Die Litteraturen der romanischen Völker, italienische Litteratur, rätoromanische Litteratur, rumänische Litteratur, Grenzwissenschaften zur Geschichte der romanischen Völker, zur romanischen Staatengeschichte, zur romanischen Kulturgeschichte, zur... [Reprint 2019 ed.] 9783111621081, 9783111244143


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German Pages 603 [616] Year 1901

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Table of contents :
Vorwort
Inhalt
III. Teil. Darstellung Der Romanischen Philologie
III. Abschnitt. Litteraturgeschichte Der Romanischen Völker
B. Die Litteraturen Der Romanischen Völker
6. Geschichte Der Italienischen Litteratur
7. Geschichte Der Rätoromanischen Litteratur
8. Geschichte Der Rumänischen Litteratur
IV. Grenzwissenschaften. I. ZUR ETHNOLOGIE DER. ROMANISCHEN VÖLKER
II. Abschnitt. Zur Geschichte Der Romanischen Völker
A. Quellen Und Hilfsmittel Zur Geschichte Der Romanischen Völker Im Mittelalter
B. Zur Romanischen Kulturgeschichte
C. Zur Romanischen Kunstgeschichte
D. Zur Wissenschaftsgeschichte Der Romanischen Völker
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Nachtrag Zum Register
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Die Litteraturen der romanischen Völker, italienische Litteratur, rätoromanische Litteratur, rumänische Litteratur, Grenzwissenschaften zur Geschichte der romanischen Völker, zur romanischen Staatengeschichte, zur romanischen Kulturgeschichte, zur... [Reprint 2019 ed.]
 9783111621081, 9783111244143

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GRUNDRISS DER

ROMANISCHEN PHILOLOGIE. II. B A N D :j. A B T E I L U N G .

GRUNDRISS DER

ROMANISCHEN PHILOLOGIE UNTER

G. BAIST, T H . BRAGA, H. BRESSLAU, T .

MITWIRKUNG

CASINI, J. CORNU, C. DECURTINS, W . DEECKE,

TH.

GARTNER, M. GASTER, G. GERLAND, F. KLUGE, GUST. MEYER, W . MEYER-LÜBKE, C. MICHAELIS DE VASCONCELLOS, A. MOREL-FATIO, FR. D 1 OVIDIO, A. SCHULTZ,

W . SCHUM, CH. SKYUOLD,

E . STENGEL, A. STIMMING, H. SUCHIER, H . T1KTIN, A. TOBLER, W . WINDELBAND, E. WINDISCH HERAUSGEGEBEN

VON

GUSTAV

GRÖBER

.rt.PROFESSOR DER ROMANISCHEN PHILOLOGIE AN DER UNIVERSITÄT STRASSBURG.

II. B A N D .

3. A B T E I L U N G .

DIE LITTERATURFN DER ROMANISCHEN VÖLKER: 6. IT ALIEN ISCHK LITTERATUR — 7. KATÜROM A NISCHE L1TTEK ATUR. — 8. RUMÄNISCHE LITTHRATUR. — IV. GKBKZWI1 SRNSCHAP'I EN: ZUR CBSCH1CHTE DER ROMANISCHEN VÖLKER. A. ZUR KOMANISCHt-N STAATENGESCHICHTE. U. ZÜK ROMANISCHEN KULTURGESCHICHTE. C ¿VR ROMANISCHEN KUNSTGESCHICHTF.. D. ZUR WISSENSCHAI-TS• GESCHICHTE DER KOMANISCHEN VÖLKER.

STRASSBURG.

KARL

J. T R Ü B N E R . 1901.

[Alle Rechte, besonders das der Übersetzung voibehalten.J

G. O t t o ' s H o f - B u c h d r u c k e r e i in D a r m s t a d t .

VORWORT. it

der

vorliegenden

dritten

Abteilung

des

zweiten

Bandes

des

»Grundriss d e r r o m a n i s c h e n P h i l o l o g i e « ist d e r s e l b e a b g e s c h l o s s e n . Die

dritte

mänische

Abteilung

umfasst

Literaturgeschichte,

die i t a l i e n i s c h e ,

rätoromanische

sowie d e n 4. T e i l

(von d e n

und

ru-

Grenzwissen-

s c h a f t e n , o d e r von d e r r o m a n i s c h e n Staaten-, K u l t u r - , K u n s t - und Wissenschaftsgeschichte), Ethnographische

nebst Abteilungsregister. Abschnitt

des

den

Unausgeführt

Grenzwissenschaften

4. T e i l e s und innerhalb der K u n s t g e s c h i c h t e sicht

genommene

Entwicklung leider

durch

verhindert

Darlegung

der

bleiben,

andauernde

Krankheit

der

musikgeschichtlichen

weil der damit am

der

gewidmeten

die, B d . I S. 1 5 3 , in A u s -

Grundzüge

der Romanen

musste

Abschluss

betraute seines

Mitarbeiter Manuscriptes

wurde.

D i e n o c h in

d e r ersten A b t e i l u n g

d e s zweiten B a n d e s

bestehende

L ü c k e wird d u r c h d i e im D r u c k b e f i n d l i c h e S c h l u s s l i e f e r u n g zu d e r s e l b e n mit

der

Fortsetzung

d e s Jahres

1901

der

ausgefüllt

Strassburg,

französischen

Literaturgeschichte

im

Laufe

werden.

im D e c e m b e r

igoo. DER

11ERAUSGEBER.

I N H A L T . Seite V

Vorwort III.

TEIL.

Darstellung der romanischen Philologie (Schluss) ;t. Abschnitt: K o m a n i s c h e L i t e r a t u r g e s c h i c h t e (Schluss)

1 — 428 .

.

.

B. Die Litteraturen der romanischen Völker (Schluss 1 6. Italienische Litteratur von T . CAS1N1 . .

.

1—428 1

.

Rätoromanische Litteratur von C. DECUKTINS 8. Rumänische Litteratur von M. GASTKR IV.

218 262

TKIL.

Grenzwissenschaften

424 —578

1 Allschnitt: Z u r E t h n o l o g i e d e r r o m a n i s c h e n V f i l k e r . . . 2 Alischnitt- Z u r G e s c h i c h t e d e r r o m a n i s c h e n V ö l k e r A. Quellen uml Hilfsmittel zur Geschichte der romanischen Völker im Mittelalter von H. BKKSSLAU B. Zur romanischen Kulturgeschichte von A. SCHULTZ C. Zur romanischen Kunstgeschichte von A. SCHULTZ !>. Zur Wissenschaftsgeschichte der romanischen Völker von W. WlNDKI.HANl)

Re«i>ter

von !•'. MENTZ

1—428

.

.

.

.

(vacat) 424—">78 43' M6 53"i ä5

Ö79—6la sproporzione . . . . tra il luogo dato ai minori in paragone a quello de' maggior/, la mancanza quasi assoluta o la ingenuità delle considerazioni estetiche, onde lo svolgimento de' generi non vi e trattato che per fatti esterni, e per ultimo il difetto continuo di genialità« : nichtsdestoweniger ist noch heutzutage das Werk T i r a b o s c h i ' s , wegen seiner gesunden Kritik und seiner ausgedehnten Gelehrsamkeit die sicherste Grundlage für jedwede italienische literarhistorische Untersuchung. Eine Untersuchung des inneren Lebens der italienischen Litteraturgeschichte, wenn man sich so ausdrücken darf, welcher zutreffende Würdigungen der Kunst der einzelnen Schriftsteller und das zur Bestimmung der Eigentümlichkeiten der Litteraturwerke notwendige Material entnommen werden können, ist zum ersten Male von P i e r r e L o u i s G i n g u e n é in seiner Histoire littéraire d'Italie (s. I 5 5 ; 1. Ausg., Paris 1 8 1 1 — 1 9 ; 2. Ausg., von F. S a l f i Paris 1 8 2 4 — 3 5 vollendet) unternommen worden. So konnte denn dieses

6

LITTERATURGESCHICHTE DER ROMANISCHEN VÖLKER. —

6.

ITAI.. LITT.

Werk die Arbeit T i r a b o s c h i ' s in dem, was ihr fehlte, vervollständigen; hinsichtlich des ästhetischen Urteils blieb es auch weiter die Quelle, aus der die späteren Literaturgeschichten schöpften. Unter diesen haben wir schon auf die Storia della letteratura italiana von P a o l o E m i l i a n i G i u d i c i hingewiesen (s. I 81 ; i . Ausg. 1845, besser die florentinische von 1865). Das Buch ist zwar nicht immer, wie sich der Verfasser vornahm, »con critica filosofica derivata dei fatti«, geschrieben, aber reich an originellen und nicht gewöhnlichen Beurteilungen; die Lezioni di letteratura italiana von L u i g i S e t t e m b r i n i (s. I 1 3 5 ; Neapel 1868—70J sind dem Grundgedanken untergeordnet, dass das ganze, acht Jahrhunderte währende italienische Litteraturleben sich auf einen Kampf zwischen der Kirche und dem Kaisertum beschränkt und dass die Litteratur das Spiegelbild dieses Kampfes sei; die Storia della letteratura italiana von F r a n c e s c o de S a n c t i s (s. I 1 3 5 ; Neapel 1870), auf die wir ebenso schon wie auf das vorhergehende Werk hingewiesen haben, ist eine zwar geordnete, aber ungleiche Sammlung von kritischen und ästhetischen Essais. Seit zwanzig Jahren ist die Untersuchung über italienische Litteraturgeschichte, die Tradition Tiraboschi's aufnehmend, wieder auf die Bahn der auf Feststellung der Thatsachcn gerichteten Forschung gelenkt worden, ohne sich dabei von dem Licht abzuwenden, das Philosophie und Ästhetik darüber verbreiten können, vielmehr so, dass dieselben die analytische Erforschung des Innenlebens und die vergleichende Methode noch mehr entwickeln helfen; auch fehlte es nicht an Versuchen die ersten Früchte der erneuerten Forschungsweise zu sammeln und zu ordnen. Als solche Versuche kann die von verschiedenen Autoren in Angriff genommene »Geschichte der italienischen Litteratur« (Mailand, Vallardi 1 8 7 8 — 1 8 8 0 ) angesehen werden; ein jeder von ihnen behandelte eine bestimmte Periode, so A d o l f o B a r t o l i Iprimi due secoli della lett. it. 1880 (s. I 133), G i o s i a I n v e r n i z z i II Risorgimento (1878), U g o A n g e l o C a n e l l o La Storia della lett. it. nel s. XVI (1880), B e r n a r d o M o r s o l i n II Seicento (1880), G i a c o m o Z a n e l l a la Storia della lett. it. dalla metà del settecento ai giorni nostri (1880); aber diesem Werke fehlt, worin sein höchster Wert hätte bestehen können, die Einheit der Methode und eine gleichmässige Anordnung der einzelnen Teile ; so ist es denn nichts Anderes als eine Reihe von Monographien von verschiedenem Werte (besonders bemerkenswert sind die von Bartoli, Canello und Morsolin ausgeführten Bände). Einheitlichkeit der Methode und des kritischen Standpunktes kann man hingegen der Storia della letteratura italiana von A d o l f o B a r t o l i (s. I 133; Florenz 1 8 7 8 — 8 9 ) und der Geschichte der italienischen Literatur von A d o l f G a s p a r y (s. I 1 3 3 ; Berlin 1 8 8 4 — 8 9 ; ins Italienische übersetzt mit Zusätzen des Verfassers, Turin 1 8 8 7 — 9 1 ) zuerkennen. Dieselben versprachen beide das seit so langer Zeit von den italienischen Forschern sehnsüchtig erwartete Werk zu werden; leider blieben sie beide infolge des Todes ihrer Verfasser unvollendet; immerhin sind sie von solcher Art, dass sie dem künftigen Litterarhistoriker nützlich sein werden, indem sie ihm den Weg mit Sicherheit weisen, auf dem er zum Ziele gelangen kann. L i t t . G. M a z z o n i , Avviamento allo studio critico delle lettere italiane, V e r o n a - P a d o v a 1892. bietet viele dem F o r s c h e r nützliche Nachrichten. An dieser Stelle w i r d es nicht unnfitig sein, auf die in den italienischen Schulen häufiger gebrauchten Litteraturgeschicliten hinzuw e i s e n : von R . F o r n a c i a r i . Disegno storico delle Ietterai, ital. (letzte A u s g a b e , Klorenz 1893); G. F i n z i , lezioni di storia della lett. it. ( T u r i n 1 8 7 9 — 8 3 ) ; F . T o r r a c a , Manuale della lett. it. (2. Ausgabe, F l o r e n z 1886—87); T . C a s i n i , Manuale di lett. it.. 3 Bde. (2. Ausgabe, F l o r e n z 1891); A . D ' A n c o n a e O . B a c c i , Man. di lett. ital. (Florenz 1892—94;.

EINLEITUNG : EINTEILUNG DER ITAL. LITTERATURGESCH. — P E R . DER ANFÄNGE.

7

3. Wer sich dem Studium der italienischen Litteratur hingiebt, wird bald gewahr, dass es in derselben Zeiten giebt, in denen die intellektuelle und künstlerische Produktion sich auf ganz bestimmte Weise und mit Eigentümlichkeiten darstellt, welche sie von der Art vorhergehender und folgender Zeiten unterscheiden; so kann man dieEntwickelung der Litteratur in P e r i o d e n einteilen, welche mehr oder weniger denjenigen des politischen Lebens der Nation entsprechen. Die am gewöhnlichsten angenommene Einteilung ist die folgende: I. P e r i o d e d e r A n f ä n g e , von 1 2 2 0 — 1 2 8 3 , d. h. von der Zeit, in der die ersten Schriftsteller in italienischer Sprache auftraten, bis zu der Zeit, in welcher Dante Alighieri zu schreiben begann. II. T o s k a n i s c h e P e r i o d e , von 1 2 8 3 — 1 3 7 5 , d. h. bis zum T o d e Petrarca's und Boccaccio's. III. P e r i o d e d e r R e n a i s s a n c e , von 1 3 7 5 — 1 4 9 4 , d. h. bis zum T o d e des Angelo Poliziano. IV. K l a s s i s c h e P e r i o d e , von 1 4 9 4 — 1 5 7 5 , d. h. bis zur Komposition des grossen Gedichtes von Torquato Tasso. V. P e r i o d e d e s V e r f a l l s , von 1 5 7 5 — 1 7 5 0 , d. h. bis zum Tode Ludovico Antonio Muratori's. VI. P e r i o d e d e s n e u e n A u f s c h w u n g s (»Risorgimento«), V0111750— 1 8 7 3 , d. h. bis zum T o d Alessandro Manzoni's. Diese Einteilung entspricht am genauesten, nicht nur der Entwickelung der Litteratur, sondern auch den einzelnen Stadien des politischen Lebens Italiens: in der That ist die Periode der Anfänge durch den K a m p f zwischen dem monarchischen Ghibellinentum, das sich im südlichen Italien unter Friedrich II. festsetzte, und dem päpstlichen und demokratischen Guelfentum, das infolge der Einsetzung der Dynastie Anjou in Neapel und der neuen 1 2 8 2 in Florenz eingesetzten Volksregierung triumphierte, ausgefüllt; die toskanische Periode ist die Zeit des Vorherrschens der guelfischen Partei, bis zum Sturze der demokratischen Einrichtungen während des Volksauflaufs der Ciompi im Jahre 1 3 7 8 ; die Periode der Renaissance ist die Zeit der Bildung und Anerkennung der einzelnen neuen italienischen Herrschaften und der beim T o d des Lorenzo de' Medici 1 4 9 2 erfolgten Auflösung der Konföderation; der klassischen Periode entspricht die Zeit des furchtbaren Ringens zwischen Frankreich und Spanien um die Vorherrschaft in Italien und dem K a m p f e zwischen der katholischen Kirche und der Reformation um die religiöse Vorherrschaft, die teils durch den Friedensschluss von Chäteau-Cambn5sis im Jahre 1 5 5 9 , teils durch den Schluss des Tridentiner Konzils im Jahre 1 5 6 4 beendigt wurde; die Periode des Verfalls ist die Zeit des langen und überaus traurigen Übergewichts Spaniens, bis zur Besserung und Befestigung der politischen Verhältnisse Italiens durch den Frieden von Aachen im Jahre 1 7 4 8 ; schliesslich ist die Periode des Risorgimcnto die ruhmreiche Zeit der politischen Erhebung Italiens, die mit sozialen und gerichtlichen Reformen begann, durch das Beispiel und den Einfluss der französischen Revolution beschleunigt, durch die Verschwörungen, durch die Aufstände und durch die Arbeit der Diplomaten gereift und durch die Eroberung Roms im Jahre 1 8 7 0 vollendet wurde. I. P E R I O D E D E R

ANFÄNGE.

ic Periode der Anfange ist in der Geschichte der italienischen Litteratur ein Zeitraum von sehr spärlicher Produktion und im Vergleich zu den andern von recht kurzer Dauer; aber diese Spärlichkeit und Kürze vermindern nicht ihre Wichtigkeit; dieselbe besteht in der Begegnung und Verschmelzung

8

LITTERATURGESCHICHTE

DER ROMANISCHEN V Ö L K E R .



6.

ITAI..

I.ITT.

der bildenden Elemente dieser Litteratur, die in den im eigentlicheren Sinne mittelalterlichen Jahrhunderten getrennt zu natürlicher E n t w i c k l u n g gekommen sind. Dieser Elemente gab es drei: das heimische und volkstümliche, das die neue italienische Vulgärsprache redete, in welche sich das gesprochene Latein verwandelt hatte; das klassische und römische, das sich in den Überlieferungen der antiken Kultur, welche die Jahrhunderte der Barbarei überlebten, darstellte; das ritterliche und germanische, welches durch das Studium und durch die Beschäftigung mit den zwei Litteraturen Frankreichs eingeführt wurde. Diese drei einander begegnenden und durchdringenden Elemente brachten in der ersten Hälfte des 1 3 . Jhs. die Entstehung der italienischen Litteratur zuwege; die Anfange derselben liegen, wie die Literarhistoriker fast allgemein zugeben, um das Jahr 1 2 2 0 ; denn in dieses Jahr ungefähr fallen die ersten sicheren in Poesie und litterarischer Prosa abgefassten Denkmäler italienischer Litteratur; freilich kann man, wie leicht zu verstehen ist, nicht mit absoluter Gewissheit den genauen Zeitpunkt angeben, in dem die erste Schrift in italienischer Sprache abgefasst wurde. Naturgemäss konnte beim ersten Begegnen der bildenden Elemente der italienischen Litteratur weder eine vollkommene Durchdringung, noch eine Einigung der einzelnen untereinander sofort stattfinden ; deshalb werden wir in der littcrarischen Produktion dieser Periode vor Allem eine sehr grosse Mannigfaltigkeit und Unbestimmtheit gewahr, j e nach dem grösseren oder geringeren Vorherrschen des einen oder anderen Elementes und j e nach der Verschiedenheit der Art ihrer Vereinigung. Diese Mannigfaltigkeit und Unbestimmtheit, die den allgemeinen Charakter der italienischen Litteratur in der Periode der Anfänge ausmacht, dauerte bis zum Auftreten Dante Alighieri's. Durch die Erhabenheit seines Geistes und sein verständnisvolles Eindringen in das Wesen der Kunst vermochte er die mannigfaltigen litterarischen Elemente in der Einheit seines grossen und wunderbaren poetischen Werkes harmonisch zu verschmelzen. So kann man denn zur Z e i t , in der er seine Gedichte zu schreiben begann, d. h. ungefähr im Jahre 1 2 8 3 , wo sein erstes mit Sicherheit zu datierendes Sonett erschien, die Periode der Anfänge als beendet ansehen. Die Kürze der Zeit, innerhalb deren die der Begegnung der angeführten bildenden Elemente entsprechende litterarische Produktion begriffen ist, wird für den, welcher bedenkt, wie sie in den dem Falle des weströmischen Reiches folgenden Jahrhunderten, sich allmählich ausbildeten, nicht in einem Misverhältnis zu den thatsächlichen Verhältnissen zu stehen scheinen. Und wenn die italienische Litteratur unversehens entsteht und plötzlich sich ausbreitet, wenn der Inhalt und die Formen der Kunst sich seit ihrem ersten Erscheinen schon vollendet, einige sogar schon veraltet zeigen, wenn schliesslich in der Poesie und der Prosa, nach den Versuchen der kurzen Periode der Anfänge, die Italiener Wunder thun, während die Litteraturen der benachbarten Völker verfallen, so kann das den nicht erstaunen, welcher beachtet, dass jener Inhalt und jene Formen sich langsam unter anderm Kleide in der lateinischen Litteratur der gesamten christlichen Welt und in der Litteratur der Volkssprachen Frankreichs entwickelt hatten. Um also die plötzliche Entstehung und die rasche Entwickelung der italienischen Litteratur zu verstehen, muss man berücksichtigen, dass sie uns in ihren Ursprüngen beinahe nichts anderes als Prosaschriften und Gedichte bietet, in denen die neue Sprache Italiens die äussere Hülle für einen vorher schon bestehenden und schon verschiedentlich in den anderen Litteraturen eigenen Formen behandelten Stoff geworden ist, und zugleich, dass in diesen ersten Versuchen der Gebrauch irgend einer Art der Volkssprache genügte, d. h. ohne dass von Anfang an die Absicht eine

ANFÄNGE: A L L G . CHARAKTER.

LAT.

LITTERATUR.

9

der ganzen Nation gemeinsame Sprache zu begründen vorhanden gewesen wäre. Aus diesen Erwägungen über den allgemeinen Charakter der italienischen litterarischen Produktion in der Periode der Anfange folgt, dass es für den, der sie vollständig kennen lernen will, nicht genügt sie an und für sich zu studieren, sondern dass man sie in ihren Beziehungen zu den andern Litteraturen betrachten muss, welche ihr gleichsam als Erbschaft einen sehr bemerkenswerten, ja sogar den wesentlichsten Teil der Elemente, aus denen sie sich bildete, mitgeteilt haben. So empfiehlt es sich denn, auch wenn man nicht die Absicht hat die Beziehungen der lateinischen mittelalterlichen Litteratur und der zwei Litteraturen Frankreichs mit den Anfangen der italienischen darzustellen, doch auf den Stoff und die litterarischen Formen in ihren hervorragendsten Erscheinungen hinzuweisen, welche die Italiener daraus ableiteten, als ihre neue Sprache bereit und reif genug schien, um als Werkzeug des Ausdrucks der nationalen Gedanken und Gefühle zu künstlerischen Zwecken gebraucht zu werden. G. T i r a b o s c h i Bd. I I I — I V ; C. F a u r i e l , Dante et les orignus de la langue et de la lilterat. italietme, Paris 1 8 5 4 ; A. B a r t o I i . / primi diu secoli della letter. ital., Milano 1 8 8 0 und Storia della letterat. ital., Bd. 1—3; A. Ciaspary, Geschichte Bd. I Cap. 1 — 8; F. Torr a c a . Bd. l p. 1 — 7 5 ; T . C a s i n i , Bd. 3 p. 287 — 3 0 6 ; A . c o n a und O. B a c c i , Bd. 1 p. 1 — 168.

d'An-

5. Wenn auch die politische Einheit Roms durch die Auflösung des weströmischen Kaiserreichs vernichtet wurde, so zerfiel doch die ideale Einheit der lateinischen Völker nicht; dieselben fuhren vielmehr fort sich als verbrüdert im Namen der Stadt Rom anzusehen, welche einer der letzten Dichter der Latinität als patriam diversis gentibus unarn begrüsst hatte. Und als die neuen germanischen Völkerschaften, welche die Invasionen über die lateinischen Gaue verstreut hatten, über die romanisierten Völker des kaiserlichen Gebiets die Oberhand gewannen, blieb als neues Einheitsband der Gebrauch der Sprache, mit welcher Rom seine Zivilisation der Welt mitgeteilt hatte. So folgte nicht allein in Italien, sondern auch in den andern Ländern des westlichen Europas, der lateinischen klassischen Litteratur, von dem Sturze des Kaiserreichs bis zur Bildung der neuen romanischen Vulgärsprachen, eine mittelalterliche lateinische Litteratur, welche in Italien viel länger als anderswo, vom 5. bis zum 1 3 . Jh. fortbestand. Diese litterarische Produktion in lateinischer Sprache hat auch dazu beigetragen, die Entstehung der italienischen Litteratur vorzubereiten; in ihren Anfängen war dieselbe imstande Stoffe und Formen aufzunehmen und sich anzueignen, welche sich im Laufe der Zeit in lateinischem Kleide entwickelt hatten. Unter diesen Formen ist die bemerkenswerteste die der C h r o n i k , die dem Mittelalter eigene Form historischer Darstellung: in den ersten Zeiten des Christentums war sie unter Eusebius und Cassiodor aufgekommen, und die germanischen Völker hatten sie mit Jornandes, dem Historiker der Goten und Abbreviator des Cassiodor aufgenommen; aber um das Jahr 1000 herum nahm sie die beschränktere Form der mönchischen Chronik an; derart sind die Annales Casinates, worin Thatsachen nur mit wenigen Worten, und unter grossen zeitlichen Sprüngen aufgezeichnet sind, und das Chronicon Novalicense (s. II 1, 293), worin sich mit der historischen Erzählung heroische und religiöse Sage mischt. Seit dem Jahre 1000 dehnte sich dann die mönchische Chronik aus und erweiterte sich rasch und so haben wir denn eine neue Art von Chronik an dem Chronicon Farfense des Mönches G r e g o r i o ( 1 1 . Jh.; s. II 1 , 281) und am Chronicon Casinensc des L e o M a r s i c a n o ( n . Jh., s. das.); die Verfasser dieser Chroniken entnahmen ihre Nachrichten über ge-

IO

LITTERATURGESCHICHTE

DER ROMANISCHEN

VÖLKER. —

6.

ITAL.

LITT.

schichtliche Ereignisse mit ganz ungewöhnlicher Sorgfalt aus schriftlichen Dokumenten und anderen Quellen, und nicht selten gingen sie über die engen Grenzen des Klosterinteresses hinaus. Und die Wandlung der Chronik setzte sich fort, indem sie sich allmählich zur städtischen ausbildete: schon A r n u l f , welcher die Gesta archiepiscopvrum mcdiolancnsium, und L a n d u l f , welcher eine Historia mediohmensis (s. II i , 281) schrieb, erfüllten ihre Chronik mit der Erzählung der Ereignisse jener Stadt, einer der ersten, in denen das Volk sich gegen die kirchlichc Autorität erhob und in der eine freie demokratische Gemeindeverfassung gestiftet wurde; am Beginn des 12. Jhs. war die Wandlung schon vollzogen, und die Chronik war schon die eigentümliche Form der städtischen oder provinziellen Geschichte geworden. Hervorragende Beispiele davon sind die Chroniken des Sizilianers G o f f r e d o M a l a t e r r a (s. II 1, 295), des Mailänders S i r e R a u l , des Otto Morena aus Lodi, des R o m u a l d o G u a r n a aus Salerno (s. II 1, 297), des F a l c o n e da B e n e v e n t o (s. II 1, 295), C a f f a r o und O t t o b u o n o aus Genua (das.), des B e r n a r d o M a r a n g o n e aus Pisa (s. II 1, 293) des Sizilianers U g o F a l c a n d o (s. II 1, 295), alle aus dem 1 2 . Jh. Im folgenden Jh. nahm die Zahl der Chronisten zu, denn beinahe alle italienischen Städte erhielten zugleich mit der Gemeindefreiheit einen oder mehrere Historiker, welche über ihre städtischen Unternehmungen berichteten. Unterdessen erweiterte sich andererseits die Chronik noch sehr, indem sie noch grösseren Stoffs sich bemächtigte, wie in den Büchern De rebus gestis Friderici II. ( 1 2 1 5 — 1 2 5 8 ) von N i c c o l ò da J a m s i l l a (s. II 1, 297), in der Historia rerum sicularum ( 1 2 5 0 — 1 2 7 6 ) von S a b a M a l a s p i n a (s. das.) und hauptsächlich in der Chronica ( 1 2 1 2 — 1287) des Mönches S a l i m b e n e da P a r m a (s. das.), die eine vollständige Darstellung des italienischen Lebens im 13. Jh. genannt werden kann, und die den höchsten Grad der Vollkommenheit bezeichnet, den diese Form historischer Darstellung erreichen kann. Neben der Chronik entwickelten sich die historischen Gedichte und die poetischen Erzählungen : jene spiegeln fast die klassische Tradition wieder, da ihre Verfasser, sowohl im Metrum als im Stil, soweit es ihre geringe litterarische Vorbereitung erlaubte, die lateinischen Dichter nachzuahmen versuchten; in diesen haben wir dagegen den Ausdruck des Volksgefühls, in einer Form, welche, wie es die gereimten und nach der Silbenzahl gebildeten Verse anzeigen, vom Einfluss des klassischen Altertums unabhängig blieb. Die bemerkenswertesten unter den historischen Gedichten sind das Carmen panegyricum Berengarii (s. II 1, 177), von einem Anonymus, der im 10. Jh. lebte, die Gesta Roberti Wiscardi (s. II 1, 4.05) vom Apulier G u g l i e l m o aus dem i i . Jh., die Vita comitissae Mateldae vom Mönch D o n i z o n e (s. II, 1, 398), das Gedicht De laudibus Bergami vom Meister M o i s è (s. II i, 407), die Gesta pisanorum von L o r e n z o da V a r n a (s. II 1, 404), die Gesta per imperatorem Fredericum Barbarn rubeam (s. II 1, 405) von einem unbekannten Verfasser und das Carmen de motibus siculis von Meister P i e t r o da E b o l i (s. II 1, 405), alle aus dem 12. Jh. — Viel zahlreicher sind die historischen Lieder, vom Rhythmus zum Lob der Stadt Verona aus dem 8. Jh. (s. II i, 1 7 2 ) , von dem über die glückliche Gefangenschaft Ludwigs II. (s. II, 1, 168) aus dem 9. Jh. und vom Gesang der Soldaten aus Modena vom 10. Jh. (s. das.) an bis zu den herrlichen Gesängen über den Sieg der Parmesaner über Friedrich II. im Jahre 1 2 4 7 , welche sich wie Triumphhymnen der guelfischen Partei ausnehmen (s. II 1, 359) und bis zum kraftvollen ritmo gegen die Kirche, der P i e t r o d e l l a V i g n a (s. das.) zugeschrieben wird, und der Protestruf der ghibcllinischen Partei zu sein scheint. Während der überaus mannigfache mittelalterliche historische Stoff in den Chroniken und in den Gedichten Platz fand, verarbeiteten und bildeten

A N F Ä N G E : L A T . L I T T . CHRONIK. HIST. GEDICHTE. SAGE. LEGENDE. DIDAKTIK,

II

sich die Elemente sehr vieler H e l d e n s a g e n und r e l i g i ö s e r L e g e n d e n aus, die bestimmt waren später den Inhalt eines sehr bedeutenden Teils der italienischen Litteratur auszumachen. Die Heldensage, welche das Ideal der ritterlichen Gesellschaft darstellt, entwickelte sich am reichsten auf dem Boden Frankreichs, wo sie sich auf die Cyclcn von Karl dem Grossen und seinen Paladinen, von König Artus und den irrenden Rittern, von Troja und Alexander dem Grossen verteilt; zu diesem ausgedehnten Sagenmaterial kamen in Italien noch hinzu die Sagen über Attila und verschiedene Sagencyclen über die Gründung der Städte und den Ursprung der Familien und der Gemeindefeste. Die religiösen Sagen, deren Keime bis auf die ersten Zeiten des Christentums zurückgehen, gruppierten sich besonders um das Leben der Heiligen und erfüllten mit sich die im Mittelalter überaus zahlreichen hagiographischen Schriften, welche sich auch nicht selten mit den besonderen Sagen einer Stadt oder einer Provinz verbanden. Dieses ganze Sagenmaterial, in welchem sich die allerverschiedensten Elemente verschmolzen und mischten, wurde dann zum grössten Teile in den in lateinischer Sprache verfassten Werken verarbeitet und vereinigt: z. B. die Munizipalsagen in den Chroniken der Städte, diejenigen Alexanders des Grossen in der Historia de praeliis, die im i o. Jh. geschrieben (s. II i , r 5 i ) und im 13. von Q u a l i c h i n o di S p o l e t o in Verse umgesetzt wurde, die religiösen in der Legenda aurea des Genuesers F r a J a c o p o da V o r a g i n e (s. II 1, 279; 1 2 3 0 — 1 2 9 8 ) . Sehr reichlich war im Mittelalter auch die Produktion von w i s s e n s c h a f t l i c h e n und d i d a k t i s c h e n Werken. Die theologischen, philosophischen und juristischen Studien, die in den Jahrhunderten nach dem Jahre 1000 wieder aufblühten, erweckten in Italien und hielten in den Geistern den Enthusiasmus der Forschung und der Spekulaticn wach; sie trugen alle dazu bei, den Gebrauch der lateinischen Sprache in der Litteratur zu befestigen ; die Notwendigkeit zur Grundlage der Kultur das Studium der Klassiker zu nehmen, liessen sie auf das lebhaftste herausfühlen. So treten eine lange Reihe von Grammatikern, Verfasser der artes dictaminis auf; unter diesen ragte besonders B u o n c o m p a g n o da S i g n a (s. II i, 252) hervor, welcher in Bologna und in Padua in der ersten Hälfte des 13. Jhs. Rhetorik lehrte und über die Kunst des Schreibens viele Traktate schrieb; darunter den ßoncompagnus und die Retorica novissima. Aber die charakteristischsten wissenschaftlichen und didaktischen Werke sind im Mittelalter jene Encyklopädien gewesen, in denen man versuchte das gesamte menschliche Wissen zusammenzufassen, indem man die entlegensten Stoffe vereinigte, viele sagenhafte und phantastische Elemente aufnahm, und die wissenschaftlichen Wahrheiten unter der Herrschaft der Ignoranz und des Aberglaubens entstellte. Diese Werke, welche nach dem Jahre 1000 zahlreich wurden, waren gewiss auch in Italien bekannt und wurden dann in der italienischen Litteratur zu Mustern; von allen ist das bekannteste das Speculutn maius des V i n c e n z v o n B c a u v a i s (13. Jh.), welcher in seinen naturale, doctrinale und historiale betitelten Hauptteilen, die beinahe zehntausend Kapitel umfassen, das gesamte Wissen des mittelalterlichen Menschen darstellt (s. II 1 , 248). Neben diesen Encyklopädien verfasste man auch Moralschriften oder moralisationes, welche eine der unmittelbaren Wirkungen des Symbolismus und der der christlichen Gesellschaft eigentümlichen Tendenz zur Allegorie darstellen; alle Produkte der Natur, die T i e r e , die Pflanzen, die Steine wurden das Symbol abstrakter Gedanken; die A p o l o g c , Fabeln und Erzählungen wurden so behandelt, dass sie eine moralische Bedeutung annahmen; die physischen Erscheinungen wurden untersucht, um daraus einen allegorischen Sinn oder eine praktische Lehre zu entnehmen; und später lebten dann in der italienischen Litteratur Formen und Gedanken wieder auf, welche in diesen moralisationes ihre erste Deutung erhalten hatten.

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LITTERATURGESCHICHTE DER ROMANISCHEN VÖLKER. —

6. ITAI.. LITT.

Und die moralischen und philosophischen Lehren und die praktischen Belehrungen nahmen dann sehr häufig ein poetisches Kleid in kleinen lateinischen Gedichten des 12. und 13. Jhs. an, welche einigen recht bemerkenswerten Formen der späteren vulgären Litteratur vorangingen; so z. B. in den 4 Büchern De adversitate fortunae von A r r i g o da S e t t i m e l l o (s. II i, 374) einem elegischen Gedichtchen, wclches in den letzten Jahren des 12. Jhs. verfasst wurde, und im Liber faceti eines Anonvmns (aus NarniV), welches Unterweisungen über das Leben und die Kunst des Liebens erteilt und vielleicht dem Anfang des 13. Jhs. angehört (s. II 1, 383). Die religiöse Empfindung, welche sich im Mittelalter allen Kundgebungen des menschlichen Geistes mitteilte, indem sie in Geschichte, Sage und Wissenschaft eindrang, fand auch in der Poesie ihren besonderen Ausdruck, und nahm verschiedene Formen in der geistlichen L y r i k an, welche sich auf zwei sehr verschiedene Arten entwickelte. Auf der einen Seite haben wir Verfasser von Hymnen (s. II 1, 112 ; 152 ; 325 ff.); die Reihe derselben eröffnete in den ersten christlichen Jahrhunderten Lactanz, Victorinus, Sedulius; das ganze Mittelalter hindurch zieht sich diese poetische Produktion. Die Gedichte sind gleichartigen Charakters und von bestimmten, konventionellen typischen Formen, wie sie die Liturgie darbot, zu der sie gehörten. Aber bald bildete sich eine andere Art christlichcr Lyrik aus, welchc der unmittelbarere Ausdruck der Volksempfindung war; in diesen Gedichten war die Unmittelbarkeit des religiösen Affekts noch nicht durch litterarische Absichten eingeschränkt; die metrische Form derselben, ihre Reime, kündigten schon die vulgäre Poesie an, so das Stilbat Mater, das Dies irae und soviele andere ähnliche Gebete an Gott, an die Jungfrau, an die Heiligen. Mit dem christlichen Gottesdienst ist auch die Entwickelung der mittelaltarlichen dramatischen Formen verbunden (s. II 1, 422); die christliche Liturgie ging allmählich von der einfachen Erinnerung an das Mysterium auf die Darstellung desselben, und von dem zwischen Priester und Volk abwechselnden Gesang auf die wahre dramatische Handlung über: so wurde denn allmählich der liturgische Gottesdienst zum Mysterium oder ludus scenicus, in den nach und nach profane und selbst satirische Elemente eindrangen; unter solcher Wandlung, entstanden die sacre rappresentazioni, die erste dramatische Form der italienischen Litteratur. T i r a b o s c h i , Bd. I I I ( B u c h I. K a p . 3, II, 3 ; H l . 3 ; I V , 2 — 3 ) u n d I V ( B u c h II, K a p . 1 , 6 ; I I I , 4 - 5 ) ; B a r t o l i , B d . I K a p . 1 - 7 ; G a s p a r y , Bd. I K a p . 1; G i e s e b r e c h t , De litterarum studiis apud Italos primis meJii aai sateulis, Berlin 1845; C o m p a r e t t i . Virgilio nel medioevo, L i v o r n o 1872 ; L e y s e r , Historia poct. et potm. medii arsi, H a l l e 1721 ; P o t t h a s t , Bibl. medii aevi, Berlin 1 8 5 4 — 6 7 ; K b e r t . Allgem. Geschichte der Litter. des Mittelalters im Abendlande, Leipzig 1878 — 80, und h a u p t s ä c h l i c h die v o n G r ö b e r . Grundriss 11 1, 9 7 ffa n g e f ü h r t e n Q u e l l e n und seine D a r s t e l l u n g der Lat. L i t des M A .

6. Während in Italien sich dauernder eine lateinische Tradition erhielt, entwickelten sich in Frankreich rascher die Keime der Litteraturen in den Volkssprachen, und schnell gestalteten sich zwei verschiedene Litteraturen, von welchen die eine, im eigentlicheren Sinne französisch, im Gebiete jenseits der Loire mit der n o r d f r a n z ö s i s c h e n Sprache erwuchs, die andere provenzalisch war und in den südlichen Teilen des Landes mit der südf r a n z ö s i s c h e n Sprache sich entwickelte; beide gingen der Litteratur in italienischer Sprache um mehrere Jahrhunderte voran. Um das Jahr 1000 hatten sie schon einen bemerkenswerten Grad der Entwickelung erreicht, einen eigentümlichen Charakter angenommen und sich in besonderer Weise ausgebildet; denn in der französischen wog die epische Darstellung, die heroische und romanhafte Erzählung vor; in der provenzalischen dagegen die lyrische, der

A N F Ä N G E : L A T . L I T T . DIDAKTIK. L Y R I K . DRAMA. —

PROVENZ. FRZ. L I T T ,

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Ausdruck der Gefühle, hauptsächlich der Liebe. Zuerst wurde in Italien die provenzalische Litteratur bekannt ; bestanden j a doch in politischer und kommerzieller Hinsicht zwischen den Norditalienern und den Bewohnern des südlichen Frankreichs weitreichende Übereinstimmungen und Beziehungen. Schon gegen Ende des 12. Jhs. waren einige der bedeutenderen Dichter oder T r o u b a d o u r s der Provence nach Italien gezogen, w i e P e i r e V i d a l (s. II 1, 18. 20), R a m b a u t v o n V a q u e i r a s (s. II 1, 18.19), G a u c e l m F a i d i t (s. II 1, 18), und unter grossen Gunstbezeugungen an den Ritterhöfen und besonders am Hofe des Marquis von Monferrat aufgenommen worden ; eine grössere Anzahl noch zog am Anfang des 13. Jhs. hinüber, damals als der Kreuzzug gegen die Albigenser die Provence verwüstet hatte, und die Auswanderung dauerte beinahe jenes ganze Jahrhundert hindurch bis zur Zeit, in welcher Karl von Anjou, der Graf der Provence, den Thron von Neapel bestieg. Diese Troubadours brachten nach Italien ihre Poesie, sie sangen von neuer Liebe und von neuen Gebieterinnen, befassten sich auch mit den politischen Angelegenheiten des Landes, welches sie gastfreundlich aufnahm, und regten lebhaft den Wunsch zur Nachahmung an. So begannen die Italiener nach und nach provenzalische Verse zu schreiben, und es bildete sich eine wirkliche italienische Troubadoursschule aus ; zu den ersten der Zeitfolge nach gehören der Marquis A l b e r t o M a l a s p i n a ( 1 1 6 5 * — 1 2 1 0 ) und R a m b e r t i n o B u v a l e l l i ( 1 1 6 5 * — 1 2 6 5 * ) aus Bologna; wegen der Zahl und der Beschaffenheit ihrer Gedichte sind bemerkenswert L a n f r a n c o C i g a l a ( 1 2 0 0 * — 1 2 6 0 * ) und B o n i f a c i o C a l v o ( 1 2 0 0 * — 1 2 7 0 * ) , beide aus Genua, B a r t o l o m m e o Z o r z i ( 1 2 3 0 * — 1 2 8 0 * ) aus Venedig und vor allen S o r d e l l o ( 1 2 0 0 * — 1 2 7 0 * ) aus Mantua. So gelangten die der provenzalischen Poesie eigentümlichen Stoffe und Formen nach Italien; sie erhielten sich in veränderter Sprache in einem sehr bemerkenswerten Teile der italienischen Lyrik der Anfangsperiode. Auch die f r a n z ö s i s c h e Litteratur wurde bald bekannt. Spielleute und Sänger gingen über die Alpen und brachten mit sich ihre epischen Gedichte, die chansons de geste, in welchen das heroische und romantische Ideal der aristokratischen Gesellschaft Frankreichs glänzend ausgeprägt war, seit eine so gewaltige Dichtung bestand, wie es die Chanson de Roland ( 1 1 . Jh.) war. Von allen italienischen Provinzen war das venezianische Gebiet dasjenige, in welchem sich die französische Epik am meisten ausbreitete; dort wurden die Gedichte insofern umgewandelt, als ihr ursprüngliches Aussehen durch die Einführung von Formen und Worten, die den heimischen Mundarten eigentümlich waren, umgestaltet wurde, vielleicht zum Zweck das Verständnis derselben zu erleichtern. Die hervorragendsten Beispiele franco-venezianischer Gedichte sind der Beuvon d'Hanstone, Berte, Karleto, Berte e Milone, Ogier le Danois, Macaire, die nichts anders sind als ebensoviele Teile eines einzigen Sammelwerkes ( X I I I — X I V Jh.); andere wurden von Italienern in einem italianisierten Französisch verfasst, so die Entrée de Spagne von einem Paduaner A n o n y m u s , die Prise de Pampelune von N i c c o l ò da V e r o n a ; andere schliesslich — und es war dies eine letzte Stufe — wurden in einer Mischsprache abgefasst, in welcher das italienisch-dialektische Element vorwog ; so der Bovo d'Anto na von einem venezianischen Anonymus. So wurde denn in Italien jener selbe epische Stoff verarbeitet, der dann in den folgenden Jahrhunderten in gewaltigen Werken italienischer Dichtkunst behandelt werden sollte. Und zugleich mit der epischen Poesie verbreiteten sich noch andere Stoffe und andere Formen der französichen Litteratur in Italien ; so die fableaux, meist satirischen Inhalts, der Renard oder der Fuchsroman, und der Roman de la Rose, der in seinem ersten von G u i l l a u m e de L o r r i s verfassten Teil ein grossartiges

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LITTERATURGESCHICHTE DER ROMANISCHEN VÖLKER. —

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ITAL.

LITT.

Denkmal allegorischer Vision ist, und zwar in einer F o r m , die nicht ohne Einfluss auT die italienische Poesie, der grossen toskanischen Periode blieb. L i t t . : Ausser den bekannten Werken allgemeineren Charakters über die französische und provenzalische Litteratur m ö g e man im Einzelnen nachsehen: O . S c h u l t z in Zeitschr. f . rom. Phil. VII 177 ff. ; A . M u s s a f i a , Altfranz. Ged. aus venti. Hss., Wien 1 8 6 4 ; A. T h o m a s , A'ouveUes recherches sur V Entree de Spagne, Paris 1882.

7. Als damals auch in Italien die langsame Umwandlung der lateinischen Sprache vollendet war, die während der germanischen Einfalle begonnen und nach dem Jahre 1 0 0 0 einen schnelleren Fortschritt genommen hatte, machten sich auch bald die ersten Versuche, in der neuen italienischen Sprache zu schreiben bemerkbar. Von dieser finden wir bereits einige Anzeichen in den Notariatsakten des 1 0 . Jh., und aus den Jahren 960 und 964 haben wir zwei lateinische Dokumente aus Capua und Teano, worin die Zeugenaussagen in Bezug auf Grenzstreitigkeiten in der Volkssprache wiedergegeben sind. 1 Im 1 1 . und 1 2 . Jh. nehmen die Spuren derselben an Zahl und Wichtigkeit zu, wir können aber noch nicht behaupten, aus dieser Zeit sichere Dokumente ihrer literarischen Verwendung vor uns zu haben ; denn zu ungewiss ist die Echtheit der gereimten Ferrareser Inschrift, die sich auf das Jahr 1 1 3 5 2 bezieht, und des Fragments eines historischen Gedichts aus Helluno über Ereignisse des Jahres 1 1 9 8 3 ; und sehr ungewiss ist, in welche Zeit man andere Denkmäler der ältesten italienischen Poesie setzen soll, wie den Ritmo cassinese und die toskanisrhe Cantilena giullaresca. 4 Die litterarische Verwendung der italienischen Vulgärsprache vor dem 1 3 . Jh. können auch nicht einigePredigten beweisen, in denen der Dialekt sich mit dem Kirchenlatein vermischt, oder besser in dasselbe einsickert 5 oder die italienischen Strophen eines zweisprachigen Kontrasts von Raimbaut de Vaqueiras, ein alleinstehender, scherzhafter Versuch eines Fremden. 6 Dagegen wurde beim Beginn des 1 3 . Jh. die schriftliche Verwendung der Vulgärsprache gewöhnlich ganz allgemein, und beschränkte sich nicht auf die Schriften privater und kommerzieller Art, sondern teilte sich auch rasch den in litterarischer Absicht verfassten Werken mit, welchen sogleich durchgebildete und mannigfaltige Stoffe zur Seite standen. Von dieser Zeit an entwickelte sich eine ziemlich reiche Litteratur, in welcher, wie wir sehen, während mehr als einem halben Jahrhundert die Poesie einen viel grösseren Platz einnimmt als die Prosa; in allen Provinzen Italiens traten auf einmal Dichter, die in der Vulgärsprache schrieben, auf; im Allgemeinen bedienten sich dieselben der einheimischen Sprache als eines Werkzeugs zur Ausübung einer K u n s t , die ihren Inhalt und ihre Form der französischen Litteratur entnahm, und erst gegen Ende dieser Periode zeigten sich die ersten Versuche der Poesie neue Stoffe zuzuführen und ihre Formen zu erneuern. L i t t . : Über die Anfange der italienischen Sprache sehe man dir nützliche Zusammenfassung von L. M o r a n ili n a c h : Origine della lingua italiana 7. Ausg. Città di Castello 1890 und von P. R a j n a liei d ' A n c o n a und I J a c c i I 2; M o n a c i . Crest. 8 0 : dieser letzte macht v a l l e zu einem G e n u e s e r und einem A n g e h ö l i g e n der F a m i l i e D o r i a .

4

Perci-

Cesareo 5ü.

•' N a c h C e s a r e o 4 0 w ä r e R u g g e r o n e da P a l e r m o j e n e r Minorit R u g g i e r i da P a l e r m o , den F r i e d r i c h I I . z u m K ö n i g von T u n i s s c h i c k t e , u m ihn um d a s B u c h S i d r a c zu bitten, und w e l c h e r es »traslath di saracinesco in grammatica«, d. h. a u s dem A r a b i s c h e n ins L a t e i n i s c h e . • M o n a c i 8 8 ; C e s a r e o leugnet es 4 7 , aber die E r w ä h n u n g von A q u i l e i a in einer s e i n e r C a n z o n e n unterstützt die H y p o t h e s e sehr g u t . 1 Z e n a t t i 2 2 — 3 8 : M o n a c i , Dì una recente dissertazione su Arrigo Testa, R o m a 1H89; A . G i a n a n d r e a . Carte diplom. iesine, a d . a n . ; C e s a r e o 4 9 . " M o n a c i , Crest. 7f>; C e s a r e o 4 3 ; man b e m e r k e , d a s s die Ü b e r s c h r i f t e n der I i s . A a n f ü h r e n : Messer Odo de te Colonne di Messina. ( i H ö b r r , Grundriss. Ile.

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L I T E R A T U R G E S C H I C H T E DER ROMANISCHEN VÖLKER. —

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ITAL.

LITT.

nach Aragon w a r . 1 — T i b e r t o G a l l i z i a n i aus Pisa, welcher, da er seine Gedichte an Dichter des H o f e s Friedrichs II. richtete, zum Beispiel an Rinaldo d'Aquino, höchst wahrscheinlich im Dienste des Kaisers selbst gewesen sein wird, zugleich mit so und so vielen anderen seiner M i t b ü r g e r . 2 — P a g a n i n o d a S a r z a n a oder wie andere glauben von S e r e z a n o , einem Kastell von Tortona, auch er vielleicht im Dienste Friedrichs II. oder als Beamter bei i h m . 3 — G u a l t i e r o a b a t e di T i v o l i , welcher 1 2 5 0 von Innocenz I V . als einer seiner Anhänger anerkannt wurde und in Sonetten mit G i a c o m o da Lentini tenzonierte. 4 — G u i d o d e l l e C o l o n n e , den Dante einen Messinesen nennt (De vulg. eloq. II 5, cf. I 12 . . . doctores indigenas), scheint auch seinerseits der römischen Familie entstammt, und sehr frühe nach Messina gekommen zu sein, w o er von 1 2 5 7 bis 1 2 8 0 als Richter fungierte, und wenigstens bis 1 2 8 7 l e b t e ; er wird seine Gedichte in seiner Jugend verfasst haben, da sie denjenigen der Zeitgenossen Friedrichs II. und Pier della Vigna's nicht unähnlich s i n d . 5 Die provenzalisierende Lyrik ging vom Süden Italiens rasch nach Mittelitalien über und gedieh besonders reich in Toskana in den Städten der kaiserlichen Partei; denn die Beziehungen zwischen diesen und dem H o f e Friedrichs II. waren besonders leicht und häufig. Wenn wir von den Toskancrn, welche diese poetische Richtung befolgten, genauere und ausführlichere biographische Nachrichten hätten, so würden wir sie wahrscheinlich in persönlichen Beziehungen mit den Dichtern der Staufenzeit finden. Jedenfalls dichteten viele in T o s k a n a nach der Weise der Sizilianer und der Apulier; in Arrezzo finden w i r , ausser Arrigo T e s t a , den m a e s t r o B a n d i n o und G i o v a n n i d a l l ' O r t o , welche beinahe sicher vor ihrem berühmten Mitbürger Fra Guittone s c h r i e b e n ; 6 in S i e n a , ausser einigen weniger bedeutenden, den Ritter F o l c a c c h i e r o d e ' F o l c a c c h i e r i , welcher als Jüngling für seine Heimatstadt gegen die Florentiner kämpfte, 1 2 5 1 als Gesandter zum Grafen Aldobrandino geschickt wurde und 1 2 6 0 schon gestorben w a r " ; in Pisa, welches dem H o f e der Staufen J a c o p o Mostacci und Tiberto Galliziani lieferte, haben wir C i o l o d e l l a B a r b a und B e t t o M e t t a f u o c o , deren Gedichte in ihrer provenzalisierenden Art Anzeichen dafür bieten, dass sie in der ersten Hälfte des 1 3 . Jhs. geschrieben sind* und G a l l o d ' A g n e l l o , der in seiner Vaterstadt Richter war und 1 2 7 5 als Gesandter seiner Mitbürger zum Konzil von L y o n ging.9 Übrigens dauerte in Pisa und überhaupt in Toskana die provenzalisierende Dichtung länger als im Süden Italiens, wo ihr A u f h ö r e n , seltsam genug, mit der Eroberung des Königreichs durch den Grafen der Provence zusammenfällt: sie dauerte länger und hatte als ihren hauptsächlichsten Vertreter einen Mann aus L u c c a , dem schon seine Zeitgenossen vorwarfen, dass er sich mit den penne del Notaio, d. h. des Giacomo da Lentini schmückte. E s war dies B u o n a g i u n t a O r b i c c i a n i d e g l i O v e r a r d i , von dem wir mit Sicherheit w i s s e n , dass er wenigstens bis 1 2 9 6 l e b t e , denn in diesem Jahre war er Pfleger oder Verwalter an der K i r c h e S. Martino in L u c c a : 1 , 1 er ist ' Z e n a t t i 9 — 1 2 . C e s a r e o 50. C e s a r e o 47, 5 3 ' M o n a c i 66, C e s a r e o 53. * M o n a c i 60, C e s a r e o 536 M o n a c i , Di Guido della Colontia trovadore e della sua patria, Rom 1 8 9 2 : C e s a r e o 5 7 — 59, und Ober die Streitfrage der Identität dieses Dichteis und des Verfassers dir Historia troiana, D'Ancona und Bacci I 39• Mitteilung des Prof. G. Salvadori in Rom. 7 C. M a z z i , Folc. Folcacchieri, rimatore seiest del s. XIII, Florenz 1878. * M o n a c i bei M o r a n d i , Antologia, p. 2 1 0 Anm. 2. • G a s p a r y , Gesch. d. it. Litt. I 423. 10 M i n u t o l i in Dante e il suo secolo, 222 (f. s

ANFÄNGE: TOSK ANISCHE LYRIKER.

GUITTONE V. AREZZO.

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Verfasser einer kleinen, aber bemerkenswerten Liedersammlung 1 , in welcher sich der Übergang der sizilianischen Schule in die neue toskaner Schule widerspiegelt; denn während er die Gedanken und Bilder der provenzalischen Trobadors blind befolgt, nimmt er andererseits schon Formen an — besonders charakteristisch unter ihnen ist die Ballade, — welche ein besonderes Produkt der toskanischen Poesie sind. 1 0 . Die Befreiung der provenzalischen Lyrik ist das Werk der toskanischen und bolognesischen Dichter gewesen, welche in dem zwanzig Jahre umfassenden Zeitraum von 1 2 6 0 bis 1 2 8 0 blühten; dieselben bildeten die s. g. gelehrte oder Übergangsschule: sie gingen fast alle von der Nachahmung der provenzalischen Poesie aus, aber allmählich trennten sie sich von ihr, indem sie in ihre Gedichte die Theorien und Erörterungen über die L i e b e einführten, das Gebiet der Lyrik den philosophischen, religiösen oder politischen Stoffen eröffneten, den poetischen Stil durch grössere Anähnlichung an die lateinische Periode zu veredeln suchten und neben der Kanzone dem Sonett zum Siege verhalfen. Der erste Versuch in dieser Richtung wurde von G u i t t o n e d e l V i v a gemacht, welcher, 1 2 2 0 in S. Firmina bei Arezzo geboren, Gehilfe seines Vaters Michacl im Amte eines Kämmerers seiner Vaterstadt war, der sich vor 1 2 6 9 unter die Ritter von Santa Maria gloriosa aufnehmen liess, die im Volksmunde die frati godenti hiessen (Dante, Inf. X X I I I , 1 0 3 ) — ein militärischreligiöser, in Bologna 1 2 6 1 gegründeter Orden — , der dann in Bologna einige Zeit um 1 2 8 5 lebte, die letzten Jahre seines Lebens nach Florenz sich zurückzog, 1 2 9 4 seine Güter zur Stiftung des Klosters degli Angeli hergab und 1 2 9 4 starb. 2 Guittone hat uns eine reichhaltige Liedersammlung hinterlassen 3 , in welcher die Trennungslinie zwischen den zwei Perioden der litterarischen Wirksamkeit des Verfassers ziemlich deutlich ist. In der ersten Periode, in welcher er beinahe ausschliesslich Liebesgedichte verfasste, hielt er sich noch eng an seine provenzalischen Vorbilder; seine einzige Neuerung war seine verfehlte künstliche Form und seine gesuchte und dunkle Sprache. In der zweiten, die philosophischen, moralischen und religiösen Gedichte umfassenden Periode verbindet er mit der Emphase eines schwülstigen Predigers, der das Mass zu wenig einzuhalten versteht, die prosaische Dürre der Betrachtung und die Sucht Latinismen in Wörtern und Konstruktionen zu häufen; nur selten trifft er den Ton echter Empfindung, ein durch Neuheit und Kühnheit ausgezeichnetes Bild, eine schlagende Wendung: die Vermittelung zwischen den zwei Manieren stellen nicht bloss bezüglich der F o r m , sondern auch bezüglich der Zeit, einige wenige Gedichte her, in denen der politische Inhalt den Geist des Verfassers etwas erhebt und ihm die Kraft g i e b t , mit wirksamerer und gehobener Sprache den Bürgern von Florenz und Arezzo seine Ermahnungen und Verweise entgegenzuhalten. So brachte Guittone die Poesie dazu, sich auch mit den zeitgenössischen Ereignissen zu beschäftigen; das alte Erbteil konventionellen Inhalts, in welchem sich die Poesie der sizilia1 Vorläufig bei V a I e r i a n i , l'iteli del pr. secolo I 471—b3',i\ eine kritische, von S. 1* i e r i besorgte Ausgabe. ist seit mehreren Jahren gedruckt (Bologna. Zanichelli), aber r.och nicht veröffentlicht. * G. B o t t a r i , Vorwort zu den Lettere di fra Guitt. d'Ar. Rom 1 7 4 5 ; wegen des Aufenthaltes in Bologna cf. Rivista critica III 1 1 4 : wertlos ist die Arbeit von L . R o m a n e l l i , Di Guittone d'Ar. e delle sue opere, Campobasso 1875. 8 Die vollständigste, aber in der Wiedergabe des Textes mangelhafte Ausgabe ist die von L V a l e r i a n i , Florenz 1 8 2 8 ; eine kritische Ausgabe von F . P e l l e g r i n i ist unter der Presse (Bologna, Romagnoli). Ober die Guittonianische Poesie sehe man P. V i g o , Giorn. di filol. rom. II 1 9 ff., und allerdings minderwertig, W. K o k e n , Guitton? s von Arezzo Dichtung und sein Verhältnis zu Guinicelli, Hannover 1885.

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ITAI..

LllT.

nischen Schule bewegt hatte, warf er hei Seite, und sein Beispiel blieb nicht ohne Wirkung in T o s k a n a , wo wir zur Zeit des Bruders aus Arezzo viele finden, die sich der P o e s i e als eines Werkzeugs im politischen K a m p f e bedienten. In Florenz ist die ( ¡ r u p p e der Dichter bemerkenswert, welche mit T e n z o n e n in Sonetten die letzten Schicksale des K a m p f e s zwischen den Staufen und dem Hause A n j o u , und ganz besonders den unglücklichen Zug K o n r a d i n s begleiteten; erwähnenswert sind M o n t e A n d r e a , welcher die Manier Guittone's b e f o l g t e und übertrieb, indem er komplizierte und künstliche metrische F o r m e n herzustellen suchte, und als guter G u e l f e den K ö n i g K a r l I. von Anjou stets in den H i m m e l e r h o b ; P a l a m i d e s s e d e l P e r f e t t o , auch er G u e l f e , und G o n f a l o n i e r e der Armbrustschiitzen in Montaperti, der für K o n r a d i n sich voller Verachtung zeigte; S c h i a t t a P a l l a v i l l a n i , der unter den im J a h r e 1 2 6 8 verbannten Ghibelline!) sich befand und unter denen, die den Frieden des K a r d i n a l s Latino im J a h r e 1 2 8 0 b e s c h w o r e n ; G u g l i e l m o B e r o a r d i 1 2 5 5 Notar und Richter der K o m m u n e und 1 2 5 6 Syndikus, in vielen Aktenstücken bis 1 2 8 0 genannt; L a m b e r t u c c i o F r e s c o b a l d i , 1 2 5 1 Veranlasser des Baues der Brücke zu S. Trinità und 1 2 S 4 unter den Ratsherrn erwähnt, w e l c h e alle drei für Konradin Partei ergriffen und ihn in ihren Sonetten feierten, indem sie seinen Triumph voraussagten. 1 Auch in anderen toskanischen Städten kam mit Guittonc's Dichtungsweise zugleich die Vorliebe für politische Poesie a u f ; letztere wurde umsomehr gepflegt, j e lebhafter die Parteikämpfe dort waren : so in Pisa, w o wir eine kleine, aber bemerkenswerte G r u p p e von Dichtern vorfinden, wie l ' a n n u c c i o d e l B a g n o , L o t t o d i s e r D a t o und B a c c i a r o n e di B a c o n e , welche K a n z o n e n über die Unterdrückung der ghibellinischen Partei durch U g o l i n o della Ghcrardesca dichteten, und Zeitgenossen anderer ihrer Mitbürger waren, wie I ' u c c i a n d o n e M a r t e l l i , N a t u c c i o C i n q u i n a , L u n a r d o d e l G u a l l a c c a und G i r o l a m o T e r r a m a g n i n o , w e l c h e den provenzalischen Konvenzionalismus noch spät fortführten, ebenso wie die Wunderlichkeiten Guittonc's. 1 1 . Während auf diese Weise in T o s k a n a die italienische Lyrik blühte, begannen in B o l o g n a , dem grossen Zentrum scholastischer und gelehrter Bildung, in die übrigens ein Hauch der Troubadour- und Ritterpoesic ! J eingedrungen war, die ersten Dichter in italienischer Sprache aufzutreten. Zuerst befolgten und ahmten sie. die provenzalische und guittonische Manier nach, wie wir aus den uns übrig gebliebenen nicht zahlreichen Versen von F a b r u z z o L a m b c r t a z z i schliessen können. Kr stammte aus der mächtigen Familie, w e l c h e an der Spitze der bolognesischen Ghibellincn stand, wurde mit seinen anderen Parteigenossen 1 2 7 4 verbannt und lebte noch in der Verbannung 1 2 8 6 . Dasselbe ersehen wir aus den Versen von P a o l o Z o p p o d a C a s t e l l o , welcher schon in einem Bologneser Dokument aus 1 2 6 8 erwähnt ist, und 1 2 7 3 einen Vergleich mit einem A b t e schloss, dem er in einem Streite einen seiner M ö n c h e ermordet hatte, dann aus denen des R a n i e r i B o r n i o d e ' S a m a r i t a n i , der aus einem reichen und edlen Hause stammt und mütterlicherseits mit den Ubaldini's und G r a f e n von Panico verwandt war, 1 2 6 7 Podestà von Cento und P i e v e , und 1 2 6 8 von R a v e n n a wird, nach 1 2 8 3 in den Franziskanerorden eintritt, dann von seinen Mitbürgern 1 2 9 8 sich zu Bonifaz V I I I . 1 Nachrichten und D o k u m e n t e Ober diese Dichter, von mir gesammelt in dei Rivista I V 3 3 ff. und Propugnatore N. S. I I, 1 1 8 ff. * M a r t e l l i w a r 1 2 8 9 G e m e i n d e v o r s t e h e r ; CiiM|uina 1 2 9 9 (ei. Aich. stör. ital. V I 2 . ' ' 1 4 1 ) , T e r r a m a g n i n o bearbeitete in provenzalischen Versen die Razos del trohar von R.iimon Y i d a l {Romania V I I I 1 8 4 ff.). * Über die b o l o g n e s i s c h e K u l t u r im 1 2 . und 1 3 . J h . schrieb ich im Giornale Storico

critica

1 1 ff.

ANFÄNGE:

POLITISCHE

DICHTUNG.

BOLOGNESISCHE

DICHTER.

21

schicken Hess, von dem er 1302 delegiert wurde, den Frieden zwischen den Herren von Montcfeltro und von Rimini und Ravenna zu vermitteln ; dasselbe lässt sich endlich noch von den Versen des Notars S e m p r e b e n e (della B r a i n a ? ) sagen, von dem wir keine sicherc historische Nachricht haben, aber dessen Alter durch den Platz bezeugt wird, den in den handschriftlichen Liedersammlungen die ihm zugeschriebenen Gedichte einnehmen. 1 Von der Nachahmung der Troubadours und der Bewunderung Guittone's von Arezzo befreite sich in den ersten Zeiten seiner poetischen Wirksamkeit auch nicht der grösste der bologncsischen Schriftsteller dieses Zeitalters, G u i d o G u i n i z e l l i , der von Dante so anerkennend beurteilt wurde, dass er ihn als »maximus Guido« begrüsste und als *padre mio e degli altri miei miglior chi mai rime tiamore usar dolci e leggiadre«.2 Guiaizelli (eigentlich Guido di Guinizello de' Principi) wurde c. 1230 in Bologna geboren, er stammte aus einer edlen ghibellinischen Familie, studierte vielleicht Jurisprudenz und wurde Richter in seiner Vaterstadt; 1270 war er Podestà in Castelfranco, einer wegen der Grenze von Modena wichtigen Ortschaft, 1274 wurde er zusammen mit allen Anhängern der kaiserlichen, dei Lambertuzzi genannten Partei in die Verbannung geschickt und starb 1276 im Exil. 3 Seine kleine, ausschliesslich aus Kanzonen und Sonetten bestehende Liedersammlung bezeugt, dass auch Guinizelli zu dichten begann, indem er, wie die andern unter seinen bologncsischen Zeitgenossen, die provenzalisierende Manier befolgte, welche man in beinahe allen seinen Liedern wiedererkennt; eines derselben sandte er mit einem Sonett an Guittone, indem er ihn, wie später Dante es fiir ihn thun sollte, als »caro padre meo« begriisste und ihn bat es zu korrigieren und zu beurteilen. Aber diese Troubadourkunst mit ihrem leeren Inhalt, der Monotonie von Bildern und Vergleichen, der Kiinstlichkcit in Form und Strophe konnte nicht lange zum Ausdruck eigener Gedanken und Empfindungen einem Manne wie Guinizelli genügen, einem Manne von so feurigem und durch tiefe philosophische Studien gekräftigtem Geiste. So musste er denn bald einen andern Weg einschlagen. Mit dem Erfolge, den ihm ein vollkommenes künstlerisch ausgeglichenes Temperament ermöglichte, nahm er den Versuch Guittone's wieder auf, einen ernsteren Inhalt und eine italienischere Form der Liebeslyrik zu verleihen. So ging die Philosophie von den Disputationen der Schule in die Phantasien der Dichter über, und Guinizelli's Werk war es, hierdurch mächtig dazu beizutragen, der nationalen Poesie, welche bis dahin innerhalb der engen Grenzen der kalten und monotonen provcnzalischen Nachahmung und des unfruchtbaren und antiästhetischen Guittoneschen Doktrinarismus verblieben war, einen neuen Aufschwung zu geben. Die berühmteste Kanzone Guido's, welche einen neuen Begriff des Wesens der Liebe entwickelte, zeigte, wie man aus den Allgemeinheiten heraustreten konnte, um in poetischer und genialer Weise eine philosophisch gedachte Lehrmeinung zu vertreten und zur Geltung zu bringen : die Liebe und der Adel der Seele sind wie der Vogel und das Grün des Waldes; sie sind für einander geschaffen, denn der Anblick der geliebten Frau erweckt in der Seele des tugendhaften Mannes ein Gefühl, welches ihn von jeder Gemeinheit reinigt, ein Gefühl, welches ihn überströmt, wie die Macht Gottes die himmlischen Wesen durch-

1 Wegen biographischer Nachrichten >ehc man G. K a i i t u z z i nach: Scritt. boi. V (>. VII 21)4, v i l i :t;{8 a u s dein 1 3 - J h . ; e i n e a n d e r e in der Hs. der Kiccai diana 2418 ist eist v o n 1 1 ;( datiert. D'Ancona und B a c c i 1 105 versetzen diese K o m p i l a t i o n in die letzten J a h r e d e s I Jhs., ( i . i s p a r v d a g e g e n , 1 149, s c h r e i b t sie dem A n f a n g d e s 14. J h s . zu. freilich nicht o h n e Z w e i l e i zu liegen. 4 E . G o r r a , Testi inediti di storia troiana, Turin 1887. p p . 3 7 1 - I' >'A (ci. 11. M o r i , Romania X X I 18 IT., 88 IT.).

ANFÄNGE : B. LATINI.

ÜBERS,

FRZ. U. L A T .

WERKE.

39

des bretonischen Zyklus in französischer Sprache von Rusticiano da P i s a 1 ; der Libro dei sette savi, von welchem wir etliche alte italienische Prosaredaktionen haben, eine darunter wenigstens aus dem 13. Jh., aus einem französischen Original ins Italienische übersetzt'-; die Disciplina clericaU, auch sie eine Übersetzung, nicht des lateinischen Textes von Petrus Alphonsus (s. II 1, 216), sondern einer französischen Bearbeitung, von welcher auf uns nur ein Fragment in doppelter Bearbeitung gekommen ist. 3 Schliesslich haben wir die Übertragung von Brunetto Latini's Tesoro, welche fast allgemein für eine Arbeit des Florentiners B o n o G i a m b o n i (23) gehalten wird. Freilich ist es unmöglich heute die ursprüngliche Form zu erkennen, wegen der Uberaus zahlreichen Umarbeitungen, denen dieses Werk durch Interpolatoren und Abschreiber unterworfen war. 4 Viel mannigfaltiger war die Arbeit der Vulgarisierung l a t e i n i s c h e r Texte, sei es mittelalterlicher Werke, sei es von Werken aus dem alten Rom ; und bei dieser Arbeit suchte die neue Sprache, mehr als bei andern, sich der Anordnung und dem Aufbau der klassischen Periode anzupassen; so nahmen denn die italienischen Schriftsteller die Gewohnheit an, sich mit lateinischer Feierlichkeit zu bewegen, eine Gewohnheit, welche dann ein Jahrhundert später von einem gewaltigen Genie nach künstlerischen Grundsätzen in geordnete Bahnen geleitet wurde; indessen verlieh sie in der Zeit jener ersten Anfänge der italienischen Prosa einen strengen Charakter, ich möchte beinahe sagen, ein feierliches, gravitätisches Wesen, das verwickelte und dunkle Konstruktionen nicht vermied; daher scheinen derartige Schriften eher das Erzeugnis einer Zeit gelehrten Studiums und der Berechnung zu sein. Unter diesen Übersetzungen aus dem Lateinischen kann den Anspruch auf das höchste Alter erheben das Buch der Storie• de Troia et de Roma, eine in romagnolischer Mundart abgefasstc Übersetzung einer Kompilation der alten Geschichte, die von einem Grammatiker des 13. Jhs. aus den Werken des Isidor, Donat, Orosius, Solinus, Eutropius und Paulus Diacontis zusammengestellt wurde: die romagnolische Bearbeitung scheint in die Zeit zurückzugehen, in welcher Brancaleone degli Andalò (1252 — 58) Senator von Rom war, und wird während einiger Zeit sich einer gewissen Volkstümlichkeit erfreut haben, bis andere weniger rohe und ungeordnete historische Kompilationen sie in Vergessenheit geraten Hessen. 5 Nur wenig späteren Datums wird die in venezianischem Dialekt abgefasste Übersetzung der moralischen Distichen von Dionysius Cato und der Liebeskunst von Pamphilus sein, zwei Bücher, welche, da sie in den Schulen der vorangegangenen Jahrhunderte gebraucht worden waren, schnell 1 Der Tristan i-t unter der Presse, ilie Ausgalie w i r d von K. G. l ' a r o d i b e s o r g t ' die Tav. rit. w u r d e von l'\ I. P o l i d o r i B o l o g n a l S f > i — 6 6 herausg., und G a s p a r y h ä l ' diese letztere für ein W e r k aus dein 14. Jh., aber die Iis. der Riccardiana 1 5 4 3 föhrt das Datum 1 3 1 3 . w a s die A b f a s s u n g in eine frühere Zeit iflckt. 2 S i e ist von A . D ' A n c o n a , H libro dei sette sai'i di Ritma, Pisa 1 8 6 4 ; darüber s. C o m p a r e t t i Intorno al libro dei s. s. di R, l'isa 1860. E t w a s späteren D a t u m s ist die andere Redaktion, auch sie aus franz. Quelle, von H. V a r n h a g e n e d i e r t : Eine ¡tat. Prosavtrsitm der Sieben IWeisen Meister, Herlin 1881 ® Frammento di un' antira versione toscana della Disc. cìer. di /'. A. von P . P a p a b e s o r g t ; Klorenz l8»jl (cf. A'ir. critica V I I 212. (l'uni, storico X I X 22",). 4 Der Tesoro di />'. Lat. rollar, da H. Giamboni w u r d e /.. ersten Mal in T r e v i s o 1474 hrsg.; die modernen von I,. C a r t e r l 8 : w und von L . G a i t e r , B o l o g n a 1878 — 83 besorgten Neudrucke, wenn aneli korrekter als die alte Ausgalie. sind w e i t davon entfernt kritischen A n f o r d e r u n g e n zu genügen leinige A u s g a b e n einzelner T e i l e sind von Z a m b r i n i , cit. op. volg. angeführt 1. Ausgezeichnet sind die Bemerkungen von M u s s a f i a Sul testo del Tes. di B. L. W i e n 1867, und bei S u n d b v , Op. cit. ital. Obers. 5 IC. M o n a c i . Sul Liber Ystoriarum Komanorum, prime ricerche, 'iin Arci. della A', società romana di st. patria, Bd. X I I , und Crestom. 118 ff. Z w e i Hss. der Ubersetzung stammen aus dem 13. Jh.

40

LITTEKATURGESCHTCHTE

DER

KONUNISCHEN-

VÖI.KER. —

6.

IT\I..

LITT.

einen Bearbeiter fandeD, der sie in italienische Mundart übertrug: das Buch Cato's wurde nicht nach dem Text in Versen, sondern nach einer lateinischen Prosaversion übersetzt, und entpuppt sich in einigen groben Fehlern als Schulübung'; dagegen zeigt die Übersetzung des Pamphilus, insofern sie buchstäblich ist, schon den Unterrichtszweck in den Erklärungen, welche an mehreren Stellen die Bilder und Metaphern des Originals erläutern sollen. - Die ältesten Übersetzungen in toskanischer Sprache, die ein sicheres Datum aufweisen, sind die der Trattati morali von Albertano von Brescia (s. II i , 209), welche in der ersten Hälfte des 1 3 . Jhs. verfasst wurden: eine erste Übersetzung davon wurde von A n d r e a da G r o s s e t o in Paris 1 2 6 8 3 ausgeführt, eine zweite von dem Notar von Pistoia S o f f r e d i del G r a z i a 1 2 7 s 4 ; doch scheint es, als ob sie dem allgemeinen Wunsche die Lehren des Richters von Brescia sich anzueignen nicht genügten, denn kurze Zeit darauf wurden noch verschiedene andere Übersetzungen davon veröffentlicht/" Aus derselben Zeit sind auch die Übersetzungen verschiedener lateinischer Werke, welche, wenn auch nicht alle mit gleicher Sicherheit, dem B o n o G i a m b o n i zugeschrieben werden und wegen ihrer Einfachheit und Klarheit, die man vergebens in den andern bis jetzt aufgezählten Übersetzungen suchen würde, bemerkenswert sind: so hätte der Richter von Florenz in die schönste Sprache seiner Heimatsstadt die lstorie von Paulus Orosius, die Arte della guerra von Flavius Vegetius, undjunter dem Titel der Miseria delF uomo das Buch »de contemptu mundi* des Papstes Innocenz III. und unter dem des Giardino di consolazione ein anonymes »Viridarium consolationis«, eine Blumenlese von Moralsentenzen zum Tröste der Frommen, übersetzt 6 ; aber es ist schwer mit Sicherheit festzustellen, ob alle diese Übersetzungen so alt sind, wie sie ihren Herausgebern erscheinen, und im bejahenden Falle, ob man in allen das Werk B o n o G i a m b o n i ' s erkennen soll. 7 Besonders schön unter allen Übersetzungen ist die der äsopischen Fabeln, von einem A n o n i m o s e n e s e 8 , welche dann mehrere Male umgearbeitet und überarbeitet wurde und durch das ganze 14. Jh. hindurch sehr grosse Verbreitung fand. 23. Wirkliche O r i g i n a l w e r k e in italienischer Prosa findet man in der Periode der Anfänge nur in sehr beschränkter Anzahl; denn auch bei den Schriften, die auf den ersten Anblick solche zu sein scheinen, ist schwer zu unterscheiden, was von den Autoren herrührt oder nur überarbeitet wurde 1 Herausgegehen von A. T O h l e r »Die altvenezianische Uebersetzung der Sprüche des Dionysius Cato, Berlin 1883 f a u s den Abhandlungen der K. l'renss. Akad.). Spateren Datunis sind die von M. V a n n u c c i hrsg. Übersetzung™. It libro di Cato, Mailand 1829 (die dritte schon seit dem 16. J h . gedruckt) und C a t e n a z u ' s Bearbeitung in neap. Versen, hrsg. von A. M i o l a , Propugnatore, X I 2. 319 ff. * Herausg. von A. T o b l e r Arch. glott. ital. X 177—-")") * Ed. von F . S e l m i , Dei trattati morali di A. da Li. volgarizz. ined. Bologna 1873. ' Ed. von S. C i a m p i , Trattati morali di A. »iudice de B. volgar. da S. del Grazia. Florenz 1832. • B a r t o l i I I I 96. E i n e von dissen w u r d e von B. d e ' K o s s i . Floren/. 1610, herausgegeben und i r r t ü m l i c h e r w e i s e vom Herausgeber für gleichzeitig mit dem lat. T e x t e angesehn (trattati scritii in lingua latina . . . e traslatati »ei medesimi temfi nel volgar fiorentino). «* Delle Storie di P. Orosio eontro i pagani libri VIII volgarizzamenlo di B. Giamboni, von F . T a s s i , F l o r e n z 1849 besorgt (eine Bearbeitung dieser Ü b e r s e t z u n g . unter dem Namen des G i o v a n n i Guerrini d a l l ' A n c i s a w a r in Venedig 1039 herausgegeben w o r d e n ) , DelT arte della guerra di Fl. Vegezio libri IV volg. Florenz 1 8 1 5 . von F . F o n t a n i besorgt: Deila miseria delC uomo, giardino di consolazione etc. testi inediti von F . T a s s i besorgt, Florenz 1836. ( E i n blosser Wiederabdruck ist der Band der Trattali morali di B. G., F l o r e n z 1867). 7 Zweifel äussert B a r t o l i 111 100 IV.. 1 1 6 ff. * D i e Favole di Esopo in volgare hrsg. von S. B 0 n g i . I .ucca 1864. scheinen der älteste Text dieser Ubersetzung zu s e i n ; andere Bearbeitungen sind von Z a m b r i n i , Op. volg. 391 IT. verzeichnet.

ANFÄNGE:

ÜBERSETZUNGEN,

O R I G I N A I . W E R K E IN ITAL. P R O S A .

EPISTOLOGR.

41

und was auf dem Wege der Übersetzung anderen älteren Schriften entnommen ist; jedenfalls gehören aber doch solche Prosaschriften den letzten Jahren dieser Periode an, der Zeit, wo die Volkssprache, nachdem sie ihre syntaktischen Fähigkeiten in der Übersetzungsarbeit kund gethan hatte, geeignet schien sich in der Prosaform zu versuchen; und die daraus hervorgehenden Werke beschränkten sich auf sehr wenige Gattungen, den Brief und die kurze Chronik, den Traktat und die Novelle. Die E p i s t o l o g r a p h i e , a u f w e i c h e i n den vorhergehenden Jahrhunderten die Verfasser der Traktate der ars dictaminis so grosse Mühe verwandt hatten, hüllte sich im 1 3 . Jh. in das Kleid der neuen Vulgärsprache nur in der Handels- und Privatkorrespondenz, die nichts Litterarisches an sich hat; da die kaiserliche Kanzlei und päpstliche Kurie an dem Gebrauch des Lateinischen unverrückt festhielten, bewirkten sie, dass auch in den italienischen Republiken die Sprache der Vorfahren, auch nach dem Aufkommen der Vulgärsprache in der Poesie, die offizielle Sprache blieb; so war die Epistolographie dieses Jahrhunderts, von welcher wir in der Briefsammlung Pier's della Vigna ein hervorragendes Denkmal besitzen, ganz lateinisch. Eine einzige Ausnahme bilden die Briefe des Fra G11 i t t o n e d ' A r e z z o f i o ) , welche in der Zahl von zweiundzwanzig auf uns gekommen s i n d s i e sind zum grössten Teile an seine Mitbrüder und Mitschwestern vom Orden der Gaudenti oder an andere Freunde und Herren aus der Toskana gerichtet, und enthalten Ermahnungen zum Guten und zur Gerechtigkeit oder moralische und religiöse Lehren; von diesem Stoff, welchen auch viele Gedichte der Liedersammlung Guittone's behandeln, entfernt sich nur z. T . einer der längsten unter diesen Briefen, der an die Florentiner nach der Schlacht bei Montaperti gerichtete Brief, welcher im Ausdruck und im Gedanken mit der bei derselben Gelegenheit vom Aretiner Mönche verfassten Kanzone grosse Ähnlichkeit hat. Aber die grössere Bedeutung dieses Briefes besteht darin, dass er, der 1 2 6 0 oder kurz nachher geschrieben sein muss, uns bezeugt, wie Guittone recht früh von der poetischen Form seiner Kanzonen zur Prosa der Briefe überging. In diesen zeigt sich sogar offen das Bestreben der Periode Rundung und Feierlichkeit zu verleihen, indem man die Worte in Versreihen von verschiedenem Mass bringt, die aber des Reizes der Reime nicht entbehren. Dieses Verfahren, das nicht ohne andere Beispiele in der italienischen Litteratur i s t , 2 kann uns glauben machen, dass Guittone den Gedanken gehabt habe eine zwischen Poesie und Prosa vermittelnde Form zu schaffen, indem er in die italienische Litteratur das »prosimetrum« der mittelalterlichen Traktatverfasser einführte; 9 dies erklärt uns die grosse Ähnlichkeit zwischen dem Stil dieser Briefe und dem der Kanzonen, mit dem er die Dunkelheit und Affektation, die Latinismen und Provenzalismen und die verdrehte und verwickelte Konstruktion der Periode teilt; es sind dies alles Züge, welche, obgleich sie uns hart und grotesk erscheinen ' I m K o d e x B. w e l c h e r a u c h G e d i c h t e G u i t t o n e ' s ( 8 ) enthält, h a b e n w i r v o n ihm B r i e f e , 8 in V e r s e n , und 22 in P r o s a , und 5, die v o n A n d e r n an ihn gerichtet s i n d : h e r a u s g e g e b e n w u r d e n sie alle v o n B o t t a r i , Leu. di f r . G. d'Arezzo, R o m 1745- K e d i besä ss einen nun v e r l o r e n e n K o d e x , der 64 Briefe G u i t t o n e ' s enthielt, vielleicht ist der von m i r im Giorn. stor. III 1 6 4 Ii. b e s c h r i e b e n e Kicc.irdiano 2=133 ein F r a g m e n t d a v o n , das ü b r i g e n s in s e i n e m g e g e n w ä r t i g e n Z u s t a n d n i c h t m e h r denn (1 mit B g e m e i n s a m e n t h ä l t . K i n e k r i t i s c h e A u s g a b e bereiten F . T o r r a c a und M. M e n g h i n i v o r . ' S c h o n Z a m b r i n i , Op. volg. p . 306, b e m e r k t e das V o r h a n d e n s e i n einer R e i h e von V e r s e n in C a p . IX der Dodici conti morali\ er bat a b e r nicht b e m e r k t , dass die unter den E p i s t u l a r f o r m e l n G u i d o F a v a ' s ( M o n a c i , Crcst. 3 4 ) mit V e r s e n v e r m i s c h t ist; a n d e r e V e r s g r u p p e n b e m e r k t man in den F o r m e l n II. V , V I , v o n w e l c h e r letzteren Gaspary I 4 3 4 sagt, dass das E n d e sich w i e ein K a n z o n e n b r u c h s t ü c k a u s n i m m t . 3 Cf. z. B. H u g o v o n B o l o g n a , Rationes dictandi / / (in den cit. Quellen IX f>4); (Iber Hie P r o s a G u i t t o n e ' s , s. a u c h G . G a l v a n i Hrirpiignatore IV 1. 12 ff.

42

LITTERATURGESCHICHTE

DER

ROMANISCHEN V Ö L K E R .

— 6.

ITAL.

LITT.

können, doch immerhin beweisen, wie Guitton«* danach strebte, den gewöhnlichen W e g 7,11 verlassen, und Beispiele schwirriger Kunst in der Poesie und Prosa der neuen italienischen Literatursprache geben wollte. Es offenbart sich dagegen keine Kunst in den ältesten h i s t o r i s c h e n Schriften dieser Periode ; an deren Spitze muss man aus chronologischen Gründen eine Cronichetta pisana setzen, w e l c h e im Buch der Erinnertingen eines Kaufmanns aus Pisa vom Jahre 1 2 7 9 1 sich befindet und eine Antica cronichetta lucchesi, die uns in zwei Redaktionen verblieben ist, von denen die eine bis ins Jahr 1 2 6 0 r e i c h t 2 ; es sind nichts anders als K a t a l o g e von Podestà und bemerkenswerten Ereignissen, w e l c h e kaum nach chronologischer Reihenfolge geordnet sind, sehr einfach und 10h, auf welche sich dann, durch andere Hilfsquellen vermehrt, die reichhaltige Historiographie des folgenden Jahrhunderts stützte ; aber j e d w e d e r litterarische Z w e c k liegt ihnen f e r n , denn die wirkliche Chronik, in der die historische Komposition einen ausgeprägten Charakter hat, blieb noch während langer Zeit lateinisch. Immerhin finden wir die Erzählung besser ausgebildet und eine grössere Geschicklichkeit in der Gruppierung und Anordnung der Thatsachen in einigen andern Schriften, die man auch als Beispiele der ursprünglichen Historiographie der toskanischen Städte ansehen kann, w o wegen der regelmässigercn Natur des Dialektes der Übergang der Chronik zur vulgären Form leichter ist. Es sind dies die Brunetto Latini irrtümlicherweise zugeschriebene Cronaca fiorentina*, welche, z. T . vor 1285 verfasst, in einigen Teilen, z. B. in der Erzählung des Ursprungs der Guelfen und Ghibellinen in Florenz einer von derjenigen späterer Chroniken verschiedenen Traditon folgt, und La battaglia di Montaperto, das Werk eines A n o n i m o s e n e s e , in dem man trotz aller Umwandlungen und Interpolationen in der auf uns g e k o m m e n e n Redaktion doch den ursprünglichen K e r n der Erzählung eines Zeitgenossen, der vielleicht sogar die erzählten Ereignisse mit ansah, erkennen kann.' 4 Z11 den allerältesten d i d a k t i s c h e n Werken dürfte das Fiore di retorica zahlen, oder besser die Retorica nova, ein Werk, welches wenigstens in seiner ursprünglichen Bearbeitung vom F r a t e G t i i d o t t o d a B o l o g n a war, welcher es dem K ö n i g Manfred widmete, also in der Zeit zwischen 1 2 5 4 und 1 2 6 6 . 5 Sie ist nichts anders als ein K o m p e n d i u m der Rhetorica ad Herenniuni, die im Mittelalter Cicero zugeschrieben wurde, und hatte den ausgesprochenen Zweck den Laien (laici) Lehren zu erteilen, die sich aul das Schreiben von alquanti membri del fiore di retorica in nostra lingua, (1. h. in den italienischen Vulgärmundarten b e z o g e n , in anderen Worten ihnen die hauptsächlichsten Regeln der klassischen Rhetorik beizubringen, zugleich mit der Absicht auf diese Weise ihre Bcthätigung im bürgerlichen und politischen Leben zu 1 Cronich. pis. scritta in ivtgare nel .VCCI.XXIX, P i s a 1N77. b e s o r g t v o n H. 1' i c c o l o m i n i ; sie r e i c h t v o n 1 0 0 6 Iiis 1 2 7 6 . * Antica cronichtUa volgare lucchese, l.iiccii 1 8 9 2 v u n S. H o n g i b e s o r g t ; d e r ä l t e s t e K e r n s c h e i n t d a s a u f S. 2 9 — 4 0 S t e l l e n d e 7.11 s e i n . 3 J e t z t h e r a u s g e g e b e n v o n 1'. V ' i l l a r i . I primi due secoli della storia dì Firenze, F l o r e n z 1 8 9 4 . Bd. I l 1 8 5 — 2 6 9 . D e r e r s t e • T e i l i b i s 1 1 8 0 ) ist ein A u s z u g a u s M a r t i n v o n T r o p p a u (s. 11 1, ;)OÖ) ; d e r z w e i t e ( l i b o — 1 2 4 9 ) e i n e M i s c h u n g a u s M a r t i n u n d N o t i z e n a u s fiorentine!' A n n . d e n ; d e r d r i t t e ( 1 28"-!—l'J ( >4l s c h e i n t v o n e i n e m a n d e r n V e r f a s s e r h i n z u g e f ü g t zu sein. 4 N a c h e i n e r A i n b i o s . H s . hei a u s g e g e b e n v o n A . C e r u t i . Propugnatore V I 1. 2 7 IT. ; e i n e n o c h viel m e h r u n i g e a r b e i t e t e R e d a k t i o n w a r v o n ( i . P o r r i . Miscellanea storica francese, S i e n a 1 8 4 4 , h e r a u s g e g e b e n w o r d e n ; cf. D ' A n c o n a e B a i t i I 149 u n d Kiv. difil. rom.

I 2i>:{.

5 A . ( ì a z z a n i . F. Guidotto du Bologna, studio storico, B o l o g n a 1885. D i e R e d a k t i o n , w e l c h e d i e W i d m u n g a n d e n K ö n i g M a n f r e d e n t h ä l t , w u r d e v o n H. G a m b a , Fiore di retor. di f . G. da Boi, V e n e d i g 1 8 2 1 , und v o n L . M u z /. i , B o l o g n a 1 8 2 4 . h e r a u s g e g e b e n . Eine l ' r o b e d a v o n nach e i n e r Laurenzi.111er Iis., b e i M o n a c i . Crestom. l, r y) IT.

ANFANGE: GESCHICHTLICHE, DIDAKTISCHE PROSA.

RISTORO D'AREZZO.

43

fördern, in welchem Ritter und Gelehrte, Richter und Podestà fortwährend die Gelegenheit haben und in die Notwendigkeit versetzt werden, mit regelrechter Beredtsamkeit und in ausgeschmückter Rede zu sprechen. Dieser Traktat gefiel und wurde von einem Toskaner, vielleicht von Bono Giamboni 1 und später auch von andern 2 , überarbeitet, sodass das Werk des bologneser Mönches in der Folgezeit in der Welt in einer von der urspünglichen sehr verschiedenen Form verbreitet wurde, und sogar der Name des Verfassers verschwand und sich verwandelte. 3 Das rhetorische Kompendium des F r a t e G u i d o t t o , dem auch gewisse Proemi sopra varie maniere di dire oder auch Moralsentenzen zugeschrieben worden sind, die dem Redner zur Einführung dienen könnten 4 , erinnert uns im Titel und in der Form an die zahlreichen Bücher, welche als Anthologien von Gedanken und Lehren in Italien den Namen fiore, foretto, fiorita annahmen. Diese Bücher gehören meistens dem folgenden Jahrhundert an, aber einige von ihnen scheinen wenigstens in den ursprünglichen Bearbeitungen ins 1 3 . Jh. zurückzureichen, z. B. der Fiore e vita di filosofi e di molti savi, das dem Brunetto Latini zugeschrieben wird, aber wahrscheinlicher das Werk eines A n o n i m o p i s a n o , (zwischen 1260 und 1290) ist; es ist eine Sammlung von kurzen und phantastischen Biographien von Weisen aus dem Altertum, zugleich eine Sammlung ihrer denkwürdigsten Aussprüche, zum grössten Teil dem Vincenz von Beauvais entnommen 5 , und noch viel wichtiger das Fiore di virtù vom bologneser Mönche T o m m a s o G o z z a d i n i , der in der zweiten Hälfte des 1 3 . Jhs. lebte, eine Blütenlese von Sprüchen über Tugenden und Laster und von entsprechenden den klassischen und mittelalterlichen Quellen entnommenen Gleichnissen und Beispielen, welches später in schöner toskanischer Sprache im 14. Jh. umgearbeitet wurde und beinahe bis auf unsere Zeit ganz populär blieb. 6 Wie die Morallehren und Moralbeispiele, so schienen auch die Kenntnisse von der Natur einen StofT zu bieten, der verdiente in Vulgärsprache zur Belehrung des gewöhnlichen Volkes behandelt zu werden: einem solchen Plane ordnete ein Schriftsteller dieser Zeit sein Werk unter, R i s t o r o d ' A r e z z o , ohne Zweifel ein Kleriker, der 1282 seine acht Bücher Della composizione del mondo in seinein heimischen Dialekt vollendete; 7 er handelt dort von der Gestalt und der Bewegung des Himmels und der Gestirne und auch von den natürlichen Erscheinungen der Erde, die nach seiner Ansicht von himmlischen Einflüssen abhängen ; in der Darlegung der kosmogonischen und astronomischen Lehren, die von den Werken des Ptolemäus, Aristoteles und Isidor und von denen der arabischen Gelehrten ' D i e überarbeitete Redaktion befindet sich in der Iis. dei Riccai'diana 2338, w o behauptet wird, dass Bono Giamboni der wirkliche Autor gewesen ist und Fra Guidotto ein Bearbeiter : sie ist in der A u s g a b e von D . M. M a n n i vertreten, Florenz 173n. war aber schon mehrmals am Ende des X V . Jhs. gedruckt worden. * F . T o c c o , Giornale stör. X I V 337 IT.. weist ausser auf die zwei hauptsächlichen, auch auf drei spätere Uearbeitungen hin. * In den Drucken des In. Jhs. wild der Verfasser eximio maestro Galeoto da Bologna genannt. 4 G a /. ì. a n i . I. c. 5 H. V a r 11 h a g e n , Leber die Fiori e vita di filo*. ed altri savii ed imperadori, nebst dem Hai. Texte. Erlangen 1893. ci. A. I v e , Rassegna bibliogr. Il • ff. ' Man sehe die meisterhafte Untersuchung von C. F r a t i , Ricerche sul fiore di virtù in Studi Ji fll. rom. Vl\ der ursprüngliche Text wurde vini J. U l r i c h . Zürich 1890. herausgegeben; die Hss. wurden von mir beschrieben. Riv. crii. III 1 f,4 ff. 7 Der Originaltext im Kiccardiano 2164. vielleicht Autograph, und eine Probe davon bei B a r t o l i , III 3'-") IT.. die erste Ausgabe nach einer Iis. der Clügiana, Rum 1859, von N a r d u c c i besorgt, in Mailand 1864 wiedelgedruckt. (CI. M u s s a i i a . Jahrb. f . rom. u.c. Lit. X 1 1 4 IT.). Übel das Werk s. F . F o n t a n i in den Atti della Accad. della Crusca I 1 9 1 tT. und D. C o m p a r e t t i . Intorno alT op. sulla Comp, del mondo di R. d'.l, Roin 1859.

44

L I T T E R ATURGESCHICHTE DER

ROMWISCHEN

VÖLKER.



(>. ITAL. L I T I .

abstammen, erhebt er pich natürlich nicht über seine Zeitgenossen, sondern wiederholt mit vieler Naivetät alle falschen Ansichten und irrtümlichen Meinungen, welche die mittelalterliche Wissenschaft so leicht annahm. Zwischen der lehrhaften und erzählenden Forin hält ein nicht ohne stichhaltige Gründe dem schon mehrfach erwähnten Unno G i a m b o n i aus Florenz (genauer B o n o di m c s s e r G i a m b o n o d e l V e c c h i o ! zugeschriebenes Werk die Mitte ein. Derselbe war 1 2 6 2 in seiner Vaterstadt Richter für das Stadtviertel Por S. Piero und 1 2 6 4 für das Viertel S. Procolo, und lebte wenigstens bis 1 2 9 6 . ' Sein Werk ist die Introduzione alle virtù.- Der Verfasser erzählt zunächst, wie ihm, als er sich in grosser Drangsal wegen der Ungunst des Schicksals befand, eine herrliche Frauengestalt, die Philosophie, erschien. Durch eher theologische als philosophische Gründe beweist sie ihm die Eitelkeit der weltlichen Güter, und 11m ihn dann die Freunde, die den Menschen bei der Eroberung des Himmelreichs unterstützen, kennen lernen zu lassen, fiihrt sie ihn zum Palaste des Glaubens, wo er einer Prüfung über die grundlegenden Lehren der Religion unterworfen wird ; von dort geleitet sie ihn dann auf die Spitze eines Berges, von welchem aus eine weite Ebene erblickt wird: dort sind einander gegenüber aufgestellt das Heer der Laster unter dem Befehl des Hochmuts und dasjenige der Tugenden unter der Leitung der Kardinaltugenden ; dann begleitet ihn die Philosophie in die Ebene hinunter, wo sie ihn mit den Tugenden bekannt macht, welche die Freunde sind, die ihm helfen müssen, und welche ihm nacheinander ihre eigenen Lehren erteilen und ihn schliesslich unter ihre Getreuen aufnehmen. III diesem Werke müssen wir, ausser dem offenbaren Einfluss des berühmten im Mittelalter so viel gelesenen und studierten Buches des Boethius, die Form der allegorischen Reise und die Personifikationen der abstrakten Wesen hervorheben ; letztere dienen bereits hier zur Darlegung des philosophisch - religiösen, dem Mittelalter so teueren Gedankens der Befreiung der menschlichen Seele von der Sünde durch die Wirksamkeit der Tugenden. Der Symbolismus und die Allegorie verleihen diesem Werke einen besondern Charakter, dank welchem wir gegen das Ende der Periode der Anfänge die grossen Denkmäler der späteren Poesie beinahe vorahnen. Der einfache Stil und die reine und wirksame Sprache des heimischen Florenz erheben auch ihrerseits die Introduzione alle virtù zu einem der berühmtesten Dokumente der alten toskanischen Prosa. 3 24. Was uns von der italienischen N o v e l l i s t i k des 13. Jhs. übrig geblieben ist, berechtigt uns zu behaupten, dass die Novelle schon in dieser Zeit sehr ausgedehnte Behandlung fand : besonders an den kleinen toskanischen und lombardischen Höfen waren, zugleich mit den Troubadours und Jongleurs, die »novellatori« oder »favolatori« aufgenommen, welche die Gesellschaften, hauptsächlich an den langen Winterabenden, ergötzen inussten ; und ihre Erzählungen, die sie den mannigfaltigsten Quellen entnahmen, wurden bald schriftlich niedergelegt und bildeten besondere Repertorien von Novellen, verschieden an Umfang und T o n , teils auf die knappste Form eines kurzen »conto« beschränkt, teils zu einer ausführlicheren Erzählung erweitert, die den eigentlichen Namen der »novella« führt. Ein hervorragendes Beispiel der kürzeren Form sind beinahe alle zwanzig «Conti ¡1 antichi cavalieri*, die zum 1

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um! Rir. crit. III 95. s

V o r w o r t zu den T r a k t a t e n

Deila mistria dell'

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IK;|. ITAI..

LITT.

w e n n nicht a l l e r dieser N o v e l l e n , w a r gewiss aus F l o r e n z , w i e man, a b g e s e h n v o n allen andern Indizien, an der R e i n h e i t , L e b h a f t i g k e i t und K e c k h e i t der florentinischen S p r a c h c ersehen kann, in der diese E r z ä h l u n g e n abgefasst sind. U n d zwar gilt das e b e n s o w o h l v o n d e n j e n i g e n , w e l c h e die schematische K ü r z e a u f w e i s e n , die, w i e wir sagten, d e m »contot eigentümlich ist, als a u c h v o n d e n e n , die mit g r ö s s e r e r A u s f ü h r l i c h k e i t b e h a n d e l t werden und so die w a h r e »norelia*., w i e sie im 1 4 . J h . sein wird, vorbereiten. sich w i e kurze mit Wir b e m e r k t e n , dass die E r z ä h l u n g e n des AWellino einigen w e n i g e n r o h e n Z ü g e n flüchtig h i n g e w o r f e n e Skizzen a u s n e h m e n , e i g e n t lich eher Umrissen v o n K u n s t w e r k e n als wirklichen K u n s t w e r k e n ä h n l i c h . Es ist dies a b e r nur für einen T e i l derselben richtig. V i e l e der N o v e l l e n sind nämlich w o h l g e g l i e d e r t und p r o p o r t i o n i e r t und harmonisch disponiert, in j e d e m einzelnen T e i l e v o l l e n d e t . Das G r u n d m o t i v wird recht wirksam in den V o r d e r g r u n d gerückt, das Z i e l durch e i n f a c h e Mittel und raschen S c h r i t t e s erreicht, a u c h fehlt der E r z ä h l u n g niemals j e n e s l o k a l e K o l o r i t , w o d u r c h das Werk s o f o r t ein originelles A u s s e h e n e r h ä l t , o b g l e i c h die F a b e l fast i m m e r aus a n d e r e r Q u e l l e a b g e l e i t e t ist. D e r g e d r ä n g t e und durchsichtige S t i l , die m a n n i g f a l t i g e n und b e h e n d e n syntaktischen W e n d u n g e n , die reine und r e i c h e S p r a c h e v e r l e i h e n diesen N o v e l l e n b e s o n d e r n Wert. S c h o n seit J a h r h u n d e r t e n sind sie den Italienern 1 teuer, denn mit grosser F r e u d e e r k e n n e n sie in ihnen die ersten A n z e i c h e n j e n e r K u n s t , w e l c h e B o c c a c c i o und Sacchetti später auf verschiedenen W e g e n bis zum höchsten G i p f e l führten.

II. T O S K A N I S C H E

PERIODE.

on der Z e i t a n , in w e l c h e r D a n t e zu schreiben anfing, bis zu d e r j e n i g e n , in w e l c h e r P e t r a r c a und B o c c a c c i o starben, entwickelte sich die grossartige B l ü t e n p e r i o d e der italienischen Litteratur, w e l c h e den N a m e n d e r toskanischen a n g e n o m m e n hat. In dieser P e r i o d e g i n g die litterarische B e w e g u n g völlig darauf aus, die v o r h e r g e t r e n n t e n o d e r im G e g e n s a t z zu einander befindlichen E l e m e n t e mit e i n a n d e r zu v e r s ö h n e n ; es war e i n e g e w a l t i g e A r b e i t die klassische T r a d i t i o n der mittelalterlichen K u n s t eines neuen V o l k e s zuzugesellen. D a h e r (bemerkt ein h e r v o r r a g e n d e r K r i t i k e r ) die Ubersetzungen g r i e c h i s c h e r und lateinischer S c h r i f t s t e l l e r , w e l t l i c h e r w i e g e i s t l i c h e r , die H e i l i g e n l e b e n , die byzantinischen und orientalischen L e g e n d e n , die T r a k t a t e und G e d i c h t e p r o v e n z a l i s c h e n und arabischen U r s p r u n g s ; daher auf der einen Seite der K ö n i g Artus und Tristan und die b l o n d e I s o l d e , auf der andern A l e x a n d e r und C a e s a r und C a t i l i n a ; daher die N o v e l l e n , die ihre S t o f f e j e g l i c h e m L a n d e e n t n e h m e n und in der P o e s i e die p h i l o s o p h i s c h e C a n z o n e neben d e m politischen S e r v e n tese und der heitern B a l l a d e ; die L e i d e n s c h a f t e n des Bürgertums n e b e n der christlichen M e n s c h e n l i e b e ; die klassische G e l e h r s a m k e i t vereint mit dem heimatlichen G e n i u s Italiens und d e m ritterlichen G e i s t e der P r o v e n c e ; die auf demselben B o d e n , w o die Satire k e i m t e , e r b l ü h e n d e E l e g i e und die lyrische Begeisterung mit d e m S y l l o g i s m u s der S c h u l e ; und inmitten der von tausend P h a n t a s i e n bevölkerten Vision d i e Dürre des mathematischen C a l c u l s . U n d das alles vereinigt in sich der erlauchteste Vertreter dieser A l l g e m e i n h e i t ältester italienischer K u n s t , D a n t e A l i g h i e r i . D e r N a m e der toskanischen a b e r g e b ü h r t u n d k o m m t dieser P e r i o d e zu, w e i l in ihr die Litteratur toskanisch war bei den grossen w i e bei den kleinen Schriftstellern s o w o h l der S p r a c h e n a c h , w i e 1 Dies bezeugen die Schulausgaben, d. ren Reihe diz Stella iii iwvellc antichc (Modem 1826. von A. P a r e n t i besorgt) eröffnet; besonders bemerkenswert ist die von I). C a i b n n e . Floren* 1868 besorgte.

