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German Pages 505 [508] Year 1995
Thorsten Roelcke Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte
W DE G
Studia Linguistica Germanica
Herausgegeben von Stefan Sonderegger und Oskar Reichmann
40
Walter de Gruyter · Berlin · New York 1995
Thorsten Roelcke
Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte Analysen und Tabellen
Walter de Gruyter · Berlin · New York 1995
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Die Deutsche Bibliothek — CIP- Hinheitsaufnahme
Roelcke, Thorsten: Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte : Analysen und Tabellen / Thorsten Roelcke. — Berlin ; New York de Gruyter, 1995 (Studia linguistica Germanica ; Bd. 40) ISBN 3-11-015075-1 NE: GT
© Copyright 1995 by Walter de Gruyter & Co., D-10785 Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen Printed in Germany Druck: Werner Hildebrand, Berlin Buchbinderische Verarbeitung: Lüderitz & Bauer GmbH, Berlin
fur Friederike
Inhalt
Einleitung
1
Grundlagen
5
Kapitel " " " " " " " " "
1 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 1.7 1.8 1.9
" " " " "
1.10 1.11 1.12 1.13 1.14
Sprachwandeltheorie und Sprachperiodisierungstheorie Beschreibung und Interpretation von Sprachwandel .... Ungleichmäßigkeit von Sprachwandel Periodisierung von Sprachgeschichte Hierarchische Periodisierung von Sprachgeschichte .... Unmittelbarer und mittelbarer Sprachwandel Ansatz sprachgeschichtlicher Perioden Kriterien der Sprachbeschreibung Kriterien und Merkmale sprachgeschichtlicher Periodisierung Bedingungen der Sprachbeschreibung Außersprachliche Kriterien Kombination von Kriterien Ziele sprachgeschichtlicher Periodisierung Bezeichnung sprachgeschichtlicher Perioden
7 7 8 10 11 16 17 18 22 24 27 29 32 38 39
Auswahl und Beschreibung
41
Kapitel " " "
43 43 45 47 49 50
2 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5
Anforderungen an die Auswahl Abriß der Periodisierungsgeschichte des Deutschen Typen sprachgeschichtlicher Periodisierung Vorläufer Vorbilder
VIII
" " " " "
Inhalt
2.6 2.7 2.8 2.9 2.10 2.11 2.12 2.13
Nachfolger Westliche Inlandsgermanistik Westliche Auslandsgermanistik Östliche Inlandsgermanistik Östliche Auslandsgermanistik Gestaltung von Tabelle 1 Anforderungen an die Beschreibung Gestaltung von Tabelle 2
52 53 59 60 63 64 65 66
Tabelle
1
69
Tabelle
2
79
Zeitvergleich Kapitel "
" " " " " " " " " " " Tabelle
3 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 3.7 3.8 3.9 3.10 3.11 3.12 3.13 3.14 3.15
139
Anforderungen an den Zeitvergleich Gestaltung von Tabelle 3 Vorläufer Vorbilder Nachfolger Westliche Inlandsgermanistik Westliche Auslandsgermanistik östliche Inlandsgermanistik östliche Auslandsgermanistik Geschichtliches Gesamtergebnis Hierarchische Gliederungsmuster Obere Hierarchieebene Mittlere Hierarchieebene Untere Hierarchieebene Systematisches Gesamtergebnis
141 141 142 143 144 144 145 151 152 155 156 158 160 163 170 172
3
175
Bezeichnungsvergleich
193
Kapitel "
195 195 197
4 4.1 4.2
Anforderungen an den Bezeichnungsvergleich Gestaltung von Tabelle 4
Inhalt
IX
" " " "
4.3 4.4 4.5 4.6 4.7 4.8 4.9 4.10 4.11 4.12 4.13 4.14 4.15 4.16 4.17 4.18 4.19 4.20 4.21
Vorläufer Vorbilder Nachfolger Westliche Inlandsgermanistik Westliche Auslandsgermanistik Östliche Inlandsgermanistik Östliche Auslandsgermanistik Geschichtliches Gesamtergebnis Althochdeutsch Mittelhochdeutsch Friihneuhochdeutsch Neuhochdeutsch Frühmittelalterliches Deutsch Hochmittelalterliches Deutsch Spätmittelalterliches Deutsch Frühneuzeitliches Deutsch Neuzeitliches Deutsch Gegenwärtiges Deutsch Systematisches Gesamtergebnis
198 198 199 200 208 210 214 216 217 220 223 225 228 229 232 233 234 235 236
Tabelle " " "
4 4.1 4.2 4.3
Bezeichnungsfeld -hochdeutsch Bezeichnungsfeld -mittelalterlich/-neuzeitlich Sonstige Bezeichnungsfelder
239 241 258 271
" " " " " " " " " "
Kriterienvergleich
275
Kapitel "
277 277 278 279 284 287 290 295 296 299 302 302 318
" "
5 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 5.6 5.7 5.8 5.9 5.10 5.11 5.12
Anforderungen an den Kriterienvergleich Gestaltung von Tabelle 5 Gesellschaftsgeschichte Sprachträger Herrschaftsgeschichte Kultur Medien Sprachreflexion Personen Ereignisse Varietäten Verbreitung
X
Inhalt
" "
Tabelle " "
" "
" "
5.13 5.14 5.15 5.16 5.17 5.18 5.19 5.20 5.21 5.22 5.23 5.24 5.25 5.26
System Lautung Schreibung Morphologie Syntax Wortschatz Text Textüberlieferung Stil Interferenz Entwicklungsgeschwindigkeit Verstehbarkeit Darstellungsschwerpunkt Gesamtergebnis
319 320 324 325 328 330 332 333 334 335 336 336 337 338
5 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 5.6 5.7 5.8 5.9 5.10 5.11 5.12 5.13 5.14 5.15 5.16 5.17 5.18 5.19 5.20 5.21 5.22 5.23
Gesellschaftsgeschichte Sprachträger Herrschaftsgeschichte Kultur Medien Sprachreflexion Personen Ereignisse Varietäten Verbreitung System Lautung Schreibung Morphologie Syntax Wortschatz Text Textüberlieferung Stil Interferenz Entwicklungsgeschwindigkeit Verstehbarkeit Darstellungsschwerpunkt
345 347 359 364 368 378 383 389 395 399 424 428 430 439 442 449 455 462 465 470 472 474 475 477
Inhalt
XI
Schluß
479
Literatur
485
Einleitung Die Geschichte der Erforschung der deutschen Sprachgeschichte ist auch eine Geschichte der Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte. Spätestens seit dem in Umfang und Inhalt bemerkenswerten Aufschwung, welchen die Beschäftigung mit der deutschen Sprache im Zeitalter des Barock und der Aufklärung erfahren hat, ist die Geschichte der deutschen Sprache Gegenstand eigenständiger sprachreflexiver und sprachwissenschaftlicher Unternehmungen, welche bis heute zahlreiche Forschungsergebnisse hervorgebracht und verschiedenartige Lehrmeinungen begründet haben. In engem Zusammenhang mit diesen Unternehmungen entstand seit dem siebzehnten Jahrhundert eine derartige Vielfalt an Vorschlägen für eine Periodisierung der Geschichte der deutschen Sprache, daß der Periodisierungsfirage nunmehr selbst sowohl aus wissenschaftsgeschichtlicher Perspektive als auch aus der Sicht der neueren Sprachgeschichtsforschung ein nicht unerhebliches Interesse entgegengebracht wird. Trotz dieses Interesses liegt eine umfassende theoretische, methodologische und empirische Untersuchung zur Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte bis heute nicht vor. Und so fuhrt ein erster Blick auf die vorliegenden Periodisierungskonzepte der germanistischen Sprachwissenschaft rasch zu den beiden folgenden allgemeinen Feststellungen: Zum einen werden die sprachtheoretischen und die sprachwandeltheoretischen Grundlagen sprachgeschichtlicher Periodisierung im Rahmen der vorliegenden Periodisierungskonzeptionen bis zur Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts entweder gar nicht oder allenfalls unzureichend erörtert; die seither geführte Auseinandersetzung mit diesen theoretischen Grundlagen weist dagegen zwar eine verhältnismäßig große Breite und Tiefe auf, bleibt dabei jedoch derart uneinheitlich, daß eine allgemeine Theorie sprachgeschichtlicher Periodisierung noch immer aussteht. Zum anderen weichen die Ergebnisse der vorliegenden Periodisierungsvorschläge zur deutschen Sprachgeschichte selbst in Geschichte und Gegenwart zum Teil so grundlegend voneinander ab, daß der Bereich der sprachgeschichtlichen Periodisierung des Deutschen bis heute als weitgehend ungeordnet erscheint; die Unterschiede zwischen den einzelnen Vorschlägen betreffen dabei insbesondere die Zeiteinteilung, die Bezeichnung sowie die Kriterien und Merkmale der sprachgeschichtlichen Perioden des Deutschen.
2
Einleitung
Sowohl das Fehlen einer allgemeinen Theorie sprachgeschichtlicher Periodisierung als auch die weitreichende Verschiedenheit der Periodisierungsvorschläge untereinander stellen die germanistische Sprachwissenschaft in Forschung und Lehre vor weitreichende Schwierigkeiten. So ist das Fehlen einer allgemeinen sprachwissenschaftlichen Periodisierungstheorie dafür verantwortlich, daß die vorliegenden Periodisierungskonzeptionen durch eine Vermischung von zudem nicht in jedem Falle hinreichend abgesicherten sprachwandeltheoretischen und sprachperiodisierungstheoretischen Annahmen gekennzeichnet sind. Dies hat weiterhin zur Folge, daß diese Periodisierungskonzeptionen sowie die mit ihnen verbundenen Periodisierungsvorschläge zum einen nicht immer leicht miteinander zu vergleichen sind und zum anderen oftmals eine Kluft zwischen dem wissenschaftlichen Anspruch und dem wissenschaftlichen Wert ihrer Ergebnisse aufweisen. Die weitreichende Verschiedenheit der Periodisierungsvorschläge untereinander selbst bringt vor diesem Hintergrund die weitere Schwierigkeit mit sich, daß die wissenschaftliche und die didaktische Brauchbarkeit einzelner Vorschläge zunächst ungeklärt bleibt. Angesichts der hier genannten Schwierigkeiten, welche durch das Fehlen einer allgemeinen Theorie sprachgeschichtlicher Periodisierung und die weitreichende Verschiedenheit der Periodisierungsvorschläge untereinander bedingt sind, stellt sich nun für die germanistische Sprachwissenschaft eine Reihe von Aufgaben. Die erste dieser Aufgaben besteht darin, eine solche allgemeine Theorie sprachgeschichtlicher Periodisierung zu entwickeln; an diese Theorie ist der Anspruch zu erheben, daß sie als Grundlage für die Erstellung und den Vergleich verschiedenartiger sprachgeschichtlicher Periodisierungen dienen kann und dabei eine Trennung sprachwandeltheoretischer und sprachperiodisierungstheoretischer Annahmen gestattet. Eine weitere Aufgabe besteht in einem historischen und systematischen Vergleich der vorliegenden Vorschläge für eine Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte; dieser Vergleich sollte die Unterschiede zwischen den einzelnen Periodisierungsvorschlägen hinsichtlich der Zeiteinteilung, der Bezeichnung sowie der Kriterien und Merkmale der sprachgeschichtlichen Perioden des Deutschen erfassen und dabei einen möglichst genauen wie schnellen Zugriff auf die einzelnen Angaben erlauben. Eine dritte Aufgabe schließlich ist in der Bewertung der vorliegenden und gegebenenfalls in der Erstellung neuartiger Periodisierungsvorschläge zu sehen; eine Erstellung neuartiger Vorschläge zur Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte muß dabei sowohl den Ergebnissen der germanistischen Sprachgeschichtsforschung entsprechen als auch periodisierungstheoretischen, periodisierungsgeschichtlichen sowie periodisierungsdidaktischen Anforderungen genügen.
Einleitung
3
Die vorliegende Untersuchung soll einen Beitrag zur Bewältigung dieser Aufgaben leisten. Dabei wird folgendermaßen verfahren: Kapitel 1 ist den Grundlagen einer allgemeinen Theorie sprachgeschichtlicher Periodisierung gewidmet; dabei werden insbesondere die sprachtheoretischen und sprachwandeltheoretischen Voraussetzungen einer solchen Theorie sowie die Kriterien und Ziele sprachgeschichtlicher Periodisierung erörtert. Auf dieses Grundlagenkapitel folgt eine historische und systematische Analyse der vorliegenden Vorschläge für eine Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte. Um einen vom fortlaufenden Text unabhängigen sowie genauen und schnellen Zugriff auf die einzelnen Angaben zu den Periodisierungsvorschlägen zu gewährleisten, erfolgt die Darstellung dieser Analyse mit Hilfe umfangreicher Tabellen; die Standardisierung des Aufbaus der Kapitel und der Tabellen soll dabei die Nutzbarkeit der vorliegenden Untersuchung als Nachschlagewerk unterstützen. Die Analyse selbst beginnt mit der Aufarbeitung der vorliegenden Periodisierungsvorschläge; dabei wird zunächst in Kapitel 2 eine Auswahl aus diesen Vorschlägen getroffen, welche in Tabelle 1 zusammengestellt und dann in Tabelle 2 hinsichtlich Zeitansatz, Bezeichnung, Kriterium und Merkmal der einzelnen sprachgeschichtlichen Perioden ausführlich beschrieben wird. Hierauf folgt mit Kapitel 3 und Tabelle 3 ein Zeitvergleich der Periodisierungsvorschläge; dieser Zeitvergleich berücksichtigt jeweils den Ansatz, die Anzahl sowie die Hierarchie der vorgeschlagenen Perioden. Kapitel 4 und Tabelle 4 sind mit einem Bezeichnungsvergleich der Periodisierungsvorschläge befaßt; ausgehend von verschiedenen Bezeichnungsfeldern werden hierbei jeweils sowohl die Zeitansätze als auch die Kriterien und Merkmale der ausgewählten Vorschläge historisch und systematisch untersucht. Ein umfangreicher Kriterienvergleich schließt die Analyse ab; in Kapitel 5 und Tabelle 5 werden die Periodisierungsvorschläge nach gut zwanzig Kriterien geordnet und jeweils hinsichtlich ihrer Merkmale, Bezeichnungen und Zeitansätze betrachtet. Im Schlußkapitel folgen einige kurze Hinweise zur Bewertung und zur Erstellung wissenschaftlich und didaktisch brauchbarer Vorschläge für eine Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte; auf die Unterbreitung eigener Periodisierungsvorschläge wird dabei verzichtet, da die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung zeigen, daß von einer Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte aus reinem Selbstzweck heraus Abstand zu nehmen ist.
Grundlagen
Kapitel 1
1.1
Sprachwandeltheorie und Sprachperiodisierungstheorie
Die Erforschung der Geschichte einer Sprache setzt immer eine Theorie sprachlichen Wandels voraus. Ohne die theoretische Annahme, daß Sprache überhaupt Wandlungen unterworfen ist, ist eine Beschäftigung mit Sprachgeschichte selbst nicht denkbar. Diese grundsätzliche Annahme ist sämtlichen Sprachwandeltheorien gemeinsam. Doch allein schon die Frage, was hierbei unter Sprache sowie unter Wandlung zu verstehen sei, gestattet eine Vielzahl verschiedenartiger Antworten, welche jeweils zu einer eigenen, von anderen zu unterscheidenden Theorie sprachlichen Wandels fuhren. Und so hat auch die Erforschung der deutschen Sprachgeschichte im Verlaufe ihrer eigenen, nunmehr über drei Jahrhunderte zurückreichenden Geschichte eine Vielzahl recht verschiedenartiger Sprachwandeltheorien hervorgebracht. Diese Vielfalt an Sprachwandeltheorien hat die Ergebnisse der Erforschung der deutschen Sprachgeschichte selbst nicht unwesentlich mitbestimmt.1 Bei aller Zahl und Verschiedenheit ihrer Sprachwandeltheorien ist die Erforschung der Geschichte der deutschen Sprache seit dem siebzehnten Jahrhundert stets auch mit dem Versuch verbunden, die deutsche Sprachgeschichte zu periodisieren. Wie die Ergebnisse der Erforschung der deutschen Sprachgeschichte selbst erweisen sich hierbei die einzelnen Vorschläge zur Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte ebenfalls als abhängig von der ihnen jeweils zugrunde gelegten Sprachwandeltheorie. Die sprachgeschichtliche Periodisierung als solche jedoch bleibt von dieser Abhängigkeit von einzelnen Sprachwandeltheorien und den damit jeweils verbundenen Verschiedenheiten im Ergebnis unberührt. Der Grund hierfür ist in einigen besonderen sprachwandeltheoretischen Annahmen zu suchen, welche den übrigen Annahmen der einzelnen Sprachwandeltheorien, die als Grundlage der Erforschung der deutschen Sprachgeschichte dienen, gegenüber 1
Vgl. hierzu insbesondere die zahlreichen Hinweise in Sprachgeschichte 11984/85 sowie bei Peter von Polenz 1991 und Stefan Sonderegger 1979. - Obersichten zu verschiedenen Sprachwandeltheorien bieten unter anderem Norbert Boretzky 1977, Theodora Bynon 1981, Dieter Cherubim 1975 oder August Dauses 1990.
8
Grundlagen
weitgehend selbständig sind. Diese besonderen sprachwandeltheoretischen Annahmen stellen die Grundlage einer allgemeinen Theorie sprachgeschichtlicher Periodisierung dar. Im folgenden soll unter Berücksichtigung der seitens der germanistischen Sprachwissenschaft bereits vorgebrachten periodisierangstheoretischen Ansätze eine solche allgemeine Sprachperiodisierungstheorie in ihren Grundzügen entwickelt werden.2 Diese Theorie hat hier insbesondere die Aufgabe, den Vergleich und die Erstellung verschiedenartiger Periodisierungen der Geschichte der deutschen Sprache zu ermöglichen.
1.2
Beschreibung und Interpretation von Sprachwandel
Die Erforschung einer Einzelsprache beginnt mit deren Beschreibung. Diese Beschreibung stellt eine Interpretation sprachlicher Gegebenheiten dar, indem diese durch denjenigen, welcher die Beschreibung vornimmt, kategorisiert und strukturiert werden. Die Erforschung der Geschichte einer Einzelsprache setzt ebenfalls an deren Beschreibung an. So wie die Beschreibung einer Einzelsprache ist auch die Beschreibung der Geschichte einer Einzelsprache eine Interpretation sprachlicher Gegebenheiten durch Kategorisierung und Strukturierung. Die Beschreibung der Geschichte einer Einzelsprache ist dabei gegenüber der Beschreibung einer Einzelsprache dadurch gekennzeichnet, daß die zu beschreibenden sprachlichen Gegebenheiten darüber hinaus zum einen als ungleichzeitig und zum anderen als bleibend angesehen werden. Unter der Voraussetzimg einer solchen geschichtlichen Identität werden sprachliche Gegebenheiten dann in einem weiteren Schritt entweder als gleichbleibend oder als nicht gleichbleibend interpretiert; in dem ersten Fall liegt sprachliche Konstanz, in dem zweiten Fall sprachlicher Wandel vor.3 Die Beschreibung der Geschichte einer Einzelsprache kann somit also ihrerseits wiederum Gegenstand weiterer sprachwissenschaftlicher Interpretationen sein; in einem solchen Falle liegt dann eine Interpretation einer Interpretation sprachlicher Gegebenheiten vor. Auch eine Periodisierung der Geschichte einer Einzelsprache stellt eine solche weiterreichende Inter-
Zum wissenschaftstheoretischen sowie wissenschaftsgeschichtlichen Status einer allgemeinen Theorie sprachgeschichtlicher Periodisierung vgl. etwa Georg Objartel 2 1980, S.558 oder auch Herbert Wolf 1971, S.78f. Stefan Sonderegger etwa spricht hier von "Erhaltung und Neuerung" und bezieht dies auf das sprachliche System (vgl. Stefan Sonderegger 1979, S.207-213); unter ausdrücklichem Bezug auf die Periodisierung von Sprachgeschichte vgl. auch Werner Bahner 1982, S.5f. Zum Problem der sprachgeschichtlichen Kontinuität vgl. etwa Norbert Boretzky 1977, S.59f., Eugenio Coseriu 1974, S.192f. oder Georg Objartel 21980, S.560f.
Grundlagen
9
pretation einer beschreibenden Interpretation sprachlicher Gegebenheiten dar, da ihr die allgemeine sprachwandeltheoretische Annahme zugrunde liegt, daß eine Sprache überhaupt Wandlungen unterworfen ist, welche anhand der Beschreibung ungleichzeitiger sprachlicher Gegebenheiten und deren Interpretation als bleibend und dabei als nicht gleichbleibend festzustellen sind. Selbst ohne eine nähere Bestimmung sprachgeschichtlicher Periodisierung wird hier bereits deutlich, daß die Periodisierung der Geschichte einer Einzelsprache die geschichtliche Beschreibung dieser Einzelsprache voraussetzt und ciese Beschreibung selbst zum Gegenstand weiterer Kategorisierungen und ί trukturierungen macht. Hierbei erweist sich die Beschaffenheit der sprachgeschichtlichen Beschreibung selbst von entscheidender Bedeutung.4 Diese Beschreibimg muß bestimmten Ansprüchen genügen, um überhaupt eine adäquate sprachgeschichtliche Periodisierung zu gewährleisten; diese Ansprüche sind ihrerseits aus der näheren Bestimmung sprachgeschichtlicher Periodisierung abzuleiten. Eine sprachgeschichtliche Periodisierung wird hier also als weiterreichende Interpretation einer Beschreibung der Geschichte einer Einzelsprache verstanden, welche selbst wiederum als Interpretation sprachlicher Gegebenheiten aufgefaßt wird. Angesichts dieses Verständnisses von Periodisierung stellt sich die Frage, inwieweit mit einer solchen Periodisierung nicht allein die Ergebnisse der Beschreibung der geschichtlichen Gegebenheiten, sondern auch die geschichtlichen Gegebenheiten der betreffenden Einzelsprache selbst periodisiert werden. Die Beantwortung dieser Frage ist abhängig von verschiedenen sprachbeschreibungstheoretischen Grundsätzen. Ohne diese im einzelnen zu berühren, kann hierzu festgestellt werden, daß eine geringe Falsifizieibarkeit der Ergebnisse einer sprachgeschichtlichen Beschreibung eine im Vergleich ebenfalls geringe Falsifizierbarkeit einer entsprechenden sprachgeschichtlichen Periodisierung begünstigt. An dieser Stelle zeigt sich noch einmal die Abhängigkeit einer sprachgeschichtlichen Periodisierung von der Beschaffenheit der durch sie weiterinterpretierten sprachgeschichtlichen Beschreibung. Das Problem der Realität sprachgeschichtlicher Periodisierungen ist indessen ein beliebtes Thema der germanistischen Sprachwissenschaft; dabei werden auch in der jüngeren Germanistik verschiedene Standpunkte vertreten. Unter dem ersten dieser Standpunkte lassen sich solche Konzeptionen zusammenfassen, nach denen zwischen der Interpretation sprachgeschichtlicher Gegebenheiten durch eine Periodisierung und der Realität dieser sprachgeschichtlichen Gegebenheiten keine Entsprechung besteht. Diese Auf die Bedeutung der Sprachbeschreibung im Rahmen sprachgeschichtlicher Periodisierung wird etwa von Georg Objartel 21980, S.557f oder von Oskar Reichmann 1992, S.186-192 hingewiesen.
10
Grundlagen
Auffassung wird beispielsweise von Hugo Moser vertreten: "Jeder Versuch einer Darstellung kulturellen Werdens, der nicht rein chronologisch vorgeht, sondern innerlich zusammenhängende Abschnitte der Entwicklung, Perioden, Epochen festhalten will, sieht sich vor das Dilemma gestellt, in das panta rhei der Entwicklung nachträglich Einschnitte legen zu müssen, welche die lebendige geschichtliche Wirklichkeit nicht aufweist."5 Der zweite Standpunkt besteht darin, eine Entsprechung zwischen der Interpretation und der Realität der sprachgeschichtlichen Gegebenheiten im Rahmen einer sprachgeschichtlichen Periodisierung anzunehmen; die "Frage nach der Periodisierung des Deutschen ist damit die Frage nach den der Summe aller Sprech- und Schreibhandlungen sachlich inhärenten Zergliederungen"6. Eine solche Annahme findet sich, zumeist verbunden mit sozioökonomischen Prämissen, insbesondere innerhalb der vormals ostdeutschen Sprachwissenschaft; so heißt es etwa bei Joachim Schildt: "Perioden existieren tatsächlich innerhalb des Wissenschaftsgegenstandes Sprache; sie sind objektive Kategorien und müssen ermittelt werden, damit Wesen und Erscheinungsform der Sprache präzise beschrieben werden können und die Sprachentwicklung nicht auf eine Summe mehr oder weniger exakt erfaßbarer sprachlicher Daten reduziert wird."7 Einen dritten Standpunkt vertritt unter anderem Stefan Sonderegger mit folgender These: "Jede Periodisierung deutscher Sprachgeschichte ist ein wissenschaftlich notwendiger, aber nur mehr oder weniger begründbarer Versuch, die kontinuierliche diachronische Entwicklung nach bestimmten Kriterien des Sprachsystems zu unterteilen."8 Hier bleibt die Entsprechung von Interpretation und Realität sprachgeschichtlicher Gegebenheiten offen, wobei das Ergebnis einer sprachgeschichtlichen Periodisierung an deren Verifizierbarkeit gemessen wird.
1.3
Ungleichmäßigkeit von Sprachwandel
Die Erforschimg der Geschichte einer Einzelsprache geht wie gezeigt von der theoretischen Annahme aus, daß Sprache überhaupt Wandlungen unterworfen ist. Solche sprachlichen Wandlungen liegen sprachwissenschaftlich dann vor, wenn beschriebene sprachliche Gegebenheiten zum einen als geschichtlich identisch, das heißt als ungleichzeitig und als bleibend, und zum anderen als nicht gleichbleibend interpretiert werden. Bei dieser Bestimmung sprach5
6 7 8
Hugo Moser 1951, S.296. Vgl. auch Herbert Wolf 1971, S.79 oder kritisch Oskar Reichmann 1992, S.177f. Oskar Reichmann 1992, S. 178. Joachim Schildt 1982, S.30. Vgl. auch Erwin Arndt 1982, S.71 oder Werner Bahner 1982, S.l. Stefan Sonderegger 1979, S. 169.
