minne oder recht: Konflikt und Konsens zur Zeit Karls IV. und König Wenzels [1 ed.] 9783412515430, 9783412515416


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German Pages [197] Year 2020

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minne oder recht: Konflikt und Konsens zur Zeit Karls IV. und König Wenzels [1 ed.]
 9783412515430, 9783412515416

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Anna Rad

minne oder recht Konflikt und Konsens zur Zeit Karls IV. und König Wenzels

FORSCHUNGEN ZUR DEUTSCHEN RECHTSGESCHICHTE Herausgegeben von Peter Oestmann, Jan Schröder und Dietmar Willoweit 33. Band

ANNA RAD

MINNE ODER RECHT Konflikt und Konsens zur Zeit Kaiser Karls IV. und König Wenzels

BÖHLAU VERLAG WIEN KÖLN WEIMAR

Erster Berichterstatter: Prof. Dr. Peter Oestmann Zweiter Berichterstatter: Prof. Dr. Sebastian Lohsse Dekan: Prof. Dr. Klaus Boers Tag der mündlichen Prüfung: 11. Dezember 2018 D6 Zugl.: Münster (Westf.), Univ., Diss. der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, 2018

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar. © 2020 by Böhlau Verlag GmbH & Cie. KG, Lindenstraße 14, D-50674 Köln Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Umschlagabbildung: Urkunde, A StA Marburg, Bestand Urk. 56 Nr. 628 (alt: Urkunden M, Stift Hersfeld, sub dato), 1390 Oktober 17 (URH 12 Nr. 258) Korrektorat: Ulrike Weingärtner, Gründau Satz: Dr. Tobias Rad mit LATEX, Stuttgart Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISBN 978-3-412-51543-0

Inhalt Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

7

Verwendete Urkunden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

9

Signaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

17

I

Einführung, Forschungsstand und Forschungsziel 1 minne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Die Paarformel minne oder recht . . . . . . . . a) Paarformeln . . . . . . . . . . . . . . . . b) minne oder recht . . . . . . . . . . . . . . 3 Forschungsziel und Themenabgrenzung . . . .

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19 19 20 20 21 29

II

Königliche Gerichtsbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

31

III Quellen und Aufbau der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Aufbau der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

39 39 41

Hauptteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

43

IV Gegensatz und Einheit . . . . . . . . . 1 Einheit . . . . . . . . . . . . . . . a) Schiedsgericht . . . . . . . . . . b) Hofgericht und Delegation . . . c) Ausgleich . . . . . . . . . . . . . d) Entscheidung mit minne und recht 2 Gegensatz . . . . . . . . . . . . . . 3 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . .

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45 45 45 47 49 50 53 58

Abwandlungen und Abgrenzungen 1 freundschaft, freundlich . . . . . . a) freundlich oder mit recht . . . b) freundlich oder mit minne . . . c) Abgrenzung . . . . . . . . . 2 gütlich . . . . . . . . . . . . . . 3 liebe . . . . . . . . . . . . . . . 4 gleich . . . . . . . . . . . . . . 5 richtung . . . . . . . . . . . . . 6 gelimpfe . . . . . . . . . . . . .

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61 61 61 65 66 68 70 71 74 76

V

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6

Inhalt

7 billig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 ehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VI minne – recht . . . . . . . . . . . . . . 1 die minne finden . . . . . . . . . . . 2 mit wissen und willen . . . . . . . . a) Parteien . . . . . . . . . . . . . b) freunde . . . . . . . . . . . . . . 3 Mehrheitsentscheidungen . . . . . . 4 minne und rechts gewaltig sein . . . . 5 Prädikate . . . . . . . . . . . . . . a) Übersicht . . . . . . . . . . . . b) mit minne sprechen und entscheiden 6 nach minne oder nach recht . . . . . 7 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . .

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78 79 81

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83 83 88 88 90 92 96 103 104 105 108 111

VII freundliches recht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 recht ohne Zwang? . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Schiedsgerichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 sichern auf ein freundliches recht . . . . . . . . . . 4 freundliches recht – feindliches recht . . . . . . . . . 5 Beschränkung auf freundliches recht nach Säumnis . 6 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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113 114 119 122 124 125 126

VIII Verlauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Erst minne, dann recht? . . . . . . . . . . . . . 2 clage, antwort, kundschaft und beweisung verhören 3 nach unterweisung eures rechts . . . . . . . . . . 4 nach rat und unterweisung . . . . . . . . . . . . 5 Rolle der Obleute . . . . . . . . . . . . . . . . 6 auf den eid . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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129 129 137 145 147 149 155 164

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Zusammenführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167 Quellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181

Abkürzungsverzeichnis A A1 A. Abt. AČK ADB Art. AV B B2 BayHStA Bd. Best. BGB Bl. Brandenburg. bzw. CAU CD Cod. Pal. germ. Const. d. h. DRTA DRW DWB Ebf. Ebff. EGZPO et al. etc. EU f. ff. fol. GehHA ggf. GLA HistA HKK HLB HRG Hrsg.

Ausfertigung Ausfertigung 1 Auflage Abteilung Archiv České koruny Allgemeine Deutsche Biographie Artikel Archives de la Ville Abschrift (kopiale Überlieferung oder Transsumpt bzw. Insert in späterer Ausfertigung) Abschrift 2 Bayerisches Hauptstaatsarchiv Band Bestand Bürgerliches Gesetzbuch Blatt Brandenburgensis beziehungsweise Corpus der altdeutschen Originalurkunden Codex diplomaticus Codices Palatini germanici Constitutiones et acta publica imperatorum et regum das heißt Deutsche Reichstagsakten Deutsches Rechtswörterbuch Deutsches Wörterbuch Erzbischof Erzbischöfe Gesetz betreffend die Einführung der Zivilprozessordnung et alii et cetera Europäische Union folgende folgende folio Geheimes Hausarchiv gegebenenfalls Generallandesarchiv Historisches Archiv Historisch-kritischer Kommentar Historisches Lexikon Bayerns Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte Herausgeber

8 HStA Hzgg. ISG K kgl. Kl. LAV NRW R LMA MA MB MBvI MGH Mhd. Hwb. MIb Mon. Zoll. N. S. NDB Nr. r Reg. Rn. S. Saxon. Reg. Schubl. Sp. StA StadtA UB Uni.-Bib. URH Urk. v vgl. z. B. ZPO ZRG GA zugl.

Abkürzungsverzeichnis Hauptstaatsarchiv Herzöge Institut für Stadtgeschichte Konzept königlich Kloster Landesarchiv Nordrhein-Westfalen Abteilung Rheinland Lexikon des Mittelalters Münchner Abgabe Monumenta Boica Mainzer Bücher verschiedenen Inhalts Monumenta Germaniae Historica Mittelhochdeutsches Handwörterbuch Mainzer Ingrossaturbücher Monumenta Zollerana Nova series Neue Deutsche Biographie Nummer recto Regesten Randnummer Seite Saxoniae Regiae Schublade Spalte Staatsarchiv Stadtarchiv Urkundenbuch Universitätsbibliothek Urkundenregesten zur Tätigkeit des deutschen Königs- und Hofgerichts bis 1451 Urkunde verso vergleiche zum Beispiel Zivilprozessordnung Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte – Germanistische Abteilung zugleich

Verwendete Urkunden Die Referenzierung von Urkunden erfolgt grundsätzlich anhand des Datums in der Schreibweise Jahr Monat Tag. Darauf folgt die Fundstelle, an welche ggf. die Angabe der URH anschließt, in denen die jeweilige Quelle als Regest verzeichnet ist. Bestehen Unklarheiten hinsichtlich des Datums, wird der unsichere Teil in eckige Klammern gesetzt und teilweise mit Ergänzungen (vor, nach, etwa etc.) versehen.

1265 März 20, Wilhelm et al., CAU, Nr. 89 1291 März 26, Wilhelm et al., CAU, Nr. 1393 [1320], A Uni.-Bib. Heidelberg, Cod. Pal. germ. 164, fol. 14v 1348 Oktober 2, Zeumer/Salomon, MGH Const. 8, S. 659 f., Nr. 655, URH 6 Nr. 53 1348 Oktober 2, Zeumer/Salomon, MGH Const. 8, S. 664 ff., Nr. 660, URH 6 Nr. 56 1349 Mai 26, Hrubý, Archivum Bohemiae 2, S. 126 f., Nr. 107, URH 6 Nr. 125 1349 Mai 26, Kühn, MGH Const. 9, S. 248, Nr. 326, URH 6 Nr. 127 1349 August 15, Kühn, MGH Const. 9, S. 420, Nr. 532, URH 6 Nr. 190 1350 Februar 2, Riedel, CD Brandenburg. II 2, S. 265 ff., Nr. 899 1350 Februar 7, Kühn, MGH Const. 10, S. 31 f., Nr. 42, URH 6 Nr. 215 1350 Februar 7, Riedel, CD Brandenburg. II 2, S. 267, Nr. 900, URH 6 Nr. 216 1350 Februar 14, Hrubý, Archivum Bohemiae 2, S. 172 ff., Nr. 136, URH 6 Nr. 217 1350 Februar 15, Kühn, MGH Const. 10, S. 33 f., Nr. 44, URH 6 Nr. 218 1350 [Februar 15], Riedel, CD Brandenburg. II 2, S. 269 ff., Nr. 903, URH 6 Nr. 219 1350 Februar 16, Kühn, MGH Const. 10, S. 38 f., Nr. 50, URH 6 Nr. 228 1350 Februar 16, Kühn, MGH Const. 10, S. 39 f., Nr. 51, URH 6 Nr. 229 1350 Februar 21, Kühn, MGH Const. 10, S. 46, Nr. 60, URH 6 Nr. 238 1350 März 29, Kühn, MGH Const. 10, S. 60 f., Nr. 74, URH 6 Nr. 241 1352 August 26, Kühn, MGH Const. 10, S. 341 ff., Nr. 448, URH 6 Nr. 363 1352 September 19, Kühn, MGH Const. 10, S. 343 ff., Nr. 449, URH 6 Nr. 366 1352 Oktober 16, Kühn, MGH Const. 10, S. 357 f., Nr. 469, URH 6 Nr. 369 1353 Juli 15, Kühn, MGH Const. 10, S. 405, Nr. 547a, URH 6 Nr. 389 1353 Juli 15, Hrubý, Archivum Bohemiae 2, S. 308 ff., Nr. 256, URH 6 Nr. 390 1353 Juli 17, Hrubý, Archivum Bohemiae 2, S. 316 ff., Nr. 261, URH 6 Nr. 391 1353 August 24, Kühn, MGH Const. 10, S. 431 ff., Nr. 578, URH 6 Nr. 405 1353 September 18, Hrubý, Archivum Bohemiae 2, S. 342, Nr. 280, URH 6 Nr. 411 1354 März 12, Fritz, MGH Const. 11, S. 61, Nr. 93, URH 6 Nr. 528 1354 März 12, Förstemann, Urkundliche Geschichte Nordhausen, 2. Abt., S. 21 ff., Nr. 21, URH 6 Nr. 529 1354 Mai 10, Albrecht, Rappoltsteinisches UB 1, S. 525 f., Nr. 679, URH 6 Nr. 549 1354 Juni 20, Segesser, Abschiede 1, S. 38 f., Nr. 101/2, URH 6 Nr. 566 1354 Juni 20, Witte/Wolfram, UB Straßburg 5,1, S. 276, Nr. 302, URH 6 Nr. 568 1354 Oktober 4, Fritz, MGH Const. 11, S. 158 f., Nr. 278, URH 6 Nr. 616 1354 Oktober 26, Academia Scientiarum Boica, MB 42, S. 102 ff., Nr. 44/1, URH 6 Nr. 619 1354 November 7, A StadtA Speyer, 1 U 637, URH 6 Nr. 623 1355 April 25, Foltz, UB Friedberg 1, S. 199 ff., Nr. 447, URH 7 Nr. 4

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Verwendete Urkunden

1355 August 23, B StA Würzburg, MIb Bd. 3, Bl. 98v – 99r, URH 7 Nr. 26 1355 Dezember 2, Schön, UB Schönburg Nachträge, S. 91 f., Nr. 157, URH 7 Nr. 40 1356 Juli 23, Mendl, Regesta Bohemiae 6,1, S. 214, Nr. 397, URH 7 Nr. 154 1357 Januar 30, von Hontheim, Historia Trevirensis 2, S. 199 f., Nr. 696, URH 7 Nr. 216 [1357 vor Mai 23], von Hessberg, Politische Geschichte der Stadt Würzburg, S. 100 f., URH 7 Nr. 252 1357 Oktober 12, Mendl, Regesta Bohemiae 6,1, S. 376 f., Nr. 663, URH 7 Nr. 297 1357 Dezember 9, A StA Nürnberg, Reichsstadt Rothenburg, Urkunden vor 1400, 401 (alt: HStA München, Rothenburg RU 401), URH 7 Nr. 308 1358 Mai 6, Mendl, Regesta Bohemiae 6,1, S. 497 f., Nr. 816, URH 7 Nr. 349 [1359] März 29, A ISG Frankfurt am Main, Kaiserschreiben 95 (alt: StadtA Frankfurt, Kaiserschreiben I Nr. 29), URH 7 Nr. 427 1359 Juli 23, Mendl/Linhartová, Regesta Bohemiae 7,1, S. 168 ff., Nr. 263, URH 7 Nr. 482 1360 Juli 7, A StA Bamberg, Kloster Michelsberg, Urk. 399 (alt: Bamberger U 3083), URH 8 Nr. 39 1360 Oktober 9, Reimer, UB Hanau 3, S. 387 f., Nr. 344, URH 8 Nr. 79 1360 Oktober 11, Reimer, UB Hanau 3, S. 389, Nr. 346, URH 8 Nr. 82 1360 Dezember 15, A StA Prag, AČK 762, URH 8 Nr. 110 1361 März 16, Glafey, Collectio, S. 564 ff., Nr. 454 1361 April 14, Verein für Lübeckische Geschichte und Alterthumskunde, UB Lübeck 3, S. 403 f., Nr. 391, URH 8 Nr. 174 1361 April 26, A StA Marburg, Bestand Urk. 75 Nr. 455 (alt: U Reichsabtei Fulda sub dat.), URH 8 Nr. 183 1361 Mai 6, Winkelmann, Acta Imperii inedita 2, S. 558 f., Nr. 874, URH 8 Nr. 193 1362 Februar 4, B StadtA Mühlhausen, J 2 Nr. 1, Bl. 40 – 40v, URH 8 Nr. 279 1362 Februar 4, A HStA Dresden, O.U. 3675, URH 8 Nr. 280 1362 Februar 11, Wintruff, Die Reichsstadt Mühlhausen, S. 121 ff., Nr. 148, URH 8 Nr. 281 1362 Dezember 3, A LAV NRW R Duisburg, Kl. Brauweiler Urk. 48, URH 8 Nr. 310 1364 Januar 2, Ennen, Quellen Köln 4, S. 479 ff., Nr. 429, URH 8 Nr. 408 [1364] Januar 15, Türler, Fontes rerum Bernensium 8, S. 540, Nr. 1383, URH 8 Nr. 411 1364 Juni 22, Meyer, UB Augsburg 2, S. 124, Nr. 583, URH 8 Nr. 427 1366 Juli 1, Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 3, S. 202, Nr. 302, URH 9 Nr. 124 1366 September 12, A StA Marburg, Bestand Urk. 1 Nr. 3468 (alt: II/2 (Samtarchiv) Schubl. 46 Nr. 25), URH 9 Nr. 141 1366 Oktober 2, Aschbach, UB Augsburg 2, S. 122 ff., Nr. 103, URH 9 Nr. 161 1367 September 17, Verein für Lübeckische Geschichte und Alterthumskunde, UB Lübeck 3, S. 668 f., Nr. 622, URH 9 Nr. 227 1367 November 18, A StadtA Fulda, Urkundenselekt Nr. 8, URH 9 Nr. 235 1370 März 8, Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 9 f., Nr. 12, URH 9 Nr. 297 1370 Juni 29, Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 29 ff., Nr. 34, URH 9 Nr. 316 1370 Dezember 24, Volger, UB Stadt Lüneburg 2, S. 36 f., Nr. 654, URH 9 Nr. 374 1371 Februar 3, Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 71, Nr. 92, URH 9 Nr. 377 [Etwa 1371 Februar], Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 73 f., Nr. 98, URH 9 Nr. 380 [Unbekannt], Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 74 f., Nr. 100 [Etwa 1371 Februar], Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 76, Nr. 103, URH 9 Nr. 382 [Unbekannt], Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 80, Nr. 111

Verwendete Urkunden

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[Unbekannt], Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 80, Nr. 112 [Etwa 1371 Februar], Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 82 f., Nr. 118, URH 9 Nr. 390 1371 Februar 10, Demme, Nachrichten und Urkunden Hersfeld 1, S. 128 f., Nr. 30, URH 9 Nr. 393 [Etwa 1371 März], Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 87, Nr. 126, URH 9 Nr. 400 1371 März 12, Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 90 f., Nr. 135 [Etwa 1371 März], Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 91 f., Nr. 136, URH 9 Nr. 403 1371 September 14, Wigand, UB Wetzlar, S. 240 f., Nr. 10, URH 9 Nr. 435 1372 Mai 30, Grotefend, Meklenburgisches UB 18, S. 175 ff., Nr. 10330, URH 10 Nr. 27 1372 Mai 30, Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 190 ff., Nr. 275, URH 10 Nr. 28 1372 Mai 30, Grotefend, Meklenburgisches UB 18, S. 178 f., Nr. 10331, URH 10 Nr. 29 1372 Mai 30, Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 192 f., Nr. 276, URH 10 Nr. 30 [1374] Januar 13, B HStA Stuttgart, H 14 Nr. 70, Bl. 14, URH 10 Nr. 177 1375 November 25, Riedel, CD Brandenburg. I 19, S. 262 f., Nr. 140, URH 10 Nr. 291 1376 November 21, Witte/Wolfram, UB Straßburg 5,2, S. 918 f., Nr. 1264, URH 10 Nr. 398 1377 August 18, Foltz, UB Friedberg 1, S. 297 f., Nr. 600, URH 10 Nr. 441 1377 Oktober 24, Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 5, S. 123 f., Nr. 114, URH 10 Nr. 449 1378 August 13, Reimer, UB Hanau 4, S. 103 f., Nr. 110, URH 10 Nr. 501 1379 März 17, B GLA Karlsruhe, 67/807, Bl. 13v – 14, URH 11 Nr. 46 1379 März 24, B GLA Karlsruhe, 67/807, Bl. 14v, URH 11 Nr. 47 1379 August 31, B GLA Karlsruhe, 67/807, Bl. 13v – 15v, URH 11 Nr. 60 1380 September 8, Weizsäcker, DRTA 1, S. 296 ff., Nr. 172, URH 11 Nr. 89 1380 September 8, A BayHStA München, GehHA, Hausurkunden 2489, URH 11 Nr. 90 1381 September 16, Winkelmann, Acta Imperii inedita 2, S. 641, Nr. 981, URH 11 Nr. 121 [1382] Oktober 12, Senckenberg, Meditationes 2, S. 362 f., URH 11 Nr. 157 1382 November 27, Trinks, UB des Landes ob der Enns 10, S. 136 ff., Nr. 185, URH 11 Nr. 161 1382 November 27, Trinks, UB des Landes ob der Enns 10, S. 136 ff., Nr. 186, URH 11 Nr. 162 1382 Dezember 3, Trinks, UB des Landes ob der Enns 10, S. 139 ff., Nr. 187, URH 11 Nr. 163 1382 Dezember 3, Trinks, UB des Landes ob der Enns 10, S. 139 ff., Nr. 188, URH 11 Nr. 165 1382 Dezember 3, von Stillfried/Märcker, Mon. Zoll. 5, S. 118 f., Nr. 113, URH 11 Nr. 166 1383 März 6, Senckenberg, Meditationes 2, S. 361 ff., URH 11 Nr. 177 [1383 vor Juni 23], Schmidt, UB Göttingen 1, S. 327 ff., Nr. 306, URH 11 Nr. 195 1385 November 8, B StA Würzburg, MIb Bd. 10, Bl. 354v – 355r, URH 11 Nr. 334 1386 August 3, Weizsäcker, DRTA 1, S. 525 ff., Nr. 289, URH 11 Nr. 355 1386 August 13, Posse/Ermisch, CD Saxon. Reg. I B 1, S. 139 f., Nr. 185, URH 11 Nr. 356 [1387 nach April 30], Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 6, S. 206 f., Nr. 191, URH 11 Nr. 395 1387 Juli 1, A StA Nürnberg, Hochstift Eichstätt, Urkunden vor 1500, 615 (alt: Hochstift Eichstätt, Urkunden (MA 1992) Nr. 569), URH 11 Nr. 397 1388 Februar 8, Volger, UB Stadt Lüneburg 2, S. 429 f., Nr. 1058, URH 12 Nr. 19 1388 Februar 8, Volger, UB Stadt Lüneburg 2, S. 427 f., Nr. 1056, URH 12 Nr. 20 1388 Februar 8, Volger, UB Stadt Lüneburg 2, S. 428 f., Nr. 1057, URH 12 Nr. 21 1388 März 15, Weizsäcker, DRTA 2, S. 9 ff., Nr. 3, URH 12 Nr. 25 [Zwischen 1388 Mai 17 und 1389 September 26], Weizsäcker, DRTA 2, S. 125, Nr. 61 1388 Juli 2, Mencke, Scriptores 1, Sp. 450 f., Nr. 71, URH 12 Nr. 39

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Verwendete Urkunden

1388 Oktober 3, Mader, Sichere Nachrichten 1, S. 205 (Auszug), URH 12 Nr. 55 1388 November 6, Foltz, UB Friedberg 1, S. 377 ff., Nr. 686, URH 12 Nr. 63 1389 Januar 14, Foltz, UB Friedberg 1, S. 384 ff., Nr. 688, URH 12 Nr. 84 1389 Januar 26, Weizsäcker, DRTA 2, S. 106 f., Nr. 52, URH 12 Nr. 86 [1389 Januar 26], Weizsäcker, DRTA 2, S. 104 ff., Nr. 51, URH 12 Nr. 87 1389 Februar 2, Weizsäcker, DRTA 2, S. 115 f., Nr. 56, URH 12 Nr. 90 1389 März 24, Weizsäcker, DRTA 2, S. 120 ff., [linke Spalte] Nr. 60, URH 12 Nr. 103 1389 März 24, Weizsäcker, DRTA 2, S. 120 ff., [rechte Spalte] Nr. 60, URH 12 Nr. 104 [1389] Mai 3, Weizsäcker, DRTA 2, S. 196 f., Nr. 88 1389 Mai 5, Weizsäcker, DRTA 2, S. 157 ff., Nr. 72, URH 12 Nr. 125 [1389 nach Mai 5], Weizsäcker, DRTA 2, S. 198 f., Nr. 90 1389 Mai 6, A BayHStA München, Kurbayern Urk. 12808, URH 12 Nr. 127 1389 Mai 12, Weizsäcker, DRTA 2, S. 200 ff., Nr. 91 1389 Juni 15, A BayHStA München, Kurbayern Urk. 12807, URH 12 Nr. 143 1389 Juli 19, Weizsäcker, DRTA 2, S. 205 f., Nr. 94 1389 Juli 31, Weizsäcker, DRTA 2, S. 206 f., Nr. 95 1389 August 11, B2 StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Urkunden vor 1401, MA 1992, 2429, URH 12 Nr. 157 1389 August 11, B StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Losungamt, Siebenfarbiges Alphabet, Urk. 224, URH 12 Nr. 158 1389 August 11, B StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Amts- und Standbücher 39, Bl. 97r, URH 12 Nr. 159 [1389 September 25], K StadtA Rothenburg ob der Tauber, B 13, Bl. 65, URH 12 Nr. 168 1390 Januar 7, Reimer, UB Hanau 4, S. 461 ff., Nr. 511, URH 12 Nr. 206 1390 Februar 9, Diehl, UB Esslingen 2, S. 307 ff., Nr. 1671, URH 12 Nr. 212 1390 Juli 25, Reimer, UB Hanau 4, S. 479, Nr. 532, URH 12 Nr. 238 1390 Oktober 17, A StA Marburg, Bestand Urk. 56 Nr. 628 (alt: Urkunden M, Stift Hersfeld, sub dato), URH 12 Nr. 258 1390 Dezember 10, B HistA Köln, Best. 51 (Köln und das Reich, Briefe) A 53A, URH 12 Nr. 267 1391 Januar 11, Foltz, UB Friedberg 1, S. 419 f., Nr. 704, URH 12 Nr. 282 1391 Juli 6, A StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Urkunden vor 1401, MA 1992, 2345, URH 12 Nr. 317 1392 März 2, Foltz, UB Friedberg 1, S. 424 ff., Nr. 709, URH 12 Nr. 367 1392 [März – Mai], Foltz, UB Friedberg 1, S. 426 ff., Nr. 710, URH 12 Nr. 391 1392 [Mai], Foltz, UB Friedberg 1, S. 431 ff., Nr. 712, URH 12 Nr. 402 1392 Mai 31, Foltz, UB Friedberg 1, S. 436 ff., Nr. 713, URH 12 Nr. 403 1392 August 9, B2 StA Würzburg, MBvI Bd. 71, Bl. 100 – 101, URH 12 Nr. 413 [Vor 1393 Januar 1], K AV Straßburg, AA 112 Nr. 140, URH 13 Nr. 1 [Vor 1393 Januar 1], Fritz, UB Straßburg 6, S. 397 ff., Nr. 709, URH 13 Nr. 2 1393 Januar 1, Fritz, UB Straßburg 6, S. 394 ff., Nr. 707, URH 13 Nr. 3 1393 Januar 3, Albrecht, Rappoltsteinisches UB 2, S. 300 f., Nr. 353, URH 13 Nr. 4 1393 Februar 4, Albrecht, Rappoltsteinisches UB 2, S. 302 f., Nr. 356, URH 13 Nr. 16 1393 März 14, Fritz, UB Straßburg 6, S. 440 ff., Nr. 748, URH 13 Nr. 55 1393 April 30, Fritz, UB Straßburg 6, S. 449 f., Nr. 759, URH 13 Nr. 70 [1393 Juni 4], Fritz, UB Straßburg 6, S. 462 f., Nr. 772, URH 13 Nr. 77 1393 Juni 30, A AV Straßburg, AA 112 Nr. 46, URH 13 Nr. 82

Verwendete Urkunden

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[1394] Februar 2, B StadtA Aachen, I U Nr. 1d, URH 13 Nr. 122 1394 Mai 4, Foltz, UB Friedberg 1, S. 450 f., Nr. 730 [Vor 1394 November 17/19], A ISG Frankfurt am Main, Acht und Aberacht 1, Bl. 3, URH 13 Nr. 160 1394 Dezember 5, Spach, Le péage de Seltz, S. 140 f., URH 13 Nr. 176 1394 Dezember 8, B BayHStA München, Grafschaft Sponheim Urk. 839, URH 13 Nr. 178 1395 April 6, B BayHStA München, Grafschaft Sponheim Urk. 848, URH 13 Nr. 233 1395 November 6, A1 LAV NRW R Duisburg, Kurköln Urk. 1254, Ausfertigung für den Ebf., URH 13 Nr. 270 1396 Januar 3, A LAV NRW R Duisburg, Jülich-Berg I Nr. 4, Bl. 14, URH 13 Nr. 287 1396 April 30, Fritz, UB Straßburg 6, S. 608 f., Nr. 1047, URH 13 Nr. 309 1396 Mai 30, A BayHStA München, Kurpfalz Urk. 801/1, URH 13 Nr. 323 1396 Juni 14, Albrecht, Rappoltsteinisches UB 2, S. 366, Nr. 458, URH 13 Nr. 330 1396 Dezember 17, Lünig, Reichsarchiv 13, S. 605, Nr. 92, URH 13 Nr. 390 1397 Oktober 14, A GLA Karlsruhe, D 440, URH 14 Nr. 78 1398 Januar 8, Weizsäcker, DRTA 3, S. 45 ff., Nr. 20, URH 14 Nr. 131 1398 April 8, Gudenus, CD Moguntinas 5, S. 850 f., Nr. 89, URH 14 Nr. 197 [1398] Juni 23, A StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Urkunden vor 1401, MA 1992, 2738, URH 14 Nr. 231 1398 Juni 23, A StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Urkunden vor 1401, MA 1992, 2737, URH 14 Nr. 232 1398 Juli 8, A StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Urkunden vor 1401, MA 1992, 2740, URH 14 Nr. 234 1398 Juli 13, A StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Urkunden vor 1401, MA 1992, 2743, URH 14 Nr. 239 1398 November 14, Academia Scientiarum Boica, MB 44, S. 525 ff., Nr. 250, URH 14 Nr. 277 1399 Mai 24, Foltz, UB Friedberg 1, S. 477 f., Nr. 759, URH 14 Nr. 314 1399 August 31, Foltz, UB Friedberg 1, S. 487, Nr. 767, URH 14 Nr. 337 1400 Februar 23, B ISG Frankfurt am Main, Reichssachen I, 127, URH 14 Nr. 379 1400 August 20, Weizsäcker, DRTA 3, S. 254 ff., Nr. 204, URH 14 Nr. 401

Signaturverzeichnis Aachen, Stadtarchiv I U Nr. 1d Bamberg, Staatsarchiv Kloster Michelsberg, Urk. 399 (alt: Bamberger U 3083) Dresden, Hauptstaatsarchiv O.U. 3675 Duisburg, Landesarchiv Nordrhein-Westfalen Abteilung Rheinland Jülich-Berg I Nr. 4, Bl. 14 Kl. Brauweiler Urk. 48 Kurköln Urk. 1254, Ausfertigung für den Ebf. Frankfurt am Main, Institut für Stadtgeschichte Acht und Aberacht 1, Bl. 3 Kaiserschreiben 95 (alt: StadtA Frankfurt, Kaiserschreiben I Nr. 29) Reichssachen I, 127 Fulda, Stadtarchiv Urkundenselekt Nr. 8 Heidelberg, Universitätsbibliothek Cod. Pal. germ. 164, fol. 14v Karlsruhe, Generallandesarchiv 67/807, Bl. 13v – 14 67/807, Bl. 13v – 15v 67/807, Bl. 14v D 440 Köln, Historisches Archiv Best. 51 (Köln und das Reich, Briefe) A 53A Marburg, Staatsarchiv Bestand Urk. 1 Nr. 3468 (alt: II/2 (Samtarchiv) Schubl. 46 Nr. 25) Bestand Urk. 56 Nr. 628 (alt: Urkunden M, Stift Hersfeld, sub dato) Bestand Urk. 75 Nr. 455 (alt: U Reichsabtei Fulda sub dat.) Mühlhausen, Stadtarchiv J 2 Nr. 1, Bl. 40 – 40v

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Signaturverzeichnis

München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv GehHA, Hausurkunden 2489 Grafschaft Sponheim Urk. 839 Grafschaft Sponheim Urk. 848 Kurbayern Urk. 12807 Kurbayern Urk. 12808 Kurpfalz Urk. 801/1 Nürnberg, Staatsarchiv Hochstift Eichstätt, Urkunden vor 1500, 615 (alt: Hochstift Eichstätt, Urkunden (MA 1992) Nr. 569) Reichsstadt Nürnberg, Amts- und Standbücher 39, Bl. 97r Reichsstadt Nürnberg, Losungamt, Siebenfarbiges Alphabet, Urk. 224 Reichsstadt Nürnberg, Urkunden vor 1401, MA 1992, 2345 Reichsstadt Nürnberg, Urkunden vor 1401, MA 1992, 2429 Reichsstadt Nürnberg, Urkunden vor 1401, MA 1992, 2737 Reichsstadt Nürnberg, Urkunden vor 1401, MA 1992, 2738 Reichsstadt Nürnberg, Urkunden vor 1401, MA 1992, 2740 Reichsstadt Nürnberg, Urkunden vor 1401, MA 1992, 2743 Reichsstadt Rothenburg, Urkunden vor 1400, 401 (alt: HStA München, Rothenburg RU 401) Prag, Staatsarchiv AČK 762 Rothenburg ob der Tauber, Stadtarchiv B 13, Bl. 65 Speyer, Stadtarchiv 1 U 637 Straßburg, Archives de la Ville AA 112 Nr. 46 AA 112 Nr. 140 Stuttgart, Hauptstaatsarchiv H 14 Nr. 70, Bl. 14 Würzburg, Staatsarchiv MBvI Bd. 71, Bl. 100 – 101 MIb Bd. 3, Bl. 98v – 99r MIb Bd. 10, Bl. 354v – 355r

Einleitung

I Einführung, Forschungsstand und Forschungsziel 1 minne minne – dieses Stichwort verbinden die meisten mit der Welt des mittelalterlichen Minnesangs. Mit dieser Kunstform der höfischen Liebeslyrik besangen Ritter ihre Liebe zu den von ihnen begehrten Damen. Der Minnesang befand sich zu dem hier behandelten Zeitrahmen, der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, jedoch bereits im Niedergang¹. In der vorliegenden Arbeit soll es um die minne im rechtlichen Kontext gehen. Diese Form der minne hat mit dem Minnesang an und für sich keine Berührungspunkte. Gemeinsam ist aber die grundlegende Bedeutung des Wortes minne. Das Deutsche Wörterbuch bietet amor, also Liebe, als Übersetzung an.² Die minne bezeichnet die romantische und erotische Liebe bzw. im späteren Mittelalter den Geschlechtsakt an sich.³ Daneben kann minne für die philia, die freundschaftliche Liebe stehen.4 Auch die geliebte Person selbst, sei es in einer romantischen oder platonischen Beziehung, kann gemeint sein.5 Die helfende, erbarmende und fürsorgliche Liebe (caritas) zwischen den Menschen und von Gott zu den Menschen und die hingebende Liebe der Menschen zu Gott gehört ebenfalls zu den möglichen Bedeutungen.6 Abseits von den verschiedenen Formen der Liebe gibt es weitere Gebrauchsmöglichkeiten: Zu Beginn von mittelalterlichen Texten wird auch die minne, also die Unterstützung, des heiligen Geistes angerufen.7 So bittet Eike von Repgow im Prolog des Sachsenspiegels: „Des heiligen geistes minne, di sterke al mine sinne“.8 Die durch höher gestellte Personen ausgeübte Gnade kann minne heißen.9 Die minne kann gemeinschaftlich in Form eines Abschiedstrunks oder auch zur Heiligenverehrung (Heiligenminne, Johannisminne) getrunken werden.¹0 Schließlich vermag minne auch ein Geschenk zu bezeichnen, mit dem das Wohlwollen des Gegenübers erreicht werden soll.¹¹ Ob minne auch das Andenken bzw. die Erinnerung bedeuten kann, ist umstritten.¹²

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Mertens, Minnesang in: LMA 6, Sp. 647; Schweikle, Minnesang, S. 98. Heyne, DWB 6, Sp. 2238. Heyne, DWB 6, Sp. 2241; Wiercinski, Minne, S. 7 f. Wiercinski, Minne, S. 10. Heyne, DWB 6, Sp. 2241; Wiercinski, Minne, S. 8. Heyne, DWB 6, Sp. 2239; Wiercinski, Minne, S. 9. Wiercinski, Minne, S. 11 ff. Prolog, Vers 1, 2, Eckhardt, MGH Fontes iuris N. S. 1,1, S. 50; Wiercinski, Minne, S. 12. Wiercinski, Minne, S. 10 f. Heyne, DWB 6, Sp. 2240; Wiercinski, Minne, S. 24 ff., 26 ff. Wiercinski, Minne, S. 21 ff. Dafür Heyne, DWB 6, Sp. 2239; dagegen Wiercinski, Minne, S. 3 ff.

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Einführung, Forschungsstand und Forschungsziel

In unserer Alltagssprache verwenden wir das Wort kaum noch.¹³ Aktuelle Beispiele sind selten. Im Mai 2016 titelte die Neue Zürcher Zeitung „Und schon ist es vorbei mit der Minne“.¹4 Die Aufmerksamkeit der Leserschaft ist geweckt, denn ohne zu viel zu verraten, stellt die Überschrift klar: Es gibt Streit. Tatsächlich behandelt der Artikel die Forderungen der schweizerischen Ärzteschaft gegen die Krankenkassen, die bisherige Tarifübereinkunft anzupassen. Somit sind die Assoziationen, die der Begriff minne weckt, nicht vollkommen abwegig. Bei der hier behandelten minne im rechtlichen Kontext geht es immerhin auch um Zuneigung anstatt Abneigung, Konsens anstatt Dissens und Kooperation anstatt Konfrontation. Allerdings war ihre Existenz oft das Ergebnis eines zähen Ringens und verursachte bei keinem der Beteiligten Schmetterlinge im Bauch.

2 Die Paarformel minne oder recht a) Paarformeln Die Wendung minne oder recht ist eine Paarformel. Paarformeln sind eine Erscheinung der Rechtssprache. Sie tauchen das ganze Mittelalter über in lateinischen und deutschen Rechtsquellen mit erstaunlicher Kontinuität auf.¹5 Die Germanisten Hüpper, Topalovic und Elspaß definieren Paarformeln folgendermaßen: „Von Paarformeln sprechen wir, wenn zwei verschiedene Wörter der gleichen Wortart durch eine Konjunktion (oder eine Präposition) usuell miteinander verbunden sind und die Reihenfolge der beiden verbundenen Wörter weitgehend festgelegt ist.“ ¹6 Bei der gleichen Wortart kann es sich beispielsweise um Substantive (mage und man), Adjektive (huldich und hörig), Verben (geben und gelten) oder Sätze (Ich gebiete Lust und verbiete Unlust) handeln.¹7 Die Forschung führt die Entstehung von Paarformeln gemeinhin auf folgende Gründe zurück: Zum einen dienten tautologische Paarformeln als eine Art Frühform der Definition, indem sie letztlich ihren Oberbegriff präzisierten.¹8 Eine solche Definitionsart ist bei Rechtssprachen ohne einheitlich festgelegte Rechtstermini sinnvoll. Auch

13 In der Online-Ausgabe des Dudens erhält das Wort hinsichtlich seiner Häufigkeit noch zwei von fünf möglichen Punkten, Dudenredaktion, Minne in: Duden. 14 Hehli, Und schon ist es vorbei mit der Minne, S. 26. 15 Krause hat sogar die Existenz einer Paarformel, nämlich iustitiam facere et recipere/Recht geben und nehmen, von der Merowingerzeit bis ins 17. Jahrhundert belegt, Krause, iustitiam facere et recipere, S. 5 f.; Schmidt-Wiegand, Paarformeln in: HRG 3, Sp. 1392. 16 Hüpper/Topalovic/Elspaß, Paarformeln, S. 78. 17 Schmidt-Wiegand, Paarformeln in: HRG 3, Sp. 1387. 18 Schmidt-Wiegand, Deutsche Sprachgeschichte, S. 74; Schmidt-Wiegand, Paarformeln in: HRG 3, Sp. 1391.

Die Paarformel minne oder recht

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heutzutage gibt es Rechtsgebiete, in denen verschiedene rechtliche Ausdrücke und Vorstellungen aufeinandertreffen. Das EU-Recht ist hierfür ein Beispiel. Übersetzungen von europäischen Rechtsakten ins Deutsche benutzen deshalb nicht zwangsläufig die Fachtermini der deutschen Rechtssprache. Doppelungen können dabei helfen, eine bestimmte Fallgruppe dennoch möglichst ganz zu erfassen. Dieses Muster findet sich beispielsweise in der EU-Richtlinie 2010/64/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 20. Oktober 2010, deren Art. 2 Abs. 1 bestimmt, dass „verdächtigen oder beschuldigten Personen“ im Strafverfahren ein Dolmetscher zur Seite gestellt werden soll. Ginge es allein nach dem deutschen Rechtssprachgebrauch, könnten die beschuldigten Personen unerwähnt bleiben, denn diese sind nach der gängigen Definition immer auch verdächtig. Aber auch nicht tautologische mittelalterliche Paarformeln bezweckten, etwas vollständig zu erfassen (z. B. bei Verwünschungen, Flüchen oder Eiden) oder Tatbestandsmerkmale zu konkretisieren.¹9 Des Weiteren verliehen insbesondere alliterierende Paarformeln dem gesprochenen Wort einen feierlichen Charakter. Dies unterstrich bei Eiden und anderen wortzauberischen Sprüchen ihre Bedeutung und die angestrebte Harmonie, z. B. bei der sog. Urfehde.²0 Schließlich waren die griffigen Paarformeln auch sehr einprägsam und hatten in der weitgehend schriftlosen Kultur des Mittelalters eine mnemotechnische Funktion.²¹ Die Aspekte der Feierlichkeit und Einprägsamkeit können erklären, warum Paarformeln gerade in schriftlich fixierten Sprüchen (z. B. Eidesformeln) und weniger in Bußkatalogen überliefert sind.²² Die Tatsache, dass es sich wirklich um ein rechtssprachliches, also fachsprachliches Phänomen handelt, belegt Dilcher mit einem interessanten Fund: In lateinisch-volkssprachlichen Doppelfassungen blieben die volkssprachlichen Paarformeln häufig unübersetzt.²³ b) minne oder recht Herkunft, Verbreitung und verwandte Formeln Dittmer beschäftigt sich in einem Aufsatz von 1979 ausführlich mit der Herkunft der minne oder recht-Formel.²4 Er wirft die Frage auf, ob die deutsche Formel sich eigenständig entwickelt hat oder ob es sich um eine Übersetzung aus dem Lateinischen

Dilcher, Paarformeln, S. 35 ff., 43 ff. Dilcher, Paarformeln, S. 31 f. Schmidt-Wiegand, Paarformeln in: HRG 3, Sp. 1387. Dilcher, Paarformeln, S. 29 ff. Dilcher, Paarformeln, S. 32 f., dort zitierte Belege: Liebermann, Die Gesetze der Angelsachsen 1, S. 398 f., Nr. 6, 8, 9; von Richthofen, Friesische Rechtsquellen, S. 38, Z. 17, S. 46, Z. 26, S. 36, Z. 29; zur „elaborierten Mündlichkeit“ siehe Hüpper/Topalovic/Elspaß, Paarformeln, S. 82. 24 Dittmer, Die Formel minne oder reht, S. 24 ff.

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Einführung, Forschungsstand und Forschungsziel

handelt. Hierfür untersucht er deutsche und lateinische Urkunden,²5 die aus der Zeit vor 1290 stammen. Mit Hilfe deutsch-lateinischer Doppelfassungen filtert er zunächst fünf lateinische Entsprechungen der deutschen minne oder recht-Formel heraus:²6 – – – – –

amicabilis compositio vel iustitia (ius, iudicium, sententia) (1) amicabiliter vel secundum iustitiam (2) amicitia vel iustitia (3) iustitia vel amor (4) iudicium vel concordia (5)

Die amicitia- und die amor-Formeln (3 und 4) scheiden aus zeitlichen Gründen als Vorbild der deutschen Formel aus, da sie vor 1200 nicht belegt sind und somit erst nach der deutschen minne oder recht-Formel auftreten.²7 Die concordia-Formel (5) taucht überwiegend außerhalb des deutschsprachigen Raums auf ²8 und kommt folglich als Ausgangsformel nicht in Frage. Zwei weitere Indizien untermauern die Annahme, dass es sich bei der minne oder recht-Formel nicht um eine Übersetzung aus dem Lateinischen handelt: Zum einen gibt es für recht keine Synonyme, dagegen kennen die lateinischen Formeln viele Varianten (iustitia, ius, iudicium, sententia). Zum anderen steht bei der deutschen Formel der minne-Teil fast immer zuerst, und erst dann erfolgt der rechtTeil. Die lateinischen Formeln haben keine feste Reihenfolge. Aus der Stabilität der deutschen Formeln lässt sich auf deren Selbständigkeit schließen.²9 Schließlich würde eine direkte Übersetzung von amicabilis compositio und amicabiliter zu vriuntliche suone und vriuntliche, d. h. freundliche süne und freundlich, führen. Der minne-Teil der Formel wird in der deutschen Formel aber nicht durch ein Adjektiv bzw. Adverb gebildet, sondern durch das Verbalabstraktum minne, also durch ein Substantiv. Minne bedeutet wiederum Liebe, was sich nicht mit dem lateinischen Vorbild amicus – freundlich übersetzen lässt.³0

25 Die deutschen Urkunden entnimmt Dittmer dem Corpus der altdeutschen Originalurkunden bis zum Jahr 1300, die lateinischen Urkunden entstammen Urkundenbüchern (Schwerpunkt heutige Schweiz und heutiges Süddeutschland und Österreich), Dittmer, Die Formel minne oder reht, S. 26. 26 Zu der Diskussion über die consilio vel iudicio-Formel siehe Schäfer, Consilio vel judicio; gegen die Bedeutungsgleichheit: Krause, Consilio et iudicio, S. 435; Dittmer, Die Formel minne oder reht, S. 43 ff., 48 f., 51; Wawrzinek, Minne und Recht, S. 25 ff.; zumindest kritisch Soliva, Minne und Recht, S. 6 f. 27 Dittmer, Die Formel minne oder reht, S. 40, 50. 28 Dittmer, Die Formel minne oder reht, S. 42, 50. 29 Dittmer, Die Formel minne oder reht, S. 50. 30 Dittmer, Die Formel minne oder reht, S. 51. Siehe jedoch in dieser Arbeit S. 61 ff., wonach die Paarformeln minne oder recht, freundschaft oder recht bzw. freundlich oder mit recht bedeutungsgleich sind. Insofern ist dieses Argument fraglich.

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Aus dieser Gesamtschau schlussfolgert Dittmer, dass die deutsche minne oder rechtFormel keine Übersetzung aus dem Lateinischen ist, sondern sich eigenständig in der deutschen Rechtssprache entwickelt hat.³¹ Die deutsche Formel existiert spätestens seit etwa 1200. Nachweisen lässt sie sich zunächst in Dichtungen.³² In deutschen Rechtsquellen tritt sie wenige Jahre später in Erscheinung. Die ältesten überlieferten deutschen Rechtsquellen, die die Formel benutzen, sind der Sachsenspiegel (1224/1225³³) und das Mühlhäuser Rechtsbuch (1224/1231³4). Eike von Repgows Sachsenspiegel überliefert uns damit nicht nur schöne, bis heute gebräuchliche Redewendungen wie z. B. „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ ³5 oder „Der eine teilt, der andere wählt“ ³6, sondern enthält auch minne oder recht gleich mehrmals³7. Das Lehnrecht, hier die Stelle Lehnrecht 59 § 4, nutzt minne oder recht als typische Paarformel: „Sprikt aver de man den dat gut gelegen is de were dar an, de muten se getugen mit der merren menie der umbesaten jegen den overen herren na dirre sculdegunge, swen erme herren sin recht gebroken is. Versaket des de man de dat gut aldus gelegen hevet, des mut he sek untsculdegen oppe’n hilgen, unde mut binnen ses weken sine man mit lenrechte dwingen, dat se dat gut weder an ere were nemen, unde jeneme sine were breken mit minnen oder mit rechte, de it ane lenunge hevet. Ne dut he is nicht binnen rechten degedingen, ene hilpt sine unscult nicht de he gedan hevet; men ne verdele eme dat gut, it ne erre eme unrecht walt, unde he de beklage mit rechte.“ ³8 Die Stelle ist sperrig und schwer zu übertragen. Jedenfalls behandelt sie einen Streit um ein Gut, das einer ohne Lehen besitzt. Der

31 Dittmer, Die Formel minne oder reht, S. 49 ff. Hingegen hält Schützeichel eine Herkunft aus dem Deutschen für unwahrscheinlich, Schützeichel, Das allemannische memento mori, S. 72. 32 Dittmer, Die Formel minne oder reht, S. 37 ff. nennt hier die Milstätter Genesis (84,2), Gottfried von Straßburgs Tristan (6404), Heinrich von dem Türlins Krone (4795) und des Strickers Pfaffen Amis (833). Westphal-Wihl gibt in ihrem Aufsatz trotz viel versprechendem Titel für die von ihr untersuchten Werke kein konkretes Zitat der Paarformel an, Westphal-Wihl, Minne unde reht tuon, S. 163 ff. Kuhn meint in dem Gedicht memento mori aus dem 11. Jahrhundert bereits die Paarformel zu erkennen, Kuhn, Minne oder reht, S. 32 ff. Schützeichel und Dittmer lehnen diese Interpretation ab, Schützeichel, Das allemannische memento mori, S. 66 ff., 75; Dittmer, Die Formel minne oder reht, S. 37. 33 Ebel, Sachsenspiegel in: HRG 4, Sp. 1229. 34 Koehler/Becker, Mühlhäuser Reichsrechtsbuch in: HRG 3, Sp. 722. 35 Landrecht II 59 § 4, Eckhardt, MGH Fontes iuris N. S. 1,1, S. 178. 36 Landrecht III 29 § 2, Eckhardt, MGH Fontes iuris N. S. 1,1, S. 212. 37 Landrecht III 15 § 1, Eckhardt, MGH Fontes iuris N. S. 1,1, S. 204, siehe hierzu Abbildung I.1; Lehnrecht 2 § 3 und Lehnrecht 59 § 4, Eckhardt, MGH Fontes iuris N. S. 1,2, S. 20, 79 f.; siehe auch Landrecht III 85 § 2, Eckhardt, MGH Fontes iuris N. S. 1,1, S. 266, wo jedoch das recht nicht erwähnt wird. 38 Lehnrecht 59 § 4, Eckhardt, MGH Fontes iuris N. S. 1,2, S. 79 f.

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Anspruchsteller muss jenem die Gewere³9 mit minne oder recht brechen. Eventuell ist damit der Gang vor ein Lehnsgericht40 gemeint. Die Stelle Landrecht III 15 § 1 ist hingegen zugänglicher und verrät mehr: „Of se twene op en gut spreken na deme drittegesten, jene, de it under eme hevet, de ne scal it nemanne antwarden, se ne verenen sek mit minnen, oder er ene wise den anderen af vor gerichte mit rechte“. Wenn zwei nach dem Dreißigsten Anspruch auf ein Gut erheben, dann soll jener, der es unter sich hat, es keinem überantworten, es sei denn, sie vereinen sich mit minne oder der eine weise den anderen vor Gericht mit recht ab. Es geht also darum, dass eine dritte, das Gut besitzende Person weder dem einen noch dem anderen Anspruchsteller das Gut herausgeben soll, solange nicht geklärt ist, wem das Gut zusteht. Diese Klärung kann durch eine Einigung mit minne oder eine gerichtliche Entscheidung mit recht erfolgen. Johann von Buch geht in seiner Glosse nicht auf die Bedeutung von minne oder recht ein. Er erläutert, die Regel gebe es, damit der Dritte dem einen, dem er das Gut nicht gibt, kein Unrecht antue.4¹ Die Stelle im Landrecht selbst lässt aber zum einen erkennen, dass minne oder recht hier den Gegensatz zwischen gütlicher Einigung und gerichtlicher Entscheidung meint. Zum anderen zeigt sie, dass minne oder recht von Beginn an nicht nur floskelhaft als Paarformel, sondern auch schon darüber hinaus als konkret einander gegenübergestellte Alternativen aufgeführt werden.

Abbildung I.1: Sachsenspiegel Landrecht III 15 § 1 aus der Heidelberger Bilderhandschrift des Sachsenspiegels (A Uni.-Bib. Heidelberg, Cod. Pal. germ. 164, fol. 14v, [1320], Hervorhebung von Bild und Text nicht im Original). Auf diese Stelle wird auch in einer der untersuchten Urkunden Bezug genommen, siehe S. 63 f. Hingegen führen die Fundstellen im Mühlhäuser Rechtsbuch minne oder recht als klassische Paarformel auf.4² Auffällig ist, dass die Paarformel hier besonders beim The39 40 41 42

Sachherrschaft oder eine Art von Besitzrecht, Ogris, Gewere in: HRG 2, 2. A., Sp. 348. Vgl. Lück, Lehnsgerichte in: HRG 3, 2. A., Sp. 751. Buch’sche Glosse zum Landrecht, Kaufmann, MGH Fontes iuris N. S. 7, S. 1017 f. 18.3, 46.4, 46.6, 46.8, 46.11, 46.13, Meyer, Das Mühlhäuser Reichsrechtsbuch, S. 133, 172 ff.

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ma Mordbrand (Nr. 46) eingesetzt wird. Nach minne oder recht soll eine Schuld ausgeglichen werden, die andernfalls zu einem Mordbrand führen könnte. Als Mordbrand bezeichnete man die heimliche, meist nächtliche Brandstiftung, bei der der Täter den Tod von Menschen billigend in Kauf nahm.4³ Eine Brandstiftung im städtischen Umfeld konnte schnell Unbeteiligte in Mitleidenschaft ziehen, weshalb der Frieden unbedingt gewahrt werden musste. Daneben findet sich die Formel in anderen Rechtsbüchern44 und in zahlreichen Urkunden45. Dass die Paarformel nicht nur in ihrer lateinischen Form, sondern eventuell auch in der Volkssprache noch weiter in die Vergangenheit zurückreicht, als es mit den deutschen Dichtungen und Rechtsbüchern zu belegen ist, lässt ein Blick über den Ärmelkanal vermuten. In den angelsächsischen Leges taucht um die Jahrtausendwende nämlich an einer Stelle die wahrscheinlich verwandte Alliteration lufe oððer lage46 auf, die die Rechtskraft einer Entscheidung mit lufe betrifft.47 Auch im Deutschen gibt es einige verwandte Formen der Paarformel. Anstelle von minne kann beispielsweise liebe, freundschaft, hulde, gunst, güte, sühne oder gleich stehen.48 Ebenso kann anstatt eines Substantivs ein Adjektiv stehen (gütlich oder mit recht).49 Die minne oder recht-Formel ist in den Rechtsquellen sowohl im hoch- als auch im niederdeutschen Raum verbreitet.50 Vergleicht man die geografische Herkunft der im Deutschen Rechtswörterbuch zitierten Belege für minne oder recht und freundschaft oder recht, zeigt sich, dass erstere Variante eher aus dem hochdeutschen, letztere eher aus dem niederdeutschen Sprachraum zu stammen scheint.5¹ Allerdings sind die dortigen Quellen, die freundschaft oder recht enthalten, im Schnitt deutlich jünger als die minne oder recht-Quellen. Ebenso gut möglich ist also eine im Laufe der Zeit eingetretene Gebrauchsverschiebung.

43 Speer, DRW 9, Sp. 869 f. 44 Zitiert von Dittmer, Die Formel minne oder reht, S. 37 f.: Deutschenspiegel 77,8 = Schwabenspiegel 71, Augsburger Stadtrecht 221. 45 Siehe z. B. Dittmer, Die Formel minne oder reht, S. 32 f.; Homeyer, Über die Formel . . . , S. 49 ff. 46 Vgl. die englischen Ausdrücke love und law. 47 III Aethelred, 13,3, Edition Liebermann, Die Gesetze der Angelsachsen 1, S. 232, erläutert in Liebermann, Die Gesetze der Angelsachsen 3, S. 160; auch zitiert von Dittmer, Die Formel minne oder reht, S. 38 f. Liebermann datiert III Aethelred auf 981 – 1012, wobei es eventuell auf einem Reichstag im Jahre 997 entstand, Liebermann, Die Gesetze der Angelsachsen 3, S. 156; Liebermann, Die Gesetze der Angelsachsen 1, S. 228 ff. 48 Speer, DRW 9, Sp. 654 f.; Krause, Minne und Recht in: HRG 3, Sp. 582. 49 Krause, Minne und Recht in: HRG 3, Sp. 582. 50 Siehe Beispiele in Speer, DRW 9, Sp. 654 ff. 51 Speer, DRW 9, Sp. 654 ff.; von Künßberg, DRW 3, Sp. 878 f.

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Ihre Blütezeit erlebte minne oder recht im 14. und 15. Jahrhundert.5² Die Schiedsgerichtsbarkeit soll hierbei das Hauptanwendungsgebiet gewesen sein.5³ Jedenfalls ist die Formel oft im Zusammenhang mit dem Schiedsgerichtswesen untersucht worden.54 Nach 1500 verschwindet die Formel allmählich.55 Forschung zur Bedeutung Die rechtshistorische Forschung zum Sinngehalt der Paarformel minne und/oder recht setzt bereits im 19. Jahrhundert ein. Homeyer beschäftigt sich 1866 als einer der ersten in seinem Aufsatz „Über die Formel ‚der Minne und des Rechts eines Andern mächtig sein‘.“ mit der Paarformel. Für ihn entspringt das Thema dem Fehdewesen.56 Zu der inhaltlichen Bedeutung schreibt er aber erstaunlich wenig. Er setzt minne mit Güte gleich und stellt sie, zusammen mit dem recht, als die friedlichen Möglichkeiten der unfriedlichen Gewalt bzw. Selbsthilfe gegenüber.57 Für ihn repräsentieren minne und recht zusammen den friedlichen Austrag von Streitigkeiten.58 Was genau das minneVerfahren seiner Ansicht nach bedeutet, bleibt unklar. Er interessiert sich vielmehr dafür, wer Adressat der macht zu minne und recht war, in was für Fällen sie gewährt und wie sie ausgestaltet wurde.59 Eventuell ist für ihn die inhaltliche Bedeutung offensichtlich. Weltis Dissertation aus dem Jahre 1880 hingegen bezieht zu dieser Frage Stellung. Ein Verfahrensergebnis nach minne bedeutet seiner Ansicht nach einen Vergleichsschluss.60 Manche Quellen enthielten zwar Wortlaute, aus denen geschlossen werden könnte, ein Verfahren nach minne münde in ein Urteil nach billigem Ermessen, während ein Verfahren nach recht zu einem Urteil nach strengem Recht führe. Diese Interpretation lasse sich aber nicht mit dem Wortlaut anderer Quellen vereinbaren, nach denen es sich bei minne um Vergleichsversuche handele. Schäfer ist das Wesen der Paarformel keine große Diskussion wert. Er will mit seinem Aufsatz von 1913 nachweisen, die Paarformel consilio vel judicio bedeute dasselbe

52 Krause, Minne und Recht in: HRG 3, Sp. 585. 53 Krause, Minne und Recht in: HRG 3, Sp. 585. 54 Welti, Gerichtsstand, S. 113 ff.; Usteri, Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht, S. 246 ff.; Bader, Das Schiedsverfahren in Schwaben, S. 41 ff.; Krause, Schiedsgerichtswesen, S. 9 ff.; Schutting, Schiedsgerichtsbarkeit, S. 141 ff.; Kobler, Schiedsgerichtswesen, S. 68 ff. 55 Dittmer, Die Formel minne oder reht, S. 39; siehe auch Speer, DRW 9, Sp. 654 ff.; von Künßberg, DRW 3, Sp. 878 f. 56 Homeyer, Über die Formel . . . , S. 29. 57 Homeyer, Über die Formel . . . , S. 29. 58 Homeyer, Über die Formel . . . , S. 37. 59 Homeyer, Über die Formel . . . , S. 36 ff. 60 Welti, Gerichtsstand, S. 114.

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wie minne oder recht. Für ihn scheint klar, dass die lateinische und somit auch die deutsche Formel den Gegensatz zwischen gütlichem Vergleich und gerichtlichem Spruch darstellen.6¹ Usteri nimmt im Jahre 1925 die Diskussion um die inhaltliche Bedeutung wieder auf. Die Auffassung Weltis, mit minne seien keine Billigkeitsentscheidungen gemeint, hält er für nicht stichhaltig. Er ist davon überzeugt, minne könne zum einen für einen Vergleich zwischen den Parteien stehen, zum andern aber auch für einen Minnespruch.6² Unter einem Minnespruch versteht er einen auf Billigkeitserwägungen beruhenden Urteilsspruch. Einem Verfahren mit Minnespruch müssten die Parteien zwar zustimmen, nicht aber dem Ergebnis.6³ Hinsichtlich der zu entscheidenden Sachverhalte seien insbesondere politische Fälle für einen Minnespruch geeignet gewesen.64 Bader wiederum bezeichnet 1929 den Spruch mit minne als Vergleichsvorschlag, den die Parteien eines Schiedsverfahrens innerhalb einer bestimmten Frist annehmen oder ablehnen konnten.65 Die Möglichkeit der Deutung als Billigkeitsentscheidung spricht er nicht an. 1963 erhebt Hattenhauer in einem Aufsatz minne oder recht sogar zu Ordnungsprinzipien des mittelalterlichen Rechts.66 Er sieht in der minne ein weniger strenges, gütliches Verfahren, aber keinen Vergleich im heutigen Sinne. In den meisten Fällen führten die Richter die minnigliche Einigung der Parteien ohne deren Mitwirkung herbei. Vielmehr seien es – von Ausnahmen abgesehen – die Richter alleine, die den Streit nach minne verrichteten.67 In dem Verfahrensergebnis mit minne sieht er wohl eine reine Billigkeitsentscheidung der Richter.68 Der Begriff Minnespruch taucht bei ihm jedoch nicht auf. Ansonsten enthält sich Hattenhauer einer weiteren Diskussion um den Sinngehalt von minne und recht. Kornblum berichtet in seinem 1976 veröffentlichten Beitrag „Zum schiedsrichterlichen Verfahren im späten Mittelalter“, die Paarformel in den Ingelheimer Quellen einmal gefunden zu haben. Hier meine der „Minnespruch“ nicht einen bloß unverbindlichen Vergleichsvorschlag, sondern einen verbindlichen Schiedsspruch. Gleichzeitig wirft Kornblum aber die Frage auf, ob minne und recht wirklich Gegensätze seien oder nicht doch ein und dasselbe, nämlich eine normale Rechtsentscheidung, bezeichnete.69 61 Schäfer, Consilio vel judicio, S. 724. 62 Usteri, Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht, S. 246 ff.; dieser Ansicht schließen sich Gaisser und Kobler in ihren Dissertationen von 1955 bzw. 1967 an, Gaisser, Minne und Recht, S. 93 ff.; Kobler, Schiedsgerichtswesen, S. 68 ff. 63 Usteri, Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht, S. 253. 64 Usteri, Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht, S. 252 f. 65 Bader, Das Schiedsverfahren in Schwaben, S. 41. 66 Hattenhauer, „Minne und recht“, S. 325 ff. 67 Hattenhauer, „Minne und recht“, S. 337. 68 Hattenhauer, „Minne und recht“, S. 338. 69 Kornblum, Zum schiedsrichterlichen Verfahren, S. 308.

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Friedrich Ebel beschäftigt sich in seiner Habilitationsschrift 1978 knapp mit der besagten Formel. Er kommt zu dem Ergebnis, dass minne zwar oft einen Vergleich meine. Es gebe jedoch auch die Fälle, in denen keine Einigung gelänge und die Parteien sich sodann einem Schiedsspruch mit minne oder mit recht unterwürfen. Dann stehe minne sowohl im Gegensatz zum Vergleich als auch zum recht.70 Krause folgt in seinem Artikel für die erste Auflage des HRG der Unterscheidung zwischen Vergleichsvorschlag und Minnespruch ohne Bindung an Verfahrensnormen und materielles Recht. Dies entspreche „nach Sache und Wort den Quellen“. Das Verfahrensergebnis nach recht sei ein Urteil nach strengem Recht gewesen.7¹ Auch Soliva meint 1986, in manchen Fällen sei für die minne die Mitwirkung der Parteien nicht vorgesehen gewesen und es seien somit Minnesprüche ergangen.7² Cordes verwirft die Vorstellung, ein Verfahren nach minne habe Billigkeitsentscheidungen hervorgebracht, als „legalistisch und dem Rechtsdenken des späten Mittelalters weitgehend fremd“.7³ Seine Kritik zielt auf die Annahme, den Entscheidungen mit recht hätten „eine Art ungeschriebenes Gesetzbuch“, also „formelles und materielles Recht“ zugrunde gelegen, auf dessen Anwendung bei Entscheidungen mit minne bewusst verzichtet worden sei.74 Dementsprechend enthalten sich Bertelsmeier-Kierst und Cordes in ihrem 2016 erschienenen Artikel für die zweite Auflage des HRG weitgehend der Diskussion um die inhaltliche Bedeutung. Die Stichworte Vergleich, Minnespruch oder Billigkeit sucht man in dem Artikel vergebens. Sie schreiben, die Paarformel könne zumindest auch für die Auseinandersetzung „auf jede erdenkliche Weise“ stehen.75 Taguchi konstatiert in seiner Untersuchung zur königlichen Gerichtsbarkeit und regionalen Streitbeilegung aus dem Jahr 2016, es sei schwierig, mit den von ihm untersuchten Quellen einen Minnespruch im Sinne einer Billigkeitsentscheidung zu belegen. Die Quellen legten vielmehr nahe, die minne als Schiedsspruch aufzufassen, dessen Inhalt die Parteien zustimmten.76 Kurz zusammengefasst lässt sich also sagen: In der älteren Forschung besteht Einigkeit darüber, dass minne eine gütliche Einigung zwischen den Parteien bedeuten kann. Des Weiteren meinen einige Rechtshistoriker, in mehr oder weniger häufigen Fällen könne minne auch für ein gerichtliches Urteil nach Billigkeitserwägungen stehen.77 Diese Variante bezeichnen sie dann vielfach als Minnespruch.78 Minnespruch ist 70 71 72 73 74 75 76 77 78

Ebel, Berichtung, transactio und Vergleich, S. 27. Krause, Minne und Recht in: HRG 3, Sp. 586. Soliva, Minne und Recht, S. 11 f. Cordes, Mit Freundschaft oder mit Recht, S. 12. Cordes, Mit Freundschaft oder mit Recht, S. 12. Bertelsmeier-Kierst/Cordes, Minne und Recht in: HRG 3, 2. A., Sp. 1540. Taguchi, Königliche Gerichtsbarkeit, S. 45. Neben den bereits erwähnten auch Schulze, Minne in: LMA 6, Sp. 641. So auch Schutting, Schiedsgerichtsbarkeit, S. 142 f.; Kornblum, Zum schiedsrichterlichen Verfahren, S. 307 f.; Kobler, Schiedsgerichtswesen, S. 68 ff.

Forschungsziel und Themenabgrenzung

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hierbei als Forschungsbegriff zu verstehen. Andere Forscher lehnen die Existenz von Minnesprüchen ab79 oder beschränken sich auf die Deutung als gütliche Einigung80. Das Verfahrensergebnis nach recht soll nach einhelliger Meinung ein Urteil nach strengem Recht sein.8¹ Obwohl die Forschung zur alternativen und somit auch zur gütlichen Konfliktbeilegung in der jüngeren Zeit einen Aufschwung erfahren hat8², herrscht bei der Frage nach der inhaltlichen Bedeutung von minne oder recht Zurückhaltung. Bertelsmeier-Kierst und Cordes bezeichnen die Suche nach einer alle Verwendungen umfassenden Bedeutungserklärung für die Zeit vor 1400 als „wenig aussichtsreich“.8³

3 Forschungsziel und Themenabgrenzung Die vorliegende Arbeit untersucht Urkunden und andere schriftliche Überlieferungen, die im Zusammenhang mit der königlichen Gerichtsbarkeit von Kaiser Karl IV. und seinem Sohn König Wenzel entstanden. In diesen Quellen spielen Konfliktlösungen mit minne oder recht immer wieder eine Rolle. Ziel der Arbeit ist es, den Sprachgebrauch von minne und recht in ihrem gemeinsamen Auftreten in diesen Quellen darzustellen und daraus rechtshistorische Erkenntnisse abzuleiten. Dies soll einen Beitrag zur Erforschung der spätmittelalterlichen königlichen Gerichtsbarkeit leisten. Die beiden zentralen Fragen dabei sind, was minne und recht in ihrer jeweiligen Verwendung bedeuteten und wie die jeweiligen Verfahrensausgänge zustande kamen. Um sich der Bedeutung der Paarformel zu nähern, soll zunächst ergründet werden, ob Verfahren mit minne und mit recht stets voneinander scharf abgegrenzt waren. Sodann untersucht die Arbeit den Bedeutungsgehalt der minne genauer. Gibt es in den Quellen Hinweise auf verbindliche Minnesprüche, die auf Billigkeitserwägungen beruhten und nicht an Verfahrensnormen und materielles Recht gebunden waren? Oder lag in der minne stets die konsensuale Konfliktbewältigung? Die Antworten auf diese Frage können wiederum Rückschlüsse auf das recht, von dem die Quellen berichten, zulassen. Ziel der Untersuchung ist nicht, eine Definition von minne oder recht herauszuarbeiten, die alle Bedeutungen abdeckt. Vielmehr geht es darum, verschiedene Verwendungen aufzuzeigen und die Ambivalenz der historischen Texte deutlich zu machen. 79 Dittmer, Die Formel minne oder reht, S. 27. 80 Diese Sichtweise legen unter anderem auch Bader, Das Schiedsverfahren in Schwaben, S. 41, und Kuhn, Minne oder reht, S. 33, ihrer Forschung zugrunde. 81 Krause, Minne und Recht in: HRG 3, Sp. 582 ff.; Kroeschell/Cordes/Nehlsen-von Stryk, Deutsche Rechtsgeschichte 2, S. 27. 82 Zu sehen ist dies beispielsweise an den Tagungen „Mit Freundschaft oder mit Recht?“, 2013 in Wetzlar, und „Ursprünge der Schiedsgerichtsbarkeit in Deutschland“, 2018 in Vechta, sowie an Veröffentlichungen wie Thomsch, David Mevius und der (Prozess-)Vergleich und Wolf, Zur Praxis des Zwangsvergleichs. 83 Bertelsmeier-Kierst/Cordes, Minne und Recht in: HRG 3, 2. A., Sp. 1540.

