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German Pages 125 [176] Year 1976
Volker Konerding • Die ,Passagenkirche'
w DE
G
Beiträge zur Kunstgeschichte Herausgegeben von Günter Bandmann f , Erich Hubala, Wolfgang Schöne
Band 12
Walter de Gruyter • Berlin • New York 1976
Die ,Passagenkirchec Ein Bautyp der romanischen Baukunst in Frankreich
von Volker Konerding
Walter de Gruyter • Berlin • New York 1976
Gedruckt mit Unterstützung der Joachim-Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften e.V., Hamburg
CIP-Kurztitelaufnahme
der Deutschen Bibliothek
Konerding, V o l k e r Die .Passagenkirche': über e. Bautyp d. roman. Baukunst in Frankreidi. (Beiträge zur Kunstgeschichte; Bd. 1 2 ) ISBN 3-11-004537-0
© 1975 by Walter de Gruyter & Co., vormals G . J . Göschen'sche Verlagshandlung — J . Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — K a r l J . Trübner — Veit & Comp., Berlin 30. Genthiner Straße 1 3 Printed in Germany Alle Redite, insbesondere das der Obersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Budi oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie, Xerokopie) zu vervielfältigen. Satz und Druck: Markert & C o Druck, Berlin 62 Herstellung der Klischees: Klischee-Union, Berlin Umschlaggestaltung: Barbara Proksch, F r a n k f u r t am Main Buchbinder: Lüderitz & Bauer, Berlin
Vorwort
Die vorliegende Untersuchung ist meine Dissertation, mit der ich im Winter 1972 an der Universität Hamburg promoviert worden bin. Eine seitdem vorgenommene Überarbeitung wurde 1973 abgeschlossen. Ich danke meinem Lehrer, Herrn Professor Dr. Wolfgang Schöne. Seine Ideen und Ratschläge ließen mich diese Studien beginnen, durch seine methodischen Hinweise und sein begleitendes Interesse hat er sie nachdrücklich gefördert. Die Bibliotheken von Paris, vor allem die Bibliothèque Nationale und die Bibliothèque Doucet, boten mir während meines dortigen Aufenthalts hervorragende Arbeitsbedingungen. Idi danke auch all denen, die halfen, die bisweilen schwierigen Bauuntersuchungen durchzuführen. Mein besonderer Dank gilt dabei Herrn Dr. Fritz Jacobs. Den Herausgebern danke ich für die Aufnahme der Arbeit in die Reihe der „Beiträge zur Kunstgeschichte" und der Joachim Jungius-Gesellschaft in Hamburg sowie dem Hamburger Kunstgeschichtlichen Seminar für beträchtliche Zuschüsse zum Druck von Text und Abbildungen. Kiel 1 9 7 j
Volker Konerding
Inhaltsverzeichnis Vorwort
V
Einleitung
i
I. D i e ,passages berridions'
5
A . Entstehung des Begriffs 1. D i e ehemalige Kollegiatskirche Saint-Ythier in Les A i x - d ' A n g i l l o n (Cher) a) Geschichte 7; b) Beschreibung 7; c) Reduzierte Dreischiffigkeit? 10.
5
B. Verbreitung 1. D e r Saalraum und das Problem ,großer' und ,kleiner' Bauten . . a) Das Langhaus von St.-Michel in Charost (Cher) 13; b) Die Saalräume des Berry 1 j . 2. D a s überkuppelte Joch 3. D i e seitlichen Passagen 4. Strebepfeiler im Innenraum j . D i e ,Passagenkirche'
12 12
C . D i e ,Passagenkirche' in der Forschung 1. Deshouli^res a) Kritik 21. 2. Forschungsüberblick D . D i e .passages berrichons', eine Begriffsbildung der französischen Bauschulentheorie 1. D a s Berry als Schöpfungsrahmen II. D i e ,Passagenkirche' in Frankreich
7
16 19 19 20 20 20 22 23 23 26
A . Drei exemplarische Beispiele 1. St.-Leon-sur-Vez^re (Dordogne) 2. Nogent-les-Vierges (Oise) 3. St.-Andr£-de-Bäge (Ain) 4. Architekturgeschichtliche Stellung a) Gegenseitiges Verhältnis 30; b) Beziehung zum Berry 31; c) Verbreitung 32.
26 26 28 28 30
B. D i e Marienkirche in C l u n y 1. Grundriß des frühen 18. Jahrhunderts 2. Baugesdiichte 3. Rekonstruktion von C o n a n t 4. Stellung im Klosterverband
32 34 34 35 36
Vin
Inhalt 5. Das übrige Burgund a) Baron, Champlecy V a r a x (Ain) 38; c) (Saône-et-Loire) und Cruchaud und Cersot
37 und V i r y (Saône-et-Loire) 37; b) Saint-Paul-deBeaujeu (Rhône) 38; d) St.-Romain-des-Iles St.-André-de-Bâgé (Ain) 38; e) Bissey-sous(Saône-et-Loire) 39.
6. Neue Rekonstruktionselemente für die Marienkirche
40
a) Gegenseitige Abhängigkeit 4 1 ; b) Conant's .theme-churdi' 42.
C . Die ,passages latéraux' im Angoumois III. „Umbaukirchen " A . Aufgabe ursprünglich dreischiffig geplanter Langhäuser 1. Commagny (Nièvre) 2. Lurcy-Lévy (Allier) B. Nachträgliche Dreischiffigkeit 1. Aiguevive (Loir-et-Cher) 2. Bellenaves (Allier) 3. La Celle-Guénand (Indre-et-Loire) 4. Zusammenfassung C. Aufrechterhaltung des Passagenmotivs in nachträglich einschiffig eingewölbten Langhausanlagen 1. Loches (Indre-et-Loire) 2. Fontevrault (Maine-et-Loire)
42 46 46 46 47 48 48 49 jo 50 JI JI 54
a) Baugestalt 54; b) Bau I 56.
3. Faye-la-Vineuse (Indre-et-Loire) 4. Zusammenfassung j . Die ehemalige Abteikirche Ste.-Marie-des-Dames in Saintes (Charente-Maritime)
57 57 58
a) Baugesdiichte 58; b) Passagenbildung 59; c) Rekonstruktionsvorschlag 60; d) Trêves (Maine-et-Loire) 61; e) Matha Marestay (Charente-Maritime) 62; f) Geay (Charente-Maritime) 62; g) Saintes und Poitiers 64.
IV. Frühromanische Großbauten Westfrankreichs mit dem Passagenmotiv A . Der frühromanische Neubau der Kathedrale von Angers 1. Die Legende des dreisdiiffigen Langhauses 2. Die westlichen Turmpfeiler 3. Der Neubau
66 66 67 69 70
a) Die neue Raumgestalt 73.
B. Die Abteikirche von Beaulieu-les-Loches (Indre-et-Loire) in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts 1. Saalraumkirche und ,croisillons bas' 1. Eingestellter Turm 3. Relative Chronologie 4. Perrusson (Indre-et-Loire) j . Meusnes (Loir-et-Cher) C. Die frühromanische Saalraumkirche in Westfrankreich 1. Die Saalkirche mit ,croisillons bas' a) Pritz (Orne) 82; b) St.-Généroux (Deux-Sèvres) 82; c) Typologie 83.
74 74 76 78 78 79 81 81
Inhalt 2. Der eingestellte Querhaus-Turm a) Die ,eglise de la Couture' in Le Mans 84; b) Die ,1a Couture' und ihre Dependancen 86; c) St.-Céneri-le-Gerei (Orne) 87. 3. Vierung oder Turm a) Die Kathedrale und die Martinskirdie in Angers 90; b) Die Dominanz der Turmidee 91. 4. Résumé Bautenkatalog / Berry BautenVerzeichnis Literaturverzeichnis Abbildungsverzeichnis Ortsregister Bildtafeln (Abbildungen i - m )
IX 84 89 92 95 106 108 112 IIJ
Einleitung
Mit dem Begriff ,Passages Berrichons' werden in der kunstgeschichtlichen Literatur seit Deshoulieres schmale Durchgänge bezeichnet, die in einer größeren, wie man meinte vor allem im Berry beheimateten, Gruppe romanischer Kirchenbauten Frankreichs von einem breiten, saalhaften Langhaus rechts und links in die Querarme des aus Turmraum, Querschiff und reich gestaltetem Chor bestehenden Ostteils führen, der in seiner „typisch romanischen" Gliederung und hierarchischen Akzentuierung in einem eigentümlichen Kontrast zum weiten, breiten, raumeinheitlichen Langhaussaal steht. Von diesen ,passages berrichons' ist meine Arbeit ausgegangen. Der von Deshoulieres (1931) geprägte Begriff weist auf eine kunstlandschaftliche Bildung hin 1 . Die Passagen finden sich jedoch auch außerhalb des Berry. Man hat das natürlich auch gemerkt, ist dabei aber über die Erörterung ihrer Verwandtschaft mit eben der berrichonalen Bauform nicht hinausgegangen. Das Bauschema insgesamt ist kaum beachtet worden. Ich bezeichne es im folgenden kurz als ,Passagenkirche'. Aus der Verbreitung der ,Passagenkirche' ergibt sich als Grundfrage: Stellt dieses Bauschema in seiner Negation des Steingewölbes im Langhaus eine Reduktionsform dar oder war es ein eigenständiger Bautypus2? Dem tendenziell ungewölbten Saalraum kommt im Gefüge der ,Passagenkirche' m. E. die entscheidende Bedeutung zu. Die geringe Beachtung der schlichten, aber mächtigen Raumform des Langhaussaales in der Forschung sollte eigentlich erstaunen, vergegenwärtigt man sich, daß ihre bedeutende Rolle für die Baukunst Westfrankreichs während der romanischen Epoche ja seit langem bekannt ist. Bereits Dehio (1892) hat als auffallend vermerkt, daß in den Regionen der Touraine, des Anjou und des nördlichen Poitou die mit einer Balkendecke versehene, einschiffige Saalkirche „auch bei größeren und im Range höher stehenden Kirchen zugelassen wird" und daß sie „bis ins 1 1 . Jahrhundert hinein sogar die gewöhnliche zu sein scheint."3 Dafür daß der Langhaussaal in der Forschung 1
Deshoulières, B . M . 1 9 3 1 , S . i j - 1 6 : „ . . . C ' e s t pour parer à cette difficulté que l'architecte eût l'idée de percer directement entre la nef et les bras du transept ces .étroits passages berrichons' qui sont des petites arcades secondaires flanquant l'arcade principale . . 2 „ G e r a d e f ü r sie (die romanische Architektur) hat der , T y p u s ' eine entscheidende Bedeutung. Die Anerkennung verbindlicher T y p e n macht es möglich, daß auch bei geringeren materiellen und selbst geringeren geistigen und formschöpferischen Mitteln immer noch ,Charakterbauten' entstehen." Kubach, 1 9 6 4 , S. 9. » Dehio, 1 8 9 2 , S. 2 5 6
2
Einleitung
so wenig Augenmerk gefunden hat, dürfte der Umstand zumindest beigetragen haben, daß er in bedeutenden Anlagen nur rudimentär erhalten ist. Denn häufig ist er nur noch in den Seitenwänden nachträglich umgebauter, oft mehrschiffig eingewölbter Langhäuser greifbar. So hat der ungewölbte Saal, dessen hervorstechendstes Merkmal in der „größtmöglichen Einfachheit des Raumes" 4 liegt, es schwer gehabt, sich neben den zahllosen erhaltenen gewölbten Raumgebilden der Hochromanik6 in unserer Anschauung durchzusetzen. Erst mit steinernen Tonnengewölben oder einer Kuppelfolge versehen, ist er voll bemerkt worden und gilt dann als zur „Steigerung ins Monumentale fähig."® Das Bild ist allerdings ganz so trübe nicht. Denn die großen Arbeiten von Conant (1959) und Mussat (1963) 7 sind zu Ansätzen für eine angemessenere Beurteilung des ungewölbten Saalraumes in seiner Bedeutung für die mittelalterliche Baukunst Westfrankreichs gelangt. Den von ihnen vorgezeichneten Weg hoffe ich mit der Behandlung einer Reihe von,Passagenkirchen', deren Monumentalität mir gerade in einer die Wölbungsmöglichkeit bewußt ausklammernden und sie damit gleichsam übersteigenden Raumweite beschlossen zu sein scheint, weiter festigen zu können. Auf der Grundlage des Bauschemas der ,Passagenkirdie' sollen in einigen Bauten die Passagenbildungen untersucht werden, die bisher in der Forschung kontrovers interpretiert worden sind. Auf die „Durchbrechung der Vierungspfeiler im unteren Teil" in Fontevrault (Maine-et-Loire) hatte schon Dehio (1892) 8 aufmerksam gemacht und sie durch Mutation erklärt. Welche Bauvorgänge diesen modifizierten ,Passagenkirchen' zugrunde liegen, wird zu klären sein. Fontevrault und Loches haben - zusammen mit Faye-la-Vineuse (Indre-et-Loire) und SainteMarie-aux-Dames in Saintes - das Passagenmotiv in die nachträglich mit Kuppeln eingewölbten Langhäuser übergeführt. Die Klärung der architekturgeschichtlichen Bedeutung der Passagen läuft auf die Fragestellung hinaus, ob sie nur als Übertragung von Seitensdiiffsöffnungen auf die Ostwand der Langhäuser zu gelten haben, oder ob sie darüber hinaus eine bestimmte, im besonderen Raumgefüge der ,Passagenkirche' selbst gründende Bauabsicht verwirklichen9.
4
Krautheimer, 1925, S. 13. Hier finden sidi im Zusammenhang der Bettelordenskirchen einige kurze Bemerkungen zum Saalraum. 4 Als Zeitstufen der romanischen Baukunst Frankreichs werden die geläufigen Bezeichnungen Früh- und Hochromanik im Sinne von Frankl (1926, S. 139) gebraucht, ohne daß die grundsätzliche Problematik dieser zeitlidien Abgrenzungen verkannt werden soll. (Vgl. dazu Kubach, 1964, S. 8 - 9 ) * Kubach, 1964, S. 14 1 Conant, 19$9, S. 1 J 2 - 1 7 3 Mussat, 1963, S. 3 1 - J i 8 Dehio, 1892, S. 335 • Wyss, i960, S. 49, sieht in dieser Übereinstimmung mit Seitensdiiffsöffnungen „. . . einen Hinweis auf eine mögliche Interpretation der seitlichen Durchgänge: Sie entsprechen den Arkaden,
Einleitung
3
Der sich dabei zwangsläufig stellenden Frage nach dem Verhältnis zwischen den Passagen und dem zentralen Querhausjoch soll an Hand einer frühromanischen Bautengruppe Westfrankreichs nachgegangen werden. An Hand einer Rekonstruktion des frühromanischen Neubaus der Kathedrale von Angers werde ich die Möglichkeit einer genetischen Ableitung der ,Passagenkirche' aufzuzeigen suchen. Der hier im frühen 1 1 . Jahrhundert nachweisbare Bautypus der Saalraumkirche mit eingestelltem Querhausturm, den idi auch für eine Reihe weiterer Bauten nachweisen zu können glaube, berührt als Forschungsgegenstand die alte Streitfrage nach der Priorität von Turm oder Vierung. Mein Beantwortungsversuch erschließt hoffentlich eine gewisse Perspektive, die Frage insgesamt kann jedoch im Rahmen dieser Arbeit nicht abschließend behandelt werden 10 . Die entwicklungsgeschichtliche Herleitung der ,Passagenkirche' aus frühromanischen Anlagen, für die die Kathedrale von Angers im Laufe ihrer weiteren baulichen Entwicklung im n . und 12. Jahrhundert selbst ein gutes Beispiel liefert, darf nur als das Aufzeigen einer prinzipiellen Möglichkeit verstanden werden. Wenn man wohl auch wird sagen dürfen, daß die Saalraumkirche im beginnenden i r . Jahrhundert im Westen Frankreichs zu neuer, monumentaler Größe erhoben worden ist 11 , darf dennoch nicht außer acht gelassen werden, daß für das Berry, ein Kerngebiet der späteren ,Passagenkirche', Kenntnisse über die Baukunst dieser frühen Epoche fast vollständig fehlen. Die Arbeit will ihre Fragen stets aus der unmittelbaren Anschauung der Monumente beantworten. So schien es mir richtig, bei der Behandlung der ,Passagenkirche' in allen möglichen Facetten ihrer Baugestalt Beschreibung mit Analyse zu verflechten. Die baugeschichtlichen Untersuchungen sind auf das Gesamtthema abgestellt, Monographien der einzelnen Bauten nicht angestrebt. Die ,Passagenkirche' des Berry ist durch einen kurz gefaßten Bautenkatalog dokumentiert (S. 9 5 - i o j ) , die übrigen erwähnten Bauten jedoch ind als Liste in der
die in dreischiffigen Anlagen von den Seitenschiffen in die Querhausarme führen. V o r allem im Kongregationsbau, w o der Mittelraum vom C h o r verstellt wird, haben diese seitlichen Verbindungen zu den Querhauskapellen eine besondere Bedeutung." Diese Bemerkungen treffen sicher zu. Schließlich hat die von der Abtei- bis zur Pfarrkirche in jedem R a n g vertretene ,Passagenkirche' denselben kultischen Anforderungen zu dienen wie mehrschiffige Anlagen. O b allerdings diese Deutung, die die Passagen lediglich von ihrer liturgischen Funktion betrachtet, dem Bauganzen der ,Passagenkirche' mit ihrer immer erneuten baukünstlerischen Entscheidung zugunsten des weiträumigen Saalraumes gerecht werden kann, scheint mir fraglich. 10 Die Erörterung der möglichen Beziehung der frühromanischen Form des eingestellten Querhausturmes zu untergegangenen Bauten der merowingischen Jahrhunderte würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. In wie weit die literarisch überlieferten Türme (vgl. die Quellen bei Knögel, 1 9 3 6 ) in ihrer Position im Gesamtgefüge der Bauten anhand einer solchen Perspektive vielleicht endlich ein wenig anschaulich werden könnten, muß einer besonderen Untersuchung vorbehalten bleiben. Für das Motiv des eingestellten Architekturbaldachins hat Bandmann eine solche Brücke zu schlagen versucht. ( 1 9 j i , S. 1 9 5 - 1 9 6 ) 11 Über die frühchristlich-mailändischen Saalraum-Großbauten vgl. Sedlmayr, 1966, S. 1 1 3 - 1 2 8
4
Einleitung
alphabetischen Reihenfolge ihrer Departements zusammengestellt (S. 107-108). Neben unverändert erhaltenen ,Passagenkirchen' sind auch umgebaute Anlagen berücksichtigt. Angesichts des kaum lückenlos erfaßbaren Denkmälerbestandes der romanischen Baukunst Frankreichs, wollen beide Verzeichnisse jedoch keine Vollständigkeit beanspruchen12.
12 Vgl. Hiliot, 1965, S. 242
I. Die ,passages berrichons' A. Entstehung
des Begriffs
D i e Bezeichnung ,passages berrichons 1 für eine bestimmte, in romanischen Bauwerken auftretende Bauform gibt, wie bereits einleitend gesagt, ihre H e r k u n f t aus einer kunstlandschaftlich gebundenen Denkungsweise leicht zu erkennen. Ihr Urheber, Deshoulières, belegte mit ihr 1931 eine Bauform, die eine Reihe von Bauwerken des Berry charakterisiert 13 . Innerhalb eines stets gleichförmigen Raumgefüges aus einschiffigem, ungewölbten Langhaussaal und gewölbten Ostteilen mit ausladendem Quersdiiff zentralem T u r m und Chorräumen, bilden die ,passages' seitlich des Triumphbogens schmale Durchgänge, die eine direkte Verbindung von dem Langhaus in die Querarme ermöglichen. Bereits 1909 hatte Deshoulières in dem M o t i v der Passagen eine originäre B a u f o r m des Berry zu erkennen geglaubt 14 . Ihr gegenüber anderen Landschaften besonders häufiges Auftreten im Berry führte schließlich zu der begrifflichen Fixierung. Entstehung und Funktion der Passagen erklärte Deshoulières 1922 folgendermaßen: 1 5 « C'est à la largeur de la nef qu'il faut attribuer les difficultés q'éprouvèrent leurs ardiitectes à la couvrir d'une voûte, mais cette largeur eut une autre conséquence. Il n'était pas plus aisé de faire communiquer la nef avec le transept ou le chœur par un arc triomphal de grande ouverture soutenu par les murs gouttereaux. Le constructeur s'appliqua donc à la rétécir par deux importants massifs de maçonnerie destinés à recevoir les pied-droits d'une arcade plus restreinte. Cet étranglement avait le grave inconvénient de rendre difficile l'accès des croisillons et de cacher la vue de l'autel à une partie de l'assistance. C'est pour atténuer ce défaut que 1'ardiitecte eut l'idée de percer les supports de l'arc triomphal d'un étroit passage! » Diese Aussage modifizierte Deshoulières 10 Jahre später, als er die Passagen aus dem Zusammenschluß zweier unterschiedlich proportionierter Räume erklärte:
« Vgl. Anm. 1 1 4 Deshoulières, B. M. 1909, S. 471 15 Deshoulières, B. M. 1922, S. 8
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Die ,passages berridions'
«Donnant accès directement dans les croisillons, ces passages sont la conséquence de la disposition qui existe entre une nef trop large pour être voûtée par des ouvriers inexpérimentés et un carré de transept plus restreint, que l'architecte a pu facilement couvrir d'une coupole ou, plus rarement, d'un berceau.»16 In seinem 1932 veröffentlichten ,L'art roman en Berry' übernahm Crozet zwar noch nicht den von Deshoulières eingeführten Begriff 17 , verschloß sich aber nicht gegen dessen quantitative Argumentation, als er bemerkte: „On a pu être tenté de voir là une caractéristique originale de l'architecture romane en Berry. Il est fait qu'il en existe d'assez nombreux exemples en Berry plus que partout ailleurs." 18 Einige der außerhalb des Berry gelegenen Bauwerke werden von Deshoulières, 1909, 1922 und 1 9 3 1 , und von Crozet, 1932, aufgeführt 19 . Eine systematische Untersuchung des Vorkommens dieser Bauform in der romanischen Baukunst Frankreichs ist jedoch bisher unterblieben. Externe Beispiele werden gewöhnlich mit pauschalem Hinweis auf das Berry behandelt. » . . . on a pratiqué de petits passages derrière les piles de la croisée . . . Curieuse disposition que les archéologues ont dénommée ,passage berrichon' parce qu'on en rencontre quelques exemples dans les églises du Berry . . ." 20 Diese Bemerkung von Anfray (1951) über eine Gruppe von romanischen Kirchen des Nivernais zeigt das Verhalten gegenüber dem einmal eingeführten Begriff. Sein unkritischer Gebrauch verstärkte den Eindruck eines entwicklungsgeschichtlichen Urheberrechtes des Berry auf diese Baulösung, ohne daß diese Frage bisher ernsthaft erörtert worden wäre. Im folgenden bleibt die Untersuchung zunächst auf die Bauten im Berry beschränkt. Anhand einer exemplarischen Untersuchung eines ausgewählten Bauwerks wird die besondere Problematik der ,passages berrichons' erläutert. Im Anschluß wird die bautechnische und funktionale Erklärung der Passagenbildung bei Deshoulières, 1922 und 1 9 3 2 " , einer kritischen Prüfung unterzogen.
1« Deshoulieres, 1931, S. V 17 Auf die Passagen als besonderes Charakteristikum der romanischen Landkirdien des Berry hatte zuerst Lenoir verwiesen. C. A. 1868, S. 25 18 Crozet, 1932, S. 126 19 Deshoulieres, B. M. 1909, S. 471-72; Deshoulieres, B. M. 1922, S. 8; Deshoulieres, B. M. 1931, S. 16; Crozet, 1932, S. 126 10 Anfray, 1951, S. 214 Deshoulieres, B. M. 1922, S. 8 Deshoulieres, 1932, S. V
Entstehung des Begriffs
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i . Die ehemalige Kollegiatskirche Saint-Ythier in Les Aix-d'Angillon (Cher) a) Geschichte Das heute stehende Bauwerk läßt sidi nach de la Thaumassi^re (1689) 22 wahrscheinlich auf eine Kapelle des Schlosses von Les A i x zurückführen. Der Kapelle war schon im ausgehenden x i . Jahrhundert ein Kapitel angeschlossen, das 1 1 2 0 auf eigenes Verlangen mit dem Kapitel der Kathedrale von Bourges vereinigt wurde. Die Kollegiatskirche könnte ein Ergebnis dieser Verbindung gewesen sein. Sichere Aufschlüsse über den genauen Zeitpunkt ihrer Entstehung gibt es jedoch nicht. Deshoulieres (1932) datiert sie auf Grund stilistischer Merkmale in die Mitte des 12. Jahrhunderts 23 . Bis in das 17. Jahrhundert hinein blieb die Kirche ausschließlich dem Kapitel und den Bewohnern des Schlosses vorbehalten, während die um das Schloß entstandene Ortschaft ihre Pfarrkirche in dem benachbarten Valentigny (Cher) unterhielt. 1678 mußte diese jedoch wegen Baufälligkeit aufgegeben werden und die Einwohner von Les Aix erhielten das Langhaus der Kollegiatskirche zur Pfarrkirche, die dem heiligen Germain geweiht wurde. Seit der Revolution dient sie nur noch der Pfarrei 24 . b) Beschreibung Der Bau besteht aus einem einschiffigen, weiträumigen Langhaus, einem ausladenden Querschiff und einem in Breite des Langhauses dreischiffig angelegten Staffelchor (Fig. i ) . I n der Querschiffmitte ist, die Breite des mittleren Chorschiffes aufnehmend, ein mit einer Trompenkuppel gewölbtes Joch eingezogen. Es öffnet sich gegen den Hauptchor, die Quersdiiffarme und das Langhaus mit vier gleich hohen, zugespitzten Arkaden. Die westliche Arkade bildet den Triumphbogen zwischen Langhaus und Ostteilen. Seitlich des Triumphbogens schaffen schmale, schwach zugespitzte Öffnungen Durchgänge zwischen Langhaus und Querarmen. Das Langhaus ist durch jüngere Restaurationen stark übergangen 25 . Eine moderne Holztonne über kräftigen Querbalken deckt den Langhaussaal. J e vier große, bis knapp unter die Decke reichende, rundbogige Fenster mit schwach
22 De la Thaumassière, 1689. S. 468 23 Deshoulieres, C . A . 1 9 3 1 , S. 291 Vallery-Radot (1932, S. 1 1 6 ) versudite durch einen auf Buhot de Kersers (Bd. 1, 1875, S. 7) zurückgehenden Hinweis auf eine stilistische Verwandtschaft mit L a Charité-sur-Loire zu präzisieren: „ . . . plusieurs détails du choeur de l'église des Aix-d'Angillon se réfèrent sans aucun doute à l'art de L a Charité-sur-Loire . . . " - eine stilistische Beziehung, die auch Reinhardt sieht (1965, S. 129). Mir scheint eine direkte, über die im Aufriß der dreigeschossigen Chorinnenwand und in der allgemeinen Erscheinung des Schmuckreichtums liegende Verwandtschaft hinausgehende Beziehung zwischen beiden Bauwerken nicht zu bestehen, s« Buhot de Kersers, 1875, Bd. i, S. 6-7 85 Deshoulieres, 1 9 3 2 , S. 3 u. 5
8
Die ,passages berrichons'
Fig. i . Les A i x d'Angillon, Grundriß
geschrägten Laibungen 24 durchbrechen die glatten Seitenwände. Kräftige Strebepfeiler aus dem 19. Jahrhundert sind weit in das Langhaus vorspringend den Pfeilern des Triumphbogens entgegengestellt (Abb. 1).
26
Die von Deshoulieres (C. A . 1 9 3 1 , S. 292 und 1932, S. 3) veröffentlichten Grundrisse (vgl. Fig. 1) zeigen fälschlich senkrechte Laibungen. Richtig erweist sich der von Buhot de Kersers (Bd. i, 1875, T f . III) veröffentlichte Grundriß.
Entstehung des Begriffs
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Im Quersdiiff deckt eine vergipste Holztonne den südlichen Querarm 17 , im nördlichen dagegen ist die ursprüngliche Disposition, die aus zwei verschieden breiten Jochen mit zugespitzter Halbtonne über einem Gurtbogen besteht, erhalten. An das schmalere, die Breite des Nebenchores aufnehmende Joch schließt sich das breitere Außenjoch an. Der dreischiffige Staffelchor ist mit zugespitzten Halbtonnen überwölbt und die Apsiden tragen Muldengewölbe. Die Wände des Hauptchores (Abb. 5, 6) sind durch drei Geschosse gegliedert: zuunterst eine dreifache Arkadenstellung; darüber überfaßt eine Blendbogengalerie aus sechs flachen Bögen nischenartige Wandvertiefungen; den Obergaden bilden zwei schlichte Rundbogenfenster. In den Nebenchören und den Apsiden zeigt sich ebenfalls eine reiche Wandgliederung: auf Halbsäulen ruhende Blendarkaden überfassen die mit Säulchen geschmückten Seitenfenster, und ein Ornamentband betont die Apsidenfenster.
