est inquietanda quae nunc possidet persona, quae sicut accessione prioris domini non utitur, qui est inquietatus, ita nec impedienda est, quod ei mota controversia sit. Quod si prior possessor inquietatus est, etsi postea per longum tempus sine aliqua interpellatione in possessione remansit, tamen non potest uti longi temporis praescriptione. Quod etiam in re publica servari oportet.
PS 5, 2 De usucapione 5 Si post motam intra tempora quaestionem res ad novum dominum emptione transierit nec is per viginti annos fuerit inquietatus, avelli ei possessionem non oportet.
Hier lässt die Sentenz Begründung und Varianten beiseite.237 CG 10, ca. 2238 Quomodo et quando iudex sententiam proferre debet praesentibus partibus vel una absente CJ 7, 43, 8 u. 9 Diocl. 29. 9. u. 22. 10. 290 u. 7, 65, 1 Carac. 7. 7. 213 236
PS 5, 5a De effectu sententiarum et finibus litium 6
Kaser, RP II 514 u. Fn. 16, spricht auch auf die Sentenz bezogen von Unfähigkeit und ordnet sie spät ein. Dabei verkennt er, dass es hier um eine Enterbung durch die Mutter geht und schon Septimius Severus, beraten von Papinian, so entschied, s. zu CJ 3, 28, 3 Honoré, Emperors 77 f. u. Fnn. 13 u. 20. 237 Vgl. Lauria 57. 238 Vgl. Rotondi, Scritti I 165.
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2. Kapitel: Africanische juristische Werke
Consentaneum iuri fuit temporibus ad praesentiam partis adversae praescriptis praesidem provinciae impleta iuris sollemnitate et adversario tuo trinis litteris vel uno pro omnibus peremptorio edicto, ut praesentiam sui faceret, commonefacto, si in eadem contumacia perseveravit, praesentis adlegationes audire. Quod vel successor eius facere curabit. A quo ter citatus si contumaciter praesentiam sui facere neglexerit, non abs re erit vel ad cogendum eum, ut se repraesentaret, possessionem bonorum cui incumbit ad te transferre et adversarium petitorem constituere, vel auditis defensionibus tuis id quod iuris ratio exegerit iudicare. Tres denuntiationes ad peremptorii edicti vicem adversus contumaces convalescere salubriter statutum est. Eius, qui per contumaciam absens, cum ad agendam causam vocatus esset, condemnatus est negotio prius summatim perscrutato, appellatio recipi non potest.
Trinis litteris vel edictis aut uno pro omnibus dato aut trina denuntiatione conventus nisi ad iudicem, ad quem sibi denuntiatum est aut cuius litteris vel edicto conventus est, venerit, quasi in contumacem
dicta sentential auctoritatem rerum iudicatarum obtinet;
quin immo nec appellari ab eo potest.
Auch hier könnte die Sentenz die Quintessenz mehrerer Reskripte zusammengefasst haben, von denen das letzte jedenfalls im CJ in einem späteren Titel vorkommt und deshalb auch schon im CG an späterem Ort eingeordnet gewesen zu sein scheint; doch könnte dieser spätere Titel auch erst im CTh gebildet worden sein, woher die Hauptmasse des Materials dieses CJ-Titels stammt;239 dort kommt nur die erste, unsere dritte Konstitution, aus dem CG. Allerdings mag der Sentenzenverfasser, um die Prinzipien des Versäumnisverfahrens im Kognitionsprozess zu finden, auch anderswo haben nachschlagen können.240
239 240
Vgl. CJ 7, 65 u. CTh 11, 36. Vgl. Ulp. 4 omn. trib. D. 5, 1, 73. Lauria schweigt dazu, s. S. 57 u. 48.
3. Die pseudopaulinischen Sentenzen
CG 15 De maleficis et Manichaeis Coll. 15, 3 Diocl. 1. 4. 297 Otia maxima interdum homines in communione condicionis naturae humanae modum excedere hortantur et quaedam genera inanissima ac turpissima doctrinae superstitionis inducere suadent, ut sui erroris arbitrio pertrahere et alios multos videantur, Iuliane karissime. Sed dii inmortales providentia sua ordinare et disponere dignati sunt, quae bona et vera sunt ut multorum et bonorum et egregiorum virorum et sapientissimorum consilio et tractatu inlibata probarentur et statuerentur, quibus nec obviam ire nec resistere fas est, neque reprehendi a nova vetus religio deberet. Maximi enim criminis est retractare quae semel ab antiquis statuta et definita suum statum et cursum tenent ac possident. Unde pertinaciam pravae mentis nequissimorum hominum punire ingens nobis studium est; hi enim, qui novellas et inauditas sectas veterioribus religionibus obponunt, ut pro arbitrio suo pravo excludant quae divinitus concessa sunt quondam nobis, de quibus sollertia tua serenitati nostrae retulit, Manichaei, audivimus eos nuperrime veluti nova inopinata prodigia in hunc mundum de Persica adversaria nobis gente progressa vel orta esse et multa facinora ibi committere, populos namque quietos perturbare nec non et civitatibus maxima detrimenta inserere; et verendum est, ne forte, ut fieri adsolet, accedenti tempore conentur execrandas consuetudines et scaevas leges Persa-
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PS 5, 21 De vaticinatoribus et mathematicis 2
Qui novas
sectas
vel ratione incognitas religiones
inducunt,
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2. Kapitel: Africanische juristische Werke
rum innocentioris naturae homines, Romanam gentem modestam atque tranquillam et universum orbem nostrum veluti venenis de suis malivolis inficere. Et quia omnia, quae pandit prudentia tua in relatione religionis illorum, genera maleficiorum statutis evidentissime sunt exquisita et inventa commenta. Ideo aerumnas atque poenas debitas et condignas illis statuimus. Iubemus namque auctores quidem ac principes una cum abominandis scripturis eorum severiori poenae subici, ita ut flammeis ignibus exurantur; consentaneos vero et usque adeo contentiosos capite puniri praecipimus, et eorum bona fisco nostro vindicari sancimus. Si qui sane etiam honorati aut cuiuslibet dignitatis vel maiores personae ad adhuc inauditam et turpem atque per omnia infamem sectam, vel ad doctrinam Persarum se transtulerint, eorum patrimonia fisco nostro adsociari facies, ipsos quoque Phaenensibus vel Proconnensibus metallis dari. Ut igitur stirpitus amputari lues haec nequitiae de saeculo beatissimo nostro possit, devotio tua iussis ac statutis tranquillitatis nostrae maturet obsecundare.
ex quibus animi hominum moveantur,
honestiores deportantur, humiliores capite puniuntur. (honestiores
deportantur, s. ob.)
Auch wenn der Sentenzenverfasser die führenden Manichäern angedrohte qualifizierte Todesstrafe (Feuertod) übergangen und für Standespersonen die entehrende Bergwerksstrafe zur Deportation abgemildert hätte, sprechen alle Tatmerkmale: novas sectas, incognitas religiones, animi hominum moventur, für das Manichäergesetz, das all diese Stichworte so oder ähnlich enthält. Ob es allerdings über eine Neuausgabe des CG oder extravagant zu seiner Kenntnis gelangt ist, muss offen bleiben.
3. Die pseudopaulinischen Sentenzen
105
qq) Codex Hermogenianus CH De pactis et transactionibus Cs. 4, 10 Diocl. 293 Pactum neque contra bonos mores neque contra leges emissum valet.
PS 1, 1 De pactis et conventis vel transactionibus 4 Neque contra leges neque contra bonos mores pacisci possumus.
Kürze und Schlichtheit der Texte machen ein Urteil unsicher. CH De testibus CJ 4, 20, 6 Diocl. 2. 12. 294 Parentes et liberi invicem adversus se nec volentes ad testimonium admittendi sunt.
PS 5, 15 (14-16) De testibus et quaestionibus 3 Adversus se invicem parentes et liberi, itemque liberti nec volentes ad testimonium admittendi sunt, quia rei verae testimonium necessitudo personarum plerumque corrumpit.
Einbeziehung der Freigelassenen und Begründung, die im Reskript fehlt, schließen nicht aus, dass dem Sentenzenverfasser hier dieses Reskript als Vorlage diente, sichern das freilich auch nicht ab.241 CH De furtis et de servo corrupto CJ 6, 2, 13 Diocl. 1. 12. 293 Post decisionem furti leges agi prohibent. Quod si non transegisti, sed de sublatis partem tantum accepisti, residuam vindicare vel condicere et actione furti apud praesidem agere potes.
PS 2, 31 De furtis 34 Res subrepta si in domini potestatem reversa sit, cessat furti actio.
Die nach spätklassischer Dogmatik242 befremdliche Aussage der Sentenzen erklärt sich zwanglos,243 wenn man beachtet, dass auch nach Diokletian (bzw. Hermogenian) ein Vergleich mit dem Dieb weit wirkte und schon der Rück241
Dafür Lauria 57. Verf. (o. Fn. 128) 92-94. 243 E. Levy, Weströmisches Vulgarrecht. Das Obligationenrecht (Weimar 1956) 314, u. A. Völkl, SZ 110 (1993) 449, legen m. E. zu viel in die Stelle hinein. 242
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2. Kapitel: Africanische juristische Werke
empfang eines Teils der Beute als Teilvergleich gedeutet wurde, der insoweit auch die actio furti zum Erlöschen brachte. Daraus kann der Sentenzenverfasser a minore ad maius auf die Lösung des Grundfalls: dass die gestohlene Sache (ganz) zurückgegeben wird, geschlossen haben. Freilich verallgemeinert er weiter: Jede Rückkehr in den Machtbereich des Eigentümers wirke wie ein Vergleich. Das ist von der Konstitution nicht mehr gedeckt. Dagegen hatte auch sie nur den Eigentümer als Bestohlenen in Betracht gezogen, wahrscheinlich weil der anfragende Domnus sich in der Eingabe als Eigentümer präsentiert hatte. CH De quaestionibus CJ 9, 41, 15 Diocl. 9. 4. 294 Interrogari servos de facto suo non solum in criminali causa, sed etiam in pecuniaria, veluti quando per eum depositi vel commodati nomine vel in aliis causis legibus cognitis res aliis praestitae sunt, posse non ambigitur.
PS 5, (14-)16 De testibus et quaestionibus 1 Servum de facto in se interrogari ratio aequitatis ostendit; nec enim obesse ei debet, qui per servum aliquid sine cautione commodat vel deponit.
Auch hier hätte der Sentenzenverfasser den etwas schroffen Ton des Reskripts durch verbindliche Ausführung des Hauptarguments eingängig gemacht.244 Wenn es also auch nicht ganz sicher ist, so lag es für den Sentenzenverfasser doch nahe, neben dem Codex Gregorianus auch den Hermogenianus zu nutzen, war dieser doch nur wenige Jahre nach jenem erschienen, eine Art Fortsetzung. Das bedeutet aber nicht, dass er ebenso gründlich wie jener ausgewertet worden sein muss, auch nicht proportional; er war etwa ein Drittel so umfangreich wie jener.245 Auch im Breviar wurde er nur noch ergänzend herangezogen, weil er nun einmal neben dem Gregorianus umlief, mehr um der Komplettierung willen als aus genuinem Interesse daran, was er Eigenes zu bieten hatte. Deshalb ist es keineswegs ungereimt, dass der Sentenzenverfasser ein diokletianisches Reformedikt vom 18. März 294 übergangen hat,246 ganz abgesehen davon, dass nicht mit Sicherheit angenommen werden kann, dass dieses im Hermogenianus schon seit der ersten Auflage enthalten war. Er enthielt nämlich vornehmlich Privatreskripte der Jahre 293 und 294, die
244
Dafür Lauria 57 f. Verf., Hermog. 23 f. 246 PS 5, 33, 1 kennt offenbar noch nicht CJ 7, 62, 6 (wozu auch 3, 3, 2; 3, 11, 1; und 7, 53, 8 gehörten), §§ 4-6. 245
3. Die pseudopaulinischen Sentenzen
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Hermogenian selbst entworfen hatte, und dazu gehörten die damaligen Edikte nicht.247 rr) Werk ungewiss Die bisher zusammengestellten textlichen Vorbilder von Sentenzenstellen konnten alle bestimmten älteren Werken zugeordnet werden. Das muss aber nicht bei jedem älteren Text von hinreichender Individualität mit Wahrscheinlichkeit möglich sein; vielmehr herrschten, wie oben S. 60 schon angedeutet, freie Zitiergewohnheiten. Jedenfalls erscheint es bei mehreren Kaiserkonstitutionen von Hadrian, Antoninus Pius, Septimius Severus, Caracalla und Alexander Severus zweifelhaft, dass der Sentenzenverfasser sie unmittelbar aus dem Codex Gregorianus kannte und nicht vielmehr aus einer jüngeren Juristenschrift, die sie verarbeitete, etwa Ulpians oder Marcians. Caracalla 21. 12. 212 CJ 9, 50, 1 Eorum demum bona fisco vindicantur, qui conscientia delati admissique criminis metuque futurae sententiae manus sibi intulerint. Eapropter fratrem vel patrem tuum si nullo delato crimine, dolore aliquo corporis aut taedio vitae aut furore aut insania aut aliquo casu suspendio vitam finisse constiterit, bona eorum tam ex testamento quam ab intestato ad successores pertinebunt. Marcian sg. delat. D. 48, 21, 3 §§ 3 u. 4 Ergo ita demum dicendum est bona eius, qui manus sibi intulit, fisco vindicari, si eo crimine nexus fuit, ut, si convinceretur, bonis careat. Si quis autem taedio vitae vel inpatientia doloris alicuius vel alio modo vitam finierit, successorem habere divus Antoninus rescripsit. 247
PS 5, 12: De iure fisci et populi 1c Eius bona, qui sibi ob aliquod admissum flagitium mortem conscivit, fisco vindicantur. Quod si id taedio vitae aut pudore aeris alieni vel valetudinis alicuius impatientia admisit, non inquietabuntur, sed ordinariae successioni relinquuntur.
Honoré, Emperors 163-81, bes. 177 ff., u. Palingenesia Nr. 1729-2705, bes. Nr. 2243-46 u. dazu S. 163-65.
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2. Kapitel: Africanische juristische Werke
Marcian zitiert offenbar das Caracallareskript, steht der Sentenzenstelle aber insofern näher als dieses selbst, als er von inpatientia doloris alicuius und die Sentenzen von valetudinis alicuius impatientia sprechen, während es im Reskript dolore aliquo corporis geheißen hatte. Andererseits entspricht der erste Satz der Sentenzenstelle dem ersten der Konstitution und nicht Marcians, der hier zu diesem Problem weiter ausholte (pr. – § 2). Doch könnte er etwa in seinen Institutionen auf das Reskript noch einmal, hier aber kurz zu sprechen gekommen sein. Severus bei Paul. 1 iur. fisc. D. 34, 9, 5 § 9 Aetati eius, qui accusavit, ignoscitur et maxime si tutor vel curator dicere falsum vel inofficiosum velit; et ita imperatores Severus et Antoninus rescripserunt.
Ebenda 4 Aetati eius, qui accusat testamentum, si non obtineat, succurri solet in id, quod ita amisit, maxime si tutoris aut curatoris consilio actio instituta sit.
Das Reskript aus der Zeit der (jedenfalls beim Reskribieren nur formellen) Mitherrschaft Caracallas (197-211) stand außer bei Paulus vermutlich auch im Codex Gregorianus, wurde aber wohl noch in anderen spätklassischen Juristenschriften angeführt. Dass der Sentenzenverfasser es gerade aus dieser Paulusschrift bezogen hätte, ist deshalb weniger wahrscheinlich, weil er mit in id usw. eine Einschränkung vorsieht, die jedenfalls im überlieferten Paulustext keine Stütze findet. Marcian sg. delat. D. 49, 14, 22 § 2 Lites donatas se non suscipere divus Pius rescripsit, licet bona relicturum se quis profiteatur; vel partem bonorum donatam non suscipere. Et adiecit et illum dignum fuisse puniri pro tam turpi tamque invidioso commento, nisi durum esse videbatur in ultro venientem poenam statuere.
Ebenda 7–9a Litem in perniciem privatorum fisco donari non oportet nec ab eodem donata suscipi.
3. Die pseudopaulinischen Sentenzen
Inst. 2, 17 § 8 (aus Marcian. inst.?)248 Eadem oratione expressit (sc. divus Pertinax) non admissurum se hereditatem eius, qui litis causa principem heredem reliquerit, neque tabulas non legitime factas, in quibus ipse ob eam causam heres institutus erat, probaturum neque ex nuda voce heredis nomen admissurum
neque ex ulla scriptura, cui iuris auctoritas desit, aliquid adepturum. Secundum haec divi quoque Severus et Antoninus saepissime rescripserunt: "licet enim" inquiunt "legibus soluti sumus, attamen legibus vivimus". CG 7 oder 8249 Quemadmodum testamenta ordinantur CJ 6, 23, 3 Alex. 22.12.232 Ex imperfecto testamento nec imperatorem hereditatem vindicare saepe constitutum est. Licet enim lex imperii sollemnibus iurs imperatorem solverit, nihil tamen tam proprium imperii est, ut legibus vivere.
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Imperatorem litis causa heredem institui invidiosum est; nec enim calumniandi facultatem ex principali maiestate capi oportet. Ex nuda pollicitatione nulla actio nascitur; ideoque eius bona, qui se heredem imperatorem facturum esse iactaverat, a fisco occupari non possunt. Ex imperfecto testamento legata vel fideicommissa imperatorem vindicare inverecundum est; decet enim tantae maiestati eas servare leges, quibus ipse solutus esse videtur.
Im letzten Satz (Ex imperfecto ...) stehen die Sentenzen der Konstitution in der Ausdrucksweise näher als der hier einen klassischen Text ausschreibenden Institutionenstelle. Inhaltlich dagegen handelt die Konstitution von Erbeinsetzung, der Autor der Institutionenstelle von aliquid adipisci und der Sentenzenverfasser von 248 A. Zocco-Rosa, Imperatoris Iustiniani institutionum palingenesia I (Catania 1908) 399 f. Lauria 59 spricht sich für jene Marcianstelle als Quelle der Sentenz aus. 249 Vgl. Rotondi, Scritti I 163 f.
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2. Kapitel: Africanische juristische Werke
legata vel fideicommissa, was dem Institutionentext näher steht. Wie die Konstitution sagt, gab es aber noch zahlreiche weitere Konstitutionen zum selben Gegenstand. Hadrian bei Men. 3 re mil. De delictis militum D. 49, 16, 6 § 7 Qui se vulneravit vel alias mortem sibi conscivit, imperator Hadrianus rescripsit, ut modus eius rei statutus sit, ut, si impatientia doloris aut taedio vitae aut morbo aut furore aut pudore mori maluit, non animadvertatur in eum, sed ignominia mittatur; si nihil tale praetendat, capite puniatur. Per vinum aut lasciviam lapsis capitalis poena remittenda est et militiae mutatio irroganda.