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Anhand einzelner Phänomene bei Konfliktlösungen mit minne oder recht sollen zudem Abläufe bei derartigen Verfahren dargestellt werden. Welche Wege führten zur minne, welche zum recht? Die Arbeit verzichtet dabei bewusst darauf, ein Verfahrensrecht zu beschreiben. Ein solches Vorgehen birgt die Gefahr, die Quellen nach heute geltenden oder gar nach von der rechtshistorischen Forschung entwickelten Strukturen zu sortieren, was ihnen nicht gerecht würde. Zudem wäre es bei der Heterogenität der untersuchten Quellen und der Vielfalt der königlichen Gerichtsbarkeit kaum möglich, ein Verfahrensrecht abzuleiten. Dennoch sollen Unterschiede und Gemeinsamkeiten bei den verschiedenen gerichtlichen Verfahrensarten im Rahmen dieser Phänomene geschildert werden. Diese Arbeit will weder eine allgemeine Geschichte des Vergleichs noch der Schiedsgerichte in der königlichen Gerichtsbarkeit des Spätmittelalters beschreiben. Sie beschränkt sich auf die Paarformel minne oder recht und ihre Abwandlungen. Die folgenden Kapitel sollen zeigen, mit welcher Bedeutung Personen aus dem Umfeld der königlichen Gerichtsbarkeit innerhalb eines relativ kurzen Zeitfensters von etwas mehr als einem halben Jahrhundert diese Begriffe verwendeten und wie sie in der Praxis mit minne und mit recht verfuhren.

II Königliche Gerichtsbarkeit Im Mittelalter war die wichtigste Aufgabe der Könige, „Frieden herzustellen und Recht zu gewähren“. Nach diesen Kriterien entschieden die Zeitgenossen, ob der Herrscher ein guter König war oder nicht.¹ Kaiser Karl und König Wenzel besaßen verschiedene Mittel und Wege,² um diese Pflicht wahrzunehmen. Die allgemein bekannte Form der königlichen Gerichtsbarkeit ist das dinggenossenschaftliche Verfahren am königlichen Hof. Der König konnte sich der Klagen, die an den Hof gelangten, persönlich annehmen und die Gerichtsverhandlungen leiten oder – sofern es sich nicht um dem König vorbehaltene Fürstenangelegenheiten handelte – die Verfahren seinem königlichen Hofgericht zuweisen.³ Das durch den Mainzer Landfrieden4 1235 institutionalisierte Hofgericht ist recht gut erforscht. Franklin trug bereits im 19. Jahrhundert akribisch zahlreiche Ergebnisse in seiner Monographie „Das Reichshofgericht im Mittelalter“ zusammen, sodass man sie bis heute als Standardwerk bezeichnen kann.5 Die Protagonisten des Hofgerichts waren Hofrichter, Hofgerichtsschreiber und Urteiler. Die Hofrichter sprachen anstelle des Königs Recht. Der eigentliche Titel des Hofrichters stand in der Regel nur einem Amtsinhaber zu; bei Kaiser Karl IV. gab es ausnahmsweise zwei Hofrichter mit diesem Titel.6 Battenberg und Baumbach nennen deshalb die nichttitulierten Hofrichter, die ihre Autorität vom Hofrichter oder vom König ableiteten, „Hofgerichtsstatthalter“.7 Den Hofrichtern oblag die Verfahrensleitung. Die Entscheidungen selber trafen die Urteiler.8 Die Hofrichter mussten freie

1 Diestelkamp, Das Gericht des deutschen Königs, S. 53; Rödel, König Ruprecht, S. 41; vgl. auch die Begründung des Urteils, mit dem die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier und Pfalzgraf Ruprecht am 20. August 1400 König Wenzel absetzten, Weizsäcker, DRTA 3, S. 254 ff., Nr. 204, 1400 August 20 (URH 14 Nr. 401). 2 Die königliche Kammergerichtsbarkeit lässt sich zum ersten Mal in einer Quelle aus dem Jahr 1400 nachweisen, Diestelkamp, Vom einstufigen Gericht, S. 27. Somit trat sie erst ganz am Ende von König Wenzels Regierungszeit als deutscher König in Erscheinung und soll deshalb an dieser Stelle nicht näher behandelt werden. Siehe zur Entstehung der Kammergerichtsbarkeit Baumbach, Königliche Gerichtsbarkeit, S. 285 ff. 3 Diestelkamp, Königliches Hofgericht in: HRG 3, 2. A., Sp. 24; Diestelkamp, Vom einstufigen Gericht, S. 22 f. 4 Die lateinische und die deutsche Fassung finden sich in Weiland, MGH Const. 2, S. 241 ff. 5 Franklin, Das Reichshofgericht im Mittelalter 1 (1867) und Franklin, Das Reichshofgericht im Mittelalter 2 (1869); zur Kritik an der Bezeichnung Reichshofgericht siehe Moraw, Zum königlichen Hofgericht, S. 315; Moraw, Noch einmal zum königlichen Hofgericht, S. 110 ff.; Rödel, Königliche Gerichtsbarkeit, S. 19 ff. 6 Battenberg, Die königlichen Hofrichter, S. 287. 7 Battenberg, Die königlichen Hofrichter, S. 288; Baumbach, Königliche Gerichtsbarkeit, S. 90 ff. 8 Diestelkamp, Königliches Hofgericht in: HRG 3, 2. A., Sp. 23.

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Männer sein9 und waren oft Freiherren oder Grafen aus dem Umkreis des Königs.¹0 Sie sollten mindestens ein Jahr im Amt verbleiben¹¹, wobei häufig die Amtszeiten länger andauerten¹². Es war durchaus üblich, das eigene Richteramt, welches kein Lehen war,¹³ an den Sohn zu vererben.¹4 Personale Kontinuität nach einem Wechsel zwischen verfeindeten Dynastien war ebenso möglich, was wiederum zeigt, wie sehr das Hofgericht und das Hofrichteramt institutionalisiert waren.¹5 Die Hofrichter waren keine studierten Juristen.¹6 Neben dem Hofrichter gab es einen Hofgerichtsschreiber.¹7 Die Hofgerichtsschreiber sind ab 1350 namentlich bekannt, wodurch nachgewiesen werden kann, dass sie überwiegend bürgerlich-städtischer Herkunft waren und an Universitäten eine wissenschaftliche Ausbildung genossen hatten.¹8 Gemäß § 29 Mainzer Landfrieden durften sie keine Kleriker sein.¹9 Zu den Aufgaben ihres Amtes²0 gehörte, Hofgerichtsbriefe zu erstellen und zu besiegeln, das Hofgerichtssiegel aufzubewahren und das Achtbuch zu führen.²¹ Bis 1400 traten sie teilweise auch als Prokuratoren auf und vertraten als solche die Parteien vor dem Hofgericht.²² Später konnten sie nur noch unter Einschränkungen Parteien beraten.²³ Die synonym verwendete Bezeichnung „Hofgerichtsnotar“ darf nicht so verstanden werden, als habe es sich um ein öffentliches Notariat gehandelt. Die unterzeichneten Urkunden gingen aus Gerichtsverhandlungen hervor, erst später führte die Unterschrift zu öffentlichem Glauben.²4 Die Hofgerichtsschreiber hatten am Hofe eine wichtige Position und verblieben in ihrem Amt oft länger als die Hofrichter.²5 9 Mainzer Landfrieden § 28, Weiland, MGH Const. 2, S. 261 f. 10 Diestelkamp, Königliches Hofgericht in: HRG 3, 2. A., Sp. 23; Battenberg, Reichshofgericht in: HRG 4, Sp. 621: Hoher Adel; Battenberg, Herrschaft und Verfahren, S. 22: Während Karls und Wenzels Zeit stammten die Hofrichter aus dem Hohen Adel. 11 Diestelkamp, Königliches Hofgericht in: HRG 3, 2. A., Sp. 23; Mainzer Landfrieden § 28, Weiland, MGH Const. 2, S. 261 f. 12 Battenberg, Reichshofgericht in: HRG 4, Sp. 621. 13 Diestelkamp, Königliches Hofgericht in: HRG 3, 2. A., Sp. 22 ff. 14 Moraw, Zum königlichen Hofgericht, S. 312. 15 Moraw, Zum königlichen Hofgericht, S. 309 f. 16 Battenberg, Reichshofgericht in: HRG 4, Sp. 621. 17 Vgl. § 29 Mainzer Landfrieden, Weiland, MGH Const. 2, S. 262 f. 18 Battenberg, Gerichtsschreiberamt und Kanzlei, S. 192. 19 Weiland, MGH Const. 2, S. 262 f.; zur Begründung dieser Regel siehe Diestelkamp, Das Gericht des deutschen Königs, S. 54. 20 Battenberg, Gerichtsschreiberamt und Kanzlei, S. 194 ff. legt dar, warum es sich um ein Amt und nicht um ein Lehen handelte. 21 Battenberg, Gerichtsschreiberamt und Kanzlei, S. 202. 22 Battenberg, Gerichtsschreiberamt und Kanzlei, S. 205. 23 Battenberg, Gerichtsschreiberamt und Kanzlei, S. 205. 24 Battenberg, Gerichtsschreiberamt und Kanzlei, S. 198 f. 25 Battenberg, Gerichtsschreiberamt und Kanzlei, S. 215.

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Die Urteiler mussten zumindest Standesgenossen der Prozessparteien sein.²6 Da die Gerichtsurkunden oft die Urteiler nicht beim Namen benennen, sind sie im Nachhinein kaum zu identifizieren.²7 Auch ihre vorgeschriebene Anzahl – eine Verfahrensbeschreibung des Hofschreibers Johannes Kirchen von 1409 nennt sieben²8 – lässt sich nicht feststellen. Bei Urteilen mit Fürstenbeteiligung kommt die „Regel“ ebenso oft vor wie die „Abweichung“.²9 Plausibel ist Rödels Schlussfolgerung zu fürstlichen Urteilen, dass nach dem Motto „je mehr [Urteiler], desto besser“ verfahren wurde.³0 Die durch das Hofgericht behandelten Verfahrensarten lassen sich in vier Gruppen einteilen.³¹ Als erstes sind die kontradiktorischen Verfahren zu nennen, bei denen sich die Parteien als Kläger und Beklagter gegenüberstanden. Weiterhin konnte der König bei Auseinandersetzungen, bei denen nur eine Partei das Hofgericht angerufen hatte, diese aber keine Ladung ihres Gegners erwirkt hatte, ein Mandat erlassen. Damit befahl der König der Gegenseite oder den Parteien ein bestimmtes Verhalten. Für den Fall der Missachtung drohte er ein Verfahren vor dem königlichen Hofgericht an.³² Ferner erfüllte das Hofgericht eine quasinotarielle Funktion, indem es Urkunden und Briefe mit Urteil bestätigte. In diesem Verfahren sieht Diestelkamp eine aufkeimende Vorstellung vom königlichen Hofgericht als übergeordnete Instanz, obwohl es eigentlich keinen Instanzenzug gab.³³ Schließlich war das Hofgericht für das Ersatzverfahren von Reichsacht und Anleite zuständig. Die beiden zuletzt genannten Verfahrensarten gewannen gerade unter Kaiser Karl erheblich an Bedeutung.³4 Die hofgerichtlichen Urteile konnten, mussten jedoch nicht begründet sein. Als Begründung galt auch, auf das Parteivorbringen hinzuweisen.³5 Die Durchsetzung der Urteile erfolgte mangels eigener Exekutionsorgane mit Hilfe von Dritten, die das Gericht mit Schirm- und Gebotsbriefen ausstattete. Ansonsten verhalf sich die obsiegende Partei selbst zu ihrem Recht.³6 Das Hofgericht tagte stets an dem Ort, an dem sich der König aufhielt. Das war nicht unproblematisch: Hielt sich der König außerhalb des Reichs auf, so konnte prinzipiell kein Gericht abgehalten werden.³7 Allerdings konnte ein Reichsvikar als Reichsverwe-

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Battenberg, Reichshofgericht in: LMA 7, Sp. 622 f. Rödel, Königliche Gerichtsbarkeit, S. 59. Battenberg, Reichshofgericht in: HRG 4, Sp. 619, 621. Rödel, Königliche Gerichtsbarkeit, S. 68 f. Rödel, Königliche Gerichtsbarkeit, S. 71. Siehe zu den vier Gruppen Oestmann, Gerichtsbarkeit und Verfahren, S. 85. Siehe hierzu Rödel, König Ruprecht, S. 58 ff. Rödel ordnet dieses Vorgehen als außergerichtliches Konfliktlösungsverfahren ein. Diestelkamp, Vom einstufigen Gericht, S. 46 ff.; Rödel, König Ruprecht, S. 52 f. Battenberg, Die königlichen Hofrichter, S. 289. Battenberg, Reichshofgericht in: HRG 4, Sp. 624 f. Battenberg, Reichshofgericht in: HRG 4, Sp. 625; siehe auch Battenberg, Acht in: HRG 1, 2. A., Sp. 61. Mehr zum Gerichtsort: Franklin, Das Reichshofgericht im Mittelalter 2, S. 63 ff.

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ser zu dieser Zeit die Gerichtstätigkeit übernehmen.³8 Starb der König, so endete die Tätigkeit des Gerichts.³9 War bereits zu Lebzeiten des alten Herrschers ein Nachfolger gewählt worden – wie es bei Karl mit seinem Sohn Wenzel der Fall war – so konnte der Nachfolger auch bei Abwesenheit des alten Königs Gericht abhalten.40 Neben der Hofkanzlei gab es eine selbständige Hofgerichtskanzlei.4¹ Das Hofgericht existierte bis 1451. Die Frage, warum Kaiser Friedrich III. einfach keine Hofrichter mehr ernannte und so das Hofgericht faktisch abschaffte, ist unbeantwortet.4² Eventuell war es für die potentiellen Parteien aufgrund der teuren Prozessführung zu unattraktiv.4³ Hinzu kamen wohl auch allgemeine Probleme: Schwierigkeiten, überhaupt Fürsten als Urteiler aufzutreiben, Gerichtsprivilegien für zahlreiche Fürsten und mangelnde Durchsetzbarkeit, wenn die Acht den Betroffenen keinen Respekt einzuflößen vermochte.44 Allerdings konnte sich die Acht insbesondere bei handeltreibenden Städten sehr unangenehm auf deren Wirtschaftsleben auswirken, sodass dieses königliche Machtinstrument nicht in Bausch und Bogen als unnütz abgetan werden sollte.45 Außerdem weist Diestelkamp zu Recht darauf hin, dass das königliche Hofgericht eine rege Tätigkeit entfaltete. Die Zeitgenossen schätzten es vermutlich eben nicht als ineffektiv ein.46 Gleichzeitig meint Diestelkamp, das Hofgericht habe sich zu seinem Ende hin mit seinen ungelehrten Richtern schlicht überlebt und die Handhabung der Gerichtsbarkeit durch studierte Juristen sei den komplexen Sachverhalten gerechter geworden.47 Vermutlich gab es mehrere Gründe für das Ende des Hofgerichts. Baumbach beschreibt jedenfalls, wie im 15. Jahrhundert der Hofrichter als königlicher Rat Teil des Kammergerichts wurde und das Amt des Hofgerichtsschreibers mit dem Protonotariat der Hofkanzlei zusammenfiel.48 Seine These, wonach zwar das hofgerichtliche Handeln, nicht aber dessen Personal verschwand und deshalb das Ende des Hofgerichts für die Beteiligten „weniger wechselvoll“ war als vielfach angenommen,49 leuchtet ein. Das königliche Hofgericht war jedoch nicht die einzige Ressource, mit der der König seine Gerichtsbarkeit ausüben konnte. Neben dem Hofgericht stand ihm nämlich ein

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Lammers, Reichsvikariat in: HRG 4, Sp. 809. Franklin, Das Reichshofgericht im Mittelalter 2, S. 79. Franklin, Das Reichshofgericht im Mittelalter 2, S. 79. Battenberg, Gerichtsschreiberamt und Kanzlei, S. 10. Diestelkamp, Vom einstufigen Gericht, S. 23. Vgl. Rödel, Königliche Gerichtsbarkeit, S. 22; Trusen, Anfänge des gelehrten Rechts in Deutschland, S. 181. Trusen, Anfänge des gelehrten Rechts in Deutschland, S. 178 ff. Diestelkamp, Bürgerunruhen, S. 98 ff. Diestelkamp, Vom einstufigen Gericht, S. 23; zur Diskussion um das Ende des Hofgerichts siehe Diestelkamp, Vom einstufigen Gericht, S. 23 ff. und Baumbach, Königliche Gerichtsbarkeit, S. 291 ff. Diestelkamp, Vom einstufigen Gericht, S. 26, 30. Baumbach, Königliche Gerichtsbarkeit, S. 294. Baumbach, Königliche Gerichtsbarkeit, S. 294 f.

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bunter Strauß von weiteren Möglichkeiten zur Verfügung, wie er den Frieden sichern und Recht schaffen konnte. Er konnte an ihn gelangte Klagen persönlich, d. h. nicht dinggenossenschaftlich, entscheiden. Hierbei wurde er von seinen Räten beratend unterstützt.50 Der Rat bestand zu Zeiten von Karl und Wenzel aus Personen aus dem näheren Umfeld des Königs.5¹ Während das königliche Hofgericht mit Laienrichtern besetzt war, setzte bei dieser persönlich mit seinen Räten ausgeübten Form der königlichen Gerichtsbarkeit die Rezeption des römisch-kanonischen Rechts ein.5² Karl hatte 1348 in Prag die erste Universität im Reichsgebiet gegründet. Dort studierten vorwiegend Klerikerjuristen, deren Fokus auf dem kanonischen Recht lag.5³ Unter den Ratsmitgliedern des königlichen Hofes befanden sich gelehrte Juristen, auch wenn diese vermutlich nicht alle54 Jurisprudenz studiert hatten. Willoweit weist aber darauf hin, dass gelehrte Rechtskenntnisse nicht zwingend aus einem universitären Studium stammen mussten.55 Auch zeugt der Inhalt der Goldenen Bulle aus dem Jahr 1356, aber auch ihr Erlass an sich als kaiserliche Gesetzgebung, vom römischen Rechtsdenken am Hof.56 König Wenzel tagte mit seinen Räten wohl auch parallel zu Hofgerichtsverhandlungen, um für Rückfragen zur Verfügung zu stehen. Diestelkamp und Rödel erkennen darin die Züge der dann später entstandenen Kammergerichtsbarkeit.57 Ferner konnte der König seine Gerichtsbarkeit auf andere Personen delegieren. Mitsch definiert Delegation bzw. Kommission „als die durch einen Sonderbefehl erfolgende Beauftragung und Ermächtigung einer Einzelperson oder Personengruppe, in räumlicher Entfernung vom königlichen Hof zur Regelung eines konkreten Sachverhalts vorübergehend herrschaftliche Funktionen im Namen und an Stelle des Reichsoberhaupts selbständig wahrzunehmen“.58 Diese Form der königlichen Gerichtsbarkeit war unter den Vorgängern Karls IV. noch die Ausnahme gewesen und gewann unter seiner Regentschaft an Bedeutung.59 Als delegierte bzw. kommissarische Richter kamen verschiedene Personengruppen in Betracht: Königliche Räte, aber auch Reichsstände aus der Region der Streitparteien.60 50 Rödel, URH 14, S. XXVII; Rödel, König Ruprecht, S. 44, 61 f.; Diestelkamp, Vom einstufigen Gericht, S. 20. 51 Siehe für König Wenzel die Listen der Personen bei Rödel, URH 13, S. XLII ff.; Rödel, URH 14, S. XXVI f. 52 Sellert, Rezeption, S. 135. 53 Sellert, Rezeption, S. 139. 54 Über Bischof Lamprecht von Bamberg, Mitglied in König Wenzels Rat, wissen wir, dass er Kirchenrecht studiert hatte, Moraw, Gelehrte Juristen, S. 97. 55 Willoweit, Römisches Recht, S. 243 f. 56 Willoweit, Römisches Recht, S. 256 f. 57 Diestelkamp, Bürgerunruhen, S. 75; Rödel, URH 14, S. XXVII. 58 Mitsch, Kommissionswesen, S. 21. 59 Diestelkamp, Vom einstufigen Gericht, S. 21; siehe zu den Zahlen der überlieferten Quellen Neumann, Herrscherliche Aufträge, S. 84. 60 Diestelkamp, Vom einstufigen Gericht, S. 21.

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Karl entschied sich während seiner Kaiserherrschaft vermehrt dafür, seine Gerichtsbarkeit an Personen zu delegieren, die gerade nicht den Parteien, sondern ihm selbst verpflichtet waren, wie z. B. Angehörige des Hofes sowie Landvögte und andere Provinzbeamte.6¹ Ob der oder die delegierten Richter persönlich oder dinggenossenschaftlich entschieden, hing vom jeweiligen Auftrag ab.6² Die Delegation bot einige Vorteile. Anders als mit dem königlichen Hofgericht, das an den Aufenthaltsort des Königs gebunden war, waren die Könige mit der delegierten Gerichtsbarkeit in der Lage, auch weit vom Hof entfernte Gebiete zu erreichen.6³ Überdies sparte es dem Herrscher Zeit und den Parteien Kosten und Mühen, da sie nicht zum Königshof reisen mussten.64 Deshalb verwundert es nicht, dass der Einsatz einer Kommission teilweise auf die Initiative der oder einer der Parteien geschah.65 Außerdem brachte die Delegation eine weitere Veränderung mit sich: Die beauftragten Reichsstände konnten ihre Aufgaben an ihre eigenen Räte weiter delegieren. Diese waren vor allem bei den geistlichen Reichsständen studierte Juristen. Dadurch führte die Delegation zu einer Professionalisierung der königlichen Gerichtsbarkeit, ohne dass es einer Veränderung am Hof oder einer Reform des königlichen Hofgerichts bedurfte.66 Schließlich gab es noch die Schiedsgerichtsbarkeit. Diese wies sehr viele Facetten auf und verschiedene Verfahrensarten griffen ineinander, sodass eine alle Möglichkeiten umfassende Darstellung schwierig ist. Bezeichnen wir heutzutage eine Einrichtung als Schiedsgericht, so sind dafür nach dem aktuellen Zivilverfahrensrecht fünf Elemente wesenstypisch: Die Freiwilligkeit, mit der die Parteien das Schiedsgericht anrufen; ihre Gestaltungsfreiheit im Verfahren; das Recht auf freie Richterwahl; die volle Spruchgewalt der Richter; die Schiedseinrede, wonach parallele staatliche Verfahren gesperrt sind.67 Schiedsgerichte sind nur solche, die auf privatem, in der Regel beidseitigem Rechtsgeschäft beruhen.68 Der Begriff Schiedsgericht, den diese Arbeit verwendet, ist weiter zu verstehen. Als Schiedsgerichte werden die Gerichtsformen bezeichnet, bei denen sich die Parteien der Entscheidung vorab unterwarfen.69 Die Freiwilligkeit, sich einem Schiedsgericht zu unterwerfen, war zwar oft kennzeichnend, aber kein notwendiges Kriterium. Parteien konnten sich zwar aus freien Stücken mit Anlassbriefen präventiv oder im konkreten Fall darauf einigen, ihre Konflikte schiedsgerichtlich auszutragen. Verwill61 Neumann, Herrscherliche Aufträge, S. 88. 62 Rödel, König Ruprecht, S. 55; vgl. auch Trusen, Anfänge des gelehrten Rechts in Deutschland, S. 189; anders Diestelkamp, Vom einstufigen Gericht, S. 21: selbstentscheidende Richter. 63 Rödel, König Ruprecht, S. 55; Diestelkamp, Vom einstufigen Gericht, S. 21; Neumann, Herrscherliche Aufträge, S. 89; Mitsch, Kommissionswesen, S. 67. 64 Neumann, Herrscherliche Aufträge, S. 89 f.; Mitsch, Kommissionswesen, S. 67 f., 136. 65 Mitsch, Kommissionswesen, S. 40, 68, 100. 66 Diestelkamp, Vom einstufigen Gericht, S. 21, 31. 67 Münch, Vorbemerkung zu § 1025 in: Münchener Kommentar ZPO 3, Rn. 3. 68 Münch, Vorbemerkung zu § 1025 in: Münchener Kommentar ZPO 3, Rn. 2. 69 Baumbach, Königliche Gerichtsbarkeit, S. 43 f.

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kürten sich die Parteien dabei auf den König, so konnte dieser als (Schieds-)Richter oder als Obmann eines Schiedsgerichts fungieren.70 Riefen sie in ihren Anlassbriefen nicht den König als Schiedsrichter oder Obmann an, stellten sie ihre Anlässe teilweise unter den Vorbehalt, dass der König zustimmte oder nicht anders urteilte.7¹ Aber auch aus einem kontradiktorischen Verfahren vor dem König oder seinem Hofgericht konnte sich ein schiedsgerichtliches Verfahren ergeben. Das war dann der Fall, wenn der König oder das Hofgericht die Parteien im Vergleich dazu bewegten, ein Schiedsgericht einzurichten.7² Schließlich konnte der König das schiedsgerichtliche Verfahren auch anordnen.7³ In der Regel gab er in diesen Fällen Modalitäten wie Termine und Fristen vor74 und benannte den Obmann. Als Obleute kamen wieder die Personen, die er sonst auch als delegierte Richter einsetzte, in Betracht. Freilich konnte der König sich auch selbst zum Obmann bestimmen.75 In diesen Fällen des angeordneten Schiedsgerichts war es mit der Freiwilligkeit im heutigen Sinne also nicht weit her. Die Schiedsrichter wählten hingegen die Parteien in der Regel paritätisch. War der König selbst Partei, so war die Bildung eines Schiedsgerichts ebenfalls das Mittel der Wahl. Die verschiedenen Formen der königlichen Gerichtsbarkeit waren vielfältig und griffen oft auch ineinander über. Will man sich mit ihnen beschäftigen, muss man sich von dem Gedanken lösen, für jedes Verfahren stets die passende Schublade finden zu wollen. Eine exakte Abgrenzung ist vielfach schlicht nicht möglich.76 Die königliche Gerichtsbarkeit befand sich überdies oft in einer Wechselbeziehung zu regionalen Gerichtsbarkeiten. Gerade der Umstand, ob sich der Konflikt in einer königsnahen oder königsfernen Region im deutschen Reich abspielte, hatte wesentlichen Einfluss darauf, ob und in welcher Art und Weise Parteien eine Lösung durch die königliche Gerichtsbarkeit anstrebten oder nicht doch ausschließlich oder ergänzend zur königlichen Gerichtsbarkeit auf regionale Bündnisse oder Vormächte wie z. B. einflussreiche weltliche und geistliche Fürsten zurückgriffen.77

70 Z. B. Wintruff, Die Reichsstadt Mühlhausen, S. 121 ff., Nr. 148, 1362 Februar 11 (URH 8 Nr. 281); Winkelmann, Acta Imperii inedita 2, S. 558 f., Nr. 874, 1361 Mai 6 (URH 8 Nr. 193). 71 Siehe z. B. Diehl, UB Esslingen 2, S. 307 ff., Nr. 1671, 1390 Februar 9 (URH 12 Nr. 212); B StA Würzburg, MIb Bd. 10, Bl. 354v – 355r, 1385 November 8 (URH 11 Nr. 334). 72 Vgl. A StA Bamberg, Kloster Michelsberg, Urk. 399 (alt: Bamberger U 3083), 1360 Juli 7 (URH 8 Nr. 39). 73 Vgl. Rödel, König Ruprecht, S. 68. 74 Rödel, König Ruprecht, S. 71. 75 Rödel, König Ruprecht, S. 71. 76 So auch Rödel, König Ruprecht, S. 58. 77 Taguchi, Königliche Gerichtsbarkeit, S. 138 f., 213 ff., 355.

III Quellen und Aufbau der Arbeit 1 Quellen Der Ausgangspunkt für die Quellenerforschung sind die „Urkundenregesten zur Tätigkeit des deutschen Königs- und Hofgerichts bis 1451“. Dieses Projekt unter der Leitung von Bernhard Diestelkamp verfolgt das Ziel, alle urkundlichen Quellen, die „im Zusammenhang mit einer streitentscheidenden, streitschlichtenden oder anderen gerichtsförmlichen Tätigkeit des deutschen Königs entstanden sind“, zu erschließen.¹ Zu diesen Quellen gehören in erster Linie alle jurisdiktionellen Urkunden der Herrscher und der Hofrichter des königlichen Hofgerichts.² Ferner zählen Quellen, die vom König beauftragte Richter im Zusammenhang mit ihrer Tätigkeit verfassten, und die überlieferten Aufträge durch König oder Hofrichter zum Gegenstand und Umfang der Sammlung.³ Weitere umfasste Quellen sind solche von Prozessparteien oder anderen am Verfahren beteiligten Personen.4 Auch Quellen bei Verfahren, bei denen der König selbst Partei war, hat die Sammlung regestiert. Da auch diese Fälle streng genommen in die Jurisdiktionsgewalt des Königs fielen, über die er selbst geurteilt hätte, wenn er nicht Partei gewesen wäre, gehören sie zu der Sammlung.5 Hofgerichtliche Urteils- oder Urkundenbestätigungen, die nicht kontradiktorische Gegenstände enthalten, sind ebenfalls in den Urkundenregesten enthalten.6 Manche Konflikte waren nicht ausschließlich Objekt der königlichen Gerichtsbarkeit. Die Beteiligten versuchten teilweise, ihre Auseinandersetzung schon vorher, nachher oder parallel gerichtlich oder auf andere Weise auszutragen. Diese Quellen jenseits der königlichen Gerichtsbarkeit erfassen die Urkundenregesten nicht.7 Außerdem wurden Urkunden territorialer Gerichte nicht aufgenommen, es sei denn, der König wies ihnen ein konkretes Verfahren zu.8 Deperdita9 oder andere erzählende Quellen berücksichtigt die Sammlung ebenso wenig.¹0 Da die Sammlung die Rechtspraxis darstellen will, enthält sie keine normativen Quellen.¹¹ Diestelkamp, Einleitung zur Reihe „Urkundenregesten . . . “, S. XX. Diestelkamp, Einleitung zur Reihe „Urkundenregesten . . . “, S. XX, XXIV. Diestelkamp, Einleitung zur Reihe „Urkundenregesten . . . “, S. XX. Diestelkamp, Einleitung zur Reihe „Urkundenregesten . . . “, S. XXI. Diestelkamp, Einleitung zur Reihe „Urkundenregesten . . . “, S. XXI ff. Diestelkamp, Einleitung zur Reihe „Urkundenregesten . . . “, S. XXV. Diestelkamp, Einleitung zur Reihe „Urkundenregesten . . . “, S. XXIII. Diestelkamp, Einleitung zur Reihe „Urkundenregesten . . . “, S. XX f. Ein Deperditum ist eine nicht überlieferte Quelle, deren Existenz jedoch mit anderen Spuren (z. B. durch eine Urkunde) belegt werden kann, Kümper, Materialwissenschaft Mediävistik, S. 110. 10 Diestelkamp, Einleitung zur Reihe „Urkundenregesten . . . “, S. XXII ff. 11 Diestelkamp, Einleitung zur Reihe „Urkundenregesten . . . “, S. XXII. 1 2 3 4 5 6 7 8 9

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Quellen und Aufbau der Arbeit

Bislang sind von den Urkundenregesten 17 Bände erschienen. Sie decken die Zeit von 911 bis 1410 ab. Die Bände 6 bis 10 sammeln die Regesten aus der Zeit Karls IV. Der Zeit Wenzels widmen sich die Bände 11 bis 14. Für diese Arbeit wurden mit Hilfe der Urkundenregesten alle Quellen mit Bezug zur königlichen Gerichtsbarkeit während der Regentschaft von Kaiser Karl IV. und König Wenzel identifiziert, welche die Paarformel minne oder recht, Gegenüberstellungen der Ausdrücke oder sonst eine gemeinsame Nennung oder auch alleinstehende Verwendung von minne enthalten. Ferner wurden die Quellen herausgesucht, in denen eine der in der Literatur hierzu behandelten Abwandlungen der Paarformel wie beispielsweise freundschaft oder recht auftaucht. Wenige Quellen weisen zwar einen Berührungspunkt mit der königlichen Gerichtsbarkeit auf, jedoch steht die Paarformel minne oder recht im Kontext mit einer anderen Gerichtsbarkeit.¹² Diese Art von Quellen berücksichtigt die Arbeit nicht. Auf diese Weise konnten von den 4326 Regesten insgesamt 160 einschlägige Quellen bestimmt werden. Hiervon sind 108 gedruckt, während sich 52 ungedruckt in Archiven befinden und für die Arbeit transkribiert wurden. Quellen, die mit der jeweiligen Auseinandersetzung zusammenhängen und relevant sind, um den Konflikt zu verstehen, wurden ebenso berücksichtigt, auch wenn sie vereinzelt aufgrund der Auswahlkriterien in den Urkundenregesten nicht enthalten sind. Bei den untersuchten Quellen handelt es sich ausschließlich um nichtnormative und einzelfallbezogene Quellen. Sie behandeln kontradiktorische Verfahren. Ihre Aussteller sind sowohl die Herrscher, ihre Hofrichter, beauftragte Richter als auch Parteien, Vertreter oder andere involvierte Personen wie z. B. Obleute. Die Quellen entstammen dem gesamten Reichsgebiet, und ebenso vielfältig sind die Dialekte. Eindeutig vorherrschend sind Urkunden im älteren Frühneuhochdeutsch¹³, während niederdeutsche Urkunden die Ausnahme bilden. Die Quellen erzählen von Konflikten zwischen Mächtigen wie weniger Mächtigen des Reichs. Manche Feindschaft beschert uns mehrere Schriftstücke mit minne und recht, wie z. B. die zwischen Fürsten und den Städten des schwäbischen Bundes im Kontext des Ersten Süddeutschen Städtekriegs. Bei anderen Konflikten spielt minne und recht in den Quellen nur eine untergeordnete Rolle.

12 Z. B. von Hontheim, Historia Trevirensis 2, S. 199 f., Nr. 696, 1357 Januar 30 (URH 7 Nr. 216): Die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln vereinbarten unter anderem, dass drei Ratsleute eventuellen Streit zwischen ihren Lehns- und Dienstleuten und ihren Untertanen mit minne oder recht entscheiden sollten; hierbei regelten sie auch das Verhältnis ihres Abkommens zur königlichen Gerichtsbarkeit. 13 Zur Periodisierung der Sprachgeschichte siehe Ehrismann, Der Weg zur Hochsprache, S. 34 ff., 38 f.; Hennings, Einführung in das Mittelhochdeutsche, S. 11 ff., 16.

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Aufbau der Arbeit

2 Aufbau der Arbeit Der Aufbau der Arbeit resultiert aus dem Ziel der Untersuchung. In den Kapiteln IV bis VI geht es um die Frage, was die Zeitgenossen unter minne oder recht verstanden. Kapitel IV untersucht, inwiefern sich ein Verfahren mit minne von einem Verfahren mit recht abgrenzen lässt. Kapitel V behandelt die in den Quellen auftretenden Paarformeln, welche nach der Literatur Abwandlungen von minne oder recht darstellen. Es wird geprüft, ob die Befunde auch für die hiesigen Quellen zutreffen und somit die verschiedenen Ausdrücke das Gleiche meinen. Kapitel VI geht schließlich der Frage nach, ob die untersuchten Quellen die sogenannten Minnesprüche enthalten, was minne und was recht in den Quellen bedeutet. Darauf folgt Kapitel VII zum Ausdruck freundliches recht. Das letzte Kapitel des Hauptteils, Kapitel VIII, beschäftigt sich schließlich mit Elementen der Rechtspraxis mit minne oder recht. Zum Teil angelehnt an in den Quellen verwendeten Wendungen beschreibt es, wie die Verhandlungen verlaufen konnten. Die Fragen einerseits nach der inhaltlichen Bedeutung von minne oder recht und andererseits nach Verfahrensabläufen greifen unweigerlich ineinander über. Bereits in den Kapiteln zur inhaltlichen Bedeutung werden typische Verläufe sichtbar. Bei der Beschreibung von Verfahrenselementen wird wiederum zur Interpretation der Quellen auf die herausgearbeiteten Bedeutungen zurückgegriffen. Die Arbeit versucht, stets einen engen Bezug zu den einzelnen Quellen zu halten. Einzelne Konflikte werden ausführlicher geschildert, um später im Text auf sie verweisen zu können. Sie ist nicht nach den unterschiedlichen Formen der königlichen Gerichtsbarkeit gegliedert. Sofern sich Unterschiede und Gemeinsamkeiten bei den unterschiedlichen Gerichtsformen feststellen lassen, werden diese bei der Darstellung der einzelnen Phänomene beschrieben.

Hauptteil

IV Gegensatz und Einheit Die minne ist nicht dasselbe wie das recht. Diese Erkenntnis ist weder neu noch wird diese Arbeit sie erschüttern. Die Fälle, bei denen klar hervorgeht, inwiefern minne in der Vorstellung der Beteiligten eine andere Art der Entscheidungsfindung als recht war, sind zahlreich. Dennoch sind minne und recht nicht immer klar voneinander abgrenzbar. Bereits Kornblum vermutet bei einer Schiedsvereinbarung im Ingelheimer Recht, dass die Formel eine „normale Rechtsentscheidung“ bezeichnet.¹ Cordes hält ebenfalls die Lesarten „per Schiedsverfahren“ und „Auseinandersetzung ‚auf jede erdenkliche Weise‘“ für möglich.² Es gibt in der Tat Quellen, welche die Paarformel in einer Art und Weise verwenden, dass die vermeintlichen Gegensätze zur Einheit verschmelzen. Das folgende Kapitel beschäftigt sich mit dem Gebrauch der Formel mit dieser einheitlichen Bedeutung und geht der Frage nach, was minne oder recht in diesem Sinne bedeutet. Im Anschluss daran enthält das Kapitel ein repräsentatives Beispiel für die Gegensätzlichkeit von minne und recht. Im Laufe der Arbeit werden ebenfalls etliche Quellen erläutert, die den Gegensatz aufzeigen.

1 Einheit a) Schiedsgericht Die Paarformel konnte zur Einheit verbunden für das schiedsgerichtliche Verfahren stehen. Eine hierfür beispielhafte Quelle ist ein Brief ³, den die Stadt Freiburg im Uechtland am 15. Januar 1364 an den Kaiser schrieb. Mit dem Brief legte sie ein gutes Wort für ihre Eidgenossen von Bern ein. Die befanden sich nämlich momentan in der Acht, was gerade für Städte eine unangenehme Situation darstellte.4 Die Acht hatten sie Mathias von Signau zu verdanken. Er hatte vor dem Landgericht zu Rottweil dem kaiserlichen Hofrichter Graf Rudolf von Sulz „liplich“, also persönlich, „ze gotte“ geschworen, die Berner hätten „bi nacht und bi nebel mit offenem baner ime sin lúte ermúrdet [. . . ], und ime verbrant sine húser“. Dass Mord und Brandstiftung bei Nacht und Nebel und mit offenem Banner erfolgte, waren nicht nur schmückendes Beiwerk von Mathias’ Klage. Sie waren durchaus rechtlich bedeutsam. Ein bei Nacht und Nebel verübter

1 Kornblum, Zum schiedsrichterlichen Verfahren, S. 308. 2 Cordes, Mit Freundschaft oder mit Recht, S. 15; Bertelsmeier-Kierst/Cordes, Minne und Recht in: HRG 3, 2. A., Sp. 1540. 3 Türler, Fontes rerum Bernensium 8, S. 540, Nr. 1383, [1364] Januar 15 (URH 8 Nr. 411). 4 Diestelkamp, Bürgerunruhen, S. 98 ff.

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Gegensatz und Einheit

Angriff galt als besonders verwerflich. Da sich die dunklen Stunden wegen des Überraschungseffekts und der verminderten Verteidigungsmöglichkeiten hervorragend für Unerlaubtes eigneten, standen sie unter besonderem rechtlichen Schutz.5 Die Erwähnung des offenen Banners sollte klarstellen, dass der Angriff als gezielte Aktion den Bernern zugerechnet werden durfte und sie auch zweifelsfrei als Angreifer identifiziert worden waren. Aber hatte es sich tatsächlich so zugetragen? Die Freiburger schrieben, die vorgeworfenen Untaten seien ihnen „gar unkunt“, also unbekannt, „und och únser eitgenossen getruwent, das es sich niemer befinde.“ Auch die Berner selbst beteuerten ihnen, es habe sich so nicht zugetragen. Trotzdem verhängte der Hofrichter Graf Rudolf von Sulz „ane alles vúrgebott“ über die Berner die Acht. Ohne Fürgebot – eine gerichtliche Vorladung6 – hatten die Berner dem Hofrichter ihre Sichtweise gar nicht vortragen können. Lag aber kein Ladungsungehorsam vor, gab es eigentlich keinen Grund für die Acht.7 Diese Vorgehensweise bemängelten die Freiburger als „unbillich und ungewohnlich“. Deshalb begehrten sie dem Kaiser mitzuteilen, die Berner hätten Mathias von Signau einen Tag zu Basel gewährt, bei dem auch zahlreiche ehrbare Herren und Leute der Städte und Botschafter der Freiburger selbst anwesend waren. Dort wollten die Berner Mathias „tuon mynne und recht, also das och er inen das selb hin wider tetti“. Die Berner boten Mathias minne und recht an und erwarteten von ihm im Gegenzug das Gleiche. Zu dessen Reaktion schrieben die Freiburger: „des versprach er und wolt es nút tuon“. Daraufhin hatten ihm die Berner seinen Neffen Graf Egino von Kyberg „ze obmanne“, Graf Johann von Frohburg, Herrn Konrad den Sennen, Ritter, „sine nechsten lidmagen“, den Basler Bürgermeister Herrn Konrad von Bärenfels und viele andere ehrbare Herren und Leute, „die er alle versprach“, angeboten. Versprechen kann hier zu-, aber auch absagen ausdrücken.8 Neumann interpretiert es als Zusage: Mathias habe sowohl minne und recht als auch den Personalvorschlägen zugestimmt.9 Ebenso gut ist aber die Lesart möglich, die Berner hätten Mathias händeringend einen Vorschlag nach dem anderen gemacht, ja ihm sogar die engsten Verwandten als Obmann angetragen, und Mathias hätte sich allem verweigert. Nur so lässt sich die Vielzahl der vorgeschlagenen Personen erklären, ohne dass ein Obmann ausgewählt wurde. Mit dem Hinweis, gerade Mathias nahestehende Männer seien im Angebot gewesen, zeigten die Freiburger, wie sehr die Berner ihm entgegengekommen waren. Außerdem bedeutet nút im Schweizerdeutsch nicht.¹0 Dann lautet die Übertragung: Dem widersprach er und wollte es nicht tun. Einen Obmann benötigte man jedenfalls für ein Schiedsgericht. Die Suche nach einem Obmann zeigt somit, dass minne und recht hier zusammen für das schiedsgerichtliche Verfahren stehen. Der Wille der Berner, minne und recht zu tun, bedeutet 5 6 7 8 9 10

Speer, DRW 9, Sp. 1272 f. Grimm/Weigand/Hildebrand, DWB 4, Abt. 1, Teil 1, Sp. 733 f. Oestmann, Gerichtsbarkeit und Verfahren, S. 113. Lexer, Mhd. Hwb. 3, Sp. 245. Neumann, URH 8, S. 303 f., Nr. 411. Bachmann et al., Schweizerisches Idiotikon 4, Sp. 874.

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Einheit

in diesem Kontext die Bereitschaft, gemeinsam mit ihrem Widersacher Mathias ein Schiedsgericht zu bilden. Auch König Karl benutzte in einer Urkunde vom 4. Oktober 1354 minne und recht im Sinne einer schiedsgerichtlichen Anspruchsklärung.¹¹ Er erlaubte darin Bischof Lupold von Bamberg, alle Burgen und Festungen, die gegen ihn auf Kirchengut gebaut worden waren, abzubrechen und zu zerstören. Daran täte er nicht „wider uns, daz reich und wider den lantfrid ze Franken und ze Bayern.“ Ein Abbruch verstieße weder gegen König, Reich noch die Landfrieden von Bayern und Franken.¹² Günther von Schwarzburg-Wachsenburg hatte wohl Ansprüche gegen Lupold erhoben, und Lupold hatte ihm deswegen minne und recht geboten. Karl gestattete Lupold Gegenwehr, falls Günther von Schwarzburg-Wachsenburg ihn deswegen angreifen sollte. Auch dann würde Lupolds Reaktion weder königliche Rechte noch den Landfrieden verletzen: e „Wer auch daz der edel Guonther von Swartzburg, des Wahsenburg ist, unser lieber getwr, o o als du im minne und reht geboten hast, umb sulch sach, als er gen dir spricht, dar uber frevelleich mit dir kriegen wollt, so erlauoben wir dir und ist unser will, daz du dich des weren muogest, wie du maht, an verdehtnuosse unser und des vorbenanten lantfrides.“ Zweifelsohne stand das Angebot zu minne und recht in diesem Fall für das Angebot, den Rechtsweg zu beschreiten. Die Weigerung des Gegners, sich auf eine gerichtliche Auseinandersetzung einzulassen, berechtigte zur Fehde.¹³ Die Vermutung liegt nahe, dass Lupold Günther angeboten hatte, ein Schiedsgericht für die Streitentscheidung einzurichten. Schließlich wird nur das angeboten, was einer Annahme bedarf. Einer Klage vor dem Hofgericht musste der Gegner grundsätzlich nicht zustimmen.¹4 Die Quelle zeigt außerdem eindrucksvoll, wie minne und recht als friedliche Konfliktlösung der Gewalt gegenüberstanden. b) Hofgericht und Delegation Gleichzeitig darf minne und recht nicht auf die Schiedsgerichtsbarkeit verengt werden. Es kann nämlich ebenso die hofgerichtliche Verhandlung umschreiben. Hiervon zeugt eine Hofgerichtsurkunde vom 2. Juli 1388.¹5 Abt Erkinger von Comburg und Konrad von Scheffau waren vor dem Hofrichter Herzog Přemysl von Teschen erschienen. Beide Seiten brachten einen Brief des Bürgermeisters, des Rats und der Bürger der Stadt Schwäbisch Hall mit, der uns die Streitursache schildert. Die Parteien stritten um ein klösterliches Gut, dessen Vogt und Herr Konrad war. Der Abt warf Konrad vor, 11 Fritz, MGH Const. 11, S. 158 f., Nr. 278, 1354 Oktober 4 (URH 6 Nr. 616). 12 Eventuell meint Karl den Landfrieden von Bayern vom 6. Juli 1281, abgedruckt in Schwalm, MGH Const. 3, S. 268 ff., Nr. 278 und den Landfrieden von Franken vom 25. Juli 1281, abgedruckt in Schwalm, MGH Const. 3, S. 280 ff., Nr. 279. Letzterer basierte auf dem Mainzer Landfrieden von 1235, Baumbach, Königliche Gerichtsbarkeit, S. 73. 13 Vgl. zum Mainzer Landfrieden Kannowski, Rechtsbegriffe im Mittelalter, S. 10. 14 Siehe hierzu aber die Ausführungen zum freundlichen recht, S. 113 ff. 15 Mencke, Scriptores 1, Sp. 450 f., Nr. 71, 1388 Juli 2 (URH 12 Nr. 39).

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dass dieser ihm das „Guthe beschadiget und Ihn mit der Voigtey drung, als fast daß Ihm sein Guth wust lege“. Konrad verlangte wohl Abgaben, die das Gut an den Rande der Existenz brachten. Diese Tatsache stellte Konrad auch gar nicht in Abrede. Aber „Er wolt sein Vogtey niessen als viel als were und als fast, das Ihn deucht das Er recht that, und nicht unrecht“. Konrad wollte aus seiner Vogtei den maximalen Gewinn ziehen und sah sich damit im Recht. Die Schwäbisch Haller, vor deren Gericht die Parteien zuerst aufgetreten waren, wussten nicht weiter und baten Wenzel, das Hofgericht entscheiden zu lassen. Herzog Přemysl setzte, nachdem er die Briefe aus Schwäbisch Hall gesehen hatte, einen Tag an, um „Sie zu verhoren und zu verrichten, mit der Mynne oder mit dem Rechten“. Konrad schien aber inzwischen eine Hofgerichtsverhandlung nicht mehr opportun. Nach dem Wortlaut der Hofgerichtsurkunde „reit derselbe Cunrad Scheffau des andern Tages fru hinwegk, und floh Mynne und Recht“. Der Abt hingegen kam mit seinem Fürsprecher vor das Hofgericht. Er bat um ein Urteil, nach dem der Zustand wiederhergestellt werden sollte, der vor der Hinderung und Schädigung durch Konrad bestand. Die anwesenden Ritter urteilten, Konrad solle den Abt nicht hindern und schädigen, aber er solle auch seine Vogtei nutzen können. Das war für den Abt ein unbefriedigendes Ergebnis. Er bat erneut um ein Urteil „seit dem mahlem daß der obgenandt Cuntz Scheffau das Gerichte geflohen hat, was darum recht war“. Die Ritter sollten doch Konrads Flucht berücksichtigen. Die Ritter antworteten nun, dass „seit den mahlen, dass Er das Recht geflohen hatt, so hatt Ihn der obgenandt Herr Erckinger, Abt zu Kamberg, mit dem Rechten uberwunden, daß Er sein Vogtrecht verlohren hatt an des Abts Aigenschafft.“ Weil Konrad sich der Gerichtsverhandlung entzogen hatte, hatte der Abt ihn mit dem rechten besiegt und Konrad das Vogtrecht an dem klösterlichen Gut verloren. Die Urkunde erwähnt an drei Stellen Konrads Fernbleiben und berichtet, er sei minne und recht, das gericht und das recht geflohen. Da Konrad sich der hofgerichtlichen Auseinandersetzung entzog, steht minne und recht hier für die hofgerichtliche Verhandlung bzw. das Hofgericht selbst. Außerdem konnte minne oder recht bei den Formen der delegierten Gerichtstätigkeit für die gerichtliche Auseinandersetzung stehen. König Wenzel verwendete in einer Urkunde vom 30. April 1393 die Paarformel mit dieser Bedeutung.¹6 Er hatte in dem Streit der Stadt Straßburg mit den Fürsten seine Räte Bischof Lamprecht von Bamberg, Kanzler Johann, dem Erwählten von Cammin und Bořivoj von Svinaře mit der Abhaltung des Gerichts beauftragt. Diese hatten den Parteien bereits einen Tag angesetzt, zu dem die Parteien nach Hagenau kommen sollten, um „der mynne oder dem rechten so selbist gehorsame zu sein“. Die Parteien sollten den Tag einhalten; minne oder recht gehorsam zu sein bedeutete, den Gerichtstermin in Hagenau wahrzunehmen. Wenzel musste mit seinem Schreiben den Tag aber wieder absetzen, da er seine Räte „durch notlicher sachen und geschefte willen“ nicht entsenden konnte. Deshalb verschob er den 16 Fritz, UB Straßburg 6, S. 449 f., Nr. 759, 1393 April 30 (URH 13 Nr. 70). Siehe zu den Ursprüngen der Auseinandersetzung S. 87 f. und S. 130 ff.

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Termin und wies die Parteien an, dass diese „uf denselben tag gen Hagenow unverczogenlichen komen sollen dem rechten gehorsam zu sein“. An dieser Textstelle nannte Wenzel den Ersatztermin, den die Parteien wahrnehmen sollten, nur noch das recht. Es ging also um die Gerichtstätigkeit der königlichen Räte an sich und nicht um ein spezifisches minne-Verfahren im Gegensatz zum recht.¹7 In seiner einheitlichen Bedeutung konnte minne oder recht nicht nur für schiedsgerichtliche Verfahren, sondern auch für andere Formen der gerichtlichen Auseinandersetzung stehen. c) Ausgleich Schließlich gibt es noch die Fälle, bei denen minne und recht abstrakt den Weg bezeichnet, Schäden zu ersetzen oder Ansprüche zu klären. Ob Schiedsgerichte gebildet werden oder die Parteien ein königliches Gericht anrufen sollten, bleibt unklar. Ein solcher Fall ist Gegenstand eines Briefes der Grafen Eberhard und Ulrich von Württemberg an Kaiser Karl, den sie vermutlich 1359 verfassten.¹8 Die Grafen berichteten von einer Fehde zwischen Frankfurt und denen von Heinrieth („hehenriet“)¹9. Da der Brief mit „als ir uns enboten hant“ beginnt, war wohl die Bitte des Kaisers vorangegangen, in die Fehde einzugreifen oder vielleicht auch nur Informationen einzuholen. Die Grafen berichteten, dass „die von frankenfurt, die von hehenriet, verbrent hant, unn in ir vestin an gewnnen unn zerbrochen“. Die Frankfurter hatten das Gut derer von Heinrieth verbrannt, deren Festung eingenommen und sie abgerissen. Der Schaden für die Herren von Heinrieth war erheblich. Die Grafen schrieben über deren Wünsche: „dar umb begerent sie anderes nit, denne minne oder rechtes von den von frankenfurt“. Die Geschädigten verlangten wegen ihres Schadens von den Frankfurtern nichts außer minne oder recht. Sie baten den Kaiser, auf die Frankfurter einzuwirken, sodass „sie den von hehenriet minne oder recht widervaren lazzen oder etwas gelimpfes“. Denen von Heinrieth sollte also minne oder recht widerfahren oder etwas Angemessenes bzw. Passendes²0. Eberhard und Ulrich beteuerten, ihrerseits ihr Bestes zu versuchen und 17 Siehe auch die ähnliche Formulierung in Foltz, UB Friedberg 1, S. 477 f., Nr. 759, 1399 Mai 24 (URH 14 Nr. 314). 18 A ISG Frankfurt am Main, Kaiserschreiben 95 (alt: StadtA Frankfurt, Kaiserschreiben I Nr. 29), [1359] März 29 (URH 7 Nr. 427). Das Datum des Briefes ist unsicher und, da es bislang keine weiteren Überlieferungen zu der Fehde gibt, nur an äußeren Merkmalen (Lebenszeit der Aussteller, Ausstellungsort etc.) geschätzt, siehe Battenberg, URH 7, S. 299. 19 Battenberg, URH 7, S. 299, Nr. 427 überträgt den Namen mit Hohenried. Hohenried ist eine Gemarkung im heutigen Landkreis Neuburg-Schrobenhausen in Bayern. Einleuchtender erscheint mir hingegen eine Beteiligung des im 15. Jahrhundert ausgestorbenen, württembergischen Adelsgeschlechts Heinrieth, siehe Seyler, Wappenbuch 6,2, S. 165 f., dort auch unter der Bezeichnung Hehenrieth und Hohenrieth. In Orth, Die Fehden der Reichsstadt Frankfurt am Main, finden sich keine Informationen zu der Auseinandersetzung. 20 Siehe Benecke/Müller, Mittelhochdeutsches Wörterbuch 1, Sp. 999b; Gärtner et al., Findebuch 1, Sp. 120; Kochs/Bahr, DWB 4, Abt. 1, Teil 5, Sp. 109 ff.; Lexer, Mhd. Hwb. 1, Sp. 818 f. Battenberg, URH 7, S. 299, Nr. 427 überträgt gelimpfes mit Ehre.

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dem Kaiser zu vertrauen, er werde es wohl schaffen, dass denen von Heinrieth etwas gelimpfes widerfahre. Die Wendung minne oder recht widerfahren steht in der vorliegenden Quelle für das den Ausgleich schaffende Verfahren. Der Ausgleich konnte durchaus mit Hilfe eines Schiedsgerichtes geschehen, doch hätte allein die Bildung eines Schiedsgerichtes denen von Heinrieth wohl kaum genügt, wenn dieses nicht mit einer Entschädigung für sie geendet hätte. Auch der zweimalige, beim zweiten Mal allein stehende Hinweis, ihnen solle gelimpfes widerfahren, unterstützt diese Lesart. In erster Linie wünschten die von Heinrieth einen angemessenen Ausgleich. Etliche Jahre später verfasste Graf Eberhard von Württemberg noch einen Brief an die Stadt Straßburg in eigener Sache, in welchem er die Paarformel minne und recht in derselben Art und Weise benutzt.²¹ Er schrieb, wie ihn schwäbische Städte bei Kaiser Karl und König Wenzel angeschwärzt hatten, seine Amtleute hätten den Frieden gebrochen. Wenn sich dies als wahr herausstellen sollte, dann sei er zum Ausgleich bereit: „daz wolt wir keren mit minne oder mit rehten oder wolten in ie fuer ain haller zehen geben.“ Natürlich war dies nur ein rhetorisches Stilmittel. Das Angebot, für jeden Heller zehn Heller Schadensausgleich zahlen zu wollen, sollte verdeutlichen, dass Eberhard sich keinerlei Schuld bewusst war. Das „keren“, also die Wiedergutmachung, konnte mit minne oder recht geschehen. Damit meinte er, er sei zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung bereit, auch wenn er dort zum Schadensersatz verurteilt würde. Die Formel minne oder recht bedeutete hier die abstrakte gerichtliche Auseinandersetzung, die zu einem Ausgleich führen sollte. d) Entscheidung mit minne und recht Mit der Erkenntnis, dass die Paarformel minne und recht einen einheitlichen Sinn haben kann und minne und recht nicht immer im Gegensatz zueinander stehen, löst sich der ein oder andere Widerspruch auf. Hattenhauer führt als Beleg für die Gegensätzlichkeit an, es ergehe nie ein Verdikt nach minne und recht.²² Eine solche Konstellation scheint aber aus dem Jahre 1350 überliefert. Karl beschreibt darin einen Spruch von Pfalzgraf Ruprecht dem Älteren als mit minne und recht ergangen. Vorangegangen war die kuriose Affäre um den falschen Woldemar.²³ Nachdem 1319 Markgraf Woldemar von Brandenburg verstorben war und seine Linie der Askanier endete, belehnte König Ludwig seinen eigenen kleinen Sohn Ludwig 1323 mit der Mark Brandenburg. Die Mark Brandenburg, immerhin Kurfürstentum, war von nun an in wittelsbachischer Hand. 1348, als der Konflikt zwischen den Wittelsbachern und den 21 Witte/Wolfram, UB Straßburg 5,2, S. 918 f., Nr. 1264, 1376 November 21 (URH 10 Nr. 398). 22 Hattenhauer, „Minne und recht“, S. 342. 23 Zu den folgenden Absätzen über die Affäre siehe Martin, Woldemar d. Falsche in: LMA 9 und von Sommerfeld, Waldemar in: ADB 40. Battenberg schildert den politischen Prozess ebenfalls ausführlich, Battenberg, Herrschaft und Verfahren, S. 68 ff.

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Luxemburgern um die Thronnachfolge des 1347 verstorbenen Kaisers Ludwig in vollem Gange war, betrat plötzlich ein älterer Mann die politische Bühne und behauptete, er sei der für tot gehaltene Markgraf Woldemar. Seinen Tod und die Beerdigung habe er nur inszeniert und tatsächlich habe er die vergangenen Jahre auf Pilgerreise verbracht. Die wahre Identität dieses Mannes liegt bis heute im Dunkeln. Vertreten wird sogar, dass er wirklich Woldemar war.²4 Die meisten Historiker halten ihn aber für einen Hochstapler oder Verwirrten.²5 In die Geschichtsbücher ging er jedenfalls als der „falsche Woldemar“ ein. Wie dem auch sei – zahlreiche Zeugen behaupteten damals, ihn wiedererkannt zu haben, und die Herzöge von Sachsen und Grafen von Anhalt machten sich bei Karl für eine Anerkennung Woldemars stark. Als Nachbarfürsten der Mark hatten sie dabei ihr eigenes Wohl fest im Blick. Karl ergriff die Chance, seinen Gegner und bisherigen Markgrafen Ludwig unter Druck zu setzen, und verlieh Woldemar am 2. Oktober 1348 die Mark Brandenburg.²6 So kam Woldemar an „seine“ Mark Brandenburg, Karl an Woldemars Kurfürstenstimme und an dessen Mark Lausitz²7 und die Herzöge von Sachsen und Grafen von Anhalt an die Anwartschaft auf die Mark Brandenburg, sollte Woldemar ohne Erben sterben²8. Der Verlierer war Ludwig. Erst in dem am 26. Mai 1349 geschlossenen Frieden von Eltville erkannten Ludwig und die anderen Wittelsbacher Karl als König an,²9 und dieser entzog als Gegenleistung Woldemar die Unterstützung³0, nicht aber die Anerkennung als rechtmäßigen Markgrafen³¹. Nachdem Ludwig seine Macht in der Mark mit militärischen Mitteln gefestigt hatte, waren die Unterstützer Woldemars, die Fürsten von Sachsen, Anhalt und Mecklenburg und der Erzbischof von Magdeburg, zu einem Ausgleich mit den Wittelsbachern bereit. Sie verwillkürten auf König Magnus von Schweden als ihren Richter.³² Diese Umgehung seiner Autorität als König und Richter und das Risiko, durch eine Aussöhnung der Wittelsbacher mit ihren Feinden und seinen Verbündeten selbst ins Hintertreffen zu gelangen, konnte Karl nicht auf sich sitzen lassen. Am 7. Februar 1350

24 Klöden, Geschichte des Markgrafen Waldemar 3, S. XXI f.; ab S. X stellt Klöden die Meinungsverschiedenheit dar. 25 Z. B. Stoob, Kaiser Karl IV., S. 68: „Betrüger“; von Sommerfeld, Waldemar in: ADB 40: „Irrsinniger“. 26 Zeumer/Salomon, MGH Const. 8, S. 659 f., Nr. 655, 1348 Oktober 2 (URH 6 Nr. 53). 27 Zeumer/Salomon, MGH Const. 8, S. 664 ff., Nr. 660, 1348 Oktober 2 (URH 6 Nr. 56). 28 Kühn, MGH Const. 9, S. 420, Nr. 532, 1349 August 15 (URH 6 Nr. 190). 29 Hrubý, Archivum Bohemiae 2, S. 126 f., Nr. 107, 1349 Mai 26 (URH 6 Nr. 125). 30 Kühn, MGH Const. 9, S. 248, Nr. 326, 1349 Mai 26 (URH 6 Nr. 127). 31 Siehe wieder Kühn, MGH Const. 9, S. 420, Nr. 532, 1349 August 15 (URH 6 Nr. 190). 32 Der übrigens auch „mit mynne oder mit Rechte“ entscheiden sollte, wie aus Ludwigs Beurkundung der Vereinbarung hervorgeht, Riedel, CD Brandenburg. II 2, S. 265 ff., Nr. 899, 1350 Februar 2. Laut einer Urkunde von Karl sollte der schwedische König „recht, urteil oder minne geben oder vinden“, Kühn, MGH Const. 10, S. 60 f., Nr. 74, 1350 März 29 (URH 6 Nr. 241).

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kompromittierten Karl und Ludwig „uff mynne und uff recht“ auf Ruprecht I., den Älteren Pfalzgrafen bei Rhein.³³ Dieser war ein Vetter von Ludwig³4 und der Bruder von Karls Schwiegervater Rudolf II. von der Pfalz³5. Karl und Ludwig gelobten „mit geswornem eyde“ zu vollführen, was Ruprecht „vindet oder sprichet, fruntlich oder mit rechte“. Dessen Spruch erfolgte wenige Tage später, am 14. Februar 1350. Darin befand Ruprecht zusammen mit einer stattlichen Riege von Adligen, die Anrufung des schwedischen Königs als Richter habe dem Heiligen Römischen Reich geschadet, Woldemar sei nicht der Sohn von Markgraf Konrad von Brandenburg, Karl solle die Mark unverzüglich wieder Ludwig zu Lehen geben und Ludwig solle Karl als römischen König und seinen Herrn anerkennen.³6 Des Weiteren sollte Karl Ludwig und den „der sich nennet Woldmar marggraf ze Brandenburg“ nach Nürnberg laden und die Fürsten und Herren des Römischen Reichs erkennen lassen, ob Woldemar echt sei (was zuvor schon durch Ruprecht negativ beschieden worden war). Am selben Tag sollten die Wittelsbacher auch die Kleinodien des Heiligen Römischen Reichs, die sie noch von ihrem Vater innehatten, übergeben. Karl sollte wiederum mit „allen sinen vliz“ versuchen, die Wittelsbacher aus dem Kirchenbann zu lösen. Der überaus lange Spruch regelte unter anderem noch die gegenseitige Absicherung durch Einlager³7 und eine Streitbeilegung zwischen Ludwig und Ulrich von Pauk zu Sarowe und Albrecht von Hackeborn.³8 Am Tag darauf, am 15. Februar 1350, versprachen Karl und Ludwig mit einer gemeinsamen Urkunde noch einmal, den Spruch, den sie in ihrer Urkunde komplett zitierten, zu halten.³9 Darin schrieben sie, Ruprecht habe sie „friuntlich und einmuntlich mit an ander entscheiden“.40 Noch einen Tag später, am 16. Februar 1350, nahm Karl in zwei Urkunden Bezug auf Ruprechts Spruch und resümierte in der ersten, „darinne er uns beidenseiten beidin minne und recht gesprochen hat“ 4¹, bzw. in der zweiten, „darinne er uns beidenseiten beidin reht und minne gesprochen hat“ 4². Offensichtlich war für Karl oder den erstellenden Notar Johann von Neumarkt4³ eine Differenzierung nicht nötig.

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Kühn, MGH Const. 10, S. 31 f., Nr. 42, 1350 Februar 7 (URH 6 Nr. 215). Rödel, Ruprecht I. in: NDB 22. Schmid, Rudolf II. Herzog von Bayern in: NDB 22. Hrubý, Archivum Bohemiae 2, S. 172 ff., Nr. 136, 1350 Februar 14 (URH 6 Nr. 217). Bei einem Einlager nahm der Verpflichtete oder ein ihm nahestehender Dritter an einem vereinbarten Ort Quartier, bis die Pflicht erfüllt war, Breßler, Einlager in: HRG 1, 2. A., Sp. 1298 f. Die in Riedel, CD Brandenburg. II 2, S. 269 ff., Nr. 903 abgedruckte Quelle ist unvollständig, siehe hierzu auch die Erläuterung bei Hrubý, Archivum Bohemiae 2, S. 174, Fußnote δ: „[. . . ] in codice duo folia desunt.“ Kühn, MGH Const. 10, S. 33 f., Nr. 44, 1350 Februar 15 (URH 6 Nr. 218). Ganz ähnliche Worte nutzt Karl in einer nur von ihm stammenden Urkunde gleichen Datums, Riedel, CD Brandenburg. II 2, S. 269 ff., Nr. 903, 1350 [Februar 15] (URH 6 Nr. 219). Kühn, MGH Const. 10, S. 38 f., Nr. 50, 1350 Februar 16 (URH 6 Nr. 228). Kühn, MGH Const. 10, S. 39 f., Nr. 51, 1350 Februar 16 (URH 6 Nr. 229). Siehe Anmerkung zu den beiden Urkunden (Kühn, MGH Const. 10, S. 38 f., Nr. 50, 1350 Februar 16 (URH 6 Nr. 228); Kühn, MGH Const. 10, S. 39 f., Nr. 51, 1350 Februar 16 (URH 6

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Auf welche Weise hatte Ruprecht denn nun entschieden? Hier ist zwischen den zahlreichen Regelungspunkten zu unterscheiden. Lediglich die Entscheidung, Ludwig habe auf seine Ansprüche gegen Ulrich von Pauk zu Sarowe und Albrecht von Hackeborn zu verzichten, erging mit minne. So heißt es ausdrücklich „waz wir von den vorgenanten zweien herren, hern Ulrichen von Pak und hern Albrehten von Höckenporn, iren landen und lehen geredd haben, daz sprechen wir mit ir beyder willen, wizzend und wort zuo einer friuntschaft und minne.“ 44 Im Umkehrschluss ergingen die anderen Punkte, die zum Teil bereits genannt werden, mit recht, denn dort wurde gerade nicht die minne betont. Bei einigen Stellen wird das deutlich. Sogleich am Anfang, nach der Nennung der anwesenden Adligen, leitete Ruprecht seinen Spruch zu Woldemars Identität mit folgenden Worten ein: „die wir gefraget haben, daz sy uns [. . . ] ze leren und ze wisen des rehten und waz wir in den vorgenanten sachen sprechen und entscheiden soelten. Die haben uns underwiset und dunket uns auch selber billich und reht“. Die vermeintliche Darstellung durch Karl, der Spruch sei sowohl nach minne als auch nach recht ergangen, könnte nach einer ersten Interpretation eine sehr präzise Wiedergabe des Geschehenen sein. Der zweite Erklärungsansatz ist, Karls Formulierung schlicht als einheitliche Verwendung von minne und recht zu verstehen. Der einzelne Regelungspunkt, der mit minne entschieden wurde, nimmt in dem Spruch nicht viel Raum ein. Als Karl Ruprechts Spruch erwähnte, hatte er deshalb wahrscheinlich nicht diesen Nebenkriegsschauplatz im Sinn. Auch die Tatsache, dass Karl und Ludwig am 15. Februar 1350 Ruprechts Spruch freundlich und einmütig nannten, darf nicht so aufgefasst werden, es habe sich nicht um einen Spruch mit recht gehandelt oder es sei einerlei, wie der Spruch zustande kam. Diese Wortwahl kann zum einen darauf hinweisen, Ruprecht und die anwesenden Fürsten hätten einträchtig entschieden. Zum anderen könnten Karl und Ludwig sich Ruprechts Entscheidung zu eigen gemacht und nun als eigene gütliche Übereinkunft dargestellt haben, was möglich und sogar wahrscheinlicher ist.45

2 Gegensatz Trotz der dargestellten Fälle darf nicht aus dem Blick geraten, dass das Verfahren mit minne und das mit recht zwei verschiedene Möglichkeiten der Streitbeendigung waren. Exemplarisch soll deshalb nun ein Verfahren geschildert werden, in dem dies klar

Nr. 229)): „auf dem Bug rechts: Johannes Noviforensis“; zu Johann von Neumarkt als Notar siehe Lindner, Das Urkundenwesen Karls IV., S. 21, Moraw, Gelehrte Juristen, S. 92 („rechtspraktisch informiert“) und allgemein Rieckenberg, Johann von Neumarkt in: NDB 10. 44 Hrubý, Archivum Bohemiae 2, S. 172 ff., Nr. 136, 1350 Februar 14 (URH 6 Nr. 217). 45 Siehe hierzu S. 135 ff.

