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German Pages 64 Year 1903
Fibel für den
Lese- und Schreibunterricht von
Heinrich Andres, Großherzoglichem Kreisschulinspektor in Lauterbach.
II. Teil.
Für das pveite Schuljahr.
13.—20. Tausend.
Gießen I. Ricker'sche Verlagsbuchhandlung (Alfred Töpelmann)
1903.
1. Das Pferd. Das
Pferd
ist
unser
schweren Wagen und den Pflug.
es den Reiter.
im Galopp.
Tier.
stärkstes
Es
zieht den
Auf seinem Rücken trägt
Da geht es im Schritt, im Trab und auch
Wer das Reiten nicht gelernt hat, fällt leicht
herunter, und das Pferd läuft weiter.
So ging es auch dem
Hans. Der weinte dann und rieb sich die Knochen und sagte: Nimmermehr reiten! Herunterfallen tut nicht gut. Aber der Soldat lernt das Reiten.
Dann sitzt er stolz auf
seinem Pferd und sprengt im Galopp nach Paris.
2. Die Kuh. Auf der Kuh kann man nicht reiten. Sie kann auch nicht so gut laufen wie das Pferd. Aber die Kuh gibt Milch.
Die schmeckt den Kindern gut. die Mutter den Kuchen.
Aus Milch und Mehl backt
Butter und Käse werden auch von
der Milch gemacht.
Wenn die Knh Hunger oder Durst hat, dann brummt sie. Sie frißt Heu, Gerstenstroh, gemahlene Dickrüben und Gras, am liebsten aber den zarten Klee. Das Junge von der Kuh heißt Kälbchen. Das kann nicht gleich fressen. Es trinkt nur Milch an der alten Kuh.
3. Der Vers von der Kuh. Die kleine Emma saß vor der Türe bei der Mutter. Die Kühe kamen von der Weide nach Hause. Da sagte 1*
4
Emma zur Mutter: Ich weiß einen Vers von der Kuh. Den habe ich in der Schule gelernt. Er heißt so: Muh, muh, muh! So schreit die braune Kuh. Wir geben ihr das Futter. Sie gibt uns Milch und Butter. Muh, muh, muh! So schreit die braune Kuh.
4. Die Katze. Die Katze hat einen langen Schwanz. An ihren Pfoten hat sie scharfe Krallen. Wenn sie bös ist, kratzt sie mit den Krallen. In ihrem Maule hat sie spitze Zähne. Ihre Augen sind rund, die Ohren spitz. Die Katze wäscht sich fast den ganzen Tag. Sie ist ein sauberes Tier. Was schafft denn die Katze sonst noch? —
Sie sängt die Mäuse. Das ist recht. Aber sie fängt auch das brave Schwälbchen und den schönen Kanarienvogel. Das ist nicht recht von ihr.
5. Schmeckt's nicht? Bim bam beier, Die Katz mag keine Eier. Was mag sie dann? Speck aus der Pfann! Ei, wie lecker ist unsre Madam!
6. Kätzchen und Mäuschen. Ein Mäuschen saß in einem Loch; Das Kätzchen saß davor. „Lieb Mäuschen, komm, komm näher doch; Lieb Mäuschen, komm hervor! Ich geb dir Zucker, so weiß, so süß, Viel Nüßchen auch vollauf." Das Mäuschen sich betören ließ; Das Kätzchen fraß es auf.
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7. Der Hund und die Katze. Wo er sie sieht,
Der Hund ist der Katze nicht gut.
springt er mit Wut auf sie los und will sie zerreißen.
Doch
die Katze ist flink; sie klettert den Baum hinauf oder springt
auf die Mauer.
Da kann natürlich der Hund nicht nach.
Er ärgert sich und bellt.
Wenn die Katze nicht durchgehen
kann, bleibt sie sitzen, macht einen Buckel und knurrt den
bösen Hund an. Kommt der zu nah herbei, kratzt ihm die Katze die Schnauze auf. Kleine Hunde gehen dann durch. Wenn aber ein Metzgerhuud
oder
ein
Jagdhund
kommt,
dann, liebes Kätzchen, lauf!
8. Der Hund. Der Hund hat auch scharfe Zähne.
trägt er hoch und geringelt.
Seinen Schwanz
Seine Nase heißt auch Schnauze.
Sie ist immer feucht und kalt, nur wenn der Hund krank ist, wird sie trocken und warm. Mit dieser Schnauze kann er alles riechen.
Der Jagdhund riecht den Hasen und den Reh
bock schon von weitem; er sucht mit seiner Schnauze die
Spur des Feldhuhns auf. sucht er mit der Nase.
der Hirtenhund.
Auch die Spur seines Herrn
Der fleißigste von allen Hunden ist
Er hilft seinem Herrn die Schweine oder
die Schafe hüten; er springt um die Herde herum, daß keins
auf den verbotenen Acker und auf die Wiese geht; er ist auf seiner Hut von früh bis spät und wird nicht müde.
Er ist
ein treues Tier.
9. Morgengebet. In Gottes Namen steh ich auf;
Herr Jesu, leite meinen Lauf! Begleite mich mit deinem Segen,
Behüte mich auf allen Wegen.
Amen.
10. Das Federvieh. Auf dem Hofe gibt es allerlei Federvieh. Das sind die Hühner und die Gänse, die Enten und die Tauben. Sie
6 können zusammen eine schöne Musik machen.
Die Hühner
gackern, der Hahn kräht, die Gänse schnattern, die Enten
quaken und die Tauben rucksen. Unser Federvieh kann uns aber auch viel Gutes geben:
die Hühner legen die Eier; die Gänse geben uns die weichen
und warmen Federn, und wie gut schmeckt der Gänsebraten! Die Enten legen auch gute Eier, wie die Hühner und werden Die Tauben machen uns
auch geschlachtet, wie die Gänse.
viel Vergnügen, weil sie so lieblich sind.
werden auch geschlachtet und gebraten.
Junge Täubchen
Doch der Gänsebraten
schmeckt mir besser.
11. Die Enten. Wusele, wusele was, die Enten gehn ins Gras, die
Enten patschen ins Wasser hiuein, die Kleinen hinterdrein.
Dort schwimmen sie
ganzen
den
watscheln
Tag und
schnattern und schreien: Quak, quak, quak!
12. Der Spatz. Wenn unser Federvieh gefüttert wird, kommen auch die Spatzen geflogen.
haben.
Sie wollen auch ihren Teil an dem Futter
Werden sie fortgejagt, so kommen sie doch wieder.
Sie sind eine freche Gesellschaft.
Wenn die Kirschen reif und
süß werden, liegen sie den ganzen Tag auf dem Kirschbaum;
alles Klappern und Schießen hilft nicht viel, auch vor dem Strohmann fürchten sie sich nicht lange.
Wenn im Juli
das Korn reif wird und die Gerste, dann fliegt die Spatzen gesellschaft in das Feld und stiehlt sich die besten Körner. Auch
der Weinstock ist nicht sicher vor ihnen.
müssen dem Dieb sehr gut schmecken.
Die süßen Trauben
Da kann er sich auch
recht sicher hinter dem Laub verstecken. Die Kinder sind darum den Spatzen gar nicht gut.
Aber was fragt der Spatz danach!
13. Die jungen Spatzen. Im Frühjahr baut der Spatz sein Nest. lang und fragt nicht viel.
Er sucht nicht
Er baut ohne weiteres unter unser
Dach.
Im Hofe und auf der Gaffe sucht er Strohhalme und
Heuhälmchen zusammen und stopft sie unter das Dach oder
in das Mauerloch. Nest ist fettig. Eier.
Diese
Dann noch ein paar Federn und das
Jetzt legt das Weibchen nach und nach fünf
Eier brütet
dann
das Spatzenpärchen
Nach 14 Tagen schlüpfen die Jungen aus.
aus.
Dieselben sind
ganz nackt, haben einen dicken Kopf und gelbe Schnäbel. Nun haben die zwei Alten viel Arbeit.
Sie müssen Futter
herbei schaffen für ihre lieben Kinder.
Bald wächst diesen
das Federkleid; nach 14 Tagen sind sie flügge und fliegen aus.
Die Alten füttern sie noch ein paar Tage und zeigen
ihnen, wie es der Spatz macht, daß er durch die Welt kommt. Dann sind die Jungen ihre eignen Herren.
14. Pferd und Sperling. Sp.
Pferdchen, du hast die Krippe voll; Gibst mir wohl auch einen kleinen Zoll,
Ein einziges Körnlein oder zwei; Du wirst noch immer satt dabei.
Pf.
Nimm, kecker Vogel, nur immer hin,
Genug ist für mich und dich darin.
Und sie aßen zusammen, die zwei, Litt keiner Mangel und Not dabei.
8 Und als dann der Sommer kam so warm, Da kam auch manch böser Fliegenschwarm;
Doch der Sperling fing hundert auf einmal,
Da hatte das Pferd nicht Not und Qual.
15. Elternliebe. In einem Dorfe brach ein Feuer aus.
Viele Häuser
waren schon abgebrannt; endlich ergriff die Flamme auch ein Dach, auf dem die Störche ihr Nest hatten. Der alte Storch
wollte seine Kinder, die noch nicht fliegen konnten, vor dem
Feuer retten.
Er versuchte es, sie mit dem Schnabel fort
zutragen ; sie waren für ihn jedoch zu schwer.
Die Flamme
aber kam immer näher und zündete schon das Nest an.
Da
ließ sich der alte Storch auf seine Kinder nieder, bedeckte
sie mit seinen Flügeln und verbrannte mit ihnen zu Asche.
16. Storches Ankunft. 1.
Sieh, sieh, sieh!
Der Storch ist wieder hie!
Was macht er denn dort oben?
Er suchet sich sein altes Nest Und setzt sich für den Sommer fest.
Der Storch, der ist zu loben.
9 2. Schau, schau, schau! Dort fliegt auch seine Frau. Frau Störchin, mußt dich eilen! Dem Männlein wird zu lang die Zeit, Die Wohnung ist ihm viel zu weit, Du sollst sie mit ihm teilen. 3. Horch, horch, horch! Wie klappert jetzt der Storch! Das heißt bei ihm gesungen! Die beiden sitzen warm und fest; 's ist für sie zu weit das Nest. Bald kommen auch die Jungen.
17. Kinderlied. Storch, Storch, Steine! Flieg über Haine! Flieg übers Bäckershaus Hol drei Weck heraus! Mir einen, dir einen, Nachbars Peter auch einen.
18. Mutter Schwalbe. 1. Die Schwalbe hat mit Müh und Fleiß Ihr Häuschen sich gebaut, Hat unterm Dach es festgeklebt, Drum jubelt sie so laut.
2. Sie schlüpft den lieben ganzen Tag Gar vielmal ein und aus, Bringt Stroh und Federlein zum Bett Ins kleine neue Haus. 3. Dann legt sie kleine Eier auch Ins warme Nest hinein, Draus schlüpfen um die Sommerszeit Die nackten Vögelein.
10 4. Die sperren gleich die Schnäblein auf, Nach Futter schreien sie;
Da hat Frau Schwalbe viel zu tun, Ist fleißig spät und früh. 5. Sie haschet Fliegen in der Lust
Und Mücken auch dazu, Und bringt sie ihren Kindern heim, Die fressen sie im Nu.
6. Und wenn die Vöglein flügge sind,
Dann flattern sie umher, Und wird es kalt, dann ziehen sie
Weit über Land und Meer.
19. Bienchen im Frühling. Es
war Frühling
geworden.
Die Sonne hatte den
Schnee von den Feldern hinweggeschienen; die grünen Gras
spitzen kamen aus den nackten Halmen hervor, die Knospen der Bäume brachen auf und ließen schon die jungen Blätt chen durchscheinen. Da wachte das Bienchen aus seinem tiefen
Schlafe aus, worin es den ganzen Winter gelegen hatte.
Es
rieb sich die Augen und weckte seine Kameraden, und sie
öffneten die Tür und sahen, ob das Eis und der Schnee und
Und sieh, es war überall
der Nordwind fortgegangen waren. heller und warmer Sonnenschein.
Da schlüpften sie heraus
aus dem Bienenkörbe, Putzten ihre Flügel und probierten wieder zu fliegen. Sie kamen zum Apfelbaum und fragten: Hast du nichts für die hungrigen Bienchen? ganzen Winter nichts gegessen.
Wir haben den
Der Apfelbaum sagte: Nein,
ihr kommt zu früh zu mir; meine Blüten stecken noch in der Knospe, und sonst habe ich nichts.
Geht hin zur Kirsche!
Da flogen sie zu dem Kirschbaum und sagten: Lieber Kirsch
baum, hast du keine Blüten für uns hungrige Bienchen?
Der Kirschbaum antwortete:
Kommt morgen wieder, heute
sind meine Blüten noch alle zugeschlossen.
Wenn sie offen
11 sind, sollt ihr willkommen sein.
Und als die Bienchen am
andern Tag kamen, da öffnete der Kirschbaum ihnen seine Kelche.