Gnindlagen
11
liehen Wandels bleibt jedoch offen, ob dieser gleichmäßig oder ungleichmäßig erfolgt. Die Gleichmäßigkeit sprachlichen Wandels ist abhängig von dem Verhältnis zwischen dessen Qualität oder Quantität einerseits und dem Zeitverlauf andererseits. So liegt ein gleichmäßiger Wandel beschriebener sprachlicher Gegebenheiten dann vor, wenn dieser qualitativ und quantitativ in einem proportionalen Verhältnis zu dem entsprechenden Zeitverlauf steht. Ist dagegen das Verhältnis zwischen Qualität oder Quantität des sprachlichen Wandels unproportional zu dessen zeitlichem Verlauf, dann besteht eine Ungleichmäßigkeit des Sprachwandels. Hierbei ist wiederum zu beachten, daß auch die Feststellung von Gleichmäßigkeit oder Ungleichmäßigkeit sprachlichen Wandels eine weiterführende Interpretation bereits beschriebener sprachlicher Gegebenheiten darstellt. Eine Sprachperiodisierungstheorie geht von der sprachwandeltheoretischen Annahme aus, daß sprachlicher Wandel ungleichmäßig verläuft. So weist etwa Georg Objartel ausdrücklich auf diese Annahme im Rahmen einer Theorie sprachgeschichtlicher Periodisierung hin: "Zunächst darf angenommen werden, daß Sprachveränderung ein zwar kontinuierlicher, aber doch nach Umfang, Qualität und Tempo nicht stets gleichmäßig verlaufender Prozeß ist."9 Diese sprachwandeltheoretische Annahme der Ungleichmäßigkeit sprachlichen Wandels ist für die Theorie sprachgeschichtlicher Periodisierung wichtig, um verschiedene Abschnitte der Geschichte einer Einzelsprache nicht allein zeitlich, sondern darüber hinaus auch von den sprachlichen Gegebenheiten her unterscheiden zu können und so eine rein annalistische Betrachtungsweise auszuschließen.10 Ein gleichmäßiger Sprachwandel ist somit selbst nicht periodisierbar; und ein sprachlicher Wandel, welcher nicht ausschließlich, doch aber zum Teil ungleichmäßig erfolgt, ist demnach nur teilweise, hinsichtlich seiner Ungleichmäßigkeit zu periodisieren.
1.4
Periodisierung von Sprachgeschichte
Die Definition der Periodisierung von sprachlichem Wandel lautet unter der Annahme der Ungleichmäßigkeit von Sprachwandel zunächst: Eine sprachgeschichtliche Periodisierung ist eine Gliederung der Geschichte einer Einzelsprache in sowohl zeitlich als auch faktisch zu unterscheidende Abschnitte. Eine sprachgeschichtliche Periode ist dementsprechend als ein Abschnitt der Geschichte einer Einzelsprache zu definieren, welcher sowohl zeitlich als auch faktisch von anderen Abschnitten dieser Geschichte zu unterscheiden 9 10
Georg Objartel 2 1980, S.557. Vgl. Oskar Reichmann 1992, S.177f.; Herbert Wolf 1971, S.80.
12
Grundlagen
ist. Diese beiden Definitionen muten auf den ersten Blick oberflächlich an, da ihre Formulierung jeweils auch ohne die sprachwandeltheoretische und sprachbeschreibungstheoretische Motivation, welche hier mit ihnen verbunden wird, verständlich ist; sie sind daher lediglich als Gebrauchsdefinitionen zu verstehen. Eine explizite Berücksichtigung der hier im Rahmen einer allgemeinen Theorie sprachgeschichtlicher Periodisierung eingeführten sprachwandeltheoretischen und sprachbeschreibungstheoretischen Grundlagen in der Formulierung der beiden Definitionen führt etwa zu folgendem Ergebnis11: Eine sprachgeschichtliche Periodisierung ist eine Interpretation (eine Kategorisierung und Strukturierung) beschriebener (ihrerseits bereits kategorisierter und strukturierter) Gegebenheiten einer Einzelsprache, welche sowohl als ungleichzeitig und bleibend (geschichtlich identisch) als auch dabei als nicht gleichbleibend (sich also verändernd oder wandelnd) angesehen werden, hinsichtlich des unproportionalen Verhältnisses von deren Qualität und Quantität einerseits und des zeitlichen Verlaufs andererseits (somit hinsichtlich der Ungleichmäßigkeit ihres Wandels). Eine sprachgeschichtliche Periode ist dieser Definition entsprechend ein Teilergebnis einer Interpretation (ein Element einer Kategorisierung und Strukturierung) beschriebener (ihrerseits bereits kategorisierter und strukturierter) Gegebenheiten einer Einzelsprache, welche sowohl als ungleichzeitig und bleibend (geschichtlich identisch) als auch dabei als nicht gleichbleibend (sich also verändernd oder wandelnd) angesehen werden, hinsichtlich des unproportionalen Verhältnisses von deren Qualität und Quantität einerseits und des zeitlichen Verlaufs andererseits (somit hinsichtlich der Ungleichmäßigkeit ihres Wandels). Die Termini Periodisierung und Periode werden hier gegenüber anderen vergleichbaren Termini wie Epoche, Etappe, Phase, Zustand oder Stadium zunächst unmarkiert verwendet. Im Bereich der germanistischen Sprachwissenschaft wurden verschiedene Definitionen einer Periodisierung der Geschichte einer Einzelsprache im allgemeinen oder der Geschichte des Deutschen im besonderen aufgestellt. Dabei ist aus wissenschaftsgeschichtlicher Sicht jedoch auffällig, daß nur ein geringer Teil deijenigen Autoren, welche sich mit der Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte beschäftigen, auch eine solche Begriffsbestimmung vornimmt; aus der jüngeren Germanistik sind hier beispielsweise die Definitionen von Erwin Arndt, Wilhelm Schmidt, Joachim Schildt, Stefan Sonderegger oder Herbert Wolf zu nennen. So finden sich etwa bei Stefan Sonderegger, Wilhelm Schmidt und Joachim Schildt drei einander recht ähnliche Definitionen sprachgeschichtDiese Definitionen stellen die Grundlage einiger weiterer, zum Teil recht umfangreicher Definitionen dar, welche im weiteren Verlauf dieses Kapitels eingeführt werden.
Grundlagen
13
licher Periodisierung. Stefan Sonderegger stellt folgende Definition auf: "Periodisierung meint die Einteilung der deutschen Sprachgeschichte in verschiedene, zeitlich fixierbare und linguistisch begründbare Sprachstufen."12 Wilhelm Schmidt beschreibt die Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte als eine "Einteilung des kontinuierlichen Prozesses der Entwicklung der deutschen Sprache in einzelne, zeitlich faßbare und überzeugend begründbare Abschnitte"13. Und laut Joachim Schildt wird eine sprachgeschichtliche Periodisierung des Deutschen "allgemein gekennzeichnet als Setzen von Zäsuren und Bestimmen des Inhalts sowie des historischen Platzes der einzelnen Zeitabschnitte innerhalb der deutschen Sprachgeschichte"14. Diese drei Formulierungen entsprechen weitgehend der genannten Gebrauchsdefinition, sofern "Einteilung" und "Setzen -von Zäsuren" als Gliederung, "zeitlich faßbar" und "zeitlich fixierbar" als zeitlich und somit hinsichtlich "des historischen Platzes" zu unterscheidend, "überzeugend begründbar" und "linguistisch begründbar" als faktisch und somit hinsichtlich "des Inhalts" zu unterscheidend sowie "Sprachstufen" als zeitliche Abschnitte verstanden werden. Herbert Wolf nimmt zu Beginn der siebziger Jahre folgende, im Vergleich zu denjenigen Stefan Sondereggers, Wilhelm Schmidts oder Joachim Schiidts umfangreichere Bestimmimg von Periodisierung vor: "Jede Periodisierung ist ein künstliches Gebilde, das von der Wissenschaft als ein Akt 'intellektueller Selbsterhaltung' geschaffen wird. Das gilt auch für die zeitliche Gliederung, die Aufteilung der Gesamtentwicklung in gewisse, in sich abgeschlossene Abschnitte lebender Sprachen, die in grammatischer, lexikalischer, syntaktischer und stilistischer Beziehung ständigen Wandlungen unterworfen sind."15 Auch hier wird eine sprachgeschichtliche Periodisierung im Sinne der genannten Gebrauchsdefinition als eine Gliederung der Geschichte einer Einzelsprache in zeitliche Abschnitte verstanden. Abgesehen davon erweist sich diese Definition jedoch im Gegensatz zu denjenigen Sondereggers, Schmidts oder Schiidts als nicht unproblematisch. Hierfür sind zunächst zwei Zusätze in der Formulierung der Definition verantwortlich: Der erste dieser Zusätze besteht in der Begrenzung sprachgeschichtlicher Periodisierungen auf sogenannte lebende Sprachen; hiernach wären (ohne Begründung) Periodisierungen sogenannter toter Sprachen wie des Latein oder eigenständiger sprachgeschichtlicher Epochen wie des Altgriechischen ausgeschlossen. Der 12 13
14
15
Stefan Sonderegger 1979, S.169. Wilhelm Schmidt 5 1984, S.27. In der folgenden Auflage der Geschichte der deutschen Sprache wird an dieser Definition weitgehend festgehalten (vgl. Wilhelm Schmidt 6 1984, S.27). Joachim Schildt 1990, S.415. Diese Definition findet sich in einer auf die deutsche Sprachgeschichte hin konkreteren Fassung wieder bei Joachim Schildt 1982, S.31. Herbert Wolf 1971, S.79.
14
Grundlagen
zweite problematische Zusatz besteht in dem Hinweis, daß Sprachen "in grammatischer, lexikalischer, syntaktischer und stilistischer Beziehung ständigen Wandlungen unterworfen sind"; dieser Hinweis suggeriert (wenn auch vermutlich ungewollt), daß Sprachwandel nicht auf anderen Ebenen oder unter anderen Gesichtspunkten möglich ist. Ein drittes Problem dieser Definition sprachgeschichtlicher Periodisierung ergibt sich schließlich aus der Formulierung, daß die Geschichte einer Einzelsprache mit einer solchen Periodisierung in "in sich geschlossene Abschnitte" gegliedert wird; dies darf allein unter Berücksichtigung des weiteren Kontextes, in welchem die gesamte Definition von Periodisierung steht, als Gliederung nicht allein in zeitlich, sondern auch in faktisch zu unterscheidende Abschnitte verstanden werden. Angesichts der Probleme, welche aus der Formulierung dieser Definition sprachgeschichtlicher Periodisierung erwachsen, erweist sich eine weitere Definition von Herbert Wolf als angemessener, da sie sowohl auf die beiden genannten Zusätze verzichtet als auch die faktische Unterscheidbarkeit sprachgeschichtlicher Abschnitte deutlich hervorhebt und sich so ebenfalls der aufgestellten Gebrauchsdefinition sprachgeschichtlicher Periodisierung annähert; diese Definition stammt aus den achtziger Jahren und lautet: "Jede Periodisierung ist ein subjektives Sinngebilde, das aus der Retrospektive heraus einerseits die Gesamtheit des realen zeitlichen Ablaufs gliedert (oder Teile davon eingrenzt), andererseits eine Vielzahl der im Laufe der Zeit auftretenden Einzelerscheinungen (zumeist als Veränderungen, aber auch als Verluste und Neuerungen) unter einem Nenner zusammenfaßt. Die somit zustande kommenden Perioden sollten als jeweils relative Einheit mit wichtigen Eigenheiten gegenüber dem vorausgehenden und folgenden Stadium deutlich abgehoben sein."16 Den Definitionen von Stefan Sonderegger, Wilhelm Schmidt, Joachim Schildt und Herbert Wolf ist also trotz der voneinander abweichenden Formulierungen gemeinsam, daß sie der genannten Gebrauchsdefinition sprachgeschichtlicher Periodisierung weitgehend entsprechen. Dabei weisen diese Definitionen dieselbe Unzulänglichkeit auf, durch welche auch die genannte Gebrauchsdefinition gekennzeichnet ist. Diese Unzulänglichkeit besteht darin, daß die sprachwandeltheortischen und sprachbeschreibungstheoretischen Grundlagen, ohne deren Hintergrund eine solche Gebrauchsdefinition nicht zu verstehen ist, jeweils nicht explizit ausformuliert werden und die Definitionen somit mehr oder weniger an einer theoretischen Oberfläche haften bleiben. Ein Versuch, solche Grundlagen bei der Formulierung einer Definition sprachgeschichtlicher Periodisierung explizit zu berücksichtigen, stammt von Erwin Arndt und lautet: "Jede Periodisierung ist eine Art von Klassifizierung und unterliegt somit auch den Gesetzen der begrifflichen 16
Herbert Wolf 1984, S.815.
Grundlagen
15
Klassenbildung. Diese Klassifizierung erfolgt in unserem Falle nach dem Verlauf des betrachteten Phänomens 'deutsche Sprache' in der Abfolge der Zeit und soll zugleich den Wandel dieser objektiv gegebenen historischen Erscheinung für uns möglichst adäquat und widerspruchsfrei wissenschaftlich abbilden [...].1,17 Arndt weist hier der sprachgeschichtlichen Periodisierung die wissenschaftstheoretischen und methodischen Grundsätze der Klassifikation unter Berücksichtigung einer Zeitfolge zu. Es bleibt hier jedoch ungeklärt, wie eine solche Klassifikation sprachlicher Gegebenheiten in einer Zeitfolge theoretisch und methodisch weiter bestimmt ist, so daß der Hinweis auf Grundsätze einer Klassifikation nur unwesentlich über die Charakterisierung einer sprachgeschichtlichen Periodisierung als Gliederung hinausreicht; da hier darüber hinaus lediglich Hinweise auf die zeitliche und faktische Unterscheidbarkeit sprachgeschichtlicher Abschnitte erfolgen, ist auch diese Definition allein als Gebrauchsdefinition sprachgeschichtlicher Periodisierung tauglich. Sprachgeschichtliche Perioden sind der genannten Gebrauchsdefinition von Periodisierung nach als Abschnitte der Geschichte einer Einzelsprache aufzufassen, welche sowohl zeitlich als auch faktisch von anderen Abschnitten dieser Geschichte zu unterscheiden sind. Eine solche Bestimmung sprachgeschichtlicher Perioden ist im Bereich der germanistischen Sprachwissenschaft ebenfalls anzutreffen; hierbei wird der faktischen Unterscheidbarkeit besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Beispiele hierfür finden sich bei Georg Objartel, Oskar Reichmann oder Herbert Wolf. So heißt es etwa ohne vollständige Definition bei Georg Objartel: "Der Begriff des Sprachstadiums kann [...] eine mögliche sprachtheoretische Begründung erfahren, indem er an den Begriff "bedeutende Veränderung' geknüpft wird; hierbei darf darauf vertraut werden, daß bedeutende Veränderungen in einer Sprache nicht in jedem Augenblick auftreten, die Reihe ihrer Stadien also endlich ist."18 Eine sprachgeschichtliche Periode liegt hiernach dann vor, wenn sprachliche Gegebenheiten "keiner "bedeutenden Veränderung* unterliegen"19; worin eine solche bedeutende Veränderung besteht, bleibt hier jedoch offen. Oskar Reichmann knüpft die faktische Unterscheidbarkeit sprachgeschichtlicher Abschnitte insbesondere an die soziopragmatischen Bedingungen des Sprachgebrauchs und definiert: "Sprachepochen [...] sind danach Epochen [...] eines aufgrund je spezifischer Bedingungen jeweils spezifischen sprachlichen Handelns."20 Im Anschluß an die Definition sprachgeschichtlicher Periodisierung zu Beginn der siebziger Jahre erläutert Herbert Wolf: 17 18 19 20
Erwin Arndt 1982, S.71. Georg Objartel 2 1980, S.557. Georg Objartel 2 1980, S.562; vgl. auch Hans-Heinrich Lieb 1970, S.28f. Oskar Reichmann 1992, S.196
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Grundlagen
"Ein temporaler Abschnitt verdient folglich erst dann als Periode anerkannt zu werden, wenn darin eine gewisse innere Einheit durch die Gleichzeitigkeit zahlreicher primärer (weniger einer Fülle sekundärer) Merkmale hervortritt, die sich gegenüber denen der vorausgegangenen und der nachfolgenden Zeit abheben."21 Aus der vorausgegangenen Periodisierungsdefinition Wolfs darf geschlossen werden, daß solche Merkmale insbesondere in den Bereichen Grammatik, Wortschatz und Stil zu beobachten sind; im Rahmen der Definition aus den achtziger Jahren22 verzichtet Wolf wiederum auf eine solche Eingrenzung sprachlichen Wandels. Die Definitionen der sprachgeschichtlichen Periode von Objartel, Reichmann und Wolf zeigen, daß sprachgeschichtliche Gegebenheiten entweder auf ihren zeitlichen und faktischen Zusammenhang innerhalb derselben sprachgeschichtlichen Periode oder auf ihre zeitliche und faktische Unterscheidbarkeit zwischen verschiedenen sprachgeschichtlichen Perioden hin betrachtet werden können. Aus dieser Sicht heraus erfährt die allgemeine Theorie sprachgeschichtlicher Periodisierung bezüglich ihrer Konzeption sprachgeschichtlicher Perioden eine sprachtheoretische und sprachbeschreibungstheoretische Unterstützung durch den Bereich der sogenannten Sprachstadientheorie, welche insbesondere durch den sprachwissenschaftlichen Systemgedanken geprägt ist.23 Eine hiervon unabhängige und dabei weiterfuhrende periodisierungstheoretische Grundlegung sprachgeschichtlicher Perioden wurde dagegen seitens der germanistischen Sprachwissenschaft bislang nur in Ansätzen entwickelt.
1.5
Hierarchische Periodisierung von Sprachgeschichte
Die sprachwandeltheoretische Annahme der Ungleichmäßigkeit sprachlichen Wandels gestattet nicht allein die zeitliche und faktische Unterscheidung verschiedener Abschnitte der Geschichte einer Einzelsprache. Sie erlaubt darüber hinaus auch eine Hierarchisierung solcher Abschnitte, da unter deren Voraussetzung sowohl eine Periodisierung beschriebener sprachgeschichtlicher Gegebenheiten selbst als auch wiederum eine Periodisierung sprachgeschichtlicher Perioden denkbar ist. Eine hierarchische sprachgeschichtliche Periodisierung ist hiernach eine in sich gegliederte Gliederung der Geschichte einer Einzelsprache in sowohl 21 22 23
Herbert Wolf 1971, S.79. Vgl. Heibert Wolf 1984, S.815. Zum Verhältnis von Sprachstadientheorie und Sprachperiodisierungstheorie vgl. unter anderem die Arbeiten von Eugenio Coseriu 1974 und 1975, Hans-Heinrich Lieb 1966 und 1970 sowie (zusammenfassend) Georg Objartel 2 1980.
Grundlagen
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zeitlich als auch faktisch zu unterscheidende Abschnitte. Unter expliziter Berücksichtigung der bereits eingeführten sprachwandeltheoretischen und sprachbeschreibungstheoretischen Grundlagen lautet deren Definition etwa folgendermaßen: Eine hierarchische sprachgeschichtliche Periodisierung ist eine Interpretation (eine Kategorisierung und Strukturierung) beschriebener (ihrerseits bereits kategorisierter und strukturierter) Gegebenheiten einer Einzelsprache, welche sowohl als ungleichzeitig und bleibend (geschichtlich identisch) als auch dabei als nicht gleichbleibend (sich also verändernd oder wandelnd) angesehen werden, hinsichtlich des unproportionalen Verhältnisses von deren Qualität und Quantität einerseits und des zeitlichen Verlaufs andererseits (somit hinsichtlich der Ungleichmäßigkeit ihres Wandels), welche deren Ergebnis (die Elemente ihrer Kategorisierung und Strukturiening) selbst wiederum zum Gegenstand der Interpretation hinsichtlich des unproportionalen Verhältnisses von der Qualität und Quantität der ihnen jeweils zugeordneten sprachlichen Gegebenheiten einerseits und des zeitlichen Verlaufs andererseits (somit hinsichtlich der Ungleichmäßigkeit des Periodenwandels) macht. Eine solche hierarchische Periodisierung der Geschichte einer Einzelsprache findet sich in einigen periodisierungstheoretischen Ansätzen der germanistischen Sprachwissenschaft wieder. So heißt es beispielsweise bei Werner Bahner: "Jede Epoche bedarf natürlich der Untergliederung in Perioden. Innerhalb der Perioden lassen sich wiederum Etappen unterscheiden, und diese lassen sich ebenfalls weiter in Phasen aufteilen."24 Die hier vorgeschlagenen Bezeichnungen für verschiedene Ebenen einer hierarchischen Periodisierung von Sprachgeschichte entsprechen weitgehend den Gepflogenheiten der germanistischen Sprachwissenschaft; dies gilt insbesondere für die Bezeichnungen Epoche, Periode und Phase.
1.6
Unmittelbarer und mittelbarer Sprachwandel
Die allgemeine sprachwandeltheoretische Annahme, daß Sprache überhaupt Wandlungen unterworfen ist, und die allgemeine sprachperiodisierungstheoretische Annahme, daß ein solcher sprachlicher Wandel ungleichmäßig erfolgt, lassen ungeklärt, ob solch ungleichmäßiger Sprachwandel in Schritten oder in Übergängen erfolgt. Ein Sprachwandel in Schritten ist dadurch gekennzeichnet, daß sprachliche Wandlungen innerhalb kürzester Zeitabstände erfolgen; ein Sprachwandel in Übergängen besteht dagegen
24
Werner Bahner 1982, S.7. Vgl. unter anderem auch Hans Eggers 2 1986, S.308.
18
Grundlagen
darin, daß sich sprachliche Wandlungen über verhältnismäßig lange Zeitabstände vollziehen. Sprachbeschreibungstheoretisch besteht Sprachwandel in Schritten in der Feststellung, daß neben einer früheren und einer späteren Beschreibung der Qualität oder Quantität geschichtlich identischer und dabei nicht gleichbleibender sprachlicher Gegebenheiten keine weiteren Beschreibungen, welche sowohl zeitlich als auch faktisch zwischen diesen anzusetzen sind, vorliegen; aus sprachbeschreibungstheoretischer Sicht ist Sprachwandel in Schritten hiernach als unmittelbarer Sprachwandel zu charakterisieren. Sprachwandel in Übergängen besteht dagegen sprachbeschreibungstheoretisch in der Feststellung, daß neben einer früheren und einer späteren Beschreibung der Qualität oder Quantität geschichtlich identischer und dabei nicht gleichbleibender sprachlicher Gegebenheiten wenigstens eine weitere Beschreibung, welche sowohl zeitlich als auch faktisch zwischen diesen anzusetzen ist, vorliegt; Sprachwandel in Übergängen ist hiernach aus Sicht der Sprachbeschreibungstheorie als mittelbarer Sprachwandel anzusehen. Sowohl die Feststellung von unmittelbarem Sprachwandel als auch die Feststellung von mittelbarem Sprachwandel stellen somit lediglich Interpretationen von bereits vorgenommenen Beschreibungen sprachgeschichtlicher Gegebenheiten dar und sind ihrerseits unmittelbar von der Falsifizierbarkeit dieser Beschreibungen abhängig. Die sprachwandeltheoretische Unterscheidung zwischen Sprachwandel in Schritten und Sprachwandel in Übergängen, welche aus sprachbeschreibungstheoretischer Sicht als Unterscheidung zwischen unmittelbarem Sprachwandel und mittelbarem Sprachwandel anzusehen ist, ist für eine Theorie der Periodisierung von Sprachwandel als solche unerheblich; die Annahme der Ungleichmäßigkeit von Sprachwandel ist bereits eine hinreichende Voraussetzung für eine Periodisierung von Sprachgeschichte, da sprachgeschichtliche Perioden sowohl mittelbar als auch unmittelbar zeitlich und faktisch unterschieden werden können. Innerhalb einer Theorie sprachgeschichtlicher Periodisierung selbst ist die Unterscheidung zwischen unmittelbarem und mittelbarem Sprachwandel jedoch von erheblicher Bedeutung, da sie den Ansatz von Perioden wesentlich mitbestimmt.
1.7
Ansatz sprachgeschichtlicher Perioden
Die zeitliche und faktische Unterscheidung verschiedener Abschnitte der Geschichte einer Einzelsprache besteht wie gezeigt in der Kategorisierung und Strukturierung bereits beschriebener, geschichtlich identischer und nicht gleichbleibender sprachlicher Gegebenheiten hinsichtlich eines unpro-
Grundlagen
19
portionalen Verhältnisses von deren Qualität und Quantität einerseits und des zeitlichen Verlaufs andererseits. Der Ansatz sprachgeschichtlicher Perioden stellt somit eine Interpretation von bereits beschriebenen sprachgeschichtlichen Gegebenheiten dar und ist von dieser Beschreibung selbst abhängig. Wird im Rahmen einer solchen Interpretation festgestellt, daß neben einer früheren und einer späteren Beschreibung der Qualität oder Quantität geschichtlich identischer und dabei nicht gleichbleibender sprachlicher Gegebenheiten keine weiteren Beschreibungen, welche sowohl zeitlich als auch faktisch zwischen diesen anzusetzen sind, vorliegen, dann werden die sprachlichen Gegebenheiten in der früheren Beschreibung und diejenigen in der späteren Beschreibung jeweils einer eigenen sprachgeschichtlichen Periode zugeordnet. Die Periodengrenze liegt im Falle eines solchen unmittelbaren Sprachwandels zeitlich zwischen diesen faktisch voneinander zu unterscheidenden Beschreibungen. Im Falle eines mittelbaren Sprachwandels sind dagegen periodisieningstheoretisch wenigstens zwei verschiedene Grenzen der sprachgeschichtlichen Periodisierung anzusetzen. Diese beiden Grenzen liegen zwischen der früheren Beschreibung der Qualität oder Quantität der geschichtlich identischen und dabei nicht gleichbleibenden sprachlichen Gegebenheiten sowie deren späterer Beschreibung und umrahmen wenigstens eine Beschreibung dieser Gegebenheiten, welche ihrerseits sowohl zeitlich als auch faktisch zwischen der früheren und der späteren Beschreibung anzusetzen ist. Liegen in dem Bereich zwischen einer früheren und einer späteren Beschreibung eine oder mehrere sowohl zeitlich als auch faktisch voneinander zu unterscheidende Beschreibungen der betreffenden geschichtlich identischen und dabei nicht gleichbleibenden sprachlichen Gegebenheiten, so ergeben sich zwei Möglichkeiten der sprachgeschichtlichen Interpretation. Die erste dieser beiden Interpretationsmöglichkeiten besteht darin, zeitlich genau zwischen diesen faktisch voneinander zu unterscheidenden Beschreibungen erneut zeitliche Periodengrenzen festzulegen und somit verschiedene Perioden desselben sprachlichen Wandels anzusetzen; der mittelbare Sprachwandel wird hierbei als geordnete Folge unmittelbarer sprachlicher Wandlungen aufgefaßt.25 Die zweite Interpretationsmöglichkeit ist dagegen diejenige des Ansatzes einer Übergangsphase, welche nicht als eigenständige sprachgeschichtliche Periode angesehen wird. Zeitlich bilden hieibei dann entweder der Beginn oder das Ende dieser Übergangsphase das Ende der früheren Periode und das Ende oder der Beginn dieser Übergangsphase den Beginn der späteren Periode. Darüber hinaus besteht in diesem Falle jedoch periodisierungsmethodisch auch die Möglichkeit, eine solche Übergangsphase 25
Vgl. insbesondere Stefan Sonderegger 1979, S.219-319; daneben etwa auch Werner Bahner 1982, S.8f.
