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German Pages 123 [125] Year 2019
Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit
Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit
Herausgegeben von Werner Georg Kümmel (†) in Zusammenarbeit mit Christian Habicht, Otto Kaiser (†), Otto Plöger (†) und Josef Schreiner (†)
Band I · Lieferung 3 Gütersloher Verlagshaus
Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit Band I
Historische und legendarische Erzählungen Christian Habicht 2. Makkabäerbuch
1979 Gütersloher Verlagshaus
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Christian Habicht 2.~akkabäerbuch
Inhalt Einleitung . . . . . . . . . . . . . . r. Inhalt und geschichtlicher Hintergrund 2. Titel, Verfasser und Entstehung 3. Die Quellen . . . . . . . . . . . 4· Theologiegeschichtliche und literaturgeschichtliche Einordnung . . . . . 5• Überlieferung und Textgestaltung . 6. Literaturverzeichnis . . . . . . .
67 67 I 69 I 77 I
I
85 9I I 94 I I
Übersetzung . . . . . . . . . . . I, I- 2,I8 Die Einleitungsbriefe 2, I 9- 2, 32 Vorrede des Epitomators 3, I - 3,40 Heliodor im Tempel . . 4, I - 4, 5o Die hellenistische Reform: J ason und Menelaos . . . . . . . . 5, I - 5, 27 Der Konflikt mit dem König . . 6, I - 7,42 Religionsverbot und Glaubensnot 8, I- 8,36 Judas und der Beginn des Widerstandes . . . . . . . . 9, I- 9,29 Das Ende des Verfolgerkönigs Io, I-Io,38 Die Tempelreinigung. Erfolge des Judas . . . . . . . . . . II, I-II,38 Das Ende des Glaubenszwanges 12, I-12,45 Judas setzt den Krieg fort I3, I-I3,26 Antiochos V. Herr über Jerusalem I4, I-I4,46 Erneuerung des Krieges unter Demetrios I . . . . . . . . I5, I-I5,36 Judas besiegt Nikanor . . . I5,37-I5>39 Schlußwort des Epitomators
2 70 276 280
Namenregister . . . . . . . . . . . . Bibelstellenregister . . . . . . . . . . Liste der Abweichungen von Hanharts Text
28 I 28 3 284
I
99
I99 207 209 2I4 2 24 229
38 243 2
249 254 26I 266
Einleitung
1.
Inhalt und geschichtlicher Hintergrund
Gegenstand des Buches ist die frühe Geschichte des Konflikts zwischen den glaubenstreuen Juden in Palästina und ihren weltlichen Oberherren, den seleukidischen Königen von Antiochos IV. Epiphanes bis zu Demetrios I. Der Held der Erzählung ist der Makkabäer Judas, der nach dem königlichen Verbot, den jüdischen Glauben auszuüben, im Jahre I68 oder I67 zum bewaffneten Widerstand hiergegen aufrief und zur Rettung des von den Heiden profanierten Tempels. Die erste Phase des sich entspinnenden Krieges ist der Kampf der gläubigen Juden um ihre Religion. Die Erfolge dieses Kampfes sind die Wiedereroberung der von königlichen Truppen besetzten Stadt Jerusalem mit Ausnahme der Zitadelle, die hierauf folgende Reinigung des entweihten Tempels und die Wiederaufnahme des Kultes, endlich die bedingte Zurücknahme des Religionsverbots durch Antiochos IV. kurz vor seinem Tode und ein Jahr später die unbedingte Gewährung der Religionsfreiheit und die erneute Garantie des Gesetzes durch seinen Sohn, König Antiochos V. Die zweite Phase, nach 2Makk 12,2 ausgelöst durch Übergriffe der seleukidischen Beamten, hat von Anfang an den Charakter eines Unabhängigkeitskrieges mit dem Ziel, die seleukidische Herrschaft abzuschütteln. Im Zuge dieser Auseinandersetzung gelang es Judas, im Jahre I6I ein Bündnis mit Rom zu schließen, doch fiel er wenig später im Kampf gegen den königlichen Feldherrn Bakchides. Diese Ereignisse sind in 2 Makk nicht mehr erzählt (wenngleich auch in 4, I I auf das Bündnis mit Rom Bezug genommen wird); das Buch schließt mit der letzten großen Waffentat des Judas, mit seinem Sieg über Nikanor, den Feldherrn des Königs Demetrios I., und mit dem Beschluß der Juden, diesen Tag, den 13.Adar, künftig als Festtag jährlich zu feiern. Das Buch berichtet somit im wesentlichen die gleichen Ereignisse wie I Makk in den ersten sieben Kapiteln (I Makk I,I-7,50). Während aber I Makk nach einer kurzen Einleitung (I,I-I,9) sehr rasch zum Ausbruch des Konflikts mit Antiochos IV. und noch im 1. Kapitel zum Religionsverbot kommt, sind in 2 Makk die Kapitel 3-5 einer ausführlicheren Darstellung der Vorgeschichte gewidmet. Nicht erzählt, sondern vorausgesetzt werden die folgenden fundamentalen Tatsachen: die Eroberung Palästinas durch König Antiochos III. im Jahre 2oo, womit die Juden nach einhundert Jahren ptolemäischer Herrschaft nun die Herrschaft der Seleukiden kennenlernten, ferner die während des Krieges von Antiochos bewilligten Privilegien. Sie garantierten den Juden ihren Glauben, das Gesetz und ihre eigenen Lebensformen innerhalb des Seleukidenreiches und schlossen Schutz und Fürsorge des Königs für die jüdische Religion sowie regelmäßige Beiträge des Königs für den Opferkult ein'. Die BeI. Siehe die beiden Verfügungen des Antiochos III.: Ant 12., 138-144, ausführlich interpretiert von Bickermann, Charte, und Ant 12.,145-146, eingehend erörtert von Bickermann, Proclamation. Vgl. Alt 2., S. 402-403.
fugnisse des Hohenpriesters blieben, wie immer seit der persischen Zeit, unverändert. Er war das geistliche Oberhaupt aller Juden und vertrat das palästinensische Judentum im Rahmen der ihm eingeräumten Selbstverwaltungsrechte gegenüber dem König. Die Darstellung von zMakk setzt ein mit der Regierungszeit Seleukos'IV. (187-175), der der Sohn und Nachfolger Antiochos'III. war, und berichtet im dritten Kapitel ausführlich vom Versuch des Königs, durch seinen Kanzler Heliodor die Hand auf den Tempelschatz von Jerusalem zu legen, sowie vom Scheitern dieses Versuchs durch ein von Gott bewirktes Wunder. Im vierten Kapitel wird eingehend der innerjüdische Gegensatz zwischen dem gesetzestreuen Hohenpriester Onias III. und einer Gruppe von Reformern um den machthungrigen und einflußreichen Tempelvorsteher Sirnon beschrieben. Dieser Gegensatz gelangt vor den neuen König Antiochos IV. (175-I64) und gibt diesem die Handhabe zur Intervention. Der König ersetzt den Hohenpriester durch dessen Bruder Jason und gibt diesem auf seinen Wunsch freie Hand zur Einführung von Reformen, die zwar nicht auf die Abschaffung des mosaischen Glaubens abzielen, wohl aber auf eine möglichst weitgehende Anpassung an die griechische Umwelt und ihre Lebensformen. Die Reform findet großen Widerhall, doch sehen die strenggläubigen Juden in ihr gleichwohl den Abfall vom väterlichen Glauben. Der Gegensatz verschärft sich, als der König Jason durch den ein höheres Angebot für das Hohepriestetarot machenden Menelaos ersetzt, den Bruder jenes Simon. Als dann während des Krieges, den Antiochos IV. von I7o bis I68 gegen Ägypten führte, Jason Jerusalem mit Waffengewalt angreift, um die hohepriesterliche Würde zurückzuerobern, wird aus dem innerjüdischen Konflikt der größere mit dem Landesherrn. König Antiochos sieht in den blutigen Vorgängen einen Aufstand gegen die Krone und reagiert nun mit Zwangsmaßnahmen, deren einschneidendste das Verbot des jüdischen Glaubens und die Profanierung des Tempels ist. Während sich viele Juden dem königlichen Gebot beugen, ruft Judas zum Widerstand auf und eröffnet den Krieg zur Bewahrung von Glauben und Gesetz. Der historische Wert von z Makk beruht nicht allein, aber sehr wesentlich in dieser, gegenüber I Makk I, I I - I 5 so viel ausführlicheren und Substantielleren Darlegung der Vorgeschichte. Denn nur durch sie wird klar, daß der Konflikt der Juden mit dem König weder unausweichlich noch von Antiochos provoziert war, sondern daß er zunächst und vor allem einem innerjüdischen Gegensatz entsprang. In diesen von politischem Ehrgeiz, von Verschiedenheiten in der sozialen Lage und von unterschiedlichen Ideologien geprägten Gegensatz wurde das Königtum durch die Juden selbst hineingezogen. Allerdings hat Antiochos IV. dann unklug gehandelt, indem er die Hohepriesterwürde zum Handelsgegenstand herabwürdigte. In der Art, in der er Onias fallenließ und zuerst J ason, dann Menelaos mit dem Amt betraute, hat er die innerjüdischen Spannungen zweifellos sehr verschärft. Bei Menelaos kam erschwerend hinzu, daß ihm der Makel anhaftete, nicht aus einer hohenpriesterliehen Familie zu sein. Aber erst die die Gesamtheit der Juden treffende Repressivmaßnahme des Religionsverbots 2 hat zum bewaffneten z. Daß dieses von den extremen Hellenisten in Jerusalem erwirkt worden sei, nehmen Bengel, S. 525 ff., und andere an (Literatur ebenda, S. 525, Anm. 190).
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Aufstand geführt. Dieser begann als Glaubenskrieg, wandelte sich zum Unabhängigkeitskrieg und führte endlich, nach manchen Rückschlägen, zwanzig Jahre nach Judas' Tod, unter seinem Bruder Sirnon zur Entstehung eines neuen und selbständigen jüdischen Staates, des zweiten in der Geschichte der Juden.
2.
Titel, Verfasser und Entstehung des Werkes
Zusammen mit I Makk wird die vorliegende Schrift, wo sie zuerst genannt wird, meist als Maxxaßmx6. bezeichnetl, von Clemens von Alexandreia, dem ältesten Zeugen überhaupt, als »Abriß der Makkabäer«4. Vor der Mitte des 3. J ahrhunderts begegnet bei Hippolyt, um die Mitte des Jahrhunderts bei Origenes die Bezeichnung »das erste Makkabäer buch«, die eine entsprechende Bezeichnung für das zweite Buch impliziert\. Dies ist auch durchweg der Titel, den die jüngeren Handschriften in den Subskriptionen am Ende, nach 15,39, geben. Es heißt dort gewöhnlich »Ende des zweiten Buches der Makkabäer« 6• Nur die beiden ältesten Handschriften, die Unzialen A und V, das sind der Alexandrinus aus dem 5. und der Venetus aus dem 8.Jahrhundert, geben den Titel abweichend und ähnlich wie Clemens: »Brief über die Taten des Makkabäers Judas« (A)7 bzw. »Abriß (Epitome) der Taten des Makkabäers Judas« (V) 8 • A hat sich hierbei offenkundig davon leiten lassen, daß der Schrift zwei Einleitungsbriefe vorangestellt sind (I,I-2,I8), die die eigentliche Erzählung als eine Anlage zu diesen Briefen erscheinen lassen9. V dagegen ist von den eigenen Worten des Verfassers bestimmt, der sein Werk als »Abriß« (Epitome) bezeichnet ( 2,26. I, I 8), seine Tätigkeit als verkürzende Wiedergabe (snrriflPcW) eines größeren Werkes in fünf Büchern, dessen Autor Jason von Kyrene war (2,23. 2,32). Die subscriptio zu V dürfte demnach dem ursprünglichen Titel am nächsten stehen. V gl. Niese, S. 270. Bickermann, Makkabäerbücher, Sp. 779· Bevenot, S. 3-4. Abel, S. I-V und VIII-XI. Der Verfasser der Schrift ist unbekannt, denn weder er selbst noch ein Späterer nennt seinen Namen. Wo er lebte und wo er schrieb, ist ungewiß. Seine Zeit, die nach dem Gesagten nur aus dem Werk selbst erschlossen werden kann, ist umstritten. Die Ansichten der Forschung schwanken zwischen I 24 v. Chr. und der ersten Hälfte des I. Jahrhunderts n. Chr. Gewiß ist zunächst nur, daß der Tempel in Jetusalern noch stand, als er schrieb, denn dieser ist der eigentliche Gegenstand des Rühmens in 2Makk 10 • Nach der Zerstörung des Tempels durch Titus im 3· Die Zeugnisse bei Abel, S. VIII-IX. 4· Clemens Alexandrinus, Stromateis 5,!4,97: f} ·uvp Mauuaßaiwv em-cop'lj. 5. Hippolytos, Comment. in Dan., ed. Bonwetsch, S. r 97: ev -cfi nednn ßißAcp -cwv Mauuaßa{wv. Origenes, in epist. ad Rom., lib. 8,r: »in primo libro Machabaeorum«. Vgl. Schürer 3, s. 142. 6. r6Ao, -coii &v-cieov ).6yov -cwv Mauuaßalwv, -ciAo' -coii &v-ceeov ßtßUov -cwv Mauuaßaiwv oder ähnlich. 7· 'lovoa -coii Mauuatov (sie) nea~swv ema-coA'Ij 8. , Iovoa Mauuaßalov nea~E:WV em-cop'lj. 9· Vgl. besonders Bunge, S. r84-190. ro. Bengel, S. 179, mit den Stellen. Vgl. S. r86f.
Jahre 70 hätte dasWerk so, wie es vorliegt, unmöglich geschrieben werden können. Da der V erfass er nichts anderes getan haben will, als durch Verkürzung der fünfbändigen historischen Darstellung Jasons einen für breitere Kreise lesbaren Auszug in einem Buch zu geben (2,23), da er ausdrücklich versichert, auf eigene Forschungen verzichtet zu haben (2,28), und da er von eigenen Zusätzen nichts erwähnt, erklärt er sich selbst für einen unselbständigen Bearbeiter seiner Vorlage. Es ist mithinjason, dem die Verantwortung für das Berichtete und für die Deutung des Berichteten zugeschrieben wird. Daher ist Jason die früheste und wichtigste Autorität für den Inhalt des Buches und ist zunächst nach seiner Person und seiner Zeit zu fragen I I. Weitere Zeugnisse neben dem genannten gibt es freilich für Jason von Kyrene nicht 12 • Daß er Jude war, ist durch den Charakter seines Werkes gegeben. Er hat mithin seinen ursprünglichen jüdischen Namen Jesus hellenisiert, wie das seit der frühen hellenistischen Zeit in Palästina und in der Diaspora ganz üblich wariJ. Er schrieb in griechischer Sprache, aber es ist nicht auszumachen, wo er sein Werk verfaßte. Als Angehöriger der Diasporagemeinde Kyrene war er jedenfalls Untertan der Ptolemäer im Unterschied zu den palästinensischen Juden seiner Zeit, die unter der formellen, aber eben durch den Verlauf der makkabäischen Erhebung immer mehr verfallenden Hoheit der Seleukiden standen. Um so bedeutsamer ist es, daß Jason ein glühender Verehrer des Tempels in Jerusalem war, nur diesen gelten ließ, nicht aber den von den Ptolemäern auf dem Boden Ägyptens protegierten Tempel von Leontopolis (vgl. S. I86). Ein näheres Bild von Jason kann nur aus der vorliegenden Verkürzung seines Werkes gewonnen werden. Zuvor müssen aus diesem jedoch die Teile ausgesondert werden, die jedenfalls nicht auf ihn zurückgehen. Dies sind in evidenter Weise zunächst die beiden Partien, in denen der Epitomator selbst spricht, die Vorrede (2,I9-2,32) und das Schlußwort (15,37-39). Dies sind weiter die Einleitungsbriefe (I, I -2, I 8), denn sie sind mit der Darstellung nicht wirklich verklammert, stehen vielmehr an einer Stelle in unauflöslichem Widerspruch zu ihr'4. Daß diese Briefe mit Jason nichts zu tun haben, ergibt sich ferner daraus, daß sie im Original hebräisch (oder aramäisch) wareni5, daß sie dem Vorwort des Epitomators und der Erwähnung Jasons in ihm vorausgehen und daß sie in ihrer Eigenart weder zu
I I. Grundsätzlich skeptisch zur Möglichkeit, zwischen Jason und den späteren Bearbeitungen zu unterscheiden, ist Tcherikover, S. 387-388. I2. Aussichtslos sind alle Versuche, Jason mit einem bekannten Träger dieses Namens aus Kyrene zu identifizieren. Allein in den im Supplementum Epigraphicum Graecum 9 (I944) gesammelten Inschriften aus der Cyrenaica begegnen etwa 30 verschiedene Träger dieses Namens, darunter etwa 20 in Kyrene selbst. I3. Zur Verbreitung griechischer Namen unter den Juden in Palästina und außerhalb vgl. Hengel, S. II4ff., Iqff. I4. Der Bericht vom Ende des Antiochos Epiphanes in I, II-I7 ist unvereinbar mit demjenigen in 9,I ff. I 5. Dies ist heute die allgemeine Auffassung der Forschung. V gl. Meyer, S. 4 56; Bevenot, S. I5; Bickermann, Festbrief, S. 245-246; Schunck, S. 98; Hanhart, Text, S. 450-453; EißfE, S. 784.788; Bunge, S. 62-63; Pfeiffer, S. pi, Anm. I6.