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hervortritt. Weil der Fall mit dem Süddeutschen Städtekrieg zusammenhängt und dieser Konflikt in der Arbeit immer wieder zur Sprache kommt, wird er an dieser Stelle ausführlicher dargestellt.46 König Wenzel verhandelte die Angelegenheit am 8. Juli 1398 in Nürnberg persönlich. Er war im September 1397 endlich zu einem Reichstag in Nürnberg eingetroffen, nachdem er die vorangegangenen Jahre in den deutschen Landen lediglich durch Abwesenheit geglänzt hatte.47 In Nürnberg musste er sich mit einem Streit zwischen der Stadt Nürnberg und den Städten Mainz, Worms und Speyer befassen. Der Streit hatte seine Wurzeln im Süddeutschen Städtekrieg, der zu diesem Zeitpunkt jedoch schon etliche Jahre zurücklag. Nachdem die Städte in diesem Krieg noch Verbündete gewesen waren, standen sie sich jetzt als zerstrittene Parteien gegenüber. Im Süddeutschen Städtekrieg kämpfte zunächst der Schwäbische Städtebund gegen Herzog Friedrich von Bayern, nachdem letzterer den mit den Städten verbündeten Salzburger Erzbischof gefangen genommen und Kaufleute und Güter festgesetzt hatte. Weil sich 1381 der Rheinische Städtebund mit dem Schwäbischen Städtebund vereinigt hatte, fingen auch die rheinischen Städte an, die Wittelsbacher inklusive den Pfalzgrafen bei Rhein zu bekriegen. Wenzel sympathisierte zunächst mit den Städten, wechselte dann aber später in das Lager der Fürsten.48 Am Schluss waren fast alle südlich des Mains gelegenen Reichsstädte, Freien Städte und Fürsten beteiligt. Die Städte unterlagen militärisch. Anfang des Jahres 1389 hielten die Parteien in Mergentheim Friedensverhandlungen ab, die aber vorerst fehlschlugen. Nach verschiedenen Separatabkommen zwischen Städten und Fürsten besiegelte der Egerer Reichslandfrieden vom 5. Mai 1389 den Frieden mit König Wenzel. Die schwache Verhandlungsposition der Städte zeigt sich deutlich daran, dass sie ihre Bündnisse begraben mussten, während der 1383 gegründete Nürnberger Herrenbund der Fürsten weiter fortbestehen durfte.49 Schon Anfang April hatten die Städte mit den Fürsten in Bamberg mit dem Ergebnis verhandelt, dass Herzog Ruprecht der Ältere 60.000 Gulden als Entschädigung erhalten sollte, denn – so hielt es ein Schreiber der rheinischen Bundes-

46 Zu den folgenden Ausführungen zu diesem Krieg siehe Heinig, Städtekrieg, süddt. in: LMA 8, Sp. 18 f. und Schubert, Schwäbischer Städtebund in: HLB. 47 Holtz, Reichsstädte und Zentralgewalt, S. 172. 48 Holtz, Reichsstädte und Zentralgewalt, S. 114 f., 120 f. 49 Angermeier, Eger, Reichstag, Reichslandfrieden v. in: LMA 3, Sp. 1607. Das hinderte die schwäbischen Städte aber nicht, schon 1390 wieder einen Bund zu gründen, Schubert, Schwäbischer Städtebund in: HLB.

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städte fest – „es were weger50 man keufte den frieden wan den unfrieden“.5¹ Die schwäbischen Städte sollten sich ebenfalls an den Kosten beteiligen.5² Das Ganze stand aber wohl unter der Bedingung, dass es zu einer endgültigen Verrichtung mit dem Pfalzgrafen kam. In der Darstellung der schwäbischen Städte steht: „wer’ ez sach daz alle die stuek und stoezz, die fuersten herren und stet gen einander auf beid seiten heten, auf die zeit alle genzlich und gar beriht wuerden zu Bamberg auf dem vorgnanten tag, so solt der Swebisch punt dem Reinischen punt 30000 guldein ze stewr geben an den 60000 guldein die der Reinisch punt herzog Ruprecht dem eltsten verheissen heten ze geben von irs kriegs wegen den sie mit im heten. wer’ aber daz alle stueck und stoezz auf dem egenanten tag zu Bamberg zwischen fuersten herren und steten niht genzlich verriht wuerden als vor geschriben stet, so soelten der Swebisch punt dem Reinischen punt der egeschriben 30000 guldein niht schuldig sein ze geben.“ 5³ Allein schon die Wortwahl „irs kriegs wegen den sie mit im heten“ lässt erahnen, dass die Städte des schwäbischen Bundes sich nicht wirklich in der Verantwortung fühlten. Und der Nürnberger Bote Berthold Pfinczing stellte laut der schwäbischen Darstellung klar, „ob daz wer’ daz die vorgenant teiding all beriht wuerden und daz man den Reinischen steten die 30000 guldein geben muest als vor geschriben stet, daz wir dann von der stat wegen zu Nueremberg niht mer geben wolten dann unser anzal die uns angepurt an denselben 30000 guldein und wolten auch fuer die anderen stet dez punds in Swaben niht geben noch verpunden sein.“ Im Fall einer endgültigen Verrichtung wollten die Nürnberger demzufolge nur den Nürnberger Anteil der 30.000 Gulden zahlen und nicht auch den der anderen schwäbischen Städte übernehmen. Zu einer Einigung mit allen Städten kam es dann nach ihrer Darstellung nicht: „und also geschach zu Bamberg auf demselben tag kein rihtung niht, dann ez ward da ein anderer tag erlengt und gemacht gen Eger acht tag nach Ostern in dem 89 jar. darnach do man zu dem tag gen Eger kom, da kund man aber kein rihtung finden noch treffen, denn daz ein lantfrid da gemacht ward. in denselben lantfrid dhein stat dez Swebischen punds niht komen noch den swern woelt, dann die von Regenspurg Nueremberg und Weissenburg.“ Nur die Städte Regensburg, Nürnberg und Weißenburg waren dem Landfrieden beigetreten.

50 Besser, siehe von Bahder, DWB 13, Sp. 3106. 51 Weizsäcker, DRTA 2, S. 200 ff., Nr. 91, 1389 Mai 12; diese Vereinbarung steht so auch in der Aufzeichnung der schwäbischen Städte (Nürnberg), Weizsäcker, DRTA 2, S. 198 f., Nr. 90, [1389 nach Mai 5]. 52 Weizsäcker, DRTA 2, S. 200 ff., Nr. 91, 1389 Mai 12; so auch die Aufzeichnung der schwäbischen Städte, Weizsäcker, DRTA 2, S. 198 f., Nr. 90, [1389 nach Mai 5]. Allerdings ist die genaue Höhe unklar, sie schwankt zwischen 25.000, 30.000 und 35.000 Gulden, siehe hierzu Weizsäcker, DRTA 2, S. 203 Fußnote 1. 53 Weizsäcker, DRTA 2, S. 198 f., Nr. 90, [1389 nach Mai 5]. In der Darstellung der rheinischen Städte ist diese Bedingung auch enthalten, siehe Art. 3 a. E. in Weizsäcker, DRTA 2, S. 200 ff., Nr. 91, 1389 Mai 12.

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Gegensatz und Einheit

Die schwäbischen Städte sahen sich, als die Städte des ehemaligen rheinischen Bundes sie mit einem Brief vom 19. Juli 138954 zur Zahlung aufforderten, nicht in der Pflicht. Sie begründeten die Zahlungsverweigerung zum einen damit, dass die schwäbischen Boten den rheinischen Boten ihre fehlende Ermächtigung angezeigt hätten. e Zum anderen argumentierten sie, dass – „wiewol daz were daz uns unser rate dez nicht enpholhen hetten“ – sie dennoch mit 30.000 Gulden ihnen zu Hilfe gekommen wären, wenn „denne alle unser sache mit fruntschaft zerfurt werden“. Da diese Bedingung aber nicht eingetreten sei, wünschten die schwäbischen Absender mit Forderungen nicht behelligt zu werden, nämlich „daz ir uns von solichs gelcz wegen unbekumbert und ane notrede beliben lassent“.55 Das sahen die rheinischen Städte naturgemäß anders. Sie alleine hatten an den Pfalzgrafen gezahlt, vielleicht weil seine Gefangenen, die nach Zahlung der 60.000 Gulden freikommen sollten, hauptsächlich den rheinischen Städten entstammten.56 Ob nun eine Verrichtung gemäß der Bedingung geschah, geht aus der Darstellung der rheinischen Städte nicht eindeutig hervor. Nach einem Brief der Straßburger Boten an ihre Heimatstadt zu urteilen, war es wohl ein ziemliches Hin und Her.57 Ein Brief von König Wenzel vom 8. Januar 139858 schildert die Situation zwar mit etlichen Jahren Zeitabstand, aber sehr ausführlich: Nach den Tagen in Bamberg seien alle Parteien zu ihm nach Eger gekommen. Als Adolf, Bischof von Mainz, Lamprecht, Bischof von Bamberg und der Deutschmeister Siegfried von Venningen ihm von den Verhandlungsergebnissen erzählten, hätten die schwäbischen Städte von der „rede und dedinge“ Abstand genommen. Als die Freunde der rheinischen Städte das hörten, seien sie auch gerne ihrer Versprechen ledig gewesen. Er habe daraufhin „ein gerichte besiczen“ lassen, und es „wart da mit rechtem orteile gewiset unde ußgesprochen“, dass die rheinischen Städte die 60.000 Gulden zahlen sollten und die schwäbischen Städten 30.000 Gulden dazu beizutragen hatten. Wie ihm von Mainz, Worms und Speyer „mit clage vorbracht“ worden sei, sei nicht gezahlt worden. Deshalb erlaube er ihnen, sich den Bürgern der schwäbischen Städte und deren Gut auf jegliche Art und Weise zu bemächtigen, bis Zahlung erfolge. Umgekehrt sollte niemand im Reich die schwäbischen Städte davor in Schutz nehmen, um „unser und des riches große ungnade czu virmiden“. Diese Verfügung ist beispielhaft für die (Nicht-)Vollstreckung von Hofgerichtsurteilen, denn das 54 Weizsäcker, DRTA 2, S. 205 f., Nr. 94, 1389 Juli 19. 55 Weizsäcker, DRTA 2, S. 206 f., Nr. 95, 1389 Juli 31. 56 In der Darstellung der rheinischen Städte ist von Gefangenen aus rheinischen und schwäbischen Städten und – wichtig für die Verhandlungsposition! – eigenen Gefangenen die Rede, Weizsäcker, DRTA 2, S. 200 ff., Nr. 91, 1389 Mai 12. Allerdings erwähnt die schwäbische Aufzeichnung von den Verhandlungen in Bamberg gar keine Gefangenen (Weizsäcker, DRTA 2, S. 198 f., Nr. 90, [1389 nach Mai 5]), was den Schluss nahelegt, dass die schwäbischen Städte nicht so stark durch Geiselnahmen beeinträchtigt sein konnten. 57 „und waz da an eime dage man wonde geriht haben und úbertragen, daz waz an dem andern dage wider abe.“, Weizsäcker, DRTA 2, S. 196 f., Nr. 88, [1389] Mai 3. 58 Weizsäcker, DRTA 3, S. 45 ff., Nr. 20, 1398 Januar 8 (URH 14 Nr. 131).

Gegensatz

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Hofgericht verfügte über keinerlei Vollstreckungsorgane, und die Durchsetzung durch die obsiegende Partei war der Normalfall.59 Obwohl Mainz, Worms und Speyer mit diesem königlichen Brief theoretisch zur Vollstreckung schreiten konnten, sollte die Angelegenheit im Sommer 1398 doch „mit mynne oder mit rechte“ geregelt werden. Aus Mainzer Briefen60 an den König bzw. an Nürnberg wissen wir, dass Wenzel die drei Städte mit „koniglichen breven verbotschafftet“ hatte, sprich die Städte zu sich zitiert hatte. In den Briefen sicherten die Mainzer den Nürnberger Boten sicheres Geleit zu und forderten dieses für die eigenen Boten. Am 8. Juli 1398 beurkundete6¹ Wenzel folgenden Ablauf: Die Boten der drei rheinischen Städte und der Stadt Nürnberg waren zu ihm gekommen, um „die sache zuvollenden mit der mynne oder mit dem rechten“. Am Tag zuvor hatte er versucht, sie mit der minne zu verrichten. Aber „to kunden wir czwischen in kein mynne treffen und beschiden beden teylen einen recht tage fur unsere Rete und Ritter als hewte“. Das minneVerfahren scheiterte, wobei die Gründe hierfür nicht genannt wurden. Es wurde ein Rechtstag auf „hewte“, den 8. Juli 1398, angesetzt. Zunächst fragten die Nürnberger, ob sie nicht „pillichen und zurecht sichern solten uf ein fruntlich rechte“ vor dem königlichen Hofgericht und nirgendwo anders. Die Ritter erkannten und erteilten „uf ire eyde das die egenan[ten] von Nuremberg und die iren und ir gute vor den egen[anten] drein Steten und den iren billichen sicher sein solten uf ein fruntlich rechte zunemen“, und zwar vor dem Hofgericht und nirgendwo anders. Mit Hilfe der Antwort der Ritter können wir den Sinn der etwas unverständlichen Frage der Nürnberger begreifen: Die Nürnberger wollten, um vor rheinischen Übergriffen sicher zu sein, dass sich die rheinischen Städte auf ein freundliches recht6² vor dem Hofgericht einließen. Daraufhin brachten die Nürnberger einen Brief, an dem die Siegel der drei rheinischen Städte hingen. In dem Brief stand, „das die Burger von Nuremberg den selben Steten nicht hoher gebunden weren zuantwurten dem allem umb ire anczal an der Summen geldes die sie hertzog Ruprechten seligen geben solten“. Der Brief diente als Beweis, dass die Nürnberger nur ihren Anteil, nicht aber den der anderen Städte aus dem Schwäbischen Städtebund zahlen mussten. Er passt zu der Nürnberger Darstellung über die Verhandlungen in Bamberg im April 13896³, wonach der Nürnberger Bote Bertholt Pfinczing klargestellt hatte, dass eine Übernahme von Anteilen anderer Städte nicht in Frage komme. Die Nürnberger „fragten die Ritter darumb umb ein rechte“, und diese erkannten und erteilten auf ihre Eide, „das sie denselben Steten Meincze Wurmis und Speyer nicht hoher wern gebunden

59 Battenberg, Reichshofgericht in: HRG 4, Sp. 625, Rödel, Königliche Gerichtsbarkeit, S. 27. 60 A StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Urkunden vor 1401, MA 1992, 2738, [1398] Juni 23 (URH 14 Nr. 231) und A StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Urkunden vor 1401, MA 1992, 2737, 1398 Juni 23 (URH 14 Nr. 232). 61 A StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Urkunden vor 1401, MA 1992, 2740, 1398 Juli 8 (URH 14 Nr. 234). 62 Zum freundlichen recht siehe S. 113 ff. 63 Weizsäcker, DRTA 2, S. 198 f., Nr. 90, [1389 nach Mai 5].

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Gegensatz und Einheit

zuantwurten dem allem umb ire anczale an der egenan[ten] summen geldes“. Damit hatten die Nürnberger einen Erfolg errungen, den sie gerne schriftlich fixiert mit nach Hause nehmen wollten und deshalb „baten die von Nuremberg ein urteil zufragen ob man in die icht billichen vorschreiben solt als in erteilet wer worden“. Dies wurde erteilt und „mit urkunt dies brives vorsigelt mit unserm angedruckten Insigel“ festgehalten. Mit einer geplanten Streitbeilegung mit minne oder recht schrieb Wenzel nicht floskelhaft von einer einheitlichen Gerichtsverhandlung. Vielmehr wendete er einen Tag für die minne auf und beendete den Versuch, indem er den Parteien einen rechttag vor den Räten und Rittern beschied. Damit ist in diesem Fall eine ganz klare Grenzziehung zwischen dem einen und dem anderen möglich. Der Streit zwischen den Städten wurde an diesem Tag durch Wenzel übrigens nicht beendet. Er dauerte noch über 20 Jahre an. Ob die drei rheinischen Städte wenigstens den Nürnberger Anteil vom Geld erhielten, ist unklar.64 Das Beispiel zeigt, dass ein Verfahren mit recht noch dann möglich war, wenn das Verfahren mit minne scheiterte. Deshalb musste es sich hier bei minne und recht um zwei verschiedene Dinge handeln. Gerade an dem Streit zwischen Nürnberg und den rheinischen Städten ist zu erkennen, dass die Verfahren hintereinander stattfanden, was ebenfalls die Verschiedenheit belegt. Ähnliche Formulierungen finden sich an anderen Stellen.65

3 Ergebnisse Als Fazit lässt sich festhalten, dass minne und recht mit einheitlicher Bedeutung oft Schiedsgericht meinte, aber auch andere Gerichtsformen, wie z. B. das königliche Hofgericht oder sonst vom König beauftragte Gerichtstätigkeit bezeichnen konnte. Ein ebenso möglicher Sinngehalt war der mit Hilfe einer gerichtlichen Auseinandersetzung gewonnene Schadensausgleich. Streitbeendigungen sowohl mit minne als auch mit recht waren für (schieds-)gerichtliche Verhandlungen ausreichend typisch, um in der Kombination für sie stehen zu können. Die Funktion von Paarformeln als eine Frühform der Definition tritt zu Tage.66 Zudem zeigt sich, dass die minne ein integraler Bestandteil der gerichtlichen Verfahren war. Diese Interpretation von minne oder recht muss bei der Auswertung der Quellen berücksichtigt werden. Quellen, die eine Konfliktlösung mit minne und recht ankündigen oder von einer solchen berichten, sind nicht zwangsläufig so aufzufassen, dass tatsächlich zwei Verfahren geplant waren oder auch stattfanden. Bei einer Vielzahl der Quellen ist jedoch eine Differenzierung geboten. Zum Teil wurden sogar unterschiedliche Tage für die beiden Verfahren angesetzt, wenngleich 64 Weizsäcker, DRTA 3, S. 12 f.; bei Rödel, URH 14, S. 116, Fußnote 2 finden sich weitere Verweise. 65 Siehe hierzu S. 83 ff. 66 Schmidt-Wiegand, Deutsche Sprachgeschichte, S. 74; Schmidt-Wiegand, Paarformeln in: HRG 3, Sp. 1391.

Ergebnisse

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eine solch getrennte Behandlung sich in der Regel nicht belegen lässt. Trotz der Verschiedenartigkeit der Quellen ist festzustellen, dass die Anzahl der Fälle, bei denen die Verfahren tatsächlich voneinander zu unterscheiden waren, wohl diejenige der Fälle überwiegen dürfte, bei denen minne oder recht ausschließlich eine einheitliche Bedeutung zukam.

V Abwandlungen und Abgrenzungen Im Folgenden werden Abwandlungen von minne oder recht, die in den untersuchten Quellen vorkommen, dargestellt. Hierbei handelt es sich stets um eine Variation des minne-Teils der Paarformel. Der andere Teil, das recht, wird grundsätzlich nicht durch einen anderen Ausdruck ersetzt.¹ Freilich wird manchmal das Adjektiv rechtlich verwendet.² Das Kapitel behandelt zur Abgrenzung auch Ausdrücke, die zum Teil ebenfalls formelhaft mit recht auftreten, jedoch nicht den minne-Part der Paarformel übernehmen können. Ziel dieser Untersuchung ist zu verstehen, bei welchen Ausdrücken relativ sicher von ähnlichen Verfahrensweisen ausgegangen werden kann und in welchen Fällen Zurückhaltung bei der Gleichsetzung von verschiedenen Ausdrücken geboten ist. Die mittelalterliche Sprache variierte je nach Region stark und es gab keine allgemeine Hochsprache. Erst recht existierte keine Rechtssprache mit Definitionen. Unterschiedliche Aussteller von Urkunden konnten mit ihren Worten also auch Unterschiedliches meinen. Selbst innerhalb einer Urkunde kann ein Ausdruck mehrere Bedeutungen haben, sodass stets der Kontext zu beachten ist. Diese Tatsachen darf man beim Auswerten der Quellen nicht aus dem Blick verlieren. Zum Teil ist es möglich, die bedeutungsgleiche Abwandlung mit verschiedenen Quellen zu belegen. So wird deutlich, dass mehrere Menschen im Rechtsalltag die Begriffe gleichbedeutend verstanden.

1 freundschaft, freundlich Sowohl minne als auch freundschaft sind Begriffe, die Zuneigung füreinander ausdrücken können. minne selbst ist ein Begriff, der in erster Linie mit Liebe, aber auch mit Freundschaft im heutigen Sinne übersetzt werden kann.³ freundschaft wiederum konnte im Mittelalter neben der heutigen Bedeutung auch Verwandtschaft bedeuten.4 a) freundlich oder mit recht Bei mehreren der untersuchten Quellen benutzten deren Urheber freundschaft bzw. freundlich in der formelhaften Gegenüberstellung mit recht anstelle von minne. Die hier vorgestellten Texte zeigen lediglich die Fälle, bei denen innerhalb eines Dokuments

1 Zum Ausdruck freundliches recht siehe S. 113 ff. 2 Z. B. in Academia Scientiarum Boica, MB 42, S. 102 ff., Nr. 44/1, 1354 Oktober 26 (URH 6 Nr. 619): „minneklich oder rehtlich“; Senckenberg, Meditationes 2, S. 362 f., [1382] Oktober 12 (URH 11 Nr. 157): „frewntlichen oder rechtlichen“. 3 Lexer, Mhd. Hwb. 1, Sp. 2145. 4 Grimm/Weigand/Hildebrand, DWB 4, Abt. 1, Teil 1, Sp. 167 ff.

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Abwandlungen und Abgrenzungen

oder eines Sachverhalts sowohl die eine als auch die andere Formel zur Anwendung kam. Am 26. Januar 1389 verhandelten in Mergentheim die Boten des schwäbischen Bundes mit vier königlichen Räten. Vorangegangen war der erste Süddeutsche Städtekrieg zwischen dem Schwäbischen Städtebund und den Brüdern Stephan, Friedrich und Johann, den Herzögen von Bayern.5 Eine Aufzeichnung6 von diesem Tag hielt fest, was die Boten des Schwäbischen Städtebunds den königlichen Räten7 vorschlugen. Demnach sollte „der Roemisch kuenig die minne dez ersten wol fuer hand nemen ob er ichts der vorgenanten bruech und stueck mit der stet wissen und willen verrihten mueg.“ Wenzel sollte den Streit also mit der minne beenden. Für den Fall, dass dies nicht gelingen sollte, wurde folgende Formulierung gewählt: „wer’ ez aber daz er daz mit der stet wissen und willen frewntlich niht verrihten moeht, welich stueck und uebergriff denn also unverriht hinderstellig beliben, darum sol denn der vorgenant unser herre der Roemisch kuenig ein frewntlich reht uf denselben tag beseczen.“ In diesem Satz wurde das dez ersten (zunächst) zu versuchende minne-Verfahren mit freundlich bezeichnet. Dass es sich in beiden Sätzen um dasselbe Verfahren handelt, lässt sich gut an dem zweimal verwendeten Wortlaut „mit der stet wissen und willen verihten“ erkennen. Das zweite von diesem Tag überlieferte Schriftstück8 bestätigt das noch einmal. Dabei handelt es sich ebenfalls um eine Aufzeichnung des Formulierungsvorschlags, den die Städte den königlichen Räten unterbreiteten. Sie schrieben, dass sie zu „unserm e gnadigen herren komen und gegangen sien zue der minne und zue dem rechten, also, was er derselben bruche und ubergriffe mit baider partie wissen und willen mit der minne nicht verrichten moecht, darumbe sol der vorgnante unser herre der Romische kunige baiden tailen ain fruntlich recht besetzen“. Die Ähnlichkeiten der jeweiligen Abschnitte fallen sofort ins Auge. Ein Unterschied ist, dass nun von beiden Parteien und nicht nur von den Städten die Rede ist. Und anstatt des Ausdrucks freundlich wird nun an der Parallelstelle9 minne gebraucht.

5 Heinig, Städtekrieg, süddt. in: LMA 8, Sp. 18 f.; Schubert, Schwäbischer Städtebund in: HLB; vgl. S. 53 f. 6 Weizsäcker, DRTA 2, S. 106 f., Nr. 52, 1389 Januar 26 (URH 12 Nr. 86). 7 Die königlichen Räte waren laut Urkunde: Herzog Přemysl von Teschen, Kanzler Elekt Johann von Kammin, Siegfried von Venningen und Graf Johann von Sponheim der Jüngere. 8 Weizsäcker, DRTA 2, S. 104 ff., Nr. 51, [1389 Januar 26] (URH 12 Nr. 87). 9 Auch Weizsäcker ist der Meinung, dass Teil I der einen Quelle (Weizsäcker, DRTA 2, S. 104 ff., Nr. 51, [1389 Januar 26] (URH 12 Nr. 87)) und die andere Quelle (Weizsäcker, DRTA 2, S. 106 f., Nr. 52, 1389 Januar 26 (URH 12 Nr. 86)) denselben Vorgang beschreiben, Weizsäcker, DRTA 2, S. 73.

freundschaft, freundlich

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Auch in einer fast gleich alten Quelle aus dem Jahre 1387 wird freundschaft anstelle von minne verwendet.¹0 Der Brief enthält Anweisungen von Gerhard von Bücken¹¹ an den Lüneburger Rat, wie dieser sich in einer verzwickten Situation verhalten sollte. Gerhard schrieb den Lüneburgern, dass sie einen Brief von „unse here“, Herzog Wenzel von Sachsen und Lüneburg, erhalten würden, in dem dieser von den Lüneburgern die Herausgabe des Schlosses Warpke fordern werde. Herzog Heinrich von Braunschweig hatte Herzog Wenzel das Schloss Warpke zuvor abgenommen, und zwar, wie Herzog Wenzel in dem wiedergegebenen Brief beklagte, „wedder got. wedder ere vnd wedder recht und unser herscop luneborg“. Er hoffe, dass er nicht vor dem römischen König klagen und recht darum fordern müsse. Gerhard wies die Lüneburger Ratsherren an, Herzog Wenzel folgendermaßen zu antworten: Herzog Heinrich habe ihnen das Schloss überantwortet, das hätten sie ihm auch mit Brief besiegelt. Deshalb wären sie gerne bereit, dahin zu kommen „wor wi van rechte schollet (hoc est ad curiam regis romanorum)“ ¹² und sich anweisen und „mit rechte irscheden“ lassen. Für einen möglichen Brief von Herzog Heinrich von Braunschweig hatte Gerhard ebenfalls die passende Antwort parat. Ihm sollten die Lüneburger ebenfalls antworten, sie würden einer Entscheidung am Hofe des römischen Königs gerne folgen. Falls Herzog Heinrich dann klagen wollte, sollten die Lüneburger ihm mitteilen, sie würden das Schloss behalten, und zwar „so lange went de vorbenomeden heren van beidentzid. dar vmme irscheden werden in vruntscop edder in rechte“. Und falls der „ouerrichter id est Imperator“, also König Wenzel, das Schloss fordere, so würden sie es ihm übergeben. Ihre Begründung sollte lauten: „Dit is ok de meninge vnses Landrechtes in enem gelike. in deme XV. capittele des dridden bokes. dat beghinnet Oft twene oppe en gud spreket“. Argumentiert werden sollte also mit dem Sachsenspiegel. Konkret zitiert Gerhard dann „Is en gud van twier manne ansprake. eschet id de rechter to rechte. me schal id eme antwerden. vnd de rechter schal id vnder eme hebben. wente se sik des scheden na rechte. vnd de ienne sy des leddich. de id deme rechtere antwerde“. Das Zitat lässt sich in etwa folgendermaßen übertragen: Wenn zwei Männer Anspruch auf ein Gut erheben und der Richter fordert die Herausgabe, dann soll man es ihm geben. Der Richter soll es halten, bis sie sich nach recht geschieden haben. Derjenige, der das Gut dem Richter überantwortete, soll vom Gut ledig sein. Es geht also darum, dass ein Dritter ein von zwei anderen beanspruchtes Gut hält. Dieses Gut soll er dem Richter geben, falls dieser es fordert, und kann sich somit nicht nur des Gutes, sondern auch der Verantwortung dafür entledigen.

10 Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 6, S. 206 f., Nr. 191, [1387 nach April 30] (URH 11 Nr. 395). 11 Eventuell identisch mit Gherlich von Brummerzethe, von 1385 bis 1419 Archidiakon von Bücken, siehe Lappenberg, Geschichtsquellen des Erzstiftes und der Stadt Bremen, S. 222. 12 Nach Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 6, S. 207 steht die lateinische Erläuterung in derselben Handschrift am Rand des Textes.

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Abwandlungen und Abgrenzungen

Die komplett wiedergegebene Stelle ist Sachsenspiegel-Landrecht III 15 § 3.¹³ Der Richter wäre in diesem Fall König Wenzel. Für die Untersuchung soll aber das Augenmerk auf Landrecht III 15 § 1 liegen, dessen Anfang („Oft twene oppe en gud spreket“) Gerhard zitiert. Demnach soll derjenige, der ein Gut hat, welches von zwei Personen herausgefordert wird, es keinem geben, es sei denn, „se ne verenen sek mit minnen, oder er ene wise den anderen af vor gerichte mit rechte.“ ¹4 Zweifelsohne hatte Gerhard § 1 ebenso im Sinn wie den vollständig zitierten § 3. Die Stelle bezieht sich zwar eigentlich auf ein umstrittenes Gut nach dem Dreißigsten. Das war hier, da das Schloss mit Gewalt den Besitzer gewechselt hatte, nicht der Fall. Da Gerhard den Lüneburgern aber riet, zunächst das Schloss zu behalten, bis eine Entscheidung „in vruntscop edder in rechte“ erfolgte, wendete er die Regel von ihrer Rechtsfolge her an. Somit gebrauchte er die Sachsenspiegelstelle mit freundschaft anstelle von minne.¹5 Herzog Heinrich von Braunschweig klagte dann tatsächlich, und König Wenzel wies im Februar 1388 die Lüneburger an, das Schloss zunächst nicht herauszugeben.¹6 Die Parteien sollten zunächst im Juni zu ihm kommen, um „zu suchen und nemen das recht“.¹7 Einen Krieg konnte der König aber so nicht verhindern.¹8 Weitere Fundstellen sprechen ebenfalls für die synonyme Verwendung von minne und freundlich. In dem bereits beschriebenen Konflikt zwischen Karl und Ludwig um die Mark Brandenburg¹9 unterwarfen sich beide Parteien am 7. Februar 1350 dem Spruch von Pfalzgraf Ruprecht. In einer gemeinsamen Urkunde einigten sie sich auf ihn „uff mynne und uff recht“ und gelobten, dass das, „was uns der vorgen(ante) Ruprecht unsir(r) swagir und vettir vindet odir sprichet, fruntlich odir mit rechte“ zu vollführen.²0 Fast wortgleich heißt es in einer Urkunde, die nur in Ludwigs Namen ausgestellt wurde, „auf Minne vnnd auf Recht“ und dann „wo vns der vorgenante Herzog Rueprecht, vnnser Vetter, findet oder spricht, freuntlich oder mit recht“.²¹ Derselbe Kompromiss wird somit einmal mit minne oder recht, dann mit freundlich oder mit recht bezeichnet.²²

13 Landrecht III 15 § 3, Eckhardt, MGH Fontes iuris N. S. 1,1, S. 204. 14 Landrecht III 15 § 1, Eckhardt, MGH Fontes iuris N. S. 1,1, S. 204; siehe S. 24 und Abbildung I.1. 15 Es mag freilich auch Überlieferungen des Sachsenspiegels geben, bei denen an dieser Stelle freundschaft verwendet wird. Das schadet aber nicht der Bedeutungsgleichheit, weil das Verständnis des Textes dasselbe gewesen sein wird. 16 Volger, UB Stadt Lüneburg 2, S. 429 f., Nr. 1058, 1388 Februar 8 (URH 12 Nr. 19). 17 Volger, UB Stadt Lüneburg 2, S. 427 f., Nr. 1056, 1388 Februar 8 (URH 12 Nr. 20); siehe auch Volger, UB Stadt Lüneburg 2, S. 428 f., Nr. 1057, 1388 Februar 8 (URH 12 Nr. 21). 18 von Sommerfeld, Wenzel, Kurfürst in: ADB 41. 19 Siehe S. 50 ff. 20 Kühn, MGH Const. 10, S. 31 f., Nr. 42, 1350 Februar 7 (URH 6 Nr. 215). 21 Riedel, CD Brandenburg. II 2, S. 267, Nr. 900, 1350 Februar 7 (URH 6 Nr. 216). 22 Siehe außerdem Senckenberg, Meditationes 2, S. 361 ff., 1383 März 6 (URH 11 Nr. 177): Die Hofgerichtsurkunde gibt einen Brief des Burggrafen Friedrich von Nürnberg wieder, wie König Wenzel ihn zunächst beauftragte, die Parteien „frewntlichen oder rechticlichen zu entscheiden vnd

freundschaft, freundlich

65 b) freundlich oder mit minne

Wie verhält sich hierzu nun die Formel „fruntlich adir mit der mynne“? Sie begegnet uns in einer Urkunde vom 13. August 1386.²³ König Wenzel und Markgraf Friedrich IV. von Meißen samt Familie standen sich im Streit gegenüber, denn offenbar hatten sich ihre Vögte so sehr in die Haare gekriegt, dass die Städte Berga und Auma „beschediget unde abegebrand“ waren. Vertreter des Königs und des Markgrafen²4 handelten aus, dass Balthasar, der Landgraf zu Thüringen und Markgraf zu Meißen, als ein „obe[r]man“ fungieren und zunächst die Schadensursache ermitteln sollte. Balthasar war der Onkel des zu diesem Zeitpunkt gerade erst 16 Jahre alten Friedrich.²5 Vereinbart wurde, „wenne der vorgnante lantgraff umbe solche schaden unde brende usgesprochin hat, so sollen darnach die recht, die die vogte unde ire helfer kegin einander tun sollen, in virczen tagen darnach volgenden geschehen, ob sie nicht fruntlich adir mit der mynne berichtet werden.“ Die Vögte und ihre Helfer sollten, falls sie sich nicht freundlich oder mit der minne berichteten, innerhalb von 14 Tagen nach dem Spruch des Landgrafen wegen der Schadensursache gegenseitig recht gewähren, d. h. gerichtlich verantworten. Die Verwendung von oder wirft die Frage auf, ob freundlich und minne hier als Gegensätze stehen. Dies ist aber nicht der Fall. Vielmehr handelt es sich um ein oder, das Synonymität ausdrücken soll.²6 Das wird daran ersichtlich, dass freundlich und minne hier dem Spruch mit recht gegenüberstehen, dem sich die Parteien nach der Sachverhaltsermittlung stellen sollten. Die Konjunktion oder bei freundschaft und minne kommt in den Urkunden selten vor.²7 Viel zahlreicher sind dagegen die Beispiele, in denen und als Konjunktion verwendet wurde.²8 Eventuell wurde die Verdopplung benutzt, um das minne-Verfahren

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zu berichten“, und er ihnen hierfür einen „frewntlichen vnd rechtlichen tag“ beschied. Die eine Partei kam nicht. Die andere forderte nun das Hofgericht auf, die von der Gegenseite zuvor erwirkte Anleite und Acht für kraftlos zu erklären, da sie schließlich „Im auch gern mynn oder reht williclichen wolten han lassen widerfaren“. Posse/Ermisch, CD Saxon. Reg. I B 1, S. 139 f., Nr. 185, 1386 August 13 (URH 11 Nr. 356); siehe auch S. 117 ff., 143 f. Für den König: Kanzler Johann, Elekt von Kammin und der Münzmeister Konrad Kepler; für den Markgrafen: Ritter Berthold von Buchenau, Hofmeister Offe von Schlieben und Dekan Johann von Naumburg. Opitz, Friedrich I. der Streitbare in: NDB 5. Vgl. von Lexer, DWB 7, Sp. 1153. Weiteres Beispiel: Fritz, UB Straßburg 6, S. 397 ff., Nr. 709, [Vor 1393 Januar 1] (URH 13 Nr. 2): „mit der minne oder frúntschaft“. Das Wortpaar steht gegensätzlich zum recht, sodass auch hier oder zwei verschiedene Ausdrücke für denselben Begriff verbindet. Z. B. Fritz, MGH Const. 11, S. 61, Nr. 93, 1354 März 12 (URH 6 Nr. 528); Förstemann, Urkundliche Geschichte Nordhausen, 2. Abt., S. 21 ff., Nr. 21, 1354 März 12 (URH 6 Nr. 529); Trinks, UB des Landes ob der Enns 10, S. 136 ff., Nr. 185, 1382 November 27 (URH 11 Nr. 161); B BayHStA München, Grafschaft Sponheim Urk. 848, 1395 April 6 (URH 13 Nr. 233); siehe auch B StadtA Mühlhausen, J 2 Nr. 1, Bl. 40 – 40v, 1362 Februar 4 (URH 8 Nr. 279): „mit

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Abwandlungen und Abgrenzungen

zu betonen. Außerdem halfen Doppelungen, einen Sachverhalt möglichst komplett zu erfassen.²9 Die Paarformeln freundschaft oder recht und freundlich oder mit recht wurden in diesen Quellen bedeutungsgleich mit minne oder recht verwendet.³0 Das erste Beispiel, die Aufzeichnung vom 26. Januar 1389, beinhaltet die bedeutungsgleiche Verwendung nicht nur innerhalb eines Sachverhalts, sondern sogar innerhalb eines Schriftstücks. Diese Tatsache unterstreicht, wie gleichwertig und auch beliebig austauschbar die Varianten für die Beteiligten waren.³¹ Quellen, in denen sich minne oder recht von freundschaft oder recht abgrenzen lässt, konnten nicht gefunden werden. c) Abgrenzung Gleichzeitig darf jedoch nicht angenommen werden, der Ausdruck freundschaft bedeute im rechtlichen Kontext auch ohne die Gegenüberstellung mit dem recht immer dasselbe und könne stets beliebig mit minne ausgetauscht werden. Abhängig vom jeweiligen Kontext sind weitere Bedeutungen möglich. Kaiser Karl stellte am 2. Oktober 1366 eine Urkunde darüber aus, wie er in einem Streit zwischen Erzbischof Gerlach von Mainz und Graf Eberhard von Wertheim entschieden hatte.³² Er beschrieb, die Parteien hätten sich „des rechten vnd der fruntschafft“ auf ihn verwillkürt. Ferner hätten sie gelobt, seine kaiserliche Entscheidung, „sie geschehe mit dem rechten ader mit

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Rechte oder mit der mine freundtlichen“; A HStA Dresden, O.U. 3675, 1362 Februar 4 (URH 8 Nr. 280): „mit rechte oder mit der minne fruentlichen“; Wintruff, Die Reichsstadt Mühlhausen, S. 121 ff., Nr. 148, 1362 Februar 11 (URH 8 Nr. 281): „fruntliche mit der minne“; Reimer, UB Hanau 4, S. 103 f., Nr. 110, 1378 August 13 (URH 10 Nr. 501): „mit der mynne, freuntschafft oder dem rechten“; Fritz, UB Straßburg 6, S. 440 ff., Nr. 748, 1393 März 14 (URH 13 Nr. 55): „frúntliche rihtunge mit der minne“. Schmidt-Wiegand, Deutsche Sprachgeschichte, S. 74; Schmidt-Wiegand, Paarformeln in: HRG 3, Sp. 1391. Weitere Beispiele für die synonyme Verwendung von minne und freundschaft finden sich bei von Künßberg, DRW 3, Sp. 878 ff. Cordes zieht bei einer von ihm untersuchten Kaufvertragsurkunde den umgekehrten Schluss: Gerade bei einem engen Textzusammenhang müssten zwei verschiedene Ausdrücke auch unterschiedliche Bedeutungen haben, Cordes, Mit Freundschaft oder mit Recht, S. 14. Es geht dort um eine mögliche Bedeutungsgleichheit von mit gericht noch ann gericht und mit freundschaft oder mit recht. Allerdings handelt es sich einerseits um das zugesicherte Verhalten des Verkäufers gegenüber dem Käufer (mit gericht noch ann gericht) und andererseits gegenüber Dritten (mit freundschaft oder mit recht). Der Gedankengang kann aufgrund der unterschiedlichen Sachverhalte nicht übertragen werden, da es im hier dargestellten Fall tatsächlich um dasselbe Verfahren zwischen den Parteien ging. Aschbach, UB Augsburg 2, S. 122 ff., Nr. 103, 1366 Oktober 2 (URH 9 Nr. 161); Graf Eberhard von Wertheim war ein Hofrichter Karls (siehe Neumann/Rotter, URH 9, S. 406), und auch den Erzbischof setzte Karl kommissarisch als Richter ein (siehe Neumann/Rotter, URH 9, S. 131 ff., Nr. 162).

freundschaft, freundlich

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fruntschafft“, befolgen zu wollen. Insofern ist kein Unterschied zu der hier behandelten Paarformel zu erkennen. Nachdem Karl erklärte, beide Seiten angehört zu haben, leitete er zu seiner Entscheidung über mit den Worten: „vnd dauon durch friedes süne vnd ewiger fruntschaffs willen, sprechen wir zu eynem rechten vnd wollen das mit solicher macht als sie der egen[anten] sachen vff vns gegangen sint, das [. . . ]“. Die Entscheidung traf er demnach mit recht und nicht mit freundschaft. Die freundschaft war an dieser Stelle nicht der Weg, sondern das Ziel. Karl traf die Entscheidung, um Friede, Sühne und ewige Freundschaft zwischen den Parteien zu erreichen. In den darauf folgenden Regelungspunkten, die Karl, wie geschrieben, zu einem recht sprach, schob er wiederum die Wendung zu freundschaft sprechen ein. Auch hier ergibt sich aus dem Kontext, dass der Ausdruck nicht denselben Sinngehalt wie in der Formel freundschaft oder recht hat. Um hier die Bedeutung von freundschaft verstehen zu können, muss der Streit zwischen den Parteien und Karls „orteyll“, wie er es gegen Ende der Urkunde bezeichnet, näher dargestellt werden. Der Erzbischof und der Graf stritten um Güter, die vor der Stadt Wörth am Main lagen, und diverse, detailliert aufgezählte Abgaben, Mieten und Zinsen. Karl traf zunächst die Grundentscheidung, welche Streitgegenstände dem Erzbischof und dessen Stift ungehindert und ohne jegliche Ausgleichszahlung an den Grafen gehören sollten. Er hatte nämlich „woil vnd kuntlich erfunden“, dass diese Dinge dem Mainzer Stift „mit rechte erbliche und ewiglich verfallen sin“. Die Feststellung geschah jedoch „in sulcher bescheidenheit, das die nach geschriben dorffer, die des egen[nanten] Grauen von Wertheim sint“. Die sodann genannten Dörfer sollten hiervon ausgenommen sein und dem Grafen gehören. Der Ausdruck bescheidenheit ist im Sinne von Bedingung oder Ausnahme zu verstehen. Dann berechnete Karl unter Beachtung des Rats der anwesenden Fürsten, Prälaten, Grafen, Freien und Getreuen den Wert der übrigen Abgaben und Nutzungen. Er schätzte ihn hinsichtlich der Teile, die dem Grafen angehörten, in durchschnittlichen Jahren auf 488 Pfund Heller. Hierzu entschied Karl „mit solicher macht als dauor begriffen ist“, der Graf solle, sofern der Erzbischof es nicht glauben wollte, mit seinem eigenem Eid zu den Heiligen „behalten“, also beweisen³³, dass es sich bei diesen Teilen um sein Erbe handele. Wenn er dies getan habe, „so sprechen wir zu fruntschafft vnd bescheidenheit“, solle der Erzbischof dem Grafen 9.760 Pfund Heller für diese Güter und Nutzungen bezahlen und sodann mit diesen ungehindert verbleiben. Der Erzbischof konnte also mit der einmaligen Zahlung von 20 Jahreserträgen dem Grafen die Nutzungen abkaufen. Diese Entscheidung sprach Karl zu freundschaft und bescheidenheit. Damit kann nicht dieselbe freundschaft gemeint sein, die zu Beginn der Urkunde gegensätzlich zum recht steht, da der gesamte Spruch „zu eynem rechten“ erfolgte. Eine eventuelle Aufspaltung, wonach einige Punkte mit recht, andere mit freundschaft entschieden wurden, ergäbe keinen Sinn. Alle Regelungen hängen logisch zusammen

33 Schröder/von Künßberg, DRW 1, Sp. 1440.

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Abwandlungen und Abgrenzungen

und bauen aufeinander auf: Zuerst die Bestimmung, wem was ohne Ausgleich zustehen soll, dann die monetäre Bewertung des verbliebenen Rests und der Beschluss, mit welcher Einmalzahlung dieser Rest dauerhaft abgelöst werden könne. Der Ausdruck bescheidenheit, der an dieser Stelle auch genannt wird, erleichtert die Übertragung nur unwesentlich, da er ebenfalls zahlreiche Bedeutungsmöglichkeiten in sich trägt.³4 Karl erachtete diese Regelung wohl für entgegenkommend³5 und billig, mithin angemessen³6. Bei freundschaft ist also in rechtlichen Texten je nach Kontext zu prüfen, ob der Ausdruck äquivalent zur minne oder ob eine andere Übertragung sinnvoller ist. Die minne hat in den untersuchten Quellen keine vergleichbare Bedeutungsvielfalt.

2 gütlich Auch gütlich oder mit recht wird mit derselben Bedeutung wie minne oder recht verwendet. Ein eindeutiger Beleg hierfür befindet sich z. B. im Egerer Reichslandfrieden vom 5. Mai 1389³7. Art. 35 regelte die Auflösung der Bündnisse auf städtischer und fürstlicher Seite. Dort heißt es: „Ouch sol der gmeine bunde der gemeinen stete, der bisher gewesen ist, absein, und sollen furbas keinen mer machen“. Die Städte sollten hiernach ihren Bund aufgeben. Auch das Bündnis zwischen den Fürsten und dem König sollte aufgehoben werden, allerdings „in der massen als hernach geschriben ist“. Die Beendigung des Herrenbundes sollte also nur unter einer Bedingung eintreten, die dann beschrieben wurde: „welche stat [. . . ] sich richtet mit den fursten und herren, die yeczunt in dem kriege gen den steten sein, eintweder gutlichen oder mit dem rechten, als vor unserm rate geredet ist zu Mergentheim, dieselben stat oder stete sol und mag man dann in unsern lantfrid, den wie yeczunt zu Eger gemachet haben, nemen und empfahen.“ Diejenigen Städte, die sich gütlich oder rechtlich mit den Fürsten, die jetzt am Krieg beteiligt waren, verrichteten, so wie es vor dem königlichen Rat in Mergentheim besprochen worden war, die sollten in den Landfrieden aufgenommen werden. Weiter heißt es: „und die also empfangen werden, gen denselben steten oder stat sol unserr und der fursten und herren eynung vorgenant ouch genczlichen abesein“. Für diese Städte galt dann die Einung zwischen König und Fürsten als aufgelöst. Dies sollte aber nicht für die Städte gelten, die „sich nicht richten wolden mit mynne oder mit rechte als vor geschrieben stet, gen denselben sol unserr und der fursten grafen und herren eynung beleiben in iren kreften als die usweiset.“ Diese Regelung ist überaus deutlich. Welche Städte sich nicht mit minne oder recht mit den Fürsten verrichten wollten, für die galt der Herrenbund schlicht als weiter fortbestehend. Die Verfahrensart wurde wahlweise mit gütlich oder mit recht 34 Vgl. von Künßberg, DRW 2, Sp. 78 ff.; Grimm/Grimm, DWB 1, Sp. 1557. 35 von Künßberg, DRW 3, Sp. 878. 36 Zum Ausdruck Billigkeit siehe von Künßberg, DRW 2, Sp. 336 f.; zu bescheidenheit siehe Benecke/Müller/Zarncke, Mittelhochdeutsches Wörterbuch 2,2, Sp. 102 f.; zu billig siehe S. 78 f. 37 Weizsäcker, DRTA 2, S. 157 ff., Nr. 72, 1389 Mai 5 (URH 12 Nr. 125).

gütlich

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oder mit minne oder mit recht bezeichnet, bedeutete aber dasselbe. Auch der Satzeinschub „als vor unserm rate geredet it zu Mergentheim“ beweist, dass gütlich oder mit recht hier dasselbe ist wie mit minne oder mit recht, denn auf dem Tag zu Mergentheim war nur von minne oder recht die Rede gewesen.³8 Ebenso zeigt ein Spruch des Landgrafen Johann von Leuchtenberg³9 aus demselben Jahr, wie minne, freundlich und gütlich synonym gebraucht wurden.40 Auch hier hatte der Süddeutsche Städtekrieg das Verfahren ausgelöst. Die Stadt Nürnberg einerseits und die Brüder Stephan und Friedrich, Pfalzgrafen bei Rhein und Herzöge von Bayern, Bischof Burkard von Augsburg und die Grafen Ludwig und Friedrich zu Oettingen andererseits hatten sich nach dem am 5. Mai 1389 geschlossenen Landfrieden zu Eger darauf verständigt, ihre wechselseitigen „clage und zuesprueche“ vier „schiedsman“ und „obmannsweyse“ Landgraf Johann von Leuchtenberg anzuvertrauen.4¹ Die Parteien sollten jeweils zwei Schiedsmannen stellen und dann das, „waz dann die egnan[ten] fuenf odir der mererteil unter in darumbe mit der minne oder mit dem rechten awzsprechen [. . . ] halten und volfuren on alle geverde“. Landgraf Johann hatte ihnen einen „freuntlichen tag“ in Ingolstadt am 30. Mai 1389 beschieden. Der überlieferte Spruch von Landgraf Johann stammt jedoch erst vom 11. August 1389.4² Darin wiederholt Johann seinen Auftrag, die Parteien „mit einander mit der mynne oder mit dem rechten zuberichten und zwischen in auszusprechen“. Also – so leitet er zu den Ergebnissen über – habe er zusammen mit den vier Schiedsmannen „mit der mynne fruntlichen und gutlichen zwischen in ausgesprochen“. An dieser Stelle werden minne, freundlich und gütlich kumulativ genannt. Der erste Punkt ist dann auch, dass die Parteien „fruntlichen und liblichen vericht, versonet und verteydingt sullen sein“, dass der Streit also vollkommen beigelegt sein sollte. Dann schließen sich weitere Bestimmungen an, unter anderem die Rückgabe von besetzten Gebieten, Gefangenenfreilassungen und gegenseitige Freistellung von gerichtlicher Verfolgung. Obwohl in dem Spruch das Ausstellersiegel Johanns und die Siegel der Herzöge Friedrich und Johann angekündigt werden4³, beurkundeten 38 Siehe zu dem Tag in Mergentheim Weizsäcker, DRTA 2, S. 106 f., Nr. 52, 1389 Januar 26 (URH 12 Nr. 86) und Weizsäcker, DRTA 2, S. 104 ff., Nr. 51, [1389 Januar 26] (URH 12 Nr. 87); siehe S. 62. 39 Johann war in diesem Fall als Obmann tätig, aber sonst auch einer der Hofrichter Wenzels, siehe z. B. B GLA Karlsruhe, 67/807, Bl. 13v – 14, 1379 März 17 (URH 11 Nr. 46). 40 B2 StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Urkunden vor 1401, MA 1992, 2429, 1389 August 11 (URH 12 Nr. 157). 41 A BayHStA München, Kurbayern Urk. 12808, 1389 Mai 6 (URH 12 Nr. 127); es handelt sich um einen Anlassbrief der Bürger des Rats und der gemeinen Bürger der Stadt Nürnberg. 42 Ob der zuvor festgelegte Tag am 30. Mai stattfand, ist unklar. Der Spruch vom 11. August gibt darüber keine Auskunft. In ihm wird neben Stephan und Friedrich auch der dritte Bruder, Johann, genannt. Nicht mehr genannt werden dagegen der Augsburger Bischof Burkard und die Grafen von Oettingen. Vielleicht konnten sie schon vorher ihren Konflikt mit den Nürnbergern lösen. In Rotter, URH 12 gibt es von einer solchen Einigung aber kein Regest. 43 Die überlieferte Urkunde (B2 StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Urkunden vor 1401, MA 1992, 2429, 1389 August 11 (URH 12 Nr. 157)) ist lediglich ein Vidimus. Die Originalausfertigung und eventuelle Siegel sind offensichtlich nicht erhalten.

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Abwandlungen und Abgrenzungen

am selben Tag noch einmal sowohl die Herzöge als auch die Nürnberger ihre Absicht, die Opposition nicht gerichtlich verfolgen zu wollen. Eingangs betonen sie, Landgraf Johann von Leuchtenberg habe sie „gutlich berichtet und veraint“ 44 bzw. „gutlich verricht und veraint“ 45. Was also in dem Spruch von Landgraf Johann als „mit der mynne fruntlichen und gutlichen“ bezeichnet wurde, nannten die beiden Bestätigungsurkunden nur „gutlich“. Die drei Ausdrücke minne, freundlich und gütlich beschrieben alle ein und dieselbe Ergebnisherbeiführung.46

3 liebe Außerdem konnte liebe anstelle von minne stehen, wie die nachfolgend beschriebenen Quellen belegen. Im Jahr 1394 stritten sich die Grafen Johann von Sponheim (der Jüngere)47 und Emich von Leiningen um ein Burglehen zu Selz. Das Burglehen war mit Zolleinnahmen verbunden und folglich von erheblicher finanzieller Relevanz. Emich war der Ansicht, ihm als Ehemann der Erbin Klara von Finstingen stehe das Lehen zu. Schließlich hatte Klaras Vater, Ulrich von Finstingen, sich 1380 die weibliche Erbfolge von König Wenzel gestatten lassen und war inzwischen verstorben. König Wenzel hatte aber 1386 Johann von Sponheim den Zoll auf Lebenszeit verliehen mit dem Argument, Ulrich habe keinen Lehnserben hinterlassen.48 Da war der Ärger natürlich absehbar. König Wenzel entschied, dem Erzbischof Konrad von Mainz die Angelegenheit anzuvertrauen. Das ist durch drei Quellen belegt. Die erste ist eine Urkunde, die Heinrich von der Lypen (des Königs Marschall), Bořivoj von Svinaře, die Ritter Christian von Blumenrod, Wilhelm Fraunberger vom Haag, Burkard Münch von Landskron und Hans Heckel, Landrichter des Pfalzgrafen Ruprecht dem Jüngeren, am 5. Dezember 1394 ausstellten.49 Sie hielten fest, der König habe dem Erzbischof geschrieben, dass dieser „solich sachen und zweiung“, die zwischen den Grafen wegen des Zolls zu

44 B StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Losungamt, Siebenfarbiges Alphabet, Urk. 224, 1389 August 11 (URH 12 Nr. 158) (Urkunde der Herzöge). 45 B StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Amts- und Standbücher 39, Bl. 97r, 1389 August 11 (URH 12 Nr. 159) (Urkunde der Stadt Nürnberg). 46 Siehe auch folgende Quellen: Fritz, UB Straßburg 6, S. 440 ff., Nr. 748, 1393 März 14 (URH 13 Nr. 55): Es gelang weder die „frúntliche rihtunge mit der minne“ noch das „reht“; Winkelmann, Acta Imperii inedita 2, S. 558 f., Nr. 874, 1361 Mai 6 (URH 8 Nr. 193): Karl beurkundet, dass die Parteien ihre Kriege an ihn und andere Herren „gelassen han“, damit sie alle die Kriege „verrichten und entscheiden mogen mit rechte oder mit der minne“. Sie haben die Parteien „mit der minne fruntliche und gutliche verrichtet und entscheidet“. 47 Graf Johann von Sponheim war auch ein Hofrichter Wenzels, siehe beispielsweise A StA Marburg, Bestand Urk. 56 Nr. 628 (alt: Urkunden M, Stift Hersfeld, sub dato), 1390 Oktober 17 (URH 12 Nr. 258). 48 Siehe zu den Vorgängen Rödel, URH 13, S. 101. 49 Spach, Le péage de Seltz, S. 140 f., 1394 Dezember 5 (URH 13 Nr. 176).

gleich

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Selz bestanden, „zu sinen handen nemen und [. . . ] da versuchen solle ob er solich zweyung mit der minne errichten moge, moege er aber das nicht getun so solle er In ein Recht besetzen mit des Reychs mannen die darzu gehoren“. Erzbischof Konrad sollte also versuchen, den Streit mit der minne beizulegen und im Falle des Scheiterns ein recht mit Urteilern zu besetzen. Es folgten weitere Bestimmungen zum geplanten Tag, zur Sicherheit der Parteien und zum bis dahin eingenommenen Zoll, welche die Aussteller zwischen den beiden Grafen „gerett und getedinget“, also ausgehandelt hatten. Die zweite Urkunde stammt vom König selbst und ist auf den 8. Dezember 1394 datiert.50 Es ist ein Brief, adressiert an Graf Johann von Sponheim, in dem der König von der Beauftragung des Erzbischofs berichtet. Er habe diesem geschrieben, dass er „fleissiclichen versuchen solle, ob er euch mit libe verichten moge ind dheyneweis“. Konrad sollte demnach anstreben, die Parteien mit liebe zu verrichten. Dann heißt es weiter: „war aber sache, das er mit der mynne solche sachen nicht geenden mochte, So ist Unsere Meynung, das er dann das recht, mit des heiligen Reichs Mannen die darzu gehoren, besetze“. Falls Konrad den Streit aber mit der minne nicht beenden könne, dann solle er ein recht mit des Reiches Mannen als Urteiler besetzen. Das zunächst zu bemühende Verfahren wurde hier also erst liebe, dann wenige Zeilen später minne genannt. Der König wies Graf Johann an, einer Ladung des Erzbischofs Folge zu leisten. So recht schien die Sache aber nicht voranzukommen. Am 6. April 1395 schrieb Wenzel nämlich erneut an Graf Johann.5¹ Die Zielrichtung des Briefs war immer noch dieselbe: Der König teilte Johann mit, er habe dem Erzbischof befohlen und ihn ermächtigt, dass er die Parteien „mit der mynne und fruntlichen verrichten moge“. Konrad sollte also die Parteien mit der minne verrichten. Erst wenn dies nicht möglich war, sollte Konrad „mit des Reichs Mannen die dorzu gehoren, ein recht besitzen“ lassen, also ein recht mit Urteilern besetzen. In diesem Brief verwendete Wenzel den Ausdruck liebe nicht mehr. Zweifelsohne handelt es sich aber in allen drei Quellen um eine Streitbeendigung mit minne oder mit recht, das Wort liebe in der zweiten Quelle steht dort für minne. Allerdings ist der Brief vom 8. Dezember 1394 die einzige Quelle, in der das minneVerfahren mit liebe bezeichnet wird. Es handelt sich um einen sehr selten benutzten Ausdruck.5²

4 gleich Homeyer beschäftigt sich bereits 1866 mit dem Verhältnis von gleich und minne. Anders als bei freundschaft, liebe und gütlichkeit verortet Homeyer die Bezeichnung gleich als

50 B BayHStA München, Grafschaft Sponheim Urk. 839, 1394 Dezember 8 (URH 13 Nr. 178). 51 B BayHStA München, Grafschaft Sponheim Urk. 848, 1395 April 6 (URH 13 Nr. 233). 52 Auch Homeyer versteht neben freundschaft und gütlichkeit die liebe als äquivalent zur minne, Homeyer, Über die Formel . . . , S. 30.

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Abwandlungen und Abgrenzungen

zwischen minne und recht stehend. Das gleich entspreche der heutigen Billigkeit.5³ Weizsäcker dagegen sieht alle vier Ausdrücke als gleichbedeutend an.54 In den für diese Arbeit untersuchten Quellen taucht nur in zwei Verfahren gleich und recht als Paar auf. Der erste Fall ist der Streit zwischen Herzog Wenzel von Sachsen und Lüneburg und Herzog Heinrich von Braunschweig, welche beide das Schloss Warpke begehrten. Das Schloss war im Besitz der Stadt Lüneburg, die es zurückhielt, um eine Entscheidung des Königs abzuwarten.55 Am 9. Februar 1387 schrieb König Wenzel den beiden Herzögen, er lade sie infolge von Herzog Wenzels Klage auf den 24. Juni zu sich. Er forderte Herzog Heinrich auf, „zu suchen und nemen das recht, furbas zu uns komest also, das iglichem teile recht und gelich wiederfare“.56 Ganz ähnlich lautete auch die Weisung an Herzog Wenzel, dem er schrieb, dass er „fur uns komest, zu nemen das recht, das idlichem teile recht und gelich widerfare“.57 Die Paarformel recht und gleich ist hier nicht austauschbar mit recht und minne. Es war zwar, wie bereits58 beschrieben, eine Angelegenheit, die nach Ansicht von Gerhard von Bücken mit freundschaft oder recht beigelegt werden konnte.59 Diese Aussage war aber Teil der Argumentation, warum die Lüneburger das Schloss an keine der Parteien herausgeben sollten. Es handelte sich nicht um eine Ankündigung, wie der Konflikt konkret beendet werden sollte. Diese Ankündigung erfolgte durch den König in einem Brief an die Stadt Lüneburg, in dem er an sie appellierte, das Schloss weiter im Besitz zu halten.60 Er schrieb ihnen, dass „ir des obgenanten sloz under euch beholdet und des nymand antwerdet so lange, bis daz de obgenanten fursten zu beydentsyd vor unsern und des reyches gerichte erscheiden seyn mit rechte und wir euch dennen entbieten, wem ir daz antwerten sollen“. Die Stadt Lüneburg sollte das Schloss verwahren, bis dass das königliche Gericht die Herzöge mit recht entschieden hatte und der König den Lüneburgern gebot, wem sie das Schloss herauszugeben hatten. Der König rechnete demnach nicht mit einem minne-Verfahren, sondern ging von einer Entscheidung mit recht aus. Ebenso in den Briefen an die beiden Herzöge6¹ ist nur von recht nehmen die Rede. Das recht und gleich, welches den Parteien widerfahren sollte, war das Ergebnis des Verfahrens mit recht, nicht das Verfahren selbst. Die Stelle ließe sich, wie von Homeyer vorgeschla-

Homeyer, Über die Formel . . . , S. 30 ff. Weizsäcker, DRTA 2, S. 77. Siehe S. 62 ff. Volger, UB Stadt Lüneburg 2, S. 427 f., Nr. 1056, 1388 Februar 8 (URH 12 Nr. 20). Volger, UB Stadt Lüneburg 2, S. 428 f., Nr. 1057, 1388 Februar 8 (URH 12 Nr. 21). Siehe hierzu S. 62 ff. Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 6, S. 206 f., Nr. 191, [1387 nach April 30] (URH 11 Nr. 395). 60 Volger, UB Stadt Lüneburg 2, S. 429 f., Nr. 1058, 1388 Februar 8 (URH 12 Nr. 19). 61 Volger, UB Stadt Lüneburg 2, S. 427 f., Nr. 1056, 1388 Februar 8 (URH 12 Nr. 20) und Volger, UB Stadt Lüneburg 2, S. 428 f., Nr. 1057, 1388 Februar 8 (URH 12 Nr. 21).

53 54 55 56 57 58 59

gleich

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gen, mit Recht und Billigkeit6² oder auch Recht und Gerechtigkeit übertragen.6³ Darin unterscheidet sich die Formulierung zu der oben64 beschriebenen Formulierung minne oder recht widerfahren. Dort war nämlich das Verfahren, welches den Ausgleich schaffen sollte, gemeint. Dies alles spricht dagegen, im vorliegenden Fall gleich als dasselbe wie minne anzusehen. Das bedeutet freilich nicht, dass es in anderen Fällen nicht dasselbe bedeuten mag. Viel eher ist das bei der zweiten Fundstelle zutreffend, wobei jedoch dort ebenfalls keine Parallelstelle mit minne oder recht in den Urkunden enthalten ist. In der ersten zu dieser Angelegenheit entstandenen Urkunde vom 30. Mai 137265 verkündeten die Herzöge Wenzel und Albrecht von Sachsen-Lüneburg, dass sie dem Herzog Albrecht von Mecklenburg und dessen Krieg mit dem Markgrafen Otto von Brandenburg „likes vnd rechtes waldich sin“, also Gewalt zu gleich66 und recht hätten. Damit meinten sie, mit Zustimmung des Herzogs Albrechts von Mecklenburg schiedsrichterlich tätig werden zu wollen.67 Das wird an den weiteren Nennungen des Wortpaares deutlich: Sie wollten ihm und seinem Bruder helfen, ein Schloss und ein Städtchen wiederzuerlangen, wenn sie „se mit like vnd mit rechte entscheden“. Und was sie hinsichtlich der Streitigkeiten „spreken to like eder to rechte“, das sollte Herzog Albrecht von Mecklenburg halten. Falls sie aber des Markgrafen Otto und der seinen „nicht en mochten likes vnd rechten waldich sin“, so wollten sie dessen Feind sein. Weil sie mit gleich und recht entscheiden durften und Herzog Albrecht das zu gleich oder recht Gesprochene halten sollte, ist gleich und recht hier ein gerichtliches Verfahren. Da auch die Zustimmung von Markgraf Otto erforderlich war, kann nur ihre Tätigkeit als Schiedsrichter gemeint

62 Zur Billigkeit (aequitas) siehe S. 78 f. 63 Rotter, URH 12, S. 16, Nr. 20, 21 überträgt die Stelle mit „das gleiche Recht“ bzw. „gerecht und gleichermaßen“. 64 Siehe S. 49 f. 65 Grotefend, Meklenburgisches UB 18, S. 178 f., Nr. 10331, 1372 Mai 30 (URH 10 Nr. 29). 66 Zu lik siehe Wander, Deutsches Sprichwörter-Lexikon 3, Sp. 191; vgl. auch das englische Wort like, welches als Präposition gleich und als Verb mögen bedeutet. Eventuell sind gleich und minne nicht so weit voneinander entfernt, wie Homeyer glaubt. 67 Die Bereitschaft, schiedsrichterlich tätig werden zu wollen, beruhte vermutlich auf Gegenseitigkeit. Kaiser Karl hatte sie angewiesen, sich zu verbünden, damit Herzog Albrecht von Mecklenburg den Herzögen Wenzel und Albrecht von Sachsen-Lüneburg im Kampf gegen Herzog Magnus von Braunschweig beistand (Grotefend, Meklenburgisches UB 18, S. 175 ff., Nr. 10330, 1372 Mai 30 (URH 10 Nr. 27); Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 190 ff., Nr. 275, 1372 Mai 30 (URH 10 Nr. 28)). Die Urkunden Grotefend, Meklenburgisches UB 18, S. 178 f., Nr. 10331, 1372 Mai 30 (URH 10 Nr. 29) und Sudendorf, UB Hzgg. BraunschweigLüneburg 4, S. 192 f., Nr. 276, 1372 Mai 30 (URH 10 Nr. 30) enthalten keinen Hinweis, dass die Herzöge Wenzel und Albrecht von Sachsen-Lüneburg auf Kommission des Kaisers richterlich tätig werden sollten. Da alle Urkunden vom selben Tag stammen, ist aber von einem Zusammenhang auszugehen.

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Abwandlungen und Abgrenzungen

sein. Die andere Urkunde68 stellte Herzog Albrecht von Mecklenburg aus. Sie ist inhaltlich weitgehend identisch und lediglich aus der Perspektive von Herzog Albrecht von Mecklenburg formuliert. Er gelobte zu halten, was die beiden ihm „to like vnd to rechte“ sprachen. Das und anstelle von oder weist darauf hin, dass vermutlich beide Urkunden mit der Formel ein Schiedsverfahren meinten, also nicht zwischen einem Verfahren mit gleich und einem mit recht differenzierten. Diese Funktion kann, wie bereits69 gezeigt, auch minne und recht übernehmen. Deshalb kommt vorliegend die synonyme Bedeutung durchaus in Betracht. Bei gleich und recht muss demnach besonders auf den Kontext geachtet werden.