20
Grundlagen
zwar anzunehmen oder festzustellen, nicht aber als Grundlage des Ansatzes zweier Periodengrenzen, sondern lediglich als Grundlage des Ansatzes einer einzelnen Periodengrenze zwischen den sprachlichen Gegebenheiten in der früheren Beschreibung und denjenigen in der späteren Beschreibung zu gebrauchen. Hierbei ergeben sich wiederum drei Möglichkeiten: Die erste dieser Möglichkeiten besteht darin, die Grenze zwischen der früheren und der späteren sprachgeschichtlichen Periode zu Beginn der Übergangsphase zu ziehen, und die zweite darin, diese Grenze an das Ende der Übergangsphase zu legen; die dritte Möglichkeit schließlich ist diejenige, die Grenzziehung zwischen der früheren und der späteren Periode innerhalb dieser Übergangsphase (etwa zu einem sprachgeschichtlichen Wendepunkt) vorzunehmen. Der Ansatz von Übergangsphasen im Rahmen einer sprachgeschichtlichen Periodisierung wird im Bereich der germanistischen Sprachwissenschaft verhältnismäßig oft erörtert; dabei herrscht weitgehend Einigkeit, daß bei der Periodisierung der Geschichte einer Einzelsprache solche Übergangsphasen zu berücksichtigen sind. So stellt etwa Hugo Moser in biologischmetaphorischer Ausdrucksweise fest: "Beim leiblichen Werden sind die großen Cäsuren Geburt und Tod nur für das Leben des Einzelwesens bezeichnend, während die Entwicklung der Arten und Gattungen stets kontinuierliche Übergänge zeigt; auch äußere Katastrophen, die u. U. zur Vernichtung ganzer Arten fuhren können, vermögen diese Kontinuität nicht ernstlich zu stören. Das geistige Leben kennt ebensowenig Sprünge."26 Und Stefan Sonderegger kommt hinsichtlich der Geschichte des Deutschen zu dem Ergebnis: "Die deutsche Sprachgeschichte verläuft mehrmals von deutlich abgrenzbaren Sprachstufen über undeutlich abgrenzbare Perioden zu neuen deutlich abgrenzbaren Sprachstufen: [...].1,27 Weniger Einigkeit besteht innerhalb der germanistischen Sprachwissenschaft darin, wie solche Übergangsphasen gekennzeichnet werden sollen. Hier schwanken die Vorschläge zwischen der theoretisch-methodischen Möglichkeit, jeweils Beginn und Ende einer Übergangsphase möglichst genau anzugeben, und der praktischmethodischen Möglichkeit, Übergangsphasen durch einzelne Zeitpunkte lediglich anzudeuten. Die praktisch-methodische Möglichkeit wird beispielsweise von Karl Mollay vertreten; Mollay schreibt: "In einer Darstellung der Geschichte einer Sprache bedeutet die Festlegung einer Periodengrenze die Bestimmung einer engeren oder breiteren Zeitspanne (der Kürze halber mit einer Jahreszahl angegeben), in der ein alter Sprachzustand aufhört oder wenigstens unterliegt, bzw. ein neuer beginnt oder wenigstens herrschend wird."28 Herbert Wolf spricht sich dagegen explizit gegen die Angabe 26 27 28
Hugo Moser 1951, S.296f. Stefan Sonderegger 1979, S. 169. Vgl. Erwin Arndt 1982, S.78. Karl Mollay 6 1991, S.100. Vgl. Norbert Richard Wolf 1989, S.127.
Grundlagen
21
einzelner Jahreszahlen aus und nähert sich somit der theoretischmethodischen Möglichkeit, Übergangsphasen anzugeben: "Überdies ist bei Verwendung begrenzender Jahreszahlen zu bedenken, daß sich sprachliche Veränderungen innerhalb des Dt. als einer großen Sprachgemeinschaft niemals in allen regionalen und sozialen Varianten gleichzeitig vollziehen. Deshalb sollte bei der Periodisierung nicht mit exakten Jahreszahlen, sondern mit zeitlich gestreckteren Spannen (Übergangs- und Schwingungsphasen oder zumindest Approximaldaten) gearbeitet werden, [...].1,29 Das bekannteste Beispiel der Diskussion von Übergangsphasen in der Geschichte der germanistischen Sprachwissenschaft stammt aus dem neunzehnten Jahrhundert. Nachdem Jacob Grimm zu Beginn des Jahrhunderts der ersten Auflage der Deutschen Grammatik eine Dreigliederung der deutschen Sprachgeschichte in Althochdeutsch, Mittelhochdeutsch und Neuhochdeutsch zugrunde gelegt hatte, bekennt er bereits in deren zweiter Auflage, welche nur wenige Jahre darauf erschien: "Zwischen meiner darstellung des mittel- und neuhochdeutschen wird eine lücke empfindlich seyn; mannigfaltige Übergänge und abstufungen hätten sich aus den Schriften des vierzehnten so wie der drei folgenden Jahrhunderte sammeln und erläutern laßen; [...]."M Diese Übergangsphase zwischen der mittelhochdeutschen und der neuhochdeutschen Periode wird von Jacob Grimm jedoch nicht als eigenständige Periode angesetzt. Dieser Schritt, welcher für die Geschichte der sprachgeschichtlichen Periodisierung im Bereich der germanistischen Sprachwissenschaft von großer Bedeutung war, wird erst einige Jahrzehnte später von Wilhelm Scherer gewagt, welcher die Zeit vom vierzehnten bis zum siebzehnten Jahrhundert als "Uebergangs- oder frühneuhochdeutsche Zeit" bezeichnet31 und ihr dabei ausdrücklich eine eigenständige Position zwischen dem Mittelhochdeutschen und dem Neuhochdeutschen einräumt. Sowohl Jacob Grimm als auch Wilhelm Scherer lehnen eine Begrenzung sprachgeschichtlicher Perioden oder Übergangsphasen durch Angabe genauer Jahreszahlen ab; Grimm beschränkt sich dabei auf die Angabe von Jahrhunderten, während Scherer hingegen aus praktisch-methodischen Gründen einzelne Jahreszahlen nennt.32
29 30 31 32
Herbert Wolf 1984, S.818. Jacob Grimm 2 1822, S.X. Vgl. Jacob Grimm 1819. Wilhelm Scherer 2 1890, S. 12. Vgl. Jacob Grimm 2 1822, S.X-XVI; Wilhelm Scherer 2 1890, S. 10.
22
Grundlagen
1.8
Kriterien der Sprachbeschreibung
Die Erforschung der Geschichte einer Sprache beginnt wie bereits erläutert mit deren Beschreibung. Diese Beschreibung stellt selbst eine Interpretation sprachlicher Gegebenheiten dar, indem diese Gegebenheiten kategorisiert und strukturiert werden. Dabei ist diese Kategorisierung und Strukturierung sprachlicher Gegebenheiten von komplexen sprachtheoretischen Voraussetzungen abhängig, welche wiederum die Erforschung der Geschichte einer Sprache im allgemeinen sowie deren Periodisierung im besonderen mitbestimmen. Aus diesem Grunde müssen solche sprachtheoretischen Voraussetzungen auch im Rahmen einer allgemeinen Theorie sprachgeschichtlicher Periodisierung abgeklärt werden, ohne diese Voraussetzungen selbst dabei einer umfassenden Erörterung zu unterziehen.33 Hierbei erscheinen insbesondere solche sprachtheoretischen Voraussetzungen von Interesse, welche die Kategorisierung und Strakturiening innerhalb der Beschreibung der Geschichte einer Einzelsprache prägen; dies sind erstens der Bereich der Beschreibungsebenen, zweitens der Bereich der Beschreibungsgesichtspunkte und drittens der Bereich der Beschreibungsvarietäten. Sprachliche Beschreibungsebenen werden mit verschiedenen Graden der Komplexheit sprachlicher Zeichen angesetzt, wobei hier stark vereinfachend eine vorsemiotische Ebene, eine Ebene einzelner sprachlicher Zeichen sowie zwei Ebenen komplexer sprachlicher Zeichen unterschieden werden. Die vorsemiotische Beschreibungsebene ist diejenige von Laut und Schrift, welche selbst keine sprachlichen Zeichen darstellen, jedoch zur Konstituierung von sprachlichen Zeichen dienen. Morpheme sowie (im vorwissenschaftlichen Verständnis) Wörter bilden den Gegenstand der Beschreibungsebene einzelner sprachlicher Zeichen; sie werden hier als die kleinsten Einheiten von Sprache aufgefaßt. Die erste Ebene der Beschreibung komplexer sprachlicher Zeichen ist diejenige der Syntax; deren Gegenstand sind kleinste vollständige und zugleich selbständige Zeichenkomplexe sowie deren komplexe Teile. Den Gegenstand der zweiten Beschreibungsebene komplexer sprachlicher Zeichen bilden Texte; unter Texten werden hier weitere, insbesondere größere sprachliche Zeichenkomplexe zusammengefaßt. Eine Beschreibung sprachlicher Gegebenheiten kann unter wenigstens vier verschiedenen Gesichtspunkten erfolgen. Der erste dieser Beschreibungsgesichtspunkte ist deijenige des Inventars; hierbei wird der Bestand an sprachlichen Zeichen kategorisiert und strukturiert. Die Semantik bildet den zweiten Beschreibungsgesichtspunkt; ihr Augenmerk gilt dem Verhältnis sprachlicher Zeichen zu den Gegenständen und Sachverhalten der (außer33
Vgl. Thorsten Roelcke 1994, S.7-23.
Grundlagen
23
sprachlichen und sprachlichen) Wirklichkeit. Den dritten Beschreibungsgesichtspunkt stellt die Grammatik dar; deren Gegenstand ist das Verhältnis (einfacher oder komplexer) sprachlicher Zeichen innerhalb von sprachlichen Zeichenkomplexen zueinander. Der vierte Gesichtspunkt der Sprachbeschreibung ist deijenige der Pragmatik; hier wird das Verhältnis sprachlicher Zeichen zu den Benutzem dieser Zeichen betrachtet. - Die genannten Ebenen und Gesichtspunkte der Sprachbeschreibung sind miteinander kombinierbar. So können sowohl die Ebene einzelner sprachlicher Zeichen als auch die beiden Ebenen komplexer sprachlicher Zeichen jeweils unter dem Gesichtspunkt des Inventars, der Semantik, der Grammatik oder der Pragmatik betrachtet werden. Allein die vorsemiotische Ebene von Laut und Schrift erschließt sich nicht unter den vier Gesichtspunkten der Beschreibung sprachlicher Zeichen; sie kann jedoch ebenfalls auf Inventar, auf Funktion sowie auf Kombination ihrer Einheiten hin beschrieben werden. Unter Sprachbeschreibungsvarietäten sind abgeschlossene sprachliche Einheiten innerhalb der zu beschreibenden Einzelsprache zu verstehen, welche jeweils auf sämtlichen Sprachbeschreibungsebenen sowie unter sämtlichen Sprachbeschreibungsgesichtspunkten vollständig beschrieben werden können. Dabei werden solche vollständigen Beschreibungen sprachlicher Gegebenheiten außersprachlichen Bedingungen wie Raum, Gruppe, Bereich oder Zeit zugeordnet und somit regionale, soziale, funktionale sowie historische Varietäten der Sprachbeschreibung unterschieden. Im Rahmen der Beschreibung der Geschichte einer Einzelsprache werden regionale, soziale und funktionale Varietäten als historische Varietäten zum einen in Bezug auf deren Bestand und zum anderen hinsichtlich ihrer sprachlichen Gegebenheiten auf den Beschreibungsebenen und unter den Beschreibungsgesichtspunkten untersucht. Die genannten Ebenen, Gesichtspunkte und Varietäten der Beschreibimg sprachlicher Gegebenheiten lassen eine Vielfalt an Kombinationen zu, so daß sich hieraus eine große Zahl an Kriterien für eine Beschreibung sprachlicher Gegebenheiten ergibt. Ein Beschreibungskriterium sprachlicher Gegebenheiten ist hiernach eine Beschreibungsebene, ein Beschreibungsgesichtspunkt, eine Beschreibungsvarietät oder eine Kombination von diesen, auf deren Grundlage die sprachlichen Gegebenheiten, welche Gegenstand der sprachlichen Beschreibung sind, kategorisiert und strukturiert werden. Da es sich hierbei um Kategorisierungen und Strukturierungen mit einem sehr hohen Grad an Abstraktion handelt, können unter jedem dieser Beschreibungskriterien weitere Kriterien mit einem jeweils geringeren Grad an Abstraktion angesetzt sowie verschiedene sprachliche Gegebenheiten beschrieben werden. Die genannten Ebenen, Gesichtspunkte und Varietäten prägen dabei nicht allein die Kategorisierung und Strukturierung innerhalb der Beschreibung
24
Grundlagen
sprachlicher Gegebenheiten selbst; sie bestimmen darüber hinaus auch die Kategorisierung und Strukturierung innerhalb der Beschreibung der Geschichte einer Einzelsprache, da diese sprachgeschichtliche Beschreibung unter der Voraussetzung der historischen Identität sprachlicher Gegebenheiten an der Beschreibung sprachlicher Gegebenheiten selbst ansetzt und somit auf deren Kategorisierung und Strukturierung aufbaut. Aus sprachwandeltheoretischer sowie aus sprachbeschreibungstheoretischer Sicht erweist sich sprachlicher Wandel somit als ausgesprochen vielschichtig.
1.9
Kriterien und Merkmale sprachgeschichtlicher Periodisierung
Die sprachwandeltheoretische und sprachbeschreibungstheoretische Annahme, daß die Geschichte einer Einzelsprache auf verschiedenen Ebenen, nach verschiedenen Gesichtspunkten sowie nach verschiedenen Varietäten beschrieben werden kann, ist eine wichtige Annahme innerhalb einer Theorie sprachgeschichtlicher Periodisierung. Denn sie gestattet es, die Geschichte einer Einzelsprache nicht als Nebeneinander einzelner Wandlungen jeweils geschichtlich identischer sprachlicher Gegebenheiten zu betrachten, sondern solche Wandlungen der Kategorisierung und Strukturierung dieser sprachlichen Gegebenheiten entsprechend selbst zusammenzufassen und somit Einheiten für die Interpretation des einzelsprachlichen Wandels zu schaffen. Hierbei geben die Wahl der Ebene, des Gesichtspunkts sowie der Varietät das Kriterium der sprachgeschichtlichen Beschreibung an. Unter einem Kriterium der Beschreibung von Sprachgeschichte werden hier also eine Beschreibungsebene, ein Beschreibungsgesichtspunkt, eine Beschreibungsvarietät oder eine Kombination von diesen verstanden, welche der Beschreibung geschichtlich identischer sprachlicher Gegebenheiten zugrunde gelegt wird. Auch hierbei können jeweils weitere Kriterien mit einem geringeren Grad an Abstraktion angesetzt sowie verschiedene sprachliche Gegebenheiten beschrieben werden. Ein solches Kriterium der Beschreibung von Sprachgeschichte ist dann ein Kriterium der Periodisierung von Sprachgeschichte, wenn eine der nach diesem Kriterium beschriebenen sprachgeschichtlichen Gegebenheiten periodisiert wird. Ein Kriterium sprachgeschichtlicher Periodisierung ist somit als eine Beschreibungsebene, ein Beschreibungsgesichtspunkt, eine Beschreibungsvarietät oder eine Kombination von diesen zu verstehen, welche der Periodisierung sprachgeschichtlicher Gegebenheiten zugrunde gelegt wird. Unter Rückgriff auf die bereits eingeführten sprachwandeltheoretischen und sprachbeschreibungstheoretischen Grundlagen kann somit folgende umfassende Definition aufgestellt werden: Ein Kriterium sprachgeschichtlicher
Grundlagen
25
Periodisiemng ist eine Beschreibungsebene, ein Beschreibungsgesichtspunkt, eine Beschreibungsvarietät oder eine Kombination von diesen, welche einer Interpretation (einer Kategorisierung und Strukturierung) hiernach beschriebener (ihrerseits bereits hiernach kategorisierter und strukturierter) Gegebenheiten einer Einzelsprache, welche sowohl als ungleichzeitig und bleibend (geschichtlich identisch) als auch dabei als nicht gleichbleibend (sich also verändernd oder wandelnd) angesehen werden, hinsichtlich des unproportionalen Verhältnisses von deren Qualität und Quantität einerseits und des zeitlichen Verlaufs andererseits (somit hinsichtlich der Ungleichmäßigkeit ihres Wandels) zugrunde gelegt wird. Die sprachlichen Gegebenheiten, anhand derer eine sprachgeschichtliche Periodisiemng aufgestellt wird, stellen die Merkmale dieser sprachgeschichtlichen Periodisierung dar. Ein Merkmal einer sprachgeschichtlichen Periodisierung ist somit eine nach Ebene, Gesichtspunkt oder Varietät beschriebene Gegebenheit einer Einzelsprache, welche sowohl als ungleichzeitig und bleibend (geschichtlich identisch) als auch dabei als nicht gleichbleibend (sich also verändernd oder wandelnd) angesehen wird, und hiernach hinsichtlich des unproportionalen Verhältnisses von Qualität und Quantität einerseits und zeitlichem Verlauf andererseits (somit hinsichtlich der Ungleichmäßigkeit des Wandels) interpretiert ist. Da auch im Rahmen einer sprachgeschichtlichen Periodisierung jeweils weitere Kriterien mit einem geringeren Grad an Abstraktion angesetzt sowie verschiedene sprachliche Gegebenheiten beschrieben werden können, sind zu dieser Definition eines Merkmals einer sprachgeschichtlichen Periodisierung wenigstens zwei Anmerkungen zu machen. Die erste Anmerkung besteht darin, daß die Interpretationen der verschiedenen Gegebenheiten einer Einzelsprache, welche nach einem Kriterium beschrieben sind und dabei sowohl als geschichtlich identisch wie auch als nicht gleichbleibend angesehen werden, hinsichtlich des unproportionalen Verhältnisses von Qualität und Quantität einerseits und zeitlichem Verlauf andererseits nicht notwendigerweise in jedem Falle zu demselben Ergebnis gelangen; es sind also unter ein und demselben Kriterium durchaus verschiedene Periodisierungen denkbar. Die zweite Anmerkung ist die, daß nicht sämtliche Gegebenheiten einer Einzelsprache, welche nach einem Kriterium beschrieben sind und dabei sowohl als geschichtlich identisch wie auch als nicht gleichbleibend angesehen werden, überhaupt hinsichtlich des unproportionalen Verhältnisses von Qualität und Quantität einerseits und zeitlichem Verlauf andererseits interpretiert sein müssen; zwischen sprachlichen Gegebenheiten, welche nach einem Kriterium geschichtlich beschrieben sind, und solchen, welche nach demselben Kriterium darüber hinaus periodisiert sind, besteht also ein Inklusionsverhältnis.
26
Grundlagen
In den Periodisierungskonzeptionen der germanistischen Sprachwissenschaft werden solche Periodisieningskriterien, welche an den Ebenen, Gesichtspunkten oder Varietäten der Beschreibung sprachlicher Gegebenheiten ansetzen, zumeist als innersprachliche oder als sprachinterne Periodisieningskriterien bezeichnet.34 Der Ansatz solcher innersprachlichen Periodisieningskriterien erfolgt in der Regel durch Angabe von Beschreibungsebenen oder Beschreibungsvarietäten und nicht durch Angabe von Beschreibungsgesichtspunkten; Beschreibungsebenen werden dabei wenn möglich einer Leitvarietät zugeordnet. Ein gutes Beispiel für diese Vorgehensweise stellt unter anderem Oskar Reichmanns Aufstellung von "Kriterien zur Abgrenzung von Zeit-, Raum- und anderen Varietäten"35, anhand derer die Kriteriendiskussion der germanistischen Sprachwissenschaft zusammenfassend aufgearbeitet wird, dar. Diese Aufstellung lautet folgendermaßen: Kl. Variation sprachlichen Handelns im distingemisch irrelevanten Bereich von Phonie und Graphie K2. Variation sprachlichen Handelns in den systemrelevanten Bereichen der a)Phonologie b)Graphematik c) Flexionsmorphologie d) Lexik e) Wortbildungsmorphologie f) Syntagmatik g)Prosodik h)Textstiuktur K3. typologisch relevante Variation sprachlichen Handelns K4. unterschiedliches Verhalten von Sprachträgern im Kontakt mit Sprechern und Texten anderer Sprachen K5. Veränderungen im Bestand der Varietäten und Subvarietäten und in ihrem Verhältnis zueinander, in anderer Terminologie: Veränderungen im Gefüge der Existenzformen K6. die Existenz und die Rolle einer literatursprachlichen Leitvariante K7. der Qualitätsstand von sprachlichen Verständigungsmitteln K8. das Bewußtsein von Sprachträgem hinsichtlich relativer Ähnlichkeit sprachlicher Handlungen und eng damit verbunden die Bewertung bestimmter sprachlicher Verständigungsmittel als varietätenkonstitutiv K9. die Verstehbarkeit sprachlicher Äußerungen durch den Hörer oder Textrezipienten.3*
34
35 36
Vgl. Hugo Moser 1951, S.299-302 oder Herbert Wolf 1984, S.815-817 sowie S.820f. Daneben beispielsweise auch Georg Objartel 2 1980, S.561-563; Peter von Polenz 1989, S. 11-13; Joachim Schildt 1980; Wilhelm Schmidt 6 1993, S.27-30; Stefan Sonderegger 1979, S.169-177: Gerhait Wolff 1990, S.35f. Oskar Reichmann 1992, S.178. Oskar Reichmann 1992, S.179. Vgl. zum Folgenden ebd., S. 179-186 sowie Oskar Reichmann 1988, S.123-126.
Grundlagen
27
In dieser Aufstellung werden insgesamt neun Kriterien angeführt, von denen sieben in den Bereich der sogenannten innersprachlichen Periodisierungskriterien fallen; dem zweiten Kriterium werden hierbei acht Kriterien, welche einen geringeren Abstraktionsgrad aufweisen, untergeordnet. Das erste dieser Periodisierungskriterien sowie die beiden ersten Unterkriterien des zweiten Periodisierungskriteriums entsprechen der vorsemiotischen Beschreibungsebene. Die folgenden drei Unterkriterien sind der Beschreibungsebene einzelner sprachlicher Zeichen und die vier letzten den beiden Beschreibungsebenen komplexer sprachlicher Zeichen zuzurechnen. Mit dem dritten, dem vierten und dem siebten Kriterium werden weitere Unterkriterien fur das zweite Kriterium eingeführt, indem die Beschreibung auf Ebenen auf sprachtypologisch relevante Erscheinungen, fremdsprachliche Entlehnungen und sprachkritische Bewertungen eingeschränkt wird. Der Gesichtspunkt, unter welchem die Beschreibung auf den als Kriterien genannten Ebenen jeweils erfolgen soll, bleibt offen, da sich nach Reichmann aus dem Gesichtspunkt "sprachlichen Handelns" weitere Gesichtspunkte der Sprachbeschreibung herleiten lassen. Eine Zuordnung bestimmter Beschreibungsvarietäten erfolgt nicht. Statt dessen werden mit dem fünften und dem sechsten Kriterium separate Kriterien angesetzt, welche dem Bereich der Beschreibungsvarietäten zuzurechnen sind; das sechste Kriterium ist dabei dem fünften unterzuordnen. Beschreibungsebenen werden hier nicht angegeben; für das fünfte Kriterium erscheint insbesondere der Gesichtspunkt des Bestandes an Varietäten und für das sechste Kriterium der Gesichtspunkt der Funktion einer bestimmten Varietät von Interesse. Das achte sowie das neunte Kriterium gehören nicht dem Bereich der innersprachlichen Kriterien an, da sie nicht die Beschreibung sprachlicher Gegebenheiten selbst, sondern verschiedene Bedingungen, unter welchen die Beschreibung solcher sprachlichen Gegebenheiten erfolgt, betreffen.
1.10
Bedingungen der Sprachbeschreibung
Neben der sprachwandeltheoretischen und sprachbeschreibungstheoretischen Annahme, daß eine Einzelsprache und deren Geschichte auf verschiedenen Ebenen, nach verschiedenen Gesichtspunkten sowie nach verschiedenen Varietäten beschrieben werden kann, ist eine weitere Annahme für eine Theorie sprachgeschichtlicher Periodisierungskriterien von Bedeutung. Diese Annahme besteht darin, daß eine solche Einzelsprache und deren Geschichte darüber hinaus auch in Abhängigkeit von der Geschichte der Sprachverwender zu beschreiben ist. Sprache wird einer solchen Konzeption nach als Kommunikationsmittel einer menschlichen Gemeinschaft verstanden und
28
Grundlagen
somit in einen gesellschaftlichen Kontext gestellt, welcher bestimmte Bedingungen an den kommunikativen Gebrauch von Sprache stellt. Dieser gesellschaftliche Kontext ist dabei selbst Wandlungen unterworfen, welche diese Gebrauchsbedingungen von Sprache beeinflussen können. Ein Wandel solcher Gebrauchsbedingungen hat hiernach wiederum einen Wandel des Kommunikationsmittels Sprache selbst zufolge, um einen erfolgreichen kommunikativen Gebrauch von Sprache innerhalb der Gemeinschaft zu gewährleisten. Sowohl im Bereich der allgemeinen als auch im Bereich der germanistischen Sprachwissenschaft wurde eine Vielzahl solcher Sprachwandeltheorien, welche die Beschreibung der Geschichte einer Einzelsprache von der Beschreibimg der Geschichte der Sprachverwender abhängig machen, entwickelt; diese Theorien können mit Peter von Polenz als "soziopragmatische Theorien des Sprachwandels"37 charakterisiert werden. Die Annahme, daß die Geschichte einer Einzelsprache in Abhängigkeit von der Geschichte der Sprachverwender zu beschreiben ist, wird jedoch nicht allein im Rahmen solcher soziopragmatischer Sprachwandeltheorien vertreten. Sie findet sich, jedoch oftmals ohne hinreichende theoretische Begründung, bei zahlreichen weiteren Ansätzen sowohl im Bereich der Sprachwandeltheorie als auch im Bereich der Sprachgeschichtsforschung selbst. Im Rahmen einer allgemeinen Theorie sprachgeschichtlicher Periodisierung sind hierbei insbesondere die einzelnen gesellschaftlichen Bedingungen von Interesse, welche für den Wandel von Sprache verantwortlich gemacht werden und somit bei der Beschreibung von Sprachwandel zu berücksichtigen sind; die sprachwandeltheoretische Erörterung der Abhängigkeit sprachlichen Wandels von diesen Bedingungen ist dabei jeweils weitgehend unerheblich. Daher können diese Bedingungen in diesem Zusammenhang als Beschreibungsbedingungen charakterisiert werden; im einzelnen sind hierbei zum Beispiel und ohne Anspruch auf Vollständigkeit die folgenden Bedingungen zu nennen: Religion und Kirche, Philosophie, Literatur und Kunst, Gruppierung und Verbreitung der Gesellschaft, Politik und Recht, Handel und Wirtschaft, Bildungswesen, Reflexion und Erforschung sowie Pflege und Kritik von Sprache, Technik und Medien, Naturwissenschaften und Mathematik, Einzelpersonen und geschichtliche Ereignisse. Eine Systematisierung dieser Beschreibungsbedingungen nach dem Vorbild der Ebenen, Gesichtspunkte und Varietäten der Sprachbeschreibung erscheint hier wenig sinnvoll.