PS 5, 31 De poenis militum D. 48, 19, 38 § 12 Miles, qui sibi manus intulit nec factum peregit, nisi inpatientia doloris aut morbi luctusve alicuius vel alia causa fecerit, capite puniendus est; alias cum ignominia mittendus est.
Das Hadrianreskript wird in allen einschlägigen Monografien zitiert gewesen sein. Gai 4 De interdictis 154 S. 3 namque eum, qui a me vi aut clam aut precario possidet, inpune deicio.
PS 5, 6 De interdictis 7 Qui vi aut clam aut precario possidet ab adversario, impune deicitur.
Die Aussage zum Anwendungsbereich des Interdikts Unde vi ergibt sich zum größeren Teil schon aus der Formel, weshalb es in vielen Darstellungen des Besitzschutzrechts ähnlich geheißen haben kann. Wenn es, um zusammenzufassen, so scheint, als schöpften die Sentenzen hauptsächlich aus Ulpian einschließlich Pseudo-Ulpian (UR), so ist bei diesem Ergebnis auch zu bedenken, dass von diesem Juristen weitaus am meisten erhalten ist, Entlehnungen von ihm also viel häufiger feststellbar sind (zusammen höchstens 52 Sentenzen). Jedoch ist von Paulus knapp halb so viel erhalten, und doch ließen sich nur ein gutes Viertel so viele Entlehnungen ausmachen (allenfalls 14 Sentenzen). Daneben sind Marcian (sieben Entlehnungen feststellbar), Papinian (sechs) und Modestin (vier) benützt, aber anscheinend allenfalls mit je zwei Werken; ausgiebig wieder der Codex Gregorianus (14) und, wiewohl vergleichsweise geringfügig, der Hermogenianus (vier).
3. Die pseudopaulinischen Sentenzen
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Die Konfrontationen beleuchten den Abstand der Sentenzen von den Spätklassikern, vor allem in der Darstellung. Die Sentenzen vereinfachen stark, verallgemeinern und sehen von Spezialproblemen ab. Soweit sie sich sachlich eng an die Vorlage halten, sind sie aber wortreicher; dem Leser sollen keine allzu scharfsinnigen Abstraktionen zugemutet werden. Andererseits geraten die Summierungen nicht selten zu allgemein. Missverständlich werden Sentenzen indes auch umgekehrt durch pointierende Verengung der vorgefundenen Aussage. Mitunter ist eingeflochten, dass ein Umstand auch erwiesen sein muss;250 im allgemeinen aber verstand es sich für den Sentenzenverfasser und seine Adressaten noch von selbst, dass Rechtssätze nur dann anwendbar sind, wenn ihre tatsächlichen Voraussetzungen feststehen. f) Ordnung Angeordnet ist der Stoff sinnvollerweise nach dem vom Gregorianus entwickelten und im Hermogenianus weitergeführten Codexsystem,251 einem weiterentwickelten Digestensystem, bei dem die Materien von dessen zweitem, mit der Zeit immer umfangreicher gewordenen Teil weitgehend aufgelöst und im Ediktteil an passender Stelle untergebracht waren. So verblieben hinten nur mehr Schenkungen, ius fisci, öffentliches Strafrecht und Appellationen, eine auch in sich einleuchtende Folge. Auch der im Digestensystem noch nicht auszumachende Sachtitel De usuris (PS 2, 14) hatte im CG (s. CJ 4, 32, 1 - 17) und offenbar auch im CH (daher CJ 4, 32, 18 – 24 und offenbar auch 4, 33, 5) ein Vorbild, das seinerseits von der Paulinischen Monografie De usuris angeregt sein wird; untergebracht wurde der Titel sinnvollerweise bei anderen Sonderkomplexen aus dem Kreditrecht, s. CJ 4, 28 – 30, und PS 2, 10 f. und 13. Die systematische Anordnung im Einzelnen ist aber oft sorglos, auch wenn man die geringeren Anforderungen an eine Systematik in Rechnung stellt, die im Altertum im Vergleich zu heute galten. Dem Verfasser besonders wichtige Rechtssätze kommen mehrmals vor. So hat er die Schenkung von Todes wegen, außer zu Beginn des Sachtitels im dritten Buch, auch schon im zweiten zu Beginn
250
PS 2, 1, 3 et hoc liquido appareat; 3, 6, 60 manifeste; 4, 8, 15 vel causam probaverunt; u. 5, 4, 17 quo agnosci possit. Nicht zu tadeln ist dagegen PS 1, 1a, 13; 1, 13b, 6; 2, 17, 12; 5, 1, 6; 5, 5a, 3; 5, 11, 2; 5, 16, 3 u. 5, 22, 6, wo überall mit Recht auf besondere Beweisanforderungen oder Beweislastfragen hingewiesen ist. 251 Verf., Hermog. 26 f. u. 110; u. schon G. Scherillo, St. Riccobono I (Palermo 1936) 39-69, der auch bemerkt, dass damit schon einzelne Spätklassiker wie Paulus in seinem Ediktkommentar begonnen hatten (zusammenfassend S. 68 f.). Andererseits hafteten die Sentenzen manchmal doch noch eng am Edikt, s. etwa W. Waldstein, Operae libertorum (Wien 1986) 38 f.; zu einseitig daran ausgerichtet F. Schulz, SZ 47 (1927) 39-52.
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2. Kapitel: Africanische juristische Werke
des Titels über Ehegattenschenkungen umschrieben.252 Dass dem Gemeinschuldner im Konkurs seine unfreie Konkubine und natürlichen Kinder zu belassen sind, begegnet im ersten Buch und die entsprechende Regelung beim Generalpfand im fünften;253 dass Ehebruchsprozesse nicht vertagt werden dürfen, im ersten und im zweiten.254 Überhaupt sind im Titel De iudiciis Einzelheiten unter anderem aus dem Kauf-, Privatstraf-, öffentlichen Straf- und Strafprozessrecht in bunter Mischung vorweggenommen.255 Dass eine verbotene Verwandtenehe der Frau verziehen werden kann, steht im Eheschließungs- und im Ehebruchstitel.256 Dass eine Berufungsbegründung den erstinstanzlichen Richter nicht beleidigen sollte, lesen wir sowohl im Injurientitel als auch im Titel über die Begründung der Berufung.257 Dass es der maiestas des Kaisers und Gesetzgebers ziemt, sich an die Gesetze zu halten, findet sich im Testaments- und im Fiskalrecht.258 Dass sich ein Gläubiger, der eigenmächtig Sachen des Schuldners zum Pfand nimmt, strafbar macht, kommt bei den Zinsen und im Strafrecht zur Sprache.259 Die Lex Cornelia de falsis hat im vierten Buch einen Titel beim Erbrecht, De lege Cornelia, und im fünften beim öffentlichen Strafrecht, Ad legem Corneliam testamentariam.260 Im zweiten Buch, zwischen pecunia constituta und commodatum, gibt es einen Titel De contractibus, wo die Stipulation definiert ist. Aber auch im fünften Buch haben wir den dort traditionell verorteten Titel De obligationibus (wie ersichtlich zu ergänzen ist), wo noch einmal die Stipulation von Grund auf abgehandelt ist.261 Das fünfte Buch hat, nach dem Vorbild Ulpians in Buch 7 De officio proconsulis, im Kriminalstrafrecht einen besonderen Titel De vaticinatoribus et mathematicis.262 Aber am Ende des wenig späteren Titels Ad legem Corneliam de sicariis et veneficis
252
PS 2, 23, 1 u. 3, 7, 1. PS 1, 13a, 1g u. 5, 6, 16. Vgl. oben S. 78. 254 PS 1, 12, 10 u. 2, 26, 17. 255 PS 1, 12, 1-8 u. 1, 13a (gehört z. T. zum selben Titel, s. SZ 113, 143-45), 2-4. 256 PS 2, 19, 5 u. 2, 26, 15. Im fünften könnte dem Ehebruch noch einmal ein Titel gewidmet gewesen sein, s. PS 5, 23-30b. 257 PS 5, 4, 18 u. 5, 35, 3. Vgl. Ulp. 4 app. D. 49, 1, 8. Im 4. Jh. dagegen muss der Kaiser den Richtern, deren Urteile angefochten werden, beibringen, dass sie darauf nicht ausfällig reagieren: Konstantin 329 CTh 11, 30, 15; Konstantius II. 355 CTh 11, 30, 25; Julian 362 CTh 11, 30, 30; Honorius 399 CTh 11, 30, 59; u. ö., s. J. Migl, Die Ordnung der Ämter (Frankfurt am Main 1994) 209-12. 258 PS 4, 5, 3 u. 5, 12, 9a. 259 PS 2, 14, 5 u. 5, 26, 4 S. 1. 260 PS 4, 7 u. 5, 25. Zu den Differenzen F. Marino, SZ 105 (1988), bes. 654-62, wenngleich manches überzeichnend. 261 PS 2, 3 u. 5, 7; 5, 9 ist wohl praetoriis zu ergänzen. 262 PS 5, 21. Vgl. Ulp. 7 off. proc. Coll. 15, 2. 253
3. Die pseudopaulinischen Sentenzen
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kommen noch einmal sechs Zaubereitatbestände vor, wovon jedenfalls einer, der Besitz von Zauberbüchern, kurz schon im früheren Titel behandelt war.263 Dem Titel De contractibus im zweiten Buch folgt anscheinend ein Sammeltitel, De commodato et deposito, pignore fiduciave überschrieben,264 aber mit Material nur zum commodatum und einem Grenzfall,265 während pignus, depositum und fiducia später noch eigene Titel bekommen;266 et deposito, pignore fiduciave schon einmal nach De commodato scheint also zusammen damit eine Oberrubrik gebildet zu haben, der die Einzelrubrik De commodato irgendwand zum Opfer fiel. – Im Strafprozessrecht käme, wenn die Westgoten richtig überliefert hätten, nach den unerlaubten Anzeigen267 das peinliche Verhör des Beschuldigten,268 dann das Verhör freier Zeugen269 und dann erst das Sklavenverhör,270 dem ohne neuen Titel Akkusations-, Haft- und Vertagungsregeln angeschlossen sind;271 die rund 100 Jahre jüngere Collatio dagegen kennt zum Verhör nur einen umfassenden PS-Titel De testibus et quaestionibus, was der ursprünglichen Ordnung näher stehen wird.272 g) Sprache und Ausdruck Auch sprachlich bietet der Sentenzenverfasser, wie schon die Konfrontationen mit den mutmaßlichen Vorlagen beleuchten, Eigenheiten in Ausdruck, Sprachrhythmus, Wortfolge und Grammatik. Immer wieder stößt der Leser auf sorglose bis geradezu unbeholfene Formulierungen; die zahlreichen Emendationsversuche zumal Huschkes, aber auch von Cujas, Paul Krüger, Seckel und Kübler und schon Tribonian sind unberechtigt und deshalb auch nicht in die Palingenesie zu übernehmen. Z. B. verletzt Corpus mensurarum frumenti ... habent vacationem273 263
PS 5, 23, 14-19; zu 5, 23, 18 s. schon 5, 21, 4. PS 2, 4; LRB 13, 4 lautet er De commodato et deposito, pignore et fiducia. Demnach hingen LRV und LRB vom selben Überlieferungsstrang ab, einem gallischen. 265 PS 2, 4, 4 berührt auch die Materien mutuum (s. Ulp. 26 ed. D. 12, 1, 11 pr.) und mandatum, doch hat schon Ulpian in der Vorlage den Fall beim commodatum erörtert, s. o. S. 73. 266 PS 2, 5; 2, 12 u. 2, 13; s. Verf., SZ 113 (1996) 152 u. 154-56. 267 PS 5, 13 De delatoribus. 268 PS 5, 14 De quaestionibus habendis, obwohl aus Ulpian zum Sklavenverhör schöpfend. 269 PS 5, 15 De testibus. 270 PS 5, 16 De servorum quaestionibus. 271 PS 5, 16, 11-17 u. dazu Krüger, PS zdSt. Seine Folgerung aus D. 48, 18, 18 §§ 9 u. 10, schon die Akkusationsregeln hätten ursprünglich im Titel De quaestionibus gestanden, ist aber nicht zwingend. 272 Coll. 9, 3 u. 8, 3. Vgl. Verf., SZ 113 (1996) 223-26. 273 PS 1, 1a, 19. 264
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2. Kapitel: Africanische juristische Werke
zwar die Regeln der Kongruenz, wird aber nach dem Sinn konstruiert sein, während Krüger, Seckel und Kübler habet emendieren. Redundanzen wie sed ... autem, in eum (statt is) convenitur,274 nec statt non,275 ...que statt ...ve, vorangestelltes quoque,276 Wechsel von der zweiten in die dritte Person mitten im Gedankengang,277 Subjektwechsel,278 inkongruenter Plural ad sensum279 und regelwidrige Kasus280 sind wohl gleichfalls zu tolerieren, wenn auch Zweifel bleiben, inwieweit; jedenfalls kommt so etwas auch in nur durch Justinian überlieferten Sentenzen vor.281 131 in der Rechtsliteratur nur hier begegnende Wörter282 sind im Vergleich zur Menge des Erhaltenen unverhältnismäßig viele, wenn auch einzelne als Überlieferungszufälle zu werten sein werden, z. B. cathedra (Paulus sagt einmal 274
PS 2, 8, 1; sed ... autem: PS 5, 21, 4 gegen Ende. PS 1, 4, 11 u. 4, 12, 1. 276 PS 2, 7, 3. Vgl. J. B. Hoffmann u. A. Szantyr, Lat. Syntax u. Stilistik (München 1965) 485 f. ...que für ...ve: PS 5, 3, 1 u. 3 u. 5, 4, 4. 277 PS 2, 5, 3. Vgl. 2, 21a, 3. 278 PS 5, 4, 18; 5, 16, 7; u. 5, 26, 3 a. E. 279 PS 1, 1a, 19 (s. soeben) u. 3, 4b, 4; vgl. a. den Singular ad sensum unguentum PS 3, 6, 83; das Durcheinander in municipiis, colonia, oppidis, praefectura, vico etc. (schwerlich zu emendieren) PS 4, 6, 2; den Wechsel von quis zu quos PS 5, 4, 13; und umgekehrt von tenentur zu occiderit PS 5, 24, 1. 280 PS 1, 12, 5 uti eum; 2, 6 in solido (in solidum 2, 8, 1-3); 2, 8, 3 in magistris actio; 2, 5, 2 pignoris data; 2, 12, 9 eam uti; 2, 17, 13 interrogari in domino; 3, 5, 5 iuxta uxoris familia; 3, 6, 26 ... usumfructum ... legatum ... pertinebit; 77 Dulcibus legatis ... defruto, mulso, ... vino ... debebuntur; 92 solutis (wohl attrahiert durch den absoluten Ablativ am Anfang des Satzes) repetuntur; 5, 4, 10 ... in publicum inrogatur (iniuria), vgl. 5, 6, 1b; 5, 11, 4 in duobus donatio confertur; 5, 12, 7 Litem ... donari non oportet nec ... donata (sic) suscipi. 281 Z.B. metu PS 1, 15, 4; tantum statt in tantum PS 1, 14, 1a; revertetur statt reverteretur PS 1, 1a, 26. Vgl. a. den hölzernen Stil von PS 5, 16, 15. 282 Unvollständig aufgezählt SZ 113 (1996) 242, wovon index i. S. v. Resümee hier nicht zu zählen ist (Nachweise hier ausnahmsweise in meiner Zählung: SZ 113, 133-241). Hinzu kommen: chirographarius (1, 22, 20 u. 5, 32, 4), circulator (1, 26, 6), circumdare (3, 8, 8), comparator (2, 19, 15), compositio (1, 14, 1), conciliabulum (4, 5, 2), concremare (5, 26, 3), conflagrare (3, 12, 37), conquiescere (5, 6, 4), consultus adjektivisch (1, 7, 3 u. 1, 18, 10), contaminare (5, 7, 13), decollatio (5, 23, 2), defundere (3, 12, 67), descriptio (5, 1, 3), elucere (4, 13, 1), exercitare (2, 20, 4), haruspex (5, 27, 3), humilitas (5, 19, 6), immolare 5, 29, 16), impressio (5, 1, 4), impurus (2, 37, 13), incensor (5, 26, 5), indiligentia (5, 3, 1), indutus (3, 12, 85), inflare (5, 2, 1), instauratio (5, 8, 14), interior (5, 31, 7), interpellator (5, 7, 5), irritatus (1, 26, 5), irrumpere (5, 25, 1), letalis (5, 29, 5), munitus adjektivisch (3, 12, 62), oblinere (5, 7, 13), obliquus (4, 10, 4-7), obscaenus (5, 7, 21), oppressus substantivisch (5, 10, 6), pascuale (3, 12, 60), perfundere (5, 7, 13, s. J. Delz, SZ 114 (1997] 450), piscatura (3, 12, 47), pocularius (3, 12, 67), posse als 275
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cathedrarius) und contaminare (Ulpian sagt einmal contaminatio). Hinzu kommen einmalige Bedeutungen: circumducere i. S. v. 'täuschen',283 expilare i. S. v. 'ausschlachten'284, index i. S. v. 'Resümee'285 integrare i. S. v. supplere286 und temperare i. S. v. 'mischen'287. Außerdem findet sich per dolum288 statt dolo oder dolo malo, cui interest statt cuius i.,289 in publicum statt in publico,290 corpus mensurarum statt mensorum.291 Prius bedeutet manchmal 'vor allem'.292 Ganze Reihen von Sentenzen wiederholen eintönig immer denselben Ausdruck.293 Nach Kalb, der die Paulussentenzen noch für echt nahm, ist quamdiu i. S. v. 'bis' africanisches Latein.294 Bei den Juristen begegnet es nur bei Javolen, dem Lehrer Julians, in jungen Jahren Kommandeur der africanischen Legion und später Prokonsul von Africa, und bei Julian, der aus Africa stammt; überraschender-
Hauptverb (3, 6, 6), postulatum substantivisch (3, 1, 1), praedari (5, 25 u. 5, 26, 1) u. ritus (5, 28, 6). Einzelne dieser Wörter begegnen in den Gesetzen seit Konstantin: fimus, funestare, magus, medicamen, originalis (schon seit Diokletian, s. CJ 10, 40, 4, ein Privatreskript aus der Feder von Arcadius Charisius, Honoré, Emperors 180 f. u. Fn. 554; u. 1, 23, 3, eine Epistel), platea, refricare; discussio seit Valentinian I. 283 PS 5, 5a, 10. 284 PS 5, 3, 3. 285 PS 5, 12, 11. 286 PS 2, 15, 3. 287 PS 3, 6, 63. 288 PS 5, 20, 5. 289 PS 2, 31, 4 u. 5, 10, 2, weshalb die übliche Emendation zweifelhaft erscheint; korrekt cuius interest PS 5, 2, 4 u. 5, 15, 3, nostra i. 5, 4, 3; dagegen könnten 1, 4, 9 u. 1, 14, 1a von Tribonian emendiert sein, ebenso 2, 31, 30; und 2, 31, 17 von Cujas. Unsicherheit bekundet auch cuius rei i. 3, 4a, 13, dessen übliche Emendation gleichfalls zu bezweifeln ist. 290 PS 5, 6, 1b. 291 PS 1, 1a, 19. 292 PS 5, 4, 8; 5, 11, 4 u. 5, 29, 2; die übliche Bedeutung findet sich PS 5, 5a, 10; 5, 6, 9; 5, 12, 1c; 5, 14, 1 u. 5, 16, 8b. 293 PS 2, 21a (ungekürzt!), 1; 2; 6; 8; 10; 12; 14; 18: ... efficitur ancilla. PS 2, 24, 1; 2; 3: ... liberum parit. PS 2, 31 (ungekürzt!), 3 S. 1 und 2; 4: ... actione is tenetur ... PS 2, 31, 4; 5 S. 1 und 2: ... is agere potest ... PS 3, 4a, 1-5; 8 f.; 11 f.: ... testamentum facere (non) potest (possunt). PS 3, 6, 19; 22; 27b; 28: ad (usu)fructuarium pertine(n)t. PS 3, 6, 34; 4648; 52-54: ad legatarium (non) pertine(n)t. PS 3, 6, 50; 57-59; 61; 62; 64; 65; 67; 80; 83; 85; 88; 89: ... legato cedunt. Deshalb muß auch der zweite Halbsatz von PS 2, 24, 1 hingenommen werden, obwohl er in PS 2, 24, 2 fast wortwörtlich wiederkehrt; in PS 2, 31, 8 und 9 nimmt man das auch hin. 294 Kalb, Roms Juristen (oben Einl. Fn. 11) 52. Zum Problem sprachlicher Afrizismen jetzt etwa S. Lancel (oben Einl. Fn. 5) 137 f. u. 151 f.; Picard (oben Fn. 140) 297 f.; u. Vössing (oben Einl. Fn. 13) 419–23. Klassisch W. Kroll, Rhein. Museum 52 (1897) 569-90, bes. 571 f., 576 oben, 582 oben, 588 f.