5 richtung Die Formel richtung und recht ist Gegenstand einer Quelle, die vermutlich aus dem Jahre 1394 stammt. Graf Adolf von Kleve antwortete am 2. Februar mit diesem Schriftstück70 auf einen Brief Wenzels. Wenzel, so führte er aus, habe ihm geschrieben, des Grafen Söhne Adolf und Dietrich hätten der Reichsstadt Aachen ihre Feindschaft angesagt. Der Graf nahm seine Söhne sodann in Schutz: Hinsichtlich Dietrich habe er das noch niemanden sagen gehört. Adolf hingegen sei tatsächlich ein Feind der Reichsstadt Aachen. Allerdings habe die Stadt Aachen einen der Knechte Adolfs abgefangen und getötet. Adolf habe „van der Stat vursch[riuen] allewege gerne Reichtinge und Reicht genoemen“ und würde „noch hudisangee gerne nemen als he my seget“. Adolf habe ihm gesagt, er sei früher bereit gewesen und sei es auch noch heutzutage, von Aachen richtung und recht zu nehmen. Damit meinten Adolf senior und junior, der Streit um die Gefangennahme und Tötung des Knechts könnte mit richtung und recht beigelegt und der Schaden ausgeglichen werden. Adolf, dem der Zwist „van herten leit“ tat, versprach, mit seinem Sohn und dessen Freunden sprechen zu wollen. Einschränkend fügte er hinzu, sein Sohn höre zwar meistens seinen Rat an, handle aber nicht danach. Die Stadt Aachen hatte nach Adolfs Sprachgebrauch richtung und recht zu gewähren. Die Formel steht für die gerichtliche Auseinandersetzung, zu der Aachen offensichtlich nicht bereit war, und erinnert stark an minne und recht in seiner einheitlichen Bedeutung.7¹ Weitere Urkunden zeigen eine nähere Beziehung zwischen richtung und minne. Die eine stammt aus der Regierungszeit Karls. Karl hatte Erzbischof Gerlach von Mainz und Deutschmeister Wolfram von Nellenburg beauftragt, einen Streit zwischen Stift, Spital, dem Treuhänder des verstorbenen Gerbrecht Ude und der Stadt Wetzlar einerseits und Klaus Berne, Wigand von Asbach und der Stadt Friedberg andererseits zu 68 Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 192 f., Nr. 276, 1372 Mai 30 (URH 10 Nr. 30). 69 Siehe S. 45 ff. 70 B StadtA Aachen, I U Nr. 1d, [1394] Februar 2 (URH 13 Nr. 122). 71 Siehe S. 45 ff.

richtung

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entscheiden. Gerlach beurkundete seine Entscheidung.7² Er betonte, dass beide Seiten „eynre fruntlicheit und mynne an uns bleben sint“. Die Parteien hatten sich zu freundlichkeit und minne auf ihn verwillkürt und gelobt, seinen Spruch zu halten und auszuführen. Seine Entscheidung leitete er ein mit den Worten, er habe mit dem Rat Wolframs und anderer befreundeter Städte „eyne richtunge und fruntschaft mit beden partien wiszen“ gemacht. Er nahm mehrfach Bezug auf diese richtung, unter anderem am Ende, indem er ankündigte, er habe „dese richtunge, fruntschaft und alle vorgenanten stucke zu urkunde“ sein Siegel an diesen Brief angehängt. Gerlach nannte auf diese Weise die Begriffe richtung, freundschaft und die niedergeschriebenen Artikel aufzählend und gleichzeitig als Bezeichnung für die getroffene Regelung als Ganzes. Die richtung und freundschaft waren das beurkundete Ergebnis der freundlichkeit und minne, zu der sich die Parteien verwillkürt hatten. Die anderen Urkunden sind die beiden Ausfertigungen des Burggrafen Friedrich von Nürnberg und der Stadt Nürnberg zu ihrer Vereinbarung, die sie am 24. März 1389 gesondert am Ende des Süddeutschen Städtekriegs trafen.7³ Ende Januar hatten Vertreter der Städte und königliche Räte in Mergentheim Friedensverhandlungen geführt.74 Obwohl ein endgültiges Abkommen nicht zustande kam, war man sich einig, dass der König den Konflikt mit minne oder recht beenden sollte. Burggraf Friedrich und die Nürnberger erwähnten dieses in Mergentheim geplante Vorgehen an mehreren Stellen, nannten es jedoch nicht minne oder recht. So sollte beispielsweise ihre Vereinbarung nur unter einer Bedingung Bestand haben: „wer’ es sach das hie zwischen und sand Walpurg tag, der schirst komet, der allerdurchleuchtigst furst unser liber her her Wenczlaw Romischer und Behamischer konig ein gemeine richtigung machet czwischen uns andern fursten und herrn unserr eynung und den steten des bunds, oder daz sust ein gemein richtigung czwischen uns und in geschee in derselben zeit, dobey sullen wir beyde partey bleiben und sullen auch doruff alle hernachgeschriben artikel und teyding absein, [. . . ]. wer’ aber sach daz von unserm egenanten herrn dem konig oder sust kein gemeine richtigung geschee oder ob daz recht nicht ausgesprochen wurde, als man nechst zu Mergentheim davon gescheyden ist, hie zwischen und sand Walpurg tag als vor geschriben stet, so sol uff denselben sand Walpurg tag, der schirst komet, ein gancze sune und berichtigung angeen czwischen uns unsern sunen und den vorgenanten burgeren von Nuremberg und den iren uff die ander seiten“.75 Die Parteien wollten, dass im Falle einer gemeinen richtung, also einer richtung, an der alle Kriegsbeteiligten eingebunden waren, ihr gesondertes Abkommen hinfällig werde. Falls aber dem König oder sonstigen Personen weder eine richtung gelang noch das recht

72 Foltz, UB Friedberg 1, S. 199 ff., Nr. 447, 1355 April 25 (URH 7 Nr. 4). 73 Weizsäcker, DRTA 2, S. 120 ff., [linke Spalte] Nr. 60, 1389 März 24 (URH 12 Nr. 103); Weizsäcker, DRTA 2, S. 120 ff., [rechte Spalte] Nr. 60, 1389 März 24 (URH 12 Nr. 104). 74 Weizsäcker, DRTA 2, S. 106 f., Nr. 52, 1389 Januar 26 (URH 12 Nr. 86); Weizsäcker, DRTA 2, S. 104 ff., Nr. 51, [1389 Januar 26] (URH 12 Nr. 87). 75 Ausfertigung des Burggrafen für die Stadt Nürnberg, Weizsäcker, DRTA 2, S. 120 ff., [linke Spalte] Nr. 60, 1389 März 24 (URH 12 Nr. 103).

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Abwandlungen und Abgrenzungen

Ausspruch fand, so wollten Burggraf und Nürnberg am Walpurgistag (1. Mai 1389) selbst eine endgültige sühne und berichtigung schließen. Für die beiden Seiten war somit, ähnlich wie in dem vorangegangenen Beispiel, die richtung das Ergebnis des Verfahrens mit minne. Die minne zwischen den Parteien war die Voraussetzung dafür, dass die richtung als handfestes Ergebnis niedergeschrieben und beurkundet werden konnte. Eine direkte Gleichsetzung von richtung und recht zu minne und recht ist somit anhand dieser Quellenbeispiele nicht möglich. Hinzu kommt, dass eine formelhafte Verwendung von richtung und recht im Gegensatz zu minne und recht selten ist.76 Gleichzeitig weist gleich aber wie die minne das Phänomen auf, zusammen mit dem recht in einheitlicher Bedeutung für die gerichtliche Auseinandersetzung verschmelzen zu können.77

6 gelimpfe Vereinzelt begegnet dem Leser in den Urkunden der Ausdruck gelimpfe im Zusammenhang mit minne oder recht. Heutzutage kennen wir ihn in den Worten glimpflich und verunglimpfen. Während glimpflich inzwischen milde oder nachsichtig – im Sinne von Schlimmerem entgangen – meint, hatte gelimpfe im Mittelhochdeutschen noch weitere Bedeutungen. Es stand neben der milden, nachsichtigen Behandlung vor allem auch dafür, mit einer Person oder in einer Angelegenheit angemessen und passend zu verfahren.78 Obwohl es die Wendung recht oder gelimpfe gibt, ist gelimpfe hier nicht im gleichen Sinne wie minne zu verstehen. Das zeigen die Urkunden, die vom Streit zwischen Erzbischof Friedrich von Köln und Herzog Wilhelm von Geldern und Jülich überliefert sind. Der Zwist, der von 1395 bis 1397 andauerte, drehte sich um die Fragen, wem Vogt und Pfalz zu Zülpich und wem das Geleit zwischen Köln und Bergheim zustand. Die Parteien einigten sich darauf, Schiedsleute und einen Obmann einzusetzen, um eine Lösung mit minne oder recht herbeizuführen.79 Nachdem sich aber die Schiedsleute nicht einigen konnten und es am Obmann war, eine endgültige Entscheidung

76 Hier nur in dem Brief des Grafen Adolf von Kleve, B StadtA Aachen, I U Nr. 1d, [1394] Februar 2 (URH 13 Nr. 122). 77 Vgl. auch die verschiedenen Übertragungen in Speer, DRW 11, Sp. 1069 ff.: Recht, gerichtliche Entscheidung, rechtliche Vereinbarung unterschiedlicher Art, Wiedergutmachung, etc.; siehe auch Hermann, § 779 in: HKK BGB 3,2, Rn. 7: Berichtigung, Berichtung, Racht(ung) als „deutschrechtliches“ begriffliches Pendant zum Vergleich. 78 Siehe Benecke/Müller, Mittelhochdeutsches Wörterbuch 1, Sp. 999b f.; Gärtner et al., Findebuch 1, Sp. 120; Kochs/Bahr, DWB 4, Abt. 1, Teil 5, Sp. 111 ff.; Lexer, Mhd. Hwb. 1, Sp. 818. 79 Andernach, Reg. Ebff. Köln 10, S. 304 ff., Nr. 855.

gelimpfe

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zu treffen, entzog sich dieser zum Teil seinem Auftrag.80 Vermutlich schien es ihm zu heikel, in der Angelegenheit des Geleits zwischen Köln und Bergheim endgültig zu entscheiden. Er verwies diesen Punkt an das Reich. Beide Seiten hätten behauptet, das Geleit als Reichslehen zu halten. Das „Ryche aß eyn oeuerste leenherre“ habe hier das recht zu weisen. Der König sah sich durchaus als zuständig an. Zwar hatte sich zwischenzeitlich noch Pfalzgraf Ruprecht der Ältere eingemischt und geltend gemacht, er habe das Geleit vom Reich als Lehen erhalten und dann wiederum Herzog Wilhelm damit belehnt. Deshalb gehöre die Sache vor ihn und nicht vor den König.8¹ Dennoch schrieb Wenzel selbstbewusst an Herzog Wilhelm, sich der Sache annehmen zu wollen.8² Nur habe sich der Erzbischof bislang „weder in Botschaft noch in brifen“ geäußert. Sobald das aber geschehen sei, wolle er „in den sachen tun mogen mit recht oder gelimpfen das deiner liben beheglich wer“. Weil beide Seiten Kurfürsten seien, dürfe er das Verfahren auch nicht „uf das recht“, also an das königliche Hofgericht, geben oder an jemanden verweisen, bevor er nicht beide Parteien angehört habe. Herzog Wilhelm von Geldern und Jülich war freilich gar kein Kurfürst. Eventuell meinte König Wenzel die Gegenseite Erzbischof Friedrich von Köln und den sich in den Prozess drängenden Pfalzgraf Ruprecht den Älteren.8³ Mit seiner Ankündigung, recht oder gelimpfe zu tun, meinte Wenzel aber nicht, nochmal ein Verfahren mit einerseits recht und andererseits minne anzustreben. Er drückte damit vielmehr aus, entweder mit recht ein Urteil fällen oder sonst eine angemessene Lösung finden zu wollen, sodass es für Wilhelm genehm war.84 Dass minne und gelimpfe nicht bedeutungsgleich zusammen mit recht Verwendung fanden, wird auch anhand einer weiteren Überlieferung deutlich. Eberhard und Ulrich von Württemberg beschrieben Kaiser Karl im Jahre 1359 die Auseinandersetzungen zwischen den Bürgern Frankfurts mit denen von Heinrieth.85 Die beiden Grafen berichteten von den durch die Frankfurter verursachten Verwüstungen und dem Wunsch derer von Heinrieth, von den Frankfurtern minne oder recht zu erlangen. Sie baten Karl, sich einzusetzen, damit die von Frankfurt denen von Heinrieth „minne oder recht widervaren lazzen oder etwas gelimpfes“. Das gelimpfe stand hier neben den Verfahren mit minne oder recht. Am Ende betonten die Grafen, sie vertrauten auf Karl, dass dieser denen von Heinrieth „etwas gelimpfes“ widerfahren lasse. Damit artikulierten sie ihre

80 A1 LAV NRW R Duisburg, Kurköln Urk. 1254, Ausfertigung für den Ebf., 1395 November 6 (URH 13 Nr. 270). 81 Rödel, URH 13, S. 219 f., Nr. 281. 82 A LAV NRW R Duisburg, Jülich-Berg I Nr. 4, Bl. 14, 1396 Januar 3 (URH 13 Nr. 287). 83 Siehe Rödel, URH 13, S. 224, Nr. 287. 84 Etwas andere Übertragung bei Rödel: Er werde „gerne mit Recht oder Nachsicht in der Angelegenheit zum Wohlgefallen Wilhelms verfahren.“, Rödel, URH 13, S. 224, Nr. 287. 85 A ISG Frankfurt am Main, Kaiserschreiben 95 (alt: StadtA Frankfurt, Kaiserschreiben I Nr. 29), [1359] März 29 (URH 7 Nr. 427); siehe bereits S. 49 f.

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Abwandlungen und Abgrenzungen

Hoffnung, Karl werde eine angemessene Konfliktbeendigung zu Wege bringen, sei es mit minne oder mit recht oder auf sonstige Weise. Das gelimpfe konnte aber durchaus das Mittel sein, um zur minne zu gelangen. Bürgermeister und der Rat der Stadt Rothenburg schrieben – mutmaßlich am 25. September 1389 – an Pfalzgraf Ruprecht den Jüngeren, wie es um einen Streit zwischen ihnen und Bischof Gerhard von Würzburg stand.86 Nach dem von König Wenzel am 5. Mai 1389 errichteten Egerer Landfrieden87 wollten die von Rothenburg auch mit dem verfeindeten Bischof ihren Konflikt beenden. Mehrere Tage, an denen sie sich „guetlich mit der minne“ versöhnen wollten, verliefen aber ergebnislos. Sie formulierten desillusioniert, sie „heten do gern aber gutlichkeit mit minne uffgenommen und buten gelimppf und bescheidenheit waz wir mohten daz moht unß aber nit geholffen“. Sie hätten dem Bischof gelimpfe und bescheidenheit geboten, so viel sie konnten, was ihnen aber nichts genützt habe. Hier kann gelimpfe sowohl Angemessenes als auch Nachsicht meinen. Die bescheidenheit war ihr einsichtiges Verhalten.88 Sie waren also, kurz gesagt, ihrem Kontrahenten weit entgegengekommen. Somit versuchten sie, die minne mit gelimpfe herbeizuführen, wenn auch in diesem Fall ohne Erfolg. Die Textstellen belegen zum einen, dass gelimpfe auch in der Gegenüberstellung mit recht nicht dasselbe wie minne bedeutete. Zum anderen zeigen sie, von wem das gelimpfe gewährt werden konnte: nämlich sowohl vom Richter89, als auch von der Gegenseite90. Die minne hingegen musste zwischen den Parteien vorliegen.

7 billig Wiercinski kommt bei ihrer Untersuchung 1964 zu dem Ergebnis, die minne werde in ihrer paarformelhaften Verbindung mit dem recht auch durch billigkheid ergänzt oder ersetzt.9¹ Das Konzept der Billigkeit (aequitas) war bereits im römischen Recht

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K StadtA Rothenburg ob der Tauber, B 13, Bl. 65, [1389 September 25] (URH 12 Nr. 168). Weizsäcker, DRTA 2, S. 157 ff., Nr. 72, 1389 Mai 5 (URH 12 Nr. 125). Vgl. Grimm/Grimm, DWB 1, Sp. 1557; Lexer, Mhd. Hwb. 1, Sp. 204. A ISG Frankfurt am Main, Kaiserschreiben 95 (alt: StadtA Frankfurt, Kaiserschreiben I Nr. 29), [1359] März 29 (URH 7 Nr. 427); A LAV NRW R Duisburg, Jülich-Berg I Nr. 4, Bl. 14, 1396 Januar 3 (URH 13 Nr. 287). 90 K StadtA Rothenburg ob der Tauber, B 13, Bl. 65, [1389 September 25] (URH 12 Nr. 168). 91 Wiercinski, Minne, S. 20; eine Verknüpfung wird wohl auch von Battenberg, URH 6, S. 406 und Rödel, URH 13, S. 322 gesehen, da die Sachregister unter dem Stichwort Billigkeit auf Minne oder Recht bzw. Minne verweisen.

ehre

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bekannt.9² Auch in den Urkunden des ungelehrten Rechts erscheint die Paarformel billig und recht oft.9³ Dabei ist das Ergebnis dann billig, wenn es richtig ist, wenn es nicht nur befriedet, sondern auch befriedigt und von den Beteiligten als gerecht empfunden wird.94 Die Formel in ihren Ausprägungen recht und billig, billig und recht, iustum et aequum und aequum et iustum hat insofern eine Doppelnatur: Einerseits soll die Billigkeit das Ergebnis, was sich bei strenger Anwendung der Rechtsregeln ergibt und als unangemessen angesehen wird, korrigieren. Andererseits ist die Billigkeit vom Recht nicht zu trennen. Die Billigkeit steckt im Recht, und wird das Recht befolgt, so tritt das billige Ergebnis ein.95 Das, was billig und recht war, beschrieb das Ergebnis und nicht das Verfahren. Das tritt auch in einer Urkunde aus dem Jahr 1354 klar hervor.96 König Karl beurkundete, in seiner Gegenwart sei folgende „richtung und teding“ zwischen Graf Heinrich von Honstein-Sondershausen und den Bürgern von Mühlhausen geschehen: Die königliche Acht, in die die Bürger von Mühlhausen gekommen waren, sollte bis zum 1. Juni 1354 aufgeschoben werden. Die Parteien sollten sich bis dahin vor dem Rat und den Bürgern der Städte Erfurt und Nordhausen einfinden. Diese sollten dann entweder mit minne oder mit recht sprechen und richten. Sollte es innerhalb der Frist nicht zur Streitbeilegung mit minne oder recht kommen, so sollten die Mühlhausener wieder in die Acht verfallen. Dem Grafen Heinrich wollte Karl dann helfen, „zu allem sinem rechten ze erfolgen und ze behalden wider die vogenan(ten) purger von Mulhusen, als daz pillich und recht ist“. Karl wollte sich dafür einsetzen, dass Heinrich seine Rechte gegen die Mühlhausener durchsetzen konnte und das Ergebnis für Heinrich billig und recht war. Die Wendung beschreibt hier gerade nicht das Verfahren, wie es bei minne oder recht der Fall ist. Die Billigkeit ist hier also nicht gleichzusetzen mit der minne.

8 ehre Homeyer identifiziert die Paarformel ehre und recht und erkennt in dem Begriff der ehre ein „ähnliches Temperament wie das Gleich“.97 Auch in den für diese Arbeit untersuchten Quellen findet sich einmal die Formel ehre und recht. Das Schriftstück steht im Zusammenhang mit dem Lüneburger Erbfolgestreit.98 Der Konflikt beruhte darauf, 92 Becker, Billigkeit in: HRG 1, 2. A., Sp. 588. 93 Unter dem Stichwort Billigkeit finden sich in den Sachregistern der Urkundenregesten zahlreiche Einträge, unter anderem auch in der paarformelhaften Erscheinung mit Recht, z. B. Rotter, URH 10, S. 583. 94 Becker, Billigkeit in: HRG 1, 2. A., Sp. 587. 95 Becker, Billigkeit in: HRG 1, 2. A., Sp. 587. 96 Fritz, MGH Const. 11, S. 61, Nr. 93, 1354 März 12 (URH 6 Nr. 528). 97 Homeyer, Über die Formel . . . , S. 32; siehe zum gleich bereits S. 71 ff. 98 Siehe hierzu S. 100 f.

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Abwandlungen und Abgrenzungen

dass Kaiser Karl die askanischen Herzöge Rudolf, Wenzel und Albrecht von SachsenWittenberg mit dem Fürstentum Lüneburg belehnte. Gleichzeitig sah Herzog Magnus von Braunschweig und Lüneburg sich als der rechtmäßige männliche Erbe und forderte das Herzogtum Lüneburg für sich.99 Die Stadt Hannover war in einem Dilemma. Sollte sie Herzog Albrecht von SachsenWittenberg huldigen, wie dieser¹00 und der Kaiser¹0¹ es von ihr verlangten und wie es bereits die Stadt Lüneburg getan hatte, oder sollte sie weiter zu Herzog Magnus von Braunschweig und Lüneburg halten? Letzterer schrieb der Stadt Hannover, er sei der rechtmäßige Inhaber des Fürstentums Braunschweig und Lüneburg¹0² und bekriege die Lüneburger wegen deren feindlicher Haltung. Um der Stadt Hannover die Sorge zu nehmen, sie könne vom Kaiser wegen der fehlenden Huldigung belangt werden, sicherte Herzog Magnus zu, sie von kaiserlichen Klagen mit freundschaft oder recht freistellen zu wollen. Zu diesem Zweck ermächtigte er unter anderem den Rat der Stadt Braunschweig zu freundschaft oder recht¹0³ und tat dies auch gegenüber den Burgmannen zu Lauenrode schriftlich kund¹04. In diesem Zusammenhang benutzte Herzog Magnus mehrmals auch die Wendung ehre und recht. In seinem Brief an den Rat der Stadt Hannover, in welchem er sein Anrecht auf das Herzogtum kund tat, bat er den Rat, die Stadt solle sich dem Kaiser zu recht erbieten, auf dass er wüsste, wie es um ihn beim Kaiser stehe, damit dieser ihm kein Unrecht antue. Magnus schrieb: „wente gi vnn de Rad von Bruns[wiek] vnn andere vnse truowe Rad. vnse heren, vruond vnn vnse man. schuollet vnser wol mechtich wesen to eren vi to Rechte“. Magnus bevollmächtigte die Räte der Städte Hannover und Braunschweig und andere seiner treuen Räte, Herren, Freunde und Männer zu ehre und recht. Ebenso schrieb er in dem besagten Brief an die Burgmannen von Lauenrode, sie sollten den Rat von Hannover wissen lassen, dass „se vns willen beholpen wesen. tighen de van Luneb[org] to vnsen rechten. wente de von Bruns[wiek] de eyn hovuet sin des fovrstendommes vnn de Rad van Honouere. vnser scholet wol mechtich wesen to eren vnn to rechte“.¹05 99 Zum historischen Hintergrund siehe Hoffmann, Der Lüneburger Erbfolgestreit, insbesondere S. 17 ff.; Zimmermann, Wilhelm, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg in: ADB 42; Hergemöller, Magnus II. junior (Torquatus) in: NDB 15; Zimmermann, Magnus II. mit der Kette in: ADB 20; Mundhenke, Albrecht in: NDB 1 und von Heinemann, Albert in: ADB 1. 100 Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 71, Nr. 92, 1371 Februar 3 (URH 9 Nr. 377). 101 Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 9 f., Nr. 12, 1370 März 8 (URH 9 Nr. 297); Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 29 ff., Nr. 34, 1370 Juni 29 (URH 9 Nr. 316); Volger, UB Stadt Lüneburg 2, S. 36 f., Nr. 654, 1370 Dezember 24 (URH 9 Nr. 374). 102 Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 73 f., Nr. 98, [Etwa 1371 Februar] (URH 9 Nr. 380). 103 Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 76, Nr. 103, [Etwa 1371 Februar] (URH 9 Nr. 382). 104 Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 91 f., Nr. 136, [Etwa 1371 März] (URH 9 Nr. 403). 105 Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 91 f., Nr. 136, [Etwa 1371 März] (URH 9 Nr. 403).

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Ergebnisse

Die Hannoveraner sollten Magnus im Konflikt mit den Lüneburgern helfen, die sich schon auf die Seite der Herzöge von Sachsen-Wittenberg geschlagen hatten, und dafür ebenso wie der Braunschweiger Rat zu ehre und recht mächtig sein. Trotz der Nennung beider Formeln in denselben Briefen war die Stoßrichtung jeweils eine andere: Der Rat der Stadt Braunschweig war zu freundschaft und recht ermächtigt, um die von Herzog Magnus versprochene Freistellung Hannovers von kaiserlichen Klagen zu erwirken. Gleichzeitig sollten der Braunschweiger und der Hannoveraner Rat zu ehre und recht mächtig sein, um zum einen die kaiserliche Ungnade von Magnus fern und zum anderen die mit ihm verfeindete Stadt Lüneburg in Schach zu halten. Bei freundschaft und recht ging es um eine gerichtliche Auseinandersetzung, mit der der Braunschweiger Rat betraut werden sollte. Bei der Verwendung von ehre und recht sollten die Braunschweiger und Hannoveraner bevollmächtigt werden, damit sie Magnus’ Position stärken und seinen Willen durchsetzen konnten. Das kann ebenfalls mit einer gerichtlichen Auseinandersetzung verbunden gewesen sein. Eine Gleichsetzung der beiden Formeln lässt sich aber aus den Textstellen nicht ableiten, da sie unterschiedliche Konfliktlinien behandeln. Während die Verfahrensweise mit freundschaft und recht auf die überparteiliche Konfliktlösung ausgerichtet war, war die Ermächtigung zu ehre und recht mit einer klaren Parteinahme verbunden.

9 Ergebnisse Bei den Paarformeln freundschaft oder recht und freundlich oder mit recht ist davon auszugehen, dass sie dasselbe bedeuten wie minne oder recht. Jenseits der formelhaften Verwendung mit recht ist jedoch eine Synonymität von freundschaft und minne nicht ohne Weiteres anzunehmen. Die Wendungen gütlich oder mit recht und liebe oder recht können ebenfalls synonym für minne oder recht stehen. Während einem allerdings gütlich oder mit recht regelmäßig in den Quellen begegnet, kann liebe oder recht nur einmal nachgewiesen werden. Ambivalent ist die Paarformel gleich oder recht bzw. die niederdeutsche Variante lik oder recht. Das gleich/lik kann Billigkeit meinen. Ebenso kann gleich/lik und recht wie minne und recht für das gerichtliche Verfahren an sich stehen. Letzteres kann auch für die Formel richtung und recht festgestellt werden. Eine Synonymität mit minne und recht besteht in den Quellen jedoch nicht. Während die minne die Voraussetzung für die Streitbeendigung mit minne ist, ist die richtung das Ergebnis selbst. Das Ergebnis einer Konfliktlösung beschreiben außerdem die Formeln gelimpfe und recht und billig und recht. Eine Verknüpfung zwischen gelimpfe und minne liegt darin, dass von einer Partei angebotene gelimpfe zur minne führen kann. Die Paarformel ehre und recht tritt in den untersuchten Quellen einmal in Erscheinung und ist dort nicht gleichbedeutend mit minne/freundschaft oder recht.

VI minne – recht Dieses Kapitel geht in erster Linie der Frage nach, welche Voraussetzungen ein Ergebnis erfüllen musste, um als minne zu gelten. Anhand diverser Formulierungen wird untersucht, ob die minne stets den Konsens zwischen den Parteien voraussetzte und ob die Quellen sogenannte Minnesprüche enthalten, bei denen die gerichtliche Entscheidung auf Billigkeit beruhte, der Konsens der Parteien aber nicht erforderlich war. Dabei ist das Kapitel insbesondere den Formulierungen auf der Spur, aus denen die ältere Forschung die Existenz der Minnesprüche herleitet. Daneben beschäftigt sich das Kapitel mit dem recht in der Gegenüberstellung zur minne. Im Gegensatz zum minne- ist der recht-Teil der Paarformel sehr stabil. Während minne auch durch andere Ausdrücke wie freundschaft, gütlichkeit oder liebe ersetzt werden kann,¹ gibt es grundsätzlich² keinen Ersatz für das recht. Das wirkt sich freilich auch auf die Begriffsbestimmung aus. Eine Annäherung an den Sinngehalt von recht mit Hilfe von synonym verwendeten Ausdrücken scheidet aus. Gleichzeitig darf daraus aber nicht geschlussfolgert werden, das Wort recht bedeute immer dasselbe.³ Gaisser schreibt zum recht, es sei „sachliches und formelles Recht im Sinne der heutigen Terminologie.“ Es stelle sich dar „als ein Inbegriff von Normen, die festbestimmt und einigermaßen starr zunächst nur als Gewohnheitsrecht in der Volksüberzeugung lebten und später in Gesetzen schriftlichen Ausdruck fanden.“ 4 Auch Homeyer und Hattenhauer schreiben, die minne könne viele, das recht aber nur ein Ergebnis hervorbringen.5 Die rechtshistorische Forschung bezweifelt inzwischen das Vorhandensein einer objektiven Rechtsordnung im Mittelalter.6 Die Folgen für die These, es habe auf Billigkeit beruhende Minnesprüche gegeben, liegen auf der Hand: Der Minnespruch soll gerade das Gegenteil vom strengen materiellen Recht sein. Wenn aber letzteres im Mittelalter gar nicht existierte, kann es keine Minnesprüche, die auf Billigkeit beruhten, gegeben haben.

1 die minne finden Ein wichtiges Merkmal der minne ist, dass die Richter sie suchen mussten und dabei scheitern konnten. Die Möglichkeit des Scheiterns ist so präsent, dass sie in zahlreichen Urkunden ausdrücklich in Betracht gezogen wurde.

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Siehe S. 61 ff. Zum Ausdruck freundliches recht siehe S. 113 ff. Hingegen Cordes, Mit Freundschaft oder mit Recht, S. 17: „klares Profil“. Gaisser, Minne und Recht, S. 27. Homeyer, Über die Formel . . . , S. 30; Hattenhauer, „Minne und recht“, S. 335. Zur Diskussion siehe Kannowski, Rechtsbegriffe im Mittelalter.

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minne – recht

Hierbei handelt es sich um Quellen, bei denen Verfahren mit minne oder mit recht angeordnet oder sonst angekündigt wurden, jedenfalls noch in der Zukunft lagen. Ein typisches Beispiel ist eine Hofgerichtsurkunde vom 18. November 1367.7 Darin entschied Burggraf Burkhard von Magdeburg, Hofrichter des Kaisers, dass im Prozess zwischen Albrecht Münch von Karlstadt einerseits und dem Bürgermeister, Schöffen und Rat der Stadt Fulda andererseits beide Seiten jeweils zwei ehrbare Männer stellen sollten. Nachdem beide Seiten „mit rede und mit briefen“ ihren Standpunkt darzulegen hatten, sollten die vier Schiedsleute „vollen gewalt und reht haben sie zu rihten mit der minne ob sie mogen oder mit dem rehten“. Die vier hatten Vollmacht, mit minne, falls sie es schafften, oder mit recht zu richten. Für den Fall „aber daz sie die mit der minne niht fruntlich richten mohte so sollen die vier man ein recht sprechen umb die vorgeschr[ibene] sache“. Vermochten die vier kein Ergebnis mit minne zu erzielen, so sollten sie in der Angelegenheit ein recht sprechen. An dieser Stelle wurde wie so oft ausdrücklich berücksichtigt, dass die minne scheitern konnte.8 Auch gibt es einige Verfahren, bei denen die Richter die minne nicht finden konnten, und dies in den Urkunden, mit denen sie das Ergebnis mit recht festhielten, Erwähnung findet. Am 18. August 1377 beurkundete Johann vom Hain, Deutschmeister des Deutschen Ordens, warum er in einem Verfahren eine Entscheidung mit recht traf. Die Parteien waren der Burggraf und die Burgmannen der Burg zu Friedberg einerseits und der Bürgermeister, die Schöffen, der Rat und die Stadt zu Friedberg andererseits. Kaiser Karl hatte Johann befohlen und gebeten, den Streit mit freundschaft oder mit recht zu entscheiden. Johann beteuerte: „Dy fruntschaff wir czuschin den beydin partyen myd erme wißin flißeclichin myd truwen dicke han virsucht, als kuntlich ist, und inkundin dy nyd finden.“ Wie bekannt sei, habe er fleißig und treu die freundschaft mit Wissen der Parteien zwischen ihnen versucht. Er konnte die freundschaft jedoch nicht finden.

7 A StadtA Fulda, Urkundenselekt Nr. 8, 1367 November 18 (URH 9 Nr. 235). 8 Siehe Fritz, MGH Const. 11, S. 61, Nr. 93, 1354 März 12 (URH 6 Nr. 528); Förstemann, Urkundliche Geschichte Nordhausen, 2. Abt., S. 21 ff., Nr. 21, 1354 März 12 (URH 6 Nr. 529); Albrecht, Rappoltsteinisches UB 1, S. 525 f., Nr. 679, 1354 Mai 10 (URH 6 Nr. 549); Verein für Lübeckische Geschichte und Alterthumskunde, UB Lübeck 3, S. 403 f., Nr. 391, 1361 April 14 (URH 8 Nr. 174); A StadtA Fulda, Urkundenselekt Nr. 8, 1367 November 18 (URH 9 Nr. 235); Demme, Nachrichten und Urkunden Hersfeld 1, S. 128 f., Nr. 30, 1371 Februar 10 (URH 9 Nr. 393); Trinks, UB des Landes ob der Enns 10, S. 136 ff., Nr. 185, 1382 November 27 (URH 11 Nr. 161); Trinks, UB des Landes ob der Enns 10, S. 136 ff., Nr. 186, 1382 November 27 (URH 11 Nr. 162); Weizsäcker, DRTA 1, S. 525 ff., Nr. 289, 1386 August 3 (URH 11 Nr. 355); Posse/Ermisch, CD Saxon. Reg. I B 1, S. 139 f., Nr. 185, 1386 August 13 (URH 11 Nr. 356); B2 StA Würzburg, MBvI Bd. 71, Bl. 100 – 101, 1392 August 9 (URH 12 Nr. 413); Fritz, UB Straßburg 6, S. 394 ff., Nr. 707, 1393 Januar 1 (URH 13 Nr. 3); Spach, Le péage de Seltz, S. 140 f., 1394 Dezember 5 (URH 13 Nr. 176); B BayHStA München, Grafschaft Sponheim Urk. 839, 1394 Dezember 8 (URH 13 Nr. 178); B BayHStA München, Grafschaft Sponheim Urk. 848, 1395 April 6 (URH 13 Nr. 233); A BayHStA München, Kurpfalz Urk. 801/1, 1396 Mai 30 (URH 13 Nr. 323).

die minne finden

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„Sind wir sy nuo myd fruntschaff nyd gescheidin mogen“, also weil er die Parteien nicht mit freundschaft bescheiden konnte, erging sein Spruch mit recht. Diese Quelle zeigt gut, dass das recht folgte, wenn die Richter die minne oder freundschaft nicht fanden. Woran aber lag es oder konnte es liegen, wenn die minne nicht zu finden war? In dem gerade beschriebenen Beispiel lag der Grund eindeutig in der Sphäre der Parteien. Auch beim Versuch, zwischen Straßburg und den Fürsten im Frühjahr 1393 eine minne zu erzielen,9 berichteten die drei königlichen Bevollmächtigten Bischof Lamprecht von Bamberg, Bischof Johann von Kamin und Landvogt Bořivoj von Svinaře: „also kundent wir von beiden teilen andere antwúrte niht bekumen und keine frúntliche rihtunge mit der minne zwúschen in niht machen“. Die minne scheiterte also aufgrund der Antworten der Parteien. Ebenso im Prozess der Städte Mainz, Worms und Speyer gegen die Stadt Nürnberg, in dem die drei rheinischen Städte eine Beteiligung Nürnbergs an Reparationszahlungen infolge des Süddeutschen Städtekriegs erreichen wollten, beurkundete Wenzel am 8. Juli 1398¹0: „also hessen wir es als gestern vorsuchen ob wir sie mit der mynne vorrichten kunden do kunden wir czwischen in kein mynne treffen und beschiden beden teylen einen recht tage fur unsere Rete und Ritter“.¹¹ Auch hier ging es also um minne zwischen ihnen, und der Grund für das Scheitern lag ebenfalls im Einflussbereich der Parteien. Die minne hing von der Zustimmung der Parteien ab und gelang wegen ihrer Verweigerung nicht. Der König konnte sie nicht zum Vergleich zwingen. Bei einem Verfahren aus dem Jahre 1352 ist dagegen weniger leicht zu verstehen, warum die minne nicht gelang. Graf Dietrich von Loon und Kuno von Falkenstein, Dompropst und Vormünder des Stifts Mainz, sollten einen Streit zwischen Erzbischof Balduin von Trier und Heinrich Beyer von Boppard, Sohn Ritter Simons, entscheiden.¹² Die beiden Parteien hatten die Angelegenheit an Dietrich und Kuno „gestalt“, also übergeben, damit diese „richten mit der minne odir mit deme rechte“. Dietrich und Kuno berichten in der Urkunde, dass sie „mancherhande wege gesucht han, wie wir sie mit der mynne gerichten moechten“. Sie hatten verschiedene Wege versucht, um sie mit der minne zu richten. Jedoch: „Des enkunden wir zuschen yen der minne nit gerachen, also daz wir unser ere und bescheydenheit gen yen beydersiit nit bewaren enmochten, als

9 Fritz, UB Straßburg 6, S. 440 ff., Nr. 748, 1393 März 14 (URH 13 Nr. 55). Der Fall wird auf S. 130 ff. ausführlich dargestellt. 10 A StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Urkunden vor 1401, MA 1992, 2740, 1398 Juli 8 (URH 14 Nr. 234). Siehe hierzu auch S. 53 ff. 11 Die gemeinsame Nennung von Räten und Rittern ist ein Zeichen für den Wandel der königlichen Gerichtsbarkeit und Vorbote des in der Entstehung begriffenen Kammergerichts. Baumbach weist für die Regierungszeit von König Sigismund nach, dass die Quellen bei immer mehr Rechtsentscheidungen die Räte neben den Fürsten, Herren, Rittern, Knechten und Getreuen aufzählen, Baumbach, Königliche Gerichtsbarkeit, S. 296. Die hier zitierte Quelle belegt, dass diese Entwicklung bereits im 14. Jahrhundert einsetzte. 12 Kühn, MGH Const. 10, S. 341 ff., Nr. 448, 1352 August 26 (URH 6 Nr. 363).

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minne – recht

uns duchte“. Die beiden Schiedsleute konnten zwischen ihnen die minne nicht erreichen¹³, weil¹4 sie glaubten, ihre ehre und bescheidenheit den beiden Parteien gegenüber nicht bewahren zu können. Darum sprachen sie ihre nachfolgend geschriebene Entscheidung „fuer eyn recht“. Inwiefern durch die minne ihre ehre und bescheidenheit gegenüber den Parteien verloren gehen konnten, ist unklar. Der Ausdruck bescheidenheit hatte im Mittelalter mehrere Bedeutungen – im Gegensatz zu heute, wo wir ihn gleichbedeutend mit Genügsamkeit oder auch Zurückhaltung verstehen. Bescheidenheit konnte nicht nur Verstand, kluges und gebührliches Verhalten, seiner Verpflichtung nachkommen, nach richtigem Ermessen, richterliche Entscheidung bedeuten, sondern auch Bestimmung, Bedingung.¹5 Diese Vielzahl an Bedeutungen erschwert das Verständnis. Jedenfalls fürchteten die Schiedsleute, durch die minne ihre ehre und bescheidenheit gegenüber den Parteien beiderseits nicht erhalten zu können. Dies kann ein Zeichen dafür sein, dass sie Probleme mit ihrer Neutralität empfanden. Möglicherweise sahen sie sich auch aus anderen Gründen nicht im Stande, einen Vergleichsvorschlag zu unterbreiten, der von beiden Seiten Zustimmung erhielt. Zwar sprachen sie dann ihre Entscheidung „fuer eyn recht“, was die gerade aufgestellte Vermutung zu widerlegen scheint. Allerdings sprachen sie nur in einem Punkt eine Regelung aus, die definitiv sein sollte. Die Geiseln sollten freigelassen werden und nicht weiter an ihre Gelöbnisse gebunden sein. Vermutlich musste dieser Punkt sofort geklärt werden, um weitere Verwerfungen zu verhindern, und konnte deshalb nicht aufgeschoben werden. Zum weiteren Streitpunkt, nämlich wem die Turnosen¹6 auf dem Rhein zustehen sollten, gab es nur eine vorläufige Entscheidung. Beide Seiten besaßen hinsichtlich der Turnosen königliche Briefe. Heinrich Beyer sollte zunächst mit drei ehrbaren Männern beweisen, dass er das Recht tatsächlich besessen hatte und es ihm vom Erzbischof von Trier genommen worden sei. Nach dieser Beweisführung – wenn also eigentlich Klarheit herrschen durfte – sollten beide Seiten ihre Briefe Karl vorlegen, da er diese ausgestellt hatte und er deshalb „bilcher dar ubir sprichet dan yeman anders, wand er unser aller herre ist“. Da Karl die Privilegien erteilt hatte und er Herr über Parteien und Schiedsleute war, konnte er billiger darüber richten als jemand anderes. Letztendlich verwiesen Dietrich und Kuno die Entscheidung weiter nach oben. Die Begründung, Karl könne billiger entscheiden, deutet darauf hin, dass sie befürchteten, den Parteien in der Sache nicht gerecht werden zu können. Anstatt ehre und bescheidenheit bei der Suche nach der minne zu verlieren, trafen sie lieber eine Entscheidung mit recht. Bei der konnten sie nichts falsch machen, weil sie durch das königliche Urteil abgesichert war. Karl entschied am 19. September 1352.¹7 In der darüber erstellten Urkunde nahm er auch auf Dietrichs und Kunos Entscheidung mit recht Bezug. Nähere Informationen, warum die minne bei ihnen Übertragung von gerachen nach Lexer, Mhd. Hwb. 1, Sp. 869. Übertragung von also nach Lexer, Mhd. Hwb. 1, Sp. 42. Lexer, Mhd. Hwb. 1, Sp. 204. Der Turnose war eine mittelalterliche Silbermünze, vgl. Berghaus, Turnose in: LMA 8, Sp. 1119. Gemeint waren die Zolleinnahmen. 17 Kühn, MGH Const. 10, S. 343 ff., Nr. 449, 1352 September 19 (URH 6 Nr. 366).

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die minne finden

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gescheitert war, enthält seine Urkunde aber nicht. Karl entschied, dass die Briefe des Erzbischofs weiter Bestand haben sollten, da die Privilegien des Erzbischofs älter als die von Heinrich Beyer seien. Der Fall stellt aber eine Ausnahme dar. Die Gründe für das (mögliche) Scheitern der minne liegen, sofern sie aus den Quellen ersichtlich sind, regelmäßig eindeutig in der Sphäre der Parteien. Hierin besteht ein klarer Unterschied zu den Verfahren, bei denen das recht nicht zustande kam. Dessen Scheitern lag vielmehr woanders begründet, z. B. an fehlenden Urteilern¹8 oder daran, dass die Schiedsleute sich nicht einigen konnten¹9. Die minne musste aber nicht auf ganzer Länge scheitern. Es handelte sich mitnichten um ein ganz oder gar nicht. Es konnte durchaus in einzelnen Punkten ein Ergebnis mit minne erreicht werden, in anderen wiederum nicht. Das ist deutlich an dem Friedensvertrag zwischen Wenzel, dem Straßburger Bischof und ihren Verbündeten einerseits und der Stadt Straßburg andererseits vom 1. Januar 1393 zu erkennen.²0 Der Krieg hatte sich an der Gefangennahme des englischen Ritters John Harlestone durch den Straßburger Bürger Bruno von Rappoltstein entzündet.²¹ Der König beauftragte in dem Friedensvertrag seinen Vertrauten Bořivoj von Svinaře, ein „gleich recht“ mit neutralen Fürsten und Adligen zu besetzen. Mission und Entscheidungsgewalt dieses Gerichts wurden in der Urkunde folgendermaßen formuliert: „was man mit beider parteyen wissen und willen mit der mynne vorrichten mag, dobey sol es bleiben, was aber mit der mynne nicht vorrichtet mag werden, es [sie] vil oder wenig, das sie beschriben geben, do sol man recht ubersprechen.“ Was die als Richter eingesetzten Herren mit der minne mit wissen und willen verrichten konnten, das sollte Bestand haben. Was sie aber nicht mit der minne verrichten mochten, es sei viel oder wenig, das sie schriftlich geben, darüber sollte man recht sprechen. Das Verfahren mit minne konnte hinsichtlich mancher Verhandlungspunkte erfolgreich sein, hinsichtlich anderer scheitern. Über den verbliebenen Rest an strittigen Punkten, der viel oder wenig ausmachen konnte, entschied dann das recht. Was sollte „beschriben“, also schriftlich, gegeben werden? Das kann sich zum einen auf eine direkt vor dem Zitat niedergelegte Aufforderung Wenzels an die Parteien beziehen. Danach sollten beide Seiten ihre „ansprach“ und „zusprache“ acht Tage vor dem Zusammentreffen des Gerichts schriftlich Bořivoj von Svinaře geben. Eventuell war der Einschub „das sie beschriben geben“ eine Erinnerung, dass nur darüber mit recht befunden werden würde, was fristgerecht schriftlich eingereicht worden war. Es kann aber auch meinen, dass die Richter die Punkte, die nicht mit minne

18 Fritz, UB Straßburg 6, S. 440 ff., Nr. 748, 1393 März 14 (URH 13 Nr. 55). 19 Diese Möglichkeit wird in A StadtA Fulda, Urkundenselekt Nr. 8, 1367 November 18 (URH 9 Nr. 235) in Erwägung gezogen. Für den Fall, dass sich vier Schiedsleute „zweiten an dem rechten“, hatten die Parteien bereits einen Obmann gewählt. 20 Fritz, UB Straßburg 6, S. 394 ff., Nr. 707, 1393 Januar 1 (URH 13 Nr. 3). 21 Siehe auch S. 48 f. und S. 130 ff.

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entschieden wurden, auflisten sollten. Die Formulierung findet sich jedenfalls genau so auch in einem der für die Originalurkunde entworfenen Konzepte.²² Die Quellen, die die vergebliche Suche nach der minne in Betracht ziehen oder gar davon berichten, lassen in der ganz überwiegenden Zahl erkennen, dass eine Streitbeilegung mit minne aufgrund der fehlenden Zustimmung der Parteien nicht zustande kam. Sie zeigen, dass minne hier den Konsens der Parteien als Voraussetzung hatte. Hinweise auf Minnesprüche nach Billigkeitserwägungen ergeben sich aus ihnen nicht.

2 mit wissen und willen a) Parteien In den Quellen liest man gelegentlich die Formulierung, der Konflikt zwischen den Parteien solle mit minne mit wissen und willen beider Parteien oder mit recht beigelegt werden.²³ Ebenso häufig taucht die Formulierung ohne willen auf: mit minne mit wissen beider parteien oder mit recht.²4 Teilweise erfährt dann auch das recht den Zusatz ohne wissen.²5 An keiner Stelle dagegen steht, dass mit minne – ohne Nennung von wissen/willen – oder mit recht ohne wissen/willen verfahren werden solle. Entweder es wird der Gegensatz mit – ohne verwendet, oder nur die minne erhält den Zusatz mit wissen/willen. Der Zusatz wissen und willen ist in dieser Reihenfolge einigermaßen stabil.²6

22 K AV Straßburg, AA 112 Nr. 140, [Vor 1393 Januar 1] (URH 13 Nr. 1). 23 Trinks, UB des Landes ob der Enns 10, S. 139 ff., Nr. 187, 1382 Dezember 3 (URH 11 Nr. 163) und Trinks, UB des Landes ob der Enns 10, S. 139 ff., Nr. 188, 1382 Dezember 3 (URH 11 Nr. 165): Schiedsgericht; Schmidt, UB Göttingen 1, S. 327 ff., Nr. 306, [1383 vor Juni 23] (URH 11 Nr. 195): Verwillkürung; Weizsäcker, DRTA 1, S. 525 ff., Nr. 289, 1386 August 3 (URH 11 Nr. 355): Schiedsgericht; Weizsäcker, DRTA 2, S. 106 f., Nr. 52, 1389 Januar 26 (URH 12 Nr. 86): Verwillkürung; Fritz, UB Straßburg 6, S. 394 ff., Nr. 707, 1393 Januar 1 (URH 13 Nr. 3): Verwillkürung. 24 Albrecht, Rappoltsteinisches UB 1, S. 525 f., Nr. 679, 1354 Mai 10 (URH 6 Nr. 549): angeordnetes Schiedsgericht; A StadtA Speyer, 1 U 637, 1354 November 7 (URH 6 Nr. 623): Schiedsgericht; B StA Würzburg, MIb Bd. 3, Bl. 98v – 99r, 1355 August 23 (URH 7 Nr. 26): Verwillkürung; Weizsäcker, DRTA 2, S. 115 f., Nr. 56, 1389 Februar 2 (URH 12 Nr. 90): Verwillkürung; A BayHStA München, Kurpfalz Urk. 801/1, 1396 Mai 30 (URH 13 Nr. 323): Schiedsgericht; Foltz, UB Friedberg 1, S. 487, Nr. 767, 1399 August 31 (URH 14 Nr. 337): Kommission. 25 Fritz, MGH Const. 11, S. 61, Nr. 93, 1354 März 12 (URH 6 Nr. 528) und Förstemann, Urkundliche Geschichte Nordhausen, 2. Abt., S. 21 ff., Nr. 21, 1354 März 12 (URH 6 Nr. 529): Kommission/Verwillkürung; Gudenus, CD Moguntinas 5, S. 850 f., Nr. 89, 1398 April 8 (URH 14 Nr. 197): Verwillkürung. 26 Gegenbeispiel: Demme, Nachrichten und Urkunden Hersfeld 1, S. 128 f., Nr. 30, 1371 Februar 10 (URH 9 Nr. 393): Kommission.

mit wissen und willen

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In den meisten Fällen sagen die Quellen, auf wessen wissen und willen es ankam, nämlich auf das der Parteien.²7 Dann steht dort mit beider parteien wissen und willen oder mit ihrem wissen und willen, wobei sich das ihr eindeutig auf die Parteien bezieht. Nur selten fehlt der Hinweis, wessen wissen und willen vorliegen sollte.²8 Nach unserem heutigen Verständnis bedeuten Wissen und Willen nicht dasselbe. Es ist aber davon auszugehen, dass zwischen minne mit wissen und willen und minne mit wissen kein Bedeutungsunterschied liegt. Bei wissen und willen handelt es sich um eine typische Paarformel, wie sie im Mittelalter – insbesondere mit einer so schönen Alliteration – weit verbreitet war. Das „Deutsche Wörterbuch“ führt die präpositionale Verbindung mit (ohne, wider) wissen und willen auf. Bezogen auf das Subjekt bedeute die Doppelformel bewusst, beabsichtigt, vorsätzlich.²9 In Kombination mit minne bedeutet die Paarformel mit wissen und willen, dass die Parteien dem Ergebnis zustimmten. Die Kurzform minne mit wissen sagte dasselbe aus.³0 Dafür spricht jedenfalls die Stabilität der Paarformel, wonach wissen in der Regel dem willen vorangeht und bei der Kurzform lediglich die zweite Hälfte wegfiel. Auch lassen sich keine Unterschiede zwischen minne ohne Zusatz und minne mit wissen und willen bzw. minne mit wissen anhand der Quellen feststellen. Es gibt zwar Quellen, bei denen die Aussteller bezogen auf dasselbe Verfahren einmal den Zusatz benutzten und ihn an anderer Stelle wieder ausließen.³¹ Allein daran lässt sich aber kein Unterschied festmachen. Es ist vielmehr davon auszugehen, dass dort stets minne im Sinne eines Vergleichs gemeint war. Das Auslassen des Zusatzes ist kein Hinweis für das Vorliegen von Minnesprüchen. Lediglich die Tatsache, dass die Aussteller der minne den Zusatz regelmäßig hinzufügten kann als Indiz gewertet werden, dass minne auch nichtkonsensuale Ergebnisse bezeichnen konnte. 27 Die Fälle, bei denen wissen und willen der selbstgewählten Schiedsleute relevant war, werden auf S. 90 ff. behandelt. 28 Z. B. Academia Scientiarum Boica, MB 42, S. 102 ff., Nr. 44/1, 1354 Oktober 26 (URH 6 Nr. 619). 29 Sütterlin, DWB 14, Abt. 2, Sp. 744. 30 Von einer Abkürzung geht auch Weizsäcker, DRTA 2, S. 77 aus. 31 Hierzu zählen die Dokumente aus den Friedensverhandlungen nach dem Ersten Süddeutschen Städtekrieg 1389 in Mergentheim (Weizsäcker, DRTA 2, S. 106 f., Nr. 52, 1389 Januar 26 (URH 12 Nr. 86); Weizsäcker, DRTA 2, S. 104 ff., Nr. 51, [1389 Januar 26] (URH 12 Nr. 87); Weizsäcker, DRTA 2, S. 115 f., Nr. 56, 1389 Februar 2 (URH 12 Nr. 90)) und die Überlieferung zu dem Friedensvertrag zwischen König Wenzel und der Stadt Straßburg im Jahre 1393 (K AV Straßburg, AA 112 Nr. 140, [Vor 1393 Januar 1] (URH 13 Nr. 1); Fritz, UB Straßburg 6, S. 397 ff., Nr. 709, [Vor 1393 Januar 1] (URH 13 Nr. 2); Fritz, UB Straßburg 6, S. 394 ff., Nr. 707, 1393 Januar 1 (URH 13 Nr. 3); Albrecht, Rappoltsteinisches UB 2, S. 300 f., Nr. 353, 1393 Januar 3 (URH 13 Nr. 4); Albrecht, Rappoltsteinisches UB 2, S. 302 f., Nr. 356, 1393 Februar 4 (URH 13 Nr. 16); Fritz, UB Straßburg 6, S. 440 ff., Nr. 748, 1393 März 14 (URH 13 Nr. 55); Fritz, UB Straßburg 6, S. 449 f., Nr. 759, 1393 April 30 (URH 13 Nr. 70); Fritz, UB Straßburg 6, S. 462 f., Nr. 772, [1393 Juni 4] (URH 13 Nr. 77); A AV Straßburg, AA 112 Nr. 46, 1393 Juni 30 (URH 13 Nr. 82)).

minne – recht

90 b) freunde

Nicht immer war nur der wille der eigentlichen Parteien relevant. Es konnte auch auf den Willen der Schiedsrichter, die beide Seiten auswählten und die die Quellen oft freunde nannten, ankommen. Dennoch handelte es sich nicht um Minnesprüche, wie an den folgenden zwei Beispielen ersichtlich wird. Das erste Beispiel betrifft eine Verhandlung, bei der die persönliche Anwesenheit der Parteien nicht geplant war. Hier kam es tatsächlich nur auf den willen der von ihnen bestimmten Schiedsleute an. Karl beurkundete am 12. September 1366, wie das Prozedere ablaufen sollte.³² Er hatte zwischen Erzbischof Gerlach von Mainz und den Landgrafen Heinrich und Otto von Hessen „umb alle uflauff, misselhung und tzweiung [. . . ] geteidinget geredt und geendet“. Aufgrund der Wortwahl, verhandelt und geredet zu haben, geschah das Ganze wohl einvernehmlich. Jedenfalls wollte Karl zuerst eines seiner Ratsmitglieder an den Ort des Geschehens in Hessen schicken, damit dieser für ihn die Lage erkundete, und dann sollte jede Partei zwei ihrer freunde „mit voller gewalt und macht“ zusammen mit dem Ratsmitglied zu ihm, dem Kaiser, senden. Dann begann deren Part: „die vire sullen freuntschafft suchen künnen sie der niht vinden so sullen sie reht sprechen biz uf uns und wir sullen daz alles gentzlich gewaltig sein czu freuntschafft und czu dem rechten die freuntschafft zu sprechen mit der vir willen und daz recht zu sprechen nach der fürsten rat“. Die vier Schiedsleute sollten zunächst versuchen, einen Vergleich abzuschließen. Hierfür sollten sie nicht, wie sonst oft umschrieben, die freundschaft zwischen den Parteien suchen. Die Parteien waren ja vermutlich gar nicht vor Ort, schließlich sollten sie die Schiedsleute senden und nicht mitbringen. Der Vergleich konnte vielmehr durch die freunde selbst geschlossen werden. Sodann ergibt sich auch der Sinn des restlichen Zitats. Konnten die vier die freundschaft nicht finden, sich also nicht auf einen Vergleich einigen, sollten sie „reht sprechen biz uf uns“. Das bedeutet, sie sollten erst ohne Karl ihre Rechtssprüche fassen. Zu erwarten waren mindestens zwei Rechtssprüche und nicht ein einträchtiger Rechtsspruch. Da sie sich in diesem Fall nicht auf einen Vergleich geeinigt haben würden, war auch nicht mit einem übereinstimmenden recht zu rechnen. Karl war dann ermächtigt, mit Zustimmung der vier einen Vergleich zu schließen oder nach dem Rat der Fürsten ein Urteil zu erlassen. Hierfür hatte er die Rechtssprüche der Schiedsleute und konnte sich einer Seite anschließen. Die volle gewalt und macht, mit der die Parteien ihre freunde ausstatten sollten, hatte hier zwei Bedeutungen: Einerseits wirkte sie wie eine Vollmacht, als Vertretung der Parteien einen Vergleich vereinbaren zu dürfen. Andererseits berechtigte sie sie, das

32 A StA Marburg, Bestand Urk. 1 Nr. 3468 (alt: II/2 (Samtarchiv) Schubl. 46 Nr. 25), 1366 September 12 (URH 9 Nr. 141).

mit wissen und willen

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recht zu sprechen.³³ Die freunde waren sowohl Parteivertreter³4 als auch Schiedsrichter. Eine Billigkeitsentscheidung ist hierin nicht zu erkennen. Das zweite Beispiel ist der Spruch des Obmanns Johann, Landgraf von Leuchtenberg, vom 11. August 1389.³5 Einen Tag nach dem Egerer Landfrieden hatten sich die Stadt Nürnberg auf der einen und die Herzöge Stephan und Friedrich von Bayern, Bischof Burkard von Augsburg und die Grafen Ludwig und Friedrich von Oettingen auf der anderen Seite auf vier „schiedman“, zusammengesetzt aus jeweils zwei von den Fürsten und zwei von den Nürnbergern ausgewählten Männern, und auf Landgraf Johann von Leuchtenberg (dem Älteren) „obmannsweyse“ geeinigt. Johann hatte ihnen auch schon einen Tag auf den 30. Mai in Ingolstadt festgesetzt. Was die Schiedsmannen und der Obmann „mit der minne oder mit dem rechten auzsprechen“, das sollten beide Seiten ausführen. Ein Zusatz „mit wissen und willen“ taucht nicht auf. Es folgten noch weitere Bestimmungen, unter anderem für den Fall der Säumnis und zur Gefangenenfreilassung. Vom 30. Mai, als eigentlich der Tag mit Landgraf Johann und den vier Schiedsmannen in Ingolstadt stattfinden sollte, ist keine Urkunde überliefert. Vermutlich wurde der Termin auf den 11. August verschoben, denn von diesem Tag stammt die Urkunde mit Johanns Spruch, ausgestellt in Nürnberg.³6 Johann nimmt Bezug auf die von den bayrischen Herzögen und den Nürnbergern wechselseitig ausgestellten Anlassbriefe, nach denen er die Parteien „mit der mynne oder mit dem rechten“ berichten solle. Dann bekundete er, er habe „mit rate und willen virer spruchmanne der yetweder der egnanten teile zwein zu uns gegeben haben mit der mynne fruntlichen und gutlichen zwischen in ausgesprochen“. Mit Rat und Willen der vier Spruchmannen, von denen die Parteien jeweils zwei ernannt hatten, hatte er, Landgraf Johann, mit der minne zwischen den Parteien die im folgenden aufgeführten Punkte ausgesprochen. An dieser Stelle wurde also betont, dass die minne-Entscheidung mit willen der Spruchmannen erfolgt war. Das Ende der Urkunde belegt auch die Zustimmung der Herzöge zu dem Ergebnis. Die Brüder Friedrich und Johann bekannten und gelobten, alle Artikel der „schiedung und ausspruchs“ zu halten und zu vollführen, und „sprechen auch fur den hochgebornen fursten unsen lieben bruder hertzogen Steffan daz der ausspruch und schiedung mit seinen wissen willen und wort ist“. Herzog Stephan, der wohl selber nicht dabei war, stand auch mit wissen, willen und wort zu der Entscheidung und – da seine Brüder das Wort auch verwendeten – galt das wohl ebenfalls für sie selbst. In den Bestätigungsurkunden der

33 Siehe hierzu S. 96 ff. 34 Siehe zur Vertretereigenschaft der Schiedsleute auch Battenberg, Königtum und Mehrheitsentscheidungen, S. 22. 35 A BayHStA München, Kurbayern Urk. 12808, 1389 Mai 6 (URH 12 Nr. 127). 36 B2 StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Urkunden vor 1401, MA 1992, 2429, 1389 August 11 (URH 12 Nr. 157); Bischof Burkard und die Grafen von Oettingen werden nicht mehr erwähnt. Dafür war auf der Seite der Fürsten der Bruder der bayrischen Herzöge, Johann, hinzugekommen. Siehe auch schon S. 69 f.

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beiden Parteien, die noch am selben Tag entstanden,³7 erklärte die jeweils ausstellende Partei, sie habe sich mit der gegnerischen Seite gütlich berichtet (bzw. verrichtet) und vereint. Bei dieser Verhandlung waren im Gegensatz zum vorher dargestellten Fall nicht nur die jeweiligen zwei „spruchmanne“ als Vertreter dabei. Die Herzöge Stephan und Friedrich waren persönlich vor Ort und kündigten an, ihr Siegel neben das des Landgrafen hängen zu wollen. Da das Schiedsgericht ohnehin in Nürnberg tagte, waren mit Sicherheit weitere Nürnberger Vertreter vor Ort. Warum wurde dann trotz der offensichtlichen Zustimmung, mit der beide Seiten den Spruch trugen, der Rat und Wille der Schiedsleute hervorgehoben? Eine Erklärung ist, dass nicht nur das recht seine Legitimität daraus zog, von möglichst vielen Personen als richtig betrachtet zu werden. Je mehr Personen den Vergleich mittrugen, desto besser war er. Als andere Interpretation kommt in Betracht, dass in diesem Fall speziell die zwei Schiedsleute von Nürnberger Seite zum Vergleichsabschluss berechtigt waren. Irgendjemand musste schließlich von ihnen verbindliche Zusagen für die Stadt Nürnberg machen dürfen. In diesem Falle wären wie im Verfahren des Erzbischofs Gerlach von Mainz gegen die Landgrafen Heinrich und Otto von Hessen die freunde sowohl zum Vergleich berechtigte Vertreter als auch Schiedsleute gewesen. Ob den von den Herzögen bestimmten Schiedsleuten dieselben Rechte zustanden, ist zwar bei persönlicher Anwesenheit der beiden Herren zweifelhaft. Indem der Wille der vier Schiedsleute, der der beiden anwesenden Herzöge und der des abwesenden Bruders vorlag, herrschte zwischen beiden Parteien jedenfalls Konsens und somit minne.

3 Mehrheitsentscheidungen Sollten mehrere Personen bei einem paritätisch besetzten Schiedsgericht eine Entscheidung mit minne oder recht treffen, so ergibt sich oft aus den Quellen, dass auch eine Entscheidung, die nicht einstimmig, sondern von der Mehrheit der Richter getragen wurde, ausreichte. Dies äußert sich in Formulierungen wie z. B. der einer Urkunde vom 6. Mai 1389. Der Landfrieden von Eger war am Tag zuvor geschlossen worden, und die Stadt Nürnberg traf mit den bayrischen Herzögen Stephan und Friedrich, dem Bischof Burkard von Augsburg und den Grafen Ludwig und Friedrich von Oettingen eine Schiedsvereinbarung. Über diese Vereinbarung stellte die Stadt Nürnberg den Herren eine Bestätigungsurkunde aus.³8 Danach sollten beide Seiten jeweils zwei Schiedsleute entsenden, und Landgraf Johann von Leuchtenberg sollte als Obmann fungieren. Diese

37 B StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Losungamt, Siebenfarbiges Alphabet, Urk. 224, 1389 August 11 (URH 12 Nr. 158) und B StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Amts- und Standbücher 39, Bl. 97r, 1389 August 11 (URH 12 Nr. 159). 38 A BayHStA München, Kurbayern Urk. 12808, 1389 Mai 6 (URH 12 Nr. 127).

Mehrheitsentscheidungen

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„funf odir der mererteil unter in sullen durch minne und rechts gewaltig sein“. Die fünf Schiedsleute oder auch nur die Mehrheit unter ihnen sollten befugt sein, durch minne und recht zu entscheiden. Weiter bestimmte die Vereinbarung, dass „waz dann die egnan[ten] funf odir der mererteil unter in dorumb mit der minne oder mit dem rechten auzsprechen daz sullen die vorgenan[ten] fursten herren und die Iren und wir und die unsern getrewlichen halten und volfuren on alle geverde“. Was also diese fünf oder die Mehrheit unter ihnen in der Angelegenheit mit minne oder mit recht aussprechen würden, das sollten die Vertragsparteien und die ihnen Zugehörigen ohne Arglist ausführen. Dieselbe Formulierung nutzten die Herren in der fast wortgleichen Vereinbarung mit der Stadt Augsburg.³9 Was bedeutete diese Regelung für die Entscheidung mit minne? War die innere Einstellung der Parteien zum Ergebnis egal, und kam es lediglich darauf an, dass mindestens drei der Schiedsleute dem Ergebnis und somit einem Minnespruch zustimmten? Der Satzbau hier und in ähnlichen Urkunden40 scheint auf den ersten Blick keine andere Interpretation zuzulassen. Kobler zitiert ein vergleichbares Beispiel und erkennt darin einen Minnespruch, der nicht der materiellen Rechtslage, sondern der Billigkeit entsprochen habe.4¹ Dagegen sprechen jedoch drei Argumente. Zum ersten wissen wir, wie die Angelegenheit weiter verlief. Der Inhalt der Urkunde des Obmanns Landgraf Johann von Leuchtenberg vom 11. August 13894² ist bereits zuvor4³ beschrieben worden. Die Urkunde nimmt direkt Bezug auf den zuvor beschriebenen Brief der Nürnberger. Die Entscheidung mit minne oder mit recht sollte nämlich „noch laute und sage sulcher anlaßbrieff die sie beiderseit an einander geben haben“, geschehen. Johann fand eine Entscheidung „mit der mynne fruntlichen und gutlichen“, also eine Lösung mit minne. Dies geschah auch mit „rate und willen virer spruchmanne“, also mit Rat und Willen derjenigen vier Schiedsleute, die zu gleichen Teilen von den Parteien gestellt worden waren. Aber nicht nur deren Zustimmung vermerkt die Urkunde. Nach der Aufzählung aller nun geregelten Punkte und der Siegelankündigung von Landgraf Johann gelobten die bayerischen Herzöge Friedrich und Johann, sich an den Spruch zu halten und „sprechen auch fur den hochgebornen fursten unsen lieben bruder hertzogen Steffan daz der ausspruch und schiedung mit seinen wissen willen und wort ist“. Der Spruch war also auch vom wissen, willen und wort des dritten Bruders gedeckt. Dieser sollte auch „seinen brieff mit seinen anhangenden Insigel den Egen[anten] von Nuremberg geben ob sie sein von im begeren“. Falls die Nürnberger es 39 A BayHStA München, Kurbayern Urk. 12807, 1389 Juni 15 (URH 12 Nr. 143). 40 A StA Bamberg, Kloster Michelsberg, Urk. 399 (alt: Bamberger U 3083), 1360 Juli 7 (URH 8 Nr. 39); Academia Scientiarum Boica, MB 44, S. 525 ff., Nr. 250, 1398 November 14 (URH 14 Nr. 277); B ISG Frankfurt am Main, Reichssachen I, 127, 1400 Februar 23 (URH 14 Nr. 379). 41 Kobler, Schiedsgerichtswesen, S. 71, 69. 42 B2 StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Urkunden vor 1401, MA 1992, 2429, 1389 August 11 (URH 12 Nr. 157); Bischof Burkard von Augsburg und die Grafen Ludwig und Friedrich von Oettingen erwähnt die Urkunde nicht. 43 Siehe S. 69 f., 91 f.