Die waren voll Wohlgeruch und voll Süßigkeit,
und die
Bienen sättigten sich und brachten den Honig mit nach Hause.
20. Keinem Würmchen tu ein Leid;
Sieh, in seinem schlichten Kleid
Hat's doch Gott im Himmel gern, Sieht so freundlich drauf von fern, Führt es zu dem Grashalm hin, Daß es ißt nach seinem Sinn;
Zeigt den Tropfen Tau ihm an, Daß es satt sich trinken kann;
Gibt ihm Lust und Freudigkeit; — Liebes Kind, tu ihm kein Leid.
®. sey.
21. Von der Lerche. Da steigt die Lerche trillernd in die Luft.
Ei, die ist
mir ein lieber Frühlingsbote. — „Grüß Gott, Frau Lerche!
Was singst du so schön?" — „Was ich singe?
Ein Loblied
singe ich dem lieben Gott, dem Schöpfer aller Dinge, der
auch mich erschaffen und mir Nahrung gegeben und die Erde so reich und schön gekleidet hat." — „Das ist brav, liebe Lerche, das will ich auch tun."
Die Lerche hat kein prächtiges Kleid
wie der Pfau.
Sie sieht gerade aus wie der Sperling, doch ist sie etwas
größer.
Aber das Fliegen hat sie mit ihren langen Flügeln
recht gut gelernt.
Hoch, hoch hinauf schwingt sie sich in die
Luft und sieht dann in der Höhe wie ein kleiner Punkt aus. Ihr Nestchen baut sie sich in die grüne Saat oder in ein
Kleefeld.
Dahinein legt sie drei bis fünf längliche, graue,
dunkel punktierte Eier und brütet sie in zwei Wochen aus.
Wenn der Herbst kommt, so zieht die Lerche fort in ein warmes Land und kehrt erst im Frühling wieder zu uns zurück.
12 Die Haubenlerche aber bleibt auch im Winter bei uns und sucht sich ihr Futter mühsam, sogar unterm Schnee auf Wegen und Straßen oder auf den Höfen und vor den Scheunen. Ernst Lausch.
22. Die Lerche. Die Lerche singt am Morgen
Wenn ich die Lerche wäre,
Dem lieben Gott ein Lied.
Ich flog zum Himmel ein
Sie hat nicht viel zu sorgen,
Und sang die schönsten Chöre
Wird nie des Singens miid.
Mit allen Engelein. W. Hey.
23. Noch ein Morgengebet. Vom Schlaf bin ich gesund erwacht,
Dir, lieber Gott, sei Dank gebracht!
Nimm mich auch heut in deine Hut Und mache mich recht fromm und gut, Daß ich, o Gott, den ganzen Tag
Dein liebes Kindlein bleiben mag. Amen.
G. Chr. Diessenbach.
24. Die Singvögel. Ein freundliches Dörfchen war von einem ganzen Walde
fruchtbarer Bäume umgebe». Die Bäume blühte» und duf teten im Frühlinge auf das lieblichste. Auf ihren Ästen und in den Hecken umher sangen und nisteten allerlei muntere
Vögel. Im Herbste aber waren alle Zweige reichlich mit Äpfeln, Birnen und Zwetschen beladen. Da fingen einige böse Buben an, die Nester auszunehmen und zu zerstören. Die Vögel wurden dadurch verscheucht und zogen nach und
nach ganz aus der Gegend weg. Man hörte in den Gärten und auf der Flur kein Vöglein mehr singen, alles war ganz
still und traurig.
Die schädlichen Raupen aber, die sonst
von den Vögeln hinweggefangen wurden, nahmen überhand
und fraßen Blätter und Blüten ab. Die Bäume standen kahl da wie mitten im Winter, und die bösen Buben, die sonst köstliches Obst im Überfluß
zu verzehren hatten, bekamen nicht einen Apfel mehr zu essen.
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25. Die kluge Maus. Eine Maus kam aus ihrem Loche und sah eine Falle.
Aha! sagte sie, da steht eine Falle!
Die klugen Menschen!
Da stellen sie mit drei Hölzchen einen Ziegel auf, und an ein Hölzchen stecken sie ein Stückchen Speck.
sie eine Mausefalle.
wären!
Das nennen
Ja, wenn wir Mäuschen nicht klüger
Wir wissen es wohl, wenn man den Speck fressen
will, klapps! fällt der Ziegel um und schlägt den Näscher tot. Nein, nein, ich kenne eure List! Aber riechen darf man doch daran, redete das Mäus
chen weiter. zufallen.
Vom bloßen Riechen kann doch die Falle nicht
Und ich rieche den Speck für mein Leben gern.
Ein bißchen riechen muß ich dran. Es lief unter die Falle und roch an dem Specke.
Die
Falle war aber ganz lose gestellt, und kaum berührte es mit dem Näschen den Speck: klapps! so fiel die Falle zusammen,
und das lüsterne Mäuschen war zerquetscht.
stimm.
26. Der Löwe und die Maus. Der Löwe schlief in seiner Höhle; um ihn her spielte
eine lustige Mäuseschar.
Eine derselben war eben auf einen
hervorstehenden Felsen gekrochen, fiel herab und erweckte den Löwen, der sie mit seiner gewaltigen Tatze festhielt.
„Ach",
bat sie, „sei doch großmütig gegen mich armes, unbedeutendes
Geschöpf!
Ich habe dich nicht beleidigen wollen; ich habe
nur einen Fehltritt getan und bin von dem Felsen herab
gefallen.
Was kann dir mein Tod nützen?
Schenke mir
das Leben, und ich will dir zeitlebens dankbar dafür sein."
„Geh hin!" sagte großmütig der Löwe und ließ das Mäuschen springen.
„Dankbar sein?
Bei sich aber lachte er und sprach:
Nun, das möchte ich doch sehen, wie ein
Mäuschen sich einem Löwen dankbar bezeigen könnte!"
Kurze Zeit darauf lief das nämliche Mäuschen durch den Wald und suchte sich Nüsse.
Da hörte es das klägliche
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Gebrüll eines Löwen. „Der ist in Gefahr", sprach es bei sich und ging der Stelle zu, wo das Gebrüll herübertönte. Es fand den großmütigen Löwen von einem starken Netze umschlungen, das der Jäger künstlich ausgespannt hatte, um damit große Waldtiere zu fangen. Die Stricke hatten sich so künstlich zusammengezogen, daß der Löwe weder seine Zähne noch die Stärke seiner Tatzen gebrauchen konnte, um sie zu zerreißen. „Warte nur, mein Freund", sagte das Mäuschen, „da kann ich dir wohl am besten helfen!" Es lief hinzu, zernagte die Stricke, die seine Vordertatzen gefesselt hielten, und als diese frei waren, zerriß er das übrige Netz und ward so durch die Hilfe des kleinen Mäuschens wieder frei.
27. Mäuschen. Frau: Mäuschen, was schleppst du dort Mir das Stück Zucker fort? M.: Liebe Frau, ach vergib, Habe vier Kinder lieb; Waren so hungrig noch. Gute Frau, laß mir's doch. Da lachte die Frau in ihrem Sinn, Und sagte: Nun, Mäuschen, so lauf nur hin! Ich wollte ja meinem Kinde soeben Auch etwas für den Hunger geben. Das Mäuschen lief fort, o wie geschwind! Die Frau ging fröhlich zu ihrem Kind. W. Hey.
28. Der Sommer. Im Sommer scheint die Sonne heißer als im Frühling. Die vielen Blumen, welche noch blühen, die Gemüse in den Gärten und alles auf dem Felde schmachtet dann nach Regen. Alles bedarf der Erquickung. Da verdunkelt sich der Himmel; der Donner rollt, Blitze blenden das Auge, und ein wohl-
15 tätiger Regen erfrischt die dürftigen Bäume und Kräuter. Alles wächst nun noch einmal so schon, und der Mensch freut Aber die Hitze wird noch großer, das Getreide
sich darüber.
reifet, und es rötet sich die Kirsche.
Sie wird den Wangen
des munteren Knaben ähnlich und übertrifft sie bald an
frischer Farbe.
Die Stachelbeere reift mit der Johannisbeere;
die Kinder pflücken sie jubelnd ab und löschen damit ihren Durst.
Nach und nach wird das Laub der Bäume dunkler,
das Korn wird gelber, und der Schnitter wetzt seine Sense, um es zu mähen.
Bald liegt es abgeschnitten da, und der
Landmann fährt es nach Hause, um es dort in der Scheune zu dreschen.
Wie schön ist der Sommer!
Er schenkt den
Kindern süße Früchte, und durch seine Wärme reift das nützliche Getreide.
29. Es regnet. Es regnet!
1. Gott segnet
Die Erde, die so durstig ist, Daß ihren Durst sie bald vergißt, O frischer Regen,
Du Gottessegen! Es regnet!
2.
Gott segnet
Den hohen Baum, den kleinen Strauch Und all die tausend Blumen auch. O frischer Regen,
Du Gottessegen!
3.
Es regnet!
Gott segnet, Was lebt und webt in weiter Welt;
Für jedes Tier ein Tröpflein fällt. O frischer Regen,
Du Gottessegen!
16 Es regnet!
4. Gott segnet
Die Menschen alle väterlich;
Sein Himmelstau erquickt auch mich. O frischer Regen,
©»sit«.
Du Gottessegen!
30. Die Ernte. Der Bauer hat zwar schwere Arbeit, aber er streicht
sich den Schweiß aus dem Gesicht, ist fröhlich und singt ein
munteres Lied.
Hei, wie die blanken Sensen rauschen und
die langen, schweren Halme zu Boden sinken! — Der eine Schnitter da wetzt mit dem Wetzsteine seine Sense, denn sie
muß scharf sein, wenn sie viele Halme auf einen Hieb zer schneiden soll.
Der Spelzacker da ist bald abgemäht, es steht nur noch eine kleine Ecke, darin hat sich das Häschen versteckt. wird es herausspringen? — Jetzt — o seht!
schnell es laufen kann!
Wann
o seht! wie
Hinter den Mähern kommen fleißige
Frauen oder Mädchen, die das Getreide aufnehmen und in
Strohseile legen, dann wird es in Garben gebunden.
ganze Acker liegt voll Garben.
Der
Dort aber werden sie in
Haufen gelegt.
Auf dem andern Acker steht der Erntewagen hoch be laden.
Noch eine Garbe und noch eine wird hinaufgeschoben
— jetzt ist's genug.
Der Knecht läßt die Peitsche knallen,
und nun ziehen die Pferde keuchend den Wagen auf der lockeren Erde hin, bis sie auf die feste Straße kommen, wo es leichter geht.
Bald schwankt der Wagen durch das weite
Tor in den Hof und in die geöffnete Scheune.
Da gibt es
Arbeit für den Winter; denn wenn der weiße Schnee die
Felder deckt, so geht es in den Scheunen klipp, klapp, klipp! Die Drescher dreschen mit schweren Flegeln die Körner aus den Ähren, und ganze Säcke Poll Korn und Weizen und
Spelz wandern nach der Mühle, auf den Getreideboden oder
17 auf den Markt.
Viele Leute fahren den Erntewagen gleich
an die Dreschmaschine oder bestellen sich die Dreschmaschine
s«ui*
in den Hof.
31. Die Ährenleserin. Für alle gab Gott seinen Segen, Für alle trug das Ährenfeld.
Der Arme soll die Hände regen,
So will es Gott, der Herr der Welt; Soll sammeln selbst die kleinen Gaben, Die von des Reichen Überfluß
Im Sommer er umsonst muß haben, Daß er nicht später darben muß.
«anfd,.
32. Tischgebet vor dem Essen. Aller Augen warten auf dich, Herr, und du gibst ihnen
ihre Speise zu seiner Zeit.
Du tust deine milde Hand auf
und sättigest alles, was lebt, mit Wohlgefallen. Herr Gott, himmlischer Vater, segne uns und diese deine Gaben, die wir von deiner milden Güte zn uns nehmen,
durch Jesum Christum, unsern Herrn.
Amen.
Ein anderes. Komm, Herr Jesu, sei unser Gast,
Und segne, was dg uns bescheret hast.
33. Tischgebet nach dem Essen. Wir danken dir, Herr, denn du bist freundlich und deine Güte währet ewiglich. Andres, Fibel II.
Amen.