J'OSK.

PERIODE: SCHULE DES STIL

NUOVO.

47

hinsichtlich der neuen Gestalt, welche in Toskana die Stoffe und Formen der Kunst annahmen. In der That den Namen der toskanischen Schriftsteller gegenüber, deren Wert die ganze litterarische Produktion der Zeit ausmacht, haben diejenigen der wenigen Chronisten und Reimer der andern Teile Italiens, welche übrigens den Toskanern nachfolgten oder sie nachahmten, keinerlei Wert und Bedeutung. Die Sprache Dantes, Petrarcas, Boccaccios war die Mundart des florentiner Volkes, welche wegen der ihr innewohnenden Vollendung am geeignetsten war zum Instrument des Kunstwerkes zu werden. Schliesslich sind die der Poesie und Prosa des Trecento eigentümlichen litterarischen Formen, entweder selbst toskanische Schöpfungen gewesen, wie die Ballade und die Novelle, oder sie wurden in Toskana zu grösserer Bestimmtheit in ihren Arten und in ihrer Durchbildung gebracht, wie die Canzone, die Chronik, der Roman und viele andere. Aber wenn der »Toskanismus« der allgemeine Charakter der Litteratur dieser Periode ist, so ist doch zu bemerken, dass er sich verschieden in der Zeit, die man die dantische nennen kann, und in der des Petrarca und Boccaccio, kundgiebt. In der einen umfasst und giebt die italienische Litteratur Geist und Leben des zu Ende gehenden Mittelalters wieder, in der andern verkündigt sie die neue Zeit, welche mit der Rückkehr des Denkens zur antiken Bildung anhebt; deshalb blieb Dante, wenn er Latein schrieb, beinahe ein Barbar, während Petrarca und Boccaccio die Vollkommenheit der klassischen Formen erstrebten. Mit der Commedia beschäftigte sich Dante sein ganzes Leben lang, während Petrarca den Canzoniere verachtete und Boccaccio das Dccameroti verschmähte: mit einem Worte, der eine war der Vertreter zu Ende gehender Lebcnsanschauungen; die beiden andern dagegen waren die Beförderer einer neuen Lebensauffassung. Wir können daher in der toskanischen Periode zwei Zeitalter unterscheiden; das erste umfasst das Wirken und die Nachwirkung Dante's, von 1283 bis 1348; das zweite wird von der litterarischen Wirksamkeit und dem Namen Petrarca's und Boccaccio's ausgefüllt, und reicht von 1348 bis 1 3 7 5 : der Zeitpunkt der Trennung dieser zwei Zeitalter ist das Jahr der grossen Pest, welche aus der Welt viele der Schriftsteller entriss, bei denen der unmittelbare Einfluss Dante's sich fühlbar gemacht hatte, welche in Laura den Gegenstand der von Petrarca besungenen Liebe hinwegraffte, und welche den Anlass zum grössten Werke Boccaccios gab. Litt.: G. T i r a b o s c h i Bd. V, A. H a r t o l i , l primi diu secoli cit. und Storia

dtlla

lett. it.

Bd. I V - V I I ,

A. G a s p a r y .

Gesch. Bd. I

Kap. 9 - 14. F. T orra ca (3. Ausgabe, Florenz 1894). Bd. 1, p.97— 402, '1'. C a s i n i , Bd. 3, p. 307-35. A. d ' A n c o n a und O. Hacci. Bd. 1 p. 169-630. 26. Im Dante'schen Zeitalter entwickelte sich die italienische Poesie kräftig, indem sie verschiedene Wege einschlug, die jedoch alle vom selben Punkte ausgingen, d. h. von der toskanischen und bolognesischen Schule der Übergangsdichter ( 1 0 — 1 4 ) : hier in Wirklichkeit hatte, ausser der Gruppe der humoristischen Dichter und derjenigen der Verfasser allegorischer Gedichte, die Schule der florentinischen Lyriker ihren Ursprung, welche nach einer berühmten Stelle der Komödie die Schule des »dolce stil trnovo« (Dante, Purg. X X I V 57) genannt wurde und als ihren Begründer Guido Guinizelli ansah. Vom bolognesischen Dichter entnahmen die florentinischen Lyriker in der That die Theorie vom Wesen der Liebe, welche als die den tugendhaften Seelen eigene Empfindung betrachtet wurde, und schufen so ein ganzes System der Idealisierung der Frau, indem sie die lehrhafte Spekulation mit genialen Bildem der Phantasie mischten, und zuerst in Italien aus der Liebespoesie eine Kunstschöpfung machten; denn sie verstanden es ihren tiefen und neuen Gedanken

48

LITTERATURGESCHICHTE DER ROMANISCHEN VÖI.KEK. —

6. ITAI.. LIRR.

einen f r e i e r e n u n d klareren Stil a n z u p a s s e n , eine natürlichere und w i r k s a m e r e S p r a c h e u n d d u r c h g e b i l d e t e metrische F o r m e n ( C a n z o n e und S o n e t t ) o d e r F o r m e n , die sie n e u e r d i n g s aus der V o l k s p o e s i e e n t n o m m e n hatten ( B a l l a d e . ) D i e S c h u l e des dolce stil nuwo b e g a n n sich um 1 2 8 3 mit den ersten G e d i c h t e n D a n t e ' s a u s z u b i l d e n . III seinen J u g e n d g e d i c h t e n , dem Ginzoniere und d e r Vita Ntiova w a r er ihr h e r v o r r a g e n d s t e r V e r t r e t e r ; er bereitete die P o e s i e P e t r a r c a ' s v o r , w e l c h e man als die h ö c h s t e V o l l e n d u n g j e n e r ausgesucht g e d a n k e n r e i c h e n u n d h o c h s i n n i g e n K u n s t ü b u n g a n s e h e n kann. A b e r ausser A l i g h i e r i sind a n d e r e B e f ö r d e r e r j e n e r K u n s t a r t nicht w e n i g e r würdig erwähnt zu w e r d e n ; v o r a l l e m sein primo amico (Vita Nuova III 5 9 , X X I V 3 4 etc.j, G u i d o C a v a l c a n t i , w e l c h e r , um 1 2 5 5 g e b o r e n , etwas älter w a r ; als im J a h r e 1 2 6 7 zur B ü r g s c h a f t des F r i e d e n s die F a m i l i e n der e i n a n d e r g e g e n ü b e r s t e h e n d e n P a r t e i e n sich vers c h w ä g e r t e n , w u r d e er von seinem V a t e r mit B e a t r i c e degli U b e r t i , der T o c h t e r d e s F a r i n a t a , v e r l o b t , und hatte nach V o l l z u g der E h e von ihr m e h r e r e K i n d e r : als G u e l f e , der er w a r , n a h m er an den G e m e i n d e a n g e l e g e n h e i t e n t e i l ; er b e f a n d sich 1 2 8 0 unter den B ü r g e n für die D u r c h f ü h r u n g der d e m K a r d i n a l L a t i n o g e s c h w o r e n e n V e r t r ä g e und war 1 2 8 4 K o l l e g e Brunetto L a t i n i ' s und D i n o C o m p a g n i ' s in städtischen R a t s v e r s a m m l u n g e n : bei der S p a l t u n g v o m J a h r e 1 3 0 0 s c h l o s s er sich der Partei der Weissen an, wurde in die P a r t e i k ä m p f e hineing e z o g e n und geriet in h e f t i g e F e i n d s c h a f t mit C o r s o D o n a t i , bis er im J u n i j e n e s J a h r e s n a c h S a r z a n a v e r b a n n t w u r d e ; er kehrte krank von dort zurück und starb in seiner Vaterstadt im A u g u s t . 1 D u r c h V e r a n l a g u n g p h i l o s o p h i s c h e m N a c h d e n k e n z u g e n e i g t , b l i e b ihm l e h r h a f t e P o e s i e nicht f r e m d ; er hinterliess v i e l m e h r e i n e n h e r v o r r a g e n d e n Versuch in derselben in einer b e r ü h m t e n C a n z o n e ü b e r das W e s e n der L i e b e , w e l c h e bei alten und neuen K o m m e n t a t o r e n G e g e n s t a n d spitzfindiger U n t e r s u c h u n g e n wurde. B e m e r k e n s w e r t ist a u c h , w e n n er von i h m herrührt, ein T r a k t a t über die A r t des D i e n e n s in der L i e b e , w e l c h e r aus 6 6 S o n e t t e n besteht, und sich teilweise noch mit der a l l e g o r i s c h l e h r h a f t e n P o e s i e b e r ü h r t 3 ; a b e r sein R u f als guter D i c h t e r stützt sich bes o n d e r s a u f seine S o n e t t e und B a l l a d e n , in denen er mit m u s t e r h a f t e r K u n s t , in ausgesuchtester F o r m und mit w u n d e r b a r e r B e w e g l i c h k e i t die E m p f i n d u n g e n u n d die Z u s t ä n d e d e r l i e b e n d e n S e e l e g e g e n ü b e r der als h i m m l i s c h e K r e a t u r a n g e s e h e n e n , v o m mystischen L i c h t e idealer S c h ö n h e i t umstrahlten F r a u darstellte, w e l c h e f ä h i g ist, in den H e r z e n die m ö g l i c h s t e n W a n d l u n g e n hervorzurufen und sie zum a n g e b o r n e n A d e l und zur T u g e n d z u r ü c k z u f ü h r e n . 4 D e r a r t i g e G e d a n k e n und G e f ü h l e zeigen, da a u c h die florentinische L y r i k e i n e A r t K o n v e n t i o n a l i s m u s des Inhalts e n t w i c k e l t e , auch die L i e d e r d r r g e r i n g e r e n D i c h t e r ; zu ihnen g e h ö r t e n z. B . L a p o G i a n n i d e l R i c e v u t o , ein florentinischer N o t a r , v o n w e l c h e m von 1 2 9 8 bis 1 3 2 8 in seiner Vaters t a d t , in a n d e r n T e i l e n T o s k a n a s , in B o l o g n a und V e n e d i g g e s c h r i e b e n e A k t e n s t ü c k e auf uns g e k o m m e n s i n d ; er ist der V e r f a s s e r einer k l e i n e n , b e i n a h e g a n z aus B a l l a d e n b e s t e h e n d e n L i e d e r s a m m l u n g , in w e l c h e r die L i e b e s e m p f i n d u n g sich o f t zum p h i l o s o p h i s c h e n G e d a n k e n verdichtet und freimütig, in k r ä f t i g e r 1 Das Biographische s. besonders bei 1*. E i c o l i - , G. Cavalcanli e le sue rime, Livorno 1885, Ober seinen Charakter. D e l L u n g o in Num'a Antologia 1. November 1889. ' F . P a s q u a l i g o , La canzone di C. Cavalcanti elc. ridotta a miglior lezimte e commentata, Lonigo 1 8 9 1 . ' Riv. critua IV 96 ff. und jetzt (i. S a l v a d o r i , l.n pt'esia gUmanile e la canz. (Tamore di G. C., Rom 1895. 4 Uber die Gedichte Cavalcanti's sehe man N. Ai n o n e in der Rnista fiuropta, April und Mai 1 8 7 8 ; T . R o n c o n i im Propugnatore Bd. X I V und G. C a p a s s o , Le rime di G. C., Pisa 1 8 7 9 : die alten Ausgaben bis zu der A. C i c c i a p o r c i ' s , Florenz 1 8 1 3 , haben geringen Wert; mangelhaft ist auch die von N. A r n o n e , Florenz 1 8 8 1 , mit kritischem Apparat; besser hinsichtlich des Textes sowohl wie des kritischen Urteils die F . r c o l e ' s im angefühlten Buch.

TOSK. PERIODE:

CAVALCANTI.

L . GIANNI.

D . FRESCOBALDI.

A L F A N I U. A.

49

Bildlichkeit und Sprache ausgedrückt wird 1 ; D i n o F r e s c o b a l d i , der Sohn des Lambertuccio (10), aus einer Familie, welche in den Zerwürfnissen des Jahres 1300 der Partei der Schwarzen sich anschloss, gestorben 1 3 1 3 , der Verfasser von Sonetten und Canzonen, in denen er dem Schmerze und der Todessehnsucht starken Ausdruck verlieh; 2 G i a n n i A l f a n i , vielleicht derselbe, der 1310 >gonfaloniere di giustizia* war, Verfasser von Balladen, in denen er besonders eindrucksvoll die Wirkungen des Grusses und des Anblicks seiner Dame besang. 3 Zwischen der ersten und zweiten Generation der Dichter des stil nuovo steht C i n o S i g i s b u l d i aus Pistoia: geboren als Sohn einer adligen Famile vor 1270, machte er seine ersten Studien unter dem Grammatiker Francesco da Collc und begab sich nach Bologna in die Rechtsschule; nach seiner Rückkehr in seine Vaterstadt verliebte er sich in Selvaggia Vergiolesi, und erhielt das Amt eines Beirats in Civilgerichtssachen, welches er im Jahre 1307 bekleidete; nach Besiegung der Partei der Weissen, welcher er sich angeschlossen hatte, wurde er gezwungen in die Verbannung zu gehen; er schloss Freundschaft mit den Herren von Polenta, mit den Malaspin.i und andern, ging vielleicht nach Frankreich und zeigte sich bei der Thronbesteigung Heinrichs VII. als überzeugter Ghibelline. Im Jahre 1310 folgte er Ludwig von Savoien nach Rom, 1312 nahm er seine Rechtsstudicn wieder auf und promovierte in Bologna 1 3 1 4 : nachdem er wieder einige Jahre, von 1317 bis 1319, in seiner Vaterstadt und 1321 bei den Herren von Camerino verbracht hatte, widmete er sich dem Unterrichte in der Jurisprudenz, zuerst in Siena, 1 3 2 1 — 2 3 , dann in.Florenz 1324, von neuem in Sicna 1324—26, in Perugia 1326—30, in Neapel 1330—31 : im Jahre 1332 zog er sich nach Pistoia zurück, bekleidete dort verschiedene Ämter, und starb daselbst am Ende des Jahres 1336 oder am Anfang von 1337, betrauert von den Dichtern und Rechtsgelehrten, bei denen lange Zeit seine Lectura in codicem (II 1, 223) berühmt blieb, ein Kommentar zu den ersten neun Büchern des Justinianischen Kodex. 4 Cino's Liedersammlung ist sehr reichhaltig, wenn man auch nicht mit Sicherheit als Werk des Dichters von Pistoia alle 278 Gedichte ansehen kann, die ihm in Hss. und Ausgaben zugeschrieben werden.5 In jedem Falle gehören ihm sicher viele Canzonen, Balladen und Sonette an, in denen im Allgemeinen die Liebesthemata vorwiegen; vereinzelt stehen die zwei Klagen auf den Tod Beatrice's, Alighieri Geliebte, und auf den Tod Heinrichs VII., diese letztere ein Schmerzensschrei der ghibellinischen Partei, die inmitten der grössten Hoffnungen ihre kräftigste Stütze plötzlich dahin1 I. D e l L u n g o , Dante ne' tempi di Dante, B o l o g n a 1888, p . 1 2 5 ; E . L a m i n a , Lapo Gianni i m Propugnatore, B d . X V I I I . 1, 3 IT.; A . G a b r i e l l i , L. G. e la Urica predantesca, R o m 1887. * D . V e l l u t i . Cronica, F l o r e n z 1 7 3 1 , p . 3 9 ; d i e Kirne b e i V a l e r i a n i I I 5 0 3 ff. 3 I. D e l L u n g o , Dino Compagni e la sua cronica I 83. 4 E i n e g r u n d l e g e n d e b i o g r a p h i s c h e A r b e i t ü b e r i h n ist d i e v o n L . C h i a p p e ! I i Vita e opere giuridiche di Cino da Pistoia, P i s t o i a 1881 ; n e u e D o k u m e n t e w u r d e n v o n m i r v e r ö f f e n t l i c h t im Propugnatore N. S., B d . I 167 IT.. u n d v o n O . B a c c i i m Giornale storico, B d . X V 367 ff.; a u c h kann man die A r b e i t v o n U . N o t t o l a n a c h s e h e n : Selvaggia Vergiolesi e t c . , B e r g a m o 1889. s N a c h den n ü t z l i c h e n b i b l i o g r a p h i s c h e n A n g a b e n U a r t o I i ' s I V 41 — 77D i e erste b e s o n d e r e A u s g a b e d e r G e d i c h t e C i n o ' s da P i s t o i a w u r d e v o n N . P i l l i , R o m 1 5 5 9 . b e s o r g t ; es f o l g t e d i e v o n F . ' l ' a s s o , V e n e d i g 1 5 8 9 , in w e l c h e r E c h t e s m i t U n e c h t e m v e r m i s c h t ist ( c f . Giorn. fil. rom. I V 188 ff.), d a n n d i e a u s k r i t i s c h e n G e s i c h t s p u n k t e n v o n S . C i a m p i . Vita e poesie di m. C. d. P, P i s a 1813, u n d v o n F.. B i n d i u n d P . F a n f a n i , P i s t o j a 1878, a b e r e i n e w i r k l i c h k r i t i s c h e A u s g a b e w i r d v e r m i s s t ; ein a c h t b a r e r B e i t r a g d a z u s i n d d i e Studi sul canzoniere di C. da P. v o n U . N o t t o l a , M a i l a n d 1893. G u t ist j e d e n f a l l s d i e v o n G . C a r d u c c i b e s o r g t e A u s w a h l Rime di m. Cino da P. e d'altri del sec. XIV, Florenz 1 8 6 2 , m i t e i n e m V o r w o r t , das d i e e r s t e k r i t i s c h e A r b e i t ü b e r d i e g e r i n g e r e L y r i k d e r t o s k a n i s c h e n P e r i o d e g e w e s e n ist.

GKOBRR, G r u n d r i s s .

Ile.

4

50

LITTERATURGESCHICHTE DER ROMANISCHEN VÖLKER.



6 . ITAL.

LITT.

schwinden sah. 1 Als Dichter der L i e b e verdient vielleicht Cino da Pistoja weder das zu strenge Urteil Gaspary's noch die ihm von Bartoli gespendeten hohen L o b s p r ü c h e ; viel gerechter urteilte Carducci, wenn er sagt, dass C . , der Dante gelobt und von ihm gepriesen, dann bei seinem T o d e von Petrarca beweint und von ihm nachgeahmt wurde, als Verfasser einer zugleich sinnreichen und gefühlvollen C a n z o n e über die durch die B l i c k e seiner Herrin hervorgerufenen Wirkungen, auch den Übergang vom erhaben lyrischen Ontologismus des Cavalcanti und Alighieri zum ausgeprägt elegischen Psychologismus Petrarcas's bezeichnet. Er war manchmal gesucht und abstrus, und missbrauchte vielleicht, wie es ihm schon sein Zeitgenosse O n e s t o d a B o l o g n a 2 vorwarf, gewisse Redewendungen und Formeln der Personifikation; aber er war nichts weniger als ein gewöhnlicher Reimer; sowohl wegen seiner Fähigkeit den Gedanken phantastisch zu gestalten, als w e g e n der Flüssigkeit und Leichtigkeit des Stils und der S p r a c h e : j a er ging allen Dichtern seiner Zeit in der Idealisierung der L i e b e zu seiner Dame voran, die er als engelgleiches und wunderbares Wesen ansah, ebenso auch darin, dass er moralischen Schmerz mit kräftiger Leidenschaft und kraftvollem Ausdruck darstellte. Zur zweiten Generation der Dichter des stil nutnw, welche wirksamer die Verschmelzung der Lyrik Dantes mit der des Petrarca herbeiführte, gehört zunächst: S e n n u c c i o d e l B c n e , aus Florenz, der auf Seiten der Partei der Weissen stehend, 1302 mit Alighieri zusammen verurteilt wurde; während seiner Verbannung durchstreifte er verschiedene T e i l e Italiens, wurde zuerst von dem Marchesen Malaspina aufgenommen, trat dann ins Heer Heinrichs VII. ein und zog sich schliesslich in die Provence zurück, wo er im Verkehr mit der Familie C o l o n n a lebte, Freund Petrarca's wurde, und 1349 starb; er ist Verfasser einer kleinen Liedersammlung, in welcher er mit viel Anmut von der L i e b e s a n g . 3 Ferner F r a n c e s c h i n o d e g l i A l b i z z i aus F l o r e n z , der mit Petrarca verwandt und befreundet war, von 1 3 4 5 an Frankreich bereiste und bei seiner Rückkehr nach Italien an der Pest in Savona 1 3 4 8 starb; er dichtete Liebesballaden von abgemessener E l e g a n z 4 ; M a t t e o F r e s c o b a l d i , der Sohn des oben erwähnten Dino, gegen 1308 geb., der einem unordentlichen Lebenswandel und dem Spiele hingegeben, während der Pest 1 3 4 8 aus dem L e b e n g i n g ; er schrieb Liebesgedichte, w e l c h e durch Feinheit des G e fühls und Korrektheit der Form die petrarkische Poesie als nahe bevorstehend a n k ü n d i g e n 5 ; und endlich einige Nichttoskaner, wie G u i d o N o v e l l o d a P o l e n t a , Herr von R a v e n n a , Beschützer Alighieris, geboren um 1 2 7 3 , Stadthauptmann in Bologna 1322 und gestorben 1330, Verfasser von recht hübschen und feinsinnigen B a l l a d e n , 6 sowie N i c c o l ö d e R o s s i aus Treviso, welcher von 1 2 9 0 bis 1 3 4 0 lebte, Doktor und Lehrer der Jurisprudenz war," und 1 D i e Canzone di m. Cino da P. a Dante per la morte di Beatrice, F l o r e n z 18O. D e r T e x t wurde von I. del Lungo revidiert und von ihm in Beatrice ntlla vita e tu IIa poesia del s. XIII, Mailand 1 8 m . p. 167 wieder abgedruckt * Seine Gedichte in den angeführten Rune dei poeti Bolognesi p. 77 ff., biographische Nachrichten von L . F r a t i gesammelt im Giorti. stor. X 356 ff. • G. C a r d u c c i . I. cit. p. X I . I X ff., die Rime dort. p. 228 ff.: andere unedierte von P . B i l a n c i o n i verzeichnet I'ropugnatore, N. S. I I I 2, 3 9 7 ff. 4 G. C a r d u c c i . I. cit. p. X L V 1 1 1 ff,; die Gedichte dort p. 225 ff. und b e i ' I ' r u c c h i I I 218 ff. * Le Rime di Matteo di Dino Frescobaldi ora novamente raccolte e riicontrate sui codici da G. C a r d u c c i , Pistoia 1866; kritischer Text und Kommentar der Gedichte, denen b i o graphische Notizen vorausgehen. • C. R i c c i , L'ultimo rifugio di Dante, Mailand 1891, p. 8 6 ff. ; alle Gedichte Guidos, dort p. 377 ff. 7 Seine Gedichte, zum grössten T e i l unediert, in der Barberiniano X L V 47, sind von B i l a n c i o n i , Propvgn. N . S . V I 1, 72 ff., verzeichnet einige veröffentlichte G . N n v o n e , Koni 1888.

TOSK. PERIODE:

O N E S T O V. B .

SENNUCCIO

U. A. —

HUMORIST. DICHTER.

51

G i o v a n n i Q u i r i n i aus Venedig, von welchem wir spärliche Nachrichten haben, aber mit Bestimmtheit wissen, dass er ein Zeitgenosse und Freund Dante's war. Bemerkenswert sind sie, weil ihre Gedichte, voll von Erinnerungen an Dante, zeigen, wie die Manier des dolce stil nuovo sich in Oberitalien verbreitete. L i t t . : D i e b e s t e n A r b e i t e n ü b e r d i e S c h u l e d e s stil nuovo sind n o c h i m m e r die schon angeführten von B a r t o l i , G a s p a r y und C a r d u c c i : — d i e G e d i c h t e sind b e s o n d e r s in f o l g e n d e n H s s . e r h a l t e n : D . C h i g i a n o L . V 1 1 I 305 ( v o n M o n a c i u n d M o l t e n i e d . B o l o g n a 1877); E . L a u r e n z i a n a X C i n f . 3 7 ( v o n B a n d i n i b e s c h r i e b e n , Catal. codd. mss. bibl. med. laur. V 435 ff.) u n d d i e a n d e r n H s s . d e r v o n L o r e n z o d e ' M e d i c i f ü r F r i e d r i c h v o n A r a g o n g e o r d n e t e n S a m m l u n g , d . h. d i e P a l a t i n a v o n F l o r e n z 204, d i e P a r i s e r 5 5 4 d e r B i b l . N a t i o n a l e , u n d ein t e i l w e i s e r A u s z u g d a r a u s , d i e V a t i c a n i s c h e H s . 3213 (cf. Giom. stör. I I I 162); F . V a t i c a n . 3214 ( v o n M a n z o n i b e s c h r i e b e n Rw. di fil. rom. I 71 ff. u n d j e t z t v o n M . P e l a e z v e r ö f f e n t l i c h t , B o l o g n a 1895). D i e s c h o n e r w ä h n t e n allgemeinen Sammlungen V a l e r i a n i ' s , Villarosa's, T r u c c h i ' s , e n t h a l t e n d i e G e d i c h t e n u r z u m T e i l u n d in s c h l e c h t e r Fassung.

27. An die Dichterschule des stil nuovo schliesst sich durch Gemeinsamkeit des Ursprungs und enge Beziehungen die Gruppe der h u m o r i s t i s c h e n Dichter an, welche, wie wir gesehen haben (13), auch in der vorigen Periode speziell toskanisch war. Einige unter den florentinischcn Liebeslyrikern verachteten diese Art der burlesken Sonette nicht, von denen wir deshalb Beispiele in den Liedersammlungen Alighieri's und Cavalcanti's haben, aber die wahre humoristische Dichtung hatte einen bedeutenderen Vertreter in einem Sienesen, C e c c o A n g i o l i e r i : er wurde geboren nach 1250, als Sohn eines sehr geizigen Banquiers, und wuchs in seiner Vaterstadt auf, dem Spiele und den Ausschweifungen hingegeben; 1281 erhielt er eine Geldstrafe, weil er sich dem Militärdienste entzogen hatte; er wechselte Sonette mit Dante, den er tadelte, dass er die Gastfreundschaft der lombardischen Herren angenommen hatte; er selbst lebte einige Zeit ausserhalb seiner Vaterstadt, und zwar in Rom, im Hause eines Kardinals, der sein Mitbürger war; er scheint noch 1319 am Leben und Lederhändlcr in Siena gewesen zu sein. 1 Lange Zeit liebte er eine junge Seneserin , Namens Becchina, und die Wechselßille dieser vollständig sinnlichen Leidenschaft, sowie der Hass, den er gegen seine Eltern gefasst hatte, die Liebe zum Spiel und das Elend, welches die Folge davon war, sind die Themata, die am häufigsten in seinen Sonetten wiederkehren. Es sind ungefähr 120 an der Z a h l 2 ; er zeigt sich darin als der einzige mittelalterliche Mensch, der einige Ähnlichkeit mit den grossen modernen Humoristen besitzt: Angiolieri wusste meisterhaft Gefühl und Leidenschaft mit dem Scherze und Spotte zu verbinden und zeigte sich als wahrer und origineller Dichter und sehr glücklicher Darsteller der komischen Seite des menschlichen Lebens; und was die Form betrifft, so wusste er die gesprochene Rede und die stilistische Formgebung der Volksdichtung, besonders in den Dialogen, mit ihrem häufigen und plötzlichen Redewechsel, ihrem gewaltsam hervorbrechenden Spott und ihren neuen Bildern, so wohl zu verwerten, dass er immer mit den einfachsten Mitteln die lebhafteste und dauerhafteste Wirkung hervorzubringen vermochte. Von andern Dichtern wurde danach und in Toskana schon kurz darauf die burleske Poesie gepflegt. Darunter sind erwähnens1

A. D ' A n c o n a , Stadl di critica e storia letter., Bologna 1880, pp. 105 ff. und

D ' A n c o n a u n d B a c c i . I 42. * P . B i l a n c i o n i . im Propugnatore, N . S. II 1, 46 ff., w e i s t 180 S o n e t t e A n g i o l i e r i ' s n a c h , a b e r in W i r k l i c h k e i t k a n n m a n n i c h t a l l e i h m z u s c h r e i b e n . Die grösste Zahl b e f i n d e t s i c h , o h n e d e n N o m e n d e s A u t o r s , im K o d e x D . W i r besitzen noch keine voll-

ständige Ausgabe dieser Sonette: Quattro sonttti inediti in der Biblioteca delle Seuole italiane, 11 177 ff- v o n A . B a t t i s t e 1 l a . 4*

52

LITTERATURGESCHICHTE

DER ROMANISCHEN VÖLKER. —

6. ITAI..

LÌTI.

wert: F o l g o r e da S a n G e m i g n a n o , aus dessen Leben wir nur wissen, dass er auf Grund guelfischer Gesinnung einige satirische Gedichte schrieb, in denen auf die Niederlage von Montecatini ( 1 3 1 5 ) eingegangen wurde ; er verfasste zwei Sonettenkränze scherzhaften Stils, den einen über die den zwölf Monaten des Jahres eignen Belustigungen, zur F.rheitrung einer lustigen Sieneser Gesellschaft (brigata spendereccia, von welcher Dante spricht, Inf. XXIX 130) und den andern über die der sieben Wochentage für den Florentiner Carlo Cavicciuoli, der für die Commune von San Gemignano in dem 1309 vollendeten Kriege gekämpft hatte; 1 ferner C e n e d a l l a C h i t a r r a aus Arezzo, welcher in einem Dokument vom Jahre 13 2 1 erwähnt wird ; er parodierte den ersten Kranz Folgore's, indem er die fantastischen Scherze desselben verspottete und der Gesellschaft die traurigsten und ärgerlichsten Dinge wünschte, aber er blieb, was Gefälligkeit und Anmut der Erfindung und der Sprache betrifft, weit hinter ihm zurück; 2 F o r e s e D o n a t i , aus dem grossen florentiner Hause der Häupter der Partei der Schwarzen, der Bruder des Corso und der Piccarda, lebte von 1260 ungefähr bis 1296, war der Freund Dante's, der von ihm sprach (Purg. XXIII 48 ff.) und mit dem er einige burleske Sonette wechselte, ein Echo ihrer jugendlichen Streiche; 3 P i e r a c c i o T e d a l d i aus Florenz, Sohn einer Kaufmannsfamilic, um 1285 geboren, ein Anhänger der guclfischcn Partei und bri der Niederlage von Montecatini gefangen genommen ; Kastellan von Montopoli im Jahre 1328, lebte er fünfundzwanzig Jahre ausserhalb seiner Vaterstadt, vielleicht in der Romagna, aus Handelsinteresse, und ist um 1350 gestorben; hier ist er zu nennen als Verfasser einer kleinen Liedersammlung, 43 Sonette, die zum grössten Teile scherzhaft und humoristisch, in der Erfindung und dem sprachlichen Ausdruck voll Erinnerungen an Angiolieri 4 sind; P i e t r o F a i t i n e l l i , ein Notar aus Lucca, mit dem Beinamen M u g n o n e , um 1290 geboren, mit den andern Guelfen seit 1 3 1 4 bis 1331 nach Florenz und Venedig ausgewandert, und 1349 gestorben; auch er war Verfasser von Sonetten, in denen die politische Empfindung des Bürgers und des Verbannten in der traurigscherzenden Form der humoristischen Poesie kräftig ausklingt. '•> Diese letzten Dichter bezeichnen schon einen Umschwung in der humoristischen Poesie, welche mit ihnen wenigstens z. T. den ausschliesslich persönlichen Inhalt ablegt und sich an Themata von allgemeinem Interesse wendet: die Satire befasst sich so mit Ereignissen politischer Art und nähert sich der historischen Poesie ; und in derselben Zeit begann sie, wie wir sehen werden, wenn sie auch immer scherzhaft blieb, lehrhaft und gnomisch zu werden. Auf solche Weise entstand ein sehr mannigfaltiges poetisches Schaffen, bei welchem die verschiedensten Elemente zusammenflössen: Satire und Geschichte, Moral und Religion, philosophische Gelehrsamkeit und politische Weissagung bahnten die sog. bürgerliche Poesie der 2. Hälfte des 14. Jhs. an, welche von der älteren humoristischen Poesie besonders die scherzende und witzelnde 1 Le Rime di F. da S. Gemignano e di C. da In Chitarra, kritische von G. N a v o n e besorgte A u s g a b e , Bologna 1888 ( 3 5 Son. von F o l g o r e ) : über die Beziehungen zu der brigata spendereccia s. D ' A n c o n a , Studi di critica etc. p. 2 u f j 11., U n i t o l i II 253 ITund F l a m i n i in Bullett. della Soc. dant. N. S. 1 31 fi". * D i e angeführten Rime ( 1 3 Son. sind von C e n e ) : auf das D o k u m e n t des Jahres 1321 ist in der Rrv. critica I I I 20 hingewiesen. * La temone di Dante con Forese Donati in D e l L u n g o , Dante ne' tempi di Dante, Bologna 1888, p p . 4 3 7 — 4 6 1 , d i e vollendetste Arbeit Ober das Thema. * Le rime di Pieraccio Tedaldi, kritische A u s g a b e , besorgt von S. M o r p u r g o , F l o r e n z 1885. * Rime di ser Pietro df Faytinelli detto Mugnone, von L. D e l I ' r e t e besorgte Ausgabe, Bologna 1 8 7 4 ; E . G e r u n z i , Pietro d? Faytinelli detto Mugnone e il moto di Uguccione della Faggiola in Toscana im Propugnatore, X V I I 2. 3 2 5 tT, und !.. D e l P r e t e , ih. X V I I I

1. 13t ff.

TOSK. PERIODE: HUMORISTISCHE, GELEHRT-ALLEGOR. DICHTUNG.

53

Sprache und das Versmass des Sonetts bewahrte, und beide den grössten burlesken Dichtern des folgenden Jahrhunderts, den Vorläufern Berni's übermittelte. 28. Eine reichere Entwicklung fand in dieser Zeit die g e l e h r t - a l l e g o r i s c h e P o e s i e , welche, wie wir gesehen haben (14), Brunetto Latini eingeführt hat ; und es ist merkwürdig, dass auch diese Gattung eine Spezialität Toskanas geblieben ist, welcher die nicht genügend bekannten Verfasser des Fiore, der Intelligenza und Francesco da Barberino angehören, der lehrhafteste und allegorischste der alten italienischen Dichter. Offenkundig ist hier der Einfluss, den auf diese Seite der italienischen Litteratur die französische ausübte, und besonders der Roman de la rose, dessen erster von Guillaume de Lorris verfasster Teil einen überwiegend lehrhaften Charakter besitzt und dessen zweiter von Jehan de Meung herrührende Teil eine satirische Absicht verfolgt. Beide Teile wurden in Italien bekannt und nachgeahmt; der erste in einem Gedichtchen, von dem nur ein Bruchstück von 480 paarweis aequivok gereimten Siebensilbnern erhalten blieb, welches vor einigen Jahren unter dem Titel Detto ti'Amore1 herausgegeben wurde, so bezeichnet, weil der Dichter erklärt, dass er ein detto (cf. dittato bei Dante, V. N. X X 11 die Canzone Guinizellis; zum Lobe Amors schreibe, dessen Diener er der Vernunft zum Trotze bleiben will ; er beschreibt die Schönheiten seiner Herrin, von welcher er den ersehnten Lohn erhofft, trotz der ihm von Eifersucht, Reichtum und andern allegorischen Figuren, die er mehr oder weniger direkt dem französischen Gedichte nachzeichnet, entgegengesetzten Hindernisse. Diese erste italienische Nachahmung des Roman de la Rose scheint ziemlich alt zu sein und bis in die Zeiten Brunetto Latini's zurückzugehen ; jedenfalls ist die Annahme 2 nicht wahrscheinlich, dass es das Werk desselben Dichters sei, welcher das französische Gedicht in 232 Sonetten, die das sog. Fiore bilden, umdichtete, denn statt der Rose wird darin immer im Allgemeinen von einer Blume gesprochen. 3 Wer der Verfasser dieser Sonette sei, ist nicht sicher gestellt; man könnte jedoch wegen Übereinstimmung mit einer Stelle des französischen Gedichtes, in welcher Guillaume de Lorris genannt ist, als Verfasser ser D u r a n t e erkennen, welcher wahrscheinlich Notar und Florentiner war, und zwischen dem Ausgang des 13. und dem Anfang des 14. Jhs. lebte 4 . Wer aber der Verfasser auch sein möge, jedenfalls befand er sich im Roman de la rose zwei nach Inhalt und Geist sehr verschiedenen Teilen gegenüber, und wenn er aus beiden schöpfte 5 , so bevorzugte er doch seinem Talente gemäss die satirischen Elemente des zweiten ; und seine Arbeit bestand nicht bloss in einem zusammenfassenden Resumé der 23 tausend Verse des französischen Gedichtes in 232 Sonetten, sondern er suchte aus denselben mit Geschick das aus, was ihm dem Geschmack seiner italienischen Leser am

1 Von S. M o l ' p u r g o im Propugnatore N. S. I 1, 18 ff.; kritische Bemerkungen über den T e x t von A. M u s s a f i a daselbst I 2. 41y ff. und von A. G a s p a r y in Zeitschrijt f. rom. Ph. X I I 574' Aufgestellt von M o r p u r g o , I. c., cf. Riv. critica V 147. • Es w u r d e zum ersten Male von F. C a s t e t s , Montpellier 1881, veröffentlicht und dann korrekter von G. M a z z a t i l i t i , Inventario dei mss. ital. delle biblioteche di Francia 111 611 — 730; eine ausführliche Arbeit von E. G o r r a geht voran (pp. 419 —610). Man sehe auch noch D ' A 11 c o n a n a c h ; Varietà storiche e letterarie, II, 1 ff., A B o r g o g n o n i , in Rassegna settimanale, 1881, p. 248 ff. und R. R e n i e r in Preludia V 245 ff. 4 Ober die E p o c h e , in der der Verfasser lebte, handelt ausführlich, aber ohne sicheres Resultat, G o r r a , l. cit., 433 ff. 1 D i e Sonette 1 — 3 4 des Fiore entsprechen den Versen 1689 — 4669 des R. de la r. von G. d. L o r r i s , und die Son. 35—132 den Versen 4670—22817 von J. de Meung, aber es fehlen dem Fiore vielleicht in seinem gegenwärtigen Zustand einige Anfangssonette.

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LITTER.VTURGESCHICHTE

DER

ROMANISCHEN V Ö L K E R .



6.

ITAL.

LITT.

besten zu entsprechen schien. Der Dichter des Fiore zeigt sich als ein Mann von sehr freier Gesinnung und freimütiger Sprache, welchcr die in den demokratischen Regierungen der Gemeinden die Oberhand besitzende Bourgeoisie verachtete, und Sprache und Vers so sehr beherrschte, dass er selbst dem Abstrakten die Form lebendiger Personen und dramatische Beweglichkeit mitteilte und allen seinen Konzeptionen eine Haltung und Perspektive von besonderer Wirkungskraft verlieh; wenn man auch von ihm nichts Gewisses weiss, so muss er doch in den letzten zwanzig Jahren des 13. Jhs. geschrieben haben, wie es die Verwendung des Sonetts als Stanze oder als Teil eines längeren Gedichtes, die Anspielungen auf einige schon im 14. Jh. vergessene Ereignisse und der Mangel an jedweder Beziehung auf Dante zeigen. Dieselbe Ungewissheit herrscht in Bezug auf das Alter und den Verfasser der Intelligenza, welche ohne genügenden Grund dem Florentiner Chronisten D i n o C o m p a g n i (38) zugeschrieben worden war, der allerdings auch unter den Dichtern zu erwähnen ist wegen einiger Canzonen und Sonette, die zwischen der provenzalisierenden Art und der lehrhaften Poesie hin und her schwanken. 1 Diese kleine Dichtung besteht aus 309 neunzeiligen Stanzen, in welchen der Dichter zunächst den Frühling und dann seine Herrin die Intelligenza, eine Personifikation des scholastischen Begriffs der Universalintelligenz, beschreibt; ihre mit 60 Edelsteinen geschmückte Krone veranlasst ihn dazu, die wunderbaren Kräfte der Edelsteine aufzuzählen, die den Gegenstand der mittelalterlichen Lapidarien bilden; bei der Erzählung des von ihr bewohnten Palastes kommt er auf sagenhafte Geschichten zu sprechen, welche er als zum Schmuck der glänzenden Königsburg dargestellt ausgiebt; indem er schliesslich auf seine Herrin zurückkommt, erklärt er deren symbolische Bedeutung, und erläutert durch viele ungeschickte Vergleiche die verschiedenen Bestandteile der Allegorie. Die hauptsächlichsten Quellen des Dichters mussten, ausser dem Buche des Marbod (s. I i i , 386), die französischen Erzählungen und Gedichte über Alexander, über Caesar, über den Trojanischen Krieg und über die Tafelrunde sein; aber er kennt auch die ältere italienische Poesie und macht manchmal Anspielungen auf die Theorie Guinizelli's. Bemerkenswert ist das Versmass; es wirkt harmonisch und besitzt eine natürliche lyrische Bewegung, aber die Sprache weist zu viele Konstruktionen und Wörter französischer Herkunft auf, als dass man glauben könnte, es handle sich um das Werk eines florentinischen Zeitgenossen Dante's, der seine Muttersprache so rein gebrauchte, wie der Chronist der Partei der Weissen 2 . Dieselbe Personifikation der Universalintelligenz kehrt in einem der zwei Gedichte des F r a n c e s c o d a B a r b e r i n o (im Valdelsa) wieder, welcher 1264 geboren wurde; nachdem er seine Studien in Bologna absolviert hatte, wo er schon 1294 Notar war, lebte er in Florenz von 1297 bis 1304 als Notar der bischöflichen Kanzlei; aus unbekannten politischen Gründen gezwungen diese Stadt zu verlassen, zog er sich nach Padua und dann nach Venedig zurück, wo er 1309 den Auftrag erhielt nach Avignon die Gesandten der Republik zu Clemens V. zu begleiten: er blieb einige Jahre in der Provence, von wo er eine Epistel an Heinrich VII. schrieb, dessen Unterneh' N a c h d e m T i li c c Iii das G e d i c h t v o n A . F . O z a n 1850, p p 3 1 9 ff., und dann Breslau 1883, v e r ö f f e n t l i c h t ;

( B d . l ) zuerst eine P r o b e d a v o n herausgegeben liatte, w u r d e a m , Docununts inid. pour servir a l'hisl. litt, de FItalic, P a r i s v o n Ii. C a m e r i n i , .Mailand l86:t, und v o n P Gellrich, aber es fehlt noch eine kritische A u s g a b e . H i n s i c h t l i c h der

den Autor betreffenden Streitfrage, s. I. IJ e I L u n g o , Dino Compagni I 409 - 5 0 4 , G. G r i on

Propugnatorc II 2, 274 ff.; A . B o r g o g n o n i , Stmü d'erndizione,\ 120 IT.; Sopra FIntell. poema in tiona rima, N o v i L i g u r e 1 8 7 1 - H i e A'ime des D i n o , bei

im

I. cit. I 320—40*«. * O b e r die Q u e l l e n s. A . M u s s a f i a ,

P- 155.

C. B e l l i , DelLungo,

Literaturblatt f. germ. u. rom. Philol.

1881

TOSK. PERIODE: FIORE.

DINO COMPAGNI.

FRANC, DA BARBERINO. DANTE.

55

m u n g in i h m die H o f f n u n g hatte a u f k o m m e n lassen, dass er in seinem A d o p t i v vaterlande wieder zugelassen werden w ü r d e : er wurde auch aufgefordert mit den andern G h i b c l l i n e n dem kaiserlichen H e e r e zu folgen, aber der T o d des K a i s e r s vereitelte damals seine H o f f n u n g e n : kurz darauf k o n n t e er j e d o c h n a c h F l o r e n z z u r ü c k k e h r e n , u n d , n a c h d e m er seinen juristischen D o k t o r zwischen 1 3 1 5 und 1 3 1 6 g e m a c h t hatte, nahm er dort seinen A u f e n t h a l t , und starb daselbst, n a c h d e m er V o r s t a n d der R i c h t e r und Notare 1 3 4 1 g e w e s e n und 1 3 4 5 für die P r i o r e n w a h l in Aussicht g e n o m m e n war, an der Pest im Jahre 1 3 4 8 Ausser e i n e m Fiore di novelle, der verloren g e g a n g e n ist, und einigen italienischen C a n z o n e n und lateinischen Briefen, verfasste Barberino zwei lehrhafta l l e g o r i s c h e G e d i c h t e in unregelmässig gereimten V e r s e n , und zum ersten derselben schrieb er auch einen w e g e n seiner die p r o v e n z a l i s c h e und italienische Littcratur betreffenden N a c h r i c h t e n sehr b e d e u t e n d e n lateinischen K o m m e n t a r 8 . Das erste dieser G e d i c h t e , oder wenigstens das zuerst zu E n d e geführte ist Documenti d'Amorc3 b e t i t e l t , und wurde in der P r o v e n c e v o l l e n d e t oder in den ersten M o n a t e n nach seiner R ü c k k e h r n a c h Italien im Jahre 1 3 1 3 : in das g a n z e G e d i c h t sind m o r a l i s c h e Lehrsätze v e r w e b t , w e l c h e A m o r der Beredtsamkeit diktiert, und w e l c h e diese durch z w ö l f pcrsonificierte T u g e n d e n aufschreiben lässt. Das zweite w u r d e vor dem ersten b e g o n n e n und zwischen 1 3 1 8 und 1 3 2 0 zu E n d e g e f u h r t ; es ist Del reggimento e costumi di donna4 b e t i t e l t , w e i l es L e h r e n über ein rechtes L e b e n für die Frauen j e g l i c h e n Alters und j e g l i c h e n Standes enthält. D e r D i c h t e r fingiert, dass ihm diese von der Beredtsamkeit und dem beharrlichen Fleiss diktiert w o r d e n seien durch V e r m i t t e l u n g der R c c h t s c h a f f e n h e i t , unter der E i n g e b u n g einer Feindin der Unwissenheit, der erstgeborenen T o c h t e r G o t t e s und Offenbarerin der Wahrheit auf E r d e n , d. h. der Intelligenz, w e l c h e v o n den Scholastikern als unmittelbarer Ausfluss der G o t t h e i t und L i c h t des m e n s c h l i c h e n Geistes angesehen w e r d e . 5 Sehr armselig ist die K u n s t B a r b e r i n o ' s , w i e übrigens allgemein bei den Verfassern von G e d i c h t e n , deren G r u n d l a g e die A l l e g o r i e und deren letzter Z w e c k die B e l e h r u n g i s t : allein aus ihrer Mitte erhebt sich, sie in weitem A b s t a n d hinter sich lassend, das g l a n z v o l l s t e D e n k m a l der mittelalterlichen Bildung und Weltanschauung, die Commedia Dante's. U n d dieses Werk, w e l c h e s , wie wir sehen w e r d e n , eine v o n d e m grössten Dichter dieses Bildungszeitalters ausgeführte Darstellung des g a n z e n mittelalterlichen L e b e n s ist, mit seinen K ä m p f e n , mit seinen S c h m e r z e n , mit seinem Hass, mit seiner H o f f n u n g und mit seiner Wissenschaft, in w e l c h e m alle F o r m e n der K u n s t zusammentreffen, beschliesst für immer das Zeitalter der A l l e g o r i e . 29. D i e F a m i l i e der A l i g h i e r i (lat. Allagherii) erscheint, was man immer über ihren A d e l und ihre A b s t a m m u n g von e i n e m der römischen G e s c h l e c h t e r , die F l o r e n z g r ü n d e t e n , erzählt h a t , in der G e s c h i c h t e zum ersten Mal im 12. Jh., mit C a c c i a g u i d a , dem Ururgrossvater des Dichters, der 1 1 4 7 im K r e u z zug g e g e n die U n g l ä u b i g e n fiel. V o n den Eltern D a n t e ' s weiss man kaum 1 A. T h o m a s , Franc, da Barberino et la litter. provenfale enltalie etc., Paris 1883, und Romania XVI 43 ff. 571, F. N o v a I i , im Giorn. stor. VI 399 ff. und Areh. stor. ital. 4. serie XIX 37;>* Auszüge aus dem lateinischen Kommentar wurden von 0 . A n t o g n o n i im Giorn. di fil. rom. IV 78 ff. und von T h o m a s . Fr. da Bari. pp. 169 veröffentlicht. ' Veröffentlicht von F. U b a l d i n i , Rom 1640; schlechte Nachdrucke Venedig 1820 und 1846; die Originalhs. in der Bibliothek Barbtrini X L V l 18. 4 Veröffentlicht nach einer spaten Abschrift aus dem Vatikan von G. M a n z i , Rom 181"). wiederholt Mailand 1843; korrekter nach einer Hs der Bibliothek Barberini von C. B a u d i d i V e s m e , Bologna 18/5. Die Novelle di m. Fr. da Barberino, Bologna 1868 und 1874, sind den Prosastücken entnommen, welche in diesem Gedichte mit den Versen abwechseln. Verbesserungen zum Texte von G. G a l v a n i im Propugnatore IV 1, 5 ff. 5 A. B o r g o g n o n i , Studi I 239 ff.

56

LITTERATURGESCHICHTE

DER

ROMANISCHEN V Ö L K E R .



6.

ITAL.

LITT.

etwas mehr als den N a m e n : A l i g h i e r o , sein V a t e r , war vielleicht seines Zeichens Jurist oder Richter und Anhänger der guelfischen Partei; von Bella seiner Mutter, wissen wir nicht einmal, aus welcher Familie sie s t a m m t e . 1 Dante Alighieri wurde sicher in F l o r e n z , im Mai des Jahres 1 2 6 5 2 geb o r e n ; über seine ersten Studien haben wir keine andern Nachrichten ausser denen, welche er uns selbst giebt, indem er sagt, er habe »allein durch sich die Kunst gelernt Worte in R e i m e zu bringen« (Vita truova III 34), er habe sich mit Zeichnen und Gesang unterhalten, und habe von seiner ersten Jugend an die bedeutendsten lateinischen Dichter und die berühmtesten provenzalischen Troubadours studiert: man kann nicht mit Sicherheit behaupten, dass er zum L e h r e r Brunetto Latini hatte, welcher freilich durch sein Beispiel, durch seine Werke und durch vertrauten Verkehr auf Dante einen heilsamen geistigen Einfluss ausüben konnte, indem er in ihm die L i e b e zum Ruhm erweckte 3 , ebensowenig ferner, dass er sich an die Universität Bologna begab, um Jurisprudenz zu studieren. 4 Während seiner Jugend war Dante mit vielen tüchtigen Männern eng befreundet. Darunter Guido Cavalcanti, den er als den ersten unter seinen Freunden ansah; Cino da Pistoia, welcher ein hervorragender Jurist und ausgezeichneter Dichter wurde; Dino Frescobaldi und L a p o Gianni, zwei der elegantesten florentinischen Verskiinstler der Zeit; der Musiker Casella und der Maler G i o t t o , denen Dante auch dann ein liebevolles Andenken bewahrte, als das Schicksal ihm den Verkehr mit diesen guten Freunden geraubt h a t t e 5 . Unter seinen Jugendgefahrten hatte jedoch Dante auch einige Männer, die seiner Freundschaft weniger würdig waren, wie Forese Donati, der Verfasser burlesker Verse, den Alighieri selbst als einen sehr lasterhaften Menschen schildert. 6 Ü b e r die L i e b e Dante's wissen wir wenig mit Genauigkeit, da er sich ein Vergnügen daraus machte die Einzelheiten derselben in einer F o r m zu erzählen, welche uns die Wahrheit nicht genau erkennen lässt. E s scheint j e d o c h g e w i s s , dass Alighieri sich 1 2 8 3 in Beatrice, die T o c h t e r F o l c o Portinaro's verliebte; und dass nach ihrer einige J a h r e darauf erfolgten Heirat mit Simone de' Bardi seine L i e b e allmählich sich bis zur höchsten Stufe idealer Anbetung erhob, die auch nicht geringer wurde beim T o d e der edlen Frau im J a h r e 1 2 9 0 7 . Als er dann Trost für einen solchen Verlust suchte, verliebte er sich in eine donna gentile, deren Namen wir nicht wissen, aber welche höchst wahrscheinlich in Gemma Donati zu erkennen ist, welche er einige J a h r e nach dem T o d e Bcatricc's heiratete 8 . Die Studien und die L i e b e hinderten aber den jungen Alighieri nicht an den Kriegszügen teil zu nehmen, indem er seinen eigenen Arm in den Dienst der Gemeinde stellte; 1 L. P a s s e r i n i , Della f'amiglia di Dante in Dante e il stto secolo, Florenz 1865, pp. 33 ff.; A. K e u m o n t , DantisFamilie im Jahrbuch der deutsch. Dante-Gesell. 11 331 ff.; G. L. P a s s e r i n i . La famiglia Alighieri, Ancona 1881; F.. F r u l l a n i und G. G a r g a n i , Deila casa di Dttnle, Florenz 1865. G. I' e n a r o l i , /(J vita e i tempi di D. A., Dissert. 1: La Stirpe, il nome di famiglia e la data del nascimento, Torino 1882. • L. G e n t i l e ini Bullett. della Società dantesca No. 5—6 p. 39 IV. bewies abschliessend dieses Datum; für andere angenommene Daten genüge es V. I n i b i i a n i zu erwähnen: Studi Danteschi, Florenz 189!, pp. 181 ff.. 309 IV. • G. T o d e s c h i n i , Scritti su Dante, 1 288 ff.; M. S c h e r i l l o . / primi studi di Dante, Neapel 1888; V. I m b r i a n i das zit. Werk 333 ff. 4 C. R i c c i in Nuova Antologia, 3. Serie, XXXII 297 ff. • Uber diese Dichterfreunde sehe man oben § 26; über Casella und Giotto, cf.Purg. II 76 — 1 1 4 und XI 94 — 96. 8 Purg. XXIII 40—48, 55 — 57. 76—84, 1 1 5 - 1 1 7 ; ausserdem s. oben § 27. 7 über die Beziehungen Dante's zu Beatrice existiert eine ganze Litteratur; die beste Arbeit ist die I. D e 1 L u n g o ' s, Beatrice nella vita e nella poesia del sec. XIII, Mailand 1891. • C. W i t t e , Dante-Forschungen 11 40 ff.

TOSKANISCHE P E R I O D E :

DANTE.

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und so nahm er 1289 an der Schlacht bei C a m p a l d i n o t e i l 1 und vielleicht im selben Jahre an der Belagerung des Kastells v o n C a p r o n a . 8 Mit dem T o d e Beatrice's begann ein neues L e b e n für Alighieri, w e l c h e r sich ganz in das Studium der Philosophie vertiefte und sich j e n e gründliche Bildung in den Geistes- und Naturwissenschaften a n e i g n e t e , deren Früchte später in seinen Werken hervortraten. 8 V o n den Studien z o g ihn dann die Politik ab. Nach der 1282 erfolgten Begründung der demokratischen Regierung, der die von G i a n o della Bella gegen die adligen und angesehenen Bürger eingebrachten gerichtlichen Verfugungen die K r o n e aufsetzten, liess sich Alighieri in eine der grösseren Zünfte aufnehmen, in die der A p o t h e k e r und Maler, und stürzte sich mit Eifer in die K ä m p f e des öffentlichen L e b e n s . 4 Wir wissen von den R e d e n , die er in den Ratsversammlungen der Stadt von 1296 bis 1300 hielt und von anderen von ihm im Interesse der G e m e i n d e zeitweilig ausgeübten Amtsgeschäften; 1 2 9 9 wurde er an die G e m e i n d e von San G e m i g n a n o geschickt, um über Angelegenheiten der guelfischen Partei zu verhandeln; und während zwei Monaten, vom 1 5 . Juni bis 1 5 . August 1300 gehörte er der Behörde der Priorcn an, denen die R e g i e r u n g des Vaterlandes anvertraut w a r ; und auch er widersetzte sich den habsüchtigen Plänen des Papstes Bonifaz VIII. in Bezug auf Florenz. 5 D i e guelfische Partei hatte sich unterdessen in zwei Parteien g e t r e n n t : die Schwarzen, G u e l f e n , die auch A n hänger der päpstlichen Autorität waren und von C o r s o Donati geleitet wurden, und die Weissen, gemässigte G u e l f e n , die sich den konservativen Ideen der ghibellinischen Partei mehr näherten und von Vieri de' C e r c h i geführt wurden. Dante schloss sich der Partei der Weissen an, und als 1 3 0 1 K a r l von Valois von Bonifaz VIII. nach Florenz geschickt wurde, um den Schwarzen zu helfen ihre G e g n e r zu vernichten, befand auch er sich unter denen, die dem Zorne der Feinde preisgegeben wurden ; es half ihm nichts, dass er kurz vorher als Gesandter der Gemeinde zum Papste geschickt worden war, denn ohne seine Vaterstadt wieder betreten zu dürfen, musste er den W e g der Verbannung g e h e n . 6 Alsbald darauf in den ersten T a g e n des Jahres 1302 die Regierung von der Partei der Weissen an die der Schwarzen ü b e r g i n g , schleuderte der Podestä von Florenz gegen Dante und andere Bürger einen Urteilsspruch, welcher sie zu einer hohen Geldstrafe verurteilte wegen angeblichen Unterschleifs, unerlaubten Gelderwerbs und infamer Gelderpressungen, die von ihnen während des Priorats vorgenommen worden seien; und im März verwandelte sich dieser Urteilsspruch in eine Verurteilung zu ewiger Verbannung. 7 Aus Florenz verbannt, durchstreifte Dante verschiedene T e i l e Italiens, indem er, wie er selbst sagte, erfuhr »wie salzig das Brot der andern schmeckt und w e l c h ' harter Weg es ist, die T r e p p e n anderer auf und ab zu steigen

1

I. D e l L u n g o , Dante ne' tempi di Dante pp. 1 5 6 (T. Daselbst p. 1 7 1 IT- et'. Inf. X X I 9 4 - 9 6 . 3 Convivio 11 1 3 . * F ü r diese E p o c h e der florentinischen G e s c h i c h t e i s t . ausser den z e i t g e n ö s s i s c h e n , Chronisten, H a u p t q u e l l e 1. D e l L u n g o , Dino Compagni e la sua Cronica, F i r e n z e 1 8 7 7 ff5 D i e D o k u m e n t e filier das öffentliche L e h e n D a n t e ' s bis zur V e r b a n n u n g sind herausg e g e b e n oder erörtert von den modernen Biographen, b e s o n d e r s v o n F r a t i c e l l i und von U n i t o l i e i n i g e der b e m e r k e n s w e r t e s t e n bei I m b r i a n i , zit. W e r k , pp. 129, 139. 2 3 4 . 2 7 4 ; andere v o n G. M i l a n e s i ed. in Arch. stor. it. 3 . Serie I X 5 3 und Riv. crit. II 29. I. D e l L u n g o i m Bull. della Società dantista N o . 4 p. 12 IT., N o . l o , N o . 11 p. 7 ff. • Unter den auf d i e s e Vorfrille bezüglichen A r b e i t e n sind d i e b e m e r k e n s w e r t e s t e n : I'. l ' a p a , L'ambasceria di Dante a Bonifazio Vili bei B a r t o l i V 3 3 7 — 3 6 5 ; G. L e v i , Bonifazio Vili e le sue relazioni nel Comune di Firenze, K o m 1 8 8 2 . 7 Ü b e r alle V e r u r t e i l u n g e n A l i g h i e r i s ist n a c h z u s e h e n : 1. D e l L u n g o , L'esilio di Dante, F l o r e n r 1 8 8 1 . 2

58

LITTERATURGESCHICHTE DER ROMANISCHEN VÖLKER. —

6.

ITAI..

LITT.

{Par. XVIII 5 3). Zuerst verband er sich mit seinen Schicksalsgenossen, welche, von den Ghibellinen unterstützt, einige Versuche machten durch Gewalt in ihr Vaterland zurückzukehren, die aber erfolglos blieben.. So nahm er an der Zusammenkunft teil, welche die Häupter der Partei der Weissen in San Godenzo im Juni 1 3 0 2 abhielten; aber gar bald wurde er der Gesellschaft der andern Verbannten überdrüssig, die er Par. XVII 62 eine »compagnia malvagia e scempia* nennt, und er zog sich von neuem zurück, um seinen Studien zu leben, indem er so »eine Partei für sich« 1 bildete. Er fand dann, vielleicht nur für kurze Zeit, freundliche Aufnahme und Schutz bei Bartolommeo della Scala, dem Herrn von Verona 2 ; er hielt sich darauf in Bologna auf ( 1 3 0 5 ? ) , wo er philosophischen und litterarischen Studien oblag, durchstreifte verschiedene Teile Italiens »gegen seinen Willen die ihm vom Schicksal geschlagenen Wunden zeigend« (Convivio I 3); im Jahre 1306 wurde er dann von den Marchesen Malaspina in ihren Besitzungen der Lunigiana aufgenommen; sie bedienten sich seiner als ihres Vertreters in den Friedensverhandlungen mit dem Bischof Luni 3 . Danach verlieren sich die Spuren des verbannten Dante einige Jahre hindurch, während welcher man daran festhält, dass er im Casentino und in der Romagna ( 1 3 0 7 — 1 3 0 8 ) ' gelebt, und eine Reise bis nach Paris, nach Einigen sogar bis nach Oxford, um dort theologischen Studien obzuliegen, ausgeführt habe (1309 V).5 Die Nachricht, dass der neue Kaiser, Heinrich VII., einen Römerzug vorbereitete, erfreute Dante, welcher nun durch die natürliche Entwickelung seiner politischen Ideen Ghibelline geworden war, da er hoffte, dass ihm jetzt ein Weg offen stehen würde, in Ehren in sein Vaterland zurückzukehren; er kam deshalb nach der Toskana zurück, und durch Wort und Schrift ermunterte er den Kaiser die Unternehmung gegen die Guelfen zu beschleunigen 6 ; nach dem Scheitern derselben infolge des plötzlichen Todes Heinrichs VII. ( 1 3 1 3 ) , zog sich Alighieri zurück, um, wie es scheint, in der Einsamkeit im Kloster von S. Croce di Fonte Avellana bei Gubbio zu leben ( 1 3 1 4 ? ) 7 . Als er kurz darauf, in Lucca, 8 Gast Uguccione's della Fagiola geworden war, konnte er die Hoffnungen teilen, welche die Ghibellinen erfüllten, wegen der Niederlage, die dieser Führer den Guelfen in der Ebene von Montecatini (29. August 1 3 1 5 ) beibrachte. Vielleicht wurde aus diesem Grunde in Florenz damals die Verurteilung Dante's und seiner Söhne (6. November), welche für Rebellen gegen das Vaterland erklärt worden waren, erneuert. Als das Jahr darauf der Graf Guido von Battifolle zum Podestà von Florenz ernannt worden war, wurde eine allgemeine Amnestie für solche Verbannten erlassen, welche sich der Demütigung als gemeine Verbrecher vorgeführt zu werden, unterwerfen würden ; aber zornig wies Dante die ihm unter solchen Bedingungen erteilte Gnade zurück, und indem er sich 1

D e l L u n g o , das zit. Werk. T o d e s c h i n i . zit. Huch, I 241 fT., C. B e l v i g I i e r i . Scritti sbrici, Verona 18W1. pp. 1 3 3 fT. Dass der Scaliger, von welchem Dante zuerst aufgenommen worden ist, A l h o i n l . sei, versuchte vergebens D e l I . u n g o zu beweisen, Dino II 57^ ff3 L . S t a f f e 1 1 i , / Malaspina ricordati da Dante bei B a 1 1 o I i V I 2, 2 6 5 — 3 0 3 . Über den bestrittenen Aufenthalt Dante's in Padua int J ihre 1 3 0 6 . sehe man G . D a R e im Giom. stör. X V I 3 3 4 fT. und A. ( i l o r i a , ebendaselbst X V I I 3 5 8 Ii. nach. 4 C. W i t t e , Dante-Forsch. II 194 IT., M. B a r b i in Bull, della Società Dantesca, No. 8, p. 2 1 . 5 A . R o s s i , I viaggi danteschi oltr' Alpe, Turin 18y;i ; iiber die Pariser Reise besser: C. C i p o l l a im Giorn. stor. V i l i 5 3 ff. • Ober die Beziehungen Dante's zu Heinrichs V I I . sehe man G. T r e n t a . La tomba di Arrigo VII., Pisa 1 8 9 3 , und P. V i I l a r i , / p r i m i diu secoli della storia di Firenze, Florenz 1894, II 1 4 5 fT. 7 E i n e Tradition, welche durch den Hinweis im Par. X X I 1 0 6 ff. Unterstützung findet. " C. I I in ut o l i in Dante e il suo secolo p. 2o-| IT. s

T O S K A N . PERIODE:

D A N T E ' S LEBEN.

WERKE.

59

weigerte, auf diesem Wege in sein Florenz zurückzukehren, schrieb er einen Brief, welcher als der schönste Ausdruck seiner Seelenstärke und seiner Überzeugung angesehen werden kann. In den Jahren nach 1 3 1 7 nahm Dante dauernden Aufenthalt in R a v e n n a u n d wurde dort von Guido Novello da Polenta(2 6), dem Herren dieser Stadt, ehrenvoll a u f g e n o m m e n ; dort, w o er von der L i e b e seiner K i n d e r umgeben, und von vielen Bürgern und Freunden als Meister verehrt wurde, beschäftigte er sich mit der V o l l e n d u n g seines Gedichtes, w e l c h e s , wie er h o f f t e , ihm die T h o r o seiner Vaterstadt öfinen w ü r d e , die man ihm verwehrte. Im Sommer des Jahres 1 3 2 1 mit einem politischen Auftrage an die Regierung jener Stadt im Interesse R a v e n n a ' s und Guido N o v e l l o ' s g e s c h i c k t , kehrte er krank zurück, und starb in der Nacht vom 13. zum 14. September. Die Trauer Italiens folgte ihm ins G r a b und viele der damals lebenden Dichter zollten seinem A n d e n k e n den Tribut lateinischer G e d i c h t e oder italienischer V e r s e 2 ; aber die Bosheit einzelner verfolgte ihn auch noch im T o d e ; und seine G e b e i n e mussten von mitleidigen Seelen verborgen werden, um sie vor dem Hasse der päpstlichen Legaten zu retten, w e l c h e sie vernichten wollten, und wurden erst im Jahre 1 8 6 5 wieder gefunden und gebührend geehrt, als Italien als erstes Nationalfest nach seiner Wiederaufrichtung den sechshundertjährigen Geburtstag seines grössten Dichters feierte. L i t t . : D i e biographische Litteratur über Dante ist unendlich, aber viele Arbeiten sind heute ohne Nutzen: ich habe in den Anmerkungen die wirklich grundlegenden W e r k e angeführt, in denen auch die w i c h tigsten Fragen zusammenfassend behandelt sind; in denselben finden sich Hinweise auf viele andere Beiträge zur Biographie Alighieri's. Hier nur die wichtigsten alten Biographien (cf. T . P a u r , L'ebtr die Quellen zur Lebtmgesch. Dante's, Gfirlitzl862, B a r t o I i V 3 0 7 ff.; E J I o o r e , Dante and his early biographers, London 1890); es sind: 1. G i o v . V i l l a n i , Cron. I X 135 (cf. V. 1111 b r i a n i , Studi pp. l — l 75). 2. G. B o c c a c c i o . Vita di Dante (kritische Ausgabe von F . M a c r i L e o n e , Florenz 1888). 3. F i 1 i p p o V i 11 a n i , De origine civ. Florentiae et de ejusdem famosis civibus ( F l o r e n z 1825 u. 1847). 4. L e o n a r d o B r u n i ( l . Ausg. Perugia 1671, keiner der modernen Neudrucke ist wirklich , kritisch). 5. G i a n n o z z o M a n e t t i (ed. Florenz 1847). 6. G i o v . M a r i o F i l e l f o ( F l o r e n z 1828); und die neueren: 7. G i u s e p p e P e l l i , tVemorie per servire alla vita di D. AI., Venedig 1754. 8. C e s a r e B a I b o , Vita di D., Turin 1839. 9. P i e t r o F r a t i c e l l i , Storia della vita di Dante AI., Florenz 1861. 10. F r a n z X a v e r W e g e l e , Dante AI.''s Leben und Werke. 1. Ausg., Jena 1852, 3- Ausg. 1879- B a r t o l i untersuchte in seiner St. lett. vol V mit zu negativer Kritik alle das Leben Dante's betreffenden Zeugnisse, trug j e d o c h viel dazu bei die Glaubhaftigkeit alter Sagen, die man nach altem Herkommen wiederholt hatte, zu erschüttern. Eine nützliche, wenn auch nicht vollkommene und nicht unparteiische Zusammenfassung der modernen Arbeiten ist der erste T e i l der Dantologia von G. A. S c a r t a z z i n i , Mailand 1894.

30. Die bis auf unsere Zeiten angestellten Forschungen zur Bestimmung der Zeit, in welcher ein jedes der Werke Alighieri's verfasst worden ist, haben das Dunkel nicht erhellen k ö n n e n , in welches die C h r o n o l o g i e der Werke selbst gehüllt ist; daher kann man eine Anordnung nur in grossen, den verschiedenen Stufen der geistigen und moralischen Entwickelung des Autors entsprechenden Zügen vornehmen. S o kann man in seine Jugendzeit mit Sicherheit d e n g r ö s s t e n T e i l

der G e d i c h t e

d e s Canzotiiere

und die

Vita Nuova

ver-

weisen ; diese Werke sind der Ausdruck der Empfindungen eines den K ä m p f e n des politischen Lebens und der Wissenschaft noch ganz fremden Mannes. Der 1 D i e Hauptarbeit ist die von C. R i c c i , L'ultinu rifugio di D. AI., Mailand 1891 ; s. dazu meine Rezension in der Auova Antologia, 3. Serie, X X X V I I 268 ff. * F a s t alle in der Sammlung der Poesie di mille autori interna a D. AI., besorgt von C. D e l B a l z o , R o m 1889 u. ff.

6O

LITTERATURGESCHICHTE DER ROMANISCHEN VÖLKER. —

6.

ITAL.

LITT.

Canzoniere umfasst, schon seinem Wesen nach, als Sammlung von Gedichten verschiedenen Inhalts, und da er selbst vom Autor nicht geordnet worden ist, einem Zeitraum von mehreren Jahren. Das Neue Leben (Vita ntwva) wurde, soviel ersichtlich, um 1 2 9 4 oder 9 5 , d. h. bevor Dante das dreissigste Lebenjahr vollendete, verfasst. Einer reiferen Zeit, und speziell den ersten Jahren der Verbannung Dante's sind dagegen der Traktat de rulgari eloquentia, der Convimo und das Buch de Monarchia zuzuweisen. Der Traktat de Vulgari eloquentia wurde nach einigen ohne Unterbrechung um 1 3 0 5 geschrieben; nach andern dagegen gehört nur das erste Buch jenes Werkes in diese Zeit, während das zweite in die letzten Jahre des Lebens Dante's, und genauer in die Jahre 1 3 1 9 oder 20 fallt. Der Convivio wäre nach den meisten zwischen 1 3 0 8 und 1 3 1 0 verfasst, nach andern dagegen einige Jahre vorher; welche von diesen zwei Annahmen auch der Wahrheit am nächsten kommen m a g , jedenfalls lässt sich nicht einmal als wahrscheinlich eine dritte Ansicht annehmen, nach welcher einige Teile des Cotwivio vor der Verbannung geschrieben sein sollen. Grösser ist die Ungewissheit für das Buch de Monarchia, welches von den einen in die letzten Jahre, die Dante in Florenz verbrachte, von den andern in die ersten Jahre der Verbannung, und wieder von andern in die Zeit der Ankunft Heinrichs VII. und von Jemand sogar in die letzten Zeiten des Lebens des Autors gesetzt wurde. Die für oder gegen eine jede dieser Ansichten angeführten Gründe sind so schwerwiegend, dass keine die andern hat beseitigen können, die Frage über das Datum des Buches ist unentschieden geblieben und wird es vielleicht noch lange bleiben. Was sein grösseres Gedicht betrifft, so hat Dante, nach einigen Forschern, seit seiner ersten Jugend, als er noch nicht den Schmerz 11m Beatrice's T o d empfunden, den Gedanken gefasst, die drei Reiche, der Strafe, der Reinigung und des ewigen Ruhmes zu besingen 1 ; viel wahrscheinlicher ist es aber, dass er den Gedanken zur Abfassung des Gedichtes erst viel später fasste, als er, um 1 2 9 4 , von seiner kurzen Liebe zur donna gentile wieder zur idealen Verehrung der verstorbenen Beatrice zurückkehrend, »eine wunderbare Vision hatte, in welcher er Dinge sah, die ihn zu dem Vorsatz veranlassten, nicht mehr von dieser Gebenedeiten zu reden, bis er von ihr würdiger handeln könntecS. Dieser erste noch vage und unbestimmte Gedanke von dem Gedicht erlangte in den folgenden Jahren durch Nachdenken und Studium immer bestimmtere Gestalt; aber wann Alighieri Hand ans Werk legte, weiss man nicht mit Bestimmtheit; für gewiss können wir nur erachten, dass in den ersten zehn Jahren der Verbannung allmählich in seinem Geiste ein grosser Teil des Stoffes seines Gedichtes zur Reife und zu grösserer Ordnung gelangte, und zwar sowohl infolge des Studiums der philosophischen und wissenschaftlichen Fragen, als auch durch die Betrachtung der Vorgänge in Geschichte und Natur; ebenso auch, dass die wirkliche und eigentliche Komposition des Werkes die Arbeit der Jahre vom T o d e Heinrichs VII. bis zu demjenigen des Dichters wurde. L i t t . : N. A n g e I e 1 1 i , Cronologia delle opere minor i di Dante, Citta di Castello 1H86, mir aus dem Convrvui und aus de vtdg. eloqu. entnommen, ohne grössere Sicherheit, wie ich in der Kiv. rrit. 1 1 ! 3 3 ff. Rezeigt habe. l r ür die Vita Xuoia seile man nieine Xotizm suiia V. N. § 3 nach, vorangeschickt der Florentiner Ausgabe, und die dort angeführten Werke. Kur de vulg. eloi/11. s. die Untersuchungen H o e h m t r ' s und d ' O v i d i o ' s , die unten zitiert werden. Kür De monarchia, 1 Diese Ansicht beruht auf einer Stelle des Neuen Lebens X I X 43. und wurde jüngst wiederum von F . C o I a g r o s s o in der Bibt. delle scuole ital. 1 1 7 8 tf. und in seinen Studi di lett. ital., Verona 1 8 9 2 , verfochten. « Uta Nuewa X L I 1 ! ff.

TOSKAN.

PERIODE: DANTE'S WERKE.

CANZONIERE.

VITA NUOVA.

6I

s. C. W i t t e , Dante-Forsch. I 79 ff. und das V o r w o r t zur W i e n e r Ausgabe 1874 pp. X X X V ff.; C. A n t o n a T r a v e r s i , Sul tempo in cui fu scritta la Mon. di D., Napoli 1878 ; P . S c h e f f e r - B o i c h o r s t . Aus Dante? s Verbannung, Strassburg 1882, p. 105 ff. F ü r den Commrio s. F . S e l m i im unten zitierten W e r k . F ü r die Div. Com. s. ausser dem Discorso sul tcsto von U. F o s c o l o , L o n d o n 1 8 2 5 und mehrmals n a c h h e r , A. B o r g o g n o n i . La genest della Div. comm., Ravenna 1865 und P . K a j n a in La vita ital. nel trecento (letteratura), Mailand 1892, pp. 225.

3 1 . Der Canzoniere ist die Sammlung der von Alighieri seit Beginn des Jahres 1 2 8 3 verfassten lyrischen Gedichte; damals schrieb er sein erstes Sonett, welches er an die »in der Liebe Treuen< richtete, und in welchem er eine Vision darlegt, nach deren Deutung gefragt wird. 1 Diese lyrischen Gedichte, welche hinsichtlich der metrischen Form Canzonen, Sestinen, Balladen und S o n e t t e 2 sind, können in Bezug auf ihren Inhalt in drei Gruppen eingeteilt werden : Liebesgedichte, philosophisch-allegorische Gedichte und Lieder verschiedenen Inhalts. Die Liebesgedichte, von denen einige von Dante in die Vita nuova aufgenommen wurden, sind der Ausdruck der Gefühle des Dichters Beatrice oder andern von ihm geliebten Frauen gegenüber. Die körperliche und geistige Schönheit der Frau, die wunderbaren Wirkungen ihrer Erscheinung, die Freuden und Hoffnungen des Liebenden, die Vorahnung des frühzeitigen Todes Beatrice's und der Schmerz um den Verlust der Geliebten bilden den Hauptinhalt dieser Gedichte. Dante verstand in ihnen bezüglich der Form, allmählich von den Spitzfindigkeiten und dem Konventionalismus des alten Troubadourstils, von dem die ersten Gedichte noch sehr viel an sich haben, zu der freien Bestimmtheit und der eigentümlichen und feinsinnigen Ausprägung dessen sich zu erheben, was er selbst den dolce Stil nuovo (Purg. X X I V 57) nennt. Die philosophisch-allegorischen Gedichte stellen die Wandlung von Dante's Liebe zu Beatrice zur Liebe zur Wissenschaft dar, und unter dem Gewand eines Liebesgedichtes verbergen sie einen moralischen Gedanken, den er in einem andern Werke auseinanderzusetzen sich vornahm; denn in diese Gruppe gehören hauptsächlich die Gedichte, die Dante im Commrio wünschen mochte zu kommentieren. Die Gruppe der Gedichte verschiedenen Inhalts setzt sich aus einigen wenigen Sonetten in Briefform zusammen, die von Dante als Mitteilungen oder Antworten an Guido Cavalcanti, Cino da Pistoia und andere gerichtet worden sind, und aus einigen wenigen burlesken Sonetten, zur Beantwortung derjenigen des Forese Donati 3 geschrieben. Das Neue Leben ist die Geschichte der Liebe Dante's zu Beatrice von dem Augenblicke a n , wo er sie zum ersten Male sah ( 1 2 7 4 ) bis zur Zeit, in welcher er den Gedanken erfasste die Commedia zu schreiben, (nach einigen 1 2 9 4 , nach andern 1 3 0 0 ) . 4 Dieses Buch wurde das Neue Leben betitelt, 1 Ks fehlt an einer kritischen Ausgabe ; für eine solche sammelten nützliche bibliographische Notizen, K. L a i n m a im Propugnatore XVIII 2, 189 ff.. 3 5 2 ff.. X I X 1, 13;) ff. und P. B i l a n c i o n i im Propugn. N. S., II 1. 23 ff., w e l c h e r unter dein Namen Dante's 137 Gedichte verzeichnet, mit Ausnahme derjenigen der Vila h'uova, des Convivio etc. Nützlich sind auch die Arbeiten von C. W i t t e , D. AI., Lyrische Gedichte, Leipzig 1842. und Dante-Forsch. II 5 2 5 ff. 1 Über die dantische Metrik cf. C. B a r t s c h im Jahrb. d. Dante Gesell. III 303 ff. und F . D ' O v i d i o in Saggi critici p. 716 ff. ' D i e beste Arbeit über die lyrischen Gedichte D a n t e ' s ist noch die von G. C a r d u c c i , im Jahre 1865 in Dante e il suo secolo pp. 7 ' 5 ff- veröffentlichte; dann in den Studi letterari, L i v o r n o 1874. PP- ' 4 ' T- Mit Nutzen kann man auch D e A m i c i s zu R a t e ziehen: DeW Amore e della Urica di D., Neapel 1865, und V. I m b r i n i l i , Studi danteschi, p p . 4 1 6 ff., für die sog. Pietracanzonen. * La V. N. di D. Aligh. con introduzione, commento e glossario von T . C a s i n i , 2. Ausg. Florenz lHijo; mit N a c h w e i s der llss., Ausgaben. Kommentare und Übelsetzungen ( p p . IX

62

L I T T E R ATURGESCHICHIE DER ROMANISCHEN VOLKER.



6.

ITAI..

LITT.

gleichsam um anzudeuten, dass es die Begebenheiten des Jugendlebens des Verfassers erzähle, oder, wie andere glauben, um zu zeigen, dass die Liebe zu Beatrice in Dante eine Wiedergeburt seiner Seele hervorrief und für ihn der Anfang und der Grund eines neuen Seins wurde. Der Inhalt des Neuen Lebens wurde von Boccaccio sehr gut in den Worten angedeutet, Dante hätte in ihm vereinigt teerte Operette, siccome sonetti c canzoni. in diverst tempi dewanti in rima fatte . . . di sopra ciascunci partitamente ed ordinatamente scrivendo le cagioni, che a quelle fare ravean mosso, e di dietro ponendo le divisioni delle precedenti opereDas Buch besteht im Allgemeinen aus drei Stücken: die für Beatrice und für einige andere Frauen geschriebenen G e d i c h t e (rime), die E r z ä h l u n g (narrazioni) der Begebenheiten, welche ein jedes Gedicht veranlassten, und die Teilungen (divisioni) oder die Gliederung (partiziom'), mittels welcher der Inhalt der Gedichte erklärt und auseinandergesetzt wird; und diese drei Stücke vereinigte und verband der Dichter so eng miteinander, dass sie nicht getrennt werden können, da sie sich wechselseitig erläutern und ergänzen 2 . Das Neue Leben lässt sich als in fünf Teile zerfallend ansehen : der erste (Kap. I — X V I I ) enthält die Jugendliebe Dante's, das L o b der physischen Schönheit Beatrice's, und die Verstelhingskiinste, die der Dichter anwandte, um diese Liebe vor Übelgesinnten 7.11 verbergen ( 1 2 7 4 — 1 2 8 7 ) ; der 2. (Kap. X V I I I — X X V I I ) das Lob der geistigen Schönheit Beatrice's und die Vorahnung ihres frühzeitigen Todes (1287 — 1 2 9 0 ) ; der dritte (Kap. XXVIII —-XXXIV) die ganze Periode der Trauer Dantes um den T o d seiner Gebieterin (1290 — 1 2 9 1 ) ; der vierte (Kap. X X X V — X X X V I I I ) erzählt die Episode der donna gentile, in welche sich Dante verliebte, gleichsam um sich für den Verlust Beatrice's zu trösten (1291 — 1 2 9 3 ) ; und der fünfte endlich (Kap. X X X I X — X L I I ) stellt den Kampf zwischen der neuen Liebe und der Erinnerung an die frühere, und die Rückkehr Dante's zur Liebe und zur Verehrung der verstorbenen Beatrice dar unter Hinweisung auf ein Gedicht, in welchem er von ihr sagen möchte »was noch nie von einer Frau gesagt worden wäre« ( 1 2 9 4 , oder auch 1294 — 1 3 0 0 ) . 3 Die Prosa des Neuen Lebens hat, wenn sie auch in einigen Teilen einen zu lehrhaften Gang und Zuschnitt zeigt, doch sonst sehr grosse Vorzüge, besonders in den erzählenden Teilen ; verglichen mit den übrigen Prosaschriften des 13. Jhs., übertrifft sie sie alle, sowohl durch den regemässigen Bau der Periode, als auch durch die elegante und massvolle Kürze des Ausdrucks und die Reinheit und Bestimmtheit der Sprache, sodass ohne Zweifel dieses Jugendwerk Dante's als das erste Beispiel künstlerischer italienischer Prosa anzusehen ist. 4 Das G a s t m a h l ist ein moralphilosophischer Traktat, unter der Form eines Kommentars zu den allegorisch-philosophischen Gedichten Dante's. 5 —XVII). A u s g e z e i c h n e t ist d i e 2. A u s g . v o n A . D ' A n c o n a , P i s a 1884, m i t e i n e r A b h a n d l u n g Ober D a n t e ' s B e a t r i c e , w e l c h e d i e b e s t e E r l ä u t e r u n g zu d i e s e m B ü c h l e i n b i e t e t . 1 8

Vita di D. cap. 13. M. S c h e r i 11 o, Alcuttc fonti prcn>enzali drfla V. A'. Turin 1889, übertrieb die Über-

e i n s t i m m u n g des B u c h e s mit einem mit P r o s a untermischten G e d i c h t e R a m b a u t ' s von O r a n g e ;

besser zeigte P. K a j n a e h e r a u f d i e ratos

in der Biblioteca delle scuole italiane II 160 IT., dass das Schema

und Biographien der T r o u b a d o u r s

zurückgeht.

* Über die Chronologie der Vita A'uowa cf. G. T o d e s c h i n i, Scritti 1 323 ff.

* Ausser

den schon

angeführten Werken

IVAncona's

und

Del

Lungo's

wird

man mit Nutzen einsehen : G. P u c c i a n t i , La donna nella V. N. di Dante e tulCansonitre del Petrarca, Pisa 1874; R. K e n i e r , La Vita Nuova e la Fiammetta, Turin 1879, und in Giorn. stor. II 366 ff., F. D ' O v i d i o in Nuova Antologia, 2. Serie, MV 238 ff. * V o n d e m z u m e r s t e n M a l in F l o r e n z 1 4 9 0 h e r a u s g e g . Conv. f e h l t n o c h e i n e k r i t i s c h e A u s g . ; d i e H s s . s i n d v o n G . B. G i u l i a n i in d e r A u s g a b e v o n F l o r e n z 1874 ( p p . X X V ff.) a n g e f ü h r t ; v i e l e B e s s e r u n g e n z u m T e x t s c h l u g e n V. M o n t i , F . S c o l a r i , C . W i t t e , G . T o d e s c h i n i v o r ; a b e r die grundlegende A r b e i t bleibt n o c h a u s z u f ü h r e n , die Ausheilung und V e r g l e i c h u n g der llss.

TOSKAN.

PERIODE : D A N T E ' S V I T A

NUOVA.

CONVIVIO.

63

Nach dem ursprünglichen Plan sollte es fünfzehn Teile oder Traktate umfassen; den ersten Teil .als allgemeine Einleitung, und die andern vierzehn zur Erläuterung einer gleichen Anzahl von Canzonen; aber nach den ersten vier blieb das Werk unvollendet. Der Plan Dantes beim Entwurf des Gastmahls war, dem allen Menschen naturgemäss anhaftenden Bildungsbedürfnis zu entsprechen, und ihnen auf angenehme Weise und deutlich die Wissenschaft darzulegen, welche für ihn »F ultima perfezione della noslra animac war. Deshalb gab Dante in diesem Werke, das mit den grössten Denkmälern der philosophischen Weisheit der Zeit Alberts des Grossen und des Thomas von Aquino wetteifern sollte, die lateinische Schulsprache auf und legte seinen Gedanken das Kleid der neuen italienischen Sprache an, die sich noch nicht in Werken so bedeutsamen Inhalts versucht hatte; und er betitelte sein Werk, das G a s t m a h l (Cottvivio)', nicht ohne Bezugnahme auf die früheren Symposien des Plato undPlutarch, gleich als ob es ein Festmahl der Wissenschaft wäre, zu dem er alle Menschen einlüde; und von Anfang an kündigte er an, dass die Speisen dieses Gastmahls aus vierzehn Canzonen sowohl über die Liebe, wie über die Tugenden bestehen würden. Der erste Traktat des Gastmahls ist, wie schon bemerkt, eine allgemeine Einleitung zum ganzen Werke: in ihr legt Dante rasch seinen Zweck und einige Grundgedanken dar (Kap. I — I V ) mit grösserer Weitläufigkeit, mit zahlreichen Gründen und mit affektvoller Wärme rechtfertigt er sich dann, dass er fein Werk in der Volkssprache geschrieben habe (Kap. V — X ) und rühmt diese Sprache ihren Verächtern gegenüber, indem er die Gründe seiner Liebe zu ihr auseinandersetzt (Kap. X I — X I I I ) ; der zweite Traktat ist der Kommentar zur Canzonc » Voi che intendendo il terzo ciel movete«, die vor 1294 geschrieben ist: nach Auseinandersetzung seiner Kommentierungsmethode, welche darin besteht, von der Worterklärung zur allegorischen überzugehen (Kap. I) und nach Einteilung der Canzone in drei Teile (Kap. II), giebt Dante von ihr zuerst eine sehr weitläufige wörtliche (Kap. III—XII) und dann eine kurze allegorische Erklärung (Kap. XIII — X V I ) ; zum Schluss, gleichsam zur Besiegelung seiner Darlegungen, führt er aus, dass die tionna gentile, in die er sich nach dem Tode Beatrice's verliebte, die »schönste und verehrungswürdigste Tochter des Beherrschers des Universums sei, welcher Pythagoras den Namen der Philosophie beilegte«. Der dritte Traktat ist der Kommentar zu der kurz nach der vorhergehenden geschriebenen Canzone Amor che nella mente mi ragtona: Nachdem Dante auf den Inhalt der Canzone hingewiesen hat, teilt er sie nach gewohnter Methode in drei Teile (Kap. 1), erklärt jeden Teil wörtlich' und weist bei der Erläuterung des dritten Teils einen offenbaren Widerspruch zwischen dieser Canzone und einer seiner Balladen nach (Kap. I I — X ) ; bei der allegorischen Auseinandersetzung beweist er, dass das Lob der y>donna gentile« das Lob der Philosophie bedeute (Kap. X I — X V ) und crmahnt zum Schlussc mit warmen Worten die Menschen, die Philosophen zu ehren und ihre Lehren zu befolgen. Der vierte Traktat ist der Kommentar der berühmten Canzone über den Adel, welcher mit den Worten beginnt Le dolei ritne if Amor ch'io solia. Nachdem Dante auf den Zweck, den er bei Abfassung derselben verfolgte, hingewiesen (Kap. I), nimmt er eine bis ins einzelne gehende Einteilung der Canzone vor (Kap. II—III), ergeht sich in einer langen Digression über die kaiserliche und philosophische Autorität (Kap. I V — V I ) und setzt die Lehren anderer über den Adel auseinander, indem er seinen Widerspruch gegen dieselben rechtfertigt, (Kap. V I I — I X ) ; nach ausführlicher Bekämpfung der Lehren (Kap. X — X V ) setzt er dann seine eigenen auseinander, die sich in dem Verse zusammenfassen lässt »Adel ist, wo immer 1

Üla-i (Uli Titel: W i l l e in Dante-Forsch. Ii .,74 IV.

64

LITTERATUKGESCHICHTE

DER

ROMANISCHEN

VÖLKER. —

6.

ITAL.

L m \

Tugend ist« (Kap. XVI—XXII), und weist nach, worin der für jedes Lebensalter passende Adel des Benehmens und Handelns liege (Kap. XXIII - XXVIII), und wie der Adel sich nur durch die Ausübung der Tugend forterhalten lasse (Kap. XXIX); er schliesst (Kap. XXX) damit, dass das grösstc Lob des adligen Sinnes in der Freundschaft desselben mit der Philosophie bestehe. In den andern, von ihm niemals verfassten, elf Traktaten, hatte Dante die Absicht ebensoviele, teils schon geschriebene, teils noch zu schreibende Canzonen , über die elf vom Adel ausgehenden Tugenden (Tapferkeit, Selbstbeherrschung, Freigebigkeit, Grossmut, Seelengrösse, Ehrenhaftigkeit, Sanftmut, Freundlichkeit, Wahrheit, Mässigung und Gerechtigkeit) zu schreiben. 1 L it t.: Die kleineren Werke Dante's wurden schon gesammelt herausgegeben : von A. M B i s c i 0 n i, Venedig 1741; von A. Z a 11 a , Venedig 1758 und 1760, von I,. C i a r d e 11 i , Florenz 1830. mit einem Appendix von G. M o l i n i , 1841. Die kritische Behandlung eröffnete A. 1 o r r i mit der von ihm besorgten Ausgabe y Delleprose epoesie liriche di D. A., Livorno 184:) —50 (es wurden nur herausgegeben die Bände I, III, V, es fehlt 11, Cotrv. und VI lyrische Gedichte) und setzte fort P. F r a t i c e l l i , Florenz 1861—60, in den in 3 Hdn. herausgeg. Opere minori sowie auch G. B. G i u l i a n i , Florenz 1874 — 82. 5 Hde., doch ist sie weit entfernt ihren Abschluss erreicht zu haben. Die italienische Dantegesellschaft hat die Aufgabe der kritischen Ausgabe des Cansoniere und der Vita Kuova M. B a r b i anvertraut; die 31 ff.; ü b e r d a s a u f d i e Comm. b e z ü g l i c h e c a p i t o l o , R o e d i g e r im rropugnatore. N. S. I 1, 33«) IT.; d a s Dottrinale w u r d e einzig von V i l l a r o s a in d e r zit, Raccolta dirime a » / . I I I 7 — 124 h e r a u s g e g e b e n ; e i n e k r i t i s c h e A u s g b e r e i t e t t i . C r o c i o n i ( C i t t à di C a s t e l l o , L a p i ) v o r . 8 V o n A . M u s s a f i n , Cinque sonetti antichi, W i e n 1 8 7 4 , v e r ö f f e n t l i c h t . 5 V e r ö f f e n t l i c h t v o n I.. F r a t i in dorn. stör. V I 2 2 3 IT. 4 D e r u n v o l l e n d e t e Text w u r d e v o n V . I ' u r r i h e r a u s g e g e b e n . Un poemetto allegoricoanwroso del s. X I V , R o m 1888, u n d v o n S. M o r p u r g o in Riv. erit. V 108 ff. e r k l ä r t : /.uin G e d i c h t e g e h ö r e n n i c h t d i e Sonetti inediti di Tommaso di Giunta h r s g . v o n R . R e n i e r , A n c o n a 1883, n a c h d e n e n der V e r f a s s e r in B e z i e h u n g zu R i n d o A l t o v i t i zu s t e h e n s c h e i n t , d e r 1 3 5 3 s t a r b , u n d z u D e o B o n i , d e r 1346 l e b t e . G r ö b e r , (imndriss. Ile.

6

82

LITTERATURGESCHICHTE DER ROMANISCHEN V Ö L K E R . —

6.

ITAL.

LITT.

dunkle Sprache, die man auch in den Prophezeiungen wiederfindet.' In diesen Gedichten, in welchen grosse Uebel angekündigt werden, wie Krieg, Hungersnot und Pestilenz, als Strafen der Laster von Fürsten und Völkern, haben wir eigentlich eine Form politischer Satirc, aber in einer apokalyptischen und allegorischen Sprache, in welcher die seltsamsten Elemente zusammentreffen. Als Beispiel der italienischen Prophezeiung dieser Zeit pflegt man die des Mönches S t o p p a d e ' B o s t i c h i aus Florenz zu zitieren; man glaubt gewöhnlich, dass sie zwischen 1346 und 1348 entstanden ist; aber es scheint, als ob darin auf spätere Ereignisse angespielt werde, sodass man annehmen muss, dass sie von andern nach einer nunmehr verlorenen Originalbearbeitung verfasst worden sei, oder dass ihr Verfasser in der zweiten Hälfte des 14. Jhs. lebte, und nur infolge einer poetischen Fiktion sich zum Zeitgenossen von Ereignissen aus der ersten Hälfte machte. 2 Wir haben schon darauf hingewiesen, wie die Liebeslyriker und Humoristen des Dante'schen Zeitalters gerne die Politik in ihre Dichtung einführten, sodass die Anspielungen auf gleichzeitige Ereignisse, z. B. in den Sonetten Niccolo's de' Rossi und Pietro Faitinelli oft vorkommen. Wir müssen aber hier hinzufugen, dass Zur selben Zeit die schon in der Periode der Ursprünge begonnnene Entwickelung der wahrhaft historischen Poesie sich fortsetzte; und zwar wurde sie nicht bloss in der Form des sirventese fortgesetzt (man könnte z. B. auf die Sirventese des Antonio Pucci aus Florenz, welche sich auf den Krieg mit Lucca in den Jahren 1337/42 und auf die Verjagung des Herzogs von Athen 3 beziehen, hinweisen), sondern auch in den später aufgenommenen Formen der Ballade und des cantare. Unter den h i s t o r i s c h e Stoffe behandelnden Balladen sind sehr bekannt die der Keali di Napoli mihi rotta di Montecatini, welche 1 3 1 5 oder kurze Zeit darauf geschrieben wurden; in derselben wird ein Dialog zwischen Maria von Ungarn, der Witwe Karls II. von Anjou und einem aus der Schlacht Heimgekehrten vorgeführt, den sie nach Nachrichten über ihren bei jener Niederlage gestorbenen Sohn Pietro fragt; 4 ebenso auch das Gedicht über die Morte di Andrea (TUngheria, welches 1347 verfasst wurde, kurze Zeit nach der zwei Jahre vorher am Hofe der Anjou's erfolgten Erdrosselung des jungen Fürsten. 5 Beide Gedichte rühren von unbekannten florentiner Schriftstellern her und sind der Ausfluss guelfischen Geistes, wie es die in beiden vorkommenden Deklamationen gegen Pisa, das Zentrum des italienischen Ghibellinismus, beweisen. Ghibellinischen Geist atmet dagegen das cantare über La resa di Treviso e la morte di Cangrande della Scalafi, von einem t o s k a n e r A n o n y m u s , welcher die Ereignisse mit erlebt zu haben scheint, sodass sein Werk in das Jahr 1329, das Todesjahr des Scaliger verlegt werden müsste: es handelt sich um ein Gedichtchen von über 500 Versen, in sechszciligen selbständigen Strophen, eine Form, die sich also vom gewöhnlichen serventese entfernt; die Sprache ist flüssig und lebhaft, der Stil voll Leben und Wärme; es wird darin die Be1 Dieses Scherzgedicht in Liriche ed. ed ined. di F. Uberti, hrsg. von R e n i e r , p. 251. wurde 1336 verfasst, vielleicht auf Bestellung von Alesso Rinucci, Gesandten von Floren/ in Verona. * Die Prophezeiung Bostichi's. bei C a r d u c c i , Kirne di Cinti etc. pp. 264 IT. ; eine seiner Balladen Ober die Fortuna, bei C a r d u c c i , Cantilene e ballato, Pisa 1871, pp. 104 ff. ; für die Zeit A. M e d i l i in Propugnatore N. S. II 1. 107. ' Man sehe för Pucci § 45. — An andern älteren Sirventesen fehlt es nicht, so haben wir den von E. T e za veröffentlichten in Atti e memorie della Dep. di st. patria della Romagna, I V 109 ff. * Herausgegeben von E. T e z a bei C a r d u c c i , Rime di Cina etc. pp. 603 ff. * Herausgegeben von A. M e d i n im Propugnatore, N. S. I 2, 84 ff. « Ed. von A. M e d i n , Venedig 1884, cf. S. M o r p u r g o in Riv. Crit. IV 161 ff

TOSKAN.

PERIODE :

HISTORISCHE,

RELIGIÖSE

POESIE.



PROSA.

83

l a g e r u n g und Ü b e r g a b e von T r e v i s o an C a n g r a n d e b e s c h r i e b e n , sein T r i u m p h zug in die Stadt, und ausführlicher seine K r a n k h e i t und sein T o d , s o w i e die K l a g e n und die Bestattung. E s w ä r e dies g e w i s s ein sehr bemerkenswertes D e n k m a l ftir e i n e s c h o n damals in der historischen P o e s i e erreichte künstlerische V o l l e n d u n g , w e n n es n i c h t an V e r d a c h t g r ü n d e n dafür fehlte, dass es sich hier n i c h t um ein g l e i c h z e i t i g e s Werk h a n d l e , sondern um e i n e Bearbeitung durch einen späteren Dichter, der einen S e r v e n t e s e überarbeitet hätte, v o n dem nur ein F r a g m e n t übrig g e b l i e b e n w a r ' : j e d e n f a l l s könnte n a c h meiner A n s i c h t die Ü b e r a r b e i t u n g nicht in eine spätere Z e i t als 1350 fallen, da im cantare der Eindruck der Ereignisse zu l e b h a f t und unmittelbar erscheint und der G e i s t , ich m ö c h t e fast sagen, der Sinn der E p o c h e und der G e s c h i c h t e der S c a l i g e r zu energisch h e r v o r g e k e h r t i s t R e i c h e E n t w i c k e l u n g erfuhr n o c h zur D a n t e ' s c h e n Z e i t die r e l i g i ö s e P o e s i e , von w c l c h e r uns z a h l r e i c h e D e n k m ä l e r in den zu Ehren der H e i l i g e n und über G e g e n s t ä n d e des G l a u b e n s verfassten L a u d e n v o r l i e g e t ! ; v i e l e sind o h n e Z w e i f e l in T o s k a n a g e s c h r i e b e n , w e n n es auch b e i m g e g e n w ä r t i g e n Stand der F o r s c h u n g nicht m ö g l i c h ist, die S c h i c k s a l e dieser p o e t i s c h e n G a t t u n g schärfer zu b e s t i m m e n ; e i n i g e sind aber auch ursprünglich in den D i a l e k t e n O b e r uiid Unteritaliens g e s c h r i e b e n w o r d e n . 2 D i e lyrische F o r m bleibt, w i e zur Zeit J a c o p o n c ' s (10), a u c h in dem bis in die Mitte des 1 4 . Jhs. reichenden Zeitraum, v o r w i e g e n d ; aber neben derselben k ö n n e n wir s c h o n eine grössere Entw i c k l u n g der dramatischen L a u d e k o n s t a t i e r e n 3 ; wir sehen a u c h , w i e sie sich der epischen G a t t u n g in den H e i l i g e n l e g e n d e n n ä h e r t , die m a n c h m a l eine lange R e i h e von S t r o p h e n hindurch die metrische F o r m der lyrischen L a u d e b e h a l t e n , 4 öfters aber die mannigfaltigsten F o r m e n des S e r v e n t e s e 5 a n n e h m e n . Ks war dies w i e ein Wiederhall des g e w a l t i g e n Werkes D a n t e ' s , in w e l c h e m auch die religiöse E m p f i n d u n g sich in den mannigfaltigsten F o r m e n ausgesprochen, w o die christliche L e g e n d e den h ö c h s t e n G i p f e l der K u n s t in dem L o b e des h. F r a n c i s c u s , sowie des h. D o m i n i c u s erreicht und die religiöse Lyrik sich bis zum wunderbaren G e b e t e des h. Bernhard e m p o r g e s c h w u n g e n hatte. 37. In der P e r i o d e der Ursprünge war die P r o d u k t i o n der italienischen P r o s a recht spärlich g e w e s e n lind hatte sich b e i n a h e ausschliesslich auf die Übersetzungsarbeit aus dem L a t e i n i s c h e n und Französischen beschränkt; im D a n t e ' s c h e n Zeitalter v e r m e h r t e sich d a g e g e n in den e i n z e l n e n Prosagattungen immer m e h r die Z a h l der O r i g i n a l s c h r i f t e n , und zwar im selben G r a d e als die S p r a c h e an neuer K r a f t und an fester Bestimmtheit g e w a n n . Nichtsdestow e n i g e r w u r d e die Übersetzungsarbeit auch in der toskanischen P e r i o d e fortgesetzt; j a sie wurde sogar intensiver und s i c h e r e r , s o w o h l w e i l die syntaktischen F ä h i g k e i t e n des Italienischen sich mit grösserer Bestimmtheit entwickelt hatten, als a u c h weil sich die N o t w e n d i g k e i t , die Schriftsteller anderer zivilisierten V ö l k e r k e n n e n zu l e r n e n , sichtbarer m a c h t e und sie d e m Verständnis 1 Ed. von L. F r a t i , Bologna 1887. ® Wir haben verschiedene Ausgaben und zerstreute Nachrichten Ober alte Lauden. aber eine methodische Arbeit Ober das Alter einer jeden. Ober die Verfasser. (Iber die metrische Verschiedenheit etc. ist noch zu erwarten: ein ziemlich ausführlicher bibliographischer Versuch ist der von A. F e i s t in Zs. XIII 1 ff. (1381 Lauden). 3 S. D* A n c o n a , die angeführten Orig. del Uatro it. 4 Sehr charakteristisch wäre als Beispiel die Leggenda di S. Chiara, ed. von E. M o n a c i im Serto di ulezzaiiti fiori von F. Z a m b r i n i herausgeg., Iniola 1882; aber die Zeit ist nicht sicher. 5 Ich führe als Beispiel an die Leggtnda di S. Caterina d"Altstandria von B u c c i o d i R a n a l l o aus Aquila. welche 1330 verfasst wurde, in einreimigen Distichen, herausgegeben von A. M u s s a f i a (Sitzungsb.'der k. Ai. Wien 1885, Bd. CX, 355 ff-) und von E. P e r c o p o , IV foemttti sacri, Bologna 1885.

6*

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LITTERATURGESCHICHTE

DER ROMANISCHEN VÖLKER. —

6 . ITAI..