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also wünschten, sollte auch Herzog Stephan ihnen einen Bestätigungsbrief mit seinem Siegel geben. Ob dies geschah, ist ungewiss. Die Herzöge Friedrich und Johann stellten jedenfalls den Nürnbergern einen Bestätigungsbrief aus und die Nürnberger ebenso den drei Brüdern.44 Dieser Vorgang zeigt, dass die Zustimmung der Parteien für den Spruch mit minne durchaus wichtig war, anderenfalls hätten die Herzöge Friedrich und Johann nicht betont, dass auch ihr Bruder, der offensichtlich nicht anwesend war, mit dem Ergebnis einverstanden war. Das spricht dagegen, die Formulierung „funf odir der mererteil“ darauf zu beziehen, dass nur die Mehrheit der Schiedsleute mit dem Spruch mit minne einverstanden sein mussten. Zweitens darf man den mittelhochdeutschen Satzbau nicht eins zu eins mit unserem heutigen Verständnis übertragen. Selbst wenn bei derartigen Formulierungen eigentlich nach moderner Auffassung keine andere Lesart möglich ist, konnte die minne trotzdem den Konsens der Parteien erfordern. Das zeigt eine Urkunde zu einem anderen Fall vom 7. November 1354.45 Pfalzgraf Ruprecht der Ältere, der Aussteller der Urkunde, hatte Ritter Hofwart von Kirchheim und die Stadt Speyer „miteinander gesuenet, geriht unn geslichtet“. Als Eidgenossen derer von Speyer nennt die Urkunde die Städte Mainz und Worms. Die Parteien hatten der jeweils anderen Seite und deren Helfer vorgeworfen, ihnen in Mörzheim Schaden zugefügt zu haben. Der Spruch Ruprechts sah vor, dass jeweils zwei Ratsleute aus dem Rat von Straßburg, Mainz und Worms und ein Obmann, den Pfalzgraf Ruprecht auswählen sollte, sich der Sache annehmen sollten. Dann hielt die Urkunde fest: „also wez die vorgenannten siben oder der merreteil, unn den wir darzuo geben, uber einkument, mit der minne, mit ir beder wissen, oder aber mit dem rechten unde sollent ouch die selben Ratlude, von den vorgenannten steden, unn ouch der obeman, dar umbe bieinander komen zuo Spire“. Worüber also die sieben oder die Mehrheit und der Obmann, den Ruprecht dazu geben wollte, übereinstimmten, mit der minne mit beider Seiten Wissen oder aber mit recht – ab hier ließ der Schreiber vermutlich einen Satzteil wie z. B. „sollen die Parteien stets halten ohne Arglist“ aus, denn es folgte direkt das Gebot an die sieben, sich in Speyer zu treffen. Trotz des vermutlich unvollständigen Satzes enthält die Stelle eine wertvolle Information. Obwohl die sieben ihren Spruch mit minne oder recht nicht einstimmig erbringen mussten, sondern auch eine Mehrheit (auf deren Seite dann auch der Obmann stehen musste) genügte, bedeutete dies für die minne keinesfalls einen Verzicht auf den Konsens. Die minne sollte vielmehr „mit ir beder wissen“, also mit Zustimmung der beiden Parteien, erfolgen. Daraus lässt sich schließen, dass selbst wenn eine 44 B StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Losungamt, Siebenfarbiges Alphabet, Urk. 224, 1389 August 11 (URH 12 Nr. 158) und B StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Amts- und Standbücher 39, Bl. 97r, 1389 August 11 (URH 12 Nr. 159). 45 A StadtA Speyer, 1 U 637, 1354 November 7 (URH 6 Nr. 623). Ruprecht bezeichnet sich am Anfang der Urkunde als „vicarij in dutschen landen“, was seine Zuständigkeit in diesem Fall erklärt. Er war, da Karl sich am 7. November 1354 bereits auf seinem Italienzug befand, um sich in Rom zum Kaiser krönen zu lassen (Seibt, Karl IV., S. 232), als Reichsvikar Statthalter des Reichs (siehe hierzu Lammers, Reichsvikariat in: HRG 4, Sp. 807, 809).

Mehrheitsentscheidungen

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Formulierung den Richtern einstimmig oder mehrheitlich vorschrieb, dennoch für eine verbindliche Entscheidung mit minne grundsätzlich nicht die Mehrheit der Richter, sondern das Einverständnis der Parteien ausschlaggebend war. Ob sich daraus eine bestimmte Vorgehensweise ablesen lässt, ist unklar. Es könnte in der Praxis so verlaufen sein, dass zunächst die Schiedsleute einen Vergleichsvorschlag ausdiskutierten, der zumindest von der Mehrheit unter ihnen mitgetragen wurde. Dieser Vergleichsvorschlag wäre dann den Parteien unterbreitet worden. Falls diese sich einverstanden zeigten, konnte ein Spruch mit minne erfolgen. Ein Vergleichsvorschlag, hinter dem auch die Mehrheit der Schiedsleute stand, galt vermutlich als fair, und eine Annahme durch die Parteien war wahrscheinlicher, als wenn nur einzelne Personen Vergleichsvorschläge ausarbeiteten. Naheliegender ist jedoch die Annahme, dass es sich bei dem ohnehin verunglückten Satz schlicht um eine Aneinanderreihung der üblichen Phrasen handelt. Der Verfasser der Urkunde kombinierte verschiedene Textbausteine. Dem Satzteil „also wez die vorgenannten siben oder der merreteil“ wurde ein „unn den wir darzuo geben“ hinterhergeschoben, obwohl der Obmann bereits bei den sieben Personen mitgezählt war. Ebenso wurde nach der minne der Textbaustein „mit ir beder wissen“ angehängt. Möglicherweise erschien das dem Verfasser sinnvoll, um die Aussage zu präzisieren. Drittens ist bei solchen Formulierungen stets zu beachten, ob minne oder recht in der konkreten Quelle nicht zu einer einheitlichen Bedeutung (Schiedsspruch/Schiedsverfahren) verschmolzen waren. Plausibel ist deshalb folgende Interpretation: Die Vorgabe einstimmig oder mehrheitlich bezieht sich bei diesen Formulierungen nur auf die Entscheidung mit recht, nicht jedoch auf die mit minne. Diese Auffassung stützen weitere Quellen, bei denen sich die Vorgabe einstimmig oder mehrheitlich eindeutig nur auf das recht erstreckt. Hierfür sei als Beispiel die Vereinbarung zwischen Fürsten und Städten des schwäbischen Bundes vom 3. August 138646 erwähnt. Pfalzgraf Friedrich bei Rhein, Bischof Lamprecht von Bamberg und der Deutschmeister Siegfried von Venningen beurkundeten, was sie zwischen den Kontrahenten „geteidingt“ hatten. Die Vereinbarung regelte in mehreren Artikeln, Schiedsgerichte einzurichten. Dabei sollten beide Seiten jeweils zwei Schiedsleute stellen, denen ein Obmann zur Seite gestellt wurde. Die fünf sollten dann schauen, ob sie die Parteien gütlich mit deren Wissen und Willen vereinen konnten. Sollte ihnen das nicht gelingen, so sollten sie ein freundliches recht47 sprechen. Zur erforderlichen Mehrheit bestimmte die Urkunde: „waz die funff oder daz merer teil also sprechent zuom rechten, daz sol von beden partien gehalten werden ane geverde.“ Was die fünf einstimmig oder mehrheitlich als recht erkannten, das sollten die Parteien ohne Arglist halten. Das Erfordernis der Mehrheit bezog sich hier eindeutig auf das recht, während für die gütliche Streitbeilegung der Konsens der Parteien erforderlich war.

46 Weizsäcker, DRTA 1, S. 525 ff., Nr. 289, 1386 August 3 (URH 11 Nr. 355). 47 Zum freundlichen recht siehe S. 113 ff.

minne – recht

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Die Annahme, es handle sich grundsätzlich um zwei verschiedene Arten der minne, also einmal um minne mit Konsens der Parteien und einmal um Minnesprüche, deren Ergebnis sich nach der Mehrheit der Richter entscheidet, kann anhand der Formulierungen zu Mehrheits- oder einstimmigen Entscheidungen in den untersuchten Quellen nicht belegt werden. Sie zeigen, dass bei ihnen minne oder recht im Sinne einer schiedsrichterlichen Entscheidung zu verstehen ist oder sich die Vorgabe der Mehrheitsentscheidung eindeutig nur auf das recht bezog. Das bedeutet freilich nicht, dass minne in anderen Quellen nicht auch etwas anderes als den Konsens zwischen den Parteien bedeuten konnte. Usteri zitiert eine Quelle aus dem Jahr 1421, nach der ein Schiedsspruch mit minne auf der Mehrheit der Schiedsleute beruhte48. In diesem Fall stand minne möglicherweise nicht für eine gütliche Einigung. Ebenso wie minne oder recht für einen Schiedsspruch stehen konnte, vermochte minne für sich allein stehend eventuell auch diese Bedeutung zu haben. Daraus folgt aber nicht, dass es im ungelehrten Recht Minnesprüche, d. h. auf Billigkeit beruhende Sprüche in Abgrenzung zum strengen Recht, tatsächlich gab. Derartige Ambivalenz muss vielmehr mahnen, bei den jeweiligen Quellen stets den Kontext zu beachten.

4 minne und rechts gewaltig sein Der folgende Abschnitt beschäftigt sich mit einer Formulierung, die bereits Homeyer in seinem Aufsatz von 1866 „Über die Formel ‚der Minne und des Rechts eines Andern mächtig sein‘.“ untersucht. In den Urkunden ist von ihr insbesondere dann die Rede, wenn Parteien Schiedsleute einsetzten. Die Schiedsrichter sollten dann der minne und des rechts gewaltig sein.49 Seltener heißt es, jemand sei der minne und des rechts mächtig.50 Ein Unterschied zwi-

48 Usteri, Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht, S. 249. 49 Academia Scientiarum Boica, MB 42, S. 102 ff., Nr. 44/1, 1354 Oktober 26 (URH 6 Nr. 619); A StA Bamberg, Kloster Michelsberg, Urk. 399 (alt: Bamberger U 3083), 1360 Juli 7 (URH 8 Nr. 39); A StA Marburg, Bestand Urk. 1 Nr. 3468 (alt: II/2 (Samtarchiv) Schubl. 46 Nr. 25), 1366 September 12 (URH 9 Nr. 141): „gentzlich gewaltig sein czu freuntschafft und czu dem rechten“; Grotefend, Meklenburgisches UB 18, S. 178 f., Nr. 10331, 1372 Mai 30 (URH 10 Nr. 29): „likes vnd rechtes waldich sin“, siehe hierzu auch S. 71 ff.; A BayHStA München, Kurbayern Urk. 12808, 1389 Mai 6 (URH 12 Nr. 127); A BayHStA München, Kurbayern Urk. 12807, 1389 Juni 15 (URH 12 Nr. 143). 50 A StA Marburg, Bestand Urk. 75 Nr. 455 (alt: U Reichsabtei Fulda sub dat.), 1361 April 26 (URH 8 Nr. 183): nicht eindeutig, ob hier eine Schiedsvereinbarung vorlag oder Karl als Kaiser mächtig war; Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 76, Nr. 103, [Etwa 1371 Februar] (URH 9 Nr. 382); Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 87, Nr. 126, [Etwa 1371 März] (URH 9 Nr. 400): „mechtich wesen to vruontschap unn to rechte“. Beide Urkunden entstanden aufgrund des Lüneburger Erbfolgekriegs. Homeyer zitiert aus der letztgenannten Quelle ebenso, Homeyer, Über die Formel . . . , S. 36, 51.

minne und rechts gewaltig sein

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schen den beiden Wendungen ist jedoch nicht auszumachen; möglich ist ebenso gewaltig und mächtig.5¹ Homeyer legt seinen Fokus ausschließlich auf die Texte, bei denen Macht und Gewalt nur von den bereits tatsächlichen oder nur potentiellen Parteien ausging. Die Formulierung ist aber sowohl bei Schiedsvereinbarungen und einseitigen Verwillkürungserklärungen als auch bei königlichen Kommissionen anzutreffen. Dabei treten Wendungen wie jemand erhalte gewalt zu minne und recht5², noch häufiger macht zu minne und recht5³ oder die Kombination macht und gewalt zu minne und recht54 auf. Manche Urkunden verwenden auch kraft und macht55 oder gewalt und recht56. Bei Schiedsvereinbarungen und den einseitigen Verwillkürungserklärungen gingen macht und gewalt von den Parteien, bei kommissarischen Beauftragungen vom König bzw. seinen Vertretern aus. Hier waren fließende Übergänge möglich. In einem Fall 51 B ISG Frankfurt am Main, Reichssachen I, 127, 1400 Februar 23 (URH 14 Nr. 379). 52 Fritz, MGH Const. 11, S. 61, Nr. 93, 1354 März 12 (URH 6 Nr. 528) und Förstemann, Urkundliche Geschichte Nordhausen, 2. Abt., S. 21 ff., Nr. 21, 1354 März 12 (URH 6 Nr. 529). 53 Mendl, Regesta Bohemiae 6,1, S. 214, Nr. 397, 1356 Juli 23 (URH 7 Nr. 154): Verwillkürung, „gebin im gancze und vollenkomene macht [. . . ] mit rechte adir mit fruntschaft [. . . ] zu vorrichtin und zu entscheidin“; Wigand, UB Wetzlar, S. 240 f., Nr. 10, 1371 September 14 (URH 9 Nr. 435): Kommission, „haben wir [. . . ] empfolhen und gantze maehte gegeben [. . . ] daz er [. . . ] alle krige [. . . ] richten und sunen sulle und muge mit dem rechte oder mit der mynne“; Riedel, CD Brandenburg. I 19, S. 262 f., Nr. 140, 1375 November 25 (URH 10 Nr. 291): Schiedsvereinbarung, „twe orer vrund, den sie genzlek ore macht geuen [. . . ] vnd sal ok den sine macht geuen: wes on de vrund vire segen vor mynne oder vor Recht [. . . ]“; Reimer, UB Hanau 4, S. 103 f., Nr. 110, 1378 August 13 (URH 10 Nr. 501): Kommission, „empfolhen und volkomene und ganze macht gegeben [. . . ] igliche klage [. . . ] mit der mynne, freuntschafft oder dem rechten vorriechten gleich uns selber“; B BayHStA München, Grafschaft Sponheim Urk. 839, 1394 Dezember 8 (URH 13 Nr. 178): Kommission, „Im ouch gantze und volle macht gegeben [. . . ] mit libe verrichten moge [. . . ] das recht [. . . ] besetze.“; Foltz, UB Friedberg 1, S. 487, Nr. 767, 1399 August 31 (URH 14 Nr. 337): Kommission, „im ouch gancze und volle macht gegeben, sulche gebrechen [. . . ] mit der mynne [. . . ] oder sust mit dem rechten [. . . ] hinlegen und vorrichten sal“. 54 Mendl, Regesta Bohemiae 6,1, S. 497 f., Nr. 816, 1358 Mai 6 (URH 7 Nr. 349): Verwillkürung, „gancze macht und gewalt haben sullen uns zu entscheiden und zu richten nach mynne odir nach recht“; Lünig, Reichsarchiv 13, S. 605, Nr. 92, 1396 Dezember 17 (URH 13 Nr. 390): Kommission, „gantzen und vollen Gewalt und Macht [. . . ] gegeben haben [. . . ] die zu verhoeren, zu vertheidigen, zu verrichten und hinzulegen mit der Mynne oder mit dem Rechten“. 55 A GLA Karlsruhe, D 440, 1397 Oktober 14 (URH 14 Nr. 78): Kommission, „geben Dir auch des gancz und volle kraft und macht vom Romischer kuniglicher methe [. . . ] solch sachen czwischen in mit der minne oder mit den rechten [. . . ] genczlich hinlegen und richten“; Foltz, UB Friedberg 1, S. 477 f., Nr. 759, 1399 Mai 24 (URH 14 Nr. 314): Kommission, „gancze volle macht und craft gegeben [. . . ] zu richten nach fruntschaft oder mit dem rechten“. 56 A StadtA Fulda, Urkundenselekt Nr. 8, 1367 November 18 (URH 9 Nr. 235): Schiedsvereinbarung, „solln vollen gewalt und reht haben sie zu richten mit der minne ob sie mogen oder mit dem rehten“.

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minne – recht

der genannten Beispiele beurkundete Karl, wie sich die Parteien vor ihm einigten und verwillkürten.57 Die vereinbarten Schiedsrichter „sullen von unsern und ir beder wegen vollen und gantzen gewalt haben“, die Parteien mit minne oder recht zu richten. In dem an die Schiedsrichter58 adressierten Brief betonte er ebenso, die Gewalt gehe von ihm und den Parteien aus. Eine klare Differenzierung zwischen Schiedsvereinbarung und Kommission ist unmöglich. Eventuell rührt die Ausdrucksweise daher, dass Karl die Urkunden ausstellte und seine Unterstützung kundtun wollte.59 Bei einer anderen Schiedsvereinbarung, die „von geheise und rate“ Karls zustande kam, aber von den Parteien selbst beurkundet wurde, erteilten nur die Parteien macht und gewalt zu minne und recht.60 Schließlich konnten Parteien auch Dritte mit macht zu minne und recht ausstatten, indem sie ihnen „brive das Ir Botschaft ir volle macht hette die sache zuvollenden mit der mynne oder mit dem rechten“ mit auf den Weg gaben.6¹ Diese Dritten waren dann aber schlicht Parteivertreter. Sie waren berechtigt, anstelle der Parteien an Vergleichs- und Gerichtsverhandlung teilzunehmen. Diese unspektakuläre Variante soll deshalb nicht weiter erörtert werden. Waren die Parteien selbst nicht vor Ort, mussten sie natürlich macht und gewalt sowohl zu minne als auch zum recht aus der Hand geben.6² Wozu berechtigte aber macht und gewalt zu minne und recht? Hinsichtlich des rechts scheint die Lage klar: Der mit macht und gewalt Ausgestattete durfte ein Urteil treffen, welches nicht den Konsens unter den Parteien voraussetzte. Hinsichtlich der minne ist die Bedeutung weniger klar. Nach Homeyer, der, wie erwähnt, nur die von Konfliktbeteiligten ausgehende Macht behandelt, verpflichtete sich derjenige, der Macht zu minne und recht erteilte, gegenüber dem Empfänger, eine friedliche Entscheidung nicht zu umgehen.6³ Die friedliche Entscheidung ergeht mit minne oder recht, im Gegensatz zur gewalttätigen Selbsthilfe.64 Worin aber konkret die Macht zur minne besteht, beantwortet Homeyer nicht.

57 Fritz, MGH Const. 11, S. 61, Nr. 93, 1354 März 12 (URH 6 Nr. 528). 58 Förstemann, Urkundliche Geschichte Nordhausen, 2. Abt., S. 21 ff., Nr. 21, 1354 März 12 (URH 6 Nr. 529). 59 Ein ähnlicher Fall ist diese durch das Hofgericht beurkundete Schiedsvereinbarung: A StA Bamberg, Kloster Michelsberg, Urk. 399 (alt: Bamberger U 3083), 1360 Juli 7 (URH 8 Nr. 39). 60 Mendl, Regesta Bohemiae 6,1, S. 497 f., Nr. 816, 1358 Mai 6 (URH 7 Nr. 349); siehe als weiteres Beispiel für die schwierige Abgrenzbarkeit Foltz, UB Friedberg 1, S. 199 ff., Nr. 447, 1355 April 25 (URH 7 Nr. 4). 61 A StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Urkunden vor 1401, MA 1992, 2740, 1398 Juli 8 (URH 14 Nr. 234). 62 Vgl. auch A StA Marburg, Bestand Urk. 1 Nr. 3468 (alt: II/2 (Samtarchiv) Schubl. 46 Nr. 25), 1366 September 12 (URH 9 Nr. 141), bereits beschrieben auf S. 90 f. Hier waren die freunde einerseits Parteivertreter, die zum Vergleichsschluss bevollmächtigt waren, andererseits Schiedsrichter. 63 Homeyer, Über die Formel . . . , S. 35, 38. 64 Homeyer, Über die Formel . . . , S. 29.

minne und rechts gewaltig sein

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Krause sieht in der Formulierung die Berechtigung des Machthabenden, sowohl Minnespruch als auch Urteil zu fällen.65 In diesem Falle bestünde macht und gewalt sowohl bei minne als auch recht darin, auch gegen den Willen der Parteien eine Entscheidung treffen zu dürfen. Soliva meint ebenfalls, in solchen Fällen sei eine Mitwirkung der Parteien nicht vorgesehen gewesen. Die minne müsse sich hier auf „eine andere normative Entscheidungsgrundlage“ beziehen.66 In der Tat scheinen macht und gewalt der konsensualen minne unvereinbar gegenüberzustehen. Für die Zeitgenossen Karls und Wenzels war das aber kein Widerspruch. Das zeigen einige Macht- und Gewalterteilungen zu minne mit wissen und willen. Die Textstellen lauten dann: „sullen von unsern und ir beder wegen vollen und gantzen gewalt haben, den [. . . ] mit minne und fruentlich mit einander ze richten und ze suenen mit ir beider wissen. Oder [. . . ] sullen [. . . ] sprechen ein recht nach irer gewizzen und bescheidenheit und umbissent beiden teylen“ 67, „so sol danne der schiedunge der minne mit wizzende vnd dez rehten one wizzende gewaltig sin“ 68, „im ouch gancze und volle macht gegeben, sulche gebrechen und czweyunge von unsern und des reichs wegen mit der mynne, beyder partey wissen oder sust mit dem rechten [. . . ] hinlegen und vorrichten sal“ 69. In diesen Fällen gewährten die Parteien oder der König ausdrücklich macht und gewalt, ein Ergebnis herbeizuführen, das von der Zustimmung der Parteien abhing. Macht- und Gewalterteilung, mit der minne zu entscheiden, gingen demnach nicht zwingend mit einem Minnespruch mit billigem Ergebnis, aber ohne Konsens einher. Bei Ermächtigungen im Rahmen einer Kommission ist ferner zu beachten, dass die die Kommissionsbriefe ausstellende Kanzlei sich vielfach Textbausteinen bediente70. Insofern konnte es zu Kombinationen kommen, die nach dem heutigen Maßstäben von sprachlicher Präzision wie eine Bevollmächtigung sowohl zu Minnespruch als auch zu rechtlicher Entscheidung wirken, tatsächlich dem delegierten Richter aber nur aufgaben, ebenso eine gütliche Einigung anzustreben.

65 Krause, Minne und Recht in: HRG 3, Sp. 586. 66 Soliva, Minne und Recht, S. 11. 67 Fritz, MGH Const. 11, S. 61, Nr. 93, 1354 März 12 (URH 6 Nr. 528); siehe zum selben Verfahren auch Förstemann, Urkundliche Geschichte Nordhausen, 2. Abt., S. 21 ff., Nr. 21, 1354 März 12 (URH 6 Nr. 529): offen, ob reine Verwillkürung oder auch Kommission. 68 Academia Scientiarum Boica, MB 42, S. 102 ff., Nr. 44/1, 1354 Oktober 26 (URH 6 Nr. 619): Schiedsgericht. Die Bürger von Würzburg sicherten dem Stift und der Geistlichkeit zu, dass bei Verletzungen der Geistlichkeit ein paritätisch besetztes Schiedsgericht mit dem Ältesten von Hohenlohe als Obmann zuständig sein sollte. Die Zusicherung beruhte auf einer Entscheidung des Dompropstes Heinrich von Hohenlohe, der zuvor von König Karl mit Zustimmung der Parteien dazu bestimmt worden war. 69 Foltz, UB Friedberg 1, S. 487, Nr. 767, 1399 August 31 (URH 14 Nr. 337): Kommission. 70 Siehe hierzu und zu der späteren Entwicklung regelrechter Formulare Mitsch, Kommissionswesen, S. 124 f., 126, 139.

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Außerdem muss berücksichtigt werden, dass sich minne und recht nicht immer klar abgrenzbar gegenüberstehen, sondern als Einheit einen eigenen Sinngehalt haben.7¹ Dann kann die Formulierung, zu minne und recht gewaltig zu sein, für die generelle Berechtigung und Beauftragung stehen, schlichtend und vor allem richtend tätig zu werden. Interessant sind dabei Quellen aus der Zeit des Lüneburger Erbfolgekriegs.7² Sie belegen, wie die Bemächtigung zum recht eine Bemächtigung zu freundschaft und recht enthält, der Fokus also stärker auf der Lösung durch Urteil lag. Herzog Magnus von Braunschweig und Lüneburg beanspruchte das Fürstentum Lüneburg für sich, welches Karl jedoch den Askaniern Rudolf, Wenzel und Albrecht, Herzöge von Sachsen-Wittenberg zu Lehen gegeben hatte. Karl verlangte 1370 von der Stadt Hannover mehrfach, den Herzögen von Sachsen-Wittenberg zu huldigen.7³ Herzog Albrecht forderte ebenso den Huldigungseid.74 Gleichzeitig schrieb Herzog Magnus den Hannoveranern, er sei der rechtmäßige Inhaber des Fürstentums Braunschweig und Lüneburg.75 Die Stadt Hannover saß somit zwischen allen Stühlen. Um sie zu beruhigen, versicherte ihr Herzog Magnus von Braunschweig, sie von jeglicher Ansprache Karls mit freundschaft oder recht entledigen zu wollen. Damit meinte er, er werde sie von kaiserlichen Klagen auf irgendeine Weise freistellen. Dem Rat von Braunschweig schrieb er, „gi schuon vnser mechtich wesen to vruontschap vnn to rechte“. Magnus ermächtigte den Braunschweiger Rat zu freundschaft und recht.76 Die Hannoveraner zögerten, sich zu Magnus zu bekennen. Sie holten mehrere Rechtsgutachten ein, welche ihnen zum Teil rieten, dem Kaiser zu gehorchen.77 Die Braunschweiger, die auf der Seite von Herzog Magnus standen, versicherten ihnen deshalb im März 1371, Herzog Magnus wolle die Hannoveraner der Klage entledigen. Außerdem habe er gesagt: „were dat gik icht mid evme werende were eder ienich schel twischen evme vnn 71 Siehe S. 45 ff.; siehe auch Kornblum, Zum schiedsrichterlichen Verfahren, S. 308 zu einer ähnlichen Quelle aus dem Ingelheimer Recht (1399): „normale Rechtsentscheidung“. 72 Zum historischen Hintergrund siehe Hoffmann, Der Lüneburger Erbfolgestreit, insbesondere S. 17 ff.; Zimmermann, Wilhelm, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg in: ADB 42; Hergemöller, Magnus II. junior (Torquatus) in: NDB 15; Zimmermann, Magnus II. mit der Kette in: ADB 20; Mundhenke, Albrecht in: NDB 1 und von Heinemann, Albert in: ADB 1. Siehe hierzu bereits S. 79 ff. 73 Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 9 f., Nr. 12, 1370 März 8 (URH 9 Nr. 297); Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 29 ff., Nr. 34, 1370 Juni 29 (URH 9 Nr. 316); Volger, UB Stadt Lüneburg 2, S. 36 f., Nr. 654, 1370 Dezember 24 (URH 9 Nr. 374). 74 Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 71, Nr. 92, 1371 Februar 3 (URH 9 Nr. 377). 75 Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 73 f., Nr. 98, [Etwa 1371 Februar] (URH 9 Nr. 380). 76 Die Zusicherung und die Ermächtigung steht in einem Brief an die Stadt Braunschweig, Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 76, Nr. 103, [Etwa 1371 Februar] (URH 9 Nr. 382). 77 Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 80, Nr. 111, [Unbekannt]; Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 80, Nr. 112, [Unbekannt]; sehr ausführlich: Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 82 f., Nr. 118, [Etwa 1371 Februar] (URH 9 Nr. 390).

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gik were. we scholden sin mechtich wesen to vruontschap vnn to rechte“.78 Herzog Magnus habe ihnen (den Braunschweigern Räten) mitgeteilt, sie seien zu freundschaft und recht mächtig, falls es zwischen Magnus und Hannover zum Streit komme. In einem anderen, etwa zur gleichen Zeit verfassten Brief an Hannover schrieben die Braunschweiger Ratsherren, Magnus habe ihnen wortwörtlich geantwortet, „gi schuollen vser to rechte wol mechtich wesen“, also die Braunschweiger Ratsherren seien ihm zu recht mächtig. Das, so ergänzten sie selbst, hätten sie ihnen, den Hannoveranern, auch geschrieben. Diese wüssten, dass sie, die Braunschweiger Ratsherren, dem Herzog Magnus „to rechte wol vermovghet to disser tyd“, also zu recht mächtig seien.79 Schließlich verfasste auch noch Magnus einen Brief an die Burgmannen zu Lauenrode.80 Er bekundete erneut seinen Willen, die Hannoveraner in freundschaft oder recht von einer etwaigen kaiserlichen Klage freizustellen. Falls er ihnen wortbrüchig würde, wolle er bei seinem Herrn von Hildesheim (dem Bischof ), dem Braunschweiger Rat und den Burgmannen bleiben und es den Hannoveranern in freundschaft oder in recht wiedergutmachen. Nach den Aussagen von Magnus waren wohl diese drei Institutionen zu freundschaft und recht ermächtigt. Just jenem Hildesheimer Bischof hatte er aber zuvor in einem Brief geschrieben, dieser solle ihm in der Angelegenheit „wlmechtich wesen to rechte“.8¹ Um es auf den Punkt zu bringen: Sowohl Magnus als auch der Braunschweiger Rat bezeichneten dieselben Vorgänge mal als Ermächtigungen zu freundschaft und recht und mal als Ermächtigungen nur zu recht. Das zeigt, dass der Schwerpunkt wohl auf dem recht und nicht auf der freundschaft lag. Das Wortpaar freundschaft und recht stand wahrscheinlich einheitlich für den Schiedsspruch, zu dem Magnus den Braunschweiger Rat von seiner Seite aus befugt hatte. Die Urkunden zu einem anderen Fall zeigen ebenfalls, dass eine scharfe Trennung bei der Machterteilung nicht immer möglich ist. König Karl schrieb am 20. Juni 1354 an die Stadt Zürich und deren Eidgenossen.8² Er teilte ihnen mit, dass Herzog Albrecht von Österreich sich in seinem Konflikt mit den Zürichern „dez rechten und der mynne uf uns wolte gentzlich gangen sein und ir dez nicht tun wolten“. Herzog Albrecht habe sich zu recht und minne auf ihn verwillkürt, die Züricher dagegen nicht. Diese Missachtung seiner königlichen Autorität konnte Karl nicht dulden, zumal Herzog Albrecht ihn auch schon gemahnt hatte. Karl erklärte, er wolle Albrecht „beholfen sein seinez Rechten wider euch“, also Albrecht zu seinem Recht verhelfen, und der Feind der Züricher sein. Damit den Worten Taten folgten, forderte Karl mit einem Brief vom selben Tag die Stadt Straßburg auf, dass sie sich mit „gewaffenden volck“ sammeln und ihn am

78 Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 87, Nr. 126, [Etwa 1371 März] (URH 9 Nr. 400). 79 Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 90 f., Nr. 135, 1371 März 12. 80 Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 91 f., Nr. 136, [Etwa 1371 März] (URH 9 Nr. 403). 81 Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 74 f., Nr. 100, [Unbekannt]. 82 Segesser, Abschiede 1, S. 38 f., Nr. 101/2, 1354 Juni 20 (URH 6 Nr. 566).

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minne – recht

Sonntag in fünf Wochen in Rheinfelden treffen sollten.8³ Er verwendete hier dieselbe Formulierung, nämlich dass Albrecht „dez rechten und der minne auf uns genczliche wolt gegangen sein“ und die Züricher „dez nicht tuon wolten“. Wirft man nun einen Blick in die Urkunde, mit der Herzog Albrecht von Österreich sich zuvor auf König Karl verwillkürt hatte, stellt man fest, dass dort minne oder recht gar nicht erwähnt wird.84 Albrecht beurkundete nämlich, er habe König Karl „ganze macht und vollen gewalt geben haben und geben auch mit disem brief fur uns und unser erben, zu teidigen zwischen uns und zwischen den von Tzurch, den von Lutern, den Waldsteten und iren eidgenossen“. Karl war demnach ermächtigt, zwischen Albrecht und seinen Gegner zu teidigen. Albrecht versprach stets zu halten, was Karl zwischen ihm und den Genannten teidige. Der Ausdruck teidigen kann sowohl gerichtlich verhandeln als auch verhandeln, unterhandeln, ein Übereinkommen treffen und vermitteln meinen.85 Da Albrecht hier nicht irgendjemanden, sondern den König anrief, war er sicherlich auch mit einer gerichtlichen Entscheidung durch ihn einverstanden. Insofern umriss Karl die Verwillkürung zum teidigen mit seinen Worten recht gut. Eine Ermächtigung zu einerseits minne und eine Ermächtigung zu andererseits recht ist in diesem Beispiel nicht enthalten. Allerdings liegen auch Quellen vor, nach denen die Richter nur ermächtigt wurden, freundlich zu entscheiden. Am 15. Juli 1353 erklärten König Karl und Markggraf Ludwig von Brandenburg, sich auf just diesen Herzog Albrecht von Österreich verwillkürt zu haben. Sie hätten ihm „vollen gewalt und macht geben, daz er uns fruentlich darumme entscheiden mag und sol“.86 Zwei Tage später beurkundete Albrecht, dass er mit den Parteien „fruntlichen geredet und getedingt haben mit irer gunst und willen beidenseiten in aller der mazzen, als hernach geschriben stet“.87 Sodann folgte das Ergebnis der freundlichen Verhandlung. Da Albrecht es mit Gunst und Willen der Parteien fasste, handelt es sich augenscheinlich um einen Vergleich und nicht um einen auf Billigkeit beruhenden Minnespruch. Von einem weiteren Beispiel für eine Ermächtigung zur minne berichtet ein Brief vom 25. April 1355.88 Erzbischof Gerlach von Mainz schrieb, Karl habe ihn beauftragt und die Parteien seien „eynre fruntlichkeit und mynne“ an ihm geblieben. Sie hätten ihm „gantze muge und macht gegeben [. . . ], dy zusschen yn zu reden und zu sprechen“. Hier handelt es sich offensichtlich wieder um eine Kombination von Kommission und Verwillkürung. Leider sind weder Kommissions- noch Anlassbrief überliefert, sodass wir den Wortlaut dort nicht kennen. Gerlach bezeichnete jedoch die „richtunge und

Witte/Wolfram, UB Straßburg 5,1, S. 276, Nr. 302, 1354 Juni 20 (URH 6 Nr. 568). Hrubý, Archivum Bohemiae 2, S. 342, Nr. 280, 1353 September 18 (URH 6 Nr. 411). Lexer/Kralik, DWB 11, Abt. 1, Teil 1, Sp. 234. Kühn, MGH Const. 10, S. 405, Nr. 547a, 1353 Juli 15 (URH 6 Nr. 389); Hrubý, Archivum Bohemiae 2, S. 308 ff., Nr. 256, 1353 Juli 15 (URH 6 Nr. 390). 87 Hrubý, Archivum Bohemiae 2, S. 316 ff., Nr. 261, 1353 Juli 17 (URH 6 Nr. 391). 88 Foltz, UB Friedberg 1, S. 199 ff., Nr. 447, 1355 April 25 (URH 7 Nr. 4). 83 84 85 86

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Prädikate

fruntschaft mit beden partien wizsen“ zustande gekommen, weshalb ein Minnespruch wohl auch hier ausgeschlossen werden kann. Diese Beispiele endeten offenbar mit Vergleichen.89 Eine eindeutige Lesart von gewalt und macht zu minne geben sie nicht preis, zeigen dafür aber klar, dass die minne in diesem Zusammenhang durchaus für sich stehen konnten. Sie wurde nicht stets nur formelhaft dem recht beigefügt.90 Möglicherweise sollte die macht und gewalt zu minne und recht dem Empfänger die Befugnis geben, zu schlichten, Vergleichsverhandlungen zu führen, Vorschläge zu unterbreiten und ggf. ein Urteil zu fällen. Bevollmächtigte der König zu minne und recht, befand er sich im Kernbereich seiner königlichen Pflicht, den Frieden zu sichern. Sich schlichtend und richtend in Konflikte einzumischen, war seine ureigene Aufgabe, die er delegieren konnte. Er musste hierzu in vielen Fällen nicht ermächtigt werden, sondern konnte delegierte Richter dazu bevollmächtigen. Nutzte eine Konfliktpartei die Formel, konnte sie damit einen Dritten zum Schlichter und Richter berufen. Verweigerte dann die andere Seite die Verhandlung, konnte sich die Partei, die einen Dritten ermächtigt hatte, immerhin darauf berufen, dass sie zum Ausgleich bereit gewesen wäre. Vermutlich hatte die Machterteilung nur zur minne eine ähnliche Funktion, nämlich die Kundgabe, selber zur Konfliktbeilegung durch Schlichtung bereit zu sein. Bei einer solchen Kundgabe ging es also eventuell nicht, wie Homeyer meint, um eine Selbstverpflichtung. In erster Linie setzte eine Partei die Gegenseite damit unter Zugzwang, ihrerseits dieselbe Person oder einen Dritten als Schlichter und Richter anzurufen. Außerdem konnte die Kundgabe, zu minne und recht und somit zum Frieden bereit zu sein, nützlich sein, um den König im weiteren Konfliktverlauf auf seiner Seite zu wissen.9¹

5 Prädikate Dieser Abschnitt befasst sich mit der Frage, welche Tätigkeit das Gericht bzw. der Richter mit minne oder recht ausführte und ob daraus auf die inhaltliche Bedeutung von minne zu schließen ist.

89 Zu der Problematik, dass es sich auch um demonstrative Freiwilligkeit handeln konnte, siehe S. 107. 90 Siehe zu Schlichtungsbefehlen unter Friedrich III. Mitsch, Kommissionswesen, S. 142 ff. 91 Vgl. hierzu auch Fritz, MGH Const. 11, S. 158 f., Nr. 278, 1354 Oktober 4 (URH 6 Nr. 616), dargestellt auf S. 47.

minne – recht

104 a) Übersicht

Oft ist in den verwendeten Verben schon die richterliche Tätigkeit angelegt: Das Gericht richtet, verrichtet, berichtet oder entrichtet die Parteien.9² Ebenfalls an Gerichtsaktivität erinnern entscheiden und sprechen.9³ Dagegen autoritär und dennoch versöhnend ist richten und sunen.94 Die beendigende Wirkung tritt bei der Benutzung von hinlegen, vollenden oder zu ende bringen hervor.95 Sehr bildlich ist die Sprache der Quellen, wenn minne und recht zu finden sind.96 Da sich diese Prädikate auf minne oder recht beziehen, sind Rückschlüsse auf die inhaltliche Bedeutung der minne nicht möglich. Doppelformen wie entscheiden oder verrichten können ebenfalls nicht zur näheren Bestimmung von einerseits minne und andererseits recht herangezogen werden. Der Verdacht, das eine könnte sich auf die minne, das andere auf das recht beziehen, lässt sich mit den Quellen nicht erhärten, da sowohl die Varianten „verrichten und entscheiden [. . . ] mit rechte oder mit der minne“ 97 als auch „mit rechte oder mit der minne fruntliche entscheiden oder verriechten“ 98 verwandt werden. Eine Zuordnung der Prädikate, z. B. durch eine parallele Reihenfolge, ist nicht möglich. Zum Teil erlaubt der Satzbau aber, der minne ein Prädikat zuzuordnen. Das Wort teidigen kann sich sowohl auf minne oder recht99 als auch nur auf die minne¹00 beziehen und zeigt den Verhandlungscharakter des Verfahrens.¹0¹ Auch ist es sprachlich möglich, die Parteien in freundlichkeit zu berichten¹0², mit minne zu gerichten und die

92 Z. B. Kühn, MGH Const. 10, S. 341 ff., Nr. 448, 1352 August 26 (URH 6 Nr. 363); Schön, UB Schönburg Nachträge, S. 91 f., Nr. 157, 1355 Dezember 2 (URH 7 Nr. 40); Meyer, UB Augsburg 2, S. 124, Nr. 583, 1364 Juni 22 (URH 8 Nr. 427); Winkelmann, Acta Imperii inedita 2, S. 641, Nr. 981, 1381 September 16 (URH 11 Nr. 121). 93 Z. B. Winkelmann, Acta Imperii inedita 2, S. 558 f., Nr. 874, 1361 Mai 6 (URH 8 Nr. 193); Weizsäcker, DRTA 2, S. 9 ff., Nr. 3, 1388 März 15 (URH 12 Nr. 25); B StA Würzburg, MIb Bd. 3, Bl. 98v – 99r, 1355 August 23 (URH 7 Nr. 26). 94 Z. B. Wigand, UB Wetzlar, S. 240 f., Nr. 10, 1371 September 14 (URH 9 Nr. 435). 95 Z. B. Albrecht, Rappoltsteinisches UB 2, S. 366, Nr. 458, 1396 Juni 14 (URH 13 Nr. 330); Fritz, UB Straßburg 6, S. 462 f., Nr. 772, [1393 Juni 4] (URH 13 Nr. 77); A StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Urkunden vor 1401, MA 1992, 2738, [1398] Juni 23 (URH 14 Nr. 231). 96 Z. B. Kühn, MGH Const. 10, S. 31 f., Nr. 42, 1350 Februar 7 (URH 6 Nr. 215). 97 Winkelmann, Acta Imperii inedita 2, S. 558 f., Nr. 874, 1361 Mai 6 (URH 8 Nr. 193). 98 Wintruff, Die Reichsstadt Mühlhausen, S. 121 ff., Nr. 148, 1362 Februar 11 (URH 8 Nr. 281). 99 Z. B. A AV Straßburg, AA 112 Nr. 46, 1393 Juni 30 (URH 13 Nr. 82). 100 Z. B. Kühn, MGH Const. 10, S. 46, Nr. 60, 1350 Februar 21 (URH 6 Nr. 238); Ennen, Quellen Köln 4, S. 479 ff., Nr. 429, 1364 Januar 2 (URH 8 Nr. 408). 101 Der Ausdruck teidingen, teidigen bedeutet (gerichtlich) verhandeln, Lexer/Kralik, DWB 11, Abt. 1, Teil 1, Sp. 234. 102 Z. B. Verein für Lübeckische Geschichte und Alterthumskunde, UB Lübeck 3, S. 403 f., Nr. 391, 1361 April 14 (URH 8 Nr. 174).

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minne zu gerachen¹0³. Kornblum findet im Ingelheimer Sprachgebrauch ähnliche Formulierungen.¹04 Anstatt der Verbindung von minne mit einem Verb taucht vereinzelt auch ver- und geminnen auf.¹05 b) mit minne sprechen und entscheiden Kobler führt in seiner Arbeit Beispiele auf, die belegen sollen, dass es auf die Zustimmung der Parteien zum Ergebnis der minne nicht ankam. In seinen Beispielen sollen Schiedsleute mit minne oder recht scheiden, berichten und sprechen.¹06 Krause stützt sich wegen der Verwendung von erfinden, erkennen und entscheiden auf dasselbe Argument.¹07 In diesen Fällen soll es sich um die Alternativen Minne- oder Rechtsspruch handeln. Allerdings findet sich in den hier untersuchten Quellen gerade auch sprechen und entscheiden mit minne, wenn gleichzeitig wissen und willen vorlag. Beispielsweise beurkundete Pfalzgraf Rudolf am 11. Oktober 1352, dass Graf Hugo von Hohenberg, der Landvogt im Elsass, zwischen ihm, dem Pfalzgrafen, und der Stadt Hagenau „gesprochen hat zuo fruontlicher und guotlicher berihtuonge beider partyen“.¹08 König Karl hatte den Parteien geschrieben, eine Sühne zu schließen. Die folgenden Punkte werden in der Urkunde eingeleitet mit „zuo dem ersten hat er gesprochen“, „och hat er gesprochen nach minne“ bzw. „och hat er gesprochen“. Am Ende der Urkunde gibt der Pfalzgraf mit diesem von ihm besiegelten Brief sein Versprechen, alles „war, stete, gancz und unverbrochen halten“ zu wollen. Dann kommt noch einmal Hugo von Hohenberg zu Wort: „Und wir graf Huge von Hohenberg vorgenant veriehen offenlichen an disem briefe, daz wir mit verhencknuße und guotem willen beider partyen alle die vorgenanten stúcke und artickel von worte zuo worte gesprochen haben, alz hie vor von beiden teiln geschriben stat“. Hugo betonte also, die Punkte seines Spruchs mit Zustimmung¹09 und Willen gesprochen zu haben, so wie es von beiden Seiten vorliegend geschrieben stand – vermutlich hatte auch die Stadt Hagenau eine Urkunde ausgestellt, die für den Pfalzgrafen bestimmt war. Im nächsten Satz kündigte Hugo an, den Brief ebenfalls mit seinem Siegel zu versehen. Diese Urkunde zeugt also von einem Spruch mit minne, nicht jedoch von einem Minnespruch, bei dem die Entscheidung ohne Zustimmung der Parteien zustande gekommen war.

103 Z. B. Kühn, MGH Const. 10, S. 341 ff., Nr. 448, 1352 August 26 (URH 6 Nr. 363). 104 Kornblum, Zum schiedsrichterlichen Verfahren, S. 293 f.: „an sich widersprüchliche Terminologie“. 105 Z. B. Albrecht, Rappoltsteinisches UB 1, S. 525 f., Nr. 679, 1354 Mai 10 (URH 6 Nr. 549), Weizsäcker, DRTA 2, S. 115 f., Nr. 56, 1389 Februar 2 (URH 12 Nr. 90). 106 Kobler, Schiedsgerichtswesen, S. 68 f. 107 Krause, Minne und Recht in: HRG 3, Sp. 586. 108 Kühn, MGH Const. 10, S. 357 f., Nr. 469, 1352 Oktober 16 (URH 6 Nr. 369). 109 Verhängnis hat unter anderem die Bedeutung Erlaubnis, Zustimmung, siehe Wülcker et al., DWB 12, Abt. 1, Sp. 527.

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Daneben gibt es einen Fall, bei dem weniger klar ist, ob der Spruch mit minne den Konsens der Parteien voraussetzte. Es handelt sich hierbei um einen Spruch des Erzbischofs Gerlach von Mainz und des Pfalzgrafen Ruprecht dem Älteren bei Rhein vom 15. Dezember 1360.¹¹0 Die Parteien waren einerseits Kaiser Karl und der Landfrieden in der Wetterau und andererseits Philipp und Gerlach von Isenburg. Sie hatten sich wegen ihres Streits¹¹¹ auf Erzbischof Gerlach von Mainz und Pfalzgraf Ruprecht verwillkürt. Ein Brief, den die beiden Kurfürsten an Karl adressierten, hielt den Spruch fest. Die einzuhaltenden Regelungen leiteten sie mit den Worten ein: „so sprechen und entscheyden wir zuo der minne.“ Der Spruch enthält zwei Regelungen. Die erste besagt, dass Gerlach von Isenburg wegen der ihm zugefügten Kosten, Schäden und Verluste nichts zustehe, da er freiwillig zum Helfer von Philipp von Isenburg geworden sei. Nach der zweiten Regelung schuldete Karl Philipp von Isenburg 6.000 Gulden. Dieser sollte damit das Schloss Villmar wiederaufbauen können. Karl sollte ihm so lange zwei große Turnosen an einem Rheinzoll übertragen, bis die Schuld ausgeglichen sei. Dem Ausgleich zwischen Karl und Philipp war schon ein Versöhnungsprozess vorausgegangen. Die beiden Kurfürsten begründeten die Gewährung der 6.000 Gulden damit, Karl habe Philipp in seine Gnade aufgenommen, das Schloss Villmar zurückgegeben und den Wiederaufbau gestattet. Philipp habe das Schloss für Karl und dessen Nachfolger geöffnet und es als Lehen empfangen. Es scheint, die Regelung der Finanzen war nur noch der Schlussstein zum Frieden. Die den beiden Regelungspunkten (Dispositio) vorangestellte Narratio¹¹² enthält lediglich die Information, dass sich die Parteien wegen ihres Kriegs auf die Aussteller verwillkürt hätten und stets halten wollten, was die Aussteller sprechen und entscheiden würden. Eine Beschreibung, man sei zusammengekommen und habe freundlich geredet etc., fehlt hingegen. Der Spruch ist als Brief an Kaiser Karl adressiert und Karl war am 15. Dezember 1360 womöglich nicht mit den Kurfürsten und denen von Isenburg zusammengetroffen.¹¹³ Dadurch entsteht der Eindruck, dass der Spruch mit minne ohne Mitwirkung der Parteien entstanden sein könnte. Der Spruch war auch nicht bloß ein Vergleichsvorschlag, weil die Parteien schließlich halten sollten, was die Kurfürsten sprachen und entschieden. Zu beachten ist, dass zwischen Kaiser Karl und denen von Isenburg ein erhebliches Machtgefälle bestand. Dem Spruch vom 15. Dezember 1360 gingen nämlich zwei andere Urkunden voraus, die beide auf diese Asymmetrie hindeuten. Die eine Urkunde stammt vom 9. Oktober 1360¹¹4, die andere vom 11. Oktober 1360¹¹5. Am 9. Ok110 111 112 113

A StA Prag, AČK 762, 1360 Dezember 15 (URH 8 Nr. 110). Zum Hintergrund dieses Konflikts siehe Reck, Geschichte des Hauses Isenburg, S. 114. Zu den Begriffen Dispositio und Narratio siehe Vogtherr, Urkundenlehre, S. 64 f. Karl befand sich an diesem Tag wahrscheinlich in der Nähe von Nürnberg, vgl. Neumann, URH 8, S. 88 ff., Nr. 107 ff. Leider nennt der Spruch der Kurfürsten keinen Ausstellungsort. 114 Reimer, UB Hanau 3, S. 387 f., Nr. 344, 1360 Oktober 9 (URH 8 Nr. 79). 115 Reimer, UB Hanau 3, S. 389, Nr. 346, 1360 Oktober 11 (URH 8 Nr. 82).

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tober 1360 beurkundete Karl, wie Philipp in seiner und der Gegenwart von zahlreichen Fürsten und Landherren, darunter auch Erzbischof Gerlach von Mainz, Pfalzgraf Ruprecht der Ältere und weitere Kurfürsten, Karls Landvogt Ulrich von Hanau eine schriftliche Erklärung überreichte. Die Erklärung wurde laut verlesen. In ihr bekannte Philipp, dass er mit seinen Äußerungen dem königlichen Landvogt Ulrich von Hanau Unrecht getan habe. Die Szene erinnert an eine öffentliche Entschuldigung. Philipp unterwarf sich. Derartige Szenen waren für das Mittelalter typisch. Die Unterwerfung wurde öffentlich inszeniert, damit der Herrscher seinen Gegner wieder in seine Gunst aufnehmen konnte. Wichtig war für alle Beteiligten, dass hierbei die – vermeintliche – Freiwilligkeit zur Schau gestellt wurde, damit der Gegner zum einen gesichtswahrend aus dem Konflikt hervorging und sich zum anderen später von seinen Worten nicht so leicht distanzieren konnte.¹¹6 Die zweite Urkunde vom 11. Oktober 1360 stellten Erzbischof Gerlach von Mainz und Pfalzgraf Ruprecht aus. Darin kündigten sie an, dass sie Karl, Gerlach und Philipp, die sich in dieser Angelegenheit auf sie verwillkürt hätten, mit ihrem Spruch bis Weihnachten „yn ende geben“ wollten. Ob sie sich damit der minne oder des rechts bedienen wollten, erwähnten sie nicht. Wer allerdings in der schwächeren Position war, trat eindeutig zutage. Die Aussteller endeten mit den Worten: „also das die egenanten von Ysenburg halden und dun sollint, was wir sprechen und sie heiszin dun, und ensollint uns darum nymmer geargwillen.“ Die Vorgabe, den Spruch und die darin enthaltene Aufforderung (heischen) zu halten, richtete sich also primär gegen Philipp und Gerlach von Isenburg, die deswegen gegen die Aussteller keinen Groll hegen durften. Diese Vorgeschichte ist kein Beleg dafür, dass der Spruch vom 15. Dezember 1360 nicht doch auf einem gütlichen Vergleich beruhte. Auch Karl bezeichnete den Spruch in einer Urkunde vom 16. März 1361¹¹7 als „fruntliche sune“, die die beiden Kurfürsten gesprochen und versiegelt hätten. Mit derselben Urkunde erlaubte er Philipp, die zwei großen Turnosen am Rhein zu erwerben. Deswegen ist unsicher, ob in diesem Fall das Ergebnis wirklich nicht konsensual entstand. Es ist zumindest aber denkbar, dass Karl, nachdem die Angelegenheit für ihn in weiten Teilen schon bereinigt war, es Erzbischof Gerlach und Pfalzgraf Ruprecht überließ, die Höhe des erforderlichen Bauzuschusses einzuschätzen. Denen von Isenburg blieb vielleicht gar nichts anderes übrig, als mitzuspielen. Mit ihrem Spruch stellten der Erzbischof und der Pfalzgraf hinsichtlich Gerlach klar, dass dieser keine Ansprüche mehr geltend machen könne. Philipp sprachen sie immerhin 6.000 Gulden in Form der beiden Turnosen zu. Die minne wäre dann in diesem Fall nach heutigem Verständnis ein augenscheinlich ausgeglichener, tragfähiger Schiedsspruch gewesen. Zu berücksichtigen ist aber, dass Karl hier selbst Partei war. Der Spruch mit minne war wahrscheinlich die Fortschreibung der vorangegangenen als freiwillig dargestellten Unterwerfung. Karl hatte als Kaiser den Frieden zu sichern. Deshalb war es möglicherweise für ihn schicklich, eine wie auch immer herbeigeführte Streitbeilegung zu 116 Althoff, Freiwilligkeit und Konsensfassaden, S. 150 ff.; Althoff, Inszenierte Freiwilligkeit, S. 88. 117 Glafey, Collectio, S. 564 ff., Nr. 454, 1361 März 16.

minne – recht

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erreichen, die die Beteiligten als minne bezeichneten. Er konnte sich damit als „machtvolle[r] und zugleich barmherzige[r]“ Herrscher zeigen.¹¹8 Hinzu kam, dass denen von Isenburg bei einem nach außen hin einvernehmlich erzielten Ergebnis eine spätere Distanzierung erschwert wurde, was das Resultat weiter stabilisierte.¹¹9 Diese Interpretation der minne ergibt sich aber aus dem Kontext. Die verwendeten Prädikate sprechen und entscheiden¹²0 genügen allein nicht, um von einem nichtkonsensualen Ergebnis auszugehen, sondern können höchstens Indizien sein.

6 nach minne oder nach recht Ein wichtiges Indiz für die Bedeutung der minne und des rechts sind jedoch die verwendeten Präpositionen. Fast immer wird nämlich die Präposition mit verwendet. Die Präposition nach ist dagegen äußerst selten und taucht im untersuchten Zeitraum nur vereinzelt auf.¹²¹ Diese Quellen bilden Ausnahmen. In der ganz überwiegenden Zahl heißt die Formel mit minne oder mit recht. Diese typische Verwendung zeigt, dass sowohl minne als auch recht ein Mittel bzw. Instrument waren, mit dem etwas – im modernen Sinne – verrichtet wurde.¹²² Die Präposition nach hat dagegen eine ganz andere Bedeutung. Sie weist auf das Vorbild, die Art und Weise, nach der etwas geschieht, hin.¹²³ Das dem nach folgende Objekt kann die Norm sein, wonach etwas beurteilt wird.¹²4 Auch schon im Mittelhochdeutschen hatte es die Aussage von gemäß, zufolge, vermöge, kraft oder laut.¹²5 Zwei Quellen, die nach minne oder nach recht bzw. nach recht verwenden, enthalten Hinweise, nach welchem recht das Urteil gefällt werden sollte. Die erste Quelle ist ein Brief, den vermutlich Bürgermeister, Rat und Gemeinde der Stadt Würzburg 1357 an Erzbischof Gerlach von Mainz schrieben.¹²6 Es ging um den Konflikt der Würzburger 118 Althoff, Inszenierte Freiwilligkeit, S. 90. 119 Althoff, Inszenierte Freiwilligkeit, S. 90. 120 Zu entscheiden siehe Winkelmann, Acta Imperii inedita 2, S. 558 f., Nr. 874, 1361 Mai 6 (URH 8 Nr. 193): Kaiser Karl gab an, er habe zusammen mit weiteren Richtern die Parteien „mit der minne fruntliche und gutliche verrichtet und entscheidet“, und betonte, dass die Parteien sich mit „guten freien willen verziehen“ hätten. 121 Kühn, MGH Const. 10, S. 357 f., Nr. 469, 1352 Oktober 16 (URH 6 Nr. 369); von Hessberg, Politische Geschichte der Stadt Würzburg, S. 100 f., [1357 vor Mai 23] (URH 7 Nr. 252); Mendl, Regesta Bohemiae 6,1, S. 497 f., Nr. 816, 1358 Mai 6 (URH 7 Nr. 349); B HStA Stuttgart, H 14 Nr. 70, Bl. 14, [1374] Januar 13 (URH 10 Nr. 177). 122 Heyne, DWB 6, Sp. 2326; Lexer, Mhd. Hwb. 1, Sp. 2178 nennt die Erläuterungen vermittelung, hilfsmittel, werkzeug. 123 Lexer, Mhd. Hwb. 2, Sp. 3. 124 von Lexer, DWB 7, Sp. 14. 125 von Lexer, DWB 7, Sp. 14. 126 von Hessberg, Politische Geschichte der Stadt Würzburg, S. 100 f., [1357 vor Mai 23] (URH 7 Nr. 252); siehe zum Adressaten die Anmerkung von Battenberg, URH 7, S. 166.

nach minne oder nach recht

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mit dem Würzburger Bischof Albrecht. Die Absender berichteten, wie Kaiser Karl mit Albrecht und ihnen in Mergentheim getagt hatte. Der Kaiser habe beiden Seiten gesagt, „daz im der gebreche leyt were und daz er des crieges niht gestaten wolte“. Karl hatte, mit anderen Worten, von der Fehde die Nase voll und wollte sie nicht länger dulden. Die Parteien sollten bis zum 24. Juni 1357 den Frieden halten. Von den Würzburgern verlangte er, ihre neuen Bauten abzureißen – offensichtlich hatten sie ihre Vorstadt gegen ihren Bischof gesichert –, und er forderte beide Seiten auf, zu ihm zu kommen. Er wollte dann die Kurfürsten hinzunehmen und „swaz er niht gutlich gerihten mohte, daz wolt er mit den kurfursten scheyden noch dem rehten, als er dem rich gebunden were“. Karl wollte demnach all das, was er nicht vergleichsweise regeln konnte, mit den Kurfürsten nach dem recht entscheiden, wie er dem Reich verpflichtet war. Die Würzburger zögerten, weil sie sich in der Sache wohl auf ihre Freunde verwillküren wollten. Kaiserliche Vertreter warben weiter für einen Waffenstillstand und eine Verwillkürung auf ihn und die Kurfürsten. Die Würzburger antworteten, sie seien zum Waffenstillstand bereit, wollten ihre Bauten jedoch nicht abreißen. Das recht, nach dem Karl den Streit entscheiden wollte, war demnach das Recht des Reiches. Hieran sah sich Karl gebunden. Es ist nicht auszuschließen, dass es sich hierbei nur um ein rhetorisches Mittel zur Überzeugung der Würzburger handelte und Karl tatsächlich überhaupt kein bestimmtes Recht des Reiches im Sinn hatte. Eventuell hatte er aber eine bestimmte Rechtsgewohnheit zu Trutzbauten vor Augen. Wahrscheinlicher als eine Bezugnahme auf eine Rechtsgewohnheit ist jedoch, dass er mit dem Hinweis auf das Recht des Reiches ein dinggenossenschaftliches Verfahren vor ihm mit den Kurfürsten als Urteilern meinte. Die Würzburger schienen nämlich ein gewillkürtes Schiedsgericht mit ihren Freunden zu favorisieren. Das recht wäre in diesem Fall – modern gesprochen – das Verfahrensrecht gewesen, und Karl nutzte den Hinweis, dass dieses recht bindend sei, um eine Verwillkürung auf ihn zu erreichen.¹²7 Die andere Quelle stammt vom 6. Mai 1358.¹²8 Die Aussteller sind Wenzel I. und Ludwig I., Herzöge von Schlesien und Herren von Liegnitz. Sie waren Brüder und gleichzeitig sich gegenüberstehende Parteien des Verfahrens. Der Streit hatte sich an der Teilung des väterlichen Erbes entzündet und hielt schon längere Zeit an.¹²9 Vater Boleslaus III. hatte auf großem Fuß gelebt,¹³0 sodass nicht nur die Frage geklärt werden 127 Vgl. auch diese Formulierung von Kaiser Karl, mit der er dem Lübecker Rat eine Streitentscheidung übertrug (Verein für Lübeckische Geschichte und Alterthumskunde, UB Lübeck 3, S. 403 f., Nr. 391, 1361 April 14 (URH 8 Nr. 174)): „so entphelen wir vch, mit rechter wizze dieselbe sache, czweyunge vnd ansprache in des heyligen reichs recht zu verhoren, die parteye vor vch ze heyschen vnd recht urteyl nach gewonheit des reichs recht ze vinten, ze teylen und ze sprechen von vnser vnd des reichs wegen, ob ir die vorgenanten parteyen nyt magent in fruntlichkeyt berichten“. Da Karl die Verfahrensschritte einzeln benannte, war das recht auch hier sehr wahrscheinlich das Verfahrensrecht. 128 Mendl, Regesta Bohemiae 6,1, S. 497 f., Nr. 816, 1358 Mai 6 (URH 7 Nr. 349). 129 Mendl, Regesta Bohemiae 6,1, S. 376 f., Nr. 663, 1357 Oktober 12 (URH 7 Nr. 297). 130 Schieche, Politische Geschichte, S. 171: „Verschwendungssucht“.

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musste, wem welche Ortschaften zustanden, sondern auch, wie die väterlichen Schulden aufzuteilen waren.¹³¹ Die Brüder beurkundeten, sich „von geheise und rate“ Kaiser Karls – der übrigens ein Cousin der Herzöge war¹³² – geeinigt zu haben. Sie hatten „alle krige und bruche“ an Bischof Prezlaw von Breslau und Herzog Konrad von Oels „gesaczt“, sodass diese „gancze macht und gewalt haben sullen uns zu entscheiden und zu richten nach mynne odir nach recht, wie sie des zu rat werden nach yren gewiszen“. Bischof Prezlaw und Herzog Konrad sollten also alle Streitpunkte nach minne oder nach recht, wie sie es nach ihrem Wissen und Gewissen¹³³ erkannten, entscheiden und richten. Der Hinweis, sich auf ihr Wissen zu stützen, galt vermutlich der Entscheidung nach recht und nicht etwa auch der nach minne. Hierfür spricht zumindest eine ähnliche Quelle, bei der sich der Verweis auf das Wissen/Gewissen eindeutig nur auf das recht bezog.¹³4 Das recht war hier also das, was die Richter nach bestem Wissen und Gewissen für recht hielten. Bemerkenswert hierbei ist, dass Bischof Prezlaw von Breslau, der auch Kaiser Karls Kanzler war, nachweislich studiert hatte und somit als gelehrter Jurist bezeichnet werden kann. Wenn wir heute von Recht sprechen, meinen wir in der Regel objektives Recht, also Normen, und verwenden demgemäß die Präposition nach. Ebenso wird eine Billigkeitsentscheidung als nach billigem Ermessen ergangen bezeichnet. Aufgrund der in den Quellen üblichen Präposition mit ist der Schluss zulässig, dass es sich beim recht nicht um Normen handelte und sich die minne nicht nach Billigkeitserwägungen ausrichtete. Insbesondere bei recht ist in vielen Fällen die Übertragung gerichtliche Entscheidung oder (seltener) Gericht, mit deren Wirkung bzw. mit dessen Wirken ein Streit beigelegt werden konnte, stimmiger. Vereinzelt tauchen auch andere Formulierungen auf, bei denen ebenfalls die Deutung gerichtliche Entscheidung oder Gericht sinnvoll ist.¹³5 131 Mendl/Linhartová, Regesta Bohemiae 7,1, S. 168 ff., Nr. 263, 1359 Juli 23 (URH 7 Nr. 482). 132 Rüther, Ludwig I. von Liegnitz und Brieg, S. 18. 133 Im Zusammenhang mit einem Rechtsspruch Einsicht, Erkenntnis, siehe von Künßberg, DRW 4, Sp. 801 f. 134 Förstemann, Urkundliche Geschichte Nordhausen, 2. Abt., S. 21 ff., Nr. 21, 1354 März 12 (URH 6 Nr. 529): König Karl beauftragte den Rat von Nordhausen zusammen mit dem Rat von Erfurt, den Konflikt zwischen der Stadt Mühlhausen und dem Grafen von Honstein-Sondershausen beizulegen. Er schrieb ihnen, falls die minne scheitere, sollten sie „zwisschen in beidersiet noch uw’re gewissen vnd bescheidinheit sprechin eyn recht“. Siehe auch Fritz, MGH Const. 11, S. 61, Nr. 93, 1354 März 12 (URH 6 Nr. 528). 135 Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 3, S. 202, Nr. 302, 1366 Juli 1 (URH 9 Nr. 124): „erscheden laten in mynne edder in rechte“; Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 6, S. 206 f., Nr. 191, [1387 nach April 30] (URH 11 Nr. 395): „irscheden werden in vruntscop edder in rechte“; Kühn, MGH Const. 10, S. 341 ff., Nr. 448, 1352 August 26 (URH 6 Nr. 363): „fuer eyn recht“/ „zuo eyme rechten“; B StA Würzburg, MIb Bd. 3, Bl. 98v – 99r, 1355 August 23 (URH 7 Nr. 26): „vor ein Recht“. Es gibt auch die Formulierung, dass ein recht besetzt werden solle. Hier sollte ein Gericht mit Urteilern besetzt werden, siehe Weizsäcker, DRTA 2, S. 115 f., Nr. 56, 1389 Februar 2 (URH 12 Nr. 90) und Spach, Le péage de Seltz, S. 140 f., 1394 Dezember 5 (URH 13 Nr. 176).

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Ergebnisse

Interessant ist, dass Rödel in ihrem Aufsatz „König Ruprecht (1400 – 1410) als Richter und Schlichter“ der Formel minne oder recht konsequent die Präposition nach voranstellt.¹³6 Falls die Verwendung von nach sich aus den von Rödel untersuchten Quellen ergibt, ist dies ein Hinweis auf einen sprachlichen Wandel in der königlichen Gerichtsbarkeit unter König Ruprecht. Möglicherweise ging damit auch ein inhaltlicher Wandel von minne oder recht einher. Rödel beschreibt, wie König Ruprecht sich in Heidelberg mit gelehrten Räten umgab, die die königliche Gerichtsbarkeit erheblich beeinflussten.¹³7 Heinig bezeichnet den Dynastiewechsel um 1400 als Stufe „auf der Skala der langgestreckten quantitativen Zunahme gelehrter Juristen im Königsdienst“.¹³8 Moraw bescheinigt der Herrschaft Ruprechts ein „besonders hohes Maß an ‚Verwissenschaftlichung‘, darunter auch Juridifizierung des Hofes“.¹³9 Durch das Wirken der gelehrten Juristen näherte sich das recht eventuell unserer heutigen Auffassung von Recht – im Sinne von rechtlichen Normen – an.

7 Ergebnisse Die in diesem Kapitel untersuchten Quellen zeigen, dass in der ganz überwiegenden Zahl der Fälle die minne den Konsens der Parteien voraussetzte. Die Richter fanden regelmäßig keine minne, weil die Parteien sich weigerten und keinen Vergleich schließen wollten. Die für die minne erforderliche Zustimmung der Parteien manifestiert sich auch in der oft und in jeder Form der königlichen Gerichtsbarkeit anzutreffenden Formulierung minne mit wissen und willen bzw. minne mit wissen. Die Zustimmung der von den Parteien gekürten Schiedsrichter, den freunden, konnte ebenfalls zu einem Ergebnis mit minne führen. Da hierfür aber lediglich zwei Beispiele aufgeführt werden können und davon auch nur eines diesen Schluss mit hoher Sicherheit zulässt, handelte es sich offenbar um eine Ausnahmeerscheinung. Die Formulierungen, die die rechtshistorische Forschung bislang als Belege für die nichtkonsensualen Minnesprüche herangezogen hat, treten auch in den hier untersuchten Quellen auf. Hierzu zählt speziell für paritätisch besetzte Schiedsgerichte die Wendung, die Parteien hätten zu halten und auszuführen, was die Schiedsleute einstimmig oder mehrheitlich mit minne oder recht sprachen. Auch Formulierungen, wonach Richter der minne und des rechts gewaltig sein sollten oder das Ergebnis mit minne gesprochen und entschieden verkündeten, gehören dazu. Auf den zweiten Blick entpuppen sich diese Textstellen für den Nachweis von nichtkonsensualen Minnesprüchen jedoch als untauglich. Derartiger Sprachgebrauch schließt den Konsens nicht aus. Insbesondere die Erklärung einer Partei, ein Dritter sei zu minne oder recht, zu recht oder 136 137 138 139

Rödel, König Ruprecht, S. 68, 70, 71, 76, 77, 80. Rödel, König Ruprecht, S. 65 f. Heinig, Gelehrte Juristen, S. 169. Moraw, Gelehrte Juristen, S. 103, siehe auch S. 106.

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auch nur zu minne mächtig, kann dahingehend gedeutet werden, dass die Partei damit öffentlich und dem König signalisierte, zum Ausgleich bereit zu sein, indem sie zu diesem Zweck einen Dritten zum Schlichten und Richten benannt hatte. Sie konnte die Gegenseite damit unter Handlungszwang setzen, sich ihrerseits der Verwillkürung anzuschließen, um so den Frieden zu wahren. Dennoch ist denkbar, dass nicht alles, was die Quellen minne nennen, einen Vergleich zwischen den Parteien meinte. Aufgrund der ambivalenten Sprache der Quellen ist stets der jeweilige Kontext genau zu untersuchen. In einem der beschriebenen Fälle kann zumindest nicht ausgeschlossen werden, dass die Entscheidung als minne ohne Mitwirkung der Parteien zustande kam. Da in diesem Konflikt Kaiser Karl selbst Partei war, sind allgemeine Schlüsse daraus kaum möglich. Das recht kann in den meisten Quellen in seiner Gegenüberstellung zur minne als gerichtliche Entscheidung, zum Teil auch als Gericht verstanden werden. In manchen Quellen darf das recht durchaus normativer verstanden werden, z. B. als Verfahrensrecht oder als das, was Gewissen und Wissen den Richtern vorgab.

