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Studien zum Althochdeutschen Herausgegeben von der Kommission für das Althochdeutsche Wörterbuch der Akademie der Wissenschaften in Göttingen Band 18
Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen
Ulf Wessing
Interpretatio Keronis in Regulam Sancti Benedicti Überlieferungsgeschichtliche Untersuchungen zu Melchior Goldasts Editio princeps der lateinisch-althochdeutschen Benediktinerregel
Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen
Gefördert mit Mitteln der Bund-Länder-Finanzierung Akademienprogramm
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Goldast, Melchior: Interpretatio Keronis in regulam Sancti Benedict!: überlieferungsgeschichtliche Untersuchungen zu Melchior Goldasts editio principe der lateinisch-althochdeutschen Benediktinerregel / Ulf Wessing. Göttingen : Vandenhoeck und Ruprecht, 1992 (Studien zum Althochdeutschen ; Bd. 18) Zugl.: Bamberg, Univ., Diss. U. Wessing ISBN 3-525-20333-0 NE: Wessing, Ulf [Hrsg.]; GT
Vorwort Die vorliegenden Studien entstanden im Rahmen des von Prof. Dr. Rudolf Schützeichel/Münster geleiteten Forschungsunternehmens 'Althochdeutsches Wörterbuch' der Akademie der Wissenschaften in Göttingen. Die Anregung zu diesen Untersuchungen stammt von Prof. Dr. Rudolf Schützeichel, der die Arbeit zusammen mit Prof. Dr. Rolf Bergmann/Bamberg betreut hat. Sie hat der Fakultät für Sprachund Literaturwissenschaften der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg als Dissertation vorgelegen. Gutachtliche Stellungnahmen von den Mitgliedern der Kommission für das Althochdeutsche Wörterbuch der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Prof. Dr. Rolf Bergmann/Bamberg, Prof. Dr. Peter Ochsenbein/St. Gallen, Prof. Dr. Fidel Rädle/Göttingen, Prof. Dr. Hans Schabram/Göttingen, Prof. Dr. Rudolf Schützeichel/Münster, Prof. Dr. Dr. Karl Stackmann/Göttingen, Prof. Dr. Lothar Voetz M. A./Münster, sind der endgültigen Fassung der Arbeit zugute gekommen. In verschiedenen Einzelfragen hat mir die konstruktive Kritik von Prof. Dr. Rolf Bergmann wertvolle Hinweise gegeben. Der Leiter der St. Galler Stiftsbibliothek, Prof. Dr. Peter Ochsenbein, gestattete mir die Einsichtnahme in verschiedene Handschriften. Allen, die mir ihren Rat und ihre Hilfe zuteil werden ließen, möchte ich an dieser Stelle meinen Dank aussprechen.
Bamberg im Dezember 1990
Ulf Wessing
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
13
Literaturverzeichnis
16
I.
Einleitung
50
M. Goldast und St. Gallen
55
III.
Die Goldast-Edition
58
IV.
Das überlieferungsgeschichtliche Problem der Goldast-Edition
61
II.
V.
Weitere Hinweise auf die handschriftliche Vorlage des Goldast-Glossars 1.
Die Präfatio B. Francks
2.
J. Mabillons Beobachtungen zu deutschen Handschriften
VI. VII.
Methodische Vorüberlegungen
76
80 89
Zur Erforschung der althochdeutschen Benediktinerregel aus dem Sangallensis 916 1.
Die Handschrift
94
2.
Editionslage
102
3.
Der lateinische Text
106
Inhalt
10
4.
5.
Der althochdeutsche Text A.
Paläographie und Orthographie
109
B.
Verhältnis zum lateinischen Text
114
C.
Übersetzungstechnik
117
Vorstufen des althochdeutschen Textes und Verfasserfrage
120
6.
Entstehungsort
129
7.
Entstehungszeit
141
A.
Sprachexterne Datierungsversuche
141
B.
Sprachinterne Datierungsversuche
145
C.
Lautliche Untersuchungen und Neudatierung der Entstehungszeit
VIII.
IX.
147
8.
Phonetisch-phonologische Untersuchungen
153
9.
Wortschatz
160
10.
Zusammenfassung
166
Edition des Goldast-Glossars einschließlich grammatischer und semantischer Analyse der Interpretamente 1.
Vorbemerkung
173
2.
Errata-Liste zur Steinmeyer-Ausgabe
175
3.
Edition
178
Auswertung 1.
Vorbemerkung
648
2.
Vollständigkeit des Wortschatzes
649
3.
Erklärende Zusätze
650
4.
Fremdmaterial
652
5.
Nicht lokalisierbares Material
659
6.
Identische Lesungen
661
7.
Abweichungen ohne Aussagewert für die Vorlagenfrage
666
Inhalt
Α.
Im Bereich des Lateinischen
B.
Im Bereich des Althochdeutschen a. b.
C. 8.
667
Schreibungen für /«/, Iwl und /// 668 Abbreviaturen, Wortumstellungen, Getrenntschreibungen und Zusammenschreibungen 673
Verschiedenes
Abweichungen mit Aussagewert für die Vorlagenfrage A.
11
675 681
Im Bereich des Althochdeutschen a. b. c. d.
Zusätzliche Übersetzungen Auflösimg von Abbreviaturen Nicht aufgelöste Abbreviaturen und andere Formen von Kürzungen Konsonantische Abweichungen im Wortstamm
682 687
dl. d2. d3. d4. d5. d6.
701 704 706 708 713
d7. d8. d9. e.
714 715 717 720
Vokalische Abweichungen im Wortstamm el. e2. e3. e4. e5. e6. e7.
f. g.
Fortisierung und Lenisierung Konsonanteneinschub Konsonantensubstitution Gemination und Vereinfachung Konsonantenausfall Buchstabenumstellungen:
>
Schreibungen für germanisch /f/ Schreibungen für germanisch Ikl und IXI Fehlerbeseitigung
699
Hauptton Mittelsilbe Vorsilbe Vokaleinschub und Vokalausfall Doppelschreibung und Einfachschreibung >> als Schreibung von Iii Fehlerbeseitigung
Abweichungen im Wortschatz Fehler
721 727 731 734 739 740 744 746 751
12
Inhalt
h.
Abweichungen im Flexiv hl. h2. h3. h4. h5.
B.
758 767 772 775 783
Im Bereich des Lateinischen
788
a. b.
Die Korrekturen der dritten Hand Weitere Variante Lesarten
788 811
bl.
Am Wortstamm
811
b2.
Am Flexiv
824
9.
Conclusio
838
10.
Die lateinischen Abweichungen im Zusammenhang der karolingischen Textreform
848
A.
Der am Goldast-Glossar aufweisbare Befund
848
B.
Allgemeine Vorbemerkung zur Überlieferungsgeschichte der Benediktinerregel
852
C.
Der Sangallensis 914 a. b.
D. X.
Substantive Adjektive und Adverbien Pronomen Verben Fehler
Die Handschrift Die überlieferungsgeschichtliche Stellung
Die karolingische Textreform
Zusammenfassung
858 860 863 871
Abkürzungsverzeichnis Das Abkürzungsverzeichnis und innerhalb des Textes die nicht ohne weiteres Hinsichtlich der bei Abkürzungen, die nicht entsprechende Verzeichnis verwiesen1.
ADA. ADB. AWB. BEG. BNF. BRH. BV.
= =
=
-
=
=
CLA. DA. DLZ. DR. EWA.
=
FSchG.
=
GARS. GH. GR. GSp. HZ. IF.
1
=
= = =
= =
= =
=
löst die innerhalb der Literaturangaben benutzten Siglen und Abkürzungen auf, aus sich heraus verständlich sind. grammatischen Angaben verwendeten aufgeschlüsselt werden, sei auf das im Wörterbuch von R. Schützeichel
Anzeiger für deutsches Altertum und deutsche Literatur Allgemeine Deutsche Biographie (s. E. Karg-Gasterstädt - Th. Frings, Althochdeutsches Wörterbuch) (s. W. Braune - H. Eggers, Althochdeutsche Grammatik) Beiträge zur Namenforschung (s. Benedicti Regvla. Editio altera emendata. Recensvit R. Hanslik) (s. R. Bergmann, Verzeichnis der althochdeutschen und altsächsischen Glossenhandschriften) (s. Codices Latini antiquiores) Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters Deutsche Literaturzeitung The Downside Review (s. A. L. Lloyd - O. Springer, Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen) (s. J. Franck - R. Schützeichel, Altfränkische Grammatik) (s. M. Goldast, Alamannicarvum Rervm Scriptores) (s. Κ. E. Georges, Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch) The Germanic Review (s. E. G. Graff, Althochdeutscher Sprachschatz) Historische Zeitschrift Indogermanische Forschungen
Jahresbericht über die Erscheinungen auf dem Gebiete der Germanischen Philologie Journal of English an Germanic Philology Journal of Germanic Philology Jenaer Literaturzeitung Leuvense Bijdragen Literarisches Centraiblatt für Deutschland Literaturblatt für germanische und romanische Philologie Lexikon für Theologie und Kirche (s. Mittelalterliche Bibliothekskataloge) (s. H. Paul, Mittelhochdeutsche Grammatik) Modern Language Notes The Modern Language Review J.-P. Migne, Patrologiae cursus completus. Series Latina Münchener Studien zur Sprachwissenschaft Mittheilungen zur Vaterländischen Geschichte (s. Nachträge zur älteren deutschen Litteratur) Neue Deutsche Biographie Neue Folge Neuphilologische Mitteilungen (H. Paul - W. Braune) Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur Revue Benedictine Regulae Benedicti Studia Revue d'histoire ecclesiastique Rheinische Vierteljahrsblätter Römische Quartalschrift (s. F. Raven, Die schwachen Verben des Althochdeutschen) (s. R. Schützeichel, Althochdeutsches Wörterbuch) (s. E. von Steinmeyer, Die kleineren althochdeutschen Sprachdenkmäler) Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens Stvdia Monastica (s. E. Steinmeyer - E. Sievers, Die althochdeutschen Glossen) (s. T. Starck - J. C. Wells, Althochdeutsches Glossenwörterbuch) Theologische Literaturzeitimg (s. Theologische Realenzyklopädie) (s. Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon)
(s. A. de Vogüe - J. Neufville, La Regle de saint Benoit) Wolfenbütteler Notizen zur Buchgeschichte Wiener Studien Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik Zeitschrift für deutsche Philologie Zeitschrift für deutsche Wortforschung Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins Zeitschrift für Kirchengeschichte Zeitschrift für Mundartforschung Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete der Indogermanischen Sprachen
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Literatur
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20
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I. Einleitung Die Benediktinerregel ist die Lebensregel des gleichnamigen Mönchsordens, dessen Gründung auf den heiligen Benedikt zurückgeht. Über die Vita des in Nursia, dem heutigen Norcia in Italien, geborenen Heiligen weiß man nicht sehr viel1, da die historischen Quellen nur spärlich über ihn berichten. Die Hauptquelle ist das zweite Buch der Dialoge Gregors des Großen 2 (um 540-604), wonach man Benedikts Geburt auf die Zeit um das Jahr 480 festsetzt. Sein Todesjahr ist nur ungenau bestimmbar, als frühester Zeitpunkt kommt das Jahr 547 in Betracht, doch kann man das Todesjahr bis anno 560 offenlassen. Die Abfassung seiner Lebensregel für Mönche, die er in dem von ihm gegründeten Kloster auf dem Montecassino schrieb, ist vielleicht auf das Jahr 550 zu datieren 3 , doch ist auch in diesem Punkt nichts Genaueres aussagbar. Der Text der Regel ist aus einer Vielzahl von Handschriften, darunter eine beachtliche Reihe von frühmittelalterlichen Textzeugen, gut bekannt, und man kann allgemein sagen, daß sie das klösterliche Leben der Mönche in allen wichtigen wie auch alltäglichen Belangen regelt4. Die Ursache für die äußerst reichhaltige Überlieferung des Regeltextes, dessen Original nicht erhalten ist, liegt darin, daß sich die Benediktinerregel gegen schon damals vorhandene Mönchsregeln durchsetzen konnte. Aufgrund der iroschottischen und angelsächsischen Mission und später aufgrund der Reformbestrebungen Benedikts von Aniane errang sie eine Vormachtstellung5, die sie seit der Zeit Karls des Großen und Ludwigs des Frommen innehatte. Die Klöster des karolingischen Frankenreiches waren größtenteils benediktinisch ausgerichtet und benötigten mindestens ein Regelexemplar, in dem sie die 1
S.
Die
dazu
Ph.
Schmitz,
Benedikt us-Regel,
S.
Geschichte
des
7-9;
S.
BRH.
Benediktinerordens, XI;
A.
de
Vogüe,
I,
S.
ThR.
17-22; V,
S.
538-546. 2
Gregoire
3
F.
4
Zum
ordens,
I,
S. 574; A . 5
Prinz,
le
Renner,
Ph.
Grand, ThR.
Inhalt S. de
und
S.
Regel Die
Vogüe,
Schmitz,
Askese
der
22-33;
Dialogues,
V,
S.
s.
Ph.
V,
Geschichte S.
126-249.
Schmitz,
Benediktus-Regel,
ThR.
Kultur,
II,
573.
S. des
34-58.
Geschichte S.
30-34;
F.
des
Benediktiner-
Renner,
ThR.
V,
41-106;
F.
546-547. Benediktinerordens,
I,
S.
51
Einleitung
Anweisungen ihres Ordensgründers nachlesen oder anderen zur Unterweisung vorlesen konnten. Die Vielzahl der damals existenten Klöster, die wahrscheinlich mehr als nur ein Exemplar besaßen, dürfte mit ein Grund für die günstige Überlieferungslage des Textes sein. Die Sprache der Regel ist lateinisch, doch Hegt die Vermutimg nahe, daß bei der kulturellen wie auch quantitativen Vorrangstellung der Benediktinerklöster schon frühzeitig Versuche unternommen wurden, den Regeltext in die Volkssprache zu übersetzen. Beispielsweise ist aus dem Altenglischen die Prosaversion des Bischofs Aethelwold bekannt, der sie um das Jahr 970 im Zusammenhang der englischen Benediktinerreform verfaßte und hierbei an die Unterweisung der des Lateins unkundigen Mönche und Nonnen dachte. Daneben ist eine fast vollständige altenglische Interlinearglossierung überliefert, die aber unabhängig von derjenigen Aethelwolds entstand und zeitlich später zu datieren ist6. Das Nordgermanische ist mit zwei altnorwegischen Fragmenten einer Regula Benedicti-Übersetzung vertreten, deren Vorlagen wahrscheinlich aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts stammen7. Das älteste Zeugnis einer volkssprachlichen Version der Benediktinerregel ist hingegen im Althochdeutschen aufweisbar, deren Überlieferung in der vorliegenden Arbeit Gegenstand der Untersuchimg sein wird. So bewahrt die Stiftsbibliothek des ehemaligen Klosters St. Gallen8 unter der Signatur 916 den einzigen heute noch erhalten gebliebenen handschriftlichen Textzeugen einer althochdeutschen Regula-Benedicti-Übersetzung auf, die über das Niveau einer Glossierung hinausgeht9 und ganze Kapitel des Textes zusammenhängend verdeutscht. Die in diesem Codex enthaltene Regelübersetzung ist von Anfang an für die Erforschung des Althochdeutschen von Interesse gewesen und unter überlieferungsgeschichtlichen, phonetisch-phonologischen, 6
Dazu
Regula 7
im
einzelnen
Sancti
E.
Benedicti
Walter,
PBB.
mit in
82
weiterführender
England, (Halle
französische
Regelübersetzungen
Jahrhunderts
greifbar,
Gröber,
Grundriss
Zur Helvetica
der
Geschichte Sacra.
also
III,
zur
II,
S.
49,
7-19
und
und 44-45
- S.
315,
26-38
-
1-2 und
26.
S.
83-113; der
später
I.
s. 2,
J. S.
Duft
21-25
in
in
II.
und
der
der
1, S.
- A.
1180-1266,
Benediktinerregel 53,
M.
zweiten
als
Philologie,
Klosters
Abteilung
Literatur
Gretsch,
Die
Romania
sind
1-16. seit
erheblich
L i t e r a t u r g e n a n n t ist. 9 Althochdeutsche Glossen S.
1960) erst
romanischen
dieses
S.
des
Germania;
13.
s.
G.
986.
Gössi wo
sind
46-50;
Hälfte
- W. die
ediert IV,
S.
Vogler,
wichtigste
bei
StSG.
314,
22-23
Einleitung
52
orthographischen, flexionsmorphologischen, wortbildungsmorphologischen und lexikalischen Fragestellungen mehrmals Untersuchungen unterzogen worden. Die Ergebnisse dieser Arbeiten kamen maßgeblich der althochdeutschen Grammatik zugute, deren Kenntnisse vor allem über das Altalemannische dadurch wesentlich bereichert wurde. Bekannt wurde die Übersetzung durch die Editio princeps des Humanisten Melchior Goldast aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts (1606), der sie im zweiten Band seiner Alamannicarum Rerum Scriptores unter dem Autorennamen Kero veröffentlichte. Während man früher glaubte, daß M. Goldast als handschriftliche Grundlage für seine Edition den Sangallensis 916 herangezogen hatte, auf dem alle Textausgaben aus dem 18., 19. und 20. Jahrhundert beruhen, wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts und noch einmal in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts die Behauptimg aufgestellt, der Goldast-Edition liege nicht der Sangallensis 916, sondern eine andere lateinisch-althochdeutsche Regelhandschrift zugrunde, die aber verlorengegangen sei. Dieser Behauptung ist von mehreren Seiten widersprochen worden, die die Goldast-Edition für überlieferungsgeschichtlich wertlos halten, da als handschriftliche Vorlage doch der Codex 916 anzunehmen sei. Eine befriedigende Klärung des überlieferungsgeschichtlichen Problems ist aber nie erreicht worden, da eine auf die Vorlagenfrage abzielende Gesamtuntersuchung des bei M. Goldast greifbaren Materials bisher nicht durchgeführt worden ist. Somit mußte die Frage, ob die lateinisch-althochdeutsche Benediktinerregel in einem oder in zwei Textzeugen überliefert sei, bis heute unbeantwortet bleiben. Ein starkes Interesse an ihrer Beantwortung ist jedoch vorhanden. Sollte die oben zitierte Behauptung zutreffend sein und sich in dem Goldast-Glossar ein zweiter Textzeuge der althochdeutschen Benediktinerregel verbergen, dann ist dieses Faktum erst einmal prinzipiell wissenswert, da die erste Grundlage der wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Althochdeutschen die Sichtung seiner Quellen ist, die den Stoff für alle weiteren Aussagen über diese Sprachstufe des Deutschen darstellen. Für die Uterarischen Quellen ist diese grundlegende Arbeit im großen und ganzen getan, wenn man einmal von bestimmten Sonderüberlieferungen, wie sie hier beispielsweise vorliegt, absieht, hingegen werden im Bereich der Glossenüberlieferung bis heute immmer wieder neue Überlieferungsträger entdeckt 10 . Zu
den
Glossenhandschriften
althochdeutschen
und
altsächsischen
Nachträge
in
R.
Addenda
dazu und
Corrigenda
s.
Schützeichel, (II),
1985.
R.
Bergmann,
Verzeichnis
Glossenhandschriften, Addenda
und
1973
sowie
Corrigenda,
der die 1982;
Einleitung
53
Eine neue und noch nicht bearbeitete Quelle läßt die Erweiterung des bisherigen Kenntnisstandes zur Grammatik des Althochdeutschen erwarten, und insofern muß der Grammatikschreibung in jedem Fall daran gelegen sein, Aufschluß über die tatsächliche Vorlage der Goldast-Edition zu erhalten. Aber auch textkritische Ausgaben und lexikographische Auswertungen eines althochdeutschen Sprachdenkmals müssen an der Aufklärung der Angelegenheit interessiert sein, weil sie stets sämtliche Überlieferungsträger eines althochdeutschen Sprachdenkmals berücksichtigen sollten, und zwar auch dann, wenn ein Überlieferungsträger nur mittelbar in einer frühneuzeitlichen Humanisten-Edition zugänglich ist. Die Einhaltung dieses Grundsatzes ist bei einer aus zweiter Hand herrührenden Überlieferung allerdings schwierig, da sie stets dem Verdacht unterliegt, mit Fehlern oder sogar Fälschungen behaftet zu sein, wodurch die tatsächlichen Überlieferungsverhältnisse verdeckt werden. Es müssen daher Untersuchungen vorausgehen, die die Goldast-Edition als einen zweiten ernstzunehmenden Überlieferungsträger neben dem Sangallensis 916 erweisen oder zumindest die Wahrscheinlichkeit für eine solche Auffassung darlegen, wodurch auch die Voraussetzung für die sprachliche Auswertung geschaffen wird. Die Aufgabe dieser Arbeit besteht somit darin, durch eine vollständige Untersuchimg der Goldast-Überlieferung zu prüfen, ob die Ansicht, M. Goldast habe nicht den Codex 916, sondern eine andere Handschrift für seine Edition ausgewertet, zu Recht besteht beziehungsweise ob die Vorlagenfrage überhaupt eindeutig entschieden werden kann. Dazu werden die relevanten Beobachtungen im einzelnen vorgeführt und diskutiert, womit auch dem Leser die Möglichkeit gegeben wird, sich ein Bild von der Sachlage zu machen. Zugleich ist mit dieser Untersuchung die Absicht verbunden, die durch M. Goldast vermittelte Überlieferung philologisch zu sichern, indem deren offensichtliche Fehler verbessert und deren scheinbare Varianten festgestellt werden. Mit der Durchführung dieser Arbeiten soll auch die Grundlage für die lexikographische Erfassung des Goldast-Glossars hergestellt werden. Die lexikographische Arbeit selbst kann hier nicht durchgeführt werden. Desgleichen gehören die Neuedition des lateinisch-althochdeutschen Regeltextes, welche die Goldast-Überlieferung mit in die Textherstellung einbezieht, sowie die weiterführende Explikation von Beobachtungen, die für die Grammatik des Althochdeutschen relevant sind, nicht zum Aufgabenbereich dieser Untersuchung. Im einzelnen wird folgendermaßen vorgegangen: Einige kürzere Bemerkungen zur Person M. Goldasts informieren über das Leben und das Werk dieses Mannes und vor allem über seine Beziehung zu St. Gallen. Eine Beschreibung seiner Regeledition und die for-
54
Einleitung
schungsgeschichtliche Darstellung der damit verknüpften überlieferungsgeschichtlichen Problematik leiten zum eigentlichen Gegenstand der Untersuchung über. Der in diesem Abschnitt vorgetragene Kenntnisstand zu dem in Frage stehenden Überlieferungsproblem wird durch bisher nicht berücksichtigte Hinweise auf die von M. Goldast benutzte Handschrift ergänzt, und zugleich werden diese Hinweise auf ihre Aussagekraft hin kommentiert. Daran schließt sich ein Abschnitt an, der das zur Bewältigung der Aufgabenstellung erforderliche methodische Vorgehen reflektiert und die weiteren Arbeitsschritte verständlich macht. Diese bestehen im wesentlichen aus drei Etappen, und zwar wird ein Forschungsbericht zum Sangallensis 916 erstellt, dann erfolgt eine philologisch aufbereitete Edition des bei M. Goldast vorliegenden Sprachmaterials, und dieses wird schließlich einer Auswertung bezüglich des oben formulierten Erkenntnisinteresses unterzogen. Das Kapitel 'Auswertung' teilt sich in eine Vielzahl von einzelnen Arbeitsvorgängen auf, deren Koordination und deren Zweck durch entsprechende Vorbemerkungen oder einleitende Hinweise jeweils transparent gemacht werden. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse schließt die Untersuchung ab.
Π. Μ. Goldast und St. Gallen Melchior Goldast wurde im Jahr 1576 oder 1578 in Espen bei Bischofszell im Kanton Thurgau geboren 1 . Den Beinamen 'von Haiminsfeld' führte das Geschlecht der Goldasts von einem Dörfchen im Thurgau her, das in der Volkssprache 'Haimisfeld' hieß. Nach dem Besuch des Gymnasiums im schwäbischen Memmingen studierte M. Goldast seit anno 1595 Jurisprudenz und philosophische Fächer an der protestantischen Universität Altdorf bei Nürnberg und wurde dort anno 1597 zum Magister Artium promovierte. Aus Geldmangel mußte er dann sein weiteres Studium aufgeben und kehrte in das heimatliche Bischofszell zurück, wo er den Winter 1598/1599 verbrachte. Seit diesem Winter bis zum Frühjahr 1606 hielt er sich größtenteils im Schweizer Raum auf. Man findet ihn in dieser Zeit mit wechselnden Tätigkeiten in St. Gallen, in Genf, in Lausanne und auf der Forstegg im St. Galler Rheintal. Im Jahre 1606 verließ er die Schweiz für immer und siedelte nach Frankfurt am Main über. Dort versuchte er sich, von ständiger Geldnot geplagt, als Literat, als Herausgeber von Quellentexten des Mittelalters und als Jurist finanziell über Wasser zu halten. Seine pekuniär miserable Situation änderte sich erst im Jahr 1615, als er, inzwischen verheiratet, eine fest besoldete Ratsstelle am Hof des Grafen von Schaumburg übernehmen konnte. Diesen Dienst quittierte er anno 1624 und zog mit seiner Familie nach Frankfurt zurück, wo er sich einige Zeit später die Würden eines kaiserlichen und kurfürstlich-trierischen Rates verschaffen konnte, womit wiederum ein festes Gehalt verbunden war. In der Folgezeit war er im Auftrage mehrerer Fürstenhäuser tätig und erledigte deren Staats und Rechtsgeschäfte, bis ihn anno 1633 der Landgraf von Hessen-Darmstadt nach Gießen rief. M. Goldast folgte dem Aufruf, war aber aufgrund eines inzwischen erlittenen Schlaganfalls nicht mehr in der Lage, die ihm 1
Zur
Biographie
1055-1057;
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203
208;
-
S.
M.
Escher, W.
Goldasts
E.
Historisch-biographisches Vasella,
NDB.
VI,
ADB.
Lexikon
Schweiz,
S.
601
Geschichtsschreibung,
I,
Bremen,
M.
Goldast
von
Allgemeines
S.
der -
S.
448-449;
Haiminsfeld,
S.
Gelehrten-Lexikon,
Enzyclopädie.
Gonzenbach,
der
Staatsbibliothek
s.
Allgemeine
H.
602;
1.
IX,
Schecker,
157-194;
S.
III, R.
S.
390 -
Beiträge
veterum
73.
327-330;
Feller
Vorwort
Paraeneticorum
Section,
M.
P.
-
S. E.
zur
II,
S.
Theil,
S.
Bütler, 391;
Geschichte
Zimmermanns
pars
I, S.
O.
Bonjour,
1-5.
in:
Μ.
56
Goldast
und
St.
Gallen
zugedachte Aufgabe zu erfüllen. Er starb am 11. August 1635 in Gießen. M. Goldast war ein Polyhistor, wie man sich ihn nur denken kann. Obwohl er hauptamtlich Jurist gewesen ist, erstreckten sich sein Wissensdurst und Arbeitseifer auf alle diejenigen Gebiete der Wissenschaft, die durch das geschriebene Wort zusammengehalten werden. So pubüzierte er ein ungemein umfangreiches Schriftwerk, das weniger aus selbstgeschriebenen juristischen Publikationen besteht, als vielmehr aus der Edition und Kommentierung von Quellen zur Reichsgeschichte und Rechtsgeschichte sowie zur Sprache und Literatur des Mittelalters2. Er unterhielt eine umfangreiche Korrespondenz mit anderen Humanisten wie Marquard Freher (15651614), Bonaventura Vulcanius (1538-1614) und Markus Weiser (15581614), in der sich diese Männer gegenseitig über ihre Pläne als Herausgeber mittelalterlicher Texte und über ihre Handschriftenfunde informierten3. Die mittelalterlichen Handschriften boten das Material für ihre Publikationen und erfreuten sich daher eines besonderen Interesses. Die Humanisten durchstöberten die Bibliotheken und suchten nach bisher unbekannten mittelalterlichen Texten. Der Name M. Goldasts ist in diesem Zusammenhang mit der Erschließung der St. Galler Handschriften verbunden, aus denen er in seinen frühen Publikationen Lateinisches und Volkssprachliches in beachtlichem Umfang edierte4. Darunter befinden sich auch Texte, deren handschriftliche Grundlage heute verlorengegangen ist wie zum Beispiel eine Handschrift mit Namenmaterial aus nekrologischen Aufzeichnungen, eine Handschrift zu den Körperteilglossen Walahfrid Strabos, eine Handschrift zu einem alemannischen Glaubensbekenntnis und eine weitere zu Notkers Psalterübersetzung, bekannt als Codex S5, sowie im Bereich der lateinischen Texte eine Handschrift zu einer bestimmten Fassung der Vita Sancti Galli6. Die Beschäftigung mit den St. Galler Handschriften fällt in die Schweizer Zeit zwischen den Jahren 1599 und 1606, in denen er mehrmals als Gast und Gehilfe des ihm freundschaftlich verbundenen
Verzeichnis 107 - S.
Ill;
bei
VIII,
J. S.
3
Dazu
B.
4
Dazu
im e i n z e l n e n
Heer,
Hertenstein,
Johannes B.
Hertenstein,
6
B.
Hertenstein, S.
142; W.
Th.
Graesse,
Joachim
B.
Mabillon,
5
billon,
G.
Tresor
de
livres
rares,
III,
S.
145-199;
G.
335. von
Hertenstein, S.
Joachim Joachim
Berschin,
Watt,
S.
126-135.
Joachim
von
Watt,
S.
S.
174,
181-182,
132-154. v o n Watt, von
Watt,
Florilegium
S.
140, 169;
G.
Sangallense,
Heer, S.
76.
195-199; Johannes
Ma-
Μ.
Goldast
und
St.
57
Gallen
Gelehrten Bartholomäus Schobinger (1566-1604) in St. Gallen weilte7. Der an literarischen und antiquarischen Studien interessierte B. Schobinger hatte als angesehener und wohlhabender Bürger der Stadt St. Gallen Zugang zu den Handschriften der Stadtbibliothek wie auch der Stiftsbibliothek, die er M. Goldast zur Einsicht und Abschrift in seinem Haus zur Verfügung stellte. B. Schobinger hat ihm aber auch Handschriften an seine weiteren Aufenthaltsorte in der Schweiz geschickt, was aus der Korrespondenz mit Goldast hervorgeht. Nur so ist es erklärlich, wieso M. Goldast in verhältnismäßig kurzer Zeit in der Lage war, ein solch umfangreiches Textmaterial zu kopieren. Hierbei muß er sich das Entgegenkommen und Vertrauen B. Schobingers zunutze gemacht haben, um sich originale Materialien anzueignen, weswegen er unter anderem nach dem Tod B. Schobingers in einen für ihn glimpflich ablaufenden Prozeß verwickelt wurde. Er hat also seine später berühmt gewordene Bibliothek nicht immer ehrenhaft zusammengetragen, wiewohl er sich als Editor unzweifelhaft große Verdienste erworben hat8. Seine bedeutendste Publikation der Sangallensia stellen die dreibändigen ALAMANNICARVM RERVM SCRIPTORES aus dem Jahr 1606 dar, die neben hagiographischen und historiographischen Texten auch Schriften des Reformators Joachim von Watt (14841551), Vadianus genannt, sowie althochdeutsches Sprachmaterial enthalten9. Unter letzterem befindet sich die Editio princeps einer althochdeutschen Benediktinerregel, die im folgenden näher vorgestellt werden soll.
7 Zur Scherer, 32
Schweizer
und
Erfassung
der
beschäftigen
in
soll,
Projekt,
der
sich
Staatsbibliothek
haben
203-223 angekündigt. 9 Z u m g e n a u e n Inhalt 142.
das
G. s.
Knoll B.
-
S.
mit
15-16;
St.
der
Bremen Κ.
P.
Hertenstein,
T.
Gallen Schieß,
s.
G.
C.
von
ein
Gallen,
in
NF.
148-149;
St.
Aufenthalten
ZGO.
S.
Stadtbibliothek
den
( 1 9 1 7 ) S. 241-282; B. H e r t e n s t e i n , Joachim v o n Watt, S. 120-125. 8 Z u m Schicksal s e i n e r P r i v a t b i b l i o t h e k s. B. H e r t e n s t e i n , Joachim
Watt,
Die
Zeit
genauen
bibliographischen
vorhandenen
Schmidt, Joachim
WNB. von
Goldastiana 5
(1980)
Watt,
S.
S. 139-
m. Die Goldast-Edition Im Jahre 1606 veröffentlichte Μ. Goldast unter dem Titel 'KERONIS MONACHI S. GALLI INTERPRETATIO VOCABVLORUM BARBARICORUM1 IN REGVLAM S. BENEDICTI ABBATIS' als erster eine lateinisch-althochdeutsche Benediktinerregel2. Die einem Mönch namens Kero zugeschriebene Übersetzung soll nach Auskunft M. Goldasts aus einer sehr alten Handschrift stammen, die in der Bibliothek von St. Mangen aufbewahrt wurde, also in der damaligen Stadtbibliothek von St. Gallen beziehungsweise in der heutigen Vadiana. Sehr viel mehr ist nicht über die handschriftliche Grundlage seiner Edition zu erfahren bis auf die Mitteilung, die Übersetzung werde aus dem Grund des bequemeren Gebrauchs nicht in der Weise wiedergegeben, wie sie in der Handschrift eingetragen sei3. Dies bezieht sich auf den Umstand, daß M. Goldast den lateinisch-althochdeutschen Text nicht im Zusammenhang ediert hat, sondern in Glossarform. Das heißt, M. Goldast hat die lateinischen Wörter der Regel alphabetisiert und ihnen die althochdeutschen Entsprechungen beigefügt. Der wirkliche Grund für ein solches Vorgehen dürfte zum einen in einem ausgeprägten lexikographischen Interesse Hegen, dem der lateinisch-althochdeutsche Text als bequem zu verarbeitender Materialfundus sehr entgegenkam, und zum anderen in einem Interesse an seiner eigenen Ostschweizer Mundart, dessen ältestes Zeugnis er in der Handschrift vorfand4. Das zweispaltig gedruckte Glossar M. Goldasts ist das erste lateinisch-althochdeutsche Lexikon der Neuzeit und setzt so gesehen die mittelalterlichen Glossare fort. Auch diese entstanden meistens durch Auszüge von Textglossierungen oder sogar wie im Falle des Glossars Rb 5 von Interlinearversionen, wobei die lateinischen Lemmata anfangs textfolgebezogen, dann auf späteren Bearbeitungsstufen alphabetisiert angeordnet wurden6. M. Goldast entspricht mit seinem Unterfangen diesen mittelalterlichen Verhältnissen in der Lexikographie recht 1
Marginal
2
GARS.
3
GARS.
4
S.
zur
B.
dazu
'id est
II, S.
94-122.
II, S.
13.
Hertenstein,
Geschichte
5
E.
6
H. T h o m a ,
Alama[n]nicorum'.
Joachim
von
der S t a a t s b i b l i o t h e k
Meineke,
Bernstein, Reallexikon
S.
Watt, Bremen,
S. S.
166;
H.
Schecker,
Beiträge
161.
211-215.
der d e u t s c h e n
Literaturgeschichte,
I, S.
581.
Die
59
Goldast-Edition
genau. Freilich ist bei ihm die Alphabetisierung schon selbstverständlich geworden, wenn er sie auch nicht immer streng bis auf den letzten Buchstaben eines Lemmas durchgeführt hat; man vergleiche etwa die Abfolge Accepit, Accepistis oder Acceptum, Accepta1. Aus den angeführten Beispielen wird weiterhin ersichtlich, daß er vergleichbar den mittelalterlichen Glossatoren keine Ansatzformen im Nominativ Singular beziehungsweise in der Nullform für die Nomina oder im Infinitiv für die Verben hergestellt hat, sondern die Wörter in derjenigen Flexionsform in sein Lexikon aufnahm, wie er sie im Text vorfand. Dadurch wird die Zahl der Lemmata beträchtlich erhöht, da ein und dasselbe Wort in verschiedenen Flexionsformen mehrfach belegt sein kann. So erscheinen lateinisch bonus und committere als: - Bonus, cuater (BRH. 7, §46) - Bonum, cuat (BRH. Pr. §17; 4, §42; 7, §54), Bonum, cuates (BRH. Pr. §4) - Bona, cuateem (BRH. Pr. §29), cuatin (BRH. 2, §32; 27, §8 oder Pr. §29; 2, §12; 7, §69) - Bonorum, cuatero (BRH. Pr. §21) - Bonis, cuatum (BRH. Pr. §6) - Bonos, cuate (BRH. Pr. §15) - Bonos & malos, cuatiu indi vbilia (BRH. 7, §26) - Bonus sermo, cuataz wort (BRH. 31, §14) - Boni testimonii, dera cuatu kiuuiszida (BRH. 21, §1) - Bonis actibus, cuateem tatim (BRH. Pr. §22) -
Die Vermutung, innerhalb desselben Lemmas sei die tatsächliche Textabfolge der Fundstellen eingehalten, bestätigt sich nicht, wie die sich auf die ursprünglichen Textzusammenhänge beziehende Angabe in Klammern zeigt.
