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German Pages 169 [172] Year 1999
de Gruyter Studienbuch
1749
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1999
Wolfgang Binnig
Gotisches Elementarbuch 5., völlig neubearbeitete Auflage der früheren Darstellung von Heinrich Hempel
w DE
G Walter de Gruyter · Berlin · New York 1999
Die Einbandabbildung stammt aus dem Codex Argenteus, Silberschrift auf Purpurgrund (Uppsala, Universitätsbibliothek); obere Hälfte von Fol. 5r mit einem Teil des Vaterunsers aus Matthäus, abgedruckt sind die Verse Mt 6, 9-13. Das Zeichen links unten ist eine Eusebianische Sektionsziffer, die den unmittelbar folgenden Sinnabschnitt markiert.
© Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.
Die Deutsche
Bibliothek —
CIP-Einheitsaufnahme
Binnig, Wolfgang: Gotisches Elementarbuch / Wolfgang Binnig. — 5., völlig neubearb. Aufl. der früheren Darst. von Heinrich Hempel. — Berlin ; New York : de Gruyter, 1999 (De-Gruyter-Studienbuch) Bis 4. Aufl. u.d.T.: Hempel, Heinrich: Gotisches Elementarbuch ISBN 3 - 1 1 - 0 1 4 9 3 2 - X
© Copyright 1999 by Walter de Gruyter G m b H & Co. KG, D-10785 Berlin. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Druck und buchbinderische Verarbeitung: Werner Hildebrand, Berlin Umschlaggestaltung: Hansbernd Lindemann, Berlin
Vorwort Die Voraussetzungen für ein Werk mit dem Titel »Gotisches Elementarbuch« haben sich in den mehr als dreißig Jahren, die seit der letzten Auflage Heinrich Hempels in diesem Verlag verstrichen sind, derart grundlegend gewandelt, daß es in seiner Gesamtstruktur neu konzipiert werden mußte. Nicht, daß eine Flut neuer, alles umstürzender Erkenntnisse innerhalb des Gotischen dies erfordert hätte, es sind vielmehr die Veränderungen in der angesprochenen Leserschaft, die es erforderlich machten, sich völlig neu auf diese einzustellen. Die Blütezeit der Altgermanistik in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts, in der unsere großen Grammatiken wurzeln, liegt weit zurück, und das Gotische selbst fristet gegenwärtig an den Universitäten ein Schattendasein, wenn es überhaupt noch existiert (viele Prüfungsordnungen werden ja so interpretiert, als sei Notker der älteste Gegenstand der Altgermanistik). Da nun keineswegs, wie vielleicht noch bis in die Nachkriegszeit hinein, davon ausgegangen werden kann, der Student in einem Seminar zum Gotischen verfüge neben guten Kenntnissen in den klassischen Sprachen auch über solche zumindest des Althochdeutschen, vielleicht auch des Altenglischen oder Altnordischen, ist es nicht verwunderlich, wenn er sich im Umgang mit Werken, die das stillschweigend voraussetzen, hilflos und überfordert fühlt. Dieses Elementarbuch möchte seinen Namen so verstehen, daß es sich auf das Wesentliche, das unumgänglich Notwendige beschränkt, doch so, daß es dem Interessierten, sei es dem Studenten der Altgermanistik, dem einer Nachbardisziplin, einem Theologen oder Historiker, mit seiner Hilfe möglich ist, sich selbständig in gotische Texte einzuarbeiten. Die gleiche Beschränkung auf das wirklich Unverzichtbare findet sich auch in den
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Vorwort
Literaturangaben, die, aus persönlicher Sicht des Verfassers, eine Auswahl an Grundlegendem und Weiterführendem aus jüngerer Zeit bieten. Wo beim besten Willen zu einem Thema nichts Abschließendes oder Eindeutiges gesagt werden kann, soll der Leser auch erkennen, daß hier eine offene Frage vorliegt. Dies ist übrigens häufiger der Fall, als man vermuten möchte und für den Fachmann, der erschöpfende Auskunft vielleicht von einer Universalgrammatik, aber nicht von einem Elementarbuch der eben beschriebenen Art erwartet, manchmal überraschend. Auch der Verfasser hat im Verlauf der Arbeit an diesem Buch zu seiner Verwunderung erfahren, daß selbst in einem so überschaubaren Gebiet wie dem Gotischen recht viel, eigentlich viel zuviel, auf mehr oder weniger gesicherten Mutmaßungen gegründet ist. Auf einige der kleineren Denkmäler wird in diesem Buch etwas ausführlicher eingegangen, weil sie nicht so leicht zugänglich sind wie der Bibeltext und weil hier vielleicht die grundsätzliche Skepsis, die vielen allzu glatten Deutungen entgegengebracht werden sollte, besonders zum Ausdruck kommen kann und muß. Bei der Auswahl der Textbeispiele wird manchem auffallen, daß etwas fehlt, was fast durchgängig in den Lehrbüchern erscheint: der griechische Text. Im entsprechenden Abschnitt findet sich die Begründung für sein Fehlen, kurzgesagt, was nicht positiv belegt oder wenigstens zweifelsfrei eindeutig rekonstruiert werden kann, darf nicht als »Vorlage« des gotischen Textes behandelt werden. Ansonsten bieten die Textbeispiele einen Querschnitt durch die got. Bibel und Skeireins und dazu kommt, etwas ausführlicher, als Beispiel für die Gestaltung eines Codex, das Fragmentum Spirense, welches die großen Grammatiken noch nicht kannten. Zu anderen Textsorten finden sich Bemerkungen im Paragraph »Quellen« und im Anhang, der einige sonst schwer zugängliche kleinere
Vorwort
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Denkmäler mit zum Teil ausführlichen Erörterungen vorstellt. Das Wörterverzeichnis schließlich soll alle in den Textbeispielen und im Grammatikteil auftauchenden Wörter aufführen (gotische Wörter mit deutscher Übersetzung, Griechisch nur bei Namen, aus den genannten Gründen), aber nicht solche aus der »krimgotischen« Wortliste. Schließlich bleibt zu bemerken, daß got. Wörter grundsätzlich in diesem Buch nicht getrennt werden, auch wenn manchmal das Druckbild leiden sollte. Nur an wenigen Stellen (bei leicht erkennbaren Komposita) wird von dieser Regel abgewichen, ansonsten soll der got. Text möglichst wenige Eingriffe zeigen. Heidelberg, im Sommer 1998 Wolfgang Binnig
Inhaltsverzeichnis Ausgewählte Literatur
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I. Einführung 1. Hilfsmittel § 1 2. Der geschichtliche Rahmen § 2 3. Gotisch und Germanisch § 3 4. Wortschatz § 4 5. Quellen §§ 5-18 6. Wulfila §19 7. Vorlagen der got. Bibel. §§ 20-22 8. Schrift §§ 23-27
19 19 22 24 28 29 37 39 42
II. Lautlehre 1. Vokale und Diphthonge §§ 28-37 2. Konsonanten §§ 38-56
49 49 53
III. Formenlehre 1. Substantiv §§ 57-58 a) starke Deklination §§ 59-67 b) schwache Deklination §§ 68-71 2. Adjektiv § 72 a) starke Adjektive §§ 73-77 b) schwache Adjektive § 78 c) Partizipien §§ 79-80 d) Steigerung §§ 81-83 3. Pronomen §§ 84-91 4. Adverbien §§ 92-93 5. Zahlwörter §§ 94-97 6. Verben a) Ablaut § 98
61 61 62 70 74 75 79 79 82 84 89 90 94 94
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Inhaltsverzeichnis b) Stammformen der starken Verben §§ 99-100 . . c) Ablautreihen §§ 101-108 d) Konjugation der starken Verben § 109 e) schwache Verben §§ 110-114 f ) Konjugation der schwachen Verben § 115 . . . . g) Präterito-Präsentien § 116 h) Verbum Substantivum § 117 i) wiljan »wollen« § 118 7. Konjunktionen § 119 8. Partikeln § 120
95 96 101 104 109 112 114 115 116 117
IV. Textbeispiele 1. Lukas 2,1-52 2. Fragmentum Spirense (Markus 16,12-20) 3. 2. Korinther 1,1-5, 21 4. Skeireins IV b, 16-V d, 15
118 118 121 124 131
V. Anhang: kleinere Denkmäler 1. Krimgotisch 2. De conviviis barbaris 3. Got. Wörter im Ms. Lat. 528 (Paris) 4. Die Urkunden 5. Der got. Kalender
133 133 137 139 140 141
VI. Wörterverzeichnis
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Ausgewählte Literatur W., Z U den distributioneilen Eigenschaften von wairpan »werden« und wisan»sein« im gotischen Passiv. In: Aspekte der Germanistik. Festschrift für Hans-Friedrich Rosenfeld zum 90. Geburtstag. Hrsg. von W. T A U B E R . Göppingen 1989, 601-620. B A M M E S B E R G E R , Α . , Gotische Adjektivbildungen auf *-ha-. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 108,1986, 35-39. ders., Die gotischen Adjektiva auf -(w)-isk-. In: Historische Sprachforschung (Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung) 108,1995, 93-101. ders., Zur Herkunft der Dualendungen im gotischen Verbalsystem. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 105,1983,169-176. B E C K , H., Gebrauch der Volkssprachen in der christlichen Bekehrung. In: Artikel »Christentum der Bekehrungszeit« In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. 2. Aufl. Bd. 4, Berlin-New York 1981, 577-585. ders., Gotisch armahairts, althochdeutsch armherz - Lehnübersetzung von lateinisch misericorsl In: Zeitschrift für deutsche Philologie 98,1979, Sonderheft, 109-129. B E N N E T T , W. H., The Gothic Commentary on the Gospel of John (The Modern Language Association of America, monograph series 21), New York 1960. B I R K M A N N , Th., Präteritopräsentia. Morphologische Entwicklungen einer Sonderklasse in den altgermanischen Sprachen. Tübingen 1987. B I S C H O F F , B . , Ein karolingisches Denkmal des Gotischen (Zweite Hälfte des neunten Jahrhunderts). In: Anecdota novissima. Texte des 4. bis 16. Jahrhunderts. Stuttgart 1984, 256-257, Tafel III. ABRAHAM,
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I. Einführung 1. Hilfsmittel § 1 Die hier vorgestellten Werke stellen - aus der Sicht des Verfassers - die grundlegenden Hilfsmittel für die weitere oder intensivere Beschäftigung mit dem Gotischen dar. Unübersichtlich und dem Rahmen eines Elementarbuchs völlig unangemessen wäre der Versuch, eine vollständige bibliographische Erfassung der hierzu gehörenden Literatur bieten zu wollen, dies gelingt anhand der aufgeführten gotischen Bibliographie und für die jüngere Literatur durch die bekannten bibliographischen Periodika. Desweiteren erübrigt es sich, die in den Handbüchern angegebene Literatur hier zu wiederholen und zu diskutieren, genauso wie es überflüssig ist, die Handbücher überall abweichend oder zustimmend zu zitieren, es sei denn, der Verfasser könne oder wolle sich nicht festlegen. Die vollständigen bibliographischen Nachweise der hier und sonst in diesem Buch genannten Werke finden sich im Kapitel »Ausgewählte Literatur«, außerhalb dessen nur abgekürzte Titel (Verfassername und Erscheinungsjahr) verwendet werden. Bibliographie Die ältere Literatur ist erfaßt bei M O S S É / M A R C H A N D / E B B I N G H A U S (1950, 1953, 1957, 1967, 1974), jüngere ist über die Handbücher und einschlägigen Periodika zu ermitteln. Textausgaben Gotische Bibel: Die bis heute maßgebliche kritische Ausgabe ist STREITBERG (1919), danach unveränderte Neudrucke bis
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§ 1 Hilfsmittel
zur letzten, der 5. Aufl. 1965. Hierin die got. Bibel und einige der kleineren Denkmäler, dazu STREITBERGs rekonstruierter griech. Text, kritischer Apparat zu beiden Texten, Paralleldruck der Mehrfachüberlieferung, ausführliche Einleitung und Abdruck der antiken Quellen zu Wulfila. Trotz vieler Fehler im einzelnen und unübersichtlicher Gestaltung des Apparats ist diese Ausgabe Textgrundlage für die Evangelien und Briefe (inkl. Nehemia), zum Teil auch für die anderen Denkmäler. Das Fragmentum Spirense (als Bestandteil des Codex Argenteus zu den Evangelien gehörig) ist ediert und erörtert bei STUTZ (1971,1973) Skeireins: Durch aufwendige neue Lesungen ersetzt BENNETT (1960) alle älteren Editionen, auch STREITBERGs Text. Für die anderen kleineren Denkmäler muß auf Einzeluntersuchungen verwiesen werden, ansonsten auf STREITBERG (1919). Das sogenannte Krimgotische ist bei STEARNS (1978, 1989) ausgiebig abgehandelt, doch vgl. dazu den Anhang. Wörterbücher: SCHULZE (1847) bietet griechische Entsprechungen und vollständige Stellenangaben, ist aber, wegen teils abweichender Lesungen (bezogen auf STREITBERG (1919) und andere Editionen), nur eingeschränkt nutzbar. TOLLENAERE/JONES (1976) stellen alle got. Belege (ohne Übersetzung oder Entsprechung) nicht nach der Grundform, sondern in streng alphabetischer Reihe dar; in Zweifelsfällen muß anhand der Textstelle überprüft werden, wozu ein Beleg gehört. STREITBERGS (1928) Gotisch-griechisch-deutsches Wörterbuch bietet auf der Grundlage seiner Textedition ein vollständiges Wörterverzeichnis mit griech. Entsprechungen (nach
§ 1 Hilfsmittel
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seiner Rekonstruktion), aber ohne Nennung aller Belegstellen. Unentbehrlich ist FEIST (1939), der neben den griech. Entsprechungen ausführliche Angaben zur Etymologie bietet. Fortgesetzt wird er von LEHMANN (1986), der die Literatur seit FEIST (1939) nachträgt. KÖBLER (1989) bietet griech. Entsprechungen, vollständige Stellennachweise und Angaben zur Etymologie, kann aber keines der anderen Werke ersetzen, insbesondere nicht FEISTS u n d LEHMANNS etymologische Wörterbücher.
Grammatiken BRAUNE/EBBINGHAUS (1981) ist die R e f e r e n z g r a m m a t i k f ü r s
Gotische. Es finden sich nur spärliche Angaben zu Parallelen und Unterschieden in anderen germ. Sprachen, Herleitungen aus dem Idg. oder Urgerm. sind selten. KRAUSE (1968) gibt teilweise überaus genaue Herleitungen des Formenbestandes und ordnet das Got. immer ins idg.germ. Sprachsystem ein. VOGEL (1995) skizziert äußerst knapp und tabellarisch den got. Formenbestand.
Von den älteren sprachgeschichtlichen Werken sind mit Gewinn zu benutzen: KRÄHE/MEID (1969); KRAHE/SEEBOLD (1967); JELLINEK (1926), vor allem die Kapitel über den Wortschatz; STREITBERG (1920), vor allem die ausführlichen Syntaxkapitel; MAR-
CHAND (1970). Sonstiges Zur Übersetzungspraxis und zur wahrscheinlichen Textgestalt der griech. Vorlage sind grundlegend FRIEDRICHSEN (1926, 1939); für lateinisch-gotische Wechselbeziehungen ist immer
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§ 2 Der geschichtliche Rahmen
noch HENSS (1973) heranzuziehen.
STUTZ (1966) bietet umfassende Einführung in die Handschriften, die Überlieferungslage, Übersetzungstechnik und in den Wortschatz. Für den Einfluß des Gotischen auf romanische Sprachen ist GAMILLSCHEG (1934,1935) weiterhin unentbehrlich. Von WOLFRAM (1990) stammt das derzeit maßgebliche Werk zur gotischen Geschichte. Die Übernahme bibelgot. Termini für die Beschreibung innergot. gentiler Strukturen erscheint gelegentlich bedenklich.
2. Der geschichtliche Rahmen § 2 Die Quellen, die Auskunft über die Geschichte der Goten geben, sind mit den gleichen Schwierigkeiten behaftet und mit der gleichen Vorsicht zu benutzen wie alle Nachrichten antiker, also lateinischer oder griechischer Autoren über Germanen allgemein. Grundsätzlich muß man damit rechnen, daß unter einem Oberbegriff, etwa einem Stammes- oder Volksnamen (schon hier zu unterscheiden führt in so grundsätzliche Fragen, die den Rahmen dieser Darstellung sprengen würden und auch für sie nicht angemessen wären) auch andere gentile Einheiten summarisch aufgeführt werden, einfach deshalb, weil sie für den antiken Autor keinen erkennbaren oder relevanten Unterschied darstellten. Dazu kommt noch die Anpassung germanischer Namen an dafür nicht recht geeignete Laut- und Schriftsysteme. Eine gewisse Skepsis bei der Benutzung klassischer oder nachklassischer antiker Quellen ist angebracht, auch wenn außer ihnen oftmals keine weiteren Zeugnisse greifbar sind. So auch bei den germanischen Stämmen, die man gemeinhin Ostgermanen nennt. Zu ihnen
§ 2 Der geschichtliche Rahmen
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gehören außer den Goten die Vandalen, Burgunder, Gepiden und andere, von denen kaum mehr als der Name bekannt ist. So ist auch bei den Goten ungewiß, ob sie als geschlossener Stammesverband, wie es die bei Jordanes übermittelte Stammessage berichtet, aus Skandinavien kamen, wenn es auch feststeht, daß sie um die Mitte des 2. Jhs. an der Weichselmündung siedelten, dann wohl in Etappen auf nicht genau bekannten Wegen nach Südosten durch Südrußland bis zum Schwarzen Meer zogen. In der ersten Hälfte des 3. Jhs. traten sie dort in ersten Kontakt zum Imperium, bald häuften sich Goteneinfälle ins Reich, vor allem in Dakien und Mösien. Nach Niederlagen wurden gefangene Volksteile innerhalb der Reichsgrenzen angesiedelt. Spätestens unter Konstantin wurden die Goten oder doch große Verbände von ihnen foederati. Nicht genau zu ermitteln sind Zeitpunkt und Umstände der Aufteilung in Ost- und Westgoten (die antiken Bezeichnungen sind anders). Spätestens seit dem Hunneneinfall sind Goten (vermischt mit anderen Völkern) innerhalb des Reiches auf Wanderzügen (gleich, ob sie formal Bundesgenossen des Kaisers waren oder nicht). Unter Alarich erobern die Westgoten 410 Rom, wenig später wird in Südfrankreich das Westgotenreich von Tolosa gegründet. In der zweiten Hälfte des 5. Jhs. wird der größte Teil Spaniens erobert, aber zu Beginn des 6. Jhs. geht Südfrankreich an die Merowinger verloren, endlich zerfällt das iberische Westgotenreich endgültig 711 beim Ansturm der Araber. Das Ostgotenreich Ermanarichs überstand den Sturm der Hunnen nicht, die Ostgoten wurden ihre Vasallen. Nach dem Tod Attilas 453 und dem Ende des Hunnenreiches erscheinen wieder Ostgoten als foederati. Unter Theoderich ziehen sie durch den Balkan und erreichen 489 Italien, ab 493 gibt es das
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§ 3 Gotisch und Germanisch
Ostgotenreich mit dem Zentrum Ravenna, das allerdings bald in Konflikt mit Byzanz gerät und Ostrom letztlich unterliegt, 552 fällt der letzte Ostgotenkönig Teja. Bei diesen Gotenzügen und verschiedenen Reichsgründungen ist festzuhalten, daß der gotische Bevölkerungsanteil in den von ihnen beherrschten Ländern nicht sehr groß war und daß sie beim Untergang zumindest als Volksgruppe völlig verschwanden. Sehr wohl mögen einzelne Gruppen noch längere Zeit überlebt haben, doch finden sich aus Italien, Südfrankreich und Spanien nur Personen- und Ortsnamen als Reste gotischer Herrschaft, abgesehen von einigen wenigen Lehnwörtern, die vielleicht gotischer Herkunft sein mögen. Verschiedentlich berichten antike Autoren von gotischen Gruppen, die bei den Wanderungen zurückgeblieben seien, auf dem Balkan oder am Schwarzen Meer, doch über dieses Faktum hinaus ist nichts bekannt, zum sog. Krimgotischen vgl. den Anhang. Literatur: SCHMIDT (1969); WOLFRAM (1990).
3. Gotisch und Germanisch §3 Alle Aussagen allgemeiner Natur über »das Gotische« beziehen sich immer (vgl. §§5-18 »Quellen«) auf das Bibelgotische. Dies ist nicht nur innergotisch von Belang, auch für die Stellung des Got. innerhalb der germ. Sprachen muß berücksichtigt werden, daß das Bibelgotische ein monolithartiges Gebilde mit den Merkmalen einer bewußt konstruierten Sprache ist - einmalig nicht nur innerhalb der Germania. Traditionellerweise teilt man die germ. Sprachen in Ost-, Nord- und Westgerm, ein, das Got. wird zu den ostgerm. Spra-
§ 3 Gotisch und Germanisch
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chen gezählt, zusammen etwa mit Vandalisch oder Burgundisch und anderen Sprachen, deren Quellenlage derart dürftig ist, daß - mangels eindeutiger Belege - kaum sichere Aussagen möglich sind. Diese ostgerm. Gruppe, als deren prominentester und eigentlich einzig ausreichend belegter Repräsentant das Got. dient, weist einige Besonderheiten auf, die sie sowohl vom Nordgerm, wie auch vom Westgerm, trennt, aber auch mit je einer Gruppe verbindet. Gotisch-Nordisch gegen Westgermanisch: »Verschärfung«: got. twaddje, anord. tveggja, aber ahd. zweiio »zweier«. 2. Sg. Ind. Prät. der starken Verben: got. pu namt, anord. pu namt, aber ahd. du nâmi »du nahmst«. Die Klasse IV der schwachen Verben ist im Got. entwickelt, im Anord. in Teilen vorhanden, aber sie fehlt bis auf Reste im Westgerm. Nord- und Westgermanisch gegen Gotisch: Germ, fl- bleibt erhalten etwa in anord. Aya, ahd. fliohan, aber im Got. erscheint pl-: pliuhan »fliehen«. Germ, ζ kann zu r werden (Rhotazismus): anord. meire, ahd. mèro, aber got. maiza »mehr«. Germ, ê wird zu â: anord. ¡ata, ahd. lâzzan, aber got. lêtan »lassen«. In der Reihe VII der starken Verben verschwindet die Reduplikation (im Anord. nur noch in wenigen Wörtern): anord. lata, lêt, ahd. lâzzan, liez, aber got. lêtan, laflôt »lassen, ließ«. Diese Art von Vergleich verschiedenartiger Einzelphänomene könnte durchaus fortgesetzt werden, bliebe aber immer unbefriedigend, falls man auf eine klare Gruppierung und Ab-
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§ 3 Gotisch und Germanisch
grenzung des Gotischen hoffen wollte. Möglicherweise ist dieses alte, starre Schema von Nord-, West- und Ostgerm, in der Tat ein Formalismus, der von den Unterschieden der Einzelsprachen nicht völlig getragen wird. Es hilft auch wenig (fürs Got.), wenn man West- durch Südgerm, ersetzt oder ein Nordseegerm, konstruiert, immer gibt es Verbindungen über Gruppengrenzen hinweg. Auch der Gedanke, an einer prinzipiellen größeren Nähe des Got. zum Nord, festzuhalten (gestützt auf die vermutete gemeinsame skandinavische Heimat) und die Parallelen zum West- oder Südgerm, aus der Berührung mit solchen Stämmen an der Weichselmündung zu erklären, vermag nicht recht zu überzeugen, ebensowenig die Postulierung einer goto-nordischen Grundsprache, aus der dann das Got. und das Nord, auf jeweils getrennten (aber nicht völlig verschiedenen) Wegen entstanden seien. Eine andere Theorie isoliert das Got. noch stärker, indem es eine nordisch-westgermanische Ursprache ansetzt und sie gegen das Got. stellt. Immerhin ist ja auffällig, daß das Got. nicht einfach einen besoders altertümlichen, dicht am Urgerm. oder Gemeingerm. (vorausgesetzt, es gab überhaupt jemals eine einheitliche Ursprache!) stehenden »konservativen« Zustand aufweist, obwohl etwa Vokativ, verbale Dualformen und synthetisches Passiv im Präsens altertümlich wirken. Dem entgegen stehen »moderne« Eigenheiten wie Beseitigung des Gramm. Wechsels beim st. Verb (bei den Prät.-Präs. noch sichtbar) oder das Fehlen von i- oder a-Umlauten. Ob man die got. »Neigung zum Extremvokal«, also den Zusammenfall von urgerm. e und i in Wurzelsilben zu got. i, das Bestehen von urgerm. u als got. u als altertümlich oder modern auffaßt, besagt wenig, auf jeden Fall trennt auch dieser Zug das Got. von allen anderen germ. Sprachen. Für das Got. ohne direkte Auswirkung ist die in jüngerer Zeit
§ 3 Gotisch und Germanisch
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aufgekommene »Bifurkationstheorie«, nach der - stark vereinfacht - das wesentliche trennende Kriterium innerhalb der germ. Sprachen die 2. Lautverschiebung sei, man habe einerseits »Hochgermanisch«, also Deutsch seit der 2. Lautverschiebung, andererseits »Niedergermanisch«, also alle anderen germ. Sprachen. Irgendein Erkenntnisgewinn fürs Got. kann aus der Zugehörigkeit zum »Niedergermanischen« nicht abgeleitet werden, auch sonst scheinen die Schwierigkeiten dieses Gedankens eventuelle Vorteile zu überwiegen. Die Frage, wie das Got. zu anderen germ. Sprachen stehe, läßt sich vom isoliert gotischen Standpunkt aus natürlich nicht beantworten, hier muß eine überzeugende Strukturierung aller germ. Einzelsprachen unter Berücksichtigung des Indogermanischen abgewartet werden. Das klassische Stammbaummodell hat zwar ersichtliche Unzulänglichkeiten, ist aber insgesamt nicht schlechter als andere Theorien. Wesentlich mag sein, ob man überhaupt den Gedanken an einheitliche Grundsprachen, seien es Idg., Germ., Goto-Nordgerm. oder Nord.Westgerm., nicht aufgeben sollte. Gerade am Beispiel des Got. zeigt sich, daß das Prinzip der Isoglossen, erweitert auf strukturelle Gleichheit oder starke Ähnlichkeit, keine eindeutigen Ergebnisse im Sinne kausaler und temporaler Abhängigkeit zeigt. Immerhin bleibt der Einduck eines sowohl vom Nordgerm. wie vom Westgerm, (um im alten Schema zu bleiben) trotz je wechselnder Affinitäten recht fernstehenden Got. Es erscheint wie eine banale Verlegenheitslösung, wenn man vermutet, daß eben manche Tendenzen sich unabhängig voneinander an verschiedenen Orten und Zeitpunkten mit unterschiedlicher Geschwindigkeit im Bereich der germ. Sprachen ausgebreitet haben, so daß sich aus heutiger vergleichender Sicht wechselnde Koalitionen und Alleingänge darstellen. Literatur: DAVIS/IVERSON (1994, 1996), KROGH (1995), LEH-
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§ 4 Wortschatz
MANN (1977, 1994), MEID (1987), MOULTON (1986), PENZL (1985,1989), VENNEMANN (1984,1987), VOYLE (1981), WOODHOUSE (1995).
4. Wortschatz § 4 Obwohl das Got. fast ausschließlich den Wortschatz der wichtigsten Quelle, eben der Bibelübersetzung, bietet, lassen sich doch verschiedene Schichten ausmachen. Zunächst kann schon der bibelgotische Wortschatz grob - mit unscharfen Grenzen - unterteilt werden. Der Wortschatz der Evangelien liefert vor allem Begriffe aus der Alltagswelt. In den Paulusbriefen begegnet naturgemäß das Vokabular des kirchlichen Gemeindewesens, in der Skeireins schließlich geht es um theologisch-dogmatische Subtilitäten. Die anderen Denkmäler bieten vor allem Namen, Zahlen und Splitter juristischer Formeln (das »Krimgotische« ist hierbei nicht berücksichtigt). Nicht alle got. Wörter, die sich auf christliche Themen beziehen, mußten vom Übersetzer Wulfila (zu Wulfila vgl. § 19) eigens neu für die Bibelübersetzung geschaffen und eingeführt werden. Entlehnungen im Zusammenhang mit der Christianisierung sind von solchen zu trennen, die den Wortschatz schon vorher oder beim Kontakt mit dem Imperium ergänzten. Auffällig ist, daß viele dieser profanen Entlehnungen aus dem Lateinischen kamen (ana-kumbjan »sich lagern«, karkara »Kerker«, mês »Tisch«, militon »Soldat sein« und andere) und, wie an der Umsetzung der Lautgestalt ersichtlich, zu verschiedenen Zeiten ins Got. aufgenommen wurden. Auch christliche Begriffe sind teilweise lat. Ursprungs, da ja vor Wulfila die Mission einsetzte und die Goten in Transdanubien
§ 5 Quellen
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unmittelbar ans lat. Sprachgebiet grenzten. Bei anderen Wörtern ist nicht deutlich erkennbar, ob sie direkt aus dem Griech. oder über den Umweg des Lat. in den got. Wortschatz eingedrungen sind. Man kann etwa solche Alters- und Bedeutungsgruppen bilden: a) alte, profane Lehnwörter wie asilus »Esel«, kaupon »Handel treiben«, wein »Wein«; b) junge, profane Lehnwörter wie ana-kumbjan »sich lagern«, Kreks »Grieche«, militon »Soldat sein«; c) vorwulfilanische christl. Terminologie wie aggilus »Engel«, aikklesjo »Kirche«, praufetja »Weissagung«; d) wulfilanischer Bibelwortschatz griech. Ursprungs wie aromata »Gewürze«, swnagoge »Synagoge«, pwmiama »Rauchopfer«. Neben dieser Aufnahme fremder Wörter in die got. Sprache (zumindest ins Bibelgot.) gibt es Lehnübersetzungen wie gahlaiba »com-panio« und Lehnbedeutungen wie af-letan »Sünde vergeben«. Literatur: BECK ( 1979,1981); JELLINEK (1926) 1 7 7 - 2 0 0 ; STUTZ
(1966), 74-79.