37
Peter von Polenz 1991, S.28. Vgl. Anm.1.
Gnindlagen
1.11
29
Außersprachliche Kriterien
Die sprachwandeltheoretische und sprachbeschreibungstheoretische Annahme, daß die Geschichte einer Einzelsprache in Abhängigkeit von der Geschichte der Sprachverwender und den damit veibimdenen Bedingungen des Gebrauchs von Sprache zu beschreiben ist, ist auch im Bereich einer allgemeinen Theorie sprachgeschichtlicher Periodisierung von Bedeutung. Denn unter dieser Annahme ist es nicht allein möglich, die Beschreibung einer Geschichte einer Einzelsprache selbst, sondern darüber hinaus auch deren Periodisierung von solchen Beschreibungsbedingungen abhängig zu machen. Dies zeigt sich wiederum insbesondere im Hinblick auf die Kriterien der sprachgeschichtlichen Periodisierung, da auch die Bedingungen, von welchen die Beschreibung der Geschichte einer Einzelsprache abhängig gemacht wird, jeweils als Kriterien von deren Periodisierung angesetzt werden können. Soll dies in einer allgemeinen Theorie sprachgeschichtlicher Periodisierung berücksichtigt werden, dann ergeben sich folgende Definitionen von Kriterium und Merkmal sprachgeschichtlicher Periodisierung: Ein Kriterium sprachgeschichtlicher Periodisierung ist eine Beschreibungsebene, ein Beschreibungsgesichtspunkt, eine Beschreibungsvarietät, eine Beschreibungsbedingung oder eine Kombination von diesen, welche einer Interpretation (einer Kategorisierung und Strukturierung) hiernach beschriebener (ihrerseits bereits hiernach kategorisierter und strukturierter) Gegebenheiten einer Einzelsprache, welche sowohl als ungleichzeitig und bleibend (geschichtlich identisch) als auch dabei als nicht gleichbleibend (sich also verändernd oder wandelnd) angesehen werden, hinsichtlich des improportionalen Verhältnisses von deren Qualität und Quantität einerseits und des zeitlichen Verlaufs andererseits (somit hinsichtlich der Ungleichmäßigkeit ihres Wandels) zugrunde gelegt wird. Und ein Merkmal einer sprachgeschichtlichen Periodisierung ist hiernach eine nach Ebene, Gesichtspunkt, Varietät oder Bedingung beschriebene Gegebenheit einer Einzelsprache, welche sowohl als ungleichzeitig und bleibend (geschichtlich identisch) als auch dabei als nicht gleichbleibend (sich also verändernd oder wandelnd) angesehen wird, und hiernach hinsichtlich des unproportionalen Verhältnisses von Qualität und Quantität einerseits und zeitlichem Verlauf andererseits (somit hinsichtlich der Ungleichmäßigkeit des Wandels) interpretiert ist. Die zuletzt aufgestellte Definition eines Merkmals einer sprachgeschichtlichen Periodisierung macht deutlich, daß solche Merkmale aus Sicht einer allgemeinen Theorie sprachgeschichtlicher Periodisierung auch dann in dem Bereich der Sprache selbst angesiedelt sind, wenn sie in Abhängigkeit von soziopragmatischen Bedingungen des Gebrauchs von Sprache beschrieben
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und dementsprechend nach sogenannten außersprachlichen Kriterien periodisiert werden; sie können somit als innersprachliche oder als sprachinterne Merkmale bezeichnet werden. Dieser theoretischen Auffassung scheint jedoch die gängige Vorgehensweise der germanistischen Sprachwissenschaft zu widersprechen. Denn hier werden zwar in Einklang mit dieser allgemeinen Theorie sprachgeschichtlicher Periodisierung Beschreibungsbedingungen als Kriterien der Periodisierung angesetzt; doch werden diesen außersprachlichen Kriterien zumeist keine sprachlichen Gegebenheiten, sondern wiederum gesellschaftliche Gegebenheiten, welche ihrerseits den Gebrauch von Sprache bedingen, zugeordnet. Diese Vorgehensweise hat jedoch aus sprachbeschreibungstheoretischer Sicht insofern doch eine Berechtigung, als durch die Angabe solcher gesellschaftlicher Gegebenheiten auf die komplexen sprachlichen Gegebenheiten, welche durch diese bedingt werden, hingewiesen werden kann, ohne diese selbst im einzelnen nach Ebene, Gesichtspunkt oder Varietät zu beschreiben; somit darf die Angabe außersprachlicher Merkmale bei einer Periodisierung der Geschichte einer Einzelsprache nach außersprachlichen Kriterien als verkürzende Angabe innersprachlicher Merkmale gelten. Im Bereich der germanistischen Sprachwissenschaft werden Beschreibungsbedingungen wie die genannten oft als Kriterien sprachgeschichtlicher Periodisierung diskutiert und zumeist als außersprachliche oder als sprachexterne Periodisieningskriterien bezeichnet.38 Dabei werden insbesondere solche Kriterien wie Religion und Kirche, Literatur und Kunst, Gruppierung und Verbreitung der Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Bildungswesen, Reflexion und Erforschung sowie Pflege und Kritik von Sprache, Technik und Medien sowie Einzelpersonen und geschichtliche Ereignisse erörtert.39 Ein wichtiger Gesichtspunkt dieser Erörterung besteht in der Bewertung solcher außersprachlichen Periodisieningskriterien gegenüber innersprachlichen Periodisieningskriterien. Innerhalb der jüngeren Diskussion werden hierbei zumeist außersprachliche Kriterien gegenüber innersprachlichen Kriterien bevorzugt; so erklärt etwa Oskar Reichmann unter Nennung wichtiger außersprachlicher Kriterien und Merkmale: Der Großteil der Sprachgeschichtsforschung und Dialektologie des Deutschen vertritt - und dem schließe ich mich an - den [...] Standpunkt: Epochen- und Raumgrenzen (überhaupt Varietäten38
39
Vgl. insbesondere Hugo Moser 1951, S.299-302 oder Herbert Wolf 1984, S.815-817 sowie S.821. Vgl. beispielsweise Johannes Erben 1977; Hugo Moser 1951, S.299-302; Peter von Polenz 1989; Oskar Reichmann 1992, S. 192-196; Ingo Reiffenstein 1990; Stefan Sonderegger 1979, S.169194; Herbert Wolf 1984, S.815f.; Gerhart Wolff 1986, S.35f.- Im Bereich der osteuropäischen Germanistik wird wiederholt auf sozioökonomische Kriterien sprachgeschichtlicher Periodisierung hingewiesen. Vgl. unter anderem Erwin Arndt 1982; Rolf Bräuer 1982; Guchmann/Semenjuk 1982; Joachim Schildt 1980 und 1984.
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grenzen) sind [...] in Abhängigkeit von kulturellen Bedingungen zu sehen. Als besonders relevant für die Periodisierung gelten: der soziale Status der Träger der einzelnen Varietäten sowie der Literatur (Adlige, Geistliche, Bürger, Arbeiter und Bauern) die jeweils führende Dynastie (vgl. Kennzeichnungen wie karolingische Hofsprache, weifische Literatur, höfisches Mittelhochdeutsch) religiöse Bewegungen (z.B. Christianisierung, Cluniazenser, Reformation, Pietismus) bildungsgeschichtliche Einschnitte (z.B. die allgemeine Lese- und Schreibfähigkeit, allgemeine Schulpflicht) besonders relevante Erfindungen (z.B. Buchdruck, Papierherstellung) geistesgeschichtliche Wendepunkte (z.B. der Umschlag vom Realismus in den Nominalismus, die Aufklärung).40
Eine Bevorzugung innersprachlicher Kriterien gegenüber außersprachlichen Kriterien ist dagegen innerhalb der jüngeren Diskussion verhältnismäßig selten anzutreffen. Ein Beispiel hierfür findet sich bei Heibert Penzl mit folgender Erläuterung: "Unserer Ansicht nach sollte die Unterscheidung von Sprachperioden oder Sprachepochen nur nach rein sprachlichen Kriterien erfolgen, wobei aber deren Beziehung zu bestimmten historischen Ereignissen unbestritten und wohl beachtet bleiben muß. 'Innere' Sprachveränderungen ergeben die überzeugendste Periodengrenze, aber äußere Sprachgeschichte [...], also Tatsachen der politischen, kulturellen, wirtschaftlichen Schicksale der Sprachträger, können zu solchen Wandlungen führen."41 Eine weitere Auffassung, welche innerhalb der germanistischen Sprachwissenschaft vertreten wird, besteht schließlich darin, sowohl außersprachliche als auch innersprachliche Kriterien bei einer sprachgeschichtlichen Periodisierung ausdrücklich ohne Bevorzugung der einen oder der anderen zuzulassen. So kommt etwa Norbert Richard Wolf im Rahmen einer Erörterung außersprachlicher und innersprachlicher Periodisierangskriterien zu dem Ergebnis: "Insgesamt erweist sich also die Qual der Wahl zwischen sprachinternen und sprachexternen Kriterien als nur scheinbare Alternative, denn die sprachexternen historischen Phänomene hängen eben nur indirekt mit der Sprachgeschichte zusammen. Andererseits existiert die Sprache als System nicht für sich, sondern für die Menschen einer Sprachgemeinschaft."42 Dieser Auffassung nach stellen außersprachliche und innersprachliche Kriterien keine einander ausschließenden Alternativen im Rahmen einer sprachgeschichtlichen Periodisierung dar; sie werden vielmehr als wechselseitige und gleichberechtigte Ergänzungen innerhalb einer Kombination verschiedener Kriterien sprachgeschichtlicher Periodisierung betrachtet.43 40
41 42 43
Oskar Reichmann 1992, S.196; vgl. ebd.; S.178f. Vgl. beispielsweise auch Peter von Polenz 1989, S.l 1-13; Ingo Reiffenstein 1990. Herbert Penzl 1989, S. 13. Norbert Richard Wolf 1989, S. 122. Vgl. Norbert Richard Wolf 1989, S.121-123; Herbert Wolf 1984, S.815-817 und 820-821.
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1.12
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Kombination von Kriterien
Ein Kriterium einer sprachgeschichtlichen Periodisierung ist eine Ebene, ein Gesichtspunkt, eine Varietät, eine Bedingung oder eine einfache Kombination von diesen. Darüber hinaus ist jedoch auch eine komplexe Kombination solcher einzelnen Periodisieningskriterien denkbar. Hierbei wird neben einer bestimmten Ebene, einem bestimmten Gesichtspunkt, einer bestimmten Varietät, einer bestimmten Bedingung oder einer bestimmten Kombination von diesen wenigstens eine weitere Ebene, ein weiterer Gesichtspunkt, eine weitere Varietät, eine weitere Bedingung oder eine weitere Kombination von solchen als Kriterium derselben sprachgeschichtlichen Periodisierung angesetzt. Eine solcher Fall kann als Kriterienkombination bezeichnet werden. Die umfassende Definition einer solchen Kombination von Periodisieningskriterien lautet: Eine Kriterienkombination einer sprachgeschichtlichen Periodisierung ist eine Kombination verschiedener Beschreibungsebenen, Beschreibungsgesichtspunkte, Beschreibungsvarietäten, Beschreibungsbedingungen oder einzelner Kombinationen von diesen, welche einer Interpretation (einer Kategorisierung und Strukturierung) hiernach beschriebener (ihrerseits bereits hiernach kategorisierter und strukturierter) Gegebenheiten einer Einzelsprache, welche sowohl als ungleichzeitig und bleibend (geschichtlich identisch) als auch dabei als nicht gleichbleibend (sich also verändernd oder wandelnd) angesehen werden, hinsichtlich des unproportionalen Verhältnisses von deren Qualität und Quantität einerseits und des zeitlichen Verlaufs andererseits (somit hinsichtlich der Ungleichmäßigkeit ihres Wandels) zugrunde gelegt wird. Eine kriterienkombinierte sprachgeschichtliche Periodisierung ist dementsprechend zu definieren als eine Interpretation (eine Kategorisierung und Strukturierung) nach einer Kombination verschiedener Ebenen, Gesichtspunkte, Varietäten, Bedingungen oder einzelner Kombinationen von diesen beschriebener (ihrerseits bereits kategorisierter und strukturierter) Gegebenheiten einer Einzelsprache, welche sowohl als ungleichzeitig und bleibend (geschichtlich identisch) als auch dabei als nicht gleichbleibend (sich also verändernd oder wandelnd) angesehen werden, hinsichtlich des unproportionalen Verhältnisses von deren Qualität und Quantität einerseits und des zeitlichen Verlaufs andererseits (somit hinsichtlich der Ungleichmäßigkeit ihres Wandels). Eine solche kriterienkombinierte sprachgeschichtliche Periodisierung ist im Bereich der germanistischen Sprachwissenschaft ausgesprochen beliebt, obwohl sie sowohl sprachwandeltheoretisch als auch sprachbeschreibungstheoretisch als nicht unproblematisch zu gelten hat, da nicht allein die Interpretationen verschiedener sprachlicher Gegebenheiten, welche nach einem einzelnen Kriterium beschrieben sind, sondern insbesondere auch die Inter-
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pretationen verschiedener sprachlicher Gegebenheiten, welche nach verschiedenen Kriterien beschrieben sind und dabei sowohl als geschichtlich identisch wie auch als nicht gleichbleibend angesehen werden, hinsichtlich des unproportionalen Verhältnisses von Qualität und Quantität einerseits und zeitlichem Verlauf andererseits nicht notwendigerweise in jedem Falle zu demselben Ergebnis gelangen. Es sind also nicht allein unter ein und demselben Kriterium, sondern darüber hinaus auch und gerade unter verschiedenen Kriterien durchaus verschiedene Gliederungen der Geschichte einer Einzelsprache denkbar. Hierauf weist beispielsweise Erwin Arndt hin: "Die beste Periodisierung wäre natürlich die, deren Kriterien alle diese Aspekte gleichermaßen erfaßten. Dem steht aber entgegen, daß sich im gesellschaftlichen und damit auch sprachlichen Leben diese einzelnen Betrachtungsebenen durchaus nicht synchron zueinander entwickeln."44 Angesichts dieser Problematik stellt Herbert Wolf die methodologische Forderung, es "sollte vollends davon abgesehen werden, die Perioden der Sprachgeschichte bald aus dem Aspekt des einen, bald aus dem des anderen Nachbaibereiches heraus anzusetzen oder zu bezeichnen."45 Dabei muß an dieser Stelle bereits darauf hingewiesen werden, daß die Vorschläge, welche seitens der germanistischen Sprachwissenschaft zur Periodisierung der Geschichte des Deutschen unterbreitet werden, dieser Forderung jedoch kaum entsprechen. Angesichts der sprachwandelbeschreibungstheoretischen Problematik der Kombination von Periodisierungskriterien ist jedoch für die Sprachgeschichtsforschung der Vergleich von Periodisierungen einer Einzelsprache, welchen jeweils ein eigenes Periodisieningskriterium zugrunde gelegt wird, von besonderem Interesse. Dieses Interesse besteht darin zu erfahren, ob zwischen sprachlichen Wandlungen, welche nach verschiedenen Kriterien beschrieben und periodisiert werden, faktische und zeitliche Entsprechungen bestehen, welche, wenn auch unter sprachwandelbeschreibungstheoretischen Vorbehalten, wiederum Rückschlüsse auf faktische und zeitliche Zusammenhänge in der Geschichte einer Einzelsprache selbst gestatten. Hierbei lassen sich insbesondere zwei Fälle kriterienkombinierter sprachgeschichtlicher Periodisierungen unterscheiden. Der erste Fall besteht in einer Kombination außersprachlicher und innersprachlicher Kriterien. Hier stellt sich die Frage, ob der Angabe außersprachlicher Merkmale, welche sprachbeschreibungstheoretisch als verkürzende Angabe innersprachlicher Merkmale zu verstehen ist, tatsächlich solche Angaben innersprachlicher Merkmale entsprechen. Denn nur mit der Feststellung einer solchen Entsprechung ist es in einem weiteren Interpretationsschritt möglich, die sprachwandeltheoretisch wohlbegründete Hypothese der soziopragmatischen Bedingtheit sprachlicher 44 45
Erwin Arndt 1982, S.79. Herbert Wolf 1971, S.81. Vgl. dagegen Christopher J. Wells 1990, S.25f.
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Gegebenheiten und deren Wandels sprachbeschreibungstheoretisch zu bestätigen; eine solche Bestätigung liegt jedoch allein dann vor, wenn ein solcher Zusammenhang zwischen sprachlichen und gesellschaftlichen Gegebenheiten auch interpretativ nachvollzogen werden kann. Der zweite Fall kriterienkombinierter sprachgeschichtlicher Periodisierungen, welcher hinsichtlich einer faktischen und zeitlichen Entsprechung sprachlicher Wandlungen von besonderem Interesse ist, ist deijenige einer Periodisierung nach verschiedenen innersprachlichen Kriterien. Auch hier ist zunächst festzustellen, ob zwischen den Wandlungen jeweils nach verschiedenen innersprachlichen Kriterien beschriebener sprachlicher Gegebenheiten überhaupt zeitliche und faktische Entsprechungen bestehen. Von der Feststellung einer solchen Entsprechung ausgehend kann dann gegebenenfalls wiederum ein möglicher Zusammenhang zwischen den verschiedenen beschriebenen Gegebenheiten der betreffenden Einzelsprache und deren Wandel erörtert werden. Im Bereich der germanistischen Sprachwissenschaft werden diese beiden Fälle ebenfalls diskutiert. So hält es beispielsweise Hugo Moser für geboten, daß "die sprachliche Epocheneinteilung auch die übliche Gliederung der politischen und der Kulturgeschichte berücksichtigt"46 und eine Periodisierung nach innersprachlichen Kriterien somit an eine Periodisierung nach außersprachlichen Kriterien angelehnt wird. Rolf Bräuer verleiht dieser Forderung in Abgrenzung zu den sprachgeschichtlichen Darstellungen von Joachim Schildt und Wilhelm Schmidt deutlich Nachdruck: "Es ist weder damit getan, Sprachgeschichte isoliert von ihrem Produzenten, der Gesellschaft, zu betrachten, noch damit, sprachliche Vorgänge auf historische kriteriell einseitig zu reduzieren oder gar [...] eine rein sprachimmanent gewonnene und eine zweite, an der Geschichte orientierte Periodisierung in ein und demselben Werk mit entsprechend unterschiedlicher Terminologie und Chronologie nebeneinander und unverbunden zu gebrauchen, was ebensowenig theoretisch wie methodisch vertretbar erscheint. Nicht das unvermittelte Nebeneinander, sondern nur das vermittelte Miteinander beider Hauptkriterien kann das Ziel einer phänomenadäquaten Sprachperiodisierung sein."47 Dabei werden die außersprachlichen Kriterien von Bräuer als primär betrachtet.4® Dieser Auffassimg begegnet Joachim Schildt wiederum mit Vorbehalten und erläutert: "Geht man davon aus, daß [...] Perioden der Sprachentwicklung mit sozialökonomischen Formationen korrespondieren können, so muß das jedoch keineswegs immer zwangsläufig so sein, da die relative Eigenständigkeit der Sprache durchaus auch zu anderen Ergebnissen in der 46 47
48
Hugo Moser 1951, S.302; vgl. auch ebd., S.297. Rolf Bräuer 1982, S.42f. (in Abgrenzung Joachim Schildt 3 1984 sowie Wilhelm Schmidt 51984). Vgl. auch Werner Bahner 1982, S.6; Norbert Richard Wolf 1989, S. 123. Vgl. Rolf Bräuer 1982, S.41f.
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sprachlichen Entwicklung führen kann."49 Und so räumt Herbert Wolf innerhalb einer kriterienkombinierten sprachgeschichtlichen Periodisierung innersprachlichen Kriterien Vorrang gegenüber außersprachlichen Kriterien ein: "Obwohl die Einbeziehung sprachexterner Kriterien und die Orientierungsdaten aus nichtlinguistischen Disziplinen von beträchtlichem Nutzen sein können, sollten doch die ersten und tragenden Gesichtspunkte einer Periodisierung des Dt. sprachimmanent sein."50 Die Kombination von verschiedenen innersprachlichen Periodisierungskriterien wird im Bereich der germanistischen Sprachwissenschaft vergleichsweise selten diskutiert. Im Anschluß an eine kurze Erörterung verschiedener innersprachlicher Kriterien zur Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte kommt Joachim Schildt etwa zu folgendem Ergebnis: "Wenn hier der Versuch, einzelne Veränderungen im Sprachsystem und seiner Struktur, insbesondere auf der phonetisch-phonologischen Ebene, als Kriterien für die Periodisierung der deutschen Sprachgebiete heranzuziehen, einer Kritik unterzogen wurde, so bedeutet das keinesfalls, daß diese grundsätzlich nicht als Maßstab dafür in Frage kommen. Es muß eine der Aufgaben zukünftiger Sprachgeschichtsforschung sein, solche Veränderungen auf allen Ebenen des Sprachsystems herauszuarbeiten. Einschnitte in der Entwicklung des Sprachsystems wären dann dort vorzunehmen, wo Bündelungen von Veränderungen auf allen Ebenen des Sprachsystems festgestellt werden können."31 Die Periodisierung der Geschichte einer Einzelsprache nach einer Kombination innersprachlicher Periodisierungskriterien wird hiernach ausdrücklich von den möglichen Entsprechungen von Periodisierungen dieser Einzelsprache nach einzelnen innersprachlichen Periodisierungskriterien abhängig gemacht. Die sprachbeschreibungstheoretischen Vorbehalte, welche Schildt an dieser Stelle selbst anhand bestehender Periodisierungsvorschläge nach innersprachlichen Kriterien gegenüber dieser sprachperiodisierungstheoretisch begründeten Vorgehensweise anmeldet, werden insbesondere von denjenigen Fachwissenschaftlern geteilt, welche eine Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte nach außersprachlichen Kriterien bevorzugen. Es zeigt sich also, daß eine kriterienkombinierte sprachgeschichtliche Periodisierung zu uneinheitlichen Ergebnissen führen kann, da eine Entsprechung von Periodisierungen nach einzelnen Kriterien nicht zwangsläufig gegeben ist. Diese Einsicht gestattet es nun, anhand einer solchen Kombination von Kriterien einer sprachgeschichtlichen Periodisierung Übergangsphasen anzusetzen. Hierbei werden jeweils verschiedene Periodengrenzen, die nach einzelnen Kriterien gewonnen wurden, in einem einzelnen zeitlichen 49 50 51
Joachim Schildt 1990, S.417. Herbert Wolf 1984, S.821. Joachim Schildt 1980, S.387.
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Abschnitt zusammengefaßt. Die Grenzen der somit angesetzten Übergangsphase werden von der jeweils frühesten und spätesten Periodengrenze, die jeweils nach einem Einzelkriterium gewonnen wurde, gebildet. Solche Übergangsphasen kriterienkombinierter sprachgeschichtlicher Periodisierungen werden auch im Bereich der germanistischen Sprachwissenschaft erörtert. So unterscheidet etwa Erwin Arndt ausdrücklich sprachgeschichtliche Kernzonen und Übergangszonen, welche im Rahmen einer kriterienkombinierten Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte anzusetzen sind: "Wohl gelingt es, mit einiger Sicherheit gewisse Kernzonen in ihrer geschichtlichen Abfolge gegeneinander abzuheben, etwa den Sprachstand im 9. Jh. von dem um 1200 oder in der Gegenwart. Für diese Kernzonen fallen dann auch viele Kriterien der unterschiedlichsten Art und Aussagekraft zusammen. Dazwischen liegen aber breite Übergangszonen, so daß sich die Zäsuren und Wendepunkte, die ja gerade in den Übergängen anzusiedeln sind, nicht mehr so eindeutig ermitteln und festlegen lassen, weil nicht alle Kriterien in gleicher Einheitlichkeit und Gewichtung zusammenwirken."52 Auf der Grundlage einer Kombination von Kriterien ist schließlich auch eine hierarchische Periodisierung von Sprachgeschichte denkbar. Hierbei erfolgen die Periodisierung beschriebener sprachgeschichtlicher Gegebenheiten und die Periodisierung sprachgeschichtlicher Perioden selbst nicht nach ein und demselben Kriterium, sondern jeweils nach verschiedenen Kriterien, wobei deren Ergebnisse hierarchisch strukturiert werden. In Anlehnung an die bereits aufgestellte Definition einer hierarchischen sprachgeschichtlichen Periodisierung kann demnach folgende Definition aufgestellt werden: Eine kriterienkombiniert-hierarchische sprachgeschichtliche Periodisierung ist eine Interpretation (eine Kategorisierung und Strukturierung) nach einer Kombination verschiedener Ebenen, Gesichtspunkte, Varietäten, Bedingungen oder einzelner Kombinationen von diesen beschriebener (ihrerseits bereits kategorisierter und strukturierter) Gegebenheiten einer Einzelsprache, welche sowohl als ungleichzeitig und bleibend (geschichtlich identisch) als auch dabei als nicht gleichbleibend (sich also verändernd oder wandelnd) angesehen werden, hinsichtlich des unproportionalen Verhältnisses von deren Qualität und Quantität einerseits und des zeitlichen Verlaufs andererseits (somit hinsichtlich der Ungleichmäßigkeit ihres Wandels), welche deren Ergebnis (die Elemente ihrer Kategorisierung und Strukturierung) nach diesen Kriterien selbst wiederum zum Gegenstand der Interpretation hinsichtlich des unproportionalen Verhältnisses von der Qualität und Quantität der ihnen jeweils zugeordneten sprachlichen Gegebenheiten einerseits und des zeitlichen Verlaufs andererseits (somit hinsichtlich der Ungleichmäßigkeit des Periodenwandels) macht. Hierbei ist zu beachten, daß nicht jede 52
Erwin Arndt 1982, S.78.