LITT.

näher zu bringen leichter wurde. Bei der grossen Menge aller Übersetzungen, die fast alle von toskanischen Verfassern herrühren, ist es schwcr, in jedem einzelnen Falle mit Sicherheit genau die Zeit anzugeben, zu welcher jede verfasst wurde: aber von vielen Übersetzungen klassischlateinischer Werke und von einigen im mittelalterlichen Latein und in französischer Sprache verfassten können wir versichern, dass sie dem Dante'schen Zeitalter angehören. Unter den hauptsächlichsten Übersetzern dieses Zeitalters sind erwähnenswert: B a r t o l o m e o da S a n C o n c o r d i o , ein Mönch aus Pisa, der von 1262 bis 1347 lebte und der die zwei historischen Schriften Sallusts übersetzte 1 ; F i l i p p o C e f f i aus Florenz, dessen Hauptwirksamkeit in den Anfang des 14. Jhs. fällt, übersetzte die Heroiden Ovids und die trojanische Geschichte von Guido dellc Colonnc (s. II 1 , 3 2 1 ) 2 ; A l b e r t o d e l l a P i a g e n t i n a , Notar aus Florenz, der von 1 2 8 0 ungefähr bis 1 3 4 0 lebte, und G r a z i a da S i e n a , der 1 3 4 3 schrieb, beide Übersetzer der Consolatio philosophiae des Boethius 3 ; A n d r e a L a n c i a , Notar aus Florenz, von dem man Nachrichten aus den Jahren 1 3 1 5 bis 1356hat, bekannter Übersetzer klassischer Werke, wenn wirklich von ihm die Übersetzungen Virgils, Ovids, Seneca's, des Valerius Maximus und Palladius sind, die unter seinem Namen genannt werden. 4 Aber viel grösser ist die Zahl der Übersetzungen aus jener Zeit, bei dotien uns Name lind Vaterland der Verfasser unbekannt bleibt; so 11m die hervorragendsten Beispiele zu nennen, die verschiedenen Übersetzungen der aesopischen Fabeln (v. S. 40, Anmerk. 8), der biblischen Bücher und des Lebens der h. Väter (s. u.), von vielen religiösen, meist das Leben der Heiligen behandelnden Legenden 5 ; dasselbe ist von einigen Romanen zu sagen, wie dem Libro di Fioravante, das aus dem Französichen zwischen 1 3 1 5 und 1 3 4 0 übersetzt wurde 6 und den Nohili fatti di Alessandro Magno, welche aus einem lateinischen Werke stammen; von vielen asketischen, moralischen, politischen Traktaten, wie den Gradi des h. Hierony-

1 F a b r o n i , Mem. ist. di più uomini illustri pis., Pisa 1790. Sri I Inst wurde von G. C i o n i , Florenz 1 7 9 0 herausgegeben und öfters noch von andern. * L . B i o n d i , Vorwort zu den Dicerie di F. Ceffi, Turin 1 8 2 5 , wies ihm die bereits irrtümlicherweise anderen zugeschriebene Obersetzung Ovids wieder zu, welche mehrere Male im 15. und 16. Jh. und korrekter noch von L . R i g o l i (Florenz 1 8 1 9 ) und von B e r n a r d o n i (Mailand 1 8 4 2 ) herausgegeben wurde; wegen der Übersetzung des trojanischen Krieges, sehe man E . G o r r a nach in Testi medili di storia troiana, Turin 1887, w o Proben anderer alter Obersetzungen geboten werden. * Die Übersetzung von A . d e l l a P i a g e n t i n a wurde von D. M a n ni (Florenz 1735) herausgegeben und besser von C. M i l a n e s i , Il Boezio eTArrighetto (Florenz 1864); dort. p. X C I ff., der Hinweis auf jene unedierte von G ra z i a . critica, IV 73 ff. 9 F. F a l c o , Dom. Cavalca moralista, I.ucca 1892. 10 Beinahe alle wurden schon im 15. und 16. Jh. herausgegeben; sie wurden zum grossen Teile von G. B o t t a r i kritisch behandelt, R o m 1 7 3 8 — 6 3 ; und einige von andern: die vollständige Bibliographie bei Z a m b r i n i , 239 — 258.

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LITTERATURGESCHICHTE

DER ROMANISCHEN V Ö L K E R .



6.

ITAL.

LITT.

sind j e d o c h so sehr in rein evangelischem Geiste und zugleich mit so freimütiger Verurteilung der kirchlichen Verderbnis der Zeit geschrieben, ihr Stil ist so klar und geschmeidig, die Sprache so unmittelbar und mannigfaltig, dass Cavalca als der Vater der italienischen Prosa begrüsst wurde. 1 An Cavalca's Seite ist zweier anderen Mönche aus Pisa Erwähnung zu thun, die religiöse und moralische Gegenstände behandelten und im Dominikanerorden seine Gefährten waren. G i o r d a n o d a R i v a l t o , geb. um 1 2 6 0 , machte grössere Reisen, und studierte T h e o l o g i e in Bologna, Paris und Deutschland; 1305 wurde er zum Lehrer der T h e o l o g i e im K l o s t e r S. Maria Novella in Florenz ernannt, und starb 1 3 1 1 in Piacenza auf dem Wege nach Frankreich; abgesehen von den Statuten einer von ihm in Pisa gegründeten Brüderschaft, sind uns die Predigten in grosser Anzahl überliefert, die er in Florenz von 1303 bis 1309 in Kirchen und auf Plätzen hielt; es sind recht bemerkenswerte Denkmäler einer volkstümlichen religiösen Beredsamkeit, in der die Trockenheit des theologischen T h e m a s im Kontrast zu der einfachen und wirksamen Sprache steht, welche der Ausfluss warmherziger Improvisation sein konnte. 2 B a r t o l o m e o d a S a n C o n c o r d i o , der schon erwähnte Übersetzer des Sallust, verfasste in lateinischer Sprache viele Werke theologischen und juristischen Inhalts (s. II r, 19g, 206, 210); in derselben Sprache verfasste er auch den Traktat De documentis antiquorwn, den er selbst dann in sehr schönem Italienisch auf Aufforderung des Florentiners Geri degli Spini, unter dem Titel »Ammaestratnenii degli antichit3 umarbeitete; es ist eine reichhaltige Sammlung von Sprüchen, die zum T e i l d. h. Schrift und klassischen und mittelalterlichen Schriften gezogen sind, zum T e i l auch von ihm selbst herrühren; geordnet sind sie, j e nachdem sie sich auf die den Menschen eigentümlichen Neigungen, auf ihre T u g e n d e n , ihre Laster, die Güter und Übel des Lebens beziehen, und zwar sollen sie den Menschen jeglichen Standes nützen. Denselben praktischen Zweck, nützliche Lehren zu erteilen, mit Mitteln, welche auch angenehme Unterhaltung gewähren könnten, verfolgten die Verfasser der Lchrbücher fiir das Volk, die unter dem Namen »fiorU oder »ßarite« oder »fiorettit bekannt sind. Es wurde (23) schon auf die toskanische Bearbeitung des Fiore di virtü hingewiesen, als Beispiel einer Anthologie moralischen und erzählenden Inhalts; diese Bearbeitung kann keiner späteren als der Dante'schen Zeit angehören, und in diese Zeit oder wenigstens in die Jahre vor 1350 fallen die Fioretti di satt Francesco, eine Sammlung von franziskanischen Legenden, die von einem t o s k a n e r A n o n y m u s auf Grund lateinischer Erzählungen zusammengestellt wurde; sie ist eines der schönsten altitalienischen Prosadenkmäler und auch heutzutage eine dem Volke willkommene Lektüre. 4 A b e r charakteristischer als Beispiel dieser Gattung ist das Werk des A r m a n n i n o , eines bolognesischen Richters; ihm vorzugsweise wurde der Titel Fiorita zu T e i l : verfasst wurde es 1325 und Bosone da Gubbio gewidmet; es besteht aus 33 Büchern, in welchen der Kompilator, der sich vorgenommen hatte, in klarer italienischer Sprache die Werke der Dichter und der antiken Autoren vorzutragen, viele klassische und mittelalterliche Geschichten und 1 P. G i o r d a n i , Opere X I V 4 1 8 • Z . T . herausgegeben von A . M. B i s c i o 11 i , F l o r e n z 1 7 3 9 . mit der von D . M. M a n n i verfassten Biographie des A u t o r s : andere veröffentlichte D . M o r e n i , Florenz 1 8 3 0 — 3 1 ; andere noch E . N a r d u c c i , Bologna 1865. • D i e erste A u s g a b e des ital. T e x t e s ist die F l o r e n z 1 5 7 4 ; die sorgfältigste ist die von V . N a n n u c c i , F l o r e n z 1840. * Seit dem 15. Jh. sehr o f t veröffentlicht; letzte A u s g a b e von L . A i n o n i , R o m 1889. V o n grundlegender Bedeutung fOr die Zusammensetzung dieses Textes ist die Arbeit von E . A l v i s i in Arch. stor. ital., 4. Serie, I V 488 ff.; nicht zu Obersehtn ist L . M a n z o n i , Di una nuova edhurnt dti Fioretti, Bologna 1887.

TOSKAN. PERIODE: PROSA. TRAKTATE. KOMPILATIONEN.

87

Übersetzungen zusammenfasstc und mit moralischen Betrachtungen, sei es in Prosa, sei es in Versen begleitete : diese Mischung sowohl als die Erscheinung der Poesie, die der Dichter hat, offenbart deutlich den Einfluss des Boethius. 1 Ganz derselben A r t , abgesehen j e d o c h vom vorzüglichen Stil, ist der Fiere tfItalia, vom Pisaner Mönch G u i d o d e l C a r m i n e (vielleicht jener Mönch Guido, Sohn des Bono Vestiti, der in einem Dokument aus dem Jahre 1327 erwähnt wird), Verfasser eines lateinischen Kommentars und einer poetischen Erklärung des Inferno Dante's, die alle beide in eine spätere Zeit als das Jahr 1333 fallen. 2 Der Fiore ti Italia ist eine ebenso umfangreiche K o m pilation als die Armannino's, aber nach strengerem Plane geordnet: der Verfasser wollte in sieben Büchern die sagenhaften Erzählungen vom Ursprünge Italiens zusammenfassen und die historische Erzählung bis zur Darstellung der Schicksale des h. römischen Reiches führen ; aber sei es, dass er sein Werk nicht hat vollenden können, sei es, dass es zum T e i l verloren gegangen ist, auf uns sind nur zwei Bücher gekommen, das eine, welches verschiedene Sagen über den Ursprung der Dinge enthält, das andere, welches die Aeneassage nach Virgils Gedicht bearbeitet: und seinen Virgil und Dante schcint der Pisaner Mönch sehr wohl gekannt zu haben ; dies beweist nicht bloss der Umstand, dass er sie häufig zitiert, sondern auch sein Stil, der sich nach ihrem V o r g a n g durch K ü r z e und Klarheit auszeichnet, und seine Sprache, deren Hauptvorzüge die Durchsichtigkeit, Bestimmtheit und natürliche Eleganz sind. 3 Zur selben Gattung von Kompilationen gehört der Avventuroso Ciciliano, oder das Buch der A b e n teuer von fünf sizilianischcn Baronen, welche ihr Vaterland nach der Revolution des Jahres 1282 verlassen und von denen drei nach Afrika gehen, um die Araber zu bekämpfen, einer nach England und ein anderer in slavische Länder; nur zum Teil gelingt es ihnen den sie bedrohenden Gefahren zu entgehen und reich an Schätzen nach Sizilien zurückzukehren: es ist dies nicht, wie man angenommen hat, ein historischer Roman mit moralischer Tendenz, sondern, wie der Autor selbst sagte, ein florilegio di molti belli essempri per ammaestramento tti tutti quelli che saranno percossi dalla Fortuna; und in der That, die Abenteuer der sizilianischcn Barone sind nur ein Vorwand, 11m den verschiedenartigsten Quellen geschichtliche und sagenhafte Erzählungen, Reden, moralische Briefe, Schlachtbeschreibungen und ähnliche Dinge zu entnehmen. Es ist durchaus nicht sicher, dass es von B o s o n e R a f f a e l l i d a G u b b i o (aus dem Vaterlande 1315 vertrieben, Podestà von Arezzo 1316, von Viterbo 1317, von L u c c a 1319, von T o d i 1328, Stadthauptmann in Pisa 1327 und dann Reichsverweser Ludwigs des Baiern, römischer Senator 1337, gestorben nach 1349) verfasst ist, und dass es ins Jahr 1 3 1 1 falle : aber ohne Zweifel ist es eine sehr alte Kompilation, der vielleicht der Name des Edelmanns aus Gubbio beigelegt worden ist, weil es, wie das Werk Armannino's, ihm vom Autor gewidmet oder zugeschickt worden war.* 38. Aber die bedeutendsten Prosaschriften des Dante'schen Zeitalters sind nicht derartige Traktate und Bearbeitungen eines, so zu sagen toten oder doch unlebendigen Materials, welches seit Jahrhunderten von einer Form in 1 Die Fiorita ist unediert, wurde aber von G. M n z z a t i n t i in Ginn, di filol. romIII 1 —55 zum Gegenstand einer eingehenden und erschöpfenden Arbeit gemacht. * F. R o e d i g e r , 1. cit. ® Die erste Ausgabe des Fiore Bologna 149O; eine moderne, von L. M u z z i , Bologna 1824 besorgt: gewöhnlich liest man nur die Rubriken, die B. G a n i b a . Venedig 1831, druckte, unter dem Titel »Fatti d'Enea«, (sehr viele spätere Ausgaben; unter diesen ist sehr gut die von D. C a r b o n e , Florenz 1867). F.in Auszug des Werkes Guido's ist der Fiore di mitologia, Bologna 1845. 4 Der Avventuroso Cui/, wurde von G. F. N o t t , Florenz 1832 und Mailand 1833 nach einem, irrtflmlicherweise vom Jahre 1311 datierten Manuskripte veröffentlicht : er wurde dann von G. M a z z a t i n t i in Studi di fit. rom. I 277—334 eingehend untersucht.

88

LITTERATURGESCHICHTE DER ROMANISCHEN VÖLKER.



6 . ITAI..

I.M.

die andere, von einer Sprache in die andere überging. Es sind vielmehr Werke anderer Art, in denen die Realität in lebendiger Aktualität hervortritt und mit der allen Schriften eigentümlichen Wirkung dargestellt wird, in welchen auf Grund direkter und unmittelbarer Wahrnehmung die Empfindungen, Leidenschaften, Kämpfe, die frohen lind traurigen Schicksale eines Volkes zum Ausdruck gelangen; es sind die Chroniken, welche zu dieser Zeit in Toskana das Gewand der lateinischen Sprache abstreiften, das sie in anderen Teilen Italiens beibehielten, und entschlossen die toskanische Sprache annahmen, die williger, treffender und sicherer bis in die geringsten Einzelheiten hinein das Bild des stürmischen Gemeindelebens und der Parteikämpfc wiederzugeben fähig war, welche zuerst zwischen Ghibellinen und Guelfen, dann im Schosse der guelfischen Partei selbst vom Sturze der Hohenstaufen bis zur furchtbaren Strafe des Himmels, der Pest, entbrannten. Auch hier behaupten die florentinischen Schriftsteller das Feld: Compagni und Villani, der Sallust und Herodot der florentinischen Republik, wie sie genannt wurden. D i n o C o m p a g n i wurde um 1 2 5 7 geboren; seine Familie, die Seidenweberei trieb, gehörte dem Volke a n : er gehörte wiederholt zu den Vorstehern seiner Zunft, war ein Anhänger der guelfischen Partei und 1 2 8 2 einer der Vorkämpfer der demokratischen Reform: 1 2 8 9 war er einer der Priorei!, 1 2 9 $ £onfalotiierc ¡Ii giustizia; er nahm grossen Anteil an der Regierung seiner Vaterstadt, als die Partei der weissen Guelfen, deren Anhänger er war, triumphierte; 1 3 0 1 sass er wiederum im Priorat, als die Partei der schwarzen Guelfen die Oberhand gewann, und es gelang ihm so, infolge einer besonderen Bestimmung der Statuten, der Verbannung zu entgehen, welcher die meisten seiner Parteigenossen zum Opfer fielen: er zog sich jedoch aus der Öffentlichkeit zurück und lebte, beinahe als Verbannter, in seiner Vaterstadt, bis zum Jahre 1 3 2 4 . 1 Die

Cronica

delle

cose occorrenti

ne'

tempi

suoi

wurde von

Compagni

in

drei

Büchern zwischen 1 3 1 0 und 1 3 1 2 verfasst, als wegen der Ankunft Heinrichs VII. in Italien die Hoffnungen der Ghibellinen wieder erwachten, mit denen sich nunmehr die weissen Guelfen aus Gründen politischer Verwandtschaft und Opportunität vereinigt hatten. Indem er von der Einsetzung der demokratischen Regierung ausgeht oder besser von der durch Kardinal Latino 1 2 8 0 versuchten Versöhnung der Parteien, handelt er von den charakteristischen Ereignissen in der guelfischen Geschichte von Florenz bis 1 3 0 0 , dem Jahre der Scheidung der Partei in Weisse und Schwarze und beschreibt dann in fortlaufender Erzählung die K ä m p f e der zwei Parteien bis zum Siege der Schwarzen, der durch Bonifaz VIII. und Karl von Valois herbeigeführt wurde; dann die Verbannung und Vernichtung der Weissen, ihre späteren Versuche und Beziehungen zu der ghibellinischen Partei bis zum Römerzug Heinrichs, der als Bestrafer der Schuldigen und Rächer der Guten kommen sollte. Es ist die Geschichte jener traurigen Schicksale von Florenz, deren Dichter Dante war; und es ist eine lebendig geschriebene Geschichte, in welcher man den Herzschlag der Zeit verspürt, und in der der Parteigeist durch ein tiefes Gefühl für bürgerliche Moral gemildert ist; dabei ist der Stil kraftvoll, es fehlt ihm weder an rhetorischem Schmuck, noch an Wärme der Beredsamkeit; die Sprache ist jenes in seiner Beweglichkeit so vollendete Florcntinisch, das geglättet und treffsicher zugleich eine bedeutende Wirkung auf die Seele der 1 Das grundlegende Werk ist das von 1. D e l L1111 ^ o. Dato Compagni e la sua Cronica, Klorenz 1 8 7 9 — 87. Da diu Echtheit der Chronik nunmehr ausser Frage steht, verdienen die, übrigens recht unerfreulichen Polemiken filier die Echtheit nicht viel Heachtung. Eine ziemlich klare, aher parteiische Übersicht Ober dieselbe giebt G a s p a r y , Gesch. I 3 1 1 ff.). Die erste Ausgabe bei M u r a t o r i , Script. I X ; sehr gut ist die kleine Ausgabe von D e l I , u n g o , Florenz 1 8 9 1 .

TOSKAN.

PERIODE:

PROSA.

CHRONIK.

89

H ö r e r nie v e r f e h l t ; kurz, man würde in der F o r m , in w e l c h e r die C h r o n i k vcrfasst ist, v e r g e b e n s den K a u f m a n n zu e r k e n n e n s u c h e n , der in seiner J u g e n d p r o v e n z a l i s i e r e n d e V e r s e schrieb w e n n m a n n i c h t daran denken miisste, dass, w ä h r e n d er die Ereignisse berichtete, an d e n e n er so grossen A n t e i l g e n o m m e n hatte, das H e r z des Bürgers der H a n d d e s Schriftstellers K r a f t lind N a c h druck verlieh. G i o v a n n i V i l l a n i , der a n d e r e grosse F l o r e n t i n e r C h r o n i s t , wurde um 1 2 7 5 g e b o r e n und unternahm als J ü n g l i n g in Frankreich und Flandern H a n d e l s r e i s e n , da er der K a u f m a n n s g e n o s s e n s c h a l l der Peruzzi ang e h ö r t e : er besuchte R o m im Jahre des J u b i l ä u m s 1 3 0 0 , schloss sich der guelfischen Partei an, war in F l o r e n z P r i o r in d e n Jahren 1 3 1 6 , 1 3 2 1 und 1 3 2 8 , und b e k l e i d e t e a n d e r e kleinere Ä m t e r bis 1 3 4 6 , w o er mit in die durch den Bankerott der Bardi verursachte ö k o n o m i s c h e Krisis h i n e i n g e z o g e n u n d für kurze Zeit ins G e f ä n g n i s g e w o r f e n w u r d e ; er starb 1 3 4 8 an der P e s t . 2 W ä h r e n d ViUani in R o m die D e n k m ä l e r d e r alten römischen Grösse b e w u n derte, fasste er den G e d a n k e n , die G e s c h i c h t e seines F l o r e n z zu s c h r e i b e n , der »ßgliuola e fattura di Roma, la quäle cra ntl suo montare e a grandi cose disposta«, und v o m Jahr 1 3 0 0 an oder e t w a s später b e g a n n er seine E r z ä h l u n g ; sie war n o c h nicht v o l l e n d e t , als er starb; er b e g i n n t mit den s a g e n h a f t e n U r s p r ü n g e n der B e v ö l k e r u n g T o s k a n a ' s und d e r G r ü n d u n g v o n F l o r e n z , und w e n n er auch nur b e a b s i c h t i g t e , die T h a t e n und Einrichtungen seiner G e burtsstadt darzustellen, erweiterte er d o c h a l l m ä h l i c h i m m e r mehr den Plan seines Werkes, sodass es zu einer Art W e l t g e s c h i c h t e w u r d e ; denn er verweilte bei den S c h i c k s a l e n anderer Städte und italienischer Staaten, die zu F l o r e n z p o l i t i s c h e B e z i e h u n g e n hatten, und bei d e n j e n i g e n ausseritalienischen L ä n d e r n , in d e n e n die F l o r e n t i n e r um ihres H a n d e l s w i l l e n verkehrten. Abgesehen von den alten Historikern und D i c h t e r n , k a n n t e und benützte Villani mittelalterliche italienische und fremde C h r o n i k e n ; besonders s c h ö p f t e er a b e r aus der m ü n d l i c h e n Ü b e r l i e f e r u n g , aus den B e r i c h t e n v o n R e i s e n d e n und K a u f leuten, aus den E r z ä h l u n g e n von Soldaten und B e a m t e n , und b e z ü g l i c h der Horentinischen A n g e l e g e n h e i t e n z o g er a u c h oft ö f f e n t l i c h e A k t e n s t ü c k e zu Rate. Mit R e c h t ist bemerkt w o r d e n , dass der C h r o n i s t als mittelalterlicher M e n s c h sich zur Erkenntnis einer a l l g e m e i n e n G e s c h i c h t e nicht a u f z u s c h w i n g e n v e r m o c h t e , in der d i e m e n s c h l i c h e n Ereignisse n a c h den G r ü n d e n ihrer Entstehung g r u p p i e r t und g e o r d n e t w ä r e n , und die D a r s t e l l u n g sich i n n e r h a l b der G r e n z e n eines richtigen Verhältnisses bei der B e r ü c k s i c h t i g u n g der e i n z e l n e n Ereignisse nach ihrer Wichtigkeit g e h a l t e n h ä t t e : nichts desto w e n i g e r müssen wir a n e r k e n n e n , dass wir in den z w ö l f B ü c h e r n der Florentiner C h r o n i k eines der bedeutendsten D e n k m ä l e r mittelalterlicher G e s c h i c h t s s c h r e i b u n g besitzen, b e d e u t e n d nicht bloss für die Erkenntnis der S c h i c k s a l e und des Zustandes von F l o r e n z , welche, mit grosser G e n a u i g k e i t und mit einer andern C h r o n i s t e n u n b e k a n n t e n A u s f ü h r l i c h k e i t in der D a r l e g u n g von E i n z e l h e i t e n g e s c h i l d e r t w e r d e n , sondern a u c h hinsichtlich aller der das übrige Italien und viele fremden L ä n d e r a n g e h e n d e n T e i l e . 3 Es ist z w e i f e l h a f t , o b ein T e i l , die ersten 1 Sie wurden von D e l L u n g o gesammelt und erläutert I 320 ff.; man kann ihm nicht darin beistimmen, dass die InUlligenza mit Recht dem C o n i p a g n i zugeschrieben werden könne (§ 28) * P. M a s s a i , Elogio ¡ii G. V. in der Ausgabe der Cranica, Floren/. 1823. Bd. V I I I ; • Serie, IV 1423 ff. und F. D ' O v i d i o in Nuova Antologia 3. Serie, XVI 209 ff. und 385 ff. Man sehe auch G. M a z z o n i nach im Propugnatore, N. S 1 2. 152 ff. und F. F l a m i n i , Studi di storia iett., Livorno 18%, S. 75 ff., B. Z e n d r i l l i , Petrarca e Laura, Mailand 1875. veitrat die ausschliesslich ideale Bedeutung der petrarchischen Laura. i A. L e v a t i , Viaggi di Fr. Petr., Mailand 1820, 5 Bde.. über die Reise nach Rom s. A. M o n t i ini Propugnatore IX 2, 128 ff.

. 59". C A 11 t o n a T r a v e r s i ini Propugnatore X V I 2, 5 7 ff, 2 4 0 H"., :93; über die zehn erzählenden Personen A. A 1 b e rt a z z i , Parvenze e sembianze, Bologna IH92. 2 G. P i n e l l i , La moralità ufi Dee. in Propugnatore X V 1. 311 ff., 2, 97 ff. und betreffs der Anklage der Iinmoralität G. B o t t a l i , Lezioni sopra il Dee. I 1—49, 88 — 154, 2 1 2 - 244.

GRÖBER, G r u n d r i s s .

Ile.

8

II4

LITTERATURGESCHJCHTE DER KOMANISCHEN VÖLKER. —

6.

IT\L.

LITT.

Falschheit, bald die Güte, die Wahrheit und Aulrichtigkeit; alle die verschiedenen Typen der menschlichen Gesellschaft treten uns lebendig und wahr entgegen; das von ihnen entworfene Bild zeugt von feiner Beobachtungsgabe und ist mit sicherem Pinselstrich a u s g e f ü h r t 1 Die grosse Leichtigkeit, mit der Boccaccio Begebenheiten und Charaktere erfand und gestaltete, wurde durch die nicht geringere unterstützt, mit der er seinen Novellen die Elemente einfügte, die er in der Volksüberlieferung lebend vorfand, die Anekdoten, die sich zu seiner Zeit ereignet hatten, die Phantasiegebilde anderer Schriftsteller. Denn wenn er auch mit grosser Originalität Menschen und Dinge geschildert hat, so darf man deshalb doch nicht glauben, dass er seiner eigenen Phantasie alle Bestandteile seiner Novellen entnommen hätte. Dieselben könnten vielmehr hinsichtlich der Quellen, aus denen sie flössen, in verschiedene Kategorien eingeteilt werden, j e nachdem die traditionellen Elemente oder die historischen Daten oder freie Erfindungen der Phantasie vorherrschen; freilich hat man immerhin zu bedenken, dass Boccaccio in allen seinen Erzählungen mit dem Stoff nach Belieben schaltete, indem er Männern und Frauen seiner Zeit Abenteuer zuschrieb, die ihren Grund in der Legendenbildung hatten, indem er von andern Novellisten schon geformte Typen und Charaktere in einer Weise veränderte, dass sie auch für einen andern Schauplatz passten, und in einer und derselben Novelle anekdotenhafte und Stücke der Volksüberlieferung verquickte und sie wiederum, die einen wie die anderen, mit den Erfindungen seiner eigenen Phantasie verband. 2 Im Allgemeinen verstand es Boccaccio, wie alle grossen Künstler, einen recht mannigfaltigen und verschiedenen Gebieten angehörigen Stoff zu benutzen, welchen die Volksüberlieferung, die Geschichte, die Anekdote ihm boten, aber er gestaltetete ihn neu, indem er sich seiner als Grundlage einer umfassenden Darstellung des Lebens seiner Zeitgenossen bediente. Die Novelle, die wir bis zur höchsten Stufe der Kunst im Decameron entwickelt vorfinden, ist eine durchaus italienische Gattung. Sie war schon vor Dante in jenen kurzen Erzählungen über religiöse und heroische Begebenheiten hervorgetreten, welche den Namen conti führten; dann entwickelte sie sich stufenweise und nahm als den ihr eigentlich zukommenden Stoff die mannigfaltigsten sagenartigen und geschichtlichen, volkstümlichen und litterarischen Elemente auf und erlangte in der Führung der Erzählung und Anlage der Beschreibungen jene grössere Freiheit, die wir schon in den Novellen am Ende des 13. Jhs. finden.3 Mit feinerem künstlerischen Gefühl Hess Boccaccio dieser Erzählungsform einen weiteren Schritt vorwärts thun, indem er sie zu dramatischen Entwickehmgcn fähig machte. Und die Novellen des Decameron, von den kürzesten Erzählungen der Geschichte Melchisedech's und der Gascogner Dame, bis zu den längsten von den Abenteuern Torello's von Pavia und der Griseldis, zeigen uns das Ganze des Handlungcomplexes in drei Momente dramatisch gegliedert: die Einleitung, in welcher die Hauptpersonen vor1 Über die Kunst Boecaccio's im Allgemeinen, s. die Rede von (i. C a r d u c c i , A i parentali di G. B., 1875. in Opere I 265 ff und die von A. M o r t i s , I%er Finauguraziont del monumento a G. B, F l o r e n z 1879, s o w i e auch A. B a r t o l i in der Vita italiana ttel trteento, Mailand 1892. 1 Grundlegend ist das Werk von M. L a n d a u , Die Quellen des Dek., 2. Aus};., Stuttgart 1884; sonst ist zu erwähnen M a n n i , Ist. del Dec. parte II cap. 3 - 1 0 2 und B a r t o l i , / precursori del Bocc. e alcune dclle sue fonti, Florenz 1876. Eine Kompilation von geringem Werte ist die von L . C a p p e l l e t t i , Osservazioni ¡törichte letterarie e notizii sulle fonti del Dec., Bologna 1884 (aus dem Propugnatore X V I — X V I I ) . F ü r einige einzelne Novellen s. R a j n a in der Ftomania VI 359 ff.; A n s c h ü t z , Bocc's AW. vom Falken, Erlangen 1 8 9 2 ; H. S c h o f i e l d , The source and history of the stventh Nov. of the seveuth Day in the Dec., Boston 1893. 3 S. darüber § 24.

TOSKAN.

PERIODE: BOCCACCIO'S

DECAMERON.

" 5

geführt und der Hintergrund, auf dem sich die Handlungen abspielen, beschrieben werden; die Verwickelung, in welcher mehr oder weniger schnell und bei grösserer oder geringerer Mitwirkung von Nebenumständen, der Erzähler die Handlung bis zum Höhepunkte führt, und die Lösung, durch die der Knoten der Intrigue am Schlüsse endlich entwirrt wird. Diese Form der Novelle Boccaccio's unterstützt den Autor wunderbar in der Erreichung der verschiedenartigsten Wirkungen; sie erlaubt ihm die raschesten Scenenveränderungen, ohne dass deshalb die Aufmerksamkeit des Lesers von dem Verlaufe der Haupterzählung abgelenkt würde : sie giebt ihm die Möglichkeit plötzlich neue Personen und Begebenheiten einzuführen und so aus dem Kontrast der Charaktere und der Handlungen die mächtigste komische Wirkung zu ziehen; sie lässt ihn schliesslich die verschiedensten Blicke in das Leben und in die Handlungen von Personen werfen, welche lebendig und wahr sich bewegen und reden wie im wirklichen Leben. So nimmt sich die Novelle, die an und für sich nur eine geringfügige Form ist, grossartig aus wie der Roman und wie das Drama; von jenem hat sie die Beschreibungsfahigkeit, von diesem das Darstellungsvermögen; ausserdem schmückt und verschönert sie sich mit all1 der Eleganz und Feinheit, deren die italienische Sprache fähig ist. Den Stil Boccaccio's beurteilte sehr zutreffend Carducci, als er schrieb, dass B. sich der Sprache des florentiner Volkes zu bedienen verstand i>per farle rentiere con le variasiont di tutte le noie tutti i gridi e i gerniti cFogni passione, per farle seguire con le sfumature di tutte le tinte, tutte le adombrature di un' ¡magine«; aber andere Kritiker hatten ein sehr viel weniger günstiges Urteil; sie finden vielmehr darin zuviel Einlörmigkeit und Gelassenheit; B. strebe, nach ihnen, zu sehr nach Genauigkeit und sei zu minutiös in der Analyse bei Beschreibung der Dinge; sie tadeln auch die zu weitschweifige Periode, die sich ausnehme, wie eine künstliche Kette, welche den freien Lauf des Gedankens hemme. Es kann jedoch Niemand dem Stile Boccaccio's grosse Vorzüge absprechen, besonders in der Darstellung der komisrhen und sinnlichen Seite des Lebens; denn Boccaccio's Periode, welche bald in den Windungen und Verschlingungen rückläufiger Bewegung sich hinschlängelt, wie sie dem Wechsel der sinnlichen Wahrnehmung entsprechen, bald rasch und einschneidend das schlagende Wort losschnellt, bald das Gebahren des gewollten und ungewollten Scherzes darstellt, vermag Wirkungen zu erreichen und hervorzurufen, die nur den grossartigsten Meistern der menschlichen Rede zu erreichen gegeben ist. L i t t . : Uber (Ins Schicksal des Decameroti in den europäischen Litteraturen kann man die neueren Arbeiten Ober die Schriftsteller zu Kate ziehen, welche das Dec. nachschrieben o d e r sich durch dasselbe anregen Hessen (G. C h a u c e r . II Sachs, W . Shakespeare, L o p e de Vega, Moliere, Lessing. Dryden. I.a Fontaine, Müsset u. s. w . ) ; (liier die Übersetzungen s. H a c c h i d e l l a L e g a pp. 6 4 - 7 4 — D a s Decameron w a r zuerst in Hss. v e r b r e i t e t ; unter diesen steht, w e g e n d e s A l t e r s u n d der Vorzüglichkeit des Textes, am höchsten die Hs. der Laurenziana von F . M a n n e t t i 1384 (diplomatische Ausg. L u c c a 1 7 6 I J ; jetzt ist auch in grossem Ansehen die Berliner H a m i l t o n - H s . , die von A. l o b I e r geprüft w u r d e : Die Berliner Hss. des Dec., Herlin 1887. und von O. Fl e c k e r , Die Berliner Die.hss. und ihr Verhältn. zum Cod. Matt., Herlin 1892. — Die erste A u s g a b e ist die Venezianer, 1 4 7 0 : über die anderen, sehr zahlreichen, s. l i a c c h i d e l l a L e g a , pp. 283 317. D i e wichtigste alte A u s g a b e ist die Florentiner, Giunti 15-7. genannt die ventisettana. die F l o r e n t i n e r G i u n t i 1573 Riebt den aus religiösen Gründen auf Hefehl C o s i m o ' s I. verstümmelten T e x t w i e d e r ; die F l o r e n t i n e r Giunti 1582 die von L. S a l v i a t i besorgte neue Wiederherstellung des T e x t e s (man sehe auch G. l i i a g i , Aneddoti lettcrari, Mailand 1887). Gut sind die modernen Ausgaben Florenz 1 8 4 1 — 4 4 von 1'. D a l R i o , und 1857 von P . F a n f a n i besorgtnützlich w ä r e aber eine neue P r ü f u n g aller Hss. — A u f die Inter-

116

LITTERATURGESCHICHTE DER ROMANISCHEN V Ö L K E R .



6 . ITAL.

LITT.

pretation des Dec. beziehen sich die schon zitierten Arbeiten B o t t a r i ' s und l l a n n i ' s , die Annotazioni von V . B o r g h i n i zur Ausgabe von l f i 7 3 und die Awertimenti delia lingua sopra il Dec. von L e o n a r d o S a l v i a t i , Venedig 1 5 8 4 und F l o r e n z l f , 8 6 ; die Bemerkungen von D a l R i o und F a n f a n i zu ihren A u s g a b e n und besonders die von M. C o l o m b o zur Ausg. P a r m a 1 8 1 2 — 1 4 . D i e beste unter allen S c h u l a u s w a h l e n ist die von K. F o r n a c i a r i mit grammatikalischen] K o m m e n t a r ; letzte Ausg. F l o r e n z 1 8 9 0 ( B i b l . seol. di dass. ital., geleitet von G. C a r d u c c i ) .

4 5 . Petrarca's Canzoniere, in welchem die Liebespoesie an stilistischer Vollendung alle ältre Liebesdichtung übertroffen hatte, entsprach so sehr dem künstlerischen Geschmack der Italiener, dass sich noch zu Lebzeiten des Dichters viele bemühten, ihn nachzuahmen, und seit der Mitte des 1 4 . Jhs. j e n e poetische Manier aufkam, welche unter dem Namen des P e t r a r k i s m u s sich sehr lange Zeit in Italien auf dem Gebiete der Liebeslyrik behauptete. Man braucht übrigens nicht zu glauben, dass der Einfluss Petrarca's auf einmal den der früheren Vorbilder zum Verschwinden gebracht habe; es dauerte vielmehr zugleich mit ihm der Einfluss der Dante'schen Lyrik an, dem sich einige noch spätere Dichter nicht entzogen. Und man darf sich die Sache auch nicht so vorstellen, als ob der Petrarkismus sich frei von den Einflüssen anderer Strömungen oder künstlerischer Formgebung entwickelt hätte; denn bei einigen Nachahmern Petrarca's herrscht z. B. die moralisierende Färbung vor; bei andern erlangt der politische Gedanke über den der Liebe die Oberhand; und im allgemeinen ist die Nachahmung häufig eine rein formale: bei allen Dichtern der zweiten Hälfte des 1 4 . Jhs. bemerkt man jedoch leicht, als Wirkung von Petrarca's Einfluss, ein gründlicheres Studium der Form, welches sehr häiifig der Geschmeidigkeit des poetischen Stils, statt zu nützen, schadet, und das zu werden sich anschickt, was es nachher bei den geringeren Dichtern der Renaissance werden sollte, ein pedantischor Klassicismus. Die Ursache dieser Erscheinung ist ohne Zweifel in dem Umstände zu suchen, dass dem grössten Teile dieser Dichter jene glückliche Mässigung abging, vermöge deren Petrarca, auch auf der Suche nach Feinheiten und stilistischen Effekten die rechte Grenze inne zu halten gewusst hatte; aus Mangel an Geist übertrieben dagegen die Nachahmer in dieser Hinsicht sehr stark. Unter den Nachahmern Petrarca's i s t G i o v a n n i B o c c a c c i o anzuführen, 1 wegen der schon besprochenen Liebesgedichte (43), und einige andere durch andere Werke bekannte Schriftsteller, wie F a z i o d e g l i U b e r t i (46), F r a n c o S a c c h e t t i (47) und C o l u c c i o S a l u t a t i (49). Von Uberti, welcher der letzte Dichter der ghibellinischen Partei war, haben wir eine seht reichhaltige Liedersammlung;'^ besonders in einigen seiner Gedichte, von denen man annehmen kann, dass sie in seine Jugendzeit gehören, klingen die Töne und die Sprache des stil nuovo noch nach; aber in anderen sowohl Liebes- als politischen Gedichten, und besonders in letzteren ist die Einwirkung der petrarkischen Vorbilder offenbar. Die politischen Verse Uberti's haben Kraft und lyrischen Schwung, sie führen eine lebhafte und freimütige Sprache: die Liebesgedichte bezeugen psychologische T i e f e und frei sich bewegende Phantasie und sind in klarer und treffender Sprache gehalten: aber weder bei den einen noch bei den andern fehlt es an gewissen Anzeichen von Übertreibung der massvolleren Manier Petrarca's. Sehr reichhaltig'und mannigfaltig ist die Liedersammlung S a c c h e t t i ' s ; 3 es finden sich darin Kanzonen und Sonette nach Petrarca's 1

F . F l a m i n i , Studi di st. Utter., L i v o r n o 1 8 9 5 , p. 19 ff. ' Liric/u ed. ed ined. di F. degli Uberti, besorgt von R . R e n i e r , F l o r e n z 1883. A u t o g r a p h die Hs. der L a u r e n z i a n a - A s b u m h a m 574. in Bologna durch S. M o r p u r g o zum D r u c k befördert, aber noch nicht v e r ö f f e n t l i c h t : I n d e x mit bibliographischen Angaben der herausgegebenen G e d i c h t e von P . B i I a n c i o n i im Propugnatore N. S. V I 1, 85 IT. 3

TOSKAN.

PERIODE:

PETRARKISTEN.

'i7

A r t ; es sind aber wenig glückliche, j a sogar sehr kalte und verblasstc Nachahmungen : viel besser gelangen dagegen Sacchetti die Balladen und Madrigale, an denen man die Genialität der Erfindung, die massvollc und gemessene Eleganz, die Durchsichtigkeit und Leichtigkeit des Stils rühmt; so verdient denn für diesen T e i l seiner Lyrik der florentiner Novellist einen Platz unter den besten Dichtern seiner Zeit. W e n i g e Gedichte nur, ungelähr zehn Sonette, blieben uns vom Grosskanzler der florentinischcn Republik, S a l u t a t i 1 , erhalten, welcher in seinen L i e b e s - und moralisierenden Gedichten sich so e n g als möglich an die petrarkischen Musterstücke anlehnte, aber ohne sich recht zu erheben, allerdings vielleicht nur deshalb, weil er solchen gereimten Bagatellen kein grosses G e w i c h t beilegte. V o n den meisten andern Lyrikern dieses Zeitalters haben wir nur spärliche biographische K e n n t n i s , weil ihr L e b e n und ihre Leistungen n o c h nicht Gegenstand eingehenderer Forschungen gewesen sind; man weiss j e d o c h davon g e n u g , um festzustellen, dass die petrarkischc N a c h a h m u n g in der zweiten H ä l f t e des 14. Jhs. sich über ganz Italien erstreckte. Blühten doch in T o s c a n a , genauer in Florenz, zwischen 1 3 5 0 und 1 3 7 0 , R i c c i a r d o d e g l i A l b i z z i , von welchem K a n z o n e n und Liebesgedichte in sehr anmutiger F o r m auf uns g e k o m m e n s i n d ; 2 M a r c h i o n n e T o r r i g i a n i , der Verfasser politischer, moralisierender und Liebesgedichtc, von denen einige Petrarca zugeschrieben wurden, da sie seiner Dichtweise so nahe k o m m e n , 3 L o r e n z o M o s c h i , der in dem grössten T e i l e seiner noch nicht herausgegebenen Sonette petrarkisierte; 4 und ausserhalb Florenz' F e d e r i c o d i G e r i aus A r e z z o , 5 G a n o d i L a p o aus C o l l e , 6 der Graf R i c c i a r d o d e i G u i d i von Bagno oder von Battifolle 7 und mehrere andere, welchen dem T o n e , den Petrarca a n g e g e b e n , und seinem Einfluss, nachgaben, freilich mit grösserer Betonung der moralisierenden Absicht. Ein wahrer und echter Petrarkist war zuverlässig auch B u o n a c c o r s o d a M o n t e m a g n o der Altere aus Pistoia, dessen G e d i c h t e , die in hoher Ehre bei den Kritikern der früheren Jahrhunderte standen, 8 sich nicht leicht von denen eines gleichnamigen Schriftstellers und von denen anderer Schriftsteller aus dem 1 5 . Jh. scheiden lassen 9 : immerhin kann man nicht bezweifeln, dass ein T e i l der Gedichte des seinen Namen tragenden Canzoniere's wirklich ihm g e h ö r e n ; und es sind gerade die hübschesten und glücklichsten unter den so zahlreichen alten Nachahmungen Petrarca's. Auch ausserhalb der T o s c a n a fand bald die petrarkische P o e s i e Nachbildner; von diesen wird es geniigen in Oberitalien an F r a n c e s c o d i V a n n o z z o aus Treviso, den Freund Pctrarca's und Lobsprecher Cangrande's II. della Scala und an Gian G a l e a z z o Visconti zu erinnern, von dem eine sehr reichhaltige, zum grössten T e i l noch nicht herausgegebene 10 Liedersammlung auf uns gekommen ist; an G i o v a n n i D o n d i aus Padua, auch er ein Freund Petrarca's, ein leichter und nicht unclcganter D i c h t e r ; 1 1 und in Süditalien 1 B i l a n c i o n i , d a s e l b s t V I 1, 141; IT. * B i l a n c i o n i , d a s e l b s t II 1. 22 IT. 5 B i l a n c i o n i , d a s e l b s t II 1, W IT., s. v. A r r i g h i Marchionne. 4 B i l a n c i a n i , d a s e l b s t V I, ¿r>8 IT. » B i l a n c i o n i . d a s e l b s t I V 1. 167. 6 B i l a n c i o n i . d a s e l b s t I V 2, '25 IT. 7 H i l a n e i n n i , d a s e l b s t V I 1, fio IT.. C a r d u c c i . Rime di m. Cina. e t c . p . L X V , n e n n t ihn R o b e r t o G r a f v o n l ' o p p i , (ijest. 1 3 7 4 ) a b e r d i e U s s . s c h r e i b e n d i e G e d i c h t e d e i n G r a f e n v o n B a g n o , R i c c i a r d o , zu. 9 E r s t e A u s g . s e i n e r Rime R u i n I5ö6 D i e Laudi sind in den vier florentiner Sammlungen 1480. 14Sf), 1489, l ó i o v o n G a l l e t t i herausgegeben. Laudi spirituali di F. Kelcari, de L. de' Medici etc. F l o r e n z 1 8 6 3 ; die Rappresentationi sacre dei sec. XIV. XV, XIV von D ' A n c o n a . Florenz 1872. Über B e r n a r d o P u l c i und die andern s. F. F l a m i n i im Propugnatore N. S. I 1, 217 ff. 7 P. V i 11 a r i . La storia di G. Savonarola c dei suoi tempi, 2. Ausg. F l o r e n z 1 8 8 7 ; die Prediche S.'s sind von L . V i o l i , F l o r e n z 1496. gesammelt; die Gedichte und die A b handlung über Reggimento e governo di Fir., ist liei ausgegeben von S. A u d i n , F l o r e n z 1847, mit einer B i b l i o g r a p h i e zu Savonarola. 8 Opere di G. Benmetti, Venedig 1-S22.

PER.

D.

RENAISS. : FLORENTIN.

SCHRIFTSTELLER.

PULCI.

145

Florenz geboren im Jahre 1432, er stammte aus einer Familie, die sich in geschäftlichen Spekulationen ruinierte, und wuchs im vertrauten Verkehr mit den Medicis auf, welche ihn immer begünstigten; er war einer der Lieblingsgefährten von Lorcnzo il Magnifico, der an seinen Spässen und seinem ungehobelten, aber doch lebhaften und fruchtbaren Geiste Gefallen fand; von ihm wurde er auch mit Geschäften ausserhalb des Vaterlands betraut; bei Ausführung eines derselben, wobei er nach Venedig den berühmten Condottiere Robert Sanseverino begleitete, starb er in Padua 1484. 1 Abgesehen von einigen scherzhaften und Liebesgcdichten, der Fortsetzung der Gcdichte seines Bruders Lucas, und des ländlichen Gedichts der Beca di Dicomano, verfasste Pulci den Morgante, ein Gedicht in achtundzwanzig Gesängen in Octaven, welches den Übergang des romantischen Epos in volkstümlicher zu künstlerischer Form darstellt. Dieses Gedicht, welches gegen 1471 begonnen wurde, kam zehn Jahre darauf zunächst unvollendet heraus, und wurde, danach abgeschlossen, ganz veröffentlicht im Beginne des Jahres 1483; die einzelnen Gesänge waren jedoch im Laufe der Zeit schon zur Unterhaltung im Hause Medici vorgetragen worden. Den Inhalt des Gedichtes bilden die Abenteuer Rolands im Orient, nachdem er infolge der Nachstellungen des Verräters Gano den Hof Karls des Grossen verlassen hat, bis zur Niederlage von Ronceval und bis zum Tode des tapferen Ritters. Der Stoff beruhte nicht auf eigener Erfindung, Pulci bearbeitete vielmehr sozusagen die Erzählung zweier älteren Gedichte, des Orlando (für die Gesänge I — X X I I I ) und der Spagna (für die Gesänge X X I V — X X V I I I ) ; das Neue an dem Werke besteht in der Gestaltung des Stoffes, welchem der Verfasser den Stempel seines Wesens und Geistes aufdrückte. 2 Pulci empfand wie alle wirklichen Dichter das Bedürfnis seiner geistigen Art in Übereinstimmung mit den Zeitverhältnissen Geltung zu verschaffen und suchte deshalb nicht nach neuen Stoffen oder fremdartigen Formen: er griff, um ihnen ein persönliches Gepräge zu geben, die Rittergedichte auf, die aut den Strassen und Plätzen gesungen wurden, wollte aber in seinem Werke die den volkstümlichen Strassensängern eigene Färbung und ihre Formeln bewahren. Aber er ging nicht — wie Carducci bemerkt — wie sie, in dem Stoffe auf: er mischte seinem epischen Werke seine eigenen Empfindungen, seine eigenen Tendenzen bei, welche gerade die Empfindungen und Tendenzen des italienischen Bürgertums der Zeit waren. Über Religion und Rittertum lächelt Pulci, — nicht aber auf Grund von Überzeugungen, sondern gemäss seiner witzigen Veranlagung: er ist kein Atheist, denn die Erinnerungen aus der genossenen Erziehung und die tägliche Gewohnheit halten ihn immer noch an den Glauben gefesselt; er hat nicht den Vorsatz das Rittertum zu parodieren, wenn er auch über seine Kaiser, Helden und Riesen spasst, weil seiher Phantasie jene wunderbaren und ungewöhnlichen Gestalten und Geschichten gefallen und ihm merkwürdig vorkommen. So nimmt das komische, Element, welches dem Epos und Roman des Mittelalters übrigens nicht fehlte, unter Pulci's Händen einen neuen Aufschwung und Pulci durchsetzt damit das ganze Gedicht, in dem die merkwürdigsten Gestalten, Margutte und Astarotte, eine von der Tradition der Ritterepik unabhängige Erfindung des Dichters, aber noch nicht im wahren Sinne des Wortes eine Satire des Rittertums und der Religion sind. Und dem T o n e des ganzen Gedichts entspricht wunderbar die Heiterkeit des Stils, die reiche Fülle des Ausdrucks, die ungezwungene Leichtigkeit des Verses: wir finden hier nicht mehr die Monotomie der Volkssänger, ihre teils schwerfällge, teils 1 S. B o n g i , Ijttere di I.uigi Pulci, 2. A u s g . , L u c c a 1884. * Über die Quellen des Morgante sehe man die meisterhafte A r b e i t I'. R a j n a ' s

¡'ropngnatorc Bd. II.

ÜKÖURR, Grundriss. Ilc.

IO

im

146

LITERATURGESCHICHTE

DER

ROMANISCHEN VÖI.KKR.



6.

ITAI..

Lrrr.

stereotype Ausdrucksweise, vielmehr eine fröhliche Mannigfaltigkeit und Geschmeidigkeit, welche anmutet und gefällt. 1 L o r e n z o de' M e d i c i , welcher von 14.48 bis 1492 lebte, leitete zwanzig Jahre hindurch als wirkliches Staatsoberhaupt die Geschicke von Florenz und Italien, er beförderte auf dem Gebiete der Litteratur die Verschmelzung von Altertum und Christentum, der klassischen und toskanischen Formen, und schuf in seinen Werken Vorbilder dafür. 2 Seine Lucrezia Donati gewidmeten Liebeslieder (Sonette und Kanzonen, die er selbst in eleganter italienischer Prosa erläuterte) zeigen die begeisterte Stimmung und die feinsinnige und kühne Art der Erfindung Dante's, die Mächtigkeit der Farbengebung und des Fluges der Phantasie Cavalcanti's, die leichte und ungezwungene Gefälligkeit Cino's, die geistvollen Bilder und den tiefsinnigen Ausdruck Petrarca's. 3 Die Selve d'amore, die ihren Namen von der sich um einen Affekt, gleich einem Wanderer im Walde hin und her bewegenden Dichtung erhielten, sind von origineller Art, sowohl wegen der Verschmelzung des Empfindens mit der äusseren Natur, als auch besonders wegen der Neuheit der als lyrische und elegische Strophe verwandten Octave. Der Corinto und die Nencia da Barberino sind idyllische Gedichte, das eine in Terzinen j von blühender Bildlichkeit und mit klassischen Wendungen geschmückt, das andere in Octaven in vulgärer, einem Bauern in den Mund gelegter Sprache; ein drittes Gedicht, die Ambra, die Beschreibung von Poggio's Mediceervilla, erinnert hinsichtlich des mythologischen Stoffes und der äusseren Form an das Ninfale fiesolano Boccaccio's. Die ('accia col falconc ist die beschreibende und dramatische Erzählung eines Jagdabenteuers in gefälligen Octaven und ungezwungenem Stil; die Beoni, ein satirisches Gedicht in Terzinen, welches unvollendet geblieben ist, erzählen, wie eine Gesellschaft von Trinkern herbeieilt, ein Fässchen Wein anzuzapfen, und giebt zu einer Parodie der Erfindungen und des Stiles Dante's Anlass. Zwei dramatische Gedichte, die Amort di Marte e Venne und San Giovanni e Paolo, das eine klassischen und mythologischen, das andere religiösen und christlichen Inhalts, das erste in Terzinen, das andere in Octaven, gehören hinsichtlich der Form und der szenischen Technik zur Gattung der kirchlichen Schauspiele. Die Altercazione ist ein Gedicht in sechs einen Dialog zwischen dem Verfasser und einem Hirten wiedergebenden Abschnitten, welche die Frage, ob das Leben auf dem Lande oder in der Stadt glücklicher sei, erörtern und am Schluss Ficino auftreten lassen, der das Urteil abgiebt, das wahre Glück beruhe allein auf der Erkenntnis und Liebe Gottes. Endlich wurden Balladen, canti carnascialeschi (— Karnevalslicderj und Lauden, die zeigen, wie sich die volkstümlichen Gattungen nunmehr von der Strasse in den herrschaftlichen Palast Eingang verschaffen, von Lorenzo, wie andere von andern mediceischen Dichtern in der Absicht verfasst, das florentiner Volk über die Erinnerung an die verlorene Freiheit hinwegzutäuschen. Das war die litterarische Arbeit des »glänzenden« Bürgers und Herrschers: 4 an und für sich war er kein hervorragender Künstler, 1 Die erste Alisgabe des Morgante in 2;! Gesängen Venedig 1 4 8 1 . Die erste in 28 Florenz 1483 ; eine gute neuere Ausgabe ist die Florentiner 1855-. Der Titel Morgante maggiort diente dazu die vollendete Ausgabe itn Gegensatz zu der des Jahres 148t zu bezeichnen oder, nach andern, iin Gegensatz zur besonders abgedruckten Margutteepisode. * A. F a b r o n i, Vita Laurenti Med., l'isa 1784; W. K o s c o e , Life of L. of Med., Liverpool 1796 (ital. Übers. Pisa 1799); A. v. K e u i n o n t , Ij>r. von Med., 2. Ausg., Leipzig 1883. Ober die Gedichte des Medici ist die beste Arbeit immer noch die G. C a rd u c c i ' s in der Ausgabe der Poesie di L. de' M., Florenz 1859; Z. V i t a I e , L.dc' Med. poeta, A lessandria 1892. * Dass Medici die alten ital. Dichter studiert habe, zeigt sein Brief an Friedrich von Aragon in der zit. Ausg. Carducci's, bez. auf die Lyriker der mediceischen oder aiagonesischen Sammlung (s. S. 51). 4 Die alten Ausgaben der einzelnen Werke Medici's sind sehr selten. Die Poesie volgari, mit einem Kommentar zu den Sonetten erschienen Venedig 1554; von den neueren allge-

P E R . D. RENAISS. : FLORENTINER.

PULCI. L . DE' MEDICI. POLIZIANO.

147

aber er übte grossen Einfluss auf den in seinem Hause sich versammelnden Dichterkreis aus, indem er mit dem Piatonismus das Ideal Dante's und Petrarca's wieder zum Leben erweckte, das in den künstlerischen und stilistischen Überlieferungen des trecento lebensfähig Gebliebene erneuerte und in sie das Volksmässige der Volksdichtung aufnahm; in dieser letzten Hinsicht ein würdiger Genosse des grossen Poliziano. A n g e l o A m b r o g i n i , genannt Poliziano, vom Namen seiner Heimat Montepulciano, wurde 1454 geboren: nach dem Tode seines Vaters begab er sich, noch als Kind, nach Florenz, wo er zu Lehrern Ficino und Landino erhielt und bald hervorragende Proben seines bewunderungswürdigen Geistes und seiner ausgezeichneten Kenntnisse in den von ihm in der Jugendzeit verfassten lateinischen und griechischen Dichtungen und in der Übersetzung von Büchern Homer's ablegte. Von Lorenzo de' Medici, der ihm auch die Unterweisung seines Sohnes Pietro in den Wissensc haften übertrug, aufgenommen und begünstigt, erhielt Poliziano mit sechs und zwanzig Jahren den Lehrstuhl der Beredsamkeit an der florentiner Hochschule; vom Katheder aus trug er jene Eröffnungsreden zu den jährlichen Vorlesungen vor, in Versen und Prosa, welche unübertroffene Muster von Feinheit und Glätte sind; auf dem Katheder erklärte er mit gründlicher und genialer Kritik die griechischen und lateinischen Klassiker; in Miscellartea vereinigte er später die besten Stücke seiner gelehrten Kenntnisse. Ausser dem Gewinn, den ihm das Unterrichten einbrachte, kamen ihm noch die Einkünfte aus verschiedenen kirchlichen Pfründen zu gute, die er durch die Gunst der Medici erhalten hatte; die letzten Jahre seines Lebens wurden ihm jedoch durch heftige -Streitigkeiten mit Merula, Scala und Marullo vergällt; er starb in der Blütezeit seines Lebens und Geistes im Jahre 1494, früh genug 11m die Vertreibung seiner Gönner nicht mit zu erleben. 1 Poliziano zeichnete sich auch als Schriftsteller in italienischer Sprache aus.2 Die Stanze per la giostra, welche zwischen 1476 und 1478 geschrieben wurden, um das Turnier des Jahres 1 4 7 5 zu feiern, in dem Giuliano de' Medici mitgekämpft hatte, stellen ein nur kurzes Gedicht dar, welches wegen des Todes des unter dem Dolche der Pazzi gefallenen Helden unvollendet blieb. Die Handlung des Gedichtes entwickelt sich folgendermassen: Giuliano, ein Verächter Cupido's, trifft auf der Jagd die schöne Simonetta an und verliebt sich in sie gemäss dem Willen des Gottes, der dann in den mit klassischen Farben breit beschriebenen Palast seiner Mutter Venus zurückkehrt, 11m ihr seinen Sieg mitzuteile/i; die Göttin trägt darum ihren Liebesgöttern auf in den jungen Toskanern die Liebe zum Turnier zu erwecken und bewirkt, Jass Giuliano die Erscheinung vom Tode Simonetta's hat, so dass er nun beim Erwachcn Pallas, Venus und Cupido bittet ihm zu helfen. An diesem Punkte bricht die Dichtung ab, in welcher Poliziano, dessen Leben in die Zeit des Abschlusses einer Periode einfachen und originalen litterarischen Schaffens und in den Anfang einer Periode der Nachahmung fällt, noch die Rauheit und Kraft der einen bewahrt, während er schon die Anmut lind Geschmeidigkeit der andern verrät. Den Stanze fehlt es nicht an schweren Mängeln in der Führung der Handlung, in der Versbildung und im Ausdruck ; dafür zeigt in ihnen aber die Oktave einen Grad der Vollendung, den er mittels einer Fülle klassischer Ermeiuen Sammlungen ist die von licigamo l"'x>— 6;(, von 1'. A. S e r a s s i besorgt, gut; besser ist die Florentiner, .Mulini IKar». Kine ausgezeichnete Auswahl, genügend uin ein vollständiges Hild zu geben, ist die von C a r d u c c i , Florenz 18-S91 S. die p. Hin schon .ingegebenen biographischen Quellen. 2 Cose votgare del Politiaw, 1. Ausg., Bologna 14^4Ausgezeichnete Ausgabe die von ü . C a r d u c c i , Le Stanze. fOrfeo e le Kime, Florenz 1 8 6 3 . Die wenigen Werke in italienischer Prosa von Poliziano sind in Prose volgari intd. e poesie latiue e greche etc. von I. D e l L u n g o hrsg., Florenz 1 8 6 7 ; sämtliche Öftre volgari di m. A. A. Poliziano wurden von mir veröffentlicht, Florenz 1885

IO*

148

LITTERATURGESCHICHTE DER ROMANISCHEN VÖLKER.



6 . ITAL.

LUT.

innerungcn und Nachbildungen, und durch eine so reiche Mannigfaltigkeit an Bewegung und Harmonie, die ihr erst Poliziar.o verlieh, erreicht hat, dass dieses für die Erzählung so geeignete Versmass schon bei ihm die Freiheit lind Ungebundenheit der Oktave Ariost's und den klangvollen Ernst derjenigen Tasso's aufwies. Der zum Zwecke der Aufführung am mantuaner Hofe, nach den einen 1 4 7 2 , nach den andern 1 4 8 3 1 verfasste Orfeo ist in zwei Bearbeitungen auf uns gekommen, von denen man die zweite vielleicht Antonio Tebaldeo verdankt. Jedenfalls hat die Originalredaktion, ein kleines Drama über den Mythus des Orpheus und derEurydice, die Form der rappresentazione Sacra, derPolizian die Eleganz und Bildlichkeit der griechischen Poesie einzuflössen wusste. So beschenkte er die italienische Litteratur mit dem ersten dramatischen Werk weltlichen Inhalts. 2 Die grösste Anzahl Rime Poliziano's sind Balladen und Strambotti, die einen wie die andern Liebeslieder; mit ihnen verfolgte der Verfasser, wie sein Beschützer Lorenzo de' Medici, den Zweck die Gattungen der Volkspoesie zu adeln und zu heben, indem er ihnen Geist und Empfindung der klassischen Poesie mitteilte, so dass seine Balladen nicht selten den Ton der Ode annehmen, und seine strambotti und rispetti, besonders die in fortlaufenden Reihen geordneten, die lyrische Wärme und Feinheit der Elegie an sich haben. 3 So erklomm Poliziano den Gipfel der neuen, die Schönheiten der Antike sich assimilierenden Kunst, und mit ihm endet und endet würdig die Periode der humanistischen Renaissance. IV. DIE KLASSISCHE PERIODE. er vierten Periode, der ruhmvollsten, reichsten und mannigfaltigsten der italienischen Litteratur, darf man den Namen der klassischen durchaus zuerkennen, da sich nun jene Elemente, welche die humanistische Philologie des vorausgegangenen Zeitraumes der nationalen Bildung errungen hatte, künstlerisch entfalteten. Wer aufmerksam die Litteratur des 1 6 . Jhs. in Italien betrachtet, erkennt in der That als das hervorstechendste, historische und ästhetische Merkmal derselben die Einheit von Klassizismus der Form und italienischem Charakter der Sprache. In keiner Zeit war so deutlich wie im 1 6 . Jh. die innerste Verknüpfung von nationalem Bewusstsein und italienischer Kunst ausgeprägt, gleichsam als ob das grosse Land im Augenblick, wo es im Begriffe war, sich politisch aufzulösen, alle Kraft des Denkens und Empfindens sammeln sollte, um die eigene ideale Einheit zu befestigen. Und bei dieser herrlichen Begründung seiner Einheit war kein Zwang wirksam, weil sie der letzte Aufschwung war, bei welchem die für die italienische Litteratur grundlegenden Elemente sich vereinigen mussten. Seit Jahrhunderten war die Zwietracht unter diesen Elementen gewichen, nachdem das nationale Element durch die übrigen, die es aufsog und sich anglich, überwunden worden war; mit der Renaissance verschwand allmählich auch der Widerstreit zwischen den beiden entgegengesetzten Richtungen des nationalen Geistes: die Aristokratie und die Demokratie, die Einheits- und Föderatividee; die römische und die italienische Überlieferung flössen in einander, angesichts des drohenden Geschicks des Vaterlandes. So entfaltete sich das litterarische Schaffen des 16. J h s . , welchem sich die Italiener jedweden Teiles der Halbinsel, alle Höfe und Bürgergemeinden widmeten, zu herrlicher Blüte von hervorstechend klassischer und nationaler Art, kleidete 1

I Del Lungo,

XXVIII 537 ff.

L'Orfeo del P. alla carte di Mantova

in

Nuova Antol.,

D i e besondere Bibliographie zu den Stanze und zu Orfeo s. bei p. L X X V 1 1 I ff. * D i e Bibliographie dei Rime bei C a l d u c c i p. C X X X Y I l ff. 8

2. Serie,

Carducci,

KLASSISCHE PERIODE:

CHARAKTER DERSELBEN.

ARIOSTO.

149

sich in seine Ideen und Formen und nahm die Farbe der vollzogenen Verschmelzung des mittelalterlichen Stoffes mit dem wiedergeborenen Klassizissimus an. Diese mannigfaltige Entwicklung der reichen Litteratur des Cinquecento scheint um 1 5 3 0 zum Stillstand gekommen zu sein, als der Zerfall der florentinischen Republik und der Kongress von Bologna der politischen Bewegung eine andere Richtung gaben, — so dass diese vierte Periode in zwei kleinere Zeiträume geteilt werden könnte, die eine mit Ariost und Machiavcll, die andere mit Tasso beginnend; die erstere als der Zeitraum der grossen Wundererscheinungen der Kunst, welche mit der Erneuerung der klassischen oder mit der Vervollkommnung der toskanischen Formen erzielt wurden; die zweite als derjenige, in welchem mit der Übertreibung des Klassizismus der Samen des Niederganges zu keimen begann. Aber sehr schwer würde es gelingen die Grenzen der beiden Zeitalter genau zu bezeichnen, da zwischen beiden eine beständige Beeinflussung von Dingen und Menschen besteht, so dass sich das eine noch bethätigt, während das andere schon begonnen hat. Deshalb empfiehlt sich bei dem Studium dieser Periode eine einfachere und freiere Verteilung des Stoffes, wie sie die Gattungen und Formen darbieten, in welchen sich die litterarische Thätigkeit der Italiener im 16. Jh. ruhmvoll ausgesprochen hat, und zwar um so mehr als bei allen Schriftstellern von Ariost bis Tasso der klassische Geist sich wirksam erweist und der ganzen Litteratur ein gemeinsamer Charakter aufgedrückt ist. I . i t t . : G . T i r a b o s c h i . Bd. V I I ; U . A . C a n e l l o . Storia della lett. ital. nel. see. XVI, Mailand 1 8 8 0 ; A . G a s p a r y , Gesch. B d . 2, cap. 22 — 3 0 ; F . T o r r a c a , Bd. 2 , p. 2 5 — 5 2 2 ; C a s i n i . B d . p. 3 5 8 — 8 7 ; A . d ' A n c o n a e O. B a c c i , B d , 2, p. 1 8 9 — 6 1 5 .

3,

56. Die klassische Periode wird mit der Vollendung der romantischen Heldendichtung durch L u d o v i c o A r i o s t o eröffnet. Als Sohn einer ferrarischen Familie in Reggio am 8. September 1474 geboren, wuchs Ariost auf und lebte fast immer in Ferrara am Hofe der Este, wo er bescheidene und lästige Ämter mit geringer Besoldung bekleidete: als Jüngling für das Studium der Rechte bestimmt, gab er dasselbe bald auf, um sich demjenigen der schönen Wissenschaften unter der Führung Gregorio's von Spoleto zu widmen und gab, wenig mehr als 20 Jahre alt, bemerkenswerte Proben seines Geistes in einigen lateinischen Gedichten, die jederzeit mit Recht geschätzt worden sind nach dem Tode seines Vaters ( 1 5 0 0 ) fiel ihm die Pflicht der Unterhaltung einer zahlreichen Familie zu, und er niusste die Beamtenlaufbahn betreten; nachdem er Oberhaupt des Fleckens Canossa im Jahre 1502 gewesen war, wurde er bald darauf als Agent und Sekretär vom Kardinal Hippolit von Este verwendet, in dessen Auftrag er mehreremale nach Rom ging, um die Interessen seines Herrn am päpstlichen Hofe zu vertreten ; nachdem er darauf 1 5 1 8 in den Dienst des Herzogs Alfons II. übergegangen war, gelangte er ftir viele Jahre zu einem friedlichen und ruhigen Leben in Ferrara, abgesehen von der Zeit, wo er die Verwaltung der unruhigen Bergbevölkerung der Provinz Garfagnana zu übernehmen hatte ( 1 5 2 2 — 2 5 ) ; in Zurückgezogenheit verbrachte er dann den Rest seines Lobens in einem hübschen, mit den eigenen Ersparnissen erbauten Häuschen, und, umgeben von der Liebe seiner treuen Gattin Alessandra Strozzi, beschloss und vollendete, er sein Hauptwerk; er starb bald darauf am 6. Juni 1 5 3 3 2 . Ariost war ein vielseitiger und äusserst erfolgreicher 1 G . C a r d u c c i . Delle f>Msi? la/, edite ed ¡/udite di L. A., B o l o g n a 1 8 7 6 (mit verschiedenem Titel, la ghwentii di /,. A., Bologna 1 8 8 1 ) . 8 G . G a r o f a l o , Vita ili !.. .1. vor dem Orlandi} furioso, Venedig 1 5 8 4 ; (ì. A . B a r o t t i , Vita di l. A. in der A u f g a b e des Ori., Ferrara 1 7 7 3 ; G . B a r u f f a I d i , Della vita di L. A., Ferrara 1 8 0 4 ; G . C a in p o r i , 1\\>tizie perla vita di L. A., 3. A u s g . Floren/.

150

LITTERATURGESCHICHTE DER ROMANISCHEN VÖLKER. —

6.

ITAL.

LITT.

Verfasser von lateinischen Poesien und italienischen Satiren, von Komödien, Elegien und lyrischen Gedichten. 1 Aber sein Ruhm beruht vor allem auf seinem Orlando furioso,2 Diese um 1506 begonnene Dichtung wurde beendet und zum erstenmal veröffentlicht im Jahre 1 5 1 6 , darauf, im Ausdruck überarbeitet, 1521 wieder herausgegeben, beide Male in 40 Gesängen 3 ; ihre Zahl wurde in der Ausgabe letzter Hand von 1 5 3 2 auf 46 vermehrt 4 , so dass man sagen kann, dass der Dichter an diesem seinem Werke den grössten und besten Teil seines Lebens gearbeitet hat. Ariost selbst giebt a n , dass er das Werk Boiardo's fortgesetzt habe; und in der That nimmt er die Handlung des Orlando innamorato auf, dessen Kern der religiöse Kampf zwischen Karl dem Grossen und Agramante und die Liebe Orlando's und Angelica's ist; aber er nimmt sie in freier Weise auf, ohne seine Erfindung der Boiardo's unterzuordnen. Der Mittelpunkt der Handlung ist die Gestalt Orlando's, welcher wahnsinnig wird, weil Angélica ihn verraten hat und durch göttlichen Ratschluss den Verstand wieder erlangt, um den Krieg zu beenden und den Feind Karls des Grossen zu töten; aber in diese Haupthandlung wird die Geschichte von Ruggiero und Bradamante eingewebt, eine auf die heroische Handlung aufgepfropfte romantische Episode, sowie die kleineren von Brandimarte e Fiordiligi, von Zerbino und Isabella, von Olimpia und Bireno und viele andere Nebenhandlungen, die in wunderbarer Ordnung und Gruppierung mit einander verbunden und verkettet werden. Die Erfindung ist nicht immer original, weil Ariost in seiner Dichtung aus den lateinischen Klassikern, aus französischen Dichtungen und Romanen des Mittelalters und aus den Reiiaissancedichtern Italiens geflossene Bestandteile in reichlichem Masse beimischt: s aber original ist die Kunst, dem, was aus den mannigfaltigsten Quellen fliesst, einen neuen Charakter und ein neues Leben einzuhauchen, die Feierlichkeit des klassischen Stiles durch die Einfachheit neuer Ausdrucksweise zu mildern, alles wie unabsichtlich und frei heraus zu sagen, in geistvoller und anmutiger Leichtigkeit, und endlich die Oktave auf die Stuf- der epischen Strophe zu erheben.® Sogleich nach der ersten Veröffentlichung wurde der Orlando furioso mit dem grössten Beifall aufgenommen, und wenn Machiavelli schrieb, dass er »tullo bello e in molti luoghi mir ahila wäre, so drückte er nur das allgemeine Urteil der zeitgenössischen Italiener aus, das bis auf unsere Tage im Verein mit der Bewunderung für den Geist und trefflichen Charakters Ariost's sich fort erhalten hat. 7 Es darf daher nicht Wunder nehmen, dass in Ariost's und der unmittelbar folgenden Zeit in grosser Zahl romantische Dichtungen über Stoffe der 18; die beste Biographie ist die von A. C a p p e l l i vor ilo» Lettere di /.. A. (fast alle Geschäftsbriefe ohne literarischen W e r t ) . Ausg. Mailand 1887. • Sammlungen in den Opere minori in reni ed in prosa di /.. A., Florenz 1K57, 2 Ilde., hrsg. v !•'. L. P o l i d o r i . 2 U. Guidi, Annali delle edizioni e delle versioni delP O. F. e d'altri lavori al poema relativi, Bologna 1861 ; G. J. F e i r a z z i , Hibliegrafia ariostcsoa, Hassano 1KH1. * 1. Ausg. Ferrara, Mazzocco 1516 ; :2. Ausg. Ferrara. Pigna ìrvil, beide vom Verfasser besorgt, oline dessen Erlaubnis die Dichtung viele Male von anderen nachgedruckt wurde. 4 Ferrara, Rosso da Valenza 153-5 S. in Bezug hierauf das H a u p t w e r k darüber von P. K a j n a , Le fonti dell' Ori. für., Florenz 1876. 6 (Iber Ariost's Kunst haben viele, auch nutzlos geschrieben ; die besten Erörterungen darüber sind die von G. C a s e 11 a , Discorso proemiale sull' Ori. für., in der Ausgabe Florenz, Barbèra 1K77. und von G. C a r d u c c i , in der Vorrede zur Ausgabe Mailand, T r e v e s l 8 8 l . 7 Zahllos sind die Drucke des Ort. für. ; gut und korrekt sind vor allem die mailänder Ausgabe 0 . M o r a l i ' s , von 1818. die schon e r w ä h n t e llorontiner von C a s e l l a und die fiorentine! Ci. P i c c i o I a ' s von 1885. Unter den Schulausgaben ausgewählter l'eile sind bemerkenswert die mit K o m m e n t a r von G. P i c c i o l a u. F . ' / . a m b o n i , 4. Ausg., Bologna 18. die B ü c h e r 1 — \(> B o l o g n a l,V>6; das ganze Gedicht in 2i> Büchern w u r d e erläutert in einer Dec/uarationc V. Beroaldi's, B o l o g n a 1 5 7 0 , erschien aber noch nicht vollständig. Über den Verfasser s. G. F a n t u z z i , Scntt. Bologn. II 2 4 3 IT.

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LITTERATURGESCHICHTE DER ROMANISCHEN VÖLKER.



6 . ITAL.

LITT.

der Avarchide in 25 Gesängen, worin die bretonischen Sagen vom König Artus ihre letzte kunstmässige Bearbeitung fanden; 1 sowie B e r n a r d o T a s s o (1493 —1569), der in Venedig geb., Sohn einer Familie von Bergamo, lange Zeit Sekretär der Sanseverino und danach anderer Herren war und Verfasser der Atnadigi ist, ein episches Gedicht von 100 überaus langen Gesängen, in dem er mit viel Feinheit der Versbildung und des Ausdrucks die Geschichte der Erlebnisse seines Helden wiederholte, wie sie in dem spanisch-portugiesischcn Romane erzählt worden waren, der Romandichtung die Einheit der epischen Erzählung zu verleihen suchend.2 Der nämliche Gegenstand wurde mit viel weiter gehenden Absichten von seinem Sohn T o r q u a t o T a s s o aufgegriffen. 1544 in Sorrent geb., wohin seine Familie sich für einige Zeit zurückgezogen hatte, den Studien in Neapel, Urbino, Padua und Bologna obliegend, hatte er seit seinen Jiinglingsjahrcn häufig Gelegenheit, seine ausserordentlich hohe Begabung und seine Charakterschwäche zu beweisen; 1565 begab er sich, als Edelmann, an den Hof von Ferrara, wurde zuerst dem Kardinal Luigi von Este zugeteilt, mit welchem er 1570 nach Frankreich reiste, dann unter die besoldeten Beamten des Herzogs Alfons II. aufgenommen, den er 1 5 7 3 nach Rom und 1574 nach Venedig begleitete. Schon damals zeigten sich bei ihm Spuren einer gewissen Ruhelosigkeit, das Vorspiel der geistigen Störung, welche sich durch religiöse Skrupel, die im Widerspruch mit seinem künstlerischen Ideal standen, mehr und mehr verschlimmerte. Seit 1576 war das Leiden so schwer, dass er eingeschlossen gehalten werden musste; er floh einmal nach Sorrent, darauf nach Piemont, von wo er 1579 nach Ferrara zurückkehrte; als sich weitere Anzeichen der Geistesstörung bemerkbar machten, wurde er in das Hospital von S. Anna gebracht, wo er bis 1586 blieb. Auf Verwendung der Gonzaga befreit, begab er sich nach Mantua, darauf nach Rom und Neapel und an andre Orte, bis er sich unter den Schutz der Aldobrandini in Rom stellte, wo er 1595, während er der Ehre der Dichterkrönung in Campidoglio entgegensah, starb. 3 In merkwürdigem Kontrast zu der Zerfahrenheit von Tasso's Leben steht die wunderbare Einheit seiner litterarischen Werke, die ihm alle, welcher Gattung sie auch angehören mochten, vortrefflich gelahgen: seine lyrischen Gedichte, seine Briefe, seine Dialoge und Dramen tragen alle den Stempel seiner unsterblichen Begabung und sind das, was Italien in der zweiten Hälfte des iö.Jhs besseres auf geistigem Gebiete hervorgebracht hat; 4 aber das, worin Tasso sich zu einer vor ihm noch 1 1'. R a f f a e l l i , Einleitung zu den Vtrsi c prose di L. A. Florenz l8,V); G. C a m p e r i . L. A. e gli Estensi in den Atti e »¡emtrie della A'. Ptp. di st. p.itria per le prmh mod. 1 8 6 5 , Bd. I V . Die erste Ausgabe des Girone, Paris 1548. der Av, besonders öl>er den homerischen Einfluss • A. F . S e g h e z z i , Vita di B. Tasso vor den Lettere di m B T., Padua 173H; G. C a i n p o r i , Biographische Nachrichten in Litt, inedite di B. 7'., Bologna l86(); P. D. P a s o l i n i , I genitori di Torq. Tasso, Rom 1 8 % ; s. auch die reichhaltige Bibliographie des Briefwechsels B. T a s s o ' s von G . K a v e l l i . I-ett. inedite di B. e T. Tatso, Bergamo 1895. D i e erste Ausg. der Amadigi Venedig 1 5 6 0 ; über das Gedicht s. F . F o f f a n o in Gioru. stor. X X V 249 ff. Aus den Amadigi wurde der hloridante ausgezogen, welchen Torquato Tasso vollendete und in Bologna 1587 veröffentlichte; s. darüber F F o I T a n o im Arth. stor. lomb. 189,=,, Bd. X X I I . * Ober die Schicksale Tasso's, die von so vielen lind so verschieden erzählt worden sind, besitzen wir jetzt in A. S o l e r t i ' s Vita di T. Tasso, Turin 189=1, das Hauptwerk, ein Denkmal der Gelehrsamkeit und Hingabe, das zur dreihundertj.ilu igen Erinnei ungsleier des Todes des Dichters veröffentlicht wurde Daneben wird man immerhin noch die Arbeiten Serassi's, Campori's. Corradi's, D'Ovidio's und andrer, auf die Solerti selbst vielfach hinweist, mit Nutzen einsehen. 4 Man sehe die hauptsächlichsten bibliographischen Nachweise ihres Ortes: eine erste Sammlung der Opere di T. Tasso, 6 Bde., besorgte G. B o t t a r i Florenz 1 7 2 4 , vermehrt

KLASSISCHE PERIODE: BERNARDO TASSO.

TORQUATO TASSO.

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nicht erreichten Höhe erhob, war die epische Dichtung. Noch sehr jung nahm er mit dem Rinaldo vom Jahre 1561 1 den Lieblingsplan seines Vaters auf, die überlieferten Regeln der antiken Kunst, die die Einheit des Ausdrucks verlangten, mit den freien Eingebungen der romantischen Heldendichtung, die die grösste Mannigfaltigkeit gestattete, zu versöhnen: und so gab das Jugendwerk, welches sich auf die frei erzählten Abenteuer Renauts von Montauban bezog, Tasso Gelegenheit Situationen zu skizzieren und Figuren zu entwerfen, welche genialer aufgefasst und dargestellt, später dem grösseren Gedicht zum schönsten Schmucke wurden. 2 Schon zur Zeit, als er sich mit dem Rinaldo trug, hatte er den Gedanken gefasst, ein Gedicht von den Kreuzzügen zu schreiben, das einer Zeit gemäss war, in der die Ausbreitung des Islamismus zu einer Gefahr für das ganze christliche Europa zu werden drohte; er machte sich 1563 daran, nahm es in der Mussezeit am Hofe von Ferrara wieder auf und führte es in 10 Jahren, im April 1575, zu Ende; er betitelte es Goffredo und unter diesem Titel wurde es ohne Wissen des Verfassers 1 5 8 0 3 gedruckt, aber alsbald überwog der Titel Gcrusalemme Uberata, unter dem das Werk ruhmvoll auf die Nachwelt überging. Der Forderung der Einheit der Handlung, die allerdings nicht nach den Grundsätzen der damaligen Rhetorik streng, sondern mit einer gewissen Freiheit aufgefasst ist, die dem Dichter mannigfaltig zu sein erlaubt, entspricht der wunderbare Aufbau des Gedichts, welches in zwanzig Gesängen die Unternehmungen des Kreuzfahrerheeres von dem auf die Einnahme Niceas, Antiochiens und Tortosa's folgenden Waffenstillstand bis zur Erstürmung und Eroberung Jerusalems, dem letzten Punkte der durch die Abenteuer der Hauptpersonen in ihrem Gange aufgehaltenen, aber nicht gehemmten Handlung, verfolgt. So vereinigte sich in der Gcrusalemme liberata sehr verständig das epische Gedicht mit dem Rittergedicht; von dem einen hatte es die Einheit der Handlung, die feierliche und hehre Form, deren höchster Ausdruck die Aeneis ist, und von dem andern, abgesehen von der Mannigfaltigkeit der Erfindung, die dem Orlando furioso eigene freie und ungezwungene Redeweise. Und an Virgil und Ariost zugleich erinnert wahrhaftig Tasso's Stil, dadurch dass er die Schöpfungen von Epos und Rittergedicht mit einander verschmilzt; so in der G estalt Gottfrieds, welcher der fromme Aeneas der Zeiten des Rittertums ist, und bei den Helden zweiten Ranges und den Frauengestalten, welche mit vielen den Personen Virgil's und Ariost's eigenen Zügen ausgestattet sind.4 Aber Venedig 1735—42, 12 Bde., der erste von B. C o l l i n a , die andern von A. F. S e g h e z z i ; vollständiger ist die von G. R o s i n i , Pisn 1821 - - 32 in 33 Bdn. Eine Ausgabe der Opcre mittori in versi hat A. S o l e r t i in die Hand genommen: Bd. I. II. Poemi minori erschien Bologna 1 8 9 1 ; Bd. 3 Teatro das. l89">; Bd. 4—7 Hirne sind in Vorbereitung. Die Prosaschriften hat C. G u a s t i Florenz 1 8 5 3 - 75 veröffentlicht: die Letlere 1853 —55. Dialoghi 1858—59. Prosediverse 1875: dahinter der Appendice von S o l e r t i , Floren/'. 1892; im ganzen 11 Bde. 1 Erste Ausgabe Venedig, Senese 1562; eine gute neuere Ausg. mit der Aminin gab G. M a z z o n i Florenz 1884 heraus. - E. P r o t o , Sul Kinaldo di T. Tasso, Neapel 1895. ein starker Band mit Untersuchungen u. Bemerkungen; mit grösserer Besonnenheit und sicherem Urteil handelte über den Ri>i. G. M a z z o n i in der Einleitung zur erwähnten Ausgabe Solerti's. 3 Venedig, Cavalcalupo 1580 hrsg. v. C e l i o M a l a s p i n i : die Gesänge lo, 12, 14, Bruchst. der Ges. 13 —16, alles fehler- und lückenhaft. Im Februar 1581 wurden die von A. l n g e g n e r i besorgten Ausgaben Parma, Viotti u. Casalmaggiore, Canacci beendet, im Juni die von Ferrara, von F. H o n n h nach der Iis. herausgeg. Die gleichfalls nach der Iis. von S. G o n z a g a veröffentlichte mantuaner Ausg., Osanna 1584. wurde die Grundlage aller späteren, bis S. F e r r a r i , Florenz 1890. wieder der ursprünglicheren Lesart der Ausg. Bonna von Ferrara folgte. Jetzt haben wir die mit Andern besorgte kritische Ausgabe A. S o l e r t i ' s , Florenz 1895. 4 Wegen Anklängen an Virgil und Ariost s. V. V i v a l d i , Sülle fonti della Ger. lib., Catanzaro 1893. und S. M u l t i n c d d u , Le fonti della Geras, lib., Sassari 1895, zwei nützliche, aber bei weitem nicht abschliessende Bücher.

154

LITTERATURGESCHICHTE

DER ROMANISCHEN

VÖLKER. —

6.

ITAL.

LITT.

neu ist in Tasso's Stil ein melancholischer Zug, der sich der ganzen Erzählung mitteilt, als Ausdruck der schmerzerfüllten Seele des Dichters, und der häufig das, was sonst als die Frucht einer kümmerlichen Nachahmung erschienen wäre, belebt und immer in neuen Formen und Farben erscheinen lässt. An Mängeln fehlt es aber auch nicht: solche sind die übertriebene Fülle der Bilder und der figürlichen Sprache, das Haschen nach Antithesen und Symmetrie des Gedankens, die zu künstlichen und gesuchten Feinheiten und Spitzfindigkeiten, Mängel, welche in der Ger. Uber, die ersten Keime jenes Verfalls andeuten, welcher kurze Zeit darauf die italienische Poesie dem Untergange nahe brachte. Aber nichts desto weniger gerieten die unter Lärm ausgefochtenen Streitigkeiten, in welchen auf jene Mängel hingewiesen wurde, bald in Vergessenheit; 1 vergessen wurde auch die Gtrusalemme conquistata, in welche Tasso sein Werk den ästhetischen und religiösen Skrupeln zu Liebe umarbeitete; 2 und die Gerusalemme liherata, die heute dem italienischen Volke teuer ist und stets teuer sein wird, weil es besonders in den reizenden Episoden das findet, was an seinem künstlerischen Ideal unwandelbar ist, lebt in der ewigen Jugend weiter, die den vom Hauche des Genies eingegebenen Werken gewährt ist. 3 57. Gegen die letzten Jahre der vorhergehenden Periode hatte sich die höfische L y r i k Cariteo's und Tebaldeo's und vieler ihrer Anhänger mit seltsamen und gesuchten Gedanken genährt und erkünstelte und übertriebene Formen angenommen. Als sich die klassische Kultur immer mehr verfeinerte, und mit ihr zugleich der Sinn für das rechte Mass im Leben und in der Kunst, empfand man, besonders in der eleganten Gesellschaft der Höfe, das Bedürfnis nach einer andern Art von Poesie, die geeigneter sei ein Bild des Liebesund Bürgerideals der neuen, im Geiste und Glänze der Renaissance aufgewachsenen Generationen darzustellen; und damals war es, dass in natürlicher Reaktion gegen die höfische Lyrik, die auch eine letzte Konsequenz der petrarkischen Nachahmung war, der reine Petrarkismus erstand. Der namhafteste Beförderer und Meister desselben war P i e t r o B e m b o aus Venedig, geboren im Jahre 1 4 7 0 , der mit Eifer die klassischen Litteraturen und die drei grossen Italiener des trecento studiert hatte, der dann mehrere Jahre an den Höfen von Ferrara und Urbino sowie in Rom lebte, von 1 5 1 3 päpstlicher Sekretär, von 1539 Kardinal und Bischof von Gubbio und darauf von Bergamo war und 1547 starb, während er zum künftigen Papst ausersehen war, er, der wohl würdig gewesen wäre, auf dem Stuhl Petri den in der Litteratur und Kultur der Nation neuerstandenen Klassizismus zu vertreten 4 . Seine Rime, ohne Originalität in Eingebung und Form, aber immer sehr korrekt im Ausdrucke und von einer ausgesuchten Eleganz, bezeichneten die Rückkehr zur reinen Nachahmung Petrarca's, und überhaupt zu jener Stilart, welche der Litteratur des 16. Jhs. einen für ganz Italien gemeinsamen Charakter verlieh und sie zur nationalen machte; dazu trug Bembo auch mit seinen Asolani bei, seinen Dialogen über die Liebe, und mit seinen Prose della rolgar lingiia, 1 D i e S c h r i f t e n T a s s o ' s und a n d e r e r Aber den hingen S t r e i t s. in d e r e r w ä h n t e n A u s g . v o n R o s i n i . Hd. 10. 13 — 17 ; e i n e s o r g f ä l t i g e B i b l i o g r a p h i e S o I e r t i ' s im Appendice S. Hö —(. - A . d e t i r i s v . De T. Tassi - K i s t e A u s g . d e r Gerusalemme conquistata. K o n i 1 r>'l.{ poemate ¡¡nod inscribitur Ger. compi., B a r i s 1 8 6 7 ; G M a z z o n i , Della Genital, compiisi, in d e m H ä n d e In Biblioteca, B o l o g n a 1886. S. lW>. 3 ( ' b e i d i e S c h i c k s a l e d e r D i c h t u n g und den R u f des D i c h t e r s s. I". ( ì u i d i . Annali delle e=>2, Lucca 1558. 4 C. S i m i a n i , l.a vita e le opere di X. Franco, Turin 1894; S. B o n g i , Annali di G. Giolito I IO ff. — Die erste Ausg. der Dialoghi Franco's ist die Venedig 1539, der Petrarchista erschien Venedig 1539. 5 Versi et regole della nuova poesia toscana von C. i o I o n i e i , Rom 1539. wieder abgedruckt in G. C a r d u c c i ' s B u c h : l.a poesia barbara in Italia nei sec. XV e XVI, Bologna 1881.

KLASSISCHE

PERIODE:

LYRIK.

POESIA

GIOCOSA.

SATIRE.

DIDAKTIK.

157

der Gunst des Bischofs Giammateo Giberti und darauf der Medici stehend verweilte, 1 5 3 5 , auf Veranlassung des Kardinals Cibo, Gift nahm und daran starb. 1 Er war ein Mann von lustiger Art und von leichtlebigem, heiterem Wesen, wie man aus seiner Umarbeitung des Orlando innamorato ersieht, in welchem er seinen staunenswerten Reichtum im Ausdruck und an Feinheiten des Ausdrucks an den Tag legte, wenn auch heute das Original wegen seiner epischen Einfachheit mehr gefällt; aber er verdankt seinen Ruhm den burlesken Sonetten und Capitoli, in denen er jene humoristische Manier zur Vollendung brachte, welche, mit Rustico di Filippo und Angiolieri anhebend, das Trecento hindurch, sich bis auf die Renaissance verpflanzte und in Burchiello und Pistoia wieder auflebte: 2 manchmal gefallt sich Berni auch darin Gegenstände und Motive der früheren Poesie zu behandeln, aber öfter ist er originell auch in seinen Erfindungen, oder wenigstens originell in der natürlich lustigen und komischen Form, in der er sie ausspricht, in der Art, wie er sie in Kontrast versetzt, und sofort das Lachen hervorbrechen lässt, und wie er sie zu bestimmten Zwcckcn zuspitzt, so z. B. zur Parodierung der engherzigen Petrarkisten oder zur Verspottung der lästigen Moralisten. 3 Berni's Manier gefiel so sehr, dass viele sich daran machten, sie zu befolgen, worin einige auch ziemlich glücklich waren; so G i o v a n n i M a u r o aus Friaul* (ungefähr 1490 bis 153b). ein wenig später A n t o n F r a n c e s c o G r a z z i n i , genannt der Lasca, 5 aus Florenz ( 1 5 0 3 — 1 5 8 4 ) und C e s a r e C a p o r a l i aus Perugia (1531 — 1 6 0 5 ) . 6 — Zwischen dem burlesken Capitolo und den didaktischen Formen steht die S a t i r e nach Horaz' Muster, geschrieben in lehrhafter und moralisierender Absicht und, wie der Capitolo, in Terzinen, aber von gewählterem Ausdruck: Vorläufer dieser Dichtungsart könnte man in der gnomischen Poesie des 14. und is.Jhs. erkennen, aber das erste wahre Beispiel derselben bieten uns die Satiren A n t o n i o V i n c i g u e r r a ' s aus Venedig, die 1495 zum ersten Mal herausgegeben wurden. Das vorzüglichste Muster jedoch, sowohl hinsichtlich der Mannigfaltigkeit der Themata als der schmucken Glätte des Stils, boten die sieben Satiren, die Ariost hinterliess, und welche alsbald nach seinem Tode herausgegeben wurden: neben ihm waren die besten Pfleger dieser Gattung E r c o l e B e n t i v o g l i o aus Bologna ( 1 5 0 5 — 1 5 7 2 Ì , L u i g i A l a m a n n i und P i e t r o N e l l i aus Siena (erste Hälfte des 16. Jhs.), Verfasser der Salire alla cai Iona, ein nicht unglücklicher Versuch die horazische Form mit der bernesken zu verbinden. ' 58. Zu den Gattungen klassischer Kunst, welche im 16. Jh. in der ital. Litteratur zu neuem Leben erstanden, gehörte das d i d a k t i s c h e Gedicht, welches als eigentliches Versmass den reimlosen Elfsilbner und manchmal auch die »ottava rima* annahm. Der Pfleger dieser Gattung gab es viele; und die meisten, die Virgils Gedicht als das Muster höchster Vollkommenheit ansahen, hielten sich an den Gegenstand der Georgica, der mehr als irgend ein anderer 1 s s

A . V i r g i l i , F. Btrni, con documenti inediti, F l o r e n / . 1881. S. s. 23, 5 1 , 118, 137. >42Kirne, poesie latine e lett. edite ed. ined. di F. B. hrsg. v o n A . V i r g i l i .

Florenz

1885. ' V o n allen b e d e u t e n d e r e n l i e r n e s k e n D i c h t u n g e n hat m a n e i n e in F l o r e n z 1548 e d . S a m m l u n g , w i e d e r a u f g e l e g t daselbst 1 5 5 2 — 5 5 . und endlich eine dritte unter dem D a t u m L o n d o n 1721 —24 u n d L o n d o n und F l o r e n z 1723. * S e i n e Rime s i n d F l o r e n z 1 7 4 ' — 4 2 und b e s s e r v o n C . V e r z o n e g e d r u c k t , F l o r e n z 1882; G . B. M a g r i n i , Di A. F. Grattini detto il Lasca e delle sue opere, I m o l a l87ianana 1027— 30. E.rwunscnt w ä r e n o c h heute die gegen 1886 von N. A11 g e l e t t i versprochene vollständige A u s g a b e der Briefsamnilung. 4 Von den Lett. B e m b o ' s erschien der 1. Bd. R o m 1548, der 2. Venedig 1 5 5 0 , der 3- u. 4- V e n e d i g 1552. D i e ganze Sammlung Verona 1 7 4 3 ; s. darüber O. F e r r i n i ' s zit. Primi saggi sul cinquecento ; — die Briefe Casa's s. in der Ausgabe s. W e r k e F l o r e n z 1 7 0 7 und V e n e d i g 1 7 2 8 — 2 9 ; d i e Lett. a C. Gualteruizi gab L. M. R e z z i , Imola 1 8 2 4 . heraus. — D i e P r i v a t b r i e f e G u i d i c c i o n i ' s s. in den Opere, Genua 1 7 4 9 . die Lett. ined., von T . B i n i veröffentlicht, L u c c a 1855. — Sieben Bücher der Lett. C. T o l o m e i ' s , Venedig 1547 und ö f t e r s ; die Alcune lett. politiche, von L . B a n c h i , Siena 1868 herausg., fallen in die letzten Jahre des Verfassers. — D i e Sammlung der Lett. B. T a s s o ' s veröffentlichte G. V o l p i , P a d u a 1733, z w e i Bde., zu denen einen dritten P. A. S e r a s s i , Padua 1 7 5 1 . h i n z u f ü g t e : andere b i b l i o g r a p h i s c h e Angaben habe ich S. 152 Anni. 2 gemacht ; — die Briefe Speroni's stehen in der A u s g a b e seiner Opere, Venedig 1740. 1 In den Opere volgari e latine von J. B. Brescia T u r l i n i 1 7 4 6 — 4 7 , und Brescia Pianta 1 7 5 8 — 5 9 . befinden sich a u c h die B r i e f e ; über seinen T o d s. P. V i a n i , Lettere filologiche, B o l o g n a 1 8 7 4 .

Rom

KLASSISCHE PERIODE:

BRIEF.

ABHANDLUNG IN DIALOGFORM.

'73

und Freunde hinterliess er uns ein kostbares Denkmal des litterarischen und künstlerischen, oder besser, des Hoflebens seiner Zeit. 1 63. Während die Verfasser von Novellen und Briefen uns das Privatleben des 16. Jhs. in seiner Wirklichkeit darstellen, vergegenwärtigen uns andere Schriftsteller die Ideale; und unter diesen nehmen den Vorrang ein die Verfasser von Dialogen und Abhandlungen, deren es eine grosse Anzahl gab, und die über die allerverschiedensten Dinge schrieben, besonders über moralische und litterarische Gegenstände. Die grössten unter diesen Schriftstellern waren: B a l d a s s a r r e C a s t i g l i o n e von Casatico im Mantuanischen (1478—1529)1 der von seinen Zeitgenossen für einen der besten Kavaliere der Welt gehalten wurde, und der durch sein Leben an den Höfen von Mantua, Urbino, Rom und in Spanien die feinsten höfischen Manieren angenommen hatte,2 sowie G i o v a n n i d e l l a C a s a aus Florenz ( 1 5 0 3 - 1556), ein hervorragender Prälat, den die Päpste durch Verleihung hoher geistlicher und politischer Würden auszeichneten.a Castiglione führt im Cortegiano, einem in vier Teile geteilten Dialog, von denen die drei ersten 1 5 0 8 — 1 5 0 9 und der vierte 1 5 1 3 - 1 5 1 6 geschrieben wurden, edle Damen und Herren des Hofes von Urbino vor und entwirft ein Idealbild des Hoflebens, diskutiert über die Künste und die Sprachc, handelt von den Frauentugenden und verbreitet sich über das Wesen der Regierungen und die Lehre von der platonischen Liebe; 4 Casa verfasste den Galateo, eine Abhandlung, in welcher unter der Form von Vorschriften, die ein Greis einem Jüngling erteilt, zur Sprache gebracht wird, wie der Verfasser selbst sagt, was man sich anzugewöhnen hat, um im Benehmen und in der Unterhaltung als gesitteter und liebenswürdiger Kavalier zu erscheinen: 5 beide schrieben in sehr eleganter und in klassischer Weise geschmückter Prosa und in einem vornehmen Ton, welcher ihren Werken einen besonderen Charakter verleiht, der der gebildeten und verfeinerten Gesellschaft, für welche sie schrieben, entsprach. Ausser diesen beiden, welche die wahren Vertreter der schönen Sitte im Italien des Cinquecento waren, müssen die Moralisten und Kritiker noch erwähnt werden, die in Erörterungen über das sittliche und litterarische Ideal öfter die Gesprächsform gebrauchten, die nach der Renaissance in Mode gekommen war. Genannt wurden bereits P i e t r o B e m b o , der Gli Asolani schrieb, drei Bücher Gespräche, in denen sich in Asolo die Hofleute der Königin Katharina Cornaro von Cypern über die Liebe unterhalten, und die Prose della volgar lingua, worin in den von einigen vornehmen Herren in Venedig angestellten Erörterungen die italienische Sprachc verteidigt und die richtige Anwendung derselben gelehrt wird.6 Vergessen darf man auch G i a m b a t t i s t a G e l l i nicht, welcher in seinen zwei Werkchen, Capricci del bottaio und Circe, danach strebte, gesunde moralische Lehren zu verbreiten und der darin ein hervorragendes Beispiel lebendiger und 1 Die Briefe P. A.'s wurden Venedig 1537—57 und Paris 1609 herausg.; die Lettere scritte al sig. P. A. da molti signori, comunith, donne di volare, poeti et altri eecellentissimi spiriti Venedig 1551. von P. I.andoni Bologna 1873—74 wieder gedruckt. * Über Castiglione s. ausser der Biographie von B. M a r l i a n i . als Einleitung zu seinen Opere folg. e lat. Padua 1733. und von P. A. S e r a s s i , als Einleitung zum Cortegiano, Padua 1766 gedr., die A'cäzie storico-biografiche intorno al Conte B. C. von C. M a r t i n a t i . Florenz 1890. 5 G. B. C a s o t t i , Notiiie intorno alla vita ed alle opere di mens. G. della C. als Einleitung zu seinen Opere Florenz 1707 und Venedig 1728 u. 1752 gedr. 4 Erste Ausg. des Cortegiano, Venedig, Aldo 1528 ; die beste neuere Ausgabe ist die von V. C i a n . Florenz 1894. mit ausführlichem Kommentar. — E. B o t t a r i , B. C. e il suo libro del Cortegiano, Pisa 1877; S. M a r c e l l o , La cronologia del Cort., Livorno 18955 Firste Ausg. des Gal. in Rime e prose di G. della C. Venedig 1558. — Über das Buch s. O. F e r r i n i , Primi saggi sul cinqticcento, Perugia 1885, und G. P i q u e , II Gal. di mons. della Casa, parte I, Pisa 1896. 6 S. oben, S. 155 Arn». 1.

1 7 4 I - i t t e k a t l ' r g e s c h i c h t e d e r romanischen V ö l k e r . —

6. I t a l .

Litt.

geschickter Prosadarstellung b o t ; 1 ferner P i e r F r a n c e s c o G i a m b u l l a r i , Verfasser des Dialogs über den Ursprung der toskanischen S p r a c h c , unter dem Titel II Gello (s. Bd. I, S. 1 5 ) , in welchem er die merkwürdige Hypothese von der direkten Herkunft derselben vom Aramäischen, der Ursprache der Völker, v e r t r a t ; - A n t o n F r a n c e s c o D o n i aus Florenz ( 1 5 1 3 — 1 5 7 4 J , Priester und Buchdrucker, einer der wunderlichsten Geister und einer der geschäftigsten unter den zahlreichen litterarischen Abenteuern seiner Zeit, Verfasser von sehr vielen Werken, unter denen eine Moralßlosoßa, in welche eine Menge von Erzählungen orientalischen Ursprungs eingefügt ist, und die Marmi zu nennen sind, in denen er bei den marmornen Treppenstufen des florentiner Domes gehaltene Gespräche und Erörterungen vorführt, durch welche er Vorurteile und Aberglauben der Zeit bekämpfen w i l l ; S p c r o n c S p e r o n i , Verfasser vieler moralischer Gespräche, in denen er gesunde Gedanken über die Familie ausspricht, und von littcrarischen Dialogen über Fragen , welche die Zeitgenossen interessierten, aber heute ziemlich müssig erscheinen;' 1 T o r q u a t o T a s s o , welcher Dialoge meist moralischen Inhalts verfasste, die mit Recht zu den besten der Zeit gerechnet werden, sowohl wegen der Lehren, sofern darin versucht wird, die antike Philosophie mit der christlichen Religion zu versöhnen , als auch wegen der immer glänzenden und gewählten Darstellung. 5 Unter den K r i t i k e r n wären zu erwähnen die zahlreichen dem 1 6 . J h . ungehörigen Verfasser von Kommentaren und Vorträgen über Dante und Petrarca, die Verfasser von Poetiken und Rhetoriken, von Verteidigungen und tadelnden Besprechungen

des Orlando

furioso

s o w i e der Gerusaltmme

Uber ata,

und die-

jenigen von Streitschriften zur Sprachenfrage (vgl. Bd. I, S. 1 2 f.). Aber die meisten verdienen nicht der Vergessenheit entzogen zu werden, in welcher ihre Namen und ihre Werke schlummern. Immerhin darf man B e n e d e t t o V a r c h i nicht vergessen, den Verfasser des Ercolano, einer Verteidigung der florentiner Sprache in G e s p r ä c h s f o r m ; " L e o n a r d o S a l v i a t i aus Florenz ( 1 5 4 0 — 1 5 8 9 ) , bekannter wegen seiner Misshandlung des grossen Werkes Boccaccio's und wegen seines gegen Tasso geführten litterarischen K a m p f e s , als durch seine grammatische Gelehrsamkeit, die er in seinen Awertimenti della

lingua

sopra

il Decamerone

beweist;7 G i r o I a m o M u z i o ,

dessen als Ver-

fasser einer bemerkenswerten Arte poetica schon Erwähnung geschah, und der einige Schriften gegen Varchi's grammatische Lehren schrieb, wie die Battaglie

per

la difesa

dell'

italica

lingua

und die Varchina;8

Ludovico

Castel-

v e t r o aus Modena ( 1 5 0 5 — 1 5 7 1 ) , ein Mann von unbefangenem Urteil und geistiger S c h ä r f e , berühmt durch seine litierarischen Streitigkeiten mit Annibale Caro und Verfasser verschiedener wertvoller kritischer S c h r i f t e n ; , J G i o 1 Capruci del bott., erste Ausg. Florenz 154'>, Circe erste Ausg. Florenz 1549 S- oben S. 160; die beste neuere Ausgabe ist die von S. F e r r a r i , Florenz 1896, mit Kommentar. * Erste Ausg. des Gello Florenz 1546. besser Florenz 1549* Ausgezeichnet ist die Biographie D o n i ' s von S. Bongi, als Einleitung zu den Marmi, Florenz 1863 gedr.; 1. Ausg. der Moral filosofia, Venedig 1552, der Marmi Venedig 1552—53; eine ausführliche Bibliographie der Werke Doni's in der angeführten Florentiner Ausg. II 277 ff. * Erste Ausg. der Dial. di S. S., Venedig 1542, vollständiger Venedig 1596. — K. B o t t a r i , Sui dialoghi di S. S., Cesena 1878. 5 Eine vorzügliche Ausg. der Dialoghi von T. T. ist die von C. G u a s t i , Florenz 1858—59; 3 Bde.; wegen der früheren Ausgg. s A. S o l e r t i , iin angeführten Appendice pi>. 1 9 - 3 2 . 6 Erste Ausg. Florenz 1 5 7 0 ; gut ist die Ausg. von G. B o t t a r i , Florenz 1730. 7 Bd I der Awert. Venedig 1584 ; Bd. 11 Florenz 1 5 8 6 ; die Opere L. S.'s Mailand 1809; die einiger Prost inedite Bologna 1 8 7 3 ; die Lettere Padua 1875. 8 Die Batt. und die Varch. Venedig 1582. 9 L. A. M u r a t o r i , Vita di L. C., als Einleitung zu den Opere rarie, Bern 1727; T . S a n d o n n i n i , L. Cast e la sua famiglia, Bologna 1882. Von den Schriften C.'s sind

KLASSISCHE PERIODE : K R I T I K E R .