dem Charakter der historischen Darstellung, den Jasons Werk gehabt hat' 6, noch zur Inhaltsangabe, die der Epitomator von diesem gibt (2,I9-23), stimmen. Für Jason kann hiernach nicht mehr als die Substanz des in 3,I-15,36 Berichteten in Anspruch genommen werden. Hierin ist die neuere Forschung sich einig. Aber es müssen ihm wohl noch andere Partien abgesprochen werden. Für drei kürzere Stellen ist dies oft und gewiß mit Recht angenommen worden: 4, I 7; 5,I7-2o; 6,I2-I7. In ihnen spricht der Epitomator, besonders klar erkennbar 6, I 2-I 7, in der sonst nur im Vorwort begegnenden Ich-Form. Er fordert dort, ehe er zum Bericht von den Martyrien kommt, seine Leser auf, nicht mutlos zu werden, und knüpft daran eine theologische Reflexion. Ähnlich im Tenor, aber noch weitaus platter, ist 4,17 und das Raisonnement j,I7-2oi1. Sehr viel mehr hat es zu bedeuten, daß vermutlich ein ganzes Kapitel (vielleicht das berühmteste des Buches überhaupt) nicht von Jason herrühren kann, das siebente, das den Bericht vom Martyrium der sieben Brüder und ihrer Mutter enthält. Abgesehen von dem Umstand, daß I Makk diese Geschichte nicht kennt (und schwerlich fortgelassen hätte' 8), zwingen mehrere gute Gründe dazu, das 7.Kapitel für eine nachjasonische Zutat zu halten: die mit dem sicher jasonischen Kontext und der historischen Wirklichkeit unvereinbare Voraussetzung, daß der König Antiochos IV. nach dem Religionsverbot in Palästina anwesend und Augenzeuge dieser Martyrien gewesen sei'9, ferner die für Teile des 7.Kapitels schon beobachtete, sicher aber für den ganzen Bericht geltende Tatsache, daß ihm ein hebräischer Originaltext zugrunde liegt 20 , vielleicht auch der an mehreren Stellen dieses Kapitels zum Ausdruck kommende Auferstehungsglaube (7,9.II.J4.23.29.36)- wenn er wirklich der Zeit Jasons noch fremd gewesen ist (siehe S. 187). Eben dieses Moment würde dann auch dazu zwingen, die Stellen I2,43-45 und I4,37-46 für nachjasonisch zu erklären. Jüngst sind dem Werk Jasons auch die vier letzten Kapitel des Buches (I2-15) abgesprochen worden2I. Diese These kann sich darauf stützen, daß der Epitomator in seinem Vorwort als Inhalt von Jasons Werk nur den Kampf des Judas und seiner Brüder gegen Antiochos IV. und seinen Sohn Antiochos V. nennt, aber nicht mehr die Kämpfe gegen Demetrios I. (die in Kapitel I4 beginnen). Eine weitere Stütze könnte in dem sonderbaren Umstand liegen, daß Datierungen nach der Seleukidenära, die in I Makk häufig sind, in 2 Makk in den Kapiteln 3-I I vermieden sind 22 , danach aber in I3,I und I4,4 begegnen. Aber diese These ist schwerlich r6. Jason wird mit dem griechischen Terminus für den professionellenBistoriker, avyyewpsvc:;, bezeichnet und als Areheget der von ihm behandelten Geschichte (2,23. 2,3o). Vgl. S. r89ff. 17· Vgl. Wellhausen, S. r2r-r22; Pfeiffer, S. 519ff.; Bengel, S. 176, Anm. 291. Für 6,12-17 auch Bevenot, S. 199; Momigliano, S. ro8, Anm. r; Bunge, S. 304. r8. Momigliano, S. ro8. 19. Vgl. Niese, S. 304-305; Wellhausen, S. 132; Bengel, S. 176, Anm. 291. Nicht nur dieses Kapitel, sondern auch das Eleasarmartyrium in 6,r8-31 halten für nachjasonisch Motzo, S. 105 und EißfE, S. 826. Dagegen führt Momigliano, S. ro8, Anm. r, beide Kapitel auf Jason zurück, meint jedoch, der Epitomator habe sie an falscher Stelle, zu spät, eingeordnet. 20. So für 7,7-9 Bevenot, S. 203. Vgl. weiter die Anmerkungen zu Kapitel 7· · 21. Zambelli, S. 286-287. 22. Abgesehen natürlich von den nichtjasonischen Einleitungsbriefen (r,7 und r,ro) und von
haltbar, denn auch unter dieser Annahme paßt die Inhaltsangabe nicht, da Jason in diesem Falle einen wesentlichen Teil der Taten des Judas, vor allem den großen Sieg über Nikanor, unerzählt gelassen hätte wie auch den erneuten Krieg gegen Antiochos V. in Kapitel 13. So wird man eher eine dem Irrtum nahekommende Verkürzung der Inhaltsangabe annehmen, bei der eben Demetrios I. versehentlich unerwähnt blieb, und dem Auftauchen von zwei seleukidischen Datierungen keine so weitgehende Bedeutung beimessen, daß damit ein Verfasserwechsel anzunehmen wäre. Es kommt hinzu, daß eben in den Kapiteln, die Zambelli dem Werk Jasons abspricht, die deutlichsten Zeichen der verkürzenden Hand des Epitomators sichtbar werden (12,33-34. 13,19-26. 14,23-25), woraus wiederum auf eine ausführlichere Vorlage geschlossen werden muß, die eben nur Jason gewesen sein kann•l. Endlich ist im 9· Kapitel, in dem das Ende des Verfolgerkönigs Antiochos IV. berichtet wird, eine Partie kürzlich von M. Zambelli •4 als nachjasonisch und als eigene Zutat des Epitomators bezeichnet worden (9,18-27). Der von Todesqualen gepeinigte König wendet sich in seiner Not zuerst, Gottes Macht endlich erkennend, an den Gott Israels mit einem Gebet, in dem er verspricht, selbst Jude zu werden und Gottes Macht überall zu verkünden (9,12-17)•5. Da er gleichwohl keine Linderung findet, wendet er sich mit einem Brief an die aufständischen Juden. Er empfiehlt ihnen für den Fall seines Todes seinen unmündigen Sohn Antiochos V. und bittet unter Hinweis auf die Wohltaten, die die Juden von ihm empfangen hätten (!),auf diesen das ihm selbst entgegengebrachte Wohlwollen ( !) zu übertragen (9,18-27). Der Brief ist nicht authentisch, sondern für den erbaulichen Zweck erfunden. Zambelli hat m. E. richtig erkannt, daß hier eine sekundäre Version vorliegt, die als Steigerung gedacht ist, tatsächlich aber weder eine Steigerung noch mit dem historischen Kontext vereinbar ist. Daß diese durch den Brief des Königs charakterisierte Version nicht von J ason stammen kann, dürfte sicher sein. Sie ist dann eine spätere Zutat, für die ein echter Brief des Königs umgeformt wurde (vgl. Anm, a zu 9,18). Eine ähnliche Dublette, die für die Frage nach dem Werk J asons von Bedeutung ist, hat Elias Bickermann im 3. Kapitel, der Erzählung vom Kanzler Heliodor, aufgewiesen•6. Die Züchtigung des in den Tempel eingedrungenen Heliodor erfolgt in der einen Version durch einen himmlischen Reiter (3,24.25.27.28.3o), in der anderen durch zwei dem Heliodor allein sichtbare Engel (3,26.29.31-36). Dieser Erkenntnis einer Kontamination von zwei Fassungen ist nicht auszuweichen. den in Kapitel rr eingelegten Urkunden (rr,21.33·38). Diese Daten der Urkunden und diejenigen in I 3, I und I 4,4 rechnen vom offiziellen Beginn der Ära im Herbst 3 I 2 (Bickermann, Makkabäerbücher, Sp. 783.784). 23. Weitere Verkürzungen sind kenntlich in 4,I3. 5,25. 8,33· 12,2. I2,17. I2,36. I4,3· 14,6. I4,I 5· J4,I6. I 5,34. Vgl. die Anmerkungen zu diesen Stellen. 24. A.a.O., S. 287-299, besonders 298. 25. Daß der Frevler selbst, von Gott gestraft, zur Einsicht gelangt und Gottes Macht verkündet, widerfährt auch dem Heliodor (3,34. 36ff.) und scheint ein theologisches Argument Jasons gewesen zu sein. 26. Bickermann, Heliodore, S. I 8-40.
Weniger überzeugend jedoch erscheint Bickermanns Auffassung, beide Versionen seien vorjasonisch, von Jason vorgefunden und zusammengefügt und um die pathetischen Partien über die panikartige Stimmung in der Stadt sowie um die Schlußsätze erweitert worden (3,I 5-22. 37-39). Denn schwerlich ist die Meinung schlüssig, beide Versionen müßten älter sein als das Eindringen Antiochos' IV. in den Tempel, weil nach dem Sakrileg des Königs niemand mehr an dem des Kanzlers interessiert gewesen sei•7. Auch nach dem Besuch des Königs war der frühere des Heliodor als ein weiteres Exempel von Gottes Macht immer aktuell und erbaulich, so daß eine frühe, vor Antiochos IV. entstandene Version von Heliodor auch späterhin jederzeit durch eine neue ergänzt und umgeformt werden konnte. Die natürlichste Annahme ist daher, daß Jason die eine Fassung vorgefunden und mitgeteilt, ein Späterer die zweite eingearbeitet hat, ähnlich, wie dies im 9· Kapitel geschehen ist, wo das Gebet des todkranken Königs noch durch einen Brief ergänzt worden ist. Da nun die Gedanken in 3,34 und 3,3 5 genau mit denen in 9,I7 und 9,I6 korrespondieren und diese Verse auf Jason zurückgeführt worden sind, dürften auch 3,34-35 (d. h. Bickermanns VersionB der Heliodorerzählung) von Jason herrühren, und ihm werden auch 3,15-23 und 3,37-39 gehören, einer späteren Hand dagegen die Verse der Version A. Ähnlich liegen die Dinge in der Erzählung vom Martyrium des Eleasar im 6.Kapiteh wo P. Katz die Zusammenarbeitung einer älteren (6,2I-28) und einer jüngeren (6,I8-2o. 30-3 I) Fassung erkannt hat, von denen nur die ältere auf Jason zurückgehen dürfte (Anm. a zu 6,3 I). Die letzte der nachjasonischen Entstehung verdächtige Partie ist I 5,36, unmittelbar vor dem Schlußwort des Epitomators, mit der Erwähnung des Mardochaitages, da dort die Feier des Purimfestes vorausgesetzt ist. Aber erst wenn Jasans Zeit näher bestimmt ist, läßt sich darüber urteilen, ob dies von ihm geschrieben worden sein kann oder nicht. Als sekundäre, nicht von J ason herrührende Partien sind mithin ausgeschieden: I,I-2,I 8 (Einleitungs briefe); 2,I9-2,32 (Vorrede des Epitomators); 3,24.25 .27.28.30 (Heliodor, Version A); 4,I7·5,I7-2o.6,12-I7 (Reflexionen); 7,I-42 (Die sieben Brüder); 9,I8-27 (Brief des Antiochos IV.) und 15,37-39 (Schlußwort). Möglicherweise nachjasonisch sind ferner 12,43-45.14,37-46 (Auferstehungsglaube) und I5,36 (Mardochaitag und Purimfest). Auf der anderen Seite ist gelegentlich die Auffassung vertreten worden, Jason habe weiter erzählt, als das vorliegende Buch reicht, nämlich bis zum Tode des Judas• 8 oder darüber hinaus bis zu den Siegen des Jonathan und bis zur Erlangung der Hohenpriesterwürde durch ihn•9, Zwingende Gründe gibt es für keine dieser Annahmen, und sie sind daher mit Recht zurückgewiesen worden3°, Es scheint 27. Bickermann, a.a.O., S. 39· 28. Bickermann, Makkabäerbücher, Sp. 793· Derselbe, Heliodore, S. 36; Hengel, S. q6, Anm. 290; Bunge, S. 207 unter Hinweis auf die Erwähnung des Eupolemos in 4,II und die des Bakchides in 8,30. 29. A. Schlatter, Jason von Kyrene, München 1891, S. 49ff. (bis Johannes Hyrkanos); Meyer, s. 457· 30. Bevenot, S. ro; Pfeiffer, S. 510; Abel, S. XLIII-XLIV; Tcherikover, S. 383-384 und, besonders überzeugend, Momigliano, S. 98ff.
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vielmehr gewiß (um ein neues Argument in die Diskussion einzuführen), daß die Verleihung eines von Gott gesandten Schwertes an Judas (I 5, I 6) ihm dauernde Sieghaftigkeit verleihen sollte: dann kann hson von der Niederlage und dem Tod des Judas nicht gesprochen haben. Es ist dann die alte Annahme in der Tat sehr wahrscheinlich, daß die ursprüngliche Einteilung der fünf Bücher Jasons noch durchscheint in fünf formelhaften Sätzen, Init denen jeweils größere Berichtsteile abgeschlossen werden3': 3,40; 7,42; Io,9; I3,z6; 15,373•. Nur muß 7,42, da das 7.Kapitel spätere Zutat sein dürfte, seinen ursprünglichen Platz nach 6,31 gehabt haben, wohin der Satz auch besser zu passen scheintB. Neben Jason und dem anonymen Epitomator rechnen viele Gelehrte noch mit einem weiteren Bearbeiter, der eingegriffen habe, als der Auszug des Unbekannten aus Jasons Werk bereits vorlag und der der Schrift ihre jetzige Gestalt gegeben haben soll. Insbeso"ndere soll er es gewesen sein, der dem Auszug die beiden Einleitungsbriefe vorangestellt habeH. Für diese Annahme wird vor allem der Widerspruch zwischen I,II ff. und Kapitel 9 hinsichtlich des Todes Antiochos' IV. angeführt; er soll dafür beweisend sein, daß das Schreiben I,Iob-z,I8 weder von Jason noch vom Epitomator stammel5. Demgegenüber wird von anderen Forschern argumentiert, es bestünden enge innere Zusammenhänge zwischen dem Vorwort des Epitomators z,I9-32, den beiden Einleitungsbriefen und mehreren Partien der eigentlichen Erzählung, in denen diese offenkundig von der Abfolge der Ereignisse, wie Jason sie geboten hatte, abweiche36. Daher sei in allen diesen Partien ein- und dieselbe Hand zu erkennen, nach z,I9ff. eben die des Epitomators. Hieran dürfte richtig sein, daß in der Tat eine nähere Verbindung zwischen dem ersten Einleitungsbrief und dem verkürzenden Auszug aus Jason besteht, so daß dieser Auszug geradezu als Anlage zum Brief verstanden werden kannn. Da der Brief im Spätherbst I24 verfaßt wurde (vgl. S. zoo), ist eben damals auch die Epitome entstanden3 8 • Richtig dürfte ferner sein, daß der Text des zweiten Einleitungsbriefes zu jenen 31. So nach Grimm, Büchler, Moffat u.a. neuerdings Bevenot, S. w; Pfeiffer, S. po; Abel, S. XLI. XLV-XLVIII; Bunge, S. 175ff. 32. »Und so verlief die Sache mit Heliodor und der Schatzkammer« (3,40). »So weit sollen nun die Vorgänge um die Opferhandlungen und die alles Maß übersteigenden Martern dargelegt sein« (7,42). »Und so verhielt es sich mit dem Tode des Antiochos, der Epiphanes zuberrannt wurde« (ro,9). »So ging es mit dem Angriffund mit dem Rückzug des Königs« (13,26). »Da nun die Sache mit Nikanor diesen Verlauf genommen hatte ... « (15,37, das Schlußwort des Epitomators einleitend). 33· Vom anAayx;vuJp,6~ (7,42) ist in den 42 Paragraphen des 7· Kapitels nirgends die Rede, dagegen wiederholt im 6. Kapitel (6,7. 6,21 und das dazugehörige Verbum anAayxvlCuv in 6,8). 34· Mit einem Bearbeiter rechnen nach Grimm, Schürer, Zöckler und Laqueur, neuerdings Bevenot, S. u. 15; Kolbe, Beiträge, S. u9; Bickermann, Makkabäerbücher, Sp. 791; EißfE, S. 787; Schunck, S. 99ff.; Levy, Maccabees, S. 19ff. 35· Bickermann, Makkabäerbücher, Sp. 791. 36. So nach anderen besonders Momigliano, S. 78 ff., und Bunge, S. !02. I 53-205. 37· Meyer, S. 455; Bunge, S. I 58-163. 38. Niese, S. 292; Abel, S. XLIII; Meyer, S. 455; Bunge, S. 195ff.