5. Quellen § 5 Die Überlieferungslage der got. Sprache ist dadurch gekennzeichnet, daß der weitaus größte Teil nur einer Textart zuzurechnen ist, alle anderen Sprachdenkmäler haben daneben geringe bis verschwindende Bedeutung. Die Denkmäler im einzelnen: A geistliche Texte I Bibeltexte la) Codex Argenteus (Uppsala): Bruchstücke der
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§ 5 Quellen
Evangelien in »westlicher« Folge (Mt, Jo, Lk, Mk). lb) Fragmentum Spirense, ein Blatt, ursprünglich Bestandteil des Codex Argenteus, mit dem Schluß des Markusevangeliums. 2) Codex Carolinus (Wolfenbüttel): Stücke aus Römer 11-15; got.-lat. Bilingue. 3) Codex Gissensis (Gießen, existiert nicht mehr): Stücke einer got.-lat. Bilingue, Teile aus Lk 23-24. 4) Codices Ambrosiani: (Ambrosiana, Mailand) 4a) Cod. Ambr. A: Bruchstücke von Rö, Kor, Eph, Gal, Phil, Kol, Thess, Tim, Tit, Philem. 4b) Cod. Ambr. B: Bruchstücke aus Kor, Eph, Gal, Phil, Kol, Thess, Tim, Tit. 4c) Cod. Ambr. C: Bruchstücke aus Mk 25-27. 4d) Cod. Ambr. D: Bruchstücke aus Neh 5-7. 5) Codex Taurinensis (Turin), ursprüngl. zu Cod. Ambros. A gehörend, Bruchstücke aus Gal und Kol. II Skeireins 6a) Cod. Ambr. E, Blatt 1, 2,5, 6,7. 6b) Cod. Vat. Lat. 5750 (Vaticana), Blatt 3, 4, 8. III Gotica Veronensia 7) Cod. bibl. capítol. Veron. 51, kurze Bibelzitate in got. Sprache und Schrift zu lat. Homilien. Β profane Texte I Alphabete und Kalender 8) got. Kalender in Cod. Ambros. A 9) Codex Vindob. 795 (»Salzburg-Wiener Alkuinhandschrift«): got. Alphabete, got. Buchstabennamen, got. Zahlen, Einzelsätze aus Lk. II Urkunden 10) Verkaufsurkunde von Ravenna/Neapel 11) Verkaufsurkunde von Arezzo (verloren)
§§ 6-7 Quellen
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III got. Einzelwörter 12) im Gedicht »De conviviis barbaris« 13) im Ms. Lat. 528 (Paris) IV Inschriften a) möglicherweise Runeninschriften b) vielleicht Alphabet und Schreibproben auf einer Bleiplatte V Eigennamen VI das sogenannte Krimgotische Literatur: Bibel: SCARDIGLI (1984), STREITBERG (1919), STUTZ
(1966, 1984); - Fragm. Spir.: STUTZ (1971, 1973); - SalzburgWiener Alkuinhs.: WAGNER (1994); - Pariser Codex: BlSCHOFF (1984) - Skeireins: BENNETT (1960); SCHÄFERDIEK (1981) - De conviviis barbaris: HULD (1990); EBBINGHAUS 1990a; SCARDIGLI (1966) ; - Kalender: EBBINGHAUS (1978, 1979); REICHERT (1989) - Urkunden: SCARDIGLI (1973) - Bleiplatten: EBBINGHAUS (1989) - Runen: DÜWEL (1983, 1997), EBBINGHAUS (1990b), KRAUSE (1966, 1968, 1993); NEDOMA (1991), REICHERT (1991), SCHWAB (1998) - Namen: MORLET
(1968); PIEL/KREMER (1976); REICHERT (1990). §6 An sicher ostgot. Material liegen nur Eigennamen bei griech. oder lat. schreibenden Autoren vor, alle anderen Denkmäler sind westgot. (vgl. § 22) oder lassen sich nicht zuordnen, entweder, weil man normative Kraft des Bibelgotischen annimmt oder weil man aus Einzelwörtern keine eindeutige Bestimmung ableiten kann. § 7 Die weitaus größte Masse der got. Überlieferung findet sich in den verschiedenen Codices, die Bruchstücke der got. Bibel enthalten, derart, daß von den Evangelien ziemlich viel, von den Paulusbriefen manches, vom Alten Testament nur ein
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§§ 8-9 Quellen
kleines Stück aus Nehemia vorhanden ist. Völlig unklar ist der ehemalige Gesamtumfang der got. Bibelübersetzung. Es fällt auf, daß Genesis und Psalter, die doch in anderen germ. Sprachen zumindest in Bruchstücken anzutreffen sind, im Got. fehlen.Wenn aber ausgerechnet ein Nehemia-Fragment überliefert ist, könnte man folgern, müßte gewiß mehr und Wichtigeres aus dem AT vorhanden gewesen sein, insbesondere, wenn eine Quelle zu Wulfila (Philostorgius) behauptet, dieser habe, außer dem Buch der Könige, die ganze Bibel übersetzt. Spekulationen dieser Art sind letztlich fruchtlos, genauso wie die Überlegung, ob der Hebräerbrief im NT nur zufällig nicht erhalten oder, aus welchen Gründen auch immer, erst gar nicht übersetzt worden sei. § 8 Die Skeireins (vom Herausgeber Massmann 1843 so genannt nach skeireins in 1 Kor 12, 10. 14 »Auslegung«) ist ein Kommentar zum Johannesevangelium mit einem großen Anteil an direkten Johannes-Zitaten, in zwei Codices bruchstückhaft überliefert, sie ist nicht Bestandteil der wulfilanischen Bibelübersetzung, wenn auch sprachlich dieser sehr nahestehend. Herkunft und Quellen sind nicht bekannt, auch nicht, ob es sich um eine Übersetzung handelt. Bemerkenswert ist, daß ein zweiter got. Schreiber den ersten korrigierte. § 9 Die Verkaufsurkunden aus Arezzo und Ravenna/Neapel (siehe Anhang) bieten zwar immerhin syntaktische Einheiten, doch zieht man die Eigennamen ab und nimmt an, daß der juristische Text lat. Formularen nachgebildet ist, so bleibt wenig übrig, was man nicht aus den Bibelbelegen schon wüßte, etwa die Graphie kawtsjon. Entstanden sind sie gut 200 Jahre nach Wulfila im Ostgotenreich in Italien, doch dialektale Abwei-
§§ 10-11 Quellen
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chungen lassen sich nicht ausmachen, dies ist durch die geringe Textmenge erklärlich, vielleicht auch dadurch, daß das Bibelgot. als universale innergotische Verkehrs- und Schriftsprache gewirkt haben mag. § 10 Der Cod. Vindobonensis 795 (die »Salzburg-Wiener Alkuinhandschrift«) bringt mehrere unvollständige Alphabete in verschiedenen Duktus, danebenstehende Buchstabennamen (in lat. Schrift), die Zahlwertzuordnungen, einige Bruchstücke aus Lukas (pairh lokan weist vielleicht auf griech. Vorlage gegenüber pairh lukan im Cod. Arg.), darübergeschrieben eine Art phonetischer Umschrift ins Althochdeutsche, einige Angaben zur Aussprache und Schreibweise. Interessant sind die nur hier belegten Buchstabennamen, die in einigen Fällen nicht zu den in anderen germ. Sprachen üblichen Namen für Runen stimmen (die got. Buchstaben sind, jedenfalls im überwiegenden Teil, keine Runen, vgl. den Paragraphen »Schrift«), etwa thyth statt *purisaz oder ezec/ezet statt *algiz. Die nur im Got. vorkommenden Buchstaben q und tv werden mit quertra und uuxr bezeichnet. Diese Buchstabennamen werden völlig unterschiedlich beurteilt, entweder als spätes Konstrukt zur Parallelisierung des im gleichen Codex vorhandenen angelsächs. Runenalphabets oder aber als Reflex got. Behandlung gemeingerm. Runennamen. Insgesamt kann man aus der Graphie und Lautgestalt der got. Wörter folgern, daß sie durch Vermittlung eines Menschen, der wohl die got. Schrift und Sprache kannte, Kenntnisse des fränkischen Althochdeutschen hatte, aber selbst kein Germane war, um 800 Eingang in diese Schriftgruppe gefunden haben. § 11 Die Gotica Veronensia sind Randbemerkungen in got. Sprache und Schrift zu lateinischen Homilien des (ariani-
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§§ 12-15
Quellen
sehen) Bischofs Maximinus, dergestalt, daß neben dem lat. Text in wenigen got. Stichworten auf den Inhalt verwiesen wird. Die got. Wörter sind teilweise sehr schlecht zu lesen, eine verläßliche Edition gibt es nicht. § 12 Der got. Kalender (siehe Anhang) ist Zeugnis des got. Kirchenjahres, den Wortschatz bereichert er um einige Einträge. § 13 Die got. Wörter in »De conviviis barbaris« (siehe Anhang) sind, je nach Gesamtdeutung, mehr oder minder erklärungsbedürftig, insgesamt sollte man sie nicht überbewerten, da äußere Umstände wie Sprachkenntnis oder Hörgenauigkeit des Verfassers und Forderungen des Metrums eingewirkt haben mögen. § 14 Die biblischen Eigennamen und die got. Schriftzeichen mit lat. Umschrift im Pariser Ms. Lat. 528 (siehe Anhang) bringen keine neuen Erkenntnisse im Wortschatz und in der Grammatik, sind aber für die Lautwertfrage wichtig und geben ein weiteres Zeugnis vom Nachleben got. Schriftkultur in der karolingischen Blütezeit. § 15 Die runischen Inschriften sind ein Problem, das den Rahmen des innergot. Sprach-und Schriftverständnisses sprengt. Sofern Runeninschriften als got. ausgegeben werden, wie in der älteren Forschung häufig und bis zur Gegenwart mit wechselnden Zuordnungen, stellen sich auch hier die nicht gelösten Grundfragen der Runologie nach Herkunft und Ausbreitung der Runenschrift, ganz unabhängig von der konkreten Frage nach Text und Bedeutung einer bestimmten Inschrift. Die beiden bekanntesten der für »gotisch« gehaltenen
§ 15 Quellen
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Runendenkmäler sind das Lanzenblatt von Kowel und der Ring von Pietroassa. 1. Kowel: Die Inschrift wird allgemein als TILARIDS oder TILARIPS gelesen, doch bleiben Zweifel, nicht nur wegen des Alters der Inschrift, sondern weil die Inschrift keinesfalls eindeutig so zu lesen ist. Der erste Wortbestandteil soll dann »Ziel« bedeuten, der zweite zu »reiten« oder »raten« gehören, das auslautende -s sei das Nominativ-s, das es eben nur im Ostgerm. gibt. Insgesamt soll die Inschrift »Zielreiter, Hinreiter«, vielleicht auch »Zielrat (der zum Angriff rät), Angreifer« - nach KRAUSE (1966) - bedeuten. 2. Pietroassa: Auf einem großen Goldring, der zu einem (got.?) Schatz gehört, in der Mitte (in der Inschrift) beschädigt war, las man erstaunlich einhellig GUTANIOWIHAILAG, das häufig aufgelöst und emendiert wird zu Gutani o[pal] wi[h] hailag mit der Bedeutung »Der Goten Erbbesitz, geweiht [und] unverletzlich«, wobei o als Begriffsrune aufzufassen wäre. Andere lesen Gutanio wih-fhjailag »der Gotenfrauen Heiligtum«. In jüngster Zeit ist der Ring nochmals mit verschiedenen Techniken untersucht worden mit dem Ziel, die durch die Auftrennung des Ringes 1875 beschädigte Rune eindeutig zu identifizieren. Als Ergebnis zeigt sich, daß es mit großer Sicherheit keine o-Rune ist, sondern eher ein Zeichen für j. Doch auch diese neue Deutung hält die Inschrift für gotisch. Falls WIHAILAG tatsächlich in wi[h] hailag aufzulösen wäre, hätte man einerseits eine Entsprechung zum bibelgot. weihs, andererseits vielleicht ein Sakralwort *hailags, das bei Wulfila nicht (vgl. aber hails und hailjan) vorkommt. Unabhängig davon, wie man jeweils einzelne Inschriften liest und deutet, ist die Grundvoraussetzung natürlich, daß man die Existenz got. Runendenkmäler nicht apriori ausschließt. Der Gefahr eines Zirkelschlusses kann man schwerlich entgehen,
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§§ 16-17
Quellen
wenn man etwa die wulfilanische Schrift ohne Einwirkung einiger Runenzeichen erklären will und dann eine konkrete Runeninschrift als nicht gotisch anspricht, weil ja die Goten ihre eigene Schrift gehabt hätten. § 16 Ein gegenwärtig nicht zu untersuchendes und kaum zu beschreibendes Phänomen stellen die Bleiplatten dar, die aus einem Grabfund in Ungarn stammen, zur Zeit jedoch nicht auffindbar sind und nur anhand einer fotografischen Wiedergabe in einer archäologischen Publikation als mit got. Buchstaben beschrieben gelten. Es soll sich um Teile des Alphabets und vielleicht von Einzelwörtern (als Schreibübungen?) handeln. Darin ein Zeugnis für die (wahrscheinliche) Existenz wulfilanischer Schreibschulen (die man, ohne einen direkten Beweis für ihre Existenz zu haben, aus den verschiedenartigen got. Codices erschließt. Die in den Hss. erhaltenen Spuren redaktioneller Eingriffe setzen Vorlagen und Paralleltexte voraus, die aber nicht erhalten sind. Es muß also deutlich mehr als die uns bekannten Codices gegeben haben) zu sehen, erscheint ohne Zugang zur Quelle oder zumindest verläßlicher Reproduktion gewagt. § 17 Eine Quellengattung eigener Art stellen die got. Eigennamen dar. Neben den Namen, die bei spätantiken Historiographien in lat. oder griech. Schrift verzeichnet sind, gibt es eine Fülle von Personennamen, die etwa in Konzilsakten Eingang gefunden haben. Daneben gibt es Ortsnamen, die zum Teil wiederum auf Personennamen zurückzuführen sind. Schließlich gibt es noch einige wenige got. Namen, die in anderen germ, (hier ist besonders das Altnord, hervorzuheben) Sprachen in der Heldendichtung zu finden sind. Die Personen- und Ortsnamen sind besonders reichlich in Spanien und
§§ 18-19
Quellen/Wulfila
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Südfrankreich, also im Westgotengebiet anzutreffen (hier vielleicht auch vereinzelt vandalische Namen). Für das ostgot. Norditalien ist die Lage weniger günstig, germ. Wörter könnten auch langobardischen Ursprungs sein. Obwohl namenskundliche Untersuchungen grundsätzlich von großen Unsicherheiten begleitet sind, erschließen sie in diesem Fall Material, das einige hundert Jahre jünger als die Bibeltexte angefallen ist. § 18 Nur wegen des Namens sei schließlich das »Krimgotische« (ausführlich im Anhang) hier aufgeführt. Die Ansichten über seine innergerm. Einordnung gehen weit auseinander, und die im Anhang skizzierten Probleme der Überlieferung gestatten es nur mit größten Vorbehalten, dieses Korpus zu den got. Quellen zu zählen.
6. Wulfila § 19 Die wesentlichen Quellen zu Wulfila (die überlieferten Namensformen sind Vulfila, Ulfilas, Gulfilas, Ούλφίλας, Ούρφίλας u. a.) sind Kirchenhistoriker, die mit mehr oder weniger großem zeitlichen Abstand teils sich ergänzende, teils widersprüchliche, insgesamt aber recht spärliche Angaben zu seiner Biographie geben. Immer ist dabei zu bedenken, ob deren Position zum Arianismus nicht ihre Beschreibung von Wulfilas Leben und Werk beeinflußt haben könnte. In wenigen Zügen läßt sich das, was man einigermaßen sicher ermitteln kann, zusammenfassen: Wulfilas Eltern waren Kappadokier (die ältere Forschung meinte, nur seine Mutter, sein Vater sei Gote, doch könnten sich sein Name und seine spätere Stellung auch anders erklären lassen), die bei einem westgot.
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§ 19 Wulfila
Raubzug (vielleicht 257, nicht bei dem ostgot. 264) als Gefangene verschleppt worden waren. Er selbst ist um 311 oder 307 n. Chr. geboren, hatte das Amt eines »Kirchenlektors« inne. Unklar ist, wann, wie und wo er seine Erziehung erhielt und seine Sprachkenntnisse erwarb. Er wurde als Dreißigjähriger (diese Angabe nach Auxentius, also ohne Zwischenstufen in der Kirchenhierarchie!) zum Bischof ordiniert (nach neuerer Auffassung bereits im Jahr 337, dann wäre er auch 306 oder 307 geboren), sein Aufgabengebiet war die Mission bei den Westgoten. Etwa um 348 wurde er und mit ihm eine offenbar recht große Gruppe seiner Gemeinde in der Folge einer Christenverfolgung (Wulfila nennt sich in seinem in lat. Sprache bei Auxentius überliefertem Credo confessor) aus dem Machtbereich der Westgoten vertrieben und im Reichsgebiet angesiedelt. Diese got. Christen, Gothi minores genannt, standen jahrzehntelang unter der geistlichen wie auch politischen Führung Wulfilas. Wann und wo er als Grundlage der Bibelübersetzung die got. Schrift entwickelte, ob an den neuen Wohnsitzen oder bereits als lector unter westgot. Herrschaft, bleibt ungewiß (auffällig ist, daß ausgerechnet Auxentius, der Wulfilaschüler und -Verehrer, die Bibelübersetzung nicht einmal erwähnt). Die eigentliche Übersetzungsarbeit und erst recht die Etablierung von Schreibschulen läßt sich nicht gut mit den Unruhen der Christenverfolgung im westgot. Machtbereich in Einklang bringen, dieser Abschnitt kann wohl nur in Mösien angesiedelt werden. Die Schreibschulen - Voraussetzung für die Verbreitung der got. Bibel - scheinen keine Spuren hinterlassen zu haben (vielleicht die Bleiplatten mit gotischen Zeichen?). Unklar bleibt Wulfilas Stellung in den Dogmenstreitigkeiten seiner Zeit. Er nahm am »arianischen« Konzil von Konstantinopel 360 teil, doch läßt sich kein Zeugnis für besonderen Einsatz zugunsten der arianischen Idee
§ 20 Vorlagen der got. Bibel
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finden. Die antiarianische Bewegung siegte bekanntlich endgültig nach dem Konzil von Konstantinopel 381, Wulfila starb ein oder zwei Jahre später. Literatur: antike Zeugnisse bei STREITBERG (1965) - EBBINGHAUS (1991,1992); SCHÄFERDIEK (1990).
7. Vorlagen der gotischen Bibel § 20 Unbestritten ist, daß der got. Bibeltext in seiner Gesamtstruktur auf eine griech. Vorlage zurückgeht, aus der er durch eine meist um Worttreue bemühte direkte Übersetzung entstanden ist. Diese griech. Vorlage allerdings konnte bisher nicht ausgemacht, ja nicht einmal näher bestimmt werden. Die in den Ausgaben, vor allem in der heute maßgeblichen STREITBERG-Edition abgedruckten griech. Texte geben nicht eine tatsächlich existierende griech. Quelle, sondern einen aus dem Got. erschlossenen, also rekonstruierten Text wieder, der so, wie er abgedruckt ist, mit großer Wahrscheinlichkeit nie existiert hat. Damit soll dieser beigefügte griech. Text nicht als Phantasieprodukt abgetan werden, denn aufgrund der bekannten überlieferten Lesarten des griech. NT läßt sich ein zu Wulfilas Zeiten in seinem Wirkungsgebiet vorherrschender Typus durchaus plausibel annehmen, und im allgemeinen dürfte sich Wulfilas griech. Vorlage nicht sehr von dem Text unterscheiden, der heute als griech. Entsprechung des Got. gehandelt wird. Die Schwierigkeiten treten auf und werden prinzipiell unlösbar, sobald eine einzelne Textpassage untersucht wird: gerade hier könnte die Vorlage vom rekonstruierten Text abweichen, gerade hier könnte es konkurrierende Lesarten geben, gerade hier könnte der Gote freier oder falsch übersetzt haben. Da nun nicht festzustellen ist, wo und
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§21 Codex Brixianus
wie oft solche Unbestimmbarkeiten auftreten, muß eben jeder rekonstruierte (richtiger: konstruierte) griech. Text als rein hypothetisch gelten, und keine der überaus zahlreichen Aussagen vom Typ »got. χ gibt griech. y wieder«, auf denen ja nicht zuletzt die Wörterbücherberuhen, hat eine stofflich faßbare Grundlage. Hinzu kommt noch, daß zumindest an einigen Stellen des got. Textes Einfluß des Lat. unübersehbar ist. Zwei got.-lat. Bilinguen sind vorhanden: Im Cod. Carolinus (Bruchstücke aus Rö 11-15) und im Cod. Gissensis (Einzelwörter aus Lk 2 3 - 2 5 ) läßt sich immerhin der Ansatz einer Bibelphilologie, nämlich die Vergleichung, erkennen. Unklar bleibt jedoch, zu welchem Zweck die Bilinguen und die anderen Codices angefertigt wurden. Der Cod. Arg. ist eine Prachthandschrift, die aus praktischen Gründen kaum für den kirchlich-liturgischen Alltag Verwendung gefunden haben dürfte, bei den anderen Codices ist nicht recht auszumachen, für welchen Zweck sie angefertigt wurden. Soll man aus der Existenz von Bilinguen schließen, daß es Gelegenheiten oder Notwendigkeiten gab, in zwei Sprachen gleichzeitig zu predigen, oder dienten Bilinguen eher der Forschung, waren also für Kleriker bestimmt, nicht aber für die Praxis? Nicht vergessen dabei darf man, daß bei der Entstehung der Codices der Arianismus überall längst untergegangen und das katholische Bekennnis Staatsreligion geworden war, doch ist es vielleicht unangebracht, von arianisch im Zusammenhang mit der wulfilanischen Bibel zu sprechen, sicherlich liegt in ihr keine arianische (oder passender homöische) Propagandabearbeitung vor, bei Skeireins verhält sich das schon anders. Literatur: FRIEDRICHSEN ( 1 9 2 6 , 1 9 3 9 ) ; STUTZ ( 1 9 6 6 ) § 21
Ein eigentümliches Licht auf got. Übersetzungspraxis
§ 21 Codex Brixianus
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wirft der Codex Brixianus mit der Vetus Latina-Version / (genauer: /zeigt Einflüsse von Itala, Vulgata und einem got. Text, wie er im Cod. Arg. überliefert ist) und einer lat. praefatio, die sich nicht auf /bezieht. In dieser praef. geht es um abweichende Formulierungen im Griech., Lat. und Got. und welche Konsequenzen dies für den Sinn haben könnte, auch darum, ob und wie solche Differenzen im Text gekennzeichnet sein sollten. Der Sinn der praef. ist oft dunkel, und die Verwendung des latinisierten got. Wortes wulthres (vgl. wulpus und wulprs) als philologischer Terminus mit der möglichen Bedeutung »Bibelstelle, an der eine abweichende Wortwahl durch Zusatzübersetzung erklärt oder bezeichnet wird« ist noch weniger verständlich. Immerhin läßt sich aus der praef. erkennen, daß es so etwas wie biblische Textkritik gegeben hat, allerdings ist nicht ersichtlich, ob sich die praef. auf existierende, uns unbekannte Codices oder etwa, in programmatischer Absicht, auf künftig zu erstellende bezieht. In keinem Fall ist ein solcher Codex mit wulthres überliefert, die Randglossen, die gelegentlich auftauchen, können nicht damit gemeint sein. Weiterhin ist bemerkenswert, daß f an einigen Stellen Einfluß des got. Textes (Cod. Arg.) aufweist. Es ist wahrscheinlich, daß f auf eine got.-lat. Bilingue (oder sollte man, nach der praef., eine got.-lat.-griech. Version ansetzen dürfen?) zurückgeht, deren got. Teil wiederum große Nähe zum Cod. Arg. aufweist. Insgesamt jedoch ist es so, daß got. und /keineswegs durchgängig gegen Itala oder Vulgata stehen, sondern häufig gibt es auf engstem Raum wechselnde Koalitionen. Es wird jedoch aus all diesen im einzelnen nicht aufzulösenden Wechselbeziehungen deutlich, daß im Bereich der lat. Bibel der got. Bibeltext nicht nur der beeinflußte, sondern manchmal auch der beeinflussende Teil war. Literatur: H E N S S ( 1 9 7 3 ) ; S T U T Z ( 1 9 6 6 , 1 9 7 7 ) .
42
§§ 22-23
Textredaktion/Schrift
§ 22 Dies jedoch liefert keine Antwort auf die Frage, wie letztlich der uns überlieferte got. Text einzuordnen und zu bewerten sei. Wenn man davon ausgeht, daß der got. Text unter Wulfila aus einer griech. Vorlage etwa im Zeitraum zwischen 350 und 380 in Kleinasien auf die Sprache der Westgoten hin entstand, andererseits annimmt, daß die Handschriften im Ostgotenreich in Italien zwischen 500 und 550 angefertigt wurden, gibt es etwa 150 Jahre, in denen nur zu erschließende Textredaktionen stattfanden. Dies können einerseits Angleichungen an den aktuellen ostgot. Lautstand sein, wobei wesentliche Faktoren unbekannt sind: welche Lautunterschiede gab es zwischen wulfilanischem Westgot. und Ostgot. der Theoderichzeit, und wie konservativ behandelte die ostgot. Redaktion die heiligen Texte? Andererseits kann aus dem Umfeld der lat. Bibel etwas in die Behandlung der wulfilanischen Vorlage eingedrungen sein. Ein bekanntes Beispiel: Eph 2, 3 (überliefert in Cod. Ambr. A und B) heißt übereinstimmend in paimei jah weis allai usmetum suman in lustum leikeis
unsaris, taujandans
wiljans leikis jah gami tone,...
In A
steht bei wiljans die Randglosse lustuns (lustus »Lust«), was sich aus keiner bekannten griech. Lesart erklären läßt, wohl aber aus einer Verwechslung von lat. voluntas und voluptas. Man könnte aber allgemein lat. Einfluß schon für die wulfilanische »Urfassung« annehmen, wenn man an das lat. Umfeld in Transdanubien denkt.
8. Schrift § 23 Die got. Schrift, deren Erfindung Wulfila zugesprochen wird, ist in zwei nicht sehr verschiedenen Varianten belegt:
§ 22 Schrifttafel
43
Die got. Schrift und ihre möglichen Vorlagen in der üblichen Reihenfolge: (a) got. Lautwert; (b) got. Zahlwert; (c) Typ I; (d) Typ II; (e) Griech.; (f) Fugarle; (g) Lautwert der Runen.
(a) [a] [b] [g] [d] [e]
[q] [z] [h] Q>] [ï i] [k] [1] [m] [n] [j] [u]
[p]
[r] [s] [t] [w] [f] [χ] [tv] [o]
(b) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 200 300 400 500 600 700 800 900
(C) Λ
li Γ
(d)
b
Κ Γ
Λ
F υ 7. h Ψ )Ί Κ Κ η Ν Ç η π s
Λ ε τ
y
Ρ χ η χ φ
6 U
Ζ
h
ψ ί1 κ λ
Η
Ν Ç η ΓΤ Η F
S
Τ
Υ f
Χ 0
SI
(e) A Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ I Κ Λ Μ Ν
(f)
Γ η
• ι> k
(g) [f] [U]
ι 5 \
Ο
κ τ
φ] [a] [r] [k] [g] [w] [h] [n] [i] [j] [ï]
Ρ Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω
* t * Μ Μ r 0 Μ δ
[z (R)] [s] [t] [b] [e] [m] [1] [ng] [d] [o]
π
< Χ
y Ν
+
[p]
44
§ 22 Schrift
Typ I: leicht kursive Unziale (Gebrauchsschrift?) Typ II: schwere, senkrecht stehende Unziale Typ I wurde allgemein als älter angesehen, doch sind in neuerer Zeit Zweifel an dieser Chronologie aufgetaucht, überhaupt scheint das starre Typ I/Typ Ii-Schema die deutlichen Varianten innerhalb des Sigma-Typs zu verdecken. Typ I ist nach rechts geneigt, das s entspricht griech. Σ, (deshalb auch Sigma-Typ genannt), der Strich für Nasalabkürzung steht nur bei n. Diese Schrift liegt vor in Cod. Ambros. B, D, in den Marginalien von Cod. Ambros. A, B, in den Urkunden von Neapel und Arezzo und in den got. Texten der Salzburg-Wiener Handschrift. Typ II hat ein s, das wie ein lat. S aussieht; das /v ist ein geschlossener Kreis mit einem Punkt in der Mitte, die Unzialen stehen aufrecht, wirken wuchtiger und strenger; für π und m gibt es Nasalabkürzungsstriche. In dieser Schrift sind Cod. Arg. (beide Schreiber!), Cod. Carol., Cod. Giss, sowie die got. Texte der Codd. Ambros. A, C, E abgefaßt. Die Reihenfolge der Buchstaben innerhalb des Alphabets wie auch ihr Zahlenwert folgen griech. Vorbild. Bei der Frage, ob und welche ihm bekannten Alphabete Wulfila zur Entwicklung der got. Schrift herangezogen hat, sind zwei Bereiche zu trennen: 1. äußere Form des Zeichens: Unschwer lassen sich schnell Zeichenformen entdecken, bei denen griech. Vorbild vermutet werden kann, etwa a, b, g, (d), e, z, p, ilï, k, 1, m, η, φ, s, t, w, χ, tv . Z u bedenken bleibt auch, daß einige Zeichen an lat. Buchstaben erinnern, etwa h. An Runen erinnern vielleicht f , i j , das Zeichen für »900«, b, o. Hier ist natürlich zu berücksichtigen, daß einige Runenzeichen wiederum an Buchstaben aus Alphabeten des Mittel-
§§ 24-25 Schrift
45
meerraumes erinnern, wahrscheinlich von solchen abstammen. 2. Lautwert: Das Got. hat einige wenige Laute, für die es keine Entsprechnung im Griech. gibt: q, p, tv, q findet sich im Lat., aber nicht im Futhark; p findet sich im Futhark, /v nirgends. § 24 Der Versuch, diese beiden Kriterien in einem widerspruchsfreien System zu vereinigen, wirft größte Probleme auf. So mußte etwa für den Lautwert p ein Zeichen geschaffen werden. Ungeachtet der Frage, wie zu Wulfilas Zeiten das griech. Θ ausgesprochen wurde, steht im Got. ein Zeichen, das stark an griech. Ψ erinnert (dessen Lautwert im Got. nicht vertreten ist), nicht aber an ein runisches P. Der Lautwert /v hat im Griech., Lat. und Runischen keine Entsprechung, das Zeichen dafür erinnert an Θ. Der Lautwert o hätte durch ein griech./lat. o wiedergegeben werden können, doch dafür steht ein Zeichen, das an die o(dals)-Rune erinnert. Aus der Auxentiusstelle, die besagt, Wulfila habe in griech., lat. und got. Sprache gepredigt, nicht schließen zu wollen, er habe griech. und lat. gelesen (vielleicht auch geschrieben), erscheint willkürlich. Immerhin spricht doch der Augenschein dafür, daß die Hauptmasse der got. Buchstaben nach griech. Vorbild gestaltet ist. Alle got. Buchstaben aus griech. Mustern herleiten zu wollen, kann nur überzeugend gelingen, wenn man glaubhaft darstellt, daß Wulfila keine anderen Alphabete, insbesondere keine Runen gekannt hat oder, falls doch, nicht verwendet hat. § 25 Der Ursprung der got. Schrift ist in der Forschung umstritten wie kaum ein anderes Problem dieser Sprache. Einige sehen in der got. Schrift den großen, umfassenden Schöp-
46
§ 26
Runendenkmäler
ferakt eines einzelnen Sprach- und Schriftgestalters, andere sehen engste Anlehnung an zeitgenössischen griech. Schriftgebrauch, wieder andere wollen jeweils einen Buchstaben von diesem, einen anderen von jenem Alphabet ableiten, mit mehr oder weniger ausgeprägtem lat. Einfluß. Schließlich vermuten manche got. Schrift vor Wulfila oder got. Runen unabhängig vom wulfilanischen Alphabet. L i t e r a t u r : CERCIGNANI (1988); EBBINGHAUS, (1979a); LENDINARA (1992); WAGNER (1986).