VII freundliches recht Im folgenden Abschnitt soll der Ausdruck freundliches recht, zum Teil auch gütliches recht genannt, untersucht werden. In den Quellen findet er sich nur bei etwa einem Dutzend Verfahren. Zu Wenzels Zeit scheint die Wendung populärer geworden sein, denn nur eine Quelle stammt aus der Regierungszeit seines Vaters. Bei immerhin der Hälfte der Fälle steht das freundliche recht im Gegensatz zu minne oder gütlich bzw. taucht in einer Quelle mit minne oder recht auf, sodass eine gewisse Nähe besteht. Die Annahme, bei der Paarformel minne oder recht sei das hintere Glied, das recht, unverrückbar,¹ scheint bei den untersuchten Quellen nicht ausnahmslos zuzutreffen. Die Bedeutung von freundliches recht ist unklar. Weizsäcker untersucht den Ausdruck schon im Jahre 1874. Bei der Auswertung der Mergentheimer Schriftstücke vom 26. Januar 1389², die bei den Friedensverhandlungen nach dem Ersten Süddeutschen Städtekrieg entstanden, kommt er zu folgendem Ergebnis: das freundliche recht sei ein Schiedsgericht, dessen Spruch sich die Parteien unterwerfen. Sollte eine Partei der Entscheidung aber nicht Folge leisten, so würde sie nicht gewaltsam exekutiert werden.³ Der Unterschied zum „normalen“ recht ist dann offenbar die fehlende Exekutionsfähigkeit des Spruchs. Nach Weizsäcker steht das freundliche recht zwischen minne und recht. Mit einerseits Billigkeit und andererseits Gebundensein kombiniere es Elemente von beiden Verfahren.4 Für Usteri, der sich 1925 mit dem Ausdruck auseinandersetzt, ist das freundliche recht identisch mit den sogenannten Minnesprüchen.5 Ähnlich sieht das wohl auch Kobler, der eine Quelle zitiert, wonach Schiedsrichter mit schlechten und freundlichen recht entscheiden sollten.6 Schutting beschäftigt sich in ihrer Dissertation 1963 ebenfalls mit den Verhandlungen von Mergentheim. Ihre Interpretation ist etwas anders: Das freundliche recht sei ein Schiedsgericht mit dem König als Obmann in Abgrenzung zu einem „ordentlichen“ Gericht. Mit „ordentlichem“ Gericht meint Schutting wohl ein Gericht unter königlichem Vorsitz mit nicht von den Parteien gewählten Urteilern. Den Spruch eines Schiedsgerichts nicht zu erfüllen, sei weniger streng geahndet worden, als das Urteil eines „ordentlichen“ Gerichts nicht zu befolgen.7

1 Bertelsmeier-Kierst/Cordes, Minne und Recht in: HRG 3, 2. A., Sp. 1539; Krause, Minne und Recht in: HRG 3, Sp. 582. 2 Siehe S. 62. 3 Weizsäcker, DRTA 2, S. 76. 4 Weizsäcker, DRTA 2, S. 78. 5 Usteri, Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht, S. 248 f. 6 Kobler, Schiedsgerichtswesen, S. 70. 7 Schutting, Schiedsgerichtsbarkeit, S. 62 ff., 145.

freundliches recht

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1 recht ohne Zwang? Die von Weizsäcker herangezogenen Schriftstücke vom Beginn des Jahres 1389 vermitteln einen Einblick in den Verlauf der Mergentheimer Verhandlungen zwischen den Städten des Schwäbischen Städtebunds und den königlichen Räten. Die Unterhändler versuchten, den Süddeutschen Städtekrieg mit einem Friedensvertrag zu beenden. Wie bereits8 beschrieben, gibt es zwei Dokumente vom 26. Januar 1389, die den städtischen Vorschlag für die Formulierung eines Anlassbriefs, den Gegenvorschlag der königlichen Räte hierauf und wiederum den letzten, dann unbeantworteten städtischen Vorschlag festhalten.9 Außerdem kennen wir den Brief der Stadt Nürnberg und der Regensburger Boten vom 2. Februar 1389, in dem sie ihrem Verbündeten Erzbischof Pilgrim von Salzburg vom Mergentheimer Diskurs berichten, und einen Vertrag zwischen der Stadt Nürnberg und dem Burggrafen von Nürnberg vom 24. März 1389.¹0 Zu Beginn forderten die Städte, der König solle um die Streitpunkte, die er nicht mit minne mit wissen und willen verrichten möge, „baiden tailen ain fruntlich recht besetzen mit solichen fursten und herren, die des kriegs nicht sien, und sol da ietwederm tail gen dem anden von der vorgnanten bruche und úbergriffe wegen ains fruntlichen rechten beholfen sin.“ ¹¹ Der König sollte ein freundliches recht mit am Krieg unbeteiligten Fürsten und Herren besetzen und jeder Seite gegenüber der anderen Seite wegen der Gewalttätigkeiten zu einem freundlichen recht verhelfen. Die andere Aufzeichnung¹², die auch den ersten Vorschlag der Städte skizziert, drückt sich ähnlich aus: „darumb sol denn der vorgenant[e] unser herre der Roemisch kuenig ein frewntlich reht uf denselben tag beseczen mit solchen fuersten und herren und auch erbern rittern und knehten die die sach niht angange noch die dez kriegs niht sein und domit niht zu schicken haben. und da sol denn der vorgenant[e] unser herre der Roemisch kuenig ietwederm teil gen dem andern von der vorgenanten uebergriff wegen rehts beholfen sein und da reht umb reht gen einander gestatten on alle geverd“. Die Regelung, wie das freundliche recht zu besetzen war, ist in dieser Version etwas ausführlicher gefasst, aber inhaltlich gleich. Hinsichtlich der zweiten Zitathälfte ist nur davon die Rede, der König solle jeder Seite gegenüber der anderen wegen der Übergriffe zum recht verhelfen.¹³ Da das freundliche recht mit Personen zu besetzen 8 Siehe S. 62. 9 Weizsäcker, DRTA 2, S. 106 f., Nr. 52, 1389 Januar 26 (URH 12 Nr. 86) und Weizsäcker, DRTA 2, S. 104 ff., Nr. 51, [1389 Januar 26] (URH 12 Nr. 87). 10 Weizsäcker, DRTA 2, S. 115 f., Nr. 56, 1389 Februar 2 (URH 12 Nr. 90) und Weizsäcker, DRTA 2, S. 120 ff., [linke Spalte] Nr. 60, 1389 März 24 (URH 12 Nr. 103). 11 Weizsäcker, DRTA 2, S. 104 ff., Nr. 51, [1389 Januar 26] (URH 12 Nr. 87). 12 Weizsäcker, DRTA 2, S. 106 f., Nr. 52, 1389 Januar 26 (URH 12 Nr. 86). 13 Einem beholfen sein bedeutet helfen (aktiv), siehe Grimm/Grimm, DWB 1, Sp. 1335. Das (freundliche) recht steht in beiden Texten im Genitiv; zu dessen Erlangung soll der König Beistand gewähren, siehe Heyne, DWB 4, Abt. 2, Sp. 953 f. Beide Stellen sind nur schwer zu übertragen. Rotter wählt hierfür die Worte zu ihrem Recht verhelfen und zu einem gnädigen Recht verhilft, Rotter, URH 12, S. 72 f., Nr. 86, 87.

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war, handelt es sich bei der ersten Erwähnung zweifellos um ein Gericht. Bei der zweiten Erwähnung verwenden die Autoren den Ausdruck vermutlich ebenfalls im Sinne eines gerichtlichen Verfahrens. König Wenzel sollte demnach jede Seite unterstützen, damit die Gegenseite sich gerichtlich verantwortete. Es gibt bei dieser Quelle keine Übereinstimmung mit den von einigen Rechtshistorikern beschriebenen Minnesprüchen, wonach ein Gericht einen verbindlichen Spruch nach Billigkeitsgesichtspunkten und nicht nach dem „strengen Recht“ fällte.¹4 Der Gegenvorschlag der königlichen Räte sah für den König vor, „daz er sie richten sulle der minne mit wissen, und, ob dez nicht gen kunde, so mit dem rechten daz er dez richs fursten darzuo setzen sol recht zu sprechent die er billichen und muglichen darzu setzen sol, also daz der furst oder herre bi dem urtail nicht sitzen sol den die sachen antreten.“ ¹5 Auch nach dieser Formulierung sollte Wenzel das Gericht mit den unbeteiligten Fürsten besetzen, deren Teilnahme ihm billig und möglich erschien. Dieses Gericht nannten die königlichen Räte jedoch nur recht und nicht wie die Städte freundliches recht. Ganz am Ende konzipierten die königlichen Räte: „item ouch wort gerett den fursten herren und stetten, daz unser herre der Roemische kunig ir herre ze baider site beliben welle, und sin und dez hailigen richs recht behalten, alz in das billichn angehoert; und welh partie im nicht wolgen wold, so wolt er dem andern tail beholfen sin.“ Der König wollte auf beiden Seiten verbleiben, also eine neutrale Position beziehen, und sein und des Heiligen Reichs Recht, welches ihm billigerweise zustehe, behalten. Wenn eine Partei ihm darin nicht folgen wolle, so wolle er die andere unterstützen. Die Städte antworteten hinsichtlich des zu bildenden Gerichts wiederum, der König solle sie richten „mit ainem fruntlichen rechten also daz er dez richs fursten darzue setzen sol die er billich und muglich und von rechtz wegen darzu setzen sol.“ Sie benutzten wie schon im ersten Vorschlag den Ausdruck freundliches recht. Ein Passus, wonach der König bei Gehorsamsverweigerung Partei für die andere Seite ergreifen solle, fehlte hingegen. Auf diese Besonderheit stützt Weizsäcker seine Interpretation vom freundlichen recht: ein Schiedsgericht, aber eben ohne Exekutionsmöglichkeit, wenn die Parteien dem Spruch nicht freiwillig folgten.¹6 Diese Deutung ruft allerdings Zweifel hervor. Der König verfügte bei seinem eigenen Hofgericht über keine eigenen Exekutionsorgane. Er konnte aber die Acht verhängen oder einen Mächtigen aus der Region des Ungehorsamen mit der Durchsetzung beauftragen. Ansonsten konnte sich die obsiegende Partei selbst zu ihrem Recht verhelfen.¹7 Bei von ihm eingesetzten Schiedsgerichten wird die Situation ähnlich gewesen sein. Faktisch gab es für die Parteien in Mergentheim deshalb zwei Möglichkeiten: Entweder sie befolgten einen Spruch des eingesetzten Gerichts und konnten auf Frieden hoffen.

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Siehe S. 26 ff. Weizsäcker, DRTA 2, S. 104 ff., Nr. 51, [1389 Januar 26] (URH 12 Nr. 87). Weizsäcker, DRTA 2, S. 77. Battenberg, Reichshofgericht in: HRG 4, Sp. 625; Rödel, Königliche Gerichtsbarkeit, S. 25 ff.

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Oder sie ignorierten den Spruch, galten als vertragsbrüchig und die Gegenseite führte den Krieg fort. Mit der Vereinbarung einer nichtexekutierbaren Gerichtsentscheidung war also nichts gewonnen. Schutting ordnet das von den Städten geforderte freundliche recht als Schiedsgericht ein. Die königlichen Räte hingegen hätten ein „ordentliches“, d. h. dinggenossenschaftliches Gericht favorisiert, bei dem die Nichtbefolgung des Urteils härtere Konsequenzen gehabt hätte. Allerdings sollte der König sowohl nach der Formulierung der städtischen Gesandten als auch nach der der königlichen Räte das Gericht besetzen. Zwar ergänzten die königlichen Räte in ihrem Gegenentwurf, der König solle zu dem freundlichen recht diejenigen wählen, „die er billichen und muglichen darzu setzen sol“. Das klingt nach einem weiten königlichen Entscheidungsspielraum. Die Städte greifen in ihrem zweiten Vorschlag aber diese Formulierung auf und schreiben, der König solle die Fürsten dazu setzen, „die er billich und muglich und von rechtz wegen darzu setzen sol“. Die Voraussetzung, die Fürsten sollten selbst nicht in den Krieg involviert sein, fehlt nun sogar. Dafür fügten sie die Einschränkung von rechts wegen hinzu. Die These, das recht sei ein „ordentliches“ Gericht und das freundliche recht ein im Kollegium entscheidendes, von den Parteien zusammengestelltes Schiedsgericht, lässt sich aus diesen Textstellen nur schwer herauslesen. Es wird nicht klar, warum die Missachtung eines königlichen Schiedsurteils andere Konsequenzen als die eines königlichen Urteils, welches dinggenossenschaftlich erging, haben sollte. Auch mit dem Brief der Regensburger Boten und des Nürnberger Rats an den mit ihnen verbündeten Erzbischof Pilgrim von Salzburg vom 2. Februar 1389¹8 lässt sich die Bedeutung des freundlichen rechts nicht ermitteln. Nachdem in Mergentheim der letzte Vorschlag der Städte „unverantwurt“ blieb, gab es bislang keine Einigung. Die Absender konnten dementsprechend nur wenig berichten. Demnach waren sie „beliben an unserm herrn dem kunig, also, was er geminen mag mit beider parti wizzen, daz wir des nimant pilleicher gehorsam sein dan sein genaden; was er aber mit peider parti wizzen niht geminen moht, darumb sol er ein reht besetzen und sprechen lazzen, als dann uf dem tag beret ist.“ Hier schreiben die Verfasser nur von einem recht, nicht von einem freundlichen recht. Weizsäcker, der die Ansicht vertritt, der Brief gebe die Ausgangsposition der Städte wieder¹9, versieht die Stelle deshalb mit einer Fußnote: „Deutlicher ain fruntlich recht“.²0 Wenn es den Städten aber gerade auf ein freundliches Recht ankam, dann hätten sie es bei der Beschreibung ihrer in Mergentheim vertretenen Position wohl auch so bezeichnet. Wahrscheinlich stellte der Brief nur den Minimalkonsens dar, der zwischen städtischen und königlichen Vertretern herrschte. Immerhin war man sich in einem Punkt einig: Der König sollte die minne versuchen und ansonsten ein recht besetzen. Unter diesen Aspekt können aus der Tatsache, dass es im Brief nur recht anstatt freundliches recht heißt, keine weiteren Erkenntnisse gezogen werden. 18 Weizsäcker, DRTA 2, S. 115 f., Nr. 56, 1389 Februar 2 (URH 12 Nr. 90). 19 Weizsäcker, DRTA 2, S. 80 f. 20 Weizsäcker, DRTA 2, S. 150.

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Betrachtet man schlussendlich noch den Vertrag, den Burggraf Friedrich von Nürnberg separat mit den Bürgern von Nürnberg knapp zwei Monate später abschloss²¹, wird klar, dass recht und freundliches recht bei diesem Vorgang kaum voneinander abzugrenzen sind. Da es noch keine endgültige Lösung im Konflikt zwischen Fürsten und Städten gab, regelten der Burggraf und die Bürger von Nürnberg mit diesem Vertrag untereinander vorläufig zahlreiche Punkte. Sollte es dem König gelingen, eine „gemeine richtigung“ zwischen den Fürsten und den Städten zu bewerkstelligen, dann sollten „alle hernachgeschriben artikel und teyding absein“, also nicht mehr gelten. Für den Fall, dass „von unserm egenanten herrn dem konig oder sust kein gemeine richtigung geschee oder ob daz recht nicht ausgesprochen wurde, als man nechst zu Mergentheim davon gescheyden ist“, vereinbarten sie, am kommenden Walpurgistag eine „sune und berichtigung“ nur zwischen sich zu treffen. Burggraf und Nürnberger wollten sich bilateral einigen, wenn weder der König einen allgemeinen Vergleich zustande bringen noch eine gerichtliche Entscheidung fallen sollte, wie man in Mergentheim verblieben war. Diese Stelle nimmt sehr wahrscheinlich auf die Mergentheimer Verhandlungen im Januar²² Bezug, wonach der König mit minne oder recht bzw. minne oder freundlichem recht den Konflikt beenden sollte. Neben diesem Artikel gibt es noch drei weitere Stellen im Vertrag zwischen dem Burggrafen und den Nürnbergern, die Folgen an das recht, welches der König aussprechen sollte, knüpfen. Zweimal wird auf Mergentheim hingewiesen, sodass klar ist, dass eine gerichtliche Konfliktlösung, wie in Mergentheim besprochen, gemeint war. Nur bei der fünften und letzten Stelle schrieben die Aussteller: „welch furst oder herre unser eynung, es wer einer oder mer, sich nicht wolt lassen benugen an einem fruntlichen rechten vor unserm obgenanten herrn dem konig als man zu Mergentheim davon geschiden ist, und wolt die stete doruber bekrigen und hindern, dem oder denselben fursten oder herrn solten wir nicht beholfen sein.“ Der Burggraf gelobte, dem Fürsten, der sich nicht mit dem in Mergentheim besprochenen freundlichen recht begnügte und die Städte deswegen bekämpfte, nicht zur Seite stehen zu wollen. Die Bürger von Nürnberg versprachen das Gleiche bezüglich ihrer Bundesstädte. Ohne einen erkennbaren Grund benutzen sie für denselben Vorgang den Ausdruck freundliches recht anstatt recht. Das macht die Deutung, den Städten sei es gerade auf das freundliche recht angekommen, eher unwahrscheinlich. Aus den Überlieferungen zu den Mergentheimer Verhandlungen ist kein Ergebnis zu erzielen. Vielmehr stimmt die Lektüre einer Quelle, die aus einem anderen Konflikt stammt, gegenüber der These Weizsäckers, das freundliche recht sei nicht mit Zwang exekutiert 21 Hier wird die Ausfertigung des Burggrafen für die Stadt zitiert (Weizsäcker, DRTA 2, S. 120 ff., [linke Spalte] Nr. 60, 1389 März 24 (URH 12 Nr. 103)). Die städtische Ausfertigung (Weizsäcker, DRTA 2, S. 120 ff., [rechte Spalte] Nr. 60, 1389 März 24 (URH 12 Nr. 104)) ist nahezu identisch. 22 Mitte Februar 1389 gab es noch einen zweiten Tag in Mergentheim, über den aber nichts Inhaltliches überliefert ist, vgl. Weizsäcker, DRTA 2, S. 115 f., Nr. 56, 1389 Februar 2 (URH 12 Nr. 90) und Weizsäcker, DRTA 2, S. 125, Nr. 61, [Zwischen 1388 Mai 17 und 1389 September 26]. Vermutlich erzielten die Unterhändler wieder kein Ergebnis.

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freundliches recht

worden, besonders skeptisch. Die am 13. August 1386 verfasste Urkunde beschreibt das Übereinkommen, welches die königlichen Vertreter mit den Gesandten des Markgrafen Friedrich von Meißen schlossen.²³ Die Vögte von König und Markgraf hatten sich bekriegt und bezichtigten sich und ihre Helfer nun wechselseitig der Gewalt. Der erste Abschnitt zeigt, wie der Frieden wiederhergestellt werden sollte: Wegen der Anschuldigungen „sullen sie beidenthalbin vorkomen, unde hat irer dheyner ubirfaren kegen dem andern, der herrschaft adir den landen, daz er bekentlich ist, daz sal er unde die synen widdertun, als das billichen ist.“ Beide Seiten sollten sich äußern, und wenn einer bekannte, dem anderen die Herrschaft oder das Land beschädigt zu haben, dann sollte er und die seinen Reparation leisten, wie es billig war. Dem frommen Wunsch folgte sodann das ausgehandelte Streitentscheidungsverfahren. „Wes er abir adir syne helfer nicht bekennet, darumbe sal man ein fruntlich recht von ym nemen an beiden syten, abe es eyner den andern nicht ubirhebin wil.“ Was aber er oder seine Helfer nicht einräumten, darum sollte man wechselseitig ein freundliches recht nehmen, falls einer dem anderen dessen Schuld nicht erlassen²4 wollte. Landgraf Balthasar von Thüringen sollte die Schadensursachen untersuchen. Im Anschluss daran sollten „die recht, die die vogte unde ire helfer kegin einander tun sollen, in virczen tagen darnach volgenden geschehen, ob sie nicht fruntlich adir mit der mynne berichtet werden.“ Das recht, welches die Vögte und ihre Helfer sich gegenseitg gewähren sollten, sollte binnen 14 Tagen erfolgen, sofern sie sich nicht mit der minne berichteten. Hier heißt es nur recht anstatt wie zu Beginn freundliches recht. Gemeint war aber dasselbe; der Abschnitt regelte lediglich die Frist. Damit der König und der Markgraf wussten, wer alles mit von der Partie war, mussten die Vögte ihren Herren und Amtleuten innerhalb der nun kommenden 16 Tage schriftlich mitteilen, ob sie „in dem fride, der da gemachit ist, sten wollen unde ouch recht tun unde nemen“. Den Unwilligen kündigt die Urkunde sodann die Konsequenzen an: „Unde wer die weren, die in dem fride nicht syn wolden unde daz recht vorslugen, der viende sollen beyde hern, ire vogete unde amptlute syn unde sie hindern getruwelich ane geverde.“ Wer nicht am Friede beteiligt sein wollte und sich nicht dem Rechtsspruch zu unterwerfen gedachte, hatte beide Herren und deren Vögte und Amtleute zum Feind. Zum Schluss nennt die Urkunde die „houbtlute“, also die Hauptleute, welche wohl – eventuell mit Landgraf Balthasar als Obmann – die Schiedsrichter stellten.²5 Ob die Schiedsrichter von den Vögten ausgewählt wurden oder ob die Vertreter des Königs und des Markgrafen Friedrich sie auswählten, geht aus der Urkunde nicht klar hervor. Eventuell gehört dieser Abschnitt bezüglich der Hauptleute auch gar nicht zur Originalurkunde und wurde ihr oder der einzig überlieferten Abschrift nachträglich

23 Posse/Ermisch, CD Saxon. Reg. I B 1, S. 139 f., Nr. 185, 1386 August 13 (URH 11 Nr. 356); siehe auch S. 65, 143 f. 24 Dollmayr, DWB 11, Abt. 2, Sp. 306 kennt für das Lemma überheben die Bedeutung erlösen; Lexer, Mhd. Hwb. 2, Sp. 1623 ff. nennt unter anderem befreien, verschonen. 25 Vgl. Gönnenwein/Weizsäcker, DRW 5, Sp. 316: Hauptleute konnten Personen mit richterlicher Tätigkeit sein.

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Schiedsgerichte

beigefügt. Direkt nach der bereits zitierten Androhung wechselt der Stil nämlich abrupt in die direkte Anrede: „Nu uch diez zeu vil dunkit, so bringet nur von ye der stat vier von dem rate unde vier von der gemeyne, daz die vor die andern recht tun. Diez synt die houbtleute: Hartung von Erffa, der alde Gunther von Bunow, die burger von Koburg, die burger von der Nuwenstat unde die vom Kalnberge, die den Plik gehalden haben.“ Da es den Angesprochenen zu viel schien, sollten sie von jeder Stadt nur vier vom Rat und vier von den Gemeinen bringen, damit diese für die anderen Recht taten. Damit sind offensichtlich die Bürger, die als Hauptleute fungierten, gemeint. Günther von Bunow nahm, wie das Schriftstück zu Beginn überliefert, an den Verhandlungen teil, jedoch nicht als Vertreter einer Seite. Durch diesen plötzlichen Sprung am Ende der Urkunde zu den Hauptleuten wird die Quelle an dieser Stelle sehr sperrig. Weil die Herren den Vögten mit Feindschaft drohten, falls diese nicht am Frieden teilnehmen wollten, kann das freundliche recht kaum als undurchsetzbar angesehen werden. Wenn bereits derjenige, der sich von vorneherein weigerte, mit gewalttätigen Übergriffen zu rechnen hatte, dann galt das erst recht für die Vertragsbrüchigen. Die These, das freundliche recht hätte nicht durchgesetzt werden dürfen, kann zumindest nicht generalisiert werden.

2 Schiedsgerichte Schuttings Annahme, beim freundlichen recht handele es sich um ein Schiedsgericht, bedarf hingegen näherer Untersuchung. In der Tat taucht das freundliche recht im Zusammenhang mit Schiedsgerichten, bei denen die Parteien selbst die Richter bestimmten, auf. Im Konflikt zwischen dem Schwäbischen Städtebund und den Fürsten entstand bereits einige Jahre früher und somit noch vor dem eigentlichen Kriegsausbruch ein Dokument, das das freundliche recht erwähnt. Am 3. August 1386 trafen die Fürsten und Städte ebenfalls in Mergentheim eine Abmachung.²6 Sie enthielt zahlreiche Absprachen zwischen einzelnen Fürsten und Städten, z. B. zwischen dem Burggrafen Friedrich von Nürnberg und der Stadt Nürnberg, zwischen Graf Eberhart von Württemberg und der Stadt Esslingen etc. Friedrich, Pfalzgraf bei Rhein und Herzog in Bayern, Bischof Lamprecht von Bamberg, der Deutschordensmeister in Deutschland

26 Weizsäcker, DRTA 1, S. 525 ff., Nr. 289, 1386 August 3 (URH 11 Nr. 355). Mit der Heidelberger Stallung aus dem Jahre 1384, von König Wenzel errichtet und ebenfalls ein Vertrag zwischen Fürsten und Städten, hatten die Fürsten den Schwäbischen Städtebund faktisch als Bündnis anerkannt, Schuler, Heidelberger Stallung in: LMA 4. Trotz dieser Verträge – es sollte auch noch die Mergentheimer Stallung von 1387 folgen (Martin, Mergentheimer Stallung in: LMA 6) – konnten die Konflikte zwischen Fürsten und Städten nur kurzfristig beigelegt werden. 1388 brach dann, ausgelöst von Übergriffen Herzog Friedrichs von Bayern, der Erste Süddeutsche Städtekrieg aus, Heinig, Städtekrieg, süddt. in: LMA 8.

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freundliches recht

Siegfried von Venningen und Graf Heinrich von Sponheim stellten von Seiten der Herren die Urkunde aus.²7 Die meisten Artikel der Vereinbarung richteten Schiedsgerichte ein, um Konflikte und gegenseitige Schädigungen aufzuarbeiten. Diese Schiedsgerichte sollten in der Regel aus zwei Ratsleuten (jeweils von beiden Seiten stammend) und einem gemeinen mann, also Obmann, bestehen.²8 Der erste Artikel, der sich mit dem Burggrafen von Nürnberg und der Stadt Nürnberg befasste, trug auf, „die funff sollent besehen ob sie beide partien gutliche mogen vereynen mit irem wißen und willen“. Zunächst sollten die fünf sich um einen Vergleich bemühen. Wenn dies jedoch nicht gelingen sollte, dann sollten „die selben fuenff eyne fruntliche recht daruber uzsprechen; und waz die funff oder daz merer teil also sprechend zuem rechten, daz sol von beden partien gehalten werden ane geverde“. Ohne Arglist sollten beide Parteien halten, was die Schiedsleute einstimmig oder mehrheitlich als freundliches recht aussprachen. Die nachfolgenden Artikel verwiesen nur darauf, dass „in aller maß als oben von dem burgraven und den andern stete geschriben stet“ verfahren werden sollte. Ein weiterer Schiedsvertrag, der den Ausdruck freundliches recht gebraucht, stammt vom 30. Mai 1396.²9 Herzog Ruprecht der Ältere³0 und Markgraf Bernhard von Baden hatten sich an diesem Datum zu einem „gütigen tag“ in Gegenwart der drei geistlichen Kurfürsten (den Erzbischöfen von Mainz, Trier und Köln) und von zwei königlichen Räten, namentlich dem Bischof Lamprecht von Bamberg und dem Burggrafen von Nürnberg, getroffen. Als Streitursache nennt die Urkunde an erster Stelle nicht nur die sonst auch üblichen „brüche“, sondern vorweg „wort und briefe die sich verzent zwischen Ine“. Augenscheinlich hatten die Parteien sich mündlich und schriftlich arg brüskiert. Die Prominenz der Parteien und die der anderen Anwesenden zeigt, wie ernst die Lage war. Sie einigten sich darauf, ein Schiedsgericht einzurichten. Der Erzbischof von Mainz nahm die Obmannsfunktion ein. Beide Seiten sollten dann drei ihrer freunde dazu setzen. „Und waz dan die obgenanten syben nit gütlich mit beider partyen wissen gerichten mögen daz sollen sye rihten und ussprechen mit ein früntlichen rehten.“ Die

27 Es existiert auch die Ausfertigung der Städte für die Gegenseite, siehe Rotter, URH 11, S. 259. Deren Einleitung und Schluss ist ebenfalls bei Weizsäcker, DRTA 1, S. 525 ff., Nr. 289, 1386 August 3 (URH 11 Nr. 355) abgedruckt. 28 Als gemeiner mann fungierten neben den ersten drei der oben genannten Ausstellern auch Ritter Hans von Steinach und Heinrich der Gumppenberger. Eine Besonderheit weist hier Art. 8 auf: Für die Streitigkeiten zwischen den Grafen Ludwig und Friedrich von Oettingen und den Städten Nördlingen, Dinkelsbühl, Bopfingen und Aalen sollten Ritter Hans von Steinach und Heinrich der Gumppenberger „die zwene als eynen gemeyne man sin“. Die beiden sollten also zusammen wie eine Person obmannsweise mitwirken. Wenn sie sich untereinander nicht einigen konnten, sollten sie sich wiederum auf einen gemeinen mann verständigen, sodass dann insgesamt sieben Schiedsleute beteiligt waren. 29 A BayHStA München, Kurpfalz Urk. 801/1, 1396 Mai 30 (URH 13 Nr. 323). 30 Gemeint ist Ruprecht II., Pfalzgraf bei Rhein, der erst als „der Jüngere“ und ab 1390 (nach dem Tod seines Onkels, Pfalzgraf Ruprecht I. der Ältere) als „der Ältere“ bezeichnet wurde, Rödel, Ruprecht II. in: NDB 22.

Schiedsgerichte

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Schiedsleute und der Erzbischof sollten über das, worüber sie keine gütliche Einigung erzielen konnten, ein freundliches recht sprechen. „Und wie die selben syben oder dez merer teyl und yme die obgenanten sachen und brüche also rihtent“ und schriftlich gab, das sollten die Parteien halten und vollziehen. Aus diesen zwei Beispielen lassen sich folgende Schlüsse ziehen: Zum einen genügte für die Entscheidung mit dem freundlichen recht ein Mehrheitsvotum. Eine einstimmige Entscheidung war folglich für ein freundliches recht nicht erforderlich. Mit freundlich war mithin nicht der Konsens zwischen den Schiedsleuten gemeint. Zum anderen sprachen bzw. richteten die Schiedsleute mit einem freundlichen recht. Das freundliche recht meint in diesen Fällen also nicht das gerichtliche Gremium selbst, wie es bei den Mergentheimer Verhandlungen vom 26. Januar 1389 der Fall war. Es könnte, wie von Schutting postuliert, das schiedsgerichtliche Verfahren meinen, bei dem, im Gegensatz zum dinggenossenschaftlichen Verfahren des Hofgerichts, Schiedsleute und Obmann zusammen das Ergebnis beschlossen. Die Hofgerichtskanzlei benutzte am 17. Oktober 1390 eine Formulierung, die diese Vermutung bestärkt. Die Urkunde³¹ ist dem Fall des Frankfurter Bürgers Paul Kastellan zuzuordnen. Paul ging außerordentlich hartnäckig gerichtlich gegen die Äbte und Konvente der Klöster Hersfeld und Haina vor. Sein Vater hatte vor vielen Jahren dem Kloster Hersfeld einen Hof abgekauft. Das Kloster hatte sich ein Rückkaufsrecht vorbehalten und übte es 1311 aus. Danach verkaufte es den Hof an das Kloster Haina. Paul focht den Vorgang an. Als die Hofgerichtsurkunde entstand, ahnte er vermutlich noch nicht, dass der Streit noch über 20 Jahre andauern sollte.³² Hofrichter Graf Johann der Jüngere von Sponheim hob mit Kraft der Urkunde die Klage Pauls auf mit der „bescheidenheit“, d. h. unter der Bedingung³³, die Äbte und Konvente mögen sich mit Paul „mit minne oder mit dem Rehten gutlichen rihten“. Dann benutzte er den Begriff gütliches Recht konträr zum hofgerichts recht: Falls aber Paul „minne oder Reht verzogen wurde daz er daz kuntlichen beweysen mohte so wolten wir ine rihten mit des heyligen Reichs hofgerichtes Reht in allen dem Rehten als sin clage bis her kumen wer“. Würde also minne und recht verschleppt bzw. Paul verweigert, so würde, wenn Paul das beweisen konnte, Johann ihn mit dem recht des königlichen Hofgerichts hinsichtlich aller Ansprüche der Klage richten. Da Johann die Parteien nicht an ein bestimmtes Gericht wies oder die Angelegenheit jemand anderem übertrug, ist davon auszugehen, dass sie selber ein Schiedsgericht bilden sollten. Daneben spricht für diese Bedeutung auch die mögliche Verschleppung, denn bei der Schiedsgerichtsbarkeit bedurfte es einer kooperativen Gegenseite. Die Wortpaare minne oder gütliches recht und minne oder recht stehen hier somit beide für das schiedsgerichtliche Verfahren.³4 Konträr steht „des heyligen Reichs hofgerichtes Reht“. Diese Gegenüberstellung bedeutet aber nicht, das gütliche recht sei 31 A StA Marburg, Bestand Urk. 56 Nr. 628 (alt: Urkunden M, Stift Hersfeld, sub dato), 1390 Oktober 17 (URH 12 Nr. 258). 32 Siehe für die Fallbeschreibung Rotter, URH 12, S. 216. 33 Grimm/Grimm, DWB 1, Sp. 1557. 34 Siehe S. 45 ff.

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hier ein Billigkeitsrecht, was zum Minnespruch führte, während das Hofgerichtsrecht eine für das Hofgericht spezielle Art des materiellen Rechts darstellt. Vielmehr drückt es den Unterschied zwischen dem schiedsgerichtlichen und dem für das königliche Hofgericht typischen dinggenossenschaftlichen Verfahren aus. Außerdem wählten die Parteien das Schiedsgericht selbst und übereinstimmend aus, sodass es deshalb für sie gütlich bzw. freundlich war.³5

3 sichern auf ein freundliches recht Jedoch vermochte das königliche Hofgericht, welches bekanntlich dinggenossenschaftlich Recht sprach, ebenfalls freundliches recht zu gewähren. Auch hier ist das beiderseitige Einverständnis der Parteien nicht als klare Voraussetzung auszumachen. Das Hofgericht konnte nämlich die Gegenseite verurteilen, ein freundliches recht zuzusichern. Ein Beispiel für die Verurteilung zur Zusicherung ist die Klage der Städte Mainz, Worms und Speyer gegen die Stadt Nürnberg nach dem Süddeutschen Städtekrieg.³6 Die drei Städte des rheinischen Bundes hatten nach dem Süddeutschen Städtekrieg Reparationszahlungen an Pfalzgraf Ruprecht geleistet und verlangten von Nürnberg, sich zu beteiligen. Nachdem der Streit schon mehrere Jahre andauerte, lud König Wenzel die Parteien in Nürnberg zu minne oder recht vor sich und beurkundete am 8. Juli 1398 das Geschehen.³7 Da er am vorangegangenen Tag „czwischen in kein mynne treffen“ konnte, beschied er ihnen einen „recht tage“ vor seinen Räten und Rittern. Die Nürnberger fragten dort, weil sie den drei Städten „do gerecht wolten werden ob sie sy doruff icht pillichen und zurecht sichern solten uf ein fruntlich rechte vor unsers egenan[ten] herren des Romischen kunigs hofgerichte und anderswo nyndert zu nemen“. Die Nürnberger wollten „do“, also vor dem König, den drei Städten gerecht werden und verlangten im Gegenzug von ihnen die Zusicherung, ein freundliches recht vor dem königlichen Hofgericht und sonst nirgends zu nehmen.³8 Die beisitzenden Ritter urteilten, „das 35 Zwei weitere Beispiele, bei denen das freundliche recht sehr wahrscheinlich ein gemeinsam bestimmtes Schiedsgericht meint, sind Kühn, MGH Const. 10, S. 431 ff., Nr. 578, 1353 August 24 (URH 6 Nr. 405) und A ISG Frankfurt am Main, Acht und Aberacht 1, Bl. 3, [Vor 1394 November 17/19] (URH 13 Nr. 160). 36 Siehe S. 53 ff. 37 A StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Urkunden vor 1401, MA 1992, 2740, 1398 Juli 8 (URH 14 Nr. 234). 38 Andere Übertragung und andere Transkription (das „sy“ fehlt) bei Rödel, URH 14, S. 199, Nr. 234: „ließen die von Nürnberg fragen, wenn sie den drei Städten zu ihrem Recht verhelfen wollten [. . . ], ob sie diesen nach Recht und Billigkeit zusichern sollten, vor dem kgl. Hofgericht und sonst nirgends ein freundliches Recht in der Sache nehmen zu wollen [. . . ].“ Der Satzbau erlaubt zwar beide Übertragungen. Aufgrund der anderen Hofgerichtsurkunden (z. B. B GLA Karlsruhe, 67/807, Bl. 13v – 14, 1379 März 17 (URH 11 Nr. 46), beschrieben auf S. 124 f.), wonach Parteien fragten, ob die andere Seite ein freundliches recht zusichern müsse, erscheint die hier gewählte jedoch

sichern auf ein freundliches recht

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die egenan[ten] von Nuremberg und die iren und ir gute vor den egen[anten] drein Steten und den iren billichen sicher sein solten uf ein fruntlich rechte zunemen vor unseren hofgerichte und anderswo nyndert“. Die Nürnberger und ihr Gut sollten nach diesem Urteil billigerweise vor den drei Städten sicher sein, dass diese ein freundliches recht vor dem Hofgericht und nirgendwo anders in Anspruch nähmen. Die drei Städte gaben wenige Tage später die gewünschte Zusicherung ab.³9 Die fragenden Nürnberger wollten die Angelegenheit offensichtlich nur vor dem königlichen Hofgericht verhandelt wissen. Wenn das freundliche recht aber auch vor dem königlichen Hofgericht in Anspruch genommen werden konnte, kann es nicht pauschal das schiedsgerichtliche im Gegensatz zum dinggenossenschaftlichen Verfahren meinen. Und da das Hofgericht die Gegenseite verurteilte, das freundliche recht zuzusichern, war das Hofgericht im Grunde genommen auch kein freiwillig gewillkürtes Gericht. In der Zusicherung der drei Städte klingt das zwar anders. Von einer Verurteilung ist keine Rede. Vielmehr – so schrieben die rheinischen Städte – habe man mit der Stadt Nürnberg „fruntlich geretd und getedinget“, sich also gütlich geeinigt.40 Vermutlich war es opportun, sich ganz geschmeidig die Ansicht des königlichen Hofgerichts zu eigen zu machen. Das Vorgehen zeigt, dass zwischen Konsens und Zwang oft ein Graubereich lag. Jedenfalls entsprach das Geschehen dem Willen der Nürnberger, die sich das Urteil erfragt hatten und sich nun nur vor dem Hofgericht rechtlich verantworten mussten. Es bestand keine Gefahr mehr, in dieser Sache vor einem anderen Gericht verklagt zu werden. Für sie war das recht tatsächlich freundlich. Der Grund, warum die Urteiler der Frage entsprachen, war eventuell die Bereitschaft der Nürnberger gewesen, sich vor dem Hofgericht zu verantworten („do gerecht wolte werden“). Eine vergleichbare Urkunde in demselben Streit zwischen Nürnberg und den rheinischen Städten entstand bereits sieben Jahre zuvor.4¹ Schon damals verurteilte das Hofgericht auf Frage der Nürnberger die drei Städte, ein freundliches recht zuzusichern. In einem Atemzug sprach es dieselbe Verpflichtung gegenüber den Nürnbergern aus. Das Gericht kündigte sodann an, eine eventuell zwischenzeitlich stattfindende gütliche Einigung solle Bestand haben. Ansonsten „solten vnd mochten yetweder teyle [. . . ] vor dem obgenanten des Reichs hofgericht Recht suchen vnd nemen“. Demzufolge war es recht, die Zusicherung von beiden Teilen spiegelbildlich zu verlangen. Auch hier ging es darum, die Parteien vor Verhandlungen vor anderen Gerichten zu schützen. Die Zusicherung schuf Raum und Zeit für eine mögliche vergleichsweise Lösung. Damit entsprach sie

plausibler. 39 A StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Urkunden vor 1401, MA 1992, 2743, 1398 Juli 13 (URH 14 Nr. 239). 40 A StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Urkunden vor 1401, MA 1992, 2743, 1398 Juli 13 (URH 14 Nr. 239). 41 A StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Urkunden vor 1401, MA 1992, 2345, 1391 Juli 6 (URH 12 Nr. 317).

freundliches recht

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dem Bestreben des Hofgerichts, zwischen den Parteien eine einvernehmliche Lösung herbeizuführen.

4 freundliches recht – feindliches recht Der Schutz vor gerichtlichen Verhandlungen geht klar aus einem weiteren Verfahren hervor. Eine Verurteilung zur Zusicherung auf das freundliche recht widerfuhr auch den beiden Brüdern Graf Heinrich und Graf Johann von Nassau am 17. März 1379.4² Beide waren an diesem Tag mit Fürsprechern vor dem Landgraf Johann von Leuchtenberg, der anstatt von König Wenzel zu Gericht saß, erschienen. Heinrich warf seinem Bruder Johann vor, ihm seinen Erbanteil zu verweigern. Er habe sich deshalb an das „heilge Romische Rijche“ gewandt, womit er wohl das königliche Hofgericht meinte. Johann konterte mit dem Hinweis, er sei Heinrichs Bruder. Er bat den Landgrafen um ein Urteil: „yn duchte daz yn sin rechter bruder mit so gewunheiten und vientlichen rechten nit vordern vnd furbrengen solt. dann hette sin bruder icht zu yme zusprechen daz solt er vordern vnd nemen mit eynem fruntlichen rechten“. Nach Johanns Auffassung durfte sein Bruder Heinrich mit solchen gewohnheiten4³ und feindlichen rechten nicht fordern und vortragen. Hätte sein Bruder Ansprüche gegen ihn, dann solle er diese mit einem freundlichen recht einfordern. Die vom Landgrafen gefragten Herren und Ritter entsprachen der Frage. Sie befanden, Heinrich sollte seinen Bruder nicht „an sprechen mit sogetanen herten vientlichen rechten. Noch solt yme nicht antworten in kainps wise wann sie zwen recht gebruder wern.“ Heinrich sollte demnach seine Ansprüche gegen Johann nicht mit einem harten feindlichen recht geltend machen, und Johann müsse sich, da sie Brüder seien, nicht verantworten. Hätte Heinrich gegen seinen Bruder „zu clagen oder zu sprechen daz mochte er vordern mit einem fruntlichen rechten vor dem Riche odir wo er wolt.“ Klage und Anprüche sollte Heinrich mit einem freundlichen recht vor dem Reich oder dort, wo es ihm gefiele, verfolgen. Danach bat zunächst Johann, ob Heinrich in Anbetracht des ihm erteilten Urteils nicht billigerweise „sichern solt vff fruntlichen recht sin lib und sin gut“. Heinrich begehrte dieselbe Zusicherung für sich. Die Urteiler befanden, „sie solten off beden sijten billich und zu recht sichern vff fruntlich recht ir lib vnd ir gut vnd hetten sie zu einander icht zu clagen vnd zu sprechen daz solten sie einer von dem andern vordern mit einem früntlichen rechten als auch vor erteilt wer“. Die Brüder gaben einander die Zusicherungen ab. Damit war die Verhandlung aber nicht zu Ende. Im nahtlosen Übergang forderten die Brüder mit ihren Fürsprechern nun wechselseitig Urteile, um auf den jeweils anderen ein Fürgebot, d. h. eine Ladung zu erhalten. Die Fragen zielten darauf ab, wessen Klage zuerst zu verhandeln war. Ganz offensichtlich wollten sie das Verfahren vor dem königlichen Hofgericht fortführen. König Wenzel verwies die Sache am 42 B GLA Karlsruhe, 67/807, Bl. 13v – 14, 1379 März 17 (URH 11 Nr. 46). 43 Der Begriff ist wegen seiner Bedeutungsvielfalt nur sehr schwer zu übertragen, siehe von Künßberg, DRW 4, Sp. 813 ff.

Beschränkung auf freundliches recht nach Säumnis

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24. März 137944 trotzdem an Pfalzgraf Ruprecht den Älteren, der am 31. August 137945 darüber urteilte. Wie schon die vorangegangenen Beispiele zeigt diese Hofgerichtsurkunde, dass das freundliche recht auch vor dem königlichen Hofgericht in Anspruch genommen werden konnte und folglich nicht das dinggenossenschaftliche Verfahren ausschloss. Ebenso ist kein Zusammenhang mit der vare zu erkennen, da beide Parteien auch noch nach der Zusicherung die Hilfe ihrer Fürsprecher beanspruchten. Die Urteiler des königlichen Hofgerichts unterschieden zwischen freundlichem und feindlichem recht, sodass den Ausdrücken eine unterschiedliche Bedeutung zukam. Ganz offensichtlich waren sie der Auffassung, dass gerade wegen der engen Verwandtschaft ein freundliches recht rechtmäßig und ein feindliches recht unrechtmäßig sei. Das Näheverhältnis gebot, nur mit einem freundlichen recht Ansprüche geltend zu machen und den anderen nicht ohne jede Verständigung vor Gericht zu zerren, sondern sich einvernehmlich gerichtlich auseinanderzusetzen. Das freundliche recht bedeutete hier wohl, sich auf ein bestimmtes Gericht zu verständigen oder zu beschränken. Beim feindlichen recht verfolgte der Kläger seinen Widersacher ohne Rücksicht auf dessen Einverständnis. Auch in diesem Beispiel musste derjenige, der die Zusicherung begehrte und erhielt, selbst ebenfalls mit einer entsprechenden Verpflichtung rechnen. Bei den Zusicherungen benutzten Johann und Heinrich wie schon die Vertreter Nürnbergs und der rheinischen Städte die übliche Wendung leib und gut auf ein freundliches recht sichern.46 Vermutlich wollten sie damit ausdrücken, eine Zusicherung zu einem bestimmten Gericht gelte allumfassend.

5 Beschränkung auf freundliches recht nach Säumnis In einer Verhandlung am 10. Dezember 1390 gewährte das Hofgericht ebenso Schutz vor der gerichtlichen Auseinandersetzung.47 Eine Partei, die selbst zu einem Gerichtstermin erschien, bei dem die Gegenseite säumig war, konnte eine Beschränkung auf das freundliche recht erreichen. Wilhelm, Herr zu Hammerstein, nahm an diesem Tag gleich an mehreren Gerichtsverhandlungen teil, welche allesamt der Hofrichter Graf Johann der Jüngere von Sponheim führte. Wilhelm zu Hammerstein verlangte, in die Nutzgewere der Güter von Graf Wilhelm von Wied und Burggraf Ludwig zu Hammerstein eingesetzt zu werden. Das Hofgericht folgte diesem Begehren.48 Graf Wilhelm von Wied und Burggraf 44 B GLA Karlsruhe, 67/807, Bl. 14v, 1379 März 24 (URH 11 Nr. 47). 45 B GLA Karlsruhe, 67/807, Bl. 13v – 15v, 1379 August 31 (URH 11 Nr. 60). 46 Siehe außerdem A StA Nürnberg, Hochstift Eichstätt, Urkunden vor 1500, 615 (alt: Hochstift Eichstätt, Urkunden (MA 1992) Nr. 569), 1387 Juli 1 (URH 11 Nr. 397) und A StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Urkunden vor 1401, MA 1992, 2345, 1391 Juli 6 (URH 12 Nr. 317). 47 B HistA Köln, Best. 51 (Köln und das Reich, Briefe) A 53A, 1390 Dezember 10 (URH 12 Nr. 267). 48 Siehe die Regesten dazu, Rotter, URH 12, S. 225 ff., Nr. 268, 269 und 270.

freundliches recht

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Ludwig zu Hammerstein waren nicht erschienen. Deshalb fürchtete Wilhelm zu Hammerstein wohl, mit den beiden noch rechtlichen Händel ausstehen zu müssen. Seiner Meinung nach hatte er sich rechtens verhalten. Er hatte, im Gegensatz zu den anderen, das Hofgericht für sich in Anspruch genommen und „wolt im daz wol und we laszen duon waz man im vor ein recht gesprochen hette“. Er wollte also dem Spruch des Hofgerichts folgen. Deshalb bat er um ein bestätigendes Urteil, „ob er icht billichinn vnd zuo recht sinen eren genug getan hette mit dez richs recht“, also ob er mit dem Hofgericht nicht billig und zu Recht seiner Ehre genüge getan hatte. Die beisitzenden Adligen urteilten, man solle Graf Wilhelm von Wied und Burggraf Ludwig zu Hammerstein vor jedem Burgtor49 dreimal ausrufen und erst dann fortfahren. Es kam aber, wie zu erwarten war, niemand. Wilhelm begehrte nun zu erfahren, ob die zwei, wenn sie seine Ehre und seinen guten Leumund angreifen wollten, „vorden solten vor dez heiligen richs hofgerichte mit einem fruntlichen rechten als recht ist“. Mit anderen Worten wollte er von Graf Wilhelm von Wied und Burggraf Ludwig zu Hammerstein vor dem Hofgericht nur mit einem freundlichen recht belangt werden können. Die Urteiler beschieden ihm, dass derjenige „der im an sine ere lyb guot vnd sinen guoten luomunt spreche an ein fruntlich Recht vor dez Richs hoffgerichte zuo dem sult man unuerzuogentlichin richten als recht were“. Wer Wilhelm hinsichtlich Ehre, Leib, Gut und seinen guten Ruf ohne freundliches recht vor dem Hofgericht belangen wollte, den sollte man unverzüglich richten.50 Hier bestand das freundliche recht offensichtlich darin, dass Wilhelm damit einverstanden sein musste, sich gerichtlich vor dem Hofgericht verantworten zu müssen. In diesem Fall sicherte nicht eine Seite der anderen das freundliche recht zu, wie es in den davor beschriebenen Verfahren der drei Städte gegen Nürnberg und dem Erbstreit der Grafen von Nassau geschah. Vielmehr versäumte die Gegenseite die Verhandlung, und das Hofgericht beschränkte deshalb ihre Möglichkeit, Wilhelm zu belangen, auf das freundliche recht.

6 Ergebnisse Das freundliche recht bleibt somit schwer zu fassen. Der Ausdruck konnte der minne gegenüberstehen, aber auch unabhängig von ihr auftreten. Es ist möglich, dass freundliches recht je nach Kontext Unterschiedliches bedeutete. Ob der Spruch mit freundlichem recht ein Rechtsspruch war, der nicht durchgesetzt werden durfte, ist zweifelhaft und lässt sich mit den hier untersuchten Quellen nicht belegen. Der Begriff hängt jedenfalls mit der Frage, wie und wo man sich rechtlich zu verantworten hatte, zusammen. Er konnte Schiedsgerichte bzw. schiedsgerichtliche Verfahren 49 Das Hofgericht tagte wie so oft auf der Burg Bettlern (Žebrák) in Böhmen, vgl. Rotter, URH 12, S. 379. 50 Andere Übertragung bei Rotter, URH 12, S. 224, Nr. 267: „daß man denjenigen, der gegen Wilhelms Ehre, Leib und Gut sowie seinen guten Leumund beim Hofgericht ein Schiedsurteil erwirken will, unverzüglich nach dem Recht richten soll“.

Ergebnisse

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bedeuten, bei denen die Parteien sich einig waren, wie sie sich gerichtlich auseinander setzen wollten und ihre Richter selbst wählten. Unterschiede zu den üblichen schiedsgerichtlichen Verfahren sind nicht auszumachen. Insbesondere musste zwischen den Schieds- und Obleuten nicht zwingend ein Konsens hinsichtlich des Ergebnisses herrschen. Beim freundlichen recht konnte die Mehrheit entscheiden. Allerdings schloss es das dinggenossenschaftliche Verfahren vor dem Hofgericht nicht aus; auch hier konnte ein Verfahren mit freundlichem recht stattfinden. Das Hofgericht konnte die Parteien verurteilen, eine Zusicherung auf das freundliche recht abzugeben. Wahrscheinlich verpflichteten sich die Parteien hiermit, ihre Auseinandersetzung einvernehmlich vor einem bestimmten Gericht, z. B. dem Hofgericht, zu führen. Auf diese Weise konnte das Hofgericht auch Zeit für eine gütliche Streitbeilegung schaffen, wie beim Prozess der drei rheinischen Städte gegen Nürnberg zu beobachten ist. Die Quellen zeigen, dass die Zusicherung auf das freundliche recht begehrt war und das Hofgericht die Parteien regelmäßig wechselseitig verurteilte, sie abzugeben. Die Parteien konnten sich so schützen, um nicht unfreiwillig gerichtlich, vor anderen Gerichten oder – wie im zuletzt dargestellten Fall des Ludwig zu Hammerstein – erneut vor dem Hofgericht belangt zu werden. Gerichtliche Ladungen vor das Hofgericht oder zu anderen Gerichten waren dementsprechend nicht einfach zu ignorieren, sondern zeigten, da sie wohl durchgesetzt werden konnten und auch wurden, ihre Wirkung.5¹ Gerade die Gegenüberstellung der Ausdrücke freundliches recht und feindliches recht brachte die Interessenlage der Parteien auf den Punkt, weil das feindliche recht in diesem Falle wohl die ungewollte Ladung vor das Hofgericht bedeutete. Die Sicherung auf das freundliche recht ist somit auch Ausdruck eines zentralen Aspekts: Die Parteien konnten mit einer gegenseitigen Sicherung ihre Ehre und ihr Gesicht wahren. Sie konnten sich nämlich fortan darauf berufen, sich ihrem Gegner freiwillig verantwortet zu haben. Diese zumindest dem äußeren Anschein nach freiwillige Befolgung bot dem mit Zwang Geladenen die Möglichkeit, erhobenen Hauptes aus dem Konflikt hervorzugehen, und wirkte sich positiv auf die Versöhnungschancen aus.

51 Rödel, König Ruprecht, S. 46 ff.

VIII Verlauf Die bisher beschriebenen Fälle zeigen, wie minne oder recht in allen Formen der königlichen Gerichtsbarkeit zu finden ist. Die Schiedsgerichtsbarkeit ist bei weitem nicht das einzige Feld. Wegen der Vielfalt der untersuchten Gerichtsbarkeiten lässt sich ein spezifisches Verfahren mit minne oder recht nicht feststellen. Das folgende Kapitel greift deshalb einzelne Phänomene der Verfahren mit minne oder recht heraus und untersucht sie im Kontext mit der jeweiligen Gerichtsform. Dabei beschreibt das Kapitel, welchen Wert die minne für die Beteiligten hatte und welche Wege sie gingen, um zu ihr zu gelangen. Da nichtkonsensuale Minnesprüche mit den untersuchten Quellen nicht mit Bestimmtheit nachgewiesen werden können, geht die Untersuchung grundsätzlich davon aus, dass die Quellen mit minne gütliche Streitbeilegungen, d. h. Vergleiche bezeichneten.

1 Erst minne, dann recht? Wenn die Paarformel minne oder recht nicht zu einer einheitlichen Bedeutung verschmolzen war, bezeichnete sie zwei verschiedene Verfahren. Diese zwei Verfahren standen nicht nebeneinander. Nach Hattenhauer handelte es sich um zwei Stufen, bei denen zuerst das Verfahren mit minne und, falls dies ergebnislos endete, das Verfahren mit recht folgte. Hattenhauer meint, diese Abfolge sei unter anderem durch die Abfolge der Ausdrücke innerhalb der Paarformel, die nur selten recht oder minne heiße, belegt.¹ In der Tat überwiegt die Formel minne oder recht auch in den hier untersuchten Quellen, während recht oder minne nur vereinzelt auftaucht. Allerdings sind auch andere Erklärungen, warum die Zeitgenossen lieber minne oder recht anstatt recht oder minne verwendeten, denkbar. Vielleicht empfanden sie die Abfolge zweisilbig – einsilbig als gefälliger. Nach Müller gibt es verschiedene Kriterien, die die Reihenfolge von Paarformeln beschränken, und zwar (mit abfallender Wichtigkeit) Salienz, Metrik und Silbenprominenz.² Diese Frage ist in der Germanistik besser aufgehoben und soll deshalb an dieser Stelle nicht weiter erörtert werden. Der Inhalt der Urkunden belegt die übliche Abfolge jedoch recht eindeutig. Oft ist in ihnen die Rede davon, im Falle des Scheiterns der minne solle die Entscheidung mit recht gesucht werden. Ferner berichten die Quellen von der erfolglosen Suche nach der minne und den daraufhin mit recht ergangenen Sprüchen.³ Dieser Befund erscheint logisch. Das recht sollte nur „ultima ratio“ sein und die friedenbringende minne davor

1 Hattenhauer, „Minne und recht“, S. 335 f. 2 Müller, Beschränkungen zur Binomialbildung im Deutschen, S. 15 ff., 18 ff., 32 ff., 47 f. 3 Siehe S. 83 ff.

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Verlauf

stets bemüht werden.4 Und während die minne vom Einverständnis der Parteien abhing und diese entschieden, ob die minne gelang oder nicht, lag das recht scheinbar nur in der Hand des Gerichts. Daraus ergibt sich diese Abfolge von alleine und entspricht dem, wie man sich auch heute die typische Abfolge von Vergleichsversuch und gerichtlicher Entscheidung vorstellt.5 Allerdings bestehen zum Verlauf, wie er nach heutiger Auffassung stattzufinden hätte, zwei gravierende Unterschiede: Erstens konnte den Vergleichsversuchen mit minne kein Verfahren mit recht folgen, wenn es schlicht kein Gericht gab. Zweitens konnte sich auch dem recht noch die minne anschließen. Das Verfahren mit recht fiel beispielsweise aus, wenn einem dinggenossenschaftlichen Gericht die Urteiler fehlten. Dann mussten die Beteiligten weiter nach der minne suchen. Von so einem Fall berichteten Bischof Lamprecht von Bamberg, Erwählter Bischof Johann von Cammin (Kanzler des Königs) und Bořivoj von Svinaře6 in einer Urkunde vom 14. März 1393.7 Die drei königlichen Räte hatten versucht, im Auftrag Wenzels die „zweyungen“ zwischen Wenzel selbst und anderen Fürsten und Herren auf der einen Seite und der Stadt Straßburg auf der anderen Seite beizulegen. Ausgelöst hatte den Krieg der Straßburger Bürger Bruno von Rappoltstein. Dieser hatte erst den englischen Ritter John Harlestone gekidnappt, seine Heimatstadt damit fast ein Jahrzehnt in einen achtbringenden Konflikt mit König und Adel verstrickt und war schließlich zur anderen Seite übergelaufen, um seine Schulden nicht an Straßburg zurückzahlen zu müssen.8

4 Diestelkamp, Bürgerunruhen, S. 80 f. 5 Vgl. § 15a EGZPO (Obligatorisches Güteverfahren als Zulässigkeitsvoraussetzung der Klage), § 278 Abs. 2 ZPO (Der mündlichen Verhandlung geht eine Güteverhandlung voraus). 6 Lamprecht war 1384 Kanzler des Königs, ein wichtiges Mitglied des königlichen Rats (Hlaváček, Urkunden- und Kanzleiwesen, S. 181 ff.) und stammte aus dem elsässischen Niederadel (Wendehorst, Lamprecht von Brunn in: NDB 13, S. 463). Johann war von 1384 bis 1396, mit einer Unterbrechung im Jahr 1395, Kanzler (Hlaváček, Urkunden- und Kanzleiwesen, S. 183 ff., dort unter dem Namen „Hanko Brunonis aus Prag“). Er hatte Kirchenrecht studiert (Moraw, Gelehrte Juristen, S. 97). Bořivoj war eine zentrale Person am königlichen Hof. Er ist einer der am meisten genannten Relatoren (Hlaváček, Urkunden- und Kanzleiwesen, S. 470). Relatoren waren Personen, die den Beurkundungsbefehl des Königs der königlichen Kanzlei vermittelten (Hlaváček, Urkunden- und Kanzleiwesen, S. 240 ff.). Er stammte zwar aus einem kleinen tschechischen Rittergeschlecht, wurde aber von Wenzel im April 1392 zum Landvogt in Schwaben und im Elsass ernannt (Hilsch, Bořiwoj von Swinaře, S. 436). Alle drei waren mehrfach für Wenzel kommissarisch tätig gewesen (Rödel, URH 13, S. XLII f.). 7 Fritz, UB Straßburg 6, S. 440 ff., Nr. 748, 1393 März 14 (URH 13 Nr. 55). Siehe zu dem Konflikt S. 48 f. und S. 87 f. 8 Siehe hierzu Albrecht, Rappoltstein, Bruno von in: ADB 27, S. 308 ff.; Hilsch, Bořiwoj von Swinaře, S. 440 ff.; Rödel, URH 13, S. 4.

Erst minne, dann recht?

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Am 1. Januar 1393 hatte Wenzel mit Straßburg endlich einen Frieden beschlossen und die Stadt aus der Acht entlassen.9 Bořivoj sollte laut der königlichen Urkunde „ein gleich recht besetzen“ mit ehrbaren Herren, Rittern und Knechten des Pfalzgrafen Ruprechts dem Älteren, des Mainzer Erzbischofs („des von Meincz“), anderen Fürsten vom Rhein oder „mit andern erbern herren, rittern und knechten, die in beider seyte gleich sind und nemlichen, die nicht des kriges und ouch der herren, die der krige angeet, diner noch mane sind und die mit dem krige nicht zu schicken haben“. Das Gericht sollte mit neutralen, am Krieg unbeteiligten Adligen besetzt werden, die sich nicht in Abhängigkeitsverhältnissen zu den involvierten Adligen befanden. Was man mit der minne verrichten möge, sollte Bestand haben; was aber mit der minne nicht verrichtet werden könne, darüber sollte das recht gesprochen werden. Zwei Tage später gab Wenzel seinen Räten Lamprecht, Johann und Bořivoj Vollmacht, beiden Seiten Tage anzusetzen und befahl den Kriegsparteien, Folge zu leisten.¹0 Die Tage stellten sich allerdings als schwierig heraus. Am 14. März 1393 konnten die königlichen Räte keinen Vergleich zwischen den Parteien erzielen.¹¹ Aber auch das recht scheiterte. Es fehlten die neutralen Adligen, die das Gericht bilden sollten. Zwar waren einige schon zu einem früheren Termin da gewesen. Ein paar davon waren aber wieder „von dannan ritten“, einer „von gottes gewalt und verhecknisse [. . . ] krang worden, der noch siner gnaden wartet“ und „einre, der eilteste ritter, der dahin kam, verschieden und dot“. Die Ritter, die noch da geblieben und weder krank noch tot waren, trauten sich so eine große Entscheidung nicht zu. Das recht hatte keinen „vúrganck“, konnte also nicht stattfinden. An dieser Situation hatte sich bis zum 14. März noch nichts geändert. Die beschriebene Problematik der Gerichtsbesetzung war kein Einzelfall. Gerade in der Phase von 1387 bis 1397, als Wenzel den deutschen Landen im Reich fernblieb und sich überwiegend in Prag aufhielt, fehlten auch am Hof oft die passenden Urteiler.¹² Diese Umstände zeigen, dass teilweise das recht gar keine Alternative zur minne darstellte. Diejenigen, die zwischen den Parteien verhandelten, wie z. B. die königlichen Räte im Fall der Stadt Straßburg, dürften sich noch intensiver um den Ausgleich bemüht haben. Für kriegserschöpfte Parteien war es umso dringlicher, eine Einigung zu erzielen. Hatten sie jedoch noch Kapazitäten frei und die Hoffnung auf den militärischen Sieg noch nicht aufgegeben, konnte das die Fronten bei den Verhandlungen verhärten. Schließlich drohte den Befürwortern einer harten Linie kein unvorteilhafter Rechtsspruch, bei dessen Missachtung sie jegliches königliches Wohlwollen verspielt hätten.

9 Fritz, UB Straßburg 6, S. 394 ff., Nr. 707, 1393 Januar 1 (URH 13 Nr. 3); Albrecht, Rappoltstein, Bruno von in: ADB 27, S. 310; Hilsch, Bořiwoj von Swinaře, S. 445. 10 Albrecht, Rappoltsteinisches UB 2, S. 300 f., Nr. 353, 1393 Januar 3 (URH 13 Nr. 4). Die Vollmacht bezog sich auch auf Sachen, die von „gebresten“ (Mängeln) von minne oder recht herrühren, also sollte an diesen Tagen wohl minne oder recht gefunden werden. 11 Fritz, UB Straßburg 6, S. 440 ff., Nr. 748, 1393 März 14 (URH 13 Nr. 55). 12 Rödel, URH 13, S. XI, XIX f.

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Verlauf

Dessen waren sich auch die Fürsten und Straßburger in Hagenau bewusst. Nachdem sie die problematische Gerichtsbesetzung geschildert hatten, beschrieben die königlichen Räte, was dann passierte: „und wann wir faste und in manigerleye wege mit beiden teilen geretde haben und vil wege suchetent, das wir sie guetlichen und frúntlichen mitteinander verrihtet hetten. und so wir das an sie brohtent, so muetetent die fuersten und herren an uns, das wir in das reht besetzen soltent und in ir klage vorgen lossen umbe alle sachen. und wann wir das den an die stat von Straszburg wúrbent, so antwúrtent sie uns, wanne in alle ire guetere, welcherleye die weren, gentzlichen widerkeret und sie dar ingesetzte wúrdent und in ouch alle ire schulde lipgedinge und versessen gúlte zuo voran bezalet weren, so woltent sie denne den fuersten und herren hinnach umbe alle ansprache gereht werden. und also kundent wir von beiden teilen andere antwúrte niht bekumen und keine frúntliche rihtunge mit der minne zwúschen in niht machen. und sider das reht ouch niht besetzet moehte werden von gebresten wegen, also vorgeschriben stat, [. . . ], sint wir ouch zuo rate worden [. . . ], das wir ein andern tag wol setzen moegent.“ Die Räte redeten demnach auf verschiedene Weisen mit beiden Seiten und suchten nach einer gütlichen Lösung. Als sie ihre Vorschläge an die Fürsten herantrugen, verlangten diese, das Gericht zu besetzen und ihre Klage hinsichtlich aller Punkte zuzulassen. Da sie höchst wahrscheinlich von den fehlenden Urteilern und der Weigerung der restlichen Ritter wussten, war das eine ziemlich höhnische Antwort. Noch dreister aber waren die Straßburger. Sie erklärten bereitwillig, den Fürsten und Herren in deren Klage gerecht werden zu wollen, wenn sie vorher in alle Güter wiedereingesetzt und Schulden etc. bezahlt worden waren. Die Räte konnten ihnen keine Zugeständnisse abringen, weshalb die minne scheiterte. Da das Gericht aus den vorher beschriebenen Gründen nicht besetzt werden konnte, beschlossen sie, einen neuen Tag anzusetzen. Bestimmt hatten die Räte sich gleich zu Beginn des Treffens um einen gütlichen Ausgleich bemüht. Nachdem aber das Gericht nicht zusammentreten konnte, versuchten sie weiterhin, die Seiten zu vergleichen. Die Parteien dachten aber gar nicht daran. Es fehlte eindeutig der Druck, den ein drohender Rechtsspruch auszuüben vermochte. Die minne brauchte sozusagen die Möglichkeit des rechts. In der darauf folgenden Zeit kam es noch zu mehreren Terminverschiebungen, und die Kriegsparteien nahmen die Fehdehandlungen wieder auf.¹³ Der zweite bereits eingangs genannte Unterschied zu heutigen Gerichtsverfahren lag darin, dass selbst nach einem Spruch mit recht die Verhandlungen nicht zwingend zu Ende sein mussten. Die minne konnte durchaus wieder aufgegriffen werden. 1390 geschah es genau so. Herzog Přemysl von Teschen, Hofrichter des königlichen Hofgerichts,¹4 hatte vier Schöffen und den Schultheiß der Stadt Friedberg beauftragt, „czweyuenge zue entscheiden mit mynne oder mit dem rechten“.¹5 Drei Familienstämme, 13 Albrecht, Rappoltstein, Bruno von in: ADB 27, S. 310 f. 14 Přemysl von Teschen war bereits unter Karl Hofrichter gewesen und deutscher Reichsvikar unter Wenzel (Caro, Przemyslaw I. in: ADB 26, S. 682). Somit spielte er am Prager Hof eine sehr wichtige Rolle. Zum Amt des Reichsvikars siehe Lammers, Reichsvikariat in: HRG 4, Sp. 807 ff. 15 Reimer, UB Hanau 4, S. 461 ff., Nr. 511, 1390 Januar 7 (URH 12 Nr. 206); siehe S. 161 f.