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Hierarchisierung einer kriterienkombinierten Periodisierung auch nach deren verschiedenen Kriterien selbst erfolgen muß, sondern von deren Unterscheidung wiederum unabhängig bleiben kann; es ist somit zwischen einer kriterienkombiniert-hierarchischen sprachgeschichtlichen Periodisierung und einer kriterienkombinierten hierarchischen sprachgeschichtlichen Periodisierung zu unterscheiden. Die Möglichkeit der Hierarchisierung im Rahmen einer Periodisierung von Sprachgeschichte nach einer Kombination von Periodisierungskriterien wird im Bereich der germanistischen Sprachwissenschaft ebenfalls erörtert. So unterschiedet etwa Hugo Moser drei innersprachliche Periodisierungskriterien und fordert, daß jeweils eines dieser Kriterien im Rahmen einer Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte den anderen übergeordnet wird: "So bleiben für die Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte vor allem drei Möglichkeiten: Gliederung nach der Entwicklung des Sprachkörpers, nach dem Werden der Sprachinhalte und damit auch nach dem Zusammenhang mit der allgemeinen Geistesgeschichte und schließlich nach der Geltung bestimmter Erscheinungsformen der Sprache. Gleichgültig, für welche man sich entscheidet - man wird wünschen müssen, daß ein Gesichtspunkt für die Einteilung bestimmend sei, dem sich die anderen anzuschließen, aber zugleich auch unterzuordnen haben."53 Eine solche Hierarchisierung von Periodisierungskriterien fuhrt jedoch nicht zwangsläufig zu einer hierarchischen, geschweige denn zu einer kriterienkombiniert-hierarchischen Periodisierung von Sprachgeschichte, da die Periodisierung nach den untergeordneten Kriterien jeweils unabhängig von der Periodisierung nach dem übergeordneten Kriterium erfolgt und in deren Rahmen auch lediglich als Ergänzung ohne den Ansatz eigener Perioden dienen kann. Somit darf eine Hierarchisierung sprachgeschichtlicher Periodisierungskriterien nicht mit einer Hierarchisierung sprachgeschichtlicher Perioden verwechselt werden. Dessen ungeachtet ist jedoch eine Entsprechung zwischen einer Hierarchie von Periodisierungskriterien und einer Hierarchie von hiernach jeweils angesetzten Perioden durchaus denkbar. Auf diese sprachperiodisierungstheoretische Möglichkeit wird beispielsweise von Rolf Bräuer im Anschluß an eine Erörterung verschiedener Kriterien zur Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte hingewiesen: "Aus der Hierarchie der dargestellten Periodisierungskriterien folgt erstens, daß die ranghöheren die rangniedrigeren determinieren, zweitens, daß die ranghöheren im allgemeinen auch die grösseren Zeitabschnitte segmentieren und drittens, daß die rangniedrigeren im allgemeinen als zusätzliche Kriterien zu den ranghöheren fungieren."54 Bräuer geht hierbei jeweils von vier einander entsprechenden Ebenen 53 54
Hugo Moser 1951, S.302. Rolf Bräuer 1982, S .47.
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außersprachlicher sowie innersprachlicher Kriterien und Perioden aus, wobei wiederum jede der außersprachlichen Ebenen der entsprechenden innersprachlichen Ebene übergeordnet wird.55
1.13
Ziele sprachgeschichtlicher Periodisierung
Eine sprachgeschichtliche Periodisierung kann mit verschiedenen Zielsetzungen erfolgen. In einem solchen Fall ist eine Periodisierung der Geschichte einer Einzelsprache nicht Selbstzweck, sondern anderweitigen Interessen untergeordnet. Hierbei sind verschiedene Interessenschwerpunkte zu unterscheiden. Der erste Interessenschwerpunkt sprachgeschichtlicher Periodisierung ist deijenige der Forschimg.56 Hier wird die zeitliche Gliederung von beschriebenen sprachgeschichtlichen Gegebenheiten als eigene wissenschaftliche Erkenntnis angesehen, welche in Abhängigkeit von der jeweils vertretenen sprachtheoretischen und sprachbeschreibungstheoretischen Grundlage als Einsicht in die Geschichte einer Einzelsprache selbst aufgefaßt wird. In diesem Bereich forschungsintendierter sprachgeschichtlicher Periodisierungen müssen Periodisierungen, welche der zeitlichen Gliederung der Geschichte einer Einzelsprache als Ganzer gewidmet sind und somit nach möglichst umfassenden Kriterienkomplexen erfolgen, von solchen unterschieden werden, welche lediglich auf die Gliederung nach einem einzelnen Kriterium oder einem ausgewählten Kriterienkomplex abzielen; dabei ist dem Ziel, die Geschichte einer Einzelsprache als Ganze nach einem möglichst umfassenden Kriterienkomplex zu periodisieren, weniger aus sprachwandeltheoretischen Gründen als aus sprachbeschreibungstheoretischen Gründen mit Vorbehalten zu begegnen. Neben diesen beiden Zielen forschungsintendierter sprachgeschichtlicher Periodisierung ist ein weiteres Ziel zu nennen: Dieses Ziel besteht darin, mit der Periodisierung der Geschichte einer Einzelsprache diejenigen sprachlichen Gegebenheiten, welche Gegenstand weiterführender sprachwissenschaftlicher Untersuchungen von deren Geschichte sind, zeitlich von anderen sprachgeschichtlichen Gegebenheiten abzugrenzen; hier bildet die sprachgeschichtliche Periodisierung, selbst wenn sie als eigene wissenschaftliche Erkenntnis angesehen wird, lediglich eine Grundlage für die Eingrenzung eines wissenschaftlichen Korpus.
55 56
Vgl. Rolf Bräuer 1982, S.41-48. Vgl. zum Beispiel Erwin Arndt 1982, S.71; Werner Bahner 1982, S.lf.; Oskar Reichmann 1992, S.177f.; Ingo Reiffenstein 1990; Joachim Schildt 1990, S.415; Stefan Sonderegger 1979, S.169; Herbert Wolf 1971, S.79f. sowie 1984, S.821f.
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39
Ein weiterer Interessenschwerpunkt sprachgeschichtlicher Periodisierung ist deijenige der Lehre.57 Auch hier erfolgt die zeitliche Gliederung von beschriebenen sprachgeschichtlichen Gegebenheiten (wiederum unabhängig davon, ob sie als eigene wissenschaftliche Erkenntnis angesehen wird), lediglich mit dem Ziel, sprachgeschichtliche Gegebenheiten im Rahmen weiterführender Betrachtungen einzugrenzen; diese weiterfuhrenden Betrachtungen gelten hier jedoch vornehmlich der Aufarbeitung bereits gewonnener wissenschaftlicher Erkenntnisse. Eine solche zeitliche Gliederung wird im allgemeinen als wichtiges Element der Vermittlung sprachgeschichtlicher Erkenntnisse im Rahmen der Hochschulausbildung angesehen. Sprachgeschichtliche Periodisierungen sind nicht alleine unter solchen inhaltlichen Gesichtspunkten der Forschung und der Lehre von Interesse. Sie bestimmen darüber hinaus auch die Gliederung sprachwissenschaftlicher Teilbereiche selbst, indem sie die Grundlage der Unterscheidung verschiedener funktionaler, wirtschaftlicher sowie rechtlicher Einheiten im Hochschulbetrieb bilden. Zwar stellt eine solche Gliederung wissenschaftlicher Teilbereiche kein eigenes oder vornehmliches Ziel einer sprachgeschichtlichen Periodisierung selbst dar; doch kann eine sprachgeschichtliche Periodisierung unter entsprechenden wissenschaftsgeschichtlichen Bedingungen auch hier nicht zu unterschätzende Folgen nach sich ziehen. Im Bereich der Germanistik ist in diesem Zusammenhang etwa an die an deutschsprachigen Universitäten derzeit übliche Dreigliederung in neuere Sprachwissenschaft, neuere Literaturwissenschaft sowie ältere Sprachwissenschaft und Literaturwissenschaft (Mediävistik) zu denken.
1.14
Bezeichnung sprachgeschichtlicher Perioden
Sprachgeschichtliche Perioden werden oftmals mit Bezeichnungen versehen. Solche Bezeichnungen dienen nicht allein dazu, eine einfache Durchnumerierung der betreffenden Perioden zu vermeiden; sie erlauben vielmehr eine kurze Charakterisierung der sprachgeschichtlichen Perioden selbst. Daher ist die Bezeichnung sprachgeschichtlicher Perioden ein nicht unwesentlicher Bestandteil einer allgemeinen Theorie sprachgeschichtlicher Periodisierung. Wenn sprachgeschichtliche Perioden als Abschnitte der Geschichte Einzelsprache aufgefaßt werden, welche sowohl zeitlich als auch faktisch von anderen Abschnitten dieser Geschichte zu unterscheiden sind, dann ergeben sich hieraus für deren Bezeichnung wenigstens zwei Ansatzpunkte. Der erste 57
Vgl. etwa: Werner Bahner 1982, S.l; Joachim Schitot 1990, S.415; Wilhelm Schmidt 6 1993, S.30; Herbert Wolf 1971, S.79f. sowie 1984, S.821f.
40
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dieser Ansatzpunkte zielt auf eine faktische Charakterisierung der sprachgeschichtlichen Perioden ab und besteht in einem Hinweis auf Kriterien oder Merkmale, welche eine Identifikation der zu bezeichnenden Periode gegenüber anderen Perioden ermöglichen. Eine zeitliche Charakterisierung der sprachgeschichtlichen Perioden stellt den zweiten Ansatzpunkt fur deren Bezeichnung dar; Bezeichnungen dieser Art enthalten Hinweise auf Abfolge, Länge oder Ordnung der Perioden. Eine Kombination faktischer und zeitlicher Charakterisierungen in den Periodenbezeichnungen ein und derselben sprachgeschichtlichen Periodisierung ist denkbar. Innerhalb der germanistischen Sprachwissenschaft wird die faktische und zeitliche Charakterisierung sprachgeschichtlicher Perioden als wichtige Eigenschaft sprachwissenschaftlicher Periodenbezeichnungen angesehen. Diese Auffassung wird etwa von Hugo Moser vertreten: "Auch wenn man sich von vornherein darüber einigt, daß Epochenbezeichnungen Verständigungsmittel, Etiketten sind, bleibt doch die Aufgabe, durch die Benennung, wenn nicht das Wesen, so doch Wesentliches einer Periode zum Ausdruck zu bringen, und bleibt auch die Tatsache, daß jede Benennung eine Wertung in sich schließt: man erklärt durch sie einen bestimmten Zug, eine bestimmte Erscheinung für wichtiger als andere."58 Neben der Möglichkeit einer faktischen und einer zeitlichen Charakterisierung sprachgeschichtlicher Perioden durch entsprechende Periodenbezeichnungen wird im Bereich der germanistischen Sprachwissenschaft insbesondere auf die Brauchbarkeit solcher Bezeichnungen hingewiesen.59 Dabei wird sowohl der Einheitlichkeit als auch der Kürze der Bezeichnungen eine besondere Bedeutimg beigemessen. So findet sich etwa bei Herbert Wolf die Forderung, es "sollte vollends davon abgesehen werden, die Perioden der Sprachgeschichte bald aus dem Aspekt des einen, bald aus dem des anderen Nachbarbereiches heraus anzusetzen oder zu bezeichnen."60 Und Karl Mollay schreibt vor: "Die einzelnen Perioden sollen einen wesenhaften, ausdrucksvollen, doch womöglichst nicht langen Namen haben."61
58 59 60 61
Hugo Moser 1951, S.297. Vgl. Herbert Wolf 1984, S.822. Herberl Wolf 1971, S.81. Karl Mollay 6 1991, S.100. Vgl. auch Wilhelm Scherer 2 1890, S.10.
Auswahl und Beschreibung
Kapitel 2
2.1
Anforderungen an die Auswahl
Eine Auswertung von Vorschlägen zur Periodisierung der Geschichte einer Einzelsprache setzt voraus, daß diese Vorschläge zunächst entweder vollständig oder in einer Auswahl beschrieben werden. Im Bereich der germanistischen Sprachwissenschaft ist seit dem siebzehnten Jahrhundert eine solch hohe Zahl an Vorschlägen zur Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte unterbreitet worden, daß die Beschreibung und die Auswertung dieser Periodisierungsvorschläge in ihrer Gesamtheit nicht allein unverhältnismäßig viel Raum beanspruchen, sondern darüber hinaus auch zu zahlreichen inhaltlichen Redundanzen fuhren würden. Eine Auswahl von Periodisierungsvorschlägen erscheint vor diesem Hintergrund unumgänglich. Um eine angemessene Beschreibung und Auswertung zu ermöglichen, sollte eine solche Auswahl wenigstens drei Anforderungen genügen. Die erste dieser drei Anforderungen besteht darin, daß die zu beschreibenden und auszuwertenden Periodisierungsvorschläge als wissenschaftsgeschichtlich bedeutsam oder wenigstens bemerkenswert gelten dürfen; als wissenschaftsgeschichtlich bedeutsam werden hierbei solche Vorschläge betrachtet, welche im Bereich der germanistischen Forschung oder im Bereich der germanistischen Lehre entweder als etabliert oder als innovativ anzusehen sind. Die getroffene Auswahl an Vorschlägen zur Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte erhebt den Anspruch, sowohl etablierte als auch innovative Vorschläge der germanistischen Forschung und Lehre hinreichend, wenn auch sicher nicht vollständig zu berücksichtigen. Dabei werden jedoch zwei entscheidende Einschränkungen vorgenommen. Die erste Einschränkung besteht darin, daß nahezu ausschließlich solche Periodisierungsvorschläge beschrieben und ausgewertet werden, welche den gesamten Verlauf der Geschichte der deutschen Sprache zum Gegenstand haben und sich nicht auf bestimmte Abschnitte der deutschen Sprachgeschichte beschränken. Diese (unter Umständen auch schmerzhaft zu empfindende) Einschränkung ist sprachwandelbeschreibungstheoretisch und sprachperiodisierungstheoretisch dadurch zu begründen, daß das wissen-
44
Auswahl und Beschreibung
schaftliche Interesse an einer einzelnen sprachgeschichtlichen Periode sowohl die Auswahl als auch die Anzahl der Kriterien und Merkmale zur Abgrenzung dieser Periode gegenüber anderen Perioden nicht unwesentlich mitbestimmt und daher nur bedingt mit dem Ergebnis einer Gliederung eines sprachgeschichtlichen Gesamtverlaufes vergleichbar ist. Die Überprüfung einer solchen Vergleichbarkeit im Bereich der germanistischen Sprachwissenschaft bleibt somit weiteren Untersuchungen vorbehalten. Die zweite Einschränkung wird vorgenommen, indem hier vornehmlich Periodisierungsvorschläge zur hochdeutschen Sprachgeschichte berücksichtigt werden. Vorschläge zur Periodisierung der Vorgeschichte der deutschen Sprache oder zur Periodisierung der niederdeutschen Sprachgeschichte werden in der Beschreibung nur dann berücksichtigt, wenn sie an einen Periodisierungsvorschlag zur Geschichte des Hochdeutschen angebunden sind; eine Auswertung dieser Vorschläge erfolgt jedoch nicht.1 Die zweite Anforderung, der eine Auswahl von Periodisierungsvorschlägen zur Geschichte der deutschen Sprache genügen sollte, um deren angemessene Beschreibung und Auswertung zu ermöglichen, ist die der Berücksichtigung der gesamten Periodisierungsgeschichte des Deutschen. Dies ist erforderlich, da die Diskussion um die Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte von ihren Anfangen bis heute zumeist in mehr oder weniger kritischer Anlehnung an bereits bestehende Periodisierungsvorschläge erfolgt, so daß auch ein Verständnis jüngerer Vorschläge zur Periodisierung des Deutschen ohne eine Kenntnis der Periodisierungsgeschichte selbst nur unzureichend möglich ist. Die dritte Anforderung an die Auswahl von Periodisierungsvorschlägen besteht schließlich darin, ein möglichst breites Spektrum an verschiedenen Typen sprachgeschichtlicher Periodisierung, welche zunächst auf der Grundlage einer allgemeinen Theorie sprachgeschichtlicher Periodisierung zu definieren sind, miteinzubeziehen, um so neben der Einsicht in die historische Bedingtheit auch eine Einsicht in die theoretische und methodische Bedingtheit der einzelnen Vorschläge zur Periodisierung des Deutschen zu ermöglichen. Die Auswahl deijenigen Periodisierungsvorschläge zur deutschen Sprachgeschichte, die im Rahmen dieser Untersuchung beschrieben und ausgewertet werden, soll somit nicht allein der Forderung nach wissenschaftlicher Bedeutsamkeit der Vorschläge, sondern auch der Forderung nach wissenschaftsgeschichtlicher sowie periodisierungstypolgischer Breite gerecht werden. Hierzu ist es sinnvoll, dieser Auswahl zunächst einen kurzen Abriß der Periodisierungsgeschichte des Deutschen sowie eine Skizze einer Periodisierungstypologie voranzustellen. Die Auswahl der Periodisierungsvorschläge Zur Periodisierung der niederdeutschen Sprachgeschichte vgl. etwa Willy Sanders 1982, S.21f, Dieter Stellmacher 1990, S.14f.
Auswahl und Beschreibung
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selbst wird daraufhin in Anlehnung an die Wissenschaftsgeschichte der sprachgeschichtlichen Periodisierung des Deutschen vorgenommen, wobei jeder einzelne Periodisierungsvorschlag kurz in Bezug auf seine wissenschaftsgeschichtliche Bedeutsamkeit und seinen Periodisierungstyp charakterisiert wird. Die so eingeführte Auswahl an Periodisierungsvorschlägen wird daraufhin in Tabelle 1 zusammengestellt und im Anschluß hieran in Tabelle 2 hinsichtlich der darin vorgebrachten Zeitansätze, Bezeichnungen sowie Kriterien und Merkmale der sprachgeschichtlichen Periodisierung des Deutschen umfassend beschrieben.
2.2
Abriß der Periodisierungsgeschichte des Deutschen
Die Geschichte der Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte beginnt mit dem Aufschwung der deutschsprachigen Sprachreflexion im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert, also zur Zeit des Barock und der Aufklärung.2 Die hier entwickelten Periodisierungsvorschläge sind Ausdruck des Bestrebens, bei der Beschreibung und bei der Bewertimg der deutschen Sprache auch deren geschichtliche Entwicklung zu berücksichtigen; sie blieben jedoch für die weitere periodisierungsgeschichtliche Entwicklung weitgehend bedeutungslos. Einen wichtigen Einschnitt erfahrt daher die Periodisierungsgeschichte des Deutschen mit den Periodisierungsvorschlägen Jacob Grimms und Wilhelm Scherers im neunzehnten Jahrhundert.3 Wenn auch Grimm als Begründer der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft im deutschsprachigen Raum und Scherer als Vertreter der junggrammatischen Schule verschiedenartige sprachwissenschaftliche Grundanschauungen vertraten und voneinander abweichende Periodisierungsvorschläge zur deutschen Sprachgeschichte unterbreiteten, so stellen deren Periodisierungsvorschläge dennoch im Gegensatz zu denjenigen ihrer Vorgänger wichtige Bezugspunkte der gesamten weiteren Diskussion um die Periodisierung des Deutschen dar.4 So üben sie in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts ungeachtet der sich ändernden sprachtheoretischen Grundlagen im Bereich der germanistischen Sprachwissenschaft zunächst die Funktion von Vorbildern für nach-
Zur Sprachreflexion in Barock und Aufklärung vgl. Andreas Gardt 1994; Andreas Gardt, Ingrid Lemberg, Oskar Reichmann, Thorsten Roelcke 1991; Ulrich Ricken 1990, S.210-273. Zur Sprachgeschichtsforschung im neunzehnten Jahrhundert vgl. etwa Wolfgang Putschke 1984 sowie Stefan Sonderegger 1984. Zur Erforschung der deutschen Sprachgeschichte im zwanzigsten Jahrhundert vgl. etwa: Gerhard Heibig 6 1983 sowie 1986; Reiner Hildebrandt 1984; Theodor Lewandowski 1984; Herbert Penzl 1984b.
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folgende Periodisierungen des Deutschen sowohl im Rahmen weiterführender Forschungen als auch im Rahmen der germanistischen Ausbildung aus. In der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts verlieren die Periodisierungsvorschläge von Grimm und Scherer dagegen diese Vorbildfunktion in stärkerem Maße, indem sich die Diskussion um die Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte zunehmend kritisch gegenüber den Periodisierungsvorschlägen bis zur Mitte des Jahrhunderts verhält. Es können wenigstens drei Gründe angegeben werden, welche, wenn nicht einzeln, so doch in ihrer Gesamtheit für diese Entwicklung verantwortlich zu machen sind: Zum ersten die Orientierung der germanistischen Sprachwissenschaft an einer sozialgeschichtlichen Betrachtungsweise der deutschen Sprachgeschichte, zweitens die Entwicklung eigener periodisierungstheoretischer Ansätze und drittens eine starke qualitative und quantitative Entfaltung des Forschungsinteresses an Fragen der sprachgeschichtlichen Periodisierung des Deutschen, welche die Abgrenzung einer Vielzahl verschiedener sprachwandeltheoretischer und sprachgeschichtlicher Ansätze untereinander bedingte. Im Zuge dieser vielfältigen Auseinandersetzung mit der Periodisierungsgeschichte des Deutschen und der Entwicklung eigener periodisierungstheoretischer Ansätze entstehen seit der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts sowohl im Bereich der sogenannten Inlandsgermanistik als auch im Bereich der sogenannten Auslandsgermanistik, welche sich insbesondere im angloamerikanischen sowie im osteuropäischen Raum zu etablieren vermag, zahlreiche verschiedenartige Periodisierungsvorschläge, welche nur schwer einer gemeinsamen Tradition zugeordnet werden können. Zwei Traditionslinien lassen sich hier dennoch unterscheiden, jedoch ohne damit die Periodisierungsvorschläge dieser Zeit vollständig abdecken zu wollen: Die erste dieser beiden Traditionslinien bilden solche Periodisierungsvorschläge, welche die Beschreibimg und Periodisierung der Geschichte der deutschen Sprache insbesondere von im weiteren Sinne gesellschaftlichen und kommunikativen Bedingungen abhängig machen; diese Traditionslinie läßt sich als soziopragmatisch charakterisieren und findet sich überwiegend in der westeuropäischen Germanistik. Die zweite Traditionslinie ist dagegen in einem Großteil der Germanistik Osteuropas anzutreffen und läßt sich als sozioökonomisch charakterisieren; in dieser Traditionslinie stehen solche Periodisierungsvorschläge, welche die Beschreibung und Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte bis zum Niedergang des Sozialismus von gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedingungen abhängig machen und dabei an dessen Ideologie anschließen. Vor dem Hintergrund dieses kurzen Abrisses der Periodisierungsgeschichte des Deutschen lassen sich nun wenigstens sieben wissenschaftsgeschichtliche Gruppen von Vorschlägen zur Periodisierung der Geschichte der deutschen
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Sprache unterscheiden. Die erste dieser Gruppen wird von denjenigen Periodisierungsvorschlägen gebildet, welche als Vorläufer der Vorschläge von Jacob Grimm und Wilhelm Scherer anzusehen sind; die Vorschläge dieser Gruppe fallen in das siebzehnte und achtzehnte Jahrhundert. Die Periodisierungsvorschläge von Jacob Grimm und Wilhelm Scherer selbst, welche beide aus dem neunzehnten Jahrhundert stammen und ungeachtet sprachtheoretischer Unterschiede als Vorbilder weiterer Periodisierungsvorschläge dienen, werden in einer zweiten Gruppe zusammengefaßt. Die dritte Gruppe ist die deijenigen Periodisierungsvorschläge, welche von den sprachperiodisierungsgeschichtlichen (damit jedoch nicht sprachwandeltheoriegeschichtlichen oder sprachwandelbeschreibungsgeschichtlichen) Nachfolgern Grimms und Scherers stammen; sie reicht zeitlich etwa bis zur Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts. Die folgenden vier Gruppen werden jeweils von Periodisierungsvorschlägen gebildet, welche durch eine periodisierungsgeschichtliche und periodisierungstheoretische Eigenständigkeit gegenüber den vorausgehenden Vorschlägen gekennzeichnet sind und aus der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts stammen. Sie lassen sich anhand ihres forschungspolitischen Hintergrundes voneinander unterscheiden; dabei werden in der vierten Gruppe die Periodisierungsvorschläge der westlichen Inlandsgermanistik, in der fünften Gruppe die Vorschläge der westlichen Auslandsgermanistik, in der sechsten Gruppe die Vorschläge der östlichen Inlandsgermanistik und in der siebten Gruppe schließlich die Vorschläge der östlichen Auslandsgermanistik zusammengefaßt. Die Auswahl deijenigen Periodisierungsvorschläge zur deutschen Sprachgeschichte, die im Rahmen dieser Untersuchung beschrieben und ausgewertet werden, berücksichtigt Vorschläge aus jeder dieser sieben wissenschaftsgeschichtlichen Gruppen.
2.3
Typen sprachgeschichtlicher Periodisierung
Eine Auswahl an Vorschlägen zur Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte sollte ein möglichst breites Spektrum an verschiedenen Typen sprachgeschichtlicher Periodisierung berücksichtigen, um so eine Einsicht in die theoretische und methodische Bedingtheit der einzelnen Periodisierungsvorschläge zu ermöglichen. Auf der Grundlage der allgemeinen Theorie sprachgeschichtlicher Periodisierung, welche im vorangehenden Kapitel vorgestellt wird, lassen sich wenigstens zwölf Periodisierungstypen unterscheiden, die im Rahmen einer solchen Auswahl von Bedeutung sind. Diese Periodisierungstypen ergeben sich aus der Zuordnung bestimmter Merkmale nach periodisierungstheoretisch festgelegten Gesichtspunkten.
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Das erste dieser periodisierungstheoretisch eingeführten Merkmale einer sprachgeschichtlichen Periodisierung, welches hier von Interesse ist, besteht in der Anzahl von deren Kriterien. Hiernach können zunächst kriterienkombinierte Periodisierungen und nichtkriterienkombinierte Periodisierungen voneinander unterschieden werden, wobei diese beiden Periodisierungstypen einander ausschließen.3 Das zweite periodisierungstheoretisch eingeführte Merkmal einer sprachgeschichtlichen Periodisierung ergibt sich aus der Systematik der Periodisierungskriterien. Nach dieser Systematik sind stark vereinfachend zunächst Periodisierungen nach außersprachlichen Kriterien und Periodisierungen nach innersprachlichen Kriterien zu unterscheiden; diese beiden Typen schließen einander allein im Falle nichtkriterienkombinierter Periodisierungen aus.6 Das dritte Merkmal besteht in der Hierarchisierung sprachgeschichtlicher Periodisierungen. Hiernach sind hierarchische Periodisierungen und nichthierarchische Periodisierungen zu unterscheiden. Je nach Art der Periodisierungshierarchie sind sowohl nichtkriterienkombiniert-hierarchische Periodisierungen als auch kriterienkombiniert-hierarchische Periodisierungen als Untertypen hierarchischer Periodisierung denkbar. Hierarchische und nichthierarchische Periodisierungen schliessen einander aus, nichtkriterienkombiniert-hierarchische und kriterienkombiniert-hierarchische Periodisierungen dagegen nicht.7 Als viertes Merkmal der Typologie sprachgeschichtlicher Periodisierung ist der Ansatz sprachgeschichtlicher Perioden heranzuziehen. Der Periodenansatz gestattet die Unterscheidimg zwischen einer Periodisierung in Schritten und einer Periodisierung in Übergangsphasen. Diese beiden Typen schließen einander allein beim Ansatz einer einzelnen Periodengrenze aus; im Rahmen einer sprachgeschichtlichen Periodisierung, bei welcher mehrere verschiedene Perioden angesetzt werden, ist eine Kombination beider Typen durchaus möglich. Wiederum nach der Anzahl der Kriterien betrachtet, gestatten diese beiden Periodisierungstypen jeweils ebenfalls die Unterscheidung zweier Untertypen, welche dann als nichtkriterienkombinierte Periodisierung in Schritten, kriterienkombinierte Periodisierung in Schritten, nichtkriterienkombinierte Periodisierung in Übergängen sowie kriterienkombinierte Periodisierung in Übergängen zu charakterisieren sind.8 Das fünfte periodisierungstheoretisch eingeführte Merkmal einer sprachgeschichtlichen Periodisierung stellt deren Intention dar. Dieser Periodisierungsintention nach können forschungsintendierte Periodisierungen von lehrintendierten Periodisierungen unterschieden werden, wobei diese beiden einander nicht aus5 6 7 8
Vgl. Kapitel Vgl. Kapitel Vgl. Kapitel Vgl. Kapitel
1.12 (S.32-38). 1.9 (S.24-27) und Kapitel 1.11 (S.29-31). 1.5 (S.16f.) und Kapitel 1.12 (S.32-38). 1.7 (S. 18-21) und Kapitel 1.12 (S.32-38).
