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German Pages 519 [520] Year 1991
saur
Dortmunder Beiträge zur Zeitungsforschung Band 48 Herausgegeben von Hans Bohrmann Institut für Zeitungsforschung der Stadt Dortmund
Karl-Martin Obermeier
Medien im Revier Entwicklungen am Beispiel der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (WAZ)
K G - Saur München • London • New York • Paris 1991
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Obermeler, Karl-Martin: Medien im Revier : Entwicklungen am Beispiel der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (WAZ) / Karl-Martin Obermeier. - München ; London ; New York ; Paris : Saur, 1991 (Dortmunder Beiträge zur Zeitungsforschung ; Bd. 48) ISBN 3-598-21309-3 NE: GT
Alle Rechte vorbehalten / All Rights Strictly Reserved K.G. Saur Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Part of Reed International P.L.C. Printed in the Federal Republic of Germany Jede Art der Vervielfältigung ohne Erlaubnis des Verlags ist unzulässig Druck/Binden: Strauß-Offsetdruck GmbH, Hirschberg ISBN 3-598-21309-3
In einer so schnell sich verändernden Welt kann nur bewahren, wer zu verändern bereit ist. Wer nicht verändern will, wird auch das verlieren, was er bewahren möchte. GUSTAV W . HEINEMANN
MEINEN ELTERN
Vorwort des Herausgebers Standorte für Zeitungsverlage und Druckereien sind allemal Städte. Im allgemeinen stehen Größe und Bedeutung dieser Städte direkt proportional mit Auflagenhöhe und publizistischem Einfluß der in ihren Mauern herausgegebenen Blätter in Beziehung, wobei die Weite des Umlandes und die politische Hervorhebung einer Stadt, beispielsweise als Sitz einer Regierung oder bedeutender Industriestandort, zu den intervenierenden Variablen gerechnet werden muß. Das Ruhrgebiet hat, legt man diese Kriterien zugrunde, in den ersten Jahrhunderten seit Gutenbergs Erfindung des Letterndrucks keine eindrucksvolle Druckerei- und später Zeitungslandschaft hervorgebracht. Das Gebiet war politisch und verwaltungsmäßig zerteilt, entbehrte einer eigenständigen Wirtschaftskraft, und die meist kleineren Städte hatten kaum politische Bedeutung. Erst die Industrialisierung hat aus der bestenfalls geographischen Bezeichnung Ruhrgebiet eine ökonomisch arbeitsteilige Industrieregion gemacht, die zwar immer noch quer zu Verwaltungsgrenzen liegt, aber die Basis nicht nur für starke lokale Zeitungen, sondern auch für Blätter bot, die das gesamte Ruhrgebiet erfaßten, ja darüber hinaus wirken konnten. Pressegeschichtlich sind vor allem die Städte Essen und Dortmund von Bedeutung. Seit der Wilhelminischen Zeit ist die Rheinisch-Westfälische Zeitung (Essen) als Sprachrohr der Schwerindustrie weit über das Ruhrgebiet hinaus beachtet worden und der Dortmunder General Anzeiger hat, ohne ein Blatt der Sozialdemokratie zu sein, die Ideen von sozialem Fortschritt und friedlicher Entwicklung zwischen den Völkern als Interessen der kleinen Leute des Reviers zum Ausdruck gebracht. Der General-Anzeiger war in den Weimarer Jahren die größte Abonnements-Zeitung des Deutschen Reiches außerhalb Berlins. Unter dem Nationalsozialismus war die Entwicklung der Presse überall stagnierend bis rückläufig. In der National-Zeitung (Essen), einem Organ der NSDAP, das zeitweilig vom preußischen Ministerpräsidenten Göring aktiv unterstützt wurde, erwuchs der Rheinisch-Westfälischen Zeitung bald ein überlegener Konkurrent. Daß der Besitzer der Rheinisch-Westfälischen Zeitung inzwischen Oberbürgermeister von Essen geworden, mit der nationalsozialistischen Politik konform ging, spielte dabei keine Rolle. Der Dortmunder General-Anzeiger wurde bereits im Frühjahr 1933 in einer ungesetzlichen Aktion von nationalsozialistischer Seite übernommen, sogar der Titel wurde getilgt, das Blatt, das in einem nunmehr nationalsozialistischen Verlagshaus von einer zu erheblichen Teilen neuen Redaktion gemacht wurde, hieß Westfälische Landeszeitung. Mit der Eroberung des Ruhrgebiets durch Alliierte Truppen war das Ende der nationalsozialistischen Presse gekommen. Zwischenzeitlich verteilte die 12. amerikanische Heeresgruppe für die deutsche Zivilbevölkerung eine Ruhr-Zeitung. Der Neuaufbau der Presse erfolgte innerhalb der jeweiligen Besatzungszonen nach eigenen Prinzipien. Deren Realisierung war an technische Schwierigkeiten (Zerstörung der Druckkapazitäten) und personelle Schwierigkeiten (Suche nach politisch unbelasteten Journalisten und Verlegern) geknüpft. Das braucht seine Zeit. Die Zielvorstellung der britischen Presseoffiziere war offenbar geschult an den ihnen vertrauten heimatlichen Presseverhältnissen. Sie wollten große überlokale Informa-
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tionsblätter mit durchaus erkennbarer Parteifarbe schaffen. Entgegen der deutschen Tradition wollten sie keine kleinen Lokalblätter (Heimatzeitungen) und auch keine Parteipresse, die, da im Besitz einer Partei, in der Gefahr stand, es mit der abgewogenen Information nicht ganz genau zu nehmen. Als Musterbeispiel für den angestrebten Journalismus gründete die britische Besatzungsmacht die Tageszeitung Die Welt (Hamburg), deren westdeutsche Ausgabe in Essen herauskam. Essen war auch der Standort der Neuen Ruhr-Zeitung, die der SPD nahestand. In Dortmund wurde die Westfälische Rundschau (SPDnahe), das Westdeutsche Tagesblatt (FDP-nahe), das Westdeutsche Volksecho (KPD-nahe) und kurz vor Schluß der Lizenzphase mit den Ruhr-Nachrichten ein CDU-nahes Blatt gegründet. Die Lizenzträger gehörten, im Gegensatz zu den Versuchen in der amerikanischen Zone, nicht unterschiedlichen politischen Bekenntnissen an. Zum Ruhrgebiet könnte auch die Westfalenpost (Hagen) - CDÜ-nahe - gerechnet werden. NRZ, Westfälische Rundschau, Ruhr-Nachrichten und Westfalenpost zeichneten sich von Anfang an durch eine starke Verankerung in der Region aus, die nicht nur in der absoluten Auflagenhöhe, sondern vor allem in der Anzahl der Lokalausgaben ihren Ausdruck fand. Ob die Besatzungsbehörden mit dem Ergebnis ihrer Pressepolitik zufrieden waren, mag dahingestellt sein. Die Gründung der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) als unabhängige Zeitung für NordrheinWestfalen, zunächst mit dem Sitz in Bochum, später Essen, mag als Versuch einer gewissen Korrektur der Presselandschaft interpretiert werden. Die WAZ überflügelte alle vorher von den Briten ins Leben gerufenen Lizenzblätter und auch nach Freigabe der Lizenzen, die endgültig durch das Inkrafttreten des Grundgesetzes erreicht werden konnten, überflügelte kein anderes Blatt des Ruhrgebietes diesen Titel. Der publizistische und zugleich verlagsökonomische Erfolg der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung verdient es also, beschrieben und analysiert zu werden. Sie ist die Zeitung des Ruhrgebiets geworden, die auch in der Bundesrepublik insgesamt als publizistischer Ausdruck der Region anerkannt wird. Das gilt umso mehr, seit mit der Westfälischen Rundschau, der Neuen Ruhr-Zeitung und der Westfalenpost fast alle wichtigen anderen Titel des Ruhrgebiets unter das Verlagsdach der WAZ gekommen sind. Dabei handelt es sich nicht um einen herkömmlichen Konzentrationsprozeß, denn sie blieben als publizistische Einheiten erhalten. Diese Entwicklung verdient unter kommunikationspolitischen Gesichtspunkten besondere Beachtung. Der Erfolg der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung war gewiß durch ihre Konstituierung als Lizenzblatt vorgeprägt. Viele der großen Lizenzzeitungen in der Bundesrepublik haben sich bis heute als publizistisch und ökonomisch potent erwiesen, aber es handelt sich dabei doch um einen Startvorteil, der nur durch kontinuierliche Weiterarbeit erhalten oder gar ausgebaut werden konnte. Auch die jetzt in der WAZ-Gruppe kooperierenden anderen Blätter waren überwiegend Lizenzgründungen. Daß die differenzierte Presselandschaft des Ruhrgebiets, auf die die anderen Bundesländer Schleswig-Holstein, Saarland, Niedersachsen, aber auch West-Berlin nur neidisch blicken können, erhalten bleibt, ist für die politische Meinungs- und Willensbildung und damit für die demokratische Weiterentwicklung ein begründeter Wunsch; ob das publizistische System der Bundesrepublik nicht durch die Deregulierung der Rundfunk- und Fernsehpolitik indirekt auch tangiert wird, bedarf deshalb intensiver Nachforschung. Die Einrichtung des Kabelfernsehens, des Satellitenfemsehens und zwar auch resp. überwiegend in Form des
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Privatfemsehens, sowie die Chance, privaten Hörfunk und privates Fernsehen auf lokaler Ebene auch terrestrisch auszustrahlen, ist zwar für die inhaltlichen Angebote der Tageszeitungen kaum direkte Konkurtenz. Aber die stärkere Zuwendung zu den elektronischen Medien begrenzt die verfügbare Zeit und das Geld auch der Zeitungslektüre und -Werbung. Nicht unproblematisch scheint es auch, daß viele Zeitungsverlage geneigt sind, die in einer langen Periode stabiler Gewinne erwirtschafteten Überschüsse in das Konkurrenzmedium Femsehen zu investieren. Der ökonomische Erfolg lokaler privater Programme wird in der langen Anlaufzeit sicher entfallen. Nur ökonomisch potente Verlage können sich Chancen ausrechnen. Daß die Westdeutsche Allgemeine Zeitung zu den Letzteren zu rechnen ist, liegt auf der Hand. So kann das Engagement der WAZ im Fernsehmarkt dann Sinn machen, wenn es für journalistisch verantwortliche Lokal- und Regionalberichterstattung steht und die Gewinne der Fernsehwerbung nicht an die zwei oder drei internationalen Konzerne und damit aus der Ruhrgebietsregion hinausfließen. Dann könnte die Tagespresse ihren Einfluß auf die öffentliche Meinungs- und Willensbildung, der auch nach neueren gründlichen Forschungen wichtiger als die Fernsehpublizistik ist, ungeschmälert aus der Umstrukturierung der Medienlandschaft hervorgehen. Die Sorge, daß Zeitungen als Medien Schaden nehmen könnten, ist also nicht unbegründet, denn jede Zeitung bedarf regelmäßiger Fortentwicklung, um am Leser bleiben zu können. Das aber kostet Geld, Stichworte wären Farbe in der Zeitung, Ausbau der Lokalteile, Investition in die Redaktionen. Karl-Martin Obermeier hat als Journalist in einer Reihe von Arbeitsfeldern die Publizistik des Ruhrgebiets von der Pike auf kennengelernt. Er hat Anzeigenblätter aufgebaut und damit Chancen und Gefahren einer Schmälerung des Anzeigenmaikts für die lokalen Tageszeitungen kennengelernt. Er kann auf ein breites Erfahrungswissen zurückgreifen, das es ihm ermöglicht, die vorhandenen Quellen zur Geschichte der Presse im Ruhrgebiet am Leitfaden der Entwicklung der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung aufzuspüren und richtig zu gewichten. So entstand ein umfassendes Bild der gegenwärtigen publizistischen und kommunikationspolitischen Situation der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, argumentiert aus ihren Entstehungsbedingungen, das vorsichtige Abschätzungen auf künftige Entwicklungen zuläßt. Hans Bohrmann
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Vorwort des Autors Die vorliegende Arbeit ist nicht auf Überlegungen im „Elfenbeinturm" der Wissenschaften zurückzuführen. Ich habe von meinem 14. Lebensjahr an bis in die Gegenwart hinein journalistisch gearbeitet Stationen waren: zuerst die Schülerzeitung und anschließend die Lokalredaktion der örtlichen Tageszeitung, dann die Tätigkeit als „freier Mitarbeiter" während der Berufsausbildung. Die Pressearbeit auf der Ebene der Landesredaktionen gehörte während der darauf folgenden Tätigkeit als Geschäftsführer einer politischen Partei zu den alltäglichen Aufgaben. Mit Beginn des Studiums konnte ich an meinem Geburtsort wieder dem freiberuflichen Journalismus für Lokalredaktionen wie für Publikumszeitschriften nachgehen. Es folgten die Übernahme der Lokalredaktion eines Anzeigenblattes sowie die Verantwortung für mehrere Lokalredaktionen, die insgesamt sieben Anzeigenblätter betreuten. Bei den Tageszeitungen und den Anzeigenblättern handelt es sich um Objekte, die zum heutigen Einflußbereich der „Zeitungsgruppe WAZ" gehören. Parallel zur beruflichen Tätigkeit engagierte ich mich in den unterschiedlichsten Gremien einer politischen Partei. Häufig galt hier das besondere Interesse der Medienpolitik auf Landes- und Bundesebene. Es lag nach Abschluß eines sozialwissenschaftlichen Studiums mit politikwissenschaftlichem Schwerpunkt nahe, die beruflichen wie die politischen Interessen zu verknüpfen und sich mit dem Anspruch eines langjährigen Pragmatikers an ein TTienia mit medienpolitischem Hintergrund zu wagen. Mit diesem Anspruch habe ich mich darum bemüht, Zusammenhänge zu verdeutlichen, die die Medienentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland und die Entwicklung der „Westdeutschen Allgemeinen" beeinflußt haben. Die sprachliche Darstellung erfolgte im Sinne RONNEBERGERS, der im ersten Band seiner kommunikationspolitischen Trilogie in ähnlichem Zusammenhang ausführte: „Die sozialwissenschaftlichen Fachgenossen muß ich um Nachsicht bitten, daß ich die übliche fachliche Terminologie soweit wie möglich meide; ich bin mir ihres Nutzens durchaus bewußt. Doch es läßt sich nicht leugnen, daß zu Recht oder zu Unrecht sozialwissenschaftlicher Fachjargon in der breiteren Öffentlichkeit in Verruf geraten ist. Ich hoffe, einen Weg gefunden zu haben, trotz des Verzichtes auf die üblichen fachwissenschaftlichen Ausdrücke begrifflich nicht ungenau geworden zu sein. Ich versuche lediglich, durch Verwendung deutscher Wörter und durch einfachen Satzbau die Lektüre zu erleichtern. Damit meine ich zugleich der Wissenschaft zu dienen, denn ihr Ansehen hängt nicht zuletzt davon ab, ob sie sich verständlich machen kann." Um Nachsicht im Sinne dieses Zitats bitte ich alle Wissenschaftskollegen bei der Lektüre dieser Arbeit.
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Wie alle anderen wissenschaftlichen Projekte wäre auch diese Arbeit nicht in der vorliegenden Form zustandegekommen, ohne die freundliche Unterstützung zahlreicher Personen, denen mein ausdrücklicher Dank gilt Für die finanzielle wie ideelle Förderung, die mir seit meinem ersten StudienSemester wie auch für das Promotionsprojekt zuteil wurde, bedanke ich mich bei der FRIEDRICH-EBERT-STTFTUNG. Stellvertretend für zahlreiche Persönlichkeiten, die mit den unterschiedlichsten Informationen zu dieser Arbeit beitrugen, danke ich Walter J. SCHÜTZ vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung und Volker SCHULZE, dem Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger. Im Hause der „Zeitungsgruppe WAZ" bin ich insbesondere Erich BROST, Günther GROTKAMP und Erich SCHUMANN für vielstündige Gespräche dankbar. Sprachliche Mißverständnisse half Gisela FLATTEN „auszubügeln". Ohne die grundlegende Unterstützung und hilfreiche Begleitung von Ulrich von ALEMANN wäre diese Arbeit nicht entstanden. Ihm gilt - weit über das übliche MaB des Dankes an den „Doktorvater" hinaus - mein freundschaftliches Dankeschön. In vielen Phasen des „Herumdokterns" an dieser Dissertation, sei es bei den vorbereitenden wie bei den abschließenden Arbeiten, trug meine Frau Dagmar ein Großteil der Lasten, die mit der Erstellung einhergingen. Dafür meinen herzlichen Dank. Letztlich gilt mein Dank dem Herausgeber der Schriftenreihe „Dortmunder Beiträge zur Zeitungsforschung", Hans BOHRMANN, und dem Institut für Zeitungsforschung der Stadt Dortmund, die die Drucklegung dieses Manuskriptes möglich machten, sowie Hella Geschwind für ihren bibliotheksfachlichen Rat. Die vorliegende Arbeit wurde im Oktober 1988 abgeschlossen und im Januar 1989 vom Fachbereich Erziehungs-, Sozial- und Geisteswissenschaften der FernUniversität Hagen - Gesamthochschule - als Dissertation angenommen. Gutachter waren Prof. Dr. Ulrich von Alemann und Prof. Dr. Horst Dichanz. Karl-Martin Obermeier
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Inhaltsverzeichnis Seite Vorwort des Herausgebers
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Vorwort des Autors
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1.
Einleitung
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2.
Zwischen ökonomischem publizistischer Vielfalt Wettbewerb und Die Grundlagen der Medien-Struktur in der Bundesrepublik Deutschland unter besonderer Berücksichtigung der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (WAZ)
32
2.1 2.1.1 2.1.2 2.1.3 2.1.4
Rechtliche Gundlagen der Medien Verfassungsrechtliche Prinzipien Grundgesetz Bundesverfassungsgerichts-Entscheidungen Landesverfassung und Landesgesetze Nordrhein-Westfalen
32 32 33 34 37
2.2 2.2.1 2.2.2 2.2.3
Staatliche Kommunikationspolitik Gesetze und Verordnungen Experten-Kommissionen Neue Medien
38 38 40 42
2.3 2.3.1
Kommunikationsräume Kommunikationsraum Ruhrgebiet
47 49
2.4 2.4.1 2.4.2 2.4.2.1 2.4.2.2 2.4.3 2.4.4 2.4.5 2.4.5.1 2.4.5.2 2.4.5.2.1 2.4.5.2.2 2.4.5.2.2.1 2.4.5.2.2.2 2.4.5.3 2.4.6 2.4.6.1 2.4.7
Zeitung Historische Entwicklung Zeitungstypologie Abonnementszeitung Straßenverkaufszeitung Zeitungsstatistik Verbände der Zeitungsverleger Zeitungsverlag Entwicklungstendenzen der Zeitungsverlage Märkte des Zeitungsverlages Anzeigenmarkt Lesermarkt Entwicklung des Abonnements Entwicklung des Einzelverkaufs Zeitungsgruppe WAZ Zeitungsredaktion Zeitungsgruppe WAZ Wettbewerbssituation auf dem Zeitungsmarkt
52 52 56 59 62 65 67 71 80 87 90 95 96 101 102 117 121 126
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2.4.7.1 2.4.8 2.4.8.1 2.4.9 2.4.9.1 2.4.9.1.1 2.4.9.2 2.4.9.2.1 2.4.9.3
Zeitungsgruppe WAZ Konzentrationstendenzen auf dem Zeitungsmarkt Zeitungsgruppe WAZ Zukunft der Zeitung Zeitung und neue Technologien Zeitungsgruppe WAZ Zeitung und Neue Medien Zeitungsgruppe WAZ Zeitung und „alte Medien"
131 136 143 148 150 155 157 167 169
2.5 2.5.1 2.5.2
Anzeigenblätter Zeitung und Anzeigenblätter Anzeigenblätter der Zeitungsgruppe WAZ
171 179 181
2.6
Supplements
187
2.7 2.7.1 2.7.2
Rundfunk Historische Entwicklungstendenzen Gegenwärtige Entwicklungstendenzen
192 193 198
2.8 2.8.1 2.8.2 2.8.3
Neue Medien Terrestrischer Rundfunk und Satellitenrundfunk Kabelrundfunk Neue Rundfunkdienste und Bildschirmtext
202 205 211 221
3.
Von der Lizenzzeitung zum lokalen Rundfunk Die Chronologie des Strukturwandels im Mediensystem der Bundesrepublik Deutschland unter besonderer Berücksichtigung der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (WAZ)
3.1 3.1.1 3.1.2 3.2 3.2.1 3.2.2 3.3 3.3.1 3.3.2 3.4 3.4.1 3.4.2
14
231
Lizenzierung (1945-1948) Allgemeine Entwicklung Entwicklung der „Westdeutchen Allgemeinen Zeitung"
231 231
Erstarkender Altverleger (1949-1954) Allgemeine Entwicklung Entwicklung der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung"
266 266
254
285
Konsolidierung (1955-1964) Allgemeine Entwicklung Entwicklung der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung"
305 305
Konzentration (1965-1975) Allgemeine Entwicklung Entwicklung der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung"
325 325
319
349
3.5 3.5.1 3.5.2
Neue Medien (1976-1988) Allgemeine Entwicklung Entwicklung der „Zeitungsgruppe W A Z "
389 389 439
4.
Schlußbemerkungen und Ausblick
471
Literaturverzeichnis
482
Verzeichnis der Abbildungen, Diagramme und Tabellen
511
Abkürzungsverzeichnis
516
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1. Einleitung Definition des Themas Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist die Entwicklungsgeschichte der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung", die mit den Bemühungen um eine Zeitungslizenz im Herbst/Winter 1947 begann und nach über 40 Jahren mit den Vorbereitungen der „Zeitungsgruppe WAZ" für lokalen Rundfunk in ihrem Verbreitungsgebiet (1987/1988) in dieser Dissertation endet Ausgehend von diesem Untersuchungsgegenstand soll versucht werden, in einer Längsschnitt-Analyse - beginnend mit dem Ende der Nazi-Zeit - die wichtigsten Phasen der Medienentwicklung in den drei westlichen Besatzungszonen bzw. der Bundesrepublik Deutschland nachzuzeichnen. Vorangestellt ist diesem chronologischen Abschnitt ein Grundlagen-Teil, der für diese Arbeit relevante Teilzusammenhänge der bundesdeutschen Medienorganisation erörtert. Der Strukturwandel des Mediensystems, der sich in dem genannten Zeitabschnitt vollzog, wird dabei immer wieder im Rückgriff auf das Medium der regionalen Abonnements-Tageszeitung dargestellt. Wesentliche Faktoren dieser Darstellung sind dabei der inter- und insbesondere der intramediäre Wettbewerb unter bewußter Vernachlässigung des Mediums Zeitschrift Schwerpunktmäßig und geographisch wird die Analyse auf den nordrheinwestfälischen Zeitungsmarkt und hier wiederum auf das Industrierevier an Rhein und Ruhr begrenzt. Staatlich-administrativ erfaßt ist dieser Verdichtungsraum, der weitestgehend identisch ist mit dem Verbandsgebiet des „Kommunalverbandes Ruhrgebiet", in den Regierungsbezirken Arnsberg, Düsseldorf und Münster. Entsprechend der deskriptiven Vorgehensweise werden bei der vorliegenden Arbeit häufig Originaldokumente zur nachhaltigen Verdeutlichung des jeweiligen historischen und kausalen Zusammenhangs im Wortlaut widergegeben. Im Sinne dieser Deskription darf von dieser Dissertation keine noch so unverbindliche Prognose über die zukünftigen Entwicklungen auf dem Sektor der neuen Medien erwartet werden. Darüber hinaus sollte von vornherein eine ausschließlich inhaltliche Auseinandersetzung über das Für und Wider der Neuen Medien nicht Inhalt dieses Promotionsprojektes sein. Diese Arbeit will dagegen die bisherigen Entwicklungen der bundesdeutschen und - wie bereits erwähnt - insbesondere der nordrhein-westfälischen Medien unter ausdrücklicher Betonung der Tageszeitungen dokumentieren.
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Stand der bisherigen Forschung In der Vergangenheit gab es verschiedene Ansätze, die verschiedenartigen Phänomene des Mediums regionale Abonnements-Tageszeitung in Promotions- bzw. Habilitationsprojekten zu untersuchen. Dabei kristallisierten sich drei Forschungsschwerpunkte heraus: 1. die ökonomische Dimension des Wirtschaftszweiges Zeitungsverlage, 2. die publizistische Dimension des Mediums Zeitung und 3. die ökonomische und publizistische Entwicklung der Tageszeitung unter dem Einfluß der aufkommenden Neuen Medien. Die wirtschaftliche Entwicklung der gesamten Branche unter besonderer Berücksichtigung der Konzentrationsproblematik analysierte Rolf-Michael K Ü H N E 1 . Sein Ansatz zur Auswertung lokaler und regionaler Konzentrationsvorgänge waren dabei die Besitzverhältnisse der Verlage entsprechend ihren Handelsregister-Eintragungen. Einen publizistischen Schwerpunkt setzte Jochen NOLL in seiner Dissertation, die in die Zeit der politischen Auseinandersetzungen um die Macht des Springer-Konzerns Mitte bis Ende der 60er Jahre fiel 2 . Zur dritten Kategorie zählen die Arbeiten von RÖHM, KELLER und MAST. Wolfgang RÖHM zeigt mögliche Handlungsperspektiven für den lokalen Tageszeitungsverlag beim Auftreten Neuer Medien auf 3 . Dieter KELLER entwickelt in seiner Dissertation betriebswirtschafdich fundierte Unternehmensstrategien für das Engagement regionaler Tageszeitungsverlage im Bereich der Neuen Medien 4 . Aufgrund verschiedener Projekte im Bereich der Neuen Medien (Messefernsehen und B i l d s c h i r m t e x t ) , die von zwei r e g i o n a l e n , süddeutschen Tageszeitungsverlagen durchgeführt wurden, beschreibt Claudia MAST die Akzeptanz und mögliche Nutzung dieser neuen Angebote 5 . Fortgesetzt hat Claudia MAST ihre Forschungen in ihrem Habilitationsprojekt, das die Auswirkungen technologischer Innovationen im Bereich der Massenmedien unter besonderer Berücksichtigung der Zeitung untersucht6. Den „geringen Vorrat an verallgemeinerungsfähigen Erkenntnissen" im Bereich der Kommunikationswissenschaften beklagt Otto B. ROEGELE und schreibt ihn der „schwer zu begreifenden Gleichgültigkeit" gegenüber dem
•KÜHNE, R. -M. 1972: Die Konzentrationsproblematik in der regionalen Tagespresse. Köln NOLL, J. 1977: Die deutsche Tagespresse. Ihre wirtschaftliche und redaktionelle Struktur. Frankfurt am Main, New York 3 RÖHM, W. 1982: Tageszeitung und "Neue Medien". Eine absatzwirtschaftliche Analyse der Konsequenzen und Handlungsmöglichkeiten für den lokalen Tageszeitungsverlag durch den Eintritt der "Neuen Medien" in den Medienmarkt. Mannheim ^KELLER, D. 1986: Regionale Tageszeitungsverläge und neue Medien. Elemente einer offensiven Untemehmensstrategie in den achtziger Jahren. Mannheim 5 MAST, C. 1986: Tageszeitung und Neue Medien. Zum Engagement der Presse im elektronischen Umfeld. Konstanz 6 M A S T . C. 1986: Was leisten die Medien? Funktionaler Strukturwandel in den Kommunikationssystemen. Osnabrück 2
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Gesamtbereich Massenmedien zu1. Diese Gleichgültigkeit ist auf Seiten staatlicher Instanzen besonders ausgeprägt Erst Ende der 70er Jahre wurden seitens der Bundesregierung Forschungsprojekte initiiert, die den Strukturwandel im Medienbereich zum Gegenstand hatten2. Entgegen dem ursprünglichen Beschluß des Bundestages von 1969, regelmäßig über die Situation der deutschen Presse zu informieren, dauerte es acht Jahre, bis die Bundesregierung 1986 einen neuen Bericht „Uber die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland" vorlegte3. Der Erforschung der nordrheinwestfälischen „Medien-Geographie" sollte ein im Auftrag der Landesregierung erstellter Medienatlas dienen4. In beiden Veröffentlichungen nimmt die Darstellung des Pressemarktes verständlicherweise nur den Stellenwert einer Teilstruktur ein. Gesonderte Gewichtung erfährt dieser Markt entgegen anderslautenden Postulaten in der Vergangenheit nicht. Das mag auch damit zusammenhängen, daß man auf Seiten der Medienpolitik aus Gründen des Politik-Marketings die Entwicklungen im Bereich der Neuen Medien für förderungs- bzw. regelungsbedürftiger hält. Einzig das Bundeskartellamt und die Monopolkommision haben entsprechend ihrem gesetzlichen Auftrag, und die Monopolkommission auch darüber hinaus, in ihren Tätigkeitsberichten sowie Haupt- und Sondergutachten dem Pressemarkt und den Folgen möglicher Entwicklungen auf dem Markt der Neuen Medien ihre kontinuierliche Aufmerksamkeit gewidmet3. Obwohl doch unmittelbar betroffen, sind von den Interessenverbänden der Zeitungsverleger auf Bundes- (BDZV) und Landesebene NordrheinWestfalen (VRWZ) nur vereinzelt gezielte Forschungsvorhaben eingeleitet und unterstützt worden. Ob diese, wie behauptet, in bedachter Überlegung im Hinblick auf mögliche zukünftige Interessenlagen der Zeitungsverleger erfolgten, darf bezweifelt werden6. Im wesentlichen beschränkten sich die Verlegerverbände auf die nachträgliche materielle Unterstützung wissenschaftlicher Forschungsprojekte (Zuschüsse für die Veröffentlichung) und die Vergabe einzelner Forschungsaufträge, die der gezielten Untersuchung von Problemstellungen dienen sollten. Erst seit Anfang der 80er Jahre organisiert der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) in unregelmäßigen Abständen Symposien für die Mitgliedsverlage ' R O E G E L E , O.B. 198S: Ohne Grundlagenforschung gehl es nicht. Chancen im Medienwettbewerb. In: o.V. (Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.), o.O. (Bonn), H. 6, S. 4 1 2 vgl. PRESSE- UND INFORMATIONSAMT DER BUNDESREGIERUNG (Hg.) 1986: Kommunikationspolitische und kommunikationswissenschaftliche Forschungsprojekte der Bundesregierung (1978-1985). 2 Bde., Bonn 'DEUTSCHER BUNDESTAG, 10. Wahlperiode 1986: Bericht der Bundesregierung aber die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland (198S), Medienbericht '85. Drucksache 10/5663 ^vgl. LANDESPRESSE- UND INFORMATIONSAMT NORDRHEIN-WESTFALEN (Hg.) 1983: Medienatlas Nordihein-Westfalen. Grundlagen der Kommunikation. 3 Bde., Bochum 'vgl. die Berichte des Bundeskartellamtes gemU } SO GWB über seine Tätigkeit in den Jahren 1974, 1975, 1976, 1977, 1978. 1979/1980, 1981/1982, 1983/1984, 1985/1986 sowie die Hauptgutachten der Monopolkommission der Jahre 1976/1977, 1980/1981, 1982/1983, 1984/1985 6
vgl. METTLER-MEIBOHM, B. 1982: Restriktionen der Forschung im Themenbereich "Neue Medien". In: Schatz, H./Lange, K. (Hg.): Massenkommunikation und Politik. Aktuelle Probleme und Entwicklungen im Massenkommunikationssystem der Bundesrepublik Deutschland. Frankfurt am Main. S. 219
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seiner Landesverbände zu verschiedenen presserelevanten Themen1. Diese zeigen in ihren Beiträgen auch wissenschaftlich verwertbare Perspektiven einer möglichen Entwicklung auf. Gemein haben alle diese Untersuchungen, daß diese die bisherige Entwicklung einzelner Medien oder auch des gesamten massenmedialen Systems darstellen und im Hinblick auf Prognosen „gedankliche Verlängerungen heute erkennbarer Entwicklungstiends (.Extrapolationen') oder Gedankenmodelle für möglich gehaltener, unterschiedlicher Entwicklungen (.Szenarios')"2 aufzeigen. Im Bereich der Neuen Medien wird dabei auch das von der amerikanischen Rand Corporation 1963 erstmals eingesetzte Prognoseinstrument der .Delphi-Methode' genutzt3. Eberhard WITTE nutzte das Instrument der .Delphi-Prognose' zu einer Voraussage über die zukünftige Entwicklung des deutschen Werbemarktes und die Folgen aus dieser Entwicklung für die Zeitungen und die Neuen Medien4. Die genannten Forschungsprojekte beschränkten sich darauf, entweder die möglichen Entwicklungstiends des Mediensystems mit einem möglichst hohen Grad an Realität zu prognostizieren oder aber den Strukturwandel an einem Mediensubsystem abstrakt nachzuvollziehen. Einerseits hat bisher noch keine Untersuchung die historische Entwicklung von der Gründung eines konkreten Mediums über die Fortentwicklung bis hin zur Diversifizierung im Rahmen des genannten Strukturwandels beschrieben. Andererseits hielten sich auch wissenschaftliche Arbeiten, die eine Untersuchung der Entwicklung der immerhin größten deutschen regionalen Abonnements-Tageszeitung zum Ziel hatten, in Grenzen. Im wesentlichen reizt das Thema „Westdeutsche Allgemeine Zeitung" erst nach 1973 die Wissenschaft zur Untersuchung einzelner Problemstellungen, die im Zusammenhang mit der „Zeitungsgruppe WAZ" oder aber der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" im einzelnen stehen. Die Wettbewerbssituation zwischen der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung", den „Ruhr-Nachrichten", den „Düsseldorfer Nachrichten", der „Rheinischen Post", der „Kölnischen Rundschau" und dem „Kölner Stadt-Anzeiger" untersuchen Jürgen HÜTHER, Hildegard SCHOLAND und Norbert SCHWARTE unter besonderer Berücksichtigung des Inhalts und der Struktur, aber auch den Relationen von Text- und Anzeigenteil dieser ^o.V 1982: Zeitungsverkauf in den 80er Jahren. D u Buch zur Frankfurter Vertriebstagung des BDZV. Düsseldorf, Wien o.V. 1986: Vom Zeitungsverkauf zum Zeitungsmarketing. Dusseldorf Wien o.V. 1987: Zeitungen für den Markt von morgen. Düsseldorf, Wien ^ZERDICK, A. 1984: Mehr Arbeitsplätze durch neue Medientechnologien? Argumente zu den erwarteten Beschlftigungseffekten der 'Neuen Medien*. In: Rau, I J von Rüden, P. (Hg.): Die neuen Medien - eine Gefahr fQr die Demokratie? Frankfurt am Main, Ölten, Wien. S. 159 3 vgl. ARBEITSGEMEINSCHAFT FOR KOMMUNIKATIONSFORSCHUNG E.V. 1975: Die Massenmedien in der postindustriellen Gesellschaft Konsequenzen neuer technischer und wirtschaftlicher Entwicklungen für Aufgaben und Strukturen der Massenmedien in der Bundesrepublik Deutschland (Gutachten im Auftrage der Kommission fQr wirtschaftlichen und sozialen Wandel). Bonn-Bad Godesberg, S. 249 f. 4 WITTE, E. 1984: Zeitungen im Medienmarkt der Zukunft. Eine betriebswirtschaftliche Untersuchung. Stuttgart, S. 57 ff.
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Großzeitungen 1 . Im Auftrage des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung analysieren Kurt KOSZYK und Bernd GROBE die besonderen Merkmale der Mediennutzung und Medienbeurteilung aus der Sicht der Abonnenten der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung", der „Neuen Ruhr Zeitung/Neuen Rhein Zeitung", der „Westfälischen Rundschau", der ,.Ruhr-Nachrichten", der „Recklinghäuser Zeitung" und der „Buerschen Zeitung" 2 , Robert LIMPER befaßt sich in seiner Diplom-VolkswirtePrüfungsarbeit mit der Pressestruktur in Nordrhein-Westfalen und mach die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung" zu einem Schwerpunkt seiner Arbeit.3 Mit der Bildung der „Zeitungsgruppe WAZ" und den Wettbewerbsmethoden der Gruppe und ihrer Wettbewerber befassen sich mehrere Untersuchungen. Im Auftrag der „Ruhr-Nachrichten" bemüht sich Peter ULMER in seinem Gutachten, verschiedene Wettbewerbswidrigkeiten der „Zeitungsgruppe WAZ" nachzuweisen4. Die „Zeitungsgruppe WAZ" antwortet ihrerseits mit einer „Gegendarstellung"s und einem eigenen Rechtsgutachten6. Aufgrund der beiden Erwiderungen aus dem Hause der WAZ faßt ULMER die Ergebnisse seines Gutachtens, ergänzt um einige Ausführungen zu den WAZ-Stellungnahmen, in einer Fallstudie zusammen7. Im Auftrag des Bundesministers des Innern untersucht Emst-Joachim MESTMACKER die ökonomischen und publizistischen Wirkungen und Chancen des „WAZModells" 8 . Eine Fallstudie in einem ganz anderen Zusammenhang liefert Siegfried WEISCHENBERG 9 . Er setzt sich in seiner Arbeit mit der Einführung neuer Technologien in den Zeitungsredaktionen im Druckzentrum
1 HOTHER. J./SCHOLAND.H., SCHWARTE, N. 1973: Inhalt und Struktur regionaler GroBzeitungen. (Gesellschaft und Kommunikation, Bd. 18), Düsseldorf 2 KOSZYK. K ./GROBE, B. 1974: Zeitungsstruktur im Ruhrgebiet. Gutachten für das Presse und Informationsamt des Bundesregierung. Bochum 3 LIMPER. R. 1976: Zur Entwicklung der Pressestruktur in NordrHein-Westfalen unter besonderer Berdcksichtigung der "Westdeutsche^) Allgemeine^) Zeitung" (WAZ). Göttingen 4 ULMER. P. 1976: Rechtsgu lachten zur Wettbewerb«- und kartellrechtlichen Beurteilung des Verhaltens der Westdeutschen Allgememen Zeitungsverlagsgesellschaft E. Brost und J. Funke, Essen. Erstattet im Auftrag der Ruhr-Nachrichten Verlagsgesellschaft. Dortmund ®o.V. 1976: Gegendarstellung der Westdeutschen Allgemeine Zeitungsverlagsgesellschaft E. Brost A. J. Funke, Essen, zu dem im Auftrag der Ruhr-Nachrichten Verlagsgesellschaft mbH & Co., Dortmund, erstatteten Rechtsgutachten von Prof.Dr. Peter Ulmer vom 10. MIrz 1976 zur Wettbewerb*- und kartellrechtlichen Beurteilung des Verhaltens der Westdeutsche Allgemeine Zeitungsverlagsgesellschaft E. Brost A J. Funke, Essen, auf dem Markt für Zeitungsanzeigen im östlichen Ruhrgebiet und zu den Auswirkungen dieses Verhaltens auf die Ruhr-Nachrichtcn Verlagsgesellschaft mbH & Co., Dortmund. Essen 6 HARMS, W. 1976: Stellungnahme von Prof.Dr. Wolfgang Harms, MOnster, zu dem von Prof.Dr. Peter Ulmer, Heidelberg, im Auftrag der Ruhr-Nachrichten Verlagsgesellschaft mbH & Co., Dortmund, erstatteten Rechtsgutachten zur Wettbewerbs- und kartellrechtlichen Beurteilung des Verhaltens der Westdeutsche Allgemeine Zeitungsverlagsgesellschaft E. Brost &. J. Funke, Essen, auf dem Markt für Zeitungsanzeigen im östlichen Ruhrgebiet und zu den Auswirkungen dieses Verhaltens auf die Ruhr-Nachrichten Verlagsgesellschaft mbH & Co., Dortmund, vom 10. M m 1976. Essen 7 ULMER. P. 1977: Schranken zullssigen Wettbewerbs marktbeherrschender Unternehmen. Eine kartell- und wettbewerbsrechtliche Fallstudie zum Anzeigenwetlbewerb auf dem Pressemarkt des Ruhrgebietes. (Materialien zur interdisziplinlren Medienforschung, Bd. 6), Baden-Baden "MESTMACKER, E.-J. 1978: Medienkonzentration und MeinungsvielfalL Eine vergleichende wirtschaftsrechtliche Untersuchung. (Wirtschaftsrecht und Wirtschaftspolitik, Bd. 34), BadenBaden "WEISCHENBERG, S. 1978: Die elektronische Redaktion. Publizistische Folgen der neuen Technik. (Dortmunder Beitrage zur Zeitungsforschung, Bd. 28), Manchen
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Stuttgart, beim „Offenburger Tageblatt" und bei der „Zeitungsgruppe WAZ" auseinander. Die publizistischen Aspekte der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" weiden in einer weiteren Anzahl von Arbeiten untersucht Eine an der Freien Universität Berlin eingereichte, inhaltsanalytische Dissertation weist Differenzen und Gemeinsamkeiten in der Berichterstattung der WAZ und der früheren Berliner Tageszeitung „Telegraf' zur Berlin-Krise 1948/49 nach 1 . Mit dem Selbstverständnis der Journalisten der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitungf' setzt sich eine Magister-Arbeit, die an der Sektion für Publizistik der Ruhr-Universität Bochum verfaßt wurde, auseinander2. Walter GIOTT zeigt in seiner intermedialen Studie die Komplementär-Beziehungen der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" in bezug zum Fernsehen auf 3 . Die Berichterstattung der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" und der „Westfälischen Rundschau" im Hinblick auf den „Nachrüstungsbeschluß" der NATO vom 12. 12. 1979 ist Gegenstand einer vergleichenden DiplomArbeit im Fach Journalistik der Universität Dortmund 4 . Im gleichen Fachbereich wurde eine Diplom-Arbeit eingereicht, die den Wettbewerb der Lokalredaktionen der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" in Leitfadengesprächen zu analysieren sucht3. In einigen der genannten Arbeiten wird zwar auch auf die Entwicklungsgeschichte der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" eingegangen, in keiner Untersuchung wird aber die gesamte Entwicklung von der Lizenzierung der WAZ über die Bildung der „Zeitungsgruppe WAZ" bis hin zur Beteiligung der Zeitungsgruppe an Neuen Medien auch nur annähernd dargestellt.
Art der Bearbeitung und Methoden der Arbeit In Ergänzung publizistikwissenschaftlicher Forschungsansätze und -beieiche, die in der Regel im sozialwissenschaftlichen Sinne interdisziplinär angelegt sind, bemüht sich diese politikwissenschaftliche Arbeit in ihren Ansätzen um Publizistik- und kommunikationswissenschaftliche Fragestellungen unter gesamtgesellschaftlichen Aspekten. Mit der Analyse der Kommunikationswirklichkeit geht die Darstellung der politischen und ökonomischen Zwänge eines real existierenden Massenmediums einher. Dargestellt werden unter diesen beiden Gesichtspunkten: erstens die vorhandenen, im wesentlichen öffentlich-rechtlich oder privatwirtschaftlich verfaßten Organisationsstrukturen des Massenkommunikationssystems; zweitens die ökonomischen Bedingungen der Massenmedien, verbunden mit 'RUDOLF, G. 1972: Press esnalyse und zeitgeschichtliche Forschung. Telegraf und WAZ zur Berlin-Kri>e 1948/49. Pullach bei Manchen 2 SCHIMEYER, G. 1973: Zum Selbstverstindnis von Journalisten einer Regionalzeitung. Dtrgestellt an der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung". Bochum 3 GIOTT, W. 1979: Medien im Wettstreit. Tageszeitung und Feinsehen (Bd. IX Monster 4 WEGENER, M. 1982: Berichterstattung der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) und der Westfälischen Rundschau (WR) Ober den "NachiflstungsbeschluB" der NATO vom 12. Dezember 1979 in Brüssel und dessen Folgen. Eine vergleichende Analyse. Dortmund 5 LEUKER, H. 1984: Lokalredaktionen im Wettbewerb. Die Ursachen von Konkurrenzverhalten und deren Auswirkungen auf die Redaktionsarbeit (am Beispiel der WAZ). Dortmund
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finanziellen Abhängigkeiten und den daraus resultierenden Folgen (Pressekonzentration); drittens der technologische Wandel bei Produktion und Distribution und viertens der der Parteien- und Verbändewillkür unterworfene Sektor der Medienpolitik. Aufgrund des geschilderten Mangels an grundlegenden Erkenntnissen über den Gegenstand der vorliegenden empirischen Untersuchung („Westdeutsche Allgemeine Zeitung") bot sich nahezu ausschließlich eine deskriptive Vorgehensweise an. Ganz im Sinne von FRIEDRICHS, der im Zusammenhang mit den Bedingungen empirischer Sozialforschung über die deskriptive Analyse urteilt: „In einer beschreibenden Studie will man Kenntnisse über einen bisher unbekannten oder nur wenig bekannten Gegenstandsbereich gewinnen, die Auswahl der Variablen ist mehr oder weniger intuitiv, der Studie liegen nur vage Annahmen zugrunde" 1 . Aufgrund des Forschungsgegenstandes boten sich faktisch nur zwei Erhebungsmethoden an: die Dokumentenanalyse und die Befragung (Interview). Im Rahmen der Dokumentenanalyse wurde weitestgehend auf „akzidentale Dokumente" 2 zurückgegriffen - Aufzeichnungen und Berichte, die in irgendeinem Bezug zur Entwicklung der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" und ihrem Umfeld standen. Ausgewertet wurden für diesen Zweck Archivalien des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung, des Bundesministers des Innern, des Deutschen Bundestages, des Landespresseund Informationsamtes der Landesregierung Nordrhein-Westfalen, des Landtags Nordrhein-Westfalen, des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger, des Verbandes Rheinisch-Westfälischer Zeitungsverleger, des Hauptvorstandes der Industriegewerkschaft Druck und Papier, des Landesbezirks Nordrhein-Westfalen der Industriegewerkschaft Druck und Papier, des Landesbeziiks Nordrhein-Westfalen des Deutschen JournalistenVerbandes, des Instituts für Zeitungsforschung der Stadt Dortmund, der Europäischen Gemeinschaften (Presse- und Informationsbüro, Bonn), des Westdeutschen Rundfunks Köln, des Kommunalverbandes Ruhrgebiet, des Parteivorstandes der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, des Archivs der sozialen Demokratie und des Informationszentrums Politik und Massenkommunikation - IPM (IPM - Massenkommunikation, Fachinformationsstelle Publizistik) der Freien Universität Berlin, soweit diese öffentlich zugänglich waren. Die Dokumentationen zum Stichwort „Westdeutsche Allgemeine Zeitung" bzw. „Zeitungsgruppe WAZ" der folgenden Zeitschriften und Fachdienste konnten mit Einschränkungen ausgeweitet werden: Gruner + Jahr AG & Co. („Stern"), Spiegel-Verlag Rudolf Augstein GmbH & Co. KG („Der Spiegel" u. „Manager Magazin"), Arbeitsgemeinschaft Rundfunkwerbung („Media Perspektiven"), Video Markt Verlag GmbH („neue medien" u. „neue medien, newsletter"), Alfred Adam Gesellschaft für neue Publizistik mbH („Der 1 FRIEDRICHS, J. 1981: Methoden empirischer Sozialforechung. (9. Aufl.). Opladen, S. 107 2vgl. ATT ES LANDER. P. 1975: Methoden der empirischen Sozialforechung. (4. Aun.), Berlin, New York. S. 65
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Dienst"), Text Verlag GmbH & Co. KG („text intern"), kress-report-Verlag GmbH („kress report") und Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH („Frankfurter Allgemeine"). Neben dieser Methode der klassischen Dokumentenanalyse wurde versucht, durch Befragungen in Form von halbstandardisierten und nichtstandaidisieiten Intensiv-Interviews nicht schriftlich überlieferte, ergänzende Informationen zu erhalten. Einige Expertengespräche sollten zudem den Hintergrund Uber den aktuellen Stand der Forschung zum Thema „Westdeutsche Allgemeine Zeitung" und „Zeitungsgruppe WAZ" erhellen helfen1. Mit folgenden Experten, Medienpolitikem und „Medienschaffenden'1 wurden im Hinblick auf die Themenstellung GeSprüche geführt: H. KUHN (ehem. Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen und ehem. Vorsitzender des Vorstands der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn), Dr. W. J. SCHUTZ (Referent im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Bonn), V. SCHULZE (Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger, Bonn), W. LAUFF (ehem. Abteilungsleiter „Elektronische Medien" beim Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger, Bonn), M. L. TAPPERT (ehem. Geschäftsführer^ des Verbandes Rheinisch-Westfälischer Zeitungsverleger, Düsseldorf), A. H. BEYER (ehem. Geschäftsführer des Verbandes Rheinisch-Westfälischer Zeitungsverleger, Essen), Dr. H. BOHRMANN (Leiter des Instituts für Zeitungsforschung, Dortmund), Prof.Dr. J. GRAMKE (Verbandsdirektor des Kommunalverbandes Ruhrgebiet, Essen), D. RATZKE (Generalbevollmächtigter für Neue Medien der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung", Frankfurt), G. PACHE (Leiter des Referates Massenmedien beim SPD-Parteivorstand, Bonn), Dr. H. MÜLLER (Referent für den Gesprächskreis „Politik und Medien" der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn), Dr. R. SIEPMANN (freier Journalist, Bonn), H. RÖPER (FORMATT, Dortmund), Dr. H. SCHMIDT (ehem. Chefredakteur „neue medien, newsletter", Frankfurt), Dr. G. STRUVE (Fernsehprogrammdirektor des Westdeutschen Rundfunks Köln), M. JENKE (Hörfunkprogrammdirektor des Westdeutschen Rundfunks Köln), M. SCHMIDT-OSPACH (Pressechef des Westdeutschen Rundfunks Köln), R. GRÄTZ (Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion im Landtag Nordihein-Westfalen und Vorsitzender des Rundfunkrats des Westdeutschen Rundfunks Köln, Düsseldorf), J. BÜSSOW (Medienpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf), Dr. O. POHL (Medienpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag NordrheinWestfalen, Düsseldorf), B. HOMBACH (Landesgeschäftsführer des SPDLandesverbandes Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf), D. BOPP (Referent für Grundsatzfragen der Medienpolitik in der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf) H. NÖLKENSMEIER (Referent für ,.Kulturelle Leistungen" in der 6. Beschlußabteilung des Bundeskartellamtes, Berlin), Dr. GELBERG (Referent des Ministers für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie des Landes Nordrhein-Westfalen als Landeskartellbehörde, ' i n diesem Zusammenhang wurden Experteninlerviews - teils persönlich, teils telefonisch geführt mit: Prof.Dr. G. G. Kopper (Dortmund), Dr. C. Mast (Manchen), Dr. R.-M. Kahne, Prof.Dr. K. Koszyk (Dortmund), Prof.Dr. F. Ronneberger (Nürnberg). Prof.Dr. U. Pitzold (Dortmund), Prof.Dr. A. Zerdick (Berlin), Prof.Dr. K. Bringmann (Dasseldorf). Prof.Dr. H.-D. Fischer (Bochum).
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Düsseldorf), Dr. M. DITTMERS (Referent beim Bundesminister für Wirtschaft, Bonn), N. THOM (Sekretär der Industriegewerkschaft Druck und Papier, Landesbezirk Nordrhein-Westfalen, Köln), H. ZOLLER (Sekretär beim Hauptvorstand der Industriegewerkschaft Druck und Papier, Stuttgart) und Dr. F. MICHAEL (ehem. stellvertretender Bundesvorsitzender der deutschen journalisten-union in der Industriegewerkschaft Druck und Papier, Dortmund). Eine Anzahl vielstündiger Intensiv-Interviews wurde durchgeführt mit den nachstehend genannten verantwortlichen Mitarbeitern, ehemaligen fuhrenden Mitarbeitern sowie Wettbewerbern und ehemaligen Wettbewerbern der „Zeitungsgruppe WAZ" bzw. der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung": dem Lizenzträger, langjährigen Chefredakteur und „Alt-Verleger" der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung", Erich BROST (am 25. November 1986 und am 26. November 1987); mit dem Geschäftsführer der „Zeitungsgruppe WAZ", Günther GROTKAMP (am 4. März 1986, am 23. November 1987, am 4. und 11. Januar 1988); mit dem Geschäftsführer der „Zeitungsgruppe WAZ", Erich SCHUMANN (am 24. Oktober 1985, am 8. Januar 1986 und am 22. Januar 1988); mit dem Hauptvertriebsleiter der „Zeitungsgruppe WAZ", Dr. Heinz GAßDORF (am 11. März 1987); mit dem Chefredakteur der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung", Siegfried MARUHN (am 3. November 1987); mit dem Geschäftsführer der „Westdeutschen Verlags- und Werbegesellschaft mbH", Stephan SATTLER (telefonisch am 2. Februar 1988); mit dem ehemaligen Leiter der Dokumentation/Archiv der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung", Prof.Dr. Franz RONNEBERGER (am 6. Oktober 1987); mit dem ehemaligen Hauptvertriebsleiter der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung", Albert LÜMMEN (am 1. Dezember 1987); mit dem ehemaligen stellvertretenden Chefredakteur der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung", Oskar BEZOLD (telefonisch am 2. und 3. März 1988); mit dem Herausgeber der „Neuen Ruhr Zeitung/Neuen Rhein Zeitung", Dietrich OPPENBERG (am 17. Februar 1986); mit dem Verleger des „Iserlohner Kreisanzeigers und Zeitung", Karl-Heinz WICHELHOVEN (telefonisch am 3. März 1987); mit dem für das Rechtswesen und die Planung der „RuhrNachrichten" verantwortlichen Mitarbeiter und Geschäftsführer der „OstmhrAnzeigenblatt Gesellschaft & Co. KG", Karl-Josef BIELE (am 13. März 1987); mit dem Herausgeber und Verlagsleiter des „Münchner Merkurs", Dr. Dirk IPPEN (telefonisch am 25. Februar 1987) und dem Verleger des „Bocholter-Borkener Volksblatts" und Präsidenten des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger, Rolf TERHEYDEN (am 11. Mai 1987). Trotz mehrfacher Versuche ist ein Interview mit dem Verlagsleiter der „Rheinischen Post" und Vorsitzenden des Verbandes Rheinisch-Westfälischer Zeitungsverleger, Dr. Joseph SCHAFFRATH, nicht zustandegekommen. Aufbau der Arbeit Die vorliegende Arbeit gliedert sich in zwei Kapitel: einen Grundlagen-Teil („Zwischen ökonomischem Wettbewerb und publizistischer Vielfalt") und einen chronologischen Teil („Von der Lizenzzeitung zum lokalen
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Rundfunk"). Im erstgenannten Kapitel wird versucht, die bestehende bundesdeutsche Medienorganisation darzustellen und zu analysieren. Präzisiert werden dabei einleitend die rechtlichen Grundlagen des Mediensystems, die staatlichen Eingriffe in Form von Gesetzen, Verordnungen, Experten-Kommissionen und Förderprogrammen sowie die räumliche Abgrenzung des zu untersuchenden Kommunikationsraumes. Der umfangreichste Abschnitt des Grundlagen-Teils beschäftigt sich entsprechend dem Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit - mit verschiedenen Aspekten des Mediums Zeitung. Von der historischen Entwicklung über die Typologien dieses Mediums bis hin zur zeitungsstatistischen Erfassung und der Interessenorganisation der Zeitungsverleger wird das Zeitungs-Umfeld erörtert. Detaillierte Untersuchungen zu den ökonomischen und publizistischen Bestimmungsfaktoren der regionalen Abonnements-Tageszeitung werden diesen Abschnitt ergänzen. Außerdem sollen zwei Sonderformen der Printmedien kurz dargestellt werden: die Anzeigenblätter und die Supplements. Die Ausfuhrungen zu den „alten" Neuen Medien, Hörfunk und Femsehen, schließen sich an. Zum Abschluß des Grundlagen-Teils soll auf allgemeine und spezielle Entwicklungstendenzen bei den Neuen Medien eingegangen werden. Der chronologische Teil der Arbeit gliedert sich in fünf Zeitphasen1. Die erste Phase (1945-1948), die betitelt ist mit „Lizenzierung", gibt die Mediensituation in den letzten Monaten der NS-Zeit im damaligen Deutschen Reich wieder und weist auf die „re-education"-Maßn ahmen der westalliierten Streitkräfte im Medienbereich hin. Die Lizenzierung erster deutscher Zeitungen und die Gründung weiterer Medienorganisationen ergänzen die Schilderungen in diesem Zeitabschnitt. Die zweite Phase (1949-1954), mit „Erstarken der Altverlegei" überschrieben, zeigt den Einstieg der Heimat- und Lokalzeitungen der sogenannten .Altverleger" in das neue bundesdeutsche Mediensystem auf. Ermöglicht wurde diese Rehabilitierung der früheren Verleger durch die in der Kommunikationsverfassung des Grundgesetzes verankerten Pressefreiheit und die Generallizenz der drei West-Alliierten. In diesen Zeitabschnitt fallen auch erste Sendungen des Nordwestdeutschen Rundfunks. Die dritte Phase (1955-1964) beinhaltet, entsprechend ihrem Titel „Konsolidierung", eine Beschreibung des Prozesses der Festschreibung der im wesentlichen in der Zeit von 1946 bis 1951 entstandenen Medienstrukturen. Dieser Zeitraum wird geprägt von dem Anspruch des damaligen Bundeskanzlers ADENAUER auf verstärkte Beeinflussung des „neuen" Medium Fernsehen, die erste große rundfunkrechtliche Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts und den Wunsch nach Teilhabe der Verleger am Medium Fernsehen. Der Titel „Konzentration", der die vierte Phase (1965-1975) umfaßt, erläutert die Bestrebungen der Verleger, den Bestand ' E i n e im Auftrag des Presse- und Informations armes der Bundesregierung erarbeitete Dokumentation orientiert sich in ihrer Chronologie in ihn]icher Form an medienpolitischen Entscheidungsphasen. vgl. WITTKÀMPER, G. W./WULFF-NIENHOSER. M. 1985: Medienpolitik in der Bundesrepublik Deutschland 194S bis 1983. Eine Dokumentation. In: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (Hg.) 1986: Kommunikationspolitische und kommunikationswissenschaftliche Forschungsprojekte der Bundesregierung (1978-1985). Eine Obersicht aber wichtige Ergebnisse. (Teil 2). Bonn, S. 433
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ihrer Zeitungshäuser um weitere Titel zu erweitern und gleichzeitig den Zugang zu den „vielversprechenden" elektronischen Medien zu erlangen. Auch in diesem Zeitabschnitt sorgt das Bundesverfassungsgericht mit einer Grundsatzentscheidung für eine Differenzierung der Medienstrukturen. Durch technologische Entwicklungen, die sich in dem darauffolgenden Zeitabschnitt rasant vollziehen, wird die Forderung der Verleger auf Teilhabe an den sogenannten Neuen Medien in den 80er Jahren verwirklicht Geschildert wind dieser Wandel in der fünften Phase (1976-1988), die entsprechend betitelt ist mit „Neue Medien". In diese Phase fallen auch Auflösungstendenzen der bisher verfestigt geglaubten dualen Medienorgansisation (Elektronische Medien: öffentlich-rechtlich organisiert; Printmedien: privatwirtschaftlich organisiert). Das Bundesverfassungsgericht weist durch seine Entscheidungen in diesem Zeitabschitt auf Möglichkeiten der Strukturveränderungen im Mediensystem hin. Diese Zeitphasen beziehen sich grundsätzlich auf die Darstellung der chronologischen Entwicklungsstufen der gesamten Medienorganisation unter bewußter Vernachlässigung einzelner Medien (zum Beispiel Zeitschriften); Ansatzpunkt der Analyse ist jedoch jeweils die Entwicklung des Mediums Zeitung und hier wiederum im wesentlichen das Wachstum der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung". Die Entstehungsgeschichte der WAZ soll, in Abgrenzung zu den Werdegängen der anderen dargestellten Medien, detailliert nachgezeichnet werden. Bei dem geschilderten Aufbau der Arbeit läßt es sich nicht vermeiden, daß einzelne Entwicklungen sowohl im „Grundlagen-Teil" als auch im „Chronologischen Teil" dargestellt werden. Es wurde allerdings versucht, mit Rücksicht auf den Umfang, den einzelnen Vorgang nur in einem der beiden Kapitel grundsätzlich und damit oft auch ausführlich zu behandeln. Weiterhin wurden mit Rücksicht auf die Authentizität im „Chronologischen Teil" wichtige Beiträge im Originaltext dokumentiert mit der Absicht, die Subjektivität des Verfassers bei der Darstellung von vornherein auszuschliessen.
Definitionen Zur Vermeidung von Ungenauigkeiten sollen an dieser Stelle verschiedene zentrale Begriffe definiert werden, die im weiteren Verlauf der Arbeit regelmäßig verwandt werden. Dabei ist zu berücksichtigen, daß es zahllose Versuche, naturgemäß häufig aus dem Lager der Zeitungs-, Publizistik- und Kommunikationswissenschaft gegeben hat, einzelne Begriffe verbindlich festzulegen. Durchgesetzt haben sich letztendlich die Definitionen, wie sie vom Statistischen Bundesamt im Rahmen der Erhebungen aufgrund des Gesetzes zur Pressestatistik vom 1. April 19751 festgelegt wurden und, trotz aller Kritik 2 , diejenigen die Walter J. SCHÜTZ seinen regelmäßigen 1 Gesetz Aber eine Pressesutistik 197S: BGBl. I. S. 777 Zygl. LANDESPRESSE- UND INFORMATIONSAMT NORDRHEIN-WESTFALEN 1983: Medienallu Nordrhein-Westfalen. Grundlagen der Kommunikation. Bd. 1, Bochum, S. 167
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Stichtagsammlungen zugrunde gelegt hat1. Weiterhin wird nachstehend auf Erklärungen zurückgegriffen, wie sie in verbindlicher Form im „Medienatlas Nordrhein-Westfalen" wiedergegeben werden.2 Zeitung „Als Zeitungen sind sowohl nach allgemeiner Auffassung als auch im Sinne der Pressestatistik alle periodischen Veröffentlichungen zu betrachten, die in ihrem redaktionellen Teil der kontinuierlichen, aktuellen und thematisch nicht auf bestimmte Stoff- oder Lebensgebiete begrenzten Nachrichtenübermittlung dienen, also in der Regel mindestens die Sparten Politik, Wirtschaft, Zeitgeschehen, Kultur, Unterhaltung sowie Sport umfassen und im allgemeinen mindestens zweimal wöchentlich erscheinen."3 Abonnementszeitungen „Zeitungen, die ausschließlich oder überwiegend im Abonnement abgesetzt werden." 4 StraßfnYfirkaufszeitunfen „Zeitungen, die ausschließlich oder überwiegend im Einzelverkauf abgesetzt werden." 5 Verkaufte Auflage „Die verkaufte Auflage je Jahr bzw. Quartal ist die Summe der in diesem Zeitraum an Abonnenten und der für den Einzelverkauf gelieferten Exemplare abzüglich der für diese Zeit abgerechneten Remittenden, geteilt durch die Anzahl der Erscheinungstage des Jahres/Quartals."6 Einzelverkauf „Die Summe der direkt an Leser, den Großhandel und den Einzelhandel abgesetzten Exemplare abzüglich der Remittenden."7
'vgl. SCHÜTZ, w . J. 1987: Deutsche Tagespresse 1987. In: Media Perspektiven, H. 9, S. 574 ff.; SCHÜTZ, W. J. 1987: Die redaktionelle und verlegerische Struktur der deutschen Tagespresse 1987. In: Media Perspektiven, H. 9, S. 585 ff.; PRESSE- UND INFORMATIONSAMT DER BUNDESREGIERUNG (Hg.) 1986: Bericht der Bundesregierung über die Lage der edien in der Bundesrepublik Deutschland 1985. Medienbericht '85. o.O. (Bonn), S. 51 und 163 (identisch mit: DEUTSCHER BUNDESTAG, 10. Wahlperiode 1986: Bericht der Bundesregierung über die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland (1985). Medienbericht '85, Drucksache 10/5663) 2
LANDESPRESSE- UND INFORMATIONSAMT NORDRHEIN-WESTFALEN (Hg.) 1983: Medienatlas Nordrhein-Westfalen. Grundlagen der Kommunikation. Bochum, S. 158 3 STATISTISCHES BUNDESAMT WIESBADEN 1978: Bildung und Kultur. Fachserie 11. Reihe 5. Presse, 1975. Stuttgart, Mainz, S. 6 "•STATISTISCHES BUNDESAMT WIESBADEN 1978: Bildung und Kultur. Fithserie 11. Reihe 5. Presse, 1975. Stuttgart, Mainz, S. 8 5 STATISTISCHES BUNDESAMT WIESBADEN 1978: Bildung und Kultur. Fachserie 11. Reihe 5, Presse, 1975. Stuttgart, Mainz, S. 9 6 STATISTISCHES BUNDESAMT WIESBADEN 1978: Bildung und Kultur. Fachserie 11. Reihe 5, Presse, 1975. Stuttgart, Mainz, S. 8 7 STATISTISCHES BUNDESAMT WIESBADEN 1978: Bildung und Kultur. Fachserie 11. Reihe 5, Presse, 1975. Stuttgart, Mainz, S. 8
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Lokal-Zeitung „Zeitung, deren Verbreitungsgebiet die Gesamtheit oder Teile eines Kreises, einer kreisfreien Stadt und zudem u. U. noch Nachbargemeinden abdeckt. Also der Zeitungstyp, der den früher stattlichen Typus der Standortpresse beschreibt."1 Regional-Zeitung „Zeitung, deren Verbreitungsgebiet mehrere Kreise und kreisfreie Städte abdeckt - auch Regionalpresse genannt" 2 Überregional-Zeitung^ „Zeitung, deren Verbreitungsgebiet mehrere Bundesländer abdeckt und die hauptsächlich im Abonnement vertrieben wird."4 Mäntel „Überregionaler Teil einer redaktionellen Ausgabe im allgemeinen mit Politik, Wirtschaft, Sport, Kultur, Unterhaltung."5 Lfikalteil „Der Teil einer redaktionellen Ausgabe, der über den lokalen/regionalen Raum berichtet."6 Publizistische Einheiten „Als Vollredaktionen (Publizistische Einheiten) gelten alle Redaktionen, die mindestens den allgemeinen politischen Teil der Zeitung, den sog. Zeitungsmantel, im wesentlichen selbst redigieren."7 Neue Medien Eine wissenschaftlich verbindliche Definition des Begriffs „Neue Medien" existiert nicht. RATZKE weist in seinem weit verbreiteten Standardwerk auf diesen Tatbestand hin und regt alternativ eine „enge" oder „weite" Definition 'LANDESPRESSE- UND INFORMATIONSAMT NORDRHEIN-WESTFALEN (Hg.) 1983: Medien alias Nordrhein-Westfalen. Grundlagen der Kommunikation. Bochum, S. 158 2 LANDESPRESSE UND INFORMATIONSAMT NORDRHEIN-WESTFALEN (Hg.) 1983: Medienatlas Nordrhein-Westfalen. Grundlagen der Kommunikation. Bochum, S. 1S8 ^vgl. die postalische Definition: "Als überregional bzw. national verbreitet gelten - postalisch - Zeitungen nur dann, wenn mindestens 20 Prozent der Auflage ständig außerhalb ihres Kern Verbreitungsgebietes bezogen werden, ihre Postauflage über 20 000 Exemplaren liegt und von mindestens 600 AbsatzposUmtem in Anspruch genommen wird." SCHULZE, V. 1985: Wegweiser, Schrittmacher und Checkliste. Die Zeitung in der Hand des Lesers. In: o.V. (Bundeszentrale für politische Bildung) (Hg.): Themenheft 6. Die Presse in der deutschen Medienlandschaft, o.O. (Bonn), S. 26 *LANDESPRESSE- UND INFORMATIONSAMT NORDRHEIN-WESTFALEN (Hg.) 1983: Medienatlas Nordrhein-Westfalen. Grundlagen der Kommunikation. Bochum, S. 158 5 LANDESPRESSE- UND INFORMATIONSAMT NORDRHEIN-WESTFALEN (Hg.) 1983: Medienatlas Nordrhein-Westfalen. Grundlagen der Kommunikation. Bochum, S. 158 6 LANDESPRESSE- UND INFORMATIONSAMT NORDRHEIN-WESTFALEN (Hg.) 1983: Medien alias Nordrhein-Westfalen. Grundlagen der Kommunikation. Bochum, S. 158 7 PRESSE UND INFORMATIONSAMT DER BUNDESREGIERUNG (Hg.) 1986: Bericht der Bundesregierung über die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland 1985. Medienbericht '85. o.O. (Bonn), S. 123; (identisch mit: DEUTSCHER BUNDESTAG, 10. Wahlperiode 1986: Bericht der Bundesregierung über die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland (1985). Medienbericht '85, Drucksache 10/5663)
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an 1 . In die weit gefaßte Definition schließt er „alle Verfahren und Mittel (Medien) (ein, d.Verf.). die mit Hilfe neuer oder erneuerter Technologien neuartige, also in dieser Art bisher nicht gebräuchliche Formen von Informationserfassung und Informationsbearbeitung, Informationsspeicherung, Informationsübermittlung und Informationsabruf ermöglichen." 2 Hiervon ausgehend begrenzt die „engere" Interpretation „die Neuen Medien auf die neuen technischen Formen von Kommunikation und Information mit massenmedialer Ausformung." 3 Von einem ähnlichen Ansatz geht RÖHM in seiner Dissertation aus 4 . Er betont allerdings im Gegensatz zum kommunikationswissenschaftlichen den volkswirtschaftlichen Ansatz, wenn er darauf hinweist, „daß sich diese Eigenschaft .neu', die diesen Medien (...) zugebilligt wird, (...) vor allem durch den kommerziellen Aspekt rechtfertigt" 5 . KUBICEK weist auf einem Wandel in der Begriffsdefinition hin: „Mit dem Begriff .Neue Medien' war ursprünglich einmal gemeint, daß zu den alten Medien der Massenkommunikation - Zeitung und Zeitschriften sowie Rundfunk als Oberbegriff zu Hörfunk und Femsehen - als neues Medium die Bildschirmzeitung hinzukommt. Teilweise war auch damit gemeint, daß das alte Medium Fernsehen mit einer neuen Technologie verbreitet wird: statt mit Funksignalen durch die Luft nun über Kabel in der E r d e . " 6 „Inzwischen sind die Begriffe .Neue Medien' und .Neue (Informations- und Kommunikations-) Techniken' immer mehr vermischt worden. Wenn heute von Neuen Medien gesprochen wird, werden darunter so verschiedene Anwendungen der Informationstechnik und der Nachrichtentechnik zusammengefaßt wie Kabelfernsehen, Satellitenfernsehen, Bildschirmtext, Videotext. Videorecorder und -cassetten, Videokonferenzsysteme." 7 Für die bereits von RATZKE vorgeschlagene „weite" Definition plädiert auch LERCHE, indem er anregt, als Neue Medien „all jene Erscheinungsformen (zu bezeichnen, d. Verf.), die entweder durch grundsätzlich neue Technik geprägt sind - Beispiel Bildschirmtext - oder durch grundsätzlich neue Organisation - z.B. privater Rundfunk - oder durch einen grundsätzlich veränderten Anwendungsbereich, wie z.B. kommunaler Funk". 8 Noch weitergehender definiert HAEFNER Neue Medien als „die Gesamtheit aller informationstechnischer Systeme, die den Informationszugang mit technischen Mitteln verbessern und/oder die ' RATZKE. D. 1984: Handbuch der Neuen Medien. Information und Kommunikation. Femsehen und HOrfunk, Presse und Audiovision heute und morgen. (2. Aufl.X Stuttgart, S. 16 2 RATZKE. D. 1984: Handbuch der Neuen Medien. Information und Kommunikation, Fernsehen und Hflrfunk, Presse und Audiovision heute und morgen. (2. Aufl.X Stuttgart, S. 16 3 RATZKE, D. 1984: Handbuch der Neuen Medien. Information und Kommunikation, Fernsehen und Hörfunk, Presse und Audiovision heute und morgen. (2. Aufl.X Stuttgart, S. 16 4 RÖHM, W. 1982: Tageszeitung und "Neue Medien". Eine absatzwirtschaftliche Analyse der Konsequenzen und Handlungsmöglichkeiten für den lokalen Tageszeitungsverlag durch den Eintritt der "Neuen Medien" in den Medienmarkt. Mannheim 5 RÖHM, W. 1982: Tageszeitung und "Neue Medien". Eine abs atz wirtschaftliche Analyse der Konsequenzen und Handlungsmöglichkeiten für den lokalen Tageszeitungsverlag durch den Eintritt der "Neuen Medien" in den MedienmaikL Mannheim, S. 23 ^KUBICEK, H. 1984: Kabel im Haus - Satellit überm Dach. Ein Informationsbuch zur aktuellen Mediendiskussion. Reinbek, S. 14 7 KUBICEK, H. 1984: Kabel im Haus - Satellit überm Dach. Ein Informationsbuch zur aktuellen Mediendiskussion. Reinbek, S. 14 8 LERCHE, P. 1984: Rechtlich-organisatorische Gesultungsformen neuer Medien. In: KonradAdenauer-Stiftung (Hg.): Neue Medien (Forschungsbericht 33). Melle, S. 159
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technische Abwicklung von informationsverarbeitenden Prozeduren ermöglichen".1 Ausgehend von möglichen Folgen und Veränderungen des gesamten Kommunikationssystems fordert MAST, daß „all diejenigen Mittel der Telekommunikation gesehen (werden, d. Verf.), die mit Hilfe modemer Technologien erlauben, Kommunikationsinhalte auf eine bisher nicht gebräuchliche Art zu erfassen, zu bearbeiten, zu übermitteln, abzurufen und letztlich auch zu speichern".2 Der genannte Zeitaspekt ist wiederzufinden in der Dissertation von KELLER, der weniger ausschließlich dafür aber umso umfassender als Neue Medien „alle Techniken und Anwendungen bezeichnet, die zu Beginn der achtziger Jahre entweder noch nicht angewandt oder sich gerade im Einführungsstadium befinden". 3 Bezogen auf das Massenkommunikationsystem gilt diese Definition auch für die vorliegende Untersuchung.
'HAEFNER, K. 1984: Polenzen und Gefahren der Neuen Medien fttr Bildung und Ausbildung. Die neue Bildungskrise. In: Konrad-Adenauer-Stiftung (Hg.): Neue Medien (Forschungsbericht 33). Melle, S. 240 2 MAST, C. 1987: Innovationen im Mediensystem. Herausforderungen, Konsequenzen, Perspektiven. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament. B 27/87, 4. Juli 1987, S. 10 3 KELLER, D. 1986: Regionale Tageszeitungsverlage und neue Medien. Elemente einer offensiven Untemehmensstrategie in den achtziger Jahren. Mann, S. 34 f.
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2. Zwischen ökonomischem Wettbewerb und publizistischer Vielfalt Die Grundlagen der Medienstruktur in der Bundesrepublik Deutschland unter besonderer Berücksichtigung der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (WAZ)
2.1 Rechtliche Grundlagen der Medien „Das politische System der BRD ist durch eine pluralistische Herrschaftsstruktur (Gewaltenteilung, Föderalismus), eine konkurrierende Willensbildung (Mehrparteiensystem, Pressefreiheit) und eine partielle Repräsentation (Trennung von Kirche und Staat, Schutz der Privatsphäre) g e k e n n z e i c h n e t . " 1 Die Ausgestaltung und - je nach Auffassung Gewährleistung der konkurrierenden Willensbildung bedürfen ebenso gesetzlicher Grundlagen, wie die Einschränkung derselben. 2 Verankert sind diese Grundlagen im Grundgesetz und in den Landesverfassungen. Ob diese traditionellen ordnungspolitischen Grenzen noch dem Regelungsbedarf eines einem Strukturwandel unterworfenen Mediensystems entsprechen, wird immer häufiger bezweifelt. 3 Ziel einer Überprüfung und Neuordnung der bestehenden Kommunikationsverfassung soll, so die Vorstellungen, ein „integriertes Medienrecht" sein.4 2.1.1 Verfassungsrechtliche Prinzipien Das Jahr 1776 setzt mit dem in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung enthaltenen Konzept der „unveräußerlichen Menschenrechte" den Beginn für das in Verfassungen festgehaltene Prinzip der Pressefreiheit, das in Artikel 11 der Französischen Erklärung der Menschenrechte („un des droits les plus précieux de l'homme") vom 26. August 1789 und durch das 1. Amendment zur amerikanischen Verfassung 1791 festgeschrieben wurde. Nach verschiedenen Bemühungen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, so bei den Karlsbader Beschlüssen (1819) und nach dem Hambacher Fest (1832), gelang es 1849 in § 143 der Paulskirchen-Verfassung, das 'KHPPLINCìER, H. M. 1982: Massenkommunikation. Rechtsgrundlagen, Medienstrukturen. Kommunikationspolitik. Stuttgart, S. 51 ^ g l . HOFFMANN-RIEM, W. 1983: Massenmedien. In: Benda, E./Maihofer, W./Vogel, H J.: Handbuch des Verfassungsrechts der Bundesrepublik Deutschland. Berlin, New York. S. 416 3 LERCHE, P. 1984: Rechtlich-organisatorische Gesttltungsformen neuer Medien. In: KonradAdenauer-Stiftung (Hg.): Neue Medien (Forschungsbericht 33). Melle, S. 159 f. 4 v g l . MAST, C. 1986: Was leisten die Medien? Funktionaler Strukturwandel in den Kommunikationssystemen. Osnabrück, S. 14
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Grundrecht der Meinungs- und Pressefreiheit aufzunehmen. Auch nach 1848/49 blieb die Pressefreiheit und das Zensurverbot als demokratische Errungenschaft bestehen. Obwohl in der Reichsverfassung von 1871 keine Grundrechte vorgesehen waren, wurden durch das Reichspressegesetz vom 25. April 1874 reichseinheitliche Schutznonnen für die Presse verankert Erst in Artikel 118 der Verfassung des Deutschen Reichs (Weimarer Reichsverfassung) vom 11. August 1919 gelang es wieder, wenn auch mit Einschränkungen, die Meinur.gsäußerungsfreiheit mit Grundrechtsrang festzuschreiben. In der NS-Zeit wurden diese Freiheiten beseitigt und darüber hinaus die Massenmedien im nationalsozialistischen Sinne gleichgeschaltet 2.1.2 Grundgesetz In Anbetracht der Erfahrungen in der Vergangenheit einigten sich die Mitglieder des Parlamentarischen Rats bereits bei ihren Beratungen im Grundsatzausschuß und im Hauptausschuß über das Grundkonzept der Kommunikationsfreiheit, , 3 s sollte an liberale Traditionen angeknüpft werden; gleichzeitig sollten aber Mißbrauchsgefahren - so insbesondere seitens der Medien - abgewehrt werden. Ehren- und Jugendschutz galten als unverzichtbar."1 Einzig über eventuelle Einschränkungen des Zensurverbots kam es in den Ausschußberatungen zu unterschiedlichen Formulierungsvorschlägen; abschließend einigte man sich auf eine allgemeine Formulierung. Ein Vorbehalt allgemeiner Gesetze zur Ausgestaltung von Einzelregelungen der Pressefreiheit wurde in Absatz 2 aufgenommen. Die verfassungsrechtlichen Bestimmungen der Kommunikationsfireiheit in Artikel 5, gegliedert in die Meinungs- und Informationsfreiheit in Absatz 1 Satz 1 und die Medienfreiheit in Satz 2, lauten dementsprechend: „(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt (2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre." 2 Ergänzt um die in Absatz 3 aufgeführte Kunstfreiheit und die Freiheit von Wissenschaft, Forschung und Lehre bilden diese Rechte und Freiheiten die Kommunikationsverfassung der Bundesrepublik Deutschland. Die Gliederung der Kompetenzen des Bundes und der Länder in Fragen der Individual- und Massenkommunikation ist ebenfalls grundsätzlich im Grundgesetz geregelt. Die Individualkommunikation fällt dabei ausschließlich in die Zuständigkeit des Bundes, ausgewiesen in dem 'HOFFMANN-RIEM, W. 1984: Art. 5 (Recht der freier Meinungsäußerung) Absatz 1,2. In: o.V. (Wassermann, R.): Kommentar zum Grundgesetz ftlr die Bundesrepublik Deutschland, (Bd. 1), Neuwied. Darmstadt, S. 478, Rz. 6 2 SCHMIDT-BLEIBTREU, B./KLEIN, F. 1983: Kommentar zum Grundgesetz ftlr die Bundesrepublik Deutschland. (6. Aufl.), Neuwied, Darmstadt, S. 36
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Artikel 73 Nummer 7 (Post- und Fernmeldewesen) und dem Artikel 87 Absatz 1 (Bundespost). Aufgrund der publizistischen Relevanz der Massenkommunikation liegt hier die Zuständigkeit bei den Ländern, wobei dem Bund in Artikel 75 Nummer 2 allerdings die Kompetenz für Rahmenvorschriften, die die allgemeinen Rechtsverhältnisse der Presse und des Films betreffen, zugestanden wird. 2.1.3 Bundesverfassungsgerichts-Entscheidungen Für die Ausgestaltung der Verfassungswirklichkeit, insbesondere im Hinblick auf das Rundfunkwesen, hat das Bundesverfassungsgericht in bisher fünf sogenannten „Fernseh-" bzw. „Rundfunkurteilen" gesorgt. In diesen Urteilen entschied das Gericht im wesentlichen über die Verfassungsmäßigkeit der öffentlich-rechtlichen Rundfunkverfassung und möglicher anderer Organisationsformen dieses Massenmediums. Das „1. Femsehurteü" erging am 28. Februar 19611. Die Länder Hamburg, Hessen, Bremen und Niedersachsen sahen in der Gründung der ,.DeutschlandFernsehen GmbH" ihre Zuständigkeitsrechtes auf dem Gebiet des Rundfunkwesens verletzt. Das Gericht bestätigte erstmalig, und darin liegt die große Bedeutung dieses ersten Urteils, die duale Prägung des bundesdeutschen Medienwesens. Eine Dualität, die historisch aus der Annahme entstanden ist, daß aufgrund eines Mangels an Rundfunkfrequenzen und des hohen finanziellen Aufwands beim Betreiben eines Senders, eine öffentlich-rechtlich, binnenpluralistisch verfaßte Anstalt die staatliche Unabhängigkeit der elektronischen Medien am besten sicherstelle. Andererseits sei die deutsche Presse traditionell privatwirtschaftlich organisiert, jedermann zugänglich und nicht den binnenpluralistischen Zwängen des Rundfunks unterworfen. „Die Pressefreiheit steht somit jedermann zu, die Rundfunkfreiheit ist dagegen für den einzelnen zugunsten der Freiheit aller suspendiert."2 Außerdem wies das Gericht, den hohen Stellenwert des Rundfunks für die demokratische Staatsordnung betonend, darauf hin, daß der Rundfunk nicht nur,.Medium", sondern gleichzeitig „eminenter .Faktor' der öffentlichen Meinungsbildung"3 sei. Das Land Hessen war auch Antragsteller in dem Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht, das am 27. Juni 1971 mit dem „2. Fernsehurteil" 4 , dem sogenannten „Mehrwertsteuer-Urteil", endete. Der Bund hatte im Mehrwertsteuer-Gesetz vom 29. Mai 1967 vorgesehen, die Gebühreneinnahmen der Rundfunkanstalten mit dem dem halben Steuersatz (5,5 Prozent) zu belasten. Das Gericht verurteilte die vom Bund als eine Tätigkeit gewerblicher oder beruflicher Art eingestufte Veranstaltung von Rundfunk als verfassungswidrig.
'BVerfGE 12, 205 RATZK£. D. 1984: Handbuch der Neuen Meiden. Information und Kommunikation, Fernsehen und Hörfunk, Presse und Audiovision heute und morgen. (2. Aufl.), Stuttgart, S. 333 3 BVerfGE 12, 205, S. 260 4 BVerfGE 31.314 2
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Grössere Bedeutung für die Entwicklung des Rundfunksystems in der Bundesrepublik hatte das „3. Fernsehurteil", das sogenannte „FRAGUrteil" 1 , vom 16. Juni 1981. Als verfassungswidrig und somit nichtig wurden in diesem Urteil des Ersten Senats die Bestimmungen „des Artikels 1 Nr. 1 Abschnitt C, I. und II. Titel (§§ 38 bis 46 e) des Zweiten Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Gesetzes über die Veranstaltung von Rundfunksendungen im Saarland (GVRS)" 2 vom 7. Juni 1967 erklärt. Erstmals wurden von dem Senat auch Maßstäbe für einen nicht öffentlichrechtlich organisierten Rundfunk aufgezeigt, der, zwar den Regeln des freien Marktes entzogen und auf gesetzlicher Grundlage, aber doch privatwirtschaftlich veranstaltet werden könne. Als Orientierung für den Gesetzgeber entwickelte das Bundesverfassungsgericht zwei Modelle für privatwirtschaftlich verfaßten Rundfunk: das binnenpluralistische und das außenpluralistische Prinzip. Unter verschiedenen Auflagen kann beimdem erstgenannten, binnenpluralistischen Modell der Gesetzgeber einem privaten Unternehmen eine Rundfunklizenz erteilen. Als Aufsichtsorgan über dieses und eventuell weitere Rundfunkunternehmen fungiert ein Gremium, das sich, ähnlich den Rundfunkräten in den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, aus Vertretern gesellschaftlich relevanter Gruppen zusammensetzt. Bei der außenpluralistischen Lösung vergibt der Landesgesetzgeber Lizenzen an eine Vielzahl unterschiedlicher Tendenzträger, die für eine Meinungsvielfalt sorgen sollen. In dem Verfahren, das im „4. Fernsehurteil"3 vom 4. November 1985, dem sogenannten „Niedersachsen-Urteil", endete, beantragte die SPDBundestagsfraktion die Überprüfung des Niedersächsischen Landesrundfunkgesetzes vom 23. Mai 1984. In seiner Entscheidung beurteilte der Erste Senat zwar eine Reihe von Vorschriften des Gesetzes als verfassungswidrig, in seinen Grundlinien sei das Gesetz aber mit dem Grundgesetz vereinbar. Über das sich in den meisten Ländern entwickelnde duale Rundfunksystem entschied das Gericht, daß der öffentlich-rechtliche Rundfunk eine Grundversorgung der Bevölkerung mit einem umfangreichen Programm an gebot sicherstellen müsse. Andererseits könne man diese hohen Anforderungen nicht an den privaten Rundfunk stellen, wenn auch der Gesetzgeber erreichen müsse, ein möglichst hohes Maß gleichgewichtiger Vielfalt im privaten Rundfunk zu schaffen. Auf Antrag des Süddeutschen Rundfunks und des Südwestfunks entschied das Bundesverfassungsgericht am 24. März 1987 in seinem „5. Fernsehurteil", das sogenannte „SWF/SDR-Regionalisierungs-Urteil", über die Zulässigkeit einiger Bestimmungen im Landesmediengesetz BadenWürttemberg (LMedienG) vom 16. Dezember 1985. Als verfassungswidrig wurden vom Gericht jene Gesetzespassagen beurteilt, in denen der Gesetzgeber die Veranstaltung bestimmter Rundfunkprogramme bzw. rundfunkähnlicher Kommunikationsdienste untersagt. Auch könne der Gesetzgeber nicht soweit gehen, bestimmte Programme nur privaten ' B V e r f G E 57, 295 BVerfGE 57. 295
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B V « f G E 73, 118
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Veranstaltern vorzubehalten. Betroffen von diesem Urteil waren jene Gesetzespassagen, die die beiden als Antragsteller auftretenden Rundfunkanstalten von der Veranstaltung regionaler und lokaler Rundfunkprogramme ausschließen sollten. Unabhängig von den genannten „Rundfunk-" und .fernsehurteilen" hat das Bundesverfassungsgericht in verschiedenen Entscheidungen zur Bedeutung der Kommunikationsverfassung und zur Funktion einer freien Presse für die freiheidiche Demokratie Stellung genommen. Das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung beurteilen die Karlsruher Richter als „für eine freiheitlichdemokratische Staatsordnung (...) schlechthin konstituierend" 1 . In einer weiteren Entscheidung leitet das Gericht aus den Bestimmungen zur Pressefreiheit in Artikel S Absatz 1 sowohl den subjektiven Schutzanspruch der im Pressewesen Tätigen als auch eine Garantie für das Institut der .freien Presse" und, davon ausgehend, eine Selbstverpflichtung des Staates zur Abwehr von Meinungsmonopolen ab. 2 Auf den Stellenwert der Presse als Wesenselement des freiheitlichen Staates weist das Bundesverfassungsgericht nachdrücklich in seinem „Spiegel-Urteil" vom 5. August 1966 hin 3 : „Eine freie, nicht von der öffentlichen Gewalt gelenkte, keiner Zensur unterworfene Presse ist ein Wesenselement des freiheitlichen Staates; insbesondere ist eine freie, regelmäßig erscheinende politische Presse für die moderne Demokratie unentbehrlich. Soll der Bürger politische Entscheidungen treffen, muß er umfassend informiert sein, aber auch die Meinungen kennen und gegeneinander abwägen können, die andere sich gebildet haben. Die Presse hält diese ständige Diskussion in Gang; sie beschafft die Informationen, nimmt selbst dazu Stellung und wirkt damit als orientierende Kraft in der öffentlichen Auseinandersetzung. In ihr artikuliert sich die öffentliche Meinung; die Argumente klären sich in Rede und Gegenrede, gewinnen deutlich Konturen und erleichtern so dem Bürger Urteil und Entscheidung. In der repräsentativen Demokratie steht die Presse zugleich als ständiges Verbindungs- und Kontrollorgan zwischen dem Volk und seinen gewählten Vertretern in Parlament und Regierung. Sie faßt die in der Gesellschaft und ihren Gruppen unaufhörlich sich neu bildenden Meinungen und Forderungen kritisch zusammen, stellt sie zur Erörterung und trägt sie an die politisch handelnden Staatsorgane heran, die auf diese Weise ihre Entscheidungen auch in Einzelfragen der Tagespolitik ständig am Maßstab der im Volk vertretenenen Auffassungen messen können."4
'BVerfGE 6. 85. S. 205 BVerfGE 20, 162, S. 175 f. vgl. GOEDDE, W./BISCHOFF, W. R. 1982: Leitsitze zur Kommunikationspolitik. Urteile höchster Gerichte zu Art. 5. Abs. 1 und 2 GG. München. S. 38 f. und KULL, E. 1982: Medien im VCTfassungsrahmen. In: Koszyk. K./Schulze, V. (Hg.): Die Zeitung als Persönlichkeit. Düsseldorf. S. 55 4 BVerFGE 20, 162, S. 174 f. 2 3
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2.1.4 Landesverfassung und Landesgesetze Nordrhein-Westfalen Der nordrhein-westfälische Landtag hat in der Landesverfassung vom 8. Juni 19S0 in Artikel 4 Absatz 1 die im Grundgesetz festgelegten Grundrechte zu Bestandteilen der Verfassung und damit unmittelbarem Landesrecht erklärt. 1966 verabschiedete der Landtag Nordrhein-Westfalens, als einer der letzten Landesparlamente, ein „Pressegesetz für das Land Nordrhein-Westfalen" (Landespressegesetz NW) 1 . In 27 Paragraphen regeln die Bestimmungen dieses allgemeinen Landesgesetzes die Zulassungsfreiheit, das Informationsrecht und die Sorgfaltspflicht der Presse. Außerdem werden ein Gegendarstellungs-Anspruch und die Beschlagnahme und Sicherstellung gesetzlich fundiert. Wie in allen anderen in den Jahren 1964 bis 1966 erlassenen Landespressegesetzen, wird auch in diesem Gesetz (§ 3) die Tätigkeit der Presse als eine „öffentliche Aufgabe" anerkannt 2 In seiner Regierungserklärung vom 10. Juni 1985 erklärte der nordrheinwestfälische Ministerpräsident Johannes Rau: „Die Landesregierung steht neuen Medienangeboten aufgeschlossen gegenüber. Ihre Einführung darf nicht zu Lasten der gewachsenen Medienlandschaft gehen, vor allem nicht zu Lasten des bestehenden Rundfunks, der Presse und des Films. Informationsfreiheit und Meinungsvielfalt müssen erhalten bleiben. Das Landesmediengesetz wird den ordnungspolitischen Rahmen für private Initiativen setzen."3 Nach langen und kontroversen Beratungen über einen vorläufigen Referentenentwurf, einen Referentenentwurf und letztlich einen Regierungsentwurf hat der Landtag am 19. Dezember 1986 das „Rundfunkgesetz für das Land Nordrhein-Westfalen" (LRG NW) 4 verabschiedet, das am 19. Januar 1987 in Kraft getreten ist. In den Bestimmungen dieses Gesetzes werden die Veranstaltung und Weiterverbreitung landesweiter und lokaler Rundfunkprogramme und die hiermit verbundenen Textverteildienste geregelt. Da das Gesetz bereits wenige Monate nach seinem Inkrafttreten aufgrund der Bestimmungen eines neuen Rundfunkstaatsvertrages der Länder in dem Bereich Jugendschutz und einzelnen Regelungen, die die Werbung betreffen, geändert werden mußte, nahm der nordrhein-westfälische Landtag die Gelegenheit wahr und änderte gleichzeitig - nach knapp einjähriger Praxis - einige Bestimmungen, die die Veranstaltung lokalen Rundfunks betreffen. 5
^DAMM, R. 1985: Presserecht mit Kommentar Auszug aus der Loseblattsammlung Journalismus von heute. Percha, Kempfenhausen, S. 279 ff. 2 vgl. BRUMMUND. P./SCHWINDT. P. 1982: Der Pressemarkt in der Bundesrepublik Deutschland, öffentliche Aufgabe und privatwirtschaftliche Organisation der Presse. Köln, S. 23 ^PRESSE- UND INFORMATIONSAMT DER LANDESREGIERUNG NORDRHEIN-WESTFALEN (Hg.) 1985: MinisterprKsident Johannes Rau: Wir erneuern Nordrhein-Westfalen - ökologisch und ökonomisch. Regierungserklärung vor dem Landtag Nordrhein-Westfalen am 10. Juni 1985. Düsseldorf. S. 26 f. 4 BAUER. H. G./DETJEN, C./MÜLLER RÖMER, F./POSEWANG, W. 1985: Die Neuen Medien. Das aktuelle Praktiker-Handbuch. Recht. Ulm. Bd. 1, Tz. 17.8.2, S. 1 ff. 5 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 1988: Rundfunkgesetz für das Land Norfrhein-Westfalen (LRG NW) vom 11. Januar 1988. In: Medienspiegel. Dokumentation. 12. Jg., Nr. 7, 15.2.1988
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2.2 Staatliche Kommunikationspolitik Kommunikationspolitische Aktivitäten des Staates haben seit Bestehen der Bundesrepublik immer wieder, und im letzten Jahrzehnt zudem immer häufiger, in Form von zahlreichen Bundes- und Landesgesetzen auf die Medienorganisation Einfluß genommen. Geregelt wurden in den gesetzlichen Bestimmungen meist zentrale Fragen des klassischen Presse- und Rundfunkrechts. 1 Zwei große Komplexe blieben trotz verschiedener Bemühungen allerdings ausgeklammert: die Verabschiedung eines Presserechts-Rahmengesetzes, bereits von der ersten sozialliberalen Bundesregierung Brandt/Scheel im Herbst 1969 angekündigt, und - noch sehr viel bedeutender - die Entwicklung von Perspektiven für das bestehende Mediensystem unter Berücksichtigung des elektronischen Strukturwandels. 2.2.1 Gesetze und Verordnungen Presserechts relevante Tatbestände finden sich in zahlreichen Gesetzen und Gesetzesnovellen, die insbesondere aufgrund der Kompetenz der Rahmengesetzgebung vom Bundestag erlassen wurden, so in der Novellierung des Strafgesetzbuches (1973), im Gesetz über die Verbreitung jugendgefährdender Schriften (1953), in der Novelle zu § 53 Strafprozeßordnung (Zeugnisverweigerungsrecht) (1953 und 1976), in den Betriebsverfassungsgesetzen (1952 und 1971) und in der Novelle zum politischen Strafrecht (1968). Gesetze, die presseökonomische Tatbestände zum Gegenstand haben, sind das Gesetz über die Umsatzsteuerrückvergütung (1967), das Gesetz über die Einführung einer Pressestatistik (1975) sowie die dritte Kartellnovelle (1976), die eine presserelevante Fusionskontrolle einführt. Als wirtschaftliche Hilfe für gefährdete Zeitungen und zur Erhaltung der Vielfalt im Pressewesen beschlossen die Bundesregierungen seit 1968 neben den Vergünstigungen im Postzeitungsdienst (Postvertriebsstück, Postzeitungsgut, Streifbandzeitung) und bei der Mehrwertsteuer die Gewährung von Krediten und Zinszuschüssen. Seit 1968 werden aus einem besonderen Presse-Programm für technische und bauliche Investitionen kleinerer und mittlerer Verlage zinsgünstige Darlehen aus den Mitteln des ERP-Sondervermögens (European Recovery Programm) zur Erhaltung der Vielfalt der Träger der Meinungsbildung vergeben. Als Ergänzung zu diesen Mitteln und als Sofortmaßnahme aufgrund der Entwicklungen auf den Pressemärkten in Folge der Rezession wurde 1974 von der Bundesregierung ein Sonderprogramm für Zeitungsverlage der Kreditanstalt für Wiederaufbau beschlossen. Aufgrund unterschiedlicher Kritik an diesem Programm konnten ab 1975 auch Zinszuschüsse zur Verbilligung von Krediten von kleinen und mittleren Tageszeitungsunternehmen beantragt werden.
•vgl. RONNERBERGER. F. 1978: Kommunikalionspolitik I. Institutionen, Prozesse, Ziele. Mainz, S. 83
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Um verbindliche statistische Daten über den strukturellen Wandel und die wirtschaftliche Situation der Presseverlage zu erhalten, verabschiedete der Bundestag am 1. April 1975 eine Grundlage für eine jährliche, vom Statistischen Bundesamt durchzuführende, Pressestatistik. Verschiedene Versuche, auch des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger, auf freiwillliger Basis repräsentatives Datenmaterial über die deutschen Tageszeitungsverlage zu präsentieren, waren gescheitert. Per Gesetz (§ 2) werden jetzt die Unternehmen verpflichtet, detaillierte Auskünfte zu geben Uber „1. Art und Rechtsform des Unternehmens; 2. tätige Personen und sonstige Mitarbeiter, wie freiberufliche Journalisten, Zeitungszusteller, 3. Umsatz nach Umsatzaiten; 4. ausgewählte Kosten, wie Löhne und Gehälter, Honorare, Kosten der Herstellung und des Vertriebs; 5. Name, Zahl der Ausgaben, Format und Erscheinungsweise der in eigener sowie der in fremder Druckerei hergestellten Zeitungen oder Zeitschriften; Angaben über die Herstellung und den Bezug des Textund Anzeigenteils; Anschluß an eine Redaktions-, Anzeigen-, oder Vertriebsgemeinschaft; Seitenzahl pro Jahresstück nach Text- und Anzeigenseiten; 6. Verkaufsauflage insgesamt und nach Gebietskörperschaften sowie Art des Vertriebs; 7. Bezugs- und Anzeigenpreise"1. Da die Auswertungen dieser Angaben durch das Bundesamt aus verständlichen Gründen weitestgehend anonymisiert nach Umsatz- bzw. Auflagen-Größenklassen erfolgen, ist der Aussagecharakter der Statistik begrenzt2. Die pressespezifischen Bestimmungen der Dritten Novelle zum Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) 3 , ergänzt durch die Vierte Novelle 4 , haben dazu beigetragen, den bereits vor Inkrafttreten der beiden Gesetzesänderungen hohen Konzentrationsgrad, insbesondere auf dem Markt der Tageszeitungen, nicht noch stärker zunehmen zu lassen. Besonders die dritte GWB-Änderung, vom Bundestag am 28. Juni 1976 rückwirkend zum 28. Januar 1976 beschlossen, senkt das im allgemeinen Kartellrecht geltende, sogenannte „Aufgreif-Kriterium" von mindestens 500 Millionen DM Gesamtumsatz bei Unternehmenszusammenschlüssen auf eine Schwelle von 25 Millionen DM. Wurden Presseunternehmen von der genannten hohen Schwelle des allgemeinen Kartellrechts so gut wie nie erfaßt, so entsprach der Gesamtumsatz von mindestens 25 Millionen DM im Jahr 1978 einer Zeitungsauflage von 70 000 bis 80 000 Exemplaren und wurde damit von einer Anzahl von größeren Regionalzeitungen durchaus
'GESETZ ÜBER EINE PRESSESTATISTIK. In: STATISTISCHES BUNDESAMT WIESBADEN (Hg.) 1986: Bildung und Kultur. Fachserie 11. Reihe 5 Presse (1984). Stuttgart. Mainz, S. 90 MESTMÄCKER, E.-J. 1979: Verlagskonzentration und Verdrängungswettbewerb im Recht der Wettbewerbsbeschrlnkungen. In: Fischer. H.-D./Baems. B . (Hg.) Wettbewerbswidrige Praktiken auf dem Pressemarkt. Positionen und Probleme im internationalen Vergleich. BadenBaden. S. 19 3 B G B 1 I, S. 1697 4
BGB1. I. S. 458
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erreicht. 1 So urteilt denn auch die Bundesregierung über den Erfolg der beiden GWB-Novellierungen: „In einigen Fällen haben Verlage ihr Zusammenschlußvorhaben aufgegeben oder so modifiziert, daß es keinen Zusammenschlußtatbestand mehr verwirklichte."2 2.2.2 Experten-Kommissionen Zur Transparenz der Strukturen auf den Pressemärkten trugen ganz entscheidend die Ergebnisse von drei Kommissionen bei, die sich auf Beschluß der Bundesregierung oder des Bundestages mit dem Wettbewerb zwischen Presse und Rundfunk, den Folgen der Pressekonzentration und der künftigen Entwicklung unseres Kommunikationssystems befaßt haben. In chronologischer Reihenfolge waren es: 1. die „Kommission zur Untersuchung der Wettbewerbsgleichheit von Presse, Funk/Fernsehen und Film" (Michel-Kommission^5; 2. die „Kommission zur Untersuchung der Gefahrdung der wirtschaftlichen Existenz von Presseunternehmen und der Folgen der Konzentration für die Meinungsfreiheit in der Bundesrepublik Pressekommission" (Günther-Kommission)4 und 3. die „Kommission f ü r den Ausbau des technischen Kommunikationssystems (KtK)" (Witte-Kommission)5. Aufgrund der Klagen der Zeitungsverleger über ihre wirtschaftliche Benachteilung gegenüber den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten berief der Deutsche Bundestag am 29. April 1964 eine überwiegend mit unabhängigen Wissenschaftlern besetzte, siebenköpfige Kommision, die nach ihrem Vorsitzenden, Elmar Michel, allgemein als „Michel-Kommission" bezeichnet wind. Ihren Bericht über die Entwicklung der bundesdeutschen Medien in dem Zeitraum von 1956 bis 1967 legte die Kommission am 25. September 1967 der Bundesregierung vor. Ein halbes Jahr später, am 30. April 1968, folgte ein Sonderbericht über die Situation in Berlin. Der besondere Verdienst der Michel-Kommission bestand darin, daß sie erstmalig eine umfassende Darstellung der Medienstrukturen der Bundesrepublik leistete. Alle späteren Kommissionen bauten ihre Schlußfolgerungen und Ergebnisse auf den Daten des Berichts dieser Kommission auf. Im Gegensatz zu den Erwartungen der Zeitungsverleger befand die Kommission, daß keine 'vgl. KEPPUNGER, H. M. 1982: Massenkommunikation. Rechtsgrundlagen, Medienstrukturen. Kommunikationspolitik. Stuttgart, S. 74 2 PRESSE UND INFORMATIONSAMT DER BUNDESREGIERUNG (Hg.) 1986: Bericht der Bundesregierung über die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland 1985. Medienbericht '85. o.O. (Bonn). S. 10« (identisch mit: DEUTSCHER BUNDESTAG. 10. Wahlperiode 1986: Bericht der Bundesregierung über die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland (198S). Medienbericht '8S. Drucksache 10/5663) 3 DEUTSCHER BUNDESTAG. 5. Wahlperiode 1967: Bericht der Kommission zur Untersuchung der Wettbewerbsgleichheit von Presse Funk/Femsehen und Film. Drucksache V/2120 4 DEUTSCHER BUNDESTAG, 5. Wahlperiode 1968: SchluBbericht der Kommission zur Untersuchung der Geflhrdung der wirtschaftlichen Existenz von Presseuntemehmen und der Folgen der Konzentration für die Meinungsfreiheit in der Bundesrepublik Deutschland (Pressekommission). Drucksache V/3122 5 DER BUNDESMINISTER FÜR DAS POST- UND FERNMELDEWESEN (Hg.) 1976 Telekommunikationsbericht (Ein Berichtsband und acht Anlagebinde). Bonn
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Wettbewerbsverzerrung zwischen den Tageszeitungen und dem Fernsehen bestehe, vielmehr sei der intramediäre Wettbewerb, also der Wettbewerb der verschiedenen Presseerzeugnisse untereinander, für die wirtschaftlichen Probleme der Verlage verantwortlich. Ein intermediärer Wettbewerb bestünde, wenn überhaupt, dann nur im Wettbewerb zwischen dem Fernsehen und den Publikumszeitschriften auf dem Werbemarkt. Außerdem verwies die Kommission auf Konzentrationstendenzen im Pressewesen und lehnte, auch im Hinblick auf die Gefahr von Monopolbildungen, eine Beteiligung von Zeitungs- und/oder Zeitschriftenverlegern am Werbefernsehen ab. In Erwartung und in Kenntnis der grundsätzlichen Ergebnisse der MichelKommission einerseits, und vor dem aktuellen innenpolitischen Hintergrund - Studenten-Unruhen gegen das Verlagshaus A. C. Springer in Berlin andererseits, beschloß der Deutsche Bundestag am 11. Mai 1967 die Einsetzung einer Sachverständigen-Kommission, die nach ihrem Vorsitzenden, Dr. Eberhard Günther, benannt wurde. Ausgehend von der starken Marktposition des genannten Verlagshauses auf dem Markt der Straßenverkaufs- und Wochenzeitungen sowie Publikumszeitschriften, formulierte die Kommission in ihrem Bericht, den sie am 14. Juni 1968 der Bundesregierung vorlegte, Definitionen zur Gefährdung und Beeinträchtigung der Pressefreiheit und einen Katalog von Maßnahmen gegen die Pressekonzentration. Einige der Vorschläge aus diesem Katalog sollten, so zumindest die Absichtserklärung der Bundesregierung (Regierungserklärung vom 28. Oktober 1969), aufgegriffen und umgesetzt werden: die Einführung einer Fusionskontrolle, die Fortführung des ERPKreditprogramms, die Einführung eines Presserechts-Rahmengesetzes, der Aufbau einer zentralen zusätzlichen Versorgungseinrichtung für die Journalisten aller Medien. Sachverständigen Rat und Vorschläge suchte die Bundesregierung auch bei den Anfang der siebziger Jahre anstehenden Entscheidungen über die wirtschaftlich vernünftige und gesellschaftlich wünschenswerte Nutzung der neuen Kommunikationstechnologien. Am 2. November 1973 beschloß die Bundesregierung, den Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen mit der Einsetzung der „Kommission für den Ausbau des technischen Kommunikationssystems" (KtK) zu beauftragen. Die KtK wird in der Literatur - entsprechend dem Brauch bei den vorangegangenen Kommissionen - auch nach ihrem Vorsitzenden, Prof.Dr. Eberhard Witte, als „Witte-Kommission" oder aber nach dem seinerzeit zuständigen Minister als „Ehmke-Kommission" bezeichnet. Bei ihrer konstituierenden Sitzung beschloß die KtK, die Fachberatungen in vier Arbeitskreisen zu führen: 1. Bedürfnisse (Vorsitzenden Bausch); 2. Technik und Kosten (Vorsitzender: Kaiser); 3. Organisation (Vorsitzender: Witte); 4. Finanzierung (Vorsitzender: Hagenmüller). Da sich die Zeitungs- und Zeitschriftenverleger in dem Gremium nicht ausreichend vertreten fühlten, gründeten sie 1974 als Parallelgremium den „Arbeitskreis technische Kommunikation" (AtK Presse). Diesem Kreis schlössen sich im Laufe der Beratungen auch Presseagenturen, Buchverlage und andere Verbände der privatwirtschaftlich organisierten Medien an. Am 27. Januar 1976 legte die KtK dem
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B u n d e s m i n i s t e r f ü r das Post- und F e r n m e l d e w e s e n den „Telekommunikationsbericht" mit acht Anlagebänden vor. Der Bericht kommt im Ergebnis zu 56 Feststellungen und 18 Empfehlungen. Diese Empfehlungen betreffen in erster Linie die hohe Priorität, die dem Ausbau der Telekommunikation eingeräumt wind, aber auch Fragen, die die Kompetenz für die schmalbandigen Netze und die Beibehaltung des Postmonopols betreffen. Unterstützt werden von der KtK dabei Vorhaben, die den raschen Ausbau des schmalbandigen Kommunikationsnetzes (Fernsprechnetz) mit dem Ziel der Vollversorgung der Haushalte zum Gegenstand haben. Die Errichtung eines bundesweiten Breitbandverteilnetzes für zusätzliche Programmangebote könne, so die Kommission, zum gegenwärtigen Zeitpunkt wegen des Fehlens eines ausgeprägten oder drängenden Bedarfs nicht empfohlen werden. Um aber die zukünftige Nachfrage bei den politischen Planungen besser berücksichtigen zu können, regte die KtK an, die Verbreitung von Rundfunksendungen in Breitbandverteilnetzen in alternativ organisierten Kabelpilotprojekten (Modellversuchen) zu testen. Eine regionale, im November 1979 vom baden-württembergischen Ministerpräsidenten berufene Kommission (Experten-Kommission Neue Medien - EKM - Baden-Württemberg) befaßte sich vom Februar 1980 bis zum Frühjahr 1981 in vier Arbeitsgruppen mit technisch-wirtschaftlichen, sozialwissenschaftlich-medienpädagogischen, rechtlich-organisatorischen und gesellschaftlich-programminhaltlichen Aspekten der Neuen Medien. Wichtigster Bestandteil des dreiteiligen Berichts der Kommission ist der „Kommunikationsatlas - Medien in Baden-Württemberg". 2.2.3 Neue Medien Über den Bereich staatlicher Kommunikationspolitik, der die Entwicklung der Neuen Medien zum Gegenstand hat, urteilt RONNEBERGER: „Eine der auffälligsten Folgen für die Kommunikationspolitik besteht in der Emotionalisierung und Ideologisierung. Bekenntnisse treten an die Stelle von rationalen Erwägungen. Das besonders Fatale daran ist, daß sich hinter den .Glaubenskämpfen' handfeste politische Interessen verbergen können. Medienpolitik degeneriert zum Mittel oder Instrument von Parteien-, Verbände- und Staatspolitik. Zumindest kommt der Verdacht auf, daß es gar nicht um bessere Lösungen für ein freies Mediensystem, sondern um minimale Macht-Vorteile mittels bestimmter Medienkonstellationen und -strukturen geht. Für den Wissenschaftler sind solche Verflechtungen und Tarnungen kaum noch zu entwirren." 1 Prägend für die medienpolitischen Auseinandersetzungen in der zweiten Hälfte der siebziger und ersten Hälfte der achtziger Jahre waren die Empfehlungen und Ergebnisse der KtK. Die Medienpolitik der sozialliberalen Bundesregierung folgte in ihren grundlegenden Positionen den 1 R O N N E B E R G E R . F. 1986: Medienpolitik. Mainz, S. 2 f.