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nämlich Heilman von Speyer und seine Brüder auf der einen Seite, die Brüder Heinrich und Konrad Weiß auf der anderen Seite und schließlich Henne und dessen Bruder Lemchen Schilder auf der dritten Seite, waren in das Verfahren involviert. Alle waren Frankfurter Bürger.¹6 In ihrer Urkunde vom 7. Januar 1390 berichteten die Friedberger Schöffen Konrad von der Zit, Walter Schwarzenberg, Heilman Markel, Heinrich zu der Ziit und der Friedberger Schultheiß Rule zu dem Isenhut, wie sie den Auftrag ausführten. Ihre Schlichtungsbemühungen zu Beginn verpufften wirkungslos. Sie protokollierten in ihrer Urkunde: „Dovone so han wir czuoschen ÿn versücht, dye mynne mit flisze, die uns nicht mochte folgen“. Es gelang ihnen nicht, für alle drei Seiten einen befriedigenden Vergleich zu erzielen. Darum nahmen sie sich Ansprache, Antwort und Briefe der Parteien vor und ließen Herren, Ritter, Knechte und andere ehrbare Leute sie belehren. Schließlich einigten sich die fünf Friedberger Richter auf ein Ergebnis,¹7 notierten ausführlich das Wortgefecht der Parteien und hielten ihren Spruch „zue rechte“ fest. Die drei Familien stritten um das Gericht und Dorf Fechenheim samt zugehörigen Gewässern, Wasserstraßen, Wachen, Fischereien, Wäldern und Weiden. Die von Speyer behaupteten, König Ludwig habe ihnen und ihren Erben das Gericht als Lehen gegeben und die anderen behinderten sie an der Ausübung. Die Gebrüder Weiß entgegneten, ihr verstorbener Vater und ihre Mutter hätten ein Drittel des Gerichts von Konrad von Löwenstein gekauft, und im Übrigen sei die Mutter ohnehin Erbin des Konrads gewesen. Damit wollten sie klarstellen, dass auch bei einem ungültigen Kauf ihnen ein Drittel Anteil zustünde. Wäre das Gericht nämlich Reichslehen gewesen, so hätte die Familie es gar nicht käuflich erwerben können.¹8 Ferner hätten sie die von Speyer nie gehindert, das ihnen gehörende Drittel auszuüben. Mit denselben Worten verteidigten sich die Schilders und begründeten ihren Anspruch auf das letzte

16 Rotter, URH 12, S. 195, Nr. 237. 17 Die Übertragung bei Rotter, URH 12, S. 173 lässt vermuten, die Parteien hätten sich auf ein Ergebnis mit recht geeinigt. Die Aussteller der Urkunde berichteten aber: „Darumbe han wir vor uns gnommen ir allir parthye ansprache und antwürte und auch ander brieve, die uns von yn geandelogit sint worden, und han uns darnach herfaren und gelernet an herren, rittern und knechten und andirs an vil erbern luoten und versteen uns selbir keines beszirn und sin des alle fuonffe mit eyn ubirkommen und eynmuodig wordden, alse daz hernach geschriben stet.“ Die Schöffen und der Schultheiß hatten sich mit Rede und Widerrede der Parteien und den von den Parteien vorgelegten Briefen beschäftigt und sich bei Herren, Rittern, Knechten und vielen anderen ehrbaren Leuten erkundigt. Sie gaben an, es selbst auch nicht besser zu wissen. Alle fünf seien übereingekommen, wie es im Folgenden geschrieben stehe. Es folgte der Spruch mit recht. Die „fuonffe“ bezieht sich nicht auf die Streitparteien. Von denen gab es nur drei, bestehend aus mindestens neun Personen, denn ausweislich der Urkunde war Heilman von Speyer nicht allein, sondern in Begleitung seiner vier Brüder. Mit den „fuonffe“ können nur die vier Schöffen und der Schultheiß gemeint sein. Das Regest lässt den Schöffen Heinrich zu der Ziit aus, was vermutlich zur falschen Zuordnung führte. 18 Auge, Lehnrecht, Lehnswesen in: HRG 3, 2. A., Sp. 719, 731.

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Drittel. Der verstorbene Henne von Speyer habe ihrer Mutter und ihrem Bruder¹9 seinen Anteil als Seelgerät²0 gegeben. Sie hätten das Dorf vom König als Lehen erhalten. Gemeint war wohl der aktuelle König Wenzel, da sie kein selig an den Titel anhängten. Die von Speyer argumentierten daraufhin, die Briefe über den Kaufvertrag zwischen Konrad von Löwenstein und den Weißens sagten nichts darüber aus, ob das Gut tatsächlich als Eigentum verkauft worden wäre. Hinsichtlich der Lehnsurkunde der Schilders merkten sie an, ihre Urkunde sei älteren Datums. Die fünf Friedberger beschlossen, nachdem sie sich erkundigt hatten²¹ und es selbst auch nicht besser wussten, aus den von Speyer’schen Briefen gehe nicht hervor, ob das Dorf, Gericht und Gut Fechenheim damals Lehen gewesen wäre. Deshalb sollten alle drei Familien so verbleiben wie es zu der Zeit war, als König Wenzel es ihnen zu Lehen gab. Wenn aber die von Speyer beweisen könnten, dass Fechenheim schon zu der Zeit Lehen war, als ihr Vetter Henne von Speyer es inne hatte, dann sollten sie es in dem damaligen Umfang genießen. Sie sprachen damit jedem Stamm ein Drittel zu. Damit war einerseits eine unmissverständliche Regelung gefunden. Der Streit, ob Fechenheim schon früher denen von Speyer als Reichslehen angehört hatte, blieb andererseits offen und barg weiterhin Störungspotenzial. Denen von Speyer gelang es offenbar nicht, ihre Belehnung zu beweisen. Sie fühlten sich durch den Spruch gewiss ungerecht behandelt. Wahrscheinlich deshalb unterwarfen sich die drei Parteien ein halbes Jahr später dem Spruch des Grafen Johann von Sponheim dem Jüngeren.²² Er beurkundete diesen am 25. Juli 1390.²³ Darin erkannte er, die Gebrüder von Speyer hätten das Dorf und Gericht zu Fechenheim voll vom Reich zu Lehen empfangen. Dennoch habe er, Johann, sie „mit ir allir parthie willin und wissin fruntlich intschieden und gericht, also daz sie bii den lehin, mit namen ir igliche parthie bii irme teile, in gemeinschafft siczen sollen nach lehinsrechte.“ Er hatte also eine gütliche Einigung zwischen ihnen erzielt, wonach alle drei nach Lehnrecht zusammen und jeder seinen Anteil ausüben sollte. Außerdem regelte das Dokument die Erbfolge. Sollte einer aus den Familien ohne leiblichen

19 Es ist unklar, ob die Gebrüder Schilder damit ihren Bruder oder den ihrer Mutter, also ihren Onkel, meinten. 20 Eine Stiftung zugunsten des Seelenheils, Heyne, DWB 10, Abt. 1, Sp. 44. 21 Rechtliche Beratungen in Form von Gutachten sind aus dem gelehrten Recht bekannt, vgl. Ernst, Rechtserkenntnis durch Richtermehrheiten, S. 67. Hier aber berichteten die Schöffen, sie hätten „gelernet an herren, rittern und knechten und andirs an vil erbern luoten“, d. h., sie holten keine Gutachten gelehrter Juristen ein, sondern befragten ehrbare Leute, die ihnen das recht erläuterten. 22 Rotter, URH 12, S. 195, Nr. 237. 23 Reimer, UB Hanau 4, S. 479, Nr. 532, 1390 Juli 25 (URH 12 Nr. 238). Johann war zu der Zeit auch Hofrichter Wenzels, nannte diese Funktion aber nicht am Anfang der Urkunde und siegelte nicht mit dem Hofgerichtssiegel, sondern mit seinem eigenen. Er wurde demnach privat tätig, wobei er freilich Erfahrung und Ansehen als Hofrichter mitbrachte, siehe Rotter, URH 12, S. 196.

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Lehnserben versterben, dann sollte das Lehen an die Ganerben²4 aus diesem Stamm fallen. Sollte ein Stamm ganz ohne leiblichen Lehnserben aussterben, dann sollte das Lehen an die anderen Ganerben und Stämme gehen. Wirtschaftlich betrachtet war genau der Status quo vereinbart, den die Friedberger auch schon zu recht gesprochen hatten, nämlich die Ausübung des Lehens durch alle drei Parteien. Zugunsten der Gebrüder von Speyer stellte die Regelung jedoch nun klar, dass sie den Streitgegenstand als Reichslehen erhalten hatten. Auch wenn sich diese Erkenntnis weder auf Finanzen noch Macht positiv auswirkte, war es für sie ein symbolischer Sieg und bestätigte ihren zuvor im Rechtsstreit vertretenen Standpunkt. Um diese Feststellung zu erreichen, mussten sie nun keine Verfahren mehr anstreben oder Beweise antreten. Darüber hinaus hatte die erneute Verhandlung zu einer Erbregelung geführt. Diese ermöglichte einen Frieden auch für die ferne Zukunft, da jetzt nicht mehr ein Todesfall den erzielten Ausgleich durchkreuzen konnte. Der Konflikt um das Gericht und Dorf Fechenheim zeigt eindrücklich, dass das recht hier darauf beruhte, was sich anhand der alten schriftlichen Dokumente beweisen ließ. Der Rechtsspruch schuf vermeintlich klare Verhältnisse, die den Parteien aber nicht weiterhalfen, weil weiter Unfrieden herrschte. Die Vorstellung, gegen den Willen derer von Speyer einen Rechtsspruch durchsetzen zu können, war abwegig. Schließlich gibt es noch die Fälle, bei denen Parteien einen Spruch mit recht später als freundlich zustande gekommen deklarierten. Hierzu zählt der oben²5 beschriebene Spruch des Pfalzgrafen Ruprecht in der Angelegenheit des falschen Woldemars.²6 Der Spruch erging am 14. Februar 1350. Am nächsten Tag erklärten Karl und Ludwig gemeinsam, den Spruch halten zu wollen.²7 Pfalzgraf Ruprecht habe sie „friuntlich und einmuntlich mit an ander entscheiden“.²8 Gleichzeitig handelte es sich bei Ruprechts Entscheidung aber – zumindest in den wesentlichen Punkten – um eine Entscheidung mit recht, was aus seinen einleitenden Worten eindeutig hervorgeht. Er beschrieb nämlich, wie er sich von den anwesenden Fürsten und Herren im recht unterweisen ließ, um zu wissen, wie er entscheiden sollte. Dann folgte seine Entscheidung, die ihm selbst e „billich und reht“ erschien, „by dem eyde und triwen, da mit wir dem heyligen riche verbunden sin.“ Ein Spruch auf den eid erfolgte jedoch stets nur bei Entscheidungen mit

24 Ganerben waren eine Gemeinschaft von Besitzern und Erben, dessen Mitglieder ihren Anteil, sollten sie ohne männliche Nachkommen versterben, in der Regel an die restlichen Ganerben vererbten. Mit einer Ganerbschaft konnte Familiengut geschlossen von einer Familie gehalten und Zerstückelung vermieden werden. Siehe hierzu Ogris, Ganerben in: HRG 1, 2. A., Sp. 1928 ff.; Lexer, Mhd. Hwb. 1, Sp. 735; Benecke/Müller, Mittelhochdeutsches Wörterbuch 1, Sp. 439b; von Künßberg, DRW 3, Sp. 1150 f.; Grimm/Weigand/Hildebrand, DWB 4, Abt. 1, Teil 1, Sp. 1215 ff. 25 Siehe S. 50 ff. 26 Hrubý, Archivum Bohemiae 2, S. 172 ff., Nr. 136, 1350 Februar 14 (URH 6 Nr. 217). 27 Kühn, MGH Const. 10, S. 33 f., Nr. 44, 1350 Februar 15 (URH 6 Nr. 218). 28 Karl verwendete in einer Urkunde, die er am selben Tag ausstellte, dieselbe Formulierung, Riedel, CD Brandenburg. II 2, S. 269 ff., Nr. 903, 1350 [Februar 15] (URH 6 Nr. 219).

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recht, nicht bei solchen mit minne.²9 Außerdem betont der Text bei einem Punkt ausdrücklich, dass genau dieser „mit ir beyder willen, wizzend und wort zuo einer friuntschaft und minne“ geregelt wurde. Deshalb einigten sich Karl und Ludwig wahrscheinlich erst in Anbetracht von Ruprechts Spruch, ihn zu akzeptieren und gemeinsam ihr nun harmonisches Verhältnis zu demonstrieren, indem sie den Spruch als freundlich bezeichneten. Dafür spricht auch ein Zitat weiter unten in der Urkunde: Karl und Ludwig geben an, der Pfalzgraf habe „redelich und reht ueber alle sache, puende und artykel fune den und gesprochen“ und sie „getriwlich und friuentlich bewart“. Karl hatte als König die Aufgabe, den Frieden zu sichern. Das führte dazu, dass ein Urteil gegen ihn nicht mit Zwang durchgesetzt werden konnte, ohne dass er mit seinem Verhalten zum Unfrieden beigetragen hätte. Wenn also der Spruch für ihn akzeptabel war, dann konnte er ihn auch gleich als freundlich bezeichnen. Ähnlich verhielt es sich bei dem schon besprochenen Streit zwischen den drei Städten des Rheinischen Städtebunds und der Stadt Nürnberg.³0 Mainz, Worms und Speyer mussten nach dem Süddeutschen Städtekrieg Reparationen leisten und verlangten von Nürnberg, sich zu beteiligen. Am 8. Juli 1398 verurteilte das Hofgericht die drei Städte, den Nürnbergern ein freundliches recht vor dem königlichen Hofgericht zuzusichern.³¹ Am 13. Juli 1398 sicherten die Städte den Nürnbergern zu, sie nur vor dem königlichen Hofgericht in Anspruch nehmen zu wollen.³² Dies geschah nach ihren Worten jedoch, weil es „frewntlichen geredt und geteidingt“ worden war, also nach gütlicher Übereinkunft. Das Verfahren ist somit ebenfalls ein Beispiel für ein Urteil mit „recht“, was die unterlegene Partei später als Vergleich charakterisierte. Bei diesen beiden Fällen gibt es keine Hinweise auf Nachverhandlungen. Sie unterscheiden sich insofern vom Streit der Familien von Speyer, Weiß und Schilder um Fechenheim, da dort das Verfahren tatsächlich noch fortgeführt wurde. Gemeinsam ist ihnen jedoch die gesichtswahrende Funktion, die der Umdeutung eines Urteils in einen Vergleich innewohnt. Auf diese Weise gab es keinen Verlierer und keinen rechthabenden Gewinner. Hinzu kommt ein weiterer Aspekt: Die Parteien brachten mit der Bezeichnung des Spruchs als gütliche Einigung denjenigen, die die Entscheidung mit recht gefunden hatten, Respekt entgegen. Sie signalisierten hierdurch, das Ergebnis sei für beide Seiten ausgewogen und optimal. Damit taten sie öffentlich kund, die Entscheider hätten mit ihrem Urteil richtig gelegen, was deren Ansehen als Richter letztlich vergrößerte. In manchen Fällen standen Parteien möglicherweise deshalb unter Druck, sich dem mit recht ergangenen Spruch vollständig unterzuordnen und dem Gericht so Ehre zu erbieten, indem sie ihre Zustimmung zum Spruch zeigten. Das kam aber nur in den 29 Siehe S. 155 ff. 30 Siehe S. 53 ff., 122 ff. 31 A StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Urkunden vor 1401, MA 1992, 2740, 1398 Juli 8 (URH 14 Nr. 234). 32 A StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Urkunden vor 1401, MA 1992, 2743, 1398 Juli 13 (URH 14 Nr. 239).

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Verfahren in Betracht, bei denen keine Gleichrangigkeit zwischen Parteien und Gericht vorlag, sodass überhaupt ein Druck „von oben“ ausgeübt werden konnte. Bei dem Streit der drei rheinischen Städte und Nürnberg vor dem königlichen Hofgericht ist das grundsätzlich denkbar. Kein vergleichbares Machtgefälle lag hingegen zwischen König Karl und Pfalzgraf Ruprecht, der in der Sache des falschen Woldemars entschied, vor. Auch im Streit um Fechenheim erscheint Derartiges wenig wahrscheinlich. Zwar hatten die Friedberger den Fall vom Hofgericht kommissarisch übertragen bekommen, was ihnen ein gewisses Maß an Autorität verlieh. Dennoch wog ihre Meinung wohl nicht so schwer wie die des Hofgerichts selbst. Der Grund für ein erneutes Verfahren vor Graf Johann von Sponheim war doch eher die Einsicht aller Parteien, dass ein unbefriedigender Spruch mit recht keinen Bestand haben würde und gegen den Willen der Beteiligten auch nicht durchgesetzt werden konnte.

2 clage, antwort, kundschaft und beweisung verhören Wichtige Aspekte der Verhandlung waren stets und bei jeder Gerichtsform, die Parteien anzuhören und mitgebrachte Beweise, wie z. B. Briefe und Urkunden, auszuwerten. Nach dem Wortlaut der Urkunden zu urteilen waren dabei Parteivortrag und eigentliche Beweisauswertung nicht getrennt. Die hier gewählte Kapitelüberschrift ist einem Urkundenzitat³³ entlehnt und gleichzeitig exemplarisch. Den Parteivortrag, in den Urkunden oft ansprache, antwort, rede und widerrede genannt, erwähnten die Urkundenaussteller regelmäßig in einem Atemzug mit kundschaft, beweisung und briefen.³4 Aus den Texten können Informationen über den konkreten Ablauf der Verhandlungen mit minne oder recht gewonnen werden. Die genannten Mittel der Sachverhaltsaufklärung werden nämlich sehr häufig im direkten Zusammenhang mit minne oder recht aufgezählt. Interessant ist dann die Beobachtung, ob Anhörung und Beweisauswertung schon während des minne-Verfahrens stattfand oder erst für die rechts-Findung eine Rolle spielte. Hierbei ist allerdings zu differenzieren, ob die Textstellen eher eine formelhafte Aneinanderreihung enthalten oder ob aus ihnen tatsächlich klar hervorgeht, wann was erfolgte bzw. zu erfolgen hatte. Die formelhaften, ambivalenten Nennungen kommen insbesondere bei Urkunden vor, mit denen der Kaiser oder König einer Person das Verfahren kommissarisch übertrug oder den Parteien die Übertragung bekanntgab. Hierbei gab er dem Beauftragten Anweisungen bzw. ließ die Parteien davon wissen. Die Urkundentexte lassen die konkreten Mittel wie rede und briefe meistens aus und lauten typischerweise: „empfehlen [. . . ], daß er sie beede verhören soll und sie denn mit den Rechten oder mit der Minne

33 A GLA Karlsruhe, D 440, 1397 Oktober 14 (URH 14 Nr. 78). 34 Foltz, UB Friedberg 1, S. 297 f., Nr. 600, 1377 August 18 (URH 10 Nr. 441); Mader, Sichere Nachrichten 1, S. 205 (Auszug), 1388 Oktober 3 (URH 12 Nr. 55); Foltz, UB Friedberg 1, S. 487, Nr. 767, 1399 August 31 (URH 14 Nr. 337).

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umb alle Sachen gentzlich verrichten soll“ ³5; „der sie beiderseit fur sich betagen sol und noch ir beider furlegung sie entrichten mit der minne oder mit dem rechten.“ ³6 oder „sachen, kriege und zweytrachte [. . . ] haben wir befolhen [. . . ] von unsern wegen zwischen úch zu verhorende und sie, moechte das mit der minne nicht gescheen, mit dem rehten genczlichen hinzuolegen und zuo entscheiden.“ ³7 Ausführlicher und ähnlich der Kapitelüberschrift konnte es auch „ihre Kundschaft, Briefe, Rede, und Antwort zu verhoeren und alle Sache mit der Mynne oder mit dem Rechten zu entscheiden“ ³8 heißen. Des Weiteren benutzen Anlassbriefe, mit denen Parteien ein Schiedsgericht einrichteten, mehr oder weniger knappe Formulierungen, z. B. „daz sie nach unsir beidir rede, bewisunge und wiszende alle sache, die zwiszen uns gewest sin bizher, [. . . ], gancze macht und gewalt haben sullen uns zu entscheiden und zu richten nach mynne odir nach recht“ ³9; und „dieselben fuenf odir der mererteil unter in sullen durch minne und rechts gewaltig sein nach beder partien clag fuerlegunge und antwuert“ 40. Diese Formulierungen können auf eine chronologische Reihenfolge hindeuten. Demnach hätten die Richter erst die Parteien und Beweismittel verhört – auch Briefe und Urkunden wurden nach dem Mündlichkeitsprinzip verhört, nicht gelesen –, dann die minne versucht und schließlich mit recht entschieden. Mit Sicherheit kann die Abfolge hieraus jedoch nicht geschlussfolgert werden. Die Bestimmung, der kommissarische Richter solle verhören oder nach vorlegung entscheiden, kann die bloße Sachverhaltsermittlung meinen, aber auch die Anweisung enthalten, der Richter solle auf jeden Fall rechtliches Gehör gewähren. Der Grundsatz des rechtlichen Gehörs (lateinisch audiatur et altera pars) besagt, beiden Seiten Gelegenheit zu gewähren, ihre Sicht der Dinge zu schildern. Er war schon im antiken Athen und Rom bekannt, und Eike von Repgow erwähnt ihn im Sachsenspiegel.4¹ Für die mittelalterliche und frühneuzeitliche Rechtsprechung war er so zentral, dass etliche Rathäuser und Gerichtsstuben mit der Inschrift versehen wurden.4² Somit gaben naturgemäß auch Karl und Wenzel den kommissarischen Richtern dieses Prinzip mit auf den Weg, damit eine Entscheidung mit recht diesem Maßstab entsprach. Derselbe Gedanke gilt für Parteien, die in den Anlassbriefen ihren Schiedsrichtern die Richtung vorgaben. Die minne

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Schön, UB Schönburg Nachträge, S. 91 f., Nr. 157, 1355 Dezember 2 (URH 7 Nr. 40). Winkelmann, Acta Imperii inedita 2, S. 641, Nr. 981, 1381 September 16 (URH 11 Nr. 121). Fritz, UB Straßburg 6, S. 608 f., Nr. 1047, 1396 April 30 (URH 13 Nr. 309). Mader, Sichere Nachrichten 1, S. 205 (Auszug), 1388 Oktober 3 (URH 12 Nr. 55); siehe auch Förstemann, Urkundliche Geschichte Nordhausen, 2. Abt., S. 21 ff., Nr. 21, 1354 März 12 (URH 6 Nr. 529). Mendl, Regesta Bohemiae 6,1, S. 497 f., Nr. 816, 1358 Mai 6 (URH 7 Nr. 349). A BayHStA München, Kurbayern Urk. 12808, 1389 Mai 6 (URH 12 Nr. 127); ähnliche Wortwahl in A BayHStA München, Kurbayern Urk. 12807, 1389 Juni 15 (URH 12 Nr. 143). Landrecht I 62 § 7, Eckhardt, MGH Fontes iuris N. S. 1,1, S. 118. Wacke, Audiatur et altera pars in: HRG 1, 2. A., Sp. 327; auch im Rathaus der Stadt Münster in Westfalen steht der Spruch auf Deutsch und Latein auf einer Tafel.

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könnte dann bei diesen Direktiven dazwischen „gerutscht“ sein, weil sie paarformelhaft eben an dieser Stelle zum recht gehörte, außerdem die Richter erinnerte, ebenso die gütliche Einigung anzustreben, und im Übrigen minne oder recht hier wieder in einheitlicher Bedeutung für das gerichtliche Verfahren stand. Da die Verfahren bei diesem Typus Urkunden noch in der Zukunft lagen, wissen wir nicht, wie sie letztendlich verliefen. Soweit zu diesen Verfahren weitere Urkunden überliefert sind, berichten sie nicht über eine konkrete Verhandlung bzw. über diese Verhandlung nicht hinreichend ausführlich. Aussagekräftiger sind dagegen die Urkunden, die ein Verfahrensergebnis festhalten und dabei den Ablauf schildern sowie die kommissarischen Übertragungen und Anlassbriefe, die genauere Ausführungen zum geplanten Vorgehen enthalten. Eine sehr eindeutige Vorgabe machte König Wenzel am 31. August 1399, als er dem Bürgermeister, dem Rat und den Bürgern der Stadt Friedberg mitteilte, er habe ihren Streit mit den Burggrafen von Friedberg an den Erzbischof Johann von Mainz verwiesen.4³ Stadt und Burg lagen im Dauerclinch44, dieses Mal ging es um „gebeude und anderer sachen“. Wenzel schrieb nun der Stadt, der Erzbischof solle „gebrechen und czweyunge von unseren und des reichs wegen mit der mynne, beyder partey wissen oder sust mit dem rechten nach kuntschaft, underweisunge, rede, brife und antwurt beyder teile hinlegen und vorrichten“. Im Namen des Königs sollte Johann den Zwist vergleichsweise regeln oder erforderlichenfalls nach Kundschaft, Unterweisung, Rede, Briefe und Antwort beider Seiten mit recht entscheiden. Kundschaft kann in diesem Zusammenhang sowohl die Wissenskundgabe der Parteien als auch Dritter, also Zeugen, bedeuten.45 Wer wen in was unterweisen sollte, ist unklar.46 Rede, Briefe und Antwort enthielten den Vortrag der Parteien mit ihren Anschuldigungen und Rechtfertigungen, wobei die Briefe auch als Beweis dienen konnten. König Wenzel hatte dem Erzbischof also weder als verpflichtende Vorgabe noch als Strategie aufgetragen, bereits im Verfahren mit minne eine ausgiebige Anhörung und Sachverhaltsermittlung zu betreiben. Formulierungen, nach denen Anhörung und

43 Foltz, UB Friedberg 1, S. 487, Nr. 767, 1399 August 31 (URH 14 Nr. 337). 44 Siehe z. B. Mader, Sichere Nachrichten 1, S. 205 (Auszug), 1388 Oktober 3 (URH 12 Nr. 55); Foltz, UB Friedberg 1, S. 377 ff., Nr. 686, 1388 November 6 (URH 12 Nr. 63); Foltz, UB Friedberg 1, S. 384 ff., Nr. 688, 1389 Januar 14 (URH 12 Nr. 84); Foltz, UB Friedberg 1, S. 419 f., Nr. 704, 1391 Januar 11 (URH 12 Nr. 282); Foltz, UB Friedberg 1, S. 424 ff., Nr. 709, 1392 März 2 (URH 12 Nr. 367); Foltz, UB Friedberg 1, S. 426 ff., Nr. 710, 1392 [März – Mai] (URH 12 Nr. 391); Foltz, UB Friedberg 1, S. 431 ff., Nr. 712, 1392 [Mai] (URH 12 Nr. 402); Foltz, UB Friedberg 1, S. 436 ff., Nr. 713, 1392 Mai 31 (URH 12 Nr. 403); Foltz, UB Friedberg 1, S. 450 f., Nr. 730, 1394 Mai 4. 45 Dickel/Speer, DRW 8, Sp. 94 ff. 46 Vgl. aber S. 145 ff., wonach die Parteien vor einer gütlichen Einigung in ihrem Recht unterwiesen werden konnten.

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Sachverhaltsermittlung nur beim recht stattfinden brauchten, finden sich ebenso an anderen Stellen.47 Da der Grundsatz des rechtlichen Gehörs nur für das recht galt, sind diese Vorgaben durchaus logisch. Warum auch hätten König oder Parteien darauf bestehen sollen, eine Entscheidung mit minne, die schließlich den Konsens zwischen den Parteien erforderte, dürfe erst nach Parteivortrag und Beweisauswertung zustande kommen. Aus demselben Grund dokumentieren manche Urkunden Entscheidungen mit recht, denen zunächst ein Vergleichsversuch und erst dann Anhörung und Ermittlung voranging. Hierzu gehört der bereits bekannte Fall der Familien von Speyer, Weiß und Schilder, den die Friedberger Schöffen und der Schultheiß im Auftrage des Hofgerichts entscheiden mussten.48 Ganz ähnlich – und ebenso etwas frustriert – klingt die Urkunde des Deutschmeisters des Deutschen Ordens Johann vom Hain vom 18. August 1377.49 Karl hatte ihm befohlen und geboten, „czweyunge und myssehelle“ zwischen Stadt und Burg Friedberg, zwischen denen es, wie erwähnt,50 regelmäßig brodelte, „myt fruntschaff odir myt rechte“ zu entscheiden. Johann klagte: „Dy fruntschaff wir czuschin den beydin partyen myd erme wißin flißeclichin myd truwen dicke han virsucht, als kuntlich ist, und inkundin dy nyd finden.“ Bekanntermaßen habe er fleißig und getreu mehrfach5¹ die freundschaft mit wissen vergeblich versucht. „Sind wir sy nuo myd fruntschaff nyd gescheidin mogen, so han wir uffe beydir partyen schuldegunge, antworte und bryfe, dy sy uns beschrebin gebin hand und vor uns kommen sind, eyns rechten erfaren an fursten, an graven, an herrin, an rittirn, an knechtn und an vyl gudin ludin und sprechin ouch selbir czu rechte“. Nachdem ihm nun eine Entscheidung mit freundschaft nicht gelang, habe er sich anhand der Anschuldigungen, Antworten und Briefe, die beide Parteien ihm schriftlich gaben, bei Fürsten, Grafen, Herren, Rittern, Knechten und zahlreichen guten Leuten nach dem recht erkundigt und spreche seine Entscheidung auch selber zu recht. Diese Vorgehensweise klingt einigermaßen aufwendig und zeitintensiv. Johann wollte mit seinen Worten nicht nur betonen, wie sorgfältig und ausgewogen sein Urteil zustande gekommen war, sondern schilderte auch den chronologischen Ablauf. Insbesondere seine Verwendung von „sind“ (seit), „nuo“ (nun) und „so han wir“ weist auf die tatsächliche Reihenfolge hin. In Anbetracht der Mühen, die ein gewissenhafter Spruch mit recht verursachte, leuchtet das Vorgehen ein. Aber war es der Königsweg?

47 Albrecht, Rappoltsteinisches UB 1, S. 525 f., Nr. 679, 1354 Mai 10 (URH 6 Nr. 549): Karl ordnete ein paritätisch besetztes Schiedsgericht an; Verein für Lübeckische Geschichte und Alterthumskunde, UB Lübeck 3, S. 668 f., Nr. 622, 1367 September 17 (URH 9 Nr. 227): Karl beauftragte den Lübecker Rat mit einem Verfahren. 48 Reimer, UB Hanau 4, S. 461 ff., Nr. 511, 1390 Januar 7 (URH 12 Nr. 206); siehe S. 132 ff., 161 f. 49 Foltz, UB Friedberg 1, S. 297 f., Nr. 600, 1377 August 18 (URH 10 Nr. 441). 50 Siehe S. 139. 51 Benecke/Müller, Mittelhochdeutsches Wörterbuch 1, Sp. 323b und Lexer, Mhd. Hwb. 1, Sp. 422 f. übersetzen beide dicke mit oft.

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Kaiser Karl gelang es zumindest zweimal, die Parteien mit minne zu vereinen, nachdem er sich mit dem Sachverhalt gründlich auseinandergesetzt hatte. In dem einen Fall5² hatten ihn der Deutschordensmeister in Deutschland, Philipp von Bickenbach, und Ratmeister, Räte, Stadt und Bürger von Mühlhausen als Schiedsrichter angerufen. Die Parteien wollten durch ihn „mit rechte oder mit der minne fruentlichen“ entschieden werden.5³ Der Konflikt betraf das Machtverhältnis zwischen Stadt und Deutschem Orden. Insbesondere die Frage, welche Güter der in Thüringen sehr einflussreiche Orden in der Stadt kaufen und besitzen durfte, entzweite die Parteien.54 Daneben war unklar, ob sich die Mühlhausener im Bann befanden oder nicht. Da Karls Spruch „alle kosten alle schaden und alle smacheit, die denselben duczenherren wiedervaren sint“ für erledigt erklärte, hatte es wohl zuvor Übergriffe von Seiten der Stadt gegeben. Karl leitete seinen Spruch mit minne ein, er habe „beider partye ansprache, antwuorte, rede und vorderunge genczlich verhoret und verstanden“ und sie daraufhin mit Rat der Fürsten etc. „fruntliche mit der minne gesunet und verriechtet“. Beide Parteien waren demnach ausgiebig zu Wort gekommen, bevor Karl den Ausgleich fand. In dem anderen Fall55 agierte Karl ebenfalls als Schiedsrichter, jedoch gemeinsam mit Herzog Rudolf von Sachsen, Bischof Johann von Olmütz, Bischof Dietrich von Minden, Burggraf Burkard von Magdeburg, Borso von Riesinburg und Friedrich von Schönburg. Die Riege der Schiedsrichter ist beachtlich. Sie standen aber auch einer großen Aufgabe gegenüber: 15 Menschen waren gewaltsam zu Tode gekommen. Neun von ihnen hatten Albrecht Nothaft von Thierstein angehört, sechs dem Kloster von Waldsassen. Die Totschläger stammten von der je anderen Seite. Karl bekundete, er und seine Mitschiedsrichter hätten sich „umb die egenante zweiunge, ufleufe und kriege gentzliche erfaren von lieben leuten und han die egenante parteien davon mit der minne fruntliche und gutliche verrichtet und entscheidet“. Hier betonte er also nicht, die Parteien angehört zu haben. Allerdings hatten die Schiedsrichter sich von Zeugen den Sachverhalt erzählen lassen. Danach gelang ihnen ein Vergleich, dessen Worte recht bestimmt ausfielen. Für jeweils sechs Tote von beiden Seiten sollten die Parteien wechselseitig Ausgleichszahlungen an die Kinder der Verstorbenen leisten. Drei von den neun, die Albrecht angehört hatten, hätten aber „umb ire missetat den dot wole verdünet“. Deshalb erwuchsen aus ihrer Tötung keine Konsequenzen. Eine solche Meinung konnten sich 52 Wintruff, Die Reichsstadt Mühlhausen, S. 121 ff., Nr. 148, 1362 Februar 11 (URH 8 Nr. 281). 53 A HStA Dresden, O.U. 3675, 1362 Februar 4 (URH 8 Nr. 280): Anlassbrief der Stadt; ganz ähnlich der Anlassbrief des Deutschmeisters, B StadtA Mühlhausen, J 2 Nr. 1, Bl. 40 – 40v, 1362 Februar 4 (URH 8 Nr. 279). 54 Die Forschung geht überwiegend davon aus, der Orden habe sich seit Mitte des 14. Jahrhunderts im wirtschaftlichen Niedergang befunden, Jähnig, Deutschordensballei Thüringen, S. 28 ff. Sünder hält dem entgegen, dass der Orden gerade in Mühlhausen zu dieser Zeit rege baute und die allgemeine These deshalb nicht für jede Niederlassung gilt, Sünder, Der Deutsche Orden, S. 87. Nach der hier untersuchten Urkunde zu schließen breitete sich der Orden in Mühlhausen zum Unmut der Städter aus, was zu Sünders Annahme passt. 55 Winkelmann, Acta Imperii inedita 2, S. 558 f., Nr. 874, 1361 Mai 6 (URH 8 Nr. 193).

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Verlauf

die Schiedsrichter im Konsens mit den Parteien nur leisten, sofern sie tatsächlich über die Geschehnisse im Bilde waren. Es blieb offen, ob Albrecht schon Sühne geleistet hatte. Ihm wurde diesbezüglich, ähnlich wie bei einem Beweisurteil56, die Beweisführung zugebilligt. Unbekannt ist freilich, ob Karl in den genannten Fällen schon vor Anhörung und Sachverhaltsermittlung Einigungsversuche unternommen hatte. Die Quellen erwähnen es jedenfalls nicht. Dennoch war teilweise eine gründliche Aufarbeitung des Geschehens vor den Vergleichsverhandlungen explizit gewollt. Das zeigen wiederum Urkunden, die als Anlassbriefe Schiedsgerichte zusammenstellten oder mit denen der König Verfahren weiter delegierte. In diesen Texten gaben König und Parteien den Richtern auf, wie das Verfahren ablaufen solle. Einige von diesen Quellen formulieren schlicht eine Reihenfolge. Die Herzöge Friedrich von Bayern und Albrecht von Österreich bestimmten beispielsweise in ihren Anlassbriefen vom 3. Dezember 138257 für ihre Schiedsleute: „die sullent zu peder seit verhören vnser prief vrchund vnd furgab vnd nach der verhörung sullen versuchen, ob si vns in der mynne freuntlichen berichten mugen mit vnser paider tail wissen vnd willen.“ Die Brief- und Urkundenauswertung sollte hier einfach den Vergleichsverhandlungen vorangehen.58 In einem anderen Fall wies König Wenzel eine Partei an, sowohl zu dem Verfahren mit minne als auch zu dem Verfahren mit recht mit sämtlichen Beweismitteln zu erscheinen.59 Es handelt sich um den Streit zwischen Graf Johann von Sponheim und Graf Emich von Leiningen um das Burglehen zu Selz. Wenzel gab das Verfahren an Erzbischof Konrad von Mainz ab. Konrad sollte versuchen, die Parteien mit minne zu verrichten oder bei Misslingen das „recht, mit des heiligen Reichs Mannen die darzu gehoren“ zu besetzen. Die Vergleichsverhandlungen konnte Konrad demnach alleine unternehmen, für den ggf. erforderlichen Rechtsspruch war Verstärkung vonnöten. Dadurch teilte sich das Verfahren zwangsläufig in zwei voneinander getrennte Abschnitte. Wenzel schrieb Johann, er solle zu dem von dem Erzbischof festzusetzenden Termin „dann mit Deinen Kuntschaften und briven fur ihn“ kommen und abwarten, ob der Erzbischof einen Vergleich zustande bringe. Falls aber „die Verrichtung nach der mynne nicht dargen

56 Siehe zu Beweisurteilen Oestmann, Gerichtsbarkeit und Verfahren, S. 52, 72. 57 Trinks, UB des Landes ob der Enns 10, S. 139 ff., Nr. 187, 1382 Dezember 3 (URH 11 Nr. 163); Trinks, UB des Landes ob der Enns 10, S. 139 ff., Nr. 188, 1382 Dezember 3 (URH 11 Nr. 165). 58 Siehe auch Fritz, MGH Const. 11, S. 61, Nr. 93, 1354 März 12 (URH 6 Nr. 528) und Förstemann, Urkundliche Geschichte Nordhausen, 2. Abt., S. 21 ff., Nr. 21, 1354 März 12 (URH 6 Nr. 529): Karl übertrug den Räten von Nordhausen und Erfurt ein Verfahren; A StadtA Fulda, Urkundenselekt Nr. 8, 1367 November 18 (URH 9 Nr. 235): Die Parteien einigten sich vor dem königlichen Hofgericht, ein paritätisch besetztes Schiedsgericht einzurichten. 59 B BayHStA München, Grafschaft Sponheim Urk. 839, 1394 Dezember 8 (URH 13 Nr. 178); siehe bereits S. 70 f.

clage, antwort, kundschaft und beweisung verhören

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mochte, So wollen Wir das Du dann dorselbst vor uns Reichs Mannen die dortgenant gesetzet werden mit Deiner Kuntschaft furkomest und do uber solche sachen des rechten pflegest.“ Johann sollte nicht erst beim recht vor des Reichs Mannen, sondern auch für das Verfahren mit minne Zeugen und Urkunden parat haben. Für Wenzel schien hier also die Sachverhaltsermittlung bereits für eine erfolgreiche Vergleichsverhandlung essentiell. Schließlich gab es noch die Verfahren, bei denen die Faktensammlung komplett vorgelagert wurde. Dies konnte geschehen, indem die Parteien ihre Ansprache und Antwort vorab ihrem Schiedsrichter schriftlich zukommen ließen.60 Alternativ konnte der Schiedsrichter selbst eine Person mit der Aufklärung beauftragen. Karls erster Regelungspunkt in einer von ihm zwischen den Kontrahenten Erzbischof Gerlach von Mainz und den Landgrafen Heinrich und Otto von Hessen ausgehandelten Schiedsvereinbarung6¹ lautete dementsprechend: „czu dem ersten daz wir zu stunt einen auz unsiren Rat gen Hessen senden wollen dahin da die Bruche geschehen sein und missehellueng ist der sol sich ervaren umb alle Brueche und missehellung und alle sach wie die gehandelt sind und sol die genczlich und kuentlich beschreiben“. Das Ratsmitglied sollte umgehend nach Hessen reisen, sich über den Konflikt erkundigen und dessen Verlauf komplett aufklären und beschreiben. Erst danach sollten die Parteien jeweils zwei ihrer freunde zusammen mit dem Ratsmitglied zum Kaiser senden. Dort sollten die vier Schiedsleute die freundschaft suchen und anderenfalls das recht sprechen. Bereits für die Vergleichsverhandlungen sollte in diesem Verfahren der Sachverhalt durch einen Dritten ermittelt worden sein. Die Schiedsleute standen den Parteien nahe und konnten sich somit von ihnen die Fakten darlegen lassen, wenn sie ihnen nicht ohnehin bekannt waren. Dennoch war geplant, schon der Vergleichsverhandlung den Sachverhalt, wie ihn das Ratsmitglied beschrieben hatte, zu Grunde zu legen. Dasselbe Phänomen fällt auch beim Schiedsverfahren zwischen den Vögten König Wenzels und des Markgrafen Friedrich von Meißen auf.6² Als die Vertreter der beiden Herren einen gemeinsamen Plan erarbeiteten, um den Streit zwischen den Vögten mit minne oder einem freundlichen recht beizulegen, kam die Aufgabe der vorgelagerten Sachverhaltsaufklärung dem Obmann Landgraf Balthasar von Thüringen zu. Die gemeinsame Urkunde regelte hierzu: „Item umbe Bergow und Vhma die stete, die da beschediget unde abgebrand syn, des synt beide der kunig unde die marcgraven unde die

60 So in Weizsäcker, DRTA 1, S. 296 ff., Nr. 172, 1380 September 8 (URH 11 Nr. 89) und A BayHStA München, GehHA, Hausurkunden 2489, 1380 September 8 (URH 11 Nr. 90): Ausfertigungen des Friedensvertrags von Pfalzgraf Ruprecht dem Älteren und Erzbischof Adolf von Mainz, womit sie sich wegen des Streits zwischen Ruprecht, Bischof Gerhard von Würzburg, Burggraf Friedrich von Nürnberg, Graf Johann von Wertheim auf der einen und Adolf auf der anderen Seite auf den König als Schiedsrichter verwillkürten. 61 A StA Marburg, Bestand Urk. 1 Nr. 3468 (alt: II/2 (Samtarchiv) Schubl. 46 Nr. 25), 1366 September 12 (URH 9 Nr. 141). 62 Posse/Ermisch, CD Saxon. Reg. I B 1, S. 139 f., Nr. 185, 1386 August 13 (URH 11 Nr. 356); siehe zu dem Verfahren S. 65, 117 ff.

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Verlauf

teidingslute komen an den hochgeborn Balthasar lantgraven zcu Duringen unde marcgraven zcu Missen als an einen obe[r]man, der da virhoren unde innemen sal von des kuniges unde syner amptlute unde vogte wegin und ouch der marcgraven wegin unde syner vogte, worumbe unde umbe wilche sachen der schade unde brand geschen sie“. Balthasars Aufgabe war, im Namen des Königs und des Markgrafen zu ergründen, warum die Städte Berga und Auma abgebrannt und welche Sachen beschädigt waren. Dessen Ergebnis sollte für die Parteien verbindlich feststehen: „unde waz derselbe lantgrave daryn unde darumbe sprechen wirdet, des sollin beide teil gevolgig unde gehorsam syn.“ Sobald Balthasar sein Ergebnis verkündete („wenne der vorgnante lantgraff umbe solche schaden unde brende usgesprochin hat“), sollte binnen 14 Tagen eine Entscheidung mit recht erfolgen, falls die Parteien nicht mit der minne berichtet werden konnten. Bei diesen Vergleichsverhandlungen standen Ursache und Folgen der Brände nicht mehr zur Diskussion. Die Faktenlage war durch Balthasars Spruch abschließend geklärt. Mit Parteianhörung und Beweisauswertung nicht erst bis zum Verfahren mit recht zu warten, war folglich in gleicher Weise möglich und keinesfalls ungewöhnlich. Diese Vorgehensweise kann durchaus strategisch bedingt gewesen sein. Je gerechter der Vergleichsvorschlag, desto höher war die Wahrscheinlichkeit, dass die Parteien ihm zustimmten. Eine wirklich faire Lösung konnte aber nur derjenige anbieten, der beide Seiten anhörte und möglichst viel über das Geschehene wusste. Außerdem vermochte die Parteianhörung eventuell, aufgestaute Emotionen abzubauen. Hatten die Beteiligten erst einmal Gelegenheit, ihre Sicht der Dinge zu schildern und sich Ärger von der Seele zu reden, stieg wieder die Kompromissbereitschaft. Ein weiterer strategischer Vorteil war, den Parteien Gelegenheit zu geben, ihre Verhandlungsposition zu überdenken. Wussten sie erst, wie gut oder schlecht ihre Sachverhaltsdarstellung vor den Richtern gelungen war, konnten sie ihre Aussichten besser einschätzen. Das wiederum konnte sie zum Einlenken bewegen. Insbesondere die Verfahren, bei denen die Sachverhaltsaufklärung komplett separat vorher stattfand, boten diese Möglichkeit. Zudem versachlichten sie die Lage und entlasteten die Vergleichsverhandlungen von zeitraubenden und möglicherweise emotionalen Diskussionen darüber, wie sich alles zugetragen hatte. Außerdem mussten die Parteien, wenn die vorgelagerten Ermittlungen sofort begannen, nicht länger auf das Verfahren warten. Das machte die minne dann nicht unbedingt günstiger oder schneller, als ein Spruch mit recht gewesen wäre. Sie war allerdings für alle Beteiligten, inklusive der Richter, gesichtswahrend und somit friedensstiftend. Vor allem aber zeigen die hier aufgeführten Textstellen, dass es in diesem Bereich sowohl Sachverhaltsermittlungen bereits bei den minne-Verhandlungen als auch erst beim Verfahren mit recht gab. Die Frage, wie die Richter vorgingen, war wohl stets einzelfallabhängig. Allerdings fällt auf, dass gerade in den Fällen, in denen die Herrscher selbst das Verfahren leiteten, eine Sachverhaltsaufklärung den erfolgreichen minneVerhandlungen voranging. Dieses Vorgehen beruhte eventuell auf der richterlichen Erfahrung der Herrscher.

nach unterweisung eures rechts

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Schließlich besagen die Fälle etwas über das Verhältnis der Verfahren mit minne und recht. Die Zweistufigkeit der Verfahren darf nicht dahingehend verstanden werden, dass sich der Prozess bis zu einem bestimmten Punkt im Stadium der minne befand und dann zum Rechtsverfahren wurde. Die Parteianhörung und Beweisaufnahme waren schließlich Teil beider Verfahren. Wenn ein klarer Wechsel von dem einen in das andere Verfahren auszumachen ist, beruhte das eher auf einem Wechsel der beteiligten Richter, z. B. weil bei einem schiedsrichterlichen Verfahren der Obmann um eine Entscheidung mit recht ersucht wurde.6³

3 nach unterweisung eures rechts Auf dem Weg zur gütlichen Einigung standen den Richtern verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Eine Urkunde vom 9. Dezember 135764 enthält dahingehend eine außergewöhnliche Formulierung. Kaiser Karl schrieb an die Bürgermeister, den Rat und die Bürger zu Rothenburg, er gebiete ihnen wegen ihrer „zweiung, clage und vientschaft“ mit den Edlen Lupold und Dietrich Küchenmeister von Belrieth vor ihm zu erscheinen. Sie sollten sich „mit allen briefen, hantfest, urkund, gezuge und andir sachen“ am 21. Januar 1358 einfinden und diese vorbringen, damit er sich diese mit seinem Rat vornehmen und darüber erkennen konnte. Diese Form der Mitteilung, die Partei anhören, Beweise prüfen und den Sachverhalt aufklären zu wollen, beschreibt bereits der vorangehende Abschnitt.65 Interessant ist, wie Karl im Brief fortfuhr: „daz wir uch an beidem teil nach undirweisung uwirs rechten in den sachen gutlich beriechten mogen, odir mit dem recht nach urteil und weisung unsers Rats scheiden“. Die Parteien sollten nach der Unterweisung ihres Rechts gütlich berichtet oder nach Urteil und Weisung seines Rats mit dem recht entschieden werden. Karl beabsichtigte also, den Parteien zunächst ihre Rechtslage zu erläutern und dann einen Vergleichsversuch zu unternehmen. Seinem Rat kam dabei eine wichtige Rolle zu. Da Karl die Parteien nach dessen Urteil und Weisung andernfalls mit recht entschieden hätte, war dessen rechtliche Einschätzung auch für die vorangehende Belehrung ausschlaggebend. Zu diesem Zeitpunkt wäre die Verhandlung schon an einem Punkt angelangt gewesen, an dem die mitgebrachten Beweise gesichtet und über die rechtliche Wertung beraten worden wäre. Wie darf man sich so eine Verhandlung konkret vorstellen? Der

63 Siehe S. 149 ff. 64 A StA Nürnberg, Reichsstadt Rothenburg, Urkunden vor 1400, 401 (alt: HStA München, Rothenburg RU 401), 1357 Dezember 9 (URH 7 Nr. 308). Das Datum, wie es hier und in URH 7 angegeben ist, stimmt. Bei dem vorangehenden Regest (Battenberg, URH 7, S. 204, Nr. 307) geschah wohl ein Tippfehler, siehe auch die Anmerkung, wonach es sich um Urkunden gleichen Datums handelt. 65 Siehe S. 137 ff.

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Verlauf

Brief nennt nicht das königliche Hofgericht, weshalb nicht eindeutig ist, ob ein dinggenossenschaftliches Verfahren stattfinden sollte oder der König selbst im Kreise seiner Räte entscheiden wollte. Weil Karl die Worte „nach urteil und weisung“ verwendete, erscheint ein dinggenossenschaftliches Verfahren durchaus möglich. Allerdings benannte Karl seine Räte explizit als solche und nicht etwa als Ritter, Herren etc., die bei Gericht sitzen würden. Außerdem konnten sich die Urteiler bekanntermaßen für ihre Beratung zurückziehen66, um dann durch den Richter gefragt zu werden, was sie für Recht hielten67. Damit Karl die Parteien noch vor dem Urteil über ihre Ansprüche und Verpflichtungen informieren konnte, hätte dieser doch sehr typische Ablauf geändert werden müssen, was gegen ein dinggenossenschaftliches Hofgerichtsverfahren spricht. Eher war mit einer gemeinsamen Beratung zwischen Kaiser und Räten zu rechnen. Trotzdem ist die Stelle bemerkenswert. Sie beschreibt möglicherweise eine Strategie des Kaisers, die auch noch heutzutage Richterinnen und Richter gerne anwenden, wenn sie Parteien zum Vergleich bewegen möchten. Nachdem die Beweise auf dem Tisch liegen und der Sachverhalt feststeht, erörtern sie mit den Parteien die Rechtslage. Indem sie ihre Rechtsauffassung bekannt geben, geben sie den Parteien Gelegenheit, ihre eigene Verhandlungsposition einzuschätzen. Je nachdem, wie positiv oder negativ die Aussichten sind, erhöhen sie somit die Bereitschaft der Parteien, doch einem Vergleichsvorschlag zuzustimmen. Falls Karl tatsächlich diesen Plan verfolgte, wird wiederum deutlich, dass er eine gütliche der rechtlichen Streitbeendigung vorzog. Andernfalls hätte er zu diesem Zeitpunkt, zu dem die Verhandlung schon so weit gediehen gewesen wäre, auch ebenso gut mit recht entscheiden können. Offenbar wollte Karl flexibel und pragmatisch den Weg wählen, der am ehesten zum Ziel führte. Leider gibt es von der auf den 21. Januar angesetzten Verhandlung keine Urkunde. Wir wissen demnach nicht, wie sie ablief und ob Karl tatsächlich die Parteien über ihre rechtliche Situation belehrte. Allerdings ist bekannt, dass die Rothenburger obsiegten. Am 27. Januar 1358 schrieb Karl ihnen nämlich, er habe dem Rat und den Bürgern von Schwäbisch Hall geboten, ihnen im Kampf gegen die Küchenmeister beizustehen.68 Nach dem Wortlaut der dort angegebenen Transkription, wonach die Rothenburger „recht geben und nemen woldet“ und „die Kuchenmeistere ußgegangen sint“, erschienen die Küchenmeister womöglich gar nicht zum Termin. Da sie als Küchenmeister ein Hofamt innehatten69 und Karl zumindest Lupold 1358 zweimal in Urkunden als Zeuge aufzählt70, müssen sie seinem Hof nahegestanden haben, und ein solch respektloses Verhalten wäre doch erstaunlich. 66 Z. B. A StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Urkunden vor 1401, MA 1992, 2345, 1391 Juli 6 (URH 12 Nr. 317). 67 Z. B. B HistA Köln, Best. 51 (Köln und das Reich, Briefe) A 53A, 1390 Dezember 10 (URH 12 Nr. 267). 68 Battenberg, URH 7, S. 214 f., Nr. 324. 69 Siehe zum Amt Dickel/Speer, DRW 8, Sp. 30 ff. 70 Battenberg, URH 7, S. 243 f., Nr. 357 und S. 259 f., Nr. 380.

nach rat und unterweisung

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Der hier beschriebene Fall ist das einzige im Rahmen dieser Arbeit untersuchte Verfahren, wonach die Parteien ausweislich der Urkunde zur gütlichen Rechtsbeilegung zuvor in ihrem Recht unterwiesen werden sollten. Eventuell kündigte Karl hiermit aber ein Verfahren an, dem er öfter folgte und was deshalb nichts Ungewöhnliches darstellte.

4 nach rat und unterweisung Vereinzelte Quellen geben Aufschluss darüber, wie Dritte an der minne mitwirkten. Exemplarisch soll hier über ein Verfahren aus dem Jahr 1355 berichtet werden. Erzbischof Gerlach von Mainz stellte über den Hergang eine Urkunde aus.7¹ König Karl hatte ihn und den Deutschmeister Wolfram von Nellenburg „bevelunge und commissien wegen“ beauftragt, sich des Streits zwischen dem Dekan und dem Kapitel des Stifts zu Wetzlar, dem Spital, den Treuhändern des verstorbenen Gerbrecht Ude, Bürger, und der Stadt Wetzlar auf der einen Seite und den Friedberger Bürgern Klaus Berne und Wigand von Asbach, ihren Erben sowie der Stadt Friedberg auf der anderen Seite anzunehmen. Erzbischof Gerlach schrieb, dass die beiden Seiten „eynre fruntlichkeit und mynne an uns bleben sint und globet hant in guten truwen, die stete und veste zu halten, wy wir die zusschen yn sprechen und machen, und uns des gantze muge und macht gegeben hant, dy zusschen yn zu reden und zu sprechen.“ Neben dem Auftrag Karls hatten auch die Parteien selbst Erzbischof Gerlach mit der Vermittlung der minne beauftragt und versprochen, diese zu halten. Gerlach beschrieb, wie die minne zustande kam: Er hatte „nach rade und underwysunge des vorgenanten herrn Wolframes von Nellinburg, der stete Frankenfort und Geylinhusen, unsir frunde, eyne richtungen und fruntschaft mit beden partien wiszen“ aufgestellt. Bei dem Vergleich hatten demnach der Deutschmeister Gerlach, der schließlich ebenso von Karl beauftragt war, und die Städte Frankfurt und Gelnhausen beraten und unterwiesen. Es folgten die einzelnen Vergleichsbestimmungen. Worauf sich Rat und Unterweisung bezog, geht aus der Urkunde nicht hervor. Möglicherweise hatte Gerlach sich bei den Genannten erkundigt, wie der Fall rechtlich zu entscheiden sei, und auf dieser Grundlage seinen Vergleichsvorschlag formuliert. Dieses Vorgehen erinnert an die im vorangehenden Abschnitt7² beschriebene Strategie, wonach Karl ankündigte, den Parteien vor seinem Vergleichsvorschlag erkennen geben zu wollen, wie eine Entscheidung mit recht ausgehen werde. Eventuell hatten die Beteiligten auch einfach nur beratschlagt, wie eine praktikable und gerechte Lösung aussehen könnte. Jedenfalls erwähnte Gerlach ausdrücklich, dass der Vergleich unter Mitwirkung mehrerer Beteiligter zustande gekommen war.

71 Foltz, UB Friedberg 1, S. 199 ff., Nr. 447, 1355 April 25 (URH 7 Nr. 4). 72 Siehe S. 145 ff.

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Verlauf

Die Gründe hierfür lagen wohl in der Legitimation, die der Vergleich erfuhr, je mehr Beteiligte daran mitwirkten. Das erhöhte die Wahrscheinlichkeit, dass die Parteien den Vergleichsvorschlag annahmen. Gleichzeitig sicherte es vermutlich auch die Bereitschaft der Parteien, später die einzelnen Regelungen tatsächlich umzusetzen. Hätten sie sich nicht konform verhalten, hätten sie nicht nur die am Ende der Urkunde bestimmte Vertragsstrafe verwirkt, sondern sich auch gegen die Gemeinschaft derjenigen gestellt, die auf den Vergleich beratend hingewirkt hatten. Das hätte einen zusätzlichen Affront bedeutet, und deshalb erwähnte Gerlach wohl auch den Rat und die Unterweisung der anderen. Eine ähnliche Textstelle enthält eine Urkunde von Kaiser Karl vom 11. Februar 1362.7³ Die streitenden Parteien waren Philipp von Bickenbach, Deutschmeister, und Ratmeister, Rat und Bürgerschaft der Stadt Mühlhausen. Sie hatten sich auf Karl verwillkürt, damit dieser „criege, czweiunge und mishellunge mit rechte oder mit der minne fruntliche entscheiden oder verriechten“ möge. Karl beurkundete, er habe „dieselbin partyen under ein und die egen(anten) yre criege, tzweiunge und mishelunge mit rate unsere fürsten, graven, fryen und ander unsere und des richs getruwen mit wolbedachtem mude und mit rechter wizze fruntliche mit der minne gesunet und verriechtet“. Der sich sodann anschließende Vergleichstext ist überaus lang und detailliert. Auch hier wirkten zahlreiche Adlige mit, die Karl beratend zur Seite standen. Dies verlieh dem Vergleichsvorschlag mehr Gewicht. Wenn Karl beurkundet, er habe „mit rechter wizze“ die Parteien miteinander versöhnt, so könnte dies wieder ein Hinweis darauf sein, dass er sich bei den anwesenden Adligen nach dem recht erkundigte. Freilich kann es sich auch nur um einen Hinweis handeln, dass er den Sachverhalt durchdrungen hatte und den Vergleich wohlüberlegt formulierte. Zweifelsohne war es denjenigen, die die Urkunden ausstellten und somit den Vergleich fixierten, wichtig zu betonen, dass weitere, hoch angesehene Persönlichkeiten sie beim Finden der minne beraten hatten und den Vergleich mittrugen.74 Damit bekamen die erzielten Vergleiche eine Bedeutung, was den Entscheidungen mit recht, die ja auch unter Beratung der anwesenden Adligen getroffen wurden, in nichts nachstand. Bei Urteilen galt der Grundsatz, wonach mehr Urteiler oder sonst dem Urteil zustimmende Personen der Entscheidung mehr Sicherheit verliehen.75 Auch die Urteile enthielten oft den Hinweis, die Entscheidung sei mit Rat und Willen weiterer Personen ergangen.76 Die Annäherung zwischen minne und recht fand ihren Ausdruck in den ähnlichen Formulierungen der Urkunden, die über die Ergebnisse ausgestellt wurden. 73 Wintruff, Die Reichsstadt Mühlhausen, S. 121 ff., Nr. 148, 1362 Februar 11 (URH 8 Nr. 281). Siehe zu diesem Verfahren bereits S. 141. 74 Siehe beispielsweise auch A BayHStA München, Kurbayern Urk. 12808, 1389 Mai 6 (URH 12 Nr. 127). 75 Zum königlichen Hofgericht siehe Rödel, Königliche Gerichtsbarkeit, S. 70 f. 76 Zur Formulierung, eine Entscheidung sei mit Rat und Willen von Fürsten und Reichsgetreuen ergangen, siehe Rödel, URH 13, S. XXXIX f.: Zur Zeit Wenzels behaupten die Quellen freilich oft eine entsprechende Beteiligung, obwohl gar keine geeigneten Urteiler mitgewirkt hatten.

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Rolle der Obleute

5 Rolle der Obleute Der folgende Abschnitt beschäftigt sich mit der Frage, wer zwischen Parteien Verhandlungen mit minne führte, wer das Urteil mit recht traf und wie dieses zustande kam. Es soll dargestellt werden, inwiefern die Personen, die schlichteten, identisch waren mit denjenigen, die richteten. Der Fokus liegt hierbei auf den paritätisch besetzten Schiedsgerichten. Diese Art von Gerichten zeichnete sich dadurch aus, dass sie aus Schiedsleuten und Obmann bestanden. Die Schiedsleute waren gerade nicht neutral, sondern jeweils von einer Partei gewählt und neigten deshalb dieser zu. Diese Gerichtsart ist für die hier relevante Frage deshalb interessant, weil sie die Möglichkeit bietet, zwischen den Verhandlungsabschnitten minne und recht hinsichtlich der Teilnehmer unterscheiden zu können. Hierbei ist beachtenswert, welche Rolle der Obmann in den jeweiligen Verfahren mit minne oder recht spielte. Der Obmann hatte eine überaus wichtige Funktion inne, da er bei einer Pattsituation die ausschlaggebende Stimme im Gremium hatte bzw. ihm ganz allein das letzte Wort zustand. Während die Schiedsleute in der Regel77 aus dem Lager der jeweiligen Parteien stammten und deshalb in den Urkunden oft als freunde bezeichnet wurden, sollte der Obmann möglichst über den Dingen stehen. Das spiegelt die Art und Weise seiner Auswahl wider. Am häufigsten einigten sich die Parteien vorher auf einen Obmann, sodass dieser beim Anlass bereits namentlich festgelegt war.78 Wenn der Obmann nicht schon konkret feststand, so war doch zumindest abstrakt bestimmt, wer Obmann sein würde. Beispielsweise wurde demjenigen, der dann Erzbischof von Köln sein würde, das Amt übertragen.79 Handelte es sich um 77 Gegenbeispiel: B ISG Frankfurt am Main, Reichssachen I, 127, 1400 Februar 23 (URH 14 Nr. 379): Bei der Klage des Fritz Hofmann gegen Metz sollte Fritz vier Männer aus Mainz und die von Metz vier aus Frankfurt wählen. 78 A StA Bamberg, Kloster Michelsberg, Urk. 399 (alt: Bamberger U 3083), 1360 Juli 7 (URH 8 Nr. 39); A StadtA Fulda, Urkundenselekt Nr. 8, 1367 November 18 (URH 9 Nr. 235); Riedel, CD Brandenburg. I 19, S. 262 f., Nr. 140, 1375 November 25 (URH 10 Nr. 291); Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 5, S. 123 f., Nr. 114, 1377 Oktober 24 (URH 10 Nr. 449); Trinks, UB des Landes ob der Enns 10, S. 139 ff., Nr. 187, 1382 Dezember 3 (URH 11 Nr. 163); Trinks, UB des Landes ob der Enns 10, S. 139 ff., Nr. 188, 1382 Dezember 3 (URH 11 Nr. 165); von Stillfried/Märcker, Mon. Zoll. 5, S. 118 f., Nr. 113, 1382 Dezember 3 (URH 11 Nr. 166); Weizsäcker, DRTA 1, S. 525 ff., Nr. 289, 1386 August 3 (URH 11 Nr. 355); A BayHStA München, Kurbayern Urk. 12808, 1389 Mai 6 (URH 12 Nr. 127); A BayHStA München, Kurbayern Urk. 12807, 1389 Juni 15 (URH 12 Nr. 143); A BayHStA München, Kurpfalz Urk. 801/1, 1396 Mai 30 (URH 13 Nr. 323); Academia Scientiarum Boica, MB 44, S. 525 ff., Nr. 250, 1398 November 14 (URH 14 Nr. 277); B ISG Frankfurt am Main, Reichssachen I, 127, 1400 Februar 23 (URH 14 Nr. 379). 79 A LAV NRW R Duisburg, Kl. Brauweiler Urk. 48, 1362 Dezember 3 (URH 8 Nr. 310). Ein weiteres Beispiel für eine abstrakte Bestimmung ist Academia Scientiarum Boica, MB 42, S. 102 ff., Nr. 44/1, 1354 Oktober 26 (URH 6 Nr. 619).

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Verlauf

ein gerichtlich angeordnetes Schiedsgericht, so konnte es auch passieren, dass der König die obmannsweise entscheidenden Personen bestimmte.80 In einem anderen Fall einigten sich die Parteien vor Karl, ein Schiedsgericht einzurichten. Karl selbst sollte, wie sich aus der kaiserlichen Urkunde ergibt, Obmann sein.8¹ In einem solch gelagerten Fall ist nur schwer zu erkennen, ob die Auswahl von den Parteien herrührte oder Karl sich selbst einsetzte. Alle Auswahlverfahren bezweckten jedenfalls, einen neutral gesinnten und fairen Obmann zu küren. Dass die Parteien von den Obmännern weise Entscheidungen erwarteten und dementsprechend Respektspersonen bestimmten, versteht sich von selbst. Manchmal wirkten auch mehrere Personen wie ein einzelner Obmann zusammen. Dann konnte die Schiedsbestimmung beispielsweise lauten, „daz die vier als ein fuonft gemeyn obirmann“ sein sollten.8² Bei solchen Konstruktionen mussten diese Vier vermutlich einstimmig ihre Stimme ausüben. Eine Mehrheitsentscheidung über ihr Stimmverhalten hätte wohl nicht der Vorgabe entsprochen, wonach sie wie ein „gemeyn obirmann“ handeln sollten. Die Parteien mussten in solchen Fällen eine weitere Stufe einplanen. Schließlich konnten auch diese vier, die wie ein fünfter Mann den anderen vier Schiedsleuten hinzugegeben wurden, verschiedener Ansicht sein und ohne Einigung verbleiben. Dann brauchten die Parteien einen weiteren Obmann, der zu einer endgültigen Entscheidung befugt war. In der Mehrzahl der Fälle sehen die Urkunden eine Beteiligung des Obmanns bei der Entscheidung mit minne oder recht vor. In den Quellen heißt es, dass die fünf/sieben/neun – d. h. Schiedsleute zuzüglich Obmann – oder die mehrheit ein Ergebnis mit minne oder recht herbeiführen sollten.8³ Allerdings ist nicht sicher, ob hier die Obleute tatsächlich in Vergleichsverhandlungen eingebunden wurden, da es sich eventuell nur um Textbausteine handelt und minne oder recht formelhaft die Entscheidung des Schiedsgerichts bezeichnet. Denkbar war auch, erst Vergleichsverhandlungen mit Schiedsleuten und Obmann gemeinsam anzusetzen, um dann beim Urteil noch einmal getrennt vorzugehen. So geschah es in dem Schiedsanlass des Herzogs Friedrich von Bayern, Pfalzgrafen bei Rhein einerseits und des Herzogs Albrecht von Österreich andererseits vom 3. Dezem-

80 Albrecht, Rappoltsteinisches UB 1, S. 525 f., Nr. 679, 1354 Mai 10 (URH 6 Nr. 549): Karl setzte die Fünfzehn, die das Gericht des Landfriedens im Elsass stellten, in einem Verfahren als Obmänner ein. 81 A StA Marburg, Bestand Urk. 1 Nr. 3468 (alt: II/2 (Samtarchiv) Schubl. 46 Nr. 25), 1366 September 12 (URH 9 Nr. 141). 82 A LAV NRW R Duisburg, Kl. Brauweiler Urk. 48, 1362 Dezember 3 (URH 8 Nr. 310). 83 Z. B. A StA Bamberg, Kloster Michelsberg, Urk. 399 (alt: Bamberger U 3083), 1360 Juli 7 (URH 8 Nr. 39); vgl. hierzu auch S. 92 ff.

Rolle der Obleute

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ber 138284 wegen des Grafen Heinrich von Schaunberg.85 Beide Seiten sollten jeweils drei Männer aus ihrem Rat stellen. Zusammen mit Burggraf Friedrich von Nürnberg, den sie zum Obmann gekürt hatten und der selbst den Anlass vermittelt hatte, sollten die „siben [. . . ] zu einander komen gen Passaw“. In Passau sollten sie Briefe und Urkunden in Augenschein nehmen und anschließend Vergleichsverhandlungen durchführen. Falls die minne nicht gelang, „so sullen die sechs das recht sprechen auf ir ayd vnd wer auch, daz die sechs mit dem rechten nicht vberain komen möchten, so sol der purggraf als ein obman das recht darumb sprechen auf den ayd“. Der Obmann hätte demnach bei der Urteilsfindung zunächst nicht mitgewirkt und erst die verbindliche Entscheidung getroffen, wenn die sechs Räte das recht nicht einvernehmlich zu finden vermochten. Wieso die Schiedsleute fürs Erste ohne den Burggrafen das recht finden sollten, ist unklar. Es sparte dem Obmann weder Zeit noch Aufwand, da er sowieso in Passau war und der Beweisaufnahme vor dem minne-Verfahren beigewohnt hatte. Eventuell sollten die Schiedsleute, wenn sie schon zwischen den Parteien keine minne stiften konnten, zumindest in ihrem Kreis konsensual entscheiden. Den Burggrafen wollten die Beteiligten vielleicht erst dann mit einem Rechtsspruch auf den eid behelligen, wenn es gar nicht anders ging. In anderen Fällen wiederum betrat der Obmann die Bühne des Geschehens erst, nachdem die Schiedsleute sich vergebens sowohl um minne als auch um recht bemüht hatten. Teilweise erwähnten die Anlassbriefe ausdrücklich, der Obmann solle dann ebenso zu minne und recht ermächtigt sein86, gemeinsam mit den Schiedsleuten87 oder alleine88 den Streit mit minne oder recht beenden. Hier ist ebenfalls zu beachten, ob minne oder recht den Schiedsspruch an sich meinte. Der Obmann konnte in diesen Fällen jedenfalls wie die Schiedsleute auf eine gütliche Einigung mit minne hinwirken. Es kam aber auch vor, dass nach dem Eintritt des Obmanns in das Verfahren weitere Versuche durch ihn, den Konflikt mit minne zu lösen, nicht vorgesehen waren. Dann kam ihm nur die Aufgabe zu, ein Urteil mit recht zu fällen. Möglicherweise nannten die Anlässe das Verfahren mit minne für den Obmann nicht gesondert, da die Beteiligten es für selbstverständlich hielten, dass er zunächst versuchen würde, eine gütliche Einigung herbeizuführen. Allerdings konnten auch handfeste Gründe dafür bestehen, warum man bei einem späteren Eintritt des Obmanns in das Verfahren die minne ausklammerte. Eine Beschränkung auf das recht konnte daran liegen, dass der Obmann überhaupt nicht an einer Verhandlung mit den Parteien teilnahm. Aufgrund seiner Abwesenheit 84 Trinks, UB des Landes ob der Enns 10, S. 139 ff., Nr. 187, 1382 Dezember 3 (URH 11 Nr. 163); Trinks, UB des Landes ob der Enns 10, S. 139 ff., Nr. 188, 1382 Dezember 3 (URH 11 Nr. 165); von Stillfried/Märcker, Mon. Zoll. 5, S. 118 f., Nr. 113, 1382 Dezember 3 (URH 11 Nr. 166). 85 Zum Hintergrund des Konflikts siehe Hageneder, Die Grafschaft Schaunberg, S. 243 f. 86 Z. B. Academia Scientiarum Boica, MB 42, S. 102 ff., Nr. 44/1, 1354 Oktober 26 (URH 6 Nr. 619). 87 B ISG Frankfurt am Main, Reichssachen I, 127, 1400 Februar 23 (URH 14 Nr. 379). 88 Riedel, CD Brandenburg. I 19, S. 262 f., Nr. 140, 1375 November 25 (URH 10 Nr. 291).