UBERSETZER. —

PERIODE D. VERFALLS.

175

v a n n i M a r i a B a r b i e r i aus Modcna ( 1 5 1 9 - 1 5 7 4 ) , ein grosser Kenner der älteren Litteratur Frankreichs und Verfasser der Abhandlung Dell' origine della poesla rimata, mit welcher er in Italien das Studium der Vergleichung der romanischen Litteratur einführte; 1 F r a n c e s c o P a t r i z i o von Cherso ( 1 5 2 9 — 1 5 9 7 ; , Verfasser einer Poetica-, worin die im 1 6 . Jh. vorherrschenden Theorien der litterarischen Darstellungskunst dargelegt sind und erörtert werden. Um schliesslich das Bild von der mannigfaltigen litterarischen Thätigkeit Italiens im 16. Jh. zu vollenden, sind auch die Übersetzer von Werken der Klassiker zu erwähnen, welche natürlich in einer Zeit so auserlesener Geistesbildung im Uberfluss vorhanden sein mussten. Der grösste unter allen war A n n i b a l e C a r o , berühmt durch seine Übersetzung von Virgil's Aeneis und der Amori pastorali des Sophisten L o n g u s ; ; i aber noch mehrere andere hinterliessen sehr bemerkenswerte Werke auf diesem G e b i e t e ; so B e r n a r d o D a v a n z a t i B o s t i c h i aus Florenz ( 1 5 2 9 — 1 6 0 6 ) , welcher die Geschichtswerke des Tacitus übersetzte und auf diese Weise die Kraft und Konzision, deren die italienische Sprache fähig ist, b e w i e s ; 4 B e n e d e t t o V a r c h i , welcher die Abhandlung Seneca's Dei benefici und die Consolazione filosofica di Boezio 5 elegant übertrug; G i o v a n n i A n d r e a d e l l ' A n g u i l l a r a aus Sutri (c. 1 5 2 0 bis nach 1572), welcher in Octaven die Metamorphosen O v i d ' s 6 bearbeitete; A g n o l o F i r e n z u o l a , welcher den Asino d'oro des Apulejus frei übers e t z t e ; 7 F r a n c e s c o S e r d o n a t i , der, ausser dem schon erwähnten Werke Maffei's, sehr gut die Bücher Seneca's DelP ira* übertrug; P a o l o d e l R o s s o aus Florenz, Verfasser der Übertragung der Vite dei dodici Cesari Sueton's 9 und M a r c e l l o A d r i a n i , ebenfalls aus Florenz ( 1 5 5 3 — 1 6 0 4 ) , der in seiner Übersetzung der Opusco/i morali und der Vite parallele Plutarch's der italienischen Litteratur eins der besten Übersetzungswerke g a b , die sie jemals besessen hat. 10 V. DIE PERIODE DES VERFALLS. ene Periode, welche von der Zeit der Ausarbeitung der Gerusalemme Uber ata bis zum T o d e Ludovico Antonio Muratori's verläuft, ist nicht bloss die längste, sondern auch die unglücklichste der italienischen Litteratur g e w e s e n ; denn als die Harmonie und Energie der Faktoren, welche die reiche die bemerkenswertesten die Erklärung von Aristoteles' Poetik, W i e n 1 5 7 0 ; die Giunta alle Prose del Bembo Modena 1563, und vollständiger Neapel 1 7 1 4 ; die Correziotie di aleune eose ml dialogo delle lingut di B. Varchi Basel 1572. 1 D i e Orig. della poesia rimata, das erste Buch eines nicht vollendeten W e r k e s DelVarte del rimare, w u r d e Modena 1790 von G. T i r a b o s c h i herausgegeben. * D i e Poetica F . P . ' s F e r r a r i 1586; Autobiografia di F. P. im Archrvio stor. per Truste etc. Bd. III 2 7 5 ff-; Ober den Verfasser s. O . G u e r r i n i im Propugnatore Bd. X I I , 1, 172 ff. und O . Z e n a t t i , Franc. J'atr. e Orazio Arwsti etc.. Verona 1895. s Erste Ausg. der Eneidc Venedig 1586; erste der Amori P a r m a 1786. 4 E . B i n d i , Deila vita e delle op. di B. D„ als E i n l e i t u n g zu den Opere di B. D., Florenz 1853; das erste Buch der Annali Florenz 159&. darauf sechs BQcher F l o r e n z 1600; alle W e r k e des T a c i t u s F l o r e n z 1637- — G. O u i n t a r e l l i , II Tacitc fiorentino, Verona 1895, stellt viele Vergleiche an. giebt aber nur ein unzutreffendes Urteil über den Wert der Übersetzung ab. 5 Dei henefic1 Florenz 1 5 5 4 ; Com. filos. F l o r e n z 1551. 6 M. 1* e I a e z , La vita e le opere di G. A. dilC A. im Propugnatore, N. S. I V 40—124. Buch 1 Aer Met. w u r d e 1553 herausg., vielleicht in P a r i s ; die Bücher 1 — 3 P a r i s 1 5 5 5 ; die erste vollständige Ausg. Venedig 1561. 1 E r s t e Ausg. Venedig, Giolito 1550 mit F>gänzungen von L . D o m e n i c h i . 8 E r s t e Ausg. P a d u a 1569; korrekter Genua 1605. 9 Erste Ausg. R o m 154410 D i e Opuscoli morali Florenz 1819 — 20 und Mailand 1825—29; die Vite, F l o r e n z 1859 — 65, hrsg. von F . C e r r o t i und G . C u g n o n i .

176

LITERATURGESCHICHTE

DER

ROMANISCHEN V Ö L K E R .



6.

ITAL.

LITT.

Blüte der klassischen Periode herbeigeführt hatten, zu schwinden begannen, trat an die Stelle der das Leben darstellenden Kunst die Künstelei, die leere und eindruckslose F o r m , an die Stelle eines mannigfachen und vielfältigen genialen und originellen Schaffens die von Schulen und Akademien gross gezogene eintönige und sklavische Nachahmung. So spiegelt die Litteratur in der Zeit der überaus traurigen Vorherrschaft Spaniens ein Leben wieder, welches, abgesehen von einigen grossherzigen Thaten, ganz unbemerkt verlief; und zur politischen, bürgerlichen, religiösen Zersetzung gesellte sich, als verhängnisvolle F o l g e , der litterarische Verfall. Aber die einzelnen Zeiten dieser langen Periode des Verfalls zeigten nicht immer denselben Charakter und in den einzelnen Zeitaltern gab es bemerkenswerte Unterschiede. Zuerst nämlich, zur Zeit, in welcher die gewaltige Gestalt Galileo Galilei's in den Vordergrund tritt, schien der italienische Geist, sei es infolge einer Erschöpfung, welche sich naturgemäss nach der vorhergegangenen umfassenden Bethätigung einstellte, sei es infolge einer übertriebenen Pflege der Kunst oder weil die vaterländischen Überlieferungen aus Vorliebe für das fremde Neue aufgegeben wurden, zum litterarischen Schaffen unfähig geworden zu sein ; er entfaltete jedoch damals mächtig seine Kräfte auf dem Gebiete der moralischen und positiven Wissenschaften. Es folgte dann ein anderes Zeitalter, in welchem sich eine Reaktion gegen das erstere geltend machte, und in welchem wiederholt und beharrlich, wenn auch ohne Erfolg, versucht wurde, eine litterarische Wiedergeburt herbei zu führen ; diese Versuche bezeugen, wie bald und wie gründlich man das Bedürfnis fühlte, sich von der Künstelei der Form und den bedenklichen Übertreibungen frei zu machen, während gleichzeitig die wissenschaftliche Thätigkeit immer mehr zunahm, zu einer Erstarkung des Geistes verhalf und sich mit wunderbarem Erfolge besonders über das Gebiet der historischen und philologischen Gelehrsamkeit ausdehnte. Das erste Zeitalter, dasjenige der wirklichen und eigentlichen litterarischen Auflösung, reicht vom Jahre 1 5 7 5 bis 1642, dem Todesjahre Galilei's, d;is zweite, welches sich von 1642 bis 1750 erstreckt, ist das Zeitalter der sich zum grossen Teile in den Bemühungen der berühmten 1690 gegründeten Akademie der Arcadia kundgebenden Erneuerungsversuche. L i t t . : G. T i r a b o s c b i , liil. VIII: A. L o i n b a r d i , Storia della lettcratura ital. ntl SIC. XVIII,

Modenu 1827 ; ü. M o r s o I i n . II seictuto,

Mailand 1880; F. ' l ' o r r a c a , IM.,'! p. 1 — 187; T. Ca sin i. Bd. 3 p. 388 bis 404: A. D ' A n c o n a e O. Bac ei, Bd. 3 p. 21)3—644; Bd. 4 p. H)> bis 412. 65. Der allgemeine Charakter der italienischen Litteratur, im ersten Abschnitt dieser Periode, bestand, wie bereits bemerkt worden ist, in den Formenkünsteleien, durch welche man den Mangel an schöpferischer Kraft, die Gedankenleere, die Armseligkeit der Erfindung zu verdecken suchte. In der That überschritt man in diesem Zeitalter, in welchem der Geist des sogen, seicentismo überwog, jedes Mass in der Übertreibung des Kultus des stilistischen Raffinements; man that dem Geiste Gewalt an, 11m seltsam ausgeklügelte Ausdrücke ausfindig zu machen, man überschüttete Vers und Prosa mit den gesuchtesten Bildern, mit den unangemessensten Metaphern, mit den am wenigsten natürlichen und von selbst sich ergebenden Ausdrücken; dies alles, und nicht weniger die Wortspiele, die Antithesen, die Doppelsinnigkeit und all die blendenden Zierrate einer künstlichen Manier Hessen bei der erschöpfenden Verwendung, welche die litterarischen Formen im 16. Jh. gefunden und sein Ruhm gewesen waren , den Zwiespalt zwischen Kunst und Leben ganz besonders stark hervortreten. So entartete das e p i s c h e Gedicht in den sklavischen und trivialen Nachahmungen der Gerusalemme liberata, die wie Pilze von unangenehmem

PERIODE

DES V E R F A L L S :

CHARAKTER

DERSELBEN.

EPIK.

>77

Geschmack überall hervorsprossen 1 ; unter diesen erinnert man sich noch an folgende, deren Lektüre freilich nur wenige heilte noch ertragen werden: die Eracleide von G a b r i e l e Z i n a n i aus Reggio 1 5 6 4 — 1 6 3 s 5 , die Aquiltia distrutta von B e l m o n t e G a g n o l i aus Montescudo bei Rimini, 1 5 6 5 — 1 6 3 9 , 8 die Fiorenza difesa von N i c c o l ò V i l l a n i aus Pistoja, 1 5 9 5 — c . 1640 die Venezia edificata von G i u l i o S t r o z z i aus Venedig, 5 den Tancredi von A s c a n i o G r a n d i aus L e c c e 1 5 8 0 — 1 6 5 0 ^ , den Boemomio von G i a n L e o n e S e m p r o n i aus Urbino, c. 1600 — 1 6 5 0 ' und, unter allen des Namens einer Dichtung am wenigsten unwürdig, an den Conquisto di Granata von G i r o l a m o G r a z i a n i aus Pergola, 1 6 0 4 — 1 6 7 5 . 8 Zu gleicher Zeit versuchte sich G i a m b a t t i s t a M a r i n i aus Neapel, der 1569 geboren, an den Höfen Rom's, Turin's und von Paris lebte, mit Ehren überhäuft wurde und 1625 starb, nachdem er durch seine zahlreichen lyrischen und seine idyllischen Gedichte grossen Ruhm erlangt hatte, auch im mythologischen Gedicht, dem letzten Ausläufer der bukolischen Poesie : sein Adone, ein langes Gedicht in zwanzig Gesängen, schaltet in das Märchen von der Liebe der Venus zu Adonis viele andere nebensächliche Erzählungen ein, ist mit einer Fülle von Einzelheiten ausgestattet und zeigt eine beneidenswerte Leichtigkeit der Versbildung, lässt aber Mass und Verhältnis ausser Acht in den Beschreibungen und in der künstlerischen Ausschmückung, so dass es bereits unter M.'s Zeitgenossen sehr abschätzige Kritiken hervorrief, und die Nachkommen es bald vergassen. 9 Dagegen gelangte zur selben Zeit zu einem hohen Grad der Vollendung das hcroisch-komische Gedicht, von dem man Spuren in der griechischen Litteratur und auch in der italienischen des 14. und 16. Jhs. nachweisen könnte, das aber in seiner bestimmten und vollendeten Form in der That eine Schöpfung A l e s s a n d r o T a s s o n i ' s aus Modena war, der 1565 geboren, fast stets im Dienste von Fürsten und Kardinälen als Sekretär sich befand und 1635 in seiner Vaterstadt starb. 10 Dieser Mann von Witz und verständigem Sinn und Charakter ist das Bild eines Schriftstellers von unabhängigem Geiste in den Zeiten der Sklaverei ; denn während er die literarischen Vorurteile seiner Zeitgenossen in den Considerazioni sopra le rime del Petrarca, die falschen wissenschaftlichen und moralischen Ansichten in den Pensieri diversi und den politischen Zustand Italiens in den Filippiche contra gli Spagnuoli bekämpfte, ersann er, um sich der Tyrannei der herrschenden 1 V o r z ü g l i c h b e h a n d e l t b e i A . B e 11 o n i , Gli epigoni dilla Gerusalemme liberata, P a d u a 1893, w o d i e b i o g r a p h i s c h e n A n g a b e n ü b e r d i e V e r f a s s e r f e h l e n ; d a g e g e n findet s i c h d o r t e i n e l u s f f l h r l i c h e B i b l i o g r a p h i e p p . 4 8 5 — 5 3 1 . in w e l c h e r d i e A u s g a b e n v o n 98 i t a l i e n i s c h e n e p i s c h e n G e d i c h t e n v o n 1582 bis 1698 a u f g e f ü h r t s i n d . a V e n e d i g 1 6 2 3 ; ü b e r den V e r f a s s e r s. Ci. T i r a b o s c h i . Bibl. mod. V 4 1 5 — 4 3 3 . 3 V e n e d i g 1 6 2 5 und 1 6 2 8 ; ü b e r den V e r f a s s e r s. C . T o n i n i , Colt. litt. II 3 6 — 4 5 . 4 R o m 1 6 4 1 . n u r 10 G e s ä n g e . 1 V e n e d i g 1624, erste v o l l s t ä n d i g e A u s g . 6 E r s t e A u s g . L e c c e 1632; W i e d e r a b d r u c k I . e c c e 1 8 6 8 — 6 9 , m i t B i o g r a p h i e d e s V e r f a s s e r s ; e i n e A p o l o g i e ist d a s B u c h v o n G . C. G r a n d i , L'Epopeia, L e c c e 1637. 1 Bologna 1651, puslhume Ausg. 8 Erste Ausg. Modena 1650; moderner Neudruck Venedig 1835; über den Verfassers. T i r n b o s c h i . IHM. mod. I I I 13 — 22. • 9 M. M e n g h i n i , l.a vita e le opere di G. B. Marini. R o m 1888. D i e e r s t e A u s g . d e s Adone, P a r i s 1623, dann m i t den I n h a l t s a n g a b e n v o n F . S a n v i t a l e u n d den A l l e g o r i e n von L . S c o t o V e n e d i g 1 6 2 6 ; ein n e u e r e r A b d r u c k F l o r e n z 1 8 8 6 : Le fonti delC Ad. v o n F Mango, P a l t r m o l 8 y i , e i n e n i c h t s w e n i g e r a l s v o l l k o m m e n e A r b e i t . — D i e Lira M a r i n i ' s , S a m m l u n g l y r i s c h e r G e d i c h t e , V e n e d i g 1602 — 1 6 1 4 ; d i e Galleria V e n e d i g 1 6 1 9 ; s e i n e Lettere V e n e d i g 1647. — D i e K r i t i k S t i g l i a n i ' s im Occhiale, V e n e d i g 1 6 2 7 . g a b A11lass zu n i e e n d e n w o l l e n d e n S t r e i t i g k e i t e n s. F . C o r c o s , Appunti sulle polemiche suscitate dalF Adone, C a g l i a r i l83 10 L . A . M u r a t o l i , Vita di A. Tassoni, als E i n l e i t u n g z u r Secchia rap, M o d e n a G . C a m p o r i , Appunti sopra .1. '/'., in d e m Indicatore modenese a. II, 1850.

ÜRÖBKH,

Gruiulriss. Ile.

12

1744;

178

LITTERATURGESCHICHTE DER ROMANISCHEN VÖLKER.



6 . ITAL. L I T T .

Formen zu entziehen, »una nuova spezie di poesia«. , das heroisch - komische Heldengedicht und gab in den zwölf Gesängen der Secchia rapita das erste Beispiel eines solchen, ein Gedicht mit witziger Fabel , in welcher sich da< Ernsthafte mit dem Lacherlichen vereinigt, der Gegensatz zwischen beiden Elementen eine unerschöpfliche Quelle komischer, in ergötzlicher lind korrekter Darstellung beschriebener Vorgänge wird und das unübertroffen geblieben ist. 1 Seinen Fussstapfen folgten manche, wie F r a n c e s c o B r a c c i o l i n i aus Pistoja, 1 5 6 6 — 1 6 4 4 , welcher anfänglich Tasso in seinem heroischen Gedicht der Croce racquistata nacheiferte und in seinem Scherno degli Dei, einer Satire gegen den unmässigen Gebrauch der Mythologie in zwanzig Gesängen, Tassoni den Vorrang streitig machte; 2 ebenso L o r e n z o L i p p i aus Florenz, 1606 — 1 6 6 4 , Verfasser des Malmantile racquistato, einer seltsamen durch und durch phantastischen Geschichte, in welche interessante scherzhafte, in der lebendigen toskaner Sprache vorgetragene Novellen eingeschaltet sind.:t Die ihrerseits bessere l y r i s c h e . Poesie des 1 7 . Jhs. war eine Reaktion gegen den entarteten Petrarkismus und bedeutete einen Versuch, die poetischen Formen durch Nachahmung der Klassiker zu erneuern und zu erweitern : in dieser Richtung zeichneten sich besonders Chiabrera und Testi aus. G a b r i e l l o C h i a b r e r a aus Savona, geboren 1 5 5 2 , erhielt in Rom in der Jesuitenschule seine Ausbildung, kam nach vielen italienischen Städten, wurde von Karl Emanuel I. von Savoyen, von den Mediceern, den Gonzaga's und Urban VIII. ausgezeichnet und starb in seiner Vaterstadt im Jahre 1 6 3 8 ; 4 unter seinen überaus zahlreichen poetischen Werken verdienen erwähnt und noch heutzutage gelesen zu werden die lyrischen Gedichte von pindarischer und anakreontischer Form, mit welchen Chiabrera, indem er sich des von Ronsard und anderen französischen Dichtern gegebenen Beispiels bediente, jene Erneuerung der italienischen lyrischen Versmasse anbahnte, wclche zur klassischen Lyrik des 1 8 . Jhs. führte.'' F u l v i o T e s t i , im Jahre 1 5 9 3 in Ferrara geboren, wuchs auf und lebte fast immer in Modena am herzoglichen Hofe der Este, von denen er Ämter erhielt, und die ihm diplomatische Botschaften übertrugen ; als er wegen seiner Beziehungen zu Karl Emanuel I . , der die her1 D i e Secchia, 16)4 geschr., w u r d e in Paris ](Y12 und d;uin korrekter in Ronciglione 1624 liei ausgegeben ; sie erlebte eine ganze Reihe von A u s g a b e n : die jüngste, von mir besorgt, Florenz 1887, enthält auch ein Fragment des Oceano, ilie einzelnen Gedichte und die politischen Prosaschriften. Über das Gedicht seilet ist. abgesehn von dem schönen V o r w o r t G . C a r d u c c i ' s zu der F l o r e n t i n e r Ausg. 186t : LI. R o n c a . La Secchia rap. di .1. '/'. Caltanisetta 1884, zu vergleichen, s o w i e F . M. C h i c c o , L'umorismo e la S. A'., P a r m a 1804 — O. B a c c i , Lt Considerazioni sopra le rime del Pete, di 1. T., Florenz 1887". F . P i t o n i , Sopra i Pensieri diversi di .4. 7\, L i v o r n o 1882; E . E r r e r à , Sidle Filippiche di A. T., Florenz l8(jo. ® 11 C e g a l l i , Fr. Bracciolini e il suo poema ini Ateneo veneto, Jahrg. 1883. Bd. 11 und M. M e n g h i n i , V o r w o r t zur Psiche F . B.'s. Bologna 1 8 8 a D i e ersten 15 Bücher der Croce Paris lOo.V, das ganze Gedicht Venedig 1611 ; der Scherno degli Dei, z. T . Florenz 1618, ganz in R0111 1 6 2 6 ; eine gute Ausgabe ist die Florentiner 1772, mit den Gedichten scherzhaften Inhalts, von G. P e l l i . ' Der Malm, w u r d e als posthuines Werk, in 12 Gesängen, Florenz 1876 heraus;;., dann mit den sehr gelehrten Anmerkungen I'. M i n u c c i ' s Florenz 1688 und besser Florenz 1731 u. 1 " 5 0 ; guter moderner Neudruck Florenz 1861, mit der Lebensbeschreibung des Autors von F . B a 1 d i 11 u c c i. 4 Ausser der A u t o b i o g r a p h i e Chiabrera'*, die öfters abgedruckt wurde (z. B. in der Sammlung der Autobiografie. Florenz Barbera l8:,7) sehe man G. B. S p o t o r n o . St. lelt. della Lig. IV 25 ff.; A. N e r i im Giara, stor. V i l i 3 1 7 ff. und in den Studi bibl e lett., Genua l8o, und G. A. V e n t u r i im Giorn. stor. XI 432 ff. 6 Eine gute und verständige A u s w a h l der Gedichte C'hiabrera's hat F. L. P o l i d o r i . Florenz 1865, g e g e b e n ; über die älteren Ausgaben sehe man O. V a r a i d o , Biiliogr. delle opere a stampa di G. C., Genua 1886, und S. F e r r a r i , G. C. e le raccolte delle sue rime. Faenza 1888; über die Kunst Ch.'s T . P . C a s t e l l i , La lirica e Tepopea di G. C.. Savona 187«), und A. A l d i n i , La lirica nel Ch., Livorno 1887.

P E R . DES V E R F A L L S : KOM. HELDENGEDICHT.

LYRIK.

DRAMA.

179

vorragendsten italienischen Geister um sich zu vereinigen suchte, in Ungnade gefallen w a r , erhielt er leicht Verzeihung; er starb 1 6 4 6 im Gefängnis, in welches er aus nicht genügend aufgeklärten Gründen plötzlich geworfen worden war; 1 auch Testi war sehr fruchtbar als Verfasser von Gedichtcn jeder Art, von dramatischen und epischen sowie von Idyllen, besonders bemerkenswert aber sind darunter diejenigen, in welchen er nach dem Muster der horazischen Lyrik erhabene oder bürgerliche Themata in gewählter und glänzender Form besang, und einige, wie der Pianto ä'ltalia, in denen er zu einer Zeit tiefsten politischen Niedergangs die Töne des nationalen Patriotismus anschlug. 3 Aber diesen vereinzelten Versuchen gegenüber steht die grosse Schar der Verseschmiede, welche in dieser Zeit dem von Marini nicht so wohl im Adone als in den lyrischen, idyllischen und Hochzeitsgedichten gegebenen Beispiele folgten und die in Italien bereits seit der Renaissance aufgetretenen Künsteleien der Hofpoesie auf die Spitze trieben, was auch von den Zeitgenossen erkannt und getadelt wurde. 3 Von diesen erwähnt die Litteraturgeschichte: C l a u d i o A c h i l l i n i aus Bologna, 1 5 7 4 — 1 6 4 0 , 4 T o m m a s o S t i g l i a n i aus Matera, 1 5 7 3 — 1 6 5 1 , 5 G u i d o C a s o n i aus Treviso, 1 5 7 5 — 1 6 4 0 , 6 C c s a r e R i n a l d i aus B o l o g n a , 1 5 5 9 — 1 6 3 6 , 7 V e r g i n i o C e s a r i n i aus R o m , 1 5 9 5 — 1 6 2 4 , 8 G i r o l a m o P r e t i aus Bologna, c. 1 5 9 0 — 1 6 2 6 , 9 A n t o n i o Q u e r e n g h i aus Padua, 1 5 4 6 — 1 6 3 3 , 1 0 G i o v a n n i C i a m p o l i aus Florenz, 1 5 8 9 — 1 6 4 3 , 1 1 und hundert andere, die alle zeitweise eine rasch vergehende Berühmtheit erlangten und als grosse Dichter gepriesen wurden, weil sie es verstanden die elendesten Gedanken und Vorwürfe in die seltsamsten und gesuchtesten Formen einzukleiden. Auch die d r a m a t i s c h e Poesie verfiel rasch, während die Commedia deir arte an Boden gewann und im 1 7 . Jh. sogar vollständig überwog. 1 2 Von den im 1 6 . Jh. zur Vollendung gelangten dramatischen Gattungen blieb nur das Hirtendrama in Blüte, welches in Nachahmungen der Aminta und des Pastor fido zu leben fortfuhr, die alle von sehr geringem künstlerischen Wert, farblos in Stil und Sprache waren: gleichwohl mögen noch erwähnt werden die Fida

Nittfa

u n d die Pinta

Fiammetta

von F r a n c e s c o C o n t a r i n i

aus V e n e d i g , 1 3

1 G. T i r a b o s c h i , Vita del Conte A. '/'., Modena 1 7 8 0 ; G. D e C a s t r o , F. T. e te corti italiane del scc. XVII, Mailand 187.V, A. D. l' e r r e r ò . Il conte F. T. alla corte di Torino, Mailand 186,"). unii L'arresto e la morie del conte F. T. in dei Rw. europea Bd. X I X , ( 1880); V. S a n t i , F. T. e Carlo Emanuele/, ebendaselbst B d . X V I l I . Jahrg. 1 8 8 0 ; G . O g n i b e n e , Una missione del conte F. T. alla Corte di Spagna, Modena 1886. * Gut ist der Abdruck dir Opere scelte di F. T., Modena 1 8 1 7 - die Raccolta generale delle poesie, Modena 1653, ist reichhaltig ; so auch die Delle poesie liriche, Venedig 1666.— Ober die vaterländischen Gedichte s. A. B e l I o n i , ini Propugna/ore N. S. II 1 , 4 5 4 IT., und L . A r e z i o , Suir autenticità d'un poemetto etc., Palermo 18I. Rime sectlte di F. T., mit Annierk. von E . R o n c a g l i a , Bologna 188;}. * P. S c h e t t i n i , Il secentismo giudicalo dagli scrittori del Seicento, Terranova 181)3. 1 Poesie, Bologna 1632. Poesie e lett, Venedig 1650. Die von G. M. P a n n i ni verfasste Lebensbeschreibung ist als Einleitung zu den Cartelli per le giostre di C. A., Bologna 1660, gedruckt. 6 Rime, Venedig 1 6 0 1 , Canzoniere, Rom 1 6 2 3 ; M. M e l i g l i i n i , Tomm. Stigliani, contributo alla stor. lett., Genua 1 8 6 Ode Venedig 1602. Opere Venedig 1623. 1 Bologna 1 6 1 9 erschien die vollständigste Ausg. dieser Gedichte, die typisch sind als Beispiele für die litterarischen Feste dieser Zeit. 8 Rom 1624. * Rime, 1. Ausg. Venedig l b l 4. 10 J . N. E r i t r e o , Pinacoth. I 37 " Poesie, Rom 1 '»48, mit einer Apologie von S. P a l l a v i c i n o . 12 Als Verfasser von scenari hat einige Bedeutung B a s i l i o L o c a t e l l i aus Rom, ungefähr 1590 — 1 6 5 0 ; übei denselben s. A . V a l e r i , Gli scenari inediti de B. L., Rom 1894. " D i e F. M Padua 1598, die F. F. Venedig 1 6 1 0 .

12'

l 8 o

LLTTERAÌ URGESCHICHTE

DER

ROMANISCHEN

VÖLKER.



6.

¡TAL.

L h T .

der Alcippo und die Meganira von G a b r i e l l o C h i a b r e r a , 1 die Figliuoli ut Atmnia e Silvia von E r c o l e P e l l i c c i a r i aus Modena (gest. 1619)-', die Asina und die Amaranta von G i o v a n n i V i l l i f r a n c h i aus Volterra/ 1 und die allen Hirtendramen der Zeit voranstehende Filli iti Sciro von G u i d u b a l d o B o n a r e l l i aus Pesaro, 1 5 6 3 — 1 6 0 8 ; 4 und daneben die ebenfalls die Fortsetzung einer den Schriftstellern des 1 6 . Jhs. werten Gattung darstellenden zwei ländlichen Komödien Tancia und Fiera von M i c h e l a n g e l o B u o n a r r o t i , dem jüngeren, aus den Jahren 1 5 6 8 — 1 6 4 6 , geschrieben in der lebendigen und behenden Sprache des florentiner Landvolkes."' In diese Zeit fallt jedoch auch die Schaffung des Melodrams, einer gemischten Kunstgattung, deren Ursprünge vielleicht im Hirtendrama des südlichen Italiens zu suchen sind, wenn auch die ersten wirklichen Beispiele von O t t a v i o R i n u c c i n i aus Florenz, 1 5 6 4 bis 1 6 2 1 , dem Verfasser der Dafne, Euridice und Arianna gegeben wurden, welche von Peri, Caccini, Monteverde in Musik gesetzt, durch Europa einen Triumphzug antraten und eine recht zahlreiche Schar unglücklicher Nachahmungen ins Leben riefen. 6 66. Zum Verfall der Poesie gesellte sich, wenn auch weniger allgemein, derjenige der P r o s a , welche gleichfalls den Charakter der Künstelei annahm infolge der übertriebenen Anwendung von Redeschmuck und der Vorliebe für alles wunderliche und neue; dies war besonders in Novellen, Romanen, Briefen, Predigten und Reden über die allermannigfaltigsten Gegenstände der Fall, welche in dieser Zeit überaus zahlreich waren und häufig anspruchsvolle und verdrehte Titel annahmen , die schon allein für sich genügten, um uns eine entsprechende Vorstellung des niedern Grades zu geben, bis zu welchem die Kunst des Schreibens gesunken war. 7 Immerhin war, wie in der Poesie, so auch in der Prosa die Produktion des Zeitraums nicht durchaus schlecht ; vielmehr sind in der historischen und didaktischen Prosa ganz hervorragende Leistungen zu nennen. Unter den bemerkenswertesten H i s t o r i k e r n seien besonders erwähnt P a u l o S a r p i aus Venedig, 1 5 5 2 — 1 6 2 3 , der mutige Verteidiger der Republik gegen die Gewaltthaten des Papsttums und Verfasser der Istoria del concilio tridentino, die wegen der Offenheit und Unabhängigkeit der Erzählung und des Urteils zu loben, dafür aber trocken und schmucklos geschrieben ist K ; E n r i c o C a t e r i n o D a v i l a aus Pieve del Sacco, 1 5 7 6 — 1 6 3 1 , welcher eine Istoria delle guerre civili di Francia vom Tode Heinrichs 11. an verfasste, 1

I )er Ale. (¡etnia 1 6 0 4 ; die Meg. Florenz 1608 Venedig 1 6 1 7 . ® Ast., Venti]ig 161 ;j, Amar., Venedig 1 6 1 0 . K. Ma i l e i , G. Villi/ranchi, Catania lHi»;t. 4 Erste Ausg. der Filli Ferrara l(x>7; G. C a m p o r i . Della vita e dette op. del conte G. B., Modena 1 8 7 5 ; G. M a l a g o l i im Giorn. stor. X V I I ; G. F r a n c e s c li i n i , G. B e la Filli in Sciro, Vicenza 1887. * Opere varie di M. B., Sammlung von P. l ' a n f a n i , Florenz l86,'t; erste Alis», der Tancia Florenz 1 6 1 2 , der Fiera Florenz 1726. • R . K o l l a n d . Les origines du théâtre lyrique moderne, l'aris l8i>.">, und die Schriften M a z z o n i ' s und W a r l i u r g ' s in dem in Florenz 18 Aber trotz des Beispiels dieser und einiger anderer Schriftsteller, war der herrschende Geschmack in Italien in der zweiten Hälfte des 17. Jhs. immer noch für die Künstelei und Übertreibung, worin die Anhänger Marini's Meister gewesen waren. Damals war man darauf bedacht der Emphase, der Gewundenheit und dem Schwulst der herrschenden Litteratur eine Litteratur ruhigerer und sanfter in Form und Geist entgegenzusetzen, eine Poesie von grösserer Natürlichkeit und Einfachheit in Darstellung und dichterischen Gedanken : zu diesem Zweck wurde in Rom 1690 die Akademie der A r c a d i a 1 ('her Filicaia s. T. H n o n a v e n t u r i in der Vita degli Arcadi illustri, Bd. II; U. A. A m i c o in den Poesie e lettere di V. da F., Florenz 1864. und !.. C a s t e l l a n i . Studi letterari, Città di Castello 1889: postluime Ausg der Poesie toscane Klorenz 177 und besser Florenz 1823; bereits 1684 erschienen in Florenz die Canzoni in occasione detr assedio e liberazione di Vienna. — Ober Gnidi s. 1'. J. M a r t e l l i in den Vite degli Are., lìd. Ili, und G. M. C r e s c i m I) e n i in den Poesie tP A. Guidi, non più raccolte. Verona 1726; erste Sammlung seiner Rime Rom 1704. ' S S a i v i n i . Vita di /*'. A'.. in Bd. 1 dei Opere di F. A'., Venedig 1722 — Floren/. 1729; die erste Ausg. des Bacco in Tos.-. Florenz 1680, neuerdings mit den Sonetten Florenz 1859- Eine tüchtige Arbeit ist die von G. I U l b e r t , Il Bacco in Tose, di F. R. e la poesia ditirambica, Città di Castello 1890 • F. F o n t a n i , Elogio di C. Dati. Florenz 1794. Die Vite Florenz 1667, Neapel 1730, Siena 179ö; die Rede für Ludwig XIII. Florenz f>44 ; die Lobrede Cassiano's Dal Pozzo Florenz 1064; die Lobrede Ludwigs XIV. Florenz 1669. — Die Notizie Baldinucci's Florenz 1 6 8 1 — 1 7 2 8 ; andere Ausg. ebendaselbst 17f>7—74 in 21 Bdn. 4 G. M a f f e i , Della vita del p. P. S., in Bd. 1 der Opere di P. S, Venedig 1 7 1 2 u. 1728. I. Ausg. des Quaresimale Florenz l~f>777 Antjl., Jahrg. 1882. 'J. Serie, bd. X X X I I I . dann in seinen Seritli di storia e critiea, Rom 1 8 9 1 . Die besten Ausgaben der Opert Metastasio's sind die Pariser 1 7 8 0 82. denen zur Krganzung die der Opere postume, Wien 1795. und die Florentiner 18211 und l82i> dienen. Ks gibt 'J Sammlungen von I.eitere disperse e ined. di ]'. M., die eine heiausg von G. C a r d u c c i liologtu l88;{, die andere C. A n t o n a T r a v e r s i , Rom 1886, diese letzte mit einer Hiographie verschen.

P E R . D . V E R F A L L S : Z W E I T E U. DRITTE A R K A D . M A N I E R .

D R A M A ETC. PROSA.

187

P r o m o t i o n e n , G e n e s u n g e n , T o d e s f a l l e n , Antrittspredigten, kurz bei allen m ö g l i c h e n G e l e g e n h e i t e n , eine S a m m l u n g von G e d i c h t e n veranstaltete, eine in Italien bereits alte, aber im 1 8 . Jh. auf die Spitze g e t r i e b e n e M o d e , der gemäss bei d e r geringsten G e l e g e n h e i t die V e r s e s c h m i e d e zu G e d i c h t s a m m l u n g e n zus a m m e n g e r u f e n wurden, um B e g e b e n h e i t e n oder P e r s o n e n zu besingen ; w e n n m a n a u c h mit F r u g o n i die T h ä t i g k e i t der A r c a d i a für b e e n d i g t erklären kann, w i r d er d o c h nicht vergessen w e r d e n , da von ihm, w e n i g s t e n zum T e i l , spätere D i c h t e r , w i e Monti und F o s c o l o a n g e r e g t , w u r d e n . ' W i r k l i c h e Neuerer in dieser Zeit waren, a b e r unter d e m Einfluss der französischen Vorbilder standen die italienischen T r a g ö d i e n d i c h t e r , deren W e r k e n zwar die l e i d e n s c h a f t l i c h e Erregtheit und der Widerstreit der Gemütsb e w e g u n g e n fehlte, w o d u r c h die dargestellten H a n d l u n g e n erst wirklich dramatisch w e r d e n , denen man aber das L o b nicht v e r s a g e n k a n n , das den V e r diensten einer äusserlichen K u n s t und der w ü r d e v o l l e n E h r b a r k e i t ihrer K o m p o s i t i o n e n gebührt. U n t e r diesen T r a g i k e r n , w e l c h e d e n R u h m h a b e n in g e w i s s e r W e i s e zu d e m von Alfieri bewirkten A u f s c h w u n g die W e g e g e e b n e t zu h a b e n , w a r e n die v o r z ü g l i c h s t e n : P i e r J a c o p o M a r t e l l i aus B o l o g n a , 1 6 5 5 — 1 72 1, b e r ü h m t , w e i l er als dramatisches Versmass den A l e x a n d r i n e r e i n f ü h r t e , d e r n a c h ihm den N a m e n des martelliano a n n a h m ; 2 S c i p i o n e M a f f e i aus V e r o n a , 1 6 7 5 — 1 7 5 5 , ausgezeichnet durch seine historische G e l e h r s a m k e i t und V e r fasser der Merope;a D o m e n i c o L a z z a r i n i aus M a c e r a t a , 1 6 6 8 — 1 7 3 4 , V e r fasser des Ulisse il giovine,* und A n t o n i o C o n t i aus P a d u a , 1 6 7 7 — 1 7 4 9 , w e l c h e r in

seinen römischen Tragödien

Giutiio

Bruto,

Marco

Bruto,

Cesare

und

Druso der unmittelbarste Vorläufer des Alfieri'schen D r a m a s g e w e s e n ist und der erste, der in Italien die G r ö s s e der s h a k e s p e a r e ' s c h e n K u n s t e m p f u n d e n h a t t e . 5 E n d l i c h sind unter den Dichtern einige zu e r w ä h n e n , w e l c h e abseits v o n d e r h e r r s c h e n d e n Litteraturrichtung standen, deren W e r k e sich an keine der b e s t e h e n d e n T r a d i t i o n e n anschlössen, und w e l c h e v i e l m e h r in der fernen V e r g a n g e n h e i t die V o r b i l d e r ihrer K u n s t suchten; das waren E u s t a c c h i o M a n f r e d i aus B o l o g n a , 1 6 7 4 — 1 7 3 9 , w e l c h e r versuchte den reinen und korrekten Petrarkismus der ersten H ä l f t e des 1 6 . Jhs. zu e r n e u e r n ; 6 N i c c o l ö F o r t e g u e r r i aus P i s t o j a , 1 6 7 4 — 1 7 3 5 , Verfasser vieler satirischer G e d i c h t e , w e l c h e r in seiner D i c h t u n g Ricäardetto eine E p i s o d e aus A r i o s t w e i t e r ausführte, in die er allerlei Seltsames und Belustigendes e i n m i s c h t e , o h n e andern Z w e c k als den, zu zeigen, mit w e l c h e r L e i c h t i g k e i t er die O c t a v c h a n d h a b t e ; 7 und ' F r u g o n i ' s Opere poetiche P a r m a 1 7 7 9 , l o B d e . , m i t d e n Memorit steriche e lelt. d e s V e r f . ' s ; d i e Poesie delP ab. C. J. Frugoni L u c c a 1779 —80, die vollständigste S a m m - . l u n g i»t in 15 B d n . e r s c h i e n e n . — Ü b e r d i e B e d e u t u n g F . ' s s. E . B e r t a n a i m Giern. störe X X I V 137 ff. * G . F a n t u z z i . Srrittori bolognesiW 3 3 2 ff; e i n e A u t o b i o g r a p h i e M a r t e l l i ' s w u r d in den Opuscoli C a l o g e i a ' s B d . I I , V e n e d i g l~2 Bden. herausgegeben, w e l c h e enthalten: l ) Lettera di Kartiert Calsabigi alV autore sttlle tjuattro site prime tragedie, Iiisposta dell' autore, Parin dtll' autore sutl' arte contica in Italia, den Filippo, den Polinice, die Antigone', - I die Virginia, den Agamemnouc. len Oreste. die Hosmunda; ;{) die Ottai'ia, den 'Timoleoni, die Mrrope, die lettera dell' ab. i'esarotti stt le tri precedenti tragidie, ron note ilell' autore, d i r Maria Stuardo; 41 die Congittro >ti /'azzi, den Hon (iarzia, den Said, den Atfide, die So/onisba; .",) den Ilrttto primo, die Mirra, den Bruto serondo und das Parere dell' autore su le presentí tragedie; man tieachte, dass die letzten neun T r a g ö d i e n z n m ei sten M a l in dieser A u s g a b e herausgegeben w u r d e n ; als K i g a n z u n g pllegt ein volumt di srarto /.u dienen, welcher mit der ersten A u s g a b e vereinigt wurde, ct. den .Saggio bibliográfico v o n < \ M i l a n e s i . in der A u s g a b e der Trag., H o r e n z 18,V>8 (i. ( ' a r in i j.'n a n i . Dissertaziotte critica stt/e tragedie del sig. V. A, I.ucca 1 8 0 ^ ; :f und dann vollständiger daselbst 1772 herausgegeben ; die z w e i Übers.

i|. llias

in Padua 1786 — 94. » V . P a d u l a , Elogio dell' ah. A. Genovesi, Neapel 1 8 6 9 : !.. D i o d a t i . l'abate F. Galiani, Neapel 1 7 8 8 ; C. C a n t ù , Beccaria e il diritto penale. Florenz V i I I a r i ' s Rede vor der Scienza della legislazione Filangieri's, Florerz 1 8 6 4 ; \i. /.c comte /'. l'erri, ses idees et son temps, Paris 1889 etc. * Die Opere lat. e ¡tal. Zanotti's erschienen Bologna 1779 - 1802. die Opere dem L e b e n

des Verfassers v o n

F. H e i n a

Mailand

1818.



Z u den W e r k e n

Vita del1 8 6 2 ; P. lì o 11 v y, scelte mit Targioni

T o z z e t t i ' s gehören die Relazione di alcuni viaggi fatti in diverse parti della Toscana, Florenz 1751 und 1 7 ^ 8 — 7 9 . die Kagionaminti sull' agricoltura toscana, Lucca 1759. die XotizU degli aggrandimenti delle scienze fisiche etc., Florenz 1 7 8 0 ; s. M . L a s t r i , Elogio di G. T. T. in den Atti dell' Accad. dei Georgofili, Bd. 11. — D i e istituzioni ili meccanica eie. von F r i s i M a i l a n d 1 7 7 7 ; seine Operette sammengestellten biographischen Daten.

scelte M a i l a n d

1 8 2 5 . mit den v o n P . V e r r i

zu-

198

LITERATURGESCHICHTE

DER ROMANISCHEN VÖLKER. —

6. ITAI..

LITT.

akademische Gesuchthcit an und wurden kalte und farblose Prosaschriftsteller, trotz der grossen und vielseitigen Gelehrsamkeit, die sie besassen 1 ; mancher wiederum, wie A l e s s a n d r o V e r r i aus Mailand, 1 7 4 1 — 1 8 1 6 , versuchtesich schliesslich in einer unglücklichen Prosagattung, welche poetisch sein wollte und doch nur den Eindruck ungeschickter und rhetorischer Künstelei hervorrief, besonders in den viel zu sehr gerühmten Notti romane al sepolcro digli Scipioni-, Mit besserem Verständnis für die Kunst und die Bedürfnisse der Zeit bestrebten sich einzelne andere Prosaschriftsteller dieser Zeit die heimischen Gattungen mit der Gedankenbewegung in Einklang zu bringen, die sich Italien vom Ausland her mitgeteilt hatte. Unter diesen kam in den wohlverdienten Ruf eines vorzüglichen Schriftstellers G a s p a r e G o z z i aus Venedig, 1 7 1 3 bis 1786, wclchcr im Osservatore hervorragende Beispiele einer lebhaften und zugleich würdigen Prosa bot, in welcher er moralische und litterarischc T h e m a t a , sowie private Angelegenheiten in den mannnigfaltigsten Formen hehandelte, und der in seiner zur Bekämpfung der Kritik Betinelli's verfassten Difesa di Dante die Italiener auf das Studium ihres seit dem 16. Jh. beinahe vergessenen grössten Dichters hinwies^; ebenso G i u s e p p e B a r e t t i aus Turin, 1719 - - i 789, welchcr in Lettere familiari ein hervorragendes Muster anmutender und ungezwungener beschreibender Prosa bot, und in seiner Frusta letteraria viele Schriftsteller seiner Zeit, zwar in rechtschaffener Absicht, aber mit übermässigem Tadel geisselte 4 . Endlich ist zu bemerken, dass in diesem Zeitalter die Erforschung der politischen und Litteraturgeschichte mit grossem Eifer fortgesetzt wurde und dass beinahe alle Provinzen und Städte Italiens ihre gelehrten Historiker hatten, welche mit Hingebung und Gelehrsamkeit die Anfänge, politischen Schicksale und die Ereignisse in der Kunst- und Kulturgeschichte derselben beleuchteten ; unter den zahlreichen Gelehrten, welche auf einen so rühmlichen Zweck ihren Sinn und ihre Bestrebungen richteten, verdient in besonderem Masse wegen seiner umfassenden Gelehr1 D i e Opere A l g a r o t t i ' s w u r d e n Venedig 1 7 9 1 — 9 4 mit der Hiographie von D . M i c h e l e s s i gedruckt. — D i e Roherti's Bassnno 1797. mit B i o g r a p h i e von A. M o r e s c h i , über R. s. T o m m a s e o , Storia civile nella letteraria, p. 3 1 7 ff. — D i e W e r k e Bettinelli'* Venedig 1 7 8 0 — 1 7 8 2 und nochmals ebendaselbst 1 7 9 9 — 1 8 0 2 ; Ober ihn s. F . G a l e a n i N a p i o n e , Vite ed elogi ., Hologna 1798, dann von A. S . i s s o Ii u. d. geschminkten Titel l'era stria di due amanti in/eliri, Hologna 1799; die erste Ausgabe dt-r endgültigen Redaktion Mailand 1Se, P a r i s 188N. Anhang. 3 F . P a l e r m o , P. C. uomo di stato e scrittore, im Ardi. stor. ital., Jahrg. 18"/> — r> 7. Bd. I I I - I V . — I l i e erste A u s g a b e der Storia, C a p o l a g o 1834, besorgt von C>. C a p p o n i ; gut ist die F l o r e n t i n e r von I 8 4 6 : eine ausgezeichnete A u s w a h l für die Schule veranstaltete K. l ' o r l a c a . l-'lorenz 1890. (legen Colletta, meistens im Sinne der B o u r b o n s , schrieben A. C a p e c c M i n u t o l o I834. F . P i g 11 a t e I I i S t r o n g o l i IK3'>, P. B o i r e l l i 1x47, A. C a c c i a t o r e lH.io, P. C a l a U l l o a 1877. — D i e Opere ined.e rare di P. C. Neapel I H M : darin a u c h . Bd. 1, eine unvollständige S e l b s t b i o g r a p h i e und in Bd. II die B i o g r a p h i e C.'s von M. D ' A v a l a . 4 D i e lf> Commedie del conte G. G. R o m 1 S o S , das Teatro domestico, 2;{ Stücke, Florenz 1 H 1 6 : s. V. C a r r e r a . Il conte G. Giraud, Florenz 1871. 6 D a s W e r k M e n g o t t i ' s Sulle acque correnti erschien von dei' C r u s c a a k a d e m i e 1817 gekrönt. Mailand 1 8 1 0 —12, dann unter dein Titel Idraulica fisica e sperimentale, Mailand 1828. — D i e Conchiologiafossile von B r o c c h i Mailand 1814 (cf. A. S t o p p i m i in dem Band iiber Primo centenario di G. lì. Brocchi, Bassano 1873). 6 St. pitt. d'Italia veni L a n z i , Bassano I80M: s. I). B o n i . Elogio dell' ah. /.. Lami, Pisa 1 8 1 6 . — St. della scult, von C i c o g n a r a , Venedig 1813 — 18 und l ' i a t o 1 8 2 3 ; S . V . M a l a m a n i , Memorie del co. !.. Cicognara, V e n e d i g 1888.

PERIODE

DES

AUFSCHWUNGS:

PROSA.

PURISTEN.

RISORGIMENTO.

205

Zwecke, der Nachlässigkeit und Inkorrektheit besonders in der Sprache der Schriftsteller entgegenzuarbeiten, wurde in dieser Zeit die Schule der P u r i s t e n crrichtet, welche die Rückkehr zum Studium der Trecentisten, als den einzigen, Anerkennung verdienenden Quellen sprachlichen und schriftlichen Ausdrucks anbahnten. Haupt dieser Schule, welche auch in gewissem Masse den Gegensatz gegen den französischen Einfluss im Namen der Italianität der Sprache vertrat, war A n t o n i o C c s a r i aus Verona, 1 7 6 0 — 1 8 2 8 , welcher durch Originalwerke und Übersetzungen, durch zahlreiche Biographien, Novellen, Reden und Abhandlungen, durch lexikalische Arbeiten und Ausgaben alter Texte das Studium der alten Schriftsteller b e f o r d e r t e U n d auf diesem Wege folgten ihm viele; so M i c h e l e C o l o m b o aus Venedig, 1747 — 1 7 3 8 , welcher das Decameroti mit Anmerkungen versah 2 , und G i u l i o P e r t i c a r i aus Savignano in der Romagna, 1 7 7 9 — 1 8 2 2 , Verfasser der Abhandlung Degli scrittori del trecento und der Apologia delP amor patrio di Dante3. Aber inmitten allem diesem Schwanken bildeten sich doch bereits in diesem Zeitalter die charakteristischen Eigentümlichkeiten einer neuen Prosa heraus, welche sich in den Schriften Monti's und Foscolo's, dem Ausgangspunkt des modernen Stils, bemerkbar zu machen begannen; unterdessen wuchsen heran und brachten bereits die ersten Früchte ihres Geistes ans Licht die drei grössten Prosaschriftsteller dieser Periode, Giordani, Leopardi und Manzoni. 74. Als nach dem Fall des napoleonischen Reiches und, nachdem die Versuche Italien eine unabhängige Regierung zu wahren gescheitert waren, die vor der Revolution existierenden Fürstentümer wieder aufgerichtet wurden und sich auf der ganzen Halbinsel die österreichische Vorherrschaft befestigt hatte, war in jeder italienischen Provinz die Niedergeschlagenheit der Geister gross. Aber nachdem der erste Schrecken verflogen war, erwachte der Gedanke eines freien und unabhängigen Vaterlands, der bereits im Geiste vieler Bürger während der Dauer des italienischen Königtums Gestalt angenommen hatte, wieder, und im Namen des italienischen Vaterlands wurde so das heroische Zeitalter des Risorgitnento angebahnt, welches von heimlichen Verschwörungen und teilweisen Erhebungen in den Jahren 1 8 2 1 und 1 8 3 1 zum offnen und gigantischen Kampfe der Jahre 1848/49 überging. In diesem Zeitalter fand die zur Führerin und Anregerin des nationalen Denkens gewordene Litteratur ihren Ausdruck in der romantischen wie klassischen Schule, welche bei verschiedenartiger Form den gemeinsamen Zweck verfolgten, dem Vaterland zu nützen, indem sie es von der heimischen und fremden Tyrannei befreiten 1 (1. M o nu 7. z i . Vita e opere J. und vorher in den Lettere del p. A. C, Floienz l84f>. V o n den Originalwerken C.'s er-

ie Fatti degli Apostoli, schienen La Vita di Gesù Cristo e la sua religione Verona 1817. Verona 1821, die ¡Vovelle. 1. vollst. Aus«., Vciona 181Ó. die Bellezze della dh\ Comm. Verona ÌSI'I. Cesali besorgte den Neudruck des Vocabolario degli Accad. della Crusca < mit vielen Zusätzen Verona 1 So' 1 I i ) , veranstaltete Ausgaben von alten T e x t e n , w i e den I ite dei .S.V. Padri, Verona 17W etc., und übersetzte viel aus dem I.at., !.. B. die Oden de-; lloraz, die Komödien des Terenz. die Briefe Cicero's und die Biìcher Dell* imitazione di Cristo von a Keni|iis. welches seine erste Arbeit war, Verona 1780.

* A . P e z z a na. Alquanti cenni intorno alla vita di M Colombo, l'arma 18;i8. C. LN 111 heraus den Catalogo ili alante opere attinenti alle scienze, alle arti ed altri bisogni delruomo, le quali quantunque non citatc nel Vocab. della Crusca meritano per conto della tingati qualche considerazione, Mailand 1 K1 2. und sieben I.e-ioni sulle doti di una eulta favella, l'arma INHH; seine Opuscoli, in l'arnia gesammelt und liei ausgegeben, Ausgabe des Decam. ist schon oben p. 1 16 angeführt worden.

erschienen

1824

37;

die

3 I,. B er 111 c c i o I i. Memorie intorno In Tita de! co ti. l'erticari, l'esalo 1822; 1'. l ' o s t a . Elogio di G. /'. in den Opere di 1\ C. Ili 123 ti.; K. V e n d e m i n i . Discorso intorno alla vita e alle opere di G. J'ert., Bologna 1875. Die zwei Werke P.'s Jìegli scrittori inni Apologia wurden in der J'roposta Monli's herausgegeben (Bd. 1 T e i l 1 und Bd I I T e i l 2)\ alle Opere di G. P. Bologna, V e i o l i 1822—23 und Bologna. Guidi 1839.

2O6

LITTERATURGESCHICHTE DER ROMANISCHEN VÖLKER.



6. ITAL.

Lrn.

und zu einer starken politischen Einheit führten. Die romantische Schule bildete sich unter dem Einfluss der deutschen und englischen Litteratur und im Gegensatz zum napoleonischen Zeitalter aus ; und indem sie die Vernünftigkeit zum Ideal erhob und die Rückkehr zum Wahren und Schicklichen und zum Nützlichen und Schönen als Grundsatz verkündigte, machte sie sich zur Verbreiterin liberaler Ideen und versuchte das Kunstwerk dem Volke näher zu bringen, dessen Bestrebungen sie in sich aufnahm: sie blühte besonders in der Lombardei, hatte als Organ den Conciliatore, eine Zeitschrift, welche in Mailand 1 8 1 8 zu erscheinen begann, und als anerkanntes Haupt Manzoni. Die klassische Schule führte die Traditionen Alfieri's und Foscolo's weiter, indem sie den Kultus der antiken Formen als die vollendetste Ausdrucksweise des menschlichen Ideals wieder aufnahm, und in diesen Formen die Ideen von Freiheit und Unabhängigkeit wiedergab und verbreitete: sie blühte besonders in der Romagna, woher die meisten Schriftsteller dieser Schule stammten, und hatte als grössten Vertreter Leopardi. A l e s s a n d r o M a n z o n i wurde in Mailand im Jahre 1 7 8 5 geboren und begab sich, nachdem er daheim den ersten Unterricht erhalten hatte, noch jung nach Paris, wo der Verkehr mit berühmten Philosophen und Denkern ihn in der religiösen Gleichgültigkeit befestigte. Er kehrte 1 8 1 0 nach Italien zurück, schon damals durch das Beispiel seiner Frau und den eigenen inneren Trieb zum katholischen Glauben bekehrt, welcher von dieser Zeit an alle seine Handlungen leitete, gestaltete und belebte, und blieb ruhig in Mailand, fern von der politischen Agitation, nur mit der Abfassung seiner Werke beschäftigt, welche 11m 1840 ihre endgiltige Form erhielten. Von diesem Jahre an Hess seine litterarische Thätigkeit nach, bis sie vollständig mit der 1868 aufgeworfenen Streitfrage über die Einheit der Sprache erlosch; er überlebte diesen Streit nur um einige Jahre, da er 1 8 7 3 starb Manzoni schrieb zuerst Gedichte in klassischer Form und seine 1 8 0 1 — 1 8 0 9 verfassten Jugendwerke, wie das kleine Gedicht Trionfo della libertà, das Idyll Adda, der Gesang In morte di Carlo Imbonati und das kurze Gedicht Urania verraten deutlich den Einfluss der poetischen Manier Monti's und wurden von Foscolo öffentlich gelobt. Aber mit den im Jahre 1 8 1 2 begonnenen Inni sacri schlug Manzoni einen andern Weg ein; und indem er mit allen bis dahin gewöhnlichen und konventionellen Mitteln des dichterischen Ausdrucks brach, sang er in erhabenem Ton und in neuer Form von seinem religiösen Ideal, welchem nunmehr das dem Glauben um der Ruhe willen wieder zugewandte, durch die Revolution erschöpfte und eingeschüchterte Geschlecht der Zeitgenossen zustimmte'. Die 1 ü . C a r c a n o , Vita di A AI., Mailand 1S 7 3 : F. V e n o s t a , A. A/., cernii sulla sua vita e le sue opere, Mailand l 8 " 3 ; V. B e i s e z i o , A. AI., studio biografico e critico, T u r i n 1 8 7 3 ; B. P r i n a , A. AI. studio biogr. e critico, Mailand 1874; A. D e G u h e r n a t i s . A. M., studio biografico, F l o r e n z 1879; C. C n n t ù , A. AI. reminiscenze, Mailand 1885; S. S t a m p a , A. AI, la sua famiglia, i suoi amici, Mailand 1S85; P. P e t r o c c h i , DelT opera di A. M. letterato e patriotta, Mailand 1 8 8 6 ; V i c t o r W a i l l e , Le romantisme de Manzoni P a r i s 1890; H e l m e i K e y , Alessandro Manzoni Litteratur historisk Studie, Stockholm 1894 A. S t o p p n n i , I primi anni di A. M., Mailand 1874. C. M a g e n t a . A Ions. L. Tosi e A. Manzoni, Pavia 1876 e t c . . cf. A. V i s n i a r a , Bibliografia Manzoniana, Mailand 1875 und F . S a l v e r a g 1 i o , Catalogo della sala manzoniana etc . Mailand 1890. — D i e Opere varie di A. AI. Mailand 1845 ( T r a g ö d i e n , verschiedene Pi osasi h r i l t e n . Inni sacri und Cinque Alaggio), und daselbst 1870 (mit anderen P r o s a s c b r i f t e n ) w u r d e n vom Verfasser besorgt ; die Opere inedite orar,- gab K . B o n g h i , Mailand 1 8 8 2 — 9 1 . h e r a u s ; das von G. S f o r z a gesammelte Epistolario erschien Mailand 1882 83. 1 F . D e S a n c t i s , Il mondo epico lirico di A. AL, in seinen Nuovi saggi critici, Neapel 1 8 7 9 ; P . A r d i t o . Le liriche di A. AI., Neapel 1882; t i . S a I v a g n o I i M a r c h e t t i , Intorno gli Inni sacri, R o m 1829; L . F r a t t i , Osservazioni di un giovarle ital., R e g g i o 1830; M. G a r e l l i , SugP Inni sacri, P i s a 1880. — D i e erste A u s g a b e der Inni, Mailand 1 8 1 5 . enthält vier derselben; die Pentecoste erschienen Mailand 1823.

RISORGIMENTO : MANZONI.

Inni sacri, welche 1 8 1 5 veröffentlicht wurden, d. h. im Jahre der Restauration selbst, blieben fast unbeachtet, und der Name Manzoni's erhob sich erst mit dem Cinque maggio zu stolzer Höhe, jener berühmten auf den T o d Napoleons I. gedichteten, im Jahre 1821 abgefassten O d e , welche durch ihre hohe Begeisterung und die rasche Bewegtheit ihrer Form vermocht hat, die von dem grossen Ereignis bewegten Herzen wirksam zu rühren, und trotz einiger Unvollkommenheiten im Ausdruck einer ganz hervorragenden Gunst sich zu erfreuen hatte 1 . Unterdessen dachte schon Manzoni daran, die in der Nachahmung der klassischen und alfierischen Formen erstarrte dramatische Poesie zu reformieren, und gab in seinen zwei, von 1 8 1 7 — 1 8 2 2 verfassten Tragödien, dem Conte di Carmagnola und dem Aldechi, das Beispiel einer in Italien beinahe unbekannten Kunstform, des historischen Dramas, worin er sich von den traditionellen Regeln der Einheit von Zeit und Ort freimachte, den Chor als Personifikation der durch die dargestellte Handlung angeregten Empfindungen einführte und die historisch genaue Wiedergabe der Charaktere und Ereignisse zur Grundlage des dramatischen Werkes machte, ohne von einer gewissen Idealität der Personen und Handlungen abzusehen 2 . Nach Vollendung seiner Tragödien sann Manzoni darauf, Italien das Vorbild für die damals durch die Werke des Schotten Walter Scott zu grosser Gunst gelangten Gattung des historischen Romans zu bieten; und in den Jahren 1822 — 1 8 2 7 vollendete und veröffentlichte er die Promesst sposi, worin er mit Zugrundelegung der Fabel von einer durch einen Lehnsherrn verhinderten Heirat zwischen Renzo und Lucia die sittlichen, politischen und wirtschaftlichen Zustände der Lombardei zur Zeit der Pest des Jahres 1630 darstellte, welcher einer der traurigsten Zeitpunkte der spanischen Hcirschaft in dieser herrlichen Provinz gewesen w a r 3 . Dieser Roman, der mit grossem Beifall in ganz Europa aufgenommen wurde, hatte das Verdienst dem Volke die Litteratur wieder näher zu bringen; er ermangelte auch des moralischen und politischen Einflusses nicht, indem er Grundsätze christlicher Mildherzigkeit und Liebe verbreitete und die traurigen und drückenden Zustände der Fremdherrschaft vergegenwärtigte. Aber er war vor allem ein grosses Kunstwerk, sofern er die dunstige und ausschweifende Romantik zur klassischen Bestimmtheit und zu genauester Darstellung der Wirklickeit zurückführte; ein Kunstwerk, welches durch die vollkommene Vereinigung der historischen Wahrheit mit phantasievoller Erfindung, durch die E n t w i c k l u n g und natürliche Verkettung der Geschehnisse, durch die Mannigfaltigkeit und V'ielgestaltigkeit der mit erstaunlicher Klarheit wiedergegebenen Charaktere, durch die Macht der Komik und die feierliche

1 E i s t e A u s g a b e L u g a n o 1 8 2 2 ; cf. C A . M e s c l i i a , Ventisette traduz. in varie lingue del Cinque Maggio, F o l i g n o 1883. 2 E r s t e A t i s g a b e des Conte di Carni., Mailami 182o, d e s Adelchi e b e n d a s e l b s t 1822. m i t d e m Discorso su alcuni punti della storia longobarda in Italia. — ] ' . F e r r i e r i , La riforma romantica nella tragedia manzoniana, S y r a c u s 1879. — E i n e g u t e k o m m e n t i e r t e A u s g a b e d e r T r a g ö d i e n ist d i e v o n I , . V e n t u r i . F l o r e n z 1 8 9 2 ; A u s g a b e n d e r G e d i c h t e im allgemeinen o d e r b e m e r k e n s w e r t e A u s w a h l e n veranstalteten G. M e s t i c a , F l o r e n z 1888, A. B e r t o l d i e b e n d a s e l b s t 1K92. unii A. D ' A n c o n a e b e n d a s e l b s t 1892. 3 E r s t e A u s g a b e der J'rom. sposi M a i l a n d 1825 — 2 6 , erst 1827 h e r a u s g e g e b e n ; die erste der endgültigen R e d a k t i o n e n Mailand 1840—42. E i n e vergleichende A u s g a b e der z w e i R e d a k t i o n e n b e s o r g l e K. F o l l i , M a i l a n d 1845, g e d r u c k t a u c h in d e r A u s g a b e m i t K o m m e n t a r v o n P . P e t r o c c h i . F l o r e n z 1 8 9 3 ( u n v o l l e n d e t ) . — F . D ' O v i d i o , Le correzioni ai Promessi sposi e la questione della lingua, 4. Ausg.ibe, N e a p e l 1 89.) ; I>. M o r a n d i , Le correzioni ai P. sp., l ' a r m a 1 8 7 9 ; C . C a n t ù , Sulla storia lombarda del sec. XVII, ragionamenti per comento ai 1'. sp., M a i l a n d 1 8 7 4 ; F . D ' O v i d i o u n d L. S a i l e r , Discussioni manzoniane, C i t t à di C a s t e l lo 1 8 8 7 ; F . '1' o r r a c a , Di alcune fonti dei Pr. sp. in den Discussioni e ricerche, L i v o r n o 1888; M. B a r b i . L'umorismo nei Pr. sp., F l o r e n z 185 : G . H i n d o n i . La topografia del romanzo i Prom. sp., M a i l a n d 1895.

2O8

LNTKKATUKC.ESCHICHTK

Tragik der

dramatischer

Dinge

und

Sprache

dieser

Scenen ,

und Orte

und

verwarf,

die

ihm

durch

die

durch seine

erreichten

litterarischen

6.

I)K.K KL IM ANISCHEN VÖI.KKK.

stilistischen

Gattung

aber die

bewunderungswürdig)'

mit Hilfe die

alle

Manzoni

Unsterblichkeit

Beschreibung

der Natürlichkeit

Originalität

übertraf,

in G e d a n k e n

andern

selbst

LITI.

ITAI..

Versuche

später

als

verschaffte.

U m den grossen mailänder R o m a n s c h r i f t s t e l l e r scharte sich, w i e die

ganze romantische Schule,

religiösen

und

die Form

Hymne,

dem

aber

nicht wenige

italienischen V o l k e Epistel

werden

mit R e c h t

auch

teuer;

Giovanni

in B l a n k v e r s e n

Si/i

er d i e ä s t h e t i s c h e n eine,

Mailand, die

Ji

patriotischer die

verfasste auch

e Li Ja,

in

einer

und

die Fantasie,

und

der

viele

einige

in

Versen,

sind,

Vaterland prigioni

in w e l c h e

ist a b e r

zu

Liebe

beschrieb.4

fasste G e d i c h t e ,

erduldete Samuele

Sehnsucht

Giuseppe

georgischen

178g—1854,

bekannter

Gedichte

die

die

er

in

aus

MeloJie

itr'tchc

des

Mysticismus

seines

Berchet und

aus Brescia,

Mitbürgers

schrieb

er d i e

Grossi und

fitggitiva,

voll

Italiener

aus

Bellano,

Prosaschriften, die

I LombarJi

Ildegonda, alla

prima

von geringer Bedeutung3.

dem

Bergamo,

und

viele die

wunderbaren

Arici

ver-

waren,

und d e r S e n t i m e n t a l i t ä t 1788—1855,

er

Buch

1792 — 1 8 7 0 ,

sehr volkstümlich

Cesare

Ji aus

Gedichte

lange Gefangenschaft,

Biava

Nicolini

Gedichte

in w e l c h e n

schrieb viele Tragödien

durch und

Visconti,

die

unter w e l c h e n

die g a n z e

gegossen ist5. die

aus Saluzzo,

La

ein G e d i c h t

Pellico

Gedichte,

in w e l c h e n Gedichten

die

schrieb

u n d d i e Tort e

Conciliatore

Tommaso von

verdem

es s i c h ,

poesia,

episch-lyrische

Romanzen,

aufwiegelte-.

Novellen

sulla

des

zwei

Silvio

Mie

Novelle

sind

der er die berühmten

Gründer

u n d e i n e n h i s t o r i s c h e n R o m a n , Marco

dem

Roman,

1774—1852,

auseinandersetzte,

eine grosse A n z a h l

die n o c h volkstümlich

und

letzteren geziemt

die Sermoni

erociata lyrische

und

O c t a v e n G i o v a n n i

war

Fremdherrschaft

denen

Ulrico

I'arga

in

gelesen

aus M a i l a n d ,

Sepolcri,

Novelle

Empfindung,

1791 — 1 8 5 3 , unter

Drama

u n d der e p i s c h e n

noch

von diesen

der R o m a n t i k

phantastische

1783 — 1 8 5 1 ,

PrufiiRhi

gegen

Lehren

jetzt

Torti

F o s c o l o ' s und P i n d e m o n t e ' s v e r g l i c h 172), Capua,

historischen

bemerkt,

eingeführten

V o n den italienischen R o m a n t i k e r n sind die meisten n u n m e h r

wichtigsten anzuführen. eine

ausser der durch M a n z o n i

der B a l l a d e o d e r e p i s c h - l y r i s c h e n R o m a n z e

bevorzugte. gessen ,

patriotischen

welche,

in

falsch

begann

nachzuahmen

ausdamit und

s c h l o s s sich d a n a c h als Ü b e r s e t z e r B y r o n ' s u n d B i o g r a p h W . S c o t t ' s d e n T h e o r i e n

1 Die Epist. Sui Stf. Brescia I808. die Senn, sulla poesia M:iil,inil 18IS; die Torre di M. (Insellisi 1829. Die Poesie complete Hi (1. T. Genua 1853 mit der von G. li. C e r es e t o verlassten Biographie; s. aneli ( ì. T a o 1 tu i 11 a , /.'h.pist. sui sepolcri del '/'., Catania 1 S9;{. 2 Y. l m h r i a n i , (/. lì e il romanticismo ita/, in dei' Nnwa Atiioì. |ahrg. 1863, Bd. V i l i ; G. U u s t e l l i . Della vita c degli scritti di G. li.. Floren/. 1S4I; ]•". » ' 11 s a n i. Vita di G. B. in den Opere edite ed ii/ed. di G. B., Mailand 1 S6;i ; M. P a s a n i s i , G. Bereitet. 'l'in in 1S88. Die erste Auso, der Profughi di /'. I.ondon 1S2-4, Ì\Q\ Fantasie Paris 182'i. 3 C. ' l ' e n e a . Prose e poesie. Mailand 1888. I. 113 IT.; (i. M 'I a m i l a . T. Grossi e i I.omb. alla prima crociata, Turili 184,0', lì. U r o g n u l i . T. il. e i! Marco l'iscouti, l'empi.1 lNi>r,. — La fugg., fltdeg.. Fllr.cl.itia, 1. Ausg.. Mailand IK17. 182011. 1S:(7; die JA miliardi Mailand 1826, 15 Gesänge , der Marco l ise, ehcndaselhst 1K34; die Opere poetiche di T. G. Mailand 1877; die Opere Mailand 1862. 4 1'. G i u r i a . Silvi» Pel!, e il suo tempo, Voghera IK54; G. Hi i a n o . S. l'eli. l urin IS61. - Von den Tragödien IMI.'s ist die bekannteste die Francesca da A'imini, Mailand 1818; tlie lyrischen Gedichte wurden unter dein Titel Poesie inedite, Turin 1837. herausgesehen-. die Mie prigioni ilasell^t 1832; das kleine Buch Dei doveri degli uomini dasei ! M IS34; der Epistolario di S. P. Florenz 1856, aher viele andere Briefe wurden seitdem von andern herausgegeben. Turin 1 SM. 1874, 1877 78. 5 N. T o n i n i . i s e o , .S'. lìiava c i romantici, in der A'uova -luto/., Jahrg. 1871, Bd. W i l l ; lì. l ' r i n a . Scritti Ii, ^ra/ici. |>. '2 13 IV.; (.'. 1J a li i z z a . S. Biava, Bergamo 1845. mit Bibliographie. — l>is Esperimento di Mei. liriche, Mailand 1826. die Melodie lombarde, daselbst 1828, die Nume Melodie italiche daselbst 1835 und die Melodie sacre daselbst 1835

RISORGIMENTO:

ROMANTISCHE

SCHULE.

der Romantik sich a n 1 . L u i g i C a r r e r aus Venedig, 1801 — 1 8 5 0 , war ein geschmackvoller und in littcrarischen Dingen wohlunterrichteter Kritiker, der sich auch mit Glück als Dichter, besonders von Balladen und Idyllen, denen sanfte Empfindung und eine harmonische und anmutige Form eigen ist, bethätigte ? . G o f f r e d o M a m e l i aus Genua, 1 8 2 7 — 1 8 4 9 , welcher bei der Verteidigung Roms den Heldentod starb, verfasste patriotische Gesänge, welche im heroischen Zeitalter des Risorgimento durch ganz Italien wicderhallten 3 . Bartol o m n i c o S e s t i n i aus San Mato bei Pistoja, 1792— 1825, der zu den ersten Toskanern gehörte, welche sich zu den Theorien der romantischen Schule bekannten, verfasste eine historische Novelle in Octaven, Pia de' Tolomei, zu der er durch die bekannte Dante'sche Episode angeregt wurde''. G i u s e p p e B o r g h i aus Bibbiena, 1 7 9 0 — 1 8 4 7 , Übersetzer des Pindar, folgte dem Beispiel Manzoni's in seinen Inni sacri, wobei er freilich sehr viel hinter seinem Vorbild zurückblicb\ G i u s e p p e G i u s t i aus Monsummano, 1 8 0 9 — 1 8 5 0 , erhob durch Reichtum und Mannigfaltigkeit in Erfindung und Sprache die burleske Poesie, bürgerliche und volkstümliche zur Höhe der gesellschaftlichen und politischen Satire, und machte aus ihr ein Kampfmittel gegen die italienische Fiirstcnherrschaft und die Bedrückung durch die Fremden 6 . G a b r i e l e R o s s e t t i aus Vasto, 1783 — 1 8 5 4 , verfocht in seinen besseren Gesängen die Einheit und Freiheit des Vaterlands und bekämpfte seine politische und geistige Knechtung durch das römische Papsttum 7 . A l e s s a n d r o P o e r i o aus Neapel, 1 8 0 2 — 1 8 4 9 , der an bei der Verteidigung Venedigs erhaltenen Wunden starb, feierte in seinen Gedichten die politische Erhebung Italiens, in etwas gesuchter Form, aber edelster Gesinnung 8 . M a s s i m o d ' A z e g l i o aus Turin, 1 7 9 8 — 1 8 6 6 , war zuerst Offizier im piemontesischen Heer, dann Diplomat und Minister und in schwierigen Zeiten Provinzialverwalter und verknüpfte seinen Namen mit der Litteraturgeschichte durch zwei historische Romane, Werke seiner Jugend, den Ettore Fieramosca und Niccolo de' Lapi, durch die zwei für die italienischen Waffen rühmliche Ereignisse ins Gedächtnis zurückgerufen werden, sowie durch das Buch von den Miei ricordi, eine der schönsten modernen Selbstbiographien 9 . F r a n c e s c o D o m e n i c o G u e r r a z z i 1

S. L>. I* a 11 a v e 1 i 's A b h a n d l u n g a l s E i n l e i t u n g zu den Poesie di G. Nicolini, 1 8 6 o ; s e i n e Afusa romantica, Hi e s c i a 1 8 1 9 ( i . V e n a n z i o , Della vita e delle opere di I. C. in den Opere di L. C., F l o r e n z 1 8 5 5 ; 2 ; 1. D e l l a G i o v a n n a , / ' . G. e la sua dittatura letteraria, Mailand 1882; Ci. C h i a r i n i , P. G., i primi anni e i primi scritti in der jYiiova Antol., Jahrg. 1885, 2. Serie. Bd. L U I ; G. C a p a s s o , La giovinezza di /'. Giordani, T u r i n 1896. ( i u t e A u s w a h l der P r o s i s c h r i f t e n G.'s, F l o r e n z 189*'. herausg. von G. C h i a r i n i . s G. Ci li i n a s s i , Lett. edite ed inedite del cav. D. S. etc , Faenza 1868, mit einer ausgezeichneten Bibliographie. ' Opere complete di P. Costa, F l o r e n z 1 8 3 9 — 4 0 , mit der von F . B e c c h i verfassten Biographie. 5 G. M e s t i c a , Manuale II 4 1 0 ff.; der Tibullo B.'s, T u r i n I8:i78 Selbstbiographie M.'s in den fiori poetici donati alla tomba di C. M, Riniini 1842.

RISORGIMENTO: KLASSISCHE

SCHULE.

213

bekleidete und an der Revolution des Jahres 1 8 3 1 teilnahm, Verfasser von Hymnen und Gesängen und einer Übersetzung der Pharsalia Lucan's von kräftiger und lebhafter Färbung 1 ; A g o s t i n o C a g n o l i aus Reggio, 1 8 1 0 — 1 8 4 6 , welcher in seinen Gedichten in rein klassischer Form edle Sinnesart und milde Empfindung aussprach, wobei er sich der Manier der romantischen Schule näherte-; C a r l o M a r e n c o aus Cassolnuovo in Lomellina, 1 8 0 0 — 1 8 4 6 , Verfasser von fünfzehn Tragödien nach mittelalterlichen Stoffen, unter welchen besonders hervorragen der Buondelmonte, die Pia un der Arnaldo da Brescia, worin er versuchte die Form der Alfieri'schen Tragödie mit dem romantischen Typus des historischen Dramas zu vereinigen 3 ; G i o v a n n i M a r c h e t t i aus Senigallia, 1 7 9 0 — 1 8 5 1 , Abgeordneter und Minister der auswärtigen Angelegenheiten in Rom im Jahre 1 8 4 8 , der Dante eifrig studierte, ihn in seinem Gedicht Una notte di Dante feierte und in Eingebung und Stil achtungswerte Oden und Canzonen schrieb 4 ; O d o a r d o F a b b r i aus Cesena, 1 7 7 8 — 1 8 5 3 , der von standhafter Begeisterung für das Vaterland erfüllt und an allen politischen Bewegungen von 1 7 9 7 bis 1849 beteiligt, zahlreiche mit Unrecht vergessene Tragödien schrieb, welche die Vermittelung zwischen Alfieri und Niccolini herstellen 5 ; T e r e n z i o M a m i a n i aus Pesaro, 1799 — 1 8 8 5 , der nach den Ereignissen des Jahres 1 8 3 1 verbannt, Minister Pius' iX. im Jahre 1848 wurde, und, bevor er sich ganz philosophischen Studien hingab, in seiner Jugend Gedichte in klassischer Form schrieb, unter welchen besonders die Inni sacri in Blankversen bemerkenswert sind 6 ; endlich G i a m b a t t i s t a N i c c o l i n i , 1 7 8 2 — 1 8 6 1 , der als Sohn einer florentiner Familie in den Bagni von S. Giuliano bei Pisa geboren, viele Tragödien verfasste wie den Nabucco, den Antonio Foscarini, den Giovanni da Procida, den Arnaldo da Brescia, den Filippo Strozzi, worin Alfieri's zu freierer Form erweiterter und durch die Einwirkung des romantischen Dramas gemilderter Klassizismus zum Verkündiger einer auf die Einigung abzielenden antipäpstlichen Politik gemacht wurde 7 . So hatte denn die Idee des italienischen Einheitsstaates die beiden Schulen dieses Zeitalters einander näher gebracht und sie geeinigt in der Förderung der nationalen Unabhängigkeit und Einheit, — eine göttliche Aufgabe, bei der sie von den Philosophen und Denkern unterstützt wurden, insbesondere von Giuseppe Mazzini, von Gian Domenico Romagnosi, von Pellegrino Rossi, von Vincenzo Gioberti, von Carlo Cattaneo und Giuseppe Ferrari. 1 G. 1. M o n t a n a r i , Elogio del co. F. Cassi, R o m 1 8 4 6 ; die erste Ausg. der FarP e s i n o 1836. 2 A. P e r e t t i , Biografia di A. C. ini Educatore storico von Modena. Jahrg. 1847. p. 5 ^ 7 ff- D i e vollständigste Ausg. der Poesie di A. C. ist die Florenz 1844.

salia

•1 ("1. Mestica, 011. cit. II 424 fi.

4 Rime e prose di G. A/., Bologna 1 8 3 8 , und darauf daselbst 1 8 5 0 mit der Biographie von G. G i Ii e 11 i. 5 Die Tragedie von O . F a b b r i , Montepulciano 1 8 4 4 — 4 5 . waren von 1 7 9 S — 1 8 3 5 geschrieben worden. 11 Ci. M e s t i c a , Discorso su la vita e le opere di T. AI, als Einleitung zu den Prose e p >esie scelte, Città di Castello 1 8 8 6 ; N. B i a n c h i , Della vita e delle opere di T. Ai., Pes.'rc 18v). 3 F.. C a m e r i n i , V o r r e d e zu den Poesie scelte di G. R., F l o r e n z 1 8 7 4 ; G. C a r d u c c i , Vorrede zu den Schriften Regaldi's, Storia e letteratura, L i v o r n o 1879. Ein letztes kleines Gedicht in verschiedenen V e r s f o n n e n L'acqua erschien T u r i n 1 8 7 8 ; von den bemerkenswertesten Prosaseli? iften la Dora T u r i n 1865 und Egitto antico e moderno F l o r e n z 1882. 4 Poesie e lettere di G. .1/.. F l o r e n z 1867 mit biographischen Notizen seines B r u d e i s G. B. M a c c a r i . l8;(2 — 1 8 6 8 , eines ebenfalls trefflichen Dichters 5 D i e Stornelli politici e non politici F . D a l l ' O n g a r o ' s , neue Ausg. Mailand 188:} mit der B i o g r a p h i e l l o w e l l v ' s . G B. S i r a c u s a , Commemorazione di A. M. in der Rivista Sicula, Jahrg. 1 8 7 - . Bd. 8 und G. M e s t i c a , Discorso v o r deli Canti iti !.. M., Mailand 1885, der vollständigsten Ausgabe. " /'oesie di D. C., F l o r e n z 1885. mit biographischen Notizen von G. B. C a r b o n e . s ('bei Gossa s. A . F r a n c h e t t i in der Xuova Antologia, Jahrg. 1881. Serie 2. IM. ;io. und A . B r i s s e voi" den /'oesie liriche inedite dì /'. ( ' , R o m 1886. — D i r Dramen der ersten Richtung, dei Mario, der Sordello, die Mona/deschi und der Beethoven wurden in den Jahren 1864- 18611 geschrieben; die der z w e i t e n , von 1 8 7 0 - l.sSo verfasst. sind der Nero, der /'lauto e il suo secolo, der Ariosto e gli Estensi, die Messalina, die Cleopatra, der Giuliano VApostata, die Borgia, die t'esilia und die Napoletani del lyQQ.

2 16

LtTTERATURGESCHICHTE

DER ROMAN. VÖLKER.



6.

ItAI..

LiTT.

Schwänken, von Lehrbüchern und Abhandlungen, von geschichtlichcn Werken und philologischen Untersuchungen insbesondere erwähnenswert T o m m a s o G h e r a r d i del T e s t a aus Pisa, 1 8 1 8 — 1 S 8 1 , der in seinen fast sämtlich im Jahrzehnt vor 1859 verfassten Lustspielen wieder die Goldoni'sche Richtung mit geringerer Befähigung für die Darstellung von komischen Bildern des bäuerlichen Lebens einschlug, aber den Vorzug eines lebendigen und richtigen Toskanisch in der Sprache h a t 1 ; I p p o l i t o N'ievo aus Padua, 1 8 3 2 — 1 8 6 1 , der in den Confessioni di un ottuagenario mit grosser Wahrheit die Veränderungen in den Geistern und in den Sitten Italiens in der Revolutionszeit schilderte-; L u i g i C a r l o F a r i n i aus Russi, 1 8 1 2 — 1 8 6 6 , der sehr elegant in der Form und mit freimütigem Urteil die Storia dello Stato romano von 1 8 1 4 — 1 8 5 0 aufzeichnete 3 ; F e d e r i c o S c l o p i s aus Turin, 1798 — 1878, der in seiner Storia della legislazione italiana die geduldige, ins einzelne eindringende gelehrte Forschung mit genialer Leichtigkeit der Darstellung verband 4 ; P a o l o E m i l i a n i G i u d i c i aus Sicilien, 1 8 1 2 — 1 8 7 2 , L u i g i S e t t e m b r i n i aus Neapel, 1 8 1 3 bis 1 8 7 6 , und F r a n c e s c o D e S a n c t i s aus Morra Irpino, 1 8 1 8 — 1 8 8 3 , Geschichtsschreiber der italienischen Litteratur, der erste auch Verfasser einer Storia del teatro in Italia, der zweite von Ricordanze, einem der schönsten autobiographischen Werke, welche Italien besitzt, der dritte Verfasser von glänzenden litterarisch-kritischen E s s a i s ' ; M a u r i z i o B u f a i ini aus Cesena, 1 7 8 7 bis 1 8 7 5 , berühmter Arzt, und G i o v a n n i D u p r é aus Siena, 1 8 1 7 — 1 8 8 2 , ein hervorragender Bildhauer, beide Verfasser von Selbstbiographien, die unter den Büchern gleicher Art durch würdige Reinheit der Form und Lebendigkeit und Wahrheit des Mitgeteilten hervorleuchten 6 ; endlich A t t o V a n n u c c i aus Pistoja, 1 8 1 0 — 1 8 8 3 , der ausser anderen historischen und litterarischen Werken I martiri della libertà italiana verfasste, die die Geschichte des Heldentums der Zeit des nationalen Aufschwungs darstellen 7 . Mit diesen

1 P . M i n u c c i d e l R o s s o in der Rassegna nazionale, Jahrg. 1882. Bd. 8 und !•'. M a r t i n i in der Nuova Antologia, J a h r g . 1897, 4. Serie, Bd. (>'. Die vollständigste Ausgabe des Teatro comico G. del 'l'est;»'s erschien Florenz 1872 — 1 8 8 3 . * C . F o n t a n e i i i in der Rivista universale. Jahrg. 1875, Bd. 2 1 ; ( j . 1'. M o l m e n t i . 7. N. reminiscenze, Venedig 1869 die Confessioni Klorenz 1867. * V. B e r s e z i o . /.. C. Farini, Turin 1 8 6 0 ; A M a u r i , L. C. Farini in der Nuova Antologia, Jahrg. 1866, Bri. 2 — : ì ; A. M a r e s c a l c h i M a t t e u z z i . /.. C. Farini, K o m 1877; G. K i n a l i . Ritordi delta vita di L C. F. in der Nuova Antilogia, Jalirg. 1878. Serie 2, Bd. 9. D i e Storia dello Stato romano w u r d e T u r i n l8.~>o und dann Klorenz 1 8 5 3 veröffentlicht. 4 C. B o n C o m p a g n i , Della vita e delle opere del conte F. Sclopis in den Atti della R. Accad. delle scienze, T u r i n 1 8 7 5 , Bd. 1 4 ; C. ( ì i r a u d , Notice hittorique sur la vie et Ics travaux de M. le c. Sclopis in den erwähnten Atti, Jahrg. 1879, N. Serie. Bd. 12; li. P r i n a , Scritti biografiu, S. 3 3 7 — 3 5 4 . Die Storia della legislazione ita/., T u r i n 1 8 4 0 u. l8"->H. 5 Über Giudici s. P . D e C a s t r o in der Rivista contemporanea, Jahrg. 1866. Bd. 48; seine Storia della leti. Hai., F l o r e n z IN65 (beste Ausgabe), die Storia del teatro in lt. F l o r e n z 1869. — ("ber Settembrini s.. neben seinen Ricordanze, Neapel 1 8 7 9 — 8 0 , I ) e S a n c t i s in der Nuova Antologia, Jahrg. 1 8 6 9 . Bd. K) und in den Nuovi saggi critici. Neapel 1 8 7 9 ; die Lezioni di leti. ilal. Settembrini's erschienen Neapel 1869 — 1 8 7 2 . — i b e r D e Sanctis s. S. S a l v a t o r e , La vita e le opere di F De Sanctis, F l o i e n z 181)6; 1'. V i i l a r i in der Nuova Antologia, Jahrg. 1 8 8 4 , Serie 2. Bd. 4 3 ; 1'. K e r r i e i i, F. De Sanctis e la critica letteraria, Mailand 1 8 8 7 ; die vollständigste Ausgabe der Storia della leti. i'JÌ. ist die dritte, Neapel 1 8 7 9 , die der Saggi critici die von Neapel 1874, die der Aiirvi s iggi critici die Ne apel 1870. 6 Über Bufalini s. C. G u a s t i in den Atti della R. Accad. della Crusca, Jahrg. 1 875 ; seine Ricordi, hrsg. von F . M a r i o t t i , Florenz 1876. — l ' b e r D u p r é s. I,. V e n t u r i ini Anhang zu den Ricordi vor den Scritti minori e lettere di G. D , Florenz 1 8 8 2 ; die Ricordi autobiografici wurden Klorenz 1 8 7 9 vom Verfasser selbst herausgegeben. 7 G. S i l i n g a r d i , Ricordi delta vita e delle opere di A. V. in del' Rivista europea, J ilirg. 1 8 8 3 , Bd. 3 3 ; G. P r o c a c c i , A. Vann., discorso biografico, Pistoja 1 8 8 5 . Die

LITTERATUR Männern,

die

DER J A H R E

alle

einen

1850 — 1870.

grossen

Anteil

Z U S Ä T Z E U. BERICHTIGUNGEN. an

dem

V a t e r l a n d s hatten, endet die Litteratur der Z e i t wonach den

die Italiener sich

Arbeit

vereinigt

zu einer b e s c h e i d e n e n ,

haben,

kritisch wieder aufzubauen, mitten

der

Arbeit

e i n e r erneuten menden

der

nämlich und

leuchten

Einigung

aber immerhin ihrer

auf die Z u k u n f t :

Philologen deren

der

des

des p o l i t i s c h e n A u f s c h w u n g s ,

Geschichte

als V o r b e r e i t u n g

Gelehrten

Kunst hervorgebrochen,

Geschlechtern

die

Werke

217

Licht

sind voll

die und

nutzbringenVergangenheit

und schon ersten

in-

Strahlen

hell den

kom-

wird.

Zusätze und Berichtigungen. S. 3. Z. 3 3 l- Buch D e ' . — S. 3, Z . 34 l- Bibliografia. — S 3 . Z. 52 l )• - S. 5, Z . 15 l- geleitet). — S. 5, Z. 34 Mazzuchelli. — S. 6 , letzte Z. I. 5 Bde. ( F l o r e n z 1892 — 1 8 9 5 ) . — S. 12 Z. 37 /. A n o n y m u s (aus N a r n i ? o d e r A r n i g e n a ? ) — S. 15 füge in der Litteratur-Angabe des § S j hinzu: A. Z e n a t t i , Arrigo Testa, 2. Ausg., F l o r e n z 1896, die Studien F . T o n a c a in der Nuova Antologia, 3. Serie, Bd. 54, 5 5 und 4. Serie, Bd. 64. s o w i e L . N a t o l i , Di alcune recenti pubblicazioni su la scuola poetica siciliana, P a l e r m o 1896. — S. 16 Anmerkg. 4 füge hinzu: F . T o n a c a , Il notare Giacomo da I.entini in der Nuova Antologia, 3. S e r i e , Bd. 03. — S 17 Anni. 8 fuge hinzu: F . E . R e s t i v o , La scuula siciliana e Odo della Colonna, Messina 1895. — S. 17. Z. IO l. von Avignon. — S. 18 Anni. 5 füge hinzu: V. M i G i o v a n n i . Guido dalle Colonne giudice di Messina, K o m 1894. — S. 18, Z. 23 l Arezzo. — S. 19, Z. 24 l. 1293. — S. 21 Anni. 2 füge hinzu: G . S a l v a d o r i , G. Guiuizelli, Florenz 1892. — S. 2 5 . Z. 3 6 /. secondo. — S. 27 Anni. 1 füge hinzu-. D e l l a G i o v a n n a . S. Francesco d'Assisi e le Laudes creaturarum in Giorn. storico Bd 25, 1 - 92 (beste A r b e ' t ) . — S. 27, A n m . 1 1 . R o s s i . — S. 49 Anm. 1 füge hinzu: D i e Rime di L. Gianni, hrsg. von E. L a 111 m a , I m o l a 1895. — S. 56, 29 l P o r t i n a i i . — S. 61 Anm. 4 fuge hinzu: Kritische Ausg. der V. N. von F . B e c k , München 1899 ( w e n i g gelungen). — S. 64 Anni. 2 füge hinzu: K r i t i s c h e Ausg. von De vulg. eloq. von P . K a j n a , Florenz 1896 (sorgfältige, l o b e n s w e r t e A r b e i t ) . — S. 86 Anm. 4 füge hinzu-, (•. S t a d e r i n i . Sulle fonti dei Fioretti im Boll, della Società umbra di storia patria II, 3 3 9 ff— S. 9 9 Anm. 3 l. F l o r e n z 1896. — S i l o Amn. 4 füge hinzu: 2. Ausg. der Arbeit Z u m binis F l o r e n z 1896. — S. 126 Anni. 2 füge hinzu: M. M a r i a n i , ò". Caterina da Siena, la •¡•ita e gli scritti, F o l l i 1893. — S. 127 A n m . 1 füge hinzu: G . P a r d i , Della vita e dcjli scritti di G. Colombini, Siena 189=1 (setzt die G e b u r t C . ' s ins J a h r 1304). — S. 128 Anni, ä l. C o r a z / . i n i . — S. 133 Anni, l o füge hinzu: G. M a n c i n i , Vita di L. Valla, F l o r e n z 1 8 9 1 . — S. 134 Anni. " \. e disciplina. — S. 134 A n m . 11 l. F . G a b o t t o . — S. 135. 37 I. Bella mano. — S. 1 3 6 Anni, fi I. Teogenio. — S. 1 3 8 Anni. 4 füge hinzu: T . O r t o l a n i , Appunti su L. Giustiniani, Fcltre 1895, besonders für die Bibliographie n ü t z l i c h , mit 24 neuen Strambotti. — S. 1 3 9 , 24 l. G a r e t t i . — S. 139 Anni. 7 lSciafìno's. S. 142 Anni. 5 l. statt Bd. IV: Bd. VI 2oy ff. — S. 144 r»nm. 2 l. 1880 Bd. I I I . erste A u s g a b e der Martiri, Florenz 1 8 4 8 . allmählich v e r m e h r t bis zur 6. Aufl., Mailand 1877 — 1880; die 7.. mit vom Verfasser nicht veröffentlichten Z u s ä t z e n , hrsg. von C. P o z z o l i n i , Mailand 1887.

III.

ABSCHNITT.

L I T E R A T U R G E S C H I C H T E DER ROMANISCHES VÖLKER. B. DIE LITTERATUREN DER ROMANISCHEN VÖLKER. 7. GESCHICHTE DER R Ä T O R O M A N I S C H E N

LITTERATUR

VON C.

DECURTINS.

VORBEMERKUNG. a gerade der interessanteste Teil der rätoromanischen Litteratur sich als O r a l l i t t e r a t u r oder nur h a n d s c h r i f t l i c h erhalten h a t , ist eine sorgfältige und umfassende Sammlung dieses Stoffes die unabweisbare Voraussetzung einer rätoromanischen L i t e r a t u r g e s c h i c h t e . Seit mehr als zwanzig Jahren mit dem Sammeln von folkloristischcm Material und dem Handschriftenschatze des rätoromanischen Volkes beschäftigt, glauben wir auf dem engbegrenzten Räume, der uns zur Verfügung steht, einen ziemlich vollständigen A b r i s s d e r r ä t o r o m a n i s c h e n L i t t e r a t u r bieten zu k ö n n e n . Es erscheint uns überflüssig, die Entwickelung des Rätoromanischen in den Zeiten, wo es noch keine geschriebene Litteratur hatte, eingehender zu verfolgen, indem eine, solche Untersuchung in die Geschichte der S p r a c h e , nicht in die der Litteratur fällt. Bei der grossen Bedeutung, welche Märchen, Novelle, Sage, Sprichwort,. Rätsel, Kinderlied und Kinderspiel, Zauberspruch für die R ä t o r o m a n e n h a b e n , indem sie den eigensten und nationalsten Teil der rätoromanischen Litteratur bilden und ungleich älter sind als alle Schriltdenkmäler, haben wir die Orallitteratur gleich im Anfange für sich behandelt. Wir haben diese Orallitteratur nicht nach den beiden grossen Sprachgebieten geschieden, indem das gleichzeitige Vorhandensein derselben Lieder, M ä r c h e n , Sprüche und Rätsel in allen rätoromanischen Dialekten, auch im

VORBEMERKUNG.

Sursettischen und Münster'schen, die Vermutung nahelegt, dass jene älter seien als die Bildung der gegenwärtigen Dialekte. Die geschriebene Litteratur scheiden wir einfach in e n g a d i n i s c h e und o b e r l ä n d i s c h e , indem die Bücher des Unterengadin immer im Oberengadin, die surselvischen immer in der Subselva und umgekehrt ohne jegliche sprachliche Schwierigkeit gelesen wurden. Sur- und Subsett bediente sich oberländischer Bücher, das Bergün und Münsterthal der engadinischen Litteratur. Die E i n t e i l u n g der geschriebenen Litteratur ergibt sich aus der Geschichte des rätischen Volkes seit dem 16. Jh. Mit der Reformation begann für Rätien eine Zeit gewaltiger Kämpfe, deren letzter Ausläufer mit dem S a g e n s e r H a n d e l noch in den Anfang des 18. Jhs. herunterreicht. So beherrschen denn die religiösen Ideen der Refoimation un Gegenreformation ziemlich ausschliesslich die Litteratur des ;6. und 17. Jhs. Mit dem Beginne des 1 8 . Jhs. trat eine Periode der durch Erschöpfung herbeigeführten Ruhe ein. Nach jenen leidenschaftlichen Kämpfen einigte man sich auf dem Boden einer genau umschriebenen Parität und sah in sorgfältiger Erhaltung des historisch Gewordenen in Kirche und Staat die beste Gewähr für den so nötigen Frieden. Selbst die französische Revolution, gegen deren Armeen die Oberländer Bauern die siegreiche Schlacht bei D i s e n t i s und den bösen Verzweiflungskampf bei R e i c h e n a u schlugen, vermochte keine neuen Ideen in das rätoromanische Volk zu tragen. Wie nach 1 8 1 5 so ziemlich überall in den Drei Bünden die alte Verfassung für Hochgericht und Gemeinde wiedereingeführt wurde, so lässt sich die rätoromanische Litteratur des beginnenden 19. Jhs. weder der Form noch dem Inhalte nach von der des vorausgehenden unterscheiden. Erst mit den dreissiger Jahren, unter dem Einflüsse der tiefgreifenden politischen Gährung, die der Bildung der neuen Eidgenossenschaft vorausging, und des damals allgemein gewordenen obligatorischen Schulunterrichtes zeigten sich auch bei den Rätoromanen neue Ideen, welche die Litteratur vor und nach 1 8 3 0 unterscheiden lassen. So haben wir denn die rätoromanische Litteratur in drei Perioden eingeteilt, von welchen die erste, die mit der Reformationszeit zusammenfällt, zwei Jahrhunderte, 1 5 0 0 — 1 7 0 0 , umfasst, die zweite von 1700 bis 1 8 3 0 , die letzte bis zur Gegenwait reicht. Im Verhältnisse zur Scelenzahl des Volkes haben die Rätoiomanen an den Ufern des Inn und Rhein eine reiche Litteratur hervorgebracht. Das geistige Leben D e u t s c h l a n d s hat auf diese Litteratur einen viel grösseren Einfluss ausgeübt, als das nahe und sprachverwandte I t a l i e n . Mit Ausnahme der Werke, welche die italienischen Kapuziner übersetzt haben, lassen sich beinahe alle Übertragungen auf deutsche Originale zurückführen. Unser Hauptbestreben ging dahin, vorzüglich jene. Erzeugnisse anzuführen und zu charakterisieren, die n a t i o n a l sind und von dem geistigen Wesen des rätoromanischen Volkes und der Entwicklung dieses Wesens ein Bild geben. Die V o r a r b e i t e n iiir eine romanische Literaturgeschichte sind, wenn wir von einzelnen unbedeutenden im Laufe der Darstellung von uns erwähnten Artikeln in Zeitschriften und Zeitungen, sowie von den Vorbemerkungen und Einleitungen zu neuestons publizierten Sprachdenkmälern absehen, bald genannt. Eine allgemein gehaltene Übersicht bietet A n d e e r s Studie: Ueber Ursprung und Geschichte der rätoromanischen Sprache (1862); die verdienstliche Geschichte der Litteratur des rätoromanischen Volkes von Dr. F r i e d r . R a u s c h (1870) beschränkt sich auf die Autoren, welche der Verfasser behuls Bearbeitung einer rätoromanischen Grammatik gesammelt hatte. In Bezug auf Druckwerke der neueren Zeit ist die Bibliographie von E. B ö h m e r , Rom. Stud. Bd. IV, vollständig; für das 16. und 17. Jahrh. bedarf sie eines Nachtrages.

2 20

LLTTERATURGESCHICHTE

DER

ROMAN.

VÖLKER.



7.

RATOROM.

LLTT.

A. O R A L L I T T E R A T U R . 1.

VOLKSLIEDER.

1

i e d e r m y t h i s c h e n G e h a l t s . Zu den wenigen Überresten an solchen Liedern, in denen G l a u b e und M y t h u s rätischer Vorzeit sich erhalten hat, gehört das verhältnismässig umfangreiche und wohl ziemlich vollständig auf uns gekommene Lied von der heiligen Margarethe: Canzun de sonfgia Margriatha.Wir verdanken die Erhaltung dieses Liedes durch die Jahrhunderte hindurch wohl dem Umstände, dass die Hirten auf den Alpen das Singen desselben als verdienstvoll und als Mittel, die Herde vor Schaden zu bewahren, betrachteten. Das Lied erzählt uns, wie die hl. Margaretha sieben Jahre weniger fünfzehn Tage auf der Alp als Hirte dient. Eines Tages, als sie staffelabwärts geht, fällt sie auf einen bösen Stein, so dass ihre weisse Brust entblösst wird. Da merkt der Hirtenbub, dass sie ein Weib ist. »Das muss der Senn wissen, was für eine glücksel'ge Jungfrau wir bei uns haben.« »Wenn der Senn das n i c h t wissen muss«, sagt die hl. Margarethe, »so gebe ich Dir drei schöne Hemden; j e mehr du sie beschmutzest, desto weisser werden sie«. »Das will ich nicht, das nehme ich nicht, und unser Senn muss es wissen, was für eine glücksel'ge Jungfrau wir bei uns haben.« Vergebens bietet ihm die Heilige nach einander drei schöne Schafe, die er dreimal des Jahres scheeren könne, und von denen er jedesmal vierundzwanzig Krimmer Wolle erhalte; drei schöne braune Kühe, die er dreimal des Tages melken könne und die jedesmal eine schöne Gebse Milch geben; einen schönen Garten, den er dreimal des Jahres mähen könne und von dem er jedesmal einen schönen Heustock erhalte; eine Mühle, die des Tages Roggen und des Nachts Waizen mahle, ohne dass man ein Körnlein aufzulegen brauche. Der böse Hirtenbub gibt immer die gleiche Antwort. Da lässt ihn die hl. Margaretha bis zum Hals in die Erde sinken. Nun verspricht der Bub, dem Senn es nicht zu sagen; kaum aber hat die Heilige mit ihrem Wort ihm herausgeholfen, da beginnt er wieder: »Das muss unser Senn wissen, was für eine glücksel'ge Jungfrau wir bei uns haben.« Da lässt ihn die hl. Margareth drei Klafter tief in die Erde versinken und nimmt Abschied von der Alphütte und den Kühen. Sie geht über den Kunkelsberg, und der Milchkessel und die Kühe gehen ihr nach und letztere weinen, so lange sie die Heilige sehen. Auf dem Wege kommt sie an einem Quell vorbei und singt: O Quelle, kleine Quelle, wenn ich weggehe, so wirst du verdorren!« Und der Quell verdorrt. Bei einem grünen Abhang angelangt, singt sie: »O Abhang, kleiner Abhang, wenn ich weggehe, so wirst du verdorren.« Und der Abhang verdorrt. Zum Schlüsse spricht sie ihr Zauberwort über die Kräuter überhaupt: »Ach, ihr 1 B ö Ii m e r . Romanische Studien, Bd. I. p. Ho1) — ;(=> : A l f o n s v o n F i n g i , Chantuns popularas cT Engadina. A l f o n s v o n F i l i c i , Die Volkslieder des Engadin, Strasburg 1873 Fcuille centrale de l-i sociJtJ ile Zofingue Nr. 6 . p. 1 8 4 - 1 9 2 , Nr. 7, p. 2 1 5 —230, No. 8, p. 253 - 266 : Über Sage und Volksdichtung des romanischen Oberlandes von C a s p a r

Di-cui tins.