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Den südlidien Querarm deckt heute eine vergipste Holztonne über Spannbalken, die nach Deshouli^res (C. A . 1 9 3 1 , S. 295) nur wenige Jahre zuvor eingezogen wurde. Buhot de Kersers (1875) spricht noch von einer hölzernen Notdecke. Von den einstigen Apsiden zeigt sich noch im nördlichen Querarm ein vermauertes Gewändesäulchen.
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Die .passages berrichons'
Auch am Außenbau der Ostteile zeigt sich im Gegensatz zum Langhaus (Abb. z, 3) vielfältiger Bauschmuck: Dreiviertelsäulen, die bis zum Kranzgesims hinaufreichen, gliedern die Wand des Hauptchores, dessen Fenster durch Zierblenden gerahmt sind. Eine Zwerggalerie bildet den oberen Abschluß. Die Gesamterscheinung der Ostteile ist durch die Zerstörung der Querschiffsapsiden und das Fehlen eines sich über dem überkuppelten Joch erhebenden Turmes beeinträchtigt. Daß ein solcher Turm ganz sicher geplant war, läßt sich aus den noch deutlich sichtbaren Ansätzen einer Geschoßgliederung an dem Turmstumpf erkennen. Ob er allerdings jemals über diesen fragmentarischen Zustand hinausgediehen war, ist ungewiß. Im Inneren steht der wölbungslose Langhaussaal den vielfältig gewölbten Ostteilen gegenüber. Dort ein vielfältiger Bauschmuck, skulptierte Kapitelle, ornamentierte Blendbogenfenster, Fensterlaibungen mit eingestellten Säulchen, eine durch Vor- und Rückstufung plastisch durchgebildete "Wand, hier die schmucklosen großen Fenster in den weiten, glatten Flächen der Langhauswände. Zwei baukünstlerisch kraß unterschiedene Baukörper bilden ein Bauganzes. c) Reduzierte
Dreischiffigkeit?
Die eigentümliche Verbindung zweier unterschiedlich organisierter Raumteile zu einem Bauganzen muß dem an der Erscheinung durchgehend gewölbter Kirchen der Hochromanik geschulten Auge fragwürdig erscheinen. Könnte nicht der eindeutig faßbare, baukünstlerische Bruch vom wölbungslosen Saalraum zu den gewölbten Ostteilen als Indiz einer durch Planwechsel entstandenen Reduktion eines zu Beginn dreischiffig gewölbt geplanten Langhauses verstanden werden? Ausgehend von der Anlage des Staffelchores hätte man ein dreischiffiges, gewölbtes Langhaus zu rekonstruieren, wobei die Seitenschiffe über die ausladenden Querarme hinweg eine Fortsetzung in den Nebenchören erführen. Die beiden Passagen zwischen Langhaus und Querarmen stellten in diesem Falle die Rudimente ursprünglich geplanter, später nicht ausgeführter Seitenschiffe dar (Abb. 4). „Faut-il voir dans cette disposition, qui pourrait passer pour un embryon de bascôté, une influence limousine, car on sait combien les bas-côtés des églises de cette région sont étroits . . f r a g t Deshoulières (1907) 28 . Die hypothetische Rekonstruktion eines dreischiffigen, gewölbten Langhauses für Les Aix-d'Angillon (Cher) ließe sich mit einer Reihe entsprechender, in der gleichen Region stehender Bauwerke belegen, wie z. B. mit der ca. 5 j km südlich
28 Deshoulières, B. M. 1907, S. 468
Entstehung des Begriffs
II
von Les Aix-d'Angillon gelegenen Kirche in Bru£re-Allichamps (Cher), die um 11 j o errichtet wurde 29 . Die im Grundrißgefüge und Aufrißsystem in beiden Bauten weitgehend identischen Ostteile schließen sich mit verschieden gestalteten Langhäusern zu einem Bauganzen zusammen: in Bruere-Allichamps übernimmt das Langhaus die dreischiffig gewölbte Raumkonzeption des Staffelchores; in Les Aix-d'Angillon verselbständigen sich die Ostteile sowie das Langhaus zu eigengesetzlich konzipierten Räumen (Abb. i , 7, Fig. 2).
Fig. 2. Bruere-Allichamps, Grundriß
Die Erklärung, den einschiffigen Langhaussaal von Les Aix-d'Angillon als eine an Stelle einer dreischiffig gewölbten Anlage errichtete Notlösung zu sehen, hätte
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DeshouliJres, 1932, S. 59-62. Der Bau ist auch bekannt unter dem Namen seiner Pfarrei als La Celle-Bruere (vgl. Faviere, 1970, S. 167-172). Bruere übertrifft in seinen lichten Maßen Les Aix an Größe des Langahuses (31,70:11,75 m gegenüber 21,50:10,20 m). Bei fast identischen Maßen im Querschiff wendet sich das Verhältnis im Chor, w o dem 14:12 m messenden Staffelchor von Les Aix die etwas kleinere, gleichartige Anlage von Bruere (10:12 m) gegenübersteht. (Maße für Bruere nach Faviire, 1970, S. 172)
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Die .passages berrichons'
nahegelegen, wäre das Bauwerk in seiner charakteristischen Raumzusammensetzung als singuläres Beispiel überkommen. Trotz häufigen Vorkommens blieb der im Berry weitverbreitete, ungewölbte Saalraum dennoch fast völlig unbeachtet. Es ist ein von der Vorstellung des Gewölbebaues geprägtes Urteil, wenn Deshoulières (1932) zu dem Langhaus von Les Aix-d'Angillon bemerkt: „ L a simplicité de la nef éclairée par les fenêtres en plein cintre et nues et la réfection moderne du berceau de bois qui la recouvre, ne peuvent donner matière à aucun commentaire."»0 B. Verbreitung Jede Erklärung der Raumgestaltung von Les Aix-d'Angillon als Planänderung wird angesichts des gesamten Baubestandes im Berry entkräftet. Das Berry, das heute die beiden Departments Cher und Indre umfaßt 3 1 , besitzt noch über zwanzig stehende Bauwerke, die alle dem gleichen, an Les Aix-d'Angillon exemplarisch beschriebenen Raumgefüge folgen: ein einschiffiges, mit einer Holzdecke versehenes Langhaus stößt mit gewölbten Ostteilen zusammen. Das zumeist über die Flucht der Langhausseitenwände vorspringende Quersdiiff bildet in seiner Mitte stets ein überwölbtes Joch aus. Seine beiden westlidien Pfeiler werden durch schmale, seitliche Durchbrüche von den Seitenwänden gelöst. In das Langhaus gerichtete Vorlagen verstärken oft diese Pfeiler in der Art von Strebepfeilern am Außenbau romanischer Kirchen. Die so mit ,inneren Strebepfeilern' 32 wie eine Außenwand gestaltete, westliche Schluß wand der Ostteile verstärkt den Eindruck der unvermittelten Zusammenfügung von zwei unterschiedlidi strukturierten Raumkörpern zu einem Bau. 1 . Der Saalraum und das Problem .großer' und ,kleiner' Bauten Der weiträumige Langhaussaal ist eine Grundgegebenheit des von Les A i x d'Angillon repräsentierten Bautypes. Sein zahlreiches Auftreten unter den Landkirdien (églises rurales) des Berry stellte bereits Lenoir (i868) s s fest. Auch Deshoulières (1922) konstatierte die ungewöhnliche Häufigkeit dieser Raumform in dieser Region. E r glaubte, sie ausschließlich auf den Bereich „kleiner" Bauwerke einschränken zu können, zu denen im Gegensatz die „großen" Kirdien dreischiffig
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Deshoulières, 1932, S. 3 Favière, 1970, S. 11 32 Crozet, 1932, S. 126, „ . . . En outre, le carré du transept n'étant buté à l'ouest ni par les murs goutterots de la nef, ni par les rangées d'arcades qui existent dans les nefs à collatéraux, les contructeurs ont pris le parti de l'épauler par de véritables contreforts intérieurs, amincis par des glacis successifs, qui font face à la nef." ss Lenoir, C. A. 1868, S. 2$ S1
Verbreitung
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gewölbt gewesen seien84. Bei der Gegenüberstellung sogenannter „großer" und „kleiner" Bauwerke zeigt sich, daß die einschiffigen, ungewölbten Langhäuser von Charost (29,70 m X 1 1 , 1 5 m)35> oder le Gravier (22,80 m X 9,60 m)86, beide im Cher, in ihren Abmessungen Schritt halten mit Kirchen, wie Bru^re-Allichamps (Cher) (31,75 m X 11,75 m ) ' 7 oder Plaimpied (Cher) (24 m X 14,50 m)88. Der Langhaussaal des Berry läßt sich also nicht a priori auf den Bereich der unbedeutenden Kleinbauten beschränken. Auch der Versuch von Deshoulieres (1932), seine Entstehung als das Produkt wölbungsunkundiger Bauleute hinzustellen89, bleibt angesichts des Baubestandes im Berry unverständlich. Abgesehen von dem zeitlichen Nebeneinander der ungewölbten Saalräume und der dreischiffigen, gewölbten Langhäuser, widerlegen die mit saalartigen Langhäusern verbundenen, ein perfektes basilikales Gewölbesystem beherrschenden Staffelchöre (Biet, Les Aixd'Angillon, Nerondes, ursprünglich Charost — alle Cher) diese Meinung. Die Entscheidung zugunsten des ungewölbten Saalraumes muß als bewußte, baukünstlerische Absicht verstanden werden. a) Das Langhaus von St.-Michel in Charost (Cher) Ein hervorragendes Beispiel des Saalraumes im Berry bietet das Langhaus von St.-Midiel in Charost (Cher), das übereinstimmend um die Mitte des 12. Jahrhunderts datiert wird. Es entstand wahrscheinlich innerhalb einer von der Abtei von Notre-Dame in Issoudun hier unterhaltenen Priorei. Mit den lichten Maßen von 29,70 m X 1 1 , 1 5 m ist der Saalraum ungewöhnlich weiträumig angelegt. Die Gesamtlänge der Kirche beträgt 51,50m. Die Nebenchöre und das Querschiff wurden zerstört (wahrscheinlich schon vor 1541), nur der Hauptdior blieb erhalten40 (Fig. 3). Das Langhaus kommunizierte mit dem QuersdiifF durdi die zugespitzte Arkade des Triumphbogens und zwei seitliche, steil proportionierte, rundbogige Passagen41. Uber seine außergewöhnlichen Abmessungen hinaus fand der riesige Langhaussaal kaum das Interesse der Forschung. Dennoch bietet gerade er die Möglichkeit zu grundsätzlichen Bemerkungen über den einschiffigen, ungewölbten Saalraum. Der durch das Westportal4* Eintretende empfindet zunächst eine haltlose Weiträumigkeit (Abb. 10). Über die durdi keinerlei Vor- und Rücksprünge unterbros4 35 30 37 38 39 40 41 42
Deshoulieres, B. M. 1922, S. 6 Vgl. Bautenkatalog Nr. 6 Vgl. Bautenkatalog Nr. 10 Vgl. Anm. 29 Maße nadi Grundriß in C. A. 1931, S. 3 1 1 Deshoulieres, 1932, S. V Deshoulieres, C. A. 1931, S. 390-399 Die südliche Passage existiert nach der Zerstörung des QuerschifFes nidit mehr. Das Portal in der Südwand entstammt einer modernen Restauration (vgl. Deshoulieres, C. A. 1931, S. 392).
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Die ,passages berridions'
Fig. 3. Charost, Grundriß
dienen Wandflächen gleitet der Blick in die Höhe, wo hoch oben Licht durch schmale Rundbogenfenster in die Weite eindringt43. Über der Lichtzone entzieht sich die über Spannbalken gewölbte Holztonne einer optisch fixierbaren Raumgrenze. Im Osten dringen die den Triumphbogen straff rahmenden Strebepfeiler in den Saalraum ein. Ein Vergleich mit Bru^re-Allichamps (Cher) verdeutlicht die ganze Tragweite dieses ungewölbten Saalraumes44. Das in der Größe (31,75 m X 11,75 m ) ^ a s t
43 Die Fenster sind auch um die Westfassade herumgeführt. In der Mitte ein Rundbogenfenster, zu den Seiten je ein Okulusfenster. 44
Vgl. Anm. 29
Verbreitung
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Charost übereinstimmende Langhaus besteht aus einer dreischiffigen, fünfjochigen Anlage, die mit Halb tonnen eingewölbt ist (Abb. 7). In der Luftlinie nur 35 km voneinander entfernt wurden in Charost und Bruere-Allichamps um I I J O Langhäuser errichtet, deren Raumgehalt einander diametral entgegengesetzt ist. In Charost wurde ein weiträumig fließender, von keiner inneren Stütze verstellter Raum realisiert. In Bruere-Allichamps entstand eine dreischiffige, durch Pfeilerarkaden und Gurtbögen differenzierte, mit Tonnengewölben versehene Jochfolge. Dieses Langhaus schließt sich mit den Ostteilen zu einem organisch verbundenen Gewölbebau zusammen. Neben diese räumliche Homogenität tritt das von Charost vertretene Raumprinzip. Hier besitzt das Gewölbe allein in den Ostteilen raumprägende K r a f t . Die Weiträumigkeit des ungewölbten Langhaussaales stößt unvermittelt dagegen. Innerhalb dieses Bauganzen stehen zwei ihrem Wesen nach grundverschiedene Raumordnungen einander unversöhnt gegenüber. b) Die Saalräume des Berry Unter den Saalraumkirchen des Berry lassen sich dem Langhaus von Charost (Cher) eine Reihe weiterer, in den Abmessungen etwas kleinere, im Raumeindruck jedoch qualitativ auf gleicher Stufe stehende Langhausanlagen zuordnen. Die in L a Guerche45, Le Chätelet (im ursprünglichen Zustand) 48 (beide Cher) und L a Berthenoux (Indre) 47 geschaffenen Saalräume (Abb. 12, 1 3 ) dominieren wie Charost über ihre vielfältig gewölbten Ostteile. Stets umstellen die gleichen tektonisdien Elemente den Saalraum: Die Wände sind hochaufgeführt; den Außenbau (Abb. 8, 9, 1 1 ) verfestigen in regelmäßigen Abständen, knapp unter dem Kranzgesims endende Strebepfeiler; hoch in den Intervallen sitzen Rundbogenfenster, die im Innenraum die einzigen Unterbrechungen der sonst völlig glatten Wände bilden. In Le Chätelet (Cher) und La Berthenoux (Indre) ersetzen Rundbogenfenster die Okuli der Westfassade, so daß ein Kranz gleich großer und auf gleicher Höhe liegender Fenster entsteht. Gegenüber diesen großen, einem festen architektonischen Schema folgenden Saalräumen sind die übrigen Langhäuser von bescheideneren Abmessungen und zumeist uneinheitlich in ihrem Aufbau. Es fällt auf, daß in vielen Langhäusern sich die Breite zur Länge wie etwa 1 : 2 verhält 48 . Eine ursprüngliche Eindeckung hat sich in keinem der Langhäuser erhalten. Uberwiegend sind sie heute mit modernen Holztonnen über Spannbalken und Hängepfosten gedeckt. Ob damit eine ursprüngliche Form der Eindeckung wiedergespie-
« Vgl. Vgl. 47 Vgl. 48 Vgl.
Bautenkatalog Nr. 10 Bautenkatalog Nr. 11 Bautenkatalog Nr. 23 Maßangaben im Bautenkatalog
Die .passages berridions'
gelt wird, bleibt eine offene Frage. In Mehun-sur-Yevre (Cher) bestand bis zu einem Brand im Jahre 1 9 1 0 eine Holztonne über ornamentierten Spannbalken des 16. Jahrhunderts4". Die Vielzahl der in neuerer Zeit entstandenen Holztonnen macht es zumindest wahrscheinlich, daß es sich um eine über den Verlauf mehrerer Jahrhunderte tradierte, bis auf die romanischen Ursprungsbauten zurückgehende Deckenform handeln könnte. Trotz der dichten, allgemein erkannten Verbreitung des ungewölbten Saalraumes in dieser Region, sucht man nach einer Klärung seines stilistischen Phänomens in der Literatur vergeblich. Das Vorgehen von Deshouli^res, den ungewölbten Langhaussaal pauschal in den Bereich architektonischer Minderwertigkeit einzuweisen, orientiert sich an einem von bautechnischen Fortschritten abhängigen Entwicklungsdenken. Es versteht die Romanik als Stilepoche, in der sich mit zunehmender Reife alles zum durchgehenden Gewölbebau hinentwickelte. Ungewölbte Saalräume spielen in diesem Entwicklungsschema nur eine untergeordnete Nebenrolle. Ihnen haftet das Gemach bautechnischer Unfertigkeit an. Sie sind die bevorzugte Bauform ,kleiner' oder ,ländlicher' Kirchen. Deshouli^res (1932) 50 erklärt die einschiffigen Langhäuser als für eine Ein Wölbung zu weiträumig angelegte Saalräume. E r verkennt jedoch, daß auch die Entscheidung für eine die eigene Wölbungsfähigkeit übersteigende Raumform bereits einem baukünstlerisch bewußten Vorgang unterliegen muß. 2. Das überkuppelte Joch Für die Bildung der Passagen ist ein annähernd quadratisches, in die Mitte des Querschiffes eingezogenes Joch entscheidend. Es ist in der Regel mit einer Kuppel überhöht und öffnet sich mit vier Arkaden in die angrenzenden Räume. Bei allen hier zur Frage stehenden Bauwerken ist es allein von den Ostteilen her konzipiert. Grundsätzlich lassen sich zwei Arten seiner Ausbildung unterscheiden: 1. Das Querschiff öffnet sich in einen im Verhältnis zum Langhaus schmaleren Chorraum. Die aus östlicher Querschiffswand und Chorseitenwänden sich bildenden Ecken werden durch Vorlagen zu pfeilerartigen Stützen verstärkt. Diesen »Eckpfeilern' werden auf der Fluchtlinie der westlichen Querhauswand in die breite Langhausöffnung zwei entsprechende, westliche Pfeilermassive gegenübergestellt. Bei gleicher Breite von Querhaus und Chorraum scheidet sich ein quadratisches Joch aus. Den beiden Westpfeilern, die nur innerhalb des Joches Vorlagen für die Arkadenzüge ausbilden, sind häufig vom Langhaus aus kräftig vorspringende Strebevorlagen entgegengestellt, die dem Kuppeljoch statische Festigkeit verleihen.
49 so
Deshouli^res, C. A. 1931, S. 330 Deshoulieres, 1932, S. V
Verbreitung
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Ein gutes Bild dieses Sdiemas vermittelt La Berthenoux (Indre). Zwischen den annähernd gleich großen, mit Halbtonnen eingewölbten Querarmen und dem Chorvorjoch scheidet sich mit vier gleich hohen Arkaden das mit einer oktogonalen Kuppel über Trompen versehene Joch aus (Fig. 4). Ebenso angeordnet sind auch die Kirchen von Le Chätelet (Pendentif - statt Trompenkuppel), Flavigny, La Guerche (Abb. 14), Limeux, Osmery, St.-Hilaire-en-Ligni^res (an Stelle der einstigen Kuppel ein modernes Kreuzrippengewölbe) (alle Cher) und Bommiers und Reuilly (beide Indre).
Fig. 4. La Berthenoux, Grundriß der Ostteile
2. Die zweite Ausbildung der Querhausmitte wird bestimmt durch die Anlage eines dreischiffigen Staffelchores, wie es bereits am Beispiel von Les Aix-d'Angillon (Cher) beschrieben wurde. In der Durchdringung von Chormittelschiff und Querhaus scheidet sich ein kuppelüberhöhtes Joch aus. Die Passagen und die Öffnungen der Chorseitenschiffe machen das Kuppeljoch rundum umgehbar. Diesem Schema folgen neben Les Aix-d'Angillon Biet, Charost und Nerondes (alle Cher). Bei beiden Beispielgruppen stimmt das in der Querschiffsmitte entstandene Joch im tektonischen Aufbau mit einer ausgeschiedenen Vierung (croisee oder carre du transept), über der sich in der Regel ein Turm erhebt, überein. Die herkömmliche Interpretation der Vierung als Durchdringungsraum von Lang- und Querhaus hingegen entspricht dem kuppelüberhöhten Joch der Berry-Gruppe nicht. Denn hier bildet sich das ausgeschiedene Joch ohne einen dem QuerschifF äquivalenten Anteil des Langhauses. Von den Seitenwänden des Langhauses durch Passagen freigestellt, greift es nicht in die räumliche Organisation des Langhauses ein. Der Außenbau macht dieses oft durch unterschiedliche Höhen von Lang- und Querhaus deutlich. So kann das eingewölbte Querschiff gegenüber dem ungewölb-
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Die ,passages berrichons'
ten Langhaus beträchtlidi an Höhe abnehmen, wie in La Guerche (Cher), w o der Dachansatz der Querarme auf der Höhe der Sohlbänke der Langhausfenster liegt (Abb. i j). Oder im umgekehrten Fall kann die Höhe der Querarme die des Langhauses übertreffen, wie in Osmery (Cher) (Abb. 16). Einige Bauten weichen von dem oben beschriebenen Aufbau des Vierungsjoches ab. Dies hat zum Teil die einfache Erklärung in einer unregelmäßigen Maßgebung: So sind in Lignieres (Cher) bei gleicher Kämpferhöhe die westliche und östliche Arkade wesentlich schmaler als die Süd- und Nordarkade 51 . In Nerondes (Cher)52 ruft der querrechteckige Grundriß des überkuppelten Joches eine sowohl in Kapitell- wie auch in Scheitelhöhe niedrigere Süd- und Nordarkade hervor. In Ineuil (Cher)53 dagegen scheint der Wechsel von Halbsäulen auf der Ostseite zu flachen Vorlagen auf der Westseite, auf denen die Arkaden ruhen, auf einen Planwechsel zurückzuführen zu sein. Ganz anders baut sich das Querhausjoch in Crosses (Cher)54 auf. Der bis knapp unter die vergipste Holztonne des Langhauses aufragende Triumphbogen, der auf fladien Vorlagen ruht, ist mit drei nur halbhohen Bogenstellungen zu einem annähernd quadratischen Joch verbunden (Abb. 17). In Moulins-sur-Y^vre (Cher)55 ersetzt der in die östliche Querhauswand eingeschnittene Stirnbogen des Vorchores, der mit einer auf flachen Vorlagen ruhenden Arkade versehen ist, die östliche Bogenstellung. In einer letzten Gruppe von fünf Bauwerken wird das beschriebene Sdiema des Vierungsjoches überhaupt aufgegeben: In Acheres56, Charenton-du-Cher 57 , St.-Jeanvrin (Abb. 19) 58 , St.-Saturnin6B in ursprünglichem Zustand (alle Cher), und Clion60 (Indre) wird die Mitte des Querhauses von einer in der Längsachse des Langhauses liegenden Halbtonnenwölbung überdeckt. Entsprechend dieser Wölbungsform sind die von Ost nach West verlaufenden Arkaden tiefer herabgezogen als die beiden anderen (Abb. 20). Nur in St.-Saturnin müssen sie, nach den noch erhaltenen Kämpfergesimsen zu urteilen, höher gesessen haben. Ein Turm ist nur bei zwei Bauten nachzuweisen: Clion besitzt einen zweigeschossigen Turm und nach der Baubeschreibung von Buhot de Kersers war 1885 in St.-Saturnin noch ein Turm über der Querhausmitte vorhanden 61 .
51
Vgl. Bautenkatalog N r . 13 Vgl. Bautenkatalog N r . 16 Vgl. Bautenkatalog N r . 9 54 Vgl. Bautenkatalog N r . 7 55 Vgl. Bautenkatalog N r . I J 56 Vgl. Bautenkatalog N r . 1 57 Vgl. Bautenkatalog N r . 5 58 Vgl. Bautenkatalog N r . 19 59 Vgl. Bautenkatalog N r . 20 80 Vgl. Bautenkatalog N r . 22 «1 Buhot de Kersers, Bd. 3, 188$, S. 247 52
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Verbreitung
Die übrigen drei Bauwerke scheinen schon von jeher über der Querschiffsmitte turmlos gewesen zu sein. In diesen Bauwerken läßt sich das tonnengewölbte Joch auch eher als ein gegen das Langhaus stoßendes Vorchorjoch bezeichnen, das die Querarme wie Nebenchöre flankieren. Diese ein Querschiff ausschließende Verbindung von Saalraum und Chor tritt in monumentaler Form in Mehun-sur-Yevre (Cher) auf, wo sich ein Umgangschor mit Radialkapellen unmittelbar in sein sehr weiträumiges, ungewölbtes, einschiffiges Langhaus öffnet 82 . 3. Die seitlichen Passagen Die zwischen den Seitenwänden des Langhauses und dem schmaleren Querhausjoch sich ergebenden Wandstreifen werden mit Passagen, die in die Querschiffsarme führen, durchbrochen. Ihr tektonischer Aufbau unterliegt keiner bindenden Regel. Sie entwickeln sich ohne ästhetischen Bezug auf den von ihnen gerahmten Triumphbogen. Sie können, wie in Osmery (Cher) rundbogig sein, wenn der Triumphbogen zugespitzt ist (Abb. 18). Ihre lichte Höhe und Breite differiert oft in demselben Bau von der Nord- zur Südpassage. So betragen in Bommiers (Indre) (Abb. 21) die Maße für den nördlichen Durchgang: 1 , 1 0 m X 3,40 m, während der südliche schmaler und niedriger ist: 0,93 m X 3,15 m. Ihre öffnungsweite bewegt sich zwischen 0,51 m (Südpassage in La Berthenoux/Indre) (Abb. 12) und 1,24 m (Südpassage in Les Aix-d'Angillon/Cher) (Abb. x). Sie ragen einmal steil proportioniert bis zur Kapitellhöhe des Triumphbogens empor, wie in Moulins-sur-Y^vre (Cher) (Abb. 24); das andere Mal erreichen sie wie in der südlichen Passage von Reuilly (Indre) (Abb. 22) mit 1,83 m Lebensgröße. Es sind stets schmucklose Bogenstellungen, die entweder unmittelbar in das Gewände der Seitenwand des Langhauses und der westlichen Pfeiler des Vierungsjoches übergehen oder über flachen Vorlagen auf Kämpfergesimsen liegen. Die Passagen entstehen jedoch nicht ausschließlich durch die Nutzung der zwischen Langhausseitenwänden und westlichen Pfeilern des Querhausjoches entstandenen Wandstücke. In St.-Hilaire-en-Lignieres (Cher) stoßen die Langhauswände unmittelbar neben den westlidien Pfeilern des überkuppelten Joches gegen die Querhauswand (Abb. 23). Obwohl hier also keine für Passagen genügend breite Wandstücke vorhanden sind, wurden dennoch Passagen realisiert. Die Langhausseitenwände wurden unmittelbar vor dem Querschiff durch einen auf der Nordseite rechtwinkligen, auf der Südseite abgerundeten Annexraum erweitert*3. 4. Strebepfeiler im Innenraum Das durch den Gewölbeschub und die Last des Turmes ausgelöste statische Problem des eingezogenen Joches meisterte man mit der Einziehung von Strebe62 93
Deshoulieres, 1932, S. 1 6 3 - 1 6 6 Der von Deshoulieres (1932, S. 219) veröffentlichte Grundriß zeigt nur den Annexraum der südlidien Seite.
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Die .passages berrichons'
pfeilern44, die den westlidien Jochpfeilern in das Langhaus hinein vorgelegt wurden. Es handelt sich um massive, schmucklose Pfeilervorlagen, die bis zu 1,20 m in das Langhaus kräftig vortreten. Sie verleihen der westlichen Querschiffswand den Charakter einer Außenwand und erhöhen die Abgeschlossenheit der Ostteile gegenüber dem Langhaussaal. j . Die ,Passagenkirdie' Das im Berry in weiter Streuung auftretende, durch die seitlichen Passagen charakterisierte Raumgefüge belege ich mit der Bezeichnung der ,Passagenkirche'. Das zweigeteilte Ordnungsprinzip ihrer Raumfolge ist das entscheidende, stilistische Kriterium dieses Bautypes. Das Langhaus besteht aus einem auf Weiträumigkeit angelegten, ungewölbten Saalraum. Die Voraussetzung seiner Errichtung ist nicht bautechnisches Unvermögen, sondern festes, baukünstlerisches Wollen. Er stößt auf Ostteile, die unterschiedlich angelegt sein können und auf der Höhe des romanischen Wölbungsbaues stehen. Ihre Basis bildet ein ausladendes QuerschifF mit einem formal einer ausgeschiedenen Vierung gleichenden Mitteljoch. Wie sie, ist es grundsätzlich zum Tragen eines den Außenbau überragenden Turmes bestimmt. Die ,Passagenkirche' des Berry ist ein Produkt der hochromanischen Epoche. Für ihre zeitliche Einordnung sind fast ausschließlich Stilkriterien maßgeblich. Osmery (Cher) als einziges Bauwerk mit einer gesicherten Entstehungszeit kurz vor 1 1 7 6 - 1 1 7 8 zeigt die Langlebigkeit dieses Bautypes48. C. Die ,Passagenkirche' in der Forschung 1. Deshouli^res Die oben beschriebenen, baulichen Gegebenheiten der ,Passagenkir'8 Grundriß, C. A . 1862, S. 191
Aufrechterhaltung des Passagenmotivs
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12. Jh.
