Fibel für den Lese- und Schreibunterricht: Teil 2 (Für dar zweite Schuljahr) [3. Aufl., Reprint 2021] 9783112602829, 9783112602812


188 14 12MB

German Pages 54 [64] Year 1903

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Recommend Papers

Fibel für den Lese- und Schreibunterricht: Teil 2 (Für dar zweite Schuljahr) [3. Aufl., Reprint 2021]
 9783112602829, 9783112602812

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

Fibel für den

Lese- und Schreibunterricht von

Heinrich Andres, Großh. Kreisschulinspektor in Lauterbach.

II. Teil. (Siir dar zweite Schuljahr.^

5. Auslage.

Gietzen J. Kicker'sche Uertagsbuchhandtung (Alfred Töpelmann)

1902.

1 Das Pferd. Das Pferd

ist

unser

stärkstes Tier.

schweren Wagen und den Pflug.

es den Reiter. im Galopp.

Auf seinem Rücken trägt

Da geht es im Schritt, im Trab und auch

Wer das Reiten nicht gelernt hat,

Der weinte dann und rieb sich die Knochen und

Nimmermehr reiten!

sagte:

fällt leicht

So ging es auch

herunter, und das Pferd läuft weiter. dem Hans.

Es zieht den

Herunterfallen thut nicht gut.

Aber der Soldat lernt das Reiten.

Dann sitzt er stolz auf

seinem Pferd und sprengt im Galopp nach Paris.

2. Die Kuh. Auf der Kuh kann man nicht reiten.

nicht so gut laufen wie das Pferd. Milch.

Aber die Kuh giebt

Die schmeckt den Kindern gut.

Mehl backt die Mutter den Kuchen.

Sie kann auch

Aus Milch und

Butter und Käse wer­

den auch von der Milch gemacht.

Wenn die Kuh Hunger oder Durst hat, dann brummt sie.

Sie frist Heu, Gerstenstroh,

gemahlene Dickrüben und

Gras, am liebsten aber den zarten Klee.

Das Junge von der Kuh heißt Kälbchen. nicht gleich fressen.

Das kann

Es trinkt nur Milch an der alten Kuh.

3. Der Bers von der Kuh. Die kleine Emma saß vor der Thüre bei der Mutter. Die Kühe kamen von der Weide nach Hause.

Da sagte 1*

2 Ich weiß einen Vers von der Kuh.

Emma zur Mutter:

Den habe ich in der Schule gelernt.

Er heißt so:

Muh, muh, muh!

So schreit die braune Kuh. Wir geben ihr das Futter.

Sie giebt uns Milch und Butter. Muh, muh, muh!

So schreit die braune Kuh.

4 Die Katze. Die Katze hat einen langen Schwanz.

hat sie scharfe Krallen.

Krallen.

An ihren Pfoten

Wenn sie bös ist, kratzt sie mit den

In ihrem Maule hat sie spitze Zähne.

Ihre Augen

sind rund, die Ohren spitz.

Die Katze wäscht sich fast den ganzen Tag. sauberes Tier.

Sie ist ein

Was schafft denn die Katze sonst noch? —

Sie fängt die Mäuse.

Das ist recht.

Aber sie fängt auch

das brave Schwälbchen und den schönen Kanarienvogel.

ist nicht recht von ihr.

5. Schmeckt s nicht? Bim bam beier, Die Katz mag keine Eier. Was mag sie dann? Speck aus der Pfann! Ei, wie lecker ist unsre Madam!

6* Kätzchen nnd Mäuschen. Ein Mäuschen saß in einem Loch; Das Kätzchen saß davor. „Lieb Mäuschen, komm, komm näher doch; Lieb Mäuschen, komm hervor! Ich geb dir Zucker, so weiß, so süß, Viel Nüßchen auch vollauf." Das Mäuschen sich bethören ließ; Das Kätzchen fraß es auf.

Das

3

7. Der Hund und die Katze. Der Hund ist der Katze nicht gut.

Wo er sie sieht,

springt er mit Wut auf sie los und will sie zerreißen.

Doch

die Katze ist flink; sie klettert den Baum hinauf oder springt

auf die Mauer.

Da kann natürlich der Hund nicht nach.

Wenn die Katze nicht durchgehen

Er ärgert sich und bellt.

kann, bleibt sie sitzen, macht einen Buckel und knurrt den bösen Hund an.

Kommt der zu nah herbei, kratzt ihm die

Kleine Hunde gehen dann durch.

Katze die Schnauze auf. Wenn

aber

ein Metzgerhund oder ein Jagdhund

kommt,

dann, liebes Kätzchen, lauf!

8. Der Hund. Der Hund hat auch scharfe Zähne.

trägt er hoch und geringelt.

Seinen Schwanz

Seine Nase heißt auch Schnauze.

Sie ist immer feucht und kalt, nur wenn der Hund krank ist, wird sie trocken und warm. Mit dieser Schnauze kann er Der Jagdhund riecht den Hasen und den Reh­

alles riechen.

bock schon von weitem;

er sucht mit seiner Schnauze die

Spur des Feldhuhns auf.

sucht er mit der Nase. der Hirtenhund.

Auch die Spur seines Herrn

Der fleißigste von allen Hunden ist

Er hilft seinem Herrn die Schweine oder

die Schafe hüten; er springt um die Herde herum, daß keins

auf den verbotenen Acker und auf die Wiese geht; er ist auf seiner Hut von früh bis spät und wird nicht müde.

Er ist

ein treues Tier.

9. Morgengebet. Wie Wie Hab Daß Nun Daß

fröhlich bin ich aufgewacht, hab ich geschlafen sanft die Nacht! Dank, im Himmel du Vater mein, du hast wollen bei mir sein. sieh auf mich auch diesen Tag, mir kein Leid geschehen mag. Amen.

W. Hey.

4

10. Abendgebet. Guter Vater im Himmel du, Meine Augen fallen zu; Will mich in mein Bettchen legen: Gieb nun du mir Deinen Segen, Lieber Gott, das bitt ich dich: Bleib bei mir, hab Acht auf mich! Amen.

W. Hey.

11. Das Federvieh. Auf dem Hofe giebt es allerlei Federvieh.

Das sind

die Hühner und die Gänse, die Enten und die Tauben.

können zusammen eine schöne Musik machen.

Sie

Die Hühner

gackern, der Hahn kräht, die Gänse schnattern, die Enten

quaken und die Tauben rucksen. Unser Federvieh kann uns aber auch viel Gutes geben:

die Hühner legen die Eier; die Gänse geben uns die weichen und warmen Federn, und wie gut schmeckt der Gänsebraten! Die Enten legen auch gute Eier, wie die Hühner und wer­

den auch geschlachtet,

wie die Gänse.

Die Tauben machen

uns viel Vergnügen, weil sie so lieblich sind. chen werden auch geschlachtet und gebraten.

Junge Täub­

Doch der Gänse­

braten schmeckt mir besser.

12. Die Enten. Wusele, wusele was, Enten

die Enten gehn ins Gras, die

Patschen ins Wasser hinein,

die Kleinen watscheln

5 hinterdrein.

Dort

schwimmen

sie

den ganzen Tag und

schnattern und schreien: Quak, quak, quak!

13* Der Spatz. Wenn unser Federvieh gefüttert wird, kommen auch die Spatzen geflogen. haben.

Sie wollen auch ihren Teil an dem Futter

Werden sie fortgejagt, so kommen sie doch wieder.

Sie sind eine freche Gesellschaft.

Wenn die Kirschen reif und

süß werden, liegen sie den ganzen Tag auf dem Kirschbaum;

alles Klappern und Schießen hilft nicht viel, auch vor dem

Wenn im Juli

Strohmann fürchten sie sich nicht lange.

das Korn reif wird und die Gerste, dann fliegt die Spatzen­

gesellschaft in das Feld und stiehlt sich die besten Körner.

der Weinstock ist nicht sicher vor ihnen.

Auch

Die süßen Trauben

müssen dem Dieb sehr gut schmecken.

Da kann er sich auch

recht sicher hinter dem Laub verstecken.

Die Kinder sind darum

Aber was fragt der Spatz danach!

den Spatzen gar nicht gut.

14

Die jungen Spatzen.

Im Frühjahr baut der Spatz fein Nest. lang und fragt nicht viel.

Dach.

Er sucht nicht

Er baut ohne weiteres unter unser

Im Hofe und auf der Gasse sucht er Strohhalme und

Heuhälmchen zusammen und stopft sie unter das Dach oder

in das Mauerloch. Nest ist fertig. Eier.

Dann noch ein Paar Federn und das

Jetzt legt das Weibchen nach und nach fünf

Diese Eier

brütet

dann

das Spatzenpärchen aus.

Nach 14 Tagen schlüpfen die Jungen aus.

Dieselben sind

ganz nackt, haben einen dicken Kopf und gelbe Schnäbel. Nun haben die zwei Alten viel Arbeit.

Sie müssen Futter

herbei schaffen für ihre lieben Kinder.

Bald wächst diesen

das Federkleid; nach 14 Tagen sind sie flügge und fliegen

aus.

Die Alten füttern sie noch ein Paar Tage und zeigen

ihnen, wie es der Spatz macht, daß er durch die Welt kommt. Dann sind die Jungen ihre eignen Herren.

6

15 Pferd und Sperling. Sp.

Pf.

Pferdchen, du hast die Giebst mir wohl auch Ein einziges Körnlein Du wirst noch immer

Krippe voll; einen kleinen Zoll, oder zwei; satt dabei.

Nimm, kecker Vogel, nur immer hin, Genug ist für mich und dich darin. Und sie aßen zusammen, die zwei, Litt keiner Mangel und Not dabei. Und als dann der Sommer kam so warm, Da kam auch manch böser Fliegenschwarm; Doch der Sperling fing hundert auf einmal, Da hatte das Pferd nicht Not und Qual. W. Hey.

16. Elternliebe. Viele Häuser

In einem Dorfe brach ein Feuer aus.

waren schon abgebrannt; endlich ergriff die Flamme auch ein

Dach, auf dem die Störche ihr Nest hatten.

Der alte Storch

wollte seine Kinder, die noch nicht fliegen konnten, vor dem

Feuer retten.

Er versuchte es, sie mit dem Schnabel fort­

zutragen ; sie waren für ihn jedoch zu schwer.

Die Flamme

aber kam immer näher und zündete schon das Nest an.

Da

ließ sich der alte Storch auf seine Kinder nieder, bedeckte

sie mit seinen Flügeln und verbrannte mit ihnen zu Asche.

17. Storches Ankunft. 1.

Sieh, sieh, sieh!

Der Storch ist wieder hie!

Was macht er denn dort oben? Er suchet sich sein altes Nest

Und setzt sich für den Sommer fest. Der Storch, der ist zu loben.

2.

Schau, schau, schau!

Dort fliegt auch seine Frau. Frau Störchin, mußt dich eilen!

7 Dem Männlein wird zu lang die Zeit, Die Wohnung ist ihm viel zu weit, Du sollst sie mit ihm teilen.

3. Horch, horch, horch!

Wie klappert jetzt der Storch! Das heißt bei ihm gesungen! Die beiden sitzen warm und fest; 's ist für sie zu weit das Nest. Bald kommen auch die Jungen.

18. Kinderlied. Storch, Storch, Steine!

Flieg über Haine! Flieg übers Bäckershaus Hol drei Weck heraus! Mir einen, dir einen, Nachbars Peter auch einen.

19. Mutter Schwalbe. 1.

Die Schwalbe hat mit Müh und Fleiß Ihr Häuschen sich gebaut, Hat unterm Dach es festgeklebt, Drum jubelt sie so laut.

2.

Sie schlüpft den lieben ganzen Tag Gar vielmal ein und aus, Bringt Stroh und Federlein zum Bett Ins kleine neue Haus.

3.

Dann legt sie kleine Eier auch Ins warme Nest hinein, Draus schlüpfen um die Sommerszeit Die nackten Vögelein.

4.

Die sperren gleich die Schnäblein auf, Nach Futter schreien sie; Da hat Frau Schwalbe viel zu thun, Ist fleißig spät und früh.

8 Sie haschet Fliegen in der Luft

5.

Und Mücken auch dazu,

Und bringt sie ihren Kindern heim, Die fressen sie im Nu.

Und wenn die Vöglein flügge sind,

6.

Dann flattern sie umher,

Und wird es kalt, dann ziehen sie Weit über Land und Meer.

20. Bienchen im Frühling. Es war Frühling geworden.

Die Sonne hatte den

Schnee von den Feldern hinweggeschienen; die grünen Gras­

spitzen kamen aus den nackten Halmen hervor,

die Knospen

der Bäume brachen auf und ließen schon die jungen Blätt­ chen durchscheinen.