18
34. Gäste im Garten. Der Garten hat im Sommer alle Tage Gäste. Die Kinder gehen gern in den Blumengarten und spielen. Aber sie dürfen nicht auf die Beete treten und ohne Erlaubnis auch keine Blume abpflücken, damit die Eltern und Geschwister und die anderen Leute, die in den Garten kommen, sich über die Blumen freuen können. Auch den Obstgarten lieben die Kinder und springen gern unter den Bäumen im Grase um her. Wenn das Schneeglöckchen geläutet hat, blühen da an der Hecke die blauen Veilchen. Im Sommer gibt es schönes Obst. Das dürfen die Kinder auch nicht abpflücken, wenn es die Eltern nicht haben wollen. Ist das schlimm? O nein, die Eltern sind gut, und artige Kinder gehen nie leer aus. Der Obstgarten hat auch noch andere Gäste. Im Früh jahre, wenn die Bäume Blätter gewinnen, kommt das Räupchen und sagt: „Hier ist mein Tisch gedeckt!" und fängt an zu essen. Wenn der Kirschbaum blüht, kommt das Bienlein und sagt: „Hier ist auch etwas für mich", und schlürft den süßen Honigseim. Wenn die Kirschen reif sind, kommt das Spätzlein. Das sagt gar nichts, sondern setzt sich auf die Zweige mitten zwischen die roten Kirschen und frißt tapfer drauf los. Das ist dem Gärtner gar nicht recht. Er sucht es mit Lumpen, Klapper und Vogelflinte fern zu halten. Der Apfelbaum wird von den kleinen Mägdlein und Buben und selbst von den großen Leuten gar gern besucht. Die Biene ist auch im Blumengarten ein täglicher Gast, und der Schmetterling auch. Die eine ist fleißig und saugt den Honig aus den Blumen und trägt ihn emsig in ihre Zellen; der andere spielt und tändelt nur auf den Blüten und flattert lustig im Sonnenschein. Auch zahllose Käfer und Würmlein sind im Garten, die sich alle ihres Lebens freuen. Ernst Lausch.
35. Des Kirschbaums Gäste. 1. Der Kirschbaum grünt an Zweig und Ast, Da hat er auch schon einen Gast.
19
Am jungen Grün und zarten Blatt Frißt sich das Räupchen voll und satt.
2.
Der Kirschbaum blüht an Zweig und Ast, Da hat er wieder einen Gast.
Das Bienchen findet Honigseim Und trägt ihn in die Zellen heim. 3. Und sind der Wochen sechs vorbei,
So kommen gar der Gäste zwei. Kennst du sie wohl? Sag es geschwind! Es ist das Spätzlein — und das Kind. Ernst Lausch.
36. Vogel. Knabe, ich bitt' dich, so sehr ich kann:
O rühre mein kleines Nest nicht an! O sieh nicht mit deinen Blicken hin! Es liegen ja meine Kinder drin; Die werden erschrecken und ängstlich schrei'n,
Wenn du schaust mit den großen Augen hinein.
Wohl sähe der Knabe das Nestchen so gern, Doch stand er behutsam still und fern. Da kam der arme Vogel zur Ruh,
Flog hin und deckte die Kleinen zu, Und sah so freundlich den Knaben an:
Hab Dank, daß du ihnen kein Leid getan. W. Heh.
37. Die Quelle. An einem heißen Sommertage ging der kleine Wilhelm über Feld.
Seine Wangen glühten vor Hitze, und er lechzte
vor Durst.
Da kam er zu einer Quelle, die im Schatten
einer Eiche hell wie Silber aus einem Felsen hervorbrach. Wilhelm trank sogleich von dem eiskalten Wasser und
sank fast ohnmächtig zur Erde.
Er kam krank nach Hause
und verfiel in ein gefährliches Fieber.
„Ach," seufzte er auf
seinem Krankenbette, „wer hätte es jener Quelle angesehen,
20 Allein Wilhelms
daß sie ein so schädliches Gift enthalte!" Vater sprach:
„Die reine Quelle ist an deiner Krankheit
nicht schuld, sondern deine Unvorsichtigkeit und Unmäßigkeit."
38. Der Abend. Es wird Abend.
Die Sonne sinkt an den Rand des
Himmels, die Wolken in ihrer Nähe färben sich rot.
Die
Hitze hat aufgehört, es weht ein kühles Lüftchen, über dem
Wasser erhebt sich der Nebel, das Gras wird von dem Tau befeuchtet.
In der Luft spielen Mücken in zahllosen Schwär
men, die Vögel in den Büschen singen ihr letztes Lied, die
Bienen kehren zu ihren Stöcken zurück, und alle schicken sich an zu schlafen. Desto munterer quaken die Frösche in den Pfützen, die Maikäfer schwirren, die Fledermäuse flattern
umher, und Glühwürmchen leuchten
in
der
Dämmerung.
Die Arbeiter sind von dem Felde zurückgekehrt und die Vieh
herden von der Weide.
Ruhe.
Alles ist müde und sehnt sich nach
Aber Menschen und Tiere sind auch hungrig und
warten auf ihr Abendbrot.
die heimkehrenden gesorgt wird.
Wagen
Die rauchenden Schornsteine und
mit
Futter zeigen,
daß dafür
Bald werden alle satt sein und sich dem Schlaf
®. C»rtm-».
überlassen.
39. Abendgebet. Müde bin ich, geh' zur Ruh', Schließe beide Äuglein zu. Vater, laß die Augen dein Über meinem Bette sein! Hab ich Unrecht heut' getan, Sieh es, lieber Gott, nicht an.
Deine Gnad' und Jesu Blut Macht ja allen Schaden gut.
Alle, die mir sind verwandt,
Gott, laß ruhn, in deiner Hand. Alle Menschen, groß und klein,
Sollen dir befohlen sein.
21 Kranken Herzen sende Ruh', Nasse Augen schließe zu;
Laß den Mond am Himmel stehn Und die stille Welt besehn.
40. Die Schnaken. Schnaken gibt es überall.
An heißen Sommertagen
tanzen sie im Sonnenschein lustig auf und ab. auch Musik bei ihrem Tanz.
oder Geigen.
Sie haben
Es ist ein merkwürdiges Singen
Das machen sie selber.
Die Tänzer sind zu
gleich ihre eigenen Musikanten. Es gibt auch eine böse Sorte von Schnaken.
Das
sind die Rheinschnaken oder Stechmücken. Die tanzen nicht. Am Tage sind sie meist ruhig und schlafen. Erst in der
Dämmerung werden sie munter. ist das Blutsaugen.
Ihr einziges Vergnügen
Wenn die müden Menschen sich schlafen
gelegt haben, dann kommen die Langbeine.
Sie setzen sich
dem Schläfer in das Gesicht, auf die Hände oder wo sie sonst ankommen können. süße Blut.
Dort stechen sie und saugen das
In mancher Nacht kommen so viele, daß man
aufwacht und gar nicht mehr einschlafen kann.
Am andern
Morgen juckt dann die Haut so arg, daß man immer kratzen
möchte.
Dadurch wird es aber nur schlimmer.
werden die zarten Kindlein von ihnen
Am meisten
geplagt;
an
diese
gehen die Blutsauger am liebsten.
Ihr möget eure Fenster und Türen Tag und Nacht zuhalten! Alles umsonst. Das ist ein großes Elend.
Die Schnaken kommen doch herein. Danke deinem Herrgott, wenn
es bei euch keine von diesen Rheinschnaken gibt.
41. Die Taube. Rukediku — die Tür ist noch zu. Faules Büblein, wo steckst denn du?
Komme geschwind und öffne den Schlag!
Längst ist es Tag.
22 Rukediku — da fliegt sie hinaus, Holt ihren Kindern Futter ins Haus, Erbsen und Wicken. Ei Kind, deine Pflicht, Die vergiß nicht.
42. Die Glocke schlägt. 1. Der Mond, der scheint, Das Kindlein weint, Die Glock' schlägt zwölf Daß Gott doch allen Kranken helf. 2. Gott alles weiß, Das Mäuslein beißt; Die Glock' schlägt ein, Der Traum spielt auf dem Kissen dein. 3. Die Am Die Sie
Sternlein schön Himmel gehn; Glock' schlägt zwei, gehn hinunter nach der Reih'.
4. Der Der Die Der
Wind, der weht, Hahn, der kräht; Glock' schlägt drei, Fuhrmann hebt sich von der Streu.
5. Der Die Die Der
Gaul, der scharrt, Stalltür knarrt; Glock' schlägt vier, Kutscher siebt den Hafer schier.
6. Die Die Die Der
Schwalbe lacht, Sonn' erwacht; Glock' schlägt fünf, Wandrer macht sich ans die Strümps'.
7. Das Huhn gagackt, Die Ente quakt; Die Glock' schlägt sechs, Steh auf, steh auf, du faule Hex.
23 8. Zum Bäcker laus, Ein Wecklein sauf; Die Glock' schlägt sieben, Die Milch tu an das Feuer schieben.
9. Tu Butter nein Und Zucker fein; Die Glock' schlägt acht, Geschwind dem Kind die Suppe gebracht!
43. Der Morgen. Die Nacht ist vorüber. Es wird hell. Die Morgen dämmerung beginnt. Die Hähne haben sie schon eine Zeit lang verkündigt. Die erwachenden Vögel zwitschern vor den Fenstern. Die Landleute verlassen ihre Betten, füttern das Vieh tat Stalle, schirren die Pferde an und gehen an ihre Arbeit. Die Sonne ist unterdessen hinter den Bergen hervor gekommen. Ihre Strahlen wecken die noch schlafenden Tiere. Die Bienen fliegen aus ihrem Stocke hervor und suchen in den Blumen und Blüten Honig. Die Tauben fliegen aus den Hof oder ins Feld, um ihr Frühstück zu finden. Aus den Wiesen und auf den Feldern glänzt alles von hellen Tautropfen. Was gestern dürr war, ist heute wieder frisch geworden. Die Menschen, welche gestern müde und schläfrig waren, sind jetzt wieder stark und gehen munter an ihre Arbeit. Auch die Tiere sind fröhlicher als an dem Mittage. Nur die Langschläfer liegen noch im Bette.
44. Sonnenschein. 1. Sonnenschein, Klar und rein, Leuchtest in die Welt hinein, Machst so hell, so warm, so schön, In den Tälern, auf den Höhn, Wie du alle überstrahlst Und so hold und lieblich malst.
24 2. Sonnenschein, Klar und rein, Kehr' auch in das Herz mir ein! Wenn ich habe heitren Sinn, Gut und froh und freundlich bin, Daun ist's in dem Herzen mein Wunderbarer Sonnenschein.
Ensu».
45. Rätsel. Nun, Kinder, könnt ihr raten Auf einen Kameraden, Der, wo ihr geht und wo ihr steht, Getreulich immer mit euch geht, Bald lang und schmal, bald kurz und dick, Doch bei euch jeden Augenblick, So lang' die Sonn' am Himmel scheint, Denn so nur, Kinder, ist's gemeint, Wo weder Sonne scheint, noch Licht, Ist auch der Kamerade nicht.
46. Der Sonntag. Der Sonntag ist ein Ruhetag für die großen und kleinen Leute. Auf den Feldern wird nicht gearbeitet, und auch zu Hause wird nur das Nötigste besorgt. Die Leute ziehen ihre besten Kleider an, gehen in die Kirche und singen und beten. Der Herr Pfarrer predigt auf der Kanzel vom lieben Gott. Da hören alle Leute andächtig zu, dann singen und beten sie wieder, und wenn der Gottesdienst zu Ende ist, gehen sie heim in ihre Häuser. Wir wollen auch in die Kirche gehen; wenn wir dann zum Papa und zur Mama kommen, wollen wir ihnen alles erzählen, was wir gesehen und ge hört haben. Der Sonntag ist der schönste Tag, Da läuten uns die Glocken wach, Das ganze Haus ist schmuck und rein Und hell wie lauter Sonnenschein.
25 Viel stiller ist's, als andre Zeit,
Und überall ist Sand gestreut,
Das Kind zieht an die neuen Schuh' Und 's schöne Sonntagskleid dazu.
Denn wenn wir in die Kirche gehn, So wird der liebe Gott uns sehn; Zu treten vor sein Angesicht Im Alltagskleide, schickt sich nicht.
Doch lieber als das schönste Kleid
Sieht Gott ein Herz voll Frömmigkeit: Das Kind, das betend zu ihm blickt, Das hat am schönsten sich geschmückt. Ernst Lausch.
47. Sonntag. All die ganzen langen Wochen Hat der Vater viel zu tun,
Darf nicht rasten und nicht ruhn; Hat ein Wörtchen kaum gesprochen Früh zu seinem armen Kind,
Muß er wieder fort geschwind. Auf den Sonntag muß ich hoffen
Durch die ganze Woche lang;
Bei dem hellen Glockenklang Stehn mir schnell die Äuglein offen,
26 Bleibe nicht im Bette mehr, Laufe schnell zum Vater her. Darf dann immer mit ihm gehen,
In den Garten, auf das Feld, Und die ganze schöne Welt Rings herum läßt er mich sehen,
Sagt mir, wie Gott alles schafft
Durch sein Wort und seine Kraft.
Sonntag, o von allen Tagen
Hab' ich keinen lieb wie dich; Weckt der Klang der Glocken mich, Und ich hör' die Mutter sagen: Heute ist der Tag des Herrn,
O wie hör' ich das so gern!
«. H-y.
48. Der Mond und die Sterne. Wenn es völlig Nacht geworden ist, so erscheinen die Sterne am Himmel, zuweilen auch der Mond.
ist viel matter als der Sonnenschein.