Fig. 14. Fouteurault, Abteikirche, Grundriß
An der Querhauswand zwischen den Pfeilern der östlichen Langhauskuppel und dem Triumphbogen befinden sich flache Vorlagen mit kräftigen Halbsäulen, deren Kapitelle die der Kuppelpfeiler knapp überragen. Auf ihren Kämpferplatten sitzen kräftige Vorlagen auf. Die untere Hälfte der Säulen und ihre Vorlagen sind heute abgetragen. Die Vorlagenbildungen stehen nicht in der Achse der westöstlichen Arkaden des Turmjoches. Sie sind mit Crozet 179 als Strebepfeiler für das überkuppelte Joch anzusehen. 17» Crozet, C. A . 1964, S. 439
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„Umbaukirchen"
b) Bau I Die oben beschriebenen Vorlagen über Halbsäulen und die seitlichen Passagen wurden von der Forschung allgemein als Relikte eines ursprünglich dreischiffig geplanten Langhauses angesehen. Diese Theorie hat Crozet mehrmals nachdrücklich widerlegt 180 . Nach seiner Ansicht sah die erste Baukampagne (Fontevrault I) vor, die auf voller Höhe des baukünstlerischen Vermögens des zweiten Jahrzehnts des 12. Jahrhunderts stehenden Ostteile 181 mit einem weiträumigen (ca. 16 m breiten), einschiffigen und ungewölbten Saalraum zu einem Bauganzen zu verbinden. Crozet stützte diese der übrigen Forschung konträre Rekonstruktion auf eine genaue Analyse des architektonischen Bestandes. Er stellte fest, daß die in den Querarmen sichtbaren, zugespitzten Passagen den ,passages berrichons' entsprechen. Crozet versteht hier die ,passages berrichons' als Strukturelement eines feststehenden Bauschemas und kommt so zu seiner Aussage über die ursprüngliche Langhausplanung von Fontevrault I 182 . Crozets Analyse der Passagen als Durchgangsarkaden in ein einschiffiges, ungewölbtes Langhaus ist einleuchtend. Sie sind sehr schmal (ca. 0,75 m), sehr steil proportioniert und zugespitzt. Sie durchbrechen die westliche Querhauswand ohne Stufung und nehmen keinen Bezug auf die gegenüberliegenden Öffnungen des Chorumganges, wie es sonst üblich ist, wenn sich der Umgang über das Querschiff hinweg in die Seitenschiffe des Langhauses fortsetzt. Die gewöhnlich als Ansätze von Mittelschiffsarkaden interpretierten Halbsäulen erklärt Crozet als .innere Strebepfeiler*. Im Gefüge einer ,Passagenkirche' sind sie nicht ungewöhnlich183. Die Erkenntnis, daß sich die seitlichen, Langhaus in die Querarme öffnenden Verbindungsgänge in Loches I I I aus dem Beharrungsvermögen des Passagenmotivs des Vorgängerbaues erklärten, kann die von Crozet vorgeschlagene Rekonstruktion von Fontevrault I zusätzlich stützen184. 180 Crozet, 1 9 3 6 , S . 1 2 1 Crozet, 1 9 4 8 , S. 93 Crozet, C . A . 1 9 6 4 , S. 4 3 9 - 4 4 0 F ü r ein geplantes, aber nicht ausgeführtes Langhaus mit sehr schmalen Seitenschiffen spricht sich Deshoulières ( 1 9 3 6 ) S. 39) aus. F ü r ein ursprünglich flachgedecktes, dreischiffiges, ausgeführtes Langhaus plädiert P l a t ( 1 9 3 9 , S. 108). 181 Mussat, 1 9 6 3 , S. 63 182 Crozet, 1 9 3 6 , S. 1 2 1 : „ . . . Vérification faite, il s'agit d'arcades très étroites, relativement hautes, tout à fait semblables à ces étroits passages dits berrichons qu'on voit, en effet, très couramment en Berry. Ils sont invariablement en rapport avec des nefs sans collatéraux." 183 V g l . A n m . 3 2 ; die Verbindung einer Halbsäule mit einer V o r l a g e w ä r e in diesem Zusammenhang neu. N a c h einem Foto im C . A . 1 9 1 0 , B d . I, S. 4 8 - 4 9 bestanden bereits v o r der Restauration die strebepfeilerartigen, senkrechten Vorlagen über den Halbsäulen. 184 Nicht uninteressant ist v o n hier ein Blick auf die Kathedrale von Angoulême (vgl. A n m . 1 5 4 ) . D a s in Loches und Fontevrault zu beobachtende Beharrungsvermögen des Passagenmotivs läßt die Spätdatierung der Passagen in Angoulême durch D a r a s (B. M . 1 9 6 2 , S . 2 3 4 ) fraglich w e r den. Sollten jedoch auch die Passagen in Angoulême auf einen früheren Bau verweisen - ein Vorgängerbau des frühen 1 1 Jhs. ist belegt - , müßte der allgemein anerkannte enge, in den
Aufrediterhaltung des Passagenmotivs
57
3. Faye-la-Vineuse (Indre-et-Loire) Ohne die Vorbilder von Loches und Fontevrault wäre die Baugestalt von Faye-la-Vineuse (Indre-et-Loire) (Abb. 62-6 j ) nur schwer erklärbar. Während dort die Gestaltung der Passagen die Anlage, bzw. Planung eines ursprünglich ungewölbten Langhaussaales offenbarte, scheinen in Faye-la-Vineuse die Passagen in einem Zuge zusammen mit einem einschiffigen und gewölbten Langhaus entstanden zu sein. Ein in die Nähe von Fontevrault (Maine-et-Loire) zu datierender Umgangschor 185 mit drei Radialkapellen und ein ausladendes Querschiff schließen sich mit einem Langhaus zusammen, das im Jahre 1888 mit einer Folge von Kreuzgewölben über Bandrippen neu eingewölbt wurde. A n der Nahtstelle zwischen Lang- und Querhaus bildet sich ein tonnengewölbtes Zwischenjoch, das mit einer den Triumphbogen wiederholenden Arkadenstellung abgeschlossen ist. Die wölbungstragenden, massiven Wandvorsprünge sind beidseitig von schwach zugespitzten Durchgängen (der nördliche ist etwas niedriger) durchbrochen. Für eine ursprüngliche Kuppelwölbung des Langhauses spricht die ursprüngliche, paarweise Anordnung der Fenster 188 . Faye-la-Vineuse besitzt eine mit Loches und Fontevrault übereinstimmende Raumabfolge. Für die Verbindung von Langhaus mit Querhaus findet Faye-laVineuse eine eigene Lösung. Sie schließt die in Fontevrault und Loches noch sukzessiv entstandenen Passagensockel zu einem einheitlichen Zwischenjoch zusammen. 4. Zusammenfassung In der Forschung ist mit Ausnahme von Crozet (1936) 1 8 7 auf die sich zwischen Loches und Fontevrault ergebende Parallele der Passagenbildung nicht näher eingegangen worden. Bei beiden Bauwerken erklärt sie sich aus dem Beharrungsvermögen des bereits im Vorgängerbau angewandten Motivs. Im späteren Loches I I I (kurz vor 1168) gelang es, die verschiedenen Baukampagnen angehörenden Bauglieder, westliche Querhauswand und östliche K u p pelpfeiler, zu einem in sich geschlossenen Sockelgeschoß zusammenzufassen. In Fontevrault blieb dagegen, sicher auch durch den größeren Abstand von Triumphbogen zur Langhausseitenwand beeinflußt, der Passagendurchbruch auf den nord-
Personen des Bischofs von Angoulême, Girard II, und des Gründers von Fontevrault, Robert d'Arbrissel, begründete Zusammenhang der beiden überkuppelten Langhausbauten bereits für die beiden vorangegangenen Anlagen gegolten haben. 185 Crozet, 1936, S. 1 2 1 ; Mussat, 1963, S. 40 u. 42 186 Crozet, 1936, S. 147. Ranjard (C. A . 1 9 5 1 , S. 2 8 1 ) geht nicht näher auf diese Frage ein. E r weist nur auf eine hölzerne Decke vor der modernen Einwölbung hin (S. 282). Diesen wölbungslosen Zustand beschreiben auch Bourassé (Notice historique et archéologique sur Faye-laVineuse, s. 1. s. d., S. 14) und Pépin (Dictionnaire des églises de France, Sud-Ouest, 1967, D , S. 75). J87 Crozet, 1936, S. 1 1 3 - 1 5 0
„Umbaukirchen"
östlichen Kuppelpfeiler beschränkt. Faye-la-Vineuse bestätigt dieses Passagenprinzip. Hier werden die in Fontevrault und Loches aus zwei Baukampagnen stammenden, zusammengesetzten Passagen in einem Zug zusammen mit einem gewölbten Langhaus errichtet. Alle drei Bauten besitzen heute einschiffig gewölbte Langhäuser, die durch schmale, stollenartige Gänge mit den ausladenden Armen ihrer Querhäuser verbunden sind. Bei allen dreien sind die Passagenkonstruktionen unter den östlichen Pfeilern ihrer Langhauswölbung hindurchgeführt. j . Die ehemalige Abteikirche Ste.-Marie-des-Dames in Saintes (Charente-Maritime) Der Zusammenschluß des ausladenden Querhauses mit dem einschiffig gewölbten Langhaus in der Ste.-Marie-des-Dames in Saintes (Charente-Maritime) (Abb. 66) besitzt eine schlagende Ähnlichkeit mit Fontevrault 188 . Hier wie dort stoßen die die östliche Langhauskuppel unterfangenden Arkadenzüge und Pfeilermassive hart und unvermittelt mit der westlichen, einer früheren Baukampagne entstammenden Querhauswand zusammen. Sehr enge, seitlich des Triumphbogens unter den Kuppelsubstruktionen hindurch geführte Gänge sorgen für eine unmittelbare Verbindung zwischen Langhaus und QuerschifFarmen. Die Entstehung der Passagen in Saintes wird übereinstimmend erklärt 189 . Danach wären die auf der Nordseite parallel zur Längsachse und auf der Südseite schräg von Nordwest nach Südost geführten Passagen durch die Umformung der ursprünglich an dieser Stelle in die Querarme führenden Seitenschiffsöffnungen eines dreischiffigen Langhauses entstanden. Diese Rekonstruktion beruft sich auf den Befund einer in den 1930er Jahren durchgeführten Grabung 190 . a) Baugeschichte Aufgrund der in Loches und Fontevrault gewonnenen Einsichten soll die Baugeschichte von Saintes einer kritischen Uberprüfung unterzogen werden. Ausgangspunkt ist die von Crozet (1956) aufgestellte, relative Chronologie, nach der der heutige Bau im wesentlichen im Verlauf von drei Baukampagnen entstanden ist (Fig. 15). Ste.-Marie-des-Dame I: (Um 1050, in Verbindung mit einer Weihe am 2. 1047) Dreischiffiges, basilikales, ungewölbtes Langhaus, dessen Seitenwände inneren und äußeren Blendarkaden auch die Seitenwände des heutigen Baues den. Ein ausladendes, ungewölbtes Querschiff mit einer Vierung von ca. 7 m tenlänge, Querarmapsiden und Hauptapsis.
188 Crozet, C. A . 19J6, S. 110, Anm. 1 189 Crozet, C. A. 1956, S. 109-110 180 Gouverneur, 1939, S. 387-394
XI. mit bilSei-
Aufrechterhaltung des Passagenmotivs
59
1 | WM
11. Jh.
013
12. Jh. 1. Bauphase
El
12. Jh. 2. Bauphase
H
Ende 12. Jh./Anf. 13. Jh.
•D
Anf. 14. Jh.
^
Ende 15. Jh./Anf. 16. Jh.
•
17. Jh.
Fig. i j . Saintes, Abbaye-aux-Dames, Grundriß mit Bautenabfolge nach Crozet, 1971
Ste.-Marie-des-Dames II: (12. Jahrhundert, erste Baukampagne) Erneuerung des Chores durch eine langgezogene, halbrund geschlossene Hauptapsis. Einwölbung des Querschiffes und Einziehung eines turmtragenden, mit einer Trompenkuppel eingewölbten Joches in das Vierungsquadrat des ersten Baues. Ste.-Marie-des-Dames III: (12. Jahrhundert, zweite Baukampagne) Erneuerung der Westfassade und Errichtung zweier Pendentifkuppeln innerhalb der Seitenwände des ersten Baues unter Aufgabe der ursprünglichen Dreischiffigkeit. b) Passagenbildung Das östliche Kuppeljoch des Langhauses liegt unmittelbar vor dem Triumphbogen der westlichen Querhauswand. Der Arkadenzug überschneidet in das Langhaus hinein vorspringende Gewändereste und setzt auf schmale, mit zugespitzten Halbtonnen gewölbte Passagensockel auf. Die überschnittenen, mehrfach gestuften
6o
„Umbaukirchen"
und auf verschiedener Höhe abbrechenden Gewändereste gehören zu der westlichen Vierungsseite der Ste.-Marie-des-Dames I. Sie läßt sich aus ihren erhaltenen Halbsäulen, Wandvorlagen und Pfeilerresten zu einem das überkuppelte Vierungsjoch umfassenden Quadrat von ca. 7 m lichter Seitenlänge ergänzen. Ihre Kapitelle liegen etwa auf halber Höhe der jetzigen Vierung. Die Vierungsarkaden wurden von Halbsäulen auf flachen Vorlagen getragen. Nach Westen war nur eine flache Vorlage ausgebildet191. Der nördliche Querarm des ersten Baues war nach Crozet (1956) zweijochig angelegt192. Gegen die Vierung schob sich in der Breite der seitlichen Durchgänge ein schmales Joch, das sich von dem ausladenden Querschiffs arm durch einen Gurtbogen über Halbsäulen vor aufgedoppelten Vorlagen schied. Diese Einschnürung fluchtet nicht mit den Langhausseitenwänden, sondern sie ist an die Passagenöffnung gerückt. Hielte man also mit Crozet das Zwischenjoch zu Bau I gehörig, wären die für diese Kampagne allgemein vermuteten Öffnungen der Seitenschiffe nie breiter gewesen als die heutigen Passagen (Abb. 68). Eine solche Abschnürung der Seitenschiffsöffnungen in einem wölbungslosen Bau wäre nur schwer verständlich. Das schmale Zwischenjoch trägt eine zugespitzte Halbtonne, die durch ein Gesims von der Querhauswand abgesetzt ist. Der Wölbungsansatz liegt unter der Kämpferhöhe des Turmjoches von Bau II. Das Gesims verkröpft mit den Halbsäulenvorlagen, die das Zwischenjoch und den ausladenden Querarm trennen, der nachträglidh ein Kreuzrippengewölbe erhielt193. Die Verbindung von Lang- und Querhaus in Saintes ist in ihrer äußeren Erscheinung Loches und Fontevrault sehr ähnlich194. c)
Rekonstruktionsvorschlag
Die Zugehörigkeit der Passagen zu Ste.-Marie-des-Dames I I und die Analogie ihrer Gestaltung zu Fontevrault und Loches legen eine Überprüfung der bisherigen Langhausrekonstruktion des ersten Baues nahe. Das dem Kuppelbau vorangehende Langhaus wird seit Rhein (1912) 1 9 5 einmütig als dreischiffige, basilikale Anlage beschrieben. Die neuere Forschung beruft sich dabei auf den Befund einer Grabung in den dreißiger Jahren, die auf der Flucht der beiden westlichen Vie191
Die Grundrißbildung der beiden ineinander verschränkten Vierungen hat Schöne in einer Grundrißskizze vom 29. X I . 1963 festgehalten (Hamburger Kunsthistorisches Seminar). 192 Vgl. Fig. 1 j , Grundriß Crozet, C . A . 1956, S. 108 u. 1 9 7 1 , S. 41 193 Diese statische Funktion eines der überkuppelten Vierung zugeordneten Zwischenjochs ist eine verbreitete Bauform. Der von Crozet dem ersten Bau zugeschlagene Gurtbogen gegen den ausladenden Querarm ist m. E . erst zusammen mit der Einwölbung des 13. Jhs. entstanden (vgl. Zeichnung Schöne, Anm. 1 9 1 ) . 194 Crozet, C . A . 19 j 6, S. 1 1 0 . Eine Erklärung für die schräge Lage der Südpassage ergibt sich aus der von mir rekonstruierten Raumabfolge nicht. Ihr Verlauf dürfte jedenfalls nicht bautechnisch bedingt sein. »8« Rhein, C . A . 1 9 1 2 , Bd. I, S. 3 7 1 - 3 7 2
Aufrediterhaltung des Passagenmotivs
61
rungspfeiler zwei unterschiedlich lange, dünne Mauerzüge, die in der Mitte des westlichen Langhausjoches abbrechen, freilegte. Sie werden als Fundamente der Mittelschiffsarkaden angesehen, obwohl sich auf ihnen nicht die geringsten Spuren alter Pfeiler- und Säulenstellungen fanden 196 . Der von uns beschriebene, zur Passagenbildung führende Bauvorgang würde vielmehr dafür sprechen, daß die heutigen Seiten wände des Langhauses ursprünglich eine einschiffige Saalraumanlage umstellten. Die Blendarkaturen der Außenseiten, die von Crozet dem ersten Bau zugesprochen werden, sind sicher erst mit der Einziehung der Kuppeln entstanden 197 . Auch die Innenarkaden dürften entgegen der Ansicht von Crozet nicht dem ersten Bauabschnitt angehören. Die Seitenwände sind im unteren Teil im ,petit appareil' gemauert, das hinter den Halbsäulen bis zum Ansatz der Fenster hochläuft. Die auf einem durchlaufenden flachen Sockel stehenden Halbsäulen bilden mit der sie hinterfangenden Wand keinen Verband (Abb. 67). Die ursprüngliche Formation der Fenster ist nach einer Restauration in den dreißiger Jahren schwer zu beurteilen. Sie sind stark übergangen und scheinen ihre regelmäßige Einpassung in die sie überfassenden Blendarkaden erst der Restaurierung zu verdanken 198 . Die Westfassade ist sicher nicht in einer Baukampagne zusammen mit den Langhauskuppeln entstanden 199 . Die kuppelunterfangenden Arkaden und Pfeiler überschneiden die Innenwand der Westfassade ähnlich unorganisch wie die westliche Querhauswand. In das Langhaus hinein stehen gegen die Westwand auf der Fluchtlinie der westlichen Vierungspfeiler ein paar gedoppelte Halbsäulen, die heute mit gekappten Kapitellen funktionslos ins Leere stoßen. Sie sollten nach Rhein (1912) 2 0 0 die Arkaden eines Mittelschiffes aufnehmen. Aus einem Vergleich mit Trêves (Maine-et-Loire) jedoch kann sich auch eine andere Erklärung ihrer Funktion ergeben. d) Trêves (Maine-et-Loire) (Abb. 69, yo) Die Pfarrkirche St.-Aubin in Trêves (Maine-et-Loire) verdankt ihre heutige Baugestalt einer raschen Folge von Baukampagnen in der ersten H ä l f t e des 18« Vicaire, 1949, S. 6 - 1 0 und Gouverneur, 1939, S. 392. „ . . . au cours de la récente campagne de restauration, les travaux qui ont permis de découvrir la murette formant socle n'ont pas émis au jour le moindre fragment de base qui pût fournir un indice." (Vicaire, 1949, S. 10) Rhein, C . A . 1 9 1 2 , Bd. I, S. 381 198
Ein im Hamburger Kunsthistorisdien Seminar verwahrtes Foto der Nordwand während der Restauration im Jahre 1 9 3 7 zeigt, daß fortschreitend von Ost nadi West neue Fenster eingebaut worden sind. Die Innenarkaden hält auch Vicaire (1949, S. 8) für nachträglich. 19» Diese Meinung vertritt Crozet, C . A . 1956, S. 108 u. 1 1 0 ; in seinem 1 9 7 1 veröffentlichten L ' A r t Roman en Saintonge unterscheidet er zwei der endgültigen Oberkuppelung vorangegangene Bauperioden. Nach dem dreisdiiffigen Langhaus des ersten Bauabschnitts sei ein Umbau geplant gewesen (S. 80-81). 200 Rhein, C . A . 1 9 1 2 , Bd. I, S. 3 7 3 201 Mallet, C . A . 1964, S. 6 0 3 - 6 1 7
6z
.Umbaukirchen"
12. Jahrhunderts 201 . Hier erhob sich ab 1 1 0 6 ein breitgelagertes, einschiffiges und ungewölbtes Langhaus. In einer zeitlich sehr schnell folgenden Bauperiode wurden den Innenseiten des Langhauses (auch an der Westwand) kräftige Arkaden auf Halbsäulen vorgelegt, die nicht zur Aufnahme einer Halbtonne bestimmt gewesen sein können202. Gleichzeitig entstand ein weit ausladendes Querschiff. Zwischen seinem mit einer Trompenkuppel versehenen, turmtragenden Joch und den ausladenden Querschiffarmen befinden sich wie in Saintes schmale Zwischenjoche, die aus der Fluchtlinie der Langhauswände nach innen verschoben sind. Auch hier waren die ursprünglichen, heute vermauerten Passagen achsial auf die Zwischenjodie bezogen. In Trêves, dessen Architektur gewisse Beziehungen zum Südwesten aufweist 203 , entwickelte sich ein Bauwerk, das die in Saintes über den Zeitraum eines Jahrhunderts ablaufenden Bauvorgänge in 4 Jahrzehnten wiederholt. e) Matha Marestay
(Charente-Maritime)
An dem Beispiel Matha Marestay (Charente-Maritime) zeigt sich, daß eine vor der Kuppelwölbung ausgeführte Dreischiffigkeit auch in Saintes Spuren hätte hinterlassen können. Die Ostteile in Matha Marestay (ausladendes Querhaus mit Apsiden, Vierung mit Pendentifkuppel und langer, halbkreisförmig geschlossener Chor) sind im zweiten Viertel des 12. Jahrhunderts errichtet worden204. Das gotische Langhaus aus dem 14. Jahrhundert ist während des 100jährigen Krieges zerstört worden. Chappuis (1967) hat gezeigt, daß das ursprüngliche, dreischiffige, mit zugespitzten Halbtonnen gewölbte Langhaus noch in romanischer Zeit von einem einschiffigen Raum unter einer Folge von Kuppeln ersetzt werden sollte. Vorbild dieses Umbaues war nach Chappuis das Langhaus der Ste.-Marie-des-Dames206. In Matha Marestay haben sich nach der Einziehung der östlichen, kuppelunterfangenden Arkaden die Elemente der ursprünglichen Dreischiffigkeit erhalten206. Die den westlichen Vierungspfeilern vorgelegten Halbsäulen, die einst die Mittelschiffsarkaden aufnahmen, die ursprünglichen Seitenschiffsöffnungen und die Ansätze der Seitenschiffsgewölbe sind sichtbar geblieben. f) Geay (Charente-Maritime)
(Abb. JI,
72)
Das nur 22 km westlich von Saintes gelegene Geay (Charente-Maritime) kann weitere Aufschlüsse für den Bauablauf in Saintes geben. Der innerhalb einer von 292
Mallet, C . A . 1 9 6 4 , S. 604. Dagegen glauben P l a t ( 1 9 3 9 , S. 1 0 7 ) und Mussat ( 1 9 6 3 , S. 3 6 ) an eine geplante Halbtonnen W ö l b u n g . Die relativ dünnen Seitenwände, die von außen bei einer Tonnenwölbung dieser Spannweite wesentlich hätten verstärkt werden müssen, sprechen jedoch gegen eine solche Planung (vgl. Saumur, N o t r e - D a m e - d e - N a n t i l l y , C . A . 1 9 6 4 , S . 560). 20s Mallet, C . A . 1 9 6 4 , S. 6 1 6 . Die heute vermauerten Passagen sind unterschiedlich gestaltet. A u f der Nordseite eine zugespitzte A r k a d e : H ö h e : 3 m, Breite: 0,74 m ; auf der Südseite bei gleicher Höhe, Breite: 1 , 4 j m. 204
Daras, C . A . 1 9 J 6, S. 2 9 0 - 2 9 6 Chappuis, 1 9 6 7 , S. 6 6 - 7 9 206 Chappuis, 1 9 6 7 , S. 7 7 , fig. 7
205
Aufrechterhaltung des Passagenmotivs
63
der auvergnatischen Abtei Chaise-Dieu (Haute-Loire) hier unterhaltenen Priorei wahrscheinlich im beginnenden 12. Jahrhundert entstandene Bau 207 weist im verkleinerten Maßstab viele Elemente auf, die meine Rekonstruktion der Baugestalt der Ste.-Marie-des-Dames I I ausmachen. Der mit einer zugespitzten Halbtonne eingewölbte Langhaussaal öffnet sich gegen das Querhaus im Schema der ,Passagenkirche' 208 (Fig. 16). Gegen das Turm-
Fig. 16. Geay, Grundriß
jocii bilden die niedrigen, mit Halbtonnen eingewölbten, ausladenden Querarme ein Zwischenjoch, das mit einer Arkade auf der Fluchtlinie der Langhausseitenwände abgeschnürt ist. Nach Osten schließt ein länglicher, halbrund geschlossener, mit zugespitzter Halbtonne und Muldengewölbe gedeckter Chor an. Mit seiner reich geschmückten, dreigeschossigen Außenwand - eine in der Saintonge häufig 207 Feray, C. A. 1956, S. 2 1 7 - 2 2 3 208 Feray, C . A. 1956, S. 2 1 9 . E r scheint die Verblendung der Nordpassage als von Anfang an gegeben zu halten. Ich gewann dagegen am Bau den Eindruck, daß der Treppenaufgang zum Turmjoch nachträglich eingefügt sein muß. Auf der Langhausseite überdeckt er die der Seitenwand vorgeblendete Arkade. Auf der Querarmseite wurde die rundbogige, ursprüngliche Passage nachträglich auf halber Höhe von einer zugespitzten Arkade unterfangen.
64
„Umbaukirchen "
vertretene Bauform 209 - gehört der Chor sicher einer späteren Baukampagne an. Die von Feray (1956) angenommene Gleichzeitigkeit von Lang- und Querhaus scheint mir nicht haltbar 210 . In Geay steht in nur geringer Entfernung von Saintes ein Bau aus der ersten H ä l f t e des 12. Jahrhunderts, der meine Rekonstruktion von Ste.-Marie-des-Dames I I als ,Passagenkirche' stützen kann.
gj Saintes und Poitiers Die mit einer Stiftung durch Agnès de Bourgogne einsetzenden und mit einer Weihe vom 2. November 1047 belegten Bauvorgänge stellen die Ste.-Marie-desDames in Saintes aus meiner Sicht in eine von der Forschung bisher kaum beachtete Bautradition. Für die erste Baukampagne wäre demnach nicht die noch von Eygun (1970) beschworene, f ü r den Westen Frankreichs fast klassische' Bauform der dreischiffigen Basilika 2 1 1 , sondern die breit gelagerte Weiträumigkeit eines einschiffigen, ungewölbten Saalraumes bestimmend gewesen. Von dieser Bauphase haben sich m. E. nur die im ,petit appareil' gemauerten, unteren Teile der heutigen Langhausseitenwände und der ausladenden Querarme und die Fragmente der alten Vierung erhalten. Ungewiß bleibt die Art der Verbindung von Lang- und Querhaus in diesem Bauabschnitt. Es liegt nahe, daß sich ähnlich wie in Loches die Anordnung der seitlichen Passagen auf den Urbau zurückführen läßt. Die von Vicaire (1949) und von Crozet (1956) beschriebene Verwandtschaft dieses Bauwerks mit St.-Hilaire-le-Grand in Poitiers 212 , die in der starken Beteiligung der Stifterin Agnès de Bourgogne an beiden Bauten ihre Erklärung findet, stünde so in einem anderen Verhältnis. Ihre Identität besteht um die Mitte des 1 1 . Jahrhunderts in der Tendenz zum einschiffig ungewölbten Langhaussaal von ungewöhnlich breiter Spannweite. In Poitiers betrug die lichte Weite des nachträglich mit einer Folge von Trompenkuppeln durchstellten und mit breiten, flachen Seitenschiffen erweiterten Langhauses 15,45 m 2 1 3 , in Saintes ergab sich eine
209 Mendell, 1940, S. 32 210 Feray, C. A. 1956, S. 221. Die zwei Bauabschnitte zwischen Chor und Quersdiiff ergeben sich klar im Bau. Die Gleichzeitigkeit von Langhaus und Querschiff ergibt sich für Feray aus dem gleichartigen Mauerwerk. Es ergeben sich jedoch zwischen Querschiff und Langhaus eindeutige stilistische Unterschiede. Während sich im Langhaus die Wand plastisch gliedert mit schwach gespitzten Blendarkaden und vorgelegten Halbsäulen, werden die Arme des Querschiffs durch tief herabgezogene, in der Flucht der Langhausseitenwände stehende, einfache Bogenstellungen in der A r t von ,croisillons bas' abgeschnürt. An die Stelle der Halbsäule im Langhaus tritt die pilasterartige Vorlage. Das Querschiff macht den Eindruck eines nachträglich mit einer Wölbung übergangenen, älteren Raumes. Trotz der angenommenen Gleichzeitigkeit von Lang- und Querhaus erkannte auch Feray (S. 218) diesen altertümlichen' Eindruck des Querschiffs. 211 Eygun, 1970, S. 89 212 Vicairc, 1949, S. 10; Crozet, C. A. 1956, S. 1 0 8 - 1 1 0 213
Mussat, 1963, S. 179
D e r frühromanische N e u b a u der Kathedrale von Angers
Spannweite von 15,68 m 2 1 4 . In gleicherweise schlössen sich in beiden Bauten stark ausladende Querhäuser an, deren ungewölbte Querarme jedoch in Poitiers schmaler und steiler proportioniert waren. Uber diese Lang- und Querhaus betreffenden Gemeinsamkeiten hinaus lassen sidi kaum Aussagen machen, da in Poitiers die ursprüngliche Querhausmitte und der Chor durch einen Neubau in der ersten H ä l f t e des 12. Jahrhunderts ersetzt wurden. Gemeinsam ist dann beiden wieder die Bemühung, ihre ungewöhnlich breiten Langhaussäle mit einer nachträglichen Wölbung zu versehen, die mit verschiedenem Ergebnis unter Aufrechterhaltung der ursprünglichen Seitenwände endete.