/.'E.ngiadinais, 1879. No. 21 IT.: La Chamun populera ladina da l ' l o i i a n

G r a n d . Fògl d'Engiadina, 188-i, No. 2 6 : Duos pleds davart la chanzun populera satirica d'Bugiatimi!. — Annalas I, p. 344—350: Duas Canums dil ló e 17 tschcntaner, Observaziun da

prof. M11 o t Ii, Annalas II,

p. 262—281.

I.itteratura veglia da Hart id. C a v i e z e l .

Annalas III, p. 269 — 304: Canzuns dil cont populär renan da J C. M u o t h ; Annalas VI, p. 3 4 — 7 5 : Canzun.: popularas engiadinaisas da P. J . I ) e r i n Annalas VII, p. 4 5 — 7 7 : Continuaziun de camuns popularas engiadinaisas da 1'. J. I ) t r i 11. Annalas VIII. p. 1 4 0 — 2 1 4 : Litteratura veglia da M a j o r H a i tra. C a v i e z e l . Annalas IX, p. 93 —102 : Referat sur la litteratura poetica veglia da X ; p. 187 — 222: I.itteratura veglia da II a r t 111.

'C a v i e /. e 1. 2

Decurtins

Chrestomathie II,

p. 2 3 8 - 2 4 0 :

La

canzun de Sontfia

Margriatha.

ORALLITTERATUR: VOLKSLIEDER MYTH. INHALTS.

221

meine guten Kräuter, wenn ich weggehe, werdet ihr verdorren und nie mehr grünen!« Und die Kräuter verdorren und grünen nie mehr. Und als St. Margareth unter der Glocke des hl. Georg und unter der des hl. Gallus hindurchgeht, da läuten die Glocken, dass der Klöpfel herausfällt. Das St. Margarethenlied erzählt vom Ende des »goldenen« Zeitalters in den rätischen Alpen; für Hirtenvölker ist dieses, wie R o c h h o l z nachgewiesen hat, das Milchzeitalter, wo man die Kühe dreimal des Tages melken konnte. Wie das Grottenlied das Ende von Frodis Frieden besingt, so beschliesst St. Margarethens Zauberwort das glückselige Zeitalter in den Alpen. Alle G a b e n , welche die Heilige dem Hirtenbuben anbietet, deuten auf Uberfluss und äusserste Fruchtbarkeit. Die Heilige selbst ist wohl an die Stelle einer rätischen Erd- oder Mondgottheit getreten, stellte man sich doch in keltischen Landen die hl. Margreth als eine Hirtin mit aufgelösten Haaren und mit einem Stocke in der Hand vor. 1 Man verehrte sie als die Beschützerin der Gebärenden, ein lateinisches Loblied nennt sie geradezu L u c i n a . 2 Die uns erhaltene Version des Liedes glauben wir trotz der ganz modernen Sprache, in jene Zeit setzen zu dürfen, als d i e K i r c h e d e s h l . G e o r g b e i R h ä z ü n s mit ihrer Glocke die Bewunderung der Bewohner der Subselva erregte und diese Glocke im Liede zu der ursprünglich wohl alleinstehenden des K l o s t e r s St. G a l l e n gefügt wurde. Wenn im Margarethaliede der K u n k e l s b e r g , der auch im Kinderliede vorkommt, genannt wird, so kann uns das nicht überraschen, sassen j a im Mittelalter dies- und jenseits des Berges Rätoromanen.Mythischen Ursprungs ist auch jenes V o l k s l i e d v o m K a m p f e d e s hl. G e o r g '1 mit dem feuerspeienden Drachcn, das in der Kirche gesungen zu werden pflegte. Merkwürdig ist die Ähnlichkeit der Anfangszeilen mit dem Beginn des Nibelungenliedes 4 . Das Lied ist wohl mit germanischen Einwanderern zu den Rätoromanen gekommen, ob im frühesten Mittelalter oder erst in späterer Zeit, lässt sich jetzt nicht mehr entscheiden. Zu den ältesten Liedern mythischen Charakters gehören auch j e n e Liedchen, welche die Jugend a m e r s t e n F a s t e n s o n n t a g sang, wenn man bei lodernden Feuern auf weitausschauenden Höhen Funken schlug und die feurigen Räder in's Thal warf. Funkenschlagen wie Gesang galt dem Siege des Frühlings, dem Moment, da die Macht des Winters gebrochen ist und die Sonne sich gegen den Sommer wendet. An demselben Sonntage oder am Fastnachtdienstag Abends wurde auch die A u s t r e i b u n g d e r F a s t n a c h t — ursprünglich wohl identisch mit jener des Winters — festlich begangen 5 . Der Vorliebe des demokratischen Volkes für seine von ihm selbst gewählten Gerichte und die uralten Formeln seines Rechts entsprach es nun vollkommen, dass man das ursprünglich kurz gefasste Zwiegespräch zwischen Fastnacht und Fastenzeit zu einem förmlichen Prozesse zwischen J u n k e r F a s c h i n g u n d F r a u F a s t e n erweiterte. 1

In

Gallia vero et Artesia,

habitu rustodis

ovium, passis

et ifibus circumpaseentibus. Acta ss. Julii XX. HO; XX, 29. 2

crinibtts,

cum pedo pastor ali,

K k k e h n r t i ( I V . ) Casus saneti Galli, hrsg. von G. M e y e r v. K n o n a u , St. Gallen. 1877. cap. 72. s Fremdenblatt, l 8 ? o , No. 17 und 2 0 : D e c u r t i n s , C., Rhätische Studien I I I : Ein uralter Mythus. * Meruigliu/a caufa rasa Seresda da vegl enttau, Che enten ina tiarra Dei efser daventau Ina aung bein greva ujarra Cun in generus schuldau. Alleluja. 5 [ > [ e c u r t i n s ] Chr[estomathic] II, p. 223 — 2 2 4 : Volksgebräuche, 6. Mardis tschriver.

2 22

LLLTEKATURGESCHICHTE

DKK

KOMAS".

VÖLKER.

7.

RATOROM.

LITT.

Letztere, eine Matrone in schwarzem G e w ä n d e und mit einem Rosenkranze aus S c h n e c k e n h ä u s c h e n am Gürtel, verklagt Fasching, der als flotter Junker gekleidet vor dem Volksgcrichte erscheint; Klage- und Antwortreden enthalten allerlei satirische Anspielungen auf Vorgänge, die während des verflossenen Jahres im Dorfe sich ereignet. Schliesslich wurde Junker Fasching auf Jahr und T a g verbannt und sein Bild auf offenem Platze den F l a m m e n überliefert 1 . Wir werden auf dieses Volksschauspiel und seine letzte Bearbeitung durch P e t e r A n t o n d e L a t o u r zurückkommen. 3. D a s L i e b e s l i e d . Zahlreich wie bei j e d e m Volke, dessen L e b e n ein gesundes und natürliches g e b l i e b e n , sind bei den R ä t o r o m a n e n die Liebeslieder — die Lieder, welche die L i e b e und die T r e u e , die länger dauern als Gras und Blatt, die auch g r ü n e n , wenn die Blumen welken, verherrlichen. In t i e f e m p f u n d e n e n T ö n e n schildert das romanische Volkslied das Glück wahrer L i e b e , aber ebenso gut kennt es auch den h e r b e n , nie geheilten S c h m e r z erzwungener T r e n n u n g , das bittere Weh unfreiwilligen Abschiedes. Ein wegen seiner ergreifenden Melodie häufig gesungenes Abschiedslied beginnt mit den Worten : Dei jeu pia cun tristezia Iis tels vegls pon buc vertir, Tei, mia cara, bandotiar ? Cara bialla sas t/uci schon; Cur che jeu t/ei tief tei vegnir, Di a tut. t-i ei po leza, La chischun, che jeu stoi laschar. Di a tni quei ordavon. Ver amur lai buc durmir, Vera carezia buc ruaus; Hein con leg her pon (¡uels rir, Che han quei bitcc empruau. •

»Soll ich denn mit traurigem Sinn Dich, mein L i e b c h e n , verlassen? S a g e mir, was ist d o c h die Ursache, dass ich Dich lassen muss? Deine Alten m ö g e n nicht leiden, liebe Schöne, Du weisst das j a . Wann ich zu Dir k o m m e n soll, sage mir das zum voraus. Wahre L i e b e lässt nicht schlafen, wahre L i e b e lässt keine R u h ; wie heiter können j e n e lachen, die das nicht versucht haben.« Gleich wahr spricht sich die Empfindung in dem Anfang des folgenden Liedes aus, wo S o n n e und Mond ob dem Liebesschmerze sich verdunkeln: O tresta spartgida,

De mia cara spusa

Jeu astg' buc gir or; O, tgei crudeivla frida Jeu sentel en miu cor.

Stuer bandunar ; Slgirescha la glina, II solegl dat buc dar

»Ach traurige T r e n n u n g ! Ich darf gar nicht sagen, was für einen graus a m e n Schlag ich f ü h l e in meinem Herzen, dass ich meine liebe Braut verlassen muss. Dunkel wird der Mond und die Sonne scheint nicht mehr hell.« Unser Volkslied k e n n t aber auch das resolute M ä d c h e n , welches dem Drängen der nach G e l d und Gut gierigen Eltern nicht n a c h g i b t , diesem D r ä n g e n vielmehr einen siegreichen Widerstand entgegensetzt. Avant tgi legr chel vigl, Cun tott la roba lo, Avant vegla chel giuven, Tgi ne betg da co. Avant tgi legr chel vigl Cun la si' barba grischa, Avant viglia chel giuven, Tgi no nianc ena tgamischa.

Avant tgi legr chel vigl, Tgi a set vatgas tfanvemar, Avant viglia chel giuven, Tgi no betg tga da star. Avant tgi legr chel vigl Cun tott la si robatschaf Avant viglia chel giuvtn Angal cun la si bratscha,4

»Eher als ich diesen Alten n e h m e mit all dem Gut, das er hat, will ich •den Jungen n e h m e n , der nicht einmal von hier ist. 1

D. Chr. / , p. 4:w 402 : La Dertgira nauscha (nach Ms. Aus dem Volksmunde im Ohurlnnd gesammelt. Aus dem Volksmunde im OI>erhall>stein gesammelt.

2 3 4

Bai).

O R A L L I T T E R A T U R : VOLKSLIEDER.

BALLADE.

LIEBESLIED

U. A.

223

E h e r als ich diesen Alten mit dem grauen Barte nehme, will ich den Jungen, der nicht einmal ein Hemd an hat. Eher als ich diesen Alten n e h m e , der sieben K ü h e überwintert, will ich den Jungen nehmen, der kein Haus hat zum Wohnen. E h e r als ich diesen Alten nehme mit all seinem grossen G u t , will ich den Jungen nehmen, der nichts anderes als seine Hände hat.« Wohl eines der ältesten Liebeslieder ist j e n e s von Flugi übersetzte, wo das Mädchen sich in Pflanzen und T i e r e verwandelt wissen w i l l , der K n a b e aber jedesmal sich in das T i e r verwünscht, das es wieder einfangen k a n n 1 . A u c h S c h e r z - und L i i g e l i e d haben bei den Rätoromanen allerlei seltsame Blüten getrieben. 4. S p o t t - und R ü g e l i e d . N o c h mehr als im Scherzliede zeigte sich der gesunde Humor, manchmal auch der satirische Sinn des Volkes in den zahlreichen Spott- und Riigeliedern. Mit Recht heben sämtliche Schriftsteller des vorigen Jahrhunderts, w e l c h e über die Rätoromanen geschrieben haben, den H a n g derselben zur Satire, der sich im L i e d e bethätige, hervor 5. B a l l a d e . Überraschend war für uns der reiche Schatz von b a l l a d e n a r t i g e n L i e d e r n , w e l c h e sorgfaltige Nachforschung bei dem rätoromanischen V o l k e zu T a g e forderte. Oft sprunghaft und a b g e b r o c h e n , alles, was sich von selbst versteht, bei Seite lassend, erzählt uns die rätoromanische Ballade, indem sie gewöhnlich mitten in die Handlung hineingreift, mit dramatischer Energie das Ereignis. Wie die schwermütige, klagende Melodie, so ist auch der Inhalt gewöhnlich tief traurig. Wenn der Stoff dieser Balladen sämtlichen arischen Völkern gemeinsam und ähnlich dem Märchen in den Grundzügen bei allen Kulturvölkern gleich ist, so haben die Rätoromanen ihnen doch das G e p r ä g e ihrer Nationalität aufgedrückt. Da ist die T o c h t e r des Herrn C o m p l e t i , welche den Bräutigam, den der Vater ihr aufgedrungen, durch allerlei Fragen hinhält, bis der Geliebte kommt und sie rettet; da ist der G e i g e r , der durch sein zauberhaftes Spiel die T o c h t e r des K ö n i g s sich erwirbt Da ist die Braut aus dem S c h a m s e r T h a l e , w e l c h e wider ihren Willen in die S u r s e l v a verheiratet wird. Als die Hochzeitsgäste zum Haus des Bräutigams gelangen, begrüssen Schwieger und Schwiegerin die Braut: »Willkommen, T o c h t e r ! « »Eure T o c h t e r bin ich nicht gcwesc.n und eure T o c h t e r mag ich nicht sein.« Sie verlangt nach einem Bette, und in das Zimmer gebracht, stirbt sie. Ihr Liebster, der ihr nachgeeilt ist, weint über der T o t e n , bis ihm das Herz bricht. Sie begräbt man um eins, ihn um drei; aus ihrem Grabe wachsen weisse Lilien, aus dem seinigen rote Rosen, und Rosen und Lilien umschlingen s i c h 4 . 1

Die

Ii, P-

Volkslieder des F.ngadin von A 1 Con s v o n : Chi me ais t/ue famailg.

Flugi,

Strassburg, K;irl J. Trühner.

2 Patriotisches Magazin von I l e i n r . I . u d x v . L e h m a n n . Bern 1740. p 240 — 2 4 1 . H e i n r i c h Z s c h o k k e ' s Ausgewählte Schriften, A m a n IH25, Erster T e i l . p. 127.

Cur ch' jen erel in petschen affon, Matten ei mei en tgina, Mi devan bu^lia cun in det . . .

3

4

Den

ältesten

1 ext

dieses L i e d e s

finden

wir

in

Schams.

Winten:

Die

Surselva, Surselva, ti freida Surselva! Val Schorns, val Schorns, ti bialla val Schorns! Schlussstro|ihe lautet: Ach ! chei carfcheva Ai, rosas cot/chnas Ellas en cnrfchidas Antrocan ellas ean

/in quellas duas fossas ? a jelgias alvas; si, anfemtn vangidas.

Er

beginnt

mit

den

224

LITTERATURGESCHICHTE

DER ROMAN.

VÖLKER.



7.

RATOROM.

LUT.

In mehreren Liedern kehrt der M a n n , n a c h d e m er sieben J a h r e i m Kriege gewesen, heim und prüft seine G a t t i n , die ihn nicht wiedererkennt, indem er ihr erzählt, er h a b e der zweiten H o c h z e i t ihres Mannes b e i g e w o h n t . Da sie trotzdem mit Segenswünschen des vermeintlich Fernen gedenkt, gibt er gerührt sich zu e r k e n n e n . — A n d e r s w o trifft der Mann nach den sieben in Kriegsdienst zugebrachten Jahren eben e i n , als seine Frau dem z w e i t e n Manne angetraut worden ; er weist seinen R i n g vor und die bestürzte F r a u ruft aus: Ich dachte keinen Mann zu h a b e n und jetzt h a b e ich deren zwei. 1 Als eine P r o b e der rätoromanischen Ballade lassen wir eine der ältesten und schönsten hier folgen. E c h t dramatisch g e h a l t e n und von hinreissender Kraft erzählt sie uns, wie drei Gesellen auf der St. J a c o b s s t r a s s e w a n d e r n ; so hiess bei den R ä t o r o m a n e n die grosse Heerstrasse. Bei einem Wirte k e h r e n sie ein. Der Jüngste verliebt sich in die T o c h t e r des Wirtes und verlobt sich mit ihr. Zornig verklagt ihn der Wirt beim G e r i c h t e als Hexenmeister, der durch Zauber seine T o c h t e r g e w o n n e n , und das Gericht verurteilt den Jüngling zum T o d e . Wie in den Liedern und Sagen anderer Völker bittet der Sterbende die H e n n e , dass sie j e n e , die dazu verpflichtet, ermahne, seinen T o d zu rächen. Auf das h o h e Alter des L i e d e s deutet ausser der ganzen H a l t u n g desselben noch im besonderen der Gürtel von feinem Golde. Que eirau

liais

compagns

con trots larettas cotschnas, Chi vaivain miss siin Tiadi, per ir alla pnnt St. Jachen, Per ir e per star e per mai as bandunar. L'oi, il plü pitschen eir' il plii fick inomur'o. FA s'innamuret dalnnga in la ßglia dcl i/stcr, »Ustera,

Junfr

L'stera,

da gio fain

a meis chavà, „L'stera, Junfr L'stera, dal gio fain a meis chava, Dat gio fain a meis ehavà e tschantschai duos pieds cou mai?, II priim, ch'ella tschantschet, e'l seguond, ch'ella fallet. Ai, dschet' la schi con cl, schi subit dschet la schi con cl. Quo gnit el sii da schala zuon led e bain contoint ¿Compajfut. meis chars comptigns, schi hui tut la figlia del itslcr." »Quai non crajan nus bricha, dt eil' soja tut u tei." non crajais a mai, ai, schi domandoi sScha ad ella!" L'ustir, quel mal uster, ah, quel fût eir dadour 'Usch, Quel f û t er' dadour Usch a tadlet tout i/ue, ch'el d'schet.

Ks

waren

drei

Gesellen

mit

drei roten Baretten, D i e reisteil, u m z u r St. J a c o b s b i (icke /.u gehen. Uni zu gehen , u m zu bleiheil und um sie nie m e h r zu v e r l a s s e n . U o i , der J ü n g s t e , w a r der Yei liebteste. Kr v e r l i e b t e sich v o n w e i t e m in d i e 'l ochtet' des W i r t e s . „ W i r t i n , J u n g f e r W i r t i n , reichet H e u h e r a b m e i n e m Kössleiii," „Wirtin, Jungfer Wiltin, ieichet Heu herab meinem Rösslein, R e i c h e t H e u h e r a b m e i n e m R ö s s l e i n und s p r e c h e t z w e i W o r t e mit m i t . " D a s e r s t e W o r t , das sie s p r a c h und b e i m z w e i t e n W o r t e , dass sie sich v e r g a b . W o h l s a g t e sie j a , so rasch sagte sie ihm j t. D a k a m er s t i e g e n a u f w i i i ts f r o h

und w o h l gemut. „ ( j e s e l l e n , m e i n e liehen (iesellen, ich h a b e ganz d i e T o c h t e r des W i r t e s . " „ D a s g l a u b e n w i r dir n i c h t , dass sie ganz dein eigen s e i . " „ W e n n i h r m i r n i c h t g l a u b e t , nun s o fraget sie selber " Del" W i l t , der b ö s e W i t t , oh, der w a r d r a u s s e n v o r d e r 1 luire. D e r w a r d r a u s s e n v o r der T h ü l e und h ö r t e alles, w a s j e n e r sagte.

O f f e n b a r sind die rote R o s e und d i e w e i s s e L i l i e älter a l s das C a i n i l l e n k r a u t und die f r e m d e Muscatbliite, die h ö c h s t w a h r s c h e i n l i c h den R e i n . e n z u l i e b e in der e n g a d i n i s c I i e 11 Version Eingang gefunden haben: L 'oi, i sül tömbel da quella bella Craschiva sii iina fiur da chiaminella ,' l 'oi, e sül tömbel da que bei mat. Cruschiva sü iina flur nusch nuschiat. W i r w e r d e n diesen ältesten T e x t in u n s e r e S a m m l u n g sur- und s u b s e l v i s c h e r V o l k s lieder a u f n e h m e n , w e l c h e die z w e i t e L i e f e r u n g des 11. B a n d e s der Chrestomathie bildet. 1 /gl /schi, Organ della Romania, hrsg. v. C . D e c u r t i n s , Basel l8i)7. /na canzun veglia.

ORALLITTEKATUR:

BALLADE.

Qua gnit

et airi/ iin stiva, zuond grit e malcontaint. . Oi, schi tu schetm, oschi, che hast tu dat per pegn!" ¿Per pegn la ha eu data una tschinta da fin or, ..Art tschinta

da fin or, ai, e duos beh ancls d'or." „Quai ant co quai laschar davantar, schi va tu pel mistral!" va tii aura pel mistral e per sa mastralia !" rSchi Qua fetten

eis sentenziar,

eh'ci füss ün poc ün òun ; Qua fetten eis sentenziar, eh'ci füss eir un striun. gialli/tetta, pur fa per mei vendetta!", aGallina, Vendita, ch'ella faiva, chat sang per via curraiva.

FABEL.

HISTORISCHES L I E D .

Da

er in

kam

225

die Stube

herein, gar b ö s e lind unzufrieden. „ O i , du S c h e l m , s o , w a s hast du ihr zum Pfand g e g e b e n ? " „ Z u m Pfand habe ich ihr einen Gurt von feinem G o l d e gegeben. Einen G l u t von feinem G o l d e , ai, und z w e i goldene R i n g e . " „ E h e das geschehen lassen, gehe D u für den Landammann !" „ S o gehe du hinaus für den Landammann und für sein G e r i c h t ! " D a Hessen sie urteilen, er sei ein w e n i g guter; D a Hessen sie urteilen, er sei ein H e x e n meisler. „Henne, kleine Henne, räche mich n u r ! " Und sie rächte ihn, dass das Blut auf der Strasse floss.

6. Zu den ältesten Volksliedern gehören j e n e , in denen T i e r f a b e l n behandelt werden , so z. B. das Lied von der Hochzeit des Heuschrecks und der Ameise, das in allen Dialekten sich wiederfindet A's

II vulaiven

silip e la furmia. tuarider, hola. falia le la,

„Silip, voust a'm pigler?" „Furmia, parche na!" hola . . Cur ge'tan sii Puter, Ver metter aint l'ane, hola . . . Silip dat inavi'us, Cha V scharve saglit our, hola Furmia get vi sur mer, Per üt del masdincr ; hola . . . La get invi da Pes/jua F. turnet da Xadel, hola . . . E cur che la turnet, Silip fùt mort e su/erro, hola . he granda fadia J}F.au d' Per te, ma cumpagnia, hola . . Bau d' he granda dulur Par te. 0 mia eher cour ! hola .

hola

D e r H e u s c h r e c k und die S i e wollten sich heiraten, hola,

Ameise. falia le la, hola. „Heuschreck, w i l l s t du mich nehmen?" „ A m e i s e , w a r u m nicht?" hola . . . A l s sie zum A l t a r gingen, U m den R i n g anzulegen, hola . . . D e r Heuschreck fiel zurück, D a s s das Gehirn heraussprang, hola . . . D i e A m e i s e ging übers Meer, U m Salbe, ihn zu heilen; hola . . . Sie ging hin zu Ostern Und kehlte zurück zu Weihnachten, hola . . . Und als sie zurückkehrte, Heuschreck w a r tot lind begraben, hola . . . „ I c h habe grosses L e i d U m dich, mein Geselle, hola . . . Ich habe um dich grossen Schmerz, U m dich, mein liebes H e r z ! " hola . . .

Das Oberhalbstein hat ein Lied von der Hochzeit des Maulwurfs, wo die Ziegen als Brautjungfern erscheinen. 7. H i s t o r i s c h e s L i e d . Unmöglich konnten die zahlreichen Kämpfe, welche das 15. Jh. ltir das Land der Drei Bünde mit sich brachte, ohne Nachhall in den Liedern des Volkes bleiben. Der rätische Chronist U l r i c h C a m p e i l hat uns Bruchstücke von historischen Liedern über den »Hennenkrieg«, eine Fehde zwischen Engadinern und Tirolern (1475), aufbewahrt. Da wird uns der siegreiche K a m p f G e b h a r d W i l h e l m s gegen den Riesen M a r t i n H a n s v o n N a u d e r s geschildert 2 . Desgleichen bietet uns Campell einige Strophen über den Einfall der Biindner in die Grafschaft Bormio 3 . Aus den knappen Fragmenten ersehen wir immerhin, wie anschaulich diese episch gehaltenen Lieder die höhnenden Reden und die Einzelkämpfe der Helden vorführten. Die dramatisch belebten Stellen in Campell sind wohl nichts anderes als Übersetzungen aus diesen historischen Liedern. Aus dem ' In den Annalas III, p. 304 hat J. C . M u o t h eine unvollständige sürselvische Version unseres L i e d e s mitgeteilt. 2 U l r i c i C a m p e l l i Historia Raetica, hrsg. von P l a c i d . P l a t t n e r (Quellen zur Schweizer Geschichte VIII) 1, p. 5 6 2 — 5 6 3 . 3 U l r i c i C a m p e l l i Historia Raetica I, p. 5 9 7 . GRÖBER, Grundriss. 11c.

15

226

LlTTERATURESCHICHTE DER ROMAN. VÖLKER.



7.

RÄTOROM.

LlTT.

Mittelalter stammt auch das Lied vom Einfall der Glarner in die Flimser Alp und von dem Tode des Hirten, der durch Schalmeiblasen auf dem Flimserstein um Hülfe rief 1 . In der Form und im Inhalt mahnt das uns nur bruchstückweise von Flugi mitgeteilte Lied über den Veltliner Feldzu% vom Jahre 1 6 3 5 2 a n die älteren historischen Lieder, während die späteren Lieder über die Ermordung der Männer von Feldis durch den Grafen Travers und über den Einfall der Franzosen4 vom Jahre 1 7 9 9 , stark mit biblischen Bildern und Gedanken vermengt, an die Klagelieder über die »böse Zeit« erinnern. Die älteren historischen Lieder hatten wahrscheinlich keine Melodie, sondern wurden einfach mit gehobener, rhythmisch schwebender Stimme vorgetragen, bezeichnet ja doch Campell die Vortragsweise mit den Worten: cantitari ac recitari. 8. D a s p o l i t i s c h e L i e d . Aus den eben genannten Kämpfen des 1 5 . Jhs. ging das Bündner Volk als ein freies hervor, das in offener Gemeindeversammlung sich seine Beamten und Richter erwählte und ebenda über Krieg und Frieden entschied. Bei einem solchen Volke musste das politische Interesse ein sehr grosses sein. Die Parteien, die mit einer der Natur des Landes entsprechenden Kraft und Wildheit 11m die Mehrheit rangen, mtissten auf das Volk einzuwirken suchen, vor ihm ihre Ideen und Anschauungen verteidigen, die Bestrebungen und Thaten des Gegners bekämpfen. Dies geschah, so lange das romanische Volk der Schriftsprache entbehrte, allein durch das p o l i t i s c h e L i e d . Zugleich mit dem Wort entstand jeweilen die vollständige Melodie und auf den Flügeln dieser Melodie wurde das Lied, den Freunden zum Schutz, den Feinden zum Trutz, von Thal zu Thal getragen. Das erste Erzeugnis unserer Poesie, das schriftliche Aufzeichnung gefunden hat, ist ein politisches Lied: Das Lied vom Müsserkriegeh. Der rätische Staatsmann J o h a n n T r a v e r s schrieb es nieder; es war die Antwort auf ein »schändliches Lied«, das gegen Travers und die anderen Gefangenen ob Puntaglia im Hochgericht B e r g e i l gedichtet worden 6 . Schon war inzwischen auch über das Land der Drei Bünde die religiöse Krisis gekommen, die hier nicht durch das Machtwort eines Fürsten entschieden wurde, sondern vor dem Volke und i m Volke ausgetragen werden musste. Es war Sache jeder Gemeinde, zu beschliessen, ob sie beim alten Glauben verbleiben oder dem neuen sich zuwenden wollte. Aber nicht nur jede Gemeinde, häufig auch selbst die einzelne Familie wurde in zwei unversöhnbare Parteien gespalten, die einen erbarmungslosen, blutigen Kampf mit einander führten. Seltsam verquickte sich mit den religiösen Gegensätzen seit dem Ende des 16. Jhs. das zähe Werben und Wühlen der Grossmächte, Spaniens, Frankreichs und Venedigs, für welche das damalige Graubünden mit seinen Pässen nach Italien ungefähr die gleiche Bedeutung hatte wie heutzutage Bulgarien für die Mächte des Ostens. Die Parteiführer, welche es verstanden, das grösste materielle Unrecht in den Mantel strengsten formalen 1 2

Aus dem Volksinunde gesammelt in der Fuppn.

Zwei historische Gedichte

in ladinischer

Sprache aus dem 16. und IJ. Jh.

von A l f o n s

v. K l u g i , Clnir, Leonhard Hitz. 1865. Anhang, p. 1 oft —11:1". Gedicht über den Veltliner-

feldzug da

des Jahres 1635. D . Chr. I, p. 3 3 7 - 3 4 1 : Canzun davart la fchnuveivla rnort Daria dils treis hummens vieuldcn 4 D . Chr. I. p. 4 0 1 — 4 0 2 : Canzun da la Guerra dilg culm Dussera s Zwei historische Gedichte in ladinischer Sprache aus dem 16. und 17. Jh. v. Alfons 3

v. K l u g i , Chur, I.eonhnrd Hitz, 1865, p. 23— 41:

82—.">97: Volkstümliches aus dem Unterengadin von C. 1>ciurtins. 8 G r ö b e r s Ztschr. VI, p. 64 - 9 3 : Eine subselvanische Liederhandschrift von C . L) e c 11 r t i n s. 9 D. Chr. I, p. 3 5 8 — 3 7 0 : Camuns de Valterina. Sehr mangelhafter Text. 10 Annalas VI//, p. 2 9 2 — 2 9 3 : Canzun dils giats. 11 D. Chr. I, p. 564 : Canzun tier P Uiarra.

15*

228

LITTERATURGESCHICHTE DER ROMAN. VÖLKER.



7.

RATOROM.

LITT.

nalsten Volkslieder ist. Vielfaches kulturhistorisches Interesse haben jene Volkslieder, in denen über die Sündhaftigkeit der Welt und die Bosheit der Menschen geklagt wird. Häufig gestalten sich diese Lieder zu einer drastischen Schilderung der Sitten und Unsitten der Zeit. Von den vielen Erzeugnissen dieser Art nennen wir die C'anzun davart la Nocbha', in welcher ein Jüngling über den Stolz, den Luxus und die Vergnügungssucht eines adeligen Fräuleins klagt, dem die jungen Männer des Landes zu gering sind und das sich deswegen in die Fremde verheiratet; dann weiter die C'anzun dina feglia anganada'1, aus dem Anfange des 1 8 . Jhs., die ein trauriges Familienleben mit dem stillen Kloster vergleicht. Den herben Verdruss, den der Söldnerdienst über so manche Familie gebracht hat, erkennen wir aus der C'anzun cur jlg figl da Sörz-Fortt ei jeu a guara\ wie der junge Gabriel, der Enkel des Steffen, trotz der erschütternden Abmahnung seiner Eltern in fremde Dienste geht. In vielen Liedern wird dem Schmerze des Abschiedes und den Leiden des Heimwehs der Engadiner, welche in der Fremde ihr Glück suchten, ergreifender Ausdruck gegeben; diese Lieder gehören zu den besten, am tiefsten empfundenen unserer Volkspoesie. Die Freude der Heimkehr in die liebe Heimat, wo ein neuer Garten aufgewachsen und der alte verschwunden, besingt in ebenso zarter wie sinniger Weise das Lied aus dem L u g n e z : 1 Co if/t-i stau a m/s de car De vegnir vus 7'i'itar; Mo eo oUi po mar midaUy T;i 7rss i/iu'i maiita patertgiau. Ciuventet^na ei si carsrhida, Vegliadetgna ei disparida. Et ei resta uto ent/nalt^in Enten ynest aschi bi curtin. Manches romanische Volkslied entstand in den französischen und deutschen Feldlagern, so das Lied: Si tap[f]er Schuldau nus lein tilar und die K l a g e der Gardesoldaten in Paris über ihre Offiziere Mehr als ein Volkslied wurde zum erstenmal bei der Aufführung einer Komödie gesungen und erhielt sich dann (als Volkslied) Jahrhunderte lang, so das Lied: Ach, tgi vess pu mai detg, che jeu aschi liederlich7 und Jeu sai dnzanu (Tin bi casti\ in den unter dem Volke kursierenden Handschriften tragen diese Lieder gewöhnlich die Überschrift: C'anzun della cutnedia. T o t e n k l a g e n . Zu den ältesten Volksliedern gehören jene, in welchen die Familie, Verwandte und Bekannte um einen Toten trauern und wehklagen. Häufig nehmen diese Totenklagen dramatische Form an, indem Vater und Mutter, Geschwister lind F"rcunde nach einander auftreten, um den Verstorbenen zu beklagen, und schliesslich dieser selbst, jenen Trost zusprechend, eingeführt wird. Beim Tode hervorragender Männer und Frauen oder bei besonders tragischen Todesfällen wurden häufig mehrere Totcnklagen gedichtet. Manche Lieder dieser Art, wie das von den zwei Hirten auf der Alp von S c h e i d oder das auf die Ermordung des C a m e n z i n aus Schams in Venedig, erhielten sich als Volkslieder. Betrachtungen über die Nichtigkeit des Irdischen und die Vergänglichkeit des Lebens sind Lieblingsthemata der im allgemeinen ziemlich düsteren und kontemplativen rätischen Bergbevölkerung. Das erklärt ' Annalas I, p. 344—345 Duas canzuns-. i'na chiantzun davart la Xoeblia da Prof. Muoth. 2

3 4 s 6 7

D. Chr. /, p. 800 —8lO: Canztm dina fe^lia anganada. D. Chr. I, p. 189 — 192. Aus dem Yolksmunde gesammelt. In Ms. Cm., vgl. D. Chr. /. p. XXX. D. Chr. /. p. 563: Lama[n]tischuns della Schuldada. Ms. i m B e s i t z e von C.

Decurtins.

229

uns die zahlreichen L i e d e r v o m T o t e n t a n z e , die wir in allen rätoromanischen Dialekten finden 2.

MÄRCHEN,

NOVELLE,

SAGE.

5

D a s M ä r c h e n . Das rätoromanische Volk besitzt einen grossen Reichtum an Märchen, die eine Generation der andern überliefert hat, und die der Kultur des Volkes entsprechend das Ursprüngliche und Naive in Inhalt lind Form sich bewahrt haben. Es sind die gleichen Märchenstoffe, welche die neuere folkloristische Forschung als über die ganze Erde verbreitet nachgewiesen hat. Da finden wir das Märchen vom Aschenbrödel uLa Schenderlelgan, vom Zauberer und seinen Dienern » / / servitur et il striuti«, von den dankbaren Tieren »Las farmiclas, ils aviuls e las entias,«. von den dankbaren Toten >11 mierl e las duas sclavas«, von der Tochter, die ihren Vater so gern hatte wie das Salz »La princessa, che haveva bugien sin bab sco il sal3, das Rätselmärchen »Lls legns*4 und viele andere. Aber auf romanischen Boden übertragen sind diese Märchen geistiges Eigentum des Volkes geworden, das sie seinem nationalen Denken durchaus assimilierte. Einzelne sind ganz romanisch, auch was den Inhalt anbetrifft; wenn ursprünglich vielleicht auch entlehnt, wurde die Form mit ganz rätischem Inhalte ausgefüllt. Ein treffendes Beispiel ist das Märchen vom lieben Gott und den Kindern Evas 5 , in welchem die Entstehung der Stände, die in Rätien vorhanden, erklärt wird. Auf Naturerscheinungen, wie sie den rätischen Alpen eigen sind, und ihrer mythologischen Personifikation beruht das Märchen von den drei Winden0: der junge Mann, der die verlorene Frau sucht, kommt zuerst zur Aura sut und erhält von ihr einen Pantoffel, mit dem er bei jedem Schritte drei Stunden macht; dann giebt ihm der Luft su den unsichtbar machenden H u t ; schliesslich aber gelangt er mit Hülfe des wilden Favugn, der ihm einen Zauberstab reicht, auf den Cuolm Gielgia, den Götterberg der Rätier. Die Gaben, welche die drei Greise, die Personifikationen der drei Winde, dem jungen Manne verleihen, charakterisieren dieselben vortrefflich: der kalte, helle Unterwind gibt dem jungen Manne die Siebenmeilenstiefel, der warme, wolkenbringende Südwind den unsichtbar machenden Wolkenhut und der wilde Föhn den Stab, mit dem er die Stürme in den Hochalpen entfesselt. Ist dieses Märchen in Rätien entstanden oder aus der Fremde entlehnt, von den Rätoromanen frei umgebildet worden — jedenfalls haben wir es hier mit originellen Gestalten des rätischen Naturmythus zu thun und sicherlich ist dieses Märchen so national wie ein Märchen nur sein kann. 8. N o v e l l e . 7 Die Novellen der Rätoromanen wurden nicht durch einen berufenen Erzähler gesammelt, niemals zu einem Decamerone verarbeitet. Aber sie leben doch in naturwüchsiger Frische im Volke und verhalten sich zu ihren Schwestern in jener weltberühmten Sammlung, wie schlichte Alpenblumen zu farbenglühender Gartenflora. Die Novellen -»la feglia dil retg* 1 G r ö l i e r s Zeitschrift VI, A4 — : Line sttbschtanische lAederhandsckrift von C. D e c 11 il i n s . VIII. |> ,">H6 : Ii* saltar dits morts. D. Chr. I, p. 196 — 199: Itg saltar dils morts. H ö h in e r , Romanische Stud'un I I , pp. 99—155: Praulas surselvanas von C. 1) e c il r t ins. I>. Chr. II, Märrhen, p. l — l 28. :i r > . Chr. II, No. I U I , 101, C«|. 80, 8:j. * 1). Chr. II, No. 54; Frem./enblatt, 1880, Nr. 8 und IO: D e c u r t i n s , C., Rätische Studien, II Unser A'tithst-l. •'• I). Chr. II, No. 84. ''• D. Chr. II, No. ; Monatrosen des Schweizerischen Studentetwereins, 1876: D e c u r t i n s . Studien aus dem Bündner Oberlande, I.: Das rätoromanische Märchen. 7 II. Chr. II, p. 129 - 1 4 2 , Arovdlen. » D. Chr. II, Novellen, No. 3.

230

LLTTERATCRGESCHICHTE

DER ROMAN. VÖI.KEK.



7.

RÄTOROM.

LITT.

und la biala Luisa dürfen keck den besten volkstümlichen Novellen der anderen romanischen Völker an die Seite gestellt werden. 9. D i e S a g e . 1 Neben den Geschichten von Hexen, verborgenen Schätzen, Zauberquellen und heiligen Steinen, wie sie beinahe alle Völker haben, finden wir in den Sagen der Rätoromanen eigentümliche Gestalten, in welchen wie im Märchen die Naturkräfte der Hochalpen personifiziert erscheinen. Wir hören von Spinnerinnen, welche durch ihr Spinnen den Föhnwind verursachen, von Frauen, die strickend die Wolken sammeln. Originelle Schöpfungen der rätischen Mythologie sind die Tschalareras, die immer im Reigen mit dem Sturmwinde daher kommen und Mensch und T i e r mit sich ins Verderben reissen; die Dialas, die bereits der rätische Dichter L e m n i u s mit den Dryaden verglichen' 2 und um die sich ein ganzer Sagenkreis gesponnen hat. Der geheimnisvolle und bösartige Butatsch cun egls harrt noch einer richtigen mythologischen Erklärung. Eine geheimnisvolle Rolle spielen auch die Scolars della scolla iura, von denen ähnliche Geschichten erzählt werden, wie man sie anderswo von den »Venedigern« zu berichten weiss. 3.

KINDERLIED

UND

KINDERSPIEL.

9. K i n d e r l i e d . : t Wie urweltliche Insekten sich in der Bernsteinhiille unverletzt erhalten haben, so bergen auch die rätoromanischen Kindersprüche zahlreiche Überreste uralten Glaubens und uralter Poesie. Einer dieser Reime erzählt uns von der Wolkengrossmutter, die in in der Felsenhöhle liegt und Wasser saugt, bis sie zerplatzt 4 , ein anderes Licdchen von dem Teufel, der über die Wolken fahrt"' (offenbar der alte Donnergott), während ein dritter Spruch den geheimnisvollen Reiter vorfährt, der mit seinem Pferde über die mythische St. G a d a - B r ü c k e reitet 6 . Das Kinderlied vergleicht ein böses K i n d mit dem Mal on', war j a das böse Jahr für unsere Ahnen ähnlich wie die Boda, die Pest, eine unheilvolle Persönlichkeit. Den ältesten rätischen Speisezettel enthält folgendes unübersetzbare Kinderliedchen, das den Stammbaum der nationalen Lieblingsspei.en aufrollt: / izockrh. maluns e capuns En far^Linns ; Peta en pegnia Ei la »tadregvia ; Buqliarsa ei la basatta, Ina parentela sbusaratta.

Als Probe der Kinderpoesie mag noch ein Liedchen folgen: Ei La II La Iis Et

vegn, ca plova, giata semmia, tschiel semida, glina seslrida, tgauns vor ä notas, ils paupers en tgaubrocals.

10.

Kinderspiel8.

Es die der der die und

Dass manches

kommt zum regnen. K;itze b e w e g t sich, Himmel ändert sich. Mond trüht sich, Hunde gehen zur Hochzeit, die Armen gehen zu Grunde.

Kinderspiel

aus

alter Zeit

sich

1 D . Chr. II, p. 1 4 2 — \ fyO,Sagen. — II Progrcss, l Chr. Ii, p. 2:)8. II hurschin de Sontg Valentin. 7 I). Chr. II, ]>. 2H4. Alt! Spruche, X und X I . • D . Chr. II, p. 2;í6 - 2H7: L' Ave Maria dils Signuns.

p.

l6'>—17-:

234

LITTERATURGESCHICHTE

DER ROMAN.

VÖLKER.



7.

RÄTOROM.

LITT.

einer Herrschaft zu vereinigen (der gross angelegte Donat von Vaz hat etwas derartiges versucht), dann hätten die Rätoromanen rechtzeitig die politische Unterlage besessen, auf der sie sich als Nation auch sprachlich entwickeln konnten. Die Einigung kam und zwar in der an erster Stelle angedeuteten Weise, aber sie kam um mindestens ein Jahrhundert zu spät; erst als das Mittelalter sich seinem Ende entgegenneigte, erhoben sich aus der Zersplitterung desselben die drei Bünde, die übrigens nicht völlig aus h o m o g e n e n Elementen bestanden: der Obere oder Graue, der Gotteshaus- und der Zehngerichtenbund. Die Anregung zur Bildung des Grauen Bundes ging von den romanisch sprechenden Oberländern aus; das grosse Hochgericht der C a d i kann als die Wiege dieses Bundes bezeichnet werden. Im Gotteshausbunde spielten die stolzen und freiheitsliebenden Gemeinden des Oberengadins eine Hauptrolle. Nun vollzog sich die Entwicklung allerdings rasch: n o c h irr» L a u f e des 15. Jhs. vereinigten sich die drei Bünde. Mag der B u n d v o n V a z e r o l eine historische Thatsache sein, mag er dem Gebiet der S a g e angehören und auf einen T a g verlegen, was allmählich, während mehrerer Jahrzehnte geschehen, — als Resultat der mittelalterlichen Entwicklung Rätions bleibt der Zusammenschluss der drei Bünde zu einem Staatswesen bestehen. Bald sollte der junge Staat die Bluttaufe erhalten. Der erste K r i e g , den die drei Bünde im Vereine mit den Eidgenossen gegen Kaiser und R e i c h führen mussten, war auch der glorreichste, den die Bündner Geschichte kennt. G e r a d e die bedeutendste Schlacht in diesem K r i e g e , die an der K a l v e n e r K l a u s e , wurde vom Heere der drei Bünde geschlagen: hier errangen die Bündner unter Anführung des B e n e d i k t F o n t a n a , der dort den Heldentod fiel und dessen letztes anfeuerndes Wort uns D u r i C a m p e l l a u f b e w a h r t 1 hat, einen herrlichen Sieg. Den Gefühlen stolzer Freude über den Sieg und dem trotzigen Selbstbewusstsein, mit dem die Bündner in das 16. Jh. eintraten, g a b der Humanist S i m o n L e m n i u s in seinem Epos, der Racteis, formvollendeten Ausdruck 2 . 16. Das gleiche Gefühl bewusster Kraft, dieselbe kriegerische Stimmung klingt auch in dem ältesten Denkmale rätoromanischer Sprache, im Liede vom Müsserkriege, durch. Verfasser des Liedes ist J o h a n n v o n T r a v e r s 3 , ein Mann, der, 1483 in Zutz geboren, seine Jugend in den Gelehrtenschulen Deutschlands zugebracht und dort eine gründliche humanistische Bildung sich erworben hatte. In die Heimat zurückgekehrt, hatte er zuerst dem Bischof von Chur gedient und wurde später einer der hervorragendsten Staatsmänner und Heerführer der drei Bünde. Er schloss sich der Reformationsbewegung a n ; in seinem späteren Alter hat er selbst gepredigt. Das hielt ihn übrigens nicht a b , den eben genannten Simon Lemnius, der wegen seiner bekannten Polemik gegen Luther den Prädikanten so verhasst w a r 4 , an die Lateinschule in C h u r , deren Pfleger Travers war, zu berufen. Auch war er es, wclcher den Versuch, das Bistum Chur zu säkularisieren, vereitelte 5 . Wenn man diese 1 »Hei fraischgiamaing meis matts; cun mai ais par un huom da far, quai brichia guardad; u chia hoatz Grischuns e ligias, u maa tion plü.« II I r i c i C a in p e 11 i Historia Raetica It hrsg. von P l a c . P l a t t n e r , Basel. F e l i x Schneider. 1887. p. 674. • Die A'aeltis von Simon Lemnius, hrsg. mit V o r w o r t und Kommentar v o n J a c P l a t t n e r , Cliur, Sprecher und Plattner, 1874 3 Rätia //: Joh. von Travers von A l f o n s v. F l u g i . 4 l" 1 r i c i C a Iii p e 11 i Historia Raetica II, p. ;W>. G o I d a s t, Rerum Alemanicarum III, p. 1 1 2 — 1 1 3 : J o a n n i s C o i n a n d r i epistolae ad Joachimum Vadiantim. Über das Verhältnis von L e m n i u s zu den Reformatoren vgl. K a w e r a u in S c h n o r r s Archiv für Litteraturgeschichte 10, 6 ff. 5 Schweizerisches Museum. Bd. II, p. 1 9 8 — 2 4 2 . p. 2 8 5 - 2 9 8 , Bd. III. p. 5 0 - 7 2 : Misslungener Versuch, das Hochstift Chur zu siikularisiren, in den Jahren 1 5 5 8 — v o n F e r d i n a 11 d M e y e r.

BUCHLITTERATUR : ENGADIN

1500—1700.

2

35

so widerspruchsvolle Haltung auf unedle Motive zurückführen will, so greift man sicher fehl: Travers gehört zu jenen historischen Gestalten, wie sie Uebergangszeiten erzeugen, Persönlichkeiten, die sich wohl dem Neuen anschliessen, aber viel zu viel Pietät und konservativen Sinn haben, um mit der Vergangenheit radikal zu brechen. Der Erwerbung der italienischen Untertanenlande waren inzwischen die Müsserkriege gefolgt. Travers hatte an dem ersten derselben hervorragenden Anteil genommen und war dann als Gesandter nach Mailand zu Herzog Francesco Sforza gegangen. Auf der Heimkehr wurden er und seine Genossen vom M ü s s e r , Gian Giacomo de Medici, hinterlistig gefangen genommen und längere Zeit auf Schloss M u s s o , am oberen Corner See, in harter Haft gehalten. Inzwischen entstand ob Puntaglia im Hochgerichte Bergell ein Schmachlied auf die Gefangenen. Als Antwort auf dieses Schmähgedicht ist wohl zunächst das Lied vom Müsserkriege aufzufassen. Man mag es zu lang finden für ein zum Singen bestimmtes politisches Lied, länger ist es doch kaum als so manches zeitgenössische deutsche Lied. Ganz volkstümlich sind T o n und Haltung; nirgends verrät sich der gelehrte Mann, der mit den Humanisten Oberdeutschlands in regem Verkehre stand. Travers hat das Lied vom Müsserkriege romanisch niedergeschrieben und ist so der Begründer der rätoromanischen Litteratur geworden. Bis zu dieser Zeit hatte man nie rätoromanisch geschrieben, wenn wir absehen von einzelnen Namen und Phrasen in lateinischen und deutschen Urkunden. Leider bietet die einzige uns erhaltene Handschrift des Liedes, die Flugi herausgegeben hat, einen stark veränderten Text, aus dem sich die ursprüngliche Sprache und Orthographie des Dichters kaum wiedererkennen lässt. 17. Derselbe Travers übersetzte mehrere D r a m e n , so 1534 den nach. Aegypten verkauften Joseph^, später den verlorenen Sohn, und acht Jahre später noch ein Stück, in welchem wiederum die Geschichte Josephs behandelt war, aber, wie Campell sagt, nicht in tragischer, sondern in komischer Weise;, wir glauben in dem Spiele von Joseph und Putiphars Frau2, das uns ein glücklicher Zufall in einer Handschrift des 16. Jhs. auffinden liess, jene komische Bearbeitung der Geschichte Josephs zu erkennen. Im Jahre 1 5 5 4 bearbeitete der eben erwähnte Chronist U l r i c h C a m p e l l , damals Prediger in S ü s , das Spiel von der Judith in romanischen Jamben, und dasselbe wurde unter zahlreicher Beteiligung des Volkes in Süs aufgeführt 3 . An solchen aus dem Deutschen übersetzten und in dieser Uebertragung zur Aufführung gebrachten Spielen nennt Campell in seiner rätischen Geschichte: Der reiche Mann und der arme Lazarus, die Passion Christi, das Gastmahl Belsazars,. die zehn Altersstufen im menschlichen Leben, Wilhelm Teil. Als Orte dieser szenischen Darstellungen werden uns bezeichnet: Z u t z , C a m o g a s k , S ü s , A r d e z , Z e r n e t z und S c a n f s 4 . Aus der Reimchronik des A l i e s c h ersehen wir, dass 1576 während zweier Tage »lang und breit« in Z e r n e t z das Spiel von der Einnahme Babylons zur Darstellung gelangte, desgleichen in demselben Jahre zu C e l e r i n a dasjenige von der Geburt des Heilandes und in Z u t z am 12. Juli 1584 die Komödie »Hekastos« von jungen Leuten aus guten Familien aufgeführt wurde r\ Wiederholt aufgeführt wurde auch das Spiel von den drei U l r i c h , Chrestomathie II, p. 1 6 — 3 8 : La Histoargia dalg bio Patriarch Joseph. IJI Chianzun da Joseph Ig' filg da Jacob, lg' qual la mulgitir dalg Parzura Potiphar daptkia chel ad aquella in tuorp nun uouf cumpla/chair fü maliziusamaing & ineunter radehun chiafchuno. Die Handschrift ist im besitze von C . D e c u r t i n s . 3 l ' l r i c i C n m p e l l i Historia Raetica II, p. 352 — 353. 4 U 1 r i c i C a m p e 11 i Historia Raetica II, p. 354. 5 Eine altladinische Reimchrmik, V . 1 7 — 20, V . 520 521 in G r ö b e r s Ztschr. .IX, p. 3 3 2 - 3 5 9 1

2

2¡6

LITTERATURGESCHICHTE DER ROMAN. VÖLKER.



7.

RATOROM.

LITT.

Jünglingen im Feuerofen, das mit seiner gegen den Bilderdienst gerichteten Tendenz sich grosser Beliebtheit erfreute Polemisch war das Gespräch zwischen zwei Evangelisten und zwei Papisten, das mit der Bekehrung der Papisten zum reinen Evangelium endigte 2 . Nach unserer Ansicht gehört auch der Job, der in zwei von einander sehr abweichenden Redaktionen auf uns gekommen ist, in dieses Jahrhundert"'. Am Valentin Ende desselben wurde in Z u t z ein Spiel von der Liebe des Ritters zu Englatina, Tochter des Königs Pipin, dargestellt 4 . In das 16. Jh. glauben wir auch das uns nur bruchstückweise erhaltene Spiel von Marina, der Tochter des Königs von Frankreich versetzen zu sollen '. Publiziert wurden vier von diesen Dramen La Chianzun da Joseph lg' filg da Jacob, lg' queel la mulgiar dalg Parzura Potiphar, dapöeia chel ad aquella in tuorp nun uouf cumpla/chair, fit tnaliziusatnaing 7 : Der ladinische Tobia. 5 G r ö b e r s Zeitschr. Bd. IV, p. 256 — 205: Historische Gedichte in ladinischer Sprache. 6 G r ö b e r s Zeitschr. Bd. II, p. 5 1 0 — 5 2 1 : Dil ladinischen Dramen im ¡6. Jh. ; Bd. IV, p. 1 — 6 : Ladinische Dramen im 17. Jh. -, p. 48;) — 50I : Zwei weltliche ladinische Drunten des //. Jhs.; Bd. V, p. 4 6 1 — 7 9 : Zwei ladinische Dramen des 16. Jhs. ' Archivio glott. ital. VIII, p. 263 - 3 0 3 : Susanna, sacra rappresentazione del secolo XVII, Testo ladino, varietà di Bravugn, edite secondo il ms. del Mus. Britann. da G. U l r i c h . ® Manuscript ini Besitze von C. D e c u r t i n s . * Igt Ischi. Duos güraments da 1689 e ijii. 10 G r ö b e r s Zeitschr. VII. p. 5 3 1 — 5 3 3 : münsterischer Dichter von C . D e c u r t i n s . 11 Annalas III.: p. 95 — 225: Wilhelm Tell, verti a sentimaint in Ladin da Miistair da L . J u s t i n i a n L o n i b a r d i n .

BUCHLITTERATUR:

OBERLAND

1500—1700.

247

Graubünden pazifizieren sollten, bezeugen ausdrücklich, dass man auf der »Landsgemeinde zu Disentis den Fürtrag in Romanischer Sprache verlesen« habe. Gepredigt wurde im Vorder- und Hinterrheinthal nur romanisch. Das erste gedruckte Buch in romanischer Sprache — der Autor versäumt es nicht, sein Werk in der Vorrede ausdrücklich als solches zu bezeichnen — ist eine Bearbeitung des Kaicchismus durch D a n i e l B o n i f a z i u s , Lehrer in Fürstenau. Dem Katechismus beigegeben sind eine Reihe von Anstandsregeln und die Ubersetzung einiger Psalmen. Zehn Jahre später erschien das Lieder- und Gebetbuch von S t e i f e n G a b r i e l , mit dem eine rege Thätigkeit in der oberländischen Litteratur begann. Aus Fettan im Unterengadin als Pfarrer nach Ilanz berufen, hatte Gabriel rasch das Oberländische sich zu eigen gemacht und beherrschte dasselbe vollständig, wenn auch in seiner Poesie und Prosa der Einfluss seines Mutteridioms unverkennbar ist. Gabriel gehörte zu den Kraftnaturen, die zu Anfang des 1 7 . Jhs. eine so verhängnisvolle Rolle gespielt haben, zu jenen Naturen, in welchen die grossartig düstere Wildheit rätischer Alpenwelt personifiziert erscheint; die bekannteste Gestalt aus diesem Kreise ist der schon genannte G e o r g J e n a t s c h , den wir zusammen mit Gabriel am T h u s e n e r S t r a f g e r i c h t e hervorragend thätig sehen. Unter dem sinnigen Titel II sulaz di pievel giuven1 gab Gabriel l ó r i eine Anzahl teils von ihm selbst gedichteter, teils übersetzter religiösen Lieder, eine Kontroversschrift la stadera und einen Katechismus heraus. Die Innerlichkeit des Gemütes, die unbeugsame Überzeugung, die sich zum Fanatismus steigert, die dem Kraftbewusstsein entstammende wilde Kampfeslust, welche sich in diesen Liedern aussprechen, erinnern uns häufig an Luther. Dessen Lied »Eine feste Burg ist unser Gott« hatte Gabriel eben frei in's Romanische übertragen, als 1 6 0 4 die Spanier in Mailand durch die Erbauung der Feste F u e n t e s am Corner See die protestantischen Bündner zu schrecken versucht hatten. Wir glauben kaum, dass eine Übersetzung dieses Liedes existiert, die dem Originale so nahe steht wie die des rätischen Prädikanten. Der Busseifer des Mannes richtete sich vorzüglich gegen das Tanzen und Trinken, zwei Genüsse, welchen die Oberländer früherer Jahrhunderte so sehr huldigten; in zwei prächtigen Liedern bekämpft er sie. In einem eigentümlichen Gegensatze zu jenen Liedern des Sulaz, die zum Sturme gegen Rom mahnen, und der heftigen Controversschrift steht die Einleitung zum Sulaz, in welcher Gabriel mit den sinnigen Bildern des Mittelalters, an alte Legenden anknüpfend, die kurze Dauer der Zeit und die Länge der Ewigkeit zu veranschaulichen sucht. - Der Einfluss Gabriels auf die späteren surselvischen Schriftsteller ist unverkennbar. So singt Benedictus de Casut : L'antfchetta ludeivla da noj's Gabriels Ei /nicchia da J'criver ewi gronda vantira2. Im Jahre 1 6 1 1 erschien in Mailand der katholische Katechismus3 des Oblatenpriesters J o h a n n A n t o n C a l v e n z a n o . Nicht von diesem geschrieben ist dagegen die Bref Apologetica4, die 1 6 1 2 unter seinem Namen herausgegeben wurde; das ersehen wir aus dem Schlusswort und den am Ende desselben angebrachten Initialen S. D., welche den wirklichen Verfasser bezeichnen. Wahrscheinlich war es ein in der Fremde thätiger Jesuit rätischer 1 [lg viV Sulaz da pievel gittvan, tras S t e f l ' a n G a b r i e l . Squitfckau A Basel, en la. ca/a da Joan Jacob Gcnath. MDCXI. Soii/gs Discurs dad iiiin' Olma fideivla. Luven, Joh. G. Barbisch, 16S6, fol. lr. 3 Curt Mojfamcnt. In Milaun. Her its Stampadurs dil Arcivesgeju, 1611. * Brcf apologetica. Milaun, tier ils SUlmpadurs dil Arciuesgeu, 1612.

248

LITTERATURGESCHICHTE DER ROMÁN. VÖLKER.



7. RATOROM.

LITT.

Herkunft, dessen Wiege wohl im D o m l e s c h g zu suchen ist; die Sprache ist subselvisch und es fehlt nicht an bitteren Anspielungen auf die Aufhebung des alten Klosters K a t z i s — Äusserungen jener Aufregung, die durch dieses Ereignis im Grauen Hunde hervorgerufen wurde und die uns den Sagenkreis, der sich 11m die Aufhebung bildete, erklärt. Auch der 1 6 1 5 in Mailand gedruckte »Cuort Muofflment« hat wohl einen andern zum Verfasser als den auf dem Titelblatt genannten Calvenzano. Den Sulaz des Steffen Gabriel bekämpfte in der Anatomia Ji Sulaz 1 der in Frankreich gebildete katholische Geistliche A d a m N a u l i . Sein Buch bietet manche wertvolle Notizen zur Kulturgeschichte Graubiindens im 1 6 . und 1 7 . Jhr. Von e i n e m Verfasser sind wohl die beiden aus dem Deutschen übersetzten Lieder: II celeftial Hierusalemund Rheins il völg Grisehttti; letzteres ist ein politisches Lied gegen die fremden Hündnisse. Der Sohn des S t e f f e n G a b r i e l , L u z i G a b r i e l , übersetzte das neue Testament4 und liess diese Übersetzung 1648 in Basel bei Genath erscheinen. Sprache und Orthographie dieser sorgfältigen Ubersetzung fanden bei den Protestanten in der Surselva ziemlich allgemeine Annahme. Im Chiet tFils Grischuns'> gab Luzi Gabriel neben den Übersetzungen des Tellenliedes und des Liedes von der Calvencrsehlacht eine kurze gereimte Geschichte Rätiens, vorzüglich des Grauen Hundes. Diese viel gelesene Reimchronik war für die Auffassung, in welcher dem rätischen Volke seine Vergangenheit erschien, selbst bei den Katholiken geradezu massgebend: bis in die neueste Zeit sah das Volk die mittelalterliche Geschichte seiner Heimat in dem verzerrten Bilde, das Gabriels Reimchronik bietet. So erscheint der um die rätische Freiheit hochverdiente J o h a n n D o n a t von V a z im Auge des Volkes als ein grässlicher Tyrann. Kulturhistorisch höchst interessant ist die Grabrede, welche derselbe Luzi Gabriel auf den Landrichter Schmid von Griineck hielt: Schmid hatte eine katholische Frau, aus der Familie de Latour, geheiratet und desswegen vergleicht ihn der Redner mit dem König Salomon, der sich von heidnischen Frauen verführen liess und selbst Götzentempel errichtete 6 . L u d w i g M o l i t o r ahmte in seinem Cudischet1 mit Glück den S t e f f e n G a b r i e l nach und dichtete eine Anzahl ansprechender und leicht singbarer Kirchenlieder. 29. Im 1 7 . Jh. kamen, zur Erhaltung und Wiederbelebung des katholischen Glaubens berufen, die italienischen Kapuziner nach Graubünden. Einige von ihnen haben polemische und asketische Schriften übersetzt, auch wohl selbst solche verfasst. Wir nennen nur den Z a c h a r i a s a S a l ö , von dem neben einer Bearbeitung der gewöhnlichen Heiligenleben auch eine originelle Legende der hl. Plazidus und Sigisbert, sowie ein Leben des Erzpriestcrs Nicolaus Rusca, der 1 6 1 8 dem T h u s e n e r S t r a f g e r i c h t zum Opfer gefallen war, herrühren 8 . 1 6 7 4 cschicn die erste Sammlung k a t h o l i s c h e r K i r c h e n l i e d e r , der 1 6 8 5 , 1 6 9 0 und 1 6 9 5 drei weitere folgten 9 . Sicherlich ist uns hier 1

Anatomia dil Svlaz dil Steaffen Gabriel, a Lyon tier Gioii Roraulx. 161S Ilg celeftial Hierufalem Twig IÓJ.U. 3 Rhetus, igt vi'lg Grifchun scht/itfchau anno 1621. 4 I!g Nief Te/tament. Basel, Joan Jacob Genath, 164S. 5 Hg Chiet di tls Grischuns, tras Joh. Rudolf Genath, Basel 1665. c 1). Chr. I, p. - 69: Pt iedi fin la bara Dilg Singorr land Richtter Cafpar Schmidt grieneck. 7 Ort cudischet da soinchias historias, Bafel tras ils hartavels da Joh. Jac. Genath, 1652. 8 La Glisch sin in il Candelicr, de Gion Gier i Barbifch, Conthel Jóò'J. 9 Enzacontas Canznns spiritvalas, St/uilfc/iadas a Cuera f i Cuori de Gion Gicri Bar8

da

BUCHLITTERATUR: O B E R L A N D

1500—1700.

249

manches romanische Kirchenlied aus dem Mittelalter, das bis dahin nur im Volksmunde gelebt hatte, aufbewahrt. Kindlich frommer Sinn, rührende Naivität und gesunde Lebensfreude erheben diese Lieder unter die besten Erzeugnisse rätoromanischer Poesie. Manch ursprünglich fremder Besitz, wie die y>Canzun de IIa vanadat«., eine Variation des im Mittelalter so viel behandelten Themas der Vergänglichkeit des Irdischen, wie ferner die lateinischen Weihnachtslieder, erscheint hier in der romanischen Übertragung durchaus national. Originell sind die Lieder auf die Landespatrone, echt volkstümlich die für die Wallfahrten nach dem rätischen Heiligtum von N o s s a d u n n a d e l l a G l i s c h zu T r u n s und nach dem hochgelegenen C i t a i l bestimmten Lieder. Unter dem Einfluss der Religionskämpfe wird der T o n dieser Wallfahrtsgesänge hier und da ein kriegerischer; aus dem »O Mumma beada!« glauben wir wohl das Waffengeklirr der zum Widerstande gegen das Thusener Strafgericht sich sammelnden katholischen Oberländer herauszuhören. Grossartig ist das L o b l i e d , in dem der Gesang der Vögel als ein Dank für den Morgenthau aufgefasst wird V o n dichterischer Begabung, sowie von seltener Kenntnis der Sprache und ihres Wortschatzes zeugen die Soings Diseurs dad iin Olma fiileivla von J o h a n n M o e l i , demselben, der auch ein Lied von dem Streite zwischen Feuer und Wasser aus dem Deutschen übersetzte 2 . Die Verbindung von düsterem Ernste und scherzendem Leichtsinne, religiöser Stimmung und ungezügelter Satire, welche die Lieder und Bilder vom Totentanz geschaffen, findet in dem Liede Moelis Ilg sallar dils mortsplastischen Ausdruck; wir erinnern nur an das Zwiegespräch zwischen dem Fräulein und dem T o d e , das uns die geniale Art zeigt, wie der Pfarrer von L u v i s seinen Stoff behandelt. Bereits im 17. Jh. wurden einige W e i s t ü m o r u n d G e r i c h t s o r d n u n g e n der Hochgerichte niedergeschrieben. So die Malefizordnung und Prozessordnung des Hochgcrichtes L u g n e z 4 , welchc wertvolles Material für die Rechtsgeschichte bieten. Interessanter noch als die Weistiimer sind die G e m e i n d e o d e r D o r f o r d n u n g e n , in denen uns die Agrargebräuchc, die Vorschriften für Flur- und Alpbenützung überliefert sind. Die rätische Gemeinde mit ihrem urwüchsigen Collectivismus hatte sich immer eine gewisse Selbständigkeit zu wahren gewusst und unter der Leitung des C a u v i t g erhielt sich manch alter Brauch, manch ehrwürdige Satzung unverändert unter der Herrschaft der Franken und der deutschen Dynasten, der Aebte und Bischöfe bis ans Ende des 17. Jhs., wo sie aufgezeichnet wurden "'. l'ifch. 1674. — Canzuns derotiusas da cantar etilen baselgta, Comhel, G. G. Barhijch, 1685. — (' ij\>laziun della olma devoziuj'a, Thront, Tier Xojfa Dontia della Glish: Tras i/s A'eligius dt\f/ Vörden de Joing Benedeig; della Claustra de Mofter, 1600. - - DevocinJ'as Canz7'ns, Pjalmi et Hymnis per las Vrfpras, dal P. Zarharia da Sali>, Banadutz de Peter Moron, /6ipj;. 1 ConJ'olatiun della T olma derotiusa, Cttera, Peter Moron I~üJ, p. .—11: Dieus ludans da tultas creatiras. 8 I> Chr. I, p. 154 - l ' i H : Unna Canzun ner Dispita tenter laua ad ilg Piene. 5 ( l i ' ö b e i s Zeitschrift für roman. Philologie VI, 74 ff und Vlll, 5 8 6 ff. — I ) . Chr. I.

p. 1')6--14V».

* 11. Chr. I. p. 80 84 : Fuorma de menar il dreig suenter il criminal dreig de la refchiitn, fco ei Ja meina enten il nie/s Comin la lomneza, : p. —47H: H fianver. 475—4H7: Sontgia Gicnovna. 474: II comitnismtts eil poesía. 4ö;i. 8l-8j. 82 83. 80-81 455 — 406: Marsch viers la perpelnadat. 393: Canzun de spass. 1-as Schuhas Sihii. 395 - 3 9 7 : Poesías /., II.

Landtag.

a54

LITTERATURGESCHICHTE DER ROMÁN. VÖLKER.



7 . RÄTOKOM. L I T T .

die Ereignisse mit peinlichster Treue und grösster Anschaulichkeit schildert 1 . Sein T a g e b u c h ist die beste Quelle über die grässliche Katastrophe und die Umstände, die das Verhängnis herbeigeführt haben. Nirgends kommt der tiefe Schmerz des oberländischen Volkes über die Zerstörung des nationalen Heiligtumes so zum Ausdrucke wie hier. Nach einander besetzten Oesterreicher und Franzosen das Bündner Oberland und beide führten die hervorragendsten Männer der Gegenpartei als Geiseln weg. Die Leiden der nach S a l i n s in der Franche-Comté gebrachten erzählt in seinem für die, Zeitgeschichte so wertvollen Tagebuch D u i t g B a l l e t t a aus Brigels; ein Teil dieses Tagebuches ist in deutscher Übersetzung von dem Enkel des Verfassers, A l e x a n d e r B a l l e t t a , veröffentlicht worden 3 . Über die Deportation der französisch Gesinnten nach Innsbruck schrieb G i o n R u d o l f S t e i n h a u s e r seine Erinnerungen 4 . Unter der Fahne Englands stritt in jenen bewegten Tagen auch ein Bündner Oberländer. Von den Kämpfen, an denen er in verschiedenen Ländern, zuletzt in Aegypten vor Alexandrien, teilgenommen, erzählt uns die Ciiorta dcscriptiun dil viadi, de G i o n P a u l T o m a s e he t :> . Manche Bemerkungen über die Länder, die er gesehen, ihre Einwohner und ihre Regierungsform zeugen von einer politischen Bildung, die nur mehrhundertjährige Selbstregierung eines Volkes auch dem gemeinen Manne beibringt. Der allgemeinen Freude über die Wiederherstellung der von den Franzosen zerstörten, uralter Tradition nach vom hl. Sigisbert gebauten Marienkirche zu Disentís wurde in mehreren L i e d e r n begeisterter Ausdruck gegeben 6 . 1 8 1 6 veröffentlichte F l o r i a n W a l t e r eine grössere Sammlung geistlicher Lieder', welche seitdem lange in den protestantischen Kirchen benutzt worden ist. Das grosse Hungerjahr, /gl onn de Fomazs ¡817, mit seiner harten Not fand sein Denkmal in einem längeren beschreibenden Gedichte von G i e l i C a d i s c h , das reich ist an ächt poetisch ergreifenden Schilderungen. 3 1 . Zu Anfang dieses Jahrhunderts schrieb der als Naturforscher bekannte P a t e r P l a c i d u s S p e s c h a mehrere Abhandlungen zur Geschichte der rätoromanischen Litteratur9. Neben willkürlichen Hypothesen und phantastischen Kombinationen finden sich in diesen Arbeiten wertvolle Notizen über alte Druckwerke und Druckereien im Oberlande, so über eine Anzahl Poesien von surselvischen Dichtern des 18. und 19. Jhs. Die Angaben Speschas über »sehr alte« rätoromanische Manuskripte in der 1799 verbrannten Bibliothek des Klosters Disentís sind aber nur mit äusserster Vorsicht zu benutzen, indem 1

Das Berchter'sehe Tagebuch ed. C. O r e u rt ins , Luzern 1882. I). Chr. /. p. 40S - 40K Annalas V i f , p 227 — 297, Aúnalas VIII, p. HS—ÜW. Cudisch de mia vetta, Publicaziun da J . C. Muoth. D. Chr. I, p. 4 0 8 - - 4 1 8 : Cudisch de mia vetta. 2

® Aus Grossvaters Tagebüchern, Hitz und llail, Cliur. 4

5

D. Chr. 1, p. 4 2 1 — 4 2 4 : Inna pintgia

D. Chr. I, p. 492—498.

Discribtieun

della

Deportatiun.

* D. Chr. I, p. 499: Camun fin la Fiasta della NaehienJ'eha de ,\\ — 3 2 3 : Ein surscttisches Weistum v o n C . D e c u r t i 11s; M o h r , Erbrechte p. 1 4 5 — 1 5 5 : Erbsatzungen der Landschaft und des Hochgerichtes Ober halbstem, w i e d e r a l l g e d r u c k t in J . U l r i c h , Vier Nidwaldisehe Texte. 11 II Bwiano, Poesias diversas sur fagtfs leggendiarics et istorics, C u i r a , C h r . S e n t i ,

1887. 13 Mussamens co Leger, Scriver, e Raschunar tn Moda Romantseha Suenter la LiUratura nova, Scriti ensemen gion 1S16 ; Anleitung die Schweiz zu bereisen v o n J. G . E b e l , Z ü r i c h l8i»>, I, p. 2 7 8 — 2 8 5 ; Pater Placidus a Spescha, Lebensbild eines rätischen Forschers, von C. D e c u r t i n s . C h u r 1 8 7 4 ; Die sprachlichen Einheitsbestrebungen in der rätischen Schweiz v o n D r . H . M o r f , B e r n , K . J . W y s s , 1 8 8 8 , p. 2 2 — 2 4 .

' 7

"

26o

LITTERATURGESCHICHTE DER ROMÁN. VÖLKER. —

7 . RÄTOROM.

LITT.

fikationen erlitt 1 , fand ausser dem Autor keinen Anhang. Das Verhängnisvolle war nur, dass sie im Lehrerseminare in Chur gelehrt wurde und die jungen Lehrer, da sie einerseits an der künstlichen, fremd anmutenden Schöpfung dieser Einheitssprache keinen Gefallen fanden, andererseits aber auch den heimatlichen Dialekt litterarisch nicht recht beherrschen lernten, das Deutsche in der Schule bevorzugten. Auf Anregung von Bühler wurde 1863 eine Gesellschaft zur Pflege der rätoromanischen Sprache und Litteratur2 gegründet Sie hat viel mit der Ungunst der Verhältnisse zu ringen gehabt: kurze Zeit nach der Gründung ging sie ein; 1869 wurde ihr neues Leben eingehaucht, aber schon nach drei Jahren entschlief sie wiederum; 1885 zum drittenmale von den Toten erweckt, hat sie sich seitdem glücklich obenauf gehalten und wird hoffentlich nicht so bald wieder untergehen. Die Gesellschaft veröffentlicht seit 1885 ein Jahrbuch, das originelle Beiträge in der Bühler'schen Einheitssprache wie in den verschiedenen Dialekten, wertvolle folkloristische Sammlungen und Editionen älterer Texte bringt. Die letzteren sind aber zu wissenschaftlichen Zwecken nur mit grosser Vorsicht zu gebrauchen, indem einzelne Herausgeber bei einer grösseren Anzahl von Handschriften oft gerade die jüngste und in ihrem Werte zweifelhafteste ediert und kaum die nötige Sorgfalt auf die Edition verwendet haben :i. 37. 1 8 8 2 — 1 8 8 3 publizierte Prof. U l r i c h seine rätoromanische Chrestomathie 4 . 1 8 9 3 — 1 8 9 6 erschien der erste Band der Chrestomathie von C. D e c u r t i n s " ' , zu welchem so ziemlich der ganze Handschriftenschatz der surund subselvischen Litteratur herangezogen wurde. Dieser erste Band umfasst die Buchlitteratur des Sur- und Subselvischen aus dem 17., 18. und 19. Jh.; inzwischen ist auch bereits (1895) die erste Lieferung des zweiten Bandes, die ein reiches folkloristisches Material enthält, erschienen. Mit Benutzung des von Decurtins gebotenen Materials schrieb P. Maurus C a r n o t , Dekan des K l o s t e r s D i s e n t i s , eine Anzahl Essays b , in denen der Verfasser, mit dem Gefühl für Mass und künstlerische Harmonie, der plastischen und farbenreichen Darstellung, die seine deutschen Dichtungen auszeichnen, die surselvischen Dichter in einzelnen Bildern mit liebevollem Verständnis und wohlthuender Wärme charakterisiert; indem er diesen fein durchdachten Charakteristiken eine Anzahl von ebenso treuen wie gewandten Übertragungen im Versmass des Originaltextes beigab, erschloss Carnot die Poesie der von ihm behandelten Dichter auch für jene, die des Rätoromanischen nicht mächtig sind. Eine Artikelserie, die Dr. M. B ü h l e r im »Bund« dem ersten Bande der Chrestomathie widmete behandelt mit grosser Sachkenntnis die rätische Litteratur im Zusammenhang mit der politischen Geschichte des rätischen Volkes; es seien nur die ebenso zutreffende wie lebensvolle Charakteristik des Stephan Gabriel und die gelungene Schilderung der Dertgira nauscha 1 Grammatica Elementara di! Lungatg Rato-Romonsch scritta da J. A. B ü Ii l e r . Cuera 1 8 6 4 ; II Novellist, redigiti et edizionau da J. A. B i i h l e r , 1867, 1 8 6 8 ; Annalas della SocietadRhaeto-Romanscha I, p. 3 8 — 6 0 : L'unitm dels dialects rhato-romans da J. A. B fi h 1 e 1. — Die sprachliehen Einheitsbestrebungen in der rätischen Schweiz von 11. M o r f , Bern, K. J. Wyss, 1888. p. 24—42. ' Annalas delia Societad Rhceto-Romanscha I, p. 1—37 : Notizas históricas sur l'origin della Societad Rhato-romana da J. A. B Oli l e r . s Fogl d'Engiadina, 1896, No. 28, 29, 30, 3 1 : „Literatura veglia", Annotazimis d'un commember della ,Societad Rhaetoromanscha" I—IV. 1 U l r i c h , J. : Rhätoromanische Chrestomathie, 2 Tille. Halle, Max Niemeyer, 1882/3. 5 D e c u r t i n s : Rätoromanische Chrestomathie I, Erlangen, F r . Junge, 1896. 6 Bündner Tagblatt, 1896, Nr. 198 ff.: Im Lande der Rätoromanen. 7 Bund, 1896, Nr. 238 ff.: Rätoromanisches.

BUCHLITTERATUR:

OBERLAND

1830

BIS ZUR GEGENWART

261

hervorgehoben. Die beiden wertvollen Studien ergänzen sich zu einem anschaulichen Bilde des geistigen Schaffens an den Ufern des jungen Rheins. In einer geistreichen Besprechung desselben Bandes der Chrestomathie in der » F r a n k f u r t e r Z e i t u n g « 1 liess T h e o d o r C u r t i die beste Übersetzung des schon in mehrere Sprachen übertragenen Gedichtes II pur suveran mit einfliessen; auch einzelne Strophen des alten Kirchenliedes, Sei benediu, tin num o Diu, sind vortrefflich wiedergegeben. 1

Frankfurter

Zeitung,

1896, Nr. 3 1 0 :

Rätoromanisch.

Zusätze und Berichtigungen. S. 2 1 9 , Z. 1 3 l. 16. S 2 2 1 , Z. 14 streùhe >, Z. 1 5 ersetze 2 durch S. 223, Aum. 4 füge hinzu: Revue des Patois gallo-romans I f . 11j—I2j: Trois chansons populaires de la Surselva ed. H. M o r f. S. 227, Anm. 9 die Bemerkung : sehr mangelhafter Text gehört in Anm. 10. S. 2 3 3 . Z. 11 füge hinzu (die Krämpel). S. 236, Z. 20 l. Letzteres Spiel nach einer Handschrift des 16. Jhs. werden in dem unter der Presse befindlichen vierten Bande unserer Chrestomathie erscheinen. S. 237, Z. 11 l. Mastrel. S. 247, Z. 20 l. II vêr Sulaz da pievel giuvan.

III.

ABSCHNITT.

LITTERATURGESCHICHTE DER ROMANISCHEN VÖLKER. B. DIE L I T T E R A T U R E N DER ROMANISCHEN VÖLKER. 8. GESCHICHTE DER RUMÄNISCHEN LITTERATUR. VON

M. G A S T

ER.



keinem G e b i e t e der romanischen L i t e r a t u r g e s c h i c h t e treten dem Forscher so viele Schwierigkeiten entgegen wie bei der Behandlung gjjL^iifX; der rumänischen Litteratur. Vorarbeiten sind hier kaum zu nennen. Das wichtigste Material liegt noch in Hss. vergraben, die weder katalogisiert noch beschrieben und überdies fast unzugänglich sind. Man hat sich meistens damit begnügt die Biographien einiger hervorragenden Schriftsteller so kurz als möglich zu skizzieren. Ihren Werken ist man kaum in irgend einer Weise gerecht geworden. Man hat noch keine Quellenforschung v o r g e n o m m e n , und was der Eine geschrieben, ist von den Nachfolgern o h n e Kritik aufgenommen und weiter verbreitet worden. Die zahlreichen Geschichten der rumänischen Litteratur sind mehr oder weniger Wiederholungen der Arbeiten eines oder zweier unabhängiger älterer Forscher. D i e sprachliche Seite der alten T e x t e wurde bis jetzt kaum berücksichtigt, und n o c h kein einziger rumänischer T e x t ist mit Benützung des gesamten hslichen Materiales herausg e g e b e n worden. Die folgende Skizze kann daher nicht Anspruch auf Vollständigkeit und abschliessende Behandlung des Gegenstandes m a c h e n ; ich bin mir selbst der Unzulänglichkeit dessen, was unter gegenwärtigen Umständen geleistet werden kann, vollauf bewusst. Als Hauptwerk über die rumänische Litteratur ist die bislang unterschätzte Arbeit A. P u m n u l ' s ; »Lepturariu romäntsc«. 6 Bände (Vienna 1865), zu nennen, worin nicht nur Auszüge aus den meisten seiner Zeit bekannten Schriftstellern g e g e b e n , sondern auch zuerst biographische und bibliographische

LITTERATURWERKE UND SAMMLUNGEN. —

EINLEITUNG.

263

Notizen geboten worden sind. Dieses Werk ist die Hauptquelle, aus welcher die meisten der nachgefolgten Bearbeiter der rumänischen Litteratur geschöpft haben unter Verschweigung des Namens. Von neueren Arbeiten sind zu erwähnen: Ar. D e n s u s i a n u , Istoria Limbci si literaturei Romane, 2. Aufl. Iasi 1 8 9 4 ; ferner: F i l i p p i d e , Introducete in Istoria limbeì fi literaturei romìne, Iasi 1 8 8 8 , L. S a i n é n u , Istoria filologiet romàne, Bucuresci 1 8 9 2 , und meine Literatura populará romàna, Bucuresti 1 8 8 3 . Andere Werke ähnlichen Inhaltes sind unselbständig und daher hier nicht zu nennen. In deutscher Sprachc veröffentlichte W. R u d o w eine Geschichte des rum. Schrifttums bis zur Gegenwart, Wernigerode 1 8 9 2 . Texte wurden in einer Sammlung zum ersten Male von T . C i p a r i u ( 1 8 0 5 — 1 8 8 7 ) in seiner Crestomatía stau Analecte literarie, Blasiu 1 8 5 8 , herausgegeben. In der Einleitung giebt Cipariu einige Notizen über die Verfasser der Werke, von welchen er kleinere oder grössere Auszüge mitteilt. Auf dem Titelblatte werden solche aus Druckschriften und Mss. vom X V I . bis zum X I X . Jh. versprochen. In Wirklichkeit sind jedoch Hss. nicht benutzt, sämtliche Auszüge sind vielmehr nur Druckwerken entnommen und alle gehören dem X V I . oder XVII. Jh. an. Im ganzen sind nur 26 Werke in dieser Chrestomatie vertreten. Die Vernachlässigung der Hss. in dieser ersten und wertvollen Sammlung hat die schlimmsten Folgen nach sich gezogen, indem sie den Nachfolgern die Bedeutung der Hss. für die rumänische Literaturgeschichte verkennen Hess. Es wurde daher nur auf Druckwerke Gewicht gelegt und die rumänische Litteratur wird noch lange an den Folgen dieser Vernachlässigung zu leiden haben. M. C o g ä l n i c e a n u ( 1 8 1 7 — 1 8 9 1 ) veröffentlichte sodann den Text der alten Chroniken in 3 Bänden u. d. T . »Letopisefile färii Moldovii«, Iasii 1841— 5 2 ; 2. vermehrte Ausgabe 11. d. T. Crollicele Romànici, Bucuresci 1 8 7 2 (unvollendet). Andere Chroniken erschienen zuerst in den 5 Bänden des Magazin Istorie pentru Dacia von A. T r e b . L a u r i a n u si N. B a l c e s c u , Bucuresci 1 8 4 5 — 4 7 . Auszüge aus mehr als 1 0 0 Handschriften und über 100 Druckwerken sind von mir in meiner Chrestomatie romàna, 2 Bände, Leipzig 1 8 9 1 , veröffentlicht worden. Mit Ausnahme der dialektischen Texte und der volkstümlichen, die modernen Ursprunges sind, gehen die Texte bis 1 8 3 0 herab. Die neueste Litteratur ist darin nicht berücksichtigt. L a m b r i o r , N ä d e j d e und andere druckten zumeist bloss schon vorher publizierte Texte ab. Abkürzungen : An. = C i p a r i u . Analecte ; Chr. — G a s t e r . Chrestomatie romàna ; Lrp. — 1' u m 11 u I, I.eptttrariu ; Let. — C o g ä I n i c e a n u , Le/opisetilt ; /.it. pop. — G a s t e r . Literatura populará.

EINLEITUNG. [.!. I nter ganz anderen Verhältnissen und unter ganz verschiedenen Einflüssen 'i als die anderen romanischen Litteraturen entsteht und entwickelt sich die rumänische. Sie knüpft weder an alte Sagen oder klassische Ueberlieferungen an, noch lehnt sie sich direkt an die lateinische oder an sonstige Litteraturen Westeuropas im Mittelalter an. Vielmehr steht sie unter dem Banne der slavischen und griechischen Litteratur, die sich einander in historischer Reihenfolge ablösen. Die rumänische Litteratur gliedert sich daher in organischer Weise in drei Hauptperioden j e nach der Litteratur, unter deren vorherrschendem Einfluss sie sich entwickelt. Wir haben demgemäss: i ) eine s l a v i s c h e Periode, von der Mitte des XVI. Jhs. bis 1 7 1 0 oder bis zur Thronbesteigung des ersten griechischen Fürsten in Rumänien; 2) die

264

LITTERATURGESCHICHTE DER ROMANISCHEN VÖLKER.

— 8. RUMÄN. LITT.

g r i e c h i s c h e P e r i o d e von 1 7 1 0 bis u n g e f ä h r 1 8 3 0 , w o der Bruch mit d e m G r i e c h i s c h e n definitiv wird und westliche Einflüsse m ä c h t i g w e r d e n und 3 ; die m o d e r n e P e r i o d e , die n o c h in der E n t w i c k e l u n g b e g r i f f e n ist und sich von den mannigfaltigen E i n f l ü s s e n , die auf sie e i n g e w i r k t , n o c h l a n g e nicht frei g e m a c h t hat. Die A b g r e n z u n g ist nicht zu streng im S i n n e der J a h r e s z a h l zu fassen. D e r A n f a n g der rumänischen Litteratur ist nichts w e n i g e r als völlig s i c h e r , und der U c b e r g a n g von einer E p o c h e zur a n d e r e n geschieht nicht plötzlich, sondern unmerklich. In bestimmter Zeit kann höchstens vom Verschwinden der einen o d e r v o m V o r h e r r s c h e n der anderen L i t t e r a t u r e r s c h c i n u n g d i e R e d e sein, deren A n f a n g e sich öfters schon in älteren E p o c h e n nachweisen lassen. D a n e b e n v e r s c h w i n d e t u m g e k e h r t , in F o l g e bestimmter U r s a c h e n , auch bisweilen die E i n w i r k u n g der einen oder anderen Litteratur früher in einer P r o v i n z als in der andern. A u c h auf die p r o v i n z i e l l e Litteratur ist natürlich in diesem Umrisse einzugehen, der die g e s a m t e Litteratur, die sich in rumänischer S p r a c h e n a c h w e i s e n lässt, u n a b h ä n g i g v o n g e o g r a p h i s c h e n R ü c k s i c h t e n , in Betracht zu ziehen hat. Bilden d o c h M o l d a u , Walachei und S i e b e n b ü r g e n ein einheitliches G a n z e , soweit es sich 11m litterarische D i n g e handelt, und stehen d o c h diese drei Provinzen seit J a h r h u n d e r t e n in innigstem litterarischen Austausch, indem sie e i n a n d e r tief beeinflussen und auf einander wirken s o w o h l hinsichtlich der S p r a c h e als auch in den litterarischen T e n denzen. Charakteristisch für die A n f ä n g e der drei E p o c h e n ist, dass die ältesten Litteraturwerke, die n a h e am A n f a n g e derselben stehen, sich j e d e s m a l einer äusserst sklavischen U e b e r s e t z u n g befleissigen. J e ein rumänisches Wort steht für ein e n t s p r e c h e n d e s f r e m d e s , und w o der r u m ä n i s c h e S p r a c h s c h a t z sich als unzulänglich erweist, wird e n t w e d e r das f r e m d e Wort u n v e r ä n d e r t herüber g e n o m m e n , wie meist bei slavischen und in neuerer Z e i t bei romanischen W ö r t e r n , o d e r es w i r d , wie z. B. Dositheus und C a n t e m i r t h u n , ein dem f r e m d e n e n t s p r e c h e n d e s rumänisches Wort häufig in g e z w u n g e n e r Weise neu g e s c h a f f e n . D i e S y n t a x der ältesten M o n u m e n t e ist d a h e r nichts w e n i g e r als rumänisch und die W o r t f o l g e ist g e n a u die des Originals. E s ist v o n Wichtigkeit d a r a u f h i n z u w e i s e n , weil diese W a h r n e h m u n g in i n n i g e m Z u s a m m e n h a n g e steht mit den A n s i c h t e n , die hier über den B e g i n n der rumänischen Litteratur vertreten w e r d e n . J e älter ein D e n k m a l i s t , desto e n g e r schliesst es sich an das Original an. Diese strenge A b h ä n g i g k e i t v o m O r i g i n a l e verschwindet allerdings verhältnismässig rasch. F ü n f z i g J a h r e m a c h e n dabei einen merklichen U n t e r s c h i e d . D e r s e l b e T e x t in einer zweiten Pvecension o d e r in einer späteren A b s c h r i f t , pflegt s c h o n viel m e h r rumänisch sowohl in der W o r t f o l g e als auch im Wortschätze zu sein, auch dann w e n n der Herausg e b e r eines älteren Druckes oder der A b s c h r e i b e r e i n e r H s . auf das ältere Original möglichst R ü c k s i c h t nimmt. In A b s c h r i f t e n von gedruckten T e x t e n , w o f ü r sich v i e l e B e i s p i e l e nachweisen lassen, nimmt sich der A b s c h r e i b e r dieselbe F r e i h e i t , er beseitigt häufig auch dialektische F o r m e n . W e n n wir daher in den von uns als die ältesten bezeichneten D e n k m ä l e r n e i n e e n g e A n s c h m i e g u n g an slavische O r i g i n a l e b e m e r k e n , so schliesst dieses von vornherein die M ö g l i c h k e i t aus, dass diese D e n k m ä l e r die A b s c h r i f t e n viel älterer O r i g i n a l e seien. E i n zweiter oder dritter A b d r u c k desselben Werkes innerh a l b eines kurzen Zeitraumes zeigt immer schon e n t s c h i e d e n e V e r ä n d e r u n g e n , denen man schon in Werken früherer Zeit b e g e g n e n müsste, sollten dieselben nichts als A b s c h r i f t e n o d e r A b d r ü c k e viel älterer O r i g i n a l e sein. G e n a u so verhält es sich mit Uebersetzungen aus d e m G r i e c h i s c h e n und in neuerer Zeit mit solchen von Büchern des Westens. Hin und w i e d e r w i r d auch ein l a t e i n i s c h e s Original für e i n e rumänische Schrift a n z u n e h m e n sein, besonders

EINLEITUNG:

EPOCHEN

DER

RUMÄNISCHEN

LITTERATUR.

265

da der enge Anschluss an die lat. Sprache und Syntax soweit geht, dass in Folge davon der rumänische Text fast unverständlich ist, wie es z. B. der Fall bei der Chronik des Cantemir ist, oder bei dem Ceasornicul Domnilor des N. C o s t i n , der wahrscheinlich aus der lateinischen Uebersetzung des Horologium von Guevara floss, und bei anderen ähnlichen Werken, die später zu behandeln sind. In Siebenbürgen macht sich auch in älterer Zeit ungarischer und, in späterer Zeit, deutscher Einfluss geltend, und werden Werke aus diesen Sprachen ins Rumänische übersetzt. Auch diese zeigen jene Eigentümlichkeiten, nämlich zuerst sklavische Abhängigkeit, dann allmähliche Befreiung und grössere Unabhängigkeit von fremder Rede. So lässt sich oft, so paradox das auch klingen mag, ein Unterschied zwischen der Sprache der Uebersetzung und des Übersetzers in einem und demselben Werke nachweisen. Einleitungen, Widmungen, Epiloge und andere selbständige Beigaben erscheinen in der freieren Sprache des von einem fremden Originale unabhängigen Verfassers, und deuten auf die Formen hin, in welcher derselbe Text später wieder erscheinen wird. Das Alte besteht dann noch lange Zeit nach dem Verschwinden der bestimmenden Elemente fort. So z. B. die slavische Sprache als Schriftsprache. Wird doch auch der Schriftcharakter lange Zeit nach seiner Annahme und in der kirchlichen Litteratur bis auf den heutigen Tag beibehalten. Alle alten rumänischen Werke wurden, wie bekannt, mit Ausnahme seltener Versuche im lateinischen Alphabet, mit altslavischen Buchstaben geschrieben. Auch als das Griechische Kirchen- und Schulsprache wurde, wurde das slavische Alphabet beibehalten und manche Bücher, besonders solche liturgischen Inhaltes, wurden in griechischer Sprache gedruckt, mit rumänischen Rubriken, aber alles mit slavischen Buchstaben. Aeusserst selten ist dagegen das Rumänische mit griechischen Buchstaben geschrieben worden. Ein Evangelium in meinem Besitze (Cod. 78) ist, soweit mir bekannt, der einzige derartige Text. Als äusseres Charakteristikum fiir die dritte Epoche dürfte die Verdrängung des slavischen Alphabetes durch das lateinische bezeichnet werden. 3. Inhaltlich unterscheiden sich die drei Epochen sehr bestimmt von einander. Nicht bloss, dass in der ersten mehr religiöse Werke, in der zweiten lyrische und didaktische, und in der dritten romantische vorherrschen, sondern auch der ganze Zug, der durch jede Epoche geht, ist ein fest ausgeprägter. Es spiegelt sich in der rumänischen Litteratur der Uebergang vom Mittelalter, durch das Slavische vertreten, zur Renaissance, durch das Griechische repräsentirt, zur neueren Litteratur der modernen Periode ab. Natürlich kann der Vergleich nur ein entfernt zutreffender sein. Wenigstens im allgemeinen Umrisse wird man aber diesen Parallelismus in den Hauptrichtungen der rumänischen Litteratur bestätigt finden. Der Uebergang von einem Zeitraum zum andern ist meist durch politische Verhältnisse bedingt. Kr ist keine Bewegung, die von innen heraus stattgefunden hätte, jedenfalls fehlte eine solche bis zum Schluss des X V I I I . Jhs., und auch danach wurden grösstenteils die litterarischen Wandlungen durch politische Ursachen hervorgerufen und von ihnen getragen. Eigentlich miisste die rumänische Litteratur in Zusammenhang mit der altslavischen und bulgarischen, später der russischen, sowie in Zusammenhang mit der neugriechischen und modernen italienischen und französischen behandelt werden. Dieses würde jedoch weit über den Rahmen dieser Arbeit hinausgehen, auch sind die vorbereitenden Studien noch lange nicht so weit gediehen, dass eine solche vergleichende Darstellung schon möglich wäre. Das richtige Verständnis

266

LITTERATURGESCHICHTE DER ROMANISCHEN VÖLKER. —

8 . RUMÄN. L I T T .

für die rumänische Litteratur wird aber nur auf diesem Wege erzielt werden können. Das Material innerhalb der drei Epochen wird hier nach Gruppen geordnet, so dass das sachlich zusammengehörige nebeneinander behandelt wird. Die Ordnung ist soweit thunlich chronologisch. Das biographische Element konnte in den ersten beiden Perioden nicht stark hervortreten. Es handelt sich ja auch zunächst um die litterarischen Arbeiten und nicht um die litterarischen Arbeiter, von welchen häufig wenig bekannt ist. Das Individuum tritt erst in der modernen Epoche stärker in den Vordergrund und war daher in dieser Epoche mehr als früher zu berücksichtigen.

I. ZEITRAUM: M I T T E DES 16. JHS. BIS 1710. [. GEISTLICHE LITTERATUR.

1.

Bibelübersetzung.

n der Spitze der geistlichen Litteratur steht im Rumänischen wie in fast allen europäischen Littcraturcn die U b e r s e t z u n g der B i b e l , alten und neuen Testamentes. Den Anfang machen jedoch einzelne Teile derselben. Zuerst die vier Evangelien, dann die Thaten der Apostel, darauf der Psalter. Den Anstoss zur Übersetzung aus dem Slavischen in's Rumänische gab die reformatorische Bewegung, die sich im Anfang des 16. Jhs. nach Siebenbürgen verpflanzte. Der Bekehrungseifer drängte zunächst das Wort Gottes in der Volkssprache dem Volke zugänglich zu machen. Als ältestes rum. Buch gilt ein Catechismus,der 1 5 4 4 in Sibiu gedruckt sein soll. Dieser Katechismus hat sich jedoch nicht erhalten. Die damit identificierte Abschrift in einer Sammelhs. des Grigorie von M;ihaciu von 1 6 1 9 (ed. Hasdeu, Cuvente den bäträni II, 1 1 5 ) kann unmöglich dieser Katechismus gewesen sein, trotz Hasdeu's Behauptung, denn es findet sich darin keine Spur von lutherischen oder calvinischen Anschauungen. Ebenso wenig ist ein anderer Katechismus (ibid. II, 99) die spätere Abschrift eines Originales vom Jahre 1 5 6 0 , wie Hasdeu annimmt, sondern von der Cazania von 1 5 8 1 (v. Chr. I p. 32—-33). Die Möglichkeit, j a Wahrscheinlichkeit, dass ein solcher Katechismus existiert hat, ist nicht zu verneinen, aber, so weit bekannt, hat sich kein Exemplar davon erhalten. Als ältestes Monument der rumänischen Litteratur betrachte ich daher das Evangelium, welches 1 5 6 0 1 5 6 1 in Brasov (Kronstadt) der Diacon C o r e s i aus Targoviste zusammen mit T u d o r D i i a k im Auftrage von Hans (Hanesü) Benkner (oder Begner, Begnerii) herausgegeben hat. Ein unvollständiges Exemplar ist jetzt im Besitze der rumän. Akademie. 1 Ein andres vollständiges Exemplar dieses äusserst seltenen Buches ist voriges Jahr von mir im National-Museum in Budapest entdeckt worden. 2 Dass dieses Werk an der Spitze der rumänischen Litteratur steht, und mit dem Evangelium die Übersetzerthätigkeit anfängt, ist bei der Zeitlage ganz natürlich. Eine Hs. des Evangeliums aus der Zeit vor dem Druck hat sich nicht erhalten, und ich bezweifle die Existenz einer solchen oder irgend welcher Übersetzung, die älter als der erwähnte Druck sei. Die Notwendigkeit einer solchen Übersetzung hatte sich nicht von innen heraus fühlbar gemacht; sie wurde in's Leben gerufen durch die reformatorische Bewegung in Siebenbürgen 1 Wieder abgedruckt w o r d e n in lateinischer Transscription von D r . C h e r a s i m T i n i i i s P i t e s t e a n u . Bucaresti l88y. Ein Facsimile des E p i l o g e s in P i c o t , Coup d'oeil sur ¡'histoire de la typographie dans les pays rottmains au XVIe siècle, P a r i s 189Ô, p. 25' 2 Auszüge im Anal. p. 1 ff.; Chr. I, 17 ff.

I.

ZEITRAUM:

GEISTUCHE

LITTERATUR.

BIBELÜBERSETZUNG.

267

und erschien in gewissem Sinne verfrüht, denn sie hat thatsächlich fast ein Jahrhundert warten müssen, ehe sie als gleichwertig mit dem slavischen Originale in der Kirche anerkannt wurde. Noch lange nach dem Erscheinen jenes Evangeliums werden alle Kirchenbücher in Rumänien, die für den Gottesdienst selbst bestimmt waren, slavisch gedruckt. Es ist daher nicht wahrscheinlich, was manche in neuerer Zeit behaupten, dass C o r e s i dieses Evangelium aus einer viel älteren Hs. abgedruckt haben soll. Die Sprache und andre Eigentümlichkeiten des Druckes weisen darauf hin, dass der rumänische Text aus dem bulgarisch-slavischen Texte übersetzt ist, welchen Coresi um dieselbe Zeit am selben Orte druckte. Dieser war für die Kirche in der Walachei bestimmt, jener dagegen für die Rumänen in Siebenbürgen. Um dieselbe Zeit druckte Coresi die Thaten der Apostel in slavischer Sprache. Daneben hat sich ein unvollständiges Exemplar einer rumänischen Apostelgeschichte erhalten. Da nun Coresi in dem Epiloge der Predigt?ammlung von 1568—7o(?) eines Praxiu Erwähnung thut, so sind wir berechtigt jene Apostelgeschichte auch Coresi zuzuschreiben, so dass sie als das nächst älteste Werk der rumänischen Litteratur zu bezeichnen wäre. 1 Wie das Evangelium, so schliesst sich auch dieser Text eng an die slavische Bearbeitung an, und er zeigt keine Spur von Selbständigkeit in der Behandlung der Sprache und in der Syntax. Andre urteilen anders. Vor einigen Jahren ist von J . Cretu eine leider unvollständige Hs. eines Praxiu entdeckt worden, deren phonetische Eigentümlichkeiten zu sehr sonderbaren Anschauungen verleitet haben. Dieser Text'-' wird als das Original, natürlich nicht als das unmittelbare, des rumänischen Druckes bezeichnet; Archaismen werden darin gefunden und die phonetischen Eigentümlichkeiten, die aber auch in Texten aus dem Ende des i 6 . J h s . angetroffen werden, werden als Beweis für das hohe Alter dieser Hs. und ihres Textes angeführt. Da leider sowohl Hs. als Druck unvollständig und in beiden entsprechende Teile nicht vorhanden sind, ist ein direkter Vergleich nicht möglich; der Charakter der Sprache jedoch, offenbare Kopistenfehler in der Hs. und die Unwahrscheinlichkeit einer selbständigen Übersetzung aus dem lateinischen oder griechischen Texte weisen darauf hin, dass die Hs. nur eine mittelbare Abschrift dieses Druckes ist. Iii diesen Zusammenhang gehört auch das nächst älteste rumänische Buch, welches ebenfalls Coresi zum Verfasser und Drucker hat, und bei dem sich dieselbe Erscheinung wiederholt. Im Jahre 1577 erschien in Sasz-Szebes ein slavisch-rumänischer Psalter, worin auf je einen slavischen Vers die entsprechende rumänische Übersetzung folgt. Von diesem Werke soll sich ein Exemplar mit dem Datum 1 5 7 0 im Besitze der rumänischen Akademie befinden; da es, wie alles, was der rumänischen Akademie gehört, unzugänglich ist, ist es unmöglich zu sagen, ob jene ältere Ausgabe identisch mit der von 1577 oder verschieden davon ist. Da diese jedoch den slavischen Text bis auf die kleinsten Nuancen wiederspiegelt, so wird man nicht fehl gehen, wenn man annimmt, dass es nur ein unveränderter Abdruck des Psalters Coresi's ist. :i In dem Epiloge sagt Coresi ausdrücklich, dass, da er gesehen, dass alle anderen Völker das Wort Gottes in ihrer Sprache hätten, nur »wir Rumänen nicht« , er diesen Psalter aus dem Serbischen d. h. Slavischen in's Rumänische übersetzt und gedruckt hätte. C. hätte so nicht sprechen können, hätte er einfach eine ältere Übersetzung, die er in einer Hs. vorgefunden, abgedruckt. Und dies müsste der Fall gewesen 1

A u s z ü g e : Chr. I, 9 ff. K d . v . 1 . S b i e r a , Codicele Voronetean cu un vocabulariu n" studiu as-itpra C e r n ä u t i lfc8,V, A u s z . : Chr. I, 2 ff. * E d . B . P . H a s d e u , B u c u r e s t i 1 8 8 1 , mit W e g l a t s u n g des s l a v i s c h e n T e x t e s ;ils unnütz. 2

hti,

268

L l T T E R A T U R G E S C H l C H T E DER ROMANISCHEN V Ö L K E R . —

8 . Ru.MÄN.