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weise auch ein paarmal bei Ulpian und eben in den Sentenzen,295 während die dritte für Paulus genannte Stelle sich als Parteianfrage vor einem Responsum entpuppt.296 Ein anderer Afrizismus könnte notoria statt notaria 'Anzeige' sein, da das sonst nur bei Apuleius und, mit Schwankungen, Augustin vorkommt.297 Auch den berühmten tumor Africanus kann man ausmachen.298 Das africanische Latein weist besonders viele Gräzismen auf;299 ein solcher ist pro qualitate sui (ĮȣIJȠº) statt sua.300 Filologen werden hierzu mehr zu sagen haben. In den Straftatbeständen ist der Täter fast immer im Plural genannt, eine kollektivierende Betrachtungsweise, die rechtsstaatliches Denken nicht fördert. Es begegnet die bekannte Juristenuntugend, kopflastige Sätze zu bilden und Aussagen in Substantive zu drängen, denen farblose Prädikate folgen, wenn es z. B. heißt: Incendiarii, qui quid in oppido praedandi causa faciunt.301 Salopp ist zu nennen, wenn das außerordentliche Verfahren gefeiert und actio utilis nebst conceptio formularum als subtilitas supervacua gescholten werden,302 wenn es bei gleichzeitig gestorbenen Eheleuten heißt quaestionis decidendae gratia magis placuit valere donationem303 oder wenn bei Gefangenen, die der Wärter gegen Geld entweichen ließ, nach Anordnung der Todesstrafe der Gedanke nachklappt: et certe quaeritur, cuius criminis reus dimissus esse videatur.304 Und störend nachlässig ist es, wenn die formula bzw. actio Fabiana in der Rubrik lex Fabiana heißt, die lex Falcidia als senatus consultum bezeichnet wird,305 beim Vindikationslegat ein an sich schuldrechtliches debere unterläuft306 und umgekehrt beim Fideikommiss ein vindicare.307 Vindicta kann auch die bloße Privatstrafe meinen.308 Für den Unkundigen ist missverständlich, wenn im anscheinend voll295
PS 5, 6, 8b; u. 5, 5b, 2. D. 35, 1, 84. 297 Die Belege bei Th. Mommsen, D. (große Ausg.) zu D. 48, 16, 6 § 3 aus PS 1. 298 Z. B. PS 5, 4, 5 propter voluntatem perniciosae libidinis (zur Sache sofort S. 118); 5, 4, 15 Hs. 2; 5, 4, 21 S. 2. E. Norden, Die antike Kunstprosa II (Leipzig 1918) 588-98, wendet sich lediglich gegen Abwertungen und Spekulationen mit semitischen Einflüssen, bietet S. 596 f. u. Nachträge S. 5 dagegen selbst Beispiele für bombastischen und gezierten Stil, was er mit besonders großem griechischen Einfluß erklärt. 299 Norden aaO. 589 u. 593-96. 300 PS 5, 4, 7 nach Kalb aaO. 137. 301 PS 5, 20, 1. 302 PS 1, 4, 10. Nicht zwingend Levy, Pal. 104 f. 303 PS 2, 23, 5a. Dazu o. S. 79 f. 304 PS 5, 31, 1. 305 PS 3, 3 bzw. 4, 5, 9. 306 PS 3, 6, 2 S. 2 u. bes. 69. Das Damnationslegat begegnet PS 1, 19, 1; 3, 6, 2; 6; 8; 10; 17. 307 PS 5, 12, 9a. Vgl. allerdings auch PS 4, 1, 18. 308 PS 5, 4, 19; Kriminalstrafe dagegen 5, 4, 21 u. 5, 12, 2a Vergeltung. 296
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ständig erhaltenen Diebstahlstitel309 zwar die poena quadrupli für furtum manifestum und tripli für conceptum und oblatum,310 nicht jedoch die alltägliche poena dupli für das gewöhnliche furtum nec manifestum angegeben ist, wohl weil letztere dem Sentenzenverfasser so selbstverständlich war, dass er ihr Fehlen nicht bemerkt hat;311 in anderem Zusammenhang erwähnt er sie.312 Im 6. Jh. behaupten dann tatsächlich Edictum Theoderici (das ja auch aus den Sentenzen geschöpft hat)313 und Lex Romana Burgundionum, Freie müssten einen Diebstahl schlechthin durch Leistung von quadruplum sühnen, wobei sich das burgundische Römergesetz für die unmittelbar angeschlossene Bestrafung des unfreien Diebs auf eine Sentenz aus dem Diebstahlstitel beruft.314 h) Inhaltliche Besonderheiten Auch inhaltlich, das ergaben die Konfrontationen insbesondere zum Vermächtnis von Sachgesamtheiten (oben S. 61–63, 82–85 und 92–94), folgen die Sentenzen nicht einfach ihrer jeweiligen Vorlage, sondern passen die Regelung den einfacheren und gegebenenfalls abweichenden Verhältnissen ihres besonderen Horizonts an. So weichen sie auch sonst öfter vom Reichsrecht ab. – Auf die hohen Strafen für Brandstiftung auf dem Felde und Fällen fruchttragender Bäume wurde schon eingegangen (o. S. 51 u. 53). – Auch fahrlässige Brandstiftung wird härter geahndet: mit duplum statt einfachem Schadensersatz;315 dieser ist bei leicht fahrlässiger Brandstiftung (fortuita incendia) fällig.316 – Die Strafen für gekauftes Zeugnis und Richterbestechung sind höher als sonst 309
PS 2, 31 aus Vs., welche Hs. offenbar vollständige Sentenzentitel überliefert hat. PS 2, 31, 13 f. (14 ist zu emendieren, s. Verf., SZ 113, 170). 311 Levy (oben Fn. 243) 316 f., nimmt Zuflucht zu einem Bearbeiter, der das duplum geflissentlich unterdrückt habe, was er in § 25 aber vergessen hätte. Zur Bedenklichkeit solcher Hypothesen s. Verf., SZ 112 (1995) 151-71. 312 PS 5, 18, 1 u. 3 (triplum zielt wohl auf furtum conceptum, das dort damals häufig vorgekommen sein muss); s. a. 2, 31, 25. 313 F. Bluhme, in: Monumenta Germaniae historica, Folianten Legum tom. V 152-68, Fußnoten passim. Im Überblick auf S. 176 sind, anders als in den Fußnoten, großzügig auch solche Stellen als Quellen bezeichnet, die lediglich Ähnlichkeit aufweisen. 314 LRB 4, 3 a. E. auf PS 2, 31, 7 bzw. die Interpretatio dazu. Im gleichen Sinn LRB 12, 1 und Ed. Theod. 57 f. Weitere Quellen für Bevorzugung des quadruplum seit dem 5. Jh. als Strafe für besondere Veruntreuungen im CTh bei Levy (o. Fn. 243) 313 ff. 315 PS 5, 3, 6 S. 2. Vgl. demgegenüber Septimius Severus bei Ulp. sg. off. praef. urb. D. 1, 15, 4. Oder sollten in der Sentenzenstelle nur Tumultschäden gemäß D. 47, 8, 4 pr. gemeint sein? Vgl. Mommsen, Strafrecht 841 Fn. 2. 316 PS 5, 20, 3. Ähnlich die Provinzialjuristen Gajus 4 XII tab. D. 47, 9, 9 und Callistratus 6 cogn. D. 48, 19, 28 § 12 S. 3. Vgl. demgegenüber Ulp. 8 off. proc. Coll. 12, 5, 2; u. Marcian 14 inst. D. 47, 9, 11. 310
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überliefert.317 – Ebenso die für unzüchtige Annäherungen an Knaben, Mädchen und Frauen.318 Auch wird besonders hervorgehoben, dass man zur Verteidigung der Züchtigkeit töten darf.319 – Extra ordinem bestraft werden Störer fremder Hochzeiten und Ehen, offenbar auch ohne dass es schon zu Ehebruch kommt.320 – Ebenso, wer zum Psalter, ein Mittelding zwischen Zither und Harfe, Schimpflieder auf andere verfasst und öffentlich vorträgt: psalterium in alterius infamiam componere et publice cantare,321 ein Delikt das nirgendwo sonst begegnet; denn außerdem sind die bekannten Tatbestände des carmen famosum und libellus famosus festgehalten, die gleichfalls extra ordinem zu bestrafen sind;322 sowie maledictum itemque convicium publice factum.323 Schwerer noch als iniuria atrox war die nur hier anzutreffende iniuria contra bonos mores,324 worunter das Bespritzen mit Jauche, Kot oder Schmutz, die Verunreinigung öffentlicher Brunnen, anderer Einrichtungen der Wasserversorgung und sonstiger öffentlicher Anlagen sowie obszöne Verunglimpfungen und Exhibitionismus fallen; in quos graviter animadverti solet bzw. contemplatione morum et causa publicae honestatis vindictam extraordinariae ultionis expectat heißt es drohend. – Gegen Schausteller, die Schlangen vorführen, wird eine Klage nach der Größe des Vergehens gegeben, wenn jemand, weil Panik ausgebrochen, zu Schaden gekommen ist.325
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PS 5, 25, 2 Hs. 2 im Vergleich zu Paul. sg. SC Turp. D. 48, 10, 21. PS 5, 4, 14 im Vergleich zu Ulp. 57 ed. D. 47, 10, 15 §§ 15-20, wobei interpellare schwerlich wesentlich enger ist als appellare. 319 PS 5, 23, 8. Vgl. demgegenüber Hadrian bei Marcian 14 inst. D. 48, 8, 1 § 4. Pudens und Ableitungen daraus waren in Africa beliebte cognomina. 320 PS 5, 4, 5, von Justinian D. 47, 11, 1 pr. übernommen. Levy, SDHI 31 (1965) 5 f., kapituliert vorschnell, da unter nuptiae die Hochzeit, also die unmittelbar bevorstehende Ehe zu verstehen ist und unter einem sollicitator ein Verführer, s. Terenz, Andria 261; Sen. controv. 2, 15, 3 u. ö. Die einzuräumende Unschärfe erklärt sich unschwer daraus, dass klassische Vorlagen fehlen, eine regionale Besonderheit in Worte zu fassen war. 321 PS 5, 4, 16. Vgl. oben S. 57. Zu den ägyptischen und orientalischen Harfnerliedern, zu denen auch die Psalmen gehören, s. etwa E. Brunner-Traut, in: Neues Handb. d. Literaturwiss., hg. K. v. See, I: Altorientalische Literaturen, hg. W. Röllig (Wiesbaden 1978) 90-95; u. R. Smend, ebendort 298-302. 322 PS 5, 4, 15 u. 17. 323 PS 5, 4, 19, womit auch ein Charivari zu erfassen war. 324 PS 5, 4, 13 u 21. 325 PS 1, 15, 4. 318
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Emanzipationen gegen den Willen des Hauskindes sind unzulässig.326 – Auch Haustöchter und Sklavinnen, nicht nur Haussöhne und Sklaven können für den Hausvater ein Handelsgeschäft führen.327 – Eheschließungen Gewaltunterworfener ohne Einwilligung des Gewalthabers sind trotzdem gültig.328 – Der Leib einer geschiedenen Frau soll, wenn der Ehemann sie für schwanger hält und sie dies verneint, von fünf Hebammen untersucht werden329 und nicht nur von drei, wie in einem Reskript von Mark Aurel und Verus angeordnet; freilich kommentierte schon Ulpian die Bestimmung dahin, dass der mos regionum maßgebend sei.330 – Das Recht, eine auf frischer Tat ertappte ehebrecherische Haustochter zu töten, wird gegen den engen Wortlaut des Gesetzes auch dem selbst noch unter väterlicher Gewalt stehenden Vater mit den Worten verbis quidem legis prope est, ut non possit occidere; permitti tamen ei debet, ut occidat gegeben, während Papinian und Ulpian es ihm unter Berufung auf den Gehalt der väterlichen Gewalt verweigerten.331 Agnaten sind zu eng definiert: nur Männer.332 – Testamentszeugen halten auf einem chirographum fest, wer wessen Testament besiegelt hat.333 – Die Erbteilungsklage kann nicht auf einzelne Miterben beschränkt werden.334 – Der Anspruch aus einem Damnationslegat ist nur rechtshängig vererblich.335 – Ist ein Landgut oder ein Sklave vermacht, so bekommt der Vermächtnisnehmer auch die 326
PS 2, 25, 5; die gegenteilige Lesung der Gothaer LRV-Hs. (Forschungsbibl. I 84, s. d. PS-Ausg. von Seckel u. Kübler) geht offenbar auf eine spätere Verfälschung zurück. Zum klassischen Recht s. Gai. 2, 123, wo von einem Einverständnis des Kindes keine Rede ist. Vgl. Levy, Ges. I 235 u. Fn. 94 (zuerst 1930); Kaser, RP I 350 u. Fn. 62; zweifelnd II 212 Fn. 8. 327 PS 2, 8, 1; bei Gai. 4, 71 u. Ulp. 28 ed. D. 14, 3, 1 fehlen sie kaum zufällig. 328 PS 2, 19, 2 (s. a. IP 2, 20, 2). Vgl. demgegenüber noch Valentinian I. 371 CTh 3, 7, 1; u. Honorius 409 CJ 5, 4, 20 pr. Kaser, RP II 163 u. Fn. 9, erblickt in der Sentenz Reichsrecht, und in der Tat könnte ihr ein einseitig formuliertes Kaiserreskript zugrundeliegen, oder aber ein solches des Prokonsuls von Africa. Anders Levy, Ges. I 234237 (zuerst 1943). 329 PS 2, 24, 8. 330 Ulp. 24 ed. D. 25, 4, 1 § 15 zum pr. zitierten Reskript. Vgl. zu Ägypten 147 n. Chr. U. Wilcken, Archiv für Papyrusforschung 3 (1906) 375. 331 PS 2, 26, 2 im Vergleich zu Pap. 1 adult. D. 48, 5, 21 u. Ulp. 1 adult. D. 48, 5, 22. 332 PS 4, 8, 13 S. 2, vielleicht UR 26, 1 zu eng nachschreibend, s. o. S. 90 f.; vgl. demgegenüber Gai 3, 10. 333 PS 3, 4a, 16. 334 PS 1, 18, 4 (freilich nur aus LRVA), im Gegensatz vor allem zu Ulp. 19 ed. D. 10, 2, 2 § 4 u. Paul. 23 ed. D. 10, 3, 8 pr. Unbefriedigende Erklärungsversuche dieser Divergenz bei Kaser/Hackl 345 Fn. 14; Kaser, RP I 728 Fn. 5 u. II 537 Fn. 3. 335 PS 3, 6, 3 im Gegensatz zu Ulp. 20 Sab. (De legatis: de optione vel electione legata) D. 36, 2, 5 pr.
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Einrichtung bzw. das Sondergut, während Callistratus und Ulpian ihm das im Zweifel absprachen.336 – Ein Vermächtnis von allem, was sich im Haus befindet, schließt verbriefte Forderungen ein.337 – Ist das Silber vermacht, so soll verarbeitetes Silber nicht darunter fallen, während Ulpian umgekehrt entschieden hatte;338 beim Gold ist diese Position zunächst vergessen und im Sinne Ulpians berichtet, doch korrigiert sich der nur durch die Lex Romana Visigothorum überlieferte Text dann und fährt fort:339 sed magis est voluntatis esse quaestionem; infectum enim aurum debetur, factum enim ornamentorum genere continetur. Auf den Willen, nämlich des Erblassers, abzustellen, ist, wenn es um die Auslegung unklarer Verfügungen eines Verstorbenen geht, eine wohlfeile, wenig ergiebige Auskunft, zu der unser Freund jedoch auch bei anderen Fragen gegriffen hat.340 Deshalb ist unwahrscheinlich, dass die Kehrtwendung auf einem Eingriff der Westgoten beruht.341 Aber auch der beliebte Ausweg, hier habe ein späterer Bearbeiter eingegriffen, erweist sich als unglaubwürdiger Notbehelf, wenn man zur Kenntnis genommen hat, dass der Sentenzenverfasser mitunter abeichende, eigene Positionen einnimmt und hier im parallelen Fall des vermachten Silbers eingenommen hatte; Eigensinn kann einem erst einmal wieder abhanden kommen.342 – Hat ein Pflichtteilsberechtigter einen zu geringen Erbteil bekommen, so kann er von seinen Miterben Ergänzung des Pflichtteils verlangen,343 während er nach dem Recht der Klassiker das Testament offenbar auch in diesem Fall entkräften musste344 und noch Konstantius II. nur erst die suppletorische Klausel im Testament anerkannte.345 – Monströse Missgeburten verhelfen nicht zum ius liberorum, während Ulpian sie großmütig hatte durchgehen lassen.346 336 PS 3, 6, 34 im Gegensatz zu Call. 3 cogn. D. 33, 10, 14 u. Ulp. 43 Sab. (De condictione) D. 33, 8, 24. 337 PS 3, 6, 59 im Gegensatz zu Skävola, Papinian, Paulus u. Ulpian, s. Scaev. 22 dig. D. 32, 41 § 6; Paul. 2 Vit. D. 32, 78 § 1; Paul. 13 resp. D. 32, 92 § 1; u. Ulp. 20 Sab. D. 33, 7, 12 § 45. 338 PS 3, 6, 85 im Gegensatz zu Ulp. 20 Sab. D. 34, 2, 19 pr. 339 PS 3, 6, 88. Zu Ulpian s. d. vorige Fn. 340 PS 3, 6, 71; 76 (von Tribonian D. 32, 66 korrigiert); 77; 88. Deshalb wird auch nisi ... in PS 4, 1, 19 echt sein. 341 Seckel/Kübler in ihrer Ausgabe zdSt. Schellenberg (oben Fn. 43) 42 f. widerlegt implizit auch diese Annahme. 342 Vgl. die Kehrtwendung PS 4, 13, 3. Auch PS 2, 12, 5a u. 9 bzw. 2, 31, 12 u. 31 widersprechen einander nicht notwendig. 343 PS 4, 5, 7, vorschnell für westgotisch interpoliert erklärt, s. Seckel u. Kübler zdSt.; u. Kaser, RP II 517 Fn. 20 m. weit. Nachw. 344 Kaser, RP I 712. 345 CTh 2, 19, 4 von 361. 346 PS 4, 9, 3 u. Ulp. 4 Iul. Pap. D. 50, 16, 135, zu Unrecht verdächtigt, s. zu Ulpians moralischen Stärken T. Honoré, Ulpian (Oxford 1982) 242 ff. u. 2. Aufl. 2002 S. 101 f. Freilich mag der Standpunkt der PS schon von anderen Klassikern geteilt worden sein.