214 E y g u n , 1 9 7 0 , S. 89. Z u r umstrittenen Frage der Seitenschiffe in S t . - H i l a i r e - l e - G r a n d im 1 0 4 9 geweihten Bau, v g l . C r o z e t ( 1 9 4 8 , S . $ 2 - 5 $ ) . Selbst wenn man f ü r St.-Hilaire um die Mitte des 1 1 . Jhs. die niedrigen und breiten Seitenschiffe als ursprünglich nehmen will, würden sie nicht die Breite des Mittelschiffs verändert haben. In der Ste.-Marie dagegen hätte sich der dreisdiiffige, basilikale A u f b a u innerhalb der heutigen Langhausseitenwände vollzogen.
IV. Frühromanische Großbauten Westfrankreichs mit dem Passagenmotiv Im vorangehenden Abschnitt habe ich von dem System der .Passagenkirche' ausgehend, die Baugeschichte einiger Bauten präzisiert. Den Passagen kam dabei die Bedeutung raumkonstituierender Strukturelemente zu. Für die Gestalt von Loches und Saintes um die Mitte des n . Jahrhunderts konnte ein durch Passagen gekennzeichnetes Raumgefüge vermutet werden. Jedoch ließ sich für beide aus dem überkommenen Baubestand keine gesicherte Rekonstruktion gewinnen. Im folgenden soll am Beispiel der Kathedrale von Angers nachgewiesen werden, daß sich das Schema der hochromanischen ,Passagenkirche' in entscheidenden Grundzügen in einem größeren Bau der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts in Westfrankreidi vorgeprägt findet. A. Der frühromanische Neubau der Kathedrale von Angers Für die Baugeschichte der Kathedrale von Angers besaß die von de Farcy im Anschluß an seine Grabungen im Jahre 1902 gewonnene relative Chronologie der dem gotischen Neubau vorangegangenen Baukampagnen bis in die jüngste Zeit allgemeine Gültigkeit 215 . Erst die Arbeiten von Lesueur (1961) 216 und Mussat (1963) 217 gelangten in einzelnen Fragen, vor allem in der Rekonstruktion der unter Bischof Hubert von Vendöme neu errichteten, am 16. V I I I . 1025 oder 1030 geweihten Kathedrale zu anderen Ergebnissen218.
Bereits im 18. Jh. w a r man bei Schachtarbeiten auf die Oberreste v o n Vorgängerbauten gestoßen. Im Sommer 1902 unternahm de Farcy eine vierwöchige Grabungskampagne. Berichte veröffentlichte er 1902 (B. M . 1902, S. 488-498) und im ersten Band seiner Monographie über die Kathedrale (1910, Bd. 1, S. $ - 1 8 ; hier findet sich auch sein Grabungstagebuch). 21« Lesueur, B. M . 1961, S. 222-224 215
217
Mussat, 1963, S. 177-201
218
In der Literatur finden sich beide Datierungen, die sich auf eine Weihe des Kathedralneubaus unter Bischof Hubert beziehen. Ursache ist eine Unklarheit der in einer K o p i e des 18. Jhs. überlieferten Weiheurkunde; vgl. Lehorau (1724), wiedergegeben bei de Farcy (1910, Bd. 1, S. 8). Die einen übernehmen das in der K o p i e für das Weihefest gegebene D a t u m : „ . . . X V I I calendas septembris, anno ab incarnatione Domini nostri Jesu Christi M X X X " , die anderen berufen sich auf den darauf folgenden Zusatz: „ . . . ordinationis antem meae X X " , der das 20. Jahr des Episkopats von Hubert bedeutet. Dieses erstreckte sich vom 13. 6. 1025-13. 6. 1026, w o m i t die Weihe nur in diesen Zeitraum fallen könnte. D i e Jahreszahl M X X X versteht man als Schreibfehler des Kopisten, der aus einem V ein X gemacht haben könnte (vgl. Urseau, 1908, Bd. V , S. X X I - X X I I ) .
Der frühromanische Neubau der Kathedrale von Angers
67
i . Die Legende des dreischiffigen Langhauses Mit der Rekonstruktion des Langhausneubaues unter Bischof Hubert als riesiger, ungewölbter Saalraum von 16 m lichter Breite wandte sich Lesueur (1961) als erster gegen die von de Farcy ins Leben gerufene Legende eines dreischiffigen, frühromanischen Langhauses219. Von ihm haben sich in den unteren Partien der heutigen Langhausseitenwände bis zu einer Höhe von 10 m220 große Teile eines im ,moyen appareil' gesetzten Mauerwerks mit flachen, in regelmäßigen Abständen stehenden Strebepfeilern erhalten221 (Abb. 73). Darüber liegt der Obergaden des gotischen Neubaues. In dem alten Mauerwerk, das bis zu einem 1,25 m tiefer als der heutige Boden gelegenen Niveau hinab reichte222, hat sich nicht die geringste Spur einer ursprünglichen Fensteröffnung erhalten223. Dennoch zögerte de Farcy nicht, darin bereits 1871 die Seitenwände einer ursprünglich dreischiffigen Anlage zu sehen224. Als er während seiner vierwöchigen Grabung 1902 auf der Suche nach den Uberresten der Mittelschiffspfeiler ohne den geringsten Erfolg immer tiefer in den Boden der Kathedrale eindrang, hinderte ihn sein totaler Mißerfolg dennoch nicht225, an seiner These eines dreischiffigen Langhauses festzuhalten (Fig. 17). Er rekonstruierte analog zu den Strebepfeilern der Außenwände eine 9- oder iojochige Anlage 226 , deren Mittelschiff sich gegen die Seitenschiffe durch Arkaden über quadratischen Pfeilern öffnete. Diese den eigenen Grabungsbefund mißachtende Rekonstruktion wurde widerspruchslos von der Forschung übernommen. Die Kathedrale von Angers erschien als gleichrangiges Mitglied in der Reihe frühromanischer Großbauten von Orleans, Reims, Dijon und Tournus227. Ihrer um die Mitte des 12. Jahrhunderts beginnenden Umwandlung in einen einschiffigen, unter einer Folge von drei Domikalgewölben liegenden Saalraum wurde
Lesueur, B. M. 1961, S. 222 ° Mussat, 1963, S. 181 2 2 1 Vgl. de Farcy, 1910, Bd. 1, S. 8-9; die von ihm angegebenen Maße, die alle auf der Maßeinheit von 0,60 m aufbauen, bestätigen sich am Bau nicht: lichte Breite zwischen den Streben: 3,52 m (bei de Farcy 3,60 m); Breite der Vorderflächen der Streben: 1,16 m (1,20); Tiefe der Streben: 0,66 m (0,60). 2 2 2 Nach dem von de Farcy (1910, Bd. 1) veröffentlichten Querschnitt durch das Langhaus in Höhe der beiden Pfeiler A und B. 223 Gegen diesen Befund beschreibt Deshoulières (1943, S. 34): „ . . . Les contreforts sont encore visibles, ainsi que l'appareil du mur percé de fenêtres placées très haut" (!). de Farcy, C. A. 1 8 7 1 , S. 2 5 2 - 2 5 3 225 Vgl. Grabungstagebuch vom 1. und 2. IX., de Farcy, 1910, Bd. 1, S. 1 5 - 1 6 228 de Farcy, 1910, Bd. 1, S. 9. Die Vermutung von d'Espinay (Notices archéologiques, monuments d'Angers, Angers 1875, S. 75), daß das Langhaus des Bischofs Hubert nur die beiden östlichen Joche des gotischen Langhauses umfaßte, wurde durch de Farcy (B. M. 1902, S. 494) widerlegt, der das Mauerwerk der Seitenwände unter dem Fußboden bis zum westlichen Ende des gotischen Langhauses weiterverfolgt hat. Die Strebepfeiler waren hier durch spätere Seitenkapellen zerstört. Aus der nicht sicher zu plazierenden, ursprünglichen Westfassade ergibt sich für de Farcy die Möglichkeit einer 9 oder iojochigen Anlage. 218
22
227 Frankl, 1926, S. 101. Die fehlenden Fenster versucht Frankl mit der Rekonstruktion einer ungewölbten dreischiffigen Hallenanlage zu erklären.
Frühromanische Großbauten Westfrankreichs mit dem Passagenmotiv
Fig. 17. Angers, Kathearaie, Grundriß mit Grabungsplan von de Farcy, 1902
D e r frühromanische N e u b a u der K a t h e d r a l e von Angers
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modellhafte Vorbildlichkeit für eine Reihe von Bauwerken im Südwesten Frankreichs zuerkannt228. Die ursprünglich sehr hoch (mit den Sohlbänken in jedem Fall höher als 11,25 m) anzunehmenden Fenster und das Fehlen von Mittelschiffspfeilern hätte schon de Farcy zur Rekonstruktion eines einschiffigen, ungewölbten Langhaussaales führen müssen. Daß einschiffige Saalräume dieser Spannweite zur Zeit des frühromanischen Neubaues der Kathedrale von Angers nicht ungewöhnlich waren, zeigte Mussat (1963) 229 an zahlreichen Beispielen. 2. Die westlichen Turmpfeiler Ausgangspunkt für die Grabungen de Farcys waren die 176 3230 bei der Anlage eines Grabgewölbes unterhalb des östlichen Langhausjoches aufgefundenen Mauerreste. Zwei parallel zu den Seitenwänden verlaufende, mit flachen Ziegeln durchsetzte Mauerzüge, die in der Höhe der westlichen Querhauswände der gotischen Kathedrale zu einem Rechteck verbunden waren, wurden freigelegt. Die Achse dieses längsrechteckigen Vorgängerbaues von ca. 18 m X 10 m war etwa 0,25 m aus der gotischen Langhausachse nach Süden gerückt. Das Bodenniveau lag ca. 4 m unter dem der heutigen Kathedrale 231 . In Höhe der Ostseite dieses Längsrechteckes entdeckte man zwei ca. 2,35 m232 zu 1,30 m große, längsrechteckige Massive, die nach innen 1,35 m breite und 0,70 m tiefe Vorsprünge ausbilden233. Ihr Mauerwerk ist ähnlich wie die Wände des Rechteckbaues aus Tuffsteinreihen gebildet, die von einer Dreierschicht großer Ziegel unterbrochen werden. Diese beiden Pfeiler stellen nach de Farcy die Reste eines Umbaues des Längsrechtecks zu unbestimmtem Zeitpunkt, den er in das 9. Jahrhundert 234 legt, dar. Im Zuge einer QuerschifFanlage bildeten sie die beiden westlichen Vierungspfeiler. Eine Uberprüfung des Grabungsbefundes macht die Fragwürdigkeit dieser Bestimmung und ihrer frühen Datierung durch de Farcy deutlich. Die erhaltenen Wände des längsrechteckigen Vorgängerbaues liegen auf einem ca. 4 m235 unter 228 L a m b e r t , 1958, S . 95 229 M u s s a t , 1963, S. 179 230 Ü b e r die zeitgenössischen Berichte zu den M a u e r f u n d e n des J a h r e s 1763 bei den Arbeiten f ü r die G r a b k a m m e r , v g l . de F a r c y , B . M . 1902, S. 490-491 231
232 233 234 235
M a ß e nach U r s e a u , 1929, S. 7. D i e L ä n g e (18 m ) dieses B a u e s ist nur zu vermuten, d a de F a r c y die W e s t w a n d nidit f a n d . E s ist anzunehmen, d a ß sie in der 2 m starken W e s t w a n d des G r a b gewölbes steckt. D i e G r u f t der D o m h e r r e n w a r eine längsrechteckige K a m m e r v o n 15,60 x 6,40 X 2,90 m. Sie übernahm die u m 0,2 j m nach Süden verschobene Mittelachse der sie umgebenden, v o n Ziegeln durchsetzten M a u e r z ü g e . E i n dem G r a b u n g s p l a n entnommener Wert D i e übrigen M a ß e nach Lesueur, B . M . 1961, S. 224 J e F a r c y , 1910, B d . 1, S. 6 D i e Beschreibungen des 18. J h s . sprechen v o n 9 - 1 0 F u ß T i e f e , bis zu der die ziegeldurchsetzten M a u e r n hinabreichten. D e F a r c y gibt in seinem durch die verschiedenen B a u s t u f e n der K a t h e d r a l e gezogenen Querschnitt (1910, B d . 1) ein 4 m unter dem gotischen B o d e n liegendes N i v e a u an.
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Frühromanische Großbauten Westfrankreichs mit dem Passagenmotiv
dem heutigen Kathedralboden liegenden Niveau. Die beiden Pfeiler reichen aber nur in eine Tiefe von i , 2 j m hinab. Sie liegen auf dem gleichen Niveau wie die Seitenwände des Neubaues unter Bischof Hubert. Nur 0,20 m tiefer23® liegt der Fußboden der von de Farcy ergrabenen Querhausanlage, deren ausladende Arme etwa ein Viertel der Fläche der gotischen Querarme einnahmen. Der sehr große Höhenunterschied von 2,75 m im Bodenniveau verbietet es, den längsrechteckigen Bau mit den Pfeilern zu einem zusammengehörigen Bauwerk zu verbinden237. Sie müssen - dasselbe Bodenniveau zeigt es an - zu dem die Seitenwände des Langhauses und das von de Farcy ergrabene Querhaus umfassenden Neubau gehören. Einen solchen Bauvorgang beschreibt auch die zur Weihe der Kathedrale von 1025 oder 1030 erlassene Urkunde238. Ein ruinöser, altersschwacher Vorgängerbau sei ,ab ipsis fundamentis' durch einen Neubau ersetzt worden. Zur gleichen Deutung der Weiheurkunde kam Lesueur (1961). Er sah die Pfeiler in enger Verbindung mit den Vierungsbauten von St.-Martin undSt.-Serge in Angers, die er entgegen der bisherigen Forschung in die erste Hälfte des 1 1 . Jahrhunderts datiert239. 3. Der Neubau Mit der Rekonstruktion eines 16 m breiten, die volle Länge des gotischen Langhauses umfassenden, ungewölbten, einschiffigen Saalraumes für den Neubau Bischof Huberts und die Einweisung der ergrabenen Pfeiler in diesen Bauabschnitt ergeben sich neue Gesichtspunkte, die trotz der Ungewißheit über die ursprüngliche Gestaltung des Querschiffes240 folgende Aussagen zulassen: dem weiträumigen (44 m X 16,20 m), ungewölbten Langhaussaal folgte ein 32 m breites und 6,45 m/7,25 m 241 tiefes Quersdiiff. Es war zunächst sicher ebenfalls ungewölbt, 236 d e Farcy, 1910, Bd. 1 , S. 13 237 Tatsache der verschieden hohen Fußböden schien auch de Farcy (B. M. 1902, S. 492-493) unerklärlich zu sein. Für eine gesicherte Klärung dieser Baunaht zeigt sich der Grabungsbericht de Farcys ungeeignet. Über die ähnliche Zusammensetzung des Mauerwerks hinaus wird keine Aussage gemacht, wie die verschiedenen Bauglieder zusammenhängen. Ungeklärt bleibt auch der genaue bauliche Zusammenhang mit den beiden, die Seitenwände D und E (Bezeichnung nach de Farcy, 1902, Grabungsplan; vgl. Fig. 17) nach Osten über die Pfeiler A und B fortsetzenden Mauerzüge, die aber nur in eine Tiefe von 1 m hinabreichen. Könnte es sich nicht um Reste der den Höhenunterschied von Querschiff zu Vierung (o,2j m) ausgleichende Stufen handeln? 238 Vgl. Anm. 218 239 Lesueur, B. M. 1961, S. 2 1 5 - 2 2 4 240
Der Grabungsbefund de Farcys läßt für das Querschiff viele Fragen offen. Die ausladenden Querarme gehören ihrem Fußbodenniveau und dem Verlauf ihrer westlichen Wände nach dem Neubau unter Bischof Hubert an. Sie waren ursprünglich nicht gewölbt. Allgemein wird eine Überarbeitung dieses Querschiffs für das ausgehende 1 1 . Jh. angenommen (Mussat, C. A., 1964, S. 26). Aus der Flucht der Langhausseitenwände knapp nach außen verschoben wurden flache Vorlagen eingezogen, vor deren drei Seiten Halbsäulen standen. Ihnen entsprechend standen in den Querarmecken Halbsäulen vor den Eckpfeilern. Sie scheiden annähernd quadratische (lichte Maße nach de Farcy, 1910, Bd. 1, S. 1 3 : 4,60 X 5,00 m) Joche aus, ohne daß aus dieser Anordnung auf eine bestimmte Wölbungsart geschlossen werden könnte (Mussat, 1963, S. 180; de Farcy dagegen rekonstruiert Kreuzgratgewölbe). Die Gestaltung des eingezogenen Jochs ist
D e r frühromanische N e u b a u der Kathedrale von Angers
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wie auch das in seiner Mitte über querrechteckigem Grundriß (7,05 m X 5,30 m) abgeschnürte Joch242. Die westlichen, auf der Flucht der inneren Vorsprünge der Pfeiler liegenden Querhauswände sprangen ins Langhaus über die Seitenwände um ca. 1,80 m vor. Zwischen den glatten Pfeilerseiten und den vorspringenden Wandzungen verbleiben 1,20 m breite Öffnungen 243 (Fig. 18).
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F i g . 1 8 . Angers, Grundriß - Rekonstruktion der Kathedrale im 1 1 . J h . nach Lesneur, 1 9 6 1 ungewiß. D i e beiden in der G r a b u n g gefundenen, den Pfeilern A und B gegenüberliegenden Pfeiler U und V bilden zusammen ein querrechteckiges Joch mit einer lichten Weite von ca.
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Frühromanische Großbauten Westfrankreichs mit dem Passagenmotiv Die Errichtung eines zentralen Querhausturmes über dem querrechteckigen,
abgeschnürten Joch machen die beiden, im tektonischen A u f b a u verwandten V i e rungen in St.-Martin und St.-Serge in Angers wahrscheinlich 244 . D o r t erhob sich ursprünglich über der Querhausmitte eine nach oben offene Turmanlage mit Lichtöffnungen 245 . Sollte der querrechteckige Grundriß des Grabungsplanes von de Farcy dem frühromanischen Zustand entsprechen, könnten im Aufgehenden die von Ost nach West verlaufenden Arkaden gegen die Querarme niedriger als die Nord-Südarkaden angelegt gewesen sein24®. Gegen den breiten Langhaussaal stand die westliche, von kräftig vorspringenden Vorlagen gerahmte A r k a d e des turmtragenden Joches. Seitlich wurden die Pfeiler von schmalen Passagen, die eine direkte Verbindung zwischen den ausladenden Querarmen und dem einschiffigen Langhaus schufen, freigesetzt. Die f ü r die frühromanische Kathedrale erkannte Verbindung zwischen einschiffigem Langhaus und ausladendem Querschiff mittels seitlicher, die westlichen Pfeiler eines turmtragenden Joches freistellender Passagen blieb über 1 5 0 Jahre bis zum totalen Neubau des Querschiffes ab 1209 2 4 7 unverändert erhalten. 7,05 X $,30 m (als annähernde Werte dem Grabungsplan entnommen). Die beiden östlichen Pfeiler gehören nadi de Farcy auf Grund ihres Mauerwerks der Wölbungskampagne an. Sie haben eine andere Form als die Pfeiler A und B. Diesen sind zur Mitte Säulen eingestellt (Durchmesser 0,52 m nadi de Farcy, 1910, Bd. 1, S. 14), die eindeutig nachträglich sind. Sie lassen an eine St.-Martin vergleichbare nachträgliche Uberkuppelung des ursprünglich offenen Jochs denken mit einer zum Ende des 11. Jhs. weisenden Bauzeit (Lesueur, B. M. 1961, S. 220). Entsprechende Säulen fehlen jedoch an den Pfeilern U und V. Eine nachträgliche Ummantelung im Sinne von de Farcy scheint bei ihrer geringen Stärke unwahrscheinlich. Andererseits stimmen alle vier Pfeiler nicht mit der nachträglichen Querschiffwölbung überein. Der Chorraum war offenbar von einem Umgang umgeben, über dessen Entstehungszeit und Gestaltung keine sichere Vorstellung zu gewinnen ist (Mussat, C. A. 1964, S. 26). Beide Querarme öffnen sich nach Osten in halbkreisförmige Apsiden, wobei der nördlichen ein schmales Vorjoch vorangeht. Sie scheint ebenfalls nachträglich übergangen worden zu sein, wenn man sie mit der etwas einfacheren, kleineren, im ,petit appareil' gemauerten Südapsis vergleicht. Der Grabungsbefund de Farcys erbrachte für die Ostteile die unterschiedliche Anwendung von verschiedenem Mauerwerk (de Farcy, B. M. 1902, S. 494-495), woraus sidi jedodi kein klares Bild für eine gesicherte Bauabfolge ergibt. 241
242 243 244 245
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Nach dem von de Farcy, 1910, Bd. 1 veröffentlichten Grabungsplan wiesen die Querarme unterschiedliche Abmessungen auf; der nördliche: ca. 12,95 x 7>25 m> der südliche: 12,15 x 6,45 m Vgl. Anm. 240 Als Annäherungswerte dem Grabungsplan de Farcy, 1910, Bd. 1, entnommen. Vgl. Anm. 239 In St.-Martin öffneten sich zu drei Seiten (nicht gegen das Langhaus) jeweils zwei rundbogige Fenster mit schwach abgeschrägten Laibungen. In St.-Serge öffneten sich ebenfalls 2 rundbogige Fenster nach Norden und Süden, wobei nicht gesichert ist, ob diese nach außen oder in die Querarme führten (vgl. Mussat, C. A. 1964, S. 65). Eine solche Disposition der unterschiedlich hohen Vierungsbogen scheint in St.-Serge bestanden zu haben, wo die ziegeldurchsetzten Pfeiler gegen die Querarme eine Höhe von 4 m und gegen das Langhaus eine Höhe von 6 m erreichen. Es ist jedoch ungewiß, ob sich hier eine ursprüngliche Anordnung erhalten hat (vgl. Mussat, C. A. 1964, S. 65-66). Diese entgegen der früheren Forschung (1180) spätere Datierung nach Mussat (1963, S. 191195)Die Kathedrale könnte also auch Vorbild der Passagenbildung in der Pfarrkirche St.-Triniti
Der frühromanische Neubau der Kathedrale von Angers
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a) Die neue Raumgestalt Der frühromanische Kathedralneubau von Angers zeichnete sich durch einen Langhaussaal von machtvoller Raumfülle aus. Ihm schloß sich ein schmales und steiler proportioniertes Querschiff mit ausladenden Armen und aufragenden Turmjodi in der Mitte an. Ein Vergleich mit der um 1020 neu errichteten248 Martinskirche in derselben Stadt macht die Eigenart der räumlichen Zusammensetzung der Kathedrale deutlich. In St.-Martin folgt dem basilikalen, dreischiffigen und fünfjochigen Langhaus ein weiträumiges, die Breite des Mittelschiffes wiederholendes Querschiff. An ihrem Kreuzungspunkt scheidet sich ein leicht abgeschnürtes, dem Quadrat angenähertes Joch unter einem offen aufsteigenden Turm aus. Im Osten schließt sich ein den beiden Querarmen entsprechender Chorraum mit hufeisenförmiger Ostapsis an. Die Martinskirche fußt in ihrer Gestaltung auf einer in allen Teilen gleichwertigen Raumfolge. In der Kathedrale sind Langhaus und Ostteile stärker miteinander konfrontiert. Das zentrale Querhausjodi läßt sich nicht als Durchdringungsraum erklären, der auch ohne Konsequenz für eine Turmausbildung als innerräumliche Abschnürung gebildet sein könnte. „ . . . la tour n'est pas posée sur la croisée, mais en quelque sorte bâtie, sur ses propres supports en son milieu" ; hier trifft die von Grodecki auf die ,passages berrichons' (Les Aix-d'Angillon) bezogene Aussage voll zu249. Die von Plat (1939) 250 als Ursache für die Bildung der Passagen vermutete Einziehung eines zwischen Chor und Langhaussaal stehenden Turmes ist hier verwirklicht. In der durchgehend ungewölbten Baugestalt finden sich bereits wesentliche, räumliche Merkmale der späteren ,Passagenkirche' vorgebildet. Sie kommen auch in der Gegensätzlichkeit von Langhaus und Ostteilen zum Ausdruck. Hier die großvolumige Weite des einschiffigen Saalraumes, dort eine vielteilige Kleinräumigkeit. Die Kathedrale selbst hat im Verlauf des späten 1 1 . Jahrhunderts mit der Einwölbung ihres Querschiffes und der Einziehung einer Kuppel in das turmtragende Joch die Entwicklungsstufe der hochromanischen ,Passagenkirche' erreicht. Die große Bedeutung für die Baukunst des 1 1 . Jahrhunderts im Westen Frankreichs des weiträumigen, ungewölbten Langhaussaales, wie ihn der frühromanische Neubau der Kathedrale von Angers zeigt, wurde von der Forschung erst spät erkannt. Zwar hatte Dehio (1892) 261 bereits die Gebräuchlichkeit der einschiffigen Saalkirche' auch bei größeren Bauwerken in der ersten Hälfte des
248 2 « «o 251
in Angers gewesen sein, w o Durchgänge aus den Armen eines älteren Quersdiiffs (gegen 1140) in ein jüngeres, einschiffig gewölbtes Langhaus (gegen 1166) bestehen (vgl. Wyss, i960, S. 49). Wyss weist auch auf die Passagen in der Kathedrale nach dem Neubau des jetzigen Langhauses hin. Mit de Farcy nimmt er allerdings einen dreischiffigen Vorgängerbau an. Vgl. Anm. 239 Vgl. Anm. 70 Vgl. Anm. 69 Dehio, Bd. 1, 1892, S. 2 $ j - 2 j 6
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Frühromanisdie Großbauten Westfrankreidis mit dem Passagenmotiv
ix. Jahrhunderts vor allem in der Touraine, im Anjou und im nördlichen Poitou konstatiert, aber erst die eingehende Untersuchung der bauhistorischen Quellen für die Gotik Westfrankreichs durch Mussat (1963)252 hat gezeigt, daß der einschiffige, ein basilikales Aufrißsystem negierende Saalraum besonders bei der Schöpfung des einschiffigen, gotischen Langhauses vom T y p der Kathedrale von Angers vorentscheidende Bedeutung besaß. Für sie gelang mit der Rekonstruktion des gegen das Langhaus frei und umgehbar stehenden Turmes ein Schritt über den Saalraum hinaus. Alle anderen Fragen nach dem gesamtbaulichen Zusammenhang von Querschiff und Langhaus mußten bei dem Grabungsbefund de Farcys offenbleiben. Aufschluß darüber soll eine Betrachtung der zu Anfang des 11. Jahrhunderts auf Betreiben des Grafen Foulques Nerra von Anjou gegründeten Abteikirche von Beaulieu-les-Loches (Indre-et-Loire) geben. B. Die Abteikirche von Beaulieu-les-Loches (Indre-et-Loire) in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts Die Abtei von Beaulieu-les-Loches (Indre-et-Loire) geht auf eine Gründung durch Foulques Nerra, Graf von Anjou, zurück, der sie nach seiner Rückkehr von einer Pilgerfahrt in das heilige Land (1003-1004) gestiftet hat253 (Fig. 19). Einige Jahre später, wahrscheinlich im Jahre 1007254, fand die Weihe einer Kirche in Anwesenheit eines päpstlichen Gesandten statt. Der Chronist, Radulfus Glaber, berichtet über einen Sturm, der noch am Abend der Weihe die „ecclesiam admodum pulcherriman" schwer beschädigt hätte: sämtliche Dächer seien abgehoben und die Westfassade sei beschädigt worden265. Der durch die Weihenachricht bestätigten Bauperiode werden allgemein die Außenwände der Querarme in voller Höhe und große Teile der Langhausseitenwände zugeschrieben269. 1. Saalraumkirche und ,croisillons bas' Das Langhaus war in der ersten Baukampagne als sehr weiträumiger (42,40 m X 14,06 m)267 und ungewölbter Saalraum ausgebildet. Die sehr hohen Seitenwände (ca. 20 m)258 waren knapp unter dem Dachansatz von großen (4 m X 252 Mussat, 1963, S. 31-51 253 L. Halphen, Le comte d'Anjou au X I e siècle, appendice II, Paris 1906 254 Vgl. Theodor Schiefer, Die päpstlichen Legaten in Frankreich vom Vertrage von Meersen (870) bis zum Schisma von 1130, in: Historische Studien, H e f t 263, Berlin, 1935, S. 4J 255 Victor Mortet, Recueil de textes relatifs à l'histoire de l'architecture et la condition des architectes en France au moyen âge, X I e - X I I e siècles, Paris, 1911, S. 1-3 256 Gesamtbaubeschreibungen und Untersuchungen der verschiedenen Baukampagnen bei: Hardion/ Dansac, C. A. 1910, Bd. II, S. 91-120; Hardion/Bosseboeuf, 1914; Vallery-Radot, C. A. 1948, S. 126-142 257 £)i e Maße sind dem von Hardion/Bosseboeuf (1914, S. 14-1$) veröffentlichten Grundriß entnommen. 258 Durdi Übertragung des Nordwestturm-Maßes bei Hardion/Bosseboeuf (1914, S. 26) gewonnenes Maß.