Sein Schein
Beim Mondscheine
kann man nicht lesen, man sieht auch nicht in die Ferne. Nicht immer sehen wir den Mond als eine runde Scheibe
am Himmel stehen.
Bisweilen erscheint er uns nur halb
rund, zu einer andern Zeit sogar so schmal wie eine Sichel.
Wenn es Vollmond ist, könnt ihr ihn am besten betrachten. Vielleicht seht ihr auch ein Männchen darin mit einer Last
Holz auf dem Rücken.
Wie die Sonne, so können auch die
Sterne und der Mond von Wolken bedeckt werden.
Der
Rand der Wolken, die vor dem Monde stehen, glänzt dann oft wie Schnee. Die Sterne sehen aus wie große Funken. Einige leuchten
viel stärker als die übrigen.
Die kleinsten Sterne kann man
nur bei ganz klarem Himmel sehen, wenn es sonst völlig
dunkel ist.
Es ist gar schön, daß der liebe Gott die finstere
Nacht durch die Sterne erleuchtet.
Zählen kann man die
•27 Sterne nicht, weil ihrer zu viele sind und weil sie auch nicht
in Reihen stehen.
Fromme Leute betrachten gern den gestirnten
Himmel und denken dabei an Gott, der das alles geschaffen hat.
49. Das Märchen vom Mann im Mond. Vor alten Zeiten ging einmal ein Mann am Sonntag morgen in den Wald, machte sich Holz, eine mächtige Welle,
band sie, steckte einen Staffelstock hinein, hockte die Welle auf und trug sie nach Hause.
Da begegnete ihm unterwegs
ein hübscher Mann in Sonntagskleidern.
Der wollte wohl
in die Kirche gehen, blieb stehen, redete den Wellenträger an und sagte:
„Weißt du nicht, daß auf Erden Sonntag ist,
an welchem Tag der liebe Gott ruhte, als er die Welt und
alle Tiere und die Menschen geschaffen?
Weißt du nicht,
daß geschrieben steht im dritten Gebote: Du sollst den Feier
tag heiligen?" — Der Fragende aber war der liebe Gott
selbst. wortete:
Jener Holzhauer jedoch war ganz verstockt und ant „Sonntag auf Erden oder
Montag im Himmel,
was geht das mich an, und was geht es dich an?"
„So
sollst du deine Reisigwelle tragen ewiglich!" sprach der liebe Gott, „und weil der Sonntag auf Erden dir gar so unwert
ist, so sollst du forthin ewigen Montag haben und im Monde
stehen, ein Warnungsbild für die, welche den Sonntag mit Arbeit schänden!"
Von der Zeit an steht im Monde immer noch der Mann
mit dem Holzbündel und wird wohl auch so stehen bleiben
bis in alle Ewigkeit.
50. Gott Weitz. 1. Weißt du, wieviel Sternlein stehen
An dem blauen Himmelszelt?
Weißt du, wieviel Wolken gehen Weithin über alle Welt? — Gott der Herr hat sie gezählet,
Daß ihm auch nicht eines fehlet
An der ganzen großen Zahl.
28
2. Weißt bu, wieviel Mücklein spielen In der heißen Sonnenglut, Wieviel Fischlein auch sich kühlen In der Hellen Wasserflut? — Gott der Herr ries sie mit Namen, Daß sie all ins Leben kamen, Daß sie nun so fröhlich sind. 3. Weißt du, wieviel Kinder frühe Stehn aus ihrem Bettlein auf, Daß sie ohne Sorg' und Mühe, Fröhlich sind im Tageslauf? — Gott im Himmel hat an allen Seine Lust, sein Wohlgefallen, Kennt auch dich und hat dich lieb.
H°y.
51. Die lateinische Druckschrift. Deutsch: a b Lateinisch: a b
ab back
da hack
Deutsch: l Lateinisch: 1 an am lob lieg . blau mir empor du quer quitt klettern roh braun trocken trüb leer rot noch
gab feig
c c
d e d e
geb dich
f f
gib ach
m n o p q m n o p q im das kühl kahl noch nah bis bin quak quellen leicht kein krumm hören taub hart machen.
g h i k g h i k die feg
dick bei hab ich.
r s s r s in grau packen das bequem lieb allein klar
t u t u lag grün pur dir riechen laut matt kalt
29
Deutsch: v w x Y z i ß sch Lateinisch: v w x y z j ß sch von weit fix zäumen schaden schräg naß
vor wann exerzieren zornig schaben schicken laß
qualmen stumm paar riechen gespannt pfeifen wissen drei dreizehn dunkel
wetzen zwei still steif haarig moosig fließen fliegen sperren spielen schiffen fischen sagen singen fünf sieben fünfzehn siebzehn hoffen. gelb
Deutsch: A B Lateinisch: A B Abend Adam Zeder Blei Dach Damm Eiche Ente Feld Frau Hans Holz Kern Kopf Blumen Beeren Antonie Berta Distel. Anna
wo wenn zu zahm schreiben daß iß
C D E C D E Arm Christus Dorf Engel das Herd Kalb Hirsch Eduard
was wer zwei wälzen scheiden groß jung
knapp fromm viel sparsam kränklich schaffen suchen neun neunzehn
weil hex kurz schon schief muß jener.
starr schnell reich spät glänzen vergessen eins elf blind
F G H I K F G H Baum Christian Ei Essig Garten Igel Erde Heinrich Hasen
I K Band Christine Eis Fisch Glocke Insel Gott Karl Kirche
30
Deutsch: L Lateinisch: L
Ofen Uhr Wolf Quaste Laub Maus Peter Sonne Besenstiel Rechnung Prophet
M M
N N
OPQRSTUV
Obst Otto Ufer Vater Wolken Ohmet Elisabeth Geselle Licht Lied Nuß Nacht Perle Rose Sumpf Strumpf Marmor Wirt Vater Vogel Hausknecht. Deutsch: Lateinisch:
Xanten Zahl Johannes Schule Kerl Rache Mut
Xerxes Zopf Schaf Ypsilon Jungfrau Katzen Zorn.
Sieger Feind Frau Himmel Wald Schiffe Tal Schäflein
Sack Zähne Schuld Stab Jagd Herbst Choral Main
W
0 P Q R S T U V W Quelle Wald Qual Überzug Mond Nebel Reim Stiefel Keller Wilhelm
X Y 3 X Y Z
Ysop Zigeuner Schlaf Posten Herz Schrei
I J
Sch Sch
Zimmer Jesus Schlamm Wacht Leder Schwert
Platz Träne Luft Sommerzeit Korn Kelter Gottesgarten Rhein
Quittung Vollmond Qualm Welt Mann Pelz Rad Tag Gast Tür
Zeit Joseph Schirm Fluß Kaufmann Horn
Tannen Fleck Sonnenschein Land Flut Wein Pfarrer Füßen
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Berg Zeit Pforten
Hügel Schüler Durst
Flügel Herr Sünden.
Haus Einsiedel
52. Der Herbst. Wenn die Birnen, die Äpfel, die Zwetschen und die Weintrauben reif sind, dann ist es Herbst. Die Blätter an den Bäumen werden gelb und fallen ab. Die Tage werden kürzer, die Nächte länger. Die Feldfrüchte sind eingeerntet. Der Bauer streut neuen Samen aus, damit es auch im künftigen Jahre nicht an Brot fehle. Die Schwalben, die Störche und viele andere Vögel ziehen von uns fort, weil es kalt wird und sie kein Futter mehr finden. Die Stürme fangen an zu brausen. Im Garten stehen nur noch wenige Blumen in ihrem Schmucke, und gar bald werden auch sie nicht mehr blühen. Die Leute aber kaufen sich Holz und Kohlen und warme Kleider zum Schutze gegen die Kälte des kommenden Winters. 53. Im Walde. Im Walde ist’s herrlich und schön. Da stehen die Eichen und Buchen mit dem dichten Laube, die Fichten und Tannen mit den spitzigen Nadeln. Da wachsen allerlei Sträucher, Beeren mancherlei Art, Blumen, Gras und Kräuter und Moose, üppig und frisch. Auf den Ästen singen tausend Vögel. An den hohen Stämmen klettern Eichhörnchen. Durch die Büsche brechen Hirsche und Rehe. Am Boden schleicht der Fuchs, spielt und nascht der Hase. Ja, im Walde ist es schön! 54. Der Hase. Der Hase ist etwas kleiner als die Katze. Er hat ein braunes, weiches Pelzröcklein an. Am Kopfe
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stehen zwei sehr lange Ohren. Der Jägersmann nennt die Löffel. Die Augen sind sehr groß. An der Schnauze stehen lange Haare wie bei der Katze. Man nennt sie Schnurrhaare. Die Hinterbeine des Hasen sind viel länger als die Vorderbeine. Der Jäger nennt alle vier Beine des Hasen Läufe. Den kurzen Schwanz nennt er Blume. Der Hase hat viele Lagerstellen, im Wald, im Feld und auf der Heide. Er frißt Gras, Kraut, Rüben und alles, was zart und süß schmeckt. Er ist ein großes Leckermaul. Im Winter geht es ihm aber auch recht schlecht. Seine Kost geht ihm aus. Regen, Wind und Schnee ärgern ihn, denn sein Haus hat kein Dach. Und nun kommen auch noch seine Feinde: die Jäger, die Hunde und die Füchse.
55. Die grüne Stadt. Ich weiß euch eine schöne Stadt, Die lauter grüne Häuser hat. Die Häuser, die sind groß und klein, Und wer nur will, der darf hinein. Die Straßen, die sind freilich krumm, Sie führen hier und dort herum; Doch stets gerade fortzugehn, — Wer findet das wohl allzuschön? Die Wege, die sind weit und breit Mit bunten Blumen überstreut. Das Pflaster, das ist sanft und weich, Und seine Färb’ den Häusern gleich. Es wohnen viele Leute dort, Und alle lieben ihren Ort; Ganz deutlich sieht man dies daraus, Daß jeder singt in seinem Haus.
33
Die Leute sind da alle klein, Denn es sind lauter — Vögelein; Und meine ganze grüne Stadt Ist, was den Namen „Wald“ sonst hat. Ortlepp.
56. Der Sturmwind. Hei, wie das saust und braust! So ein tüchtiger Sturmwind versteht’s. Er reißt die Schiefer von den Dächern, schlägt die Läden zu, daß die Fenster klirren, und schüttelt die Bäume, daß sie krachen. Er singt und brummt, bläst und pfeift, wie man es hören will. Der Wind ist ein wilder Reitersmann; er fegt die Straßen, und was er trifft, muß mit ihm jagen. Ihm macht das Spaß: er neckt und ärgert die Leute. Kappen und Hüte sind ihm ein liebes Spiel; husch, sind sie fort! Lauf nach und fang sie ein! Magst du das nicht, so laß ihn sausen und sieh und hör daheim dem wilden Treiben zu! H. Stahl.
Andres, Fibel II.
57. Der Wind. Ich bin der Wind Und komm’ geschwind. Ich wehe durch den Wald, Daß weit es widerhallt. Bald säusle ich gelind Und bin ein sanftes Kind; Bald braus’ ich wie ein Mann, Den niemand fesseln kann. Schließt Tür und Fenster zu, Sonst habt ihr keine Ruh’! Ich bin der Wind Und komm’ geschwind. Fr. pocci. 3
34
58. Der Laubwald im Herbst. Der Laubwald sieht bunt aus. Das Laub der Bäume ist nicht mehr grün, es hat sich gefärbt. Einige Bäume haben rotes, andere braunes, wieder andere gelbes oder buntes Laub. Manche Bäume und Sträucher sind auch schon ganz entblättert und ihre Äste und Zweige sind kahl. Ihre Blätter sind zu Boden gefallen und bilden eine dichte Decke, unter welcher Samenkörner und Wurzeln geschützt ruhen. Von vielen Waldbäumen und Waldsträuchern sind auch die Früchte reif und fallen ab. Eicheln, Bucheln oder Bucheckern und Haselnüsse werden gesammelt. Odo Twiehausen.
59. Die Arbeiten auf dem Kartoffelacker. Die Kartoffeln werden mit der Hacke oder dem Karste aus dem Boden gehackt und aufgelesen und meistens gleich sortiert. Die angefaulten, an ge fressenen und zerhackten sollen verfüttert werden. Sie heißen Futterkartoffeln. Die besten werden für den Tisch des Menschen ausgesucht. Es sind die Speisekartoffeln. Die kleineren werden zum Setzen für das nächste Jahr bestimmt; sie heißen Setz kartoffeln. Sie alle werden in Säcke gefüllt, nach Hause gefahren und dann im Keller wohl verwahrt. Odo Twiehausen.