§ 26 Dieses Problem wird noch dadurch erschwert, daß ein weiterer Streitfall der Altgermanistik, die Herkunft und Verbreitung der Runenschrift, einbezogen ist. Ohne auf diese Schwierigkeiten im einzelnen einzugehen, seien sie hier vereinfacht umrissen. Die ältesten Runendenkmäler (2. Jh., also 200 Jahre vor Wulfila) zeigen eine Ausformung des Alphabets, die insgesamt sehr lange Bestand hatte. Man könnte also, wenn man Verwandtschaft und Abhängigkeit vermutet, annehmen, daß vor Wulfila im Got. ein Runenalphabet bekannt war, das mit dem aus urnordischen Inschriften bekannten engste Beziehungen aufwies, da es auf ein »ur- oder gemeingermanisches« Runensystem zurückging. Eine got. Sonderentwicklung vor Wulfila, die, unabhängig etwa von urnord. Runen, aus welchen Quellen auch immer, ein eigenes Alphabet schuf, würde mehr neue Fragen aufwerfen als alte Probleme lösen. Insbesondere bleibt bei all diesen Überlegungen noch unklar, wie man die »gotischen Runeninschriften« deuten soll, wenn man nicht auch für die Goten Kenntnis der Runenschrift (so, wie sie bei anderen Germanen sich darstellt) postuliert. Einen Sonderfall bei der Erörterung dieses Problems stellt das gotische Alphabet der Salzburg-Wiener Hs. dar, das neben
§ 27 Schreibstil
47
den Buchstaben auch die Namen anführt. Diese Namen sind allerdings nicht mit denen der im Norden häufigen Runenalphabete völlig identisch. Ihre Herkunft ist unklar, auch kann man einige nicht recht mit der Vorstellung eines »Schriftschöpfers« Wulfila in Einklang bringen. Immerhin spricht wohl der Anschein dafür, daß o (utal = opal Erbbesitz), f (könnte aber auch von einem lat. F abstammen), j (ohne Vorbild im Lat. und Griech.), p und u Runen nachempfunden sein könnten. Diese Namenreihe ist wohl 400 Jahre nach Wulfila anzusetzen, Abweichungen vom Bibelgot. finden sich nicht selten, vielleicht liegt auch westgerm. Einfluß vor. § 27 Schreibstil Nur Typ I kennt ein Zeichen (ohne Lautwert) für die Zahl 900, beide weisen ein Zeichen ohne Lautentsprechung für 90 auf. Das Zeichen χ (griech. X) kommt nur in Fremdwörtern und in der Abkürzung xs vor; beide Schrifttypen kennen als einziges »diakritisches Zeichen« das /' neben /. Das punktierte /' steht, wenn es eine mit /'beginnende Silbe einleitet, das normale / in allen anderen Fällen, so daß innerhalb der scriptio continua zumindest einige Sprechsilben kenntlich sind. Ansonsten ist die got. Schrift kolometrisch strukturiert, wobei hier Kolon inhaltlich zusammenhängende syntaktische Einheit und Sprecheinheit bedeutet, so daß man von einer Einteilung zu Vortragszwecken sprechen kann. Neben diesen in den Hss. durch Abstände, Punkte oder Doppelpunkte markierten Sinnzusammenhängen sind im Cod. Arg. die eusebianischen Sektionsziffern am Rand durch Buchstaben mit Zahlenwert angegeben, darüber hinaus durch Goldschrift betont. Im Cod. Ambr. Β dagegen findet sich an über 40 Stellen am Rand laiktjo (vgl. lat. lectio), manche davon sind auch in Cod. Ambr. A. vorhanden, offenbar herrscht hier ein uns unbekanntes
48
§27 Schreibstil
Einteilungsprinzip. Die Zeilenenden in den Codices sind allgemein so gehalten, daß ein durch zwei Vokalzeichen bezeichneter Monophthong nicht getrennt wird, ein einfacher Konsonant in der nächsten Zeile steht und Komposita etymologisch korrekt in der Kompositionsfuge getrennt werden. Eine Besonderheit stellen die nomina sacra dar, die stets, auch in den obliquen Kasus, kontrahiert werden, wobei die ausgeschriebenen Buchstaben überstrichen sind: gj), Gen. gps für *gup»Gott«, ius, Gen. iuis für ïesus »Jesus«, xus, Gen. xaus für *xristus »Christus« und fa, Gen. fins für frauja »Gott, der Herr«. Falls nicht der christliche Gott gemeint ist, steht keine Abkürzung!
II. Lautlehre 1. Vokale und Diphthonge §28 a Got. a bezeichnet sehr häufig kurzes a, sowohl in Stammsilben wie in Mittelsilben und im Auslaut. Nur wenige Wörter zeigen langes a auf: Fremdwörter wie Peilâtus und solche, die urgerm. -anh- aufwiesen wie fähan »fangen«, hâhan »hängen«, pâhta »dachte« (zu pagkjan). §29 e Got. e ist stets lang, entstanden aus germ, e, und e2 (letzteres nur in hêr »hier«, Krêks »Grieche«, fêra »Gegend«, mês »Tisch«). Gelegentlich findet sich für ê aus e, auch ei: qeins (qêns) »Frau«, faheid (fahêps) »Freude« u. a. §30 / Got. i ist kurz, die Länge / wird durch die Schreibung ei ausgedrückt. Entstanden ist i aus idg. i wie in fisks »Fisch«, lists »List« u. a. oder aus idg. e wie in niman »nehmen«, itan »essen«. §31 o Got. o ist stets lang, entstanden aus urgerm. ô (Zusammenfall von idg â und o): brôpar »Bruder«, salbôn »salben« u. a; bei Wörtern aus dem Griech. steht got. o für ω. Gelegentlich steht u für ô ( uhtêdun zu *ôgan »fürchten«) §32 u Got. u ist meist kurz, entstanden aus idg. u: juk»Joch«,
sunus
50
§§ 33-35 Vokale
»Sohn« u. a oder aus idg. Sonantenverbindungen wie in wulfs »Wolf«, gulp »Gold«. Das lange û vertritt idg. û wie in dûbo »Taube«, hlûtrs »rein« oder entstand bei Dehnung und Nasalausfall wie in pûhta (zu pugkjan) »dünkte«, bi-ûhts »gewohnt«.
§ 33
ei (Lautwert [Î])
Die Schreibweise got. ei bezeichnet den langen Vokal f, meist entstanden aus urgerm. / (Zusammenfall von idg. f u n d ei): beitan »beißen«, tveila »Zeit«, eisarn »Eisen« u. a. In wenigen Fällen entstand ί aus / durch Dehnung bei Nasalausfall: leihts »leicht«, peihs »Zeit« u. a. Für ei ist in einigen Fällen ê geschrieben: akeits - akêts »Essig«; auch ei und i wechseln in seltenen Fällen: gabeigs - gabigs »reich«.
§ 34
iu (Diphthong)
Got. iu ist Diphthong, entspricht idg. eu, ζ. Β. im Präs. der II. Ablautreihe: biugan »biegen«, tiuhan »ziehen« u. a. oder in diups »tief«, liuhap »Licht« u. a.
§ 35
ai, ài, ai
Got. ai kann mehrere Laute repräsentieren: Der kurze Vokal ai - zur Unterscheidung vom Diphthong ai geschrieben - entspricht kurzem, offenem e, er findet sich vor r, h, /vetwa in airpa »Erde«, faihu»Geld«, saflvan »sehen« (aber: páih deikt. Pron. Nom. Pl. Mask., áih »ich habe« u. a.) Er tritt ebenfalls in der Reduplikationssilbe auf: lattôt »ließ«, haihalt »hielt« u. a. Der Diphthong ai - zu Unterscheidung ai geschrieben - entspricht urgerm. ai, entstanden aus dem Zusammenfall von idg. ai und oi. Er erscheint im Sg. Prät. der I. Ablautreihe: bait »biß«, Staig
§§ 36-37
Diphthonge
51
»stieg« u. a.; in Flexionssilben verschiedener Art und in Wurzelsilben: hlaifs »Brot«, ains »ein« u. a. Got. ai vertritt in Lehnwörtern sowohl griech. ε (aikklêsjô έκκλησία »Kirche«) wie αι (Haíbraius - Έβραιοζ »Hebräer«), gelegentlich auch η (Neikaúdaimus -Νικόδημοζ »Nikodemus«), § 36 au, áu, aú Got. au kann mehrere Laute repräsentieren: Der kurze Vokal aú entspricht kurzem, offenem o, entstanden durch »Brechung« von υ zu o vor r, h, tv wie in haúrn »Horn«, waúrd »Wort«, daúhtar »Tochter«, doch nicht jedes au vor h und r ist durch »Brechung« entstanden, es kann auch der alte idg. Diphthong au vorliegen wie in háuhs »hoch«. Unsicher ist der Lautwert von au in den sonstigen Fällen. Die ältere Forschung hält got. au für die Entsprechung des germ. Diphthongs au und setzt ebenfalls Diphthong an (zur Unterscheidung vom kurzen Vokal o als áu geschrieben), andererseits herrscht gegenwärtig die Meinung vor, daß die Wiedergabe des fremdsprachigen Diphthongs au nicht etwa durch got. au, sondern durch aw (griech. Παύλος - got. Pawlus) Indiz für einen langen Monophthong ô sei. Zu beachten ist auch, daß griech. απόστολος durch apaústaúlus wiedergegeben wird. Die Frage nach dem Lautwert von au stellt sich besonders bei den Imperativ- und Optativendungen, aber auch in verwandten Formen wie taujan »tun« - tawida »tat« oder stôjan »richten« - stauida »richtete«, hier wäre also zu lesen [stôida], wenn man grundsätzlich die Existenz eines Diphthongs au im Got. verneint. § 37 Das Schicksal der idg. Diphthonge im Got. bleibt unsicher. Während Einigkeit darüber besteht, daß idg. eu als
52
§ 37 Diphthonge
Diphthong iu im Got. erhalten bleibt (idg. * teut-, *geus- got. più da »Volk«, kiusan »prüfen, wählen«), gehen die Meinungen über idg. ai/oi-germ, ai-got. ai und idg. aulou - germ, au got. au deutlich auseinander. In allen Fällen, in denen im Got. auf den idg./germ. Diphthong nicht r, h, oder /v folgt, hat man also entweder im Got. für die Graphie ai den Lautwert [ai] (Diphth.) oder [ a e ] (langes ä) bzw. für die Graphie au den Lautwert [au] (Diphth.) oder [ô] (langes o) anzusetzen. Nicht zuletzt wegen der Graphie der Fremdwörter und fremden Eigennamen neigt man seit einiger Zeit dazu, für die wulfilanische Epoche mit Monophthongierung zu rechnen. Ein starkes Argument für den monophthongischen Lautwert der Graphie ai und au bietet die systematische Geschlossenheit eines Schriftsystems, das (wenn die Quellen stimmen), von einem Menschen auf die Bedürfnisse seiner Muttersprache (wenn man Wulfila zumindest der Sozialisation nach als »Gote« sieht) hin entwickelt wurde. Warum sollte die Graphie ai für den Diphthong ai und gleichzeitig für e oder ä stehen, warum au für den Diphthong au und gleichzeitig für o, wenn man doch einfach noch zwei Zeichen für diese Lautwerte hätte einführen können? Warum soll haihait in der ersten Silbe ein e, in der zweiten einen Diphthong ai enthalten? Wieso wird Νικόδεμυζ durch Neikaudaimau (Dat.) wiedergegeben, wenn au nicht für o, ai nicht für e steht? Daß in anderen germ. Sprachen die Monophthongierung der urger m. Diphthonge ai und au stattgefunden hat, sollte zwar beachtet werden, Beweiskraft hat es nicht, da Got. sich eben nicht wie West- oder Nordgerm, verhält. Auch die Geschlossenheit eines konstruierten Schriftsystems sollte nicht überschätzt werden, wenn nicht einmal sicher feststeht, nach welchen Kriterien aus welchen Alphabeten Zeichen übernommen wurden. Nebenbei hat beispielsweise der Lautwert [ng]
§§ 38-40 Konsonanten
53
keine Entsprechung in der Graphie, sondern wird (wie im Griech.!) durch ^-Doppelung ausgedrückt - so streng strukturiert ist die Schrift eben nicht! Eine grundsätzliche Tendenz zum Monophthong läßt sich wohl schwerlich bestreiten.
2. Konsonanten § 38 sonore Konsonanten: Halbvokale 7 und w j steht anlautend, ζ. B. *jêr Jahr, *juk »Joch« oder inlautend stets vor Vokalen, ζ. B. frauja »Herr«, waurstwja »Arbeiter«; die Kombination //steht nach langem Stammvokal und kurzer Tonsilbe, ζ. B. haijis »Heer«; ei, also langes [î], nach Nebensilben und geschlossener langer Tonsilbe: hairdeis »Hirte«. § 39 w steht anlautend: witan »wissen«, wiljan »wollen«, inlautend vor Vokalen: saiwala »Seele«, nidwa »Rost«, nach anlautenden d, s, t, p : dwalmon »rasen«, swaran »schwören«,
twalif »zwölf«, p was tipa »Sicherheit«.
w wird zu u im Auslaut, vor dem Nominativ-s, vor /jeweils nach kurzem Vokal: triu »Holz«, pius »Diener«, tawida »tat«
(zu taujan »tun«).
w bleibt dagegen in diesen Positionen erhalten nach langem Vokal, altem Diphthong, Konsonant: lêw »Gelegenheit«,
snaiws »Schnee«, triggws »treu«.
§ 40 sonore Konsonanten: Liquidae 1 und r 7steht an-, in- und auslautend vor und nach beliebigen Lauten: liuhap »Licht«, wiljan »wollen«, tag! »Haar« (silbisches 7?), auch die Doppelung existiert, z. B. fulls »voll«. r steht ebenfalls in allen Positionen, Verdoppelung ist selten: fairra »fern«. Vor r werden i zu ai und u zu aú »gebrochen«.
54
§41
§§ 41 -42 Konsonanten
sonore Konsonanten: Nasale m und η
Auch m findet sich an allen Positionen, Verdoppelung ζ. B. *swamms »Schwamm«. Für π gilt das eben Gesagte, häufig tritt es in Flexionsendungen auf. Doppelung ist häufig, aber vor allen Konsonanten außer j steht die einfache Form, also rinnan »laufen« gegen rant (2. Sg. Prät.). Der Gutturalnasal [ng] wird wie im Griech. durch -gg- wiedergegeben, etwa aggilus »Engel«, [nk] durch -gk- wie in drigkan »trinken« oder -gq- wie in sigqan »sinken«. Vor h tritt Ersatzdehnung ein.
§ 42
Geräuschlaute
In der »1. oder Germanischen Lautverschiebung« tritt in allen germ. Sprachen ein Lautwandel ein; für das Gotische heißt das: idg. stimmlose Verschlußlaute, ob aspiriert oder nicht, werden zu stimmlosen Spiranten: idg. ρ > got. f: lat. pater - got. fadar »Vater«; lat. depare - got. hlifan »stehlen« idg. t> got. p: lat. tres - got. /veis »drei«; lat vertere - got. waírpan »werden« idg. k>%> got. h: lat. capere - got. haijan »haben, halten«; lat. vincere - got. weihan »weihen« idg. q > χ" > got. /v: lat. quod - got. /va »was«; lat. sequi - got. salivan »sehen« Steht vor der idg. Tenuis eine Spirans, wird die Tenuis nicht verschoben, es entsteht also im Germ, keine Doppelspirans: sp: speiwan »speien«; st: stafrnô »Stern«; sk: skeinan »scheinen«, ft: hafts »behaftet«; ht: ahtau »acht«.
§ 43 Vernersches Gesetz
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§ 43 Vernersches Gesetz und Grammatischer Wechsel Idg. Tenues werden - unter bestimmten Umständen - zu germ, stimmhaften Spiranten. Die in der Germ. Lautverschiebung entstandenen stimmlosen Reibelaute f , p, χ sowie der aus dem Idg. ererbte Spirant s werden stimmhaft, wenn 1.) der idg. Akzent nicht unmittelbar vorausgeht und 2.) keine stimmlose Nachbarschaft das Stimmhaftwerden verhindert. Diese Entwicklung ist also anzusiedeln nach der 1. Lautverschiebung, aber vor dem germ. Initialakzent, idg. ρ > germ. f> got. b: lat. Septem - got. sib un »sieben« idg. t > germ, p > got. d: lat pater - got. fadar »Vater« idg. k > germ, χ > got. g: aind. anká - got. hals-agga »Nacken« idg. s > germ./got. ζ ζ bleibt im Got. erhalten: lat. aes - got. aiz »Erz, Münze« Der »Grammatische Wechsel«, also der Wechsel zwischen stimmlosen oder stimmhaften Spiranten (entstanden aus idg. Tenues innerhalb einer Wurzelgruppe, verursacht durch den wechselnden idg. Wortakzent), der in anderen germ. Sprachen so bedeutungsvoll ist, ist im Got. grundsätzlich ausgeglichen worden zugunsten der stimmlosen Form ( warp - waúrpum), nur noch in einigen wenigen Wörtern, darunter in einigen Präterito-Präsentien, ist er zu finden.: p-d: fra-wairpan »verderben« (intransitiv) - fra-wardjan »verderben« (transitiv) h-g: weihan »kämpfen« - *wigans »Krieg«; filhan »verbergen« fulgins »verborgen«
56
§§ 44-47 Konsonanten
b-f: parf »bedarf« - paúrbum »wir bedürfen«; af-lifnan »übrig bleiben« - bi-laibjan »übrig lassen« s-z: wisan (st. V. 5) »schwelgen, schmausen« - wizon »schwelgen« Literatur: SUZUKI (1994). § 44 Labiale: p, b und / Der stimmlose Verschlußlaut ρ kann anlautend nach der 1. Lautverschiebung im Germ, eigentlich nicht mehr vorhanden sein. Die got. Wörter, die mit ρ beginnen, sind wahrscheinlich nicht germ.: paida »Rock«, puggs »Geldbeutel«, plapja »Straße« etc. Anlautend erscheint ρ in der Lautgruppe sp, z. B. spilîôn »verkünden«, in- und auslautend ist es häufig, vor t wird es zu /: Ìvopan »sich rühmen« - hoftuli »Ruhm«. Literatur: MOUTSOS (1993) § 45 Anlautendes b geht auf idg. bh, in anderen Positionen auch auf idg. ρ zurück, etwa haubip »Kopf« (vgl. lat. caput), in allen Positionen häufig. Auslautendes b wird postvokalisch zu f , also giban »geben«- gaf, bleibt nach /, m, r erhalten: lamb »Lamm«, parbs »nötig, bedürftig« ( f - bin parf»ich bedarf« paúrbum ist Gramm. Wechsel). § 46 Der bilabiale oder labiodentale Spirant f steht häufig anlautend, seltener im In- und Auslaut, er setzt meist idg. ρ fort, kann aber auch auslautend und vor dem Nominativ-s aus b verhärtet sein: hlaifs - hlaibôs (Nom. Pl.). § 47 Gutturale: g, k, q, h, und tv Im Got. steht anlautendes g für idg. gh, in anderen Positionen
§§ 48-50 Konsonanten
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auch für ¿(nach Vernerschem Gesetz), etwa in tigus»Zehner« (lat. decern). In allen Stellungen ist g häufig zu finden, g bleibt im Auslaut: mag »ich kann«; es wechselt mit h vor Dentalsuffix: bugjan »kaufen« - baúhta, g zeigt Gramm. Wechsel etwa in faginôn »sich freuen« - faheps »Freude«. £kann (wie γ im Griech.) den gutturalen Nasal [ng] bezeichnen: briggan »bringen«, tuggô »Zunge«, figgrs»Finger« etc. Unklar ist die Aussprache der Lautgruppe -ggw-, entstanden aus urgerm. -uu-\ bliggwan »schlagen«, skuggwa »Spiegel« und wenige andere. In Fällen, in denen -ggw- aus -ng- und - wentstanden ist, wie etwa aggwus »eng«, siggwan »singen«, ist die Aussprache [ngw] wahrscheinlich. § 48 Got. k setzt idg. g fort und ist in jeder Position häufig, Doppelung nur in Lehnwörtern wie sakkus »Sack«. k kann auch für griech. χ stehen: arkaggilus »Erzengel« αρχάγγελος u. a., normalerweise entspricht es griech. κ wie in aikklesjo »Kirche« έκκλησία. Krêks »Grieche« und marikreitus »Perle« sind wohl vorwulfilanische Lehnwörter, die lat. g oder griech. γ mit k wiedergeben. Vor Dental wird kzuh \ wakan »wachen« - wahtwô »Wache«, siuks »krank« - sauhts »Krankheit«. Endet der Verbalstamm auf ¿wie in wakan, könnte in der 2. Sg. Prät: * wokt oder *woht stehen. Bei keinem der Verben auf -k ist diese Form überliefert. § 49 Ein labialisierter ¿-Laut is got. q, es entspricht einem lat. qu- oder altnord. kv- und begegnet in allen Positionen. § 50 Nicht genau läßt sich der Lautwert von got. h ermitteln, vielleicht anlautend Hauchlaut, sonst Spirant. Zu beachten sind auch anlautende Verbindungen: hl- wie in hlaifs »Brot«,
58
§§ 51-52 Konsonanten
hn- wie in hnaiws »niedrig« und hr- wie in hrôpjan »rufen«. Die ehemalige Lautverbindung -nh-, -ηχ- erscheint nach der Ersatzdehnung als postvokalisches -h- wie fâhan »fangen« oder prädentales -h- wie pûhta »meinte«. Über h für k vor t vgl. § 48, über h und g, vgl. § 47, über den Gramm. Wechsel siehe § 42. In den Codices entfällt h gelegentlich, vor allem im Auslaut, man nimmt Schreibfehler an. Auslautendes h kann an den nächsten Anlaut assimiliert werden: jad-du (2 Kor 2,16) aus jah du;jan-ni (2 Kor 3,13 Cod. Ambr. B) aus jah ni. § 51 Nur im Got. gibt es ein eigenes Zeichen für den /v-Laut. Es handelt sich um einen Laut, nicht etwa um die Addition von h und w, /verscheint nie als hw, wo hwsteht, handelt es sich um das Zusammentreffen von auslautend -h und anlautend w- wie in patrhwakan. Der Laut entspricht idg. velarem k, das labialisiert wurde, es steht anlautend vor Vokal, in- und auslautend nach Vokal. § 52 Dentale; d, / u n d p Auf idg. dh oder i(Vernersches Gesetz) geht zurück, ob es in der Aussprache dem δ des 4. Jhs., also stimmhaftem Spirantem, entsprochen hat, ist ungewiß. Die Doppelung begegnet nur in der Lautgruppe -ddj-, etwa waddjus »Wand«, im Anord. steht -ggj-, im Westgerm. -//-. d als ehemaliger Verschlußlaut bleibt vor dem Nominativ-s und im Auslaut erhalten, sonst wird es in diesen Positionen zu p, also hund, gards, aber liuhap, haubip. Damit nichts zu tun hat der Gramm. Wechsel wie etwa frops - frodei. Gelegentlich wechseln Partizipialendungen mit und ohne d(Cod. Ambras. B).
§§53-56 Konsonanten
59
Im Dentalsuffix der schwachen Präteritalformen steht d nach Vokal und nach I und n\ endet der Stamm auf Guttural oder Labial, steht t, endet der Stamm auf Dental, steht Doppel-s oder -st-: kaupatjan »ohrfeigen« - kaupasta. § 53 t entwickelte sich aus idg. d, es steht in allen Positionen, Doppelung nur in atta »Vater« und in skatts »Geld« (kein germ. Ursprung), keine Doppelung tritt dagegen ein, wenn ein t auf ein t der Flexionssilbe trifft, es steht dann st (vgl. aber wissa - witan): kaupatjan - kaupastêdun. § 54 Der stimmlose dentale Reibelaut p, der auf idg. t zurückgeht und in allen Positionen häufig ist, steht in Fremdwörtern für Θ, das wohl bereits im 4. Jh. einen Laut wie im Neugriech. bezeichnete. Doppelung z. B. in appan, Assimilation des h in nippan (nih pan). Auffällig ist anlautendes pl-, das im Nord- und Westgerm, einem fl- entspricht wie etwa pliuhan »fliehen«, andererseits sind nur wenige Wörter mit fl- wie flautjan »prahlen« belegt. Literatur: DAVIS/IVERSON (1994,1996), WOODHOUSE (1995) § 55 5 und z: s entspricht idg. s, erscheint in allen Positionen, im Auslaut jedoch wurde idg. s nach dem Vernerschen Gesetz zu ζ erweicht, im Got. aber wieder verhärtet zu s. Doppelung ist nicht selten, ζ. B. in wissa und in der Endung -assus wie etwa in piudinassus »Reich, Regierung«. § 56 ζ ist aus idg. s erweicht, steht also nicht anlautend, außer in Fremdwörtern wie Zaibaidaiaus Ζεβεδαιος. Auslautend wird ζ zu 5: hatis »Haß« - ha tiza (Dat.). Das auslautende ζ bleibt als ζ erhalten, wenn der Auslaut durch Enklise zum In-
60
§ 56 Konsonanten
laut wird: is »er« - izei »welcher«. Die wenigen Fälle, die ζ statt s im Auslaut zeigen, könnten Schreibfehler sein: minz »weniger« statt mins in 2. Kor 12. Das Nominativ-5 bzw. -z entfallt nach s, ss, ζ: us-stass, Gen. us-stassais »Auferstehung« und nach τ mit kurzem Vokal: iva«·»Mann«; nach r mit langem Vokal bleibt s erhalten: skeirs »klar«, akrs »Acker«.
III. Formenlehre 1. Substantiv § 57 Im Got. kennt man: drei Genera: Maskulinum, Femininum, Neutrum, letzteres weicht grundsätzlich vom Maskulinum nur durch Nominativund Akkusativformen ab. zwei Numeri: Singular und Plural. Der Dual als eigener Numerus für paarige Zusammengehörigkeit ist nur noch beim Personalpronomen in der 1. und 2. Person vorhanden (vgl. aber die Dualformen in der Konjugation), vier morphologisch verschiedene Kasus: Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ. Der Vokativ entspricht häufig dem Nominativ, gelegentlich dem Akkusativ. Die alten idg. Kasus Dativ, Lokativ, Ablativ und Instrumental sind im gotischen Dativ zusammengefallen (Reste des Instrumentals noch in der Pronominaldeklination). Nach dem Flexionsstamm - an den die Kasusendung tritt teilt man ein in: 1.) vokalische (starke) Deklination: Stammausgang -a; (reine a-Stämme, ja-Stämme, wa-Stämme) -ö; (reine d-Stämme,_/d-Stämme, wö-Stämme) -/; /-Stämme -u\ u-Stämme 2.) konsonantische (schwache) Deklination, die insbesondere die /i-Stämme umfaßt. Dazu kommen noch Reste alter Deklinationsklassen wie Verwandtschaftsnamen auf idg. -ter und Wurzelnomina sowie unregelmäßig deklinierte Einzelwörter. § 58
Die ursprüngliche Form des Stammes ist im Got. durch
62
§ 59 α-Stämme
Vokalverlust und Verschmelzen mit den Endungen nicht immer erkennbar (im Dat. PI. erscheint vor dem -m der Endung der Stammvokal: dagam, gibôm, gastim, sunum), darüber hinaus treten manche Wörter (in einigen Kasus) in andere Flexionsklassen über. Die Einteilung basiert also einerseits auf Kenntnis der idg. Verhältnisse, andererseits auf der anderer germ. Sprachen. Da nun die meisten Wörter nur in einzelnen Kasus belegt sind, treten unsichere Zuordnungen gelegentlich auf, nicht nur bei Substantiven.
a) starke Deklination § 59
a-Stämme
Die a-Deklination (idg. o-Dekl.) umfaßt nur Maskulina und Neutra, man unterteilt in reine a-Stämme j a - S t ä m m e und waStämme. reine a-Stämme: dags, m., »Tag«; waúrd, η., »Wort« Nom. Gen. Dat. Akk. Vok. Nom. Gen. Dat. Akk.
dags dagis daga dag dag dagôs dagê dagam dagans
waúrd waúrdis waúrda waúrd waúrda waúrdê waúrdam waúrda
Zahlreiche Substantive flektieren nach dem Muster dags, etwa: akrs »Acker«, bagms »Baum«, fìsks »Fisch«, fugls »Vogel«, himins »Himmel«, skalks »Knecht«, sleps »Schlaf«, piudans »König«, wigs »Weg«.
§60 gup
63
Zu den Neutra zählen noch blop »Blut«, gulp »Gold«, huzd »Hort«, land »Land«, leik »Körper«, maúrpr »Mord«, neip »Neid«, sáuil »Sonne«, tagr »Träne« und andere. Im Nom. Sg. entfällt das -s in *hals »Hals« ( freihals »Freiheit«), stiur »Stier«, wair »Mann«. Bei den Maskulina zeigt nur noch *laufs, Nom. Pl. laubôs »Blatt« Auslautverhärtung wie hlaifs, bei den Neutra neben haubip noch *dius, Gen. diuzam »Tier«, liuhap »Licht«, mops, Gen. modis »Zorn«, riqis »Dunkelheit«, witôp »Gesetz«. Ungewiß ist hatis, Gen. hatis »Haß«. reine a-Stämme mit Auslautverhärtung: hlaifs, m., »Brot«, haubip, n., »Haupt« Sg.
Pl.
Nom. Gen. Dat. Akk. Vok. Nom. Gen. Dat. Akk.
hlaifs hlaibis hlaiba hlaif hlaif hlaibôs hlaibê hlaibam hlaibans
haubip haubidis haubida haubip haubida haubidê haubidam haubida
§ 60 Besondere Verhältnisse liegen vor bei dem Wort gup für »Gott«. Die Belege zeigen folgenden Bestand: Sg. Nom. gp Pl. Nom. gpa, guda Gen. Gen. gps Dat. Dat. gpa Akk. guda Akk. gp Vok. gp Daneben sind noch folgende Komposita belegt: galiugagup (nur Nom., Gen., Dat. PL) »falscher Gott, Götze«, gpaskaunei
64
§ 61 wa-Stämme
(nur Dat. Sg.) »Gottesgestalt«, gpblôstreis (nur Nom. Sg., vielleicht eher gfi = Akk. Sg.) »Gottesverehrer«, gudafaúrhts (nur Nom. Sg.) »gottesfürchtig«, gudalaus (nur Nom. Pl.) »gottlos«, gudhûs (nur Dat. Sg.) »Gotteshaus«, gudisks (nur Dat. Sg., dazu gudiskamma und gudiskaizôs) »göttlich«. Der Nom. Sg. gup oder gfi ist der Form nach ein Neutrum, wird aber wie ein Maskulinum gebraucht. Die Kontraktion steht grundsätzlich, wenn von dem einen christlichen Gott die Rede ist, die gudaBelege (Jo 10, 34. 35) zeigen dies deutlich. Weniger eindeutig ist die Auflösung der Kontraktionen in den obliquen Kasus. Die ältere Forschung tendierte dazu, das p auch für Gen. und Dat. anzusetzen, also *gupis und *gupa, gegenwärtig herrscht, weniger geschlossen, die Meinung vor, im Gen. und Dat. *gudis und *guda zu vermuten. § 61 tra-Stämme Bei den wa-Stämmen unterscheidet man zwischen langsilbigen wie fraiw »Same«, *lew »Gelegenheit«, snaiws »Schnee«, waúrstw »Tat« und kurzsilbigen wie *kniu »Knie«, *triu »Baum«, *pius »Diener«. Die langsilbigen gehen völlig wie die reinen a-Stämme, das - w- bleibt erhalten; die kurzsilbigen zeigen den Wandel des -w- im Auslaut und vor -s zu -u-. kurzsilbige wa-Stämme: pius, m., »Knecht«, triu, n., »Baum« Sg.
Pl.
Nom. Gen. Dat. Akk. Vok. Nom. Gen. Dat. Akk.
pius piwis piwa piu piu piwôs piwê piwam piwans
triu triwis triwa triu triwa triwê triwam triwa
65
§§ 62-63 ja- und ô-Stämme § 62
ja-Stämme
Auch bei den ja -Stämmen gibt es Unterschiede zwischen lang- und mehrsilbigen Stämmen einerseits und kurzsilbigen andererseits. ya-Stämme: hafrdeis, m., »Hirte«; kurzsilbig: haijis, m., »Heer«; kuni, n., »Geschlecht« Sg.
PI.