i m 90/2 m 2o)259, rundbogigen Fenstern durchbrochen. Am Außenbau befanden sidi flache, breite Strebepfeiler. Gegen Ende des 1 1 . Jahrhunderts zog man ein dreischiffiges Gewölbe ein: parallel laufende Halbtonnen über Gurtbogen im poitevinischen System. Die alten, jetzt über den Gewölben liegenden Fenster ersetzte man durch tiefer liegende, kleinere (Abb. 78). Zwei aufeinander folgende Bauphasen lassen sich ähn25» Hardion/Dansac, C. A. 1910, Bd. II, S. 93, Anm. 2
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Frühromanische Großbauten Westfrankreichs mit dem Passagenmotiv
lieh deutlich wie an den Langhausseitenwänden auch an den Querarmen ablesen. Diese werden in ihrer oberen Zone abwechselnd von Blendarkaden und Fenstern gegliedert 260 . Bei der nachträglichen Einwölbung der Querarme mit Halbtonnen über Gurten blieben die Fenster der Ost- und Westwand über den Gewölben erhalten 261 . Die Fenster in den Stirnwänden wurden überarbeitet. Im ungewölbten Zustand waren die Querarme niedriger als der Langhaussaal. Ihre kleineren Fenster erreichen im Scheitel gerade die Sohlbänke der Saalraumfenster (Abb. 74). Die Ostseite des Querschiffs ergibt keinen so eindeutigen Befund (Abb. 75, 76). Die Blendarkaden der Querschiffsarme setzten sidi mit einer zweifachen Bogenstellung auf die schmalen Wandstreifen fort, die zu den Zwischenjochen gehören, die die heutige gotische Vierung begleiten 262 . Zwischen den Blendarkaden und der Dachschräge ist ein Okulusfenster eingesetzt. Die Zwischenjoche springen aus der Flucht der Ostwand der Querarme leicht vor. Uber ihre ursprüngliche Höhe läßt sich keine sichere Aussage machen. In einem späteren Baustadium führten sie jedenfalls, wie es ein Stich von Gaignieres, 1699 263 , zeigt, noch über die Höhe des Langhauses als schmale, einen Vierungsturm begleitende Abseiten hinaus (Abb. 77). Dieser Bestand der Außenwände f ü r die erste Bauperiode in Beaulieu (im folgenden Beaulieu-les-Loches I) macht wahrscheinlich, daß die Querarme als niedrige, ungewölbte Querarmannexe gegen den Langhaussaal stießen284. Für die Anlage flügelartig an das Langhaus geschobener .croisillons bas' spricht auch die spätere im Zuge der Einwölbung vorgenommene starke Abschnürung über kräftig vorspringenden Pfeilern in der Flucht der Langhausseitenwände. 2. Eingestellter Turm Für die erste Bauphase in Beaulieu-les-Loches wird allgemein zwischen den Querarmen eine offene, in der Breite des Langhauses angelegte, stark queroblonge Turmanlage rekonstruiert. Ein zum Teil im heutigen Bau noch sichtbarer, im Scheitel 16 m hoher, aus einer doppelten Keilsteinreihe gebildeter Triumphbogen (Abb. 79, 80) von 1 2 m Spannweite, der in der Flucht der westlichen Wand der s«o £>¡5 Ostseiten der beiden Querarme differieren geringfügig. Die beiden Fenster sind jeweils die zweite und vierte Öffnung. Zwischen ihnen befindet sidi am südlichen Querarm eine einzelne, von kleinen Säulchen getragene Blendarkade, während der nördliche an dieser Stelle eine doppelte Blendarkade ausbildet, deren Bögen auf einem Mittelsäuldien ruhen. 881
Als Zugang zum Dachstuhl über den Gewölben blieben auf der Ostseite zwei Fenster geöffnet. Diese beiden Blendarkaturen müssen einem Bauabschnitt angehören, der zeitlich vor der Errichtung des Chorumganges liegt, denn sie verschwanden später unter dessen Dach. Die gegen den nördlichen Querarm stehende Blendarkade liegt auf einem stark beschädigten, eingestellten Säulchen, das mit seinem monolithen Schaft denen der Querarme entspricht. 263 Hardion/Bosseboeuf, 1 9 1 4 , S. 1 2 - 1 3 264 Auf die Höhendifferenz zwischen Querarmen und Seitenwänden des Langhauses des ersten Baues wies bisher allein Bonet (B. M. 1868, S. 3 1 - 3 2 ) hin, der aber die Höhe der Querarme auf den gotischen Umbau des Langhauses bezieht.
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Die Abteikirche von Beaulieu-les-Loches (Indre-et-Loire)
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Querarme steht, dient als Beleg265. Er hätte die Westwand einer mächtigen ,tour lanterne' unterfangen. Als weiteres Indiz dieser Rekonstruktion wird ein fensterdurchbrochenes, unter dem Dachstuhl verborgenes Mauerfragment herangezogen. Es steht über der Ostseite des heutigen Vierungsjoches und gilt als Teil der Ostwand der einstigen ,tour lanterne'. Es zeigt innerhalb einer lichten Breite von 6,90 m drei sehr hohe (ca. 3,90 m)266, schmucklose, kaum abgeschrägte, rundbogige Öffnungen, die von Blendarkaturen überfaßt werden. Die von Okuli geöffneten Zwisdienjoche, die die Vierung begleiten, liegen beträchtlich niedriger267. Die über den Gewölben zwischen Vierung und Zwischenjochen stehenden Mauern (W-O) stehen weder mit der Ost- noch Westwand im Verband. Dieser Befund beweist jedodi keineswegs grundsätzlich das ursprüngliche Fehlen solcher Wände. Mit Sicherheit ersetzten die Zwischenwände des 15. Jahrhunderts eine im Laufe früherer Baukampagnen hier errichtete Wand. Denn die südliche Zwischenwand stößt auf der Ostseite gegen ein großes Kapitellfragment (Abb. 81, 82). Es steht vor einer kräftig vorspringenden Wandvorlage, die in eine den Okulus überfassende Blendarkade übergeht. Die Stirnseite des nach Westen gerichteten Kapitells ist flach abgeschlagen. Nach seiner Länge und Größe (Höhe: ca. 0,80 m, größte Tiefe: ca. 0,70 m)268 kann es sich nur um ein Kapitell handeln, das ursprünglich eine west-östlidi verlaufende Arkade getragen hat.209. Ein Vierungsturm, wie ihn der Stich von Gaignieres, 1699, überliefert hat, würde eine solche Arkade auch voraussetzen. Gaignieres zeigt einen zweigeschossigen Turm, dessen Ecken mit Strebepfeilern verstärkt sind. Die den Okulus überfassende Blendarkade trägt auf ihrer Unterseite noch ursprüngliche Bemalung (Abb. 81), woraus allgemein auf einen im Ursprung wölbungslosen Zustand des Zwischenjoches geschlossen wird. Es müßte also einer Bauphase angehören, die zeitlich noch vor der Einwölbung der Querarme liegt270. Das über den gotischen Gewölben stehende, in der Breite der heutigen Vierung verbleibende Wandfragment ist sicher vor der Errichtung des Umgangchores ent« 5 Zuletzt Vallery-Radot, C . A. 1948, S. 1 3 4 - 1 3 5 266 Eigene Messung 267 Der von Vallery-Radot (C. A. 1948, S. 1 3 5 ) gemachte Rekonstruktionsvorschlag der Ostseite, in dem er die Fensteröffnungen seitlich begleitet von Okuli darstellt, schließt sich in dieser Form, wenn die vorhandenen Okuli gemeint sein sollten, wegen dieser Höhendifferenz aus. 268 Eigene Messung 26» Dieses Kapitell wird von Vallery-Radot (C. A. 1948, S. 1 3 5 ) wohl in Anlehnung an die Zeichnung bei Hardion/Bosseboeuf (1914, S. 24) als zu einem eingestellten Säulchen gehörig gehalten, das eine den Okulus überfassende Blendarkade trägt. Dagegen wird es von Hardion/Bosseboeuf (S. 3 1 - 3 2 ) bereits als möglicher Träger der Südarkade eines Turmes erkannt. Damit entfällt aber die Argumentation von Vallery-Radot, der in der nicht im Verband stehenden Zwischenwand des 15. Jahrhunderts einen Beleg für den ursprünglich queroblongen Grundriß der ,tour-lanterne' sieht. 270 £)ie Blendarkaden werden heute vor Erreichen ihres Scheitelpunkts von den Dachschrägen der Zwischenjoche abgeschnitten. Denkt man sie sich als geschlossene Bogenstellungen (vgl. Abb. 76), würden sie zwischen den beiden ursprünglichen Fensteröffnungen der ungewölbten Querarme enden. Auf der Unterseite des Bogens haben sich Teile einer einstigen, farbigen, dekorativen
7»
Frühromanisdie Großbauten Westfrankreichs mit dem Passagenmotiv
standen871. Denn nach der Errichtung dieses Chores blieben seine Öffnungen funktionslos unter dem Dach des Sanktuariums272. Nach meinen Untersuchungen deutet nichts darauf hin, daß dieses durchfensterte Wandstück ursprünglich über seine heutige Breite hinausgegangen ist. Es kann nur als Ostseite eines Turmes gedeutet werden, dessen Südwand sich über der vom verborgenen Kapitell getragenen Bogenstellung erhob. 3. Relative Chronologie Die vorherigen Beobachtungen lassen über die einzelnen Bauphasen in Beaulieu-les-Loches vor den Wölbungskampagnen folgende Aussagen zu: das erhaltene, zur Aufnahme einer ostwestlich gerichteten Arkade bestimmte Kapitell, gehört noch zu dem wölbungslosen Bau. Demnach müssen in die Öffnung des Triumphbogens, der das Langhaus des ersten Baues in einem Zug in seiner vollen Breite abschloß, bereits vor der Einwölbung des Langhauses Pfeiler eingestellt gewesen sein. Die zwischen den gotischen Kreuzrippengewölben der Seitenschiffe und dem Triumphbogen des ersten Baues stehenden, schmalen, rundbogigen Bogenstellungen hätten also als Passagen zwischen einschiffigem Langhaus und Querschiff in einer zweiten (im folgenden Beaulieu-les-Loches II), noch vor den Wölbungskampagnen liegenden Bauperiode, die westlichen Pfeiler eines nachträglich eingezogenen Turmes freigestellt (Abb. 79, 80). 4. Perrusson (Indre-et-Loire) Daß die räumliche Integration des Turmes in die Saalkirdie zu dieser Zeit ein baukünstlerisches Problem dieser Region dargestellt haben muß, läßt sich in dem Beaulieu-les-Loches benachbarten Perrusson (Indre-et-Loire) programmatisch fasFassung erhalten. Die an der Innenwand der Zwisdienjodie und im Chorumgang erhaltenen Wandabschläge f ü r die A u f n a h m e eines Wandputzes deuten auf ein größeres, dekoratives F a s sungssystem. Die Blendarkade muß also ursprünglich v o n unten sichtbar gewesen sein. W a r sie jedoch jemals in ihrer vollen Spannweite ausgeführt? In der Literatur blieb der sich zwischen dem V e r l a u f der vollen Bogenstellung und der gewölbten Querarme ergebende Widerspruch bisher ungeklärt. Denkbar scheint mir, daß die abgebrochene Bogenstellung die Planung eines U m b a u s der gegen den T u r m stoßenden Abseiten belegt, die dann aber zugunsten der Einwölbung und Überarbeitung der als ,croisillons bas' angeschobenen Querarme wieder fallen gelassen wurde. D i e ungewölbten Zwisdienjodie mit ihren nach außen gerichteten Viertelkreis-Blendarkaden sind später in die Ausmalung mit einbezogen worden. 271 Die genaue Datierung der einzelnen Baukampagnen ist noch eine offene Frage. O b sich die recht frühe Datierung des Umgangchores um 1040 v o n H a r d i o n / D a n s a c ( C . A . 1 9 1 0 , B d . I I , S. 1 2 0 ) aufredit halten läßt (die Datierung übernimmt Crozet, B. M . 1 9 3 6 , S . 49), scheint mir fraglich. Deshoulieres ( 1 9 4 3 , S. 2 4 - 2 5 ) datiert Chorumgang wie Langhauswölbung in das letzte Viertel des 1 1 . Jahrhunderts. Die frühe Datierung des Chores w i r d auch recht unwahrscheinlich, wenn man meine relative Chronologie akzeptiert, die noch v o r der Errichtung des U m g a n g chores eine einschneidende Umgestaltung des Querschiffs vorsah. 272 V g l , Rekonstruktion der Außenansidit bei Hardion/Bosseboeuf, 1 9 1 4 , S. 4 6 - 4 7
Die Abteikirche von Beaulieu-les-Loches
(Indre-et-Loire)
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sen. Der wahrscheinlich in die zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts zurückgehende, kleine Bau 273 bestand zunächst aus einem einfachen, langgestreckten und ungewölbten Saalraum von 24,80 m zu 10,80 m. Seine im ,petit appareil' gemauerten Außenwände wurden von schmalen, bis knapp unter den Dachansatz reichenden, rundbogigen Fenstern durchbrochen. In einer zweiten Baukampagne wurde die West- und Ostwand mit einer massiven Strebepfeilerverblendung verstärkt. In den östlichen Teil des Langhauses wurden über zwei Jochen drei parallele Halbtonnen mit gleich hohem Gewölbescheitel eingezogen (Abb. 85). Diese G e w ö l b e die beiden äußeren sind etwas schmaler - liegen auf starken Wänden, die mit je zwei gedrungenen Arkaden durchbrochen sind. Über dem westlichen Ende der Mitteltonne ist ein Turm errichtet, der über leicht querrechteckigem Grundriß das den gesamten Bau überfassende Satteldach durchstößt (Abb. 84). Seine zwei mit rundbogigen Öffnungen versehenen Geschosse überragen das Bauwerk. Perrusson, dem sich als paralleles, wahrscheinlich jüngeres Beispiel das nur 12 km entfernt liegende Reignac-sur-Indre (Indre-et-Loire) zuordnet274, bringt die Verbindung von Saalraum und einem im unmittelbaren Zusammenhang zum Chor stehenden Turm auf die einfachste Form. In den vorgegebenen Saalraum wird ein Chorgewölbe eingezogen, auf das ein Turm als,Chorreiter' gestellt wird. Als Voraussetzung für die Entstehung dieser räumlichen Anordnung lassen sich zwei Ursachen benennen: 1. Die Dominanz des einschiffigen, ungewölbten Saalraumes und seine Aufrechterhaltung während der nachträglichen Chorwölbungskampagne. 2. Die Tendenz zur Errichtung eines das Gesamtbauwerk überragenden Turmes in möglichst enger räumlicher Verbindung zum Langhaus und Chor. Diese zweite, Chorgewölbe und Turm schaffende Baukampagne in Perrusson wird sich kaum vor Beaulieu-les-Loches II und der Kathedrale von Angers (1025/ 1030) datieren lassen. Neben stilistischen Erwägungen (dreischiffiges System paralleler Halbtonnen mit gleichhohem Gewölbescheitel, Geschoßgliederung des Turmes) könnte für diese Datierung der leicht querrechteckige Grundriß des Turmes sprechen, der sich in Perrusson nicht notwendig aus dem allgemeinen Grundrißgefüge ergibt275. 5. Meusnes (Loir-et-Cher) Eine interessante Form eines eingestellten Querhausturmes zeigt das auf der Grenze zwischen der Touraine und dem Berry gelegene Meusnes (Loir-et-Cher)276. 273
R a n j a r d ( C . A . 1 9 4 8 , S. 7 6 - 7 7 ) folgt der von P l a t ( 1 9 3 9 , S. 3 3 u. 190) vorgeschlagenen D a t i e rung in die zweite H ä l f t e des 10. Jhs. 274 R a n j a r d , C . A . 1 9 4 8 , S . 7 6 - 7 7 „ C ' e s t une tour rectangulaire à grand axe transversal dont chaque face est ajouré de deux étages de fenêtres en plein cintre, simples ou doubles, soulignés p a r un bandeau." (Ranjard, C . A . 1 9 4 8 , S. 80) M . E . ist der querrechteckige Grundriß, für den sidi aus dem Unterbau keine zwingende N o t w e n d i g k e i t ergibt, ein wichtiger Ausgangspunkt f ü r einen Datierungsversuch. Eine Übereinstimmung mit Beaulieu-les-Loches ergibt sich in der Fenstergliederung des T u r m untergeschosses. Sie stimmen im A u f b a u mit den in Beaulieu über der O s t w a n d der Vierung erhaltenen Fensterfragmenten überein.
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Frühromanisdie Großbauten Westfrankreichs mit dem Passagenmotiv
Der auf Grund stilistischer Merkmale in das Ende des 11. Jahrhunderts datierte Bau ist abgesehen von seinen Apsiden wölbungslos. Er setzt sich zusammen aus einem einschiffigen, mit offenem Dachstuhl über Spannbalken gedeckten Langhaus, einem Querschiff, dessen ausladende Querarme moderne Holztonnen tragen, einer halbrund geschlossenen Hauptapsis, an die etwas kleinere Querarmapsiden geschoben sind, und einem in die Mitte des Querschiffes eingezogenen, mit einer flachen Holzdecke versehenen Joch (Abb. 86)277 (Fig. 20). Die östliche Arkade dieses Joches wird durch den in die Querschiffswand einschneidenden Gewölbebogen der Hauptapsis, der mit einer doppelten Keilsteinreihe betont ist, gebildet (Abb. 89, 90). Die gegen die Querschiffsarme sich öffnenden Arkaden liegen im Osten ohne tragenden Vorsprung oder stützende Konsole direkt in der Querhauswand, im Westen auf zwei längsrechteckigen, durch Passagen umgehbaren Pfeilern. Z w i schen den ihnen in das Langhaus hinein vorgestellten Strebepfeilern öffnet sich über dem Triumphbogen eine dreifache Bogenstellung, die von einer auf Säulchen liegenden Blendarkatur überfaßt wird (Abb. 87, 88). In der Ostwand gegenüber fällt durch zwei kleine, rundbogige Fenster (Abb. 90) Licht in das eingestellte Joch. Nach außen zeigt sich ein Turmstumpf, der die Querarme knapp überragt (Abb. 83). Es ist ungewiß, ob jemals ein Turm ausgeführt war. Lesueur (1969) versucht, die dreifache Arkadenstellung oberhalb des Triumphbogens mit der Scheidewand von St.-Généroux (Deux-Sèvres) in Verbindung zu
Fig. 20. Meusnes, Grundriß und Isometrie
27« Lesueur, 1969, S. 235-236 2 7 7 Die wichtigsten M a ß e : Langhaus 7,60 X 14,70 m; eingezogenes Querhausjodi 3,75 X 4,25 m (Ostarkade ebenfalls 4,25 m).
D i e frühromanisdie Saalraumkirche in Westfrankreich
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bringen278. In Meusnes handelt es sich jedoch eindeutig um die Westwand eines eingezogenen Turmjoches. Sein wölbungsloser Zustand und die kleinen Lichtöffnungen auf der Ostseite erinnern an die Form der frühromanischen ,tour lanterne'. Die seitlichen, das Langhaus mit den Querarmen verbindenden Passagen (auf der Nordseite wurde trotz ungünstiger Voraussetzungen ein Durchgang geschaffen)279 stellen die länglichen Westpfeiler frei und veranschaulichen das ,Eingestellt-Sein* des Turmjoches. Der Bau könnte unter direktem Einfluß von Beaulieu-les-Loches entstanden sein. Jedenfalls weiß man, daß zu Beginn des 13. Jahrhunderts Mönche von Beaulieu-les-Loches die Kirche in Meusnes unterhielten280. C. Die frühromanische Saalraumkirche in Westfrankreich 1. Die Saalkirche mit ,croisillons bas' Für die mit der Weihenachricht von 1007 belegte Bauperiode in Beaulieu-lesLoches (Indre-et-Loire) hatte sich folgende Baugestalt ergeben: einem weiträumigen, ungewölbten Langhaus schließt sich durch einen Triumphbogen von mächtiger Spannweite abgetrennt ein Querraum an. Nach Norden und Süden öffnet sich dieser Querraum in seitlich angeschobene, wesentlich niedrigere Querarmflügel. Die ursprüngliche Gestaltung des Chores blieb ungewiß281. Neben der Kathedrale von Angers ist Beaulieu-les-Loches I ein weiterer Bau aus dem Anfang des 1 1 . Jahrhunderts, der durch die Errichtung eines großräumigen Saalraumes ausgezeichnet ist. Bei fast identischen Abmessungen ist es nicht ohne Reiz, von der für Beaulieu-les-Loches I gewonnenen Querhausgestaltung nadi Angers zu blicken. In Beaulieu-les-Loches fehlt zunächst noch der in Angers zwischen Langhaussaal und Chor eingestellte Turm. Die Gestaltung der Querarme in Angers blieb ungewiß. Immerhin könnte ihre nachträgliche Einwölbung über dem aus der Flucht der Langhausseitenwände leicht nach außen verschobenen Gurtbogen auf eine ursprüngliche Abschnürung ähnlich wie in Beaulieu-les-Locäies hinweisen. Das für Beaulieu-les-Loches I im beginnenden 1 1 . Jahrhundert vermutete Raumgefüge der Saalraumkirche mit niedrigeren Querarmannexen scheint in der 278 Lesueur, B. M . 1 9 6 6 , S. 1 8 0 . In Meusnes liegt jedoch die W e s t w a n d eines eingezogenen Turmjoches vor, die zwischen einer straffen Strebepfeilerrahmung v o n drei rundbogigen Bogenstellungen durchbrochen w i r d . 279
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D i e beiden Turmpfeiler sind aus der Längsachse des Langhauses leicht nach N o r d e n verschoben. A u f der Südseite bleibt genügend R a u m , um den südwestlichen Pfeiler mit einer Passage freizustellen (Breite: 1,06 m), die auf der Seite des Pfeilers, der im Grundriß volle K r e u z f o r m gewinnt, in eine schmale V o r l a g e übergeht. D i e nördliche Seitenwand des Langhauses steht zum nordwestlichen Pfeiler im lichten Abstand v o n 0,38 m. U m dennoch eine Passage zu gewinnen, hat man die Ecke von Langhaus und Querarm abgeschrägt und eine wesentlich niedrigere aber etwas breitere ( 1 , 2 0 m) Passage durchgebrochen. Die leichte Achsenverschiebung erklärt Lesueur mit einer zweiten Baukampagne f ü r das Langhaus.
Lesueur, 1 9 6 9 , S . 2 3 5 281 V g l . T e x t S. 7 4 - 7 8
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Frühromanische Großbauten Westfrankreichs mit dem Passagenmotiv
vorromanischen Baukunst Westfrankreichs nicht ungewöhnlich gewesen zu sein, wie es die Bauten von Pritz (Orne) und St.-Généroux (Deux-Sèvres) zeigen. a) Pritz (Orne) Die Kirche Notre-Dame in Pritz (Orne) war zu Beginn des 1 1 . Jahrhunderts die erste ,extra muros' gelegene Pfarrkirche der sich um das Schloß Laval bildenden Ortschaft. In einer detaillierten Bauuntersudiung hat Taraion (1961) 282 ihre Baugestalt als das Ergebnis von vier Baukampagnen gedeutet. Die in einer vierten Bauperiode von i i j o in ihrer Länge genau verdoppelte Saalkirche mit niedrigen Querarmflügeln läßt sich auf einen ersten, in die karolingische Epoche reichenden Gründungsbau zurückführen. Eine zweite, um 1000 zu datierende Baukampagne erneuerte und erhöhte den ruinösen, karolingischen Bau. Wahrscheinlich noch im ersten Drittel des 1 1 . Jahrhunderts wurden in einem dritten Bauabschnitt auf Betreiben der nach Laval gerufenen Mönche der ,église de la Couture' in Le Mans die Ostteile umgestaltet: die Querarme erhielten halbrunde Apsiden. Leicht eingeschnürt folgte dem Langhaussaal ein zweiwöchiger, mit einer Halbtonne über einem Gurtbogen gewölbter, sich in eine halbrunde Apsis öffnender Chorraum. Dieser Umbau akzeptierte den um 1000 erneuerten, im Ursprung karolingischen Bau, den einschiffigen, ungewölbten Saalraum (14 m X 7 m) samt seinen niedrigen Querarmen. b) St.-Généroux (Deux-Sèvres) (Abb. 91) Der unter dem Priorat von St.-Jouin-des-Marnes (Deux-Sèvres) entstandene Bau von St.-Généroux (Deux-Sèvres) ist bisher fast ausschließlich als einfache Saalkirche beschrieben worden, der zu unbestimmtem Zeitpunkt283 nachträglich Querarme angefügt wurden. Nur Conant (1959)284 hält diese beiden Querarme*85 (heute dient der im 19. Jahrhundert stark übergangene nördliche Querarm als Sakristei, der südliche ist zerfallen, seine ursprüngliche Öffnung in den Querraum ist in der zugemauerten Wand sichtbar) für ursprünglich. Diese Ansicht Conants hat Schöne (1964)299 bestätigt. Für St.-Généroux ergibt sich ein nach außen unter einem durchlaufenden Satteldach blockhaft geschlossener Saalbau, der durch eine «82 Taraion, C . A . 1 9 6 1 , S. 3 9 6 - 4 3 0 283 Crozet, 1 9 6 1 , S. J 4 3 284
Conant, 1 9 5 9 , S . 1 5 4 285 Einen querschiff losen B a u nimmt auch wieder Lesueur (B. M . 1 9 66, S. 1 7 9 - 1 8 0 ) an. 286 i n einer Reihe v o n Zeichnungen hat Schöne seine am Bau gemachten Beobachtungen v o m 2 2 . X I . 1 9 6 3 niedergelegt. Später w u r d e v o n ihm in .Bemerkungen zu einem R e f e r a t ' über ,Die Prioratskirche S t . - G e n e r o u x " (Hamburger Kunsthistorisches Seminar, am 3. V I . 1 9 6 4 ) umfassendes Material für eine architekturgeschichtliche Wertung v o n St.-Generoux vorgelegt. H i e r ist in skizzierter Form die v o n Schmidt (Die frühmittelalterliche Kirche von Sursee, in: Festschrift f ü r R u d o l f Egger, B d . I I , K l a g e n f u r t , 1 9 5 3 , S . $ 7 ) geforderte Monographie dieses Baus vorgeprägt. Die G r ü n d e f ü r die A n n a h m e der Ursprünglidikeit der Querarme sind v o n Schöne bei dieser Gelegenheit (S. 7 - 8 ) überzeugend dargelegt. S o wies Schöne u. a. darauf hin, daß die beiden östlichen Fenster in den Seitenwänden des Saalraumes achsial auf die heute v e r mauerten, in die Querarme führenden Bögen bezogen sind.
Die frühromanische Saalraumkirche in Westfrankreich
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zweigeschossige Scheidewand in einen kurzen Langhaussaal und einen Querraum zerfällt. Der Querraum öffnete sich zu den Seiten unter stark eingeschnürten Arkaden in niedrigere Querarme. Ihre mit dem Querraum fluchtenden Ostwände öffneten sich ursprünglich in halbrunde Apsiden. An den Querraum schiebt sich in voller Breite eine dreischiffige, gewölbte Choranlage, die aus einem breiteren, zweijochigen, mit einer Halbtonne über Gurten gewölbten Hauptchor und einjochigen Nebenchören besteht. Der nicht sicher datierte Bau von St.-Généroux die in der Literatur gegebenen Datierungen schwanken vom 8.—11. Jahrhundert — steht nach Schöne (1964) stilistisch noch voll in der karolingischen Tradition und könnte in das 10. Jahrhundert datiert werden 287 . c) Typologie Pritz (Orne), St.-Généroux (Deux-Sèvres), sowie Beaulieu-les-Loches I (Indreet-Loire) sind Mitglieder der .églises à croisillons bas'. Alle drei gehören zur Familie der Saalkirchen. Beaulieu-les-Loches und St.-Généroux zählen gegenüber Pritz bereits zu der entwickelteren Stufe der ,église à croisillons bas et assembles' oder ,à transept bas'288. In größerem, kunstgeschichtlichen Zusammenhang kann Beaulieu-les-Loches I als typologisdie Fortsetzung der Gruppe ottonisdier Saalkirchen ,à croisillons bas et écartés' um St.-Pantaleon in Köln angesehen werden 289 . In ähnlicher Weise historisch unvorbereitet wie bei den um St.-Pantaleon in Köln sich gruppierenden Bauwerken scheint man auch im Westen Frankreichs zu Beginn des i r . Jahrhunderts diesen frühchristlich-mailändischen Bautyp des späten 4. Jahrhunderts, die Saalkirche ,à croisillons bas', wieder in den Bereich von Großbauten erhoben zu haben280. Konstitutives Element dieses Bautyps ist der einschiffige, auf größtmögliche Weiträumigkeit angelegte Langhaussaal. Ihm sind weitere Räume angefügt, die dem Saalraum in baulicher Gestalt und räumlicher Wirkung untergeordnet sind. Beaulieu-les-Loches I und Angers mit ihren dominierend großen Langhaussälen entziehen sich einer Interpretation als bloße Reduktionsform mehrschiffig basilikaler Anlagen. Mussat (1963) 2 9 1 hat gezeigt, daß sich in dem begrenzten Gebiet Westfrankreichs f ü r die erste Hälfte des 1 1 . Jahrhunderts mühelos eine größere Anzahl von Bauten benennen läßt, deren Bauganzes durch die Anlage groß volumiger Saalräume bestimmt ist.