60. Der Kinder Lust auf dem Kartoffelacker. Knaben und Mädchen haben zur Herbstzeit viel Vergnügen auf dem Kartoffelacker. Nachdem sie fleißig mit aufgelesen haben, tragen sie die trockenen Kartoffel- und Unkrautstengel des ganzen Ackers zusammen und zünden sie an. Damit erweisen sie dem Felde einen großen Dienst; denn der Acker
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wird rein von allem Stengelzeug, und der Unkraut samen, der allenfalls noch an den Stengeln ist, wird mitverbrannt; die Hauptsache aber ist die Asche, sie düngt. Daran denken die Knaben zwar nicht, wenn sie ihr Feuer machen. Sie wollen nur sich und ihren Gespielen eine Freude machen, vielleicht die letzte, die sie auf lange Zeit hin im Freien haben. Und dazu haben sie auf dem Kartoffelacker ja alles, was sie brauchen, nicht bloß Stengel zum Brennen, sondern auch Kartoffeln zum Braten. Eine so kräftig duftende Kartoffel ist eine herrliche Speise. Auch mancher von den Erwachsenen läßt sich verlocken und beißt an, denn die saure Arbeit macht hungrig. Odo Twiehausen.
61. Der Weizen. Auf dem Acker streut der Landmann im Herbste viele Körner in die weich gepflügte Erde. Im Herbste noch wachsen daraus schmale, kleine Grasblätter, und der ganze Acker gleicht einer frischen Wiese. Im Winter aber kann der Weizen nicht mehr wachsen; denn die Luft ist zu kalt, und kaum wird er durch die weiße Schneedecke vor dem Erfrieren geschützt. Aber da kommt der Frühling; die Lerche singt über der Flur ihr Freudenlied und läßt sich dann in dem grünen Acker nieder, um darin ihr Nest zu bauen. Die emporwachsenden Halme bergen bald das Nest mit den Jungen. Oben auf den Halmen zeigen sich nun Ähren, anfangs grün, dann allmählich gelb werdend. Glühende Klapperrosen und himmel blaue Kornblumen schmücken das einfarbige Feld. Bald nahen die Schnitter. Mit Sicheln schneiden sie die Halme und binden sie dann behutsam in Garben. Diese werden in der Scheune bei dem 3*
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Hause gedroschen, damit die reifen Körner heraus springen. Aus ihnen wird in der Mühle das Mehl gemahlen, aus welchem der Bäcker nahrhaftes Brot und wohlschmeckenden Kuchen bereitet.
62. Der Landmann. Der Landmann kann wohl streuen Den Samen auf das Land; Doch .Wachstum und Gedeihen, Das kommt aus Gottes Hand. Der sendet Tau und Regen Und Sonn- und Mondenschein; Der gibt zur Saat den Segen. Ohn’ Gott kann nichts gedeihn.
63. Herbsteszeit. Herbsteszeit, reiche Zeit; Gott hat Segen ausgestreut, Daß sich alle Bäume neigen Von den fruchtbeladnen Zweigen. Schaut nun her mit Vaterblicken, Wie sich alle dran erquicken. Menschen, nehmt die Gaben gern, Aber ehret auch den Herrn!
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64. Störche. Ihr lieben Störche, was habt ihr im Sinn, Warum fliegt ihr alle zur Sonne hin? St. Es wird so kalt und schaurig hier, Uns friert; drum ziehen von dannen wir. Fliegt hin denn mit eurem leichten Gefieder; Doch Störche, das bitt’ ich, kommt recht bald wieder. Und wie sie waren fortgeflogen, Da kam der Winter hergezogen. Das leere Nest auf dem Dache droben, Das streut er mit Federn voll bis oben. Doch möcht es ein kaltes Lager sein, Da konnte sich wohl kein Storch dran freu'n. W. Hey. 65. Der Me Brei. 1. Es war einmal ein kleines armes Mädchen, das wohnte
mit seiner Mntter zusammen. Sie hatten beide nichts zu essen und mußten großen Hunger leiden. Da ging das
Mädchen in einen großen Wald. alte Frau.
mußte.
Hier begegnete ihm eine
Die wußte schon, daß das Mädchen Hunger leiden
Deshalb schenkte sie ihm einen Tops.
Die Frau
sagte: Sprichst du zu diesem Tops: Töpfchen koch! so kocht
es guten, süßen Reisbrei; sprichst du aber: Töpfchen steh!
so hört es auf zu kochen.
Da nahm das Mädchen den Topf
und brachte ihn heim zu seiner Mutter.
Nun brauchten sie
keinen Hunger mehr zu leiden; denn so
oft sie wollten,
aßen sie süßen Reisbrei.
2. Einmal ging die Mutter fort, und das Mädchen war
ganz
allein zu
Töpfchen koch!
Haus.
Da es Hunger hatte t sprach -es:
Aber es hatte vergessen: Töpfchen steh!
Das
Töpfchen kochte immer fort, es lief über, die Küche wurde
voll Reisbrei, das ganze Haus, die Straße und zuletzt alle Häuser.
Nur ein Haus blieb übrig.
sich zu helfen.
Kein Mensch wußte
38 Da endlich kam die Mutter nach Haus und rief: Töpf chen steh!
Sogleich hörte es auf zu kochen.
Wer aber in
die Stadt wollte, der mußte sich durch den Reisbrei essen.
66. Der Wols und der Fuchs. 1. Der Wolf hatte den Fuchs bei sich, und was der Wolf
Einmal gingen beide
wollte, das mußte der Fuchs tun.
durch den Wald, da sprach der Wolf: Rotfuchs, schaff mir
Da antwortete der
etwas zu fressen, oder ich fresse dich.
Fuchs:
Ich weiß einen Bauernhof, auf demselben sind ein
Paar junge Lämmer, hast du Lust, so wollen wir eins holen.
Der Wolf war es zufrieden, sie gingen hin, und der Fuchs
holte ein Lämmchen, brachte es dem Wolf und machte sich fort. Da fraß es der Wolf auf, aber er war noch nicht satt;
deshalb ging er hin, um das andere auch zu holen.
Weil
er es aber so ungeschickt machte, wachte die Mutter von dem
Lämmlein auf und fing so sehr an zu schreien, daß die
Bauern
herbeigelaufen kamen.
Da
sahen sie
den
Wolf
und schlugen ihn so erbärmlich, daß er hinkend wieder zu dem Fuchs kam.
Du hast mich angeführt, sprach er, ich
wollte das andere Lamm auch holen, und da haben mich die
Bauern
bald
totgeschlagen.
Der
Fuchs
antwortete:
Warum bist du so ein Nimmersatt!
2. Am andern Tag gingen beide abermals ins Feld. Da sprach der Wolf: Rotfuchs, schaff mjr etwas zu fressen oder
ich fresse dich.
Der Fuchs antwortete: Ich weiß einen Bauern
hof, da backt die Frau heut abend Pfannkuchen, wir wollen uns davon holen.
Sie gingen hin, und der Fuchs schlich
um das Haus herum, guckte und schnupperte so lange, bis er die Pfannkuchen gefunden hatte.
herab und brachte sie dem Wolf.
Er zog sechs Kuchen
Hier hast du zu fressen,
sprach er zu ihm und ging seiner Wege.
39 Der Wolf hatte die Pfannkuchen gleich hinuntergeschluckt und sprach:
Sie schmecken recht gut, ging hin und wollte
noch mehr holen, riß aber die Schüssel mit herunter, daß sie
in Stücke zersprang.
Durch den Lärm erwacht, kamen die
Leute herbei, und schlugen ihn, daß er mit zwei lahmen Beinen laut heulend zu dem Fuchs kam.
Du hast mich
garstig angeführt, rief er, die Bauern haben mich erwischt
und mich bald halb totgeschlagen.
Der Fuchs antwortete
wieder: Warum bist du so ein Nimmersatt!
3. Am dritten Tag sprach der Wolf wieder:
Rotfuchs,
schaff mir etwas zu fressen, oder ich fresse dich. Der Fuchs antwortete: Ich weiß einen Mann, der hat heute ein Schwein
geschlachtet, das Fleisch liegt in einem Faß im Keller, das
wollen wir holen.
Da sprach der Wolf: Ich will gleich mit
gehen; wenn ich nicht mehr gehen kann, da mußt du mir
helfen!
Meinetwegen, sprach der Fuchs, und führte ihn in
den Keller.
fing gleich
Da war nun recht
an zu
viel Fleisch.
dachte:
fressen und
Ehe
Der Wolf ich
aufhöre,
hat's Zeit.
Der Fuchs ließ sich's auch gut schmecken, lief aber immer zu dem Loch, durch das sie gekommen waren, und versuchte,
ob er noch schmal genug wäre, um hindurch zu
laufen.
Lieber Fuchs, sprach der Wolf, warum läufst du denn immer hinaus und dann wieder herein?
Ich muß doch sehen, ob
niemand kommt, antwortete der listige Fuchs.
Aber der Bauer
hatte den Lärm in dem Keller gehört, er nahm einen dicken Stock und ging in den Keller.
Der Fuchs, wieder ihn sah,
war mit einem Satz draußen; der Wolf wollte auch hindurch springen, aber er hatte sich so dick gefressen, daß er im Loch
stecken blieb.
Der Bauer schlug ihn mit seinem Knüppel tot.
Der Fuchs aber sprang in den Wald und freute sich, daß er den alten Nimmersatt los war.
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67. Bär. Was kommt denn da für ein Tanzmeister her? Willkommen, willkommen, du lieber Bär! Was du doch alles für Künste verstehst, Wie zierlich du auf zwei Beinen gehst! Nur schade noch, Bärchen, höre du: Du brummst so gar verdrießlich dazu.
Dem Bären war’s freilich nicht zum Lachen, Er mußte hier seine Sprünge machen; Viel lieber wär’ er im Wald zu Haus Und schliefe in seiner Höhle aus. Hier mußte er hungern den halben Tag; Viel lieber ging er dem Honig nach. W. Hey.
68. Die Spinne. Sieh, am Fenster sitzt eine Spinne. 0 tu ihr nichts zu leid. Sieh, wie sie fleißig ist! Sie spinnt einen langen Faden, so fein und zart. Sie macht den Faden fest und klettert auf und ab daran und spinnt und spinnt im Kreise stets herum. Nun ist
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sie fertig, die Frau Spinne. Ei, wie hat sie es so gut gemacht! Wer hat’s ihr doch gezeigt, daß sie so zierlich spinnen kann? Nun ruht sie aus und setzt sich in die Ecke hin, möcht auch ihr Frühstück gerne haben. Da kommt die dumme Fliege daher gesummt. Die denkt: Was ist das hier? Das muß ich mir besehen! und fliegt hinein. 0 weh, da sitzt sie fest mit ihren Beinchen und kann nicht los. Nun kommt die Spinne rasch herbei und speist sie auf mit Stumpf und Stiel.
69. Vom Spinnlein und Mücklein. 1. Die Spinne hat gesponnen Den Silberfaden zart und fein, Du Mücklein in der Sonnen, Nimm wohl in acht die Flügelein. 2. Die Spinne hat gewebet Ihr seidnes Netz mit kluger Hand. Wer weiß, wie lang noch lebet Fein Mücklein, das die Flügel spannt!
3. Fein Mücklein, horcht! wie denkt es? Durchs Netz zu fliegen sei ein Spiel. Frau Spinne aber fängt es Und speist es auf mit Stumpf und Stiel. 70. Schlaf, Kindlein. Schlaf, Kindlein, schlaf! Der Vater hütet die Schaf. Die Mutter schüttelt's Bäumelein, Da fällt herab ein Träumelein. Schlaf, Kindlein, schlaf!
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Schlaf, Kindlein, schlaf! Am Himmel ziehn die Schaf, Die Sternlein sind die Lämmelein, Der Mond, der ist das Schäferlein. Schlaf, Kindlein, schlaf! Schlaf, Kindlein, schlaf! So schenk' ich dir ein Schaf Mit einer goldnen Schelle fein, Das soll dein Spielgeselle sein. Schlaf, Kindlein, schlaf!
Schlaf, Kindlein, schlaf! Und blök nicht wie ein Schaf, Sonst kommt des Schäfers Hündelein Und beißt mein böses Kindelein. Schlaf, Kindlein, schlaf! Schlaf, Kindlein, schlaf! Geh fort und hüt die Schaf, Geh fort, du schwarzes Hündelein, Und weck mir nicht mein Kindelein! Schlaf, Kindlein, schlaf!
71. Die Sterntaler. Es war einmal ein kleines Mädchen. Dem waren Vater und Mutter gestorben. Es war nun sehr arm. Es hatte kein Kämmerchen mehr, um darin zu wohnen, und kein Bettchen, um darin zu schlafen. Zuletzt hatte es gar nichts mehr, als ein Kleidchen am Leibe und ein Stückchen Brot in der Hand. Weil es nun von allen Menschen verlassen war, ging es hinaus aufs Feld und dachte: Der liebe Herrgott wird schon helfen. Da kam ihm ein alter Mann entgegen. Der sprach zu ihm: Gib mir dein Stückchen Brot; ich bin sehr hungrig. Da gab das Mädchen sein ganzes Stückchen Brot hin.