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schließen.9 Als sechstes und im Rahmen dieser periodisierungstypologischen Skizze letztes Merkmal sprachgeschichtlicher Periodisierung wird deren Bezeichnung herangezogen. Hiernach sind vereinfachend Periodisierungen mit außersprachlich charakterisierender Bezeichnung und solche mit innersprachlich charakterisierender Bezeichnung zu unterscheiden.10 Die Kombination dieser sprachgeschichtlichen Periodisierungstypen nach Anzahl von Periodisierungskriterien, Systematik von Periodisierungskriterien, Hierarchisierung der Periodisierung, Periodenansatz, Periodisierungsintention sowie Periodenbezeichnung gestattet die Einfuhrung zahlreicher gemischter Typen sprachgeschichtlicher Periodisierung. Im Laufe der Periodisierungsgeschichte der deutschen Sprachgeschichte sind nicht sämtliche Periodisierungstypen, die hier auf der Grundlage der im vorangehenden Kapitel vorgestellten allgemeinen Theorie sprachgeschichtlicher Periodisierung unterschieden werden, anzutreffen. Die Periodisierungsgeschichte des Deutschen neigt vielmehr zu einer starken Bevorzugung einer Auswahl dieser Typen. So stellt im Bereich der germanistischen Sprachwissenschaft die kriterienkombinierte nichtkriterienkombiniert-hierarchische Periodisierung nach außersprachlichen sowie innersprachlichen Kriterien in Übergangsphasen den Prototyp der sprachgeschichtlichen Periodisierung dar. Abweichungen gegenüber diesem Prototyp unter einzelnen Gesichtspunkten sind jedoch nicht selten. Hinsichtlich der hier vorgestellten Periodisierungstypen nach der Periodisierungsintention und nach der Periodenbezeichnung herrscht im Bereich der Germanistik weitgehend Ausgewogenheit.
2.4
Vorläufer
Die Geschichte der Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte beginnt in der Zeit des Barock. Hier ist insbesondere Justus Georg Schottelius zu nennen, welcher 1663 in der "Ausführlichen Arbeit von der Teutschen HaubtSprache" einen ersten Vorschlag zur Periodisierung des Deutschen unterbreitet.11 Dieser Periodisierungsvorschlag, der nicht allein als forschungsintendiert gelten kann, erfolgt sowohl nach außersprachlichen als auch nach innersprachlichen Kriterien und ist dabei nichthierarchisch angelegt. Der Periodenansatz erfolgt tendenziell mit Übergangsphasen; Periodenbezeichnungen fehlen. Der wissenschaftsgeschichtlich bekannteste Periodisierungsvorschlag der Aufklärungszeit stammt von Johann Christoph Adelung. Der Periodisierungs9 10 11
Vgl. Kapitel 1.13 (S.38f.). Vgl. Kapitel 1.14 (S.39f.). Vgl. Justus Georg Schottelius 1663, S.48f.
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Vorschlag, den Adelung in dem 1782 erschienenen ersten Band des "Umständlichen Lehrgebäudes der Deutschen Sprache zur Erläuterung der Deutschen Sprachlehre für Schulen" macht12, ist wie deijenige von Schottelius forschungsintendiert wie lehrintendiert und ist nichthierarchisch angelegt. Der Periodenansatz erfolgt ebenfalls in Übergängen; Periodenbezeichnungen fehlen gleichfalls. Im Gegensatz zu dem Periodisierungsvorschlag von Schottelius ist deijenige von Adelung jedoch vornehmlich an außersprachlichen Periodisierungskriterien orientiert. In Ergänzung zu dem Periodisierungsvorschlag Adelungs wird in der Auswahl der Periodisierungsvorschläge ein weiterer Vorschlag aus der Zeit der Spätaufklärung berücksichtigt. Es handelt sich dabei um denjenigen einer 1787 unter dem Titel "Welches sind die Veränderungen und Epochen der deutschen Hauptsprache seit Karl dem Grossen?" erschienenen und von Wilhelm Petersen verfaßten Preisschrift.13 Der Periodisierungsvorschlag Petersens kann periodisierungstypologisch als forschungsintendierte, nichtkriterienkombinierte und dabei nichthierarchische Periodisierung in Übergangsphasen nach einem außersprachlichen Kriterium ohne charakterisierende Periodenbezeichnungen beschrieben werden. Nicht sämtliche Gelehrte des achtzehnten Jahrhunderts, welche innerhalb der Geschichte der Sprachgeschichtsforschung von Bedeutung sind, haben sich zur Periodisierung der Geschichte der deutschen Sprache hinlänglich geäußert. Dies gilt etwa, um nur ein Beispiel zu nennen, auch für Johann Gottfried Herder, dessen "Abhandlung über den Ursprung der Sprache"14 keine Periodisierung des Deutschen enthält.
2.5
Vorbilder
Blieben die Periodisierungsvorschläge des siebzehnten und des achtzehnten Jahrhunderts im weiteren Verlauf der Periodisierungsgeschichte des Deutschen weitgehend unberücksichtigt, so stellt dagegen die Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte bei Jacob Grimm einen ersten wichtigen Bezugspunkt der gesamten weiteren Diskussion um die Periodisierung des Deutschen dar. Die Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte ist für Grimm kein wissenschaftlicher Selbstzweck, sondern Grundlage einer zeitlichen Einordnung von periodisierungsunabhängig beschriebenen sprachgeschichtlichen Gegebenheiten. Und so wird die Periodisierung des Deutschen von Grimm in der "Deutschen Grammatik" zunächst nicht eigens begründet, sondern der sprachgeschichtlichen Beschreibung vielmehr ohne 12 13 14
Vgl. Johann Christoph Adelung 1782, S.14f. Vgl. Wilhelm Petersen 1787, örtlich. Vgl. Johann Gottfried Herder 1772.
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ausdrückliche Erläuterung zugrunde gelegt.15 Allein die Periodenbezeichnungen Grimms sind eindeutig; die Kriterien und Grenzen der diesen Bezeichnungen zugeordneten sprachgeschichtlichen Perioden selbst können dagegen lediglich erschlossen werden. Danach darf der Periodisierungsvorschlag Grimms in der "Deutschen Grammatik" nur unter Vorbehalten als forschungsintendierte, kriterienkombinierte und dabei nichthierarchische Periodisierung in Übergangsphasen nach innersprachlichen Kriterien charakterisiert werden; die Periodenbezeichnungen sind als innersprachlich charakterisierend zu betrachten. In der zweiten Auflage des ersten Teils der "Deutschen Grammatik", welche 1822 nur drei Jahre auf dessen erste Auflage folgt16, äußert sich Jacob Grimm schließlich doch zu der seiner sprachgeschichtlichen Beschreibung zugrunde liegenden Periodisierung und nennt hier insbesondere einige, überwiegend innersprachliche Kriterien und Merkmale. Diese Erläuterungen sind jedoch nur wenig systematisch und bestätigen weitgehend die bereits vorgeschlagene periodisierungstypologische Charakterisierung der "Deutschen Grammatik". Etwa drei Jahrzehnte später äußert sich Jacob Grimm in der Vorrede zum "Deutschen Wörterbuch" ein weiteres Mal zur Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte.17 Die hier gemachten Angaben sind spärlicher, wenn auch systematischer als diejenigen aus der zweiten Auflage des ersten Grammatikteils. Neben innersprachlichen werden hier nachdrücklich auch außersprachliche Periodisierungskriterien genannt, so daß Grimms Periodisierungsvorschlag aus dem "Deutschen Wörterbuch" als forschungsintendierte, kriterienkombinierte und dabei nichthierarchische Periodisierung in Übergangsphasen nach sowohl innersprachlichen als auch außersprachlichen Kriterien charakterisiert werden kann; die Periodenbezeichnungen werden beibehalten und sind hier daher ebenfalls als innersprachlich charakterisierend anzusehen. Ihrer periodisierungsgeschichtlichen Bedeutung entsprechend und aufgrund ihrer Unterschiedlichkeit werden die Periodisierungsvorschläge Grimms sowohl aus der "Deutschen Grammatik" als auch aus dem "Deutschen Wörterbuch" in der Auswahl der hier zu beschreibenden und auszuwertenden Periodisierungsvorschläge berücksichtigt; außer acht gelassen wird dagegen Grimms "Geschichte der deutschen Sprache"18, welche keine Periodisierung des Deutschen enthält. Einen weiteren wichtigen Bezugspunkt der Diskussion um die Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte stellt die Periodisierung von Wilhelm Scherer dar. Der in Scherers "Geschichte der deutschen Sprache" einige Jahr15 16 17 18
Vgl. Jacob Grimm'1819. Vgl. insbesondere Jacob Grimm 2 1822, S.V-XIX. Vgl. Jacob Grimm 1854, Sp. XVIII. Vgl. Jacob Grimm 1848.
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zehnte nach Grimm vorgebrachte Periodisierungsvorschlag19 weicht gegenüber dessen Vorschlägen hinsichtlich einzelner Kriterien und der Zahl sowie des Zeitansatzes der einzelnen Perioden ab, übernimmt jedoch weitgehend deren Bezeichnungen. Periodisierungstypologisch ist Scherers Periodisierungsvorschlag als forschungs- und lehrintendierte, kriterienkombinierte und dabei nichthierarchische Periodisierung nach sowohl innersprachlichen als auch außersprachlichen Kriterien anzusehen; trotz des ausgesprochen regelmäßigen und genauen Zeitansatzes der einzelnen Perioden ist Scherers Vorschlag als Periodisierung in Übergängen zu verstehen. Er findet hier ebenfalls Berücksichtigung. Neben Grimm und Scherer tragen zahlreiche weitere Gelehrte zu dem Aufschwung, welchen die Erforschung der Geschichte der deutschen Sprache im neunzehnten Jahrhundert erfahrt, bei. Doch finden sich wiederum in den Werken dieser Gelehrten zumeist keine Vorschläge zur Periodisierung des Deutschen; hierzu zählen etwa die Schriften von Wilhelm von Humboldt oder von August Schleicher.20
2.6
Nachfolger
Die Erforschung der deutschen Sprachgeschichte im allgemeinen und die Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte im besonderen wurden in der zweiten Hälfte des neunzehnten und in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts durch die Arbeiten von Jacob Grimm und Wilhelm Scherer nachhaltig, wenn auch unter sich stets ändernden sprachwandeltheoretischen Bedingungen beeinflußt. Dabei ist auffällig, daß im Bereich der sprachgeschichtlichen Periodisierung eine ausdrückliche Auseinandersetzung mit den Vorschlägen Grimms oder Scherers weitgehend ausbleibt und eine entsprechende Periodisierung des Deutschen oftmals mehr vorausgesetzt als erläutert wird. Dies gilt beispielsweise für die sprachgeschichtlichen Darstellungen von Otto Behaghel, Friedrich Kluge, Hermann Hirt oder auch Adolf Bach.21 In der Auswahl der hier zu beschreibenden und auszuwertenden Periodisierungsvorschläge werden daher nur zwei Periodisierungsvorschläge berücksichtigt. Diese beiden Vorschläge sind jeweils unter einem anderen Gesichtspunkt durch eine gewisse Selbständigkeit gegenüber den Vorbildern sprachgeschichtlicher Periodisierung gekennzeichnet. 19 20
21
Vgl. Wilhelm Scherer 21890, S.10-14. Vgl. zum Beispiel Wilhelm von Humboldt 1820 und 1830-1835; August Schleicher 1860. Vgl. daneben auch Hermann Paul 1880; Georg von der Gabelentz 1891. Otto Behaghel 1891 [51928]; Friedrich Kluge 21925; Hermann Hirt 2 1925; Adolf Bach 1938 [91970].
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Der erste dieser beiden Periodisierungsvorschläge ist deijenige von Otto Behaghel. Behaghel entwirft in seiner "Geschichte der deutschen Sprache" eine Periodisierung des Deutschen22, deren Periodenansatz und Periodenbezeichnungen stark an diejenige Jacob Grimms erinnern; der Unterschied zum Periodisierungsvorschlag Grimms besteht hier in der Wahl eines einzelnen Periodisierungskriteriums, welches dort zudem nicht berücksichtigt wird. Der Vorschlag Behaghels ist hiernach als forschungs- und lehrintendierte, nichtkriterienkombinierte und dabei nichthierarchische Periodisierung in Übergangsphasen nach einem innersprachlichen Kriterium anzusehen, deren Periodenbezeichnungen innersprachlich charakterisierend sind. Der zweite Vorschlag, der gegenüber den Vorbildern Grimm oder Scherer eine gewisse Selbständigkeit aufweist, stammt von Adolf Bach. Bachs "Geschichte der deutschen Sprache", deren erste Auflage etwa fünfzig Jahre auf die Erstauflage von Behaghels Sprachgeschichte folgt, nennt verschiedenartige, dabei insbesondere außersprachliche Periodisienmgskriterien, verzichtet jedoch auf die Angabe von Periodisierungsmerkmalen; Periodenbezeichnungen fehlen weitgehend.23 Der auffälligste Unterschied zu den Periodisierungsvorschlägen von Grimm und Scherer besteht hier jedoch in einem von diesen abweichenden Zeitansatz der sprachgeschichtlichen Perioden. Die periodisierungstypologische Charakterisierung weist den Periodisierungsvorschlag Bachs als vornehmlich lehrintendierte, kriterienkombinierte und nichthierarchische Periodisierung in Übergangsphasen nach vornehmlich außersprachlichen Kriterien ohne charakterisierende Periodenbezeichnungen aus.
2.7
Westliche Inlandsgermanistik
Seit der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts wurden im Bereich der westlichen Inlandsgermanistik zahlreiche Vorschläge zur Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte unterbreitet, die sich zum Teil erheblich voneinander unterscheiden. Diese Unterschiede lassen sich zunächst stark vereinfachend unter drei Gesichtspunkten ordnen. Der erste dieser Gesichtspunkte ist derjenige der Periodisierungsintention. Hier müssen vornehmlich lehrintendierte Periodisierungsvorschläge von solchen unterschieden werden, die entweder ausschließlich forschungsintendiert oder sowohl forschungs- als auch lehrintendiert sind; vornehmlich lehrintendierte Vorschläge neigen dabei zu einer Aufarbeitung und Vermittlung bereits bestehender Vorschläge, während eher forschungsintendierte Vorschläge eine größere Eigenständig22 23
Vgl. Otto Behaghel 5 1928, S.148-150. Vgl. Adolf Bach 9 1970, S.9-14 und S.41.
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keit zeigen. Der zweite Gesichtspunkt, unter welchem die Unterschiede der Vorschläge der westlichen Inlandsgermanistik geordnet werden können, besteht in der Systematik von Periodisierungskriterien. Hiernach sind Periodisierungsvorschläge, welche in Einklang mit der wissenschaftsgeschichtlichen Entwicklung der germanistischen Sprachgeschichtsforschung vornehmlich nach außersprachlichen und dabei insbesondere gesellschaftsgeschichtlichen Kriterien erfolgen, von solchen zu unterschieden, welche entgegen dieser wissenschaftsgeschichtlichen Entwicklung vornehmlich, wenn nicht ausschließlich an innersprachlichen Kriterien festhalten. Als dritter ordnender Gesichtspunkt ist der Zeitansatz einzelner Perioden heranzuziehen. Hiernach sind wiederum zwei Gruppen von Periodisierungsvorschlägen anzusetzen; in der ersten Gruppe werden solche Vorschläge zusammengefaßt, welche den zeitlichen Periodenansatz von Wilhelm Scherer unabhängig von dessen Periodisierungskriterien weitgehend übernehmen, und in der zweiten Gruppe finden sich diejenigen, welche von Scherers Periodisierung abweichende zeitliche Gliederungen vornehmen. In der Auswahl der Periodisierungsvorschläge werden Vorschläge aus jeder dieser Gruppen berücksichtigt; sie werden im Folgenden kurz vorgestellt. In einem Aufsatz mit dem Titel "Probleme der Periodisierung des Deutschen" legt Hugo Moser 1951 einen Vorschlag zur Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte vor24, welcher vornehmlich, wenn auch dem periodisieningstheoretischen Ansatz Mosers entsprechend nicht ausschließlich nach innersprachlichen Kriterien erfolgt. Dieser Periodisierungsvorschlag ist nicht an den zeitlichen Periodenansatz von Wilhelm Scherer angelehnt und kann periodisierungstypologisch als forschungsintendierte, kriterienkombinierte und dabei kriterienkombiniert-hierarchische Periodisierung nach sowohl außersprachlichen als auch vorwiegend innersprachlichen Kriterien in Übergangsphasen angesehen werden, deren Periodenbezeichnungen sowohl innersprachlich als auch außersprachlich charakterisierend sind. In dem genannten Aufsatz stellt Moser darüber hinaus zwei weitere Periodisierungsvorschläge zur Diskussion.25 Diese beiden Vorschläge erfolgen jeweils nach einem einzelnen außersprachlichen Kriterium und weisen untereinander sowie gegenüber dem bereits genannten Vorschlag sowohl in dem zeitlichen Ansatz als auch in der Bezeichnung der Perioden Unterschiede auf; sie sind dabei jeweils als eine forschungsintendierte, nichtkriterienkombinierte und nichthierarchische Periodisierung nach einem außersprachlichen Kriterium in Übergangsphasen mit außersprachlich charakterisierenden Bezeichnungen aufzufassen.
24 25
Vgl. Hugo Moser 1951, S.304-308. Vgl. Hugo Moser 1951, S.303 und S.304.
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Von Hugo Moser liegen des weiteren zwei verschiedene Darstellungen der Geschichte der deutschen Sprache vor, welchen jeweils eine eigene, von deijenigen der "Probleme der Periodisierung des Deutschen" abweichende Periodisierung zugrunde gelegt wird. Bei dem Periodisierungsvorschlag der ersten dieser beiden sprachgeschichtlichen Darstellungen, der 1950 zum ersten Male vorgelegten "Deutschen Sprachgeschichte",26 handelt es sich um eine sowohl forschungs- als auch lehrintendierte, nahezu ausschließlich nichtkriterienkombinierte und dabei hierarchische Periodisierung nach vornehmlich einem innersprachlichen Kriterium in Übergangsphasen mit außersprachlich charakterisierenden und innersprachlich charakterisierenden Bezeichnungen. Der Periodisierungsvorschlag, welcher der zweiten sprachgeschichtlichen Darstellung, den zuerst 1961 erschienenen "Annalen der deutschen Sprache", zugrunde gelegt wird,27 ist dagegen als vornehmlich lehrintendierte, kriterienkombinierte und hierarchische Periodisierung nach einem außersprachlichen und einem innersprachlichen Kriterium in Übergangsphasen mit außersprachlich charakterisierenden und innersprachlich charakterisierenden Bezeichnungen anzusehen. Sowohl die Unterschiede hinsichtlich der periodisierungstypologischen Charakterisierung als auch die Verschiedenheiten bezüglich der Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte selbst lassen es sinnvoll erscheinen, jeden dieser insgesamt fünf Periodisierungsvorschläge Mosers in der Auswahl der hier zu beschreibenden und auszuwertenden Vorschläge zu berücksichtigen. Ein Periodisierungsvorschlag, der nach innersprachlichen Kriterien erfolgt und sich dabei an die zeitliche Gliederung Scherers anlehnt, stammt von Fritz Tschirch.28 Tschirchs "Geschichte der deutschen Sprache", deren erste Auflage Ende der sechziger Jahre erschien, darf sowohl als forschungsintendiert als auch als lehrintendiert gelten. Die Periodisierung, die dieser sprachgeschichtlichen Darstellung des Deutschen zugrunde gelegt wird, ist darüber hinaus als kriterienkombiniert und nichthierarchisch zu charakterisieren. Periodisierungsmerkmale werden kaum ausdrücklich genannt; die Periodenbezeichnungen sind überwiegend innersprachlich charakterisierend. Die starke Ausrichtung an innersprachlichen Kriterien läßt Tschirchs Periodisierungsvorschlag auf den ersten Blick als Nachfolger desjenigen von Hugo Moser erscheinen, doch unterscheiden sich diese beiden Vorschläge erheblich. Dieser Unterschied besteht nicht allein in der Wahl anderer innersprachlicher Kriterien sowie in der Kombination innersprachlicher und außersprachlicher Kriterien bei Moser, sondern darüber hinaus vor allem in einem hier von Tschirchs Vorschlag abweichenden zeitlichen Ansatz der Perioden, 26 27 28
Vgl. Hugo Moser 6 1969, S.5-8 und S.lOOf. Vgl. Hugo Moser 4 1972, S. VII-VIII. Vgl. Fritz Tschirch, Band 1 3 1983, S.7-10 und S.132-134, sowie Band II 2 1975, S.5-9.
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in einer Hierarchisierung dieser Perioden, in einer Kombination außersprachlich charakterisierender und innersprachlich charakterisierender Periodenbezeichnungen sowie in einem deutlich forschungsintentionalen Anliegen. Der ältere Vorschlag Mosers erscheint hiernach gegenüber dem jüngeren Tschirchs bereits als fortschrittlicher und eigenständiger. Der Periodisierungsvorschlag, welchen Hans Eggers in den sechziger und siebziger Jahren mit seiner "Deutschen Sprachgeschichte" vorlegt29, unterscheidet sich gegenüber denjenigen von Hugo Moser und Fritz Tschirch durch eine starke Ausrichtung an außersprachlichen, insbesondere gesellschaftsgeschichtlichen Periodisierungskriterien und ist dabei eng an die zeitliche Gliederung Scherers angelehnt. Der Periodisierungsvorschlag von Eggers ist periodisierungstypologisch als forschungs- und lehrintendierte, kriterienkombinierte und dabei hierarchische Periodisierung nach vornehmlich außersprachlichen Kriterien in Übergangsphasen mit innersprachlich charakterisierenden Bezeichnungen anzusehen. Bei Peter von Polenz findet sich ebenfalls eine starke, wenn auch nicht ausschließliche Ausrichtung an außersprachlichen und dabei wiederum insbesondere an gesellschaftsgeschichtlichen Periodisierungskriterien. Peter von Polenz unterbreitet im Rahmen seiner Darstellungen zur Geschichte der deutschen Sprache mehrere voneinander abweichende Periodisierungsvorschläge, welche im Gegensatz zu demjenigen von Hans Eggers nicht an die zeitliche Gliederung Scherers angelehnt werden. In der Auswahl der Periodisierungsvorschläge ist hier zunächst der Vorschlag aus der "Geschichte der deutschen Sprache" zu berücksichtigen30; dieser Vorschlag ist periodisierungstypologisch als forschungs- und lehrintendierte, kriterienkombinierte und dabei hierarchische Periodisierung nach vornehmlich außersprachlichen Kriterien in Übergangsphasen mit außersprachlich charakterisierenden sowie innersprachlich charakterisierenden Bezeichnungen zu betrachten. Im Zuge der Neubearbeitung seiner sprachgeschichtlichen Darstellung erörtert von Polenz gegen Ende der neunziger Jahre in einem Aufsatz unter dem Titel "Das 19. Jahrhundert als sprachgeschichtliches Periodisierungsproblem" einen weiteren Periodisierungsvorschlag, welcher insbesondere der deutschen Sprachgeschichte seit dem fünfzehnten Jahrhundert gewidmet ist31; die periodisierungstypologische Charakterisierung weist diesen Periodisierungsvorschlag als forschungsintendierte, kriterienkombinierte und dabei hierarchische Periodisierung nach insbesondere außersprachlichen, aber auch innersprachlichen Kriterien in Übergangsphasen mit außersprachlich charak29 30 31
Vgl. Hans Eggers 2 1986, örtlich. Vgl. Peter von Polenz 91978, örtlich. Vgl. Peter von Polenz 1989.
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terisierenden Bezeichnungen aus. Der Periodisierangsvorschlag, welchen Peter von Polenz dann in dem ersten Band der Neubearbeitung, der "Deutschen Sprachgeschichte von Spätmittelalter bis zur Gegenwart", selbst unterbreitet und deren Folgebänden zugrunde legt32, weicht von demjenigen des kurz zuvor erschienenen Aufsatzes leicht ab und beschränkt sich dabei auf die Zeit vom vierzehnten bis zum siebzehnten Jahrhundert. Dieser Vorschlag, welcher hier aufgrund seiner wissenschaftsgeschichtlichen und lehrgeschichtlichen Bedeutung trotz der Begrenzung auf die neuere deutsche Sprachgeschichte berücksichtigt wird, ist periodisierungstypologisch als forschungsund lehrintendierte, kriterienkombinierte und dabei hierarchische Periodisierung nach außersprachlichen und innersprachlichen Kriterien in Übergangsphasen mit außersprachlich charakterisierenden Bezeichnungen anzusehen. Von Stefan Sonderegger stammt ein ausgesprochen komplexer Periodisierungsvorschlag, welcher außersprachliche und innersprachliche Periodisierungskriterien gleichermaßen berücksichtigt und darüber hinaus mit der sprachgeschichtlichen Entwicklungsgeschwindigkeit und der sprachgeschichtlichen Verstehbarkeit zwei neuartige Periodisierungskriterien einführt, die aus sprachbeschreibungstheoretischer Sicht als metasprachliche Kriterien charakterisiert werden können. Dieser Periodisierangsvorschlag, welcher in den "Grundzügen deutscher Sprachgeschichte" entwickelt wird und sich nicht an Scherers zeitliche Gliederung anlehnt33, stellt periodisierungstypologisch eine forschungs- und lehrintendierte, kriterienkombinierte und dabei hierarchische Periodisierung nach außersprachlichen, innersprachlichen sowie metasprachlichen Kriterien in Übergangsphasen mit außersprachlich charakterisierenden und innersprachlich charakterisierenden Bezeichnungen dar. Aus dieser sprachgeschichtlichen Periodisierung des Deutschen läßt sich ein Teil der Periodisierung nach außersprachlichen Kriterien herauslösen, da dessen zeitliche Periodenansätze sowie dessen Periodenbezeichnungen von denjenigen der übrigen zeitlichen Gliederung abweichen.34 Dieser Periodisierungsteil wird daher im Rahmen der Beschreibung und Auswertung der Periodisierungsvorschläge der Übersichtlichkeit halber aus dem gesamten Vorschlag Sondereggers herausgelöst und als weiterer Vorschlag behandelt. Periodisierungstypologisch ist dieser Vorschlag als vornehmlich lehrintendierte, nichtkriterienkombinierte und nichthierarchische Periodisierung nach außersprachlichen Kriterien in Übergangsphasen mit außersprachlich charakterisierenden Bezeichnungen anzusehen.
32 33 34
Vgl. Peter von Polenz I 1991, S.79-81 und S.100-102; Peter von Polenz II 1994. Vgl. Stefan Sonderegger 1979, S. 169-194. Vgl. Stefan Sonderegger 1979, S. 180f.