Schöne,,Referatsbemerkungen', S. 24 288 Typologie nach Grodecki, 1958, S. 4 5 - 7 9 28» Katalog der Denkmäler, 1966, S. 151-153, dort findet sich weitere Literatur. 2 9 0 Auf die typologische Verwandtschaft der ,geschwisterlich ähnlichen Bauten' (Mailand / San Simpliciano und K ö l n / St.-Pantaleon) hatSedlmayer (1966, S. 1 1 3 ) hingewiesen. Zur einschiffigen Kirdie ,à croisillons bas', vgl. Sedlmayr, 1966, S. 1 1 8 - 1 2 0 2«1 Mussat, 1963, S. 3 2 - 3 7 287
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Frühromanisdie Großbauten Westfrankreichs mit dem Passagenmotiv
Die überaus starke Verbreitung des Saalraumes auch unter den sogenannten .églises secondaires* Westfrankreich292 madit deutlich, daß diese Raumform gleichberechtigt neben dem mehrschiffig-basilikalen Aufrißsystem auftritt. Es ist diese Raumform, ,qui est avant tout une grande et large salle*2*3, die während des gesamten 1 1 . Jahrhunderts bis in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts hinein in Westfrankreidi eine bedeutende Rolle gespielt hat. Mit der Erkenntnis ihres großen Beharrungsvermögens gewinnt auch die Rekonstruktion eines ungewölbten Saalraumes für den ersten Bau von Fontevrault (Maine-etLoire) Anfang des 12. Jahrhunderts weiteres Gewicht. Von der bis heute verbreiteten Vorstellung eines im frühromanischen Westfrankreich vorherrschenden, nahezu .klassischen', dreischiffig-basilikalen Aufrißsystems294 war zuerst Conant (1959) abgerückt195. Ausgehend von dem numerischen Ubergewicht der einschiffigen Kirchen über die mehrschiffigen Bauten (650/700 zu IJO) in Westfrankreich führte er den Begriff der ,theme-churchc ein298. Das Grundthema dieser Bauwerke, das in römischen Architekturen wie der Basilika in Trier mit ihrem ,very impressive unobstructed interior space' vorgeprägt ist, findet Conant in gleicherweise in Kirchen mit ,very wide wooden-roofed, barn-like nave', in poitevinischen Hallenkirchen, in aquitanischen Kuppelkirdien oder Kirchen mit Domikalgewölben verwirklicht. Conant macht zwischen wölbungslosen und gewölbten Saalräumen keine entwicklungsgeschichtlichen Unterschiede. Daß jedoch der ungewölbte Saalraum mit seinem stützenlosen, weiträumigen Inneren eine Grundvoraussetzung der .thematisch' ähnlichen drei gewölbten Raumtypen bildet, hat Mussat (1963) zumindest für die Kathedrale von Angers, den Kronbau des Typus einer Saalkirche mit einer Folge von Domikalgewölben, nachgewiesen297. 2. Der eingestellte Querhaus-Turm a) Die,église de la Couture' in Le Mans Für den Bereich der Großbauten ist mit Beaulieu-les-Loches I der bereits in vorromanischer Zeit in Westfrankreich auftretende Bautyp der Saalkirche mit niedrigen, seitlich angeschobenen Querarmannexen belegt. Bei dem nur wenig jüngeren Neubau der Kathedrale von Angers konnte ein in der Mitte des Querschiffes stehendes Turmjoch nachgewiesen werden, das in Beaulieu-les-Loches erst in einem zweiten Bauabschnitt verwirklicht wurde. Daraus ergibt sich die Frage, ob der eingestellte Querhausturm in Verbindung mit der Saalkirche erst in dieser Zeit als neues, baukünstlerisdies Problem auftritt.
Mussat, 1963, S. 29 « s Mussat, 1963, S. 3 j 2»4 Eygun, 1970, S. 89 Conant, 1959, S. I J 2 - 1 5 3 286 Conant, 1959, S. 1 5 3 , vgl. Text S. 42 Mussat, 1963, S. 1 7 7 - 1 8 1
Die frühromanische Saalraumkirdie in Westfrankreidi
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Zur Antwort kann die sich nach den Ergebnissen von Lesueur (1961) neu darstellende Baugeschichte der ,eglise de la Couture' in Le Mans beitragen298. Lesueur folgte den von Hubert (1949) 2 " geäußerten Einwänden gegen die ältere Forschung, die vor allem auf Grund der Verwendung des von Ziegeln durchsetzten Mauerwerkes und der mit Ziegeln als Keilsteine gesetzten Bogen die unteren Partien des Umgangschores, des Querhauses und der Seitenwände des Langhauses um 1000 datiert hatte. Akzeptiert man jedoch für diese Teile die von Lesueur vorgeschlagene, spätere Datierung, so können die unter Abt Gauzbert in den Jahren zwischen 997 und 1007 an der Kirche vorgenommenen Arbeiten500 nur auf die oberen Teile des Mauerwerkes im letzten Joch der südlichen Seitenwand des Langhauses bezogen werden. Sie sind im ,petit appareil' gemauert. Uber dem Okulus des 12. Jahrhunderts findet sich in 18 m Höhe der vermauerte Bogen einer ursprünglichen Fensteröffnung (Abb. 92). Dieser Befund spricht für die Anlage eines einschiffigen Langhaussaales von 16 m Spannweite und sehr hoch hinaufgeführten Seitenwänden (über 18 m), die der späteren, dreischiffigen Anlage des 11. Jahrhunderts vorausgegangen war 301 . Noch vor Beaulieu-les-Lodies I (um 1007) und der Kathedrale von Angers (geweiht 1025/30) wäre die ,1a Couture' der dritte Bau großen Maßstabes mit einem den Gesamtbau beherrschenden Langhaussaal. Seine Rekonstruktion konnte Lesueur (1961) mit einer weiteren Beobachtung stützen502. In der Westwand des südlichen Querarmes, oberhalb der Arkade, die heute das Querschiff mit dem einschiffigen Langhaus verbindet, sind von dem Querschiff aus die Reste von zwei übereinanderliegenden, vermauerten Bogenstellungen zu sehen. Die untere, die die gleiche Breite wie die gegenüberliegende Öffnung des Chorumganges hat, ist durch alternierend gesetzte Keilsteine (ein Haustein wechselt jeweils mit zwei Ziegeln) gekennzeichnet und öffnete sich einst in die Seitenschiffe des Langhauses. Darüber liegt der zweite Bogen, dessen Öffnung von geringerer Weite ist. Sein knapper Abstand und seine andersartige Mauerung sprechen nach Lesueur (1961) dagegen, ihn wie bisher als eine gleichzeitig mit der unteren Arkade entstandene Emporenöffnung zu interpretieren308. Mit Lesueur halte ich diese Arkadenöffnung vielmehr zu der Anlage des einschif2»8 Lesueur, C. A. 1961, S. 1 1 9 - 1 3 7 ; ders. in B. M. 1961, S. 224-230 M B Hubert, Journal des Savants, 1949, S. 7 1 soo Lesueur, C. A. 1961, S. 1 2 0 - 1 2 3 und B. M. 1961, S. 224-230 soi Lesueur, C. A. 1961, S. 122 und B. M. 1961, S. 228-229 S02 Lesueur, B. M. 1961, S. 228-229 sos D i e bisher üblidie Interpretation des oberen Arkadenzuges als Emporenöffnung wurde zuletzt vertreten durdi Liess (1967, S. 59-60 u. S. 1 5 1 - 1 5 2 ) . Liess sieht die mit einem Unterzug versehene Arkade in enger Abhängigkeit von der Emporenbildung in der Kathedrale von Coutances, obwohl sie in Le Mans niedriger und gedrungener proportioniert gewesen sei. Auf die neue Bestimmung dieser Arkade durch Lesueur (1961) geht Liess nidit ein. Mit der PassagenInterpretation müßte die Rekonstruktion einer Emporenkirche neu Uberdacht werden (vgl. Lesueur, C. A. 1961, S. 1 2 8 - 1 3 2 ) . Nach Lesueur (C. A. 1961, S. 1 2 8 - 1 3 2 ) hat sich die Umwandlung des dreischiffigen Langhauses in der ,1a Coture' in eine erneute Saalraumkirche in Abhängigkeit von der Kathedrale in
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figen Langhauses gehörig als Verbindung in die Querarme (Fig. 21). Daraus ergäbe sich ein Zusammenschluß von Lang- und Querhaus, der mit der etwas späteren Kathedrale von Angers sehr viel Ähnlichkeit hat. Das einschiffige Langhaus öffnete sich gegen das Querschiff mit einer Drei-Arkadenstellung über zwei auf der Flucht der westlichen Querschiffswände von den Langhauswänden freigestellten Pfeilern. Die Ubereinstimmung mit Angers macht es wahrscheinlich, daß sich bereits in dem um 1000 errichteten Bau der ,1a Couture' in Le Mans an den einschiffigen Langhaussaal ein in das Querschiff eingestellter Turm anschloß.
Um 1000
Mitte 11. Jh.
12. Jh.
Fig. 21. Le Hans, église de la Couture, Querschnitt durch das Langhaus in Höhe der westlichen Vierungspfeiler nach Lesueur, 1961
b) Die ,la Couture' und ihre Dependancen Von der ,1a Couture' in Le Mans ergibt sich zu zwei Bauten ein historischer Zusammenhang, der Aufschluß über die bauliche Gestalt der Abteikriche zwischen 997 und 1007 erbringen könnte. Mönche der ,1a Couture' sorgten für die dritte Baukampagne der ihnen als Priorei unterstellten Kirche von Pritz (Orne) bei Laval 304 . Dieser wahrscheinlich
Angers vollzogen. Die direkte Kommunikation zwischen dem einschiffigen, mit Domikalgewölben gedeckten Langhaussaal und den ausladenden Querarmen bleibt in der Form eines niedrigen Sockeldurchgangs erhalten. In der ,1a Couture' würde also das vermutete Passagenmotiv des frühen 11. Jhs. im Umbau des 12. Jhs. erneut aufgegriffen worden sein. Ähnliche Vorgänge sind oben im Zusammenhang von Loches, Fontevrault und Saintes (vgl. Text S. j i - 6 5 ) bereits beschrieben worden. Diese Art der Langhaus-Querschiff-Verbindung muß eine weitere Parallele zur Kathedrale in Angers dargestellt haben. Auch dort müssen Passagen zwischen dem um die Mitte des 12. Jhs. eingewölbten Langhaussaal und dem bis zum Neubau (ab 1209) stehenden (vgl. Text S. 72) romanischen Querschiff bestanden haben. 301 Vgl. Text S. 82
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noch während des ersten Drittel des 11. Jahrhunderts ausgeführte Bauabschnitt respektierte bei der Anlage eines Chores und Querarmapsiden den aus Saalraum und angeschobenen, niedrigen Querarmen bestehenden Raumzusammenhang. Es waren wiederum Mönche der ,1a Couture', die um 1070, diesmal ,intra muros' der Stadt Laval eine Kirche errichteten, die heutige Kathedrale (Abb. 93). Nach den eingehenden Untersuchungen durch Chanteux (1961) 305 ergibt sich für den um 1070 zu datierenden ersten Bau der Kathedrale folgendes Aussehen: einem langgestreckten, einschiffigen und ungewölbten Langhaus folgte ein nur wenig über die Flucht der Seitenwände vorspringendes Querschiff, dessen tonnengewölbte Querarme zur Mitte gegen ein turmtragendes Joch stießen. Seine beiden westlichen Pfeiler standen frei gegen den Langhaussaal. Im Osten sdiloß an das Turmjoch ein quadratischer, tonnengewölbter Chor mit halbrundem Abschluß. Seitlich wurde er von langgezogenen Querarmapsiden begleitet. Der um 1070 entstandene Bau zeigt also bereits das Raumschema der ,Passagenkirdie c . Blickt man von hier auf die ,1a Couture' in Le Mans zurück mit ihrer möglicherweise bereits um 1000 vollzogenen Verbindung von Saalraum und eingestelltem Querhausturm, so ergibt sich innerhalb eines gesicherten historischen Zusammenhanges eine Entwicklung, die der an der Kathedrale von Angers bereits nachgewiesenen Genesis der Saalraumkirche mit ,eingestelltem Turm* des frühen 11. Jahrhunderts zur ,Passagenkirche' der Hochromanik entspricht. c) St.-Ceneri-le-Gerei (Orne) Aus dem Bereich der Rekonstruktionen um die Kathedrale in Angers, die Abteikirche von Beaulieu-les-Loches und die ,eglise de la Couture' in Le Mans führt die Kirche von St.-Ceneri-le-Gerei (Orne) auf den festen Boden baulich überprüfbarer Fakten, die nur einen eindeutigen Schluß zulassen. Die heutige Pfarrkirche erhebt sich am Ufer der Sarthe. In ihrem Ursprung geht sie vermutlich auf eine von dem heiligen Ceneri im 7. Jahrhundert hier gegründete Abtei zurück. Sie wurde im Verlauf der Normanneninvasion wahrscheinlich zerstört und aufgegeben. Uber die Geschichte der Kirche im 10. und 11. Jahrhundert ist nichts bekannt. Gegen Ende des 11. Jahrhunderts muß aber wieder eine Kirche in St.-Ceneri gestanden haben. Orderic Vital berichtet, daß im Jahre 1094 die Mönche der Abtei von St.-Martin in Sees während der Belagerung des Schlosses von St.-Ceneri aus der Kirche eine Reliquie des Heiligen in Sicherheit gebracht hätten. Der stets vorgeschlagene Baubeginn des überlieferten Baues in die unmittelbare Vorzeit seiner ersten historischen Erwähnung ist fraglich. Das
305 Chanteux, C. A. 1961, S. 333—352. Neben der Verwandtschaft mit der ,1a Couture' und der Kathedrale von Angers hinsichtlidi der Langhauswölbung ist Laval ein weiterer Bau, der das Motiv der Passagenbildung trotz der nachträglichen Einwölbung des Langhauses aufrecht erhält.
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Frühromanische Großbauten Westfrankreichs mit dem Passagenmotiv
Jahr 1094 kann nur als ,terminus ante quem' für ,eine Kirche' in St.-Ceneri verstanden werden306. St.-Ceneri (Abb. 94) besitzt einen langgestreckten und ungewölbten Langhaussaal, dem sich ein ausladendes Querschiff anschließt (Fig. 22). Dieses setzt sich aus Querarmen mit Apsiden, schmalen, in der Flucht der Langhausseitenwände stehenden Zwischenjochen und einem turmtragenden Mitteljoch zusammen; nadi Osten schließt sich ein annähernd quadratischer Chorraum mit halbrunder Apsis an.
Das Langhaus und die Zwischenjoche des Quersdiiffes sind unter einem gemeinsamen Satteldach zusammengefaßt, das von einer eingeschossigen Turmanlage durchbrochen wird. Mit ihren niedrigeren Dächern schieben sidi der Chorraum und die als ,croisillons bas' gebildeten Querarme (Abb. 96) gegen den langgestreckten Raumkörper. 306 2ur Baugeschichte vgl. Pastoureau (1966, S. 3—j 8). Der Bericht über die Rettung der Reliquie findet sich bei Augustus le Prévost (hrsg., Orderici Vitalis Anglienae, Coenobii Uticensis Monadii, Historiae Ecclesiasticae Libri Tredecem, Bd. 3, Paris, 1845, S. 298-299). Pastoureau (1966) interpretiert die Baugestalt von St.-Ceneri als eine Folge von zwei Baukampagnen. In einem ersten Absdinitt gegen 1090 wurden die Querarmflügel und der Chor errichtet. Um 1125 zog man dann das turmtragende Jodi ein und errichtete das Langhaus (Pastoureau, 1966, S. 9-16). Musset (1967, S. 219) folgt in seiner Datierung Pastoureau.
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Der sidi am Außenbau abzeichnende Raumzusammenhang wird im Inneren bestätigt. Seine Grundform ist der langgestreckte Saal mit anschließendem, fluchtenden Querraum, an den sich die Querarmflügel fügen. In die Mitte des Querraumes ist ein turmtragendes Joch gestellt, dessen Westarkade gleichzeitig den großen, breiten Triumphbogen des Langhauses bildet. E r wird seitlich von den kleinen, aus dem Langhaus in die Zwischenjodle führenden Passagen begleitet. Durch niedrige Bogenstellungen werden die Querarme von den Zwischenjochen abgeschnürt (Abb. 95, 97, 98, 99). Die Eigenart dieses in seiner räumlichen Anordnung klar und eindeutig gegliederten Bauwerkes, das abgesehen von seinen Apsiden ungewölbt ist, wurde bisher in seiner Bedeutung nicht erkannt. Hielte man an der üblichen Datierung in das späte 1 1 . Jahrhundert fest, so stellte die Bauform des Saalraumes mit ,croisillons bas' einen Anachronismus dar. Die Datierung wäre nur aufrecht zu erhalten, wenn man eine Überarbeitung des bestehenden Baues annähme. Einzelheiten am Bau könnten so gedeutet werden. Keinesfalls kann jedoch der gesamte Baukomplex so spät entstanden sein. Ich denke vielmehr, daß die Grundstruktur des Bauwerkes bei einer nachträglichen Überarbeitung voll respektiert worden ist 307 . Die Einbindung des turmtragenden Joches, f ü r dessen Nachträglichkeit am Bau keine Anzeichen vorhanden sind ( nur das Obergeschoß ist um die Mitte des iz. Jahrhunderts erneuert worden) 308 , schafft in St.-Ceneri ein Raumgefüge, das in kleinerem Maßstab meine Rekonstruktion von Beaulieu-les-Loches I I bestätigen kann. 3. Vierung oder Turm Wesentliches Strukturelement der Rekonstruktionen von Beaulieu-les-Loches I I und der Kathedrale von Angers unter Bischof Hubert ist der sehr breite (14,40 m in Beaulieu-les-Loches und 16 m in Angers) Langhaussaal und das gegen seine Ostseite in die Mitte des Querhauses eingestellte, turmtragende Joch. Es nimmt in dem Gefüge des Gesamtbaues genau den Platz ein, der gewöhnlich als die aus gegenseitiger Durchdringung von Lang- und Querhaus entstandene Vierung (croi-
307 Wie die Querraumpartie ursprünglich gedeckt gewesen ist, ist ungewiß. Die heutigen, modernen Flachdecken sind sicher zu niedrig. Die Querarme schnüren sich von den Zwischenjochen unter niedrigen Arkaden ab, die zwar die gleiche Breite wie die turmtragende Arkade haben, die aber in der Höhe um 0,70 m auf 3,90 m abfallen. Idi halte es nicht für denkbar, daß eine solche Bauform noch am Ende des 11. Jhs. als Neubau errichtet worden sein könnte. Dächte man sich St.-C£neri ohne das Turmjodi, hätte man einen Bau, der weitgehend mit Pritz III (vgl. T e x t S. 82) übereinstimmt. Die von mir vermutete Überarbeitung ergibt sich aus der Form der sehr stark abgeschrägten Apsidenfenster, die sich bei einer relativ großen inneren öffnungsweite auf äußerst schmale Schlitze nach außen verengen. Zwar hält Taraion (C. A. 1961, S. 403) ein ähnliches .Trichterfenster' in Pritz als zum ersten Bau gehörig. Plat (1939, S. 91) hat dagegen gezeigt, daß diese Fensterform sogar in ungewölbten Räumen bis in das erste Viertel des 12. Jhs. auftreten kann. »08 D a s Turmgesdioß des Außenbaus hält auch Musset (1966, S. 2 1 9 ) für später entstanden.
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Frühromanisdie Großbauten Westfrankreichs mit dem Passagenmotiv
sée oder carré du transept) bezeichnet wird. Die Entwicklung dieses die Querhausmitte einnehmenden Raumes in der mittelalterlichen Baukunst ist eine alte, offene Streitfrage der Kunstgeschichte309. War eine innerräumliche Abtrennung mit der potentiellen Möglichkeit zur Turmüberhöhung, oder der in die Mitte des Querhauses ohne Rücksicht auf die Form des im Westen angrenzenden Langhauses .eingestellte Turm' der primäre Ausgangspunkt f ü r die Schöpfung eines .abgeschnürten' Vierungsraumes? Für das von dem breit angelegten Langhaussaal bestimmte Raumgefüge in Beaulieu-les-Loches und Angers ergibt sich eine eindeutige Antwort. Seine Entstehung kann hier nur von dem in die Querhausmitte eingestellten Turm abgeleitet werden. a) Die Kathedrale und die Martinskirche in Angers Eine Gegenüberstellung der beiden fast gleichzeitig im dritten Dezennium des i i . Jahrhunderts neu errichteten Bauten von St.-Martin und der Kathedrale in Angers macht das Problem, Vierung oder Turm, deutlich310. Noth (1967) beschreibt die zentrale Querhauspartie der Martinskirche folgendermaßen: „Diese zweite Bauperiode gab der Kirche eine annähernd quadratische, leicht abgeschnürte Vierung von rund 9,05 m zu 8,15 m Seitenlänge. Uber der Querhausmitte entstand ein Vierungsturm, . . . " 3 U Ein vorgegebener, im Außenbau nicht notwendig in Erscheinung tretender, innen gegen die angrenzenden Räume abgeschnürter Vierungsraum kann zusätzlich, könnte man mit Noth argumentieren, mit einem Turm überhöht werden. Der Neubau der Kathedrale unter Bischof Hubert scheidet im Zentrum des Querhauses ein im Grund- und Aufriß mit dem Vierungsjoch von St.-Martin verwandtes Joch aus. Im Gegensatz zu dreischiffig-basilikalen Anlagen ist in der Kathedrale seine Interpretation als Durchdringungsraum nicht möglich. Hier können die auf der Flucht der westlichen Querschiffwand liegenden Fundamente nur als Fragmente zweier in das Zentrum des Querhauses eingestellter Pfeiler eines Turmes gedeutet werden 812 . Anders als in Bauwerken mit mehrschiffig-basilikalem Langhaus, wo das Mittelschiff mit seinen gegen die Seitenschiffe geöffneten Pfeilerarkaden dem Turm nach Westen ein natürliches, statisches Gerüst verleiht, fehlt diese Möglichkeit in Saalraumkirchen vom T y p der Kathedrale von Angers. Hier treten die beiden westlichen Turmpfeiler mit strebeartigen Vorlagen frei in den Langhaussaal vor. 809 i m größeren Zusammenhang zuletzt dargestellt bei Noth (1967, S. 5 5 - 6 1 ) . Dort findet sich auch weitere Literatur zu dieser Fragestellung. 310 Vgl. Text S. 73 311 Noth, 1967, S. 69. Die von Lesueur (B. M . 1 9 6 1 , S. 2 1 1 ) vorgenommene Überprüfung und Korrektur der Baugesdiichte, wie sie von Forsyth (1953) in seiner Monographie dargestellt worden ist, wird von Noth noch nicht berücksichtigt. » 1 2 Vgl. Text S. 69-70
Die frühromanische Saalraumkirche in Westfrankreich
In der Martinskirche stoßen die schmaleren Pfeiler der Mittelschiffsarkaden gegen die westlichen ,turmtragenden' Vierungspfeiler. Der architektonische Befund von St.-Martin widerspricht dem von Noth beschriebenen Entstehungsvorgang. Das zentrale Querhausjoch läßt sich nur von dem ursprünglich wie in der Kathedrale nach oben durchgehend offenen Turm verstehen. „Le carré est constitué par une tour-lanterne dont trois faces sont éclairées c h a c u n e . . . par deux baies en plein cintre très faiblement ébrasées." 818 Konstitutives Element der Gestaltung der Querhausmitte in dem auf Veranlassung von Foulques Nerra und seiner Frau neu errichteten Bau ist der nach oben hin offene, von drei Seiten belichtete Turm, der auf vier mächtigen Arkaden ruht 314 . Das Mittelschiff des Langhauses paßt sich dann in seiner Proportionierung dem turmtragenden Joch an. b) Die Dominanz der Turmidee In Angers und Beaulieu-les-Lodies wird durch die Errichtung eines offen aufragenden Turmes im Zentrum des Querhauses ein Joch abgeschnürt. Die Idee des eingestellten Turmes hat eindeutig Priorität vor einer nur innerräumlichen Abschnürung. Liegt darin ein sich allgemein f ü r die friihromanische Saalraumkirche Westfrankreichs in dieser Zeit neu ergebendes Bauproblem? Die Reihe der behandelten Bauten würde nach meiner Darstellung dafür sprechen. Von der Dominanz der Turmidee ausgehend hatte bereits Achter ( i 9 j 6 ) 3 1 5 die Raumbildung des östlichen Querschiffes der karolingischen Klosterkirche von Centula interpretiert. Auch Sedlmayr (i960) 318 sah f ü r das Raumgefüge der zweiten Abteikirche in Cluny und ihrer Nachfolgebauten die Idee der in die Mitte des Querhauses vor dem Chor gestellten ,tour lanterne' als Ausgangspunkt ihrer Vierungsbildung. Sedlmayr schreibt: „Sobald die Kuppel im Turm wegfällt, ist man nicht mehr an einen quadratischen Grundriß der Vierung gebunden. Jetzt kann das Querhaus wieder andere Breite haben als das Mittelschiff und niedriger sein als dieses 317 ." Diese Bemerkung zielt zwar auf Chuny II, trifft aber das Strukturproblem der hier behandelten, frühromanischen Saalraumkirchen voll. Dem breit gelagerten Langhaussaal folgt ein sehr viel schmaler proportioniertes Querhaus, in dessen Zentrum sich über leicht querrechteckigem Grundriß ein eingestellter Turm erhebt, dessen westliche, durch seitliche Passagen freigestellte Pfeiler gegen die Weite des Saalraumes ausgreifen. sis Martin-Demézil (C. A . 1964, S. 5 0 - 5 1 ) folgt der von Lesueur vorgeschlagenen neuen Datierung 3ii 915
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317
(C. A . 1964, S. J 3 - J 6 ) „ . . . repose sur quatre puissantes arcades", Martin-Demézil, C . A . 1964, S. 51 Achter, Zur Rekonstruktion der karolingischen Klosterkirdie zu Centula, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte 195 6, S. 142 Sedlmayr, 1960, S. 5 2 - 5 4 . Die von Grodecki (1958, S. 1 1 7 , Anm. 9) von der Dominanz der Turmidee interpretierte Vierungsturmanlage in St.-Savin-sur-Gartempe zeigt sich nach Crozet (B. M . 1969, S. 2 6 5 - 2 9 6 , Remarques sur la structure architecturale de l'abbatiale de SaintSavin) im Bau nicht. Jedoch bestätigt er indirekt die Beobachtung von Grodecki, wenn er sagt: „Ii repose très normalement sur les quatre piliers de la croisée isolés des murs . . ( S . 278). Sedlmayr, i960, S. 54
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Frühromanische Großbauten Westfrankreidis mit dem Passagenmotiv
4. Résumé Die Saalraumkirche mit eingestelltem Querhausturm als geläufiges Bausdiema der ersten Hälfte des 1 1 . Jahrhunderts in Westfrankreich erlaubt, die oben gestellte Frage nach dem entwicklungsgeschichtlichen Ursprung der ,Passagenkirche' nodi einmal aufzugreifen. Eine bisher fast ausschließlich kunstlandschaftlich verstandene Bauform, die .passages berrichons', war Ausgangspunkt dieser Untersuchung. Diese seitlichen, Langhaus mit Querschiffsarmen direkt verbindenden Durchgänge waren als charakteristisches Merkmal eines als ,Passagenkirche' bezeichneten Bauschemas erkannt worden. Seiner Raumabfolge konnte auf Grund der weiten, an kunstlandschaftliche Grenzen nicht gebundenen Verbreitung allgemeine Bedeutung im Sinne eines Bausystems zugesprochen werden. Die baukünstlerische Eigenart der ,Passagenkirche' liegt in der Gegensätzlichkeit ihrer unterschiedlich organisierten Raumteile. In einer Zeit des durchgehend gewölbten, monumentalen Sakralbaus verbindet sie ungewölbte Saalräume mit gewölbten Ostteilen. Der ungewölbte Saalraum der ,Passagenkirche' läßt sich nur als eine in der Tradition frühromanischer Saalraumkirchen stehende Bauform verstehen, deren Bedeutung für Westfrankreich gezeigt wurde. Das Beharrungsvermögen der in ihr zum Ausdruck kommenden Raumvorstellung während der gesamten romanischen Epoche ist bisher unterschätzt worden. Für eine angemessenere Bewertung haben Conant mit der Aufdeckung des weiten Verbreitungsgebietes der ,open-naved, wooden-roofed theme-church'318 und Mussat mit seiner Untersuchung des romanischen Erbes für die Gotik Westfrankreichs319 erste Ansätze gegeben. Die Überlieferung des Saalraumes im 1 1 . und 12. Jahrhundert wird sofort deutlich, wenn man sich die lange Reihe der im Zusammenhang dieser Arbeit behandelten Bauten vergegenwärtigt. Stellvertretend für diese seien noch einmal die Kathedrale von Angers, die Ste.-Marie-aux-Dames in Saintes und Loches genannt. Die hier in der ersten Hälfte des 1 1 . Jahrhunderts errichteten, ungewölbten Saalräume bleiben trotz sukzessiver Erneuerung der Ostteile bis über die Mitte des 12. Jahrhunderts hinaus bestehen. Erst die Möglichkeit zur Realisierung eines in der Raumfülle äquivalenten, gewölbten Raumes führt zur Einwölbung dieser Langhäuser. Die Errichtung von Räumen mit ,very impressive unobstructed interior space' als ein architektonisches Grundthema, diese Idee Conant's 320 bestätigt sich hier. Der ungewölbte Saalraum als eine Grundvoraussetzung der ,Passagenkirche' verbietet es, die seitlichen Passagen als Relikte einer im Grunde angestrebten, gewölbten Dreischiffigkeit zu interpretieren. Die Darlegung ihrer entwicklungsgeschichtlichen Genese offenbarte schließlich Herkunft und Bedeutung der Passa-
si» Vgl. Text S. 8 3 - 8 4 si» Vgl. Text S. 8 3 - 8 4 820 Vgl. Text S. 84
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gen. Am Beispiel der Kathedrale von Angers ließ sich die ,Passagenkirche' aus dem frühromanischen Bauschema der Saalraumkirche mit eingestelltem Querhausturm entwickeln. Mit der Einwölbung der Ostteile gegen Ende des ix. Jahrhunderts bildete sich hier aus einem Umbauvorgang der frühromanischen Vorlage das Raumgefüge einer ,Passagenkirche'. Die ursprünglich anschaulich greifbare Zusammengehörigkeit des eingestellten Turmes mit den seitlichen Passagen, die sein westliches Pfeilerpaar gegen die ungegliederte Weite des Langhaussaales freistellen, wird später unter der Gewölbedecke des Querschiffs verschleiert. An die Stelle der offen aufragenden ,tour lanterne' tritt das mit einer Kuppel überhöhte Joch, das einen den Außenbau überragenden Turm trägt: „ . . . la tour n'est pas posée sur la croisée, mais en quelque sorte bâtie, sur ses propres supports, en son milieu"321, erst in diesem Entwicklungszusammenhang erschließt die auch auf eine ,Passagenkirche' gemünzte Beobachtung Grodeckis ihren vollen Sinn.