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Umstellungen im Bericht geführt hat, die oft beobachtet worden sindl9. Dagegen ist m. E. in keiner Weise bewiesen worden, daß ein nennenswerter Zusammenhang zwischen der Vorrede des Epitomators 2,I9ff. und dem zweiten Einleitungsbrief besteht4°. Vielmehr sagt der Epitomator ausdrücklich, daß er nichts anderes getan habe, als J asons ausführliches Werk zu verkürzen. Ihn darüber hinaus für tiefe Eingriffe in Jasons Werk und für erhebliche Umstellungen verantwortlich zu machen, wäre nur dann angängig, wenn sich hierfür triftige Beweisgründe vorbringen ließen. Dies ist jedoch nicht gelungen. Daher verdient nach näherer Prüfung der Umstände die Annahme den Vorzug, daß die im Jahre I24 entstandene Epitome in späterer Zeit, als ihr der zweite Einleitungsbrief vorangestellt wurde, nochmals umgestaltet wurde, wobei unter möglichster Bewahrung des Wortlauts die Reihenfolge mancher Begebenheiten verschoben wurde (siehe besonders die Anmerkungen zu 5,27; 7,42; 8,30-3 3; 9,3; Io,9; IO,II-38; I2,Io-I2). Es ist auch zuzugeben, daß der Widerspruch hinsichtlich der Todesumstände des Antiochos IV. zwischen I, I I ff. und 9, I ff. sich viel zwangloser erklärt, wenn dem Bericht der Epitome 9, I ff. später von der Hand eines anderen Bearbeiters die abweichende Erzählung I, I I ff. beigegeben wurde als unter der Annahme, der Epitomator selbst habe der von ihm verkürzt wiedergegebenen Fassung Jasons in 9,Iff. seine eigene, zu ihr im Widerspruch stehende Fassung I, I I ff. an die Seite gestellt4'. Es liegen mithin in 2 Makk drei verschiedene Schichten vor: r.Jason; 2.die Epitome mit ihrer Vorrede 2,I9ff., dem ersten Einleitungsbriefund dem Schlußwort in I5,37-39; 3.die Bearbeitung der Epitome unter Hinzufügung des zweiten Einleitungsbriefes. Datiert werden kann mit großer Wahrscheinlichkeit nur die zweite Schicht, die Epitome, durch den zu ihr gehörenden Brief, nämlich in das Jahr I 24 v. Chr. Für das Werk J asons ergibt sich von da eine Abfassungszeit zwischen dem letzten berichteten Ereignis im Jahre I6I oder I6o (der Vertrag mit Rom von I6I in 4,II bzw. die Erwähnung des Bakchides in 8,30, wenn sie wirklich bei Jason gestanden hat4 2 ) und I24 v.Chr.4l Insbesondere die Beobachtung, daß die auffällige Art, in der 4, I I von Eupolemos, dem Gesandten des Judas nach Rom im Jahre I6I, gesprochen wird, Leser voraussetzt, die Zeitgenossen des Eupolemos und des römisch-jüdischen Vertragsabschlusses waren44, kann kaum einen ernstlichen Zweifel daran lassen, daß Jason als Zeitgenosse des Judas schrieb, in den Jahren zwischen Judas' Tod und der Erhebung Jonathans zum Hohenpriester I 52 v. Chr. 45 39· Bunge, S. 102. r 53-205. 292. 40. Dies gegen Bunge, S. r63 ff. Nach Momigliano, S. 84ff., besonders S. 92, ist der Hauptteil jenes »Einleitungsbriefes«, nämlich r,r8-2,15, vom Epitomator dem Werk hinzugefügt, nach Bunge, S. r n-r 58, sogar von ihm verfaßt worden, wobei er sich älterer Quellen bedient habe. 41. So jedoch Bunge, S. 194· 42. Vgl. Momigliano, S. ror. 43· Damit ist der häufig vertretene Ansatz Jasans in die letzten Jahre des Johannes Hyrkanos, d. h. in den Ausgang des 2. J ahrhundcrts v. Chr. (Bickermann, Makkabäerbücher, Sp. 793; Pfeiffer, S. 515; Schunck, S. 125; EißfE, S. 787; Johnson, S. 263) ausgeschlossen, und dies gilt erst recht für spätere Datierungen. 44· Tcherikover, S. 384-385. Ebenso Hengel, S. r8o. 45· Niese, S. 299ff. 304; P. Wendland, Philologische Wochenschrift 190I, S. 36o; Schürer 3,
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Unlösbar erscheint dagegen zur Zeit die Frage, in welcher Zeit die dritte Schicht des Werkes, die durch den zweiten Einleitungsbrief und die Umstellungen des Bearbeiters charakterisiert wird, anzusetzen ist. Die äußersten Grenzen sind I 24 v. Chr. und die Zerstörung des Tempels im Jahre 7on. Chr. (oben S. I69f.).Innerhalb dieses Zeitraumes schwanken die Ansätze für diese späteste Schicht4 6 vom Ausgang des 2. Jahrhunderts v. Chr.47 über das frühere4 8 oder das spätere49 I. Jahrhundert v. Chr. bis zur Zeit um Christi Geburt 5° oder derjenigen der Kaiser Claudius und Nero (4I-68 n. Chr.)5'. Näherkommen wird man der Lösung dieser Frage (die ja die Frage nach der Entstehung des Werkes in seiner jetzigen Gestalt ist), wenn es gelingt, genauere Daten für eine der mit Sicherheit dieser dritten Schicht zuzuweisenden Partien zu ermitteln. Von vornherein ist nur der zweite Einleitungsbrief (I, 10 b-2,I 8) eine solche Partie. Aber andere Teile des Werkes lassen sich ihr mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zuweisen, solche nämlich, die nicht von J ason herrühren (oben S. I 70 ff.) und die der Epitome deshalb nicht leicht zugewiesen werden können, weil sie über deren Programm hinausgehen, d. h. umfangreichere Einschübe in den Text, da ja der Epitomator nur seine ausführlichere Vorlage gekürzt haben will und auch tatsächlich gekürzt hat (S. I72 mitAnm. 23). Es handelt sich vor allem um das berühmte 7· Kapitel, die Erzählung vom Martyrium der sieben Brüder und ihrer Mutter. Dieses Kapitel wäre dann zu verstehen als Versuch einer Steigerung des Eleasarmartyriums im 6. Kapitel. Noch eine Besonderheit des 7· Kapitels dürfte dafür sprechen, daß es erst mit der letzten Schicht in 2 Makk gelangt ist: Es ist das einzige Kapitel des Buches (abgesehen von dem ganz den kriegerischen Ereignissen außerhalb Jerusalems gewidmeten Kapitel 12), in dem der Tempel in Jerusalem keine Rolle spielt, was weder zu Jason noch zum Epitomator paßt, die beide im Tempel den eigentlichen Beweis der Gegenwart Gottes unter seinem Volk und den eigentlichen Gegenstand des Rühmens sehen. Die dieses Kapitel durchziehende Gewißheit der leiblichen Auferstehung (oben S. I7I) hat ihre Parallelen in 12,43-45 und in derErzählungvonRazis, 14,37-46. Beide können daher sehr wohl jener letzten Schicht angehört haben, doch läßt sich für sie bisher kein strikter Beweis dafür geben, daß sie nicht schon in Jasons Werk enthalten waren. Immerhin hat man längst in 12,43-45 einander widersprechende Aussagen festgestellt (siehe die Anmerkungen zur Stelle), so daß zumindest Teile S. 36o; Jacoby, Die Fragmente der griechischen Historiker, zu nr. r82, S. 6o6; Abel, S. XLIII; Tcherikover, S. 382ff.; Bengel, S. r76ff.; Zambelli, S. 196; Parente, S. 519; Schüret, History, s. '9· 46. Bei denjenigen Forschern, die in der vorliegenden Form des Werkes die Epitome sehen, mithin nur mit zwei Schichten rechnen (Jason, Epitome), beziehen sich die genannten Daten naturgemäß auf die Epitome. 47· Kolbe, Beiträge, S. 122-123; Bickermann, Makkabäerbücher, Sp. 793· 48. EißfE, S. 787; Johnson, S. 263. 49· Wellhausen, S. r 55 (nach dem Untergang der hasmonäischen Macht). 50. Schunck, S. 127. 51. Levy, Maccabees, S. 33· Dieser Ansatz gründet sich auf die These, daß Jason in Kapitel9 eine Version vom Tode des Herades (Ant q,I94-195) umgebildet, der Epitomator in 15,36 das Purimfest erwähnt habe und daß dieses frühestens 40 n.Chr. geschaffen worden sei.
dieser Verse dem letzten Bearbeiter angehören dürften. Noch weniger klar ist, wie dort, wo zwei konkurrierende Versionen zusammengearbeitet sind, nämlich in den Erzählungen von Heliodor (oben S. 172f.), von Eleasar (Anm. azu 6,3 r) und von den letzten Tagen des Antiochos IV. (oben S. 172), diese Versionen auf Jason, den Epitomator und den Bearbeiter zu verteilen sind. Wenn freilich der Epitomator wirklich nur Jason verkürzend ausgeschrieben, der Bearbeiter dagegen vorgefundene Berichte zu steigern und zu überbieten sich bemüht hat, so spricht wenigstens die allgemeine Wahrscheinlichkeit in diesen Fällen dafür, Jason jeweils die primäre, dem Bearbeiter jeweils die sekundäre Fassung der Geschichte zuzuschreiben. Endlich wage ich bei der bestehenden Unsicherheit in der Datierung der Einführung des Purimfestes P, das in I 5,3 6 vorausgesetzt ist, keine Entscheidung zu treffen, ob dieser Vers dem J ason gehören kann oder nicht, ob er der Epitome oder gar erst dem Bearbeiter zugesprochen werden muß. Erst wenn man in diesen Fragen klarer sieht, wird man mit größerer Sicherheit sagen können, wann der letzte Bearbeiter von zMakk dem Werk seine heutige Gestalt gegeben hat. Die Kenntnis unseres Buches scheinen Philonl 3 und 3 MakkH vorauszusetzen. Die meisten Forscher sind weiterhin der Auffassung, daß zMakk in 4Makk zugrunde gelegt istl l. Der Hebräerbrief II,3 5-36 spielt offensichtlich auf 2 Makk6, 19. 6,28. 7,7 anl 6 • Dagegen ist Nieses Meinung, daß Josephus das Buch gekannt habe 57, abzulehnen 5 s. 3· Die Quellen
Wenn Jason von Kyrene Zeitgenosse und vielleicht Augenzeuge der Taten des Judas war (oben S. 175), so ist die Frage nach den Quellen seiner Darstellung weniger wichtig, als sie es bei einem Autor wäre, der in großem zeitlichen Abstand von den Ereignissen schrieb, die er schildert. Abgesehen von den in z Makk eingelegten Urkunden, auf die sogleich näher eingegangen werden wird, hat Jason schriftliche Quellen vielleicht gar nicht oder nur in bescheidenem Maße gehabt. Der Grundstock seiner Erzählung kann aus Selbsterlebtem bestehen, auf Berichten von Augenzeugen und auf eigenen Recherchen beruhen, die zu mündlichen Auskünften führten. Es ist allerdings auch nicht ausgeschlossen, daß er schon die eine oder andere schriftliche Darstellung benutzt hat, die bald nach den von ihm beschriebenen Ereignissen vorlag. Am ehesten kommt hierfür die Jüdische Geschichte des Eupolemos in Betracht. Sie reichte von Adam bis zum Jahre 15 8/7 und dürfte 52· Bibliographie hierzu bei Parente, S. 204, Anm. 3· Vgl. H. Bardtke, ZusEst, JSHRZ r, S. 27. 53· OmnProblibr3,89 hat anscheinend 2Makk7-9 im Auge. SchÜreq, S. 36r. Vgl. Bevenot, S. rr; Zambelli, S. 197, Anm. r. 54· Niese, S. 293; Bickermann, Makkabäerbücher, Sp. 792-793. 55. Niese, S. 293; Schürer 3, S. 362; Bickermann, Makkab~erbücher, Sp. 792-793; Tcherikover, S. 390-391; Zambelli, S. 197, Anm. r. Anderer Auffassung ist Momigliano, S. rr4ff. 56. Schürer 3, S. 362; Bickermann, Makkabäerbücher, Sp. 793· Pfeiffer, S. 5I5· 57· Niese, S. 293 und abschwächend, mit Annahme einer Zwischenquelle, S. 518-521. 58. Bickermann, Makkabäerbücher, Sp. 793·
bald nach diesem Jahre erschienen seins9. Ihr Verfasser ist höchstwahrscheinlich identisch mit Eupolemos, dem Sohn des Johannes, der im Jahre I6I der Gesandte des Judas nach Rom war und das Bündnis mit Rom erwirkt hat6o, zumal der Mann und seinVerdienst in z Makk4, I I in merkwürdig herausgehobener Weise erwähnt werden 6'. Es war Eupolemos' Vater Johannes gewesen, der um zoo die Privilegien des Antiochos III. für die Juden erreicht hatte 6•. Mit Recht ist z Makk stets und von allen Seiten eine hervorragende Kenntnis der Institutionen des Seleukidenreiches, der königlichen Beamten und ihrer Funktionen nachgerühmt worden 6;. Immer wieder geschah und geschieht es, daß Personen im Dienst der Könige, die nur z Makk nennt, durch neue Inschriften näher bekannt werden, womit die Zuverlässigkeit des Buches in diesen Dingen immer erneut bestätigt wird, so auch in Fällen, in denen Zweifellaut geworden waren 64. Es liegt auf der Hand, daß eine so genaue Kenntnis am ehesten bei einem Zeitgenossen zu erwarten ist, und wenn irgend etwas in zMakk, so dürfen diese Nachrichten mit großer Zuversicht auf Jason von Kyrene zurückgeführt werden. Wenn sich mithin auch von dieser Seite die Indizien dafür verstärken, daß Jason ein Zeitgenosse des Judas war, so ist, wenn er auch frühe schriftliche Quellen schon benutzt haben kann, doch sicher nicht mit einer größeren Zahl schriftlicher Quellen zu rechnen, aus denen er geschöpft hat. Es geht über alle Wahrscheinlichkeit und über das auch nur einigermaßen Beweisbare hinaus, schon für die erste Schicht des Werkes, d. h. für J ason, mit einer Vielzahl schriftlicher Quellen zu rechnen, wie dies z. B. Schunck tut 6s: Jahrbücher der Hohenpriester Onias, Jason und Menelaos, eine seleukidische Chronik, ein Urkundenarchiv und eine Judasvita, deren Verfasser Eupolemos gewesen sein soll 66. Eine nähere Betrachtung verlangen die in zMakk eingelegten Urkunden. Die beiden Einleitungsbriefe, von denen nur der erste urkundlichen Charakter hat, werden unten S. I99ff. näher erörtert. Der angebliche Brief Antiochos'IV. in 9,I9-z7 ist eine durchsichtige Fäl59· Die Zeugnisse über Eupolemos und die Fragmente seines Werkes bei F. Jacoby, Die Fragmente der griechischen Historiker nr. 723. Eupolemos schrieb anscheinend bis zum Jahre I58/7, da er in Fragment 4 die Jahre von Adambis zum 5· Jahr des Königs Demetrios I. berechnet, und mithin vermutlich bald danach. 6o. IMakk8,Iff. S,qff. (Mission des Eupolemos). 8.23ff. (Text des Vertrages). Vgl. dazu Ant14,233, einen vom römischen Konsul C. Fannius den jüdischen Gesandten mitgegebenen Brief an Kos, in dem die Koer aufgefordert werden, den Gesandten durch Geleit auf ihrer Rückreise behilflich zu sein. Bibliographie hierzu bei R. Marcus, Josephus7 (I943), S. 775-777, ferner T. R. S. Broughton, The Magistrates of the Roman Republic, I New Y ork I 95 I, S. 443· Briscoe, S. 53, und vor allem Giovannini-Müller, S. I66f. I68ff. 6r. Vgl. oben S. I75. Für die Identität des Gesandten Eupolemos mit dem Historiker Schürer, 3, S. 474ff.; Stählin, S. 589; Abel, S. I 53; Bengel, S. I69ff.; Denis, S. 252; Schürer, History, S. I45, Anm. I8. 62. Vgl. oben Anm. r. Vgl. auch Anm. b zu 4,Ir. 63. Niese, S. 294-296; Wellhausen, S. 156; Meyer, S. 456; Bickermann, Makkabäerbücher, Sp. 793; Zambelli, S. I96; Bunge, S. 233, Anm. So. 64. Vgl. z.B. den Fall des Strategen Hegemonides, Anm. a zu I3,24. 65. Vgl. sein Stemma der angenommenen Quellenverhältnisse, S. 126. 66. Auf der gleichen Linie, wenn auch in Auseinandersetzung mit Schunck, bewegt sich die quellenkritische Untersuchung von Bunge, S. 206-329.
schung (Anm. a zu 9, I 8). Problematischer ist jedoch die Gruppe der vier Urkunden in Kapitel I I. Diese Urkunden sind oft eingehend behandelt worden 6 7. Es ist heute nahezu allgemein anerkannt, daß alle vier authentische Dokumente sind 68 , deren Wortlaut zuverlässig überliefert ist, wobei nur die Zuverlässigkeit der Datierungen (siehe unten) unverbürgt und die Überlieferung der Namen der römischen Gesandten in I I,34 gestört ist. Unverbindlich, da nicht auf Überlieferung beruhend, sondern im Zuge der Einfügung dieser Texte in zMakk erschlossen, ist dagegen die jetzige Abfolge dieser Urkunden, der sie verbindende Text und die ihnen in zMakk gewidmete Auslegung. Hinsichtlich des dritten Briefes (u,27-33) bürgt gerade der Widerspruch zwischen der Aussage des Textes und der Auslegung im Kontext (siehe Anm. a zu II,27) für seine Echtheit, ebenso die Rolle, die Menelaos in ihm spielt, da kein Späterer sie ihm zugeschoben haben kann. Als gesichert darf heute gelten, daß weder der zweite noch der dritte Brief vom Prinzen Antiochos als Mitregenten seines Vaters Antiochos IV. herrührt, denn nach dem August I70 hat Antiochos IV. keinen Mitregenten mehr gehabt 6 9, und diese Briefe sind jedenfalls einige Jahre jünger. Das eigentliche Problem liegt noch immer in der Datierung der einzelnen Urkunden. Mit ihm verbunden ist die Frage, in welcher Weise die Dokumente aufeinander folgten und von welchem König der dritte Brief stammt. Die Daten, die der erste, der dritte und der vierte Brief tragen, sind zur Klärung dieser Frage zunächst nur von bedingtem Nutzen. Alle drei haben das gleiche Jahresdatum, das Jahr I48 der seleukidischen Ara, das jedenfalls bei den Schriftstücken aus der königlichen KiJ.nzlei (erster und dritter Brief) nur auf den offiziellen Beginn der Ara im Herbst 3I z' gestellt sein kann. Diese beiden Briefe kämen daher in die Zeit zwischen dem Herbst I65 und dem Herbst I64 zu stehen, d. h. in die Regierungszeit Antiochos' IV. Das Jahresdatum im vierten Brief, dem der römischen Gesandten (I I,3 8), stimmt insofern gut dazu, als dieser Brief dem ersten, auf dessen Inhalt er sich bezieht, in ganz kurzem Abstand von einigen Tagen, höchstens von wenigen Wochen, gefolgt sein muß. Daher ist zunächst davon auszugehen, daß diese drei Briefe wirklich in das Jahr gehören, in dem sie geschrieben sein wollen, wenngleich a priori die Möglichkeit nicht ausgeschlossen werden kann, daß die Jahreszahl von einem der Briefe, zu dem sie ursprünglich gehörte, auf einen anderen oder auf die beiden anderen mechanisch übertragen worden sein könnte. 67. Die wichtigsten Untersuchungen sind Niese, S. 476-491; Laqueur, Untersuchungen, S. 30-5 I; Wellhausen, S. J4I-I45; Kolbe, Beiträge, S. 74-107; Laqueur, Urkunden, S. 229-25 2; Tcherikover, S. 213-219. 225-227; M0rkholm, S. r62-r65; Zambelli, S. 213-234; Bunge, S. 386-4oo. 68. Dies wird neuerdings nur noch bestritten für den 2. Brief (II,23-26) von Schunck, S. 103-IOj, und für den vierten Brief (u,34-38) von Morkholm, S. 163-164, doch vgl. Laqueur, Urkunden, S. 236; Bunge, S. 394. Anm. 84. 69. Der Urheber dieser These, Laqueur (Untersuchungen), dem u.a. Weilhausen und Meyer gefolgt sind, hat sie selbst später (Urkunden) durch die richtige Einsicht überwunden, daß Antiochos V. als König der Verfasser des 2. Briefes ist. Die neue Seleukidenliste hat die Mitregentschaftstheseendgültig widerlegt. V gl. Habicht, Hegemonides, S. 376; Zambelli, S. 227-228.