Nom. Gen. Dat. Akk. Vok. Nom. Gen. Dat. Akk.
hairdeis hafrdeis hafrdja hafrdi hafrdi hafrdjôs hafrdjê haírdjam haírdjans
haijis harjis harja hari hari haijôs harjê harjam harjans
kuni kunjis kunja kuni kunja kunjê kunjam kunja
Wie hafrdeis gehen noch etwa asneis »Tagelöhner«, lekeis »Arzt«, siponeis »Jünger« sowie Lehnbildungen wie bokareis »Schriftgelehrter«, laisareis »Lehrer«. Einige der ersten Gruppe zeigen im Gen. Sg. Nebenformen auf -eis: andbahti»Amt«, ga wairpi »Friede«, trausti »Bund« etc.
§ 63
o-Stämme
Nur Feminina sind in der got. ô-Dekl. (idg. a-Dekl.) enthalten, auch hier gibt es reine ô-Stämme, jô-Stämme und wo-Stämme. reine ö-Stämme: giba, f., »Gabe« Sg.
Nom. Gen. Dat. Akk.
giba gibôs gibai giba
Pl.
Nom. Gen. Dat. Akk.
gibôs gibó gibôm gibôs
66
§ 64 jô-Stämme
Wie giba gehen viele Wörter, so ab/a »Fluß«, airpa »Erde«, bida »Bitte«, boka »Buchstabe«, gairda »Gürtel«, hairda »Herde«, hansa »Schar«, tveila »Stunde«, kara »Sorge«, muida »Staub«, piuda »Volk«. Auch Abstrakta auf -ida, -ipa finden sich hier, etwa afgrundipa »Abgrund«, aupida »Wüste«, diupipa »Tiefe«, mildipa »Mitleid«, wairpida »Würde«. § 64
jfo-Stämme
kurzsilbigey'ö-Stämme: halja. f., »Hölle« Sg.
Pl.
Nom. Gen. Dat. Akk. Nom. Gen. Dat. Akk.
halja haljôs haljai halja haljôs haljô haljôm haljôs
Die kurzsilbigen jô-Stämme flektieren wie giba, nach halja gehen z. B. banja »Wunde«, brakja »Kampf«, sibja »Sippe«, skalja »Ziegel«, winja »Weide«, wipja »Kranz«. lang- oder mehrsilbigeyö-Stämme: bandi, f., »Fessel«; mawi, f., »Mädchen« Sg.
Pl.
Nom. Gen. Dat. Akk. Nom. Gen. Dat. Akk.
bandi bandjôs bandjai bandja bandjôs bandjô bandjôm bandjôs
mawi maujôs maujai mauja maujôs maujô maujôm maujôs
§§ 65-66
wô- und i-Stämme
67
Die lang- und mehrsilbigen yö-Stämme flektieren wie die reinen ό-Stämme, doch endet der Nom. Sg. auf -/. Wie bandi flektieren noch *fraistubni »Versuchung«, hai ti » G e h e i ß « , *haipi »die Heide«, hulundi »Höhle«,* wasti »Kleid«, * wundufni »Wunde« etc. Wie mawi geht noch piwi, Gen. piujôs, »Dienerin«. § 65
wô-Stämme
Die wo-Stämme flektieren wie die reinen ô-Stämme, wö-Stämme: triggwa, f., »Bündnis« Sg.
Pl.
Nom. Gen. Dat. Akk. Nom. Gen. Dat. Akk.
triggwa triggwôs triggwai triggwa triggwôs triggwô triggwôm triggwôs
Hierzu zählen noch frijapwa »Liebe«, nidwa »Rost«. § 66
/-Stämme
/'-Stämme: gasts, m., »Gast«; ansts, f., »Gunst«; laiseins, f., »Lehre« Sg.
Pl.
Nom. Gen. Dat. Akk. Vok. Nom. Gen. Dat. Akk.
gasts gastis gasta gast gast gasteis gasté gastim gastins
ansts anstais anstai anst anst ansteis anstê anstim anstins
laiseins laiseinais laiseinai laisein laisein laiseinôs laiseinô laiseinim laiseinins
68
§ 66 i-Stämme
Nur Maskulina und Feminina gibt es in dieser Deklination, im Plural flektieren beide Genera gleich, im Gen. und Dat. Sg. zeigen die Maskulina die Formen der a-Dekl., sie enden also auf -/sund -a, die Feminina auf -ais und -ai. Die Feminina auf -eins bilden den Nom. und Gen. PI. nach der ô-Dekl. Wie gasts flektieren noch arms »Arm«, balgs »Schlauch«, bansts »Scheune«, gards »Haus«, mats »Speise«, slahs »Schlag«, *staps (Gen. stadis) »Ort« und viele andere, wahrscheinlich auch *saiws »See« und Abstrakta wie grêts »Weinen«, runs »Laufen«. Das Nominativ-s entfällt bei baur»der Geborene, Sohn«, drus »Fall«; -w vor auslautend -«erscheint als -u- in naus, Nom. Pl. na weis »der Tote«. Wie ansts flektieren asans »Ernte«, gaits »Ziege«, striks »Strich«, qêns »Frau«, waúrts »Wurzel«, wêns »Hoffnung« und weitere, dazu viele Verbalabstrakta mit Dentalsuffix wie etwa fralusts »Verlust«, gaskafts »Schöpfung«, mahts »Macht«, manasêps »Welt«, saúhts »Krankheit«, paúrfts »Bedürfnis«. Das Paradigma laiseins vertritt die Gruppe der von schwachen Verben gebildeten Abstrakta, hierzu noch galaubeins »Glaube«, háuheins »Erhöhung«, naseins »Rettung«, *nateins »Lästerung«. Die Abstrakta von Verben der II. oder III. Klasse wie lapons »Einladung«, mitons »Ermessen«, libains »Leben«, *pulains »Geduld« bilden - im Gegensatz zu laiseins etc. ihre Pluralformen regelmäßig, also im Nom. auf-e/s, im Gen. auf -ê. Im PI. flektiert haims »Dorf« wie ein ô-Stamm, im Sg. wie ein /-Stamm. Im Idg. ist *mari (vgl. mari-saiws »See«) noch neutral, es erscheint im Got. als marei, f. und wird schwach flektiert.
69
§ 67 u-Stämme
§ 67
υ-Stämme
In dieser Deklination stimmen ausnahmsweise die Maskulina mit den Feminina gegen die Neutra überein. Ebenfalls auffällig - im Vergleich zu anderen germ. Sprachen - ist die hohe Produktivität der -u-Suffixe. u-Stämme: sunus, m., »Sohn«; handus, f., »Hand«; faihu, n., »Vermögen« Nom. Gen. Dat. Akk. Vok. Nom. Gen. Dat. Akk.
sunus, sunaus sunaus, sunus sunau, sunu sunu, sunau sunu sunjus suniwê sunum sununs
handus handaus handau handu handu handus handiwê handum handuns
faihu faihaus faihau faihu
Zu den Maskulina gehören noch *áirus »Bote«, daupus »Tod«, fairlvus »Welt«, fôtus »Fuß«, hairus »Schwert«, hallus »Fels«, magus »Knabe«, sidus »Sitte«, walus »Stab« und andere. Feminina sind neben handus noch kinnus »Wange«, vielleicht auch grundu-waddjus »Grundmauer«, ungewiß *asilus »Esel«, flôdus »Flut« und wenige andere. Außer * faihu ist noch *pairu (nach anderer Lesung: *qairu) »Stachel« neutral, wahrscheinlich auch *leipu »Obstwein«. Die Nebenformen im Singular der Maskulina treten gehäuft auf bei Lukas und im Cod. Ambr. A; ob es sich um reine Lautvarianten handelt, läßt sich schwerlich ermitteln.
§ 68 η-Deklination
70
b) schwache Deklination § 68
schwaches Substantiv
Die weit überwiegende Anzahl aller Substantive, die nicht der vokalischen (starken) Deklination angehören, ist in der n-Deklination zu finden. Daneben gibt es Reste anderer Flexionsklassen, die aber zusammen nur wenige Wörter umfassen. n- Deklination Zur /7-Deklination gehören sehr viele Maskulina, wenige Neutra und zwei Klassen der Feminina. Λ-Stämme, Maskulina und Neutra: gama, m., »Mann«; hafrtô, η., »Herz« Sg.
PI.
Nom. Gen. Dat. Akk. Nom. Gen. Dat. Akk.
guma gumins gumin guman gumans gumanê gumam gumans
hafrtô hafrtins hafrtin hafrtô hafrtôna hafrtanê hafrtam hafrtôna
Zu den zahlreichen Maskulina zählen aha »Sinn«, atta »Vater«, blôma »Blume«, hana »Hahn«, mena »Mond«, nuta »Fischer«, skula »Schuldner«, stáua »Richter«, un-hulpa »Unhold«, wilwa »Räuber« und weitere. Hierher auch die jan-Stämme wie arbja »der Erbe«, bandja »der Gefangene«, frauja »Herr«, waúrstwa »Arbeiter«, wilja »Wille«. Abweichung zeigt aba »Mann« mit Gen. Pl. abnê, Dat. PI. abnam\ *aúhsa »Ochse« mit Akk. PI. auhsnuns, dieses Wort ist wegen schwieriger Lesung überhaupt unsicher. Nur wenige Wörter flektieren wie hafrtô: augô »Auge«, *auga-
§ 68 η-Deklination
71
daùrô »Fenster«, ausò »Ohr«, barnilô »Kindlein«, kaúrnó »Korn«, paírko »Loch«. Im Pl. flektieren namô »Name« und watô »Wasser« abweichend: Gen. namnê, Dat. namnam, watnam, Akk. namna. Die Feminina auf -ôn und die auf -ein flektieren gleich. /j-Stämme, Feminina: tuggô, f., »Zunge«; managei, f., »Menge« Sg.
PL
Nom. Gen. Dat. Akk. Nom. Gen. Dat. Akk.
tuggô tuggôns tuggôn tuggôn tuggôns tuggônô tuggôm tuggôns
managei manageins managein managein manageins manageinô manageim manageins
Wie tuggô gehen viele, z. B. azgo »Asche«, heitô »Fieber«, mizdô »Lohn«, qinô »Frau«, pahô »Ton«, wikô »Woche«. Dazu nochy'ö/j-Stämme wie arbjô »Erbin«, sakjô »Streit«, ufjô »Überfluß«. Ebenfalls Lehnwörter wie aïkklêsjô »Kirche«, aiwaggeljô »Evangelium«. Viele deadjektivischen Bildungen gehen nach managei, etwa braidei »Breite«, diupei »Tiefe«, frôdei »Klugheit«, harduhairtei »Hartherzigkeit«, háuhei »Höhe« und andere, dazu einige Desubstantiva wie witwôdei »Zeugnis«. Einige wenige Konkreta finden sich hier: aipei »Mutter«, bairgahei »Gebirge«, baúrpei »Bürde«, tvairnei »Schädel«, kilpei »Mutterleib«, marei »Meer«,* pramstei »Heuschrecke«. Die Abstrakta auf -ei von Adjektiven und die auf -eins von Verben (háuhs - háuhei und háuhjan - háuheins) können zu Mischbildungen führen: waja-mêreins (Nom. Sg., Mk 7, 22) Lästerung« bildet den Gen. Sg. waja-mêreins (Jo 10, 33), der
72
§§ 69-70 -r- und -nd-Deklination
aber einen Nom. *waja-mêrei voraussetzt, abgeleitet vom Adj. *waja-mêreis (vgl. waûa-mêreis »löblich«).
§ 69
Verwandtschaftsnamen auf -r
Im Plural finden sich bei Maskulina und Feminina, die gleich flektieren, Formen wie bei u-Stämmen. r-Stämme: bropar; m. »Bruder« Sg.
PI.
Nom. Gen. Dat. Akk. Nom. Gen. Dat. Akk.
bropar brôprs brôpr brôpar brôpijus brôprê brôprum brôpruns
Belegt sind bropar »Bruder«, dauhtar »Tochter«, fadar »Vater« und swistar »Schwester«. Üblicherweise steht atta »Vater« an Stelle von fadar, das nur einmal (Gal 4, 6, hier im Vokativ!) belegt ist. Für das zu erwartende, aber völlig unbelegte *môdar »Mutter« steht aipei. Für beide Genera gilt ein Deklinationsschema.
§ 70
-nd- Stämme
Die Partizipia Präsentis haben ihren ursprünglichen Platz aufgegeben und flektieren wie ein schwaches Adjektiv (mit Ausnahme des Nom. Sg. Mask., der auch stark flektiert), doch nur, wenn sie adjektivisch verwendet werden. Nur die wenigen Part. Präs., die rein substantivische Bedeutung haben, finden sich in dieser Flexionsklasse, die allerdings im Gen. Sg. und Dat. PI. Formen der a-Dekl. aufweist.
§ 71 Wurzelnomina
73
-iid-Stämme, substantiviertes Part. Präs. auf -nd: nasjands, m., »Retter« Sg.
Pl.
Nom. Gen. Dat. Akk. Vok. Nom. Gen. Dat. Akk.
nasjands nasjandis nasjand nasjand nasjand nasjands nasjandê nasjandam nasjands
Hierher noch all-waldands »der Allmächtige«, bi-sitands »Nachbar«, daupjands»Täufer«, *fijands»Feind«, fraujinonds »Herrscher«, fra weitands »Rächer«, frijonds »Freund«, gardawaldands »Hausherr«, gibands »Geber«, mêijands »Verkünder«, midumônds »Mittler«, talzjands »Lehrer«. § 7 1 Wurzelnomina und unregelmäßige Deklinationen Die Flexionsendung tritt direkt - ohne stammbildendes Suffix oder Themavokal - an die Wurzel. In allen Genera treten Formen verschiedener Flexionsklassen auf. Wurzelnomina und unregelmäßige Deklination: baúrgs, f., »Stadt«; manna, m., »Mensch« Sg.
Pl.
Nom. Gen. Dat. Akk. Nom. Gen. Dat. Akk.
baúrgs baúrgs baúrg baúrg baúrgs baúrgé baúrgim baúrgs
Sg.
Pl.
Nom. Gen. Dat. Akk. Nom. Gen. Dat. Akk.
manna mans mann mannan mans, mannans mannê mannam mans, mannans
74
§ 72 Adjektiv
Wie baúrgs flektieren alhs »Tempel«, brusts »Brust«, miluks »Milch«, mitaps »Maß«, *spaúrds »Rennbahn«. Die einzige belegte Pluralform von nahts »Nacht«, Dat. nahtam, zeigt Endung der a-Stämme. Als /-Stämme im Sg. flektieren waihts »Ding« und dulps »Fest«, doch tauchen im PI. Formen der π -Dekl. auf. Weitere Maskulina sind menops »Monat«, reiks »Herrscher« und *weitwôps »Zeuge«; sie zeigen in einigen Pluralkasus konsonantische Flexion, in anderen Formen der a-Stämme. Das einzige bekannte Neutrum dieser Klasse ist fôn »Feuer«, es flektiert ebenfalls unregelmäßig: Nom. fôn, Gen. funins, Dat. funin, Akk. fôn. Lehnwörter und Eigennamen lassen in der Flexion kein System erkennen, es sind meist zu wenige Kasus überliefert, immerhin scheint Marja, Gen. Marjins, Dat. Maijin wie ein Maskulinum der n-Dekl. zu flektieren.
2. Adjektiv § 72 Adjektiv. Man unterscheidet in germ. Sprachen grundsätzlich zwischen »starker« und »schwacher« Flexion (Bezeichnung nach Jacob Grimm). Bei Adjektiven versteht man unter »stark« die unbestimmte Bedeutung (prädikativ: sah mikils haitada »der wird groß geheißen«; attributiv: izwara goda waurstwa »eure guten Taten«), unter »schwach« die bestimmte Bedeutung, im Got. häufig mit dem Pronomen sa, so, pata ( prädikativ: minnista haitada »heißt der Geringste«; attributiv: sa liuba bropar»der liebe Bruder«) verbunden. Die meisten Adjektive können stark und schwach flektiert werden, doch treten Besonderheiten auf, gerade bei den Wortarten, die teilweise adjektivische Verwendung haben.
§ 73 α-Stämme
75
Substantivisch gebrauchte Adjektive können auch bei unbestimmter Bedeutung stark flektieren; das Part. Prät. kann stark oder schwach flektieren, das Part. Präs. grundsätzlich nur schwach, doch gibt es auch starke Formen im Nom. Sg. Mask. (Rö 16, 22 ik Tairtius sa meljands, nach sa starke Flexion). Die substantivischen Pronominaladjektive sama und silba flektieren nur schwach; Adjektive mit allgemeiner Bedeutung wie alls »all«, midjis »der Mittlere«, fulls »voll« flektieren nur stark. Literatur: BAMMESBERGER (1986,1995); HEIDERMANNS (1993) a) starke Adjektive Ursprünglich war die starke Adjektivflexion mit der starken Substantivflexion identisch, doch sind pronominale Endungen (vgl. sa, so, pata) in die Deklination eingedrungen. Grundsätzlich findet man bei Adjektiven die von Substantiven bekannte Unterscheidung nach (vokalischen) Stämmen. Die umfangreichste Gruppe ist die a-/d-Dekl., wobei Maskulina und Neutra nach der a-Dekl., die Feminina nach der ôDekl. flektiert werden; neben den reinen a-/ö-Stämmen finden sich wie bei den Substantiven als Untergruppen die ja-ljôStämme. Adjektive der /- und u-Stämme gibt es wenig, die meisten Kasus entsprechen denen der ja-Stämme. § 73 a-Stämme Der Vok. entspricht der Form des Nom. und steht beim Possessivpronomen: gup meins »mein Gott!«. Die hierher gehörenden Pronominaladjektive unsar, izwar, anpar, Ivapar zeigen im Sg. Neutr. nur die kurzen Formen. Die wa-Stämme wie triggws »treu« und hnaiws »niedrig« ver-
76
§ 74 ja-/jô-Stämme
halten sich wie reine a -Stämme, starke Adjektive, a-Stämme: blinds »blind« Nom. Gen. Dat. Akk. Nom. Gen. Dat. Akk.
mask. blinds blindis blindamma blindana blindai blindaizê blindaim blindans
fem. blinda blindaizôs blindai blinda blindôs blindaizô blindaim blindôs
neutr. blind, blindata blindis blindamma blind, blindata blinda blindaizê blindaim blinda
§ 74 Bei den ja-Ijô -Stämmen wird unterschieden zwischen kurz- und langsilbigen Stämmen, beide stimmen in den meisten Fällen zum Paradigma der reinen a-/o-Stämme. starke Adjektive, kurzsilbige ja-ljô-Stämme: midjis »der Mittlere«
Sg.
Pl.
Nom. Gen. Dat. Akk. Nom. Gen. Dat. Akk.
mask. midjis midjis midjamma midjana midjai *midjaizê midjaim midjans
fem. midja midjaizôs midjai midja *midjôs *midjaizô midjaim *midjôs
neutr. *midi, midja ta midjis midjamma *midi, midjata midja *midjaizê midjaim midja
Hierher gehören noch aljis »anderer«, tvarjis »welcher«, gawiljis »einmütig«, silba-wiljis »freiwillig«, grinda-frapjis »kleinmütig«, sama-frapjis »gleichgesinnt«, un-sibjis »ungesetzlich«, sunjis »wahrhaftig«. Ebenfalls Adjektive mit vokalischer Endung: niujis »neu«,
§§ 75-76ja-/jô-
und i-Stämme
77
fulla-tojis »vollkommen«, ubil-tojis »übeltäterisch«. § 75 Die langsilbigen ja-ljô-Stämme entsprechen in allen Pluralformen den kurzsilbigen. Im Singular treten auch Formen der /-Stämme auf. Hierher gehören alpeis »alt«, fairneis »alt«, wopeis »angenehm«, waila-mêreis »löblich«. Bei manchen Wörtern ist es nicht zu entscheiden, ob sie zu den ja -//d-Stämmen oder zu den /-Stämmen zu rechnen sind: * aírzjal* airzeis »irregeführt«, *sleidja/*sleideis »beschwerlich«, *ana-haimja/*ana-haimeis »anwesend«, *afhaimjal *afhaimeis »fern der Heimat, abwesend«, *mildjal*mildeis »lieb« und andere. starke Adjektive, langsilbige/a-Stämme: wilpeis »wild« Sg.
PL
Nom. Gen. Dat. Akk. Nom. Gen. Dat. Akk.
mask. wilpeis wilpeis wilpjamma wilpjana wilpjai wilpjaizê wilpjaim wilpjans
fem. wilpi *wilpjaizôs wilpjai *wilpja wilpjôs wilpjaizô wilpjaim wilpjôs
neutr. wilpi, *wilpjata *wilpeis wilpjamma wilpi, *wilpjata wilpja wilpjaizê wilpjaim wilpja
§ 76 /-Stämme Nur in wenigen Kasus zeigen die /-Stämme eigenständige Formen, im Nom. Sg. aller Genera und im Gen. Sg. Mask, und Neutr. Die übrigen Kasus zeigen das Muster der ja -Stämme. Hierher gehören aljakuns »von anderer Herkunft« (samakuns »verwandt«), *analaugns »verborgen«, *anasiuns »sichtbar«, andanêms »angenehm«, *andasêts »abscheulich«, brûks
78
§77 u -Stämme
»nützlich«, gafáurs »ehrbar, angemessen« (unfáurs »geschwätzig«), gameins »gemein«, sêls »gütig« (*unsêJs »böse«), skeirs »klar«. Weniger eindeutig sind etwa *aups »öde«, bleips »gütig«, *hauns »niedrig«, *reiks »mächtig«, *skauns »schön«. starke Adjektive, ¿-Stämme: hrains »rein«
Sg.
PI.
§ 77
Nom. Gen. Dat. Akk. Nom. Gen. Dat. Akk.
mask. hrains hrainis hrainjamma hrainjana hrainjai hrainjaizê hrainjaim hrainjans
fem. hrains *hrainjaizôs hrainjai hrainja hrainjôs hrainjaizô hrainjaim hrainjôs
neutr. hrain, *hrainjata hrainis hrainjamma hrain, *hrainjata hrainja hrainjaizê hrainjaim hrainja
u-Stämme
Nur im Nom. Sg. aller Genera sind die alten Flexionsmuster der substantivischen u-Stämme erhalten, die anderen Formen entsprechen denen der ja-Stämme. starke Adjektive, u-Stämme: hardus »hart«
Sg-
PI.
Nom. Gen. Dat. Akk. Nom. Gen. Dat. Akk.
mask. hardus *hardaus ? *hardjamma hardjana hardjai hardjaizê hardjaim hardjans
fem. hardus *hardjaizôs *hardjai hardja hardjôs hardjaizô hardjaim hardjôs
neutr. hardu, hardja ta *hardaus ? *hardjamma hardu, hardja ta *hardja hardjaizê hardjaim hardja
§§ 78-79 schwache Adj. und Partizipien
79
Nicht sicher rekonstruierbar ist *hardaus im Gen. Sg. Mask, und Neutr. Hierher noch *aggwus »eng«, *aglus »schwierig«, manwus »bereit«, qairrus »sanftmütig«, *seipus »spät«, tulgus »fest«, twalibwintrus »zwölfjährig«, paúrsus »dürr«, plaqus »weich«. b) schwache Adjektive § 78 Grundsätzlich kann zu jedem Adjektiv eine schwache Form aller Genera gebildet werden, die dem Muster der schwachen Substantivflexion (also dem der π-Stämme) folgt, wobei Feminina wie tuggô (nicht wie managei) flektieren. schwaches Adjektiv, gebildet vom starken Adj. blinds »blind«
Sg.
PI.
Nom. Gen. Dat. Akk. Nom. Gen. Dat. Akk.
mask. blinda blindins blindin blindan blindans blindanê blindam blindans
fem. blindó blindons blindôn blindôn blindons blindônô blindôm blindons
neutr. blindó blindins blindin blindó blindôna blindanê blindam blindôna
c) Partizipien § 79
Partizip Präsens
Obwohl Partizipien grundsätzlich adjektivische Bedeutung haben, gibt es im Got. bei Part. Präs. nur die Flexion nach dem Muster der schwachen Adjektive. Ein Rest starker Flexion findet sich im Nom. Sg. Mask., der häufig die starke Form zeigt, während die schwache nach dem Pronomen sa steht.
80
§ 80 Part. Prät.
Feminina werden - anders als bei schwachen Adjektiven nach managei (nicht nach tuggo) gebildet. Partizip Präsens vom starken Verb giban »geben«
Sg.
PI.
§ 80
Nom. Gen. Dat. Akk. Nom. Gen. Dat. Akk.
mask. gibands, gibanda gibandins gibandin gibandan gibandans gibandanê gibandam gibandans
fem. gibandei gibandeins gibandein gibandein gibandeins gibandeinô gibandein) gibandeins
neutr. gibando gibandins gibandin gibando gibandôna gibandanê gibandam gibandôna
Partizip Präteritum
Das Partizip Präteritum verhält sich wie ein gewöhnliches Adjektiv, kann also stark und schwach flektiert werden. Ob das Verb stark oder schwach ist, bedeutet bei der Flexion der Partizipien keinen Unterschied. Partizip Präteritum vom starken Verb giban »geben«, stark flektiert
Sg-
Pl.
Nom. Gen. Dat. Akk. Nom. Gen. Dat. Akk.
mask. gibans gibanis gibanamma gibanana gibanai gibanaizê gibanaim gibanans
fem. gibana gibanaizôs gibanai gibana gibanôs gibanaizô gibanaim gibanôs
neutr. giban, gibana ta gibanis gibanamma giban, gibanata gibana gibanaizê gibanaim gibana
81
§ 80 Part. Prät. Part. Prät.vom starken Verb giban »geben«, schwach flektiert Sg.
PI.
Nom. Gen. Dat. Akk. Nom. Gen. Dat. Akk.
mask. gibana gibanins gibanin gibanan gibanans gibananê gibanam gibanans
fem. gibanô gibanôns gibanôn gibanôn gibanôns gibanônô gibanôm gibanôns
neutr. gibanô gibanins gibanin gibanô gibanôna gibananê gibanam gibanôna
Part. Prät.vom schwachen Verb nasjan »retten«, stark flektiert
Sg.
Pl.
Nom. Gen. Dat. Akk. Nom. Gen. Dat. Akk.
mask. nasips nasidis nasidamma nasidana nasidai nasidaizê nasidaim nasidans
fem. nasida nasidaizôs nasidai nasida nasidôs nasidaizô nasidaim nasidôs
neutr. nasip, nasidata nasidis nasidamma nasip, nasidata nasida nasidaizê nasidaim nasida
Part. Prät. vom schwachen Verb nasjan »retten«, schwach flektiert
Sg-
Pl.
Nom. Gen. Dat. Akk. Nom. Gen. Dat. Akk.
mask. nasida nasidins nasidin nasidan nasidans nasidanê nasidam nasidans
fem. nasidô nasidôns nasidôn nasidôn nasidôns nasidônô nasidôm nasidôns
neutr. nasidô nasidins nasidin nasidô nasidôna nasidanê nasidam nasidôna
82
§§ 81-82 Steigerung d) Steigerung
§81 Komparativ Der Komparativ wird mit den zwei Suffixen -iz- und -ôz- gebildet, an die die Endungen des schwachen Adjektivs (ηStämme) im Maskulinum und Neutrum treten, im Femininum kommen die Endungen auf -ein- (wie Part. Präs.) hinzu. Die Bildungen auf -ôz- sind selten und nur bei a-Stämmen belegt. Komparative flektieren wie schwache Adjektive, das Femininum auf -ei-, also manags (a-Stamm, Suffix -iz-) »mancher«; frôps (a-Stamm, Suffix -oz-) »klug«. Sg.
Nom. Gen.
mask. managiza frôdôza managizins frôdôzins
fem. managizei frôdôzei managizeins frôdôzeins
neutr. managizô frôdôzô managizins frôdôzins
Beispiele: swinps »stark«; wilpeis »wild«; hardus »hart«; hrains »rein« mask. fem. neutr. swinps, a-St. swinpôza swinpôzei swinpôzô wilpeis, ja-St. wilpiza wilpizei wilpizô hardus, u-St. hardiza hardizei hardizô hrains, i-St. hrainiza hrainizei hrainizô § 82 Superlativ An das Komparativsuffix wird ein Dentalsuffix angefügt, so daß im Got. der Superlativ mit -ist- oder -ôst- gebildet wird. Letztere Bildung ist (vgl. Komparativ auf -ôz-) nur zweimal belegt (arms »arm« - armôza - armôsta; lasiws»schwach« lasiwôsts).
§ 83 unregelmäßige Steigerung
83
Superlative werden wie Adjektive stark oder schwach flektiert, also von gops »gut«
stark: schwach:
mask. batists batista
fem. batista batistô
neutr. batist batistô
§ 83 unregelmäßige Steigerung Einige Adjektive bilden Komparativ und Superlativ von anderen Wurzeln als den Positiv, der Bedeutung nach gehören sie zusammen (suppletive Steigerung).
»gut« »böse« »groß« »klein«
Positiv gops ubils mikils leitils
Kompar. batiza wairsiza maiza minniza
Superi. batists waists minnists
zu gops gibt es noch den Komparativ iusiza »besser«. Von Adverbialstämmen abgeleitet sind einige Superlative mit -m-Suffix: aftuma (neuer Superi, aftumists) »der letzte«, aúhuma (neuer Superi, auh(u)mists) »der höchste«, fruma (neuer Superi, frumists) »der erste«, hleiduma »der linke«, iftuma »der folgende«, innuma »der innerste«.
84
§§ 84-85
Personalpronomen
3. Pronomen Alle P r o n o m e n außer d e m ungeschlechtigen zeigen in m a n chen Kasus Formen, die denen des starken Adj. entsprechen. § 84
ungeschlechtiges Personalpronomen und Reflexivum
Sg.
Du.
PI.
§ 85
Nom. Gen. Dat. Akk. Nom. Gen. Dat. Akk. Nom. Gen. Dat. Akk.
1. Pers. ik meina mis mik wit *ugkara ugkis ugkis weis unsara uns, unsis uns, unsis
2. Pers. Pu peina pus puk *jut igqara igqis igqis jus izwara izwis izwis
Reflexivum
fem. si izôs izai
neutr. ita is imma ita ija *izê im *ija
seina sis sik seina sis sik seina sis sik
Pronomen der 3. Person
Nom. Gen. Dat. Akk. Nom. Gen. Dat. Akk.
mask. is is imma ina eis izê im ins
ΰ* *ijôs izô im ijôs
§§ 86-87
§ 86
Possessiv- und Demonstrativpronomen
85
Possessivpronomen
Die Possessivpronomen flektieren wie ein starkes Adjektiv. mask. meins peins unsar izwar
»mein« »dein« »unser« »euer«
fem. meina peina unsara izwara
neutr. mein, meinata pein, peina ta unsar izwar
Die einzige belegte Dualform ist 2. Dual Dat. Fem. igqarai, die 1. Dual müßte dann *ugqar heißen. Ein Nom. von seins »sein, ihr« ist nicht belegt, dafür steht der Gen. des geschlechtigen Pronomens: aipei is »seine Mutter«, aipei izôs »ihre Mutter«. Deklinationsschema des Possessivpronomens meins »mein« Nom. Gen. Dat. Akk. Nom. Gen. Dat. Akk.
§ 87
mask. meins meinis meinamma meinana meinai meinaizê meinaim meinans
fem. meina meinaizôs meinai meina meinôs meinaizô meinaim meinôs
neutr. mein, meinata meinis meinamma mein, meinata meina meinaizê meinaim meina
Demonstrativpronomen Sg.
PI.