Da wachte das Bienchen aus seinem tiefen

Schlafe auf, worin es den ganzen Winter gelegen hatte.

Es

rieb sich die Augen und weckte seine Kameraden, und sie öff­

neten die Thür und sahen, ob das Eis und der Schnee und

der Nordwind fortgegangen waren.

Und sieh, es war überall

heller und warmer Sonnenschein.

Da schlüpften sie heraus

aus dem

Bienenkörbe, Putzten ihre Flügel und probierten

wieder zu fliegen.

Sie kamen zum Apfelbaum und fragten:

Hast du nichts für die hungrigen Bienchen?

ganzen Winter nichts gegessen.

Wir haben den

Der Apfelbaum sagte: Nein,

ihr kommt zu früh zu mir; meine Blüten stecken noch in der

Knospe, und sonst habe ich nichts.

Geht hin zur Kirsche!

Da flogen sie zu dem Kirschbaum und sagten: Lieber Kirsch­

baum,

hast du keine Blüten für uns hungrige Bienchen?

Der Kirschbaum antwortete: Kommt morgen wieder, sind meine Blüten noch alle zugeschlossen. sind, sollt ihr willkommen sein.

heute

Wenn sie offen

Und als die Bienchen am

andern Tag kamen, da öffnete der Kirschbaum ihnen seine Kelche.

Die waren

voll Wohlgeruch und voll Süßigkeit, und die

Bienen sättigten sich und brachten den Honig mit nach Hause.

9

S1. Keinem Würmchen thu ein Leid; Sieh, in feinern schlichten Kleid Hat's doch Gott im Himmel gern,

Sieht so freundlich drauf von fern,

Führt es zu dem Grashalm hin, Daß es ißt nach seinem Sinn; Zeigt den Tropfen Tau ihm an,

Daß es satt sich trinken kann;

Giebt ihm Lust und Freudigkeit; — Liebes Kind, thu ihm kein Leid.

SS

W. H-y.

Von der Lerche.

Da steigt die Lerche trillernd in die Luft.

Ei, die ist

mir ein lieber Frühlingsbote. — „Grüß Gott, Frau Lerche!

Was singst du so schön?" — „Was ich singe? Ein Loblied singe ich dem lieben Gott,

dem Schöpfer aller Dinge, der

auch mich erschaffen und mir Nahrung gegeben und die Erde

so reich und schön gekleidet hat." — „Das ist brav,

liebe

Lerche, das will ich auch thun." Die Lerche hat kein Prächtiges Kleid wie der Pfau. Sie sieht gerade aus wie der Sperling, doch ist sie etwas

größer.

Aber das Fliegen hat sie mit ihren langen Flügeln

recht gut gelernt.

Hoch, hoch hinauf schwingt sie sich in die

Luft und sieht dann in der Höhe wie ein kleiner Punkt aus. Ihr Nestchen baut sie sich in die grüne Saat oder in ein Kleefeld.

Dahinein legt sie drei bis fünf längliche, graue,

dunkel punktierte Eier und brütet sie in zwei Wochen aus.

Wenn der Herbst kommt,

so zieht die Lerche fort in ein

warmes Land und kehrt erst im Frühling wieder zu uns zurück.

Die Haubenlerche aber bleibt auch im Winter bei uns und sucht sich ihr Futter mühsam, sogar unterm Schnee auf Wegen und Straßen oder auf deu Höfen und vor den Scheunen. Ernst Lausch.

10

23. Die Lerche. Die Lerche singt am Morgen

Dem lieben Gott ein Lied. Sie hat nicht viel zu sorgen,

Wird nie des Singens müd.

Wenn ich die Lerche wäre, Ich flög zum Himmel ein Und säng die schönsten Chöre

W. Hey.

Mit allen Engelein.

24. Noch ein Morgengebet. Vom Schlaf bin ich gesund erwacht,

Dir, lieber Gott, sei Dank gebracht! Nimm mich auch heut in deine Hut

Und mache mich recht fromm und gut, Daß ich, o Gott, den ganzen Tag

Dein liebes Kindlein bleiben mag. G. Chr. Dieffenbach.

Amen.

25. Die Singvögel. Ein freundliches Dörfchen war von einem ganzen Walde

fruchtbarer Bäume umgeben. Die Bäume blühten und duf­ teten im Frühlinge auf das lieblichste. Auf ihren Ästen und in den Hecken umher sangen und nisteten allerlei muntere

Vögel. Im Herbste aber waren alle Zweige reichlich mit Äpfeln, Birnen und Zwetschen beladen. Da fingen einige böse Buben an, die Nester auszunehmen und zu zerstören. Die Vögel wurden dadurch verscheucht und zogen nach und

nach ganz aus der Gegend weg.

Man hörte in den Gärten

und auf der Flur kein Vöglein mehr singen, alles war ganz

still und traurig.

Die schädlichen Raupen aber, die sonst

von den Vögeln hinweggefangen wurden, und fraßen Blätter und Blüten ab.

nahmen überhand

11 Die Bäume standen kahl da wie mitten im Winter, und die bösen Buben, die sonst köstliches Obst im Überfluß zu verzehren hatten, bekamen nicht einen Apfel mehr zu essen.

26. Die kluge Maus. Eine Maus kam aus ihrem Loche und sah eine Falle.

Aha! sagte sie, da steht eine Falle!

Die klugen Menschen!

Da stellen sie mit drei Hölzchen einen Ziegel auf, und an

ein Hölzchen stecken sie

sie eine Mausefalle. wären!

ein Stückchen Speck.

Das nennen

Ja, wenn wir Mäuschen nicht klüger

Wir wissen es wohl, wenn man den Speck fressen

will, klapps! fällt der Ziegel um und schlägt den Näscher tot.

Nein, nein, ich kenne eure List! Aber riechen darf man doch daran,

chen weiter. zufallen.

redete das Mäus­

Vom bloßen Riechen kann doch die Falle nicht

Und ich rieche den Speck für mein Leben gern.

Ein bißchen riechen muß ich dran.

Es lief unter die Falle und roch an dem Specke.

Die

Falle war aber ganz lose gestellt, und kaum berührte es mit dem Näschen den Speck: klapps! so fiel die Falle zusammen,

uüd das lüsterne Mäuschen war zerquetscht.

W. Grimm.

27. Der Löwe und die Maus. Der Löwe schlief in seiner Höhle; um ihn her spielte

eine lustige Mäuseschar.

Eine derselben war eben auf einen

hervorstehenden Felsen gekrochen, fiel herab und erweckte den

Löwen, der sie mit seiner gewaltigen Tatze festhielt.

„Ach",

bat sie, „sei doch großmütig gegen mich armes, unbedeutendes

Geschöpf!

Ich habe dich nicht beleidigen wollen;

ich habe

nur einen Fehltritt gethan und bin von dem Felsen herab­ gefallen.

Was kann dir mein Tod nützen?

Schenke mir

das Leben, und ich will dir zeitlebens dankbar dafür sein".

„Geh hin!"

sagte großmütig der Löwe und ließ das

Mäuschen springen.

Bei sich aber lachte er und sprach:

12 „ Dankbar sein? Nun, das möchte ich doch sehen, Ivie ein

Mäuschen sich einem Löwen dankbar bezeigen könnte!"

Kurze Zeit darauf lief das nämliche Mäuschen durch den Wald und suchte sich Nüsse. Gebrüll eines Löwen.

Da hörte es das klägliche

„Der ist in Gefahr", sprach es bei

sich und ging der Stelle zu,

wo das Gebrüll herübertönte.

Es fand den großmütigen Löwen von einem starken

Netze umschlungen, das der Jäger künstlich ansgespannt hatte,

um damit große Waldtiere zu fangen.

Die Stricke hatten sich so künstlich zusammengezogen, daß der Löwe weder seine Zähne noch die Stärke seiner Tatzen gebrauchen konnte, um sie zu zerreißen.

„Warte nur,

mein Freund", sagte das Mäuschen, „da kann ich dir wohl am besten helfen!"

Es lief hinzu, zernagte die Stricke, die

seine Vordertatzen gefesselt hielten, und als diese frei waren, zerriß er das übrige Netz und ward so durch die Hilfe des

kleinen Mäuschens wieder frei.

28. Mäuschen. Frau: Mäuschen, was schleppst du dort Mir das Stück Zucker fort? M.: Liebe Frau, ach vergieb,

Habe vier Kinder lieb; Waren so hungrig noch.

Gute Frau, laß mir's doch.

Da lachte die Frau in ihrem Sinn, Und sagte: Nun, Mäuschen, so lauf nur hin! Ich wollte ja meinem Kinde soeben Auch etwas für den Hunger geben. Das Mäuschen lief fort, o wie geschwind! Die Frau ging fröhlich zu ihrem Kind. W. Hey.

29. Der Sommer. Im Sommer scheint die Sonne heißer als im Frühling.

Die vielen Blumen, welche noch blühen, die Gemüse in den

13

Gärten und alles auf dem Felde schmachtet dann nach Regen. Alles bedarf der Erquickung.

Da verdunkelt sich der Himmel;

der Donner rollt, Blitze blenden das Auge, und ein wohl­ thätiger Regen erfrischt die dürftigen Bäume und Kräuter. Alles wächst nun noch einmal so schön, und der Mensch freut

sich darüber.

Aber die Hitze wird noch größer, das Getreide

reifet, und es rötet sich die Kirsche.

Sie wird den Wangen

des munteren Knaben ähnlich und übertrifft sie bald an

frischer Farbe.

Die Stachelbeere reift mit der Johannisbeere :

die Kinder pflücken sie jubelnd ab und löschen damit ihren

Durst.

Nach und nach wird das Laub der Bäume dunkler,

das Korn wird gelber, und der Schnitter wetzt seine Sense,

um es zu mähen.

Bald liegt es abgeschnitten da, und der

Landmann fährt es nach Hause, um es dort in der Scheune zu dreschen.

Wie schön ist der Sommer!

Kindern süße Früchte,

Er schenkt den

und durch seine Wärme reift das

nützliche Getreide.

30. Es regnet. Es regnet!

1.

Gott segnet Die Erde, die so durstig ist,

Daß ihren Durst sie bald vergißt, O frischer Regen, Du Gottessegen! Es regnet!

2.

Gott segnet Den hohen Baum, den kleinen Strauch

Und all die tausend Blumen auch. O frischer Regen, Du Gottessegen!

3.

Es regnet!

Gott segnet,

Was lebt und webt in weiter Welt;

14 Für jedes Tier ein Tröpflein fällt.

O frischer Regen,

Du Gottessegen! Es regnet!

4.

Gott segnet Die Menschen alle väterlich; Sein Himmelstau erquickt auch mich.

O frischer Regen, Du Gottessegen!

Enslin.

31. Die Ernte. Der Bauer hat zwar schwere Arbeit,

aber er streicht

sich den Schweiß aus dem Gesicht, ist fröhlich und singt ein

niunteres Lied.

Hei, wie die blanken Sensen rauschen und

die laugen, schweren Halme zu Boden sinken! — Der eine Schnitter da wetzt mit dem Wetzsteine seine Sense, denn sie

muß scharf sein, wenn sie viele Halme auf einen Hieb zer­ schneiden soll.

Der Spelzacker da ist bald abgemäht, es steht nur noch eine kleine Ecke, darin hat sich das Häschen versteckt.

wird es herausspringen? — Jetzt — o seht! schnell es laufen kann!

Wann

o seht! wie

Hinter den Mähern kommen fleißige

Frauen oder Mädchen, die das Getreide aufnehmen und in

Strohseile legen, dann wird es in Garben gebunden. ganze Acker liegt voll Garben.

Der

Dort aber werden sie in

Haufen gelegt. Auf dem andern Acker steht der Erntewagen hoch be­

laden.

Noch eine Garbe und noch eine wird hinaufgehoben

— jetzt ist's genug.

Der Knecht läßt die Peitsche knallen,

und nun ziehen die Pferde keuchend

den Wagen auf der

lockeren Erde hin, bis sie auf die feste Straße kommen, wo

es leichter geht.

Bald schwankt der Wagen durch das weite

Thor in den Hof und in die geöffnete Scheune.

Da giebt

cs Arbeit für den Winter; denn wenn der weiße Schnee die

15 Felder deckt, so geht es in den Scheunen klipp, klapp, klipp! Die Drescher dreschen mit schweren Flegeln die Körner aus den Ähren, und ganze Säcke voll Korn und Weizen und Spelz wandern nach der Mühle, auf den Getreideboden oder

auf den Markt.