S2i Vgl. Text S. 12
Bautenkatalog / Berry Département
Cher
1 . Acbères (Abb. 100) Lit.: Buhot de Kersers, Bd. 4, 1889, S. 291-94 Deshoulières, 1932, S. 1 - 2 Sehr kleiner, in neuerer Zeit stark übergangener Bau. Dem mit einer vergipsten Holztonne über Spannalken gedeckten Langhaus mit je zwei nachträglich vergrößerten Rundbogenfenstern in den Seitenwänden schließt sich mit einer zugespitzten Arkade ein schmaleres, mit einer Holztonne versehenes Joch an, das durch niedrige, rundbogige Arkaden in flach geschlossene, es flankierende, über die Flucht der Langhausseitenwände vortretende Kapellen des 1 j . Jahrhunderts geöffnet ist. Die Kapellen kommunizieren mit dem Langhaus durch rundbogige, ganz an die Seitenwände gerückte Passagen, die wohl ursprünglich zu romanischen, durch die gotischen Kapellen ersetzten Nebenchören gehört haben. Maße: Langhausbreite 5,65 Chorvorjoch 3,07 m Passagen N 0,63 m, S 0,60 m, 2.
m X 3,78 m Höhe 2,27 m Höhe 2,30 m
Augy-sur-l'Aubois
Lit.: Buhot de Kersers, Bd. 7, 1895, S. 10J-07 Deshoulières, 1932, S. 13 Im heutigen Bau zeigen sich nicht die geringsten Spuren von den von Buhot de Kersers beschriebenen Passagen („Les bras du transept ont des absidioles orientées et communiquent avec la nef par des baies éroites d'arc aigu . . . " ) . Eine ursprüngliche Realisierung scheint bei der geringen Breite des 1861 mit Kreuzrippen eingewölbten Langhauses auch nur schwer vorstellbar. 3. Avord, St.-Agnèse Lit.: Buhot de Kersers, Bd. 1, 1875, S. 183-87 Deshoulières, 1932, S. 1 4 - 1 5 Nadi Buhot de Kersers ein im wesentlichen in zwei Baukampagnen entstandenes Bauwerk. Zwischen ungewölbtem Langhaussaal und dreischiffiger Chor-
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Bautenkatalog / Berry
anlage habe man in einer zweiten Baukampagne einen Turm über einer oktogonalen Trompenkuppel eingestellt. Diese Bauabfolge bestätigt sich in situ nicht. Vielmehr scheint Avord ein in sich geschlossener Bau des fortgeschrittenen 12. Jahrhunderts zu sein (vgl. Deshouliiires, 1932, S. 14). Die flachen, noch hinter die Flucht der Langhausseitenwände zurückspringenden, unter Halbtonnen liegenden, das überkuppelte Turmjoch begleitenden Abseiten bilden auf der Westseite Nischen: eine 1,20 m über dem Boden ansetzende - 1,70 m hohe — 0,70 m tiefe — o,66 m breite Nische auf der Südseite; eine 1,12 m über dem Boden ansetzende und 1,61 m hohe Nische auf der Nordseite. Die Nischen sind 0,88 m von dem Triumphbogen abgerückt. Ob es sich um Reste ursprünglicher Passagen handelt, ist ungewiß. Auf der Langhausseite findet sich keine Spur einstiger Durchbrüche. Auf der Chorseite stehen den Nischen je eine schmale Bogenstellung gegenüber, die auf der Nordseite in einen den Hauptchor begleitenden Nebenchor führt und auf der Südseite nur eine nischenartige Verblendung bildet. Maße: Langhaus 8,08 m X 16,10 m Turmjoch 3,46 m X 3,35 m Distanz Langhausseitenwände bis Triumphbogen N 2,28 m; S 2,34 m Distanz Querhausstirn wände bis Triumphbogen N 1,53 m; S 1,41 m 4. Biet, St.-Germain Lit.: Buhot deKersers, Bd. 6, 1892, S. 107 Deshouli&res, 1932, S. 21-23 Das Langhaus von Biet ist im vergangenen Jahrhundert völlig erneuert worden. Die gesamte westliche Querschiffswand wurde gegen das Langhaus verstärkt. Nördlich des Triumphbogens zeigt sich ein Bogen, der auf eine ursprüngliche Passagenbildung hinweist. Die entsprechende Stelle auf der Südseite ist durch einen modernen Zugang zum Dachstuhl verbaut. 5. Charenton-du-Cher, St.-Martin (Abb. 101) Lit.: Buhot de Kersers, Bd. 3, 1885, S. 74-75 Deshouli^res, 1932, S. 79-80 Der Bau wird weder von Deshouli^res noch von Crozet im Zusammenhang mit den Passagen erwähnt. Er folgt aber dem gleichen Bauschema wie Achtres (vgl. Katalog Nr. 1). Dem breiten, mit einer Holztonne über Spannbalken gedeckten Langhaussaal folgt ein tonnengewölbter, zweijochiger Chorraum. Vom Langhaus aus führen zwei niedrige, ganz an die Seitenwände gerückte Durchgänge in Nebenräume, die den Chor flankieren. Auf der Nordseite handelt es sich um eine gotische Kapelle des 13. Jahrhunderts, auf der Südseite führt die Passage in ein gleichzeitig mit Chor und Langhaus entstandenes, enges, mit einer Trompenkuppel
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überwölbtes Joch, das eine zweigeschossige Turmanlage trägt und das sich nach Osten in eine flache, halbrunde Apsis öffnet. Maße: Langhaus 9,68 m X 19,60 m Triumphbogen 3,65 m Passagen N 1,42 m S 1,32 m 6. Charost, St.-Michel (Abb. 8, 10, 11) Lit.: Buhot deKersers, Bd. 3, 188 j , S. 113-122 Deshouli&res, C. A. 1931, S. 390-399 Deshoulieres, 1932, S. 82-85 Vgl. Text S. 13-15 In Charost hat sich von dem ursprünglichen, eingezogenen und kuppelüberhöhten Joch nur der zugespitzte Triumphbogen erhalten. Die rundbogige Nordpassage erreicht nur ein Drittel seiner Höhe; von der Südpassage sind nach der Zerstörung der Querschiffsanlage keine Spuren mehr vorhanden. Das 0,96 m breite Wandstück zwischen dem Strebepfeiler des Triumphbogens und der Langhausseitenwand bleibt undurchbrochen. Maße: Langhaus 11,15 m X 29>7° m Triumphbogen 6,67 m Passage 0,83 m 7. Crosses, St.-Martin (Abb. 17, 102) Lit.: Buhot de Kersers, Bd. 1, 1875, S. 210-220 Deshoulieres, 1932, S. 112 Lang- und Querhaus, die miteinander fluchten, liegen unter einem gemeinsamen Satteldach. Das in die Mitte des Querhauses eingestellte, turmtragende Joch und die beiden schmalen Querarme (besser Abseiten) sind nachträglich (13. Jahrhundert) mit Kreuzrippengewölben versehen worden. Bei diesem Umbau, dem auch das Turmobergeschoß zuzurechnen ist, wurden auch die Passagen zu steilen, zugespitzten Durchgängen umgeformt. Sie unterscheiden sich deutlich von dem nur ganz schwach zugespitzten Triumphbogen, der sich bis knapp unter die vergipste Holztonne des Langhauses öffnet. Die übrigen Arkaden des turmtragenden Joches erreichen nur etwa zwei Drittel der Höhe des Triumphbogens. Sie liegen an der Ostwand des Querhauses auf Kämpfergesimsen, während sie im Westen auf flachen Vorlagen der beiden freistehenden und im Grundriß kreuzförmigen Turmjochpfeiler ruhen. Die Langhausseitenfenster (je drei) und die Fenster der abseitenartigen Querarme (je eins) sind stark übergangen und heute schmal und länglich proportioniert. Im Gegensatz zu Buhot de Kersers und Deshoulieres ist eine Nachträglichkeit des turmtragenden Joches nicht zu erkennen. Vielmehr scheint um die Mitte des
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12. Jahrhunderts folgender Bau bestanden zu haben: ungewölbter Langhaussaal, fluchtendes Querhaus mit eingestelltem, turmtragenden Joch und ein knapp einspringender, zweijochiger, halbrund geschlossener Chor, der mit einer schwach zugespitzten Tonnenwölbung (entspricht dem Triumphbogen) versehen war. Für die Ursprünglichkeit des fluchtenden Querhauses spricht auch die Anordnung des m. E. zum romanischen Bau gehörenden, an der Nahtstelle zwischen Lang- und Querhaus stehenden Strebepfeilers. Nachträglich erhielt das Querhaus eine Kreuzrippenwölbung. Maße: Langhaus 8,40 m X 11,60 m Turmjoch 3,35 m X 3,07 m Passagen 1,21 m 8. Flavigny, St.-Germain (Abb. 103) Lit.: Buhot de Kersers, Bd. 6, 1892, S. 22-24 Deshouli^res, 1932, S. 123 Das Innere des Langhauses wurde im vergangenen Jahrhundert neu gestaltet. Eine Halbtonne über Gurten wurde eingezogen. Die Langhausfenster (je zwei) sitzen sehr hoch in den Seitenwänden. Zwischen den ausladenden, tonnengewölbten Armen des Querhauses scheidet sich ein Joch unter vier gleich hohen, rundbogigen Arkaden, die auf Halbsäulen lagern, aus. Die rundbogigen Passagen sind verhältnismäßig niedrig und mit Kämpfergesimsen abgesetzt. Maße: Langhaus 7,70 m X ij,8om Turmjoch 3,95 m X 3,95 m Passagen 0,62 m: Höhe N 1,85 m, S 2,07 m 9. Ineuil, St.-Martin (Abb. 104) Lit.: Buhot de Kersers, Bd. 5, 1891, S. 158-162 Deshouli&res, 1932, S. 135-138 Die Anlage einer ,Passagenkirche' wurde im 13. Jahrhundert zerstört als im Zuge eines Langhausneubaues (dreijochig mit sechsteiligem Kreuzrippengewölbe) die Seitenwände genau in der Flucht der Passagen errichtet wurden. Diese wurden mit ihren gespitzten Öffnungen zu Blendarkaden in den Querschiffarmen. Darunter befindet sich auf der Nordseite ein Zugang zur Kanzel und auf der Südseite ein Zugang zu einem in den Dachstuhl und das Turmobergeschoß führenden Treppentürmchen. Die vier gleich hohen, rundbogigen, gedoppelten Arkaden des mit einer Pendentifkuppel eingewölbten Turmjoches liegen nur auf der Südost-, bzw. Nordostecke auf Halbsäulen, an den beiden westlichen Pfeilern bilden sie flache Vorlagen aus. Am Außenbau liegt das Kranzgesims der Querarme auf halber Höhe der Langhausfenster.
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Maße: Langhausbreite 7,23 m Turmjoch 4,70 m X 4,70 m Passagen 0,91 m 10. La Guerche, St.-Etienne du Gravier (Abb. 14, 1 j) Lit.: Buhot de Kersers, Bd. 4, 1889, S. 261-264 Deshoulieres, 1932, S. 132 Der sehr weiträumige Langhaussaal ist mit einer Holztonne über Spannbalken gedeckt. Zu den je vier rundbogigen, hoch in den Seitenwänden sitzenden Fenstern kommt ein gleich großes, auf gleicher Höhe liegendes in der Westfassade. Die ausladenden, tonnengewölbten Arme des Querhauses sdieiden zur Mitte unter einer oktogonalen Trompenkuppel ein turmtragendes Joch aus. Seine vier über Halbsäulen eingestellten, rundbogigen Arkaden haben die gleiche Höhe. Am Außenbau liegt die Traufenhöhe der Querarme auf der Höhe der Sohlbänke der Langhausfenster. Maße: Langhaus 9,60 m X 22,80 m Turmjoch 4,90 m X 4,65 m Passagen 1,02 m 11. Le Chätelet, die ehemalige Abteikirche von Puyferrand, Notre-Dame (Abb. 10 j) Lit.: Buhot de Kersers, Bd. 4, 1889, S. 1 5 - 1 7 Deshoulieres, C. A. 1931, S. 268-80 Deshoulieres, 1932, S. 94-98 Ursprünglich sehr eindrucksvoller Langhaussaal vom gleichen Schema wie Charost (Cher) und La Berthenoux (Indre) mit einer über die Westfassade herumgezogenen Fensterreihe (hier drei Rundbogenfenster). Die nachträgliche Einziehung eines Kreuzrippengewölbes (13. Jahrhundert) in das östliche Drittel des Langhaussaales und dessen Erweiterung (Ende 13. Jahrhundert) mit einem südlichen Seitenschiff schwächt den Eindruck des einstigen Saalraumes stark. Unter einer Pendentifkuppel, ist das eingezogene Joch zwischen vier Arkaden, die auf Halbsäulen lagern, ausgeschieden. Die Passagen haben nur auf der Querschiffsseite ihre ursprüngliche Gestalt bewahrt: zugespitzte Bogen über abgeschrägten Kämpfergesimsen. Im Langhaus sind sie mit der nachträglichen Einwölbung zu niedrigen, rechteckigen Öffnungen umgeformt worden. Im Außenbau fällt die Querhausanlage gegenüber dem Langhaus beträchtlich ab. Die Querarme stoßen wie ,croisillons bas' gegen schmale, das Turmjoch begleitende Zwischenjodie. Maße: Langhaus 8,30 m X 21,80 m Turmjoch 4,12 m X 4,52 m Passagen 0,86 m
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12. Les Aix-d'Angillon, St.-Ythier (Abb. 1-6) Lit.: Buhot de Kersers, Bd. i, 1875, S. 6-9 Deshouli^res, C. A. 1931, S. 291-300 Deshouli£res, 1932, S. 3-5 Vgl. TextS. 7 - 1 0 Maße: Langhaus 10,20 m X 21,50 m Turmjoch 4,74 m X 4,50 m Passagen N 1,15 m; S 1,24 m 13. Lignieres, Notre-Dame Lit.: Buhot de Kersers, Bd. 5, 1891, S. 1 6 3 - 1 7 1 Deshoulieres, 1932, S. 148-150 Das ursprünglich einschiffige und ungewölbte Langhaus wurde 1860 zu einem dreischiffigen Langhaus erweitert. Dabei wurde der Langhaussaal zum fünfjochigen, mit Kreuzrippen gewölbten Mittelschiff. Trotz der neuen Seitenschiffe wurden die Passagen aufrecht erhalten. Sie stellen die beiden westlichen Pfeiler eines turmtragenden Joches frei, das sich unter einer Trompenkuppel zwischen vier rundbogigen Arkaden von unterschiedlicher Breite und Höhe ausscheidet. Die östliche und westliche Arkade sind schmaler und niedriger. Maße: Langhausbreite 7,42 m Turmjoch 3,26 m X 4,95 m X 3,62 m östliche Arkade vor dem Chor) Passagen 0,78 m 14. Limeux, St.-Martin (Abb. 106) Lit.: Buhot de Kersers, Bd. 5, 1891, S. 219-220 Deshoulieres, 1932, S. i j o - 1 5 1 Das Langhaus mit einer Holztonne über Spannbalken erhält Licht aus je zwei rundbogigen Fenstern in den Seitenwänden. Es schließt sich ein ausladendes Querschiff mit tonnengewölbten Querarmen an. Das turmtragende Joch ist unter einer Trompenkuppel mit vier gleich hohen, auf flachen Pfeilervorlagen ruhenden Arkaden ausgeschieden. Die seitlichen Passagen sind niedrig und unterschiedlich hoch. Lang- und Querhaus haben die gleiche Höhe. Maße: Langhaus 7,17 m X 14,90 m Turmjoch 3,86 m X 3,90 m Passagen 0,73 m Höhe N 3,37 m S 2,67 m 1 j. Moulins-sur-Yevre, St.-Austreg^sile (Abb. 24) Lit.: Buhot de Kersers, Bd. 1, 1875, S. 248-252 Deshoulieres, 1932, S. 180
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Der Langhaussaal lagert unter einer Holztonne über Spannbalken. Er hat je zwei Rundbogenfenster in den Seitenwänden. Der Hauptchor mit seinem querrechteckigen Vorchor schneidet mit der leicht zugespitzten Halbtonnenwölbung direkt in die östliche Wand des ausladenden Querschiffs ein. In die Choröffnung ist eine Arkade über flachen Vorlagen eingestellt. Sie bildet die östliche Arkade des ausgeschiedenen, mit einer Trompenkuppel erhöhten Joches. Die übrigen, der Höhe der Choröffnung angeglichenen und zugespitzten Arkaden sind auf Halbsäulen eingestellt. Maße: Langhaus 8,31 m X 12,90 m Turmjodi 4,47 m X 5,27 m Passagen 0,86 m 16. Nerondes, St.-Etienne (Abb. 107) Lit.: Buhot deKersers, Bd. 6, 1892, S. 51-56 Deshoulieres, 1932, S. 1 8 1 - 1 8 2 Das unter einer Gipstonne liegende Langhaus hat durch je zwei im 1 j . Jahrhundert an den Seitenwänden errichtete Kapellenanbauten seinen ursprünglich geschlossenen Saalraumcharakter verloren. An das Langhaus schließt sich ein stark ausladendes Querschiff mit tonnengewölbten Querarmen und einem turmtragenden Joch unter einer Trompenkuppel an. Dahinter öffnet sich ein dreischiffiger, zweijochiger Staffelchor. Das turmtragende Joch scheidet sidi zwischen vier rundbogigen Arkaden über Halbsäulen aus. Dabei sind die Ost-Westarkaden in Kapitellhöhe und Bogensdieitel niedriger. Eine von Deshoulieres vermutete Nachlässigkeit des Restaurators von 1880 bestätigt sich m. E. in situ nicht, da gleichzeitig die gesamte Halbtonnenwölbung der Querarme mit ihren in die Kämpferplatten der Halbsäulen übergehenden Gesimsen in ihrem Niveau hätte verändert werden müssen. Vielmehr ergibt sich der Niveauunterschied aus dem querrechteckigen Grundriß des Turmjochs. Maße: Langhaus 8,61 m X 16,35 m Turmjoch 4,72 m X 3,63 m Passagen N 0,96 m S 1,04 m 17. Osmery, St.-Julien (Abb. 16, 18) Lit.: Buhot de Kersers, Bd. 4, 1889, S. 1 2 5 - 1 2 6 Deshoulieres, 1932, S. 190 Deshoulieres, 1936, S. 44-45 Der Langhaussaal liegt unter einer Holztonne über Spannbalken. Ausladende Querarme unter zugespitzten Halbtonnen scheiden zur Mitte hin zwischen vier zugespitzten, auf eingestellten Halbsäulen lagernden Arkaden ein Joch aus, das mit einer Trompenkuppel versehen ist. Die Passagen sind schlichte, rundbogige Durchgänge.
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Am Außenbau stoßen die Pultdächer der ausladenden Querarme, die den Langhaussaal an Höhe übertreffen, gegen den sich über der Querhausmitte erhebenden Turmstumpf. Maße: Langhaus 10,33 m X 17,60 m Turmjoch 4,33 m X 3,65 m (östliche Arkade 3,70 m) Passagen 0,70 m 18. St.-Hilaire-en-Lignieres Lit.: Buhot deKersers, Bd. 5, 1891, S. 179-81 Deshoulieres, B. M. 1907, S. 466-472 Deshoulieres, 1932, S. 218-220 Hinter einem die volle Breite des Langhauses aufnehmenden Westeinturm von 1812 erstreckt sich ein im 19. Jahrhundert stark übergangenes Langhaus mit einer vierjochigen Halbtonnenwölbung über Gurten. Dieses Langhaus ist nur wenig breiter als das anschließende Querhausjoch, das unter einem modernen Kreuzrippengewölbe zwischen leicht zugespitzten Arkaden, die auf Halbsäulen lagern, ausgeschieden ist. Um die Passagen zwischen Langhaus und Querarmen einzufügen, erweiterte man die Seitenwände kurz vor der Querhauswand durch fladie (auf der Nordseite rechtwinklig, auf der Südseite abgerundet) Annexe. Der von Deshoulieres (1932) veröffentlichte Grundriß zeigt auf der Nordseite keine vorspringende, annexartige Erweiterung. Daß diese Passagenannexe nicht erst in jüngster Zeit entstanden sind, zeigt eine im südlichen Durchgang inschriftlich auf das Jahr 1608 datierte Wandmalerei. Maße: Langhaus 6,68 m X 20,38 m Turmjoch 4,75 m X 4,30 m Passagen N 0,85 m S 0,74 m 19. St.-Jeanvrin (Abb. 108) Lit.: Buhot de Kersers, Bd. 3, 188 5, S. 238-40 Deshoulieres, C. A. 1931, S. 253-267 Deshoulieres, 1932, S. 220-223 Der kurze Langhaussaal ist mit einer niedrigen, zugespitzten Halbtonne über zwei auf kräftigen Halbsäulen lagernden Gurtbogen eingewölbt. Ihm folgt, gegenüber dem Langhaussaal stark eingeschnürt, ein unter einer Halbtonne liegendes Joch, das jedoch nie einen Turm getragen hat. Es wird durch querarmartige Nebenräume flankiert, die mit dem Langhaus durch Passagen verbunden sind. Maße: Langhaus 7,32 m X 11,88 m Querhausjoch 3,37 m X 3,10 m (Ostarkade 4,33 m) Passagen 0,72 m Höhe N 2,3 i m Höhe S 1,93 m
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20. St.-Saturnin (Abb. 109) Lit.: Buhot de Kersers, Bd. 3, 1885, S. 247 Deshoulières, 1932, S. 237-38 Buhot de Kersers beschreibt St.-Saturnin noch mit einem halbtonnengewölbten, turmtragenden Joch, das zu Zeiten von Deshoulières jedoch nicht mehr existierte. Das 1929 mit einer vergipsten Holztonne gedeckte Langhaus öffnet sich gegen die Ostteile mit einem hufeisenförmig geschwungenen Triumphbogen. Dieser wird seitlich von schmalen, in die ausladenden Querschiffarme führenden Passagen begleitet. Der Triumphbogen verband sich ursprünglich mit drei sehr viel höheren Arkaden (die hoch liegenden Kämpf er gesimse zeigen es an) zu einem zentralen Querhausjoch, das nach Buhot de Kersers mit einer Halbtonne eingewölbt war. Heute ist es zusammen mit den Querarmen mit einer flachen Holzdecke gedeckt. Département
Indre
21. Bommiers, St.-Pierre (Abb. 21) Lit.: Deshoulières, C. A. 1931, S. 510-522 Favières, 1970, S. 37-40 Der Langhaussaal liegt unter einer Holztonne über Spannbalken. Die ausladenden Querarme sind mit leicht zugespitzten Halbtonnen eingewölbt. Sie scheiden zur Mitte ein mit einer Trompenkuppel überhöhtes Joch aus zwischen vier schwach zugespitzten, auf Halbsäulen lagernden Arkaden, deren Bögen durch Keilsteine betont, sind. Das Querschiff, das im Außenbau über dem überkuppelten Joch nur einen kurzen Turmstumpf unter einer modernen Schieferhaube ausbildet, überragt das Langhaus um etwa 1 Meter. Maße: Langhaus 8,14 m X 21,40 m Turmjoch 3,95 m X 3,77 m Passagen N 1,10 m Höhe 3,40 m S 0,93 m Höhe 3,15 m 22. Clion (Abb. 110) Lit.: Clion wird nur erwähnt bei Crozet, 1932, S. 126, Anm. 1 Clion, eine reine ,Passagenkirche', wurde in neuerer Zeit stark restauriert. An einen mit einer Holztonne über Spannbalken gedeckten Langhaussaal schließt sich fluchtend ein Querschiff mit einem zentralen, turmtragenden Joch unter einer Halbtonne und zwei schmalen Abseiten, die auf der Nordseite mit einer nach außen stehenden Viertelkreistonne und auf der Südseite mit einer zugespitzten Halbtonne gewölbt sind. Der auf Halbsäulen lagernde Triumphbogen und die seitlichen, auf Halbsäulen ruhenden (nur an der Nordwand liegt der Bogen auf einer Konsole), gestelzten Passagen, dürften ihre jetzige Form im 19. Jahrhundert
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erhalten haben. Diese Restaurierungskampagne umfaßte auch die gesamte eingeschossige Turmanlage. Gleichzeitig wurden wohl die westlichen, turmtragenden Pfeiler auf ihrer Ostseite zu kräftigen Rundpfeilern umgeformt. Die Arkaden gegen die Abseiten sind wesentlich niedriger als der Triumphbogen, dessen zugespitzte Bogenstellung ebenfalls nachträglich erscheint und die ursprünglich wie die runde Chorarkade gebildet gewesen sein dürfte. Maße: Langhaus 9,93 m X 20,10 m Turmjoch 4,57 m X 5,36 m Passagen N 1,56 m S 1,67 m 23. La Berthenoux (Abb. 9, 12) Lit.: Mayeux, B. M. 1925, S. 1 5 0 - 5 1 Deshoulieres, C. A. 1 9 3 1 , S. 577-83 Favieres, 1970, S. 2 3 - 2 4 Die bei Deshoulieres beschriebene, während der Restaurierung 1878 von dem Architekten Dauvergne an Stelle einer ursprünglichen Holztonne eingezogene Kreuzrippenwölbung hat heute wieder einer Holztonne über Spannbalken Platz gemacht. Dadurch wurde der ursprüngliche Eindruck der ungewölbten Saalraumanlage wieder hergestellt, die ähnliche, räumliche Qualität wie Charost (Cher) besitzt. In den Seitenwänden sitzen, bis knapp unter den Ansatz der Holztonne reichend, je fünf große, rundbogige Fenster mit nur schwach abgeschrägten Laibungen, die sich mit den drei gleichförmigen, auf gleicher Höhe gelegenen Fenstern in der Westfassade zu einem Lichtkranz verbinden. Das ausladende Querschiff scheidet zwischen den tonnengewölbten Armen ein unter einer Trompenkuppel liegendes Turmjoch aus. Seine vier Arkaden sind gleich hoch und lagern auf Halbsäulen. Die Passagen sind nachträglich zu rechteckigen Durchgängen umgeformt worden. Maße: Langhaus 8,43 m X 22,19 m Turmjoch 5,32 m X 4,80 m Passagen N 0,61 m Höhe 2,00 m S 0 , 5 1 m Höhe 2,15 m 24. Reuilly (Abb. 22) Lit.: Gauchery, Mem. d. 1. soc. des Antiquaires du Centre, 1 9 1 7 - 1 8 , Bd. X X X V I I I , S. 1 3 2 - 1 4 0 Deshoulieres, B. M. 1937, S. 2 9 1 - 3 0 6 Der heute mit einer Holztonne über Spannbalken gedeckte Langhaussaal hat nur seine südliche Seitenwand mit ihren drei Rundbogenfenstern in ihrem ursprünglichen Zustand bewahrt. Die Nordseite zeigt zwei große, heute vermauerte, zugespitzte Arkaden, die sich einst in ein im 15./16. Jahrhundert errich-
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tetes Seitenschiff öffneten. Die mit Halbtonnen gewölbten Querarme scheiden mit vier auf Halbsäulen lagernden Arkaden ein mit einer Trompenkuppel überhöhtes Joch aus. Die Passagen sind sehr niedrig. Auf der Nordseite handelt es sich nur noch um einen Viertelkreisbogen, da hier die Seitenwand für das nachträglich errichtete, heute wieder zerstörte Seitenschiff verstärkt war. Maße: Langhaus 9,19 m X 14,84 m Turmjoch 5,40 m X 4,92 m Passagen N 0,77 m; Scheitelhöhe des Viertelkreisbogen: 1,83 m S Höhe: 2,10 m 25. Veuil (Abb. i n ) Lit.: erwähnt nur bei Crozet, 1932, S. 126, Anm. 1 Ein im Laufe der Zeiten mehrfach umgeformtes Bauwerk, in dem nur noch die nördliche Seitenwand des Langhauses, der nordwestliche, turmtragende Pfeiler und die Wände des nördlichen Querarmes auf einen romanischen Ursprungsbau zurückgehen. Der heute mit einer flachen Holzdecke versehene Langhaussaal öffnet sich in den nördlichen Querarm mit einer auf flachen Vorlagen ruhenden Passage. Die südliche Seite des Langhauses und des eingezogenen Joches sind durch gotische Umbauten vollkommen verändert.