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Die actio de in rem verso wird entgegen Ulpian an die Voraussetzung geknüpft, dass das für den Gewalthaber verwendete Geld dem Gewaltunterworfenen auch zu diesem Zweck gegeben wurde.347 Die Haftung für Entwehrung daran, dass der Verkäufer den Kaufpreis erhalten hat.348 – Wer eine unfreie Prostituierte raubt und versteckt, begeht entgegen Ulpian auch Diebstahl.349 – Wird eine verkaufte, aber noch nicht übergebene Sache gestohlen, so haben Verkäufer und Käufer die actio furti, während Papinian und Ulpian sie nur dem Verkäufer gaben, der sie dem Käufer unter Umständen abtreten musste.350 – Erlangt der Eigentümer seine Sache zurück, so entfällt auch die actio furti.351 – Ein Schenker haftet nicht einmal bei ausdrücklicher Übernahme der Haftung für Eviktion.352 – Stirbt ein Kind, so beträgt die Trauerzeit für die Eltern bei Kindern ab sechs Jahren fakultativ ein Jahr, bei jünger gestorbenen einen Monat.353 Nach Ulpian ist beim Tod von Kindern über zehn Jahren das übliche Trauerjahr von zehn Monaten einzuhalten, bei unter zehn Jahre alten so viele Monate, wie viele Jahre sie alt waren. Ist das Kind keine drei Jahre alt geworden, so findet nur Halbtrauer statt; wer das erste Lebensjahr nicht vollendet hat, wird gar nicht betrauert.354 Das erinnert an Macers stark vereinfachte Sterbetafel. Andere Abweichungen vom bei den Spätklassikern berichteten Rechtszustand beruhen wohl auf Rechtsänderungen, insbesondere durch kaiserliche Rechtsweisung. Eigentümer von Ruinengrundstücken können zum Wiederaufbau auf eigene Kosten gezwungen werden;355 ein von Mark Aurel eingebrachter Senatsbeschluss hatte nur erst den zum Wiederaufbau bereiten Miteigentümer eines
347
PS 2, 9, 1 im Gegensatz zu Ulp. 29 ed. D. 15, 3, 3 § 1. 5 § 3. Deshalb den Nebensatz am Schluß mit Krüger, Seckel u. Kübler (s. die Ausgaben zdSt.) für unecht zu halten, ist ein fragwürdiger Ausweg. 348 PS 2, 17, 1 (s. a. 2 u. 3). Zum klassischen Recht s. Ulp. 32 ed. D. 19, 1, 13 § 9. 349 PS 2, 31, 12: placuit im Gegensatz zu Ulp. 41 Sab. D. 47, 2, 39. 350 PS 2, 31, 17 im Gegensatz zu Pap. 12 quaest. D. 47, 3, 81 pr.; u. Ulp. 29 Sab. D. 47, 2, 14 pr. 351 PS 2, 31, 34. Vgl. die Regelung bei der allerdings zugleich sachverfolgenden metusKlage u. oben S. 106 f.: womöglich nach Diocl. CJ 6, 2, 13. Zur klassischen Auffassung Verf. (oben Fn. 128) 92-94. 352 PS 5, 11, 5. Vgl. demgegenüber Mod. D. 21, 1, 62 u. Kaser, RP II 396 Fn. 14. 353 PS 1, 21, 13. 354 Vat. 321. 355 PS 1, 1a, 29 f. Dazu J. M. Rainer, SZ 108 (1991) 325 ff., allerdings mit unzutr. frühem Ansatz der einzigen Parallelstelle, Ps.-Ulp. 3 op. D. 1, 18, 7, s. Verf., HLL V (1989) § 507.4; u. W. Simshäuser, SZ 110 (1993) 729-34; unzutr. früh auch R. Knütel, in: M. Kaser, Röm. Privatrecht (17. Aufl. R. Knütel München 2003) 141 unten zdSt.
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2. Kapitel: Africanische juristische Werke
Ruinengrundstücks zu Lasten der untätigen begünstigt.356 – Zur Wasserleitungsund -schöpfgerechtigkeit heißt es zunächst, sie müsse bis zur Quelle reichen: nisi ex capite vel ex fonte constitui non potest. Dann fährt der nur justinianisch überlieferte Text fort: hodie tamen ex quocumque loco constitui solet.357 Diesen Zusatz hat man bisher Justinian zugeschrieben.358 Indes ist die Missachtung jenes alten Prinzips viel zu vernünftig,359 als dass erst Justinians Kommission die abweichende Praxis sanktioniert haben könnte. Sie könnte sich durchaus in dem auf Bewässerung angewiesenen Africa durchgesetzt und dabei an vorrömische volksrechtliche Vorstellungen angeknüpft haben. Genau genommen berichtet der Satz nur von einer Geschäftspraxis, wobei allerdings Zulässigkeit impliziert ist. Tribonian hätte doch wohl die rechtliche Zulässigkeit betont. – Ein Gläubiger könne Pfänder und fiduziarisch zur Sicherheit übereignete Sachen verwerten, unabhängig davon, ob ihm das eigens gestattet worden ist, wenn er diesen Schritt nur nach Fälligkeit dreimal ankündigt.360 Diese sinnvolle, heute selbstverständlich geltende361 Klärung hatte Ulpian vorbereitet.362 – Dagegen waren sich Julian und die Spätklassiker mit den Kanzleijuristen von Alexander Severus einig, dass sich ein Pfandrecht auf die Erzeugnisse der Pfandsache, die in das Eigentum des Schuldners fallen, erstrecke, wenn nichts anderes vereinbart ist; und so halten wir es auch heute.363 Sie galten als stillschweigend mit verpfändet; olim placuit sagt Alexander. Zugunsten des Schuldners heißt es in den Sentenzen indessen gerade umgekehrt, das gelte nur, wenn es eigens vereinbart wurde.364 Ob der Sentenzenverfasser hier selbständig dem Schuldner entgegenkam und eine tacita conventio im Rahmen des Vertretbaren ablehnte, oder ob er sich dazu auf eine Stelle in einer Juristenschrift oder eine Konstitution eines Kaisers oder eines Magistrats stützen konnte, lässt sich nicht entscheiden. Doch ist mit der ersten Möglichkeit 356
Zitiert bei Pap. 10 resp. D. 20, 2, 1; Ulp. 31 ed. D. 17, 2, 52 § 10; u. Philipp 245 CJ 8, 10, 4. Dagegen halten sich CJ 8, 10, 2 u. 3 von Alexander Severus in traditionellen Bahnen; Rainer aaO. 328 f. dramatisiert zu Unrecht. 357 PS 1, 17, 3. 358 L. Capogrossi Colognesi, Ricerche sulla struttura delle servitù d'acqua in diritto romano (Mailand 1966) 13 f. u. Fn. 29. 359 Vgl. Caracalla (nicht Pius, P. F. Girard, Textes de droit romain, Vorwort zu den Sentenzen, S. 377 in der 4. Aufl. Paris 1913, u. T. Honoré, Ulpian 133, 2. Aufl. 162) bei Ulp. 17 ed. D. 8, 4, 2. 360 PS 2, 5, 1 u. 2, 13, 5. 361 § 1220 BGB, wobei mittlerweile einmalige Androhung genügt. 362 Ulp. 41 Sab. D. 13, 7, 4; der letzte Halbsatz wurde von den Justinianern hinzugefügt, s. etwa M. Kaser, Studien zum röm. Pfandrecht (Neapel 1982) 21 Fn. 131. Zur Sache ebd. 21 f. u. 74 ff. 363 Jul. 49 dig. D. 43, 33, 1 pr.; Paul. 29 ed. D. 13, 7, 18 § 2; 5 resp. D. 20, 1, 29 § 1; Mod. 4 resp. D. 20, 1, 26 § 2; Alex. 15. Okt. 223 CJ 8, 14, 3; u. 15. Mai 230 CJ 8, 24, 1. S. heute §§ 1212 BGB u. 457 österr. ABGB. 364 PS 2, 5, 2.
3. Die pseudopaulinischen Sentenzen
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ernsthaft zu rechnen, denn die Interpretatio schärft die Vergünstigung auffallend deutlich ein.365 – Der Inhaber eines Ladens haftet für die Geschäfte auch seiner Lehrlinge uneingeschränkt,366 nach Ulpian dagegen nur unter bestimmten Bedingungen.367 – Gibt der Verkaufskommissionär die Sache zu einem geringeren als dem festgesetzten Preis ab, so kann sie entgegen Paulus368 vom Erwerber nicht zurückverlangt werden.369 – Ein Pächter kann Aufwendungen für notwendige und für nur nützliche Ameliorationen vom Verpächter ersetzt verlangen,370 während die Klassiker nur unter engen Voraussetzungen Ersatz zusprachen.371 – Der Pächter ist dem in der Regel unfreien Verwalter angenähert.372 – Für den Beweis des Grundes einer Befreiung von einer Ernennung zum Vormund stehen nicht nur 50 Tage wie für die Geltendmachung,373 sondern vier Monate zur Verfügung.374 – Ist in einem Testament der Schreiber zum Vormund ernannt, dann kommt es, damit er magistratischer Vormund werden kann, nicht auf einen legitimierenden Zusatz des Testators, sondern nur auf seine Eignung an.375 – Die Interdikte sind gewöhnlichen Klagen angenähert.376 Schließlich ist eine Prinzipienwidrigkeit zu verzeichnen, die den Rahmen des Vertretbaren sprengen dürfte und von unbekümmertem bis gedankenlosem Pragmatismus zeugt. War einem Erben durch schuldrechtliches Vermächtnis aufgegeben worden, einen eigenen Sklaven einem Dritten zu übereignen, so sei eine Freilassung dieses Sklaven unwirksam, ob der Erbe das Vermächtnis kannte oder nicht.377 Nach klassischem Recht war die Freilassung gültig und haftete der Erbe dem Vermächtnisnehmer auf das Interesse.378 In den Sentenzen ist im Zuge der 365
IP 2, 5, 2. Eher für eine Kontroverse unter den Spätklassikern Kaser (soeben Fn. 362) 113 Fn. 295. 366 PS 2, 8, 3. 367 Ulp. 28 ed. D. 14, 3, 5 § 10. 368 Paul. 32 ed. D. 17, 1, 5 §§ 3 f. Der Eigentümer hatte in diese Übereignung nicht eingewilligt. 369 PS 2, 15, 3: placuit. Vgl. L. Mitteis, Röm. Privatrecht I (Leipzig 1908) 213 Fn. 32. 370 PS 2, 18, 4. 371 Gai. 10 ed. prov. D. 19, 2, 25 § 2; Scaev. 7 dig. D. 19, 2, 61 pr.; Ulp. 32 ed. D. 19, 2, 19 § 4. - Ähnlich verallgemeinert PS 2, 12, 5a die Verzinsung beim depositum irregulare. 372 PS 3, 6, 48. 373 PS 2, 27, 3 Hs. 1 u. schon Mod. 4 excus. D. 27, 1, 13 §§ 1 f. 374 PS 2, 27, 3 Hs. 2. 375 PS 3, 6, 15 u. 15a. Zum spätklassischen Recht s. Antoninus Pius bei Call. 1 quaest. D. 48, 10, 15 § 3. 376 PS 5, 6 u. dazu Kaser/Hackl 637 f. 377 PS 3, 6, 91a. Placuit vermittelt den Eindruck, der Fall sei unter den Juristen erörtert worden und dabei sei man zu dem genannten Ergebnis gekommen, doch bezieht es sich nur auf die Unerheblichkeit der ignorantia. 378 Jul. bei Inst. 2, 20 § 16; u. Marcian 6 inst. D. 30, 112 § 1.
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2. Kapitel: Africanische juristische Werke
Ablösung des Formularprozesses durch außerordentliche Verfahren die obligatorische Geldkondemnation einer Verurteilung zur Sachleistung gewichen.379 Das nötigte aber mitnichten zu dieser Entrechtung auch des vom gutgläubigen Erben Freigelassenen. Vielmehr haben wir eine ähnliche Gleichgültigkeit gegenüber festen Strukturen vor uns, wie sie sich die höchsten Gerichte der Bundesrepublik heutzutage gern erlauben, etwa bei der Drittwirkung des Haftungsprivilegs für gefahrgeneigte Arbeit, beim Verschulden bei Vertragsschluss oder beim Vertrag mit Schutzwirkung für Dritte.380 Es wird kein Zufall sein, dass solcher Pragmatismus hier zu Lasten der Freiheit ausschlägt.381 Mitunter bekommen wir einen Einblick in die Welt des Sentenzenverfassers. So verstand sich für ihn nicht von selbst, dass man lesen und schreiben kann. Denn nachdem er ausgeführt hat, dass ein stummer Hausvater, dessen Sohn oder Sklave von einem Dritten zum Erben eingesetzt worden ist, ihn durch Gebärden heißen kann, die Erbschaft anzutreten, fügt er engagiert hinzu: quod facile explicari possit scientia litterarum;382 er wirbt also für Bildung. Ungewöhnlich viele Worte verwendet er auf den Fall, dass ein Testamentszeuge des Lateinischen unkundig ist.383 Und carmina famosa werden härter bestraft als famosi libelli.384 Bisweilen wird der Sentenzenverfasser grundsätzlich. So leitet er den Abschnitt über den Dienstvertrag (locatio conductio operarum) mit den Worten ein: Homo liber, qui statum suum in potestate habet, et peiorare eum et meliorem facere potest, atque ideo operas suas diurnas nocturnasque locat;385 uns heute freilich, die wir einen Arbeitsplatz schätzen, läge der Gedanke näher, dass, wer sich verdingt, seinen Stand verbessere.386 – Das Ehehindernis der Aszendenz teilt er jenseits des ersten Grades nur durch ein Beispiel mit, das einzige lebensnahe: Großvater – Enkelin, um ausweichend fortzufahren proneptem aetatis ratio 379
PS 1, 13a, 4 u. 5, 1a, 6 u. dazu Verf., Klagenkonkurrenz (o. Fn. 128) 57 f. Eigenhaftung des Vertreters für Verschulden bei Vertragsschluß: BGH Neue Juristische Wochenschrift 1986, 587 m. Nachw., s. neuerdings § 311 Abs. 3 BGB; Vertrag mit Schutzwirkung: BGH Juristenzeitung 1985, 951 mit Anm. Honsell. 381 Vgl. W. E. Voß, in: Röm. Recht (o. Fn. 97) 117 ff. 382 PS 3, 4b, 13. Auch 3, 4a, 16; 2, 17, 13 f. u. 3, 5a betonen schriftliche Dokumente stärker als es andere Juristen tun. Zum Analfabetismus o. Kap. 1 Fn. 74. 383 PS 3, 4a, 13, nach einem Reskript Mark Aurels an Didius Julian, das bei Ulp. 1 Sab. D. 28, 1, 20 § 9 zitiert war, woher es der Sentenzenverfasser bezogen haben wird, s. o. S. 81. Er verwendet wesentlich mehr Worte darauf als Ulpian. 384 PS 5, 4, 15 u. 17. Der in 15 genannte Senatsbeschluß dagegen hatte Mündliches dem Schriftlichen nur gleichgestellt, Ulp. D. 47, 10, 5 § 10. 385 PS 2, 18, 1. 386 Vgl. aber Verf. (o. Fn. 128) 17 f. Fn. 8; H. Bellen, Studien zur Sklavenflucht (Wiesbaden 1971) 160; u. U. Manthe, TR 54 (1986) 395 oben. 380
3. Die pseudopaulinischen Sentenzen
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prohibet;387 anscheinend hatte seine Vorlage nur wie Gajus388 formuliert, nicht abstrakt wie etwa Paulus.389 – Um zu begründen, dass die Geburt eines Monstrums oder eines Ungeheuers nicht zum ius liberorum verhilft, wo sich Ulpian wie gesagt großzügig zeigte, holt der Sentenzenverfasser weit aus: non sunt enim liberi, qui contra formam humani generis converso more procreantur;390 immerhin zählt nicht schon dazu, wer nur ein überzähliges Glied hat, weil das noch einigermaßen sinnvoll erscheine,391 wie es jetzt betulich heißt. – Von zwei Miteigentümern eines Sklaven hatte nur einer ihn wegen eines Vergehens gefesselt; der andere hatte ihn wohl nicht für schuldig befunden. Ein Sklave, der einmal, und sei es nur von seinem Herrn, bestraft worden war, ein vorbestrafter Sklave, wurde aber, wenn freigelassen, weder römischer Bürger noch Latiner, sondern lediglich dediticius.392 Hatte aber nur ein Miteigentümer gestraft, so sollte das dem Sklaven nach den Sentenzen nicht schaden: inter pares enim sententia clementior severiori praefertur, et certe humanae rationis est favere miserioribus et probe innocentes dicere, quos absolute nocentes pronuntiare non possunt.393 Hier begnügt sich der Jurist nicht wie sonst mit einem Bericht und auch nicht mit der allgemeinen Regel 'inter pares sententia clementior severiori praefertur', einer zureichenden Begründung, sondern holt weiter aus: certe humanae rationis est favere miserioribus. Alle Elenden, oder auch nur, wie der Zusammenhang ergibt, alle Sklaven, die an sich eine Strafe verwirkt haben, können aber nicht bei jedem Zweifel oder Gleichstand zu begünstigen sein. Vor allem stößt sich dieses hehre Bekenntnis mit dem soeben behandelten Satz vom vermachten Sklaven und wohl auch mit den schweren Strafen für humiliores in den Sentenzen und zumal den Todesstrafen nach dem Senatusconsultum Silanianum, das ohne Abstriche oder Einwände aufgenommen ist.394 Aber es ist klar, was gemeint ist: etwas Ähnliches wie der altbekannte favor libertatis. Denn obwohl der Sentenzenverfasser schreibt, die Fesselung schade futurae libertati nicht, steht nicht die Freiheit selbst in Frage, sondern das Bürgerrecht; auch der vorbestrafte Freigelassene wird frei, wenn er auch nur den Status eines dediticius erlangt. Und so wie der Sentenzenverfasser mit libertati
387
PS 2, 19, 3 a. E. Gai. 1, 59. 389 Paul. sg. SC Turp. D. 23, 2, 68; s. a. UR 5, 6. 390 PS 4, 9, 3. Vgl. oben bei Fn. 346. 391 PS 4, 9, 4. 392 Gai 1, 13 u. 15. 393 PS 4, 12, 5. 394 PS 3, 5. Zur Sache etwa J. G. Wolf, Das Senatusconsultum Silanianum ... (Heidelberg 1988) 10-13. Die in den PS verheißenen Strafen für Geringe überblickt man am besten bei Mommsen, Strafrecht 1045 ff. 388
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2. Kapitel: Africanische juristische Werke
um der Kürze und Würze willen etwas zu hoch greift,395 tut er es mit favor miseriorum; er meint nur einen favor civitatis Romanae für Freigelassene. Der ungewöhnliche verbale und moralische Aufwand, mit dem diese Entscheidung begründet ist, lässt aber darauf schließen, dass hier keine Vorlage summiert wurde, der Sentenzenverfasser diesen Fall vielmehr selbst gebildet und entschieden hat;396 und dass misericordia ihm ein Wert war, der im Recht angebracht zu werden verdiente,397 wenn ihm das auch nicht durchgehend gelungen ist. Konstantin sollte diesem Wert bekanntlich größeren Raum verschaffen,398 aber wir begegnen ihm schon bei Papinian399 und zumal Ulpian,400 bei Paulus dagegen nicht ausdrücklich.401 – Auch die eigenartige Rechtfertigung einer Trotzehe ist dem Sentenzenverfasser zuzutrauen: contemplatione enim publicae utilitatis privatorum commoda (der Eheleute?) praeferuntur.402 i) Rezeption Der große Erfolg der Schrift: sie wurde die am weitesten verbreitete und einflussreichste Juristenschrift des Altertums, hängt damit zusammen, dass sie dem berühmten Spätklassiker zugeschrieben war und Konstantin, die kaiserliche Macht absolut setzend, diese Unwahrheit zum Gesetz erhoben hat. Bevor es dazu kam, hat Hermogenian, aus dem griechisch sprechenden Osten stammend, Kronjurist der ersten Tetrarchen, auch im Dienste Maximians, und schließlich mit der römischen Aristokratie versippt,403 das Ziel des Sentenzenverfassers wenige Jahre später auf höherem Niveau und zumal offen zu verwirklichen versucht, indem auch er auf der Grundlage der spätklassischen Rechtsliteratur und der Codices Gregorianus und Hermogenianus einen kurzen Auszug des geltenden Rechts, aber in sorgfältig redigierten Sätzen herstellte, die er offen Iuris epitomae nannte
395
PS 4, 12, 2 u. 3 sagt er noch lang ad iustam libertatem, 4, 12, 8 dagegen gleichermaßen kurz libertati (zweimal). 396 Vgl. Verf., Hermog. 102 ff.; zur Sache auch PS 4, 12, 6 u. schon 4. 397 Vgl. a. PS 2, 24, 10. 398 CTh 9, 18, 1 (315); 9, 37, 1 (319); 9, 3, 1 pr. g. E. (320); 9, 27, 2 (322); Sirm. 1 (333); CTh 1, 22, 2 (334); u. 8, 18, 3 (334). 399 Pap. 29 quaest. D. 38, 6, 7 § 1. S. a. Tryph. 3 disp. D. 4, 4, 37 § 1 Mitte. 400 11 ed. D. 4, 3, 7 § 6; 23 ed. D. 11, 3, 5 pr.; 25 ed. D. 11, 7, 14 § 7; 30 ed. D. 16, 3, 7 pr.; u. 64 ed. D. 42, 3, 6. S. a. 56 ed. D. 47, 9, 3 § 8. Ebenso Mod. 4 poen. D. 48, 3, 14 § 2. 401 Paul. 5 Sab. D. 40, 7, 4 § 5 dürfte auf Pomponius zurückgehen, Waldstein (o. Fn. 251) 391 f. Aus dem Wortfeld miser, miseratio, misericordia, misericors ist von Paulus nur 10 ed. D. 3, 6, 7 pr. auszumachen, wo misericordia aber lediglich zur Fallschilderung gehört. 402 PS 2, 19, 2 Hs. 2 (s. o. Fn. 328). 403 Verf., Jurisprudenz 36-52; u. A. Chastagnol, ZPE 78 (1989) 165-68.