7 8
Z.
GARS. II, S. 94, Sp. 1, Z. GARS. 23-29.
30-33.
II, S. 96, Sp. 2, Z. 52 - S. 97, Sp.
1, Z. 8; S. 98, Sp.
1,
60
Die
Goldast-Edition
Nach heutigen lexikographischen Maßstäben würden hier zwei Artikel angesetzt werden, nämlich bonus, cuat (Adj.), cuat (st. N.) und committere, pifelahan (st. V.), tuan (an. V.). Die Aufnahme von Syntagmen mit Wörtern aus einer anderen Alphabetstelle wie Bonos & malos wäre entweder vermieden oder als Beispiele für den Gebrauch eines Lemmas im weiteren angeführt worden. Trotzdem sollte ein solches Verfahren nicht als Unvermögen interpretiert werden, es scheint eher auf der Absicht zu beruhen, neben dem Wortschatz auch die Grammatik in einer zugestandenermaßen unvollkommenen Weise mit zu erschließen. Vielleicht hat der zeitsparende Effekt dieser Darbietungsweise für den rastlos arbeitenden M. Goldast eine Rolle gespielt, der in kurzer Zeit ein enorm umfangreiches Material aus den mittelalterlichen Handschriften St. Gallens zusammentrug und veröffentlichte. Nach dem oben beschriebenen Verfahren hat M. Goldast exakt 2952 Lexikonartikel mit mindestens einem althochdeutschen Interpretament angesetzt. Zum Teil finden sich auch zwei oder mehr Interpretamente. Dies kann damit zusammenhängen, daß ein ganzes Syntagma einen Lexikonartikel bildet, daß für ein lateinisches Wort verschiedene Übersetzungen vorliegen oder daß speziell althochdeutsche Sprachstrukturen wie zum Beispiel die Artikelsetzung bei Substantiven zur Erhöhung der Interpretamentzahl führen. Über die sich spätestens hier stellende Frage nach der Arbeitsmethode M. Goldasts, die es ihm erlaubte, eine solche Materialmenge zu bewältigen, läßt sich nichts Konkretes sagen. Es scheint nur sicher, daß er den ihm vorliegenden Codex exzerpiert hat, da der handschriftliche lateinisch-althochdeutsche Text als Druckvorlage ungeeignet war. M. Goldast wird in dem Codex während des langwierigen und mühseligen Exzerpierens vor- und zurückgeblättert haben, um die Formen eines Wortes zusammenzubekommen. Wahrscheinlich mußte er dann das Exzerpierte ordnen und gleichzeitig noch einmal abschreiben, um eine Druckvorlage zu erstellen, von der nichts erhalten ist.
IV. Das überlieferangsgeschichtliche Problem der Goldast-Edition Von der Übersetzung der Benediktinerregel ins Althochdeutsche ist ein Textzeuge überliefert, nämlich die Handschrift 916 aus der Stiftsbibliothek St. Gallen. Angesichts der überaus reichhaltigen frühmittelalterlichen Überlieferung der Regula Benedicti1, deren ältester Textzeuge (Codex Oxford, Bodleian Library Hatton 48) noch aus dem frühen 8. Jahrhundert datiert, ist es verwunderlich, daß die althochdeutsche Version der Regel nur so spärlich vertreten ist. Die kulturgeschichtlich und kirchengeschichtlich dominante Stellung des Benediktinerordens in karolingischer Zeit läßt aber vermuten2, daß mehr althochdeutsche Übersetzungen zu diesem zentralen Text des monastischen Lebens existiert haben, zumal ein prinzipielles Interesse an seiner Verdeutschung vorauszusetzen ist, für das man nicht einen kirchenpolitischen Anlaß als Stimulator herbeizuzitieren braucht3. Diese Vermutung wird durch die Überlieferungsverhältnisse bei der altenglischen Regelübersetzung und bei der altenglischen Interlinearglossierung gestützt, die weitaus günstiger sind, da sich mehrere Handschriften erhalten haben, und es ist anzunehmen, daß die überlieferten Handschriften nur einen kleinen Teil der damals hergestellten Handschriften mit einer altenglischen Regula-BenedictiVersion ausmachen4. Erst seit dem Mittelhochdeutschen nimmt die deutschsprachige Überlieferung der Regel stark zu5 und weitet sich 1
S.
etwa
die
Hanslik-Ausgabe Hanslik
Liste
von
kollationierten
Commentationes,
68
zugrundegelegt S.
Codices sind
und
Handschriften
auf
S.
die
nur
LXVII-LXVIII, einen
darstellen;
Teil
dazu
die
der
der
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R.
R.
Hanslik,
158.
2
Ph.
Schmitz,
Schubert, der
3
des
5
Gretsch,
S. die
E.
Crean
tinerregeln
Die
Regula
Listen
bei
Jr.,
RBSt.
aus
dem
14/15
(1985/1986)
S.
67-71;
Editionen
etwa
Benediktinerordens,
der c h r i s t l i c h e n
G r o ß e , II, S. 287-289. K. M ü l l e n h o f f - W. Scherer, M.
J.
Geschichte
Geschichte
N.
späten 217-219; in
Benedicti VL.
(1977/78)
S.
in
England,
151-154;
Mittelalter,
S.
s.
Petra,
Middle
auch High
E.
H.
von Karl
343-344.
Sp. Vier
330-345;
German
85-110;
J. S e m m l e r ,
II,
I, 2. Α . ,
S.
I, S.
S. 611-619;
Denkmäler,
Sancti
R. W o l f ,
6/7
Kirche,
RBSt.
S.
707-710;
1-5. E. Petra
deutsche F. 8/9
translations
Simmler,
RBSt.
(1979/1980) of
the
-
BenedikS.
Regula
62
Das
überlieferungsgeschichtliche
Problem
zum Frühneuhochdeutschen weiter aus6. Somit ergibt sich eine Übersetzungstradition vom Althochdeutschen bis zum Neuhochdeutschen, die sich hinsichtlich ihrer Zeitspanne und Kontinuität nur noch mit der Bibelübersetzung vergleichen läßt7. Die Überlieferungsverhältnisse des Mittelhochdeutschen und Frühneuhochdeutschen entsprechen demnach der Vorstellung von der Bedeutung der Regula Benedicti für die kulturelle Entwicklung des Abendlandes. Aber auch für das Althochdeutsche hat man eindeutige Hinweise darauf, daß die ursprüngliche Überlieferung reicher gewesen ist. So hat S. Singer im Zusammenhang der Diskussion um die Existenz des sagenhaften Mönches Kero auf eine nicht erhaltene Regelhandschrift aufmerksam gemacht, die neben anderen althochdeutschen Texten eine Verdeutschimg lediglich des Prologs umfaßte und deshalb nicht mit dem Sangallensis 916 identisch sein konnte8. S. Singer bezieht seine Informationen aus den Äußerungen der St. Galler Stiftsbibliothekare Bernhard Franck (1692-1763) und Franz Weidmann (1774-1843), welch letzterer durch den ungedruckten Handschriftenkatalog von Pius Kolb (1712-1762), dem Nachfolger B. Francks im Amt des Stiftsbibliothekars, über die Handschrift Bescheid weiß9. Dem Hinweis S. Singers ist 70 Jahre später H. Neuhold10 noch einmal nachgegangen, und zuletzt hat dann B. Her-
Sancti
Benedicti,
späten
Mittelalter,
Benedictine
S.
13-322; S.
Rule,
S.
Benediktinerregel,
S.
Zusammenstellung
von
6
S.
Drucke
etwa
1750 erfaßt Dies 20.
J.
der
D.
Vier
9-280;
M.
68-224; 15-89;
Th.
deutsche C. E.
für
Coun,
Broekaert,
Benediktinerregel,
Benediktinerregeln
Sullivan, Petri, das
RBSt.
6/7
die
Middle
Eine
aus
High
mittelhochdeutsche
(1977/1978)
in
I,
dem
German
Mittelniederländische
Bibliographie, auch
A
S.
S.
31-477,
deutscher
s.
die
155-160. wo
Sprache,
sämtliche von
1489-
sind.
veranschaulicht
F.
Simmler,
Aus
Benediktinerregeln
des
9.
bis
Jahrhunderts. 8
9
S. Singer, Der
der
ADA.
Katalog
Signatur
werden;
eine
erste
und
1282
vor;
[F.]
Weidmann,
Stiftsbibliothek
aus
St. zu
10 ( 1 8 8 4 )
S.
dem
1759
Jahr
Gallen, Kolb
Geschichte, St.
Gallen,
besteht
Stiftsbibliothek
Fassung P.
278-279.
dieses und S. S.
aus zwei 1400
Katalogs
seiner 219-359; * »
liegt
Tätigkeit J.
55 -65 ; D a s
und in als
Duft,
Die
älteste
19-23. 10
Die
althochdeutsche
Interlinearversion,
S.
30-41.
Bänden, 1401 den
die
unter
aufbewahrt
Codices
1281
Stiftsbibliothekar Handschriften
deutsche
Buch,
s. der
I,
S.
Das
überlieferungsgeschichtliche
63
Problem
tenstein11 neue Belege für die Existenz einer zweiten lateinischalthochdeutschen Regelhandschrift beigebracht. Aufgrund dieser drei Beiträge kann folgendes gesagt werden. Die Handschrift lag in der Stiftsbibliothek St. Gallen und wurde dort im Handschriftenkatalog P. Kolbs 12 unter der Signatur M.n.26. geführt13. Sie stammte angeblich aus dem 8. Jahrhundert und enthielt folgende Texte: - die Benediktinerregel mit einer althochdeutschen Übersetzung des Prologs - ein kurzes Martyrologium - verschiedene kirchliche Hymnen, darunter den ambrosianischen Hymnus 'aeterne rerum conditof mit einer althochdeutschen Übersetzung - verschiedene althochdeutsche Gebete, darunter eine Confessio fidei. Dazu passen Äußerungen von B. Franck, die aber nach B. Hertenstein nicht Grundlage für P. Kolb gewesen sein können, dessen Informationen zu genau sind und offensichtlich auf der Kenntnis der Handschrift selbst beruhen. B. Franck, der in Schilters Thesaurus14 eine Ausgabe der lateinisch-althochdeutschen Regel nach dem Sangallensis 916 veranstaltet hat, spricht von einer seiner Editionsgrundlage ähnlichen Handschrift und benennt ihren Inhalt15: - die Benediktinerregel, die nur am Anfang verdeutscht ist - eine althochdeutsche Confessio fidei - eine althochdeutsche Oratio dominica Auf den bei B. Franck und P. Kolb erwähnten Codex M.n.26. scheint sich auch der St. Galler Stiftsbibliothekar Jodokus Metzler (1574-1639) zu beziehen, wenn er über einen Kero redet, der die Joachim
11
Bergmann, (1977)
von
Watt,
Kratylos
S.
21
346-349;
D.
S.
158-160;
(1976 Wuttke
dazu
[1977]) -
S.
A.
s.
die
Rezensionen
215-216;
Schumann,
W.
BNF.
von
R.
IF.
82
(1977)
S.
Schröder, NF.
12
207-209. I,
12
lensis
S.
368,
1401);
s.
540
(=
die
Sangallensis
wörtlichen
hochdeutsche
Interlinearversion,
Watt,
s.
S.
159;
auch
[F.]
1400);
II,
Zitate
daraus
S.
und
31
Weidmann,
S.
559,
bei
H.
B.
Sp.
2
Hertenstein,
Geschichte,
S.
(=
Neuhold,
SangalDie
alt-
Joachim
von
130-133.
13
Diese S
und
dem zur
der
mit
Zeit
P.
Handschriftensignatur,
n[umerus]
Hintergrund
[arcula der
Art
einer
der
Kolbs
lateris];
D
I.
2,
S.
15
I.
2,
Präfatio
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verständlich: =
Stiftsbibliothek 14
angegebenen
dextrum
St.
Gallen,
13-62. vor
S.
13.
S
=
[latus]; S.
die
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den
Laufnummer Verhältnisse
sinistrum s.
dazu
57*-58*,
65*.
J.
Siglen
arbeitet, in
der
[latus];
Μ
Duft,
Die
D, ist
Μ
und
nur
auf
Stiftsbibliothek =
[in]
media
Handschriften
64
Das
überlieferungsgeschichtliche
Problem
Regula Benedicti und das Glaubensbekenntnis übersetzt sowie eine kurze Erklärung des Vaterunsers angefertigt habe16. Schließlich ist noch M. Goldast zu nennen, der in den ALAMANNICARVM RERVM SCRIPTORES dem Mönch Kero neben der von ihm selbst veröffentlichten, aber aus einer anderen Handschrift herrührenden Regelübersetzung die Verdeutschung des Glaubensbekenntnisses und die Erklärung des Vaterunsers zuschreibt: 'Scripsit praeterea Confessionem fidei eodem Alamannico sermone, & breuem Expositionem in Orationem Dominicam'17. Hierbei soll sich der Codex mit den beiden letztgenannten Denkmälern in der Bibliothek B. Schobingers befunden haben. Die vorgeführten Äußerungen über den heute verlorenen Codex zeigen hinlänglich, daß er existiert hat und somit mindestens von einer zweiten lateinisch-althochdeutschen Regelhandschrift auszugehen ist. Lediglich über die Anzahl der althochdeutschen Stücke könnte ein Zweifel aufkommen, weil der ambrosianische Hymnus nur bei P. Kolb genannt ist. Es gibt jedoch keinen Grund, dem Zeugnis von P. Kolb zu mißtrauen, da er die Handschrift durchgesehen und mit der Signatur M.n.26. versehen hat. Außerdem haben eigene Nachforschungen in St. Gallen weitere klare Anhaltspunkte für die ehemalige Existenz des Codex erbracht, der auch in zwei anderen ungedruckten Katalogen der Stiftsbibliothek erfaßt worden ist, die man vor der Zeit P. Kolbs anlegte. So hat der Konventuale Aemilian Zeller (1691-1760), der in den Jahren von 1726 bis 1729 das Amt des Unterbibliothekars im Kloster bekleidete - Bibliothekar war seinerzeit B. Franck - einen Katalog geschrieben, der den Bestand an Handschriften unter den Autorennamen zu registrieren trachtet18. Der Katalog ist als Sangallensis 1279 erhalten. Auf Seite 68 findet sich nun unter dem Autorennamen Kero folgender Eintrag: 'Keronis Monachi S. Galli Confessio fidei, et Explicatio orationis D[omi]n[i]cae19. Class.5.n.43.' Dazu hat die Hand P. Kolbs später eine Korrektur angebracht, die 'orationis S[a]nc[t]ae' strich und 'Hymni aeterne rerum20 conditor' darüber-
16 17
Zitiert
nach
GARS.
II,
Goldast die
stehen
daraus
B. S.
in
Hertenstein, 13;
weitere
seinen
stammenden
Joachim
Paraenetica Zitate
von
Erwähnungen
bei
B.
von
anno
Watt, der
1604
Hertenstein,
S.
158-159.
Handschrift auf
S.
Joachim
durch
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M.
487;
s.
Watt,
S.
158.
1«
J.
Duft,
19
D-
aus
20
-um
Die
Handschriften
*
55 . S-
korrigiert.
unsicher
in der
Lesung.
der
Stiftsbibliothek
St.
Gallen,
S.
*
53 -
Das
überlieferungsgeschichtliche
Problem
65
schrieb, die also eine inhaltliche Korrektur vornahm. Nach P. Kolbs Meinung muß es sich nicht um eine 'Explicatio orationis' beziehungsweise eine 'oratio dominica' gehandelt haben, sondern um die Explicatio oder althochdeutsche Übersetzung eines lateinischen Hymnus, was mit den Angaben in seinem Katalog übereinstimmt. Zugleich setzte P. Kolb rechts neben die alte Signatur die von ihm konzipierte neue Signatur 'M.n.26.', was er auch bei allen anderen im Katalog Ae. Zellers festgehaltenen Handschriften getan hat, sofern er sie mit den Exemplaren, die er in der Bibliothek vorfand, identifizieren konnte. Die Handschrift ist dann von Ae. Zeller noch einmal auf Seite 19 unter dem Stichwort 'Benedicti Regula' erfaßt worden, dem mehrere mit 'Class.5.' eingeleitete Laufhummern folgen, darunter an vierter Stelle die von p. 68 her bekannte 'n.43.'. Auch hier hat P. Kolb unterhalb der aufgeführten Regelhandschriften seine Signaturen hingeschrieben und entsprechend an vierter Position 'M.n.26.' vermerkt. Daraus folgt eindeutig, daß der Codex schon vor der Zeit P. Kolbs katalogisiert war und mithin existent gewesen sein muß. Man erfährt sogar seine frühere Signatur, nämlich 'Class.5.n.43.', die nicht auf Ae. Zeller, sondern auf den Stiftsbibliothekar Hermann Schenk (1653-1706) zurückgeht. H. Schenk legte um anno 1700 - Genaueres läßt sich nicht sagen - für den internen Gebrauch einen Katalog an, der heute unter der Signatur 1280 geführt wird21. Auf Seite 78 ist unter Nummer 43 der Classis V wiederum der hier verfolgte Codex zu entdecken: 'De morib[us] perfectorum. in 4. Fidei cum opera Regula S. Benedicti. Martyrologium. Quaeda[m] veteris linguae Germaniae' Rechts auf die erste Zeile setzte P. Kolb die neue Signatur 'M.n.26.' hinzu, der bei der Inventarisierung des Handschriftenbestandes mit den Katalogen seiner Vorgänger arbeitete. Bei 'De morib[us] perfectorum' wird derselbe Text vorgelegen haben, der im Sangallensis 916 auf p. 6 vor der Regula Benedicti unter der Überschrift 'DE MORIBUS PERFECTIONIS' eingetragen ist. Interessant ist auch ein unten rechts nach 'linguae Germaniae' hinzugesetzter Bleistifteintrag, der gleichfalls von P. Kolb stammt. P. Kolb hat auch H. Schenks Katalog seine neuen Signaturen sowie Verbesserungen beigeschrieben, die er zum Teil vorläufig mit Bleistift
21 *
53 .
J.
Duft,
Die
Handschriften
der
Stiftsbibliothek
St.
Gallen,
S.
47*-
66
Das
überlieferungsgeschichtliche
Problem
fixierte, bevor er sie dann mit schwarzer Tinte endgültig eintrug. So ist noch 'Keronis confessio fidei et ...' lesbar sowie etwas tiefer 'Goldasto citata'22. Mit dem ersten wollte P. Kolb eine Präzisierung der allgemein gehaltenen Angabe 'Quaeda[m] veteris linguae Germaniae' erreichen und mit dem zweiten lesbaren Eintrag darauf hinweisen, daß auch M. Goldast diese althochdeutschen Stücke erwähnt23. Das heißt, die Handschrift mit der Kolbschen Signatur M.n.26. ist noch in zwei weiteren Katalogen unter der älteren Signatur 'Class.5.n.43.' nachweisbar. Die jeweiligen Inhaltsangaben zu den Handschriften decken sich jedoch nicht völlig. Allen gemeinsam ist die Auskunft, daß der Codex eine lateinische Regula Benedicti enthalte, von der nur P. Kolb (wie auch B. Franck) aussagt, der Text sei im Prolog verdeutscht gewesen. Auf die anderen althochdeutschen Stücke wird in allen drei Katalogen hingewiesen. Bezüglich weiterer lateinischer Texte erfährt man etwas über ein Martyrologium, das Ae. Zeller nicht anspricht, und über ein nur bei H. Schenk genanntes Stück 'De morib[us] perfectorum'. Die Angabe 'Fidei cum opera' bei H. Schenk ist entweder gleichzusetzen mit der althochdeutschen Übersetzung der Confessio fidei, über die P. Kolb und Ae. Zeller (wie auch B. Franck) berichten, oder es handelt sich um ein zweites unübersetzt gebliebenes Glaubensbekenntnis. Diese Handschrift mit einem annähernd rekonstruierbaren Inhalt muß nach dem Zeugnis des Schenk-Katalogs spätestens seit dem Ende des 17. Jahrhunderts in der Stiftsbibliothek gelegen haben, in die sie schon früher gehörte. Wie sie in die Hände B. Schobingers kam, ist nicht bekannt, doch wäre es denkbar, daß sie ihm als Leihgut ausgehändigt wurde und nach einiger Zeit wieder ordnungsgemäß in die Stiftsbibliothek zurückgelangte. Andererseits war nach einer Äußerung des Stiftsbibliothekars J. Metzler die Handschrift einst in die Stadt St. Gallen verschleppt worden24, womit auf die Klosteraufhebung zwischen den Jahren 1530 bis 1532 angespielt wird. Damals war das Kloster mitsamt seiner Habe in den Besitz der Stadt St. Gallen gelangt, die das Kloster aus konfessionellen Gründen zu säkularisieren beabsichtigte. Im Januar des Jahres 1531 kam es sogar zu einem Sturm St. Galler Bürger auf das Kloster, bei dem das Stiftsarchiv geplündert wurde. Und nur dem Einfluß des St. Galler Reformators und damaligen Bürgermeisters Joachim von Watt (1484-1551) ist es zu verdanken, daß für die Abgabe der ge22 Lesung
der
23
S. G A R S .
24
Zitiert
Flexive II, S.
nach
B.
unsicher,
vielleicht
auch j e w e i l s
-us.
13. Hertenstein,
Joachim
v o n Watt,
S.
158.
Das
überlieferungsgeschichtliche
67
Problem
stohlenen Dokumente an die städtischen Behörden gesorgt wurde, wodurch die sehr alten Urkunden zwar gerettet wurden, aber vorläufig in seine Verfügungsgewalt gelangten25. Vielleicht ist es dann so gewesen, daß die Handschrift durch J. von Watt abhanden gekommen ist, der in einer sehr engen Beziehung zur Klosterbibliothek stand. Vadian hatte schon als Lateinschüler die Stiftsbibliothek benutzt und später deren Handschriften für seine humanistischen Studien und seine Publikationen herangezogen26. Er wußte also, welche Schätze sie barg. Als einflußreicher und mächtiger Mann hatte er zumindest vor der Restitution des Klosters im Februar 1532 Zugriffsmöglichkeiten auf dessen Bibliotheksbestände, und es ist sicher, daß er diese Möglichkeiten nutzte und daß er die entfremdeten Handschriften und Dokumente nicht vollständig zurückerstattete, sondern seiner Privatbibliothek einverleibte oder sogar an andere Personen weitergab. Dies ist mit aller Entschiedenheit von B. Hertenstein27 festgestellt worden. Dadurch könnten Materialien der Stiftsbibliothek in die Stadtbibliothek gelangt sein, deren Grundstock an Büchern unter anderem aus dem Nachlaß Vadians herrührt28 und die man deswegen noch heute die Vadiana nennt. Nachweisbar ist der hier vermutete Zusammenhang allerdings nicht. In den vier zwischen den Jahren 1549 und 1553 angelegten Katalogen, die die Bibliothek Vadians beschreiben, ist eine lateinisch-althochdeutsche Regelhandschrift nicht verzeichnet29. Andererseits lag es bestimmt nicht im Interesse Vadians und der Stadt St. Gallen, die Entwendungen durch eine Katalogisierung nachlesbar und damit offenkundig zu machen, so daß man vielleicht die Informationen über die entsprechenden Materialien in den Katalogen unterdrückte. Es steht also zu vermuten, daß die später mit der Signatur Class.5.n.43. versehene Handschrift in der Stadtbibliothek gelegen hat, von der B. Schobinger sie entlieh und an die er sie wieder zurückerstattete. Später gab man sie an den ursprünglichen Besitzer, an das Kloster St. Gallen, weiter, von wo aus die Handschrift nach Zum
Klostersturm
beziehungsweise
Weidmann,
Geschichte,
274;
I, S. 61; P.
Ochsenbein,
I, S. 59-61;
B.
Hertenstein,
S.
31.
26
MBK. MBK.
S.
56-59;
T.
zur
Schieß,
Klosteraufhebung
ZGO.
NF.
32
(1917)
Reformbewegungen,
S.
14-16.
Joachim
von
Watt,
S.
s.
[F.]
S.
273-
19-39.
27
Joachim 28
Z G29 O.
G.
C.
NF.
Kataloge
XXXIV.
Watt,
32 ( 1 9 1 7 )
Edition der
von
Scherer, der und
Die S.
Stadtbibliothek
St.
Gallen,
S.
11-13;
T.
Schieß,
252.
Kataloge
in
Bibliotheca
Informationen
über
Vadiani, ihre
S.
1-403;
Entstehung
auf
Beschreibung S.
XXVII-
68
Das
überlieferungsgeschichtliche
Problem
St. Blasien an den Stiftsbibliothekar und späteren Fürstabt M. Gerbert ausgeliehen worden ist. Dort wurde sie im Jahre 1768 durch einen Klosterbrand zerstört, wie der von S. Singer zitierte F. Weidmann zu berichten weiß30. F. Weidmann hatte mit Hilfe des KolbKatalogs die durch den Ausleihverkehr mit St. Blasien entstandenen Verluste ermittelt. Hierbei wird ihm auch ein von S. Singer wörtlich zitierter Hinweis des Stiftsbibliothekars Ildefons von Arx (1755-1833) nicht entgangen sein, der um die Verluste wußte und auf der Verso-Seite des Schmutzblattes vor p. 1 im Codex 916 bemerkt: 'Keroni constanter patres nostri adscribunt teutonicam hujus codicis translationem, inducti haud dubie testimonio alicuius codicis, qui jam desideratur, fortasse unius eorum, qui 1768 in conflagratione monasterii S. Blasii perierunt.' 31 . Die Mitteilung von I. von Arx über das Schicksal der Handschrift M.n.26. dürfte den Tatsachen entsprechen. Auch finden sich in der Korrespondenz des Fürstabtes Martin Gerbert von St. Blasien zusätzliche Hinweise darauf, daß die Ursache für den Verlust in dem Klosterbrand von anno 1768 zu suchen ist32. S. Singer hat ein zweites Mal in die Forschung zur althochdeutschen Benediktinerregel eingegriffen, als er der Goldast-Edition einen eigenen überlieferungsgeschichtlichen Wert zuerkannte, da er sie weder nach der herkömmlichen Ansicht auf den Sangallensis 916 noch auf den M.n.26. zurückführte, sondern auf eine dritte, unbekannte Handschrift. Hierzu veranlaßte ihn ein Vergleich ausgewählter Lesarten zwischen der Goldast-Edition und dem Codex 916, wobei ihm die Abweichungen einen solchen Schluß nahelegten. Darüber hinaus meinte er, ein sehr enges stemmatologisches Verhältnis zwischen beiden Handschriften erkennen zu können, insofern er die Goldast-Vorlage als eine im 9. Jahrhundert vom Sangallensis 916 vorgenommene Abschrift klassifizierte. Eine Identität dieser Kopie mit dem M.n.26. kam nicht in Frage, da das Material bei M. Goldast weit über eine Übersetzung des Prologs hinausgeht33.
30
[F.] W e i d m a n n ,
31
'Dem
Kero
Übersetzung durch die
das
man
beim
Geschichte,
haben
dieser Zeugnis
nunmehr
Brand
Handschriften
des
S.
unsere
Vorgänger
Handschrift einer
vielleicht
St.
im
Kloster
zugeschrieben,
bestimmten
vermißt;
Klosters
130.
Blasien
der
Stiftsbibliothek
die
Angaben
St.
wozu
Handschrift eine
der S.
sie
veranlaßt
die
s.
auch
deutsche
ohne
Zweifel
worden
Handschriften,
untergingen.'; Gallen,
stets
J.
sind,
die
1768
Duft,
Die
74*.
32
S. dazu A.
bei
B.
Hertenstein,
122. 33
S. Singer,
ZDA.
36
(1892)
S.
89-94.
Joachim
von
Watt,
S.
160,
Das
überlieferungsgeschichtliche
69
Problem
Während S. Singers Hinweis auf den M.n.26. allgemein akzeptiert wurde, fand seine Theorie einer dritten Regelhandschrift nur zum Teil Anerkennimg34. So führte demgegenüber R. Kögel 35 die Abweichungen M. Goldasts auf Schreibfehler und Lesefehler, auf naheliegende Verbesserungen und Ergänzungen zurück, und E. von Steinmeyer36 erklärte sich die Differenzen aus der Zeilenbrechung und den Spatien zwischen den Worthälften im Sangallensis 916. Die Frage, ob der Goldast-Edition eine unbekannte dritte Handschrift oder der Sangallensis 916 zugrunde liege, mußte bei diesem Stand der Dinge offenbleiben, da eine genaue und vollständige Untersuchung des bei M. Goldast gebotenen Materials nicht vorlag. Später versuchte B. Hertenstein, die These S. Singers zu erhärten, indem er auf Abweichungen des Goldast-Glossars hinwies, die sich nicht mit E. von Steinmeyer aus Zeilenbrechungen und Wortspatien erklären lassen und die nicht ohne weiteres als Lesefehler oder Druckfehler abzuweisen sind37. Diesem philologischen Argument, das im Prinzip schon bei S. Singer vorlag, fügte B. Hertenstein weitere Verdachtsmomente hinzu, die er der Untersuchung G. Heers entnahm38. G. Heer beschäftigte sich mit der Rolle des gelehrten Benediktiners Jean Mabillon (1632-1707) bezüglich der Erforschung historischer Quellen aus Schweizer Benediktinerklöstern, wobei er insbesondere die Korrespondenz J. Mabillons auswertete39. Aus dieser geht hervor, daß J. Mabillon dem Straßburger Sprachund Rechtshistoriker Johannes Schilter (1632-1705) bei der Beschaffung althochdeutscher Quellentexte aus St. Gallen behilflich sein wollte. J. Schilter plante eine monumentale Edition unter anderem von althochdeutschen Sprachdenkmälern, die jedoch erst nach seinem Tode in den Jahren zwischen 1726 und 1728 erschien, und zwar hatte sein Schüler Johann Georg Scherz (1678-1754) unter Mitarbeit des Ulmer S.
34
S.
deutschen Reichenau,
Sudhof,
VL.
Literatur,
I,
II,
S.
695;
2.
1.
Α.,
Α.,
S.
Sp. 266;
Schrifttafeln,
G.
Th.
S.
Ehrismann,
Längin,
Die
Geschichte
Kultur
der
der Abtei
6.
35
Geschichte StD.
37
B.
Hertenstein,
Joachim
von
Watt,
S.
190-195.
38
B.
Hertenstein,
Joachim
von
Watt,
S.
160-161.
G.
Heer,
Α.
deutschen
80;
36
282,
der
V,
Litteratur,
I.
2,
S.
468.
1.
39
die
Johannes
Biographie
Mabillons des vorher
bei
von der
S.
aufmerksam
J.
Bäumer,
Beschaffung
Notker-Psalters schon
Mabillon,
und
Kelle,
gemacht.
der Die
S.
S.
213-215;
Johannes
zur
Person
Mabillon;
althochdeutscher
J.
Mabillons die
Quellentexte,
althochdeutschen Galler
auf
Deutschen
Rolle
namentlich
Benediktinerregel, Schriften,
s. J.
S.
hat
209-211
70
Das
überlieferungsgeschichtliche
Problem
Gelehrten Johann Frick (1670-1739) das Werk seines Lehrers zu Ende geführt. J. Schilter ging es konkret um die Regelübersetzung Keros und die Psalterübersetzung Notkers. Um Abschriften davon zu beschaffen, wandte sich J. Mabillon nicht sofort an das St. Galler Kloster, zu dem er gute Verbindungen hatte40, sondern an Simon de la Loubere (1642-1729), den Sekretär der französischen Gesandtschaft in Solothurn. Er hatte erfahren, daß der Gesandtschaftssekretär im Jahre 1675 Handschriften mit der Regel Keros und mit der Psalterübersetzung Notkers aus der St. Galler Stadtbibliothek zur Abschrift erhalten habe. Die Versuche J. Mabillons, die Kopien von S. de la Loubere zu entleihen beziehungsweise abschreiben zu lassen, gestalteten sich schwierig, da der mißtrauische Gesandtschaftssekretär sich nicht sehr entgegenkommend verhielt. Obwohl es J. Mabillon letztlich gelang, die Kopien zur Abschrift von S. de la Loubere zu erhalten, wurde nur die anno 1697/1698 in Paris erfolgte Abschrift des Notker-Psalters aus dem LoubereManuskript Grundlage für die Edition in J. Schilters Thesaurus41. Für die althochdeutsche Benediktinerregel ist scheinbar ein anderer Weg gefunden worden, an den Text heranzukommen. So konnte J. G. Scherz anstelle des inzwischen verstorbenen J. Schilter den St. Galler Stiftsbibliothekar B. Franck für sein Editionsunternehmen gewinnen42, der ihm eine Abschrift aus dem Regelcodex 916 verschaffte. Warum die Regelkopie S. de la Louberes nicht verwertet wurde, ist aus der Korrespondenz J. Mabillons nicht erkennbar. Man weiß auch nicht, ob eine Abschrift des Loubere-Manuskripts wie im Falle des Notker-Psalters überhaupt stattgefunden hat; es könnte im Gegenteil gut möglich sein, daß man sie nicht vorgenommen hatte. Das Mißtrauen des Gesandtschaftssekretärs ließ eine Verschickung seiner Kopien nach Straßburg an J. Schilter nicht zu. Folglich 40
Dazu
41
J.
G.
Schilters
ein
umstritten, andere
Heer,
Schilter,
eigener
weil
Untersuchungen, Geschichte (1908)
Nummer 42
vor
S. S.
nicht
hierzu der S.
S.
s.
S.
1-270;
1,
feststeht, L.
1-41;
deutschen
61-94,
Mabillon, I.
S.
104-106,
154-216.
inwieweit
überlieferungsgeschichtlicher
Psalterhandschrift
zurückgeht;
33
Johannes
Thesaurus,
ob
das
auf
den
noch
Lloyd
jr.,
The
Manuscripts,
S.
Galler
Litteratur,
besonders
S.
I,
erhaltenen
Deutschen S.
Edition
240-243;
S.
61-62,
Α.
1;
JEGPh.
Scherz
in:
J.
Schilter,
ist
auf
eine
Sangallensis 65-68;
Schriften, E.
J.
zukommt,
Loubere-Manuskript
oder Die
der
Wert
J.
S.
208-216;
Steinmeyer, 25
21
Kelle,
(1903)
PBB. S.
87,
27. die 13.
Präfatio
von
J.
G.
Thesaurus,
I.
2,
Das
überlieferungsgeschichtliche
71
Problem
mußte in Frankreich die Kopierarbeit geleistet werden, deren Organisation Schwierigkeiten bereitete, da nach Auskunft der Korrespondenz J. Mabillons ein geeigneter Kopist nicht ohne weiteres greifbar war. Wahrscheinlich wird J. Mabillon die Loubere-Manuskripte auch nur zeitweilig besessen haben, weil bei der mangelnden Kooperation des Besitzers die Ausleihfrist nicht übermäßig lang gewesen sein wird. Die Kopien S. de la Louberes vom Notker-Psalter und von der Regelübersetzung sind verschollen. Wichtig ist aber die Information aus der Korrespondenz J. Mabillons mit J. Schilter, daß S. de la Loubere seine handschriftlichen Vorlagen aus der Vadiana bezog und nicht aus der Stiftsbibliothek. Damit stimmt die Bemerkung M. Goldasts überein, der als Aufbewahrungsort für die von ihm eingesehene lateinisch-althochdeutsche Regelhandschrift die Bibliothek des heiligen Magnus43 angibt, also die damalige Stadtbibliothek44. Es ist demnach sicher, daß die Vadiana bis zum ausgehenden 17. Jahrhundert über einen lateinisch-althochdeutschen Regelcodex verfügte, der sich zeitweilig in M. Goldasts Händen befand, wahrscheinlich noch im Jahre 1608, was aus einem an ihn gerichteten Brief hervorgeht45. Daß M. Goldast den Codex wie auch den M.n.26 als Exemplare B. Schobingers in den Paraenetica von 1604 anspricht46, sollte nicht als Widerspruch aufgefaßt werden, sondern erklärt sich aus den verworrenen Verhältnissen in der Stadtbibliothek, aus der B. Schobinger Codices unkontrolliert in sein Privathaus transportieren Heß47. Über das weitere Schicksal der Handschrift lassen sich lediglich Vermutungen anstellen. Da der Codex ursprünglich in die Klosterbibliothek gehörte und aus dieser vielleicht zusammen mit dem M.n.26. im Zuge der Klosteraufhebung von anno 1530 bis anno 1532 in die Stadt St. Gallen verschleppt worden war, rechnete man mit einer Rückgabe der Handschrift an die Stiftsbibliothek, wo sie dann als der spätere Codex 916 erschienen sei48. Daß die Rück-
43
Die Kirche St.