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Kaum war das Mädchen ein Stückchen weiter gegangen, da kam ein Kind. Das sagte zu ihm: Gib mir dein Mütz chen, es friert mich an meinen Kopf! Sogleich zog es seine Mütze ab und gab sie dem Kinde. Nach einer Weile kam wieder ein Kind. Das hatte kein Leibchen. Da zog das Mädchen sein Leibchen aus und gab es auch noch hin. Zu letzt kam noch ein Kind, das hatte kein Röckchen an und sagte zu dem Mädchen: Gib mir dein Röckchen. Da gab es auch noch das Röckchen hin. Endlich kam es in einen großen Wald, und es fing schon an, dunkel zu werden. Da kam noch ein Kind und bat um ein Hemdlein. Da dachte das fromme Mädchen: Es ist schon dunkel; es sieht mich hier kein Mensch; ich will mein Hemdchen auch noch weggeben und gab es auch noch hin. Und wie es so stand und gar nichts mehr hatte, fielen auf einmal die Sterne vom Himmel und waren lauter harte, blanke Taler. Und zugleich hatte das Mädchen ein neues Hemdchen an. Da sammelte es die Taler hinein und war nun reich, so lang es lebte.
72. Das Vöglein bringt Grütze. Kommt ein Vöglein geflogen, Setzt sich nieder auf mein' Fuß, Hat ein Brieflein im Schnabel, Von der Elis' ein' Gruß. Liebes Vöglein, flieg weiter, Nimm ein Gruß' mit, ein' Kuß, Und ich kann dich nicht begleiten, Weil ich hier bleiben muß.
73. Der erste Schnee.
Juchhe, juchhe, juchhe! Es fällt der erste Schnee!
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Der liebe Gott, der schüttelt Flaum Auf Gras und Blumen, Strauch und Baum Damit sie frieren nicht so sehr, Wenn nun der Winter stürmt daher! — Hör, lieber Schnee, hör, decke du • Sie ja recht weich und sauber zu!
74. Schnee und Eis. Im Winter sieht’s zuweilen aus, als fiele Baum wolle vom Himmel, oder als machte dort oben jemand sein Bett und ließe dabei die Federn tüchtig umher fliegen. Das ist der Schnee. Herr Frost, der in den Wolken wohnt, macht ihn aus Regentropfen und wirft ihn auf die Erde herab, damit die Pflanzen, besonders die Wintersaat, sich damit zudecken und gegen die grimmige Winterkälte schützen können.
„Singt Gottes Lob im Winter auch, Er ist so treu und gut; Er nimmt vor Frost und Sturmeshauch Die Saat in seine Hut. Er deckt sie mit dem Schnee so dicht, So weich und sicher zu; Sie merkt den harten Winter nicht Und schläft in stiller Ruh’.“ Wir Kinder freuen uns über den ersten Schnee beinah noch mehr, als über das erste Veilchen. Denn nun beginnt ja die Lust des Schlittenfahrens und des Schlittschuhlaufens. Noch besser als beides ist es aber, wenn man sich mit Schneebällen werfen und einen großen Schneemann machen kann. Mein Bruder hatte einmal einen gebaut, der war so groß, daß er eine kleine Leiter anlegen mußte, als er ihm
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ein Paar Kartoffelaugen und eine Nase einsetzen wollte. Statt des Säbels gab er ihm eine Bohnen stange in den Arm und forderte ihn dann auf, sich zu wehren, wenn er von der umstehenden Knaben schar angegriffen würde. Aber:
Schneemann war ein armer Wicht, Hatte einen Stock und wehrte sich nicht.
Nach einiger Zeit trat Tauwetter ein, da schmolz der Schneemann so zusammen, daß zuletzt nichts weiter von ihm übrig blieb als ein wenig Wasser. Wenn die Menschen eine Brücke über einen Fluß bauen wollen, so bauen sie daran manchmal länger als ein Jahr. Der liebe Gott kann das schneller. Es ist schon vorgekommen, daß er alle Gewässer in ganz Deutschland und in Rußland dazu in einer einzigen Winternacht mit festen Brücken bedeckt hat. Er nahm Eis statt Holz, und die Brücken waren fertig, und so blank und glatt, als wären sie vom Tischler gehobelt und poliert worden. Wir Kinder haben das Eis recht gern; denn wir können mit und ohne Schlittschuh so schnell darauf hingleiten wie ein Wagen auf der Eisenbahn. Zuweilen fällt man freilich tüchtig darauf hin; aber das schadet nicht viel, man zerbricht dabei nicht leicht etwas. Schlimmer läuft es dagegen manch mal ab, wenn das Eis unter uns bricht und wir ins Wasser fallen. Ist dann nicht gleich ein Erwachsener in der Nähe, so kommt man leicht unter das Eis und ertrinkt auf eine jämmerliche Art. So gern ich auch Schlittschuh laufe, so werde ich doch nicht eher auf das Eis gehen. als bis es ganz fest und dick gefroren ist. Lüben.
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75. Vogel am Fenster. An das Fenster klopft es: pick! pick ! Macht mir doch auf einen Augenblick.
Dick fällt der Schnee, der Wind geht kalt,
Habe kein Futter, erfriere bald. Lieben Leute, o laßt mich ein, Will auch immer recht artig sein.
Sie ließen ihn ein in seiner Not;
Er suchte sich manches Krümchen Brot, Blieb fröhlich manche Woche da.
Doch als die Sonne durchs Fenster sah,
Da saß er immer so traurig dort; Sie machten ihm auf: Husch, war er fort! W. Hey.
76. Der Winter. Die Bäume haben ihren Schmuck verloren und stehen entlaubt da; die Blumen sind verblüht, das Gras ist ver
welkt und alles still.
Lieder erschallen.
Kein munterer Vogel läßt mehr seine
Der Schnee bedeckt
Das Wasser gefriert.
Dächer, Straßen und Fluren mit seinem weißen Teppich und
blendet das Auge des Wanderers.
gewähren den Kindern viel Freude.
Aber Schnee und Eis
Wie schön ist's, auf
Schlitten schnell die Hügel hinabzugleiten!
dem glatten Eise dahin zu eilen! zu tauen beginnt,
Wie herrlich, auf
Und gar, wenn der Schnee
welches Vergnügen gibt's dann!
Hier
wird mit Schneeballen geworfen, dort ein Schneemann auf gestellt.
Aber der Winter geht dabei seinem Ende entgegen.
Vor den wärmeren
Sonnenstrahlen
schwindet der Schnee
ganz, die Bäche und Flüsse werden vom Eise frei, die ersten Lerchen singen: der Frühling kehrt wieder.
77. Strohhalm, Kohle und Bohne. In einem Dorfe wohnte eine arme alte Frau, die wollte Bohnensuppe kochen. Sie nahm eine Hand voll Stroh, zündete
47 Als sie nun die
es an und legte Reisig und Holz drauf.
Bohnen in einen Topf tun wollte, fiel eine auf den Boden
und legte sich neben einen Strohhalm.
Bald darnach fiel
auch eine glühende Kohle zu den beiden herab.
der Strohhalm:
Da sprach
Liebe Freunde, wo kommt ihr her?
Kohle antwortete:
Die
Ich bin dem Feuer entsprungen; denn
hätte ich das nicht getan, so wäre ich zu Asche verbrannt.
Die Bohne sagte: Ich bin noch so davon gekommen; hätte mich die alte Frau in den Topf gebracht, ich wäre zu Brei
gekocht worden, wie meine Kameraden.
Und ich, fing der
Strohhalm an, würde auch verbrannt sein, wenn ich nicht
auf den Boden gefallen wäre; alle meine Brüder hat die
Alte ins Feuer geworfen, sechzig hat sie auf einmal ums Leben gebracht.
Was fangen wir aber nun an? sprach die
Wir wollen gute Kameraden bleiben, sprach die Bohne,
Kohle.
und zusammen in ein fremdes Land ziehen. Das gefiel allen sehr gut, und sie machten sich sogleich auf den Weg.
Auf einmal kamen sie an einen kleinen Bach,
und da keine Brücke da war, so wußten sie nicht, wie sie
hinüber kommen sollten.
Der Strohhalm sprach:
Wartet,
ich will euch sagen, wie wir hinüberkommen; ich will mich quer über den Bach legen, so könnt ihr auf mir wie auf einer Brücke hinübergehen.
Der Strohhalm legte sich also über das Wasser her. Sogleich kam die Kohle und trippelte auf der neugebauten Brücke hin.
Als sie aber in die Mitte gekommen war, ward
ihr Angst, und sie blieb stehen.
Da fing der Strohhalm an
zu brennen, zerbrach in zwei Stücke und fiel in den Bach.
Die Kohle rutschte nach, zischte, wie sie ins Wasser kam und war tot.
Die Bohne, die noch am Ufer zurückgeblieben war,
mußte über die Geschichte so sehr lachen, daß sie zerplatzte. Sie wäre auch gestorben, wenn nicht ein Schneider gekommen
wäre.
Als er die Bohne sah, holte er Nadel und Zwirn
heraus und nähte die Haut wieder zusammen.
Die Bohne
48 bedankte sich recht schön; weil aber der Schneider schwarzen
Zwirn gebraucht hatte, so haben alle Bohnen seit dieser Zeit eine schwarze Naht.
78. Rätsel. Ich kenne ein Bäumchen gar fein und zart, Das trägt euch Früchte seltener Art; Es funkelt und leuchtet mit hellem Schein Tief in des Winters Nacht hinein. Das sehen die Kinder und freuen sich sehr Und pflücken vom Bäumchen und pflücken es leer.
79. Vögel vor der Scheuer. Im Felde draußen da gibt’s nichts mehr; Der Schnee deckt alles weit umher. Da hörten wir euern Drescherschlag Und ziehen dem lieblichen Klange nach. Manch Körnlein springt wohl aus der Tennen, Das könnt ihr uns armen Vögeln gönnen. Die Drescher schlugen nach dem Takt, Manch Scheffel Korn ward ausgesackt; Das gab wohl Brot genug fürs Haus. Manch Körnlein sprang auf den Hof hinaus, Das ließen die Vögel auch nicht liegen, Sie holten es schnell mit Hüpfen und Fliegen. W. Hey
80. Die beiden Ziegen. Zwei Ziegen begegneten sich auf einem schmalen Stege,
der über einen tiefen Strom führte.
über, die andere hinüber. die eine.
„Geh mir aus dem Wege", sagte
„Das wäre mir schön", rief die andere, „ich war
zuerst auf der Brücke.
über!"
Die eine wollte her
Geh du zurück und laß mich hin
„Ich will nicht", sagte die erstere, „ich habe hier
so viel Recht wie du!"
Und so wechselten sie noch viele
49 Worte mit einander.
Weil eine jede auf ihrem Sinne be
harrte, kam es endlich zum Kampf zwischen beiden.
Sie
hielten ihre Hörner vorwärts und rannten zornig gegen ein
ander.
Dabei fielen beide von dem Steg in das tiefe Wasser
und würden hier ertrunken fein, wenn nicht der Hirt dazu gekommen wäre und sie herausgezogen hätte.
81. Weihnachtslied. Morgen kommt der Weihnachtsbaum,
Kommt mit seinen Gaben. Trommel, Pfeifen und Gewehr, Fahn' und Säbel und noch mehr,
Ja ein ganzes Kriegesheer Möcht' ich gerne haben!
Bring uns, lieber Weihnachtsbaum, Bring uns morgen, bringe
Musketier und Grenadier, Zottelbär und Pantertier,
Roß und Esel, Schaf und Stier,
Lauter schöne Dinge. Doch du weißt ja unsern Wunsch,
Kennst ja unsre Herzen.
Kinder, Vater und Mama, Auch sogar der Großpapa, Alle, alle sind wir da, Warten dein mit Schmerzen. Hoffmann v. Fallersleben.
82. Der Wolf und die sieben Geitzlein. 1. Es ist einmal eine alte Geiß gewesen, die hatte sieben junge Zicklein, und wie sie einmal fort in den Wald wollte,
hat sie gesagt: Ihr lieben Zicklein, nehmt euch in acht vor dem Wolf und laßt ihn nicht herein, sonst seid ihr alle ver
loren.
Danach ist sie fortgegangen.
Andres, Fibel II.
50 In einer Weile rappelt es wieder an der Haustür und ruft: Macht auf, macht auf, liebe Kinder!
Euer Mütterlein
Aber die sieben Geißlein er
ist aus dem Wald gekommen!
kannten's gleich an der groben Stimme, daß es ihr Mütterlein
nicht war, und haben gerufen: Unser Mütterlein hat keine
so grobe Stimme!
Und haben nicht ausgemacht.
Nach einer Weile rappelt's wieder an der Türe und ruft ganz fein und leise: Macht auf, macht auf, ihr lieben Kinder!
Euer Mütterlein ist aus dem Walde gekommen!