Nom. Gen. Dat. Akk. Nom. Gen. Dat. Akk.
mask. sa pis pamma pana pai pizê paim pans
fem. sô pizôs pizai Pô pôs pizô paim pôs
neutr. pata pis pamma pata Pô pizê paim Pô
86
§§ 88-89 deiktisches und Relativpronomen
Die Funktion eines bestimmten Artikels mit geringem deiktischen Anteil übernimmt - wie im Griech. - das einfache Demonstrativpronomen. Nur einmal (Skeireins IV d, 4) belegt ist der (ehemalige) Instrumental Neutr. pê, der sonst nur noch in bipê, dup(p)ê, jappé erscheint. § 88 deiktisches Pronomen Die enklitische Partikel -uh tritt an das einfache Demonstrativpronomen und bildet so ein deiktisches Pronomen »dieser da, gerade der«.
Sg.
PI.
Nom. Gen. Dat. Akk. Nom. Gen. Dat. Akk.
mask. sah pizuh pam muh panuh päih *pizêh *paimuh panzuh
fem. sôh *pisôzuh *pizáih *pôh *pôzuh *pizôh *paimuh *pôzuh
neutr. patuh pizuh pammuh patuh *pôh *pizêh *paimuh *pÔh
Wie ein starkes Adjektiv flektiert jains, m., jaina, f.Jainata, n. »jener«, wie ein schwaches flektieren silba »selbst« und sama; sa samma »derselbe«. Ein defektiver Stamm mit der Bedeutung »dieser« liegt in hivor, erhalten in Zeitangaben wie himma daga »heute«, hita »bisher«, hina dag »bis heute«. § 89 Relativpronomen Die Partikel ei tritt an das einfache Demonstrativpronomen und bildet so das Relativpronomen. Für Nom. Sg. Mask, saei kann auch izei oder izê (Pron. der 3. Person) stehen, statt
§§ 90-91 Interrogativ- und Indefinitpronomen
87
Nom. Sg. Fem. sôei steht häufig sei. Die Partikel ei verbindet sich mit dem Personalpronomen, wenn sich der Relativsatz auf die erste oder zweite Person bezieht: ikei, puei.
Sg.
PI.
Nom. Gen. Dat. Akk. Nom. Gen. Dat. Akk.
mask. saei pizei pammei panei paiei pizêei paimei panzei
fem. sôei pizôzei pizaiei pôei pôzei *pizôei paimei pôzei
neutr. patei pizei pammei patei pôei pizêei paimei pôei
§ 90 Interrogativpronomen Nur im Sg. erscheint das überwiegend substantivisch verwendete Fragepronomen Ivas? »wer?«, das dazugehörige Substantiv steht im Genitiv. Sg.
Nom. Gen. Dat. Akk. Instr.
mask. Ivas Ivis tvamma Ivana
fem. Ivô *ivizôs Ivizai Ivô
neutr. Iva ¡vis tvamma Iva Ivê
Hierzu gehören ebenfalls Ivaijis »welcher?«, tvapar »wer von beiden?«, die wie starke Adjektive flektieren, ebenso Ivileiks »wie beschaffen?« (swaleiks »so beschaffen«) und Ivêlaups »wie groß?« (swalaups »so groß«), die eigentlich Adjektive sind. § 91 Indefinitpronomen Im Got. gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Spanne zwi-
88
§ 91 Indefinitpronomen
sehen »jeder«, »irgendeiner«, »jemand« und »ein gewisser« auszudrücken. An das Fragepronomen tvas wird -uh gefügt, das substantivisch gebrauchte tvazuh hat die Bedeutung »jeder«. Wird saei nach tvazuh gestellt (sa kann auch vorangestellt werden: satvazu saei), hat das Pronomen die Bedeutung »jeder, der; quicumque« Nom. Gen. Dat. Akk. Akk.
mask. tvazuh tvizuh tvammêh tvanôh tvanzuh
fem. tvôh
tvôh
neutr. tvah tvizuh tvammêh tvah
Wird -uh an tvaijis gefügt, entsteht das Pronomen tvaijizuh mit der gleichen Bedeutung wie tvazuh, es wird ebenfalls substantivisch gebraucht und steht mit dem Gen. Sg.
Nom. Gen. Dat. Akk.
mask. tvarjizuh tvarjizuh ¡varjammêh tvarjanôh
fem.
tvarjôh
neutr. tvarjatôh tvarjizuh tvarjammêh *lvarjatôh
Besonders häufig in der Bedeutung »niemand, keiner« ist die Kombination aus Negationspartikel ni, Zahlwort ains und enklitischer Partikel -hun: ni ainshun, das Substantiv steht im Gen., Präpositionen nach ni. Sg.
Nom. Gen. Dat. Akk.
mask. ainshun ainishun ainummêhun ain(n)ôhun
fem. ainôhun ainaihun ainôhun
neutr. ainhun ainishun ainummêhun ainhun
§ 92 Adverbien
89
Ähnliche Konstruktionen gibt es mit manna und Ivas: ni mannahun »keiner« und ni ivashun »keiner« (nur Nom. Sg. Mask, belegt).
4. Adverbien § 92 Die meisten Adverbien werden von Adjektiven gebildet: a) das Suffix -ba tritt an den Stamm: frops»klug« - frodaba\ sunjis »wahr« - sunjaba »sichtbar«. b) das Suffix - o tritt an die Wurzel: galeiks »gleich« - gaJeiko-, parallele Bildungen ohne Bedeutungsvarianz treten auf: glaggwus »genau« - glaggwolglaggwuba (auch gJaggwaba Lk 15, 8). c) das Suffix -e, das sonst bei Orts- und Zeitadverbien vorkommt, erscheint auch bei swarê »vergebens«. d) das Komparativsuffix ohne Endung bezeichnet Adverbien wie háuhis »höher«, mais »mehr«, framis »weiter«; das -/des Suffixes entfällt bei wafrs »schlimmer«, mins »weniger«, pana-seips »mehr«. Komparativformen mit -ôs gibt es bei aljaleikôs »anders«, sniumundôs »eiliger«. Vom Superlativ gebildet sind frumist »zuerst«, maist »am meisten«, aftumist »zuletzt«. Zeitadverbien sind meist Kasusformen von Substantiven: gistradagis »morgen«, himma daga »heute«, ni aiw »niemals«, framwigis »fortwährend«. Daneben gibt es noch einfache Konstruktionen wie η υ »jetzt«, ju »schon«, naúh »noch«, aftra »wiederum«. Von Pronominalstämmen gebildet sind pan »damals«, Ivan »wann?«, suman »einst«.
90
§93-94
Ortsadverbien und Zahlwörter
§ 93 Ortsadverbien können in drei Gruppen eingeteilt werden: 1) auf die Frage »wohin?« antworten suffixlose Adverbien oder solche mit -p- oder -d- oder -drê- als Suffix: aljap »anderswohin«, dalap »abwärts«, faúr »nach vorne«, hidrê »hierher«, tvap, Iva drê »wohin?«, inn »hinein«, iup »aufwärts«, jaindjaindrê »dorthin«, nêlv»in die Nähe«, samap »in dieselbe Richtung«, pap (im relat. Adv. pa dei »dahin«), ût »hinaus«. 2) auf die Frage »wo?« haben Adverbien -r- und -a-Suffixe: aljar »anderswo«, afta »hinten«, dalapa »unten«, fairra »fern«, faúra »vorne«, hêr »hier«, tvar »wo?«, inna »innen«, iupa »oben«, jainar »dort«, netva »in der Nähe«, par »dort, da«, ûta »außen«. 3) auf die Frage »woher?« stehen Adverbien mit den Suffixen -ana und -pro: aftana, aftarô »von hinten«, aljaprô »anderswoher«, allapro »von allen Seiten«, dalaprô »von unten«, fairraprô »von ferne«, hindana »von jenseits«, fvaprô »woher?«, innana, innaprô »von innen«, iupana, iupaprô »von oben«, jainprô »dorther«, paprô »daher«, ûtana, ûtaprô »von außen«.
5. Zahlwörter § 94
Kardinalzahlen: »eins« »zwei« »drei«
mask. ains twai preis
fem. aina twôs preis
neutr. ain, aina ta twa prija
Die Zahlen 1 bis 3 werden dekliniert, ains, aina, ain wie ein
§ 94 Kardinalzahlen
91
starkes Adjektiv, bei den Zahlen 2 und 3 treten Endungen wie bei der /-Dekl. auf, daneben solche anderer Herkunft. Wie twai verhält sich bai »alle beide«. Deklinationsschema ains »ein« Sg.
PL
Nom. Gen. Dat. Akk. Nom. Gen. Dat.
mask. ains ainis ainamma ainana ainai ainaizê ainaim
fem. aina ainaizôs ainai aina ainôs ainaizô ainaim
neutr. ain, ainata ainis ainamma ain aina ainaizê ainaim
fem. twôs twaddjê twaim twôs
neutr. twa twaddjê twaim twa
fem. preis prijê prim prins
neutr. prija prijê prim prija
Deklinationsschema twai »zwei«
Sg.
Nom. Gen. Dat. Akk.
mask. twai twaddjê twaim twans
Deklinationsschema preis »drei« Nom. Gen. Dat. Akk.
mask. preis prijê prim prins
Die Zahlen 4 bis 19 sind eingeschlechtig und werden nicht flektiert, doch gibt es vom Gen. und Dat. Bildungen wie bei der /-Dekl. bei substantivischer Bedeutung: 4 fidwôr, Dat.
92
§§ 95-96 Kardinal- und Ordinalzahlen
fidwôrim (in Komposita steht fïdur- ζ. Β. fidur-dogs »viertägig«); 5 fímf, 6 saíhs\ 1 sibun\ 8 ahtau\ 9 niun·, Gen. niunê\ 10 taíhun·, 11 ainlif, 12 twalif, Gen. twalibê, Dat. twalibim; 14 fidwôrtaihun\ 15 fímtaíhun; Dat. fimtaíhunim. § 95 Die Zehnerzahlen von 20 bis 60 werden gebildet, indem an den vorangehenden Einer tigjus (von tigus, m. u-Stamm »Dekade«) gestellt wird: 20 Dat. twaim tigum\ 30 Gen. prijc tigiwe, Akk. prins tiguns\ 40 Akk. fídwor tiguns\ 50 Akk. fimf tig uns, 60 Dat. saihs tigum. Die Zehnerzahlen von 70 bis 100 enden auf -têhund: 70 sibuntêhund; 80 ahtautêhund\ 90 niuntêhund\ 100 taíhuntêhund (aber taíhuntaíhund Lk 16, 6, Lk 16, 7 und taíhuntaíhundfalp Lk 8, 8). Nur einmal (Lk 15, 7) erscheint eine flektierte Form mit dem Gen. auf -is: in niuntehundis jah niune garaihtaize, sonst werden diese Zahlwörter wie indeklinable Substantive verwendet. Hunderter werden mittels des pluralisch gebrauchten hunda (hund, n., a-Stamm »das Hundert«) gebildet: 200 Dat. twaim hundam·, 300 Akk. prija hunda·, 500 Akk. fímf hunda: 900 Nom. niun hunda. Tausender werden mit pusundi (f., y'o-Stamm) gebildet: 2000 twôs ( ö ) pusundjôs\ 3000 (g·) pusundjôs\ 4000 fídwor pusundjôs; 5000 fímf pusundjôm\ 10000 taíhun pusundjôm\ 20000 twaim tigum pusundjô. Bei zusammengesetzten Zahlen folgen die Bestandteile nach der Größe, Beisp. Neh 5,14: 973 niun hunda u• g- also aufgelöst: niun hunda (jah) sibuntehund (Jah) preis.
§ 96 Ordinalzahlen Einen anderen Wortstamm als die entsprechenden Kardinalzahlen zeigen die ersten beiden Ordinalzahlen: fruma, m.,
93
§ 97 sonstige Zahlwörter
frumei, f., frumô\ η. »der erste«; anpar »der zweite« wird wie ein starkes Adjektiv flektiert. Deklinationsschema fruma »der erste« Nom. Gen. Dat. Akk. Nom. Gen. Dat. Akk.
mask. fruma frumins frumin fruman frumans frumanê frumam frumans
Deklinationsschema anpar»der Sg.
Pl.
Nom. Gen. Dat. Akk. Nom. Gen. Dat. Akk.
mask. anpar anparis anparamma anparana anparai anparaizê anparaim anparans
fem. frumei frumeins frumein frumein frumeins frumeinô frumein frumeins
neutr. frumô frumins frumin fr um o fr u mòna frumanê frumam frumôna
zweite« fem. anpara anparaizôs anparai anpara anparôs anparaizô anparaim anparôs
neutr. anpar anparis anparamma anpar anpara anparaizê anparaim anpara
Die übrigen Ordinalia haben den gleichen Stamm wie die Kardinalia und flektieren wie ein schw. Adjektiv: 3. pridja\ 5. fimfta (nur im Zahlwort 15 Lk 3, 1 Dat. fimftataihundin)·, 6. saihsta, 8. ahtuda\ 9. niunda\ 10. taihunda\ 15. fímftataíhunda. § 97 sonstige Zahlwörter Distributivzahlen werden durch Umschreibung mit bi (bi twans »je zwei«) oder fvazuh, Jvaijizuh gebildet; tweihnai
94
§98 Ablaut
»beide« (nur Mk 7, 31), »je zwei« (nur Lk 9, 3). Multiplikativa entstehen durch Anfügen von -falps: ainfalps »einfach«, fídurfalps »vierfältig«, taíhuntaíhundfalps »hundertfältig«, managfalps »vielfältig«. Iterativadverbien auf die Frage »wie viel mal?« werden mit der Kardinalzahl und dem Dat. sinpa, sinpam von sinps, m., a »Gang, Mal« gebildet: ainamma sinpa »einmal«, twaim sinpam »zweimal« (aber mit der Ordinalzahl: anparamma sinpa »zum zweiten Mal«), prim sinpam »dreimal«, sibun sinpam »siebenmal«. Daneben finden sich auch frumo in der Bedeutung »zum ersten Mal« in Gal 4, 13 und pridjo »zum dritten Mal« in 2 Kor 12,14; 13,1.
6. Verben a) Ablaut § 98 Unter Ablaut versteht man den regelmäßigen Wechsel bestimmter Vokale in etymologisch zusammengehörigen Wörtern oder Wortteilen. Man unterscheidet: 1) den »qualitativen Ablaut« oder »Abtönung«, also den Wechsel bestimmter Vokale, und 2) den »quantitativen Ablaut« oder »Abstufung«, also den Wechsel in der Länge des Vokals. Beide Ablautarten können in einer Wortsippe gleichzeitig auftreten. Da die Abstufung auch zum völligen Verschwinden des Vokals führen kann, unterscheidet man zwischen einer »Normal- oder Vollstufe«, einer »Reduktionsstufe«, einer »Schwund- oder Nullstufe« und einer »Dehnstufe«. Vokalwechsel kann also nur innerhalb der Normalstufe oder der Dehnstufe auftreten.
§ 99 Tempusstämme
95
Die für das Germanische wichtigste Ablauterscheinung ist der idg. e/o-Ablaut. Die einzelnen Reihen im Germ, sind so aufgebaut, daß in Reihe I bis V die idg. Kurzvokale e / o in der Vollstufe stehen, gefolgt von /, u, einer Sonantenverbindung, einem Sonant, einem Konsonant; die Reihe VI zeigt idg. a / o-Ablaut, die Reihe VII die ê/ô- Vollstufe. Als Reihe VII werden häufig die reduplizierenden und reduplizierend-ablautenden Verben zusammengefaßt, obwohl hier ein anderes Ablautschema erscheint und die ablautenden Verben den Ablautreihen I bis V zugewiesen werden können. b) Stammformen der starken Verben § 99 Die Tempusstämme der ablautenden Verben Das starke Verb wird den Ablautreihen zugeordnet durch Angabe der Tempusstämme (Stammformen): 1. Ablautstufe: Präsens, alle Formen, also Indikativ, Optativ, Partizip Präsens und Infinitiv 2. Ablautstufe: nur Singular Indikativ Präteritum 3. Ablautstufe: nur Plural und Dual Indikativ Präteritum und der gesamte Optativ Präteritum 4. Ablautstufe: nur Partizip Präteritum I. Reihe: an e / o tritt i. Die 2. Stammform zeigt Abtönung, die 3. und 4. Stammform Schwundstufe. II. Reihe: an e / o tritt u. Die 2. Stammform zeigt Abtönung, die 3. und 4. Stammform Schwundstufe. III. Reihe: an e / o tritt eine Verbindung aus Sonant (/, m, η, r) und Konsonant oder ein Doppelsonant. Die 2. Stammform zeigt Abtönung, die 3. und 4. Stammform Schwundstufe. IV. Reihe: an e / o tritt ein Sonant. Die 2. Stammform zeigt Ab-
96
§§ 100-101 Ablautreihen
tönung, die 3. Dehnstufe und die 4. Reduktionsstufe. V. Reihe: an ei o tritt ein Konsonant (kein Sonant). Die 2. Stammform zeigt Abtönung, die 3. Dehnstufe und die 4. Reduktionsstufe. VI. Reihe: Die 1. und 4. Stammform zeigen Vollstufe a, die 2. und 3. Stammform zeigen Dehnstufe ô. § 100
Reihe Reihe Reihe Reihe Reihe Reihe
Schema der Stammformen in den Ablautreihen
I II III IV V VI
1. ei iu Hai Hai Hai a
2. ài áu a a a o
3. Hai u/aú u/aú e ê O Λ
Λ.
4. Hai u/aú u/aú u/aú i/ai a
Durch »Brechung« vor r, h, /ventstanden ai neben i und aú neben u. c) Ablautreihen § 101 Reihe I a) greipan, graip, gripum, gripans »greifen« Ebenso beitan »beißen«, bi-leiban »bleiben«, dis-skreitan »zerreißen«, fra-weitan »strafen«, ga-smeitan »streichen«, inweitan »anbeten«, leipan »gehen«, skeinan »scheinen«, sneipan »schneiden«, speiwan »speien«, Steigalι »steigen« und andere. b) Brechung: i vor r, h, /v > ai: gateihan, gatáih, gataihum, gataihans »anzeigen« Strittig ist, ob lei Iva π »leihen«, peihan »gedeihen«, preihan
§§ 102-103 Ablautreihen
97
»drängen«, weihan »kämpfen« wie teihan anzusehen sind, man nimmt teilweise an, daß sie urspriingl. -n -Verbindung aufwiesen, also aus Reihe III hierher, nach Ausfall des Nasals, übertraten, doch könnte auch ein idg. £-Laut zum Iv bzw. h geführt haben. Unklar ist keinen »keimen«, das -n- steht nur im Präsensstamm. Wenn du wigana (Lk 14,31, andere lesen du wigan ina) wirklich zu weihan gehören und flektierter Infinitiv sein sollte, träte hier Gramm. Wechsel auf. § 102 Reihe II a) biudan, baup, budum, budans »bieten« Ebenso driusan »fallen«, fra-liusan »verlieren«, giutan »gießen«, kiusan »wählen«, liudan »wachsen«, liugan »lügen«, niutan »genießen«, siukan »krank sein« und andere. b) Brechung: tiuhan, táuh, taúhum, taúhans »ziehen, führen« Ebenso pliuhan fliehen. Im Präsensstamm -û- zeigt ga-lûkan »verschließen«, das sonst wie biudan geht. Hierher gehörte ursprünglich auch bliggwan »schlagen«, dessen -ggw- aus urgerm. -uu- bzw. -ww- entstanden war, der jetzige Lautstand verweist auf Reihe III. § 103 Reihe III a) bindan, band, bundum, bundans »binden« Ebenso brinnan »brennen«, drigkan »trinken«, du-ginnan »beginnen«, finpan »finden«, hilpan »helfen«, rinnan »laufen«, sigqan »sinken«, swiltan »sterben« und andere. b) Brechung: waírpan, warp, waúrpum, waúrpans »werfen« Ebenso af-swafrban »abwischen«, bafrgan »bergen«, gairdan »gürten«, ga-pairsan »verdorren«, tvafrban »wandeln«, waírpan »werden«.
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§§ 104-105 Ablautreihen
Meist werden, nach Zeugnis anderer germ. Sprachen, priskan »dreschen« und ga-wrisqan »Frucht bringen« (beide nur im Präsensstamm belegt) hierher gestellt. Neben dem regelmäßigen Part. Prät. fulhans zu filhan »verbergen« gibt es ein ehemaliges Part. Prät. fulgins in adjektivischer Bedeutung. Nur im Präsensstamm flektiert briggan »bringen« nach dem Schema dieser Reihe, das Prät. brahta ist schwach. Zu deny-Präsentien gehört wohl intrusgjan »einpfropfen«, vgl. das starke Part. Prät. intrusgans und das schwache Part. Prät. intrusgips. § 104 Reihe IV a) niman, nam, nêmum, numans »nehmen« Ebenso ga-timan »geziemen«, qiman »kommen«, stilati »stehlen«. b) Brechung: baíran, bar, bêrum, baúrans »tragen« Ebenso ga-taíran, dis-tairan »zerreißen«. brikan »brechen« gehört wohl hierher, von den Stammformen sind brak und ga-brukans belegt, der Sonant (Liquida r) steht vor dem Wurzelvokal! Reduktionsstufe υ statt / im Präsensstamm zeigen trudan »treten« und wulan »sieden«. § 105 Reihe V a) giban, gaf, gêbum, gibans »geben« Ebenso bi-gitan »finden«, hlifan »stehlen«, ligan »liegen«, lisan »lesen«, mitan »messen«, rikan »anhäufen«, sitan »sitzen«, wisan »sein«, wrikan »rächen« und andere. b) mit Brechung: saüvan, salv, sêlvum, saüvans »sehen« fraihnan »fragen« zeigt das -n- nur im Präs. (frah, frêhum, fraíhans).
§§ 106-107 Ablautreihen
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bidjan ist ein /-Präsens (bap, bêdum, bidans) ligan »liegen«, sitan »sitzen«, wisan »sein« haben, da es sich um Intransitiva mit durativer Bedeutung handelt, kein Part. Prät. Bei itan »essen« wird der Sg. Prät. als eierschlossen, vgl. fraitan »fressen« - frêt »fraß«. § 106 Reihe VI slahan, s/ô/?, slôhum, slahans »schlagen« Ebenso alan »sich nähren«, faran »gehen«, ga-dragan »zusammentragen«, graban »graben«, sakan »streiten«, swaran »schwören«, pwahan »waschen« und andere. Ein Präsens mit /l-Infix liegt vor in standan »stehen«, stôp, stôpum (kein Part. Prät. wegen durativer Bedeutung). Zu den j-Präsentien gehören frapjan »verstehen«, ga-skapjan »erschaffen«, hafjan »heben«, hlahjan »lachen«, skapjan »schaden«, wahsjan »wachsen«. Vielleicht kann man aus dem Part. Prät. ga-rapans und rapjo »Abrechnung« ein *ga-rapjan »rechnen« hierher stellen. § 107 Reihe VII reduplizierende Verben Der Reduplikationsvokal ist immer a/(Lautwert [e]); bei anlautender Konsonantenverbindung wird nur der erste Kons, in die Reduplikationssilbe aufgenommen (fráisan -faífráis), doch s-Verbindungen bleiben erhalten (skáidan - skaískáip), ebenso tv (Ivôpan - b/aftvôp). Bei vokalischem Anlaut steht nur aí(áukan - aíáuk). Beim Part. Prät. gibt es keine Reduplikation (háitan - háitans). 1) Wurzelvokal a/â:fâhan, faifâh, faifâhum, fâhans »fangen« Ebenso ana-praggan »bedrängen«, blandan »mischen«, falpan »falten«, ga-staldan »erwerben«, hâhan »hängen« (transitiv), haldan »halten«, saltan »salzen«, us-alpan »alt werden«, *us-
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§ 107 reduplizierende Verben
staggan »ausstechen«, waldan »walten«. 2) Wurzelvokal ê: slêpan, saislêp, saislêpum, slêpans »schlafen« Ebenso uf-blesan »aufblasen« (nur Part. Prät. uf-blesans belegt). 3) Wurzelvokal ai: haitan, haíhait, haihaitum, haitans »heißen« Ebenso af-aikan »leugnen«, fraisan »versuchen«, ga-pláihan »liebkosen«, laikan »springen«, maitan »schneiden«, skaidan »scheiden«. 4) Wurzelvokal ai gahausjandans sildaleikidedun bi fio rodidona f r a m Jjaim hairdjam du im. (19) ψ Maria alla gafastaida J)o waurda, t>agkjandei in hairtin seinamma. (20) jah gawandidedun sik J)ai hairdjos mikiljandans jah hazjandans gp in allaize Jiizeei gahausidedun jah gasetvun swaswe rodi]} was du im. (21) jah bij)e usfullnodedun 4 ) dagos ahtau du bimaitan ina, jah haitan was namo is Iesus, J)ata qijjano f r a m aggilau, faur^izei ganumans wesi in wamba. (22)jah bi^e usfullnodedun 5 ) dagos hraineinais ize bi witoda Mosezis, brahtedun ina in Iairusalem, atsatjan faura fra u/in, (23) swaswe gamelid ist in witoda fraujins: Jjatei Ivazuh gumakundaize uslukands qijju weihs fraujins haitada, (24) jah ei gebeina fram imma hunsl, swaswe qif)an ist in witoda fraujins, gajuk hraiwadubono a i ^ a u twos juggons ahake. (25) f a r u h was manna in Iairusalem, J)izei namo Swmaion, jah sa manna was garaihts jah gudafaurhts 6 ) , beidands lajDonais Israelis, jah ahma weihs was ana imma. (26) jah was imma gataihan fram ahmin Ranima weihin ni sailvan dau^u, faurj)ize 7) selvi Xristu fraujins. (27) jah qam in ahmin in Jjizai alh; jah m i ^ a n e i inn attauhun berusjos jìata barn Iesu, ei tawidedeina bi biuhtja witodis bi ina, (28) jah is andnam ina ana armins seinans, jah t>iu])ida gt»a jah qa{): (29) nu fraleitais 8) skalk Jjeinana, fraujinond frauja9\ bi waurda f)einamma in gawairj)ja; (30) J)ande selvun augona meina nasein Jjeina, (31) J)oei manwides
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Lukas 2
in andwairj3ja10) allaizo manageino, (32) liuhaj) du andhuleinai J)iudom jah wulfcm managein peinai Israela. (33) jah was Iosef jah aijjei is sildaleikjandona ana J)aim J)oei rodida wesun bi ina. (34) jah J)iuJ)ida ina Swmaion jah qaj) du Mariin, aijjein is: sai, sa ligi¡) du drusa jah usstassai managaize in Israela jah du taiknai andsakanai. (35) jah |)an J)eina silbons saiwala ^airhgaggij) hairus, ei andhuljaindau us managaim hairtam mitoneis. (36) jah was Anna praufeteis, dauhtar Fanuelis, us kunja Aseris; soh framaldra dage managaize libandei mij> abin jera sibun fram maga^ein seinai, (37) soh J)an widuwo jere ahtautehund jah fidwor, soh ni afiddja fairra alh fastubnjam jah bidom blotande frau/an nahtam jah dagam. (38) soh J)izai Iveilai atstandandei andhaihait fraujin, jah rodida bi ina in allaim J)aim usbeidandam laJ)on Iairusaulwmos. (39) jah bi|)e ustauhun aliata bi witoda frau/ins, gawandidedun sik in Galeilaian, in baurg seina NazaraiJ). (40) φ J)ata barn wohs jah swinjjnoda ahmins fullnands jah handugeins, jah ansts g f s was ana imma. (41) jah wratodedun J)ai birusjos is jera Ivammeh in Iairusalem at dulj) paska. (42) jah bij)e warj) twalibwintrus, usgaggandam f>an im in Iairusaulwma bi biuhtja dulzáis, (43) jah ustiuhandam J)ans dagans, m i n a n e gawandidedun sik aftra, gasto]? lesus sa magus in Iairusalem, jah ni wissedunU) Iosef jah aij>ei is. (44) hugjandona in gasinjjjam ina wisan qemun dagis wig jah sokidedun ina in ganij)jam jah in kunj)am. (45) jah ni bigitandona ina gawandidedun sik in Iairusalem sokjandona ina. (46) jah warj) afar dagans J)rins, bigetun ina in alh12) sitandan in midjaim laisarjam jah hausjandan im jah fraihnandan ins. (47) usgeisnodedun ^an allai J)ai hausjandans is ana frodein jah andawaurdjam is. (48) jah gasailvandans ina sildaleikidedun, jah qa]3 du imma so ai^ai is: magau, Iva gatawides uns swa? sai, sa atta Jjeins jah ik winnandona sokidedum ])uk. (49) jah qaj? du im: Iva J>atei sokideduj) mik?
Fragmentum Spirense
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niu wissedu{) J)atei in J)aim attins meinis skulda wisan? (50) jah ija ni frojnin J)amma waurda J)atei rodida du im. (51) jah iddja πιφ im jah qam in NazaraiJ), jah was ufhausjands im; jah aij)ei is gafastaida J>o waurda alla in hairtin seinamma. (52) jah Ie5i/s J)aih frodein jah wahstau jah anstai at gpäjah mannam. Anmerkungen zur Textgestalt: 1) wisandin kindina Swriais oder - mit größerer Wahrscheinlichkeit - raginondin Saurim muß in den Text geratene Glosse sein 2) GA qeins für qens 3) CA faheid für fahed 4) CA usfulnodedun 5) CA usfulnodedun 6) CA gudafaurhts ausgeschrieben 7) CA faurpize für faurpizei 8) CA fraleitais für fraletais 9) CA fraujinondoder frauja muß in den Text geratene Glosse sein 10) CA anandwairpja 11) CA wisedun 12) CA allh
2. Fragmentum Spirense Das im Speyerer Dom entdeckte (erste Publikationen 1971) Einzelblatt aus der got. Bibel gehörte einst zum Codex Argenteus, äußere Faktoren wie Schreibstil, Satzspiegel, Pergamentund Tintenart, ja selbst identische Wurmfraßlöcher lassen kaum Zweifel zu. Die Geschichte dieses Blattes ist weitgehend unbekannt, man kann nur spekulieren, wann und wie es vom Cod. Arg. getrennt wurde und schließlich nach Speyer gelangte; auch beim Cod. Arg. - wie bei den meisten Codices Gotici - ist die Handschriftenbiographie weitgehend unerforscht. Im Fragm. Spir. liegt der einzige überlieferte Evangelienschluß vor, der zwar an Muster aus Vulgata- und Itala-Hss. erinnert, aber hier durch die Verwendung von Ligaturen auffal-
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Fragmentum Spirense
lend gestaltet ist. Zum Blatt vgl. SCARDIGLI (1973) und STUTZ (1971,1973), hier auch Reproduktionen und ausführliche paläographische Angaben, auch zu den »Arkaden« am unteren Blattrand und zur Zählweise im Cod. Arg. Fragmentum Spirense, recto (Mk 16,12-18) [Text nach STUTZ (1971):]
(1) (2) (3)
twaimïzeataugij>swarj)ïnant)a rammafarwagaggandamduwehsa· jahjainaigaleijjandansgataihun
(4)
jDaiman|3araim-nij3t>aimgalaubi
(5) (6) (7) (8) (9) (10) (11) (12) (13) (14) (15) (16) (17) (18) (19) (20)
dedunbispedistin^ananakumb jandamjjaimainlibimataugidajahïdweitidaungalaubeinïzejah harduhairteinuntejjaimgasai Ivandamïnaurrisanananigalau bidedunjahqajîduïmgaggandans in^omanase^alakjomerjaij^o aiwaggeljonallai]3izaigaskaftai· jahsagalaubjandsufdaupi]3s ganisij)ït)saeinigalaubeil)af domjada-at>t>antaiknsJ)aimga laubjandam[)ataafargaggij)ïn naminmeinammaunhulJ)onsus wairpandrazdomrodjandniujai· waurmansnimand jahjabaiïngi belvadrigkainanij>auhïmagljai·
[Text in normalisierter Schreibung, vorangestellt in kursiver Schrift die letzten Wörter aus Mk 16, die im Cod. Arg. erhalten sind:] (12) afaruh pan pata twaim ize ataugijjs warj) in an^aramma
Fragmentum
Spirense
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farwa gaggandam du wehsa (13) jah jainai galei^andans gataihun f>aim an^araim ni]>|>aim galaubidedun. (14) bi spedistin J)an anakumbjandam J)aim ainlibim ataugida jah idweitida ungalaubein ize jah harduhairtein unte j)aim gasaiWandam ina urrisanana ni galaubidedun. (15) jah qaj) du im gaggandans in J)o manasej) alakjo meijaijj J)o aiwaggeljon allai ])izai gaskaftai. (16) jah sa galaubjands ufdaupij)s ganisif) saei ni galaubeij), afdomjada. (17) a j ^ a n taikns J>aim galaubjandam Jjata afargaggij): in namin meinamma unhulJ)ons uswairpand, razdom rodjand niujaim, (18) waurmans nimand, jah jabai ingibe Iva drigkaina, ni ])auh im agljai; Fragmentum Spirense, verso (Mk 16,18-20) [Text nach STUTZ (1973):] (1) anaunhailanshandunsuslagjad (2) jahwailawairj)i])'im-j)anuhj)an (3) faisafark>ateirodidaduïmusnu (4) manswar]3ïnhimin-jahgasataf (5) taihswong]3s-'i'l3jainaiusgaggan (6) dansmeridedunandallatamij) (7) fingawaurstwinjah^atawaurd (8) tulgjandin£>airh£>osafargag (9) gandeinstaiknins: amen· (10) (11) (12) ai wag gel jo vL· fspf (13) h I (14) us t a u h wul J)us JJUS (16)
weiha .g|). a m e n
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Zweiter Korintherbrief
[Text in normalisierter Schreibung, die nomina sacra sind behandelt wie bei Lk 2. Die erste Ligatur besteht aus p, rund h für pairh »durch, von«; die zweite aus m und /rfür Marku.] (18)... ana unhailans handuns uslagjand jah waila wair^ij) im. (19) J)anuh ]3an irauja. Iesi/s afar t>atei rodida du im usnumans warj) in himin jah gasat af taihswon gj)s. (20) φ jainai usgaggandans meridedun and aliata m φ fra u/in gawaurstwin jah J)ata waurd tulgjandin ^airh J)os afargaggandeins taiknins: amenai waggelj o pairh Marku ustauh WUIJDUS J>us weiha gj) amen.