Bibliothek
St.
Mangen
Gallen,
S.
44
GARS.
45
B.
46
14-15; T .
II,
S.
47
48
G.
Hertenstein, C.
NF. T.
151-152;
Scherer, 32 (1917)
Schieß,
Bezugnahme
korrigiert
einem war;
Schieß,
Gebäude
s.
G.
ZGO.
Joachim
von
Vetervm
Pars
Die S.
ZGO.
auf
in
C.
NF.
untergebracht, Scherer,
32 (1917)
Die S.
das
an
die
Stadtbibliothek
252.
13.
Paraeneticorvm ZGO.
war
angebaut
die sich
Watt, I,
S.
S.
190.
123.
Stadtbibliothek
St.
Gallen,
S.
15-17;
T.
Schieß, direkte
252-256. NF.
32
(1917)
Regelübersetzung; aber
wieder
S.
S.
277, G.
213,
Α.
1, jedoch
ohne
Heer,
Johannes
Mabillon,
A.
352,
nachdem
er
aus
S. der
Das
72
überlieferungsgeschichtliche
Problem
gäbe tatsächlich erfolgte, ist nicht beweisbar, und es sprechen auch zwei Gründe dagegen. Erstens wurden nach der Wiedereinrichtung des Klosters am Anfang des Jahres 1532 nicht alle entwendeten Codices von der Stadt St. Gallen zurückerstattet, vielmehr sind Handschriften bewußt zurückgehalten worden49. Hier ist insbesondere noch einmal auf Vadian hinzuweisen, von dem man weiß, daß er sich Materialien aus der Stiftsbibliothek wie auch aus dem Stiftsarchiv aneignete und damit seine Privatbibliothek bereicherte. Mit seinem Nachlaß an Büchern und Handschriften hat man den Bestand der noch zu Lebzeiten Vadians gegründeten Stadtbibliothek vermehrt, und es wäre vorstellbar, daß durch die Entwendungen Vadians eine lateinisch-althochdeutsche Regelhandschrift vom Charakter des Sangallensis 916 in die Stadtbibliothek gelangte. Und zweitens pflegte M. Goldast durch Textkorrekturen, Kopierzeichen, marginale und interlineare Verfasserbestimmungen und durch Besitzervermerke Spuren zu hinterlassen, wenn er eine Handschrift zu editorischen Zwecken benutzte50. Solche auf M. Goldast zurückgehende Benutzerspuren findet man im Sangallensis 916 nicht, weswegen er als Editionsgrundlage für das Glossar nicht in Frage kommt. B. Hertenstein rechnet deswegen mit dem Verlust der von M. Goldast verwerteten Handschrift, über dessen Gründe man nichts weiß. Andererseits zwingen die zwei angeführten Gründe nicht notwendig zur Annahme einer dritten althochdeutschen Regelhandschrift, da es denkbar wäre, daß M. Goldast in diesem Falle keine Spuren hinterließ oder die zeitweilige Abwesenheit des Codex 916 nicht aktenkundig wurde. Es ließe sich sogar einwenden, daß im Codex 916 Benutzerspuren erkennbar sind, die zwar nicht M. Goldast hinterließ, die jedoch von Vadian herrühren könnten. Gemeint ist sein charakteristischer Randstrich, der auf p. 93, 109 und 156 zu beobachten ist51. Freilich würde dies nur aussagen, daß Vadian den Codex 916 kannte und benutzte, nicht daß er ihn auch entwendete. Und es wäre darüber hinaus nicht ausgeschlossen, daß eine dritte dem Codex 916 sehr ähnliche Handschrift existierte, von der Vadian Literaturgeschichte erhalten 49
[F.]
Watt, 50
B.
51
Die
seiner links
Weidmann,
S. 31-32,
zurück;
von
G.
Ehrismann
von
der
These
S.
Singers
Kenntnis
hat. Geschichte,
Hertenstein,
Joachim
Beobachtung
s.
auch
Tafel
Untersuchung, neben
zwei
S.
58-59;
B.
Hertenstein,
Joachim
von
34. geht II wo
Rezepten
von auf
(= der
B. p.
Watt,
S.
22
des
Randstrich
steht.
145-149.
Hertenstein,
Joachim
Sangallensis Vadians
rechts
von 397)
Watt, im
S.
39
Anhang
beziehungsweise
Das überlieferungsgeschichtliche
Problem
73
gleichfalls Kenntnis hatte und die er vielleicht der Stiftsbibliothek entfremdete. Das Hauptargument für die These S. Singers bleibt so gesehen die Philologie des Textes selbst, wie sie in den versuchsweise durchgeführten Lesartenvergleichen von S. Singer und von B. Hertenstein zum Ausdruck kommt. Der Beitrag B. Hertensteins ist ein weiterer' Schritt gewesen, der die Richtigkeit der These S. Singers wahrscheinlich macht, jedoch keine endgültige Klärung der Angelegenheit bedeutet. Wenn das Hauptargument die Philologie des althochdeutschen Regeltextes ist, dann kann man sich nicht auf den Vergleich ausgewählter Lesarten beschränken, sondern es ist eine vollständige Untersuchung des Goldast-Glossars nötig, um eine hinreichende empirische Urteilsgrundlage zu gewinnen. Eine solche Untersuchung steht bisher aus und soll hier geleistet werden. Die überlieferungsgeschichtliche Problematik kann zusammenfassend in der folgenden Figur ausgedrückt werden: U. Daab (1959)
74
Das
überlieferungsgeschichtliche
Problem
Die Figur ist so zu verstehen: Sämtliche Ausgaben52 der lateinischalthochdeutschen Regel seit dem 18. Jahrhundert gehen auf den Codex St. Gallen, Stiftsbibliothek 916, zurück. Lediglich von der Goldast-Edition aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts ist unklar, ob sie einen verlorenen Textzeugen repräsentiert, der als Abschrift aus dem Codex 916 hervorgegangen ist, oder ob sie auf der Handschrift 916 fußt. Im letzten Fall wäre sie textgeschichtlich wertlos. Unbestritten ist die Existenz des M.n.26., über dessen etwaiges stemmatologisches Verhältnis zu den anderen Regelhandschriften nichts aussagbar ist. Mit dem hier skizzierten Problem einer nur mittelbar durch neuzeitliche Humanisten erhaltenen Teilüberlieferung steht die althochdeutsche Benediktinerregel nicht allein da. In einem kurzen Exkurs soll abschließend auf drei bekannte Parallelen bei den Uterarischen Denkmälern des Althochdeutschen aufmerksam gemacht werden. Es wurde schon der umstrittene Fall der Edition von Notkers Psalterübersetzung erwähnt. Maßgeblich J. Kelle war der Meinung, daß das Loubere-Manuskript, das in der Thesaurus-Edition beziehungsweise in Friedrich Rostgaards (1671-1745) Abschrift erhalten geblieben ist, nicht eine Kopie des Sangallensis 21 darstellt, sondern einen weiteren Textzeugen repräsentiert. Dieser sei auch nicht identisch mit dem verschollenen Codex S, dessen ehemalige Existenz nicht bezweifelt wird und aus dem Bruchstücke bekannt sind, und zwar durch Handschriftenzitate verschiedener Humanisten des 16. und 17. Jahrhunderts, welche die Handschrift noch sahen53. In der Überlieferung der althochdeutschen Tatianübersetzung ist bekanntlich der Textzeuge Β (Oxford, Bodleian Library Junius 13) die unvollständige Kopie einer verlorenen Handschrift, die sich im Besitz von Bonaventura Vulcanius (1538-1614) und später von Nicolaus Heinsius (1620-1681) befand. Die Kopie stellte vielleicht Bonaventura Vulcanius selbst her, der sie an Marquard Freher (15651614) sandte. Aus dessen Nachlaß gelangte sie in den Besitz des Franz Junius (1589-1677), der noch einmal einen Teilvergleich mit dem inzwischen bei Nicolaus Heinsius befindlichen Original vornahm. Nach dem Tode von Franz Junius ging seine Sammlung von Codices und gedruckten Büchern und mit ihr die Tatiankopie an die Oxforder Bodleian Library über54. Der textgeschichtliche Wert der nur mittelbar erhaltenen Handschrift wird in der Forschung 52
S. 53
dazu
Zum
223-233; sind 54
auch
die
Ausführungen
Codex
B.
s.
J.
Hertenstein,
sämtliche
Tatian,
S
S.
Joachim
Zitate
XV-XVI;
im
Kelle,
Kapitel Die
S.
von
'Editionslage'. Galler
Watt,
S.
Deutschen 161-164,
Schriften, 201-264;
zusammengestellt. P.
Ganz,
PBB.
91
(Tübingen
1969)
S.
32-36.
S. dort
Das
überlieferungsgeschichtliche
75
Problem
unterschiedlich beurteilt. E. Sievers hält die Grundlage des Codex Β für eine Abschrift aus der einzigen vollständigen Handschrift G 55 , das ist der Sangallensis 56, während P. Ganz 56 in Β einen von G unabhängigen Textzeugen sieht, wogegen aber J. Rathofer 57 kritische Einwände erhoben hat. Als ein drittes Beispiel sei schließlich die durch Matthias Flacius Illyricus (1520-1575) veranstaltete Editio princeps von Otfrids althochdeutscher Evangelienharmonie genannt. Flacius benutzte für den Erstdruck des Werkes im Jahre 1571 eine heute im Wiener Schottenstift befindliche Abschrift des Augsburger Arztes Achilles Pirminus Gassar (1505-1577), die auf der damaligen Fugger-Handschrift beziehungsweise dem heutigen Heidelberger Codex Ρ (Universitätsbibliothek Heidelberg Codex palatinus latinus 52) beruht. Die Tatsache, daß der Codex Ρ sowie die Kopie Achilles Pirminus Gassars die Verse 1-75 der Dedikation an Ludwig den Deutschen vermissen lassen, haben zu der Annahme einer verlorengegangenen Otfrid-Handschrift geführt, die Matthias Flacius Illyricus zur Komplettierung der Dedikation herangezogen haben soll58. Nach P. Piper 59 ist diese Ansicht nicht bewiesen, da Flacius auch die Wiener Handschrift V (Wien, Österreichische Nationalbibliothek Codex 2867) gekannt haben könnte, welche die vollständige Dedikation hat. Letzteres ist allerdings ebensowenig beweisbar, so daß man hier vorerst nur von einem Problem der Otfrid-Überlieferung sprechen kann, über das noch nichts entschieden ist60. 55
Tatian,
56
PBB.
91 ( T ü b i n g e n
S.
XX-XXI. 1969)
S. 72.
57
PBB.
95
1973)
S.
(Tübingen
13-123.
58
J. weiter
Kelle, E.
Peters, In:
S.
Im
Fälle
Capitulare, der
der
der
von
(Alt-Süd-)
A,
Quak, Die
RhVB.
30
ZDA.
S.
I,
44
I,
(1900)
480-482;
S.
44;
s.
R.
dazu
39
Denkmäler
nämlich
(1975)
Beichte; S.
herausgegeben 1-5;
W.
S. S.
125-126; 316-318;
Schützeichel, H.
Butzmann,
volkssprachige
(1965)
S.
66-69;
R.
s.
W. in:
auf
vier
Überlieferung
noch
des
Psalmen, dazu
s. M.
Codex Kleine
VL.
Schützeichel,
S.
Helten, Glossen,
I,
Überlieferung,
Kölner
2. S.
in:
ähnlich Trierer Inschrift
305-308;
H.
altostniederfränkischen
van und
der
StD.
Die
L.
Psalmen
Sanders,
Kölner
sei
die
272-310;
von
altniederfränkischen S.
auf
Mittelfränkischen
bairischen
RhVB. und
Kruse,
(1977)
literarischen
verwiesen,
Psalmenfragmente, altmittel-
2
Evangelienbuch,
Jüngeren
Tiefenbach,
Evangelienbuch,
Schfröder],
144-148.
Bereich
gelagerte
Weissenburg
E.
S. 30.
Otfrids
Schriften,
und
von
-
Sprachwissenschaft
Pal.59 lat. 52,
60
Otfrids
Dümmler
Α.,
Sp.
133-178; Die
S.
Stadt
1-4;
Die
herausgegeben 311-313; R.
N.
Bergmann, in
der
eu-
V. Weitere Hinweise auf die handschriftliche Vorlage des Goldast-Glossars
1. Die Präfatio B. Francks
Bei der Suche nach Indizien, welche die Existenz einer dritten lateinisch-althochdeutschen Regelhandschrift positiv bestätigen könnten, ist eine Aussage B. Francks am Anfang seiner 'PRAEFATIO Ad Regulam S. Benedicti Continentem interlinearem Versionem Theotiscam Keronis Monachi S. Galli' offenbar nicht Gegenstand des Interesses gewesen und unkritisch so akzeptiert worden, wie sie in der Diktion B. Francks zu lesen ist. So heißt es: 'Regula haec non sine magno labore, & fidelitate descripta est ex Authographo Codice, qui hodiedum in Bibliotheca Monasterii S. Galli asservatur, Saeculo VIII., uti Charakter, & aliae notae satis innuunt, exaratus. Meminit illius, Antiquitatis felicissimus Investigator, Joannes Mabillonius Veterum Analectorum Tomo IVto. ubi ad calcem operis in variis observationibus ex MSC.Codicibus Germanicis num. VIIIvo. ita scribit: lit alio Codice S. Galli, qui ad annos nongentos accedit, post Regulam S. Benedicti, nempe post haec verba: Deo protegente pervenies. Amen, haec leguntur. Equidem S. P. Benedictus qualitate &c. & in fine: Initio (inquit) Regulae praemittuntur versus vulgati: qui leno1 jugo &c. Adscripta est ubique Versio Theotisca'2. B.
ropäischen 2. Α.,
Sp.
1
leno
2
J.
große
statt
leni
Schilter, Mühe
worden, wird
Geschichte,
S. 47;
der
ist
und
Treue
heute
in
I.
aus
der
Indizien
zur
2,
Zeit,
Vetera
an j e n e n
Analecta
Nummer
8
Handschriften" Worten
der Deo
an
in
314-315;
A.
Masser,
folgendes die
900
protegente
S. des
Regel
in:
wo
er
"Verschiedenen «In
VL.
IV,
im Ende
vierten
Amen.,
Schrift
anderen kann,
dieses
Band
seiner
Werkes
aus
Codex das
und
Erforscher
seines
Beobachtungen
ohne
aufbewahrt
seine
erfolgreiche
gegen
einem
nicht
abgeschrieben
Gallen
wie
erinnert
herankommt,
peruenies.
St.
sehr
ist
Codex
wurde,
Der
Mabillon,
[Codex], schreibt:
'Die
Klosters
geschrieben
verraten.
Jahre
13:
handgeschriebenen
Bibliothek
Joannes den
vor
dem
Genüge
der v e r g a n g e n e n
Gallus,
S.
Druckfehler.
Thesaurus,
und der im 8. J a h r h u n d e r t
andere
ter
StD.
915-916.
des
heißt gelesen
un-
deutschen heiligen
nach
den
werden:
Β.
77
Franck
Franck beschreibt also zunächst die ihm zur Edition vorliegende Handschrift, das ist der Sangallensis 916, der heute in der Klosterbibliothek liege und aus dem 8. Jahrhundert stamme. Dann lenkt er den Blick auf den berühmten Benediktiner J. Mabillon, der im vierten Band seiner Vetera Analecta angibt, eine lateinisch-althochdeutsche Regelhandschrift gesehen zu haben. Diese identifiziert B. Franck mit dem Codex 916, den er seiner Edition zugrunde gelegt hat. Über die von J. Mabillon gesehene Handschrift weiß B. Franck weiteres zu berichten: 'Haec Mabillonius Codicem isthunc describens, quem ante 40. annos ipse in S. Gallo perlustraverat, pluris illum profecto facturus, nisi Gallus, & Teutonici idiomatis, cujus antiquissimum est monumentum, expers fuisset. Majori in pretio habuit hanc vetustissimam, uti vocat, membranam, ex direptione Monasterii cum plurimis aliis in Civitatem S. Galli tunc delatam, Melchior Heiminsfeldius Goldastus, qui operosä diligentia inde vocabularium ordine Alphabetico collegit. Extat illud Alamannicarum Rerum Tomi Ildi Parte prima' 3 . Demnach hat J. Mabillon die von ihm nicht sehr hoch eingeschätzte Handschrift vierzig Jahren zuvor durchgesehen, das heißt, ungefähr in den achtziger Jahren des 17. Jahrhunderts, wenn man von dem auf dem Titelblatt zur Edition der Regel angegebenen Datum anno 1726 zurückrechnet. Genauer gesagt fand J. Mabillons Schweizer Reise im Jahr 1683 statt, auf der er sich vom 31. Juli bis zum 5. August in St. Gallen aufhielt und sowohl die Bestände der Stiftsbibliothek wie auch der Stadtbibliothek für seine wissenschaftlichen Interessen durchsah 4 . Die Zeitangabe B. Francks ist also durchaus zutreffend.
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30-37;
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GERMANICI
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H.
2.
PassaHerzog,
Hinweise
78
auf
Goldasts
Vorlage
Sehr aufschlußreich ist im folgenden die Bezugnahme auf M. Goldast, welcher der Handschrift einen höheren Wert zumaß und sie für seine Edition auswertete. Dazu brauchte er aber nicht den Zugang zur Stiftsbibliothek und ihren Handschriftenbeständen, denn der Codex war damals - so B. Franck - aufgrund der Plünderung des Klosters mit anderen Codices in die Stadt St. Gallen verschleppt worden. B. Franck denkt hier zweifelsohne an die schon mehrmals erwähnte Klosteraufhebung in den Jahren 1530-1532 oder an den Klostersturm im Januar des Jahres 1531. Die im Zusammenhang dieser Ereignisse entwendeten Handschriften und Dokumente wurden zum Teil zurückgegeben oder gelangten in private Hände und von dort aus auch in die Stadtbibliothek5. Hierzu paßt schließlich auch die Mitteilung M. Goldasts, daß die Stadtbibliothek der Aufbewahrungsort der Handschrift gewesen sei: 'Interpretatio haec non quidem eo ordine perscripta est in vetustissima illa membrana, que S. Galli in Bibliotheca D. Magni asseruatur, in quem nos eam commodioris usus causa redegimus, sed analphabetos6 & confusim, ... ' 7 . Die dem zweiten Zitat folgende Textpassage beendet das angesprochene Thema und geht zu einem neuen Gedanken über, indem B. Franck sich über die Person Keros ausläßt. Es kann jedoch festgehalten werden, daß eine ursprünglich aus dem Kloster stammende lateinisch-althochdeutsche Regelhandschrift durch die Ereignisse der Klosteraufhebung der Stiftsbibliothek abhanden kam und letztlich in die Vadiana gelangte und offensichtlich dort und nicht in der Stiftsbibliothek von J. Mabillon eingesehen wurde. Und daß die Stadtbibliothek althochdeutsche Handschriften besaß, geht aus dem die Vadiana betreffenden Abschnitt in J. Mabillons Iter Germanicum hervor, wenn er sagt: 'Lustrato sancti Galli monasterio, adjuncti etiam opidi bibliothecam adivimus, quae unä cum collegio publico extat eo in loco, ... . Ostensi sunt in ea bibliotheca inediti quidam libri Vadiani, multaequae ejusdem & variorum ad ipsum epistulae idiographae: cetera non sunt magni momenti. In omnibus antiquis codicibus Germanicis, etiam germanico idiomate scriptis, eadem est litterarum forma atque in Gallicanis'8. Taschenbuch auch
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G. H e e r ,
5
[F.]
historischen
Johannes
Weidmann,
(1917)
S.
273-274;
14-16;
B.
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S.
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104-106.
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S.
34.
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13.
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Β.
79
Franck
Nach Meinung Β. Francks muß die Handschrift später wieder in das Kloster zurückgelangt sein, da er vorgibt, sie für seine Edition benutzt zu haben. So gesehen scheinen die Worte des St. Galler Stiftsbibliothekars keine neuen Anhaltspunkte für den Aufweis einer dritten lateinisch-althochdeutschen Regelhandschrift zu erbringen. Immerhin erfährt man durch seine Präfatio definitiv, daß eine lateinische Regelhandschrift mit einer althochdeutschen Übersetzung dem Kloster abhanden kam und von den Gelehrten M. Goldast und J. Mabillon benutzt wurde. Da sie vom Übersetzungsumfang über den Regelprolog hinausgegangen ist, kann sie nicht mit der Handschrift M.n.26. gleichgesetzt werden, von der man durch eine Äußerung des Stiftsbibliothekars J. Metzler weiß, daß die Stiftsbibliothek ihren Verlust ebenfalls der Klosteraufhebung zuzuschreiben hatte 9 . Während die Handschrift M.n.26. jedoch wieder in die Stiftsbibliothek zurückgelangt ist, wo sie dann zum Beispiel P. Kolb in seinem Handschriftenkatalog erfaßt hat, wird von B. Franck über die Rückkehr des von M. Goldast und J. Mabillon eingesehenen Codex in die Stiftsbibliothek nichts direkt gesagt, und es läge durchaus im Bereich des Möglichen, daß er die Identität seiner Handschrift mit derjenigen der beiden Gelehrten einfach unterstellt, ohne dies sicher zu wissen. So erklärt es sich vielleicht, daß er über das Schicksal der dem Kloster entfremdeten Handschrift nicht weiter spricht, indem er etwa sagen würde, sie sei später wieder zurückgekommen und werde nun von ihm nicht in Glossarform, sondern im Textzusammenhang veröffentlicht. Das heißt, auch wenn B. Frank die Identität der Handschriften unterstellt, bliebe trotzdem die Möglichkeit eines Irrtums offen. Dieser Verdacht erhärtet sich, wenn man die bei J. Mabillon abgedruckten Handschriftenzitate mit den entsprechenden Partien des Sangallensis 916 vergleicht und auf markante Differenzen stößt.
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80
Hinweise
auf
Goldasts
Vorlage
2. J. Mabillons Beobachtungen zu deutschen Handschriften
J. Mabillon berichtet im vierten Band seiner Vetera Analecta in dem Kapitel 'VARIAE OBSERVATIONES Ex mss. codicibus Germanicis' unter Nummer VIII über den von B. Franck erwähnten Codex1. Man erfährt, daß der St. Galler Codex an die 900 Jahre alt sei und die Regula Benedicti enthalte, der überall eine deutsche Version beigeschrieben sei2. Über den genauen Aufbewahrungsort der Handschrift sagt J. Mabillon nichts. Die lateinisch-althochdeutsche Regel scheint J. Mabillon weniger interessiert zu haben als vielmehr die der Regel folgenden Textstücke, die er aus der Handschrift zitiert. Es handelt sich um die folgenden fünf Passagen, die man im Codex 916 wiederfinden kann: - A. Deo ... amen = Codex St. Gallen 916, p. 157, Z.13. - B. Equidem sanctus Pater Benedictes ... subter inserta nectuntur = Codex St. Gallen 916, p. 157, Z. 15 - p. 158, Z. 17. - C. Haec est via ... qui sequuntur earn = Codex St. Gallen 916, p. 159, Z. 1-6. - D. Explicit ... Abbatis = Codex St. Gallen 916, p. 159, Z. 6-7. - E. Qui leni jugo &c. magistri latens opus, &c. = Codex St. Gallen 916, p. 9, Z. 18 und p. 10, Z. 9-10. Die ersten vier Stücke bilden im Sangallensis 916 eine zusammenhängende Abfolge. Hierbei stellt Text Α das Ende der Regel dar, dem die Texte B, C und D unmittelbar nachgestellt sind. Lediglich das fünfte Textstück rührt vom Anfang der Regel her, da es je drei Worte aus dem Anfang und der Mitte der Versus Simplicii zeigt. Diese Anordnung im Sangallensis 916 entspricht der von J. Mabillon bezeichneten Stellung der Textstücke in der von ihm eingesehenen Handschrift. J. Mabillon interessierte sich aus ordensgeschichtlichen Gründen insbesondere für das Textstück B, weswegen er die Handschrift überhaupt erwähnt. Es ist nämlich weiter zu erfahren, daß dieser kleine Text in einer Augsburger Handschrift stehe und dort die 'Praefatio Regulae coenobialis Patrum de Hibemiä' bilde. Damit ist die Regula coenobialis des heiligen Columban von Luxeuil gemeint, von der J. Mabillon offenbar vermutet, daß sie ursprünglich in der
1
Vetera
17-20,
2
S.
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626-641,
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19.
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B.
Francks.
S.
634-636;
2.
Α.,
S.
J.
81
Mabillon
Handschrift gefolgt sei, weil man nach der Präfatio einen Quaternio entfernt habe3. Die Frage, was nun die Praefatio Regulae coenobialis hinter der Benediktinerregel zu suchen habe und warum in der Präfatio nicht von Columban, sondern von Benedikt die Rede ist, gibt J. Mabillon Anlaß zu ordensgeschichtlichen Erklärungen, die hier nicht weiter ausgeführt werden brauchen4. Ob der Text wirklich eine Präfatio zur Regula coenobialis Columbans darstellt, wie in der Augsburger Handschrift zu lesen ist, darf bezweifelt werden. Es handelt sich wahrscheinlich um eine spätere Interpolation, die nicht zum ursprünglichen Textbestand hinzugehört und deswegen in den Ausgaben der Regula coenobialis5 nicht auftaucht. Die textgeschichtliche -Bedeutung des Stückes ist hier auch nicht von Belang, sondern die Tatsache, daß J. Mabillon es in der St. Galler Handschrift las und abdruckte, wodurch ein Vergleich mit dem Sangallensis 916 zusammen mit den anderen vier Textstücken ermöglicht wird. Zu diesem Zweck werden die fünf Texte aus der Handschrift J. Mabillons und dem Codex 916 synoptisch nebeneinandergestellt, wobei für die vermeintliche Praefatio Regulae coenobialis die gesamte Überlieferung berücksichtigt wird. Letzteres ist nötig, um die zweifelsohne vorhandenen Differenzen bei ihrer Interpretation besser einschätzen zu können. Es muß ja damit gerechnet werden, daß J. Mabillon in den handschriftlichen Text eingriff und dadurch Abweichungen zum Sangallensis 916 verursachte. Diese würden dann für die hier in Frage stehende These nichts beweisen und eher auf das Gegenteil hindeuten, nämlich daß J. Mabillon doch der Sangallensis 916 vorlag. Die Präfatio ist neben dem Sangallensis 916 (= S) und der von J. Mabillon eingesehenen Handschrift (= S*) in zwei anderen Handschriften überliefert: - Wien, Österreichische Nationalbibliothek Cod. 2232, f. 59v-60r ( = B)6. Die am Anfang des 9. Jahrhundert geschriebene
3
Dies
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Dazu (1940)
5
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StM.
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17
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(1981)
Johannes S.
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215-234;
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H.
S.
11-12.
S.
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S.
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S.
Brechter,
StM.
108-109.
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VNR.
340
identifizierte.
194-196;
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XXVIII-XXIX;
S.
entfernt
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S.
S.
Verzeichniss,
ein
Reichenau,
BRH. S.
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R. Schmidt,
(1897)
R. Schmidt,
Scherrer], 916
Handschrift
S. 88-89;
Handschrift
[G.
Sangallensis
Codex
4
58
veranlaßte
dem
StM. III,
S.
Opera, 58
S.
(1940)
402-403;
142-168; S. B.
88;
s. zur
Bischoff,
Hinweise
82
auf
Goldasts
Vorlage
Handschrift enthält unter anderem die Regula Benedicti, der die Versus Simplicii und die Präfatio angeschlossen sind. - Augsburg, Staats- und Stadtbibliothek 2° Cod Aug 320, f. 29v ( = AG) 7 . Es handelt sich um den von J. Mabillon erwähnten Augsburger Codex, der einst in das Kloster St. Ulrich und Afra gehörte. Er wurde in seinem ersten Teil, f. 1-83, in den Jahren 1510 bis 1512 von dem aus St. Ulrich und Afra entsandten Benediktiner S. Lang auf der Reichenau geschrieben8. Dieser Teil enthält im wesentlichen Mönchsregeln, die auf alte Reichenauer Handschriften der Karolingerzeit zurückgehen, so zum Beispiel die Regula coenobialis Columbans auf f. 29v-34v. Die genaue Vorlage für 'die Columbanregel mit ihrer Präfatio ist allerdings unbekannt. Der Text ist somit aus jüngerer Zeit überliefert, seine Kopiervorlage stammt aber wie der Rest der Überlieferung aus dem 9. Jahrhundert. Die Lesarten der Wiener und Augsburger Handschrift erscheinen im Textapparat zur Handschrift S*, das heißt, sie werden dann aufgeführt, wenn sie von der S*-Fassung abweichen. Rein graphische Differenzen wie etwa e für ae oder Differenzen der Interpunktion werden nicht berücksichtigt. Text A S*
S (1) D[e]o p[ro]tegente ueries9 am[en\
(1) Deo protegente pervenies, amen
Text Α bringt die drei letzten Worte der Regula Benedicti, wobei der Schluß amen zwar nicht zum eigentlichen Text gehört, jedoch häufig angefügt wird. Der Satzzusammenhang sieht so aus: et tunc demum ad maiora, quae supra (super S) commemorabimus (-uimus S), doctrinae uirtutumque culmina deo protegente peruenies (ueries S)10. Die Form ueries ist verschrieben und wurde zu uenies korrigiert. Die in der S-Fassung intendierte unpräfigierte Verbform steht
Edition schrift
s.
Schmidts 8
Zu
des
R.
s. auch S.
Textes
Schmidt,
Lang
B. und
bei
R.
Schmidt,
Reichenau,
Meineke, seinem
S.
BNF.
NF.
Reichenauer
c h e n a u , S. 93-99. ο -ΓΙ- in ueries durchstrichen, 10 B R H . 73, §9.
-m-
Reichenau,
100-103; 32
zu
(1987)
S.
den S.
Aufenthalt
102;
zur
Hand-
Ausführungen
R.
217-223. s.
darübergeschrieben.
R.
Schmidt,
Rei-
J.
83
Mabillon
jedoch als singuläre Lesart gegen die von R. Hanslik in seiner Regelausgabe berücksichtigte Überlieferung, die stets peruenies schreibt. J. Mabillon hat somit die korrekte und von der Überlieferung her zu erwartende Form, die so durchaus in der von ihm benutzten Handschrift gestanden haben könnte. Text Β S*
S
(1) Equidem11 sanctus Pater Benedictes qualitate12 .... Ordinis13 paenitentiae14 modos15 instituit:
(1) Equidem i[ö/i]c[fw]i pat[er] benedictus in hac regula qualitate ordinis penitentif modos instituit;
(2) sed unde de16 quibusdam17 causis intimavit dicens: Si quis hoc aut illud perpetraverit, disciplinae regulari18 subjaceat.
(2) Sed unde de de quibus ta[m\ causis19 intimauit dicens Si quis hoc aut illud p[er]petrauerit disciplina reguläre subiaceat;
(3) Ipsius quippe disciplinae mensuram in arbitrio20 Abbatis judicandam21 permisit:
(3) Ipsius quippe discipline mensura[m] in arbitriu[m] abbatis iudicanda p[er]misit;
11
12 13
Eaque iti hac ordines
B. regulae B.
qualitate
B; m
harte
icgulam
qualitate
14 15 16 17 18
19
20 21
prime AG, von R. Schmidt zu penitentie et modos B. fehlt in B. quibus AG. reguläre B. Uber ta[m] causis steht p[ro]bacio. arbitrium AG. mensura ... iudicanda B.
konjiziert.
AG.
84
Hinweise
auf
Goldasts
Vorlage
(4) quia dum qualitatis morum vel22 personarum23 innumerabilis est diversitas, potuerat24 eis25 26 fieri in arbitrium onerosa prolixitas.
(4) Quia du[m\ qualitatis moru[m] u[e\l p[er\sonarum innumerabilis27 moru[m\ u[e\l p[er]sonar[um\ innumerabilis est diuersitas; Potuerat ei fieri in arbitrium honerositas p[ro]lixitas;
(5) Etenim ipse per humilitatem spiritus praecedentium Patrum disciplinae auctoritatem28 recepit:
(6) quia, ut fertur, omnium sanctorum Spiritu plenus fuit.
(6) quia ut fertur omniu[m] s[an\c[t\oru[m\ sp[irit\u[m\ plenus fuit;
(7) Igitur de ejusdem29 emendatione disciplinae30 quorum31 dam verbis hie32 instituta subter inserta nectuntur33.
(7) Igitur deandem emendatione[m] disciplina[m\ Quorumda[m\ uerbis hic instituta subter inserta nectuntur,
J. Mabillon hat den Text Β mit einer modernen Interpunktion versehen, die hier zur Einteilung in sieben Abschnitte benutzt wurde. Ein Abschnitt für Abschnitt vorgehender Vergleich gewärtigt für den verhältnismäßig kleinen Text eine Reihe von Differenzen, die man am besten in Gruppen ordnet und für sich bespricht. Eine erste Gruppe von Abweichungen sind als fehlerhafte Entstellungen auf Seiten der S-Fassung zu begreifen, die in S* nicht auftreten:
22 23
ei B. pernarum
Abbreviatur
AG,
für
von
24
potuit
25
ei
26
arbilrio
27
Von
28
disciplines
29
eadem B, A G . emendationis diseiplina
30
R.
Schmidt
zu
penarum
konjiziert,
doch
per[so]aarum.
B.
B,
AG. B.
moru[m]
bis innumerabilis auetoritate
B. B.
31
quorundam 32
fehlt
33
nectantur
in
B, AG. B.
quibusdam
AG.
eingeklammert
und
durchstrichen.
eher
J.
85
Mabillon
- (2) Die Präposition de ist in S versehentlich doppelt geschrieben worden. Der Ablativ disciplina reguläre paßt nicht in die Konstruktion hinein, es muß der Dativ stehen, wie ihn S* zeigt. - (3) S unterläßt die flexivische Angleichung mensura[m], die in S* vorgenommen ist.
von
iudicanda
an
- (4) honerositas ist eine im Lateinischen nichtexistente Wortform und kann nur mit Blick auf den Rest der Überlieferung als eine Entstellung aus onerosa gedeutet werden. - (5) Der Satz hat in S kein Akkusativobjekt, das wohl in auctoritatem zu sehen sein wird. Vielleicht wurde bei der Abschrift des Textes ein Nasalstrich über dem -e übersehen. Theoretisch wäre der Akkusativ auch als disciplinas (B) möglich, jedoch müßte dann auctoritatem einen anderen Kasus, etwa den Ablativ (B), bekommen. - (6) Der Akkusativ sp[irit\u[m\ ist nicht in die Syntax des Satzes einfügbar, weswegen der in allen anderen Handschriften bezeugte Ablativ die richtige Lesart ist. - (7) Die Konstruktion deandem (= de eandem) emendatione[m] disciplina[m] ist eine syntaktisch unhaltbare Fügung. Gemeint sind die instituta oder Bestimmungen über die Verbesserung der Strafvorschrift. Es ist also bei disciplina von einem Genitiv und bei idem und emendatio von einem durch de geforderten Ablativ auszugehen. Die in AG bezeugte Lesart de eadem emendatione discipline entspricht dieser bereinigten Konstruktion, trotzdem entscheidet sich J. Mabillon, der die Augsburger Handschrift kannte, nicht für den Ablativ eadem (< idem) sondern für den auf disciplinae zu beziehenden Genitiv ejusdem (< idem). Dies würde er wohl nicht getan haben, wenn seine Vorlage nicht auch den Genitiv gehabt hätte. Es ist natürlich nicht ohne weiteres auszuschließen, daß die schweren grammatischen Fehler in S Texteingriffe J. Mabillons hervorgerufen haben könnten, wenn man einmal die Benutzung von S durch J. Mabillon voraussetzt. Dagegen sprechen aber andererseits Abweichungen, die nicht als Korrekturen von Fehlern bezeichnet werden können: - (1) J. Mabillon kennzeichnet eine Auslassung zwischen qualitate und Ordinis durch Punkte, die sich aufgrund des Zeugnisses aller anderen Handschriften auf das Syntagma in hac regula beziehen, obwohl dieses in den Codices S, Β und AG vor qualitate steht. Daß in seiner Vorlage etwas fehlte, wußte er aus der Augsburger
86
Hinweise
auf
Goldasts
Vorlage
Handschrift, aus der er sogar den Anfang der Präfatio noch einmal zitiert: 'Equidem sanctus Pater BENEDICTUS in hac Regulae34 qualitate ordinis paenitentiae modos instituit: sed unde de quibusdam causis, &c. ut supra'. S füllt diese Lücke durch das Syntagma in hac regula, ebenso Β und AG, jedoch zum Teil mit anderen Flexionsendungen. - (3) Der Akkusativ arbitriu[m] in S weicht S* flexivisch ab. Die Lesart in S* dürfte im Mittellateinischen die strenge Regelung mit dem Ablativ oder dem Akkusativ nicht diese Interpretation spricht zusätzlich die Abschnitt (4) in arbitrium sowohl in S* wie
vom Ablativ arbitrio in vorlagenbedingt sein, da des Gebrauchs von in mehr gegeben war. Für Beobachtung, daß in in S steht.