3. Die pseudopaulinischen Sentenzen
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und zu denen er sich bekannte;404 die Konkurrenz war schwerlich unbeabsichtigt. Das bessere Konkurrenzwerk wurde in der Folgezeit aber kaum beachtet. Erst Tribonian verwertete es, und zwar parallel zu den Paulussentenzen und in nicht wesentlich geringerem Umfang. Aber noch hier sollte der unbekannte Africaner, der die Bedürfnisse seiner Zeit und der folgenden Jahrhunderte so gut erfasst hatte, den hauptstädtischen Konkurrenten auf den zweiten Platz verweisen.405 Im frühen 5. Jh. meint Augustin offenbar speziell dieses Werk, wenn er in seiner 52. Predigt, um die Autorität des Apostels Paulus als Gewährsmann für Sätze göttlichen Rechts, des Rechts des Friedens hervorzukehren, ihm gegenüberstellt:406 Nam et causidici habent hodie Paulum dictantem iura litigatorum, non Christianorum.
Sonst findet sich bei Augustin keine Anspielung auf eine konkrete Juristenschrift. j) Weitere Schriften des Sentenzenverfassers? Natürlich kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Sentenzenverfasser noch weitere Werke geschaffen hat. Die Grundlage für die Annahme von Fritz Schulz,407 er habe auch De gradibus einen liber singularis verfasst, erweist sich indessen als brüchig. In einer angeblich den Sentenzen entnommenen Digestenstelle heißt es:408 ȈIJȑμμĮIJĮ cognationum ... quas omnes latiore tractatu habito in librum singularem conteximus. Und dann folgt, als D. 38, 10, 10, der De gradibus et adfinibus et nominibus eorum liber singularis von Paulus selbst.409 Gewiss wird der Sentenzenverfasser die Mimikry nicht so weit getrieben haben, auf ein Paulinisches Werk als eigenes zu verweisen. Dadurch wird der angehängte Nebensatz aber noch nicht zum verlässlichen Zeugnis für ein weiteres apokryfes Werk des Sentenzenverfassers, da es entgegen Schulz nahe liegt, dass Justinians Kompilatoren, welche die Paulussentenzen gemäß kaiserlichem Befehl für echt nahmen, den Nebensatz
404
Verf., Jurisprudenz 143 f. P. Krüger, Corpus iuris civilis, editio stereotypa, I. Additamentum I, Nr. 205-14. Dazu A. M. Honoré u. A. Rodger, SZ 87 (1970) 265 f. 406 Augustin serm. 52, 9. 407 Schulz, Gesch. 326 f. 408 PS 4, 11, 1a = D. 38, 10, 9 409 Verf., HLL IV 164 f. = § 423 B Nr. 48. 405
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2. Kapitel: Africanische juristische Werke
eingefügt haben, um zu dem außergewöhnlich umfangreichen Fragment 10, das den nahezu vollständigen liber singularis enthält, überzuleiten.410
410
So die h. M., s. etwa Levy, Ges. I 224 (zuerst 1943).
Drittes Kapitel
Sonstige Bezeugungen römischer Jurisprudenz in Africa 1. Apulejus von Madaura In seiner Apologie (Pro se de magia 2, 3 f.) kommt Apulejus von Madaura auf den Rechtssatz zu sprechen, dass Anklagen in fremdem Namen unzulässig sind. Der Gegner von Apulejus, Sicinius Ämilian, hatte das getan und war deshalb vom Prokonsul geheißen worden, die Anklage im eigenen Namen zu übernehmen. Ämilian hatte das auch versprochen, sein Versprechen aber nicht nur nicht gehalten, sondern sich obendrein durchgesetzt; sein Trotz blieb folgenlos. Der Prokonsul nahm seine Anklage im Namen seines Mündels schließlich doch an und ließ den Prozeß danach ablaufen. Apulejus beschimpft das, u. a. als contumacia und calumnia, aber ohne die für ein solches Verhalten vorgesehenen Sanktionen zu fordern. Im Fall einer Vormundschaft war nämlich eine Ausnahme von jenem Rechtssatz vorgesehen.1 Darauf wird sich Ämilian berufen haben, d. h. er müßte genauere Rechtsauskunft eingeholt, bekommen und dem Gericht vorgelegt haben, das daraufhin seine Verfügung zurückgenommen haben wird. 2. Arnob Dass überhaupt römische Juristen auch noch im Dominat in Africa wirkten, sagt uns beiläufig Arnob, Lehrer der Rhetorik in Sicca Veneria. Um 305 n. Chr., nach seiner Bekehrung, zählt er in seiner Kampfschrift Adversus nationes Geistesgrößen auf, die zum Christentum übergetreten sind: oratores, grammatici, rhetores, consulti iuris, medici und Filosofen.2 3. Der Fall des Alypius Ein Vorgang, der sich in den 370er Jahren in Karthago abspielte, könnte Zweifel zumindest an der Güte der römischen Juristen in der Hauptstadt Africas, und damit in der ganzen Diözese wecken. Augustin berichtet in seinen 1
Septimius Severus (nominell mit Caracalla, entworfen von Ulpian, Honoré, Emperors 81-86 u. Palingenesia Nr. 138 u. 167), CJ 9, 1, 2 u. 6, 35, 2 § 1; Tryphonin 5 disp. D. 34, 9, 22 mit Berufung auf Masurius Sabinus; Marcian 4 inst. D. 5, 2, 30 § 1; PS 5, 12, 4; u. Inst. 2, 18 § 4. 2 Arnob nat. 2, 5.
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3. Kapitel: Sonstige Bezeugungen römischer Jurisprudenz in Africa
Confessiones, dass Alypius, sein jüngerer Freund, zunächst bei ihm Rhetorik studiert hatte, in Thagaste und dann auch in Karthago. Von den Eltern für den höheren Reichsdienst vorgesehen, wurde er darauf nach Rom geschickt, damit er dort Jurisprudenz studiere: Non sane relinquens incantatam sibi a parentibus terrenam viam Romam praecesserat, ut ius disceret.3 Konnte er dieses Studium also nicht in Karthago oder sonstwo in Africa beginnen? Oder sollte sein Rechtsstudium gleich auf dem damals fachlich und gesellschaftlich höchsten Niveau einsetzen? Sein Berufsweg als Assessor sollte ihn bald nach Rom führen, wo er kurz vor 384, etwa 25 Jahre alt, rechte Hand des Finanzchefs der suburbicarischen Diözese wurde: Romae adsidebat comiti largitionum Italicianarum.4 Einem Absolventen von Karthago wäre das schwerlich gelungen. Vermutlich gehörte Alypius zu einer Familie mit senatorischen Verwandten. Der Vorgang schließt Rechtsunterricht in Africa und besonders Karthago also nicht aus.5 Auch Anatolius Azutrio aus Beirut studierte im 4. Jh. Jura lieber in Rom, wodurch er auf höherer Ebene ins Berufsleben einstieg;6 und doch blühte damals der Rechts-unterricht auch in Beirut. 4. Weitere Äußerungen Augustins In Rom schrieb Augustin zwischen 388 und 390 den Dialog mit seinem Freund Euodius De quantitate animae, worin er gegen Ende des 57. Kapitels wie selbstverständlich mit der Konsultation des Filosofen die Konsultation eines Fachjuristen vergleicht: Ego te privatim quasi adhibitus iurisconsultus instruendi causa refellere volui, ut cum ad iudicium ventum fuerat, paratus assistas.
Der Jurist, im Bilde Augustin selbst, hat Euodius, den Anwalt, beraten, der so gerüstet seinem Klienten vor Gericht beistehen kann. In Hippo Regius, von 395 bis zu seinem Tod 430 sein Bischofssitz, predigte und schrieb Augustin seit 391, wobei er häufig auf das tägliche Leben Bezug nahm. 391 oder 392 schrieb er in dem kleinen Traktat De duabus animabus contra Manichaeos (5 Mitte), nicht immer sei, was man lobe, dem, was man tadele, vorzuziehen. So sei das reinste Blei weniger wert als unreines Gold; und 3
Augustin conf. 6, 7; 8 a. Anf. Ebenda 6, 10. Zu Alypius A. Mandouze, Prosopographie de l'Afrique chrétienne (Paris 1982) 53-65. 5 So aber Vössing (o. Einl. Fn. 13) 205 u. 277 Fn. 1325. 6 Verf., Jurisprudenz 56-58. 4
4. Weitere Äußerungen Augustins
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auch für die Gesellschaft sei ein ausgezeichneter Schuster weniger wert als ein tadelnswerter Jurist, der viele Gesetze nicht kennt: improbo iurisconsultum multas leges ignorantem ... quod suam professionem minus impleat, iure reprehendo. Der Gedanke kehrt später (vor 416 n. Chr.) in einer Psalmauslegung wieder, der vermutlich eine Predigt zugrunde liegt: reprehendis aliquem iurisperitum, quod multas leges ignoret ... imperitior iurisperitus ... praeponitur.7 Juristen müssen also vor allem die Gesetze beherrschen, womit zumal die aktuellen Kaisergesetze gemeint sind; und daran fehlt es mitunter, ohne dass man auf Juristen mit mangelhaften Kenntnissen verzichten kann. Offenbar gab es in Africa nie viele Juristen, so dass man auch mit schwachen vorlieb nahm. Im frühen 5. Jh. predigte Augustin über Hesekiel 34, 25. Hier heißt es,8 man ziehe viele Juristen bei, um Kaisergesetze zu umgehen, welche den verschiedensten Häretikern Testier- und Erbfähigkeit nahmen: Quot iurisperitos consulis, quantas fraudes, ut stet testamentum tuum contra ipsam legem imperatoris, inquiris? Diese jüngste Gesetzgebung9 eröffnete den Juristen also ein weites Tätigkeitsfeld; zum Ärger des Bischofs wirkten sie dabei keineswegs im Sinne eines Verfalls der Häretikervermögen, sondern stellten sich den noch vermögenden Verfolgten zur Verfügung, um durch ausgeklügelten Erbgang ihre Testierfreiheit so gut als möglich zu wahren. Außerdem hilft der Jurist, die erforderlichen „schikanösen“ Anträge bei Gericht zu formulieren: calumniosas formulas aucupari. Und auf ebendiese Tätigkeit der heimischen Juristen nimmt Augustin Bezug, wenn er in einer anderen Psalmauslegung Jesus, der uns das Beten lehrt, mit einem Juristen vergleicht, der uns das Postulieren beibringt:10 data est regula postulandi a iurisperito caelesti. „Sic orate“ inquit ... In einer Predigt zum Johannesevangelium hat er das, wohl 408 n. Chr., näher ausgeführt.11 Jesus setzt für seine Gläubigen pacta, chirographa und preces auf, also auch Eingaben bei den staatlichen Behörden, insbesondere dem Kaiser: utere pacto illo, utere chirographo, utere precibus, quas tibi constituit et conposuit iurisperitus caelestis. Qui enim habent causam et volunt supplicare imperatori, quaerunt aliquem scholasticum iurisperitum, a quo sibi preces componantur, ne 7
Augustin enarratio in psalmum 145 § 4 Mitte. Zu Augustins Psalmauslegungen G. Krüger, in: M. Schanz/C. Hosius, Geschichte der römischen Literatur IV 2 (München 1920) 448-50. Zu De duabus animabus ders., ebenda 425-27. 8 Sermo 47 De ovibus, § 22. 9 Etwa CTh 16, 5, 7 (Theodosius I. 381); 17 (389); 16, 7, 4 (391); 16, 5, 40 (Honorius 407); und 43 (desgleichen): gegen Manichäer, Eunomianer, Apostaten, Donatisten, Priscillianisten, jüdische Himmelsverehrer und andere. 10 Enarratio in Psalmum 142 § 6 (zu v. 2). 11 Tractatus in evangelium Ioannis 7, 10 f. (zu Joh. 1, 38 f.), datiert nach Brown (o. Kap. 1 Fn. 81) 488. Vgl. Vössing (o. Einl. Fn. 13) 302 Fn. 1434.
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3. Kapitel: Sonstige Bezeugungen römischer Jurisprudenz in Africa
forte, si aliter petierint quam oportet, non solum non impetrent, quae petunt, sed et poenam pro beneficio consequantur. Ohne die Hilfe eines Juristen könnten solche Eingaben leicht zu Bestrafung statt zum gewünschten Erfolg führen.12 Schließlich wird hier Jesus mit einem rechtskundigen Assessor Gottes verglichen, der einen liber iuris zur Hand hat, mit Hilfe dessen er den Gläubigen Eingaben an Gott formulieren hilft: dixerunt Christo: „... iurisperite noster, assessor, immo consessor Dei, compone nobis preces!“ Et docuit dominus de libro iuris caelestis. In einem Brief an den obersten Zivilbeamten Africas, den vicarius Africae Macedonius, vom Spätjahr 413 oder 414, kommt Augustin auf Honorare und Entgelte für Dienstleistungen zu sprechen, wobei es heißt:13 vendit advocatus iustum patrocinium et iuris peritus verum consilium.