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Auswahl und Beschreibung
Einen periodisierungsgeschichtlichen Neuansatz verspricht auch Norbert Richard Wolf. Der Periodisierungsvorschlag, welchen Wolf gegen Ende der achtziger Jahre in einem Aufsatz zur "Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte" unter weitgehender Mißachtung der Periodisierungsgeschichte des Deutschen entwirft35, ist periodisierungstypologisch als forschungsintendierte, kriterienkombinierte und nichthierarchische Periodisierung nach außersprachlichen, innersprachlichen und metasprachlichen Kriterien in Übergangsphasen mit innersprachlich charakterisierenden Bezeichnungen anzusehen. Neben den entweder allein forschungsintendierten oder sowohl forschungsintendierten als auch lehrintendierten Periodisierungsvorschlägen von Fritz Tschirch, Hugo Moser, Hans Eggers, Peter von Polenz, Stefan Sonderegger oder Norbert Richard Wolf wurden im Bereich der westlichen Inlandsgermanistik zahlreiche Periodisierungsvorschläge unterbreitet, die vornehmlich, wenn nicht sogar allein lehrintendiert sind. Diese Periodisierungsvorschläge sind mehr oder weniger stark an die zeitliche Gliederung Wilhelm Scherers angelehnt, unterscheiden sich jedoch hinsichtlich der über den Vorschlag Scherers hinausgehenden Hierarchisierung sowie hinsichtlich der gewählten Periodisierungskriterien, Periodisierungsmerkmale und Periodenbezeichnungen. In der Auswahl der hier zu beschreibenden und auszuwertenden Periodisierungsvorschläge werden vier dieser Periodisierungsvorschläge berücksichtigt. Der erste dieser Vorschläge ist derjenige, welcher der "Geschichte der deutschen Sprache" von Hans Moser, Hans Wellmann sowie Norbert Richard Wolf zugrunde gelegt wird36; dieser Vorschlag ist periodisierungstypologisch als lehrintendierte, kriterienkombinierte und hierarchische Periodisierung nach außersprachlichen, innersprachlichen und metasprachlichen Kriterien in Übergangsphasen mit außersprachlich charakterisierenden und innersprachlich charakterisierenden Bezeichnungen anzusehen. Der zweite Periodisierungsvorschlag entstammt der "Deutschen Sprachgeschichte" von Gerhart WolflP7; die periodisierungstypologische Charakterisierung weist diesen Vorschlag als lehrintendierte, kriterienkombinierte und hierarchische Periodisierung nach vornehmlich außersprachlichen Kriterien in Übergangsphasen mit außersprachlich charakterisierenden und innersprachlich charakterisierenden Bezeichnungen aus. Der dritte Periodisierungsvorschlag ist deijenige aus "Deutsche Sprache gestern und heute" von Astrid Stedje38; dieser Vorschlag ist periodisierungstypologisch als lehrintendierte, kriterienkombinierte und hierarchische Periodisierung nach 35 36 37 38
Vgl. Norbert Richard Wolf 1989. Vgl. Hans Moser, Hans Wellmann, Norbert Richard Wolf 1981, örtlich. Vgl. Gerhart Wolff 2 1990, S.5-9, S.35-36 und örtlich. Vgl. Astrid Stedje 1989, S.62f. und örtlich.
Auswahl und Beschreibung
59
außersprachlichen und innersprachlichen Kriterien in Übergangsphasen mit innersprachlich charakterisierenden Bezeichnungen zu betrachten. Der vierte Periodisierungsvorschlag schließlich stammt von Udo Gerdes und Gerhard Spellerberg; dieser Vorschlag liegt einem "Grammatischen Grundkurs" zur Geschichte der deutschen Sprache zugrunde39 und ist periodisierungstypologisch als lehrintendierte, kriterienkombinierte und nichthierarchische Periodisierung nach vornehmlich innersprachlichen, aber auch außersprachlichen Kriterien in Übergangsphasen mit innersprachlich charakterisierenden Bezeichnungen anzusehen. In der Auswahl der Periodisierungsvorschläge wird ein weiterer Vorschlag aus dem Bereich der westlichen Inlandsgermanistik berücksichtigt. Es ist dies die sprachgeschichtliche Periodisierung, welche dem von Werner Besch, Oskar Reichmann und Stefan Sonderegger herausgegebenen "Handbuch zur Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Erforschung" zugrunde gelegt wird.40 Dieser Periodisierungsvorschlag wird in dem Werk trotz eines Beitrages zur "Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte"41 nicht eigens begründet, kann jedoch der Gesamtkonzeption entsprechend als forschungsund lehrintendierte, kriterienkombinierte und nichthierarchische Periodisierung nach außersprachlichen, innersprachlichen und auch metasprachlichen Kriterien in Übergangsphasen mit innersprachlich charakterisierenden Bezeichnungen betrachtet werden. In der Neuauflage des Handbuches, welche sich derzeit in Bearbeitung befindet, wird an der Periodisierung dieser ersten Auflage festgehalten.
2.8
Westliche Auslandsgermanistik
Aus dem Bereich der westlichen Auslandsgermanistik werden in die Auswahl der hier zu berücksichtigenden Periodisierungsvorschläge zur deutschen Sprachgeschichte drei Vorschläge von im angloamerikanischen Raum tätigen Autoren aufgenommen; es sind dies die Vorschläge von Randolf E. Keller, Herbert Penzl und Christopher Jon Wells. Der älteste dieser drei Periodisierungsvorschläge stammt aus der sprachgeschichtlichen Darstellung von Randolf E. Keller. Deren Original "The German Language" erschien Ende der siebziger Jahre in London; die überarbeitete deutsche Übersetzung folgte Ende der achtziger Jahre unter dem Titel "Die deutsche Sprache und ihre historische Entwicklung". Kellers Periodisierungsvorschlag lehnt sich an die zeitliche Gliederung von Wilhelm 39 40 41
Vgl. Udo Gerdes, Gerhard Spellerberg 71991, S.19-26. Vgl. Sprachgeschichte 11984/85. Herbert Wolf 1984.
60
Auswahl und Beschreibung
Scherer an und ist dabei periodisierungstypologisch als vornehmlich lehrintendierte, kriterienkombinierte und dabei hierarchische Periodisierung nach außersprachlichen und innersprachlichen Kriterien in Übergangsphasen mit außersprachlich charakterisierenden und innersprachlich charakterisierenden Bezeichnungen anzusehen. Der Beschreibung und Auswertung dieses Periodisierungsvorschlages wird im Folgenden die deutsche Übersetzung zugrunde gelegt.« Tätig an der University of California in Berkeley legte Heibert Penzl in den achtziger Jahren drei deutschsprachige sprachgeschichtliche Darstellungen vor, welche jeweils einer Periode der deutschen Sprachgeschichte gewidmet sind. Die Periodisierung, welche Penzl diesen Darstellungen zugrunde legt43, ist aus periodisierungstypologischer Sicht als lehrintendierte, kriterienkombinierte und hierarchische Periodisierung nach überwiegend innersprachlichen Kriterien in Übergangsphasen mit innersprachlich charakterisierenden Bezeichnungen zu kennzeichnen. Das englischsprachige Original der sprachgeschichtlichen Darstellung des Deutschen von Christopher Jon Wells erschien Mitte der achtziger Jahre, die deutsche Übersetzung, welche im Folgenden berücksichtigt wird, fünf Jahre darauf. Der periodisierungstypologischen Charakterisierung nach handelt es sich bei dem mit dieser Darstellung von Wells vorgelegten Periodisierungsvorschlag44 um eine lehrintendierte, kriterienkombinierte und dabei hierarchische Periodisierung nach außersprachlichen, innersprachlichen und metasprachlichen Kriterien in Übergangsphasen mit außersprachlich charakterisierenden und innersprachlich charakterisierenden Bezeichnungen.
2.9
Östliche Inlandsgermanistik
Die Sprachgeschichtsschreibung der östlichen Inlandsgermanistik ist durch eine mehr oder weniger starke Auseinandersetzung mit der Ideologie des Sozialismus geprägt. Diese ideologische Auseinandersetzung wirkt auch in die Periodisierung der Geschichte der deutschen Sprache hinein, wobei zwischen vornehmlich forschungsintendierten und vornehmlich lehrintendierten Periodisierungsvorschlägen nicht unerhebliche Unterschiede hinsichtlich des zeitlichen Ansatzes, der Bezeichnimg sowie der Kriterien und Merkmale einzelner Perioden festgestellt werden können. Dies zeigt sich insbesondere in den Periodisierungsvorschlägen von Joachim Schildt, Wilhelm Schmidt sowie Rolf Bräuer. 42 43 44
Vgl. Randolf E. Keller 1986, S.12-14 und örtlich. Vgl. Herbert Penzl 1984, 1986 sowie 1989. Vgl. Christopher Jon Wells 1990, S.vii, S.25-31 und örtlich.
Auswahl und Beschreibung
61
Die Diskussion der Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte wurde seit den siebziger Jahren innerhalb der östlichen Inlandsgermanistik maßgeblich von Joachim Schildt geprägt. Von Schildt stammen mehrere verschiedene Periodisierungsvorschläge, von welchen in der Auswahl der hier zu beschreibenden und auszuwertenden Vorschläge zur Periodisierung des Deutschen drei vornehmlich forschungsintendierte und zwei vornehmlich lehrintendierte Vorschläge berücksichtigt werden. Der erste dieser forschungsintendierten Periodisierungsvorschläge stammt aus dem zu Beginn der siebziger Jahre erschienenen Aufsatz "Zum Verhältnis von Geschichte und Sprache"45 und ist periodisierungstypologisch als forschungsintendierte, kriterienkombinierte und nichthierarchische Periodisierung nach außersprachlichen und innersprachlichen Kriterien in Übergangsphasen mit außersprachlich und innersprachlich charakterisierenden Bezeichnungen anzusehen. Der zweite forschungsintendierte Vorschlag zur Periodisierung des Deutschen wurde von Schildt knapp zehn Jahre später in einem Aufsatz mit dem Titel "Zu einigen Problemen der Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte" vorgelegt.46 Dieser Vorschlag unterscheidet sich von dem ersten Vorschlag insbesondere hinsichtlich der zeitlichen Einteilung sowie der Bezeichnungen einzelner Perioden, daneben aber auch hinsichtlich der angesetzten Kriterien und Merkmale; die periodisierungstypologische Charakterisierung weist diesen zweiten Vorschlag als forschungsintendierte, kriterienkombinierte und nichthierarchische Periodisierung nach außersprachlichen und innersprachlichen Kriterien in Übergangsphasen mit außersprachlich charakterisierenden Bezeichnungen aus. Der dritte forschungsintendierte Periodisierungsvorschlag Schiidts, der im Folgenden berücksichtigt wird, findet sich in dem von Schildt zu Beginn der achtziger Jahre herausgegebenen Tagungsband "Zur Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte". In diesem Band äußert sich Schildt selbst zum "Verhältnis von Gesellschafts- und Sprachgeschichte" und legt dabei einen sozioökonomisch ausgerichteten Vorschlag zur Periodisierung des Deutschen vor47, welcher sich wiederum von den beiden vorhergehenden Vorschlägen in Bezug auf Zeitansatz, Bezeichnung sowie Kriterien und Merkmale einzelner Perioden unterscheidet und dabei periodisierungstypologisch als forschungsintendierte, nichtkriterienkombinierte und hierarchische Periodisierung nach einem außersprachlichen Kriterium in Übergangsphasen mit vornehmlich außersprachlich charakterisierenden Bezeichnungen zu betrachten ist. Der Periodisierungsvorschlag, welchen Schildt in seiner sprachgeschichtlichen Darstellung unter dem Titel "Abriß der Geschichte der deutschen 45 46 47
Vgl. Joachim Schildt 1973. Vgl. Joachim Schildt 1980. Vgl. Joachim Schildt 1982.
62
Auswahl und Beschreibung
Sprache" unterbreitet48, ist als vornehmlich lehrintendiert anzusehen und weist gegenüber den drei genannten forschungsintendierten Vorschlägen Abweichungen bei den zeitlichen Ansätzen, den Bezeichnungen sowie den Kriterien und Merkmalen der Perioden auf. Aus periodisierungstypologischer Sicht handelt es sich hierbei um eine lehrintendierte, kriterienkombinierte und dabei hierarchische Periodisierung nach außersprachlichen und innersprachlichen Kriterien in Übergangsphasen mit vornehmlich außersprachlich charakterisierenden Bezeichnungen. Nach der Vereinigung Deutschlands legt Schildt zu Beginn der neunziger Jahre unter dem Titel "Kurze Geschichte der deutschen Sprache" eine neu bearbeitete Darstellung der deutschen Sprachgeschichte vor. Auch hier erörtert Schildt die Periodisierung des Deutschen und unterbreitet einen weiteren Periodisierungsvorschlag.49 Dieser Vorschlag stellt eine lehrintendierte, kriterienkombinierte und dabei weitgehend nichthierarchische Periodisierung nach außersprachlichen und innersprachlichen Kriterien in Übergangsphasen mit außersprachlich charakterisierenden und innersprachlich charakterisierenden Bezeichnungen dar. Ein weiteres wichtiges Lehrbuch zur deutschen Sprachgeschichte im Bereich der östlichen Inlandsgermanistik stellt die von Wilhelm Schmidt herausgegebene und maßgeblich mitgestaltete "Geschichte der deutschen Sprache" dar. In diesem Lehrbuch werden zwei verschiedene Vorschläge zur Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte nebeneinander verwendet. Der erste dieser beiden Vorschläge50 ist als lehrintendierte, kriterienkombinierte und dabei hierarchische Periodisierung nach vornehmlich außersprachlichen Kriterien in Übergangsphasen mit außersprachlich charakterisierenden Bezeichnungen anzusehen, der zweite Vorschlag51 dagegen als lehrintendierte, kriterienkombinierte und dabei hierarchische Periodisierung nach allein innersprachlichen Kriterien in Übergangsphasen mit innersprachlich charakterisierenden Bezeichnungen. Auch dieses Lehrbuch zur Geschichte der deutschen Sprache erfuhr nach der Vereinigung Deutschlands zu Beginn der neunziger Jahre eine Neubearbeitung. In dieser von Helmut Langner geleiteten Neubearbeitung wird die Vorgehensweise, zwei Periodisierungsvorschläge nebeneinander zu verwenden, beibehalten; es bestehen jedoch gegenüber der vorhergehenden Auflage zahlreiche Unterschiede hinsichtlich des Zeitansatzes, der Bezeichnung sowie der Kriterien und Merkmale einzelner Perioden. Die periodisierungstypologische Charakterisierung weist den ersten dieser beiden
48 49 50 51
Vgl. Joachim Schildt 31984, S.5-8 und S.13-17. Vgl. Joachim Schildt 1991, S.5-9. Vgl. Wilhelm Schmidt 51984, S.7-9, S.27-29 sowie örtlich (S.30-150). Vgl. Wilhelm Schmidt 51984, S.9-14, S.27-29 sowie örtlich (S.151-341).
Auswahl und Beschreibung
63
Vorschläge52 als lehrintendierte, weitgehend nichtkriterienkombinierte und dabei weitgehend nichthierarchische Periodisierung nach vornehmlich einem außersprachlichen Kriterium in Übergangsphasen mit außersprachlich charakterisierenden Bezeichnungen und den zweiten dieser beiden Vorschläge33 dagegen als lehrintendierte, kriterienkombinierte und dabei hierarchische Periodisierung nach außersprachlichen und innersprachlichen Kriterien in Übergangsphasen mit innersprachlich charakterisierenden Bezeichnungen aus. Ein wichtiger, allein forschungsintentionaler Vorschlag zur Periodisierung des Deutschen aus dem Bereich der östlichen Inlandsgermanistik stammt von Rolf Bräuer. Dieser Periodisierungsvorschlag findet sich in einem Beitrag, welchen Bräuer zu dem von Joachim Schildt herausgegebenen Tagungsband "Zur Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte" unter dem Titel "Sprachhistorische Periodisierungskriterien und ihre Anwendung in der deutschen Sprachgeschichte" beigesteuert hat.54 Es handelt sich dabei um eine forschungsintendierte, kriterienkombinierte und dabei hierarchische Periodisierung nach außersprachlichen und innersprachlichen Kriterien in Übergangsphasen mit außersprachlich charakterisierenden Bezeichnungen.
2.10
Östliche Auslandsgermanistik
In der Auswahl der hier zu beschreibenden und auszuwertenden Periodisierungsvorschläge werden drei Vorschläge aus dem Bereich der östlichen Auslandsgermanistik berücksichtigt. Dabei handelt es sich um zwei Vorschläge aus der Germanistik der ehemaligen Sowjetunion und einen Vorschlag aus der ungarischen Germanistik. Der erste der beiden Periodisierungsvorschläge aus der Germanistik der ehemaligen Sowjetunion entstammt der in deutscher Sprache erschienenen "Deutschen Sprachgeschichte" von Ο. I. Moskalskaja55; dieser Periodisieungsorschlag ist aus periodisierungstypologischer Sicht als lehrintendierte, kriterienkombinierte und nichthierarchische Periodisierung nach innersprachichen Kriterien in Übergangsphasen mit innersprachlich charakterisierenden Bezeichnungen zu betrachten. Der zweite dieser beiden Periodisierungsorschläge ist derjenige von Mirra M. Guchmann und Natalia Ν. Semenjuk, welcher in einem Beitrag zu Schiidts Tagungsband "Zur Periodisierung der 52 53 54 55
Vgl. Wilhelm Schmidt 6 1993, S.5f., S.27-31 sowie örtlich (S.32-171). Vgl. Wilhelm Schmidt 6 1993, S.6-9, S.27-31 sowie örtlich (S. 172-352). Vgl. Rolf Bräuer 1982. Vgl. Ο. I. Moskalskaja 21985, S.28-30.
64
Auswahl und Beschreibung
deutschen Sprachgeschichte" unter dem Titel "Einige Fragen der Periodiierung des Deutschen" unterbreitet wird.56 Periodisierungstypologisch ist dieser Vorschlag, in welchen die Einsichten, die Guchmann in der schon in den fünfziger Jahren vorgelegten sprachgeschichtlichen Darstellung "Der Weg zur deutschen Nationalsprache"57 gewinnen konnte, berücksichtigt werden, als forschungsintendierte, kriterienkombinierte und hierarchische Periodisierung nach außersprachlichen und innersprachlichen Kriterien in Übergangsphasen mit außersprachlich und innersprachlich charakterisierenen Bezeichnungen anzusehen. Der dritte, der ungarischen Germanistik entstammende Vorschlag zur Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte schließlich findet sich in der ebenfalls in deutscher Sprache erschienenen "Einführung in die deutsche Sprachgeschichte" von Karl Mollay.58 Der Vorschlag Mollays stellt periodisierungstypologisch eine lehrintendierte, nichtkriterienkombinierte und dabei hierarchische Periodisierung nach einem innersprachlichen Kriterium in Übergangsphasen mit innersprachlich charakerisierenden Bezeichnungen dar.
2 .11
Gestaltung von Tabelle 1
Tabelle 1 dient der Übersicht über die hier unter Berücksichtigung periodisieungseschichtlich festgestellter Periodisierungsgrappen sowie periodisierungsheoreisch beschriebener Periodisierungstypen getroffenen Auswahl an Vorchlägen zur Periodisierung der Geschichte der deutschen Sprache. Diese Tabelle ist mit dem Titel "Auswahl der Periodisierungsvorschläge" überchrieben und umfaßt acht Spalten.59 In der ersten Spalte werden die ausgewählten Periodisierungsvorschläge durch bibliographische Kurzdaten wie Autorennachname, Erscheinungsjahr des Textes sowie gegebenenfalls Seitenangaben gekennzeichnet; diese Spalte ist mit der Kennzeichnung "Autor" versehen. Die zweite Spalte trägt die Kennzeichnimg "geschichtliche Gruppe"; hier erfolgt jeweils die periodisierungsgeschichtliche Einordnung des betreffenden Periodisierungsvorschlags. In der dritten bis achten Spalte werden die Periodisierungsvorschläge dann jeweils hinsichtlich der periodiieungsypologischen Merkmale Kriterienkombination, Kriteriensystematik, Periodisierungshierarchie, Periodenansatz, Periodisierungsintention sowie Peridenezeichnung charakterisiert; diese Spalten sind mit den genannten Merkmalen überschrieben. Die Periodisierungsvorschläge sind in dieser wie 56 57 58 59
Vgl. Mirra M. Guchmann, Natalia Ν. Semenjuk 1982. Mirra M. Guchmann 1964/65. Vgl. Karl Mollay 6 1991, S.100-111. Vgl. S.69-77.
Auswahl und Beschreibung
65
in den folgenden Tabellen alphabetisch nach Autorennachnamen und bei mehreren Vorschlägen desselben Autors chronologisch nach Erscheinungsaten geordnet; diese bibliographische Ordnung gestattet gegenüber einer rein chronologischen Ordnimg einen leichteren Zugriff auf die Angaben, welche zu einzelnen Periodisierungsvorschlägen gemacht werden.
2.12
Anforderungen an die Β eschreibung
Die Beschreibung der hier getroffenen Auswahl von Vorschlägen zur Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte dient als Grundlage einer Ausertung dieser Periodisierungsvorschläge. Aus dieser Aufgabe ergeben sich wenigstens zwei verschiedene Anforderungen an die Beschreibung der Periodisierungsvorschläge selbst. Die erste dieser beiden Anforderungen besteht in der Berücksichtigung all deqenigen wissenschaftlichen Angaben, die im Rahmen einer sprachgeschichtlichen Periodisierung auf der Grundlage einer allgemeinen Theorie sprachgeschichtlicher Periodisierung als wesentlich gelten müssen. Wesentliche wissenschaftliche Angaben sind hierbei solche, welche zu einer vollständigen Darstellung einer Interpretation beschriebener Gegebenheiten einer Einzelsprache, die sowohl als ungleichzeitig und bleibend als auch dabei als nicht gleichbleibend angesehen werden, hinsichtlich des unproportionalen Verhältnisses von deren Qualität und Quantität einerseits und des zeitlichen Verlaufs andererseits erforderlich sind und somit auch zu deren Überprüfung benötigt werden. In einer solchen vollständigen Darstellung einer zeitlichen und faktischen Gliederung der Geschichte einer Einzelsprache sind wenigstens drei verschiedene Angaben zu den einzelnen sprachgeschichtlichen Perioden vorzunehmen. Die erste dieser Angaben dient der Darstellung der Periodisierung hinsichtlich der zeitlichen Gliederung und besteht in der Nennung der zeitlichen Grenzen einzelner Perioden. Um diese Periodisierung in Bezug auf die faktische Gliederung darzustellen, ist zweitens eine Angabe von sprachlichen Merkmalen einzelner Perioden sowie drittens eine Angabe von Kriterien, nach welchen diese Merkmale einzelner Perioden beschrieben werden, erforderlich. Darüber hinaus erscheint eine Angabe von charakterisierenden Periodenbezeichnungen in Ergänzung zu den bereits genannten Angaben sinnvoll, um diese Angaben wiederum zu gewichten. In der Beschreibung der Periodisierungsvorschläge sind somit deren Angaben zu Zeitgrenzen, zu Kriterien und Merkmalen sowie zu Bezeichnungen einzelner Perioden zu berücksichtigen; dabei ist zu beachten, daß solche Angaben zur Periodisierung des Deutschen, welche von den Autoren dieser Vorschläge
66
Auswahl und Beschreibung
zwar erörtert, nicht jedoch ausdrücklich für den eigenen Vorschlag geltend gemacht werden, außer acht bleiben. Die zweite der beiden Anforderungen an die Beschreibung der hier getroffenen Auswahl an Periodisierungsvorschlägen ist in der Vergleichbarkeit der beschriebenen Vorschläge hinsichtlich der genannten Angaben zu deren zeitlicher und faktischer Gliederung zu sehen. Angesichts einer Auswahl von über vierzig Periodisierungsvorschlägen, die von fünfundzwanzig Autoren oder Autorengruppen stammen, und angesichts einer hohen Quantität an Angaben, welche bei einer Vielzahl dieser Periodisienmgsvorschläge festzustellen ist, erscheint eine Beschreibung in einem fließenden Text zwar noch möglich, jedoch bereits ausgesprochen unübersichtlich und somit der Vergleichbarkeit dieser Vorschläge eher hinderlich als nützlich. Daher werden die hier gewählten Periodisienmgsvorschläge unter Berücksichtigung der genannten Angabetypen nicht in einem fließenden Text, sondern in einer Tabelle erfaßt und beschrieben. Diese tabellarische Darstellung dient dann im Folgenden als Grundlage der Auswertung dieser Vorschläge und kann darüber hinaus auch unabhängig hiervon als Nachschlagewerk zur Periodisierungsgeschichte des Deutschen Verwendung finden.
2.13
Gestaltung von Tabelle 2
Die Beschreibung der getroffenen Auswahl an Vorschlägen zur Periodisierung der Geschichte der deutschen Sprache erfolgt in Tabelle 2. Diese Tabelle trägt den Titel "Beschreibimg der Periodisienmgsvorschläge" und umfaßt fünf Spalten.60 In der ersten Spalte werden die ausgewählten Periodisienmgsvorschläge wiederum durch bibliographische Kurzdaten gekennzeichnet; in den übrigen Spalten erfolgt dann jeweils die Beschreibung der Periodisienmgsvorschläge in bibliographischer Ordnung selbst, wobei die Angaben zu den einzelnen Perioden jeweils in einer Zeile zusammengefaßt und mit einem Grauton unterlegt werden. Die sprachgeschichtlichen Perioden sind hierbei ihrer zeitlichen Abfolge von älteren zu jüngeren Perioden entsprechend von oben nach unten geordnet. Bei hierarchischen Periodisierungen werden Perioden jeweils niedrigerer Ebene unmittelbar unterhalb von derjenigen höherer Ebene aufgeführt und gemeinsam mit einem helleren Grauton unterlegt. Tabelle 2 berücksichtigt überwiegend Periodisienmgsvorschläge zur Geschichte des Hochdeutschen; die Vorgeschichte der deutschen Sprache sowie die Periodisierung der niederdeutschen Sprachgeschichte werden nur dann erfaßt, wenn sie zu einem solchen Vorschlag hinzutreten. 60
Vgl. S.79-138.