- (4) Den Plural eis statt ei hat allein S*, was sich aber nicht sinnentstellend auf den Satz auswirkt. Beide Numeri sind möglich. Somit gibt es keinen Grund, den Plural als Konjektur J. Mabillons zu verdächtigen. In einer dritten und letzten Gruppe geht es um eine schwierige Stelle: - (2) Es ist die Frage, ob quibus tä zu quibusdam zu konjizieren ist oder ob nicht quibus tam/tamen35 genausogut lesbar wäre. Das Zeugnis von Β spricht für quibusdam, was J. Mabillon vermutlich so in der Handschrift gelesen hat. Die Handschrift AG hat nur quibus, so daß er die Lesart aus ihr nicht schöpfen konnte. Hätte er S gelesen, so hätte er doch quibus tarn oder quibus tarnen geschrieben, da die Auflösung des Nasalstrichs zu -m oder -men nicht zu einem fehlerhaften Text führt.
34
Nach
35
So
H.
R. Schmidt,
Reichenau,
Hattemer,
Denkmahle,
S.
102 ist
I, S.
129.
hanc regulato
zu
lesen.
J.
Mabillon
87
Text C
(1) Haec est via, qua tendebat dilectus Domini sanctus Benedictas Pater multorum monachorum, cum in caelum ascendisset.
(1) HIC EST UIA QUAE TENDEBAT DILECTUS D[0MI\NI S\AN]C[TU]S BENEDICTUS PAT[ER] MULTORU[M\ MONACHORUM IN QUO IN CELUM ASCENDISSET
(2) Istam viam nobis & exemplum praebuit
(2) ISTA[M\ UIAM NOBIS OSTENDIT ET EXEMPLUM PREBUIT
(3) Felices sunt earn.
qui
ostendit,
sequuntur
(3) FELICES SUNT CUNTUR EAM.
QUI SE-
- (1) Die relativischen Anschlüsse QUAE und IN QUO in S stehen fehlerhaft für QUA und IN QUA. Hier könnte J. Mabillon zu qua beziehungsweise etwas weitgreifender zu cum gebessert haben. Der Ersatz des Adverbs HIC in S durch das Demonstrativum Haec erscheint demgegenüber nicht erforderlich und beruht vielleicht auf der handschriftlichen Vorlage J. Mabillons. - (2) SECUNTUR mit einem -u- ist mittellateinische Schreibvariante für die klassische Form mit -uu- und besagt nichts für das hier in Frage stehende Problem. Texte D und Ε S* (1) Explicit Regula nedict! Abbatis.
sancti
Be-
(1) EXPLICIT REGULA S[AN]C[T]I BENEDICTI ABBATIS.
(1) Qui leni jugo &c. magistri latens opus, &c.
(1) Qui leni iugo ... magistri latens opus ...
Es lassen sich keine Abweichungen feststellen. Der Vergleich hat eine Reihe von Differenzen zwischen dem von J. Mabillon zitierten Texten und den entsprechenden Fassungen des Sangallensis 916 erbracht. So können sieben verschiedene Lesarten
Hinweise auf Goldasts
88
Vorlage
ausgemacht werden, die wahrscheinlich der Reflex einer anderen handschriftlichen Vorlage sind (uenies S, peruenies S*; deandem S, de ejusdem S*; in hac regula S, ... S*; arbitnum S, arbitrio S*; ei S, eis S*; quibus tä S, quibusdam S*; Hie S, Haec S*). Inwieweit der Rest der differenten Lesarten vorlagenbedingt ist oder nicht, kann nicht mit Sicherheit festgestellt werden. Es sieht so aus, als habe J. Mabillon in der Vadiana eine lateinisch-althochdeutsche Regelhandschrift gelesen, die nicht mit dem Codex 916 identisch war. Jedenfalls ist die Identität der beiden Handschriften längst nicht so klar, wie B. Franck, J. G. Scherz36, G. Heer 37 und R. Schmidt38 meinen. S. Singer vermutete in der Vorlage M. Goldasts eine Abschrift des im frühen 9. Jahrhundert geschriebenen Codex 916, was mit der von J. Mabillon angegebenen ungefähren Datierung 'ad annos nongentos accedit' nicht im Widerspruch steht, da er die Handschrift im Jahr 1683 sah. In der Konsequenz dieses Gedankens wären die verglichenen Textstücke aus dem Exemplar J. Mabillons als eine verbessernde Abschrift aus dem Codex 916 geflossen. Freilich sind die verglichenen Texte nicht umfangreich, und außerdem ist in Rechnimg zu stellen, daß die problematischen Textfassungen der kleinen Stücke in S möglicherweise Texteingriffe J. Mabillons an den Stellen veranlaßt hätten, wo sie nicht unbedingt nötig gewesen wären. Deshalb darf den hier festgestellten Abweichungen ein allzu großes Gewicht nicht beigemessen werden, und es wäre unangebracht, allein aufgrund des angestellten Vergleichs die These S. Singers positiv zu bestätigen. Den Ausschlag wird aus diesem Grund letztlich die Untersuchung des gesamten sprachlichen Materials bei M. Goldast geben müssen.
36
J. Schilter, Thesaurus,
37
Johannes Mabillon, S. 194. Reichenau, S. 104-105, A. 13, S. 108.
38
I. 2, Präfatio vor S. 13.
VI. Methodische Vorüberlegungen Die Analyse des lateinisch-althochdeutschen Wortmaterials im GoldastGlossar verlangt eine Reihe von methodischen Rücksichten, um den durch das Glossar repräsentierten Textzeugen in seinem überlieferungsgeschichtlichen Stellenwert bestimmen und damit eventuell der althochdeutschen Lexikographie, Grammatikschreibung, und Textphilologie zugänglich machen zu können. Es geht also darum, grundsätzlich zu zeigen, welcher Weg zum Erreichen dieses Ziels eingeschlagen werden müßte. An erster Stelle steht die vollständige Erfassimg des lateinisch-althochdeutschen Wortschatzes, die sich am besten an die von M. Goldast selbst eingerichtete Alphabetisierung nach den lateinischen Lemmata hält und den Wortlaut und das Schriftbild der Lexikoneinträge genau wiedergibt1. Arbeitsgrundlage für das Aufnahmeverfahren ist die erste Auflage der ALAMANNICARVM RERVM SCRIPTORES, die M. Goldast selbst redigierte. Die zweite und dritte Auflage stellen lediglich Nachdrucke dar, die nicht auf einem Neuvergleich mit den Handschriften beruhen. Die Zahl der entstellenden Druckfehler hat sich deshalb eher vermehrt als vermindert, was der im Rahmen dieser Untersuchung vorgenommene vollständige Vergleich mit der zweiten Auflage von 1661 bewiesen hat. Die dritte Auflage, die 1730 von H. C. Senckenberg auf den Buchmarkt gebracht wurde, fußt auf der zweiten und ist ebenfalls als irrelevant auszuscheiden. Die erfaßten Lexikonartikel sind sodann wieder auf ihre ursprünglichen Textzusammenhänge zurückzubeziehen. Damit werden die entsprechenden Parallelstellen im Sangallensis 916 aufgedeckt, wodurch zugleich die Vergleichbarkeit der Lesungen M. Goldasts mit denen des Codex 916 hergestellt wird. Das Auffinden der ursprünglichen Textzusammenhänge wird dadurch ermöglicht, daß M. Goldast die Lemmata und Interpretamente unter Beibehaltung der Flexionsform zu einem Glossar auszog. Der konkrete Flexionsfall und die charakteristische Kombination von Lemma und Interpretament stellen daher von sich aus einen eindeutigen Rückbezug auf die ursprüngliche Fundstelle beziehungsweise auf den Kreis der möglichen Fundstellen her. Diese werden nach der historisch-kritischen Regelausgabe 1
Zu
einigen
zur E d i t i o n
des
Ausnahmen
s.
Goldast-Glossars.
die
Ausführungen
in
der
Vorbemerkung
Methodische
90
Vorüberlegungen
durch R. Hanslik lokalisiert, welche die zur Zeit beste aller Regelausgaben darstellt2. Sie ist auch derjenigen von A. de Vogüe und J. Neufville3 vorzuziehen, weil sie auf wesentlich breiterer Handschriftengrundlage erstellt wurde. Die gleichzeitig identifizierten Parallelstellen im Sangallensis 916 werden nach der maßgebenden Edition von E. von Steinmeyer angegeben und nach Wortlaut und Schriftbild dieser Ausgabe zitiert. Sollte die ermittelte Parallelstelle graphisch und lautlich mit der lateinischen und althochdeutschen Lesung des entsprechenden Lexikonartikels bei M. Goldast übereinstimmen, genügen die Angabe der Stelle nach der Steinmeyer-Ausgabe und die Angabe der Seitenzahl der Handschrift 916. Ist eine solche völlige Identität nicht gegeben, wird darüber hinaus die Zitation von Lemma und Interpretament aus dem Codex 916 erforderlich, um die Abweichungen zwischen den Lesarten genau festhalten zu können. Stets zu berücksichtigen sind die kritischen Anmerkungen E. von Steinmeyers, die unabhängig von der Identität oder Nichtidentität des Lexikoneintrages mit der Stelle im Codex 916 registriert werden müssen, weil sie Auskunft über die vielen Textkorrekturen oder andere relevante kodikologische Verhältnisse geben. Das bisher zu der Aufnahme von Parallelstellen Gesagte gilt auch, wenn mehrere Möglichkeiten der Lokalisierung in Betracht kommen. Diese werden in dem Fall vollständig erfaßt, wenn die Vollständigkeit für das hier verfolgte Erkenntnisziel erforderlich ist. Sollte beispielsweise ein überaus großer Kreis von identischen Parallelstellen für eine Lesung bei M. Goldast in Frage kommen, dann werden diese nicht in toto dokumentiert, sondern es werden maximal vier Stellen genannt. Dies reicht, um zu zeigen, daß der Lexikoneintrag zum Wortschatz der lateinisch-althochdeutschen Regel gehört und somit für M. Goldast an mindestens vier Stellen in seiner handschriftlichen Vorlage greifbar war. Der Zweck des soeben beschriebenen Arbeitsverfahrens ist zum einen der Nachweis, daß das bei M. Goldast aufgeführte Material tatsächlich aus dem Wortschatz der Benediktinerregel herrührt. Schon S. Singer4 und B. Hertenstein 5 stellten in einigen wenigen Fällen Fremdmaterial fest, dessen Aussonderung über diesen Weg gelingt. Zum anderen geht es um die Herstellung der Vergleichbarkeit zwischen dem Material M. Goldasts und dem des Sangallensis 916, die allein sicheren Aufschluß über die Vorlagenfrage gewähren kann. 2
B. Jaspert,
3
VNR.
I, S. 411-491;
4
ZDA.
36
5
Joachim
RBSt.
(1892) von
6/7
(1977/1978) II,
S. 89-90;
Watt,
S.
S.
S. 507-675; s. dazu
179-180.
158-160, III,
StD.
S.
Nummer
XX-XXII
S. 282, Α .
418.
und 1.
S.
1-381.
Methodische
91
Vorüberlegungen
Für die Ermittlung der Fundstellen in der Benediktinerregel oder der Parallelstellen in der Handschrift 916 stehen in ausreichendem Maße Hilfsmittel zur Verfügung. Hier sind die Indizes von R-M. S. Heffner 6 und das althochdeutsch-lateinische Glossar in der Ausgabe von U. Daab 7 zu nennen, die den Wortschatz der Regel über das Althochdeutsche erschließen. Hingegen nimmt der Index von G. Köbler8 den Weg über die lateinischen Lemmata. Schließlich ist noch der Index verborum in der Hanslik-Ausgabe9 und in der Ausgabe von A. de Vogüe und J. Neufville10 zu erwähnen, in dem zu jedem Wort der Regula Benedicti die Stelle und das nähere Umfeld des Lemmas angegeben sind. Ein dritter methodischer Schritt besteht in der grammatischen und semantischen Analyse der althochdeutschen Interpretamente der Goldast-Edition auf dem Hintergrund der Parallelstellen im Sangallensis 916. Dadurch wird eine unnötige Häufung der bei isolierender Betrachtung in Frage kommenden Bestimmungsmöglichkeiten vermieden. Sollte aus irgendwelchen Gründen das Ergebnis der grammatischen Bestimmung vom Befund der Parallelstelle abweichen, dann ist zusätzlich die Form der Parallelstelle mit zu bestimmen. Die semantische Bestimmung geschieht kontextbezogen, das heißt, der Kontext der Parallelstelle wird bei der Festlegung der Bedeutung berücksichtigt, ohne daß dieser eigens aufgeführt und übersetzt wird. Als grundlegendes Hilfsmittel kann hierzu das Wörterbuch von R. Schützeichel herangezogen werden, dessen Bedeutungsangaben zum Korpus der literarischen Denkmäler kontextbezogen erfolgen und auf eine Übersetzung der Texte 'in schlichte neuhochdeutsche Prosa' ausgerichtet sind11. Die althochdeutsche Benediktinerregel ist darin unter der Sigle Β erfaßt. Zur grammatischen wie auch semantischen Analyse gehört die Bildung einer Ansatzform, die nach den von R. Schützeichel in seinem Althochdeutschen Wörterbuch dargelegten Prinzipien durchgeführt wird12. Es könnten so neue Varianten in den Ansatzformen eines althochdeutschen Wortes zutage kommen, die lexikographisch von Belang wären, wenn M. Goldast - quod erit demonstrandum - eine 6
A
Word-Index
deutschen
η
Die
to
the
althochdeutsche
Verzeichnis
der
of
Steinmeyer,
Benediktinerregel
BRH.
S.
192-343.
10
VNR.
11
SchW.
S.
56.
12
SchW.
S.
46-50.
II, S.
des
Übersetzungsgleichungen
diktinerregel. 9
Texts
Die
kleineren
althoch-
Sprachdenkmäler.
679-860.
Cod. der
Sang 916,
S.
althochdeutschen
98-253. Bene-
Methodische
92
Vorüberlegungen
andere Handschrift benutzt hätte. Es ist also in jedem Fall auf das Wörterbuch von R. Schützeichel zu verweisen. Damit ist zugleich ein Hinweis auf das weitere Vorkommen des Interpretamentes im Bereich der literarischen Denkmäler verbunden. Die restliche Überlieferung, also die Glossen und die in lateinischen Texten verstreuten Sachwörter, erreicht man über dieses Wörterbuch nicht. Deswegen wird zusätzlich auf E. G. Graffs Althochdeutschen Sprachschatz, auf das Althochdeutsche Wörterbuch der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und speziell für die schwachen Verben auf die Sammlung F. Ravens verwiesen. Mit dem Verweis auf diese Hilfsmittel soll aber nicht gesagt sein, daß die dort und auch bei R-M. S. Heffner anzutreffenden grammatischen und zum Teil semantischen Angaben einfach übernommen werden. Vielmehr ist jeder Lexikoneintrag bei M. Goldast in der Auseinandersetzung mit den genannten Hilfsmitteln neu für sich zu analysieren, wobei man sich stets bewußt sein muß, daß sich die Hilfsmittel auf die Wortformen des Sangallensis 916 beziehen und nicht auf diejenigen der Goldast-Edition. Die bisher vorgestellten drei Arbeitsschritte, Erfassung des Wortmaterials - Ermittlung der ursprünglichen Textzusammenhänge und der Parallelstellen im Codex 916 - grammatische und semaittische Analyse mit Bildung einer Ansatzform, führen zu einer philologisch aufbereiteten Edition des bei M. Goldast gebotenen Materials, das dann für eine Auswertung zu Verfügung steht. Zugleich stellt sich ein erster Eindruck über die Qualität seiner Edition ein, der Fehlerhaftigkeit vorgeworfen wurde13. Ob im Einzelfall ein Fehler vorliegt oder nicht, muß einer genauen Analyse im Rahmen der Auswertung vorbehalten bleiben, doch ist es immerhin wichtig zu wissen, daß man M. Goldast als Editor trauen darf, daß er also seine Vorlage korrekt wiedergegeben hat. Die Auswertung setzt sich zum Ziel zu prüfen, ob M. Goldast eine andere Handschrift als der Sangallensis 916 vorlag. Dies ist die grundlegende und an erster Stelle zu leistende Arbeit. Sollte die von S. Singer behauptete und später von B. Hertenstein bekräftigte These verifiziert oder wahrscheinlich gemacht werden können, ginge es im weiteren darum, ein eventuell vorhandenes stemmatologisches Verhältnis der Goldast-Vorlage zum Sangallensis 916 aufzudecken und schließlich M. Goldasts Material auf bisher nicht belegte Ansatzvarianten hin durchzuprüfen. Die Auswertung geht von dem Vergleich der Lexikoneinträge M. Goldasts mit den Parallelstellen im Sangallensis 916 aus. Der Vergleich wird zunächst zwei Fälle von Ergebnissen erbringen, nämlich 13
S. Singer, Z D A . 36 (1892) S. 93 und Α. 1.
Methodische
Vorüberlegungen
93
entweder völlige Identität oder aber Abweichung M. Goldasts in irgendeiner Hinsicht. Beides, die identischen Lesungen und die abweichenden Lesungen, muß registriert werden. Hierbei verdienen die Abweichungen ein vorrangiges Interesse, da nur sie etwas für die These S. Singers positiv beweisen können. Das heißt, die Auswertung der Vergleichsergebnisse muß sich hauptsächlich mit den Differenzen beschäftigen, wobei zweckmäßigerweise diejenigen Differenzen näher untersucht werden, die Licht in die Vorlagenfrage bringen. Alle anderen Abweichungen, die nichts zur Klärung des Problems beitragen, werden unter Angabe einer kurzen Begründimg von der Betrachtung ausgenommen. Ein grundsätzliches Problem bei der Interpretation der identischen und abweichenden Lesungen auf die Vorlage M. Goldasts hin besteht darin, daß die Interpretation in ihrer Richtigkeit von den Lesungen E. von Steinmeyers abhängig ist. Es ist zwar die Möglichkeit vorhanden, die Steinmeyer-Ausgabe zum Beispiel durch die Ausgabe P. Pipers gewissermaßen zu kontrollieren, doch würde man sich damit prinzipiell nicht aus der Abhängigkeit von den verfügbaren Editionen befreien. Folglich muß eine Neulesung der Handschrift am Mikrofilm und nötigenfalls am Original in St. Gallen stattfinden, die zu einer Überprüfung der Steinmeyer-Ausgabe führt. Allgemeiner formuliert ist die Grundlage für die hier zu leistende Arbeit die genaue Kenntnis der Verhältnisse im Sangallesis 916, und zwar nicht nur des handschriftlichen Textes, sondern überhaupt derjenigen Fragen, die mit diesem Denkmal zusammenhängen. Ein Bericht, der die noch offenen Fragen und die bisher erbrachten Forschungsergebnisse zur althochdeutschen Benediktinerregel des Codex 916 zusammenfaßt, fehlt bisher, es existieren lediglich kleinere und größere Untersuchungen, die sich jeweils auf bestimmte Aspekte des Textes beschränkt haben. So wird anläßlich der hier durchzuführenden Arbeit zunächst ein genauer Forschungsbericht zur althochdeutschen Benediktinerregel vorgelegt, der die gesamte relevante Literatur älteren und jüngeren Datums berücksichtigt. Damit wird eine Lücke in der wissenschaftlichen Literatur zum Althochdeutschen geschlossen und zugleich eine erforderliche Grundlage für die Untersuchung des Goldast-Glossars geschaffen.
VII. Zur Erforschung der althochdeutschen Benediktinerregel aus dem Sangallensis 916
1. Die Handschrift
Die Handschrift St. Gallen, Stiftsbibliothek 916, ist von verschiedenen Seiten mit mehr oder weniger großer Ausführlichkeit beschrieben worden1. Die informativste und weitgehend vollständige Beschreibung hat E. von Steinmeyer vorgelegt, von der die folgende Darstellung der kodikologischen Verhältnisse profitiert hat. Diese beruht auf einer Autopsie der Handschrift in St. Gallen, die auch der Überprüfung von E. Steinmeyers Aussagen diente und die über E. von Steinmeyer hinaus eine Reihe von Präzisierungen und Ergänzungen erbracht hat. Bei dem Codex 916 handelt es sich um eine gut erhaltene, schmucklose Gebrauchshandschrift aus dem Anfang des 9. Jahrhunderts, die in St. Gallen geschrieben wurde. Über die Schriftheimat hat sehr lange Unklarheit oder Unsicherheit bestanden, da man auch die Reichenau als möglichen Entstehungsort in Erwägung zog2. B. Bischoff hat aus paläographischer Sicht St. Gallen den Vorzug gegeben, was wohl ausschlaggebend sein dürfte 3 . Hierin gingen ihm aus verschiedenen Gründen schon H. Brauer4, H. S. Brechter5 und vermutungsweise E. von Steinmeyer6 voraus. 1
[G.
Scherrer],
Textgeschichte,
S.
Schreibschule, S.
Verzeichniss, 59-60;
S. 43-44;
S.
StD.
339-343;
S.
NÄDL.
281-289;
Schrifttafeln,
S.
K.
6-7;
S.
162;
Löffler,
Die
VNR.
III,
L.
Traube,
St.
Galler
S. 411-414;
BRH.
XXXIX-XL. 2
A.
Bruckner,
(1947)
S. 382; W.
3
B.
Bischoff,
4
Die
5
RB. 50
6
StD.
Die
St.
in: B.
Bücherei, S.
(1938) 288;
Galler
weiszeichen
Scriptoria, Betz, S. S.
II,
PBB.
65
Bischoff,
13,
A. S.
4;
G.
Baesecke,
184; S c h r i f t t a f e l n ,
Mittelalterliche
Studien,
III,
PBB.
S.
6.
S.
82.
69
39. 123.
L. T r a u b e
äußert
Schreibschule,
für St.
S.
(1942)
Galler
S.
sich 44
Ursprung'.
zu
ist
der
Frage
unsicher:
nicht; 'kein
K.
Löffler,
sicheres
Be-
Die
Handschrift
95
916
Die Pergamenthandschrift hat Oktavformat und ist mit einer Paginierung versehen, die sich auf 172 Seiten beläuft. Die Paginierung stammt von dem St. Galler Stiftsbibliothekar I. von Arx 7 , der sie mit roter Tinte am oberen rechten Hand auf der Recto-Seite und am oberen linken Rand auf der Verso-Seite anbrachte. Die Paginierung ist zum Teil verblaßt und unleserlich geworden, weswegen eine spätere Hand manchmal die Zahlen mit Bleistift nachgezeichnet hat und sogar auf p. 2 die Seitenzählung unter der roten Zahl wiederholt. Vielleicht war dies die Hand H. Hattemers, der sich im St. Galler Abrogans-Codex 911 erlaubte, die Paginierimg des Stiftsbibliothekars mit schwarzer Tinte zu verdeutlichen8. Vor p. 1 ist ein Schmutzblatt vorgeschaltet, das für Bibliotheksvermerke genutzt wurde. Das Schmutzblatt am Ende der Handschrift blieb hingegen unbeschrieben. Auf der Recto-Seite des vorderen Schmutzblattes ist oben rechts mit schwarzer Tinte die Vorgängersignatur 'S.n.249' vermerkt worden9. Die Signaturen dieses Typs konzipierte der Stiftsbibliothekar P. Kolb, von dessen Hand der Eintrag auch stammt. Die Signatur hat er am oberen rechten Rand auf der mit Papier überklebten ersten Seite wiederholt. Weitere Einträge auf der Recto-Seite des Schmutzblattes vor p. 1 hat I. von Arx geschrieben, in denen er eine kurze Skizze vom Inhalt der Handschrift entwirft und in denen er auch auf die althochdeutschen Abbreviaturschreibungen zu sprechen kommt: 'Codice isto: Continentur: circa 830 scripto 1. Regula S. Benedicti cum versione germanica coaeva; cujus omnes voces ordine alphabetico edidit Goldastus in tom. i. rerum alleman[n]icarum. totum autem Schilter edidit in thesauro10 a pagina 48 vocabula germanica non integra scribuntur, sed ultima syllaba sola, cum prima vel ultima ütera ejusdem vocis. v. g. tin pro truhtin. z. pro daz. tres pro Munistres. h pro ih. f. pro fona. f run pro faterun etc.11 2. Pars Homiliae S. Augustini 3. Dicta S. Augustini 7
Zu
I.
von
Gallen,
S.
Arx,
9-34.
8
9
S. J.
Duft,
Zur schriften 10
Arx
70*-78*;
Das
s.
J.
Das
älteste
Aufschlüsselung der
Dieser
Duft, älteste
deutsche der
Stiftsbibliothek Satz
'totum
Die
...
Handschriften
deutsche
Buch,
Kolbschen St.
Gallen,
thesauro'
Buch,
I,
S.
steht
S.
s.
57*-58*, mit
Stiftsbibliothek 23-30;
Ildefons
St. von
26.
Signatur S.
der
I,
J.
Duft,
Die
Hand-
65*.
Verweiszeichen
unter
dem
Text. 11
Die
althochdeutschen
unterstrichen.
Wörter
und
Silben
hat
I.
von
Arx
jeweils
96
Zur Erforschung der althochdeutschen
Benediktinerregel
4. Instructio ad Confessionem peragendam. quam vetus nota in Margine S. Othmaro adscribit' Zwischen der Kolb-Signatur und dem Text von I. von Arx ist wiederum von neuerer Hand, wahrscheinlich derselben, die die Zahlen der Paginierung nachzeichnete und die in der Inhaltsangabe den Passus 'citra 830' unterstrich, der Bleistiftvermerk 'saec.8.vo' zu lesen. Die Verso-Seite trägt eine zusätzliche Bemerkung von I. von Arx, die sich auf das Schicksal des Codex M.n.26. bezieht und die im Zusammenhang der mit der Goldast-Edition verbundenen überlieferungsgeschichtlichen Problematik bereits zitiert wurde. Zwischen diesem Schmutzblatt älteren Datums und dem vorderen Buchdeckel ist ein weiteres Schmutzblatt eingeschaltet worden, das im Rahmen einer von dem Buchbindermeister Louis Rietmann durchgeführten Restauration des Codex eingefügt worden ist. Die Restauration fand im Jahr 1972 statt und betraf hauptsächlich die Heftung der Lagen sowie die Ausbesserung des Halbledereinbandes12. Hierbei ist der aus neuerer Zeit stammende Einband vermutlich in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt worden, in dem man die aus Buchenholz gefertigten Einbanddeckel von zusätzlichem Einbandmaterial befreite. Die Buchdeckel waren beidseitig mit einem noch auf den Enden des Halbledereinbandes ansetzenden braunen Kibiz-Marmor-Papier überzogen, unter dem beschriebene Pergamentfragmente eingelegt waren. Die Fragmente tragen Bibelzitate 13 , die in einer auf die Jahre 1540 bis 1550 hinweisenden Textura geschrieben sind14. Wahrscheinlich handelte es sich um eine im St. Galler Raum entstandene liturgische Gebrauchshandschrift, die zu Einbandzwecken zerschnitten wurde. Die herausgelösten Pergamentfragmente werden heute gesondert aufbewahrt und liegen dem Restaurationsprotokoll bei. Ein Aufkleber oben rechts auf der RectoSeite des hinteren Schmutzblattes weist die Restauration durch L. Rietmann nach. 12
S. dazu das in der Stiftsbibliothek verwahrte Restaurationsprotokoll, das über den Umfang der Arbeiten Auskunft gibt. 13 Buchdeckel vorne/Außenseite: Ier 14, 19-21 (sit sanitas ... ne des nos), Is 26. 9-11 ([iudic]ia tua ... et non videant); s. Biblia sacra, II, S. 1121, 1186; Buchdeckel hinten/Außenseite: Is 26, 12 ( d a b i s ... nobis), Ier 14, 17-18 (Deducant oculi ... et sa[cerdos]), Is 26, 3-8 ([serva]b/'s ... susf/nu/m[us]); s. Biblia sacra, II, S. 1121, 1186; der Text der Innenseiten der Einbanddeckel ist zu fragmentarisch, um die Bibelstellen ermitteln zu können. 14 Die Datierung der Texte ist einem Hinweis von Β. M. von Scarpatetti zu verdanken.
Die
Handschrift
97
916
Der Einbandzustand nach der Restauration ist der, daß die rohen Buchenholzdeckel, auf denen mittig eine Lederschließe mit Metallbeschlägen sitzt, von einem sich über den Buchrücken hinziehenden braunen Halbledereinband eingefaßt sind, der die Holzdeckel nur zu einem Drittel überzieht. Die Innenseiten der Holzdeckel sind mit Papier überklebt, auf dem der Pergamentverschnitt zu hegen gekommen war. Spuren des ehemaligen Einbands sind noch in Form von resthaft erkennbaren Schriftzügen feststellbar, die sich durch Pressung vom Pergament auf die Einbanddeckel beidseitig abgedrückt haben. Ob die ursprüngliche Form des im 16., wenn nicht im 17. Jahrhundert angefertigten Einbandes ohne Pergament hergestellt wurde, muß eine Vermutung des Buchbindermeisters L. Rietmann bleiben, da ebensogut die Verwendung des Pergamentverschnitts anläßlich des damaligen Neueinbandes denkbar wäre. Auf dem lederüberzogenen Buchrücken finden sich zwei rot umrandete Kästchen, wovon das untere die noch heute gültige und von I. von Arx eingeführte Signatur 916 zu erkennen gibt. Der Inhalt des oberen Kästchens ist nicht mehr lesbar, jedoch wird es eine kurze Bezeichnung des Handschrifteninhalts enthalten haben, wie es auch andere von I. von Arx signierte Handschriften zeigen15. Seine Signatur hat I. von Arx ein zweites Mal unter die Kolb-Signatur auf p. 1 mit roter Tinte hingeschrieben. Ein Papierschildchen aus heutiger Zeit mit Bibliotheks- und Signaturangabe ist zusätzlich auf der Innenseite des vorderen Buchdeckels aufgeklebt worden. In der Handschrift 916 sind aus buchbindetechnischer Sicht zwei Teile zusammengebunden worden, die aber inhaltlich und zeitlich zusammenhängen. Der erste Teil mit den Seiten 1 bis 158 besteht aus zehn mit einer Zählung ausgestatteten Quaternionen. Die Zählung erfolgt durch geschwänzte römische Zahlen, die jeweils auf der letzten Seite eines Quaternio am unteren Rand stehen. Dem ersten Quaternio fehlt das vorderste Blatt, weswegen nur 158 statt 160 Seiten zu zählen sind. Der zweite Teil setzt sich aus zwei Doppelblättern, p. 159/160, 171/172 und p. 165/166, 167/168, und drei Einzelblättern, p. 161/162, 163/164, 169/170, zusammen. Die Blätter, welche die Seiten 159-172 tragen, sind vermutlich schon bei der Anlage des Codex oder kurze Zeit später mit hineingebunden worden, da der Text der Seite 159 sich in der oberen Hälfte auf den voraufgehenden Hauptteil bezieht. Wenig wahrscheinlich ist die Annahme G. Scherrers16, der nach p. 158 von dem Verlust einer 11. Lage ausgeht, wofür sich keine Anzeichen aus der Handschrift gewinnen lassen. Die Vermutung 15
J.
16
Verzeichniss,
Duft,
Das
älteste S.
340.
deutsche
Buch,
I, S.
24-25.
98
Zur
Erforschung
der a l t h o c h d e u t s c h e n
Benediktinerregel
hängt mit einer Äußerung gleichen Inhalts von J. Mabillon17 zusammen, die sich aber auf einen anderen Codex beziehen könnte und nicht auf den Sangallensis 91618. Was das in diesem Zusammenhang von G. Scherrer erwähnte Wort p[ro)bacio oben auf dem Rand von Seite 158 betrifft, so dürfte es als eine Federprobe aufzufassen sein19 und nicht als ein Titel für den darunterstehenden Text Equidem ... nectuntur oder sogar als ein Bestandteil desselben, wie H. Hattemer20 meint. Die Seiten des Codex sind nicht in Spalten beschrieben, sondern die Zeilen der Texte nehmen die ganze Breite des Blattes ein. Es wurde allerdings ein rechter und linker sowie ein oberer und unterer Rand eingehalten. Der innere Rand eines Blattes ist aber durch die Bindung der Lagen verkürzt worden. Das Format der Pergamentblätter beträgt circa 19, 5 χ 12, 5 cm, während sich der Schriftspiegel auf circa 16 χ 9, 5 cm beläuft21. Die Zeilenzahl bleibt im ersten Teil konstant bei 18 Zeilen pro Seite, im zweiten Teil hingegen schwankt sie zwischen 17 bis 20 Zeilen22. Diese Texteinrichtung ist durch eine zum Teil nur schwach erkennbare Blindliniierung mit einer Breite von circa 9, 5 cm unterstützt worden. In der Blindliniierung hat man zusätzlich eine immer am äußeren Rand hegende Spalte von circa 7 mm eingerichtet. Der Schreiber versuchte, nicht in die 7-mm-Spalte hineinzuschreiben, sondern vorher die Zeilen zu beenden, was aber nicht immer gelang. Die Spalte diente vor allem der Aufnahme der auf den Verso-Seiten stehenden Initialen eines Kapitelanfangs, die dadurch nach links herausgerückt erscheinen. Folgende Texte sind in die Handschrift eingetragen worden: - p. 1: ursprünglich leere Seite, die jetzt mit Papier überklebt ist. - p. 2, Ζ. 1 - p. 6, Z. 12: ein Verzeichnis aller 73 Kapitel der Benediktinerregel I De generib\us\ monachorum ... in hac sit regula 17
Vetera
Analecta,
S.
Kapitel
IV,
1.
Α.,
S.
634,
Nr.
VIII;
2.
Α.,
S.
19,
Nr.
VIII. 18
des
das
19
StD.
So
VNR.
S. 281
118-119,
A.
III,
43;
S.
S. 413,
zu v e r s t e h e n
Hinweise
auf
die
handschriftliche
Vorlage
A.
sein;
53;
ähnlich
s. auch
dürfte
auch
H.
S.
Brechter,
129
und Α.
die
Bemerkung
RB.
50
(1938)
in S.
5.
Denkmahle 21
S.
'Weitere
Goldast-Glossars'.
des
Mittelalters,
BRH.
S.
XXXIX
NÄDL.
S.
162
Zahlenangaben
sind
gibt
nicht
M i l l i m e t e r n zu r e c h n e n . 22 Auf p. 171 s t e h e n
und 20
I, S.
K.
Löffler,
χ
12
cm
möglich,
es
ist
sogar
21
Zeilen.
Die und
mit
1.
St. 16,
Galler 5
χ
9
Schwankungen
Schreibschule, cm von
an;
exakte
mehreren
Die Handschrift
99
916
constituta, die mit vorgestellten römischen Zahlen durchnummeriert sind23. - p. 6, Z. 13 - p. 7, Z. 18: eine der eigentlichen Präfatio zur Benediktinerregel vorausgehende Einleitung DE MORIBUS PERFECTIONS ... e[st] caritate24. - p. 8, Ζ. 1 - p. 157, Ζ. 13: der im wesentlichen von einer Hand stammende Text der Regula Benedicti Ergo preparanda sunt ... culmina. d[e\o p[ro]tegente ueries am[en]25. Ihm ist interlinear eine Übersetzung ins Althochdeutsche übergeschrieben worden, die den lateinischen Text nur zum Teil vollständig übersetzt. - p. 157, Z. 15 - p. 158, Z. 17: das Textstück Equidem i[a«]c[fw]i pat[er] benedictus .Jnserta n&ctuntur26. - p. 159, Z. 1-6: eine in Majuskelschrift gehaltene Subskription zur Benediktinerregel HIC EST UIAQUAE TENDEBAT ... QUI SECUNTUR EAM21, die abwechselnd mit roter und grüner Tinte geschrieben ist. - p. 159, Z. 6-7: das Explicit der Regel EXPLICIT REGULA S\AN]C[T\I BENEDICTI ABBATIS28 in grüner und roter Tinte. - p. 159, Z. 8 - p. 162, Z. 15: von anderer Hand eine Homilie des heiligen Augustinus INCIPIT HOMELIA S\AN]C[T]I AUGUSTINI DE DIE IUDICII (in roter Tinte) ... regriat in s[ae]c[u]la s[ae]c[u]lorum. amen29. - p. 162, Z. 16 - p. 165, Z. 6 aus den Enarrationes des Remigius eine unvollständige Wiedergabe der DICTA. S[ANJC[T\I AUGUSTINI ... suam in celo mirificauit in s[ae\c[u\la i[ae]c[u]/or[«m]30. - p. 165, Z. 7 - p. 166, Z. 11: geistliche Mahnsprüche Dulcius & suauis est ... uita & saluatio tua amen31. - p. 166, Z. 12 - p. 169, Z. 13: wieder von anderer Hand eine Beichtanweisung QUANDO UOLUERIS CONFESSIONE[M] ... indulgentiam peccatorum meorum32. Auf den linken Rand von p. 166 23
NÄDL.