Viele Leute fahren den Erntewagen gleich

an die Dreschmaschine oder bestellen sich die Dreschmaschine in den Hof.

Ernst Lausch.

32

Die Ährenleserin.

Für alle gab Gott seinen Segen, Für alle trug das Ährenfeld.

Der Arme soll die Hände regen, So will es Gott, der Herr der Welt; Soll sammeln selbst die kleinen Gaben, Die von des Reichen Ueberfluß Im Sommer er umsonst muß haben, Daß er nicht später darben muß. Ernst Lausch.

33. Tischgebet vor dem Essen. Aller Augen warten auf dich, Herr, und du giebst ihnen

ihre Speise zu seiner Zeit.

Du thust deine milde Hand auf

und sättigest alles, was lebt, mit Wohlgefallen.

Herr Gott, himmlischer Vater, segne uns und diese deine Gaben,

die wir von deiner milden Güte zu uns nehmen,

durch Jesum Christum, unsern Herrn.

Amen.

Ein anderes. Komm, Herr Jesu, sei unser Gast, Und segne, was du uns bescheret hast.



16

84, Tischgebet «ach dem Este«, Mr danken dir, Herr, denn du bist freundlich und deine

Güte währet ewiglich.

Amen.

88. Gäste im Garte«. Der Garten hat im Sommer alle Tage Gäste.

Kinder gehen gern in den Blumengarten und spielen.

Die

Aber

sie dürfen nicht auf die Beete treten und ohne Erlaubnis auch keine Blume abpflücken, damit die Atem und Geschwister

und die anderen Leute, die in den Garten kommen, sich über

die Blumen freuen können.

Auch den Obstgarten lieben die

Kinder und springen gern unter den Bäumen im Grase um­ her.

Mnn da- Schneeglöckchen geläutet hat, blühm da an

der Hecke die blauen Veilchen.

Obst.

Im Sommer giebt es schönes

DaS dürfen die Kinder auch nicht abpflücken,

es die Eltern nicht haben wollen.

tocttn

Ist das schlimm?

O

nein, die Atem sind gut, und artige Kinder gehen nie leer aus. Der Obstgarten hat auch noch andere Gäste.

Im Früh­

jahre, wenn die Bäume Blätter gewinnen, kommt das Räup-

chen und sagt: „Hier ist mein Tisch gedeckt!" und fängt an zu esien.

Wenn der Kirschbaum blüht, kommt das Bienlein

und sagt: „Hier ist auch etwas für mich", und schlürft den

süßen Honigseim.

Spätzlein.

Wenn die Kirschen reif sind, kommt das

Das sagt gar nichts,

sondern setzt sich

auf die

Zweige mitten zwischen die roten Kirschen und ftißt tapfer

drauf los.

Das ist dem Gärtner gar nicht recht.

Er sucht

eS mit Lumpen, Klapper und Vogelflinte fern zu halten. Der

Apfelbaum wird von den kleinen Mägdlein und Buben und

selbst von den großen Leuten gar gern besucht. Die Biene ist auch im Blumengarten ein täglicher Gast, und der Schmetterling auch.

Die eine ist fleißig und saugt

den Honig aus den Blumen und trägt ihn emsig in ihre

Zellen; der andere spielt und tändelt nur auf den Blüten

17 und flattert lustig

im Sonnenschein.

und Würmlein sind im Garten,

Auch zahllose Käfer

die sich alle ihres Leben­ Ernst Lausch.

freuen.

36, DeS Kirschbaums Gäste. 1. Der Kirschbaum grünt an Zweig und Ast, Da hat er auch schon einen Gast.

Arn jungen Grün und zarten Blatt

Frißt sich das Räupchen voll und satt. 2. Der Kirschbaurn blüht an Zweig und Ast,

Da hat er wieder einen Gast. Da- Bienchen findet Honigseim

Und ttägt ihn in die Zellen heim.

3. Und sind der Wochen sechs vorbei.

So kommen gar der Gäste zwei. Kennst du sie wohl?

Sag es geschwind!

®8 ist das Spätzlein — und das Kind. Ernst Lausch.

37. Bogel. Knabe, ich bitt' dich, so sehr ich kann: O rühre mein kleines Nest nicht an!

O sieh nicht mit deinen Blicken hin! Es liegen ja meine Kinder drin; Die werden erschrecken und ängstlich schrei'«,

Wenn du schaust mit den großen Augen hinein. Wohl sähe der Knabe das Nestchen so gern,

Doch stand er behutsam still und fern.

Da kam der arme Bogel zur Ruh, Flog hin und deckte die Kleinen zu,

Und sah so fteundlich den Knaben an:

Hab Dank, daß du ihnen kein Leid gethan.

«. H.y. 8*



la­

ss. Die Quelle. An einem heißen Sommertage ging der kleine Wilhelm über Feld. vor Durst.

Seine Wangen glühten vor Hitze, und er lechzte

Da kam er zu einer Quelle, die im Schatten

einer Eiche hell wie Silber aus einem Felsen hervorbrach.

Wilhelm trank sogleich von dem eiskalten Wasser und sank fast ohnmächtig zur Erde.

Er kam krank nach Hause

und verfiel in ein gefährliches Fieber.

„Ach", seufzte er auf

seinem Krankenbette, „wer hätte es jener Quelle angesehen, daß sie ein so schädliches Gift enthalte!"

Vater

sprach:

heit nicht

„Die reine Quelle

schuld,

ist

Allein Wilhelms an

deiner Krank­

sondern deine Unvorsichtigkeit und Un­

mäßigkeit".

39. Der Abend. Es wird Abend.

Die Sonne sinkt an den Rand des

Himmels, die Wolken in ihrer Nähe färben sich rot.

Die

Hitze hat aufgehört, es weht ein kühles Lüftchen, über dein

Wasser erhebt sich der Nebel, das Gras wird von dem Tau befeuchtet.

In der Luft spielen Mücken in zahllosen Schwär­

men, die Vögel in den Büschen singen ihr letztes Lied, die Bienen kehren zu ihren Stöcken zurück, und alle schicken sich

an zu schlafen.

Desto munterer quaken die Frösche in den

Pfützen, die Maikäfer schwirren, die Fledermäuse flattern

umher,

und Glühwürmchen leuchten in der Dämmerung.

Die Arbeiter sind von dem Felde zurückgekehrt und die Vieh­

herden von der Weide. Ruhe.

Alles ist müde und sehnt sich nach

Aber Menschen und Tiere sind auch hungrig und

warten auf ihr Abendbrot.

Die rauchenden Schornsteine und

die heimkehrenden Wagen mit Futter zeigen, daß dafür ge­ sorgt wird.

Bald werden alle satt sein und sich dem Schlaf

überlassen.

W. Curtmann.

19

40. Noch ein Abendgebet. Müde bin ich, geh' zur Ruh', Schließe beide Äuglein zu. Vater, laß die Augen dein Über meinem Bette sein!

Hab ich Unrecht heut' gethan,

Sieh es, lieber Gott, nicht an. Deine Gnad' und Jesu Blut Macht ja allen Schaden gut. Alle, die mir sind verwandt,

Gott, laß ruhn, in deiner Hand.

Alle Menschen, groß und klein,

Sollen dir befohlen sein. Kranken Herzen sende Ruh', Nasse Augen schließe zu;

Laß den Mond am Himmel stehn Und die stille Welt besehn.

41. Die Schnaken. Schnaken giebt es überall.

An heißen Sommertagen

tanzen sie im Sonnenschein lustig auf und ab.

auch Musik bei ihrem Tanz. oder Geigen.

Sie haben

Es ist ein merkwürdiges Singen

Das machen sie selber.

Die Tänzer sind zu­

gleich ihre eigenen Musikanten. Es giebt auch

eine böse Sorte von Schnaken.

sind die Rheinschnaken oder Stechmücken.

Die tanzen nicht.

Am Tage sind sie meist ruhig und schlafen. Dämmerung werden sie munter.

ist das Blutsaugen.

Das

Erst in der

Ihr einziges Vergnügen

Wenn die müden Menschen sich schlafen

gelegt haben, dann kommen die Langbeine.

Sie setzen sich

dem Schläfer in das Gesicht, auf die Hände oder wo sie sonst ankommen können.

Dort stechen sie und saugen das

20 süße Blut.

In mancher Nacht kommen so viele, daß man

aufwacht und gar nicht mehr einschlafen kann.

Am andern

Morgen juckt dann die Haut so arg, daß man immer kratzen

möchte.

Dadurch wird es aber nur schlimmer.

Am meisten

werden die zarten Kindlein von ihnen geplagt; an diese gehen

die Blutsauger am liebsten. Ihr möget eure Fenster und Thüren Tag und Nacht

zuhalten! Alles umsonst.

Die Schnaken kommen doch herein.

DaS ist ein großes Elend.

Danke deinem Herrgott, wenn

es bei euch keine von diesen Rheinschnaken giebt.

42. Die Taube. Rukediku — die Thür ist noch zu. Faules Büblein, wo steckst denn du? Komme geschwind und öffne den Schlag!

Längst ist eS Tag. Rukediku — da fliegt sie hinaus,

Holt ihren Kindem Futter ins Haus, Erbsen und Wicken.

Ei Kind, deine Pflicht,

Die vergiß nicht.

48. Die Glocke schlägt. Der Mond, der scheint, Das Kindlein weint,

Die Glock' schlägt zwölf Daß Gott doch allen Krarcken helf. Gott alles weiß, Das MäuSlein beißt; Die Glock' schlägt ein,

Der Traum spielt auf dem Kiffen dein.

Die Stewlein schön Am Himmel gehn;

21 Die Glock' schlägt zwei. Sie gehn hinunter nach der Reih'.

Der Wind, der weht, Der Hahn, der kräht; Die Glock' schlägt drei,

Der Fuhrmann hebt sich von der Streu. Der Gaul, der scharrt.

Die Stallthür knarrt; Die Glock' schlägt vier,

Der Kutscher siebt den Hafer schier. Die Schwalbe lacht. Die Sonn' erwacht;

Die Glock' schlägt fünf,

Der Wandrer macht sich auf die Strümps'. Das Huhn gagackt,

Die Ente quakt; Die Glock' schlägt sechs.

Steh auf, steh auf, du faule Hex. Zum Bäcker lauf,

Mn Wecklein kauf; Die Glock' schlägt sieben, Die Milch thu an das Feuer schieben.

Thu Butter nein Und Zucker fein;

Die Glock' schlägt acht, Geschwind dem Kind die Suppe gebracht!

44. Der Morgerr. Die Nacht ist vorüber.

däumerung beginnt.

layj verkündigt.

Es wird hell.

Die Morgen-

Die Hähne haben sie schon eine zeit-

Die erwachenden Bögel zwitschern vor den



SS



Die Landleute verlassen ihre Betten, füttern das

Fenstern.

Bieh im Stalle,

schirren die Pferde au und gehen an ihre

Arbeit. Die Sonne ist unterdessen hinter den Bergen hervor-

Ihre Strahlen wecken die noch schlafenden Tiere.

gekommen.

Die Bienen fliege» aus ihrem Stocke hervor und suchen in

den Blumen und Blüten Honig.

Die Tauben fliegen auf

den Hof oder ins Feld, um ihr Frühstück zu finde». Auf den Wiesen und auf den Feldern glänzt alles von

hellen Tautropfen. frisch geworden.

Was gestern dürr war, ist heute wieder Die Menschen,

welche gestern müde und

schläfrig waren, sind jetzt wieder stark und gehen munter an

ihre Arbeit. Mittage.

Auch die Tiere sind fröhlicher als an dem

Nur die Langschläfer liegen noch im Bette.

45, Sotmewfchei«. 1.

Sonnenschein, Klar und rein,

Leuchtest in die Welt hinein, Machst so hell, so warm, so schön,

In den Thälem, auf den Höhn,

Wie du alle überstrahlst Und so hold und lieblich malst.

2.

Sonnenschein,

Klar und rein, Kehr' auch in das Herz mir ein! Wenn ich habe heitren Sinn,

Gut und froh und freundlich bin, Dann ist's in dem Herzen mein Wunderbarer Sonnenschein.

46, RStfel. Nun, Kinder, könnt ihr raten

Auf einen Kameraden,

23 Der, wo ihr geht und wo ihr steht, Getreulich immer mit euch geht.

Bald lang und schmal, bald kurz und dick,

Doch bei euch jeden Augenblick,

So lang' die Sonn' am Himmel scheint, Denn so nur, Kinder, ist's gemeint, Wo weder Sonne scheint, noch Licht, Ist auch der Kamerade nicht.

47, Der Sonntag. Der Sonntag ist ein Ruhetag für die großen und kleinen

Leute.