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Kommunikationspolitik
III.
Kommunikationspolitik
als
Empfehlungen dieser Kommission. Am 19. Juli 1976 kündigte die Bundesregierung an, Bildschirmtext und Videotext in Feldversuchen testen zu wollen. Nach langen Verhandlungen einigten sich die Ministerpräsidenten der Länder auf ihrer Sitzung am 11. Mai 1978 in Bonn über die Standorte der in der KtK-Empfehlung vorgegebenen Pilotprojekte: Berlin, Ludwigshafen-Mannheim, Nordrhein-Westfalen (Köln oder Wuppertal) und München. Am 22. Dezember 1978 legte die nordrhein-westfälische Landesregierung Dortmund als Standort für das Kabelpilotprojekt in Nordrhein-Westfalen fest. Ein Jahr später, am 26. Dezember 1979, beschloß die Bundesregierung: „Die Deutsche Bundespost wird die Ergebnisse der Pilotprojekte nicht durch eigene Maßnahmen präjudizieren." 1 Diese Entscheidung, von der C D U / C S U - B u n d e s t a g s f r a k t i o n als „Vekabelungsstopp" kritisiert, beendete die flächendeckende Verkabelung von elf Großstädten durch die Bundespost. Am 1. Juni 1980 begannen, nach kontroversen Verhandlungen mit dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger, der Videotext-Versuch sowie die BildschirmtextFeldversuche in Düsseldorf und Berlin. ARD und ZDF einigten sich schließlich Mitte Mai 1980 mit dem BDZV über die vorläufig auf zwei Jahre begrenzte Beteiligung von fünf Abonnementszeitungen mit überregionaler Bedeutung („Frankfurter Allgemeine", „Süddeutsche Zeitung", „Die Welt", „Frankfurter Rundschau", „Handelsblatt"), die im Rahmen des VideotextVersuches 15 Text-Tafeln mit Pressevorschauen in das Videotext-Angebot der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten einbrachten, koordiniert von einer Zentralredaktion beim Sender Freies Berlin. Auch im Rahmen der beiden Bildschirmtext-Feldversuche engagierten sich die Zeitungsverleger mit einem umfangreichen, aktuellen, teilweise in Gemeinschaftsredaktionen erstelltem Text-Angebot Als grundlegende medienpolitische Entscheidung und als Revidierung der 1979 beschlossenen Unterbrechung darf der Beschluß der Bundesregierung betrachtet werden, „den zügigen Aufbau eines integrierten Breitbandglasfaserfernmeldenetzes,, 2 flächendeckend vorzunehmen. In der gleichen Sitzung des Kabinetts wurde die Einsetzung einer EnqueteKommission „Neue Informations- und Kommunikationstechniken" beschlossen. Die Mitglieder der Kommission, am 14. Mai 1981 vom Bundestagspräsidenten berufen, traten am 25. Mai 1981 zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen. Vorsitzender der Enquete-Kommission wurde der CDU-Bundestags-Abgeordnete Dr. Christian Schwarz-Schilling. Aufgrund der vorzeitigen Beendigung der 9. Wahlperiode des Deutschen Bundestages gelang es der Kommission nicht, einen Abschlußbericht vorzulegen. Als Ergebnis der gut zweijährigen Beratungen wurde am
' o.V. 1981: Für einen breiten Dialog mit den Bürgern. Medienpolitischer Beschluß des Bundeskabinetts vom 26. September 1979. In: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (Hg.): Zur Medienpolitik der Bundesregierung. Dokumente und Materialien (Reihe Berichte und Dokumentationen, Band 26). Bonn, S. 18 ^o.V 1981: Das Fernmeldenetz fQr Individualkommunikation zügig ausbauen. Auszug aus den Beschlüssen der Bundesregierung vom 8. April 1981. In: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (Hg.): Zur Medienpolitik der Bundesregierung. Dokumente und Materialien (Reihe Berichte und Dokumentationen, Band 26). Bonn, S. 64
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28. März 1983 ein 800 Seiten umfassender „Zwischenbericht" 1 präsentiert, die starke politische Polarisierung innerhalb der Kommission wurde durch zahlreiche Sonder- und Minderheitsvoten sowie das Fehlen einheitlicher Empfehlungen dokumentiert Von diesem Zeitpunkt an machte sich als Konsequenz des Regierungswechsels ein deutlicher Wandel in der Medienpolitik der Bundesregierung bemerkbar, der auch nach außen hin deutlich akzentuiert wurde: „Die Bundesregierung unter Bundeskanzler Helmut Kohl hat seit ihrem Amtsantritt den Weg für die Entwicklung und Anwendung moderner Zukunftstechniken im gesamten Informationsund Kommunikationswesen frei gemacht Sie hat sich für die Zulassung privater Programmveranstalter eingesetzt und neue Wege beschritten, damit der in der Vergangenheit eingetretene Rückstand bei der Weiterentwicklung und Vermarktung der modernen Informations- und Kommunikationstechniken rasch aufgeholt werden kann."2 Nach der Einigung mit den Ministerpräsidenten in Form eines Staatsvertrages am 18. März 1983 wurde die endgültige Einführung des neuartigen Informationsmediums Bildschirmtext von der Bundespost für den 1. September des gleichen Jahres geplant. In Anbetracht technischer Schwierigkeiten mußte dieser Termin allerdings mehrfach verschoben werden. Die Zukunft im Bereich der Kabelkommunikation begann in der Bundesrepublik am 1. Januar 1984. An diesem Tag startete im Rahmen des Ludwigshafener Kabelpilotprojekts ein über Kabel verbreitetes Programm mit acht neuen, teilweise privaten, Fernsehprogrammen und vier neuen Hörfunkprogrammen. Wenige Monate später, am 1. April 1984, wurden auch in das Kabelnetz, das für das Pilotprojekt im Münchner Osten verlegt worden war, 16 Fernseh- und 23 Hörfunkprogramme eingespeist. Gleichzeitig markierte dieses Datum den offiziellen Beginn des bundesdeutschen Satellitenfernsehens: Die Fernsehsendungen der privaten „Programmgesellschaft für Kabel- und Satellitenrundfunk" (PKS) wurden über den West-Beam des ECS-1-Satelliten zu dem Münchner Projekt Ubertragen. Am 1. Juni 1985 startete das nordrhein-westfälische Pilotprojekt in Dortmund, das als einziges in öffentlich-rechtlicher Regie unter der Obhut und Verantwortung des WDR durchgeführt wird. Erst im zweiten Anlauf begann auch das Berliner Projekt am 28. August 1985 mit seiner Arbeit. Bemerkenswert an diesem Versuch ist das Versuchsgebiet: Es umfaßt das Gebiet von ganz West-Berlin und ist damit das bei weitem größte Projekt. Die Zulassung von privaten Rundfunk-Programmveranstaltern erstmalig auch außerhalb von Pilotprojekten war in dem vom Niedersächsischen Landtag am 'DEUTSCHER BUNDESTAG, 9. Wahlperiode 1983: Zwischenbericht der Enquete-Kommission „Neue Informations- und Kommunikationstechniken". Drucksache 9/2442 2 o.V. 1985: Einleitung. In: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (Hg.): Neue Techniken. Neue Medien. Dokumente zur Medienpolitik (Reihe Berichte und Dokumentationen). Bonn, S. 7
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15. Mai 1984 verabschiedeten Rundfunkgesetz vorgesehen. Unter dem Gindruck des sich wandelnden Mediensystems schlössen sich weitere, vor allem CDU/CSU-regierte Bundesländer mit Rundfunk- und Mediengesetzen an, die in ihren Bestimmungen unterschiedliche Organisationsmodelle für private Rundfunkveranstalter vorsahen. Die grundsätzliche Ablehnung von privaten Rundfunkveranstaltem durch die SPD wurde durch einen Beschluß des Essener Bundesparteitages vom 19. Mai 1984 zumindest ansatzweise revidiert. Unter dem Einfluß dieses Beschlusses legte die SPD-Fraktion im Landtag Nordrhein-Westfalens am 30. Januar 1985 den Entwurf eines „Weiterverbreitungs-Gesetzes" 1 vor. Ziel des Entwurfs für dieses „Vorschaltgesetz" war es, die Zeit bis zur Verabschiedung eines endgültigen, umfassenden Landesmediengesetzes zu überbrücken. Die sozialdemokratische Landtagsfraktion verzichtete in den Bestimmungen für dieses Gesetz auf die Forderung nach binnenpluralistisch gestalteten Programmen, vielmehr wurde Wert darauf gelegt, daß die „Gesamtheit" der in die Kabelnetze eingespeisten Programme die Meinungsvielfalt garantierten. Im Bereich der Satellitenkommunikation prägten im wesentlichen zwei medienpolitische Entscheidungen die Entwicklung: die Verabschiedung eines Kooperationsabkommens zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Frankreich am 1./2. Oktober 1979 über die gemeinsame Entwicklung und Herstellung von zwei baugleichen TV- und Rundfunkdirektsatelliten, TVSAT als deutscher und TDF 1 als französischer Satellit sowie der Beschluß der Bundesregierung vom 25. August 1983, der die Entwicklung und den Aufbau eines Fernmeldesatellitensystems (DFS) der Deutschen Bundespost vorsah. Auf dem Rundfunksatelliten TV-SAT sollten in der präoperativen Phase drei, später fünf Fernseh-Kanäle, beim Fernmeldesatelliten DFS Kopernikus sollten neben Kanälen für die Übertragung von Femmeldediensten (wie zum Beispiel Videokonferenzen) sieben Kanäle für die Femsehübertragung zur Verfügung stehen. Auf dem von der European Space Agency (ESA) und von der European Communication Satellite Organization (EUTELSAT) installierten Fernmeldesatelliten ECS (European Communications Satellite)2 hatte die Bundesrepublik außerdem den Zugriff auf zwei weitere Fernseh-Kanäle. Hinzu kamen sechs ,.deutsche" FernsehKanäle auf dem Fernmeldesatelliten Intelsat VA F-12, von denen allerdings von der Bundespost nur vier in Anspruch genommen werden. Die auf dem Fernmeldesatelliten ECS-1 der Bundespost zur Verfügung stehenden beiden Kanäle erfassen als Bedeckungszonen einerseits Westeuropa, Skandinavien und Polen (West-Beam), andererseits die Bundesrepublik, Osteuropa, Österreich, Italien, Griechenland und die Türkei (Ost-Beam). Am 23. Februar 1984 verständigten sich die Ministerpräsidenten in ihrer Sitzung in Bonn darauf, die Programmeinspeisung für den Ost-Beam dem ZDF und für den West-Beam privaten Programmveranstaltem zuzugestehen. Die Nutzung des West-Beams für ein privates Fernsehprogramm hatte ein Konsortium zum Ziel, das sich
1 Gesetz Ober die vorläufige Weiterverbreitung von Rundfunkprogrammen in Kabelanlagen (VorlWeiterverbreitungsG N W ) vom 19. März 1985, G V . N W . , S . 2 4 8 ^neue Bezeichnung: Eutelsat I-FI
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am Tage vor dem Treffen der Ministerpräsidenten gebildet hatte. Unter dem Namen SAT 1 veranstaltet das Konsortium, an dem namhafte Zeitungs- und Zeitschriftenverlage sowie die PKS Anteile halten, seit dem 1. Januar 1985 das erste bundesdeutsche privatwirtschaftlich organisierte FernsehVollprogramm. Der Start des ersten deutschen Rundfunksatelliten TV-SAT mußte aus technischen Gründen mehrfach verschoben werden, erst im November 1987 gelang es, den Satelliten im Weltraum zu stationieren. Aufgrund eines technischen Defekts konnte allerdings der Versuchsbetrieb nicht wie geplant beginnen. 1
' i m Februar 1988 mußte aufgrund des technischen Defekts der Satellit TV-SAT „aufgegeben" werden. Der Bau eines Ersatz-Satelliten wurde nachhaltig forciert.
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2.3 Kommunikationsräume „In dem wir uns diese Erfahrungen bewußt machen, gewinnen wir einen Blick für die komplexen Strukturen von Kommunikationsräumen in bezug auf öffentliche Kommunikation. Wir denken dabei zwar in erster Linie an Räume der Erdoberfläche, also an kulturgeographisch abgrenzbare Räume, müssen aber erkennen, daß Kommunikation sich auch durch soziale Merkmale unterscheidet (z.B. Alter, Geschlecht, Beruf, Schicht und Klasse, Sprache, Konfession usf.). Im übertragenen Sinne könnte man von Menschen, die nach solchen Merkmalen untereinander kommunizieren, sagen, sie befinden sich in einem gemeinsamen Kommunikationsraum."1 RONNEBERGER nennt verschiedene Determinanten für die Entstehung und Abgrenzung (Sprache, Lesefähigkeit, Verkehr, Sozialbewußtsein, Tradition, Verwaltung. Organisationen und Massenmedien2) als auch für die räumliche Begrenzung (Wohnbezirke, Landschaften, nationale Räume, Kommunikationssatelliten-Räume, universelle Kommunikationsräume und Kulturräume3) von Kommunikationsräumen. Alle Massenmedien, aber insbesondere die Tageszeitungen, existieren in Kommunikationsräumen mit einer Wechselwirkung: Einerseits tragen sie zur Konstituierung solcher Räume bei4, andererseits ist ihre Leistungsfähigkeit und Reichweite von der Anpassung an die Gegebenheiten ihres jeweiligen Kommunikationsraumes abhängig5oder, wie RONNEBERGER STOIBERS Ergebnisse zusammenfaßt:,.Die Zeitung als soziales System antwortet auf die durch die Bedürfnisse ihrer Umwelt determinierten Erwartungen"6. Wie ausgeprägt die Bindung des Mediums an den Kommunikationsraum ist, beweisen die Ausprägungen des bundesdeutschen Tageszeitungsmarktes. Im Gegensatz zum englischen oder französischen besteht eine überaus starke örtliche bzw. landschaftliche Bindung: „Von insgesamt 385 Zeitungshauptausgaben, die in der Bundesrepublik Deutschland (einschließlich Berlin) erscheinen, verkörpern 373, also 96 Prozent, den Typ der regionalen und lokalen Abonnementszeitung. Mit täglich 13,5 Millionen verkauften Exemplaren stellen die lokalen
' R O N N E B E R G E R . F. 1980: K o m m u n i k a t i o n s p o l i t i k II. K o m m u n i k a t i o n s p o l i t i k Gesellschaftspolitik. Mainz, S. 1S3 f. 2 v g l . R O N N E B E R G E R , F. 1980: Kommunikationspolitik II. Kommunikationspolitik Gesellschaftspolitik. Mainz, S. 1S8 ff.
als als
3
v g l . R O N N E B E R G E R , F. 1980: Kommunikationspolitik II. Kommunikationspolitik als Gesellschaftspolitik. Mainz, S. 162 ff. 4 v g l . M A S T , C. 1986: Was leisten die Medien? Funktionaler Strukturwandel in den Kommunikationssystemen. Osnabrück. S. 76 ^vgl. STUIBER, H.-W. 1979: Kommunikaiionsrttume der lokal informierenden Tagespresse. Pressestalitische Typenbildung und raumstrukturelle Analyse. Nürnberg, S. 21 ff. 6 R O N N E B E R G E R , F. 1980: K o m m u n i k a t i o n s p o l i t i k Gesellschaftspolitik. Mainz, S. 172
II.
Kommunikationspolitik
als
47
und regionalen Zeitungen insgesamt 63 Prozent der Tagespresse und sogar 93 Prozent der Abonnementspresse."1 Zur genaueren Analyse für ihre Marktforschung hat die „Nielsen Marketing Forschung" das Bundesgebiet in zehn verschieden große Ballungsräume eingeteilt. Diese sogenannten „Nielsen-Gebiete" finden auf den Anzeigenmärkten der unterschiedlichen Medien ihre Berücksichtigung. Die , .Nielsen-Gebiete" gliedern sich wie folgt: Tabelle 1:
Nielsen-Gebiete Ballungsraum
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Rhein-Ruhr Hamburg Rhein-Main München Stuttgart Berlin (West) Rhein-Neckar Hannover Nürnberg Bremen
insgesamt
Quelle: KELLER
Wokabevdlkeruag «m 31.12.1983 10 3 2 2 2 1 1 1
662 009 495 232 116 854 342 070 950 748
Flicke km 2 9 7 2 4 3
Bevölkerungsdichte km 2
282 531 071 224 199 502 653 094 913 507
775,5 553,7 889,7 700,0 012,2 480,1 1 893,5 2 289,2 1 475,0 466,6
1 091 398 863 475 703 3 863 709 467 645 1 604
26 481 976
34 333,6
767
2
zugehörige kreisfreie Städte und Kreise bzw. Landkreise: Rhein-Ruhr: Düsseldorf, Duisburg, Essen, Krefeld, Mönchengladbach, Mülheim, Oberhausen, Remscheid, Solingen, Wuppertal, Kreis Mettmann, Kreis Neuss, Kreis Viersen, Bonn, Köln, Leverkusen, Erftkreis, Rheinisch-Bergischer Kreis, Rhein-Sieg-Kreis, Bottrop, Gelsenkirchen, Kreis Recklinghausen, Bochum, Dortmund, Hagen, Hamm, Herne, Ennepe Ruhr-Kreis. Mttrkischer Kreis, Kreis Unna. Hamburg: Lübeck, Herzogtum Lauenburg, Kreis Pinnberg, Kreis Segeberg, Kreis Stoimam, Hamburg, Kreis Hamburg, Kreis Stade. Rhein-MainDarmstadt, Frankfurt, Offenbach, Wiesbaden, Kreis Darmstadt-Dieburg. Kreis Groß-Gerau. Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, Kreis Offenbach, Mainz.
'SCHULZE, V. 1985: Wegweiser, Schrittmacher und Checkliste. Die Zeitung in der Hand des Lesers. In: o.V. (Bundeszentrale für politische Bildung, Hg.): Themenheft 6. Die Presse in der deutschen Medienlandschaft. o.O. (Bonn), S. 25 2 KELLER, D. 1986: Regionale Tageszeitungsverlage und neue Medien. Elemente einer offensiven Unternehmensstrategie in den achtziger Jahren. Mannheim, S. 3S0
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München: München, Kreis Dachau, Kreis Ebersberg, Kreis Erding, Kreis Freising, Kreis Fürstenfeldbruck, Kreis München, Kreis Starnberg. Stuttgart: Stadtkreis Stuttgart, Kreis Böblingen, Kreis Esslingen, Kreis Ludwigsburg, Rems-Murr-Kreis. Rhein-Neckar: Frankenthal, Ludwigshafen, Speyer, Worms, Kreis Ludwigshafen, Stadtkreis Heidelberg, Stadtkreis Mannheim, Rhein-Neckar-Kreis. Hannover: Hannover, Kreis Hannover Nürnberg: Erlangen, Fürth, Nürnberg, Schabach, Kreis Fürth, Kreis Nürnberger Land. Bremen: Delmenhorst. Bremen.1 Bremerhaven. Quelle: KELLER
2.3.1 Kommunikationsraum Ruhrgebiet Verdichtungsraum im Sinne der Raumplanung, Region im Sinne der Verwaltungswissenschaft und Hauptverbreitungsgebiet der in der vorliegenden Arbeit untersuchten Zeitungsgruppe ist die großflächige Agglomeration Ruhrgebiet. Über diesen Kommunikationsraum und die Medien in dieser Region gibt es mehrere Untersuchungen: Eine Klassifizierung der Tagespresse im Ruhrgebiet anhand einer Typologie, die acht Zeitungstypen umfaßt 2 ; eine Analyse räumlicher Strukturen und Entwicklungstendenzen 3 sowie eine empirische Erhebung über die Einstellung von Abonnenten regionaler Tageszeitungen im Ruhrgebiet zu den jeweils abonnierten Zeitungen4. RONNEBERGER und STOIBER begrenzen den Untersuchungsraum Ruhrgebiet, indem sie in ihrem Ansatz von den Verbreitungsgebieten der untersuchten Zeitungen („Westdeutsche Allgemeine Zeitung", „Neue Ruhr Zeitung/Neue Rhein Zeitung", „Ruhr-Nachrichten", „Westfälische
1 KELLER, D. 1986: Regionale Tageszeitungsverlage und neue Medien. Elemente einer offensiven Unternehmensstrategie in den achtziger Jahren. Mannheim, S. 350 2 STUIBER, H.-W. 1979: Kommunikationsräume der lokal informierenden Tagespresse. Pressestatistische Typenbildung und raumstrukturelle Analyse. Nürnberg, S. 228 ff. 3 OSSORIO-CAPELLA, C. 1972: Der Zeitungsmarkt in der Bundesrepublik Deutschland. Frankfurt am Main, S. 212 ff. 4 KOSZYK, K./GROBE, B. E. 1978: Publizistik im Ruhrgebiet. Zeitungsstruktur im Ruhrgebiet. Eine Studie zur Mediennutzung, Medienbeurteilung und Leser-Blatt-Bindung der Abonnenten von Regionalzeitungen. In: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (Hg.): Kommunikationspolitische und kommunikationswissenschaftliche Forschungsprojekte der Bundesregierung (1974-1978). Eine Obersicht über wichtige Ergebnisse. Bonn, S. 151
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Rundschau" und „Westfalenpost") als Zentren ausgehen 1 . Eine Analyse des Verdichtungsraumes Rhein-Ruhr unter Aspekten der Raumordnung und raumbezogenen Soziologie leistet STOIBER in seiner Arbeit 2 , dabei legt er die Erhebungen des Zentralausschusses für deutsche Landeskunde zugrunde, der die eigentliche „multinukleare Agglomeration" 3 Ruhrgebiet mit den räumlich angrenzenden Stadtregionen Düsseldorf/Neuss, Köln/Leverkusen, Krefeld, Iserlohn sowie Wuppertal/Solingen/Remscheid zur Raumeinheit „Rhein-Ruhr" zusammenfaßt Auf diesem Konstrukt basierend analysiert STOIBER die Zeitungsdichte im Ruhrgebiet, ausgehend von den drei Hauptzentren Duisburg und Essen im Westen sowie Dortmund im Osten. KOSZYK/GROBE beziehen zur räumlichen Abgrenzung ihrer Untersuchungen das Verbandsgebiet des damaligen „Siedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirk" (SVR) ein, klammern allerdings für die Zwecke ihrer Arbeit im Westen Duisburg aus und ergänzen das Gebiet am östlichen Rand um die Gemeinden Schwerte, Westhofen, Datteln Waltrop4. Ausgehend vom Hauptverbreitungsgebiet des Untersuchungsgegenstandes, der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung", umfaßt die Region Ruhrgebiet in der vorliegenden Arbeit das Verbandsgebiet des ältesten deutschen Kommunalverbandes, des „Kommunalverbandes Ruhrgebiet" (KVR). Im Verbandsgebiet leben auf einer Gesamtfläche von 4 432 Quadratkilometern in 53 selbständigen Gemeinden rund 5,25 Millionen Einwohner. Im KVR haben sich elf kreisfreie Städte und fünf Kreise zusammengeschlossen: Bochum: 387 060 Einwohner, Bottrop: 122 580 Einwohner, Dortmund: 584 848 Einwohner, Duisburg: 528 015 Einwohner, Essen: 628 768 Einwohner, Gelsenkirchen: 290 655 Einwohner, Hagen: 209 495 Einwohner, Hamm: 167 575 Einwohner, Herne: 174 824 Einwohner, Mülheim: 174 836 Einwohner und Oberhausen: 224 094 Einwohner, Ennepe-Ruhr-Kreis: 336 969 Einwohner, Kreis Recklinghausen: 623 569 Einwohner, Kreis Unna: 388 714 Einwohner und Kreis Wesel: 413 828 E i n w o h n e r . 5 Das Ruhrgebiet ist, unabhängig von wirtschafts- und beschäftigungspolitischen Problemen und einer tiefgreifenden Strukturveränderung, als nordrhein-westfälische Kernregion das größte industrielle Zentrum Europas. In diesem Kommunikationsraum erscheinen als regionale AbonnementsTageszeitungen der „Zeitungsgruppe WAZ": die „Westdeutsche Allgemeine •RONNEBERGER, F./STUIBER, H.-W. 1976: Lokale Kommunikation und Pressemonopol. In: Noelle-Neumann, E./Roimeberger F.: Streitpunkt lokales Pressemonopol. Untersuchungen zur Alleinstellung von Tageszeitungen. Düsseldorf, S. 146 2 S T U I B E R . H.-W. 1979: ICommunikationsrlume der lokal informierenden Tagespresse. Pressestatistische Typenbildung und raumstrukturelle Analyse. Nürnberg. S. 228 f. 3 o.V. 1967: Stadtregionen in der Bundesrepublik Deutschland 1961. Raum und Bevölkerung. (Bd. 5). Hannover, S. 12 f. 4 v g l . KOSZYK. K./GROBE, B. E. 1978: Publizistik im Ruhrgebiet. Zeitungsstruktur im Ruhrgebiet. Eine Studie zur Medieimutzung, Medienbeurteilung und Leser-Blatt-Bindung der Abonnenten von Regionalzeitungen. In: PRESSE- U N D I N F O R M A T I O N S A M T DER BUNDESREGIERUNG (Hg.): Kommunikationspolitische und kommunikationswissenschaftliche Forschungsprojekte der Bundesregierung (1974-1978). Eine Obersicht über wichtige Ergebnisse. Bonn, S. 151 und KOSZYK, K./GROBE, B. 1975: Zeitungsstruktur im Ruhrgebiet. Bochum. S. 1 5
alle Angaben: Stand 30. Juni 1984
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Zeitung" (Essen), die „Neue Ruhr Zeitung/Neue Rhein Zeitung" (Essen), die „Westfälische Rundschau" (Dortmund) und die „Westfalenpost" (Hagen), außerdem, herausgegeben von der „Ruhr-Nachrichten Verlagsgesellschaft mbH & Co." (Dortmund), die „Ruhr-Nachrichten" und von der „RheinischBergischen Druckerei- und Verlagsgesellschaft mbH" (Düsseldorf) die „Rheinische Post". Als heimatbezogene, lokale Abonnements-Tageszeitungen werden die folgenden Zeitungen im Ruhrgebiet verlegt: ,3uersche Zeitung" (Gelsenkirchen-Buer), „Hellweger Anzeiger" (Unna), „Recklinghäuser Zeitung" (Recklinghausen), „Westfälischer Anzeiget" (Hamm). Nur dreimal wöchentlich erscheint die „Dortmunder Nord-West-Zeitung (Dortmund). Als einzige Straßenverkaufszeitung in dem genannten Kommunikationsraum publiziert die „Axel Springer Verlag AG" eine Regionalausgabe Ruhrgebiet der ,3ild"-Zeitung, die von der Verlagsniederlassung in Essen-Kettwig betreut wird, wo auch die zuständige Redaktion ihren Sitz hat. Im Bereich des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wird der KommunikationsTaum Ruhrgebiet durch das Landesstudio Dortmund und das Studio Essen der nordrhein-westfalischen Landesrundfunkanstalt „Westdeutscher Rundfunk Köln" (WDR) und durch das Landesstudio Nordrhein-Westfalen des „Zweiten Deutschen Fernsehens" erfaßt
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2.4 Zeitung 2.4.1 Historische Entwicklung Ausgehend davon, daß die Mediengeschichte von immer wieder neu hinzukommenden Mitteilungsmöglichkeiten geprägt wird, deren Leistungsfähigkeit nur durch die Grenzen technischer Umsetzung begrenzt w i r d 1 , beginnt die Entwicklung der Medientechnik Mitte des 15. Jahrhunderts mit Gutenbergs Erfindung des Satzes mit gegossenen, beweglichen Buchstaben (Lettern). Bis zu diesem Zeitpunkt wurden Meldungen in der Regel mündlich oder handschriftlich weiterverbreitet. Die ersten Pressen, die nach dem von Gutenberg entwickelten Verfahren betrieben wurden, vermochten bis zu 300 Bogen an einem Tag zu drucken, „an einem Tag soviel als sonst in einem Jahr" 2 . Ein halbes Jahrhundert später, 1502, erscheint die Bezeichnung „Zeitung" erstmals auf einem Nachrichtenblatt. Überliefert sind zwei Zeitungsausgaben, die aus dem frühen 17. Jahrhundert stammen: der .Aviso" aus Wolfenbüttel und die „Relatio" des Straßburger Buchhändlers Johannes Carolus, beide aus dem Jahre 1609. Mit den „täglich neu einlaufenden Kriegs- und Welthändeln" 3 befaßt sich die erste Tageszeitung, die ab 1650 in Leipzig erscheint. Die Pressestruktur im Deutschland des 17., 18. und auch noch des 19. Jahrhunderts ist eng mit der politischen Entwicklung verknüpft. In den zahllosen deutschen Kleinstaaten entwickelt sich ein in seiner Organisation unübersichtliches System kleiner und kleinster Zeitungen. Die von Friedrich Wilhelm KÖNIG Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelte mechanische Schnellpresse, die 1846 erfundene Rollendruck- bzw. Rotationspresse sowie der in den letzten dreißig Jahren dieses Jahrzehnts sich vollziehende Wandel vom traditionellen Hoch- zum qualitativ hochwertigeren Flachdruck (Offsetdruck) beschleunigten das Zeitungsdruckverfahren um ein Vielfaches. Parallel zumWandel der Druckverfahren, von einer eher handwerlichen Produktion zu Beginn des Jahrhunderts, hin zu einer industriellen Produktion gegen Ende des Jahrhunderts vollzog sich die industrielle Revolution auch im Bereich der Textherstellung durch die Mechanisierung des Satzes, der bis zum Ende des 19. Jahrunderts (1884) annähernd so schwerfällig wie seit Gutenbergs Zeiten erfolgte. Ottmar MERGENTHALER beschleunigte die Satzleistung um das Vier- bis Fünffache durch die Erfindung der Zeilensetz- und Gußmaschine „Linotype", die zudem ein besseres Erscheinungsbild der Zeitung garantierte. Abgelöst wurde diese Satztechnik durch den Foto- und Lichtsatz, der seit Beginn der
^ vgl. MAST, C. 1987: Innovationen im Mediensystem. Herausfordeningen, Konsequenzen, Perspektiven. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament. H . B 27/87, 4. Juli 1987, S. 3 2 DOVIFAT, E. 1976: Zeitungslehre. Redaktion, die Sparten Verlag und Vertrieb, Wirtschaft und Technik, Sicherung der Öffentlichen Aufgabe. 6. Aufl. Berlin, New York, S. 1SS 3 BOVENTER, H. 1985: Die Macht des gedruckten Wortes. Der Weg zur Pressefreiheit. In: o.V. (Bundeszentrale für politische Bildung, Hg.): Themenheft 6. Die Presse in der deutschen Medienlandschaft. o.O. (Bonn), S. 6 f.
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siebziger Jahre dieses Jahrhunderts in der Bundesrepublik technologischen Wandel bei der Zeitungsherstellung einleitete.
den
Auf diesem technischen Strukturwandel und der daraus resultierenden vervielfachten Produktionsleistung aufbauend, veränderte sich der Charakter der Zeitung vom „Intelligenzblatt für gehobene Stände" hin zur Massenpresse. Stationen auf diesem Weg sind unter anderem die „Spenersche Zeitung" in Berlin, die nach dem Erlaß der Städteordnung Anfang des vorigen Jahrhunderts als erste deutsche Zeitung eine bis dahin unbekannte kommunalpolitische Berichterstattung einführte sowie die den kapitalistischen Wirtschaftsstrukturen unterworfene Nachrichtenpresse (Generalanzeiger). Die Generalanzeiger lösen in den letzten dreißig Jahren des 19. Jahrhunderts die in der Auflagenhöhe die bis dahin in Deutschland dominierende Meinungspresse (Parteizeitungen) durch die Erschließung völlig neuer Käuferschichten ab. Beeinflußt wurde diese Entwicklung von der „Durchsetzung der Idee des Koppelprodukts" 1 , die eine Senkung des Verkaufspreises und damit einen Zugang zu breiteren Bevölkerungsschichten dadurch erzielte, daß in der Zeitung Raum für sogenannte Annoncen oder Inserate geschaffen wurde und dieser wiederum gewinnbringend verkauft weiden konnte. LAS ALLE beschreibt diese Entwicklung wie folgt: „Wie also, frage ich, ist es möglich, eine totale Umwandlung unserer Presse in ihrem innersten Wesen herbeizuführen? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns zuvor klar machen, was eigentlich den Verfall unserer Presse herbeigeführt hat Ich kann hier nicht die Geschichte der Europäischen Presse geben. Genug, einst war sie wirklich der Vorkämpfer für die geistigen Interessen in Politik, Kunst und Wissenschaft, der Bildner, Lehrer und geistige Erzieher des großen Publikums. Sie stritt für Ideen und suchte zu diesen die große Menge emporzuheben. Allmählich aber begann die Gewohnheit der bezahlten Anzeigen, der sogenannten Annoncen oder Inserate, die lange gar keinen, dann einen sehr beschränkten Raum auf der letzten Seite der Zeitungen gefunden hatten, eine tiefe Umwandlung in dem Wesen derselben hervorzubringen. Es zeigte sich, daß diese Annoncen ein sehr ergiebiges Mittel seien, um Reichthümer zusammen zu schlagen, um immense jährliche Revenüen aus den Zeitungen zu schöpfen. Von Stund' an wurde eine Zeitung eine äußerst lucrative Speculation für einen kapitalbegabten oder auch für einen kapitalhungrigen Verleger. Aber um viele Anzeigen zu erhalten, handelte es sich zuvörderst darum, möglichst viele Abonnenten zu bekommen, denn die Anzeigen strömen natürlich in Fülle nur solchen Blättern zu, die sich eines großen Abonnentenkreises erfreuen. Von Stund' an handelte es sich also nicht mehr darum, für eine große Idee zu streiten, um zu ihr langsam und allmählich das große Publikum hinaufzuheben, sondern umgekehrt, solchen Meinungen zu huldigen, welche, wie sie auch immer beschaffen sein mochten, der größten Anzahl von Zeitungskäufern (Abonnenten) genehm ist. Von Stund' an also wurden die Zeitungen, immer unter Beibehaltung des Scheins, ^KELLER, D. 1986: Regionale Tageszeitungsverlage und neue Medien. Elemente einer offensiven Untemehmensstrategie in den achtziger Jahren. Mannheim. S. 56
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Vorkämpfer für geistige Interessen zu sein, aus Bildnern und Lehrern des Volkes zu schnöden Augendienern der geldbesitzenden und also abonnirenden Bourgeoisie und ihres Geschmackes, die einen Zeitungen gefesselt durch den Abonnentenkreis, den sie bereits haben, die anderen durch den, den sie zu erwerben hoffen, beide immer in Hinsicht auf den eigentlichen goldenen Boden des Geschäftes, die Inserate. Von Stund' an wurden also die Zeitungen nicht nur zu einem ganz gemeinen, ordinären Geldgeschäfte, wie jedes andere auch, sondern zu einem viel schlimmeren, zu einem durch und durch heuchlerischen Geschäfte,, welches unter dem Scheine des Kampfes für goße Ideen und für das Wohl des Volkes betrieben wird. Habt Ihr einen Begriff von der depravirenden Wirkung, die diese täglich fortgesetzte Heuchelei, dieses P f a f f e n t h u m des 19. Jahrhunderts, allmählich auf Verleger und Zeitungsschreiber hervorbringen mußte?' 1 Zur Abwehr gegen diese von LAS ALLE gescholtene Generalanzeiger-Presse schlössen sich 1894 die Zeitungsverleger zum Verein Deutscher Zeitungsverleger (VDZV) zusammen. Die publizistischen und kaufmännischen Leistungen der Generalanzeiger, die zur Gründung erster Pressekonzerne (z.B. Scherl, Ullstein Mosse in Berlin) führte, bewog jedoch schon 1901 den VDZV zu einer Satzungsänderung, die auch die Mitgliedschaft der Generalanzeiger-Verlage in der Interessenorganisation ermöglichte. Ein Vierteljahrhundert später, 1926, war es der Generalsekretär des Niederrheinischen-Westfälischen Zeitungsverleger-Vereins, Dr. Rolf IPPEN, der über diese Massenblätter urteilte: „Man tut dieser neuen Zeitung unrecht, wenn man sie in Grund und Boden verdammt. Viele würden ohne jede Lektüre bleiben, wenn für sie nicht durch diese billigen Massenblätter die Möglichkeit einer wenn auch kargen Beteiligung am geistigen Besitz der Nation gegeben würde, denn Billigkeit und die Einstellung auf Massenkonsum sind die Hauptwaffen des General-Anzeigers in seinem Kampf um den Abonnenten. Ohne diese großen Anzeigenblätter wäre nun gar die Erzeugung eines Massenkonsums an Markenartikeln und ähnlichen Dingen unmöglich. So hat der General-Anzeiger ohne Zweifel auch zur Hebung der proletarischen Lebenshaltung indirekt beigetragen."2 Zu dieser Zeit sorgte eine vom „Reichsverband der Deutschen Presse", der Interessenorganisation der Journalisten, und den Verlegern am 25. April 1922 gebildete „Reichsarbeitsgemeinschaft der Deutschen Presse" für die „Wahrung und Vertretung der Interessen der deutschen Presse in der Öffentlichkeit" (Satzung der Reichsarbeitsgemeinschaft).
'LASALLE, F. 1919: Die Feste, die Presse und der Frankfurter Abgeordneten tag Drei Symptome des öffentlichen Geistes. Eine Rede, gehalten in den Versammlungen des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins zu Barmen, Solingen und Düsseldorf. In: Lasalle, F.: Gesammelte Reden und Schriften. (Hg. v. Bernstein. E ). (Bd. 3). Berlin, S. 333 f. ^zitiert nach: PRITZKOLEIT, K. 1957: Wer gehört zu wem? Eine Chronik von Besitz und Macht. Wien, Manchen. Basel, S. 126 f.
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Unmittelbar nach der nationalsozialistischen Machtergreifung wurden die bis dahin unabhängigen Organisationen der Presse „gleichgeschaltet". Am 23. Juni 1933 wurde in Anwesenheit und auf Vorschlag HITLERS der Verlagsdirektor des nationalsozialistischen „Völkischen Beobachters", Max AMANN, Präsident des VDZV. Das am 2. September 1933 erlassene „Reichskulturkammer-Gesetz" ermächtigte den Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda unter anderem, die Angehörigen des Tätigkeitszweiges Presse in einer Körperschaft des öffendichen Rechts, der „Reichspressekammer" (RPK), zu organisieren. Als Präsident dieser Kammer wurde der VDZV-Präsident AMANN eingesetzt. In diese Körperschaft wurde der bereits am 30. April 1933 im nationalsozialitischen Sinne ausgerichtete Reichsverband der Deutschen Presse, der VDZV, sowie weitere Verleger- und Fachverbände eingegliedert. Die publizistische Gleichschaltung wurde durch das am 4. Oktober 1933 von der Reichsregierung erlassene „Schriftleiter-Gesetz" vollzogen. In den Bestimmungen dieses Gesetzes wurden Journalisten auf den Dienst am nationalsozialistischenen Staat verpflichtet und den Verlegern ihre publizistische Funktion entzogen. Die Aufgabe des Verlegers sollte es künftig sein, sich um die wirtschaftliche Sicherheit des Journalisten zu bemühen. Am 18. Februar 1934 wurde der VDZV aufgelöst und der an der nationalsozialistischen Ideologie ausgerichtete Reichsverband der Deutschen Zeitungsverleger (RVDZ) gegründet. In täglichen Pressekonferenzen bemühten sich die Machthaber zudem um einen „gemeinsamen Sprachgebrauch" und Einheitlichkeit Stellvertretend für eine Unzahl staatlicher Weisungen und Ermahnungen die folgende: „Es muß immer wieder festgestellt werden, daß in der deutschen Presse noch Nachrichten und Schilderungen erscheinen, die geradezu von einer selbstmörderischen Objektivität triefen und in keiner Weise verantwortet werden können. Man will keine Zeitungsgestaltung im alten liberalistischen Sinne, sondern will, daß jede Zeitung mit den Grundsätzen des nationalsozialistischen Staatsaufbaues in eine Linie gebracht wird."1 (Presseanweisung vom 22. Oktober 1936) Neben der publizistischen Ausrichtung der Zeitungen kam es im weiteren Verlauf der nationalsozialistischen Zwangsherrschaft auch zu wirtschaftlichen Zäsuren im deutschen Zeitungswesen. Drei Verordnungen des Präsidenten der Reichspressekammer, die sogenannten „Amann-Verordnungen" vom 24. April 1935, die die Beseitigung der Skandalpresse", die „Schließung von Zeitungsverlagen zwecks Beseitigung ungesunder Wettbewerbsverhältnisse" und die „Wahrung der Unabhängigkeit des Zeitungswesens" zum Ziel hatten, sollten zur weitestgehenden Eliminierung der verbliebenen privatwirtschaftlichen, bürgerlichen Presse beitragen. 600 Zeitungen mußten in den folgen Jahren aufgrund der Bestimmungen dieser Verordnungen ihr Erscheinen einstellen oder mit anderen, meist nationalsozialistischen Zeitungen, kooperieren. Einige wenige Zeitungen organisierten sich in der am 29. Juni 1939 gegründeten .Arbeitsgemeinschaft 1 HAGEMANN, W. Publizistik im Dritten Reich. Zitiert nach: Meyn, H. 1968: Massenmedien in der Bundesrepublik Deutschland. Berlin, S. 141
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der privateigenen Zeitungen". Drei weitere Stillegungsaktionen des NSRegimes trugen im Mai 1941 zur Schließung von SSO und im Februar bis April 1943 sowie im August und September 1944 von weiteren 1 000 Zeitungen bei. Mit exakt 4 703 deutschen Zeitungen vor der nationalsozialistischen Machtübernahme gehörte das Deutsche Reich zu den zeitungsreichsten Ländern der Welt. Am Ende der NS-Zeit 1945 existierten noch 977 Zeitungen, von denen 352 unmittelbar oder mittelbar dem NS-Pressekonzern angehörten. Diese Blätter trugen mit einer Auflage von 20,7 Millionen Exemplaren zu einem Marktanteil von 82,5 Prozent bei. Der Auflagenanteil der privateigenen Presse betrug demnach gegen Ende der NS-Zeit gerade noch 17,5 Prozent. „Am 25. April 1945 erschien zum letzten Mal der „Völkische Beobachter". Nach zwölfjähriger zentraler politischer Lenkung und Kontrolle war trotz des allgemeinen Nachrichtenhungers die psychologische Ausgangsposition für den Neuaufbau der deutschen Presse 1945 denkbar schlecht. Das gesprochene und gedruckte Wort war hoffnungslos kompromittiert."1 2.4.2 Zeitungstypologie Grundlage der folgenden Ausführungen ist die Typologie, die auch im "Medienatlas" der nordrhein-westfalischen Landesregierung als Basis für die dortigen Untersuchungen wiedergegeben ist:
'BRUMMUND, PySCHWINDT, P. 1982: Der Pressemarkt in der Bundesrepublik Deutschland öffentliche Aufgabe und privalwirtschaftliche Organisation der Presse. Köln. S. 50
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Abbildung 2:
Zeitungstypologie (Medienatlas NW)
Anzeigenblatt
RegionalZeitung KaufZeitung UberregionalZeitung
Wochenzeitung
lokales Wochenblatt AbonnementsZeitung ÜberregionalZeitung Zeitung RegionalZeitung Kauf-Zeitung ÜberregionalZeitung
AbonnementsZeitung
Quelle: LANDESPRESSE- UND INFORMATIONSAMT NORDRHEIN- WESTFALEN 1
RegionalZeitung
ÜberregionalZeitung
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Eine weitere Klassifizierung der Zeitungen läßt die Art des Vertriebs und das Verbreitungsgebiet zu. BRUMMUND/SCHWINDT verknüpfen diese beiden Punkte und klassifizieren dementsprechend in: „standortgebundene und vorwiegend im Abonnement verbreitete Zeitungen und überregional und regional verbreitete Zeitungen, die vorwiegend im Straßenverkauf angeboten werden."2 Auch wenn sich diese Klassifizierung weitestgehend an den Realitäten orientiert, ist doch die Typologie im „Medienatlas" präziser: Abbildung 3:
Zeitungstypologie (nach Brummund/Schwindt) AbonnementsZeitung
Kauf-Zeitung
LokalZeitung
RegionalZeitung
Überregion alZeitung Quelle: BRUMMUND/SCHWINDT3
'LANDESPRESSE- UND INFORMATIONSAMT NORDRHEIN-WESTFALEN (Hg.) 1983: Medienatlas Nordrhein-Westfalen. Grundlagen der Kommunikation. (Bd. 1), S. 155 2 BRUMMUND, PVSCHWINDT. P. 1982: Der Pressemarkt in der Bundesrepublik Deutschland. Öffentliche Aufgabe und privalwirtschaftliche Organisation der Presse. Köln, S. 59 3 LANDESPRESSE- UND INFORMATIONSAMT NORDRHEIN-WESTFALEN (Hg.) 1983: Medienatlas Nordrhein-Westfalen. Grundlagen der Kommunikation. (Bd. 1). S. 157
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Im Hinblick auf die eindeutige Festlegung des Untersuchungsgegenstandes, die „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" als größte regionale Abonnementstageszeitung in der Bundesrepublik Deutschland, beschränkt sich die vorliegende Arbeit auf die beiden nach Vertriebsart differenzierten Zeitungstypen, Abonnementszeitung und Straßenverkaufszeitung. Diagramm 4:
Verlegte Zeitungen Verlegte Zeitungen (am 31. Dezemher)
Quelle: STATISTISCHES BUNDESAMT 2.4.2.1 Abonnementszeitung
M
Zeitungen insgesamt
$£2
Hauptausgaben
D
Ncben,üsgabcn
Legt man diese Klassifizierung zugrunde, so werden im Jahr 1987 94,2 Prozent der Tageszeitungen oder 114 Publizistische Einheiten als Abonnementszeitungen und 5,8 Prozent oder sieben Publizistische Einheiten als Straßenverkaufszeitungen v e r l e g t . 1 Von diesen 114 Abonnementszeitungen werden 109 (95,6 Prozent) von 361 Verlagen als Herausgeber überwiegend lokal bzw. regional verbreitet und fünf Abonnementszeitungen (4,4 Prozent) erfahren von sechs Verlagen als Herausgeber eine vorwiegend überregionale Verbreitung. 2 Auch bei der Auflage der Abonnementszeitungen bestätigen sich diese Prozentzahlen: 13 853,3 Tsd. Exemplare (95,3 Prozent) werden regional bzw. lokal, 681,2 Tsd. Exemplare (4,7 Prozent) werden überregional verkauft. 3 'SCHÜTZ, W. J. 1987: Zur Struktur der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger 2 SCHÜTZ, W. J. 1987: Zur Struktur der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger 3 SCHÜTZ, W. J. 1987: Zur Struktur der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger
Zeitungen in der Bundesrepublik Deutschland. In e. V. (Hg.): Zeitungen '87. Bonn, S. 48 (Tabelle 7) Zeitungen in der Bundesrepublik Deutschland. In e. V. (Hg.): Zeitungen '87. Bonn, S. 48 (Tabelle 8) Zeitungen in der Bundesrepublik Deutschland. In e. V. (Hg.): Zeitungen '87. Bonn, S. 48 (Tabelle 8)
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Als überregionale Tageszeitungen gelten „Bild" (4 754,2 Tsd. Auflage), „Frankfurter Allgemeine" (FAZ) (354,8 Tsd. Auflage), „Die Welt" (215,0 Tsd. Auflage) mit einer täglichen Auflage, die über 100 000 Exemplaren liegt, „die tageszeitung" (taz) (56,5 Tsd. Auflage), „Deutsche Tagespost" (19,9 Tsd. Auflage), und „Unsere Zeit" (UZ) (35,0 Tsd. Auflage) mit einer verkauften Auflage unter 100 000 Stück. 1 Unter die Kategorie „Regionale Tageszeitungen" fallen in Nordrhein-Westfalen die folgenden Zeitungen2: Tabelle 5:
Regional-Zeitungen in Nordrhein-Westfalen
Regional-Zeitungen nach eigenständigen Verlagen
Standort
Aachener Nachrichten Aachener Volkszeitung Bonner General-Anzeiger Die Glocke Kölnische Rundschau Kölner Stadt-Anzeiger MUnsterache Zeitung Neue RheuiTKuhr Zeitung Neue Westfälische Rheinische Post Ruhr-Nachrichten Siegener Zeitung Westdeutsche Allgemeine Zeitung Westfalen-Blatt Westfalenpost Westfälische Nachrichten Westfälische Rundschau WZ Westdeutsche Zeitung
Aachen Aachen Bonn Oelde Köln Köln MUnster Essen Bielefeld Düsseldorf Dortmund Siegen Essen Bielefeld Hagen MUnster Dortmund Düsseldorf
Zahl der redakt. Aussahen 9 10 4 6 15 12 13 14 10 25 14 1 24 19 17 13 24 15
Auflage in 1000 1/1987 64,6 102.0 81.5 64.4 159,5 274,6 40,8 180,3 162,2 328,9 224,1 63,1 666.6 145.2 158.2 110,5 208,8 194.0
Quelle: LANDESPRESSE- UND INFORMATIONSAMT NORDRHEINWESTFALEN Die deutschen Tageszeitungs-Verlage setzten im Jahr 1986 62,5 Prozent 3 ihrer Auflage im Abonnement, als direkteste Vertriebsform vom Zeitungsverlag zum Zeitungsleser ab. Dem steht mit 37,5 Prozent der Einzelverkauf gegenüber. Differenziert man diese Zahlen allerdings nach den verschiedenen Verbreitungsebenen, ergeben sich andere Zahlen: Von den lokal und regional verbreiteten Abonnementszeitungen werden 90,9 Prozent, von den überregionalen Abonnementszeitungen 78,9 Prozent und von den
•PRESSE- UND INFORMATIONSAMT DER BUNDESREGIERUNG (Hg.) 1986: Bericht der Bundesregierung Uber die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland 1985. Medienbericht '85. o.O. (Bonn), S . 5 1 (identisch mit: DEUTSCHER BUNDESTAG, 10. Wahlperiode 1986: Bericht der Bundesregierung über die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland (1985). Medienbericht '85, Drucksache 10/5663). Auflagenzahlen aus: SCHUTZ, W. J. 1987: Die redaktionelle und verlegerische Struktur der deutschen Tagespresse 1987. In: Media Perspektiven. H. 9/87. S. 585 ff. 2 LANDESPRESSE- UND INFORMATIONSAMT NORDRHEIN-WESTFALEN (Hg.) 1983: Medienatlas Nordrhein-Westfalen. Grundlagen der Kommunikation. (Bd. 1), S. 166. Die Auflagenzahlen zitiert nach: Schutz, W. J. 1987: Die redaktionelle und verlegerische Struktur der deutschen Tagespresse 1987. In: Media Perspektiven, H. 9/87, S. 585 ff. 3 KUK, A. v. 1987: Zahlen und Daten zur Zeitungsbranche. In: o.V. (Gaßdorf, D., Red.) Zeitungen für den Markt von morgen. Düsseldorf, Wien, S. 19
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Straßenverkaufszeitungen 1,1 Prozent im Abonnement vertrieben. Die entsprechenden Zahlen für den Einzelverkauf: lokal und regional verbreitete Abonnementszeitungen 9,1 Prozent, überregionale Abonnementszeitungen 21,1 Prozent und Straßenverkaufszeitungen 98,9 Prozent 1 Ein großer Vorteil des Abonnements bietet sich sowohl jeweils dem Verlag als auch dem Bezieher. Der Zeitungsverlag verfugt mit einem vertraglich weitestgehend gebundenen Abnehmerkreis über eine feste Kalkulations- und Dispositionsgröße, und der Bezieher erhält für diese rechtliche Bindung als zusätzliche Dienstleistung zur Zeitung die für ihn bei gleich hohem Einzelverkaufspreis kostenfreie Zustellung. Gewährleistet wird diese Zustellung bei lokalen und regionalen Abonnementstageszeitungen in der Regel durch die Verlagsangehörigen Zeitungszusteller oder bei überregionaler. Abonnementszeitungen durch den Postzeitungsdienst. Teilweise greifen die letztgenannten Zeitungen auch in Form von Kooperationsverträgen auf die Zustellorganisation im Verbreitungsgebiet großer regionaler Zeitungsverlage zurück, so daß die überregionalen Zeitungen zusammen mit der regionalen bzw. lokalen Abonnementszeitung am frühen Morgen zugestellt werden können. Ein weiteres Phänomen der regionalen Abonnementstageszeitungen der Bundesrepublik sind die Bezirksausgaben oder redaktionellen Ausgaben, die hier ihre größte Leistungsfähigkeit erreichen. 2 In anderen europäischen Ländern, vor allem in Großbritanien, aber auch in den USA sind aufgrund der großen Zahl von Lokalzeitungen Bezirksausgabensysteme nahezu unbekannt. Einzig in Frankreich wechseln einzelne Regionalzeitungen Seiten je nach Verbreitungsgebiet aus. KÜHNE entwickelt in seiner Dissertation die These, das deutsche Bezirksausgabensystem sei in drei Stufen gegliedert: auf einer ersten Stufe werde der Hauptteil der Zeitung nur um ein bis zwei lokale Seiten ergänzt, auf der zweiten Stufe werde aus dem Lokalteil ein eigenes Buch bzw. Produkt also eigener Teil der Zeitung mit einem gemischten Anzeigenteil, der allerdings überwiegend von den überregionalen Anzeigen bestimmt werde. Auf der letzten Stufe werde die Zeitung im wesentlichen vom Lokalteil, der redaktionellen oder Bezirks-Ausgabe, und den Anzeigen mit örtlichem Bezug bestimmt Die redaktionelle oder Bezirks-Ausgabe einer regionalen Abonnementszeitung könne so vom Leser als „vollgültige Lokalzeitung empfunden werden". 3
'KUK, A. V. 1987: Zahlen und Daten zur Zeitimgsbranche. In: o.V. (GaBdorf, D„ Red.) Zeitungen für den Markt von morgen. Düsseldorf. Wien. S. 21 (Tabelle 4) vgl. KCHNE. R.-M. 1972: Die Konzentrationsproblematik in der regionalen Tagespresse. Köln, S. 323 3 KÜHNE, R.-M. 1972: Die Konzentrationsproblematik in der regionalen Tagespresse. Köln. S. 328 2
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Diagramm 6;
Verlegte Abonnementszeitungen Verlegte Abonnementszeitungen (am 31. Dezember)
H
Quelle: STATISTISCHES BUNDESAMT
Zeitungen insgesamt
B
Hauptausgaben
Q
Nebemusgaben
2,4,2,3 StraScnverkaufs^citune Historisch betrachtet entstand der Typ der heutigen Boulevardpresse im letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts, als die industrielle Fertigung der Zeitung und veränderte redaktionelle Inhalte neue Käuferschichten für dieses Medium gewannen. In der Bundesrepublik Deutschland schwankte der Anteil der Straßenverkaufszeitungen an den Tageszeitungen zwischen 5,3 Prozent (1954) und 5,8 Prozent (1987). Dabei sank die Zahl der Publizistischen Einheiten bei den Straßenverkaufszeitungen von zwölf Zeitungen (1954) auf sieben Zeitungen (1987). 1 Heute existieren in der Bundesrepublik die f o l g e n d e n sieben S t r a ß e n v e r k a u f s z e i t u n g e n : „Bild", H a m b u r g (4 754,2 Tsd. Auflage), „Express", Köln (434,9 Tsd.Auflage), „B.Z.", Berlin (306,4 Tsd. Auflage), „Abendzeitung", München (251,5 Tsd. Auflage), „tz", München (178,5 Tsd. Auflage), „Hamburger Morgenpost", Hamburg (130,3 Tsd. Auflage) und .Abendpost Nachtausgabe", Frankfurt (125,4 Tsd. Auflage). 2 Bedeutung für diese Arbeit haben dabei nur „Bild" und „Express", da diese beiden Zeitungen einen großen Teil ihrer Auflage in Nordrhein-Westfalen vertreiben: , 3 i l d " 1986 annähernd ein Viertel (24,6 Prozent), der „Express" 'SCHÜTZ, W. I. 1987: Zur Struktur der Zeitungen in der Bundesrepublik Deutschland. In: Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger e. V. (Hg.): Zeitungen '87. Bonn, S. 48 (Tabelle 7) ^Auflagen zitiert nach: SCHUTZ, W. J. 1987: Die redaktionelle und verlegerische Struktur der deutschen Tagespresse 1987. In: Media Perspektiven, H. 9/87, S. S85 ff.
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1981 gar 90 Prozent ihrer jeweiligen Gesamtauflage. 1 ,3ild" gliedert für den Anzeigenmarkt in Nordrhein-Westfalen („Nielsen II") die Auflage in sechs Regionalausgaben (Ruhrgebiet, Düsseldorf, Köln, Münsterland, Ostwestfalen, Südwestfalen) und untergliedert davon größere Regionalausgaben in kleinere Belegungseinheiten (so die Regionalausgabe Ruhrgebiet in: Ruhr-Ost und Ruhr-West; die Regionalausgabe Düsseldorf in: Düsseldorf/Niederrhein, Düsseldorf/Bergisch Land und Düsseldorf; die Regionalausgabe Köln in: Köln/Bonn und Aachen). Redaktionell erfaßt werden diese Ausgaben von vier „Bild"-Redaktionen (Kettwig, Bielefeld, Düsseldorf, Köln). Der „Express" gliedert seine Auflage in die drei Ausgaben Köln, Bonn und Düsseldorf, die von dort ansässigen Redaktionen betreut werden. Der eindeutige Auflagenschwerpunkt liegt dabei bei der Kölner Ausgabe. Bei „Bild" liegt der Schwerpunkt bei der Regionalausgabe Ruhrgebiet, die 36,7 Prozent der nordrhein-westfälischen Ausgabe ausmacht. Trotz dieser hohen Auflage, immerhin 42S.86S Exemplare im IV. Quartal 1986, behaupten angesichts der Struktur der regionalen Abonnementszeitungen im Ruhrgebiet, KOSZYK und GROBE zu Recht, „daß Straßenverkaufszeitungen im Ruhrgebiet keine wirtschaftliche Konkurrenz für die traditionellen Tageszeitungen darstellen, da in der Untersuchungsregion allein die .Bild'-Zeitung verbreitet ist, diese jedoch auf einen regionalen Anzeigenteil verzichtet"2
1 Auflage zitiert nach: INFORMATIONSGEMEINSCHAFT ZUR FESTSTELLUNG DER VERBREITUNG VON WERBETRÄGERN E. V. (IVW) (Hg.): 1987: Auflagenliste 4/86. Bonn und LANDESPRESSE- UND INFORMATIONSAMT NORDRHEIN-WESTFALEN (Hg.) 1983: Medienatlas Nordrhein-Westfalen. Grundlagen der Kommunikation. (Bd. 1), S. 164 2 KOSZYK, K.A3ROBE, B. 1975: Zeitungsstruktur im Ruhrgebiet. Bochum. S. 7
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Diagramm 7:
„Bild": Verkaufte Auflage (1976-1987) B I I . n ( A u s s ä h e R u h r ^ h i e r t : V e r k a u f t e A u f l a g e 1976-1987
Quelle: IVW
Aber nicht nur in der Auflagenstruktur unterscheiden sich die Straßenverkaufszeitungen von den Abonnementszeitungen, publizistisch entscheidender sind die nach außen andere Form und vor allem der anders akzentuierte Inhalt der Boulevardzeitung. Die äußere Form muß jeden Tag aufs neue den Leser zum Kauf der Zeitung animieren. Unterstützt wird diese Animation im wesentlichen durch die auf den ersten Blick lesbare Überschrift, die Schlagzeile der Titelseite, die „auch mit gelegentlichen Übertreibungen dazu treibt, den Leser zum Kauf zu bewegen." 1 Der Gründungs-Chefredakteur des ,.Express" beschreibt die redaktionelle Akzentuierung der Straßenverkaufszeitung im Gegensatz zur Abonnementszeitung wie folgt: „Der Inhalt spricht zweifellos mit seinen Akzenten auf unpolitische Berichterstattung einen Leserkreis an, der von den Abonnementszeitungen in der Regel nicht erfaßt wird. In diesem Leserkreis besteht jedoch das Bedürfnis, sich über das hinaus, was die Abonnementszeitungen veröffentlichen, zu informieren. Denn die Boulevardzeitung arbeitet sehr viel mit Gefühl. Die selben Themen, die von den Abonnementszeitungen als nüchterne Medlung abgespult werden, weiden von der Boulevardzeitung ausgebreitet und vertieft.
'EICKELMANN, H. 1982: o.T. (Podiumsdiskussion). In: o.V. (Schnurr, D., Red.): Zeitungsverkauf in den 80er Jahren. Das Buch zur Frankfurter Vertriebstagung des BDZV. Düsseldorf. Wien, S. 18
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Es ist aber nicht nur die unpolitische Nachricht, die die Boulevardzeitung ausmacht, sondern das dem Leser vermittelte Gefühl, er gehöre nicht zu einer elitären Gemeinde. Der alte Spruch, daß der Käufer der Boulevardzeitung außen die FAZ mit sich führt und innen seine Kaufzeitung, trifft nach wie vor zu. Die Kaufzeitung ist angesiedelt zwischen der meinungsbildenden Kraft, die der Abonnementszeitung innewohnt, und dem Unterhaltungsbedürfnis, das in Illustrierten, Yellow-Press, in der ganzen bunten Schar der Medien an unseren Kiosken zum Ausdruck kommt. Die Kaufzeitung ist - und das ist ihr entscheidendes Verkaufsargument - das ,2. Programm' in der täglich erscheinenden Presse." 1 Diagramm 8:
Verlegte Straßenverkaufszeitungen Vcrlpgtp StraftpnvprkanfszeitiiTiypn f a m 31. D f w m h t r )
Zeitungen insgesamt
Quelle: STATISTISCHES BUNDESAMT
Hauptausgaben Nebenausgaben
2.4.3 Zeitungsstatistik
Die Quellen der Pressestatistik haben sich dem Wandel der Anforderungen angepaßt Als historische pressestatistische Quellen gelten: - die Mitteilungen der Carl Gabler Werbegesellschaft, München, die, auf eigenen Recherchen und Archivunterlagen beruhend, in die ersten Jahre der Bundesrepublik zunickreichen, •EICKELMANN. H. 1982: o.T. (Podiumsdiskussion). In: o.V. (Schnure, D.. Red.): Zeilungsverkauf in den 80er Jahren. Das Buch zur Frankfurter Vertriebs u g ung des BDZV. Düsseldorf. Wien, S. 17
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- die Angaben des Handbuchs „Die deutsche Presse", das, vom Institut für Publizistik der Freien Universität Berlin 1954 und 1956 herausgegeben, 1961 letztmalig erschien, und auf Umfrageergebnissen bei Verlagen basierte, - die Ergebnisse der Erhebungen des Instituts für Publizistik der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, bei denen die Auswertung von Stichtagssammlungen, die Grundlage für die Angaben bildeten. Aktuelleren Ursprungs sind die folgenden pressestatistischen Quellen, auf deren Auswertung auch ein Großteil dieser Arbeit beruht: - die Bundespressestatistik, in der das Statistische Bundesamt Wiesbaden auf der Grundlage des „Gesetzes über eine Pressestatistik" vom 1. April 19751 in jedem Jahr die Daten über die Beschäftigten-, Umsatz- und Kostenstruktur aller Unternehmen, die Zeitungen oder Zeitschriften verlegen, erfaßt, - die sogenannten „ivw"-Listen, in denen, herausgegeben von der „Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgem e.V." (IVW), die Zeitungs- und Zeitschriftenverlage in jedem Quartal seit 1952 auf freiwilliger Basis ihre Auflagenangaben publizieren, - die „Schütz"-Statistik, die von Walter J. SCHÜTZ fortgeführten Stichtagssammlungen des Instituts für Publizistik der Universität Münster, die seit 1954 im wesentlichen die Entwicklung der statistischen Variablen „Publizistische Einheit" und „Verlage als Herausgeber" untersuchen, - die „Zeitungsmarkt"-Karten, eine von Rolf-Michael KÜHNE in unregelmäßiger Folge (zuletzt 1982) publizierte Übersicht, die, auf IVW-Angaben beruhend, über die Marktanteile der einzelnen Tageszeitungen in Kreisen und kreisfreien Städten informiert, - die von Helmut H. DIEDERICHS bzw. seit 1987 von Horst RÖPER analysierten Daten über Kooperationen und kapitalmäßige Verflechtungen der größten Tageszeitungs- und PublikumszeitschriftenVerlage. Die Ergebnisse und Erhebungsmerkmale der von SCHÜTZ mittels Stichtagssammlungen in den Jahren 1954, 1964, 1967 und 1976 durchgeführten und jeweils fortgeschriebenen Untersuchungen wurden in der Vergangenheit vereinzelt wegen ihres begrenzten Aussage- und Gebrauchswertes kritisiert. 2 Andererseits wurden die Statistiken von SCHUTZ jedoch bei allen bisherigen Berichten der Bundesregierung über Entwicklungen auf den Pressemärkten, zuletzt im Jahr 19853, als Grundlage 'BGBl. I. S. 777 vgl. KNOCHE. M. 1978: Einführung in die Pressekonzentrationsforschung. Theoretische und empirische Grundlagen. Kommunikationspolitische Voraussetzungen. Berlin, S. 420f. und S. 430; LANDESPRESSE- UND INFORMATIONSAMT NORDRHEIN-WESTFALEN (Hg.) 1983: Medienatlas Nordrhein-Westfalen. Grundlagen der Kommunikation. (Bd. 1), S. 167 und PÄTZOLD. U./RÖPER, H. 1984: Neue Ansitze einer Pressekonzentrationsforschung. In: Media Perspektiven, H. 2/84. S. 99 ff. 2
3
PRESSE- UND INFORMATIONSAMT DER BUNDESREGIERUNG (Hg.) 1986: Bericht der Bundesregierung Uber die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland 1985.
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verwandt und fanden damit, im Hinblick auf ihre Verbindlichkeit, ihre amtliche „Absegnung". Andererseits eignen sich die Angaben der Bundespressestatistik als Alternative nur begrenzt. Die Zeitungsdaten dieser amtlichen Statistik werden nur nach den Variablen Vertriebsform (Abonnementsverkauf, Straßen verkauf) und Größenklassen der Verkaufsauflage tabelliert, außerdem stehen als Datenbasis Angaben erst ab dem Jahr 1975 zur Verfügung. Die Mehrzahl der auch in dieser Arbeit verwandten Zahlen entstammt aufgrund der genannten Mängel den „ivw"Listen. Die „Informationsgemeinschafi zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgem" (IVW) wurde 1949 auf Betreiben der Werbewirtschaft und der Presse gegründet. Die Auflagenzahlen der Verlage, die der IVW auf freiwilliger Basis angehören, werden bei einer Auflage von über 5 000 Exemplaren zweimal pro Jahr von hauptamtlichen IVW-Prüfem kontrolliert. Aufgrund der Richdinien wird dabei die Richtigkeit der vom jeweiligen Verlag abgegebenen Meldungen festgestellt Dabei ist davon auszugehen, daß 98 Prozent der Auflage der in der Bundesrepublik Deutschland verlegten Zeitungen und Zeitschriften von der „ivw"-Kontrolle erfaßt werden. 1 Bezogen auf die vorliegende Arbeit ergibt sich einzig der Mangel, daß die „Zeitungsgnippe WAZ" seit ihrem Bestehen 1976 der IVW, der sie seit Bestehen angehört, keine nach Zeitungstitel und Erscheinungsort (örtliche Auflage und Verbreitung) differenzierten Auflagenmeldungen mehr übermittelt. Den „ivw"-Listen sind im Hinblick auf die „Zeitungsgruppe WAZ" in der Regel nur Angaben über die Auflage aller an einem Ort erscheinenden Ausgaben der Zeitungsgruppe zu entnehmen. Insofern lassen sich die Auflagen der einzelnen der „Zeitungsgruppe WAZ" angehörenden Zeitungstitel nur bis 1974 verfolgen.
2.4.4 Verbände der Zeitungsverleger Die Verbände der Zeitungsverleger haben seit ihrer Gründung am 7. Mai 1894 in zunehmendem Maße auf kommunikationspolitische Entwicklungen und Entscheidungen Einfluß genommen 2 . Daher soll an dieser Stelle die Verbandsgeschichte und Verbandspolitik eingehender dargestellt werden. Die Initiative zur Gründung des Vereins Deutscher Zeitungs-Verleger (VDZV) ging von dem Münchner Verlagsprokuristen August HELFREICH aus, der angesichts des wachsenden Drucks der Massenpresse (Generalanzeiger) und der zweifelhaften Methoden der AnnoncenExpeditionen am besagten 7. Mai 1894 20 Vertreter von 15 deutschen Zeitungen in Leipzig vereinte. Parallel zum zunehmenden Bekanntsheitsgrad wuchs auch die Mitgliederzahl des VDZV. Um die Jahrhundertwende waren Medienbericht 85. o.O. (Bonn) (identisch mit: DEUTSCHER BUNDESTAG, 10. Wahlperiode 1986: Bericht der Bundesregierung ober die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland (1985). Medienbericht '85, Drucksache 10/5663). •vgl. BRUMMUND.P./SCHWINDT, P. 1982: Der Pressemarkt in der Bundesrepublik Deutschland. Öffentliche Aufgabe und privatwirtschaftliche Organisation der Presse. Köln, S. 103, FuBnote 2 2 vgl. Kommunikationspolitik der Zeitungsverleger nach 1945: RICHTER. R. 1973: Kommunikationsfreiheit = Verlegerfreiheit? Zur Kommunikalionspolitik der Zeitung sver leger in der Bundesrepublik Deutschland 1945-1969. Pullach bei Manchen.
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bereits 100 Verlage Mitglied der Interessenorganisation, die sich gemäß ihrem Arbeitsprogramm um urheberrechtliche und presserechtliche Regelungen, die Geschäftsmethoden der Annoncen-Expeditionen, eine verbindliche Auflagenerfassung und Auflagenwahrheit, die soziale und berufliche Sicherung der Journalisten und die Posttarife zu kümmern beabsichtigte. Organ des Vereins wurde ab dem 6. Oktober 1900 die wöchentlich erscheinende Zeitschrift „Zeitungs-Verlag". Eine im darauffolgenden Jahr beschlossene Satzungsänderung ermöglichte den Verlagen der Generalanzeiger, ebenfalls Mitglied des VDZV zu werden. Diese Entscheidung trug mit dazu bei, das Wachstum des Vereins erneut stark zu beschleunigen. Parallel zum VDZV gründeten sich weitere Verlegervereinigungen, die sich speziellen Problemstellungen zuwandten: der Verein Berliner Vorortpresse e.V., der Verleger-Verband Lokalpresse, Wattenscheid und die Vereinigung Großstädtischer Zeitungsverleger. Die Verbände der Vorort- und Großstadt-Verleger gingen später im VDZV auf. Die nationalsozialistische „Gleichschaltung", von der die Organisationen der Presse ausnahmslos betroffen waren, und ihre Folgen wurden bereits an anderer Stelle in dieser Arbeit behandelt. Bereits wenige Wochen nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes fanden sich die von den Alliierten lizenzierten Zeitungsverleger in den drei westlichen Besatzungszonen zu „lockeren Vereinigungen"1 zusammen. In der britischen Zone gründeten sich ab Ende 194S mit Genehmigung der Besatzungsmacht der Rheinisch-Westfälische Zeitungsverlegerverein, der Zeitungsverlegerverein für Hamburg und Schleswig-Holstein und der Niedersächsische Zeitungsverlegerverein. Im Jahre 1947 organisierten die genannten Vereine ihre Interessen in einem Dachverband, der die ganze britische Zone umfaßte, dem Nordwestdeutschen Zeitungsverlegerverein mit Sitz in Bielefeld. Die von einem alliierten „Berufsverbot" betroffenen früheren Verleger, die sogenannten Altverleger, trafen sich im Winter 1947 ein erstes Mal ebenfalls in Bielefeld. Zu dieser Zeit hatten sich auch einige westfälische Altverleger einer Organisation angeschlossen, die zur Interessenvertretung ursprünglich in Schleswig-Holstein gegründet worden war, die Vereinigung der schleswig-holsteinischen Kreisverlags- und Anzeigenblattdruckereien. Außerdem existierte noch, ebenfalls als Zusammenschluß ehemaliger Verleger in der britischen Zone, die Arbeitsgemeinschaft der Zeitungs- und Zeitschriftendrucker sowie die an 17. Juli 1948 gegründete Arbeitsgemeinschaft für Pressefragen mit Sitz in Bergisch Gladbach. Nach Verkündung und Inkraftreten des Grundgesetzes und kurz vor dem Erlaß einer „Generallizenz" durch die Allierten am 21. September 1949 staid der Neuorganisation altverlegerischer Interessen nichts mehr im Wege. Am 1. September 1949 wurde die größte bis dahin existierende Organisation, die Arbeitsgemeinschaft für Pressefragen, kurzerhand in Verein Deutscher Zeitungsverleger (VDZV) umbenannt. Dabei war ein Satzungsziel des neu 'SCHULZE, V. 1985: Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger. (4. Aufl.).Düsseldorf, S. 34
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gegründeten Vereins, ausdrücklich an die Politik des „alten" VDZV vor 1933 a n z u s c h l i e ß e n 1 . Am 11. Dezember 1949 tagte eine erste Mitgliederversammlung des Vereins Deutscher Zeitungsverleger am Vereinssitz in Wiesbaden. Bei diesem Treffen wurde die Satzung verabschiedet und Dr. Walther JÄNECKE einstimmig zum Vorsitzenden gewählt Parallel zu dieser Verbandsgründung wandelten die Verleger der von den Alliierten lizenzierten Zeitungen, die sogenannten Lizenzverleger, ihre bis dahin in Form einer Arbeitsgemeinschaft organisierte Interessenvertretung auch zu einem Spitzenverband um. Ebenfalls am 1. September 1949 wurde von Vertretern der bestehenden Lizenzverleger-Vereine der Westzonen und West-Berlins in Bielefeld die Gründung des Gesamtverbandes der Deutschen Zeitungsverleger e.v. (GDZV) beschlossen. Im Unterschied zur zentralistischen Struktur der VDZV-Verbandsorganisation sollte der Gesamtverband allerdings föderalistisch aufgebaut sein. Am 28. Oktober 1949 verabschiedete der Länderausschuß, das wichtigste Entscheidungsgremium des Gesamtverbandes, auf seiner konstituierenden Sitzung in Frankfurt die Satzung. Zum Präsidenten wurde Dr. Hubert STENZEL gewählt Probleme, die sich aus der parallelen Organisation der Verlegerinteressen ergaben, führten bereits nach wenigen Wochen zu ersten örtlichen Kontaktaufnahmen zwischen den beiden Verlegerorganisationen. Meist waren Auswüchse des Konkurrenzkampfes und die Vereinbarung von Wettbewerbsrichtlinien Gegenstand der Verhandlungen auf Länderebene. Auf der Grundlage dieser Kontakte bildeten sich erste gemeinsame Arbeitsgemeinschaften, die, unter dem Eindruck des sich anbahnenden Rohstoff- und Papiermangels infolge des Korea-Krieges, weitere Vereinbarungen über Beschränkungen des Umfangs und der Erscheinungsweise ihrer Zeitungen trafen. Nachdem sich VDZV und GDZV sowie weitere Verbände sich zum Zwecke der Bildung von Tarifkommissionen im Juni 1950 auch auf Bundesebene verständigt hatten, kam es am 16. September dieses Jahres zu ersten Fusionsgesprächen zwischen Vertretern der beiden Spitzenorganisationen der Zeitungsverleger in Bad Homburg. Wenige Tage später trafen sich angesichts der positiven Beratungsergebnisse der vorangegangenen Verhandlungen die Spitzengremien ebenfalls in Bad Homburg. Eine Einigung scheiterte an unterschiedlichen Vorstellungen über die künftige Struktur eines gemeinsamen Verbandes. Der VDZV strebte entsprechend seinem Aufbau eine mehr zentralistische, der GDZV eine mehr föderalistische Struktur an. Diese Auseinandersetzung zog sich über mehrere Jahre hin, wenn auch immer wieder und wechselseitig Kompromißmöglichkeiten signalisiert wurden: Ende März 1951 bei Gesprächen in Königstein, bei gemeinsamen Delegiertentagungen im Januar 1952 in Köln und am 17. Juni 1952 in Baden-Baden.
SCHULZE, V. 1985: Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger. (4. Aufl.)- Düsseldorf, S. 38
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Unabhängig von den Verhandlungen auf Bundesebene einigten sich die Vertreter der beiden Verlegerorganisationen auf der Länderebene häufig schneller über die Fusion ihrer Organisationen. So wurde bereits am 7. Februar 19S2 in Baden und Württemberg ein gemeinsamer Gründungsausschuß gewählt, und am 4. Juni 1952 veröffentlichte die Arbeitsgemeinschaft der nordrhein-westfälischen Verbände in einer Erklärung ihre Absicht, sich zu einem einheitlichen Verband, dem Verein RheinischWestfälischer Zeitungsverleger e.V., Düsseldorf (VRWZ), zusammenzuschließen1. Ausgehend von den Entwicklungen auf Länderebene bekräftigten die beiden Spitzenverbände auf ihren Jahreshauptversammlungen Mitte des Jahre 19S3 ihren Willen zur Fusion der beiden Verbände. Die Verhandlungen mündeten in abschließenden Beratungen von Bevollmächtigten beider Verbände am 14. Juli 1954 in Bad Godesberg. Einer Gründungsversammlung, bestehend aus Vertretern des Vereins Deutscher Zeitungsverleger und des Gesamtverbandes der Deutschen Zeitungsverleger, oblag am folgenden Tag die offizielle Beschlußfassung über die Bildung des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger e. V." (BDZV). Zum ersten Präsident des BDZV wurde Dr. Hugo STENZEL (Frankfurt), zu seinen Stellvertretern wurden Emil GROß (Bielefeld), Lambert LENSING (Dortmund) und Dr. Fritz BLUME (Jever) gewählt. Hauptamtlicher Bevollmächtigter des Präsidiums wurde der bisherige VDZVPräsident, Dr. Walther JÄNECKE. Der, an der Auflagenhöhe orientiert, bei weitem überlegene GDZV hatte gegenüber dem mitgliederstärkeren VDZV bei den Vorberatungen über die Satzung durchgesetzt, daß sich die einzelnen Mitgliedsverlage auf der Länderebene zusammenschließen und diese Landesverbände Mitglieder des BDZV werden, also eine unmittelbare Mitgliedschaft einzelner Verlage im BDZV demnach nicht vorgesehen ist. Dafür hatte GDZV dem VDZV auf anderen Gebieten, so bei der paritätischen Besetzung der Gremien, Zugeständnisse gemacht. Diese am 15. Juli 1954 verabschiedete Satzung wurde 1963 und 1968 im Hinblick auf die Zusammensetzung des Präsidiums (1963) und die Schaffung eines Erweiterten Präsidiums und Abschaffung des Hauptausschusses (1968) modifiziert. Ziel der Bestrebungen war in beiden Fällen eine stärkere Anbindung an die und Beteiligung der Landesverbände an der Arbeit des Bundesverbandes. Nachfolger des Präsidenten Dr. Hugo STENZEL, der bis 1963 amtierte, wurden: Dr. Anton BETZ (1963-1967), Dr. Hellmut GIRARDET (1967-1970), Dr. Johannes BINKOWSKI (1970-1980) und Alfred NEVEN DUMONT (1980-1984). Seit dem 29. November 1984 steht der Bocholter Verleger Rolf TERHEYDEN dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger als Präsident vor. Zwei weitere Organisationen der deutschen Zeitungsverlage haben mehr serviceähnlichen Charakter: die „Standortpresse GmbH" (Bonn) und die „Regionalpresse - Arbeitsgemeinschaft regionaler Abonnementszeitungen e.V." (Frankfurt). Die „Standortpresse" ist aus dem im Herbst 1949 wieder gegründeten „Dienst mittlerer Tageszeitungen" (Dimitag) entstanden und 'SCHULZE. V. 1985: Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger. (4. Aufl.). Düsseldorf, S. 4 5
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betreibt für die ihr angeschlossenen Lokalzeitungen die genannte Presseagentur „DIMITAG" und weiterhin die „Arbeitsgemeinschaft mittlerer Tageszeitungen", eine Marketing-Agentur, die die verlegerischen und werblichen Interessen der standortgebundenen Tageszeitungen vertritt sowie zum Zwecke der Absatzförderung dieser kleineren Zeitungen, die „Zeitungsgemeinschaft für Marktforschung- und Absatzförderung". Die „Regionalpresse" „berät und unterstützt ihre Mitglieder auf den Gebieten der kaufmännischen und technischen Rationalisierung, der Marktforschung, der Leseranalysen sowie der Werbung und Absatzförderung"1. Im Rahmen dieser Absatzförderung bietet der Verein, dem rund drei Viertel aller Regionalzeitungen angehören, der werbungtreibenden Wirtschaft und den Werbeagenturen verwertbare Media-Unterlagen, wie z.B. AnzeigenCopytests, Leserschaftsanalysen, EDV-Plan ungs- und Kostenzählpiogramme zur Planung ihrer Kampagnen an. Mitglied der „Standortpresse" sind von den im Ruhrgebiet herausgegebenen Zeihingen die „Recklinghäuser Zeitung" und die „Buersche Zeitung". Mitglied der „Regionalpresse" sind: die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung", die „Neue Ruhr Zeitung/Neue Rhein Zeitung", die „Westfälische Rundschau", die „Westfalenpost", die „RuhrNachrichten" und die „Rheinische Post". 2.4.5 Zeitungsverlag Daß die Presseunternehmen in der Bundesrepublik „nach privatwirtschaftlichen Grundsätzen und in privatrechtlichen Organisationsformen" arbeiten, hat bereits das Bundesverfassungsgericht in einer grundsätzlichen Entscheidung festgehalten.2 In diesem Sinne ist der Zeitungsverlag im Rahmen der vorherrschenden kapitalistischen Wirtschaftsordnung auf den ersten Blick ein Wirtschaftsunternehmen wie andere auch. Er unterliegt - wie diese - den Bestimmungen der allgemeinen Gesetze, die das Wirtschaftsleben regeln, zum Beispiel dem Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) oder dem Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG).3 Einzig der Charakter des hergestellten Produkts weist gegenüber anderen Wirtschaftsgütem einige Besonderheiten auf. Das Betriebsziel des Zeitungsunternehmens4, heute in der Regel ein Industriebetrieb5, ist dualistisch geprägt: einerseits gilt es, das bestehende Unternehmen zu erhalten und zu sichern sowie entsprechend 'SCHULZE, V. 1985: Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger. (4. Aufl.). Düsseldorf. S. 68 BVerfGE 20. 174 3vgl. KNOCHE, M. 1978: Einführung in die Pressekonzentrationsforschung. Theoretische und empirische Grundlagen. Kommunikationspolitische Voraussetzungen. Berlin, S. 185 4 zwn Unterschied zwischen .Zeitungsuntemehinen' und .Zeitungsverlag', siehe: STETTER, W. 1957: Das Erfolgsproblem der Zeitungsuntemehmung. Mannheim, S. 13 ff. und NUSSBERGER, U. 1955: Die Grundlagen der Zeitungsbetriebswirtschaft. München, S. 7 sowie OPPENBERG, D. 1969: Der Zeitungsverlag. In: DOVIFAT, E. (Hg.): Handbuch der Publizistik, Bd. 3. Berlin, S. 121 fT. und DREPPENSTEDT, E. 1969: Der Zeitungs- und Zeitschriftenmarkt. Hamburg, S . 4 ff. 5 STAMMLER, D. 1971: Die Presse als soziale und verfassungsrechtliche Institution. Eine Untersuchung zur Pressefreiheit nach dem Bonner Grundgesetz. Berlin, S. 72 f. 2
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erwerbswirtschaftlichen Prinzipien einen ökonomischen Erfolg zu gewährleisten, andererseits erfüllt das Unternehmen entsprechend den verfassungsrechtlichen Ausprägungen eine öffentliche Aufgabe.1 Die Ware des Unternehmens, die Zeitung, birgt in sich ebenfalls eine dualistische Erscheinungsform und ist insofern betriebswirtschaftlich als sogenanntes Koppelprodukt anzusehen. 2 Beide Erzeugnisse, der redaktionelle Teil und der Anzeigenteil, weiden getrennt produziert und erst in der Phase des Drucks zusammengefugt und damit gekoppelt Angeboten wird das Produkt auf zwei, nach verschiedenen Marktmechanismen arbeitenden Märkten, dem Leser- und dem Anzeigenmarktfür einen Adressatenkreis. 3 Entsprechend diesem Doppelcharakter wird auf dem publizistischen, dem Rezipientenmarkt, dem Interessenten umfassende redaktionelle Information geboten. Auf dem ökonomischen, dem Anzeigenmaikt, wild die von dem Zeitungsunternehmen als Kommunikationsleistung auf dem publizistischen Markt geschaffene Nachfrage der Leser an Inserenten als Werbeträger und damit als Raum für Anzeigen in der Zeitung veräußert Oder - anders formuliert: „Presseerzeugnisse werden auf zwei verschiedenen Märkten getrennt angeboten und abgesetzt: auf dem .Markt der Leser' als publizistisches Erzeugnis und auf dem Anzeigenmarkt als Werbeträger. Beide Märkte sind wirtschaftlich miteinander verflochten und hängen gegenseitig voneinander ab: Eine große Zahl von Lesern oder ein spezifischer Leserkreis ist Voraussetzung für hohe Anzeigenerlöse, da der Anzeigenpreis weitgehend von der Reichweite des Presseorgans abhängig ist; ein großes Anzeigenaufkommen ermöglicht niedrige Bezugspreise oder ein verbessertes redaktionelles Angebot, so daß dadurch wieder zusätzliche Leser angezogen werden könne.n"4 Diese zuletzt beschriebene Entwicklung von Größen- und Verbundvorteilen wird als,Anzeigen-Auflagen-Spirale" bezeichnet5
^vgl. KELLER, D. 1986: Regionale Tageszeitungsverlage und neue Medien. Elemente einer offensiven Unternehmenstrategie in den achtziger Jahren. Mannheim. S. 73 und BRUMMUND.PySCHWINDT. P. 1982: Der Pressemarkt in der Bundesrepublik Deutschland, öffentliche Aufgabe und privatwirtschaftliche Organisation der Presse. Köln. S. 170 2 vgl. KRUK, M. 1976: Zeilungsbetriebe. In: GROCHIA. E./WITTMANN, W. (Hg ): Handwörterbuch der Betriebswirtschaft. (4. Aufl.). Stuttgart. Bd. 1/3, Sp. 4713 3 vgl. KELLER, D. 1986: Regionale Tageszeitungsverlage und neue Medien. Elemente einer offensiven Unternehmenstrategie in den achtziger Jahren. Mannheim, S. 74 und BRUMMUND.P/SCHWTNDT. P. 1982: Der Pressemarkt in der Bundesrepublik Deutschland. Öffentliche Aufgabe und privatwirtschaftliche Organisation der Presse. Köln, S. 45 sowie DITTMERS, M. 1985: Der Wettbewerb in der Tagespresse. In: o.V. (Bundeszoitrale für politische Bildung, Hg.): Themenheft 6. Die Presse in der deutschen Medienlandschaft. o.O. (Bonn), S. 48 4 SCH0TZ. W. J. 1971: Pressewirtschaft. In: Noelle-Neumann, E./Schulz, W. (Hg.): Publizistik. Fischer-Lexikon, Bd. 9. Frankfurt, S. 287 'vgl. auch PRESSE- UND INFORMATIONSAMT DER BUNDESREGIERUNG (Hg.) 1986: Bericht der Bundesregierung Ober die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland 198S. Medienbericht '83. o.O. (Bonn), S. 51, FuBnote 5 (identisch mit: DEUTSCHER BUNDESTAG, 10. Wahlperiode 1986: Bericht der Bundesregierung Ober die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland (1985). Medienbericht '85, Drucksache 10/5663) und MOSTL, R. 1974: Der Absatz von Zeitungen und Zeitschriften als Kommunikationsmittlerleistung. Nürnberg, S. 159
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KELLER weist im betriebs- bzw. volkswirtschaftlichen Teil seiner Untersuchung des weiteren auf den für ein Industrieprodukt außergewöhnlich beschränkten Gebrauchswert von einem Tag für die Tageszeitung und die sehr geringen Markteintrittschancen auf dem Markt der Tageszeitungen hin.1 Als rechtliche Organisationsform bevorzugen die deutschen Zeitungsunternehmen, nach Angaben der Bundesregierung 2 , überwiegend die Kapitalgesellschaften: Gesellschaft mit beschrankter Haftung (GmbH) und die Kommanditgesellschaft (KG). Ein Grund für diese Entscheidung ist mit Sicherheit, daß fast alle Unternehmen in dieser Rechtsform es verstehen, die Bestimmungen des Bilanzrichtlinien-Gesetzes vom 19. Dezember 1986 zu umgehen und damit nicht verpflichtet weiden können, ihre Bilanzen zu veröffentlichen. Im Rahmen der Beratungen zur Vierten Novelle der EGKommission weiden im Bundesministerium für Wirtschaft allerdings zur Zeit Möglichkeiten erörtert, auch die Kapitalgesellschaften in der GmbH & Co.bzw. OHG-Form zu erfassen und zur Rechnungslegung, Publizität und Prüfung zu verpflichten. 3 Der Trend von Einzelunternehmen, Personengesellschaft und Gesellschaftsformen mit persönlicher Haftung hin zu juristischen Personen liegt häufig im Generationenwandel begründet. Viele der bisher tätigen Verleger scheiden altersbedingt aus ihren Unternehmen aus und nutzen diesen Wechsel, der teilweise auch die Verlagerung der Verantwortung auf angestellte Verlagsgeschäftsführer und Verleger vorsieht, zur Umwandlung der Rechtsform. Ob mit diesem Wechsel unbedingt auch ein Wandel vom publizistischen zum kommerziellen Verleger einhergeht, mit den Folgen wie sie RONNEBERGER beschreibt 4 , ist nicht nachzuvollziehen. Daß allerdings das vom ehemaligen BDZV-Präsidenten BINKOWSKI idealtypisch skizzierte Bild des Verlegers in der Realität der achtziger Jahre kaum noch anzutreffen ist, scheint eher wahrscheinlich.3 Unterhalb der Ebene der Geschäftsführung bzw. Verlagsleitung sind fast alle Zeitungsuntemehmen ähnlich gegliedert:
1 KELLER. D. 1986: Regionale Tageszeitungsverlage und neue Medien. Elemente einer offensiven Untemehmenstralegie in den achtziger Jahren. Mannheim, S. 75 f. ^ g l . PRESSE- UND INFORMATIONSAMT DER BUNDESREGIERUNG (Hg.) 1986: Bericht der Bundesregierung Ober die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland 1983. Medienbericht '85. o.O. (Bonn), S. 122 (identisch mit: DEUTSCHER BUNDESTAG. 10. Wahlperiode 1986: Bericht der Bundesregierung über die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland (1985). Medienbericht '85, Drucksache 10/5663) 3 lt. telefonischer Auskunft der Herren DITTMERS und HERMANN, Bundesminister ftlr Wirtschaft, am 26. Januar 1988 4 RONNEBERGER, F. 1986: Kommunikationspolitik III. Kommunikationspolitik als Medienpolitik. Mainz, S. 89 f. MINKOWSKI. J. O.J. (1971>: Gesellschaft und Presse. Rede des Presidenten des BDZV, gehalten anläßlich der Delegiertenversammlung des BDZV am 10.3.1971 in Bonn. BDZV-Schriftenreihe, H. 11. Bonn-Bad Godesberg. S. 6 f.
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Abbildung 9;
Organigramm eines Zeitungsverlages
Oft werden die einzelnen Abteilungen auch anders bezeichnet. So fügt OPPENBERG der Verwaltung auch noch die Werbung hinzu; häufig ist diese aber im Hinblick auf die Absatzförderung beim Vertrieb mit „untergebracht".1 BRUMMUND/SCHWINDT untersuchen in ihren Ausführungen die Aufgaben und die Organisation der Presse, die einerseits den Zwängen des Marktes und damit letztendlich dem Ziel der Gewinnmaximierung unterworfen ist, andererseits entsprechend dem Verfassungsauftrag der Erfüllung einer „öffentlichen Aufgabe" gerecht werden soll, verbunden mit dem Trend, der sich in fast allen Zeitungshäusern vollzieht, die verlegerische Verantwortung vom bisherigen Alleininhaber auf angestellte Geschäftsführer zu übertragen. Ergebnis dieses Wandels sei letztlich ein ZeitungsManagement, das nur noch zwei Autoritäten gelten lasse: „die Abstimmung der Leser am Kiosk und die Media-Planer in den Werbeagenturen". 2 Richtig an dieser überzeichneten Darstellung ist sicherlich die Tatsache, daß in den Zeitungsverlagen der achtziger Jahre dieses Jahrhunderts der Kostenfaktor eine andere Rolle spielt, als noch vor zwanzig Jahren. Die Analyse der Kostenentwicklung bei den Regionalzeitungen vom Typ „Rheinische Post", „Westdeutsche Allgemeine Zeitung", „Westfälische Rundschau", „Mannheimer Morgen" ließ PRITZKOLEIT 1957 noch vermuten, diese „Blätter" seien „tief in die Gewinnzone" vorgestoßen.3 Daß solche Verallgemeinerungen am bundesdeutschen Zeitungswesen vorbeizielen, analysierte die ARBEITSGEMEINSCHAFT FÜR KOMMUNIKATIONSFORSCHUNG (AfK) im Jahre 1975 in ihrem Gutachten, das sie im Auftrage der Kommission für wirtschaftlichen und sozialen Wandel erstellte4 und in dem es heißt:
'OPPENBERG, D. 1969: Der Zeitungsverlag. In: Dovifat, E. (Hg.): Handbuch der Publizistik, Bd. 3. Berlin. S. 131 f. 2 BRUMMUND, PySCHWINDT. P. 1982: Der Pressemarkt in der Bundesrepublik Deutschland. Öffentliche Aufgabe und privatwirtschaftliche Organisation der Presse. Köln, S. 170 3 PRITZKOLErr, K. 1957: Wer gehört zu wem? Eine Chronik von Besitz und Macht. Wien. München, Basel, S. 237 ARBEITSGEMEINSCHAFT FÜR KOMMUNIKATIONSFORSCHUNG E. V. 1975: DIE Massenmedien in der postindustriellen Gesellschaft. Konsequenzen neuer technischer und wirtschaftlicher Entwicklungen für Aufgaben und Strukturen der Massenmedien in der Bundesrepublik Deutschland (Gutachten im Auftrage der Kommission für wirtschaftlichen und sozialen Wandel). Bonn-Bad Godesberg. S. 22 f.
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„Für die wirtschaftliche Lage der Tageszeitungen sind vor allem folgende Faktoren kennzeichnend: • Zeitungen sind in erster Linie vom Anzeigenaufkommen abhängig; • über den Anzeigenmarkt reagieren Zeitungsverlage auf konjunkturelle Schwankungen; • die Vertriebserlfixp. njarhen nur ein Drittel der fiesamterlöse aus und decken die vertriebsbedingten Kosten (insbesondere Redaktion und Herstellung des redaktionellen Teils) nur zur Hälfte; • Vertriebseriöse sind auch in Jahren schwacher Konjunktur relativ stabil; • die Betriebskosten wachsen rasch; das bringt besonders kleine Verlage in Schwierigkeiten; • die Struktur der Zeitungsverlage ist sehr unterschiedlich: Es besteht ein Nebeneinander von wirtschaftlich gesunden und gewinnbringenden und verlustbringenden Objekten, die Kapitalbasis der Unternehmen ist unterschiedlich; • die Zeitungen sind an Regionen mit unterschiedlichem wirtschaftlichen Potential gebunden; dies betrifft sowohl das Kaufkraftpotential der Leser als auch das Werbepotential möglicher Anzeigenkunden; • auf einzelnen regionalen und lokalen Märkten besteht ein scharfer Wettbewerb zwischen zwei Zeitungen; • dabei ist meist die Zweitzeitung - die Zeitung mit der niedrigeren Auflage - in einer schlechteren wirtschaftlichen Situation, was in vielen Fällen zur Aufgabe fuhrt; • auflagenstärkere Zeitungen haben durchschnittlich höhere Erlöse und Gewinne; • viele Tageszeitungen sind zur Kooperation, insbesondere auf dem Anzeigensektor, im Vertrieb und bei der technischen Herstellung gezwungen." 1 Nimmt man diese Feststellungen als Grundlage, so ergibt sich Mitte der achtziger Jahre das folgende Bild über die wirtschaftliche Situation der Regionalzeitungen: Rund ein Drittel dieser Zeitungen erscheinen ohne Konkurrenz, also als Alleinanbieter, zwei Drittel sind dementsprechend einem Wettbewerb ausgesetzt. Von diesen Zeitungen nehmen wiederum zwei Drittel die Position der Erst- und ein Drittel die Position als Zweit- oder Drittzeitung ein. Wie bereits in dem AfK-Gutachten erwähnt, finanzieren die Zeitungshäuser ihre Kosten im wesentlichen aus den Einnahmen aus dem Anzeigenverkauf, die in etwa doppelt so hoch sind wie die Erlöse aus dem Verkauf. Bei den Anzeigeneinnahmen ist zu bedenken, daß überregionale Anzeigen, in der Regel die sogenannten „Markenartikel-Anzeigen", von der 'ARBEITSGEMEINSCHAFT FÜR KOMMUNIKATIONSFORSCHUNG E. V. 1975: Massenmedien in der postindustriellen Gesellschaft. Konsequenzen neuer technischer wirtschaftlicher Entwicklungen für Aufgaben und Strukturen der Massenmedien in Bundesrepublik Deutschland (Gutachten im Auftrage der Kommission fUr wirtschaftlichen sozialen Wandel). Bonn-Bad Godesberg, S. 22 f. (Unterstreichungen im Original)
Die und der und
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werbungtreibenden Wirtschaft in Publikumszeitschriften und in der Rundfunkwerbung plaziert werden. Die folgende repräsentative Ubersicht gibt Aufschluß über die Netto-Umsätze der Tageszeitungen in 1986: Tabelle 10;
Netto-Umsätze der Tageszeitungen 1986
Anzahl der gemeldeten Titel Gesamtauflage der gemeldeten Titel OL IVW m . Quartal 1986) Auflagenreprlsentanz
250 19 414 311 93,5 %
Anzeigenumsatz gesamt
6 285 143 468
DM
Umsatzstimme aufgeschlüsselt nach Rubriken - überregionale Anzeigen - lokale Geschäfts- und Empfehlungsanzeigen - Stellenmarkt und Vertretungen - Immobilien- und Wohnungsmarkt - Kapitalmarkt - Kfz.-Anzeigen - Reise-, Fremdenverkehrs- und Bideranzeigen DM einschließlich Touristik - Veranstaltungsanzeigen - Bargerinitiativen-, Partei- und Wahlkampfanzeigen - Amtliche Bekanntmachungen - Familienanzeigen - Sonstige private Gelegenheitsanzeigen - Sonstige Anzeigen
3 059 398 368 173 1 113 174 416 579 192 388 30 345 160 091
730 266 809 689 285 311 759
DM DM DM DM DM DM DM
534 588 454 386 732 612 756
DM DM DM DM DM DM DM
Vertriebsumsatz gesamt
3 398 664 989 DM
Umsatzsumme aufgeschlüsselt nach Vertriebasparten - Abonnement-Umsatz - Einzelverkaufs-Umsatz
2 036 619 290 DM 1 833 696 931 DM 202 922 359 DM
Gesamtumsatz Anzeigen und Vertrieb
9 683 799 457
Netto-Anzeigern Umsatz je Monatsstack Netto-Vertriebsumsatz je Monatsstack Netto-Gesamtumsatz je Monatsstflck
Quelle: BDZV1
44 44 3 21 100 37 155
878 112 172 279 102 166 875
DM
26,98 DM 14.59 DM 41,57 DM
Die aktuellen Prozentzahlen (1986) aus der gleichen Erhebung des BDZV zur Kosten- und Erlösstruktur der Abonnements-Tageszeitungen bestätigen die oben genannte „Faustregel" über die Zeitungserlöse:
'BUNDESVERBAND DEUTSCHER ZEITUNGSVERLEGER E. V. 1987: Zeitungen tl. Bonn-Bid Godesberg, S. 70
76
Tabelle 11:
Kosten und Erlösstruktur der Abonnements-Tageszeitungen
Kosten und Erlösstruktur: Durchschnittswerte der Abonnements-Tageszeitungen Knsten in PrnTCTIHerstellung Redaktion Vertrieb Anzeigen und bezogene Beilagen Verwaltung
40,1 17.1 22,3 12,1 8.4
« * % % %
Erlöse in Prozent: Vertrieb Anzeigen und bezogene Beilagen Sonstige
Quelle: BDZV 1
34.8 % 63.9 % 1,3 %
In den 40,1 Prozent der Kosten für die Herstellung sind rund 30 Prozent als Kosten für den Rohstoff Papier enthalten. Als besondere finanzielle Belastungen erweisen sich fiir die Verlage neben der Preisentwicklung auf den Rohstoffmärkten für Zeitungspapier, von dem rund 60 Prozent imporiert werden muß, auch die personelle Ausweitung der Redaktion und die damit verbundenen Personalkosten sowie letztlich die nicht voll ausgelastete Technik (Druckerei), die teure Unterkapazitäten entstehen läßt.
'BUNDESVERBAND DEUTSCHER ZEITUNGSVER LEGER E. V. 1987: Zeitungen-87. Bonn Bad Godesberg, S. 64
77
Diagramm 12:
Zeitungsumsatz der Zeitungen flfitungsumsato; der Zeitungen ((ityamüiisgahfl
12000000
HOOOOOO 10000000 9000000 8000000 7000000
Bg
6000000 5000000 4000000 3000000 2000000 1000000
0
Quelle: STATISTISCHES BUNDESAMT Diagramm 13:
Zeitungsumsatz
der
H
Umsatz insgesamt
H
aus Vertrieb
O
aus Anzeigen
Abonnements Zeitungen
Ztitungaunsato d t r Ahnnngmentaritungai (ficsamtaiisgahc)
Quelle: STATISTISCHES BUNDESAMT
78
•
Umsatz insgesamt
B
aus Vertrieb
Q
aus Anzeigen
Diagramm 14:
Zeitungsumsatz der Straßenverkaufszeitungen Zfitiingsnmsat/. der StraKenverkaufsseitunpen (Gesamtausgabe)
1400000 1300000 1200000
1100000 1000000 5
2Q
900000 800000 700000 600000 500000 400000 300000 200000
100000
Quelle: STATISTISCHES BUNDESAMT
•
Umsatz insgesamt
B
aus Vertrieb
B «..Anzeigen
Ein entscheidender Faktor bei den Kosten ist die verkaufte Auflage des jeweiligen Unternehmens. Ein Teil der Kosten nämlich, die sogenannten „First-Copy-Kosten", entstehen unausweichlich bei der Zeitungsherstellung. Bei diesen macht sich der Größenvorteil auflagenstarker Zeitungen bemerkbar, da diese die Stückkosten, also das Einzelexemplar der Zeitung weniger belasten, je größer die Auflagenhöhe ist. Als fixe, und damit unabhängig von der Auflage entstehende Kosten gelten: im Bereich der Herstellung: die Satzkosten, Umbruch- und Andruckkosten; im Bereich der Redaktion: alle Redaktionskosten; im Bereich des Vertriebs: die Kosten für das Vertriebsmanagement, im Bereich der Anzeigen: die Kosten für die Anzeigenaquisition und -Verwaltung; im Bereich der Verwaltung: alle Kosten der kaufmännischen Verwaltung und der Verlagsleitung.1 Alle anderen Kosten sind variabel und damit auflagenabhängig. In diesem Zusammenhang sind in der Vergangenheit verschiedentlich Untersuchungen über die ideale Auflagenhöhe eines Zeitungsverlages durchgeführt worden. Die Monopolkommission geht in ihrem letzten Hauptgutachten auf diesen
•vgl. KÜHNE, R.-M. 1972: Die Konzentralionsproblemalik in der regionalen Tagespresse. Köln. S. 41 f. und NOLL, J. 1977: Die deutsche Tagespresse. Ihre wirtschaftliche und redaktionelle Struktur. Frankfurt, New York, S. 31 f. sowie KELLER. D. 1986: Regionale Tageszeitungsverlage und neue Medien. Elemente einer offensiven Untemehmensstrategie in den achtziger Jahren. Mannheim, S. 105 ff.