S. 22-24.
24
NÄDL.
S. 24; H. S. Brechter,
mahle des Mittelalters, 25
NÄDL.
S. 25-156.
26
NÄDL.
S.
156-157;
und S berücksichtigt
RB. 50 (1938) S.
118, A.
VNR.
III,
S. 413, wo
nur die
Handschriften
N Ä D L . S. 157; H. S. Brechter, RB. 50 (1938) S. 119, Α.
28
NÄDL.
Β
1.
S. 157.
29
NÄDL.
S. 157-158;
[Augustinus],
30
NÄDL.
S. 158-159;
[Remigius], MPL. 131, Sp. 142.
31
N Ä D L . S. 159.
NADL. S. 437.
Denk-
sind.
27
32
2;
I, S. 28.
S.
159-161;
Die
MPL. 39, Sp. 2210.
Bussordnungen
der
abendländischen
Kirche,
100
Zur
Erforschung
der
althochdeutschen
Benediktinerregel
schrieb eine Hand des 17. Jahrhunderts OTHMARUS AD DISCIPULOS, weswegen F. W. H. Wasserschieben die Beichtanweisung dem St. Galler Abt Otmar (720-759) zuschreibt. - p. 170-172: ursprünglich unbeschriebene Seiten, deren Federproben auf p. 170 und deren Gebete auf p. 171-172 sekundär von einer Hand des 11. Jahrhunderts aufgezeichnet wurden33. Das Hauptstück dieses Textkorpus stellt die Benediktinerregel dar. Die kräftige schwarze Schrift des lateinischen Textes sowie die in schwarz-bräunlicher Tinte geschriebene Interlinearversion sind ohne Schwierigkeiten lesbar. Der Schrifttyp ist bei beiden Texten die karolingische Minuskel im alemannischen Stil, wobei das Althochdeutsche kursive Elemente in der Schrift aufweist34. Auffällig im lateinischen Text sind einzelne Unzial- oder Kapitalbuchstaben an den Satzanfängen35. Die paläographische Untersuchung durch B. Bischoff36 ergab für beide Texte eine Datierung ins 'frühe 9. Jahrhundert', genauere Angaben sind von Seiten der Paläographie bisher nicht gemacht worden. Eine textlinguistische Studie F. Simmlers konnte zeigen, daß in der lateinischen Version der Handschrift 916 durch Mittel wie Interpunktionszeichen, Spatien, Initialen und andere mehr Makrostrukturen gekennzeichnet werden37. Mit Makrostrukturen sind beispielsweise die Vorrede, das Kapitel, der Absatz und der Abschnitt gemeint. Für das Althochdeutsche ist eine Kennzeichnung von Makrostrukturen hingegen nicht aufweisbar38. Der Erhaltungszustand ist insgesamt betrachtet als gut zu beurteilen. Manchmal ist das Pergament sehr dünn, so daß Buchstaben von der anderen Seite her durchschimmern, oder es hat Löcher wie etwa auf Blatt l 39 , die aber von Anfang an vorhanden waren, da man um sie herumschrieb und kein Textverlust eintrat. Das letzte Blatt des Codex ist beschnitten worden. Man trennte ungefähr einen 2, 5 cm breiten Streifen heraus, wodurch auf p. 171 Textverlust entstand.
33 34
NÄDL.
S.
161-162.
Schrifttafeln,
Studien,
III,
S.
7;
S. 81; E.
B.
Bischoff,
Neuß,
BNF.
NF.
in:
B.
Bischoff,
7 (1972)
S.
Mittelalterliche
208.
35
S. scher, Abba
wo
etwa
Schrifttafel
unziales Μ
zu e r k e n n e n
36
In: B.
37
F.
Z.
14
und
15
in
der
beziehungsweise
Ausgabe
Mittelalterliche
RBSt.
14/15
Studien,
(1985/1986)
S.
III,
S.
F. S i m m l e r , Sämtliche
H. Α
Fiin
82.
213-289,
besonders
259. 38
von
Capitalis-Buchstabe
ist.
Bischoff,
Simmler,
3,
in Melius
RBSt.
Löcher
14/15 hat
(1985/1986)
NADL.
S.
S.
162-163
260-261. registriert.
S.
219-
Die
Handschrift
101
916
Der Codex weist deutliche Gebrauchsspuren auf, was besonders an den abgegriffenen und abgedunkelten äußeren Rändern zu bemerken ist. Sporadisch hat eine neuzeitliche Hand Textmarkierungen durch Unterstreichungen und Randstriche vorgenommen40, wobei vielleicht an den St. Galler Reformator und Humanisten Vadian als Benutzer zu denken ist. Von einer anderen Hand - vielleicht die H. Hattemers - stammen die am äußeren Rand häufiger beobachtbaren kleinen Bleistiftstriche und Bleistiftkreuze. Der Codex 916 wurde in St. Gallen angelegt und wird noch heute dort aufbewahrt. Er ist somit ein Textzeuge dieses Skriptoriums, zu dessen Bibliotheksbestand er seit fast 1200 Jahren gehört. Jedenfalls gibt es keinen Anhaltspunkt dafür, daß der Codex jemals den Besitzer gewechselt hätte. Aktenkundig wird er eventuell zum ersten Mal in einem St. Galler Bibliothekskatalog (St. Gallen, Stiftsbibliothek 1399)41 aus dem Jahr 1461, wo von einer 'Regula eiusdem cum theutonico' die Rede ist42. Damit könnte der heutige Sangallensis gemeint sein, wiewohl dies nicht sicher ist, da, wie die Untersuchung zeigen wird, vermutlich noch ein lateinisch-althochdeutsches Regelexemplar gleichen Übersetzungsumfangs in St. Gallen vorhanden war. Zum ersten Mal eindeutig ist diese Handschrift in H. Schenks Katalog (Sangallensis 1280) auf Seite 79 unter Nummer 52 (Classis V) erfaßt. Rechts neben diesen Katalogeintrag hat P. Kolb seine Signatur 'S.n.249.' gesetzt. Seit der Erfassung im Schenk-Katalog, der um 1700 entstand, ist der Sangallensis 916 in den Folgekatalogen nachweisbar. So erwähnt ihn Ae. Zeller in seinem Autorenkatalog (Sangallensis 1279) auf Seite 68, wo rechts neben der übernommenen Schenk-Signatur 'Class.5.n.52.' wiederum P. Kolbs Signatur 'S.n.249.' zu bemerken ist. P. Kolb beschreibt den Codex in seinem eigenen Katalog auf p. 367-368, 384-385 und 542-543 des ersten Bandes (Sangallensis 1400). Die moderne nach dem Prinzip des numerus currens konzipierte Signatur 916 gilt seit der Inventarisierung der sanktgallischen Handschriften durch I. von Arx, dessen handgeschriebener Katalog aus dem Jahre 1827 durch Gustav Haenel drei Jahre später zur Drucklegung gelangte43. Alle folgenden Kataloge wie der von F. Weidmann oder von G. Scherrer haben die Arx40
p. und 41
die [G.
93,
109,
156;
im A n h a n g Scherrer],
der S t i f t s b i b l i o t h e k 42
MBK.
43
Catalog!
I,
S.
s.
auch
B.
beigegebene Verzeichniss, St.
Gallen,
101-102,
S.
Hertenstein,
Tafel S.
S. 115,
Joachim
Watt,
S.
39
470-473;
J.
Duft,
Die
Handschriften
28*-36*. Z.
26;
H.
Brauer,
39. Librorum
von
II.
Manuscriptorum,
Sp.
717.
Die
Bücherei,
S.
102
Zur
Erforschung
der a l t h o c h d e u t s c h e n
Benediktinerregel
sehe Signatur übernommen und verzeichnen den Codex an entsprechender Stelle.
2. Editionslage
Die althochdeutsche Benediktinerregel ist in mehreren Ausgaben unterschiedlicher Qualität ediert worden. Den Anfang der Reihe bildet die 1727 erschienene Edition des St. Galler Stiftsbibliothekars B. Franck (1692-1763) in J. Schilters Thesaurus1, an welcher der Gelehrte J. G. Scherz (1678-1754) anstelle des mittlerweile verstorbenen J. Schilter (1632-1705) mitwirkte. Der althochdeutsche Text ist recte gedruckt, während die ihm untergesetzte lateinische Grundlage kursiv gehalten ist. In der Vorrede von J. G. Scherz werden die Editionsprinzipien vorgestellt. Daraus geht hervor, daß die handschriftliche Fassung des lateinischen Textes auch im Falle von Korruptelen gewahrt wird und die richtige Lesart aus den Fußnoten ersichtlich ist, die sich auf die Regelausgabe von L. Holstenius2 beziehen. Nur die Kapitelnummern sind zum Teil ergänzt worden. Letzteres erklärt sich aus den Verhältnissen des Sangallensis 916, dessen Kapitelzählung im Text erst mit dem Kapitel XIX beginnt. Hinsichtlich des althochdeutschen Textes erfolgte ein Vergleich mit den Lesarten bei M. Goldast, dessen Ausgabe sich B. Franck als Hilfsmittel bedient hat. Dies tat er, um sich bei unsicheren Lesungen Hilfe zu holen beziehungsweise die eigene Lesung zu sichern. Hierbei fallen ihm Abweichungen auf, die aber nicht mit Bück auf die von M. Goldast benutzte Vorlage diskutiert werden. Die Benutzimg des Goldast-Glossars erklärt, wieso sich Fehler des Glossars manchmal in B. Francks Abdruck wiederfinden3.
1
I.
2,
edierten und J.
S.
13-62
(Teil
Denkmäler
Verbesserungen Schilter
und
I.
haben dazu
seinem
1
hat
jeweils bei
E.
G.
Thesaurus
keine
eine
Graff,
s.
durchgehende
eigene
St.
Zählung,
Paginierung);
Diutiska,
III,
Sonderegger,
S.
die
Nachträge 198-209;
zu
Schatzkammer,
S.
47-54. Vaticanae gularum 3
mit
S. farzechanto dem
vorkommt; noch
Basilicae
Monasticarum
Et
-c-
oder
praedigii
am
Et
Bibliothecae
Canonicarum,
(2146),
falschen
einmal
Canonici
auch
das in
Praefecti
Schilters des
wo
Thesaurus,
prae-
Codex
Re-
111-135.
f e h l e r h a f t für farzeohanto
(2030),
Wortanfang
I. 2, S.
des
steht,
I.
2,
Lemmas
Interpretaments
digii
S.
das 45,
aber Sp.
2
praedicatione versehentlich
103
Editionslage
Ein besonderes Problem hat in der Auflösung von althochdeutschen Abbreviaturen bestanden. So heißt es, daß die Herstellung der vollen Wortform entweder mit Hilfe des Goldast-Glossars oder des eigenen Verstandes ('vel Goldastinarum Glossarum vel ingenii ope') geschehen sei. Im Druck werden die Auflösungen allerdings nicht konsequent durch Kursivschrift hervorgehoben. Im Jahre 1844 veröffentlichte H. Hattemer den ersten Band seiner Altteutschen Sprachschätze aus St. Gallen, in dem auch die Benediktinerregel erneut abgedruckt worden ist4. Die Textdarbietung wird in zwei Kolumnen getrennt für das Althochdeutsche und Lateinische vorgenommen. Diese Ausgabe strebt Texttreue an und darf als erster wissenschaftlicher Editionsversuch gelten. In einer Einleitung legt H. Hattemer seine Editionsprinzipien dar, welche die Behandlung der Interpunktion, der Spaden beziehungsweise Zusammenschreibungen, der althochdeutschen Abbreviaturen sowie der Korrekturen am lateinischen Text betreffen. H. Hattemer formuliert in diesem Zusammenhang als erster die Einsicht, daß der Schreiber des Lateinischen und des Althochdeutschen nicht dieselben Personen sind5. Über den abschriftlichen Charakter der Interlinearversion macht er jedoch keine Aussagen, da er offensichtlich noch von Originalübersetzung ausgeht. Darüber hinaus informiert er über die Schreibung gewisser Buchstaben der Regelübersetzung und geht der Person des vermeintlichen Übersetzers Kero nach. Es folgt die Ausgabe P. Pipers aus dem Jahr 1898, die einen mit großer Akribie hergestellten diplomatischen Abdruck des Sangallensis 916 bietet, wobei auch alle der Benediktinerregel folgenden Texte berücksichtigt werden6. P. Piper gibt die Handschrift so wieder, wie sie tatsächlich geschrieben ist. Er setzt die althochdeutsche Übersetzung in gleicher Anordnung zwischen die Zeilen des lateinischen Textes, wobei die Abbreviaturen, Spatien und Zusammenschreibungen unzugehöriger Wörter oder Wortteile unberichtigt stehenbleiben. Der Anmerkungsapparat verzeichnet weitere editionsphilologische und paläographische Beobachtungen, die nicht im Druck wiederholt zu einem 4
wurde,
was
praedigii
Denkmahle Piper,
Edition
im
ZDPh.
Mittelalters, dazu von
13
(1882)
s. St. Sonderegger,
Schatzkammer,
des Mittelalters, 22-162;
282.
2,
15-130,
454-455;
NÄDL. S.
S.
S.
Denkmahle
s.
I,
Steinmeyer,
6
StD.
I.
E.
5
S.
Thesaurus,
S.
18,
Sp.
1
gleichfalls
führte. des
und V e r b e s s e r u n g e n P.
dann
dazu
I, S. die
III, ZDA.
zu S.
H.
S.
617-618;
Nachträge
17 (1874)
S.
Hattemer
und
431-448; seiner
149-156.
23-24.
übertrieben
geringschätzige
Kritik
bei
104
Zur E r f o r s c h u n g
der a l t h o c h d e u t s c h e n
Benediktinerregel
zum Ausdruck gebracht werden können wie etwa die vielfältigen Korrekturen am lateinischen Text. Die Edition P. Pipers verschafft dem Leser einen Eindruck von der tatsächlichen Beschaffenheit des handschriftlichen Textes und kann in einem eingeschränkten Sinne für die Handschrift selbst stehen. Leider fehlt eine Einführung in die Editionsprinzipien und eine genauere Beschreibung der Handschrift. Trotzdem ist die Arbeit P. Pipers aufgrund ihrer unbedingten Treue zum handschriftlichen Text gut brauchbar und kann als Ergänzung zu der im folgenden vorzustellenden Ausgabe benutzt werden. Die erste kritische Edition des lateinisch-althochdeutschen Regeltextes hat E. von Steinmeyer im Jahr 1916 publiziert, die bis heute die maßgebende Grundlage für wissenschaftliche Untersuchungen zu diesem Sprachdenkmal geblieben ist. E. von Steinmeyer hat einen gut lesbaren Text geschaffen, indem er analog zu H. Hattemers Ausgabe die lateinische Regel und die althochdeutsche Übersetzung in zwei Kolumnen nebeneinander abdruckt. Hilfreich für das genaue Zitieren von Belegen ist an dieser Texteinrichtung die Zeilenzählung. Die Zeilengrenzen der Handschrift markiert er durch einen senkrechten Strich, die Grenzen der Seiten durch die jeweilige in Klammern gesetzte pagina-Angabe. Die genauen Verhältnisse im handschriftlichen Text werden, soweit E. von Steinmeyer es für erforderlich hält, in die zwei Anmerkungsapparate verwiesen. Stillschweigend hebt er bezüglich der Interlinearversion die Wortspatien und Zusammenschreibungen nicht zusammengehörender Redeteile auf, hingegen werden die Auflösungen der Abbreviaturen durch Kursivdruck im Text oder durch eine Fußnote im Anmerkungsapparat kenntlich gemacht. Die Auflösimg lateinischer Abbreviaturen erfolgt wiederum stillschweigend. Braucht man in den genannten Fällen trotzdem die genaue Auskunft über den handschriftlichen Befund, dann hilft die Ausgabe P. Pipers weiter. Einen großen Fortschritt stellen E. von Steinmeyers Bemühungen dar, die korrigierenden Hände beim lateinischen Text auseinanderzuhalten und auch zeitlich zu differenzieren. Damit ist gleichzeitig die Absicht verbunden, bei späteren Korrekturen stets die ursprüngliche Lesart wiederherzustellen. Diese editorische Vorarbeit wird sich für die hier zu leistende Untersuchung noch als wichtig erweisen. Fernerhin liefert E. von Steinmeyer eine ausführliche und genaue Beschreibung der Handschrift mit wertvollen Ausführungen zur Paläographie und Überlieferungsgeschichte der Interlinearversion, die von großem Einfluß auf die spätere Forschung gewesen sind. Während alle bisher vorgestellten Editionen auf eine Neulesung der Handschrift zurückgehen und über diesen Weg eine noch bessere Wiedergabe der Texte anstreben, kann dies von der letzten zu
105
Editionslage
besprechenden Ausgabe nicht behauptet werden. Sie stellt insofern wissenschaftlich keinen Fortschritt dar. Im Jahre 1959 ist eine Ausgabe der althochdeutschen Benediktinerregel von U. Daab7 erschienen, die als Ergänzung zu E. von Steinmeyers Edition gedacht ist und sich primär an die Studierenden richtet. Zu diesem Zweck werden in dem zweispaltig abgedruckten Text8 Normalisierungen bestimmter lateinischer und althochdeutscher Schreibungen9, eine moderne Interpunktion und Großschreibung des Satzanfangs durchgeführt, die dem Studierenden die Lektüre erleichtern sollen. Eine Zeilenzählung am Textrand ist unverständlicherweise nicht eingerichtet worden, jedoch wird stets auf die Seiten der Handschrift und diejenigen der Steinmeyer-Edition verwiesen. Der auffällig reduzierte Anmerkungsapparat ist nicht nach textphilologischen Gesichtspunkten gestaltet, sondern dient dazu, Übersetzungshilfen zu geben, indem etwa sinnentstellende handschriftliche Lesarten im Apparat stehen, während im Text eine verbesserte Lesung eingefügt wird10. Hilfreich sind das althochdeutsch-lateinische und das lateinisch-althochdeutsche Glossar, von denen das erste zusätzlich Bedeutungsangaben enthält. Allerdings ist die Qualität der Glossare hinsichtlich der Vollständigkeit, der Anlageprinzipien und der Bedeutungsangaben kritisiert worden11. Bei der Benutzung der Ausgabe U. Daabs muß man sich darüber im klaren sein, daß man es nicht mit einer wissenschaftlichen Ausgabe zu tun hat. Diese stellt nach wie vor die Arbeit E. von Steinmeyers dar, auf dessen Edition U. Daab offensichtlich fußt. Sie stellt zweifelsohne einen der Lektüre leichter zugänglichen Text her, der aber dem Studierenden die Sicht für die realen Überlieferungsverhältnisse versperren könnte. Deshalb ist der pädagogische
7 dazu
Die althochdeutsche E.
Bostock,
Benediktinerregel
Karg-Gasterstädt, MLR.
55
(1960)
DLZ. S.
81
293;
I.
des Cod. Sang 916, S. 7-94; s.
(1960)
Sp.
643-645;
Reiffenstein,
J.
Knight
Muttersprache
[
]
(1960) S. 351. g Zu dessen Zuverlässigkeit kritisch H. Menhardt, PBB. 81 (Tübingen 1959) S. 222-223; G. de Smet, LB. 49 (1960) S. 114. 9 Dazu kritisch H. Menhardt, PBB. 81 (1959) S. 221-222; G. de Smet, LB. 49 (1960) S. 114. 10
Dazu kritisch H. Menhardt,
11
G. de
Smet,
LB. 49
(1961) S. 125; J. Mendels, Phonologische Studien, S. 5.
PBB. 81 (Tübingen
(1960) MLN.
S.
115-116; 77
(1962)
R. S.
1959) S. 222.
H.
Lawson, JEGPh.
318;
Η.
M.
60
Stanich,
106
Zur
Erforschung
der a l t h o c h d e u t s c h e n
Benediktinerregel
Wert ihrer Edition nur zum Teil vorhanden, zumal nichts über die Handschrift und ihre Überlieferung mitgeteilt wird12.
3. Der lateinische Text
Der lateinische Text ist zum größten Teil von einer Hand geschrieben worden, jedoch sind zwei Nebenhände zu erkennen, die bei der Fertigstellung des Textes mithalfen. Und zwar wurden die Überschriften der einzelnen Kapitel samt ihrer Numerierung erst in einem zweiten Arbeitsgang in den fortlaufenden Text eingefügt, in dem die Haupthand während des ersten Arbeitsganges der Textniederschrift eine halbe oder eine ganze Leerzeile an den erforderlichen Stellen Platz ließ. So rühren die in bräunlicher Tinte aufgezeichneten Überschriften von Kapitel I bis VII vom Schreiber der Interlinearversion her, der jedoch die Zahlen vergaß. Ab Kapitel VIII bis einschließlich Kapitel LVIII schrieb die Hand des lateinischen Textes die roten Überschriften, jedoch stammt die Numerierung, die mit Kapitel XIX einsetzt, von einem anderen wohl gleichzeitigen Schreiber, der sie mit bräunlicher Tinte am äußeren Rand anbrachte. Dieser Schreiber trug schließlich auch die fehlenden Überschriften und Nummern für die Kapitel LIX bis LXXIII nach, wobei er wiederum bräunliche Tinte benutzte. Bei Kapitel XIV (p. 60), XVII (p. 62), XXVII (p. 76), XXXIII (p. 84) und LVII (p. 124) hat der Hauptschreiber versehentlich zu wenig oder gar keinen Freiraum für die Überschriften eingeräumt, weswegen er die von ihm geschriebenen roten Überschriften teilweise oder gänzlich auf dem äußeren Rand piazieren mußte. An der Fertigstellung des Textes arbeitete demnach erkennbar ein Schreiber der althochdeutschen Interlinearversion mit, was den Schluß zuläßt, daß die Handschrift bei der Aufzeichnung der Interlinearversion nicht fertig geschrieben und wahrscheinlich auch nicht fertig gebunden war1. Folglich muß die Niederschrift des althochdeutschen 12
Faksimiles
NÄDL.
S. 33,
oder
65,
Abbildungen
72 ( =
deutschen
ler
- K.
Beyerle,
Die
Kultur
G.
Baesecke,
Der
deutsche
58);
Eis,
Altdeutsche
27,
48,
Schrifttafeln, deutsch
in
G. S. St.
6-7,
I, S.
Tafel
Gallen,
S.
einzelner
17, 51,
der 11);
Literatur,
p.
32 ( = der
3
57); Teil
Abtei
(=
von S.
p.
8);
19, (=
20); p.
I,
10 und
Handschriften, p.
der
- M.
Reichenau,
Abrogans,
152-153
Seiten
F. V o g t
8);
S.
St.
Handschrift Koch,
P.
M.
S.
Rothenhäus-
276
Tafel 28-29
in
Geschichte (=
p.
III-IV
(=
(=
Sonderegger,
Schatzkammer
p.
10, p. 48);
Althochdeutscher
Der
lateinische
Text
107
Textes in unmittelbarem Anschluß an die des lateinischen Textes geschehen sein. Eine zeitliche Spanne wird nicht dazwischen gelegen haben, was mit der paläographisch frühen Datierung der althochdeutschen Interlinearversion im Einklang steht, die als gleichzeitig mit dem lateinischen Text einzustufen ist. Der lateinische Text der Benediktinerregel des Sangallensis 916 ist auffällig stark korrigiert worden. Die Korrekturen gehen nur zum Teil auf die Haupthand zurück. Vielerorts ist einer der Schreiber der Interlinearversion für diese verantwortlich, der sogar fehlende Satzteile samt Übersetzung nachtrug2. Von den Ergänzungen und Besserungen dieses Schreibers ist eine jüngere Hand zu unterscheiden, die E. von Steinmeyer in das 11. Jahrhundert datiert3. Sie ist nicht identisch mit derjenigen, welche die Kapitelnummern und Kapitelüberschriften ergänzt hat4 und auch nicht gleichzusetzen mit einer 'wesentlich jüngeren' Hand, die durch Unterstreichen einzelne Wörter oder ganze Sätze getilgt hat5. Dieser von E. von Steinmeyer als '3. Hand' bezeichnete Korrektor hat ohne Rücksicht auf die Interlinearversion den gesamten Text durchkorrigiert und sich dabei nachweislich einer Vorlage bedient, die für das 9. Jahrhundert in dem ältesten St. Galler Bibliothekskatalog (St. Gallen, Stiftsbibliothek 728)6 bezeugt ist7. Es handelt sich bei dieser Vorlage um die berühmte Regelhandschrift St. Gallen, Stiftsbibliothek 914, die auch in diesem Skriptorium angelegt wurde8. Folglich ist der Codex 916
Sprachdenkmäler, Schatzkammer RBSt.
14/15
S.
182-183
deutscher (1985/1986)
1
StD.
2
StD.
S. 2 8 3 - 2 8 4
3
Die
Datierung
1; V N R .
S.
17);
P.
Sprachdenkmäler,
(=
p.
S.
S. 301-305
(=
p.
III,
S.
StD.
S.
283,
StD.
S.
288.
mit
6
[G.
dienten;
-
10);
A.
Schwarz,
F.
Simmler,
8-17).
Beispielen.
bestätigen
H.
S.
Brechter,
Scherrer],
Verzeichniss,
Interlinearversion, auch
zur
bliothekskatalog
RB.
50
(1938)
S.
98,
A.
288. S.
233-235;
der S t i f t s b i b l i o t h e k St. G a l l e n , S. 11*-18*. 7 S. B e n e d i c t i R e g u l a M o n a c h o r u m , S. daß
(p.
412.
5
Zusatz,
12
283.
4
deutsche
Ochsenbein
einige
Bezeugung s. M B K .
S.
22,
der
25;
58-59;
schlechtere Z.
Duft,
H.
BRH.
Handschriften
Hauptvorlage
I, S. 77,
J.
17; A .
in
Die
Neuhold, S.
Handschriften
Die
XXXIX als
dem
Bruckner,
althochmit
dem
Korrekturvorlage St.
Galler
Scriptoria,
III,
BiS.
24, A . 91; J. A u t e n r i e t h , L a n d e s g e s c h i c h t e und G e i s t e s g e s c h i c h t e , S. 46. 8 Z u d i e s e r H a n d s c h r i f t s. die A u s f ü h r u n g e n in d e m g l e i c h n a m i g e n Kapitel.
108
Zur Erforschung der althochdeutschen
Benediktinerregel
schon im 11. Jahrhundert als Bestandteil der Stiftsbibliothek9 nachweisbar, da dort der Korrekturvorgang stattgefunden haben muß. Dieser indirekte Hinweis auf seine Zugehörigkeit zum St. Galler Bibliotheksbestand im 11. Jahrhundert unterstützt die paläographisch vorgenommene Zuweisung zum Gallus-Kloster. Wie man daraus auch ersehen kann, ist die paläographische Analyse im Detail recht schwierig, da sich die Identifikation der korrigierenden Hand im Einzelfall nicht immer klar ergibt. Dies wird sich bei der '3. Hand' noch bemerkbar machen, die in einem späteren Teil der Arbeit eine besondere Rolle spielt. In textgeschichtlicher Hinsicht zählt die Regel des Codex 916 zur interpolierten Rezension und wird traditionell, das heißt seit L. Traube, mit der Sigle S bezeichnet. Die Gründe für diese Klassifizierung werden später erläutert10. Es soll aber bemerkt werden, daß hier ein Problem besteht, insofern der S-Text das Prologende oder genauer die Prologverse 40 bis 50 aufweist, die in der interpolierten Rezension eigentlich fehlen. Die Textabfolge innerhalb der Regel sieht so aus: - p. 8, Ζ. 1 - p. 9, Z. 17: Prologverse 40-50: Ergo preparanda sunt ... consortes; amen11 - p. 9, Z. 18 - p. 10, Z. 12: Versus Simplicii Qui leni iugo ... in a&ernum; amen12 - p. 10, Z. 14 - p. 17, Z. 6: Prologverse 1-39 Ausculta! ό fili ... erim[us] heredes regni celorum amen13 - p. 17, Z. 7 - p. 157, Z. 13: Kapitel I-LXXIII Monachorum quattuor esse ... d[e]o p[ro]tegente uenies1* am[en\15 Die der interpolierten Rezension sonst abgehenden Prologverse 40 bis 50 stehen an der verkehrten Stelle, nämlich vor den Versus Simplicii. Ihr Vorkommen sowie ihre verkehrte Plazierung haben in der Erforschung des Regeltextes zu verschiedenen Erklärungen ge-
9
U.
Daab,
Studien,
S.
17-18;
PBB.
83
(Tübingen
1961/1962)
S.
287,
295. 10
Zur Textgeschichte dem Kapitel 'Allgemeine Benediktinerreger. 11
der Regula Benedicti s. die Ausführungen in Vorbemerkung zur Überlieferungsgeschichte der
NÄDL. S. 25-26.
12
NÄDL. S. 26-27; auch ter, RB. 50 (1938) S. 91. 13
NÄDL. S.
14
uenies < ueries
15
NÄDL. S. 34-156.
ediert bei
27-34. korrigiert.
Β RH. S. XIX
nach H.
S.
Brech-
Der althochdeutsche
109
Text
führt, die hier als spezifisches Problem schung nicht erörtert werden brauchen16.
der
Regula-Benedicti-For-
4. Der althochdeutsche Text
A. Paläographie und Orthographie
Der interlinear aufgezeichnete Text verdient die Bezeichnung Interlinearversion nur zum Teil, da die Nähe zur Glossierung noch deutlich zu beobachten ist. Eine weitgehend zusammenhängende Übersetzung bieten lediglich die Seiten 8-60 und 81-83, sonst befindet sich die Übersetzung auf dem Niveau einer mehr oder minder partiellen Glossierung. Gänzlich unübersetzt blieben die Seiten 114-117 ( = Kapitel Ι Λ Ο Ι und Vorderhälfte Kapitel LIII) und 151-157 (Kapitel LXVIII-LXXIII). Für diesen Text mit Tendenz zur Glossierung hat E. von Steinmeyer eine paläographische Analyse vorgelegt. Er unterschied 'mit voller Sicherheit' bis p. 105 drei Schreiber mit folgenden Anteilen: - Schreiber I: - Schreiber II: - Schreiber III:
p. 8-47, 80-91, 96-105 p. 48-51 p. 52-79, 92-95
Hinter p. 105 sind in den Abschnitten p. 106-110, 111-126, 127-150 jeweils drei weitere Schreiber tätig gewesen, von denen unklar ist, ob sie nicht schon an den früheren Partien beteiligt gewesen sind. Demnach ist also mit maximal sechs Schreibern zu rechnen2. Über die paläographische Analyse E. von Steinmeyers ist man bis in die siebziger Jahre dieses Jahrhunderts nicht hinausgekommen, so daß sich alle Arbeiten zur althochdeutschen Benediktinerregel auf den Befund E. von Steinmeyers stützen. Erst im Jahre 1972 ist durch Η. M. Stanich aufgrund einer Autopsie des Codex in St. Gallen eine Modifikation der Steinmeyerschen Abschnittgliederung 16
S.
S. dazu L. Traube,
15-17;
XLVII;
H.
S.
Brechter,
P. Engelbert,
Textgeschichte, RB.
50
RQ. 81 (1986)
S. 60, 80-81;
(1938)
S.
S. 45-46;
123-124; N.
U.
Huyghebaert,
(1978) S. 45-54. 1
Rest von Kapitel XLIX auf p. 114 ist noch
2
StD. S. 284.
Daab,
BRH.
übersetzt.
Studien,
S.
XLIV-
RHE.
73
110
Zur Erforschung der althochdeutschen
Benediktinerregel
erfolgt. Η. M. Stanich hat sieben Schreiber festgestellt, denen die folgenden Partien zugeschrieben werden3: Schreiber I: p. 8-47, 79-91, 96-105, 138-150 Schreiber II: p. 48-51 Schreiber III: p. 52-60, 92-95 Schreiber IV: p. 61-78 Schreiber V: p. 106-110 Schreiber VI: p. 111-126 Schreiber VII: p. 127-137 Vergleicht man das Ergebnis mit den Zahlen E. von Steinmeyers, so erstreckt sich die Modifikation auf die Seiten 52-91 und 127-150: III
I
IV
52-79
80-91
127-150
52-60
61-78
79-91
127-137
138-150
III
IV
I
VII
I
Die Erhöhung auf sieben Schreiber hängt also mit der nochmaligen Aufteilung der Partie des Schreibers III, p. 52-79, zusammen, deren orthographische Differenzen für Η. M. Stanich die Annahme eines Schreibers IV nötig machen. Dieser neue Schreiber endete schon bei p. 78, während p. 79 gegen E. von Steinmeyer Schreiber I zugeschlagen wird. Trotzdem läßt sich sagen, daß die meisten von E. von Steinmeyer gefundenen Grenzen auch von Η. M. Stanich angesetzt werden, was als eine Bestätigung der bisherigen paläographischen Ergebnisse gewertet werden darf. Die Autopsie des Codex in St. Gallen ergab, daß den festgestellten Schreiberpartien in der modifizierten Version Η. M. Stanichs mit Vorbehalt zuzustimmen ist. Insgesamt betrachtet sind die Schreibergrenzen gut zu erkennen. So fällt vor allem Schreiber I, was bereits E. von Steinmeyer bemerkte, durch seine langen Buchstabenschäfte auf, die oft an die darüber- oder darunterliegende Zeile heranreichen. Dieses Kriterium ermöglicht es, im Einklang mit Η. M. Stanich die strittige Seite 79 und die Seiten 138-150 Schreiber I zuzuweisen. Die Annahme eines Schreibers IV mit den Seiten 61-78 besteht wohl zu Recht, da die diesbezüglichen Beobachtungen Η. M. Stanichs4 zutreffend sind. Schon E. von 3
Η. M. Stanich,
4
Phonologische
Phonologische Studien, S. 15.
Untersuchungen,
S.
13-17.
Der althochdeutsche
111
Text
Steinmeyer bemerkte die Verschiedenheit dieser Seiten von der vorhergehenden Partie des Schreibers III5, jedoch konnte er sich nicht entschließen, deswegen einen neuen Schreiber anzusetzen, da der Schriftduktus in beiden Abschnitten ähnlich ausfällt. Hier wäre doch eine erneute paläographische Untersuchung nötig. Die von H. M. Stanich auf den Seiten 106-137 ermittelten drei weiteren Schreiber sind durch die erkennbare Abgrenzung ihrer Partien unterscheidbar, und es dürfte auch keine Identität mit einem der vorhergehenden Kopisten vorliegen. Letzteres ist aber nicht sicher entscheidbar, so daß auch für diese Seiten das Erfordernis einer nochmaligen paläographischen Überprüfung besteht. Die Orthographie der althochdeutschen Benediktinerregel ist durch viele Wortspatien und vor allem durch einen umfangreichen Gebrauch von Abbreviaturen charakterisiert. Daher ist die Lesbarkeit der Interlinearversion stark beeinträchtigt, und es bedarf meistens des lateinischen Textes, um die volle Wortform herstellen zu können. U. Daab deutete dies als einen Hinweis auf die beschleunigte Erledigung der Übersetzungsarbeit, was aber Spekulation bleiben muß6. E. von Steinmeyer stellte fest, daß insbesondere der zweite und dritte Schreiber sich dieser orthographischen Technik bedienten, während der erste sparsamer mit ihr umging und sie größtenteils auf die nomina sacra beschränkte7. Man kann die Abkürzungen in Suspensionen und Kontraktionen einteilen. Beides ist in der althochdeutschen Benediktinerregel vertreten8. Hierbei muß nicht in jedem Fall die Abbreviatur mittels eines entsprechenden Hinweiszeichens angezeigt sein wie zum Beispiel durch einen kleinen Querstrich am Schaft eines tatsächlich geschriebenen Buchstabens. Im Falle der Suspension kann entweder der Anfang oder das Ende des Wortes graphisch nicht realisiert sein, wobei die Zahl der ausgelassenen Buchstaben sich durchaus auf mehr als zwei beläuft. Letzteres gilt ebenso für die Kontraktionen, bei denen ein Mittelstück im Wort ausgelassen wird. Rein deskriptiv sind die folgenden Erscheinungen bei den Abbreviaturen zu beobachten, ohne daß damit Aussagen über die Häufigkeit des Vorkommens und die Systematik der Abbreviaturen verbunden sind9: 5 6
StD. S. 284. U. Daab, Studien, S. 52-53.