Bautenverzeichnis Département
Ain
26. St.-André-de-Bâgé vgl. Text S. 28-30 27. St.-Paul-de-Varax vgl. Text S. 38
Département
Département Charente-Maritime
Allier
28. Bellenaves vgl. Text S. 49 29. Chatelperron Génermont/Pradel, 1938, S. 65 30. Chavenon Génermont/Pradel, 1938, S. 66-67 3 1 . Chevagnes Génermont/Pradel, 1938, S. 68-69 32. Huriel Deshoulières, C. A . 1938, S. 43-54 33. Hyds Génermont/Pradel, 1938, S. 1 2 0 - 1 2 1 34. Lurcy-Lévy vgl. Text S. 47-48 3 J . Montluçon, Notre-Dame Pradel, C. A . 1938, S. 25-26 36. Montluçon, St.-Pierre Pradel, C. A . 1939 S. 32-35 37. Valigny Génermont/Pradel, 1938, S. 278 38. Villefranche-d'Allier, Ancienne Eglise du Prieuré de Montcenoux Génermont/Pradel, 1938, S. 300-301
Département
46. St.-Mary vgl. Text S. 44
Charente
39. Aignes-et-Puypéroux vgl. Text S. 44 40. Angoulême, Kathedrale vgl. Anm. 154 u. 184 4 1 . Champniers vgl. Text S. 42-43 42. Marillac vgl. Text S. 44 43. Montbron vgl. Text S. 44 44. Nonac vgl. Text S. 44 45. Pérignac vgl. Text S. 43-44
47. Geay vgl. Text S. 62-64 48. Saintes, Ste.-Marie-des-Dames vgl. Text S. 58-65
Département
Deux-Sevres
49. Vaussais Crozet, 1948, S. 1 1 8
Département
Dordogne
50. Badfols d'Ans Secret, 1968, S. 22 u. 91 51. Ligueux Secret, 1968, S. 9 1 ; Secret, L'église abbatiale Notre-Dame de Ligueux. In : Bull. d. 1. Soc. Hist, et Arch, du Périgord, i960, S.255-260 52. St.-Léon-sur-Vézère vgl. Text S. 26-28
Département D r ô me 53. Montclar Vallery-Radot, C. A . 1935, S. 250
Département H a u t e -V i e n n e 54. Bussière-Poitevine Crozet, 1948, S. 1 1 8 55. Dournazac Crozet, 1948, S. 1 1 8 ; Mary/Gauthier/Porcher, Limousin Roman, Zodiaque, i960, S. 29
Département 56. Faye-la-Vineuse vgl. Text S. 57 57. La Celle-Guénand vgl. Text S. 50 58. Langeais Crozet, 1932, S. 126
Indre-et-Loire
Bautenverzeichnis 59. Loches, St.-Ours vlg. Text S. 5 1-54 ¿0. Louans Crozet, 1932, S. 126 i l . Villandry Crozet, 1932, S. 126
80. Nogent-les-Vierges vgl. Text S. 28 81. Villers-sous-St.-Leu Crozet, 1932, S. 126 Département Orne 82. St.-Céneri-le-Gerei vgl. Text S. 87-89
Département Isère 62. Domène Vallery-Radot, C. A. 1935, S. 2jo Département 63. Aiguevive vgl. Text S. 48-49 64. Meusnes vgl. Text S. 79-81 Département 65. Angers, St.-Trinité vgl. Anm. 247 66. Fontevrault vgl. Text S. 54-56 67. Trêves vgl. Text S. 61-62
Département Rhone 83. Beau jeu vgl. Text S. 38 84. Chapelle du Château de Châtillon d'Azergues; Vallery-Radot, C. A. 1935, S. 250
Loir-et-Cher
Maine-et-Loire
Département Mayenne 68. Laval, Kathedrale vgl. Text S. 87 69. Laval, St.-Martin Dictionnaire des églises de France, Bd. III, D, S. 93 Département Nièvre 70. Cercy-la-Tour Crozet, 1932, S. 126; Anfray, 1951, S. 71. Chantenay Crozet, 1932, S. 126; Anfray, 1951, S. 72. Commagny vgl. Text S. 46-47 73. Domes Anfray, 1951, S. 229 (ohne Erwähnung Passagen) 74. Lucenay-les-Aix Crozet, 1932, S. 126; Anfray, 1951, S. 75. Lurcy-le-Bourg Crozet, 1932, S. 126 76. Magny-Cours Crozet, 1932, S. 126; Anfray, 1951, S. 77. St.-Honoré Crozet, 1932, S. 126 78. Verneuil Crozet, 1932, S. 126; Anfray, 1951, S. Département Oise 79. Mogneville Crozet, 1932, S. 126
107
214 214
der 232
232
214
Département 85. Baron vgl. Text S. 37-38 86. Bissey-sous-Cruchaud vgl. Text S. 39-40 87. Cersot vgl. Text S. 39-40 88. Champlecy vgl. Text S. 37-38 89. Martigny-le-Comte vgl. Text S. 37-38 90. St.-Romain-des-Iles vgl. Text S. 38-39 91. Viry vgl. Text S. 37-38
Saône-et-Loire
Département Seine-Inférieure 92. Neufmardié Deshoulières, B. M. 1909, S. 472; Dictionnaire des églises de France, Bd. IV, B, S. 1 1 7 Département Vendée 93. Pouillé Crozet, 1948, S. 1 1 8 ; Crozet, Les parties romanes de l'église de Pouillé. In: La Revue du Bas-Poitou et des Provinces de l'Ouest, 1962, S. 388-390 Département Vienne 94. Coussay-les-Bois Crozet, 1948, S. 1 1 8 ; Dictionnaire des églises de France, Bd. I l l , C, S. 59 95. Doussai Crozet, 1948, S. 118 96. Lathus Crozet, 1948, S. 1 1 8 ; Dictionnaire des églises de France, Bd. I l l , C, S. 82 97. Montmorillon Crozet, 1932, S. 126; C. A. 1951, S. 207 bis 219
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Literaturverzeichnis
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Literaturverzeichtiis
m
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Abbildungsverzeichnis (Vorlagen und Fotonadiweis)
Textabbildungen Fig. i Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig.
2 3 4 5 6 7 8
Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig.
9 10 11 12 13 14 15 16 17 18
Fig. 1 9 Fig. 2 0 Fig. 2 1 Fig. 2 2
Les Aix-d'Angillon, Grundriß und Längsschnitt nach Deshoulieres, C . A . 1 9 3 1 , S. 2 9 2 und 295 Bruere-Allichamps, Grundriß nach Faviere, 1 9 7 0 , S. 1 6 8 Charost, Grundriß nach Deshoulieres, C. A . 1 9 3 1 , S. 3 9 1 La Berthenoux, Grundriß der Ostteile nach Deshoulieres, C . A . 1 9 3 1 , S. 5 7 9 St.-Leon-sur-Vezere, Grundriß nadi Secret, 1 9 6 8 , S. 9 2 St.-Andre-de-Bige, Grundriß nach Virey, C . A . 1 9 3 j , S. 2 5 1 Verbreitung der Passagenkirdie Champniers, Grundriß nach George, 1 9 3 3 , S. 6 2 und Perignac, Grundriß nach George, 1 9 3 3 , S. 1 9 0 Aignes et Puyperoux, Grundriß nach Daras, 1 9 6 1 , S. 61 Blanzac, Grundriß nach George, 1 9 3 3 , S. 3 6 Commagny, Grundriß nach Martin-Demezil, C . A . 1 9 6 7 , S. 1 2 0 Aiguevive, Grundriß nach Lesueur, 1 9 6 9 , S. 1 J 7 Loches, Grundriß nadi Aymard, 1 9 5 7 , S. 2 8 Fontevrault, Grundriß nach Herlecourt/Pordier, 1 9 5 9 , S. 26 Saintes, Abbaye aux Dames, Grundriß nach Crozet, 1 9 7 1 , S. 4 1 Geay, Grundriß nadi Eygun, 1 9 7 0 , S. 3 0 8 Angers, Kathedrale, Grundriß mit Grabungsplan nach de Farcy, B. M. 1 9 0 2 , S. 4 9 5 Angers, Grundriß-Rekonstruktion der Kathedrale im 11. Jh. nadi Lesueur, B. M. 1 9 6 1 , S. 2 3 2 Beaulieu-les-Loches, Grundriß nach Hardion-Bosseboeuf, 1 9 1 4 Meusnes, Grundriß und Isometrie nach Lesueur, 1969, S. 2 3 6 Le Mans, ¿glise de la Couture, Querschnitt durdi das Langhaus nadi Lesueur, B.M. 1 9 6 1 , S. 2 2 9 St.-Ceneri-le-Gerei, Grundriß nach Musset, 1 9 6 7 , S. 2 1 6
Tafelabbildungen (Bis 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
auf Abbildungsnummern 31, 3 2 , 7 6 , 7 7 und 7 8 Foto Konerding) Les Aix-d'Angillon, Langhaus nadi Osten Les Aix-d'Angillon, Oststeile von Südosten Les Aix-d'Angillon, Langhaus von Südwesten Les Aix-d'Angillon, Innerer Strebepfeiler und Nordpassage Les Aix-d'Angillon, Langhaus nach Westen vom Chor Les Aix-d'Angillon, Chor nach Südosten Bruere-Allichamps, Langhaus nach Südosten Charost, Langhaus von Nordwesten La Berthenoux, Langhaus von Südwesten Charost, Langhaus nadi Osten Charost, Langhaus von Südwesten
Abbildungsverzeidinis 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 2j 26 27 28 29 30 31 32 33 34 3j 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 jo ji $2 53 J4 55 56 J7 58 J9 60 61 62 63 64 65 66
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L a Berthenoux, Langhaus nadi Osten La Guerche, Langhaus nach Osten L a Guerche, Turmjoch nach Nordosten La Guerche, Langhaus von Nordwesten Osmery, Kirche von Nordwesten Crosses, Langhaus nach Osten Osmery, Südpassage und Langhaus nach Nordwesten St.-Jeanvrin, Chor nach Südosten Clion, Nordpassage und Langhaus nach Nordwesten Bommiers, Langhaus nach Osten Reuilly, Langhaus nach Osten St.-Hilaire-en-Lignières, Nordpassage nach Nordosten Moulins-sur-Yèvre, Langhaus nadi Nordwesten St.-Léon-sur-Vézère, Kirche von Südwesten St.-Léon-sur-Vézère, Nordpassage und Langhaus nach Nordwesten Nogent-les-Vierges, Kirche von Nordwesten Nogent-les-Vierges, Langhaus nadi Osten St.-André-de-Bâgé, Kirche von Südosten St.-André-de-Bâgé, Langhaus nach Osten Cluny, Ansicht des Klosters von Norden, Stich von Prévost um 1670, Ausschnitt mit Marienkirche (E), nach Conant, 1968 Cluny, Grundriß des Klosters gegen 1700-1710, Ausschnitt, nadi Conant 1968 Baron, Langhaus nach Osten Viry, Langhaus nach Osten Champlecy, Kirche von Nordwesten Champlecy, Langhaus nadi Nordosten St.-Paul-de-Varax, Langhaus nach Osten Beau jeu, Kirche von Nordwesten Beaujeu, Langhaus nach Nordosten St.-Romain-des-Iles, Nordpassage und Turmjodi nach Nordosten St.-André-de-Bâgé, Turmjodi nach Südosten St.-Romain-des-Iles, Kirche von Süden Bissey-sous-Cruchaud, Langhaus nach Osten Cersot, Kirche von Nordwesten Cersot, Langhaus nach Osten Champniers, Nordöstlicher Vierungspfeiler Champniers, Südwestlicher Vierungspfeiler Pérignac, Turm von Nordosten Pérignac, Langhaus und südlicher Querarm mit Annexraum von Südwesten Aignes-et-Puypéroux, Nordwestliche Passage nadi Westen Blanzac, Turmjoch nach Nordwesten Commagny, Langhaus nadi Osten Lurcy-Lévy, Langhaus nadi Osten Aiguevive, Langhaus nach Osten Bellenaves, Südpassage und Langhaus nadi Nordwesten L a Celle-Guénand, Nördliche Abseite nach Osten Loches, Langhaus nach Osten Loches, Kirche von Nordwesten Loches, Langhaus nach Nordwesten Loches, Südpassage nach Westen Lodies, Nodpassage nach Westen Faye-la-Vineuse, Langhaus nach Osten Faye-la-Vineuse, Nordpassage nach Nordosten Faye-la-Vineuse, Nördlicher Querarm nach Norden Faye-la-Vineuse, südlidie Chorumgangsöffnung und Südpassage nach Westen Saintes, Ste.-Marie-des-Dames, Langhaus nach Osten
ii4 67 68 69 70 71 72 73 74 7$ 76 77
Abbildungsverzeidinis
Saintes, Ste.-Marie-des-Dames, Langhaus nach Nordosten Saintes, Ste.-Marie-des-Dames, Chor und Nordpassage nadi Nordwesten Trêves, Langhaus nadi Osten Trêves, Langhaus nadi Nordwesten mit vermauerter Nordpassage Geay, Langhaus nach Südwesten Geay, Kirche von Südosten Angers, Kathedrale, Seitenwand des Langhauses von Norden Beaulieu-les-Loches, Langhaus von Nordwesten Beaulieu-les-Loches, Ostteile von Osten Beaulieu-les-Loches, Quersdinitt nach Hardion-Bosseboeuf, 1 9 1 4 Beaulieu-les-Loches, Ansicht der Abtei, Zeichnung Gaignières 1699, Ausschnitt nach Hardion/ Bosseboeuf, 1914 78 Beaulieu-les-Loches, Längsschnitt nach Hardion/Bosseboeuf, 1 9 1 4 79 Beaulieu-les-Loches, Südwestlicher Vierungspfeiler und Langhaus nadi Südwesten 80 Beaulieu-les-Loches, Nordwestlicher Vierungspfeiler und Langhaus nadi Nordwesten 81 Beaulieu-les-Loches, Bemalte Blendarkade und Kapitellfragmente an der Ostwand des südlichen Zwischenjochs über den Gewölben 82 Beaulieu-les-Loches, Kapitellfragment vor östlicher Querschiffwand über den Gewölben zwischen Vierung und südlichem Zwisdienjodi 83 Meusnes, Kirche von Nordosten 84 Perrusson, Turm von Südosten 85 Perrusson, Langhaus nadi Osten 86 Meusnes, Turmjodi nach Nordwesten 87 Meusnes, Langhaus nadi Südosten 88 Meusnes, Turmjodi nach Osten 89 Meusnes, Nördlicher Querarm nadi Nordosten 90 Meusnes, Turmjodi und Hauptapsis nadi Osten 91 St.-Généroux, Kirche von Südosten 92 Le Mans, église de la Couture, Kirche von Südwesten 93 Laval, Kathedrale, Langhaus nadi Osten 94 St.-Ceneri-le-Gerei, Kirche von Nordosten 95 St.-Céneri-le-Gerei, Langhaus nach Osten 96 St.-Céneri-le-Gerei, Kirche von Nordwesten 97 St.-Ceneri-le-Gerei, Turmjodi und Langhaus nadi Südwesten 98 St.-Céneri-le-Gerei, Turmjodi nadi Nordosten 99 St.-Céneri-le-Gerei, Turmjodi und südlicher Querarm nach Südwesten 100 A chères, Langhaus nach Osten 1 0 1 Charenton-du-Cher, Langhaus und Chor nach Südosten 102 Crosses, Südpassage nach Osten 103 Flavigny, Langhaus nach Südosten 104 Ineuil, Nordpassage nach Nordwesten l o j Le Chatelet, Südpassage und Langhaus nach Westen 106 Limeux, Langhaus nach Osten 107 Nérondes, Langhaus nadi Osten 108 St.-Jeanvrin, Südpassage und Langhaus nadi Nordwesten 109 St.-Saturnin, Langhaus nach Osten 1 1 0 Clion, Langhaus nach Osten 1 1 1 Veuil, Langhaus nach Nordosten
Ortsregister A chères (Cher) 18, Anm. 83, 95, Abb. 100 Aignes-et-Puypéroux (Charente) Anm. 84, 42, 44. Fig- 9. A b b - 5° Aiguevive (Loir-et-Cher) Anm. 83, 48-49, Fig. 12, Abb. 54 Angers, Kathedrale St.-Maurice 3, 66-74, 79. 8i, 83, 84, 85, 86, 87, 89, 90-91, 92, 93, Fig. 17 u. 18, Abb. 73 St.-Martin 72-73, 90-91 St.-Serge 72 St.-Trinité Anm. 247 Angoulême, Kathedrale St.-Pierre $4, Anm. IJ4 u. 184 Augy-sur-l'Aubois (Cher) Anm. 83 u. 84, 95 Avord (Cher) 95-96
Charost (Cher) 13-15, 17, 97, Fig. 3, Abb. 8, 10 u. 11 Châteaumeillant (Cher) Anm. 84 Châtillon-sur-Indre (Indre) Anm. 84 Clion (Indre) 18, Anm. 83, 103-104, Abb. 110 Cluny, Ste.-Marie 32-37, 38, 39, Anm. 133, 40-42, Anm. 139, Abb. 31 u. 32 Abteikirche, 2. Bau (Cluny II) 36, 91 St.-Marcel Anm. 101 Commagny (Nièvre) Anm. 84, 46-47, Fig. 11, Abb. 52 Coutances (Manches), Kathedrale Anm. 303 Crosses (Cher) 18, 97-98, Abb. 17 u. 102 Dournazac (Haute-Vienne) Anm. 84
Baron (Saône-et-Loire) 37-38, Abb. 33 Beaujeu (Rhône) 37-38, 40, 41, Abb. 38 u. 39 Beaulieu-les-Lodies (Indre-et-Loire) 74-78, 79. 81, 83, 84, 85, 87, 89, 90, 91, Fig. 19, Abb. 74-82 Bellenaves (Allier) 49, Abb. 5 5 Bénévent-PAbbaye (Creuse) jo Bissey-sous-Cruchaud (Saône-et-Loire) 37. 39-40. Abb. 43 Blanzac (Charente) 44-45, Fig. 10, Abb. 51 Blet (Cher) 13, 17, 21, Anm. 83, 96 Bommiers (Indre) 17, 19, Anm. 83, 103, Abb. 21 Bourg-de-Thizy (Rhône) Anm. 133 Bruère-Allidiamps (Cher) 11, 13, 14, Fig. 2, Abb. 7 Centula, St.-Riquier 91 Cercy-la-Tour (Nièvre) Anm. 84 Cersot (Saône-et-Loire) 37, 39-40, 41, Abb. 44 u. 45 Chaise-Dieu (Haute-Loire) 63 Champlecy (Saône-et-Loire) 37-38, Abb. 35 u. 36 Champniers (Charente) 42-43, 44, Fig. 8, Abb. 46 u. 47 Chantenay (Nièvre) Anm. 84 Charenton-du-Cher (Cher) 18, 96-97, Abb. 101
Faye-la-Vineuse (Indre-et-Loire) 2, 57-58, Abb. 62-65 Flavigny (Cher) 17, Anm. 83, 98, Abb. 103 Fontevrault (Maine-et-Loire) 2, 54-56, 57-58, 84, Fig. 14 Geay (Charente-Maritime) 62-64, Fig- 16, Abb. 71 u. 72 Granges (Ain) Anm. 137 Huriel (Allier) Anm. 84 Ineuil (Cher) 18, Anm. 83, 98-99, Abb. 104 Köln, St.-Pantaleon 83 La Berthenoux (Indre) 15, 17, 19, Anm. 83 u. 84, 104, Fig. 4, Abb. 9 u. 12 La Celle-Guénand (Indre-et-Loire) 50, Abb. 56 La Charité-sur-Loire (Nièvre) Anm. 23 La Guerdie (Cher), St.-Etienne-du-Gravier 13, 15, 17, 18, Anm. 83, 99, Abb. 13-15 Laize (Saône-et-Loire) Anm. 133 Langeais (Indre-et-Loire) Anm. 84 Laval (Mayenne), Kathedrale 87, Abb. 93 Le Châtelet (Cher), Abteikirche von Puyferrand 15, 17, Anm. 83, 99, Abb. 105 Le Mans, église de la Couture 82, 84-87, Fig. 21, Abb. 92
ii 6
Ortsregister
Les Aix-d'Angillon (Cher) 7 - 1 2 , 13, 17, 19, 21, Anm. 83, 73, ioo, Fig. 1, Abb. 1 - 6 Lignières (Cher) 18, Anm. 83, 100 Limeux (Cher) 17, Anm. 83, 100, Abb. 106 Loches (Indre-et-Loire) 2, 5 1 - 5 4 , 57-58, 66, 92, Fig. 13, Abb. 5 7 - 6 1 Louans (Indre-et-Loire) Anm. 84 Lucenay-les-Aix (Nièvre) Anm. 84 Lurcy-le-Bourg (Nièvre) Anm. 84 Lurcy-Lévy (Allier) 47-48, Abb. 53 Magny-Cours (Nièvre) Anm. 84 Mailand, San Simpliciano Anm. 290 Marillac (Charente) 44 Martigny-le-Comte (Saône-et-Loire) 37 Matha Marestay (Charente-Maritime) 62 Mehun-sur-Yèvre (Cher) 16, 19 Meusnes (Loir-et-Cher) Anm. 84, 7 9 - 8 1 , Fig. 20, Abb. 85-90 Mogneville (Oise) Anm. 83 Montbron (Charente) Anm. 83, 42, 44 Montmorillon (Vienne) Anm. 84 Moulins-sur Yèvre (Cher) 18, 19, Anm. 83, 1 0 0 - 1 0 1 , Abb. 24 Nérondes (Cher) 13, 17, 18, 21, Anm. 83, 101, Abb. 107 Neufmarché (Seine-Inférieure) Anm. 83 Nogent-les-Vierges (Oise) Anm. 84, 26, 28, Abb. 27 u. 28 N o n a c (Charente) 44 Osmery (Cher) 17, 18, 19, 20, Anm. 83, 1 0 1 - 1 0 2 , Abb. 16 u. 18 Paris St.-Martin-des-Champs Anm. 83 Périgeux St.-Etienne-de-la-Cité 28 Pérignac (Charente) Anm. 84, 42, 43-44, Fig. 8, Abb. 48 u. 49 Perrusson (Indre-et-Loire) 78-79, Abb. 84 u. 85 Plaimpied (Cher) 13 Poitiers St.-Hilaire-le-Grand 64-65
Pouillé (Vendée) Anm. 85 Pritz (Orne) 82, 83, 86, Anm. 307 Reignac-sur-Indre (Indre-et-Loire) 79 Reuilly (Indre) 17, 19, Anm. 83, 1 0 4 - 1 0 5 , Abb. 22 St.-André-de-Bâgé (Ain) Anm. 84, 26, 28-30, 32> 37. 3 8 -39, 4°. 4 i . Fig. 6, Abb. 29 u. 30, 4 1 St.-Céneri-le-Gerei (Orne) 87-89, Fig. 22, Abb. 94-99 Saintes (Charente-Maritime) Ste.-Marie-aux-Dames 2, 58-61, 62, 63, 64-65, 66, 92, Fig. 15, Abb. 66-68 St.-Généroux (Deux-Sèvres) 31, 80, 82-83, Abb. 91 St.-Genou (Indre) Anm. 84 St.-Hilaire-en-Lignières (Cher) 17, 19, Anm. 83, 102, Abb. 23 St.-Honoré (Nièvre) Anm. 84 St.-Jeanvrin (Cher) 18, Anm. 83, 102, Abb. 108 St.-Léon-sur-Vézère (Dordogne) 26-28, 3 1 , Fig. 5, Abb. 25 u. 26 St.-Mary (Charente) 44 St.-Paul-de-Varax (Ain) 37-38, 41, Abb. 37 St.-Romain-des-Iles (Saône-et-Loire) Anm. 83, 37, 38-39, Anm. 133, 41, Abb. 40 u. 42 St.-Saturnin (Cher) 18, Anm. 83, 103, Abb. 109 St.-Savin-sur-Gartempe (Vienne) Anm. 3 1 6 Sarlat (Dordogne) 26 Saumur (Maine-et-Loire), Notre-Dame-deNantilly Anm. 202 Tournus (Saône-et-Loire) 28, 67 Trêves (Maine-et-Loire) 6 1 - 6 2 , Abb. 69 u. 70 Trier, Basilika 84 Uzerches (Corrèze) Anm. 168 Valentigny (Cher) 7 Veuil (Indre) Anm. 84, 105, Abb. m Villandry (Indre-et-Loire) Anm. 84 Villers-sous-St.-Leu (Oise) Anm. 84 Viry (Saône-et-Loire) 37-38, Abb.34
BILDTAFELN
i . Les Aix-d'Angillon, Langhaus nach Osten
3. Les A i x - d ' A n g i l l o n , Langhaus von Südwesten
9. L a Berthenoux, Ansicht von Südwesten
12. L a Berthenoux, Langhaus nach Osten
1 3 . L a Guerche, Langhaus nach Osten
i6. Osmery, Ansicht von Nordwesten
19- St.-Jeanvrin, nach Südosten
20. Clion, nach Nordwesten
28. N o g e n t - l e s - V i e r g c s , L a n g h a u s nach Osten
30. St.-Andre-de-Bäge, Langhaus nach Osten
PNI 3 1 . C l u n y , Kloster von N o r d e n , Ausschnitt aus Stich von Prevost von 1670
32. C l u n y , Grundriß des Klosters, Ausschnitt aus Stich um 1 7 0 0 / 1 7 1 0
34- Viry, nach Osten
37- St.-Paul-de-Varax, nach Osten
39- Beaujeu, Langhaus nach Nordosten
40. St.-Romain-des-Iles, Nordpassage
41. St.-Andre-de-Bäge, Turmjoch nach Südosten
42. St.-Romain-des-Iles, Ansicht von Süden
7
43. Bissey-sous-Cruchaud, nach Osten
44. Cersot, von Nordwesten
45. Cersot, Langhaus nach Osten
46. Champniers, nordöstlicher Turmpfeiler
47. Champniers, südwestlicher T u r m p f e i l e r
48. Perignac, Turm von Nordosten
49. Perignac, nordwestlicher A n n e x r a u m
52. Commagny, nach Osten
57- Loches, Langhaus nach Osten
éo. Loches, Südpassage
é i . Loches, Nordpassage
76. Beaulieu-les-Loches, Querschnitt
BEAVXIEV tesVionc&ies fiel '
77. Beaulieu-les-Loches, Ansicht von Süden nach einem Stich von Gaignieres von 1699
78. Beaulieu-les-Loches, Längsschnitt
83. Meusnes, von Nordosten
84. Perrusson, von Südosten
85. Perrusson, Chor nach Osten
86. Meusnes, Turmjoch nach Nordwesten
88. Meusnes, Westwand des Turmes
87. Meusnes, Südpassage
92. Le Mans - Eglise de la Couture, Ansicht von Südwesten
95. St.-Ceneri-le-Gerei, Langhaus nach Osten
98. S t . - C é n e r i - l e - G e r e ¡ , nordöstlicher T u r m p f e i l e r
99. S t . - C é n e r i - l e - G e r e i , Q u e r a r m nach S ü d w e s t e n
ioo. Achtres, nach Osten
102. Crosses, nach Südosten
IOI. Charenton-du-Cher, nach Osten
1 0 3 . F l a v i g n y , nach Osten
io6. Limeux, nach Osten
107. Nérondes, nach Osten
io8. St.-Jeanvrin, nach Nordwesten
1 1 0 . Clion, nach Osten
109. St.-Saturnin, nach Osten
i n . Veuil, nach Nordosten