79
Punkt ein und hält eine Auflagenhöhe von rd. 150 000 Exemplaren für optimal.1 2.4.5.1 Entwicklungstendenzen der Zeitungsverlage Als Ursachen für die aktuellen Strukturprobleme der Zeitungsverlage Mitte der achtziger Jahre haben die Verleger die folgenden Gründe erkannt: „1. Abnehmende Bevölkerung und Verringerung der Leserschaft 2. Gestiegenes Preisbewußtsein und Trend zu Billigprodukten 3. Zunehmende Schwemme kostenloser Anzeigenblätter 4. Und vor allem: Veränderungen durch die Einführung der .Neuen Medien'." 2 Selbstkritisch fügt der Vorstandsvorsitzende des größten bundesdeutschen Zeitungsverlages hinzu: , 3 s wäre ein Fehlurteil zu glauben, wir hätten die Strukturprobleme schon bewältigt. Ganz im Gegenteil: Wir stehen erst am Anfang. Der Zeitungsmarkt wild sich verändern."3 Die Zuspitzung der Strukturprobleme ist auch der nachstehenden Tabelle zu entnehmen:
'vgl. DEUTSCHER BUNDESTAG, 10. Wahlperiode 1986: Sechtes Hauptgutachten der Monopolkommission 1984/1985. Drucksache 10/5860, S. 263 2 TAMM, P. 1986: Problemstellung. In: o.V. (Schnurr, D.. Red ): Vom Zeitungsverkauf rum Zeitungsmarketing. Düsseldorf, Wien, S. 10 3 TAMM, P. 1986: Problemstellung. In: o.V. (Schnurr, D., Red.): Vom Zeitungsverkauf zum Zeitungsmarketing. Düsseldorf, Wien, S. 10
80
Tabelle 15:
Strukturdaten zur Entwicklung der Tagespresse (1954-1985)
Strukturdaten zur Entwicklung der Tagespresse 1954 bis 1985 Dez. 1954
Nov. 1964
Sept. 1967
Aug. 1969
Okt. 1973
Juli 1976
Aug. 1979
Aug. 1981
März 1983
Juni 1985
Verlagsbetriebe, die Tages382 392 385 403 400 517 438 573 624 535 zeitungen herausgeben 1 darunter (8) (8) (8) (9) (12) (10) (8) (9) (13) Straßen verkaufszeitun gen (9) Redaktionelle Ausgaben von Tageszeitungen 2 1 500 1 495 1 416 1 372 1 236 1 229 1 2 4 0 1 258 1 255 1 273 darunter (40) (34) (35) (42) (35) (17) (23) (23) () Straßen verkaufszeitungen (•) Vollredaktionen (sogenannte 126 124 125 121 122 131 158 149 225 183 Publizistische Einheiten)^ darunter (7) (7) (8) (12) (10) (10) (8) (8) (7) (11) Straßen verkaufszeitungen Vertaufsauflage aller Tageszeitungen in 20,9 20,4 21,2 19,5 20,5 18,0 18.1 18,6 13,4 17.3 Millionen Exemplaren 4 darunter (6.6) (6.6) (6.2) (6.9) (5.4) (6.3) (6.0) (5.5) (2.5) (5.4) Straßen verkaufszeitungen Leseidichte (Tageszeitungs437 441 437 430 414 428 399 344 390 399 exemplar je 1 000 Einwohner) ^ Ein-Zeitungs-Kreise ^ 157 154 150 152 156 164 153 145 85 121 Anzahl 47,9 46.2 46.8 45.3 45.2 25.7 29.8 38,3 21.4 15,2 in % aller Kreise Wohnbevölkerung der Ein -Zeitungs -Kreise 21.7 22.0 21.4 20,1 12.0 17,0 7.3 9.6 4.4 in Millionen 34.7 35,3 35,9 32.7 27.6 16.1 20,0 8,5 12.5 in % der Gesamtbevölkerong 1 Die Zahl der Verlagsbetriebe stimmt weitgehend (zu aber 99 %) mit der Zahl der Hauptausgaben Qberein. 2 Redaktionelle Ausgaben sind Ausgaben, die sich im Inhalt und/oder Titel voneinander unterscheiden. 3 Vollredaktionen sind Redaktionen (auch Redaküonsgemeinschaften), die den allgemeinen politischen Teil einer Zeitung („Zeitungsmanier) im wesentlichen selbst redigieren. Die Angaben schließen auch die Auflagen der Tageszeitungen ein. die nicht der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V., Bonn (IVW) angeschlossen sind (Auflagenanteil dieser Zeitungen weniger als 1 %). 5 Wohnbevölkerung Ober 15 Jahre, seit 1964 ohne beschftftigte ausländische Arbeitnehmer, ab 1973 ohne Auslinder 6 Ein-Zeitungs-Kreise sind Kreise und kreisfreie Stftdte, in denen die Einwohnerzahl der Gebietsteile aberwiegt, deren Bevölkerung sich nur aus einer Tageszeitung Uber das örtliche Geschehen unterrichten kann.
Quelle: Bundesregierung
1
1 PRESSE UND INFORMATIONSAMT DER BUNDESREGIERUNG (Hg.) 1986. Bericht der Bundesregierung Ober die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland 1985. Medienbericht '85. o.O. (Bonn), S. 163 (identisch mit: DEUTSCHER BUNDESTAG, 10. Wahlperiode 1986: Bericht der Bundesregierung aber die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland (1985). Medienbericht '85, Drucksache 10/5663)
81
Unabhängig von der publizistischen Dramatik, die diese Tabelle dokumentiert, wie zum Beispiel eine Abnahme der Publizistischen Einheiten von über 40 Prozent sowie die starke Zunahme von Ein-Zeitungs-Kreisen, weisen die Daten auch auf verlagsunternehmerische Entwicklungen hin, die im Ergebnis dazu geführt haben, daß sich die Anzahl der Verlagsbetriebe um annähernd 40 Prozent vermindert hat Diese Entwicklung hat allerdings nicht alle Zeitungsuntemehmen gleichermaßen betroffen, Opfer waren in erster Linie klein- und kleinstauflagige Zeitungen. So weist OSSORIO-CAPELLA darauf hin, daß von den 28 Zeitungen, die 19S2 bereits eine Auflage von über 100 000 Exemplaren hatten, bis Anfang der siebziger Jahre nur zwei ihr Erscheinen einstellen mußten: „Die Neue Zeitung" im August 1954 und die .Abendpost", die im Mai 1966 mit der „Frankfurter Nachtausgabe" zur ,Abendpost/Nachtausgabe" fusionierte. Andererseits ist erstaunlich, daß nur wenige dieser Zeitungen von dem starken Auflagenzuwachs in dem genannten Zeitraum profitieren konnten, nämlich die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung", die „Nürnberger Nachrichten", die .Augsburger Allgemeine", die „Hamburger Morgenpost" und der „Kölner Stadt-Anzeiger", die beiden letztgenannten auch ohne A u f l a g e n z u k a u f . 1 Unabhängig von den Ausgangsvorteilen dieser großauflagigen Tageszeitungen hat mit Sicherheit die Bevölkerungsentwicklung eine entscheidende Rolle gespielt. So sieht KOPPER in der Mobilität der Bevölkerung vom Land in die Stadt und die Ausdehnung der Städte mit nachfolgender Urbanisierung in regionalen Metropolen und Konglomeratzonen eine Bestärkung der Erfolgschancen gerade dieser Medien.2 Parallel zu der Entwicklung der gesamten Volkswirtschaft mußten auch die Zeitungsuntemehmen bis Mitte der sechziger Jahre gewisse konjunkturelle Schwankungen und finanzielle Einbrüche in Folge der intermediären Entwicklung, wie zum Beispiel den Verlust der Markenartikel-Werbung, hinnehmen und überbrücken; zu einem ersten rezessiven Einbruch kam es in den Jahren 1966 und 1967 sowie zu einem weiteren in 1974. Deutlich wurden diese Einschnitte durch den starken Anzeigenrückgang bei den Tageszeitungen, der damit auch die starke Konjunkturabhängigkeit des A n z e i g e n a u f k o m m e n s dokumentiert. Die Verluste bei den Anzeigeneinnahmen waren so gravierend, daß alle Häuser auch die Textumfänge ihrer Zeitungen mit Rücksicht auf die Anzeigenverluste reduzieren mußten. Eine weitere Rezession Anfang der achtziger Jahre konnte zwar ohne größere Reduzierung der Textseiten verkraftet werden, doch dauerte es diesmal länger als bei den beiden vorangegangenen Rezessionen, die ursprünglichen Anzeigenumfänge wieder zu erreichen.3 'vgl. OSSORIO-CAPELLA, C. 1972: Der Zeitimgsmarkt in der Bundesrepublik Deutschland. Frankfurt am Main, S. 92 f. ^ g l . KOPPER. G. G. 1984: Einführung. In: Kopper, G. G.: Marktzutritt bei Tageszeitungen. Zur Sicherung von Meinungsvielfalt durch Wettbewerb. München. New York. London. Paris, S. 18 f. 3 v g l . TECKENTRUP, K. H. 1982: Die Tageszeitung als Wirtschaftsunternehmen. EinfluBfaktoren, Fakten, Zahlen. In: Koszyk. K./Schulze, V. (Hg.): Die Zeitung als Persönlichkeit. Düsseldorf. S. 296 und MAST, C. 1986: Tageszeitung und Neue Medien. Zum Engagement der Presse im elektronischen Umfeld. Konstanz, S. 20 f. und TECKENTRUP, K. H.
82
Der Konjunkturverlauf hat jedoch den Zeitungsunternehmen im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen verhältnismäßig wenig anhaben können. Die fünfziger und sechziger Jahre gelten in Bezug auf die Verlagsuntemehmen als Jahre „fast ununterbrochener Prosperität" 1 , selbst die klagegewohnten BDZV-Funktionäre freuten sich im Rückblick auf die sechziger und siebziger Jahre „über teilweise zweistellige Renditen" 2 , und noch gegen Ende der siebziger Jahre, also nach zwei rezessiven Phasen, urteilte ein unabhängiger Zeitungssachverständiger über die wirtschaftliche Situation der bundesdeutschen Tageszeitungen: „Seitdem es statistische Erhebungen gibt, also seit den dreißiger Jahren, hat es keine so erfolgreichen Jahre wie die Jahre 1978 und 1979 gegeben." 3 Einige aktuelle Daten der achtziger Jahre deuten allerdings darauf hin, daß der Zenit wenn nicht überschritten, so doch zumindest erreicht scheint. Seit 1983 sinkt die Gesamtauflage der Tageszeitungen, wenn auch etwas stärker bei den Straßenverkaufszeitungen als bei den Abonnementszeitungen, die im I. Quartal 1987 die höchste bisher überhaupt erreichte Stückzahl absetzen konnten.4 Diagramm 16:
IVW: Verkaufte Auflage der Tageszeitungen (1951-1987)
26000000 24000000
Ilfillili]
22000000 " 20000000 -
18000000 16000000 " 14000000 12000000 - j« • r - l
n s ! n ï • 111 • 1 1 • 111
10000000 8000000 6000000 4000000 2000000
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* (Enthalten sind auch die Sonntag saisgaben der Tageszeitungen sowie die aktuellen Soratfagazeitungen.)
Quelle: IVW
1987: Zur wirtschaftlichen Lage der deutschen Tagespresse. In: Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger e. V. 1987: Zeitungen '87. Bonn-Bad Godesberg, S. 56 'TONNEMACHER. J. 1975: Die Tageszeitungen in der Zukunft. In: Magnus. U. (Hg.): Massenmedien in der Prognose. Konzepte und Modelle für die Zukunft. Berlin, S. 50 2 TAMM, P. 1987: Grundgedanken. In: o.V. (GaBdorf , D., Red.): Zeitungen für den Markt von morgen. Düsseldorf, Wien, S. 12 3 RUTSATZ, K.-H. 1980: Die wirtschaftliche Situation deutscher Tageszeitungen. Beste Ertragslage seit den dreiBiger Jahren. In: Media Perspektiven, H. 3/80, S. 160 4 vgl. SCHÜTZ, W. J. 1987. Zur Struktur der Zeitungen in der Bundesrepublik Deutschland. In: Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger e. V. 1987: Zeitungen '87. Bonn-Bad Godesberg, S. 20
83
Tabelle 17:
Jahr Veitriebserlöse DM Jahreszuwadis in % des Voriahres 1954 3.48 1958 4,02 1960 4,08 1961 4,44 8,8 1962 4,50 1,4 1963 4,69 4,2 1964 4,89 4,3 1965 5,06 3,5 1966 5.26 4,0 1967 5.57 5,9 1968 5,46 -2,0 1969 5,52 1.1 1970 5,88 6.5 1971 6,47 10.0 1972 7,07 9.1 1973 7,64 8,1 1974 8,52 11,5 1975 9,42 10,6 1976 10.09 7.1 1977 11.04 9,4 1978 11.44 3,6 1 9 7 9 ' 12,70 11,0
1 2 3 4
Entwicklung der Erlöse, Kosten und Gewinne je Monatsstück von Abonnementszeitungen (1954-1979)
Anzeigeneriöse 4 DM JahresZuwachs in % des Voriih™ 3.06 4,63 5,96 6,70 12,4 7,52 12,2 7,91 5.2 88,4 11,8 10,07 13,9 10,11 0,4 10,03 -0.8 11,06 10,3 12.53 13,3 13,73 9.6 14,72 7,2 16,77 18,6 17.93 6,9 17,76 -0,9 18,29 3,0 19,91 8,9 22.86 14.8 24,80 8.5 26,75 7,9
tomtige Erlöse
0.03 0.062 0,08 0.09 0.09 0,10* 0,11 0,13 0,13 0.10 0.12 0.12 0.14 0,19 0,13 0,22 0,25 0.26 0,18 0.32 0,24 0,25
Gesamterlöse DM JahresZuwachs in % des Vortthrci «,57 8,71 10,12 11.23 11,0 12,11 7,8 12,70 4,9 13,84 9,0 15,26 10,3 15,50 1.6 15,70 1.3 16,64 6,0 18,17 9,2 19,75 8.7 21,38 8.3 23.97 12,1 25,79 7,6 26,53 2.9 27,97 5,4 30.18 7.9 34,22 13.4 36,68 7,2 39,70 8.2
Gesamtkosten DM JahresZuwachs in % des Voriahres 6.16 7,83 8.88 9,71 9,3 10,49 8,0 11,03 5,1 12.07 9,4 13,19 9,3 13.98 6,0 14,17 1,4 14,25 0,6 15,73 10,4 18.10 15,1 20,31 12.2 21,49 5,8 23,44 9.1 24,39 4.1 24,35 -0,2 25,89 6,3 28,22 9,0 29,80 5,6 32,60 9.4
Zeitungsgewinne DM in * Jahresder Zuwachs Erlöse in % des Vor0.41 0,88 1.24 1,52 1,62 1,67 1,77 2,07 1,52 1.53 2,39 2.44 1,65 1,07 2,48 2,35 2.14 3,62 4,29 6.00 6,88 7.10
6,2 10,1 12,3 13,5 13.4 13.2 12.8 13.7 9,8 9,7 14,4 13,4 8.4 5.0 10,3 9,1 8.1 12,9 14,2 17,5 18,7 18,0
22 6 6 6 3.1 6.0 16 9 -26.6 0,7 56,2 2,1 -32 4 -35 2 131,8 -5,2 -8,9 69 2 18,5 39,9 14.7 3,2
Das MoantsstUck umfaßt je ein Stück aller im Monat erschienenen Zeitungsnummem. Mangels veröffentlichter Angaben sind die "Sonstigen Erlöse" geschützt. geschätzt einschließlich FremdbeilagencrlOse; 1975: 0,81; 1976: 1,00: 1977: 1,62: 1978: 1.72: 1979: 1.95 DM:
Quelle: Bundesregierung 1
Da der Zeitungsbetriebsvergleich von RUTSATZ 1979 eingestellt wurde, dokumentiert die nachstehende Tabelle die Entwicklung der Erlöse, Kosten und Gewinne der Abonnementszeitungen nur für den Zeitraum von 1954 bis 1979:
' P R E S S E - U N D I N F O R M A T I O N S A M T D E R B U N D E S R E G I E R U N G (Hg.) 1986: Bericht der B u n d e s r e g i e r u n g Ober d i e L a g e d e r M e d i e n in d e r B u n d e s r e p u b l i k D e u t s c h l a n d 1 9 8 5 . M e d i e n b e r i c h t ' 8 5 . o . O . ( B o n n ) . S. 182 ( i d e n t i s c h m i t : D E U T S C H E R B U N D E S T A G , 10. W a h l p e r i o d e 1 9 8 6 : B e r i c h t d e r B u n d e s r e g i e r u n g ü b e r d i e L a g e der M e d i e n in d e r Bundesrepublik Deutschland (1985). Medienbericht '85, Drucksache 10/5663)
84
Tabelle 18:
Entwicklung der Monatsstückkosten von Abonnementszeitungen (1954-1979)
Entwicklung der Monatsstückkosten1 von Abonnementszeitungen 1954 bis 1979
1954 1958 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 19793
Papier# verbrauch Seitenanzahl
Technische Herstellung
DM 1.29 1,48 1,60 1.68 1,75 1,77 1,87 1,93 1,96 1.93 1.94 2.08 2,45 2.30 2.31 2.43 2.92 3.42 3,54 3.82 3.93 4.21
DM 1,49 2.18 2,52 2,73 3,05 3.24 3,60 4,05 4,23 4.29 4,52 4,96 5,77 7.25 7,20 7,59 7.71 7,57 8.25 9,48 9,86 10,56
20 18 18 17 16 16 15 14 14 13 13 13 13 11 10 10, 12, 14, 13 13 13, 12,
(6!5) (595) (674) (729) (777) (790) (810) (739) (757) (781) (846) (872)
24.2 27.8 28.4 28.1 29,1 29,4 29,8 30,7 30.3 30,3 31,7 31,5 31,9 35,7 33,5 32,4 31,6 31.1 31,9 33.6 33,1 32,4
Zwi sehen -
DM 2,87 45,1 3.66 46,7 4,12 46,4 4,41 45,4 4,80 45,8 5,01 45,4 5,47 45,3 5,98 45,3 6,19 44,3 6,22 43,9 6,46 45,3 7,04 44,1 8,22 45,4 9,55 47,0 9,51 44,2 10,0242,7 10,6343,6 10,9945.1 11,7945,5 13.3047,1 13,7946,3 14.7745,3
Redaktions- Veitrieb«- Anzeigen* Allgemeine kosten Werbung weibung kaufmlnnische and und Verwaltung Verwaltung2 Verwaltung DM 1.03 1.24 1,40 1.52 1.65 1.70 1.89 2.08 2.21 2.25 2.27 2,67 2.89 3.12 3.56 3.84 3.98 3.62 3.81 4.01 4.37 4.58
* ¡6,7 15.« 15.8 15.6 15.7 15.4 15.6 15,8 15.8 15.9 15.9 17,0 16,0 15,4 16,6 16,4 16.3 14.9 14.7 14.2 14.7 14,0
DM 1,30 1,56 1.71 1.96 2.09 2.19 2.36 2.53 2,78 2.88 2,84 3.06 3.47 3,68 4,17 4.98 5.22 5.10 5,32 5,78 6,16 7,41
» 21.1 19,9 19,2 20,1 19,9 19,9 19,6 19.2 19,9 20,3 19.9 19,5 19,2 18,1 19.4 21,2 21.4 20.9 20.5 20,5 20,7 22,7
DM 0.60 0,81 1.01 1,15 1.23 1,29 1,42 1,57 1.70 1.71 1,54 1,78 2.10 2.39 2,50 2,91 2.95 2.85 3.11 3.24 3.39 3,63
% 9.8 10,4 11,4 11,8 11,7 11,7 11,8 11,9 12,1 12,1 10,8 11,3 11.6 11.8 11,6 12,4 12.1 11,7 12.0 11.5 11,4 11,1
0,45 0,56 0.64 0,67 0,72 0,84 0.93 1.03 1.10 1.11 1.14 1.18 1,42 1,57 1,75 1,69 1,61 1.79 1.86 1,89 2,09 2.29
7,3 7,2 7,2 7,1 6,9 7,6 7.7 7.8 7.9 7,8 8.0 7,5 7,8 7.7 8,1 7,2 6,6 7.4 7.2 6,7 7.0 6,8
Selbstkosten
6.16 7,83 8.88 9,71 10,49 11,03 12,07 13,19 13,93 14,17 14,25 15,73 18.10 20.31 21,49 23,44 24,39 24,35 25,89 23,22 29,80 32.60
100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100
1 D u MctialsBück umfafit je ein Stück aller im Monat erschienenen Zeitunganummcni. 2 Einschließlich Einneckkoaen für Fremd heilig« 1975: 0,21; 1976: 0,28; 1977: 0.27; 1978: 0,36; 1979: 0.48 DM. 3 geschätzt
Quelle: BUNDESREGIERUNG
1
Die Zusammensetzung der „Gesamtkosten" der Abonnementszeitungen in der vorstehenden Übersicht ergibt sich aus der nachstehenden Tabelle. Da auch diese Zeitreihe 1979 von RUTSATZ beendet wurde, stehen zur Kostenanalyse nur Daten zur Verfügung, die vor neun Jahren das letzte Mal erhoben wurden:
'PRESSE- UND INFORMATIONSAMT DER BUNDESREGIERUNG (Hg.) 1986: Bericht der Bundesregierung über die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland 1985. Medienbericht '85. o.O. (Bonn), S. 183 (identisch mit: DEUTSCHER B U N D E S T A G , 10. Wahlperiode 1986: Bericht der Bundesregierung Ober die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland (1985). Medienbericht '85. Drucksache 10/5663)
85
Gliedert man diese Zahlen weiter auf, so ergibt sich, daß auf die reinen Verlagskosten, also die Ausgaben für Redaktion, Anzeigen, Vertrieb, Verwaltung, rund drei Fünftel und auf die Technikkosten rund zwei Fünftel entfallen. Dieses Verhältnis ändert sich allerdings zu Lasten der Technik, deren Anteil aufgrund steigender Rohstoff- und Energiekosten immer mehr zunimmt. Die Papierkosten machen ca. 14 Prozent der Gesamtkosten aus. Im Zeitraum von 1960 bis 1980 süeg der Preis für das in der Herstellung sehr energieaufwendige Zeitungspapier um 74 Prozent von DM 640 auf DM 1 100 je Tonne. In der gleichen Zeit wuchs der Papierverbrauch der Zeitungen um 164 Prozent von 530 000 auf 1 400 000 Tonnen. 1 Ebenfalls stark gestiegen sind die Personalkosten, die als größter Posten rund 40 Prozent der Gesamtkosten ausmachen. Im obengenannten Zeitraum stiegen die Löhne und Gehälter in den Zeitungsuntemehmen um ca. 267 Prozent. 2 Grund genug für die Verlage, durch die Einführung neuer Technologien und Rationalisierungmaßnahmen im Bereich der Technik, Aufwandsminderungen bei den Personalausgaben anzustreben. Trotz dieses erheblichen finanziellen Aufwands, der teilweise gegen erbitterten Widerstand durchgesetzt werden mußte, und der in fast allen deutschen Zeitungshäusem als abgeschlossen betrachtet weiden kann, 3 verzeichnet die Zeitungsbranche seit Mitte der achtziger Jahre wieder rückläufige Betriebsergegnisse: Die Kosten nehmen im Verhältnis zu den Erlösen überproportional zu.4
' » g l . TECKENTRUP, K. H. 1982: Die Tageszeitung als Wirtschaftsunternehmen. Einflußfaktoren, Fakten, Zahlen. In: Koszyk, K./Schulze, V. (Hg.): Die Zeitung a h Persönlichkeit. Düsseldorf, S. 290 2 v g l . TECKENTRUP. K. H. 1982: Die Tageszeitung als Wirtschaftsunternehmen. EinfluBfaktoren, Fakten, Zahlen. In: Koszyk. K./Schulze, V. (Hg.): Die Zeitung als Persönlichkeit. Düsseldorf, S. 290 3 vgl. WITTE, E. 1984: Zeitungen im Medienmarkt der Zukunft. Eine betriebswirtschaftliche Untersuchung. Stuttgart, S. 16 4 vgl. TECKENTRUP, K. H. 1987: Zur wirtschaftlichen Lage der deutschen Tagespresse. In: Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger e. V. (Hg.): Zeitungen '87. Bonn-Bad Godesberg. S. 65
86
Angesichts dieser Entwicklungen bemühen sich die Zeitungsunternehmen, teilweise in Einzelinitiativen, oft in Kooperation mit mehreren Häusern, in Form von innerorganisatorischen Strukturveränderungen und auch Produktmodemisierungen, Auswege aus der Krise zu finden. In den meisten Unternehmen sind die Rationalisierungen im Bereich der Zeitungstechnik und der kaufmännischen Verwaltung weitestgehend abgeschlossen. Unterstützt durch Tagungen und Beratungen des BDZV verstärken viele Verlage ihre Überlegungen zum Produktmanagement des Markenartikels Zeitung. Beispielhaft seien hier eine siebte Ausgabe am Sonntag, Stadtteilausgaben für zu groß geratene Lokalausgaben, Supplements für die unterschiedlichsten Zielgruppen, Sonderangebote bei Kleinanzeigen und der Einsatz von Farbe bei der Zeitungsgestaltung genannt Der Nachteil bei einem Großteil dieser Initiativen (z.B. siebte Ausgabe, Stadtteilausgaben, Supplements, Farbgestaltung) besteht darin, daß sie nicht oder nur bedingt durch zusätzliche Vertriebserlöse, sondern über zusätzliche Anzeigen oder von den abnehmenden Gesamterlösen finanziert werden müssen. Als letzte Möglichkeit sehen viele, insbesondere kleine und mittlere Verlage ihr Heil in der Flucht in den privaten Rundfunk. Die Realisierung dieser im Ansatz nicht neuen Strategie wurde ermöglicht durch die Reformierung bestehender rechtlicher Vorgaben und Beschränkungen. Ob sich diese Investitionen allerdings im Sinne der Zeitungsverlage amortisieren werden, kann erst die Zukunft zeigen. Eine Maßnahme, die sich bereits in der Vergangenheit ausgezahlt hat, ist die Kooperation von regionalen Verlagen in dem Sinne, daß „aus einer Reihe wirtschaftlicher und/oder technischer Gründe eine bestimmte Teilfunktion des Mediums Zeitung an einen Partner weitergegeben wird." 1
2.4.5.2 Märkte des Zeitungsverlages Wesentliche Faktoren zum Verständnis kommunikationspolitischer Entscheidungen sind die Bedingungen und Entwicklungen auf dem Pressemarkt, der, wie bereits eingangs des vorangegangenen Abschnitts beschrieben, vom Doppelcharakter der Zeitung geprägt wird: Einerseits den Werbungtreibenden die Kommunikationsleistung des Mediums in Form von Anzeigenraum zur Verfügung zu stellen, andererseits den Leser mit Informationen und Unterhaltung zu versorgen. Das heißt, die Zeitung wird auf zwei verschiedenen Märkten verkauft, die in starkem Maße voneinander abhängig sind. „Denn ungleich anderer Fälle der .Kuppelproduktion* bilden redaktioneller Teil und Anzeigenteil als zwei an verschiedene Kundenkreise erbrachte Leistungen der Zeitungsverlage im Rahmen des Gesamtproduktes Zeitung ein einheitliches Ganzes, das für den gleichen Adressatenkreis bestimmt ist" 2
'UENK. R ./LAARMANN. S. 1975: Anzeigenkooperation und ihre Bedeutung für die Tagespresse in der Bundesrepublik Deutschland. München, Bonn, S. 43 W. 1982: Tageszeitung und „Neue Medien". Eine «bs atz wirtschaftliche Analyse der Konsequenzen und Handlung smöglichkeiten für den lokalen Tageszeitungsverlag durch den Eintritt der „Neuen Medien" in den Medienmarkt Mannheim, S. 12
87
Auf Ausnahmen von diesem Grundsatz macht DlTlMERS aufmerksam, indem er darauf hinweist, daß von der Regel, daß Zeitungen von den „Nutznießern" ihrer Tätigkeit ein „mindestens kostendeckendes Entgelt" erlangen, einige Printmedien bewußt abweichen. 1 So verzichten Anzeigenblätter bewußt auf ein Entgeld auf dem Leser- und einige Fachzeitschriften (zum Beispiel „test") auf Entgelte auf dem Anzeigenmaikt. Daß dieser Pressemarkt eine große Konjunkturanfälligkeit aufweist, wurde im vorangegangenen Abschnitt aufgezeigt Ein maßgeblicher Grund für die zunehmende Anfälligkeit für Wachstumsschwächen der Volkswirtschaft ist die zunehmend stärkere Betonung des Stellenwerts des Anzeigenmarktes auf dem Pressemarkt. Noch vor dem Zweiten Weltkreig wurde der größere Kostenteil der Zeitungen durch die Vertriebseinnahmen, also die Einnahmen auf dem Lesermarkt, bestritten. Durch den überproportional großen Anstieg der Wirtschaftswerbung, insbesondere in den fünfziger und sechziger Jahren, der aufgrund der großen Nachfrage mit stetig wachsenden Anzeigenpreisen verbunden war, trägt nun der Anzeigenmarkt im Verhältnis zwei Drittel zu ein Drittel zur Kostendeckung bei. Einige Verleger haben errechnet, daß ohne die Einnahmen des Anzeigenmarktes die Kosten für ein monatliches Zeitungsabonnement zur Zeit rund DM 45,00 betragen würden.2 Auf dem Lesermarkt trugen starke Auflagenzuwächse und Preiserhöhungen in den sechziger und siebziger Jahren zur Stabilisierung dieses Einnahmefaktors bei. Da seit Beginn der achtziger Jahre kaum noch Auflagensteigerungen zu verzeichnen sind, mußten einzig Preiserhöhungen zur Beibehaltung des Kostendeckungsverhältnisses beitragen. Die Relation Anzeigenmarkt : Lesermarkt von 70,2 : 29,8 Prozent im Jahre 1970 veränderte sich auf 64,9 : 35,1 Prozent im Jahre 1986.3 TECKENTRUP ermittelte für den Zeitraum 1965 bis 1981 am Beispiel der nordrheinwestfälischen Zeitungen folgende Entwicklung in absoluten Zahlen: der Gesamtumfang der Zeitungen stieg um 33 Prozent von 8 613 auf 11 453 Seiten; der Umfang der Anzeigenseiten stieg von 3 563 um 51,9 Prozent auf 5 413 Seiten, der der Textseiten um 19,6 Prozent von 5 020 auf 6 040 Seiten.4
'DITTMERS, M. 1985: Der Wettbewerb in der Tagespresse. In: o.V. (Bundeszentrale für politische Bildung. Hg.): Themenheft 6. Die Presse in der deutschen Medienlandschaft. o.O. (Bonn), S. 48 2 v g l . TECKENTRUP. K. H. 1982: Die Tageszeitung als Wirtschaftsunternehmen. Einflußfaktoren. Fakten. Zahlen. In: Koszyk, K./Schulze, V. (Hg.): Die Zeitung als Persönlichkeit. Düsseldorf. S. 286 H E C K E N T R U P , K. H. 1987: Zur wirtschaftlichen Lage der deutschen Tagespresse. In: Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger e. V. (Hg.): Zeitungen *87. Bonn-Bad Godesberg, S. 65 4 v g l . TECKENTRUP, K. H. 1982: Die Tageszeitung als Wirtschaftsunternehmen. EinfluBfaktoren, Fakten, Zahlen. In: Koszyk, K./Schulze, V. (Hg.): Die Zeitung als Persönlichkeit. Düsseldorf. S. 280
88
Diagramm 19:
Seitenzahl der Hauptausgabe der Zeitungen Seitenzahl der Hanptai.^ahf der Zpitnnwn nahresstürk^
3000 2800 2600 2400 2200 2000 1800 1600 1400 1200 1000 800 600 400 200 0
Quelle: STATISTISCHES BUNDESAMT
Diagramm 20:
•
Seiten insgesamt
•
Textseiten
® Anzeigen«^
Seitenzahl der Hauptausgabe der Abonnementszeitungen
Seitenzahl der Hauptaufgabe der Ahonnementopitinippn riahrpojt.irk)
I I 1 I I I I I I 8S Quelle: STATISTISCHES BUNDESAMT
•
Seiten insgesamt
B
Textseiten
E3
Anzeigenseiten
89
Diagramm 21;
Seitenzahl der Hauptausgabe der Straßenverkaufszeitungen
Sgiknahl Ufr Hauntausgate det .Strafieaverkaufszeituagea (Jahresstück)
80
70 60
•«t Ov
vi oo O
00
Quelle: STATISTISCHES BUNDESAMT
•
Seiten insgesamt
B
Textseiten
E3
Anzeigenseiten
2.4.5.2.1 Anzeigenmarkt Die Debatten über die Abhängigkeit der Zeitungen von Anzeigen sind nicht neu (siehe Zitat von LAS ALLE im Abschnitt 4.1). Ebenso so alt ist der Vorwurf der publizistischen Abhängigkeit der Redaktion von den Anzeigenkunden. BÜCHER ging soweit zu behaupten, die Redaktion diene nur der Auffüllung des nicht verkauften Anzeigenraums in der Zeitung bzw. erhöhe nur die Attraktivität der Zeitung, um den Anzeigenraum in ihr besser vermarkten zu können. 1 Dementsprechend gingen Reformvorschläge dahin, das Anzeigenwesen zu vergesellschaften und der staatlichen Obhut zu übertragen. Der Neuaufbau des demokratischen Pressewesens, geprägt von den alliierten Einflüssen, zerstreute allerdings diese Überlegungen, die auch in der Nachkriegszeit in der Publizistik keine Rolle mehr spielten. Daß die Zeitungsanzeige, unabhängig vom Wachstum anderer Werbemedien, auch heute noch als „Königin der Werbung" 2 dasteht, verdankt sie verschiedenen Tatsachen. Im Hinblick auf die Erfordernisse der Werbung verfügt die Regionalzeitung, insbesondere für die lokale Werbung, über den Vorteil des zeitlich und örtlich bestimmbaren Einsatzes, somit der geringsten Fehlstreuungsgefahr. Anders als zum Beispiel die Rundfunkwerbung, selbst 'vgl. RONNEBERGER. F. 1978: Kommunikationspoliiik I. Institutionen. Prozesse, Ziele. Mainz, S. 206 2 KUK, A. V. 1987: Zahlen und Daten zur Zeitungsbranche. In: o.V. (GaBdorf. D., Red.): Zeitungen ftlr den Markt von morgen. Düsseldorf, Wien. S. 24
90
wenn sie in Zukunft die lokale Werbung erfassen sollte, sind die Werbeaussagen der Zeitung stets verfügbar und können vom Rezipienten als Bestandteil der Zeitung zu einem selbstgewählten Zeitpunkt an beliebigem Ort genutzt werden. Ein Wettbewerber auf dem lokalen Anzeigenmarkt ist einzig, zumindest mit Abstrichen, einzig das Anzeigenblatt, auch wenn sich dieses nicht mit dem publizistischen Stellenwert der Zeitung messen kann. RÖHM weist zudem auf drei Gründe hin, die der Tageszeitung auch weiterhin den Anzeigenbestand sichern: Der Leser erwarte schlechterdings in „seiner" Zeitung auch entsprechende Anzeigen zu finden, außerdem besäßen die Werbungtreibenden quasi eine „Präsenzpflicht" in der Zeitung, da sie diesen Markt schließlich nicht allein der Konkurrenz Uberlassen könnten, und im übrigen gäbe es einen nicht zu unterschätzenden Prozentsatz in der Leserschaft, der „gerne durch Kleinanzeigen stöbere", ohne ein konkretes Kaufinteresse zu besitzen.1 Folgende Anzeigenarten sind nach KELLER 2 auf dem deutschen Zeitungsmarkt gebräuchlich: - überregionale, regionale und lokale Anzeigen, - Anzeigen mit Selektions- und Anzeigen mit Massenwirkung, - Anzeigen im Text- und im Anzeigenteil, - Geschäfts- und Privatanzeigen, - „normale" Anzeigen und Sonderformen. Die Differenzierung nach überregionalen, regionalen und lokalen Anzeigen richtet sich nach der Verbreitung der Zielgruppe, die der Werbungtreibende erreichen will. Anzeigen mit Selektionswirkung (Kleinanzeigen etc.) setzen ein gezieltes Interesse des Lesers voraus. Bei Anzeigen mit Massenwirkung ist das Ziel des Werbungtreibenden eindeutig: Er will einem möglichst großen Leserkreis informieren, bzw. in der Regel zum Kauf seiner Produkte animieren (Einzelhandels-Anzeigen etc.). Da der redaktionelle Teil der Zeitung normalerweise vom Rezipienten aufmerksamer gelesen wird als der Anzeigenteil, offerieren alle Zeitungen die Möglichkeit, in bestimmten Textteilen auch Anzeigen nach besonderen Konditionen (meist erheblich teurer) zu plazieren. Als klassische Privatanzeige gilt die „Familienanzeige" (Geburts-, Heirats- und Todesanzeige), die oft zu günstigeren Konditionen aufgegeben werden kann. Als Sonderformen der Anzeige sind erwähnenswert die Panorama-Anzeige, die auf zwei nebeneinanderliegende Zeitungsseiten über die gesamte Breite (also auch über den Falz) plaziert wird, sogenannte Anzeigen-Strecken, die sich über mindestens drei nacheinanderfolgende Zeitungsseiten erstrecken, farbige Anzeigen mit einer unterschiedlichen Anzahl von „Schmuckfarben" und letztlich die Beilagen, Drucksachen, die, vom Werbungtreibenden der Zeitung geliefert, dem fertigen Zeitungsexemplar beigelegt werden.
' R Ö H M . W. 1982: Tageszeitung und „Neue Medien". Eine absatzwirtschaftliche Analyse der Konsequenzen und Handlungsmöglichkeiten für den lokalen Tageszeitungsverlag durch den Eintritt der „Neuen Medien" in den Medienmarkt Mannheim, S. 189 KELLER, D. 1986: Regionale Tageszeitungsverlage und neue Medien. Elemente einer offensiven Untemehmenstrategie in den achtziger Jahren. Mannheim, S. 82 f.
91
Um den Stellenwert der Lokal- bzw. Regionalzeitung nicht nur auf ihre spezifische Anzeigenmarkt-Domäne, ihr eigentliches Verbreitungsgebiet zu beschränken, haben die Zeitungsuntemehmen verschiedene Formen der Anzeigenkooperration entwickelt UENK weist als Fazit ihrer Untersuchung1 auf vier Standardformen hin: - den Anzeigenring - die Anzeigen-Tarifgemeinschaft - die Kombinations-Tarifgemeinschafit - den Anzeigenverbund. Im Anzeigenring organisieren meist eine Anzahl kleinerer Lokal- bzw. Regionalzeitungen ihre überregionale Werbung. Bei den AnzeigenTarifgemeinschaften übernimmt ein der Gemeinschaft angeschlossener Partnerverlag, meist der größte, die Abwicklung der überregionalen Anzeigengeschäfte für die der Gemeinschaft angehörenden Verlage. In der Kombinations-Tarifgemeinschaft wird den Werbungtreibenden darüber hinaus noch eine Rabattierung bei der Belegung aller angeschlossenen Blätter durch besonders günstige Kombinationstarife geboten. Beim Anzeigenverbund ist die Freiwilligkeit der vorgenannten drei Modelle nicht mehr gegeben: Verschiedene Zeitungen eines Verlages vollziehen das Anzeigengeschäft gemeinsam. Für den Werbungtreibenden besteht nur noch die Möglichkeit alle Blätter des Verlages zusammen zu belegen, allerdings gegen erhebliche finanzielle Vorteile.
Diagramm 22:
Zeitungen mit Anschluß an eine Redaktions- bzw. Anzeigengemeinschaft
•
Anschluß an eine RedaJaionsgemeinschaft
n
Anschluß an eine AnzeigengemeinichiA (Anzeigenring)
Quelle: STATISTISCHES BUNDESAMT 'UENK, R. 1979: Anzeigenkooperation und ihxe Bedeutung für die Tagespreise in der Bundesrepublik. In: ZV + ZV, H. 25/1979. S. 1020 ff.
92
Diagramm 23;
Abonnementszeitungen mit Anschluß an eine Redaktionsbzw. Anzeigengemeinschaft
B Anschluß m eine Redaküomgemeinschaft Ol Anschluß an eine An zeigengemein schaft (Anzeigenring} Quelle: STATISTISCHES BUNDESAMT
Diagramm 24:
Straßenverkaufszeitungen mit Anschluß an eine Redaktions- bzw. Anzeigengemeinschaft
H Anschluß m eine Redaktionsgemeinschaft ö Anschluß vi eine Anzeigengemeinschaft {Anzeigairing) Quelle: STATISTISCHES BUNDESAMT
93
Die Preise für Zeitungsanzeigen sind von verschiedenen Faktoren beeinflußt. Der Grundpreis für den Anzeigenmillimeter variiert je nach Auflagenhöhe der Zeitung. TECKENTRUP errechnete 1973 einen durchschnittlichen Seitenpreis in der Gruppe der Zeitungen bis S 000 Auflage von DM 972,50 und in der Gruppe der Zeitungen mit einer Auflage von über 125 000 Exemplaren von DM 15 820,10.' Dieser Preis hat aber nur einen begrenzten Aussagewert für die Media-Planer, die daher den statistischen Wert „Tausenderpreis" als einen Maßstab für ihre Planungen nutzen. Dieser Preis bezieht sich auf 1.000 verkaufte Zeitungsexemplare und weist im Gegensatz zu den genannten Anzeigenpreisen die größten Zeitungen als die mit den preisgünstigsten Tausenderpreisen aus. Den Unternehmen verbleiben verschiedenen Maßnahmen im Bereich der Absatzförderung für die Anzeigen in ihrer Zeitung. Erfolgversprechendster Weg in der Vergangenheit war die Preisdifferenzierung, die nach regionalen, sachlichen oder kundenbezogenen Gesichtspunkten erfolgt. 2 Bei der regionalen Differenzierung werden in Anzeigenräumen, in denen die Zeitung Erstanbieter oder gar Alleinanbieter ist, erfahrungsgemäß höhere Anzeigenpreise in Rechnung gestellt als in Wettbewerbsräumen. Die sachliche Differenzierung erfolgt meist bei der Belegung mehrerer oder gar aller Ausgaben sowie bei bestimmten Anzeigenarten, wie zum Beispiel bei Familienanzeigen und Stellen-, Immobilien- und Kfz.-Markt-Anzeigen. Bei der kundenbezogenen Rabattierung werden meist Anzeigen des ortsansässigen Kunden sowie private Anzeigen und amtliche Bekanntmachungen berücksichtigt Neben der Auflage ist, so NOLL3, sowohl im Bereich der Anzeigen mit Selektionswirkung als auch bei den Anzeigen mit Massenwirkung entscheidend, welche Kaufkraft im Verbreitungsgebiet der Zeitung vorhanden ist Er führt richtig aus, daß davon auszugehen ist, daß im Bereich der Kleinanzeigen in Ballungsgebieten doppelt so viele Einwohner auch doppelt so viele Autos verkaufen und Wohnungen vermieten wollen bzw. im Bereich der Anzeigen mit Massenwirkung diese eher in Verdichtungs- als in ländlichen Räumen geschaltet werden. Dem Verbreitungsgebiet entsprechend beträgt demnach auch der Anteil der Anzeigen zwischen 30 und 55 Prozent am Zeitungsumfang. Die Struktur der Anzeigenwerbung sieht nach Angaben der „Regionalpresse e.V."4 in 1985 wie folgt aus: 'vgl. TECKENTRUP, K. H. 1982: Die Tageszeitung als Wirtschaftsunternehmen. EinfluBfaktoren, Fakten. Zahlen. In: Koszyk, K./Schulze, V. (Hg.): Die Zeitung als Persönlichkeit. Düsseldorf, S. 285 ^vgl. ROHM, W. 1982: Tageszeitung und „Neue Medien". Eine absaizwirtschaftliche Analyse der Konsequenzen und HandlungsmGglichkeiten für den lokalen Tageszeitungsverlag durch den Eintritt der „Neuen Medien*4 in den Medienmarkt. Mannheim, S. 238 ff. 3 vgl. NOLL, J. 1977: Die deutsche Tagespresse. Ihre wirtschaftliche und redaktionelle Struktur. Frankfurt. New York. S. 70 f. B U N D E S V E R B A N D DEUTSCHER ZEITUNGSVERLEGER E. V. (Hg.) O.J. (1986): Die DEUTSCH»
Zeitungen in Zahlen und Daten. Eine statistische Übersicht. Bonn-Bad Godesberg, S. 16 f.
94
Lokale Geschäftsanzeigen Stellenanzeigen Immobilienanzeigen Kfz.-Markt Familienanzeigen Uberregionale Anzeigen Veranstaltungen Sonstige
43 8 13 9 8 7 3 9
% % % % % % % %
2.4.5.2.2 Lesermarkt Grundlage für den Erfolg oder Mißerfolg einer Zeitung ist, wie RÖHM zu Recht feststellt, der Lesermarkt. 1 So groß auch der Anteil des Anzeigenmarktes an der Finanzierung des Zeitungsuntemehmens sein mag, ohne das publizistische Element, den redaktionellen Anteil besitzt die Zeitung nur einen äußerst geringen Verkaufswert KÜHNE analysiert für den lokalen Lesermarkt fünf Sachverhalte, die seines Erachtens die Anforderungen an die Lokalzeitung bestimmen:2 1. Über das lokale Geschehen berichten ausschließlich die Lokalzeitungen; 2. Der Zeitungsleser im Lokal markt liest, unabhängig davon, wieviele angeboten weiden, von den Lokalzeitungen nur eine; 3. Es gibt keine lokale Qualitäts-Wochenzeitung, kein lokales Nachrichtenmagazin und kein lokales Fernsehen zur komplementären Vervollständigung; 4. Ein guter Lokalteil ist für den Bürger zur intensiven Gestaltung seines persönlichen Lebens besonders wichtig; 3. Der weitaus überwiegende Teil der Abonnenten im Lokalmarkt entnimmt auch die zeitungsgelieferte überregionale Information ausschließlich aus seiner Lokalzeitung. Für 96,4 % der Abonnenten liefert die Lokalzeitung zumindest die - auf Zeitungen betrachtet Basis-Information (die für den kleinen Teil der Abonnenten durch Wochenzeitungen, das Nachrichtenmagazin oder Straßenverkaufszeitungen ergänzt wird; - da diese fünf Sachverhalte zusammenfallen, ergibt sich eine Qualitätsanforderung, die wie folgt formuliert sein kann, zwangsläufig: Die von einem Bürger abonnierte Lokalzeitung muß ganz besonders gut sein. Sie muß umfassend, ausgewogen, sorgfältig und zuverlässig redigiert und lesegerecht gestaltet sein."
^ vgl. ROHM, W. 1982: Tageszeitung und ..Neue Medien". Eine absatzwirtschaftliche Analyse der Konsequenzen und Handlungsmdglichkeiten fUr den lokalen Tageszeitungsverlag durch den Eintritt der „Neuen Medien" in den Medieiunarkt. Mannheim, S. 13 f. 2 KÜHNE, R .-M. 1972: Die Konzentrationsproblematik in der regionalen Tagespresse. Köln, S. 93 f.
95
Soweit KÜHNE mit seinen Anforderungen für den publizistischen Bereich auch richtig liegen mag, ein wesentliches Moment, das für den „normalen" Zeitungsleser mit Sicherheit eine nicht zu unterschätzende Relevanz besitzt, läßt er außer Betracht: die pünktliche Zustellung der Zeitung am Morgen. So banal es auch klingen mag, selbst die unter publizistischen Kriterien qualitativ noch so hochwertige Zeitung nutzt dem Leser wenig, wenn er sie nicht am Morgen zur gewohnten Zeit in seinem Briefkasten findet; oder mit den Worten eines Marktforschungs-Beraters: „Die unzuverlässige Zustellung ist häufiger ein Abbestellungsgrund als der Leitartikel."1 Die alltägliche Bewerkstelligung dieser Dienstleistung obliegt im innerorganisatorischen Aufbau der Zeitungsuntemehmen der Vertriebsabteilung oder, kurz, dem Vertrieb. Von der Absatzanbahnung, der Werbung neuer Abonnenten und neuer Käufer im Einzelverkauf bis hin zur genannten physischen Distributionsleistung wird alles im Vertrieb organisiert. Der Stellenwert dieser Abteilung wird innerhalb der Unternehmen durch den stetigen Anstieg der Vertriebserlöse in den letzten Jahren noch gesteigert 2.4.5.2.2.1 Entwicklung des Abonnements Das Abonnement bezeichnet nach SILBERMANN „ein Abkommen zwischen einem Lieferanten u. einem Kunden für die regelmäßige Lieferung von Produkten"2; die lexikalische Definition lautet: „... durch Vorauszahlung eines meist ermäßigten Preises erworbenes Anrecht auf dauernden Bezug bestimmter Leistungen."3 Im Bereich der Massenkommunikation werden durch Abonnementsvertrag die Lieferung zweier Medien geregelt: Der Abonnementszeitung und des Abonnements-Fernsehens. Gegenstand dieser Ausführungen ist die Abonnementszeitung, die mehr als zwei Drittel der Auflage der deutschen Tagespresse ausmacht.
'KLOTZSCHE, E. F. 1987: Die Tageszeitung. Analyse und Prognose. In: o.V. (Caßdorf, D„ Red.): Zeitungen fUr den Markt von morgen. Düsseldorf. Wien, S. 48 SILBERMANN, A. 1982: HandwOrtbuch der Massenkommunikation und Medienforschung. Teil 1. Berlin, S. 1 3 vgl. BROCKHAUS ENZYKLOPÄDIE 1986: 19. Aufl.. Bd. 1. S. 57 2
96
Das Zeitungsabonnement beginnt mit der Werbung des künftigen Abonnenten. Die Form der Werbung erfolgt nach verschiedenen Ansatzpunkten. Die direkteste Form der Kundenansprache erfolgt durch hauptberufliche Bezieherwerber, die bei dem Verlag angestellt sind oder im Auftrag einer Agentur auf Provisionsbasis für mehrere Medien parallel werben. Leider hat das Image dieser Sparte des einst angesehenen Vertretergewerbes in der Vergangenheit durch „schwarze Schafe" stark gelitten. Ende der sechziger Jahre haben dann findige Vertriebsexperten aufgrund des nachlassenden Erfolges der Veitreterwerbung die Strategie der Freundschafts- bzw. Leserwerbung entwickelt. Bei dieser sogenannten „Leser-werben-Leser"- oder „LwL"-Werbung wird die Vermittlung eines neuen Abonnements durch einen bisherigen Abonnenten mit einer Sachprämie honoriert. In Zeiten sich verschärfenden Wettbewerbs haben einige Verlage diese Möglichkeit allerdings mit zu wertvollen Prämien überzogen. Diese Ansicht vertrat auch der BDZV-Vertriebsausschuß, der dann festlegte, daß der Wert der Leserprämie auch bei mehrjähriger Verpflichtung nicht den sechsfachen Monatsbezugspreis Ubersteigen darf. 1 In den Bereich der Abonnentenwerbung fallen auch die sogenannten „Thekenscheine", Bestellungen, die mittelbar oder unmittelbar,ohne weitere Werbemaßnahmen an den Verkaufstheken in den Geschäftsstellen des Verlages abgegeben werden. Bei der Vertriebsform des Abonnements ist erfahrungsgemäß davon auszugehen, daß die Fluktuation rund zehn Prozent pro Jahr beträgt. Bei einer Gesamtauflage aller Abonnementszeitungen in Höhe von 14,4 Millionen Exemplaren in 1985 ist also davon auszugehen, daß ca. 1,4 Millionen neue Abonnenten allein zum Ausgleich der Fluktuation im Folgejahr neu gewonnen werden müssen, um auch nur die bestehende Auflage zu halten. 2 Vertriebsexperten schätzen, daß von den genannten werblichen Maßnahmen ca. vier Prozent aus dem „LwL"-Sektor, drei Prozent aufgrund von Vertreterwerbung und ebenfalls drei Prozent auf anderen Wegen zum Ausgleich der Verluste beitragen.3
•BUNDESVERBAND DEUTSCHER ZEITUNGSVERLEGER E. V. (Hg.) 1984: Jahresbericht 1983/1984. Bonn-Bad Godesberg, S. 29 2 vgl. KUK, A. v. 1987: Zahlen und Daten zur Zeitungsbranche. In: o.V. (Gaßdorf. D., Red): Zeitungen für den Markt von morgen. Düsseldorf, Wien, S. 16 ff. 3 SCHULZ, H. 1982: Die Zukunft des Abonnementsverkaufs. In: o.V. (SchnutT, D., Red): Zeitungsverkauf in den 80er Jahren. Das Buch zur Frankfurter Vertriebstagung des BDZV. Düsseldorf, Wien, S. 86 und KROGER, W. 1982: Diskussionsbeitrag im Rahmen der Podiumsdiskussion. In: o.V. (Schnurr, D , Red): Zeitungsverkauf in den 80er Jahren. Das Buch zur Frankfurter Vertriebstagung des BDZV. Düsseldorf, Wien, S. 42
97
Der Vertrieb der Abonnementsexemplare wird von den Verlagen durch Verlagsangehörige Zusteller oder durch die Post (Postzeitungsdienst) vollzogen.1 Einige Zeitungsunternehmen haben die Zustellung komplett oder in Teilen des Verbreitungsgebietes auch Zustellgesellschaften Ubertragen. Nach Erhebungen des BDZV beschäftigten die angeschlossenen Verlage in 1984 59 391 Zusteller. Die Gesamtzahl der Zusteller in Verlagen und Zustellgesellschaften betrug in 1983 109 2S2. 2 Die Mehrzahl der bei den Verlagen beschäftigten Zusteller trug bis ISO Zeitungsexemplare aus und liegt größtenteils bei ihrem Verdienst unter der Sozialveisicherungspflichtgrenze* RONNEBERGER weist im Hinblick auf die Entwicklung des Abonnementspreises darauf hin, daß mit der massenweisen Verbreitung des Mediums Zeitung Ende des vergangenen Jahrhunderts aus „bildungsmäßigen Gründen" der Zeitungspreis vom Leser und Verleger als „politischer Preis" betrachtet wird. 4 Dem Einfluß der alliierten Besatzungsmächte und der Verunsicherung der Verleger ist es zuzuschreiben, daß sich nach der Währungsreform 1948 ein Zeitungspreis etablierte, der die Verlage langfristig in die Abhängigkeit vom Anzeigenmarkt treiben mußte. TECKENTRUP ermittelte für 1947 einen durchschnittlichen Abonnementspreis von DM 2,45. 5 Bis Ende der sechziger Jahre galt in den Verlagen die „Schallmauer" von DM 7,00 als der äußerstenfalls zumutbare Preis für ein Monatsabonnement. Bis zu diesem Zeitpunkt (1970) hatte sich der Preis durchschnittlich um 260 Prozent auf DM 6,44 entwickelt. Erst die Rezessionsphasen und die damit verbundenen starken Einbrüche im Anzeigenmarkt konnten die Verantwortlichen in den Verlagen dazu bewegen, den Zeitungspreis an realistischeren Kriterien zu orientieren. So betrug die Preissteigerung von 1970 bis 1980 durchschnittlich 220 Prozent. Ohne diese Steigerungen wäre es vermutlich in vielen Fällen zu existenzbedrohenden Situationen gekommen. Bei der Gestaltung des Preises übernehmen in Wettbewerbsmärkten die Marktführer gleichzeitig die Funktion der Preisführerschaft. 6 Zu beobachten ist auch die Tendenz, daß in Gebieten, in denen die Zeitung als Alleinanbieter auftritt, höhere Bezugspreise berechnet werden als in Gebieten mit Konkurrenzanbietern. So kommt es häufig im Verbreitungsgebiet zu unterschiedlichen Bezugspreisen für die verschiedenen Lokalausgaben der gleichen Zeitung.7
'vgl. SCHÖTTELDREIER, F. 1981: Vertrieb. In: Kos/yk. K./Pruys. K. H.: Handbuch der Missenkommunikalion. München. S. 327 ff. ^ g l . BUNDESVERBAND DEUTSCHER ZEITUNGSVERLEGER E. V. (Hg.) o.J. (1986). Die deutschen Zeitungen in Zahlen und Daten. Eine statistische Übersicht. Bonn-Bad Godesberg. S. 12 ^vgl. KELLER, D. 1986: Regionale Tageszeitungsverlage und neue Medien. Elemente einer offensiven Unternehme nstrategie in den achtziger Jahren. Mannheim, S. 92 4 RONNEBERGER, F. 1980: Kommunikationspolitik II. Kommunikationspolitik als Gesellschaftspolitik. Mainz. S. 238 5 v g l . TECKENTRUP, K. H. 1982: Die Tageszeitung als Wirtschaftsunternehmen. Einflußfaktoren, Fakten, Zahlen. In: Koszyk. K./Schulze, V. (Hg.): Die Zeitung als Persönlichkeit. Düsseldorf, S. 284 6 vgl. PESCH, R. 1960: Marktformen und Verhaltensweisen im Deutschen Pressewesen. Köln. S. 203 f. 7 vgl. NOLL, J. 1977: Die deutsche Tagespresse. Ihre wirtschaftliche und redaktionelle Struktur. Frankfurt, New York, S.41
98
MAST bewertet den Abonnementspreis auch als ausschlaggebenden Faktor für die Zeitungsabstinenz bei rund einem Fünftel der Bevölkerung. Danach hat weder die Vollversorgung der Bevölkerung mit Radio- und Fernsehgeräten noch die Programmexpansion bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in den sechziger und frühen siebziger Jahren die potentiellen Abonnenten von einem Abonnement abhalten können. Allein das persönliche Haushaltsbudget spiele eine dominante Rolle bei der Entscheidung für oder gegen ein Zeitungsabonnement.1 Diagramm 25:
Verkaufspreise für die Hauptausgabe der Zeitungen
Verkaufspreise für die Hauptausgabe der Zeitungen (im Dezember)
r—
r
~
t
-
r
-
H
Abonnanentapreis
•
Einzelpreis (Wochentag»- Ausgabe)
Ol
Einzelpreis (Wochenend- Aus gäbe)
r
-
o
o
o
o
a
o
a
o
a
o
a
o
Quelle: STATISTISCHES BUNDESAMT
1 MAST, C. 1986: Was leisten die Medien? Kommunikationssystemen. Osnabrück. S. 114 f.
Funktionaler
Strukturwandel
in den
99
Diagramm 26;
Verkaufspreise für die Hauptausgabe der Abonnementszeitungen
H
Abonnementspreis
0
Einzelpreis (Wochentags-Ausgabe)
0
Einzelpreis (Wochenend-Ausgabe)
Quelle: STATISTISCHES BUNDESAMT
Diagramm 27;
Verkaufspreise für die Hauptausgabe der Straßenverkaufszeitungen
I
Abonnementspreis
B
Einzelpreis (Wochentags-Ausgabe)
O
Einzelpreis (Wochenend-Ausgabe)
Quelle: STATISTISCHES BUNDESAMT
100
2.4.5.2.2.2 Entwicklung des Einzelverkaufs Die alternative Vertriebsform der hier schwerpunktmäßig untersuchten Regionalzeitung ist der Einzelverkauf. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden im Jahre 1983 rund zehn Prozent (9,8 Prozent) der verkauften Auflage der Abonnementszeitungen im Einzelverkauf vertrieben.1 Wichtigster Partner der Zeitungsuntemehmen sind die 83 Presse-Großhändler (Presse-Grosso) in der Bundesrepublik. Die meist verlagsunabhängigen Unternehmen vertreiben in ihrem Monopolgebiet alle auf dem Markt befindlichen Zeitungs- und Zeitschriftentitel. Die Anzahl der ZeitungsVerkaufsstellen auf der folgenden Ebene des Einzelhandels setzte sich Anfang der siebziger Jahre wie folgt zusammen: 84,2 Prozent Ladengeschäfte, 9,7 Prozent Kioske, 5,2 Prozent Verkaufsstellen in Betrieben und 0,9 Prozent ambulante Händler.2 Die folgenden Sparten der 90 916 im Jahre 1983 belieferten Einzelhändler weist eine Strukturanalyse des Verbandes Deutscher Buch-, Zeitungs- und Zeitschriften-Grossisten e.V. (GrossoVerband) aus: Tabelle 28:
Sparten des Presse-Einzelhandels in Prozent der Anzahl
Lebensmittel (unter 400 qm Verkaufsfläche) Schreib- und Papierwaren Gemischtwaren Tankstellen Tabakwaren Trinkhallen Supermärkte (aber 400 qm) Kioske Gaststitten Bkkereien Buchhandlungen ZZ-Fachgeschlfte/Pre ssezentren Verbraucher und Selbstbedienungsmirkte Lotto/Toto-Annahmestellen Kaufhluser Betriebe Sonstise f unter 1 % Fin/plantrill
Quelle: BUNDESREGIERUNG 3
25,5 9.3 7,5 7,3 7,2 6.8 5,2 4.6 4,4 3,7 2.2 1.9 1,9 1.8 1.6 1,0 8.4 100
'STATISTISCHES BUNDESAMT WIESBADEN 1987: Bildung und Kultur. Fachserie 11. Reihe 5. Presse, 198S. Stuttgart, Mainz, S. 45 2vgl. DOVIFAT, E. 1976: Zeitungslehre. Redaktion, die Sparten Verlag und Vertrieb. Wirtschaft und Technik, Sicherung der öffentlichen Aufgabe. 6. Aufl. Berlin, New York, S. 164 3 PRESSE UND INFORMATIONSAMT DER BUNDESREGIERUNG (Hg.) 1986: Bericht der Bundesregierung über die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland 1985. Medienbericht 85. o.O. (Bonn). S. 57 (identisch mit: DEUTSCHER BUNDESTAG. 10. Wahlperiode 1986: Bericht der Bundesregierung über die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland (1985). Medienbericht '85, Drucksache 10/5663)
101
Die starke Entwicklung des Einzelverkaufs, dessen Anteil am Vertrieb der lokalen und regionalen Abonnementszeitungen von 7,4 Prozent in 1970 auf die bereits genannten über neun Prozent anstieg, zwingt auch die Verleger zu neuen Überlegungen. Der Geschäftsführer des BDZV, KUK, berechnete, ausgehend von einem Indexwert 100 in 1970, für die lokalen und regionalen Abonnementszeitungen folgende Entwicklung: Tabelle 29:
Verkauf Abonnement Einzelverkauf
Index-Entwicklung von Abonnement und Einzelverkauf der regionalen Abonnementszeitungen im
100 100 100
1225
100 99.4 107.5
1S8Q
109,3 108,6 117,7
12S3
110.0 108,4 130,2
12SÄ
111,9 109.8 138,6
Quelle: BDZV1 Die Konsequenzen aus dieser Entwicklungen vollziehen sich in den Verlagen im publizistischen wie im verlagstechnischen Bereich. So sollen sich die Redaktionen bei der Gestaltung der für den Einzelverkauf entscheidenden Titelseite an den Erfordernissen dieser Vertriebsform orientieren, dies betrifft sowohl die graphische Aufmachung wie auch eine Veränderung der redaktionellen Inhalte („Lokales auf die Seite l"). 2 Andererseits werden sich die Zeitungen bei der Remissionsverarbeitung, also der Rücknahme der im Einzelverkauf nicht verkauften Exemplare, an die Erfordernisse der elektronischen Datenverarbeitung anpassen müssen. In nicht mehr femer Zukunft wird wohl daher, wie schon auf anderen Verbrauchsgütern, auch auf der Titelseite der Zeitung eine Strichkodierung (EAN-Code = Europäische Artikelnummerierung) die Bearbeitung rationalisieren helfen. 2.4.5.3 Zeitungsgruppe WAZ Auf die überaus positive Entwicklung der vor vierzig Jahren in Bochum gegründeten „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" zur heutigen „Zeitungsgruppe WAZ" weist bereits PÄTZOLD in seiner Darstellung der WAZ hin. 3 Ohne dem chronologischen Teil dieser Arbeit vorgreifen zu wollen, soll im folgenden an markanten Punkten die Verlagspolitik der WAZ aufgezeigt werden, von der PRITZKOLEIT schon nach gut einem Jahrzehnt des Bestehens urteilte, die WAZ-Gruppe „ist ein schönes Beispiel dafür, wie weit es tüchtige Zeitungsverleger im Nachkriegsdeutschland bringen konnten". 4 Ein Urteil, das auch JANKE gut 25 Jahre später bestätigen konnte: „Tatsächlich gilt: Die Geschichte und das Gesicht der ,WAZ' sind in hohem Maße ökonomisch mitbestimmt. Geschichte und Gesicht der ,WAZ' 'KUK, A. v. 1987: Zahlen und Daten zur Zeitungsbranche. In: o.V. (Gißdorf , D„ Red): Zeitungen für den Markt von morgen. Dflsseidorf, Wien, S. 18 2 NOLTE, E. 1987: Erwartungen des Presse-Grosso. In: o.V. (Gaßdorf. D.. Red): Zeitungen fttr den Markt von morgen. Düsseldorf, Wien, S. 90 f. 3 PATZOLD, U. 1986: Wer bewegt die Medien an der Ruhr? Die leise Effizienz der WAZ-Politik. In: Media Perspektiven. H. 8/86, S. 507-518 4 PRrrZKOLEIT, K. 1957: Wer gehSrt zu wem? Eine Chronik von Besitz und Macht. Wien, Manchen, Basel, S. 196 ff.
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sind die eines, ökonomisch definiert, überaus erfolgreichen Unternehmens."1 Sowohl im Zitat als auch im Verlaufe dieser Untersuchung wird die Bezeichnung „WAZ" als Synonym für die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung" verwandt. Eine Bezeichnung, die „sich im Laufe der Jahre so sehr in den Sprachgebrauch einbürgerte, daß es die schiere Selbstverständlichkeit sein müßte, das Kürzel in ein Lexikon für das Ruhrgebiet aufzunehmen."2 Im Hinblick auf den verlegerischen Erfolg ist es daher auch kurzsichtig, wenn KÜHNE den Erfolg der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" allein der „Papiersituation" in der Gründungsphase zuschreibt.3 Dies mag ein Faktor unter verschiedenen anderen gewesen sein, vielleicht der schwerwiegendste, aber nicht entscheidender als die Summe der anderen Einflußfaktoren. Bedeutender für den Erfolg war mit Sicherheit die Politik, die die „Väter" der ersten Stunde, Erich BROST, Jakob FUNKE, Oskar H. BEZOLD und Dr. Ernst WEISENFELD gemeinsam zum Gelingen des Projekts beitrugen: BROST als Chefredakteur, FUNKE als Verlagsleiter, BEZOLD als für das Ressort Politik zuständiger und WEISENFELD als für die Bezirksausgaben verantwortlicher Redakteur. Die Entwicklung von der ersten unabhängigen, d.h. nicht für eine Partei lizenzierten, nordrhein-westfälischen Tageszeitung zum heutigen Medienkonzem war, wie JANKE zu Recht urteilt, „verlustreich, schmerzhaft und konfliktgeladen"4; diese Entwicklung vereinfachend als Ergebnis eines Prozesses der „Konzentration von Kapital"3 darzustellen, wie es der gleiche Autor unternimmt, geht am Kem vorbei. Der verlegerische Einfluß wird in der „Zeitungsgruppe WAZ" über verschiedene Gesellschaften kanalisiert. Seit 1949 erschienen die ,.rheinischen Ausgaben" der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" in der „Westdeutsche Allgemeine Zeitung Verlagsgesellschaft mbh.", Essen, die „westfälischen Ausgaben" im „Zeitungsverlag Ruhrgebiet" (ZVR), Bochum. An der erstgenannten Gesellschaft waren die Familien Brost und Funke zu je 50 Prozent und an der letztgenannten zu je 25 Prozent beteiligt. Die restlichen 50 Prozent der Anteile des ZVR wurden zu 45 Prozent von den Altverlegem LAUPENMÜHLEN und DIERICHS und zu fünf Prozent von Rolf IPPEN gehalten.6 Bedingt durch verschiedene Neustrukturierungen, die insbesondere durch die Abfindung von LAUPENMÜHLEN, DIERICHS und IPPEN erforderlich wurden, erschien die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung" bis zur Übernahme der „Westfalenpost", der „Westfälischen Rundschau" und der „Neuen Ruhr Zeitung/Neuen Rhein Zeitung" im 'jANKE, H. 1980: Ries« im Revier: Die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung". In: Thomas, M. W. (Hg.): Porträts der deutschen Presse. Politik und Profit. Berlin, S. 48 2 NEY. E. o.J.: Alles aus dem Nichts. Geschichten aus der WAZ-Grachichte. o.O. (Essen), S. 14 3 K0HNE, R. -M. 1972: Die Konzentrationsproblematik in der regionalen Tagespresse. Köln, S. 99 4 JANKE, H. 1980: Riese im Revier: Die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung". In: Thomas, M. W. (Hg.): Porträts der deutschen Presse. Politik und Profit. Berlin. S. 53 5 JANKE, H. 1980: Riese im Revier: Die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung". In: Thomas, M. W. (Hg.): Porträts der deutschen Presse. Politik und Profit. Berlin, S. SO 6 KOSZYK, K./GROBE, B. 1975: Zeitungsstruktur im Ruhrgebiet. Bochum. S. 22
103
„Westdeutschen Allgemeinen Zeitungsverlag E. Brost und J. Funke GmbH & Co. KG" (WAZ-Verlag). 1 Als Konzernobergesellschaften der „Zeitungsgruppe WAZ" gelten die „WAZ E. Brost & J. Funke GmbH & Co. KG" sowie die ,3- Brost & J. Funke GmbH & Co. KG", an denen die beiden Familienstämme BROST und FUNKE als Unternehmen im Sinne des § 23 GWB zu je SO Prozent beteiligt sind. 2 Die Bildung der eigentlichen „Zeitungsgruppe WAZ" und die verlegerische Integration der „Westfalenpost", der „Westfälischen Rundschau" und der „Neuen Ruhr Zeitung/Neuen Rhein Zeitung" erfolgte nach zwei verschiedenen Modellen. Mit den früheren Verlagen der „Westfälischen Rundschau" und der „Neuen Ruhr Zeitung/Neuen Rhein Zeitung" wurden jeweils Gemeinschaftsunternehmen gegründet; in diese brachten die WR und die NRZ ihren Zeitungsverlag, die Rechte an dem Zeitungstitel sowie eine Bareinlage ein. Die WAZ brachte im deckungsgleichen Verbreitungsgebiet ihr bewegliches Sachanlage-Vermögen (Geschäftsstellen und AbonnementsVerträge) und ebenfalls eine Bareinlage ein. Im gemeinsamen Verbreitungsgebiet erscheinen demnach die WAZ und die WR im „Zeitungsverlag Westfalen GmbH & Co. KG", Essen, Dortmund (ZVW) und die WAZ und die NRZ im „Zeitungsverlag Niederrhein GmbH & Co. KG", Essen (ZVN). Am Kommanditkapital und am Stammkapital des ZVW ist der WAZ-Verlag mit 86,9 Prozent, am Kommanditkapital und am Stammkapital der ZVN ist der WAZ-Verlag zu 89,4 Prozent beteiligt.3 Die Fusion mit der „Westfalenpost" erfolgte durch unmittelbare Beteiligung am Verlag der WP, der „Westfalenpost GmbH". Aus einer MehrheitsBeteiligung entwickelte sich im Laufe der Jahre eine vollständige Übernahme (100 Prozent) der „Westfalenpost GmbH & Co. Verlags-KG". In folge dieser rechtlichen Konstruktion erscheint die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung" in drei verschiedenen Verlagen: im gemeinsamen Verbreitungsgebiet mit der WR im Zeitungsverlag Westfalen, im gemeinsamen Verbreitungsgebiet mit der NRZ im Zeitungsverlag Niederrhein und im Gebiet, in dem keine Zeitungen übernommen wurden, im „alten" „Zeitungsverlag Ruhrgebiet GmbH & Co. Essen KG".
^MESTMÄCKER, E.-I. 1978: Medienkonzentration und Meinungsvielfalt. Eine vergleichende wirtschaftsrechtliche Untersuchung im Auftrage des Bundesministers des Innern. Baden-Baden. S. 4 6 ^DEUTSCHER BUNDESTAG, 8. Wahlperiode 1979: Bericht des Bundeskartellamtes Ober seine Tltigkeit im Jahre 1978 sowie Ober Lage und Entwicklung auf seinem Aufgabengebiet (§ SO GWB). Drucksache 8/2980. S. 83 3 v g l . MESTMÀCKER. E.-J. 1978: Medienkonzentration und Meinungsvielfalt. Eine vergleichende wirtschaftsrechtliche Untersuchung im Auftrage des Bundesministers des Innern. Baden-Baden, S. 46
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Nach dem Vorbild amerikanischer Verlagskonstruktionen haben die Verantwortlichen der WAZ, allen voran die beiden Geschäftsführer, Erich BROST und Günther GROTKAMP, Mitte der siebziger Jahre eine bis dahin für bundesrepublikanische Medienverhttltnisse neuartige Zeitungsgruppe aufgebaut. Ziel im Sinne größtmöglicher Synergieeffekte war es, die gemeinsamen unternehmenswirtschaftlichen Aufgaben der Verlage zusammenzufassen und die bisherige redaktionelle Selbständigkeit der angeschlossenen Zeitungen zu erhalten. MESTMACKER benennt in seinem Gutachten folgende Aufgaben, die die „Zeitungsgruppe WAZ" als „ServiceZentrale" wahrnimmt: „Die Rationalisierungsmaßnahmen erfassen alle nichtredaktionellen Bereiche: - Die allgemeine Verwaltung jeder Verbundzeitung wird beim WAZVerlag zentralisiert - Keine Zeitung behält eine eigene Datenverarbeitungsanlage. Die Anlage der WAZ steht allen angeschlossenen Zeitungen zur Verfügung. - Keine Zeitung behält eine eigene Personalverwaltung. Diese wird bei der WAZ zentral geführt. Die Lohn- und Gehaltstraife werden vereinheitlicht - Keine Zeitung behält ein eigenes Geschäftsstellennetz. Soweit der Verkehr mit der Kundschaft nicht beeinträchtigt wird, werden für Zeitungen des selben Vertriebsgebiets gemeinsame Geschäftsstellen eingerichtet. - Keine Zeitung behält eine eigene Vertriebsorganisation. Soweit verschiedene Zeitungen das selbe Vertriebsgebiet haben, werden sie gemeinsam zugestellt - Keine Zeitung behält ein eigenes Anzeigengeschäft Anzeigen werden gemeinsam akquiriert und zentral abgerechnet. Zeitungen, die am gleichen Ort oder in der gleichen Werberegion erscheinen, bilden jeweils einen Anzeigenpool, d.h. es können nicht mehr einzelne Titel, sondern nur noch einzelne Orte oder Regionen belegt werden. Diese Belegung umfaßt zwangsläufig sämtliche Ausgaben der am Ort oder in der Region vertriebenen Verbundblätter. Erscheinen mehrere Verbundblätter an einem Ort, so haben sie folglich einen identischen Anzeigenteil. - Keine Zeitung behält eine eigene, ihr zugeordnete Technik. Satz und Druck der angeschlossenen Zeitungen weiden von der WAZ-Technik übernommen. (...) Alte Lohndruckverträge laufen aus oder sind gekündigt. Die technische Rationalisierung bedingt, daß alle Verbundblätter ein einheitliches Formal erhalten."1 Die hausinteme Organisation der „Zeitungsgruppe WAZ" gliedert sich unterhalb der Ebene der Geschäftsführung in sechs Hauptabteilungen (Redaktion, Vertrieb, Anzeigen, Personal, Finanzen, allgemeine Verwaltung), denen mit Ausnahme der Redaktion jeweils ein Prokurist vorsteht. Einzelne Fachabteilungen werden in der Regel von 1 MESTMACKER, E. -J. 1978: Medienkonzentralion und Meinungs vielfall. Eine vergleichende wirtsc haftsrechtliche Untersuchung im Auftrage des Bundesministers des Innern. Baden-Baden, S. 47 f.
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Handlungsbevollmächtigten geleitet Die beiden großen Druckhäuser der Gruppe weiden von jeweils einem Technischen Prokuristen gefühlt. Die Rechtsabteilung und die Revision sind als Stabsstellen unmittelbar der Geschäftsführung zugeordnet Schon frühzeitig, Mitte der fünfziger Jahre, investierten die Verleger der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" einen Teil ihrer Erlöse außerhalb des Branche. AUFERMANN/LANGE/ZERDICK bemerken dazu: „Die WAZ hat das akkumulierte Kapital nicht im Aufkauf neuer Zeitungen angelegt, sondern durch Aufkauf bzw. Beteiligung an Unternehmen ganz anderer Branchen eine Diversifikationsstrategie im Sinne der diagonalen Konzentration betrieben, so daß wir heute einen Mischkonzem vor uns haben."1 Dieser Mischkonzern war in den vergangenen dreißig Jahren verschiedenen Wandlungen unterworfen. Neben dem genannten Engagement im Pressesektor kam es zu Beteiligungen im Bereich des medizinischen Gerätebaus, der metallverarbeitenden Industrie, der Kfz.-Zulieferindustrie, der papierverarbeitenden Industrie und im Versandhandel. Zusammengefaßt wurden diese Beteiligungen in der Ende der sechziger Anfang der siebziger Jahre gebildeten Finanzholding ,3- Brost & J. Funke GmbH & Co. KG", die seit diesem Zeitpunkt von den beiden Geschäftsführern der Zeitungsgruppe als Repräsentanten der beiden Gesellschaftergruppen geführt wird. Aufgrund von Erbangelegenheiten wurden diese Beteiligungen Mitte der achtziger Jahre umstrukturiert. Das Ergebnis stellt sich Ende 1987 wie folgt dar: Alle „nicht-Medien-relevanten" Industriebeteiligungen wurden veräußert, einzige nicht unmittelbare Presse- bzw. Medienbeteiligung bleibt der 34 Prozent Anteil an der Papierfabrik ,3- Holtzmann & Cie. AG". Gescheitert sind in der Vergangenheit aufgrund verschiedener Ursachen Beteiligungen an den Verlagen „Gruner + Jahr", der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung", der „Offenbach Post", der „Münsterschen Zeitung" und der ,$remer Nachrichten". Der Konzernumsatz inklusive des Zeitschriftenbereiches wird in 1987 mit „zwischen ein und zwei Milliarden DM" liegend angegeben.2 Die verkaufte Auflage der einzelnen Titel beträgt im I. Quartal 1988: „Westdeutsche Allgemeine Zeitung" 666 449 „Neue Ruhr Zeitung/Neue Rhein Zeitung" 18 3 5 20 „Westfälische Rundschau" 210 126 „Westfalenpost" 159 620
•AUFERMANN, J/LANGE, B.-P./ZERDICK, A. 1973: Pressekonzentration in der BRD. Untersuchungsprobleme. Ursachen und Erscheinungsformen. In: Aufermann. J. u.a. (Hg.): Gesellschaftliche Kommunikation und Information. Bd. I. Frankfurt am Main. S. 291 ^Interview mit Erich SCHUMANN am 22. Januar 1988
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Überproportional hohen Auflagenanstieg haben seit der Gründung der „Zeitungsgruppe WAZ" die „Westfälische Rundschau" und die „Westfalenpost" zu verzeichnen: Seit Dezember 1975 ist die Zahl der WRund WP-Abonennten in Südwestfalen um über 50 000 (= 25,99 Prozent) gestiegen. Etwa zwei Prozent der Gesamtauflage der „Zeitungsgruppe WAZ" sind defizitär, deren Kosten werden von den „starken" Ausgaben mitgetragen. Folgende Gründe werden für die Beibehaltung dieser erlösschwachen Ausgaben genannt: 1. Die Aufgabe einer solchen Ausgabe würde zur Minderung der Gesamtauflage führen. Dieser Tatsache müßte durch eine Senkung des Anzeigenpreises gegenüber dem Kunden Rechnung getragen werden. Es fehlten somit Deckungsbeiträge für das Gesamtergebnis. 2. Mit der Aufgabe einer defizitären Ausgabe würde der Anschluß an eine unter Umstände gesunde Nachbarausgabe gefährdet. In einen geschlossenen Anzeigenraum würde ein Loch gerissen. 3. Letztlich sind auch Prestigegründe für die Aufrechterhaltung einer Ausgabe ausschlaggebend, so zum Beispiel bei der Beibehaltung der NRZ-Ausgabe Düsseldorf. In diesem Falle scheint es dem Verlag geboten, trotz regelmäßiger hoher Verluste, die Präsenz in der Landeshauptstadt zumindest noch mittelfristig zu gewährleisten. Die Schließung der NRZ-Ausgabe Wuppertal Anfang der achtziger Jahre verdeutlicht diese Prämissen. Aufgrund der geringen Auflage dieser Ausgabe (verkaufte Auflage in IV/1980: 9 012) und der Tatsache, daß keine andere Ausgabe der „Zeitungsgruppe WAZ" diesen Anzeigenraum ergänzt und letztlich die Stadt Wuppertal auch nicht als Prestigeobjekt zu bewerten war, stand einer Schließung aus ökonomischen Gründen nichts im Wege. Im Hinblick auf ihren Vertrieb setzt die „Zeitungsgruppe WAZ" die ,.marketingorientierte Bezugsregulierung" (MBR) ein. Zweck der MBR ist es, „genauer als früher (zu, d. Verf.) kontrollieren, wie sich der Verkauf an den einzelnen Wochentagen entwickelt."1 Eine Maßnahme war unter anderen, den Erscheinungstag des Programm-Supplements , 3 W Z " vom Freitag auf den Dienstag zu verlegen. Nachdem sich der erhoffte Erfolg beim Einzelverkauf nicht einstellte, wurde diese Maßnahme rückgängig gemacht. Eine weitere Maßnahme, die allerdings sowohl den Leser- wie auch den Anzeigenmarkt betrifft, ist die Herausgabe von Stadtteil-Ausgaben (Nebenausgaben). Diese werden entsprechend den Wünschen aus dem Kreise der Leser und/oder Inserenten (SCHUMANN: „Wenn Interesse von Lesern vorhanden ist, dann gibt es meist auch ein Interesse im AnzeigenmarkL")2für sublokale Bereiche herausgegeben.
1 HÖLL, H P . 1982: Möglichkeilen der EV-Fördening. In: o.V. (Schnurr , D., Red.): Zeitimgsverkauf in den 80er Jahren. Das Buch zur Frankfurter Vertriebstagung des BDZV. Düsseldorf. Wien, S. 111 ^Interview mit Erich SCHUMANN im 22. Januar 1988
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1988 erscheinen im Rahmen der „Zeitungsgruppe WAZ" folgende Lokalausgaben (Ortsausgaben) und Stadtteil-Ausgaben (Nebenausgaben): Essen Utat^MA
Enchepmmg«wfti«^ werktäglich freiuu
steift Kr^v Kettwig Esm-Wctf Bochum
samstags werktlglich
Linden, DahlBochums ßQdffl Geithe Bottrop Dinslaken/Wesel
samstafs donnerstags werkllilich werktlglich
Wesd Dortmund/Witten
werktlglich ^YiBffll nnrtmimd Dortmund- Ev ing u--Dane Dortmund-Köme •Brackel u. Wictek Dortmund-Hörde u. Airintrcek Dortmund- Hombruch u. -Baroo Dortmund-LOtgendortmund, -Marten u_ -Drastfeld Dortmund-Mengede u -Huänk Castroo-Rauxel LUnen Schwüle
Düsseldorf
Werktäglich dicrems - simsugg
dienstags - «WMlf f
werktlglich w*rlr{jg1irh werktlglich
Langenfeld, Hilden, Monheim iL Erkrath Duisburg
108
IXiishurg-Notd
werktäglich werktlglich
Pui SfcUT i-West [>i|^1frg-Slkj Gelsenkirchen
werktäglich werlrtlflirh werk tig lieh
Gelsenkirchenftgfc
werktäglich
GelsenkirchenBuer
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ntftHhpHr Hattingen
werktlglich ffiT[ftkhftwel
Herne Kleve Moers
werktlglich wwttl^lirh w^tlglirh werktlglich
Kamp-Lintfort, Rheinberg, Xanten Mülheim
werktlglich Mülheim-Broich, -Speldorf u. Mülheim-Styrum, Dümpten u.
Oberhausen
werktlglich OberhausenSterkrade u.
Reddighausen MM\
werktlglich wfrkttslith
Heften
^e^^tlgl^b
Datteln, Waltrop ßnrffn Halt««
werktlglich w^rlrtlgljrh
Velbert/ Heiligenhaus
werktlglich Hfllifffllh™"
w«ktlf1i«h
Wannft-F.irkf] ^.tt^ncrKfarf Witten Witta-Ncrd WiBen-Süd Arnsberg/ Neheim-Hüsten
werktäglich dOIUlfTSlftfcff donnerstags werktäglich
Alt-Amsberg/
Ennepe-Ruhr-Süd Schwehn Ennpprtiil
werktäglich donnerstags donnerstags
109
Gevelsberg
donnerstags
Sprockhövel
werktäglich (identisch mit der
Hagen
werktiglich Hagen-Haspe u. mittwochs
Hefdecke/WeUaIserlohn/Hemer/ Hagen-Hohenlimburg
werktiglich Iserlohn, Iserlohn- Le tm aihe Iserlohn-Letmathe u. Hagenfrmtag^
Lüdenscheid/Altena
werktiglich Volmetal u. Lfldenscheidftrit Schalksmühle, Halver, Kierspe Altena, Werdohl. Plettenberg, NachrodtWiblingwerde, Herscheid u. Neuonde
Menden
werkllglich werktiglich
Balve Meschede/Brilon
werktiglich Meschede (Alt kreist Schmallenberg, Fredeburg u. F.dnh* Meschede, Bestwig, Brilon (Altkreis)
werktäglich
Brilon, Olsberg u.Marsberp
werk||glich
Winterberg, Medebach u. Olpe
werktiglich Drolshagen, Wenden u. Obe-Stadt Lennestadt u.
110
dienstaes. freitaes
Finnentrop, Siegen
werktäglich Kreuztal, Hilchenbach, Netphen u.
Soest/Werl/ Warstein
werktlglich Belecke, Wantein, Rüthen u. Erwine
vieruhntlglich mittwochs
Quelle: WAZ Die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung" erscheint in Herne, Wanne-Eickel und Velbert, ebenso wie die „Westfalenpost" in Brilon, im Lokalmonopol. Die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung" ist Erstanbieter in Duisburg, Oberhausen, Mülheim, Bottrop, Gladbeck, Essen, Heiligenhaus, Hattingen, Witten, Gelsenkirchen und Gelsenkirchen-Buer. Die „Neue Ruhr Zeitung/Neue Rhein Zeitung" ist Erstanbieter in Wesel, Moers und Dinslaken. Die „Westfalenpost" ist Erstanbieter mit ihren Ausgaben in Wetter, Hagen, Menden, Arnsberg, Bad Berleburg und Olpe. 1 Gegen auflagenstärkere Wettbewerber müssen sich die Zeitungen der „Zeitungsgruppe WAZ" in den Räumen Düsseldorf und Kleve („Rheinische Post"), im Kreis Recklinghausen („Recklinghäuser Zeitung"), bei einigen Ausgaben im Kreis Unna („Hellweger Anzeiger"), im Kreis Soest („Soester Anzeiger"), im Kreis Siegen („Siegener Zeitung") und in Dortmund („RuhrNachrichten") behaupten. Differenziert nach Titeln ergibt sich für die Zeitungen der „Zeitungsgruppe WAZ" 1988 die folgende Übersicht: Ausgaben der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung": Duisburg-Mitte Duisburg-Süd Duisburg Nord Duisburg-West Essen Essen-Nord Essen-West Essen-Rattenscheid Essen-Steele/Kray Essen-Holsterhausen Essen-Ruhrhalbin5e]/-Kupferdreh Essen-Kettwig Moers
'interview mit Heinz GAßDORF am 11. Mlrz 1987
111
Kamp-Lintfort Rheinberg Malheim Mülheim-Broich Mülheim-Styrum Oberhausen Oberhausen-Sterkrade Velbert Heiligenhaus Bottrop Buer Gelsenkirchen Gladbeck Bochum Bochum-Langendreer Bochum-Süd Bochum - Linden/- Dahlhausen Bochum-Gerthe Castrop-Rauxel Herne Heme-NoTd Lünen Marl Recklinghausen Wanne-Eickel Wanne • Eickel-Nord Wattenscheid Witten Witten-Süd Dortmund-Süd n Dortmund-Süd I Dormund-West II Dortmund-Nord-Ost II Dortmund-West I Dortmund-Nord-Ost I Herten Datteln/Ostvest Oer • Erkenschwick Waltrop Sprockhövel I Hattingen Unna Dorsten Haltern Kamen
Ausgaben der „Neuen Ruhr Zeitung/Neuen Rhein Zeitung": Duisburg-Mitte Duisburg-Süd Duisburg-Nord
112
Duisburg-West Dinslaken Essen Essen-Nord Essen-West Essen-Rattenscheid Essen-S teele/- Kr ay Essen-Holsterhausen Essen-Ruhrhal binsel/- Kupferdreh Essen-Kettwig Moers Kamp-Lintfort Rheinberg Mülheim MUlheim-Broich Mülheim-Styrum Oberhausen Oberhausen - Sterkrade Düsseldorf Düsseldorf-Süd Wesel Kleve Emmerich/Issel
Ausgaben der „Westfälischen Rundschau" Castrop-Rauxel Lünen Witten Witten-Süd Dortmund-Süd II Dortmund-Süd I Dortmund-West II Dortmund-Nord-Ost Q Dortmund-West I Dortmund-Nord-Ost I Sprockhövel I Hattingen Schwerte Unna Kamen Schwelm Gevelsberg Sprockhövel II Ennepetal Hagen Hagen-Haspe Weuer Iserlohn Hohenlimburg Siegen
Siegen-Altenkirchen Lennes tadt/Kirchimdem Finnentrop/Attendorn Olpe Bad Berleburg/Wittgenstein Armberg Neheim-Hosten Schmalleoberg Meschede Warstein Lüdenscheid Volmetal-Halver Werdohl-Meinerhagen Lenne tal/Al tena Lenne tal/W erdohl Lennetal/Plettenberg
Ausgaben der „Westfalenpost1*: Brilon Winterberg Schwelm Gevelsberg Ennepetal Hagen Higen-Haspe Wetter Iserlohn Hemer Balve Menden Hohenlimburg Letmathe Siegen Lennestadt/Kirchhundem Finnentrop/Attendorn Olpe Bad Berleburg/Wittgenstein Arnsberg Neheim-Hüsten Schmallenberg Meschede Soest Werl
Außerdem erscheinen die folgenden Postausgaben: der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung": Essen Dortmund
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der „Neuen Ruhr Zeitung/Neuen Rhein Zeitung": Essen Düsseldorf der „Westfälischen Rundschau": Dortmund der „Westfalenpost": Hagen Insgesamt sind dies 157 Ausgaben der vier genannten Zeitungen. Seit der Gründung der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" sind die Ausgaben Dorsten, Velbert, Hattingen, Unna und Haltern neu gebildet worden. Die Ausgaben Hagen und Hamm mußten eingestellt werden. Bedingt durch den Rückzug der WAZ aus Hamm und der NRZ aus Wuppertal, zählen diese beiden Städte gemeinsam mit Herne zu den nordrhein-westfälischen Großstädten, in denen nur eine Tageszeitung erscheint. Von der Gesamtauflage der „Zeitungsgruppe WAZ" werden rund 90 Prozent im Abonnement und rund zehn Prozent über das Grosso-System 1 im Einzelverkauf (EV) vertrieben. Der EV-Anteil der „Neuen Ruhr Zeitung/Neuen Rhein Zeitung" liegt etwas über den genannten zehn Prozent. Der Hauptvertriebsleiter der Gruppe, Heinz GAßDORF, räumt allerdings dem Einzelverkauf in Zukunft größere Chancen als bisher ein 2 , auch wenn in dieser Vertriebsform der WAZ als unmittelbarer Wettbewerber die größte deutsche Straßenverkaufszeitung, die ,3>ld"-Zeitung, gegenübersteht. Als Sonderform des Einzelverkaufs erfolgt schon jetzt der sogenannte .Abendverkauf', das heißt der Verkauf der druckfrischen Ausgabe des kommenden Tages in den Abendstunden, der „Neuen Ruhr Zeitung/Neuen Rhein Zeitung" in Düsseldorf sowie der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" und „Westfälischen Rundschau" in Dortmund.3
'HOLL, H.-P. 1982: Möglichkeiten der EV-Fördening. In: o.V. (Schnurr. D., Red.): Zeitungsverkauf in den 80er Jahren. Das Buch zur Frankfurter Vertriebstagung des BDZV. Düsseldorf. Wien, S. 112 ^Interview mit Heinz GAßDORF am 11. Mira 1987 3 vgl. LANDESPRESSE- UND [NFORMATIONSAMT NORDRHEIN-WESTFALEN (Hg.) 1983: Medienatlas Nordrhein-Westfalen. Grundlagen der Kommunikation. (Bd. 1). S. 259
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Den Vertrieb der Abonnementsexemplare übernehmen die rund 6 500 Zusteller der „Zeitungsgruppe WAZ". Diese verteilen in ihren Bezirken jeweils alle am Ort erscheinenden Titel der Gruppe sowie verschiedene überregionale Tageszeitungen, mit denen seitens der Zeitungsgruppe Vertriebsabkommen bestehen. Dies sind zur Zeit: „Die Welt", „Süddeutsche Zeitung",,.Frankfurter Allgemeine", „Neue Arztliche". Da die Zustellbezirke relativ klein und überschaubar abgegrenzt sind, gibt es laut GAßDORF gegenwärtig keine Personalprobleme bei den Zusteilem.1 Der Vertrieb erfolgt seit 1968 EDV-unterstützt Alle größeren und mittleren Geschäftsstellen sind per Standleitung mit der Vertriebszentrale in Essen verbunden. Der Reklamationsfaktor bei der Zustellung, oft ein Grund zur Kündigung des Abonnements, beträgt wenige Promille, eine erstaunliche, logistische Leistung angesichts einer Million Dienstleistungen in jeder Nacht Diagramm 30:
„Westdeutsche Allgemeine Zeitung": Verkaufsauflage der Gesamtausgabe (1951-1974)
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Abonranett
Quelle: IVW
'interview mit Heinz GAßDORF am 11. M i n 1987
116
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Diagramm 31:
„Zeitungsgruppe WAZ": Verkaufsauflage, AbonnementsVerkauf, Einzelverkauf (1975-1987)
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Quelle: IVW
2.4.6 Zeitungsredaktion Für den Außenstehenden gilt die Redaktion als die Zeitung schlechthin. Nur zu verständlich ist es daher, wenn, was häufig geschieht, zum Beispiel Redakteure auf Mißstände beim Vertrieb der Zeitung angesprochen werden. Tatsache ist dabei, daß die Redaktion zwar die wichtigste, weil publizistische Abteilung des Verlages ist, sie ist und bleibt aber - verlagsintern - nur eine Abteilung unter anderen. Als Abteilungsleiter und gleichzeitig Garant der publizistischen Leistung des Verlages fungiert der Chefredakteur. Gemeinsam mit einem oder mehreren Stellvertretern und dem „Chef vom Dienst" (CvD) bildet er die Chefredaktion. Häufig ist bei mittleren und größeren Zeitungsreaktionen eine Arbeitsteilung anzutreffen, die einen der stellvertretenden Chefredakteure für die Ressorts der sogenannten Zentralredaktion, den zweiten Stellvertreter für die Lokalredaktionen verantwortlich macht Dem Chef vom Dienst obliegt die Organisation der täglichen Zeitungsproduktion, die sich nicht nur auf die Abstimmung zwischen Redaktion und Anzeigenabteilung beschränkt.
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Bei zahlreichen kleineren Regionalzeitungen und fast allen Lokalzeitungen läßt die Erlössituation des Unternehmens keine eigene Zentralredaktion zu. Diese Zeitungen haben sich zu Redaktionsgemeinschaften zusammengeschlossen. Die zentrale Gemeinschaftsredaktion, die für die angeschlossenen Zeitungen den Zeitungsmantel liefert, ist meist bei der größten Zeitung der Gemeinschaft angesiedelt. 1 Von den 341 in der Pressestatistik 1985 erfaßten Abonnementszeitungen stellten nur 119 Zeitungen den Zeitungsmantel vollständig, 22 Zeitungen zumindest teilweise in der eigenen Redaktion her. Rund 59 Prozent oder 200 Zeitungen waren an der Herstellung des Mantels ihrer Zeitungen redaktionell nicht beteiligt.2 Diagramm 32:
Redaktionelle Herstellung des Zeitungsmantels bei Zeitungen (1975-1985)
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8
teilweise
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nicht
Quelle. STATISTISCHES BUNDESAMT
'»gl. DOVIFAT, E. 1976: Zeitungslehre. Redaktion, die Sparten Verlag und Vertrieb, Wirtschaft und Technik, Sicherung der öffentlichen Aufgabe. 6. Aufl. Berlin, New York, S. 35 2 STATISTISCHES BUNDESAMT WIESBADEN 1987: Bildung und Kultur. Fachserie 11. Reihe 5, Presse, 1985. Stuttgart, Mainz, S. 42
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Als „klassische" Ressorts der Redaktion gelten: -Politik -Wirtschaft -Kultur -Sport - Lokales1 Oft untergliedert sich diese Einteilung noch weiter. So wird bei einigen Zeitungen das Ressort Politik in Zuständigkeiten für die Innen- und die Außenpolitik aufgeteilt. Bei größeren Zeitungen existieren häufig weitere Ressorts, so zum Beispiel eine Verkehrsredaktion, eine W i s s e n s c h a f t s r e d a k t i o n , eine L e s e r b r i e f r e d a k t i o n und eine Beilagenredaktion, die für die publizistische Betreuung der sogenannten Verlags-Sonderbeilagen zuständig ist Daß die „Klassik", das heißt die Tradition, dieser Ressortsabgrenzungen häufig nicht mehr den aktuellen Anforderungen entspricht, wird mittlerweile offen bekannt: „Wir haben bereits festgestellt, daß die Trennung in die einzelnen Verlagsbereiche nicht mehr zeitgemäß ist Ich möchte das erweitern und auch auf die hergebrachte starre Ressortgliederung beziehen. Denn Lokales kann auch Wirtschaft sein, Sport auch Politik, Feuilleton kann - und sollte - Unterhaltung sein und so weiter. Darüber müssen wir nachdenken. Dabei ist es sicher nicht damit getan, Kleinigkeiten zu verändern und ein bißchen Styling an der Optik zu betreiben. Es geht vielmehr um ein grundsätzliches Umdenken."2 Dieser Einteilung steht letztlich auch das überwiegende Interesse der Leser entgegen, daß, so der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Axel Springer Verlags AG, Günter PRINZ, „beim Vermischten, beim Lokalen und dann noch beim Sport" 3 liegt. PRINZ beklagt, daß das Image der einzelnen Redaktionsressorts dem Leserinteresse diametral entgegensteht. So sei „nicht etwa der Lokalchef der König, sondern der kaum gelesene Außenpolitikei"4.
'vgl. BRAND, P./SCHULZE. V. (Hg.) 1983: Medienkundliches Handbuch. Die Zeitung. Zeitungssystematischer Teil. Braunschweig. S. 70 2 KLOTZSCHE, E. F. 1987: Die Tageszeitung. Analyse und Prognose. In: o.V. (Gaßdorf, D.. Red.): Zeitungen für den Markt von morgen. Düsseldorf, Wien, S. 48 f. 3 PRINZ, G. 1987: Fallbeispiel Bild-Gruppe. In: o.V. (GaBdorf. D., Red.): Zeitungen für den Markt von morgen. Düsseldorf, Wien. S. 84 4 PRINZ, G. 1987: Fallbeispiel Bild-Gruppe. In: o.V. (GaBdorf , D., Red.): Zeitungen für den Markt von morgen. Düsseldorf, Wien, S. 84
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Auskunft über die Leserpräferenzen gibt die folgende Übersicht: Tabelle 33:
Leserpräferenzen
Frage: "In den Tageszeitungen steh! heute so viel, dafi nun gar nicht immer alles lesen kann. Können Sie mir bitte nach dieser Liste hier sagen, was Sie im allgemeinen immer lesen?" (Vorlage einer Liste)
1. Lokale Berichte hier aus dem Ort und der Umgebung 2. Politische Meldungen und Berichte aus Deutschland (Innenpolitik) 3. Anzeigen 4. Leserbriefe 5. Tatsachenberichte aus dem Alltag 6. Politische Meldungen und Berichte sus dem Ausland (AuBenpolitik) 7. Sportberichte I. Leitartikel 9. Gerichtsberichte, Berichte Ober laufende Prozesse 10. Die Frauen leite (Mode, Haushaltsfngen. Kindererziehung) II. Aus dem kultinellai Leben (Film, Theater, Bücher, Musik, Malerei) 12. Winschaftsteil 13. Aus Technik und Wissenschaft 14. Fortsetzungsroman Keine Angaben
19« 72 46 51 37 44 39 33 26 41 39 37 21 24 30
Angaben in Prozent Män 1978 84 59 58 48 46 44 44 41 39 35 33 28 26 18
9
4
Quelle: ALLENSBACHER ARCHIV1
Daß viele Zeitungsverlage auf dieses überproportional starke Interesse des Lesers am Lokalteil reagieren, zeigt die steigende Anzahl der StadtteilAusgaben, die für den Leser-, allerdings auch für den Anzeigenmarkt, das Sublokale erschließen. Zumal diese Domäne der Zeitung, in den vergangenen Jahrzehnten von den Verlagen sträflich vernachlässigt, seit Ende der sechziger Jahre auch als Kommunikationsraum für Anzeigenblätter herhalten mußte, die der besonderen redaktionellen Berücksichtigung des Lokalen bzw. Sublokalen sicherlich einen Teil ihres Erfolges zuschreiben können. 2 RONNEBERGER stützt diese These und weist darüber hinaus darauf hin, daß „lokale Berichterstattung sich im allgemeinen nicht auf Gemeinden, sondern auf Kreise bezieht". 3 TEICHERT kritisiert die lokale Berichterstattung der Zeitungen und unterstellt ihr, integriert „in das Netz öffentlicher Beziehungen ihrer Gemeinwesen", „eher eine repräsentative und weniger eine politische Öffentlichkeit zu bilden".4
' N O E L L E NEUMANN. E. 1981: Der U s e r von morgen und seine Bedürfnisse. In: ZV + ZV H. 4 4 - 4 5 / 1 9 8 1 , S. 1578 v g l . T E C K E N T R U P , K. H. 1982: Die T a g e s z e i t u n g als W i r i s c h a f t s u n t e r n e h m e n EinfluBfaktoren, Fakten, Zahlen. In: Koszyk. K./Schulze, V. (Hg.): Die Zeitung all Persönlichkeit. Düsseldorf, S. 277 2
3
R O N N E B E R G E R , F. 1986: Medienpolitik. Mainz, S. 30
Kommunikationspolitik
III.