7
StD. S. 285.
8
S.
die
Zusammenstellungen
S. 50-52. 9 Zu diesen 166-179.
Aspekten
s.
L.
bei
StD.
Voetz,
S.
285-286;
U.
Sprachwissenschaft
Daab,
12
Studien,
(1987)
S.
112
Zur Erforschung
der althochdeutschen
Benediktinerregel
Endkürzung - simblü = simblu[m]10, der = der[a]13 - fat = fat[er]14, sal = - f = flona]11, niunzogo
atü
aiu[m]n,
=
lerarü
=
leraru[m]12,
sal[mo}15, natt = nall[es]16 s = niunzogo[stoY , A = k[euuissoY9 Anfangskürzung
- h -
-
/u
tin
[ι]Λ20
=
[ß/]/w 2 1 ,
=
-
t 24
[tmh]tin ,
=
[mi]*22,
gin
gun
=
[iajgun23 25
=
[uuizza^gin , gu
=
[rehtun]gu26
Anfangs- und Endkürzung - Iil = [simb]lu[m]21, gü = [iajgwfm]28 Hinsichtlich der Kontraktionen sind ebenfalls mehr oder weniger komplexe Typen zu unterscheiden: - d ruh = d[u]ruh29, ds = ^[eji30, ecouuelichu = e[o]couuelichu31
10 11 12 13 14 15 16 17 18 19
20 21 22 23 24 25 26 27 26 29
30 31
A. 6.
StD.
S.
197
17 und
StD.
S.
198
6 und A.
StD.
207,
8 9 und A.
4. 2.
StD.
S. 204
18.
StD.
S.
198
22 und
A. 9.
StD.
S. 219
10 und
A. 3.
StD.
s.
204
33 und
A. 6.
StD.
s.
218
14.
StD.
s.
223
28.
StD.
s.
218
16 (und
StD.
s.
215
30.
StD.
s.
215
24.
StD.
s.
215
27.
StD.
s.
223
30.
StD.
s.
207
26.
StD.
s.
216
4.
StD.
s.
216
14.
StD.
s.
215
31 und
A. 9.
StD.
s.
255
17 und
A . 4.
StD.
s.
227
26 und
A. 4.
StD.
s.
230
19.
StD.
s.
229
2.
viele
Der althochdeutsche
Text
113
- tnihne = truh[ti]ne32, kachvetamv = kachveta[ne]mv33, lec no = lec[zo]no34 - ch te = ch[ris]te35, ke ti = ke[scrifJft'36, h te = h[aubi]te31 Neben diesen einfachen Kontraktionen treten seltener Doppelkontraktionen und Kombinationen aus Suspension und Kontraktion auf: - qd mu = q[hue]d[ente]mui8 und nt = n[a]l[lesf9, trh = fr[u]/i[tinlihhiu]40. Eine weitere hervorstechende Eigenheit der Orthographie ist die Bezeichnung von langen Monophthongen durch Doppelschreibungen, die in dieser ausgeprägten Weise nur noch im althochdeutschen Isidor zu beobachten sind. Ε. H. Mensel hat das Vorkommen der Digraphien für Langvokale systematisch festgestellt und ist zu folgendem Ergebnis gekommen. Der Doppelschreibung hat sich vorzugsweise der Schreiber I bedient, eine Regel für ihren Gebrauch läßt sich aber nicht aufstellen, da keine Konsequenz in der Anwendung besteht41. Die meisten Digraphien betreffen Stamm- und Flexionssilben42, in den wenigsten Fällen Ableitungssilben43, worunter E. H. Mensel bei Adverbien, Nomina und komponierten Adjektiven auftretende Suffixe versteht. Das heißt, aufgrund dieses Befundes darf dort, wo keine Doppelschreibimg gesetzt wird, jedoch aus historischen Gründen Länge anzusetzen ist, nicht einfach auf Vokalkürze geschlossen werden, da die inkonsequente Handhabimg einen solchen Schluß nicht zuläßt. Diese Praxis verbietet auch die von R. Kögel erwogene Deutung, welche die Unterlassung oder Setzung der Doppelschreibung auf zwei Arten von Vokallänge hin interpretiert44. Auch dazu gibt der Befund keine Handhabe.
32
StD. S. 200, 2 und Α.
33
StD. S. 219,
17-18.
34
StD. S. 218,
18-19.
1.
35
StD. S. 205, 16 und A.4.
36
StD. S. 216, 21.
37
StD. S. 217, 9. StD. S. 217, 14 und A. 8.
38 39 40
StD. S. 204, 33. StD. S. 227, 22 und A. 3.
41
Ε. H. Mensel, JGPh. 4 (1902) S. 44-46; F. Seiler, S. 433-436; Η. M. Stanich, Phonologische Studien, S. 24. 42 Ε. H. Mensel, JGPh. 4 (1902) S. 29-41. 43
44
PBB.
Ε. H. Mensel, JGPh. 4 (1902) S. 42-44. R. Kögel,
Geschichte der deutschen Litteratur, I. 2, S. 467.
1
(1874)
114
Zur
Erforschung
der a l t h o c h d e u t s c h e n
Benediktinerregel
B. Verhältnis zum lateinischen Text
Die Interlinearversion ist eine Abschrift. Dies erhellt unter anderem aus der Tatsache, daß die Lesungen des althochdeutschen Textes in einer Reihe von Fällen von dem S-Text abweichen, indem sie einer weniger korrumpierten Textversion folgen. Grundlage für die Interlinearversion war nicht der S-Text, den man aus einer anderen Vorlage kopierte, sondern die Übersetzung wurde nach einem anderen lateinischen Text mit besseren oder, neutraler gesagt, Varianten Lesarten hergestellt. E. von Steinmeyer bewies den von ihm ermittelten Befund durch eine Zusammenstellung von entsprechenden Textstellen, von denen einige wenige zum besseren Verständnis genannt seien1: StD.
pagina BRH.
200,6
23
200,23 203,9 224,12-13 244,7 256,26 269,12
24 28 60 92 112 133
Lemma 916 Interpretament 916
setzt voraus
2,§21
discemimus
discemimur
2,§25 3,§6 13,§12 38,§8 49,§2 60,§7
melius concedet quin non ita reuerentia
pirumes kisceidan in pezzira kelimfit dea min deisu pi erwirdii
in melius condecet quae ne ista pro reuerentia
Die Tabelle zeigt, wie die Interlinearversion nicht die Lesart von S wiedergibt, sondern der richtigen beziehungsweise üblichen Lesart folgt. Das Vorkommen solcher Fälle legt damit die von E. von Steinmeyer vorgeschlagene Deutung nahe und nicht die F. Seilers, der die Lesungen des S-Textes als Abschreibfehler aus dem zur Interlinearversion passenden lateinischen Vorlagentext erklären will2. Mit der Einsicht E. von Steinmeyers in eine gewisse Unabhängigkeit der Interlinearversion vom S-Text entstand zugleich das Problem der überlieferungsgeschichtlichen Einordnung der tatsächlichen lateinischen Vorlage, die mittelbar in bestimmten Lesungen der Interlinearversion greifbar ist. Zwar kann man sagen, daß diese Vorlage häufig dieselben Lesarten wie S hatte, da sonst die Differenzen zu groß gewesen wären, doch ist eine solche Ähnlichkeit der
1
StD.
2
F. Seiler,
S. 283-284; PBB.
s. auch
U.
Daab,
1 (1874)
S.
472-473.
Studien,
S.
18-20.
Der
althochdeutsche
115
Text
Textfassungen in textkritischer Hinsicht eine zu vage Aussage, die dem Erkenntnisstand zur Textkritik der Regula Benedicti nicht gerecht würde. So hat H. Neuhold aufbauend auf der grundlegenden Arbeit L. Traubes 3 und unter Verwendung des von R. Hanslik für seine Regeledition erstellten Textkorpus versucht, eine genauere Zuordnung in einen Überlieferungszweig zu erreichen. Hierbei rekurriert er auch auf vorgängige Untersuchungen U. Daabs, die in einem ersten Einordnungsversuch die Vorlage der Interlinearversion in die interpolierte Rezension gestellt hat 4 . H. Neuhold bestätigt dieses Ergebnis und verifiziert es auf breiterer Materialgrundlage5. Darüber hinaus stellt er eine gleich starke Verbindimg zu den Handschriften H j bis H 4 6 fest, die der kontaminierten Textklasse angehören und dort genauer die Hauptvertreter der narbonensisch-hispanischen Codices darstellen. Demnach ist die Bezeichnung des hinter der Interlinearversion stehenden Textes als interpoliert zu einseitig, da Beeinflussungen durch bestimmte kontaminierte Handschriften vorliegen. Es ist vielmehr von einer Mittelstellung zwischen den beiden Handschriftenfiliationen auszugehen7. Aufgrund dieser Herkunft des lateinischen Textes zeigt die althochdeutsche Regel zum Teil andere oder bessere Lesarten als S. Allerdings berechtigt dieser Befund nicht dazu, das Verhältnis von Interlinearversion und S-Text im Sinne von U. Daab 'als vollkommen voneinander getrennt zu betrachten' 8 . Die überspitzte Formulierung U. Daabs ist richtig, insofern faktisch der Interlinearversion ein anderer lateinischer Text zugrunde lag, sie verzerrt aber das Bild der tatsächlichen überlieferungsgeschichtlichen Gegebenheiten, insofern die nunmehr textgeschichtlich eingegrenzte Vorlage auch nach ihren eigenen Untersuchungen in die Nähe der interpolierten Rezension zu rücken ist, in die S gehört. Für die überlieferungsgeschichtliche Nähe speziell dieser beiden Texte sprechen die von U. Daab selbst festgestellten weiteren Verbindungslinien, auf die H. Neuhold hinweist. Damit sind Beeinflus3 4
T e x t g e s c h i c h t e der U. D a a b , S t u d i e n ,
5
H.
6
Zitation
13;
H2
H4
=
Neuhold, =
Die
zum
im
Codex
Benedicti.
althochdeutsche
Teil
nach
Escurialensis
Narbonensis
Lesarten
R e g u l a S. S. 21-23.
I
BRH. III
deperditus, Paris,
13;
Interlinearversion,
S.
XLVIII-LI:
H3
=
jedoch
Bibliotheque
Ηχ
London, ist
eine
Nationale
S.
=
BMMss. ältere
lat.
95-104.
Escurialensis
12.772
Add.
Kollation erhalten.
η 8
Η. U.
Neuhold, Die althochdeutsche D a a b , S t u d i e n , S. 18.
Interlinearversion,
S.
147-154.
a I
30.055; von
116
Zur E r f o r s c h u n g
der a l t h o c h d e u t s c h e n
Benediktinerregel
sungen des S-Textes durch die verlorene Vorlage für das Althochdeutsche gemeint, die dem lateinischen Schreiber des Sangallensis 916 manchmal als Nebenvorlage diente. Während der Abschrift seiner separaten interpolierten Vorlage berücksichtigte er gleichzeitig das Latein der Interlinearversion und übernahm dadurch zum Teil dessen Sonderfehler. Zum anderen korrigierten die althochdeutschen Schreiber den S-Text und trugen Fehlendes nach, wobei sie offensichtlich den lateinischen Vorlagentext der Interlinearversion zur Grundlage ihrer Korrektur machten9. Variantengeschichtlich betrachtet sind nach H. Neuhold die zuletzt genannten Vorgänge in den meisten Fällen als sekundär zu beurteilen, da die übernommenen Lesarten, wenn es sich im Vergleich zur sonstigen Überlieferung um singuläre handelt, wahrscheinlich erst bei der Niederschrift der für die Interlinearversion relevanten lateinischen Textbasis entstanden sind. Sie geben somit als textgeschichtlich junge Varianten nichts über die überlieferungsgeschichtliche Zugehörigkeit des nur über das Althochdeutsche indirekt greifbaren Textes bekannt 10 . In diesem Zusammenhang sind viel eher bestimmte von S abweichende althochdeutsche Lesarten aussagekräftig, die Eigenarten über die ihnen zugrundeliegende lateinische Textrezension verraten und die H. Neuhold auf ihre tatsächliche lateinische Vorlage hin mit dem weiter oben mitgeteilten Ergebnis interpretiert hat 11 . Folglich besteht in der Tat eine enge, aber variantengeschichtlich junge Beziehung zwischen S und seiner Interlinearversion beziehungsweise der dahinterstehenden lateinischen Grundlage, was die überspitzte Formulierung U. Daabs verdeckt. Darüber hinaus hat diese Grundlage eine ursprüngliche Nähe zur interpolierten Rezension besessen, insofern ihre früheren Überlieferungsstufen dem Einfluß interpolierter, aber auch kontaminierter Handschriften ausgesetzt gewesen sind.
9 U.
Daab,
linearversion,
Studien, S.
S.
105-117;
23-27; dort
H.
Neuhold,
auch
Die
althochdeutsche
Zusammenstellungen
Inter-
relevanter
Textstellen. 10 11
H. H.
Neuhold, Neuhold,
Die Die
althochdeutsche althochdeutsche
Interlinearversion, Interlinearversion,
S. S.
106, 147-148. 118-139.
Der
althochdeutsche
117
Text
C. Übersetzungstechnik
Der Terminus Interlinearversion meint im wörtlichen Sinne eine inter lineas geschriebene Version beziehungsweise Übersetzung, gibt also strenggenommen nur Auskunft über die Plazierung der Übersetzung. Der Begriff besagt aber mehr in der Germanistik, weil er eine bestimmte Übersetzungstechnik impliziert, die bei den inter lineas geschriebenen Versionen zu beobachten ist. Die althochdeutsche Benediktinerregel steht hierfür als ein 'klassisches Beispiel'1, an dem sich eine solche Technik des Übersetzens studieren läßt2. Eine diesbezügliche Studie zur althochdeutschen Benediktinerregel existiert nicht, sondern es wurden in der Forschung lediglich im Zusammenhang mit anderen Zielsetzungen mehr oder weniger systematische Bemerkungen gemacht3. Hierbei herrscht Übereinstimmung darüber, daß die althochdeutsche Benediktinerregel den lateinischen Text weitgehend Wort für Wort und Form für Form wiedergibt und sozusagen an ihrer Vorlage mechanisch haftet. Der Übersetzer hat weder die Syntax noch die Idiome seiner Muttersprache berücksichtigt und versucht, in größtmöglicher Treue zum lateinischen Text durch eine additive Anreihung von Wortübersetzungen die Regel zu verdeutschen4. Dabei kommt es sogar zur Bildung neuer Wörter in formaler und semantischer Anlehnung an die lateinischen Vokabeln, die übersetzt werden sollen5. Es entsteht so eine Art 'Rohübersetzung', wie St. Sonderegger6 sagt, die ohne das Latein nicht verständlich ist. Die mechanische Umsetzung geht stellenweise soweit, daß durch Korruptelen sinnlos gewordene Stellen des Lateinischen ebenso sinnlos übertragen werden, wenn etwa ein
1
St.
Sonderegger,
Althochdeutsch
in St.
Gallen,
S.
64.
2
Ubersetzungstechnische nearversionen
bei
St.
Abstufungen
Sonderegger,
zwischen
den
Althochdeutsche
erhaltenen Sprache,
P h i l o l o g i a D e u t s c h , S. 101-114; dazu J. Lippert, B e i t r ä g e , S. 3 F. S e i l e r , P B B . 1 ( 1 8 7 4 ) S. 461-471; U. D a a b , S t u d i e n , Ibach, St.
PBB.
Gallen,
14/15 4
8-10;
78
(Halle
1956)
S.
64-66;
Philologia
(1985/1986) F. S e i l e r , St.
S.
PBB.
Sonderegger,
5
Weiteres
6
Althochdeutsche
darüber
S.
8-42;
St.
Sonderegger,
Deutsch,
S.
110-111;
Ibach,
PBB.
Interli-
S.
98-100;
20-25. S. 29-54;
H.
Althochdeutsch
in
G.
Bauer,
RBSt.
193-211. 1 (1874)
S. 471;
Althochdeutsch im Kapitel Sprache,
H.
in St.
Gallen,
78
S.
(Halle
64.
'Wortschatz'.
S. 99; P h i l o l o g i a
Deutsch,
S.
103.
1956)
S.
118
Zur
Erforschung
der a l t h o c h d e u t s c h e n
Benediktinerregel
aus ministrare entstelltes om[nis] t[er\re als eocouuelihera erdä7 im Althochdeutschen erscheint. Die wort- und formengetreue Wiedergabe ist andererseits nicht rigoros vom Übersetzer durchgehalten worden, was allein schon darin seinen Grund findet, daß eine Fremdsprache mit ihren grammatischen Strukturen nicht einfach spiegelbildlich identisch in eine andere Sprache hineingenommen werden kann. So erscheint der Ablativ stets im Dativ als nächstverwandtem Kasus, entsprechend der Ablativus absolutus als Dativkonstruktion8. Gerundia und Gerundiva werden bis auf wenige Ausnahmen durch die Konstruktion ze (zi, za) mit einem in den Dativ flektierten Infinitiv übersetzt9. Die Rektion der althochdeutschen Präpositionen wird weitgehend und wenn nötig auch gegen die lateinische Vorlage gewahrt10. Das wesentlich differenziertere Tempussystem des Lateinischen hat den Übersetzer, dem nur zwei formal ausgebildete Tempora zur Verfügung standen, vor besondere Schwierigkeiten gestellt. Für das lateinische Präsens, Futur I und II nimmt er das Präsens, hingegen für das Perfekt, Imperfekt und Plusquamperfekt das Präteritum. Noch schwerer mußte dem Übersetzer die Wiedergabe lateinischer Passivformen fallen, die er nur unvollkommen durch umschreibende, das heißt mit sin, wesan und werdan gebildete Formen übersetzt11. Diesen gewissermaßen durch die Natur der Sache erzwungenen Abweichungen lassen sich Versuche an die Seite stellen, bei denen der Übersetzer offensichtlich eine freiere und kontextgemäße Übersetzung anstrebte 12 . St. Sonderegger macht außerdem auf Stabreimstilisierungen und prägnantere Übersetzungen in den häufig auftretenden Bibelzitaten aufmerksam, wiewohl ersteres genauer geprüft werden müßte, da die Alliteration in den bei St. Sonderegger aufgeführten drei Beispielen zufällig sein könnte 13 . Mit Blick auf das gesamte
7
StD.
Seiler,
S.
190,
PBB.
8
und
1 (1874)
S.
A.
2;
BRH.
8
F. Seiler,
PBB.
1 (1874)
S.
466.
9
F. Seiler,
PBB.
1 (1874)
S.
470.
10
F. Seiler,
11
Dazu
40, 44; A. 12
1956)
F.
PBB.
1 (1874)
F. S e i l e r ,
PBB.
R.
NPhM.
Wedel,
Seiler,
S. 21-23;
PBB. H.
1
Pr.
§41;
weitere
Beispiele
bei
F.
S.
31-
461-462.
S.
467-468.
1 (1874) (1874)
Neuhold,
S. 466-468;
77 ( 1 9 7 6 ) Die
S.
S.
U.
Daab,
Studien
270-281.
470-471;
H.
althochdeutsche
Ibach,
PBB.
78
Interlinearversion,
(Halle S.
81-
83. 13
St.
Deutsch,
Sonderegger, S.
111.
Althochdeutsch
in
St.
Gallen,
S.
65-66;
Philologia
Der
althochdeutsche
119
Text
Denkmal bleiben solche Versuche jedoch selten und vermögen von der Mechanität des Übersetzens abzulenken14.
nicht
Die von der Interlinearversion im oben dargelegten Sinne intendierte Genauigkeit leidet unter zahlreichen Übersetzungsfehlern, die maßgeblich in den schlechten Lateinkenntnissen des Übersetzers wurzeln. Neben der Verkennung von syntaktischen Konstruktionen oder falscher Auffassung einzelner lateinischer Wörter fallen im Bereich der lateinisch-althochdeutschen Verbalformen die passivische Wiedergabe der Deponentien, die Verwechselung von Indikativ und Konjunktiv, Numerusinkongruenzen und Auslassung des althochdeutschen Finitums bei mehrteiligen Verbkomplexen ins Auge 15 . Damit soll nicht gesagt sein, daß jede althochdeutsche Verbform eine Fehlübersetzung darstellt, doch ist die Häufigkeit der Fehler gerade in diesem Bereich sehr auffällig. Im Einzelfall ist aber zu prüfen, ob nicht ein sogenannter Übersetzungsfehler durch die tatsächliche lateinische Vorlage der Interlinearversion bedingt ist, obgleich dies in den wenigsten Fällen sicher entscheidbar sein dürfte. Die Vielfalt der Fehler ist zu groß, als daß man hier genauer darauf eingehen könnte. Hier wäre eine Einzelbesprechung nötig. Die wichtigsten Fehlergruppen sind aber genannt worden und können jederzeit mit Hilfe der angegebenen Literatur und der dort verzeichneten Beispiele konkretisiert werden.
14
Zu
einer
(1985/1986)
eher
S.
differenzierte
die
Häufung
pädagogischen
PBB.
im
Beurteilung der
Zweck
von der
in
der
feststellt;
Bereich
Interlinearversion
beurteilende
15
208,
Wortübersetzungen
Übersetzungsleistung Meinung
positiven
197-198,
der
eine
gelangt
hierbei
Syntax
reine
von
und
darstellt,
PBB.
1
(1874)
S.
461-465;
StD.
78
(Halle
1956)
S.
23-39;
H.
Neuhold,
Die
71-80,
85-89.
er
aber
da
S.
14/15
als
und
von
nach
die
Lateinkenntnissen
Seiler,
S.
ab,
RBSt.
gelungene
ausschließlich
F.
nearversion,
Bauer,
sieht
völlig
Vokabelübersetzungen Vermittlung
G.
Interlinearversion
der
seiner
solche
primär
zu dem
diente.
288-289;
H.
althochdeutsche
Ibach, Interli-
120
Zur
Erforschung
der a l t h o c h d e u t s c h e n
Benediktinerregel
5. Vorstufen des althochdeutschen Textes und Verfasserfrage
Der althochdeutsche Text des Sangallensis 916 ist als Abschrift einer älteren Vorlage anzusehen 1 . Das geht zum einen aus der weiter oben dargelegten Tatsache hervor, daß die Interlinearversion nicht nach dem Latein des Sangallensis 916 angefertigt wurde, sondern einem fehlerfreieren Text folgt, und zum anderen aus orthographischen Indizien, die sich auf die für die althochdeutsche Benediktinerregel charakteristischen Abbreviaturen beziehen. Nach E. von Steinmeyer muß eine Vorlage angesetzt werden, die noch stärker mit Abbreviaturen versehen war, was dann bei der Abschrift zum heute erhaltenen Text zu Unsicherheiten oder Fehlern führte 2 . Folgende drei Beispiele können das Gemeinte illustrieren: - kilauba3, k aus Ansatz von / korrigiert - kechorote4, k aus Ansatz von c korrigiert - duruh5, d auf ausgewischtem ru Die drei Wörter sind vom Schreiber erst nach einer Korrektur in die endgültige Form gebracht worden, weil seine Vorlage offensichtlich nur 'lauba, *chorote und ein im Sangallensis noch an mehreren Stellen belegtes ruh6 bot. Der Schreiber übernahm mechanisch diese Kürzungen, bemerkte aber seinen Fehler rechtzeitig und löste die Wortkürzung mittels einer Korrektur zur vollen Form auf. Unter der Voraussetzung einer stärker abbreviierten Kopiervorlage lassen sich auch andere Erscheinungen plausibel erklären. So sind beispielsweise Inkongruenzen im Numerus zwischen lateinischen und althochdeutschen Verbalformen festzustellen 7 : - dicantur (Plural) si kiqhuetan (Singular) 8 - diuidantur (Plural) si ziteilit (Singular) 9 - incipiatur (Singular) sin kifangan (Plural) 10
1
So
2
StD.
S.
286-287.
3
StD.
S.
193,
34 und
4
StD.
S.
196,
27 und A .
5
StD.
S.
197,
20-21
6
StD. S. 225, 23: [du]ruhanpintames; S. 230, 40: [du]ruh.
η
schon
StD. 77-78. 8 StD. 9 10
StD. StD.
S.
F. S e i l e r ,
286;
H.
PBB.
und
S.
228, 227,
33. 22-23.
30.
S.
471-474.
12. 9. A.
Neuhold,
S. 222, 4; 224, S.
A.
1 (1874)
8.
Die
althochdeutsche
Interlinearversion,
S.
Vorstufen
und
Verfasser
121
Die Vorlage schrieb demnach nur s für das Finitum11, das der Schreiber aus Unsicherheit oder Flüchtigkeit falsch supplierte. Es ist hier aber einschränkend zu bedenken, daß in dem einen oder anderen Fall die Abweichung im Numerus auf die lateinische Vorlage für die althochdeutsche Übersetzung zurückgehen könnte, was eventuell für das dritte Beispiel zutrifft12. Wiederholt fehlt sogar das Verbum substantivum wie in implebitur ... erfullit. Die finite Verbform wurde demnach auf der Vorstufe gänzlich ausgespart, und man vergaß, sie im Sangallensis 916 zu ergänzen13. Aus den angeführten Beobachtungen, deren Belege sich vermehren üeßen, wird deutlich, daß der Ansatz einer ersten Vorstufe (= *916), also einer unmittelbaren Kopiervorlage für den althochdeutschen Text, evident ist. Es fragt sich aber, ob man damit schon das Original erfaßt hat oder ob noch eine weitere Vorstufe anzusetzen ist. Die Beantwortung dieser Frage ist in einem Zusammenhang mit der Frage nach dem oder den Verfassern der althochdeutschen Benediktinerregel zu sehen. F. Seiler und E. von Steinmeyer beobachteten innerhalb des deutschen Textes orthographische Unterschiede, die sie zu einer Differenzierung in verschiedene Abschnitte veranlaßten. Die orthographischen Unterschiede beziehen sich hauptsächlich auf die unterschiedliche Gestalt der Präfixe ka- und za-, die auch als ke-, ki- und ze, zi- auftreten, auf Abfall oder Erhaltung des anlautenden /Λ/ vor Konsonant, auf den Eintritt von für und umgekehrt sowie auf den Wechsel zwischen und für postvokalisches Ihhl aus germanisch /k/14. E. von Steinmeyer konstituierte hierbei neun Abschnitte, die auf die folgenden Seiten der Handschrift verteilt sind: 1. p. 8-51 2. p. 52-79 3. p. 80-83 4. p. 84-86 11
Zum
Beispiel
noch
belegt
in
incipiantur
für
StD.
S.
226,4
oder
227,27:
dicaatur s
tan = s[ia] [kiqhue]tan. 12
BRH.
18,
§6:
Handschrift
belegt;
nearversion,
S.
13
StD.
S.
s.
auch
H.
die
Codices
Neuhold,
Ηχ,
Die
H3
und
eine
althochdeutsche
weitere Interli-
134. 286;
H.
Neuhold,
Die
althochdeutsche
Interlinearversion,
S.
79-80. 14
(1873)
F. S.
Seiler, 132-133;
PBB. ZDA.
1
(1874) 17 ( 1 8 7 4 )
S.
476; S.
E.
432-433.
von
Steinmeyer,
ZDA.
16
122
Zur
Erforschung
der
althochdeutschen
Benediktinerregel
5. p. 87-91 6. p. 92-95 7. p. 96-103 8. p. 104-135 9. p. 136-150 Die Form der Auflistung läßt zwei Gruppen erkennen, was seinen Grund in dem regelmäßigen Wechsel der Indizien hat. Gemeint ist, die Abschnitte 1, 3, 5, 7 und 9 zeigen annähernd die gleichen Erscheinungen. Sie bevorzugen die Präfixe ke- und ze-15, anlautendes Ihl vor einem Konsonanten ist erhalten geblieben16, für postvokalisches germanisches Ikl steht , und eine Vertauschung von < i > und findet nicht statt. Dem stehen die Abschnitte 2, 4, 6 und 8 gegenüber, die ka-, ki- beziehungsweise za-, zi- haben und die den Ausfall von Ihl vor Konsonant, die Graphie und die Vertauschung von und zeigen. E. von Steinmeyer führte diesen regelmäßigen Wechsel der Indizien nicht auf die althochdeutschen Schreiber des Sangallensis 916 zurück, weil ihm die Verteilung von ka-, ki- und ke- auf zwei Verfasser der Vorstufe hindeutete, von denen der eine ka- neben found der andere ke- bevorzugte17. Dies bestätigen nach E. von Steinmeyer auch die von ihm ermittelten paläographischen Abschnitte im Codex 916, deren Grenzen sich nur zum Teil mit denen der orthographischen Erscheinungen decken, weswegen die althochdeutschen Schreiber des Sangallensis 916 nicht für die soeben dargelegten Differenzen verantwortlich gemacht werden können 18 . E. von Steinmeyer entwickelte also anfangs ein zweistufiges Überlieferungsmodell, in dem der Sangallensis 916 die unmittelbare Abschrift des Originals ist19, das zwei Verfasser in einer stark kürzenden Schreibweise schriftlich fixierten. Später hat er seine Ansicht modifiziert und seine Vorstellung zu einem dreistufigen Modell erweitert, weil die 'Konformität der Übersetzung, namentlich im Wortschatz' nur einen Verfasser möglich erscheinen läßt und die Vorstellung zweier nach unterschiedlichen orthographischen Prinzipien arbei15
132;
S.
die
F.
Seiler,
1947)
S.
Seiler
und
16
S.
Baesecke,
Auszählungen
376;
PBB. G.
E. von
die
1
Baesecke
69
gibt
Steinmeyer
Auszählung
PBB.
bei (1874)
(Halle
bei
B. S.
von
für p.
71 kiF.
1947)
G.
52-79
viermal
PBB.
1 (1874)
375-376.
17
E. von
Steinmeyer,
ZDA.
16 ( 1 8 7 3 )
S.
133-134.
18
E. von
Steinmeyer,
ZDA.
17 ( 1 8 7 4 )
S.
433.
19
So auch
E.
Sievers,
JLZ.
ZDA.
Baesecke,
16
PBB.
ki-
an,
(1873) 69
S.
(Halle
während
F.
zählten.
Seiler, S.
Steinmeyer,
448;
1 (1874)
S.
599.
S.
411-413
und
G.
Vorstufen
und
123
Verfasser
tender Übersetzer wenig Wahrscheinlichkeit für sich hat20. Es soll nach E. von Steinmeyer als Original ein 'stenographisches Konzept' existiert haben, das von einem Verfasser in einer noch stärker abbreviierten Form ohne den lateinischen Grundlagentext21 auf einzelnen Pergamentblättern 'flüchtig' aufgezeichnet wurde. Dieses Originalkonzept ( = **916) ist dann von zwei sich abwechselnden Bearbeitern ausgearbeitet und interlinear in den lateinischen Grundtext ( = *916) eingetragen worden. Die Bearbeiter gingen allerdings nach unterschiedlichen Grundsätzen vor. So lösten sie beispielsweise eine Abbreviatur k oder ζ für die entsprechenden Präfixe je nachdem zu ke- oder ka-/ki- beziehungsweise ze- oder za-jzi- auf22. E. von Steinmeyer erklärte sich also die Möglichkeit einer stark schwankenden Orthographie mit der Beschaffenheit des Originals, das aufgrund seiner umfangreichen Wortkürzungen den zwei Bearbeitern die Freiheit ließ, nach verschiedenen Orthographieprinzipien die Abbreviaturen zu supplieren. Vielfach behielten sie aber auch die Wortkürzungen bei, was die Schreiber des Sangallensis 916 ihrerseits vor die Entscheidung stellte, die Kürzungen des ihnen zur Abschrift vorliegenden lateinisch-althochdeutschen Regelexemplars zu übernehmen oder aufzulösen. Dadurch hervorgerufene Fehler oder Unsicherheiten sind bereits am Anfang des Kapitels zur Sprache gekommen. E. von Steinmeyers Ansicht über die rung der Benediktinerregel kann durch halten werden: **916
=
Vorstufen in der Überliefedie folgende Skizze festge-
Originalkonzept von einem Verfasser
ν Ausarbeitung durch zwei lateinisch-althochdeutschen
916
Bearbeiter zu Regelcodex
einem
ν 916
20
21 21 Recht 22 22
Abschrift nur der lateinische Vorlage her
StD.
S.
Dies
wird
für StD.
idthochdeutschen rührt von einer
Textes, anderen
285. von
G.
Baesecke,
unwahrscheinlich S.
des Text
287.
PBB.
gehalten.
69
(Halle
1947)
S.
377
wohl
zu
124
Zur
Erforschung
der
althochdeutschen
Benediktinerregel
Der Sangallensis 916 ist so gesehen das letzte Glied eines dreistufigen Überlieferungsmodells, und er trägt noch deutlich in der Handhabung der Abbreviaturen und in dem Wechsel der orthographischen Erscheinungen die Spuren früherer Uberlieferungsstadien in sich. Die Untersuchungen F. Seilers zur Orthographie der althochdeutschen Benediktinerregel ergaben gleichfalls eine Gliederung in Abschnitte, die sich weitgehend mit derjenigen von E. von Steinmeyer deckt. Die einzige Ausnahme stellen die Seiten 48-51 dar, die F. Seiler für einen eigenen Abschnitt hält23. Die Zahl seiner Abschnitte ist daher auf zehn erhöht, die er letztlich zehn verschiedenen Verfassern der Vorstufe zuschreibt. Er bemerkt zwar auch den regelmäßigen Wechsel der Indizien, der E. von Steinmeyer zu der Annahme zweier Abschnittgruppen und anfangs zweier Verfasser veranlaßt, jedoch konstatiert er andererseits Unterschiede zwischen den einzelnen Komplexen, die er für zu schwerwiegend einschätzt, um der Theorie von zwei Verfassern Raum geben zu können. F. Seiler bleibt folglich bei einem zweistufigen Modell, in dem der Sangallensis 916 die unmittelbare Abschrift eines von zehn Verfassern hergestellten Originals darstellt24. Das von E. von Steinmeyer entwickelte dreistufige Überlieferungsmodell hat sich im Verlauf der Forschung durchgesetzt, wie die Arbeiten von U. Daab25, G. Baesecke26 und H. Neuhold27 zu erkennen geben. Ihre Arbeiten fußen auf den überlieferungsgeschichtlichen Aussagen E. von Steinmeyers, und sie versuchen, in der von ihm gewiesenen Richtung zu weiterführenden Erkenntnissen zu gelangen. G. Baesecke hat mit Blick auf die Frage des Entstehungsortes der Interlinearversion die Meinung vertreten, die zwei Bearbeiter der ersten Vorstufe ( = *916) seien mit dem Schreiber I und dem Schreiber III des Codex 916 identisch, weswegen beide Regelhandschriften am selben Ort entstanden sein müßten28. Diese Behauptung muß im Zusammenhang der wissenschaftlichen Diskussion um den Entstehungsort der Interlinearversion noch einmal aufgenommen werden; hier geht es lediglich darum, die dafür beigebrachten kodikologischen Argumente auf ihre Stichhaltigkeit hin zu überprüfen. 23
fällt
p.
8-51
dieser
24
F.
25
Studien,
26
27 28
Seiler,
PBB. Die G.
=
Abschnitt
Komplex PBB.
PBB.
1947)
althochdeutsche Baesecke,
PBB.
E.
von
Abschnitte,
1 (1874)
S. 25-27;
69 ( H a l l e
1 bei
in zwei
Steinmeyer; nämlich
S. 476-479;
PBB.
80 ( T ü b i n g e n
S. 373,
nach
2 (1876)
1958)
1947)
S.
S.
S.
59-63.
375.
F.
8-47 und
378.
Interlinearversion, 69 ( H a l l e
p.
S.
400-403.
Seiler p.
zer»
48-51.
169-171.