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Problematischer sind die diesen drei Briefen beigegebenen Monats- und Tagesdaten. Im ersten Brief ist dies der 24. »Dioskorinthios« (der Monatsname ist korrupt, vgl. Anm. a zu I I ,z I), im dritten und vierten Brief übereinstimmend der I 5. Xantikos. In diesem Fall ist kein Verlaß auf eines der Daten, da beide Briefe eine sehr verschiedene Situation voraussetzen und schwerlich am gleichen Tage desselben Jahres geschrieben sein können. Hier spricht mithin manches dafür, daß Monat und Tag von einem Brief auf den anderen in mechanischer Weise übertragen wurden. Nun ist im Text des dritten Briefes (I I,3o) ein weiteres Datum desselben Monats genannt, der 3o.Xantikos, als Endtermin einer den Juden eingeräumten Frist, dessen Beachtung ihnen Straflosigkeit verbürgt. So könnte es scheinen, als sei das Ausstellungsdatum dieses Briefes, der I 5. Xantikos, durch den Kontext gewährleistet und dann zu Unrecht auf den vierten Brief, den der Römer, übertragen worden7o. Indessen ist im dritten Brief die Frist von zwei Wochen viel zu kurz, als daß sie ursprünglich sein könnte (Anm. b zu I 1,3o). Mithin stützen die beiden Daten im Text und in der subscriptio einander nicht. Vielmehr schließt das eine Datum das andere aus, und vielleicht sind beidenichtursprünglich7'. Aber aus sachlichen Erwägungen, die durch eine parallele Stelle aus früherer Zeit gestützt werden, scheint der 30. Xantikos als Endtermin einer Frist mit Amnestieversprechen sehr gut zu passen, so daß dieses Datum Zutrauen verdient (Anm. b zu 11 ,3o). Dann wird man die Ausstellungsdaten des dritten und vierten Briefesam 15.Xantikos (II,33· u,38) als unverbürgt preisgeben müssen. Für den Endtermin der Amnestie ergibt sich etwa Ende März I 64. Weiter führt eine Prüfung des Inhalts der Urkunden. Der zweite Brief(I I,23-26) ist unzweideutig von Antiechos V. Eupator geschrieben, denn er ist an Lysias gerichtet, nimmt Bezug auf den Tod des Vaters des Königs und schreibt dem Vater die Anordnung zu, daß die Juden sich zur griechischen Lebensweise zu bekehren hätten. Da Antiochos IV. im November oder Dezember I64 gestorben ist, kann dieser Brief frühestens gegen Jahresende I64 geschrieben worden sein. Für die drei anderen Briefe hatte sich ergeben, daß sie zu Lebzeiten des Antiochos IV. (der dritte Brief von ihm selbst)7 2 geschrieben sein müssen, wenn die ihnen beigegebenen Jahresdaten verläßlich sind. Dies läßt sich durch eine Musterung ihres Inhaltes erhärten. Der erste Brief zeigt Lysias, in Stellvertretung des Königs, mit jüdischen Abgesandten in Verhandlungen (I I, I 7-2 I), der vierte Brief römische Gesandte, wie sie sich in eben dieseVerhandlungeneinschalten (I I ,34-3 8). Da die Römer allein an Kontakten mit den aufständischen Juden interessiert waren (mit denen sie wenige Jahre danach ein förmliches Bündnis schlossen), so waren die Verhandlungspartner des Lysias Unterhändler des Judas Makkabaios7l. 70. So Niese, S. 484; Bickermann, Gott, S. 18o, Anm. 4; Tcherikover, S. 215; Hanhart, Text, S. 473-474; Liebmann-Frankfort, S. 105; Bunge, S. 363. 71. Nicht ausgeschlossen ist, daß das Datum vom 4· Brief fälschlicherweise auf den 3· übertragen worden ist. Schürer, History, S. 16z. 72. Nur Bunge, S. 432, sieht in dem Autor dieses Briefes Antiochos V. Eupator. 73· Dazu stimmt, daß einer der beiden Absalom, der andere Johannes heißt (II,I7), beide mithin jüdische Namen führen, was höchst auffallend wäre, wenn es sich um Delegierte aus dem Kreis des hellenisierenden Reformjudentums um Menelaos handeln sollte (umgekehrt besagt es
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Und dazu stimmt der Kontext von Kapitel I I, I- I 5 : die Verhandlungen gingen aus einem Feldzug des Lysias gegen Judas und aus kriegerischen Auseinandersetzungen hervorH. Der dritte Brief ( II ,2 7-33) ruht auf einer völlig anderen Situation. Er wurde hervorgerufen durch das Erscheinen des Hohenpriesters Menelaos beim König ( II ,29, erhärtet durch I I ,)2) und ist an die Gerusie derJudenals ersten Adressaten gerichtet, d. h. an eine verfaßte und vom König anerkannte Körperschaft, während der mit den Aufständischen unterhandelnde Kanzler Lysias seine Botschaft an die »Masse der Juden« gerichtet hatte. Es ist klar, daß der König hier, auf die Initiative des Menelaos hin, sich nicht an die Aufständischen um Judas wendet, sondern an die die Autorität des Menelaos anerkennenden Reformjuden7s und darüber hinaus (vgl. Anm. a zu I I,27) an andere hellenistisch gesinnte Juden, die einstigen Anhänger des Jason, die ihren Frieden mit dem König und mit Menelaos zu machen bereit waren. Hierfür wird diesen eine bestimmte Frist gesetzt, innerhalb deren sie zurückkehren können, ohne Strafe befürchten zu müssen. Diesen Juden gesteht der König zugleich das Leben nach dem Gesetz und nach ihren Sitten »SO wie früher« zu (II,3I). Damit wird für diesen zur Verständigung bereiten Teil der Juden das Religionsverbot ohne Aufheben fallengelassen. Es gilt nun, das zeitliche Verhältnis dieser Urkunde zur ersten und vierten zu bestimmen. Alle drei sind, sofern auf die Jahreszahlen V erlaß ist, in ein- und demselben Jahr, zwischen Herbst I65 und Herbst I64, geschrieben worden, mithin alle unter König Antiochus IV. Epiphanes. Die neuere Forschung ist fast einhellig der Meinung, daß der dritte Brief später sei als der erste (und als der auf den ersten in kurzem Abstand folgende vierte Brief)7 6 • Der einzige Grund für diese Anordnung ist, daß Lysias im ersten Brief sagt, er wolle eine Entscheidung des Königs herbeiführen, und daß diese Entscheidung, nach Ansicht jener Forscher, im dritten Brief vorliege. Aber dieser durchweg ohne nähere Prüfung konstatierte Zusammenhang besteht in Wirklichkeit nicht, das scheinbar zwingende Argument ist hinfällig. Gegen jene Annahme spricht schon, daß die Entscheidung des Königs an Lysias hätte geschickt werden müssen, der um sie nachgesucht hatte, daß aber der dritte Brief vielmehr an die Gerusie der Juden adressiert ist und daß er nicht durch Lysias' Anfrage hervorgerufen wurde, sondern durch das Erscheinen des Menelaos im Hoflager des Königs. Und an den Verhandlungen zwischen Lysias und den jüdischen Rebellen um Judas waren Menelaos wie die Gerusie ohne Anteil gewesen, nichts, wenn auch Angehörige der hasmonäischen Sache griechische Namen führen). Johannes kann der Bruder, Absalom der rMakkrr,7o. 13,rr genannte Anhänger des Judas sein (vgl. zuletzt Bunge, S. 389-390). 74· So auch Meyer, S. 2r3; Bickermann, Gott, S. I79· Anm. r; Zambelli, S. 225; Bengel, S. 530, Anm. 203 und besonders Liebmann-Frankfort, S. ro7-II0. Abweichend Tcherikover, S. 2r6-2r7 (Empfänger die Reformjuden) und Bunge, S. 420 (Empfänger die Asidaioi). 75· So Dagut, S. r51; Tcherikover, S. 2r6-2r7; Zambelli, S. 224. 76. Niese, S. 484; Kolbe, Beiträge, S. 84; Laqueur, Urkunden, S. 229ff.; Bevenot, S. 223; Bickermann, Gott, S. I79-r8r; Abel, S. 430; Tcherikover, S. 215; Morkholm, S. r55-r56. r62 bis r65; auch Bunge, S. 386-400, ordnet die Urkunden in dieser Reihenfolge an, läßt jedoch nur r und 4 unter Epiphanes geschrieben sein, von Eupator nicht nur 2, sondern auch 3· 181
weshalb sich denn auch die Ausflucht verbietet, der dritte Brief sei zeitgleich mit dem (nicht erhaltenen) Bescheid des Königs an Lysias. Er ruht auf durchaus anderen Voraussetzungen. Ist dies einmal erkannt, so kann es nicht wirklich zweifelhaft sein, daß der dritte Brief den beiden anderen zeitlich vorangeht, denn es liegt in der Natur der Sache, daß vor einem Feldzug gegen die aufständischen Juden der König sich der loyalen und der zur Verständigung bereiten Juden hat versichern und aus dem Lager der Rebellen möglichst viele durch Konzession der freien Religionsausübung hat gewinnen wollen. Vor allem aber ergibt sich so (und nur so) ein plausibler Zusammenhang und ein verständlicher Anlaß für den Feldzug des Lysias, der dann endlich zu den Verhandlungen auch mit den aufständischen Juden geführt hat. Der Feldzug wurde begonnen, nachdem die im dritten Brief gesetzte Frist für die Amnestie abgelaufen war, denn mit diesem Termin war deutlich geworden, daß Judas und die Seinen weiterhin im Aufstand verharrten. Der ältere Brief war ein Angebot des Königs gewesen, dem nur ein Teil der Juden gefolgt war (der König hatte in der Glaubensfrage nachgegeben, aber auf dem Regiment des Menelaos bestanden); jetzt galt es, die widerspenstigen Juden mit Gewalt niederzuzwingen. Dies muß das Ziel des ersten Lysiasfeldzuges gewesen sein, und dieser Feldzug kommt jetzt in die Zeit zwischen Anfang April, nach Ablauf der für die Amnestie bewilligten Frist am 30. Xantikos, und Ende September I 64, vor dem Beginn des seleukidischen Jahres I49, zu stehen. Aus diesen Überlegungen ergibt sich als Reihenfolge der vier Urkunden: 3, I, 4 (diese alle unter Antiochos IV. und aus dem Jahre Herbst I6j-Herbst I64, 2 (unter Antiochos V.)n. Zu dem gleichen Ergebnis waren vor langer Zeit Clinton und Unger gekommen7 8, während inderneueren Forschung nur Zambelli die Urkunden in der gleichen Weise aufeinander folgen läßt, den Einschnitt des Regierungswechsels jedoch schon hinter 3 ansetzt, mithin die Urkunden I und 4 unter Antiochos V., ins Jahr I63, verlegt, die Urkunde 2, gleichfalls unter Antiochos V., auf I62 datiert79. Mit Zambelli stimmt die hier gegebene Analyse darin überein, daß sie die 3· Urkunde an die Spitze stellt, mit der herrschenden Meinung darin, daß sie nur die 2. Urkunde der Zeit Antiochos' V. zuweist. In einem weiteren und wesentlichen Punkt bestehen praktisch keine Meinungsverschiedenheiten mehr 8 o, in der Überzeugung, daß Antiochos IV., der Urheber des Religionsverbots, es selbst gewesen ist, der den ersten und entscheidenden Schritt getan hat, es fallenzulassen 8 ', in der dritten Urkunde (I I,3 I). Aber erst die hier ermittelte Reihenfolge der Aktenstücke macht die entscheidenden Punkte 77· Hierbei sind alle Jahresdaten (in den Urkunden I,3 und 4) ohne Änderung bewahrt. Bewahrt ist ferner von den Monats- und Tagesdaten die Nennung des 30. Xantikos als Endtermin der Amnestie in I I,3o, während die Ausstellungsdaten der Urkunden I (I I,ZI; korrupt), 3 und 4 (II,33 und II,38: jeweils I5. Xantikos), die schlecht verbürgt sind, preisgegeben werden müssen. 78. Henry Fynes Clinton, Fasti Hellenici 3, Oxford I83o, S. 373-374 (mit der jedenfalls unrichtigen, aber auch unerheblichen Variante, daß er 4 noch vor I setzt). Unger, S. 236. 79· Zambelli, S. 2I3-234. So. Abgesehen von der abweichenden Meinung Bunges (siehe Anm. 76). 8 r. Mit Recht besonders hervorgehoben von Morkholm, S. I 58.
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klar: diese Konzession war nicht durch den Verlauf des Lysiasfeldzuges erzwungen worden, sollte vielmehr einen größeren Feldzug unnötig machen. Und diese Konzession war nur eine bedingte: Sie war auf diejenigen beschränkt, die zur Verständigung bereit waren und dies durch die Rückkehr nach J erusalem und durch die zumindest stillschweigende Anerkennung des Menelaos zu erkennen gaben. Wenn Antiochos V. etwas später, in der zweiten Urkunde, im wesentlichen das gleiche gewährt hat (I I ,2 5), so ist der entscheidende Unterschied der, daß er es bedingungslos tat: die Garantie der Religionsfreiheit und des Gesetzes galt für alle Juden. Die Konzession seines Vaters war ein Mittel gewesen, die rebellischen Juden um Judas von den loyalen um Menelaos zu scheiden (und ihre Reihen zu lichten), um alsdann mit Waffengewalt, wenn erforderlich, die im Aufstand Verharrenden niederzuringen. Als dieses Ziel weder durch die Amnestie noch durch den ihr folgenden ersten Feldzug des Lysias erreicht wurde, trugen die von Antiochos V. gegebenen Garantien der Einsicht Rechnung, daß eine Befriedung der jüdischen Nation, wenn überhaupt, nur durch die unbedingte Gewährleistung der Religion, des Lebens nach dem Gesetz und durch die Rückgabe des Tempels für den jüdischen Gottesdienst erreicht werden konnte. Auch wenn dies, da der Tempel bereits wieder in den Händen der Rebellen um Judas war, nur der Anerkennung eines tatsächlich schon bestehenden Zustandes gleichkam, so war es doch unumgänglich, diesen durch Gewalt geschaffenen Zustand als rechtens anzuerkennen, wenn wirklich Friede einziehen sollte. Mit diesem Schritt war die volle Rückkehr zu dem Status der Juden vollzogen, wie er durch die Privilegien des Jahres 200 vonAntiochos III. begründet worden war 82 • Offen ist noch die Frage, wann und in welchem Zusammenhang diese Garantien durch Antiochos V. gegeben wurden. Dieneuere Forschung ist nahezu einhellig der Auffassung, dies sei nach dem zweiten Feldzug des Lysias geschehen, den er zusammen mit dem jungen König unternahm und der in 2 Makk I 3 geschildert ist. Obwohl dieser Feldzug für das königliche Heer erfolgreich verlief (im Gegensatz zur Darstellung von 2 Makk I 3), habe sich Lysias namens des Königs zu dem für die Juden günstigen Frieden herbeilassen müssen, um sich den Rücken zu sichern, da ihm der Kampf mit Philippos bevorstand, der an der Spitze des Heeres heranrückte, das Antiochos IV. in die oberen Satrapien begleitet hatte, und der den Anspruch auf das Kanzleramt und dieVormundschaftüber den jungen König erhob (Anm. a zu I 3,23). Bestandteil dieses Friedens sei die Aufopferung und Hinrichtung des Menelaos ( 2 Makk I 3,4-8 und Anm. a zu I 3,3) sowie die Erhebung des Alkimos zum Hohenpriester gewesen, die in 2 Makk nicht berichtet, aber 2 Makk 14,3 vorausgesetzt wird. Größere Meinungsverschiedenheiten bestehen nur hinsichtlich der Datierung dieser Ereignisse und des Friedens, ob das Jahr I63 oder das Jahr I62 hierfür anzusetzen ist 8 l. An dieser Rekonstruktion des Herganges ist die Verbindung der Königsurkunde 82. Tcherikover, S. 225; Zambelli, S. 226. 83. Laqueur, Urkunden, S. 238. Bickermann, Gott, S. r 56-r 57; Tcherikover, S. 225; Markholm, S. r63; Bengel, S. q8, Anm. 3· 530; Bunge, S. 437ff.; Schürer, History, S. r67 mit Anm. 14.