Auswahl und Beschreibung
67
Die Angaben zu den zeitlichen Grenzen der einzelnen sprachgeschichtlichen Perioden finden sich in der zweiten Spalte von Tabelle 2 und erfolgen mit genauen Jahreszahlen. Hierbei ist zu beachten, daß bei den Periodisierungsvorschlägen der germanistischen Sprachwissenschaft zwar in aller Regel Übergangsphasen angenommen werden, dabei jedoch Angaben über Beginn, Wendepunkt oder Ende einer solchen Übergangsphase zumeist unterbleiben. Daher sind diese Jahreszahlen allein als Richtwerte zu verstehen, zwischen denen die betreffende Periode mehr oder weniger genau anzusetzen ist. Jahreszahlen, die aus den betreffenden Texten der Autoren lediglich in vorsichtiger Näherung erschlossen werden dürfen, sind in eckige Klammern gesetzt. In der dritten Spalte der Tabelle werden die Bezeichnungen, welche die Autoren der betreffenden Periodisierungsvorschläge jeweils für die einzelnen sprachgeschichtlichen Perioden vorschlagen, angeführt. In einigen Fällen wird jedoch von den Autoren der Periodisierungsvorschläge auf eine charakterisierende Bezeichnung einzelner Perioden verzichtet; hier erscheint dann in der Tabelle ein kurzer Strich. Die vierte Spalte beinhaltet Angaben zu den Kriterien, nach welchen die Merkmale der einzelnen sprachgeschichtlichen Perioden jeweils beschrieben werden. Dabei werden zunächst außersprachliche, dann innersprachliche und zuletzt metasprachliche Periodisierungskriterien genannt. Da sich die Autoren der Periodisierungsvorschläge zumeist auf die Angabe von Periodisierungsmerkmalen beschränken und auf die Angabe von solchen Periodisierungskriterien selbst verzichten, sind die Angaben, die in der Tabelle aufgeführt sind, oftmals lediglich erschlossen; sie können jedoch anhand der Angaben zu denjenigen sprachlichen Gegebenheiten, welche jeweils als Merkmale einer sprachgeschichtlichen Periode angesetzt werden, überprüft werden. Diese Angaben finden sich in der fünften Spalte jeweils unmittelbar neben den Angaben zu den entsprechenden Periodisierungskriterien. Die Merkmalangaben werden im Gegensatz zu den Kriterienangaben ohne Ausnahme von den Autoren der Periodisierungsvorschläge übernommen; deren Wortlaut wird dabei der Übersichtlichkeit der Beschreibung wegen jeweils ein wenig verkürzt und homogenisiert eingetragen. Fehlen entsprechende Angaben der Autoren, erscheint in der Tabelle wiederum ein kurzer Strich.
ο
vornehmlich außersprachliche Kriterien vornehmlich außersprachliche Kriterien innersprachliches Kriterium
außersprachliche und innersprachliche Kriterien kriterienvornehmlich Eggers 21986, westliche außersprachInlandsgermanistik kombinierte örtlich Periodisierung liche Kriterien vornehmlich kriterienwestliche Gerdes/ innersprachInlandsgermanistik kombinierte Speilerberg Periodisierung liche Kriterien Ί991, 19-26 kriterieninnersprachGrimm Ί819, Vorbilder liche Kriterien kombinierte Werkganzes Periodisierung kriterienvorwiegend Grimm 21822, Vorbilder innersprachkombinierte V-XIX und Periodisierung liche Kriterien Werkganzes
Behaghel 5 1928, 148-150 Bräuer 1982
IS
Bach ' 1970, 9-14,41
c ca 8 J ρ Ί 5.9
kriterienkombinierte Periodisierung kriterienNachfolger kombinierte Periodisierung nichtkriterienNachfolger kombinierte Periodisierung kriterienöstliche Inlandsgermanistik kombinierte Periodisierung
I ö ' δ2 Ί I tu
Vorläufer
Periodisierung in Übergängen Periodisierung in Übergängen Periodisierung in Übergängen Periodisierung in Übergängen
hierarchische Periodisierung nichthierarchische Periodisierung nichthierarchische Periodisierung nichthierarchische Periodisierung
Periodisierung in Übergängen
nichthierarchische Periodisierung Periodisierung in Übergängen
Periodisierung in Übergängen
nichthierarchische Periodisierung
hierarchische Periodisierung
Periodisierung in Übergängen
nichthierarchische Periodisierung
innersprachlich charakterisierende Bezeichnungen außersprachlich charakterisierende Bezeichnungen
keine Bezeichnungen
keine Bezeichnungen
innersprachlich charakterisierende Bezeichnungen innersprachlich charakterisierende Bezeichnungen forschungsintendierte innersprachlich Periodisierung charakterisierende Bezeichnungen forschungsintendierte innersprachlich Periodisierung charakterisierende Bezeichnungen
forschungsintendierte und lehrintendierte Periodisierung lehrintendierte Periodisierung
forschungsintendierte und lehrintendierte Periodisierung vornehmlich lehrintendierte Periodisierung forschungsintendierte und lehrintendierte Periodisierung forschungsintendierte Periodisierung
ÄS
Adelung 1782, 14-15
Auswahl und Beschreibung 71
« 2 'S I
C cd U C 'S £ ε 5 Periodisierung in Übergängen
Periodisierung in Übergängen
Periodisierung in Übergängen
Periodisierung in Übergängen Periodisierung in Übergängen
Periodisierung in Übergängen
hierarchische Periodisierung
hierarchische Periodisierung
hierarchische Periodisierung hierarchische Periodisierung
hierarchische Periodisierung
forschungsintendierte außersprachlich u. innersprachlich Periodisierung charakterisierende Bezeichnungen
forschungsintendierte außersprachlich u. innersprachlich Periodisierung charakterisierende Bezeichnungen vornehmlich außersprachlich u. lehrintendierte innersprachlich Periodisierung charakterisierende Bezeichnungen lehrintendierte innersprachlich Periodisierung charakterisierende Bezeichnungen lehrintendierte außersprachlich u. Periodisierung innersprachlich charakterisierende Bezeichnungen
forschungsintendierte innersprachlich Periodisierung charakterisierende Bezeichnungen
s
nichthierarchische Periodisierung
s U •o .2 'S N 5? υ υ OH ΧΙ
kriterienaußersprachkombinierte liche und Periodisierung innersprachliche Kriterien kriterienaußersprachGuchmann/ östliche Auskombinierte liche und landsgermanistik Semenjuk Periodisierung innersprach1982 liche Kriterien kriterienaußersprachKeller 1986, westliche Ausliche und kombinerte 12-14, örtlich landsgermanistik Periodisierung innersprachliche Kriterien nichtkriterien- innersprachMollay «1991, östliche Auskombinierte liches Kriterium 100-111 landsgermanistik Periodisierung kriterienaußersprachMoser/Well- westliche liche, innerInlandsgermanistik kombinierte mann/Wolf Periodisierung sprachliche und 1981, örtlich metasprachliche Kriterien kriterienMoser 1951, westliche außersprachInlandsgermanistik kombinierte liche und 304-308 Periodisierung vorwiegend innersprachliche Kriterien
60
Grimm 1854, Vorbilder XVIII
72 Auswahl und Beschreibung
•S J I ε
ά 'S
£.9
westliche AusPenzl 1984/ landsgermanistik 1986/1989, örtlich Petersen 1787 Vorläufer
östliche Auslandsgermanistik
kriterienkombinierte Periodisierung kriterienkombinierte Periodisierung nichtkriterienkombinierte Periodisierung
nahezu westliche Inlandsgermanistik nichtkriterienkombinierte Periodisierung kriterienMoser 41972, westliche Inlandsgermanistik kombinierte VII-VIII Periodisierung
vornehmlich innersprachliche Kriterien außersprachliches Kriterium
Periodisierung in Übergängen Periodisierung in Übergängen
hierarchische Periodisierung nichthierarchische Periodisierung
nichthierarchische Periodisierung
Periodisierung in Übergängen
Periodisierung in Übergängen
außersprachliches und innersprachliches Kriterium innersprachliche Kriterien
hierarchische Periodisierung
Periodisierung in Übergängen
innersprachhierarchische liches Kriterium Periodisierung
Periodisierung in Übergängen
'S I
nichtkriterien- außersprachnichthierarchische westliche liches Kriterium Periodisierung Inlandsgermanistik kombinierte Periodisierung
2
Moskalskaja 2 1985,28-30
£
forschungsintendierte außersprachlich u. und lehrintendierte innersprachlich Periodisierung charakterisierende Bezeichnungen vornehmlich außersprachlich u. lehrintendierte innersprachlich Periodisierung charakterisierende Bezeichnungen lehrintendierte innersprachlich Periodisierung charakterisierende Bezeichnungen lehrintendierte innersprachlich Periodisierung charakterisierende Bezeichnungen forschungsintendierte keine Periodisierung Bezeichnungen
forschungsintendierte außersprachlich Periodisierung charakterisierende Bezeichnungen
forschungsintendierte außersprachlich Periodisierung charakterisierende Bezeichnungen
Ol
Periodisierung in Übergängen
•C
nichthierarchische nichtkriterien- außersprachwestliche liches Kriterium Periodisierung Inlandsgermanistik kombinierte Periodisierung
. ί II s υ ü
Moser 1951, 303 (2., weiterer Vorschlag) Moser 1951, 304 (3., weiterer Vorschlag) Moser 61969, 5-8, 100-101
Auswahl und Beschreibung 73
•S J
Β
JS
ist
I i
u a> 13 O· ο & ÖB Ο
Schildt 1980
Schildt 1973
2
Scherer 1890, 10-14
von Polenz I 1991, 79-81, 100-102
vornehmlich außersprachliche Kriterien außersprachliche und innersprachliche Kriterien Vorbilder kriterienaußersprachkombinierte liche und Periodisierung innersprachliche Kriterien kriterienaußersprachöstliche Inlandsgermanistik kombinierte liche und Periodisierung innersprachliche Kriterien östliche kriterienaußersprachInlandsgermanistik kombinierte liche und Periodisierung innersprachliche Kriterien
(zuvor westliche) kriterienInlandsgermanistik kombinierte Periodisierung kriterienwestliche Inlandsgermanistik kombinierte Periodisierung
Periodisierung in Übergängen
Periodisierung in Übergängen
nichthierarchische Periodisierung
Periodisierung in Übergängen
Periodisierung in Übergängen
Periodisierung in Übergängen
Periodisierung in Übergängen
nichthierarchische Periodisierung
nichthierarchische Periodisierung
hierarchische Periodisierung
hierarchische Periodisierung
'S §
von Polenz 1989
ι & oi> 23 hierarchische Periodisierung
forschungsintendierte außersprachlich u. Periodisierung innersprachlich charakterisierende Bezeichnungen forschungsintendierte außersprachlich Periodisierung charakterisierende Bezeichnungen
forschungsintendierte innersprachlich und lehrintendierte charakterisierende Periodisierung Bezeichnungen
forschungsintendierte außersprachlich u. und lehrintendierte innersprachlich Periodisierung charakterisierende Bezeichnungen forschungsintendierte außersprachlich Periodisierung charakterisierende Bezeichnungen forschungsintendierte außersprachlich und lehrintendierte charakterisierende Periodisierung Bezeichnungen
13 ο .2 '5N3 υΕ υ Dh .O
westliche kriterienvornehmlich von Polenz 9 1978, örtlich Inlandsgermanistik kombinierte außersprachPeriodisierung liche Kriterien
74 Auswahl und Beschreibung
ω 2 1 §
Έ Ja
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Periodisierung in Übergängen
Periodisierung in Übergängen
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Periodisierung in Übergängen
nichthierarchische Periodisierung
hierarchische Periodisierung
hierarchische Periodisierung
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Periodisierung in Übergängen
hierarchische Periodisierung
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lehrintendierte Periodisierung
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lehrintendierte Periodisierung
außersprachlich charakterisierende Bezeichnungen
innersprachlich charakterisierende Bezeichnungen
außersprachlich u. innersprachlich charakterisierende Bezeichnungen außersprachlich charakterisierende Bezeichnungen
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Schildt 1982
Auswahl und Beschreibung 75
Sonderegger 1979, 180-181 (2., weiterer Vorschlag) Sprachgeschichte •1984/85, Gesamtkonzeption Stedje 1989, 62-63, örtlich
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Sonderegger 1979, 169-194
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Periodisierung in Übergängen
Periodisierung in Ubergängen
nichthierarchische Periodisierung
hierarchische Periodisierung
Periodisierung in Übergängen
hierarchische Periodisierung
Periodisierung in Übergängen
Periodisierung in Übergängen
nichthierarchische Periodisierung
nichthierarchische Periodisierung
Periodisierung in Übergängen
hierarchische Periodisierung
innersprachlich charakterisierende Bezeichnungen
außersprachlich charakterisierende Bezeichnungen
lehrintendierte Periodisierung
innersprachlich charakterisierende Bezeichnungen
forschungsintendierte innersprachlich und lehrintendierte charakterisierende Periodisierung Bezeichnungen
vornehmlich lehrintendierte Periodisierung
forschungsintendierte außersprachlich u. und lehrintendierte innersprachlich Periodisierung charakterisierende Bezeichnungen
vornehmlich keine forschungsintendierte Bezeichnungen Periodisierung
lehrintendierte Periodisierung
76 Auswahl und Beschreibung
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Wolf 1989
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forschungsintendierte innersprachlich Periodisierung charakterisierende Bezeichnungen
forschungsintendierte überwiegend und lehrintendierte innersprachlich Periodisierung charakterisierende Bezeichnungen lehrintendierte außersprachlich u. Periodisierung innersprachlich charakterisierende Bezeichnungen
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Personen Verbreitung Herrschaftsgesch. Personen Herrschaftsgesch. Kultur 'Kultur Gesellschaftsgesch. Kultur 1 Personen Varietäten System
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Verbreitung
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karolingisches Literaturgeschichte Deutsch deutsche Wissenschaftssprache der ottonischen Zeit Deutsch der cluniazensischen Epoche | ritterliches Deutsch | Deutsch der Mystik und Erbauung, des bürgerlichen Realismus und des Handelsverkehrs Humanistendeutsch Deutsch der Reformationszeit | | Barocksprache Deutsch des Pietismus, der Aufklärung und der Empfindsamkeit
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Deutsch der Klassik und Romantik Biedermeier Junges Deutschland Realismus Naturalismus usw.
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kapitalistische Gesellschaft Entstehung und Entwicklung der deutschen Nationalsprache
Aufstieg, Entfaltung und Umgestaltung der Feudalgesellschaft
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Zeitvergleich
Kapitel 3
3.1
Anforderungen an den Zeitvergleich
Der Zeitvergleich von Periodisierungsvorschlägen zur Geschichte der deutschen Sprache verfolgt das Ziel, eine Übersicht über deren zeitliche Unterscheidung von jeweils zeitlich sowie faktisch zu unterscheidenden Abschnitten der deutschen Sprachgeschichte zu gewinnen; faktische Gliederungsgesichtspunkte bleiben dabei zunächst außer acht und sind den folgenden Kapiteln und Tabellen vorbehalten. Angesichts der großen Vielfalt an von einander abweichenden zeitlichen Gliederungen, die im Bereich der germanistischen Sprachgeschichtsforschung seit dem siebzehnten Jahrhundert vorgeschlagen wurden, hat ein solcher Zeitvergleich wenigstens drei verschiedenen Anforderungen zu genügen. Die erste dieser Anforderungen besteht darin, daß dieser Vergleich auf der Grundlage einer möglichst übersichtlichen Darstellung der zeitlichen Gliederungen der deutschen Sprachgeschichte erfolgt, um so dessen Nachvollziehbarkeit und Überprüfbarkeit zu erleichtern. Die zweite Anforderung ist in der Berücksichtigung zweier verschiedener Blickrichtungen zu sehen. Die eine dieser beiden Blickrichtungen kann als horizontal charakterisiert werden und zielt auf die Anzahl, die Länge sowie den zeitlichen Ansatz der einzelnen sprachgeschichtlichen Perioden ab. Die andere Blickrichtung ist dagegen als vertikal zu charakterisieren und bezieht sich insbesondere auf hierarchische Periodisierungsvorschläge; sie gilt jeweils dem Muster von deren hierarchischer Gliederung selbst und berücksichtigt dabei die Anzahl sowie die Vollständigkeit der einzelnen hierarchischen Ebenen. Die dritte Anforderung schließlich besteht in dem Ansatz zweier Ausgangspunkte, einem historischen nach periodisierungsgeschichtlichen Gruppen und einem systematischen nach den genannten Blickrichtungen selbst. Der Zeitvergleich der ausgewählten Vorschläge zur Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte erfolgt hier auf der Grundlage einer Tabelle, welche der Übersicht über die einzelnen zeitlichen Gliederungen des Deutschen, die mit diesen Periodisierungen jeweils vorgeschlagen werden, dient. Die Gestaltung dieser Tabelle wird im folgenden Abschnitt erläutert; die
142
Zeitvergleich
Tabelle selbst findet sich im Anschluß an dieses Kapitel. Der Zeitvergleich der Periodisierungsvorschläge selbst berücksichtigt sowohl die Anzahl, die Länge und den zeitlichen Ansatz der einzelnen Perioden sowie die Muster der hierarchischen Gliederungen, welche sich aus diesen jeweils ergeben. Die Vorschläge zur Periodisierung des Deutschen werden dabei im Folgenden zunächst in ihrer periodisierungsgeschichtlichen Reihenfolge miteinander verglichen. Hierauf folgt dann ein Vergleich der Periodisierungsvorschläge in der systematischen Ordnung, welche sich aus deren zeitlichen Gliederungen selbst ergibt; es werden zunächst deren hierarchische Gliederungsmuster und darauf deren hierarchische Ebenen betrachtet, wobei mit einer oberen, einer mittleren sowie einer unteren Ebene drei verschiedene Hierarchieebenen der Periodisierung des Deutschen unterschieden werden.
3.2
Gestaltung von Tabelle 3
Tabelle 3 dient der Übersicht über die einzelnen zeitlichen Gliederungen des Deutschen, die mit den ausgewählten Periodisierungen jeweils vorgeschlagen werden, und ist mit dem Titel "Zeitvergleich der Periodisierungsvorschläge" überschrieben.1 Die ausgewählten Vorschläge zur Periodisierung des Deutschen werden hier wiederum in bibliographischer Ordnung erfaßt und in der ersten Spalte jeweils durch bibliographische Kurzdaten gekennzeichnet. Auf diese Spalte folgt die Übersichtsdarstellung der zeitlichen Gliederungen dieser Periodisierungsvorschläge selbst. Hierbei werden jeweils die Perioden einer einzelnen Hierarchieebene in einer Zeile zusammengefaßt und mit Grautönen in Entsprechung zu Tabelle 2 unterlegt; wird ein und derselbe zeitliche Abschnitt auf verschiedenen Hierarchieebenen angesetzt, wird dieser in beide Zeilen eingetragen und mit dem Grauton der höheren Hierarchieebene versehen. Die zeitliche Länge der einzelnen sprachgeschichtlichen Perioden wird durch die Spaltenbreite gekennzeichnet, welche sich aus der Zuordnung der zeitlichen Grenzen der einzelnen Perioden zu den Jahreszahlenangaben einer Zeitleiste im Kopf der Tabelle ergibt. In den Spalten selbst sind jeweils die Bezeichnung sowie die zeitlichen Grenzen der Perioden eingetragen; bei Platzmangel werden diese Angaben entweder durch geeignete Abkürzungen oder durch leere eckige Klammern als Platzhaltersymbol ersetzt. Diese Darstellungsweise gestattet eine Übersicht über die Vorschläge zur zeitlichen Gliederung der deutschen Sprachgeschichte, welche gleichermaßen eine
Vgl. S. 175-192. - Eine einfachere Obersicht dieser Art wurde bereits 1988 von Oskar Reichmann als "Schema gängiger Lehrmeinungen über die Periodengliederung der Geschichte des Deutschen" vorgelegt. Vgl. Oskar Reichmann 1988, S.120f.; Oskar Reichmann 1992, S.194f.
Zeitvergleich
143
horizontale wie auch eine vertikale Blickrichtung erlaubt und somit den weiteren Vergleich dieser Vorschläge unterstützt.
3.3
Vorläufer
Die Vorschläge zur Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte, welche von Justus Georg Schottelius, Johann Christoph Adelung und Wilhelm Petersen stammen2, weisen eine nichthierarchische Anlage auf. Die Periodisierungsvorschläge von Schottelius und Adelung setzen jeweils fünf sprachgeschichtliche Perioden des Deutschen an, der Vorschlag von Petersen dagegen sechs. Dabei ist auffällig, daß die Länge der einzelnen Perioden in jedem der drei Periodisierungsvorschläge von den älteren zu den jüngeren Perioden abnimmt; bei Schottelius von etwa fünf Jahrhunderten (80001275) auf zweieinhalb Jahrhunderte (127501525017750...), bei Adelung von dreieinhalb (80001150) auf zwei Jahrhunderte (115001350015250...), bei Petersen von dreieinhalb (80001150) über zwei (11500135001520) bis etwa ein Jahrhundert (15200162501750). Die drei Periodisierungsvorschläge weisen zwei gemeinsame zeitliche Übereinstimmungen auf. Die erste Übereinstimmung stellt die Periodengrenze um 800 dar; während Schottelius und Adelung hier eine erste Periode der deutschen Sprachgeschichte enden lassen, beginnt die Geschichte der deutschen Sprache bei Petersen mit diesem Jahr. Die zweite zeitliche Übereinstimmung zwischen diesen drei Vorschlägen findet sich mit einer Periodengrenze, welche in den Beginn des sechzehnten Jahrhunderts gelegt wird. Weitere Übereinstimmungen weisen allein die Periodisierungsvorschläge von Adelung und Petersen auf. Beide setzen zwischen den Jahren um 800 und dem Beginn des sechzehnten Jahrhunderts zwei weitere Periodengrenzen an, deren Zeit jeweils mit der Mitte des zwölften und der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts angegeben wird. Es ist anzunehmen, daß in dem Periodisierungsvorschlag von Petersen die zeitliche Gliederung des Vorschlags von Adelung bis zum Beginn des sechzehnten Jahrhunderts übernommen wird; erst ab hier erweist sich der jüngere Vorschlag von Petersen als selbständig, indem die deutsche Sprachgeschichte vom Beginn des sechzehnten Jahrhunderts bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts in drei weitere Perioden unterteilt wird, während sich bei Adelung für diesen Zeitraum dagegen lediglich eine einzige Periode findet.
Vgl. Justus Georg Schottelius 1663, S.48f.; Johann Christoph Adelung 1782, S.14f.; Wilhelm Peteisen 1787, örtlich.
144 3.4
Zeitvergleich
Vorbilder
Die Periodisierungsvorschläge zur deutschen Sprachgeschichte von Jacob Grimm3 und Wilhelm Scherer4 sind wie diejenigen ihrer Vorläufer nichthierarchisch; als Ausnahme hiervon kann mit Vorbehalt die Periodisierungslücke, welche Grimm in der zweiten Auflage des ersten Teils der Deutschen Grammatik ansetzt, betrachtet werden. Die Geschichte der deutschen Sprache wird bei Grimm in drei, bei Scherer dagegen in vier Perioden eingeteilt. Dabei ist in beiden Fällen, insbesondere aber bei Scherer, eine Ausgewogenheit hinsichtlich der Periodenlänge festzustellen; bei Grimm beträgt diese leicht abnehmend etwa fünf bis vier Jahrhunderte (60001100» 1450/15000 ...), bei Scherer dagegen jeweils genau drei Jahrhunderte (7500105001350 01650 £>...). Zeitliche Übereinstimmungen der Periodisierungsvorschläge Grimms und Scherers bestehen kaum, lediglich die Periodisierungslücke Grimms, welche von 1300 bis 1700 anzusetzen ist, und die "Uebergangs- oder frühneuhochdeutsche Zeit" Scherers, deren Grenzen mit 1350 und 1650 gezogen werden, weisen eine auffällige Entsprechung auf. Der Beginn der deutschen Sprachgeschichte ist nach Grimm um das Jahr 600 anzusetzen, nach Scherer dagegen erst um das Jahr 750. Eine zeitliche Übereinstimmung zwischen den Periodisierungen Grimms oder Scherers einerseits und den Periodisierungen von Adelung, Schottelius oder Petersen andererseits drängt sich dem Betrachter nicht auf. Allein die Wende zum sechzehnten Jahrhundert, welche sowohl bei Grimm als auch bei Schottelius, Adelung und Petersen als Periodengrenze angesetzt wird, sowie die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts, welche sich hingegen sowohl bei Scherer als auch bei Adelung und Petersen als Periodengrenze findet, stellen auffällige Übereinstimmungen einzelner Periodengrenzen dar; auf eine periodisierungsgeschichtliche Abhängigkeit der zeitlichen Gliederungen Grimms oder Scherers von denjenigen ihrer Vorläufer kann hieraus jedoch nicht geschlossen werden.
3.5
Nachfolger
Die Vorschläge, die von Otto Behaghel und von Adolf Bach zur Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte unterbreitet wurden5, sind wie diejenigen der Vorläufer und Vorbilder nichthierarchisch. Behaghel unterscheidet drei Perioden, deren kürzeste sich in der Mitte befindet und etwa drei 3 4 5
Vgl. Jacob Grimm '1819; 2 1822, S.V-XK; 1854, Sp.XVIII. Vgl. Wilhelm Scherer 21890, S.10-14. Vgl. Otto Behaghel 51928, S. 148-150; Adolf Bach 9 1970, S.9-14 und S.41.
Zeitvergleich
145
Jahrhunderte dauert (...01100014000...). Bach setzt dagegen fünf Perioden an, deren Länge von etwa dreieinhalb auf etwa eineinhalb Jahrhunderte stetig abnimmt (750 η ON Ο 1— Ja 3 Χ
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Althochdeutsch (750-1050) [Mittelhochdeutsch] (1150-1350) [Frühneunocnat.j (15001650)
Auswirk, des Buchdrucks; Lese- und Schreibfäh. br. Schichten
|I Obergangszeit; Mittelhochdeutsch, | Frühneuhochdeutsch (1450-1650)
Papier (um 1390); Buchdruck (um 1460)
Spätmittelhochdt. (13501500)
Erfindung des Buchdrucks; Lese- und Schreibfähigkeit breiter Schichten
mittelalterliche Zeit; Mittelhochdeutsch (1050-1500)
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frühdeutsche Zeit; Althochdeutsch (700-1100)
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Stedje 1989
Gegenwartsdt./ 'postmod. Zeit' (1950-...) Verbesserung der Komm.Mittel; Ausbreitung von Triviallit.
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frühmomoderne derne Zeit; Zeit; Neuhoch- Neuhochdeutsch deutsch (1650(18001800) 1950)
Deutsch von heute (1900-...)
Neuhochdeutsch (1650-1900)
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Vorgeschichte der deutschen Snrache (..,750)
[Frühgeschichte der [deutschen Sprache; [Althochdeutsch 1(750-1050)
mittelalterliches Deutsch; Mittelhochdeutsch (1050-1350)
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1 Erfindung und Verbreitung des Buchdrucks; Zunahme von Lese- und Schreibfähigkeit
frühneuhochdeutsche Periode (1350-1650)
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Bräuer 1982 :
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Frühdeutsch (750-1000)
Durchsetzung des nhd. Lautsystems
älteres Neudeutsch (1500-1750)
Vorbildfunktion der ndt. Ausspr.
Gegenwartsdt. (1950-...)
neueres Neudeutsch (1750-1950)
Vorbildfunktion der niederdt. Aussprache
Gegenwartsdt. (1950-...);
neueres Neudeutsch (1750-1950)
| Bestehen des neuhochdeutschen Lautsystems
hochmittelalterliches spätmittelalterliches älteres Neudeutsch Deutsch(l 000-1250) Deutsch( 1250-1500) (1500-1750)
.
Neudeutsch (1500-1950)
vorliterarisches Deutsch (500-750)
.
Ο "ω χι 03 Η hoch- und spätmittelalterliches Deutsch (1000-1500)
.
00
frühmittelalterliches Deutsch (500-1000)
4 ,Jf f ,
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•flg· Λ |2. Lautverschiebung
Altdeutsch (500-1500)
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