Es ist selbstverständlich, dass ein Jurist für sein Gutachten bezahlt wird, ebenso wie ein Anwalt nicht unentgeltlich tätig wird. 5. Die sog. Tablettes Albertini 1928 fanden sich im Grenzgebiet zwischen Algerien und Tunesien, etwa 250 km von der Küste entfernt, 32 Urkunden aus den Jahren 493 bis 496 n. Chr. auf Holztäfelchen: über eine Mitgiftbestellung, einen Sklavenkauf und 30 Grundstückskäufe nach einheitlichem Muster. Eugène Albertini gab zwei Kaufurkunden 1930 heraus,14 die Hans Julius Wolff 1936 ausführlich kommentierte;15
12
Ausführlich dazu S. Poque, RH 57 (1979) 331-44; u. Vössing (o. Kap. 1 Fn. 4) 145-48. Iurisperitum in S. 2 ist adjektivisch gebraucht; zweifelnd Vössing 146; s. a. ders., Gnomon 69, 437 Fn. 8. Unergiebig ist seine Frage nach der „Art von juristischen Eingaben“, da Eingaben aller Art gemeint sind, die jedermann beim Magistrat und beim Kaiser anbringen konnte und die möglichst vom Rechtsstandpunkt aus beschieden wurden, weshalb man aber nicht schon von „juristischen“ Eingaben sprechen sollte. Im Übrigen war der Reskriptprozess kein besonderes Verfahren, sondern allenfalls eine Möglichkeit, einen Prozess einzuleiten, s. Kaser/ Hackl 633-36 = § 98; u. demnächst Bettina Hecht über die Relationen des Symmachus, demnächst in dieser Reihe. Vössing gibt sich gerne kundig, gerät aber, wenn es ums Recht geht, leicht in die Irre. 13 Augustin epist. 153, 23. 14 E. Albertini, Actes de vente du Ve siècle trouvés dans la région de Tébessa (Algérie), Journal des savants 1930, 23-30. 15 H. J. Wolff, Römische Grundstückskaufverträge aus dem Vandalenreich, TR 14 (1936) 398-420; s. ferner O. Fiebiger, Inschriftensammlung zur Geschichte der Ostgermanen Neue Folge, Denkschriften der Akademie der Wissenschaften Wien, phil.-hist. Kl., 70 (1939) 10 f. Nr. 9; u. V. Arangio-Ruiz, FIRA III 443-46 Nr. 139.
5. Die sog. Tablettes Albertini
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1952 erschien die Gesamtausgabe.16 Die beteiligten Personen sind durchweg Römer. Die Grundstückskaufverträge bezeugen, dass auch unter vandalischer Herrschaft das römische Recht fortgalt. Das verwendete Formular muss von einem Juristen entworfen sein, vermutlich einem africanischen. Es wird schon länger in Gebrauch gewesen sein; Wolff vermutete, dass es im 4. Jh. in Karthago entwickelt wurde,17 während Weßel die wesentlichen Elemente schon im 3. Jh. entwickelt sieht, für Einzelnes wie die Eviktionsklausel das 4. auch für möglich hält und nur die Datierung nach Königsjahren erst auf das späte 5. Jh. zurückführt.18 Die Struktur folgt westlich-römischer Urkundentradition, doch sind einzelne östliche Elemente eingearbeitet.19 Inhaltlich gibt es Eigenheiten. Grundstücke bzw. das Erbpachtrecht an Grundstücken mit Feigen- und Olivenbäumen werden nach der Zahl der Bäume verkauft und übereignet, offenbar eine volksnahe Betrachtungsweise;20 dabei bezeichnet transferre die ganze Rechtsübertragung mitsamt Übergabe, ohne dass man deshalb mit Levy von einer vulgarrechtlichen Vermengung des Schuldvertrags 'Kauf' mit dieser Rechtsübertragung sprechen kann.21 Zwischen Ehegatten herrscht Gütergemeinschaft jedenfalls an den Immobilien, die die Witwe nach dem Tod des Mannes mit den Söhnen fortsetzt; verfügt wird gemeinsam.22 Vor allem hat sich die lex Manciana, eine im 1. Jh. von einem Verpächter namens Mancia entwickelte Form der Teilpacht, bis ins späte 5. Jh. erhalten und zu einem veräußerlichen Erbpachtrecht verfestigt.23 16 Tablettes Albertini. Actes privés de l'époque vandale, hg. C. Courtois u. a. (Paris 1952), 2 Bde. (Text u. Tafeln). Dazu E. Levy, SZ 70 (1953) 499-507; A. Berger, Latomus 12 (1953) 192-205; J. Lambert, Revue africaine 97 (1953) 196-225; J. Macqueron, TR 23 (1955) 333-44, mit weiteren Nachweisen S. 334 Fn. 5; u. vor allen H. Weßel, Das Recht der Tablettes Albertini (Berlin 2003). Mittlerweile wurden weitere Urkunden aus vandalischer Zeit gefunden, wie J.-P. Bonnal und P.-A. Février, Bulletin d'archéologie algérienne 2 (1966-67) 239, berichten, die m. W. aber noch nicht veröffentlicht sind. Fünf Ostraka aus der Zeit von 484 bis 493 n. Chr. über Pachtleistungen wurden von Bonnal und Février S. 239-49 herausgegeben. 17 AaO. 417. 18 Weßel aaO. 60-73, bes. 70 f. 19 Wolff aaO.; einschränkend Weßel aaO. 71-73 u. 86 f. Zum Fortleben des römischen Rechts unter den Vandalen allgemein A. v. Halban, Das römische Recht in den germanischen Volksstaaten I (Breslau 1899) 71-77. 20 Und keine rechtliche Besonderheit des africanischen Liegenschaftsrechts damals, wie Lambert aaO. 205-20, u. Macqueron aaO. 339, annahmen,. s. Weßel aaO. 109 f. u. 127-29. 21 E. Levy, SZ 70 (1953) 502-04. Zutr. Weßel aaO. 146-54. 22 Weßel aaO. 265-76, bes. 269. 23 Vgl. Lambert aaO. 218 f.; Levy aaO. 502 f.; Macqueron aaO. 340 f.; D. Flach, Röm. Agrargeschichte (München 1990) 88-117, bes. 101-103, u. 180; u. bes. Weßel aaO. 89-123. – Die CJ-Zitate bei Facundus, Mitte des 6. Jh. Bischof von Hermiane in der Byzacena: Pro defensione trium capitulorum 1, 1 u. 2, 2 (CJ 1, 1, 6 u. 7), fallen in die Zeit seines Aufenthalts in Konstantinopel, G. Krüger bei M. Schanz, Gesch. d. röm. Lit. IV 2 (1920) 581 f.
Zusammenfassung Für das 2. bis frühe 5. Jh. n. Chr. sind in Africa also neun oder zehn nichtliterarische Juristen und drei juristische Schriftsteller auszumachen, wobei nicht auszuschließen ist, dass der namentlich nicht bekannte Sentenzenverfasser einer der erst einmal als nichtliterarisch eingeordneten Juristen war. Von diesen waren zwei, Marcus Picarius Turranianus und Annius Namptoivius, Lehrer auch oder nur des Rechts, die, wenn sie nur Recht lehrten, diese Tätigkeit wohl in Karthago ausübten; Bürger waren sie des nicht weit entfernten Thuburbo Maius, der erste vielleicht auch von Abthugni oder Semta; der zweite war außerdem Rechtsberater und -gutachter, wohl auch zu Hause. Solche gab es auch in Sitifis im östlichen Mauretanien, Cuicul im Westen Numidiens, Thamugadi im Zentrum Numidiens, Thubursicu Numidarum im Westen von Africa proconsularis, vielleicht in Simitthus oder Naraggara weiter östlich im Binnenland, in Gightis an der Kleinen Syrte und Lepcis Magna im äußersten Osten. Und im frühen 5. Jh. war in Karthago Eustochius angesehener Rechtsgutachter. Möglicherweise leistete sich diese Stadt einen öffentlich besoldeten Rechtslehrer. Vom 2. bis zum 5. Jh. hat sich hier also nicht viel geändert, abgesehen davon, dass der jüngste Vertreter unserer Zunft Christ war; alle anderen waren wohl Heiden, was nur bei Namptoivius, auch Lehrer, nicht bezeugt ist. Am ehesten in Numidien war Aemilius Macer beheimatet; und hier wirkte wohl auch der Sentenzenverfasser. Wenn auch Africas Beitrag zur römischen Jurisprudenz insgesamt bescheiden war: der personelle Aufwand, der Umfang der literarischen Hinterlassenschaft und ihr Rang, so sind doch drei Umstände bemerkenswert. Einmal waren die Verhältnisse in Africa auch in der Juristerei ein getreues, nur etwas verspätetes und eben bescheideneres Abbild der Verhältnisse in Rom und Italien: Es gab unabhängige Fachjuristen des römischen Rechts, die die Rechtsberatung zu ihrem Beruf machten. Es gab im 3. und im 4. Jh. auch Rechtsunterricht, womöglich gar öffentlich organisiert: in Karthago, wenn auch besser Gestellte wie Alypius Jura lieber in Rom studierten. Die wichtigsten hauptstädtischen Werke waren präsent. Macer zitierte die militärrechtlichen Monografien von Paternus und Menander, ferner Paulus, Ulpian, darunter De officio proconsulis, und Kaiserkonstitutionen; und der Quellenkreis der Sentenzen umfaßte Papinians Responsen, Pauls Responsen, seine Kommentare zum Edikt, zu Ad Vitellium von Sabinus und vielleicht auch zu dessen Ius civile, seine Monografie zum öffentlichen Strafrecht und vielleicht auch die zum ius fisci, Ulpians Edikt-, seinen Sabinuskommentar, De officio proconsulis und vielleicht auch De officio consulis und De
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Zusammenfassung
appellationibus, Pseudo-Ulpians Regularum liber singularis, Marcians Institutionen und vielleicht auch seinen liber singularis De delatoribus, Modestins Pandekten und Differentiae, den Codex Gregorianus, der 419/21 auch Augustin vorlag,1 und den Codex Hermogenianus. Schließlich gab es auch eigene juristische Werke, hauptsächlich im 3. Jh. Zweitens ist bemerkenswert, dass im mittleren 3. Jh. in Africa auch für die Jurisprudenz kein dramatischer Niveauabfall festzustellen ist, der Betrieb vielmehr bis ins 5. Jh. im wesentlichen gleichmäßig weitergegangen zu sein scheint; auch die Sentenzen, insbesondere ihre trügerische Bezeichnung, können nicht im Sinn eines Niedergangs gedeutet werden, wenn eine selbstbewußte eigene rechtsliterarische Tradition sich hier noch gar nicht gebildet hatte. Und drittens ist hervorzuheben, dass Africa eben mit den pseudopaulinischen Sentenzen die erfolgreichste römische Juristenschrift überhaupt geliefert hat, vergleichbar den Werken eines Nonius Marcellus, Solin, Eutrop oder Martianus Capella auf ihrem Gebiet.
1
De adulterinis coniugiis 2, 8, 7.
Quellen I. Juristische Quellen Appendices zur Lex Rom. Vis. 1,7: 52133 1,8: 52138 1,9: 52137 Basilikenscholien zu 8,1,36: 4244 Codex Justinianus 1,1,6 u. 7: 13323 1,14,2 u. 3: 4239 1,19,7: 4239 1,22,5: 4239 1,23,3: 114282 1,51,10: 2950 2,8,1: 4244 3,3,2: 107246 3,11,1: 107246 3,28,3: 100 f., 101236 3,28,35,1: 59 4,20,6: 105 4,28-30: 111 4,29,6 pr.: 95 f. 4,32,1-17: 111 4,32,18-24: 111 4,33,2: 97 4,33,5: 111 4,50,1: 97 4,50,3: 98227 4,50,6: 98227 4,50,8: 98227 4,65,1: 98 f. 4,65,4: 98 f. 5,4,3: 99 5,4,16: 57172 5,4,20 pr.: 119328 5,26,1: 49111 5,46,2: 95 f.
6,2,13: 105 f., 121351 6,23,3:109 6,33,1 u. 2: 99 6,35,2,1: 1291 6,35,9: 76 6,37,3: 100 7,15,3,2: 49111 7,16,38: 56161 7,33,1: 101 7,43,8 u. 9: 102 7,53,8: 107246 7,62,6,4-6: 107246 7,62,6,6: 50109, 107246 7,65:103239 7,65,1: 102 8,10,2 u. 3: 121356 8,10,4: 121356 8,14,3: 122363 8,24,1: 122363 8,27,10: 96 f. 8,51,2: 58176 8,51,3: 58176 9,1,2: 1291 9,17: 55155 9,41,11:87203 9,41,15:106 9,50,1: 107 10,11,3: 95 10,40,4: 114282 Codex Theodosianus 1,4,2: 4135, 48104, 51126, 51129 1,4,3: 4239, 48104 1,22,2: 126398 1,34,1: 2950 2,19,4: 120345 3,7,1: 119328 4,6,7: 49115 8,18,3: 126398 9,1: 57170
Quellen
138 9,3,1 pr.: 126398 9,7,1: 50119 9,14,1: 58176 9,15: 55155 9,15,1: 50120, 57, 57172 9,18,1: 126398 9,19,2,2: 48105 9,21,2: 50116, 117 9,21,2,4: 50117 9,21,3: 50116 9,21,5: 50116 9,27,2: 126398 9,34,1: 56159 9,35,1 f.: 4795 9,37,1: 126398 9,40,1: 50119 11,30,15: 112257 11,30,25: 112257 11,30,30: 112257 11,30,59: 112257 11,36: 103239 11,36,1: 50119 16,5,7: 1319 16,5,17: 1319 16,5,40: 1319 16,5,43: 1319 16,7,4: 1319 Collatio legum Mosaicarum et Romanarum 1,2: 4238 1,4: 4238 1,7: 4238 1,13: 4238 2,7: 4238 3,2: 4238 4,12: 4238 5,2: 4238 6,3: 4238 7,2: 4238 7,5: 4238 8,3-6: 4238 8,3: 4238, 113272 9,3: 4238, 113272 10,7: 4238 11,2-5: 4238 11,6,1: 388
11,6,2: 70189 11,7: 388 11,8,1: 88 12,2-4: 4238 12,5,2: 117316 12,6: 70189 13,2: 4238 14,2: 4238 15,2: 112262 15,3: 50118, 103 f. 15,3,7: 4897 16,3: 4238 Constitutiones Sirmondianae 1: 126398 Consultatio … 3,6-9: 4241 4,3: 4241 4,4: 4241 4,6-8: 4241 4,10: 105 5,4: 4241 5,5: 4241 6,5: 4241 6,7-9: 4241 6,20: 4241 6,21: 4241 7,4-6: 4241 Digesten Justinians 1,5,5,2 u. 3: 91 1,15,3,2: 98228 1,15,4: 117315 1,18,1: 4029 1,18,6,3: 4899 1,18,6,5: 4790 1,18,6,7: 4899 1,18,7: 121355 1,18,14: 4031 1,21,4: 4031 1,22,1: 2322 1,22,3: 2217, 2950 1,22,6: 2217, 2950 2,8,7,2: 4787 2,14,27,2: 63 2,14,38: 70190
Quellen 3,5,46,1: 48102 3,6,7 pr.: 126401 4,2,9,1: 70 f. 4,3,7,6: 126400 4,4,24: 58177 4,4,37,1: 126399 4,6,37: 2950 4,6,38 pr.: 2950 5,1,73: 103240 5,2,8,14: 60 5,2,30,1: 1291 7,1,7,1: 80 7,1,9 pr.: 80 7,1,62 pr.: 52139 7,2,1 pr.: 81 7,4,5,2: 81 f. 7,8,14,1 u. 2: 80 f. 8,4,2: 122359 9,1: 57170 9,2,31: 68187 10,2,2,4: 119334 10,2,20,4: 71 10,2,25,22: 65 10,3,8 pr.: 119334 10,4,11,1: 4787 10,4,19: 2321 11,3,5 pr.: 126400 11,4,1,8: 4570 11,7,14,7: 126400 11,7,37,1: 4031 12,1,9,9: 73 12,1,11 pr.: 113265 12,1,34 pr.: 4783 12,6,26 pr.: 74 13,6,5,4: 71 13,6,5,5: 71192, 71 13,6,5,7: 71192, 71 13,7,4: 122362 13,7,18,2: 122363 13,7,43,1: 4786 14,2,2,1: 59179 14,3,1: 72, 119327 14,3,5,1 f.: 73 14,3,5,10: 122367 14,3,7,1: 73 15,3,3,1: 120347 15,3,5,3: 120347
139 16,3,1,24: 73193 16,3,1,25: 73 f. 16,3,7 pr.: 126400 17,1,5,3 f.: 123368 17,1,12,9: 74 17,2,52,4: 74 17,2,52,10: 121356 19,1,13,4: 75 19,1,13,9: 121348 19,1,13,15: 75 19,2,19,4:123371 19,2,24,2: 48100 19,2,25,2: 123371 19,2,61 pr.: 123371 19,5,17,1: 72 19,5,20,1: 3813 20,1,6 u. 8: 77 20,1,7: 70189 20,1,26,2: 122363 20,1,29,1: 122363 20,2,1: 121356 21,1,58 pr. u. 2: 69 21,1,62: 121352 21,2,74,1: 4789 22,3,14: 89 22,6,9,5 u. 6: 56167 23,2,16,2: 66 23,2,68: 124389 24,1,3,9: 77 24,1,32,14: 77 f. 24,2,11,2: 49114 25,3: 58174 25,3,4: 58174 25,4,1,15: 119330 27,1,6,1-12: 3266 27,1,13,1 f.: 123373 28,1,20,5: 80 28,1,20,9: 80, 124383 28,5,63,1: 94 28,6,1 pr.: 94 29,2,61: 4031 29,5,1,17-19: 75 f. 29,5,1,22: 76 29,5,6, pr. u. 1: 66 30,112,1: 123378 30,127: 70189 32,41,6: 119337
Quellen
140 32,52 pr.: 85 32,65,4-7: 92 32,66: 120340 32,78 pr.: 67 32,78,1: 119337 32,81 pr. u. 1: 93 f. 32,81,4: 94216 32,91,4: 61 32,92,1: 119337 32,99,1 u. 2: 70189 32,99,4: 70189 33,7,8: 82 f. 33,7,10: 82 f. 33,7,12, pr. u. 7: 82 f. 33,7,12,34: 83 33,7,12,42 u. 43: 83 f. 33,7,12,45: 61, 119337 33,7,17 pr.: 92 33,7,18,9: 66 f. 33,7,20,6: 67185 33,8,24: 119336 33,10,3,2-5: 62 f. 33,10,5 pr.: 62 f. 33,10,14: 119336 34,2,19 pr.: 120338 34,2,23 pr. u.1 u. 3: 84 34,9,5,3: 70189 34,9,5,9: 70189, 108 34,9,22: 1291 35,1,84: 116296 35,2,68 pr.: 4132 36,1,47: 94217 36,2,5 pr.: 119335 36,4,5,27: 4787 38,6,7,1: 126399 38,7,5 pr.: 94 f. 38,10,9: 127408 38,10,10: 127 38,10,10,4: 95218 38,16,9: 93 39,5,31,1 u. 2: 60 40,7,4,5: 126401 41,1,44: 52139 41,1,55: 52139 42,1,63: 4031 42,3,6: 126400 43,33,1 pr.: 122363