mit dem Friedensschluß nach dem zweiten Feldzug des Lysias mehr als fragwürdig. Im Schreiben des Königs weist nichts darauf hin, daß Kampfhandlungen, ein Feldzug und Verhandlungen vorausgegangen wären. Man wird zwar nicht geradezu sagen können, das Schweigen des Königs schließe eine solche V argeschichte rundweg aus, aber jedenfalls gibt es im Brief selbst nicht das bescheidenste Anzeichen dafür, daß er an das Ende eines Krieges gehöre. Größeres Gewicht haben die positiven Feststellungen: Der Brief hat programmatischen Charakter. Der König spricht von seinem Wunsch, daß alle Untertanen seines Reiches in Frieden leben möchten, er hat vom Widerstand der Juden gegen die von seinem Vater angeordnete Umstellung auf die griechische Lebensweise gehört, wünscht aber, daß auch diese Nation unbehelligt leben möchte, und weist daher Lysias an, den Juden die erforderlichen Garantien zu geben, aus denen sie seine wohlmeinende Gesinnung zu erkennen vermöchten. Und dies alles wird eingeleitet mit der Feststellung, daß er in diesem Sinne tätig werde, da sein Vater aus dem Leben geschieden sei. Tenor und Inhalt lassen offensichtlich nur eine Deutung zu: es ist eine für die Juden bestimmte Proklamation des Königs, der soeben erst, nach dem Tode des Vaters, den Thron bestiegen hat 84. Sie gehört in die Reihe der gerade im 2. Jahrhundert v. Chr. bekannten Amnestieerlasse und Privilegiengewährungen aus Anlaß eines Regierungsantritts 8 s. Die Urkunde gehört mithin ganz an den Anfang des Jahres I63 und vor den zweiten Lysiasfeldzug, nicht an dessen Ende. Der neue König bzw. der Kanzler Lysias machte mit ihr den Versuch, die jüdische Frage in großzügiger Weise zu regeln. Vorausgegangen waren im Spätsommer oder Frühherbst I 64 die Verhandlungen des Lysias mit den aufständischen Juden (die Urkunden I und 4), amEndeseines ersten Feldzuges, der ihrer Niederwerfung gegolten hatte. Lysias hatte die wesentlichen Fragen der Entscheidung des Königs vorbehalten und hat sich in dieser Sache schriftlich an ihn gewandt (I I,IS. II,36). Da der König weit entfernt war, nahm die Sache geraume Zeit in Anspruch, bis endlich statt des erwarteten Bescheids vom König die Nachricht von seinem Tode kam. Dieses Ereignis gab dem Kanzler Gelegenheit, im Namen des neuen Königs den vollen Ausgleich mit den Aufständischen zu suchen, indem die Garantien, die Antiochos IV. nur den zur Kooperation mit Menelaos bereiten Juden gegeben hatte, jetzt auch auf die Aufständischen erstreckt wurden. Die Distanzierung von der Politik des Epiphanes, so behutsam sie auch ausgedrückt ist, ist deutlich genug. An einem definitiven Ausgleich aber war Lysias vermutlich auch deshalb interessiert, weil mit der Nachricht vom Tode des Epiphanes oder bald nach ihr auch die weitere gekommen sein muß, daß Philippos Kanzleramt und Regentschaft für sich beanspruche. Aber nur wenige Monate später zog Lysias zum zweiten Male gegen die Juden. Dieser Feldzug war erforderlich geworden durch den Angriff des Judas auf die königliche Garnison in J erusalem (I Makk 6, I 8 ff. ), vielleicht außerdem durch die Streifzüge des Judas außerhalb Judäas und hierdurch ausgelöste Beschwerden der 84. So auch Schürer, History, S. 164. 85. Vgl. L. Koenen, Eine ptolemäische Königsurkunde (P Kroll), Klassisch-Philologische Studien 19, Wiesbaden I957·
Betroffenen bei der Regierung 86 • Dieser Feldzug muß noch in das gleiche Jahr I63 gehören, denn es ist offenkundig (IMakk6,55.2Makkr3,23), daß er wegen der Annäherung des Philippos mit der Armee Antiochos'IV. abgebrochen wurde, und Philippos »hat gewiß nicht über ein Jahr gewartet, um den Kampf um die Regentschaft zu beginnen« 8 7, Die Notwendigkeit, ihm entgegenzutreten, bestimmte Lysias, trotzdes militärischen Erfolgs, den er errungen hatte, zu weiteren Konzessionen (I Makk 6, 55ff.) : er opferte den verhaßten Menelaos und ersetzte ihn durch Alkimos, womit er, da Alkimos aus hohepriesterlicher Familie war, wenigstens »die Frommen«, die Asidaioi, zufriedenstellte. Daß dabei die schon zu Jahresbeginn vom König gegebenen Garantien der Religionsfreiheit und der Gültigkeit des Gesetzes erneut beschworen wurden (I Makk 6, 59-6 r ), versteht sich von selbst. Damit war Judas, der an diesem Frieden, entgegen der Behauptung 2Makk 13,24, keinen Anteil hatte, in die Isolierung geraten. Er hat den Kampf fortgesetzt und bald erneut Verstärkung erhalten, als es nämlich zum Bruch zwischen dem neuen Hohenpriester und den Asidaioi gekommen war und diese sich wieder bei den Fahnen des Judas einfanden 88 • Aber von nun an war es kein Religionskrieg mehr, sondern ein Unabhängigkeitskrieg; sein Ergebnis war die weltliche und die geistliche Herrschaft der Hasmonäer.
4· Theologiegeschichtliche und literaturgeschichtliche Einordnung des Buches Die Einzigartigkeit von 2 Makk liegt darin, daß das Buch durch zwei einander scheinbar widersprechende Wesenszüge charakterisiert wird. Es ist ebensosehr ein lebendiges Zeugnis unverfälschten jüdischen Glaubens wie ein beredtes Zeugnis griechischer Historiographie, d. h. ein Dokument eben jener hellenistischen Kultur, die der Verfasser wie sein Held Judas als andersartig und, wo sie den jüdischen Glauben tangieren könnte, als schlechthin feindlich ablehnt. Theologiegeschichtlich ist das Buch rein jüdisch, literaturhistorisch gesehen vornehmlich griechisch. Die Eigenart der religiösen Einstellung von 2 Makk läßt sich in manchem am ehesten aus dem V er gleich mit dem weithin dem gleichen Gegenstand gewidmeten I. Makkabäerbuch erkennen. Dieses zeigt einen ungebrochenen jüdischen Glauben, über den nicht weiter reflektiert wird, die Juden sind in ihrer Gesamtheit unschuldige Opfer eines verruchten fremden Königs, »der verkommenen Wurzel« 8 9, wenngleich eine ganze Anzahl von ihnen, die der hellenistischen Reform zuneigen oder an ihr teilnehmen, vom Bunde mit Gott abfällt und sich individuell schuldig macht9°. 2Makk spricht demgegenüber aus, daß der Abfall einzelner Schuld auf
86. In diesen Zusammenhang dürfte die Ersetzung des um Ausgleich mit den Juden bemühten Strategen Ptolemaios, Sohnes des Makron, durch Protarchos gehören (IO,II-13), denn die ganze Partie (w,u-38) ist hinter 12,21 einzuordnen, d.h. vor dem 2. Lysiaszug (vgl. Anm.a zu 1o,II). 87. Bickermann, Gott, S. r 57· 88. Anm. b zu 14,3 und Anm. a zu 14,7. Vgl. vor allem Mölleken, S. 2o5ff., besonders 219. 89. 1Makkr,10. 90. rMakkr,II-I5.
alle lädt9', Gott mithin seinen gerechten Zorn auf das ganze Volk wirft, die Gesamtheit straft, auch die individuell unschuldigen Kinder (8,4), bis durch das Blutopfer einzelner, die wieder stellvertretend für die Gesamtheit stehen, dieser Zorn besänftigt wird, Gott sich mit seinem Volke wieder versöhnt, ihm seine Gnade von neuem erweist, indem er die Peiniger der Juden straft9 2 • Auch die im Kampfe heidnische Amulette tragenden Juden (12,40-42) laden durch ihre Verfehlung Schuld auf das ganze Volk. Sie selbst werden sogleich bestraft, indem sie unter den Händen der Feinde fallen, aber ein Opfer zur Entsühnung des Volkes ist auch erforderlich. An der sicher überarbeiteten Stelle 12,43-45 schimmert noch durch, daß es ursprünglich, d. h. im Text Jasons von K yrene, zur Entsühnung des Volkes Israel geschah, dann sekundär als Opfer für das Seelenheil der Missetäter aufgefaßt wurde (Wellhausen, S. ur und die Anmerkung zur Stelle). Schuld und Sühne, Strafe und Gnade sind die großen Themen von 2 Makk, die im r. Buch kaum anklingen9J. Der Frevler verfällt der gerechten Strafe, und das ist meist das gleiche Geschick, das er anderen bereitet hat (4,26 und 5,9-ro Jason. 13,8 Menelaos. 9,6 und 9,28 Antiochos IV., dem dies schon einer der zu Tode gemarterten Brüder vorhergesagt hatte: 7,37), oder er erleidet die Strafe eben an der Stelle seiner Untat (4,38 Andronikos. 4,42 der Tempelräuber Lysimachos. I 5,32-3 3 Nikanor94). Im einen wie im anderen Todesumstand ist Gottes strafende Hand sichtbar. Gottes Macht ist so unbestritten, daß selbst die heidnischen Frevler und die heidnischen Feinde sie erkennen, sobald sie ihre Auswirkungen verspüren (3,28 Heliodor. 8,36 Nikanor. 9,11 Antiochos IV. rr,r3 Lysias95). Sichtbares und ständiges Zeichen der Gegenwart Gottes ist die Stätte seines Kultes, der Tempel. Des Verfassers Enthusiasmus für den Tempel tritt nahezu in jedem Kapitel hervor9 6 • Das Buch darum als eine »Agitationsschrift« zu bezeichnen, die für die Feste und für den Tempel werben soll97, geht vielleicht zu weit, aber daß der Verfasser nur den Tempel in Jerusalem gelten läßt, demjenigen in Leontopolis ablehnend gegenübersteht und daß eine gegen diesen gerichtete Tendenz unausgesprochen mitschwingt, läßt sich nicht leugnen9 8 • Daher rührt die große Bedeutung, die der Entweihung und sodann der Reinigung des Tempels
91. zMakk4,16-17. 5,17-zo. 6,12-17. 7,18. 7,32. 10,4. Die erzieherische Funktion des Gottesgerichtes ist 6,12. 7,33 und ro,4 ausdrücklich hervorgehoben. In 7,r6 wird der König davor gewarnt, aus ihm den falschen Schluß zu ziehen, Gott habe sein Volk verlassen. 92. 2Makk8,5. 8,27 und die zahlreichen Epiphanien, mit denen Gott danach seinem Volke zu Hilfe kommt (siehe unten). Daß Gott sich seinem Volke wieder versöhnen wird, ist die Gewißheit des Märtyrers (7,33), die Versöhnung ein Beweis seiner Gnade (6,r3). 93· Bickermann, Makkabäerbücher, Sp. 794; Gott, S. 33· 94· Vgl. Pfeiffer, S. 512; Bunge, S. 6ro, Anm. r87; Hanhart, Zeitrechnung, S. 74-75. 95· Vgl. Bunge a.a.O. 96. Die bemerkenswerte Ausnahme ist das, gewiß sekundäre, 7· Kapitel, das den Martyrien der sieben Brüder und ihrer Mutter gewidmet ist, die weitere Ausnahme das ganz vom kriegerischen Geschehen erfüllte r 2. Kapitel. 97· Bickermann, Makkabäerbücher, Sp. 794· 98. Bickermann, Festbrief, S. 250; Bunge, S. 530-531. 6oo-6or.
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beigemessen wird99, Aber die jüdische Nation geht dem Tempel noch vor, denn dieser ist nur das Unterpfand für den Bund des Volkes mit Gott, und unzweideutig heißt es: »Denn der Herr hatte nicht wegen der Stätte das Volk, sondern um des Volkes willen den Platz sich auserwählt« (5,I9). Daher folgt das Schicksal des Tempels dem der Nation. Durch deren Schuld leidet auch der Tempel, wird e1 durch den »Greuel der Verwüstung« profaniert, durch die erneute Besinnung des Volkes auf seinen Bund mit Gott aber gelangt auch der Tempel zu seiner alten Herrlichkeit zurück. In den kultischen Fragen ist 2 Makk von enger und unrealistischer Strenge. Zwar wird wie in I Makk berichtet, daß am Beginn der Erhebung viele Juden erschlagen wurden, weil sie sich wegen des Sabbattages nicht zur Wehr setzten (I Makk2,38. 2Makk6,II), aber nicht der hierauf folgende Beschluß der Kämpfenden, sich künftig auch am Sabbat zu verteidigen (I Makk2,4I), so daß der Eindruck vermittelt wird, das Gebot sei unverbrüchlich auch während der bewaffneten Auseinandersetzung eingehalten worden' 00 , In der eigentlichen Glaubenslehre sind die Hauptsätze des Buches die Äußerung, daß Gott die \Velt aus dem Nichts erschaffen habe' 0 ' , ferner an vielen Stellen die Überzeugung, daß der Fromme die Auferstehung erwarten könne, und zwar die leibliche Auferstehung' 02 • Mit diesem Glauben steht 2 Makk unter den sogenannten Apokryphen allein' l, Allerdings ist zweifelhaft und noch Gegenstand der wissenschaftlichen Diskussion, ob dieser Auferstehungsglaube schon in Jasons Werk enthalten war oder erst eine Zutat von einer der beiden späteren Hände gewesen ist (oben S. I7I). Charakteristisch für das Buch ist auch der Gedanke, daß die Fürbitte eines Heiligen, nämlich des Propheten Jeremia, für das Volk und die Heilige Stadt wirksam und hilfreich sei' 4, Noch stärker und häufiger aber tritt die Überzeugung hervor, daß Gott seinem Volk in sichtbarer Weise ZU Hilfe kommt. enupavsta, in seiner buchstäblichen Bedeutung der physischen und sichtbaren Erscheinung, wie sie der griechischen Religionsauffassung vertraut ist, ist geradezu ein Schlüsselwort in 2Makk. In diesen Epiphanien hat schon der Epitomator einen besonderer Erwähnung werten Zug der Erzählung Jasons gesehen (2,2I), und solche Epiphanien Gottes »vom Himmel herab« (e~ oileavdü) sind zweimal während einer Schlacht ganz allgemein erwähnt (12,22. I5,27). Dem entspricht es, daß die Juden sich vor der Schlacht 0
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99· Dies ist so wichtig, daß es sogar in der knappen Inhaltsangabe des Epitomators eigens erwähnt wird (2,22). Hier und in 8,17 steht das Schicksal des Tempels gleichwertig neben dem Schicksal des Gesetzes, und vor dem entscheidenden Kampf gegen Nikanor wird die Sorge für den Tempel derjenigen für Frauen, Kinder, Brüder und Verwandte der unter Judas Kämpfenden unzweideutig vorangestellt (rs,r8). roo. Wellhausen, s. I3S· Vgl. 8,27· 15,2· ror. Dieser Gedanke der »creatio ex nihilo« begegnet in dem sicher nicht ursprünglichen Martyrienkapitel (7,28). Vgl. dazu Schürer 3, S. 36:z; Pfeiffer, S. srs-sr6; Johnson, S. 263; Ringgren, S. 289-290; darauf hat sich Origenes später wiederholt berufen. 102. Die Quellen und Literatur dazu sind zu 7,9 angegeben. ro3. Pfeiffer, S. 514· 104. :zMakkr5,14. Pfeiffer, S. 516. Fast auf der gleichen Stufe steht das Fürbittegebet des Hohenpriesters Onias für den von Gott gestraften Heliodor in 3,3rff.
durch ein Gebet an Gott wenden, der seinem Volke stets durch sein Erscheinen hilft (12,28. 14,15 ), und daß sie nach der Schlacht ihm hierfür Dank sagen (I 5,34). Genaueres sagen andere Stellen aus: Fünf vom Himmel gesandte Reiter stürzen sich in das Schlachtgetümmel, schirmen zugleich Judas und strecken die Feinde nieder (10,29-30). Ebenso direkt ist das Eingreifen der zwei Jünglinge, die den in die Schatzkammer eingedrungenen Heliodor geißeln' 0l. Der himmlische Reiter in I I,8 dagegen ist nicht eigentlich Mitstreiter im Kampf, sondern gute Vorbedeutung für den Kampf, die die Juden mit Siegeszuversicht erfüllt, und ähnlicher Art ist die in 5,2-4 beschriebene Himmelserscheinung eines kampfbereiten Heeres, die 40 Tage lang sichtbar gewesen sein soll (für eine der zahlreichen antiken Parallelen vgl. Plinius, naturalis historia 2,I48 aus dem Jahre 103 v.Chr.). Diese Epiphanien haben den Charakter eines Vorzeichens und nicht den der direkten göttlichen Hilfe. Im Hinblick auf diese Züge und die andersartigen in I Makk ist oft hervorgehoben worden, daß I Makk eine politische Tendenz aufweise, 2 Makk eine religiöse'06. Das erste Buch ist national und patriotisch eingestellt und steht den Hasmonäern auch dort und dann nahe, wo sie nach dem Tode des Judas nicht mehr für die Freiheit des Glaubens kämpften, sondern für die der Nation und für einen eigenen jüdischen Staat. Es beschönigt die Usurpation des Hohenpriesteramtes durch die hierfür nicht qualifizierten Hasmonäer' 07 und bejaht damit die Vereinigung von weltlicher und geistlicher Macht in ihrer Hand. So ist das Buch geradezu als eine politische Geschichte der Dynastie bezeichnet worden' 08 • 2 Makk ist demgegenüber kühl in seiner Haltung zu den Hasmonäern, wovon nur Judas als Führer im Glaubenskrieg und als streitbarer Arm für den Tempel ausgenommen wird' 9. Das Buch verschweigt, wo es Maclein erwähnt, daß dies der Herkunftsort der Familie ist (Anm. a zu I3,I4), es übt Kritik an Judas' Bruder Sirnon (Anm. a zu 10,I9 und Anm. b zu I4,I7), und es verschweigt die Heldentat des anderen Bruders Eleasar (13,15). Neben und vor den Anspruch des Judas tritt der Anspruch der Märtyrer, des greisen Eleasar, des Razis und, wenngleich erst in späterer Zutat, der sieben Brüder und ihrer Mutter. Und es ist das Blut der Märtyrer, das Gott versöhnt und das für Judas die Voraussetzung des Erfolges ist, denn es bestimmt Gott, Judas und den Seinen Sieg zu verleihen und damit zu zeigen, daß er sich seinem Volke versöhnt hat. Es sind die Dulder im Glauben, die die Wende herbeiführen; die Streiter für den Glauben besiegeln sie. Die Freiheit von fremder Herrschaft und ein eigener jüdischer Staat sind dem Verfasser von 2Makk gleichgültigl!O, so gleichgültig wie den späteren Pharisäern vor Pompeius und vor Augustus'll. 0
I05. 2Makk3,26. Diese Version, die ich für die ursprüngliche halte (d.h. für die von Jason gegebene), ist von späterer Hand um die Fassung eines Reiters erweitert worden, dessen Ross die Züchtigung des Heliodor übernimmt (oben, S. I72f.). ro6. Wellhausen, S. I35; Momigliano, S. 95· Io7. Wellhausen, S. I 59· Io8. Momigliano, S. 120: »veramente una storia politica della dinastia«. I09. Bengel, S. I 8o. rro. Abel, S. XXXV; Bengel, S. r8o. rrr. Ant. I4,4I. I7,3ooff.