Kommunikationspolitik
all
"^TEICHERT, W. 1982: Die Region als publizistische Aufgabe. Ursachen, Fallstudie, Befunde Hamburg, S. 27
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Sowohl RÖHM 1 als auch TECKENTRUP 2 weisen darauf hin, daß angesichts des sich wandelnden Mediengefüges für die Tageszeitung gerade ihre klassische Domäne, das Lokale, selbst in der Auseinandersetzung mit lokalem Hörfunk, ihren Bestand gewährleisten könne. Erforderlich sei dafür allerdings ein Wandel des redaktionellen Marketings, das der besonderen Würdigung der lokalen Berichterstattung Rechnung trägt. 2.4.6.1 Zeitungsgruppe WAZ PRTTZKOLEIT charakterisierte 19S7 den Lesermarkt und den publizistischen Stil der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" wie folgt „Sie ist eine Volkszeitung im undoktrinären Sinne des Wortes: die Zeitung, die die Bergleute und ihre Frauen, die Hüttenarbeiter und die Angestellten der Industrie, aber auch die große Zahl der Gewerbetreibenden und Beamten mit Behagen lesen. Bescheiden in der Aufmachung, in der Handhabung des Formats (Rheinisches Format) an die gute alte Generalanzeigerpresse erinnernd, journalistisch gekonnt, insofern als der Stoff so stark komprimiert wie nur möglich und graphisch geschickt dargeboten wird, reich bebildert, unabhängig in dem Sinn, daß sie sich die Freiheit vorbehalten hat, milde Kritik nach jeder Seite zu üben, wohlversehen mit Anzeigen, namentlich auch mit Familienanzeigen, und durch ihren Reichtum an Nebenausgaben in der Lage, dem lokalen Interesse mitsamt den publizistischen Ansprüchen aller Vereine, Arbeits- und Ehejubiläen vollauf zu genügen - genau das also, was die vom Tempo des technischen Fortschritts und von der Anonymisierung des öffentlichen und des Wirtschaftslebens bedrängten und geängstigten Kumpels in der Ruhe ihrer vier Wände lesen wollen, um die Illusion eines gesicherten, im lokal überschaubaren Umkreis verlaufenden Daseins zurückzugewinnen."3
'RÖHM, W. 1982: Tageszeitung und .»Neue Medien". Eine absatzwirtschaftliche Analyse der Konsequenzen und Handlungsmöglichkeiten für den lokalen Tageszeitungsverlag durch den Eintritt der „Neuen Medien" in den Medienmarkt. Mannheim, S. 181 f. HECKENTRUP, K. H. 1982: Die Tageszeitung als Wirtschaftsuntemehmen. Einflußfaktoren, Fakten, Zahlen. In: Koszyk, K./Schulze, V. (Hg.): Die Zeitung als Persönlichkeit. Düsseldorf, S. 2 7 9 3 PRITZKOLEIT, K. 1957: Wer gehört zu wem? Eine Chronik von Besitz und Macht. Wien, München. Basel. S. 198
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JANKE ergänzt über zwanzig Jahre später: „Der besondere WAZ-Journalismus koppelt eine Art Volkstümlichkeit einfache Darstellung, nichts Hochgestochenes, keinerlei Brillanz - mit einer deutlichen Bevorzugung regionalspezifischer Themen - Beispiel: Wirtschaftsförderung im Revier, Struktur- und Verkehrspolitik, Schulprobleme. Aber er bleibt dabei in seinem Politik- und Wirtschaftsverständnis ganz traditionell. Verpflichtet auf den Konsens über Parteiendemokratie und Marktwirtschaft, Wachstumscredo und Reserve gegenüber jeglicher Systemkritik und Basismobilisierung eingeschlossen. WAZ-Joumalismus verfährt gleichsam nach dem Motto: Allen wohl, niemandem weh. Er ist sozusagen der sinnfälligste und verbreitetste Ausdruck dafür, wie schwer es der oft beschworenen Bevölkerungsmehrheit - und das WAZ-Publikum gehört dazu - fällt, auf der Berücksichtigung seiner Interessen zu bestehen."1 Eine positive Darstellung der publizistischen „Marschrichtung" der WAZ aus der Sicht des Verlages aus AnlaS des 30jährigen Bestehens der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" greift den Gedanken der Volkstümlichkeit - im wohlverstandenen Sinne - wieder auf: „Die wesentlichen Vorzüge, die die WAZ zur größten Zeitung des Ruhrgebietes und gleichzeitig zur auflagenstärksten Regionalzeitung der Bundesrepublik werden ließen, waren von Anfang an da: das Bemühen um sachliche Information, um Unabhängigkeit, um Volkstümlichkeit
'.JANKE, H. 1980: Riese im Revier. Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung. In: Thomas, M. W. (Hg.): Porträts der deutschen Presse. Politik und Profit. Berlin, S. 60
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Die WAZ hat deshalb niemals nur das für wichtig gehalten, was als große Politik gilt. Gleichberechtigt stand daneben das Bemühen, all das mitzuteilen, schnell und zuverlässig, was unseren Lesern wichtig war das Geschehen in ihrem überschaubaren Bereich, im Ruhrgebiet, in ihrer Stadt, an ihrer Arbeitsstätte, in ihrer Freizeit" 1 Auch der langjährige Chefredakteur der WAZ, Siegfried MARUHN, weist auf die besondere Berücksichtigung des Kommunikationsraumes als publizistische Maxime der Zeitung hin: „Die besondere Bevölkerungsstruktur des Ruhrgebiets und die Tatsache, daß die WAZ-Leserschaft mit dieser Struktur identisch ist, bestimmen maßgeblich sowohl Inhalt wie Form der WAZ. Inhaltlich muß die Redaktion sich immer gewärtig sein, was - subjektiv wie objektiv - für die Leser wichtig ist" 2 Daß sich der erwähnte Sprachstil der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" nicht quasi automatisch ergeben hat, sondern seit der Gründung der Zeitung an ihm bewußt „gefeilt" wurde, belegen zwei Zitate von Oskar BEZOLD, der 1948 als Chef des Politik-Ressorts und stellvertretender Chefredakteur in die Dienste der WAZ trat. Entnommen sind beide Zitate einer hektographierten „täglichen Manöverkritik" namens„Kummerblättchen", die in der Regel von BEZOLD in der Zeit vom 3. August 1953 bis zum 14. April 1954 redaktionsintern herausgegeben wurde: „Wir sollten uns darauf einigen, dass es z.B. heisst: .Präsident Eisenhower fahrt mit seiner Frau nach Ottawa' und nicht ,mit seiner Gattin* oder gar .Gemahlin' und selbstverständlich umgekehrt. Also: Königin Elisabeth und ihr Mann, der Herzog von Edinburgh. Zur Klärung: Es ist nicht einzusehen, dass die Frau von Herrn Müller etwas anderes ist als die Frau des Herrn Generaldirektors Müller."3 und „Hinweis: im Ruhrgebiet wird wohl allgemein .Samstag' anstelle von .Sonnabend'gesagt. Grundsätzlich in allen WAZ-Manuskripten also .Samstag'." 4
'o.V. (Zeitungsgruppe WAZ, Hg.) 1978: Westdeutsche Allgemeine Zeitung. Vorwort. Zitiert nach: Ney, E. o.J.: Alles aus dem Nichts. Geschichten aus der WAZ-Geschichte. o.O. (Essen), S. 101 2 MARUHN, S. 1980: Westdeutsche Allgemeine Zeitung. Vortrag an der Ruhr-Universitlt Bochum am 12. Dezember 1978. In: Fischer. H D. (Hg.): Chefredakteure. Publizisten oder Administratoren? Düsseldorf, S. 175 3 BEZOLD, O. 1953: WAZ-Kummerblättchen, Nr. 102, 12. November 1953 4 BEZOLD, O. 1953: WAZ-Kummerbllttchen, Nr. 104, 14. November 1953
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An der äußeren Gestaltung der Zeitung hat sich seit ihrem Bestehen einiges verändert 1957 erfolgte die Umstellung von fünf auf sechs Spalten und eine Modernisierung des WAZ-Signets. Zwei Jahre später, 1959 wurde der Kopf der Titelseite noch einmal umgestaltet: Ergebnis war ein asymetri scher Titel. Die bessere Ausnutzung des Papierformats und die forciert betriebene Anzeigenpreis-Politik führten zum Jahreswechsel 1966 zur Umstellung von sechs auf sieben Spalten. Im Gegensatz zu anderen Zeitungen (vgl. „RuhrNachrichten" und „Rheinische Post") erfolgten die Modernisierungen der WAZ nur graduell, immer vorsichtig und mit viel Rücksicht auf Lesergewohnheiten. Der redaktionelle Umfang stieg im Laufe der Jahre um eine dritte politische Seite (,.Berichte und Hintergrund"), eine komplette Fernsehseite und zeitweilig auf eineinhalb Wirtschaftsseiten, als die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung" von 1961 bis 1967 Börsenblatt der Düsseldorfer Börse war. Zu allen Zeiten hat es außerdem Überlegungen gegeben, Zielgruppen, die durch die allgemeine Berichterstattung zu wenig berücksichtigt werden, mit redaktionell gesondert gestalteten Seiten anzusprechen. So hat es zahllose Überlegungen zur Gestaltung einer Jugendund einer Frauenseite gegeben. Seit Februar 1988 erscheint einmal im Monat ein Supplement mit dem Titel „Wir Frauen in Nordrhein-Westfalen", das den Zeitungen der „Zeitungsgruppe WAZ" beigelegt wird. Die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung" erscheint an normalen Werktagen mit durchschnittlicher Anzeigenbelegung in vier Büchern bzw. Produkten (Zeitungsteilen). Im ersten Buch erscheinen die Seiten der Ressorts Politik (Seiten 1 + 2), Aus dem Westen (Seite 3), Kultur (Seite 4), Bericht und Hintergrund (Seite 5), Femsehen (Seite 6), Aus aller Welt (Seite 7).1 Das zweite Buch ist in der Regel den Ressorts Sport und Wirtschaft vorbehalten. Als drittes Buch erscheinen die Lokal- und als viertes und letztes Buch die Sublokal teile. Für die WAZ arbeiten 1988 339 angestellte Redaktionsmitglieder (WR: 232 Redakteure, NRZ: 153 Redakteure, WP: 153 Redakteure) in den Lokalredaktionen und den folgenden Ressorts der Zentralredaktion: Politik, Wirtschaft, Aus dem Westen, Aus aller Welt, Kultur, Sport, Technik/ Verkehr, WAZ Wochenende/Fernsehen, Verlagsbeilagen. Die WAZChefredaktion setzt sich im Frühjahr 1988 wie folgt zusammen: Chefredakteur: Siegfried Maruhn, stellvertretende Chefredakteure: Franz Czemy, Ralf Lehmann, Dr. Achim Melchers, Chef vom Dienst: Bodo Zapp. Ende September 1988 wechselte Siegfried Maruhn, der der Redaktion seit 1952 angehört und sie seit 1970 leitet, als Korrespondent nach Washington. Sein bisheriger Stellvertreter Ralf Lehmann wurde Chefredakteur.
'Die Seitenangaben berücksichtigen nicht die täglich wechselnde Anzeigenbelegung.
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Die publizistische Organisation der anderen, in der „Zeitungsgruppe WAZ" erscheinenden Zeitungen ist bei den Jeweiligen Fusionen vertraglich festgelegt werden. Sowohl bei der Übernahme der „Westfalenpost", der „Westfälischen Rundschau" als auch der „Neuen Ruhr Zeitung/Neuen Rhein Zeitung" wurde vereinbart, daß die bisherigen Herausgeber, die die politische Grundhaltung ihrer Zeitung gewährleisteten, diese Position auch als Minderheitsgesellschafter beibehalten und darüber hinaus auch ihren Nachfolger bestimmen können. Dem Minderheitsgesellschafier obliegt auch die Einsetzung und Abberufung des Chefredakteurs. Der Redaktionsstellenplan und der Redaktionsetat weiden entsprechend den vertraglichen Regelungen einheitlich für alle Titel der Gruppe geregelt. Für die Redaktionen der NRZ und der WR bedeutet dies, daß ihnen nach der Fusion mehr Geld zur Verfügung steht als zum Zeitpunkt ihrer Selbständigkeit. Gegen die Schließung von Bezirksausgaben besteht ein Vetorecht der Minderheitsgesellschafter, im Falle des Zeitungsverlages Niederrhein, in dem unter anderem die NRZ erscheint, allerdings nur eingeschränkt. Um die einheitliche Entwicklung aller Zeitungen der Gruppe zu gewährleisten, ist sichergestellt, daß bei der Verlagswerbung kein Titel schlechter gestellt wird als ein anderer.! Im Zuge der Fusion mit der „Westfälischen Rundschau" wurden zehn WRRedaktionen in identischen Verbreitungsgebieten mit den entsprechenden WAZ-Lokalredaktionen zusammengelegt und der WAZ-Chefredaktion unterstellt. Bei der Fusion mit der „Neuen Ruhr Zeitung/Neuen Rhein Zeitung" wurden jeweils in gemeinsamen Verbreitungsgebieten eine NRZund eine WAZ-Ausgabe eingestellt An zwei Orten wurden die existierenden WAZ- und NRZ-Lokalredaktionen zusammengelegt. Eine andere Folge der Fusionen waren sogenannte „gemeinsame Lokalausgaben", das heißt, daß die Lokalteile von verschiedenen Zeitungen der Gruppe, die an einem Ort erscheinen, identisch sind. Sie unterscheiden sich nur durch den Mantel. Diese „gemeinsamen Lokalausgaben" gibt es zur Zeit in: Tabelle 34: Ausgibt
„Zeitungsgruppe WAZ": Gemeinsame Lokalausgaben gemeinsamer Lokalteil in:
Duisburg-Nord
WAZ und NRZ
Duisburg - West Castrop-Rauxel Witten
WAZ und NRZ WAZ und WR WAZ und WR
Hattingen Lünen Kamen Unna
WAZ und WR WRmdWAZ WRmdWAZ WR lud WAZ
'vgl. MESTMÄCKER. E.-J. 1978: Medienkonzentration und Meinungsvielfalt. Eine vergleichende wirtschaftsrechtliche Untersuchung im Auftrage des Bundesministers des Innern. Baden-Baden, S. 48 f. und MESTMÄCKER, E.-J. 1979: Verlagskonzentration und Verdrllngungswettbewerb im Recht der Wettbewerbs bcschrlnkungen. In: Fischer, H.-D./Baems, B. (Hg.) Wettbewerbswidrige Praktiken auf dem Pressemarkt. Positionen und Probleme im internationalen Vergleich. Baden-Baden, S. 41 f.
125
Beide Geschäftsführer der Zeitungsgruppe und auch der Herausgeber betonen, daß es keine „tagesgeschäftlichen Eingriffe" in Redaktionsabläufe gibt. 1 Nach dieser Darstellung kommen die Geschäftsführer und der Herausgeber der „Zeitungsgruppe WAZ" der von KELLER formulierten Idealform des Verlegers recht nahe.2 2.4.7 Wettbewerbssituation auf dem Zeirnnpsmarirt Im folgenden sollen die intramediären Strukturprobleme der Zeitungen unter wettbewerblichen Gesichtspunkten dargestellt und erörtert werden. Entsprechend der großen Abhängigkeit des Anzeigenmarktes von der Konjunktur verlief die Entwicklung der Tageszeitungen: bis zur ersten tiefgreifenden Rezession Mitte der sechziger Jahre relativ ungestört, danach den zyklischen Unbilden der Volkswirtschaft ausgesetzt. Als besonders von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung abhängig erwiesen sich dabei die Stellenmarkt- und Immobilienanzeigen. Zusätzlich erschwert wurden die Bedingungen Mitte der achtziger Jahre, als sich erstmals private Rundfunkveranstalter auch um die letzte Domäne der Zeitung, den lokalen Raum, sowohl publizistisch wie auch im werblichen Bereich bemühten. Dieser grundlegende Strukturwandel wird, wie zuvor schon in den ökonomischen Krisenzeiten, die Wettbewerbssituation auf dem Zeitungsmarkt nachhaltig beeinflussen. Galt es bisher, sich nur intramediär im Verbreitungsgebiet zu behaupten, was vielen Zeitungen - dokumentiert durch die große Anzahl von Monopol- und Erstzeitungen - durchaus gelungen ist, so gilt es künftig, sich auf dem eigenen Terrain auch der Neuen Medien zu erwehren. Diese Anforderung wird in Konsequenz nicht nur zu einem verschärften intermediären, sondern auch zu einem in dieser Form bisher nicht gekannten intramediären Wettbewerb führen. Im Hinblick auf diese Entwicklung urteilte der geschäftsführende Gesellschafter von „Infratest", Gerhard Unholzer, auf einer Arbeitssitzung des BDZV über „Die Wettbewerbsposition der Zeitung in einer veränderten Medienlandschaft": „Der Konzentrationsprozeß im deutschen Zeitungsmarkt hat seinen Abschluß noch nicht gefunden. Nicht alle Tageszeitungen werden die zunehmende Binnenkonkurrenz unbeschadet überstehen."3
'interview mit Erich BROST «m 26. November 1987; Interview mit Gunther G R O T K A M P am 11. Januar 1988; Interview mit Erich SCHUMANN am 22. Januar 1988 2
K E L L E R , D. 1986: Regionale Tageszeitungsverlage und neue Medien. Elemente einer offensiven Unternehmensstrategie in den achtziger Jahren. Mannheim, S. 116 3 UNHOLZER, G. 1986: Die Tageszeitung in der Medienlandschaft der Zukunft. In: o.V. (Schnurr, D., Red.): Vom Zeitungsverkauf zum Zeitungsmarketing. Düsseldorf, Wien, S. 66
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Über die Intensität des Wettbewerbs prognostiziert der gleiche Fachmann: „Die Konkurrenz zwischen den gedruckten Medien wird deutlich stärker sein als die Konkurrenz zwischen elektronischen Medien und der Tageszeitung. Allerdings werden die elektronischen Medien bewirken, daß sich die Binnenkonkurrenz zwischen den gedruckten Medien noch weiter verschärft Der werblichen Konkurrenz zwischen den Mediengattungen wird noch größere Bedeutung zukommen als der publizistischen."1 Der Zeitungsmarkt in Nordrhein-Westfalen stellt sich als in sich geschlossener Markt dar. Das Gebiet des größten deutschen Bundeslandes ist auf dem Anzeigenmarkt identisch mit dem Teilsegment Nielsen II. Nur wenige Verlage verbreiten ihre Erzeugnisse über diesen Markt hinaus, so beispielsweise die .Aachener Volkszeitung" mit einer Ausgabe in Eupen (Belgien), die „Kölnische Rundschau" mit einer Ausgabe in Bad NeuenahrAhrweiler (Rheinland-Pfalz) und die „Westfälische Rundschau" mit einer Teilausgabe in Betzdorf (Rheinland-Pfalz).2 Auch im Hinblick auf den Marktzutritt neuer Zeitungen kann der bundesdeutsche Zeitungsmarkt als geschlossen gelten. In der Zeit von 1954 bis 1983 versuchten sich 25 neue Objekte sich zu etablieren, erfolgreich davon waren nur sechs Titel: zwei Straßenverkaufszeitungen („tz", München und „Express", Köln), zwei Abonnementszeitungen mit überregionaler („die tageszeitung", Berlin und „uz. unsere zeit", Neuss/Düsseldorf) und zwei Abonnementszeitungen mit regionaler Verbreitung („Die Wahrheit", Berlin und „Tagesanzeiger. Tageszeitung im Main-Kinzig-Kreis", Maintal).3
'UNHOLZER, G. 1986: Die Tageszeitung in der medioilandschaft der Zukunft. In: o.V. (Schnurr, D., Red.): Vom Zeitungsverkauf zum Zeitungsmarketing. Düsseldorf, Wien, S. 71 Zvgl. LANDESPRESSE- UND INFORMATIONSAMT NORDRHEIN-WESTFALEN (Hg.) 1983: Medienatlas Nordrhein-Westfalen. Grundlagen der Kommunikation. (Bd. 1), S. 166 3 v g l . SCHÜTZ, W. I. 1984: Statistik zum Marktzutritt von Tageszeitungen in der Bundesrepublik Deutschland seit 1954. In: Kopper, G. G. (Hg.): Marktzutritt bei Tageszeitungen. Zur Sicherung von Meinungsvielfalt durch Wettbewerb. München, New York, London, Paris, S. 67 ff.
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TECKENTRUP bewertet richtigerweise die wirtschaftliche Unabhängigkeit einer Zeitung als Voraussetzung für ihre geistige Freiheit. 1 Preis für diese Unabhängigkeit war seit Mitte der fünfziger Jahre (19SS) eine Entwicklung, die die bis dahin ausgeglichene Erlössituation von Anzeigen- und Vertriebsmarkt im Verhältnis von SO: SO zu Lasten des Lesermarktes auseinanderdriften ließ über ein Verhältnis von 34 : 66 in 19662 bis zu 67 : 33 in 19823. Daß sich unter Berücksichtigung dieser starken Abhängigkeit vom Anzeigenmarkt die Erlössituation der Zeitungsunternehmen in den achtziger Jahren nicht nachhaltig verschlechtert hat, ist der verlagsinternen Aufwertung des Lesermarktes zu verdanken, der mit unterschiedlich hohen Preissteigerungen die Verluste auf dem Anzeigenmarkt in der Bilanz ausgleichen mußte. Die Erlössituation Anfang der achtziger Jahre wie auch im weiteren Verlauf wird daher als „gut" 4 und „stetig zunehmend"3 beurteilt. Selbst die Zeitungsverleger charakterisieren ihre Märkte positiv: „Natürlich gab es auch konjunkturelle Schwankungen oder Einschnitte durch Arbeitskämpfe. Aber letzten Endes blühte das Geschäft; die Auflagen stiegen; Preisspielräume konnten ausgeschöpft werden; die Vertriebs- und Anzeigenumsätze wuchsen beträchtlich; die Umstellung auf neue Technologien brachte erhebliche Rationalisierungsvorteile und damit eine kostengünstigere Produktion." 6 Ein wichtiges Moment bei der Wettbewerbssituation der Zeitungen auf dem Anzeigen- und Vertriebsmarkt ist die Preisgestaltung. Sowohl PESCH 7 als auch NOLL 8 haben in ihren Untersuchungen ermittelt, daß die Bezugspreise auf dem Vertriebsmarkt bei mehreren im Verbreitungsgebiet erscheinenden Tageszeitungen identisch sind. Ausnahmen von diesem Grundsatz sind selten. Die größte Zeitung am Ort übernimmt dabei gleichzeitig die Rolle des Preisführers und nimmt damit unmittelbaren Einfluß auf die Erlössituation der Wettbewerber.
' v g l . TECKENTRUP. K. H. 1982: Die Tageszeitung als Wiitschaftsuntemehmen. Einflußfaktoren, Fakten. Zahlen. In: Koszyk, K./Schulze, V. (Hg.): Die Zeitung als Persönlichkeit. Düsseldorf. S. 271 ^vgl. REUMANN. K. 1968: Entwicklung der Vertriebs- und Arueigenerlöse seit dem 19. Jahrhundert. In: Publizistik, H. 3/1968. S. 230 3 vgl. BRUMMUND, P./SCHWINDT. P. 1982: Der Pressemarkt in der Bundesrepublik Deutschland. Öffentliche Aufgabe und privalwirtschaftliche Organisation der Presse. Köln. S. 115 4 PRESSE- UND INFORMATIONSAMT DER BUNDESREGIERUNG (Hg.) 1986: Bericht der Bundesregierung Ober die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland 1983. Medienbericht '85. o.O. (Bonn), S. 130 (identisch mit: DEUTSCHER BUNDESTAG, 10. Wahlperiode 1986: Bericht der Bundesregierung Ober die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland (1983). Medienbericht '83. Drucksache 10/3663) ^DEUTSCHER BUNDESTAG, 10. Wahlperiode 1986: Sechstes Hauptgutachten der Monopolkommission 1984/1985. Drucksache 10/5860, S. 29 ''TAMM, P. 1986: Problemstellung. In: o.V. (Schnurr, D„ Red.): Vom Zeitungsverkauf zum Zeitungsmarketing. Düsseldorf, Wien. S. 10 f. 7 vgl. PESCH. R. 1960: Marktformen und Verhaltensweisen im Deutschen Pressewesen. Köln, S. 203 f. ®vgl. NOLL, J. 1977: Die deutsche Tagespresse. Ihre wirtschaftliche und redaktionelle Struktur. Frankfurt, New York. S.41
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Ziel dieses Wettbewerbs ist es, die Position des Erstanbieters, der Erstzeitung an einem Ort oder, wenn möglich im gesamten Verbreitungsgebiet zu erringen. Unter ökonomischen Gesichtspunkten als optimal gilt letztendlich die Position des Monopolisten, des Alleinanbieters. Wie weit fortgeschritten die deutschen Zeitungsunternehmen bei diesem Wettbewerb sind, geht aus der folgenden Feststellung der BUNDESREGIERUNG hervor „1983 setzten von den damals insgesamt 367 Abonnementstageszeitungen primär lokaler/regionaler Verbreitung nicht weniger als 319 (86,9 %) den Uberwiegenden Teil ihrer Auflage auf Märkten ab, auf denen sie die Position des marktanteilsstärksten (51,2 %) oder sogar des alleinigen (35,7 %) Anbieters zeitungsvermittelter Lokalinformation hielten. An der Verkaufsauflage der lokalen/regionalen Abonnementszeitungen von insgesamt 13,7 Millionen Stück betrug der Anteil der in diesem Sinne marktbeherrschenden Blätter 12,3 Millionen Stück (89,6 %). Von den restlichen 48 Zeitungen (13,1 %), die ihre Auflage von insgesamt 1,4 Millionen Stück (10,4 %) überwiegend in nachrangiger Marktposition verkaufen mußten, waren viele durch Kapitalbeteiligung oder auch Kooperationsvereinbarungen dem örtlich führenden Wettbewerber verbunden."1 Schon vor zehn Jahren wiesen MAYR/SCHOBER 2 auf diese Entwicklung hin und folgerten aus ihr, daß entsprechend den Gesetzen des Marktes absehbar sei, daß die Zeitungen, die Erstanbieter seien, alles daran setzen würden, diese nahezu unangreifbare Position auszubauen und die verbliebenen Wettbewerber vom Markt zu verdrängen. Wettbewerbliche Instrumentarien in diesem Prozeß sind niedrige Bezugspreise, höhere Qualität der redaktionellen Leistung und günstige Tausenderpreise auf dem Anzeigenmarkt.3 Die Wettbewerbssituation auf dem Lesermarkt wird neben dem Bezugspreis, der „häufig über den Daumen gepeilt" 4 wird, von der Intensität der Vertriebswerbung bestimmt, die sich seit Jahren in einer „Infaltion von Werbegeschenken und Abo-Vermittlungsprämien"5 äußert
'PRESSE- UND INFORMATIONSAMT DER BUNDESREGIERUNG (Hg.) 1986: Bericht der Bundesregierung über die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland 1985. Medienbericht '85. o.O. (Bonn), S. 51 (identisch mit: DEUTSCHER BUNDESTAG, 10. Wahlperiode 1986: Bericht der Bundesregierung über die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland (1985). Medienbericht '85. Drucksache 10/5663) 2 MAYR, G./SCHOBER, W. 1978: Ökonomische Determinanten der Pressekonzentration. In: Media Perspektiven. H. 4/1978. S. 251 fT. 3 RONNEBERGER, F. 1980: Kommunikationspolitik II. Kommunikationspolitik als Gesellschaftspolitik. Mainz, S. 230 f. 4 FEUSER, E. 1982: o.T. (Podiumsdiskussion). In: o.V. (Schnurr, D„ Red.): Zeitungsverkauf in den 80er Jahren. Das Buch zur Frankfurter Vertriebstagung des BDZV. Düsseldorf, Wien, S. 56 5 LANDESPRESSE- UND INFORMATIONSAMT NORDRHEIN-WESTFALEN (Hg.) 1983: Medienatlas Nordrhein-Westfalen. Grundlagen der Kommunikation. (Bd. 1). S. 259
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Die Anzahl der Einflußfaktoren und die Strukturprobleme sind auf dem Anzeigenmarkt weitaus größer. Auf den Strukturwandel dieses Marktes, der mit immerhin 70 Prozent zum Erlös der Zeitungen beiträgt und dem danach entscheidende Funktion zukommt, weist KAUSCHE, der Leiter des Fachbereichs Anzeigen beim „Süddeutschen Verlag", München, hin: .Jahrzehnte lief das Anzeigenschäft in immer gleichen Bahnen: Aufträge entgegennehmen, abwickeln, kassieren; über die konkurrierenden Medien - auch aus dem eigenen Lager - und über schlechte Geschäfte klagen; Forderungen nach neuem mit dem Stereotyp .Geht nicht!' beantworten. Das alles glaubte man sich leisten zu können." 1 UNHOLZER beklagt auf der gleichen Tagung vier Versäumnisse der Tageszeitungen auf dem Anzeigenmarkt: So habe man zum ersten die Markenartikel-Werbung „kampflos" den Publikumszeitschriften überlassen; zweitens habe man kein gemeinsames Anzeigenmarketing aller Zeitungen entwickelt, sondern sei argwöhnisch einzig um den Erfolg seines Produktes bemüht; durch die Fixierung auf die lokale Werbung sei man drittens stark auf einzelne Kunden fixiert und gerate daher leicht in Abhängigkeit von diesen; wobei viertens generell über mangelnde Professionalität in den Anzeigenabteilungen der Zeitungen zu klagen sei.2 Auf die Problematik der Anzeigenpreise wurde bereits an anderer Stelle eingegangen. Interessant erscheint in diesem Zusammenhang die Analyse von NOLL, der den Zeitungen bei der Kalkulation der Anzeigenpreise unterstellt, daß sie „die Hälfte ihrer Anzeigenerlöse (...) als Gewinn verbuchen" können und die Anzeigenpreise generell als „außerordentlich hoch" beurteilt. 3 Die Preise für tausend Anzeigenseiten seien im Vergleich zum Preis für tausend Textseiten „mehr als doppelt so hoch". 4 Gemeinsam mit BRUMMUND/ SCHWINDT bewertet NOLL das Kombinationsrabatt-System als „preispolitische Maßnahme" 5 mit Folgen für die Wettbewerbssituation. Über die Funktion und den Erfolg von Anzeigenkombinationen für den Markt der Publikumszeitschriften gibt eine Untersuchung von UENK/LAARMANN Aufschluß, die zu dem kommunikationspolitisch entscheidenden Schluß kommt, „daß Anzeigenkombinationen im Bereich der Publikumszeitschriften eindeutig die Pressevielfalt bewahren." 6 Gegenteilige Auswirkungen dokumentiert das BUNDESKARTELLAMT in seinen Ausführungen über ' KAUSCHE, C.-H. 1986: Zur Wettbewerbssituation im Anzeigenmarkt. In: o.V. (Schnurr, D., Red.): Vom Zeitungsverkauf zum Zeitungsmarketing. Dflsseidorf, Wien, S. 42 UNHOLZER, G. 1986: Die Tageszeitung in d a Medienlandschaft da Zukunft. In: o.V. (Schnurr, D., Red.): Vom Zeitungsveikauf zum Zeitungsmarketing. Düsseldorf, Wien, S. 73 f. 3 NOLL, J. 1977: Die deutsche Tagespresse. Ihre wirtschaftliche und redaktionelle Struktur. Frankfurt, New York, S. 56 *NOLL, J. 1977: Die deutsche Tagespresse. Ihre wirtschaftliche und redaktionelle Struktur. Frankfurt, New York. S. 56 5 BRUMMUND, P7SCHW1NDT, P. 1982: Der Pressemarkt in der Bundesrepublik Deutschland. Öffentliche Aufgabe und privat wirtschaftliche Organisation der Presse. Köln, S. 136 ®UENK,E./L AARMANN, S. 1978: Die Bedeutung von Anzeigenkombinationen für die Publikumszeitschriften in der Bundesrepublik Deutschland. In: Presse- und Informations am t der Bundesregierung (Hg.): Kommunikationspolitische und kommunikationswissenschaftliche Forschungsprojekte der Bundesregierung (1974-1978). Eine Übersicht über wichtige Ergebnisse. Bonn, S. 329 2
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leistungsfremde Behinderungspraktiken, die immer dann vorliegen, wenn ein marktbeherrschender Verlag seine Marktstellung in nicht leistungsgerechter Form auszubauen versucht 1 Insbesondere in der Form, daß er Anzeigen, die er in einem marktbeherrschten Raum akquiriert hat, gekoppelt Uber einen Kombinationstarif in seine weiteren Ausgaben in ein Verbreitungsgebiet transferiert, in dem er nicht Marktführer ist Ergebnis dieser Entwicklung, die unter Umständen den Bestimmungen des § 22 Abs. 4 GWB zuwiderläuft, könnte unter gewissen Umständen sein, daß der an dem zweiten Ort dominierende Verlag ursächlich ihm als Marktführer zukommende Anzeigen verliert und er infolgedessen langfristig seine Position einbüßen muß. 2.4.7.1 Zeitungsemppe WAZ Das Wettbewerbsverhalten der WAZ war in der Vergangeheit, insbesondere nach Bildung der Zeitungsgruppe in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre, Gegenstand zahlreicher Untersuchungen. Zu nennen sind hier die von ULMER2 im Auftrag des Wettbewerbers „Ruhr-Nachrichten" erstellte Studie zum Anzeigenwettbewerb auf dem Pressemarkt des Ruhrgebiets; die Entgegnung der WAZ auf diese Fallstudie („Gegendarstellung")3, ein Auftragsgutachten der Zeitungsgruppe erstellt von HARMS4; und eine vergleichende wirtschaftsrechtliche Untersuchung von MESTMACKER5 im Auftrag des Bundesministers des Innem. Daß die erfolgreiche Marktpolitik des WAZ-Verlages den Wettbewerbern schon vor der eigentlichen Gründung der Zeitungsgruppe zum Jahreswechsel 1975/1976 „ungewöhnlich" vorkam, geht aus dem nachstehenden Kommentar von ULMER hervor
'DEUTSCHER BUNDESTAG. 8. Wahlpenode 1978: Bericht des Bundeskartellamtes Ober seine Tltigkeit im Jahre 1977 sowie Ober Lage und Entwicklung auf seinem Aufgabengebiet (J 50 GWB). Drucksache 8/1925, S. 43 f. 2 ULMER. P. 1977: Schranken zulässigen Wettbewerbs marktbeherrschender Unternehmen. Eine kartell- und wettbewerberechtliche Fallstudie zum Anzeigenwettbewerb auf dem Pressemarkt des Ruhrgebiets. Baden-Baden ^WESTDEUTSCHE ALLGEMEINE ZEITUNGS VERLAGSGESELLSCHAFT E. BROST & J. FUNKE o.J. (1976): Gegendarstellung der Westdeutsche Allgemeine Zeitungsverlagsgesellschaft E. Brost & J. Funke, Essen, zu dem im Auftrag der Ruhr-Nachrichten Verlagsgesellschaft mbH & Co.. Dortmund, erstatteten Rechtsgutachten von Prof. Dr. Peter Ulmer vom 10. M i r z 1976 zur Wettbewerbs- und kartellrechtlichen Beurteilung des Verhaltens der Westdeutsche Allgemeine Zeitunsggesellschaft E. Brost & J. Funke, Essen, auf dem Markt für Zeitungsanzeigen im östlichen Ruhrgebiet und zu den Auswirkungen dieses Verhaltens auf die Ruhr-Nachrichten Verlagsgesellschaft mbH A. Co, Dortmund. o.O. (Essen) 4 o.V. (HARMS, P.) o J . (1976): Stellungnahme von Prof. Dr. Peter Harms, Monster, zu dem von Prof. Dr. Peter Ulmer, Heidelberg, im Auftrag der Ruhr-Nachrichten Verlagsgesellschaft mbH -Aft (Endieinung»blufigtcdl)
Tageszeitung Wocheazdiung
4. Zeäungakonzenlralion 5. T a g e u d t u n g » Konzentrttion
horizontalintnmedilr
TafcueiuopAit (Veitriebeart)
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6. AbonnementTi|cndtui)|t-
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Abo-Tage»Ectbinja-Typ (Vctbtvitunpafl)
regionale/lokale A bo- T a g e u d t u n g Übenc|ioiule A bo- Tageezdtung
7. Regionale/Lokale Ti|cit(ltU)|iKonzentraion
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Regional e/lok ale Abo-Tagozdtung
Quelle: KISKER/KNOCHE/ZERDICK 1
KNOCHE definiert darüber hinaus eine dreistufige Rangfolge der Intensität der Konzentration: -Schwache' Konzentration: -Verbände und Dachorganisationen (z.B. Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger e.V.) -Arbeitsgemeinschaften (z.B. Arbeitsgemeinschaft 'Regionalpresse', 'Standortpresse', Redaktionsgemeinschaften)
' K I S K E R , K.-P./KNOCHE, M./ZERDICK, A. 1979: Wirtschafiskonjunktur und Pressekonzentration in der Bundesrepublik Deutschland. Manchen, New York, London, Paris, S. 5 0
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-Mittlere' Konzentration: - Kartelle als Konditionen-Kartelle, Vertriebsabsprachen, Austausch von Teilausgaben von Tageszeitungen - Interessengemeinschaften (Anzeigenringe und Anzeigengemeinschaften mit Gewinnpoolung) •Starke' Konzentration: - Konzerne - Verschmelzungen (Fusionen)"1 Noch 195S bewertete der damalige Bevollmächtigte des Präsidiums des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverlegex", Waither JÄNECKE, eine mögliche Pressekonzentration als durch die Presse selbst zu verhindernden Entwicklung: „Ebensowenig wird die Verlegerschaft zulassen, daß sich auf dem Gebiet des Zeitungswesens übermächtige Konzerne entwickeln, die wie in England - über eine monopolartige Tagespresse verfügen. Die Mannigfaltigkeit der Zeitungsformen in Westdeutschland ist entwicklungsgeschichtlich bedingt und stellt einen beosnderen Vorzug unserer Presse dar. Es mag sein, daß die Entwicklung zu neuen Zusammenschlüssen drängt Hierfür sind viele Möglichkeiten gegeben, die alle Formen freiwilliger Zusammenarbeit aufweisen. Eine Verlegerschaft, die es nicht verstände, das von ihr als tödliche Gefahr der Pressefreiheit erkannte Monopol von Zeitungskonzemen aus eigener Kraft oder - notfalls - unter Inanspruchnahme der Gesetzgebung zu verhindern, würde ihrer Aufgabe untreu werden, der nachfolgenden Generation eine wirklich unabhängige Presse zu erhalten." 2
1 Knoche, M. 1978: Einführung in die Pressekonzentrationsforschung. Theoretische und empirische Grundlagen. Kommunikationspolitische Voraussetzungen. Berlin. S. 288 f. 2 JÄNECKE, W. 1955: Probleme der Tagespresse. In: ZV + ZV, 52. Jg., Nr. 15, S. 596
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Gut zwanzig Jahre später ist für den Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger der „Trend zu größeren Unternehmenseinheiten" 1 zurückzuführen auf den unverhältnismäßig hohen Anstieg der Personalkosten und Verluste auf den Werbemärkten. Mag auch der Wille zur Verteidigung der Selbständigkeit in fast allen Verlagsuntemehmen vorhanden gewesen sein, das dokumentieren Untersuchungen im Rahmen der mehrjährigen Konzentrationsdebatte gegen Mitte der siebziger Jahre, so waren in einigen Fälle letztlich doch die ökonomischen Zwänge stärker, die im Falle einer Fusion neben dem Ausschluß der Konkurrenz auch noch Rationalisierungsvorteile bei „technischer und redaktioneller Herstellung, Vertrieb und Anzeigengeschäft" 2 erwarten ließen. KÜHNE weist mit Recht auf den Zusammenhang zwischen Pressekonzentration und Verlegerpersönlichkeit hin, wenn er schreibt: „Als ein wesentlicher Bestimmungfaktor der Zeitungskonzentration zeigt sich somit die persönliche Mentalität der Verleger, das Ausmaß ihrer Fähigkeit, ökonomische und publizistische Zusammenhänge zu erkennen und die Qualität ihrer Entscheidungen. Dort, wo nur zwei Männer oder wenige mehr allein über die Zeitungslandschaft einer Region bestimmen und dabei über ein ausgeprägtes, manchmal feudales Besitzbewußtsein verfügen, darf das erhebliche persönliche Element in der Konzentrationsentwicklung nicht unterschätzt werden."3 Und im Gegensatz zur Position des BDZV, der als Ursache der Pressekonzentration - wie geschildert - im wesentlichen die Auswirkungen der allgemeinen Konjunkturentwicklung auf dem Anzeigenmarkt benennt, konnten K I S K E R / K N O C H E / Z E R D I C K nachweisen, daß die Zeitungsuntemehmen in den beiden Rezessionsphasen 1966/1967 und 1974/1975 die Verluste durch Erhöhungen der Anzeigen- und/oder Vertriebspreise kompensiert haben. Vielmehr ist bei der Analyse der Konzentrationsursachen BRUMMUND/SCHWINDT zuzustimmen, die in der Entwicklung auf dem Pressemarkt eine der Wettbewerbswirtschaft innewohnende Dynamik sehen, die letztlich nur durch systemverändernde Maßnahmen aufzuhalten ist: „Angesichts dieser wirtschaftlichen Zusammenhänge wird der bereits bestehende Wettbewerbsvorspung der Großverlage durch eine dem Konzentrationsprozeß innewohnende Eigendynamik ständig vergrößert: Um in einem privatwirtschaftlich organisierten Pressemarkt überleben zu können, muß das unternehmerische wie verlegerische Handeln darauf gerichtet sein, alle Möglichkeiten der Gewinnverbesserung zu nutzen. Die ist jedoch aufgrund der zunehmenden Enge des Marktes, die nur noch Auflagenverschiebungen, kaum noch -zuwachse ^SCHULZE, V. 1985: Wegweiser. Schrittmacher und Checkliste. Die Zeitung in der H«nd des Lesers. In: o.V. (Bundeszentrale für politische Bildung. Hg.): Themenheft 6. Die Presse in der deutschen Medienlandschaft. o.O. (Bonn). S. 27 und SCHULZE. V. 1985: Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger. (4. Aufl.). Dasseldorf, S. 53 ff. 2 MESTMÄCKER. E. -J. 1979: Verlagskonzentration und VerdrängungsWettbewerb im Recht der Wettbewerbsbeschrttnkungen. In: Fischer, H.-D./Baems,B. (Hg.): Wettbewerbs widrige Praktiken auf dem Pressemarkt. Positionen und Probleme im internationalen Vergleich. Baden-Baden, S. 3 2 3 K Ü H N E , R .-M. 1972: Die Konzentrationsproblematik in der regionalen Tagespresse. Köln. S. 3 1
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ermöglicht, auf Dauer nur zu Lasten konkurrierender Verlage, d.h. durch Ausschaltung der Konkurrenz bzw. durch Vorantreibung der Konzentration möglich. Das Konkurrenzprinzip, das der Presse als Basis für die Wahrnehmung öffentlicher Aufgaben, u.a. zur Herstellung einer grundsätzlich unbegrenzten Vielzahl von Meinungen dienen soll, scheint also genau das Gegenteil zu bewirken und die Annahme zu bestätigen, daß öffentliche Aufgabe und privatwirtschaftliche Organisation nicht zueinander passen. Pressekonzentration, die für eine demokratische Gesellschaft besonders dann problematisch wird, wenn eine Verlagsgruppe ihre wirtschaftliche Macht zur Durchsetzung politischer Einflußnahme bzw. unternehmerisch-publizistischer Ziele mißbrauchen kann, wird daher solange nicht außer Kraft gesetzt werden können, solange die aus der privatwirtschaftlichen Organisationsform der Verlage resultierenden ökonomischen Zwänge wirksam sind."1 Dabei ergibt sich aus diesen Zwängen wie aus der Bewertung der Konzentrationsvorgänge in der Vergangenheit, daß , j e kleiner die Zeitung, desto weniger vermag sie gezieltem Verdrängungswettbewerb starker Nachbarn langfristig standzuhalten, und desto größer die Wahrscheinlichkeit, in eine existenzbedrohende Konfrontation zu geraten." 2 Angesichts dieser Erkenntnis bemühte sich die sozialliberale Bundesregierung Anfang der siebziger Jahre, der fortschreitenden Pressekonzentration Einhalt zu gebieten und den Wettbewerb im Pressebereich funktionsfähig zu erhalten. Wesentlichste - und im Nachhinein auch nachhaltigste - Maßnahme zur Verwirklichung dieser Maxime war die Berücksichtigung pressestruktureller Besonderheiten im Rahmen des allgemeinen Kartellrechts. Mit Rückwirkung auf den 28. Januar 1976 wurde am 28. Juni 1976 das Dritte Gesetz zur Änderung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) vom Bundestag verabschiedet. 3 Sieht das allgemeine Kartellrecht als „Aufgreifkriterium" für die Fusionskontrolle einen Gesamtumsatz der beteiligten Unternehmen von 500 Millionen DM vor, so wurde dieses Kriterium entsprechend den Anforderungen auf den Pressemärkten in der Dritten Kartellnovelle auf 25 Millionen DM reduziert und erfaßte damit Mitte der siebziger Jahre im Pressebereich Zeitungen mit einer Auflage von 70 000 bis 80 000 Exemplaren. Die Vierte GWB-Novelle vom 26. April 1980 hat zu einer weiteren Präzisierung der Gesetzesbestimmungen im Hinblick auf die Anforderungen auf dem Pressemarkt geführt.
'BRUMMUND, PVSCHWTNDT. P. 1982: Der Pressemarkt in der Bundesrepublik Deutschland. Öffentliche Aufgabe und privatwirtschaftliche Organisation der Presse. Köln, S. 184 ff. 2 DITTMERS, M. 1985: Der Wettbewerb in der Tmgespresse. In: o.V. (Bundeszentrale für politische Bldung, Hg.): Themenheft 6. Die Presse in der deutschen Medienlandschaft. o.O. (Bonn), S. 50 3 BGB1. I, S. 1697
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Insbesondere die Restriktionen der Fusionskontrolle haben zum „Erlahmen der Konzentrationsbewegungen in der Tagespresse" 1 in der ersten Hälfte der achtziger Jahre geführt SCHUTZ lag schon 1979 - angesichts der Tatsache, daB sich nur noch 13,5 Prozent der lokalen und regionalen Abonnementszeitungen in nachrangiger Position befinden - mit seiner Frage richtig: „Kaum noch Objekte für die Pressekonzentration?"2 Die Konsequenz dieser Entwicklung wird von der Bundesregierung wie folgt beurteilt: „Das seit mehreren Jahren festzustellende Nachlassen der Konzentrationsbewegungen ging auch einher mit einem prozentualen Anstieg der marktbeherrschenden Blätter, deren weiterer Positionsfestigung und einem abgeschwächten Trend zu größeren Betrieben."3 Bleibt zum Schluß dieses Abschnitts die Frage, welche Alternativen sich zum Erhalt der Pressevielfalt angeboten hätten oder anbieten? Läßt man unrealistische Modelle wie die Vergesellschaftung der Presseunternehmen oder öffentlich-rechtliche Zeitungsmodelle außer Betracht, die, wie vergleichbare Strukturen in anderen Branchen zeigen, nicht nur positive Folgen zeitigen, so bleibt denn nur eine kostendeckende Anhebung der Vertriebspreise, die wiederum kapitalschwache Bevölkerungskreise vom Zeitungskonsum abhalten würde oder als letzte Konsequenz: staatliche Subvention. 4 Andererseits ist auch dem damaligen Chefredakteur der „Süddeutschen Zeitung", Hans HEIGERT zuzustimmen, wenn er sagt: „Der bisherige Konzentrationsprozeß hat tatsächlich manche Konkurrenz beseitigt. Aber in der Klage über die verlorene Vielfalt wollen wir nicht übersehen, daß dadurch eben auch gesundere, kräftigere, unabhängigere, publizistisch bessere Zeitungen entstanden sind. Das Verschwinden von manchen provinziellen Winkelblättchen ist ja nicht gerade tränenreich zu beklagen. Das Resultat ist freilich nur dann ein Gewinn für alle, wenn die äußere Vielfalt mehrerer kleinerer Blätter, die nicht viel taugten, von der inneren Vielfalt, von der Vollständigkeit und Fairneß des übriggebliebenen Blattes aufgefangen wird. Zeitungen, die ein
•DITTMERS, M. 1985: Der Wettbewerb in der Tagespresse. In: o.V. (Bundeszentrale für politische Bldung, Hg.): Themenheft 6. Die Presse in der deutschen Medienlandschaft. o.O. (Bonn), S. 51 ^SCHÜTZ, W. J. 1979: Kaum noch Objekte für die Pressekonzentration? In: Media Perspektiven, H. 9/79. S. 600 3 PRESSE- UND INFORMATIONSAMT DER BUNDESREGIERUNG (Hg.) 1986: Bericht der Bundesregierung aber die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland 1985. Medienbericht '85. o.O. (Bonn). S. 51 (identisch mit: DEUTSCHER BUNDESTAG, 10. Wahlperiode 1986: Bericht der Bundesregierung Ober die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland (1985). Medienbericht '85, Drucksache 10/5663) SPRINGER, A. C. 1966: Deutsche Presse zwischen Konzentration und Subvention. Vortrag im Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel, gehalten am 16. Dezember 1966. In: Springer, A. C. 1971: Von Berlin aus gesehen. Stuttgart, S. 177
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regionales Monopol haben, haben eben auch eine besondere Verpflichtung."1 2.4.8.1 Zeitungsgruppe WAZ Bei der Beurteilung der Auflagenkonzentration nimmt die „Zeitungsgruppe WAZ" für MESTMÄCKER „die erste Stellung ein"2, allerdings nur, wenn man wie MESTMÄCKER die Straßenverkaufszeitung „Bild" der Axel Springer Verlags AG außer Betracht läßt KNOLL greift diese Entwicklung auf und wirft der WAZ vor, „ihre wirtschaftliche Potenz genutzt" zu haben, um die Presseszene des Ruhrgebietes, „die sich noch vor 20 Jahren erfreulich bunt und im Meinungsspektrum vielgestaltig darbot", zu „vereinheitlichen".3 In verschiedenen Untersuchungen werden die Fusionen an denen die „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" beteiligt war, dokumentiert.4 ULMER hat in seinem, im Auftrag der „Ruhr-Nachrichten" erstellten Gutachten die Fusionen der WAZ in den folgenden Berechnungen zusammengefaßt: „Die Verkaufsauflage der WAZ und der ihr angeschlossenen Zeitungen stieg in den Jahren 1954 bis 1976 um rd. 415 % von 286 204 auf 1 188 324 Exemplare. Dabei hat sich das Wachstum überwiegend durch unmittelbaren oder mittelbaren Erwerb von Konkurrenzunternehmen vollzogen. So wurden seit 1954 insgesamt 14 Zeitungen durch Aufkauf oder Erwerb der maßgeblichen Beteiligung in den WAZ-Konzern eingebracht Die Auflage dieser Zeitungen, bezogen auf den jeweiligen Übernahmezeitpunkt, beläuft sich auf ingesamt 721 286 Exemplare oder 61 % des Auflagenbestandes des WAZKonzerns im I. Quartal 1976. Der Schwerpunkt des externen Wachstums entfiel dabei auf die Jahre 1974/75, in denen mit der Westfälischen Rundschau, Dortmund (WR, 221 085 Ex.), der Westfalenpost, Hagen (WP, 130 046 Ex.) und der Neuen Rhein/Ruhr Zeitung, Essen (NRZ, 215 630 Ex.) nicht weniger als drei große Tageszeitungen in den WAZ-Konzern eingegliedert wurden."5 Die „Zeitungsgruppe WAZ" konterte mit eigenen Berechnungen, die sie detailliert dokumentierte: ' HEIGERT. H. In: Hamburger Medientage 77. Ein Parlament der Informationsfreiheit: Die Zukunft der Zeitung. Die Dokumentation der Hamburger Medientage '77 vom 24. Mai bis 26. Mai 1977. Hamburg, S. 28 ^MESTMÄCKER, E.-J. 1979: Verlagskonzentration und Verdringungswettbewerb im Recht der Wettbewerbs beschrinkungen. In: Fischer, H.-DVBaems3. (Hg.): Wettbewerbswidrige Praktiken auf dem Pressemarkt. Positionen und Probleme im internationalen Vergleich. Baden-Baden, S. 21 3 KNOLL, J. 1985: Die „Neuen Medien". Chancen und Gefahren für die Presse. In: o.V. (Bundeszentrale für politische Bildung, Hg.): Themenheft 6. Die Presse in der deutschen Medienlandschaft. o.O. (Bonn), S. 85 ''vgl. K0HNE, R.-M. 1972: Die Konzentrationsproblematik in der regionalen Tagespresse. Köln, S. 174 ff. und 203 f. sowie OSSORIO-CAPELLA, C. 1972: Der Zeitungsmarkt in der Bundesrepublik Deutschland. Frankfurt am Main, S. 90 5 ULMER, P. 1977: Schranken zulässigen Wettbewerbs marktbeherrschender Unternehmen. Eine kartell- und wettbewerbsrechtliche Fallstudie zum Anzeigen Wettbewerb auf dem Pressemarkt des Ruhrgebiets. Baden-Baden. S. 23
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„Unzutreffend sind auch die Angaben des Gutachters über die Höhe der von der WAZerworbenen Auflagenteile. (...) Die verkaufte Auflage der von WAZ übernommenen und eingegliederten Titel betrug, bezogen auf den Zeitpunkt der Übernahme 154 525 Expl., davon 132 348 Abonnenten. (...) Unter Berücksichtigung des hier wie auch sonst bei AuflagenÜbernahmen stets auftretenden Schwundes von etwa 20 % (Doppelleser, Abbestellungen, Abwerbungen durch Wettbewerber, nicht beeinflußbare Entscheidungen der Einzelkäufer) betrug der echte Zugang durch Titel-Übernahmen etwa 123 620 Exemplare, das sind rd. 19,4 % der WAZ-Auflage des 4. Quartals 1975. Die Behauptung des Gutachters, das Wachstum der WAZ habe sich in den Jahren 1954 bis 1975 überwiegend durch Ankauf von Konkurrenzunternehmen vollzogen (...) ist also unbezweifelbar falsch. Falsch ist auch die Angabe (...) des Gutachtens, das innere Wachstum der WAZ habe weniger als 50 % des Auflagenbestandes von 1954 ausgemacht. Bei einem Bestand von 637 009 Exemplaren im 4. Quartal 1975, einem Ausgangsbestand von 286 204 Exemplaren im 1. Quartal 1954 und einem erworbenen Auflagenzugang von 123 620 Exemplaren entfällt auf .inneres W a c h s t u m ' i.S. der Gutachterauffassung eine Auflage von 227 185 Exemplaren oder rd. 80 % des Ausgangsbestandes (1. Quartal 1954)."1 Als Anlage fügt die WAZ zur Unterstützung ihrer Zahlen die folgenden Angaben bei:
1 WESTDEUTSCHE ALLGEMEINE ZEITUNGS VERLAGSGESELLSCHAFT E. BROST & J. FUNKE o.J. (1976): Gegendarstellung der Westdeutsche Allgemeine Zeitungsverlagsgesellschaft E. Brost & J. Funke, Essen, zu dem im Auftrag der Ruhr-Nachrichten Verlagsgesellschaft mbH & Co., Dortmund, erstatteten Ree htsgu lachten von Prof. Dr. Peter Ulmer vom 10. M i n 1976 zur Wettbewerbs- und kartellrechüichen Beurteilung des Verhaltens der Westdeutsche Allgemeine Zeitunsggesellschaft E. Brost & J. Funke. Essen, auf dem Markt für Zeitungsanzeigen im östlichen Ruhrgebiet und zu den Auswirkungen dieses Verhaltens auf die Ruhr-Nachrichten Verlagsgesellschaft mbH & Co. Dortmund. o.O. (Essen), S. 3
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Tatalle 3fr
„Westdeutsche Allgemeine Zeitung": Übernommene und eingegliederte Titel
Von der WAZ übernommene und eingegliederte Titel Übernommene Titel
Datum
Gesamt
Obemom-
Verbliebene
WAZ-Abo Auflage
mene
Abozahl
Abozahl
nach Über-
YQi Obernähme
Verlust StUck
nahme (Ii. Vertriebs abrechnung am:)
1.) Essener
28.6.54
266.688
47.913
Allgemeine
38.084
9.829
(30.9.54)
=20,5%
mit Morgenpost 2.) Hörder Volksblatt 3.) Annener Zeitung 4.) Westdeutsches
1.1.55 14.4.60 1.8.63
310.099 361.710 384.528
2.264 1.999 5.180
Tageblatt
1.546
718
(31.3.55)
=31,7%
1.280
719
(31.7.60)
=36%
3.954
1.226
(31.10.63)
=23,7%
Dortmund 5.) Duisburger
1.11.66
389.114
25.584)
30.12.66
417.263
3.702)
Generalanzeiger Duisburg + Oberhausen 6.) Hemer Zeitung 7.) Wanne-Eickeler
30.12.66
417.263
2.341)
1.4.67
422.846
4.205
24.290
7.337
(31.3.67)
=23,2%
Zeitung 8.) Westfälische Rundschau
2.723
1.482
(30.6.67)
=35,2%
Recklinghausen 9.) Ruhrwacht
13.12.67
434.086
9.705
Oberhausen 10.) Ruhr-Anzeiger
30.3.72
493.403
18.013
Hattingen 11.) Velberter Zeitung
Quelle: WAZ1
1.12.74
523.536
7.812
1.893
(31.3.68)
= 19,5%
13.375
4.638
(30.6.72)
=25,7%
11.442
9.192
2.250
132.348
102.256
30.092 =22,7%
1 WESTDEUTSCHE ALLGEMEINE ZEITUNGS VERLAGSGESELLSCHAFT E. BROST & J. FUNKE o.J. (1976): Gegendarstellung der Westdeutsche Allgemeine Zeitungsverlagsgesellschaft E. Brost £ J. Funke, Essen, zu dem im Auftrag der Ruhr-Nachrichten Verlagsgesellschaft mbH & Co., Dortmund, erstatteten Rechtsgutachten von Prof. Dr. Peter Ulmer vom 10. M i r a 1976 zur Wettbewerbs- und kartellrechtlichen Beurteilung des Verhaltens der Westdeutsche Allgemeine Zeitunsggesellschaft E. Brost & J. Funke, Essen, auf dem Markt für Zeitungsanzeigen im östlichen Ruhrgebiet und zu den Auswirkungen dieses Verhaltens auf die Ruhr-Nachrichten Verlagsgesellschaft mbH & Co, Dortmund. o.O. (Essen), Anlage 2, Seite 1
145
Sowie als Beleg für die offiziellen IVW-Angaben die nachstehende Tabelle: „Westdeutsche Allgemeine Zeitung": IVW-Auflage der übernommenen Titel
Tabelle 36: Übernommene Titel
Essener Allgemeine mit Morgenpost
verkaufte Auflage lt. IVW (jeweils Quartal vor Ohenuhme) 48.148
Harder Volksblatt
2.525
(nicht in
Annener Zeitung, Witten
1.999
(nicht in
Westdeutsches Tageblatt, Dortmund
7.644
(HI/62)
Duisburger Generalanzeiger, Duisburg
21.523
Duisburger Generalanzeiger, Oberhausen
8.057
Hemer Zeitung
4.210
Wanne-Eickeler Zeitung
2.885
Westfälische Rundschau, Recklinghausen
4.627
Ruhrwacht, Oberhausen
19.510
Ruhr-Anzeiger, Hattingen
19.596
Velberter Zeitung
13.801 154.525
1
Quelle: WAZ
1 WESTDEUTSCHE ALU3EMEINE ZETTUNGSVERLAGSGESELLSCHAFT E. BROST 4 J. FUNKE o.J. (1976): Gegendarstellung der Westdeutsche Allgemeine Zeitungsverlagsgesellschaft E. Brost & J. Funke, Essen, zu dem im Auftrag der Ruhr-Nachrichten Verlagsgesellschaft mbH & Co., Dortmund, erstatteten Rechtsgutachten von Prof. Dr. Peter Ulmer vom 10. Mira 1976 zur Wettbewerbs- und kartellrechtlichen Beurteilung des Verhaltens der Westdeutsche Allgemeine Zeitunsggescllschaft E. Brost & I. Funke, Essen, auf dem Markt für Zeitungsanzeigen im östlichen Ruhrgebiet und zu den Auswirkungen dieses Verhaltens auf die Ruhr-Nachrichten Verlagsgesellschaft mbH & Co, Dortmund. o.O. (Essen), Anlage 2, Seite 2
146
Die „Zeitungsgruppe WAZ" hat nach der vollzogenen Neugründung des Zeitungsverlages Niederrhein (ZVN) in den die „Rheinisch-Westfälische Verlagsgesellschaft mbH" (RWV), in der die „Neue Ruhr Zeitung/Neue Rhein Z e i t u n g " verlegt wurde, und die „Westdeutsche Zeitungsverlagsgesellschaft E. Brost und J. Funke", in der die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung" erscheint, ihr zur Herausgabe der NRZ erforderliches bewegliches Vermögen eingebracht haben um Prüfung dieser „Sanierungsfusion" beim Bundeskartellamt nachgesucht. In seiner Entscheidung, die später wegen ihrer „präjudiziellen Bedeutung" 1 kritisiert worden ist, genehmigte das Bundeskartellamt, auch angesichts der „Monopolvermutung", die von der WAZ auf der überwiegenden Anzahl der in ihrem Verbreitungsgebiet liegenden Anzeigen- und Lesermärkte erfüllt wird den Zusammenschluß. Folgende Motive waren für das Amt dabei ausschlaggebend: „Das Zusammenschlußvorhaben war dennoch nicht zu untersagen, weil durch den beabsichtigten Zusammenschluß auch Verbesserungen der Wettbewerbsbedingungen eintreten, die die Nachteile der Verstärkung der marktbeherrschenden Stellung überwiegen. Bei Anwendung dieser Abwägungsklausel war davon auszugehen, daß sich die wirtschaftliche Lage der RWV insbesondere aufgrund einer ungünstigen Entwicklung des Anzeigengeschäftes derart verschlechtert hat, daß sich das Unternehmen nicht mehr lange aus eigener Kraft am Markt behaupten kann. Ohne den Zusammenschluß müßte die NRZ ihr Erscheinen kurzfristig einstellen und als selbständiger Wettbewerber ausscheiden. Demgegenüber werden durch den Zusammenschluß eine Reihe von vertraglich garantierten Verbesserungen der Wettbewerbsbedingungen eintreten. Insbesondere kann die NRZ unter dem bisherigen Herausgeber bei Aufrechterhaltung selbständiger Redaktionen auch im Lokalbereich weiterhin unter ihrem bisherigen Titel erscheinen. Diese Bestimmungen des Vertragswerks gehen auch erheblich über die Erfordernisse hinaus, die in dem vorliegenden Regierungsentwurf einer Pressefusionskontrolle (Drucksache 7/2954) an verbesserte Wettbewerbsbedingungen gestellt werden. Wie es in der Begründung dazu heißt, kann bei Zusammenschlüssen von Presseuntemehmen gerade in Sanierungsfällen ,die Aufrechterhaltung einer selbständigen Lokalredaktion oder der Fortbestand einer Lokalausgabe oder -zeitung als eine... Verbesserung der Wettbewerbsbedingungen... zu werten sein'. Nach alledem bedeutet die Ermöglichung der Aufrechterhaltung der NRZ unter den genannten Bedingungen im Hinblick auf die Besonderheiten des Wettbewerbs im Pressebereich eine Verbesserung gegenüber dem Zustand, der bei einer Untersagung des Zusammenschlußvorhabens eintreten würde, da in diesem Falle die sanierungsbedürftige NRZ ganz aus dem Markt ausscheiden müßte. Eine andere Lösung, die einerseits die NRZ vor dem Ausscheiden aus •MESTMACKER. E.-J. 1979: Verlagskonzentration und Verdringungswettbewerb im Recht der Wettbewerbsbeschränkungen. In: Fischer, H.-D./Baems, B. (Hg.) Wettbewerbswidrige Praktiken auf dem Pressemarkt. Positionen und Probleme im internationalen Vergleich. Baden-Baden, 5.
34
147
dem Markt bewahren und andererseits nicht zur Entstehung oder Verstärkung einer marktbeherrschenden Stellung fuhren würde, war nicht ersichtlich. Vor allem war nicht zu erwarten, daß eine andere Lösung ausgereicht hätte, die weitere Existenz der NRZ zu ermöglichen."1 Zugespitzt hat sich die Kritik an den Fusionen der WAZ aus Anlaß der Übernahmen der „Westfalenpost", der „Westfälischen Rundschau" und der „Neuen Ruhr Zeitung/Neuen Rhein Zeitung" Mitte der siebziger Jahre. Alle anderen Fusionen sind einzig in Fachkreisen und in den betroffenen Verbreitungsgebieten registriert worden, so auch die zu Beginn des Jahres 1983 erworbene 24,8prozentige Beteiligung der Zeitungsgruppe am „Iserlohner Kreisanzeiger und Zeitung" (KZ). Neben dieser Konzentration, im Sinne KISKER/KNOCHE/ZERDICKS auf „horizontal-intratypiärei" Ebene 2 , richtete sich die Investitionstätigkeit der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" schon Mitte der fünfziger Jahre auf diagonale Verflechtungen mit Unternehmen anderer Branchen. Als, Jiorizontal-intramediär" sind die jeweils 45prozentigen Beteiligungen der „Zeitungsgruppe WAZ" an den österreichischen Straßenverkaufszeitungen „Neue Kronen Zeitung" und „Kurier" zu bewerten, die im Herbst 1987 bzw. im Frühjahr 1988 erfolgten. 2.4.9 Zukunft der Zeitung „Unter diesen Zwängen ist für die meisten amerikanischen Zeitungsverlage die Frage, die der Harvard-Experete Ben Compaine wie folgt stellt, bereits positiv beantwortet: .Betreibt ein Zeitungsverleger das Geschäft der Herstellung und des Verkaufs von Zeitungen, oder liegt seine Tätigkeit im Sammeln und Verbreiten von Informationen? Vor diese Wahl gestellt, ist das letztere die logische Antwort. Deshalb würde es natürlich sein, andere Wege für die Verbreitung der großen Informationsmengen zu suchen, die eine Zeitungsredaktion sammelt: Nachrichten-Servicedienst, Hörfunk und Fernsehen sind einige davon.'" 3
'DEUTSCHER BUNDESTAG, 7. Wahlperiode 1976: Bericht des Bundeskartellamtes über seine Tätigkeit im Jahre 1975 sowie über Lage und Entwicklung auf seinem Aufgabengebiet (§ SO GWB). Drucksache 7/5390, S. 42 f. 2 K I S K E R , K.-P./KNOCHE, M./ZERDICK, A. 1979: Wirtschaftskonjunktur und Pressekonzentration in der Bundesrepublik Deutschland. München. New York, London, Paris, S. 51 3 DETJEN, C. 1982: Good-bye Gutenberg? Die Presse auf neuen Wegen zum elektronischen Publizieren. In: Koszyk. K./Schulze, V. (Hg.): Die Zeitung als Persönlichkeit. Dusseldorf. S. 4 1 7
148
Daß angesichts der stürmischen Entwicklung der Kommunikationstechnologien andere als die bisher gewählten Wege der Informationsvermittlung von den Zeitungsverlegem gesucht werden, ist nur verständlich, verliert doch ihr Medium gegenüber den elektronischen Medien zunehmend mehr den Vorteil der Aktualität und gewinnt nur noch durch die Verbindung einer - im Gegensatz zur Zeitschrift - bedingten Aktualität verbunden mit dem Vorteil der materiellen Fixiertheit - im Gegensatz zu Hörfunk und Fernsehen. KELLER faßt die Vorteile der Tageszeitungen wie folgt zusammen: „Sie können individuell genutzt werden, und ihre Inhalte ändern sich durch den Faktor Zeit nicht, außer daß sie mehr oder weniger schnell veraltem und dadurch unaktuell und für die meisten - außer Historikern und Marktfrauen, die in sie ihre Salatköpfe einpacken uninteressant werden." 1 Im Gegensatz zur statischen Erscheinung der Printmedien verändern sich die elektronischen Medien, ob lange eingeführt wie Hörfunk und Fernsehen, oder aber in der Einführungsphase wie Videotext und Bildschirmtext, dynamisch. MAST faßt die Entwicklungstendenzen, die die Zeitungen zu bewältigen haben, auf drei Ebenen zusammen: „ - Das Auftauchen Neuer Medien (zu denen auch einmal Hörfunk und Fernsehen gehörten) erfordert Anpassungsprozesse, um dem Benutzer die spezifischen Leistungen der Presse angesichts elektronischer Angebote deutlich vor Augen zu führen. Die Zukunft der Printmedien liegt nicht in der Konfrontation, sondern in der Kooperation und Anpassung an die Veränderungen des Medienumfeldes. - Wirtschaftliche Notwendigkeiten angesichts der veränderten Medienumwelt haben zu einem konsequenten Einsatz modemer Technologien in der Presse geführt. Die für die Druckerzeugnisse traditionellen, charakteristischen Herstellungsverfahren sind der elektronischen, immateriellen Bearbeitung gewichen. Printmedien haben auch den Wandel von der körperlichen Bearbeitung von Informationen (Papier, Blei) zur immateriellen vollzogen. Elektronische Redaktionssysteme, die elektronische Einspeisung von Agenturmeldungen, zum Teil sogar Archivierung und Bildverarbeitung, sind zum Alltag der in der Presse Tätigen geworden. - Die Printmedien sind eingebunden in eine zunehmend elektronische Infrastruktur, die die Verbreitung, Beschaffung und Verarbeitung von Informationen auf immaterielle Weise bewältigt - unabhängig davon, ob es sich um individuelle, geschäftliche oder massenkommunikative Angebote handelt. Während Druckerzeugnisse als Endprodukt den Leser in materieller Form erreichen und als bedrucktes Papier genutzt werden, gehen andere Medien wie Bildschirmtext und Videotext den .elektronischen Weg' und treten dann in Konkurrenz zum gedruckten Wort. Die Presse steht angesichts des Wandels der
1 KELLER, D. 1986: Regionale Tageszeitungsverlage und neue Medien. Elemente einer offensiven Unlemehmerastrategie in den achtziger Jahren. Mannheim, S. 45
149
Kommunikationsinfrastruktur der Gesellschaft vor der Notwendigkeit, ihre Zukunft in und mit dem elektronischen Umfeld zu sichern." 1 2.4.9.1 Zeitung und neue Technologien Der enge Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Herstellungs- und Vertriebstechniken und der Medien allgemein wird von MAST und RATZKE übereinstimmend betont. 2 War bis Mitte dieses Jahrhunderts das Drucken prinzipiell an eine materielle Druckform gebunden, so entwickelten sich seit Beginn der f ü n f z i g e r Jahre von der Satzherstellung über die Reproduktionstechnik bis hin zum eigentlichen Druck Technologien, die auf der Basis jeweils modernster Elektronik die jahrhundertealten Fertigungsabläufe revolutionierten: „ - (50er Jahre) Einführung erster Rechner für die Satzherstellung ( S i l b e n t r e n n u n g und ZeilenausschluB) und kommerzielle Anwendungen; - (60er Jahre) Einführung erster Fotosetzanlagen; - (70er Jahre) E i n f ü h r u n g redaktioneller Bildschirmgeräte (Texterfassung und -Verarbeitung); - (80er Jahre) E i n f ü h r u n g der integrierten elektronischen Textproduktion (Ganzseitenumbruch, ,Computer-to-plate' bei der Zeitungsproduktion; Verknüpfung mit Datenbanksystemen, Neue Medien usw.)." 3 Die Konsequenzen dieser Revolution sind heute noch nicht absehbar, da die Zeitungsuntemehmen die neuen Technologien bisher nur zur Rationalisierung herkömmlicher Herstellung- und Vertriebsverfahren nutzen. So ist auch RATZKE zuzustimmen, wenn dieser prognostiziert: „Die eigentliche Revolution steht der Druck- und Verlagsindustrie jedoch noch bevor, denn während bisher die Elektronik und elektronische Datenverarbeitung lediglich zur Steuerung und Kontrolle mehr oder weniger herkömmlicher Produktionsabläufe (Satzherstellung, Druckformherstellung, Drucken, Endverarbeitung) verwendet und während des Gesamtablaufs immer wieder auf materielle Zwischenprodukte zurückgegriffen wird, ist es bei fortschreitender Elektronifizierung immer wichtiger, vom ersten Produktionsschritt bis zu dem Zeitpunkt materielos zu arbeiten, an dem das materielle Medium selbst entsteht." 4
'MAST. c . 1986: Tageszeitung und Neue Medien. Zum Engagement der Fresse im elektronischen Umfeld. Konstanz, S. 12 ^RATZKE, D. 1984: Handbuch der Neuen Medien. Information und Kommunikation. Fernsehen und Hörfunk, Presse und Audioviston heute und morgen. (2. Aufl.). Stuttgart, S. 301 und MAST, C. 1986: Was leisten die Medien? Funktionaler Strukturwandel in den Kommunikationssystemen. Osnabrück, S. 20 ^WEISCHENBERG, S. 1984: Technologie-Report deT deutschen Tagespresse. Zum Implementierung s grad elektronischer Aussagenproduktionssysteme. In: Media Perspektiven. H. 2/84, S. 108 4 RATZKE, D. 1984: Handbuch der Neuen Medien. Information und Kommunikation, Fernsehen und Hörfunk, Presse und Audiovision heute und morgen. (2. Aufl.). Stuttgart, S. 302
150
Der Einzug elektronischer Technologie in die Zeitungsuntemehmen erfolgte in mehreren Etappen. Seit Anfang der siebziger Jahre hielten auch in den Zeitungshäusern der Bundesrepublik sogenannte .Produktionssysteme" ihren Einzug, die die Texterfassung und Textverarbeitung im Bereich der Satzherstellung rationalisieren halfen. Erst vom nächsten Schritt, dem Einsatz der sogenannten „Redaktionssysteme" waren auch die Journalisten unmittelbar betroffen. Den qualitativen Unterschied zwischen Produktionsund Redaktionssystem erläutert BURKHARDT: „Ein Produktionssystem ist ein Fotosatzsystem mit online Bildschirmen für Texterfassung und Korrektur mit elektronischer Speicherung und Textverwaltung, mit Silbentrenn- und Satzprogramm bis hin zur Spalten- oder sogar Seitenausgabe. Es hat seinen Platz in der Technik und berührt die Redaktion wenig oder nicht. Ein Redaktionssystem baut zwar auf einem leistungsfähigen Produktionssystem auf, geht aber noch weiter in seinen Aufgaben. Es ist speziell auf die Arbeit in der Redaktion abgestellt, und zwar zum einen, indem es die Arbeit des einzelnen Redakteurs so leicht wie möglich gestaltet, zum anderen aber auch dadurch, daß es für die organisatorische Abwicklung des Informationsablaufs in der Redaktion völlig neue Möglichkeiten schafft" 1 An den in der Redaktion plazierten EDV-Endgeräten, den Terminals, schreiben die Redakteure ihre Artikel, redigieren diese und leiten sie abschließend zur Weiterverarbeitung (Umbruch) an die Technik weiter. Letzte Etappe auf diesem Weg werden Systeme sein, bei denen der Journalist an seinem Terminal die Gestaltung der kompletten Zeitungsseite übernimmt (Ganzseitenumbruch) und auch den Satzbefehl erteilt. Unabhängig von diesem letzten Schritt weist RONNEBERGER darauf hin, daß es in der traditionsbewußten Zunft des graphischen Gewerbes den Anbietern der verschiedenen elektronischen Systeme gelungen sei, „die zeitungspezifischen Arbeitsprozesse der ,Bleizeit' ihrem Wesen nach zu erhalten, sie lediglich rationell elektronisch zu rekonstruieren und vertraute Funktionsabläufe komfortabel zu simulieren."2 In einer Untersuchung im Jahre 1983 hat WEISCHENBERG folgende strukturellen Merkmale beim Einsatz neuer Technologien in bundesdeutschen Zeitungshäusem festgestellt: „ - Die zehn größten Tageszeitungsverlagsgruppen sind ohne Ausnahme ganz oder zum Teil technisch umgestellt - Tageszeitungen mit einer Auflage von mehr als 20 000 Exemplaren haben zu 60 Prozent und mehr elektronische Produktionstechniken implementiert; der Schwerpunkt liegt bei Tageszeitungen mit einer Auflage zwischen 40 000 und 250 000 Exemplaren.
' B U R K H A R D T , F. W. H. 4 1 - 4 2 / 1 9 7 9 . S. 1660 2
1979:
R O N N E B E R G E R , F. 1986: Medienpolitik. Mainz, S. 71
Produktion:-
oder
Redaktionssystem?
Kommunikationspolitik
III.
In: Z V
+
Kommunikationspolitik
ZV. als
151
Alle Zeitungstypen (überregionale Tageszeitungen, StraBenverkaufszeitungen, regionale und lokale Abonnementszeitungen) gehören zu den Systemanwendern."1 Die Leistungsfähigkeit der neuen Technologie im Bereich der Satzherstellung wird deutlich, wenn man sich die folgenden Werte verdeutlicht: „Um 1445 wandte der Mainzer Johannes Gutenberg erstmals den Buchdrucksatz mit beweglichen Lettern an. Seine Erfindung ermöglichte es, umfangreiche Texte in höheren Auflagen zu drucken. So blieben schließlich der Nachwelt von Gutenbergs berühmtesten Buchwerk, der 1 280 Seiten (mit je 42 Textzeilen) umfassenden Bibel einige der rund 200 gefertigten Exemplare erhalten. Für eine Seite wurden mehr als 3 700 Buchstaben und Zeichen benötigt. Eine Zeitungsseite setzt sich heute aus etwa 25 000 Zeichen und Buchstaben zusammen. Da ein Handsetzer in der Stunde bis zu 1 200 Zeichen und Buchstaben setzen kann, benötigte er etwa 21 Stunden für die Herstellung einer Zeitungsseite. Dank der Erfindung der Setzmaschine (1885) durch Mergenthaler verringerte sich die Satzzeit auf etwa 4 1/A Stunden (etwa 6 000 Buchstaben und Zeichen in der Stunde). Mit Hilfe der lochstreifengesteuerten Schnellsetzmaschine können etwa 24 000 Buchstaben und Zeichen pro Stunde gesetzt werden. Die Texte werden „endlos", d.h. ohne Berücksichtigung von Satzbreite, Schriftgröße, Schriftart oder Sibentrennungsprogramm geschrieben und dabei auf einen Datenträger gespeichert - die Weiterverarbeitung übernimmt ein Satzrechner (Computer), der ein Lochstreifenband für die Schnellsetzmaschine liefen Die neueste Entwicklung der Elektronik und Datenverarbeitung hat inzwischen auch diese Schnellsetzanlagen überholt und bei vielen Zeitungen in der Bundesrepublik die konventionelle Herstellung in Blei verdrängt. Moderne Foto- und Lichtsetzmaschinen erreichen inzwischen die kaum vorstellbare Leistung von etwa 800 000 bis 2 Millionen Buchstaben und Zeichen - je nach Maschinentyp und Schriftart - in der Stunde. Es handelt sich um elektronische Setzverfahren, bei denen die Buchstaben auf einen Negativ-Film oder auf lichtempfindliches Positivmaterial belichtet und zur Weiterverarbeitung auf fotografischem Wege auf Offset- oder Tiefdruckformen umkopiert weiden." 2
1 WEISCHENBERG, S. 1984: Technologie-Report der deutschen Tagespresse. Zum Implementierungsgrad elektronischer Aussagenproduktionssysteme. In: Media Perspektiven, H. 2/84, S. 109 2 BRAND. P./SCHULZE. V. (Hg.) 1983: Medienkundliches Handbuch. Die Zeitung. Zeitungssystematischer Teil. Braunschweig, S. 102
152
Doch nicht nur im Bereich der Satzherstellung vollzieht sich eine dynamische Modernisierung der Zeitungsherstellung. Auch auf dem Sektor des eigentlichen Druckvorgangs schreitet die technische Entwicklung fort. Auf der BDZV-Vertriebstagung 1982 konstatierte der Direktor der IFRA (INCAFIEJ Research Association)1: „An die Druckqualität werden immer höhere Ansprüche gestellt. Qualitätsmängel wie Abschmieren, Durchschlagen und Durchscheinen wird man auf Dauer nicht akzeptieren können. Diese Forderung wird um so schwerer zu erfüllen sein, wenn der Trend zum leichtgewichtigen Zeitungspapier anhalten soll. Derzeit liegt der internationale Standard bei 45 g/m2, aber auch 40-g-Papier wird schon verdruckt Ein Weg zu höherer Druckqualität liegt sicherlich im OffsetDruckverfahren; aber auch im Hochdruck von Kunststoffplatten sind durchaus noch Entwicklungsmöglichkeiten gegeben. Weitere Qualitätssteigerungen sucht man heute vor allem über die Druckfarbe zu erreichen, etwa, indem man sich bemüht, von den oleochemischen Rezepturen zu wasseremulgierten Farben zu kommen."2
•INCA = International Newspaper and Colour Association FIEJ= Fédération Internationale des Editeurs de Journaux et Publications BURKHARDT. F. W. 1982: Ober die Einflüsse der Technik auf die Produktgestaltung und den Absatz von Zeitungen. In: o.V. (Schnurr, D., Red.): Zeitungsverkauf in den 80er Jahren. Das Buch zur Frankfurter Vertriebstagung des BDZV. Düsseldorf, Wien, S. 73 2
153
Die „Elektronisierung der Presse" 1 hat dazu beigetragen, die Leistungsfähigkeit der Printmedien im Wettbewerb mit dem Rundfunk erheblich zu steigern. Insbesondere der Faktor der Aktualität, bei dem das Medium Zeitung aufgrund seiner materiellen Fixiertheit naturgemäß gegenüber den elektronischen Medien ins Hintertreffen gerät, wurde durch das „Ende der Bleizeit" bei den tagesaktuellen Zeitungen erheblich aufgewertet: „Schon heute ist es ja bei entsprechender Ausstattung von Redaktion und Technik möglich, eine Nachricht in weniger als 20 Minuten in der Rotation zu haben." 2 Die zum Teil erheblichen Rationalisierungsvoneile durch die Anwendung neuer Technologien wurden von den Presselintemehmen genutzt, um bestehende Verbreitungsgebiete auszuweiten oder thematisch vernachlässigte Marktnischen zu füllen. Im Hinblick auf letzteren Punkt hat somit die Technik auch zu publizistischen Veränderungen geführt. Leidtragende dieser Entwicklung sind trotz der Schutzfunktion der Tarifverträge die Arbeitnehmer, vornehmlich in der Satzherstellung. In diesem Bereich werden als Folge des technologischen Wandels langfristig zwei Drittel der bisherigen Arbeitsplätze vernichtet werden. 3 Andererseits haben die Rationalisierungsvorteile bei kleineren und mittleren Zeitungsunternehmen wohl zumindest vorübergehend die weitere Selbständigkeit gewährleistet. Die Anzahl der Vollredaktionen ist, wohl in erster Linie dank des Einsatzes neuer Technologien bei der Zeitungsherstellung, seit 1979 wieder kontinuierlich angestiegen 4 : „Die elektronischen Systeme haben auch eine konzentrationshemmende Wirkung." 5 Ein weiterer Vorteil betrifft die Binnenstrukturen der Redaktionen der Regionalzeitungen:, ,Die on-line-Anbindung von Außenredaktionen mit ihren eigenen kleinen Redaktionssystemen macht zum erstenmal die Außenredaktionen zum integrierten Bestandteil der Zentralredaktion."6 Diese Anbindung zahlt sich nicht nur durch größere Aktualität (späterer Redaktionsschluß), sondern auch durch die Möglichkeit des Zugriffs auf das elektronische Archiv der Zentralredaktion aus.
* MAST, C. 1986: Was leisten die Medien? Funktionaler Strukturwandel in den Kommunikationssystemen. Osnabrück, S. 150 2 WINTERBACH, M. 1987: o.T. (Podiumsgespräch). In: o.V. (Gaßdorf, D.. Red.): Zeitungen für den Markt von morgen. Dasseldorf. Wien, S. 124 3 WINTERBACH, M. 1987: o.T. (Podiumsgespräch) In: o.V. (Gaßdorf, D„ Red.): Zeitungen fttr den Markt von morgen. Düsseldorf, Wien, S. 125 4 PRESSE- UND INFORMATIONSAMT DER BUNDESREGIERUNG (Hg.) 1986: Bericht der Bundesregierung aber die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland 1985. Medienbericht '85. o.O. (Bonn), S. 52 (identisch mit: DEUTSCHER BUNDESTAG, 10. Wahlperiode 1986: Bericht der Bundesregierung Uber die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland (1985). Medienbericht '85, Drucksache 10/5663) 5 MAST, C. 1985: Der Einzug der Elektronik ins Pressewesen. Computer revolutionieren die Zeitungsherstellung. In: o.V. (Bundeszentrale für politische Bildung. Hg.): Themenheft 6. Die Presse in der deutschen Medienlandschaft. o.O. (Bonn), S. 45 6 BURKHARDT, F. W. 1982: Ober die Einflösse der Technik auf die Produktgestaltung und den Absatz von Zeitungen. In: o.V. (Schnurr, D„ Red.): Zeitungsverkauf in den 80er Jahren. Das Buch zur Frankfurter Vertriebstagung des BDZV. Düsseldorf, Wien. S. 74
154
2.4.9.1.1 Zeitungsgruppe WAZ Anfang der siebziger Jahre mündeten die Beratungen im Verlag der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" in dem Entschluß, ab 1972/1973 die redaktionelle Texterfassung zu elektronisieren. Eingeführt wurde das Produktionssystem der Firma Krantz mit einem im eigenen Haus entwickelten Redigiersystem, „das allerdings den heute angebotenen Redigiersystemen in Hard- und Software das Wasser nicht reichen kann" 1 , zu dem es, so Geschäftsführer GROTKAMP: „zum damaligen Zeitpunkt keine Alternative gab." 2 Die Anwenderfreundlichkeit, die direkte Ansteuerung der Lichtsatzmaschinen und ein funktionsfähiges Redigiersystem gaben 1976/1977 den Ausschlag für einen Systemwechsel: das Harris-System wurde eingeführt. Die Integration der „Westfalenpost", der „Westfälischen Rundschau" und der „Neuen Ruhr Zeitung/Neuen Rhein Zeitung" erforderten im Hinblick auf gemeinsame Lösungen neue Initiativen. Hinzu kam die Kündigung des NRZ-Druckauftrages zum 31. Dezember 1977 und eine daraus resultierende Entscheidung für die Umstellung der NRZ-Redaktion auf das Harris-System bzw. die Einführung sogenannter „Video-Schreibmaschinen" von Hewlett-Packard in den Lokalredaktionen. Nachdem die Firma Harris gegen Ende der siebziger Jahre (1978/1979) die Anwenderanpassung auf dem europäischen Markt einstellte, entschied man sich im Essener Zeitungshaus „aufgrund des überzeugenden Leistungsangebotes für das deutlich bessere" 3 Atex-System. WEISCHENBERG registrierte für die „Zeitungsgruppe WAZ" 641 Atex-, 73 Harris- und 195 Hewlett-Packard-Terminals. 4 Mitte November 1987 wurden die Verhandlungen mit einem amerikanischen Hersteller über die Installation eines Großsystems für die Zeitungsgruppe erfolglos abgebrochen. Das System, das die Datenverarbeitung der Redaktion, der Buchhaltung und des Vertriebs komplett übernehmen sollte, hatte, so zumindest der Vorvertrag, folgende Leistungsmerkmale: einmalige Texterfassung (von der Redaktion bis zum Druck), Anzeigen-Erfasssung und -Inkasso, Erstellung der Jahresrechnung, Bearbeitung der Vertriebsdaten.5 Im Hinblick auf die Konsequenzen für die Arbeitsplätze urteilt der Geschäftsführer der „Zeitungsgruppe WAZ", SCHUMANN:
1 GROTKAMP, G. 1977: o.T. In: Hamburger Medientige '77. Ein Parlament der Informationsfreiheit: Die Zukunft der Zeitung. Die Dokumentation der Hamburger Medientage 7 7 vom 24. Mai bis 26. Mai 1977. Hamburg. S. 246 ^Interview mit Günther GROTKAMP am 11. Januar 1988 3 Interview mit Günther GROTKAMP am 11. Januar 1988 4 WEISCHENBERG, S./RÖPER, H. 1984: Elektronische Aussagenproduktionssysteme bei der deutschen Tagespresse. In: Media Perspektiven, H. 2/84. S. 138 'interview mit Günther GROTKAMP am 23. November 1987
155
„Wir haben ja den entscheidenden Schritt von 1978 bis heute gemacht, aber dies hat bei uns keine Arbeitsplätze gekostet. Denn auf die technische Fachkraft - und dies gilt auch für die Zukunft - kann nicht verzichtet weiden, vor allem im Anzeigengestaltungsbereich. Insgesamt sind in unserer Zeitungsgruppe vielleicht 20 bis 25 Arbeitsplätze in der Technik weggefallen; diese Mitarbeiter wurden aber dann umgesetzt."1
'SCHUMANN, E. 1987: Der Verleger verkauft den Leser an die werbende Wirtschaft. Ein Gesprich mit Detlef Hensche, stellv. Vorsitzender der IG Druck und Papier, und Erich Schumann, Verlagsleiter der Zeitungsgruppe WAZ. In: Die Mitbestimmung, H. 3/87, S. 117
156
2.4.9.2 Zeitung und Neue Medien Stellvertretend für die „von Resignation und Pessimismus bis hin zu apokalyptischen Visionen"1 geprägte Position der deutschen Zeitungsverleger angesichts der Entwicklung der elektronischen Medien urteilte der stellvertretende BDZV-Präsident und Verleger der „Südwest Presse", EBNER: „Was uns schreckt, ist nicht so sehr das einzelne Verfahren, sondern die relative Gleichzeitigkeit, mit der Videotext, Bildschirmtext, Kabelund Lokalfemsehen auf die Presse zukommen." 2 Sehr viel selbstbewußter zeigt sich dem gegenüber aus internationaler Warte der Chef der „Maxwell Communication Corporation", Robert MAXWELL, der sich in einem Interview über die Perspektiven der Printmedien wie folgt äußerte: „SPIEGEL: Also keine Zukunft mehr für gedruckte Zeitungen? MAXWELL: Doch. Zeitungen und Bücher haben eine große Zukunft, wenn auch nur aus einem Grund: Man kann sie leichter mit auf die Toilette nehmen als einen Bildschirm."3
' MAST, C. 1986: Tageszeitung und Neue Medien. Zum Engagement der Presse im elektronischen Umfeld. Konstanz, S. 12 ^zitiert nach: MAST, C. 1986: Tageszeitung und Neue Medien. Zum Engagement der Presse im elektronischen Umfeld. Konstanz. S. 27 3 MAXWELL, R. 1987: Unser Ziel sind TV-Gesellschaften wie in USA. Der britische Verleger Roben Maxwell über die Zukunft der Kommunikationsindustrie in Europa. In: Der Spiegel, H. 48/1987. S. 153
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In den letzten Jahren besinnen sich auch die deutschen Verleger wieder verstärkt auf ihr eigenes Medium, anstatt auf verschiedenen Ebenen einen Stellvertreter-Krieg um die - wie immer auch geartete - Teilhabe an den Neuen Medien zu führen. Erster Ansatzpunkt der inhaltlichen Auseinandersetzung mit den Neuen Medien sind dabei die Versäumnisse der „Alten". Auf der Marketing-Tagung des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger attestierte UNHOLZER den Tageszeitungen vier Versäumnisse: Die Tageszeitungen seien erstens zu farblos, im Sinne von zu langweilig; zweitens zu provinziell, der redaktionelle Teil beschränke sich auf den „Tellerrand" der eigenen Region; drittens sei der Unterhaltungswert zu gering, auf Sonderinteressen werde zu wenig eingegangen; und viertens besitze der Lokalteil - als wichtigster Bestandteil der Zeitung - oft „nicht die erforderliche Qualität". 1 Gleichzeitig weist der gleiche Autor auf Merkmale hin, die die Tageszeitung auch zukünftig im intermediären Wettbewerb überlegen erscheinen läßt: Die Zeitung sei erstens ein „örtliches Medium", das den Leser entscheiden lasse, wo er seine Zeitung liest; zweitens ein „selektives Medium", das dem Leser außerdem Uberlasse, was er in der Zeitung liest und was nicht; drittens ein „zeitlich mobiles Medium", das dem Leser die Möglichkeit einräume, wann immer er mag, zu jeder Tages- und Nachtzeit seine Zeitung zu lesen; und viertens ein „intensives Medium", das es dem Leser ermögliche, Beiträge der Zeitung auch mehrfach zu nutzen. 2 Abschließend analysiert UNHOLZER die Stellung der Abonnementszeitung im intramediären Wettbewerb der Printmedien. Hier zeige die Abonnementszeitung ihre Stärke im „Vetriebskomfort", „als mit Abstand aktuellste(s) Medium", als „das räumlich nächste Medium" und „als Quelle weiterführender Kommunikation", die für Gesprächsstoff im Kreise der Familie und der Nachbarschaft sorge.3 WITTE kommt in seiner ausführlichen Untersuchung über die Perspektiven der Tageszeitung auf einem sich verändernden Medienmarkt zu dem Schluß, daß die Zeitungen zwar auf den Lesermärkten über gute Voraussetzungen verfügen, die publizistische Konkurrenz mit den Neuen Medien zu bestehen, andererseits gehe von den Entwicklungen auf den Anzeigenmärkten eine deutliche Gefährdung aus:
1 UNHOLZER, G. 1986: Die Tageszeitung in d a Medienlandschaft der Zukunft. In: o.V. (Schnurr, D„ Red.): Vom Zeitungsverkauf zum Zeitungsmarketing. Düsseldorf, Wien, S. 72 f. 2 UNHOLZER, G. 1986: Die Tageszeitung in d a Mediallandschaft d a Zukunft. In: o.V. (Schnurr, D„ Red.): Vom Zeitungsverkauf zum Zeitungsmaiketing. Düsseldorf, Wien, S. 75 f. 3 UNHOLZER, G. 1986: Die Tageszeitung in da Medien! andschaft der Zukunft. In: o.V. (Schnurr, D., Red.): Vom Zeitungsverkauf zum Zeitungsmarketing. Düsseldorf, Wien. S. 76 f.
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„Wenn die den Prognosen zugrunde gelegten Szenarien eintreffen, gehen die Werbeeinnahmen der Zeitungen so weit zurück, daß der durchschnittliche Zeitungsbetrieb im Verlaufe der Einführung neuer Werbeträger schrittweise seine Rentabilität einbüßt Die Erfolgssituation der einzelnen Zeitungsbetriebe ist sehr unterschiedlich. Bestimmte Zeitungstypen werden von der Gefährdung auf dem Werbemarkt besonders stark beeinträchtigt Als existentiell gefährdet müssen die nachrangig angebotenen (Zweit- und Dritt-) Zeitungen sowie die Kleinzeitungen angesehen werden. Auch einzelne überregionale und Kaufzeitungen sind gefährdet"1 Zu einer ähnlichen Einschätzung gelangt RATZKE, der ebenfalls weniger eine publizistische als vielmehr eine wirtschaftliche Gefährdung insbesondere auf den Lokal- und Regionalmärkten prognostiziert2 KNOLL faßt diese Prognose in folgender These zusammen: „Wir wollen unsere Überlegungen dahingehend summieren: Gefährdungen der Presse: nein; Beschränkungen und Veränderungen: gewiß; Vormarsch und Akzeptanz der neuen Medien: wahrscheinlich, Verdrängung anderer Medien: gewiß nicht" 3 Der von WITTE als „Spinde des Niedergangs"4 titulierte Vorgang wird von EBNER als „Verkümmerunsspirale"5 bezeichnet. Die Entwicklung dieser „Spirale des Niedergangs, die wechselseitig durch Verringerung des Werbeaufkommens, Einschränkungen des publizistischen Aufwands, Senkung der Vertriebsauflage und erneuter Minderung des Werbeaufkommens gekennzeichnet ist"6 hat im Konkreten, so WITTE, „den Verzicht auf eigene (...) Korrespondenten", den „teilweisen Verzicht auf eigengestaltete publizistische Inhalte", die „Übernahme des Zeitungsmantels", die „Zurücknahme des Seitenumfanges des publizistischen Inhalts", die „Verringerung der Sequenz des Erscheinens (von der Tageszeitung zur Wochenzeitung)", die „Verkümmerung zum reinen Anzeigenblatt" zur Folge.7
' W n iE. E. 1984: Zeitungen im Medienmarkt der Zukunft. Eine betriebswirtschaftliche Untersuchung. Stuttgart, S. 1 2 RATZKE. D. 1984: Handbuch der Neuen Medien. Information und Kommunikation, Femsehen und Hörfunk, Presse und Audiovision heute und morgen. (2. Aufl.). Stuttgart, S. 515 3 KNOLL, J. 1985: Die Neuen Medien. Chancen und Gefahren für die Presse. In: o.V. (Bundeszentrale fttr politische Bildung, Hg.): Themenheft 6. Die Presse in der deutschen Medienlandschaft. o.O. (Bonn), S. 88 4 WITTE, E. 1984: Zeitungen im Medienmarkt der Zukunft. Eine betriebswirtschaftliche Untersuchung. Stuttgart, S. 75 ^zitiert nach: MAST, C. 1986: Tageszeitung und Neue Medien. Zum Engagement der Presse im elektronischen Umfeld. Konstanz, S. 27 ¿WITTE, E. 1984: Zeitungen im Medienmarkt der Zukunft. Eine betriebswirtschaftliche Untersuchung. Stuttgart, S. 75 7 W n T E , E. 1984: Zeitungen im Medienmarkt der Zukunft. Eine betriebswirtschaftliche Untersuchung. Stuttgart, S. 73
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Zu einer entgegengesetzten Auffassung gelangt die Monopolkommission in ihren letzten Gutachten. In ihrem fünften Hauptgutachten kommt die Kommission zu dem Schluß, daß sie „vielmehr mit der Herausbildung von Komplementärbeziehungen zwischen den klassischen und den Neuen Medien" rechne und von Verdrängungswirkungen des Kabelfernsehens „nur" für die Filmtheater ausgehe.1 Auch in ihrem 1986 veröffentlichten Hauptgutachten betont die Kommission, daB die „bestehenden Entwicklungslinien (...) durch eine erhebliche Stabilität gekennzeichnet" sind und die „Auswirkungen der Konkurrenzbeziehungen auf dem Werbemarkt" in „wahrscheinlich stärkerem Umfang (...) eine Konkurrenz für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk" bedeute.2 Zu einer ähnlichen Bewertung kommt, wenn auch skeptischer was die Auswirkungen des Werbemarktes betrifft, ROEGELE. Er greift dabei auf ein „ehernes" Gesetz der Kommunikationswissenschaft zurück, wenn er im Hinblick auf den Wandel im Mediengefuge prognostiziert „Zu den wenigen .Gesetzen', die in der Kommunikationswissenschaft als gültig angesehen werden, gehört die von dem Althistoriker Wolfgang Riepl formulierte Erfahrungsregel, daß kein Instrument der Information und des Gedankenaustauschs, das einmal eingeführt wurde und sich bewährt hat, durch neu hinzutretende Medien völlig verdrängt und überflüssig gemacht wird, daß es jedoch einen Funktionswandel durchmacht und eine neue, andere Kombination von Aufgaben im Insgesamt der Medien übernimmt. Man darf davon ausgehen, daß dies auch für die Tageszeitung und ihr Schicksal gegenüber den .neuen Medien' gilt (,..)." 3 Die Monopolkommission kleidet die gleiche Bewertung in eine aktuellere Fassung: „Durch die Verbreitung der Neuen Medien wird sich eine geänderte Schwerpunktverteilung zwischen klassischen und Neuen Medien im intermediären Wettbewerb herausbilden. Insbesondere im Hinblick auf die Erfahrungen in der Vergangenheit glaubt die Monopolkommission, daß die vom Wettbewerb durch die Neuen Medien ausgehenden Wirkungen jedoch nicht zu einer Verdrängung bisheriger Medien führen werden."4 Die Folgen der Veränderungen des Mediengeftiges für die Märkte der Tageszeitung lauten, bei aller Unterschiedlichkeit der übrigen Bewertungen,
1 DEUTSCHER BUNDESTAG, 10. Wahlperiode 1984: Fünftes Hauptgutachten der Monopolkommission 1982/1983. Drucksache 10/1791, S. 21 2 DEUTSCHER BUNDESTAG, IO. Wahlperiode 1986: Sechtes Hauptgutachten der Monopolkommission 1984/1985. Drucksache 10/5860, S. 30 3 ROEGEL£, O. B. 1982: Die Zeitung in der Welt von morgen. In: Koszyk. K./Schulze, V. (Hg.): Die Zeitung als Persönlichkeit. Dasseldorf. S. 327 Ihnlich auch in ROEGELE, O. B. 1985: Ohne Grundlagenforschung geht es nicht. Chancen im Medienwettbewerb. In: o.V. Bundeszentrale für politische Bildung, Hg.): Themenheft 6. Die Presse in der deutschen Medienlandschaft. o.O. (Bonn), S. 42 4 DEUTSCHER BUNDESTAG. 10. Wahlperiode 1984: Fünftes Hauptgutachten der Monopolkommission 1982/1983. Drucksache 10/1791, S. 183
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fast übereinstimmend: Behauptung der Tageszeitung auf dem Lesermarkt, geringe bis starke Einbußen auf dem Anzeigenmarkt 1 RÖHM sieht denn auch als durchaus positiven Faktor die Schaffung neuer Märkte im Aktionsbereich der Tageszeitung, betrachtet allerdings die Veränderungen im örtlichen „Funktions- und Publikationsgefiige" als Gefahr, da diese „branchenfremden Anbietern den Marktzugang ermöglichen wird."2 WITTE betont in diesem Zusammenhang ausdrücklich die Stärken der Tageszeitung auf dem Lesermarkt, die zwar ihre „Funktion als Unterhaltungsmedium" im Laufe der Zeit eingebüßt habe, der aber der „lokale und regionale Ereignismarkt" als Domäne erhalten bleibe. Bezogen auf die weiteren Inhalte „widmete sich die Zeitung intensiver der detaillierten Berichterstattung, der vertiefenden Sachinformation, der meinungsbildenden Kommentierung und der Pflege ergänzender Nachrichten, die im Rundfunk wegen der knappen Zeit keinen Platz finden."3 MAST befürchtet, daß eine Domäne der Zeitung im intramediären Wettbewerb der Printmedien, die Aktualität, die Tageszeitung damit gleichzeitig „zum schärfsten Konkurrenten" der elektronischen Medien werden läßt.4 Und auch WITTE beurteilt - bei aller Skepsis - die Voraussetzungen der Zeitungen, „die publizistische Konkurrenz um das Zeit- und Geldbudget der Leser zu bestehen", als gut, allerdings nur „bei entsprechender Verstärkung der eigenen Leistungsmerkmale"5. Der „Aspekt der Gefährdung durch die neuen Medien" gehe von dem Werbemarkt aus, dem deshalb die „dominante Aufmerksamkeit" geschenkt werden müsse.6 Zur gleichen Einschätzung kommt die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages, die in ihrem Zwischenbericht zu folgender Bewertung gelangt: "Langfristig wird es vor allem bei stagnierenden oder nur noch leicht wachsenden Werbeaufkommen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Umverteilung der Werbeaufwendungen kommen. Von der Geschwindigkeit und dem Ausmaß der sich daraus für die Printmedien ergebenden Anzeigenverluste hängt es ab, ob die Zeitungs- und Zeitschriftenverlage Einbußen hinnehmen müssen, oder ob sie sich durch Kosteneinsparungen oder Erschließung neuer Absatzmärkte an diese Marktveränderungen anpassen können. Gelingt dies nicht, wären Minderungen der publizistischen Qualität und/oder eine Gefährdung der ökonomischen Basis die Folge. Da kleinere Verlage davon zuerst 1 vgl. KELLER, D. 1986: Regionale Tageszeitungsverlage und neue Medien. Elemente einer offensiven Untemehmensstrategie in den achtziger Jahren. Mannheim, S. 260 2 ROHM, W. 1982: Tageszeitung und Neue Medien. Eine absatzwirttchaftliche Analyse der Konsequenzen und Handlungsmöglichkeiten für den lokalen Tageszeitungsverlag durch den Eintritt der Neuen Medien in den Medienmarkt. Mannheim, S. 319 f. 3 wrrrE, E. 1984: Zeitungen im Medienmarkt der Zukunft. Eine betriebswirtschaftliche Untersuchung. Stuttgart, S. 28 4 MAST, C. 1986: Tageszeitung und Neue Medien. Zum Engagement der Presse im elektronischen Umfeld. Konstanz. S. 12 5 WITTE. E. 1984: Zeitungen im Medienmarkt der Zukunft. Eine betriebswirtschaftliche Untersuchung. Stuttgart, S. 1 S WITTE. E. 1984: Zeitungen im Medienmarkt der Zukunft. Eine betriebswirtschaftliche Untersuchung. Stuttgart, S. 17
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betroffen würden, wäre die weitere Konsequenz eine Abnahme der Zahl der publizistischen Einheiten und damit der Pressevielfalt."1 Über das Ausmaß der Umverteilung des Werbeaufkommens herrscht auch „nach der Etablierung von privaten Rundfunk- und Femsehveranstaltern" Unklarheit Selbst der Zentralausschuß der Werbewirtschaft ist zurückhaltend bei der Beurteilung der Zukunftsaussichten der Zeitungen" und zögert auch bei der Bewertung der Folgen, die seiner Meinung nach „ z u m gegenwärtigen Zeitpunkt nicht abzuschätzen" seien. 2 Die Monopolkommission geht zumindest soweit, in ihrer Prognose richtigerweise eine Schwerpunktverteilung vorherzusagen, „wonach die Anzeigen mit Selektionswirkung vorrangig den Zeitungen verbleiben und Anzeigen mit Massenwirkung sowie Imagewerbung stärker zu den elektronischen Medien übergehen,, werden. MAST benennt in diesem Zusammenhang das Medium Bildschirmtext als „Gefährdung mit möglichen Substitutionseffekten" für den Markt der aktuellen, lokalen Anzeigen, „die vor allem Preisinformationen enthalten und Kleinanzeigen, die sich nicht an ein disperses Publikum richten". 3 Generell seien die elektronische Textsysteme (Videotext, Bildschirmtext, Kabeltext) „in ihrer Präsentation den Printmedien (...) am ähnlichsten. .Text auf Papier' steht .Text auf dem Bildschirm' gegenüber." 4 Auch WITTE kategorisiert die Gefähidungstatbestände der einzelnen neuen Medien in bezug auf die Tageszeitung. So weist er dem Videotext allenfalls „die Rolle eines Ergänzungsmediums für aktuelle Textnachrichten"5 zu. Beim Bildschirmtext sieht er zwar den Vorteil, daß „der Leser als auswählender, mitgestaltender Partner aktiv" wird, andererseits erschienen die Aussichten der Zeitung angesichts „der relativ umständliche(n) Handhabung, (...) (der) Bindung an den Platz des Fernsehgerätes, (...) (des) Fehlen(s) einer Hardcopy und (...) (der) vergleichsweise lange(n) Zugriffszeit" durchaus gut. 6 Bei der Bewertung der verschiedenen neuen Übertragungswege und Verbreitungsgebiete des Rundfunks scheint WITTE allein dem lokalen Rundfunk und weniger dem Zielgruppen- oder gar dem Satellitenrundfunk die Rolle eines Konkurrenten für die Tageszeitung zuzuordnen. KELLER ist uneingeschränkt zuzustimmen, wenn er ausführt: „Es überrascht, daß viele Tageszeitungsverlage diese sich abzeichnenden Herausforderungen wenig systematisch und ohne ein auch wirtschaftlich konsequentes Konzept anzugehen scheinen. Weniger rationale Überlegungen als vielmehr Wunschdenken und die
•DEUTSCHER BUNDESTAG. 9. Wahlperiode 1983: Zwischenbericht der Enquete-Kommission ..Neue Informations- und Kommunikationstechniken". Drucksache 9/2442, S. 48 2 ZENTRALAUSSCHUB DER WERBEWIRTSCHAFT E. V. (Hg.) 1987: Werbung 87. Bonn, S. 126 3 MAST. C. 1986: Tageszeitung und Neue Medien. Zum Engagement der Presse im elektronischen Umfeld. Konstanz, S. 21 4 MAST, C. 1986: Tageszeitung und Neue Medien. Zum Engagement der Presse im elektronischen Umfeld. Konstanz, S. 14 5 WITTE, E. 1984: Zeitungen im Medienmarkt der Zukunft. Eine betriebswirtschaftliche Untersuchung. Stuttgart, S. 29 6 WITTE, E. 1984: Zeitungen im Medienmarkt der Zukunft. Eine betriebswirtschaftliche Untersuchung. Stuttgart, S. 29 f.