3. Zweiter Korintherbrief Der Zweite Korintherbrief ist vollständig überliefert im Codex Ambrosianus B, nur in Bruchstücken (I, 8-IV, 10; V, 1-IX, 7; XII, 1—XIII, 13) dagegen im Codex Ambrosianus A. Leiths. ist Cod. Ambr. Β für Kapitel I, IV, V und Cod. Ambr. A für Kap. II, III. Text nach STREITBERG (1965), Kontraktionen wie bei Lk 2. 2 Kor 1,1-5,21 du Kaurin]>aium aneara dustodeif) [Kap. I] (1) Pawlus apaustalaus Iesuis Xristaus J>airh wiljan gj)s jah Teimau^aius bromar aikklesjon gjDs J)izai wisandein in Kaurin^on mij) allaim J)aim weiham £>aim wisandam in allai Akaijai: (2) ansts izwis jah gawair|)i fram g£>a attin unsaramma jah fraujin Iesu Xr/siau. (3) J>iuJiiJ)s gj) jah atta íraujins unsaris Iesuis Xrisfaus, atta Μεφεϊηο jah gj) allaizo
Zweiter Korintherbrief
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ga^laihte, (4) saei gajirafstida uns ana allai aglon unsarai, ei mageima weis gaf>rafstjan J)ans in allaim aglom {)airh £>o gajílaiht ¡jizaiei ga^rafstidai sijum silbans fram gj>a. (5) unte swaswe ufarassus ist J)ulaine Xristaus in uns, swa jah J)airh Xristu ufar filu ist jah gafcrafsteins unsara. (6) a j ^ a n j a ^ e t)reihanda, in izwaraizos ga^laihtais jah naseinais Jjizos waurstweigons in stiwitja J)izo samono J)ulaine, Jjozei jah weis winnam, jah wens unsara gatulgida faur izwis; jaJ)J)e ga^rafstjanda in izwaraizos gaj)laihtais jah naseinais, (7) witandans £>atei swaswe gadailans {julaine sijujj, jah gaj)laihtais wairj)ij). (8) unte ni wileima izwis unweisans, bro^rjus, bi aglon unsara J)o waur^anon uns in Asiai, unte ufarassau kauridai wesum ufar maht, swaswe skamaidedeima uns jah liban1*. (9) akei silbans in uns silbam andahaft dau^aus habaidedum, ei ni sijaima trauandans du uns silbam, ak du g^a fiamma urraisjandin dauj>ans, (10) izei us swaleikaim dau^um uns galausida jah galauseij), du f a m m e i wenidedum ei galauseif), (11) at hilpandam jah izwis bi uns bidai, ei in managamma andwairjjja so in uns giba f>airh managans awiliudodau faur uns. (12) unte Ivoftuli unsara so ist, weitwodei mi^wisseins unsaraizos f>atei in ainfalj)ein jah hlutrein gf>s, ni in handugein leikeinai, ak in anstai g{)s usmeitum 2) in Jîamma fairlvau, φ ufarassau at izwis. (13) unte ni alja meljam izwis, alja jjoei anakunnaif) a i ^ a u jah ufkunnaij); a ^ a n wenja ei und andi ufkunnaifc», (14) swaswe gakunnaideduf) uns bi sumata, unte Ivoftuli izwara sijum, swaswe jah jus unsara in daga fra u/ins Iesuis Xristaus . (15) jah f>izai trauainai wilda faur^is qiman at izwis, ei aneara anst habaidedeij), (16) jah 4) J)airh izwis galeijjan in Makidonja 5) jah aftra af Makidonjai 6) qiman at izwis, jah fram izwis gasandjan mik in Iudaia. (17) J)atuh-J)an nu mitonds, ibai aufto leihtis bruhta? aij^au Jiatei mito, bi leika fiagkjau, ei sijai7) at mis
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Zweiter Korintherbrief
hataja ja jah £ata ne ne? (18) a j ^ a n triggws g{), ei J)ata waurd unsar J)ata du izwis nist ja jah 8) ne. (19) unte gj>s sunus Iesus Xristas, saei in izwis ]3airh uns wailameijada 9) , {îairh mik jah Silbanu jah TeimauJ)aiu10), nihU) warj) ja j a h ^ ne, ak ja in imma war{). (20) Ivaiwa managa gahaita gj)s, in imma f>ata ja, d u ^ e jah B) J)airh ina amen, gf>a du wul^au J)airh uns. (21) a^fjan sa ga|)wastjands unsis14) η ι φ izwis in Xristau jah salbonds15) uns gj3, (22) jah sigljands uns jah gibands wadi ahman in hairtona unsara. (23) a ^ a n ik weitwod gj) anahaita ana meinai saiwalai, ei freidjands izwara J)anasei]3s ni qam in Kaurin^on; (24) ni J)atei fraujinoma izwarai galaubeinai, ak gawaurstwans sijum anstais izwaraizos: unte galaubeinai gastojmj). [Kap. II] (1) at>t>an gastauida J)ata silbo at mis, ei aftra in saurgai ni qimau at izwis. (2) unte jabai ik gauija izwis, jah Ivas ist saei gailjai mik, niba sa gaurida us mis? (3) jaJ)17)-J)ata silbo gamelida izwis, ei qimands saurga ni habau fram J)aimei skulda faginon, gatrauands in allaim izwis J)atei meina fahej)s18) allaize izwara ist. (4) aj){)an us managai aglon jah aggwij)ai hairtins gamelida izwis Jjairh managa tagra, ni Jjeei saurgaij), ak ei frijat)wa19) kunneij) {)oei haba ufarassau du izwis. (5) aj){>an jabai Ivas gaurida, ni mik gaurida, ak bi sum ain, ei ni anakauijau allans izwis. (6) ganah J)amma swaleikamma andabeit {)ata fram managizam, (7) swaei J>ata andaneijîo izwis mais fragiban jag 20) -gaj)laihan, ibai aufto managizein saurgai gasiggqai sa swaleiks. (8) inuj) -J>is bidja izwis tulgjan in imma friaj)wa. (9) duJ>J)e gamelida, ei ufkunnau kustu izwarana, sijaidu in allama ufhausjandans. (10) ajj^an ^ammei Iva fragibij), jah ik; jah J)an ik, jabai Iva fragaf 22) , fragaf 23) in izwara in andwairfcja Xristaus, (11) ei ni gaaiginondau24* fram Satanin; unte ni sijum unwitandans munins is. (12) a ^ a n qimands in Trauadai in aiwaggeljons25* Xristaus jah at haurdai mis uslukanai in fraujin, (13) ni
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habaida gatveilain ahmin meinamma, in Cammei ni bigat Teitaun bromar meinana; ak twisstandands26) im27) galaij) in Makaidonja28'. (14) a ^ a n gf>a awiliuf)29) Ranima sinteino ustaiknjandin hro^eigans uns in Xristau jah daun kun^jis seinis gabairhtjandin J)airh uns in allaim stadim ; (15) unte Xristâus dauns sijum wo]ji gj)a in Jjaim ganisandam jah in J)aim fraqistnandam31): (16) sumaim dauns us dauj3au32) du dau^au, sumaim-uj>J)an dauns us libainai du libainai; jad33)-du Ranima Ivas wairj)s? (17) unte ni sium34) swe35) sumai maidjandans waurd gj)s, ak us hlutri^ai, ak swaswe us gj)a in andwair{)ja gf)s in Xristau rodjam. [Kap. III] (1) duginnam aftra uns silbans anafilhan? a i ^ a u ibai È)aurbum swe sumai anafilhis boko du izwis, a i ^ a u us izwis anafilhis? (2) aipistaule unsarajus s i u ^ , gamelida in hairtam unsaraim, kunj)a jah anakunnaida fram allaim mannam. (3) swikunj)ai37) t>atei siuj)38) aipistaule Xr/sfaus, andbahtida fram uns, inna gamelida ni swartiza , ak ahmin g¡)s libandins, ni in spildom staineinaim, ak in spildom hairtane leikeinaim. (4) aJ)J)an40) trauain swaleika habam J)airh Xrista du gf>a, (5) ni {)atei wair])ai sijaima J)agkjan Iva af uns silbam41), swaswe af uns silbam, ak so wairjjida unsara us gj)a ist, (6) izei jah wairjjans brahta uns andbahtans niujaizos triggwos, ni bokos, ak ahmins; unte boka usqimij), ψ ahma gaqiujij). (7) ajj^an jabai andbahti dau]?aus in gameleinim gafrisahtij) in stainam war{) wuljîag, swaei ni mahtedeina 42) sunjus Israelis fairweitjan du wlita Mosezis in wul^aus wlitis is j)is gataurnandins, (8) lvaiwa nei mais andbahti ahmins wairj>ai in43) wuljjau? (9) jabai auk andbahtja 4 ^ wargiJ)os wuljjus, und filu mais ufarist andbahti garaihteins in45) wulj)au. (10) unte ni was wuljsag J)ata wult)ago in J)izai halbai in ufarassaus wul^aus; (11) jabai auk J)ata gataurnando £>airh wulj)u, und filu mais fiata wisando in wulj)au. (12) habandans nu swaleika wen managaizos bal^eins 1Λ\
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Zweiter Korìntherbrief
brukjaima, (13) jan^-ni swaswe Mosez lagida hulistr ana andawleizn, άιφβ ei ni fairweitidedeina sunjus Israelis in andi t>is gataurnandins; (14) ak afdaubnodedun 47) franja ize, unte und hina dag £>ata samo hulistr in anakunnainai £>izos fairnjons triggwos wisij) unandhulij), unte in Xrist&u gatairada. (15) akei und hina dag m i ^ a n e i siggwada Moses, hulistr ligij) ana hairtin ize. (16) aJ)J)an mij^anei gawandeij) du fraujin, afnimada J>ata hulistr. (17) a ^ a n frauja ahma ist; aJ>J)an J)arei ahma fray/ins {)aruh freihals48) ist. (18) a ^ a n weis allai andhulidamma andwairj)ja wuljîu fraujins ^airhsailvandans, J)o samon frisaht ingaleikonda af wul^au in wulj)u49), swaswe af fraujins ahmin. [Kap. IV] (1) du^Jje habandans Jjata andbahti50), swaswe gaarmaidai waurjmm, ni wairj)aima51) usgrudjans, (2) ak afstoJ)um ]3aim analaugnjam aiwiskjis, ni gaggandans in warein nih52) galiug taujandans waurd gj)s, ak bairhtein sunjos ustaiknjandans uns silbans du allaim mij)wisseim manne in andwair^ja gf>s. (3) a ^ a n jabai ist gahulida aiwaggeljo unsara, in }îaim fralusnandam ist gahulida, (4) in t>amei gj? J>is aiwis gablindida franja Jjize ungalaubjandane, ei ni liuhtjai im liuhadein 5 ^ aiwaggeljons wulj)aus Xrist&us, saei ist frisahts gj)s ungasailvanins55). (5) a ^ a n ni uns silbans meijam, ak Iesu Xristu fraujan, φ uns skalkans56) izwarans in Iesuis. (6) unte gj) saei qaj) ur-riqiza liuhaj) skeinan, saei jah liuhtida in hairtam unsaraim du liuhadein kunj)jis wulj)aus g£>s in andwairjya Iesuis Xristaus. (7) aJ)J)an57) habandans Jjata huzd in airj)einaim kasam, ei ufarassus sijai mahtais gj)s jah ni us unsis. (8) in allama ^raihanai, akei ni gaaggwidai; andbitanai akei ni afslaujiidai; (9) wrikanai, akei ni bili£>anai: gadrausidai, akei ni fraqistidai, (10) sinteino dauj>ein fraujins Iesuis ana leika unsaramma [bairandans, eijah libains Iesuis ana leika unsaramma]59) uskunjja sijai. (11) sinteino weis
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libandans in dauern atgibanda in Iesuis, ei jah libains Iesuis swikun^a wair^ai in riuijamma leika unsaramma. (12) swaei nu dau]Dus in uns waurkeij), φ libains in izwis. (13) habandans nu J)ana saman ahman galaubeinais bi J)amma gamelidin: galaubida, in Jjizei jah rodida, jah weis galaubjam, in J>izei jah rodjam, (14) witandans J)atei sa urraisjands fraujan Iesu jah unsis J3airh Iesu urraiseij) jah fauragasatjij) π ι φ izwis. (15) t>atuh J)an aliata in izwara, ei ansts managnandei ]Dairh managizans awiliud ufarassjai du wuljjau gj)a. (16) inuh J>is ni wair]?am usgrudjans, akei J>auh-jabai sa utana unsar manna frawardjada, a i ^ a u sa innuma ananiujada daga jah daga. (17) unte ]3ata andwair^o Iveilalvairb jah leiht60) aglons unsaraizos bi ufarassau aiweinis wulj)aus kaurein waurkjada unsis, (18) ni fairweitjandam t>ize gasailvanane, ak J)izei ungasailvanane; unte J)o gasailvanona61) riuija sind, φ ungasailvanona aiweina. [Kap. V] (1) witum auk J)atei jabai sa air^eina unsar gards J)izos hleifiros gatairada, ei gatimijon us62) g^a habam, gard unhanduwaurhtana aiweinana in himinam. (2) unte jah in {Damma swogatjam bauainai unsarai fizai us himina ufarhamon gairnjandans, (3) jabai swejwuh jah63) gawasidai, ni naqadai bigitaindau. (4) jah auk wisandans in jñzai hleij)rai swogatjam kauridai, ana Cammei ni wileima afhamon, ak anahamon, ei fraslindaidau J)ata diwano fram libainai. (5) a{)t>an saei jah M) gamanwida uns du fiamma gj>, saei jah gaf uns65) wadi ahman. (6) gatrauandans nu sinteino jah witandans J)atei wisandans in Ranima leika afhaimjai sijum fram fra u/in; (7) unte t>airh galaubein gaggam, ni J)airh siun; (8) ajilan gatrauam jah waljam mais uslei^an us J)amma leika jah anahaimjaim wisan at íraujin. (9) inuh66* J)is usdaudjam, jajîj>e anahaimjaijat>t>e67) afhaimjai, waila galeikan imma. (10) unte allai weis ataugjan skuldai sijum faura stauastola
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Xristaas, ei ganimai Ivaijizuh f o swesona leikis, afar f aimei gatawida, j a f f e f iuf j a f f e unfiuf. (11) witandans68' nu agis frau/ins mannans fullaweisjam, φ gfa swikunfai sijum. ä f f an wenja jah in mifwisseim izwaraim swikunfans wisan uns, (12) ni ei aftra uns silbans uskannjaima69) izwis, ak lew gibandans izwis tvoftuljos fram uns70), ei habaif wif ra fans in andwairfja Ivopandans jah ni hairtin71'. (13) unte jajjjse usgeisnodedum, gfa, j a f f e fullafrafjam, izwis. (14) unte friafwa Xristaus dishabaif uns. (15) domjandans fata fatei ains faur allans gaswalt, f annu allai gaswultun; jah faur allans gaswalt, ei f a i libandans ni f anaseif s sis silbam libaina72), ak f amma faur sik gaswiltandin jah urreisandin. (16) swaei weis fram famma nu ni ainnohun kunnum bi leika; φ jabai ufkunfedum bi leika Xrista, akei nu ni fanaseif s ni kunnum ina7^. (17) swaei jabai Ivo in Xristau niuja gaskafts, f o alfjona uslif un; sai, waurf un niuja alla. (18) ä f f an alia us gfa, famma gafrif ondin uns sis74) fairh Xrista jah75) gibandin uns76) andbahti gafrif onais, (19) unte swefauh gf was in Xrist&a manasef gafrifonds sis, ni rahnjands im missadedins ize, jah lagjands in uns waurd gafrifonais. (20) faur Xrista nu airinom, swe at gfa gaflaihandin fairh uns; bidjam77) faur Xrista gagawairfnan gfa. (21) unte fana izei ni kunfa 78) frawaurht, faur uns gatawida frawaurht, ei weis waurf eima garaihtei gf s in imma. Anmerkungen zur Textgestalt: 1) A s was we afswaggwidai weseima jal liban, Randglosse skaimadedeima 2) A usmetum 3) A Xristaus fehlt 4) A jap 5) A Makaidonja 6) A Makaidonjai 7) Β ei [ni] sijai 8) Ajan 9) A merjada 10) A Taimaipaiu 11) A nih 12) A jan 13) A jap 14) A uns 15) A salbonsd 16) Β nibai 17) Β jah 18) Β faheds 19) Β friapwa 20) Β jah 21) Β inuh 22) Β fragiba 23) Β fragiba 24) A Randglosse nigafaihondau 25) Β aiwaggeljon
Skeireins
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26) Β twistandans 27) Β imma 28) Β in Makidonja 29) Β awiliud 30) Β gabairhtjandin in allaim stadimpairh uns 31) A Randglosse fralusnandam 32) Β sumaim auk dauns daupaus 33) Β jah 34) Β sijum 35) Β swe fehlt 36) Β sijup 37) Β swikunp 38) Β sijup 39) Β swartizla 40) Β am Rand laiktjo 41) A s was we a funs silbam fehlt 42) Β mahtededeima 43) STREITBERG gibt für Β ni an, wohl Schreibfehler 44) Β andbahti 45) Β us 46) Β jah 47) Α Randglosse afblindnodedun 48) A freijhals 49) Β wulpau 50) A andbahtei 51) A wairpam 52) A ni 53) A sunjus 54) A liuhadeins 55) A ungasaitvanins fehlt 56) A unskalkans 57) Β am Rand laiktjo 58) A endet mit unsaram... 59) das kursiv Gedruckte steht nicht in den Hss., es ist Ergänzung des Herausgebers nach der für ihn wahrscheinlichen griech. Vorlage 60) Β tveiht 61) STREITBERG gibt für Β gasaikanona an, wohl Schreibfehler 62) A beginnt mit us 63) A jah fehlt 64) A jag 65) A unsis 66) A inup 67) pe anahaimjai jap (anahaimjai mit Nasalstrich für anahaimjaim) ist offenbar vergessen und später am Rand nachgetragen worden 68) Β am Rand laiktjo 69) A Randglosse anafilhaima 70) A unsis 71) A jan ni in hairtin 72) Β libainai 73) A ina fehlt 74) AB unsis 75) A jag 76) A unsis 77) A bidjandans 78) A ize
4. Skeireins In eckigen Klammern sind die Blätter angegeben, in runden die Zeilennummern; wo in der Hs. ein Satzanfang durch ausgerückten Initial bezeichnet wird, erfolgt hier Großschreibung. [Text nach BENNETT (I960)] [Vb] (16)... nih J)an atta ni stojij) ainohun. ak staua alla atgaf
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Skeireins
sunau: (20) φ nu ains jah sa sama wesi bi sabailliaus insahtai: missaleikaim bandwi^s namnam: lvaiwa stojan jah ni sto[Vc]jan: sa sama mahtedi: ni auk £>atainei namne inmaideins twaddje andwairj)je anj)arleikein bandweil): ak filaus mais waurstwis ustaikneins: (9) An^arana raihtis ni ainnohun stojandan. ak fragibandan sunau stauos waldufni: jah is andnimands bi attin ]3o sweri^a: (16) Jah alla staua bi jainis wiljin taujäds: (18) Ei allai sweraina sunu swaswe sweräd attan: skulum nu allai weis at swaleikai jah swa bairhtai insahtai. gj)a unbauranamma ädsaljan sweri^a [Vd] (1) Jah ainabaura sunau gj)s. gj). wisä san gakunnan: eij)an galaubjandans sweri^a ju Iva^aramme usgibaima bi wairjndai unte J)ata ς ψ ΐ ο (9) Ei allai sweraina sunu swaswe swerand attan: ni ibnon ak galeika sweri^a usgiba" uns laiseil): (15) Jah silba nasjäds bi siponjans bidjands du attin qa{): ei frijos ins swaswe frijos mik:...
V. Anhang: kleinere Denkmäler 1. Krimgotisch Der flämische Adlige Ogier Ghislain de Busbecq war in den Jahren 1555 bis 1562 als Gesandter Kaiser Ferdinands I in Konstantinopel. In seinen »türkischen Briefen« berichtet er von dort. 1562, im vierten Brief, geht er auf die Verhältnisse ein, die er bei seiner Reise durch die Krim vorfand. Das Original des Briefes ist nicht erhalten, maßgeblich ist die gedruckte Erstausgabe Paris 1589, die Vorlage für weitere Ausgaben war. Zu Busbecq, der mehr über eine germanische Volksgruppe auf der Krim wissen möchte, werden zwei Männer gebracht: Busbecqs Bericht, zitiert nach STEARNS (1989), S. 192-194: ... Alter eratprocerior, toto ore ingenaum quandam simplicitatem praeferens, ut Flander videretur aut Batavus: alter erat brevior, compactiore corpore, colore fusco, ortu et sermone Graecus, sed qui frequenti commercio non contemnendum eius linguae usum haberet. nam superior vicinitate, et frequenti Graecorum consuetudine sic eorum sermonem imbiberai, ut popularis sui esset oblitus. interrogatus de natura et moribus illorumpopulorum, congruentia respondebat. Aiebat ... [es folgt eine Beschreibung gotischer, insbesondere aber tartarischer Verhältnisse]. Nunc adscribampauca vocabula de multis quae Germanica reddebat. nam haud minus multorum plane diversa a nostris erat forma: sive quod eius linguae natura id ferat, sive quod eum fugiebat memoria et peregrina cum vernaculis mutabat: omnibus vero dictionibus praeponebat articulum tho auf the. nostratia autparum differentia, haec erant Broe. Panis. Plut. Sanguis. Stul. Sedes. Hus. Domus. Wingart. Vitis. Reghen. Pluuia. Bruder.Frater. Schuuester.
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Krimgotisch
Soror. Alt. Senex. Wintch. Ventus. Siluir. Argentum. Goltz. Aurum. Kor. Triticum. Salt. Sal. Fisct. Piscis. Hoef. Caput. Thum. Porta. Stein. Stella. Sune. Sol. Mine. Luna. Tag. Dies. Oeghene. Oculi, Bars. Barba. Handa. Manus. Boga. Arcus. Miera. Formica. Rinck. siue Ringo. Annulus. Brunna. Fons. Waghen. Currus. Apel. Pomum. Schiete. Mittere sagitta. Schlipen. Dormire. Kommen. Venire. Singhen. Canere. Lachen. Ridere. Eriten. Fiere. Geen. Ire. Breen. Assare. Schuualth. Mors. Knauen tag erat Uli Bonus dies-, knauen bonum dicebat, etpleraque alia cum nostra lingua non satis congruentia usurpabat, ut lei. Vita siue sanitas. Ieltsch. Viuus siue sanus. Iel vburt. Sit sanum. Marzus. Nuptiae. Schuos. Sponsa. Statz. Terra. Ada. Ouum. Ano. Gallina. Telich. Stultus. Stap. Capra. Gadeltha. Pulchrum. Atochta. Malum. Wichtgata. Album. Mycha. Ensis. Baar. Puer. Ael. Lapis. Menus. Caro. Rintsch. Möns. Fers. Vir. Lista. Parum. Schediit. Lux. Borrotsch. Voluntas. Cadariou. Miles. Kilemschkop. ebibe calice. Tzo Vvarthata. tu fecisti. Ies Varthata. Ule fecit. Ich malthata. Ego dico. Iussus ita numerabat. Ita tua, tria, fyder, fyuf, seis, seuene, prorsus, ut nos Flandri. Nam vos Brabanti, qui vos Germanice loquifactis, hic magnifíce vos efferre, et nos soletis habere derís ui, ac si istam vocem pronunciemus rancidius, quam vos Seuen effertis. Prosequebatur deinde Athe, nyne, thiine, thiinita, thunetua, thunetria, etc. Viginti dicebat stega, triginta treithyen, quadraginta furdeithien, centum sada, hazer mille. Quin etiam cantilenam eius linguae recitabat, cuius initium erat huiusmodi. W a r a vvara ingdolou Seu te gira Galtzou Hœmisclep dorbiza ea.
Krimgotisch
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Hi Gothi an Saxones sint, non possum diiudicare. Si Saxones, arbitror eo deducios tempore Caroli magni, qui earn gentem per varias orbis terrarum regiones dissipavit.... Die Schwierigkeiten beginnen bereits bei der Frage, wer denn die »gotischen« (deutschen? germanischen?) Wörter (... de multis quae Germanica reddebat) bei welcher Gelegenheit verwendet. Inhaltlich scheint nur der Krimgrieche in Frage zu kommen, da der andere seine Muttersprache verlernt habe. Aber es ist der, der wie ein Holländer (... ut Flander videretur autBatavus...) wirkt, der Erstgenannte (nam superior vicinitate ...), der von Goten und Tartaren berichtet, unmittelbar anschließend heißt es Nunc adscribam pauca vocabula de multis quae Germanica reddebat. Zu ihm, der seine Muttersprache nicht mehr beherrscht (... sermonem..., utpopularis sui esset oblitus.), paßt auch, daß ihm nur einige Trümmer des Wortschatzes zur Verfügung stehen (... sive quod eum fugiebat memoria et peregrina cum vernaculis mutabat.). Vom Krimgriechen dagegen heißt es, er sei in dieser (gotischen) Sprache recht gewandt (... non contemnendum eius linguae usum haberet.). Die Wortliste selbst wirkt nicht, als sei sie nach einem besonderen System strukturiert, es sind mehr oder weniger elementare Wörter, keine syntaktischen Einheiten (Kilemschkop, Tzo Vvarthata, Ies Varthata, Ich malthata sind nicht ergiebig!), dazu noch ein Gedicht, leider ohne lateinische Übersetzung. Einige Wörter wirken schon beim ersten Blick zweifelhaft, so etwa Stein für »Stern«, das sicher * Stern heißen müßte, Eriten für »weinen« (zu erwarten wäre *Kriten oder * Griten), auch Fisct, fyuf, Kor, Schuos und Wintch könnten ohne großes Risiko emendiert werden, bei anderen Wörtern sieht es nicht so einfach aus.
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Krimgotisch
An vielen Stellen können Fehler in diese Liste eingedrungen sein: 1) Der Sprecher, ob nun Krimgote oder Krimgrieche, beherrschte das Gotische nicht wie ein Muttersprachler, der seine Sprache aktiv verwendet. 2) Busbecq schrieb das Gehörte auf mit dem Bewußtsein, einiges sei nahe verwandt oder identisch mit den ihm bekannten germ. Sprachen, vornehmlich also Holländisch und Deutsch um die Mitte des 16. Jahrhunderts; Einflüsse dieser Sprachen auf seine Niederschrift sind also nicht auszuschließen. 3) Ob beim Druck (Erstausgabe Paris 1589, Raubdruck) alles korrekt wiedergegeben wurde, bleibt fraglich. Die Druckgeschichte ist in diesem Fall nicht unwichtig, weil beispielsweise bis zur Arbeit von STILES (1984) das erste Wort der zweiten Zeile der cantilena immer als Scu gelesen wurde, was an »Schuh« erinnert und die Interpretation beeinflußt. Tatsächlich heißt das Wort Seu, bei der e-Type fiel der waagrechte Strich bis zur Unkenntlichkeit schwach aus! Ignoriert man diese Unwägbarkeiten für den Augenblick und hält sich an die Liste, so wie sie uns überliefert ist, stößt man auf lautliche Phänomene, die die Einordnung ins übliche Schema der germ. Sprachen erschweren. Zunächst stimmt das Krimgot. zum Westgerm., indem es kurzes e und kurzes i beibehält, im Gegensatz zum Got. (genauer: Bibelgot.), also
krimgot. Schuuester, Reghen, aber bibelgot. swistar, rign. Auch kurzes υ wird zu o (a-Umlaut), etwa krimgot. Goltz, aber bibelgot. gulp. Andererseits zeigt das Krimgot. Eigentümlichkeiten wie sonst nur das Bibelgot., etwa das urgerm. z, das im West- und Nordgerm, als r auftritt: krimgot. Ies »er«, bibelgot. is, ahd. er, bibelgot Wintch (sicher fälschlich für
* VVintsch), bibelgot. winds, ahd., as., ae. wind.
De conviviis barbaris
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Ist das Krimgot. also mit dem Got. Bestandteil der ostgerm. Sprachgruppe, handelt es sich eher um eine Variante des Ostgot., die später (wie?) unter westgerm. Einfluß geriet, handelt es sich um Westgerm. unter got. Einfluß, oder hat es sich früh vom Got. abgespalten und bildete einen eigenen Zweig mit dialektalen Eigenentwicklungen, während der übrige Teil das wurde, was uns heute als das Bibelgot. erscheint? An dieser Stelle kann man die insgesamt mehr als bedenkliche Überlieferungslage nicht mehr unbeachtet lassen und sollte einräumen, daß auf dieser dünnen, wenig tragfähigen Grundlage keine halbwegs sichere Zuordnung möglich ist, genausowenig wie der Versuch zu gelingen scheint, der cantilena ohne übermäßige, an Willkür grenzende Emendationen Sinn abzuringen. Literatur: GR0NVIK (1995); H0ST (1985); MATZEL (1989); STEARNS (1978,1989), STILES (1984).