Aber die jungen Geißlein guckten durch die Türspalte
und haben ein Paar schwarze Füße gesehen und gerufen: Unser Mütterlein hat keine so schwarzen Füße und haben
nicht aufgemacht.
2. Wie das der Wolf, denn er war es, gehört hat, ist er geschwind in die Mühle gelaufen und hat die Füße ins Mehl gesteckt, daß sie ganz weiß geworden sind.
wieder vor die Tür gekommen,
Danach ist er
hat die Füße zur Spalte
hineingesteckt und hat wieder ganz leise gerufen: Macht auf,
macht auf, ihr lieben Kinder!
Euer Mütterlein ist aus dem
Walde gekommen! Und wie die Geißlein die weißen Füße gesehen haben
und die leise Stimme gehört, da haben sie ja gemeint, ihr Mütterlein sei's und haben geschwind aufgemacht.
Aber kaum
haben sie aufgemacht gehabt, so ist der Wolf hereingesprungen. Ach, wie sind da die armen Geißlein erschrocken und haben
sich verstecken wollen!
Eins ist unters Bett, eins unter den
Tisch, eins hinter den Ofen, eins hinter einen Stuhl, eins hinter einen großen Milchtopf und eins in den Uhrkaften gesprungen.
Aber der Wolf hatte sie alle gefunden und zu
sammen gebracht.
Hernach ist er fortgegangen, hat sich in
den Garten unter einen schattigen Baum gelegt und hat an gefangen zu schlafen. 3. Wie hernach die alte Geiß aus dem Walde zurück gekommen ist, Stube leer.
hat sie das Haus offen
gefunden und die
Da hat sie gleich gedacht, jetzt ist's nicht geheuer,
51
und hat angefangen, ihre lieben Zicklein zu suchen. Sie hat sie aber nicht finden können, wo sie auch gesucht hat, und so laut sie auch gerufen hat, es hat seins Antwort gegeben. Endlich ist sie in den Garten gegangen, da hat der Wolf noch gelegen unterm Baum und hat geschlafen und hat ge schnarcht, daß alle Äste gezittert haben; und wie sie näher zn ihm gekommen ist, hat sie gesehen, daß etwas in seinem Bauch gezappelt hat. Da hatte sie eine Freude und dachte, ihre Geißlein leben wohl noch. Jetzt ist sie geschwind hinein ins Häuslein gesprungen, hat eine Schere geholt und hat dem Wolf den Bauch ausgeschnitten, da sind ihre lieben Geißlein eins nach dem andern heransgesprnngen und haben alle noch gelebt. Danach hat die Alte geschwinde sieben Wackelsteine geholt, hat sie in dem Wolf seinen Bauch gesteckt und hat den wieder zugenäht. Wie der Wolf munter wurde, hatte er Durst und ist an den Brunnen gegangen, um zu trinken, aber wie er einen Schritt gegangen ist, da haben die Wackelsteine in seinem Bauche angefangen, zusammen zu schlagen, und da hat er gesagt: Was rumpelt, Was pumpelt In meinem Bauch? Ich hab' gemeint, ich hab' junge Geißlein drein, Und jetzt sind's nichts als Wackelstein'! Und wie nun der Wolf an den Brunnen gekommen ist und hat trinken wollen, so haben ihn die Wackelsteine hinein gezogen, und er ist ersoffen. Und die alte Geiß ist mit ihren Zicklein vor Freude um den Brunnen herumgetanzt. 83. Neujahr. Ein neues Jahr hat angefangen, Der liebe Gott hat’s uns geschenkt. Viel hundert Jahr sind hingegangen, Seit er an seine Menschen denkt,
52
Und Und Und Und
hört nicht auf, für uns zu sorgen, wird nicht müde, was er tut, weckt und stärkt uns alle Morgen, gibt so viel und ist so gut.
Und sieht auch heut' vom Himmel nieder, Auf mich und jedes kleine Kind, Und hilft auch dieses Jahr uns wieder, So lang wir gut und folgsam sind. Du, lieber Gott, kannst alles machen, Willst du mich machen treu und gut, Willst du mich dieses Jahr bewachen, Daß nie dein Kind was Böses tut?
Zeit vergeht und Jahr um Jahr, Gottes Huld bleibt immerdar, Sein getreues Auge wacht Über mir in jeder Nacht, Seine Liebe gehet auf Neu mit jedes Morgens Lauf;
Seine Vaterhand erhält Sonn’ und Mond und alle Welt. Sieht, bewahrt, erhält auch mich, Liebet mich so väterlich. w. Hey. 84. Die Höflichen Kinder. Ein Wanderer kam in ein fremdes Dorf. Mehrere Knaben standen im Wege und trieben ihr Spiel. Als nun der Fremde näher kam, da wichen die Knaben rechts und links aus, nahmen ihre Mützen ab und sagten freundlich: „Guten Abend!" Der Fremde grüßte sie auch mit Freund lichkeit, und als er einige Schritte fortgegangen war, drehte er sich um uud fragte: „Welcher Weg führt nach der Stadt?" Die Knaben riefen: „Der zur rechten Hand." Doch alsbald
53 ging einer von ihnen dem Manne nach und führte ihn bis
zu dem Hügel, wo er ihm die Stadt deutlich zeigen konnte.
Höflich und bescheiden sein
Stehet allen Kindern fein.
Ch. v. Schm,».
85. Sei höflich. Wer auf dem Kopf hat einen Hut, Dem steht er noch einmal so gut, Wenn er ihn oft herunter tut
Wer seine Miitz' trägt auf dem Kopf Wie angewachsen auf dem Schopf, Der heißt mit Recht ein grober Knops. Fr. Güll.
86. Gesundheit ist ein großer Schatz. Ein Taglöhner ging einmal über Land und kam matt
und verdrossen bei einem Wirtshause an, wo er sich einen Krug Bier und ein Stück schwarzes Brot geben ließ. Er
war unzufrieden, daß er seine Reise zu Fuß machen mußte
und nichts Besseres bezahlen konnte. Kurz darauf kam ein schöner Wagen gerollt, in dem ein reicher Mann saß. Er ließ sich ein Stück Braten und eine
Flasche Wein reichen und verzehrte beides in seinem Wagen.
Der Taglöhner sah ihm verdrießlich zu und dachte: „Wer es doch auch so hätte!"
Der Reiche merkte es und sagte zu ihm:
„Hättest du wohl Lust, mit mir zu tauschen?"
„Das ver
steht sich", antwortete der Arme, ohne sich lange zu bedenken;
„steige der Herr heraus und gebe mir alles, was er hat; ich will ihm auch alles geben, was ich habe."
Sogleich befahl der Reiche seinen Bedienten, daß sie ihn
aus dem Wagen heben sollten.
Gott, welcher Anblick! Seine
Füße waren gelähmt; er konnte nicht stehen, sondern mußte
sich von seinen
Bedienten so lange halten lassen, bis die
Krücken herbeigebracht wurden, auf die er sich stützte.
fragte er, „hast du noch Lust, mit mir zu tauschen?"
„He!"
54 „Nein, wahrhaftig nicht!" gab der erschrockene Arme zur
Antwort.
„Meine Beine sind mir lieber, als tausend Pferde
Ich will lieber Schwarzbrot essen und mein eigener
füße.
Herr sein, als Wein und Braten haben und mich wie ein kleines
Kind von
andern
umherführen
lassen.
Gott be
hüte mich!" Mit diesen Worten stand er auf und ging fort.
recht!" rief ihm der Reiche nach.
„Hast
„Konntest du mir deine
gesunden Schenkel geben, du solltest meinen Wagen, meine
Rappen, mein Geld, kurz alles dafür haben!
Ein gesunder
armer Mann ist glücklicher als ein reicher Krüppel." Salzmann.
87. Sperlingsbrauch. Aufs Fensterbrett hin streut ich Brocken, Um arme Vögel anzulocken. Nicht lange dauert es, da kam Ein Sperling, der ein Krümchen nahm Und flog davon. Warum nicht blieb Er da und aß, soviel ihm lieb? Warum nicht nahm er, was ich streute, Für sich gleich in Empfang als Beute? Er flog davon. — Bald kam er wieder Und brachte mit drei Sperlingsbrüder Und speist mit ihnen seelenfroh. Wer von uns Menschen macht es so! Johannes Trojan.
88. Der beladene Esel. Ein Esel trug einen Sack mit Salz auf seinem Rücken. Er mußte durch einen tiefen Bach gehen. Mitten in demselben strauchelte er und fiel ins Wasser. Als er wieder aufstand, merkte er, daß seine Last viel leichter geworden war; denn ein großer Teil des Salzes war im Wasser geschmolzen.
55
„Das will ich mir merken“, sprach er vergnügt vor sich hin. Am andern Morgen hatte der Esel einen Sack mit Schwämmen zu tragen. Er kam wieder an den Bach und legte sich hinein; denn er dachte, sich so die Last leichter zu machen. Aber wie hatte er sich verrechnet! Die Schwämme waren sehr schwer geworden, und er konnte seine Bürde nur mit Mühe fortbringen. 89. Rätsel.
Weiß wie Kreide, Leicht wie Flaum, Weich wie Seide, Feucht wie Schaum. 90. Das Fünkchen. Das Kind hatte mit dem Fünkchen gespielt, obgleich seine Mutter es schon oft verboten hatte. Da war das Fünkchen fortgeflogen und hatte sich ins Stroh versteckt. Aber das Stroh fing an zu brennen, und es entstand eine Flamme, ehe das Kind daran dachte. Da wurde es dem Kind bange, und es lief fort, ohne jemandem etwas von der Flamme zu sagen. Und da niemand Wasser darauf schüttete, ging die Flamme nicht aus, sondern breitete sich im ganzen Hause aus. Als sie an die Fenstervorhänge kam, wurde sie noch größer, und das Bett, worin sie des Nachts schliefen, brannte hell auf, und die Tische und die Stühle und die Schränke und alles, was der Vater und die Mutter hatten, das wurde vom Feuer erfaßt, und die Flamme wurde so hoch wie der Kirchturm. Da schrieen alle Leute vor Schrecken, die Soldaten trommelten, die Glocken läuteten; es war fürchterlich zu hören und die Flamme schrecklich zu sehen. Nun fing man an zu löschen mit Wasser, das man in das
56
Feuer schüttete und spritzte; aber es hals nicht eher, als bis
das Haus zusammengebrannt und nur noch ein wenig Kohlen und ein bißchen Asche übrig war.
des Kindes kein Haus mehr und
Da hatten nun die Eltern
kein
Plätzchen,
wo sie
wohnen und wo sie schlafen konnten, und auch kein Geld, um sich ein neues Haus und neue Betten und Tische und
Stühle zu kaufen.
Ach wie weinten da die armen Eltern!
Und das Kind, das mit dem Fünkchen gespielt hatte, war
schuld daran. W. Curtman.
91. Schneemann. Seht den Mann, o große Not! Wie er mit dem Stocke droht Gestern schon und heute noch! Aber niemals schlägt er doch.
Schneemann, bist ein armer Wicht, Hast den Stock und wehrst dich nicht. Freilich ist's ein gar armer Mann,
Der nicht schlagen noch laufen kann; Schleierweiß ist sein Gesicht.
Liebe Sonne, scheine nur nicht, Sonst wird er wie Butter weich
Und zerfließt zu Wasser gleich.