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Faszination neuer Medien, insbesondere des Fernsehens, dominieren häufig. Dabei ist bei allem Mut, Neues zu wagen, gerade Realitätssinn dringend erforderlich: Zu schnell ist auch das Bestehende, also die Zeitung, gefährdet, wenn sich neue Betätigungsfelder auf Dauer als Verlustbringer erweisen." 1 Oft genug sind die Zeitungsverleger dieser Faszination erlegen. Das Engagement der Printmedien auf dem Sektor der Neuen Medien ist weit fortgeschritten. Daß es allerdings nicht nur die Realisierung einer langgehegten Wunschvorstellung bedeutet, ist angesichts der ökonomischen Bedeutung des Vorgangs klar. ZERDICK liegt ansatzweise richtig, wenn er vermutet, daß sich in Ermangelung „weitere(r) Anlagemöglichkeiten im Bereich der jetzigen Geschäftstätigkeit" für die Zeitungsverleger „die Expansion in Tätigkeitsfelder (anbot), in denen die Zeitungsverlage aufgrund vorhandener Vorteile (bestehende Redaktionen mit Zugang zu Informationsquellen, vorhandener Leserstamm) relativ leicht Fuß fassen könnten - leichter jedenfalls als in anderen Branchen, in denen zudem häufig die absolute Höhe des aufzubringenden Kapitals die Möglichkeiten mittelständischer Zeitungsunternehmen übersteigt."2 Auch KÖHLER sieht in der Beteiligung der Verlage an den neuen Medien „eine willkommene Anlagemöglichkeit für die üppigen Erträge aus dem Printgeschäft."3 Ähnlich übereinstimmend wie bei der Einschätzung der Auswirkungen der Neuen Medien auf den Leser- und Anzeigenmarkt wird auch der Wettbewerb der Medien untereinander bewertet. Die Monopolkommission sieht eher einen komplementären oder additiven und weniger einen substitutiven Charakter bei den Beziehungen zwischen Print- und elektronischen Medien als gegeben an.4 Auch MAST kommt in ihrer Analyse zu dem Schluß, daß Substituierungsprozesse in der Vergangenheit kaum nachweisbar waren und sich zukünftig allenfalls die intermediären Komplementärbeziehungen verschärfen werden.5 Darüber hinaus rechnet RÖHM angesichts der Verknappung auf dem Werbemarkt auch mit einer Verschärfung des intramediären Wettbewerbs, von der insbesondere Zeitungen in nachrangiger
1 KELLER, D. 1986: Regionale Tageszeitungsverlage und neue Medien. Elemente einer offensiven Untemehmensstrategie in den achtziger Jahren. Mannheim. S. 19 2 ZERDICK, A. 1984: Der gelenkte freie Markt. Überlegungen zur kdnftigen Medienstruktur. (Manuskript der Sendung ..Medienreport" vom S. Februar 1984) In: Norddeutscher Rundfunk. Medienredaktion (Hg.): Aus der Reihe „Medienreport**. Überlegungen zur Medien-Zukunft. (Bd. 8). o.O. (Hamburg), S. 65 und ZERDICK. A. 1984: Mehr Arbeitsplltze durch neue Medientechnologien? Argumente zu den erwarteten Beschäftigung seffeklen der Neuen Medien. In: Rau, JVROden, P. v. (Hg.): Die neuen Medien - eine Gefahr für die Demokratie? Frankfurt im Main, Ölten, Wien, S. 165 3 KÖHLER, W. 1985: Die Werbung - und der Kampf um den Leser. Aus Verlagen werden Medienkonzeme. In: o.V. (Bundeszentrale für politische Bildung, Hg.): Themenheft 6. Die Presse in der deutschen MedienlandschafL o.O. (Bonn), S. 53 4 vgl. DEUTSCHER BUNDESTAG. 10. Wahlperiode 1984: Fünftes Hauptgutachten der Monopolkommission 1982/1983. Drucksache 10/1791, S. 182 ^ vgl. MAST, C. 1986: Was leisten die Medien? Funktionaler Strukturwandel in den Kommunikationssystemen. Osnabrück, S. 77
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Marktposition betroffen werden.1 SCHUMANN erinnert in diesem Zusammenhang an die Entwicklung des komplementären Verhältnisses zwischen Zeitung und Rundfunk: Die Zeitungen hätten sich zwar in der Vergangenheit nicht verdrängen lassen, allerdings müsse daran erinnert werden, „daß in dieser Zeit die betriebswirtschaftlich schwächeren Betriebe verschwunden sind."2 Die Möglichkeit, auf dem Werbemarkt mehrmediale Koppelgeschäfte anbieten zu können, sowie starke synergetische Effekte werden, so RÖPER, dazu führen, daB „auch künftig die etablierten Medienbetriebe zu den Überlebenden eines Konkurrenzkampfes zählen werden."3 Auch RONNEBERGER betrachtet die wirtschaftlichen Sorgen der Zeitungen mit Verständnis, glaubt allerdings, „daB sich immer wieder Mittel und Wege zur Erhaltung ihrer ökonomischen Existenz finden lassen dürften."4 Die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages sieht potentielle Substitutionswirkungen erst nach einem grundlegenden Strukturwandel, den sie Tür die Zeit nach 1990 prognostiziert. Dann werde der Bildschirmtext einige Funktionen der Tageszeitung sowie der Fachzeitschriften, das vermehrte Rundfunkangebot die Kommunikationsfunktion von Publikumszeitschriften übernehmen, sowie letztlich in einem noch nicht vorherzusagenden Umfang regionalisierte Rundfunkprogramme Wirkungen auf den Lesermärkten der lokalen und regionalen Tageszeitungen zeitigen.s Den Anspruch der Zeitungsverleger auf Teilhabe an den neuen Medien erneuerte der damalige Geschäftsführer und heutige Hauptgeschäftsführer des BDZV, DETJEN: „Die Presseverlage brauchen den Zugang zu den neuen Medien, um nicht als Pferdekutscher der Information in einem Wettbewerb mithalten zu müssen, in dem die Konkurrenz Rennwagen fährt."6 Und der Geschäftsführer des BDZV, SCHULZE, ergänzt weniger prosaisch: „Der Zugang der Zeitungen zu den elektronischen Medien wurde vom BDZV schon frühzeitig als .notwendiger Schritt zur Sicherung der wirtschaftlichen und damit auch der publizistischen Leistungsfähigkeit der Presse' gefordert. Zeitungen müssen sich - so argumentiert der 'vgl. RÖHM, W. 1982: Tageszeitung und „Neue Medien". Eine absatzwirtschaftliche Analyse der Konsequenzen und Handlungsmöglichkeiten für den lokalen Tageszeitungsverlag durch den Eintritt der „Neuen Medien" in den Medienmarkt. Mannheim, S. 195 f. SCHÜMANN, E. 1987: Die Zeitungen brauchen die Neuen Medien nicht zu f&rchten. Wetbewerb kann nicht im Naturschutzpark stattfinden. In: Rummel, A. (Hg.): Die Medienwelt bewegt sich doch. Ein Angebot für den mündigen Bürger. Mainz, S. 165 3 RÖPER, H. 1986: Poker um Einfluß und Macht. Eine Analyse der Medienlandschaft. In: Die Zeit, 24. Oktober 1986, S.41 4 RONNEBERGER, F. 1986: Kommunikalionspolitik III. Kommunikationspolitik als Medienpolitik. Mainz, S. 32 ^DEUTSCHER BUNDESTAG, 9. Wahlperiode 1983: Zwischenbericht der Enquete-Kommission „Neue Informations- und Kommunikationstechniken". Drucksache 9/2442, S. 48 6 DETJEN, C. 1982: Good-bye Gutenberg? Die Presse auf neuen Wegen zum elektronischen Publizieren. In: Koszyk, K./Schulze, V. (Hg.) : Die Zeitung als Persönlichkeit. Düsseldorf, S. 415
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Verband - vorwiegend aus Werbeeinnahmen finanzieren. Ein Abwandern von Anzeigen, ob in die alten oder in die neuen elektronischen Medien, wäre von der Tagespresse nicht mehr zu verkraften, ohne daß ihre publizistische Substanz entschieden Schaden nähme."i Ganz auf dieser Linie liegt NAEHER, wenn dieser konstatiert, daß die Presse sich nur dadurch vor Verlusten auf dem Werbemarkt schützen könne, „wenn sie selbst sich elektronisch betätigt."2 Zwei Aspekte sind in diesem Zusammenhang bedenkenswert So stellt einerseits KELLER im Grundsatz völlig zu Recht fest, daß die sowohl bei DETJEN als auch bei NAEHER dominierenden, defensiven Überlegungen nicht der richtige Ansatz seien, „die Zukunft eines Unternehmens zu sichern", sondern „im Gegenteil: Kennzeichen erfolgreicher Unternehmen ist das aktive und offensive Nutzen von Möglichkeiten zur Diversifikation, wenn diese gute Zukunftsaussichten eröffnen."3 Und letztlich bringt die Monopolkommission die allgemeine Skepsis auf den Punkt, wenn sie in ihrem Fünften Hauptgutachten ausführt: ••Die Zeitungsverleger fordern den Zutritt zu den Neuen Medien, weil deren Werbesendungen die wirtschaftliche Existenz der Zeitungen gefährde. Die Monopolkommission hält diese Argumentation nicht für schlüssig. Von den Neuen Medien ausgehende wirtschaftliche Verdrängungswirkungen treten in Abhängigkeit von der Eigenart der Medien, aber unabhängig von den Eigentumsverhältnissen ein. Wenn z.B. Zeitungen infolge des Vordringens der Neuen Medien unwirtschaftlich würden, so würde sich ihre Wirtschaftlichkeit nicht allein dadurch erhöhen, daß die Zeitungsverleger zusätzlich die Neuen Medien betreiben oder daran beteiligt werden. Es wäre allenfalls denkbar, daß innerhalb der so entstehenden Medienkonglomerate unrentable Printmedien mit Hilfe der Gewinne aus elektronischen Medien finanziell und erhalten würden. Eine solche Entwicklung, die dem wirtschaftlichen Eigeninteresse der Verleger widersprechen würde, wird von der Monopolkommission weder für wahrscheinlich noch für wünschenswert gehalten." 4 Auf den publizistischen Aspekt der Beteiligung der Zeitungen an den Neuen Medien hebt NAEHER ab, für den das „elektronische Publizieren" nur eine Fortsetzung der bisherigen Tätigkeit der Zeitung „mit anderen Mitteln" ist, denn „wenn Zeitungen ein lokales Programm veranstalten, beschäftigen sie sich mit denselben Themen wie bisher auch."5 Auch KELLER plädiert in * SCHULZE, V. 1985: Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger. (4. Aufl.). Dasseldorf. S. 6 0 2 NAEHER, G. 1982: Stirbt das gedruckte Wort? Neue Medien. Die große Herausfordoung. Ulm. S. 162 3 KELLER, D. 1986: Regionale Tageszeitungsverlage und neue Medien. Elemente einer offensiven Untemehmensstrategie in den achtziger Jahren. Mannheim, S. 20 4 DEUTSCHER BUNDESTAG, 10. Wahlperiode 1984: Fünftes Hauplgutachien der Monopolkommission 1982/1983. Drucksache 10/1791, S. 22 'NAEHER, G. 1982: Stirbt das gedruckte Wort? Neue Medien. Die groBe Herausforderung. Ulm. S. 197
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seiner Untersuchung für eine Beteiligung der Zeitungsverlage an den elektronischen Medien. Da diese prädestiniert seien, „als Anbieter in neuen Medien aufzutreten und Informationen insbesondere mit regionalem Bezug additiv, aber auch substitutiv zur Zeitung anzubieten"i, sollten sich diese bemühen,„ihr Image als verläßlicher Lieferant von Informationen auch auf Aktivitäten in neuen Medien zu übertragen."2 Verschiedene Autoren warnen vor einer nur scheinbaren Vielfalt, die durch die Etablierung neuer Medien entstehen wird. Nach ihrer Ansicht ist eher damit zu rechnen, daB Medienkonglomerate die publizistischen Inhalte mehrfach verwerten und damit Meinungsmonopole entstehen werden. Auf einen „osmotischen Durchdringungseffekt" der Medien durch das Aufkommen neuer Technologien weist BETHGE hin. Gleichzeitig bezweifelt er, ob trotz absehbarer verstärkter Konzentration am prinzipiellen Zugangsrecht der Presse zum Rundfunk etwas geändert werden könne.3 R A T Z K E weist im Hinblick auf die internationale Bewertung von Meinungsmonopolen auf die Beteiligungsbeschränkungen in den gesetzlichen Bestimmungen einzelner Länder hin4 und erwähnt als nationale Beispiele „das Verbot des sogenanten Cross-ownership, also dem gleichzeitigen Besitz von Zeitung und Sendestation in den USA oder in Japan".sAuch in der Bundesrepublik hat es, insbesondere in Anbetracht der fortschreitenden Zahl der Ein-Zeitungs-Kreise, in einigen Bundesländern Auflagen für die Beteiligung der Zeitungsverlage an den Neuen Medien gegeben. Die Monopolkommission sah gerade für diese Regionen im privaten Rundfunk „eine alternative Informationsquelle für regionale und lokale Informationen (...) (,die) zur Erhaltung der Meinungsvielfalt beitragen" können. Voraussetzung dafür sei allerdings „daß die Anbieter der regionalen Rundfunkprogramme wirtschaftlich unabhängig bleiben von den regionalen Monopolzeitungen."6 Wie weit diese Auflagen gehen dürfen, ist nach wie vor umstritten.7 So ist nach Ansicht RÖPERS „die Macht der Verleger (...) schon heute derartig groß, daß ihnen bislang in keinem Bundesland trotz der Einsicht in die Gefahren der publizistischen Machtballung der Marktzutritt zum Rundfunk verwehrt" worden sei.8 MAST fordert denn auch als ersten 'KELLER, D. 1986: Regionale Tageszeitungsverlage und neue Medien. Elemente einer offensiven Untemehmensstrategie in den achtziger Jahren. Mannheim. S. 19 2 KELLER, D. 1986: Regionale Tageszeitungsverlage und neue Medien. Elemente einer offensiven Untemehmensstrategie in den achtziger Jahren. Mannheim, S. 177 ^BETHGE, H. 1986: Die rechtliche Ordnung des Rundfunks und sein Verhältnis zu anderen Medien. In: Deutsches Verwaltungsblatt, 10. Januar 1986. S. 867 4 RATZKE. D. 1984: Handbuch der Neuen Medien. Information und Kommunikation. Femsehen und Hörfunk, Presse und Audiovision heute und morgen. (2. Aufl.). Stuttgart, S. 396 -'RATZKE. D. 1984: Handbuch der Neuen Medien. Information und Ko munikation, Fernsehen und Hörfunk, Presse und Audiovision heute und morgen. (2. Aufl.). Stuttgart, S. 460 ' D E U T S C H E R BUNDESTAG, 10. Wahlperiode 1984: Fünftes Hauptgutachten der Monopolkommission 1982/1983. Drucksache 10/1791, S. 184 7
vgl. BORNER, B. 1985: Der Zugang der Presse zum Rundfunk und das Wettbewerbsrecht. Schriften zu Kommunikationsfragen. (Bd. 5). Berlin DRÖPER, H. 1986: Poker um EinfluB und Macht. Eine Analyse der Medienlandschaft. In: Die Zeit, 24. Oktober 1986, S. 41
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Schritt, das bisher in einzelne Sektoren gegliederte Medienrecht zu überprüfen und den „medienpolitischen Regelungsbedarf" der neuen Medienangebote durch ein „integriertes Medienrecht" zu decken.l Einen ersten Schritt zu einem integrierten Medienrecht und einen „eigenen Weg zur Verhinderung von Machtkonzentration" sieht RÖPER in dem nordrheinwestfälisehen Landesrundfunkgesetz2: „In Nordrhein-Westfalen wird versucht, durch eine einzigartige Konstruktion publizistische Machtkonzentration zu verhindern, ohne den örtlichen Verlagen den Zugang zu den Neuen Medien zu verbauen. Die örtlichen Verlage genießen einen privilegierten Zugang zu den jeweils ersten Betreibern in einem Kreis oder in einer kreisfreien Stadt Ihnen stehen bis zu 100 Prozent, mindestens aber 75 Prozent an den sogenannten Betriebsgesellschaften zu. Diese Betriebsgesellschaften sind für Technik, Verwaltung und vor allem für die Aquisition der Werbung zuständig, aber nicht für das Programm. Das Programm wird produziert und verantwortet von Veranstaltergemeinschaften, die sich als Vereine konstituieren. Mitglieder sind im wesentlichen Delegierte der im Gesetz genannten gesellschaftlichen Gruppen. Die örtlichen Verlage haben in diesen Vereinen eine Stimme. Diese von den Verlegern viel geschmähte Konstruktion muß ihre Lebensfähigkeit in den nächsten Jahren beweisen. Die Landesanstalt für Rundfunk geht davon aus, daß im Frühjahr 1988 die ersten Radios auf Sendung gehen werden. In NRW könnte es also zu einem verstärkten publizistischen Wettbewerb auf lokaler Ebene kommen, ohne dabei die örtlichen Verlage kaum kalkulierbarer Konkurrenz vor allem auf dem Werbemarkt auszusetzen."3
2.4.9.2.1 Zeitungspuppe WAZ Der Geschäftsführer der „Zeitungsgruppe WAZ", SCHUMANN, beurteilt die Situation der Zeitungen in dem sich wandelnden Mediengefüge eher gelassen, wenn er ausführt: „Vielmehr bedarf es schon einer Sensibilisierung für die Gefahren, die auf Zeitungsverlage und ihre Märkte zukommen, wenn weitere Anbieter von (alten und neuen) Medien in Erscheinung treten. Solche weiteren Anbieter werden den Zeitungen nicht das Fürchten lehren; sie müssen aber ernstgenommen werden und stellen letztlich eine Herausforderung dar." 4
' M A S T . C. 1986: Was leisten die Medien? Funktionaler Strukturwandel in den Kommunikatioiusystemen. Osnabrück, S. 14 ^Kundfunkgesetz für das Land Norirhein-Westfalen (LRG NW). GV. NW. 1988, S. 6 DRÖPER, H. 1987: Stand der Verflechtung von privatem Rundfunk und Presse 1987. In: Media Perspektiven, H. 11/87, S. 701 4 SCHUMANN. E. 1987: Die Zeitungen brauchen die Neuen Medien nicht zu fürchten. Wettbewerb kann nicht im Naturschutzpark stattfinden. In: Rummel, A. (Hg.): Die Medienwelt bewegt sich doch. Ein Angebot für den mündigen Bürger. Mainz, S. 163
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Daß sich die von SCHUMANN geführte Zeitungsgruppe schon frühzeitig an den Medienwandel angepaßt hat, dokumentiert die folgende Feststellung der nordrhein-westfälischen Landesregierung: »Beteiligung und Tochterunternehmen der nachfolgenden Zeitungsverlage deuten auf einen grundlegenden Strukturwandel der Medienlandschaft Nordrhein-Westfalen hin: vom Zeitungsverlag zum Media-Verbund-Verlag. Dabei spielt die Höhe des Umsatzes offenbar nicht die entscheidende Rolle. Beispiele: Der WAZ-Konzern gibt neben vier großen Tageszeitungen und dem Appendix .Essener Tageblatt' auch eine ganze Reihe von Anzeigenblättern heraus, z.T. in alleiniger Regie, z.T. in Kooperation mit den ,Ruhr-Nachrichten'. Zudem gehört der Zeitschriftenverlag ,Welt am Sonnabend' in Düsseldorf, der drei auflagenstarke Publikumszeitschriften produziert, zum Konzern. Interesse am Rundfunk hatte der Konzern nach eigenen Angaben lange nicht. Inzwischen verhandelt er auch über Fernsehprogramme. In das jüngste Medium, Bildschirmtext, ist er bereits als Anbieter eingestiegen."1 Bereits in der Phase des Bildschirmtext-Feldversuchs im Gebiet Düsseldorf/Neuss beteiligte sich die„Zeitungsgruppe WAZ" gemeinsam mit den Verlagen der „Rheinischen Post", der „Westdeutschen Zeitung", der „Neuss-Grevenbroicher Zeitung" und des Düsseldorfer „Express" an einer Gesellschaft, die unter dem Namen „telepress" tagesaktuelle Informationen in das Btx-Netz einspeiste. Nach erfolglosen Verhandlungen über eine Beteiligung am APF-Konsortium schien im Herbst 1985 eine Beteiligung der Zeitungsgruppe an dem privaten Fernsehprogramm RTLplus wahrscheinlich. Doch erst am 16. Mai 1986 kam es zu einer zehnprozentigen Beteiligung, die in der Essener Zeitungsgruppe von der „WESTFILM Medien-GmbH" organisiert wird. Ein ausschlaggebender Grund für das Engagement bei RTLplus war, daß „die regionale Stärke der Gruppe in neuen Programmen ihren entsprechenden und erkennbaren Ausdruck erhält." 2 Eine weitere Beteiligung, die als vielversprechend im Hinblick auf künftige Fernsehaktivitäten der Gruppe angesehen werden kann, kam im Februar 1986 zustande. Damals übernahm die WAZ die .Allianz Filmproduktion GmbH", die sich durch anspruchsvolle Auftragsproduktionen für die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten einen guten Ruf in der Branche erworben hatte. Sowohl GROTKAMP als auch SCHUMANN betonen übereinstimmend, daß im Hinblick auf die Wahrnehmung künftiger Rechte im Rahmen von lokalen bzw. regionalen Betriebsgesellschaften (§ 29 LRG NW), die „Zeitungsgruppe WAZ" diese nicht pauschal wahrnehmen, sondern eine Wirtschaftlichkeitsprüfung in jedem Einzelfall vornehmen wird. 3 Sie setzt 'LANDESPRESSE- UND INFORMATIONSAMT NORDRHEIN-WESTFALEN (Hg.) 1983: Medienatlas Nordrhein Westfalen- Grundlagen der Kommunikation. (Bd. 1), S. 181 2 PÄTZOLD, U. 1986: Wer bewegt die Medien an der Ruhr? Die leise Effizienz der WAZ-Politik. In: Media Perspektiven. H. 8/86, S. S i l 3 Interview mit Günther GROTKAMP am 11. Januar 1988 und Interview mit Erich SCHUMANN am 22. Januar 1988
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damit eine Linie fort, die Erich BROST im Zusammenhang mit dem Engagement der WAZ im Bereich der Neuen Medien als das „Vertrauen auf das eigene Standbein" bezeichnet hat 1 2.4.9.3 Zeitung und ..alte Medien" „Ein letztes Wort noch zu den .neuen Medien*. Was wir hier haben bzw. zu erwarten haben, ist lediglich die Umverteilung dessen, was wir immer schon hatten. Wenn es noch mehr Funk- und Fernsehsender gibt, dann wird die Reichweite dieser Medien nicht steigen, sondern die Reichweiten werden sich aufsplitten. Wir können dem getrost entgegensehen. 20 Rundfunksender sind dann ein sehr teurer Werbeträger im Vergleich zu einem oder zweien. Die Verlage müssen deshalb darauf achten, das Produkt Zeitung verkäuflich zu halten. Deshalb sollten sie nicht nur in die neuen Medien, sondern auch in die alte Tante Tageszeitung investieren. Sie werden deren Gewinne noch lange für die neuen Medien brauchen."2 So äußerte der Marktforschungsberater Eberhard F. KLOTZSCHE auf dem BDZV-„Marketing-Symposium", das im November 1986 in München stattfand. 3 Und der damalige stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Axel Spinger Verlages, Günter PRINZ, ergänzte ihn im Hinblick auf die Perspektiven für die „alte Tante" wie folgt: „Zeitungsmachen in den neunziger Jahren wird noch mehr als heute bedeuten: den Leser an die Hand zu nehmen, engagiert versuchen, ihm das Leben zu erleichtern, ihm die Nachricht vom Abend zuvor zu erklären und ihm komplizierte Sachverhalte ohne Bildungsdünkel aufzulösen. (...) Zeitungsmachen wird dadurch sicher nicht einfacher, gibt es doch immer weniger gute Nachwuchsleute, die schreiben können, was Leser lesen wollen. Wer über das Leben schreiben, wer helfen will, muß selber leben können. Da das Leben aber schwieriger wird, wird es auch für Journalisten immer schwieriger, es zu erfassen und weiterzugeben. Der mühsame Weg, den Dingen auf den Grund zu gehen, wird sich lohnen. Denn genau das ist die Domäne der Zeitung neben der Berichterstattung vor Ort. Wir müssen die Winkel ausleuchten, in die das Femsehen nicht vordringen kann. Wir müssen dort leben und sein, wo der Leser lebt; denn nichts ist aufregender, lebendiger, bewegender als Nachbarschaft." 4
'interview mit Erich BROST am 26. November 1987 KLOTZSCHE, E. F. 1987: Die Tageszeitung. Analyse und Prognose. In: o.V. (Caßdorf. D„ Red.): Zeitungen für den Markt von morgen. Düsseldorf, Wien, S. 49 3 vgl. auch KELLER, D. 1986: Regionale Tageszeitungsverlage und neue Medien. Elemente einer offensiven Untemehmensstrategie in den achtziger Jahren. Mannheim, S. 177 4 PRINZ, G. 1987: Fallbeispiel BILD-Gruppe. In: o.V. (GaBdorf, D„ Red.): Zeitungen ftlr den Markt von morgen. Düsseldorf, Wien, S. 78 f. 2
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MAST greift diese These auf und verweist gleichzeitig auf die Flüchtigkeit der elektronischen Information im Vergleich zur gedruckten: „Das Tele-Bild enteilt, aber das gedruckte Wort verweilt" 1 Zusätzlich fordert sie in der Tageszeitung verstärkte Orientierungsleistungen für die Leser, analog zu den Veranstaltungshinweisen im Lokalteil: „Serviceinformationen zur Bewältigung des Alltags, zu dem auch die Neuen Medien gehören, sind Orientierungsleistungen, die der Zeitung die Funktion als . K u r s b u c h durch die Medienlandschaft'2 zuschreiben. .Die Angebotsvermehrung wird den Gebrauchswert der aktuellen Presse um so fühlbarer erhöhen, je flexibler diese den Informationsbedürfnissen der Leser gerade in der Zeit der Einführung der .Neuen Medien* entgegenzukommen versteht. Je mehr .Neue Medien' auf den Plan treten werden, um so unentbehrlicher wird sich das . P r o g r a m m - K u r s b u c h ' der täglich informierenden Zeitung machen können.' 3 " 4 BURKHARDT verbindet diese Vorstellungen mit den künftigen technischen Möglichkeiten und prognostiziert als „äußerste Konsequenz" die „Zeitung nach Maß" als ein Produkt, das „in seiner Gesamtheit individuell nach unterschiedlichen, im Computer gespeicherten Interessenprofilen der Leser hergestellt wird." 5 Neben zur Zeit noch unüberbrückbaren, vor allem drucktechnischen Schwierigkeiten, gibt es verständlicherweise auch Vertriebsprobleme bei der Realisierung des geschilderten Produkts. Bis zur Verwirklichung, aber auch noch darüber hinaus ist daher KELLER zuzustimmen, wenn dieser fordert: . f ü r viele Verleger stellen sie (die Möglichkeiten neuer Angebote, d. Verf.) eine große Herausforderung dar. Doch darf ein Punkt bei allen Überlegungen über neue Betätigungsfelder nicht ins Hintertreffen geraten: Das .alte' Medium, die gedruckte Zeitung."6
'SÖLLER. A. 1980: D u Tele-Bild enteilt, aber d u gedruckte W o n verweilt. In. Handelsblut. Nr. 75/1980. S. 18f. 2 ROEGELE, O. B. Die Zeitung in der Welt von morgen. In: Koszyk, K./Schulze, V. (Hg ): Die Zeitung als Persönlichkeit. Düsseldorf. S. 326 3 ROEGELE, O. B. Die Zeitung in der Welt von morgen. In: Koszyk. KTSchulze, V. (Hg.): Die Zeitung als Persönlichkeit. Düsseldorf, S. 326 4 MAST, C. 1986: Tageszeitung und Neue Medien. Zum Engagement der Presse im elektronischen Umfeld. Konstanz, S. 16 ^BURKHARDT, F. 1982: Über die Einflüsse der technik auf die Produktgestaltung und den Absatz von Zeitungen. In: o.V. (SchnurT, D., Red.): Zeitungsverkauf in den 80er Jahren. Das Buch zur Frankfurter Vertriebs tagung des BDZV. Düsseldorf, Wien, S. 76 ^KELLER, D. 1986: Regionale Tageszeitungsverläge und neue Medien. Elemente einer offensiven Unternehmensstrategie in den achtziger Jahren. Mannheim, S. 257
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2.5 Anzeigenblätter „Die publizistische Idee Anzeigenblatt ist keineswegs neu. Seine Anfinge gehen in Frankreich bis 1630 zurück, in Deutschland entwickelte sich ab etwa 1820 mit den Intelligenzblättern ein den heutigen Anzeigenblättern ähnlicher Pressetyp."1 Auf ähnliche Ursprünge verweisen DENSE und VON DER OSTEN in ihren Dissertationen zur Problematik der Anzeigenblätter.2 Die Definitionen des Begriffs .Anzeigenblatt" sind zwar in ihrer Terminologie unterschiedlich, in ihrem Aussagewert allerdings weitestgehend ähnlich. So definiert DENSE, nahezu wortgleich mit LEHMANN 3 : „... periodisch erscheinende Werbedrucksachen, die unentgeltlich und unbestellt allen Haushalten eines begrenzten Bezirks zugestellt werden und neben einem gestreuten Annoncenteil redaktionelle - im wesentlichen ortsbezogene - Beiträge enthalten."4 Die Bundesregierung stellt in ihrer Formulierung 1978 noch auf die Verteilung in besonders „konsumfreudigen" Kommunikationsräumen ab: „Die Anzeigenblätter sind in gewisser Regelmäßigkeit erscheinende Druckwerke, die unentgeltlich und unaufgefordert den Haushalten in bestimmten - sich meist durch Bevölkerungsdichte und Kaufkraft auszeichnenden - Wohngebieten zugestellt werden. Sie enthalten in jüngerer Zeit fast immer auch redaktionelle Beiträge, die sich in aller Regel auf das örtliche Geschehen beziehen."5 SONDERMANN legt seiner grundlegenden Untersuchung die folgende Definition zugrunde, die auch für die vorliegende Arbeit übernommen wird: „Anzeigenblätter sind Werbeträger für überwiegend lokale Anbieter von Waren und Dienstleistungen, sie erscheinen periodisch und werden kostenlos verteilt in einem lokalen Verbreitungsgebiet an (fast) 100 % der (privaten) Haushalte. Sie haben ein zeitungsähnliches äußeres Erscheinungsbild, eine den Zeitungen vergleichbare wirtschaftliche Verfahrensweise und einen zeitungsähnlichen Wirkungsmechanismus bei Lesern und Werbungtreibenden."6 ^WÖSTE, M. 1982: Anzeigenblätter. Überlegungen zu ihrer Expansion und Rolle im Bereich lokaler Kommunikation. In: Media Perspektiven. H. 6/82, S. 373 2 DENSE, H.-G. 1974: Die rechtliche Problematik der Anzeigenblätter. Münster und VON DER OSTEN, H. 1957: Zur Problematik der Gratisanzeiger. München 3 LEHMANN, M. 1979: Die Verteilung von kostenlosen Presseerzeugnissen - insbesondere von Anzeigenblättern - und unlauterer Wettbewerb. In: Fischer, H.-D./Baems, B. (Hg.) 1979: Wettbewerbswidrige Praktiken auf dem Pressemarkt. Positionen und Probleme im internationalen Vergleich. Baden-Baden. S. 76 4 DENSE, H.-G. 1974: Die rechtliche Problematik der Anzeigenblätter. Münster, S. 173 ^DEUTSCHER BUNDESTAG, 8. Wahlperiode 1978: Bericht der Bundesregierung Uber die Lage von Presse und Rundfunk in der Bundesrepublik Deutschland (1978). Drucksache 8/2264, S. 26 6 SONDERMANN, G. 1975: Lokale Wochenblätter und Anzeigenblätter im Wettbewerb mit lokaJen/regionalen Tageszeitungen. In: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (Hg.):
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Eine Abgrenzung zum Medium Tageszeitung leisten THIERAUF/LERCHSTUMPF im Hinblick auf den publizistischen Wettbewerb. Anzeigenblätter seien generell keine „publizistische Konkurrenz zu den Tageszeitungen", ein Wettbewerbsverhältnis bestehe nur auf dem lokalen Anzeigenmarkt und: „Tageszeitungen und Anzeigenblätter sind nicht vergleichbare, unterschiedliche Druckmedien. Die redaktionellen Teile der Medien haben unterschiedliche Aufgaben und Zielsetzungen. Diese werden, auf die jeweils typische Art, unterschiedlich wahrgenommen: Tageszeitungen sind Presseorgane - Anzeigenblätter sind Werbeträger."1 MÖSCHEL und LÖFFLER/RICKER unterscheiden drei Arten von Anzeigenblättern: 1. Offerten- und reine Anzeigenblätter, 2. Anzeigenblätter mit einem geringen redaktionellen Anteil, 3. Anzeigenblätter mit einem umfangreichen redaktionellen Anteil.2 Eine substitutioneile Gefahr für die Tageszeitung geht nur von der dritten Variante aus. Die reinen Anzeigenblätter verschwinden zunehmend vom Markt oder entwickeln sich weiter zur Stufe zwei. Der redaktionelle Teil in dieser Form des Anzeigenblatts „soll verhindern, daß der Leser dieses Blatt achtlos beiseite legt." 3 In Abweichung von der Kostenrechnung des Zeitungsverlages wird beim Anzeigenblatt die Finanzierung und Kostendeckung allein durch den Anzeigenmarkt geleistet. Kalkulationen im Hinblick auf den Vertriebspreis entfallen beim Anzeigenblatt gänzlich. Im Sinne des Wettbewerbsrechts werden sie nicht als „Originalwaren zu Probezwecken", sondern als . f o r m der Direktwerbung" charakterisiert. Den substitutionellen Charakter der Anzeigenblätter haben auch die Zeitungsverleger-Organisationen frühzeitig richtig beurteilt. Bereits im Februar 1954 beschloß der VDZV-Vorstand, sich „in einem Grundsatzprozeß wegen der Herausgabe eines kostenlos verbreiteten Anzeigenblattes, das mit redaktionellem Text und mit Zeitungscharakter erscheint, einzuschalten." 4 Am 27. Januar 1956 entschied der Bundesgerichtshof in der Auseinandersetzung um den „Freiburger Wochenbericht" und bejahte grundsätzlich die Notwendigkeit eines Bestandsschutzes für die Presse. Der KommunikationspoHiische und kommunikationswissenschaftliche Forschungsprojekte der Bundesregierung (1974-1978). Eine Übersicht Uber wichtige Ergebnisse. Bonn, S. 181 'GESELLSCHAFT FÜR GRUNDLAGENFORSCHUNG (THIERAUF. L. WyLERCH-STUMPF, M.) 1983: Inwieweit können Anzeigenblltter das publizistische Angebot von Tageszeitungen ergänzen und damit zur Meinungsvielfalt im Pressewesen beitragen? In: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (Hg.): Kommunikationspolitische und kommunikationswissenschaftliche Forschungsprojekte der Bundesregierung (1978-1985). Eine Obersicht aber wichtige Ergebnisse. (Bd. 1). Bonn, S. 225 2 MOSCHEL. W. 1978: Pressekonzentration und Wettbewerbsgesetz. Marktbeherrschung, unlauterer Wettbewerb und Sanierungsfusionen im Pressebereich. Tubingen, S. 28 und LÖFFLER, M7R1CKER. R. 1978: Handbuch des Presserechts. München, S. 248 3 BRUMMUND, P7SCHWINDT, P. 1982: Der Pressemarkt in der Bundesrepublik Deutschland. Öffentliche Aufgabe und privatwirtschaftliche Organisation der Presse. Köln, S. 147 4 Z V + ZV, 1954, S. 125
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Gerichtshof stellte fest, daß die „kostenlose Verteilung eines sog. Anzeigenblattes, das infolge der Hinzufügung eines redaktionellen Teiles in den Augen eines nicht unerheblichen Teiles des Publikums als .Zeitung' angesehen wird, ... im Sinne des § 1 UnlWG wettbewerbswirdrig (ist), wenn dadurch ein Inseratenverlust bei den übrigen Tageszeitungen eintritt, der deren Bestand emsthaft zu gefährden geeignet ist" 1 Sieben Jahr später wurde - wiederum auf Betreiben der Zeitungsverleger ein weiteres Verfahren gegen ein groBauflagiges Anzeigenblatt („Stuttgarter Wochenblatt") angestrengt. Die kritische Beurteilung der AnzeigenblattProblematik, die der Bundesgerichtshof bereits in seinem Urteil im Jahre 19S6 postuliert hatte, wurde durch die Entwicklung auf den Pressemärkten in der ersten Hälfte der sechziger Jahre noch verstärkt. In seiner Entscheidung vom 18. Dezember 1968 machte sich der Gerichtshof die Argumentation der Zeitungsverleger zu eigen und sah in der kostenlosen Verteilung von Anzeigenblättern einen Verstoß gegen § 1 UWG und kam darüber hinaus zu dem Schluß, daß „gegenüber dem Interesse des Anzeigenblattverlegers an der Ausübung seiner individuellen Pressefreiheit das öffentliche Interesse an der Erhaltung einer vielfaltigen Pressestruktur schwerer wiege"2:3 „Es wäre... ein individualistisches Mißverständnis dieser Pressefreiheit, wollte man diese bei der rechtlichen Bewertung des Wettbewerbs von Presseorganen untereinander einseitig unter dem Blickpunkt freier verlegerischer Entfaltung des einzelnen begreifen und die Schutzfunktionen außer acht lassen, die Art. 5 GG für die Erhaltung eines freien Pressewesens ausübt... (Der, d. Verf.) grundlegenden Bedeutung, die dem Bestand und der Existenzfähigkeit eines freien Pressewesens im demokratischen Staat zukommt, muß auch die Art und Weise, in der sich ein Verleger im Wettbewerb mit anderen Presseorganen durchzusetzen versucht, Rechnung tragen... Das individuelle Interesse eines einzelnen Verlegers an seiner möglichst ungehinderten Entfaltung verliert... an Gewicht, wenn er - wie im Streitfall - mit der Verteilung seines Blattes weniger zur Bildung der öffentlichen Meinung beitragen will, sondern in allererster Linie eigennützige kommerzielle Interessen, nämlich Gewinnerzielung aus dem Anzeigengeschäft verfolgt... Das Informationsbedürfnis solcher Bevölkerungsteile, die keinerlei Entgelt für Informationen aufbringen wollen, rechtfertigt nicht die Billigung auch solcher Wettbewerbsmethoden, die wegen ihrer Auswirkungen für das übrige Pressewesen dem Allgemeininteresse zuwiderlaufen."4
'vgl. BGHZ, Bd. 19. S. 392 ff. vgl. auch in: Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht, 1956, S. 223 RICHTER. R. 1973: Konununikationsfreiheit = Verlegerfreiheit? Zui Kommunikation* politik der Zeitungsverleger in der Bundesrepublik Deutschland 1945-1969. Pullach bei München, S. 147 3 vgl. auch GOEDDE. W7BISCHOFF. W. R. 1982: Leitsätze zur Kommumlcatiompolitik. Urteile höchster Gerichte zu Art. 5, Abs. 1 und 2 GG. München. S. 54 ff. 4 BGHZ, Bd. 51, S. 237 ff. vgl. auch in: Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht, 1969, S. 287 2
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Eine „gerneinschaftsschädigende Störung der Wirtschaftsordnung" sah der Bundesgerichtshof in seiner Entscheidung vom 11. März 1977 gegen zwei „WAZ-Anzeigei" als gegeben an. 1 Verurteilt hat das Gericht „die besonders massive Form, wie die WAZ-Anzeiger als Werbemittel für die eigene Tageszeitung ... im Konkurrenzkampf gegen eine andere Tageszeitung, die klägerische ,Ruhr-Nachrichten', die im Verbreitungsgebiet des Anzeigenblattes als regionale Tageszeitung mit der WAZ konkurrierte, eingesetzt wurde." 2 Gleichzeitig spielte für das gerichtliche Verbot der beiden WAZ-Anzeigenblätter „die in diesem Fall vorliegende Art der Anzeigenblattherausgabe mit seinem verbilligten Kombinationstarif für gleichzeitig im Anzeigenblatt und in der Tageszeitung erscheinende Anzeigen, ... (die) gemeinsame Anzeigenannahme für Anzeiger und Zeitung,... (die) redaktionelle Bearbeitung des Anzeigenblatts durch die Lokalredaktion"3 eine Rolle. 4 Der Minister für Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen (MWMV), der sich Ende der siebziger Jahre in mehreren kartellbehördlichen Verfahren mit der Anzeigenblatt-Problematik auseinandersetzen mußte, stellte in seinem KarteUbericht 1980/1981 fest: „Während noch im WAZ-Verfahren die Anzeigenblattpolitik einer Tageszeitung gegenüber einer anderen Tageszeitung Gegenstand der kartellbehördlichen Beurteilung war, hat sich in der Zwischenzeit eine völlig neue Marktsituation ergeben. Inzwischen geben die meisten Tageszeitungen zugleich auch örtliche oder auf örtliche Teilmärkte bezogene Anzeigenblätter heraus. Deshalb ist die Herausgabe von Anzeigenblättern durch Tageszeitungen inzwischen branchenüblich geworden und keineswegs per se mißbräuchlich... Inzwischen gibt es neben den Anzeigenblättern der TageszeitungsVerlage eine Vielzahl von Anzeigenblättern kommerzieller Wettbewerber. Die Herausgeber dieser Anzeigenblätter übten zuvor die unterschiedlichsten Berufe oder Gewerbe aus und haben offenbar den Markt der Anzeigenblätter als besonders lukrativ erkannt. Es besteht durchaus die begründete Annahme, daß diese gewerblichen Anzeigenblatt-Herausgeber oft nur deshalb an den Markt gehen, um nach einiger Zeit von den Verlegern konkurrierender Tageszeitungen, die zunächst Abwehr-Anzeigenblätter gründen, aufgekauft zu werden; auch dies scheint lukrativ zu sein. Der MWMV ist ist zwar der Ansicht, daß der Schutz des Artikels 5 des Grundgesetzes (GG) sowohl Tageszeitungen als auch Anzeigenblättern 'vgl. in: Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht, 1977, S. 668 vgl. auch: Anzeigenblätter als Mittel des Wettbewerbs zwischen Tageszeitungen. In: Archiv für Presserecht, 1977, Nr. 2, S. 293 ff. ^LEHMANN, M. 1979: Die Verteilung von kostenlosen Presseerzeugnissen - insbesondere von Anzeigenblättern - und unlauterer Wettbewerb. In: Fischer. H.-D/Baems, B. (Hg.) 1979: Wettbewerbswidrige Praktiken auf dem Pressemarkt. Positionen und Probleme im internationalen Vergleich. Baden-Baden, S. 80 3
WOSTE, M. 1982: Anzeigenblätter. Überlegungen zu ihrer Expansion und Rolle im Bereich lokaler Kommunikation. In: Media Perspektiven, H. 6/82, S. 374 vgl. auch BRUMMUND, P./SCHWINDT, P. 1982: Der Pressemarkt in der Bundesrepublik Deutschland. Öffentliche Aufgabe und privatwirtschaftliche Organisation der Presse. Köln, S. 155 f.
4
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zukommt; auch Anzeigenblätter sind nach der Rechtsprechung Zeitungen im Sinne des Artikels 5 GG. Indes wird man beim Konkurrieren von gewerblichen Anzeigenblättern mit AbwehrAnzeigenblättern von Tageszeitungs-Verlagen diesen letzteren im Interesse der Meinungsvielfalt ein höheres Schutzbedürfnis zubilligen müssen. Hiervon geht der MWMV regelmäßig aus, wenn gewerbliche Anzeigenblatt-Hersteller Beschwerden wegen des Marktverhaltens der von Tageszeitungs-Verlagen herausgegebenen Abwehr-Anzeigenblätter vortragen."1 Mitte der siebziger Jahre erkannten die Zeitungsverleger, daS die höchstrichterlichen Entscheidungen zwar ihre Position dem Grundsatz nach unterstützten, in der konkreten Wettbewerbssituation aber wenig nützten. Am 20. September 1977 gründete der BDZV daher zur Zusammenfassung der Anzeigenblätter der Zeitungsverlage die „Arbeitsgemeinschaft Anzeigenblättei" (AGAB), die seit 1980 als AdZ, „Anzeigenblätter der Zeitungen", firmiert. In der AGAB organisierten sich zum Zeitpunkt ihrer Gründung 96 Zeitungsverlage, die 172 Anzeigenblatt-Titel mit einer Gesamtauflage von 8,4 Millionen Exemplaren repräsentierten. SONDERMANN errechnete, daß Mitte der siebziger Jahre jeder fünfte Tageszeitungsverlag ein Anzeigenblatt herausgab.2 KELLER zitiert als Motiv der Zeitungsverieger für die Herausgabe von eigenen Anzeigenblättern: „Wenn schon Konkurrenz, dann aus dem eigenen Haus und in die eigene Kasse."3 Kein Wunder angesichts einer Entwicklung, die 1964 erst 170 Anzeigenblätter mit acht Millionen Auflage, aber schon 1977 363 Anzeigenblätter mit fast zwölf Millionen Auflage verzeichnete. Zum Inhalt stellte SONDERMANN in seinem Gutachten fest, daß 63 Prozent der Titel mit 70 Prozent der Auflage wöchentlich erschienen. „70 % der Anzeigenblätter werden am Donnerstag, 20 % am Freitag verteilt. Der durchschnittliche Blattumfang beträgt 11,2 Seiten mit signifikanten regionalen Abweichungen. Das Anzeigenblatt besteht zu 72,3 % aus Anzeigen (Abweichungen von 61 bis 89 %). Ein überregionales Anzeigengeschäft ist kaum gegeben. 70 % des Anzeigengeschäfts besteht aus lokalen Geschäftsanzeigen... Der redaktionelle Teil eines Anzeigenblattes gliedert sich zu 65 % in ,lokale Redaktion', zu 26 % in .überlokale Redaktion' und zu 9 % in .PR-Redaktion'." 4 'DER MINISTER FÜR WIRTSCHAFT, MITTELSTAND UND VERKEHR DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN (Hg.). 1982: Kartellbericht Nordrhein-Westfalen 1980/1981. Düsseldorf. S. 112 ff. 2 SONDERMANN, G. 1975: Lokale Wochenblätter und Anzeigenblätter im Wettbewerb mit lokalen/regionalen Tageszeitungen. In: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (Hg.): Kommunikationspolitische und kommunikationswissenschaftliche Forschungsprojekte der Bundesregierung (1974-1978). Eine Obersicht über wichtige Ergebnisse. Bonn. S. 183 3 KELLER, D. 1986: Regionale Tageszeitungs vertage und neue Medien. Elemente einer offensiven Untemehmensstrategie in den achtziger Jahren. Mannheim, S. 130 4 SONDERMANN, G. 1975: Lokale Wochenblätter und Anzeigenblätter im Wettbewerb mit lokalen/regionalen Tageszeitungen. In: Presse- und Inform ations am t der Bundesregierung (Hg.):
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Der gleiche Autor weist auf das „eigene Kommunikationsangebot" der Anzeigenblätter hin, das in der totalen Haushaltsabdeckung bestehe. 1 BRUMMUND/SCHWINDT gehen darüber hinaus davon aus, daß es außerdem ohne den „Rückgang stadtteilbezogener Lokalteile und kleiner Anzeigenbelegungseinheiten infolge von Rationalisierungsprozessen bei lokalen/regionalen Abonnementszeitungen" nicht zu der sprunghaften Ausdehnung dieses Mediums gekommen wäre. 2 Und selbst der ehemalige Referent für Anzeigenblätter des BDZV, URHAUSEN, urteilt über die Grundlagen des Erfolgs der Anzeigenblätter „Alle bisherige Erfahrung zeigt, daß Anzeigenblätter ihre Existenzgrundlage im lokalen und sublokalen Raum haben - ganz offenkundig ein Beweis dafür, daß in diesen Gebietseinheiten ein Marktbedürfnis vorhanden ist. Dieses konnte entstehen, weil die Zeitungen aus einer Reihe von Gründen nicht mehr in der Lage waren, in diesen kleinen Räumen ihre Funktion als Informationsträger ausreichend zu erfüllen. Kein Markt duldet über längere Zeit ein Vakuum - also bildeten sich neue Formen von Druckerzeugnissen, die die Nachfrage nach Informationen befriedigen konnte. Und so ist die Situation auch heute noch. Das für Anzeigenblätter relevante Marktsegment ist ziemlich eindeutig abgrenzbar. In dem kleinen Bereich .vor Ort' liegen die unschlagbaren Stärken der Anzeigenblätter, ihre Chancen für ein erfolgreiches und sinnvolles Wirken." 3 Und im Hinblick auf den Anzeigenmarkt stellt der Zentralausschuß der Werbewirtschaft in seinem letzten Jahresbericht im Zusammenhang mit Anzeigenblättern fest, daß kein Zweifel daran bestehe, „daß das redaktionelle Angebot der Anzeigenblätter als lokale und sublokale Berichterstattung das geeigente Umfeld für die Werbung darstellt."4 Doch kaum haben sich auch die zeitungseigenen Anzeigenblätter am Markt plaziert, da gibt es schon wieder erste Überlegungen aus den Reihen der Zeitungsverleger, die dem überraschenden Erfolg ihrer Blätter auch eine skeptische Seite abgewinnen, indem sie sich fragen: ,,a) ob es notwendig ist, daß die Tageszeitungsverleger, die selbst Anzeigenblätter vertreiben, diese redaktionell so gut gestalten, daß sie den Verkauf der klassischen Zeitungen beeinträchtigen können, und
Kommunikationspolitische und kommunikationswissenschaftliche Forschungsprojekte der Bundesregierung (1974-1978). Eine Obersicht über wichtige Ergebnisse. Bonn, S. 182 'SONDERMANN, G. 1975: Lokale Wochenblätter und Anzeigenblätter im Wettbewerb mit lokalen/regionalen Tageszeitungen. In: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (Hg.): Kommunikationspolitische und kommunikationswissenschaftliche Forschungsprojekte der Bundesregierung (1974-1978). Eine Obersicht über wichtige Ergebnisse. Bonn, S. 182 2 BRUMMUND, PySCHWINDT, P. 1982: Der Pressemarkt in der Bundesrepublik Deutschland, öffentliche Aufgabe und privatwirtschaftliche Organisation der Presse. Köln, S. 146 3 URHAUSEN, H. 1983: Eigenständigkeit in Grenzen. Chancen für Anzeigenblätter. In: Die Zeitung, H. 10/1983, S. 7 4 ZENTRALAUSSCHUB DER WERBEWIRTSCHAFT E. V. (Hg.) 1987: Werbung '87. Bonn, S. 133
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b) wenn diese Blätter schon so gut sind, warum sie dann nicht verkauft anstatt kostenlos verteilt werden."1 Der Markt der Anzeigenblätter befindet sich Mitte der achtziger Jahre nach der dynamischen Entwicklung in den sechziger und dem Boom in den siebziger Jahren trotz immer noch harten Wettbewerbs und beachtlicher Fluktuation in einer Phase der Konsolidierung. Das Anzeigenblatt wird, trotz mancher publizistischer Zweifel, als eigenständiges Medium anerkannt.2 In den beiden Anzeigenblatt-Verlegerverbänden sind in 1986 Anzeigenblätter mit einer Gesamtauflage von 32 928 338 Exemplaren organisiert, die sich entsprechend der Nielsen-Gebiete wie folgt verteilen: Tabelle 37: Anzeigenblätter Nielsen Nielsen Nielsen Nielsen Nielsen Nielsen Gesamt
I D m a m b IV V
Anzeigenblätter in der Bundesrepublik Deutschland In
der
Bundesrepublik
Auflage 7 560 471 10 156 0 0 7 4 949 003 4 403 906 4 8 0 0 071 1 058 900 32 928 358
Deutschland»
beleybare A u s ü b e n 166 188 130 99 125 U 719
davon A D A " 95 50 102 38 62 347
* Nicht enthalten sind Anzeigenblätter ohne Verbands Zugehörigkeit ** ADA-Auflagenkontrolle der Anzeigenblätter nach den gemeinsamen Gnmds&tzen des BDZV (AdZ) und des W D A Quelle: Gemeinsame Auflagenltsie der Anzeigenblftna der Zeitungen (AdZ) im Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) und des Verleger-Verbandes Deutscher AnzeigenbUtto ( W D A ) . Stand: drittes Quartal 1986
Quelle. ZAW 3
'NOLTE, E. 1987: Erwartungen des Presse-Grosso. In: o.V. (Gaßdorf, D„ Red.): Zeitungen für den Markt von morgen. Dusseldorf, Wien, S. 88 2vgl. ZENTRALAUSSCHUß DER WERBEWIRTSCHAFT E. V. (Hg.) 1987: Wertung '87. Bonn, S. 133 3 ZENTRALAUSSCHUß DER WERBEWIRTSCHAFT E. V. (Hg.) 1987: Werbung '87. Bonn. S. 132
177
Der BDZV verbreitet für das erste Quartal 1987 folgende Statistik über den bundesdeutschen Anzeigenblattmarkt: Tabelle 38:
Anzeigenblattmarkt in der Bundesrepublik Deutschland TM 987
GeaamI
Exemplare 51 196
1. Zeitungseigene bzw. verbundene Titel ZWDA davon Titel aus Position 1. 3. ohne VerbandazugehOrigkeit
576 229 82 264
30 14 6 12
Erscheinungsweise wöchentlich 14-tlgig monatlich
871 60 56
46 786 2 229 2 181
Erscheinungstage (nur wöchentliche Objekte) Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag/Sonntag
5 16 304 419 50 77
14 23 1 6
402 433 873 106 860 115
Teilbelegung Gesamtausgabe
133 738
18 563 28 225
Auflagengruppe 01 bis 10 000 02 10 001 - 25 000 03 25 001 - 50 000 04 50 001 - 100000 05 100 001 - 200 000
56 257 288 173 34
4 10 11 11
Auflagenkontrolle Verlagsangabe
336 535
21 130 25 658
Quelle: BDZV
1
977 169 753 807
556 562 434 649 388
Nach langwierigen Verhandlungen einigten sich die beiden betroffenen Verlegerverbände, der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) und der Verleger-Verband Deutscher Anzeigenblätter (VVDA), Anfang 1985 auf gemeinsame Regeln zur Anzeigenblatt-Auflagenprüfung. Seit 1986 werden entsprechend den Auflagenlisten der IVW auch gemeinsame Auflagenlisten für Anzeigenblätter herausgegeben. Anzeigenblätter, die sich der Überprüfung ihrer Auflage unterziehen, führten seitdem in ihren MediaUnterlagen und Impressen das „ADA-Signet" („Auflagenkontrolle der Anzeigenblätter BDZV/WDA"). Die Entwicklung des Mediums Anzeigenblatt Findet, ähnlich wie andere Printmedien (z.B. Zeitschriften), immer neue Nischen. Als „Geheimtip bei der Suche nach Marktlücken im Bereich der gedruckten Medien" 2 gelten zur Zeit, unabhängig von einstweiligen gerichtlichen Verfügungen auf der Grundlage der Gewerbeordnung, Anzeigenblätter, die am frühen •BUNDESVERBAND DEUTSCHER ZEITUNGSVERLEGER E. V. o. J. (1987): Der Anzeigenblattmarkt in Deutschland, (unveröffentlichtes Manuskript) 2 URHAUSEN, H. 1984: Sonntagsmarkt: Rummel statt Ruhe? Anzeigenblätter am Sonntag. Ein bedenklicher Weg der Expansion. In: Die Zeitung. Nr. 6/1984. S. 9
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Sonntagmorgen verteilt werden. Hier soll insbesondere die aktuelle Sportberichterstattung zum Lesen des Blattes herausfordern. Als weiteres neues Medium, den Anzeigenblättern vergleichbar, erscheinen seit geraumer Zeit sogenannte Kundenzeitschriften, die von Kaufhaus- und Verbrauchermarkt-Konzernen kostenlos an Kunden abgegeben werden. Diese werden fast ausschließlich durch die in ihnen enthaltenen Markenartikelanzeigen finanziert Eine weitere Variante stellen die Offertenblätter dar, die ausgehend von Berlin seit einigen Jahren auch in anderen bundesdeutschen Großstädten Platz gegriffen haben. In ihnen können Inserenten ihre Kleinanzeigen kostenlos aufgeben. Die Leser müssen diese Blätter, randvoll mit Kleinanzeigen aus der Region, dann im Einzelverkauf käuflich erwerben. Angesichts dieser Entwicklung hat FEUSER die Situation schon auf der BDZV-Vertriebstagung 1982 richtig analysiert, wenn er behauptete: „Und nun müssen sie sich den Menschen vorstellen, der abends nach Hause kommt - und im Briefkasten liegen zwei Anzeigenblätter und die Tageszeitung noch dazu! Und demnächst kriegt er auch noch Kabelfemsehen mit wer weiß wievielen Kanälen! Das gibt eine derartige Überfütterung und Verstopfung, daß wir schon eine ernste Gefahr für uns sehen müssen. Die Gefahr liegt also nicht nur auf dem Anzeigenmarkt, sondern auch auf dem Lesermarkt."1 2.5.1 Zeitung und Anzeigenblätter „Als die Anzeigenblätter neu in den Markt kamen, bildeten sie für die Tageszeitungen eine neue wettbewerbliche Herausforderung; sie waren, weniger im publizistischen, aber sehr stark im werblichen Bereich ein Konkurrenzmedium, das nicht unterschätzt werden durfte; die Zeitungsverlage haben und konnten ihre Produktpalette erweitem und in diesen neuen Markt eintreten. Ein großer Teil der heute erscheinenden Anzeigenblätter werden von den Zeitungsverlagen produziert." 2 PASSAUER ermittelt in seiner Dissertation das Jahr 1969 als den Zeitpunkt, zu dem Zeitungsverleger - auch zur Auslastung ihrer Druckkapazitäten - sich verstärkt in dem Markt der Anzeigenblätter engagiert haben. 3 Doch erst am 6. April 1976 trägt der BDZV durch einen Beschluß seiner Delegiertenversammlung dieser Entwicklung Rechnung: die Griindung der 'FEUSER. E. 1982: o.T. (Podiumsdislcussion). In: o.V. (Schnurr, D.. Red.): Zeitungsverkauf in den 80er Jahren. Das Buch zur Frankfurter Vermebstagung des BDZV. Düsseldorf. Wien, S. 51 f. 2 SCHUMANN, E. 1987: Die Zeitungen brauchen die Neuen Medien nicht zu fürchten. Wettbewerb kann nicht im Naturschutzpark stattfinden. In: Rummel, A. (Hg.): Die Medienwelt bewegt sich doch. Ein Angebot fdr den mündigen Borger. Mainz, S. 168 3 PASSAUER, M. 1976: Anzeigenblätter und ihre Auswirkungen im Wettbewerb. Wettbewerbsund verfassungsrechtliche Aussagen zur kostenlosen Verteilung von Anzeigenblättern mit lokalem Textteil. Gießen. S. 25
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Arbeitsgemeinschaft der Anzeigenblätter (AdZ) im BDZV wird beschlossen. Zu den Aufgaben der AdZ gehören neben dem Meinungsaustausch vor allem die Planung und Durchführung von Media-Maßnahmen für das Medium Anzeigenblatt Auf einen Aspekt des Wettbewerbs zwischen Tageszeitung und Anzeigenblatt machen zu Recht TECKENTRUP und SCHULZ aufmerksam, wenn diese im Hinblick auf den Lesermarkt vor einer Gefahr der Isolation1 und „von der Seite" warnen. So sei, ihrer Ansicht nach, ein einmal wöchentlich erscheindendes Anzeigenblatt keine unmittelbare Gefahr, „aber das Bild ändert sich schlagartig, wenn am gleichen Platz drei oder vier Wettbewerber, jeder an einem anderen Tag, ein Anzeigenblatt herausbringen."2 Aus eigener Erfahrung kann der Verfasser die geschilderte Situation bestätigen. In einer Stadt mit rund 55 000 Einwohnern, in der er rund sechs Jahre lang als Journalist eine Anzeigenblattledaktion leitete, erschienen Ende der siebziger Anfang der achtziger Jahre zwei Anzeigenblätter, herausgegeben von einem Tageszeitungs- bzw. von einem Anzeigenblatt-Verlag sowie ein mit Anzeigen finanziertes Mitteilungsblatt der Stadt. Das vom Verfasser redigierte Anzeigenblatt des Tageszeitungsverlages erschien vierzehntäglich, das städtische Blatt monatlich. Gegen Ende des Jahrzehnts sieht die Situation in der Stadt wie folgt aus: Nach wie vor erscheinen drei Tageszeitungen mit ortsbezogenem Lokalteil, daneben allerdings mittlerweile zehn (!) Anzeigenblätter. Zwei dieser Anzeigenblätter werden einmal im Monat verteilt und richten sich an die Zielgruppe der jungen Heranwachsenden. Ein alle zwei Wochen ausgelegtes Blatt richtet sich mit seinem redaktionellen Inhalt an die Sportinteressierten. Das städtische Blatt erscheint nach wie vor monatlich, allerdings stark modernisiert mit entsprechenden Erfolgen auf dem Anzeigenmarkt. Jeden Dienstag erscheint ein Anzeigenblatt eines mittelständischen Anzeigenblatt-Verlages. Mittwochs erscheint ebenfalls ein Anzeigenblatt aus einem Anzeigenblatt-Verlag sowie außerdem die Mittwochs-Ausgabe eines Blattes, daß von einem Tageszeitungs-Verlag, Zweitzeitung am Ort, herausgegeben wird. Am Donnerstag erscheint das Anzeigenblatt der auflagenstärksten Erstzeitung, am Freitag wiederum das Blatt eines Anzeigenblatt-Verlages. Am Samstagnachmittag wird die Wochenend-Ausgabe des Anzeigenblattes verteilt, das bereits am Mittwoch mit einer Ausgabe erschienen ist. Fazit: Bis auf den Montag und - aufgrund gesetzlicher Beschränkungen - den Sonntag steckt an allen Tagen ein Anzeigenblatt in den Briefkästen der Haushalte. Kein Wunder, daß angesichts dieser Situation die Ausgaben der Tageszeitungen in der nachrangigen Wettbewerbsposition branchenintem als defizitär gelten. So richtig es in der Vergangenheit war, daß sich Tageszeitungen bei den Anzeigenblättern im Sinne einer Absicherung der eigenen Märkte gegen 'TECKENTRUP, K. H. 1982: Die Tageszeitung als Wirtschaftsuntemehmen. EinfluBfaktoren, Fakten. Zahlen. In: Koszyk, K /Schulze. V. (Hg.): Die Zeitung als Persönlichkeit. Dllsselodrf, S. 3 0 0 2 SCHULZ. H. 1982: Die Zukunft des Abonnementsverkaufs. In. o.V. (Schnurr, D. Red.): Zeitungsverkauf in den 80er Jahren. Das Buch zur Frankfurter Vertriebstagung des BDZV. Düsseldorf, Wien. S. 81 f.
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fremde Wettbewerber engagierten, so erforderlich ist es angesichts des „Wildwuchses", „einen Ordnungsrahmen zu definieren, der die Beziehungen zwischen Anzeigenblättern und Zeitungen regelt" 1 , mit Sicherheit keine ungerechtfertigte Forderung angesichts der Umsatzgrößenklassen, die allein die Anzeigenblätter der Tageszeitungsverlage mittlerweile erreicht haben: Tabelle 39: labt
1984 1985 1986
Anzeigenblätter Anzahl, Auflage, Umsatz (1984-1986) Bei
Quelle: BDZV2
319 346 369
AUQKS
18 468 268 21 163 4 6 0 20 069 009
Umsatz
490 393 105 505 059 488 533 450 727
2.5.2 Anzeigenblätter der Zeitungsgruppe WAZ Die Beurteilung der Anzeigenblatt-Problematik durch die „Zeitungsgruppe WAZ" wird dokumentiert in der von der WAZ-Geschäftsführung herausgegebenen „Gegendarstellung". Darin heißt es in der Anlage 4: „Die Funktion der Anzeigenblätter, die von selbständigen, von Tageszeitungen unabhängigen Anzeigenblatt-Verlagen herausgegeben werden, ist eindeutig. Sie haben rein kommerziellen Charakter. Dagegen liegt die Bedeutung der von den Zeitungsverlegern herausgegebenen Blätter in der faktischen oder potentiellen Abwehr gegenüber den in den Anzeigenmarkt der Tageszeitungen eindringenden .fremden' Anzeigenblättern. Eine andere Funktion kann den zeitungsverlagseigenen Blättern dann zukommen, wenn Lücken im Anzeigenmarkt vorhanden sind; hier kann das Blatt eine sinnvolle Ergänzung zum Anzeigengeschäft der Abonnement-Tageszeitung sein, zum Beispiel wenn a) die örtliche Haushaltausdeckung durch Tageszeitungen zu gering ist, b) in größeren Städten die Tageszeitung für Vororte kein AusgabenSplitting bieten kann, c) in Landgebieten, vor allem in kleineren Ortschaften, keine Möglichkeit besteht, ohne große Streuverluste zu werben. Auch die letztgenannten Erscheinungsformen nehmen, ohne bisher beanstandet worden zu sein, zu. Bei vielen Tageszeitungsverlegern wächst die Erkenntnis, daß die Umsatzmöglichkeiten, die durch die 1 URHAUSEN, H. 1983: Eigenstlndigkeit in Grenzen. Chancen für Anzeigenblätter. In: Die Zeitung. Nr. 10/1983. S. 7 BUNDESVERBAND DEUTSCHER ZEITUNGSVERLEGER E. V. (Hg.) 1987: Anzeigenbi««UmsXtze 1986. Bonn-Bad Godesberg, (unveröffentlichtes Manuskript)
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Tageszeitungen auf dem Anzeigenmarkt nicht genutzt werden können, durch eigene Anzeigenblätter wahrgenommen werden müssen."1 Die ersten von der WAZ verlegten Anzeigenblätter beruhen auf der genannten ,/aktischen Abwehr" anderer Blätter. Diese wurde allerdings nicht nur von reinen Anzeigenblatt-Verlagen, sondern auch von Wettbewerbern im gemeinsamen Verbreitungsgebiet der Tageszeitung herausgegeben. So erschien am 2. Dezember 1966 erstmalig der „WAZ-Anzeiger für Stadt und Kreis Recklinghausen", der seitens der Essener Verlagsleitung als Abwehrmaßnahme gegenüber den vom Bauer-Verlag in Recklinghausen herausgegebenen Anzeigenblättern verstanden wurde. Der Bauer-Verlag gibt gleichzeitig die „Recklinghäuser Zeitung" heraus, die in fast allen Städten des Kreises die erste Wettbewerbsposition inne hat. Der WAZ-Anzeiger erschien mit einer Auflage von 100 000 Exemplaren jeweils wöchentlich freitags. Im gleichen Verlag in Recklinghausen erschien seit dem Februar 1955 der „Kleine Anzeiger Castrop-Rauxel", gegen den die WAZ als Abwehr am 28. April 1967 ihren „ A n z e i g e r für Castrop-Rauxel" (aus urherbeirechtlichen Gründen später „WAZ-Anzeiger für Castrop-Rauxel") mit einer Auflage von 35 400 Exemplaren wöchentlich donnerstags herausgab. In Dinslaken und Umgebung erschien die WAZ als Tageszeitung nach der „Neuen Ruhr Zeitung/Neuen Rhein Zeitung" und der „Rheinischen Post" in der Position der Drittzeitung. In dieser Position setzten ihr die Bemühungen eines unabhängigen Anzeigenblatt-Verlages ( „ D i n s l a k e n e r Rundschau") besonders zu, zumal auch die Erstzeitung ein Anzeigenblatt für Dinslaken („Zuhause in Dinslaken") herausgab. Seit dem 22. Mai 1969 wurde daher von der WAZ mit einer Auflage von 40 000 Exemplaren wöchentlich donnerstags der „Niederrhein-Anzeiger" verlegt. Seit Anfang der fünfziger Jahre erschienen der,.Kleine Lüner Anzeiger" (Auflage: 42 000 Exemplare) und das „Werner Anzeigenblatt" (Auflage: 8 800 Exemplare) in der „Werbung Dr. Quedenfeld KG". Nachdem die Absicht der WAZ, auch in diesem Raum ein eigenes Anzeigenblatt herauszugeben, bekanntgeworden war, veräußerte der genannte Anzeigenblatt-Verleger die beiden Blätter zum 1. Januar 1972 an die WAZ. Auf Antrag der „Ruhr-Nachrichten" untersagte das Landgericht Dortmund mit Beschluß vom 10. Juli 1975 der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" die weitere Herausgabe der beiden Anzeigenblätter. Diese wurden daraufhin dem ursprünglichen Verleger zurückübertragen. Aus einer Abwehrhaltung gegenüber dem gemeinsamen Anzeigenblatt der „Velberter Zeitung" und der „Neuen Ruhr Zeitung/Neuen Rhein Zeitung" gab die WAZ zum gleichen Termin (8. November 1973) ihren „Niederberg-Anzeigei'' mit einer Auflage von 42 000 Exemplaren für die Städte Velbert und Heiligenhaus heraus.
'WESTDEUTSCHE ALLGEMEINE ZEITUNGSVERLAGSGESELLSCHAFT E. BROST & J. FUNKE o.J. (1976): Gegendarstellung der Westdeutsche Allgemeine Zeitungsverlagsgesellschaft E. Brost & J. Funke, Essen, zu dem im Auftrag der Ruhr-Nachrichten Verlagsgesellschaft mbH A Co.. Dortmund, erstatteten Rechtsgutachten von Prof. Dr. Peter Ulmer vom 10. Mlrz 1976 zur Wettbewerbs- und kartellrechtlichen Beurteilung des Verhaltens der Westdeutsche Allgemeine Zeitunsggesellschaft E. Brost & J. Funke, Essen, auf dem Markt für Zeitungsanzeigen im östlichen Ruhrgebiet und zu den Auswirkungen dieses Verhaltens auf die Ruhr-Nachrichten Verlagsgesellschaft mbH & Co, Dortmund. o.O. (Eisen), Anlage 4, S. 1 f.
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Die genannten Gründungen von WAZ-Anzeigenblättern änderten allerdings wenig an der hausinternen Bewertung dieser Blätter, die sich nur wenig von der grundsätzlichen Ablehnung des BDZV unterschied SCHUMANN urteilt Uber diese Phase: „Zuerst hat man auch hier im Hause nichts von den Anzeigenblättern gehalten. Es gab rein defensive Überlegungen bei der Gründung und Übernahme der Blätter. Aus dieser Defensive heraus kam man allerdings nicht in schwarze Zahlen."1 Die weiteren Überlegungen endeten in der Gründung eines eigenes „ProfitCenters" für die Anzeigenblätter der Gruppe: Zum 1. Januar 1977 wurde die „Westdeutsche Vertriebs- und Werbegesellschaft mbH" (WVW) gegründet. Unabhängig vom übrigen Tageszeitungsverlag erhielt die Gesellschaft eine eigene Geschäftsführung, der ein eigener Anzeigenverkauf, eine eigenständige Redaktion und eine unabhängige Buchhaltung unterstellt waren. An den Erscheinungsorten der einzelnen Anzeigenblätter wurden verantwortliche „local manager" eingesetzt, die in ihrem Bereich weitestgehend selbständig arbeiten sollten. Diese Wandlung von einer durch und durch defensiven zu einer offensiven Unternehmensstrategie hat sich für die WAZ offensichtlich ausgezahlt: „Nach Gründung der WVW - in der Offensive - wurde daraus ein vom finanziellen Ergebnis sehr, sehr zufriedenstellendes Geschäft; auch wenn einige wenige Titel noch rote Zahlen schreiben." 2 Auf der Grundlage der Auseinandersetzung der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" mit den „Ruhr-Nachrichten" über die Anzeigenblätter in Lünen („Kleiner Lüner Anzeiger"), Werne („Werner Anzeigenblatt") und CastropRauxel (.Anzeiger für Castrop-Rauxel") kam es Mitte der siebziger Jahre zu ersten Verhandlungen zwischen den beiden konkurrierenden Verlagen. Auf Vorschlag der Geschäftsführung der „Zeitungsgruppe WAZ" wurde von dem „Zeitungsverlag Westfalen GmbH & Co. KG", Essen, und der „RuhrNachrichten Verlagsgesellschaft mbH & Co.", Dortmund, zum 1. Januar 1978 ein Gemeinschaftsunternehmen, die „Ostruhr-Anzeigenblattgesellschaft mbH & Co. KG" (ORA), gegründet, in dem die drei genannten Anzeigenblätter gemeinsam herausgegeben werden sollten. An der ORA sind die WAZ und die RN zu jeweils 50 Prozent beteiligt. Diese Zusammenarbeit hat auch die rechtlichen Auseinandersetzungen im Bereich des Wettbewerbs der Tageszeitungen tangiert. So urteilt die WAZ: „Seit diesem Zeitpunkt hat sich die Schärfe der Auseinandersetzungen zwischen WAZ und RN gemindert. Es existieren aber immer noch aktuelle gerichtliche Auseinandersetzungen."3 und - ähnlich die „Ruhr-Nachrichten": „Die Anzahl der Prozesse hat nach der Kooperation im Anzeigenblattbereich zwar abgenommen, aber nicht nur aufgrund der
•interview mit Erich SCHUMANN «m 22. J«nu«r 1988 ^Interview mit Erich SCHUMANN am 22. Janu«r 1988 'interview mit Günther GROTTCAMP «m 23. November 1987
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Kooperation, sondern weil der Raum für Wettbewerbsübertretungen sehr eng geworden ist." 1 Dieser der Fusionkontrolle unterliegende Vorgang wurde von der 6. Beschlußabteilung des Bundeskartellamtes beurteilt und nach mehijähriger Bearbeitungsphase nicht untersagt.2 Mitte der achtziger Jahre initiierten „einige junge Leute im Raum Schwelm" 3 ein Anzeigenblatt, in dem bezahlte Auto-Kleinanzeigen veröffentlicht werden sollten, und das an Tankstellen kostenlos vertrieben werden sollte. Nachdem das Konzept nicht den gewünschten Erfolg zeigte, wurde das Projekt (,AutoAnzeigen-Markt GmbH", AAM), an dem sich auch die WAZ beteiligt hatte, eingestellt. Weitere, von der WAZ allein (WVW) bzw. gemeinsam mit den RN (ORA) herausgegebene Anzeigenblätter wurden nicht eingestellt. Zur Zeit erscheinen innerhalb des Verbreitungsgebiets der Zeitungen der „Zeitungsgruppe WAZ" bzw. der „Ruhr-Nachrichten" 48 WVW- und zehn ORA-Anzeigenblätter mit einer wöchentlichen Auflage von über 3,3 Millionen Exemplaren:
'interview mit Karl-Josef BIELE am 25. Februar 1987 ^ g l . im Zusammenhang: DER MINISTER FÜR WIRTSCHAFT. MITTELSTAND UND VERKEHR DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN (Hg.) 1979: Kartellberichi Nordrhein-Westfalen 1978. Düsseldorf, S. 100 f.; DER MINISTER FÜR WIRTSCHAFT, MITTELSTAND UND VERKEHR DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN (Hg.) 1980: Kaitellbericht Nordrhein-Westfalen 1979. Düsseldorf, S. 84 f.; DER MINISTER FÜR WIRTSCHAFT, MITTELSTAND UND VERKEHR DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN (Hg.) 1984: Kaitellbericht Nordrhein-Westfalen 1982/1983. Düsseldorf, S. 121 f.; DEUTSCHER BUNDESTAG, 8. Wahlperiode 1979: Bericht des Bundeskartellamtes über seine Tltigkeit im Jahre 1978 sowie über Lage und Entwicklung auf seinem Aufgabengebiet ({ SO GWB). Drucksache 8/2980, S. ISO ^Interview mit Günther GROTKAMP am 11. Januar 1988
184
Tabelle 40:
„WVW'-Anzeigenblätter
WVW-Anzeigenblätter (I- Quartal 1987) Titel
ErschelnungiwcUe/ErscheinuagigitagTrigeraurUgeHiuptverbrcItuiigsgcblct
Nordanzeiger SOdanzeiger Westanzeiger Kettwig-Kurier Steeler Kurier Mülheimer Wocher
wöchentlich donnerstags wöchentlich donnerstags wöchentlich donnerstags wöchentlich donnerstags wöchentlich donnerstags wöchentlich donnerstags
Wochen-Anzeiger Wochen anzeiger Wochen anzeiger Wochenmagazin Niederrhein-Anzeiger Der Weseler
wöchentlich mittwochs wöchentlich mittwochs wöchentlich samstags wöchentlich mittwochs wöchentlich mittwochs wöchentlich donnerstags
Kiever Wochenblut Gocher Wochenblatt Rhein-Bote
wöchentlich donnerstags wöchentlich donnerstags wöchentlich mittwochs wöchentlich mittwochs wöchentlich samstags
Monheimer Wochenanzeiger Monheimer Wochenanzeiger Hildener Wochenanzeiger
wöchentlich mittwochs Hildener Wochenanzeiger wöchentlich samstags Langenfelder Wochenanzeiger wöchentlich mittwochs Langenfelder Wochenanzeiger wöchentlich samstags Anzeiger für Niederberg wöchentlich donnerstags Stadtanzeiger für Emmerich-Rees wöchentlich donnerstags Stadlspiegel wöchentlich mittwochs Stadtspiegel wöchentlich mittwochs Anzeiger für Horst vierzehntlglich freitags Stadtanzeiger wöchentlich donnerstags Wochen anzeiger Wochen anzeiger Stadtspiegel
wöchentlich donnerstags wöchentlich donnerstags wöchentlich donnerstags
Stadtspiegel Anzeiger für Hattingen
wöchentlich donnerstags wöchentlich donnerstags
84 4 0 0 88 2 0 0 41 100 11 5 0 0 30 000 87 0 0 0 99 249 249 77 41
700 700 700 800 400
36 100 31 0 0 0 17 290 16 16 31
800 900 500 500 000
31 21 21 51 20 80
000 200 200 700 000 000
55 28 55 37
300 000 700 100
29 0 0 0 45 400 28 32 14 17 13
100 000 200 200 600
Essen Essen Essen Essen-Kettwig Essen Mülheim Oberhausen Duisburg Duisburg Moers Dinslaken Wesel Kleve Goch Düsseldorf Monheim Monheim Hilden Hilden Langenfeld Langenfeld Velbert Emmerich-Rees Gelsenkirchen Gelsenk irchen-Buer Gelsenkirchen-Horst Recklinghausen Marl Herten Kamen Unna Hattingen
WAP Schwelm WAP Gevelsberg WAP Ennepetal Stadtanzeiger
wöchentlich wöchentlich wöchentlich wöchentlich
mittwochs mittwochs mittwochs mittwochs
Schwelm Gevelsberg Ennepetal Hagen Herdecke-Wetter
102 800
Stadtanzeiger Stadunzeiger Iserlohner Stadtspiegel
wöchentlich mittwochs wöchentlich mittwochs wöchentlich mittwochs
23 0 0 0 12 8 0 0 61 0 0 0
Altena Aktuell Wochenanzeiger
monatlich donnerstags wöchentlich mittwochs
12 8 0 0 37 4 0 0
Stadtanzeiger
wöchentlich donnerstags
13 6 0 0
Attendorn/Finnentrop
Stadtanzeiger Stadtanzeiger
wöchentlich donnerstags wöchentlich donnerstags
14 100 16 100
Lennestadt/Kirchhundem Olpe
Hohenlimburg Iserlohn/Letmathe/Hemer Altena Arnsberg-Neheim
185
Titel
E r s c h e i n u n g s w e l s e / E r s c h e i n u n g s g a t a g T r i g e r a u Flage H a u p t V e r b r e i t u n g s g e b i e t
Hemer Wochenblatt
wöchentlich m i t t w o c h s
43 200
Wochenblatt fflr Winne-Eickel
wflchmllich millwnch«
40 8QQ
Gesamt
2 518
Herne W g i n e Eickel
100
Quelle: ADA1
Tabelle 41:
„ORA"-Anzeigenblätter
ORA-Anzeigenblätter (I. Quartal 1987) Titel
Erscheinungsweise/Erscheinungstag
Stadtipiegel Stadtspiegel Stadtspiegel Stadtspiegel Stadtspiegel Stadtspiegel Anzeigenblatt Castrop-Rauxel Anzeigenblatt Castrop-Rauxel Weslan zeiger Treffpunkt Aplerbeck Kleiner Lüne? Anzeiger Ruhital-Anzeiger Willen Aktuell Stadtapiegel Gesamt
wöchcntlich mittwochs wöchentlich samstags wöchentlich mittwochs wöchentlich samstags wöchentlich mittwochs wöchentlich mittwochs wöchentlich donnerstags wöchentlich samstags wöchentlich donnerstags monatlich donnerstags wöchentlich donnerstags wöchentlich donnerstags wöchentlich donnerstags wöchentlich samstags
Trägerauflage 139 139 SO 50 36 30 35 35 52 30 63 28 47 37 77 5
000 000 000 000 600 000 400 400 600 500 700 000 000 900 100
Hauptverbreitungsgebiet Bochum Bochum Bottrop Bottrop Gladbeck Domen Castrop-Rauxel Castrop-Rauxel Dortmund Dortmund Unen Schwerte Witten Wallenscheid
Quelle: ADA2
1 A U F L A G E N K O N T R O L L E DER A N Z E I G E N B L Ä T T E R B D Z V / V V D A (Hg.) 1987: Auflagenliste Anzeigenblätter I. Quartal 1987. o . O . ( B o n n ) . S. 2 5 f. 2
A U F L A G E N K O N T R O L L E DER A N Z E I G E N B L A T T E R B D Z V / V V D A (Hg.) 1987: Auflagenliste A n z e i g e n b U t t e r I. Quartal 1987. o . O . ( B o n n ) , S. 29
186
2.6 Supplements Ähnlich wie bei der Definition des Mediums Anzeigenblatt sind auch bei den Supplements die Terminologien weitestgehend identisch, wobei allerdings auch nur wenige zur Verfügung stehen.1 WALDMANN definiert: „Unter Supplement werden ganz allgemein regelmäßige Beilagen einer Zeitung verstanden, die nicht ohne die Trägerzeitung erworben werden können. Zwei verschiedene Typen sind zu unterscheiden: das Hinzeitungs- und das Mehrzeitungs-Supplement. EinzeitungsSupplements stellen das Produkt eines entsprechenden Verlages dar, während Mehrzeitungs-Supplements von mehreren voneinander unabhängigen Zeitungsverlagen geführt werden. Von diesen werden sie entweder gemeinsam herausgegeben oder sie werden von einem speziellen Supplementverlag auf vertraglicher Basis bezogen. Supplements werden Tages- und Wochenzeitungen, Publikums- und Fachzeit-schriften beigelegt" 2 Eine weitere Definition, die mehr auf die redaktionellen Unterschiede der Zeitungsbeilagen abhebt, findet sich im „Medienbericht der Bundesregierung": ,Als .Supplement' werden in der Branche mehrseitige illustrierte Druckschriften mit redaktionellem Textteil bezeichnet, die Tageszeitungen (Trägerobjekten) in periodischen - meist wöchentlichen - Abständen beigelegt werden. Nach der Art des redaktionellen Textteils lassen sich zwei Hauptgruppen unterscheiden: eine ältere, deren redaktioneller Textteil im Kern aus einer Vorschau auf Programmsendungen des Rundfunks (Hörfunk und Femsehen) besteht, sog. Programmsuppleraents, und eine jüngere, deren redaktionelle Beiträge keinen engeren Bezug zum Rundfunk besitzen und thematisch stärker variieren."3 Die Differenzierung nach redaktionellen Inhalten wurde erst beim letzten Medienbericht ergänzt. In früheren Berichten genügte der Hinweis auf die Programmsupplements. 4
Wgl. LANDESPRESSE- UND INFORMATIONSAMT NORDRHEIN-WESTFALEN 1983: Medien alias Nordrhein-Westfalen. Grundlagen der Kommunikation. Bochum, S. 175 2 WALDMANN. N. 1978: Supplements. Eine explorative Studie. In: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (Hg.): Kommunikationspolitische und kommunikationswissenschaftliche Forschungsprojekte der Bundesregierung (1978-1983). Eine Übersicht Ober wichtige Ergebnisse. (Bd. 1). Bonn. S. 219 3 PRESSE- UND INFORMATIONSAMT DER BUNDESREGIERUNG (Hg.) 1986: Bericht der Bundesregierung Ober die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland 1985. Medienbericht '85. o.O. (Bonn). S. 124 (identisch mit: DEUTSCHER BUNDESTAG. 10. Wahlperiode 1986: Bericht der Bundesregierung Ober die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland (1985). Medienbericht '85. Drucksache 10/5663) 4 vgl. DEUTSCHER BUNDESTAG. 8. Wahlperiode 1978: Bericht der Bundesregierung Ober die Lage von Presse und Rundfunk in der Bundesrepublik Deutschland (1978). Drucksache 8/2264, S. 18
187
Als erstes Supplement wird zeitungsgeschichtlich das „Sunday Supplement" betrachtet, das der amerikanische Verleger W. R. HEARST um die Jahrhundertwende seiner Zeitung „New York Journal" beilegte. In der Bundesrepublik wurde, mit Ausnahme der „abz", die kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in Düsseldorf erschien, die Idee des Zeitungssupplements im Herbst 1961 aufgegriffen. Seit dem Oktober 1961 erscheint das Programmsupplement „rtv" (Radio und Television). Im März 1973 folgte die J W Z " („Illustrierte Wochenzeitung;") der „Suttgarter Zeitung". Zeitgleich seit Januar 1977 erscheinen „prisma", das ursprünglich den Zeitungen der ACNGruppe beigelegt wurde, und die , 3 W Z " (,3unte Wochenzeitung"), als Magazin-Beilage der Zeitungen der Zeitungsgruppe WAZ. Neben diesen „klassischen" Programmsupplements erscheinen zur Zeit: das „Bremerhaven Magazin" („Nordsee-Zeitung"); „diese Woche rtv" („Darmstädter Echo", „Rhein-Zeitung", „Wiesbadener Kurier"); „Frankfurter Allgemeine Magazin" („Frankfurter Allgemeine"); „Freizeit-Journal" („Hamburger Abendblatt"); „Gesundheit' Journal" („Die Harke", „Kreiszeitung" Böblingen, „Oberbadisches Volksblatt", „Die Rheinpfalz", „Schwarzwälder Bote"); „hameln i s t . . . " („Deister- und Weserzeitung"); „Handelsblatt Magazin" („Handelsblatt"); „Hohenloher Leben" („Haller Tageblatt", „Hohenloher Tageblatt", „Rundschau für den schwäbischen Wald"); „Kompass für Wilhelmshaven und Umland" („Wilhelmshavener Zeitung"); „LZ-Info" („Lampertheimer Zeitung"); „VDI nachrichten magazin" („VDI nachrichten"); „Welt Report" („Die Welt");,Zeitmagazin" („Die Zeit"). „rtv" wird in Nordrhein-Westfalen den folgenden Zeitungen beigelegt: „Allgemeiner Anzeiger", Halver, ,Altenaer Kreisblatt", „Grenzland Nachrichten", „Iserlohner Kreisanzeiger und Zeitung", „Lüdenscheider Nachrichten", „Meinerzhagener Zeitung", „Siegener Zeitung", „Süderländer Tageblatt", „Süderländer Volksfreund", „Westfälischer Anzeiger", „Ahlener Volkszeitung" und „Vlothoer Anzeiger". Diese Zeitungen erreichten im IV. Quartal 1986 eine verkaufte Auflage von 199 250 Exemplaren (ohne „Grenzland Nachrichten"). Geht man von 219 835 in Nordrhein-Westfalen verteilten „rtv"-Exemplaren aus, so entspricht dies einem Anteil von rund 9,5 Prozent der Gesamtauflage dieses Supplements.
188
Die ,JWZ" wird keiner, „prisma" wiederum ausschließlich Zeitungen aus Nordrhein-Westfalen beigelegt; und zwar den folgenden: „Westfalen-Blatt", „Westfälische Nachrichten", „Tageblatt für den Kreis Steinfurt", „Neue Westfälische", „Münstersche Zeitung", „Münsterländische Volkszeitung", „Mindener Tageblatt", „Lippische Landes-Zeitung", „Ibbenbürener Volkszeitung", „Haller Kreisblatt", „Die Glocke", „Emsdettener Volkszeitung", „Dülmener Zeitung", „Borkener Zeitung", „BocholterBorkener Volksblatt", .Allgemeine Zeitung", »Aachener Volkszeitung", „Aachener Nachrichten", „Bonner General-Anzeiger'', „Ruhr-Nachrichten", „Rheinische Post", „Westdeutsche Zeitung", ,3uersche Zeitung", „Kölner Stadt-Anzeiger", „Kölnische Rundschau", „Der Patriot/Geseker Zeitung", „Recklinghäuser Zeitung", „Remscheider General-Anzeiger", „Soester/Lippstädter/Warsteiner/Werler Anzeiger", „Solinger Tageblatt", „Hellweger Anzeiger", und Mendener Zeitung". Die verkaufte Auflage dieser Zeitungen betrug im IV. Quartal 1986 2 625 064 Exemplare. Die Auflage der Zeitungen der „Zeitungsgruppe WAZ" betrug im gleichen Quartal 1 230 942 Exemplare. Der Supplement-Markt stellt sich 1986 wie folgt dar: Tabelle 42:
Supplement-Markt (1986)
Titel
Auflage
BWZ 1 IWZ 1 Prisma 2 RTV 2 RTV/ Diese Woche FAZ- Magazin Zeitmagazin
347 546 689 323
Anzahl der Ausgaben
Gesamtumfang Gesamt-Seiten redaktioneller Seiten Umfang
253 072 7 83 361
52 52 52 52
2364 = 1968 = 2420 = 1340=
624 9 9 0 327 244 448 112
52 52 52
1576 = 100 % 3924 = 100 % 3616 = 100%
100 % 100 % 100 % 100%
1422 1240 1446 884
= 60.2 = 63,0 = 59,8 = 66,0
% % % %
1094 = 69.4 » 2254 = 57,4 % 2002 = 55,4 %
Gesamt-Seiten AnzeigenUmfang
Veränderungen Anz.-Umfang 19M : 19»?
% % % %
+ 50 = 5,6 % + 103 = 16.5 % + 130 = 16,5 % + 15 = 3,4%
482 = 30,6 % 1670 = 42,6 % 1614 = 44,6 %
+ 402 = 31,7 % + 202 = 14.3 %
942 728 974 456
= = = =
39,8 37.0 40,2 34,0
Quelle: TECKENTRUP 1 Ein Blick auf den Anteil der Anzeigenseiten am Gesamtumfang verdeutlicht das wichtigste Motiv der Tageszeitungsverlage Supplements herauszugeben. Mit der farbigen Insertionsmöglichkeit der Supplements bemühen sich die Zeitungsverlage, einen Teil der Anfang der sechziger Jahre verlorengegangenen Markenartikel-Anzeigen zurückzugewinnen. Andererseits diente die Beilage - zumindest anfänglich - der wettbewerblichen Auseinandersetzung. 2 Dies war zum Beispiel bei der Gründung der ,.Prisma GmbH & Co. KG" ein Grund für die Genehmigung dieser Kooperation von 14 nordrhein-westfalischen Zeitungsverlagen durch das Bundeskartellamt, das damals urteilte:
' T E C K E N T R U P . K. H. 1987: Zur wirtschaftlichen Lage der deutschen Tagespresse. In: Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger e. V. (Hg.): Zeitungen '87. Bonn, S. 68 2 v g l . W A L D M A N N , N. 1978: Supplements. Eine explorative Studie. In: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (Hg.): Kommunikationspolitische und kommunikationswissenschaftliche Forschungsprojekte der Bundesregierung (1978-1985). Eine Obersicht aber wichtige Ergebnisse. (Bd. 1). Bonn, S. 220
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„Die Herausgabe der Dlustrierten („prisma", d. Verf.) ist eine Reaktion auf eine seit Januar 1977 allen Zeitungen der WAZ-Gruppe beiliegende Wochenzeitschrift Die meisten Zeitungen der Gesellschafter der Prisma GmbH & Co. KG stehen im Wettbewerb mit denen der WAZ-Gruppe. Die gemeinsame Herausgabe der Beilage führt bei diesen Zeitungen nicht zur Entstehung oder Verstärkung einer marktbeherrschenden Stellung; keiner der kooperierenden Verlage wäre zur alleinigen Herausgabe einer solchen imstande. Die Beilage muß sich auf lange Sicht im wesentlichen durch Anzeigenerlöse finanzieren können. Für die Senkung der Stückkosten ist eine hohe Auflage, für ein erfolgreiches Anzeigengeschäft, das im wesentlichen aus dem Markenartikelgeschäft besteht, ein großes, geschlossenes Verbreitungsgebiet erforderlich. Daher bedarf es auch der Mitwirkung der Verlage, die nicht unmittelbar im Wettbewerb mit den Zeitungen der WAZ-Gruppe stehen."1 Am 18. September 1976 kündigte die „Zeitungsgruppe WAZ" branchenintern an, daß ab Freitag, dem 7. Januar 1977, allen Zeitungen der Verlagsgruppe ein Supplement mit einer Gesamtauflage von 1,3 Millionen Exemplaren beigelegt werde. Gleichzeitig bot die WAZ allen Verlagen, „die im Rhein-Ruhr-Gebiet mit ihr konkurrieren..., sich an dieser Wochenzeitschrift zu beteiligen." 2 Die „Bunte Wochen-Zeitung" (BWZ) solle, so die Ankündigung, als Fernseh-, R u n d f u n k - und Unterhaltungsmagazin das komplette Femseh- und Rundfunkprogramm sowie einen Unterhaltungs- und Service-Teil enthalten. Mit dem Erscheinen der „BWZ" wurden die bisher im Rotationsbuchdruck hergestellten Wochenend-Beilagen der jeweiligen Zeitungstitel eingestellt. Die in diesen bisher enthaltene aktuelle Berichterstattung wurde - entsprechend den Planungen der beteiligten Chefredakteure - in die erweiterte SamstagsAusgabe der Tageszeitungen übernommen.
'DEUTSCHER BUNDESTAG. 8. Wahlperiode 1978: Berich! des Bundeskartellamtes Ober seine Tltigkeit im Jahre 1977 sowie Aber Lage und Entwicklung auf seinem Aufgabengebiel (} 50 GWB). Drucksache 8/1925. S.73 f. 2 i.V. 1976: ,3unte Wochen-Zeitung" als Beilage in BlUtem der „WAZ"-Gnippe. In: ZV + ZV. H. 39/1976, S. 1428
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Das WAZ-Supplement „BWZ" erschien über Jahre hinweg - im Kupfertiefdruck hergestellt - in der „Media-Herstellungs- und Vertriebsgesellschaft mbH & Co. KG", Düsseldorf, immer mit der FreitagsAusgabe der Zeitungen der „Zeitungsgruppe WAZ". Auf Anregung des Vertriebs wurde der Erscheinungstermin in 1987 auf den Dienstag vorverlegt, um den Einzelverkauf an diesem verkaufsschwachen Wochentag zu stärken. Die monatelangen Erfahrungen zeigten allerdings, daß „die Stärkung am Dienstag schwächer war als der Verlust am Freitag." 1 So wurde die Verlegung des Erscheinungstages in 1988 wieder rückgängig gemacht. Auch der Erscheinungstag des zweiten WAZ-Supplements, „reise", das seit dem Herbst 1984 wöchendich herausgegeben wird, wurde von ursprünglich Dienstag auf den Samstag verlegt, um im Hinblick auf die „Wirkung der Anzeigen" „längere Zeit beim Leser zugänglich zu sein."2 Im Anzeigenbereich vergrößert die „BWZ" zum 1. Januar 1987 ihre bisherigen Insertions-Möglichkeiten durch eine Anzeigen-Kooperation mit „rtv". Dazu der Branchendienst „text intern": „Ein Riesensatz von ,rtv\ dem bisher größten Zeitungs-ProgrammSupplement der Republik (TVW 11/86: 2.909.919): Mit der ,BWZ' der WAZ-Gruppe bietet .rtv' ab 1.1.1987 unter dem Titel .Tele-Jumbo' eine Kombination (1/1 4c 85 650 DM) an..." 3 Mit diesem „Kraft-Paket" erreichen die Anzeigen in den beiden ProgrammSupplements - so die Media-Daten - 8,53 Millionen Leser. Entgegen dem Dementi von SCHUMANN, das Thema „Frau" nicht in einem Supplement verarbeiten zu wollen4, erscheint seit dem Frühjahr 1988 eine im ,.halben Zeitungs-Format" hergestellte Beilage der „Zeitungsgruppe WAZ" unter dem Titel „Wir Frauen in Nordrhein-Westfalen". Dieses weist allerdings - selbst bei wohlwollender Prüfung - relativ wenig frauenspezifische Themen auf, soweit es diese überhaupt gibt, sondern versucht, im Hinblick auf den Anzeigenverkauf die sogenannten ,.klassischen Frauenthemen" zu regionalisieren.
'interview mit Erich SCHUMANN am 22. Januar 1988 interview mit Günther GROTKAMP im 11. Januar 1988 3 o.V. 1986: Tele-Jumbo: Kombi-Tarif von rtv und BWZ. In: text intern. Nr. 60. 30.7.1986 ^Interview mit Erich SCHUMANN «m 22. Januar 1988
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2.7 Rundfunk Die Ministerpräsidenten der Länder haben in Artikel 1 des „Staatsvertrages über die Regelung des Rundfunkgebührenwesens" (Rundfunkgebührenstaatsvertrag) vom 5. Dezember 1974 verbindlich den Rundfunk wie folgt definiert: „Rundfunk ist die für die Allgemeinheit bestimmte Veranstaltung und Verbreitung von Darbietungen aller Art in Wort, in Ton und in Bild unter Benutzung elektrischer Schwingungen ohne Verbindungsleitung oder längs oder mittels eines Leiters."1 Schon frühzeitig waren sich die deutschen Zeitungsverleger über den urspünglichen Zweck des Rundfunks im klaren. So ist schon 1924 im Verbandsorgan des VDZV zu lesen: „Der ursprüngliche Zweck des Rundfunks ist Belehrung und Unterhaltung. Darauf sollte er auch beschränkt bleiben. Politische und wirtschaftliche Nachrichten im Rundfunk können nur ein Notbehelf sein; sie dürfen nur soweit dem Rundfunk anvertraut werden, als sie für die große Allgemeinheit von Bedeutsamkeit sind, von ihr verstanden und gewürdigt werden. Alles andere, insbesondere wirtschaftliche Nachrichten, die nur für den kleinen Kreis, der sich kurz gesprochen - um die Börse gruppiert, Interesse haben, dürfen niemals ein Gegenstand des Rundfunkprogramms werden."2 Diesen geforderten Beschränkungen standen die technischen Entwicklungen im Rundfunksektor entgegen. Bereits im September 1930 prognostizierte der damalige Rundfunkkommissar Hans BREDOW: „Im Rundfunk, in der Funktechnik ist ja alles noch im Fluß, und ich bin noch gar nicht davon überzeugt, daß die lokalen und regionalen Interessen, die ja in gewissem Umfang berechtigt sind, nun bei einer Einschränkung der Lokalprogramme leiden müssen. Ich glaube sogar, daß die Technik der ultrakurzen Wellen einmal die Möglichkeit geben wird, neben dem Rundfunk in seiner bisherigen Form Lokalrundfunkorganisationen innerhalb der Gesamtorganisation zu entwickeln. Dann werden die lokalen, provinziellen oder Länderinteressen in Zukunft ganz besonders berücksichtigt werden können." 3
•GV.NW. 1975, S. 279 o.V. 1924: Rundfunk, Reklame und Nachrichtendienst. In: Zeitungsverlag, Jg. 25, Nr. 47, 7.11.1924, Sp. 2030/2031 3 BREDOW, H. o.J.: Gegenwartsfragen des Rundfunks. In: Reichs-Rundfunk-Gesellschaft: Rundfunkjahrbuch 1932. Berlin. S. 6 2
192
2.7.1 Historische Entwicklungstendenzen Angefangen hatte alles am 1. August 1922. An diesem Tag begann der „Wirtschaftsrundfunk" mit seinen Sendungen, die an die Allgemeinheit gerichtet waren und gegen Gebühr empfangen werden konnten. Der spätere Rundfunkkommissar, Staatssekretär Hans BREDOW, läutete am 15. Oktober 1923 mit einer Pressekonferenz dann auch offiziell den Rundfunk in Deutschland ein. Wenige Tage später, am 29. Oktober 1923, nahm der Rundfunksender Berlin („Radiostunde AG") aus dem Vox-Haus auf der Wellenlänge 400 Meter das regelmäßige Programm mit einer Unterhaltungssendung auf. Das Interesse der Bevölkerung dokumentiert sich in folgenden Zahlen: „Am 1. Dezember 1923 gab es 467 Rundfunkhörer. Bereits einen Monat später, am 1. Januar 1924, hörten 1 500 Radio. Im April 1924 waren es schon 8 600, und zum 1. Januar 1925 zählte man 549 000 Rundfunkhörer. Am 1. Januar 1926 hatte sich diese Zahl fast verdoppelt: Über eine Millionen hörten jetzt Radio."1
iRATZKE, D. 1984: Handbuch der Neuen Medien. Information und Kommunikation, Femsehen und Hörfunk, Presse und Audiovision heute und morgen. (2. Aufl.). Stuttgart, S. 341
193
Wiederum zwei Jahre später wurde im Rahmen der Berliner Funkausstellung zum ersten Mal ein Fensehbild übertragen. Im folgenden Jahr, am 8. März 1929, sendete die Deutsche Reichspost eine erste Fernsehsendung auf der Welle 468 Meter mit 30 Zeilen Bildauflösung. Die Ultrakurzwelle wurde 1930 ersten Versuchen unterzogen. Am 15. September 1934 wurde zum ersten Mal eine Fernsehsendung mittels eines Leiters, eines Breitbandkoaxialkabels, über eine Distanz von 11,5 Kilometern Ubertragen. Vom 22. März 1935 an wurde ein regelmäßiges öffentliches Fernsehprogramm ausgestrahlt Die alliierte Militärregierung begann wenige Tage vor Ende des Krieges, am 4. Mai 1945, mit einem Hörfunkprogramm, das vom Hamburger Funkhaus ausgestrahlt wurde. Erste Fernseh-Versuche, initiiert vom Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR), begannen im Herbst 1948. 1949 wurde der UKW-Hörfunk in Deutschland eingeführt, und schon 1951 wurde im Rahmen der ,.Deutschen Industrieausstellung" in Berlin ein erstes Fernsehprogramm vorgeführt. In den drei Besatzungszonen der Westallierten existierten zum Zeitpunkt der Gründung der Bundesrepublik sechs Rundfunkanstalten: in der britischen Zone der „Nordwestdeutsche Rundfunk" mit Funkhäusern in Hamburg, Hannover und Köln; in der amerikanischen Zone der „Bayerische Rundfunk" (München), der „ S ü d d e u t s c h e R u n d f u n k " (Stuttgart) und der „ H e s s i s c h e Rundfunk"(Frankfurt) sowie in Bremen „Radio Bremen"; in der französischen Zone der „Südwestfunk" (Baden-Baden). 1954 kam als siebte Rundfunkanstalt der „Sender Freies Berlin" hinzu und zum 1. April 1956 spalteten sich der NWDR auf Druck Nordrhein-Westfalens in den „Norddeutschen Rundfunk" (Hamburg) und den „Westdeutschen Rundfunk" (Köln). Seit dem 5. August 1950 arbeiteten die Rundfunkanstalten auf Initiative BREDOWS hin in einer lockeren Arbeitsgemeinschaft, der „Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland" (ARD), zusammen. Am ersten Weihnachtsfeiertag des Jahres 1952 startete ein regelmäßiges Fernsehprogramm. Die Intendanten der sechs Rundfunkanstalten einigten sich auf ein „Gemeinschaftsprogramm Deutsches Fernsehen", das am 1. November 1954 auch offiziell begann. Nach einer eher schleppenden Entwicklung erreichte die Zahl der Fernsehteilnehmer am 11. Oktober 1957 ihre erste Million. Die Sendungen des Gemeinschaftsprogramms der „Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten Deutschlands" (ARD) bekamen 1963 Konkurrenz durch das „Zweite Deutsche Fernsehen" (ZDF), das am 1. April dieses Jahres mit seinem Programm begann und ab 1964 durch die dritten Programme, die, angeführt vom „Bayerischen Rundfunk", von den einzelnen Rundfunkanstalten veranstaltet wurden. Am 24. August 1967 wurde im Rahmen der Berliner Funkausstellung das Farbfernsehen in der Bundesrepublik eingeführt. Publizistisches Organisationsprinzip des Rundfunks in der Bundesrepublik Deutschland ist, nach den bitteren Erfahrungen während der Zeit des Nationalsozialismus, der binnenpluralistische Integrationsrundfunk im Gegensatz zum Koordinationsrundfunk, wie er in anderen Länder praktiziert wird. Die binnenpluralistische Ausrichtung sieht die Integration aller gesellschaftlich relevanten Kräfte im Programm der Anstalt vor oder, wie es RATZKE formuliert:
194
„Der Interessenausgleich aller gesellschaftlich relevanten Kräfte muß... bereits innerhalb der Anstalt erfolgen, die ausgestrahlten Sendungen müssen in ihrer Gesamtheit ausbalanciert und neutral sein."1 Die rechtliche Organisation des Rundfunkwesens verlief nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes uneinheitlich. Jede der drei westlichen BesatzungsmAchte folgte im Bereich der Rundfunkverfassung eigenen Zielvorstellungen. Die Amerikaner plädierten eher für eine föderalistische, die Briten für eine zentralistische Lösung. Der französischen Besatzungsmacht war lange Zeit an einer Beibehaltung des damaligen Status quo gelegen. Einig waren sich vor allem die Amerikaner und Briten darin, daß der zukünftige deutsche Rundfunk im Gegensatz zur Vergangenheit staatsfern veranstaltet werden sollte. Der Post wurde von den Siegermächten allein das Recht des Gebühreneinzugs zugestanden. Die Staatsferne fand dann auch bei der Gründung der Landesrundfunkanstalten in den öffentlich-rechtlichen Verfassungen dieser Anstalten ihren Ausdruck. Auch bei der Verwirklichung ihrer ursprünglichen Zielvorstellungen setzten sich die Alliierten durch. So wurden in der amerkanischen Zone entsprechend der Zahl der Bundesländer mehrere, in der britischen Zone - zumindest bis zur Korrektur durch das nordrhein-westfälische Landesparlament - ebenso wie in der französischen jeweils eine Rundfunkanstalt geschaffen. Die Rundfunk-Hoheit verblieb über die Verabschiedung des Grundgesetzes hinaus noch bis 1955 in den Händen der Alliierten. Seit Mitte der fünfziger Jahre wird die Entwicklung des Rundfunks in der Bundesrepublik Deutschland von den Anspüchen der Zeitungsverleger begleitet, an diesem Medium beteiligt zu werden. Mit wachsenden Teilnehmerzahlen wuchsen auch die Forderungen und die Intensität, in der sie gestellt wurden. Vor annähernd 60 Jahren hatte es in einer bereits zitierten Veröffentlichung des VDZV noch geheißen: „Die Förderung, die das Rundfunkwesen durch die Presse erfahren hat, ist so gewaltig, daß der Rundfunk keiner anderen Institution, weder Behörden noch Wirtschaft, so dankbar sein müßte als gerade der Presse. Die ungeheure Verbreitung, die der Rundfunk heute schon in Deutschland hat, ist nur möglich gewesen durch die intensive und zum größten Teil begeisterte Propaganda, die für ihn von der deutschen Presse geleistet worden ist.
•RATZKE, D. 1984: Handbuch der Neuen Medien. Information und Kommunikation, Fernsehen und Hörfunk, Presse und Audiovision heute und morgen. (2. Aufl.). Stuttgart, S. 347
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Dies vorausgeschickt, muß es die Presse doch andererseits sehr befremden, wenn sich nunmehr der Rundfunk in die eigentliche Domäne der Presse mehr und mehr einmischt und sich gegen die Tageszeitungen gleichsam wie ein Konkurrenzunternehmen in Front stellt. Die Tageszeitungen können es abwarten, ob die Reklame im Rundfunk zu irgendwelcher Bedeutsamkeit gelangt. Wir werden es vielmehr wahrscheinlich schon in sehr kurzer Zeit erleben, daB die Kaufmannschaft einsieht, daß die Reklamemöglichkeiten, die der Rundfunk bietet, äußerst beschränkte sind und bleiben müssen. Ein wirklicher Wettbewerb zwischen Zeitungen und Rundfunk kann sich auf diesem Gebiete überhaupt nicht entwickeln. Um so mehr müssen die Zeitungen es aber beklagen, daß der Rundfunk augenblicklich beansprucht, reklametechnisch für voll angesehen zu werden. Es ist ein für Wirtschaft und Allgemeinheit schädlicher Standpunkt, daß der Rundfunk seine Reklamewirkung anpreist, seine Möglichkeiten damit überschätzt und der Geschäftswelt auf diese Weise Sand in die Augen streut. Unsinniger noch als Geschäftsreklame scheint uns aber der Versuch einiger Rundfunkgesellschaften in der Provinz zu sein, auch eine Stellenvermittlung durch den Rundfunk einzuführen." 1 Der dienstälteste ARD-Intendant, BAUSCH, spricht im Hinblick auf die Auseinandersetzungen zwischen den Zeitungsverlegern und den öffentlichrechtlichen Rundfunkanstalten in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland von drei Angriffswellen. 2 Die erste Angriffswelle sieht er durch ein Referat des Berliner Zeitungsverlegers SPRINGER auf der Jahreshauptversammlung des BDZV am 28. Juni 1961 eingeleitet. So habe dieser zwar den Anstalten in seinen Ausführungen „sehr gute Arbeit" als „Wegbereiter der Demokratie" attestiert, im Anschluß daran aber „die verschobene Wettbewerbslage" beklagt und den Rundfunkanstalten einen „Verdrängungswettbewerb" und gar einen „Vernichtungswettbewerb" vorgeworfen. BAUSCH zitiert SPRINGER wie folgt:
'o.V. 1924: Rundfunk, Reklame und Nachrichtendienst. In: Zeitungsverlag, Jg. 25, Nr. 47, 7.11.1924, Sp. 2030/2031 2 BAUSCH, H. 1979: Rundfunk ans talten und Zeitungsverleger. Eine medienpolitische Chronik. In: Media Perspektiven. H. 9/79, S. 593 ff.