2. De conviviis barbaris In der Anthologia Latina ist unter der Nummer 285 aufgeführt - hier nur die ersten beiden Zeilen - , Text nach HULD (1990): Intereilsgoticumscapiamatziaiadrincan nonaudetquisquamdignosedicereversus Traditionell wird das Distichon so aufgelöst (das Lateinische bietet keine Schwierigkeiten): Inter eils goticum scapia matzia ia drincan non audet quisquam dignos edicere versus Die übliche Emendation in Anlehnung an das Bibelgot. führt zu [HJails! skapjafm} matja[n]jafh] drigkan! Unproblematisch sind [HJails und ja[h], der Sinn ist etwa »Heil! Laßt uns Essen und Trinken schaffen!« Bedenklich ist allerdings -tzia- für
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De conviviis barbaris
wulfilanisch -tja-. Nur wenig ist gewonnen, wenn man für die Aussprache des Lat. im 3. Jh. [tz], [z], [ds] für die Schreibweise -ti- annimmt. Wenn Latein die Muttersprache des Verfassers des Gedichts war, wovon man zunächst ausgehen sollte, dann schrieb er die gotischen Wörter so auf, wie er sie gehört hatte - in seiner Schreibweise. Demnach müßte der Schreibweise matzia auch der Lautwert [matzia] entsprechen (nur wenn der Verfasser des Gedichts ein in klassischem Latein geschriebenes -ti- in seiner Schreibweise mit -tz- wiedergegeben haben sollte, kann matzia mit wulfilanischem matjan zusammengebracht werden), der nicht ans Bibelgot., sondern eher an die 2. Lautverschiebung erinnert. Eine andere Überlegung läßt scapiamatzia trennen in scapiam atzia, wobei *atzia ein erschlossenes Deverbativ (vgl. bibelgot. itan »essen«) im Akk. PI. eines /a-Stammes wäre, *drincan Akk. Sg. eines Λ-Stammes. Wieder andere wollen in dem Gedicht keine Beschwerde über lärmende Zecher erkennen, sondern eine Anspielung auf katholisch-arianische Streitigkeiten. Wer diesen Hypothesen die obige Standardtheorie vorzieht, muß neben dem -fz-Problem noch begründen, weshalb matzia, wenn es für matjan stehen sollte, im Gegensatz zum parallelen drincan das Infinitiv-Λ verloren hat. Wenn man dann noch eils als lat. Schreibung für hails ansieht und aus Gründen des Metrums dafür den Lautwert langer Monophthong χ oder ê ansetzt, stellen sich neue Fragen. Dann muß man entweder grundsätzlich für got. ai Diphthong postulieren oder das Gedicht in eine so frühe Zeit ansiedeln, daß der urgerm. Diphthong ai im Got. noch bewahrt war, also vor Wulfila. Das wiederum hätte zur Voraussetzung, daß das Gedicht nicht im Italien des 5. Jh. (etwa nach Alarichs Eroberung Roms 410 oder zur Zeit der Ostgotenherrschaft), sondern im Osten im 3. Jh. entstanden sein müßte.
Got. Einzelwörter im Ms. Lat. 528 (Paris)
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L i t e r a t u r : EBBINGHAUS (1990); HULD (1990); SCARDIGLI
(1966).
3. Gotische Wörter im Pariser Ms. Lat. 528 Im Pariser Ms. Lat. 528 finden sich (fol. 71v) in nächster Umgebung einiger orientalischer Alphabete sieben Eigennamen aus dem NT in lat. Buchstaben, darüber die Namen in Lautumschrift, eingeleitet sechsmal durch pro: Laiueis pro Leuis\ Mailkeis pro Melcis\ ZauraubabeJis pro Zorobabelis-, Airmodamis pro Ermodamis·, Simaion pro Simeon; Aileiaizeris pro Eliezer, Paitrus Petrus. Am Seitenende stehen noch neun got. Buchstaben mit lat. Entsprechung darüber: u, w, o, f , p, 1, a, w, d 1. Zeichen u, II überschrieben mit υ 2. Zeichen w, V überschrieben mit u. Das w ist punktiert. 3. Zeichen o, X überschrieben mit o 4. Zeichen f , \ überschrieben mit f 5. Zeichen p, ψ überschrieben mit t X 6. Zeichen 7, überschrieben mit 1 Λ 7. Zeichen a, überschrieben mit a 8. Zeichen w, Y überschrieben mit i λ überschrieben mit d 9. Zeichen d, Die got. Zeichen sind recht gut zu lesen, bieten aber, zusammen mit der lat. »Lautumschrift«, einige Schwierigkeiten: 2. Zeichen: Für einen Lateiner mag ein got. w als silbisch-konsonantisches υ aufzufassen sein, die uns bekannten Texte bieten dafür keinen Anlaß, sieht man von den Eigennamen und Fremdwörtern ab; wäre beim Zeichen für Iv dann wohl eben-
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Urkunden
falls ein überschriebenes u zu erwarten? 8. Zeichen: Es wiederholt das 2. Zeichen, ist also deutlich ein V, also w, umso weniger verständlich ist das iiberschriebene i, es sei denn, der Schreiber assoziierte fälschlich mit Y ein griech.-lat. F u n d ordnete diesem den Lautwert [i] zu (unwahrscheinlich, denn Ψ, das nun wirklich stark an griech Ψ erinnert, wird mit t, wenn auch nicht mit th, überschrieben). Eine befriedigende Deutung der Verkettung H[u]-V[u]-V[i] steht noch aus. Ein got. Wort oder einen Eigennamen in got. Zeichen vermag man in der Folge u-u(w)-o-f-t(p)-l-a -i(w)-d wohl nicht zu erkennen. Literatur: BISCHOFF (1984).
4. Die Urkunden Die Urkunde von Neapel In dieser Urkunde, um 551 auf Papyrus geschrieben, ehemals in Ravenna, jetzt in Neapel aufbewahrt, gibt der Klerus der (gotischen) Kirche St. Anastasia in Ravenna einem Mann namens Petrus Defensor Land (saiws »See«, hier wohl eher in der Bedeutung »Marschland«), um eine Schuld zu begleichen, der Mehrwert des Landes wird wiederum dem Klerus bar ausbezahlt. Für die ursprüngliche Schuld von 120 Schillingen bürgt ein Diakon Alamop. Es folgen die Unterschriften, die sich nur in den Namen der Beteiligten unterscheiden. Text nach STREITBERG (1965): Ik Ufìtahari papa ufm[el]ida handau meinaijah andnemum skilligans j- jah faurpispairh kawtsjon mip diakuna Alamoda unsaramma jah mip gahlaibaim unsaraim andnemum skilligans .rk. wairp pize saiwe.
Der gotische Kalender
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Ik Sunjaifripas diakon ufmelida ... Ik Merila bokareis ufmelida ... Ik Wiljarip bokareis ufmelida... Die Urkunde von Arezzo Die ehemals im Domarchiv von Arezzo aufbewahrte Papyrusurkunde ist verloren und nur durch ein Faksimile und Teilabdruck aus dem Jahr 1731 erschließbar.
Der Diakon Gudilub (im lat. Text steht Gudilebus, Gudiliuus) hat einen Teil ( fidwor unkjane vier »Unzen«) des Gutes Caballería für 133 Schillinge an den Diakon Alamop verkauft. Text nach STREITBERG:
Ik Gudilub dkn- po frabauhtaboka fram mis gawaurhta pus •dkn· Alamoda fidwor unkjane hugsis Kaballaija jah skilliggans .rlg. andnam jah ufmelida.
5. Der gotische Kalender Der got. Kalender umfaßt eine Seite im Cod. Ambr. A. Links von oben nach unten laufen die Monatstage (vom 23. Oktober bis zum 30. November) in got. Zahlwertzeichen, bei sieben Tagen gibt es Einträge, es sind Verweise auf Verstorbene, derer an diesem Tag gedacht wird. Text nach STREITBERG (1965):
•kg· •kp·
pize ana Gutpiudai managaize marwtre jah Fripareikei[kei]s. gaminpi marwtre pize bi Werekan papan jah Batwin bilaif. aikklesjons fullaizos ana Gutpiudai gabrannidai.
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•g· qieΦkp•
Der gotische Kalender Naubaimbair: fruma Jiuleis •!• Kustanteinus piudanis. Dauripaius aipisks. Fillipaus apaustaulus in Jairupulai. pizo alpjono in[e] Bairaujai m- samana. Andriins apaustaulus.
Die Daten im November sind nur im Hinblick auf das got. Kirchenjahr von Interesse, hier müssen immer griech. Parallelen herangezogen werden: 3. Nov. Es ist nicht der Gedenktag Konstantins, sondern der des Arianerfreundes Konstantius. 6. Nov. Gedenktag des Dorotheos, (arianischer) Bischof von zuletzt Konstantinopel. 15. Nov. Gedenktag des Apostels Philippus, richtig müßte er am 14. stehen. 19. Nov. Die 40 Alten von Beröa, in griech. Quellen so und auf den 1. Sept. datiert. 29. Nov. Gedenktag des Apostels Andreas, richtig wäre der 30. Nov. Bedeutsam sind die Einträge zum 23. und 29. Oktober: Am 23. Okt. wird allgemein der vielen »Märtyrer« bei den Goten gedacht, ein Fripareiks »Friedrich« wird besonders erwähnt. Am 29. Okt. ist ebenfalls unbestimmt von »Märtyrern« die Rede, dazu werden ein Priester Wereka und ein gewisser Batwins erwähnt, »die alle zusammen in einer vollen Kirche bei den Goten verbrannt wurden«. Ein Vergleich mit dem als Vorlage dienenden griech. Menologium liefert zu den Ereignissen vom 29. Okt. eine Liste, die neben den beiden Genannten noch 24 Personen aufführt, von denen nur die wenigsten got. oder germ. Namen tragen.
Der gotische Kalender
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Obwohl in Italien geschrieben, bezieht sich der Kalender auf Ereignisse aus der Zeit vor der Ansiedlung der Gothi minores in Mösien. Er allein bietet die Bezeichnung Gut-piuda, ana Gut-piuda mit der Bedeutung »im Gotenland«, früher hielt man diesen Ausdruck für die Bezeichnung des »Gotenvolkes«, heute eher für »Land und Leute der Goten«. Literatur: EBBINGHAUS (1978,1979); REICHERT (1989).
VI. Wörterverzeichnis Angegeben werden bei Substantiven Genus und Deklination, bei Adjektiven die Deklination, bei starken Verben die Ablautreihe, bei schwachen Verben die Klasse. Besondere Verbund andere Wortarten werden bezeichnet. Die Paragraphennummern verweisen auf Zusatzinformation. Die Reihenfolge ist streng alphabetisch, Komposita stehen nicht unter dem Grundwort. Letzteres ist bei Verbalkomposita durch Bindestrich abgetrennt. aba, m., η Ehemann § 68 ad-saljan, sw. V. 1 opfern, verehren af-aikan, redupl. V. leugnen afar, Präp., Adv. nach afar-gaggan, unreg. V. nachgehen, folgen afar-uh, Adv. nachher af-daubnan, sw. V. 4 taub, verstockt werden af-dômjan sw. V. 1 verurteilen, urteilen af-gaggan, unreg. V. weggehen von afgrundi|)a, f., ô Abgrund *afhaimeis/*afhaimja, Adj., ja/i abwesend, fern von der Heimat §75 af-hamôn, sw. V. 2 die Kleider ausziehen af-lêtan, redupl.-abl. V. entlassen, vergeben § 4
af-lifnan, sw. V. 4 übrig bleiben § 43 af-niman, st. V. 4 abnehmen, wegnehmen af-slaufrjan, sw. V. 1 in Angst versetzen af-standan, st. V. 6 unreg. abstehen, abfallen af-swairban, st. V. 3 abwischen afta, Adv. hinten aftana, Adv. von hinten aftarô, Adv. von hinten aftra, Adv. wieder, zurück aftuma, urspr. Superi, der letzte §83 aftumist, Adv. zuletzt § 92 aftumists, Superi, der letzte §83 aggilus, (άγγελος) m., u/i Engel, Bote §§4,41 aggwifca, f., ô Enge, Bedrängnis
aggwus - all-waldands aggwus, Adj., u eng § 47 agis, η., a Furcht agljan, sw. V. 1 schaden agio, f., η Mühe *aglus, Adj., u schwierig Agustus (Αΰγουστος, vulgärlat. Agustus) Augustus aha, m., η Sinn ahaks, f., i (weiße, zahme) Taube ahma, m., η Geist ahtau, Zahlw. acht § 42 ahtautêhund, Zahlw. achtzig ahtuda, Zahlw. der achte alva, f., ô Fluß aigan, Prät-Präs. haben áih, Prät.-Präs. unreg. ich habe §35,116 aikklêsjô, (έκκλησία) f., n Kirche, Gemeinde §§ 4, 35, 48, 68 ainabaúr, Part. Prät./Adj., i eingeboren ainfalt>s, Zahlw. einfach ainfal^ei, f., n Einfalt ainlif, Zahlw. elf ains, Zahlw. ein, allein §§ 35, 91, 94 ainshun, Pron. (ni ainshun) niemand, keiner aípistaúle, (επιστολή) f., i Brief airinôn, sw. V. 2 Bote sein air]ia, f., ô Erde § 35 air^eins, Adj., a irden, irdisch
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*áirus, m., u Bote *airzeis/*airzja, Adj., a/i irregeführt § 75 ait>ei, f., n Mutter § 69 ai{>t)au, Konj. oder aiwaggeljô, (εύαγγέλιον) f., n Evangelium § 68 aiweins, Adj., a ewig aiwiski, n., ja Schande aiws, m., a/i Zeit, Leben, Ewigkeit aiz, n., a Erz, Münze § 43 ak, Konj. sondern, aber Akaja (Αχαΐα) Achaja Akajus (Άχαίος) Achäer akei, Konj. aber, doch *akêt(s) m./n.(?), a (?) Essig §33 akrs, m., a Acker § 56 alan, st. V. 6 sich nähren alakjô, Adv. insgesamt, alle alhs, f., Wzn. Tempel alja, Konj. außer aljakuns, Adj., i von anderer Herkunft aljaleikôs, Adv. anders § 92 aljar, Adv. anderswo alja{>, Adv. anderswohin alja]irô, Adv. anderswoher aljis, Adj., a ein anderer allafirö, Adv. von allen Seiten allis, Konj. denn, weil alls, Adj., a all, jeder, ganz all-waldands, m., nd Allmächtiger
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alpeis -
alcéis, Adj., ja alt amen (αμήν) Amen an, Partikel denn? ana, Adv./Präp. darauf, außerdem, an, auf, vor anafílh, n., a Empfehlung ana-filhan, sw. V. 3 übergeben, überliefern, empfehlen * anahaimeis/*anahaimja, Adj., a/i in der Heimat, anwesend § 75 ana-haitan, redupl. V. anrufen anaks, Adv. plötzlich ana-kaúrjan, sw. V. 1 beschweren, drücken ana-kumbjan, sw. V. 1 sich (zu Tische) lagern § 4 anakunnains, f., i Lesung ana-kunnan, sw. V. 3 etwas lesen *analaugns, Adj., i verborgen ana-meljan, sw. V. 1 aufschreiben ana-niujan, sw. V. 1 erneuern ana-praggan, redupl. V. bedrängen ana-qiman, st. V. 4 mit Akk. hinzutreten anasiuns, Adj., i sichtbar and, Präp. entlang, über... hin andabeit, n., a Tadel andahafts, f., i Antwort
andwaírps andaneit>s, Adj., a feindlich, entgegen (J)ata andariego im Gegenteil) andanêms, Adj., i angenehm andasêts, Adj., i abscheulich andat>âhts, Adj., a bedächtig §111
andawaúrdi, n.,ja Antwort andawleizn, n., a Angesicht andbahti, n., ja Amt, Dienst §62 andbahtjan, sw. V. 1 dienen, leisten andbahts, m., a Diener and-beitan, st. V. 1 schelten, bedrohen and-bundnan, sw. V. 4 sich lösen andéis, m., i Ende andhuleins, f., i/o Offenbarung and-huljan, sw. V. 1 enthüllen andizuh... ai^au, Konj. entweder... oder and-niman, st. V. 4 an-, aufnehmen and-sakan, st. V. 6 widersprechen and-standan, st. V. 6 unreg. entgegenstehen, widerstreiten andwairjn, n., ja Angesicht, Person andwaiijis, Adj., a gegenwärtig
ansts - barn ansts, f., i Freude, Gnade, Gunst anjiar, Adj., a/Zahlw. anderer, zweiter § 96 an^arleikei, f., η Verschiedenheit apaústaúlus, (απόστολος) m., u/i Apostel § 36 arbja, m., η Erbe arbjô, f., η Erbin arjan, redupl. V. pflügen § 1ο7 arkaggilus (άρκάγγελος), m., u Erzengel § 48 arms, m., i Arm aromata Gewürze § 4 asans, f., i Ernte Asia (Ασία) Asien *asilus, m., u (?) Esel §§ 4, 67 asneis, m., ja Tkgelöhner at-augjan, sw. V. 1 etwas zeigen, sich zeigen at-giban, st. V. 5 hingeben, übergeben at-satjan, sw. V. 1 darstellen at-standan, st. V. 6 unreg. dazukommen atta, m., η Vater §§53,69 at>t>an, Konj. doch, aber doch, aber § 54 auftô, Adv. allerding, wohl, vielleicht *auga-daùrô, η., η Fenster augô, η., η Auge
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*aúhsa, m., η (?) Ochse §68 aúhuma, urspr. Superi, der höchste §83 aúhumists, Superi, der höchste §83 auk, Konj. denn, nämlich aukan, redupl. V. vermehren ausò, η., η Ohr au])ida, f., ô Wüste *auj)s, Adj., i öde § 76 awiliudôn, sw. V. 2 jmd. danken awiliu]}, n., a Dank azgo, f., η Asche bagms, m., a Baum bai, Zahlw. alle beide § 94 bairan, st. V. 4 tragen, gebären bairgahei, f., n. Gebirge bairgan, st. V. 3 bergen bairhtei, f., η Helle, Offenbarung bairhts, Adj., a hell, leuchtend balgs, m., i Schlauch battei, f., η Kühnheit bandi, f., jô Fessel bandja, m., η Gefangener bandwjan, sw. V. 1. andeuten, ein Zeichen geben bai\ja, f.,jô Wunde bansts, m., i Scheune barn, η., a Kind
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barattò - brôpar
barnilô, η., η Kindlein batists, Superi, zu go^s der beste §83 batiza, Komp. zu gofes besser §83 báuains, f., i Wohnung báuan, redupl. V./sw. V. 3 unreg. wohnen §§ 107,113 baúr, m., i der Geborene, Sohn §66 baúrgrs, f., Wzn. Stadt, Thrrn baúrjjei, f., η Bürde, Last beidan, st. V. 1 auf etwas warten beitan, st. V. 1 beißen §§ 33, 35 bêrusjôs, Pl., m., ja Eltern Bet>laíhaím (Βηθλεέμ) Bethlehem bi, Präp. bei, um, gemäß, betreffend § 97 bida, f., ô Bitte, Gebet bidjan, st. V. 5 unreg. bitten, beten §105 bi-gitan, st. V. 5 finden bi-laibjan, sw. V. 1 übrig lassen § 43 bi-leiban, st. V. 1 bleiben bi-lei[>an, st. V. 1 verlassen, zurücklassen bi-maitan, redupl. V. beschneiden § 87 bi-nah, Prät.-Präs. es darf, es muß bindan, st. v. 3 binden
bi-sitands, m., nd Nachbar bi-skeinan, st. V. 1 umbuchten bij>ê, Konj. während § 87 biudan, st. V. 2 bieten biugan, st. V. 2 biegen § 34 biuhti, n., ja Gewohnheit bi-uhts, Adj., a gewohnt §32 bi-windan, st. V. 3 umwinden bijie, Adv./Konj. nachher, während blandan, redupl. V. mischen bleit>ei, f., n Güte bleij»s, Adj., i gütig § 76 bliggwan, st. V. 2 schlagen §§ 47,102 blinds, Adj., a blind blôma, m., n Blume blôtan, redupl. V. verehren blôj), n., a Blut bnáuan, redupl. V. unreg. zerreiben § 107 bôka, f., ô Buchstabe, Schrift bôkareis, m., ja Schriftgelehrter braidei, f., n Breite brakja, f., jô Kampf briggan, st. V. 3/sw. V. 1 unreg. bringen §§47,103 brikan, st. V. 4 brechen §104 brinnan, st. V. 3 brennen brôpar, m., r Bruder § 31
brukjan brukjan, sw. V. 1 unreg. gebrauchen (Ieihtin brukjan leichtfertig handeln) § 111 brûks, Adj., i nützlich brusts, f., Wzn. Brust bugjan, (Prät. baúhta) sw. V. 1 unreg. kaufen §§ 47, 111 dags, m., a Tag dalai), Adv. abwärts dalajia, Adv. unten dalaprô, Adv. von unten dáug, Prät.-Präs. es taugt daúhtar, f., r Tochter § 36 dauns, f., i Geruch, Wohlgeruch daupjands, m., nd Täufer daut>s, Adj., a tot daufms, m., u unreg. Tod Daweid (Δαυείδ) David dis-haban, sw. V. 3 ergreifen, festhalten dis-skreitan, st. V. 1 zerreißen dis-taíran, st. V. 4 zerreißen diupei, f., η Tiefe diupilia, f., ô Tiefe diups, Adj., a tief § 34 dius, n., a Tier § 59 diwan, st. V. 5 sterben dômjan, sw. V. 1 urteilen, meinen *dragkjan, sw. V. 1 tränken drigkan, st. V. 3 trinken §41 driusan, st. V. 2 fallen
- fairraprô
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drus, m., i Fall § 66 du, Adv. zu dûbo, f., η Taube § 32 du-ginnan, st. V. 3 beginnen dulfes, f., i/Wzn. Fest § 71 du-stodjan, sw. V. 1 anfangen, beginnen (du-stodeij) incipit) dut>(t))e, Adv./Konj. deshalb, dazu § 87 dwalmôn, sw. V. 2 rasen §39 ei, Partikel/Konj. da, damit, daß eisarn, n., a Eisen § 33 eit>an, Konj. daher fadar, m., r Vater §§42,43, 69 fadreins, f., i Geschlecht faginôn, sw. V. 2 sich freuen §47 fâhan, redupl. V. fangen §§ 28, 50 fahe¡)s, f., i Freude § 47 *fáian, redupl.-abl. V. (?) tadeln § 108 faihu, n., u Geld, Vermögen §35 fairlvus, m., u Welt fairneis, Adj., ja alt fairra, Adv. fern, weg von §40 fairraprô, Adv. von ferne
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fafr-weitjan -
faír-weitjan, sw. V. 1 blicken auf falcan, redupl. V. falten faran, st. V. 6 fahren, gehen farwa, m./n., wa (?) Gestalt, Form fastubni, n., ja Halten, Fasten faúr, Adv. vor, nach vorne, für faúra, Adv. vor faúra-gasatjan, sw. V. 1 vor jmd. stellen, darstellen faúr])is, Adv. früher, zuvor faúr))izei, Konj. bevor fera, f., ô Gegend, Seite §29 fidurdogs, Adj., a viertägig §94 fidurfal^s, Zahlw. vierfaltig fidwôr, Zahlw. vier § 94 fidwôrtaihun, Zahlw. vierzehn § 94 figgrs, m., a Finger § 47 *fljands, m., nd Feind fîlaus (adverbialer Gen. beim Komp.) um vieles, viel filhan, st. V. 3 verbergen §§ 43,103 filu, Adj., η viel, sehr fimf, Zahlw. fünf •fimfta, Zahlw. der fünfte fimtaihun, Zahlw. fünfzehn §94 fimftataihunda, Zahlw. der fünfzehnte § 96
fra-slindan fincan, st. V. 3 finden fisks, m., a Fisch § 30 flautjan, sw. V. 1 prahlen §54 flôdus, m./f., u (?) Flut §67 flôkan, redupl. V. beklagen fôn, η., Wzn. Feuer § 71 fôtus, m., u Fuß fra-giban, st. V. 5 vergeben, schenken fragifts, f., i Verleihung, PI. Verlobung fraihnan, st. V. 5 unreg. fragen §105 fraisan, redupl. V. jmd. versuchen *fraistubni, f., jô Versuchung fra-itan, st. V. 5 unreg fressen §105 fraiw, n., wa Same § 61 fra-letan, redupl. V. frei lassen, entlassen fra-Iiusan, st. V. 2 verlieren fra-lusnan, sw. V. 4 verloren gehen fralusts, f., i Verlust fram, Präp. von framaldrs, Adj., a im Alter fortgeschritten framis, Adv. weiter § 92 framwigis, Adv. fortwährend fra-qistjan, sw. V. 1 verderben, töten fra-slindan, st. V. 3 verschlingen
frapi frat>i, n., ja Verstand, Sinn franjan, st. V. 6 unreg. denken, verstehen § 106 frauja, m., η Herr, Gott §§ 27, 38 fraujinôn, sw. V. 2 herrschen über fraujinônds, m., nd Herrscher fra-wairj)an, st. V. 3 verderben, zugrunde gehen (intrans.) § 43 fra-wardjan, sw. V. 1 verderben, zugrunde richten (trans.) §43 frawaúrhts, Adj., a sündig, der Sünder frawaúrhts, f., i Sünde fraweit, n., a Strafe fra-weitan, st. V. 1 strafen fraweitands, m., nd Rächer freidjan, sw. V. 1 schonen freihals, m., a Freiheit § 59 friajjwa, f., ô Liebe frijajwa, f., wô Liebe frijón, sw. V. 2 lieben frijônds, m., nd Freund frisahts, f., i Bild frôdaba, Adv. klug frôdei, f., η Klugheit, Verstand §52 frôt>s, Adj., a klug § 52 fruma, urspr. Superi, der erste §§83,96
ga-dragan
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frumabaúr, m., i Erstgeborener frumist, Adv. zuerst § 92 frumists, Superi, der erste §83 frumô, Adv. zum ersten Mal §97 fugls, m., a Vogel fulgins, (ehem. Part. Prät. zu filhan) Adj., a verborgen §§ 43,103 fulla-franjan, st. V. 6 unreg. bei Verstand sein fulla-weisjan, sw. V. 1 überreden fullnan, sw. V. 4 voll werden fulls, Adj., a voll §40 ga-aggwjan, sw. V. 1 beengen, bedrängen ga-aiginôn, sw. V. 2 in Besitz nehmen, übervorteilen ga-arman, sw. V. 3 sich erbarmen ga-baíran, st. V. 4 zusammentragen, gebären ga-baírhtjan, sw. V. 1 offenbaren gab(e)igs, Adj., a reich § 33 ga-blindjan, sw. V. 1 verblenden gadaila, m., η Teilnehmer ga-dars, Prät.-Präs. ich wage ga-dragan, st. V. 6 zusammentragen
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ga-drausjan - gamitôns
ga-drausjan, sw. V. 1 niederwerfen ga-daufman, sw. V. 4 sterben ga-fastan, sw. V. 3 behalten, bewahren gafaúrs (gafáurs?), Adj., i ehrbar ga-frisahtjan, sw. V. 1 abbilden ga-frisahtnan, sw. V. 4 gebildet werden ga-fri{)ôn, sw. V. 2 versöhnen mit gafrij)ôns, f., i Versöhnung gaggan, redupl. V. unreg. gehen §107 ga-gawairt>nan, sw. V. 4 sich versöhnen gagrêfts, f., i Beschluß, Verordnung ga-hailnan, sw. V. 4 gesund werden gahait, n., a Verheißung ga-hausjan, sw. V. 1 hören, vernehmen ga-hlaiba, m., η Kamerad §4
ga-huljan, sw. V. 1 verhüllen, bedecken galveilains, f., i Ruhe gailjan, sw. V. 1 fröhlich machen gairda, f., ô Gürtel *gairdan, st. V. 3 gürten
gairnjan, sw. V. 1 verlangen nach, wünschen gaits, f., i Ziege gajuk, n., a Paar ga-kannjan, sw. V. 1 verkünden ga-kunnan, sw. V. 3 erfahren, erkennen ga-kunnan, Prät.-Präs. gehorchen, nachgeben ga-laggjan, sw. V. 1 hinlegen galaubeins, f., i Glaube ga-laubjan, sw. V. 1 glauben ga-lausjan, sw. V. 1 erlösen, befreien galeikô, Adv. gleich galeiks, Adj., a ähnlich Galeilaia (Γαλιλαία) Galiläa ga-leit>an, st. V. 1 weggehen, reisen galiug, n., a Lüge (galiug taujan verfalschen) galiugagu|), n., a Götze § 60 ga-lukan, st. V. 2 unreg. verschließen §102 ga-manwjan, sw. V. 1 jmd. etwas bereiten gamains, Adj., i gemeinsam, unheilig gameleins, f., i/o Schrift, Buchstaben ga-meljan, sw. V. 1 schreiben, eintragen *gamitôns, f., i Gedanke
ga-môt - ga-wrisqan ga-môt, Prät.-Präs. ich kann, finde Raum ga-nah, Prät.-Präs. es genügt ga-nlman, st. V. 4 empfangen ga-nisan, st. V. 5 gerettet werden ganiftjis, m., ja Verwandter ga-qiujan, sw. V. 1 beleben garaideins, f., i/o Befehl, Anordnung garaihtei, f., η Gerechtigkeit garaihts, Adj., a gerecht *ga-ra]}jan, st. V. 6 rechnen §106 garda-waldands, m., nd Hausherr gards, m., i Familie, Haus §52 ga-redan, redupl.-abl. V. sorgen für ga-saflvan, st. V. 5 erblicken ga-sandjan, sw. V. 1 geleiten, senden ga-satjan, sw. V. 1 hinstellen, einsetzen ga-siggqan, st. V. 3 versinken, untergehen gasinfrja, m., η Gefährte gaskafts, f., i Geschöpf, Schöpfung ga-skapjan, st. V. 6 erschaffen §106 ga-smeitan, st. V. 1 streichen ga-staldan, redupl. V. erwerben
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ga-standan, st. V. 6 unreg. bleiben, stehen bleiben ga-stôjan, sw. V. 1 urteilen gasts, m., i Gast ga-swiltan, st. V. 3 sterben ga-tairan, st. V. 4 aufheben, zerstören, zerreißen ga-taúrnan, sw. V. 4 vergehen, aufhören ga-teihan, st. V. 1 anzeigen, verkünden ga-timan, st. V. 4 geziemen ga-timrjan, sw. V. 1 erbauen ga-trauan, sw. V. 3 trauen ga-tulgjan, sw. V. 1 befestigen ga-{)airsan, st. V. 3 verdorren ga-Jjlaihan, redupl. V. ermahnen, trösten gat>laihts, f., i Trost ga¡)rafsteins, f., i/o Trost ga-Jirafstjan, sw. V. 1 trösten ga-J>wastjan, sw. V. 1 befestigen gáurjan, sw. V. 1 jmd. kränken, betrüben gawair[)i, n., ja Friede § 62 ga-waknan, sw. V. 4 erwachen ga-wandjan, sw. V. 1 sich wenden gawaúrstwa, m., η Mitarbeiter, Gehilfe ga-wiljis, Adj., a einmütig ga-wrisqan, st. V. 3 Frucht bringen § 103
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giba - hallus
giba, f., ô Gabe giban, st. V. 5 geben § 45 gibands, m., nd Geber gilstrameleins, f., jô Eintragung (in die Steuerliste, vgl. gilstr, n., a Steuer) gistradagis, Adv. morgen §92 giutan, st. V. 2 gießen glaggwaba, Adv. genau § 92 glaggwô, Adv. genau § 92 *glaggws, Adj., a (?) genau §92 glaggwuba, Adv. genau § 92 *glaggwus, Adj., u (?) genau glitmunjan, sw. V. 1 glänzen go[)s, Adj., a gut §83 graban, st. V. 6 graben greipan, st. V. 1 greifen grêtan, redupl.-abl. V. weinen grêts, m., i Weinen grinda-frafrjis, Adj., a kleinmütig grundu-waddjus, f., u Grundmauer gudafaúrhts, Adj., a gottesfiirchtig gumakunds, Adj., a männlich gudalaus, Adj., a gottlos §60 gudhus, n., a Gotteshaus §60 gudisks, Adj., a göttlich §60 gull), n„ a Gold § 32
guma, m., η Mann gut, i ) , m., a Gott §§27,60 gt>askaunei, f., η Gottesgestalt §60 g])blôstreis, m., ja Gottesverehrer § 60 haban, sw. V. 3 haben, halten hafjan, st. V. 6 heben §§ 42, 106 hafts, Adj., a behaftet mit §42 hâhan, redupl. V. hängen (trans.) hâhan, sw. V. 3 hangen § 28 Haíbráius (Εβραίος) Hebräer §35 hailjan, sw. V. 1 heilen hails, Adj., a gesund, heil haims, f., i/o Dorf §66 hairda, f., ô Herde hairdeis, m., ja Hirt § 38 hairto, η., η Herz hairus, m., u Schwert haitan, redupl. V. heißen, nennen haiti, f., jô Geheiß haijji, f., jô Herde halba, f., ô Hälfte, Seite (in f)izai halbai in dieser Hinsicht) haldan, redupl. V. halten, hüten, weiden § 35 halja, f., jô Hölle hallus, m., u Fels
hals - huljan *hals, m., a Hals §59 *hals-agga, m., η Hals, Nacken § 43 hana, m., η Hahn handugei, f., η Weisheit handus, f., u Hand hansa, f., ô Schar harduhairtei, f., η Hartherzigkeit hardus, Adj., u hart § 77 harjis, m., ja Heer § 38 hatis, n., a Haß, Zorn §§ 56, 59 haubi]}, n., a Haupt §§ 45, 52, 59 háuhei, f., η Höhe § 68 háuheins, f., i Erhöhung §68 háuhis, Adv. höher § 92 háuhisti, η., ja höchste Höhe háuhjan, sw. V. 1 erhöhen §68 háuhs, Adj., a hoch § 68 háuhtmhts, Adj., a hochmütig §4 *hauns, Adj., i niedrig § 76 haúrds, f., i Tür haúrn, η., a Horn § 36 háusjan, sw. V. 1 hören § 112 háusjón, sw. V. 2 hören § 112 hazeins, f., i/ô Lob hazjan, sw. V. 1 loben, preisen heitô, f., η Fieber hêr, Adv. hier § 29
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hidrê, Adv. hierher hilpan, st. V. 3 helfen himinakunds, Adj., a von himmlischer Abkunft himins, m., a Himmel himma daga, Adv. heute §§ 88, 92 hina dag, Adv. bis heute §88 hindana, Adv. von jenseits hita, Adv. bisher § 88 hlahjan, st. V. 6 lachen §106
hlaifs, m., a Brot §§ 35, 46, 50, 59 hleiduma, Komp. der linke §83 hiriera, f., ô Hütte hlifan, st, V. 5 stehlen § 42 hlutrei, f., η Lauterkeit, Aufrichtigkeit hlutrtya, f., ô Lauterkeit hlutrs, Adj., a lauter, rein §32 hnaiws, Adj., wa niedrig §§ 50,73 hraineins, f., i/o Reinigung hrains, Adj., i rein hraiwadûbô, f., η Ibrteltaube hrôpjan, sw. V. 1 rufen § 50 hrôt>eigs, Adj., a siegreich hugjan, sw. V. 1 denken, meinen hulistr, n., a Hülle, Decke huljan, sw. V. 1 verhüllen
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hulundi - innuma
hulundi, f., jô Höhle *hund, η., a das Hundert §52 hunsl, η., a Opfer huzd, η., a Schatz Iva, Pron. welches? § 42 Ivadrê, Adv. wohin? Ivah, Pron. jedes lvairban, st. V. 3 wandeln Ivan, Adv. wann? § 92 Ivaiwa, Adv./Konj. wie? irgendwie Ivar, Adv. wo? Ivarjatoh, Pron. jedes *lvairnei, f., Schädel Ivarjis, Pron./Adj., a welcher § 90, 91 Ivarjizuh, Pron. jeder § 97 Ivas, Pron. wer? irgendeiner §91 Ivashun (ni Ivashun), Pron. keiner tvaji, Adv. wohin? Ivajïar, Pron. wer von beiden? § 9 0 lvat>rô, Adv. woher? Ivazuh, Pron. jeder § 97 Keila, f., ô Zeit, Stunde § 33 tveila-lvajrbs, Adj., a vergänglich, zeitlich begrenzt lvêlau]is, Adj., a wie groß? §90 lvileiks, Adj., a wie beschaffen § 90
Ivo, Pron. welche? Ivôftuli, f., jô Ruhm, das Rühmen § 44 tvôh, Pron. jede Ivôpan, redupl. V. sich rühmen § 44 Iairusalêm (Ιερουσαλήμ) Jerusalem iba(i), Konj. daß nicht ibai, Partik. nicht? doch nicht? daß nicht ibna, sw. Adj. gleich ibnaleiks, Adj., a gleich (»mit dem gleichen Körper«) iddja (Prät. zu gaggan) ging §107 id-weitjan, sw. V. 1 schmähen, schelten Iêsus (Ιησούς) Jesus § 27 iftuma, urspr. Superi, der folgende § 83 ik, Pron. ich § 89 im, Verb, subst. ich bin § 117 in, Präp. in in-galeikôn, sw. V. 2 sich gleichen inmadeins, f., i/o Vertauschung, Abwandlung inn, Adv. hinein innana, Adv. von innen innat>rô, Adv. von innen innuma, ursp. Superi, der innere § 83
in-trusgjan - kindins in-trusgjan, st. V. 3 unreg. einpfropfen § 103 inuh, inujj, Präp. ohne *ingif, η., a (?) Gift inkil{)ô, Adj., η schwanger inna, Adv. innen, innerhalb inn-at-tiuhan, st. V. 2 hineinführen insahts, f., i Zeugnis, Bericht in-witan, st. V. 1 anbeten Iôsêf (Ιωσήφ) Josef is, Pron. er § 56 Israël (Ισραήλ) Israel ita, Pron. es itan, st. V. 5 unreg. essen §§ 30,105 ij), Konj. aber, wenn Iudaia (Ιουδαία) Judäa iup, Adv. aufwärts iupa, Adv. oben iupana, Adv. von oben iupajjrô, Adv. von oben iusiza, Komp. zu go]» besser izei, Pron. der, dieser, welcher §56,89 izwar, Pron. euer ja(i), Partik. ja jabai, Konj. wenn jah, Konj. und jainar, Adv. dort jaind(rê), Adv. dorthin jains, Pron. jener § 88 jain^rô, Adv. dorther
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jan-ni (jah ni), Konj. und nicht jai>t>e, Konj. und wenn jaJ)J)ê ... jat>t>ê, Konj. sei es, daß... oder §87 jau, Partik. ob jer, n., a Jahr § 38 ju, Adv. schon, doch juggs, Adj., a jung juk, n., a Joch § 32, 38 kaisar ( Caesar; Καίσαρ), m., a Kaiser kara, f., ô Sorge karkara, f., ô Gefängnis § 4 karôn, sw. V. 2 sorgen kas, n., a Gefäß, Krug kaupatjan, sw. V. 1 unreg. ohrfeigen §§52,53,111 kaupôn, sw. V. 2 Handel treiben § 4 kaúrei, f., n Schwere, Fülle Kaurin|)ius (Κορίνθιος) Korinther Kaurinfio (Κόρινθος) Korinth kaúrjan, sw. V. 1 drücken, belästigen kaurnô, n., n Korn kawtsjô (lat. cautio), f., n Bürgschaft, Sicherheit kil^ei, f., n Mutterleib kindins, m., a Statthalter, Befehlshaber
karôn - liuhadeins
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karôn, sw. V. 2
sorgen, sich
kümmern
Einladung, Trost,
Berufung § 66
keinan, st. V. 1 unreg. keimen §101 Krêks (lat. Graecus), m., a Grieche §§4,29,48 kinnus, f., u Wange kiusan, st. V. 2 wählen, prüfen §37 kniu, n., wa Knie kuni, n.,ja Geschlecht,
Stamm kunnan, Prät.-Präs.