Auf den Feldern wird nicht gearbeitet, und auch zu

Hause wird nur das Nötigste besorgt.

Die Leute ziehen ihre

besten Kleider an, gehen in die Kirche und fingen und bete«. Der Herr Pfarrer predigt auf der Kanzel vom lieben Gott.

Da hören alle Leute andächtig zu, dann fingen und beten sie wieder, und wenn der Gottesdienst zu Ende'ist, gehen fie heim in ihre Häuser.

Mr wollen auch in die Kirche

gehen; wenn wir dann zum Papa und zur Mama kommen, wollen wir chnen alles erzählen,

was wir gesehen und ge-

hött haben. Der Sonntag ist der schönste Tag,

Da läuten uns die Glocken wach, Das ganze Haus ist schmuck und rein Und hell wie lauter Sonnenschein. Biel stiller ist's, als andre Zett,

Und überall ist Sand gestreut. Das Kind zieht an die neuen Schuh'

Und 's schöne Sonntagskleid dazu.

Denn wenn wir in die Kirche gehn, So wird der liebe Gott uns sehn;

Zu treten vor sein Angesicht Im AlltagSkleide, schickt sich nicht.

24 Doch lieber als das schönste Kleid Sieht Gott ein Herz voll Frömmigkeit:

Das Kind, das betend zu ihm blickt, Das hat am schönsten sich geschmückt. Ernst Lausch.

48. Sonntag. All die ganzen langen Wochen Hat der Vater viel zu thun,

Darf nicht rasten und nicht ruhn;

Hat ein Wörtchen kaum gesprochen

Früh zu seinem armen Kind, Muß er wieder fort geschwind. Auf den Sonntag muß ich hoffen

Durch die ganze Woche lang; Bei dem hellen Glockenklang Stehn mir schnell die Äuglein offen,

Bleibe nicht im Bette mehr, Laufe schnell zum Vater her.

Darf dann immer mit ihm gehen, In den Garten, auf das Feld, Und die ganze schöne Welt Rings herum läßt er mich sehen,

Sagt mir, wie Gott alles schafft Durch sein Wort und seine Kraft.

25 Sonntag, o von allen Tagen Hab' ich keinen lieb wie dich; Weckt der Klang der Glocken mich, Und ich hör' die Mutter sagen: Heute ist der Tag des Herrn, O wie hör' ich das so gern!

W. H-y.

49» Der Mond und die Sterne. Wenn es völlig Nacht geworden ist,

so erscheinen die

Sterne am Himmel, zuweilen auch der Mond. ist viel matter als der Sonnenschein.

kann man nicht lesen,

Sein Schein

Beim Mondscheine

man sieht auch nicht in die Ferne.

Nicht immer sehen wir den Mond als eine runde Scheibe

Bisweilen erscheint er uns nur halb­

am Himmel stehen.

rund, zu einer andern Zeit sogar so schmal wie eine Sichel. Wenn es Vollmond ist, könnt ihr ihn am besten betrachten.

Vielleicht seht ihr auch ein Männchen darin mit einer Last

Holz auf dem Rücken.

Wie die Sonne, so können auch die

Sterne und der Mond von Wolken bedeckt werden.

Der

Rand der Wolken, die vor dem Monde stehen, glänzt dann oft wie Schnee.

Die Sterne sehen aus wie große Funken. Einige leuchten viel stärker als die übrigen.

Die kleinsten Sterne kann man

nur bei ganz klarem Himmel sehen, wenn es sonst völlig dunkel ist.

Es ist gar schön, daß der liebe Gott die finstere

Nacht durch die Sterne erleuchtet.

Zählen kann man die

Sterne nicht, weil ihrer zu viele sind und weil sie auch nicht

in Reihen stehen.

Fromme Leute betrachten gern den ge­

stirnten Himmel und denken dabei an Gott,

der das alles

geschaffen hat.

50. Das Märchen vom Mann im Mond. Vor alten Zeiten ging einmal ein Mann am Sonntag­

morgen in den Wald, machte sich Holz, eine mächtige Welle, band sie, steckte einen Staffelstock hinein,

hockte die Welle

26 auf und trug sie nach Hause.

Da begegnete ihm unterwegs

ein hübscher Mann in Sonntagskleidern.

Der wollte wohl

in die Kirche gehen, blieb stehen, redete den Wellenträger an und sagte:

„Weißt du nicht, daß auf Erden Sonntag ist,

an welchem Tag der liebe Gott ruhte, als er die Welt und

alle Tiere und die Menschen geschaffen?

Weißt du nicht,

daß geschrieben steht im dritten Gebote: Du sollst den Feier­ tag heiligen?" — Der Fragende aber war der liebe Gott

Jener Holzhauer jedoch war ganz verstockt und ant­

selbst.

wortete:

„Sonntag auf Erden oder Montag im Himmel,

was geht das mich an,

und was geht es dich an?"

„So

sollst du deine Reisigwelle tragen ewiglich!" sprach der liebe

Gott, „und weil der Sonntag auf Erden dir gar so unwert ist, so sollst du forthin ewigen Montag haben und im Monde

stehen, ein Warnungsbild für die, welche den Sonntag mit

Arbeit schänden!" Von der Zeit an steht im Monde immer noch der Mann

mit dem Holzbündel und wird wohl auch so stehen bleiben

bis in alle Ewigkeit.

51» Gott weiß. 1. Weißt du, wieviel Sternlein stehen

An dem blauen Himmelszelt? Weißt du, wieviel Wolken gehen Weithin über alle Welt? —

Gott der Herr hat sie gezählet, Daß ihm auch nicht eines fehlet

An der ganzen großen Zahl. 2. Weißt du, wieviel Mücklein spielen

In der heißen Sonnenglut,

Wieviel Fischlein auch sich kühlen In der Hellen Wasserflut? —

Gott der Herr rief sie mit Namen,

27

Daß sie all ins Leben kamen, Daß sie nun so fröhlich sind. 3. Weißt du, wieviel Kinder frühe Stehn aus ihrem Bettlein auf, Daß sie ohne Sorg' und Mühe, Fröhlich sind im Tageslauf? — Gott im Himmel hat an allen Seine Lust, sein Wohlgefallen, Kennt auch dich und hat dich lieb.

W. Hey.

52. Die lateinische Druckschrift.

Deutsch: a b c d e s g h i k Lateinisch: a b c d e f g h i k da hack

ab back

gab feig

geb dich

gieb ach

die feg

bei ich.

dick hab

Deutsch: l m N o p q r s s t u Lateinisch: 1 m n o p q r s t u am lieg blau empor quer roh braun leer rot

an lob mir du quitt klettern trocken trüb noch

das kühl noch bis quak kein krumm taub machen.

im kahl nah bin quellen leicht hören hart

in grau packen das bequem lieb allein klar

lag grün pur dir riechen laut matt kalt

Deutsch: v w x y z j ß sch Lateinisch: v w x y z j SS sch von weit

vor wann

wo wenn

was wer

weil hex

28

fix zäumen schaden schräg nass

exerzieren zornig schaben schicken lass

qualmen stumm paar riechen gespannt pfeifen wissen drei dreizehn dunkel

wetzen still haarig fliessen spielen tischen sagen fünf fünfzehn gelb

zu zahm schreiben dass iss

zwei steif moosig fliegen sperren schiffen singen sieben siebzehn hoffen.

zwei kurz wälzen schon scheiden schief gross muss jener. jung

knapp fromm viel sparsam kränklich schaffen suchen neun neunzehn

starr schnell reich spät glänzen vergessen eins elf blind

Deutsch: A B CDEFGHJK Lateinisch: A B ODE F G H I K Band Baum Arm Abend Adam Christine Ceder Christus Christian Blei Ei Eis Dorf Dach Damm Fisch Engel EssigEnte Eiche Garten Glocke Glas Feld Frau Igel Insel Herd Holz Hans Erde Gott Kalb Kern Kopf Heinrich Karl Hirsch Blumen Beeren Kirche Hasen Antonie Eduard Bertha Distel. Anna

29

Deutsch: Lateinisch: Ofen Uhr Wolf Quaste Laub Maus Peter Sonne Besenstiel Rechnung Prophet

LMNOPQRSTUVW L M N 0 P Q R S T U V W Quittung Otto Quelle Obst Vollmond Ufer Vater Wald Wolken Qual Qualm Ohmet Elisabeth Geselle Überzug Welt Lied Mond Mann Licht Nebe Pelz Nacht Nuss Rose Reim Perle Rad Sumpf Strumpf Stiefel Tag Keller Marmor Wirt Gast Vater Vogel Wilhelm Thür Hausknecht.

Deutschi Lateinisch: Xanten Xerxes Zopf Zahl Johannes Schaf Ypsilon Schule Jungfrau Kerl Katzen Rache Zorn. Mut

Sieger Feind Frau Himmel Wald

Sack Zähne Schuld Stab Jagd

X I X Y Ysop Zigeuner Schlaf Posten Herz Schrei

Z I Sch Z J Sch Zimmer Zeit Jesus Joseph Schlamm Schirm Wacht Fluss Leder Kaufmann Schwert Horn

Platz Thräne Luft Sommerzeit Korn

Tannen Fleck Sonnenschein Land Flut

30

Schiffe Thal Schäflein Berg Zeit Pforten

Herbst Choral Main Hügel Schüler Durst

Kelter Gottesgarten Rhein Flügel Herr Sünden.

Wein Pfarrer Füssen Haus Einsiedel

53. Der Herbst. Wenn die Birnen, die Äpfel, die Zwetschen und die Weintrauben reif sind, dann ist es Herbst. Die Blätter an den Bäumen werden gelb und fallen ab. Die Tage werden kürzer, die Nächte länger. Die Feldfrüchte sind eingeerntet. Der Bauer streut neuen Samen aus, damit es auch im künftigen Jahre nicht an Brot fehle. Die Schwalben, die Störche und viele andere Vögel ziehen von uns fort, weil es kalt wird und sie kein Futter mehr finden. Die Stürme fangen an zu brausen. Im Garten stehen nur noch wenige Blumen in ihrem Schmucke, und gar bald werden auch sie nicht mehr blühen. Die Leute aber kaufen sich Holz und Kohlen und warme Kleider zum Schutze gegen die Kälte des kommenden Winters.

54. Im Walde. Im Walde ist’s herrlich und schön. Da stehen die Eichen und Buchen mit dem dichten Laube, die Fichten und Tannen mit den spitzigen Nadeln. Da wachsen allerlei Sträucher, Beeren mancherlei Art, Blumen, Gras und Kräuter und Moose, üppig und frisch. Auf den Ästen singen tausend Vögel. An den hohen Stämmen klettern Eichhörnchen. Durch die Büsche brechen Hirsche und Rehe. Am Boden schleicht der Fuchs, spielt und nascht der Hase. Ja, im Walde ist es schön!

55. Der Hase. Der Hase ist etwas kleiner als die Katze- Er hat ein braunes, weiches Pelzröcklein an. Am Kopfe stehen zwei sehr lange Ohren. Der Jägersmann nennt sie Löffel. Die Augen sind sehr gross. An der Schnauze stehen lange Haare wie bei der Katze. Man nennt sie Schnurr­ haare. Die Hinterbeine des Hasen sind viel länger als die Vorderbeine. Der Jäger nennt alle vier Beine des Hasen Läufe. Den kurzen Schwanz nennt er Blume. Der Hase hat viele Lagerstellen, im Wald, im Feld und auf der Heide. Er frisst Gras, Kraut, Rüben und alles, was zart und süss schmeckt. Er ist ein grosses Leckermaul. Im Winter geht es ihm aber auch recht schlecht. Seine Kost geht ihm aus. Regen, Wind und Schnee ärgern ihn, denn sein Haus hat kein Dach. Und nun kommen auch noch seine Feinde: die Jäger, die Hunde und die Füchse.

56. Die grüne Stadt. Ich weiss euch eine schöne Stadt, Die lauter grüne Häuser hat. Die Häuser, die sind gross und klein, Und wer nur will, der darf hinein.

Die Strassen, die sind freilich krumm, Sie führen hier und dort herum; Doch stets gerade fortzugehn, — Wer findet das wohl allzuschön ? Die Wege, die sind weit und breit Mit bunten Blumen überstreut. Das Pflaster, das ist sanft und weich, Und seine Färb’ den Häusern gleich. Es wohnen viele Leute dort, Und alle lieben ihren Ort;

32

Ganz deutlich sieht man dies daraus, Dass jeder singt in seinem Haus. Die Leute sind da alle klein, Denn es sind lauter — Vögelein; Und meine ganze grüne Stadt Ist, was den Namen „Waldu sonst hat. Ortlepp.