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„Wie sieht es nun im Fernsehzeitalter um die Wettbewerbslage zwischen Presse und Bildschirm im Hinblick auf die Nachricht aus? Das schnellste und modernste Mittel der Nachrichtenübermittlung ist nicht in unserer Hand... Bewußt überspitzt formuliert heißt das: Im Zeitalter der schnellsten Nachrichtenübermittlung auf dem Bildschirm leben wir Zeitungsverleger im Zeitalter der Postkutsche... Unsere Wettbewerber, die vom Staat ins Leben gerufenen öffentlich-rechtlichen Anstalten, sind dagegen Kinder des Düsenflug-Zeitalters. Ich muß einmal mit Nachdruck fragen: Wo steht eigentlich geschrieben, daß wir Zeitungsverleger heute und für alle Zeiten allein auf die Rotationsmaschine angewiesen sein müssen? Ist es fair, sinnvoll und klug, die technische Weiterentwicklung der Zeitung dadurch zu behindern, daß der Staat ganz einseitig öffentlich-rechtlichen Anstalten das Recht des Sendens gibt?"1 Das in diesem Zitat durchklingende Unbehagen des - von der Auflage her betrachtet - größten bundesdeutschen Zeitungsverlegers, erklärt sich auch aus der Popularität des Femsehens bei der Bevölkerung, die nach anfänglichem Zögern seit 1958/1959 ihre bis dahin waltende Skepsis gegenüber dem neuen Medium aufgegeben hat2, wie aus der folgenden Datenreihe ersichtlich ist: Tabelle 43:
Jahr
1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985
Zahl der Rundfunkteilnehmer/angemeldete Geräte (1950-1985)
Zahl dtr Haushaltungen
16 17 19 21 22 23 24 25
650 577 174 211 861 722 81 1 336
000 000 500 000 000 000 000 000
Hörfunk Gcsantfzahl der Sättigungsgrad Teilnehmer/ angemeldeten Gerate in % i^tifhlAf 1 f a n v f ) 7 7 4 6 144 46,5 72.8 12 799 871 82.9 15 9 0 0 447 82,5 17 4 9 3 9 6 0 84,7 19 368 260 88,1 20 908 462 91,8 22 771 470 25 0 4 5 832 98,9
Fernsehen Gesamtzahl der Sättigungsgrad Teilnehmer/ angemeldeten Gerite in % fSlichm Ii linuif) 3 10 15 18 20 22
84 375 023 902 920 763 433
278 003 988 578 063 137 993
0.5 17.6 47,3 69.2 79.8 83,7 88.5
Quelle: Bundesregierung3
'BAUSCH, H. 1979: Rundfunkanstalten und Zeitungsverleger. Eine medienpolitische Chronik. In: Media Perspektiven. H. 9/79, S. 594 2 vgl. GIOTT, W. 1979: Medien im Wettstreit. Tageszeitung und Fernsehen. Münster, S. 42 ff. 3 PRESSE UND INFORMATIONSAMT DER BUNDESREGIERUNG (Hg.) 1986: Bericht der Bundesregierung aber die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland 1985. Medienbericht '85. o.O. (Bonn), S. 241 (identisch mit: DEUTSCHER BUNDESTAG. 10. Wahlperiode 1986: Bericht der Bundesregierung über die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland (1985). Medienbericht '85, Drucksache 10/5663)
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BAUSCH sieht das „erste Wettbewerbsgefecht" mit der Vorlage des MichelBerichts am 27. September 1967 als beendet an. Er ordnet dieser Auseinandersetzung auch die BDZV-Denkschrift „Pressefreiheit und Fernsehmonopol. Beiträge zur Frage der Wettbewerbsverzerrung zwischen den publizistischen Medien." 1 von 1964 zu, den BDZV-Vorschlag vom 27. November 1964 zur Übernahme der ZDF-Programmherstellung und letztlich den CDU/FDP-Gesetzentwurf vom 8. Märzl965, der es den öffendich-rechtlichen Rundfunkanstalten „untersagt, sich gewerblich als Werbeträger oder Anzeigenvermittler zu betätigen oder Werbesendungen auszustrahlen". Nachdem der Versuch der Zeitungsverleger gescheitert sei, Privatfernsehen für die ganze Bundesrepublik einzuführen, so BAUSCH, hätten sich diese bemüht, ihre Zielvorstellungen zumindest in einzelnen Bundesländern, namentlich dem Saarland, Berlin und Bayern umzusetzen. Die VerlegerInitiative in Berlin endete am 10. Dezember 1971 mit einer Niederlage vor dem Bundesverwaltungsgericht. Anfang der siebziger Jahre durchkreuzte das ,3ürgeikomitee Rundfunkfreiheit" die Pläne der bayerischen Staatsregierung durch eine Änderung der Landesverfassung, in Bayern privates Femsehen zuzulassen. Und, was BAUSCH 1979 noch nicht wissen konnte, auch die saarländische Gesetzesinitiative scheiterte 1981 aufgrund der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts („Drittes Fernsehurteil"). Durch die BDZV-Initiativen im Anschluß an die Beratungen der „Kommission zum Ausbau des technischen Kommunikationssystems" (KtK) sieht der ARD-Intendant die „dritte Angriffswelle der Zeitungsverleger" in Gang gebracht, insbesondere durch die Verlegeransprüche bei den Pilotprojekten und an der Erprobung der neuen Medien Videotext und Bildschirmtext beteiligt zu werden. Protagonisten dieser „Angriffswelle" seien, so BAUSCH, die CDU-Bundestagsabgeordneten Christian SCHWARZ-SCHILLING und Hans H. KLEIN sowie die BDZVFunktionäre Johannes BINKOWSKI und Alfred NEVEN DUMONT. 2.7.2 Gegengwärtige Entwicklungstendenzen WITTE hat in seiner Untersuchung, die er im Auftrag der Zeitungsverleger durchführte, eine Chronik der Fernsehwerbung aufgestellt: ,4m folgenden sind die wesentlichsten Stationen der Rundfunk- und Fernsehwerbung im Nachkriegsdeutschland skizziert: - 1936 Der Bayerische Rundfunk gründet eine Tochtergesellschaft (Bayerische Werbefernsehen GmbH) und beginnt als erste Rundfunkanstalt mit der Ausstrahlung von Werbung im Umfang von werktäglich sechs Minuten. -1959 Alle anderen Landesrundfunkanstalten der ARD sind dem bayerischen Beispiel gefolgt und strahlen Werbung aus. Die Abwicklung erfolgt über eigene Tochtergesellschaften.
'Autoren dieser ..Denkschrift" waren im wesentlichen Johannes BINKOWSKI und Fritz HUFEN.
198
- 1962 Rundfunkanstalten und Ministerpräsidenten der Länder einigen sich auf eine Begrenzung der Werbezeit auf täglich 20 Minuten. Werbesendungen dürfen nicht nach 20.00 Uhr und nicht sonn- und feiertags ausgestrahlt werden. In den Dritten Programmen soll nicht geworben werden. Diese Begrenzungen haben bis heute Gültigkeit behalten. - 1963 Das ZDF nimmt seinen Sendebetrieb auf. Auch im Zweiten Programm darf geworben werden, die Vereinbarungen zwischen Rundfunkanstalten und den Ministerpräsidenten werden übernommen..." 1 Zu diesem Problemfeld, das unmittelbar den Wetbewerb auf dem Werbemarkt betrifft, kommen seit Ende der siebziger Jahre als weiterer Punkt der Auseinandersetzung, diesmal auf dem „publizistischen Markt", die Regionalisierungbestrebungen der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten hinzu. Der Chefredakteur der „Neuen Ruhr Zeitung/Neuen Rhein Zeitung", FEDDERSEN, mahnte schon auf der Frankfurter Vertriebstagung des BDZV das Auditorium: „Täuschen wir uns nicht: Die Rundfunkanstalten der Bundesrepublik werden ihr Programm in den 80er Jahren immer mehr regionalisieren und dezentralisieren. Sie werden eine Vielzahl von Fensterprogrammen senden, sie werden Nischen entdecken und ausfüllen. Sie weiden zwar nicht die Stadtratssitzung von Wesel am Niederrhein oder Witten an der Ruhr übertragen; aber sie werden lokale und regionale Ereignisse mehr als heute in ihren Fensterprogrammen berücksichtigen."2 GOERGEN stellt dabei in ihrem aktuellen Beitrag zum Stand der Regionalisierung fest: „Die ARD-Anstalten strahlen gegenwärtig insgesamt 40 sogenannte Fensterprogramme aus. Davon entfallen 30 auf den Hörfunk- und 10 auf den Fernsehbereich."3 Im Hinblick auf die Entwicklung fährt sie fort: „Bereits seit Ende der 70er Jahre forcieren einige ARD-Sender die Regionalisierung ihrer Programme. Neue Studios und Landesstudios wurden eingerichtet, um die Berichterstattung aus der Region zu verstärken. In einem zweiten Schritt erhielten verschiedene Studios die Verantwortung für eigenproduzierte regelmäßige Programme, die nur in bestimmten geographisch abgegrenzten Gebieten zu empfangen sind (.Fenster')." 4
1 WITTE, E. 1984: Zeitungen im Medienmarkt der Zukunft. Eine betriebswirtschaftliche Untersuchung. Stuttgart, S. 36 2 FEDDERSEN, J. 1982: Die Zeitung der 80er Jahre. Probleme der Produktgesultung. In: o.V. (Schnurr, D., Red.): Zeitungsverkauf in den 80er Jahren. Das Buch zur Frankfurter Vertriebstagung des BDZV. Düsseldorf, Wien, S. 68 3 GOERGEN. A. 1988: Regionalisierung. Spitzenreiter WDR. In: Medienspiegel, Jg. 12. Nr. 12. 21. Mirz 1988, S. 3 4 GOERGEN. A. 1988: Regionalisierung. Spitzenreiter WDR. In: Medienspiegel, Jg. 12, Nr. 12, 21. Mlrz 1988, S. 3
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Seit Juni 1984 senden die WDR-Studios Bielefeld, Düsseldorf, Essen, Köln und Münster montags bis freitags von 6.05 Uhr bis 9.00 Uhr ein in diesen Studios eigenständig produziertes Magazin („Guten Morgen aus ..."), das im Rahmen des Hörfunkprogramms WDR 1 ausgestrahlt wird. Vervollständigt wurde dieser erste Schritt der Rundfunkregionalisierung in NordrheinWestfalen nach dem Willen des WDR-Rundfunkrats durch die Magazine, die seit dem Dezember 1987 von den Studios Aachen, Siegen und Wuppertal produziert werden. In seinem dritten Fernsehprogramm („West 3") strahlt der „Westdeutsche Rundfunk" von Montag bis Freitag im Rahmen der .Aktuellen Stunde", von 19.40 Uhr bis 19.55 Uhr „Fenster" seiner Studios Köln, Dortmund, Bielefeld, Düsseldorf und Münster aus. Mit diesen fünf Femseh- und acht Hörfunk-Fensterprogrammen gilt die Regionalisierung im Bereich des WDR als abgeschlossen. An einen weiteren Schritt, eine eventuelle Lokalisierung, wird seitens des WDR nicht gedacht.1 Gin neuerer Trend in der Mediennutzung deutet, vermutlich unabhängig von der Regionaliserung, auf eine Renaissance des Hörfunks hin, der „sich in den letzten Jahren Anwendungsbereiche erschlossen (Autoradio, tragbare Geräte) und damit zusätzliche Hörerschaften gewonnen" hat 2 Ob dies allerdings, wie MAST behauptet, ausschließlich in der Tatsache begründet liege, daB Radiohören dadurch ortsungebunden möglich sei, darf bezweifelt werden. 3 Vielmehr wurden insbesondere seit Beginn der achtziger Jahre zahlreiche Hörfunkprogramme - nicht nur der nordrhein-westfälischen Landesrunfunkanstalt WDR - „entrümpelt" und inhaltlich neuerem Kommunikationsverhalten und neuen Rezipientenschichten angepaßt Die Tageszeitung hat sich im Wettbewerb mit dem Rundfunk sowohl auf dem Rezipienten- wie auch auf dem Werbemarkt allen Befürchtungen zum Trotz behaupten können. 4 KNOCHE weist in diesem Zusammenhang auf die Langzeitwirkung der Ergebnisse der „Michel"-Kommission hin: „Die Auffassung, daß Tageszeitungen und Femsehen vorwiegend nicht in einem substitutiven (gegenseitig ersetzbaren), sondern in einem komplementären (sich gegenseitig ergänzenden) Verhältnis - sowohl vom Angebot als auch von der Nutzung her - zueinander stehen, hat sich mittlerweile weitgehend, besonders aufgrund der Feststellung der Michel-Kommission als .herrschende Meinung' durchgesetzt."5
'vgl. JENKE. M. 1973: Die Zukunft des Hörfunks. Ein Beispiel struktureller Modellplanung. In Magnus, U. (Hg.) Massenmedien in der Prognose. Konzepte und Modelle für die Zukunft Berlin. S. 33 f. 2 MAST. C. 1986: Was leisten die Medien? Funktionaler Strukturwandel in den Kommunikationssystemen. Osnabrück, S. 118 3 vgl. MAST, C. 1986: Was leisten die Medien? Funktionaler Strukturwandel in den Kommunikationssystemen. Osnabrück, S. 118 4 v g l . TECKENTRUP, K. H. 1982: Die Tageszeitung als Wirtschaftsunternehmen. EinfluBfaktoren, Fakten, Zahlen. In: Koszyk, K./Schulze, V. (Hg.): Die Zeitung als Persönlichkeit. Düsseldorf, S. 274 'KNOCHE, M. 1978: Einführung in die Pressekonzentrationsforschung. Theoretische und empirische Grundlagen. Kommunikalionspolitische Voraussetzungen. Berlin, S. 303
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WITTE bewertet die Wettbewerbssituation ebenfalls als nicht substitutiv, „sondern (...) eher komplementäres Verhältnis". 1 RÖHM geht sogar noch darüber hinaus davon aus, daß die Tageszeitung im Anpassungsprozeß gegenüber dem Femsehen „im Bereich der politischen und wirtschaftlichen Information ihre Stellung gegenüber den Rundfunkmedien dadurch deutlich verbessern (konnte, d. Verf.), daß sie ihre Funktion als weiterführendes, ausführlicher informierendes Medium noch verstärkte." 2 Und auch BRUMMUND/SCHWINDT attestieren der Tageszeitung „insbesondere im Bereich lokaler bzw. regionaler Informationsvennittlung (...) eine im Verhältnis zu Rundfunk und Femsehen selbständige Stellung."3 Auch wenn, wie MAST richtig analysiert, „die Anschaffung zusätzlicher Fernseh- und Radiogeräte (...) die Tageszeitung in ihrer Verbreitung ebensowenig wie starke Expansion des Femsehens in den 60er und 70er Jahren ihr Nutzungsprofil veränderte" 4 , so ist aber auch dem damaligen BDZV-Präsidenten NEVEN DUMONT zuzustimmen, wenn dieser 1980 bei einem Hearing des Hauptausschusses des Landtags Nordrhein-Westfalen ausführte: „Die Zeitungen fürchten nicht den Wettbewerb. Das sollte in diesem Zusammenhang noch einmal klargestellt werden. Aber sie müssen die Möglichkeit haben, im Wettbewerb mit gleichen Chancen anzutreten. Nur so kann die oft beschworene Bailance of Power zwischen öffentlichem Rundfunk und privatwirtschaftlichen Zeitungen auch für die Zukunft gesichert werden."5
'WITTE, E. 1984: Zeitungen im Medienmarkt der Zukunft. Eine betriebswirtschiftliche Untersuchung. Stuttgart, S. 25 W. 1982: Tageszeitung und „Neue Medien". Eine absatzwirtschaftliche Analyse der Konsequenzen und HandlungsmOglichkeiten ftlr den lokalen Tageszeitungsverlag durch den Eintritt der ..Neuen Medien" in den Medienmarkt. Mannheim. S. 167 3 BRUMMUND, PVSCHWINDT. P. 1982: Der Pressemarkt in der Bundesrepublik Deutschland. Öffentliche Aufgabe und privatwirtschaftliche Organisation der Presse. KSln, S. 202 4 M A S T , C. 1986: Was leisten die Medien? Funktionaler Strukturwandel in den Kommunikationssystemen. Osnabrück, S. 114 S NEVEN DUMONT, A. N. 1980: Fragenkomplex „Rundfunkmonopol und Marktkonkurrenz; Auswirkungen auf Medienstruktui und Medienwirtschaft". In: LANDTAG NORDRHEINWESTFALEN: Hauptausschuß, AusschuBprotokoll 8/1768 vom 17. Januar 1980. Zitiert nach: Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger e. V. (Hg.): Zeitung und Neue Medien. Materialien zur aktuellen Diskussion. (3. Aufl.). Bonn, S. 10 f.
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2.8 Neue Medien „Früher ging es jeweils um eine einzige Neuerung. Die Abstände zwischen der Technikreife des Radios, des Schwarzweißfernsehens und des Farbfernsehens waren groß genug, daß die Öffentlichkeit sich an deren Folgen gewöhnen konnte, bevor sich wiederum eine Neuigkeit abzeichnete. Auch die Kassen der Rundfunkanstalten konnten sich in diesen Intervallen wieder erholen. Es kam alles schön der Reihe nach. Heute ist das anders. Heute liegen mehrere Möglichkeiten gleichzeitig bereit. Heute können viele Entscheidungen nicht mehr im nationalen Rahmen getroffen werden. Weltweite Entwicklungen sind zu berücksichtigen. Internationale Verträge, die Beschlüsse internationaler Institutionen und das (vermutete) Vorgehen ausländischer Unternehmen müssen in das Kalkül einbezogen werden."1 RATZKE weist ergänzend darauf hin, daß erst mit Beginn der achtziger Jahre, also mit Beginn der Umsetzung der von der KtK vorgeschlagenen Projekte (Kabelpilotprojekte u.a.), sich die gesellschaftliche Basis der Diskussion über die Neuen Medien zu verbreitern begann, und im Hinblick auf die in kürzester Zukunft vor uns liegenden Entscheidungen prognostiziert der gleiche Autor: „... so wird ohne Zweifel das neunte Jahrzehnt dieses Jahrhunderts als Dezennium der Neuen Medien einen tiefgreifenden Einfluß auf die technische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung der folgenden Jahrzehnte, vielleicht sogar Jahrhunderte, haben." 2 KELLER stimmt mit RATZKE in der Beurteilung des Zeitraums überein und bewertet die Entwicklung unter dem Gesichtspunkt der verlegerischen Kapitalverwertung wie folgt: „Alle Aktivitäten in neuen Medien werden wohl kaum zu Beginn der neunziger Jahre die Gewinnschwelle schon erreicht haben, weil bereits aufgrund externer Faktoren - Geschwindigkeit der Verkabelung und Anschlußbereitschaft der einzelnen Haushalte - die Reichweiten nicht ausreichen werden, um die Kosten durch Werbeeinnahmen - und bei Btx durch Teilnehmerentgelte für den Abruf einzelner Seiten - decken zu können. Um das Jahr 1990 sollte aber absehbar sein, ob und wann sich die Beteiligungen als profitabel erweisen."3 Die Gegenposition im Hinblick auf den Zeitpunkt der Realisierung nimmt RONNEBERGER ein, der es im Zusammenhang „mit der relativen Stabilität kultureller Werte und eingeschliffener Verhaltensweisen des Alltags" als eine „wichtige Erkenntnis der letzten Jahre" bezeichnet, daß das 1 ROEGELE, O. B. 1985: Ohne Grundlagenforschung geht es nicht. Chancen im Medienwettbewerb. In: o.V. (Bundeszentrale fUr politische Bildung. Hg.): Themenheft 6, Die Presse in der deutschen Medienlandschaft. o.O. (Bonn), S. 40 2 RATZKE, D. 1984: Handbuch der Neuen Medien. Information und Kommunikation, Fernsehen und Hörfunk, Presse und Audiovision heute und morgen. (2. Aufl.), Stuttgart, S. 16 3KELLER, D. 1986: Regionale Tageszeitungsverlage und neue Medien. Elemente einer offensiven Unternehmensstrategie in den achtziger Jahren. Mannheim, S. 312
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Entwicklungstempo der kommenden Medienstrukturen in der Vergangenheit überschätzt worden ist 1 Auf die dynamische - immer wieder Veränderungen unterworfene Entwicklung aller Medien gehen KELLER 2 und MAST ein. Letztere unterscheidet die Medien der Telekommunikation und die Printmedien nach der Dimensionalität ihrer Erscheinung: die Zeit bei allen elektronischen und der Raum bei allen gedruckten Medien. Als Methoden und Verfahren, „die zur Ermittlung der voraussichtlichen bzw. möglichen Entwicklung im Bereich der Massenmedien am häufigsten angewandt werden", gelten Trendextrapolationen, Trendkorrelationsanalysen, Analogieverfahren sowie Expertenverfahren. 3 Die eindeutige Präferenz von DECKER, LANGENBUCHER und NAHR liegt, wie sie in ihrem Gutachten zum Ausdruck bringen, bei der Technik der Delphi-Prognose, 1963 von der amerikanischen Rand Corporation entwickelt, wenn auch deren „prognostische Zuverlässigkeit ... nicht wesentlich höhet" ist „...als bei den qualitativen Verfahren insgesamt."4 Die Technik der Expertenbefragung und das Analogieverfahren werden in der Regel insbesondere bei Prognosen über die Entwicklung der Neuen Medien angewandt. So basiert die Untersuchung RÖHMS „über zukünftige Nachfrageentwicklungen im Bereich der neuen Medien" auf dem Analogieveifahren, in dem er die heutige Situation mit der .Analyse der Vorgänge, die in der Vergangenheit bei der Einführung inzwischen traditioneller Massenmedien in den Markt der tagesaktuellen Massenmedien beobachtet wurden", vergleicht. 5 KELLER weist auf die Ergebnisse von Repräsentativumfragen hin, die, 1955 vom Allensbacher Institut für Demoskopie durchgeführt, die Anschaffungsbereitschaft für ein Fernsehgerät untersuchen sollten. Entgegen den Vorhersagen dieser Umfragen stiegen die Teilnehmerzahlen am öffentlich-rechtlichen Femsehen ab Ende der fünfziger Jahre geradezu explosionsartig an. Insofern ist auch KELLER ausdrücklich zuzustimmen, wenn dieser ausfuhrt:
'RONNEBERGER. F. 1986: Kommunikaiionspoliiik III. Kommunikaiionspoliiik als Medienpolitik. Mainz, S. S 2 KELLER. D. 1986: Regionale Tageszeitungsverläge und neue Medien. Elemente einer offensiven Untemehmensstrategie in den achtziger Jahren. Mannheim, S . 4 4 f. ARBEITSGEMEINSCHAFT FÜR KOMMUNIKATIONSFORSCHUNG E. V. 1975: DIE Massenmedien in der postindustriellen Gesellschaft. Konsequenzen neuer technischer und wirtschaftlicher Entwicklungen für Aufgaben und Strukturen der Massenmedien in der Bundesrepublik Deutschland. (Gutachten im Auftrage der Kommission für wirtschaftlichen und sozialen Wandel) Bonn-Bad Godesberg, S. 248 f. ARBEITSGEMEINSCHAFT FÜR KOMMUNIKATIONSFORSCHUNG E. V. 1975: Die Massenmedien in der postindustriellen Gesellschaft. Konsequenzen neuer technischer und wirtschaftlicher Entwicklungen fQr Aufgaben und Strukturen der Massenmedien in der Bundesrepublik Deutschland. (Gutachten im Auftrage der Kommission fQr wirtschaftlichen und sozialen Wandel) Bonn-Bad Godesberg, S. 249 f. 5 RÖHM, W. 1982: Tageszeitung und „Neue Medien". Eine absatzwirtschafüiche Analyse der Konsequenzen und Handlungsmöglichkeiten für den lokalen Tageszeitungsverlag durch den Eintritt der „Neuen Medien" in den Medienmarkt. Mannheim, S. 143
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„Das Hauptproblem jeder Befragung über das Interesse an neuen Medien ist in der Frage zu finden: Wie soll jemand eine (positive) Aussage über ein Medium und seine Inhalte machen, die er nicht oder kaum aus eigener Anschauung kennt und deren Vorzüge gegenüber bestehenden Informations- und Unterhaltungsquellen ihm durch kurze Beschreibungen oder Demonstrationen bekannt sind? Besonders deutlich wird dieses Problem an folgendem Beispiel: Wer noch nie Btx gesehen hat, kann nur schwer abschätzen, ob er dieses Medium demnächst kaufen will."1 Die Nachfrage nach den Neuen Medien wird, darin sind sich alle Autoren einig, von verschiedenen - von einander abhängigen - Faktoren bestimmt. RÖHM vermutet als wichtigen Faktor, „daß jedes dieser neuen Medien 1. als Gratifikationsquelle für einen Teil der kommunikationsrelevanten Bedürfnisse betrachtet weiden kann... 2. eine Gratifikationsquelle für bisher noch offene Bedürfnisfelder zu sein verspricht." 2 Sehr viel verbindlicher und konkreter wird d a g e g e n KELLER, der die N a c h f r a g e von der Bevölkerungsentwicklung in den kommenden Jahrzehnten, der K a u f k r a f t e n t w i c k l u n g im Hinblick auf die Ausgaben für Kommunikationsmittel, der künftigen Entwicklung des Freizeitbudgets, insbesondere an Wochenenden, sowie der Marktsättigung abhängig macht. 3 Doch schon bei dem letzten von KELLER angeführten Punkt sind die Prognosen uneinheitlich. Er geht im Rahmen seiner Untersuchung davon aus, daß „sich etwa die Hälfte der Bundesbürger positiv über zusätzliche Fernsehprogramme äußert". 4 Angesichts seiner oben ausgeführten und zu Recht geäußerten Skepsis gegenüber Medienprognosen scheint der Prozentsatz absolut willkürlich gewählt. Mangels anderer Erklärungshintergründe greift er, wie RÖHM, auf das Analogieverfahren zurück und betont, daß angesichts des niedrigen Interesses der Bevölkerung am Fernsehen Mitte der fünfziger Jahre ein heutiger Wert von über 50 Prozent als „hoch" anzusehen sei. 3 Entscheidender Faktor - und da spielen Bevökerungs- und Kaufkraftentwicklung nur noch eine nachrangige Rolle - ist wie bei fast allen Konsumentscheidungen, die Qualität des Angebots, wie es auch die nachstehende These untermauert:
'KELLER, D. 1986: Regionale TageszeitungsverUge und neue Medien. Elemente einer offensiven Untemehmensstrategie in den achtziger Jahren. Mannheim, S. 124 2 RÖHM, W. 1982: Tageszeitung und „Neue Medien". Eine absatzwirtschaftliche Antlyse der Konsequenzen und Handlungsmöglichkeiten für den lokalen Tageszeitungsverlag durch den Eintritt der „Neuen Medien4' in den Medienmarkt. Mannheim, S. 147 ^KELLER, D. 1986: Regionale TageszeitungsverUge und neue Medien. Elemente eir.er offensiven Untemehmensstrategie in den achtziger Jahren. Mannheim, S. 150 ff. 4 KELLER, D. 1986: Regionale Tageszeitungsverlage und neue Medien. Elemente eiter offensiven Untemehmensstrategie in den achtziger Jahren. Mannheim, S. 153 ^KELLER, D. 1986: Regionale Tageszeitungsv erläge und neue Medien. Elemente eir.er offensiven Untemehmensstrategie in den achtziger Jahren. Mannheim, S. 153
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„Für alle neuen Kommunikationstechniken gilt, daß es einen engen Zusammenhang zwischen Qualität des inhaltlichen Angebots und der Nachfrage der Konsumenten gibt Diese werden nur dann die neuen Angebote nutzen, wenn ihnen für ihr Geld Gutes angeboten wird. Kaufobjekt ist in jedem Fall nicht ein Anschluß oder ein Gerät, sondern die Inhalte, und zwar zum Zeitpunkt der Anschaffung, nicht dagegen Versprechungen und Ankündigungen zukünftig geplant«- Dinge."1 Hinzu kommt, daß den Konsumenten auch mit einem zukünftig umfangreicheren Programmangebot nur unwesentlich andere Inhalte offeriert werden können. Eine Differenzierung gegenüber dem bisherigen Angebot der öffentlich-rechtlichen Anstalten bietet sich in zwei Bereichen: Regionalisierung und Problematisierung. Privaten Rundfunkveranstaltem bietet sich, insbesondere in Zusammenarbeit mit örtlichen Zeitungsverlagen, eher als den Landesrundfunkanstalten die Möglichkeit der fundierten regionalen Berichterstattung als Ergänzung zu den örtlichen Printmedien. Eine Problematisierung im Sinne einer starken Gewichtung der Programminhalte läßt sich durch die Beschränkung auf einzelne Programmsparten (U-Musik, Sport, Wetter, Nachrichten) erzielen. Die kommerziellen amerikanischen TV-Sender, die sich auf eine der genannten Sparten spezialisiert haben, finanzieren sich ausschließlich - und die Gewinnerwartungen befriedigend - aus Werbeeinnahmen. 2.8.1 Terrestrischer Rundfunk und Satellitenrundfunk Für die terrestrische Verbreitung des Rundfunks stehen in der Bundesrepublik mehrere tausend Sender zur Verfügung: Grundnetzsender für die landesweiten UKW-Hörfunk-Programme, Sender für die Lang-, Mittelund Kurzwellen-Hörfunkprogramme, 75 Grundnetzsender und 1 789 Fernsehumsetzer für das ARD-Gemeinschaftsprogramm Deutsches Fernsehen, 92 Grundnetzsender und 2 091 Femseh-Füllsender für die Dritten Fernsehprogramme der Landesrundfunkanstalten sowie 91 Grundnetzsender und 1 986 Fernsehfüllsender für das Programm des Zweiten Deutschen Femsehens. 2
1 KELLER, D. 1986: Regionale Tageszeitungsverlage und neue Medien. Elemente einer offensiven Untemehmensstralegie in den achtziger Jahren. Mannheim. S. 161 Zygl. BAUER. H. G./DETJEN, C./MÜLLER RÖMER, F./POSEWANG, W. 1985. Die Neuen Medien. Das aktuelle Praktiker-Handbuch. Technik, Anwendungen. Marketing. Ulm. Bd. 1. Kap. 2 (Terrestrische Sendemetze)
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Der Grundstein für dieses Sendernetz wurde noch unter der Verantwortung der Deutschen Reichspost in der Weimarer Republik gelegt. Die durchweg gute Hörfunk-Versorgung im Mittelwellenbereich (neun MittelwellenFrequenzen zur ausschließlichen Nutzung) ging mit dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Regimes verloren. Vertreter Deutschlands wurden zur „4. Europäischen Wellenkonferenz", die im September 1948 über die Neuverteilung von Frequenzen entschied, nicht zugelassen. Mehrere Programmveranstalter mußten sich bis Anfang der fünfziger Jahre eine Frequenz teilen. Die dadurch verursachten gegenseitigen Störungen führten zu einer katastrophalen Situation. Als mögliche Alternative entschieden sich die Rundfunkanstalten für die Nutzung des bisher nicht vom Hörfunk genutzten Ultrakurzwellen-Bereiches. Am 28. Februar 1949 nahm der Bayerische Rundfunk und einen Tag später, am 1. März 1949, der Nordwestdeutsche Rundfunk in Hannover die ersten UKW-Sender in Betrieb. Alle anderen Rundfunkanstalten folgten in der ersten Hälfte der fünfziger Jahre. Die im Vergleich zur Mittelwelle gute Empfangsqualität und ein ansprechendes Hörfunk-Programm führten zur schnell anwachsenden Verbreitung des UKW-Hörfunks. Internationale Konferenzen, von der Internationalen Fernmeldeunion einberufen, trugen dazu bei, die Verteilung der UKW-Frequenzen zu regeln. Eine erste europäische Konferenz fand 1952 in Stockholm statt. Es folgte 1959 die Internationale Funkverwaltungskonferenz in Genf, die dem Hörfunk den Frequenzbereich 87,5-100 MHz zuwies. Mit der Funkausstellung im Jahre 1963 wurde in der Bundesrepublik der UKWHörfunk in Stereoqualität eingeführt. Einen nächsten wichtigen Schritt zur Verbreitung des Hörfunks auf diesem Wellenbereich vollzog die Internationale Funkverwaltungskonferenz (WARC) 1979 in Genf. Hier wurde beschlossen, die Frequenzen von 87,5 MHZ bis 108 MHz zu erweitern. Die Internationalen Frequenzplanungskonferenzen für UKWHörfunk, die 1982 und 1984 stattfanden, beschlossen einen seit dem 1. Juli 1987 gültigen Frequenzplan für Europa, Asien und Afrika. Ab diesem Zeitpunkt können die Frequenzen bis 104 MHz uneingeschränkt und die Frequenzen zwischen 104 und 108 MHz mit gewissen Einschränkungen für die Übertragung von Hörfunkprogrammen genutzt werden. Für die Bundesrepublik hat diese Frequenzausweitung zur Folge, daß jedem Bundesland zwei weitere flächendeckende Senderketten zur Verfügung stehen. Alternativ kann der Landesgesetzgeber je nach Gesetzeslage beschließen, diese Frequenzen landesweit oder aber lokal zu nutzen bzw. diese privaten Anbietern zu überlassen. In Nordrhein-Westfalen ist ein neues landesweites, voraussichtlich öffentlich-rechtlich gestaltetes Hörfunkprogramm („WDR 5") geplant. Parallel dazu soll nach dem Willen der Landesregierung ein flächendeckendes Netz von lokalen UKWHörfunkprogrammen entstehen. Zur Versorgung des gesamten Landes (23 kreisfreie Städte und 31 Kreise) werden ca. 70 UKW-Frequenzen benötigt
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Im Bereich der Lang- und Mittelwelle verschlechtere sich die Empfangssituation in den sechziger und siebziger Jahren erheblich. Die Anzahl der Mittelwellensender stieg ebenso stark wie ihre jeweilige Senderleistung, was gegenseitige Störungen - insbesondere nach Einbruch der Dunkelheit - zur Folge hatte. Die Internationale Fernmeldeunion bemühte sich im Rahmen einer Planungskonferenz für den Lang- und Mittelwellenbereich in den Jahren 1974 und 1975, dieses „Wellenchaos" zu beseitigen. Die Konferenzen endeten allerdings ohne eine sinnvolle Neuordnung bzw. eine Verbesserung der Verhältnisse. Im Bereich der Kurzwelle einigten sich die der Internationalen Fernmeldeunion angeschlossenen Nationen im Rahmen der Internationalen Funkverwaltungskonferenz 19S9 in Genf auf einen jährlich zu erstellenden „vorläufigen Kurzwellen-Rundfunkplan", der seitdem die Frequenznutzung im Kurzwellenbereich regelt Mit dem Ende des Nazi-Regimes im Mai 1945 endete nicht nur die Hörfunk-, sondern auch die Femseh-Ära, obwohl - genau genommen - diese schon Ende 1943 mit der Zerstörung des VHF-Femsehsenders Berlin-Witzleben und der sich daraus ergebenden Einstellung des Fernsehbetriebes geendet hatte. Erst 1948 erhielt der Nordwestdeutsche Rundfunk die alliierte Genehmigung, mit Vorbereitungen für ein künftiges Fernsehprogramm zu beginnen. Als technische Basis wurde eine neue Femsehnorm (625 Zeilen, 25 Bildwechsel je Sekunde im Zeilensprungverfahren, ein Seitenverhältnis des Bildes von 4 : 3 und eine Videobandbreite von 6 MHz) beschlossen, die in der Folgezeit von fast allen europäischen Ländern mit Ausnahme Frankreichs und Großbritanniens übernommen wurde. Als Frequenzbereich standen der VHF-Bereich I (41-68 MHz) und der VHF-Bereich III (174-216 MHz) mit insgesamt elf Sendekanälen zur Verfügung. Um eine bundesweite, flächendeckende Versorgung zu erreichen, wurden seit Ende der fünfziger Jahre auch die UHF-Bereiche IV und V (470-853 MHz) mitbenutzt Auf der Grundlage der am 1. Januar 1954 in Amerika eingeführten Farbfemsehnorm NTSC wurden bis Mitte der sechziger Jahre in Europa zwei unterschiedliche Farbfernsehnormen entwickelt: das französische SECAMund das deutsche PAL-Verfahren. 1966 entschieden sich 13 europäische Länder zur Übernahme des PAL-Systems und elf euopäische Nationen zur Einführung der SECAM-Norm. Das Farbfernsehen wurde in der Bundesrepublik anläßlich der Berliner Funkausstellung 1967 eingeführt. Ein weiterer Schritt war die Einführung des Stereoempfangs durch das Zweite Deutsche Fernsehen 1981. Bis Ende 1989 sollen alle Fernsehsender für die Ausstrahlung des Mehrkanaltons umgerüstet sein. Der flächendeckende Versorgungsgrad der Fernsehsender kann als nahezu geschlossen gelten. Am 30. Juni 1985 betrug der Versorgungsgrad für das erste Fernsehprogramm 98,7 Prozent, für das Zweite Deutsche Fernsehen 98,6 Prozent und für die Dritten Programme durchschnittlich 94,9 Prozent.1 ' M O L L E R - R O M E R . F. 1986: Satelliten- und Kabelrundfunk. Verbreitung von Rur»d funk Programmen und neue Rundfunkdienste. In: Hans-Bredow-Institut für Rundfunk und Femsehen an der Universität Hamburg (Hg.): Internationales Handbuch für Rundfunk und Femsehen 1986/87. Baden-Baden, S. A 2
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Der grundlegendste Unterschied zwischen dem Satelliten-Rundfunk und der herkömmlichen, terrestrischen Rundfunk-Übertragung liegt, vereinfachend dargestellt, in der Höhe der Senden „Rundfunksatelliten sind eine neue Art von Rundfunksendern. Im Gegensatz zu den terrestrisch verwendeten Sendern, die auf möglichst hohen Bergen untergebracht sind und große Sendemasten benutzen, befindet sich der Satellitensender in etwa 36 000 km Höhe. Zur großflächigen Versorgung des Bundesgebietes genügt ein Rundfunk Satellit Das Rundfunksatellitensystem besteht aus drei Teilen: - Der Erdefunkstelle, von welcher aus mit einem großen Parabolspiegel (bis zu 30 m Durchmesser) die Rundfunkprogramme zum Satelliten gesendet werden. Vom Studio aus müssen die Programme über Leitungsverbindungen oder terrestrischen Richtfunksysteme zur Erdefunkstelle (z.B. in Usingen bei Frankfurt) zugeführt werden. - Der Satellit selbst, der sich in einer Umlaufbahn auf der Ebene des Äquators in etwa 36 000 km Abstand von der Erde befindet. Er bewegt sich geostationär, d.h. seine Umlaufbahn entspricht der Erddrehung. Der Satellit befindet sich für den Beobachter auf der Erde also immer am gleichen Ort. Der Satellit empfängt die Rundfunkprogramme von der Erdefunkstelle, verstärkt sie, setzt sie in den Sendefrequenzbereich (11,7-12,5 GHz) um und sendet sie zur Erde zurück. - Den Satellitenantennen auf der Erde. Diese empfangen die Programme, verstärken sie und setzen sie in einen anderen Frequenzbereich um."1 Bei den eigentlichen Satelliten gilt es zu unterscheiden zwischen Fernmeldeund Rundfunksatelliten. Beide haben verschiedene Funktionen: „ - Fernmeldesatelliten (auch als Nachrichten- oder Verteilsatelliten bezeichnet) dienen der Verbreitung von Nachrichten, Informationen und Rundfunkprogrammen von einer Stelle zu mehreren anderen Empfangsstellen. Sie unterscheiden sich daher in ihrer Funktion nicht von terrestrischen Leitungsverbindungen bzw. von Richtfunksystemen. Femmeldesatelliten arbeiten mit schwachen Sendeleistungen in Frequenzbereichen, die nicht für den Empfang durch die Allgemeinheit freigegeben sind. Für den Empfang der Programme müssen Empfangsanlagen mit großen Antennen (bis zu 30 m Spiegeldurchmesser) verwendet werden.
' M Ü L L E R - R Ö M E R , F. 1986: Satelliten- und Kabelrundfunk. Verbreitung von Rundfunkprogrammen und neue Rundfimkdienste. In: Hans-Bredow-Inslitut für Rundfunk und Fernsehen an der Universität Hamburg (Hg.): Internationales Handbuch für Rundfunk und Femsehen 1986/87. Baden-Baden. S . A 3 f .
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- Rundfunk Satelliten (auch als direkt empfangbare Satelliten bezeichnet) senden dagegen mit einer wesentlich größeren Leistung. Die in einem Rundfunkfrequenzbereich abgestrahlten Programme können von jedermann mit kleinen Empfangsantennen mit Spiegeldurchmessern von 50 bis 90 cm empfangen werden."1 Die historische Entwicklung der Rundfunksatelliten begann mit der Übertragung von Femsehnachrichten über den Satelliten Telstar I von den USA nach Europa in der Nacht vom 10. auf den 11. Juli 1962. Die fortschreitende Entwicklung der Raketentechnik ermöglichte es, Satelliten in immer höheren Orbitpositionen zu installieren. Satelliten in einer Höhe von 36 000 Kilometern umkreisen - parallel zur Erdumdrehung - in genau 24 Stunden die Erde und werden daher als geostaüonär bezeichnet. Zwei von der Internationalen Fernmeldeunion einberufene Funkverwaltungskonferenzen beschäftigten sich 1971 und 1977 ausschließlich mit dem Satellitenrundfunk. Im Rahmen der ersten Konferenz (WARC-ST 1971 - World Administrative Radio Conference for Space Telecommunication) erfolgte eine generelle Festlegung der Frequenzbereiche (11,7-12,5 GHz) für den Satellitenrundfunk, die Folgekonferenz (WARC-BC 1977 - World Broadcasting Satellite Administrative Radio Conference) hatte die Aufgabe, den Satellitenrundfunkdienst im einzelnen zu planen. So wurde von der Konferenz im Hinblick auf die kommenden 15 Jahre beschlossen, den Frequenzbeieich in 40 Kanäle ä 20 MHz zu unterteilen und als Bandbreite für jedes Sendesignal 27 MHz festzulegen. Der Abstand der Satelliten voneinder beträgt 6° in der Orbitposition. Fast allen Ländern Europas, Asiens, Afrikas und Australiens wurden fünf Kanäle (Satellitenfrequenzen) zugebilligt. Da jede Orbitposition zum Zeitpunkt der Konferenz mit 40 Kanälen zu nutzen war, belegten maximal acht Ländern (mit jeweils fünf Kanälen) gemeinsam eine Position, für die diese Länder auch nur eine einzige Empfangsantenne benötigten. Die Orbitposition 19° West teilen sich Belgien, Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Holland, Italien, Luxemburg, Österreich und Schweiz.
'BAUER, H. G./DETJEN. CTMOLLER ROMER, F./POSEWANG, W. 1985: Die Neuen Medien. Das aktuelle Praktiker-Handbuch. Technik, Anwendungen. Marketing. Ulm. Bd. 1. Kap. 3.1.1 (Technische Grundlagen), S . 2
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Auf der Grundlage dieser Beschlüsse unterzeichneten am 29. April 1980 Volker HAUFF für die Bundesregierung und André GIRAUD für die Regierung der Französischen Republik nach längeren Verhandlungen das „Abkommen zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Französischen Republik über die technisch-industrielle Zusammenarbeit auf dem Gebiet von Rundfunk-Satelliten". Gegenstand der Zusammenarbeit waren die Entwicklung, Herstellung, Start, Positionierung und präoperationale Erprobung je eines deutschen und französischen Rundfunksatelliten sowie die Herstellung eines Ersatzsatelliten. In Abstimmung mit der Deutschen Bundespost einigten sich die Ministerpräsidenten, nur vier der fünf Kanäle des deutschen Satelliten („TV SAT 1") zu nutzen: drei Kanäle für die Aussendung von Fernsehprogrammen („Eins plus", „3 SAT', „SAT 1", „RTL plus") und der vierte Kanal für die Aussendung von 16 Stereo-Hörfunkprogrammen. Mitte 1985 entschied die Bundesregierung, eine neue Fernsehsatellitennorm (D 2 MAC) einzuführen, deren Vorteil gegenüber der bisherigen Norm (PAL) in der Qualitätssteigerung des Fernsehbildes und des digital übertragenen Tones liegt. Ein weiterer Vorteil - im Hinblick auf die europäische Integration - ist darin zu sehen, daß bei der Verwendung der neuen Norm Fernsehprogramme auch mehrsprachig ausgestrahlt werden können. Nachdem sich Frankreich und die Europäische Rundfunkunion (EBU) ebenfalls für D 2 MAC entschieden haben, kann diese als zukünftige europaeinheitliche Farbfernsehnorm für den Satellitenrundfunk betrachtet werden. Trotz der mehrfachen Verschiebung des Starts des ersten deutschen Rundfunksatelliten aufgrund von Mängeln im Trägersystem, startete die Trägerrakete (Typ „Ariane 2") mit dem „TV SAT 1" an Bord am 21. November 1987 zu der vorgesehenen Orbitposition. Als „Lebensdauer" attestierten die Techniker dem Rundfunksatelliten einen Zeitraum von neun Jahren. Schon kurz nach Erreichung seiner Position scheiterte - vermutlich bedingt durch einen mechanischen Defekt - die Entfaltung eines „Sonnensegels" (Solar Generator Wing), das für den Betrieb der Übertragungs- und Sendeeinrichtung die elektrische Energie erzeugen sollte. Wochenlange Bemühungen, diesen Defekt zu beheben, führten nicht zum Erfolg, so daß Anfang 1988 der Satellit von der Deutschen Bundespost aufgegeben werden mußte. Der Ersatzsatellit wird vermutlich in der zweiten Hälfte 1989 zur Verfügung stehen.
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2.8.2 Kabelrundfunk Als Kabelrundfunk im Sinne dieser Arbeit und der Darstellung in der Fachliteratur1 gilt „... die Verteilung von Rundfunkprogrammen über Kabelnetze, in denen neben den ortsüblich empfangbaren weitere, am Ort drahtlos normalerweise nicht empfangbare oder lokal erzeugte Programme Ubertragen werden." 2 Diese Definition wurde einem Anlageband zum Telekommunikationsbericht der unabhängigen Kommission für den Ausbau des technischen Kommunikationssystems (KtK) (Vorsitzender: Eberhard WITTE) entnommen. Dieses Gremium hat zwar einerseits in der Empfehlung Nummer 9 ihres Berichts aus dem Jahre 1976 die Errichtung eines bundesweiten Breitbandverteilnetzes wegen des Fehlens eines ausgeprägten und drängenden Bedarfs zum Zeitpunkt der Beratungen nicht empfohlen, andererseits regte die KtK, auch angesichts eines zeitlichen Entwicklungsbedarfs, Pilotprojekte mit Breitbandkabelsystemen an. Das Prinzip, Rundfunk per Kabel zu verbreiten, ist in Deutschland nicht neu, bereits 1928 wurde das Fernsprechnetz als sogenannter „Drahtfunk" zur Verteilung von Hörfunksendungen und auch später noch zur Überbrückung von Empfangsschwierigkeiten eingesetzt Erst im Jahre 196S stellte die Deutsche Bundespost den „Drahtfunk" ein. Angesichts der internationalen Aktivitäten auf dem Sektor des Kabelrundfunks kam eine Studie der Deutschen Bundespost im April 1971 zu dem Ergebnis, daß die Errichtung von Kabelfemsehnetzen technisch in der Bundesrepublik durchaus möglich sei. Ein Jahr später, im April 1972, stimmte der zuständige Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen dem Bau von zwei Versuchsanlagen in Hamburg und Nürnberg zu. Hier sollte in zwei großflächigen Abschattungsgebieten die Versorgung von rund 2 000 Haushalten mit zwölf Fernseh- und mindestens ebenso vielen Hörfunkprogrammen in der Praxis erprobt werden. Mit der 10. Verordnung zur Änderung der Fernmeldeordnung vom 29. Dezember 1977 verschaffte sich die Bundespost mit dem neu geschaffenen § 49 a die gesetzliche Voraussetzung, zumindest versuchsweise einzelne örtliche Kabelnetze für die Übertragung von Tonund Femsehsignalen errichten zu können. Da die Bandbreite der Fernsprechleitungen von rund 3 000 Hz zwar zur Übertragung von Sprache und Festbildern, aber nicht für die Übertragung von bewegten Bildern geeignet ist, wurden hierfür spezielle breitbandige Kupferkoaxialkabel eingesetzt. Am 23. Januar 1980 wurde die Femmeldeordnung in § 49 a durch die 14. Verordnung erneut geändert. Gemäß des Absatzes 1 wurde
1 vgl RATZKE, D. 1984: Handbuch der Neuen Meiden. Information und Kommunikation, Fernsehen und Hörfunk, Presse und Audiovision heute und morgen. (2. Aufl.), Stuttgart, S. 125 und KULPOK, A. 1984: Kabelfemsehen. In: Arnold. W. (Hg.): Die elektronischen Medien. Heidelberg, S. 1S3 ^KOMMISSION FÜR DEN AUSBAU DES TECHNISCHEN KOMMUNIKATIONSSYSTEMS (KtK) (Hg.) 1976: Telekommunikationsbericht, Anlagebericht 2: Technik und Kosten bestehender und möglicher neuer Telekommunikationsformen. Bonn, S. 55
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die versuchsweise Errichtung von örtlichen Breitbandnetzen gewandelt in eine „Kann-Bestimmung", die von den wirtschaftlichen und technischen Rahmenbedingungen begrenzt wird. Waren in den Bestimmungen der 10. und 14. Änderungs-Verordnung jeweils nur die Errichtung von örtlichen Breitbandnetzen vorgesehen, so beschloß die CDU/CSU-FDP Mehrheit im Bundestag mit der 23. Verordnung zur Änderung der Fernmeldeordnung vom 21. Juni 1983 in Ergänzung des Absatzes 2 des § 49 a die Möglichkeit, die örtlichen Breitbandnetze untereinander und mit anderen technischen Einrichtungen zu verbinden. Dies war die konkrete Umsetzung des Anspruchs der neuen Bundesregierung, formuliert in der Regierungserklärung vom 13. Oktober 1982, das Gebiet der Bundesrepublik flächendeckend zu verkabeln. Knapp ein Jahr nach der gesetzlichen Verankerung der flächendeckenden Breitbandverkabelung legte im Juni 1984 der Bundesrechnungshof ein Sondergutachten zur Wirtschaftlichkeit öffentlicher Breitbandverteilnetze vor. In diesem Bericht werden fast ausnahmslos alle Prognosen der Bundespost über die zukünftige Entwicklung der Verkabelung sowie die damit verbundenen Fragen der Wirtschaftlichkeit zumindest stark angezweifelt.„So kommt der Bundesrechnungshof in seinem Bericht auch zu einer kostendeckenden monatlichen Gebühr pro Wohneinheit von 15,50 DM anstelle der in der Fernmeldeordnung (FO) ausgewiesenen Gebühr von monatlich 6,- DM." 1 Ein weiterer entscheidender Punkt der Kritik ist die Anschlußdichte. Die Bundespost geht bei ihren Überlegungen für eine flächendeckende Verkabelung von einer Anschlußdichte von 90 Prozent, der Bundesrechnungshof von maximal 80 Prozent aus. Konkrete Folge der amtlichen Kritik an den Plänen des Bundesministers für das Post- und Femmeldewesen ist die Entscheidung, in Abweichung vom ursprünglichen Ziel „nur noch" eine großflächige Verkabelung der Ballungsgebiete und dicht besiedelter Gebiete vorzunehmen. Der tatsächliche und prognostizierte Stand der Entwicklung der Breitbandverkabelung ist den nachfolgenden Tabellen zu entnehmen.
'BAUER. H. G7DETJEN, C/MÜLLER-RÖMER, F./POSEWANG, W. 1985: Die Neuen Medien. D u aktuelle Praktiker-Handbuch. Technik, Anwendungen. Marketing. Ulm. Bd. 1. Kap. 4.3.5 Kosten und Gebühren, S. 5
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Tabelle 44:
Stand und Entwicklung der an Breitbandkabel-Netze an schließbaren Haushalte (1983-1989)
Stand und Entwicklung der an BK-Netze anschließbaren Haushalte anaehllcghar» Bundesland
31.12.1983
BadenWürttemberg 2 1 6 Bayern 210 498 Berlin 37 Bremen 52 Hamburg 98 Hesaco Niedercadiaen 177 NordrheinWestfalen 306 RJieinlandPfalz 110 14 Saarland SdileawigHolaleÜL _55 Bundesgebiet! 7 7 4
31.12.1984
31.12.1985
H.u.h.ll»
31.12.198*
31.12.1987
31.12.i9M
847 1 158 697 181 201 454 967
000 000 000 000 000 000 000
1 102 0 0 0 1 507 000 764 000 222 000 302 000 632 000 1 263 000
1 341 1 819 854 224 426 778 1 441
31.12.1989
000 000 000 000 000 000 000
336 386 568 93 59 185 370
000
547 000
966 000
1 41» 000
1 967 000
2 588 000
3 233 000
000 000
207 0 0 0 24 0 0 0
356 0 0 0 44 0 0 0
458 000 69 000
571 000 99 0 0 0
641 000 146 0 0 0
728 000 176 0 0 0
GV. NW. 1985, S. 248
411
„Heinen Verlag GmbH" („Kölnische Rundschau") mit elf Prozent, die „M. DuMont Schauberg Expedition der Kölnischen Zeitung GmbH & Co. KG" („Kölner Stadt-Anzeiger", „Express") mit 24 Prozent, der „Neusser Zeitungsverlag GmbH" („Neuß-Grevenbroicher Zeitung") mit drei Prozent, die „Rheinisch-Bergische Druckerei- und Verlagsanstalt mbH" („Rheinische Post") und die J . F. Ziegler KG, Druckerei und Verlag" („Remscheider General-Anzeiger") mit drei Prozent beteiligt. Ebenfalls in diesen Zeitabschnitt fiel die Gründung der „Deutschen Gesellschaft für Kabelkommunikation e. V." (DGK) am 24. Oktober 1984 in Bonn. Rund 50 Unternehmen fanden sich in diesem Verein zusammen, der laut Satzung den Zweck hat, „über die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen neuer Medien, insbesondere der Kabelkommunikation zu informieren und aufzuklären."1 Zu den Gründungsmitgliedern zählten neben Firmen wie Bertelsmann, Bell & Howell, Nixdorf, Panasonic, Siemens und Sony auch die Essener „Westfilm Medien GmbH". Der Geschäftfsfiihrer dieser WAZ-„Tochter", Günter MÜGGENBURG, wurde stellvertretender Vorsitzender der DGK. Der Pressemarkt stellte sich Mitte der achtziger Jahre (1985) äußerst stabil dar. SCHÜTZ urteilt über die Entwicklung seit Inkrafttreten der Pressefusions-Kontrolle: „Über nunmehr zehn Jahre hinweg stellen Vorgänge von Pressekonzentrationen eher die Ausnahme dar..." 2 Diese Stabilität wird auch von der Monopolkommission bestätigt.3 In den Jahren 1984/85 ist die Umsatzkonzentration bei den Zeitungsuntemehmen ebenso wie die Auflagenzahlen der Abonnements- und Straßenverkaufszeitungen leicht angestiegen. Wie differenziert diese generalisierende Bewertung allerdings zu betrachten ist, beweist das nachstehende Zitat aus dem Hauptgutachten der Monopolkommission: „Die Zunahme der Auflagenkonzentration auf breiter Basis wird dadurch dokumentiert, daß alle Konzentrationsraten für die Zeitungstypen und die Zeitungen insgesamt zugenommen haben. Der Anstieg der Auflage seit 1981 wird bei den Abonnementszeitungen überproportional von den drei auflagenstärksten Objekten getragen; bei den Straßenverkaufszeitungen ist die Zunahme der Auflage in diesem Zeitraum bei den drei größten Objekten sogar höher als diejenige aller Straßenverkaufszeitungen zusammen."4 Unter anderem aus der Tatsache, daß im Berichtszeitraum die Umsätze der Tageszeitungs-Verlage stetig zunahmen, leitet die Monopolkommission ein Beharrungsvermögen" der traditionellen Medien ab: „Im übrigen haben sich auch in der Vergangenheit durch das Auftreten neuer Wettbewerbsverhältnisse (Einführung des Werbefernsehens; Verbreitung von Anzeigenblättern) Einwirkungen auf die Medienlandschaften ergeben, die von den Verlegern der Printmedien 'o.V. 1984: Werbemillionen für das Kabelfernsehen. „Deutsche Gesellschaft für Kabelkonununikalion" gegründet. In: Media Perspektiven, H. 11/84, S. 90S SCHÜTZ, W. J. 1985: Deutsche Tagespresse 1985. In: Media Perspektiven, H. 7/85. S. 497 3 vgl. DEUTSCHER BUNDESTAG. 10. Wahlperiode 1986: Sechstes Hauptgutachten der Monopolkommission 1984/1985. Drucksache 10/5860, S. 30 4 DEUTSCHER BUNDESTAG, 10. Wahlperiode 1986: Sechstes Hauptgutachten der Monopolkommission 1984/1985. Drucksache 10/5860, S. 209
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(insbesondere der Tageszeitungen) subjetiv als existenzbedrohend empfunden worden sind Dennoch hat die Entwicklung der Medien (wiederum insbesondere bei den Tageszeitungen) im Zeitablauf eine relativ große Stetigkeit und Prosperität aufgewiesen. Dieses offenbar erhebliche Beharrungsvermögen der Medienstrukturen wird sich auch bei den zukünftigen Einflüssen durch die Neuen Medien auswirken."1 Sehr viel skeptischer beurteilt der „Zentralausschuß der Werbewirtschaft" (ZAW) die Zeitungs-Entwicklung. Er sieht die Zeitungsverleger in zwei Lager gespalten. Das eine Lager betrachte in der privaten Konkurrenz der elektronischen Medien eine „Chance zur Profiliening der Zeitung als Informationsträger", andererseits gebe es viele Verleger, die angesichts der immer zahlreicher werdenden privaten elektronischen Wettbewerber unmittelbare Verluste bei den Anzeigeneinnahmen befürchteten.2 Der ZAW schreibt weiter „In der Tat stagniert das Vertriebsgeschäft der Tageszeitungen, während im Anzeigengeschäft noch ein Zuwachs zu verzeichnen ist. Die Bestrebungen der Verlage sind, was die Käufer angeht, primär auf den Erhalt des Bestandes ausgerichtet denn auf Steigerungen. Neu hinzukommende Leser führen nicht zu mehr Wachstum, sondern lediglich zum Ausgleich für ausscheidende Bezieher. In diesem Sinne ist die Gesamtauflage der Abonnementszeitungen noch immer stabil."3 Die konkrete wirtschaftliche Entwicklung bei den Abonnementszeitungen ist der folgenden Übersicht des BDZV zu entnehmen:
'DEUTSCHER BUNDESTAG, 10. Wahlperiode 1986: Sechstes Hauptgutachten der Monopolkommission 1984/1985. Drucksache 10/5860, S. 221 ZENTRALAUSSCHUB DER WERBEWIRTSCHAFT (Hg.) 1987: WERBUNG 87. Bonn, S. 126 3 ZENTRALAUSSCHUB DER WERBEWIRTSCHAFT (Hg.) 1987: WERBUNG '87. Bonn, S. 126
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Tabelle 73:
Entwicklung von Kosten, Erlösen und Ergebnissen bei Abonnementszeitungen (1979-1986)
Entwicklung von Kosten, Erlösen und Ergebnissen bei Abonnementzeitungen (bezogen auf das statistische MonatsduichschniUstiick; 1979 = 100) 1979
1980
1981
1982
1983
1984
1985
Prognoie 1986
Hentellung Redaktion Vertrieb
100 100 100 100
119.4 129.1 134,7 120.0 125.2 134,6 112.4 163.8 121.5
126,3 158,3 151,2 11? 3
Erttebnil
100
117,6 122,4 130,3 114.3 121,0 127,6 105.0 142 8 113 6 83.4
123,1 149.1 145,4 111 Ü
100 100 100 100 100
114,0 116,9 123,9 109.6 116.0 117,7 104,7 129.0 110 0
121.0 139,1 139,3 127.3
Geaamtk Ollen Venriebterlöa Anzeigenerlös
109,6 108,8 114,2 104.7 109,7 108,2 107,2 105.7 107.6 99.4
130.2 140,0 115.4 204 3 126 6 111.9
134,8 147.4 114,0 201.4 127 7 99.0
139,6 153,6 116.4 206 5 131 * 98 1
85.5
106.2
Quelle: BDZV' TECKENTRUP weist angesichts dieser Zahlen darauf hin, daß seit 1979 die Kosten der Zeitungsherstellung um 40 Prozent, die Erlöse aus der Zeitungsherstellung nur um 32 Prozent gestiegen seien, und sich diese Entwicklung wohl auch in den kommenden Jahren fortsetzen werde.2 In einer Analyse des Wachstums der Anzeigenblätter prognostiziert RJDDERAAB für diesen Sektor der Printmedien „noch viele lukrative Geschäfte"; gleichzeitig sei angesichts des Vordringens der Zeitungsverleger auf dem Markt der Anzeigenblätter in der ersten Hälfte der achtziger Jahre nunmehr erwiesen: „daß sich die .Großen' von den .Kleinen' nicht die Butter vom Brot nehmen lassen wollen." 3 Bestätigt wird diese Aussage durch die Tatsache, daß sich allein die Anzahl der Titel der zeitungsverbundenen Anzeigenblätter von 319 im Jahre 1984 auf 369 zum Ende des Jahres 1986 noch einmal erheblich steigern konnte. Im selben Zeitraum stieg die Auflage von 18,468 Millionen Exemplaren auf 20,069 Millionen Exemplare und der Umsatz erhöhte sich von 490,393 Millionen auf 533,450 Millionen DM." Diese Zahlen können als weitestgehend authentisch gelten, da seit dem Jahre 1986 mit der 1985 zwischen dem BDZV und dem VVDA vereinbarten Auflagenprüfung der Anzeigenblätter begonnen wurde. Wie bereits an anderer Stelle ausgeführt, wandelte sich in vielen Verlagshäusern die Einstellung zu den elektronischen Medien. Viele Verleger 'KUK, A. v. 1987: Zthien und Daten zur Zeitungsbranche. Tafel 9. Entwicklung von Kosten, Erlösen und Ergebnissen bei Abonnementzeitungen. In: o.V. (Gafidorf, D., Red.) Zeitungen fUr den Markt von morgen. Düsseldorf, Wien, S. 26 H E C K E N T R U P , K. H. 1987: Zur wirtschaftlichen Lage der deutschen Zeitungen. In: Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger e. V. (Hg.): Zeitungen '87. Bonn, S. 65 ' R I D D E R - A A B , C.-M. 1985: AnzeigenbUtter 1985. Gebremstes Wachtsum. I n : Media Perspektiven, H. 8/85, S. 643 "vgl. A N Z E I G E N B L A T T E R DER ZEITUNGEN. B U N D E S V E R B A N D D E U T S C H E R ZEITUNGSVERLEGER E. V. (Hg.) 1987: Anzeigenblatt-UmsMze 1986. Bonn-Bad Godesberg (unveröffenüichtes Manuskript)
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schienen wenig davon angetan, die unter schwierigen konjunkturellen Bedingungen erwirtschafteten Erlöse ihrer Zeitung in das ungewisse Projekt Rundfunk zu investieren. Andererseits hatten sie lange Zeit, insbesondere zu Zeiten, in denen eine konkrete Zeitungsbeteiligung als politisch unwahrscheinlich galt, in ihrem Verband für eine Beteiligung der Printmedien am Rundfunk votiert. Ein Rückzug von dieser Position schien in dem Augenblick, als sie zum Beispiel beim Anteilserwerb am .Aktuell PresseFernsehen GmbH und Co. KG" für je 10 000 Exemplare Auflage DM 60 000 aufbringen mußten, aus Gründen der Verbandsdisziplin wenig ratsam. Ganz anders verhielten sich verständlicherweise dagegen viele Verleger, als die Möglichkeit der Schaffung einer örtlichen Radiostation in ihrem unmittelbaren Verbreitungsgebiet in greifbare Nähe rückte. Zwar bestand einerseits bei vielen Verantwortlichen die Befürchtung, daß ein örtlicher Sender - wie auch andere neu eingeführte Medien - eine lange Zeit benötigen würde, ehe er von den Weibeeinnahmen zu finanzieren sei, andererseits wollte man die lokale Domäne nicht noch einmal, wie im Falle der Anzeigenblätter, branchenfremden Wettbewerbern überlassen. Und die belehrenden Hinweise der „Witte-Studie" brachten den Zweiflern vor Ort auch keine weiterführenden, konkreten Hinweise: „Das lokale (regionale) Hörfunk- und Fernsehangebot nimmt der Zeitung die letzte Domäne der lokalen und regionalen Aktualität. Wenn gar im Kabelfernsehen einige Kanäle für die spezifische Information von Stadtteilen oder Bevölkerungsteilgruppen vorgesehen werden, dann könnte das elektronische Konkurrenzmedium der Zeitung sogar den Vorteil des geographischen Zuschnitts streitig machen. Auch hier kann und wird sich die Zeitung auf vertiefende Informationen und Bereiche umstellen müssen."1 Der Hörfunkdirektor des „Westdeutschen Rundfunks" hatte bereits Mitte der siebziger Jahre eine Renaissance des Mediums Hörfunk prognostiziert und auf mögliche Perspektiven für dieses Medium hingewiesen: „Der Hörfunk ist das bevorzugte Medium der lokalen und regionalen Information; im Fernsehen wird mehr überregionale, internationale Information geboten, nicht zuletzt deshalb, weil sich der Hörfunk dank seiner geringeren Produktionskosten eher dafür eignet, Informationen an enger begrenzte Zuhörerkreise zu übermitteln. Für die zukünftige Planung lokalen bzw. regionalen Rundfunks ergibt sich daraus eine interessante Perspektive: Während der Hörfunk sich in erster Linie als regionales Nachrichtenmedium anbietet, das tagsüber einer Fülle von aktuellen Ereignissen auf der Spur bleibt, sie kontinuierlich berichtet, interpretiert, glossiert und kommentiert, könnte das Fernsehen die Funktion eines Forums annehmen, in dem ausgewählte lokale und regionale Ereignisse von Gewicht in einem größeren Zusammenhang vor die Öffentlichkeit gebracht, dargestellt und diskutiert werden. Die unterschiedliche Art der Rezeption von Hörfunk und Fernsehen dürfte sich unmittelbar auf die Art der Präsentation auswirken: im Hörfunk ein großes, eher beiläufig zuhörendes Publikum, im Femsehen eine ' W I T T E , E. 1984: Zeitungen im Medienmarkt der Z u k u n f t . Eine betriebswirtschaftliche Untersuchung. Stuttgart, S. 30
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themenbedingt - kleinere, aber intensiv beteiligte Zuschauerschaft, namentlich in den dritten Fernsehprogrammen."1 Daß dieser Trend zum Radiohören nicht nur eine vorübergehende Erscheinung der siebziger Jahre war, bestätigt MAST, die darauf verweist, daß der Hörfunk ,4er Gewinner von zeitlichen Nutzungsanteilen bei den Rezipienten" sei.2 Im Gegensatz zu den übrigen elektronischen Medien, die nur räumlich gebunden zu nutzen seien, so MAST, habe der Hörfunk insbesondere durch seine mögliche Mobilität (Autoradio, tragbare Empfänger) dem steigenden Drang der Rezipienten, die Freizeit außerhalb der eigenen vier Wände zu verbringen, Rechnung getragen. Hinzu kommt, daß das Medium Radio wie kein zweites verbreitet ist BREPOHL weist darauf hin, daß 1986 25,6 Millionen Haushalte ein Radio angemeldet hatten und nach einer Untersuchung aus dem Jahre 1984 sollte in 95,5 Prozent aller Haushalte mindestens ein Rundfunkgerät stehen.3 Und auch historisch betrachtet mußte die Entwicklung des Rundfunks langfristig beim lokalen Hörfunk enden. Dies hatte schon der erste Rundfunk-Kommissar Hans BREDOW 1932 im Rahmen seiner Ausführungen vor Rundfunkleitem vorhergesagt: ,4m Rundfunk, in der Funktechnik ist ja alles noch im Fluß, und ich bin noch gar nicht davon überzeugt, daß die lokalen und regionalen Interessen, die ja in gewissem Umfang berechtigt sind, nun bei einer Einschränkung der Lokalprogramme leiden müssen. Ich glaube sogar, daß die Technik der ultrakurzen Wellen einmal die Möglichkeit geben wird, neben dem Rundfunk in seiner bisherigen Form Lokalrundfunkorganisationen innerhalb der Gesamtorganisation zu entwickeln. Dann werden die lokalen, provinziellen oder Länderinteressen in Zukunft ganz besonders berücksichtigt werden können."4 Die Chancen für lokalen Rundfunk erhöhten sich nicht durch historische Anregungen, sondern im wesentlichen durch verschiedene technische Bedingungen. So hatten sich die Delegierten der „Internationalen Frequenzplanungskonferenz für den UKW-Hörfunk" für die Region 1 (Europa, Afrika, Sowjetunion und Naher Osten, Iran und Afghanistan) am 12. Dezember 1984 in Genf auf eine Ordnung für die Ultrakurzwellenbänder zwischen 100 und 108 MHz geeinigt. Die beschlossene Regelung sah unter anderem vor, die Frequenzbänder bis 104 MHz zum 1. Juli 1987 freizugeben; der Bereich 104-108 MHz soll bis 1996 stufenweise folgen.
'JENKE, M. 1975: Die Zukunft des Hörfunks. Ein Beispiel struktureller Modellplanung. In: Magnus, U (Hg.): Massenmedien in der Prognose. Konzepte und Modelle für die Zukunft. Berlin, S. 33 f. 2 MAST, C. 1986: Was leisten die Medien? Funktionaler Strukturwandel in den Kommunikationssystemen. Osnabrück, S. 118 3 vgl. BREPOHL, K. 1986: Die technische Infrastruktur der elektronischen Medien. Welche Entwicklungen ermöglichen die Medien-Expansion? In: Das Parlament, Nr. 35. 30. August 1986, S . 3 'BREDOW. H. oJ.: Gegenwartsfragen des Rundfunks. In: Reichs-Rundfunk-Gesellschaft m.b.H.: Rundfunkjahrbuch 1932. Berlin, S. 6
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BREPOHL erinnert in diesem Zusammenhang an eine Vereinbarung der Deutschen Bundespost mit der DDR: „Die Bundespost konnte 117 UKW-Frequenzen, die von der DDR überlassen worden sind, zur Verfugung stellen, hinzu kommen noch 39 weitere mit geringer Reichweite. Rund 80 Prozent der DDRFrequenzen sind für mittelstarke Sender mit einer Reichweite von etwa 30 Kilometern Radius; zehn Prozent sind bis zu SO Kilometern empfangbar. Darüber hinaus hat die Bundespost noch eine größere Zahl freier Frequenzen für 'Low Power Stations' (Sender mit geringer Leistung) gefunden."1 Der medienpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag, Jürgen BÜSSOW, griff diese Entwicklung auf und erkundigte sich in einer,.Kleinen Anfrage", wieviele und ab welchem Zeitpunkt Frequenzen für Nordrhein-Westfalen zur Verfügung stünden.2 Der Ministerpräsident wies in seiner Antwort für die Landesregierung auf das geplante Nutzungskonzept für die freien UKW-Frequenzen hin: „In Nordrhein-Westfalen sollen die verfügbaren Hörfunkfrequenzen sowohl für die Lückenschließung der WDR-Programme wie auch für ein landesweites neues UKW-Hörfunkprogramm und (landesweit möglichst flächendeckend) für lokalen Rundfunk genutzt werden."3 Der selben Drucksache ist zu entnehmen, daß mit den zur Verfügung stehenden Frequenzen ein neues, landesweites Hörfunkprogramm 75 Prozent der Räche Nordrhein-Westfalens abdecken könnte und in diesem Gebiet rund 94 Prozent der Einwohner NRWs erreichen könnte. Für den lokalen Rundfunk, der sich an dem Ziel der Landesregierung orientiert, für möglichst jeden Kreis und für jede kreisfreie Stadt einen Sender zu installieren, standen zum Zeitpunkt der Beantwortung der Anfrage (12. August 1986) Frequenzen für 47 Standorte zur Verfügung. Von diesen 47 Frequenzen haben 33 bereits die „nationale Koordinierung" durchlaufen, das heißt, weder eine der Landesrundfunkanstalten noch die Deutsche Bundespost haben Einspruch gegen die Nutzung der Frequenz erhoben. Nahezu zeitgleich erschien in Hessen eine Feldforschungs-Studie unter dem Titel „Bürgemaher Hörfunk im Lokal-Studio", die von der „Network Medien-Cooperative" im Auftrag der hessichen Landesregierung erstellt wurde.4 In der Arbeit wurden neben Kurzgutachten über lokalen Hörfunk im europäischen Ausland die Ergebnisse der Intensiv-Explorationen und der Fragebogen-Erhebungen sowie eine Sekundäranalyse zur Rezeption neuer Hörfunkprojekte im regionalen und lokalen Raum veröffentlicht. 'BREPOHL. IC. 1986: Die technische Infrastruktur der elektronischen Medien. Welche Entwicklungen ermöglichen die Medien-Expansion? In: Das Parlament, Nr. 35. 30. August 1986. S . 3 2 vgl. LANDTAG NORDRHEIN WESTFALEN, 10. Wahlperiode 1986: Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 464 des Abgeordneten BUssow (SPD). Terrestrische Frequenzen Rlr Hörfunk und Femsehen in Nordrhein-Westfalen. Drucksache 10/1226 'LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 10. Wahlperiode 1986: Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 464 des Abgeordneten BUssow (SPD). Terrestrische Frequenzen für Hörfunk und Femsehen in Nordrhein-Westfalen. Drucksache 10/1226, S. 2 S g l . NETWORK MEDIEN-COOPERATIVE o. J. (1986): Feldforschungs-Studie „BQrgemaher Hörfunk im Lokal-Studio" im Auftrag der Hessischen Landesregierung. Frankfurt am Main
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Insbesondere im ersten Teil der Studie, der die Interviews zusammenfaßt, werden eine Fülle von Programmideen und zahlreiche Gedanken über die Gestaltung und Organisation einzelner Programmteile eines lokalen Hörfunkprogramms entwickelt Eine weitere Etappe auf dem Weg zum lokalen Hörfunk in NordrheinWestfalen war das „vierte Rundfunk-Urteil" des Bundesverfassungsgerichts vom 4. November 1986. Das Gericht stellte in seinem Urteil drei Dinge verbindlich fest: 1. „... die unerläßliche .Grundversorgung 4 (ist, d. Verf.) Sache der öffentlich-rechtlichen Anstalten, deren terrestrische Programme nahezu die gesamte Bevölkerung erreichen und die zu einem inhaltlich umfassenden Programmangebot in der Lage sind." 2. „Solange und soweit die Wahrnehmung der genannten Aufgaben durch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk wirksam gesichert ist, erscheint es gerechtfertigt, an die Breite des Programmangebots und die Sicherung gleichgewichtiger Vielfalt im privaten Rundfunk nicht gleich hohe Anforderungen zu stellen wie im öffentlich-rechtlichen Rundfunk." 3. „Grundsätzlich genügt diesen und den übrigen Anforderungen der Rundfunkfreiheit eine Konzeption der Ordnung privaten, durch Werbeeinnahmen finanzierten Rundfunks, welche neben allgemeinen Mindestanforderungen die Voraussetzungen der gebotenen Sicherung von Vielfalt und Ausgewogenheit der Programme klar bestimmt, die Sorge für deren Einhaltung sowie alle für den Inhalt der Programme bedeutsamen Entscheidungen einem externen, vom Staat unabhängigen, unter dem Einfluß der maßgeblichen gesellschaftlichen Kräfte und Richtungen stehenden Organ überträgt und wirksame gesetzliche Vorkehrungen gegen eine Konzentration von Meinungsmacht trifft."1 Das Urteil hat insofern Bedeutung, als daß es für unzulässig erklärte, „dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk die Betätigung in der Region oder im Lokalen zu untersagen und dies - wie im Landesmediengesetz BadenWürttemberg vorgesehen - den privaten Veranstaltern vorzubehalten."2 Nach den Bestimmungen des baden-württembergischen Landesmediengesetzes bestand die Möglichkeit, lokalen Rundfunk der örtlichen Monopolzeitung als alleinigem Veranstalter zu überlassen. Als einzige Einschränkung war im Gesetz vorgesehen, daß die Veranstalter eines lokalen Rundfunkprogramms einen angemessenen Teil der Sendezeit in Form eines „Offenen Kanals" für
'BAUER, H. G./DETJEN, C TM OLLER-RÖMER, F./POSEWANG, W. 1985: Die Neuen Medien. D u aktuelle Praktiker-Handbuch. Recht. Ulm. Bd. 2, Kap. 21.1.4, S. 1 MAST, C. 1987: Innovationen im Mediensystem. Herausforderungen, Konsequenzen, Perspektiven. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung „Das Parlament". H. B 27/87. 4. Juli 1987, S. 7
2
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Beiträge, die in ihren Sendungen nicht berücksichtigt werden, zur Verfügung stellen.1 Entsprechend der Ankündigung des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten, RAU, in seiner Regierungserklärung vom 10. Juni 19852, noch in der zehnten Wahlperiode ein Landesmediengesetz vorzulegen, gewannen die Vorstellungen der sozialdemokratischen Landesregierung Mitte 1986 langsam Kontur. Ein interner „Diskussions-Entwurf'1 der Staatskanzlei über ein „Landesmediengesetz NW" kursierte seit dem 20. März 1986 in verschiedenen Zirkeln der parlamentarischen und vorparlamentarischen Willensbildung. Obwohl es sich bei diesem „non-paper" nur um eine innerministerielle Vorlage handelte, nahm der „Verband RheinischWestfälischer Zeitungsverleger" (VRWZ) eine am 25. April 1986 in Bielefeld stattfindende Mitgliederversammlung zum Anlaß, seine „schwerwiegenden Bedenken gegenüber einigen Eckpunkten des .Diskussionsentwurfs zum Landesmediengesetz' (Stand 20. März 1986) darzulegen". 3 Der VRWZ bewertete den Entwurf als den Versuch „einer privatwirtschaftlich finanzierten Fortsetzung des öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems." 4 Als „diskriminierend" empfanden die nordrheinwestfälischen Zeitungsverleger die Absicht, da sich die jeweiligen Zeitungsverlage „real hjji an einem Ort und um für eine Sendefrequenz und nur im Rahmen einer Anbietergemeinschaft als Rundfunkveranstalter bewerben können." 5 Im Rahmen des „Gelsenkirchener Medientreffs 1986" stellte der für die Entwicklung der Mediengesetzgebung zuständige „Chef der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen", Dr. Klaus Dieter LEISTER, erstmals öffentlich „Grundzüge des Diskussionsstandes zum nordrhein-westfälischen Landesmediengesetz" vor. Ziel der Landesregierung sei, so LEISTER, „einen liberalen und anbieterfreundlichen Entwurf vorzulegen..." 6 Nach der Abstimmung mit den zuständigen nordrhein-westfälischen Ministerien legte die Landesregierung endgültig am 22. Mai 1986 den „Referentenentwurf eines Landesmediengesetzes für das Land Nordrhein-Westfalen" vor. Regierungssprecher Helmut MÜLLER-REINIG sah in dem nun offiziell vorliegenden Entwurf die gesetzlichen Grundlagen, „daß sich auch in
'vgl. o.V. 1985: Landesmediengesetz B«den-Württemberg (LMedienG) vom 16. Dezember 1985, { 2 2 Absatz 3. In: Bauer, H. G./Deljen, C ./Müller-Römer, F./Posewang. W. 1985: Die Neuen Medien. D u aktuelle Praktiker-Handbuch. Recht. Ulm. Bd. 1. Kap. 17.1.2. S. 15 Zvgl. PRESSE UND INFORMATIONSAMT DER LANDESREGIERUNG NORDRHEIN WESTFALEN (Hg.) 1985: Ministerpräsident Rau: Wir erneuem Nordrhein-Westfalen ökologisch und ökonomisch. Regierungserklärung vor dem Landtag am 10. Juni 1985. Düsseldorf, S. 26 f. 'VERBAND RHEINISCH-WESTFÄLISCHER ZEITUNGSVERLEGER E. V. 1986: Offaier Brief an den Ministerpräsidenten des Landes NRW. (unveröffentlichtes Manuskript). Düsseldorf, 25. April 1986 , S. 1 'VERBAND RHEINISCH WESTFÄLISCHER ZEITUNGS VERLEGER E. V. 1986: Offen« Brief an den Ministerpräsidenten des Landes NRW. (unveröffentlichtes Manuskript). Dasseldorf, 25. April 1986, S. 2 'VERBAND RHEINISCHWESTFÄLISCHER ZEITUNGS VERLEGER E. V. 1986: Offener Brief an den Ministerpräsidenten des Landes NRW. (unveröffentlichtes Manuskript). Düsseldorf, 25. April 1986, S. 2 'LANDESPRESSE UND INFORMATIONSAMT NORDRHEIN-WESTFALEN (Hg.) 1986: Information der Landesregierung NRW. Chef der Staalskanzlei Dr. Leister berichtet Uber Diskussionsstand zum Landesmediengesetz, (unveröffentlichtes Manuskript). Düsseldorf, 28. April 1986, Nr. 233/4/86. S. 1
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Nordrhein-Westfalen ein dualistisches Rundfunksystem entwickeln kann."1 Neben den Bestimmungen Uber die Zulassung, die Programmanforderungen und die Werbevorschriften für landesweiten Rundfunk sind in dem Entwurf noch die Organisation, Aufgaben und Finanzierung einer öffentlichrechtlichen Anstalt, die die Zulassung für Rundfunkveranstalter erteilt, die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen überwacht und bei Verstößen Sanktionen verhängen kann, geregelt Außerdem wird die Weiterverbreitung herangeführter Programme in Kabelanlagen, die Sendungen in besonderen Einrichtungen (Hotels, Krankenhäusern etc.) und die Bestimmungen zu den Textverteildiensten Videotext und Kabeltext auf neue gesetzliche Grundlagen gestellt Als wichtigster Abschnitt des Entwurfs wurde allgemein der sechste Abschnitt bewertet, der in den §§ 21 bis 26 Bestimmungen zum lokalen Rundfunk enthält. Der Regierungssprecher gab in seiner Erklärung die wichtigsten Inhalte der in diesen Paragraphen festgehaltenen Bestimmungen wie folgt wieder „Lokaler Rundfunk soll das öffentliche Geschehen im jeweiligen Verbreitungsgebiet darstellen, aus unterschiedlichen Inhalten mit wesentlichen Anteilen an Information, Bildung, Beratung und Unterhaltung bestehen und darf sich nicht ausschließlich an bestimmte Zielgruppen wenden. Jeder Anbieter muß in sein tägliches Programm mit einem Anteil von bis zu 15 Prozent der Sendezeit Beiträge nicht erwerbswirtschaftlich orientierter Organisationen einbeziehen. Gemeinden oder Unternehmen, an denen Gemeinden beteiligt sind, dürfen sich mit höchstens einem Drittel der Kapital- und Stimmrechtsanteile an einer lokalen Anbietergemeinschaft beteiligen. Marktbeherrschende Tageszeitungen dürfen in einer lokalen Anbietergemeinschaft nicht die Mehrheit der Kapital- oder Stimmrechtsanteile besitzen. In einer lokalen Anbietergemeinschaft bedarf die Entscheidung über das Programmschema und Uber die Bestellung des Programmverantwortlichen einer Mehrheit von zwei Dritteln der Stimmrechtsanteile. Es wird ein lokaler Medienrat eingerichtet, der das Programm des Anbieters auf Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften überwacht" 2 Auf den vom „SPD-Landesvorstand Nordrhein-Westfalen" und von der „Neuen Gesellschaft Niederrhein e.V." veranstalteten „XI. Stendener Medientagen", die am 24. und 25. Mai 1986, also zwei Tage nach der öffentlichen Vorstellung des Referentenentwurfs, in Kerken-Stenden stattfanden, unterzogen die versammelten Medienexperten die Vorstellungen der Landesregierung einer harschen Kritik. Im Arbeitskreis 2 und am Rande dieses Treffens überwiegend sozialdemokratisch orientierter Experten wurden bereits konkrete Veränderungen bzw. grundlegende Alternativen beraten. In der Einleitung zu seiner Stellungnahme vom 24. Juni 1986 bedauerte der 'LANDESPRESSE- UND INFORMATIONSAMT NORDRHEIN-WESTFALEN (Hg.) 1986: Information der Landesregierung NRW. Referentenentwurf eines Landesmediengesetzes für Nordrhein-Westfalen, (unveröffentlichtes Manuskript). Dasseldorf, 22. Mai 1986, Nr. 285/5/86. S. 1 2 LANDESPRESSE- UND INFORMATIONSAMT NORDRHEIN-WESTFALEN (Hg.) 1986: Information der Landesregierung NRW. Referentenentwurf eines Landesmediengesetzes für Nordrhein-Westfalen. (unverSffentlichtes Manuskript). Düsseldorf. 22. Mai 1986. Nr. 285/5/86, S. 2 f.
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VRWZ, „daß der Referentenentwurf sowohl hinsichdich der Regelungen über die private Rundfunkveranstaltung als auch bezüglich der Beteiligungsmöglichkeiten der Presse im Widerspruch zu den Absichtserklärungen der Landesregierung steht" 1 Daß der Referentenentwurf den privaten Rundfunkanbietern zum Beispiel beim lokalen Rundfunk keine faire Chance läßt, versucht der VRWZ unter anderem dadurch zu belegen, daß er die in § 23 Absatz 1 Satz 2 vorgesehene Drittelbeteiligung kommunaler Träger an den Kapital- und Stimmrechtsanteilen der Anbietergemeinschaften als Gelegenheit bewertet, „unmittelbare staatliche Öffentlichkeitsarbeit mit Hilfe des Mediums Rundfunk zu betreiben." 2 Ein weiterer Punkt der Verlegerkritik an den Bestimmungen des Entwurfs zum lokalen Rundfunk ist der § 21 Absatz 3, der vorsieht, daß jeder Anbieter bis zu IS Prozent der Sendezeit „Beiträge nicht erwerbswirtschaftlich orientierter Organisationen, insbesondere mit kultureller Zielsetzung, in sein Programm einbeziehen und ihnen Produktionshilfen zur Verfügung stellen" muß. Die Stellungnahme des Landesbezirks Nordrhein-Westfalen des „Deutschen Gewerkschaftsbundes" (DGB) zielt im Hinblick auf die genannten Regelungen - verständlicherweise - in die genau entgegengesetzte Richtung. So heißt es in der Stellungnahme des DGB: „Lokalfunk muß nach gewerkschafdicher Überzeugung in öffentlichrechtlicher Verantwortung geregelt sein. Die zentralen Entwicklungsperspektiven des bundesdeutschen Rundfunkwesens betreffen die Veranstaltung von Satelliten-Programmen und Lokalfunk. Im Zusammenhang mit der Verabschiedung des WDR-Gesetzes haben Landesregierung und sozialdemokratische Mehrheitsfraktion stets zu Recht die Bestands- und Entwicklungsgarantie des öffentlichrechtlichen Rundfunks als Markenzeichen und Eckpfeiler ihrer Medienpolitik bezeichnet Dieser Politikansatz wird im Referentenentwurf fast vollständig aufgegeben.. Interessant an der Stellungnahme der Arbeitnehmerorganisation ist außerdem, daß sie, in ähnlicher Form wie die unmittelbar betroffene Verlegerorganisation, auf den mangelnden Bestandsschutz für Zweit- und Drittzeitungen verweist und ebenso wie der VRWZ die Drittelbeteiligung der Kommunen für verfassungsrechtlich umstritten und politisch nicht unbedenklich hält. Im Hinblick auf die Beteiligung der örtlichen Zeitungsverlage an Anbietergemeinschaften heißt es in der DGBStellungnahme:
>o.V. (VERBAND RHEINISCH-WESTFÄLISCHER ZEITUNGSVERLEGER E. V.) 1986: Stellungnahme des Verbandes Rheinisch Westfälischer Zeitungsverleger zum Referentenentwurf für ein Landesmediengesetz, (unveröffentlichtes Manuskript). Düsseldorf, S. 1 2 o.V. (VERBAND RHEINISCH-WESTFÄLISCHER ZEITUNGSVERLEGER E. V.) 1986: Stellungnahme des Verbandes Rheinisch-Westfälischer Zeitungsverleger zum Referentenentwurf für ein Landesmediengesetz, (unveröffentlichtes Manuskript). Düsseldorf, S. 12 3 o.V. DEUTSCHER GEWERKSCHAFTSBUND, Landesbeziik Nordrhein-Westfalen o.J. (1986): Stellungnahme des DGB-Landesbezirks NRW zum Referentenentwurf Landesmediengesetz für das Land Nordrhein-Westfalen (LMG NW). o.O. (Düsseldorf), S. 5
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„Der Einzelverlegem eingeräumte Kapital- und Stimmrechtsanteil von 49,9 % begründet die machtpolitische Gefahr eines objektiv gegebenen Doppelmonopols."1 Angesichts der eindringlichen Kritik an dem Referentenentwurf, die von fast ausnahmslos allen beteiligten Organisationen, aber auch aus dem Lager der Regierungspartei geäußert wurde, enthielt der am 21. Oktober 1986 vorgelegte Regierungsentwurf 2 weitgehende Änderungen: Generell wurde den privaten Rundfunkveranstaltern die Möglichkeit eröffnet, mit einem Anteil von bis zu 20 Prozent der Sendezeit Werbung zu verbreiten. Unterbrecherwerbung ist zwar auch nach dem Regierungsentwurf weiterhin nicht zulässig, dafür aber Werbung an Sonn- und Feiertagen nach 18 Uhr. Doch das grundlegend Neue an dem Regierungsentwurf im Vergleich zum vorangegangenen Referentenentwurf sind die Bestimmungen zum lokalen Rundfunk. Ein Modell, das von dem Geschäftsführer der „Zeitungsgruppe WAZ", Erich SCHUMANN, am Rande der erwähnten „Stendener Medientage" gedanklich entwickelt wurde, ist von den verantwortlichen Medienpolitikern und zuständigen Referenten der Staatskanzlei aufgegriffen und als „Zwei-Säulen-Modell" in den entsprechenden Bestimmungen des Regierungsentwurfs zum lokalen Rundfunk umgesetzt worden. Der Regierungssprecher erläuterte dieses Modell bei der Vorstellung des Regierungsentwurfs am 22. Oktober 1986 wie folgt: „Für die Organisation des lokalen Rundfunks enthält der Regierungsentwurf ein neues Regelungsmodell („Zwei-SäulenModell"). Mit diesem Modell verfolgt die Landesregierung das Ziel, - Pluralität in den lokalen Rundfunkprogrammen und Presseschutz auf den lokalen Werbemärkten zu sichern, - den publizistischen Wettbewerb zwischen Presse und Rundfunk im lokalen Raum zu stärken, eine Konzentration von Meinungsmacht in Lokalpresse und Lokalrundfunk zu verhindern und eine größtmögliche örtliche Medienvielfalt zu gewährleisten. Nach dem „Zwei-Säulen-Modell" erfolgt die Veranstaltung, Produktion und Finanzierung von lokalem Rundfunk durch zwei selbständige Organisationen. Lizenznehmer und Programmveranstalter ist eine Veranstaltergemeinschaft, die pluralistisch zusammengesetzt sein muß. Sie darf nicht erwerbswirtschaftlich orientiert sein. Die Veranstaltergemeinschaft stellt das Programm her. Sie trägt die Programmverantwortung und entscheidet über alle für die Programmgestaltung relevanten Fragen. Jedes Mitglied der Veranstaltergemeinschaft darf nicht mehr als 15 Prozent der Kapitalund Stimmrechtsanteile besitzen. Zeitungsunternehmen dürfen insgesamt nicht mehr als IS Prozent der Kapital- und Stimmrechtsanteile an der Veranstaltergemeinschaft halten; dieses Recht 'o.V. DEUTSCHER GEWERKSCHAFTSBUND, Landes bezirk NordrheinWestfalen o.J. (1986): Stellungnahme des DGB-Landesbezirks NRW zum Referentenentwurf Landesmediengesetz für das Land Nordrhein Westfalen (LMG NW). o.O. (Düsseldorf). S. 6 2 LANDESPRESSE- UND INFORMATIONSAMT NORDRHEIN WESTFALEN (Hg.) 1986: Information der Landesregierung NRW. Regierungsentwurf eines Rundfunkgesetzes für das Land Nordrhein-Westfalen, (unveröffentlichtes Manuskript) Dasseldorf, 22. Oktober 1986. Nr. 645/10/86
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haben allerdings nur solche Zeitungsunternehmen, die sich nicht an einer Betriebsgesellschaft beteiligen. Eine kommunale Beteiligung ist in begrenztem Umfang zulässig. Die zweite Säule des lokalen Rundfunks ist die Betriebsgesellschaft. Die Betriebsgesellschaft ist erwerbswirtschaftlich orientiert. Ihre Aufgabe besteht darin, die erforderlichen technischen Einrichtungen zur Verfiigung zu stellen, das Programm zu verbreiten und die Finanzierung des lokalen Rundfunks aus Werbeeinnahmen sicherzustellen. Sie muB der Veranstaltergemeinschaft im vertraglich bestimmten Umfang die Mittel zur Verfügung stellen, die die Veranstaltergemeinschaft zur Erfüllung ihrer Aufgaben benötigt. Die Betriebsgesellschaft darf aber auf Inhalt und Gestaltung des Programms keinen Einfluß nehmen. Deshalb darf auch kein Gesellschafter der Betriebsgesellschaft zugleich Mitglied der Veranstaltergemeinschaft sein. Mit Rücksicht auf die Werbemärkte der Lokalpresse enthält der Regierungsentwurf eine Regelung, nach der örtliche Zeitungsunternehmen einen v o r r a n g i g e n Zugang zur Betreibsgesellschaft haben. Der Westdeutsche Rundfunk Köln kann sich an Betriebsgesellschaften beteiligen, die Kommunen dagegen nicht Ferner gibt es im Regierungsentwurf Bestimmungen, die eine Koordination der Tätigkeiten der beiden Organisationen sicherstellen sollen. So kann die Veranstaltergemeinschaft den Chefredakteur nur mit Zustimmung der Betriebsgesellschaft einstellen und entlassen. Die Veranstaltergemeinschaft kann die Einstellung und Entlassung redaktioneller Mitarbeiter nur auf Vorschlag des Chefredakteurs vornehmen. Schließlich ist festgelegt, daß ein Vertreter der einen Organisation antrags- und stimmberechtigt bei der Beschlußfassung der anderen Organisation teilnehmen kann."1 Der lokale Rundfunk in Nordrhein-Westfalen soll demnach vor Ort von zwei selbständigen Organisationseinheiten betrieben werden: von der für den Programmbereich verantwortlichen, binnenpluralistisch organisierten Veranstaltergemeinschaft und von der für den technischen und kaufmännischen Bereich zuständigen, erwerbswirtschaftlich organisierten Betriebsgesellschaft. Der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Landtag Nordrhein-Westfalen, WORMS, der medienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, WEIRICH, und der Vorsitzende der FDP-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag, ROHDE, kritisierten nahezu übereinstimmend mit dem VRWZ den mangelnden Einfluß der Zeitungsverleger. Dem gegenüber bemängelte der Vorsitzende des DGBLandesbezirks Nordrhein-Westfalen, MAHLBERG, den verbliebenen 'LANDESPRESSE- UND INFORMATIONSAMT NORDRHEIN-WESTFALEN (Hg.) 1986: Information der Landesregierung NRW. Regienmgsentwurf eines Rundfunkgesetzes ftir das Land Nordrhein-Westfalen, (unveröffentlichtes Manuskript). DQsseldorf. 22. Oktober 1986, Nr. 645/10/86, S. 2 f.
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Verlegereinfluß und bekräftigte nachhaltig die Forderung nach einem öffentlich-rechtlichen Lokalfunk. Im Rahmen der Einbringung des Gesetzentwurfs in den Landtag (1. Lesung) am 13. November 1986 führte der Ministerpräsident des Landes NordrheinWestfalen im Hinblick auf dieses Organisationsmodell aus: „Wir verfolgen damit ( mit dem .Zwei-Säulen-Modell', d. Verf.) mehrere Ziele: Wir wollen Pluralität in den lokalen Rundfunkprogrammen sichern, wir wollen den publizistischen Wettbewerb zwischen Presse und Rundfunk im lokalen Raum stärken, wir wollen eine Konzentration von Meinungsmacht in Lokalpresse und Lokalrundfunk verhindern, wir wollen eine größtmögliche örtliche Medienvielfalt gewährleisten, und wir wollen zugleich Presseschutz auf den lokalen Werbemärkten sichern."1 Abschließend urteilte RAU Uber die Qualitäten dieses Modells: „Das ,Zwei-Säulen-Modell' sichert Pluralität im Rundfunk, gewährleistet Presseschutz auf den Werbemärkten und beugt der lokalen Medienverflechtung vor. Es ist verfassungsrechtlich solide und medienpolitisch abgewogen."2 Die nordrhein-westfälische Zeitungs-Verlegerorganisation (VRWZ) veröffentlichte zur gleichen Zeit eine Broschüre', in der sie „das Modell lokaler Rundfunk mit der Aufteilung in Veranstaltergemeinschaft und Betriebsgemeinschaft" als „von der Grundidee her durchaus fahrtüchtig" 4 beurteilten. Andererseits fragen die Zeitungsverlegen „Schwierig wird es jedoch, wenn es (das Lokalradio, d. Verf.) Fahrt aufnehmen soll und man auf die Verarbeitung im Detail sieht: Unwucht in den Rädern. Angezogene Bremsen. Und keine Sicht nach vorn. Die Programm-Macher übernehmen keine Verantwortung für die Wirtschaftlichkeit des Senders. Die Betriebsgesellschaft trägt also das volle Risiko. Sie ist jeder Programmentscheidung der Veranstaltergemeinschaft - egal, welche Kosten dadurch verursacht weiden - hilflos ausgeliefert. Wie soll ein Sender auf dieser Basis funktionieren?' 5 Der Hauptausschuß des Landesparlaments, an den der Gesetzentwurf zur weiteren Beratung vom Plenum überwiesen wurde, beschloß in einer nicht öffendichen Sitzung am 12. November 1986, zur weiteren Klärung strittiger Fragen ein zweitägiges Hearing mit Staatsrechtlern durchzuführen. Laut Beschluß des Ausschusses sollen ingesamt neun Staatsrechtler gehört 'RAU, J. 1986: o.T. In: Landtag Nordrhein-Westfalen, 10. Wahlperiode: Protokoll 34. Sitzung. Drucksache 10/34. S. 2611 2 RAU, J. 1986: o.T. In: Landtag Nordrhein-Westfalen, 10. Wahlperiode: Protokoll 34. Sitzung. Drucksache 10/34, S. 2612 'VERBAND RHEINISCH WESTFÄLISCHER ZEITUNGSVERLEGER E.V. 1986: Privat Radio. NRW-Rundfunkgesetz. Information und Bewertung. o.O. (Düsseldorf) 4 VERBAND RHEINISCH-WESTFÄLISCHER ZEITUNGSVERLEGER E.V. 1986: Privat Radio. NRW-Rundfunkgesetz. Information und Bewertung. o.O. (Düsseldorf), S 7 'VERBAND RHEINISCH-WESTFÄLISCHER ZEITUNGSVERLEGER EV. 1986: Privat Radio. NRW-Rundfunkgesetz. Information und Bewertung. o.O. (Düsseldorf). S. 7
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der der Das Das Das
werden, von denen die SPD fünf, die CDU drei und die FDP einen benennen sollte. Von der SPD-Fraktion wurden als Sachverständige Wolfgang HOFFMANN-RIEM (Hamburg), Herbert BETHGE (Passau), Klaus LANGE (Gießen), Walter SCHMIDT (Frankfurt), Hans JARRAS (Bochum), Hans Peter SCHNEIDER (Hannover), Erhard DENNINGER (Frankfurt), Friedrich KÜBLER (Königstein), Manfred STOCK (Bielefeld) sowie Joachim SCHERER (Frankfurt), von der CDU-Fraktion Peter LERCHE (München), Reinhart RICKER (Frankfurt), Peter Josef TETTINGER (Bochum), Christian STARCK (Göttingen), Walter SCHMITT GLAESER (Bayreuth) und von der FDP-Fraktion Ernst-Joachim MESTMÄCKER(Hamburg) und Eberhard WITTE (München) benannt. Ziel des Hearings sollte es nach den Worten des Vorsitzenden des Hauptausschusses, Friedhelm FARTHMANN (SPD), sein, „durch die Stellungnahme der Professoren solle insbesondere im Hinblick auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 4. November festgestellt werden, ob der vorliegende Entwurf verfassungskonform sei."1 In der gleichen Sitzung des Hauptausschusses wurde beschlossen, den Gesetzentwurf der Landesregierung (LRG) im Plenum am 4. und 11. Dezember 1986 ganztägig zu beraten. Für eine interfraktionelle Gesprächsrunde wurden als Vertreter der SPD die Abgeordneten BÜSSOW und GRÄTZ, für die CDU-Fraktion die Abgeordneten ELFRING und POHL sowie für die FDP der Abgeordnete ROHDE und die Abgeordnete WITTELER-KOCH benannt. Als Gesprächspartner der Landesregierung gehören der infraktionellen Runde der Chef der Staatskanzlei, LEISTER, sowie der zuständige Abteilungsleiter der Staatskanzlei, WIENHOLTZ, an. Der Vorsitzende des Hauptausschusses, FARTHMANN, weist zu Beginn des Hearings zu dem Gesetzentwurf auf die „divergierenden Auffassungen zu einzelnen Punkten des Entwurfs" hin: „Die Punkte, zu denen es eine divergierende Meinung gibt, kennen Sie; das sind insbesondere - die Frage, wie man Pluralität erreichen und gewährleisten kann, - die Trennung von Betrieb und Programm, - die Beteiligung möglicher gesellschafidicher Institutionen oder Gruppen an Betriebs- und Programmgesellschaft sowie - der Ausschluß privater Veranstalter vom landesweiten Hörfunk. Dies dürften die Hauptstreitpunkte des Entwurfs sein."2 Im Rahmen dieses ersten Teils des Hearings wurden als Sachverständige Prof.Dr. Friedrich KÜBLER, (Königstein), Prof Dr. Peter Josef TETTINGER (Bochum und Prof.Dr. Manfred STOCK (Bielefeld) angehört. In der Hauptausschuß-Sitzung am 8. Dezember 1986 kamen die Staatsrechtler Prof. Reinhart RICKER( Frankfurt), Prof.Dr. Wolfgang HOFFMANN-RIEM (Hamburg), Prof.Dr. Hans-Peter SCHNEIDER (Hannover), Prof.Dr. Erhard DENNINGER (Königstein), Prof.Dr. Walter 'o.V. 1986: HauptausschuB: Hearing mit Verfassungsrechüern zum Landesrundfunkgesetz. In: Landtag intern. Düsseldorf. 2.12.1986. S . 9 2 FARTHMANN. F. 1986: o.T. In: Landtag Nordrhein-Westfalen, 10. Wahlperiode: HauptausschuB. Protokoll der 26. Sitzung. 24. November 1986. Drucksache 10/433, S. 5 f.