W. H°».
57
92. Rätsel. Gefror'nes Wasser, dürres Gras, Verbranntes Holz. Wie nennt man das?
93. Der Zaunkönig und der Bär. 1. Zur Sommerszeit gingen einmal der Bär und der Wolf im Wald spazieren. Da hörte der Bär so schönen Gesang von einem Vogel und sprach: „Bruder Wolf, was ist das für ein Vogel, der so schön singt ?*‘ „Das ist der König der Vögel“, sagte der Wolf, „vor dem müssen wir uns neigen.“ Es war aber der Zaunkönig. „Wenn das ist“, sagte der Bär, „so möchte ich auch gerne seinen königlichen Palast sehen. Komm und führe mich hin!“ „Das geht nicht so, wie du meinst“, sprach der Wolf, „du mußt warten, bis die Frau Königin kommt. “ Bald darauf kam die Frau Königin und hatte Futter im Schnabel und der Herr König auch, und wollten ihre Jungen ätzen. Der Bär wäre nun gleich gerne hinterdrein gegangen; aber der Wolf hielt ihn am Ärmel und sagte: „Nein, du mußt hier warten, bis Herr und Frau König wieder fort sind.“ Also nahmen sie das Loch in acht, wo das Nest stand, und trabten wieder ab. Der Bär aber hatte keine Ruhe, wollte den königlichen Palast sehen und ging nach einer kurzen Weile wieder vor. Da waren König und Königin richtig ausgeflogen. Er guckte hinein und sah fünf oder sechs Junge, die lagen darin. „Ist das der königliche Palast?“ rief der Bär, „das ist ein erbärmlicher Palast! Ihr seid auch keine Königs kinder, ihr seid unehrliche Kinder.“ Wie das die jungen Zaunkönige hörten, wurden sie gewaltig bös und schrieen: „Nein, das sind wir nicht, unsere Eltern
58
sind ehrliche Leute! Bär, das soll ausgemacht werden mit dir!“ Dem Bär und dem Wolf ward angst, sie kehrten um und setzten sich in ihre Höhlen. Die jungen Zaunkönige aber schrieen und lärmten fort, und als ihre Eltern wieder Futter brachten, sagten sie: „Wir rühren kein Fliegenbeinchen an, und sollten wir verhungern, bis ihr erst ausgemacht habt, ob wir ehrliche Kinder sind oder nicht. Der Bär ist dagewesen und hat uns gescholten.“ Da sagte der alte König: „Seid nur ruhig, das soll ausgemacht werden! “ Flog darauf mit der Frau Königin dem Bären vor seine Höhle und rief hinein: „Alter Brumm bär, warum hast du meine Kinder gescholten ? Das soll dir übel bekommen, das wollen wir in einem blutigen Krieg ausmachen! “ Also war dem Bär der Krieg angekündigt, und ward alles vierfüßige Getier berufen, Ochs, Esel, Rind, Hirsch, Reh, und was die Erde sonst alles trägt. Der Zaunkönig aber berief alles, was in der Luft fliegt, nicht allein die Vögel groß und klein, sondern auch die Mücken, Hornisse, Bienen und Fliegen mußten herbei. 2. Als nun die Zeit kam, wo der Krieg angehen sollte, da schickte der Zaunkönig Kundschafter aus, wer der kommandierende General des Feindes wäre. Die Mücke war die listigste von allen, schwärmte im Walde, wo der Feind sich versammelte und setzte sich endlich unter ein Blatt auf den Baum, wo die Parole ausgegeben wurde. Da stand der Bär, rief den Fuchs vor sich und sprach: „Fuchs, du bist der schlaueste unter allem Getier, du sollst General sein und uns anführen!“ „Gut“, sagte der Fuchs, „aber was für Zeichen wollen wir verabreden ?“ Niemand wußte es. Da sprach der Fuchs: „Ich habe einen
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schönen, langen, buschigen Schwanz, der sieht aus fast wie ein roter Federbusch, Wenn ich den Schwanz in die Höhe halte, so geht die Sache gut, und ihr müßt darauf losmarschieren. Laß ich ihn aber herunterhängen, so lauft, was ihr könnt.“ Als die Mücke das gehört hatte, flog sie wieder heim und verriet dem Zaunkönig alles haarklein. 3. Als der Tag anbrach, wo die Schlacht sollte geliefert werden, hu, da kam das vierfüßige Getier daher gerannt mit Gebraus, daß die Erde zitterte. Zaunkönig mit seiner Armee kam auch durch die Luft daher; die schnurrte, schrie und schwärmte, daß einem angst und bange wurde. Nun gingen sie von beiden Seiten aneinander. Der Zaunkönig aber schickte die Hornisse hinab, sie sollten sich dem Fuchs unter den Schwanz setzen und aus Leibes kräften stechen. Wie nun der Fuchs den ersten Stich bekam, zuckte er, daß er das eine Bein auf hob. Doch ertrug er’s und hielt den Schwanz noch in die Höhe. Beim zweiten Stich mußte er ihn einen Augenblick herunterlassen. Beim dritten aber konnte er sich nicht mehr halten, schrie und nahm den Schwanz zwischen die Beine. Wie das die Tiere sahen, meinten sie, alles wäre verloren und fingen an zu laufen, jeder in seine Höhle, und die Vögel hatten die Schlacht gewonnen. 4. Da flog der Herr König und die Frau Königin heim zu ihren Kindern und riefen: „Kinder, seid fröhlich, eßt und trinkt nach Herzenslust; wir haben den Krieg gewonnen.“ Die jungen Zaunkönige aber sagten: „Noch essen wir nicht, der Bär soll erst vor's Nest kommen und Abbitte tun und soll sagen, daß wir ehrliche Kinder sind.“ Da flog der Zaun-
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könig vor das Loch des Bären und rief: „Brumm bär, du sollst vor das Nest zu meinen Kindern gehen und Abbitte tun und sagen, daß sie ehrliche Kinder sind; sonst sollen dir die Rippen im Leibe zertreten werden!“ Da kroch der Bär in der größten Angst hin und tat Abbitte. Jetzt waren die Zaunkönige erst zufrieden, setzten sich zusammen und aßen und tranken und machten sich lustig bis in die späte Nacht hinein.
94. Der Hase. Sieh nur einer den Hasen an!
Sitzt er nicht stolz da wie ein Mann?
Schaut sich so trotzig um und um, Zieht das bärtige Schnäuzchen krumm. Daß nur niemand ihm kommt zu nah',
Er wäre wohl gleich mit Schlägen da. Ja, wär' er ganz allein in der Welt,
Er bliebe gewiß ein rechter Held. Nun hört er von fern die Peitsche schallen,
Da ist ihm gleich der Mut entfallen.
Sieht nicht erst noch einmal näher zu, Läuft auf-und davon in einem Nu.
W. H-«.
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95. Winters Abschied. Winter, ade! Scheiden tut weh.
Aber dein Scheiden macht,
Daß jetzt mein Herze lacht. Winter, ade! Scheiden tut weh.
Winter, ade! Scheiden tut weh.
Gerne vergeß' ich dein, Kannst immer ferne sein.
Winter, ade! Scheiden tut weh. Winter, ade! Scheiden tut weh.
Gehst du nicht bald nach Haus,
Lacht dich der Kuckuck aus. Winter, ade! Scheiden tut weh. Hoffmann v. Fallersleben.
96. Des Frühlings Ankunft. Es ist März.
ist geschmolzen.
viel Wasser.
Da fängt der Frühling an.
Der Schnee
In den Bächen und Flüssen ist aber noch
Des Nachts gibt es wohl noch ein wenig Eis,
aber am Tage scheint die Sonne schon warm, und sie geht
erst um sechs Uhr abends unter. in ihre Nester gekommen.
Manche Vögel sind wieder
Ich habe den Storch schon ge
sehen und viele Lerchen in dem Felde gehört.
Die Wiesen
fangen an, grün zu werden, und die Knospen der Bäume
springen beinah auf.
behangen.
Manche Sträucher sind mit Kätzchen
Die Veilchen sind
hinter der
aber noch selten;
Hecke im Sonnenschein wirst du wohl einige finden. W. Curt man.
97. Storch. Die Sonne scheint, der Sommer ist nah;
Nun sind auch wir Storche wieder da. Wir haben im fernen Land unterdessen
Nicht unser liebes Nest vergessen.
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Da steht's noch; nun wollen wir's putzen und hüten, Und still d'rin wohnen und fröhlich brüten. Sie bauten es aus mit Holz und Stroh, Sie waren so eifrig dabei, so froh. Frau Störchin saß drauf drei Wochen lang, Da hörte man bald gar mancherlei Klang; Fünf Störchlein reckten die Köpfchen herauf Und sperrten die hungrigen Schnäbel auf.
98. Der Rekrut. Büblein, wirst du ein Rekrut, Merk' dir dieses Liedchen gut.
1. Wer Der Das Und
will unter die Soldaten, muß haben ein Gewehr; muß er mit Pulver laden mit einer Kugel schwer.
2. Der muß au der linken Seiten Einen scharfen Säbel han, Daß er, wenn die Feinde streiten, Schießen und auch fechten kann.
3. Einen Gaul zum Galoppieren Und von Silber auch zwei Sporn, Zaum und Zügel zum Regieren, Wenn er Sprünge macht im Zorn.
W. H°,
63 4. Einen Schnurrbart an der Nasen, Auf dem Kopfe einen Helm, — Sonst, wenn die Trompeten blasen, Ist er nur ein armer Schelm. sr. ®an.
99. Der Frühling. Der schöne Frühling ist wieder gekommen! Nun scheint die helle Sonne wärmer, und die Bäume des Waldes werden grün. Meine Augen sehen überall bunte Blümchen. Überall, auf jener Wiese und dort im Garten sprossen sie hervor und erfüllen die reine Luft mit ihrem angenehmen Geruch. Die Vöglein im Walde singen ihr munteres Liedchen und bauen künstliche Nester; der Landmann besäet wieder seinen Acker. In dieser schönsten Zeit des Jahres spielen wir Kinder gar gern draußen im Schatten der Bäume oder auf blumigen Wiesen. Wir brauchen dann nicht mehr solche Handschuhe von Pelz, wie wir sie im Winter hatten; denn die liebe Sonne scheint warm genug. 0, wie schön ist der Frühling! Wir wollen unsern Vater im Himmel lieben, der ihn zur Freude der Menschen schuf! l. Kellner. 100. Frühling. Frühlingszeit, schönste Zeit! Die uns Gott der Herr verleiht, Weckt die Blümlein aus der Erde, Gras und Kräuter für die Herde, Läßt die jungen Lämmlein springen, Läßt die lieben Vöglein singen. Menschen, eures Gottes denkt, Der euch so den Frühling schenkt!
«. H-y.
Inhaltsverzeichnis Seite
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51.
Das Pferd............................. 3 Die Kuh................................. 3 Der Vers von der Kuh ... 3 Die Katze......................... , . . 4 Schmeckfs nicht?.................... 4 Kätzchen und Mäuschen ... 4 Der Hund und die Katze . . 5 Der Hund................................. 5 Morgengebet............................. 5 Das Federvieh......................... 5 Die Enten............................... 6 Der Spatz............................... 6 Die jungenSpatzen................. 6 Pferd und Sperling................ 7 Elternliebe ............................. 8 Storches Ankunft.................... 8 Kinderlieb................................. 9 Mutter Schwalbe.................... 9 Bienchen im Frühling.... 10 Keinem Würmchen tu ein Leid 11 Von der Lerche......................... 11 Die Lerche ................................. 12 Noch ein Morgengebei.... 12 Die Singvögel............................. 12 Die kluge Maus.........................13 Der Löwe und die Maus . . 13 Mäuschen..................................... 14 Der Sommer.............................14 Es regnet..................................... 15 Die Ernte..................................... 16 Die Ährenleserin.........................17 Tischgebet vor dem Essen . . 17 Tischgebet nach dem Essen . . 17 Gäste im Garten.........................18 Des Kirschbaums Gäste ... 18 Vogel............................................. 19 Die Quelle............................... 19 Der Abend............................... 20 Abendgebet.................................20 Die Schnaken........................... 21 Die Taube............................... 21 Die Glocke schlägt................... 22 Der Morgen................................23 Sonnenschein ............................ 23 Rätsel . . ................................. 24 Der Sonntag............................ 24 Sonntag.....................................25 Der Mond und die Sterne. . 26 Das Märchen vom Mann im Mond 27 Gott weiß.....................................27 Die lateinische Druckschrift . . 28
Seite
52. 53. 54. 55. 56. 57. 58. 59. 60. 61. 62. 63. 64. 65. 66. 67. 68. 69. 70. 71. 72. 73. 74. 75. 76. 77. 78. 79. 80. 81. 82. 83. 84. 85. 86. 87. 88. 89. 90. 91. 92. 93. 94. 95. 96. 97. 98. 99. 100.
Der Herbst................................ 31 Im Walde.................................31 Der Hase.............................. 3 L Die grüne Stadt.............. 32 Der Sturmwind.................. 33 Der Wind.......................... 33 Der Laubwald imHerbst . 34 Die Arbeiten aufdem Kar toffelacker 34 Der Kinder Lust auf dem Kartoffelacker........................ 34 Der Weizen............................ 35 Der Landmann........................ 36 Herbsteszeit............................ 36 Störche..................................... 37 Der süße Brei............................ 37 Der Wolf und der Fuchs . . 38 Bär............................................. 40 Die Spinne................................ 40 Vom Spinnlein und Mücklein 41 Schlaf, Kindlein........................ 41 Die Sterntaler............................ 42 Das Vöglein bringt Grüße. . 43 Der erste Schnee.................... 43 Schnee und Eis........................ 44 Vogel am Fenster........................ 46 Der Winter................................ 46 Strohhalm, Kohle und Bohne 46 Rätsel.........................................48 Vogel vor der Scheuer . . 48 Die beiden Ziegen.................... 48 Weihnachtslied............................ 49 Der Wolf und die sieben Geißlein 49 Neujahr..................................... 51 Die höflichen Kinder .... 52 Sei höflich..................................... 53 Gesundheit ist ein großer Schatz 53 Sperlingsbrauch.................... 54 Der beladene Esel .... 54 Rätsel......................................... 55 Das Fünkchen............................ 55 Schneemann.................................56 Rätsel.........................................57 Der Zaunkönig und der Bär 57 Der Hase.....................................60 Winters Abschied........................ 61 Des Frühlings Ankunft ... 61 Storch.........................................61 Der Rekrut................................ 62 Der Frühling............................ 63 Frühling................................... 63
C. G. Röder, Leipzig. 21333. 03.