47,2,14 pr.: 121350 47,2,21,7: 79 47,2,27 pr.: 78 f. 47,2,39: 121349 47,2,73: 4788 47,3,81 pr.: 121350 47,8,4 pr.: 117315 47,9,3,8: 126400 47,9,9: 117316 47,9,11: 117316 47,10,5,10: 124384 47,10,15,15-20: 118318 47,10,40: 4031 47,11,1 pr.: 118320 47,11,6: 85 f. 47,14,1,1: 88 47,14,1,4: 388 47,18,1,1 u. 2: 388 48,2,7,2: 86 48,2,7,3: 86 f. 48,3,6 pr.: 54144 48,3,7: 4031 48,3,14,2: 126400 48,4,7: 4796 48,5,21: 119331 48,5,22: 119331 48,5,33 pr: 4031 48,8,1,4: 118319 48,8,7: 67 f. 48,8,13: 54149 48,9,9 pr.: 54150, 55152 48,10,15,3: 123375 48,10,21: 117317 48,10,27,2: 4899 48,13,7: 88 48,16,3: 48102 48,16,6,1: 4454 48,16,6,3: 116297 48,16,15, 1 u. 2: 4031 48,16,15,4: 4031 48,18,1 pr.-2: 87 48,18,1,13: 87 f. 48,18,1,27: 4785 48,18,10,1: 4795 48,18,18,9 u.10: 113271 48,19,3,10: 87203 48,19,7: 87203
Quellen 48,19,16: 371 48,19,16 pr.: 373 48,19,16,1: 374 48,19,16,2: 389 48,19,16,4: 3810 48,19,16,5-7: 387 48,19,16,6 u. 8: 375, 3810 48,19,16,9: 376, 53142 48,19,16,10: 376 48,19,28,10: 3813 48,19,28,12: 117316 48,19,38,12: 110 48,20,6: 4787, 91 48,21,2 pr.: 4031 48,21,3,3 u. 4: 107 f. 49,1,4,1: 4031 49,1,4,4: 4031 49,1,8: 91, 112257 49,1,9: 4031 49,5,4: 4031 49,5,6: 4031 49,8,1,4: 4031 49,13,1 pr. u. 1: 4031 49,14,22,2: 108 f. 49,14,34: 4031 49,16,6,7: 110 49,16,12,1: 4031 49,16,13,5: 70189 49,16,13,6: 4031 49,18,9,4: 2321 50,4,18,10: 56160 50,7,9 pr. u. 1: 68 50,7,9,2: 69 50,7,10: 69 50,8,5,2: 62181 50,10,3,1: 4031 50,13,4: 2322 50,16,135: 120346 50,17,45,1: 70 50,17,128 pr.: 65 Edictum de accusationibus Z. 14-22: 4795 Edictum Theoderici 57 f.: 117314
141 Fragmentum Dositheanum Sent. Adr.16: 55151 Gajus, institutiones 1,7: 4352 1,13: 125392 1,15: 125392 1,59: 124388 2,123: 118326 3,10: 119332 4,71: 119327 4,154: 110 Institutionen Justinians 1,4 pr.: 91 2,17,8: 109 2,18,4: 1291 2,20,12: 100 2,20,16: 123378 4,9: 57170 Interpretatio zu den PS 2,5,2: 122365 2,20,2: 119328 Lex Burgundionum 28,1: 51132 28,2: 51130 Lex Romana Burgundionum 4,3: 117314 12,1: 117314 13,4: 113264 18,5: 51130 Lex Romana Visigothorum CTh. 9,12: 55155 PS 5,8,1: 4245 PS 5,26: 55154 Lex Visigothorum (LV) 8,3,1: 51132 Novellen Justinians (NJ) 153: 58176
142 Paulussentenzen 1,1a,13: 4559, 111250 1,1a,16: 62181 1,1a,19: 56162, 113273, 114279, 115291 1,1a,23: 68 1,1a,24: 4559, 4681, 56165 1,1a,25: 69 1,1a,26: 114281 1,1a,29: 4569 1,1a,30: 4569, 121355 1,1,2: 63 f. 1,1,4: 105 1,1,6: 70 1,3,1: 4559, 68 1,3,4-8: 48101 1,4,9: 115289 1,4,10: 116302 1,4,11: 114275 1,5,2: 48102 1,6a,2: 50123 1,6a,3: 4570, 56160, 56164 1,6a,4: 4559, 4564, 70, 4791 1,6a,6: 4561, 4570, 4791 1,6b,1: 86 1,6b,1b: 4454 1,6b,1c: 4559, 48105 1,6b,2: 86 f. 1,6b,4: 56166, 95 1,7,5: 4676, 70 f. 1,7,6: 4676 1,7,8: 4676 1,11,1: 65 1,12,1-8: 112255 1,12,5: 114280 1,12,6: 4899 1,12,10:112254 1,13a,1a: 4791 1,13a,1g: 112253 1,13a,2: 112255 1,13a,3: 48102, 112255 1,13a,4: 4676, 112255, 123379 1,13b,6: 111250 1,14,1a: 114281, 115289 1,15: 57170 1,15,1: 57171 1,15,2: 4562, 48102, 57171
Quellen 1,15,4: 57171, 114281, 118325 1,16: 48102 1,17,1: 4679 1,17,3: 121357 1,18,1: 71 1,18,4: 119334 1,19,1: 116306 1,20a: 48102, 85 f. 1,21,2-5: 48102 1,21,4: 48102, 107 1,21,12: 48107 1,21,13: 121353 2,1: 48102 2,1,1a: 4559, 4791, 56164 2,1,1b: 4559, 56164 2,1,3: 111250 2,3: 112261 2,4: 113264 2,4,2: 71 2,4,3: 71 f., 71192 2,4,4: 72, 113265 2,5: 113266 2,5,1: 122360 2,5,2: 114280, 122364 2,5,3: 114277 2,6: 114280 2,7,2: 59179 2,7,3: 114276 2,8,1: 72, 114274, 114280, 119327 2,8,2: 73, 114280 2,8,3: 114280, 122366 2,9,1: 120347 2,10 f.: 111 2,11,2: 95 2,12: 113266 2,12,5a: 120342, 123371 2,12,7: 73193 2,12,9: 73, 73193, 114280, 120342 2,12,10: 73 f. 2,13: 111, 113266 2,13,3: 4676 2,13,4: 96 f. 2,13,5: 122360 2,14: 111 2,14,2: 73193, 74
Quellen 2,14,3: 97 2,14,5: 112259 2,14,6: 4559, 56164 2,15,2: 74 2,15,3: 115286, 123369 2,16,1: 74 2,17,1 u. 2: 121348 2,17,3: 4676, 114280, 121348 2,17,6: 75 2,17,8: 75 2,17,9: 61 2,17,11: 69 2,17,12: 69, 111250 2,17,13: 114280, 124382 2,17,14: 4677, 97, 124382 2,18,1: 50121, 124385 2,18,3: 98 2,18,4:123370 2,18,5: 48100 2,19,2: 119328, 126402 2,19,3: 124387 2,19,5: 112256 2,19,7: 66 2,19,9: 99 2,20,1: 49112 2,21a,1: 115293 2,21a,2: 115293 2,21a,3: 114277 2,21a,6: 115293 2,21a,8: 115293 2,21a,10: 115293 2,21a,12: 115293 2,21a,14: 115293 2,21a,17: 4559 2,21a,18: 115293 2,23,1: 112252 2,23,3: 77 2,23,5: 77 2,23,5a: 77 f., 116303 2,24,1-3: 91, 115293 2,24,8: 119329 2,24,10: 58174, 126397 2,25,2: 4676 2,25,4: 4565 2,25,5: 118326 2,26,2: 119331 2,26,11: 50119
143 2,26,14: 50119 2,26,15: 112256 2,26,17: 112254 2,27,3: 123373, 374 2,31: 117309 2,31,3: 115293 2,31,4: 115289, 293 2,31,5: 115293 2,31,7: 117314 2,31,8: 115293 2,31,9: 115293 2,31,12: 120342 121349 2,31,13 f.: 117310 2,31,17: 115289, 121350 2,31,25: 117312 2,31,30: 115289 2,31,31: 120342 2,31,32: 78 f. 2,31,34: 105 f., 121351 2,31,35: 79 3,3: 116305 3,4a,1-5: 115293 3,4a,8 f.: 115293 3,4a,11 f.: 115293 3,4a,13: 80, 115289, 124383 3,4a,14: 80 3,4a,16: 119333, 124382 3,4b,3: 94 3,4b,4: 95, 114279 3,4b,13: 124382 3,5: 125394 3,5,1-12: 99232 3,5,2: 73193, 75 f., 99232 3,5,4: 73193, 78, 99232 3,5,5: 99232, 114280 3,5,9: 66, 99232 3,5,12: 66, 99232 3,5,12a: 50123 3,5,13: 124382 3,5,14: 99 f. 3,5,15: 99 f. 3,5a: 124382 3,6,1: 65 3,6,2: 116306 3,6,3: 119335 3,6,5: 90 3,6,6: 90, 116306
Quellen
144 3,6,8: 116306 3,6,10: 116306 3,6,15 u. 15a: 123375 3,6,16: 100 3,6,17: 116306 3,6,19: 115293 3,6,21: 80 f. 3,6,22: 115293 3,6,24: 80 f. 3,6,25: 81 3,6,26: 81, 114280 3,6,27b: 80, 115293 3,6,28: 115293 3,6,31: 81 f. 3,6,34: 115293, 119336 3,6,35-38: 82 f. 3,6,43: 66 f. 3,6,45: 52139 3,6,46-48: 115293 3,6,47: 68184, 115293 3,6,48: 115293, 123372 3,6,50: 61180, 115293 3,6,51: 83 3,6,52: 67, 115293 3,6,53: 115293 3,6,54: 115293 3,6,55: 83 f. 3,6,57-59: 115293 3,6,57: 61, 115293 3,6,58: 61180, 84, 115293 3,6,59: 61, 61180, 115293, 119337 3,6,60: 111250 3,6,61: 61180, 115293 3,6,62: 61180, 115293 3,6,63: 92, 115287 3,6,64: 61180, 115293 3,6,65: 61180, 115293 3,6,67: 62 f., 61180, 63182, 115293 3,6,69: 93 f., 116306 3,6,71: 70189, 120340 3,6,72: 70189 3,6,73 u. 74: 92 3,6,75: 94216 3,6,76: 120340 3,6,77: 114280, 120340
3,6,79: 84 3,6,80: 61180, 115293 3,6,82: 61180 3,6,83: 61180, 114279, 115293 3,6,85: 61180, 115293, 120338 3,6,87: 85 3,6,88: 61180, 115293, 120339, 120340 3,6,89: 61180, 115293 3,6,91a: 123377 3,6,92: 114280 3,7,1: 112252 3,8,3a: 4561 3,9: 4561 4,1,2: 70189 4,1,18: 116307 4,1,19: 120340 4,3,2: 94217 4,3,3: 48107 4,4,2: 4559, 66 4,4,4: 94217 4,5,2: 100 f. 4,5,3: 112258 4,5,7: 120343 4,5,8: 59 4,5,9: 60, 116305 4,6,2: 4567, 48107, 114279 4,6,2a: 50123 4,7: 112260 4,8,13: 90209, 119332 4,8,14: 94 f. 4,8,15: 111250 4,8,19: 52135 4,8,20: 52135, 137 4,8,21: 52134 4,8,24: 93 4,9,3: 120346, 125390 4,9,4: 125391 4,10,4: 52138 4,11,1a: 127408 4,12,1: 90 f., 114275 4,12,2: 125395 4,12,3: 4559, 125395 4,12,4: 125396 4,12,5: 125393 4,12,6: 125396 4,12,8: 125395
Quellen 4,13,3: 120342 5,1,1: 48105, 50121 5,1,3: 4791 5,1,4: 4559 5,1,5: 48102 5,1,6: 89, 111250 5,1a,6: 48102, 123379 5,1a,11: 4569 5,2,3: 4679 5,2,4: 4563, 69, 4679, 115289 5,2,5: 101 5,3,1: 48102, 114276 5,3,3: 114276 115284 5,3,4: 3813 5,3,6: 117315 5,4,3: 115289 5,4,4: 48102, 114276 5,4,5: 48102, 116298, 118320 5,4,7: 116300 5,4,8: 48102, 115292 5,4,10: 114280 5,4,11: 48102 5,4,13: 114279, 118324 5,4,14: 118318 5,4,15-21: 55158 5,4,15: 55158, 116298, 118322, 124384 5,4,16: 48102, 55156, 158, 18321 5,4,17: 55158, 111250, 118322, 124384 5,4,18: 55158, 112257, 114278 5,4,19: 55158, 116308, 118323 5,4,21: 48102, 55158, 116298, 308, 118324 5,4,22: 48102 5,5a,1: 48101, 102 5,5a,3: 111250 5,5a,6: 102 5,5a,10: 115283, 292 5,5b,2: 115295 5,6: 123376 5,6,1b: 4563, 114280, 115290 5,6,2: 4571 5,6,5: 48101 5,6,7: 110 5,6,8a: 48101 5,6,8b: 115295
145 5,6,9: 4559, 115292 5,6,15: 58177 5,6,16: 70189, 77, 112253 5,7: 112261 5,7,1: 4245 5,9: 112261 5,9,1: 50123 5,9,3: 48101 5,10,2: 115289 5,11,1: 60 5,11,2: 111250 5,11,4: 114280, 115292 5,11,5: 121352 5,12,1c: 107, 115292 5,12,2a: 116308 5,12,3: 70189 5,12,4: 70189, 108, 1291 5,12,5: 2950, 4680 5,12,6: 4560, 4791 5,12,7-9a: 108 f. 5,12,7: 108 f., 114280 5,12,8: 108 f. 5,12,9a: 108 f., 112258, 116307 5,12,11: 115285 5,12,12: 50117 5,12,16: 4791 5,12,18: 4791 5,13: 113267 5,14: 113268 5,14,1: 87, 115292 5,15: 113269 5,15,3: 105, 115289 5,16: 113270 5,16,1: 106 5,16,2: 4561 5,16,3: 111250 5,16,5: 4559 5,16,7: 114278 5,16,8b: 115292 5,16,9: 87 f. 5,16,11-17: 113271 5,16,15: 4559, 113271, 114281 5,17,2: 48106 5,18,1: 117312 5,18,3: 70189, 117312 5,18,4: 88 5,19: 48107, 51131, 88
Quellen
146 5,20,1: 70189, 116301 5,20,2: 70189 5,20,3: 70189, 117316 5,20,5: 53141, 115288 5,20,6: 51130, 132 5,21: 112262 5,21,1: 48107 5,21,2: 50118, 103 f. 5,21,3: 4563 5,21,4: 48106, 113263, 114274 5,21a,2: 4458 5,22,1: 48106 5,22,6: 111250 5,23-30b: 112256 5,23,1: 48106 5,23,8: 118319 5,23,9: 4559, 64 5,23,12: 67 f. 5,23,14-19: 113263 5,23,15: 48106, 54, 113263 5,23,16: 48107, 54, 113263 5,23,17: 48106, 54, 113263 5,23,18: 54, 113263 5,23,19: 4899, 54, 113263 5,24: 55154, 57 5,24,1: 50120, 114279 5,25: 112260 5,25,1: 48106 5,25,2: 117317 5,25,12: 4899 5,25,13: 4899 5,26,3: 114278 5,26,4: 4559, 112259 5,28: 4793, 56164 5,29,1: 4563 5,29,2: 4795, 115292 5,30a,1: 4569 5,30b,1: 4559, 61, 48102, 56164 5,30b,2: 48106 5,31: 110 5,31,1: 116304 5,31,5: 70189 5,33: 48108 5,33,1: 107246 5,34: 48108 5,35,3: 89 f., 112257
Paulussentenzen, Leid. Frg. 2: 4559 5: 4559, 4681, 4793, 56164 8: 4559 11: 4795 Ulpian, Regularum liber sg. 1,18: 90 f. 5,6: 124389 11,4: 90209 24,16: 90 26,1: 119332 Fragmenta Vaticana (Vat.) 2: 61 33 f.: 48105 75,1: 81 77: 81 172: 4237 254 f.: 60 321: 121354 336: 4237 II. Nichtjuristische Schriftsteller Acta Martyrum, Passio SS. Perpetuae et Felicitatis 19,5: 53140 Apulejus, Apologie 2,3 f.: 129 30,1: 53140 34,4: 53140 Apulejus, Metamorphosen 1,24 f.: 21 10,2-12: 55151 10,8,1: 55151 10,23,4 f.: 57172 Arnob, Adversus nationes 2,5: 1292 Augustin, Confessiones 6,7: 1303 6,8: 1303 6,10: 1304
Quellen
147
Augustin, De adulterinis coniugiis 2,8,7: 1361
Gellius, Noctes Atticae 12,13,2: 2321
Augustin, De duabus animabus … 5: 130
Isidor, Origines 5,24,30: 4245
Augustin, Enarratio in Psalmos 142,6: 13110 145,4: 130 f., 1317
Laktanz, Divinae Institutiones 1,21,1: 54148 1,21,3: 54147 3,14,9: 55153 5,9,15: 58175 5,9,16: 55153 6,20,18-25: 58175
Augustin, Epistulae 153,23: 13213 Augustin, Epistulae Divjak 24: 34 f., 3477
Augustin, Sermo 47 De ovibus 22: 1318 Augustin, Sermo 52 9: 127, 127406 Augustin, Tractatus in evangelium Joannis 7,10 f.: 131, 13111
Macrob, Comm. in somnium 2,10,8: 53141 Minucius Felix, Octavius 30,2: 57173 30,3: 54145 30,4: 54147 30,6: 54145 Frg. Muratorianum 4: 2322
Cicero, Epistulae ad Atticum 11,10 (9),3: 57172
Panegyrici Latini 5,11,2: 50125 5,14,5: 50125
Corpus glossariorum Latinorum 3,285: 2321 3,530: 2321
Plinius, Naturalis historia 30,13: 54146 33,122: 92210
Cassius Dio bzw. Dio-Xiph. 45,1,5: 57172 61,16,1: 54150
Plinius, Epistulae 10,65 f.: 57172 10,72 f.: 57172
Facundus, Pro defensione trium capitulorum 1,1: 13323 2,2: 13323
Porphyrius, De abstinentia 2,27,2: 54145 2,56,3 f.: 54148 2,56,9: 54145
Fronto, Epistulae 2,11 Naber.: 3923
Quintilianus, Institutio oratoria 7,1,14: 57172
148 Seneca, Controversiae 2,15,3: 118320 7,1 u. 9: 54150 Seneca, De clementia 1,15, (1-)7: 54150 1,23,1: 54150 Sueton, Vitae Caesarum Aug. 33,1: 54150 - 65,4: 57172 Cal. 5: 57172 Claud. 25,5: 54146 Nero 32,2: 2321 - 45,2: 54150 Sueton, De grammaticis 7: 57172 21: 57172 Tacitus, Germania 19: 57172 Tacitus, Historiae 5,5,3: 57172 Terenz, Andria 261: 118320 Tertullian, Ad nationes 1,15: 57173 2,7: 54145 Tertullian, Apologeticum 9,2: 54144, 145 9,3: 54145 9,5: 54145, 147 9,6 f.: 57173 Theophilos 4,7,7: 54150 Vergil, Äneis 1,324: 53140 Aurelius Victor, Liber de Caesaribus 33,34: 4682
Quellen III. Inschriften Année épigraphique 1915,27: 3926 1917/18,49: 3926 1925,72: 4135 1926,29: 2845 1938,143: 3920, 21, 26 1946,64: 3921, 26 1949,258: 3159 1957,63: 372 1958,132: 372 1966,376: 4674 1967,565: 3921 1967,574: 3921 1973,629: 3055 1978,445: 372 1981,878: 4135, 36 1983,941: 3919 1984,295: 4674 1985,823: 4135, 36 1985,873-881: 2218 1985,880a: 2218, 3921 1985,880b: 2218, 3921 1988,1050: 2742 1992, 1216: 4570 Bulletin archéologique du Comité … 1915,124: 3922 1926, LVIII f.: 2845 Corpus inscriptionum Latinarum 3,2936: 2321 3,14387 f.: 3055 5,3341: 4674 6,33868: 2321 8,24: 4675 8,980: 4675 8,1288: 2423 8,1640: 2215 8,1722: 2846 8,1860: 57169 8,2730 f.:3926 8,2749: 2319 8,3050: 3055 8,4209:3922 8,4228 f.: 3926
Quellen 8,4600: 2319 8,5333: 50125 8,6956: 4675 8,7059: 156, 3923 8,7060 f.: 156 8,8489a-d: 3054 8,9355: 3055 8,9763: 3055 8,10490: 3371, 72 8,10899: 2114 8,11045: 3371, 72 8,12418: 2633,27 35 8,14403: 4675 8,14891: 50125 8,15876: 2215 8,16292: 3582 8,16505: 57169 8,17869: 3922 8,17896 f.: 1615 8,18348: 2320 8,18497: 3922 8,20164: 2114 8,21034: 3055 8,24094: 2742, 3923 8,26517: 4675 8,27505: 207, 9 9,2345: 4674 9,3384: 4674 9,3434: 4674 9,3613: 4674 10,569: 2321 10,5714: 4674 12,5900: 2321 14,2596: 4027 Ephemer. epigr. 4,222: 4674
149 Inscriptions latines d’Afrique 273: 3162 Inscriptions latines de l’Algérie 1,1236: 2630 1,1355-1361: 2529 1,1362-1366: 2528 1,3052: 57169 2,557: 3921 2,645: 156, 3923 Inscriptiones Latinae selectae 453: 4027 1067: 156, 3923 2416: 3055 2915-2956: 191 5881: 4674 6290: 4674 6529: 4674 7728-7817: 191 7742a-c: 2528 7748: 2633 8842: 4674 8973: 2742, 3923 9228 f.: 191 9362: 2844 9433-9435: 191 The inscriptions of Roman Tripolitania 647: 24, 2425 Supplementum epigraphicum graecum 6,555: 4674 Tablettes Albertini 1-32: 132 f. IV. Papyri