LlTT.

sein, wenn, wie jetzt von fast allen Seiten behauptet wird, ein hslicher Psalter, der vor kurzem entdeckt und herausgegeben wurde, das Original seines Druckes gewesen wäre. 1 Diese Hs. soll 1 4 S 2 geschrieben sein. Sie rührt von mindestens zwei Händen her, die nicht bloss kalligraphisch, sondern auch in Bezug auf Phonetik und Wörterbuch von einander abweichen. Dabei ist der ganze T e x t vollständig identisch mit Coresi und die Abweichungen, weit entfernt, archaisch zu sein, sind vielmehr ein Versuch den archaischen Charakter der S p r a c h e Coresi's zu mildern, und an Stelle von slavischen oder schwer verständlichen Ausdrücken solche zu setzen, die besser gekannt waren. Dieser Versuch ist vollkommen parallel einem ähnlichen, der in der Sammelhs. erf o l g t e , von der bald die R e d e sein wird, und auf den schon oben im Zusammenhange mit dem Katechismus hingewiesen wurde. Da nun die Ubereinstimmung des T e x t e s der Psalterhs., der mit dem slavischen Originale, welches Coresi gedruckt hat, absolut identisch ist, nicht auf blossem Zufall beruhen kann, so ist sie, obzwar sie nur den rumänischen Text enthält, doch wohl eher als eine Abschrift aus der zweisprachigen Ausgabe anzusehen, besorgt von J e m a n d , der sich mit dem Teil begnügte, für welchen er sich speziell interessierte, als umgekehrt, nämlich als eine Hs., zu der ein slavischer Text, der sich dem rumänischen j e d o c h nicht hätte anpassen können, dem vielmehr der rumänische angepasst sein würde, später hinzugefügt worden wäre. Dieses aber hätte Coresi thun müssen, wenn er diese Hs. oder eine dieser entsprechenden seinem Drucke zu Grunde gelegt hätte. Kr hätte dann aber auch nicht behaupten können selbst diese Arbeit zuerst unternommen zu haben, da er befürchten musste von seinen Zeitgenossen Lügen gestraft zu werden. Die Hs. repräsentiert somit für mich eine spätere Abschrift des Druckes Coresi's; sie hat denn auch alle K e n n z e i c h e n einer Abschrift, zeigt Nachlässigkeiten, Fehler und Misverständnisse, j a ein Druckfehler Coresi's ist in sie aufgenommen, sie kann daher unmöglich ein Jahrhundert älter als der Druck sein! Ich setze sie um 1 5 8 5 und verweise sie in dieselbe G e g e n d , in welche die Hs. des Praxiu, der Katechismus und die anderen T e x t e dieser letzteren Sammelhs. gehören. Sie stammen aus der zweiten Hälfte des 1 6 . Jhs. nach der sprachlichen F o r m . Einige nichtbiblische T e x t e , die in Sprache und Orthographie die grösste Ähnlichkeit mit dem »Praxiu« und »Psalter Ms.« haben, vom Popen G r e g o r i u von M a h a c i u und seinem Schüler in der erwähnten Sammelhs. in den Jahren 1 6 0 0 — 1 6 1 9 geschrieben, mögen, ähnlicher Sachlage wegen, gleich hier Eroder Scriptum din wähnung finden. Z w e i datierte, die Legendi Duminecä ceriu'- von 1 6 0 9 und F.vangelie cn talc ; haben dieselben charakteristischen Eigentümlichkeiten, wie die oben erwähnten Hss. Auch ein drittes VVerk, die Abraham-Apokalypse ' ist, wie die vorhergehenden, das Werk des Popen Gregoriu. E r hat diese T e x t e direkt aus demSlavischen übersetzt oder vom Drucke Coresi's abgeschrieben, sie wimmeln von sonderbaren dialektischen Formen, und unterscheiden sich deutlich von denen seines Schülers, in welchen sich nur vereinzelte Spuren des Rotazismus und archaische Formen finden. Da diese aber in den Schriften des Gregoriu auftreten, beweisen sie somit nichts für das vermeintliche Alter einer Hs. und können also auch nicht als Beweis für das hohe Alter des »hslichen Psalters« und » P r a x i u « , worin sie vorkommen, dienen. Auch 1 Ed. I. B i a n u , Bucnre^ti 188. ein einlacher A b k l a t s c h iler Iis. a u f p h o t o l i t h o g r a p h i s c h e m W e g e , mit T r a n s s c r i p t i o n in m o d e r n e r r u m ä n i s c h e r Schritt und sogenannten V a r i a n t e n a u s (lein P s a l t e r des C o r e s i . U b e r diese A u s g a b e s. meinen Bericht in dem

Jahresber. für romanische Philologie. 2 E d . B . P . l i a s d e u . Cm-ente d. bäirdni H a s d e u , 1 2 0 IT.. Chr. 1. n;( Hf. * E d . H a s d e u , i b i d . 1 8 9 IT.

ä

11. 4ii IT. u.

Chr.

I,

»_.,.

I.

ZEITRAUM: GEISTLICHE LITTERATUR.

BIBELÜBERSETZUNG.

269

der Sprachschatz der Texte des Gregoriu von Mahaciii stimmt mit diesen überein. Wir linden bei ihm Worte wie gintu, lume etc. genau wie in jenen Texten, die somit in dieselbe Gegend und Zeit, d. h. in die zweite Hälfte des i ö . J h s . gewiesen werden müssen. Wenn sich herausstellen sollte, dass die »Evangelie cu tälc« des Gregoriu auch nichts weiter als eine Abschrift einer Predigt aus der Cazante ed. II von Coresi wäre, so wäre diese Frage endgiltig entschieden. Ich habe diesen kritischen Fragen einen etwas grösseren Raum gewidmet, weil es bezügl. der Anlange der rumänischen Litteratur absolut notwendig ist, sich, so weit möglich, ein klares Bild von den Ausgangspunkten und den Vorbedingungen des rumänischen Schrifttums zu machen, und kehre nun zum Evangelium des Coresi zurück, um die Entwickelung der Litteratur weiter in chronologischer Weise nach Gruppen zu verfolgen. Als nächstältestes Werk nenne ich das Evangelium im British Museum von 1 5 7 4 , von R a du G r a t n m a t i c u für den Exfürsten Petru Cercel geschrieben. 1 Auch dieser Text ist nichts weiter als eine direkte Abschrift von Coresi's Druck mit kleinen phonetischen Abweichungen; sonst stimmt diese Hs. in allen Fehlern und Eigentümlichkeiten genau mit Coresi überein. Es kann auch hier keinem Zweifel unterliegen, dass wir es mit einer Abschrift vom Drucke zu thun haben, denn sogar Druckfehler sind in die Hs. übergegangen. Im Jahre 1 6 4 8 erschien sodann in Belgrad (Alba Julia, Siebenbürgen) die erste vollständige Ausgabe des Neuen Testamentes. In den Hauptzügen das Werk des leromonach S i l v e s t r u , der die Arbeit 1 6 1 3 — 1 6 2 9 gemacht zu haben scheint, 2 ist der Text einer zweiten Rezension unterworfen worden, ehe das Werk zum Drucke befördert wurde. Die Einteilung und Anordnung des Textes entspricht der kanonischen Bibel, während fast alle sonstigen Neuen Testamente, die rumänisch gedruckt wurden, in Zusammenhang mit dem Gottesdienste stehen und nach Lektionen eingeteilt sind. Die Sprache dieser Ausgabe ist die klassische rumänische und kirchliche geworden/' Dieser Druck ist später in der Walachei zwischen 1 6 5 0 — 1 6 7 5 abgeschrieben worden. 4 Hier zeigt sich nun zuerst ein Einfluss des griechischen Originales, auf das die Übersetzung von 1 6 4 6 Rücksicht nimmt, während bis dahin bloss das slavische Original zu Grunde gelegt wurde. 1682 erschien in Bucarest eine neue Ausgabe von J o r d a k e C a n t a k u z e n , welche der von 1648 ganz ähnlich ist. Fast ganz abhängig vom Drucke von 1648 ist das Evangelium, welches 1 6 9 3 in zwei Kolumnen erschien, griechisch und rumänisch. Diese Ausgabe, besorgt von S e r b a n G r e c e a n u , unterscheidet sich wesentlich in derÜbersetzung von dem Texte, welcher 1688 in der grossen Bibel erschien. Dieser schliesst sich seinerseits eng an die Ausgabe von 1682 an mit geringen lexikalischen Abweichungen, während die nur 5 Jahre später erschienene mehr Bekanntschaft mit dem alten Texte von Coresi verrät und sich enger an das Griechische anschmiegt.'' Die Version des N. Test, von 1688 (1648) ist 1 7 0 3 mit geringen Modifikationen vom Mitropoliten Anthim dem Iberier (s. u.) wieder abgedruckt worden. 8 Derselben Zeit, wenn nicht sogar einer früheren, gehört eine eigene Rezension (Cod. Gaster, Rum. Nr. 93.) an. Der Text in dieser Hs. nähert sich Coresi, und hat mit diesem auch viele Anachronismen gemein. Dagegen enthält er auch Varianten der Ubersetzung, die aus mindestens zwei verschiedenen Quellen stammen, als a und b in der Hs. bezeichnet, meistens Neuerungen und Änderungen des 1 A u s z . Chr. I, 7 — V : Ev. Mattheiu v o n m i r h e r a u s g e g e b e n im Archrvio p. 254 ff- 11. 4 6 1 ff. K i n e v o l l s t ä n d i g e A u s g a b e w i r d jetzt v o n m i r v o r b e r e i t e t . 2 S . C i p a r i u , Arch. p. filolog. si istor. p. 6 5 5 .

3

Ausz. Cip., Aualeete, p. 83 Ii- Chr. I, p. 124 ff. ' Chr. I, p. 1 9 4 ff. » Chr. 1, 307 ff. 6 Chr. I, 347 ff.

gloit. ital.

III

270

L I T T E R A T U R G E S C H I C H T E DER ROMANISCHEN V Ö L K E R .

— S. RUMÄN.

LITT.

alten Wortlautes, der sich w e s e n t l i c h von d e m aller anderen b e k a n n t e n T e x t e unterscheidet. D i e s e H s . enthält auch die A p o s t e l g e s c h i c h t e und e i n i g e B r i e f e der A p o s t e l . 1 A l s für sich b e s t e h e n d e A u s g a b e der A p o s t e l g e s c h i c h t e etc. e r w ä h n e i c h den T e x t , der 1 6 8 3 in Bucuresti erschienen ist. E s ist ein nur w e n i g verä n d e r t e r A b d r u c k des T e x t e s des N . T . v o n 1 6 4 s . 2 Der e n t s p r e c h e n d e T e i l in der G e s a m t a u s g a b e der B i b e l Bucuresti 1 6 8 8 ist m e r k l i c h davon v e r s c h i e d e n . J e n e A u s g a b e ist für d e n K i r c h e n d i e n s t g e m a c h t w o r d e n , und die E i n r i c h t u n g d e s T e x t e s entspricht d e r liturgischen O r d n u n g und E i n t e i l u n g . 5. D e r D r u c k d e s A l t e n T e s t a m e n t e s f ä n g t viel später a n , und e s dauerte fast ein J a h r h u n d e r t , bis nach der ersten A u s g a b e des E v a n g e l i u m s e i n e A u s g a b e des A . T . e r f o l g t e . V o n a l l e n B ü c h e r n des A . T . ist es der P s a l t e r , w e l c h e r a m häufigsten b e a r b e i t e t wird. D e r i n n i g e Z u s a m m e n h a n g d e s s e l b e n mit d e m K i r c h e n d i e n s t e erklärt die g r ö s s e r e Z a h l der rum. P s a l t e r . D e n ältesten h a b e ich o b e n (p. 2 6 7 ) im Z u s a m m e n h a n g e mit den D r u c k e n des C o r e s i in z w e i A u s g a b e n e r w ä h n t , die v o n diesem D r u c k e existieren s o l l e n ; e b e n s o die H s . und das V e r h ä l t n i s , in w e l c h e m diese zum D r u c k e zu stehen scheint. I m f o l g e n d e n J a h r h u n d e r t w u r d e eine neue A u s g a b e des Psalters n a c h d e n s e l b e n P r i n z i p i e n veranstaltet, n a c h w e l c h e n das N . T . in B e l g r a d b e a r b e i t e t lind g e druckt w o r d e n war. D i e s e s N . T . s o w o h l als auch der Psalter s o l l e n B r u c h stücke e i n e r im A u f t r a g e des F ü r s t e n Betlen G a b o r ( 1 6 1 3 — 1 6 2 9 ) a n g e f e r t i g t e n U e b e r s e t z u n g der g a n z e n B i b e l sein, : 1 deren U r h e b e r w o h l der I e r o m o n a h S i l v e s t r u g e w e s e n sein wird. D i e U e b e r s e t z u n g scheint nicht aus d e m G r i e c h i s c h e n , w i e C i p a r i u b e h a u p t e t , sondern aus d e m S l a v i s c h e n g e m a c h t und mit d e m H e b r ä i s c h e n n a c h e i n e r C a l v i n i s c h e n U e b e r s e t z u n g verbessert w o r d e n zu sein, a u c h auf die L X X wird R ü c k s i c h t g e n o m m e n . V a r i a n t e n und a n d e r e U e b e r s e t z u n g e n sind als M a r g i n a l g l o s s e n g e d r u c k t . 1 E i n e n e u e U e b e r s e t z u n g des Psalters b e s o r g t e der M e t r o p o l i t D o s i t h e u s , 1 6 8 0 (Jasi). D i e s e e r s c h i e n in diesem J a h r e in z w e i K o l u m n e n s l a v i s c h und rumänisch. D i e U e b e r s e t z u n g folgt g e t r e u , a b e r mit viel g r ö s s e r e r F r e i h e i t als es bei C o r e s i der F a l l w a r , d e m O r i g i n a l e . Dositheus ist, w i e sich n a c h h e r n o c h z e i g e n w i r d , ein Meister der S p r a c h e , und e i n e der h e r v o r r a g e n d s t e n F i g u r e n auf d e m G e b i e t e der rum. Litteratur in der zweiten H ä l f t e des 1 7. J h s . S e i n e S p r a c h e ist daher w e d e r u n b e h o l f e n , n o c h zeigt sich darin d e r Einfluss der slavischen S y n t a x so m e r k l i c h w i e in den alten T e x t e n . N a t ü r l i c h ist e i n e A u s n a h m e f ü r die B e l g r a d e r A u s g a b e zu m a c h e n , die an E l e g a n z der D i k t i o n und R e i n h e i t der S p r a c h e alles v o r h e r und n a c h h e r geleistete weit übertrifft. D a der s l a v o - r u m . P s a l t e r die G r u n d l a g e w a r f ü r die U e b e r s e t z u n g in R e i m e n desselben V e r f a s s e r s , an w e l c h e r er, seinen e i g e n e n Worten auf d e m T i t e l b l a t t e d e r gedruckten A u s g a b e ( 1 6 7 3 ) z u f o l g e , f ü n f J a h r e g e a r b e i t e t h a t , so muss der p r o s a i s c h e T e x t b e d e u t e n d älter als das D r u c k j a h r ( 1 6 8 0 ) sein. N u n hat Dositheus die g e r e i m t e U e b e r s e t z u n g in d e n J a h r e n 1 6 6 0 — 1 6 6 7 a u s g e f ü h r t , d e n n im letzten J a h r e ist die H s . , die sich in der B i b l i o t h e k der rum. A k a d e m i e b e f i n d e t , v o l l e n d e t und d e m F ü r s t e n J o h n D u k a g e w i d m e t w o r d e n . Wir w e r d e n d a h e r die P r o s a i i b e r s e t z u n g u n g e f ä h r 11m 1 6 6 0 ansetzen dürfen. D o s i t h e u s , der ein g r ü n d l i c h e r K e n n e r d e r p o l n i s c h e n Litteratur w a r , hat unter d e m E i n f l ü s s e dieser L i t t e r a t u r , und b e s o n d e r s der b e r ü h m t e n g e r e i m t e n B e a r b e i t u n g der P s a l m e n v o n J ä n K o c h a n o w s k i , und in d e m s e l b e n Versmasse, die r u m ä n i s c h e U e b e r s e t z u n g der P s a l m e n ausgeführt. S i e e r s c h i e n zuerst 1 6 7 3 in U n i e v . 1 Letztere ercheinen in meiner Ausgabe des Londoner Evangeliums p. 1 8 1 — 2 4 7 . * Chr. I, p. 260. 9 S. C i p a r i u , Principia de Jimbä, Blasiu 1866, p. toö Nu. G. * Ausz.: Analecte, p. 1 0 0 — 1 1 4 . Chr. 1. 1 5 2 — 1 5 6 .

I.

ZEITRAUM:

GEISTLICHE

LITTERATUR.

BIBELÜBERSETZUNG.

271

Wahrscheinlich lebte üositheus um jene Zeit in Polen. 1 Darum, weil die Psalmen nicht gesungen werden und auch sonst nicht dieselbe hervorragende Stelle im rum. Kirchendienste einnehmen, wie in den anderen Kirchen, hat dieser gereimte Psalter verhältnismässig geringen Einfluss auf die rum. Lyrik ausgeübt. Er ist fast ganz verschollen, nur in einigen VV'eihnachtsliedern lässt sich sein Einfluss nachweisen. Die Sprache dieser Uebersetzung ist nichts weniger als ungezwungen, mit Ausnahme der wenigen Psalmen, in welchen die Zeilen aus 6—8 Silben bestehen, die auch daher volkstümlich geworden sind, z. B. Ps. 46. 47. 48 etc.- Im Gegensatze zum N. T. weicht der Psalter in der Bibel von 1688 von dem Belgrader Texte ab und steht etwas näher dem Texte des Dositheus. Im Jahre 1 7 1 0 kopierte ein gewisser I o a n von V a s l u i u einen Psalter, der trotz der grossen zeitlichen und räumlichen Entfernung doch dem Texte des Coresi am nächsten steht. Natürlich ist der Wortlaut einigermassen verändert, aber im grossen Ganzen schliesst sich dieser Text dem ältesten am engsten an. 3 Eine genaue Untersuchung desselben wird Licht über den anderen oben p. 268 erwähnten hslichen Psalter zu verbreiten vermögen. Ich erwähne bei dieser Gelegenheit zwei andere g e r e i m t e P s a l t e r , da es keine kirchlichen Lieder und auch sonst kaum Dichtung im ersten Zeitraum der rumänischen Litteratur gibt, weshalb derselben kein besonderer Abschnitt zu widmen ist. Eine französische Uebersetzung der Psalmen wurde im Jahre 1607 von Albert Mölnär in ungarische Reime gebracht. Unter dem Einfluss der Propaganda, welche die calvinistischen Fürsten von Siebenbürgen, Rakoczi und Apafi, betrieben, wurde diese ungarische Uebersetzung von V i s k i Jrtnos 1697 ins Rumänische übertragen. Diese Uebertragung stimmt a u f s genaueste mit dem ungarischen Psalter überein. Dasselbe Metrum ist eingehalten, weil der rum. Psalter auch zu den ungarischen Melodien gesungen werden sollte. Zwei Hss. haben sich davon in der Bibliothek des Museums in Klausenburg erhalten. Der Text ist mit lateinischen Buchstaben, und in ungarischer Orthographie geschrieben. 4 Der Titel dieses Psalters lautet: » A luj Szvcnt David kraj si Prorokül, o szulye si csincs dzccs di Soltarl kari au szkrisz ku tnenile luj Viski Jdnos cn Boldogfalva 1697«. Wohl derselben Zeit gehört auch der gereimte Psalter des T e o d o r C o r b e a an, vormals im Besitze von Cipariu (Principia, p. 1 2 0 No. ZZ). Dieser Psalter war dein Kaiser Peter d. Grossen von Russland gewidmet. (Pss. 49, 50, 1 1 4 und 1 3 6 v. Bianu 1. c. p. XLIX-LV). Dieser Psalter ist unabhängig von Dosofteiu und Viski. Um das Ende des 1 7 . Jhs. spielt in der rum. Litteratur ein bisher nicht genügend gewürdigter A l e x a n d r u s P r e c e p t o r P o l o n u s , oder rumänisch A l e x a n d r u D a s c ä l u l genannt, eine nicht unbedeutende Rolle. Seine Eltern lebten in Lemberg; er stammt wohl aus der (heutigen) Bukovina und ist über Siebenbürgen nach der Walachei ausgewandert. Hss., von ihm geschrieben, habe ich in der Klosterbibliotek St. Nicolae in Kronstadt gefunden und auch sonst begegnet der Name häufig unter den Hss. der Bibliotek des Museums 1 A u s z . P r o s a : Anal. p. 2 2 9 — 2 3 3 : Chr. I. p. 2 4 6 fr. G e r e i m t : Ani 2 4 4 — 2 5 3 ; Chr. I . p. 2 8 0 ff. Kine neue A u s g a b e mit k n a p p e r , ungenügender E i n l e i t u n g auf G r u n d der Hs. besorgte J . B i a n u , Fsaltirca in Verntri, intoemitä de Dosofteiu, Milropolitul Moldovei, liueuresei 1887.

* S. Ut. popul. p. 461 ff. 3 Chr. I, 3 6 3 IT. * S. G r . S i l a s i , Transilvania 1 8 7 5 ,

licht w u r d e n , und J . B i a n u , P s s . 4 0 , 4 9 , 5 0 , 9 0 u. 1 3 6 .

p. 1 4 1 ff., w o aucli mehrere P s a l m e n veröffentin der E i n l e i t u n g zur Psaltire des Dosofteiu, p. X I , I — X I , V I I I :

27 2 LiTTERATURGESCHICHTF. DER kl'MANI-CHKN Vtil.KKK. -

8. R l M \ N . LlTT.

in

existiert ein

Bucarest,

rum.

wie

Psalter

und

mit

sich D a c h h e r Commcntar

auch polnisch

ebensowohl 6.

als

nistischen

gut

1582

denn

Zakan

im E p i l o g e

Efrem,

und A k i r i e ,

infolge

Lehrer

der

daselbst,

Unternehmen

besonders

w e l c h e s Serban Diiak der l e r o m o n a h

P s a l t e r (s. o b e n ;

in

Betracht

nur in

im

trotzdem

mich jedoch

den

wird,

dass

nun.

Kaväran Logoj

und

einige

andere

daher

wird

ihm

dieses

gefühlt

bei d e m

hat,

Von

bei Cipariu in

Budapest

auch

habe

im

entdeckt.

ich

Dienste Buche,

ein

zweites

Eigentümlich

mit walachischen F o r m e n

eine vorzügliche

Stande

ist e s n i c h t ,

äusserst s e l t e n e n

bekannt,2

etwa

das N . T .

heutigen

Unternehmen diesem

Buch

Ob

ist,

in der S p r a c h e

ist.

bisher

ein

Irragment

aus L e v i t i c u s

dass w i r es m i t

haben.

1660

das D a t u m 1 5 6 0

einem Texte

wäre jetzt

zu h a b e n ,

ist, m i t w e l c h e m

zu

geben.1

Es

verdanken

sind K a p i t e l

d i e für b e s t i m m t e T a g e als L e k t i o n d i e n e n .

hat

Hälfte

Datum.

es d i e Lection

Dieses

(Parimiu)

Kirchenkalender

-»Parcmiar*.

1683).

aus d e r z w e i t e n

das r i c h t i g e r e

weil

der alte

vollständigen

an. . . Jasi

diesem

10 jähriger Beschäftigung mit diesen T e x t e n ,

sich erhalten

solchen

preste

in

P r e d i g e r in

I c h s e l b s t h a b e m i c h v o n H a s d e u , der d i e s e s F r a g m e n t

überzeugt,

1. S e p t e m b e r

Prediger

Moisi,

lässt sich

d e s A . T . hat m a n

Prüfung nach

scheint

Einen

in

dem Vorsitze des calvi-

bewogen

jenes

stand.

die S p r a c h e

1 7 . J h s . zu t h u n

(Paremiile

Exodus

aus d e m H e b r ä i s c h e n , G r i e c h i s c h e n

sich

veröffentlicht hat, verleiten lassen,

Eine genauere

unter Stefan,

gefördert,

moldauische

(26, 3 — 4 1 ] betrachtet.

Fragment

Sprachen

noch weniger beweisen; unmöglich

Nationalmuseum

A l s ältesten T e x t

des

diesen

und Marian Diiak gedruckt h a b e n .

Exemplare

dass in d i e s e m D r u c k e

zuerst

lateinisch

und

d i e v i e r der K ö n i g e

übersetzen,

Propaganda

einem

vollständiges wechseln,

Genesis

Pestisel

Silvester

zu

gezogen

calvinistischen

bisher

slavisch-

scheint

Gesti Frenti, der » H o t n o g i u « v o n S i e b e n b ü r g e n ,

unseres Wissens s c h w e r sagen, wenn

Herce

die fünf Bücher Moses,

dessen

und den

Orästie

heisst es, dass,

Mihaiu,

der P r o p h e t e n übersetzt hätten. dieses

in

der P r o t o p o p von H e n e d o r a ,

und Slavischen hat

ilnn

Alexander

u n d s c h r e i b t in

zu k e n n e n ,

erschienen

Bischofs T o r d a s i

gewidmet,

Von

D i e s e b e i d e n B ü c h e r sind nur e i n F r a g m e n t e i n e s viel g r ö s s e r e n

Unternehmens, Sebes,

ziemlich

wird.

Jahre 1 6 9 7 .

rumänisch.

Im Jahre

Ubersetzung.

zeigen von

1

für

begann.

wir

Dosofteiu,

aus d e r g e s a m t e n

Bibel

A l l e d i e s e s i n d aus d e m S l a v i s c h e n

übersetzt.4 D e r e r s t e v o l l s t ä n d i g e D r u c k der g a n z e n B i b e l e r f o l g t e 1 6 8 8 Auf Befehl

des Fürsten

dieses Werk

von

Ioan

Radu

wird

nun

gewesen

von

sein

behauptet,

Basarab

durchgeführt

alten

mögen,

dass N .

Texten

worden.

ist

bis

Milescu

hergestellt

heute

Sache

der S p a t a r ,

der

in B u c u r e s t i .

unternommen, Wie

ist d i e s e B i b e l a u s d e m G r i e c h i s c h e n ,

steter B e n u t z u n g

alten T e x t e

Kantakozino

Greceanu

Einleitung selbst mitteilt, und mit

Serban

er

scheinen Bruder

aber

viele

Serban

diese Bibel

an dieser

Greceanu,

Bibel

der seinigen

Was

Mitrofan,

diese

der Vermutung. ein

zu G r u n d e

mitgearbeitet

der

aber mit H ü l f e

worden.

bewegtes

d u r c h g e m a c h t hat, Verfasser einer vollständigen Ü b e r s e t z u n g der Bibel sei, u n d dass G r e c e a n u

ist

in

gelegt

zu h a b e n ,

Es

Leben

gewesen

habe.5

besonders

der B i s c h o f von Buz.iu, und

Es sein

andere.

D i e w e n i g s t e n s t e i l w e i s e A b h ä n g i g k e i t v o n d e n ä l t e r e n T e x t e n ist s c h o n h e r v o r gehoben 1 2 3

4 5

worden.

Aber

trotz alledem

muss dieses Werk

als die

Chr. 1, p. 3 1 4 — 3 1 5 . Anal. 4 6 — 8 2 ; Chr. I, p. 33 — 38. Chr. I. p. 3 - f S . Anal. 2 3 3 — 2 4 4 ; Chr. I, p. 263—268. S. E . P i c o t , Notice biographique etc. sur Nicolas Spatar Milescu,

bedeutendste

Paris 1883.

I.

ZEITRAUM: GEISTUCHE

LITTERATUR.

PREDIGT.

273

Leistung auf dem G e b i e t e der ganzen rumänischen Litteratur bezeichnet werden. Es ist eine klassische Arbeit und ist bisher durch kein anderes litterarisches Denkmal übertroffen worden. D i e Sprache ist durchaus die des walachischen Dialektes und unterscheidet sich wesentlich vom moldauischen Dialekte. Ein Werk des Milescu wäre nur in diesem letzteren Dialekte geschrieben gewesen und hätte ganz umgeändert worden sein müssen. Dies ist zwar an und für sich kein genügender Grund, die Möglichkeit einer früheren Arbeit als Unterlage für die uns vorliegende Bibel abzuweisen. Mehr als ein Buch, w e l c h e s in dem einen Dialekte geschrieben oder gedruckt war, wurde in einen anderen, w e n n wiederabgedruckt, umgeändert. Es kommt aber noch hinzu, dass wir die S p r a c h e , der wir in der Bibel b e g e g n e n , auch in den anderen Werken der Brüder Greceanu wiederfinden, die alle den Höhepunkt der rumänischen Litteratur bezeichnen. A u c h für die rumänische Schreibweise ist durch diese Bibel Bedeutendes geleistet worden, indem hier zum erstenmale einige Ordnung in den Gebrauch der Zeichen für die dunklen V o k a l e gebracht wurde. Diese Bibel ist mustergiltig geblieben und ist auch das umfangreichste Werk der alten rum. Litteratur. 1 In meiner Hs. N o . 89 aus dem Anfange des 18. Jh., finden sich die Geschichte Josefs, Lots und die biblischen A p o k r y p h e n von T o b i t , Judith und Susanna aus dieser Bibel abgeschrieben mit sehr geringen lexikalischen Änderungen. Dies sind b i s l a n g , d. h. bis auf weitere Entdeckungen oder bis ein K a t a l o g der Hss. der Akademie und anderer Bibliotheken gemacht sein wird, die einzigen T e x t e der Bibel aus der ersten Periode. Da die Pseudo-epigraphische und a p o k r y p h e Litteratur den grössten Einfluss auf die rum. Volkslitteratur ausgeübt hat, so werde ich sie im Zusammenhange mit der letzteren behandeln, besonders da es äusserst schwer hält, das erste Datum des Erscheinens dieser Litteratur auf rum. Boden festzustellen und sich nur Hss. der zwei letzten Jahrhunderte erhalten h a b e n , die allerdings unzweifelhaft A b schriften älterer T e x t e aus dem 1 6 . und 1 7 . Jh. sind. 2. P r e d i g t . 6. Gleichalterig mit dem N . T . und wohl denselben Strömungen zuzuschreiben ist die rum. Predigtlitteratur. Die Predigt hat selten einen T e i l des späteren griechisch-orthodoxen Kirchendienstes ausgemacht. Mit der reformatorischen B e w e g u n g kam auch der Brauch, das Volk in der K i r c h e in seiner Sprache zu belehren, auf. Homiletische Sammlungen in der slavischen Litt, sind schon in alter Zeit bekannt, meist waren es Übersetzungen aus griechischen Homiliensammlungen, bezüglich besonders auf hervorragende Sonntage und auf die T a g e bestimmter Heiliger oder auf bestimmte Ereignisse im L e b e n Christi. Das Bedürfnis nach mündlicher Belehrung war j e d o c h immer sehr gering. Erst als sich die Reformation in Siebenbürgen geltend machte und der Druck des N. T . und des Psalters erfolgt w a r , entwickelt sich eine und zwar merkwürdig reiche homiletische Litteratur. V o n C o r e s i selbst haben wir zwei Sammlungen. Eine in Sprache und Druck vollkommen identisch mit dem Evangelium und somit in Kronstadt hergestellt um 1570. Von diesem Buche hat sich nur ein unvollständiges Exemplar im Besitze v o n Cipariu vorgefunden. Seiner Behauptung zufolge ( P r i n c i p i a p. 104) sollen diese Homilien sich über die Sonntage des ganzen Jahres erstrecken und das Original soll eine calvinistische Predigtsammlung sein. Der Druck wurde auf Kosten des F o r o Mikläusi besorgt. Es kann aber keinem Zweifel unterliegen, dass das Original, welche kirchliche T e n d e n z auch immer darin be1

Anal.

1 8 5 — 1 9 4 ; Chr.

GROBBR, Grundriss. 11c.

/, p. 297—284. 18

274

L I T T E R A T U R G E S C H I C H T E DER ROMANISCHEN V Ö L K E R . —

f o l g t sein m a g ,

doch

nur ein

bezweifeln,

Werk

Coresi's

machen

ein

das C r e d o ,

Im Jahre scheint

die

1581

slavisches sein

zehn

1580,

die z w e i t e S a m m l u n g ,

demselben Lukaci.

Coresi,

gedruckt

Das Original

kam

ist, w e n n

es, was

Den

Beschluss

dieser

von

allen

bisher

behauptet

ce sc kerna Eihinghelie

in K r o n s t a d t vom

auf K o s t e n

Mitropoliten

der

des R i c h t e r s

Walachei

zu

so rasch auf die erste

folgen

ervon

Hnjilü

Serafim

G e i s t l i c h e n I a n e u n d M i h a i u aus K r o n s t a d t , ü b e r s e t z t w o r d e n . Sammlung

wird)

cu Invätättirä,

a u s d e m S l a v i s c h e n , d. h . S e r b i s c h e n i n ' s R u m ä n i s c h e v o n C o r e s i , zweite

nicht

Sammlung

etc.

wie

Carte

LITT.

gewesen

soll.1

Gebote

(nicht

8 . RU.MAN.

und

ist

mit Hilfe der Dass man eine

Hess, e r k l ä r t s i c h

am

besten

d a d u r c h , d a s s d i e erste S a m m l u n g b e i i h r e m a u s g e s p r o c h e n e n

reformatorischen

Charakter

Auch

zweiten dem

nicht

allgemeinere

Verbreitung

machen

die S y m b o l e

den

Sonntage

Die

Sprache

des

ist

Pharisäers

merklich

macht

sich

darin

der

dieser

Sammlung

soll

Einfluss, den ein

und

erstreckt

verschieden

1641

in B e l g r a d

b e d e u t e n d e r g e w e s e n sein, d e n n

7.11 s a g e n ,

ist b i s h e r n o c h

in w i e

weit

erwähnen,

befindet,4

die eine

und dem Mahaciu

die sich

die Mittel,

des

abschrieb,5

Katechismus

lagen

ist

das

von

In (ante

findet

ausschliesslich

kanon,

dem

ist.5

sich

eine

eine Sammlung

von

ist

Hs.

sind

wurde

nicht

im

des

1642

in D l u g o p o l e

Jahre

Sie

Griechischen. 1 1 3 4 5 8

E s s i n d nur

13

Nur habe

Copie

Grigorie Stücke

Copieen

manche

curafie,

die

unabhängiger

1618

vom

Derselben in

p. istor.

Über-

Mitropoliten

ein slavisches

in

von

vorhanden.

1 7 . Jhs. a n g e h ö r t

Pentru

Nomo-

Zeit

einer

gehört

Hs.

etc. p. 84.

Der Ieromonah

Anal. 1 —29; Chr. /. |>. 22—2«. Anal p. 3 0 — 4 5 ; Chr. /, p. 2 8 — A. D e n s u s i a n u , Ist. liter. 2. Aufl. 1894 p. 195D e n s u s i a n u . I. c. p. l y l . Chr. 1, p. 4 5 - - 5 2 . Anal. 1 0 9 — 1 6 4 ; Chr. /. p. 94—')7-

ich

unzu-

Bei-

Hsliche

preste

von

meiner

dass

(hrysostomos,

Homilien.6

die

unwahrscheinlich,

enthält

Inväfaluti

Moldau

enthalten

der

in g a n z

(d. i. K d m p u l u n g

Ü b e r s e t z u n g der T ä g l i c h e n B e l e h r u n g e n ,

der

die P o p a

noch

Schlüsse nachgetragen.

Feiertagshomilien

Ich eine

und a n d e r e

direkte

habe.

N. T.,

geschenkt.

ist. noch

mit dem bislang

über die Reinheit

aus d e m

in

Predigten,

aber

sind

ist sie aus d e m S l a v i s c h e n g e f l o s s e n .

veröffentlichte

zuvor

des P o p e n G r e g o r i e

Das Credo

C e n t r a i b i b l i o t h e k in B u c a r e s t , a n , v. G a s t e r in Ra'ista scheinlich

muss

solcher

abhängig

a b g e s c h r i e b e n sind.

wurden,

eine Homilie

am

Der

haben,

u n d es ist s o m i t s c h w e r

anderen

Der T e x t einer Homilie,

gemacht

Bistrita

Es

Auflage

sein.3

ausgeübt

oder zwei

daraus a b g e s c h r i e b e n

Diese

Kloster

der rum. T e x t

Sammlung.

Hs., die spätestens d e m A n f a n g e des

sich

mit

Feiertage.

des J o a n n e s C l i m a c u s

d e s C o r e s i , es ist d a h e r

aus F r a g m e n t e n

setzung gebildet Theofan

der

in d e r S a m m l u n g d e s G r i g o r i e

einer andern

1618),

die

Eine zweite

in's A u g e , will j e d o c h

»Vaterunser«.

die n a c h D r u c k e n

dieser

einer grossen Z a h l

In d e r S a m m l u n g

findet

auch eine Predigt

Homilien,

in

beginnt

erschienen

diese B e h a u p t u n g durch V e r g l e i c h u n g

zu d e n H o m i l i e n

er sich

Julia)

wir b e g e g n e n

der R e d e n

g ä n g l i c h e n O r i g i n a l e festzustellen. 1619

ersten

( r u m . Cazanii)

A n s c h a u u n g n a c h d i r e k t aus d e r d e s C o r e s i nicht

über

in e i n e r H s . d e s K l o s t e r s S e c u l

soll.

266)

der

nicht untersucht w o r d e n

Übersetzung

p.

auch

geltend.2

(Alba

eine S a m m l u n g

1 6 . Jh. a n g e h ö r e n (s. o b e n

der

Sammlung

Das Verhältnis zwischen diesen v e r s c h i e d e n e n

fasse hier b e s o n d e r s drei S a m m l u n g e n Sammlung

sich

von

diese Homiliensammlungen

konnte.

Diese

Einfluss der M i t a r b e i t e r

i n n e r h a l b d e r n ä c h s t e n 50 J a h r e . Sammlungen

finden

Beschluss.

der toate

der

Wahr-

Melhisedec

Walachei) zilele,

aus

seine dem

275 Innerhalb der drei Jahre 1 6 4 2 — 4 4 erschienen ferner drei sehr umfangreiche Sammlungen von Predigten, und zwar die erste 1 6 4 2 in Govora in der Walachei von ungefähr 600 Folioseiten, die das Werk desselben Ieromonah S i l v e s t r u ist, der das N. T . und den Psalter von Belgrad bearbeitet haben soll. Er hat diese Sammlung, wie er in der Einleitung behauptet, aus dem Russischen übersetzt und muss mehrere Jahre daran gearbeitet haben, da er als Mitarbeiter im Jahre 1 6 3 9 Uriil Nasturel nennt. Gewidmet ist das Buch dem Fürsten Mateiu Basarab, dem Mitropoliten Theofil und den Bischöfen Ignatie aus Rybnik und Stefan aus Buzäu. Diese Evanghelie inuäjätoare tdlcuitä1 ist in den wenigen Exemplaren, in welchen sie sich erhalten hat, offenbar unvollständig, indem die Predigten über die Heiligen fehlen. Ob ein zweiter Band existiert hat, ist schwer zu sagen, es scheint aber, wie sich gleich zeigen wird, nicht der Fall gewesen zu sein. Ein Jahr darauf erscheint nämlich in Jasi das erste daselbst gedruckte Buch, die Carte romänescä de inväfäturä, ebenfalls eine Predigtsammlung in Folio, von ungefähr 1 0 0 0 Seiten. Diese Sammlung ist vollständig und enthält auch Homilien zu den Tagen der Heiligen, darunter einige apokryphe Heiligenlegenden. Die Vergleichung dieser Sammlung mit derjenigen von Govora zeigt in mehreren Homilien eine Übereinstimmung, die nicht auf blossem Zufall beruhen kann. In irgend einer Weise besteht also ein Zusammenhang zwischen beiden Werken. Die moldauische Cazatiie soll das Werk des E n s t r a t i e L o g o f ä t sein, 2 V a r l a a m nennt sich jedoch als Verfasser auf dem Titelblatte. Dieser ist wahrscheinlich in seiner Arbeit in derselben Weise von Enstratie unterstützt worden, wie Silvestru von Uriil Nästurel.® Nun erschien 1 6 4 4 , also kaum ein Jahr darauf, eine andere ebenso umfangreiche und bis zu einem gewissen Grade sogar noch umfangreichere Sammlung von Homilien, die denselben Männern wie die von Govora gewidmet ist, mit Ausnahme von Nüsturel. Der Drucker oder Verfasser dieser Cazanie ist ein gewisser M e l e t i d e r M a c e d o n i e r , proigumen von Govora. Eine genaue Vergleichung dieser Sammlung, die mit Sanktion des Fürsten und der höchsten kirchlichen Würdenträger gedruckt wurde, mit den beiden oben erwähnten ergiebt aber das merkwürdige Resultat, dass dieses neue Buch, in meinem Exemplare bis auf Folio 3 8 5 , in dem Cipariu's bis Folio 404 (s. Principia p. 1 1 0 No. Dd.) die Cazanie von Govora ist, und zwar Blatt für Blatt und Zeile für Zeile, das Blatt ist auch sogar nur mit e i n e r Randlinie versehen, während von da ab bis zum Ende jedes Blatt z w e i Randlinien hat. Cipariu behauptete daher, dass die alte unvollständige Sammlung des Silvestru einfach in diese einverleibt worden sei und nur der Rest hinzugedruckt wurde. Dem ist aber nicht genau so, denn wenn sich auch die beiden Ausgaben vollkommen decken, so sind doch geringe Änderungen in der Orthographie wahrnehmbar, die eine neue Revision der alten Druckbogen oder des alten nicht zerstörten Satzes anzunehmen nötigen. Der Rest von mindestens 500 Folioseiten ist seinerseits eine wörtliche K o p i e der Cazanie von Varlaam, nur sind alle dialektischen moldauischen Formen in die entsprechenden walachischen umgeändert worden, also ein vollständiges Plagiat! Trotzdem wird in der Einleitung mit keinem Worte auf diese Manipulation hingewiesen, wodurch aus zwei Büchern ein drittes fast ohne die mindeste Veränderung gemacht wurde. Dieses Buch erschien in Del und trägt denselben Namen Evanghelie inväfätoarc* wie jenes von Govora. Die Vergleichung dieser Sammlung mit dem entsprechenden Teile von Varlaam 1

Chr. I, 9 7 — 1 0 2 . C i p a r i u , Principia p. 106 No. N. Anal. 2 0 4 — 2 1 2 ; Chr. /, p. 1 0 3 — 1 0 9 . * Chr. /, p. 1 0 9 — 1 1 3 . a

3

18*

276

LITTERATURESCHICHTE DER ROMAN. VÖLKER.



8.

RU.MAN. LITT.

würde ausserordentlich wichtig für die Geschichte der rum. Dialekte im 1 7 . Jh. sein. Die Erscheinung hat nichts auffalliges. Die drei Provinzen Siebenbürgen, Moldau und Walachei standen im regsten litterarischen Verkehr und ein Buch, das in dem einen Lande gedruckt wurde, wurde alsbald im anderen bekannt. Ebenso lebhaft war der Austausch nicht gedruckter Werke; die Bibliotheken dieser Länder bieten daher nicht nur Bücher, die in den anderen gedruckt wurden, sondern auch zahlreiche Hss. fremden Ursprunges. Nicht selten finden sich in diesen Hss. Abschriften von Drucken. So in einer Sammelhs., die ich im Kloster St. Nikolai in Kronstadt entdeckt habe, eine Abschrift eines Teiles einer Predigt aus der Cazania des Varlaam, und zwar entspricht diese Abschrift, in welcher die moldauischen Formen durch sieben bürgische ersetzt sind, Folio 7 8 — 8 5 des Druckes, und zwar so, dass der Abschreiber mit dem ersten Worte von Folio 78 begann und beim letzten Worte von Folio 85 aufhörte. Diese Hs. gehört der zweiten Hälfte des 1 7 . Jhs an. 1 Daselbst steht noch eine andere Homilie. 2 7. Im Jahre 1 6 6 1 schrieb sodann der Mönch R a f a i l aus Dragomirna in der Moldau eine für den Ostertag bestimmte Homilie ab. Verfasser dieser Homilie ist Johannes Chrysostomos; sie ist nicht dem griechischen Text entnommen, sondern aus dem Slavischen in's Rumänische übersetzt worden. Die Hs. befindet sich in Prag und ist von mir abgedruckt worden. 3 Eine grössere Sammlung der Homilien von Chrysostomos erschien später. Zuvor druckte noch der Mitropolit V a r l a a m aus d e r W a l a c h e i seine Übersetzung der Predigten _ des K i r Ioanikie Galetovski, Archimandrit von Cernigov, unter dem Titel Cheea infe/esu/ul, Bucuresti 1 6 7 8 . 4 Das Original ist russisch. Dieser Mitropolit begründete die Buchdruckerei in Bukarest. Bis dahin waren alle rumänischen Bücher, die in der Walachei erschienen, in Govora, Del und Tärgoviste gedruckt worden. Von der vom Mitropoliten Varlaam gegründeten Buchdruckerei, die bis auf den heutigen T a g ununterbrochen gearbeitet hat, nahmen die anderen Druckereien in der Walachei, Biiziiu und Rämnic, ihren Ursprung. Varlaam behielt den Typus der siebenbürger Drucke bei, während in der Moldau durch die Vermittlung des Petrus Mogila der russische Typus eingeführt wurde, der um jene Zeit (erste Hälfte des 1 7 . Jhs.) auch in K i e w auftritt. Weiterhin druckte der Popa J o a n din V i n t i 1 6 8 3 in der neu errichteten Buchdruckerei in Sassebes, die ihr Entstehen dem Fürsten Mihail Apafi verdankt, ein »Goldenes Schatzkästlein«, Sicriiul de aur, von Predigten bei Leichenbegängnissen. Weder in der Widmung noch in der Einleitung findet sich irgend ein Hinweis auf seine Quelle, es ist daher nicht unmöglich, dass wir es hier mit der ersten selbständigen Arbeit auf diesem Gebiete zu thun haben. Die Sprache ist kräftig und das Muster, nach welchem der Verfasser arbeitet, ist in jeder Beziehung dem Slavischen fremd. Er zitiert lateinische Adagia, die er mit ungarischer Orthographie und slavischen Buchstaben schreibt. Die vermutliche Quelle könnte nur irgend eine calvinistische Predigtsammlung gewesen sein. Im ganzen sind es 1 5 Predigten. 5 A n t h i m d e r I b e r i e r , nachmals Mitropolit der Walachei (7 c. 1 7 1 7 ) , verfasste eine Reihe von Predigten für die hohen Feiertage. Zuerst nach einer Abschrift von 1 7 8 1 in Bucuresti 1 8 8 6 gedruckt, sind sie zum zweitemale nach dem 1 Chr. /, p. 1 3 6 — 1 4 1 . * Chr. /, p. 141—2. 3 Chr. I, p. 1 7 8 — 1 8 2 . * Anal. p. 1 8 1 — 1 8 5 : Chr. I, p. 2 3 6 — 2 3 9 . 5 Anal. 1 2 7 — 1 3 3 ; Chr. I, p. 268 - 2 7 4 -

I.

ZEITRAUM: GEISTLICHE LITTERATUR.

LITURGIE.

277

O r i g i n a l e v o n C . E r b i c e a n , e b e n d a s e l b s t 1 8 8 8 unter d e m T i t e l Didahiile (inute in mitropolia ditt Bucuresti h e r a u s g e g e b e n w o r d e n . R a d u und S e r b a n G r e c e a n u übersetzten e i n e A u s w a h l der H o m i l i e n v o n C h r y s o s t o m o s unter d e m T i t e l Mdrgäritare (Perlen). Diese Sammlung e n t h ä l t z u g l e i c h e i n i g e P r e d i g t e n v o n E p i p h a n i u s , Anastasius S i n a i t a u n d anderen. Wie alles w a s die beiden Brüder übersetzten, z e i c h n e t sich d i e s e S a m m l u n g durch eine m u s t e r h a f t e S p r a c h e aus. D a s B u c h erschien Bucuresti 1 6 9 1 ' . U n t e r dem T i t e l Kiriacodromion erschien f e r n e r auch e i n e H o m i l i e n s a m m l u n g in B e l g r a d ( S i e b e n b ü r g e n ) 1 6 9 9 , die ein n e u e r A b d r u c k der S a m m l u n g v o n C o r e s i sein soll. D e r C o d . National M u s e u m Bucarest N o . 7 5 3 enthält eine solche Sammlung vom J a h r e 1 6 9 0 . 8 . D i e e r b a u l i c h e n S c h r i f t e n , mit w e l c h e n die H o m i l i e n v i e l Ä h n l i c h keit h a b e n , werden in Z u s a m m e n h a n g mit den H e i l i g e n l e b e n b e h a n d e l t , d a d i e s e meist auch den Z w e c k d e r E r b a u u n g h a b e n , die e r b a u l i c h e n S c h r i f t e n i h n e n a b e r v i e l näher stehen als d e n in der K i r c h e v o r g e t r a g e n e n H o m i l i e n . 3.

Liturgie.

9. Wenn auch nicht so alt, w i e die erstgenannten S c h r i f t e n , ist die rein liturgische Litteratur von d e m A u g e n b l i c k e a n , w o die rumänische S p r a c h e als K i r c h e n s p r a c h e a n e r k a n n t w i r d , d o c h die b e i w e i t e m reichste. Viel S e l b s t ä n d i g k e i t ist f r e i l i c h bei d i e s e m R e i c h t u m e n i c h t v o r h a n d e n , indem die s p ä t e r e n D r u c k e n o c h h ä u f i g e r , als es mit b i b l i s c h e n T e x t e n der F a l l w a r , die alten reproduzierten und nur die a r c h a i s c h e n o d e r dialektischen Bestandteile beseitigten. E s sind somit zumeist nur T i t e l a u f l a g e n , b e s o n d e r s gilt dies f ü r die Zeit v o m E n d e des 1 7 . J h s . a n . I c h w e r d e m i c h daher n u r auf die O r i g i n a l e und auf s o l c h e W e r k e b e s c h r ä n k e n , die e i n e b e s o n d e r e B e h a n d l u n g v e r d i e n e n , sei es w e g e n der H e r a u s g e b e r o d e r sonstiger auszeichnender Eigentümlichkeiten. D i e rumänische S p r a c h c w i r d erst um die Mitte des 1 7 . J h s . als mit der s l a v i s c h e n g l e i c h w e r t i g im K i r c h e n d i e n s t zugelassen. V o n einer offiziellen A n e r k e n n u n g wissen w i r nichts u n d n o c h l a n g e n a c h der ersten P e r i o d e d e r r u m ä n i s c h e n Litteratur sind die H a u p t b ü c h e r d e s Gottesdienstes durchaus slavisch. Zuerst werden die R u b r i k e n mitten im slavischen T e x t e r u m ä n i s c h g e d r u c k t , um dem a m t i e r e n d e n G e i s t l i c h e n die A n o r d n u n g des Dienstes klar zu m a c h e n , n a c h d e m die K e n n t n i s des S l a v i s c h e n i m m e r m e h r a b z u n e h m e n a n g e f a n g e n hatte. L a n g s a m s c h l e i c h e n sich dann in das E v h o l o g i o n und so in die anderen B ü c h e r r u m ä n i s c h e P s a l m e n e i n , erst k l e i n e r e T e i l e , bis mit der Z e i t der g a n z e T e x t r u m ä n i s c h w i r d . D i e s e r P r o z e s s zieht sich durch zwei J a h r h u n d e r t e hindurch und besteht n o c h zur Zeit, als das G r i e c h i s c h e die S t e l l e des S l a v i s c h e n im R i t u a l einnimmt. N o c h um die Mitte des 1 8 . J h s . w e r d e n Ceas/071 u n d Catavasier mit slavischen T e i l e n darin g e d r u c k t , d i e kurz darauf durch g r i e c h i s c h e ersetzt werden. E i n bestimmter T e i l des E v h o l o g i o n besonders erfreute sich v o n Alters h e r e i n e r grossen B e l i e b t h e i t , n ä m l i c h das Ritual des B e g r ä b n i s s e s . V o n a l l e n T e i l e n desselben scheint dieses zuerst in's R u m ä n i s c h e übersetzt w o r d e n zu sein. E i n e e i g e n t ü m l i c h e S t e l l u n g n i m m t e i n e H s . ein, die s o w o h l G e b e t e als auch P r e d i g t e n zu bestimmten T a g e n (s. o b e n p. 2 7 4 ) enthält, v o n w e l c h e r i c h A u s z ü g e g e g e b e n h a b e - . D i e Hs. ist älter als 1 6 3 3 und unterscheidet sich v o n allen a n d e r e n G e b e t b ü c h e r n der o r t h o d o x e n L i t u r g i e . D e n ältesten T e x t eines 1 Chr. /, p. 2iX>-244. von 174^ entnommen. ! Chr. /, p. 80—86.

nie Texte in Anal.

195—•203 sind der zweiten Ausgabe

278

L I T T E R A I URGESCHICHTE

DER

ROMAN.

VÖLKER.



8.

RU.MAN.

LITT.

Teiles des Evhologion enthält ferner meine Hs. Xo. 2 von 1669, die ganz slavisch ist, aber in der Mitte eine Anzahl rumänisch geschriebener Blätter mit dem Rituale des Begräbnisses enthält. 1 Gemischten Charakters ist auch eine Hs. von c. 1 6 5 0 — 7 5 , 2 die nicht bloss Gebete umfasst, sondern auch die Lektionen der Passionswoche. Der älteste Druck des Evhologion oder Moliiävnic (molitvelnic) dürfte der von D o s o f t e i u 1 6 7 9 — 8 0 in Jasi herausgegebene sein. Dieses Buch ist äusserst selten und scheint ganz ohne Einfluss auf die Kirchenlitteratur geblieben zu sein. 3 Welcher Zeit und welchem Drucke das Evhologion angehört, welches die Beilage zu Cipariirs Exemplar der ersten Homiliensammlung des Coresi bildet, kann ich nicht einmal vermuten. Denn wenn es ein Folioband ist so stimmt es mit keinem sonst bekannten Drucke überein. Der Sprache nach gehört es aber nicht dem 16. Jh. an und kann somit auch nicht das Werk von Coresi sein. 4 Das vollständige Evhologion wird 1689 von J o a n aus V i n t i aus dem Slavischen übersetzt, unter dem Titel Moütävnic, und in Belgrad (Sbbg.) gedruckt. Die Sprache dieser Übersetzung ist viel besser als die seiner Predigtsammlung, und dieses Buch hat auch bald die weiteste Verbreitung gefunden. Fast alle späteren Ausgaben fussen darauf und sind verhältnismässig wenig veränderte Wiederabdrücke dieses Werkes. 5 Ein noch fast ganz slavisches Evhologion schrie!) ein gewisser O p r e a ab im Jahre 1698; nur die Lektionen aus dem N. T . sind rumänisch. 6 Auch in dem Evhologion, welches 1680 fs. Cipariu, Principia p. I i i , No. Gg) in Bucuresti gedruckt wurde, bildet das Slavische noch den Hauptteil. Dieses, wenn nicht die Ausgabe von 1699, scheint im Jahre 1701 in Buzüu wieder abgedruckt worden zu sein, ein Beweis, dass um diese Zeit das Rcinrumänische sich noch nicht Eingang verschafft hatte. A n t h i m der Iberier, nachmals Mitropolit der Walachei, druckte einen Evhologion 1706, bezeichnet als aus dem Griechischen geschöpft, thatsächlich ist es der des Joan von Vinti mit einigen Zusätzen, aber sonst wenig verändert. T e i l e davon finden sich in Hss. des 17. Jhs., s. Cipariu (Principia, 114 No. Ss, a, d, e.) Die Reihe der gedruckten Liturgieen (Missa) eröffnet wieder D o s o f t e i u mit seiner Liturghie, Jasi 1679, aus dem Griechischen übersetzt. 7 Eine ältere hsliche Liturghie, von der ich den Epilog abgeschrieben, fand ich irgendwo in einer Bibliothek, weiss aber nicht mehr, in welcher sich die Hs. befindet. Es ist eine slavisch-rum. Liturgie vom Jahre 1662, geschrieben für einen Vasilache von einem Ion dilacul unguren diu Ardelu. Ich glaube, die Hs. befindet sich in der St. Nicolaus-Kirche in Kronstadt. Eine slav.-griech.rum. aus dem Ende des 17. Jhs. befand sich unter den Hss. Cipariu's (Principia p. 1 1 5 Y y ) . Im Jahre 1680 erschien eine slav.-rum. Liturghie in Buzau, die von I n o c h e n t i e übersetzt wurde; wieder abgedruckt 1702. 8 Aus dem Griechischen wird die Liturgie zum erstenmale direkt in's Rum. übersetzt durch E r e m i a C a c a v e l a , den Freund und Sekretär des Fürsten Demeter Cantemir. Dieser Text erschien 1697 in Jasi und soll in demselben Jahre in Targoviste wieder abgedruckt worden sein. 1 2

Chr. /, p. 183 fr. Chr. /, p. 228 f.

S. Melhisedec, Rev. p. Istorie etc. I. 2 p. 27') — S. C i p a r i u , Principia |>. lift. 5, a. Anal. p. 132—140; Chr. I, p. 284 - 287. Cipariu, Principia citiert wolil irrtümlich dasselbe liuch mit einem Datum 1688, April 22, während er Anal, genau, wie mein Kxemplar, lfiSy April 21 angieht. 6 Chr. /, 315 ff. 7 Anal. 22;f—226; Chr. I, p. 23--241: v. Melhisedec, I. c. p. 27Ö. 8 Chr. /, 343. 3

4

5

I.

ZEITRAUM:

GEISTLICHE LITTERATUR.

LITURGIE.

279

Dem Anfange des 1 7 . Jhs. gehören die ältesten Fragmente der »Catavasie« der Passionswoche und der darauf folgenden Wochen an. (Hs. Cipariu, Principia p. 114, Rr, d.). Gedruckt erscheint der Catavasier im folgenden J h . ; er ist auch sonst in zahlreichen Hss. des 18. und 19. Jhs. erhalten. 1 7 0 0 soll in Bucarest der erste Catavasier erschienen sein. D o s o f t e i n druckte ( 1 6 8 3 ? ) ein Fragment des »Octoih«, von ihm aus dem Griechischen übersetzt. 1 Die in stehender Haltung verrichteten Gebete, welche den Acathist ausmachen , sind verhältnismässig alt. Fast jeder Heilige hat seinen Acathist. Der älteste ist der Acathist der Mutter Gottes, welcher von D o s o f t e i u 1 6 7 3 in Uniev (Podolien) rum. gedruckt wurde. Er ist aus dem Slavischen übersetzt. 2 Im Anfange des 18. Jhs. erschien in der Walachei (Rämnic?) ein anderer Acathist, der auch sonstige Gebete enthält. Das einzige von mir eingesehene Exemplar, in meinem Besitze, ist unvollständig; ich kann davon weder Jahreszahl noch Druckort feststellen. Es ist wohl A n t h i m ' s Ausgabe Ramnic 1 7 0 6 . Von anderen Kirchenbüchern, die in dieser Zeit zuerst rumänisch erschienen und die durch Umfang und gute Übersetzung sich auszeichnen, erwähne ich zunächst den Ceasoslov, welcher dem »Horarium« des Westens einigermassen entspricht. Im Jahre 1696 soll ein solcher in Siebenbürgen erschienen sein. Cod. Nat. Mus. Bucur. No. 4 7 enthält Teile des Ceasoslov von 1 6 9 2 . Im Jahre 1715 druckte A n t h i m der Iberier seinen Ceasoslov in Tdrgoviste, den er als zum e r s t e n m a l e in's Rum. übersetzt bezeichnet. 3 Aller Wahrscheinlichkeit nach aber ist es ein veränderter Nachdruck des älteren Ceasoslov. Die meisten von ihm gedruckten Bücher erweisen sich nämlich als etwas veränderte Nachdrucke älterer Texte. Der einzige Penticostarion aus dieser Periode ist der aus dem Slavischen übersetzte des A l e x a n d r a D a s c a l u H von 1 6 9 4 ; er ist nur hslich erhalten. Gegen Ende des 17. Jhs. entwickelte das Bistum von Buzfui eine grosse Drucker- und Übersetzerthätigkeit, die sich namentlich auf grosse Kirchenbücher erstreckt, zuerst unter dem Bischof Mitrofan und dann unter Damaschin. Dasselbe ereignet sich gleich darauf in Ramnic, wo zuerst Chesarie und dann Anthim, der auch nachher als Mitropolit vieles in Targoviste drucken lässt, als Herausgeber auftreten. Die Thätigkeit, die diese Druckereien entfalten, beeinflussen die Kirclienlitteratur des folgenden Jhs. vielfach. Der Übergang vom Slavischen zum Rumänischen als Kirchensprachc ist mehr eine Folge dieser Thätigkeit und vollzog sich schneller als es alle Verordnungen von Fürsten oder Synoden vermocht hätten, wenn solche je erlassen wurden, die den Gebrauch der rumänischen Sprache in der Kirche empfahlen. In Wirklichkeit ist von solchen Verordnungen nichts bekannt. Diese Druckereien haben sich sehr lange erhalten und haben fast alle Kirchenbücher des 1 8 . und der ersten Hälfte des 19. Jhs. gedruckt. Nicht nur sind die biblischen Texte und Predigtsammlungen, die ich bisher erwähnt habe, daselbst öfters neu aufgelegt worden, sondern ein vollständiges Corpus der Kirchenbücher ist von dort ausgegangen und ist noch heute in vielen Kirchen Rumäniens im Gebrauch. Der Übergang vom rein Slavischen zum Rumänischen vollzieht sich durch langsame Verdrängung des einen durch das andere. Im Jahre 1 7 0 0 erscheint in Buzäu die erste Autlage des TnW, welcher die Fastenzeit umfasst. — Der Text ist im Drucke noch slavisch, aber die Rubriken und Lektionen sind rumänisch. Alle Cánones, Hymnen etc. sind slavisch. Ein rein rumä1 Melhiseilec. 1. c. p. 27ä. - Chr. I, p. 314. Chr. II. p. IT,. 4 Chr. I, 2 1 2 .

280

L I T T E R A T U R G E S C H I C H T E DER

ROMAN. V Ö L K E R .



8.

RU.MAN.

LITT.

nisches Ms. von 1694 des A l e x a n d r u D a s c a l u l findet sich in der Kirche zu Kronstadt. Dasselbe ist der Fall mit dem umfangreichsten Buche der Kirche, mit dem Mineiu, welchcr den täglichen Dienst der Heiligen des ganzen Jahres umfasst. 1698 erschien dieses Werk in 12 Foliohänden in Buzäu. Die Rubriken und die kurzen Leben der Heiligen sind rumänisch, alles übrige ist slavisch. 1 Einen Auszug davon druckte A n t h i m in Ramnic 1705 unter dem Titel Anthologhion.Fragmente aus der Kirchenlitteratur des 17. Jhs. finden sich unter den Codd. Mise. Cipariu's (Principia pp. 1 1 4 — I I G J . Dabei auch Fragmente des Octoih, von welchem der erste vollständige Druck durch A n t h i m 1 7 1 2 in Targoviste besorgt wurde. 4. D o g m a t i s c h e A b h a n d l u n g e n und P o l e m i k . 10. Die dogmatische Litteratur spielt eine verhältnismässig untergeordnete Rolle in Rumänien. Nur auf kurze Zeit hat man den Einfluss der protestantischen Bewegung, die sich jenseits der Karpathen abspielt, diesseits derselben verspürt und sonderbarerweise nicht in der Walachei, die stets in reger Verbindung mit Siebenbürgen war, sondern mehr in der Moldau. Es mag sein, dass der höhere Bildungsgrad der Moldau, die Verbindung mit dem katholischen Polen und die Kenntnis der lateinischen Sprache, die im Süden fast ganz mangelte, die Gefahr hier viel stärker empfinden Iiess. Thatsache ist, dass in Jasi ein Conzil zusammen kam unter den Auspizien des Fürsten Basil, und dass daselbst der Katechismus der griechisch-orthodoxen Kirche endgültig festgestellt wurde. Die Propaganda der Protestanten und Calviner in Siebenbürgen begann mit der Veröffentlichung von Katechismen. Diesen wurden Lehrbücher Jnväfäturi mehr oder weniger bewusst entgegengesetzt. Als das älteste Buch der rumänischen Litteratur gilt ein solcher Katechismus, welcher in einer Abschrift des Popen G r i g o r i e sich erhalten haben soll. 3 Ich habe jedoch schon oben die Haltlosigkeit dieser Vermutung nachgewiesen. Wenn jener Katechismus sich überhaupt erhalten hat, so wird er wohl eher mit dem Texte von 1648 übereinstimmen. 4 Soweit sich aus dem bekannten kleinen Citate ergibt, scheint der älteste Katechismus auch dem 1656 in Belgrad in 2. Auflage erschienen cinigermassen ähnlich zu sein. Die Einteilung wenigstens ist dieselbe, die Orthographie allerdings ist vollkommen verschieden und auch der Gebrauch des lateinischen, an Stelle des cyrillischen Alphabets, in der Ausgabe von 1656 macht die Identität etwas zweifelhaft."' Der Mitropolit der Moldau V a r l a a m sah dieses Buch in der ersten Auflage 1645 in der Walachei und schrieb Räspunsuri dagegen. Diese »Antworten« wurden in der zweiten Auflage des Katechismus widerlegt. Die Sprache des polemischen Teiles des Katechismus ist offenbar moldauisch. Der Verfasser des Katechismus von 1648 ist S t e f a n F o g a r a s , der den Heidelberger Katechismus übersetzt hat. Ähnlichen Zwecken der Bekehrung dient der Catckismo des V i t o P i l u t i o , 6 der 1677 in Rom mit lateinischen Buchstaben gedruckt erschien. 1

Chr. 1, p . Chr. I , p . ich j e t z t ein v o l l s t ä n d i g e s K x e m p l a r besitze, so v e r v o l l s t ä n d i g e i c h d i e b i b l i o g r a p h i s c h e A n g a b e in d e r C h r e s t . D a s B u c h hat 4 0 6 M a l t e r . 8 Chr. / , p . :->n C o g a l n i c e a n u im eisten Bande der Lclopisttc herausgegeben, sind beide zusammen mit andern Miron Costin zugeschriebenen Schriften von V . A . U r e c h i e , Bucur. 1 8 8 8 , wieder abgedruckt w o r d e n ; Chr. /, p. 1 9 6 . 2

IQ*

292

LITTERATURGESCHICHTE DER ROMAN. VÖLKER.

— 8.

RIMAN.

LIIT.

also höchstens e i n oder z w e i Jahre nach dem Tode des X . Costin geschrieben worden, lind trotzdem wird sein Xame darin gar nicht erwähnt. Es ist daher nicht unmöglich, dass nur ein kleiner Teil davon ihm rechtmässig zugeschrieben ist. Wie viel hier noch zu thun ist, 11m Licht in dieses Dunkel zu bringen, zeigt sich, wenn man nur die von mir gedruckten Fragmente aus den ältesten Hss., die mir zugänglich waren, mit den entsprechenden Stellen in Cogilniceanu's Ausgabe vergleicht. Es sind ganz verschiedene Rezensionen. Aus der Einleitung zu Xikolae Costin's Chronik, 1 die ich einer Hs. entnommen habe, in welcher diese Chronik Miron (! 1 zugeschrieben wird, ersieht man, dass die oben erwähnten M i i s a i l und S i m e o n viel älter sein müssten als Ureche, und dass Miron seine Chronik im s p ä t e n A l t e r a n g e f a n g e n und d a h e r n i c h t b e e n d e t h a t . Wenn nur diese Einleitung, die ausserdem eine Widmung an den Fürsten enthält, von welcher in Cog.'s Ausgabe sich keine Spur findet, echt ist, so sind dadurch viele Schwierigkeiten beseitigt; nur kann dann weder Missail noch Simeon als Bearbeiter von Ureche 1 s Chronik gelten. 2 Zeitgenossen der beiden Costin und zugleich Xachfolger, die ihre eigene Zeitgeschichte schreiben, aber auch ältere Chroniken entweder umarbeiten oder mit Xoten und Marginalien versehen und als eigene Arbeiten verbreiten, sind V a s i l e D i m i a n , der 1688 »treti logofet« war und der Grosslogofet T u d o s i e D u b i i u . Ob diese die Quellen für X . Costin's Chronik oder ob es die »Chroniken der einheimischen Bojaren« waren, auf welche C. in der Einleitung verächtlich hinweist, ist eine bei dem geschilderten bisherigen Stande der Unsicherheit in Bezug auf rumänische Chroniken nicht zu beantwortende Frage. Ich werfe sie auf, in der Hoffnung, dass dadurch die Lösung beschleunigt werde. Der oben genannte A c s i n t i e U r i c a r i u l ist ein jüngerer Zeitgenosse des Xikolae Costin und lebt bis nach 1 7 2 7 , in welchem Jahre er als (uricariu) Sekretär oder Archivar erwähnt wird. 3 Seine Chronik erstreckt sich nur bis 1 7 1 6 , und enthält eine Beschreibung der Kriege Karls XII. von Schweden. 4 22. Dies sind die bisher bekannten Chronisten der Moldau aus dem 1 6 . und 1 7 . Jh. Eigentümlich sticht davon die Annalistik der Walachei ab, die sich nicht zur Geschichtschreibung erhebt. Anonyme Chroniken, die meist die eigene Zeit betreffen, reihen sich an ähnliche anonyme zeitgenössische Annalen an. Über ihre historische Bedeutung und Zuverlässigkeit lässt sich nicht viel sagen. Sie sind im allgemeinen treue Schilderungen der Vorgänge, in deren Mitte die Schreiber leben; der Blick ist aber auf das unmittelbar Xahe gerichtet unc die Überlieferung dieser anonymen Chroniken lässt sehr vieles zu wünschen übrig. Versuche, die Verfasser derselben au«findig zu machen, sind von mehreren gemacht worden. Sie ruhen aber auf so unsicherer Grundlage, dass ich es vorziehe, sie zu übergehen und sie als anonyme aufzuführen. Die älteste und wichtigste ist die von der Zeit des Radu Xegru bis zum Anfange des 1 8 . Jhs.reichende. Diese grundlegende Chronik, welche aus mehreren, lose an einander gereihten Annalen besteht, — die Periode von Xeagoe und dem Mitropoliten Xifon ist fast wörtlich den »Lehren« und der »Vita« (s. oben S. 282 — 283) entnommen und wahrscheinlich im Kloster Arges verfasst worden, - erschien 1

Chr. II, p. 1. Herausgegeben ist diese Chronik N. C o s t i n ' s von C o g a l n i c e a n u in seinen Lehp. und danach in den Chronicelc I — I I ; anonym, zusammen mit wnlnchisclien Chroniken, Moldo-Romaniti wurde sie von J o a n i d e aus einer etwas späteren Hs., linc. 1858, in Istoria allgedruckt. * D e n s u s i a n u , I. c. p. 228. * Chr. II, p. 18. !

I.

ZEITRAUM : GESCHICHTE

UND

ANNAUSTIK.

2

93

zum e r s t e n m a l e im Magazin Istoric I V , 2 3 1 — 3 7 2 und V , 3 — 3 2 . (Auch als äusserst seltener S e p a r a t a b d r u c k verbreitet.) D i e S p r a c h e ist, w i e die a l l e r w a l a c h i s c h e n Werke e i n f a c h und leicht fliessend. D i e A r t , w i e dieser T e x t h e r a u s g e g e b e n w o r d e n ist, ist v o n G . G . T o c i l c s c u beleuchtet w o r d e n , der auch das V e r h ä l t n i s z w i s c h e n dieser und anderen w a l a c h i s c h e n C h r o n i k e n g e n a u e r untersucht h a t . 1 E r hat auch 1. c. die H s s . a n g e g e b e n . In d e r s e l b e n Z e i t s c h r i f t (Magazin B d . I . ) e r s c h i e n n o c h e i n e a n d e r e C h r o n i k unter dem N a m e n des K o n s t a n t i n C A p i t a n u l . Wie s i c h aus der U n t e r s u c h u n g T o c i l e s c u ' s ergiebt, stimmt diese mit der a n o n y m e n , bis z u r Z e i t des G r e g o r i e G h i c a w ö r t l i c h ü b e r e i n . Es besteht hier d a s s e l b e V e r h ä l t n i s z w i s c h e n der alten a n o n y m e n C h r o n i k und deren F o r t s e t z e r , w i e in d e r M o l d a u mit der C h r o n i k des U r e c h e . D e r neue B e a r b e i t e r n i m m t die a l t e C h r o n i k für sich in A n s p r u c h , fügt h i e und d a e i n i g e N o t e n b e i , und setzt die C h r o n i k fort, o h n e a n z u g e b e n , dass er nur ein F o r t s e t z e r e i n e r ä l t e r e n C h r o n i k sei. H i e r stimmen die beiden T e x t e so g e n a u ü b e r e i n , dass man den einen durch den anderen verbessern k a n n . D i e s e C h r o n i k , die a b e r a u c h viel u m f a n g r e i c h e r als die alte ist, reicht, a n f a n g e n d mit R a d u N e g r u (ca. 1 2 9 0 ) , bis zum J a h r e 1 6 8 8 . E i n e a n d e r e C h r o n i k , die mit der r ö m i s c h e n A n s i e d e l u n g unter T r a j a n beginnt und sich bis an das E n d e des 1 7 . J h s . erstrecken sollte, a b e r F r a g m e n t g e b l i e b e n ist, da sie nur bis Attila reicht, ist zuerst v o n J o a n i d e in der /storia Moldo-Romanii I, 2 9 5 ff. ( 1 8 5 8 ) h e r a u s g e g e b e n worden.' 2 D e r V e r f a s s e r w a r auch e i n e r der gelehrtesten C h r o n i s t e n , die die r u m ä n i s c h e Litteratur a u f w e i s e n kann. E r ist kritisch g e s c h u l t u n d k e n n t die g e s a m t e lateinische und ü b r i g e Litteratur, die sich auf die G e s c h i c h t e R u m ä n i e n s bezieht. E r weiss a u c h den richtigen G e b r a u c h v o n seinen Q u e l l e n zu m a c h e n . S e i n e C h r o n i k reiht sich würdig den besten L e i s t u n g e n des Westens an und wird nur durch die C h r o n i k des M i l e s c u (s. o b e n 2 8 9 ) übertroffen. Ü b e r den Verfasser, der diese C h r o n i k nicht v o r 1 6 6 7 und n i c h t n a c h 1 7 0 0 g e s c h r i e b e n haben kann, sind die M e i n u n g e n geteilt. Nach einigen ( H a s d e u und P i c o t ) w ä r e diese C h r o n i k das Werk des S p a t a r Nicolae Milescu. U r e c h e weist aber mit R e c h t darauf hin, dass der Inhalt und die Art w i e er die M o l d a u e r b e h a n d e l t , sich nicht mit e i n e m M o l d a u e r verträgt. Densusianu (1. c. 2 1 6 f f . j hebt w i e d e r u m hervor, dass der V e r f a s s e r auch nicht l e i c h t der W a l a c h e i zugewiesen w e r d e n kann, denn er kennt die W a l a c h e i nicht g e n u g und viel besser die V e r h ä l t n i s s e in S i e b e n b ü r g e n . E r kennt z. B . G h e o r g h e B r a n c o v i c i und seinen Bruder den Mitropoliten S a v a B r a n c o v i c i aus S i e b e n b ü r g e n . In E i n z e l h e i t e n soll er f e r n e r mit der kurzen C h r o n i k des G h e o r g h e B r a n c o v i c i übereinstimmen und dialektische s i e b e n l n i r g i s c h e (!) Formen haben. A u s allen diesen G r ü n d e n s c h r e i b t Densusianu diese C h r o n i k dein aus S i e b e n b ü r g e n mit den B r a n c o v i c i n a c h der kleinen W a l a c h e i ausgew a n d e r t e n T e o d o s i e V e s t e m i a n u l zu. D i e s e r lebte als M ö n c h in j e n e r G e g e n d in den K l ö s t e r n C o z i a und T i s m e a n a und w u r d e Mitropolit d e r W a l a c h e i (1 6 6 9 7 3 und 1 6 7 9 — 1 7 0 8 ) . Nur ist nichts davon sicher b e k a n n t , dass er eine C h r o n i k g e s c h r i e b e n h a b e . D i e C h r o n i k des K o n s t a n t i n C a p i t a n u l w u r d e fortgesetzt von R a d u G r e c e a n u , v o n dessen C h r o n i k bisher nur die ersten 4 8 K a p i t e l in zwei R e z e n s i o n e n g e d r u c k t v o r l a g e n . ' 1 E r b e h a n d e l t darin die Ereignisse seiner Z e i t und b e s c h r e i b t in der S p r a c h e 1 h'ev. ftHtru ist. etc. ISS4. p 241 IF. - Wiedt-rabm-druckt von C o l; 11 ] n i c ea n 11. Cron. I, 87 IT.; eine anilere Iis. von 1781 beschreibt l " r e e l l e in A'n>. 1884. p. :\ I T e r versucht . p. 104 — 1 1 3 .

388

LITTERATURGESCHICHTE DER ROMANISCHEN VÖLKER.

— 8 . RUMÄX. L I T T .

und zum Teil widrige Bertolde>. Für die literarhistorische Seite dieses Volksbuchs verweise ich auf Lit. pop. p. 78 ff., wo auch der Zusammenhang dieses Volksbuchs mit dem Salomonischen Sagenkreise behandelt ist. Die Salomonund Markulf-Version, die wahrscheinlich aus dem Französischen ins Italienische von Cesare Croce übertragen, dann ins Neugriechische übersetzt wurde, ging vermutlich in der griech. Fassung in die längere rum. Rezension über, die in meinem Cod. No. 6 vom J. 1 7 7 9 steht. Es muss demnach eine ältere Die BeschreiAusgabe als Venedig 1 8 1 8 geben, die bisher einzig bekannte. 1 bung der Figur des Bertoldo findet sich auch auf dem Deckel in einer Hs. Sturdza von 1 7 8 5 , beide sind der Moldau angehörig. Direkt aus dem Italienischen wurde die Geschichte des Bertoldo unter dem Namen Vicleniile mesterului Perdaf von G. N e b u n e l l i übersetzt und 1 8 7 5 in Galati gedruckt. Viele der Spriichwörter haben sich im Rum. vollständig eingebürgert. Auch die Fortsetzung des Bertoldo durch Croce's Bertoldino wurde von N e b u n e l l i übersetzt unter dem Namen Gugu/el, Galafi (s.a); sie ist aber nicht ins Volk gedrungen. Ausserdem existiert im Rum. eine kürzere Rezension, die 1799 in Sibiu (?) erschien und auf deren Titelblatte noch Bertoldino und der Enkel des Bertoldo, Cacasino, erwähnt werden, obgleich von beiden nichts in dem Büchlein vorkommt. In dieser 1 8 3 6 zum zweiten Male gedruckten Rezension fehlen alle Dialoge und Sprüchwörter; sie beschränkt sich auf eine kurze Biographie des Bertoldo und seine Streiche. Diese Rezension scheint auf einer abgekürzten populären italienischen Bearbeitung zu beruhen. 2 66. Auch R o m a n e erlangten eine gewisse Popularität. Die Aethioßka des Heliodor, die prosaische Auflösung von Homer, und die Versionen des Erotocrit und der Filerot {1 Antusa sind schon S. 327 f. behandelt worden. Hier erwähne ich zunächst die rum. Bearbeitung der Ghenoveva-legende, die als Märchen lange vorher in dén Miracles der Mutter Gottes und selbständig als Conte dévot bestand. Als romantische Erzählung ist sie in diesem Jh. wiederum in die rum. Litteratur eingedrungen, und zwar wurde die frz. Bearbeitung von Schmidts Darstellung der Legende von G. P l e s o i a n u (s. o.) ins Rum. übersetzt und 1 8 3 8 unter dem Titel Istoria Ghenovevei de Brabant gedruckt. Seitdem ist die Erzählung viele Male wieder aufgelegt worden. 3 Eine Bearbeitung von Machiavelli's Belphagor nach dem Französischen (?), hat sich als »Der Teufel und seine Frau«, Dracul si ftmcea, 1 8 5 1 in Iasi gedruckt, auch einer gewissen Beliebtheit erfreut; 4 mein Cod. 1 7 3 von c. 1840 enthält die Geschichte vom Teufel und seinen Töchtern. Aus der o. S. 280 erwähnten Sammlung von kurzen Erzählungen meist moralisierenden Charakters Floarea darurilor, welche durch griech. Vermittlung auf die ital. Fiore di Virtü zurückgeht, sind mehrere Erzählungen und Parabeln in die rum. Volkslitteratur zumeist durch A. P a n n ' s Bearbeitung gedrungen. Nicht wenige sind zuerst in die Sammlung von G o l e s c u aufgenommen und sowohl im Drucke als auch hsl. verbreitet worden. 5 Modernen Ursprungs, aber ähnlichen Charakters, als Aneinanderreihung orientalischer Apologen und Parabeln, ist Voltaire's Zadig, der ins Rum. von S. C ä p ä t i n e a n u übersetzt und 1 8 3 1 in Bukarest gedruckt wurde. Über mehrere andere Erzählungen moralisierenden Charakters s. o. S. 339 ff., wo von ihnen im Zusammenhange mit der poetischen Litteratur gehandelt worden ist. 6 1 Auszüge Chr. II, p. 1 1 8 ff. » Auszüge Chr. I I p. 168 ff. ' s. Lit. pop. p. 1 1 4 f., w o ich auch das entsprechende Miracle ;»is einer nun. Iis. von l ~ 6 o wiedergegeben habe. 4 s. Lit. pop. p. 1 3 2 ff. 5 s. o. S. 3 1 3 u. Lit. pop. p. 138 ff. « s. auch Lit. pop. p. 1 4 5 ff.

I I . Z E I T R A U M : W E L T L I C H E VOLKSLITTERATUR.

ROMAN.• NOVELLE.

A . PANN.

389

In neuerer Zeit hat sich im Anschluss an deutsche Räuber- und Ritterromane eine ähnliche Volkslitteratur in Rumänien entwickelt. Räuber- und Ritterromane sind zunächst von N. D. P o p e s c u und dann von L . VVolff verfasst oder fremden Originalen nachgeahmt worden. Natürlich wurden sie in Rumänien lokalisiert und als Helden bekannte rum. Banditenfiguren genommen. Sie erfreuen sich eines wachsenden Leserkreises. Die romantische Erzählung von Piram und Tisbe, ebenso die Sage von Nargis und Echo sind von V. A a r o n (s. S. 349 f.) versifiziert, 1 8 0 5 in Sibiu gedruckt und seitdem unzähligemale wieder aufgelegt worden. 1 67. Die hervorragendste Figur auf dem Gebiete der N o v e l l e und des F a b l i a u ist A n t o n P a n n , von Geburt ein Bulgare, geb. 1 7 9 7 in Slivden, als Sohn eines Kesselschmieds. 1 8 1 2 , von den Russen gefangen genommen, diente er längere Zeit als Musikant in der russischen Armee, desertierte darauf und liess sich in Bukarest nieder, wo er als Kirchensänger und Lehrer der Kirchenmusik sich sein Brod verdiente. Die musikalische Begabung und eine gründliche Kenntnis der griechischen, türkischen, russischen und rumänischen Sprache hat ihn langsam von der Kirchenmusik zur profanen und vom Kirchengesang zum profanen Liebes- und überhaupt dem Volkslied, zu Sprüchwort und zur Volkslitteratur im weitesten Umfange allmählich hinübergeleitet. In Kronstadt hatte er nicht nur die Bekanntschaft V. Aaron's und I. Barac's gemacht, sondern auch ihre gereimten Erzählungen, die gleich in die Volkslitteratur übergingen, kennen gelernt. Anton Pann bringt den Prozess des Überganges von der alten zur neuen Volkslitteratur zum Abschluss, bricht mit der Vergangenheit, die er in veränderter Form jetzt dem Volke zugänglich macht und bringt dadurch das Alte in Vergessenheit. Die Folge war, dass ihm zugeschrieben wurde, was er aus den vergessenen Quellen geschöpft hatte. Sein grosses Verdienst ist die alten, gerade zu seiner Zeit vernachlässigten und mit vornehmer Verachtung behandelten Lieder, Sprüchwörter, Erzählungen und Geschichten, sowie Volkslieder wieder zu Ehren gebracht zu haben. E r hat sich der ganzen alten Volkslitteratur mit Liebe und tiefem Verständnis angenommen; ihm allein ist die Erhaltung vieler Stücke der Volkslitteratur zu verdanken, und das rumänische Volk in seinen unteren Schichten ist ihm durch das Interesse, welches er durch seine Schriften in ihrer Mitte zu wecken wusste, mehr verpflichtet als allen Schulen und den Anstrengungen, die bis in die 7 0 e r Jahre dieses Jhs. zur Hebung der unteren Klassen und ihrer Bildung in Rumänien gemacht wurden. Was Heliade Rädulescu für die obere Schicht der Bevölkerung von 1 8 3 0 an w a r , war Anton Pann für die grössere mittlere und untere; noch heute sind seine Schriften am meisten verbreitet und gelesen; sie zeichnen sich durch rein volkstümliche Sprache aus und sind gewöhnlich gereimt. Die Neigung alles zu reimen hat ihn dazu geführt, in späteren Auflagen manches, was in älteren Auflagen noch in Prosa war, in Reime zu bringen. Er hat dadurch manchmal zum Teil den ursprünglichen Charakter von Spriichwörtern und Sentenzen beeinträchtigt, die er z. B. in der zweiten Auflage der Povestea vorbii und seiner Ausgabe des Arkir f i Anadam anführt. Sie erhalten aber dadurch ihren originalen Charakter und erfreuen sich gerade deshalb ihrer unvergleichlichen Popularität. P.'s Leben war ein ziemlich bewegtes. Dreimal verheiratet, hat er viel häuslichen Kummer erlebt. Mit einer seiner Frauen, die er aus dem Kloster entführt hatte, war er nach Kronstadt gezogen ( 1 8 2 8 ) , wo er aber nur kurze Zeit blieb, da er nicht vor Nachstellungen sichcr war; er zog von da fort und wird, wie ich glaube, auf kurze Zeit nach Buda gegangen sein, wo er die Bekanntschaft mit 1

s.

Lit. pop. p. 1 4 8 f.

39O

L I T T E R A T U R G E S C H I C H T E DER ROMANISCHEN V Ö L K E R .

8 . R i MAN. L I T T .

dem Drucker Karakaleki gemacht haben wird. Die T y p e n der später (1845/ von ihm in Bukarest errichteten Druckerei stimmen auffallend mit jenen des Karakaleki überein. Er zeigt auch eine recht gute Kenntnis dei rum. Drucke, welche in Buda erschienen und nicht leicht in der Walachei zugänglich waren. Von Ungarn kehrte er dann nach der Walachei zurück, gab Musikunterricht in mehreren Schulen und Seminarien und druckte die meisten der kirchlichen Gesangbücher, die er aus dem Griech. zum Teil übersetzt hatte, ab. Er war einer der ersten Schüler des oben erwähnten Petru Efesiul gewesen, als dieser 1 8 1 6 seine Schule eröffnet hatte. Nachdem er die meisten seiner kirchlichen Gesangbücher in anderen Druckereien hatte drucken lassen, liess er in seiner eigenen Druckerei die meisten seiner der Volkslitteratur, der er sich seit 1830 immer mehr zugewendet hatte, angehörigen Schritten erscheinen. Er starb 1 8 5 4 und hinterliess seine Schriften seinem Schüler O p r e a D u m i t r e s c u , welcher seine Wittwe heiratete. Dieser hat manche Schrift P.'s seitdem mit lateinischen Buchstaben wieder abgedruckt, besonders in Rämnic-Valcea, wo er Lehrer des Kirchengesanges am dortigen Seminare ist. Innerhalb der Jahre 1840 — 54 hat Anton Pann , wie G. Dem. Teodorescu 1 nachgewiesen hat, nicht weniger als 80 Schriften erscheinen lassen, von welchen aber nicht wenige bloss neue Auflagen sind. Man kann aber ruhig 50 als die Zahl der von ihm gedruckten Schriften annehmen, darunter seine Kalender, welche von Bedeutung für die Geschichte seiner umfangreicheren Schriften sind, in welche er vieles ältere wieder aufgenommen hat, manchmal ganz unverändert, oder doch nur wenig umgearbeitet. Da Anton Pann die hervorragendste Figur im i g . Jh. ist, darf ich hier in Anknüpfung an die Novellenlitteratur seine ganze Thätigkeit im Zusammenhang behandeln, um so mehr, als seine Schriften innerlich zusammenhängen. Eine seiner ersten Veröffentlichungen, welche das kirchliche Gebiet noch nicht ganz verlässt, aber zur profanen Dichtung hinüberleitet, sind die sogenannten Stern- oder besser Weihnachtslieder Cätitece de stea, von denen er eine erste Sammlung schon 1822 herausgab. Gegenüber der Ansicht, dass er die Lieder selbst gedichtet und nur einige der gereimten Psalmen des Dosofteiu aufgenommen habe, habe ich nachgewiesen, dass ältere Sammlungen davon hsl. existieren und dass Pann diese mit wenig veränderten Reimen abgedruckt hatte (s. darüber u.). P. wird sodann ein humoristischer Kalender des Trinkers Bonifatie, Calendarul lui Bonifatie Setosul, zugeschrieben, den ich in Hss. moldauischen Ursprungs von 1824 besitze; daher wird er auch in diesem Falle nur ältere Hss. verändert abgedruckt haben. In Übereinstimmung mit der damaligen Richtung der lyrischen Poesie, welche griech. Mustern folgte, hat Pann ferner auch solche Gedichte verfasst, aber mehr noch die anderer gesammelt, und zum ersten Male eine Sammlung von Volksliedern, Volkslieder insofern sie um jene Zeit sehr beliebt waren und zum T e i l in der neueren Volkslitteratur erhalten blieben, herausgegeben, die in die späteren Sammlungen ( D o r u l etc.) aufgenommen worden und dadurch, dass Pann die Melodien dazu geschrieben, erst wirklich populär geworden sind. Aus der in Bukarest 1831 unter dem Titel Poezii deosebite sau cdntece de lume (besonders ausgezeichnete Gedichte oder weltliche Lieder) erschienenen Sammlung gingen die meisten in seine Sammlung Spitalul amortilui, das Hospital der L i e b e , oder mit vollständigem T i t e l , Spitalul amorului sau cäntätorul dorului über, welche in sechs Heften Bukarest 1 8 5 0 — 5 3 erschien, versehen mit den Arien, die er mit Kirchennoten schrieb; in der letzten Auflage von Oprea Dumitrescu (Rámnic-Válcea 1 8 9 0 — 9 2 , auch in 5 Heften), in moderner 1

V¡cata si activitatea lui Anton Pann I, Buk. 1893 p. 64.

II.

ZEITRAUM:

WELTLICHE VOLKSLITTERATUR.

A.

PANN.

391

Orthographie, sind die Melodien weggelassen. Darin hat Pann alle zu seiner Zeit populären Lieder mitgeteilt, darunter eine Anzahl eigener entweder wieder abgedruckter oder neu gedichteter. Der zweite Titel cäntätorul dorului, auf die seitdem fast in jedem Jahr neu aufgelegte und stets veränderte Sammlung solcher populärer Lieder übertragen, ist wahrscheinlich auch nur durch die Sammlung Pann's hervorgerufen worden. Der Dorul spiegelt die volkstümliche lyrische Litteratur wieder, welche aber nicht volkstümlichen Ursprungs ist. Pann hatte dazwischen auch noch einige Trinklieder veröffentlicht und auch das Lob des Trinkers unter dem Titel Indreptätorul betivilor 1 8 3 2 , dem er lange Jahre nachher, 1 8 5 2 , die Fortsetzungen Cäntätorul befiei und Triumful betiei folgen liess. Manche dieser weinseligen Lieder waren schon vorher im Kalender des B o n i f a t i e S e t o s u l und auch sonst von ihm gedruckt worden. In wie weit er sich darin von Leonat si Dorofata (s. o. S. 3 5 0 , u. unten) beeinflussen liess und ob es eigene Kompositionen sind oder nur Bearbeitungen älterer Themata, ist noch zu untersuchen; es ist bisher noch nichts nach dieser Richtung hin geschehen, trotz der ausgezeichneten Monographie G. Dem. Teodorescu's. 1 Ich erwähne hier auch die anderen ernsterem Arbeiten Anton Panns, die insgesamt in Reimen sind. 1 8 3 4 (Sibiu) veröffentlichte er seine Bearbeitung der Hristoitie sau §coala moralului, ein Handbuch der Sitten in 1 0 Kapiteln, beschlossen mit einem Gedichte von Eliade RAdulescu (neuer Druck 1 8 7 6 Craiova). Pann behauptet zwar, dass das Buch ursprünglich lateinisch sei, unzweifelhaft hat er aber eine griechische Bearbeitung davon benutzt. Bisher ist keine latein. Fassung des Textes bekannt geworden, eine griech. Hs. findet sich aber in Iasi (Nr. 70). P. verstand kein Latein, während er im Griechischen sehr gut zu Hause war. So übersetzte und bearbeitete er, wie S. 339 erwähnt, den Roman des V. Cornaro nach der Bearbeitung des Dionisie Fotino und druckte 1 8 3 7 in fünf Bänden diese seine nun. Version des Erotocrit\ als Filerot waren schon viele Teile in der alten hsl. Übersetzung gereimt. Pann bedient sich hier des längeren Versmasses ( 1 2 Silbner), während er sonst in den meisten eigenen Gedichten Achtsilbner gebraucht; ein unzweifelhafter Beweis, dass er alte Übersetzungen benutzt hat. Dasselbe ist der Fall mit seiner gereimten Bearbeitung des verbreiteten Themas vom Streite zwischen Körper und Seele, Pocäinfa omului desmerdat sau Vorbire intre Süßet trup, Buk. 1849, letzte Aufl. ibid. 1880, welche sich ganz aut das entsprechende Kapitel von Oxentie (s. o. S. 3 3 6 ) stützt; ich habe es deshalb mit abgedruckt. 2 Eine alte Bearbeitung desselben Themas findet sich in einer Hs. von 1 7 7 3 (Nat.-Mus. in Bukarest); sie beweist, dass dieses Thema ein beliebtes war. 3 Von hervorragender Bedeutung für die rum. Volksnovelle und Erzählung sind nun Pann's nach dieser Periode gedruckte Arbeiten, in erster Linie seine Calendare, mit seinen Erzählungen und Schwänken, sowie einer Anzahl Fabeln und Volksliedern. In diesen poetischen Beilagen, deren Stoff z. T. aus der grossen Sammlung von Golescu, sowie aus Carte de rnänä Buda 1 8 2 5 , Esap und anderen älteren Schriften, z. T . auch aus Hss. stammt, finden sich Spuren der Fuchssage, wie »die Hochzeit des Katers mit dem Fuchse« im Calendar für 1 8 5 0 ; daselbst auch eine Variante zu »Dick Whittington's« Katze. Den Liedern sind die Arien beigedruckt. Älter als diese Kalender (1846 — 54), von denen ich aber nur die von 1 8 5 0 — 1 8 5 4 kenne, ist seine Sammlung von Fabeln und Erzählungen, Fabule si istorioare, in zwei Händchen, zum erstenmal 1 8 3 9 — 1 8 4 t in Bukarest gedruckt. Wie er in der Einleitung angiebt, hat er diese selbst ge' IM zwei Bein.. Buk. l8qi Bd. II u. 1893 Bd. I. Chr. II. p. 46 f.

2 J

Abgedruckt von mir Chr. I I , p. 9 3 ff.

392

LITTERATURGESCHICHTE

DER ROMÁN. V Ö L K E R .



8.

RUMÄX.

LITT.

sammelt und mündlicher Überlieferung entnommen, da er, wie er hinzufügt, sie, »wenn ähnliche sich in anderen Litteraturen finden sollten, in den feineren Sprachen nicht kenne«. Ein grosser Teil dieser 93 Erzählungen mag in der That auf mündlicher Tradition beruhen; da aber Pann nie seine Quelle angiebt, vielleicht weil sie dem Publikum, an welches er sich wandte, gleichgültig war, so bleibt einigermassen zweifelhaft, ob man ihm allzu sehr nach dieser Richtung hin trauen darf. Eine nicht geringe Anzahl der Stücke kann man auf die oben erwähnten Schriften zurückführen. Die Form jedoch ist ganz die Pann's und der Stoff ist stets geschickt und volkstümlich behandelt. Einige Fabule kehren in den Kalendern z. T . in einer zweiten Bearbeitung wieder und sind mit geringeren oder grösseren Änderungen in sein grösstes Werk Povestea vorbii oder Culegere de Proi'erburi aufgenommen worden, das zuerst in einem Bande Buk. 1847 erschien, die erste vollständige Sammlung rum. Volks-Sprüchwörter nach inhaltlichen Gruppen geordnet. Die Sprüchwörter sind geschickt mit einander verbunden und häufig giebt er sie nicht allein, sondern von einer Erzählung begleitet, die zur Illustration des betreffenden Sprüchwortes dient. Eine zweite bedeutend vermehrte Auflage erschien in drei Bänden Buk. 1 8 5 z - 53 mit nun nicht weniger als 1 0 0 solchen volkstümlichen Erzählungen und noch weitergehender Anwendung des Reimes auf die Sprüchwörter, Sentenzen und Maximen, deren manche in der ersten Autlage noch in der ursprünglichen prosaischen Form auftreten. Da beide Ausgaben äusserst selten geworden waren, hat P. C u c u eine neue veranstaltet, dabei aber, ohne es zu wissen, die erste Auflage zu Grunde gelegt, wie ich ihm nachher nachgewiesen habe. Das nächstwichtige Werk P.'s ist seine Sezätoare la tarä, die Spinnstubc auf dem Lande, in zwei Bänden Buk. 1 8 5 2 — 5 3 , 2. Auflage 1880. In dieser »Spinnstube«, deren Held mos Albu ist, wonach der zweite Titel Povestea lui mos Albu, bietet er eine Sammlung jeder Art litt. Volksunterhaltung, wie sie in Spinnstuben üblich ist, Rätsel, Erzählungen, Sprüche, Lieder und Gesänge. Dass sich manches davon auch in anderen Schriften Pann's wieder findet, entspricht ganz seinem schriftstellerischen Charakter. 1 Unter den von Pann in die Povestea Vorbii aufgenommenen Erzählungen findet sich auch die rum. Version der Condemnatio uvae, wahrscheinlich byzantinischen Ursprunges, da neugriech. der Porikologos bekannt ist. 2 Eine deutsche Übersetzung von Pann's Version habe ich in der Zts. f. Rom. Ph. 3 , 399 veröffentlicht. Pann hat dabei einen älteren Text umgearbeitet und in Reime gebracht. Einen solchen von 1 7 7 3 im moldauischen Dialekte, Islorie pomelor betitelt, habe ich nun in der Chr. II, p. 97 ff. abgedruckt. Von einer dritten Variante im Cod. Voileanu No. X vom J . 1809 habe ich eine Abschrift. Die weitere Untersuchung wird andere ältere Parallelen sowohl zu dieser als zu anderen Erzählungen Pann's liefern. In alten Hss. fanden sich vereinzelt Erzählungen desselben Charakters; so in meinem Cod. 71 von 1 7 8 4 die Erzählungen vom Erzengel Gabriel, der 30 Jahre einem Abte diente, die sich an die Salomossagen anschliesst, und die »Geschichte vom geizigen König«, welche einem Kreise angehört, den Benfey behandelt 'hat. :t Den letzleren Text habe ich veröffentlicht lind Parallelen dazu nachgewiesen. 4 Ähnliche Erzählungen werden noch in anderen Hss. nachzuweisen sein. 68. Eigentümliche Zaubergeschichten hat A. D z a n o g l u L e s v i o d a x aus

I.it

18

1 s. ausführlicher darüber und Parallelen aus den anderen Litteraturen nebst Proben pop. p. 1 5 0 ff.; Auszüge Chr. II, p. 360 ff. 2 s. K r u m b a c h e r , 1. c. p. 8 8 3 — 4. 3 Pantschatantra 1, 2 8 6 — 7 ; s. auch D unl o p - L i e b r e c h t p. 5 l | l b , Conde Lucanor etc. * Revista iiterará 1 8 8 5 p. 1 5 0 ff.

II.

ZEITRAUM: WELTLICHE

VOLKSLITTERATUR.

393

dem Russischen übersetzt und in drei Heftchen (Bukarest?) 1839 veröffentlicht, Povestiri din spaimile vräjitoresti. I o a n n B a r a c brachte das österreichische Volksbuch Der daumenlange Hansel mit dem ellenlangen Barte, Linz 1 8 1 5 , in rum. Verse, 1842 in Brasov gedruckt, als Natter ea fi toatä vüafa minunatului Piticot de un cot si cu barbä cu tot. In dem neuen Abdrucke Brasov (s. a.) ist der Name des Verfassers weggelassen. Von demselbeu existiert auch eine Versification der oben erwähnten Erzählung von den »Drei Buckligen«, die ich aber nur in dem Neudrucke von Brasov (s. a.) kenne, herausgegeben vom Buchhändler N. I. Ciurcu. In demselben Verlage erschien die gereimte Erzählung von den drei Frauen, rum. von N. T r i m b i t o n i u , als Volksschwank, welche sich an den von Liebrecht (Zur Volkskunde p. 124 ff.) behandelten Kreis anschliesst. Die älteste Sammlung von Volksschwänken führt uns wieder auf Anton Pann zurück, welcher die Schwänke des Nasreddin Hogea, aus dem Munde des Volkes gesammelt, unter dem Titel Näsdräväniile lui Nastratin Hogea in Reimen 1853 in Bukarest druckte. Viele dieser Schwänke leben noch heute im Munde des Volkes und erfreuen sich grosser Popularität, obgleich die Haupthelden des rumänischen Volksschwankes ursprünglich Bulgaren, dann zumeist und jetzt ausschliesslich Zigeuner sind. Einige finden sich schon in der oft erwähnten hsl. Sammlung Golescu's. Nastratin gehört aber mehr in den Kreis des Pfaffen Amis und des Till Eulenspiegel. 1 Eulenspiegel hat sich auch in der neueren rum. Volkslitteratur eingebürgert, und zwar aus dem Deutschen; das Volksbuch wurde 1840 ins Rum. übersetzt und in Brasov gedruckt. Obgleich der Name des Übersetzers nicht angegeben ist, glaube ich doch in ihm B a r a c zu erkennen. Der rum. Titel lautet Toatd viiafa . . . minunatului Tilu Buh-oglindä etc. 2 Sonderbarerweise hat sich als dritter komischer Held in die rum. Volkslitteratur eine Persönlichkeit eingeschlichen, welche eine Rolle in der ernsten Litteratur gespielt hat, Cacavella, der Lehrer des Fürsten D. Cantemir, Verfasser wenigstens z. T., wenn nicht ganz des philosophischen Werkes Divanul lumii und anderer wichtiger Schriften, wohl durch die Kakophonie des Namens; in der Vita Cantemiri Constantini, ed. Buc. 1883, erwähnt der Verfasser, Fürst D. Cantemir, Sohn des Constantin, bereits ein witziges Gespräch zwischen Cacavella und dem türkischen Grossvezier (p. 7 j — 7 5 ) . In dem Volksbuche Cornicea satelor, 1860 Buc. zum erstenmal gedruckt, die erste rein rum. Sammlung von Volksschwänken, spielt Cacavella jene lächerliche Rolle; er lässt sich auf ähnliche Disputationen ein wie Eulenspiegel in Wittenberg und solche, die sich an »Kaiser und Abt« anschliessend Dieser letzteren Sammlung war eine von Jarcu 1857 unter dem Titel Efemeride (aneedote) sau Romänul glurnef, vorausgegangen, die aber nichts weniger als volkstümlich ist. Auch in einer Hs. von 1830 aus der Moldau stehen manche Schwänke. 4 Das scherzhafte Gespräch zwischen Leonat und seiner Frau Dorofata, Vorbirea in versuri intre Leonat befind om din Longobarda si intru Dorofata tnuerea sa, welches sich grosser Beliebtheit erfreute, ist auch hier zu erwähnen, obgleich es schon o. S. 350. 352 besprochen wurde. Es wird V. Aaron in der ersten Auflage von 1803 zugeschrieben; in einer Hs. aus d e m s e l b e n Jahre, (worin das »Jüngste Gericht«) mit einem Blatt, das den ausführlichen Titel und den Anfang des Textes genau wie in der gedruckten Ausgabe bietet, wird dagegen kein Verfassername genannt. Die Hs., jetzt in der Akademie, ist moldauischen Ursprungs. Der Druck müsste sich auf unglaublich rasche Weise nach der Moldau verbreitet haben, um schon in demselben Jahre mit Ausführlicher ilarfiber in meine Lit. pop. p. 164 ff.; s. Lit. pop. p. 160 ff. > s. Lit pop. p. 167 u. 170 ff. ; Chr. II, p. 360 f. 4 Zum T e i l abgedruckt von mir Chr. II, p. 359 f. 1

2

Auszüge Chr. II, p. 3 6 4 — ö -

304

LITTERATURGESCHICHTE DER ROMANISCHEN V Ö L K E R . —

S. R D U N .

LITT.

anderen Texten, die nicht gedruckt vorlagen, abgeschrieben zu werden. Ks ist daher nicht unmöglich, dass das Verhältnis zwischen Druck und Hs. das umgekehrte ist und dass V. Aaron, wie Parin häutig, verfahren ist und einen alten Text mit geringen Änderungen als eigene Schrift gedruckt hat. Spätere Ausgaben von Leonat sind, wahrscheinlich durch gewissenlose Herausgeber, bedeutend geändert und gekürzt worden. In den rum. Schwänken kommt auch die Figur des bösartigen, und halbblöden Päcala zum Vorschein; der Name wechselt mit Pepelea ab, welcher den Titel zu S t a m a t i ' s Schrift gegeben hat, Iasi 1 8 5 1 , Pepelea sau tradiciuni tiäciunarc, eine schwache Nachahmung von Anton Pann's Sezätoare la tarä. Eingehend sind alle Schwanke und Listen des Pacalä-Pepelea von S i m e o n e M a n g i u c a in dem von ihm herausgegebenen Cälindariu pe 1882, Bra?ov 1 8 8 1 p. 66 — 1 2 0 , vergleichend untersucht worden. Mit seinen Resultaten, die von dem latinistischen Bestreben beeinflusst sind, wird sich die Wissenschaft nicht einig erklären. Constantin Ncgrutti hat P.icalil auch zum Helden einer kleinen Erzählung gemacht, welche stark an Arkir und Anadam erinnert, und worin Päcala seinem Neffen Tnndalä fast genau dieselben Lehren erteilt wie Arkir seinem Neffen Anadam, in der Form von Maximen und Sprüchwörtern ; Ncgrutti hat ausserdem noch einige eingeflochten ; er erwähnt aber mit keiner Silbe seine Abhängigkeit von Arkir. Eine weitere volkstümliche Sammlung von rum. Schwänken verdanken wir dem nachher zu besprechenden Erzähler rum. Märchen P. I s p i r e s c u , welcher dem Beispiele Anton Panns folgt, den er übrigens auch persönlich gekannt hat. Er veröffentlichte zuerst unter dem Pseudonym Un c u l e g a t o r t i p o g r a f 1 8 7 3 das erste Heft seiner Snoave sau povesti populäre, 1 8 7 4 das zweite Heft und 1 8 7 9 eine zweite sehr vermehrte Auflage, deren Inhalt unter Bemerkungen über den Ursprung der Schwänke und Angaben von Parallelen von mir beschrieben worden ist. 1 Kurz vorher hatte J. C. F u n d e s c u als Beilage zu seiner Märchensammlung eine Anzahl solcher rum. Schwänke herausgegeben.- Mehr noch nähert sich Ispirescu Anton Pann in seiner Sammlung von Schwänken in Reimen Pilde ghicitori, Buc. 1860. In diesen Sammlungen, besonders in den Snoave und in Fundescu's Schwänken, spielt der Zigeuner, der darin stets lächerlich gemacht wird, die Hauptrolle. Hin und wieder ist auch der Serbe und Bulgare die Zielscheibe des rum. Volkswitzes, der fast immer gutmütig und harmlos und von Bosheit fast immer frei ist. Dieser Charakter ändert sich ein wenig und nicht zu ihrem Vorteil in den neueren Sammlungen, die sich dadurch nicht als echtc volkstümliche zu erkennen geben, trotzdem die Verfasser behaupten, sie aus dem Volksmunde geschöpft zu haben. Die tendenziöse Mache ist zu offenbar, um irgend ernstlich zu täuchen. Die meisten Schwänke. darin beruhen allerdings auf einer volkstümlichen Unterlage und daher erwähne ich hier noch die Sammlungen von Schwänken und Scherzen von E. B a i c a n , Palavre si Anecdote, Buc. 1 8 8 2 , und besonderes die des allzu fruchtbaren T h . D. S p e r a n t a , welcher seit 1889 einige Bände solcher rum. Schwänke verfasst und gedruckt hat. Einiges davon wurde von ihm vorher in der Zeitschrift Contimporanu in Iasi veröffentlicht. Der erste Band erschien als Anecdote populäre, die folgenden zwei Bände als Tot Anecdote populäre, Buc. 1889 — 1 8 9 3 . Andere neuere Sammlungen sind E. D. O. S e v a s t o s , Anecdote populäre (gereimt), Iasi (s. a., aber ca. 1 8 9 0 ) ; N. A. B o g d a n , Poi>esti fz Anecdote ibid. ( 1 8 9 2 ) in Reimen und in Prosa, sowie D. S t ä n c e s c u , einer der besten neuesten Nach1

2

Magazin

f . d. Lit.

d. Auslandes

s. Chr. II, p. 366—367.