57. Der Sturmwind. Hei, wie das saust und braust! So ein tüchtiger Sturmwind versteht’s. Er reisst die Schiefer von den Dächern, schlägt die Läden zu, dass die Fenster klirren, und schüttelt die Bäume, dass sie krachen. Er singt und brummt, bläst und pfeift, wie man es hören will. Der Wind ist ein wilder Reitersmann; er fegt die Strassen, und was er trifft, muss mit ihm jagen. Ihm macht das Spass: er neckt und ärgert die Leute. Kappen und Hüte sind ihm ein liebes Spiel; husch, sind sie fort! Lauf nach und fang sie ein! Magst du das nicht, so lass ihn sausen und sieh und hör daheim dem wilden Treiben zu! H. stahl.

58. Der Wind. Ich bin der Wind Und komm’ geschwind. Ich wehe durch den Wald, Dass weit es widerhallt. Bald säusle ich gelind Und bin ein sanftes Kind; Bald braus’ ich wie ein Mann, Den niemand fesseln kann. Schliesst Thür und Fenster zu, Sonst habt ihr keine Ruh’! Ich bin der Wind Und komm’ geschwind. Fr.

Pocci.

— 33 —

59. Der Laubwald im Herbst. Der Laubwald sieht bunt aus. Das Laub der Bäume ist nicht mehr grün, es hat sich gefärbt. Einige Bäume haben rotes, andere braunes, wieder andere gelbes oder buntes Laub. Manche Bäume und Sträucher sind auch schon ganz entblättert und ihre Aste und Zweige sind kahl. Ihre Blätter sind zu Boden gefallen und bilden eine dichte Decke, unter welcher Samenkörner und Wurzeln geschützt ruhen. Von vielen Waldbäumen und Waldsträuchern sind auch die Früchte reif und fallen ab. Eicheln, Bucheln oder Bucheckern und Haselnüsse werden gesammelt. Odo Twiehausen.

60. Die Arbeiten auf dem Kartoffelacker. Die Kartoffeln werden mit der Hacke oder dem Karste aus dem Boden gehackt und aufgelesen und meistens gleich sortiert. Die angefaulten, angefressenen und zerhackten sollen verfüttert werden. Sie heissen Futterkartoffeln. Die besten werden für den Tisch des Menschen ausgesucht. Es sind die Speisekartoffeln. Die kleineren werden zum Setzen für das nächste Jahr be­ stimmt; sie heissen Setzkartoffeln. Sie alle werden in Säcke gefüllt, nach Hause gefahren und dann im Keller wohl verwahrt. Odo Twiehausen.

61.Der Kinder Lust auf dem Kartoffelacker. Knaben und Mädchen haben zur Herbstzeit viel Ver­ gnügen auf dem Kartoffelacker. Nachdem sie fleissig mit aufgelesen haben, tragen sie die trockenen Kartoffelund Unkrautstengel des ganzen Ackers zusammen und zünden sie an. Damit erweisen sie dem Felde einen grossen Dienst; denn der Acker wird rein von allem Stengelzeug, und der Unkrautsamen, der allenfalls noch an den Stengeln ist, wird mitverbrannt; die Hauptsache 3*

34

aber ist die Asche, sie düngt. Daran denken die Knaben zwar nicht, wenn sie ihr Feuer machen. Sie wollen nur sich und ihren Gespielen eine Freude machen, vielleicht die letzte, die sie auf lange Zeit hin im Freien haben. Und dazu haben sie auf dem Kartoffelacker ja alles, was sie brauchen, nicht bloss Stengel zum Brennen, sondern auch Kartoffeln zum Braten. Eine so kräftig duftende Kartoffel ist eine herrliche Speise. Auch mancher von den Erwachsenen lässt sich verlocken und beisst an, denn die saure Arbeit macht hungrig. Odo Twiehausen.

62. Der Weizen. Auf dem Acker streut der Landmann im Herbste viele Körner in die weich gepflügte Erde. Im Herbste noch wachsen daraus schmale, kleine Grasblätter, und der ganze Acker gleicht einer frischen Wiese. Im Winter aber kann der Weizen nicht mehr wachsen; denn die Luft ist zu kalt, und kaum wird er durch die weisse Schneedecke vor dem Erfrieren geschützt. Aber da kommt der Frühling; die Lerche singt über der Flur ihr Freudenlied und lässt sich dann in dem grünen Acker nieder, um darin ihr Nest zu bauen. Die emporwachsenden Halme bergen bald das Nest mit den Jungen. Oben auf den Halmen zeigen sich nun Ähren, anfangs grün, dann allmählig gelb werdend. Glühende Klapperrosen und himmelblaue Kornblumen schmücken das- einfarbige Feld. Bald nahen die Schnitter. Mit Sicheln schneiden sie die Halme und binden sie dann behutsam in Garben. Diese werden in der Scheune bei dem Hause gedroschen, damit die reifen Körner herausspringen. Aus ihnen wird in der Mühle das Mehl gemahlen, aus welchem der Bäcker nahrhaftes Brot und wohlschmeckenden Kuchen bereitet.



35



63. Der Landmann. Der Landmann kann wohl streuen Den Samen auf das Land; Doch Wachstum und Gedeihen, Das kommt aus Gottes Hand. Der sendet Tau und Regen Und Sonn- und Mondenschein; Der giebt zur Saat den Segen. Ohn’ Gott kann nichts gedeihn

64. Herbsteszeit. Herbsteszeit, reiche Zeit, Gott hat Segen ausgestreut, Dass sich alle Bäume neigen Von den fruchtbeladnen Zweigen. Schaut nun her mit Vaterblicken, Wie sich alle dran erquicken. Menschen, nehmt die Gaben gern, Aber ehret auch den Herrn!

65. Störche. Ihr lieben Störche, was habt ihr im Sinn, Warum fliegt ihr alle zur Sonne hin?

36

St. Es wird so kalt und schaurig hier, Uns friert; drum ziehen von dannen wir. Fliegt hin denn mit eurem leichten Gefieder; Doch Störche, das bitt’ ich, kommt recht bald wieder.

Und wie sie waren fortgeflogen, Da kam der Winter hergezogen. Das leere Nest auf dem Dache droben, Das streut er mit Federn voll bis oben. Doch möcht es ein kaltes Lager sein, Da konnte sich wohl kein Storch dran freu n. W. Hey.

66. Der süße Brei. 1. Es war einmal ein kleines armes Mädchen, das wohnte

mit seiner Mutter zusammen.

Sie hatten beide nichts zu

essen und mußten großen Hunger leiden.

Mädchen in einen großen Wald. alte Frau.

mußte.

Da ging

das

Hier begegnete ihm eine

Die wußte schon, daß das Mädchen Hunger leiden

Deshalb schenkte sie ihm einen Tops.

Die Frau

sagte: Sprichst du zu diesem Tops: Töpfchen koch! so kocht

es guten, süßen Reisbrei; sprichst du aber: so hört es auf zu kochen.

Töpfchen steh!

Da nahm das Mädchen den Topf

und brachte ihn heim zu seiner Mutter.

Nun brauchten sie

keinen Hunger mehr zu leiden; denn so oft sie wollten,

aßeit sie süßen Reisbrei.

2. Einmal ging die Mutter fort,

ganz allein

zu Haus.

und das Mädchen war

Da es Hunger hatte,

sprach es:

Töpfchen koch! Aber es hatte vergessen: Töpfchen steh! Das Töpfchen kochte immer fort,

es lief über, die Küche wurde

voll Reisbrei, das ganze Haus, die Straße und zuletzt alle Häuser.

Nur ein Haus blieb übrig.

sich zu helfen.

Kein Mensch wußte

37 Da endlich kam die Mutter nach Haus und rief: Töpf­

Sogleich hörte es auf zu kochen.

chen steh!

die Stadt wollte,

Wer aber in

der mußte sich durch den Reisbrei essen.

67* Der Wolf und der Fuchs. 1. Der Wolf hatte den Fuchs bei sich, und was der Wolf

wollte,

Einmal gingen beide

mußte der Fuchs thun.

das

durch den Wald, da sprach der Wolf: Rotfuchs, schaff mir

etwas zu fressen,

oder ich fresse dich.

Fuchs: Ich weiß einen Bauernhof,

Da antwortete der

auf demselben sind ein

Paar junge Lämmer, hast du Lust, so wollen wir eins holen.

Der Wolf war es zufrieden, sie gingen hin, und der Fuchs holte ein Lämmchen, brachte es dem Wolf und machte sich fort. Da fraß es der Wolf auf, aber er war noch nicht satt;

deshalb ging er hin, um das andere auch zu holen.

Weil

er es aber so ungeschickt machte, wachte die Mutter von dem

Lämmlein auf und fing so sehr an zu schreien, daß die Bauern herbeigelaufen kamen.

Da sahen sie den Wolf und schlugen

ihn so erbärmlich, daß er hinkend wieder zu dem Fuchs kam. Du hast mich angeführt,

sprach er,

ich wollte das andere

Lamm auch holen, und da haben mich die Bauern bald tot­ geschlagen.

Der Fuchs

antwortete:

Warum bist du so ein

Nimmersatt!

2. Am andern Tag gingen beide abermals ins Feld.

Da

sprach der Wolf: Rotfuchs, schaff mir etwas zn fressen oder

ich fresse dich.

Der Fuchs antwortete: Ich weiß einen Bauern­

hof, da backt die Frau heut abend Pfannkuchen, wir wollen uns davon holen.

Sie gingen hin,

und der Fuchs schlich

um das Haus herum, guckte und schnupperte so lange, er die Pfannkuchen gefunden hatte.

herab und brachte sie dem Wolf.

bis

Er zog sechs Kuchen

Hier hast du zu fressen,

sprach er zu ihm und ging seiner Wege.

38

Der Wolf hatte die Pfannkuchen gleich hinuntergeschluckt und sprach: Sie schmecken recht gut,

ging hin und wollte

noch mehr holen, riß aber die Schüssel mit herunter, daß sie in Stücke zersprang.

Durch den Lärm erwacht, kamen die daß er mit zwei lahmen

und schlugen ihn,

Leute herbei,

Beinen laut heulend zu den: Fuchs kam.

Du hast mich

garstig angeführt, rief er, die Bauern haben mich erwischt bald halb totgeschlagen.

und inich

Der Fuchs antwortete

wieder: Warum bist du so ein Nimmersatt!

3.

Tag sprach der Wolf wieder:

Am dritten

schaff mir etwas zu fressen, oder ich fresse dich.

Rotfuchs,

Der Fuchs

antwortete: Ich weiß einen Mann, der hat heute ein Schwein

das Fleisch liegt in einem Faß im Keller, das

geschlachtet,

wollen wir holen.

Da sprach der Wolf: Ich will gleich mit­

gehen;

wenn ich nicht mehr gehen kann, da mußt du mir

helfen!

Meinetwegen, sprach der Fuchs, und führte ihn in

den Keller. sing

gleich

Da war nun recht viel Fleisch. an

zu

dachte:

fressen und

Der Wolf

Ehe ich aufhöre,

hat's Zeit.

Der Fuchs ließ sich's auch gut schmecken, lief aber immer zu dem Loch, durch das sie gekommen waren, und versuchte, ob er noch schmal genug wäre,

um hindurch

zu laufen.

Lieber Fuchs, sprach der Wolf, warum läufst du denn immer hinaus und dann wieder herein?

Ich muß doch sehen, ob

niemand kommt, antwortete der listige Fuchs.

Aber der Bauer

hatte den Lärm in dem Keller gehört, er nahm einen dicken Stock und ging in den Keller.

Der Fuchs, wie er ihn sah,

war mit einem Satz draußen; der Wolf wollte auch hindurch

springen,

aber er hatte sich so dick gefressen, daß er im Loch

stecken blieb.

Der Bauer schlug ihn mit seinem Knüppel tot.

Der Fuchs aber sprang in den Wald und freute sich,

er den alten Nimmersatt los war.

daß



39



68. Bär. Was kommt denn da für ein Tanzmeister her ? Willkommen, willkommen, du lieber Bär! Was du doch alles für Künste verstehst, Wie zierlich du auf zwei Beinen gehst! Nur schade noch, Bärchen, höre du: Du brummst so gar verdriesslich dazu. Dem Bären war’s freilich nicht zum Lachen, Er musste hier seine Sprünge machen; Viel lieber wär’ er im Wald zu Haus Und schliefe in seiner Höhle aus. Hier musste er hungern den halben Tag: Viel lieber ging er dem Honig nach. w. Hey.