Inscriptiones Graecae 7,90: 3924
P. Grenf.
110: 50125
Personen Sicinius Aemilianus 129 African 15 Alarich II. 44 Alexander Severus 95 f., 98-100, 107, 109, 122 Alypius 16, 1612, 129 f., 135 Q. Numidicus Amator 27 f. Antoninus Pius 33, 372, 55, 86 f., 88, 98, 107 f., 123375 Apulejus 15, 21, 116, 129 M. Ulpius Arabianus 22 Arnob 15, 129 Augustin 15 f., 34 f., 116, 126 f., 129 f., 131 f., 136 Augustus 19, 24, 54 Ti. (?) Pollienus Auspex 54144 Anatolius Azutrio 130 Caligula 22 Callistrat 48, 119 Julius Candidus 87 Martianus Capella 15, 51, 136 Caracalla 59, 68, 78, 97 f., 100-102, 107 f., 109, 122359, 1291 M. Aurelius Cominius Cassianus 4794 Cassiodor 1613 Cassius, Jurist 85, 92 Cato 43 Claudius, Kaiser 9, 53 f. Pactumeius Clemens 15, 39 C. Fabius Clodianus 22 f. Commodus 23, 31, 40, 54144 Cyprian 15
Eustochius 16, 34 f., 135 Eutropius, Historiker 136 T. Messius Extricatus 1612 Facundus 13323 Anicius Faustus 3921 Minucius Felix 15, 54 P. Annaeus Florus 15 Vettia Fortunata 30 f. C. Iulius Sallustius Saturninus Fortunatianus 4794 Q. Pomponius Fortunatus 19-21 M. Cornelius Fronto 15, 39 Gajus, Jurist 38, 42 f., 44, 59, 111, 124 Galliën 46 Gordian III. 95 Gregorius, Jurist 76, 95-105, 111, 126, 135 f. Hadrian 2735, 31, 372, 38, 54, 86-88, 107, 110, 118319 Hermogenian 47 f., 58, 105 f., 107, 111, 126, 136 Homer 37, 92 Honorius, Kaiser 1319
Demosthenes 37 Diokletian 30, 47f., 50, 76 f., 96 f., 102-107 Fabius Donatus 29
Javolen, Jurist 19, 115 Jesus 131 Isidor v. Sevilla 42 Julian, Jurist 15, 39, 82, 115, 122 Didius Julianus 80, 124383 C. Pinnius Justus 22, 23, 2950 Justinian 41 f., 44, 51, 57, 91, 100, 114, 121 f., 127 Q. Vetidius Juvenalis 22, 25 f. Juventius 25 f.
Euodius 130
Konstantin 41, 48 f., 50 f., 55, 126
Personen Konstantius II. 120 Labeo, Jurist 72, 75, 80 Laktanz 15, 55, 58 Licinius 4795 Macedonius 132 Aemilius Macer, Jurist 38-41, 48, 121, 135 M. Aemilius Macer 38 f. - - Dinarchus 39 - - Faustinianus 40 - - Saturninus 39 Opellius Macrinus 15, 1612 L. Volusius Maecianus 158, 19 Magnentius 31 Q. Maior 27 f. Marcellus, Jurist 72 f., 72, 91 Nonius Marcellus 15, 51, 136 Marcian, Jurist 89-91, 100, 107-110, 123378, 135 Mark Aurel 55, 80, 87203, 90, 119, 121, 124383 Marinus 29-30 Gargilius Martialis 155 Terentianus Maurus 155 Maximian, Kaiser 31, 47, 126 M. Valerius Maximianus 2319 Valerius Maximus 41, 51 M. Picarius Memor 27 Arrius Menander 135 Messius 15, 1612 Modestin, Jurist 47, 55, 87203, 89, 93 f., 110, 135 Annius Namptoi(vi?)us 27, 31-33, 34, 135 Nemesian 15, 51 Neraz, Jurist 19 Nero 54 Nerva pater, Jurist 73 Nerva, Kaiser 21, 29 Papinian, Jurist 9, 15, 59-61, 70, 84, 101236, 110, 119 f., 126, 135 Taruttienus Paternus 87203, 135 Paulus, Jurist 9, 40-44, 52, 62-69, 108-
151 10, 116, 123 f., 126 f., 135 Ps.-Paulus 40-127, 135 f. Pertinax 109 Philippus Arabs 95 f. Sex. Pomponius 70 f., 81 Porphyrius 54 L. Gargilius Praetorianus 21 f. Proculus, Jurist 73 Q. Marcius Pudens 24 Claudius Quartinus 87 Quirinus 1613 M. Iulius Quintianus Flavius Rogatianus 28 Licinius Rufinus 19 Masurius Sabinus 82 f., 1291, 135 Sennius Sabinus 87 Claudius Saturninus 37 f., 53 M. Vettius Saturninus 30 Ti. Iulius Secundus 54144 Simplicius 1613 Cervidius Skävola 15, 47, 66, 119337 Q. Mucius Skävola 67 Sentenzenverfasser 41-127 Septimius Severus 1611, 24, 2735, 39, 3921, 56167, 68, 74, 77, 99-101, 107 f., 109, 117315, 1291 Servius, Jurist 83 C. Julius Solinus 136 Sueton 15 Tertullian 15, 37 f., 54, 57 f., 58 Thaleläus 42 Theodosius I. 1319 Tiberius, Kaiser 54 Trajan 21, 24 f., 29, 86 Tribonian 42, 63, 94, 100, 113, 115289, 122, 126 M. Picarius Turranianus 26 f., 32, 135 Ulpian, Jurist 40 f., 47, 48 f., 60, 7090, 98, 107, 110, 112, 115, 119-26, 135 Ps.-Ulpian 90 f., 110, 120, 135 Iunius Urbanus 33 f.
152 Salvius Valens 86 Valentinian III. 49 Venulejus, Jurist 42 Verus, Kaiser 120
Personen Vespasian 56 Aurelius Victor 15 Marius Victorinus 15
Orte und Sachen Abfindungsvertrag 59 Abthugni 27, 135 actio de in rem verso 120 - furti des Käufers 121 ad filium 43 Ädil, lokal 20 f., 26 Ägypten 40, 42, 51, 53, 56, 119330 Afrizismus 56, 115 f. Agnat 129 aktualisieren 73 f., 87 f. Amastris 22 Ammaedara 27 Amtsintervall 47 Analfabetismus 3374, 124382 Anklage 86 f. Antinoupolis 42 Anwalt 16, 21 f., 25 f., 45 Apostaten 1319 Assessor 16 f., 1613, 22-24, 29, 34 f., 130, 132 Außerordentlicher Prozeß 48, 116, 123 Baalbek 3055 Baumfällung 51, 53 Basiliken 4133 Bearbeiter der PS 44, 120 begründen 58 f. Beirut 130 Bestechung 117 Beweis 111 Bibliothek 28, 62, 83, 85 Bildung 33, 124 Brandstiftung 53, 117 Breviar 50, 106 Buchsbaum 63 Burgunder 42, 51 Cäsarea 15, 29 Castellum Tingitanum 53140
carmen famosum 118, 124 Christen 33, 129-32 Christentum 32, 129 Cirta 15 f., 29, 4675, 56 Codexsystem 111 Collatio 42, 50, 113 colonia 21 f., 25, 39 f., 31 f. Consultatio 42, 50 Cuicul 21, 3922, 53140, 56, 135 curator rei publicae 31-33 curator viarum 45 Curubi 4675 Decken 63 Delinquenz, neue 48 depositum irregulare 73 f., 123371 Dicta Catonis 43 Diebstahlbuße 116 f. Dienstvertrag 124 Digestensystem 111 Dirnenraub 121 Djugar 27 Donatisten 1319 Dscherba 33 duumvir 21 f., 26 Eberjagd 52 Edictum Theoderici 117 Ehebruch 50, 112, 118, 119 Ehegattenschenkung 77, 112 Eheschließung 66, 99, 112, 118 Ehestörung 118 Einbruch 79, 98 eintöniger Stil 61, 115 Emanzipation 45, 118 eques Romanus 25, 30 Erblasserwille 119 f. Erbpacht 133 Erbschaftsantritt 45, 52 Erbteilung 71, 119
154
Orte und Sachen
ergänzen 68, 82 Ersitzung 46, 101 f. erweitern 90, 105 Eunomianer 1319 Exhibitionismus 118 expilatores 37 Fälschung 112 Fahrlässigkeit 67 f. fiducia 96 f., 100 flamen perpetuus 32 Folter 47, 87 f., 105 Formularprozeß 48, 123 Fragmenta Vaticana 41 Freilassung 45, 91, 123-125 furtum 78 f., 116 f., 120 f. Gärtner 84 Gallien 42, 51-54, 96 Geldkondemnation 123 Gergur 20 Gesandte 68 Gesetzeskenntnis 131 Gightis 33, 135 Gold 120 f. Gräzismus 116 grassatura 38 Grundstückskauf 132 f. Grundstücksübereignung 46 Gütergemeinschaft 133 Häretiker 131 hapax legomena 55 Hausgewalt 118 f., 124-126 Hausrat 61-63 Heidentum 48, 135 Hermiane 13323 Hippo Regius 20, 24, 34 f., 130 iniuria contra bonos mores 118 inkonzinner Plural 61, 114 Interdikte 45 f., 77, 110, 123 Interpretationen 42, 52, 96, 122 iuris consultus 23, 32-35, 129 f. iuris peritus 21-26, 28, 33 f., 130-32 iuris prudens 33 iuris studiosus 23, 2322, 33
ius Gallicum 52 f. ius Italicum 24 ius liberorum 120, 124 Kaiseraugst 3476 Karthago 15, 19, 22, 25-27, 31 f., 33, 34, 40, 4570, 4675, 53140, 55 f., 129 f., 133, 135 Kasus regelwidrig 114 Kautelarjurist 30, 130 f. El Kef 20, 22 Kharruba 20 Kleider 83 Kleinasien 22, 37, 56 Kolonat 123 Kongruenz 113 Konkubine 49, 75, 112 Konstantinopel 13323 Korinth 55 Kranzwesen 37 Kristall 61 kürzen 80, 87, 89-91, 98 f., 101 f. Kyrene 39 Ladenangestellte 73 f., 122 Lambaesis 22, 27 f., 3055, 39 f., 56 Lamm 92 f. Laodikea 54 Lateinkenntnisse 124 Lebensmittelverknappung 85 f. Legat des Prokonsuln 20, 22, 32 Leihe 72 f. Leptis Magna 15, 24, 135 lex Aquilia 68 Lex Burgundionum 51 lex Cornelia de sicariis et veneficis 54, 67, 112 lex Iulia repetundarum 47 lex Manciana 133 lex Pesolania 57171 lex Pompeia de parricidis 55 Lex Romana Burg. 42, 51, 117 Lex Romana Visig. 42, 51, 120 limenarcha 45, 56 longi temporis praescriptio 46
Orte und Sachen Madaura 129 Magie 112 f. magister iuris 27 magister studiorum 32-34 Majestätsverbrechen 47 Malutensilien 92 Manichäer 50, 105, 130 Manzipation 46 Masculula 20 Mauretania Caesariensis 29, 40 Mauretania Sitifensis 29, 135 Mauretania Tingitana 29, 40 Menschenopfer 53 Merkregel 71, 93 messium incensores 53 Mileve 56 Militärrecht 40 Minderjährige 108 misericordia 125 Mißgeburt 120, 124 Miteigentümer 125 f. Mograne 2735 Münzfälschung 50 municipium 20, 24, 27, 31, 33 Munizipalmagistrat 45, 56 Mysien 37, 53142 Naraggara 20 f., 135 Narbonne 42 Nießbrauch 80-82 Nîmes 4570 notoria 116 Notverkauf 50 Numidia 16 f., 22-24, 39 f., 3921, 56, 136 Oea 4675 officiales 30, 46 f. pactum 64 f., 70, 105 Pfandfrüchte 122 Pfandverwertung 122 Pflichtteil 59 f., 96 f., 100 f., 120 placuit 116, 122, 123372 Portus Magnus 3055 praefectus vigilum 45
155
praeses provinciae 23, 29, 40, 45, 56 Pragmatismus 123 Prätorische Unwirksamkeit 63-65 Priscillianisten 1319 prius 'vor allem' 115 Provinzgrundstücke 46 psalterium 55, 118 quamdiu 'bis' 115 Rechtskraft 86 Rechtsliteratur 37-127, 132, 135 f. Rechtsmangel 120 f. Rechtsstaat 108 f., 112, 116 Rechtsübertragung 133 Rechtsunterricht 27, 32 f., 42, 130, 135 f. Redundanz 114 f. responsa 34 Rhodos 56 Richterschelte 112 Rom 22, 38, 40 f., 45, 56, 130 f., 135 Rusicade 56 Sachkondemnation 123 Sachmangel 69, 75 Säcken 50, 54 f., 57 Sakrileg 3810, 51, 88 salopp 116 Scheinlösung 120 Schematismus 91 Schenkung 60 f., 121 - von Todes wegen 111 Schimpflieder 118, 124 Schlangen 118 Schriftlichkeit 124 schuldnerfreundlich 122 selbständig 70, 124 f. Selbsthilfe 112 Selbstmord 107 f. Semta 27, 135 Sesterzen 2844, 50 Sicca Veneria 20, 22, 2846, 35, 129 Silanischer Senatsb. 66, 75 f., 125 Silber 62 f., 119 f. Simitthus 19 f., 135 Sirmium 55
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Orte und Sachen
Sitifis 29, 31, 56, 135 sorglose Formulierung 113 f. Sprachkenntnis 80, 124 stationarii 45 Stellvertretung 71 f., 122 f. stemma cognationum 127 Sterbetafel 40, 121 Stipulation 112 Strafen 37 f., 48-50, 53 f., 55, 57, 68, 99, 105, 116-118, 125 f. Subjektwechsel 114 Substantivismus 116 Syrien 54 Syrte 24, 33, 135 System 111 Systematische Ordnung 100, 111-113 Tanger 29 Thagaste 130 Thamugadi 27 f., 3266, 3922, 26, 56, 135 Theveste 57 Thuburbo Maius 27, 31 f., 34, 135 Thubursicu Numidarum 22 f., 25 f., 135 Thysdrus 53140 Tierhalterhaftung 57 Tötungsrecht 57 f., 119 traditio 46 Trauerzeit 121 Trier 41, 51 Tripolis 15 Tripolitana 15, 24 Tuiref 20 Tunis 27 Tusculum 40 umstellen 63-65 Unzucht 117 f. Urkunden 119, 132 f.
Urkundendiebstahl 78 f. Vaga 4675 Väterliche Gewalt 119 Vandalen 132 f. ventris inspectio 119 f. verallgemeinern 67, 88, 91, 96 f., 101 f., 105 f., 111 verbreitern 81, 88, 111 Verecunda 3922, 26, 56 vereinfachen 62, 72, 81, 93-97, 111 verengen 69, 72, 79 f., 111 Vererblichkeit 119 Verhaftung 45 Verkaufskommission 122 Verona 39 Versäumnisverfahren 103 f. Verwandtschaftsgrade 124 f. Verwendungsersatz 123 Viehdiebstahl 38, 88 Vorausvermächtnis 65 Vormundernennung 123 Vulgarrecht 7, 133 Wasserleitungsrecht 121 Wiederaufbau 121 Wildschwein 52 witwenfreundlich 62 Zauberei 112 Zaghouan 27135 Zeugen 105, 117, 119 Zimmerwärter 84 Zinsen 61, 73 f., 97 Zitiergesetz 42 Zitierweise 40, 58 f., 107 f. Zubehör 60, 66 f., 82-85 zusammenfassen 68, 78 f., 95-99, 102 f. Zypern 54 f.