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Diese und andere Gegebenheiten haben oft dazu geführt, 2 Makk als pharisäisch geprägtes oder doch den Pharisäern nahestehendes Produkt zu bezeichnen z. Dafür sprechen tatsächlich manche Züge. Aber ebensooft, und zunehmend in jüngster Zeit, ist auch darauf hingewiesen worden, daß andere Züge des pharisäischen Gedankenguts dem Buch fremd sind: 2Makk zeigt keine Kenntnis vom mündlichen Recht und von mündlicher Gesetzestradition, und es fehlt das Interesse an messianischen Hoffnungen'' J. Daher lag es nahe, die Grundtendenz auf die Hasidim oder Asidaioi, die »Frommen«, zurückzuführen, die in 2 Makk selbst eine Rolle spielen ( 14,6) und die weithin als die spirituellen Vorläufer der Pharisäer geltenii4. Dagegen ist freilich eingewendet worden, daß die Art der Beziehung der Hasidim zu den Pharisäern keineswegs klar seiiil, und man hat auch geradezu bestritten, daß 2 Makk in näherer Verwandtschaft zur asidäischen Gruppe stehe'' 6 • Solange die Kenntnis von den Hasidim noch so beschränkt ist, wird man daher besser daran tun, 2 Makk in seinen Grundanschauungen zu beschreiben, als kurzerhand durch die Zuordnung zu dieser oder jener Gruppe zu charakterisieren. Gewiß ist jedoch, daß die religiöse Einstellung des Buches weit entfernt ist von der der Hasmonäer und derjenigen der diesen nahestehenden Sadduzäer, die eher dem 1. Makkabäerbuch das Gepräge gegeben haben 7. Als ein literarisches Produkt ist 2 Makk, abgesehen von dem durch die Sache gegebenen jüdischen Kolorit, durchaus von griechischer Art und Form. Das Buch steht ganz in der Linie der zeitgenössischen griechischen Historiographie als ein Werk der im Hellenismus vorherrschenden pathetischen und rhetorischen, auf große Effekte abgestellten Geschichtsschreibung, ja 2 Makk ist das einzige ganz erhaltene Werk dieser Gattung 8 • Polybios, der sich in seiner nüchternen, »pragmatischen« Art von dieser Stilrichtung bewußt distanziert, die er der Tragödie angemessen findet, charakterisiert sie am Beispiel eines ihrer Hauptvertreter, des Phylarch, näher als den Versuch, den Leser durch die Schilderung gräßlicher und rührender Züge zum Mitleiden zu bestimmen und seine Gefühle statt seinen Intellekt anzusprechenn9. Die Charakteristik trifft auf 2Makk weithin zu, und mit Recht sagt Niese' zo: »J asonunterscheidet sich von den anderen Historikern durch sein Judenthum; wenn er göttliche Hilfe braucht, so erscheint nicht Apollon oder Herakles, sondern der Engel Gottes, im übrigen besteht kein wesentlicher Unterschied.« II
II
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112. Wellhausen, S. I35; Niese, S. 272-273 (der Auferstehungsglaube pharisäisch); Abel, S. XXXIII-XXXIV (pharisäische Eschatologie). Schunck, S. I25, Anm. 5 (»betont pharisäischer Charakter«); EißfE, S. 787 (»geradezu an den Pharisäismus erinnernde Haltung«, was auf die Kapitel 6-7 bezogen ist). II3. Pfeiffer, S. 515; Johnson, S. 263; Tcherikover, S. 383; I-lenge!, S. I8o. II4. V gl. Wellhausen, S. I 55; Tcherikover, S. I 95 ff.; I-lenge!, S. I79-I So; Bunge, S. 201. 6I 5; Parente, S. 205. I I 5. M. Burrows, The Dead Sea Serails, I95 5, S. 274. I I6. 0. Plöger, Theokratie, S. 28, Anm. I; Schubert, S. 206, Anm. 92. II7. Levy, Maccabees, S. I9.25. II8. Niese, S. 299ff.; Bickermann, Gott, S. I47; Abel, S. XXXVII; Pfeiffer, S. 5I8. II9. Polybias 2,56-63, besonders 2,56,7ff. I 20. S. 302-303.
Alle rhetorischen und dramatischen Höhepunkte in 2 Makk haben in der hellenistischen Geschichtsschreibung ihre Gegenstücke: die heroischen Taten einzelner, die Greuel in einer mit Waffengewalt eroberten Stadt, göttliches Eingreifen in das Geschehen, die Wunder und Vorzeichen, das schaurige Ende der Bösen wie des Antiochos Epiphanes oder des Menelaos, die phantastischen Übertreibungen der feindlichen Heeresstärken usw. Die Verbundenheit des Autors mit der literarischen Welt der Griechen geht so weit, daß er sich spezifisch griechische Begriffe wie den des »Barbaren« in seltsamer Weise zu eigen macht (2,21 mit Anm. c, wo auch die weiteren Stellen genannt sind) oder die griechische Unterwehsvorstellung (6,23), ferner die, wie auch immer verblaßte, Vorstellung von einem Übergang der verstorbenen Könige in eine höhere Sphäre (7,14; vgl. 11,23), daß er Topoi der griechischen Literatur verwendet wie den von der Herzlosigkeit der Skythen (4,47). Auch in Wortschatz und Stil ist der Verfasser durchaus auf der Höhe derzeitgenössischen griechischen Prosa. Seine Art, sich auszudrücken, steht dem Stil der Historiker Polybios und Diodor nahe, aber ebenso den inschriftlich erhaltenen Urkunden der hellenistischen Zeit, d. h. den Volksbeschlüssen griechischer Staaten und den Briefen der Königel2I. Individuelle Eigentümlichkeiten des Stils begegnen in der Ersetzung von Ausdrücken der moralischen durch solche der intellektuellen Sphäre 122 und in der Neigung, sich gelegentlich durch die Wortwahl gleichsam in die Denkungsart des Feindes zu versetzen 12 l. Ironie ist dem Buch fremd und wäre auch dem Ernst der Erzählung nicht angemessen 12 4. Mit Recht gerühmt worden ist immer die ausgezeichnete und präzise Kenntnis, die 2 Makk hinsichtlich der gemeingriechischen und besonders der seleukidischen Institutionen und der im königlichen Dienst stehenden Funktionäre und ihrer Amtsbezeichnungen beweist. Diese Daten machen das Werk zu einer der wichtigsten Informationsquellen für die seleukidische Monarehier '5 und stellen zugleich Jason das Zeugnis eines vortrefflich informierten Historikers aus. Persönlichkeiten in hoher Stellung, die nur durch sein Werk bekannt waren, erhalten nach und nach durch neue Inschriftenfunde schärferes Profilr 2 6. Und die neue keilinschriftliche Königsliste der Seleukiden hat das Buch endlich in einem entscheidenden Punkt gegen alle moderne Kritik glänzend gerechtfertigt: Antiochos IV. starb tatsächlich, wie 2Makk impliziert, im Jahre 148 der Seleukidenära, nicht I49 12 7, und wesent12r. Niese, S. 298. 122. So 13,23 »von Sinnen geraten« (für den Tatbestand der Revolte gegen den König). 14,5 »Unverstand« (für den Verrat am eigenen Volk). 14,8 (ebenso). 15,33 »Unverstand« (für Bosheit). Vgl. Abel, S. 459· 123. So 9,4 »Böswilligkeit« gegenüber Antiochos IV., dem Peiniger der Juden! 124. 8,35 mit Anm. c. I 2 5. Diese Angaben sind erschöpfend ausgewertet in Bickermanns »Institutions des Se!euddes«. 126. Vgl. besonders den Fall des Hegemonides von Dyme, 13,24 mit Anm. b. Ferner für Apollonios, Sohn des Thraseas, 3,5 mit Anm. a, für den Kanzler Heliodor 3,7 mit Anm. a, für Apollonios, Sohn des Menestheus, 4,4 mit Anm. a, für Ptolemaios, Sohn des Dorymenes, 4,45 mit Anm. a, für Ptolemaios, Sohn des Makron, ID,I3 mit Anm. b usw. 127. Sachs-Wiseman; Schaumberger.
liehe Folgerungen, die man aus dem vermeintlich falschen Datum gezogen und als Argument für die Unzuverlässigkeit des Buches (und für die Verläßlichkeit von I Makk) verwendet hatte, mußten und müssen revidiert werden 128 • Auch die Verwendung von Urkunden im Wortlaut (Kapitel I I, dazu oben, S. I 78 ff.) lehrt, daß Jason ein ernsthafter Historiker gewesen ist, wie dies der Epitomator von ihm aussagt (2,I9-2,32), unbeschadet der genannten Schwächen, die er mit den griechischen Autoren der sogenannten »pathetischen« Geschichtsschreibung teilt, und unbeschadet tendenziöser Entstellungen, die auf Kosten der griechischen' 2 9 und jüdischen'l° Feinde, aber auch zu Lasten der Hasmonäer begegnen'l'. Die ausführliche Darstellung der dem Religionsverbot vorausgehenden Vorgeschichte (Kapitel 3-5), die den Anteil der innerjüdischen Auseinandersetzungen an dem verhängnisvollen Gang der Entwicklung selbst in der starken Verkürzung durch den Epitomator noch deutlich erkennen läßt, muß bei Jason weit inhaltsreicher gewesen sein. Wäre sie vollständig erhalten, so würde sie vermutlich als ein besonders vorzügliches Stück antiker Geschichtsschreibung überhaupt angesehen werden. Die Überlegenheit dieses Berichts von 2 Makk gegenüber I Makk mit seiner lakonischen Kürze und seiner Einseitigkeit ist immer anerkannt, aber nicht immer angemessen berücksichtigt worden. Wegen seiner relativ späten Entstehung gehört das Buch zu den sogenannten »deuterokanonischen« Schriften, die in den hebräischen Kanon der Bibel keine Aufnahme mehr fanden und die in der frühen Christenheit hinsichtlich ihrer Verbindlichkeit verschieden beurteilt wurden. Das hat bis in die Neuzeit nachgewirkt: Diese Bücher sind I 546 durch die Synode von Trient als kanonisch anerkannt worden und seither Bestandteil der katholischen Bibel, während die reformatorischen Kirchen ihnen zwar hohenWert beimessen, aber keine kanonische Geltung und sie als »Apokryphen« bezeichnen. Auch die russisch-orthodoxe Kirche hat diese Schriften, und mit ihnen 2Makk, im I9· Jahrhundert aus ihrem Kanon entfernt. f· Überlieferung und Textgestaltung
Die Überlieferung des Textes von 2 Makk ist verhältnismäßig reich. Sie umfaßt zwei griechische Unzialhandschriften, den codex Alexandrinus aus dem 5. Jahrhundert, heute in London (A), und den codex Venetus aus dem 8.Jahrhundert (V)' F, ferner eine große Anzahl·griechischer Minuskelhandschriften, weiter zahlreiche Handschriften einer lateinischen, einer syrischen und einer armenischen Übersetzung sowie das Bruchstück einer koptisch-achmimischen Übersetzung,
I 28. V gl. besonders Zambelli, S. 204ff. I29· Vgl. 4,43-50 und Anm. b zu 4,48. 13,I6 mit Anm. a. I3,I8-26 und die Anmerkung dazu. 13,24 mit Anm. a. I30. Vgl. I3,3-8 und Anm. a zu I3,3· I4,26 mit Anm. a. 131. Vgl. 5,27 mit Anm. c. I3,14 mit Anm. a. 13,I5 mit Anm. f. 10,16-zo und Anm. a zu Io,I6. 14,17 und Anm. b. I
32· Das Buch ist im codex Sinaitiucs des 4· Jahrhunderts nicht erhalten.
endlich die indirekte Überlieferung, wie sie in den Zitaten der griechischen und lateinischen Schriftsteller vorliegt. Für die Kollation aller dieser Textzeugen und für ihre Ordnung zu Gruppen haben die Mitarbeiter des Göttinger Septuaginta-Unternehmens das \\1esentliche geleistet. Rühmlich zu nennen sind vor allem die Namen von A. Rahlfs, W. Kappier und R. Hanhart' JJ. Die Hauptarbeit an den lateinischen Übersetzungen stammt von D. de Bruyne' 34, Die Textgestaltung kann nach allen diesen Vorarbeiten auf einer breiten und soliden Basis aufbauen. Auf ihr ruht die kritische Ausgabe des Septuaginta-Unternehmens, die unter Benutzung der Vorarbeiten Kapplers von Banhart besorgt worden ist. Diese Ausgabe ist der folgenden Übersetzung zugrunde gelegt worden. Abels Text ist überall verglichen, ebenso wurden die Übersetzungen von Kamphausen, Bevenot und Abel durchgehend eingesehen, andere gelegentlich. In vielen Fällen weicht jedoch die Übersetzung von Hanharts Text ab, denn in der Gestaltung des Textes läßt seine kritische Ausgabe manche Wünsche offen. Hiervon zeugt die an kritischen Einwänden reiche Besprechung von Katz, auf die Banhart mit einer eingehenden Abhandlung geantwortet hat, und in geringerem' Grade auch die Rezension von Kilpatrick 1 ll. Da die Probleme der Textgestaltung von 2 Makk hier nicht im einzelnen erörtert werden können, müssen einige allgemeine Bemerkungen zur Verdeutlichung genügen r 1 6 . Der wesentliche Punkt der Kritik (den ich teile) ist der extreme Konservatismus, den Hanhart hinsichtlich derjenigen Handschriften beweist, die nach seinem Urteil den Text am reinsten bewahrt haben, das sind A und die Minuskelhandschriften 55, 34 7 und771. Er ist gepaart mitäußerster Zurliekhaltung gegenüber abweichenden Lesungen, die von anderen Handschriften geboten werden, und insbesondere von solchen, die durch die Rezension des Lukian von Antiocheia (um 300 n. Chr.) beeinflußt worden sind' 37, endlich von einer ebenso weit getriebenen Zurückhaltung gegenüber modernen Konjekturen auch da, wo nur eine Konjektur den Text verstehbar macht. Daß diese Konjekturen in der Regelnicht einmal im Apparat verzeichnet sind, ist für jeden Benutzer, der sie als Spezialist in textgeschichtlichen Fragen des Buches nicht ohnehin kennt, ein schwerer und praktisch nicht behebbarer MangeliJ 8 • I 3 3. V gl. besonders A, Rahlfs, Septuaginta, id est V, T, graece iuxta LXX intcrpretes. I Leges ct Historiae, Stuttgart I935; W, Kappler, Dc memoria alterius libri Maccabacorum, Diss. phil. Göttingen I929; R. Banhart, Einleitung zur Ausgabe, S, 7-46 und seine in Anm. I 3 5 genannte Abhandlung. Vgl. ferner Bevenot, S. 43-45. Abel, S. LIII-LIX. 134. Les anciennes traductions Latines des Machabees. Anecdora Maredsolana 4, 1\bbaye de J'v1aredsous I 932, und die weiteren auf S. 44 von Banbarts Ausgabe genannten Arbeiten, I35· P. Katz, The text of 2 Maccabecs reconsidered, ZNW I96o, S. I0-3o; R.Banhart, Zum Text des 2. und 3. ßiakkabäcrbuches. Probleme der Überlieferung, der Auslegung und der Ausgabe, NAG I96I, S, 427-486; G. D. Kilpatrick, AAG I963, S. I0-22. I 36. Für alles einzelne vgl. die textkritischen Anmerkungen zur Übersetzung. I 3 7. Gegen die (traditionelle) Unterbewertung der Lesarten der lukianischen Rezension durch das Göttinger Unternehmen haben sich im vorliegenden Falle Kilpatrick a. 0., S. Ir. I9-2 I und P. Katz a,O. gewandt, ferner ganz allgemein für die griechische Bibel B. Metzger, Lucian and thc Lucianic recension of the Greek Bible, NTST I96I-r962, S. I89-203, besonders I9G.2oo.203. I38. Vgl. Katz, a,a,O., S. Io. Zu seiner Rechtfertigung formuliert Banhart (S. 429-430) den
In diesem Zusammenhang ist für 2 Makk von entscheidender Bedeutung, daß die Schrift, von einigen Partien abgesehen (vgl. S. 17off.), als ein griechisches Original beurteilt werden muß, d. h. anders als die übrigen Bücher der Septuaginta, die als Übersetzungen aus dem Hebräischen Übersetzungsgriechisch, zudem noch aus einer anderen Zeit, bieten' 3 9. Banhart hat diesem besonderen Umstand des Buches nicht oder nur unzulänglich Rechnung getragen'4°. Die Kriterien sind nicht die richtigen, wenn etwa ein bestimmtes Wort deshalb verworfen wird, weil es sonst im Übersetzungsgriechisch der Septuaginta nicht vorkommt. Das richtige Kriterium wäre die Frage, ob es bei den vergleichbaren griechischen Autoren der Zeit wie Polybias und ob es im Urkundenstil des Hellenismus begegnet, wie ihn die Inschriften zeigen. Das genannte Kriterium ist vollends ungeeignet, wenn es sich bei dem in Frage stehenden Textstück aus 2 Makk nicht um eine Partie Jasons oder des Epitomators handelt, sondern um den Brief eines seleukidischen Königs, den auch Banhart als authentisches Produkt der königlichen Kanzlei ansieht. Und doch wird z. B. zum Königsbrief 11,3 I eben so argumentiert. Adolf Wilhelm hatte dortfür das schlechthin unverständliche ÖanaY~flaat (»Aufwendungen«) ÖtatT~flaat (»Lebensformen«) vorgeschlagen, was mit dem Satz abgetan wird »Das Wort (ÖtatT~flaTa) begegnet in den LXX nirgends.«'4' Wie sollten denn die LXX Maßstab für den Wortgebrauch der königlichen Kanzlei der Seleukiden sein? So bietet der Göttinger Text an mehreren Stellen Lesungen, die im Griechischen keinen Sinn geben und die deshalb nicht ursprünglich sein können, obwohl entweder andere Lesarten oder moderne Konjekturen einen befriedigenden Sinn vermitteln'42. Daher haben P. Katz in seinen verschiedenen Beiträgen zum Text und Abel in seiner Edition im ganzen eine weit glücklichere Hand gehabt als Hanhart. Beide haben in beträchtlichem Umfange andere Lesarten und auch Konjekturen'43 aufgenommen, die Banhart verworfen hat. Die vorliegende Übersetzung geht folgenden programmatischen Satz: »Hat er (der Herausgeber) sich für die Ursprünglichkeit einer Lesart entschieden, wird er nur noch in seltenen Fällen eine fremde Konjektur in den Apparat aufnehmen, denn damit gesteht er Zweifel an seiner Entscheidung ein.« Das ist schwerlich sachgerecht, denn der Benutzer erwartet, in der kritischen Ausgabe die Konjekturen zu finden, die ihn selbst instandsetzen, ein Urteil zu fällen und abzuwägen zwischen der vorgeschlagenen Anderung und ihrer Ablehnung durch den Herausgeber. Wenigstens den Benutzern muß der Zweifel doch erlaubt sein und mithin ermöglicht werden. 139. Vgl. Katz, Eleazar, S. 122: »Moreover, 2 Maccabees is written in literary Koine, and not in LXX Greek. In 2 Maccabees a reading is not condemned beforehand by being found in Lucian alone or together with the Latin.« 140. Nur gegen Ende seiner Abhandlung, S. 481-482, läßt er wenigstens erkennen, daß ihm diese Problematik bewußt geworden ist. Aber die erforderlichen Konsequenzen hat er aus dieser Einsicht nicht gezogen. I4I. Hanhart, a.a.O., S. 467. 142. Vgl. z.B. 5,5. 5,8. 6,2. 8,27. 12,34. 13.2. I4,J7. 14,20. 15,39 und die dazugehörigen Anmerkungen. I43· Die besten Emendationsvorschläge hat auch in meinen Augen (ebenso Katz, a. a. 0., S. r r) Adolf Wilhelm gemacht, der als Kenner der griechischen Inschriftensprache und des hellenistischen Griechisch in seiner Zeit unerreicht war. Nächst ihm haben, abgesehen von vereinzelten brillanten Konjekturen älterer Gelehrter, B. Niese, B. Risberg, E. Nestle und Katz selbst die wesentlichsten Beiträge der Konjekturalkritik zu 2Makk geleistet. 1 93
einige Male mit Banbarts Text zusammen gegen andere Gelehrte, aber weitaus zahlreicher sind die Fälle, in denen sie sich, zusammen mit anderen oder allein, von seinem Text entfernt. Diese Stellen sind in der Liste S. 284ff. verzeichnet, die Begründung für die abweichenden Lesungen ist jeweils in den Anmerkungen zu der betreffenden Stelle gegeben.