69. Die Spinne. Sieh, am Fenster sitzt eine Spinne. 0 thu ihr nichts zu leid. Sieh, wie sie fleissig ist! Sie spinnt einen langen Faden, so fein und zart. Sie macht den Faden fest und klettert auf und ab daran und spinnt und spinnt im Kreise stets herum. Nun ist sie fertig, die Frau Spinne. Ei, wie hat sie es so gut gemacht! Wer hat’s ihr doch gezeigt, dass sie so zierlich spinnen kann? Nun ruht sie aus und setzt sich in die Ecke hin, möcht auch ihr Frühstück gerne haben. Da kommt die dumme Fliege daher gesummt. Die denkt: Was ist das hier? Das muss ich mir besehen! und fliegt hinein. 0 weh, da sitzt sie fest mit ihren Beinchen und kann nicht los. Nun kommt die Spinne rasch herbei und speist sie auf mit Stumpf und Stiel.

70. Vom Spinnlein und Mücklein. 1. Die Spinne hat gesponnen Den Silberfaden zart und fein.

40

Du Mücklein in der Sonnen, Nimm wohl in Acht die Flügelein. 2. Die Spinne hat gewebet Ihr seidnes Netz mit kluger Hand. Wer weiss wie lang noch lebet Fein Mücklein, das die Flügel spannt! 3. Fein Mücklein, horcht! wie denkt es? Durchs Netz zu fliegen sei ein Spiel. Frau Spinne aber fängt es Und speist es auf mit Stumpf und Stiel.

71. Schlaf Kindlei«. Schlaf, Kindlein, schlaf! Der Vater hütet die Schaf. Die Mutter schüttelt's Bäumelein,

Da fällt herab ein Träumelein. Schlaf, Kindlein, schlaf! Schlaf, Kindlein, schlaf! Am Himmel ziehn die Schaf, Die Sternlein sind die Lämmelein, Der Mond, der ist das Schäferlein. Schlaf, Kindlein, schlaf!

Schlaf, Kindlein, schlaf! So schenk' ich dir ein Schaf Mit einer goldnen Schelle fein, Das soll dein Spielgeselle sein. Schlaf, Kindlein, schlaf! Schlaf, Kindlein, schlaf! Und blök nicht wie ein Schaf, Sonst kommt des Schäfers Hündelein Und beißt mein böses Kindelein. Schlaf, Kindlein, schlaf!

41 Schlaf, Kindlein, schlaf! Geh fort und hüt die Schaf,

Geh fort, du schwarzes Hündelein, Und weck mir nicht mein Kindelein! Schlaf, Kindlein, schlaf!

78. Die Sternthaler. Es war einmal ein kleines Mädchen.

und Mutter gestorben.

Dem waren Vater

Es war nun sehr arm.

Es hatte

kein Kämmerchen mehr, um darin zu wohnen, und kein Bettchen, um darin zu schlafen.

Zuletzt hatte es gar nichts mehr,

als ein Kleidchen am Leibe und ein Stückchen Brot in der

Weil es nun von allen Menschen verlassen war, ging

Hand.

es hinaus aufs Feld und dachte: Der liebe Herrgott wird schon helfen.

Da kam ihm ein alter Mann entgegen.

Der sprach

zu ihm: Gieb mir dein Stückchen Brot; ich bin sehr hungrig. Da gab das Mädchen sein ganzes Stückchen Brot hin.

Kaum war das Mädchen ein Stückchen weiter gegangen, da kam ein Kind.

Das sagte zu ihm: Gieb mir deiu Mütz­

chen, es friert mich an meinen Kopf! Sogleich zog es seine Mütze ab und gab sie dem Kinde. wieder ein Kind.

Nach einer Weile kam

Das hatte kein Leibchen.

Da zog das

Mädchen sein Leibchen aus und gab es auch uoch hin.

letzt kam noch ein Kind,

sagte zu dem Mädchen:

Zu­

das hatte kein Röckchen an und

Gieb mir dein Röckchen.

Da gab

es auch noch das Röckchen hin.

Endlich kam es in einen großen Wald,

schon an,

dunkel zu werden.

bat um ein Hemdlein.

und es fing

Da kam noch ein Kind und

Da dachte das fromme Mädchen:

Es ist schon dunkel; es sieht mich hier kein Mensch; ich will

mein Hemdchen auch noch weggeben und gab es auch noch

hin.

Und wie es so stand und gar nichts mehr hatte, fielen

auf einmal die Sterne vom Himmel und waren lauter harte,

42 blanke Thaler. Hemdchen an.

Und zugleich hatte das Mädchen ein neues Da sammelte es die Thaler hinein und war

nun reich, so lang es lebte.

73, Das Böglein bringt Grüße. Kommt ein Vöglein geflogen, Setzt sich nieder auf mein' Fuß,

Hat ein Brieflein im Schnabel, Von der Elis' ein' Gruß.

Liebes Böglein, flieg weiter,

Nimm ein Gruß' mit, ein' Kuß, Und ich kann dich nicht begleiten,

Weil ich hier bleiben muß.

74. Der erste Schnee. Juchhe, juchhe, juchhe! Es fällt der erste Schnee! Der liebe Gott, der schüttelt Flaum Auf Gras und Blumen, Strauch und Baum Damit sie frieren nicht so sehr, Wenn nun der Winter stürmt daher! — Hör, lieber Schnee, hör, decke du Sie ja recht weich und sauber zu!

75. Schnee und Eis. Im Winter sieht’s zuweilen aus, als fiele Baumwolle vom Himmel, oder als machte dort oben jemand sein Bett und liesse dabei die Federn tüchtig umher fliegen. Das ist der Schnee. Herr Frost, der in den Wolken wohnt, macht ihn aus Regentropfen und wirft ihn auf die Erde herab, damit die Pflanzen, besonders die Winter­ saat, sich damit zudecken und gegen die grimmige Winterkälte schützen können.

43

„Singt Gottes Lob im Winter auch, Er ist so treu und. gut; Er nimmt vor Frost und Sturmeshauch Die Saat in seine Hut.

„Er deckt sie mit dem Schnee so dicht, So weich und sicher zu; Sie merkt den harten Winter nicht Und schläft in stiller Ruh’.

Wir Kinder freuen uns über den ersten Schnee bei­ nah noch mehr, als über das erste Veilchen. Denn nun beginnt ja die Lust des Schlittenfahrens und des Schlitt­ schuhlaufens. Noch besser, als beides ist es aber, wenn man sich mit Schneebällen werfen und einen grossen Schneemann machen kann. Mein Bruder hatte einmal einen gebaut, der war so gross, dass er eine kleine Leiter anlegen musste, als er ihm ein paar Kartoffel­ augen und eine Nase einsetzen wollte. Statt des Säbels gab er ihm eine Bohnenstange in den Arm und forderte ihn dann auf, sich zu wehren, wenn er von der um­ stehenden Knabenschar angegriffen würde. Aber: Schneemann war ein armer Wicht, Hatte einen Stock und wehrte sich nicht.

Nach einiger Zeit trat Tauwetter ein, da schmolz der Schneemann so zusammen, dass zuletzt nichts weiter von ihm übrig blieb als ein wenig Wasser. Wenn die Menschen eine Brücke über einen Fluss bauen wollen, so bauen sie daran manchmal länger als ein Jahr. Der liebe Gott kann das schneller. Es ist schon vorgekommen, dass er alle Gewässer in ganz Deutschland und in Russland dazu in einer einzigen Winternacht mit festen Brücken bedeckt hat. Er nahm Eis statt Holz, und die Brücken waren fertig, und so

44

blank und glatt, als wären sie vom Tischler gehobelt und poliert worden. Wir Kinder haben das Eis recht gern; denn wir können mit und ohne Schlittschuh so schnell darauf hingleiten wie ein Wagen auf der Eisenbahn. Zuweilen fällt man freilich tüchtig darauf hin; aber das schadet nicht viel, man zerbricht dabei nicht leicht etwas. Schlimmer läuft es dagegen manchmal ab, wenn das Eis unter uns bricht und wir ins Wasser fallen. Ist dann nicht gleich ein Erwachsener in der Nähe, so kommt man leicht unter das Eis und ertrinkt auf eine jämmer­ liche Art. So gern ich auch Schlittschuh laufe, so werde ich doch nicht eher auf das Eis gehen, als bis es ganz fest und dick gefroren ist. Laben.

76. Vogel am Fenster. An das Fenster klopft es: Pick! pick! Macht mir doch auf einen Augenblick. Dick fällt der Schnee, der Wind geht kalt, Habe kein Futter, erfriere bald.

Lieben Leute, o laßt mich ein,

Will auch immer recht artig sein. Sie ließen ihn ein in seiner Not;

Er suchte sich manches Krümchen Brot, Blieb fröhlich manche Woche da.

Doch als die Sonne durchs Fenster sah, Da saß er immer so traurig dort; Sie machten ihm auf: Husch, war er fort! W. Hey.

77. Der Winter. Die Bäume haben ihren Schmuck verloren und stehen

entlaubt da; die Blumen sind verblüht, welkt und alles still.

das Gras ist ver­

Kein munterer Vogel läßt mehr seine

45 Lieder erschallen.

Der Schnee bedeckt

Das Wasser gestiert.

Dächer, Straßen und Fluren mit seinen! weißen Teppich und

blendet das Auge des Wanderers.

gewähren den Kindern viel Freude.

Aber Schnee und Eis Wie schön ist's,

Schlitten schnell die Hügel hinabzugleiten! dem glatten Eise dahin zu eilen!

auf

Wie herrlich, auf

Und gar, wenn der Schnee

zu tauen beginnt, welches Vergnügen giebt's dann!

Hier­

wird mit Schneeballen geworfen, dort ein Schneemann aufAber der Winter geht dabei seinem Ende entgegen.

gestellt.

den

Vor

wärmeren

Sonnestrahlen

der

schwindet

Schnee

ganz, die Bäche und Flüsse werden vom Eise frei, die ersten Lerchen singen: der Frühling kehrt wieder.

78, Strohhalm, Kohle und Bohne. In einem Dorfe wohnte eine arme alte Frau, die wollte Bohnensuppe kochen.

Sie nahm eine Hand voll Stroh, zün­

dete es an und legte Reisig und Holz drauf.

die Bohnen in einen Topf thun wollte,

fiel eine auf den

Boden und legte sich neben einen Stohhalm. fiel

auch

eine

Als sie nun

Bald darnach

glühende Kohle zu den beiden herab.

Da

sprach der Strohhalm: Liebe Freunde, wo kommt ihr her? Die Kohle antwortete: Ich bin dem Feuer entsprungen; denn

hätte ich das nicht gethan,

so wäre ich zu Asche verbrannt.

Die Bohne sagte: Ich bin noch so davon gekommen; hätte mich die alte Frau in den Topf gebracht, ich wäre zu Brei

fing der

gekocht worden,

wie meine Kameraden.

Strohhalm an,

würde auch verbrannt sein, wenn ich nicht

auf den Boden gefallen wäre;

Alte ins Feuer geworfen, Leben gebracht.

Kohle.

Und ich,

alle meine Brüder hat die

sechzig hat sie auf einmal ums

Was fangen wir aber nun an? sprach die

Wir wollen

gute Kanleraden

bleiben,

sprach

die

Bohne, und zusammen in ein fremdes Land ziehen. Das gefiel allen sehr gut, und sie machten sich sogleich auf 'den Weg. Auf einmal kamen sie an einen kleinen Bach,

46 und da keine Brücke da war, hinüber kommen sollten.

ich will euch sagen,

so wußten sie nicht,

Der Strohhalm sprach:

wie sie Wartet,

wie wir hinüberkommen; ich will mich

quer über den Bach legen,

so könnt ihr auf mir wie auf

einer Brücke hinübergehen. Der Strohhalm legte sich also über das Wasser her.

Sogleich kam die Kohle und trippelte auf der neugebauten

Als sie aber in

Brücke hin.

die Mitte

ward ihr Angst, und sie blieb stehen.

halm an zu brennen, den Bach.

gekommen

war,

Da fing der Stroh­

zerbrach in zwei Stücke und fiel in

Die Kohle rutschte nach, zischte, wie sie ins Wasser

kam und war tot.

Die Bohne,

die noch am Ufer zurück­

geblieben war, mußte über die Geschichte so sehr lachen, daß

sie zerplatzte.

Sie wäre

Schneider gekommen wäre.

auch

gestorben,

wenn nicht ein

Als er die Bohne sah, holte er

Nadel und Zwirn heraus und nähte die Haut wieder zu­

sammen.

Die Bohne bedankte sich recht schön;

der Schneider schwarzen Zwirn gebraucht

hatte,

weil aber

so haben

alle Bohnen seit dieser Zeit eine schwarze Naht.