1 8 8 0 . s. Lit. pop. p. 1 7 1

IT. 11. Chr. 11, p. 3 7 6 ff.

II.

ZEITRAUM:

RELIGIÖSE

VOLKSLITTERATUR.

395

erzähler, gewissenhaft und treu auch in der Sprache, die sehr zuverlässig ist, in seinen Basme ft snoave, Buc. 1894. In Siebenbürgen erschienen die folgenden Sammlungen, deren Verfasser alle beanspruchen das Material aus dem Munde des Volkes gesammelt zu haben: Gr. S i m a al lui J o n , Ardeleanul glumet, Sibiu 1 8 8 9 ; ein gewisser G. C h i c o s hat 1897 eine Sammlung von Glume romänesti snoave culese din gura poporului, d. h. Volksschwänke herausgegeben. Im selben Jahre druckte er Culegeri populäre, in welchem er den grössten Teil aus der ersten Sammlung wiederholt, ohne es anzudeuten. Ausser in diesen Sammlungen wurden viele Volkschwänke, besonders diejenigen, welche Zigeuner oder Serben und Bulgaren zu Helden haben, mehrfach in den sogenannten Calendar de basme abgedruckt. Eine zusammenhängende Untersuchung und vollständige Zusammenstellung des vorhandenen Materials ist bisher nicht versucht worden. Einen Teil der älteren Sammlungen habe ich in der Lit. pop. nach Quellen und Parallelen untersucht. Unter diesen Schwänken findet sich einer, der seine Geschichte hat, eine eigentümliche Volksparodie auf die Kirchlosigkeit der Zigeuner. Es wird zumeist in Reimen erzählt, dass die Zigeuner ihre Kirche, die sie aus Eisen gemacht, gegen die der Rumänen, welche aus Käse bestand, umgetauscht und in einer Hungersnot aufgegessen hätten. Diese Erzählung zirkuliert im Volke unter dem Titel Evanghelia figäneased und ist mehrfach in verschiedenen Formen gedruckt worden. Ich habe über das Thema genauer gehandelt in der Revistä pentru Istorie Arheologie etc. II p. 469 ff. Die Tiganiada von Btidai (s. o.) dürfte auch nicht unerwähnt bleiben. Einige Schwänke in Reimen, welche denen Anton Pann's ähnlich, aber älter sind und in Siebenbürgen geschrieben wurden, stehen in meinem Cod. 104 von ca. 1 8 3 0 ; andere werden sich noch finden und die Vorgeschichte Anton Pann's und der von ihm beeinflussten Litteratur der rum. Schwanke und Novellen oder Fableaux klären und das Verständnis und die Würdigung seiner Leistung fördern helfen. 2. R e l i g i ö s e

Volkslitteratur.

69. Die rum. Volkslitteratur auf r e l i g i ö s e r Grundlage und religiösen Inhaltes übertrifft bei weitem die weltliche an Umfang, Alter und innerer Bedeutung. Sie umfasst die gesamte Litteratur, apokryphen Ursprungs, die sich des Beifalls der Kirche durchaus nicht erfreute, aber von Alters her in fast alle Litteraturen Eingang gefunden hatte und sich im Volksbuch noch heute einer unbestrittenen Beliebtheit erfreut, ferner die ganze Litteratur des Aberglaubens, der Zaubersprüche und Entzauberungen, des Kalenders, der Witterungsprognostika, der astrologischen Verkündigungen und der Loosbücher und Amulete, die alle eine religiöse Anschauung im weiteren Sinne zur Geltung bringen, denn sie appellieren insgesamt an den Glauben des Volkes, der nicht unterscheidet zwischen kanonisch und ketzerisch. Die ältesten Texte der rum. Litteratur gehören zu dieser Gruppe, so dass man sagen möchte, dass die apokryphe mit der kanonischen Litteratur sich in die Ehre teilt, am Anfange der rum. Litteratur zu stehen. Der Einfluss dieser Volkslitteratur dauert auch heute noch im Leben des Volkes mit ungebrochener Stärke fort. Er zeigt sich in allen geistigen Erzeugnissen des Volkslebens, seine Spuren lassen sich in Lied und Sage, in Sitte und Brauch, mit grösserer oder geringerer Klarheit nachweisen. Hier habe ich mich auf die litteraturgeschichtliche Seite zu beschränken; in meiner »Lit. populara« habe ich den Versuch gemacht, diesen Einfluss auch nach den anderen Seiten hin zu beleuchten. Die nachstehende Darstellung befolgt die in jenem Buche beobachtete Ordnung, ergänzt aber das früher Gesagte durch die seitdem hinzugekommene Litteratur.

396

LITTERATURGESCHICHTE DER ROMAK. VÖLKER.



8.

RUMAN.

LIIT.

70. Fast die gesamte ältere Litteratur beruht direkt auf der südslavischen, deren Einfluss hier noch viel stärker als in der kanonisch-kirchlichen Litteratur hervortritt. Dabei ist zu erinnern, dass die Balkanhalbinsel Jahrhunderte lang der Schauplatz einer ausgedehnten ketzerischen Bewegung war, die, von Kleinasien dorthin verpflanzt, festen Fuss fasste und unter den Namen der Bougres (Bulgaren), Katharer, Albigenser etc. nach dem Westen gelangte. In Bulgarien hiessen die Ketzer Bogomilen; auf sie selbst ist ein Teil jener Litteratur zurückzuführen, die sich mit verhältnismässig geringen Veränderungen Jahrhunderte hindurch erhalten hat. Ein altes slavisch-rum. Wörterbuch von 1673 bietet als Erklärung des Wortes Bogomil die Deutung: *eretici cumu-s papistasii si Arminia. (Cod. Acad. Rum. fol. 31). Spuren einer dualistischen Weltanschauung finden sich ziemlich zahlreiche in den slavischen Bearbeitungen der alten Apokryphen wie in der mündlichen Volkslitteratur, besonders macht sie sich geltend in der Frage nach der Weltschöpfung, der Schöpfung des ersten Menschen und seines Falles, der Entstehung der Sünde, der Erlösung und des Kreuzes. Auf die nichtkanonischen Lehren lassen sich auch viele Zauberformeln, wenn gleich die meisten Texte sehr alt und zumeist orientalischen Ursprungs sind, zurückführen. In alten Hss. begegnet man noch der Erinnerung an ketzerische Anschauungen und Kirchenvätern wie Anastasie Sinaitul u. a. werden Streitschriften sowohl gegen Ketzer und gegen Zauberei und Beschwörungen zugeschrieben (mein Cod. 99 c. 1760, f. 6 7 — 7 4 ) , ohne dass diese Schriften irgend welchen Einfluss auf das Volk ausgeübt hätten. Manche der apokryphen Heiligenlegenden ist sogar von Bischöfen ins Rum. übersetzt und veröffentlicht worden und eine Anzahl solcher steht in den ältesten Homiliensammlungen und den Vitae Sanctorum, die Dosotheiu u. a. veröffentlichten. Eine wahre Fundgrube für Legende und Sage, besonders auf die ältesten Zeiten des Menschengeschlechts bezüglich, ist der alte Hronograf (s. o. p. 286) und in erhöhtem Masse die Biblia historiale oder, wie sie slavisch heisst, Paliia, die sich grosser Verbreitung in der slavischen, besonders in der russischen Litteratur erfreut und im allgemeinen der Historien bibel der westlichen Litteratur entspricht, womit sie auch in innerem Zusammenhang steht, da dies ihr indirektes Vorbild war. Das griechische Original ist vor kurzem von A. Vassiliev 1 veröffentlicht worden. In dieser Bearbeitung von Pentateuch und historischen Teilen des A. T . sind Sagen eingestreut, die auch selbständig auftreten. Eine rum. Übersetzung der slavischen Paliia scheint der Sammelcodex, m. E. aus der ersten Hälfte des 17. Jhs., der Rum. Akademie, zu enthalten , den ich vor 15 Jahren wenige Stunden benutzen konnte und kurz beschrieben h a b e 2 in Verbindung mit dem Auszug eines Textes, auf den ich später zurückkomme. Meine Hs. No. 5 vom J. 1814, reich an biblischen Apokryphen, enthält(fol. 70 ff.) eine Historienbibel, die sich auf die Genesis beschränkt und dem alten Charakter der Paliia genauer entspricht, indem sie mit apokryphen Ausschmückungen und Ergänzungen versehen ist. Viele dieser Zusätze sind dann in die sogenannten »Fragen und Antworten« Jntrebäri si räspunsuri übergegangen, welche sich teils mit den alten Disputationen, teils mit dem »Lucidarius« des Mittelalters vergleichen lassen. Da auch Liturgisches darin behandelt wird, so werde ich späterhin darauf zurückkommen. Dass der erwähnte Text aus dem Slavischen übersetzt ist, braucht kaum noch bemerkt zu werden. Die Hs. ist eine Abschrift eines viel älteren Codex. Die Sprache ist mehr moldauisch, die unmittelbare Vorlage stammte daher wohl auch aus 1 2

Anecdota Gracco-Byzantina I, Moskau Rivista p. Istorie I. 1882, p. 72 ff.

1893, p.

189—292.

II.

Z E I T R A U M : RELIGIÖSE

VOLKSLITTERATUR.

397

der Moldau, während die ältere oben erwähnte Hs. der Paliia im walachischen Dialekte geschrieben ist. Teile des Inhaltes kehren als selbständige Schriften in der rum. Litteratur wieder, besonders der Bericht über die Schöpfung des Adam, aus sieben oder acht verschiedenen Bestandteilen gebildet, der nachher Teil der gereimten Hochzeitsansprache geworden. 1 An die den ganzen Cyclus der Genesis enthaltende Leptogenesis oder Paliia reihen sich folgende einzelne Legenden. Zunächst die Vita Adae et Evae, wie sie in den mittelalterlichen latein. Versionen heisst, die sich direkt an die sogenannte Apokalypse des Moses anschliesst. In der rum. Litteratur habe ich zwei Rezensionen dieser Vita gefunden, zuerst die in dem oben erwähnten Codex aus dem Anfange des 1 7 . Jhs. enthaltene, welche sich zu der von Jagid so genannten zweiten Redaktion der slavischen Form stellt. 2 Nur die ersten Kapitel eines zweiten Textes enthält mein Cod. 1 7 1 von etwa 1 7 5 0 , Povestea pentru Adam {i Eva; auch er geht auf slavische Quellen zurück und ist wichtig dadurch, dass der Anfang sich eng an die mittelalterlichen latein. Versionen der Vita Adae anschliesst und auch die eigentümliche Legende von dem Falle des Satan enthält, die von der herkömmlichen stark abweicht. Ausläufer der Adamslegende haben sich in der Volkslitteratur in zahlreichen Varianten und Hss. (s. o. p. 348) als Klage des Adam an der Pforte des Paradieses oder als Totenklagen erhalten, zuerst in Prosaform in Cod. Sircu von etwa 1784, Cazaniea lui Adam, und als Teil des oben erwähnten Textes ACT Paliia von 1 8 1 4 in meinem Cod. No. 5 (f. 84 f.). Poetische Bearbeitungen sind die in dem oben erwähnten Codex Voileanu von 1 740 (nur ein Fragment), mein Cod. 1 9 1 (c. 1750) f. n a , und die in der Lit. pop. p. 273 ff. angeführten. Ob diese poetischen Versionen mit dem von Krumbacher angeführten neugriech. »Klagegedicht über Adam und das Paradies« 1 in Zusammenhang stehen, muss noch untersucht werden. Die Klage des »Unglücklichen oder elenden Menschen« findet sich wohl zuerst in dieser Form in einem Synodikon Bibl. Iasi Teologia No. 64 vom J . 1759 fol. 1 — 6 ; ferner in dem oben erwähnten Codex No. 139 in meinem Besitze (unmittelbar hinter der ausführlichen Klage des Adam, fol. 27 ff.). An die apokryphe Erzählung vom Tode Adams knüpft die mittelalterliche Sage vom Kreuze Christi an, in der alten Hs. aus dem Anfange des 1 7 . Jhs. auftretend, wo sie sich an die Adamsage anlehnt. Sie erscheint daselbst in zwei Varianten, die beide auf einen slav. Text aus dem 15. Jh. zurückgehen, wie ich in der Lit. pop. p. 285 nachgewiesen habe. Die eine Fassung behandelt in etwas konfuser Weise den Ursprung der drei Kreuze, dabei die der beiden Schächer, und ist unvollständig sowohl im slav. Originale als auch in der rum. Übersetzung. Die zweite vollständigere Fassung trägt ihren ketzerischen Ursprung zur Schau durch die Rolle, die darin der gefallene Engel Satanael spielt. 1 In derselben Hs. folgt die im Zusammenhange mit der zweiten Redaktion der Sage vom Kreuzholze stehende Prophezeihung der Savila\ S. wird in eigentümlicher Weise von David gezeugt und die Ankunft des Erlösers wird verkündet. Den südslavischen Text hat Vesselofsky veröffentlicht, den rum. mit einem slavischen Dr. Miletiö nach jener rum. H s . l e i d e r mit vielen Druckfehlern. »Die »Savila« erklärt in dieser Legende einen sonderbaren Traum von neun Sonnen, den die Bojaren im ("her diese Litteratur s. Lit. pop. p. 267 ff. Auszöge daraus zugleich mit einer kurzen Inhaltsangabe habe ich veröffentlicht in der Rei'ista etc. 1. p. " 4 ff. und Chr. I. p. 6 3 ff. 3 Ltitcraturgesch. 2. Aufl.. p. 8 1 1 . 1 Einen Auszug aus dieser, nur in einer Hs. erhaltenen und bisher nicht veröffentlichten Legende sowie Nachweise zur Litteratur s. Lit. pop. p. 284 ff. 5 Im Sbornicü des bulgarischen Unterrichtsministeriums, Bd. I X , 1 8 9 3 . Sofia, p. 1771

2

398

L I T E R A T U R G E S C H I C H T E DER ROMANISCHEN VÖLKER. —

8 . RUMÄN. L U T .

Lande Ugorska gesehen haben. Die Mutter der Savila ist eine (ians, S. wird in einem Ei geboren. 1 Die anderen Restandteile dieser alten Hs. sind weiterhin zu behandeln. Von den in der rum. Litteratur zerstreuten, auch in den Hronograf mit aufgenommenen kleineren Legenden über Kain und Abel sehe ich hier ab, wo ich nur die selbständigen Schriften aufrühren kann. Beiläufig sei erwähnt, dass in einem der Codd. der »Fragen« Kain in den Mond versetzt wird mit dem Bemerken, dass seine Thränen die Stürme und Winde in der Welt verursachen. Einer gewissen Beliebtheit hat sich in der rum. Litteratur die Sage von Melehisedec erfreut, die auf slavische Quellen zurückgeht, wobei aber griechische nicht ganz auszuschliessen sind. Die slavischen Versionen unterscheiden sich kaum von den auf den h. Athanasius zurückgeführten griechischen. Der unzweifelhaft aus dem Slavischen stammende älteste Text steht in der oben erwähnten Paliia von g. 1 6 2 5 —50. 2 Diesem entspricht der Text in meinem Cod. 5 fol. 1 0 0 ff., wo er auch Bestandteil der Paliia ist. Selbständige Erzählung, auch slav. Ursprungs, ist der Text in meinen Cod. 63 von etwa 1 7 5 0 p. 222 ff. und Cod. 1 9 1 c. 1 7 5 0 f. 1 ff. Auch Hs. Voileanu II vom J. 1 7 4 1 wird hierher zu stellen sein, da die meisten dieser Codices aus älteren abgeschrieben sind und aus der Walachei stammen. Als ein > Troparion des grossen Canon« ist diese Legende wohl aus dem Griech. übersetzt worden, wenn nicht die ältere Version etwa nur wenig zugestutzt ist. Diese Übersetzung ist mit dem Segen des Mitropoliten Veniamin 1 8 1 2 in Iasi gedruckt worden Pcntru Melh'tscdec, Tstorie si tälcuire foarte minunatd si frumoasä Preotul lui D-zeu imparatul cel instreinat intre oameni.Ausführlicheres darüber s. Lit. pop. p. 3 0 1 ff., wo ich auch die kürzeren hsl. Versionen angeführt habe. Die Apokalypse des Abraatn habe ich nach drei Hss. mit einer englischen Übersetzung zuerst veröffentlicht. 4 Erst nachher erschienen die griech. Texte. Ein kurzer, unvollständiger Text in dem Sammelcodex des Grigorie din Mähaciu aus dem Ende des 1 6 . und Anfang des t-j. J h s . 5 bietet fast nichts von dem Tode und der apokalyptischen Vision; ausserdem bieten eine ausführliche Rezension mindestens fünf Hss., nämlich meine Codd. No. 90 vom J. 1 7 7 7 , No. 96 vom J . 1 7 5 0 ; No. 97 vom J . 1 8 1 3 ; Cod. Nat. Museum Bukarest No. 4 3 5 von etwa 1 7 5 0 und Cod. Sircu von 1 7 8 4 f. fol. 60 ff., wo die Erzählung Cazaniea pärintelui nostru Avraamu heisst. 6 Diese Vision gehört zu den apokalyptischen Visionen, die viel zahlreicher durch neutestamentliche Apokryphen vertreten sind. » D e r Kampf des Helden mit dem Tode«, welcher sich an den Schluss der Abrahamapokalypse anlehnen könnte, ist bei den romantischen Sagen besprochen. Eine durch Legenden ausgeschmückte Erzählung von Josef, welche im Griech. dem h. Ephraem zugeschrieben wird, findet sich in meinem Codex No. 89 von etwa 1 7 3 0 und in Codex No. 1 1 von 1 8 0 5 , sowie in einer Hs. der Rum. Akademie (urspr. Cod. Sturdza) von 1 7 9 2 (fol. 1 — 1 4 ) . Unter den Weihnachtsliedern im Cod. Voileanu X von 1809 beruht eines auf dieser Legende; sie ist auch in anderen Sammlungen von Weihnachtsliedern, mehr oder weniger geändert, anzutreffen, z. B. in den von mir aus mehreren Hss. 1

2

S. Lit.

/ « , / . . p. 3 3 7

IT

von mir Chr. 1, p. 6 5 ff. veröffentlicht. a Zweite Auflage Neamt 1848. dritte Bucuresti 18^3. Einen Aus/u» aus ilei letzten Version druckte D . J i a n u l 1 8 3 6 in seinen Elementari de istorie sfàntà. ' Transactions of the Society of Biblical Archeology 1887, p. lOo IT. ' Veröffentlicht zusammen mit Hem slavischen Original von P. H. l l ä s d e u , Cuvenlt den bâtràni 11. p. 189 ff. 0 s. Lit. pop. p. 307 fr.

II.

ZEITRAUM: RELIGIÖSE

VOLKSLITTERATUR.

399

veröttcntlichtcn, zu denen ich die Parallelen in der gesamten rum. Litteratur hinzugefügt h a b e . 1 Von Moses, seiner Geburt und seinem T o d e , erzählt ausführlich unter Heimischung legendenhaften Stoffes mein Codex No. 90 von 1 7 7 7 ; die Er-. Zählung nähert sich der des Hronographen; darin auch die Episode von Moses, der die Krone vom Haupte des Pharao nimmt, und nachher mit glühender K o h l e geprüft wird, um zu erkennen, ob er es aus Weisheit oder Dummheit gethan hat; da er sich dabei die Lippen verbrennt, so bleibt er sein ganzes Leben lang stammelnd. Auch seine K ä m p f e gegen die Aethiopier werden, genau wie im Hronograph erzählt, ausserdem viele kleinere Legenden alten Ursprungs, die durch slavisc'ne Vermittelung in die rum. Litteratur gelangten. Unter anderen wird darin über den Tod Moses' gehandelt, in einer Weise, die der ganzen alten patristischen Litteratur fremd ist; auch Charles, der letzte Herausgeber der Apokalypse des Moses, kennt sie nicht. Wahrscheinlich ein Fragment einer alten Apokalypse, und im Zusammenhange mit der bekannten NT. Epistel des Juda (v. 9.) stehend, berichtet die Erzählung, dass der Teufel versuchte in den toten Körper des Moses einzugehen, um dann die Juden zu verblenden und zu veranlassen zu sagen, dass Moses wieder ins Leben zurückgekehrt sei. Aber Gott sandte den Erzengel Mihail und dieser vertrieb den Teufel durch seine heilige Kraft. In derselben Hs. vom J . 1 7 7 7 folgt darauf fast genau wie im Hronograph eine eingehende Beschreibung des Ephod und die Erklärung der Steine darin, sowie der Art, wie durch denselben geweissagt wurde, ferner eine kurze Geschichte des Ghedeon, des einzigen Richters, welcher in dieser Erzählung erwähnt wird. Die Beschreibung der Steine ist, wie es scheint, die einzige Spur des Lapidarius in der rum. Litteratur. Auf die Könige des A. Test, bezieht sich nur die oben erwähnte Legende von der Savila und David und von der Sivila und Salomon im Hronograph; in der letzteren wird der Rätsel gedacht, die eine so grosse Rolle in der Weltliteratur im salomonischen Lcgendenkreis spielen. Hier stimmen sie mit den Versionen der byzantinischen Chronisten überein. 2 In den rum. Märchen kenne ich eine genaue Parallele zu der slavischen Legende, die als Salomon u. Kitovras von Vesselofsky gründlich untersucht wurde, der den Zusammenhang zwischen diesen Sagen und Salomon und Morolf sowie anderen Salomonischen Sagen nachgewiesen hat. In der oben erwähnten slavischen Hs. im Staatsarchiv in Bukarest, eine Sammelhs. solcher biblischer Legenden, beziehen sich zwei auf Salomon und seine Frau; ob sie mit jenen übereinstimmen, lässt sich aus der kurzen Angabe bei H.isdeu 1 nicht ermitteln; ein slav. rum. Fragment in meinem Cod. No. r r o . Salomon gilt auch im rum. Volksglauben als der grosse Zauberer und Solomonie ist fast gleichbedeutend mit Zauberei. Über das Glücksrad des Solomon s. unten. Von eigentümlichem Charakter ist der Solomonar oder Wetterzauberer, der zum Teil an die mittelalterlichen Sagen von Virgil anknüpft. Ich habe ihn ausführlich besprochen. 4 Zu den aUtestamentlichen Apokryphen gehört ferner die rum. Version der Reliqua verborum Baruch, sowohl im Hronograph als in den Vitae Sanctorum des Dosoftheiu, Iasi 1 6 8 2 . Es ist thatsächlich die älteste Form der Siebenschläferlegende; sie erzählt, dass Abimelech der Freund des Jeremia, 70 Jahre schläft und somit die Zeit der Verbannung des Volkes in Babylon gar nicht miterlebt; er schickt dann wunderbare Feigen, zusammen mit einem 1

Rcvista etc. II. ]>. ;(20 IT. No. X u. XXIV. Ausführlicher darüber s I.it pop. p. ;j24 IT. besonders p. 326 IT., wo ich den Text der nun. Lebende aus 'lein llronographen abgedruckt habe. s

3 CUP. d. bätr. 11. p 15- No. . * Archiv für slav. Philologie V I I p. 2 8 ! IT.

400

LITERATURGESCHICHTE

DER ROMANISCHEN V Ö L K E R .



8.

RuMAN.

LlTT.

Briefe, durch einen Adler an die Exulanten in Babylon; die Geschichte endet mit einem Martyrium des Jeremias. 1 Der griech. Text- stimmt mit der rutn. Version, der auch ein slavischer Text unter den verbotenen Büchern entspricht. A. Vassiliev hat jüngst einen anderen griech. Text veröffentlicht, a aus einer Hs. des 1 5 . Jhs. Auch in der neugriech. Chronik des Bischofs Dorotheus von Monenibasia hat diese verpönte Legende eine Unterkunft gefunden. 7 1 . Vielzahlreicherais diese nichtkanonischen, apokryphen Bücher des Alten Testaments, wclche Eingang in die rum. Litteratur überhaupt und in die Volkslitteratur insbesondere gefunden haben, und von nachhaltiger Bedeutung sind alle jene nichtkanonischen und apokryphen Schriften geworden, die sich direkt oder indirekt an das Neue Testament anschliessen. In vielen Fällen sind wir hier auf verhältnismässig junge Abschriften angewiesen, das Alter der Originale im Rum. kann nur vermutet werden. In manchen Fällen ist die Sprache noch archaisch, besonders in grösseren Schriften, wie das Evangelium Nicodemi, wo der Abschreiber sich nicht allzu viele Freiheiten gestattete und uns dadurch in den Stand setzt, das Alter der mutmasslichen ersten Übersetzung annähernd festzustellen. In kürzeren Schriften, die aus irgend welchem Grunde sich einer grossen Popularität erfreuten, waltete der Abschreiber dagegen nach seinem Belieben, und es ist unmöglich aus der Sprache, allein einen Schluss auf das Alter der betreffenden Schrift zu ziehen. Auch der Text weicht oft stark in den Hss. ab, so dass man die urspsünglichc Fassung ohne Kenntnis des slavischen oder griech. Originals aus den Hss. selbst nicht feststellen kann. Darin verrät sich eben der volkstümliche Charakter dieser Litteratur und deshalb wird sie hier mit der Volkslitteratur besprochen. Ihre, diejenige irgend einer Art kunstgemässer dichterischer Schöpfung eines Dichters übertreffende Beliebtheit konnte allein den nachhaltigen Einfluss auf Sitte und Glauben ausüben, dessen Spuren sich im ganzen Wesen des Volkes entdecken lassen. Die rein christliche Legende nimmt bei demselben den ersten Rang ein. Da ich die Denkmäler aus den angegebenen Gründen nicht chronologisch anordnen kann, so folge ich hier der Erzählung im N. T . , und der Ordnung, die ich auch in der Lit. pop. beobachtet habe. Von den apokryphen Evangelien scheint keines direkt in der ursprünglichen Form in die rum. Litteratur gedrungen zu sein, ebensowenig wie in die slavische Litteratur, ein Beweis der Abhängigkeit der rum. von der letzteren; nur in veränderter Form ging der apokryphe legendäre Stoff der Evangelien in die rum. Litteratur über. Mein Cod. No. 9 vom J. 1 7 5 8 enthält zuerst ein kurzes Leben der Jungfrau Maria mit einer Prosopographie derselben, dann die in den Hronografen und in meinem Cod. 89 vom Anfange des 1 8 . Jhs. stehende Frage des Avgust Kesar la vräjalnitä {vracni(ä) la capiste lui Apolott, d. h. das Orakel des Apollo und die ihm zu Teil gewordene Antwort, die sich auf die Geburt und die Weltherrschaft Jesu bezieht; dieses Kapitel scheint auf slavischer Grundlage zu beruhen, denn es kommt in Hss. wieder vor, die nur Ubersetzungen aus dem slavischen enthalten. Eine ähnliche Anfrage wird Pharao in Egypten zur Zeit Moses in den Mund gelegt und die Antwort der Teufel in Memfi soll er in Stein eingegraben und so für die Zukunft aufbewahrt haben. Dieses Orakel folgt auch in derselben Hs. No. 9 von 1 7 5 8 , die eine Hs. des Hronograf ist, und sie findet sich auch in den anderen 1 D i e beiden rum. T e x t e habe ich in der Chr. I, p. 1 4 7 tf. und ve;öffentliche, ausserdem Lit. pop. p. 3 4 0 ff. 2 C e r i n n i , Monumenta sacra et profana, V , 1868, p. In — 1 8 . 3 Anecdota graeco-Bytantina, Moskva 1 8 9 3 , p. 308 fT.; A. N. V e s s e l o f s k y , hü istoria romana etc. I, 3 3 1 — 3 6 3 .

I I . ZEITRAUM: RELIGIÖSE

VOLKSLITTERATUR.

Hss. des Hronografen. Ein Teil der Antwort ist slavisch, daher ist das Ganze aus dem Slavischen genommen. Das von Eusebius im Namen der Sibylle von Erytrea mitgeteilte Orakel wurde aus dem Lateinischen in ähnlichem Versmasse ins Rum. übersetzt; ob von M. Voileanu, der sowohl den lat. Text als auch unter jedem Verse den rum. in einer Hs., die er 1749 schrieb (Cod. I, f. 198), bietet? 1 Das Evangelium Infantiae und die anderen Protoevangelien, die die Geburt, die Flucht nach Egypten und die Vorgänge vor der Geburt enthalten, sind entweder in Homilien verarbeitet, wo sich der ganze legendarische Stoff erhalten hat, wie in meinem Cod. 19 vom Ende des vorigen Jhs. fol. 289 ff., wo auch schon auf die Revelationes der h. Vrighitia hingewiesen wird, oder sie werden in eine Art Pseudo-Evangelium verwebt wie in meinen Cod. 89 (c. 1700 — 25) und 172 (c. 1750), von welchen bald die Rede sein wird. Manches kommt in einer Hs. über die Mirakel der Jungfrau Maria (s. u.) vor. In Cod. 19 (c. 1825) findet sich nur Geburt und Flucht, sehr ausführlich beschrieben, und die Wunder, die sich bei diesen Gelegenheiten ereigneten. Kürzer ist die Fassung in den beiden anderen Codd. Gerade diese Wunder drangen tief in die Volkslitteratur ein und bilden das Thema der Stern- und Weihnachtslieder. 2 Die Anbetung der Magier steht in Cod. 89 in zwei Recensionen; die eine (Kap. 2) entspricht ganz Pseudo-Matthäus; K a p . 3 ist eine ziemlich abweichende Rccension davon, worin die drei Könige andere Namen tragen als im vorhergehenden Kapitel, die aber zum Teil in dem sogenannten Herodesspiel und in der Erzählung in Cod. 19 f. 289 wiederkehren. Die apokryphe Erzählung eines gewissen A f r o d i t i a n des P e r s e r s , eines Sternsehers, der die Prophezeihung des Valaam hatte und sich, als er den Stern sah, der Prophezeihung erinnerte und zur Anbetung kam, entdeckte ich (Abschrift in meinen Händen) in der Hs. von Toader Jora, 1756, einem Sammelcodex, der jetzt der Bibliothek der rum. Akademie gehört. Die slavischen Originale bei Tihonravov und Pypin stimmen genau mit der rum. Übersetzung überein; sie stammt also nicht aus dem griechichen Original, das zum ersten Mal von Vassiliev 3 in zwei Rezensionen veröffentlicht wurde. 4 Dosoftheiu, der manche apokryphe Erzählung mit unter seine Heiligenleben aufgenommen hat, hat auch eine Erzählung von der Anbetung der Magier, die auf der Erzählung der h. Vrighita beruht (fol. 237 ff.). Eine Prospographie Jesus in zwei Varianten findet sich in Cod. 89 Kap. 14, die der dem L e n t u l zugeschriebenen und von mir Lit. pop. p. 351 352 wieder abgedruckten Version von 1825 entspricht, und in der rum. Version der bekannten Veronicalegende, die daselbst Kap. 13 bildet und an die Version des Malalas sich aufs engste anschliesst; im rum. Texte heisst V. Vernikie. Eine dem h. Athanasius dem Jüngeren beigelegte Erzählung von dem Wunder des Bildes Christi in Virit (d. i. Berythus) steht in meinem Cod. No. 11 von 1805 (vormals Eigentum des Mitropoliten Calinik). Die Kapp. 7 — 1 1 , 15 — 1 7 in meinem Cod 89 enthalten eine bisher nicht nachgewiesene Geschichte von Johannes dem Täufer und seines Todes. Sie ist unzweifelhaft einer wahrscheinlich verlorenen apokryphen Schrift entnommen. Vassiliev druckte einen griech. Text einer apokryphen Vita aus dem 11. J h . , 5 die aber mit unserem rum. Texte n i c h t übereinstimmt. Da mein 1 D i e s e n Text s o w o h l als auch M. V o i l e a n u . I. c. p. 45 ff. ah. 2 s Lit. pop. p . 3 4 9 ff. 3 Anecdota etc. p. 7 3 — 1 2 5 . 1 s. i b i d . p. X X V I I — X X X I I .

(-¡röokk, Grundriss.

Ilc.

eine

weitere

5

Nachricht

Ober

die S y b i l l e d r u c k t e

Anecdota I. c „ p . 1 ff. 26

402

LlTTERATURGESCHlCHTE

DER ROMAN. V Ö L K E R .

8.

RlMÄN.

LlTI .

Cod. 1 7 2 ungefähr in der Mitte von Kap. 16 beginnt (die ersten Blätter sind weggerissen), so lässt sich nicht genau sagen, ob die Geschichte des Johannes des Täufers auch darin stand; da aber das letzte Kapitel genau wie in Cod. 89 lautet, so wird auch das Fehlende gleich gelautet haben; die beiden Codd. werden Abschriften eines älteren Originales sein. Es muss aber älter als das 1 7. Jh. sein, dem beide Hss. angehören, denn trotz gleichem Inhalt ist die Sprache in ihnen so sehr von einander verschieden, dass ein grösserer Zwischenraum zwischen der Hs., von welcher Cod. 89, und derjenigen, von welcher Cod. 1 7 2 abgeschrieben wurde, anzunehmen ist. Letztere Hs. ist ausserdem moldauischen Ursprungs, die erstere gehört der Walachei oder Siebenbürgen an. In diesen beiden Hss. ist eine eigentümliche Bearbeitung der pseudoepigraphischen Evangelien erhalten, deren direkte Quelle sich schwer wird nachweisen lassen, wenn die Angabe in einer der Hss., Cod. 89, auf Wahrheit beruht, wonach die Quelle polnisch war; das ist nicht sehr wahrscheinlich, da in der anderen Hs. der Hinweis fehlt und auch nicht in russischer Münze und russischem Gewicht die Summe, um welche Judas den Heiland verkaufte, ausgerechnet wird. Eine Vergleichung mit den griech. Texten der Pseudoevangelien (slavische, welche mit dem rum. Texte übereinstimmten, sind bisher nicht nachgewiesen — ein Cod. im Brit. Museum, russisch, , zeigt nur Abhängigkeit von einer ähnlichen Kompilation, unterscheidet sich aber sehr von dem rum. Texte) zeigt innigeren Zusammenhang mit den griech. als man glauben würde, aber der rum. Text beruht trotzdem nur auf slavischer Quelle. In demselben werden die Worte Jesu am Kreuze und andere wichtige evangelische Citate in altslavischer Sprache angeführt. Die Übersetzung kann also unmöglich auf ein unmittelbares griech. Original zurückgeführt werden. Den Hauptteil der Kompilation bildet jedoch eine eigentümliche Version des Evangelium Nicoiicmi in z. T. sehr erweiterter Form. Beide griech. Rezensionen, Tischendorf A u. B, sind darin abwechselnd vertreten, in nicht wenigen Fällen enthält der rum. Text wichtige Lesarten. Beide Teile, Kreuzigung und Höllenfahrt, sind, wenn auch nicht in derselben Ordnung und Reihenfolge wie in den von Tischendorf herausgegebenen griech. und latein. Texten, vorhanden. Der Text ist in den beiden Hss. (Cod. 89, gegen Ende des 1 7 . oder Anfang des 18. Jhs., und Cod. 1 7 2 , ungefähr 50 Jahre jünger), derselbe, mit dem bemerkten Unterschiede, dass das Kapitel, welches aus dem Russischen stammen will, in dem letzteren fehlt. Auch in sprachlichen Einzelheiten unterscheiden sie sich von einander, so dass wohl beide nicht von einander abgeschrieben sind. Ich bereite eine kritische Ausgabe dieses merkwürdigen Denkmals vor. Erst nach der Veröffentlichung des rum. Textes wird zu erkennen sein, ob wir es mit einer siidslavischen Unterlage, zu thun haben, wodurch der Nachweis für die Existenz des Textes in der altslavischen Litteratur erbracht wäre, oder ob unser rum. Text auf bisher unaufgeklärte Weise auf sonst unbekannte polnische Quellen zurückgehe; die Entlehnung würde übrigens über Russland vor sich gegangen sein. In derselben Hs. steht die Anaphora des Pilat an den Kaiser Tiverie, und der martervolle Tod des Anna und des Kaiafa. Viel älter würde diese Epistel in der rum. Litteratur sein, wenn meine Erinnerung sich bestätigt, dass sie im Codex der Paliia (s. o. S. 396) steht. An Avgust Kesar ist die Epistel des Pilat in meinem Cod. 1 1 3 , Anfang dieses Jhs., gerichtet, sonst aber identisch mit dem erwähnten Text. Modernisiert ist diese Epistel in einem Calendar von 1864 erschienen. 1 Der Prozess und das von Pilat gefällte 1

S. I.it. p>p. ;i5l ff.

II.

ZEITRAUM:

RELIGIÖSE

VOLKSLITTERATUR.

403

Urteil kehrt häufig in der rum. Litteratur wieder. Der verbreiteteste Text ist in dem Volksbuche zusammen mit den weiter unten zu erwähnenden IVundern des h. Sisoe unzählige Male gedruckt worden. Er giebt sich für Übersetzung aus dem Griech. aus und enthält die ganze Verhandlung sowie das Urteil über Jesus. Die Eigennamen darin zeigen durch ihre Entstellung an, wie sehr diese Schrift Volksschrift geworden ist; sie sind zumeist volksetymologisch umgedeutet. Der erste gedruckte, etwas abweichende und gekürzte Text ist der von D. Jianu 1836 in seinem Elementuri de istorie sfäntä p. 102 — 1 0 5 wiedergegebene. 1883 wurde das Urteil, genau wie im Volksbuche, vereinigt mit den Marterwerkzeugen, lithographisch veröffentlicht in der Form der russischen religiösen Bilderbogen. In meinem Besitze befindet sich das Urteil auf einem Blatt, wohl am Ende des vorigen Jhs. geschrieben, worauf archaische Worte wie cuvinte fäläluitoare (nur noch im Codex Voronet nachweisbar) mit späten wie puplikit wechseln; das Blatt schcint als Amulet benutzt worden zu sein. Das ist die letzte Stufe, auf die diese apokryphe religiöse Litteratur herab sinkt, und auf der sie sich mit Zähigkeit trotz mannigfacher, Jahrhunderte langer Verfolgung behaupten konnte. Solchen Legenden und anderen, z. B. der von der Passion, wird eine schützende Kraft beigelegt und wer solche Blätter im Hause hielt oder bei sich herumtrug, hielt sich dadurch vor mancherlei Übeln beschützt. Als Amulete kommen diese Texte auch in der slavischen und in der spätgriech. Litteratur vor; aber auch in den Litteraturen des Westens spielt die Legende die Rolle des zauberkräftigen und schützenden Amulets oder Spruches. Die Passion ist von V. A a r o n poetisch bearbeitet und zum mindestens vin halbes Dutzend mal seitdem gedruckt worden (s. S. 350); ausführlich dargestellt, reich legendenhaft ausgeschmückt erscheint sie in meinem Cod. 152, von etwa 1 7 5 0 ; ferner im Stramme, nach dem Slavischen (Blajiu 1753). N. Densusianu hat ein hsliches Fragment davon in Oradia gefunden 1 aber den Inhalt nicht erkannt, noch auch gesehen, dass es wahrscheinlich Abschrift des gedruckten Buches ist. Älter ist die volkstümlich gewordene kurze Form, die sich zumeist darauf beschränkt die tausend und zehntausend Thränen und Seufzer Jesu während der Passion aufzuzählen, in Cod. Voilcanu II von 1740.Genau so lauten sie in der Beilage zu den Wundern des h. Sisoe, wo sie auf die Verurteilung unmittelbar folgen. Ausserdem ist diese Aufzählung mit den Gebeten und Andachtsübungen, welche an jede Station sich anschliessen für sich gedruckt worden. In der dritten Auflage von 1866 heisst es, dass das Buch vom h. Dimitric aus Rostov verfasst und aus dem Russischen ins Rum. übertragen worden sei. s Diese, die ausführlichste Recension, schlicsst sich eng an den Stra$nic an. Nächst der Geschichte v. h. Rocke, in den im Westen bekannten Fassungen, kennt die rum. und slavische Litteratur, besonders aber die russische, noch die von einem anderen h. Gewand, welches sich jetzt in Moskau befinden soll und über «Ivcria» dahin gelangt sei, zur Zeit des Patriarchen Filaret aus Moskau. Dies ist das Gewand, um welches die Soldaten bei der Kreuzigung das Loos warfen. Eine ausführliche Beschreibung dieses Rockes enthält mein Codex No. 63 von etwa 1750, fol. 197—-221. Zwei altslavische Hss. über den Rock des Heilands aus dem 15. u. 17. Jh. (1680) im Kloster Voskresenskij in Moskau verzeichnet Leonida in den Ctenija Moskau 1871 p. 52. Sie scheinen das Original für die rum. Version zu bieten; Cod. Voileanti I von 1742 mit einer nur ca. vier Seiten umfassenden Erzählung vom Rocke 1 ! 3

Anal. Acaii. 1. c. p. 2 1 4 N o . q-j. s. M. V o i l c a n u p. 16. s. p. 56. 26'

404

LITTERATURGESCHJCHTE DER

ROMÁN. V Ö L K E R . —

8.

RUMÄN.

LITT.

Christi (Voilcanu 1. c. p. 7), kann mit der ersteren nicht identisch sein. Der Titel einer apokryphen Erzählung in einer Hs. der Rum. Akademie vom J. 1 7 9 2 fol. 1 1 5 ff., vormals Sturdza, lautet »Was erzählen die anderen Völker über Christus«, »Ceea ce zic alte limbi pentru Hs.t Sie gehört wahrscheinlich in den Kreis der apologetischen Apokryphen. Die 72 Namen, die Christus und Marie besessen haben sollen, zählt mein Cod. 94 von 1 7 8 4 fol. 186 ff. auf. 1 Sie dienen dem Zwecke der Entzauberung oder des Gegenzaubers und sind als Amúlete verwendet worden. 72. Die apokryphe Apostellcgende konnte in der rum. Litteratur nicht ebenso beliebt werden, weil die Bekehrung zum Christentume nicht direkt an einen Apostel anknüpfte. Mancher legendäre Stoff in den »Leben« ist jedoch , mehr oder weniger umgeändert, in die kanonischen, vom Ketzertum ziemlich gut gereinigten, dem Metaphrast zugeschriebenen Legenden aufgenommen worden. Diese oder ihnen ähnliche sind dann in die grossen Sammlungen der Heiligenlegenden aufgenommen worden, in denen man nicht allzu kritisch zu Werke ging und Wunder und Sagen zuliess, ohne sich um den Ursprung zu kümmern. Aus dem Prolog, wie diese Sammlung im Slavischen und Rum. hiess, sind dann nicht wenige ausgehoben und in grössere oder kleinere Sammlungen von Mönchen und Geistlichen zusammengetragen worden, je nach Geschmack und Geistesrichtung. Der eine hat nur wunderthätige Heilige abgeschrieben, der andere Märtyrer, ein dritter hat sich für die Einsiedler in der Thebais, in Limos, am Athos und sonst begeistert und aus den verschiedenen Pateriken sich eine Sammlung von Legenden zusammengestellt, die nachher wieder Quelle für gesonderte Leben oder Wunder wurde, s. oben p. 3 1 5 — 3 1 6 . Fast nie ist der Charakter einer solchen Sammlung genau zu bestimmen; bald macht die eine oder die andere Art den Hauptbestandteil einer Hs. aus. Die Leben der einzelnen Apostel (sie kommen nie a l l e zusammen vor), kehren zerstreut zwischen den Leben der anderen Heiligen wieder. Auffällig ist, dass in der Sammlung von Homilien, die als erster Druck in der Moldau und auch wohl in der Walachei bezeichnet werden darf, hinter den Homilien spezielle Leben auserwählter Heiliger und für besondere Tage hinzugefügt worden sind, unter welchen mindestens die Hälfte apokryphe Erzählungen darstellen. Derart ist die Legende vom h. Gregorie, vom h. Theodor Türen; apokryphe Heilige behandeln auch die Legenden, die auf den Clementinen beruhen und in der Vita des Apostels Petrus wiederkehren. Dort haben wir die Vita von beiden Aposteln Petrus und Paulus. Dieser Anhang zur alten Homiliensammlung ist auch in den anderen vorhanden. Die Disputation des Apostels Petrus mit Simon Magus enthält Cod. Voilcanu II (so auch Dosoftheiu). Des Dosoftheiu's »Leben« haben, weil ihre Quellen noch nicht genügen gekannt sind und er sein Material vielerorts gesammelt hat, eine nicht zu unterschätzende Bedeutung, wie sich bei dem Vergleich mit Lipsius' »Apokryphen Apostelgeschichten« ergibt. Dosoftheiu, der in dem zumeist bekannten Bande nur die Monate von September bis Februar umfasst, giebt die Geschichten der Apostel Thoma fol. 476 ff., Filippü f. 1 2 3 b ff., Evangelist Mathie f. 1 2 9 a ff. und Andrei f. 1 7 3 a ff. Der Evangelist Luca wird mit ein paar Zeilen abgemacht. Dieselben Geschichten , aber in anderer Form, kehren in der grossen Ausgabe von Neamt und in dem Bukarester Abdrucke wieder. Bei Matthie heisst e s , dass diese Geschichte geschöpft sei aus der »Geschichte des Evangeliums, aus den Schriften des Nikifor, Theofylakt und aus dem Prolog. Von der Bekehrung der Russen, und von der darauf bezüglichen Prophezeihung des Apostels Andrei weiss Cod. Voilcanu I f. 1 6 5 zu 1

Lit. pop. p. 4 0 1 IT.

II.

Z E I T R A U M : RELIGIÖSE VOLKSLITTERATUR.

405

erzählen. Direkt unter das Volk sind diese Legenden als solche kaum gekommen. Das Phantastische darin aber fand seinen Weg in die Märchen und Sagen und blieb selten mit dem Namen der Apostel verknüpft. Auch bei Legenden im Munde des Volkes, worin Gott oder Jesus und die Apostel auftreten, und die häufig ein entfernter Reflex der Apokryphen sind, ist der Zusammenhang mit Hilfe dieser schriftlichen Litteratur noch aufzudecken. Näher standen dem Volke einzelne Heilige, wie der h. Nicolaus oder der h. Alexius oder Eustathius Placida. Besonderer Verbreitung erfreuten sich die Apokryphen, welche den Schleier des Jenseits zu lüften suchten und die Geschichte des Menschen nach dem Tode, von den Strafen der Hölle und den Freuden des Paradieses erzählten. Auch die apokryphen Himmel- und Höllenfahrten wurden zu Amuleten, die, wo sie, wie es bei den meisten Völkern bis jüngst der Fall war, nicht gelesen werden konnten, am Körper zum Schutz gegen die Höllenqualen getragen wurden. Diese Himmelfahrten knüpfen an die höchsten Namen an und werden der Jungfrau Maria oder Christus oder den vornehmsten Aposteln wie Peter undPaul beigelegt; auch Heilige haben himmlische Visionen, wie Macarius der Egypter und besonders der h. Vasilie der Jüngere. Diese Visionen sind so von einander abhängig, dass häufig die Worte des einen in dem anderen begegnen und man bei unvollständigen Hss. Mühe hat den richtigen Namen des Heiligen zu erkennen. Diese Ähnlichkeit in wesentlichen Stücken erklärt auch z. T. das Verschwinden einer Apokalypse. So verhält es sich wahrscheinlich mit der berühmten Apokalypse des Paulus, die, wie sich jetzt herausstellt, auf eine dem Apostel Petrus früher zugeschriebene zurückgeht. In der rum. Litteratur steht diese Apokalypse in einer kurzen Fassung nahe am Anfang. Es ist einer der archaischsten Texte, welchen der Popa Grigorie von Mähaciu in seinen oft erwähnten Codex eingetragen hat, er gehört somit der zweiten Hälfte des 16. Jhs: an, der Zeit der Übersetzung der Heiligen Schriften und des Druckcs von Evangelium und Psalter, die natürlich der Übersetzung ähnlicher religiöser Schriften aus dem Slavischen ins Rum. vorangingen. Bis dahin hatte das Slavische als die heilige oder die ausschliessliche Kirchensprache gegolten. Die Apokalypse des Apostel Pavel zeigt in ihrer knechtisch treuen Anschmiegung an das slavische Original noch die Befangenheit und Unsicherheit des ersten Übersetzers; sie ist so sklavisch, dass man den rum. Text kaum ohne das Original recht verstehen kann. Durch Hasdeu, der den Text zum ersten Male zusammen mit dem slavischen Original herausgegeben hat, 1 war ich verleitet worden, ihm ein höheres Alter in meinem Abdrucke aus der Hs. 2 zuzusprechen und ihn ante 1550 zu setzen; ich bin jetzt überzeugt, dass höchstens ca. 1580 zu sagen war. Der Text enthält eigentlich nur den ersten Teil der griech. und slavischen ausführlichen Redaktionen, und beschränkt sich auf den Ausgang der Seele aus dem Körper und den Unterschied zwischen dem Tode des Gerechten und des Sünders. In der slavischen Litteratur existiert auch eine solche kürzere und genau entsprechende Redaktion, aus welcher die rum. wörtlich genaue Übersetzung ist. Der zweite Teil handelt von den Freuden des Paradieses, der dritte von den Strafen der Hölle. Diese beiden in der kürzeren Fassung fehlenden Teile sind wahrscheinlich ausgelassen worden, weil andere Visionen dieselben Themata mit ebenso zahlreichen Details ausgeschmückt erzählen. In meinem Cod. 96, Mitte des vorigen Jhs., steht ein Fragment einer ähnlichen Apokalypse; der Name des Heiligen, der den Ausgang der Seelen und deren Durchgang von den niederen 1

Cuvente den bátráni - Christ. 1, p. 1 — 3 .

I I . p. -11 .">—425-

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L I T T E R A I URGESCHICHTE DER ROMANISCHEN

VÖLKER.



S. RIMAN.

LIIT.

zu höheren Stationen sieht, hier und in allen anderen ähnlichen Schriften Vämi d. h. Maiithstationen genannt, ist jedoch nicht angegeben. Ks stimmt aber genügend mit der Apokalypse des Apostels Paulus überein, um als Fragment der ausführlicheren Rezension angesehen zu werden, zugleich jedoch mit der Vision des h. Macarius aus Egypten, die sich von der Apokalypse des Paulus an manchen Stellen selbst nicht im Wortlaute unterscheidet. Und gerade diese Vision zählt zu den beliebtesten und verbreitetsten der rum. Volkslitteratur. Eine ganze Anzahl weiterer Hss. fand ich nach Veröffentlichung meiner Lit. pop., wo ich (p. 357 ff.) Cod. 96 erwähnte. Unter verschiedenem Titel, als Vedenia sf-tului Macarie, Intrebarea sfäntului Macarie cu ingerul lui D-zeu pentru sufletcle dreptilor si alc päcätosilor etc., erzählen jene Hs., wie der Einsiedler Macarius von einem Engel des Herrn in den Himmel und in die Hölle geführt wird und dort Auskunft über das Schicksal der Gerechten und der Sünder bekommt. Die Auskunft stimmt fast wörtlich mit der Paulusapokalypse überein. Den nächst ältesten Text bietet mein Cod. 63 von etwa 1 7 5 0 f. 283 fr. Ähnlichen Alters ist der Text in Cod. Voileanu II von 1 7 4 1 f. 4 4 ; im Cod. Nat. Museum Buk. No. 2 1 0 (?) vom |. 1764 fehlen zwei Blätter in der Mitte. Eine Abschrift davon habe ich meinem Cod. 1 0 5 (von c. 1780) beigelegt, wo sich auch eine Variante davon findet. Die Vision steht ferner in meinem Cod. 69 von 1797 fol. 1 3 ff., Cod. 91 von 1802 und Cod. 1 1 von 1805 fol. 82 ff. Schliesslich sei noch Cod. Sircu von 1 7 8 4 erwähnt fol. 1 1 3 a ff. In Homilienform wird das Schicksal des Sünders und des Gerechten sehr ausführlich behandelt und der ganze Stoff der eschatologischen Visionen fast wörtlich wiedergegeben, so dass mit Ausnahme der einleitenden Worte der Rest als Abschrift angesehen werden kann ; nur hie und da ist der Inhalt etwas erweitert. Solcher Homilien stehen in meinem Cod. 5 von 1 8 1 4 p. 1 5 — 6 9 sechs zusammen. In der alten kirchlichen Litteratur kennt man ausserdem eine ausführliche Homilie des h. Cyrill von Alexandrien über den Ausgang der Seele aus dem Körper, welche rum. in dem Molitvelnic Buzäu 1 7 0 2 gedruckt wurde (auch in Cod. 93 g. 1 7 0 0 f. 5 1 1 ff.); sie lässt sich noch in den Lehren des Neagoe Vod.i verfolgen (s. o. p. 302). Die slavische Quelle für den Macarius ist bisher so wenig wie ein griech. Text aufgefunden, den griech. glaube ich aber im Cod. Baroccianus No. 147 fol. 294b ff. in der Bodleiana in Oxford entdeckt zu haben. Die von Vassiliev 1 gedruckten Fragen und Antworten des Jacobus, des Bruders Christi und des Johannes des Theologen ähneln ihrem Inhalte nach der Vision des Macarius, beide haben wohl aus derselben Quelle geschöpft. Ich habe ( 1 8 8 2 ) eine griech. Hs. von etwa 1 7 3 0 gesehen, welche seitdem Eigentum des Mitropoliten Josif der Moldau wurde. Im Zusammenhange mit der Geschichte des ägyptischen ist auch die Geschichte des römischen Macarius Macarie Rämleanul zu erwähnen, welcher mit drei Gefährten die Reise nach dem irdischen Paradiese unternimmt und dieselbe sowie die Aussenseite des Paradieses beschreibt. Ich habe dieselbe in zwei Rezensionen und zwar in einer mit der bei Dosoftheiu in M.'s Vita übereinstimmenden und in einer späteren, etwas ausführlicheren, nach slavischen Quellen, aus meinem Codex Nr. 90 vom J. 1 7 7 7 nebst dem Nachweis des Verhältnisses zwischen der Legende und dem mittelalterlichen Iter Alexandri ad Paradisum veröffentlicht. 2 An die Himmel- und Höllenfahrten des Paulus und des Macarie schliesst sich die der Jungfrau Maria an, die an Alter der ersteren gleichkommt, da sie im Sammelbande des Popa Grigorie von Mähaciu steht. Hasdeu hat auch 1 In seinen Antcdota etc. p. 3 1 7 fT. » Revistä etc. III vol. V p. 89 ff.

II.

ZEITRAUM: RELIGIÖSE VOLKSLITTERATUR.

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diesen Text, zusammen mit einem slavischen aus dem 1 2 . Jh. und einem älteren griech. und einem neugriechischen herausgegeben. 1 Einen Text aus dem 16. Jh. und Varianten dazu aus einem Codex des 1 2 . Jhs. hat Vassiliev 2 mitgeteilt. Der älteste rum. Text schliesst sich an die slavische Version an. In dieser ersucht die h. Jungfrau Gott ihr die Strafen der Sünder zu zeigen; sie wird vom Erzengel Mihail durch die Hölle geführt, wo sie der Reihe nach die Strafen sieht und vom Erzengel die Erklärung erhält, warum die Sünder gerade ihre Strafen zu erdulden haben, und welcher Sünde jede Strafe entspricht. Ihre Fürbitte für die Sünder bewirkt, dass den Sündern bewilligt wird die Ostertage im Paradiese zuzubringen. Ohne diesen Schluss, mit entstelltem Texte, erscheint diese Legende, ohne wesentliche Auslassung gekürzt in einem der verbreitetsten rum. Volksbücher, Epistolia Maicii Domnului, der Brief der Mutter Gottes. Es besteht tatsächlich aus drei apokryphen Texten, die ungeschickt miteinander verbunden wurden und unter denen die Apokalypse den Hauptteil ausmacht. Der Titel rührt davon her, dass an der Spitze, gleichsam als Anfang, eine kürzere Rezension der Epistel vom Himmel, die Zwischen der ältesten von Jesus selbst geschickt wird, gestellt ist (s. u.). und der jüngsten Redaktion, die zum ersten Male 1 8 6 2 und seitdem in mindestens einer halben Million Exemplaren gedruckt worden ist, liegen noch einige nach Abfassung der Lit. pop. (s. p. 362 ff.) von mir entdeckte. Hss., mein Cod. 90 vom J. 1 7 7 7 fol. 1 3 a ff., eine der ausführlichsten Fassungen unter dem auch den alten Apokalypsen eigenen Titel Intrebarea Precistii, d. h. »Fragen«. der Jungfrau Maria an den Erzengel Mihail, u. Cod. 189 von 1 8 1 o p. 17 ff.; unter den Hss. Cipariu's der Sammelcodex mit der Schrift Vedeniile M. Domnului oder den Visionen der Mutter Gottes; da dieselbe Hs. auch die himmlichen Visionen des Vasilie enthält, glaube ich, dass diese Vedenii mit unserem Apokryphon identisch ist; auch die dritte Homilie der oben erwähnten Sammlung (fol. 29 — 37) stimmt fast wörtlich mit dieser Schrift überein. Sie hat grossen Einfluss auf den Glauben des rum. Volkes ausgeübt und kehrt in vielen Weihnachtsliedern und Totcnklagen (bocete) wieder. 8 Auch in den Totenfeierlichkeiten, die S. Fl. Marian ausführlich beschreibt, erkennt man den Einfluss dieser Sagen auf das Volk und dessen Sitten und Gebräuche. Das Volksbuch erscheint sowohl mit altrumänischen als auch mit neurum. lateinischen Buchstaben. In der ersteren, meist in Siebenbürgen, in Sibiiu bei W. Krafft, gedruckten Gestalt, die weniger verändert ist, ist es auch sprachlich zuverlässiger. In dem Büchlein wird eine schwere Strafe dem angedroht, welcher es nicht sorgfältig und vorsichtig abschreiben wird. Das Amulet verliert dann die Schutzkraft, die Furcht davor hat die apokalyptische Geschichte vor weiterer Umwandlung geschützt. Von dem der Apokalypse der Jungfrau unmittelbar vorangehenden Teil in der Epistolie, dem prophetischen Traum Marias am Vorabende der Kreuzigung, der sie tief betrübt und der ihr von Jesus auf ihn selbst gedeutet wird, ist bisher die unmittelbare griech. Quelle nicht aufgefunden worden. Vesselofsky hat sie in Verbindung gebracht mit der Dormitio oder Transitus und der dialogartigen Einleitung, die sich in Lat. A . 4 erhalten hat. Die Dormitio hätte mau als gewöhnlichen Schlaf genommen, und so sei der Traum und die Deutung, die Jesus giebt, entstanden. Es muss aber doch wohl eine apokryphe Schrill existiert haben, die unserer rum. und den anderen europäischen 1

Cui\ dm bäiräni II p. :j()l—367. I. c. p. 1 2 5 - 1 3 4 S. auch p. X X X I I ^ X X X V . I- besonders No. 40 in der S a m m l u n g von Anton Pann und G. Dem. Teodorescu. J'otsii pop. rom. p 4 1 2 — 4 1 3 Vers 170—27=,. 4 ed. Tischendorf, Apocalvpses apoer. p. 1 1 3 . 2

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LITTEKATURGESCHICHTE DER ROMAN. VÖLKER. —

8. RUMÄS.

LUT.

Versionen zu Grunde lag. Demjenigen welcher sie sorgfältig abschreibt oder liest oder bei sich trägt und im Hause hat oder sie verschenkt, wird versprochen, dass der »Herr selbst ihm in der Todesstunde erscheinen werde« ; genau wie Jesus seiner Mutter verspricht in der Todesstunde und auch vorher ihr nahe zu sein. Die Schrift erfreute sich einer ungeheueren Popularität und besteht in der rum. wie in anderen Litteraturen in zwei Fassungen, einer der Apokalypse beigegebenen kürzeren und einer anderen ausführlicheren. Sie scheinen unabhängig von einander und aus ganz verschiedenen Kreisen in die rum. Litteratur eingedrungen zu sein. Wie die Epistolie des Heilands (s. u.), stammt die kurze Redaktion aus ruthenischer Aufzeichnung; jedenfalls stimmt sie mit dieser auffallend überein. Sie wurde im Rum. ausserdem auch mit den Wundern des Sisoe verbunden gedruckt. Der älteste Druck geht nachweislich nicht über 1862 zurück; ziemlich zahlreich sind die Hss. des Traumgesichts des Kreuzes; sie verbinden sie stets mit der anderen Epistolie oder der Sonntagslegende. So die folgenden Codices in meinem Besitz aus dem Ende des vorigen Jhs. und bis 1851 reichend, wo man noch dieses Traumgesicht abschrieb: Codd. 105 (zw. 1780 —1800), 94 von 1 7 8 4 ; 1 Cod. 69 von 1 797, Fragment, Cod. 189 V. 1 8 1 0 p. 15 ff.; Cod. 68 von 1 8 3 1 ; Cod. 5, 1 8 1 4 , p. 136 und Cod. 32 von 1 8 5 1 ; ferner Cod. im Besitze von Sihleanu, von 1826, unter dem Titel MolitfaPrccistie. Viel ausführlicher ist das Traumgesicht in der zweiten Rezension, die zum ersten Male 1846 s. 1. gedruckt wurde, in einer kleinen Schrift unter dem Titel Carte de inchinäciune eätre Näscätoarea de Dumnezeu, d. h. Andachtsbüchlein der Mutter Gottes (p. 52 — 60) und zum zweiten Mal Iasi 1848 (p. 75—82). In dieser Rezension hat das Büchlein schon ganz den Charakter eines Amulets angenommen; es heisst darin ausdrücklich (p. II), dass, wer dieses Büchlein mit dem darauf gedruckten Kreuze bei sich trug, von der Cholera verschont blieb, und im Vorwort (p. III—VI) werden alle die Krankheiten aufgezählt, gegen welche das Lesen und das Tragen des Büchleins geschützt hat; so z. B. der Mann hat weder einen schlechten Tod zu fürchten, noch das Ertrinken; die schwangere Frau wird leicht gebären; der Mann wird seinem Gegner gegenüber stets Recht behalten; drei Tage vor dem Tode wird die h. Jungfrau ihm erscheinen, und wenn der Inhalt einem Kranken vorgelesen wird, muss er unbedingt genesen. Dieses »Andachtsbüchlein« bietet sich auch unter meinen Hs. in No. 58 ca. 1 8 3 0 p. 80 ff. dar. Ein anderer alter Druck erschien s. a. in Sibiiu, gedruckt bei G. de Clozius. Er giebt sich als Übersetzung aus dem Griech. und in der That enthält mein eben erwähnter Codex, der von einem Nikos PopovitzsArvanitohorites unterschrieben und einem Mpane Ngkika(d.h.BanGhica) gewidmet ist, auch den griech. Text der Gebete und des Traumes. Es ergiebt sich, dass die längere Recension nur mit den Gebeten vorkommt, während die kürzere stets verbunden mit der kurzen Form der Sonntagslegende auftritt, und dass die erstere auf griech., die andere auf slavische Grundlage zurückgeht. Bei dieser Gelegenheit erwähne ich noch die Gebete in Reimen, die ein gewisser K . N. im Jahre 1848 in Iasi erscheinen liess, die, an die Mutter Gottes gerichtet, wie es auf dem Titelblatte heisst, von grossem Nutzen gegen die entsetzliche Krankheit der Cholera sind. Über andere ähnliche Schriften s. u. bei den Zauberbüchern und Entzauberungen. Den dritten kulturgeschichtlich wichtigen Teil der Epistolie der Mutter Gottes bildet die kurze. Rezension der andern apokryphen Schrift, welche unter dem Namen Brief vom Himmel oder Sonntagslegende zur Bedeutung während 1 Diesen Text, der aus der Bukowina stammt, habe ich in der Lit. pop. p. 3C9 f. abgedruckt.

I I . ZEITRAUM: RELIGIÖSE VOLKSLITTERATUR.

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des Mittelalters besonders durch die Flagellanten gelangt ist. Für die äussere Geschichte dieser Legende verweise ich auf Lit. pop. p. 3 7 1 ff., wo die hierher gehörige Litteratur angeführt ist. Die Legende existiert rum., wie öfter bemerkt, in zwei Fassungen, einer ausführlichen, die als selbständige Schrift stets auftritt, und eine kurze, die an der Spitze der zweiten Epistel steht, und den Namen zu dieser Kompilation der drei Apokryphen gegeben hat. Die erstere ist gleichaltrig mit den Visionen der Mutter Gottes und mit der Apokalypse des Paulus, da sie auch im Codex des Popa Grigorie steht. 1 Seit jener Zeit bestand sie in der rum. Litteratur und in zahlreichen Hss. aus den verschiedenen Provinzen Rumäniens fort und war sehr beliebt. Auch sie, die besonders die Heilighaltung des Sonntags empfiehlt und demjenigen, welcher darnach handelt, alle Seligkeiten verspricht, ist mit der Zeit zum Amulet geworden und Tragen oder Lesen oder Verbreitung sichern himmlische Belohnung. Zum Sonntag wurde die Heilighaltung des Freitags hinzugefügt, wobei die Jungfrau Maria eine der Apokalypse entsprechende vermittelnde und versöhnende Rolle spielt. Diese Version steht mit den Flagellanten in Beziehung, die sich bis Ungarn und weiter nach dem Norden verbreiteten. In der rum. und in der russischen, von Pypin herausgegebenen Version tritt noch der Mittwoch als ein besonders durch Fasten zu ehrender Tag hinzu. Die ausführliche Redaktion ist die Epistolie, die in Jerusalem vom Himmel herunter kam. Drei griech. Versionen, zwei längere, der Redaktion Jerusalem und Rom. angehörig, und eine kürzere, Jerusalem, hat Vasiliev herausgegeben; 2 sie steht unter meinen Hss. in Cod. 62, g. 1 7 5 0 , p. 39 ff.; als Fragment in Cod. 96 vom J . 1 7 9 7 , sehr ausführlich in Cod. 5 vom J. 1 8 1 4 fol. 1 — 1 4 , ferner in Codd. Voileanu XII von 1 8 1 5 und III von 1 8 1 8 , und Cod. Sihleanu von 1 8 2 6 . Zum ersten Male wurde diese Epistolie a Domnului nostru Is. Hristos ce a trimis'o Dumnezeu din ceriu 1852 gedruckt; danach unzählige Male, zusammen mit der anderen Epistolie, deren Anfang die kurze Redaktion enthält. Die längere ist unzweifelhaft von den Südslaven nach Rumänien gekommen, die Form des Namens und Ortes, wo die kurze Epistel offenbart wurde, ergiebt dagegen, dass dieselbe unmittelbar der ruthenischen Litteratur entlehnt ist; sie wurde auf dem Ölbcrge, oder nach dem Drucke in fafa bätränilor gefunden. In diesen Worten steckt eine Verderbnis, die durch die ruthenische Version aufgeklärt wird, wo es heisst, dass die Epistel im Lande Britania oder der Britanen gefunden wurde. Der ungarische Text hat die richtige Form im Lande Bethania oder in der Gegend von Bethania. In meinem Cod. 90 von 1777 heisst es aber wirklich Tara anstatt Fafa des Druckes und so lautet auch die Form in Cod. 105 vom J . 1792 u. Cod. 189 V. 1 8 1 0 p. 9 ff. Die Änderung von Britanilor in Bltrinilor erklärt sich leicht durch die altrum. Graphie. Es unterliegt somit keinem Zweifel, dass dieser Text nur aus dem Ruthenischen oder von dem damit identischen Polnischen hergeleitet werden kann. Mein Cod. 68 vom J. 1 8 3 1 enthält auch noch diese Version; wie schon früher bemerkt wurde, ist sie zum ersten Male als Volksbuch 1 8 5 2 erschienen. 3 In der Vita des Leon Papa din Räm erwähnt Dosoftheiu II, fol. 7 2 a — b unter dem 18. Februar diese Legende und teilt sie mit. Die Heilighaltung des Freitags einzuschärfen diente die besondere Legende der h. Freitag, S f . Vinere; sie hatte im Cod. des Popa Grigorie Aufnahme gefunden; die slavische Quelle ist noch nicht nachgewiesen. Im Slavischen kennt man nur eine gereimte Version der Geschichte dieser Märtyrerin, welche in einen Kessel voll siedenden Fettes, Bleies und Peches geworfen, nach 1 Sie wurde von H a s d e u herausgegeben; ich habe einen Teil dieser Scripturä din ceriu aus der Hs. in der Christ. I p. 8 f. wiederabgedruckt. 2 Anecdota etc. p. 2 3 — 3 2 und X I I I — X X . ' s. ausserdem Lit. pop. p. 3 7 1 ff.

4io

L:TTEKATURGESCHICHTE DER ROMANISCHEN V Ö L K E R .

— S . RUMAN. L I T T .

sieben T a g e n u n v e r s e h r t d e m s e l b e n entsteigt. S i e spritzt die feurige M a s s e in das G e s i c h t des K ö n i g s , w e l c h e r verwundert herangetreten w a r , um das s e l t s a m e S c h a u s p i e l zu s e h e n . A u f seine Bitten weint dann die H e i l i g e sol a n g e , bis aus i h r e n T h r ä n e n ein T e i c h entsteht, mit dessen Wasser sie ihn heilt. K ö n i g u n d V o l k w e r d e n bekehrt. In einer andern Stadt wird die H e i l i g e e i n e m D r a c h e n v o r g e w o r f e n ; der unter dem Z e i c h e n des K r e u z e s verendet. N a c h d e m auch dort das V o l k bekehrt ist, erleidet sie das Martyrium durch das S c h w e r t . D i e L e g e n d e schliesst mit der E r m a h n u n g zu strenger B e o b a c h t u n g d e s F r e i t a g s , besonders des grossen ( C h a r ( F r e i t a g s , w e i l m a n d a d u r c h a l l e r S e l i g k e i t t e i l h a f t i g w e r d e , w ä h r e n d die V e r n a c h l ä s s i g u n g die s c h w e r s t e n S t r a f e n in dieser und j e n e r Welt nach sich z i e h e . In dieser F o r m u n t e r s c h e i d e t sich die alte v o n H a s d e u a b g e d r u c k t e rum. L e g e n d e ' v o n der der g r i e c h . M e n ä e n , von den lateinischen und den italienischen V e r s i o n e n . In der s p ä t e r e n h s l i c h e n u n d gedruckten rum. Litteratur ist die L e g e n d e n o c h nicht a u f g e f u n d e n . S i e v e r b i r g t sich v i e l l e i c h t unter dem slavischen N a m e n P e t n i c a o d e r unter d e m g r i e c h i s c h e n P a r a s k i v a unter den z a h l r e i c h e n L e g e n d e n der H e i l i g e n . D a s s sie sich unter das rum. V o l k verbreitet hat, beweist der U m s t a n d , dass sie, so wie. sie erzählt wird, in einem Weihriachtsliede auftritt. M e h r f a c h vertreten in der rum. Litteratur ist die L e g e n d e v o n den Zwölf Freitagen als w i c h t i g e r T a g e im christlichen K a l e n d e r , an w e l c h e n sich bed e u t e n d e Ereignisse, z u g e t r a g e n . E i n e L i s t e s o l c h c r F r e i t a g e wird v o n Alters h e r d e m P a p s t e C l e m e n s zugeschrieben und hat unter seinem N a m e n .Eingang in die L i t t e r a t u r e n des Westens g e f u n d e n . Die, w i e es scheint, nur im S l a v i s c h e n u n d R u m . v o r h a n d e n e F o r m g e h ö r t zu den religiösen D i s p u t a t i o n e n , sofern in ihr ein gewisser Liftirie (Eleutherus) in einem Orte, g e n a n n t D r a c e (in a n d e r e n H s s . a u c h Dakiea, oder s o g a r Fran(iea) mit e i n e m J u d e n Tarasie disputiert, der j e n e n zuletzt über die ausgezeichneten F r e i t a g e p r ü f t , w e l c h e G o t t zum N u t z e n d e r C h r i s t e n bestimmt h a b e . L . erhält durch den S o h n des T a r a s i e Mahiil Auskunft d a r ü b e r , der e r z ä h l t , dass G o t t die L i s t e der T a g e , in e i n e r K i s t e v e r b o r g e n , in V e r w a h r u n g bei der J u n g f r a u M a r i a und den z w ö l f A p o s t e l n g e g e b e n h a b e , dass die J u d e n den A p o s t e l , w e l c h e r diese K i s t e n a c h d e m T o d e Christi mit sich h e r u m t r u g , a u f g e f a n g e n , und so die T a g e erfahren hätten. E r nennt ihm darauf die F r e i t a g e , und L i f t i r i e besiegt den T a r a s i e , d e r e r r ä t , dass sein S o h n Mahiil sie verraten hat u n d diesen daher ersticht. D e r älteste rum. T e x t dieser F a s s u n g , die wir Elefteriana genannt h a b e n , steht in m e i n e m C o d . 9 6 f. 5 4 ff.3 von e t w a 1 7 5 0 . Mit g e r i n g e n Ä n d e r u n g e n in der F o l g e der F r e i t a g e steht sie in m e i n e m C o d . 0 0 v. J . 1 7 7 7 f. 5 ff., dann in C o d . 1 9 1 g . 1 7 5 0 p . 2 1 ff. 11. C o d . 69 v o m J . 1 7 9 7 p. 3 6 ff., in C o d . 6 3 v o n e t w a 1 8 0 0 p. 3 3 0 ff. und in C o d . 5 8 , g . 1 8 3 0 . E i n e Hs. aus dem A n f a n g e dieses J h s . , w e l c h e ich b e i e i n e m A n t i q u a r in Iasi sah ( 1 8 7 9 ) , ist seitdem v e r s c h o l l e n . B e i dieser G e l e g e n h e i t sei n o c h die Disputation zwischen dem Juden Zamvri und dem Papste Sylvestru e r w ä h n t , w e l c h e K a p . 2 2 4 des H r o n o g r a f e n a u s m a c h t und d e r erste Zusatz zur w i r k l i c h e n Chronik ist. Dass die rum. V e r s i o n auf e i n e g r i e c h . Q u e l l e zurückgeht, ergiebt sich aus den E i g e n n a m e n und aus d e m g a n z e n C h a r a k t e r des H r o n o g r a f e n . I m C o d e x des P o p a G r i g o r i e sind n o c h die Wunder des h. Sisoe enth a l t e n , die d a h e r d e r s e l b e n P e r i o d e w i e die andern A p o k a l y p s e n a n g e h ö r e n . D e n T e s t hat zuerst H a s d e u v e r ö f f e n t l i c h t , 4 er ist dann v o n mir n a c h der H s . selbst w i e d e r a b g e d r u c k t w o r d e n . "' E i g e n t l i c h ist es nur ein Wunder, das v o n 1 2 3

4

Cuv. Jen bäträ .i II p. 1 ;j, 208 ff. 254 ff. zu verweisen. RECHTSQUELLEN.

8. Die ältesten uns erhaltenen Rechtsdenkmäler"' aus den auf dem einstigen Boden des römischen Reichs im Verlauf der Völkerwanderung ent1 Altere S a m m l u n g e n : Quatuor edebriores vetustioresque rer. Hispan. scriptores (Krankfurt 1570); B e i , Rerum Hispanicarum scriptores aliquot (Frankfurt 1 5 7 9 — 1 5 8 0 , 2 B d e . I : S a n d o v a l . Historia de cinco obispos ( P a m p l o n a 1 6 1 0 . 11. Ausg. 1 6 3 4 1 ( S c h o t t ) Hispania illustrata seu rer. Hispaniae, Lusitaniae. Aethiopiac et Indiae scriptores 1 Frankfurt 1603 bis 1608, 4 Bde.). — D i e inschriftlichen Denkmäler der frfih-clirisllichen Zeit sind gesammelt von H ü b n e r , Inseriptwnes Hispaniae christianae (Berlin 1871). • Herausgeber waren N a v a r i e t e liei Bd. 1 — J ; S a l v a bei Bd. 1—.V,K S a i n z d e B a r a n d a bei Bd. 1 — 2 2 ; Marques d e P i d a l bei Bd. 2 4 — 4 7 ; Marques d e M i r a d o r e s liei Bd. 3 2 — 5 6 ; Marque» d e la F u e n s a n t a d e l V a l l e bei Bd. 07 — 112-. R a y o n bei Bd. 6 0 — 1 0 2 ; Z a b á l b u r u bei Bd. 6 8 — 1 0 ? . — Von einer Nueva coleccion de doc. inéditos u . s . w . sind 1 8 y 2 — 1 8 % fünf Bde. erschienen. — Ausserdem giebt es eine Coleccion de doc inéditos del archivo general de la corona dt Aragon, eine Colecció dt documents inedits kistorichs del auxin municipal de la ciutad dt Barcelona, eine Coleccion de doc. inéditos del archivo general del reino de Valencia. Über das Memorial der Academie s. oben S. 4 3 8 N. 2. Von der Zeitschrift der A k a d e m i e , dem Boletín de la K. acad. de la historia, sind 1877—-90 Bde. erschienen. * O b t n I I b , 4 3 5 als Coleccion Sancha bezeichnet. 4 Von sonstigen quellenkritischen Untersuchungen e r w ä h n e i c h : A s c l i h a c h , De Cidi historial fontibus dissertatio (Bonn 1843): S c h w e n k o w , Kritische Betrachtung der lateinisch geschriebenen Quellen zur Gesch. der Eroberung Spaniens durch die Araber (Göttingen 189 0 . — S c h i r r m a c h e r beabsichtigt nach Abschluss seines Geschiclitswerks eine kritische U n t e r s u c h u n g über die spanischen Kölligschroniken v o m 1 3. Jh an als besondere S c h r i f t zu veröffentlichen. — D i e mir unzugängliche Schrift U z t a r r o s y D o r n i e r , Progresos de la historia en Aragon y vidas de sus cronistas (Madrid 18781 ist w o h l nur ein Neudruck des 1680 in B ircelona erschienenen Buches Uztarros' Progresos de la hist. tn Aragon r elogios de G. Zurita, das D o r m e r herausgegeben hat. — >. ber die Hauptarbeiten zur Kritik der arabischen G e s c h i c h t j q u e l l e n Spaniens s. unten. 4 .Vgl. B r u n n e r , Deutsche Rechts^eschichte I (Leipzig 1887). 286 ff.: v. A r n i m .

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standenen germanischen Staaten gehören den Goten an. Von den uralten Rechtsaufzeichnungen zwar, welche Jordanis Getica c. 11 bei den Goten, zunächst den Ostgoten, kennt und für die er den Namen 'belagines' gebraucht, ist nichts auf uns gekommen; ebenso sind die schriftlichen Gesetze, die bei den Westgoten der 451 in der Hunnenschlacht gefallene König Theoderich I., wie wir wissen, erlassen hatte, v e r l o r e n D a g e g e n sind uns teils unmittelbar in dem Pariser Palimpsest-Codex lat. 1 2 1 6 1 - , teils mittelbar durch Übernahme in die Lex Baiuvariorutn und spätere westgotische Aufzeichnungen, nicht unerhebliche Bruchstücke eines westgotischen Gesetzbuches erhalten, das Theoderichs Sohn Eurich zwischen 469 und 481, etwa um 475, erlassen hat; es regelte die Rechtsbeziehnungen der Goten unter einander und diejenigen zwischen Goten und Römern und enthielt das gotische Recht in bereits stark romanisierter Gestalt. Für Rechtssachen der Römer unter einander blieb das römische Recht in Geltung; ganz auf ihm beruhte auch das Gesetzbuch, das Alarich II. im J. 506 für seine römischen Unterthanen erliess (Lex Homana Visigothorum3, früher Breviariwn Alarici regis genannt). Dies Gesetzbuch blieb freilich im Westgoten reiche selbst nur etwa anderthalb Jahrhunderte in Geltung, hat sich aber ausserhalb desselben, namentlich im Reiche der Franken, noch viel länger des grössten Ansehens erfreut und galt hier geradezu als das römische Gesetzbuch. Von König Theudis haben wir nur ein Gesetz vom J. 546 4 über Prozesskosten, dann hat König Leovigild ( 5 6 8 — 586) eine Revision des Codex Euricianus vorgenommen: die Gesetze, die aus Leovigilds Gesetzbuch in die spätere Kodifikation des Königs Reccessvind übernommen sind, werden hier als 'antiquae' bezeichnet. Nachdem schon in diesem Gesetzbuche des Leovigild ein weiterer Schritt zur Ausgleichung des nationalen Gegensatzes zwischen Römern und Westgoten gethan war, nachdem dann durch den Übertritt seines Sohnes Reccared I. zum Katholizismus auch die konfessionelle Schranke, welche zwischen beiden Völkern bestanden hatte, beseitigt war, müssen sich in der Praxis die Verschiedenheiten der geschriebenen Rechte mehr und mehr ausgeglichen haben. Die Gesetze, die wir von Reccarcd und seinen Nachfolgern kennen , sind bereits als für die Angehörigen beider Nationalitäten bindende Reichsgesetze anzusehen. So war der Erlass eines allgemeinen Reichsgesetzbuches möglich geworden; schon Chindasvind (641 — 652) scheint sich mit dem Gedanken daran getragen zu haben, sein Sohn Reccessvind ( 6 4 9 — 6 7 2 ) hat den Plan ausgeführt. Der von diesem erlassene, wohl nicht lange nach 654 publizierte Liber iudiciorum (Lex Visigothorum Reccesvindiatia)'7*ist uns nur in zwei Hss. Cod. Vat. Reg. 1024 saec. VIII. und Cod. Paris, lat. 4668 saec. IV. vollständig erhalten; durch ihn ist, wie Zeumer treffend bemerkt, »die letzte Schranke, welche der Vereinigung der Nationalitäten zu einer Nation noch entgegenstand« gefallen. Grundriss des Germanischen Rechts (2. Aufl., S t r a s s b u r g l8"i hier erwähnt. Vgl. S c h u p f e r S. 308 ff. 7 Vgl. M a r i n a , Ensayo . . . sobre la antigua legislación .. . de los revaos de Leon y Castilla (3. Aufl., Madrid 1845); A. M a r i c h a l a r marques de M o n t e e » y C. M a n r i q u e , //ist. de la legislación y recitationes del derecho civil de España (8 Bde., Madrid 1860 — 1865), A n t e q u e r a . Hist.de la legislación Espartóla (2. Aufl., Madrid 1884); T o r r e s C a m p o s , Hibliografia española del derecho (Madrid 1883); H. d a G a 111 a - B a r r o s , Historia da administracao publica em Portugal nos seeulos X//. a XV. (Lissabon 1885); S c h ä l e r , Gesch. von Spanien II. 4 1 8 ff. 9 Katalog der spanischen F u e r o s bei A n t e q u e r a S. 0 2 6 ff. Hauptausgabe bei M u ñ o z y H o m e r o , Coleccion de futros municipales y cartas pueblas (Madrid 1847). Ausgabe der portugiesischen F o r a e s in Portugal. Hist. Mon. Leges I (Lissabon 1856). * Vgl. F i c k e r , über nähere Verwandtschaft zwischen gotisch-spanischem u. 7ionvegischisländischtm Recht in den Mittheil, des Inst. f. Österreich. Geschichtsforschung. II. Ergänzungsband S. 4 ñ ñ ff. 10 Vgl. A n t e q u e r a S. 2 1 3 fl ; S c Ii i r r m a cli e r , Gesch. Castilicns im ¡2. und 1J. fh. S. 530 ff.; P u y m a i g r e , Les vieux auteurs castillans in. Ausg. Bd. II. Paris 189t)). " Die alte Streitfrage ü b e r die Priorität des Espéculo v o r dem Fuero real kann jetzt als zu Gunsten des ersteren entschieden gelten. Der Espéculo wird älter als 1253 sein, der F u e r o real ist von 1254/ññ. Ausgabe beider in den Opúsculos legales del rey Alonso el Sabio, publicados y cotejados con varios códices antiguos por la A'. Acad. de la historia (Madrid 1836, 2 Bde.).

Uber

RECHTSQUELLEN.

457

tcndste 1 . Gesetzeskraft hat aber auch dieser Codex, der, im Gegensatz zu dem nationalen, wesentlich auf römischem und kanonischem Recht aufgebaut ist, weder unter Alfons X. noch unter seinen nächsten Nachfolgern erlangt; sie wurde ihm erst unter Alfons XI. 1348 durch die Verordnung von Alcalá beigelegt. Früher schon als in Castilien kam es in Aragon 2 auf den Cortes von Huesca unter Jaime I. 1247 zu einer umfassenden Reichsgesetzgebung, die unter seinen Nachfolgern weiter ausgebildet wurde. In Catalonien ist das Recht von Barcelona (Usatges de Barcelona, Usatici Barchinonae)3 das wichtigste; daneben kommen noch die Costumbres de Lérida von 12 29 4 und die Costumbres de Tortosabesonders in Betracht; zu Gunsten der Usatici Barchinonae und der lokalen Gewohnheitsrechte wurde 1 2 5 1 von Jaime I. die Rechtskraft der römischen, kanonischen und westgotischen Gesetze aufgehoben. In P o r t u g a l setzt eine allgemeine Reichsgesetzgebung unter Alfons II. ( 1 2 1 1 — 1 2 2 3 ) ein; die erste grosse Kodifikation des portugiesischen Rechtes aber erfolgte unter Alfons V. 1446 oder 1447 und diese Ordenares do Senhor rey Affonso F.6 blieben bis in den Anfang des 16. Jhs. in Kraft, um dann durch die Gesetzgebung König Manuels ersetzt zu werden. ANHANG.

Q u e l l e n des K i r c h e n r e c h t s . 12. Eine kurze orientierende Übersicht giebt B. H ü b l e r , Kirchenrechtsquellen (3. Aufl., Berlin 1898) 7 . Über die Sammlungen der Papsturkunden s. oben S. 437 f. Die beste und vollständigste allgemeine Sammlung der Konzilienbeschlüsse und Akten ist diejenige von M a n s i , Conciliorum nova et amtlissima collectio (Florenz und Venedig 1 7 5 9 — 9 8 , 31 Bde., neue Ausg. Paris 1884 ff.) 8 . Die Konzilsakten der merovingischen Zeit sind neu herausgegeben von M a a s s e n in den Mon. Germ. Legum Sectio III (Bd. 1, Hannover 1893); eine neue Ausgabe der karolingischcn Konzilien wird vorbereitet 9 . Unter den Sammlungen kirchenrechtlicher Urkunden, welche aus der Zeit vor dem Corpus iuris canonici stammen, sind besonders wichtig die Collectio DionysioIladriana (entstanden im 6. Jh., 774 von Hadrian I. an Karl d. Gr. über1

A u s g a b e von der Academia de la historia (Madrid 1807, 3 Bde.!. Vgl. A n t e q u e r a S. 309 lt.; S c h ä f e r , Gesch. von Spanien I I I , 293 fl.; D e la F u e n t e , Estudios criticos sobra la historia y el derecho de Aragon (Madrid 1884—8(1, 3 Bde.). 3 Vollständigste A u s g a b e bei G i r a u d , Essai sur Fhist. du droit fratifais au moyen age II, 4 6 0 IT. Catalan. Übersetzung in den Constituciones y altres drets de Cathalunya (Baicel. 1588. 3 Bde.). Vgl. besonders F i c k e r . über die Us. Barch, in den Mittheil, des Inst f. österr. Geschichtsforschung. 11. Ergänzungsband S. 236 ff. Hier ist b e w i e s e n , dass ei die G e s c h i c h t e der G e s c h i c h t s s c h r e i b u n g in F r a n k reich im HJ. Jh. v o n C . J u l l i a n findet sich in der E i n l e i t u n g zu dessen Extraits des historiens français du XIX siicle ( l ' a i i s 1.81,171. V g l . auch M o n o d , Du progrès des études historiques en France depuis le 16 siècle (in R e v u e historique Bd. 1 ). 8 F ü r die C h r o n o l o g i e der merovingischen K ö n i g e sind w i c h t i g die Untersuchungen von B. K r u s c h in F o r s c h u n g e n zur deutschen G e s c h i c h t e Bd. 22. V g l . auch E . V a c a n d a r d in R e v u e des Q u e s t i o n s historiques L I X . 4 9 0 ff.

464

GRENZWISSENSCHAFTEN. —

ZUR GESCHICHTE DER ROMAN. VÖLKER.

f r a g e n g e l a n g t i s t , w e l c h e in der fast unübersehbaren Speziallitteratur über diese Z e i t erörtert s i n d 1 . A u g . T h i e r r y ' s g l ä n z e n d g e s c h r i e b e n e Récits des temps mérovingicns (zuerst P a r i s 1 8 4 0 , 2 B d e . , seitdem oft w i e d e r a u f g e l e g t ; w e r d e n 11m der K u n s t ihrer D a r s t e l l u n g willen immer als eine P e r l e der geschichtlichen Litteratur F r a n k r e i c h s g e l t e n ; und wenn heutzutage die E r z ä h l u n g e n selbst, soweit es sich darin um die Feststellung von T h a t s a c h e n handelt, nur mit grösster V o r s i c h t zu benutzen sind, so behalten doch die mit ihnen verb u n d e n e n R e f l e x i o n e n , durch w e l c h e die spätere G e s c h i c h t s s c h r e i b u n g vielf a c h beeinflusst ist, einen dauernden W e r t 2 . U n t e r den M o n o g r a p h i e e n über e i n z e l n e A b s c h n i t t e des m e r o v i n g i s c h e n Zeitalters sind b e s o n d e r s zu e r w ä h n e n : W. J u n g h a n s , Die Geschichte der fränkischen Könige Childerich und Chlodovech ('Göttingen 1 8 5 7 , frz. Übersetzung v o n M o n o d , Paris 1 8 7 8 ) ; G . K u r t h , Clovis f T o u r s 1 8 9 6 ) 3 ; derselbe, Sainte Clotilde (Paris 1 8 9 6 ) ; d e r s e l b e , La reine Brunehaut (in R e v u e des Questions historiques B d . 50). — D i e G e s c h i c h t e des im 5. J h . auf dem B o d e n des heutigen F r a n k r e i c h b e g r ü n d e t e n , im 6 . J h . der m e r o v i n g i s c h e n H e r r s c h a f t unterworfenen burgundisch-romanischen Königreichs behandeln C . B i n d i n g ( L e i p z i g 1 8 6 8 ) , A . J a h n ( H a l l e 1 8 7 4 , 2 B d e . ; und E . S e c r e t a n in M é m o i r e s et d o c u m c n t s de la Suisse R o m a n d e Bd. 2 4 . E i n e neuere G e s a m t d a r s t e l l u n g der k a r o l i n g i s c h c n E p o c h e besitzen wir nur von W a r n k ö n i g et G é r a r d , Histoire des Carolingiens (Brüssel 1 8 6 2 , 2 B d e . ) , die indess durch das B u c h 4 E . M ü h l b a c h e r s , Deutsche Geschichte unter den Karolingern (Stuttgart 1 8 9 6 ) , so weit dies reicht, weitaus iibertrofTen wird. F ü r einzelne E p o c h e n der G c s a m t m o n a r c h i e sind die e n t s p r e c h e n d e n A b t e i l u n g e n der von der M ü n c h e n e r hist. K o m m i s s i o n h e r a u s g e g e b e n e n Jahrb ü c h e r der deutschen G e s c h i c h t e die zuverlässigsten F ü h r e r : in ihnen b e h a n d e l n H . E . B o n n e l l die A n f ä n g e des k a r o l i n g i s c h c n Hauses (Berlin 1 8 6 6 ) , T h . B r e y s i g die Z e i t v o n 7 1 4 — 7 4 1 ( L e i p z i g 1 8 6 9 ) , H . H a h n , P i p p i n als H a u s m e i e r (Berlin 1 8 6 3 ) , L . O e l s n e r , P i p p i n als K ö n i g ( L e i p z i g 1 8 7 1 ) S . A b e l und B . S i m s o n , K a r l d. G r . ( L e i p z i g 1 8 8 3 — 8 8 , 2 B d e . ) 6 und B. S i m s o n , L u d w i g d. F r o m m e n ( L e i p z i g 1 8 7 4 — 7 6 , 2 Bde.). F ü r die Zeiten d e r g e t e i l t e n M o n a r c h i e liegt eine ältere G e s a m t d a r stellung bis zum A n f a n g des 1 0 . J h s . in der Geschichte der ost- und westfränkischeti Karolinger v o n A . F . G f r ö r e r ( F r e i b u r g 1 8 4 8 , 2 B d e . ) v o r , in der die diesem g e i s t r e i c h e n , a b e r tendenziösen S c h r i f t s t e l l e r e i g e n e A r t der willkürlichen Q u e l l e n b c h a n d l u n g s c h o n deutlich g e n u g hervortritt. Wertvoller ist die a u s g e z e i c h n e t e Geschichte des ost/ränkischen Reichs von E . D ü m m l e r ( 2 . Aufl., L e i p z i g 1 8 8 7 — 1 8 8 8 , 3 B d e . ) , in der auch die französischen Ver1 Von älteren Gesamtdarstellungen nennen wir W. A r n o l d , Deutsche Geschichte (Gotha 1879 fr.. 2 Bde.), G. K a u f m a n n , Deutsche Geschichte bis auf Karl d. Gr. (Leipzig 1880 — 81, 2 Bde.). Diesen gegenüber kommen die französischen Werke von Hugnenin H8ft2), Digot (186:0 und Gérard (1864; kaum in Betracht. * Vgl. auch M. P r o u , La Gante mcrm'ingitmtc (Paris 18971. 3 Vgl. auch desselben Histoire poétique ¡tes Mérovingiens (Paris l8y;ir, über die Annahme Kurths u. a., dass vielen Erzählungen Gregors von Tours epische Dichtungen zu Grunde lägen (eine Annahme, die ich nicht teilen kann) vgl. oben IIa, 447 IT. Gegenüber den Nachrichten der Heiligenleben und den kirchlich gefärbten der Geschichtsschreiber lässt K. öfter die nötige Schärfe der Kritik vermissen. 4 F.s gehört zu derselben Sammlung, wie das oben erwähnte Werk W. Scl1ult7.e s lind entspricht daher diesem in dem Kehlen von Quellenbelegen und begründenden Noten. 5 Vgl. noch G. P a r i s . La légende de l'ipin le Bref (in Mélanges Havet, Paris l89,r)j. 6 Vgl. ausserdem A. V é t a u l t , Charlemagne (2. Aufl., Tours 1880); G. P a r i s , Histoire poétique de Charlemagne (P aris 18601. B. H a u r é a u , Charlemagne et sa cour ( 2. Aufl., Paris 1880).

DARSTELLÜNGEN DER GESCHICHTE

FRANKREICHS.

465

hältnisse vielfach berührt werden Für die Regierungszeit Karls des Kahlen sind von Bedeutung das hauptsächlich die Entwickelung der Verfassung und die innere Politik des Königs behandelnde Buch von E. B o u r g e o i s , Le capitulaire de Kiersy-sur-Oise (Paris 1885) und das scharfsinnige, aber sehr einseitige Werk von A. L a p ô t r e , L'Europe et le saint-siège à l'époque carolingienne (Paris 1895) sowie die Biographieen eines der hervorragendsten Staatsmänner und Kirchenfürsten dieser Epoche, des Erzbischofs Hinkmar von Rheims, von C. v. N o o r d e n (Bonn 1863) und H. Schrörs (Freiburg 1884). Wertvolle Monographieen über einzelne Regierungsepochen2 aus der spätkarolingischen Zeit haben wir von E. F a v r e , Eudes comte de Paris et roi de France (882 — 898, Paris 1893), W. L i p p e r t , König Rudolf von Frankreich (923—936, Leipzig 1886) und F. L o t , Les derniers Carolingiens (954—991, Paris 1891). Der grösste französische Gelehrte und einer der ersten Staatsmänner des 10. Jhs. Gerbert von Rheims, später Papst Silvester II., hat mehrere Biographen gefunden; zu dem besten was über ihn geschrieben ist, gehört die Einleitung zur Ausgabe seiner Briefe von J. H a v e t (Paris 1889). Über die Kämpfe mit den Normannen und deren Niederlassung in Frankreich kann man sich unterrichten bei D e p p i n g , Histoire des expéditions maritimes des Normands et leur établissement en France au 10. siècle (2. Aufl., Paris 1843), Worsaae, Den danske erobring af England og Normandiet (Kopenhagen 1863); Steens t r u p , Normannerne (Kopenhagen 1876—82, 4 Bde.; frz. Übersetzung von Bd. 1 Paris 1 8 8 1 ) , F r e e m a n , History of the Norman Conquest of England (3. Aufl., London 1879, 6 Bde.); K e a r y , The Vikings in Western Christendom (London 1 8 9 1 ) ; M a r i o n , De Normannorum dueum cum Capetianis pacta ruptaque societate (Paris 1892). C. v. K a l c k s t e i n s 3 fleissige, aber nicht eben von Tiefe der Auffassung zeugende und unübersichtliche Geschichte des französischen Königthums unter den ersten Capetingern (Leipzig 1877) geht nicht über das Ende des 10. Jhs. hinaus; und das Werk von J. C a p e f i g t i e , Hugues Capet et la troisième race jusqu'à Philippe Auguste (Paris 1839, 4 Bde.) genügt den heute zu stellenden Ansprüchen an eine zuverlässige Geschichte der ersten Capetinger nicht. Auch an guten neueren Monographien für diese Zeit, in denen das französische Königtum sich mühsam emporringt, ist Mangel: verdienstlich sind besonders die Arbeiten von G. Mon od, Etudes sur l'histoire de Hugues Capet (in Revue historique Bd. 28); Ch. P f i s t e r , Etudes sur le règne de Robert le Pieux (Paris 1885); L. L e x , Eudes comte de Blois (995 — 1 0 3 7 , Troyes 1892): J. de C r o z a l s , Lanfranc archevêque de Catitorbéry (Paris 1877); A. L u c h a i r e , Louis VI. le Gros, Annales de sa vie et de son règne (Paris 18go) 4 ; V a c a n dard, Vie de Saint Bernard (Paris 1895, 2 Bde.); R. H i r s c h , Studien zur Geschichte König Ludwigs VII. von Frankreich (Leipzig 1892); O. C a r t e l l i e r i , Abt Suger von Saint-Denis (Berlin 1898); L u c h a i r e , Etudes sur les actes de Louis VII. (Paris 1885). 1 Vgl. auch Y V e n c k , Das fränkische Reich nach dem Vertrage von Verdun (Leip1851). 1 Der Versuch einer Ehrenrettung Karls des Einfältigen, den B o r g n e t , Etude sur le regne de Charles-le-simple (Mém. de l'acad. de Bruxelles 1844) gemacht hat, ist w e n i g gelungen. 3 Vgl. auch desselben Robert der Tapfere Markgraf von Anjou, der Stammvater des capeting. Hauses (Berlin 1 8 7 I i und Abt Hugo aus dem Hause der Weifen, Markgraf von Neustrien in Forsch, zur deutschen Geschichte Bd. 1 4 , s o w i e B o u r g e o i s , Hugues Paibé ^in den Ann. de la faculté des lettres de Caen 1885). Den vergeblichen Versuch, die sächsische Abkunft des capetingischen Hauses zu bestreiten hat zuletzt R. M e r l e t in Mélanges Havet (Paris l8yö) gemacht. 4 Vgl. auch T h o m p s o n , The development of the French monarchy tmder Louis VI. le Gros (Chicago 1896).

zig

GRÖBER,

Grundriss. 11c.

466

GRENZWISSENSCHAFTEN.



ZUR

GESCHICHTE

DER R O M W .

VÖLKER.

Erst von Philipp II. August an , unter dem die grosse Zeit der capetingischen Monarchie beginnt, werden die brauchbaren neueren Arbeiten zahlreicher. Über Philipp Augusts Regierung selbst unterrichtet, ausser der veralteten Arbeit von C a p e f i g u e , Hist. de Philippe Auguste (3. Aufl., Paris 1 8 4 2 , 2 Bde.) und der Einleitung zu L. D e l i s l e ' s trefflichem Catalogue des actes de Ph. A. (Paris 1856), das klare und verdienstliche Buch von W. H. H u t t o n , Philip Augustus (London 1896); seine Anlange sind eingehend und sorgfältig behandelt von A. C a r t e l l i e r i in der Schrift: Ph. II. A. König von Frankreich (Bd. I bis zum Tode Ludwigs VII.; Leipzig 1899); den Gesamtcharakter und die wichtigsten Erfolge seiner Regierung stellt dar W. W a l k e r , On the increase of royal power in France unter Philip Augustus ( 1 8 8 8 ) 1 ; wichtig sind auch die Schrift von R. D a v i d s o h n , Philipp II. August von Frankreich und Ingeborg (Stuttgart 1888), sowie die Abhandlung von P. S c h e f f e r B o i c h o r s t über die Beziehungen des Königs zu Deutschland in Forschungen zur Deutschen Geschichte Bd. 8. Eine gute Monographie über Ludwig VIII. haben wir von C. P e t i t - D u t a i l l i s , Etude sur la vie et le règne île Lotus VIII. (Paris 1894); noch wertvoller ist die Biographie seiner Gemahlin, Bianca von Castilien, die auch in den ersten 1 o Jahren der Herrschaft ihres Sohnes, Ludwigs IX. des Heiligen , die vormundschaftliche Regierung führte, von E. B e r g e r (Paris 1895). Die beste Gesamtbiographie Ludwigs IX. selbst ist noch immer das sachkundige Werk von L e N a i n de T i l l e m o n t (Paris 1 8 4 7 — 5 1 , 6 Bde.), das auch durch die Werke von F. F a u r e (Paris 1866, 2 Bde.) und A. W a l l o n (4. Aufl., Paris 1 8 9 3 , 2 Bde.) nicht entbehrlich gemacht ist. Kurz und populär, aber gut gearbeitet ist auch das Buch von Ch. V. L a n g l o i s , St. Louis (Tours 1886); wertvolle Monographieen über diese Zeit haben wir ausserdem von E. B o u t a r i c , St. Lotus et Alfonse de Poitiers (Paris 1 8 7 0 ) ; L e c o y de la M a r c h e , St. Louis, sa famille et sa cour (in Revue des Questions historiques 1 8 7 7 ) ; B é m o n t , Simon de Montfort comte de Leicester, sa vie, son rôle politique en France et en Angleterre (Paris 1884); N. V a l o i s , Guillaume illes de consulat (Paris 1896); W a u t e r s , Les libertés communales (für Belgien und Nordfrankreich; Brüssel 1869 — 78, 3 Bde.); C l o s , Recherches sur le régime municipal dans le midi de la France (Paris 1854 in Mém. des savants étrangers prés, à l'acad. des inscriptions); C u r i e - S e i m b r e s , Essai sur les villes fondées dans le sudouest de la France au 13. et 14. siècles (Toulouse 1880); T u e t e y , Etude sur le droit municipal au 13. et au 14. siècle en Franche Comté (Montbéliard 1865); L a m b e r t , Essai sur le régime municipal et Faffranchissement des communes en L'rmwice (Toulon 1882). HANDEL UND GEWERBE: P i g e o n n e a u , Hist, du commerce de la France (Bd. 1 bis Ende des 15. Jahrh.; Paris 1885); H u v e l i n , Essai historique sur le droit des marcités et des foires (Paris 1897); B o u r q u e l o t , Etudes sur les foires de Champagne (Paris 1865, in Mém. des savants étrangers prés, à l'acad. des inscriptions); P i t o n , Les Lombards en France (Paris 1892 — 1 8 9 3 , 2 Bde.); L e v a s s e u r , Hist, des classes ouvrières en France (Paris 1859, 2 Bde.); S a i n t - L é o n , IJist. des corporations de métiers depuis leurs origines jusqu'à leur suppression en j/Qi (Paris 189yj ; Dictionnaire des arts et métiers (Paris 1873, 5 Bde.). Dazu die Einzelarbeiten über den Handel von Abbeville ( T r a u l l é , Abbeville 1 8 6 7 ) , Bordeaux (von M a l v e z i n , Bordeaux 1893, 3 Bde.), 1 Z u r Verfassungsgescliichte einzelner bedeutenderer Städte und provinzialer Städtegruppen s. oben unter Provinznlgeschichte.— V g l . auch P i r e n n e , L'origine des constitutions urbaines au moyen âge (in Revue historique Bd. 53. 57).