6. Literaturverzeichnis'44
a)
TEXTAUSGABEN UND UNTERSUCHUNGEN ZUM TEXT
Swete, Henry Barclcry: The Old Testament in Greek, according to the Septuagint, vol. 3, Cambridge I912, S. 662-707. Rahlfs, Alfred: Septuaginta, id est V. T. graece iuxta LXX interpretes. I Legeset Historiae, Stuttgart I 9 35. Abel, Ftflix-Marie: Les Livres des Maccabees, in: EtBi, Paris I949· Hanhart, Robert: Maccabaeorum liber II copiis usus quas reliquit Werner Kappier edidit Robert Hanhart, Septuaginta IX 2, Göttingen I959· Nestle, Eberhard: Septuagintastudien 4, Stuttgart I 90 3. Eisberg, Bernhard: Textkritische und exegetische Anmerkungen zu den Makkabäerbüchern, in: Beiträge zur Religionswissenschaft 2, Stockholm und Leipzig I9I8. de Br~ne, Donatien: Le texte Grec des deux premiers livres des Machabees, RB I922, S. 3 I-54; Le texte Grec du deuxieme livre des Machabees, RB I93o, S. 503-519; Les anciennes traductions Latines des Machabees, Anecdota Maredsolana 4, Abbaye de Maredsous I932· Kappler, Werner: De memoria alterius libri Maccabaeorum, Diss. phil. Gottingae I929· Katz, Peter: Besprechung der Stuttgarter Septuaginta-Ausgabe von Rahlfs, ThLZ 1936, S. 265-287; The Text of 2 Maccabees reconsidered, ZNW I96o, S. Io-3o; Eleazar's Martyrdom. The Latin Evidence for a Point of the Story, Studia Patristica I96I, S. u8-124; P. Walters (= P. Katz), The Text of the Septuagint. Its Corruptions and their Emendation, edited by D. W. Gooding, Cambridge
I973· Hanhart, Robert: Zum Text des 2. und 3· Makkabäerbuches. Probleme der Überlieferung, der Auslegung und der Ausgabe, NAG I96I, S. 427-486. Kilpatrick, George C. Dunbar: Besprechung der Göttinger Septuaginta, I-3 Makk und von Hanhart, Zum Text ... , in: Göttingisehe Gelehrte Anzeigen I963, S. I0-22. Metzger, Bruce: Lucian and the Lucianic Recension of the Greek Bible, NTST I96I-2, s. I89-203. Jellicoe, Sidney: The Septuagint and modern Study, Oxford I968. Wallers: siehe Katz. 144. V gl. Delling, Gerhard: Bibliographie zur jüdisch-hellenistischen und intertestamentarischen Literatur. Berlin 1969.
b)
ÜBERSETZUNGEN UND KOMMENTARE
Kamphausen, Ado!j Hermann Heinrich: Das zweite Buch der Makkabäer, in: Emii Kautzsch, Die Apokryphen und Pseudepigraphen des Alten Testaments, Tübingen r9oo, S. 8r-rr9. Bevenot, H ugo: Die beiden Makkabäerbücher übersetzt und erklärt, in: HSchA T IV 4, Bonn 193 I. Bückers, Hermann: Die Makkabäerbücher. Das Buch Job, in: Herders Bibelkommentar: Die Heilige Schrift für das Leben erklärt, V, FreiburgjBr. 1939. Schötz, Diotrysius P.: Das erste und das zweite Buch der Makkabäer, in: Echter-B, Würzburg 1948. Abel, Fe/ix-Marie: siehe oben unter a). Penna, Angelo: Libri dei Maccabei, in: La Sacra Bibbia. V olgata latina e traduzione italiana dai testi originali III, Turin I 9 53. Johnson, Sherman E.: 2 Maccabees, in: The Apocrypha of the Old Testament, revised Standard Version, The Oxford annotated Apocrypha, ed. B. M. Metzger, Oxford 1965, S. 263-293.
c)
HISTORISCHE,
GEOGRAPHISCHE,
RELIGIONSGESCHICHTLICHE
UND
THEOLOGI-
SCHE UNTERSUCHUNGEN
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Übersetzung I,I-z,I8 Die Einleitungsbriefeab Die Einleitungsbriefe
a) Es ist heute fast allgemein anerkannt, daß die gesamte Partie r,r-2,18 nicht zum Bestand dessen gehört, was Jason von Kyrene berichtet hatte, und daß sie aus einem hebräischen (oder aramäischen) Original ins Griechische übersetzt worden ist (Einleitung, S. 170). Auch die lange Zeit äußerst strittige Frage, wie viele Briefe hier vorliegen, kann seit Bickermann, Festbrief, als erledigt gelten. Die Annahme, daß es nur ein Brief sei (so zuletzt Kolbe, Untersuchungen, S. rroff.), ist seither nicht mehr verfochten worden. Ebensowenig handelt es sich um drei Briefe (so zuletzt Bevenot, S. 170), sondern um zwei, deren erster von r,r bis r,roa reicht und in sich (r,7-8) ein Zitat aus einem älteren Brief enthält, derenzweitersich von r,rob bis z,r8 erstreckt. Zustimmend zu diesem Resultat Bickermanns Abel, S. 3oo; Schunck, S. roo; Tcherikover, S. 534, Anm. 6; Hanhart, Text, S. 450; EißfE, S. 785 f.; Zambelli, S. 195, Anm. 2; Bengel, S. r86; Bunge, S. 32ff. Vorherrschend ist seit Bickermanns Untersuchung weiter die Meinung, daß der erste Brief ein echtes Schreiben ist, das durch die Datierung am Ende als im Jahre r 24/3 geschrieben erwiesen wird. Es handelt sich danach um einen »Festbrief«, mit dem den Diasporajuden in Ägypten das bevorstehende Chanukkafest in aller Form angekündigt wird. Dieser Auffassung haben sich alle eben genannten Autoren angeschlossen, abweichender Meinung ist Pfeiffer, S. 508, der den Brief für ein späteres Fabrikat und das Datum für fiktiv hält. Größere Meinungsverschiedenheiten bestehen beim zn·eiten Brief. Er gibt vor, ein Schreiben der Juden in Jerusalem und in Judäa, des Rates (siehe S. 258) und des Makkabäers Judas zu sein, verfaßt auf die frische Kunde vom Tode des Königs Antiochos IV. hin, mithin gegen Ende des Jahres r64 (siehe S. 190). Mit Bickermann nehmen die meisten Forscher an, daß dieser Brief ein späteres Produkt ist, entstanden um Go v.Chr. (so Bickermann) oder vor der Aufrichtung der römischen Herrschaft in Syrien und Palästina, d. h. vor 63 v. Chr. (so Bengel, S. r 86-r 87). Dagegen halten Momigliano (S. 84-94) und Bunge (S. 32-r 52) einen Teil (r,rob-r8a und 2,r6-r8) für einen echten Brief des Jahres r64 v.Chr., der durch eine lange Interpolation (r,r9 bzw. r,r8b-2,r5) entstellt sei. Bunge glaubt weiterhin (S. 56ff.), als ursprüngliche Reihenfolge der echten Partie die Abfolge r,rob-r,r7. 2,I7-r8. r,r8a. 2,r6 ermitteln zu können. Während Momigliano die ganze Digression r,r9-2,15 für einen späten Einschub hält (S. 89ff.), sieht Bunge die Substanz des interpolierten Passus als alt, d.h. vorjasonisch, an und nimmt eine ins einzelne gehende Analyse vor, die wiederum Verse verschiedener Herkunft ergibt (S. 95-r p). Der Annahme dieser Forscher, ein Teil des zweiten Briefes sei authentisch und gegen Jahresende r64 verfaßt, steht die falsche Version vom Tode des Antiochos IV. in r,r r-17 hinderlich entgegen. Denn jedenfalls ist die Auskunft mißlich, die Schreibenden hätten zwar verläßliche Nachricht vom mißglückten Anschlag des Königs auf das Heiligtum der Nanaia gehabt und auch von seinem einige Zeit danach erfolgten Tode, nicht jedoch von den näheren Umständen des Todes, so daß sie beide Ereignisse fälschlicherweise, aber guten Glaubens miteinander kombinierten (Momigliano, S. 84; Bunge, S. 41-43). Da in den von diesen Forschern für echt gehaltenen Partien auch die Aufforderung an die ägyptischen Juden enthalten ist, die Reinigung des Tempelsam 25.Chasleu zu begehen (r,r8; vgl. 2,r6), so kommt man in erhebliche chronologische Schwierigkeiten, indem der Zeitraum zwischen dem Tod des Königs, seinem Bekanntwerden in Babylon, seinem Bekanntwerden in Jerusalem, der Aufforderung zur Feier am 2 5. Chasleu und der Feier selbst viel zu kurz wird (bezeichnend dafür die Erörterungen von Hanhart, Zeitrechnung, S. Sr; Bunge, S. 41-42; vgl. Bengel, S. 178), denn alle Ereignisse müßten sich innerhalb,weniger Wochen ein- und desselben Jahres abgespielt haben, und zwar gegen Ende des Jahres r64, da der Tod des Antiochos IV. jetzt zuverlässig festgelegt ist (siehe Anm. 127 S. 190). Zusätzliche Schwierigkeiten bereitet Bunges These, die Wiedergewinnung
1,1 Ihren Brüdern, den Juden in Ägypten, entbieten die jüdischen Brüder in Jerusalem und im Lande Judäa ihren Gruß (und)a guten Frieden. 2 Möge Gott Euch wohltun und seines Bundesa mit Abraham gedenken sowie seiner treuen Diener Isaak und Jakob. 3 Möge er Euch allen ein Herz geben, ihn zu verehren und seine Wünsche von ganzem Herzen willig zu edüllena. 4 Möge er seinem Gesetz und seinen Geboten Euer Herz öffnen und Frieden schaffen. 5 Möge er Eure Bitten erhören, sich Euch versöhnen und Euch nicht verlassen in der Stunde der Not. 6 So bitten wir jetzt inständig für Euch. 7 Unter dem König Demetriosa, im Jahre 169b, haben wir Juden Euch
und Reinigung des Tempels sei schon im Herbst I65 erfolgt; sie nötigt ihn zu der Annahme, das Fest am 2 5. Chasleu, das mitzufeiern die ägyptischen Juden Ende I 64 aufgefordert werden, sei nicht die wirkliche Reinigung, sondern eine Feier zur Erinnerung an die schon im Vorjahre erfolgte Reinigung des Tempels. Das ist zwar mit dem Wortlaut von I,r8 und 2,I6 verträglich, aber nicht mit dem Kontext der für authentisch gehaltenen Partie, denn der Zusammenhang macht klar, daß es sich um die erste Feier im gerade zurückeroberten Heiligtum handelt. Danach dürfte die herrschende Meinung den Vorzug verdienen, daß der zweite Brief im gesamten Umfang (I,Iob-2,I8) ein späteres Erzeugnis ist. In diesem Falle läßt sich aus ihm auch nichts für die Frage ableiten, wann der Tempel wirklich zurückerobert und gereinigt worden ist, ob I65 oder I64 (dazu Anm. b zu Io,5). Was die Herkunft der beiden Briefe betrifft, so wird meist angenommen, sie seien demjenigen der 2 Makk in der vorliegenden Form herausgab, aus Ägypten zugekommen, sei es aus Alexandreia, sei es aus dem Archiv des jüdischen Tempels in Leontopolis (Pfeiffer, S. 508; Schunck, S. IOI, Anm. I; Walter, S. q-r 8). Herkunft aus Jerusalem verficht dagegen Bengel, S. r86-I87, Anm. 332· Zwingende Argumente für die eine oder die andere Annahme scheint es nicht zu geben. Da der eine Brief echt, der zweite fingiert ist, muß die Frage für beide Briefe zunächst getrennt gestellt werden. b) Der erste Brief Beginnend mit der Grußformel, die in jüdischer Weise den Friedenswunsch enthält (Johnson vergleicht Röm I, 7), endet dieser Brief mit der Datumsangabe in Ioa: »Im Jahre I88«. Hiermit ist das Jahr der Seleukidenära gemeint, und zwar, da in 9 der jüdische Monat Chasleu (Kislew) erscheint, die im Frühjahr, am Neujahrstage des babylonischen und jüdischen Jahres, beginnende Ära. Es ist, wie Bickermann, Festbrief, S. 239ff., gezeigt hat, die Frühlingsära von 31 I, und es ergibt sich ein Datum zwischen dem Frühjahr von I24 und dem von I23, einige Zeit vor dem 25.Chasleu (I,9 in Verbindung mit I,IS), mithin Spätherbst I24. Für den eingeschobenen Brief (I,7-8) aus dem Jahre I69 ergibt sich die Zeit zwischen Frühjahr I43 und Frühjahr I42, und aus historischen Gründen, wegen der Erwähnung eines Königs Demetrios, die zweite Hälfte des so bemessenen Jahres (Bickermann, a.a.O.). Vgl. weiter M. A. Beek, OTS 1943, S. I38-I43· r, I a) Man hat nur die Wahl, xatesw (»Gruß«) zu tilgen oder vor clet/v'Y}V dya8tjv (»guten Frieden«) :>{al olc; exaeiCsw oßaatAsvc; noAAa Ötarpoga Üaßßavs ;>{al fheTCÖÜ)ov. Er ist in dieser Form jedenfalls korrupt. Doch scheint es außer Zweifel zu stehen, daß der König die Finder großzügig belohnte. Weniger sicher ist, ob der Stelle ferner zu entnehmen ist, daß er das neue Heiligtum zu einer Einnahmequelle machte (so Abel). 36 a) Gemeint ist Naphtha, ein leicht entzündliches Erdöl, auch »medisches Öl« genannt, das z.B. bei Arbela in Medien (Strabo r6, p. 738) vorkommt. Vgl. R. J. Forbes, Studies in ancient technology r, 195 5, S. r-120: Bitumen and Petroleum in antiquity. 2,1 a) Jeremia blieb, als Nebukadnezar einen Großteil der Juden nach Mesopotamien verschleppte, in Judäa: Jer 29,1-23. 40,1-42,7. b) Neben ßiTayopevovr; ist auch fh6Taysvofhevovc; überliefert, ein Hapleg, das man als »die Nachgeborenen« erklärt. Ebenso sind in Vers 2 beide Formen nebeneinander, im Dativ Plural, bezeugt. Wie 1,19 zeigt, sind an beiden Stellen Aufträge des Jeremia an die Deportierten gemeint, und auch in 1,33 ist mit den Worten o[ fhSTaxeevu; [sgsic; von den verschleppten Priestern die Rede. Daher kann nicht zweifelhaft sein, daß Hanhart an beiden Stellen zu Unrecht dem Verbum ßiTay{yvofhat statt fhiTayofhat den Vorzug gegeben hat. 2 a) Siehe die vorige Anmerkung. b) Vorausgesetzt sein könnte EpJer, in griechischer Sprache erhalten. Von diesem Text gibt es jetzt auch Papyrusfragmente des griechischen Textes aus der Höhle 7 in Qumran. EißfE, S. 8o5-6o6. Vgl. Bunge, S. II6. 4 a) In 4-6 ist vom Schicksal der Tempelheiligtümer die Rede: Stiftszelt, Bundeslade und Rauchopferaltar. Dies ist in keinem kanonischen Buch erzählt. Quelle war vielleicht ApcJer, vgl. Abel, RB 1922, S. 341. 205
und wie er hinausging auf den Bergh, auf dem Mose nach dem Anstieg das Erbland Gottes erblickt hatte. 5 Bei seinem Kommen fand J eremia eine Wohnstätte in Form einer Höhle, trug dort das Zelt, die Lade und den Rauchopferaltar hinein und verschloß den Eingang. 6 Einige von denen aber, die ihm gefolgt waren, gingen hin, um den Weg zu markieren, konnten ihn jedoch nicht finden. 7 Als Jeremia dies erfuhr, schalt er sie und sprach: »Dieser Ort wird• unbekannt bleiben, bis Gott das Volk von neuem versammelt und gnädigh wird 8 Dann wird der Herr dies• aufweisen, und die Herrlichkeit des He:r:rn wird sichtbarh sein und auch die Wolkec, so wie sie zur Zeit des Mose sich zeigte und wie auch Salomo gebetet hatd, damit die Stätte hoch geheiligt würde.« 9 Es wurde aber auch erzählt, wie dieser Weise ein Opfer für die Einweihung und Vollendung des Tempels darbrachte•.. Io Und so wie Mose zum He:r:rn gebetet hatte• und Feuer vom Himmel herniederkam und das Opfer verzehrte, so betete auch Salomo, und das Feuer kam herab und verzehrte die Brandopferh. I I Und Moses sprach: »Weil nichts davon gegessen wurde, ist das Sühneopfer (vom Feuer) verzehrt worden•.« I2. So beging auch Salomo die acht Tage•. I 3 Dasselbe aber wurde in den Schriften und in den Kommentaren zu Nehemia• erklärt, und wie er eine Bibliothek gründeteh: Er sammelte die Bücher über die Könige und über die Propheten, die Bücher Davids und b) Gemeint ist der Berg Nebo, Dtn 32,49. 7 a) »Wird«, nicht »soll«; wie die meisten Übersetzungen (richtig jedoch Abel) geben. Es handelt sich um eine Verheißung, nicht um ein Gebot. b) »Gnädig« (ZA.ew,) ist neben lA.eo, (»Bis Erbarmen sein wird«) überliefert. Hanhart zieht das letztere vor. Aber 2,22 und 7,37 sprechen entscheidend für die Richtigkeit des ersteren. 8 a) Hinsichtlich der Lade widerspricht, wie Abel bemerkt, das authentische Zeugnis Jer 3,I6. b) Das Sichtbare zeigt Gottes direkte Gegenwart an, Ex I6,ro. Mk9,2-8 (Johnson). c) Sie zeigte sich dem Mose bei der Wüstenwanderung, Ex I 3,2 I-22, und beim Gebet Salomos anläßlich der Tempelweihe, I Kön 8,Io. d) Tj~twaev, oft in diesem Sinne in 2Makk (Abel, S. 309). 9 a) Salomos Opfer: I Kön 8,62-64. IO a) Das Gebet Mose Lev 9,24, dasjenige des Salomo2Chq,r. b) Das Feuerwunder des Salomo 2Chq,r. I I a) Der Vers wird von Bevenot als den Zusammenhang störend getilgt. Das Mosewort findet sich so nicht im Pentateuch und ist in seiner Bedeutung nicht klar, muß aber im Zusammenhang stehen mit Lev 1o,r6-r9. . 12 a) Die Tempelweihe unter Salomo dauerte acht Tage wie die makkabäische und fiel mit dem Laubhüttenfest zusammen. I Kön 8,65-66. 2Chq,8-Io. 13 a) Nach dem Wortlaut kann Nehemia, muß aber nicht der Verfasser gewesen sein oder für ihn gegolten haben. Der griechische Ausdruck vnop,v'Y}p,anap.6, bezeichnet ein Memorandum, eine Denkschrift, eine Aktennotiz oder ein Protokoll. Literatur hierzu bei Welles, S. 283 und 284, ferner F. Bömer, Hermes I953, S. 215ff. b) Zum Inhalt der beschriebenen Bibliothek vgl. Bevenot, S. I77; Abel, S. 308; EißfE, S. 720, Rengstorf, passim. c) Weihgeschenke: Johnson verweist auf Esr 7,I5-20.