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Verlauf

konnte er zwischen den Parteien keine minne stiften.89 Bei den übrigen Verfahren sind keine zwingenden logistischen Gründe offensichtlich, warum die Schiedsanlässe von den Obleuten keine Vergleichsversuche mehr verlangten. Zum Teil geht nämlich eindeutig aus den Urkunden die Absicht hervor, sich gemeinsam zu einem Tag zu versammeln.90 Dementsprechend waren die Obleute wohl die ganze Zeit zumindest in der Nähe und eine Teilnahme bei den Vergleichsverhandlungen möglich. Dennoch beabsichtigten die Beteiligten bei diesen Schiedsgerichtsverfahren nach den Vorgaben der Schiedsanlässe offenbar keine weiteren Vergleichsversuche durch die Obleute. Das überrascht erst einmal, weil gerade die Obleute neutral und erfahren genug für den Rechtsspruch sein sollten und deshalb besonders sinnvolle Vergleichsvorschläge zu erwarten wären. Außerdem könnte ein Obmann, bei dem die Parteien um dessen Entscheidungsmacht wussten, die Vergleichsbereitschaft erhöht haben. Schließlich wollten alle Beteiligten ihr Gesicht wahren. Trotz allem gab es Argumente, vom Obmann nur noch ein Urteil mit recht zu erwarten. Da wäre zum einen die Einsicht, bislang ergebnislose Vergleichsverhandlungen nicht weiter forcieren zu wollen. Die hierfür erforderlichen Abstimmungen waren nämlich für alle Beteiligten mühsam. Insbesondere die Obleute hatten zu diesem Aufwand nicht unbedingt Lust. Natürlich bedeutete die Anrufung durch die Parteien eine gewisse Ehrauszeichnung. Anders als der König selbst waren die üblichen Obleute aber nicht allgemein zur Friedensstiftung verpflichtet. Das zeigen diverse Schiedsvereinbarungen. Dort werden die Parteien angehalten, den Obmann zu bitten „ernstlich vnd vesticlich daz er sich der sach durch iren willen vnderwinde“.9¹ Oder sie formulierten sofort aus, was passieren sollte, falls der Obmann die Sache nicht annahm: „Item wer auch sache daz der egenante obermann bynnen der egenanten czyt abeginge, do got vor sy, oder sich der sachen nicht an nemen wolte moegen dan dye egenanten acht man solich egenanten sachen selbir nicht geendin so sullen und moegen sye mit beyder partien willen eynen gemeynen obirmann kisen und dy sache enden als vorgeschriebin steet“.9² Eine Regelung für den plötzlichen Todesfall war – sowohl für Schieds- als auch Obleute – üblich und angesichts der geringen Lebenserwartung realistisch. Die hier zitierten Beispiele zeigen aber auch, dass die Übernahme der Obmannsfunktion nicht selbstverständlich war.

89 Zu diesen Fällen siehe S. 153 f. 90 A StadtA Fulda, Urkundenselekt Nr. 8, 1367 November 18 (URH 9 Nr. 235); Trinks, UB des Landes ob der Enns 10, S. 136 ff., Nr. 185, 1382 November 27 (URH 11 Nr. 161). 91 A StadtA Fulda, Urkundenselekt Nr. 8, 1367 November 18 (URH 9 Nr. 235); siehe auch Academia Scientiarum Boica, MB 42, S. 102 ff., Nr. 44/1, 1354 Oktober 26 (URH 6 Nr. 619). Die Situation war natürlich dann anders gelagert, wenn die Parteien die Person zum Obmann kürten, die bereits die Schiedsvereinbarung ausgehandelt hatte, siehe beispielsweise A BayHStA München, Kurpfalz Urk. 801/1, 1396 Mai 30 (URH 13 Nr. 323). 92 B ISG Frankfurt am Main, Reichssachen I, 127, 1400 Februar 23 (URH 14 Nr. 379); siehe auch A StA Bamberg, Kloster Michelsberg, Urk. 399 (alt: Bamberger U 3083), 1360 Juli 7 (URH 8 Nr. 39).

Rolle der Obleute

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Obwohl die beiden Schiedsvereinbarungen vor dem königlichen Hofgericht geschlossen, durch einen Hofrichter beurkundet und somit mit einer gewissen Autorität ausgestattet wurden, bestand keine Verpflichtung für die Obleute. Insofern ist verständlich, warum die Beteiligten den Aufwand für den Obmann gering halten wollten. Zum anderen wollten die Beteiligten möglicherweise Verschleppungstaktiken der jeweils anderen Seite von vorneherein einen Riegel vorschieben. Das Interesse, in Bälde ein Ergebnis herbeizuführen, ergibt sich aus den Zeitvorgaben, die zahlreiche Anlassbriefe machten.9³ Beispielsweise einigten sich Ende Oktober 1377 in Karls Anwesenheit Herzog Otto von Braunschweig und die Herzöge Albrecht und Wenzel von Sachsen-Lüneburg auf jeweils einen Schiedsmann und Graf Gerhard von Hoya als Obmann.94 Damit sie in absehbarer Zeit den Streit beenden konnten, gaben sie sich selbst auf, bis zum Nikolaustag „schaden klage vnd antworte“ den Schiedsleuten und dem Obmann schriftlich zu geben. Für die drei Richter lautete dann ihr Zeitplan: „Vnd dieselben schiedleute sullen das an beyden seiten scheiden mit freuntschafft oder rechte als dauor begriffen ist czwischen hier vnd den nehsten weynachten ane alles geuerde Teten sie des nicht So sol der egenant[e] Graue Gerhart sulche stucke scheiden mit rechte czwischen hie vnd vnser frawen tage lichtmesse der schirest kumpt“. Bis Weihnachten durften sich die Schiedsleute an freundschaft oder recht versuchen. Der Obmann sollte ansonsten im Anschluss bis Mariä Lichtmess (2. Februar) eine Entscheidung mit recht fällen. Die Parteien selbst konnten dann nicht mehr auf Vergleichsverhandlungen pochen und somit die Entscheidung hinauszögern. Das heißt natürlich nicht, dass es den Parteien verwehrt gewesen wäre, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Sie konnten aber nicht, wenn die andere Partei sich Vergleichsverhandlungen verweigerte, irgendwelche Rechte daraus ableiten. Ebenso musste der Obmann keine Vergleichsanstrengungen anstellen. Bei manchen Verfahren trafen Obleute und Parteien gar nicht aufeinander. Verhandlungen, um zwischen den Parteien die minne herbeizuführen, waren dann deshalb nicht möglich, weil weder die Parteien selbst noch Vertreter von ihnen einen Vergleich hätten aushandeln können. Der durch die Obleute zu fällende Rechtsspruch kam in diesen Fällen zustande, indem die Schiedsleute ihre divergierenden Rechtssprüche schriftlich verfassten und den Obleuten übergaben. Die Schiedsvereinbarungen sahen in diesen Verfahren wie sonst auch üblich vor, dass die Schiedsleute sich zunächst um die minne und dann um das recht bemühen sollten. 93 Z. B. Albrecht, Rappoltsteinisches UB 1, S. 525 f., Nr. 679, 1354 Mai 10 (URH 6 Nr. 549); Academia Scientiarum Boica, MB 42, S. 102 ff., Nr. 44/1, 1354 Oktober 26 (URH 6 Nr. 619): bei Verzögerung musste ein Einlager abgehalten werden; A StA Bamberg, Kloster Michelsberg, Urk. 399 (alt: Bamberger U 3083), 1360 Juli 7 (URH 8 Nr. 39): bei Verzögerung sollten die Parteien ihr Recht vor dem Hofgericht fordern dürfen; B ISG Frankfurt am Main, Reichssachen I, 127, 1400 Februar 23 (URH 14 Nr. 379): Zeitvorgabe, innerhalb derer die Schiedsleute den Parteien einen Tag bescheiden sollten. 94 Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 5, S. 123 f., Nr. 114, 1377 Oktober 24 (URH 10 Nr. 449).

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Verlauf

Wenn beides scheiterte, sollten sie dennoch ihr Ergebnis festhalten. Immerhin hatten sie dann schon einmal „beiter partye kundschafte“ 95 gehört, bzw. – wie ein Schiedsanlass vom 3. Dezember 1362 vorgab – „nach briefen, hantfesten, besitzungen vnd herkomen sachen mit dem recht“ 96 zu entscheiden versucht. Der Aufwand sollte nicht umsonst gewesen sein. Darum gaben die Schiedsanlässe den Schiedsleuten vor, „ir recht vnd sprache vbir die tzweyung geschreben und wol versiegelt“ den Obleuten zu senden.97 Den Obleuten – nach der Schiedsvereinbarung vom 3. Dezember 1362 waren es vier, die als ein gemeiner Obmann fungierten – dienten die übersandten Rechtssprüche als Entscheidungsgrundlage: „die vier als eyn fuonft gemeyn obirmann sullen der ander ratlute sprachen und geschreben recht vor sich nemen vnd vff yren eyt und bescheydenheit eyn recht nach iren besten synnen doruber eyndrechticlich ob sie muogen sprechen“. Eine gerade Anzahl an Obleuten konnte natürlich wieder zu einem Patt führen. Vorsorglich regelte deshalb die Schiedsvereinbarung, dass, „quem ez zu sulchen sachen, daz sich dieselben vier [. . . ] tzweyegen und parthien wurden an dem recht“, sie wiederum „ir sprechen vns recht geschriben vnd wol versiegelt“ dem zu diesem Zeitpunkt amtierenden Kölner Erzbischof senden sollten. Dieser sollte „die sprachen zu beydemteil vor sich nemen vnd eyn recht vff sine furstlich ere sprechen“. Der Kölner Erzbischof sollte seine Entscheidung anhand der ihm übersandten Rechtssprüche fällen. Für die Schiedsleute bedeutete diese Vorgehensweise keinen Mehraufwand. Hätten sie nämlich gemeinsam zu einem Ergebnis mit minne oder recht gefunden, dann hätten sie in der Regel darüber ebenso Urkunden für die Parteien ausgestellt.98 Die Obleute profitierten, indem sie die „tzweyung“ bereits schriftlich aufgearbeitet erhielten, sodass sie effizient entscheiden konnten. An diesem Vorgehen zeigt sich das einsetzende Schriftlichkeitsprinzip des gelehrten Rechts und eine Abkehr von den im Mittelalter vorherrschenden mündlichen Verhandlungen. Jedenfalls mussten die Obleute keine teuren, gefährlichen und beschwerlichen Reisen auf sich nehmen, um das ihnen übertragene Amt ausüben zu können.99 Diese Art der schriftlichen Vorarbeit war erforderlich, wenn Obleute und Parteien gar nicht mehr zu einem Rechtstag zusammenkamen. Sie war aber nicht auf diese Konstellation beschränkt. Auch wenn alle zu einem gemeinsamen Tag zusammenkommen sollten, war die schriftliche Niederlegung der Rechtssprüche durch die Schiedsleute für den Obmann ein gangbarer Weg. Kaiser Karl beurkundete am 25. November 1375 95 Albrecht, Rappoltsteinisches UB 1, S. 525 f., Nr. 679, 1354 Mai 10 (URH 6 Nr. 549). 96 A LAV NRW R Duisburg, Kl. Brauweiler Urk. 48, 1362 Dezember 3 (URH 8 Nr. 310). 97 A LAV NRW R Duisburg, Kl. Brauweiler Urk. 48, 1362 Dezember 3 (URH 8 Nr. 310); ähnliche Formulierung bei Albrecht, Rappoltsteinisches UB 1, S. 525 f., Nr. 679, 1354 Mai 10 (URH 6 Nr. 549). Beide Schiedsvereinbarungen wurden übrigens von Karl beurkundet. 98 Siehe beispielsweise A LAV NRW R Duisburg, Kl. Brauweiler Urk. 48, 1362 Dezember 3 (URH 8 Nr. 310). 99 Ein weiteres Beispiel für diese Vorgehensweise ist die Entscheidung des Obmanns Johann zu Looz, des Herrn zu Heinsberg und Löwenberg vom 6. November 1395, A1 LAV NRW R Duisburg, Kurköln Urk. 1254, Ausfertigung für den Ebf., 1395 November 6 (URH 13 Nr. 270).

auf den eid

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eine Schiedsvereinbarung, die sein Rat ausgehandelt hatte.¹00 Die Parteien, Hasso von Wedel und die Bürger Königsbergs auf der einen Seite und der Komtur Wilke Holst von Rorik auf der anderen Seite, sollten jeweils zwei ihrer freunde schicken. Was diese vier „segen vor mynne oder vor Recht“, das sollte für die Parteien genügen. Hierfür sollten sich Parteien samt freunde am Sonntag vor dem Nikolaustag in Zuchan einfinden. Falls ihre freunde dort nicht einträchtig würden, sodass sie keine Entscheidung fällen konnten, dann sollten sie bis spätestens Neujahr dem Bischof von Havelberg, der in der Sache ein Obmann sein sollte, „ore Recht bescreuen senden“. Der Bischof sollte „wesen des sondages na unser vrowen dage tu Lichtmissen tu Tempelyn vnd schal see dar vntscheiden met mynne oder met Rechte“. Am Sonntag nach Mariä Lichtmess (2. Februar 1376) sollte der Bischof in Templin die Parteien mit minne und recht entscheiden. Da Karl einen konkreten Ort in der Urkunde festhielt, sollten offenbar die Parteien, eventuell in Begleitung ihrer freunde, die die Rechtssprüche verfasst hatten, dort ihrem Obmann begegnen. Deshalb ergibt es auch Sinn, für diesen Tag nicht nur eine Entscheidung mit recht, sondern mit minne oder recht anzuvisieren. Es ist durchaus möglich, dass Karl hiermit nicht in einheitlicher Bedeutung einen Schiedsspruch meinte, sondern noch einmal die Möglichkeit nannte, mit Hilfe des Bischofs zu einem Vergleich zu gelangen. Wenn dies aber misslang, konnte der Bischof auf die ihm übersandten Rechtssprüche zurückgreifen. Für die Erstellung des eigenen, endgültigen Rechtsspruchs musste er nicht bei null anfangen. Die Quellen lassen also keine eindeutige Praxis erkennen, ob Obleute am minneVerfahren mitwirkten. Sowohl Teilnahme als auch Abwesenheit war möglich. Waren die Obleute Teil des minne-Verfahrens, dann konnten sie, da sie überparteilich sein sollten und die letztendliche Entscheidungsgewalt hatten, die Parteien gewiss eher zum Einlenken bewegen, als es den Schiedsleuten möglich war. Waren die Obleute bei den Vergleichsverhandlungen nicht anwesend und hatten die Schiedsleute auch schon ihre Rechtssprüche verfasst, konnte der Obmann sogar eine Entscheidung mit recht fällen, ohne die Parteien unmittelbar getroffen zu haben. Sie entschieden rein auf der Grundlage der schriftlichen Unterlagen und ohne die Parteien gesehen zu haben. Die Tatsache, dass die Schiedsleute unterschiedliche Sprüche zum recht erlassen hatten und somit zwischen ihnen kein Konsens über das recht bestand, schien der Richtigkeit der Entscheidung durch den Obmann keinen Abbruch zu tun. Das wiederum zeigt, dass die Beteiligten davon ausgingen, das Ergebnis sei im Zweifel durchzusetzen und ein Konsens zwischen ihren Schiedsleuten über das Ergebnis folglich nicht erforderlich.¹0¹

6 auf den eid Der folgende Abschnitt untersucht ein Phänomen, das einen Unterschied zwischen den Verfahren mit minne und recht deutlich hervorhebt. Beim recht erwähnen die Quellen 100 Riedel, CD Brandenburg. I 19, S. 262 f., Nr. 140, 1375 November 25 (URH 10 Nr. 291). 101 Siehe hierzu Oestmann, Gerichtsbarkeit und Verfahren, S. 84.

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Verlauf

hin und wieder ausdrücklich, dass die Richter bzw. Urteiler dies auf ihren eid sprachen oder sprechen sollten. Damit bekräftigten sie, richtig zu urteilen. Dagegen findet sich nirgendwo die Formulierung, dass die minne auf den eid gesprochen werden sollte oder gesprochen wurde. Aufgrund dieses prägnanten Unterschieds bedarf diese Art von Eiden genauerer Untersuchung. Je nachdem, um welche Eide es sich handelte, könnte die minne das einfachere und schnellere Verfahrensergebnis gewesen sein. Das Urteil auf den eid taucht sowohl bei dinggenossenschaftlichen Gerichtsverhandlungen, bei denen es einen Richter und mehrere Urteiler gab¹0², als auch bei schiedsgerichtlichen Entscheidungen auf ¹0³. Bei der Schiedsgerichtsbarkeit wiederum sprachen die Schiedsrichter das recht sowohl bei institutionalisierten Schiedsgerichten, die präventiv und nicht nur anlässlich eines konkreten Falls gegründet waren, als auch bei isolierten Schiedsgerichten, die die Beteiligten nur für ein Verfahren eingerichtet hatten,¹04 auf den eid. Ebenso gibt es einen Fall der delegierten Gerichtsbarkeit, in dem das Hofgericht vier Schöffen und den Schultheißen von Friedberg beauftragt hatte, über eine Klage mit minne oder recht zu urteilen, und die schließlich das recht auf ihren eid sprachen.¹05 Die Entscheidung mit recht konnte also bei allen gerichtlichen Konstellationen auf den eid geschehen. Bei einem Eid ruft der Eidesleistende Gott als Zeuge der Wahrheit und oft gleichzeitig als Rächer des Meineids an (bedingte Selbstverfluchung).¹06 Man unterscheidet gemeinhin zwischen promissorischen und assertorischen Eiden. Mit dem promissorischen Eid gelobt der Schwörende dem Eidnehmer zukünftig ein bestimmtes Verhalten. Hierunter fallen die Treue-, Lehns- und Untertaneneide.¹07 Der assertorische Eid dagegen bezieht sich auf die Vergangenheit. Ein prominentes rechtsgeschichtliches Beispiel ist der Reinigungseid, der im mittelalterlichen Prozess als Beweisart eine wichtige Rolle spielte.¹08 Die theoretische Unterscheidung zwischen promissorischen und assertorischen Eiden entspringt dem römischen Recht¹09, war aber auch wohl bereits einigen Angehörigen der untersuchten Zeit und Personengruppe bekannt.¹¹0 Die Menschen

102 Mencke, Scriptores 1, Sp. 450 f., Nr. 71, 1388 Juli 2 (URH 12 Nr. 39). 103 Kühn, MGH Const. 10, S. 341 ff., Nr. 448, 1352 August 26 (URH 6 Nr. 363) und Albrecht, Rappoltsteinisches UB 1, S. 525 f., Nr. 679, 1354 Mai 10 (URH 6 Nr. 549). 104 Z. B. Trinks, UB des Landes ob der Enns 10, S. 136 ff., Nr. 185, 1382 November 27 (URH 11 Nr. 161) und Trinks, UB des Landes ob der Enns 10, S. 136 ff., Nr. 186, 1382 November 27 (URH 11 Nr. 162): Herzog Friedrich von Bayern und Herzog Albrecht von Österreich beschlossen, ihren Konflikt durch Schiedsleute zu bewältigen. 105 Reimer, UB Hanau 4, S. 461 ff., Nr. 511, 1390 Januar 7 (URH 12 Nr. 206); siehe S. 132 ff., 161 f. 106 Luminati, Eidverweigerung, S. 199. 107 Munzel-Everling, Eid in: HRG 1, 2. A., Sp. 1250 ff. 108 Munzel-Everling, Eid in: HRG 1, 2. A., Sp. 1253. 109 Munzel-Everling, Eid in: HRG 1, 2. A., Sp. 1250. 110 Vgl. Sudendorf, UB Hzgg. Braunschweig-Lüneburg 4, S. 82 f., Nr. 118, [Etwa 1371 Februar] (URH 9 Nr. 390): Hier erklärt ein Rechtsgelehrter den Ratsherren der Stadt Hannover das Wesen des Huldigungseids und erwähnt ganz am Anfang die Unterteilung in promissorische und

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im Spätmittelalter waren überwiegend sehr fromm und fürchteten wahrscheinlich tatsächlich, im Falle eines Meineids ihr Seelenheil für immer aufs Spiel zu setzen. Der Eid im Rechtsleben verknüpfte also Rechts- und Heilsordnung.¹¹¹ Für die Entscheidungen des Hofgerichts geben die untersuchten Quellen selbst keinen Aufschluss darüber, um was für Eide es sich handelte. Franklin geht davon aus, dass es keine konkreten Vereidigungen vor den Verhandlungen gab, aber auch sonst keine Amtseide die Urteiler verpflichteten. Da der königliche Hof keine ständigen Schöffen hatte und die Zusammensetzung der Urteiler zufällig geschah, sei letzteres gar nicht möglich gewesen.¹¹² Urteiler konnte nämlich sein, wer sich gerade am Hof aufhielt, sei es zufällig, infolge einer ausdrücklichen Weisung oder auf Dauer.¹¹³ Franklin nimmt an, dass Reichsunmittelbare bei dem Eid urteilten, den sie dem Reich geschworen hatten, und Reichsmittelbare sich auf den Eid beriefen, den sie ihrem jeweiligen Herrn geschworen hatten.¹¹4 Dieses Treueverhältnis zum Reich, sei es unmittelbar oder mittelbar, habe Sicherheit geboten, dass die Urteiler recht und gewissenhaft urteilen würden.¹¹5 Allgemein spielten Treueeide im Mittelalter eine wichtige Rolle. Bereits in vorchristlicher Zeit wurde dem König Gefolgschaft geschworen.¹¹6 Hieraus entwickelte sich im Zuge der Feudalisierung der Lehnseid, mit dem der Lehnsmann seinem Herrn gegenüber „Hulde“ versprach.¹¹7 Dieser Eid wirkte aber nur wechselseitig zwischen Herrn und Lehnsmann.¹¹8 Die Untervasallen des Lehnsmanns waren ebenfalls nur ihrem direkten Herrn verpflichtet, nicht zwangsläufig auch dem König.¹¹9 Deshalb versuchten bereits die karolingischen Könige, von allen Grundbesitzern Untertaneneide zu erlangen.¹²0 Während die Untergebenen Treue, Holdsein und Gehorsam und auch nützliche Dienste und Leistungen gelobten, sicherte der Herr zu, die Freiheiten und Rechte

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assertorische Eide: „Amici et domini dilecti scitote, quod Juramenti due sunt species, nam aliud assertorium aliud promissorium, assertorium est quod fit de presenti uel preterito, vt cum iuratur aliquid esse vel non esse. fuisse uel non fuisse de isto nichil ad presens., Promissorium est quod fit de futuro vt cum iuratur aliquid faciendum vel non faciendum.“ Luminati, Eidverweigerung, S. 199. Franklin, Das Reichshofgericht im Mittelalter 2, S. 161. Franklin, Das Reichshofgericht im Mittelalter 2, S. 127; Oestmann, Gerichtsbarkeit und Verfahren, S. 84. Franklin, Das Reichshofgericht im Mittelalter 2, S. 159 f. Franklin, Das Reichshofgericht im Mittelalter 2, S. 160 f. Franklin formuliert allerdings sehr zurückhaltend, siehe S. 160: „Weiteres ist uns über die Praxis des Reichshofes in dieser Beziehung nicht bekannt, [. . . ]“; und S. 161 zu den Reichsmittelbaren: „[. . . ] wie ich annehmen zu müssen glaube [. . . ]“. Munzel-Everling, Eid in: HRG 1, 2. A., Sp. 1250. Munzel-Everling, Eid in: HRG 1, 2. A., Sp. 1251. Munzel-Everling, Eid in: HRG 1, 2. A., Sp. 1251. Munzel-Everling, Eid in: HRG 1, 2. A., Sp. 1251. Munzel-Everling, Eid in: HRG 1, 2. A., Sp. 1251.

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Verlauf

der Untergebenen zu achten und aktiv zu schützen.¹²¹ Das königliche Herrschaftsgefüge ruhte ganz wesentlich auf diesen eidlichen Bindungen.¹²² Mit Hilfe der URH sind zahlreiche Hofgerichtsurkunden zu ermitteln, bei denen die anwesenden Ritter als Urteiler das recht auf ihren eid sprachen.¹²³ In den überwiegenden Fällen handelt es sich um Brief- und Urteilsbestätigungen oder weitere vidimierte Abschriften, also nichtkontradiktorische Fälle, aber auch die Wirksamkeit von Klagen und Ladungen des Hofgerichts oder anderer Gerichte oder die Säumnis einer Partei spielten immer wieder eine Rolle. Diese Urkunden weisen, soweit dies aus den Vollregesten ersichtlich ist, in ihrer Struktur eine hohe Kontinuität auf. Der Hofrichter oder derjenige, der anstatt des Kaisers oder Königs zu Gericht saß, berichtete in ihnen, dass eine Person vor ihm erschien und – so z. B. bei Urkundenbestätigungen – eine Urkunde mitbrachte, die das Gericht dann vollständig inserierte. Der Fürsprecher des Rechtssuchenden formulierte eine Frage, z. B. ob das Gericht die mitgebrachte Urkunde bestätigen könne oder über ein sonstiges Begehren. Der Hofrichter fragte sodann die anwesenden Herren und Ritter, was sie für recht deucht, also was sie für Recht hielten. Bereits diese Frage stellte der Hofrichter an die Urteiler oft auf ihren eid. Danach erteilten die Urteiler, ggf. nach einer nichtöffentlichen Besprechung, auf ihren eid, ihr Urteil.¹²4 Allerdings sind auch bei mehreren am selben Tag ergangenen Urteilen keine Hinweise auf eine vorangegangene Vereidigung zu erkennen. Lediglich bemerkenswert ist, dass zum Teil Urteile, die am selben Tag ergingen, ausweislich der URH mal mit, mal ohne den Zusatz auf den eid niedergeschrieben wurden.¹²5 Das muss aber nicht zwingend als inhaltlicher Unterschied ausgelegt werden, denn vielleicht wurde es in der Urkunde nur nicht erwähnt – möglicherweise, weil es einfach selbstverständlich war und gar nicht anders sein konnte. In den URH finden sich oft die Übertragungen „die Herren und Ritter, die bei Gericht saßen“ oder „die beisitzenden Herren und Ritter“; ihre Namen wurden allerdings in den Urkunden nicht festgehalten.¹²6 Das spricht für die These Franklins, wonach sich der 121 Holenstein, Die Huldigung der Untertanen, S. 507; zu den unterschiedlichen Ausprägungen zwischen Vasalleneid und Untertaneneid siehe Holenstein, Die Huldigung der Untertanen, S. 27 f. 122 Munzel-Everling, Eid in: HRG 1, 2. A., Sp. 1251 f. 123 Beispielhaft Neumann, URH 8, S. 407: Nr. 14, 34, 72, 96, 107, 124, 199, 330, 342, 353, 360. 124 Die Frage nach einer Brief- oder Urteilsbestätigung wurde übrigens in keinem der untersuchten Fälle negativ beschieden, wie auch die sonstigen Verfahren für den Fragenden fast immer positiv ausgingen. Der Grund ist vermutlich der, dass nur dann eine Urkunde über das Ergebnis ausgestellt wurde, wenn der Fragende das wünschte, um das Ergebnis auch später beweisen zu können (vgl. Vogtherr, Urkundenlehre, S. 37 f.). An Urkunden, die für einen selbst nachteilige Prozessausgänge festhielten, hatte der Fragende natürlich kein Interesse. 125 Vgl. Neumann, URH 8, S. 150 ff., Nr. 197 ff.; Neumann/Rotter, URH 9, S. 269 ff., Nr. 345 f.; Rotter, URH 11, S. 278 ff., Nr. 384 f.; Rotter, URH 12, S. 316 f., Nr. 384 f. 126 Z. B. Neumann/Rotter, URH 9, S. 2, Nr. 1: „die an dem rechten sazzen“; Rotter, URH 11, S. 92 f., Nr. 126: „fragten wir die Ritter die by vns an dem Rechten sazzen was si Recht deucht“; Rotter, URH 12, S. 223 f., Nr. 267: „Do fragten wir fürsten, herren und vil ritter dye bye uns an dem rechten saßen, was sie recht ducht“.

auf den eid

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Urteilerkreis spontan aus den Anwesenden zusammensetzte und diese ihr Urteil auf den von ihnen geleisteten Treueeid sprachen. Damit handelte es sich bei dem Eid, auf den die Urteiler am Hofgericht das recht sprachen, um einen promissorischen Eid. Die Frage nach der Art des Eides stellt sich auch bei den Schiedsgerichten. Bader schreibt hierzu, die Schiedsleute seien durch einen Schiedsrichtervertrag (receptum) eidlich gebunden gewesen. Offenbar sicherten sie dadurch den Parteien gegenüber aber lediglich zu, die Schiedsrichtertätigkeit an sich zu übernehmen;¹²7 die Gewährleistung für die Richtigkeit des rechts scheint damit nicht verbunden gewesen zu sein. Da bezüglich der für diese Arbeit untersuchten Quellen keine derartigen Schiedsrichterverträge festgestellt werden können, kann zu Eidesleistungen aufgrund vertraglicher Bindung keine Aussage getroffen werden. Welti und Usteri beschreiben in diesem Zusammenhang ebenfalls nur Eide, die sich auf die Übernahme des Schiedsrichteramts an sich beziehen.¹²8 In den von dieser Arbeit untersuchten Texten ist das hingegen nie der Fall. Insofern ist fraglich, inwiefern sich die Ergebnisse von Welti und Usteri auf die von dieser Arbeit untersuchten Schiedsgerichte übertragen lassen können. In der bereits¹²9 besprochenen Entscheidung im Streit zwischen Karl und Ludwig um den falschen Woldemar berief sich Pfalzgraf Ruprecht auf seinen Eid.¹³0 Er entschied in diesem Fall wohl als gewillkürter Schiedsrichter und nicht als Reichsvikar und königlicher Stellvertreter (Karl konnte als involvierte Partei nicht als Richter agieren)¹³¹. Zwar zählte er namentlich zahlreiche „fuersten und herren“ auf, die er fragte, ihm „ze leren und ze wisen des rehten und waz wir in den vorgenanten sachen sprechen und entscheiden soelten“. Die Fürsten und Herren sollten ihm sowohl das recht als auch das, was er in der Angelegenheit sprechen und entscheiden sollte, lehren und weisen. Das mutet auf den ersten Blick wie eine klassische Hofgerichtssitzung an, in der es einen Richter und mehrere Urteiler gibt, wobei der Richter die Verhandlung führt und die Urteiler die Entscheidung treffen. Dagegen spricht aber, dass Ruprecht zum einen sich im Eingangstext nicht als Reichsvikar bezeichnet¹³², zum anderen erwähnt er, dass Karl und Ludwig „uf uns gentzlich gegangen sint“, also sich auf ihn als Schiedsrichter geeinigt hatten. Die Urkunde führt zu der Mitwirkung der Fürsten und Herren weiter aus: „Die haben uns underwiset und dunket uns auch selber billich und reht sin“. Die Fürsten und Herren hatten ihn unterwiesen, und das Ergebnis erschien ihm auch selber billig und recht. Diese Formulierung macht klar, dass es sich bei den anwesenden Adligen um Berater handelte, die gewiss einen enormen Einfluss auf die Entscheidung hatten, jedoch nicht allein ein Urteil fällten. Ruprecht leitet sodann mit den Worten „by dem

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Bader, Das Schiedsverfahren in Schwaben, S. 39. Welti, Gerichtsstand, S. 111; Usteri, Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht, S. 84. Siehe S. 50 ff. Hrubý, Archivum Bohemiae 2, S. 172 ff., Nr. 136, 1350 Februar 14 (URH 6 Nr. 217). Zum Amt des Reichsvikars siehe Lammers, Reichsvikariat in: HRG 4. Anders als einige Jahre später, als Ruprecht während Karls Romfahrt als Richter tätig wurde, vgl. A StadtA Speyer, 1 U 637, 1354 November 7 (URH 6 Nr. 623).

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eyde und trıewen, da mit wir dem heyligen riche verbunden sin“ seinen Spruch ein. Er beruft sich hiermit also auf seinen Treueeid, mit dem er dem Reich verbunden ist. Diese Quelle unterstützt die Annahme, dass es sich auch bei Schiedsgerichten, bei denen das recht auf den eid gesprochen wurde, um zuvor und unabhängig vom Verfahren abgeleistete Treueeide handeln konnte. Eine andere Quelle vom 10. Mai 1354 ist dagegen weniger eindeutig.¹³³ Johannes von Rappoltstein auf der einen Seite und die Bürger von Bergheim, Sankt Pilt, Orschweier und Elsenheim auf der anderen Seite stritten sich „von der almende wegen“, also um Land.¹³4 Karl tat mit der Urkunde kund, dass die Parteien die „czweiunge [. . . ] vff vns gelazzen han“. Die Parteien waren mit ihrem Konflikt an ihn herangetreten, damit er sie entschied. Karl beschloss, beide Seiten sollten jeweils drei „biederbe manne“, also biedere Männer, schicken. Diese sechs sollten dann vor Pfingsten die Parteien „verminnen“. Falls das misslingen sollte, gab er den Auftrag, dass die sechs binnen derselben Zeit „eyndrechtliche eyn recht sprechen, bei dem eyde, den sie dar uber gesworn han, nach beiter partye kuntschafte“. Sie sollten folglich, nachdem beide Parteien ausgesagt hatten, einstimmig ein recht sprechen, und zwar bei dem Eid, den sie darüber geschworen hatten. Die Urkunde lässt keine klare Aussage zu, um was für einen Eid es sich handelt. Der Einschub „den sie dar uber gesworn han“ deutet darauf hin, dass Karl einen Eid meinte, der konkret anlässlich des Schiedsspruchs geschworen werden musste – eben „uber“ den Spruch. Das würde gegen einen Treueeid, den die Schiedsmänner zuvor allgemein gegenüber ihrem Herrn geleistet hatten, sprechen. Noch obskurer ist der danach folgende Satz: „Kuennen aber dıe sueße dıe vorgenanten partye binnen der egenanten zeit nıet vermynnen noch recht gesprechen, als vor geschrieben steet, so sullen sie doch iewedersiit yre sprache vff yren eyt uber die vorgenante czweiuenge beschrieben geben, vnd antwirten den funfczehen, dıe uber den lantfrieden in Elsazzen sein gesast“. Konnten die sechs Schiedsmannen weder ein Ergebnis mit minne noch mit recht finden, wie es oben geschrieben stand, so sollten sie „iewedersiit“ ihre „sprache“ auf ihren Eid über den Konflikt schriftlich geben und den Fünfzehn, die über den Landfrieden im Elsass eingesetzt waren,¹³5 überantworten. Für diese Textstelle sind verschiedene Lesarten denkbar. Damit kann gemeint sein, dass die Parteien ihre Ansprachen, also ihre gegenseitigen Vorwürfe und Klagen, hinsichtlich des Streits auf ihren Eid sich gegenseitig („iewedersiit“) geben sollten und dann den Fünfzehn vom Landfrieden die Sache überantworten sollten. Diese sollten dann recht sprechen. Oder – eine etwas sinnvollere Interpretation – die Parteien sollten jeweils („iewedersiit“) ihre Ansprachen den Fünfzehn vom Landfrieden überreichen.¹³6 Genauso gut können mit „sie“ immer noch die sechs Schiedsleute gemeint sein, die ihre „sprache“, also ihre Sprüche (Plural, denn zu einem einstimmig 133 Albrecht, Rappoltsteinisches UB 1, S. 525 f., Nr. 679, 1354 Mai 10 (URH 6 Nr. 549). 134 Allmende war gemeinschaftlich genutztes Land, siehe Schildt, Allmende in: HRG 1, 2. A., Sp. 169. 135 Hierbei soll es sich laut Battenberg, URH 6, S. 330, Nr. 549 um den am 13. Dezember 1347 in Hagenau abgeschlossenen Landfrieden handeln. Battenberg weist auch auf eine Merkwürdigkeit hin: In der zugehörigen Urkunde wurde nur ein neunköpfiger Ausschuss vereinbart. 136 So versteht Battenberg, URH 6, S. 330, Nr. 549 die Quelle.

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beschlossenen Spruch war es ja schließlich nicht gekommen!), auf ihren eid jeweils den beiden Parteien („iewedersiit“) schriftlich geben und die Entscheidung den Fünfzehn vom Landfrieden überantworten sollten. Zu guter Letzt kann „iewedersiit“ auch bedeuten, dass die beiden Lager, in die sich das Schiedsgericht gespalten hatte, ihre Sprüche den Fünfzehn geben sollten. Diese könnten dann, die verschiedenen Entscheidungsalternativen vorliegend, ein recht sprechen. Das „doch“ könnte so verstanden werden, dass die Schiedsleute nach ihrer Nicht-Einigung dies zumindest schriftlich festhalten sollten. Hierfür spricht, dass es vergleichbare Fälle gibt, bei denen die Schiedsleute ihre divergierenden Rechtssprüche dem Obmann zukommen lassen sollten.¹³7 Wie dem auch sei – bei den letzten beiden Auslegungen wären auch schon die einzelnen Sprüche der Schiedsleute, die mangels Einstimmigkeit keine Wirkung entfalten können, von ihrem Eid erfasst. Die Schiedsleute sprachen demnach ihren eigenen, individuellen Spruch auf ihren eid und nicht erst das recht, das sich hier aus übereinstimmenden Sprüchen ergeben sollte. Bei kommissarisch tätigen Gerichten könnten sich die Richter durchaus auf Treueeide berufen haben. Ein Beispiel hierfür sind die bereits erwähnten Schöffen und der Schultheiß von Friedberg, die am 7. Januar 1390 einen Streit mit minne zu erledigen versuchten und dann ihr Urteil „zue rechte uff unsir eide“ sprachen.¹³8 Hofrichter Herzog Přemysl von Teschen hatte sie beauftragt, sich der Sache anzunehmen.¹³9 Beteiligt waren gleich drei Parteien: Heilman von Speyer und seine Brüder Konrad, Siegfried, Peter und Henne, die Brüder Heinrich und Konrad Weiß und die Brüder Henne und Lemchen Schilder. Die von Speyer warfen den anderen vor, sie „an eyme dritteil des gerichtis zuo Vechenheim“ zu hindern. Es ging also darum, wem das Gericht zu Fechenheim zustand und ob es Reichslehen war oder nicht. Im Mittelalter waren Schöffen die beisitzenden Urteiler eines Schöffengerichts¹40, im vorliegenden Falle also des Gerichts der Stadt Friedberg. Der Schultheiß war der verhandlungsleitende Richter des Schöffengerichts.¹4¹ Als eine durch die Obrigkeit eingesetzte Amtsperson schwor er bei Amtsübernahme, das Recht seines Herrn bzw. der Stadt zu wahren und seine Pflichten zu erfüllen.¹4² Friedberg war ein von Friedrich Barbarossa gegründetes Doppelgebilde, bestehend aus Reichsburg und Stadt Friedberg.¹4³

137 Siehe S. 153 ff. 138 Reimer, UB Hanau 4, S. 461 ff., Nr. 511, 1390 Januar 7 (URH 12 Nr. 206); siehe hierzu bereits S. 132 ff. 139 Derartige Verfahrensdelegationen durch das Hofgericht waren üblich und nahmen unter den Luxemburgern noch einmal zu. Am häufigsten erhielten geistliche und weltliche Fürsten den Auftrag, jedoch waren Städte als Beauftragte nicht ungewöhnlich. Siehe hierzu Franklin, Das Reichshofgericht im Mittelalter 2, S. 49, 54, 58. 140 Battenberg, Schöffen, Schöffengericht in: HRG 4, Sp. 1463. 141 Battenberg, Schöffen, Schöffengericht in: HRG 4, Sp. 1467. 142 Erler/Neidert, Schultheiß, Schulze in: HRG 4, Sp. 1520. 143 Schwind, Friedberg in: LMA 4, Sp. 918; zu Reichsburgen siehe Schwind, Reichsburgen in: LMA 2, Sp. 966 ff.

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Grundsätzlich waren Reichsburg und Stadt zwei voneinander getrennte Gemeinwesen; die Burg hatte aber stets eine gewisse Vormachtstellung. Sie finanzierte sich nicht nur unerheblich über die städtischen Einkünfte, sondern der Burggraf war als Amtmann des Reichs¹44 auch Vorsitzender des städtischen Schöffenkollegiums und wählte den Schultheißen.¹45 Dieser entstammte der städtischen Führungsschicht und war oft vor oder nach seiner Amtszeit auch als Schöffe tätig.¹46 Auch die Schöffen mussten als Bürger der Stadt Friedberg – das Bürgerrecht war Voraussetzung, um überhaupt Schöffe in einer Stadt zu sein¹47 – ihrem Stadtherrn huldigen. Dies war im Falle Friedbergs der König selbst, denn Friedberg war eine Reichsstadt.¹48 Zwar hatte Wenzels Vater Karl die Stadt 1349 trotz Unpfändbarkeitsgarantien an die Grafen von Schwarzburg und von Honstein verpfändet.¹49 Die Verpfändung von Städten hatte normalerweise zur Folge, dass die Bürger dem neuen Pfandherren huldigten. Der Pfandherr trat an die Stelle des bisherigen Stadtherrn, des Königs.¹50 Friedberg war jedoch eine Ausnahme. Im Gegensatz zur üblichen Praxis waren – so geht es aus späteren Urkunden hervor – nur die städtischen Einnahmen, Steuern und Gülten verpfändet.¹5¹ Als Fazit bleibt festzuhalten, dass Schöffen und Schultheiß von Friedberg 1390 entweder direkt als Friedberger Bürger dem König mit Eid verbunden oder als Teil des Schöffenkollegiums dem Burggrafen einen Treueeid geschworen hatten, der in der Pflicht des Königs stand. Insofern ist es gut möglich, dass es sich bei dem von ihnen erwähnten Eid ebenfalls um einen zuvor und unabhängig vom Verfahren geschworenen Eid handelte, der sie, ggf. vermittelt durch den Burggrafen, zur Treue gegenüber dem König verpflichtete.¹5² 144 Ursprünglich setzte der König den Burggrafen ein. 1349 verlieh Karl den Friedberger Burgmannen das Privileg, den Burggrafen selbst zu wählen. Dieser musste aber immer noch durch den König bestätigt werden. Siehe hierzu Schilp, Die Reichsburg Friedberg, S. 84, 86. 145 Schilp, Die Reichsburg Friedberg, S. 182 ff. Das Verhältnis zwischen Burg und Stadt war nicht immer konfliktlos, z. B. klagte die Burg 1388 gegen die Stadt. König Wenzel delegierte den Fall an den Erzbischof von Mainz, Mader, Sichere Nachrichten 1, S. 205 (Auszug), 1388 Oktober 3 (URH 12 Nr. 55) und Foltz, UB Friedberg 1, S. 377 ff., Nr. 686, 1388 November 6 (URH 12 Nr. 63). 146 Schilp, Die Reichsburg Friedberg, S. 180. 147 Battenberg, Schöffen, Schöffengericht in: HRG 4, Sp. 1465. 148 Daneben gab es in der Wetterau noch die Reichsstädte Gelnhausen, Wetzlar und Frankfurt am Main, wobei letztere sowohl politisch als auch wirtschaftlich am wichtigsten war, siehe Holtz, Reichsstädte und Zentralgewalt, S. 19. Ein Beispiel für einen Huldigungseid einer Reichsstadt steht bei Ebel, Der Bürgereid, S. 75. 149 Stobbe, Die Geschichte Friedbergs, S. 204. 150 Landwehr, Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte, S. 335. 151 Landwehr, Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte, S. 340; Schilp, Die Reichsburg Friedberg, S. 134. 152 Siehe zu Schöffeneide auch Krey, Praxis der spätmittelalterlichen Laiengerichtsbarkeit, S. 309, der aber wohl gegenüber dem Rat oder der Stadt geschworene Eide meint. Vgl. als weiteren Fall von delegierter Gerichtsbarkeit noch Foltz, UB Friedberg 1, S. 297 f., Nr. 600, 1377 August 18

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Es deutet somit einiges darauf hin, dass sich die Richter zumindest in einem Teil der Verfahren bei ihrem Urteil auf einen Treueeid bezogen, den sie vorab und unabhängig von dem konkreten Fall geschworen hatten. Dafür spricht zumindest die Tatsache, dass in keiner der Quellen eine gesonderte Vereidigung Erwähnung findet. Falls es sich bei den Eiden, auf denen das recht gesprochen wurde, tatsächlich um Treueeide handelte, so waren Urteiler und Schiedsrichter bereits zu Beginn der Verhandlungen, also auch schon während des Verfahrens mit minne, vereidigt. Es wäre nicht erst dann zur Eidleistung gekommen, als das Verfahren in das recht-Stadium eintrat. Dennoch war die minne nicht vom Eid erfasst. Deshalb lässt sich nicht schlussfolgern, dass die Beendigung eines Konflikts mit minne schneller oder einfacher gewesen wäre als mit recht, denn eine zusätzliche Vereidigung war ja gerade nicht erforderlich. Darüber hinaus lässt sich eine weitere Aussage über die minne ohne Eid treffen: Sie war für Richter und Urteiler völlig ungefährlich. Während alles, was auf den eid gesprochen war, potentiell auch zu einem Eidbruch führen konnte und somit die Bedingung der Selbstverfluchung eintreten konnte, fehlte dieses Risiko bei der minne. Denn die Sorge um das eigene Seelenheil war durchaus präsent, nicht umsonst kämpften später auch die frühen Reformatoren gegen die Eide.¹5³ Die Angst vor dem Höllenfeuer könnte bei dem einen oder anderen Richter und Urteiler die Motivation, doch eine Streitentscheidung mit minne zu erreichen, erhöht haben. Dann lag die Verantwortung alleine bei den Parteien, die dem Ergebnis mit minne zugestimmt hatten. Hierbei passt ins Bild, dass die Richter die Tragweite der Entscheidungen mit recht ausweislich der Quellen ernst nahmen. Sie wollten nichts falsch machen¹54 und trauten sich teilweise die Entscheidung nicht zu¹55. Immer wieder betonten sie, sich vor ihrer Entscheidung Rat eingeholt zu haben und das Ergebnis selber für recht zu halten oder es selbst auch nicht besser zu wissen.¹56 Das recht war somit das, was sie nach Beratung und nach eigener Überzeugung für recht hielten. Ihr Eid verpflichtete sie, dementsprechend zu urteilen. Falls es sogenannte Minnesprüche gab, also minne genannte, verbindliche Verfahrensergebnisse ohne Konsens zwischen den Parteien, so bestünde in der Abwesenheit des Eids bei den Minnesprüchen ebenfalls ein signifikanter Unterschied zum recht. Anders als bei einer Entscheidung mit recht hätten die Richter hierfür nicht schwören

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(URH 10 Nr. 441): „Daz sprechin wir uff unsirn ordin und uff den eyd, den wir dem Romischin riche getan han“. Der für Karl kommissarisch richterlich tätige Deutschmeister Johann von Hain bezog sich sowohl auf den Deutschen Orden als auch auf den Eid, den er dem Deutschen Reich geschworen hatte. Luminati, Eidverweigerung, S. 200. Kühn, MGH Const. 10, S. 341 ff., Nr. 448, 1352 August 26 (URH 6 Nr. 363). Fritz, UB Straßburg 6, S. 440 ff., Nr. 748, 1393 März 14 (URH 13 Nr. 55). Z. B. Hrubý, Archivum Bohemiae 2, S. 172 ff., Nr. 136, 1350 Februar 14 (URH 6 Nr. 217); Reimer, UB Hanau 4, S. 461 ff., Nr. 511, 1390 Januar 7 (URH 12 Nr. 206).

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müssen. Eine Differenzierung zwischen strengem Recht einerseits und Billigkeit andererseits als jeweilige Entscheidungsgrundlage wäre jedoch auch in diesem Fall nicht auszumachen. Abschließend sei erwähnt, dass Hattenhauer mit den von ihm untersuchten Quellen zu einem anderen Ergebnis kommt. Er führt in seinem Beitrag zwei Beispiele an, nach denen die Schiedsrichter die Parteien auf ihren eid nach minne oder nach recht scheiden bzw. verrichten sollten.¹57 Er leitet hieraus ab, auch das Ergebnis mit minne hätten die Richter auf ihren eid gesprochen. Somit habe es sich um ein formstrenges Verfahren gehandelt.¹58 Die von ihm zitierten Quellen lassen jedoch eine solch eindeutige Aussage nicht zu. Beide Urkunden legen nämlich nur die Schiedsrichter und das zu beschreitende Verfahren fest.¹59 Sie protokollieren gerade keinen Spruch mit minne. Insbesondere die ältere Urkunde vom 20. März 1265 legt den Verdacht nahe, die Formel auf ihren eid beziehe sich nicht ausdrücklich sowohl auf minne als auch auf recht, sondern nenne lediglich die möglichen Verfahrensarten. Dort heißt es nämlich: „daz es die uf irn eth sulent scheden / nach rehte · oder nach minnen / oder nach wetlich dingen“. Der letzte Teil – nach wetlich dingen – lässt sich wohl am ehesten mit auf angemessene oder zweckentsprechende Weise übertragen.¹60 Der Text enthält an dieser Stelle also nicht drei verschiedene Möglichkeiten, die zwingend jeweils einen Eid erforderten, sondern die Anordnung, die Schiedsrichter sollten entstehende Streitigkeiten möglichst pragmatisch beilegen. Die Wendung auf ihren eid muss sich mithin nicht auf minne beziehen, sondern kann genauso gut nur auf die erst genannte Möglichkeit, das recht, oder auf minne oder recht in einheitlicher Bedeutung abzielen. Abgesehen davon sind die von Hattenhauer besprochenen Quellen um die 100 Jahre älter als die für diese Arbeit untersuchten Quellen. Während dieser Zeit kann sowohl ein rein sprachlicher Wandel als auch ein inhaltlicher Wandel stattgefunden haben.

7 Ergebnisse Die stets postulierte Abfolge von zunächst minne und dann recht entsprach wohl dem üblichen Ablauf. Trotzdem folgte dem vergeblichen Bemühen der Schlichter und Richter, die Parteien zu einem Vergleich zu bewegen, nicht immer eine gerichtliche Entscheidung. Ein Urteil mit recht blieb aus, wenn das richtige gerichtliche Verfahren mangels passender Urteiler nicht eingehalten werden konnte. Dieser Missstand konnte sich negativ auf die Vergleichsbereitschaft der Parteien auswirken.

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Hattenhauer, „Minne und recht“, S. 336, dort die beiden untersten Beispiele. Hattenhauer, „Minne und recht“, S. 337. Wilhelm et al., CAU, Nr. 89, 1265 März 20; Wilhelm et al., CAU, Nr. 1393, 1291 März 26. Benecke/Müller/Zarncke, Mittelhochdeutsches Wörterbuch 3, Sp. 779a; von Bahder, DWB 13, Sp. 2585.

Ergebnisse

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Selbst wenn aber Richter da waren, die eine Entscheidung mit recht fällten, galt diese unter Umständen nicht als recht fort. Sie konnte zur minne werden, wenn die Parteien entweder einen Vergleich mit (nahezu) identischem Inhalt schlossen oder wenn sie die Entscheidung nachträglich als minne bezeichneten. Für solch ein Vorgehen konnte es unterschiedliche Gründe geben. Ein naheliegender Grund für einen späteren Vergleichsschluss war, dass ein Spruch mit recht keinen Rechtsfrieden bot, wenn er nicht bei allen Parteien Akzeptanz fand. Münzten Parteien später ein Urteil in einen Vergleich um, empfanden sie den Rechtsspruch möglicherweise doch als ausreichend ausgewogen, um ihn akzeptieren zu können. Mit der Bezeichnung des Ergebnisses als minne wollten sie gefundene Harmonie kundgeben. Den Richtern, die mit ihrem recht die minne herbeigeführt hatten, konnten sie damit ihre Anerkennung aussprechen. Im Übrigen hatte die Darstellung einer gerichtlichen Entscheidung als freiwillig geschlossener Vergleich für die unterlegene Partei eine gesichtswahrende Funktion. Das Bild der Zweistufigkeit der Verfahren ist nicht dahingehend zu verstehen, dass die minne-Verhandlungen der Findung des rechts stets in einem abgetrennten Verfahren voraus gingen. Zwar mag es bei dinggenossenschaftlichen Verfahren der Fall gewesen sein, dass der Richter das Gericht erst dann mit Urteilern besetzte, wenn es einer rechtlichen Entscheidung tatsächlich bedurfte. In zahlreichen Fällen folgten der Parteianhörung und Sachverhaltsaufklärung, die Teil des gerichtlichen Verfahrens waren, Vergleichsverhandlungen. Das Finden der minne fand hier parallel mit der Vorbereitung der Entscheidung mit recht statt. Gleichzeitig kann in der Abfolge, wonach die Parteianhörung und Sachverhaltsaufklärung dem Vergleichsschluss vorangingen, eine richterliche Strategie gelegen haben. Auf diese Weise konnte den Parteien nämlich vor Augen geführt werden, wie es um ihren Fall stand. Eventuell wurde sogar mit den Parteien eine mögliche Entscheidung mit recht besprochen, um sie doch noch zu einem Vergleich zu bewegen. Speziell bei Schiedsgerichten ergibt sich für die Beteiligung der Obleute bei den Vergleichsverhandlungen ein gemischtes Bild. Die Obleute konnten an den Vergleichsverhandlungen teilhaben, wurden zum Teil aber auch nur für die rechtliche Entscheidung hinzugezogen. Im letzteren Fall war das Ringen um den Vergleich Aufgabe der freunde, d. h. der von den Parteien paritätisch bestimmten Schiedsleuten. Hier war es nicht möglich, den Parteien eine für sie eventuell negative Entscheidung mit recht in Aussicht zu stellen, um sie so zum Vergleich zu bewegen. Für alle Formen der Gerichtsbarkeit ist festzustellen, dass das recht im Gegensatz zur minne vom Eid der Richter umfasst war. Abseits von den allgemeinen Vorzügen von Vergleichen als gesichtswahrende und Frieden stiftende Konfliktlösung hatten somit auch die Richter selbst ein persönliches Interesse, durch einen Vergleichsschluss ein Urteil mit recht zu vermeiden. Auf diese Weise liefen sie nicht Gefahr, durch ein Fehlurteil ihr Seelenheil zu riskieren. Bei Verfahrensergebnissen mit minne, die ohne Konsens zwischen den Parteien zustande kamen, kann hierin der entscheidende Unterschied zum recht gelegen haben.

Zusammenführung

Die Arbeit stellt in den vorangehenden Kapiteln zahlreiche Quellen vor und gibt die in ihnen überlieferten Verfahren wieder. Dabei kommen Details zu Tage und so manche Verästelung wird beleuchtet. Der Schluss der Arbeit soll die Ergebnisse, die sich aus der Betrachtung der einzelnen Sachverhalte ergeben, zusammenführen. Sprachgebrauch Der Schlüssel zum Verständnis von minne oder recht ist das Wissen um den Sprachgebrauch. Die Paarformel konnte sowohl zur Einheit verschmolzen einen eigenen Sinngehalt haben als auch zwei verschiedene Verfahren bezeichnen. In ihrer einheitlichen Bedeutung stand die Paarformel insbesondere für die schiedsgerichtliche Streitbeilegung, war darauf aber nicht beschränkt. Daneben kamen hofgerichtliche Verfahren, Verfahren der delegierten Gerichtsbarkeit und abstrakt gerichtliche Anspruchsklärungen und Schadensausgleiche in Betracht. Als Paarformel bildeten minne und recht einen Oberbegriff, der für die Zeitgenossen das Wesen einer gerichtlichen Verhandlung zusammenfasste. Sie konnte damit die ganze Bandbreite der königlichen Gerichtsbarkeit umschreiben. Wenn die Quellen von minne oder recht als zwei verschiedene Wege der Konfliktlösung sprechen, dann ist die minne grundsätzlich als gütliche Streitbeilegung, einem mit Konsens der Parteien mit Hilfe des Gerichts aufgestellten Vergleich zu verstehen. Dasselbe gilt für die Paarformeln freundschaft oder recht und gütlich oder recht, die die Verfasser der Quellentexte hinsichtlich desselben Sachverhalts zum Teil anstelle von minne oder recht verwendeten. Die gütliche Streitbeilegung als inhaltliche Bedeutung ist bei vielen Quellen eindeutig aus dem Kontext zu erkennen, z. B. wenn die minne an der fehlenden Eintracht unter den Parteien scheiterte oder die Aussteller dem Ausdruck minne ein klarstellendes mit wissen und willen beifügten. Die Zustimmung zum Ergebnis musste aber nicht zwingend von den Parteien selbst erteilt werden. Auch ein Ergebnis, dem die freunde, also die paritätisch gewählten Schiedsleute, zugestimmt hatten, konnte minne heißen. Die Schiedsleute nahmen so eine Doppelfunktion von einerseits Schiedsrichtern und andererseits Vertretern ein. Beim Ausdruck recht ist in der Regel die Übertragung als gerichtliche Entscheidung oder Gericht im Sinne des die Entscheidung treffenden Gremiums sinnvoll. Vereinzelt konnten hinter dem Ausdruck auch Normen stehen, wobei allerdings nicht eindeutig ist, welche Normen gemeint waren. In Betracht kommen prozessuale Gepflogenheiten. Das freundliche recht zeichnete sich ebenso wenig durch bestimmte, den Parteien freundlich gesinnten Normen aus. Auch gibt es keine Hinweise dafür, dass mit dem freundlichen recht Entscheidungen getroffen wurden, bei denen eine Durchsetzung mit Zwang, also ein gewaltsames Vorgehen gegen denjenigen, der den Spruch nicht ein-

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Zusammenführung

hielt, ausgeschlossen sein sollte. Das freundliche recht bot vielmehr Sicherheit, sich nur freiwillig gerichtlich oder vor einem bestimmten Gericht – sei es Schiedsgericht oder königliches Hofgericht – verantworten zu müssen. Das Gegenteil, z. B. die unerwünschte Ladung vor das Hofgericht, hieß entsprechend feindliches recht. Im Unterschied zum Vergleichsschluss konnte das königliche Hofgericht die Parteien verurteilen, dem Gegner das freundliche recht zuzusichern. Darüber hinaus konnte es, ganz ohne Mitwirkung des Gegners, bei dessen Säumnis der erschienenen Partei die Sicherheit des freundlichen rechts gewähren. minne ohne Konsens? Die bisherige Forschung zu der Paarformel minne oder recht hat sich wiederholt mit der Frage auseinandergesetzt, ob die minne nach dem Verständnis der Zeitgenossen stets den Konsens der Parteien voraussetzte, also immer einen Vergleich meinte. Das Ergebnis mehrerer Arbeiten hierzu lautet, eine Entscheidung mit minne sei auch ohne die Zustimmung der Parteien zum Ergebnis möglich gewesen. Sie untermauern diese These insbesondere mit der Auswertung bestimmter Formulierungen und Wendungen. Beispielsweise sollten Richter der minne und des rechts gewaltig sein oder sprachen und entschieden das Ergebnis mit minne. Vor allem die bei paritätisch besetzten Schiedsgerichten anzutreffende Formulierung, die Parteien hätten zu halten und auszuführen, was die Schiedsleute einstimmig oder mehrheitlich mit minne oder recht sprachen, gilt als Beleg für den fehlenden Konsens. Die Untersuchungen dieser Arbeit zeigen, dass diese Formulierungen oft keine gesicherte Auskunft darüber geben, ob tatsächlich minne eine Entscheidung bezeichnete, die ohne den Konsens der Parteien herbeigeführt werden konnte. Die Paarformel minne oder recht meinte in zahlreichen Fällen gerade nicht zwei verschiedene Verfahren, sondern stand für das (schieds-)gerichtliche Verfahren an sich. Berücksichtigt man diese Lesart, lösen sich die typischen Beweise für den fehlenden Konsens in Wohlgefallen auf. Gleichwohl ist nicht auszuschließen, dass es nichtkonsensuale Entscheidungen gab, die die Zeitgenossen als minne bezeichneten. Wenn Usteri eine Quelle aus dem Jahr 1421¹ zitiert, nach der eine Entscheidung mit minne auf der Mehrheit der Schiedsleute beruhte, so ist ein anderer Sinngehalt von minne in diesem Fall denkbar. Eventuell bedeutete minne in diesem Zusammenhang einfach nur Schiedsspruch. Wenn die Paarformel minne oder recht für die Entscheidung eines Schiedsgerichts steht, könnte dasselbe für minne alleine gelten. Die Frage in diesem Fall bleibt, ob es einen Unterschied zu einer Entscheidung mit recht gab. Die Lösung der älteren Forschung hierfür ging häufig dahin, die minne als Billigkeitsentscheidung und das recht als Entscheidung nach objektiven materiellen Rechtsnormen anzusehen. 1 Usteri, Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht, S. 249.

Zusammenführung

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In den Quellen findet sich aber in der Regel weder ein Hinweis auf Billigkeitserwägungen noch auf materielle Rechtsnormen. Die Diskussion, ob es im ungelehrten Recht überhaupt objektives Recht gab, kommt hinzu. Selbst wenn man aber annimmt, dass zumindest die gelehrten Juristen – z. B. als königliche Räte – das recht nach objektiven Rechtsnormen fanden, überzeugt diese scharfe Abgrenzung von Billigkeit und Recht nicht. Das recht wäre nach diesem Verständnis in der Lage gewesen, zu so unbilligen Ergebnissen zu führen, dass es von allen Beteiligten abgelehnt worden wäre und man auf eine Billigkeitsentscheidung ausweichen musste. Ein greifbarer Unterschied zwischen minne und recht ist jedenfalls der Eid der Richter. Das recht wurde auf den eid gesprochen. Das gilt für das königliche Hofgericht, Schiedsgerichte und die verschiedenen Formen der delegierten Gerichtsbarkeit. Dagegen gibt es bei den für diese Arbeit untersuchten Quellen keine Verfahren, bei denen auch die minne auf den Eid gesprochen worden wäre. Wenn der Eid ein wichtiges Wesensmerkmal des rechts war, dann lag der grundlegende Unterschied zwischen verbindlicher minne-Entscheidung und Rechtsentscheidung eventuell nicht im eigentlichen Ergebnis, sondern in der Beziehung des Richters zu seiner Entscheidung. Bei einem Eid ruft der Eidesleistende Gott als Zeuge der Wahrheit und gleichzeitig als Rächer des Meineids an.² Wenn die Richter das recht auf den Eid sprachen, bekräftigten sie damit, das, was sie entschieden, tatsächlich für recht und richtig zu empfinden. Bei der verbindlichen minne-Entscheidung könnte diese Verknüpfung der Richtigkeitsgewähr mit dem eigenen Seelenheil gefehlt haben. Für die Richter könnte eine Entscheidung mit minne eine große Entlastung gewesen sein. Schließlich lassen die Quellen immer wieder durchscheinen, dass Richter das Risiko eines Fehlurteils nicht auf die leichte Schulter nahmen. Die Parteien, die sich einer verbindlichen minne-Entscheidung unterwarfen, hätten in diesem Fall auf eine eidliche Bekräftigung verzichtet. Der Grund hierfür könnte ihr Vertrauen in die Richter gewesen sein, gerecht zu entscheiden. Neben dem Eid als Differenzierungskriterium mag es noch weitere Gründe gegeben haben, warum eine verbindliche Entscheidung als minne bezeichnet wurde. Denkbar ist beispielsweise, dass Parteien selbst keine Lösung fanden, die Entscheidung einvernehmlich einem Dritten übertrugen und dies minne nannten, damit keine von ihnen durch eine Entscheidung mit recht ihr Gesicht verlor. Bei all dem darf jedoch nicht aus dem Blick geraten, dass sich Verfahrensergebnisse mit minne, die ohne den Konsens zwischen den Parteien zustande kamen, nur selten nachweisen lassen. Für den untersuchten Zeitraum muss man Hinweise auf sie quasi mit der Lupe suchen. Interessant und weiterer Forschung vorbehalten ist die Frage, ob im 15. Jahrhundert der wachsende Einfluss der gelehrten Juristen auf die königliche Gerichtsbarkeit einen Bedeutungswandel herbeiführte. Hierfür müsste untersucht werden, ob Differenzierungen zwischen einerseits auf Rechtsregeln basierenden Urteilen und andererseits an Billigkeit ausgerichteten Entscheidungen auszumachen sind. 2 Luminati, Eidverweigerung, S. 199.

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Zusammenführung

Motive und Strategien Bei Streitbeendigungen mit minne oder recht spielten sowohl auf der Seite der Parteien als auch auf der der Richter allerhand Motive eine Rolle. Um gerade die minne zu erreichen und dauerhaft zu sichern, setzten Richter diverse Strategien ein. Schon einen Schritt vor der eigentlichen Streitbeilegung mit minne oder recht konnten Parteien, indem sie Dritte mit macht und gewalt zu minne oder recht ausstatteten, den Ball geschickt ins Feld des Gegners spielen. Die Macht- und Gewalterteilung enthielt die Aussage, die dritte Person sei beauftragt, schlichtend und richtend den Konflikt zu lösen. Damit bot man dem Gegner minne oder recht an und setzte ihn unter Zugzwang, sich der Verwillkürung entweder anzuschließen oder sich ihr zu verweigern. Im letzten Fall bestand das Risiko, die Gunst des Königs zu verlieren, da dieser für den Frieden Sorge zu tragen hatte und Gewaltausbrüche nicht tatenlos hinnehmen durfte. Ausschlaggebend für gütliche Streitbeilegungen mit minne war wohl die Erkenntnis, dass ein im Konsens gefundenes Ergebnis den Rechtsfrieden dauerhafter gewährleistete als eine autoritäre Entscheidung. Nicht ohne Grund konnte es geschehen, dass nach einer Entscheidung mit recht die Parteien später einen Vergleich über denselben Sachverhalt schlossen. Zentral war auch die gesichtswahrende Funktion, die ein Ergebnis mit minne mit sich brachte. Die Parteien konnten, selbst wenn König oder Richter sie eventuell zum Vergleich drängten, so später immerhin kundtun, stets aus freien Stücken gehandelt zu haben. Für die Richter wiederum dürfte die fehlende Beeidigung bei konsensualen Streitbeilegungen mit minne eine Erleichterung gewesen sein. Gelang es ihnen, zwischen den Parteien einen Ausgleich zu finden, mussten sie nicht die Richtigkeit der Entscheidung beschwören. Dies konnte Ansporn sein, sich intensiv um die minne zu bemühen. Ansonsten bedeutete eine Streitbeilegung mit minne nicht unbedingt einen geringeren Aufwand als eine mit recht. Teilweise holten die Richter auch für die minne Rat von Dritten ein. Die Tatsache der Beratung und der Mitwirkung Dritter hielten sie wiederum in den Urkunden fest. Ein späterer Verstoß gegen die vergleichsweise gefundene Regelung hätte nicht nur den Gegner und den Richter brüskiert, sondern die Gemeinschaft der Mitwirkenden. Legitimität und Qualität des Vergleichs wurden – ebenso wie es bei Entscheidungen mit recht üblich war – betont. Ein ähnlicher Zusammenhang könnte bei den Beschreibungen durch die Richter, inwiefern sie den Sachverhalt aufgeklärt hatten, bestehen. Damit könnten sie bezweckt haben, dem Vorwurf des unausgewogenen Vergleichs vorzubeugen. Unabhängig von diesen präventiven Maßnahmen war eine gute Sachverhaltskenntnis Voraussetzung für einen ausgewogenen Vergleichsvorschlag. Je gerechter der Vergleichsvorschlag, desto eher fand er die Zustimmung der Parteien. Des Weiteren dürfte es verhandlungspsychologisch von Vorteil gewesen sein, wenn beide Seiten erst einmal ihrem Unmut Luft gemacht und das Gefühl hatten, mit ihrem Anliegen gehört worden zu sein. Schließlich bot es den Parteien die Möglichkeit, ihre Erfolgsaussichten besser einschätzen zu können.

Zusammenführung

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Diese Strategie konnte natürlich nur dann eingesetzt werden, wenn das recht tatsächlich als Alternative zur minne zur Verfügung stand. Konnte das Gericht nicht mit den passenden Urteilern besetzt werden oder der Obmann nahm bei den Vergleichsverhandlungen nicht teil, um eine drohende Pattsituation zwischen den freunden aufzulösen, verringerten sich die Chancen für die minne. Für den Ablauf der Gerichtsverhandlungen bedeutete die Sachverhaltsaufklärung bereits vor den Vergleichsbemühungen, dass minne und recht nicht zwingend zeitlich versetzt geschahen, sondern Teil einer gerichtlichen Verhandlung sein konnten. Die minne und das recht waren auf diese Weise eng miteinander verwoben und bedingten sich gegenseitig.

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