Vorstufen und
Verfasser
125
G. Baesecke operiert bei seiner Argumentation mit den von E. von Steinmeyer festgelegten paläographischen und orthographischen Abschnitten sowie mit bestimmten Lagengrenzen. Um verstehen zu können, was er meint, ist es vorteilhaft, sich die Zahlen in einer Übersicht zusammenzustellen, die man der folgenden Tabelle entnehmen möge.
a
b
a
b
a
b
β—51
52-79
80-83
84-86
»7-91
92-95
A
fi
I
Χ
C
8-47 D
Ε
III
I
III
I
IV
V
52-79
80-91
92-95
96-105
106-110
111-126
II
III
16-51
52-60
IV 61-78
I
III
79-91
92-95
L 4-5
L 6
48-79
80-95
L 3
1-14
15-30
31-46
a 136-150
11
1-47 L 2
b 104-135
18-51
L 1-J
L 1
a 96-103
L 4 47-62
L 5 63-78
L 6 79-94
I 96-105
V
»I
106-110
111-126
VI 127-150 VII 127-137
I 138-150
L 7 laid f o l g e n d e 96-15« L 7
L 8
L 9
95-110
111-126
127-142
L 10 143-158
- Reihe Α gibt die durch orthographische Kriterien ermittelten neun Abschnitte E. von Steinmeyers nach denSeitenzahlen der Handschrift 916 an; die Buchstaben a und b bezeichnen hingegen die auf der Vorstufe *916 sich abwechselnden zwei Bearbeiter. - Reihe Β verzeichnet nach E. von Steinmeyer die paläographischen Abschnitte des Sangallensis 916; die Schreiber werden jeweils durch römische Zahlen dargestellt. - Reihe C verzeichnet die paläographischen Abschnitte und die jeweiligen Schreiber nach Η. M. Stanich. - Reihe D markiert die Lagengrenzen nach G. Baesecke. - Reihe Ε markiert die tatsächlichen Lagengrenzen. G. Baesecke beobachtet nunmehr, daß bis S. 95 die Grenzen nach der 3., 5. und 6. Lage im Sangallensis mit den Grenzen der orthographischen Abschnitte zusammenfallen, weswegen '*916 dieselben Seiteninhalte, dasselbe Format' hatte. Die Schreibarbeit soll deshalb wie im Sangallensis 916 nach Lagen verteilt gewesen sein29. Die 29
Das vermuteten schon F. Seiler, PBB. 2 (1876) S. 171 und E. Sievers, JLZ. 1 (1874) S. 599 aber aufgrund des Zusammentreffens von orthographischen und paläographischen Abschnitten; E. von Steinmeyer, Z D A . 17 (1874) S. 433 erwog dagegen eine Verteilung nach Blättern; s. auch R. Kögel, Geschichte der deutschen Litteratur, I. 2, S. 466.
126
Zur
Erforschung
der
althochdeutschen
Benediktinerregel
Gleichförmigkeit der Einrichtung von *916 und 916 spricht aber wenn man G. Baesecke recht versteht - für die Identität von Schreiber I und III mit den Bearbeitern a und b von *916. Dies soll sich auch in der teilweise gegebenen Deckimg von paläographischen und orthographischen Abschnitten zeigen, das heißt, Bearbeiter a und b schrieben die von ihnen in *916 bearbeiteten Partien selbst in den Sangallensis 916 hinein30. Als Ausnahmen sind S. 4851 des Schreibers II, der nur Schreiber ist, und S. 84-86 anzusehen, die der Schreiber I ( = Bearbeiter a) aufzeichnete, obwohl sie Schreiber III ( = Bearbeiter b) konzipierte31. Zu der Meinung G. Baeseckes ist zu bemerken, daß sie keine kodikologische Evidenz hat, zumal er sich auf die Seiten 8-95 beschränkt hat und die an diesen Seiten gewonnenen Ergebnisse in methodisch unzulässiger Weise auf den Rest der Übersetzung überträgt. Allein aus der Reihe Α mit ihren orthographischen Abschnitten geht klar hervor, daß von einem Zusammenfall mit den Lagengrenzen nur in zwei Fällen die Rede sein kann, nämlich hinter p. 79 und p. 95. Ansonsten findet ein Zusammengehen von Lagenund Bearbeitergrenzen nicht statt und schon gar nicht nach S. 95. Das Ende von Lage 3 mit Seite 47 kongruiert zwar mit der ersten Partie von Schreiber I, was aber nicht für G. Baeseckes Argumentation gewertet werden darf, da es sich um einen paläographischen Abschnitt handelt. Die von G. Baesecke und vorher schon von E. von Steinmeyer32, E. Sievers33 und F. Seiler34 beobachtete Übereinstimmung von paläographischen und orthographischen Grenzen der Reihe Α und Β ist nur teilweise vorhanden und weist eher auf die Nichtidentität von Schreibern und Bearbeitern hin. Nimmt man die modifizierte paläographische Beurteilung Η. M. Stanichs mit hinzu, die eine Autopsie des Codex in St. Gallen zu bestätigen vermochte, werden die Übereinstimmungen noch geringer. Schließlich ist zu bemerken, daß die Lagengrenzen von G. Baesecke falsch bestimmt worden sind35, wie aus der Reihe Ε hervorgeht. Damit ist sein Argument für die gleiche Einrichtung von *916 und 916 gegenstandslos, weil
30
Man der
diese
s. R.
Kögel,
Vermutung
31
G.
32
ZDA.
33
JLZ.
1 (1874)
34
PBB.
2 (1876)
35
Nicht
(Tübingen
Baesecke,
PBB.
17 (1874)
so
bei
1958)
Geschichte
zuerst
der
deutschen
ausgesprochen
69 ( H a l l e
1947)
Litteratur,
I.
2,
S.
466,
hat. S. 373-375,
380.
S. 433.
S. 599. S. StD.
170-171. S.
S. 379-380
283:
'Lage
übernimmt
1-3 (S. die
2-46)';
falsche
U.
Zählung.
Daab,
PBB.
80
Vorstufen und Verfasser
127
es auf unzutreffenden Beobachtungen beruht. Sein Versuch, von kodikologischen Verhältnissen im Sangallensis 916 auf diejenigen in der Vorstufe zu schließen, hat sich als nicht beweisbare Spekulation erwiesen. Zuletzt hat U. Daab es unternommen, neue Ergebnisse zur Überlieferungsgeschichte zu erzielen. Ausgehend von E. von Steinmeyers und G. Baeseckes Beobachtungen, daß paläographische und orthographische Abschnitte sich nur zum Teil decken, hat sie die Frage nach der Anzahl der Bearbeiter in *916 und ihrer jeweiligen Textpartien neu gestellt. Sie hat hierbei den althochdeutschen Text des Sangallensis noch einmal auf die schon von F. Seiler und E. von Steinmeyer herangezogenen orthographischen Kriterien hin überprüft, wobei die Wortwahl als ein zusätzliches Kriterium gedient hat36. Sie gelangt zu dem Ergebnis, daß nicht mehr von bisher zwei, sondern von acht Bearbeitern auszugehen ist, denen folgende Abschnitte angehören: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.
Diese acht Bearbeiter waren entweder auf der ersten Vorstufe (* 916) oder schon auf der Stufe des Originals (**916) tätig. Letzteres hieße, daß U. Daab im Gegensatz zu E. von Steinmeyer nicht mehr von einem Verfasser der Interlinearversion spricht. Die Behauptung G. Baeseckes über die Identität von Schreiber I und III mit den Bearbeitern a und b lehnt sie ab37. Die Interpretation der in der althochdeutschen Benediktinerregel vorfindbaren Orthographie hat zu drei verschiedenen Deutungen geführt. F. Seiler glaubt zehn verschiedene Übersetzer ansetzen zu müssen, während E. von Steinmeyer von zwei Bearbeitern und einem Autor spricht. U. Daab will schließlich acht Bearbeiter erkennen, von denen offen bleibt, ob sie auch die Autoren sind. Diese Uneinheitlichkeit der Deutungen läßt Mißtrauen gegenüber diesen Aussagen aufkommen, und zwar dahin gehend, ob die angewendeten 36
PBB.
37
U. Daab, PBB. (Tübingen
U. Daab, auf S. 400.
80 (Tübingen
1958) S. 379-381; s. die
1958) S. 400-403.
Auszählungen
128
Zur
Erforschung
der
althochdeutschen
Benediktinerregel
Kriterien überhaupt eine eindeutige Interpretation hinsichtlich sogenannter Bearbeiter oder Verfasser zulassen. E. von Steinmeyer konstatiert einen regelmäßigen Wechsel der Kriterien, wodurch ihm die Annahme von zwei Bearbeitern auf der unmittelbaren Vorstufe nahegelegt wird. Der Wechsel ist aber nicht einschneidend, sondern ist bemerkbar anhand von sich ablösenden Tendenzen, bestimmte Graphien zu bevorzugen oder nicht. Damit werden gleichzeitig Unregelmäßigkeiten zugegeben, die F. Seiler und U. Daab veranlassen, den Gedanken von zwei Verfassern wieder zu verwerfen. Das von U. Daab zusätzlich herangezogene Kriterium der Wortwahl und die dazu ermittelten Unterschiede stellen eine Gegenposition zu E. von Steinmeyer dar, der gerade wegen der 'Konformität ... namentlich im Wortschatz'38 nur einen Autor annimmt, der auf einer weiter voraufliegenden Stufe tätig war. Nun ist der Begriff der Konformität sprachwissenschaftlich vage, doch wird man nicht von mangelnder Konformität sprechen wollen, wenn dasselbe lateinische Wort an verschiedenen Textstellen zum Teil mit einer anderen althochdeutschen Vokabel übersetzt wird. Auch der Autor der Interlinearversion konnte variieren, was dann gegen U. Daab nicht ohne weiteres auf mehrere Übersetzer hindeutet. Es ist festzuhalten, daß in der Beantwortung der Verfasserfrage keine Einheitlichkeit besteht. Die Ergebnisse machen einen spekulativen Eindruck39, da der empirisch aufweisbare Befund nicht widerspruchsfrei gedeutet werden kann. Ob hier eine Untersuchung mit wiederholten statistischen Auszählungen der orthographischen Phänomene zu besseren Ergebnissen kommen würde, bleibt dahingestellt. Unzweifelhaft ist nur, daß die althochdeutsche Benediktinerregel im Codex 916 nicht als Original aufzufassen ist. Folglich muß von mindestens einer Vorstufe ausgegangen werden, über deren Bearbeiter und über deren vorgängige Überlieferung nichts Sicheres aussagbar ist.
38
39
StD.
S.
Ahnlich
285. Η.
M.
Stanich,
Phonologische
Studien,
S.
11.
129
Entstehungsort
6. Entstehungsort
Die Frage nach dem Entstehungsort der Benediktinerregel ist bis in die jüngste Zeit hinein Gegenstand der Diskussion gewesen. Nachdem die ältere Forschimg ohne genauere Begründungen die Interlinearversion mitsamt ihren Vorstufen St. Gallen zuwies1, gingen neue Impulse erst von der Edition des Textes durch E. von Steinmeyer aus. E. von Steinmeyer hielt die Interlinearversion 'wegen ihrer mehrfachen lexikalischen Übereinstimmimg mit dem Glossar Rb.' für eine Reichenauer Arbeit2. Dieser Ansicht hat zuerst M. Roth widersprochen, die aufgrund von Wortschatzuntersuchungen mehr lexikalische Parallelen zu Notker Teutonicus aus St. Gallen als zu anderen reichenauischen Denkmälern feststellen will3. Ebenso machte Th. Längin darauf aufmerksam, daß ein zwingender Beweis für die Reichenau bisher fehle4. Etwas zurückhaltender urteilte H. Brauer, der zwar an der Entstehung der althochdeutschen Benediktinerregel in St. Gallen festhielt, jedoch bei der Anfertigung des Übersetzungswerkes eine Unterstützung durch Reichenauer Mönche nicht ausschloß5. Erst G. Baesecke griff den von E. von Steinmeyer gegebenen Hinweis auf und verwertete ihn im Zusammenhang seines Versuchs, sämtliche frühen althochdeutschen Interlinearversionen monogenetisch auf die Reichenau zurückzuführen. Ausschlaggebend für die Zuweisung zur Reichenau schien ihm die Beobachtung, daß zur Herstellung der althochdeutschen Interlinearversion das Reichenauer Glossar Rb 6 und die ebenfalls auf der Reichenau vertretene Samanunga benutzt worden seien. Darüber hinaus konstatierte er eine Ähnlichkeit in der Übersetzungstechnik zwischen der althochdeutschen Benediktinerregel und anderen Interlinearversionen, für die Reichenauer Her-
1
F.
Seiler,
deutschen
PBB.
1
Litteratur,
I.
Sprachdenkmäler, Literatur, den 2
3
1.
Kleineren StD. M.
gen
I, S.
S. Α.,
(1874) 2,
S.
153-156; S.
257,
Roth,
479,
G. der
althochdeutschen 287,
S. 465;
R.
H.
6
Hier
lischer
Brauer, mit
Hinweis
Die
Kögel,
Über
Geschichte
die
E.
der
von
nicht
der
sanctgallischen
Geschichte von
Sprachdenkmälern
289.
Ueber
R.
Henning,
Ehrismann, den
deutschen
Steinmeyer
in
berücksichtigt!
. den
Wortschatz
U . D a a b , S t u d i e n , S. 73. Th. Längin, D i e Kultur der A b t e i
5
482-485;
Bücherei,
Verweis
Übereinstimmung
auf
E.
S.
der
Reichenau,
39, 52,
von
redet, was
Benediktinerregel,
48;
dage-
695.
87.
Steinmeyer, keine
II, S.
S.
der
Benutzung
aber von
nur Rb
von
lexika-
impliziert.
130
Zur
Erforschung
der a l t h o c h d e u t s c h e n
Benediktinerregel
kunft als gesichert gelte7. Die von G. Baesecke mehr behauptete als bewiesene Abstammung der althochdeutschen Benediktinerregel von der Reichenau hat im folgenden U. Daab durch eine eigens dafür angelegte Untersuchimg zu beweisen versucht8, die hier etwas ausführlicher zu besprechen ist. U. Daab macht sich für ihre Untersuchimg die Vorarbeiten E. von Steinmeyers zur Überlieferung der althochdeutschen Regel zu eigen und bezieht sich mit ihrer Argumentation auf das von ihm entwickelte dreistufige Überlieferungsmodell. Hierbei beabsichtigt sie, zumindest für die beiden Vorstufen (= "916, *916), die wegen ihrer Beschaffenheit am selben Ort entstanden sein müssen, den Nachweis für die Reichenauer Herkunft zu führen, da für die erhaltene Handschrift aufgrund einer noch ausstehenden paläographischen Analyse St. Galler Herkunft nicht auszuschließen sei9. In einem ersten Beweisgang will U. Daab die Übersetzungstechnik der althochdeutschen Benediktinerregel als reichenauisch identifizieren, indem sie andere Interlinearversionen zum Vergleich heranzieht, die in ihrem Ursprung als Reichenauer Produkte aufzufassen sind10. Damit sind die St. Pauler Lukasglossen11, die Murbacher Hymnen12, das Carmen ad deum13 und die altalemannische Psalmenübersetzung14 gemeint. Als Vergleichskriterien für die Übersetzungstechnik dienen der Übersetzungsstil der lateinischen Verbalformen, Doppelglossierungen und Abbreviaturen. Der Vergleich ergibt eine Ähnlichkeit oder teilweise Gleichbehandlung der lateinischen Verbalformen, wobei U. Daab Abstufungen hinsichtlich der Übersetzungsfertigkeit zwischen den einzelnen Denk7
G.
Baesecke,
wiederabgedruckt
PBB. bei
51
G.
(1927)
Baesecke,
S.
209-210,
in:
G.
213-214;
Baesecke,
der
Kleinere
Aufsatz
ist
Schriften,
S.
126-137. 8
U.
Daab,
Studien,
S.
14.
9
U.
Daab,
Studien,
S.
26-28.
10
U.
11
Ediert
bei
Drei
Reichenauer
37;
Daab,
Studien,
Herausgegeben mittlerweile
E.
Die
von
überholt
Lukasglossen, 12
StSG.
S.
mannischen 13
Ediert
14
Ediert
S.
alemannischen
bei
19-21
und
Denkmäler
U.
Daab,
durch
S.
die
38-40
der 1-28;
diese
Neuedition
- S. 737,
1-18 und
altalemannischen bei
Ausgaben L.
Voetz,
21-
Frühzeit. sind
Die
jedoch
St.
Pauler
177-255. « Hymnen.
29-58,
Frühzeit. bei
29-30.
I, S. 728,
Murbacher
Sievers,
S.
StD.
106;
Nach Drei
Herausgegeben S.
StD.
Frühzeit.
der
Handschrift
Reichenauer von
U.
Daab,
herausgegeben
Denkmäler S.
der
von
altale-
29-76.
290-292.
S.
293-300;
Drei
Herausgegeben
Reichenauer
von
U.
Daab,
Denkmäler S.
77-92.
der
alt-
131
Entstehungsort
mälern feststellt, und zwar im Sinne einer 'Aufwärtsentwicklung ... gemäß ihrer zeitlichen Aufeinanderfolge'. Aus dem Rahmen fallen die Lukasglossen, die als ältestes Sprachdenkmal von der geringsten stilistischen Qualität sein müßten, tatsächlich aber am besten die lateinischen Verbalformen wiedergeben. Hinsichtlich der anderen vier Texte soll entsprechend der chronologischen Reihenfolge Althochdeutsche Benediktinerregel, Murbacher Hymnen, Carmen ad deum, Altalemannische Psalmenübersetzung eine Aufwärtsentwicklung in der Übersetzungstechnik erkennbar sein, was auf dasselbe Skriptorium als Entstehungsort hinweise15. Was die Doppelglossierungen 'als ein Charakteristikum für die Übersetzungstätigkeit des Klosters Reichenau'16 und die Verwendung von Abbreviaturen besonders der Suspension als Anfangskürzung betrifft, so sind beide Phänomene bei allen verglichenen Denkmälern vertreten. Lediglich das Carmen ad deum kennt keine Abbreviaturen, da es nur in einer späten Abschrift erhalten geblieben ist17. Das Vorhandensein von Wortkürzungen deutet nach U. Daab auf eine ähnliche, offenbar für die Reichenau typische Entstehungsweise hin, insofern bei mindestens vier Denkmälern scheinbar ein abbreviiertes Originalkonzept zugrunde lag18. Ein zweiter Beweisgang verfolgt den von G. Baesecke gegebenen Hinweis, daß Reichenauer Glossare beziehungsweise auf der Reichenau vorhandene, aber nicht dort entstandene Glossare zur Anfertigung der Regelübersetzimg herangezogen wurden. Es handelt sich dabei um das auf der Reichenau angelegte Glossar Rb 19 , das Samanunga-Glossar, den Abrogans 20 und das Affatim-Glossar Je21. Diese vier 'Wörterbücher' sollen bei der Herstellung des Originals **916 und dessen Ausarbeitung zu einem lateinisch-althochdeutschen Regelexemplar *916 benutzt worden sein, was U. Daab dadurch beweisen zu können glaubt, daß sie diejenigen Lemmata zusammen15
U.
Daab,
Studien,
S.
43-45.
16
U.
Daab,
Studien,
S.
45.
17
U.
Daab,
Studien,
S. 50.
18
U.
Daab,
Studien,
S. 54;
12 (1987)
S.
kritisch
dazu
L.
Voetz,
Sprachwissenschaft
168.
19
Zur S.
Edition
399,
39
Bernstein, 2fl
S.
Beide G.
-
21
auch
S.
in
der
27
Handschriftenbeschreibung
angegebenen
Stellen;
s.
bei
auch
StSG.
E.
IV,
Meineke,
75-218. Der
12-15;
Ediert U.
die
400,
Denkmäler
Baesecke,
2. Α . ,
s.
S.
bei
Daab,
ediert
deutsche
bei
Samanungastudien, StSG. PBB.
IV,
StSG.
Abrogans; S.
1,
82 ( T ü b i n g e n
J.
I,
S.
2,
Splett,
1 -
S.
270,
7;
s.
Abrogansstudien;
auch
VL.
I,
19-20;
s.
S. 1-25. 6
und
1960)
10 S.
-
S.
25,
275-317.
1-3
und
132
Zur E r f o r s c h u n g
der a l t h o c h d e u t s c h e n
Benediktinerregel
stellt, die einem oder mehreren 'Wörterbüchern' mit der althochdeutschen Benediktinerregel gemeinsam sind und die jeweils mit demselben althochdeutschen Interpretament übersetzt wurden22. So hat zum Beispiel das Glossar Rb das Lemma adsumentes mit zuanemante wiedergegeben, wozu sich in der Regelübersetzung die Parallelen adsumis zuanimis, adsumebatis zuanämut und adsumentes zuanemante stellen lassen23; oder der Abrogans und dessen Umarbeitung zum Samanunga-Glossar weisen für das lateinische fundatum die Interpretamente castudit, kistudit auf, das den Übersetzer der Regel zu einer entsprechenden Wiedergabe von fundata mit kestudit veranlaßt haben soll24. Bei der Zusammenstellung von lateinisch-althochdeutschen Wortpaaren will U. Daab darüber hinaus einen weiteren beweiskräftigen Zusammenhang zwischen der althochdeutschen Benediktinerregel und den Regula-Benedicti-Glossen des Codex Oxford, Bodleian Library Junius 2525, aufdecken, der auch das von derselben Texthand geschriebene Glossar Je enthält26. Die Regelglossen sind 'eine in oder für Murbach angefertigte Abschrift einer Reichenauer Ben.-Reg.-Glossierung'27 und sollen mit der althochdeutschen Regelübersetzung auf dieselbe Quelle zurückgehen, was lexikalische Parallelen und maßgeblich eine gemeinsame Sonderlesart28 des Lateinischen verraten. Diese für die Regelglossen gesicherte Reichenauer Herkunft legt folglich auch für die Vorstufen der althochdeutschen Regel die Reichenau als Entstehungsort fest. U. Daab gelangt bei ihren Ausführungen zu der Ansicht, daß entweder "916, also das 'stenographische Konzept', oder eine weitere Stufe davor die Quelle für beide Denkmäler waren29. Diese Quelle ist dann in zwei Richtungen bearbeitet worden. Zum einen wurde sie mit den obengenannten 'Wörterbüchern' über die Zwi22
U.
Daab,
Studien,
S.
72-74,
23
U.
Daab,
Studien,
S.
74.
24
U.
Daab,
Studien,
S.
76.
25
StSG.
IV,
26
Zum
Glossar
Studien,
s.
III,
S.
27
U.
28
Gemeint
StD.
Daab, S.
S. 588-590; Je
BV.
s.
B.
S.
65.
92.
Nummer
725.
Bischoff,
in:
B.
Bischoff,
Mittelalterliche
80. Studien, ist
196,
die
Korruptel
19; S t S G .
examine,
II, S. 49,
die
verderbt
19; B R H .
1,
für ex
acie
steht;
§5.
29
Dieser rungsmodell entschieden;
Punkt, oder in
nicht, PBB.
einem
dreistufigen
(Halle
1947)
S.
also ist 80
Modell
381-382.
Erweiterung bei
U.
(Tübingen
zu
Daab,
vierstufigen
Studien,
1958)
auszugehen;
einem S.
S. 65,
403
ebenso
G.
scheint
92-93 U.
Baesecke,
Uberliefenicht
klar
Daab
von
PBB.
69
Entstehungsort
133
schenstadien "916 und *916 zu einer Interlinearversion weiter ausgebaut, während sie zum anderen in den Regelglossen der Oxforder Handschrift Junius 25 ihre ursprüngliche Gestalt in Form einer späteren Abschrift weitgehend bewahrte. Die Gemeinsamkeiten im althochdeutschen Wortschatz zeigen, daß auch schon die als gemeinsame Quelle anzusetzende Regelglossierung mit Hilfe von Glossaren erstellt worden war, wodurch ein charakteristischer gemeinsamer Wortbestand in beide Denkmäler Eingang fand30. Durch die Ergebnisse ihrer Untersuchung meint U. Daab die Frage nach dem Entstehungsort zugunsten der Reichenau gelöst zu haben, in der mit Sicherheit die Vorstufen "916 und *916 zu lokalisieren seien. Für den Codex 916 bleibe weiterhin St. Gallen offen, da mit der Möglichkeit gerechnet werden müsse, daß *916 zur Abschrift nach St. Gallen verliehen worden sei, wiewohl U. Daab eher dazu tendiert, auch für den Sangallensis Reichenauer Schriftheimat anzusetzen. So gesehen wäre die heute erhaltene Regelhandschrift von der Reichenau nach St. Gallen verbracht worden31. Eine Bestätigung ihrer Zuweisung hat U. Daab durch W. Betz erhalten, der die Benutzung von Reichenauer Glossaren durch die Feststellung von althochdeutschen Wortübereinstimmungen verifizieren will. Zu diesem Zweck legt er jedoch einen strengeren Maßstab hinsichtlich der Wortübereinstimmungen an, insofern nur neugebildete Wörter in Betracht gezogen werden dürfen, deren Vorkommen sich lediglich auf die in Frage stehenden Denkmäler beziehungsweise auf einen Teil von ihnen erstreckt. Mit diesem Verfahren eruiert W. Betz viele 'Reichenauer Neubildungen' in der althochdeutschen Benediktinerregel, die sie als reichenauische Übersetzungsarbeit ausweisen. Den Codex St. Gallen 916 hält W. Betz ohne nähere Begründung ebenfalls für eine Reichenauer Handschrift, die vielleicht anno 841 durch den aus dem Inselkloster stammenden Abt Grimald nach St. Gallen kam32. Zuletzt hat sich noch einmal G. Baesecke für die Reichenau ausgesprochen, der die Ergebnisse seiner Schülerin U. Daab aufgreift
30
U.
Daab,
Studien,
S. 58-60,
31
U.
Daab,
Studien,
S. 28,
32
W.
Betz,
PBB.
und
Lateinisch,
Deutsch
65
(1942) S.
64-65,
71-72,
S.
182-185;
213-215;
der
Handschrift
gewesen
ist,
tersuchungen
zum
Sangallensis
914
L.
von
neu
die
Überbringer zusammen.
90-93.
93. abgedruckt
Idee, hängt
Traube,
daß wohl
in
W.
Betz,
Grimald mit
der
den
Textgeschichte,
UnS.
64
134
Zur
Erforschung
der
althochdeutschen
Benediktinerregel
und in leicht modifizierter Weise übernimmt33. Reichenauer Entstehung von " 9 1 6 sieht G. Baesecke wegen der nachweisbaren Verwendung von Rb und der Samanunga als sicher an. Für die Lokalisierung auf der Reichenau von *916 und 916, die aufgrund der Identität von Schreiber I und III mit Bearbeiter a und b am selben Ort geschrieben sein müssen, spreche die 'Technik der Interlinearversion' und die nachweisbare Beeinflussung durch die aus gleicher Quelle stammenden Regelglossen, deren unmittelbare Reichenauer Vorstufe auf *916 eingewirkt haben soll34. G. Baesecke versucht also wie W. Betz, die gesamte, das heißt die erschlossene und tatsächlich bezeugte Überlieferung der althochdeutschen Benediktinerregel dem Kloster auf der Reichenau zuzuschreiben, wobei er, was den Sangallensis 916 betrifft, das kodikologische Argument der Schreiber-Bearbeiter-Identität beibringt. Dadurch entzieht er der von U. Daab noch offengelassenen Möglichkeit, die althochdeutsche Regel als sanktgallische Kopie einer Reichenauer Vorlage *916 aufzufassen, jeglichen Boden. Der Grund für dieses Vorgehen hegt offensichtlich in der Absicherung und Stützung seiner Vorstellung, welche die Reichenau als Ursprungsort für sämtliche frühen Interlinearversionen in Anspruch nimmt35. Die Argumentationen von U. Daab, W. Betz und G. Baesecke bedürfen einiger kritischer Bemerkungen, da der Anspruch, die Reichenauer Herkunft sei für die althochdeutsche Benediktinerregel bewiesen36, nicht plausibel erscheint. So ist als erstes zu bemerken, daß die von U. Daab scheinbar aufgewiesene reichenauische Übersetzungstechnik der Regelverdeutschung insofern zweifelhaft ist, als die zum Vergleich herangezogenen Sprachdenkmäler nicht ohne weiteres der Reichenau zugeschrieben werden können. Für das Carmen ad deum mit seinem gänzlich bairischen Sprachstand ist trotz einer Verwandtschaft mit den Murbacher Hymnen eine direkte Rückführung auf Reichenauer Textproduktion nicht
33
S. secke,
etwa
die
PBB.
hochdeutscher
69
Stemmata (Halle
Benediktinerregel
34
G.
Baesecke,
PBB.
35
G.
Baesecke,
PBB.
400-405,
wo
eine
alemannischen schlossen
s.
36
So
U.
Daab,
1961/1962)
Daab, 382
69 ( H a l l e 51
(1927)
und
dagegen S.
U. S.
und
gemeinsame
Psalmen
wird;
281-301, besonders (Tübingen
bei
1947)
Studien, zum
die
65
und
G.
Bae-
von
alt-
Regelglossen. 1947) S.
S.
380-382.
213-215;
reichenauische
U.
S.
Zusammenhang
PBB.
althochdeutsche
Daab,
PBB.
83
69
(Halle
Vorstufe
für
1947) die
Benediktinerregel
(Tübingen
1961/1962)
S.
AlterS.
296. PBB. S.
80
(Tübingen
281-282.
1958)
S.
381,
A.
3;
PBB.
83
Entstehungsort
135
möglich37. Für die altalemannischen Psalmen werden mittlerweile alle Klöster des altalemannischen Dialektgebietes in Betracht gezogen, zumal die erhaltenen Fragmente paläographisch keine eindeutige Zuordnung zur Reichenau zulassen38. Ebenso ist die Niederschrift der Lukasglossen in dem Bodenseekloster eine unbewiesene Behauptung, für die Argumente vor allem sprachlicher Art erst noch beizubringen sind39. Daß U. Daab trotzdem an dieser Lokalisierung festhält, kann nur verwundern, da sie den Lukasglossen hinsichtlich der Übersetzungsleistung bei den Verbalformen eine Sonderstellung einräumt. Lediglich die Murbacher Hymnen sind in ihrem ersten Teil (Ha oder HI = Hymnen 1-21), den eine Reichenauer Hand aufzeichnete, dem Bodenseekloster sicher zuzuschreiben40. Nicht überzeugend wirkt die Handhabimg der drei Vergleichskriterien Doppelglossierung, abbreviierte Schreibweise und Übersetzungsstil der Verbalformen. Doppelglossierung ist ein Phänomen, das man sich in jedem Skriptorium vorstellen kann, also auch in St. Gallen41. Ob die Lukasglossen hierbei das niedrigste Stilniveau haben42, ist nach den Studien von L. Voetz erneut zu prüfen43. Desgleichen war abbreviierende Schreibweise im ganzen alemannisch-bairischen Gebiet des 8. und 9. Jahrhunderts bekannt44. Bei den Verbalformen fragt man sich, ob sie von den St. Galler Mönchen spezifisch anders hätten übersetzt werden können, so daß es sich um ein echtes Unterscheidungskriterium zwischen St. Gallen und der Reichenau gehandelt hätte. Eine 'Aufwärtsentwicklung' im Übersetzungsniveau der Verbalformen ist jedenfalls fragwürdig und gewissermaßen ein erzwungenes Interpretationsergebnis, da die verglichenen Texte bezüglich der Festlegung ihrer Entstehungszeit nur ungefähre Datierungen zulassen und die zeitlich am Anfang stehenden Lukasglossen sich aufgrund ihrer Sonderstellung nicht in diese 'Auf37
J.
Schatz,
1176-1177; 38
St.
schoff, 39
H.
ADA.
de
49
Boor,
Sonderegger,
VL.
Mittelalterliche
L. V o e t z ,
Die
(1930)
Die I,
2.
Studien,
St.
S.
150;
deutsche
Pauler
Α., III,
F.
Rädle,
Literatur, Sp.
S.
VL.
9. Α.,
272-273;
S.
B.
I,
2.
Α.,
Sp.
B.
Bi-
23.
Bischoff,
in:
94-95.
Lukasglossen,
S.
28-38.
AT)
St. Die
alterliche 41
Sonderegger,
Murbacher
Studien,
S.
dazu
42
U.
Daab,
43
Die
44
B.
VL.
Hymnen, III,
S.
besonders
VI, S.
2.
Α.,
XIII;
Sp.
B.
805;
Bischoff,
Vorwort in:
B.
von
E.
Firchow,
Bischoff,
Mittel-
81. die
Kritik
bei
K.
Helm,
LGRPh.
54
(1933)
S.
150.
Auflage.
St.
Studien,
Pauler
Bischoff,
S.
48.
Lukasglossen, Paläographie,
S.
144-146.
S.
209;
s.
auch
S.
199
der
ersten
136
Zur E r f o r s c h u n g der a l t h o c h d e u t s c h e n
Benediktinerregel
wärtsentwicklung' einfügen45. Der mit der vermeintlichen 'Aufwärtsentwicklung' verbundene Hinweis auf eine einheitliche Überlieferungstradition der Interlinearversionen, die ihrerseits auf ein und denselben Entstehungsort deutet, entbehrt somit jeglicher Evidenz. Damit soll nicht gesagt sein, daß die von U. Daab benutzten Kriterien gänzlich untauglich sind, jedoch ist es methodisch nicht zulässig, nur die Texte zu vergleichen, für die Reichenauer Ursprung schon vorausgesetzt wird, und anderes altalemannisches Sprachmaterial auszuklammern46. Erst die vergleichende Betrachtung des gesamten greifbaren Materials aus dem frühen Alemannischen würde hier zu sicheren Schlußfolgerungen führen47. Hinsichtlich der behaupteten Benutzung von Reichenauer oder auf der Reichenau vertretener Glossare stellt sich der Eindruck ein, daß die gefundenen Wortübereinstimmungen in ihrer Aussagekraft überstrapaziert werden. Auch wenn Übereinstimmungen anzutreffen sind, wobei wiederum anderes altalemannisches Sprachmaterial nicht berücksichtigt wurde, muß noch lange nicht eine Benutzimg der 'Wörterbücher' stattgefunden haben4®, zumal die Übersetzer Deutsche waren, die aus eigener sprachlicher Kompetenz heraus übersetzen konnten. Folglich dürfte eine lexikalische Parallele zu diesem oder jenem 'Wörterbuch' oft rein zufällig sein und lediglich, wie J. Schatz zu bedenken gibt, 'den gleichen Sprachkreis' bezeugen49, ohne daß damit schon ein Skriptorium festgelegt wäre. Dieser Einwand ist auch nicht außer Kraft gesetzt, wenn W. Betz die Wortschatzübereinstimmungen bestimmten Restriktionen aussetzt und damit 'Reichenauer Neubildungen' zu identifizieren glaubt. Auch Neubildungen bezeugen nur den 'gleichen Sprachkreis' und nicht ein bestimmtes Skriptorium. Natürlich ist die Vorstellung vom praktischen Gebrauch der Glossare bei der Übersetzungsarbeit ein ansprechender Gedanke, obwohl dies im Einzelfalle schwerlich hiebund stichfest beweisbar ist, aber man würde dann Benutzbarkeit seitens der Glossare erwarten. Ob dies bei dem nichtalphabetisierten
45
St.
S.
die
Pauler 46
So
in
etwa
die
Stadtbibliothek 47
So
Voetz, 48
die
gleiche
Lukasglossen,
L.
S.
Glossen
J.
der
70; s. auch Voetz,
Schatz,
ADA.
gehende
St.
Galler
K. H e l m ,
Die
Sprachwissenschaft
Richtung
St.
(1930)
Codices
LGRPh.
Pauler
12 ( 1 9 8 7 )
49
Kritik
bei
L.
Voetz,
Die
164-165. Stiftsbibliothek (1933)
Lukasglossen,
S.
S.
54
S.
S.
70
und
150.
164;
s.
auch
L.
(1933)
S.
168.
150;
K.
Helm,
LGRPh.
54
150. 49
J.
Schatz,
Wortschatz
der
ADA.
49
(1930)
Benediktinerregel,
S. S.
150; 48.
ebenso
M.
Roth,
Ueber
den
137
Entstehungsort
Glossar Rb gegeben ist, kann man zu Recht bezweifeln, da das Aufsuchen der Lemmata viel zu lange gedauert hätte. Die vorgetragenen kritischen Bemerkungen zur Beweiskraft von Wortschatzparallelen lassen außerdem den von U. Daab scheinbar aufgedeckten Zusammenhang zwischen der althochdeutschen Benediktinerregel und den Regelglossen eher als Spekulation erscheinen. Hinzu kommt, daß H. Brauer sich diametral entgegengesetzt zu den Regelglossen äußert, deren Interpretamente 'mit dem Deutsch von S. Gall. 916 nicht die leiseste Berührung zeigen'50. Letzteres scheint eine überspitzte Formulierung zu sein, doch kommt U. Daab selbst zu dem Ergebnis, daß den 49 übereinstimmenden Regelglossen 69 nichtübereinstimmende gegenüberstehen51. Bezüglich der Kongruenz in einer auffallenden lateinischen Sonderlesart kann dies angesichts der Masse frühmittelalterlicher Regeltexte und der Vielfalt der Varianten auf Zufälligkeit beruhen. U. Daab kommt letztlich über eine gewisse Wahrscheinlichkeit für die Reichenau als Entstehungsort der althochdeutschen Benediktinerregel nicht hinaus52, und zwar in dem Sinne, daß das Inselkloster neben St. Gallen weiterhin als eine mögliche Lokalisierung in Betracht kommt. Ein zwingender Beweis für die Reichenau fehlt jedenfalls. Was die auf den Ergebnissen U. Daabs aufbauende Absicht G. Baeseckes betrifft, die gesamte Überlieferung der Regelübersetzung der Reichenau zuzuweisen, so dürfte dies aus den obengenannten Gründen fragwürdig sein. Besonders sein spezieller Versuch, den Codex 916 mitsamt seiner Vorstufe *916 an dasselbe Skriptorium, eben die Reichenau, zu binden, muß als gescheitert angesehen werden, da das Schreiber-Bearbeiter-Argument auf unzutreffenden kodikologischen Beobachtungen beruht. Darüber hinaus ist aus der Sicht der modernen Paläographie der Sangallensis einschließlich seiner Interlinearversion ohne Einschränkimg ein Produkt der St. Galler Klosterschule53, was schon E. von Steinmeyer vermutete54 und H. Brauer55 und H. S. Brechter56 aus hier nicht zu diskutierenden Gründen für sicher hielten.