lajrôns, f., i
*láuan, redupl. V. schmähen §107 *laufs, m., a Blatt, Laub §59 laúhatjan, sw. V. 1 blitzen leihts, Adj., a leicht § 33 leilvan, st. V. 1 leihen leik, n., a Körper, Leib,
Leichnam leikeins, Adj., a
kennen,
wissen § 116 kunnan, sw. V. 3 (Prät. kunjja, kunnaida) erkennen kunt>i, n., ja Kunde, Kenntnis kun¡>s, Adj., a bekannt kustus, m., u Prüfung Kwreinaius (Κυρήνιος) Qui-
rinius lagjan, sw. V. 1 legen, stellen *láian, st. V. 5 schmähen §107 laikan, redupl. V. springen laiktjo (lat. lectio), f., n Le-
seabschnitt § 27 láis, Prät.-Präs. ich weiß laisareis, m., ja Lehrer laiseins, f., i Lehre laisjan, sw. V. 1 lehren § 116 lamb, n., a Lamm § 45 land, n., a Land lasiws, Adj., schwach
fleischlich,
leiblich leitils, Adj., a klein § 83 leifian, st. V. 1 gehen leijm, n., u Obstwein lekeis, m., ja Arzt lekinôn, sw. V. 2 heilen lêtan, redupl.-abl. V. lassen §§ 3, 35
lêw, n., a (?) Gelegenheit, Veranlassung §§ 39, 61 libains, f., i Leben § 66 liban, sw. V. 3 leben ligan, st. V. 5 liegen § 105 lisan, st. V. 5 lesen lists, f., i List §30 liudan, st. V. 2 wachsen *liufs, Adj., a lieb liugan, st. V. 2 lügen liuhadei, f., n Licht, Erleuch-
tung liuhadeins, f., i/o
leuchtung
Licht, Er-
liuhap - mildipa liuhat), η., a Licht §§ 34, 40, 52, 59 liuhtjan, sw. V. 1 leuchten lustus, m., u Lust, Begierde §22 mag, Prät.-Präs. unreg. ich kann § 116 magus, m., u Knabe mahts, f., i Macht, Kraft maidjan, sw. V. 1 tauschen, Geschäfte machen mais, (Komparativ zu filu) Adv. mehr §92 maist, Adv. am meisten maists, Superi, zu mikils der größte §83 maitan, redupl. V. schneiden maiza, Komp. zu mikils größer § 3 Makidonja (Μακεδονία) Makedonien managei, f., η Menge managfalt>s, Zahlw. vielfältig manags, Adj., a mancher, viel managnan, sw. V. 4 reichlich vorhanden sein manaseis, f., i Welt, Menschheit manna, m., kons, unreg. Mensch § 91 mannahun (ni mannahun), Pron. keiner § 91 manwjan, sw. V. 1 bereit-, zurechtmachen
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manwus, Adj., u bereit marei, f., η Meer § 66 *marikreitus, m., u Perle §48 Marja (Μαρία) Maria Markus (Μάρκος) Markus matjan, sw. V. 1 essen mats, m., i Speise maúr)ir, η., a Mord mawi, f.,jô Mädchen meins, Pron. mein mêljan, sw. V. 1 schreiben mena, m., η Mond menons, m., Wzn. Monat §71 mêrjan, sw. V. 1. verkünden, predigen mêrjands, m., nd Verkünder mes, n., a Tisch, Schüssel, Kelter §§4,29 midjis, Adj., ja in der Mitte, mitten midjungards, m., i Erdkreis midumônds, m., nd Mittler *mildeis/*mildja, Adj., a/i lieb §75 miluks, f., Wzn. Milch mikiljan, sw. V. 1 preisen mikilnan, sw. V. 4 groß werden mikils, Adj., a groß § 83 mikil]iûhts, Adj., a hochmütig §U1 mildipa, f., ô Mitleid
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militôn - niunda
militôn, sw. V. 2 Soldat sein §4 minnists, Superi, zu leitils der kleinste § 83 minniza, Komp. zu leitils kleiner § 83 mins, Komp.-Adv. weniger §§ 56, 92 missadêfis, f., i Missetat, Sünde missaleiks, Adj., a verschieden missô, Adv. einander mitán, st. V. 5 messen mitais, f., Wzn. Maß mitón, sw. V. 2 überlegen, ermessen mitons, f., i Überlegung §66 mil», Präp. mit, bei, unter mit>t)anei, Konj. während mijjwissei, f., η Gewissen, Bewußtsein mizdô, f., η Lohn *modar, f., r (kein Beleg!) Mutter §69 Möses (Μωσής) Moses môj)s, m., a Zorn § 59 muida, f., ô Staub munan, Prät.-Präs. meinen muns, m., i Gedanke, Meinung nahts, f., Wzn. unreg. §71
Nacht
namnjan, sw. V. 1 nennen namô, n., n Name § 68 naqafis, Adj., a nackt naseins, f., i Rettung, Heil * na teins, f., i Lästerung nasjan, sw. V. 1 retten § 52 nasjands, m., nd Heiland, Retter naúh, Adv. noch naus, m., i der Tote § 66 Nazarai)) (Ναζαρέθ) Nazareth nê, Partik. nein nêlv, Adv. nahe nêlva, Adv. in der Nähe nei nicht Ne(i)kaúdaimus (Νικόδημος) Nikodemus § 35 ηβφ, n., a Neid ni, Partik. nicht § 91 ni aiw, Adv. niemals § 91 niba, nibai, Konj. wenn nicht nidwa, f., wô Rost § 39 nih, Konj. und nicht, auch nicht niman, st. V. 4 nehmen §§ 3, 30 nist (*ni ist) es gibt nicht nit)-|)aim, vgl. nih nit>-t>an, vgl. nih § 54 niu, Partik. nicht? nicht wahrt niujis, Adj., a neu niun, Zahlw. neun § 94 niunda, Zahlw. der neunte
niuntêhund - sai niuntêhund, Zahlw. neunzig §95 niutan, st. V. 2 genießen nu, Adv./Konj. jetzt, nun, folglich nu(h), Konj. also, daher nuh, Partik. denn? nunu, Konj. also, deshalb nuta, m., η Fischer ôg, Prät.-Präs. ich fürchte §31 ôgjan, sw. V. 1 jmd. in Furcht setzen § 116 paida, f., ô Rock, Kleid § 44 Pawlus (Παύλος) Paulus §36 Peilâtus (Πειλάτος) Pilatus §28 paska, (πάσχα), f., η (? indekl.?) Fest, Osterfest plapja, f., Ô Straße § 44 praúfeteis (προφήτις), f., n Prophetin praufëtja, m., n Weissagung §4 puggs (nur Sg. Akk. pugg), m„ a (?) Geldbeutel § 44 qairrus, Adj., u sanftmütig qaíru (paíru?), n., u Stachel §67 qêns (qeins), f., i Ehefrau qiman, st. V. 4 kommen
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qinô, f., n Frau qijian, st. V. 5 sagen qit>us, m., u Magen, Mutterleib raginôn, sw. V. 2 etwas verwalten rahnjan, sw. V. 1 rechnen, halten für, anrechnen raihtis, Konj. nämlich, doch raj)jô, f., n Rechnung razda, f., ô Sprache, Zunge rêdan, redupl. V. raten reiks, Adj., i mächtig § 76 reiks, m., Wzn. Obrigkeit, Herrscher § 71 rikan, st. V. 5 anhäufen rinnan, st. V. 3 laufen § 41 riqis, riqiz, n., a Finsternis, Dunkelheit §59 riurs, Adj., i sterblich, vergänglich rôdjan, sw. V. 1 sprechen, reden rûtn(s), m./n. a (?) nur rumis Gen. Sg. Raum runs, m., i Lauf sa, Pron. der, dieser Sabaillius Sabellius saei, Pron. der, welcher § 89 sah, Pron. dieser da § 35 satvazuh, Pron. wer auch immer sai, Interj. siehe!
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sáian - skauns
sáian, redupl.-abl. V. säen saíhs, Zahlw. sechs saíhsta, Zahlw. der sechste salivan, st. V. 5 sehen §§ 35, 42 saiwala, f., ô Seele § 39 saiws, m., i See, Marschland sakan, st. V. 6 streiten sakjô, f., η Streit sakkus, m., u Sack § 48 salbôn, sw. V. 2 salben § 31 saltan, redupl. V. salzen sama, sw. Pron./Adj. derselbe §88 sama-fra]}jis, Adj., a gleichgesinnt samakuns, Adj., i verwandt sama)}, Adv. in dieselbe Richtung Satana (σατανάς) Satan satjan, sw. V. 1 setzen saúhts, f., i Krankheit § 48 sáuil, η., a Sonne Saúr (Σύρος) Syrer saúrga, f., Sorge, Kummer saúrgan, sw. V. 3 sorgen, betrübt sein seins, Pron. sein, ihr *seij)us, Adj., u spät sels, Adj., i gütig sibja, f., jô Sippe sibun, Zahlw. sieben § 43 sibuntêhund, Zahlw. siebzig sidus, m., u Sitte
siggwan, st. V. 3 singen, rezitieren § 47 sigqan, st. V. 3 sinken § 41 sigljan, sw. V. 1 siegeln silba, sw. Pron./Adj. selbst §88 Silbanus (Σιλουανός) S il vanus silba-wiljis, Adj., a freiwillig silda-leikjan, sw. V. 1 anstaunen sinteinô, Adv. immer sinfis, m., a (nur in Iterativadv.) Gang, Mal §97 sipôneis, m., ja Schüler, Jünger *sipônjan, sw. V. 1 Schüler sein sitan, st. V. 5 sitzen § 105 siujan, sw. V. 1 nähen siukan, st. V. 2 krank sein siuks, Adj. a krank, schwach §48 siuns, f., i das Sehen, Gesicht skaidan, redupl. V. scheiden skal, Prät.-Präs. ich soll, muß skalja, f., jô Ziegel skalkinôn, sw. V. 2 dienen skalks, m., a Knecht skaman sik, sw. V. 3 sich schämen, verzweifeln skatts, m.,a Geld §53 skafrjan, st. V. 6 schaden §106
skauns, Adj., i
schön § 76
skeinan - swarê skeinan, st. V. 1 scheinen, leuchten § 42 skeireins, f., i/o Auslegung §8
skeirs, Adj., i klar § 56 skuggwa, m., η Spiegel § 47 skula, m., η Schuldner skulan, Prät.-Präs. sollen slahan, st. V. 6 schlagen slahs, m., i Schlag *sleideis/*sleidja, Adj., a/i beschwerlich § 75 slêpan, redupl. V. schlafen slêps, m., a Schlaf snaiws, m., wa Schnee §§ 39, 61 sneijian, st. V. 1 schneiden sniumjan, sw. V. 1 eilen sniumundô, Adv. eiliger §92 sô, Pron. die sôei, Pron. die, welche § 89 sôh, Pron. diese da sôkjan, sw. V. 1 suchen *spaúrds, f., Wzn. Rennbahn speiwan, st. V. 1 speien § 42 spêj)s, Adj., a spät (bi spedistin zuletzt) spilda, f., ô Tafel spillôn, sw. V. 2 künden §44 staineins, Adj., a steinern stains, m., a Stein standan, st. V. 6 stehen §106
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stairnô, f., η Stern § 42 stat>s, m., i Stätte, Ort, Herberge stáua, f., ô Gericht, Urteil, Streitfall stáua, m., η Richter stàuastôls, m., a Richterstuhl stautan, redupl. V. stoßen steigan, st. V. 1 steigen § 35 stilan, st. V. 4 stehlen stiur, m., a Stier § 59 stiwiti, η., ja Geduld stôjan, sw. V. 1 richten § 36 straujan, sw. V. 1 streuen striks, f., i Strich suman, Adv. einst § 92 sums, Pron. jemand, einer (bi sumata, bi sum ain zum Teil) sunjaba, Adv. in Wahrheit sunjis, Adj., a wahrhaftig sunjôn, sw. V. 2 entschuldigen sunsei, Konj. sobald als sunus, m., u Sohn § 32 swaei, Konj. so daß, also swalaufis, Adj., a so groß §90 swaleiks, Adj., a so beschaffen, solch *swamms (nur Akk. swamm) Schwamm § 41 swaran, st. V. 6 schwören §39 swarê, Adv. ohne Grund, umsonst § 92
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swartizl - tweihnai
*swartizl, η., a (?) nur in swartiz(l)a, Dat. Sg. Tinte swaswê, Konj. so daß swaswê, Adv./Konj. so, wie swê, Konj. als, wie swêran, sw. V. 3 ehren swêrijja, f., ô Ehre swês, n., a Eigentum swê^àuh, Partik. weil swêj)àuh, Konj. zwar, doch swikunjis, Adj., a offenkundig, offenbar swiltan, st. V. 3 sterben swin()nan, sw. V. 4 stark werden swings, Adj., a stark swnagôgê (συναγωγή ), f., unreg. Synagoge § 4 swôgatjan, sw. V. 1 seufzen Swria (Συρία) Syrien tagl, n., a Haar § 40 tagr, n., a Träne taihswa, f., u die Rechte taihun, Zahlw. zehn taihunda, Zahlw. der zehnte taihuntaihundfalt», Adj., a hundertfältig § 95 taihuntêhund, Zahlw. hundert taikns, f., i Zeichen Tairtius (Τέρτιος) Tertius talzjands, m., nd Lehrer táujan, sw. V. 1 tun, machen §§ 36, 39
Teimaityaius (Τιμόθεος) Timotheus Teitus (Τίτος) Titus têkan, redupl.-abl. V. berühren *tigus, m., u Dekade, Zehner §§ 47, 95 tiuhan, st. V. 2 ziehen, führen §34 Trauas (Τρωάς), Dat. Sg. Trauadai Troas tráuains, f., i Zuversicht, Vertrauen tráuan, sw. V. 3 trauen § 107 tráusti, n., ja Bund §62 triggwa, f., wô Bund, Bündnis triggws, Adj., wa treu, zuverlässig §§39,73 triu, n., wa Holz, Baum §§ 39, 61 trudan, st. V. 4 treten § 104 tuggô, f., n Zunge § 47 tulgjan, sw. V. 1 stärken, befestigen tulgus, Adj., u fest twai, Zahlw. zwei §§ 3, 94 twans, Zahlw. (bi twans je zwei) twalibwintrus, Adj., u zwölfjährig twalif, Zahlw. zwölf §§39, 94 tweihnai, Zahlw. beide, je zwei
twis-standan - priskan twis-standan, st. V. 6 sich trennen, Abschied nehmen t>agkjan, sw. V. 1 unreg. denken §§28, 111 t>ahô, f., η Ton t>airh, Präp. durch t>airh-gaggan, redupl. V. hindurchgehen pairh-sailvan, st. V. 5 hindurchblicken, sich spiegeln t>airh-wakan, st. V. 6/sw. V. 3 durchwachen t>airkô, η., η Loch l>an, Adv./Konj. dann, darauf, wenn, solange § 92 I>andê, Konj. so lange als t>anaseit>s, Adv. weiter, noch (ni ttanasetys nicht mehr) §92 t>anuh, Adv./Konj. da, dann, nun, denn I>ar, Adv. dort t>arbs, Adj., a nötig, bedürftig §45 Jjarei, Adv. wo t>arf, Prät.-Präs. ich bedarf §§ 43, 45 t>aruh, Adv. da t>ata, Pron. das tiatei, Pron. das, welches featei, Konj. daß t)atuh, Pron. das da *t»ajj (in J>adei), Adv. dahin t>a}irô, Adv. daher, von da
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¡mu, Partik. etwa J)áu(h), Konj. oder, als [>áuh, Konj. (Nachsatz des Bedingungssatzes) dann t>áuhjabai, Konj. wenn, doch tiaúrban, Prät.-Präs. nötig haben (laúrfts, f., i Bedürfnis t>aúrsus, Adj., u dürr l>êei, Konj. daß, darum t>ei, Konj. daß J>eihan, st. V. 1 gedeihen t>eihs, n., a Zeit § 33 (leins, Pron. dein t»uda, f., ô Volk § 37 (liudanôn, sw. V. 2 herrschen t>iudans, m., a König |)iudinassus, m., u Regierung, Reich §55 t>ius, m., wa Diener §§ 39, 61
JriuJi, n., a das Gute ¡riufrjan, sw. V. 1 segnen, loben Jjiwi, f., jô Dienerin t>laqus, Adj., u weich t>liuhan, st. V. 2 fliehen §§ 3, 54 t>ramstei, f., i Heuschrecke ¡>reis, Zahlw. drei §§ 42, 94 t>reihan, st. V. 1 drängen firidja, Zahlw. der dritte Jiridjo, Adv. zum dritten Mal priskan, st. V. 3 dreschen §103
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pu - us
t>u, Pron. du § 89 t>ugkjan, sw. V. 1 unreg. dünken, meinen §§ 32, 50, 111 ]}ulains, f., i Leiden, Dulden, Geduld §66 t>ulan, sw. V. 3 dulden t>usundi, f., jô das Tausend {jwahan, st. V. 6 waschen tmairhei, f., η Streit, Zorn ¡mastica, f., ô Sicherheit Jjwiama, m., a (?) Rauchopfer §4 ubils, Adj., a übel, böse § 83 ubil-tojis, Adj., a übeltäterisch ufarassus, m., u Überfluß ufar, Präp. über ufar-hamôn, sw. V. 2 überziehen, überkleiden ufarô, Adv. über ufar-wisan, st. V. 5 überragend sein uf-blesan, redupl. V. aufblasen §107 uf-daupjan, sw. V. 1 taufen, eintauchen uf-hausjan, sw. V. 1 gehorchen ufjô, f., η Überfluß uf-kunnan, sw. V. 3 unreg. erkennen, verstehen uh, Konj. und unandhulit», Part. Prät. unenthüllt
unbaúrans, Part. Prät. ungeboren und, Präp. bis zu, bis daß, für, um und t>atei, Konj. bis daß unfáurs, Adj., i geschwätzig ungalaubeins, f., i/o Unglaube, Ungehorsam ungalaubjands, Part. Präs. ungläubig ungasaflvans, Part. Prät. unsichtbar, ungesehen unhails, Adj., a krank unhanduwaúrhts, Part. Prät. (vgl. waúrkjan) nicht von Hand gebaut unhuljia, m., η Unhold unhuljrô, f., η böser Geist unsar, Pron. unser unsêls, Adj., i böse un-sibjis, Adj., a ungesetzlich, ungehörig unté, Konj. bis daß, solange als, denn un{>iu]}, n., a das Böse unweis, Adj., a unwissend un-witands, Part. Präs. unwissend ur-raisjan, sw. V. 1 erwecken, aufrichten ur-reisan, st. V. 1 sich erheben, auferstehen ur-rinnan, st. V. 3 auslaufen, ausgehen us, Präp. aus
us-alpan us-alt>an, redupl. V. alt werden us-beidan, st. V. 1 erwarten us-datidjan, sw. V. 1 eifern, sich bemühen us-fullnan, sw. V. 4 erfüllt werden us-gaggan, unreg. ausgehen, hinausgehen us-geisnan, sw. V. 4 sich entsetzen, erstaunen us-giban, st. V. 5 erstatten, erweisen usgrudja, sw. Adj. träge, mutlos us-hlaupan, redupl. V. hervorlauf en us-kannjan, sw. V. 1 verkünden, empfehlen uskunt>s, Adj., a bekannt, offenbar us-lagjan, sw. V. 1 die Hand auf/an jmd. legen us-leij)an, st. V. 1 weggehen, gehen, vergehen us-lukan, st. V. 2 öffnen *usmet, n., a Lebensweise, Bürgerrecht us-mitan, st. V. 5 sich aufhalten, sich benehmen us-niman, st. V. 4 wegnehmen, emporheben us-qiman, st. V. 4 umbringen, töten
waUa-meijan
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*us-staggan, redupl. V. ausstechen § 107 usstass, f., i Auferstehung §56 *us-stiggan, st. V. 3 ausstechen §107 ustaikneins, f., i/o Bezeichnung, Anzeichen, Beweis us-taikiyan, sw. V. 1 erweisen, auszeichnen us-tiuhan, st. V. 2 ausführen, vollenden us-wairpan, st. V. 3 austreiben, hinauswerfen ût, Adv. hinaus ûta, Adv. außen, außerhalb ûtana, Adv. von außen, außerhalb ûtajirô, Adv. von außen uzeta, m., η Krippe *waddjus, f., u Mauer § 52 wadi, n., ja Pfand wahsjan, st. V. 6 unreg. wachsen § 106 *wahtwô, f., òli., η (?) nur Dat. PI. wahtwom Wache § 48 wáian, redupl.-abl. V. wehen waihts, f., i/Wzn. Ding, Sache §71 waila, Adv. gut waila-mereis, Adj., ja löblich waila-merjan, sw. V. 1 jmd. eine frohe Botschaft verkünden
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waja-mêrei - winja
waja-mêrei, f., η schlechter Ruf waja-mêreins, f., i/ô Lästerung waljan, sw. V. 1 wählen wair, m., a Mann §§ 56, 59 wairs, Adv. schlimmer § 92 wairpan, st. V. 3 werfen wairsiza, Komp. zu ubils besser § 83 wairpan, st. V. 3 werden, geschehen §§ 42, 43 wairjnda, f., ô Tüchtigkeit, Würde wairjjs, Adj., a wert, würdig, tauglich waja-mêreins, f., i/ô Lästerung § 68 wakan, st. V. 6 wachen § 48 waldan, redupl. V. walten waldufni, n., ja Gewalt, Macht über waljan, sw. V. 1 wählen walus, m., u Stab wamba, f., ô Bauch warei, f., η Verschlagenheit wargtya, f., ô Verdammung, Verurteilung *wasti, f., jô Kleid watô, η., η Wasser § 68 waúrd, η., a Wort § 36 waúrkjan, sw. V. 1 unreg. wirken, bewirken, tun §§ 52, 111
waúrms, m., a Wurm, Schlange waúrstw, η., a Werk, Tat §61 waúrstwa, m., η Arbeiter §38 waúrstweigs, Adj., a wirksam waúrts, f., i Wurzel weihan, st. V. 1 kämpfen §43 weihan, sw. V. 3 weihen, heiligen §§42,101 weihnan, sw. V. 4 heilig werden weihs, wehs, n., a Dorf weihs, Adj., a heilig wein, n., a Wein § 4 weitwôdei, f., η Zeugnis weitwôjis, m., Wzn. Zeuge §71 wênjan, sw. V. 1 warten, hoffen auf wêns, f., i Hoffnung, Erwartung widuwô, f., η Witwe •wigan, n., a (?) nur wigana (?) Krieg §§43,101 wigs, m., a Weg wikô, f., η Woche wilja, m., η Wille wiljan, athem. V. wollen §§ 39, 40,118 wiljjeis, Adj., ja wild wilwa, m., η Räuber wiiya, f., jô Weide
winnan - Zaíbaídaiaus winnan, st. V. 3 leiden wisan, st. V. 5 sein, existieren §105 wisan, st. V. 5 schwelgen, schmausen § 43 witan, sw. V. 3 hüten witan, Prät.-Präs. wissen §§ 39, 53, 55 witôj), η., a Gesetz § 59 witwôdei, f., η Zeugnis wifrja, f.,jô Kranz wijjra, Präp. vor, gegen, gegenüber wizôn, sw. V. 2 schwelgen §43 wlits, m., i Angesicht, Gestalt
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wôjieis, Adj., ja angenehm wratôn, sw. V. 1 reisen wrikan, st. V. 5 verfolgen, rächen wulan, st. V. 4 sieden § 104 wulfs, m., a Wolf §32 wul^ags, Adj., a herrlich, prächtig wul|)rs, f., i Wert § 21 wulpus, m., u Herrlichkeit, Pracht, Ruhm §21 ^wundufni, f., jô Wunde xs Christus § 27 Zaíbaídaiaus (Ζεβεδαΐος) Zebedäus § 56