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SCHMITT GLAESER (Bayreuth) sowie Prof.Dr. Rolf GRAWERT (Bochum) zu Wort. Die Sachverständigen nahmen im wesentlichen zu dem letzten rundfunkpolitischen Urteil des Bundesverfassungsgerichts im Hinblick auf seine Bedeutung für die noidrhein-westfälische RundfunkGesetzgebung und zu einzelnen Gesetzes-Bestimmungen über die Veranstaltung lokalen Rundfunks (WDR-Beteiligung, Beteiligung von Kommunen, Trennung zwischen Betrieb und Programm) Stellung. Bis zu dem Zeitpunkt dieses zweiten Anhörungstermins hatten sich Präzisierungen im Gesetzentwurf ergeben, die interfraktionell abgestimmt worden waren. So wurde nun verbindlich erörtert, als Rechtsform für die Veranstaltergemeinschaft den „eingetragenen Verein" und nicht wie ursprünglich geplant, die „Gesellschaft mit beschränkter Haftung" vorzusehen. Die Kapitalverhältnisse in der Betriebsgesellschaft sollen mit einem 75-Prozent-Anteil für die örtlichen Zeitungsverleger festgeschrieben werden. Offen war allerdings noch immer die Höhe des Kapitalanteils, mit dem sich die Kommunen an den Betriebsgesellschaften beteiligen können. Am 4. und 11. Dezember 1986 fanden die Beratungen des Hauptausschusses Uber den Gesetzentwurf statt. In die Beratungen einbezogen wurden der Antrag der CDU Fraktion „Landesmediengesetz" 1 , der gemäß Beschluß des Plenums vom 12. Dezember 1985 im Hauptausschuß beraten werden sollte, und ein Gesetzentwurf der FDPFraktion „Landesrundfunkgesetz" 2 , dessen Überweisung an den Ausschuß das Plenum am 13. März 1986 beschlossen hatte. Zum Zeitpunkt der Beratungen im Hauptausschuß lagen dem Gremium eine große Anzahl (59) von Stellungnahmen gesellschaftlich relevanter Gruppen vor. In diesen Eingaben wurde sowohl zum generellen Stellenwert des Gesetzentwurfs als auch zu einzelnen Bestimmungen Stellung genommen. Außerdem wurde das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 4. November 1986 in weiten Zügen in den Beratungen vergegenwärtigt. Die Abgeordneten der SPDFraktion sahen in ihrer Bewertung der Gesetzesmaterie in dem Entwurf der Landesregierung ihre Vorstellungen weitestgehend verwirklicht. Im Gegensatz zur CDU, die ihre Bedenken inbesondere zu dem Regelungsbereich des Lokalfunks äußerte. Nach Auffassung der Christdemokraten sind Wirtschaftlichkeit und Akzeptanz lokaler Programme stärker im Gesetz zu betonen. Die im Gesetzentwurf vorgesehenen Programmauflagen (Dauer, Qualität und Inhalt) seien, so das Urteil der CDU, möglicherweise unbezahlbar, wenn andererseits im Gesetz die hauptsächliche Finanzierungsgrundlage, die Werbung, beschränkt oder gar verboten würde. Grundsätzlich abgelehnt wird ferner die Beteiligung des WDR an der Betriebsgesellschaft und der Kommunen an der Veranstaltergemeinschaft. Die Kritik der FDP-Fraktion richtete sich ebenfalls gegen die Beteiligung des WDR an der Betriebsgesellschaft und die kommunale Beteiligung an den Veranstaltergemeinschaften, außerdem gegen die Entscheidungsbefugnisse 'LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN. 10. Wahlperiode 1985: Antrag der Fraktion der CDU. Landesmediengesetz. Drucksache 10/442 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN. 10. Wahlperiode 1986: Antrag der Fraktion der FDP. Gesetz Uber die Veranstaltung von Rundfunkprogrammen und deren kabelgebundene oder drahtlose Verbreitung in Nordrhein-Westfalen (Landesrundfunkgesetz). Drucksache 10/610 2
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der im Gesetz vorgesehenen Rundfunkkonimission. Der Gesetzentwurf sei, so die FDP, ähnlich wie das WDR-Gesetz darauf angelegt, Privatfunk in NRW zu verhindern und durch das Mißtrauen gegenüber privaten Rundfunkveranstaltern, die Verhinderung marktwirtschaftlicher Lösungen und eine eindeutige Bevorzugung des WDR gekennzeichnet Unabhängig von allen Gegensätzlichkeiten betonten die Sprecher aller Fraktionen den Wunsch, einen möglichen Konsens zu finden, um so eine einvernehmliche Verabschiedung dieses Gesetzes zu ermöglichen. Nach der Behandlung zahlreicher Änderungsanträge sowohl der SPD als auch der CDU und FDP wurde der Gesetzentwurf gegen die Stimmen der Oppositionsparteien mit der Stimmenmehrheit der SPD angenommen. Der Antrag der CDU-Fraktion und der Gesetzentwurf der FDP-Fraktion wurden vom Ausschuß danach für erledigt erklärt. Am 15. D e z e m b e r 1986 wurde von allen im VRWZ zusammengeschlossenen nordrhein-westfälischen Tageszeitungen an exponierter Stelle (Titelseite oder Seite 2 [NRZ]) die folgende Stellungnahme veröffentlicht: „In eigener Sache: Zum Thema NRW und die Medien Liebe Leserinnen und Leser, in dieser Woche soll im D ü s s e l d o r f e r Landtag das Landesrundfunkgesetz verabschiedet werden. Das Gesetz hat schwerwiegende Folgen für die Zukunft von Rundfunk und Presse in Nordrhein-Westfalen. Besonders die nun mögliche Einführung von lokalem Hörfunk betrifft die Bürger und ihre Zeitungen. Nach den Vorstellungen der SPD-Mehrheitsfraktion im Landtag kann auf lokaler Ebene überhaupt kein Privatfunk Zustandekommen, denn für private Veranstalter gibt es publizistisch keine Zugangs-Chancen. Lokale Zeitungen können zwar nach dem vorliegenden Gesetzentwurf die Finanzierung und damit das gesamte Risiko übernehmen. Aber sie erhalten keinen Einfluß auf die Rundfunkveranstaltung, so daß der .Zahlmeister' ein unkalkulierbares finanzielles Abenteuer eingeht. Die Zeitungen werden damit vor die Wahl gestellt, entweder tatenlos zuzusehen, wie andere ihnen die Werbung wegnehmen, oder sich als Geldgeber für funktionsuntüchtige Lokalsender zur Verfügung stellen. Damit wird die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Zeitungshäuser in einer Weise beeinträchtigt, die für viele - insbesondere kleinere Zeitungen und ihre Mitarbeiter zur Existenzfrage werden kann. Das kann niemand wollen, auch die SPD nicht. Kein anderes Mediengesetz in der Bundesrepublik erdrückt mit solch bürokratischer Gängelei die Privat-Initiative im Rundfunkbereich. Die Absicht von Ministerpräsident Rau, Nordrhein-Westfalen zu einem attraktiven Medienstandort zu machen und die Zeitungslandschait zu sichern, wird ins Gegenteil verkehrt: das Gesetz wirkt abschreckend.
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Wir appelieren deshalb an alle Landtagsabgeordneten, für Regelungen im Landesrundfunkgesetz einzutreten, die dem privaten Rundfunk eine wirtschaftlich und medienpolitisch verantwortbare Chance geben. Ihre (es folgt der Name der Zeitung und anschließend) und die Zeitungen aus Nondihein-Westfalen"1 Der Vorsitzende der SPD-Fraktion, FARTHMANN, verurteilte diese Stellungnahme als „reine Meinungsmache" und „rücksichtslosen Mißbrauch von Meinungsmacht", um die Abgeordneten „unter Druck" zu setzen.2 In einem Gespräch zwischen Ministerpräsident RAU und dem SPDFraktionschef FARTHMANN einerseits und VRWZ-Vertretern anderseits wurden Veränderungen des Gesetzentwurfs noch vor der zweiten Lesung in einzelnen Punkten vereinbart („Nachbesserung"). So sind „die zur Produktion und zur Verbreitung des lokalen Programms erforderlichen technischen Einrichtungen" 3 (§ 29 Abs. 2 Ziff. 1) wieder, wie ursprünglich vorgesehen, bei der Betriebsgesellschaft angesiedelt Als Berichterstatter des Hauptausschusses und medienpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion wies der Abgeordnete BÜSSOW zu Beginn der zweiten Lesung im Landtag am 17. Dezember 1986 darauf hin, daß das vorliegende Gesetz „eines der wichtigsten Gesetze in dieser Legislaturperiode für das Land Nordrhein-Westfalen" sei. 4 In ihrer Erwiderung erläuterten die Abgeordneten ELFRING (CDU) und ROHDE (FDP) ihre Gründe für die Ablehnung des Gesetzentwurfs. In der Abstimmung am Ende der Beratungen wurden der mitbehandelte Antrag der CDU-Fraktion und der Gesetzentwurf der FDP-Fraktion einstimmig als erledigt erklärt. Der kurzfristig eingereichte Änderungsantrag der SPD wurde ebenso wie die Beschlußempfehlung des Hauptauschusses mit den Stimmen der SPD-Fraktion gegen die Stimmen der Fraktionen der CDU und FDP in zweiter Lesung angenommen. Die SPD beantragte gemäß § 81 Abs. 1 der Geschäftsordnung des Landtags, zu dem Landesrundfunkgesetz eine dritte Lesung durchzuführen. Im Vorfeld dieser dritten Lesung erneuerte der VRWZ seine Zweifel an der Tragfähigkeit des ,Zwei-Säulen-Modells" in einer Verlautbarung, gleichzeitig bedauerte der Verband, daß die von den Oppositionsparteien vorgetragenen Bedenken und Änderungsanträge nicht berücksichtigt worden waren, beurteilte aber gleichzeitig anerkennend das Verhalten der SPD als „Schritt in die richtige Richtung".5 'o.V. (VERBAND RHEINISCH-WESTFÄLISCHER ZEITUNGSVERLEGER E. V.) o.J. (1986): In eigener Sache, (unveröffentlichtes Manuskript). o.O. (Düsseldorf) 2 VOSS, R. 1986: Ober Stimmungsmache der Verleger empört. In: Frankfurter Rundschau, 17.12.1986 und o.V. 1986: Farthmaim: MiBbrauch von Meinungsmacht. In: Neue Rhein Zeitung, 16.12.1986 'LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN, 10. Wahlperiode 1986: Änderungsantrag der Fraktion der SPD zu der Beschlußempfehlung und dem Bericht des Hauptausschusses. Drucksache 10/1610, S. 9 4 B0SSOW. I. 1986: o.T. In: Landtag Nordrhein-Westfalen, 10. Wahlperiode: Plenarprotokoll der 39. Sitzung. 17. Dezember 1986. Drucksache 10/39, S. 328S 5 o.V. (VERBAND RHEINISCH-WESTFÄLISCHER ZEITUNGSVERLEGER E. V.) 1986: Zeitungsverleger: Zweifel bleiben. Verlautbarung des VRWZ-Vorstandes am 18. Dezember 1986. (unveröffentlichtes Manuskript). o.O. (Düsseldorf)
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Noch vor der dritten Lesung brachte die SPD-Fraktion einen weiteren Änderungsantrag in die Beratungen ein, der neben redaktionellen Korrekturen des Gesetzentwurfs im wesentlichen vorsah, eine Reihe von Frequenzen (20) nicht privaten Veranstaltern zur Verfügung zu stellen, sondern sie dem WDR vorzubehalten.1 Im Rahmen der dritten Lesung am 19. Dezember 1986 weist der medienpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, POHL, noch einmal auf die Gründe für die Ablehnung des Gesetzentwurfs durch die CDU hin: „Die einseitige Bevorzugung der Anbictergemeinschaft beim Lokalfunk, die Hereinnahme des Westdeutschen Rundfunks und anderer öffentlich-rechtlicher Körperschaften in dieses Gesetz und die Beibehaltung der Gemeinden als Rundfunkveranstalter machen einen Konsens in diesem Haus unmöglich."2 POHL fährt weiter fort: „Wir von der Union werden diesen Gesetzentwurf ablehnen. Wir wollen einen funktionsfähigen Privatfunk als Konkurrenz zum öffentlichen Rundfunk. Ein solcher Privatfunk wird durch dieses Gesetz rechtlich nicht möglich. Wir von der Union wollen keine Beteiligung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und des Westdeutschen Rundfunks am künftigen Privatfunk. Wir wollen auch keine Beteiligung der Gemeinden am künftigen Privatfunk. Dieses Gesetz aber sieht beide Beteiligungen vor. Wir von der Union wollen nicht nur landesweiten drahtlosen privaten Hörfunk, sondern auch landesweites drahtloses Fernsehen - in privater Hand und auch bei Einzelveranstaltern."3 Für die FDP-Fraktion betont der Fraktionsvorsitzender ROHDE deren Ablehnung: „So ist ihr Gesetz schlicht und einfach der Versuch, den Verlegern in Nordrhein-Westfalen einen Maulkorb umzulegen, sie mit Berufsverboten zu belegen. Den Zeitungsverlegem soll verwehrt werden - und das ist das Schlimme in der Entwicklung für NordrheinWestfalen ihre Zeitung in ein Multimedia-Unternehmen der Printund Elektronikpresse einzubringen. Also sagen wir für NordrheinWestfalen, das wie kein anderes Land wirtschaftspolitisch eine Umstrukturierung braucht: wirtschaftlicher Stillstand für Verleger in Nordrhein-Westfalen, Festschreibung auf dem Status quo, obendrein zum Grundrechtsverzicht gezwungen - Medienstandort NRW im Eimer! Das ist die Wahrheit!
'LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN, 10. W«hlperiode 1986: Änderungsantrag der Fraktion der SPD zu der Beschlußempfehlung des Hauptausschusses. Drucksache 10/1613 2 POHL, O. 1986: o.T. In: Landtag Nordrhein-Westfalen. 10. Wahlperiode: Plenarprotokoll der 40. Sitzung. 19. Dezember 1986. Drucksache 10/40, S. 3317 3 POHL, O. 1986: o.T. In: Landtag Nordrhein-Westfalen. 10. Wahlperiode: Plenarprotokoll der 40. Sitzung. 19. Dezember 1986. Drucksache 10/40, S. 3323
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Es ist ja abenteuerlich, daß sich Nordihein-Westfalen nicht wie andere Bundesländer oder andere europäische Nachbarn anschickt, die Möglichkeiten neuer Medienverb und unternehmen zu nutzen, sondern hier ein Rückfall in die Steinzeit erfolgt, der Weg in MultimediaUnternehmen in Nordrhein-Westfalen per Gesetz verboten wird! Den Bürgern in Nordrhein-Westfalen wird also in Zukunft vorgeschrieben, was sie zu hören und zu sehen haben."1 Und weiten „Wir lehnen dieses Gesetz ab, weil die Freiheitsrechte unserer Bürger weiter beschnitten werden. Den weiteren Abbau der Freiheitsrechte im Bereich der Rundfunk- und Fernsehfreiheit in unserem Lande können Sie mehrheitlich beschließen, aber nicht mit der FDP."2 In seiner Erwiderung greift der Ministerpräsident, RAU, die Kritik der Opposition auf, verweist andererseits aber auf die Position seiner Partei: „Erstens: zum Lokalfunk! Hier liegt mit dem Zwei-Säulen-Modell ein Versuch vor, der erstmalig in der Medien- und in der Rundfunkgeschichte der Bundesrepublik ist Ich bin froh darüber, daß Sprecher aller Fraktionen - jedenfalls in Ansätzen - zu diesem Zwei-Säulen-Modell positive Äußerungen abgegeben haben. Der Kompromiß ist daran gescheitert, daß die Bewertung der beiden Säulen und ihre Zuordnung zueinander nicht einvernehmlich geschehen konnten. Auch für die SPD war es schwer, einem solchen Zwei-Säulen-Modell zuzustimmen. Denn mit dem, was wir in Essen und Aachen und bei anderen Gelegenheiten beschlossen hatten war nicht dieser Versuch verbunden, Lokalfunk frei zu halten vom publizistischen Einfluß der örtlichen Zeitungsverleger und gleichzeitig die Werbemärkte zu schützen. Das ist aber der Versuch, dies zustande zu bringen; ich hoffe und bin zuversichtlich, daß er gelingt... Zweitens: Mit diesem Gesetzentwurf wird privaten Anbietern von Fernsehprogrammen - von Femseh-Vollprogrammen - nach meiner Überzeugung ein Anreiz geboten. Sie bestreiten das. Sie sind der Meinung - das haben sowohl Herr Kollege Pohl als auch Herr Kollege Rohde gesagt dies sei kein Anreiz. Solche Vorbehalte haben sie auch gegenüber dem Regierungsentwurf vorgebracht, weil in ihm zum Beispiel die Unterbrecherwerbung verboten war."3
'ROHDE. A. 1986: o.T. In: Landtag Nordrhein-Westfalen, 10. Wahlperiode: Plenarprotokoll der 40. Sitzung. 19. Dezember 1986. Drucksache 10/40. S. 3327 2 ROHDE, A. 1986: o.T. In: Landtag Nordrhein-Westfalen, 10. Wahlperiode: Plenarprotokoll der 40. Sitzung. 19. Dezember 1986. Drucksache 10/40, S. 3329 3 RAU, J. 1986: o.T. In: Landtag Nordrhein-Westfalen, 10. Wahlperiode: Plenarprotokoll der 40. Sitzung. 19. Dezember 1986. Drucksache 10/40. S. 3330 f.
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Auf einen weiteren Aspekt des „Zwei-Säulen-Modells" weist der Innenminister, SCHNOOR, im Rahmen der dritten Lesung hin: „Wir müssen von folgendem ausgehen: Dieses Zwei-Säulen-Modell gibt es nur in Nordrhein-Westfalen. In den anderen Ländern und in den anderen Rundfunkgesetzen, die Gegenstand verfassungsrechtlicher Auseinandersetzungen waren, ist dies anders geregelt. Die Konstruktion des Zwei-Säulen-Modells führt jedoch im Ergebnis dazu, daß sich die Veranstaltergemein schaft in ihrem rechtlichcn Charakter sehr stark einem Kontrollgremium annähert. Sie ist nach dem Gesetz Lizenzträger - das ist nicht zu bestreiten - und Veranstalter. Da wir aber eine Betriebsgesellschaft, eine Veranstaltergemeinschaft und drittens auch den Chefredakteur mit einem starken Einfluß auf das Programm, mit seiner Abhängigkeit auch von der Betriebsgesellschaft haben, gerät damit die Veranstaltergemeinschaft jedenfalls in die Nähe eines Kontrollgremiums."1 Nach einer zeitlichen Aussetzung kam es gegen Mittag zur abschließenden Abstimmung über den Gesetzentwurf. Nach der Annahme des Änderungsantrages der SPD wurde unter Einbeziehung dieser Änderung der Gesetzentwurf in der Fassung der zweiten Lesung mit den Stimmen der SPD und gegen die Stimmen von CDU und FDP in dritter Lesung verabschiedet. Noch am gleichen Tage kündigte der Bundesminister des Innern, ZIMMERMANN (CSU), mit den Worten: „Die Bundesregierung kann sich mit einem verfassungswidrigen Rundfunkgesetz in Nordrhein-Westfalen nicht abfinden." eine gründliche Prüfung des verabschiedeten Gesetzes an.2 Nur knapp ein Vierteljahr nach Verabschiedung des „Rundfunkgesetzes für das Land Nordrhein-Westfalen" (LRG) einigten sich die Ministetpräsidenten der Bundesländer am 12. März 1987 im 16. Verhandlungs-Anlauf auf einen neuen Medienstaatsvertrag. 3 Der vom „Institut der Deutschen Wirtschaft" herausgegebene „Medienspiegel" beurteilte die Ergebnisse der langwierigen Bemühungen der Länderchefs wie folgt: „Der Gesetzentwurf wird den Interessen des privaten und des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gerecht; er kann das notwendige Rechtsfundament für die angestrebte Balance zwischen beiden Systemen herstellen."4 Gegenstand des Staatsvertrages sind im wesentlichen Bestimmungen über das Nebeneinander von öffentlich-rechtlichem und privatem Rundfunk und die Vergabe der Kanäle auf dem direktempfangbaren Rundfunksatelliten „TVSat". In der Präambel des Vertrages heißt es im Hinblick auf das duale System: „Für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk sind Bestand und weitere Entwicklung zu gewährleisten. Dazu gehört seine Teilhabe an allen 'SCHNOOR, H. 1986: o.T. In: Landtag NordrheinWestfalen, 10. Wahlperiode: Plenarprotokoll der 40. Sitzung. 19. Dezember 1986. Drucksache 10/40, S. 3339 2 HAMERLA, M. 1986: Rau spricht von reizvollem Experiment. Lande srundfunkgesetz gegen CDU und FDP verabschiedet. Bundes Innenminister ordnet Prüfung an. In: Rheinische Post, 20.12.1986 3 Staatsvertrag zur Neuordnung des Rundfunkwesens (Rundfunkstaatsvertrag) 4 o.V. 1987: Kompromiß mit Augenmaß. In: Medienspiegel. Jg. 11, Nr. 11, 16.3.1987, S. 1
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neuen technischen Möglichkeiten zur Verbreitung von Rundfunkprogrammen und die Erhaltung seiner finanziellen Grundlagen einschließlich des dazugehörigen Finanzausgleichs. Den privaten Veranstaltern sollen der Aufbau und die Fortentwicklung eines privaten Rundfunksystems ermöglicht werden. Dazu sollen ihnen ausreichende Sendekapazitäten zur Verfügung gestellt und angemessene Einnahmequellen erschlossen werden."1 Eingeflossen in den Staatsvertrag, der am 3. April 1987 von den Länderchefs unterzeichnet wurde, sind die Erfahrungen, die mit den Kabelpilotprojekten, den verschiedenen Rundfunkgesetzen der Länder und der europäischen Entwicklung auf dem Sektor des Rundfunkwesens gemacht wurden; auch das „vierte Rundfunkurteil" des Bundesverfassunsgerichts vom 4. November 1986 fand in einzelnen Passagen Berücksichtigung. Wie weitreichend der Regelungsbedarf vor Verabschiedung des Vertrages war, geht aus der nachstehenden Übersicht hervor , 3 e i diesen Grundanliegen des Staatsvertrages waren einheitliche Regelungen erforderlich vor allem - für die Nutzung der Satellitentechnik durch beide Rundfunksysteme, - über den Umfang des Programmauftrages für weitere Fernsehprogramme von ARD und ZDF, - zur Finanzierung beider Systeme, - zur Sicherung der Meinungsvielfalt im bundesweit verbreiteten privaten Rundfunk, - zu den Programmgrundsätzen für den bundesweit verbreiteten privaten Rundfunk, - über einen verstärkten Jugendschutz in beiden Systemen, - für die Weiterverbreitung bundesweit herangeführter inländischer und ausländischer Rundfunkprogramme, - zur Aufsicht Uber den privaten Rundfunk einschließlich der Finanzierung externer Aufsichts- und Kontrollorgane für den privaten Rundfunk, - zur Anpassung des Rundfunkgebührenrechts, - über die Kontinuität und Planungssicherheit für beide Rundfunksysteme." 2 Der sozialdemokratisch orientierte „Funkreport" bewertete das Ergebnis der Verhandlungen mit dem gleichen „geteilten Optimismus" wie der schon zitierte industrienahe „Medienspiegel": „Herausgekommen ist beim 16. Anlauf ein Kompromiß, bei dem beide Lager, die Unions- wie die SPD-regierten Länder, Federn lassen mußten... 'o.V. 1987: Staatsvertrag zur Neuordnung des Rundfunkwesens (Rundfunkstaatsvertrag) vom 3. April 1987. In: Bauer, H. G./Detjen, C./Mtlller-Römer, F./Posewang, W. 1985: Die Neuen Medien. Das aktuelle Praktiker-Handbuch. Recht. Ulm. Bd. 1. Kap. 16.2.2, S. 1 2 o.V. 1987: Begründung zum Staatsvertrag zur Neuordnung des Rundfunkwesens (Rundfunkstaatsvertrag). In: Bauer, H. G./Detjen. C./M011er-Ramer, F./Posewang, W. 1983: Die Neuen Medien. Das aktuelle Praktiker-Handbuch. Recht. Ulm. Bd. 1. Kap. 16.2.2 (1). S. 2
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Alles in allem wird freilich der gedämpfte Beifall, den die Regierungschefs der Länder für ihre Tat von vielen erhalten haben, durchaus verständlich. Wäre es jetzt nicht zum Abschluß gekommen, hätte möglicherweise jedes politische Lager mit Teillösungen operiert, die dann mit Sicherheit wieder in Karlsruhe gelandet wären."1 In Konsequenz des Staatsvertrages bedurften das „Gesetz über den .Westdeutschen Rundfunk Köln'" und das „Rundfunkgesetz für das Land Nordrhein-Westfalen" (LRG) verschiedener Anpassungen in Detailpunkten. So wird das in § 22 Absatz 2 Satz 2 LRG geregelte Verbot der Werbung an Sonn- und Feiertagen vor 18 Uhr durch die Bestimmungen des Staatsvertrages, die diese Beschränkungen nicht vorsehen, hinfällig. Auf die sogenannte „Veranstalterabgabe", die gemäB § 62 Absatz 3 von jedem Veranstalter jährlich an die „Landesanstalt für Rundfunk NordrheinWestfalen" (LfR) abzuführen ist, kann durch die im Rahmen des Staatsvertrages beschlossene Erhöhung der Rundfunkgebühren in Höhe von DM 0,35, die ausschließlich zur Finanzierung der jeweiligen staatlichen Aufsichtbehörde dienen soll, ebenfalls verzichtet werden. Die CDUOpposition im nordrhein-westfälischen Landtag griff diese Entwicklung politisch auf und veröffentlichte am 23. Juni 1987 einen „medienpolitischen Doppelbeschluß" 2 . In diesem Beschluß bestätigt die CDU-Fraktion eine Entscheidung des geschäftsführenden CDU-Fraktionsvorstandes vom 16. Juni 1987, in der es heißt: „1. Die CDU-Landtagsfraktion Nordrhein-Westfalen bittet die Bundestagsfraktion der CDU/CSU, gegen das Landesrundfunkgesetz in Karlsruhe Normenkontrollklage zu erheben. Der Vorstand der CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat gestern unserer Bitte bereits entsprochen und der Bundestagsfraktion empfohlen, die Normenkontrollklage einzureichen. 2. Die CDU-Landtagsfraktion wird umgehend eine Novelle zum Landesrundfunkgesetz erarbeiten und dem Landtag vorlegen. Wir wollen damit der Mehrheitsfraktion im nordrhein-westfälischen Landtag die Gelegenheit geben, die erkennbaren Verfassungswidrigkeiten des Landesrundfunkgesetzes zu beseitigen."3 Auf den „Staatsvertrag zur Neuordnung des Rundfunkwesens" und die sich aus seiner Ratifizierung ergebenden Konsequenzen reagierte die nordrheinwestfälische Landesregierung am 9. September 1987 mit einem Gesetzentwurf für ein „Gesetz zur Änderung des Gesetzes über den .Westdeutschen Rundfunk Köln' und des Rundfunkgesetzes für das Land
'MEYN, H. 1987: Vieles blieb auf der Strecke. Nach der Einigimg Ober den Medienstaatsvertrag. In: Funkreport. Nr. 11. 19.3.1987, S. 4 f. 2 WORMS, B. 1987: CDU-Eckwerte für eine Novelle zum Landesrundfunkgesetz. unveröffentlichtes Manuskript). o.O. (Düsseldorf), S. 1 WORMS, B. 1987: CDU-Eckwerte fUr eine Novelle zum Landesrundfunkgesetz. (unveröffentlichtes Manuskript). o.O. (Düsseldorf). S. 1
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Nordrhein-Westfalen ( R u n d f u n k ä n d e r u n g s g e s e t z ) " 1 , in dessen Problemfeststellung es - unabhängig von den RundfunkstaatsvertragsBestimmungen - heißt: ,4m übrigen hat sich seit dem Inkrafttreten des Rundfunkgesetzes für das Land Nordrhein-Westfalen gezeigt, daß einzelne Vorschriften - vor allem im Bereich des lokalen Rundfunks - von örtlichen Veranstaltergemeinschaften unterschiedlich ausgelegt worden sind."2 Wenige Tage später reagierte auch die zweite Oppositionspartei im Landtag, die FDP, mit einem eigenen Gesetzentwurf für ein „Gesetz zur Änderung des Rundfunkgesetzes für das Land Nordrhein-Westfalen."1 Als Lösung, um die „ärgsten verfassungsrechtlichen Fehlentscheidungen dieses Gesetzes (LRG, d. Verf.) zur korrigieren"4, schlägt die FDP-Fraktion unter anderem vor: „Die Einschränkung des Grundrechts auf Eigentum, der freien Meinungsäußerung und der Gewerbefreiheit durch das Ausschalten von Einzelveranstaltern, das Aufsplitten der Rundfunkveranstaltung in das sogenannte Zwei-Säulen-Modell und die Vorgabe sachfremder Lizenzvergabekriterien werden verfassungsrechtlich korrigiert (§§ 2, 5, 6, 24-29). Mit diesen Neuregelungen entfällt auch die verfassungswidrige Beteiligung der Kreise und Städte im Lokalfunk."3 In dem Gesetzentwurf heißt es im Hinblick auf die künftige Vergabepraxis für Frequenzen (§ 3 Absatz 2 Satz 2): „Frequenzen für landesweiten Hörfunk oder Fernsehen bleiben bis auf weiteres privaten Rundfunkveranstaltern vorbehalten."* Da der § 6 Absatz 1, so der FDP-Entwurf, ausdrücklich neben Veranstaltergemeinschaften auch Einzelveranstalter zuläßt, ist es nur folgerichtig, wenn der Enwurf vorsieht, die §§ 25 bis 29 ersatzlos zu streichen, da in den Bestimmungen dieser Paragraphen die Veranstaltergemeinschaft, deren Zusammensetzung, die Position und Funktion des Chefredakteurs sowie die Aufgaben der Betriebsgesellschaft geregelt weiden. 'LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN, 10. Wahlperiode 1987. Gesetzentwurf der Landesregierung. Gesetz zur Änderung des Gesetzes Uber dai „Westdeutschen Rundfunk Köln" und des Rundfunkgesetzes für das Luid Nordrhein-Westfalen (Rundfunkinderungsgesetz). Drucksache 10/2358 2 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN, 10. Wahlperiode 1987: Gesetzentwurf der Landesregierung. Gesetz zur Änderung des Gesetzes Uber den „Westdeutschen Rundfunk Köln" und des Rundfunkgesetzes fUr das Land Nordrhein-Westfalen (Rundfunkinderungsgesetz). Drucksache 10/2358. S. 1 'LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN, 10. Wahlperiode 1987: Gesetzentwurf d a Fraktion der FDP. Gesetz zur Änderung des Rundfunkgesetzes fttr das Land Nordrhein-Westfalen (Rundfunkinderungsgesetz). Drucksache 10/2362 ^LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN, 10. Wahlperiode 1987: Gesetzentwurf der Fraktion der FDP. Gesetz zur Änderung des Rundfunkgesetzes für das Land Nordrhein-Westfalen (Rundfunkinderungsgesetz). Drucksache 10/2362, S. 1 'LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN, 10. Wahlperiode 1987: Gesetzentwurf der Fraktion der FDP. Gesetz zur Änderung des Rundfunkgesetzes für das Land Nordrhein-Westfalen (Rundfunkinderungsgesetz). Drucksache 10/2362, S. 1 'LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN, 10. Wahlperiode 1987: Gesetzentwurf d a Fraktion der FDP. Gesetz zur Änderung des Rundfunkgesetzes für das Land Nordrhein-Westfalen (Rundfunkinderungsgesetz). Drucksache 10/2362, S. 3
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Als weniger rigoros ist der Gesetzentwurf zu bewerten, den die CDUFraktion am gleichen Tage (14. September 1987) einbrachte.1 Zur Korrektur der „durch verfassungsgutachterliche Prüfung bestätigten verfassungswidrigen Vorschriften des Gesetzes"2 schlägt die CDU-Fraktion im einzelnen vor „ - Die Zuordnung von Übertragungskapazitäten gemäß § 3 wird der weitgehenden Regelungskompetenz der Landesregierung entzogen und teils vom Gesetzgeber selbst festgelegt oder dem WDR und der Landesrundfunkanstalt zur einvernehmlichen Zuteilung zugewiesen; eine Rechtsverordnung der Landesregierung mit Zustimmung des Hauptausschusses des Landtages ist nur für den Fall der Nichteinigung vorgesehen. - Die Möglichkeit, daß sich der WDR landesweit und lokal gemäß § 6 Abs. 2 und § 23 Abs. 1 Satz 2 an privaten Veranstaltergemeinschaften beteiligen darf, wird ersatzlos gestrichen. - Ebenfalls ersatzlos gestrichen wird die Zulassungvoraussetzung gemäß § 7 Abs. 2 letzter Satz wonach zu berücksichtigen ist, ,in welchem Umfang seinen redaktionellen Beschäftigten im Rahmen der inneren Rundfunkfreiheit Einfluß auf die Programmgestaltung und die Programmverantwortung einräumt*. - Die Beteiligung der Kreise und Städte am Lokalfunk wird gestrichen (§ 26 Abs. 1 Ziff. 4 und § 29 Abs. 6). - § 24 Abs. 4 und 6, wonach private Veranstalter von Lokalfunk gegen Erstattung der Selbstkosten Gruppen, insbesondere solchen mit kultureller Zielsetzung bis zu 15 % ihrer Sendezeit auf Verlangen zur Verfügung stellen müssen, entfällt ersatzlos. - Auch das,Zwei-Säulen-Modell' begegnet Verfassungsbedenken. Um ihnen wenigstens teilweise zu begegnen, wird das ,Zwei-SäulenModell' auf die jeweils erste lokale Hörfunk- bzw. Fernsehfrequenz beschränkt. - Die Zusammensetzung der Landesrundfunk-Kommission bei der Landesanstalt für Rundfunk wird neu geordnet."3 Am 24. September 1987 begann der Landtag Nordrhein-Westfalen seine Beratungen über die Zustimmung zum Rundfunkstaatsvertrag sowie über die genannten Gesetzesentwürfe der drei Parlamentsfraktionen. Bei der Einführung in die Debatte über die Gesetzesentwürfe betonte der Ministerpräsident, RAU, daß es „keinen Anlaß zu subtanziellen Änderungen am Landesrundfunkgesetz" gebe.4 Weiter fUhrte RAU aus: „Dieses Landesrundfunkgesetz hat die Medienlandschaft unseres Landes in eine Unruhe gebracht, die ich für produktiv halte. In fast 'LANDTAG NORDRHEIN WESTFALEN. 10. Wahlperiode 1987: Gesetzentwurf der Fraktion der CDU. Gesetz zur Änderung dei Rundfunkgesetzes für das Land Nordrhein-Westfalen (Rundfunklndeningsgesetz). Drucksache 10/2361 2 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN, 10. Wahlperiode 1987: Gesetzentwurf der Fraktion der CDU. Gesetz zur Änderung des Rundfunkgesetzes für das Land Nordrhein-Westfalen (Rundfunklndeningsgesetz). Drucksache 10/2361, S. 1 'LANDTAG NORDRHEIN WESTFALEN. 10. Wahlperiode 1987: Gesetzentwurf der Fraktion der CDU. Gesetz zur Änderung des Rundfunkgesetzes für das Land Nordrhein-Westfalen (Rundfunklndeningsgesetz). Drucksache 10/2361, S. 1 f. ••RAU, J. 1987: o.T. In: Landtag Nordrhein-Westfalen. 10. Wahlperiode: Plenarprotokoll der 57. Sitzung. 24. September 1987. Drucksache 10/57, S. 4904
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allen Städten und Kreisen des Landes gibt es Vorbereitungen für den Aufbau lokaler Rundfunkstationen. Ein Veranstalter eines Fern seh satellitenprogrammes hat beschlossen, seine Zentrale nach Köln zu verlegen. Neue Medienunternehmen werden bei uns gegründet, bestehende werden ausgebaut. Auch die nordrhein-westfälischen Verleger haben die Vorzüge des Landesrundfunkgesetzes inzwischen längst entdeckt Sie sondieren Kooperationsmöglichkeiten mit dem WDR und entwickeln Kalkulationsmodelle für den lokalen Rundfunk."' In der weiteren Debatte spielen die Reaktionen der norditiein-westfälischen Zeitungsverleger auf das Landesrundfunkgesetz eine wesentliche Rolle. Für die Landesregierung betont der Ministerpräsident in diesem Zusammenhang: „Die FDP will das Zweisäulenmodell abschaffen; die CDU will den Anwendungsbereich des Modells beschränken. Ich rate: Sprechen Sie doch einmal mit einem Verleger und fragen ihn, ob er lieber in Nordrhein-Westfalen oder in Bayern in den lokalen Rundfunk investieren würde. Sagen Sie ihm dabei nicht nur, daß das bayerische Mediengesetz lediglich eine Drittelbeteiligung marktbeherrschender Zeitungsverlage an einem lokalen Monopolsender zuläßt. Weisen Sie darüber hinaus zum Beispiel auch auf die Situation in Nürnberg hin, wo sich vier private Lokalsender auf einem eng begrenzten Markt einen rücksichtslosen Konkurrenzkampf liefern und wo der Anteil des lokalen Zeitungsverlages am öitlichen Rundfunkmarkt nicht mehr als ein Viertel beträgt. Und was sagen Sie dazu, daß die bayerischen Verleger im landesweiten privaten Hörfunkprogramm noch nicht einmal auf ein Viertel der Kapital- und Stimmrechtsanteile gekommen sind? Ich denke, dann würden ihre Gesprächspartner das nordrheinwestfälische Zweisäulenmodell mit seiner 7S-Prozent-Regelung für die lokalen Tageszeitungsverlage in einem recht günstigen Licht sehen wenn sie es bis dahin nicht schon getan hätten."2 Der medienpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, POHL, kritisierte in seiner Erwiderung erwartungsgemäß das Verhalten der Zeitungsverleger und führte aus: „Das Rahmenprogramm für den künftigen privaten Lokalhörfunk sollte alsbald abschließend geklärt werden. Herr Ministerpräsident, wenn man auf dem Standpunkt einer dualen Rundfunkordnung steht, muß man doch in der Tat einmal fragen, ob es denn sinnvoll ist, daß sich die Privaten, gleich, wer es ist, die Verleger oder die großen Verlagshäuser, jetzt mit dem Westdeutschen Rundfunk zusammentun. Diese Frage wird man doch stellen müssen, und Sie müßten sie eigentlich auch stellen, denn Sie haben ja eben das vierte Rundfunkurteil gelobt und ausgeführt, die duale Rundfunkordnung sei ja die Grundlage dafür, daß die öffentlich-rechtlichen Anstalten Bestand haben und daß die Privaten daneben existieren. Und siehe da, jetzt •HAU, J. 1987: 57. Sitzung. 24. 2 RAU, ]. 1987: 57. Sitzung. 24.
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o.T. In: Landtag Nordrhein-Westfalen. 10. Wahlperiode: Plenarprotokoll der September 1987. Drucksache 10/57, S. 4904 o.T. In: Landtag Nordrhein-Westfalen. 10. Wahlperiode: Plenarprotokoll der September 1987. Drucksache 10/57, S. 4907
kommt durch die Hintertür die Kooperation! Deshalb sage ich, meine sehr verehrten Damen und Herren: Wir haben mit den Verlegern darüber diskutiert und werden weiter darüber diskutieren, aber alles, was in diesem Zusammenhang erörtert wird, muB auch unter Ordnungsprinzipien gesehen werden, wobei wir allerdings nicht so weit gehen, nun um der Ordnungsprinzipien willen jede Wirtschaftlichkeit über den Haufen zu werfen. Aber, meine Damen und Herren, es muß tatsächlich und ernsthaft geprüft werden, ob diese Zusammenarbeit wirklich der Weisheit letzter Schluß ist" 1 Und auch die Fraktionsvorsitzende der FDP-Fraktion, ROHDE, kritisierte das Verlegerverhalten: „Deshalb bedaure ich, daß sich die Verleger der nordrheinwestfälischen Tageszeitungen bisher nicht dazu bereit erklärt haben, auf eine landesweite Alternative zum öffentlich-rechtlichen System zu setzen, sie deutlich zu artikulieren und für sie zu werben. Deswegen halte ich es auch für abträglich - Sie sehen, wie kritisch wir ab und zu die Vertreter marktwirtschaftlicher Interessen ansehen, wenn sie ihre Interessen nicht wahrnehmen - , daß sie auf ein Unternehmenskonzept für eine fünfte Hörfunkkette verzichten."2 Am Ende der Beratungen beschloß der Landtag einstimmig die Überweisung der Gesetzesentwürfe zur weiteren Beratung an den Hauptausschuß. Dieser führte am 5. November 1987 eine ganztägige Anhörung von Sachverständigen, Institutionen und Verbänden durch. Zu Wort kamen hier unter anderen der Direktor der Landesanstalt für den Rundfunk NordrheinWestfalen (LfR), SCHÜTZ, eine Vertreterin des WDR, die kommunalen Spitzenverbände, der Bundesverband Kabel & Satellit e.V.", H. THOMA, als Vertreter der „RTL Plus Fernsehen Deutschland GmbH", verschiedene Sachverständige, Staats- und Medienrechtler, der Vorsitzende des VRWZ, SCHAFFRATH, sowie Vertreter einzelner Medienunternehmen: R. NIEMANN (Verlag M. DuMont Schauberg), B. SCHIPPHORST (Bertelsmann AG), M. NAUWERK (Heinen-Verlag GmbH) und Emst SCHILLINGER (Zeitungsgnippe WAZ). In einer weiteren Sitzung des Hauptausschusses wurde nach Berücksichtigung zahlreicher Änderungen der SPD-Fraktion und der Landesregierung am eigenen Werk der RegierungsEntwurf mit den Stimmen der Sozialdemokraten beschlossen. Der CDUEntwurf wurde mit den Stimmen der SPD bei Stimmenthaltung der FDP ebenso abgelehnt wie der FDP-Entwurf, bei dessen Abstimmung sich die CDU enthielt. Am 9. Dezember 1987 wurde das „Gesetz zur Änderung des Gesetzes über den .Westdeutschen Rundfunk Köln' und des Rundfunkgesetzes für das Land Nordrhein-Westfalen (Rundfunkänderungsgesetz)" in zweiter Lesung vom Landtag mit den Stimmen der SPD-Mehrheitsfraktion verabschiedet Zentrale Kernpunkte der Novelle im Hinblick auf den lokalen Rundfunk sind die erweiterten Möglichkeiten der Landesanstalt für Rundfunk, die, unter Berücksichtigung 'POHL, O. 1987: o.T. In: Landtag Nordrhein-Westfalen, 10. Wahlperiode: Plenarprotokoll der 57. Sitzung. 24. September 1987. Drucksache 10/57, S. 4911 2 ROHDE. A. 1987: o.T. In: Landtag Nordrhein-Westfalen, 10. Wahlperiode: Plenarprotokoll der 57. Sitzung. 24. September 1987. Drucksache 10/57, S. 4913
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unter anderem der örtlichen wirtschaftlichen Gegebenheiten, die Sendegebiete individuell festlegen kann. So ist es nach der Novellierung auch möglich, wenn ein lokales Sendegebiet nur als bedingt wirtschaftlich erscheint, die vorgeschriebene tägliche Sendezeit des Senders in diesem Raum von acht auf fünf Stunden zu reduzieren. In einem Zeitraum von knapp einem dreiviertel Jahr seit dem Inkraftreten des Landesrundfunkgesetzes hat sich - zum Zeitpunkt der ersten Plenumsdebatte im Landtag über die Novellierung des Gesetzes (24. September 1987) - die nordrhein-westfälische Medienszene merklich gewandelt Jürgen BÜSSOW bilanziert den Wandel in seinem Debattenbeitrag in konkreten Zahlen: „26 Veranstaltergemeinschaften haben sich zwischenzeitlich gegründet. Dreizehn stehen unmittelbar vor der Satzungsunterzeichnung. In vier Fällen wurden gegen vollzogene Gründungen die Gerichte angerufen; davon sind zwei Verfahren in Recklinghausen und Bochum abgeschlossen, zwei Verfahren sind noch gerichtsanhängig. In über 20 Kreisgebieten bzw. Kreisgemeinden werden Kooperationsverhandlungen geführt. Im ganzen Land sind Radiofordervereine entstanden. Der Hintergrund dieser Vereine ist vielfältig und bunt: Vereine mit kultureller Zielsetzung, die mehr im Bereich der freien Kunstszene zu lokalisieren sind, aber auch Vereine von Junioren des Handwerks wie in Köln oder von Geschäftsleuten des Einzelhandels wie in Düsseldorf. Sie alle wollen beim Aufbau des lokalen Rundfunks mitmachen. Das ist das Entscheidende, meine Damen und Herren: Das neue Landesrundfunkgesetz gibt ihnen hierzu auch die Möglichkeit." 1
'BÜSSOW, J. 1987: o.T. In: Landtag Nordrhein-Westfalen, 10. Wahlperiode: Plenarprotokoll der 57. Sitzung. 24. September 1987. Drucksache 10/57, S.4916
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3.5.2 Entwicklune der „Zeitungsgruppe WAZ" Auch in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre bestimmten die Beteiligungen der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" an der „Westfalenpost", der „Westfälischen Rundschau" und an der „Neuen Ruhr Zeitung/Neuen Rhein Zeitung" nachhaltig die medienpolitische Diskussion. Insbesondere die Kooperation der WAZ mit der NRZ und das hieraus resultierende Kartellverfahren beschäftigte die Sachverständigen in Politik und Wissenschaft Im Tätigkeitsbericht des Bundeskartellamts für das Jahr 1973 erläuterte die Berliner Behörde noch einmal den formellen Ablauf des Verfahrens der Kooperation WAZ/NRZ und die Beweggründe für die Genehmigung des Zusammenschlusses durch die Aufsichtsbehörde: „Die Rheinisch-Westfälische Verlagsgesellschaft mbH (RWV), die die Neue Ruhr Zeitung und die Neue Rhein Zeitung (NRZ) verlegt, und die Westdeutsche Allgemeine Zeitungsverlagsgesellschaft E. Brost und J. Funke, bei der die Westdeutsche Allgemeine (WAZ) erscheint, haben dem Bundeskartellamt folgendes angemeldet: In eine neu zu gründendeVerlagsgesellschaft (Zeitungsverlag Niederrhein - ZVN) wird die RWV ihr zur Herausgabe der NRZ benötigtes bewegliches Vermögen einbringen; ebenfalls in diese Gesellschaft wird die WAZ das zum Verlag ihrer Ausgaben im westlichen Ruhrgebiet benötigte bewegliche Vermögen einbringen. An der neuen Gesellschaft werden die Anteilseigner der WAZ mehrheitlich beteiligt sein. Die Prüfung des Vorhabens hat ergeben, daß die WAZ und die mit ihr verbundenen Zeitungen Westfalenpost (WP) und Westfälische Rundschau (WR) bereits vor der Verwirklichung des geplanten Zusammenschlusses auf dem Markt für regionale Abonnements-Tageszeitungen innerhalb des Verbreitungsgebietes der WAZ/WP/WR marktbeherrschend waren (Lesermarkt). Die Frage, ob der Anzeigenmarkt eine andere sachliche Abgrenzung erfordert, etwa durch Einbeziehung von überregionalen Tageszeitungen mit regionalen Ausgaben und durch Straßenverkaufszeitungen, konnte bei der Prüfung dahingestellt bleiben, da auch bei einem so abgegrenzten Markt die WAZ marktbeherrschend ist. Die Marktstellung einer RegionalAbonnements-Zeitung beruht zum erheblichen Teil auf der Kombination der Marktpositionen in einer Reihe von Lokalmärkten; insoweit sind die Lokalmärkte für die Fusionskontrolle relevant. Andererseits ist die überlokale Verbreitung wirtschaftliche und publizistische Basis der Regionalzeitungen. Der örtliche relevante Markt ist daher das Verbreitungsgebiet der WAZ/WP/WR mit etwa 5,5 Millionen Einwohnern; er ist wesentlicher Teil des Geltungsbereichs des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen. Sowohl auf dem Leser- als auch auf einem weit verstandenen Anzeigenmarkt wird die gesetzliche Monopolvermutung durch die WAZ erfüllt. Sie erreicht mit WP und WR in 14 (Lesermarkt) bzw. 12 (Anzeigenmarkt) von insgesamt 21 belieferten Kreisen einen Marktanteil von mehr als 50 % und ist damit erste Zeitung am Ort. Durch die Verwirklichung des Zusammenschlußvorhabens wird die
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marktbeherrschende Stellung der WAZ verstärkt. Neben der Ausdehnung des Verbreitungsgebietes ist ein erheblicher Zuwachs an Marktanteilen in den Uberschneidungsgebieten zu erwarten, in einem Kreis auf 100 %, in vier anderen knapp darunter. Von insgesamt 25 belieferten Kreisen werden die WAZ, WP, WR und NRZ in IS (Lesermarkt) bzw. 14 (Anzeigenmarkt) Kreisen einen Marktanteil von mehr als SO % haben. Die Vergrößerung der Anzeigen-Auflage und die Belegungskombinationen mit der NRZ werden die Marktstellung der WAZ im Anzeigenbereich deutlich verbessern; durch kostensparende Rationalisierungsvorteile in Vertrieb, Druck und Verwaltung wird die Verstärkung der Marktstellung finanziell abgesichert werden können. Das Zusammenschlußvorhaben war dennoch nicht zu untersagen, weil durch den beabsichtigten Zusammenschluß auch Verbesserungen der Wettbewerbsbedingungen eintreten, die die Nachteile der Verstärkung der marktbeherrschenden Stellung überwiegen. Bei Anwendung dieser Abwägungsklausel war davon auszugehen, daß sich die wirtschaftliche Lage der RWV insbesondere aufgrund einer ungünstigen Entwicklung des Anzeigengeschäftes derart verschlechtert hat, daß sich das Unternehmen nicht mehr lange aus eigener Kraft am Markt behaupten kann. Ohne den Zusammenschluß müßte die NRZ ihr Erscheinen kurzfristig einstellen und als selbständiger Wettbewerber ausscheiden. Demgegenüber werden durch den Zusammenschluß eine Reihe von vertraglich garantierten Verbesserungen der Wettbewerbsbedingungen eintreten. Insbesondere kann die NRZ unter dem bisherigen Herausgeber bei Aufrechterhaltung selbständiger Redaktionen auch im Lokalbereich weiterhin unter ihrem bisherigen Titel erscheinen. Diese Bestimmungen des Vertragswerks gehen auch erheblich über die Erfordernisse hinaus, die in dem vorliegenden Regierungsentwurf einer Pressefusionskontrolle (Drucksache 7/2954) an verbesserte Wettbewerbsbedingungen gestellt werden. Wie es in der Begründung dazu heißt, kann bei Zusammenschlüssen von Presseuntemehmen gerade in Sanierungsfällen ,die Aufrechterhaltung einer selbständigen Lokalredaktion oder der Fortbestand einer Lokalausgabe oder -zeitung als eine ... Verbesserung der Wettbewerbsbedingungen ... zu werten sein'. Nach alledem bedeutet die Ermöglichung der Aufrechterhaltung der NRZ unter den genannten Bedingungen im Hinblick auf die Besonderheiten des Wettbewerbs im Pressebreich eine Verbesserung gegenüber dem Zustand, der bei einer Untersagung des Zusammenschlußvorhabens eintreten würde, da in diesem Falle die sanierungsbedürftige NRZ ganz aus dem Markt ausscheiden müßte. Eine andere Lösung, die einerseits die NRZ vor dem Ausscheiden aus dem Markt bewahren und andererseits nicht zur Entstehung oder Verstärkung einer marktbeherrschenden Stellung führen würde, war nicht ersichtlich. Vor allem war nicht zu erwarten, daß eine andere
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Lösung ausgereicht hätte, die weitere Existenz der NRZ zu ermöglichen."1 MESTMÄCKER kritisierte die Betrachtungsweise des Bundeskartellamtes, „welche für zukünftige Fälle erheblich" bleibe, insbesondere im Hinblick „auf den Wettbewerb im Anzeigengeschäft und im Vertrieb"; im übrigen werde „die Chance für aktuelle oder potentielle Wettbewerber verschlechtert..., ihre Position auf den vom Zusammenschluß betroffenen Märkten zu verbessern."2 In anderem Zusammenhang betont der gleiche Autor zu dem WAZ/NRZZusammenschluß: „In der amtlichen Begründung zum Regierungsentwurf heißt es, daß § 24 keine generelle Ausnahme für die sogenannte Sanierungsfusion vorsehe, daß aber in bedeutenden Fällen eine Gemeinwohlerlaubnis in Betracht komme .... Das Bundeskartellamt berücksichtigt die finanzielle Notlage eines am Zusammenschluß beteiligten Unternehmens bei der Prüfung, ob trotz der Entstehung oder der Verstärkung einer marktbeherrschenden Stellung die Wettbewerbsbedingungen verbessert werden. Mit dieser Begründung ist es gegen den Zusammenschluß der WAZ mit der NRZ nicht eingeschritten... Die Entscheidung des Bundeskartellamtes, gegen den Zusammenschluß WAZ/NRZ nicht einzuschreiten, hat weitreichende präjudizielle Bedeutung für die Handhabung der Fusionskontrolle im Pressewesen. Die Begründung dieser Entscheidung mit einer Verbesserung der Wettbewerbsbedingungen führt zur Auseinandersetzung mit typischen strukturellen Wettbewerbsbedingungen solcher Zusammenschlüsse. Die Verbesserung der Wettbewerbsbedingungen rechtfertigt das Absehen von der Untersagung eines Zusammenschlusses nur, falls diese Verbesserungen die Nachteile der Marktbeherrschung überwiegen. Ob eine Verbesserung der Wettbewerbsbedingungen vorliegt, muß ermittelt werden durch einen Vergleich mit den Marktverhältnissen, wie sie ohne den Zusammenschluß sein würden. Maßgeblich sind diejenigen Wirkungen, die sich im Verhältnis des zusammengeschlossenen Unternehmens zu gegenwärtigen und potentiellen Konkurrenten ergeben. Wettbewerbsbedingungen können nicht durch Maßnahmen der internen Unternehmensorganisation verbessert werden. Es ist vielmehr von der im Gesetz normierten unwiderleglichen Vermutung auszugehen, daß zwischen den zusammengeschlossen Unternehmen der Wettbewerb ausgeschaltet wird. Das Bundeskartellamt hat im Fall WAZ/NRZ gegenteilig entschieden. Es hat darauf abgestellt, daß die in dem erworbenen Verlag erscheinende Zeitung unter der Leitung desselben Herausgebers
•DEUTSCHER BUNDESTAG. 7. Wahlperiode 1976: Bericht des Bundeskartellamtes aber seine Tätigkeit im Jahre 1975 sowie Uber Lage und Entwicklung auf seinem Aufgabengebiet (5 50 GWB). Drucksache 7/5390. S. 42 f. ^MESTMÄCKER. E.-J. 1977: Verlagskonzentration und Meinungsvielfalt im Pressewesen. In: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (Hg.): Kommunikationspolitische und kommunikationswissenschaftliche Forschungsprojekte der Bundesregierung (1974-1978). Eine Obersicht Ober wichtige Ergebnisse. Bonn, S. 340
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und Chefredakteurs weiter erscheinen könne. Diese Feststellung stützt sich auf eine vertragliche Selbständigkeitsgarantie."1 Unabhängig von der rechtlichen Bewertung des Zusammenschlusses bilanzierte die Industriegewerkschaft Druck und Papier den Verlust von 116 Arbeitsplätzen als Folge dieses Fusionsvorgangs. 2 Eine weitere Folge der Kooperation war die Einstellung der NRZ-Ausgabe Velbert und der WAZAusgabe Moers. JANKE definiert - formell völlig korrekt - den 1. Januar 1976 als die „Geburtsstunde" der „Zeitungsgruppe WAZ"... „Seit dem 1. Januar 1976 also gibt es die ,WAZ'-Gruppe. Vier unterschiedliche Regionalzeitungen unter einem Dach. Darunter die buchstäblich von Haus aus mächtigste, der .Riese im Revier', die .Westdeutsche Allgemeine Zeitung'; 700 000 Exemplare Tag für Tag. Und während .Westfälische Rundschau', .Westfalenpost' und .Neue Ruhr-Zeitung' immer auf dem Spiel stehen - einschlägige Klauseln der Gesellschaftsverträge sichern zwar die redaktionelle Autonomie der Blätter, ketten aber deren Fortexistenz an wirtschaftlichen Erfolg ist die ,WAZ* das unbestrittene Zugpferd des Unternehmens, jederzeit imstande alle anderen - Konkurrenten in und außer Haus - zu überleben."3 Entstanden ist mit dieser Zeitungsgruppe ein Verlagskonglomerat, das Zeitungen mit einem Verbreitungsgebiet von der deutsch-holländischen Grenze am Niederrhein (NRZ-Ausgabe) bis ins Südwestfälische (WR- und WP-Ausgaben) vertreibt. Und sogar darüber hinaus: Zu Beginn des Jahres 1980 wurde eine frühere Ausgabe der „Westfälischen Rundschau" „wiederbelebt", die eigenständige Ausgabe Betzdorf. Das Redaktionsbüro in Betzdorf gehört organisatorisch zur Redaktion in Siegen. Die von diesem Redaktionsbüro erstellten zwei Lokalseiten und die eine Lokalsportseite werden den Lokalseiten der Siegener WR-Ausgabe vorangestellt und sollen der Information der zahlreichen Pendler im Siegener Raum dienen. Das besondere an dieser Ausgabe der „Zeitungsgruppe WAZ": Betzdorf liegt im Kreis Altenkirchen, und damit im Land Rheinland-Pfalz. Die zahlreichen Kritiker der WAZ-Zusammenschlüsse und -Kooperationen sind in drei Lagern zu finden: Erstens handelt es sich - wie im Falle der „Ruhr-Nachrichten Verlagsgesellschaft mbh & Co." - um Wettbewerber der WAZ und damit unmittelbar Betroffene. Zweitens wird die Hilflosigkeit der Exekutive bei Pressefusionen - hier steht die WAZ stellvertretend für viele von den politischen Parteien auf Landes- und Bundesebene, aber auch von 'MESTMACKER, E.-J. 1979: Verlagskonzentration und Verdrlngungswettbewerb im Recht der Wettbewerbsbeschränkungen. In: Fischer. H.-D./Baerns, B. (Hg.): Wettbewerbswirdrige Praktiken auf dem Pressemarkt. Positionen und Probleme im internationalen Vergleich. BadenBaden. S. 33 f. INDUSTRIEGEWERKSCHAFT DRUCK UND PAPIER. Landesbeziik Nordrhein-Westfalen (Hg.) 1977: Pressekonzentration in Nordrhein-Westfalen. Ursachen. Folgen, Forderungen. Köln, S. 58 f . 'JANKE, H. 1980: Riese im Revier. Die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung". In: Thomas, M. W.: Porträts der deutschen Presse. Politik und Profit. Berlin, S. 52 f.
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den Landes- und/oder Bundesregierungen (diese oft im Sinne ihrer Kartellbehörden) und den von ihnen beauftragten Sachverständigen beklagt Drittens bemängeln die Interessenverbände sowohl der betroffenen Arbeitnehmer (Industriegewerkschaft Druck und Papier) als auch der Verleger (Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger und Verband Rheinisch-Westfälischer Zeitungsverleger) in erster Linie die unterlassene Vorabinformation. Insbesondere die Einwände und Beiträge aus den beiden erstgenannten Lagern beschäftigten die Diskussion über das Zustandekommen der „Zeitungsgruppe WAZ" und die daraus abzuleitenden Folgen in den folgenden Jahren. HOFFMANN-RIEM bestätigte die Position, die die WAZ, stellvertretend ftir zahlreiche andere, ähnlich gelagerte Fusionen übernahm: „Die Auseinandersetzurg im Ruhrgebiet ist zwar besonders spektakulär, kann aber keinswegs als Ausnahmefall behandelt werden. Andernorts wird der Kampf um Marktanteile mit Mitteln des Verdrängungswettbewerbs allenfalls weniger sichtbar und aufwendig betrieben."1 Den Auftakt der jahrelangen Auseinandersetzungen bildete ein Rechtsgutachten, das P. ULMER am 10. März 1976 im Auftrage der „RuhrNachrichten Verlagsgesellschaft mbH & Co.", Dortmund, erstattete. Gegenstand des Gutachtens war die Wettbewerbs- und kartellrechtliche Beurteilung des Verhaltens der „Zeitungsgruppe WAZ" auf dem Anzeigenmarkt.2 Am 28. Juni 1976 stellte die WAZ diesem Gutachten eine „Gegendarstellung" als Form der Erwiderung entgegen.3 Außerdem folgte am 8. Oktober 1976 - im Auftrag der WAZ - ein Gegengutachten von W. HARMS.4 Da in der „Gegendarstellung" eine Reihe von Fakten, auf denen das „Ulmer-Gutachten" weitgehend beruhte, angezweifelt wurde bzw. einige der Annahmen ULMERS von der WAZ in ihrer „Gegendarstellung" bestritten wurden, beaufragte der Verleger der „Ruhr-Nachrichten Verlagsgesellschaft mbH & Co.", Florian LENSING-WOLFF, den Steuerberater RUTSATZ und den Wirtschaftsprüfer BUßMANN mit der Überprüfung der im „Ulmer1 HOFFMANN-RIEM, W. 1977: Vorwort des Herausgebers. In: Ulmer, P. 1977: Schränken zulässigen Wettbewerbs marktbeherrschender Unternehmen. Eine kartell- und wettbewerbsrechtliche Fallstudie zum Anzeigenwettbewerb auf dem Pressemarkt des Ruhrgebiets. Baden-Baden. S. 7 f 2 ULMER, P. 1977: Schranken zullssigen Wettbewerbs marktbeherrschender Unternehmen. Eine kartell- und weabewerbsrechtliche Fallstudie zum Anzeigenwettbewerb auf dem Pressemarkt des Ruhrgebiets. Baden-Baden 'WESTDEUTSCHE ALLGEMEINE ZEITUNGS VERLAGSGESELLSCHAFT E. BROST A J. FUNKE. Essen, (Hg.) o.J. (1976): Gegendaxsteilung der Westdeutsche Allgemeine Zeitungsverlagsgesellschaft E. Brost & J. Funke, Essen, zu dem im Auftrag der Ruhr-Nachrichten Verlagsgesellschaft mbH A. Co., Dortmund, erstatteten Rechtsgutachten von Prof.Dr. Peter Ulmer vom 10. Mlrz 1976 zur Wettbewerbs- und kartellrechtlichen Beurteilung des Verhaltens der Westdeutsche Allgemeine Zeitungsverlagsgesellschaft E. Brost & J. Funke, Essen, auf dem Markt für Zeitungsanzeigen im Ostlichen Ruhrgebiet und zu den Auswirkungen dieses Verhaltens auf die Ruhr-Nachrichten Verlagsgesellschaft mbH & Co., Dortmund, o.O. (Essen) 4 HARMS. W. O.J. (1976): Stellungnahme von Prof.Dr. Wolfgang Harms, Monster, zu dem von Prof.Dr. Peter Ulmer, Heidelberg, im Auftrag der Ruhr-Nachrichten Verlagsgesellschaft mbH A Co., Dortmund, erstatteten Rechtsgutachten zur Wettbewerbs- und kartellrechtlichen Beurteilung des Verhaltens der Westdeutsche Allgemeine Zeitungsverlagsgesellschaft E. Brost & J. Funke, Essen, auf dem Markt für Zeitungsanzeigen im östlichen Ruhrgebiet und zu den Auswirkungen dieses Verhaltens auf die Ruhr-Nachrichten Verlagsgesellschaft mbH & Co., Dortmund, vom 10. Mira 1976. o.O. (Münster)
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Gutachten" wiedergegebenen Statistiken.1 ULMER stellt in seinem Gutachten eingangs die Entwicklung der WAZ unter Berücksichtigung der verschiedenen Übernahmen dar, um anschließend das so entstandene Verbreitungsgebiet der Zeitungen der „Zeitungsgruppe WAZ" einer wettbewerbsrechtlichen Bewertung zu unterziehen. Konkret kritisiert wird die Bezugspreis- und die Anzeigenblatt-Politik der WAZ2 sowie die regionale und sachliche Preisdifferenzierung in der Anzeigentarif-Gemeinschaft („tarifeinheitliche Belegung") von WAZ, NRZ, WR und WP. Abschließend Uberprüft ULMER anhand der Bestimmungen in § 22 Absatz 1 Nr. 1 bzw. Nr. 2 GWB b und in welchem Rahmen die Tatbestände der „marktbeherrschenden Stellung" bzw. der „Überragenden Marktstellung" auf dem Leser- und/oder Anzeigenmarkt von der „Zeitungsgruppe WAZ" erfüllt werden. Die „Gegendarstellung", von WAZ-Geschäftsführer GROTKAMP verfaßt, geht auf alle Vorhaltungen ULMERS detailliert ein und widerlegt die Vorwürfe anhand auch historisch fundierter Fakten. GROTKAMP urteilt am Ende der „Gegendarstellung" über das im Auftrag der „Ruhr-Nachrichten Verlagsgesellschaft mbH & Co." erstellte Gutachten: „Das Gutachten erweist sich als ein mit der Autorität des Gutachters versehenes Kampfinstrument des RN-Verlages zum Zwecke der Stimmungsmache in einer seit längerem betriebenen Propagandakampagne gegen den WAZ-Verlag. Die Motive für diese auf Diskriminierung des Wettbewerbers WAZ angelegte Strategie des RN-Verlages liegen nicht allein in dem Streben nach Förderung eigenen Wettbewerbs; der RN-Verleger will damit auch das Scheitern eigener unternehmerischer Expansionsbestrebungen und die eigene Rolle im Konzentrationsprozeß auf dem Zeitungsmarkt des Ruhrgebietes vergessen machen."4 HARMS urteilt gegen Ende seines Gegengutachtens in der Zusammenfassung unter anderem: „Die Herleitung eines Wettbewerbsverstosses der WAZ aus ihrem Gesamtverhalten beruht auf unsubstantiierten Unterstellungen."5 1 Die Inhalte der verschiedenen Gutachten bzw. der „Gegendarstellung" wurden im jeweiligen Sachzusammenhajig im „Grundlagen-Teil" dieser Arbeit und hier insbesondere in den Abschnitten 4.7 und 4.8 dargestellt 2 ULMER, P. 1977: Schranken zulässigen Wettbewerb« marktbeherrschender Unternehmen. Eine karte 11 und wettbewerbsrechtliche Fallstudie zum Anzeigenwettbewerb auf dem Pressemarkt des Ruhrgebieu. Baden-Baden. S. 26 f. 3 ULMER, P. 1977: Schranken zullssigen Wettbewerbs marktbeherrschender Unternehmen. Eine karte 11- und wettbewerbsrechtliche Fallstudie zum Anzeigenwettbewerb auf dem Pressemarkt dei Ruhrgebieu. Baden-Baden, S. 27 ff. «WESTDEUTSCHE ALLGEMEINE ZEITUNGSVERLAGSGESELLSCHAFT E. BROST t J. FUNKE, Essen, (Hg.) o.J. (1976): Gegendarstellung der Westdeutsche Allgemein: Zeiomgsverlagsgesellschaft E. Brost & J. Funke, Essen, zu dem im Auftrag der Ruhr-Nachrichtei Verlagsgesellschaft mbH & Co., Dortmund, erstatteten Rechtsguuchten von Prof.Dr. PeteUlmer vom 10. Mlrz 1976 zur Wettbewerbs- und kartellrechtlichen Beurteilung des Verhallen! der Westdeutsche Allgemeine Zeitungsverlagsgesellschaft E. Brost & J. Funke, Essen, auf den Markt für Zeitungsanzeigen im östlichen Ruhrgebiet und zu den Auswirkungen dieses Verhalten* auf die Ruhr-Nachrichten Verlagsgesellschaft mbH A. Co., Dortmund, o.O. (Essen), S. 72 'HARMS, W. o.J. (1976): Stellungnahme von Prof.Dr. Wolfgang Harms. Münster, zu dem vor Prof.Dr. Peter Ulmer, Heidelberg, im Auftrag der Ruhr-Nachrichten Verlagsgesellschaft mbH A Co., Dortmund, erstatteten Rechtsgutachten zur Wettbewerbs- und kartellrechtlichen Beurteiluni
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Auf Anregung des Bundesministers des Innern erstellte MESTMACKER ein an den medienpolitischen Ereignissen Mitte der siebziger Jahre orientiertes umfangreiches Gutachten über die Möglichkeiten und Grenzen des geltenden Wirtschaftsrechts. 1 Den Ausgangspunkt der Untersuchung bildeten „neuere Erscheinungsformen der Verlagskonzentration, bei denen die einheitliche wirtschaftliche Leitung der Gruppe verbunden ist mit selbständigen publizistischen Einheiten, welche Meinungsvielfalt bei vollzogener Unternehmenskonzentration gewährleisten sollen." 2 Beispielhaft werden diese „neuen Erscheinungsformen" untersucht und dargestellt anhand der Organisation der „Zeitungsgruppe WAZ". 3 In dem Teil der Untersuchung, der sich konkret mit dem „WAZ-Modell" auseinandersetzt 4 , werden die Marktstellung der Zeitungsgruppe sowie der einzelnen Zeitungstitel der Gruppe vor und nach der Kooperation dargestellt und analysiert. Ferner kommt es zu einer Erörterung der rechtlichen, wirtschaftlichen und publizistischen Organisation der Essener Zeitungsgnippe. In einem das Kapitel abschließenden Teil werden die zu erwartenden wirtschaftlichen und publizistischen Wirkungen prognostiziert. Der Geschäftsführer der WAZ, GROTKAMP, erinnert sich an die damalige Situation kurz nach der Bildung der „Zeitungsgruppe WAZ": „Die Einführung der .tarifeinheitlichen Belegung' war in der Bundesrepublik ein Novum. Vorbilder dafür gab es nur in den USA. Der Springer-Verlag hat versucht, das Modell später in Berlin zu kopieren; ähnliche Bemühungen gab es auch in Nürnberg und Stuttgart. Ziel war es, auch die weniger attraktiven Ausgaben einer Zweit- oder Drittzeitung durch einen umfangreichen Anzeigenmarkt aufzuwerten. Insbesondere sollte die Attraktivität über einen ausgeweiteten Familienanzeigen-Markt geschaffen werden. Im übrigen konnte das Niedrighalten der Produktionskosten nach den Übernahmen im wesentlichen durch eine Formatvereinheitlichung erreicht werden. Die Anzeigen mußten nur noch einmal produziert werden, andererseits waren die logistischen Arbeiten wegen des noch
des Verhaltens der Westdeutsche Allgemeine Zeitungsverlagsgesellschaft E. Brost & J. Funke. Essen, auf dem Markt für Zeitungsanzeigen im östlichen Ruhrgebiet und zu den Auswirkungen dieses Verhaltens auf die Ruhr-Nachrichten Verlagsgesellschaft mbH & Co., Dortmund, vom 10. Mira 1976. o.O. (MUnster), S . 5 4 ^ E S T M Ä C K E R , E.-J. 1978: Medienkonzentration und Meinungsvielfalt. Eine vergleichende wirtschaftsrechtliche Untersuchung im Auftrage des Bundesministers des Innern. Baden-Baden. Vgl. auch: MESTMACKER, E.-J. 1977: Verlagskonzentration und Meinungsvielfalt im Pressewesen. In: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (Hg.): Kommunikationspolitische und kommunikationswissenschaftliche Forschungsprojekte der Bundesregierung (1974-1978). Eine Obersicht Ober wichtige Ergebnisse. Bonn 2 MESTMACKER, E.-J. 1978: Medienkonzentration und Meinungsvielfalt. Eine vergleichende wirtschaftsrechtliche Untersuchung im Auftrage des Bundesministers des Innern. Baden-Baden, S. 11 3 Die Inhalte des Gutachtens wurden bereits im jeweiligen Sachzusammenhang im ,,Grundlagen Teil" dieser Arbeit ausführlich dargestellt und erörtert. 4 MESTMACKER, E.-J. 1978: Medienkonzentration und Meinungsvielfalt. Eine vergleichende wirtschaftsrechtliche Untersuchung im Auftrage des Bundesministers des Irrnem. Baden-Baden. S. 45 f f .
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vorhandenen Bleisatzes sehr aufwendig. Die Zeitungsgruppe WAZ hat im Jahr rund 120 000 Anzeigenkunden. Es gab anfänglich Widerstände von Anzeigenkunden, die Gesamtbelegung aller Titel nicht wünschten. Nach Klärung durch Landeskartellamt war klargestellt, daß der Verlag einen Teil eingesparten Kosten an die Verbraucher weitergegeben hat. Damit der Einspruch weitestgehend hinfällig."1
die das der war
Und im Hinblick auf die Zweifel der vielen Kritiker, ob die vier Zeitungstitel der Gruppe tatsächlich mittel- oder längerfristig beibehalten werden, antwortete GROTKAMP an anderer Stelle: „Unterstellen wir einmal, wir hätten das nicht getan. Wir hätten einfach die Abonnenten der niedergehenden Zeitung mit der ,WAZ' beliefert, dann gäbe es in Essen heute nur noch eine Zeitung, in der fiinftgiößten Stadt der Bundesrepublik, ein, so glaube ich mit vielen, vielen sagen zu können, nicht tragbarer Zustand. Dieser Zustand würde auch für eine ganze Reihe anderer Plätze in unserem Verbreitungsgebiet gelten. Man hat uns eine ganze Zeit lang nicht geglaubt, daß wir auf Jahre oder auf Dauer sogar ein solches Modell realisieren würden, die Jahre, die inzwischen hinter uns gebracht worden sind, haben alle diese manchmal auch von Konkurrenzneid getragenen Kritiker verstummen lassen. Man begreift inzwischen, vor allem auch angesichts der Verbesserungen, daß wir es ernstmeinen mit der medienpolitischen Aufgabe."2 Das in dem Interview mit GROTKAMP erwähnte kartellbehördliche Verwaltungsverfahren gegen die „Westdeutsche Allgemeine Zeitungsverlagsgesellschaft E. Brost & J. Funke mbH & Co." wurde von der Landeskartellbehörde seit Mitte 1976 betrieben. Gegenstand des Verfahrens waren: „ - Anzeigenkombination/tarifeinheitliche Belegung in der WAZGruppe; - besonders niedrige Bezugspreise; - sachliche Anzeigenpreis-Differenzierung; - regionale Anzeigenpreis-Differenzierung; - Anzeigenblatt-Politik."3 Mit Schreiben vom 18. Oktober 1977 teilte die Landeskartellbehörde der WAZ mit, „daß sie das kariellbehördliche Verwaltungsverfahren in bezug auf den Vorwurf der mißbräuchlichen Anzeigenkombination/tarifeinheitliche
'Interview mit Günther GROTKAMP am 11. Januar 1988 GROTKAMP, G. zitiert nach: JANKE, H l980: Riese im Revier. Die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung". In: Thomas, M. W.: Portrlls der deutschen Presse. Politik und Profit. Berlin, S. S3 3 DER MINISTER FÜR WIRTSCHAFT. MITTELSTAND UND VERKEHR DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN (Hg.) 1978: Kartellbericht Nordrhein-Westfalen 1976/1977. Dasseldorf. S. 148
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Belegung in der WAZ-Gruppe als erledigt ansehe."1 Das weiter anhängige Verfahren wegen des Verdachts der mißbräuchlichen Gestaltung der Bezugsund Anzeigenpreise und der mißbräuchlichen Anzeigenblatt-Politik wurde von der Landesbehörde gegen die vom Bundeskartellamt vertretene Aufassung2 am 29. September 1978 eingestellt. Außergewöhnlich deutlich äußerte das Bundeskartellamt seine Meinung zu der Beurteilung des „WAZKomplexes" durch die nordrhein-westffilische Landeskartellbehörde: „Das Bundeskartellamt beobachtet die Entwicklung auf den Zeitungsmärkten mit Sorge. Die Einstellung des Mißbrauchsverfahrens nach § 22 gegen den WAZ-Konzera durch die Landeskartellbehörde Nordrhein-Westfalen hat andere Zeitungskonzeme zu ähnlichem Vorgehen ermutigt.... Das ist insofern bedenklich, als sich die wettbewerbliche Struktur auf den Zeitungsmärkten seit Jahren ständig verschlechtert hat."5 Als weitere grundsätzliche Entscheidung fiel in diesen Zeitraum das Urteil des Bundesgerichtshofes vom 11. März 1977. Der BGH bewertete die Art und Weise der Herausgabe von zwei „WAZ-Anzeigern" als eine „gemeinschaftsschädigende Störung der Wirtschaftsordnung".4 Das Gericht verurteilte die „besonders massive Form"5 des Einsatzes der Anzeigenblätter als Werbemittel für die eigene, örtliche Tageszeitung und unter anderem die stark verbilligten Kombinationstarife für Anzeigen, die in der Tageszeitung und dem Anzeigenblatt gleichzeitig „geschaltet" werden. 6 Das Bundeskartellamt sieht unter anderen in diesem Urteil erstmals „die Aspekte der primär horizontal gerichteten leistungsfremden Behinderungspraktiken... gebündelt und deutlich" hervortreten.7 Deutlich wurden die Aspekte der Kartellbehörden, Wettbewerber und Gewerkschaften in einer „Anhörung von Sachverständigen, von Vertretern von Institutionen und Verbänden zum Thema Pressekonzentration in Nordrhein-Westfalen", die der Hauptausschuß des Landtags NordrheinWestfalen am 29. April 1976 in Düsseldorf durchführte. Gegenstand des 'DER MINISTER FÜR WIRTSCHAFT, MITTELSTAND UND VERKEHR DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN (Hg.) 1978: Kartellbericht Nordrhein-Westfalen 1976/1977. Düsseldorf, S. 149 ^ g l . DEUTSCHER BUNDESTAG. 8. Wahlperiode 1978: Berich! d u Bundeskartellamtes aber seine Tiligkeit im Jahre 1977 sowie Ober Lage und Entwicklung auf seinem Aufgabengebiet ( } 5 0 G W B ) . Drucksache 8/1925, S. 40 f. 'DEUTSCHER BUNDESTAG, 8. Wahlperiode 1979: Bericht des Bundeskartellamtes Ober seine Tätigkeit im Jahre 1978 sowie aber Lage und Entwicklung auf seinem Aufgabengebiet (i 50 GWB). Drucksache 8/2980, S. 30 *vgl. Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht, 1977, S. 668 vgl. auch: Anzeigenblltter als Mittel des Wettbewerbs zwischen Tageszeitungen. In: Archiv für Presserecht, 1977, Nr. 2, S. 293 f f . ^LEHMANN, M. 1979: Die Verteilung von kostenlosen Presseerzeugnissen - insbesondere von Anzeigenblittem - und unlauterer Wettbewerb. In: Fischer, H.-D./Baems, B. (Hg.) 1979: Wettbewerbswidrige Praktiken auf dem Pressemarkt. Positionen und Probleme im internationalen Vergleich. Baden-Baden. S. 80 'vgl. BRUMMUND. P./SCHWINDT, P. 1982: Der Pressemarkt in der Bundesrepublik Deutschland. Öffentliche Aufgabe und privatwirtschaftliche Organisation der Presse. Köln, S. 155 f. 'DEUTSCHER BUNDESTAG. 8. Wahlperiode 1978: Bericht des Bundeskartellamtes aber seine Titigkeit im Jahre 1977 sowie aber Lage und Entwicklung auf seinem Aufgabengebiet (J 50 GWB). Drucksache 8/1925, S. 36
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Herarings waren im wesentlichen Fragen nach den Ursachen der „Konzentrationsbewegungen am nondrhein-westfäli sehen Zeitungsmarkt, insbesondere im Ruhrgebiet und in angrenzenden Gebieten, in den Jahren 1974/75"', aber auch nach möglichen Gründen für eventuell zu erwartende, weitere Konzentrationsbewegungen. Als Vertreter des Bundeskartellamtes nahmen die Direktoren LANZENBERGER und KLAUE, als wissenschaftliche Sachverständige die Professoren ULMER (Heidelberg) und KÜBLER (Frankfurt) sowie der Direktor des Instituts für Zeitungsforschung der Stadt Donmund, KOSZYK, an dem Hearing teil. Der Herausgeber des „Media-Informationswerkes Zeitungsmarkt", KÜHNE, wurde ebenso vom HauptausschuB gehört wie der „Verein RheinischWestfälischer Zeitungsverleger" (VRWZ), der durch die Herren BRINGMANN, GROTKAMP, LENSING-WOLFF, A. NEVEN DUMONT, OPPENBERG und TERHEYDEN vertreten war. Als Vertreter der Journalisten-Organisationen nahmen für den „Rheinisch-Westfälischen Journalisten-Verband" (RWJV) die Herren VILLNOW, KLEIN und BRANDENBURG an der Anhörung teil; für die „Deutsche JournalistenUnion in der IG Druck und Papier, Landesbezirk Nordrhein-Westfalen" (dju) waren die Herren LINDEKEN und KLEINERT sowie Frau BECKER anwesend. Im Rahmen seiner Stellungnahme verlas der Vertreter des VRWZ, A. NEVEN DUMONT, nach kurzen Präliminarien eine Stellungnahme, die er „nicht im eigenen Namen, sondern für meine Kollegen" abgab, weil der Text „ein Vorstandsbeschluß ist und eine andere Gewichtung hat als nur eine Meinung von mir".2 In dieser Stellungnahme des VRWZ-Vorstandes vom 26. April 1976 heißt es unter anderem wörtlich: „Diese publizistische Präsenz und dieses publizistische Engagement haben zwei von den jüngsten Konzentrationsbewegungen betroffene Regionalzeitungen in Dortmund und Essen gegen einen übermächtigen Konkurrenten durchhalten müssen, der aus vielerlei Gründen wesentlich rationeller und kostengünstiger produzieren konnte und sich auf ein kompaktes Vertriebsgebiet konzentrierte. Das hat diese beiden Zeitungen an den Rand der Rentabilität gebracht, zumal Preiskorrekturen auf dem Vertriebssektor nicht möglich waren, solange der fuhrende Konkurrent, der infolge seiner hohen Auflage und seiner Anzeigenpreispolitik günstigere Kostenrelationen hatte, an seinem niedrigen Vertriebspreis festhielt... Dazu ergibt sich im westfälischen Raum und im Ruhrgebiet folgende spezielle Situation: Durch die jüngsten Zusammenschlüsse ist die überragende Stellung der WAZ-Gruppe noch ausgeprägter geworden. Das gilt sowohl im Anzeigen- wie Vertriebsbereich. Darüber hinaus ist dem VRWZ bekannt geworden, daß die WAZ-Gruppe um Zusammenschlüsse mit weiteren Zeitungen bemüht ist. In den letzten Wochen und Monaten ist sie allein an fünf Verlage im westfälischen Raum mit konkreten Angeboten auf Beteiligung herangetreten. Die Verunsicherung der Zeitungsverlage in Nordrhein-Westfalen geht weit 'LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN, 8. Wahlperiode 1976: HtupuusschuB. Protokoll der 7. Sitzung. 29. April 1976. Autschußprotokoll 8/228, S. 1 2 NEVEN DUMONT, A. 1976: o.T. In: Landtag Nordrhein-Westfalen. 8. Wahlperiode: HauptausschuB. Protokoll der 7. Sitzung. 29. April 1976. AusschuBprotokoll 8/228. S. 22
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über diesen Bereich hinaus. Sie wird durch die Fortsetzung und Ausdehnung der bereits erwähnten Vertriebs- und Anzeigenpreispolitik der WAZ-Gruppe zusätzlich verstärkt1 Von dieser Stellungnahme distanzierte sich der ebenfalls als VRWZ-Vertreter anwesende Geschäftfsührer der „Zeitungsgrappe WAZ", GROTKAMP: „Wir sind selbst bei der Erarbeitung der Stellungnahme des Verbandes nicht hinzugezogen worden. Ich stand zwar auf der Liste deijenigen. die den Verband vertreten sollten, wurde aber am Montag nicht eingeladen, an der Erarbeitung mitzuwirken.2 Die folgende, ungewöhnliche - weil im Rahmen eines öffentlichen parlamentarischen Hearings geführte - Auseinandersetzung zwischen den beiden VRWZ-Vertretern GROTKAMP und LENSING-WOLFF gibt das Organ des „Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger" (BDZV), „ZV + ZV", wie folgt wieder „Zwischen Grotkamp und dem Verleger der Dortmunder ,RuhrNachrichten', Florian Lensing-Wolff, kam es bei der Anhörung in der Sache zu harten Auseinandersetzungen. So warf Lensing-Wolff dem WAZ-Verlagschef falsche Aussagen vor. Er erinnerte daran, daß der sogenannte .Tausenderpreis' im Anzeigengeschäft in der Regel um so niedriger werde, je höher die Zeitungsauflage sei. In Gelsenkirchen jedoch, ,um ein Beispiel zu nennen', wo die WAZ mit etwa 50 000 Exemplaren eine Monopol-Stellung hat, verlange sie einen .Tausenderpreis' von 4,25 Mark. In Gelsenkirchen-Buer, wo die WAZ nur auf 16 000 Exemplare komme und mit der örtlichen Buerschen Zeitung in Konkurrenz liege, verlange sie mit 4,14 Mark einen deutlich niedrigeren Anzeigenpreis. Im mehrstündigen Frage- und Antwortspiel der Anhörung wurde ,WAZ'-Verlagsdirektor Grotkamp mehrfach angesprochen auf den Vorwurf, sein Verlag betreibe einen Verdrängungswettbewerb. Grotkamp wies diese Vorwürfe resolut zurück, so habe man mit der Hagener .Westfalenpost' vor deren Anschluß an die ,WAZ'-Gruppe Uberhaupt nicht konkurriert. Das Problem der .Neuen Ruhr Zeitung' sei gewesen, daß sie dort Auflage gemacht habe, ,wo kein Anzeigengeschäft stattfindet' und dort keine tragfahige Auflage habe erzielen können, wo es ein Anzeigengeschäft zu machen galt. Grotkamp dementierte energisch, mit dem Verlag W. Girardet über einen Tausch von zwei ,NRZ'-Ausgaben (Krefeld und Wuppertal) gegen die von Girardet herausgegebenen .Düsseldorfer Nachrichten' verhandelt zu haben. Grotkamp: J)a ist nichts dran.' Er bestätigte aber die Bemühungen der ,WAZ' um weitere Kooperationen im südwestfälischen Raum. Grotkamp unterstrich die publizistische
'VEREIN RHEINISCH-WESTFÄLISCHER ZEITUNGSVERLEGER E. V. 1976: Stellungnahme des VRWZ-Vorstandes. In: Landtag Nordrhein-Westfalen, 8. Wahlperiode: HauptausschuB. Protokoll der 7. Sitzung. 29. April 1976. AusschuBprotokoll 8/228, Anlage 1. S. 3 f. GROTKAMP. G. 1976: o.T. In: Landtag Nordrhein-Westfalen, 8. Wahlperiode: HaupuusschuB. Protokoll der 7. Sitzung. 29. April 1976. AusschuBprotokoll 8/228, Anlage 1, S . 3 4
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Selbständigkeit der jetzt zur .WAZ'-Gnippe gehördenden Blätter, die vertraglich garantiert und abgesichert sei."1 Eine erste Annäherung zwischen der WAZ und dem Verleger der Wettbewerbs-Zeitung im östlichen Ruhrgebiet („Ruhr-Nachrichten"), Florian LENSING-WOLFF, kam im Zentrum des WAZ-Verbreitungsgebietes, in Essen, zustande. Die Bezirksausgabe der „Ruhr-Nachrichten" für das Stadtgebiet Essen, diese erschien unter dem Kopf „ E s s e n e r Tageblatt", wurde 1977 bei einer verkauften Auflage von 13 417 (IV. Quartal 1977) Exemplaren vom Verlag eingestellt Zum gleichen Zeitpunkt verkauften WAZ und NRZ in Essen zusammen 139 89S Exemplare. Die Verlagsleitung der „Zeitungsgruppe WAZ" übernahm bereits am Tage nach der Einstellung der Bezirksausgabe den Titel „Essener Tageblatt" und gibt seit dem 1. Januar 1978 unter diesem Titel eine Tageszeitung für Essen heraus, deren Mantel von den „Ruhr-Nachrichten" geliefert wird und deren Lokalteil mit dem der WAZ-Ausgabe Essen identisch ist. Dem entsprechend erhöht sich die verkaufte Auflage der „Zeitungsgruppe WAZ" in Essen auf 169 486 verkaufte Exemplare im vierten Quartal 1978. Die Landeskartellbehörde erkannte in diesem „Appendix" 2 keinen Grund für ein kartellbehördliches Einschreiten, da eine „kartellrechtswidrige Gebietsabgrenzung zwischen den Wettbewerbern" nicht nachzuweisen sei.3 Bereits zum 1. Januar 1977 hatte die Verlagsleitung der „Zeitungsgruppe WAZ" entschieden, die zum Jahresende 1976 eingestellte Lokalausgabe der „Ruhr-Nachrichten" in Mülheim an der Ruhr durch eine neue, selbständige Lokalausgabe der „Neuen Ruhr Zeitung" zu ersetzen sowie die im Einzugsbereich des Düsseldorfer Südens erscheinende Ausgabe der „Neuen Rhein Zeitung" ab dem 16. April 1977 um einen gesonderten Lokalteil für die Städte Hilden, Langenfeld und Monheim zu erweitem. Auch bei den Anzeigenblättern, die im gemeinsamen Verbreitungsgebiet von Zeitungen der „Zeitungsgruppe WAZ" und der „Ruhr-Nachrichten" von beiden Verlagshäusern verbreitet werden, gab es eine Annäherung, die in der Gründung des Gemeinschaftsunternehmens „Ostruhr-Anzeigenblattgesellschaft mbH & Co. KG" (ORA) mit Sitz in Lünen i. W. am 1. Januar 1978 ihr vorläufiges Ende fand. Beteiligte an dem Gemeinschaftsunternehmen sind gemäß § 23 Absatz 2 Satz 3 GWB zu je 50 Prozent der „Zeitungsverlag Westfalen GmbH & Co. KG", Essen, und die „Ruhr-Nachrichten Verlagsgesellschaft mbH & Co.", Dortmund. Vor dem Hintergrund dieser Kooperationen wurden die „großen" Rechtsstreitigkeiten zwischen den beiden Verlagshäusern weitestgehend beigelegt. Rechtliche Auseinandersetzungen auf nachgeordneten Ebenen der wettbewerblichen Auseiandersetzung dauern bis zum heutigen Tage an und finden allenfalls in bereits vorliegenden Urteilen von höherinstanzlichen Gerichten ihre Schranken.
'RICHTER, H. 1976: öffentliches Hearing zur Pressekonzentration in Nordrhein-Westfalen. In: ZV + ZV, H. 19/1976, S. 642 \ANDESPRESSE UND INFORMATIONSAMT NORDRHEIN WESTFALEN 1983: MedienatUs Nordrhein-Westfalen. Grundlagen der Kommunikation. Bochum. S. 181 'DER MINISTER FÜR WIRTSCHAFT, MITTELSTAND UND VERKEHR DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN (Hg.) 1978: Kaitellbericht Nordrhein-Westfalen 1976/1977. Düsseldorf, S. 156
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Vorläufer der ORA, bezogen auf die ausschließlich WAZ-eigenen Anzeigenblätter, war die „Westdeutsche Verlags- und Werbegesellschaft mbH", Essen, in der die „Zeitungsgruppe WAZ" ihre bis zum 1. Januar 1977 bereits existierenden Anzeigenblätter unter einem, auch als Verlag und Herausgeber verantwortlichen, Dach zusammenfaßte. Ein logistisches Problem, aus der Zusammenfassung von vier Zeitungstiteln entstehend, stand ebenfalls in den Jahren 1976/1977 zur Entscheidung an: der Einsatz neuer Redaktions-Technologien. Es galt die bereits positiven Erfahrungen aus der Redaktion der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" auch in den drei anderen Redaktionen umzusetzen. Als erstes bot sich dafür die NRZ an, da bei dieser existierende Verträge in einem absehbaren Zeitraum ausliefen. GROTKAMP erinnerte sich später an diese Entscheidung und die mit ihr verbundenen Auswirkungen: „Am 1. Januar 1976 realisierten wir mit Zustimmung des Kartellamts den Zusammenschluß WAZ/NRZ. Und wir standen danach vor folgenden Fragen, die sich mit der technischen Herstellung der 16 Ausgaben der NRZ befaßten. Wir mußten uns fragen, ob wir die in unserem Verbund übernommenen Ausgaben der NRZ redaktionell und technisch, wie bisher im Hause des Springer-Verlages in Essen herstellen lassen sollten. Die alte Verlagsgesellschaft hatte einen seit einer Reihe von Jahren bestehenden Vertrag. Oder sollten wir die Ausgaben redaktionell und technisch wie bisher, jedoch im eigenen Betrieb herstellen? Oder die dritte Frage: kommt für die Herstellung der Ausgaben der NRZ in unserem Betrieb die neue Technologie in Frage? Nachdem die zuerst gestellte Frage zu verneinen war, weil wir zu keinem neuen Herstellungsvertrag mit den Herren des Springerverlages kamen, war die zweite Frage zu ergänzen. Das brachte uns auf die Suche nach einer Antwort auf die letzte Frage. Und wir mußten, da die technische Herstellung der NRZ wegen Auslaufens des Druckvertrages Ende dieses Jahres umzustellen war, schließlich fragen, ob die NRZRedaktionen wie bisher die Texte erarbeiten und unserer Technik zur Weiterverarbeitung im herkömmlichen Verfahren übermitteln sollten. Oder sollten die NRZ-Redaktionen wie bisher die Texte erarbeiten und sie in unserer Technik zur Weiterverarbeitung im Lichtsatz übermitteln, soll also zugleich der Lichtsatz eingeführt werden? Oder empfiehlt sich sowohl die Elektronisierung der NRZ-Redaktion und die Einführung des Lichtsatzes? Nun muß man wissen, daß unsere WAZ-Zentralredaktion seit fünf Jahren positive Erfahrungen mit einem damals von Krantz und von uns entwickelten Redigiersystem gemacht hat, das allerdings den heute angebotenen Redigiersystemen in Hard- und Software das Wasser nicht reichen kann. Pilotfunktion hatte das System von Krantz allerdings. Von den guten Erfahrungen, die wir im WAZ-Bereich gemacht haben ausgehend,
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entschlossen wir uns zu folgenden Maßnahmen, die dann in verschiedenen Phasen ablaufen. Die erste Phase sieht die Einführung eines Redigiersystems („Harris 2550-Redaktions-System", d. Verf.) für die NRZZentralredaktion und die Installierung nur steckerabhängiger VideoSchreibmaschinen („Hanis 1700 Video-Eingabeterminals", d.Verf.) mit e i n g e s c h r ä n k t e n , d e n n o c h aber bedarfsgerechten Redigiermöglichkeiten in allen 16 NRZ-Lokalredaktionen in diesem Jahr 1977 vor. Wir erwarben hierzu das neue Harris-System mit 20 Schreibmaschinen für die Zentralledaktionen und etwa 60 Geräten von Hewlett-Packard; das sind die weniger bequemen, weniger weitreichenden Redigiergeräte, deren Software von Hewlett-Packard und uns weiterentwickelt worden war. Femer kam dazu ein Übertragungssystem, das auch nachher noch eine Rolle spielt in meinen Darlegungen, es betrifft den elektronischen Transport der Redaktionsmanuskripte von den NRZ-Lokalredaktionen in das in Essen auszubauende Harris-System, das Lichtsatzsystem Harris 7400 CRT und ein Kunststoffiplattensystem. Außerdem beschlossen wir als zweite Phase die Umstellung der WAZZentralredaktion in Essen auf die neue Technik und das beschriebene System mit entsprechender Umstellung der rheinischen WAZLokalredaktionen in 1978, wofür etwa dreißig, so schätzen wir, dreißig HP-Video-Schreibmaschinen erforderlich werden, und außerdem die Ausgabe der entsprechenden Satzmengen im Lichtsatz. Als dritte Phase schließlich sehen wir den Aufbau eines zweiten, im wesentlichen gleichartigen Systems für die Redaktion der Westfälischen Rundschau in Dortmund und die Lokalredaktionen der Westfälischen Rundschau, etwa dreißig, und für nochmals 16 Lokalredaktionen der Westfalenpost vor. Hinzu kamen auch noch dort die westfälischen Ausgaben der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Diese Maßnahmen, die Phasen zwei und drei, werden wir realisieren in 1978, so daß damit dann die elektronische Manuskripterfassung in drei Zentralredaktionen und in über 90 Lokalredaktionen und die Ausgabe aller redaktionellen Texte - im Unterschied zu Anzeigentexten - bis Ende 1978 vollzogen sein werden. Was bewog uns nun zu dieser relativ rasanten Entwicklung, deren Verwirklichung noch in diesem Monat beginnt, da Harris die ersten Ausbaustufen bereits in den nächsten Tagen anliefern wird? Es war nicht, was ich hier betonen möchte, der durch das Auslaufen des Herstellungsvertrages mit dem Hause Springer bedingte Zeitdruck, der uns dazu trieb, denn wir planten vorsorglich alternativ auch den Ausbau unserer Bleisatzkapazitäten.