79. Rätsel. Ich kenne ein Bäumchen gar fein und zart, Das trägt euch Früchte seltener Art; Es funkelt und leuchtet mit hellem Schein Lief in des Winters Nacht hinein. Das sehen die Kinder und freuen sich sehr Und pflücken vom Bäumchen und pflücken es leer.

80. Vögel vor der Scheuer. Im Felde draussen da giebt’s nichts mehr; Der Schnee deckt alles weit umher. Da hörten wir euern Drescherschlag Und ziehen dem lieblichen Klange nach. Manch Körnlein springt wohl aus der Tennen, Das könnt ihr uns armen Vögeln gönnen.

47

Die Drescher schlugen nach dem Takt, Manch Scheffel Korn ward ausgesackt; Das gab wohl Brot genug fürs Haus. Manch Körnlein sprang auf den Hof hinaus, Das liessen die Vögel auch nicht liegen, Sie holten es schnell mit Hüpfen und Fliegen. W. Hey.

81. Die beiden Ziegen. Zwei Ziegen begegneten sich auf einem schmalen Stege,

der über einen tiefen Strom führte.

über, die andere hinüber. die eine.

Geh du zurück uud laß mich hin­

„Ich will nicht",

so viel Recht wie du!" Worte mit einander.

harrte,

„Geh mir aus dem Wege", sagte

„Das wäre mir schön", rief die andere, „ich war

zuerst auf der Brücke.

über!"

Die eine wollte her­

kam

es

sagte die erstere,

„ich habe hier

Und so wechselten sie noch viele

Weil eine jede auf ihrem Sinne be­

endlich zum Kampf zwischen beiden.

Sie

hielten ihre Hörner vorwärts und rannten zornig gegen ein­

ander.

Dabei fielen beide von dem Steg in das tiefe Wasser

und würden hier ertrunken feilt,

wenn nicht der Hirt dazu

gekommen wäre und sie herausgezogen hätte.

82. Weihnachtslied. Morgen kommt der Weihnachtsbaum,

Kommt mit seinen Gaben. Trommel, Pfeifen und Gewehr, Fahn' und Säbel uud noch mehr,

Ja ein ganzes Kriegesheer Möcht' ich gerne haben!

Bring uns, lieber Weihnachtsbaum, Bring uns morgen, bringe Musketier und Grenadier,

Zottelbär und Pantertier,

Roß und Esel, Schaf und Stier, Lauter schöne Dinge.

48

Doch du weißt ja unsern Wunsch, Kennst ja unsre Herzen. Kinder, Vater und Mama,

Auch sogar der Großpapa, Alle, alle sind wir da,

Warten dein mit Schmerzen. Hoffmann v. Fallersleben.

83. Der Wolf und die sieben Geislein. 1. Es ist einmal eine alte Geis gewesen, die hatte sieben

junge Zicklein, und wie sie einmal fort in den Wald wollte,

hat sie gesagt: Ihr lieben Zicklein,

nehmt euch in acht vor­

dem Wolf und laßt ihn nicht herein, sonst seid ihr alle ver­

Danach ist sie fortgegangen.

loren.

In einer Weile rappelt es wieder an der Hausthür und ruft: Macht auf, macht auf, liebe Kinder!

ist aus dem Wald gekommen!

Euer Mütterlein

Aber die sieben Geislein er­

kannten's gleich an der groben Stimme, daß es ihr Mütterlein nicht war, und haben gerufen:

so grobe Stimme!

Unser Mütterlein hat keine

Und haben nicht aufgemacht.

Nach einer Weile rappelt's wieder an der Thüre und

ruft ganz fein und leise: Macht auf, macht auf, ihr lieben Kinder!

Euer Mütterlein

ist aus dem Walde gekommen!

Aber die jungen Geislein guckten durch die Thürspalte

und haben ein Paar schwarze Füße gesehen und gerufen: Unser Mütterlein hat keine so schwarzen Füße und haben

nicht aufgemacht. 2. Wie das der Wolf, denn er war es, gehört hat, ist er

geschwind in die Mühle gelaufen und hat die Füße ins Mehl

gesteckt,

daß sie ganz weiß geworden sind.

wieder vor die Thür gekommen,

Danach ist er

hat die Füße zur Spalte

hineiugesteckt und hat wieder ganz leise gerufen: Macht auf,

49 macht auf, ihr lieben Kinder!

Euer Mütterlein ist aus dem

Walde gekommen!

Und wie die Geislein die weißen Füße gesehen haben

und die leise Stimme gehört, da haben sie ja gemeint, ihr Mütterlein sei's und haben geschwind aufgemacht.

Aber kaum

haben sie aufgemacht gehabt, so ist der Wolf hereingesprungen.

Ach, wie sind da die armen Geislein erschrocken und haben

sich verstecken wollen!

Eins ist unters Bett, eins unter

eins hinter den Ofen, eins hinter einen Stuhl,

den Tisch,

eins hinter einen großen Milchtopf und eins in den Uhr­ kasten gesprungen.

Aber der Wolf hatte sie alle gefunden

und zusammen gebracht.

Hernach ist er fortgegangen,

hat

sich in den Garten unter einen schattigen Baum gelegt und

hat angefangen zu schlafen. 3. Wie

hernach

ist,

gekommen

Stube leer.

hat

die

alte Geis aus dem Walde zurück­

sie das Haus offen gefunden und die

Da hat sie gleich gedacht, jetzt ist's nicht ge­

heuer, und hat angefangen, ihre lieben Zicklein zu suchen. Sie hat sie aber nicht finden können, wo sie auch gesucht

hat, und so laut sie auch gerufen hat, es hat keins Antwort gegeben.

Endlich ist sie in den Garten gegangen,

da

hat

der Wolf noch gelegen unterm Baum und hat geschlafen und hat geschnarcht, daß alle Äste gezittert haben; und wie

sie näher zu ihm gekommen ist, hat sie gesehen, daß etwas in seinem Bauch gezappelt hat.

Da hatte sie eine Freude

und dachte, ihre Geislein leben wohl noch.

Jetzt ist sie ge­

schwind hinein ins Häuslein gesprungen, hat eine Schere

geholt und hat dem Wolf den Bauch ausgeschnitten, da sind

ihre lieben Geislein eins nach dem andern herausgesprungen und haben alle noch gelebt.

Danach hat die Alte geschwinde

sieben Wackelsteine geholt, hat sie in dem Wolf seinen Bauch gesteckt und hat den wieder zugenäht.

50 Wie der Wolf munter wurde,

hatte er Durst und ist

an den Brunnen gegangen,

um zu trinken,

einen Schritt gegangen ist,

da haben die Wackelsteine in

seinem Bauche angefangen,

aber wie er

zusammen zu schlagen,

und da

hat er gesagt:

Was rumpelt, Was pumpelt In meinem Bauch?

Ich hab' gemeint, ich hab' junge Geislein drein, Und jetzt sind's nichts als Wackelstein'! Und wie nun der Wolf an den Brunnen gekommen ist und hat trinken wollen,

so haben ihn die Wackelsteine hin­

eingezogen, und er ist ersoffen.

Und die alte Geis ist mit

ihren Zicklein vor Freude um den Brunnen herumgetanzt.

84. Neujahr. Ein neues Jahr hat angefangen, Der liebe Gott hat’s uns geschenkt. Viel hundert Jahr sind hingegangen, Seit er an seine Menschen denkt, Und hört nicht auf, für uns zu sorgen, Und wird nicht müde, was er thut, Und weckt und stärkt uns alle Morgen, Und giebt so viel und ist so gut. Und sieht auch heut’ vom Himmel nieder, Auf mich und jedes kleine Kind, Und hilft auch dieses Jahr uns wieder, So lang wir gut und folgsam sind. Du, lieber Gott, kannst alles machen, Willst du mich machen treu und gut, Willst Du mich dieses Jahr bewachen, Dass nie dein Kind was Böses thut?

51

Zeit vergeht und Jahr um Jahr, Gottes Huld bleibt immerdar, Sein getreues Auge wacht Uber mir in jeder Nacht, Seine Liebe gehet auf Neu mit jedes Morgens Lauf; Seine Vaterhand erhält Sonn’ imd Mond und alle Welt. Sieht, bewahrt, erhält auch mich, Liebet mich so väterlich. w. Hey.

85» Die höfliche« Kinder. Ein Wanderer kam

in ein fremdes Dorf.

Mehrere

Knaben standen im Wege und trieben ihr Spiel.

Als nun

der Fremde näher kam,

da wichen die Knaben rechts und

link» aus, nahmen ihre Mützen ab imb sagten freundlich:

„Mlten Abend!"

Der Fremde grüßte sie auch mit Freund­

lichkeit, und als er einige Schritte fortgegangen war, drehte

er sich um und fragte:

„Welcher Weg führt nach der Stadt?"

Die Knaben riefen: „Der zur rechten Hand."

Doch alsbald

ging einer von ihnen dem Manne nach und führte ihn bis zu dem Hügel, wo er ihm die Stadt deutlich zeigen konnte. Höflich und bescheiden sein

Stehet allen Kindern fein.

rh.». «chmid.

86» Gei höflich. Wer auf dem Kopf hat einen Hut, Dem steht er noch einmal so gut,

Wenn er ihn oft herunter thut.

Wer seine Mütz' trägt auf dem Kopf Wie angewachsen auf dem Schopf, Der heißt mit Recht ein grober Knopf.

Fr. Süll.

52

87. Gesundheit ist ein großer Schatz. Ein Taglöhner ging einmal über Land und kam matt

und verdrossen bei einem Wirtshause an, wo er sich einen Krug Bier und ein Stück schwarzes Brot geben ließ.

Er

war unzufrieden, daß er seine Reise zu Fuß machen mußte

und nichts Besseres bezahlen konnte.

Kurz darauf kam ein schöner Wagen gerollt, in dem ein reicher Mann saß.

Er ließ sich ein Stück Braten und

eine Flasche Wein reichen und verzehrte beides in seinem Wagen.

Der Taglöhner sah ihm verdrießlich zu und dachte:

„Wer es doch auch so hätte!" sagte

Der Reiche merkte es und

ihm: „Hättest du wohl Lust, mit mir zu tauschen?"

„Das versteht sich", zu bedenken;

antwortete der Arme,

ohne sich lange

„steige der Herr heraus und gebe mir alles,

was er hat; ich will ihm auch alles geben, was ich habe".

Sogleich befahl der Reiche seinen Bedienten, daß sie ihn aus dem Wagen heben sollten.

Gott,

welcher Anblick!

Seine Füße waren gelähmt; er konnte nicht stehen, sondern

mußte sich von seinen Bedienten so lange halten lassen, bis die Krücken herbeigebracht wurden,

auf die er sich stützte.

„He!" fragte er, „hast du noch Lust, mit mir zu tauschen?"

„Nein, wahrhaftig nicht!" zur Antwort. Pferdefüße.

gab der erschrockene Arme

„Meine Beine sind mir lieber,

als tausend

Ich will lieber Schwarzbrot essen und mein

eigener Herr sein,

als Wein und Braten haben und mich

lote ein kleines Kind von andern umherführen lassen.

Gott

behüte mich!"

Mit diesen Worten stand er auf und ging fort.

recht!" rief ihm der Reiche nach.

„Hast

„Könntest du mir deine

gesunden Schenkel geben, du solltest meinen Wagen, meine

Rappen, mein Geld, kurz alles dafür haben!

Ein gesunder

armer Mann ist glücklicher als ein reicher Krüppel." Salzmann.



53



88. Der beladene Esel. Ein Esel trug einen Sack mit Salz auf seinem Rücken. Er musste durch einen tiefen Bach gehen. Mitten in demselben strauchelte er und fiel ins Wasser. Als er wieder aufstand, merkte er, dass seine Last viel leichter geworden war; denn ein grosser Teil des Salzes war im Wasser geschmolzen. „Das will ich mir merken“, sprach er vergnügt vor sich hin. Am andern Morgen hatte der Esel einen Sack mit Schwämmen zu tragen. Er kam wieder an den Bach und legte sich hinein; denn er dachte, sich so die Last leichter zu machen. Aber wie hatte er sich verrechnet! Die Schwämme waren sehr schwer geworden, und er konnte seine Bürde nur mit Mühe fortbringen.

89. Rätsel. Weiss wie Kreide, Leicht wie Flaum, Weich wie Seide, Feucht wie Schaum.

90. Das Fünkchen. Das Kind hatte mit dem Fünkchen gespielt, seine Mutter es schon oft verboten hatte. Fünkchen

fortgeflogen

obgleich

Da war das

und hatte sich ins Stroh

versteckt.

Aber das Stroh fing an zu brennen, und es entstand eine Flamme, ehe das Kind daran dachte.