50
H.
Brauer,
51
U.
Daab,
zum T e i l
Die
Bücherei,
Studien,
S.
64;
S.
39.
von
den
49
Regelglossen
stimmen
15
überein.
52
So
auch
53
B.
Bischoff,
54
StD.
S.
K. H e l m , in:
LGRPh.
B.
Bischoff,
288.
55
Die
Bücherei,
56
RB.
50
(1938)
S. S.
39. 123.
54
(1933)
S.
151.
Mittelalterliche
Studien,
III,
S.
82.
nur
138
Zur
Erforschung der althochdeutschen
Benediktinerregel
Die von E. von Steinmeyer vermutete und von G. Baesecke und seiner Schule zur Tatsache erklärte Reichenauer Heimat der althochdeutschen Benediktinerregel hat in der Folge dazu geführt, daß auch die einschlägigen Handbücher57 und andere germanistische Arbeiten58 nunmehr von Reichenauer Herkunft ausgingen. Erst in neuerer Zeit wurden erneut Zweifel laut. So konnte St. Sonderegger durch den Aufweis einer noch in das Ende des 8. Jahrhunderts zu setzenden Glossierungstradition mit interlinearartigem Charakter einen neuen Anhaltspunkt für die Lokalisierung in St. Gallen geltend machen59. Diese Glossierungstradition ist in zwei Denkmälern mit Bibeltexten in der Vetus-Latina-Fassung bezeugt. Es handelt sich zum einen um den Codex St. Gallen, Stadtbibliothek 7060, dem sekundär zwei Fragmentblätter des in Unzialschrift aufgezeichneten Johannesevangeliums angeheftet wurden. Diese stammen ursprünglich aus einem im 6. Jahrhundert in Italien geschriebenen Bibelcodex, der später nach St. Gallen gelangte, wo man in ihm partiell 'eine fast vollständige zwischenzeilige Satzglossierung' eintrug. Weitere Fragmente61 aus dem
57
G. E h r i s m a n n ,
Geschichte
der deutschen
Literatur,
I, 2. Α., S. 267;
S. S u d h o f , VL. V, 1. Α., Sp. 80; H. de Boor, Die d e u t s c h e Α.,
S.
22;
Schrifttafeln,
L i t e r a t u r von d e r 58
H.
Menhardt,
althochdeutsche Sonderegger, M. S.
Bürgisser,
zum PBB.
S.
6;
S.
XLVI-XLVII;
Literatur,
8.
Althochdeutsche
, S. 37. 81
(Tübingen
Interlinearversion,
Die A l p e n ,
ΒRH.
S.
1959) 23-24,
S. 180; H. Stanich,
Untersuchungen,
S. 20;
G.
S. 28,
224;
H.
55;
ebenso
Phonologische
Bauer,
RBSt.
Neuhold, noch
Studien,
14/15
Die St. S. 7;
(1985/1986)
195-196. 59
Positive A u f n a h m e beziehungsweise keinen W i d e r s p r u c h f i n d e t die e r n e u t e Z u w e i s u n g nach St. Gallen bei E. Neuß, BNF. NF. 7 (1972) S. 208; W. H a u b r i c h s , A D A . 83 (1972) S. 168; R. L. Lawson, J E G P h . 71 (1972) S. 56; H. T i e f e n b a c h , Erasmvs 24 (1972) S. 102; D. E. le Sage, M L R . 68 (1973) S. 213; W. Kleiber, LB. 63 (1974) S. 186; skeptisch hingegen H. Schanze, Z D L . 40 (1973) S. 339-340, d e r an R e i c h e n a u e r H e r k u n f t f e s t h a l t e n will, a b e r B e e i n f l u s s u n g e n durch eine St. Galler G l o s s i e r u n g s t r a d i t i o n speziell bei d e r H e r s t e l l u n g des Sangallensis 916 in diesem S k r i p t o r i u m nicht a u s s c h l i e ß t . 60 E d i t i o n d e r Glossen bei StSG. IV, S. 304, 15-20 und 33-38; H a n d s c h r i f t e n b e s c h r e i b u n g bei G. S c h e r r e r , Verzeichniss d e r M a n u s c r i p t e , S. 29-31; StSG. IV, 441; BV. Nummer 169; R. Bergmann, Die a l t h o c h d e u t s c h e G l o s s e n ü b e r l i e f e r u n g , S. 13. 61 B e s c h r i e b e n in CLA. VII, N u m m e r 978a; d o r t werden die Fragm e n t e sogar ins 5. J a h r h u n d e r t d a t i e r t ; s. auch BV. N u m m e r 255, j e d o c h
139
Entstehungsort
Bibelcodex sind an anderer Stelle erhalten, jedoch tragen sie keine Glossen. Trotzdem vermutet St. Sonderegger, daß es sich bei den Glossen nicht um eine 'Einzelprobe' gehandelt hat, sondern daß von einer umfangreicheren Glossierung auszugehen ist62. Zum anderen ist die Handschrift St. Gallen, Stiftsbibliothek 7063, mit Glossen zum Römerbrief und zum zweiten Korintherbrief gemeint. Die Handschrift ist nachweislich in St. Gallen angelegt worden, da die lateinischen Bibeltexte um das Jahr 750 von dem selbst am Schluß signierenden St. Galler Schreiber Winithar geschrieben wurden64. Nicht viel später sind dort die Glossen eingetragen worden, wobei sich neben Einzelglossen ähnlich dem Vadianus 70 Mehrfachglossierungen und Übersetzungen ganzer Syntagmen zeigen65. Bei den hier kurz vorgestellten ältesten Zeugnissen einer ehemals in St. Gallen vorhandenen Glossierungstätigkeit findet man hinsichtlich der Übersetzungstechnik das schon von der althochdeutschen Benediktinerregel her bekannte Bild vor66, nämlich Ansätze zur zusammenhängenden interlinearen Übersetzung, Mehrfachglossierungen, eine ähnliche Wiedergabe lateinischer Verbalformen wie zum Beispiel die auffällige Übersetzung von Deponentien mit Passivkonstruktionen und abbreviierte Orthographie. Gleichfalls können Übereinstimmungen in den Interpretamenten bei gleichen lateinischen Lemmata zwischen den Glossen und der althochdeutschen Regel ausgemacht werden. Nach St. Sonderegger werden diese Ähnlichkeiten durch auffällige Parallelen zum St. Galler Paternoster und Credo67 ergänzt, beide sehr alte Denkmäler dieses Skriptoriums68. beziehen
sich
nicht
die
auf
62
St.
63
Edition
3-23
die
Auskünfte
Sonderegger,
und
der
S.
den
26-46
-
Althochdeutsch
Glossen
bei
S.
1-55;
766,
Handschriftenbeschreibung IV,
zu
Glossen
auf
einen
anderen
Text,
Fragmente.
442;
BV.
bei
S.
St.
I,
S.
L.
Voetz,
Althochdeutsch,
Scherrer],
Verzeichniss,
[G.
Nummer
Glossenüberlieferung,
in
StSG.
179;
13; A .
R.
Gallen, 758,
S. 48-49.
1-13 und
Bergmann,
Bruckner,
II,
S.
I,
473-499;
S.
Die
Scriptoria,
18-28; S.
30-31;
765, StSG.
althochdeutsche S.
58-59.
64
Zu
Winithar
Scriptoria, schule,
St.
65
S.
Die 442, 27
H.
B.
S.
Brauer,
Tätigkeit
in
16-19;
Löffler,
Die
H.
Bücherei,
Althochdeutsch
Bischoff,
Ähnlichkeit
der
seiner III,
Sonderegger,
in:
mit
und
14-23;
S. 52-65;
schoff, 66 70,
II,
in
Mittelalterliche der
Glossen
althochdeutschen
St.
S. St.
Studien,
im
Gallen Die
s.
A. Galler
S.
49-51;
Ediert
68
St.
bei
StD.
Sonderegger,
S.
Gallen, III,
S. 75, A .
Codex
St.
Gallen,
Benediktinerregel
ist
schon
in
St.
Gallen,
S.
B.
Bi-
3.
Stiftsbibliothek in
27-28.
Althochdeutsch
Schreib-
22-25.
vermerkt.
67
Bruckner,
St.
66-69.
StSG.
IV,
S.
140
Zur Erforschung der althochdeutschen
Benediktinerregel
Die Beobachtungen St. Sondereggers machen deutlich, daß mit St. Gallen als einem möglichen Entstehungsort weiterhin zu rechnen ist. Die von ihm gezogene Schlußfolgerung, 'die Spekulationen mit der Reichenau fallen vollends dahin'69, ist allerdings verfrüht, obwohl das von St. Sonderegger zitierte Urteil B. Bischoffs den Sangallensis 916 aus paläographischen Gründen St. Gallen zurechnet, was ja die Reichenau für die Vorstufen nicht ausschließt. Für eine solch weitreichende Schlußfolgerung sind die Beobachtungen von St. Sonderegger zu vereinzelt. Es müßte ein vollständiger Vergleich der beiden St. Galler Glossenhandschriften mit der althochdeutschen Regel durchgeführt werden, wozu die verbesserte Neuedition der Glossen aus dem Codex St. Gallen, Stiftsbibliothek 70, durch L. Voetz eine gute Grundlage abgäbe. Ebenso gilt dann auch hier die Forderung, andere altalemannische Texte zu berücksichtigen und damit aus einem größeren Überblick heraus eine Zuordnung zu einem Skriptorium vorzunehmen beziehungsweise die Unmöglichkeit einer Entscheidung besser einzusehen. Bis zur Durchführimg einer solchen Untersuchung muß die Zuweisimg zu einem der beiden Skriptorien offenbleiben70. Was vielleicht für St. Gallen sprechen könnte, ist die zentrale Stellung dieses Skriptoriums innerhalb der lateinischen Regelüberlieferung71 und der begründete Verdacht, daß dort noch andere lateinisch-althochdeutsche Regelhandschriften zur Aufzeichnung gelangten.
St. Sonderegger, Althochdeutsch in St. Gallen, S. 69; s. auch St. Sonderegger, in: H. Maurer ( H r s g . ) , Die Abtei Reichenau, S. 71-72; V L . I, 2. Α., Sp. 705-706. 69
70
So H. de Boor,
Die deutsche Literatur, 9. Α., S. 21.
Die bedeutenden Handschriften St. Gallen, Stiftsbibliothek 914, 915 und 916, sind dort geschrieben worden! s. zum Sangallensis 915 A. Bruckner, Scriptoria, III, S. 25, A. 102 und S. 122; J . Autenrieth, Landesgeschichte und Geistesgeschichte, S. 42-55; B R H . S. X X X I I I - X X X I V . 71
141
Entstehungszeit
7. Entstehungszeit
Daß es sich bei der althochdeutschen Benediktinerregel um ein frühes Denkmal des Althochdeutschen handelt, war von Anfang an unbestritten. Erst bei einer genaueren Eingrenzung des Entstehungszeitraumes der Übersetzung, nämlich ob das zugrundeliegende Original noch dem 8. Jahrhundert angehöre oder schon dem 9. Jahrhundert zuzurechnen sei, gingen die Meinungen auseinander. Es entwickelten sich im Laufe der Zeit zwei unterschiedliche Standpunkte, zu deren Begründung entweder mehr Gewicht auf sprachexterne oder mehr Gewicht auf sprachinterne Argumente gelegt wurde, so daß hier die Darstellung der Forschungsdiskussion dieser Gewichtung entsprechend folgen kann. Die sprachinternen Argumente sind natürlich im Zusammenhang mit den lautlich-dialektalen Verhältnissen der Benediktinerregel zu sehen und können nicht von ihnen getrennt werden. Deswegen sind die Untersuchungen zum Konsonantismus und Vokalismus der Interlinearversion in die Darstellung der Datierungsfrage mit einzubeziehen.
A. Sprachexterne Datierungsversuche
Die Fixierung der Entstehungszeit war in der Anfangsphase der gelehrten Beschäftigung mit der althochdeutschen Benediktinerregel durch die Zuweisung des Werkes an den Autor Kero vorgegeben, der in der Amtszeit des Abtes Otmar (720-759) als Schreiber und Übersetzer tätig gewesen sein soll. Diese Ansicht von der Autorschaft Keros wurde namentlich von M. Goldast mit seiner Regeledition zum ersten Mal publik gemacht 1 und führte bei den ihm folgenden Editoren zu einer unkritischen Übernahme dieses Autorennamens2. Lediglich H. Hattemer ging der Person Keros nach, ohne aber zu einem bündigen Ergebnis zu kommen3. 1
S.
den
vocabvlorum
Titel
des
Glossars:
Barbaricorvm
'Keronis
in R e g v l a m
Monachi
S. B e n e d i c t i
S.
Galli
Interpretatio
Abbatis'.
2
S.
J.
Interpretatio 5:
'Ex
Schilter, Regulae
Keronis
Mittelalters,
I,
Thesaurus, S.
interpretatione S.
15:
I.
Benedicti 'Kero's
2,
S.
13:
Theotisca'; regulae
S.
'Keronis, C.
Monachi
Lachmann,
Benedicti';
Benediktiner-Regel';
G r a f f , A l t h o c h d e u t s c h e r Sprachschatz, I, S. X L V I I I . 3 D e n k m a h l e d e s M i t t e l a l t e r s , I, S. 17-18.
S.
Galli,
Specimina,
Denkmahle
entsprechend
E.
S. des G.
142
Zur
Erforschung
der a l t h o c h d e u t s c h e n
Benediktinerregel
F. Seiler hat sich in der Folge die traditionelle Zuweisung an den Übersetzer Kero zu eigen gemacht, weil ihm die Aussagen der St. Galler Stiftsbibliothekare Jodokus Metzler (1574-1639) und Pius Kolb (1712-1762) sowie des Humanisten Chrisostomos Stipplin zur Existenz, Lebenszeit und Tätigkeit des besagten Mönchs glaubhaft erschienen. Genauer gesagt denkt F. Seiler aufgrund der dort gemachten Angaben an die Zeit um das Jahr 760, in der die deutsche Benediktinerregel abgefaßt sein könnte, wobei er den abschriftlichen Charakter des Sangallensis 916 nicht in die Überlegungen mit einbezieht. Diese Datierung bestätigen nach seiner Auffassung auch der schlechte Zustand des Lateins und die Tatsache, daß wegen der Ablösung der Regel des heiligen Columban durch die Benedikts unter Abt Otmar ein 'praktisches bedürfnis' nach einer Regelübersetzung im Kloster St. Gallen vorhanden war4. Den letzten Punkt formuliert F. Seiler in bewußter Abgrenzung zum Standpunkt von K. Müllenhoff und W. Scherer, welche die Erkenntnis eines 'practischen bedürfnisses' als entscheidendes Kriterium für die Datierung eines Sprachdenkmals postulieren, dieses aber im Gegensatz zu F. Seiler durch die Kapitulariengesetzgebung Karls des Großen aus dem Jahr 802 gegeben sehen. Dort ist nachlesbar, daß Karl die Kenntnis der Regel und eine ihr gemäße Lebensweise der Äbte und Mönche in den Klöstern seines Reiches vorschrieb, woraus für K. Müllenhoff und W. Scherer eine Datierung der althochdeutschen Benediktinerregel kurz nach anno 802 resultiert5. Von diesen zwei konkurrierenden Ansichten am Anfang der wissenschaftlichen Auseinandersetzung um die Interlinearversion hat sich im weiteren Verlauf der Forschung die Spätdatierung mit der von K. Müllenhoff und W. Scherer stammenden Begründung durchsetzen können. Der Grund dafür lag in der schon damals umstrittenen Autorschaft Keros, den F. Seiler im Einklang mit seiner Theorie von zehn Verfassern der althochdeutschen Regel nicht als eigenhändig schreibenden Mönch auffassen, sondern zum 'haupt einer übersetzerschule' machen wollte, die Kero leitete und deren Werke seinen Namen erhielten6. Faßt man die Diskussion über den Autor zusammen, läßt sich folgendes Resümee ziehen7: 4
F.
Seiler,
herausgegeben 5
K.
PBB. von
1
(1874)
J. D u f t ,
Müllenhoff
- W.
S.
S.
480-483;
zu
Otmar
s.
Sankt
Otmar,
67-80.
Scherer,
Denkmäler,
II,
S.
343-344
(1.
A.
von
1864!). 6
F.
Seiler,
PBB.
S.
hierzu
die
1 (1874)
S.
483-484.
'η
I, S.
17-18;
[G.
Beiträge
Scherrer],
von
H.
Hattemer,
Verzeichniss,
Denkmahle
S. 340-342;
W.
des
Mittelalters,
Scherer,
ZDA.
18
Entstehungszeit
143
Die Existenz einer Übersetzerpersönlichkeit namens Kero ist zweifelhaft und nicht zu beweisen. Der Name hat nach Auskunft B. Francks in der Präfatio zu seiner Regelausgabe8 als Federprobe KeroXerolt in der heute verlorengegangenen Handschrift M.n.26. gestanden, die neben anderen althochdeutschen Texten auch eine interlineare Verdeutschung des Regelprologs enthielt. Diese Handschrift ist den St. Galler Stiftsbibliothekaren J. Metzler (1574-1639), B. Franck (1692-1763), P. Kolb (1712-1762) und dem Humanisten M. Goldast bekannt gewesen, aus deren Aufzeichnungen ihre Existenz und ihr Inhalt ersichtlich ist. Es war nun anscheinend so, daß die genannten Personen diese Federprobe als Autorensignatur verstanden und dann nicht nur die Inhalte dieses Codex, sondern auch andere lateinisch-althochdeutsche Regeltexte in einer ungerechtfertigten Verallgemeinerung auf einen Kero bezogen. Dadurch entstand die Fiktion einer Übersetzerpersönlichkeit, deren Existenz im Kloster St. Gallen auch anderweitig nicht nachweisbar ist. Die bei M. Goldast vorgenommene Verbindung Keros mit der Regierungszeit Abt Otmars (720-759) und derjenigen König Pippins des Jüngeren (751-768)9 und die damit korrespondierenden Angaben bei J. Metzler10, P. Kolb 11 und Ch. Stipplin12 sind hinsichtlich ihres Grundes nicht klar. Es läßt sich mit B. Hertenstein vermuten, daß vielleicht die Annahme der Benediktinerregel unter Abt Otmar für M. Goldast der Grund
(1875)
S.
ADB.
XV,
145-149;
Festschrift aber
S.
S.
E.
Sievers,
F.
Zarncke,
646;
für
Professor
Singer,
ADA.
Watt,
S.
158-160,
eine
Zusammenfassung
althochdeutsche von
I.
von
Codex
B. S.
Arx
J. Schilter, S.
der
auf
der
Thesaurus,
GARS.
II,
]
Wolfgang
S.
Duft,
278-279; Das
älteren
S.
B.
älteste
34-40,
Verso-Seite
S.
s.
O.
1-8;
deutsche bei
Steinmeyer,
602;
Hertenstein,
45-49;
des
E.
Sp.
Müller,
Forschung
S.
599;
(1874)
H.
allem
Joachim
Buch,
auch
Basler,
vor S.
von
36-42;
Neuhold, die
Schmutzblattes
Die
Bemerkung
vor
p.
1
im
S.
10:
I. 2, vor 'Floruit
S.
sub
13.
Pipino
Caroli
M.
patre
et
S.
Oth-
Abbate'. 'Floruit
et
Hertenstein,
patris
J.
(1874) [
916.
9
10
Dr.
10 ( 1 8 8 4 )
185-189;
1
LCD.
Interlinearversion,
8
maro
Dr.
JLZ.
et
St.
Kero
monachus
Joachim
Othmari
... circa
von
Watt,
aevo',
zitiert
S.
annum 158;
nach
Domini
'Floruit
Denkmahle
760',
Pipini des
zitiert Caroli
nach Magni
Mittelalters,
I,
17. 11
annum 12
'Kero
monachus
Domini 'Scripsit
alters,
I, S.
St.
Galli
760',
zitiert
circa
an.
17.
nach
dom.
tempore
St.
Denkmahle 760',
zitiert
P. des nach
N.
Othmari
Mittelalters, Denkmahle
floruit I, S. des
circa 17. Mittel-
144
Zur
Erforschung
der a l t h o c h d e u t s c h e n
Benediktinerregel
war, den Übersetzer der Regel in diese Zeit zu stellen, beweisbar ist dies freilich nicht. Die spätestens seit dem Aufsatz von S. Singer, der auf die Quelle für den Namen Kero aufmerksam machte, nicht mehr haltbare Begründung für eine Frühdatierung führte zu einer allgemeinen Akzeptierung des von K. Müllenhoff und W. Scherer vorgeschlagenen terminus post quem13. Lediglich G. Baesecke nahm eine Modifikation dieses Standpunktes vor, indem er nur die Entstehung der Handschrift 916 in der Kapitulariengesetzgebung Karls des Großen begründet sieht. Die Vorstufen "916 und *916 hält er für älter, für die er als untere Grenze die Zeit um 790 ansetzt, in der das zur Herstellung der Interlinearversion benutzte Samanunga-Glossar entstanden ist. Die erhaltene Regelübersetzung ist nach G. Baesecke 'die Auffrischung (916) eines alten Inventarstückes (*916)', die man anläßlich der bevorstehenden Kontrollen durch die missi dominici 'für den häuslichen und nachbarlichen Bedarf vornahm14. Zu der Modifizierung durch G. Baesecke ist zu sagen, daß sie aufgrund der vorgebrachten Argumente keineswegs zwingend, eher spekulativ ist, obwohl aus anderen, nämlich sprachlichen Gründen einer Vorverlegung der Entstehungszeit in das 8. Jahrhundert zuzustimmen ist. Die Benutzung von Reichenauer Glossaren ist nicht gesichert, und der Sangallensis 916 ist nicht auf der Reichenau, sondern in St. Gallen geschrieben worden. Und selbst wenn die Aussagen G. Baeseckes zur Überlieferungsgeschichte der althochdeutschen Regel zuträfen, würde die Benutzung der Samanunga keineswegs eine Entstehungszeit zwischen den Jahren 790 und 802 involvieren, da das 'Wörterbuch' ebensogut erst nach dem Jahr 802 anläßlich der Anfertigung von **916 und *916 hätte benutzt werden können. Aber auch die sprachextern verankerte Datierung von K. Müllenhoff und W. Scherer überzeugt nicht, die in den Reformbestrebungen Karls des Großen, die Klöster des Reiches einheitlich auf die benediktinische Observanz zu verpflichten, den Anlaß für die Entstehung der Regelübersetzung sahen. Denn man kann sich problem-
13
StD.
S.
R.
S.
289;
Kögel, H.
der
deutschen
327;
H.
de
PBB. 14
Daab,
2 (1876) G.
80
Die
Die I,
der
deutschen
Bücherei,
2.
deutsche
Α.,
S.
S. S.
24,
Litteratur,
40;
267;
Literatur,
Interlinearversion, S.
Baesecke,
PBB.
281-282.
Literatur,
Boor,
althochdeutsche
Geschichte
Brauer,
G.
Althochdeutsche
9. Α . , 51;
I.
2,
Ehrismann,
S.
21;
ebenso
H.
S.
467;
Geschichte
Literatur, Neuhold,
später
F.
ebenso
später
S. Die
Seiler,
171. PBB.
(Tübingen
69
(Halle
1958)
1947)
S. 403;
S.
PBB.
382, 83
384;
(Tübingen
1961/1962)
U. S.
Entstehungszeit
145
los vorstellen, daß die Benediktinerregel auch ohne ein solches kirchenpolitisches Interesse übersetzt worden ist, weil ein grundlegendes Bedürfnis bei den Mönchen angenommen werden kann, die Regel in der Muttersprache zu hören und besser zu verstehen. Von daher sollte man sich nicht zu sehr auf die im Jahr 802 abgehaltene Aachener Synode und auf die daraus hervorgegangene Kapitulariengesetzgebung stützen, sondern die Datierungsfrage noch einmal überdenken. Ein sicherer terminus ante quem für die Entstehimg der Interlinearversion ist auf paläographischem Wege mit der Datierung des Codex 916 in das frühe 9. Jahrhundert bereits festgesetzt worden15. Die erschlossenen Vorstufen, und es ist von mindestens einer auszugehen, müssen älter sein und könnten noch dem 9. Jahrhundert oder schon dem 8. Jahrhundert angehört haben. Anhaltspunkte für eine Datierung müßten jedoch allein aus den lautlichen Verhältnissen im Sangallensis 916 genommen werden. Entsprechende sprachintern vorgehende Datierungen sind vorgenommen worden und sind in den nachstehenden zwei Abschnitten auf dem Hintergrund der tatsächlich feststellbaren lautlichen Verhältnisse kritisch zu besprechen mit dem Ziel, eine angemessenere Datierung der Vorstufen zu erreichen.
B. Sprachinterne Datierungsversuche
Datierungen, die über die sprachlichen Verhältnisse in der Benediktinerregel erfolgten, sind von R. Henning und G. Ehrismann durchgeführt worden, jedoch formulierten beide ihre Erkenntnisse in Abhängigkeit zu der sprachexternen Datierung K. Müllenhoffs und W. Scherers, wodurch der Blick für eine andere Datierungsmöglichkeit der Vorstufen versperrt wurde. Es ging also lediglich darum, den schon feststehenden terminus post quem anno 802 nachträglich sprachlich abzusichern. So gelangte R. Henning durch einen Vergleich der Regelübersetzung mit dem althochdeutschen Namenmaterial aus St. Galler Urkunden zu der Ansicht, den Zeitraum der Entstehung auf die Jahre zwischen 800 und 804 festlegen zu können1, wobei die kopiale Überlieferung des Sprachdenkmals keine Berücksichtigung fand. Ohne 15
'aus 704: 1
B.
Bischoff,
dem
frühen
'Anfang R.
des
Henning,
in: IX. 9.
B.
Bischoff,
Jahrhundert';
Mittelalterliche St.
Sonderegger,
Studien, VL.
III,
S.
82:
Α.,
Sp.
I,
2.
S.
153-156.
Jh.s'.
Über
die
sanctgallischen
Sprachdenkmäler,
146
Zur
Erforschung
der a l t h o c h d e u t s c h e n
Benediktinerregel
auf nähere Einzelheiten einzugehen, ist kritisch zu bemerken, daß der Ansatz seiner Untersuchung aus heutiger Sicht methodisch sehr fragwürdig ist, weil die Namen aufgrund von Latinisierungen und Archaisierungen in der Orthographie nur ein ungenaues Bild über die zu einer bestimmten Zeit gültigen Lautverhältnisse zulassen, wie ihr Vergleich mit dem Namenmaterial der Vorakte gezeigt hat2. Das Ergebnis seiner Untersuchung ist deshalb in seinen methodischen Grundlagen anfechtbar, da das Vergleichsobjekt unkritisch ausgewählt wurde. Außerdem erscheint die Eingrenzung des Entstehungszeitraumes auf eine Toleranzbreite von vier Jahren als Uberstrapazierung sprachlicher Datierungsmöglichkeiten, die als ungerechtfertigt abzulehnen ist. Der Ansicht R. Hennings steht die Aussage G. Ehrismanns gegenüber, der gleichfalls in einer Überschätzung sprachlicher Datierungsmöglichkeiten die Niederschrift der Interlinearversion im Codex 916 in einen Zeitraum zwischen 810 und 820 setzte, die Entstehung des Originals aber durch die Wiederaufnahme des Standpunktes von K. Müllenhoff und W. Scherer auf die Zeit nach dem Jahr 802 zurückführte 3 . Als sprachliche Kriterien für diese Datierung führte G. Ehrismann Indizien an, die hier wörtlich zitiert seien: 'ai ist schon meistens ei, au dagegen noch erhalten; α ist noch einige Male unumgelautet; m im Auslaut 4 meistens schon n; h im Anlaut vor Konsonanten, hl, hn, hr, hw, besteht noch öfter'. Ob die Schlußfolgerung G. Ehrismanns, 'Diese Verhältnisse weisen auf etwa 810-820 als Abfassungszeit der Handschrift', zwingend ist oder ob nicht die lautlichen Verhältnisse im Codex vielmehr für seine Vorstufen ins 8. Jahrhundert hindeuten, soll im folgenden durch Heran-
ziehung von Arbeiten geprüft werden, die sich mit den sprachlichdialektalen Gegebenheiten der Benediktinerregel beschäftigen.
C. Lautliche Untersuchungen und Neudatierung der Entstehungszeit
Die aus überlieferungsgeschichtlichen Gründen traditionelle Zuweisung der althochdeutschen Benediktinerregel in das alemannische Dialektgebiet ist von lautlicher Seite schon früh bestätigt worden und gilt bis heute ohne Einschränkung 1 . Diesbezügliche Untersuchungen haben zu einer Klassifikation des Dialekts als 'strengalthochdeutsch' geführt 2 , womit konkret auf den Lautverschiebungskonsonantismus abgehoben wird. Die Tenuesverschiebung ist mit Ausnahme einiger aus dem Lateinischen stammender Lehnwörter in jeder Wortposition durchgeführt worden 3 . Hierbei bereitet die eindeutige Identifikation der Affrikata Ipfl Schwierigkeiten, da im Anlaut und im Inlaut bei vorauszusetzender Gemination beziehungsweise bei postkonsonantischer Stellung nur die Graphien faßbar sind. Es ist durchaus möglich, daß die Graphien des Reibelauts hier für die Affrikata stehen, was mit Blick auf die graphischen Verhältnisse bei der t-Verschiebung nichts Ungewöhnliches ist4. Andernfalls ist mit einer extremen Durchführung der Lautverschiebung bei germanisch Ipl zu rechnen, die sogar die Affrikaten zu Reibelauten weiterentwickelt hat 5 .
1
BEG.
sche,
§ 5,
§ 2,
2
F.
S.
Α.
10;
Seiler,
1, St.
S.
PBB.
Althochdeutsche
1
F.
4
Für
Affrikaten
Η.
Simmler,
Synchrone
und
Anlaut
und
existiert Inlaut 5
im
Studien,
S.
Stellung Simmler,
50,
der 69,
Synchrone
Einführung
Althochdeutsche
S.
422;
zum
in
das
Althochdeut-
Sprache,
Begriff
s.
S.
St.
70,
85.
Sonderegger,
19. S.
407-410,
Stanich,
Wortinlaut Phonem
415-416,
420-421.
Phonologische
Studien,
Studien, soll
Ipl
S.
diese
nach
F.
25-26,
36
Affrikata Simmlers
S.
70a-71; pf
erkennt
(/p/
+
///)
F. im
nicht
Untersuchungen
im
ist. der
Affrikatenbezeichnung
λ-Verschiebung
71-72
Frikativ
Baesecke,
diachrone
im ein
Problem Fall
von
Schreibung
M.
aufweisbar
zum
121-122;
da
S.
1 (1874)
Auslaut,
nicht S.
PBB.
haben,
G.
(1874)
Sprache,
3
Seiler,
7;
Sonderegger,
für
/X/
durchaus und
den aus, für
diachrone
geht
Η.
BEG.
M.
Wortanlaut
und
was
nicht
die
aber Affrikata
Studien,
S.
§
für
die
35.
Α.
4,
S.
Phonologische postliquidische
sicher
stehen 25-26,
131,
Stanich,
kann;
ist, s.
da
die
auch
F.
148
Zur
Erforschung
der a l t h o c h d e u t s c h e n
Benediktinerregel
Die Medienverschiebung ist weniger konsequent erfolgt, da im Wortinlaut neben steht und in medialer und finaler Position sogar vorherrschend ist. Nur im Geminationsfall deuten die Graphien und im Wortinlaut auf die Tenuis hin, wobei vorkommendes ebenso gedeutet werden müßte. In allen anderen Fällen ist jedoch von althochdeutsch Ipl, It/, /kl, Ippl, Ittl, /kk/ für germanisch /b/, /dt, /gl, Ibb/, /dd/, Iggl auszugehen. Hierbei hat anlautendes Ikl die Graphien , deren Verteilung nach dem Folgevokal geregelt ist. Vor oder findet man , vor imd < « > hingegen < c > , und vor steht entweder oder < c > 6 . Der Terminus 'strengalthochdeutsch' schließt das Bairische und das Alemannische ein. Eine genauere dialektale Einordnung wird durch die bei den Mediae nicht konsequent durchgeführte Lautverschiebung ermöglicht. Dies weist deutlich auf das Alemannische, für das die Bewahrung von Ibl im Inlaut und Auslaut im Gegensatz zum Bairischen typisch ist7. Bezüglich des restlichen Konsonantismus sind noch die Realisierungen von germanisch ///, Ithl, /XI bemerkenswert. Voralthochdeutsch /// ist erhalten geblieben, hat aber im Inlaut die Neigung graphisch als aufzutreten, was als Lenisierung interpretiert werden kann. Hiervon ist jedoch nicht der auf germanisch /p/ zurückgehende Frikativ //(/)/ betroffen 8 . Der stimmlose Frikativ Ith/ ist unter gleichzeitiger Veränderung der Artikulationsart zu Idl lenisiert worden, wofür die Graphie spricht9. Ganz vereinzelt ist
zu bemerken, was entweder als Schreibungenauigkeit10 oder als phonetisch-phonologisch begründete Schreibung aufzufassen ist11. 6
F.
Seiler,
germanisch 35;
J.
109;
Schatz, BEG.
Graphien 7
S.
§
Seiler,
Penzl,
(1874) Simmler,
Althochdeutsche
10
H.
1
F.
Sonderegger,
Η. M.
9
s.
Baesecke,
St.
F.
127;
PBB.
/bb/
S.
Studien,
diachrone zu
162-167.
der
S.
74.
Studien,
S.
Entwicklung
19-20; von
dagegen
germanisch
Entstehungszeit
149
Der velare Frikativ IXI ist je nach Wortposition erhalten geblieben oder zum Hauchlaut abgeschwächt worden. Die gemeinalthochdeutsche Entwicklung, germanisch IXI im Wortanlaut vor Konsonant aufzugeben, ist in der Interlinearversion nur zum Teil eingetreten12. Der Lautverschiebungskonsonantismus ergibt für die Datierungsfrage keine weiteren Aufschlüsse, da sich die zweite Lautverschiebimg vor der Überlieferung der althochdeutschen Sprachdenkmäler vollzogen hat13, und kann nur für die Frage der dialektalen Eingrenzung des Regeltextes ausgewertet werden. Anders verhält es sich mit den germanischen Frikativen, die von der althochdeutschen Konsonantenschwächung14 betroffen sind. In diesem Zusammenhang ist das Auftreten von anlautendem vor Konsonant ein Anzeichen für Schriftverhältnisse, die dem 8. Jahrhundert angehören. G. Ehrismann möchte dieses Kriterium zwar für das erste Drittel des 9. Jahrhunderts geltend machen, doch ist dem entgegenzuhalten, daß der Schwund des in dieser Position mit dem Anfang des 9. Jahrhunderts im wesentlichen abgeschlossen war15, weswegen die Häufigkeit des noch erhaltenen < h > mit den Vorstufen der althochdeutschen Benediktinerregel zusammenhängen muß. Diese sind älter gewesen und stammen aus dem 8. Jahrhundert. Dadurch würde sich auch der ganz vereinzelt vorkommende Digraph
erklären, der als ältere Übergangsgraphie für den sich aus germanisch Ithl entwickelnden Verschlußlaut Idl und damit als Reflex graphischer Verhältnisse in den Vorstufen der Interlinearversion interpretiert werden kann16. Für die Datierung ins 8. Jahrhundert spricht auch der Vokalismus, bei dem Abschwächungserscheinungen aufgrund des Schriftbildes nur schwer auszumachen sind17. Vielmehr treten in den nebentonigen Silben auch alle haupttonig vorkommenden Vokale (lal, /a/, lel, lel, Iii, Iii, lol, Idl, lul, /«/) auf18. Für den nicht von der Abschwächung betroffenen Hauptton können gleichfalls ältere Verhältnisse im Bereich der Diphthonge beobachtet werden. 12