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Und die Kündigung und der Termin 31.12.77 setzten uns lediglich dem Zwang aus, jetzt zwischen der neuen Technik oder dem Aufbau alter Bleisatzkapazitäten zu entscheiden. Es gab andere, für uns zwingend erscheinende Gründe, die diese Entwicklung bedingt haben. Im redaktionellen Bereich zunächst. Der Transport der Manuskripte, bei der Struktur unserer Zeitung ein großes Problem, deren Ausgaben ja an der hessischen Grenze im Südosten und im Nordwesten an der holländischen Grenze erscheinen, ließ sich im Zuge der Elektronisierung der Zeichenerfassung unerhört beschleunigen und natürlich auch verbilligen. Vor allem werden die von Essen, Bochum, Dortmund, das sind unsere drei Satzplätze, räumlich weit entfernten Lokalredaktionen der NRZ, der Westfalenpost und der Westfälischen Rundschau stark begünstigt. Die lokalen Ausgaben der WAZ liegen zentral im Ruhrgebiet, also im Zentrum unseres Verbreitungsgebietes. Mit fortschreitender Aktualität, die wir bezwecken mit der Einführung des neuen Systems, wird sich auch die Wettbewerbsfähigkeit dieser sehr peripher angelegten einzelnen Ausgaben steigern lassen, die sich im lebhaften Wettbewerb dort mit zum Teil recht starken Marktpartnem befinden."1 Und vor dem gleichen Forum weist der langjährige Chefredakteur der „Neuen Ruhr Zeitung/Neuen Rhein Zeitung", FEDDERSEN, auf die innerredaktionellen Widerstände bei der Einführung der neuen Technologien in „seiner" Redaktion hin: „Es wäre völlig falsch, zu leugnen, daß es in der Anfangsphase bei dem Gros der Redakteure Sorgen, Nöte, Besorgnisse, Ängste gegeben hat. Von Euphorie konnte überhaupt keine Rede sein. Ich kenne niemanden, der in Bezug auf diese elektronischen Systeme nun euphorisch gestimmt wurde. Aber, und ich meine, da hat ja bei uns die Arbeit begonnen, und da kann man nicht sagen, das ist die Arbeit des Verlages oder der Redaktion, das muß gemeinsam gemacht werden, die Motivation und die Beseitigung der Angstschwelle."2 Der Einsatz neuer Technologien blieb bei der „Zeitungsgruppe WAZ" jedoch nicht auf die Redaktion beschränkt. Seit 1978 erfolgt der Vertrieb der Zeitungen EDV-unterstützt. Alle größeren und viele mittelgroße Geschäftsstellen der Zeitungsgruppe sind per Standleitung mit der Essener Zentrale verbunden. Mit Hilfe der EDV ist es gelungen, sowohl die Betreuung der Abonnenten zu optimieren wie auch Verluste beim Einzelverkauf (Remittenden) zu minimieren. 'GROTKAMP, G. 1977: o.T. In: o.V.: Hamburger Medientage '77. Ein Parlament der Informationsfreiheit. Die Zukunft der Zeitung. Die Dokumentation der Hamburger MedienUge'77 vom 24. Mai bis 26. Mai 1977. Hamburg, S. 245 ff. 2 FEDDERSEN, 1. 1977: o.T. In: o.V.: Hamburger Medientage'77. Ein Parlament der Informationsfreiheit. Die Zukunft der Zeitung. Die Dokumentation der Hamburger MedienUge '77 vom 24. Mai bis 26. Mai 1977. Hamburg, S. 265
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Der zentralistisch organisierte Aufbau der „Zeitungsgruppe WAZ", die „kein Verlag mehr im herkömmlichen Sinne, sondern eine Service-Zentrale in Zeitungsangelegenheiten" 1 ist, hatte eine Ausweitung der Aufgaben der eigentlichen Zentrale in Essen zur Folge. Dieser Aufgabenausweitung folgte eine - wenn auch begrenzte - Personalaufstockung in Essen. Der im „alten" Verlags- und Redaktionsgebäude an der Ecke Friedrichstraße/Sachsenstraße in Essen vorhandene Platz konnte bei weitem nicht den Platzbedarf decken. Gegenüber dem existierenden Verlagsgebäude entstand aus Gründen der Raumnot Mitte des Jahres 1978 „ein repräsentativer Neubau, der durch eine .Beamtenlaufbahn' mit dem Siteren Gebäude verbunden wurde."2 Kurz vor dem Jahreswechsel erwarb die WAZ außerdem „das unmittelbar benachbarte, langgestreckte Welt-Gebäude an der Sachsenstraße, einst Verlagshaus der .Rheinisch-Westfälischen Zeitung', der großen Vorkriegs-Zeitung an Rhein und Ruhr." 3 Eine weitere rechtliche Auseinandersetzung grundsätzlicher Natur gab es in der zweiten Jahreshälfte 1977: „Das Bundeskartellamt hatte in mehreren Bekanntmachungen von Zusammenschlüssen im Bundesanzeiger die Unternehmen des Konzerns der Westdeutschen Allgemeinen Zeitungsverlagsgesellschaft (WAZ) als von den beiden Eignerfamilien Brost und Funke abhängig dargestellt. In der Darstellung waren die beiden Familienstämme, von denen jeder zu 50 % an den beiden Konzemobergesellschaften WAZ E. Brost & J. Funke GmbH & Co. KG und E. Brost & J. Funke GmbH & Co. KG beteiligt ist, als Unternehmen bezeichnet worden. Die Beschwerde der beiden genannten Obergesellschaften wegen der nach ihrer Auffassung unrichtigen und belastenden Darstellung wurde vom Kammergericht als unbegründet zurückgewiesen."4 Das Bundeskartellamt wies in seinem Tätigkeitsbericht für das Jahr 1978 auch auf die Entscheidungsgründe für das kammergerichtliche Urteil hin: „Das Kammergericht sah den Inhalt der Bekanntmachungen jedoch als zutreffend an. Die Entscheidung bringt für die Fusionskontrolle wesentliche Aufschlüsse zum Untemehmensbegriff und zur Frage der gemeinsamen Beherrschung. Das Gericht geht für die Anwendung des § 23 von einem eigenständigen Untemehmensbegriff aus. Natürliche Personen oder Familienstämme sind danach als Unternehmen anzusehen, wenn sie an mehreren Unternehmen beteiligt sind und sich über die bloße Absicht der privaten Kapitalanlage hinaus im Geschäftsverkehr durch die Beteiligungsunternehmen betätigen. Das ist z.B. anzunehmen, wenn die Personen bzw. Personengruppen als Geschäftsführer tätig sind oder über die gesellschaftsvertraglich abgesicherte Möglichkeit der Geschäftsführung verfügen. Aufgrund der
'BROICHHAUSEN, K. 1976: Das WAZ-Modell für Blätter unterschiedlicher Couleur. In: Edit, H. 1/76, Februar 1976, S. 20 NEY, E. O.J.: Alles aus dem Nichts. Geschichten aus der WAZ Geschkhte o.O. (Essen), S. 87 3 NEY, E. o.J.: Alles aus dem Nichts. Geschichten aus der WAZ-Geschkhte. o.O. (Essai). S. 87 'DEUTSCHER BUNDESTAG, 8. Wahlperiode 1979: Bericht des Bundeskartellamtes aber seine TItigkeit im Jahre 1978 sowie über Lage und Entwicklung auf seinem Aufgabengebiet (5 30 GWB). Drucksache 8/2980, S. 83 2
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paritätischen Beteiligung der beiden Familienstämme an jeweils beiden Konzernobergesellschaften nimmt das Gericht weiterhin eine Abhängigkeit im Sinne des § 17 AktG zwischen den Familienstämmen einerseits und den Konzerngesellschaften andererseits an. Die auf Dauer gesicherte Möglichkeit der mehrheitlichen Einflußnahme durch beide Familienstämme zusammen sieht das Kammergericht gegeben, da in den Gründungsverträgen der Konzernobergesellschaften durch bestimmte Vorkehrungen jedem der beiden Familienstämme auf Dauer gleicher Einfluß auf die Entscheidungen der Gesellschaften eingeräumt worden ist. Die nach dem Willen der Gesellschaftsgründer sich neutralisierenden Einflußmöglichkeiten beider Familienstämme auf beide Gesellschaften seien nicht Ausdruck einer Konfliktstrategie, sie sollten vielmehr die Verfolgung eines gemeinsamen unternehmerischen Konzeptes bei der Ausübung der Gesellschaftsrechte sicherstellen. Eine einheitliche Willensbildung durch beide Familienstämme gegenüber den beiden Obergesellschaften sei daher beständig gesichert. Gegen die Entscheidung ist Rechtsbeschwerde eingelegt worden."' Der Bundesgerichtshof hat im Jahre 1979 das Urteil des West-Berliner Kammergerichts in seinen Grundzügen bestätigt und die Rechtsbeschwerde der beiden Konzern-Obergese 11 sc haften abgewiesen. Wenige Wochen vor Vollendung seines 75. Geburtstages am 29. Oktober 1978 zog sich der Lizenzträger, langjährige Chefredakteur und Geschäftsführer der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" bzw. der „Zeitungsgruppe WAZ", Erich BROST, aus dem aktiven Geschäftsleben zurück. Sein Nachfolger als Repräsentant der „Brost-Familie" (-Gesellschafter) in der paritätisch ausgeübten Geschäftsführung wurde der Rechtsanwalt Erich SCHUMANN. In diese Zeitphase fiel eine lokale wettbewerbliche Auseinandersetzung im Verbreitungsgebiet der „Westfälischen Rundschau", die im Bericht der Bundesregierung über die Erfahrungen mit der Presse-Fusionskontrolle dokumentiert ist: „Das .Altenaer Kreisblatt' erscheint mitten im Verbreitungsgebiet der Zeitungen der WAZ-Gruppe. In Altena selbst erscheint mit eigener Lokalausgabe die zur WAZ-Gruppe gehörende .Westfälische Rundschau*. Das .Altenaer Kreisblatt4 ist im lokalen Markt Altena mit Abstand Erstzeitung. Mit einem Erbgang zusammenhängende Schwierigkeiten haben dazu geführt, daß die Zeitung in die Verlustzone gekommen ist. Die Beteiligung der Griebsch KG hat zu verstärkten Wettbewerbsmaßnahmen der .Westfälischen Rundschau' in Altena geführt. So wurde die Lokalredaktion der .Westfälischen Rundschau' personell verstärkt und eine intensive Abonnentenwerbung von Haus zu Haus betrieben. Im lokalen Markt Altena herrscht wesentlicher •DEUTSCHER BUNDESTAG. 8. Wahlperiode 1979: Bericht des Bundeskartellamtes Uber seine Tltigkeit im Jahre 1978 sowie Ober Lage und Entwicklung auf seinem Aufgabengebiet (} 50 GWB). Drucksache 8/2980, S. 83
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Wettbewerb. Die Position der kleinen Lokalzeitung wird im Wettbewerb mit dem großen Zeitungskonzem durch die Beteiligung des mittleren Zeitungsuntemehmens Griebsch gestärkt Es ist nicht zu verkennen, daß durch den Zusammenschluß eine bisher in ihrem lokalen Teil eigenständige kleine Tageszeitung ihre vollständige Selbständigkeit aufgibt. Die Zeitung wird aber nicht dem Verbreitungsgebiet einer benachbarten großen Zeitung einverleibt. Diese neue Marktsituation läßt erwarten, daß das Altenaer Kreisblatt' als relativ eigenständige Lokalzeitung geführt wird und daß der lokale Markt Altena als Wettbewerbsmalta erhalten bleibt"1 In den Zeitraum 1979 fielen weitere Beteiligungen der WAZ. Im Rahmen der diversifizierenden Industriebeteiligungen übernahm die WAZ-KonzernObergesellschaft eine Mehrheitsbeteiligung an der Firma „Tack & Gabel GmbH & Co. KG" in Wuppertal-Ronsdorf. Martin BROST erwarb seinerseits im Frühjahr 1982 die Minderheitsbeteiligungen von A. CZERNY und D. M. PETRI an den beiden Münchner Vertagen „PC Moderner Verlag GmbH" und der Tochtergesellschaft „MZV Moderner Zeitschriftenvertrieb GmbH", Eching, - an denen er schon vorher 70 Prozent der Anteile gehalten hatte - sowie an der, JV Journal Verlag GmbH".2 Der „PC Modemer Verlag" gibt verschiedene „Special-Interest" Zeitschriften, darunter die „PhotoRevue", heraus. Vom MZV wurden die deutschen Ausgaben der Publikumszeitschriften „Penthouse", „Cosmopolitan" und das Umweltmagazin „natur" auf dem Markt eingeführt. In den Jahren 1981/1982 erwarb Martin BROST, so das Bundeskartellamt in seinem Tätigkeitsbericht, Beteiligungen an der „Bielefelder Verlagsanstalt KG", die die Zeitschrift „fono forum" herausgibt sowie an der .Josef Keller GmbH & Co. Verlags KG" in Starnberg, die die Zeitschrift „Klangbild" publiziert.3 Die „E. Brost und J. Funke GmbH & Co. KG" sowie die „Welt am Sonnabend GmbH" erwarben zur gleichen Zeit die Rechte an der bisher vom „Limpert-Verlag GmbH", Bad Homburg, herausgegebenen Zeitschrift „Tennis Revue". Es wurde geplant, den Titel ab 1. Oktober 1982 in dem Düsseldorfer Verlag erscheinen zu lassen. Die im 106. Jahrgang im Paul Flothmann-Verlag in Essen-Kettwig erscheinende „Kettwiger Zeitung" (Auflage: 4 900 Exemplare) stellte zum 30. Juni 1980 ihr Erscheinen ein. Die bereits zu diesem Zeitpunkt eng mit der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" kooperierende Lokalzeitung wurde vom 1. Juli 1980 durch eine WAZ-Bezirksausgabe ersetzt. Bereits zum 1. August 1979 stellte das „Sauerländische Volksblatt", das in Olpe mit einer Auflage von 2 600 Exemplaren herausgegeben wurde, sein Erscheinen ein. Bereits vor der Einstellung hatte die „Westfalenpost" dieser Zeitung den Mantel geliefert. Zum Jahreswechsel 1980/1981 gibt die Geschäftsführung der „Zeitungsgruppe WAZ" bekannt, daß zum 31. Dezember 1980 die 'DEUTSCHER BUNDESTAG, 8. Wahlperiode 1978: Bericht der Bundesregierung Aber die Erfahrungen mit der Fusionskontrolle bei Presseuntemehmen. Drucksache 8/2265, S. 6 f. DEUTSCHER BUNDESTAG, 8. Wahlperiode 1978: Bericht der Bundesregierung Ober die Erfahrungen mit der Fusionskon trolle bei Presseuntemehmen. Drucksache 8/2265, S. 19 'DEUTSCHER BUNDESTAG, 10. Wahlperiode 1983: Bericht des Bundeskartellamtes Uber seine Tlligkeit in den Jahren 1981/1982 sowie über Lage und Entwicklung auf seinem Aufgabengebiet (5 50 GWB). Drucksache 10/243, S. 170
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Gemeinschafts-Bezirksausgabe Hamm der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" und der „Westfälischen Rundschau", die Bezirksausgaben Krefeld und Wuppertal der „Neuen Ruhr Zeitung/Neuen Rhein Zeitung" und die Bezirksausgaben Ahlen, Gelsenkirchen und Bochum-Wattenscheid der „Westfälischen Rundschau" aus „zwingenden wirtschaftlichen Interessen"1 eingestellt würden. Neu gegründet wurden zum 2. Januar 1981 eine Bezirksausgabe der NRZ für Rheinberg (Kreis Wesel) und eine Beziiksausgabe der „Westfälischen Rundschau" für Selm/Bciken. Die NRZ Ausgabe Krefeld hatte im vierten Quartal 1980 eine verkaufte Auflage von 5 611, die Ausgabe Wuppertal von 9 012 Exemplaren. Zum gleichen Zeitpunkt stellte der Verlag der „Westdeutschen Zeitung" seine Bezirksausgaben in Gevelsberg („WZ Gevelsberg-Ennepetaler Zeitung") mit einer verkauften Auflage von 8 860 Exemplaren (IV. Quartal 1980) und in Schwelm („WZ Schwelmer Zeitung") mit einer Auflage von 5 144 Exemplaren ein, obwohl sich die beiden Ausgaben im südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis in der Erstanbieter-Position befanden. In dem Gebiet aus dem sich die „Westdeutsche Zeitung" zurückzog, wurde - unter Einschluß der Stadt Ennepetal - eine neue Bezirksausgabe der „Westfalenpost" gegründet. Von den Einstellungen der Bezirksausgaben der Zeitungen der „Zeitungsgruppe WAZ" mußte rein faktisch überwiegend der Verlag der „Westdeutschen Zeitung", von der Einstellung der Bezirksausgaben dieses Verlages überwiegend die „Zeitungsgruppe WAZ" profitieren. Noch bevor die Einstellung der Bezirksausgaben publik wurde, leitete der nordrheinwestfälische Minister für Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr in seiner Eigenschaft als Landeskartellbehörde ein kartellrechtliches Verwaltungsverfahren wegen des Verdachts unzulässiger Gebietsansprachen ein. Da sich dieser Verdacht im Rahmen der Ermittlungen der Behörde nicht verfestigen ließ, wurde das Verfahren im März 1981 eingestellt. Der Geschäftsführer der „Zeitungsgruppe WAZ", GROTKAMP, betont in einer Betrachtungsweise mit rund acht Jahren Abstand zu den damaligen Entscheidungen2, daß es trotz eines massiven Finanzeinsatzes seitens des Verlages insbesondere für die NRZ-Ausgabe in Wuppertal über einen längeren Zeitraum nicht gelungen sei, die Auflage dort merklich zu steigern. Seit dem 1. Januar 1981 erscheint zudem die „Westfalenpost" wieder mit einem in eigener Zentralredaktion erstellten Zeitungsmantel. Die redaktionelle Kooperation mit der „Kölnischen Rundschau", die aus dem seinerzeitigen Bruch der Kooperation der „Westfalenpost" mit den „Ruhr-Nachrichten" entstanden war, wurde nur noch partiell genutzt. Es wurden einzelne Artikel und Teile der Wochenend-Beilage übernommen. Im Jahre 1983 wurde der Zuliefer-Vertrag mit dem Verlag der „Kölnischen Rundschau", der ursprünglich eine Laufzeit bis 1987 hatte, endgültig gelöst. SCHÜTZ beurteilt die Entwicklung zu Beginn der achtziger Jahre durchaus positiv, wenn er in seiner regelmäßig erscheinenden Bilanz schreibt: „In allen Großstädten des Ruhrgebietes (außer Mülheim und Recklinghausen) werden nunmehr Stadtteilausgaben von .Westdeutscher Allgemeiner' und/oder .Westfälischer Rundschau' 'o.V. 1981: Neue» Kulellverfihren gegen die WAZ. In: Medi» Perspektiven, H. 1/81, S. 73 ^Interview mit Gunther GROTKAMP un 4. Jaiutr 1988
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bzw. ,NRZ* angeboten, und außerhalb des Ruhrgebietes wurden ,zu groß geschnittene' Bezirksausgaben aufgeteilt" 1 Im Sommer 1982 wurde die Absicht der Verlagsleitung des „Zeitungsverlages Niederrhein GmbH & Co. KG" bekannt, die in diesem Verlag bisher eigenständig erscheinenden Bezirksausgaben DuisburgRheinhausen und Duisburg-Homberg der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" und der „Neuen Ruhr Zeitung/Neuen Rhein Zeitung" aufgeben zu wollen; in den beiden Duisburger Stadtteilen sollte stattdessen zukünftig nur jeweils eine Bezirksausgabe erscheinen. Die Lokalberichterstattung der beiden Zeitungen solle zwar nach wie vor in zwei getrennten Redaktionen erfolgen, so die Planungen des Verlages, die Stadtteil-Berichterstattung werde allerdings zusammengelegt So erstellte die NRZ-Redaktion Duisburg künftig die Stadtteil-Ausgabe Duisburg-West und die Duisburger WAZRedaktion der Stadtteil-Ausgabe Duisburg-Nord. Der Minister für Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen prüfte in seiner Eigenschaft als Landeskartellbehörde zwar die Planungen der „Zeitungsgruppe WAZ", sah aber in den Absichten des ZVN keinen Grund nach § 1 GWB einzuschreiten, ,4a der Einstellungsbeschluß nicht auf einem autonomen Handeln zweier Unternehmen (beruhe, d. Verf.), sondern ... eine interne Entscheidung des Zeitungsverlages Niederrhein ... (darstelle, d. Verf.), der kartellrechtlich unerheblich" sei.2 Mit Wirkung vom 4. Januar 1983 erwarb die „Westdeutsche Allgemeine Zeitungsverlagsgesellschaft E. Brost & J. Funke GmbH & Co." eine 24,8 prozentige Beteiligung am „Zeitungsverlag Iserlohner Kreisanzeiger und Zeitung GmbH & Co. KG" und deren Komplementär-GmbH. Die von dem in Iserlohn ansässigen Verlag herausgegebene Tageszeitung hatte zum Zeitpunkt der Beteiligung eine verkaufte Auflage von 24 84S Exemplaren (IV. Quartal 1982). Wettbewerber im Verbreitungsgebiet der Erstzeitung „Iserlohner Kreisanzeiger und Zeitung" (IKZ) sind die „Westfälische Rundschau" und die „Westfalenpost". Das Bundeskartellamt sah einen Tatbestand nach § 23 Absatz 2 Nr. 2 Satz 4 GWB als erfüllt an und griff den Vermögenserwerb kartellbehördlich auf. Da die Gesellschafterverträge nach Ansicht des Bundeskartellamtes dem WAZ-Verlag „umfangreiche Sperrechte gegen Grundlagenentscheidungen der Gesellschaft, gegen bestimmte Geschäftsführungsmaßnahmen und gegen Wahl und Abberufung der Geschäftsführung sowie Mitwirkungsrechte an allen über den gewöhnlichen Betrieb hinausgehenden Geschäftfsührungsmaßnahmen" 3 gewährten, ging das Berliner Amt von einem Zusammenschluß im Sinne der oben genannten Gesetzesbestimmung aus. Der Zusammenschluß ließ nach Überzeugung der Behörde „die Entstehung einer marktbeherrschenden Stellung des .Iserlohner Kreisanzeigers' auf dem Abo-Zeitungsmarkt im
'SCHÜTZ, W. J. 1981: Deutsche Tagespresse 1981. In: Media Perspektiven. H. 9/81, S. 655 2 DER MINISTER FÜR WIRTSCHAFT, MITTELSTAND UND VERKEHR DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN (Hg.) 1984: Kartellbericht Nordrhein-Westfalen 1982/1983. Düsseldorf, S. 122 'DEUTSCHER BUNDESTAG, 10. Wahlperiode 1985: Bericht des Bundeskartellamtes Uber seine Titigkeit in den Jahren 1983/1984 sowie aber Lage und Entwicklung auf seinem Aufgabengebiet (J 50 GWB). Drucksache 10/3550, S. 100
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Landkreis Iserlohn erwarten."1 Da das Kartellamt darüber hinaus von einer Verstärkung der überragenden Stellung der „Zeitungsgruppe WAZ" in den banachbarten Kreisen Hagen und Menden ausging, kündigte sie eine Untersagung des Zusammenschlusses an. Im Tätigkeitsbericht des Bundeskartellamtes werden die Konsequenzen aus dieser Ankündigung wie folgt beschrieben: „Die beteiligten Unternehmen haben daraufhin erklärt, ihre Verbindung unter die ZusammenschluBschwelle des § 23 Abs. 2 Nr. 2 Satz 4 zurückzuführen. Diese Schwelle ist nach Auffassung des Bundeskartellamtes überschritten, wenn die Rechte, die mit dem Anteilserwerb vertraglich verbunden werden, in ihrer Summe einen Einfluß verschaffen, der dem Einfluß gleichkommt, den ein Aktionär mit mehr als 25 % des stimmberechtigten Kapitals nach dem Aktiengesetz ausüben kann. Diesem stehen nach dem Aktiengesetz ausschließlich Rechte in der Hauptversammlung zu. Deren Befugnisse sind nach § 119 AktG eingeschränkt. Zu Entscheidungen über Geschäftsfuhrungsmaßnahmen ist die Hauptversammlung nicht befugt. Das Aktiengesetz gewährt daher einem Schachtelaktionär keine unmittelbare oder mittelbare Rechtsmacht, über konkrete Geschäftsführungsmaßnahmen oder über die laufende Kontrolle der Geschäftsführung mitzuentscheiden oder daran mitzuwirken. Seine Rechtsmacht ist im wesentlichen darauf beschränkt, bestimmte Gmndlagenbeschlüsse der Hauptversammlung, vor allem Satzungseinschließlich Kapitalveränderungen verhindern zu können. Auf der Grundlage dieser Auffassung über die Reichweite des § 23 Abs. 2 Nr. 2 Satz 4 hat das Bundeskartellamt auf wesentliche Änderungen der Gesellschaftsverträge hingewirkt. Die Befugnisse der Gesellschafterversammlung sind dann denen der Hauptversammlung einer Aktiengesellschaft angeglichen worden. In Fragen einzelner Geschäftsfuhrungsmaßnahmen hat sie keine Zuständigkeiten. Beschlüsse werden mit einfacher Mehrheit gefaßt. Das Widerspruchsrecht des WAZ-Verlages nach § 164 HGB wurde ebenso ausgeschlossen wie das Recht, über die Berufung und Abberufung des Geschäftsführers mitzuentscheiden. Nach diesen Änderungen stehen dem WAZ-Verlag weder Sperrechte gegen Beschlüsse der Gesellschaftsversammlung noch Mitwirkungsrechte an der Geschäftsführung oder an ihrer laufenden Kontrolle zu."2 In Anlehung an ihre frühere Beurteilung der „tarifeinheitlichen Belegung" als typischer Kombinations-Anzeigentarif der „Zeitungsgruppe WAZ" entschied die Landeskartellbehörde Nordrhein-Westfalen eine Beschwerde gegen die Einbeziehung des „Iserlohner Kreisanzeigers und Zeitung" in den WAZAnzeigentarif. Da dieser Kombinationstarif nur die überörtlichen und raumregionalen Anzeigen des IKZ erfaße und eine lokale Insertion 'DEUTSCHER BUNDESTAG, 10. Wahlperiode 1985: Bericht des Bundeskartellamtes Uber seine Tätigkeit in den Jahren 1983/19R4 sowie Uber Lage und Entwicklung auf seinem Aufgabengebiet (} 50 GWB). Drucksache 10/3550, S. 100 ^DEUTSCHER BUNDESTAG, 10. Wahlperiode 1985: Bericht des Bundeskartellamtes Uber seine Tätigkeit in den Jahren 1983/1984 sowie Ober Lage und Entwicklung auf seinem Aufgabengebiet (5 50 GWB). Drucksache 10/3550, S. 100
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ausschließlich im „Iserlohner Kreisanzeiger und Zeitung" auch nach dem Vermögenserwerb durch den WAZ-Verlag durchaus weiterhin möglich bleibe, sah die Landeskartellbehörde in der Einbeziehung des IKZ in den WAZ-Kombinationstarif kein mißbräuchliches Verhalten, zumal „die Kombinationstarife vom Preis her günstiger (sind, d. Verf.) als eine vergleichbare Anzeigenbelegung vor der teilweisen Übernahme des »Iserlohner Kreisanzeigers' durch die WAZ-Gnippe."1 In der letzter Zeit hat es unterschwellige Auseinandersetzungen zwischen dem Iserlohner Verlag und der Geschäftsführung der „Zeitungsgruppe WAZ" gegeben. In „gewöhnlich gut unterrichteten" Medienkreisen war gar von einer Rückgängigmachung der stillen Beteiligung der WAZ die Rede. Der K Z Verleger WICHELHOVEN betont allerdings, daß dies nur „Spiegelfechtereien" um ein vom Verlag der IKZ herausgegebenes Anzeigenblatt seien, welches unmittelbar mit einem WVW-Anzeigenblatt konkurriere.2 Im Tätigkeitsbericht für die Jahre 1984/1985 erwähnt die Landeskartellbehörde als größere Kooperation auf dem Pressesektor einzig die Übernahme der „Münsterschen Zeitung" (Auflage 61 000), die in Münster als Zweitzeitung in der „Münstersche Zeitung Verlagsgesellschaft Fahle" erschien, durch den Verlag der „Ruhr-Nachrichten".3 Zum Jahresende 1984 wurden die Bezirksausgaben Bochum, Herne und Wanne-Eickel (Herne 2) der „Westfälischen Rundschau" eingestellt. Die Abonnenten erhielten seit dem 1. Januar 1985 die jeweiligen Ausgaben der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung". Schon vor der Einstellung der drei Bezirksausgaben waren die Lokalteile der WR und der WAZ am jeweiligen Erscheinungsort identisch; die beiden Tageszeitungen unterschieden sich nur im Mantel. Zum gleichen Zeitpunkt stellte die „Zeitungsgruppe WAZ" auch die Herausgabe des „Essener Tageblattes" ein, das zu diesem Zeitpunkt im Stadtgebiet Essen nur noch eine Auflage von 8 000 Exemplaren hatte. Zum 1. Juni 1984 wurde als neue Bezirksausgabe die Ausgabe Haltem der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" gegründet Die Entwicklung der „Zeitungsgruppe WAZ" wird in der Mitte der achtziger Jahre im wesentlichen bestimmt von zwei Entwicklungen: einem eher „notgedrungenen" Engagement im Bereich der Neuen Medien auf nationaler und regionaler Ebene sowie - auf dem Sektor der Printmedien - einer Expansion ins benachbarte Ausland. Im Hinblick auf ein Engagement bei den sich entwickelnden neuen elektronischen Medien beantwortete die „Zeitungsgruppe WAZ" im Frühjahr 1981 (7. April 1981) eine BDZV-Offeite negativ: 'DER MINISTER FÜR WIRTSCHAFT, MITTELSTAND UND VERKEHR DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN (Hg.) 1984: Kartellbericht Nordrhein-Westfalen 1982/1983. Düsseldorf, S. 119 interview mit Heim WICHELHOVEN u n 3. Miliz 1987 3 DER MINISTER FÜR WIRTSCHAFT, MITTELSTAND UND TECHNOLOGIE DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN (Hg.) 1986: Kartellbericht Nordrhein-Westfalen 1984/1985. DOsseldorf. S. 96
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„Die Gesellschafter der WAZ-Zeitungsgruppe haben die ihnen mitgeteilten Bedingungen fttr eine Beteiligung an der Satellitenfernsehgesellschaft von Radio Luxemburg eingehend geprüft. Sie haben beschlossen, von dem Beteiligungsangebot, das Radio Luxemburg den deutschen Zeitungsverlegem gemacht hat, keinen Gebrauch zu machen. Ausschlaggebend für ihre Entscheidung war die Überzeugung, daß die langfristige Sicherung der unternehmerischverlegerischen Interessen der Zeitungsgruppe WAZ den Verzicht auf die Annahme des Beteiligungsangebots nahelegt."1 Und noch im Februar 1984 verzichtete die „Zeitungsgruppe WAZ" auf eine Beteiligung an einem Konsortium deutscher Verlagshäuser, das die Gestaltung und Finanzierung des ersten deutschen SatellitenFernsehprogramms zum Ziel hat. Die WAZ verwarf eine Mitwirkung an dem Programm-Konsortium, aus dem später der private Fernsehsender „SAT 1" hervorgehen sollte ebenso wie an der Nachrichten-Gesellschaft der Zeitungsverleger, die sich als Zulieferer für die Nachrichtensendungen dieses Programms (.Aktuell Presse-Fernsehen GmbH & Co. KG") versteht, mit der Begründung, daß einige wenige Gruppierungen die gesamte Programmplanung und die Struktur der Nachrichten-Verantwortlichkeiten in einem Maße dominiert würden, „das die angestrebte Pluralität und gewünschte Ausgeglichenheit gefährdet erscheinen läßt".2 Wie rasch und unmittelbar politische und damit letztlich gesetzgeberische Vorbedingungen Einfluß auf unternehmenspolitisch unausweichliche Entscheidungen nehmen können, ist beispielhaft am medienpolitischen Wandel in den achtziger Jahren zu analysieren. Schon wenige Jahre nach der klar formulierten Absage an die Neuen Medien, muß auch die „Zeitungsgruppe WAZ" einschwenken. In einer Selbstdarstellung der WAZ heißt es zu dem Punkt: „Informationen über andere Wege - Neue Medien sind in der Bundesrepublik technisch gewollt. Deshalb wird auch die Zeitungsgnippe WAZ zusammen mit Partnern als Anbieter und Veranstalter von Privatfemsehen auftreten."3 Unabhängig von späteren Beteiligungen beurteilen alle Verantwortlichen der WAZ (BROST, GROTKAMP, SCHUMANN) die Neuen Medien eher skeptisch. BROST vermutet, daß diese frühestens in einigen Jahren erfolgreich sein werden und bis dahin, aber auch vermutlich auch darüber hinaus, zu „einer besonderen Last" würden. Der WAZ-Lizenzträger beschreibt als Motiv für die Beteiligung der WAZ an den Neuen Medien eher den Zwang als das freiwillige Moment als Ursache. Man „weide gezwungen" mitzumachen, da alle anderen Mitbewerber mitmachen würden. Er, BROST, persönlich, befürworte - schon aus politischen Gründen - eher ein System 'o.V. 1981: WAZ-Gruppe beteiligt sich nicht an RTL-Salellitenfemsehen - abwartende Haltung bei Springer und Süddeutschem Verlag. In: Media Perspektiven, H. 4/81, S. 346 W . 1984: WAZ-Gruppe steigt aus. In: dpa-Basisdienst. Medien/Satellitenfemsehen. Nr. 267, 27.2.1984 W . O.J.: Neue Medien - Gefahr für die Zukunft? In: Westdeutsche Allgemeine Zeitungsverlagsgesellschaft E. Brost i J. Funke GmbH & Co.: Extrablatt. Information für Besucher und Freunde der Zeitungsgnippe WAZ. Essen, S. 12
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bestehend aus öffentlich-rechtlichem Rundfunk und privatwirtschaftlichen Zeitungen und Zeitschriften.1 Vielleicht auch vor diesem Hintergrund wurden ab August 1984 parallel zu den ersten Kontakten zur luxemburgischen CLT - Kooperationsabsichten zwischen dem „Westdeutschen Rundfunk Köln" und der „Zeitungsgruppe WAZ" kolportiert. Auf Initiative der SPD sollen Gespräche „über ein mögliches gemeinsames Programm auf einem Kanal des direktabstrahlenden Rundfunksatelliten TV-Sat 1/TV-Sat 2" 2 zwischen „Spitzen" des WDR, der WAZ und der .Arbeitsgemeinschaft für Kabel und Satellit" der Filmemacher und Filmautoren um Alexander KLUGE stattgefunden haben. Dazu heißt es in der „Funk-Korrespondenz" weiten „Man scheut sich nur, von Verhandlungen zu sprechen, weil noch die gesetzliche Voraussetzung fehlt, ebenso wie der WDR für eine Kooperation mit der WAZ eine Art Network-System den richtigen Zeitpunkt abwarten möchte für Entscheidungen seiner Träger- und Kontrollorgane... Auch Kluge und die WAZ-Spitze Neue Medien führten Gespräche. Die WAZ stellt die weitaus auflagenstärkste regionale und lokale Pressepotenz dar und verfügt für alle Formen der Berichterstattung über Kapazitäten und ein respektables know how. Wenn man eine Kooperation zwischen Verlagen und Presse einerseits und öffentlichrechtlichen Rundfunkanstalten andererseits statt der totalen Konkurrenz medienpolitisch will, dann zwingt sich das Network WDR/WAZ plus ? auf."3 Die Bemühungen des deutschsprachigen Fernsehprogramms von „Radio Telé Luxembourg", regionale Zeitungsverlage zur redaktionellen Mitarbeit bei ihrem Programm zu gewinnen, wurden bereits 1984 im rheinland-pfälzischen und saarländischen Verbreitungsgebiet von Erfolg gekennzeichnet. Im einem Gebiet, in dem das Luxemburger Programm („RTL-plus") auch terrestrisch zu empfangen ist, gestalteten die „Rhein-Zeitung" (Koblenz) und die „Saarbrücker Zeitung" seit dem 1. Januar 1984 auf eigene Kosten ein 20minütiges, lokales Fensterprogramm („Regional 7"). In einem Interview Mitte August 1985 bezeichnete der Fernsehdirektor von „RTI^plus", Helmut THOMA, die „Zeitungsgruppe WAZ" als „Wunschpartner" für RTL beim Einstieg in den privaten nordrhein-westfälischen Hörfunk- und Fernsehmarkt.* Für eine einstündige Femseh-Live-Berichterstattung über die nordrhein-westfälische Landtagswahl am 12. Mai 1985 arbeiteten die „WESTFILM Medien GmbH" und „RTL-plus" erstmalig zusammen. MAST bewertete die damalige Zusammenarbeit „als ersten vorsichtigen Bildschirmversuch"5 der WAZ. Die Verhandlungen zwischen der WAZ und 'Interview mit Erich BROST «m 25. November 1986 V V . 1984: Der „De»]" wurde in der Mainzer Staatskanzlei gemacht Jetzt führen WDR, WAZ und SPD Gespräche Uber Satellitenkooperation. In: FUNK-Korrespondenz, Nr. 34. 24.8.1984, S. 1 3 o.V. 1984: Der „Deal" wurde in der Mainzer Staatskanzlei gemacht. Jetzt fuhren WDR, WAZ und SPD Gespräche Ober Satellitenkooperation. In: FUNK-Korrespondenz, Nr. 34, 24.8.1984, S. 1 4 o.V. 1985: WAZ ist Wunschpartner von RTL in Nordrhein-Westfalen. In: FUNK-Korrespondenz, 16.8.1985 'MAST, C. 1986: Tageszeitung und Neue Medien. Zum Engagement der Presse im elektronischen Umfeld. Konstanz, S. 59
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den beiden „RTL-plus"-GeseIlschaftem, Bertelsmann und der „Compagnie Luxembourgeosie Télédiffusion" (CLT), wurden Mitte Dezember 1985 zunächst ausgesetzt: „WAZ-Geschäftsführer Schumann begründete die Aussetzung der .freundschaftlich geführten 4 Verhandlungen mit der schleppenden Verkabelung sowie den medienrechtlichen und -politischen Unsicherheiten. Die WAZ strebe nach wie vor eine finanzielle und programraliche Beteiligung an einem privaten nationalen Fernsehprogramm an, werde diese aber erst treffen, wenn die Ministerpräsidenten mit einer mcdienpolitischen Einigung verläßliche wirtschaftliche Rahmenbedingungen geschaffen hätten."1 Ein halbes Jahr später kam es, allen D e m e n t i s und Verhandlungsunterbrechungen zum Trotz, zu einer Beteiligung der „Zeitungsgruppe WAZ" an „RTL-plus". In einer dpa-Meldung heißt es: „Die Zeitungsgruppe WAZ (Essen) ist neuer Mitgesellschafter von RTL Plus S.A. und Co. KG. Wie der kommerzielle Sender RTL in Luxemburg mitteilte, wurde der Vertrag über die Beteiligung am 15.5.1986 von Gust Graas, Präsident von RTL Plus und Generaldirektor der Compagnie Luxembourgeoise de Télédiffusion (CLT), Manfred Lahnstein, Vizepräsident des Verwaltungsrates von RTL Plus, sowie den WAZ-Geschäftsfuhrem Günther Grotkamp und Erich Schumann in Luxemburg unterzeichnet. Die CLT hält jetzt 50 Prozent der RTL Plus-Aktien, die Bertelsmann/Gruner + JahrTochter Ufa Film- und Fernseh-GmbH in Hamburg 40 Prozent und die Zeitungsgruppe WAZ zehn Prozent Bislang hielten die CLT 60 und die Ufa 40 Prozent an RTL Plus. Die CLT bleibt danach weiter Mehrheitsgesellschafter. Sie gab zehn Prozent der RTL Plus-Aktien an die WAZ, während die Ufa vertragsgemäß eine Aktie an die CLT zurückgeben mußte. Vertreter der WAZ-Zeitungsgruppe im Aufsichtsrat von RTL Plus wird Günter Müggenburg."2 Mitte September 1986 wurde unter dem Namen „RTL plus Deutschland Fernsehen GmbH & Co. KG", Gütersloh, ein deutscher Ableger gegründet, an dem die CLT mit 46,1 Prozent, die „Ufa-Film und Fernseh GmbH" mit 39,9 Prozent, die „Zeitungsgruppe WAZ" mit zehn Prozent und die „Deutsche Bank" treuhänderisch mit vier Prozent beteiligt sind. Die neue Gesellschaft wurde mit einem Stammkapital in Höhe von DM 25 Millionen ausgestattet. Die Gründung einer deutschen Gesellschaft galt Experten als erster Schritt zur Verbesserung der Wettbewerbsposition in der Auseinandersetzung bei der Vergabe von terrestrischen Frequenzen in den verschiedenen Bundesländern. Bereits drei Monate vor dieser Beteiligung kam es zu einer lOOprozentigen Übernahme der Berliner Filmproduktions-Firma ,Allianz-Filmproduktion GmbH". Bei dpa heißt es zu dieser Übernahme:
>o.V. 1985: WAZ beteiligt sich vorläufig nicht an RTL plus. In: Frankfurter Allgemeine. 16.12. 1985 o.V. 1986: WAZ-Beteiligung bei RTL Plus. In: Media Perspektiven, H. S/86, S. 3S7
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„Die Essener Zeitungsgruppe WAZ hat im Februar 1986 das Produktions-Unternehmen Allianz-Film in Berlin erworben. Wie der Medienkonzern... mitteilt, wird die Allianz-Film als 100 %ige Tochter der Gruppe weitergeführt Über den Kaufpreis machte die WAZ keine Angaben. Das neuerworbene Unternehmen produziert als eines der größten seiner Branche seit 1964 Filme für die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Die WAZ hat sich nach eigenen Angaben zu der Übernahme entschlossen, da angesichts einer zunehmenden Zahl von neuen Programmanbietem in Zukunft mit Produktions-Engpässen zu rechnen sei. Firmen wie der Allianz-Film werde deshalb .eine große Zukunft vorausgesagt*. ARD und ZDF seien aber weiterhin .Hauptkunden'.1 Koordiniert wurden die Aktivitäten der „Zeitungsgruppe WAZ" im Bereich der Neuen Medien von der „WESTFILM Medien-GmbH", die am 1. Oktober 1984 gegründet wurde und zu deren Geschäftsführern neben dem erwähnten Günter MÜGGENBURG der frühere Berliner Senatsdirektor für kulturelle Angelegenheiten, Günter STRUVE, wurden. Mit der Gründung der „WESTFILM Medien-GmbH" wollte die „Zeitungsgruppe WAZ" „einen Teil der Initiative und Verantwortung dafür mitübernehmen, daß die Programmangebote für die Fernsehzuschauer in der Bundesrepublik und in Europa vermehrt und verbessert werden." 2 Über die Ernennung MÜGGENBURGS zum „Generalbevollmächtigten für Neue Medien" urteilt das Verleger-Verbandsorgan „ZV + ZV": „Wie hohe Ansprüche die ,WAZ*-Gruppe an die Erfüllung dieser Aufgabe (siehe oben, d. Verf.) stellt, zeigt die Tatsache, daß sie den langjährigen Chefredakteur der ARD-Tagesschau und designierten Chefredakteur des WDR-Fernsehens, Günter Müggenburg, als Generalbevollmächtigten .Neue Medien' verpflichtet hat Er ist in dieser Funktion verantwortlich für die Bereiche Programmgestaltung, Personal, Technik und Verwaltung. Günter Müggenburg war vor seiner Tagesschau-Tätigkeit Studioleiter der ARD in Washington, Asien-Korrespondent der ARD in Hongkong sowie Leiter des Studios Bonn und Chefkorrespondent der ARD in der Bundeshauptstadt. Auch für die ,WAZ' hat Günter Müggenburg bereits gearbeitet (von 1948 bis 1963, d. Verf.), und zwar als Bonner Büroleiter und Korrespondent für internationale Politik (vor seiner Zeit beim Fernsehen)."3 In die Beratungen um ein nordrhein-westfälischen „Landesmediengesetz" bringt die WAZ auf verschiedenen Ebenen ihr medienpolitisches, aber natürlich auch ihr verlegerisches Interesse ein. Im Rahmen der Beratungen auf den XII. Stendener Medientagen, auf denen der „Referentenentwurf für 'o.V. 1986: Allianz-Film von WAZ-Zeitungsgruppe übernommen. In: Media Perspektiven, H. 2/86, S. 125 2 o. V. 1983: „WAZ"-Surt in die neuen Medien mil fundiertem Fem seh-Know-how. In: ZV + ZV, H. 51-52/1983, S. 1482 3 o.V. 1983: „WAZ"-Start in die neuen Medien mit fundiertem Femseh-Know-how. In: ZV +• ZV, H. 51-52/1983, S. 1482
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eine Landesmediengesetz NW" erstmals einem erweiterten Kreis vorgestellt wurde, schlug SCHUMANN im Arbeitskreis 2 (Lokaler Rundfunk) erstmals „eine getrennte Bildung von Kapital- und Programmgesellschaften vor."1 Daß sich die Landesregierung dieses Modell zu eigen machte, beklagte schon wenig später das Organ der Industriegewerkschaft Druck und Papier, „druck und papiei": ,Jn Sachen Landesmediengesetz soll die Landesregierung auf das Schumann-Modell eingeschwenkt sein und die Vorschläge des DGB und der IG Druck und Papier übergangen haben."2 Und Pätzold schreibt über den Einfluß der WAZ und speziell SCHUMANNS bei der gesetzgeberischen Ausgestaltung der Neuen Medien: „Um nicht in die medienpolitische Falle des Doppelmonopols zu laufen, entwickelt die WAZ-Gnippe ein Modell der Trennung von Betriebsund Programmgesellschaften auf der Ebene des lokalen und regionalen Rundfunks. Diese als .Schumann-Modell' bekanntgewordene Trennung von Betriebs- und Programmgesellschaften verspricht einen wesentlichen Einfluß auf die Diskussion des nordrhein-westfälischen Landesmediengesetzes zu erhalten."3 Uns selbst noch in der Phase der abschließenden parlamentarischen Beratung, nachdem SCHUMANN bei einem Großteil der nordrheinwestfälischen Zeitungsverleger Überzeugungsarbeit geleistet hatte, bemühte sich der Geschäftführer der „Zeitungsgruppe WAZ" um Vermittlung zwischen den nach außen hin verhärteten Fronten der Landesregierung einerseits und den Zeitungsverlegern andererseits. Kurz vor der zweiten Lesung, nachdem ein Gespräch zwischen dem Ministerpräsidenten, dem Vorsitzenden der SPD-Mehrheitsfraktion im Landtag und den NRWZeitungsverlegern stattgefunden hatte und einige Passagen am Gesetzentwurf „nachgebessert" worden waren,4 nahm SCHUMANN zu dem Entwurf Stellung: „Vom Verband Nordrhein-Westfälischer Zeitungsverleger war bis zum Nachmittag keine Stellungnahme dazu zu erhalten, ob mit dieser Änderung die am Montag in einer landesweit verbreiteten Eigenanzeige erhobenen Forderungen und Vorwürfe an die SPD erledigt wären. Lediglich der Geschäftfsführer des Essener WAZ-Konzems, Erich Schumann, der auch als ,Erfinder' des ,Zwei-Säulen-Modells' gilt, ließ Zustimmung zu dem SPD-Gesetzentwurf erkennen."3 Bei anderer Gelegenheit urteilt PÄTZOLD über den Einfluß der WAZ auf das Zustandekommen des nordrhein-westfälischen Rundfunkgesetzes:
>o.V. o.J. (1986): Arbeitskreis 2. Loktier Rundfunk. Stichwortprotokoll. o.O. (KerkenStenden) (unveröffentlichtes Manuskript), S. 2 2 FRANKE. B./W ATZMANN, F. 1986: Essener Zeitungsgeschichte. Schon 1954 schluckte die „WAZ" ihren ersten Konkurrenten. In: druck und papier, 13. Oktober 1986 3 PÄTZOLD, U. 1986: Wer bewegt die Medien m der Ruhr? Die leise Effizienz der WAZ Politik. In: Media Perspektiven. H. 8/86, S. 514 S g l . Ausführungen über die Beratungen zum Landesnmdfunkgesetz NW im Abschnitt 5.1 3 o.V. 1986: SPD Inderte Gesetzentwurf nach Gesprich mit Verlegern. In: dpa-Landesdienst Nordrhein-Westfalen (lnw), 040, 16.12.1986
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„Pikanterweise ist dieses Modell („Zwei-Säulen-Modell", d. Verf.) nämlich in den Grundzügen der Beitrag der Essener WAZVerlagsgruppe zur Landespolitik. Es wurde just zu dem Zeitpunkt von WAZ-Geschäftsfiihrer Erich Schumann in die Debatte gebracht, als der erste Referentenentwurf zu einem Landesmediengesetz mit seinen komplizierten Quotierungsregeln in der öffentlichen Diskussion unterzugehen begann... Das WAZ-Motto lautet: Unter einem betriebswirtschaftlichen Dach publizistische Vielfalt herstellen. Dieses Motto ist der Ausgangspunkt des Schumann-Vorschlages filr das Trennungsmodell. Doch nur oberflächlich sieht es SPD-freundlich aus. In Wirklichkeit ist es die Fortschreibung des Erfolgskonzepts, das die WAZ-Gruppe groß und stark gemacht hat" 1 Eine Neuordnung der Industriebeteiligungen der „Zeitungsgruppe WAZ", die in der Finanz-Holding ,JE. Brost & J. Funke KG", Essen, zusammengefaßt sind, wurde gegen Ende des Jahres 1987 abgeschlossen. Im Rahmen einer „Neuordnung der Vermögensinteressen" übernahm Erich BROST Mitte der achtziger Jahre wieder den 50prozentigen Anteil der ,3rost-Familie" an allen medienrelevanten Beteiligungen der Zeitungsgruppe. Seinem Sohn Martin verblieben zum 1. November 1985 die 50prozentigen Anteile an den Industriebeteiligungen bzw. eine 12,3 prozentige Beteiligung am „OttoVersand GmbH & Co.". Nach längeren Verhandlungen zwischen Vertretern der,.Funke-Familie" und Martin BROST übereignete dieser seine Anteile an den Industriebeteiligungen an die „Funke-Familie"; mit Ausnahme der Beteiligung am „Otto-Versand". Damit befanden sich 1987 die Industriebeteiligungen „Am. Kiekert Söhne", „Tack & Gabel GmbH & Co. KG" und „Langenberg Kupfer- und Messingweike GmbH KG" im alleinigen Besitz der Familie FUNKE. Doch schon im Verlaufe des Jahres 1987 wurden die „ L a n g e n b e r g Kupfer- und Messingwerke GmbH KG" an einen größeren Mitbewerber und die Firmen .Arn. Kiekert Söhne" und „Tack & Gabel GmbH & Co. KG" an das jeweilige Management veräußert. Als einzige Industriebeteiligungen der „Zeitungsgruppe WAZ", die von den Gesellschaftern jedoch als „medienrelevant" und daher nicht als Diversifikation im eigentlichen Sinne bewertet wird, verbleibt Anfang des Jahres 1988 die 34prozentige Beteiligung an der Papierfabrik „E. Holtzmann & Cie. AG, Weisenbachfabrik". Als private Beteiligungen existieren weiterhin die 12,5prozenüge Beteiligung von Martin BROST und der gleichhohe Anteil der „Funke Familie am „Otto-Versand". Der Geschäftsführer der „Zeitungsgruppe WAZ", SCHUMANN, betont, daß die in den fünfziger und vor allem in den sechziger Jahren vollzogene Diversifikations-Strategie der WAZ von den Verantwortlichen im Nachhinein als Fehler betrachtet würde; „Manpower" sei im Hinblick auf die verschiedenen Beteiligungen im Hause nicht vorhanden gewesen. Aus den Fehlem der Vergangenheit habe man intern die Schlüsse gezogen, zukünftig nur noch im Medienbereich zu diversifizieren. 'PÁTZOLD, U. 1987: Rote Seilschaft sichert Gipfelsturm der WAZ-Mlnner. In: Neue Medien. H. 1/1987, S. 32
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Im Rahmen der Neuregelung der Erbangelegenheiten der Familie BROST wurden von der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitungsverlags GmbH & Co. Zeitschriften- und Beteiligungs-KG auch zu 100 Prozent die „SZV SpezialZeitschriftengesellschaft mbH & Co. Verlag KG" (SZV) und zu 67 Prozent der „MZV Moderner Zeitschriften-Vertrieb GmbH & Co. KG" (MZV) übernommen. Vor der Übernahme hatte Martin BROST diese Anteile gehalten. Im SZV erscheinen monatlich die Publikumszeitschriften „Fachblatt Musik Magazin" (IVW-Auflage IV, Quartal 1986: 52 192), „Fono Forum" (IVW-Auflage IV. Quartal 1986: 20 689), „Photo Revue" (IVW-Auflage IV. Quartal 1986: 77 256), „Stereo" (IVW-Auflage IV. Quartal 1986: 59 697), „Video Magazin" (IVW-Auflage IV. Quartal 1986: 97 482), „HiFi & Video-Markt" (IVW-Auflage IV. Quartal 1986: 660), „SportMarkt" (IVW-Auflage IV. Quartal 1986: 1 157). Im Mai 1987 übernimmt die schweizerische Verlagsgruppe „Ringier" aus dem SZV die Monatszeitschrift,Photo Revue". Als neue Titel des SZV kommen „Top Driver" und im Juni 1988 „drums & percussion" hinzu. Durch die Beteiligung am SZV plaziert sich die „Zeitungsgruppe WAZ" unter den zehn größten Publikumszeitschriften-Verlagen mit einem Marktanteil von 1,95 Prozent auf Platz sieben.1 Der MZV, der fünftgrößte Pressevertrieb der Bundesrepublik, an dem die „Westdeutsche Allgemeine Zeitungsverlag GmbH & Co. Zeitschriften- und Beteiligungs-KG" mit 66,7 Prozent und der MZV-Geschäftsfführer M. IMHOFF mit 33,3 Prozent beteiligt sind, betreut unter anderem die Zeitschriften „Penthouse", „Cosmopolitan", „Harpens Bazai", „Der Mann", „Trucker", „Run", „Gala", „Data Welt". Eine erneute Auseinandersetzung mit dem Bundeskartellamt gab es Mitte 1987. Die „Zeitungsgruppe WAZ" beabsichtigte eine Beteiligung an der „Borbecker Nachrichten Wilhelm Wimmer GmbH & Co. KG" (IVWAuflage IV. Quartal 1986: 19 992 Exemplare) und der „Werdener Nachrichten Wimmer GmbH & Co. KG" (IVW-Auflage IV. Quartal 1986: 6 446 Exemplare). Im Mai 1987 erließ das Bundeskartellamt eine Untersagungsverfugung gegen die WAZ, in der die Behörde unter anderem die marktbeherrschende Stellung der Zeitungsgruppe als ausschlaggebenden Grund für ihre Entscheidung angab. Die Beteiligung an den beiden Wochenzeitungen wurde nach der Entscheidung des Bundeskartellamtes, so die Verlagsleitung, von der WAZ nicht mehr weiter verfolgt Vor dem Hintergrund, daß Beteiligungen im Ausland eher möglich sind als im Inland"2, erfolgten gut zwölf Jahre nach den „großen" Übernahmen Ende 1987 und Anfang 1988 erstmals Beteiligungen der „Zeitungsgruppe WAZ" im Ausland. Am 5. November 1987 unterzeichneten die Geschäftsführer der „Zeitungsgruppe WAZ" und der Wiener Verleger Hans DICHAND eine Vereinbarung über eine 45prozentige Beteiligung der WAZ am „KroneVerlag Ges.m.b.H. & Co. KG", der die größte österreichische Straßenverkaufszeitung, die „Neue Kronen Zeitung" herausgibt. Der Hintergrund der Transaktion:
'DIEDERICHS, H. H. 1987: Daten zur Konzentration der Publikumszeitschriften in der Bundesrepublik Deutschland im IV. Quartal 1986. In: Media Perspektiven, H. 8/87, S. 504 interview mit Günther GROTKAMP am 11. Januar 1988
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,4m November 1987 hatte die WAZ-Gruppe den Wiener Altverleger Hans Dichand dabei unterstützt, seinen ungeliebten .Krone'Verlegerkollegen Kurt Falk auszubezahlen und den SO-Prozent-Anteil von Falk zu übernehmen. Falk erhielt für seine Hälfte an der .KronenZeitung' von Dichand 2,2 Mid. Schilling (etwa 31S Mio. DM), die WAZ übernahm für 1,6 Mrd. Schilling (knapp 230 Mio. DM) von Dichand 45 Prozent der ,Kronen'-Aktien. Die .Kronen-Zeitung' hat werktags eine Auflage von 958 000 Exemplaren, an Sonn- und Feiertagen steigt die Auflage auf durchschnittlich 1,3 Mio. Über 40 Prozent der sieben Mio. Österreicher lesen regelmäßig die .Krone'. Damit hat sie die höchste Reichweite aller Zeitungen in der westlichen Welt"1 Am 25. März 1988 gab die Geschäftsführung der „Zeitungsgruppe WAZ" eine weitere ausländische Beteiligung in Form einer Pressemitteilung bekannt: .Mit einem Anteil von 45 Prozent hat sich die Zeitungsgruppe WAZ an dem österreichischen Presseuntemehmen ,Kurier Zeitungsverlag und Druckerei AG' beteiligt. Die Beteiligung erfolgt in Form einer Kapitalerhöhung der .Kurier AG*. Flaggschiff des österreichischen Zeitungsunternehmens ist der .Kurier', mit einer Auflage von 400 000 Exemplaren zweitgrößte Tageszeitung in Österreich. Daneben erscheinen bei der Kurier AG u.a. auch die Zeitschriften BASTA, RENNBAHN EXPRESS, PROFIL und TREND. Mit der Beteiligung der WAZ-Gruppe an der Kurier AG wurde auch eine Zusammenarbeit zwischen diesem Unternehmen und der KroneVerlag GmbH & Co., an der die WAZ-Gruppe ebenfalls eine 45-Prozent-BeteiIigung hat, vereinbart. Diese beinhaltet eine ausschließlich zeitungswirtschafitliche Kooperation beider Pressehäuser z.B. auf den Gebieten Druck und Transport/Vertrieb. Die redaktionelle Unabhängigkeit der beiden Zeitungen .Neue Kronen Zeitung' und .Kurier' und der journalistische Wettbewerb dieser Zeitungen werden nicht angetastet. Die wirtschaftliche Kooperation wird vielmehr die publizistische Vielfalt des östereichischen Pressewesens für die 90iger Jahre und darüber hinaus sichern und garantieren. Für die Zeitungsgruppe WAZ bedeutet dieses Engagement eine weitere Absicherung ihrer gesamten Zeitungs- und Zeitschriftenaktivitäten auch in der Bundesrepublik."2 Über die Hintergründe der Beteiligung hieß es in ,3ranchenkreisen": . f ü r die 45-Prozent-Beteiligung an der .Kurier Zeitungsverlag und Druckerei AG' brachten die WAZ-Geschäftsführer Erich Schumann 'DERNBACH. C. 1987: K.U.K.-Piuse unter WAZ-Regie. In: Medienspiegel. Institut der deutschen Wirtschaft. Jg. 12, Nr. 21, 24.3.1988, S. 4 V V . (Zeitungsgnippe WAZ, Hg.) 1988: WAZ-Gruppe beteiligt sich in Kurier AG, Österreich. Pressemitteilung. Essen, 25. Mlrz 1988
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und Günther Grotkamp 800 Mio. Schilling (etwa 115 Mio. DM) mit nach Wien. Dafür erwarben sie nicht nur Anteile an der Tageszeitung .Kurier*. Die Kurier AG kontrolliert zu 100 Prozent auch die Illustrierte .Wochenpresse' sowie die .Wirtschafts-trend-ZeitschriftenGesellschaft m.b.H.* bei der das Nachrichtenmagazin .Profil' und das Wirtschaftsmagazin .trend' erscheinen. Zum .Kurier'-Paket gehören neben einem 51-Prozent-Anteil am Rennbahn-Expresse-Verlag (.basta* u.a.) auch das moderne .Druckzentrum Waldheim-Eberle' am Wiener Stadtrand. Vor vier Jahren wurde die hochmoderne Druckerei auf der grünen Wiese errichtet Der Betrieb konnte jedoch bisher keine rentable Auslastung erzielen. Mit dem WAZ-Einstieg bei .Krone' und .Kurier' wird sich dies ändern: Die Druckerei der .Krone' ist veraltet, in absehbarer Zukunft wird die auflagenstärkste Zeitung deshalb bei der Konkurrenz gedruckt werden. Im Gegenzug wird der .Kurier' aber künftig über die leistungsstarke Vertriebsorganisation der .Krone' an den Leser gebracht Im Westen Österreichs, in Tirol oder Vorarlberg, soll ein gemeinsames Druckhaus für .Kurier' und .Krone' entstehen. Ziel ist, dort die Verbreitung der beiden Boulevardzeitungen zu fördern."1 Zur Produktpalette der beiden österreichischen Verlage gehören aber, so LUGER, nicht nur Printmedien, beide besitzen „seit einigen Jahren zur Gänze oder teilweise Radio- und Fernsehstationen in Oberitalien, wo sie deutschsprachigen Urlaubern werbefinanzierte Programme anbieten."2 LUGER weiter: „Diese beiden Verlage wären von der Kapitalstärke auch als einzige in der Lage, in Österreich ein privates Rundfunkprogramm (Verlegerfemsehen) anzubieten. Konkrete Absichten, ein solches früher oder später realisieren zu wollen, haben sie mehrfach bekundet. Der Kurier kokettiert mit einem privaten regionalen Fernsehprogramm mit Werbung über Satellit, der 50-Prozent-Eigentümer der NKZ, Hans Dichand, vertritt RTL plus in Österreich und ist eher an Pay-TV interessiert."5 DERNBACH weist in einem Beitrag über die möglichen Konsequenzen aus der WAZ-Beteiligung für die künftige Entwicklung privater Rundfunkstationen hin.4 In dem Beitrag heißt es unter anderem: ,4m November 1987 hatten der Österreichische Rundfunk (ORF) und der Verband Österreichischer Zeitungsherausgeber und Zeitungsverleger (VÖZ) ein Abkommen geschlossen, das den •DERNBACH, C. 1987: K.U.K.-Presse unter WAZ-Regie. In: Medienspiegel. Institut der deutschen Wirtschaft. Jg. 12, Nr. 21. 24.5.1988, S. 4 2 LUGER, K. 1986: Metamorphosen der Österreichischen Medienlandschaft. In: Media Perspektiven. H. 6/86, S. 367 3 LUGER, K. 1986: Metamorphosen der österreichischen Medienlandschaft. In: Media Perspektiven, H. 6/86, S. 367 'DERNBACH, C. 1988: Privatradios in Planungsphase. In: Medienspiegel. Institut der deutschen Wirtschaft. Jg. 12, Nr. 21, 24.5.1988, S. 5
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Verlegern den Einstieg in den privaten Hörfunk ermöglicht. Im Gegenzug haben die Verleger dem ORF das Monopol beim Femsehen bis 1995 garantiert Bei den Verhandlungen zwischen ORF und VÖZ über die Ausgestaltung des privaten Hörfunks, die bis zum Jahresende abgeschlossen sein müssen, zeichnet sich jetzt folgendes Konzept ab: Insgesamt sollen acht regionale Radiogesellschaften mit Sitz in Wien, Linz, Salzburg, Innsbruck, Bregenz, Klagenfurt, Gratz und St. Pölten entstehen. Träger dieser Gesellschaften sind die in den Städten ansässigen Tages- und Wochenzeitungen, die auch die publizistische Verantwortung übernehmen. Der ORF stellt die Technik zur Verbreitung der H ö r f u n k s e n d u n g e n zur Verfügung. Finanzierungsgrundlage der Privatradios ist das Werbeaufkommen. Der ORF hatte sich in der Vereinbarung mit den Verlegern verpflichtet, seine regionalen Werbezeiten nicht zu verlängern. In Wien sind sich .Kronen-Zeitung', .Kurier', ,Die Presse' und die .Arbeiterzeitung' bereits über die Bildung einer Gesellschaft einig.... Am österreichischen Privatfunk ist indirekt auch der deutschluxemburgische Sender RTL plus beteiligt. Denn die WAZ, die über beachtliche Anteile an österreichischen Zeitungen verfügt, ist auch Mitgesellschafter von RTL plus."1 Zu ihrem Auslands-Engagement äußerten sich die beiden Geschäftsführer der „Zeitungsgruppe WAZ", GROTKAMP und SCHUMANN in einem Interview mit der „Zeitung für Mitarbeiter und Pensionäre der Zeitungsgruppe WAZ": „Gruppe": „Wir haben beobachtet, daß andere Verlagshäuser bei finanziellen Enagements im fremdsprachigen Ausland manchmal Schwierigkeiten hatten. Das hatte u.a. auch mit den fremden Mentalitäten und der Sprache zu tun. Diese Erfahrung wollten wir nutzen. Österreich liegt unserer Meinung nach für Investitionen im Medienbreich schon wegen der gemeinsamen Sprache näher als das fremdsprachige Ausland. Daß wir uns nun gleich zweimal dort engagiert haben, hat sich eher zufällig ergeben. Als wir uns zur Beteiligung an der .Krone' entschlossen, wußten wir zwar, daß es zwischen den beiden Verlagshäusern Kontakte gegeben hatte, punktuell zusammenzuarbeiten. Dies hatte aber nie zu konkreteren Ergebnissen geführt. Uns war auch bekannt, daß der .Kurier' Auslastungsprobleme in der neuen Druckei hatte. An eine Zusammenarbeit beider Häuser nach unserem ,WAZ-Modell' haben wir damals konkret und detailliert noch nicht gedacht" 2 'DERNBACH, C. 1988: Privatradios in Planungsphase. In: Medienspiegel. Institut der deutschen Wirtschaft. Jg. 12, Nr. 21, 24.5.1988, S. 5 ^ . V . 1988: Nach zweifachem Auslands-Engagement. Auf dem Weg zum internationalen MedienUntemehmen? Ein Interview mit den GeschlftsfQhrem Günther Grotkamp und Erich Schumann. In: Gruppe. Zeitung fUr Mitarbeiter und Pensionire der Zeitungsgruppe WAZ. Ausgabe 2/1988, S. 3
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4. Schlußbemerkungen und Ausblick Gegenstand der Betrachtungen in diesen SchluBbemerkungen ist, wie bei der gesamten Arbeit, schwerpunktmäßig das Medium regionale Tageszeitung. Daß dies angesichts der Entwicklungen in den achtziger Jahren nicht ohne Berücksichtigung der gegenwärtigen Entwicklungstendenzen bei den Neuen Medien möglich ist, ergibt sich aus dem Zusammenhang. In den Ausblick auf mögliche künftige Entwicklungen fließen Überlegungen mit ein, wie durch kurz- und mittelfristige Maßnahmen das Medium gestärkt werden kann, von dem KELLER zum Abschluß seiner Dissertation schreibt: „Ein Medium, das - 30 Millionen Informationsbits weiterleiten kann, - weniger als 500 Gramm wiegt, - Text und Grafik brillant darstellen kann, - leicht transportierbar ist, - gut strukturiert und in beliebiger Reihenfolge greifbar ist, - 24 Stunden am Tag genutzt werden kann, - weniger als 1 DM pro Stunde Nutzungszeit kostet und - zum größten Teil von Dritten bezahlt wird, müßte erst erfunden werden, wenn es dieses nicht längst gäbe: die Zeitung."1 Bereits auf der Jahreshauptversammlung des BDZV im Jahre 1959 in Berlin befaßten sich die versammelten Zeitungsverleger im zweiten Teil der Versammlung unter dem Thema „Leser und Zeitung" in zwei Gesprächsrunden mit den folgenden Fragen: „Entspricht die deutsche Zeitung in ihrem jetzigen Gehalt den Ansprüchen eines breiten Leserpublikums?" und „Wie kann die Zeitung im Wettbewerb mit anderen publizistischen Medien ihre Position behaupten oder verbessern?"2 Konsequent weiterentwickelt und fortgesetzt wurden diese ersten Marketing-Überlegungen der Verleger erst in der ersten Hälfte der achtziger Jahre mit den BDZV-Tagungen im November 1981 in Frankfurt („Zeitungsverkauf in den 80er Jahren"), im Oktober 1985 in Bonn („Die Wettbewerbsposition der Zeitung in einer veränderten Medienlandschaft") und im November 1986 in München („Die Zeitung der 90er Jahre"). In dem dazwischen liegenden Zeitraum der sechziger und siebziger Jahre war das Bestreben des BDZV im wesentlichen darauf gerichtet, den Zeitungsverlegem im einzelnen oder in der Gemeinschaft ihrer Organisation den Zugang zum Fernsehen zu verschaffen („Fernsehstreit"). Ziel war es hier, die „Pannen" aus den Anfangszeiten des Hörfunks in den zwanziger Jahren und des bundesdeutschen Fernsehens zu Beginn der fünfziger Jahre wieder wettzumachen. Interessanterweise bedurfte es 33 Jahre, bis im Frühjahr 1984 eine Forderung von Wolf Peter SCHAEFER realisiert werden konnte, der 1951 gefordert hatte: 1 KELLER, D. 1986: Regionale Tageszeitungsverlage und neue Medien. Elemente einer offensiven Unternehmensstrategie in den achtziger Jahren. Mannheim, S. 314 2 JÄNECKE, W. 1959: Die Jahreshauptversammlung der deutschen Zeitungsverleger in Berlin. In: ZV + ZV, H. 21/1959. S. 1225
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„Nach dem gegenwärtigen Stand scheint es jedoch durchaus möglich, daß die Presse sich ein wichtiges Teilgebiet der Femseh-ProgrammGestaltung erobert: die Nachrichtengebung. Meiner Ansicht nach hat die Presse ein .natürliches' Recht darauf, dem .Leser' die Nachricht ins Haus zu bringen und sich dabei auch anderer Mittel als der Erfindung Gutenbergs zu bedienen. Die Verbreitung von Nachrichten und Reportagen durch den Fernseh-Rundfunk sollte schon allein eine Prestigefrage der deutschen Presse sein."1 Dabei hätte es besonders in den sechziger Jahren eines verstärkten Engagements der Zeitungsverleger bedurft, um dem mit Beginn der ersten bundesdeutschen Rezessionsphase 1966/67 einsetzenden Zeitungssterben Einhalt zu gebieten. Die Zeitungen wurden von dem unerwarteten Konjunktureinbruch ebenso „kalt" getroffen wie zahlreiche andere Branchen. Bei den Zeitungshäusern kam erschwerend hinzu, daß sich die Verlagsstruktur noch im Jahre 1968 - im Vergleich mit anderen europäischen Ländern völlig ungewöhnlich - wie folgt darstellte: 40 Prozent Zwergbetriebe, 30 Prozent Kleinbetriebe, 20 Prozent Mittelbetriebe und nur zehn Prozent Großbetriebe. Im Jahre 1967 produzierten rund 350 Zeitungsverlage, also etwa 70 Prozent der durchschnittlich 490 der IVW angeschlossenen Verlage, Zeitungen mit einer Auflage von bis zu 20 000 Exemplaren. Wie ungesund diese Struktur war, dokumentiert weiterhin die Tatsache, daß auf diese große Anzahl von Verlagsbetrieben nur 14 Prozent (!) der gesamten IVW-kontrollierten Verkaufsauflage fielen, während im Gegensatz dazu sieben Prozent der IVW-angeschlossenen Verlage rund 63 Prozent der Verkaufsauflage herstellten.2 Wie schon in der vierten Phase des Chronologischen Teils (Abschnitt 3.4) dieser Arbeit anhand der WAZ-Fusionen ausführlich dargestellt wurde, waren insbesondere dann kleinere Lokalzeitungen von Fusionen betroffen, wenn sie in ihrem Verbreitungsgebiet mit starken Bezirksausgaben früherer Lizenzzeitungen konkurrierten. Da in Nordrhein-Westfalen nach der Verkündigung der „Generallizenz" zahlreiche Altverleger ihre früheren Heimatzeitungen trotz bereits vorhandener starker Bezirksausgaben der Lizenzzeitungen neu aufleben ließen, war es nur eine Frage der Zeit und des Konjunkturverlaufs, wann diese Kleinzeitungen der Konzentration zum Opfer fallen mußten. Ob es sich angesichts der Tatsache, daß die meistens dieser Zeitungen ihren politischen Mantel von anderen Verlagen bezogen, um einen publizistischen Verlust handelte, muß in vielen Fällen bezweifelt werden. Hier war oft das publizistische Bessere der Feind des Guten. Und wie ein „Rufer in der Wüste" klingt der Vorstandsvorsitzende des größten deutschen Zeitungsverlages, wenn er kritisch darauf hinweist, daß sich die regionale Tageszeitung des Jahres 1986 von der vor 40 Jahren
'SCHAEFER, W. P. 1951: Fernsehen - eine neue publizistische Großmacht Versäumt die Presse eine „große Stunde"? In: Zeitungs-Verlag. H. 18, 31.12.19S1, S. 3 2 KIESUCH, G. 1968: Zum Stand der Konzentration im deutschen Pressewesen und ihrer politischen Lösung. In: ZV + ZV, H. 38-19/1968, S. 1600
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erschienenen nur unwesentlich unterscheide.1 Petra DORSCH hat sicherlich recht, wenn sie beklagt, daß es verwundern muß, „daß das Medium mit den höchsten - die Demokratie fördernden und erhaltenden - Potenzen so schnell nach Erringen dieser Staatsform ins Gerede der Ersetzbarkeit, der eigentlichen Überflüssigkeit gekommen ist" 2 Andererseits darf dies auch wieder nicht verwundern angesichts einer Entwicklung, in deren Rahmen die Tageszeitungsverlage zum Beispiel seit Mitte der sechziger, aber insbesondere in den siebziger Jahren in ihrer eigentlichen Domäne, dem Lokalen, konkurrierenden Medien dieses Feld überlassen habeA. Nur so - und nicht anders - ist der Erfolg der Anzeigenblätter zu bewerten. Einige wenige bundesdeutsche Zeitungen haben unter dem Eindruck der sich wandelnden Rezipientenansprüche damit begonnen, ihre Zeitungen zu modernisieren. Daß dies nicht allein mit „Pilgerfahrten" zum Verlag der vielen als Vorbild dienenden USamerikanischen Tageszeitung „USA Today" zu bewerkstelligen ist, sondern eigener permanenter Anstrengungen bedarf, ist selbstverständlich. Andererseits sind sicherlich die Marketing-Bemühungen des BDZV, wie zum Beispiel das Projekt „Zeitung in der Schule", lobenswert Es muß allerdings bezweifelt werden, daß angesichts der Zeitungsinhalte Jugendliche und damit potentielle zukünftige Abonnenten als Leser gewonnen werden können. Die Veröffentlichung der aktuellen Hitparade sowie einiger PR-Texte von FilmVerleihern, Plattenkonzernen und Konzertagenturen auf einer Seite der Wochenend-Beilage kann auf Dauer keinen Jugendlichen ansprechen und zum Abonnement verleiten. Sicherlich ist die Tageszeitung nicht in der Lage, die Attraktivität eines Video-Clips zu erlangen, andererseits muß es als geradezu borniert erscheinen, wenn Zeitungsredaktionen erwarten, daß sich die Interessen eines jugendlichen Publikums dem bisher dargebotenen redaktionellen Angebot anpassen. Und allein darauf zu warten, daß der einzelne Jugendliche mit wachsendem Alter zur Zeitung findet erscheint angesichts des zu erwartenden Medienangebots insbesondere - aber nicht nur - auf dem elektronischen Sektor, als kaufmännisches Vabanquespiel. Zu einem noch größeren Trauerspiel muß eine Analyse des Zeitungsangebots für die Bevölkerungsmehrheit, die Frauen, werden. In der Tageszeitung, und hier wiederum besonders in den Straßenverkaufszeitungen, dominieren „männliche" Themen. Da kann auch der Roman und die „Ecke" mit den Kochrezepten keine Abhilfe schaffen. Das Fatale an dieser Analyse der redaktionellen Mängel ist, daß diese seit langem, im Falle der WAZ zum Beispiel seit Ende der vierziger Jahre, bekannt sind, es aber keine nachhaltigen Veränderungen im Dargebotenen gibt. Warum auch, so muß sich mancher Verleger fragen, bis zur Gegenwart lief es ja - von einzelnen Ausnahmen und Perioden abgesehen - ganz gut. Bleibt im Interesse der publizistischen Vielfalt zu hoffen, daß diese Verleger ihre Fehler bemerken, bevor ihnen spezifische Spartenprogramme im Rundfunk auch noch den letzten jugendlichen Leser und die letzte, jeden Tag erneut durch ihre mit 'TAMM. P. 1987: Grundgedanken. In: o.V. (Gißdorf. D., Red): Zeitungen fOr den Mirkt von morgen. Düsseldorf. Wien. S. 12 2 DORSCH, P. 1984: D u unverzichtbare Medium: Die Tageszeitung. In: ZV + ZV. H. 38/1984, S. 1018
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„Männer"-Themen besetzte Tageszeitung sich quälende Leserin abspenstig gemacht haben werden. Zwar gilt der Leser der Zeitung, wie MAST richtigerweise bemerkte, als „Souverän über gedruckte Texte"1, andererseits muß die Frage erlaubt sein, wie lange noch die Zeitungshäuser diesen Vorteil angesichts des sich wandelnden Angebots elektronischer Medien unangefochten ausnutzen können. Eine lokale Radiostation, die diese Bezeichnung auch wirklich verdient, könnte in einem überschaubaren Verbreitungsgebiet mit einem publizistisch attraktiven Programm schnell auch noch die letzten „Nostalgiker" vom Sehen zum Hören verleiten. Die Detailfunktionen, insbesondere bei den rubrizierten Anzeigen (Kleinanzeigen), die heute noch wie selbstverständlich von der Tageszeitung wahrgenommen werden, könnten dann von einem kostenlos verbreiteten Anzeigenblatt übernommen werden. Daß diesen Prozeß auch die Zeitungsverleger frühzeitig erkannt haben, beweist ihr Engagement auf dem Feld der Neuen Medien. Verwundern muß den Betrachter allerdings, daß sich das Gros der Verleger dem national verbreiteten, privatwirtschaftlich organisierten Fernsehprogramm zuwandte, anstatt die Lokalisierung oder zumindest die Regionalisierung des Hörfunks - und damit den unmittelbaren Wettbewerb vor Ort - abzuwarten. Denn was nutzt es der in einem mittelständischen Verlag beheimateten Lokal- oder Regionalzeitung, sich sowohl ökonomisch wie auch publizistisch unter femer liefen als Programmfinanzier einer „News Show" wiederzufinden, außer vielleicht dem olympischen Motto, dabei gewesen zu sein, gerecht zu werden? Wäre es da nicht unter Umständen weiter gedacht, das private, bundesweit verbreitete Fernsehprogramm mit der entsprechenden Markenartikel-Werbung den Zeitschriftenverlagen zu überlassen und sich stattdessen mit einer ausreichenden Kapitalausstattung um den lokalen Rundfunk zu bemühen und über gegebenenfalls mögliche Kooperationsformen (Kombinations-Anzeigentarife für Tageszeitung und Lokalfunk) nachzudenken? Die zukünftigen Entwicklungen in Nordrhein-Westfalen werden zeigen, inwiefern die Zeitungsverleger unabhängig von scheinbar verfestigten Positionen bereit sind, sich diesem neuen Medium im Lokalen zu öffnen. Inwieweit das nordrhein-westfälische „Zwei-Säulen-Modell" seine Tragfähigkeit beweisen kann, hängt allerdings nicht nur von den örtlichen Verlegern ab. Hier sind auch die Interessenvertreter in der jeweiligen Veranstaltergemeinschaft, allen voran die Parteienvertreter, gefordert. Grundgedanke des NRW-Modells war, den ökonomischen vom publizistischen Einfluß zu trennen. Im Auge hatte der Gesetzgeber dabei eine denkbare Beeinflussung durch die Verleger. Aufgrund der Erfahrungen in der Lokalpublizistik der vergangenen Jahrzehnte ist aber auch eine Umkehrung möglich: Daß der die Betriebsgesellschaft tragende Verlag die Redaktion vor den Ansprüchen der örtlichen Honorationen schützen muß, die natürlich auch als entsprechende Vertreter in der Veranstaltergemeinschaft sitzen. Über 'MAST. C. 1986: Tageszeitung und Neue Medien. Zum Engagement der Presse im elektronischen Umfeld. Konstanz, S. IS
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diesen Aspekt ist bisher kaum nachgedacht worden. Als hätte es in der Vergangenheit keine Konflikte zwischen den Rathauspolitikern und den Lokalredaktionen gegeben! Im Hinblick auf das bereits erwähnte Engagement nahezu aller Zeitungsverlage bei privaten Rundfunkaktivitäten muß noch eine weitere mögliche Entwicklung berücksichtigt werden. Geht man von der Tatsache aus, daß die von der Deutschen Bundespost betriebene BreitbandVerkabelung aufgrund finanzieller Ressourcen weitaus langsamer als geplant voranschreitet und daß nur wenige terrestrische Frequenzen mit starker Leistung kurzfristig zur Verfügung stehen, so ist eine im Sinne der werbungtreibenden Wirtschaft befriedigende Haushaltsabdeckung erst in den neunziger Jahren absehbar. Eine aktuelle Hochrechnung vom 1. September 1988 geht davon aus, daß im Spätsommer 1988 vier Millionen Haushalte RTL plus terrestrisch und 3,3 Millionen Haushalte per Kabelanschluß empfangen konnten. SAT 1 wird zu diesem Zeitpunkt von 2,9 Millionen Haushaltungen via Antenne und von 3,4 Millionen Haushaltungen per Kabel empfangen. 1 Beide Privatveranstalter gehen zur Zeit aufgrund dieser Reichweiten davon aus, ab 1990 „schwarze Zahlen" (,3reak-even point") schreiben zu können. Wenn man allerdings den Wettbewerb um Werbe Zeiten berücksichtigt, ist davon auszugehen, daß auch nach diesem Zeitpunkt eventuell anfallende Renditen zu einer weiteren Verbesserung der programmlichen Qualität reinvestiert werden müssen. Hält man sich diese voraussichtliche Entwicklung vor Augen, wird klar, daß das von vielen kleinen Zeitungsverlagen in das Abenteuer „privater Rundfunk" investierte Kapital vermutlich noch mehrere Jahre ohne auch nur befriedigende Renditeaussichten gebunden sein wird. Andererseits wird der Wettbewerb auf dem ureigensten Markt der Printmedien während dieses Zeitraums nicht stillstehen, sondern wird zusätzlich zu der Rundfunk-Beteiligung - laufenden Kapitaleinsatz erfordern. Zwar kann der Wettbewerb auf den Lokalmärkten zur Zeit als weitestgehend zugunsten der Tageszeitungen abgeschlossen gelten, andererseits ist in absehbarer Zeit mit der publizistischen Alternative des Lokalradios zu rechnen sein und auch die Zeitungsproduktion erfordert angesichts des technologischen Wandels permanente Investitionen. Hier ist es mit einigen Terminals in den Redaktionen noch lange nicht getan. Die Wettbewerbsfähigkeit des Zeitungsverlages verlangt den Einsatz der Elektronik im Sinne einer Vernetzung auf allen Ebenen. Für den örtlichen Verleger ist also für einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren eine weitere Ausgabenposition in seinem Jahresetat hinzugekommen, ohne daß er diese Ausgaben durch Einnahmen aus einem anderen Etat decken könnte. Es ist zu befürchten, daß einige kleinere Verlage diese Liquiditätsengpässe „nicht lebend überstehen werden", das heißt: Spätestens in der ersten Hälfte der neunziger Jahre könnte es zu einer neuen Welle der Pressekonzentration kommen, der vor allem die verbliebenen Lokalzeitungen 'o.V. 1988: Reichweiten-Steigerungen bei RTL plus und SAT 1. In: Medienspiegel. Ig. 12. Nr. 38. 19.9.1988. S. 2
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zum Opfer fallen werden. Bestenfalls bleibt diesen Verlagen eine Fusion erspart auf Kosten einer Minderheits-Beteiligung, die durch eine Kapitalaufstockung den akuten finanziellen Engpaß beseitigen hilft. Bedenkenswert müßten daher für die Zeitungsverlage Verbesserungen ihres Produkts sein, die mit geringem Kapitaleinsatz verbunden sind. Gemeint sind hier insbesondere Veränderungen im publizistischen Serviceangebot der Zeitung. Ziel der Verleger muß es angesichts der Mitbewerber Anzeigenblatt und Lokalradio sein, die bestehende Leser-Blatt-Bindung durch weitere Service-Leistungen zu stärken. Im Sinne der Leser übersichtliche lokale Veranstaltungshinweise findet man in keiner Tageszeitung, diese Lücke wird in Großstädten mittlerweile von „Stadtmagazinen" bzw. „Veranstaltungs-Illustrierten" geschlossen. Dabei können diese Monatszeitschriften lange nicht die Aktualiät einer Tageszeitung erreichen, die ja nicht nur wegen der Berichterstattung über Geschehnisse in der Vergangenheit, sondern auch wegen der Ankündigung von Kommendem gelesen wird. Diese überläßt die Zusammenstellung des meist unvollständigen oder zumindest wenig aktuellen Terminkalenders allerdings in der Regel der Redaktionssekretärin oder dem/der Volontär/in. Dabei wird nicht bedacht, daß gerade dieser Kontakt des Lesers zu „seiner" Tageszeitung dazu führen könnte, daß dieser nach dem morgendlichen Konsum die Zeitung am späten Nachmittag oder am Abend auf der Suche nach einer Unterhaltungsmöglichkeit noch einmal „zur Hand nimmt". Für wenig Geld könnte auch die lokale bzw. regionale Tageszeitung über einen Telefonansagedienst per Anrufbeantworter unter einer stadtbekannten Service-Nummer täglich auf eine besonders attraktive Veranstaltung hinweisen. Der Phantasie sind im Service-Sektor angesichts der umfangreichen Möglichkeiten und des hohen Verbreitungsgrades der Zeitung keine Grenzen gesetzt. Den gleichen Mut, den man benötigt, um gute Ideen von anderen Blättern „abzukupfem", braucht man auch, um neuartige Ideen im eigenen Blatt im Hinblick auf die Akzeptanz beim Leser auszuprobieren. Ein weiterer Punkt betrifft die Benutzerfreundlichkeit der Zeitung. Der Vorteil der ständigen Verfügbarkeit der Zeitung gegenüber den elektronischen Medien existiert zweifelsohne. Andererseits kann man diesen Vorteil nicht ohne Schaden auf Dauer ausreizen. Jeder Zeitungsverlag muß unablässig darum bemüht sein, den sich wandelnden Interessen seiner Leser zumindest im Ansatz gerecht zu werden. Daß sich bis heute entgegen unwiderlegbaren Umfrage-Ergebnissen die Anordnung und Bewertung der redaktionellen Beiträge in den deutschen Zeitungen nicht geändert hat, ist nur ein Beispiel für fehlenden Mut. Erinnert sei in diesem Zusammenhang noch einmal an den bereits eingangs zitierten Vorwurf von TAMM: Sieht man von kosmetischen Korrekturen beim Layout und vom Umfang ab, so unterscheidet sich die deutsche Tageszeitung des Jahres 1988 nur wenig von der des Jahres 1948. Dabei wären auch hier positive Veränderungen mit relativ geringem Kapitaleinsatz möglich. Wenn schon die Politik traditionsgemäß auf der Titelseite dominieren muß, so kann doch wenigstens in einem Kasten oder an anderer exponierter Stelle auf dieser Seite auf den „lokalen Aufmacher"
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hingewiesen werden. Schließlich kauft der Leser die Zeitung in erster Linie wegen ihrer Lokalberichterstattung und nicht wegen der Wiederholung der „Tagesschau"-Meldung vom Vortage. Noch ärger sieht es in den Anzeigenteilen der Zeitung aus. Es muß angesichts der Möglichkeiten der Technik gegen Ende des 20. Jahrhunderts geradezu aberwitzig erscheinen, wenn der Wohnungsuchende am Wochenende beim Blick in den Kleinanzeigenteil der Tageszeitung dazu gezwungen wird, mehrere unübersichtlich gegliederte Zeitungsseiten durchzulesen. Daß es dazu Alternativen gibt, beweisen vereinzelte Zeitungen, die zum Beispiel die Immobilienanzeigen nach Wohnraumgröße gegliedert veröffentlichen. Vorbilder für eine leserfreundliche Rubrizierung der Kleinanzeigen, die zeitungsintem angesichts des Leserinteresses oft als die „billigste Redaktion " tituliert weiden, könnten die Offertenblätter sein. Denkbar ist auch ein Modell, das die „Süddeutsche Zeitung" praktiziert Diese sendet Interessenten eine Zusammenstellung von Kleinanzeigen nach vorgegebenen Merkmalen zu: Spätestens zu Beginn der Woche erhält zum Beispiel der Wohnungsuchende eine per EDV zusammengestellte Ausweitung der in Frage kommenden Wohnungsangebote, die in der vorangegangenen Wochenendausgabe der Zeitung veröffentlicht wurden - ein Service-Angebot der Tageszeitung, das angesichts der umfangreichen Möglichkeiten des vorhandenen Produktionssystems nur eines minimalen Kapitaleinsatzes bedarf. Versuche, den Erfolg der in dieser Arbeit untersuchten Zeitung zu be- oder zumindest zu umschreiben, sind viele unternommen worden. Ernst NEY, Redakteur der ersten Stunde, sieht die Vorzüge der WAZ in dem ,3cmühen um sachliche Information, um Unabhängigkeit, um Volkstümlichkeit" begründet.1 Erich BROST betont, daß sowohl Jakob FUNKE als auch er selbst seinerzeit von dem großen Erfolg ihrer Zeitung überrascht worden seien. Seiner Meinung nach trugen drei Gründe zum Erfolg der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" bei: erstens das redaktionelle Konzept der Zeitung, zweitens der gute Vertrieb und drittens eine möglichst volkstümliche Berichterstattung, ohne dabei ins Triviale zu verfallen.2 Einen weiteren Grund des stetigen Wachstums lieferten KOSZYK und GROBE am Rande ihrer Untersuchung: war sieht die Mehrzahl der Abonnenten keine Möglichkeit für die Substitution der Funktion der Tageszeitung durch andere Medien, doch halten rd. 60 % der Bezieher eine Substituierbarkeit der abonnierten durch eine andere Tageszeitung nicht für ausgeschlossen. Als mögliche Alternative wird vor allem die WAZ gesehen, die im gesamten Untersuchungsgebiet präsent ist und durch ihre Auflagenstärke den höchsten Bekanntsheitsgrad genießt. Da die WAZ kein verfestigtes parteipolitisches Image besitzt, ist sie für Abonnenten mit unterschiedlichen politischen Ansichten akzeptabel."3 'NEY, E. o.J.: Alles aus dem Niehls. Geschichten aus der WAZ-Geschichte. o.O. (Essen), S. 101 Zlnterview mit Erich BROST am 25. November 19S6 'KOSZYK. K ./GROBE, B. E. 1978: Publizistik im Ruhrgebiet. Zeitungsstniktur im Ruhrgebiet. Eine Studie zur Mediennutzung. Medienbeurteilung und Leser-Blatt-Bindung der Abonnenten von
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Ein ökonomischer Grund für den Erfolg der „Zeitungsgruppe WAZ" liegt sicherlich in der prosperierenden Zeitungskonjunktur in den Jahren 1978/79 begründet, für die RUTSATZ die „beste Ertragslage seit den dreißiger Jahren" ermittelte. 1 Wenn der Satz des britischen Verlegers Cecil KINGNORTHCLIFFE richtig ist: „Die ernüchternde Tatsache bleibt bestehen, daß das Überleben der Tageszeitungen nicht auf ihrer gesellschaftlichen Notwendigkeit beruht, sondern auf der Fähigkeit Anzeigen zu bekommen." 2 , dann mußte die von der „Zeitungsgruppe WAZ" eingeführte „tarifeinheitliche Belegung" geradezu zwangsläufig zu einem kaufmännischen Erfolg werden. Hinzu kam die „Begünstigung publizistischer Pluralität auf einer wirtschaftlich einheitlichen Grundlage" 3 . Das mit diesen Worten umschriebene „Zwei-Säulen-Modell" („Schumann-Modell") im nordrheinwestfälischen Landesrundfunkgesetz ist ein Abbild des Organisationsprinzips der „Zeitungsgruppe WAZ". Bei der W A Z stand zu allen Zeiten die Zeitung im Zentrum aller Verlagsaktivitäten. Davon konnten noch so verheißungsvolle Angebote gegen Ende der sechziger und seit Beginn der achtziger Jahre nicht ablenken. Beim Verleger-Fernsehen wie bei den privatwirtschaftlich verfaßten Neuen Medien gingen die Verantwortlichen der WAZ jeweils ihre eigenen Wege. Stets sollte die publizistische Leistung wie der ökonomische Beitrag der WAZ erkennbar bleiben. War dies nicht gewährleistet, verzichtete man lieber auf eine Beteiligung, mochten die Veriegerkollegen und -Organisationen auch noch so locken. Getreu diesem Vorsatz sind auch die bisherigen Aktivitäten der „Gruppe" zu beurteilen. Sie unterscheiden sich insofern nicht von den Überlegungen des Jahres 1951, als es darum ging, im Rahmen der Freigabe der sogenannten „kleinen Lizenzen" im UKW-Bereich gemeinsam mit dem damaligen „Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk" einen Ruhrgebiets-Sender zu initiieren. In beiden Fällen ging es gemeinsam mit einem kundigen Partner - sei es der SVR im Jahre 1951 oder der WDR im Jahre 1984 - um ein weiteres „Standbein" im eigentlichen Verbreitungsgebiet der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" bzw. der Zeitungen der „Zeitungsgruppe WAZ". Andere Investitionen auf dem Sektor der Neuen Medien wurden von dem Essener Zeitungshaus unter dem Gesichtspunkt der schnellen Verwertbarkeit getroffen. Sowohl die Beteiligung an der „Allianz Filmproduktion GmbH" wie auch der branchenintem kolportierte Ankauf zahlreicher Film- und Femsehrechte durch die „Westfilm Medien GmbH" deuten darauf hin, daß
Regional Zeitungen. In: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (Hg.): Kommunikationspolitische und kommunikttions wissenschaftliche Forschungsprojekte der Bundesregierung (1974-1978). Eine Obersicht Ober wichtige Ergebnisse. Bonn. S. 155 f. 'RUTSATZ. K.-H. 1980: Die wirtschaftliche Situation deutscher Tageszeitungen. Beste Ertragslage seit den dreißiger Jahren. In: Media Perspektiven, H. 3/80, S. 160 J KING-NORTHCUFFE, C. zitiert nach: Springer, A. 1967: Deutsche Presse zwischen Konzentration und Subvention. In: ZV + ZV, H. 1/1967, S. 2 'PATZOLD, U. 1986: Wer bewegt die Medial an der Ruhr? Die leise Effizienz der WAZ Politik. In: Media Perspektiven, H. 8/86, S.516
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die Verantwortlichen mit ihren Renditeerwartungen nicht erst auf hohe Reichweiten warten wollen. Ein Bereich, in dem sich das fünftgrößte deutsche Verlagsuntemehmen (nach der Bertelsmann AG", der „Axel Springer AG", der „Gruner + Jahr AG & Co" und dem „Heinrich Bauer Verlag") bisher eher zurückhaltend gezeigt hat, ist der Zeitschriftensektor. Die Beteiligung am Verlag der drei in Düsseldorf erscheinenden Publikumszeitschriften liegt über dreißig Jahre zurück. Die Übernahme der „Special-Intcrest"-Zeitschriften von Maitin BROST war, wie Erich BROST selber betont, „eher Last als Lust" 1 . Andererseits gilt der Markt der Publikumszeitschriften unter Branchenkennern als „kaputt". Die Einführung neuer Objekte bedarf mittlerweile eines immensen Kapitalaufwands. Das Beispiel,JA" des Springer-Verlages zeigt, daß selbst der Einsatz von Millionen-Investitionen nicht zwangsläufig zum Erfolg führen muß. Es ist davon auszugehen, daß auch auf diesem Sektor die Verantwortlichen der „Zeitungsgruppe WAZ" auf das günstige Angebot zum rechten Zeitpunkt warten weiden. Der Verlag der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" war noch bis gegen Mitte der siebziger Jahre ein mit anderen Zeitungshäusern durchaus vergleichbares mittelständisches Unternehmen. Erst durch die Übernahmen der „Westfalenpost", der "Westfälischen Rundschau" und der „Neuen Ruhr Zeitung/Neuen Rhein Zeitung" wurde unausweichlich ein Wandel zu einem Großunternehmen vollzogen. Auch die in den fünfziger und sechziger Jahren betriebenen Beteiligungen an metallverarbeitenden Betrieben im Niederbergischen und Bergischen Land können nichts an dieser Bewertung ändern, da diese Investitionen von den beiden Eigentümer-Familien wohl eher als im Moment positive Möglichkeit der Kapitalanlage denn als Diversifikation im klassischen Sinne verstanden wurden. Andererseits hat man sich offensichtlich darum bemüht, neben dem Engagement auf dem Mediensektor in einer anderen Branche ein „zweites Standbein" aufzubauen. Aus der heutigen Situation heraus müssen die damaligen Investitionsentscheidungen angesichts der krisenhaften Entwicklungen fast aller Stahlbranchen streng genommen als falsch bewertet werden. Erfolgversprechender wäre es wohl - vom gegenwältigen Standpunkt aus betrachtet - gewesen, das Medien-Engagement auf andere Teilsegmente auszuweiten (vom Zeitschriften-Markt war bereits in anderem Zusammenhang die Rede). Die Investitionen, die seit Anfang der achtziger Jahre erfolgten und noch erfolgen, weisen in dieser Hinsicht in eine deutliche Richtung: Diversifikationen der „Zeitungsgruppe WAZ" erfolgen ausschließlich in medienrelevanten Branchen. Die Zukunftsaussichten der „Zeitungsgruppe WAZ" - und das ist eines der wichtigsten Ergebnisse dieser Arbeit - liegen eindeutig in ihren Stammlanden: dem Ruhrgebiet. Hier ist sie unabhängig von allen Anfeindungen, seien es nun Offerten-, Anzeigenblätter oder Stadtmagazine, die Nummer Eins. Kein Wettbewerber ist ernsthaft in der Lage, die in vierzig Jahren gefestigte Position der „Gruppe" zu erschüttern. Das im nordrhein-westfälischen 'Interview mit Erich BROST «m 26. November 1987
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Landesrundfunkgesetz verankerte „Zwei-Säulen-Modell" für den lokalen Rundfunk sichert zudem diese Position der WAZ auch für die Zukunft. Als weiteren positiven Effekt muß man den gegenwärtigen Strukturwandel des Reviers bewerten. Mit dem Niedergang der Grundstoff-Industrie im größten europäischen Industrierevier wächst mittlerweile das Potential anderer Branchen. Neue, moderne Technologien halten ihren Einzug in die ehemalige Zechen- und Hüttenkultur. Mit diesem Wandel verändert sich auch zwangsläufig die Bevölkerungsstruktur dieses Siedlungsraumes. Die dichte Hochschul-Landschaft an Rhein und Ruhr leistet zu diesem Wandel ihr übriges. Für die größte Zeitung in diesem Verbreitungsgebiet muß dieser Umschwung nachhaltige Konsequenzen haben. Ein neues Lesepublikum mit anderen Ansprüchen als das bisherige wächst heran. Es wird langfristig für den Wettbewerb nicht ausreichen, eine Alternative zum nach wie vor wichtigsten Wettbewerber - ,3ild" - zu liefern. Gefragt ist eine behutsame äußerliche wie inhaltliche Modernisierung, für die es allerdings, allen einschlägigen Empfehlungen zum Trotz, keine „Patentrezepte" gibt Am Ende dieser Entwicklung muß sowohl dem in der Produktion schaffenden Industriearbeiter wie auch dem im Entwicklungslabor tätigen Ingenieur jeden Morgen ein Produkt präsentiert werden, mit dem er sich identifizieren kann, das er als „seine Zeitung" akzeptiert und zu der es im Verbreitungsgebiet keine Alternative gibt. Dieses neue Produkt kann dem jetzigen durchaus sehr ähnlich sein, unter Umständen finden sich auch beide Leser schon in der heutigen „Westdeutschen Allgemeinen" wieder und widersetzen sich grundsätzlichen Veränderungen. Gefragt ist auf jeden Fall eine genaue Beobachtung und Auswertung der Marktgegebenheiten; denn eines ist sicher weitere Diversifikationen der „Zeitungsgruppe WAZ" auf dem Sektor der Neuen Medien müssen zumindest noch mittelfristig aus den Renditen der „Westdeutschen Allgemeinen" mitfinanziert werden, bevor sich diese irgendwann zu dem gewünschten eigenständigen Standbein im unternehmerischen Sinne entwickeln. Es kann auch langfristig nicht daran gezweifelt werden, daß die Erfolgskurve der Zeitungen der „Zeitungsgruppe WAZ" anhalten wird; andererseits wächst in Zukunft kein weiteres potentielles Lesepublikum im Hinblick auf eine spürbare Steigerung der Auflagenzahlen heran. Eine Steigerung der Auflage ist nur durch harten Wettbewerb zu schaffen. Auflagenhöhen wie Mitte der achtziger Jahre werden sich vermutlich nicht wiederholen. Um so notwendiger erscheint es angesichts dieser Entwicklung bei allem nationalen wie internationalen Engagement, das „Brotprodukt" „Westdeutsche Allgemeine" nicht zu vernachlässigen.
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Im Sinne dieser ökonomischen und publizistischen Anforderungen gelten die Prämissen, die Erich BROST aus Anlaß des 40. Gründungsjubiläums der Zeitung als die ständigen Herausforderungen unserer Zeit beschrieb: „Vierzig Jahre gingen rasch vorbei. Es waren keine vierzig Jahre der Ruhe, weder zu Hause noch in der Welt. Es waren vierzig Jahre Arbeit und vierzig Jahre der Spannungen. Die Welt sieht, jedenfalls in Europa, besser aus als während des verbrecherischen Unternehmens des Weltkrieges und seiner für viele Millionen schrecklichen Erlebnisse und Folgen. Sie zu mildem und gegen Wiederholungen anzukämpfen war und bleibt unsere Aufgabe. Zu einem bescheidenen Teil hat die vierzigjährige WAZ daran ihren Anteil."1
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503
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Schütz, W. J.: Deutsche Tagespresse 1987. In: Media Perspektiven. 1987, H. 9, S. 574-584 Schütz, W. J.: Deutsche Tagespresse in Tatsachen und Zahlen (Ergebnisse einer Strukturuntersuchung des gesamten deutschen Zeitungswesens). In: Publizistik. Jg 1, 1956, H. 1, S. 31-48 Schütz, W. J.: Kaum noch Objekte für die Pressekonzentration? In: Media Perspektiven. 1979, H. 9, S. 600-612 Schütz, W. J.: Die redaktionelle und verlegerische Struktur der deutschen Tagespresse 1987. In: Media Perspektiven. 1987, H. 9, S. 585-597 Sölter, A.: Das Tele-Bild enteilt, aber das gedruckte Wort verweilt (Das Medium Zeitung). In: Handelsblatt. Nr 75 v. 17.4.1980, S. 18-19 Sorge um die Entwicklung des Wettbewerbs (Nachlese zur Jahresversammlung des VWRZ). In: Zeitungs-Verlag und Zeitschriften-Verlag. Jg 65,1968, Nr 28, Juli, S. 1257-1259 SPD änderte Gesetzentwurf nach Gespräch mit Verlegern. In: dpa-Landesdienst Nordrhein-Westfalen (lnw). 1986, Nr 040, Dez. Springer, A. C.: Presse und Fernsehen (Vortrag). In: Zeitungs-Verlag und Zeitschriften-Verlag. Jg 58, 1961, Nr 20, Juli, S. 970-973 Thielemann, P.: Die Rechtsform der Zeitungsverlage (Gedanken und Betrachtungen zum§ 12 des Entwurfs zum Pressegesetz). In: Die Zeitung. Jg 1,1946, Nr 1, Okt., S. 4-5 Thier, H.: Das geschenkte Anzeigenblatt (Zur Rechtssprechung des BGH). In: Publizistik. Jg 14, 1969, H. 2, S. 151-153 Uenk, R.: Anzeigenkooperation und ihre Bedeutung für die Tagespresse. In: Zeitungs-Verlag und Zeitschriften-Verlag. Jg 76, 1979, Nr 25, Juni, S. 10191023 Urhausen, H.: Chancen für Anzeigenblätter (Eigenständigkeit in Grenzen). In: Die Zeitung. Jg 11, 1983, Nr 10, Okt., S. 7 Urhausen, H.: Sonntagsmarkt: Rummel statt Ruhe? (Anzeigenblätter am Sonntag - ein bedenklicher Weg der Expansion). In: Die Zeitung. Jg 12,1984, Nr 6, Sept., S. 9 Vielfaltige Geschäftsinteressen der „WAZ". In: Zeitungs-Verlag und Zeitschriften-Verlag. Jg 65, 1968, Nr 46, Nov., S. 2190 Voss, R.: Über Stimmungsmache der Verleger empört. In: Frankfurter Rundschau. Nr 292 v. 17.12.1986
505
WAZ beteiligt sich vorläufig nicht an RTL plus. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. Nr 291 v. 16.12.1985, S. 7 WAZ ist Wunschpartner von RTL in Nordrhein-Westfalen. In: Funk-Korrespondenz. 1985, Nr 33, August, S. 6 WAZ schließt Beteiligung der Belegschaft nicht aus. In: Saarbrücker Zeitung. Nr 295 v. 21./22.12.1968, S. 1 WAZ-Beteiligung bei RTL plus. In: Media Perspektiven. 1986, H. 5, S. 357 WAZ-Gruppe beteiligt sich an Kurier AG, Österreich. In: Pressemitteilung v. 25.3.1988 WAZ-Gruppe beteiligt sich nicht an RTL-Satellitenfernsehen - aber abwartende Haltung bei Springer und Süddeutschem Verlag. In: Media Perspektiven. 1981, H. 4, S. 346 WAZ-Gruppe steigt aus. In: dpa-Basisdienst. Medien/Satellitenfemsehen. 1984, Nr 267, Febr. „WAZ"-Start in die neuen Medien mit fundiertem Femseh-Know-how. In: Zeitungs-Verlag und Zeitschriften-Verlag. Jg 80,1983, Nr 51/52, Dez., s. 1482 Wechsel in der WAZ-Chefredaktion. In: Westdeutsche Allgemeine Zeitung. Nr 290 v. 15.12.1970, S. 1 Der Weg eines Lizenzantrages. In: Die deutsche Zeitung. Jg 2, 1948, Nr 9, Sept.. S. 27 Weischenberg, S.: Technologie-Report der deutschen Tagespresse (Zum Implementierungsgrad elektronischer Aussagenproduktionssysteme). In: Media Perspektiven. 1984, H. 2, S. 107-113 Wenn lokaler Funk, dann nur mit Beteiligung der Zeitungen ... In: ZeitungsVerlag und Zeitschriften-Verlag. Jg 68, 1971, Nr 42, Okt., S. 2040 Werbemillionen für das Kabelfemsehen - „Deutsche Gesellschaft für Kabelkommunikation" gegründet. In: Media Perspektiven. 1984, H. 11, S. 905 Westdeutsche Allgemeine. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. Nr 65 v. 16.3.1968, S. 76 Westfalenpost gegen Zusammenarbeit zwischen RN und WR. In: RuhrNachrichten. Nr 60 v. 11.3.1972, S. 2 Weyl, J.: Freistilringen in der Presse? (Die Auseinandersetzungen Tageszeitungen - Anzeigenblätter). In: Zeitungs-Verlag und Zeitschriften-Verlag. Jg 63, 1966, Nr 41, Okt., S. 2082-2085
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507
1978. (Drucksache VIÜ/2264) 1985. (Drucksache X/5663) Bericht der Kommission zur Untersuchung der Wettbewerbsgleichheit von Presse, Funk/Fernsehen und Film. Bonn 1967. (DeutscherBundestag. 5. Wahlperiode. Drucksache V/2120.) Büssow, ].: ... In: Plenarprotokoll der 39. Sitzung vom 17.12.1986, S. 32853296 Büssow, J.: ... In: Plenarprotokoll der 57. Sitzung vom 24.9.1987, S. 49144970 Farthmann, F.:... In: Protokoll der 26. Sitzung vom 24.11.1986, S. 5-6 Gesetz über die Veranstaltung von Rundfunkprogrammen und deren kabelgebundene oder drahtlose Verbreitung in Nordrhein-Westfalen (Landesrundfunkgesetz). Antrag der Fraktion der FDP. Düsseldorf 1986. (Landtag Nordrhein-Westfalen. 10. Wahlperiode. Drucksache X/610.) Gesetz zur Änderung des Gesetzes über den „Westdeutschen Rundfunk Köln'' und des Rundfunkgesetzes für das Land Nordrhein-Westfalen (Rundfunkänderungsgesetz). Gesetzentwurf der Landesregierung. Düsselforf 1987. (Landtag Nordrhein-Westfalen. 10. Wahlperiode. Drucksache X/2358.) Gesetz zur Änderung des Rundfunkgesetzes für das Land Nordrhein-Westfalen (Rundfunkänderungsgesetz). Gesetzentwurf der Fraktion der CDU. Düsseldorf 1987. (Landtag Nordrhein-Westfalen. 10. Wahlperiode. Drucksache X/2361.) Gesetz zur Änderung des Rundfunkgesetzes für das Land Nordrhein-Westfalen (Rundfunkänderungsgesetz). Gesetzentwurf der Fraktion der FDP. Düsseldorf 1987. (Landtag Nordrhein-Westfalen. 10. Wahlperiode. Drucksache X/ 2362.) Grotkamp, G.:... In: Protokoll der 7. Sitzung vom 29.4.1976, Anlage 1: S. 34 Hauptgutachten der Monopolkommission. Bonn (Deutscher Bundestag. 10. Wahlperiode. Drucksache...) 5. 1982/83. 1984. (Drucksache X/1791.) 6. 1984/85. 1986. (Drucksache X/5860.) Landesmediengesetz. Antrag der Fraktion der CDU. Düsseldorf 1985. (Landtag Nordrhein-Westfalen. 10. Wahlperiode. Drucksache X/442.) Neven DuMont, A.:... In: Protokoll der 7. Sitzung vom 29.4.1976, S. 21-22 Plenarprotokoll der... Sitzung ... Düsseldorf (Landtag Noidrhein-Westfalen. 10. Wahlperiode. Drucksache...) 39. Sitzung. 17.12.1986. (Drucksache 10/39)
508
40. Sitzung. 19.12.1986. (Drucksache 10/57) 57. Sitzung. 24. 9.1987. (Drucksache 10=40) Pohl, O.:... In: Plenarprotokoll der 40. Sitzung vom 19.12.1986, S. 3316-3324 Pohl, O.:... In: Plenarprotokoll der 57. Sitzung vom 24.9.1987, S. 4907-4911 Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (Hrsg.): Bericht der Bundesregierung über die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland 1985. Medienbericht '85. (Bonn 1986.) (Deutscher Bundestag. 10. Wahlperiode. Drucksache 10/5663.) Protokoll der ... Sitzung ... Hauptausschuß. Düsseldorf (Landtag NordrheinWestfalen. 8. u. 10. Wahlperiode. Drucksache ...) 7. Sitzung. 29. 4.1976. (Drucksache 8/288) 26. Sitzung. 24.11.1986. (Drucksache 10/435) Rau, J.:... In: Protokoll der 34. Sitzung von 1986, S. 2607-2613 Rau, J.:... In: Plenarprotokoll der 40. Sitzung vom 19.12.1986, S. 3329-3332 Rau, J.:... In: Plenarprotokoll der 57. Sitzung vom 24.9.1987, S. 4904-4907 Rohde, A.:... In: Plenarprotokoll der 40. Sitzung vom 19.12.1986, S. 19.12.1986, S. 3324-3329 Rohde, A.:... In: Plenarprotokoll der 57. Sitzung vom 24.9.1987, S. 4911 -4914 Schlußbericht der Kommission zur Untersuchung der Gefährdung der wirtschaftlichen Existenz von Presseunternehmen und der Folgen der Konzentration für die Meinungsfreiheit in der Bundesrepublik Deutschland (Pressekommission). Bonn 1986. (Deutscher Bundestag. 5. Wahlperiode. Drucksache V/ 3122.) Schnoor, H.:... In: Plenarprotokoll der 40. Stizung vom 19.12.1986, S. 33363340 Terrestrische Frequenzen für Hörfunk und Fernsehen. Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 464 des Abgeordneten Büssow. Düsselforf 1986. (Landtag Nordrhein-Westfalen. 10. Wahlperiode. Drucksache X/1226.) Wettbewerbslage zwischen Presse, Rundfunk und Fernsehen. Kleine Anfrage der SPD. Bonn 1963. (Deutscher Bundestag. 4. Wahlperiode. Drucksache IV/ 1385.) Zwischenbericht der Enquete-Kommission „Neue Informations- und Kommunikationstechniken". Bonn 1983. (Deutscher Bundestag. 9. Wahlperiode. Drucksache IX/2442.) Chef der Staatskanzlei Dr. Leister berichtet über Diskussionsstand zum Lan-
509
desmediengesetz. 28.4.1986. Düsseldorf 1986. (Information der Landesregierung NRW. Nr 233/4/86.) Referentenentwurf eines Landesmediengesetzes für Nordrhein-Westfalen. 22.5.1986. Düsseldorf 1986. (Information der Landesregierung NRW. Nr285/ 5/86.) Regierungsentwurf eines Rundfunkgesetzes für das Land Nordrhein-Westfalen. 22.10.1986. Düsseldorf 1986. (Information der Landesregierung NRW. Nr 645/10/86.)
510
Verzeichnis der Abbildungen, Diagramme und Tabellen Seite 1
Nielsen-Gebiete
48
2
Zeitungstypologie (Medienatlas NW)
57
3
Zeitungstypologie (Bnimmund/Schwindt)
58
4
Veiiegte Zeitungen
59
5
Regional-Zeitungen in Nordrhein-Westfalen
60
6
Verlegte Abonnementszeitungen
62
7
,3üd": Verkaufte Auflage (1976-1987)
64
8
Verlegte Straßenverkaufszeitungen
65
9
Organigramm eines Zeitungsverlages
74
10
Netto-Umsätze der Tageszeitungen (1986)
76
11
Kosten und Erlösstruktur der AbonnementsTageszeitungen
77
12
Zeitungsumsatz der Zeitungen
78
13
Zeitungsumsatz der Abonnementszeitungen
78
14
Zeitungsumsatz der Straßenverkaufszeitungen
79
15
Strukturdaten zur Entwicklung der Tagespresse (1954-1985)
81
IVW: Verkaufte Auflage der Tageszeitungen (19511987)
83
Entwicklung der Erlöse, Kosten und Gewinne je Monatsstück von Abonnementszeitungen (19541979)
84
Entwicklung der Monatsstückkosten von Abonnementszeitungen (1954-1979)
85
16 17
18
511
19
Seitenzahl der Hauptausgabe der Zeitungen
89
20
Seitenzahl der Hauptausgabe der Abonnementszeitungen
89
21
Seitenzahl der Hauptausgabe der Straßenverkaufszeitungen
90
Zeitungen mit Anschluß an eine Redaktions- bzw. Anzeigengemeinschaft
92
Abonnementszeitungen mit Anschluß an eine Redaktions- bzw. Anzeigengemeinschaft
93
Straßenverkaufszeitungen mit Anschluß an eine Redaktions- bzw. Anzeigengemeinschaft
93
25
Verkaufspreise für die Hauptausgabe der Zeitungen
99
26
Verkaufspreise für die Hauptausgabe der Abonnementszeitungen
100
Verkaufspreise für die Hauptausgabe der Straßenverkaufszeitungen
100
28
Sparten des Presse-Einzelhandels
101
29
Index-Entwicklung von Abonnement und Einzelverkauf der regionalen Abonnementszeitungen
102
„Westdeutsche Allgemeine Zeitung": Verkaufsauflage der Gesamtausgabe (1951-1974)
116
„Zeitungsgruppe WAZ": Verkaufsauflage, Abonnements-Verkauf, Einzelverkauf (1975-1987)
117
22 23 24
27
30 31 32
Redaktionelle Herstellung des Zeitungsmantels bei Zeitungen (1975-1985)
119
33
Leserpräferenzen
120
34
„Zeitungsgruppe WAZ": Gemeinsame Lokalausgaben
125
35
Ebenen diagonaler und horizontaler Konzentration
138
35
„Westdeutsche Allgemeine Zeitung": Übernommene
36 512
und eingegliederte Titel
145
„Westdeutsche Allgemeine der übernommenen Titel Zeitung": IVW-Auflage
146
37
Anzeigenblätter in der Bundesrepublik Deutschland
177
38
Anzeigenblattmarkt in der Bundesrepublik Deutschland
178
39
Anzeigenblätter: Anzahl, Auflage, Umsatz (19841986)
181
40
„WVW'-Anzeigenblätter
185
41
„ORA"-Anzeigenblätter
186
42 43
Supplement-Markt (1986) Zahl der Rundfunkteilnehmer/angemeldete Geräte (1950-1985)
189 197
Stand und Entwicklung der an Breitbandkabel-Netze anschließbaren Haushalte (1983-1989)
213
Stand und Entwicklung der an Breitbandkabel-Netze angeschlossenen Haushalte (1983-1989)
214
Versorgungsgrad und Anschlußdichte in Breitbandkabel-Netzen (1983-1989)
215
47
Versuchsdauer, Rundfunkangebot und Beteiligung im Rahmen der Kabelpilotprojekte
220
48
Internationale Übersicht Uber die mit dem deutschen System Videotext vergleichbaren Teleschriftformen (Teletexte), internationale Bezeichnung „broadcasting videotex"
222
Internationale Ubersicht über die mit dem deutschen System Bildschirmtext vergleichbaren Teleschriftformen (Teletexte), internationale Bezeichnung,Interactive videotex"
226
Lizenzierte Zeitungen auf der Basis der „Nachrichtenkontioll-Vorschrift Nr. 1" (Juli 1945-September 1949)
235
Verleger, die bis April 1946 in „Nord-Rheinland und Westfalen" Lizenzen für die Herausgabe von Zeitungen erhielten
240
Zusammensetzung des Zonenpresserates und des Beratenden Landesausschusses für das Pressewesen des Landes Nordrhein-Westfalen
245
44 45 46
49
50
51
52
513
53
Auflagenstärksten Zeitungen in der Bundesrepublik Deutschland (1952)
282
„Westdeutsche Allgemeine Zeitung": Auflage im Juni 1950
290
Text- und Anzeigenseitenumfänge der Essener Tageszeitungen im November 1953
299
56
Rechtsform der Tageszeitungs-Verlage (1954)
306
57
Anzahl der Spalten (1954)
307
54 55
(Umbruch)
der Tageszeitungen
58
Umfang des Text- und Anzeigenteils der Tageszeitungen (1954)
307
59
Pressekonzentration in Nordrhein-Westfalen (19661970)
326
60
Leistungskennzahlen für Setzmaschinen-Typen
343
61
Regionale Ausgaben und Marktanteile der Ruhrgebeits-Zeitungen (1968)
354
„Westdeutsche Allgemeine Zeitung": Haupt- und Nebenausgaben (1973)
364
„Westdeutsche Allgemeine Zeitung": Geschäfts- und Annahmestellen (1973)
365
64
„Westfalenpost": Beziricsausgaben (1972)
368
65
„Westfalenpost": Verkaufte Auflage (1951-1974)
369
66
„Westfälische Rundschau": Eingestellte
62 63
Bezirksausgaben
372
67
„Westfälische Rundschau": Bezirksausgaben (1973)
373
68
„Westfälische Rundschau": Verkaufte Auflage (1951-1974)
374
69
„Ruhr-Nachrichten": Verkaufte Auflage (1951-1987)
381
70
„Neue Ruhr Zeitung/Neue Rhein Zeitung": Bezirksausgaben (1975)
383
514
„Neue Ruhr Zeitung/Neue Rhein Zeitung": Verkaufte Auflage (1951-1974) Konzentration der Tagespresse (1980) Entwicklung von Kosten, Erlösen und Ergebnissen bei Abonnementszeitungen (1979-1986)
Abkürzungsverzeichnis Abo Abs. AdZ AFHQ AG AGAB AktG APF AP ARD Art Aufl. Bd. BDI BDZV BGBl. BGB BGH BKartA BT Btx BVerfGE BWZ CDU Cie. CLR CLT Co. CSU d.Verf. DDR DDVG DENA DGA DGB DGK dju DJV DM dpa dpd e. V. EAN EAZ EG ERP 516
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