Da wurde es dem

Kind bange, und es lief fort, ohne jemandem etwas von der

Flamme zu sagen.

Und da niemand Wasser darauf schüttete,

ging die Flamme nicht aus, sondern breitete sich im ganzen

Hause aus.

Als sie an die Fenstervorhänge kam, wurde sie

noch größer, und das Bett, worin sie des Nachts schliefen,

brannte hell auf, und die Tische und die Stühle und die Schränke und alles, was der Vater unb die Mutter hatten,

54 das wurde vom Feuer erfaßt, und die Flamme wurde so

hoch wie der Kirchturm. die Soldaten

Da schrieen alle Leute vor Schrecken,

trommelten,

die Glocken

läuteten;

es

war

fürchterlich zu hören und die Flamme schrecklich zu sehen. Nun fing man an zu löschen mit Wasser, das man in das

Feuer schüttete und spritzte; aber es half nicht eher, als bis das Haus zusammengebrannt und nur noch ein wenig Kohlen

und ein bißchen Asche übrig war.

Da hatten nun die Eltern

des Kindes kein Haus mehr und kein Plätzchen, wo sie wohnen und wo sie schlafen konnten, und auch kein Geld, um sich

ein neues Haus und neue Betten und Tische und Stühle

zu kaufen.

Ach wie weinten da die armen Eltern!

Und

das Kind, das mit dem Fünkchen gespielt hatte, war schuld

daran. W. Curtmann.

91. Schneemann. Seht den Mann, o große Not! Wie er mit dem Stocke droht

Gestern schon und heute noch!

Aber niemals schlägt er doch. Schneemann, bist ein armer Wicht, Hast den Stock und wehrst dich nicht.

55 Freilich ist's ein gar armer Mann,

Der nicht schlagen noch laufen kann; Schleierweiß ist sein Gesicht. Liebe Sonne, scheine nur nicht,

Sonst wird er wie Butter weich Und zerfließt zu Wasser gleich.

W. Hey.

SS. Rätsel. Gefror'nes Wasser, dürres Gras, Verbräuntes Holz.

Wie nennt man das?

93. Der Zaunkönig und der Bär. 1. Zur Sommerszeit gingen einmal der Bär und der Wolf im Wald spazieren. Da hörte der Bär so schönen Gesang von einem Vogel und sprach: „Bruder Wolf, was ist das für ein Vogel, der so schön singt?“ „Das ist der König der Vögel“, sagte der Wolf, „vor dem müssen wir uns neigen.“ Es war aber der Zaunkönig. „Wenn das ist“, sagte der Bär, „so möchte ich auch gerne seinen königlichen Palast sehen. Komm und führe mich hin!“ „Das geht nicht so, wie du meinst“, sprach der Wolf, „du musst warten, bis die Frau Königin kommt“. Bald darauf kam die Frau Königin und hatte Futter im Schnabel und der Herr König auch, und wollten ihre Jungen ätzen. Der Bär wäre nun gleich gerne hinter­ drein gegangen; aber der Wolf hielt ihn am Ärmel und sagte: „Nein, du musst hier warten, bis Herr und Frau König wieder fort sind“. Also nahmen sie das Loch in acht, wo das Nest stand, und trabten wieder ab. Der Bär aber hatte keine Ruhe, wollte den königlichen Palast sehen und ging nach einer kurzen Weile wieder vor. Da waren König und Königin richtig ausgeflogen.

56

Er guckte hinein und sah fünf oder sechs Junge, die lagen darin. „Ist das der königliche Palast?“ rief der Bär, „das ist ein erbärmlicher Palast! Ihr seid auch keine Königskinder, ihr seid unehrliche Kinder.“ Wie das die jungen Zaunkönige hörten, wurden sie gewaltig bös und schrieen: „Nein, das sind wir nicht, unsere Eltern sind ehrliche Leute! Bär, das soll ausgemacht werden mit dir!“ Dem Bär und dem Wolf ward angst, sie kehrten um und setzten sich in ihre Höhlen. Die jungen Zaunkönige aber schrieen und lärmten fort, und als ihre Eltern wieder Futter brachten, sagten sie: „Wir rühren kein Fliegenbeinchen an, und sollten wir ver­ hungern, bis ihr erst ausgemacht habt, ob wir ehrliche Kinder sind oder nicht. Der Bär ist dagewesen und hat uns gescholten.“ Da sagte der alte König: „Seid nur ruhig, das soll ausgemacht werden! “ Flog darauf mit der Frau Königin dem Bären vor seine Höhle und rief hinein: „Alter Brummbär, warum hast du meine Kinder gescholten ? Das soll dir übel bekommen, das wollen wir in einem blutigen Krieg ausmachen! “ Also war dem Bär der Krieg angekündigt, und ward alles vierfüssige Getier berufen, Ochs, Esel, Rind, Hirsch, Reh, und was die Erde sonst alles trägt. Der Zaunkönig aber berief alles, was in der Luft fliegt, nicht allein die Vögel gross und klein, sondern auch die Mücken, Hor­ nisse, Bienen und Fliegen mussten herbei. 2.

Als nun die Zeit kam, wo der Krieg angehen sollte, da schickte der Zaunkönig Kundschafter aus, wer der kommandierende General des Feindes wäre. Die Mücke war die listigste von allen, schwärmte im Walde, wo der Feind sich versammelte und setzte sich endlich unter ein Blatt auf den Baum, wo die Parole ausgegeben wurde.

57

Da stand, der Bär, rief den Fuchs vor sich und sprach: „Fuchs, du bist der schlaueste unter allem Getier, du sollst General sein und uns anführen!“ „Gut“, sagte der Fuchs, „aber was für Zeichen wollen wir verab­ reden?“ Niemand wusste es. Da sprach der Fuchs: „Ich habe einen schönen, langen, buschigen Schwanz, der sieht aus fast wie ein roter Federbusch. Wenn ich den Schwanz in die Höhe halte, so geht die Sache gut, und ihr musst darauf losmarschieren. Lass ich ihn aber herunterhängen, so lauft, was ihr könnt. “ Als die Mücke das gehört hatte, flog sie wieder heim und verriet dem Zaunkönig alles harklein. 3. Als der Tag anbrach, wo die Schlacht sollte ge­ liefert werden, hu, da kam das vierfüssige Getier daher gerannt mit Gebraus, dass die Erde zitterte. Zaunkönig mit seiner Armee kam auch durch die Luft daher; die schnurrte, schrie und schwärmte, dass einem angst und bange wurde«. Nun gingen sie von beiden Seiten an­ einander. Der Zaunkönig aber schickte die Hornisse hinab, sie sollten sich dem Fuchs unter den Schwanz setzen und aus Leibeskräften stechen. Wie nun der Fuchs den ersten Stich bekam, zuckte er, dass er das eine Bein aufhob. Doch ertrug er’s und hielt den Schwanz noch in die Höhe. Beim zweiten Stich musste er ihn einen Augenblick herunterlassen. Beim dritten aber konnte er sich nicht mehr halten, schrie und nahm den Schwanz zwischen die Beine. Wie das die Tiere sahen, meinten sie, alles wäre verloren und fingen an zu laufen, jeder in seine Höhle, und die Vögel hatten die Schlacht gewonnen. 4. Da flog der Herr König und die Frau Königin heim zu ihren Kindern und riefen: „ Kinder, seid froh-

58

lieh, esst und trinkt nach Herzenslust; wir haben den Krieg gewonnen“. Die jungen Zaunkönige aber sagten: „Noch essen wir nicht, der Bär soll erst vor’s Nest kommen und Abbitte thun und soll sagen, dass wir ehrliche Kinder sind.“ Da flog der Zaunkönig vor das Loch des Bären und rief: „Brummbär, du sollst vor das Nest zu meinen Kindern gehen und Abbitte thun und sagen, dass sie ehrliche Kinder sind; sonst sollen dir die Rippen im Leibe zertreten werden!“ Da kroch der Bär in der grössten Angst hin und that Abbitte. Jetzt waren die Zaunkönige erst zufrieden, setzten sich zusammen und assen und tranken und machten sich lustig bis in die späte Nacht hinein.

94. Der Hase. Sieh nur einer den Hasen an! Sitzt er nicht stolz da wie ein Mann?

Schaut sich so trotzig um und um, Zieht das bärtige Schnäuzchen krumm. Daß nur niemand ihm kommt zu nah',

Er wäre wohl gleich mit Schlägen da. Ja, wär' er ganz allein in der Welt, Er bliebe gewiß ein rechter Held.

59 Nun hört er von fern die Peitsche schallen, Da ist ihm gleich der Mut entfallen.

Sieht nicht erst noch einmal näher zu, Läuft auf und davon in einem Nu.

W. Hey.

95* Winters Abschied. Winter, ade! Scheiden thut weh.

Aber dein Scheiden macht, Daß jetzt mein Herze lacht. Winter, ade! Scheiden thut weh.

Winter, ade! Scheiden thut weh. Gerne vergeß' ich dein, Kannst immer ferne sein.

Winter, ade! Scheiden thut weh.

Winter, ade! Scheiden thut weh. Gehst du nicht bald nach Haus,

Lacht dich der Kuckuck aus.

Winter, ade! Scheiden thut weh. Hoffmann v. Fallersleben.

96. Des Frühlings Ankunft. Es ist März.

ist geschmolzen.

viel Wasser.

Da fängt der Frühling an.

Der Schnee

In den Bächen und Flüssen ist aber noch

Des Nachts giebt cs wohl noch ein wenig Eis,

aber am Tage scheint die Sonne schon warm, erst um sechs Uhr abends unter. in ihre Nester gekommen.

und sie geht

Manche Vögel sind wieder

Ich habe den Storch schon ge­

sehen und viele Lerchen in dem Felde gehört. fangen an,

springen beinah auf. behangen.

Die Wiesen

grün zu werden, und die Knospen der Bäume Manche Sträucher sind mit Kätzchen

Die Veilchen sind aber noch selten;

hinter der

Hecke im Sonnenschein wirst du wohl einige finden. W. Curtmann.

60

97. Storch. Die Sonne scheint, der Sommer ist nah;

Nun sind auch wir Störche wieder da. Wir haben im fernen Land unterdessen Nicht unser liebes Nest vergessen.

Da steht's noch; nun wollen wir's putzen und hüten,

Und still d'rin wohnen und fröhlich brüten. Sie bauten es aus mit Holz und Stroh, Sie waren so eifrig dabei, so froh.

Frau Störchin saß drauf drei Wochen lang, Da hörte man bald gar mancherlei Klang;

Fünf Störchlein reckten die Köpfchen herauf Und sperrten die hungrigen Schnäbel auf.

Büblem, wirst du ein Rekrut,

Merk' dir dieses Liedchen gut. 1.

Wer will unter die Soldaten,

Der muß haben ein Gewehr;

Das muß er mit Pulver laden Und mit einer Kugel schwer.

2. Der muß an der linken Seiten

Einen scharfen Säbel han,

Daß er, wenn die Feinde streiten, Schießen und auch fechten kann.

W. Hey.

61 3. Einen Gaul zum Galoppieren Und von Silber auch zwei Sporn, Zaum und Zügel zum Regieren, Wenn er Sprünge macht im Zorn.

4. Einen Schnurrbart an der Nasen, Auf dem Kopfe einen Helm, — Sonst, wenn die Trompeten blasen, Ist er nur ein armer Schelm. Fr. ®ük.

99. Der Frühling. Der schöne Frühling ist wieder gekommen! Nun scheint die helle Sonne wärmer, und die Bäume des Waldes werden grün. Meine Augen sehen überall bunte Blümchen. Überall, auf jener Wiese und dort im Garten sprossen sie hervor und erfüllen die reine Luft mit ihrem angenehmen Geruch. Die Vöglein im Walde singen ihr munteres Liedchen und bauen künstliche Nester; der Landmann besäet wieder seinen Acker. In dieser schön­ sten Zeit des Jahres spielen wir Kinder gar gern draussen im Schatten der Bäume oder auf blumigen Wiesen. Wir brauchen dann nicht mehr solche Handschuhe von Pelz, wie wir sie im Winter hatten; denn die liebe Sonne scheint warm genug. 0, wie schön ist der Frühling! Wir wollen unsern Vater im Himmel lieben, der ihn zur Freude der Menschen schuf! l. Kellner.

100. Frühling. Frühlingszeit, schönste Zeit! Die uns Gott der Herr verleiht, Weckt die Blümlein aus der Erde, Gras und Kräuter für die Herde, Läßt die jungen Lämmlein springen, Läßt die lieben Vöglein singen. Menschen, eures Gottes denkt, Der euch so den Frühling schenkt!

W. H«y.