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Briefe der Könige über Weihgeschenkec. I4 Ebenso aber hat auch Judas für unsa alles wieder gesammelt, was infolge des Krieges zerstreut worden warb, und es ist bei uns. I 5 Wenn Ihr nun Bedarf an diesen Schriften habt, so sendet Leute, sie Euch zu bringen. I6 Da wir jetzt im Begriff stehena, die Reinigungb zu begehen, haben wir Euch geschrieben. Ihr aber werdet gut daran tune, diese Tage zu feiern. 17 Gott ist es jaa, der sein ganzes Volkb errettet und allen das Erbland gegeben hat, das Königtume und die Priesterschaft und die Heiligung (den Tempel?)d, I8 so wie er es im Gesetz versprochena hat. Denn wir setzen unsere Hoffnungb auf Gott, daß er sich unser bald erbarmen und uns aus aller Welt wieder zusammenführen wird an die heilige Stätte. Denn aus großen Nöten hat er uns herausgerissen und den Ort gereinigt.
2, I 9-2,3 2 Vorrede des Epitomators I9a Die Taten des Makkabäers Judas und seiner Brüder, die Reinigung des Tempels des Höchsten und die Einweihung des Altars, 20 ferner die Kriege 14 a) Die Worte »für uns« sind zweifellos zum Hauptverbum zu ziehen, nicht zur partizipalen Aussage über den Krieg. b) Zu Bücherverlusten in diesem Krieg vgl. I Makk 1,56. 16 a) Der Vers nimmt I,I8 wieder auf. b) xaeaetatt6s kann die tatsächliche Reinigung nach der Wiedereroberung der Stadt durch Judas bezeichnen wie auch, zumal in Verbindung mit dem folgenden nis iJtteeas, den Jahrestag dieses Ereignisses in einem späteren Jahr. c) xaAWs ovv :n;on)asre ist guter hellenistischer Briefstil. Gebrauch von dieser Wendung macht regelmäßig der, der infolge seiner höheren Stellung eine unverblümte Anweisung geben könnte, die der Empfänger zu befolgen hat, nicht derjenige, der eine Bitte ausspricht. Vor allem die Könige wählen diese Form der Höflichkeit, um ihren Funktionären Anweisungen zu erteilen. Dies ist von Interesse, weil es die Selbsteinschätzung der palästinensischen Judenschaft gegenüber dem Diasporajudentum beleuchtet. Vgl. II,z6 und dazu Anm. asowie IMakk IZ,I8; Welles, nr. 13,13. 17 a) Der Vers nimmt I,II und I,I7 wieder auf. b) Alle Juden, wo sie auch immer sind, sind Gottes Volk. Daraus wird abgeleitet, daß auch die ägyptischen Juden Ursache und Verpflichtung haben, diese Tage zu feiern. Dies kommt in dem für die gesamte jüdische Nation bindenden Beschluß 10,8 klar zum Ausdruck. Das einleitende Öe in 6 /58 {)s6s ist daher begründend, richtig übersetzt von Bevenot. c) ßaa{Aswv ist Zitat aus Ex 19,6 Vfteis Ös laea(Je ftOt ßaatA.swv [se6.revtta xal §{)vos äywv. Damit ist auch klar, daß »Königtum« sich nicht auf das Reich der Hasmonäer bezieht (so Bevenot) und daß statt »Königtum« nicht, da die frühen Hasmonäer nicht Könige waren, »Unabhängigkeit« zu verstehen ist (so Johnson). Gut hierzu Bunge, S. 75-82. d) aytaGftOs entspricht dem §{)vos äywv an der zitierten Stelle Ex I9,6. 18 a) »Versprochen«: Ex19,6. b) Die gleiche eschatologische Erwartung wie in 7· Vgl. Ps105,47 und Abel zur Stclle. Vgl. auch 1,27. 19 a) Hier beginnt die Vorrede des Epitomators, der seinen Auszug aus dem Werk des Jason von Kyrene näher beschreibt. Vgl. Ein!., S. 170.
gegen Antiochos Epiphanesa und seinen Sohn Eupatorhc 2 I sowie die Himmelserscheinungena, die den für die jüdische Sacheh voller Eifer und Tapferkeit Kämpfenden zuteilgeworden sind, so daß sietrotzihrer geringen Zahl das gesamte Land verheerten" und die Massen der Barbarenc verfolgten, 22 daß sie weiter das in der ganzen besiedelten Welt berühmte Heiligtuma zurückeroberten, die Stadt befreiten und den schon fast beseitigten Gesetzen wieder Geltung verschafften, da der Herr ihnen mit seiner ganzen Milde gnädigh war- 2 3 dies alles, was Jason von K yrene in fünf Büchern dargelegt hat, wollen wir versuchen in einer einzigen Zusammenfassung kurz zu berichten. 24 Denn wir sehen wohl den Schwall von Zahlen und die aus der Fülle des Materials sich ergebende Schwierigkeit für diejenigen, die sich von historischen Erzählungen umfangen lassen wollen, 2 5 und haben daher bei den einen, die (nur) lesen wollen, an die Erbauung gedacht, bei den anderen, denen es um Einprägung ins Gedächtnis zu tun ista, an die Leichtigkeit, bei allen aber, die an unser Buch geraten, an den Nutzen. 26 Für uns freilich, die wir die Beschwerlichkeit des Auszuges auf uns genommen haben, war das nichts Leichtes, sondern eine Sache von Schweiß und Schlaflosigkeit, 2 7 so wie dem, der ein Gastmahl zurüstet und die Annehmlichkeit anderer (zu erfüllen) sucht, seine Sache nicht leicht wird. Trotz allem werden wir um der Dankbarkeita der meisten willen die Be20 a) Antiechos IV. Epiphanes, der von 175 bis I64 den Thron innehatte. Vgl. Anm. c und d zu 4,7· b) Antiechos V. Eupator, Sohn und Nachfolger des Königs Antiechos IV. von Ende r64 bis Herbst I62. Da der Individualname derselbe ist wie der des Vaters, begnügt sich der Verfasser mit dem Beinamen. c) Es ist auffallend, daß der Nachfolger des Antiechos V., König Demetrios I., Sohn des Königs Seleukos IV., hier nicht erwähnt wird, obwohl die Kapitel I4 und I 5 den Kämpfen gegen ihn gewidmet sind. Vgl. Ein!., S. I7If. 2I a) Göttliche Hilfen in Form von Epiphanien zugunsten der für ihren Glauben und das Gesetz streitenden Juden sind für Jason und den Autor des Auszugs aus seinem Werk ein besonders wichtiges Thema. Vgl. Ein!., S. I87f. b) 'Iovöataf16r;, gebildet nach Analogie von 'EU1)vtaf16r;, ist hier zum erstenmal belegt. Vgl. Anm. a zu 4,I3. c) So wie den Griechen die ihrer Sprache nicht Mächtigen als Stammler galten, die nur brbr hervorbringen können und deshalb kollektiv Barbaren genannt werden, so bezeichnet der jüdische Verfasser hier und sonst (4,25. Io,4. II,9. I5,2I) die nicht zu seiner Glaubens- und Lebensgemeinschaft gehörenden Heiden als Barbaren, in merkwürdiger Umkehrung eines von den Griechen geprägten Begriffs auf diejenigen, die entweder Griechen sind oder mehr oder weniger stark von der griechischen Kultur geprägt waren. 22 a) Der Weltruhm des Tempels wird auch 3,2-6 und öfter betont. b) Vgl. Anm. b zu Vers 7· 25 a) Risberg(Konjektur (S. I 8) cptAonovoiJmv scheint mir gegenüber dem cptAocpeovoiJmv der Hss. unvermeidlich. Zustimmend Katz, Text, S. r 3, anderer Meinung ist Hanhart, Text, s. 460. 27 a) Mit Hanhart, Text, S. 46o, gebe ich evxaewr:lav den Vorzug gegenüber dem gleichfalls überlieferten und von Abel in den Text genommenen evxe11adav (»Nutzen«), zumal dies schon Vers 2 5 Ende gesagt war. 208
schwerlichkeit gern auf uns nehmen. 28 Indem wir den genaueren Bericht über alle Geschehnisse dem Historiker" überlassen, werden wir bemüht sein, nach den Grundlinien der Epitome durch die Ereignisse hindurchzumarschieren. 29 Denn so wie der Architekt eines neuen Hauses für den gesamten Grundriß zu sorgen, der Dekorateur und Maler aber sich nur um das zur Ausschmückung Erforderliche zu kümmern hat, so ist es, glaube ich, auch in unserem Falle. 30 Denn das tiefere Eindringen, Abschweifungen im Bericht und die Beschäftigung mit den Einzelheiten kommt demjenigen zu, der als erster einen Stoff historisch behandelt; 3I demjenigen aber, der eine Bearbeitung anfertigt, muß man zugestehen, daß er Kürze der Ausdrucksweise anstrebt und die genauere Ausarbeitung des Geschehens verschmähta. 32 Hier aber wollen wir nun mit der Erzählung beginnen und dem zuvor Gesagten nichts mehr anfügena. Denn es wäre ja unsinnig, im Vorwort einer Geschichte viele Worte zu machen, die Geschichte selbst dann aber zu beschneiden. 3,I-3,40 Heliodor im Tempela
3, I Während die heilige Stadt in tiefem Frieden bewohnt wurde und man die Gesetze sehr genau beachtete wegen der Frömmigkeit und Rechtschaffenheita des Hohenpriesters Oniash, 2 da kam es vor, daß sogar die Könige selbst die Stätte ehrten und den Tempel mit den wertvollsten Zuwendungen auszeichnetena. 3 Und so stiftete auch Seleukosa, der König von Asien, aus z8 a) Gemeint ist Jason. Der Verfasser sagt ausdrücklich, daß er dessen Werk verkürzen will und auf eigene Forschungen verzichtet hat. 3 r a) Der in den Versen 29-3' angestellte Vergleich ist weitgehend mißglückt. 32 a) Wörtlich »dem zuvor Gesagten soviel anfügend«, d.h. nicht mehr als dies. Vgl. Abel zur Stelle mit Verweis auf Xenophon, Anabasis I,3,I5. 3 a) Zum ganzen Kapitel grundlegend Bickermann, Heliodore. Vgl. N. Stockholm, Zur Überlieferung von Heliodor, Kuturnahhunte und anderen mißglückten Tempelräubern, StTh 1968, S. 1-28. Bengel, S. 17-18. I a) {ltaonovYJe{a gehört zum Tugendkatalog des Monarchen, des Richters und des städtischen Beamten in hellenistischer Zeit. L. Robert, Revue de philologie, Paris I927, S. III; I967, S. 12, Anm. 7· b) Onias III., Sohn des Hohenpriesters Sirnon des Gerechten. 2 a) V gl. die in Ant I2,I 3 8-144 erhaltene, an Ptolemaios, Sohn des Thraseas, den ersten seleukidischen Statthalter des um 200 v.Chr. eroberten Palästina, gerichtete Urkunde des Königs Antiochos III., besonders 140: »Als erstes erkennen wir ihnen (den Juden) wegen ihrer Frömmigkeit die Gewährung der Beisteuer für die Opfer zu« mit folgender genauer Liste der königlichen Gaben. Grundlegend zur Interpretation der Urkunde Bickermann, Charte. Zur Person des Statthalters Ptolemaios, der im Jahre 2 I 9 noch im Dienst des ägyptischen Königs Ptolemaios IV. Philopator gestanden hatte und von 20I bis 195 als seleukidischer »Stratege und Oberpriester von Koilesyrien und Phönikien« inschriftlich bezeugt ist, siehe Holleaux 3, S. I6I, Anm. 6, Gabba nr. 2 und jetzt anband einer neuen Inschrift aus Skythepolis H. Landau, IEJ 1966, S. 54-70
seinen eigenen Einkünften alle für den Opferdienst entstehenden Aufwendungenb. 4 Aber ein gewisser Simona aus dem Geschlecht Balgeab, der zum Vorsteher des Tempelsc eingesetzt war, überwarf sich mit dem Hohenpriester wegen der Marktverwaltung der Stadt. 5 Da er außerstande war, sich gegen Onias durchzusetzen, ging er zu Apollonios, dem Sohne des Thraseasa, der zu jener Zeit Statthalter von Koilesyrien und Phönikienb war. 6 Er teilte ihm mit, die Schatzkammeta in Jerusalem strotze von so unsäglichem Reichtum, daß die Menge der Gelder unzählbar sei. Sie würden jedoch nicht auf dem Konto für die Opfer gebuchtb, und es sei möglich, diese Mittel unter die Verfügungsgewalt des Königs fallen zu lassen. 7 Apollonios machte von diesen ihm angezeigten Geldern dem König bei einer persönlichen Begegnung Mitteilung. Der aber zog seinen Kanzler Heliodara hinzu und entsandte ihn mit dem Auftrag, die genannten Gelder 3 a) Seleukos IV. Philopator war der ältere überlebende Sohn Antiochos' III. und folgte seinem Vater auf den Thron. Seine Regierungsdaten sind 3·14· Juli I87-2.j3. September 175 (SachsWiseman, Schaumberger). b) Zur Bedeutung von ÄBtToveyiw und ÄstToveyia in I-zMakk siehe Daniel, S. Io9. Es handelt sich hier um regelmäßige Aufwendungen, die Seleukos gemäß dem Erlaß seines Vaters fortsetzte. Vgl. auch 9,I6 das Versprechen des dem Tode geweihten Antiechos IV., diese Beiträge wieder aufzunehmen. 4 a) Vgl. Anm. a zu Vers I I. b) Die richtige Lesart Balgea (statt Benjamin) hat nur ein Teil der lateinischen und armenischen Übersetzungen. Die Benjaminiten waren weder Priester noch Leviten. Zur Sache Abel, S. p6-317; Tcherikover, S. 403-404; Hanhart, Text, S. 483-484; I-lenge!, S. 508-509. Abweichend Bickermann, Heliodore, S. 8, Anm. 22, unschlüssig Schürer, History, S. I49· c) :neootaT1J