478

GRENZWISSENSCHAFTEN.



ZUR

GESCHICHTE

DER ROMAN.

VÖLKER.

Marseille ( J u l l i a n y , 2. Aufl., Paris 1842, 2 Bde.), Montpellier ( G e r m a i n , Montpellier 1861), Narbonne ( P o r t , Paris 1854), Rouen ( F r é v i l l e , Rouen 1857, 2 Bde.), ferner F a g n i e z , Etudes sur Findustrie et la classe industrielle à Paris (Paris 1 8 7 7 ) , F r a n k l i n , Les corporations ouvrieres de Paris (Paris 1884 fr.), P a g a r t d ' H e r m a n s a r t , Les anciennes communautés ¡farts et métiers à St. Omer (St. Omer 1879 — 81, 3 Bde.), O u i n - L a c r o i z , //ist. des anciennes corporations d'arts et métiers et des confréries religieuses de la capitale de la Normandie (Rouen 1850), B o u i l l e t , Hist. des communautés des arts et métiers de l'Auvergne (Paris 1857). L A N D B E V Ö L K E R U N G , ACKERBAU.- G u é r a r d , Polyptique de F abbé /rminon (Bd. i , Prolégomènes, Paris 1844); D o n i o l , Hist. des classes rurales en France (2. Aufl., Paris 1867); D a r e s t e , Hist. des classes agricoles en France depuis saint Louis jusqu'à Louis XIV. (2. Aufl., Paris 1858); D e l i s l e , Etudes sur la condition de la classe agricole et l'état de F agriculture en Normandie pendant le moyen âge (Paris 1851); Brut a i l s , Etude sur ¡a condition des populations rurales du Roussillon au moyen âge (Paris 1 8 9 1 ) ; S é e , Etude sur les classes rurales en Bretagne au moyen âge (Paris 1896); L ' E l e u , Des communautés rurales dans F ancienne France (Paris 1896); B e a u n e , La condition des biens (2. Aufl., Paris 1886); A H a r d , Esclaves, serfs et miinmortables (Paris 1884); P e p i n - l e H a l l e u r , Hist. de Femphytéose {Paris 1843): G a r s o n n e t , Hist. des locations perpétuelles et des baux à longue durée (Paris 1879); L e f o r t , Hist. des locations perpétuelles et à longue durée {Paris 1879); R é r o l l e , Du coloriage partiaire et spécialement du métayage (Paris 1888); B a u d r i l l a r t , Traité des eaux et forets (Paris 1 8 2 1 — 2 3 , 3 Bde.), C h a m p i o n n i è r e , De la propriété des eaux courantes (Paris 1846). K I R C H E lind S T A A T : H i n s c h i u s , System des katholischen Kirchenrechts (Berlin 1869 ff., bis jetzt 6 Bde., auch für Frankreich das Hauptwerk); L ö n i n g , Gesch. des deutschen Kirchenrechts (Strassburg 1878, 2 Bde., gallische und merovingische Zeit); W e y l , Das fränkische Staatskirchenrecht zur Zeit der Merovinger (Breslau 1888); d e r s e l b e , Die Beziehungen des Papsttums zum fränk. Staats- und Kirchenrecht unter den Karolingern (Breslau 1892); Im b art de la T o u r , Les élections épiscopales dans F église de France du Q. au 12. siècle (Paris 1890); F o u r n i e r , Les officialités au moyen âçe, étude sur F organisation, la compétence et la procédure des tribunaux ecclesiastiques ordinaires en France de 1180 à IJ28 (Paris 1880) — Das grundlegende Werk fiir die Geschichte der einzelnen Bistümer und Klöster ist die von den Benediktinern begonnene, seit dem 14. Bd. fiir die Académie des inscriptions von H a u r é a u fortgesetzte G allia Christiana in provincias ecclesiasticas distributa (Paris 1 7 1 5 - 1 8 6 5 , 16 Bde.) 2 . Eindringende kritische Untersuchungen über die ältesten Bischofslisten des französischen Südostens giebt D u c h e s n e , Fastes épiscopaux de F ancienne Gaule (Bd. I, Paris 1894)8. Bischofslisten für alle französischen Bistümer giebt G a r n s , Series episcoporum ecclesiae catholicae (Regensburg 1 8 7 3 ) ; für die Zeit von 1198 — 1 4 3 1 ist daneben das ungleich zuverlässigere, auf Grund vatikanischer Archivalien bearbeitete Werk von C. E u b e l , Hierarchia catholica medii aevi (Münster 1898) zu benutzen. — Für die Geschichte der Klöster 4 sind Ma b i l l ó n , Annales ordinis s. Benedicti 1 V g l . auch P h i l l i p s , Das Regalienrecht in Frankreich (Halle 1873). . * V o n einer neuhearbeiteten Gallia Christiana novissima von J. A l b a n è s ist bis jetzt ein 13and. die E r z d i ö c e s e A i x umfassend, erschienen (Montbéliard 1895). 5 Die a p o l o g e t i s c h e Gegenschrift von B e l l e t . Les origines de l'église de France et les fastes épiscopaux (2. Aufl. Paris 1898) ist unbedeutend; vgl. auch M . i c r e , Les récentes controverses sur l'apostolicité des églises des Gaule (im Muséon. L ö w e n 1897 S. 'A~2 ff.). 4 V o n den Ritterorden ist der der T e m p l e r für Frankreich der w i c h t i g s t e ; Litteratur s. oben S. 467-

DARSTELLUNGEN

DER

GESCHICHTE

ITALIENS.

479

(Paris 1 7 0 3 - 3 9 , 6 Bde.)', S a c k u r , Die Cluniacenser (Halle 1 8 9 2 — 9 4 , 2 Bde.), L e v e s q u e , Annales ordinis Grandi-Montcnsis (Troyes 1662), N i q u e t , Hist. de tordre de Fontivrauld (Paris 1642), M a n r i q u e , Cistercunscs annales ( 1 6 4 2 — 5 9 , 4 Bde.), J a n a u s c h e k , Origines Gstercienses (Wien 1877), D ' A r bois de J u b a i n v i l l e , Etudes sur Pétat intérieur des abbayes cisterciennes (Paris 1858), H u g o , Sacri ordinis Praemonstratensis annales (Nancy 1 7 3 4 — 36, 3 Bde.), Winter, Die Praemonstratenser des 12. Jahrh. (Berlin 1865), Lefèbvre, Bruno et Fordre des Chartreux (Paris 1884, 2 Bde.), de L e C o u t e u l x , Ann. ordinis Cartusiensis (aus dem 17. Jh., Montreuil 1 8 8 7 — 9 1 , 8 Bde.), W a d d i n g , Annales fratrum minorum (2. Ausg., Rom 1 7 3 1 ff., 16 Bde. — 1540. weiteren Fortsetzungen), D a n z a s , Etudes sur les temps primitifs ¡le Fordre de St. Dominique (Poitiers 1874 — 76, 4 Bde., n. F. 1885 ff.), M a m a c h i , Ann. ordinis Praedicatorum (Rom 1754, 5 Bde.), C h a p o t i n , Etudes historiques sur la province dominicaine de Franêe (Paris 1892) Hauptwerke-. U N T E R R I C H T S A N S T A L T E N : D e n k , Gesch. des gallo-fränkischen Unterrichtsu. Bildungswesens von den ältesten Zeiten bis auf Karl d. Gr. (Mainz 1892); L. Maître, Les écoles épiscopales et monastiques de l'occident depuis Charlemagne jusqu'à Philippe-Auguste (Paris 1866); S p e c h t , Gesch. des Unterrichtswesens in Deutschland von den ältesten Zeiten bis zur Mitte des 13. Jhs. (Stuttgart 1885). — D e n i f l e , Die Universitäten des Mittelalters (Bd. 1 , Berlin 1885); d e r s e l b e , Les universités françaises au moyen âge (Paris 1 8 9 2 ) ; K a u f m a n n , Gesch. der deutschen Universitäten (Bd. 1, Vorgeschichte, Leipzig 1888); R a s h d a l l , The universities of Europe in the middle ages (Oxford 1895, 2 Bde.)3. ITALIEN.

POLITISCHE

GESCHICHTE.

18. Von den Gesamtdarstellungen der italienischen Geschichte sind nur wenige noch gegenwärtig von grösserer Bedeutung. Für das Mittelalter sind die Annali eFItalia von Muratori (Mailand 1 7 4 4 — 4 9 , 12 Bde., davon Bd. 1 — 9 die Zeit bis 1500 umfassend) immer noch durch die umfassende Gelehrsamkeit des Verfassers und die Fülle des beigebrachten Materials ein wertvolles und nicht leicht entbehrliches Hilfsmittel; L a F a r i n a ' s Storia cFItalia narrata al popolo italiano (Florenz 1 8 4 6 — 5 2 , 7 Bde.) ist populär gehalten, aber nicht ohne Verdienst; gelehrter und gründlicher, aber ganz von streng katholischen Anschauungen beherrscht ist Ces. Cantù's Storia degli Italiani (Turin 1854, 6 Bde.; 4. Aufl. 1892). — Über die Genealogie der vornehmsten italienischen Geschlechter bietet das grossartige Werk L i t t a ' s 1 Vgl. auch M o li t a l e m h e r t . Hist, des moines d'Occident depuis S. Benoit jusqu'à S. Bernard | P a r i s i 8 6 0 - 7 7 . 7 Bile.). * Ober ilie Inquisition vgl. 11. a. L e a . History of the inquisition of the middle ages ( N e w - Y o r k 1 8 8 8 . :i lì rie. I. M o t h e I . a r g o n . Hist, de l'inquisition en France ( P a r i s l82M, Bde.). T a n o n , Hist, des tribunaux Je I'inquisition rrt France ( P a r i s 1 8 9 3 ) , H a v e t , L'hérésie et le bras séctdier au moyen àçc jusqu'au /]. siècle (in dessen O e u v r e s II, 1 1 7 ff-. P a l i s 1896), M o l i n i e r . L'inquisithn dans le midi de la France au IJ. et au I f . sii'cle (2. A u f l , P a r i s 1 8 8 É ) . — A u s ilei umfangreichen L i t t e r a t u r il liei ilie französischen J u d e n f ü h r e ich nur a n : ( i a s n o s , Etude hist. sur la condition des juifs dans l'ancien droit français (Angers 18971 5 V o n den O u e l l e n p u b l i k a t i o n e n zur G e s c h i c h t e der f r a n z ö s i s c h e n U n i v e r s i t ä t e n nennen w i r hier nur F o u r n i e r . Les statuts et privileges des universités françaises ( P a r i s 1 8 9 0 ff.) und v o r allein D e n i f l e e t C h a t e l a i n , Chartularium universitatis Parisiensis ( P a r i s 1 8 8 9 ff.. Bd. 1 mit höchst w e r t v o l l e r Einleitung) Im übrigen m u s s f ü r d i e S p e z i a l l i t t e r a t n r Ober ilie einzelnen Universitäten auf die A n g a b e n in den a n g e f ü h r t e n a l l g e m e i n e n W e r k e n v e r wiesen werden.

480

GRENZWISSENSCHAFTEN.



ZUR

GESCHICHTE

DER

ROMAN.

VÖLKEK.

Famiglie celebri italiane (Mailand und Turin 1 8 1 y ff., 188 Faseike]) reiche Aufschlüsse. — Eine Geschichte Italiens in Einzeldarstellungen — Storia politica tf Italia scritta da una socl. ta d'amici — ist in das grosse Sammelwerk: L'Italia sotto iaspetto fisico, storico, letterario, artistico, militare e statistico (Mailand 1 8 6 7 ff.) aufgenommen; die Leitung des ganzen Unternehmens, dessen Teile natürlich nicht von gleichem Wert, alle aber brauchbare Hilfsmittel sind, hat in den Händen P. V i l l a r i ' s gelegen. Die alte Geschichte und Frühzeit des Mittelalters — die Epoche, welche die neueren italienischen Historiker als diejenige der Herrschaft der Barbaren zu bezeichnen lieben — hat B e r t o l i n i ( 1 8 8 1 ) , die Zeit vom 1 1 . bis zum Anfang des 14. Jhs. — die Epoche der Communi — hat L a n z a n i (1882) bearbeitet; daran schliesst sich von 1 3 1 3 bis 1 5 3 0 reichend C. C i p o l l a ' s Storia delle signorie italiane ( 1 8 8 1 ) . — Von deutschen Gesamtdarstellungen ist nur H. L e o ' s Geschichte der italienischen Staaten (Hamburg 1 8 2 9 — 3 2 , 5 B d e . , bis 1 8 3 0 reichend, Bd. 1 — 4 bis 1 4 9 2 ) hier zu erwähnen, ein Werk, das immer noch einen gewissen Wert behauptet, wie vielfach es auch durch die neuere Forschung überholt ist. Eine grossartig angelegte Storia d'Italia del medio reo auf Grund umfassender Durchforschung der Archive hat Carlo T r o y a veröffentlicht (Neapel 1 8 3 9 — 5 9 , 17 Bde.), sie sollte sich von dem Untergang des weströmischen Reichs bis 1 3 2 1 erstrecken, reicht aber nur bis zum Untergang des langobardischen Staates; ihr Schwerpunkt liegt in der Bearbeitung der Geschichte des letzteren, für die sie ein unentbehrliches Hilfsmittel ist. Von der neuen Geschichte Italiens im Mittelalter, die L. M. H a r t m a n n begonnen hat, liegt bis jetzt nur der erste die Zeit von dem Sturz des weströmischen Kaisertums durch Odovakar bis zur Wiedereroberung Italiens durch Justinian umfassende Band (Leipzig 1 8 9 7 J vor; der Verfasser steht auf evolutionistischem Standpunkt und lässt vor der Darstellung des 'Milieu', der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung, die Bedeutung der Einzelpersönlichkeiten mehr, als vielen billig erscheinen wird, zurücktreten: aber sein Werk ist die Arbeit eines kritisch wohl geschulten, mit den Quellen und der neueren Litteratur vollkommen vertrauten, massvoll und besonnen urteilenden Historikers. Weiter vorgeschritten ist das gleichfalls auf umfassenden Studien beruhende, klar und verständig geschriebene, aber etwas nüchterne und nicht immer genügend kritische Werk von Th. H o d g k i n , Italy and her invaders (Oxford 1 8 8 0 — 1 8 9 5 , 6 Bde.), das die Einfälle der Germanen in Italien und ihre dortigen Geschicke vom Beginn der Völkerwanderung an bis zur Eroberung des Langobardenreichs durch Karl d. Gr. erzählt Über die Herrschaft des Odovakar handeln speciell einige Programme von J u r i s (Kreuznach 1 8 8 3 ) , K l e i s s l (Görz 1 8 8 4 ) , G u b o (Cilli 1 8 8 4 ) und eine lesenswerte Studie in B e r t o l i n i ' s Saggi critici di storia Italiana (Mailand 1883). M a n s o ' s Geschichte des ostgotischen Reiches in Italien (Breslau 1 8 2 4 ) ist in den meisten Partien veraltet. Die Vorgeschichte Theodorichs d. Gr. bis zur Eroberung Italiens behandelt eine Freiburger Dissertation von K . M a r t i n (1888) und eine Greifswalder von W. M ü l l e r ( 1 8 9 2 ) ; sehr verdienstlich ist das Buch von G. P f e i l s c h i f t e r , Der Ostgotenkönif Theoderich d. Gr. und die katholische Kirche (Münster 1 8 9 6 ) , das mehr bietet als sein Titel zu verheissen scheint 2 . Für die nächstfolgende Zeit kommt dann 1

V g l auch die oben S . 4 6 1 f. verzeichneten allgemeinen W e r k e . Hodgkin, Theodorie the Goth, the barbarian chamfion of civilization ( L o n d o n 1 8 9 1 und ftfter) ist eine p o p u l ä r e U m a r b e i t u n g des vom V f . schon in seinem grosseren W e r k (s. o b e n ) behandelten S t o f f . — (Iber das F o r t l e b e n T h e o d o r i c h s in der kirchlichen T r a d i t i o n des Mittelalters und der deutschen Heldensage vgl. S c h n e e g e in der Deutschen Z e i t s

DARSTELLUNGEN DER GESCHICHTE

ITALIENS.

noch H. K o h l , Zehn Jahre ostgotischer Geschichte vom Tode Theoderichs des Grossen bis zur Erhebung des Vitigis (Leipzig 1 8 7 7 ) in Betracht 1 . Über Recht und Verfassung im ostgotischen Reich (und demjenigen Odovakars) haben nach dem älteren Werk von G l ö d e n , Das römische Recht im ostgotischen Reiche (Jena 1843) und den Untersuchungen G a u d e n z i ' s , Sui rapporti tra FItalia e l'impero tf Oriente fra gli anni 476 e jJ4 (Bologna 1888) vor allem T h . M o m m s e n ' s Epoche machende ostgotische Studien (im Neuen Archiv Bd. 1 4 , Nachträge in Bd. 15) eine feste Grundlage des Verständnisses geschaffen, wenn auch der formal-staatsrechtliche Standpunkt in ihnen hier und da etwas zu scharf betont sein mag, der in dem wirklichen Staatslebcn der Monarchie Theoderichs gegenüber der Macht der realen Verhältnisse und der gewaltigen Persönlichkeit des Herrschers schwerlich eine solche Rolle gespielt hat, wie es nach den aus Cassiodors Feder stammenden Erlassen den Anschein hat 2 . Die Geschichte der wiederhergestellten römischen Verwaltung in Italien und derjenigen Gebiete, die, auch nach der langobardischen Invasion noch längere Zeit unter byzantinischer Herrschaft verbleibend, den Exarchat von Ravenna bildeten, ist in zwei guten, fast gleichzeitig erschienenen Büchern — Diehl, Etudes sur F administration byzantine dans F exarchat de Ravenne (Paris 1888) und H a r t m a n n , Untersuchungen zur Geschichte der byzantinischen Verwaltung in Italien (Leipzig 1889) — aufgeklärt worden 3 . Die Geschichte des Langobardenreiches in Italien 1 von F l e g l e r (Leipzig 1851) ist durch neuere Spezialarbeiten — W e i s e , Italien und die Langobardenherrscher von j6S- 628 (Halle 1 8 8 7 , eine tüchtige, aber bisweilen hyperkritische und von Willkürlichkeiten nicht freie Untersuchung); M a r t e n s , Politische Geschichte des Langobardenreiches unter König Litäprand (Heidelberg 1880); T a m a s s i a , Longobardi, Franchi e chiesa Romana fino ai tempi del re Liutprando (Bologna 1888); S. A b e l , Der Untergang des Langobardenreichs in Italien (Göttingen 1859); D e l G i u d i c e , Studi dt storia c diritto (Mailand 1889); R o v i g l i o , Questioni longobardiche (Verona 1895) 5 — vielfach überholt worden. Von ihrer Verfassung handeln, ausser den allgemeinen Werken über italienische und deutsche Rechts- und Verfassungsgeschichte, T r o y a , Deila condizione dei Romani vinti dai Langobardi (Mailand 1844), S c h u p f e r , Delle istituzioni politichc longobardiche (Florenz 1863) und die schöne Unter-

s c h r i f t f. G e s c h i c h t s w i s s e n s c h a f t Bd. 11. W e i t l ä u f i g e und n i c h t i m m e r ganz k l a r e A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n übei F r a g e n , die d i e Z e i t T h e o d e r i c h s b e t r e f f e n , b e i C i p o l l a , Per la storia d'Italia e de' suoi conquistatori nel medio evo più antico ( B o l o g n a l8i>5). 1 D a s a u s d e m N a c h l a s s O. A b e l s v e r ö f f e n t l i c h t e W e r k : Theodat Konig der Ostgoten ( S t u t t g a r t l85">) ist k e i n e rein h i s t o r i s c h e S c h r i f t , s o n d e r n m i t d e u t l i c h e n B e z i e h u n g e n auf d i e G e g e n w a r t d t * V e r f a s s e r s d u r c h s e t z t . 1 Ü b e r d i e z w e i b e k a n n t e s t e n r ö m i s c h e n S t a a t s m ä n n e r am H o f e T h e o d e r i c h s , B o e t h i u s ; und C a s s i o d o r , vgl. u . a . U s e n e r , Anecdoton Holderi ( L e i p z i g 1 8 7 7 ) . H i l d e b r a n d , Boethius und seine Stellung zum Christentum ( R e g e n s b u r g 1 8 8 5 ) , M o m m s e n s E i n l e i t u n g z u r A u s g a b e der Varien l o b e n S. 43 1 )). T h o r ö e c k e , Cassiodor, ein Beitrag zur Geschichte derVölkerwanderung fllenlellici ti 1867) und F r a n z , Cassiodor, ein Beitrag zur Gesch. der theolögI.itteratur (Breslau 1872). s Vgl. a u c h ( l o h n , Die Stellung der byzantinischen Statthalter in Oder- und Mittelitalien ( B e r l i n 1889). dei i n s b e s o n d e r e ü b e r das V e r h ä l t n i s d e r E x a r c h e n zu V e n e d i g u n d zu den P ä p s t e n einiges n e u e b e i b r i n g t . 4 Z u r V o r g e s c h i c h t e des S t a m m e s vgl. B l u h n i e , Die Gens Langobardorum u. ihre Herkunft 2 Hefte, Bonn 1868—74); S c h m i d t , Zur Geschichte der Langobarden ( L e i p z i g 1885); B r u c k n e r , Die Sprache der Langobarden ( S t r a s s b u r g 1895). 5 W e r t v o l l sind a u c h die v e r s c h i e d e n e P a r t i e n d e r l a n g o b a r d i s c h e n G e s c h i c h t e beh a n d e l n d e n A u f s ä t z e von C r i v e I l u c c i in d e r von d i e s e m h e r a u s g e g e b e n e n Z e i t s c h r i f t Studi storici Bd. 1 ff. GKÖBBK,

Grundriss.

[1C.

4>S2

GRENZWISSENSCHAFTEN.

— ZUR GESCHICHTE DER ROMAN. VÖLKER.

s u c h u n g von P a b s t . Geschichte des langohardischcn Herzogtums (in den F o r s c h u n g e n zur d e u t s c h e n G e s c h i c h t e B d . 21. V o n der E r o b e r u n g des l a n g o b a r d i s c h e n R e i c h e s durch K a r ] d. G r o s s e n 1 7 7 4 1 an fällt die p o l i t i s c h e G e s c h i c h t e Italiens bis zur Mitte des 1 3 . J h s . grösstenteils mit d e r j e n i g e n des fränkischen und d e u t s c h e n R e i c h s z u s a m m e n ; nur V e n e d i g im N o r d e n , A p u l i e n , C a l a b r i e n , S i c i l i e n im S ü d e n und teilweise die Inseln S a r d i n i e n u n d K o r s i k a blieben ausserhalb d e s s e l b e n . D a h e r unterrichtet man sich a u c h über die a l l g e m e i n e G e s c h i c h t e Italiens in diesen J a h r hunderten a m zuverlässigsten und sichersten in den n e u e r e n deutschen Werken zur R e i c h s g e s c h i c h t e , die für die fränkische P e r i o d e bereits o b e n erwähnt sind1. F ü r die Ü b e r g a n g s e p o c h e , in der das k a r o l i n g i s c h e R e i c h sich auflöst und auch in Italien d e r V e r s u c h zur H e r s t e l l u n g e i n e s n a t i o n a l e n R e i c h s gem a c h t wird, seien den dort a u f g e z ä h l t e n B ü c h e r n n o c h h i n z u g e f ü g t : D i i m m l e r , Geslti Berengarii imperatoris ( A u s g a b e des so betitelten G e d i c h t s mit sehr w e r t v o l l e r E i n l e i t u n g , H a l l e 1 8 7 1 ) ; d e r s e l b e , Auxilius und Vulgarius iLeipzig 1 8 6 6 1 ; W ü s t e i l f e i d , Uber die Herzoge von Spoleto aus dem Hause der Guidonen (in den F o r s c h u n g e n zur deutschen G e s c h i c h t e B d . 5): J . S c h u l t z , Atta von l'ercelli (>24 — Q/ 1 G ü t t i n g e n 1 8 8 5 1 ; F i e t z , Gesch. Berengars II. Königs v. Italien (Leipzig 1870). F ü r die Z e i t v o n der U n t e r w e r f u n g Italiens durch O t t o I. a n 2 k ö n n e n hier aus der Littcratur zur G e s c h i c h t e des deutschromischen R e i c h s selbstverständlich nur die a l l e r w i c h t i g s t e n W e r k e v e r z e i c h n e t werden: n e b e n W. v. G i e s e b r e c h t s Geschichte der deutschen Kaiserzeit ( B d . 1 — 3 , 5. Aufl., L e i p z i g 1 8 8 1 — 1 8 9 0 ; Bd. 4 , 2. Aufl., B r a u n s c h w e i g 1 8 7 7 ; B d . 5 , B r a u n s c h w e i g 1 8 8 0 und L e i p z i g 1 8 8 8 , B d . 6 , v o l l e n d e t von B . v. S i m s o n , L e i p z i g 1 8 9 5 ) , die bis zum T o d e F r i e d r i c h s I. reicht, und den a u c h hier sehr nützlichen A n n a l e n der d e u t s c h e n G e s c h i c h t e v o n R i c h t e r , d e r e n dritter B a n d ( H a l l e 1 8 9 0 — 1 8 9 8 ) das Z e i t a l t e r der O t t o n e n und S a l i e r u m f a s s t 3 , g e n ü g t es d a um so e h e r auf die v o n der Historischen K o m m i s s i o n b e i der M ü n c h e n e r A k a d e m i e b e a r b e i t e t e n J a h r b ü c h e r der deutschen G e s c h i c h t e h i n z u w e i s e n , als in diesen die bis zu ihrer P u b l i k a t i o n ers c h i e n e n e L i t t e r a t u r so gut w i e mit l ü c k e n l o s e r V o l l s t ä n d i g k e i t berücksichtigt und zitiert ist. D i e s e J a h r b ü c h e r liegen v o r : von K ö p k e und D ü m m l e r für O t t o I . ( L e i p z i g 1 8 7 6 ) 4 , von H i r s c h , P a b s t , U s i n g e r und B r e s s l a u für H e i n r i c h II. ( B e r l i n 1 8 6 2 — 1 8 6 4 , L e i p z i g 1 8 7 4 , 3 B d e . ) , v o n B r e s s l a u für K o n r a d II. ( L e i p z i g 1 8 7 9 — 1 8 8 4 , 2 B d e . ) , von S t e i n d o r f f für H e i n rich III. ( L e i p z i g 1 8 7 4 - 8 1 , 2 B d e . ) , von M e y e r v. K n o n a u für H e i n r i c h I V . ( B d . 1 und 2, bis 1 0 7 7 , L e i p z i g 1 8 9 0 — 9 4 ) r > ; von B e r n h a r d i für L o t h a r ( L e i p z i g 1 8 7 g ) und K o n r a d III. ( L e i p z i g 1 8 8 3 . 2 B d e . ) 6 , v o n T o e c h e f ü r H e i n r i c h V I . ( L e i p z i g 1 8 6 7 ) , von W i n k e l m a n n für O t t o I V . und P h i l i p p 1 Vgl. auch M a l l a t t i , liernar,/o rc ifItalia iFlorenz 1876); d e r s e l b e , Imperatori t papi ai tempi dclln signoria dti Frattchi in llalia 1 Mailand 1876 2 Bde.l; l l a r n a c k , Das karolingische n. das hyzant. Reich in ihren 'wechselseitigen politischen Beziehungen i(iöttingen IH801. 8 Uber ilie Geschichte des Papsttums s. unten. ' An der ersten Abteilung dieses Rindes hat II. K o h l , .in der zweiten haben W. O p i t z und E. D e v r i e n t mitgearbeitet. 4 Für Otto II. und III. ist eine Neubearbeitung der älter» \on Ranke herausgegebenen Jahrhfleher, die in diesen Abschnitten von (iiesebrecht und Wittnaus herrühren (Merlin 1837—18401. njcli nicht erschienen. 5 Uber Heinrich V. vgl. G e r v a i s , Politische Gesch. Deutschlands untir Heinrich V. und Lothar III (Leipzig 1841—4'2, 2 Bde.); v. D r u f f e l , Kaiser Heinrich IV. und seine Söhne (Regensburg 1862).

' Ober Friedrich I. vgl. l ' r u t z . Kaiser Friedrich /. (Danzig 1 8 7 1 — 7 4 . Bde.). S e h e f f e r - B o i c h ö r s t . Kaiser Friedrichs I. letzter Streit mit der C«r/> (Berlin l8f>6i. Daneben sehr zahlreiche Monographieen.

DARSTELLUNGEN

DER GESCHICHTE

4»3

ITALIENS.

von Schwaben (Leipzig 1873 — 78, 2 Bde.) und Friedrich II. (Bd. 1 und 2, bis 1 2 3 3 , Leipzig 1 8 8 9 — 9 7 ) . Vollendet ist die Biographie Friedrichs II. von S c h i r r m a c h e r (Göttingen 1 8 5 9 — 6 5 , 4 Bde.). Vgl. auch desselben Blich über die letzten Hohenstaufen (Göttingen 1 8 7 1 ) , die Biographieen Konradins von H a m p e (Innsbruck 1894) und Manfreds von F a h r e n b r u c h (Strassburg 1880) und K a r s t (Berlin 1897), sowie D e l G i u d i c e , Lafamiglia t/i re Manfredi (2. Aufl., Neapel 1896). Von Spezialarbeiten aus diesen drei Jahrhunderten seien hier daneben nur die wichtigeren derjenigen genannt, die sich speziell auf Italien beziehen: V o g e l , Ratherius von Verona und das in. Jh. (Jena 1854, 2 Bde.;, P r o v a n a , Sttuii critici sovra la storia tTItalia a tempi del re Ardoino (Gegenkönigs Heinrichs II., Turin 1844); L ö w e n f e l d , Leo von Vercelli (Göttingen 1 8 7 7 ) 1 ; P a b s t , De Ariberto II. MedioIanensi primisque medii aevi motibus popularibus (Berlin 1864); N e u k i r c h , Das Leben des Petrus Damiani (Göttingen 1875); G u c r r i e r , De Petro Damiano (Orleans 1881); H a l f m a n n , Cardinal Humbert, sein lieben und seine Werke (Göttingen 1882); W i l l , Die Anfange der Restauration der Kirche im 11. Jh. (Marburg 1 8 5 9 — 6 4 , 2 Bde.); D i e c k m a n n , Gottfried IIL., der Bucklige und Gemahl Mathildens von Canossa (Erlangen 1885); F i o r e n t i n i , Memorie della gran contessa Matilde (2. Aufl., Lucca 1756); P a n n e n b o r g , Studien zur Gesch. der Herzogin Mathilde (Göttingen 1 8 7 2 ) ; T o s t i , La contessa Matilde e i Romani pontifici (2. Ausg., Rom 1886); O v e r m a n n , Gräfin Mathilde von Tuscien, ihre Besitzungen, Geschichte ihres Guts (Innsbruck 1895); G e r n a n d t , Die erste Romfahrt Heinrichs V. (Heidelberg 1890); S c h e f f e r B o i c h o r s t , Zur deutsch-italienischen Geschichte der Jahre 112a—ujo (in Mitth. des Inst. f. Österreich. Geschichtsf. Bd. 8); G i e s e b r e c h t , Uber Arnold von ßrescia (in S.-B. der Münchener Akad. 1873); H a u s r a t h , Arnold v. Brescia (Leipzig 1891); d e r s e l b e , Die Arnoldisten (Leipzig 1895); R i b b e c k , Friedrich I. und die römische Curie — l i j t ) (Leipzig 1881); A r r a s , Die roncalischen Beschlüsse vom J. 113b' und ihre Durchfuhrung (Zittau 1882); V i g n a t i , Storia diplomatica della lega Lombarda (Mailand 1867); F i c k e r , Zur Geschichte des Lombardenbundes (in S.-B. der Wiener Akad. 1868); B e r t o l i n i , Saggi critici di storia italiana (Mailand 1883; über die Schlacht von Legnano); T s c h i r c h , Beiträge zur Gesch. Mailands 1162 — IIQO (Brandenburg 1884); G ü t e r b o c k , Der Friede von Montebello u. die Weiterentwickelung des Lombardenbundes (Berlin 1895) 2 ; K e h r , Der Vertrag von Anagni iijä (im N. Archiv Bd. 13); P e t e r s , Untersuchungen zur Gesch. des Friedens von Venedig (Hannover 1879); F . i c h n e r , Beitr. zur Gesch. des Venetianer Friedcnscongresses vom Jahre Ii// (Berlin 1886); S a v i o , Studi stor. sul marchese Guglielmo ILL. di Monferrate cd i suoi figli (Turin 1885); I l g e n , Markgraf Konrad von MontJerrat (Marburg 1880); F i c k e r , Reinald von Dassel (Köln 1850); V a r r e n t r a p p , Erzb. Christian 1. von Mainz (Berlin 1867); T o u r t u a l , Böhmens Anteil an den Kämpfen Friedrichs I. in Italien (Göttingen 1865 u. Münster 1866); d e r s . , Bischof Hermann von Verden (2. Aufl., Berlin 1892), A d l e r , Herzog Weif VI. 11. sein Sohn (Hannover 1881); B l o c h , Forschungen zur Politik Heinrichs VI. ti()i llitic,>

vgl. 11. a.

DARSTELLUNGEN

DER

GESCHICHTE

ITALIENS.

487

U n a b h ä n g i g v o m H a u s e S a v o y e n w a r e n im Mittelalter die M a r k g r a f s c h a f t e n v o n M o n t f e r r a t und S a l u z z o unter M a r k g r a f e n aus d e m H a u s e d e r A l e d r a m i d e n , deren N a c h f o l g e r in M o n t f e r r a t im A n f a n g des 1 4 . J h s . ein S e i t e n z w e i g des H a u s e s der byzantinischen P a l a e o l o g e n w u r d e . Ü b e r die G e n e a l o g i e d e s G e s c h l e c h t e s der A l e d r a m i d e n ist in neuerer Z e i t v i e l gea r b e i t e t w o r d e n ; hier g e n ü g e es auf die auch die H ä u s e r der E s t e n s e r und d e r ä l t e r e n M a r k g r a f e n von T u r i n u m f a s s e n d e n A r b e i t e n von Desimoni, Sulle marche d'Italia e sulle loro diramazioni in mare/usati ( G e n u a 1 8 9 6 , Atti d e l l a soc. l i g u r e di storia patria B d . 2 8 ; n e u e A u s g a b e eines 1 8 6 9 zuerst e r s c h i e n e n e n W e r k e s i und von B r e s s l a u im 1 . E x k u r s zum ersten B a n d e der o b e n S. 4 8 2 a n g e f ü h r t e n J a h r b ü c h e r K o n r a d s II. h i n z u w e i s e n 1 . F ü r die G e s c h i c h t e d e r M a r k g r a f s c h a f t e n seien a n g e f ü h r t 2 : M u l e t t i , Meni, storico diplomatiche appartenenti alla città e ai marchesi di Saluzzo (Saluzzo 1 8 2 9 — 3 3 , 6 B d e . ) ; J o r g a , Themas III. marquis de Saluces (St. D e n i s 1 8 9 3 ) ; I r i c i , Rerum patriae libri III. ( G e s c h . von M o n t f e r r a t bis 1 6 7 2 , M a i l a n d 1 7 4 5 ) ; C e r r a t o , La famiglia di Guglielmo il Vecchio marchese di Monferrato nel 12. secolo (in R i v i s t a stor. ita). 1 8 8 4 ) ; S a n c i o , Cenno storico intorno ai marchesi del Monferrato di stirpe Paleoioga (Casale 1 8 3 5 ) ; D e C o n t i , Notizie storiche della città di Casale del Monferrato (Casale 1 8 3 8 4 2 , 1 1 Bdc.J. N u r v o r ü b e r g e h e n d sind im Mittelalter die Städte A s t i und C h i e r i unter die B o t m ä s s i g k e i t des H a u s e s S a v o y e n g e k o m m e n , und ihre d a u e r n d e E i n v e r l e i b u n g in dessen S t a a t ist erst in der Neuzeit e r f o l g t . Ü b e r die G e s c h i c h t e Asti's im f r ü h e r e n Mittelalter hat C i p o l l a e i n e R e i h e von A b h a n d l u n g e n v e r ö f f e n t l i c h t , die z. '1'. in den Appunti stilla storia ili Asti dalla caduta dell' impero Romano sino al principio del X. secolo ( V e n e d i g 1 8 9 1 ) , in den A b h a n d l u n g e n d e r T u r i n e r A k a d e m i e von 1 8 9 2 und in den M i s c e l l a n e a di storia italiana B d . 2 7 . 28 vereinigt sind. E i n e G e s a m t g e s c h i c h t e der Stadt g i e b t G r a s s i , Storia della città d'Asti iverfasst im A n f a n g dieses J h s . , Asti 1 8 9 0 , 2 Bdc.i3. Ü b e r Cliicri vgl. man C i b r a r i o , Delle storie di Chieri ( T u r i n 1 8 2 7 , 2 B d e . 1. G e n u a und L i g u r i e n . G e n u a , das seine H e r r s c h a f t iiber die R i v i e r a nach Osten und Westen weithin a u s g e d e h n t h a t , g e h ö r t im Mittelalter unz w e i f e l h a f t zum R e i c h , so sehr spätere S c h r i f t s t e l l e r b e m ü h t w a r e n , ihm e i n e ä h n l i c h u n a b h ä n g i g e S t e l l u n g , w i e sie das rivalisierende V e n e d i g in der T h a t b e s a s s , zuzuweisen. Von den G e s a m t d a r s t e l l u n g e n der g e n u e s i s c h e n G e s c h i c h t e ist verhältnismässig die b e s t e : C a n a l e , Nuova istoria della repubblica di Genma ( B d . 1 — 4 , F l o r e n z 1 8 5 8 — 1 8 6 4 , reichen bis 1 5 2 8 ) , ein W e r k , das f r e i l i c h b e i n a h e in allen v e r f a s s u n g s g e s c h i c h t l i c h e n F r a g e n g a n z u n z u l ä n g l i c h und auch sonst v i e l f a c h kritiklos ist. Im übrigen h a b e n deutsche und f r a n z ö s i s c h e F o r s c h e r das meiste für die G e s c h i c h t e der Stadt gethan : v g l . B l u m e n t h a l , Zur l'crfassungsund l'erwaltungsgesch. von Genua im 12 Jh. ( G ö t t i n g e n 1 8 7 2 j 4 ; H e y c k , Genua u. seine Marine im Zeitalter der Krcuzziige (Innsbruck 1 8 8 6 ) ; L a n i e r , Politische Gesch. Genua's und Pisa's im 12. Jh. 1 L e i p z i g 1 8 8 2 ; ; J a r r y , les origines de la domination française à Gènes (seit C o l u t i l i , Hist. des l'auJois d'Italie i neue Au«}:. Paris 1 8 9 9 1 ; d e r s e l b e , I nostri protestanti 1 Floren/. 18*J=»—97. 2 Hde.l; K. M ü l l e r , Die II'ahlensrr und ihre einzelnen Gruppen bis zum

Anfang

des 14. Jhs.

des Alpes

1

(Lyon

((intim l8H>>: H é r a ' d . Les Vaudois, leur histoire sur Ics deux versanti

18921.

Vgl. auch I > i o n 1 s o 11 i, l-a stirpe Aleramica (in dessen Studi di stona patria sub-

alpina, T u r i n 1 8 9 6 : v i e l f a c h v e r f e h l t ) ; U s s e g l i o . / marchesi di Vasto (in R i v i s t a italiana Hd. l o ) . 2 D a z u die oben S. 48;! angeführten Schriften v o n II « e 11 und S a v i o . 3 V g l . auch l i o s i n . Storia della chiesa d'Asti (Asti 1894;. 4 D a z u : I in |ier i a l e d i S a n t A n g e l o . Cnffaro c i suoi tempi { T u r i n 1 8 9 4 1 .

*tor.

488

GRENZWISSENSCHAFTEN.



ZUR

GESCHICHTE

DER ROMAX.

VÖLKER.

E n d e des 1 4 . J h s . ; Paris 1 8 9 6 ) ; L a s t i g , Enhi'ickeiungswege una Quellen des Handelsrechts (Stuttgart 1 8 7 7 ) ; C a r o , Die Verfassung Genua's zur Zeit der I'odestats (Strassburg 1 8 5 1 ) ; d e r s e l b e , Genua und die Machte am Mittelmeer 1 2 3 7 — 1 3 1 1 l'Halle 1 8 9 5 — 9 9 , 2 B d e . ) ; S i c v e k i n g , Gcnueser Finanzwesen vom 12. 14. Jh. (Freiburg 1898). A u s der grossen Z a h l anderer S p e z i a l arbeiten e r w ä h n e n w i r n o c h : B e l g r a n o , Deila t'ita privata dei Genovesi Ì2. A u f l . , G e n u a 1 8 7 5 ) ; S e m e r i a , Storia ecclesiastica di Genova (Turin 1 8 3 8 ) ; d e r s . , Secoli cristiani della Liguria ( T u r i n 1 8 4 3 , 2 B d e . ) ; G r a s s i , Serie dei vescovi di Genoi>a ( G e n u a 1 8 7 2 ) ; M a l n a t e , Sulla storia del porto di Geni Venedig und die deutsch-venezianischen Handelsbeziehungen (Stuttgart 1 8 8 7 , 2 B d e . S t i e d a , //ansiseli-Venezianische Handel seien dabei in alphabetischer O r d n u n g aufgeführt. G r a f , Die Gründung Alessandria's (Berlin 1 8 8 7 ; ital. l ' b c r s e t z u n g mit Zusätzen des Vf., Alessandria 1888), M a t t h a e i , Die lombard. L'olitile K. Friedrichs I. u. die Gründung Alessandria (WcxYm 1889), B o r r o m e o , Origini e libertà di Alessandria (Alessandria 1 8 9 2 . Turin 1 8 9 3 , 2 Bde.), S c h i a v i n a , Annalcs Alexandriae (in Mon. hist. patr. Scriptores, lìd. 1 1 j, A - V a l l e , Storia di Alessandria dalf origine ai nostri giorni (Turin 1853 — 5 5 , 4 Bde.). — M i a r i , Compendio storico della r. città di Belluno e sua antica provincia (Venedig 1X30). R o n c h e t t i , Memorie ¡storiche della città e chiesa di Bergamo (Bergamo 1 8 0 5 — 3 9 , 7 l i d o . ) , M a z z i , Studi Bergotnensi (Bergamo 1888, über die Anfange der Stadtverfassung), d e r s e l b e , Note suburbane (Bergamo 1892, über die Vorstädte Bergamo's verlässungsgeschichtlich sehr beachtenswert). O d o r i c i , Storie Bresciane (Brescia ¡ 8 5 3 65, 11 Bde.) — T a t t i , Annali sacri della città di Como (Mailand 1663 1 7 3 5 , 4 Bde.), R o v e l l i , 1

Vgl. aneli l ' a n t a . Die Vertrage dir Kaiser mit l'enedig

111 Mittheil

des lnstit. f.

östeiT. G e s c h i c h t s f o r s c h u n g . K r g a n i u n g s h d . I 1. 2 Wenigstens anmerkungsweise sei hier einiges aus rporatùins ouvrières à Rome depuis la chute de l'empire Romain (Paris 1844. J Lide.: dazu H a r t m a n n , Urkunde einer römischen Giirtnergenossenschaft vom J /ufo, Freiburg 1892; d e r s . , Zur Gesch. der Zünfte im frühen Mittelalter in Zeitschi. f. Social- und Wirtschafisgesch. Bd. 'X)\ A r m e l l i n i . Le chiese di Roma dalle loro origini sino al secolo 16. ( R o m 1887); B e r l i n e r . Gesch der Juden in Rom (Frankfurt 189H, 2 Bile. I; V o g e l s t e i n und R i e g e r , Gesch. der Juden in Rom i Herl in 1890 - 9 6 . 2 Bde. 1: ( i r a f . Roma nella Memoria e nelle immaginazioni del medio evo ¡Turin 1 8 8 2 — 8 3 . 2 Bde.j. 1 ^ her die K p i s o d e des Kienzi vgl. P a p e n c o r d t . Cola di Rienzo und seine Zeit 11 l a m b u i g 1841 ). d ' A u ri a c . Etude historique sur Nicol. Rienzi 1 Amiens 188.") 1. R o d o c a n a c h i. Cola di Rienzo. Histoire de Rome de 1342 '< / l' i"./ ( Paris 1888). I • u ni b 1 0 s o . Lezioni universitarie su Cola di Rienzo ( R o m 18911. Über A l h o r n o z s. W u r m . Cardinal Albornoz, der zweite Begründer des Kirchenstaats (Paderborn 1892'. ® Ober den Ii. Franziskus von Assisi vgl. 11. a. H a s e . Franz v. Assisi (Leipzig 1856) ; K . M ü I ! e r. Die Anfänge des Minoritenordens 1 Freiburg 188f> I : C II é r a 11 c è . St Francois d'Assise {11. A u s g . Paris 18921: S a b a t i c i ' . Vie de St François d'Assise 124. Aufl.. Paris 1899). s Kine brauchbare, neuere (iesamtgeschichte von Ravenna . das die kirchliche und lange auch die politische Hauptstadt der R o m a g n a w a r , fehlt leider noch. Kine c h r o n o logische Übersicht giebt s p r e t i Memorie intorni i domini e goif the dukes of Urbino (London 1 8 5 1 . 3 Bde.), U g o l i n i , Storia dei conti e. duchi d'Urbino (Florenz 1 8 5 4 , 2 Bde.;; B o r g i a , Istoria della chiesa e città di Velletri (Mocera 1 7 2 3 ; ; B u s s i , Istoria della città di I iterbo Rom 1 7 4 2 1 ; P i n z i , Storia della città di Viterbo 'Rom 1887, 2 Bde.. Königreich Sicilien. Von den zahlreichen Kleinstaaten, welche in Unteritalien nach dem Untergang des langobardischen Reichs und nach der um die Mitte des 9. Jhs. erfolgten Auflösung des mächtigen Herzogtums Benevent bestanden oder sich bildeten, haben nur die drei Fürstentümer Benevent, Salerno und Captia in wechselvollen Beziehungen der Lehnsabhängigkeit zum weströmischen Reich gestanden, während die übrigen, Neapel, Amalfi, Gaeta, Sorrent u. a., wenigstens dem Namen nach die Oberhoheit des griechischen Kaisers anerkannten. Einen unmittelbaren Bestandteil des byzantinischen Rciches bildeten seit dem letzten Viertel des 9. Jhs. wiederum die Landschaften Apulien und Calabrien, die seit dem 1 1 . Jh. als (-)t/ttn IraXiag von Bari aus durch einen Statthalter regiert wurden. Aul der Insel Sicilien endlich hatten sich seit 827 die Sarazenen festgesetzt, welche deren Eroberung 902 durch die Einnahme von Taormina vollendeten, während ihre Versuche sich auch des Festlandes von Unteritalien zu bemächtigen nur vorübergehende Erfolge aufzuweisen hatten. Seit dem Jahre 1 0 1 6 grifTen in das vielgestaltige Leben dieser süditalienischen I.ande aus der französischen Heimat ausgewanderte normannische Ritter ein, die im Anfang der vierziger Jahre des 1 1 . Jahrhunderts den Kampf gegen die Griechen begannen. Ihre. F,roberung des griechischen Festlandes wurde 1 0 7 1 durch Robert Guiscard vollendet, dessen jüngerer Bruder Roger 1 0 6 1 — 1 0 9 1 die Insel Sicilien den Sarazenen entriss, die er von Robert zu Lehen nahm. Die gesamten Eroberungen der Normannen, denen im Laufe der Zeit auch die kleineren untcritalienischen Fürstentümer, zuletzt Neapel, unterworfen wurden, vereinigte seit 1 1 2 7 Roger II., der Sohn des Eroberers von Sicilien, unter seiner Herrschaft, der 1 1 3 0 von Papst Anaclet II. den Königstitel erhielt. Das so begründete normannische Königreich Sicilien, das vom römischen Stuhl zu Lehen ging, kam nach dem Erlöschen der legitimen männlichen Nachkommenschaft Rogers II. durch die Vermählung von dessen Tochter Constanze mit Kaiser Friedrichs I. Sohn und Nachfolger Heinrich VI. ( 1 1 8 6 ; an die Staufer und nach dem Tode Friedrich II. durch päpstliche Verleihung ( 1 2 6 5 ) und durch die Siege Karls I. bei Benevent (1266) und Tagliacozzo ( 1 2 6 8 ) an das französische Haus Anjou. Von dessen Herrschaft; riss sich 1282 durch den Aufstand der sicilianischen Vesper die Insel Sicilien los und bildete unter aragonesischen Königen ein eigenes Reich. Vorübergehend verband dann Alfons V. von Aragonien 1 4 4 2 Sicilien und Neapel wieder zu einem Königreich; aber während nach seinem Tode 1 1 4 5 8 ; Sicilien mit Aragonien vereinigt blieb, ward Neapel zunächst wieder selbständig, und bildete erst seit 1504, zusammen mit Sicilien, einen Teil der spanischen Monarchie. Von den älteren Gesamtdarstellungen der Geschichte Unteritaliens erwähnen wir nur die ihrer Zeit mit Recht sehr gerühmte Istoria civile del regno di Napoli von 1'. ( ¡ ¡ a n n o n e iNeapel 1 7 2 3 u. öfter; neue Ausg., Mailand 1844 — 47, 5 Bde.;; ein unentbehrliches Hilfsmittel für das Studium der Geschichte des süditalischen Festlandes sind die mit ausgezeichnetem Fleiss und grosser Sorgfalt gearbeiteten Annali critico-diplomatichi del regno di Napoli von Di M e o (Neapel 1 7 8 5 - 1 8 1 9 , 1 3 Bde.): kurze Übersichten über die Geschichte, 1 Die Litteratur iiher Benevent, eine Knclavc s. im nächsten Abschnitt.

Kiichensta.its im Iv'migrcicli Neapel,

DARSTELLUNGEN

DER GESCHICHTE

497

ITALIENS

der Insel gab S a n F i l i p p o , Compendio della storia di Sicilia (7. Aufl., Palermo 1859); endlich verdient noch die Storia del regno di Sicilia von Di B l a s i (Palermo 1 8 4 4 — 4 7 , 3 Bde.j Erwähnung 1 . — Über die Kleinstaaten des früheren Mittelalters haben wir eine Reihe z. T . sehr brauchbarer neuerer Arbeiten: C a m e r a , Mein. stor.-diplomai, dell' antica città e ducato di Amalfi (Salerno 1 8 7 6 — 1 8 8 1 , 2 Bde.); H i r s c h , Das Herzogtum Benei'ent bis zum Untergang des longobardischeti Reiches (Leipzig 1 8 7 1 , ital. Übersetzung von S c h i p a mit Zusätzen und Berichtigungen des Verfassers, Rom 1890); B o r g i a , .Wem. istor. della pontificia città di Benevento dal scc. 8. al sec. 18. (Rom 1 7 6 3 — 6 9 , 3 Bde.), I s e r n i a , Istoria della città di Benevento (Benevent 1 8 7 5 — 84, 3 Bde.); G r a n a t a , Storia civile di Capua (Neapel 1 7 5 1 — 56, 2 Bde.); S o s s o , La contea di Capua nel sec. Q. (Neapel 1884); S t r o f f o l i n i , La contea di Capua (Caserta 1885, 2 Bde,); P e r l a , Capua vetere (Capua 1887); F e d e r i c i , Degli antichi duchi e consoli 0 ipati della città di Gaeta (Neapel 1 7 9 1 ) ; S c h i p a , Il ducato di Napoli (in Archiv, stor. per le provine. Napol. Bd. 17 — 1 9 und separat, Neapel 1894)2, C a p a s s o , II pactum giurato dal duca Sergio ai Napolitani (ebenda Bd. 9); S c h i p a , Storia del principato longobardo di Salerno (ebenda Bd. 1 2 , auch separ., Neapel 1887); M a l d a c e a , Storia della città di Sorrento (Neapel 1 8 4 1 , 2 Bde.). — Für die Geschichte der Insel Sicilien unter sarazenischer Herrschaft kommt neben der älteren Arbeit von Wen r i e h , Rerum ab Arabibus in Italia insulisque adiacentibus gest. comment. (Leipzig 1845) vor allem das klassische, den Gegenstand nahezu erschöpfende Werk A m a r i ' s , Storia dei Musulmani di Sicilia (Florenz 1 8 5 9 — 73, 3 Bde.) in Betracht. — Über die normannische Epoche haben neuerdings De B l a s i i s , La insurrezione Pugliese e la conquista Normanna nel secolo //. (Neapel 1864 — 73, 3 Bde.j, D e l a r c , Les Normands en Italie depuis ler premières invasioni jusqu'à Pavènement de Grégoire VII. (Paris 1883), B a r l o w , A short history of the Normans in South Europe (London 1886) und Graf S c h a c k , Gesch. der Normannen in Sicilien (Stuttgart 1889, 2 Bde.) gehandelt; bei weitem gründlicher, sorgfältiger und kritischer ist die Gesch. der Normannen in Unteritalien und Sicilien von L. v. H e i n e m a n n (Bd. 1 , Leipzig 1894), die bis jetzt bis zum Tode Robert Guiscards reicht. Im einzelnen vgl. man noch ausser den oben S. 48 2 f. angeführten Werken zur Reichsgeschichte - S c h u l t z e , Zur Gesch. der Normtinnen in Unteritalien (Oldenburg 1872), H a u p t , Die Ansiedelung der Normannen in Unteritalien (Wittenberg 1884), G r u b i c h , Kämpfe der Griechen und Normannen um Unteritalien (Diss. Jena 1886); S t e r z , Richard I. Graf voti Aver sa, Fürst von Capua lOja—j8 (Ploen 1879); S c h w a r t z , Die Feldziige Robert Guiscards gegen das byzant. Reich (Fulda 1854); P r e v i t i , C 'ommemo razione di Ruggero II. fondatore della monarchia Sicula • Palermo 1877), B e h r i n g , Sicilia/lische Studien (Elbing 1 8 8 1 ; iiber Roger II.); H a r t w i g , Ri Guglielmo I. e il aio grande ammiraglio Majone (in Archiv, stor. per le prov. Napol. Bd. 8, auch separat, Neapel 1883), S i r a g u s a , Il regno di Guglielmo I. in Sicilia (Palermo 1 S S 5 — 8 6 , 2 Bde.); T e s t a , De vita et rebus gestis Guilielmi li. Siciliae regis (Monreale 1769), L a L u m i a , La Sicilia sotto Guglielmo il Buono (in dessen Stor. siciliane, Palermo 1881 ff., Bd. 1 ) ; W a g n e r , Die unteritalischen Normannen u. das Papstthum 1086 — njjò (Breslau 1 Vgl. auch die gesammelten Atihadlungen von L a L u m i a in dessen Studi di storia siriliana (Palermo 1 8 7 0 . 2 Bde. 1 und Storie siei/iane 1 Palermo 1 8 8 2 - 8 : ( , 4 Bde.). Schätzbar sind auch noch immer die Arbeiten von D i G r e g o r i o , bes. die Considerazioni sopra la ! ria di Sicilia dai tempi A'ormanni sino ai presenti il'alerino 1806 — ift, 6 Bde,!. • Beruht grossenteils auf den wichtigen l'rkundenwerken von C a p a s s o . Monumenta ad Xeapol. ducatus hisk'riam pertinentia ( Neapel 1 8 8 1 — 8 5 , 2 Bde.) und Regesta Neapolitana das. 18921. auf deren wertvolle Einleitungen besonders hingewiesen werden muss. (¡KrtitKK,

(¡rnnilri-,-;.

11c.

3 2

49&

GRENZWISSENSCHAFTEN.



ZUR

GESCHICHTE

DER

KOMAX.

VÖLKER.

1 8 5 6 ) ; H o l z a c h , Die auswärtige Politik des Königreichs Sicilien vom Tode Rogers II. bis zum Frieden von Venedig (Basel 1892); C a p a s s o , Sul cataloga dei feudi e feudatarii delle Provincie Napoletane sotto la dominazione normanna ( N e a p e l 1 8 7 0 ) ' . — F ü r d i e staufische P e r i o d e sind die o b e n S. 482 ff. verz e i c h n e t e n Werke zu b e n u t z e n ; ausserdem seien 11. a. R o d e n b e r g , Innocenz IV. u. d. Königreich Sicilien ( H a l l e 1892) u n d das g r u n d l e g e n d e Werk v o n C a p a s s o , //ist. diplomatica regni Siciliae l2jo — 12Ö6 ( N e a p e l 1874) angeführt. D i e a n g i o v i n i s c h e Zeit b e t r e f f e n : S a i n t P r i e s t , Hist. de la conquete de Naples par Charles if Anjou (Paris 1 8 4 7 — 4 9 , 4 B d e . ) , S t e r n f e l d , Karl v. Anjou als Graf der Provence ( ü b e r die V o r b e r e i t u n g d e r E r o b e r u n g a m g r ü n d l i c h s t e n o r i e n t i e r e n d ; Berlin 1888), eine R e i h e f o r m l o s e r , a b e r auf fleissigen archivalischen S t u d i e n b e r u h e n d e r A r b e i t e n von M i n i e r i Riccio ( n a m e n t l i c h : Genealogia di Carlo I. cF Angib. Prima generazione, 1857. — Il regno di Carlo I. tf Angib, N e a p e l 1875 u - ' m A r c h . s t o r i c o i t a l i a n o 1 8 7 5 8 1 . — Itinerario di Carlo I. if Angi'o, 1872. — Della dominazione angioina nel reame di Sicilia u n d Nuovi studi riguardanti la dorn. ang. nel regno di Sicilia, 1876. — Memoria della guerra di Sicilia I2. 4 l ' m diese Zeit hat sich in Spanien neuerdings vor allen C o d e r a verdient g e m a c h t . der seit 1882 eine Bibliotheca arabico-hispana herausgiebt und für die l l i s t o r i a general der Geschichtsakademie die Geschichte des tnuselmannischen Spaniens bearbeiten w i r d . — Vgl. auch B o I i s - B o i g lies , linsavr> bio-hibliogräßco sobre los historia'lores v geögrafos artibigoespaiioles (Madrid I8y8>. 5 Vgl. ebenda IM. 1. 422 fT. über die E r o b e r u n g Spaniens durch die Araber. Über diese vgl. auch R a n k e . Weltgeschichte V. 1. 2119 fT.-. K o u r n e l , Les Berbers. Etüde sur la conque'te de V Afrique par les Arabes < Baris I87.M: S a a v e d r a , Estudio sobre la invasion de los Arabes en Espana (Madrid 1 8 9 2 1 . Wertlos ist, trotz der L o b e s e r h e b u n g e n , die ihm Saavedra zollt, K c r n a n d e z G u e r r a . Caida y rnina del imperio visigdtico espahol (Madrid l88;j), — Im allg. vgl. noch D i e r c k s , Die Araber im Mittelalter 12. Aufl., L e i p z i g 1882) ;

5O6

GRENZWISSENSCHAFTEN.



ZUR

GESCHICHTE

DER

ROMAN.

VÖLKER.

D i e c h r i s t l i c h e n R e i c h e bis zur V e r e i n i g u n g C a s t i l i e n s u n d Aragoniens. In der Historia general der Geschichtsakademie hat die älteste Epoche der christlichen Staaten, die sich im Norden der Halbinsel bildeten, noch keine Bearbeitung gefunden. Von dem Bande, in dem d e la R a d a y D e l g a d o liber La España cristiana durante cl periodo del fraccionamiento del imperio Muslímico desde Sancho el Mayor hasta Alfonso VI., d . h . über die Zeit von 970 1072, handeln will, ist erst ein Teil erschienen. Vollendet ist die Geschichte der Reyes cristianos desde Alonso VI. hasta Alfonso XI. en Castilla, Aragon, Navarra y Portugal, d. h. der Zeit von 1072 — 131 2, von M. C o l m e ir o, in der auch die Verfassungsentwickelung, freilich nicht sehr gründlich, dargestellt ist. Wertvoller als diese beiden mehr populär gehaltenen Abteilungen ist C a t a l i n a G a r c í a , Castilla y Leon durante los reinados de Pedro I , Enrique II., Juan I. y Enrique III., doch liegt davon erst ein Band, der die Geschichte Pedro's I. ("7 136g) behandelt, vor. Was die einzelnen christlichen Staaten betrifft, so wird insbesondere die älteste Geschichte derselben in den meisten neueren spanischen Monographieen noch nicht mit der vollen Schärfe der Kritik behandelt, die gegenüber dem bunten Sagengerank, mit welchem die Überlieferung die Gestalten der ersten christlichen Herrscher umgeben hat, erforderlich wäre. Dies gilt auch von den beiden Arbeiten, in denen neuerdings die Anfänge des Königreichs A s t u r i e n , die Geschichte des Königs Pelayo und seiner nächsten Nachfolger dargestellt ist: C a v e d a , Examen critico de la restauración de la monarquía visigoda en el siglo VIII. (in Memorias de la R. Acad. de la historia Bd. g) und M e n e n d e z V a l d é s Historia critico-ßlosoßca de la monarquía Asturiana Í2. Aufl., Madrid 1881 ). Über die Verfassungsverhältnisse dieses kleinen Reichs handeln F a b i é , El principado de Asturias (Madrid 1880) und M u ñ o z y R o m e r o , Del estado de las personas en los reinos de Asturias y Leon en los primeros siglos posteriores á la invasión de los Arabes (Madrid 1883). Über das Königreich L e o n giebt es eine ältere, für ihre Zeit recht verdienstliche Spezialarbeit von R i s c o , Historia de la ciudad y corte de Leon (Madrid 1792, 2 Bde.). Für die Geschichtc der B a s k i s c h e n P r o v i n z e n sei, abgesehen von den schon oben S. 472 verzeichneten Werken, auf L l ó r e n t e , Noticias históricas délas tres provincias Vascongadas (Madrid 1806 — 7, 4 Bde.) und auf die neueren Arbeiten von S o r a l u c e y Z u b i z a r r e t a , I[ist. general de Guipúzcoa (Vitoria 1870, 2 Bde.), V e l a s c o y F e r n á n d e z de la C u e s t a , Los Euskaros en Alava, Guipúzcoa y llzcaya (Barcelona 1880), F. d e S a g a r m i n a g a , Metn. históricas de Vizcaya (Bilbao 1880) und Ii I a d é , Les l'ascons espagnols depuis les dernières annies du ó. siècle Jusqu'à l'origine du royaume de Navarre lAgen 1891) hingewiesen. Über N a v a r r a ist gleichfalls die schon oben S. 471 bei Frankreich angeführte Litteratur zu vergleichen 1 ; eine allgemeine Übersicht über die ältere Geschichte und die Verfassung des Landes giebt D e s d e v i s e s du D e z e r t in der Einleitung zu seinem, einen F"ürsten '-' des 15. |hs. behandelnden Buch: Don Carlos d'Aragon, Prince de l'iane. Etude d e r s e l b e , Die arabische Kultur im mitte/alter/. Spanien (Hamburg 18871; S c h u c k . Poesie umi Kunst der Araber in Spanien und Sicilien 1 Berlin ] 8 6 ö . 2 Bde.i; |. und M. O l i v e r H u r t a d o , Granada y sus monumentos árabes [Malaga l 8 7 ö r . C o n t r e r a . s . Iistnd. descript. de los monumentos árabes de Granada, Sevilla y Cordona Aull.. Madrid 18851; H a i n e s . Christianity and Islam in Spain ó 1031 1 London 188M1: S t a n l e y I . a n e P o o l . The Moors in Spain (London 1889). 1 Die viel benutzten Anales del reino de Xararra von d e M o r e l (Pamplona 1677— 8 4 , n. Ausg. 17661 sind 1890 IT. in Tolosa neu herausgegeben. — Vgl. auch desselben Investigaciones histor. de las antigüedades del reino de Xararra (Pamplona 16651. 2 Über diesen vgl. auch; R u a n o P r i e r o , Don Juan Ii. de Aragon y el principe de Viana (Bilbao 1897).

DARSTELLUNGEN

DKR G E S C H I C H T E

SPANIENS.

507

sur rEspagne du norJ au siccle (Paris 1889); vgl. auch T r a g g i a , Discurso histórico sobre el origen y sucesión del reyno pirenaico hasta D. Sancho el Mayor (in Memorias de la R. acad. de la historia Bd. 4) und d e r s e l b e , Sobre el origen del condado de Ribagorza (ebenda Bd. 5); ferner G a r c i a A b a d i a , Historia y juicio critico de la conquista de Navarra (Pamplona 1877) und C o d i n a , Guerras de Navarra y Cataluña desde el aiio 1431 hasta el año 1472 (Barcelona 1851). Eine vortreffliche Arbeit, auf umfassendsten archivalischen Studien beruhend, ist endlich das freilich schon über die Zeitgrenzen unserer Periode hinausgreifende Werk von B o i s s o n n a d e , //ist. de la réunion de la Navarre h la Castille 14JQ—1321 (Paris 1893). Für die ältere Geschichte der Mark B a r c e l o n a , oder des Reiches C a t a l o n i e n , ist die oben S. 464 f. verzeichnete Litteratur zur karolingischen Geschichte heranzuziehen; hier seien noch die grossen Werke von B o f a r u l l y B r o c a , Historia critica de Cataluña (Barcelona 1 S 7 6 — 7 8 , 9 Bde.) und von B a l a g u e r , //ist. de la Cataluña (2. Aufl., Madrid 1 8 8 5 — 8 9 , r i Bde.) sowie die Monographie von D e n k , Die Grafen von Barcelona von Wilfrid I. bis Ramón Berenguer IV. (München 1888) genannt 2 . Zur Verfassungsgeschichte des Landes vgl. C o r o l e u é I n g l a d a und P e l l a y F o r g a s , Las cortes Catalanas (Barcelona 1876); C o r o l e 11, Los fueros de Cataluña (das. 1878). — Über die Geschichte des Königreichs V a l e n c i a handeln E s c o l a n o , Décadas de la historia de la ciudad V reino de Valencia (neue Ausgabe mit Fortsetzung von P e r a l e s , Valencia 1878 — 80, 3 Bde.) und B o i x , //istoria de Valencia (Valencia 1845 — 47, 3 B d e . ) 3 ; für diejenige des Königreichs M a l l o r c a nennen wir das ältere Werk von d ' H e r m i l l y , //ist. du royaume de Majorque (Mastricht 1 7 7 7 ) und das neuere sehr eingehende von L e c o y de la M a r c h e , Les relationspolitiques de la France avec le royaume de Mayorque (Paris 1892, 2 Bde.) 4 . Die sehr dunkelen und von der älteren spanischen Geschichtschreibung durch die Erfindung eines angeblichen Königreiches Sobrarbe entstellten Anfange des Reiches von A r a g o n 5 sind neuerdings mit scharfer und eindringender Kritik erhellt worden; vgl. X i m e n e z d e E m b u n , Ensayo hist. acerca de las origines de Aragon y Navarra (Saragossa 1878), M a r t í n e z y H e r r e r o , Sobrarbe y Aragon (neue Ausg. Saragossa 1889, 2 Bde.). Die Eroberung Saragossas durch Alfons I. hat D o m i n g o y G i n e s , Esttulio critico sobre la conquista de Zaragoza por Alfonso I. (Saragossa i888) p , die Regierung seines Nachfolgers Ramiro II. hat T r a g g i a , IIlustración del reinado de D. Ramiro II. de Aragon (in Memorias de la R. acad. de la historia Bd. 3) behandelt. Besonders häufig ist dann noch die Geschichte Jakobs I. des Eroberers ( 1 2 1 3 1

V g l . a u c h d i e im A t h e n ä u m zu B a r c e l o n a g e h a l t e n e n V o r l e s u n g e n : Estado de la española y especialmente catalana en el siglo /-i" ( B a r c e l o n a 1893)- V g l . a u c h B a u d o n «le M o n y . ohen S. 4 72. — Ober die V e r f a s s u n g s g e s c h i c h t e d e r S t a d t B a r c e l o n a im M i t t e l a l t e r h a n d e l t K b e r t , Quellenforschungen aus der Gesch. Spaniens ( C a s s e l 1 8 7 9 ) ; vgl. a u c h d a s u m f a s s e n d e a l t e r e W e r k v o n C a p m a n y v d e M o n t p a l a u . Memorias históricas sobre In marina, comercio y artes de la ciudad de Barcelona I M a d r i d 1 7 7 9 — 9 2 . 4 B d e . ) . — l ' b e r G e r o n a s. F i t a y C o l o n i e , El Gerundetise ( M a d r i d 188o) u n d B o t e t y S i s ó , Condado de Gerona, /.os condes beneficiarios ( G e r o n a 189O). 3 Vgl. auch über die Verfassung von Valencia die E i n l e i t u n g zu der z w e i t e n A b h a n d l u n g d e r in der v o r i g e n N o t e e r w ä h n t e n U n t e r s u c h u n g e n v o n E b e r t . * Ober d i e a r a b i s c h e E p o c h e der B a l e a r e n v g l . C a m p a n e r , Reseña histórico-crítica de la dominación de los Arabes v de los Moros en las islas Baleares ( — 1 2 8 6 , M a d r i d 1 8 8 8 ) . 5 V e r a l t e t ist S c h m i d t , Gesch. Aragoniens im Mittelalter (Leipzig 1828); populär g e h a l t e n M a r t í n e z d e V e l a s c o , La corona de Aragon S50 — 1350 ( M a d r i d 1882). Noch i m m e r u n e n t b e h r l i c h s i n d d a g e g e n d i e Anales de la corona de Aragon d e s Z u r i t a ( z u e r s t S a r a g o s s a i r / > 2 — 7 9 , 6 Bde., s e i t d e m w i e d e r h o l t g e d r u c k t ) . * ( ' h e r die Geschichte von Saragossa vgl. im übrigen l o m e o y B e n e d i c t o , Zaragoza, su historia, descripción, glorias y tradiciones ( S a r a g o s s a l 8 ö 9 ) ; G a s c ó n d e G o t o r . Zaragoza artística, jTtonumental v histórica i d a s . 1 8 9 1 — 9 2 , 2 B d e . ) , cultura

508

GRENZWISSENSCHAFTEN.

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ZUR

GESCHICHTE

DER

ROMAN.

VÖLKER.

— 1 2 7 6 ) ' zum Gegenstand monographischer Darstellung gemacht worden; vgl. B o f a r u l l y B r o c a , Jaime /. el Conquistador 1 Tarragona 1856); T o u r t o u l o n , Jtiimt /. le Conquérant roi J Aragon (Montpellier 1863 — 67, 2 Bde.); B e a z l e y , James 1. 0/ Aragon (Oxford 18901; S w i f t , The life and times of James J. the Conqreeror (Oxford 1894); R ö h r i c h t , Der Kreuzzug Jakobs J. von Aragonien (in Mittheil, des Instituts fiir Österreich. Geschichtsforschung Bd. I i ) 2 . — Das Hauptwerk über die Verfassungsgeschichte von Aragon ist de L a F u e n t e , Estudios críticos sobre la historia y el derecho de Aragon (Madrid 1884 86, 3 B d e . ) , vgl. ausserdem de L a F u e n t e , Constitución politica de Aragon en el año /joo (aus seinem Nachlass herausg. in den Memorias de la A c a d . de las ciencias morales Bd. 7 ) ; M a c a n a z , Kegalias de los señores reyes de Aragon (Madrid 1 8 7 8 ) ; D a n v i l a y C o l l a d o , Las libertades de Aragon (Madrid 1 8 8 1 ) . V o n den älteren Arbeiten auf diesem G e b i e t e erwähnen wir nur die vielbenutzte von B l a n c a s , Coronaciones de los reyes de Aragon (Saragossa 1 6 4 1 ) . Mit den Anfängen des Reiches von C a s t i l i e n ' 1 beschäftigt sich die Abhandlung von M o n t e j o , Disertación sobre el principio de la independencia de Castilla (in Memorias de la R . acad. de la historia Bd. 3 ) 4 , ohne die schwierigen Fragen, die sich aufwerfen lassen, befriedigend zu lösen. Die Geschichte der castilianischen Herrscher von Fernando I. d. Gr. ( j 1 0 6 5 ) bis auf Alfonso VII. den Kaiser ( j 1 1 5 7 ) ist im Anfang des 1 7 . Jahrhunderts von P. S a n d o v a l in fünf Biographieen behandelt w o r d e n , die 1 6 3 4 in Pamplona zusammen gedruckt worden sind 4 ; an seine Arbeit schliessen sich an die Biographieen der drei folgenden Herrscher Sancho III. el Deseado, A l o n s o VIII. el N o b l e und Enrique I. ( 1 157 — 1 2 1 7 ) von N u ñ e z d e C a s t r o (Madrid 1 6 6 5 ) . Von A l o n s o VIII. giebt es dann noch eine neuere, fiir ihre Zeit vortreffliche Biographie des Marques de M o n d e j a r , Memorias históricas de la vida y acciones del rey D. Alonso el Noble octavo del nombre (mit Anmerkungen von C e r d á y R i c o , Madrid 1 7 8 3 — 8 4 , 2 B d e . ) ; die Geschichte seines Nachfolgers Ferdinands III. behandeln die von R o d r í g u e z herausgegebenen Mem. para la vida del santo rey D. Fernando (Madrid 1800). Dessen Sohne, A l f o n s X . dem Weisen ( 1 2 5 2 — 8 4 ) , der wiederum in dem Marquis von M o n d e j a r seinen Biographen gefunden hat (Memorias históricas del rey D. Alonso el Sabio, Madrid 1 7 7 7 ) , haben wegen seiner Wahl zum römischen K ö n i g e auch deutsche Forscher ihr Augenmerk zugewandt, vgl. B u s s o n , Die Doppelwahl des Jahres u. das römische Königtum Alfons' X. von Castilien (Münster 1866)"'. Über Ferdinand IV. ( 1 2 9 5 I 3 T 2 ) ' ; unterrichtet eingehend d e B e n a v i d c s , Memorias de D. Fernando IV. de Castilla (Madrid 1860, 2 B d e . ) ; die Crónica Alfons' XI. ( 1 3 1 2 — 1 3 5 0 ) hat C e r d a y R i c o mit vielen Erläuterungen versehen (Madrid 1 7 8 7 ) . Das besondere Interesse der Geschichtschreiber hat von j e h e r Pedro I. der Grausame ( 1 3 5 0 — 1 3 6 9 ) e r w e c k t ; auf die älteren Biographieen von X u ñ e z d e C u n h a (Lissabon ' l ' b e i ' .seine a n g e b l i c h e A u t o b i o g r a p h i e vgl. o b e n II' 1 , U S ff. N e u e e n g l i s c h e Ü b e r s e t z u n g v o n J . F ö r s t e r mit A n m e r k u n g e n v o n ( ¡ a y a n g o s ( L o n d o n 1883. 2 B d e . ) . 2 F i i r d i e a r a g o n i s c h e G e s c h i c h t e des l - l . J h s . ist w i c h t i g H e r q u e t , fuan Femandcz dd Hertdia Grossmeister des Johanniterordrns 1 Mühlhausen 1877). 3 P o p u l ä r g e h a l t e n s i n d d i e B u c h e r v o n M a r t i n e / , d e Y e l a s c o , Guadaletc y Cmiadonga 600 — 000 ( M a d r i d 1874) u n d le ti v CastiUa Sjo — / f f o I d a s . 1 8 8 0 ) . 4 Neudruck in C a n o de M u r a l e s v O c a m p o , Cronica de Espana XI. XII Madrid I ~,')2. J D a z u u. a S c l i e f t e r - B o i c h 01 s t , Zur Gesch. Alfons X. von Castilien lin M i t t h e i l . des I n s t i t u t s f. >terr. G e s c h i c h t s f o r s c h u n g I X . 2 2 6 H.): K e m p f , Gesch. des deutschen Reichs während des grossen Interregnums i W ü r z b u r g 18431: B ö h m e r - F i c k e r . Regesta imperii V . 2, 1 0 2 4 ff. ß V o n S a n c h o I V . (1284—ij.")l k e n n e ich k e i n e n e u e r e B i o g r a p h i e .

DARSTELLUNGEN

DER

GESCHICHTE SPANIENS.

509

1666) und D i l l o n (London 1788, 2 Bde.) sind neuerdings diejenigen von Prosper M é r i m é e , Hist. de Don Pedre /. roi de Castille (Paris 1 8 4 8 , neue Ausg. 1 8 6 5 ) , F e r r e r de] R i o , Examen htstórico-crltico del reinado de Don Pedro de Castilla (Madrid 1 8 5 1 ) , F e r n á n d e z G u e r r a , El rey D. Pedro de Castilla (Madrid 1868) und G u i c h o t , D. Pedro Primero de Castilla, ensayo de vindicación crítico-histórica de su reinado (Sevilla 1878) g e f o l g t 1 ; für die Beurteilung des Königs kommt alles auf die Wertung der Chronik des A y a l a 2 an, und in dieser Beziehung weichen die Neueren stark von einander ab ; während Ferrer el Rio sich eng an die Auffassung Ayala's anschliesst, wird diese von Guichot streng und scharf kritisiert. Für das nächste Jahrhundert der castilianischen Geschichte sind besonders wichtige neuere Spezialarbeiten kaum vorhanden :t , und erst mit dem Zeitalter der 'katholischen Könige' Ferdinand und Isabella beschäftigt sich wieder eine umfangreiche Litteratur, die wir nicht mehr verfolgen 4 . SPANIEN.

VERFASSUNGS-

UND

KULTURGESCHICHTE.

22. Aus der Litteratur über die Verfassungsgeschichte von Castilien (und L e o n ) , mit der wir diejenige für Spanien im allgemeinen verbinden, verzeichnen wir nur die Hauptwerke. Eine zusammenfassende Übersicht giebt C o l m e i r o , De la constitucion y del gobierno de los reinos de Leon y Castilla (Madrid und Santiago 1855, 2 Bde.); sehr lesenswert ist die umfangreiche Kinleitung zum 1. Bande von D a n v i l a y C o l l a d o , Elpoder civil en Espami (Madrid 1885), die sich mit der Verfassungsgeschichte des Mittelalters beschäftigt, während die ausführliche Darstellung in dem bedeutenden Werk erst mit den katholischen Königen beginnt. Für die Geschichte der Ständeversammlungen ist die 1883 und 1884 in 2 Bänden erschienene Einleitung M. C o l m e i r o ' s zu der von der Geschichtsakademie herausgegebenen Sammlung der Reichstagsabschiede (Cortes de los antiguos reinos de Leon y de Ca1

V g l . a u s s e r d e m S c h i r r 111 a c i i e r B d . V und C a t a l i n a G a r c i a s. o h e n S 411. S. o h e n I I b . 421. 435. F ü r die ganze E p o c h e , die w i r behandelt h a b e n , verdient Beachtung Florez, Memorias de las reynas católicas ¡le Castilla 13. Aufl., M a d r i d 179 Cosíanla ((ìeronn 188'J ). F i n k e. Zur spanischen Kirchengesch. 1414—18 [ in Köm. Ouartalschrift Hd. 81. F r o m m e . Die spanische A'at'um und das Konstanzer Konzit (Münster 18 161. • Vgl. auch v. K o c h a u . Die Moriskos in Spanien (Leipzig 185 t i ; F e r n a n d e z y G o n z a l e z . Estado social y politico de los Mudejares de Castilla (Madrid 1866); J a n e r , Condicio» social de los Moriscos en Espa7ia (Madrid 1857). Uber die Inquisition s. oben S. 47g N. 2. " Vgl. auch R i s c o , Fundación de la orden de Santiago (in España sagrada Bd. 35, 236 fl.|. I , i p p e r t Des /Ritterordens von Santiago Thiitigkeit f . d. heilige Land (in Mittheil, des Instituts f. nsterr. Geschichtsl. Bd. 101. 8 Vgl. auch F er min L a c a c i y D i a / . , Estudio histor. sobre la marina de los pueblos que se establecieron en Espana hasta el siglo ¡2. (Madrid 1876), l ' c r e z R e o y o . El primer almirante de Castilla (l.ugo 18681.

DARSTELLUNGEN DER GESCHICHTE

PORTUGALS.

5 "

Uber die Geschichtc der Juden auf der iberischen Halbinsel besitzen wir zwei eingehende neuere Darstellungen: K a y s e r l i n g , Gesch. der Juden in Spanien und Portugal (Berlin 1 8 6 1 - 67, 2 Bde.) und A m a d o r de l o s R i o 5, Historia social, politica y religiosa de los ludios de España y Portugal (Madrid 1 8 7 5 - 7 6 , 3 B d e . ) 1 . PORTUGAL.

2 3 . Unter den Gesamtdarstellungen der portugiesischen Gcschichte sind nach den oben IIb, 3 5 3 Anm. 3 erwähnten Fortsetzungen der Monarchia Lusitana von A n t o n i o und F r a n c i s c o B r a n d ä o , R a p h a e l d e J e s u s und M a n o e l "dos S a n c t o s , sowie der früher geschätzten Hist. générale de Portugal von de la C l è d e (Paris 1 7 3 5 , 2 Bde.) und der Historia genealogica da casa real Portuguesa desde sua origem até o presente von G a e t a n o de S o u s a (Lissabon 1 7 3 5 — 4 8 , 12 Bde., dazu 6 Bde. Provas, das. 1 7 3 9 — 4 8 ) aus neuerer Zeit vor allem die vortreffliche Geschichte von Portugal von H. S c h ä f e r (Hamburg und Gotha 1 8 3 6 - 54, 5 Bde.) und die vielleicht noch rühmenswertere, durch umfassendes Quellenstudium, gründliche Kritik lind geschmackvolle Darstellung ausgezeichnete Historia de Portugal desde o come(o da monarchia até o firn do reinado de Affanso III. von A l e x a n d r e H e r c u l a n o (Lissabon 1 8 4 6 - 6 3 , 4 Bde., 4. Aufl. 1868 ff.) hervorzuheben, die bis zum J . 1 2 7 9 reicht. Unentbehrlich sind daneben noch die Dissertaçôes chron. e crit. sobre a hist. e jurisprudencia eccles. e civil de Portugal (Lissabon 1 8 1 0 — 3 6 , 5 Bde. in 7 Teilen) von R i b e i r o und das Quadro elementar das relacöes políticas e diplomáticas de Portugal com as diversas potencias do mundo des V i s c o n d e de S a n t a r e m (Paris 1842 — 1 8 5 4 , 1 5 B d e . ) ; dazu ist über die Beziehungen Portugals zu Frankreich noch Fr. M i c h e l , Les Portugais en France et les Français en Portugal (Paris 1 8 8 2 ) zu vergleichen. Grössere Abschnitte der mittelalterlichen Geschichte Portugals behandelt Mac Mur d o , The history of Portugal from the commencement of the monarchy to the reign of Alfonso III. und The history of Portugal from the reign of Diniz to the reign of Alfonso F. (London 1 8 8 8 — 8 9 , 3 Bde.). Im übrigen ist die Speziailitteratur zur portugiesischen Geschichte des Mittelalters auf deutschen Bibliotheken so unzugänglich, dass mir das wenigste davon bekannt geworden ist. Auf eine Aufzählung blosser Titel aber verzichte ich um so eher, als wenigstens über die litterarischcn Erscheinungen der letzten Jahre die Bibliographie der Zeitschrift fur romanische Philologie ausreichenden Aufschluss giebt. Über die mittelalterliche Verfassungsgeschichte Portugals orientiert im allgemeinen: Da G a m a B a r r o s , Historia da administraçào publica em Portugal nos seculos 12. a /f. (Lissabon 1 8 8 5 ) . Unbekannt geblieben ist mir der Ensaio sobre a historia Jo governo e da legislaçao de Portugal von C o e l h o da R o c h a , der gelobt wird. CHUKRÁTIEN.

24. Die neueren Hauptwerke über die Geschichtc Graubiindens im Mittelalter — des einzigen Landes rätoromanischer Zunge, das sich einer selbständigen Geschichte rühmen kann - sind: v. M o o r , Gesch. von Currätien und der Republik gemeiner drei Bünde (Clnir 1 8 7 0 — 7 4 , 3 Bde.); 1

Vgl. die Bibliographie von M. K e y s e r l i n g , Biblioteca

(Strasburg 18)|. 2

Española-Por/ugueza-Judaica

Ganz unzuverlässig und nur mit äusserster Vorsicht zu benutzen sind die Welke von Mnnoel F a i ia S o u s a : Epitome de lis historias p.'rluguezas (1628 u. öfter) und Europa portuguesa (iftTK—8(1. Bde.).

5I2

GRENZWISSENSCHAFTEN.

---

ZUR

GESCHICHTE

DER KOMAN.

VÖLKER.

P l a t t n e r , Die Entstehung des Freistaats der drei Bünde und sein Verhältnis zur alten Eidgenossensehaft ( D a v o s 1 8 9 5 ) ; v. P l a n t a , Das alte Katien, staatlich und kulturgeschichtlich (Berlin 1 8 7 2 ) ; d e r s e l b e , Die curràtischen Herrschaften in der Feudalzeit (Bern 1 8 8 1 ) . ANHANG.

25. W i c h t i g s t e H i l l s m i t t e l f ü r d i e h i s t o r i s c h e Geographie. 1. A l l g e m e i n . L e l e w e l , Geographie du moyen âge (Brüssel 1852, 4 B d e . ) . — J u n g , Die romanischen Landschaften des römischen Reichs (Innsbruck 1 8 8 1 ) . v. S p r u n e r - M e n k e , Handatlas für die Geschichte des Mittelalters und der neueren Zeit ( G o t h a 1 8 7 1 — 1 8 8 0 ) . 2. F r a n k r e i c h . D u s s i e u x , Géographie historique de la France (Paris 1843). D e l a M a r t i n i è r e , Dictionnaire géographique, historique et critique ( H a a g 1 7 2 5 , 10 B d e . ) . E x p i l l y , Dictionnaire géogr., hist. et pol. des Gaules et de la France (Pari? 1 7 6 2 — 1 7 7 0 , 6 B d e . ) . — J o a n n e , Petit dictionnaire géographique de la France (Paris 1 8 7 2 ) . — V a n d e n B e r g h , Handboek der middelnederlandschen Geographie (2. Aufl., Haag 1 8 7 2 ) . — J o u r d a i n , Dictionnaire de géographie historique du royaume de Belgique (Brüssel 1868 — 69, 2 B d e . ) . — Dazu die Dictionnaires topographiqiics der einzelnen Departements, die seit den sechziger Jahren für einen grossen T e i l Frankreichs erschienen sind D e l o c h e , Etude sur la géographie historique de la Gaule et spécialement sur les divisions territoriales du Limousin (in M (im. de l'acad. des inscriptions 2. sér. IV, 2 ; auch sep. Paris 1 8 6 1 ) - . D e s j a r d i n s , Géographie historique et administrative de la Gaule romaine (Paris 1876 93, 5 Bde.). — J a c o b s , Géographie de Grégoire de Tours, de Frédégaire et de leurs continuateurs (Paris 1 8 6 1 ) , d e r s . , Géographie des diplômes mérovingiens (Paris 1 8 6 2 ) . — L o n g n o n , Géographie de la Gaule au ù. siècle (Paris 1 8 7 8 ) . — L o n g n o n , Etudes sur les pagi de la Gaule (Bibl. de l'école des hautes études fase. 2. 1 1 , Paris 1 8 6 9 — 7 2 , 2 B d e . ) . — P i o t , Z « pagi de la Belgique (Mém. couronn. de l ' A c a d é m i e de la Belg. Bd. 39, Brüssel 1 8 7 6 ) . — V a n d e r k i n d e r e n , /¡ist. de la formation territoriale des principautés Belges au moyen âge (Introduction, in Bulletins de la C o m m . royale d'hist. de Belgique 5. Ser. Bd. 8 ) . — D e s n o y e r s , Topographie ecclésiastique de la France pendant le moyen âge et dans les temps modernes (im Annuaire de la soc. de l'hist. de France Bd. 17. 23). — D e R i d d e r , Notice sur la géographie ecclésiastique de la Belgique avant férection des nouvaux évèchés (in Analectes pour servir à l'hist. ecclés. de la Belg. Bd. 1 - 3 ) . — L o n g n o n , Les limites de la France a l'époque de Jeanne d ' A r c (in Revue des Quest. historiques Bd. 18). L o n g n o n , Atlas historique de la France depuis Jules César jusqu'à nos (Paris 1884 ff.). 3. I t a l i e n . ( B e r e t t a ) , Disserta/io chorographica de Italia médit aevi 'in Muratori, Scriptores rer. it. Bd. 10;. — M u r a t o r i , De regno Italiae eiusque finibus (in dessen Antiquitates Ital. I, 52 ff. j. — R o l a n d o , Geografia politica e corografica dell' //alia imperiale nei secoli Q. e 10. (in Archivio stor. ital. Scr. 4, Bd. 5). A m a t i , Dizionario corografico dell' /¡alia (Mailand o. J., 8 Bde.). — C a s a l i s , Dizionario geografico, storico, statistico, commerciale degli stati di jours

1

F ü r Belgien

noch:

du Ilainaut (Möns 1 S t 1

Hernier.

Dictionnaire

g éographique, historique et

archéologique

'-' V g l . auch M al> i l l e . Xotice sur les divisions territoriales et la topographie -?> (Paris 1899). — W i t t i c h , Die Entstehung des Hersogthums Lothringen (Göttingen 1862). — W e n n i n g , Cher die /Bestrebungen der frz. Könige des in. Jhs. Lothringen fiir Frankreich zu gnvinnen (Hanauer Programm 1884). — W i t t e , Lothringen in der 2. Hälfte des m. Jhs. (Göttingen 1869). — P a r i s o t , De prima tlomo quae superioris Lotharingiae ducatum tenuit QjQ — mjl (Paris 18981. — G u m l i c h , Die Beziehungen der Herzoge von Lothringen zum deutschen Reich im l j . Jh. 1 Halle 1898). — Aus der Littcratur über M e t z , das nach den Ergebnissen der neueren Forschung jederzeit zum romanischen Sprachgebiet gehört hat, ist das wichtigste : [ T a b o u i l l o t ] , Hist. de Metz par des rdigieux Bénédictins (Metz 1 7 0 9 — 90. 6 Bde.) — K l i p p f e i , Metz cité épiscofiale et impériale (Brüssel 1867). — S a u e r l a n d , Die Immunität von Metz (Metz 1 8 7 7 ) . — D o c r i n g , ßtitr. zur ältesten Gesch. des Bisthums Metz (Innsbruck 1886). — P r o s t , Etudes sur rhist. de Metz (2. Aufl., Nogent-le Rotrou 1897). - K J i p p f e l , Les parafes Messins (Paris 11. Metz 1 8 6 3 ) . — P r o s t , Le patriciat dans la cité de Metz (Paris 1 8 7 3 ) . — d e r s e l b e , Les institutions judiciaires dans la cité de Metz (Paris 1893). — K e u f f e r , Die Stadt-Metzer Kanzleien lin Romanische Forschungen Bd. 8). — M e u r i s s e , Hist. des éresques de l'église de Metz (Metz 1634). — Dazu zahlreiche wertvolle Aufsätze, in den Jahrbüchern der Gesellschaft f . lothr. Gesch. und Alterthumskunde (Metz 1888 ff.j. S. 4 7 5 . Für die Geschichte der f r a n z ö s i s c h e n S c h w e i z seien angeführt: S p o n , Hist. de Gen'eve (Genf 1 7 3 0 , 2 Bde.); T h o u r e l , Hist. de Genève (Genf 1 8 3 2 3 3 , 3 Bde.); P i c t e t de S e r g y , Gen'eve, origine et développement de cette république 'Genf 1 8 4 5 — 4 7 , 2 Bde.i; G a l i f f e , Geneve historique et archéologique (Genf 18G9;; B l a v i g n a c , Etudes sur Gen'eve depuis fantiquité jusqu'à nos jours (Genf 187 2 74, 2 Bde.); B o r H , Les foires de Genève au 15. siècle (Genf 1892). — D e C h a m b r i e r , Hist. de Neuchàtel et l'a lang m jusqu'il F avènement de la maison de Prusse (.Neuchàtel 1 8 4 0 ) ; B o y v e , Annales historiques du comté de Neuchàtel et lälangin (Bern und Neuchàtel 1 8 5 4 — 59, 5 Bde.); Q u a r t i e r - l a - T e n t e , Le canton de Neuchàtel (Neuchàtel 1896 fi.). — Q u i q u e r e t , fille et château de l'on entruv (Dolsberg 1870). — V c r d e i l , Hist. du canton de Vaud (Lausanne 1849 — 50, 2 Bde.); B l a n c h o t , L.ausannc des les temps anciens 1 Lausanne 1863); D e S c h m i t t , Mém. hist. sur le diocèse de Lausanne (Freiburg 1 8 5 8 59, 2 Bde.i. — B o c c a r d , Hist. du l'allais (Genf 1 8 4 4 ) ; F u r r e r , Gesch. des Wallis (Sitten 1 8 5 0 ) ; R a m e a u , L.e l'allais historique (Sitten 1 8 8 0 ; ; G a y , Hist. du l'allais (Genf 1888, 2 Bde.); H o p p e l e r . Beitr. zur Gesch. des Wallis im Mitt laller (Zürich 1 8 9 7 ) . Dazu zahlreiche Aufsätze in Zeitschriften namentlich den Mémoires et documents publ. par la soc. d'hist. et d'archéologie de Genè- Mittelalters Studien an Ort und Stelle, Autopsie, der Denkmäler unbedingt erfordern. Wo die Malereien nicht ausreichen, liefern die Skulpturen oft eine grössere Ausbeute. Für die Kostümgeschichte Frankreichs sind z. B. die Statuen des Domes zu Chartres von höchster Bedeutung. Dann bieten die Grabdenkmäler vielfache Belehrung, nur muss auch bei ihnen immer erst untersucht werden, wann sie entstanden (sie sind oft erst lange nach dem T o d e des Bestatteten gefertigt) und wie viel an ihnen alt und echt, wie viel neu und ergänzt ist. Zuverlässige Abbildungen liefern dann die Siegel, da deren Entstehungszeit — es handelt sich ja meist um Personensiegel — sich mit voller Sicherheit ermitteln lässt; es kommt nur darauf an ein solches Wachssiegel, das oft arg verschliffen oder beschädigt ist, recht zu verstehen und sein Bild zu deuten. Es sollte hier nur auf die hauptsächlichsten monumentalen Quellen fiir kulturgeschichtliche Forschungen hingewiesen werd e n : einem Jeden werden sich beim Arbeiten selbst noch andere Hilfsmittel leicht eröffnen. 5. Die schriftlichen Quellen, welche uns bei Bearbeitung der Kulturgeschichte zur Verfugung stehen, sind zweierlei Art: poetische und historische Überlieferungen. Was die ersteren anbelangt, so werden sie die ausgiebigsten und wertvollsten Angaben uns liefern, da die Dichter, besonders die epischen, sich eher in breiten Schilderungen ergehen, als dies die Geschichtsschreiber zu thun pflegen. Da aber auch die epischen Dichter alle Stoffe, gleichviel welcher Zeit dieselben angehören, immer so behandeln, als ob sich in ihrer Zeit die Ereignisse vollzögen, da sie z. 15. die Helden des Trojanischen Krieges ganz so handeln, sprechen, sich geberden lassen , sie genau so gekleidet schildern, als ob es Ritter aus dem Kreise ihrer Zeitgenossen wären, so haben alle ihre Angaben für die Kulturgeschichte der Epoche, in der die Dichtung veifasst wurde, den höchsten Wert. Sie übertreiben o f t ; aber ein Kern von Wahrheit steckt immer in ihren Schilderungen. Ihr Publikum jedoch bedarf, da sich alles ja scheinbar in der Gegenwart entwickelt, ausführlicher Schilderungen nicht, es genügt für dasselbe eine kurze Andeutung, um es sofort zu orientieren. So sind es meist nur solche scheinbar ganz.

DIE

DENKMÄLER

UND DIE

SCHRIFTQUELLEN.

521

unbeabsichtigte Bemerkungen, die wir aus dem einzelnen Dichtwerk für unsre Zwecke gewinnen können; erst wenn man a l l e s was an poetischen Leistungen einer Epoche überliefert ist, in derselben Richtung hin durchforscht und die Resultate zusammenstellt, wird man zu einem einigermassen befriedigenden Ergebnis gelangen. J e reichcr daher die poetische, speziell epische Litteratur eines Zeitraumes ist, desto mehr werden wir über die kulturgeschichtlichen Verhältnisse desselben erfahren, aber jedes neu untersuchte oder der Öffentlichkeit iibergebene Werk wird imstande sein die gewonnenen Resultate zu bereichern oder zu modifizieren. Die Nachrichten, die wir diesen Untersuchungen verdanken, sind nun einzeln einer Kritik zu unterwerfen. Der Dichter, der uns den Hofstaat des Königs Artus, Karls des Grossen oder irgend eines sarazenischen Sultans schildert, wird alle Pracht, von der er nur jemals gehört, uns vorführen: so luxuriös ist es für gewöhnlich nicht, vielleicht nur an hohen Festtagen bei den Fürsten zu des Dichters Zeit hergegangen. Er übertreibt die Liebeserfolge seines Helden, um dessen Unwiderstehlichkeit zu zeigen. Haben wir es mit einem Satiriker, mit einem Moralprediger zu thun, so wird es gut sein, nicht jede Verwünschung der argen Welt zu buchstäblich zu glauben, ebenso wie wieder der Dichter der Schwänke (Fabliaux) 11m die komische Wirkung zu steigern, vielfach übertreibt. Die hier skizzierte Kritik wird natürlich immer zu üben sein, um die Schilderung des Dichters der historischen Wahrheit näher zu bringen, wir haben jedoch noch ein anderes Mittel die Berichte der Dichter zu kontrollieren: wir müssen ihnen die Überlieferungen der historischen Schriftsteller gegenüberstellen. Die Geschichtsschreiber gehen auf Beschreibungen nur selten ein und liefern ein verhältnismässig gar geringfügiges Material für die Kulturgeschichte, doch wird man auch bei einer erschöpfenden Ausnützung a l l e r disponiblen Geschichtsquellen schon ein Resultat gewinnen. Man darf es sich nur nicht verdriessen lassen, wie gesagt, alle zugänglichen Materialien zu Rate zu ziehen. Es wird sich nun fragen, wie weit stimmen Dichter und Geschichtsschreiber überein, in was widersprechen sie sich. Dass auch der Parteistandpunkt des Schriftstellers Beachtung verdient, liegt auf der Hand; mancher derselben macht aus einer Handlung ein Verbrechen, die ein andrer als ganz gewöhnlich ohne jede weitere Bemerkung referiert. Es kommt uns da die grosse Menge historischer Berichte zugute, die zumal für die Zeit des späteren Mittelalters vorliegt, so dass wir ein und dasselbe Ereignis oft von den verschiedensten Seiten beleuchtet finden. Rechnungen, Inventarien, Urkunden aller Art können oft die erwünschtesten Aufschlüsse liefern. Viele solche Denkmäler sind in der Bibliothh/ue de rEcole des Charles publiziert. Eine sehr wichtige Quelle für die kulturgeschichtliche Forschung bieten dann die Rechtsbücher; es ist lehrreich 7.11 erfahren, wie die Justiz gewisse Vergehen und Verbrechen beurteilt, welche Rechtsverhältnisse besonders behandelt werden u. s. w. Die Etablissements de Saint Louis (Paris 1 7 2 3 in den Ordonnances des Rois de France), die verschiedenen Gewohnheitsrechte Frankreichs (die Coutumes) zumal die Coutumes de Paris ( 1 5 1 3 ) , für Italien die zahlreich herausgegebenen Stadtrechte, für Spanien die Leyes de las partidas, die Alfonso el Sabio sammeln liess , und die verschiedenen Fueros werden immer mit Nutzen zu Rate gezogen werden. Nun ist es aber auch wünschenswert zu erfahren, wie die Kirche sich den Sitten und Gewohnheiten einer Zeit gegenüber verhält. Deshalb sind die Predigten zu beachten, weniger die gelehrten, als die welche dem Volke seine Sündhaftigkeit vorhalten. Aus ihnen kann der Kulturhistoriker sehr viel lernen; andere erwünschte Auskunft wird er den Beicht- und Bussbüchern entnehmen, er muss nur nicht glauben, dass alle in denselben vorgesehenen

522

GRENZWISSENSCHAFTEN. —

Z L K G E S C H . D. ROM. V Ö L K E R .

KI

I.TUKGESCHICHTE.

Sünden alltägliche Erscheinungen waren. Interessant sind dann auch die Geschichten , die die Prediger ihren Zuhörern erzählen, und die als abschreckcnde oder anziehende Heispiele verwendet werden, z. B. die Anecdotes historiques des K t i e n n e de B o u r b o n (s. II i , 1901. Die Anweisungen zu guter Lebensart, zur Manierlichkeit bei Tische in poetischen und prosaischen Ckastionents, im Keggimento di Donna des F r a n c e s c o B a r b e r i n o , in dem Erziehungsbuche , das der Ritter de la T o u r L a n d r y seinen Töchtern widmete etc., dürfen nicht vernachlässigt werden. Will man zu einer leidlich zuverlässigen Darstellung der Kulturgeschichte gelangen, so niuss man eben aller Orten anklopfen; ob man überall etwas findet, das ist eine andere Sache. Wenn man dann die poetische und die historische Überlieferung einander gegenüberstellt, wird man leicht zu gesicherten Resultaten gelangen. Was aber die Beurteilung sittlicher Verhältnisse anbelangt, so muss man immer '•rwägen, dass bei dichterischen Schilderungen nicht das Alltägliche, sondern das wohl Mögliche aber doch Seltene Interesse erregt, und dass die Historiker nicht einzelne Fälle berichten würden, wären dieselben nicht eben ungewöhnlich gewesen. Aus ein paar frivolen Geschiclitcn der Dichter und ' inigen Skandalösen aus den Historikern kann man doch nicht ein Verdammungsurteil über eine ganze Zeitperiode schöpfen. 6. Für die Zeit bis in das zwölfte Jahrhundert sind wohl ausreichende geschichtliche Berichte, allein sehr wenig kulturhistorisch wichtige Urkunden ind noch weniger poetische Leistungen vorhanden, lateinische Gedichte noch • her als in den Volkssprachen abgefasste. F.s erklärt sich daher, dass die Behandlung der Kulturgeschichte jener ersten Hälfte des Mittelalters wenig Ausbeute verspricht. Etwas anderes ist es mit der Zeit des 1 2 . und 1 3 . Jahrhunderts. Die grosse Zahl der epischen Gedichte — lyrische bieten für diese Forschung sehr wenig, welche im 12. Jahrhundert und besonders in Frankreich entstehen und deren viele auch noch dem 13. Jahrhundert angehören, liefern, verbunden mit den schon oben geschilderten historischen Quellen, ein vorzügliches Material für die Kulturgeschichte jener an sich so überaus anziehenden Periode. Schon im vorigen Jahrhundert hat dieselbe deshalb Bearbeiter gefunden. L a C u r n e de S a i n t e P a l a y e veröffentlichte 1 7 5 g seine auch heute noch sehr beachtenswerten Mémoires sur F ancienne Chevalerie. In unserem Jahrhundert sind von grösseren Arbeiten zu nennen: V 1 " de V a u b l a n c ' s La France au temps des Croisades (Paris 1844), Antony M e r a y s Vie au temps des Trouva es (Paris 1 8 7 3 ; und Vie au temps des Cours d'amour 'Paris 1 8 7 6 ) , Raoul R o s i è r e s Histoire de la société Jran Les magasins de nouveautés und Variétés chirurgicales (1894), Les magasins de nouveautés und L'enfant, La naissance — Le hapteme ( 1895;. Les magasins de nouveautés und La vie de Paris sous Louis XIV • Tenue de maison et domesticité, 1898). Wenn diese Darstellungen auch in keiner Weise erschöpfend sind, die Abbildungen sehr viel zu wünschen übrig lassen, so bieten sie doch mancherlei Anregungen und können zum Ausgangspunkt gründlicherer Untersuchungen recht wohl dienen. In den anderen Ländern romanischer Zunge wird aber gerade dies Gebiet noch immer wenig beachtet, und doch böte dasselbe zumal dem Lokalforscher einen so überaus anziehenden Stoff. Mag die Stadt oder das Ländchen auch in der grossen politischen Geschichte eine untergeordnete Rolle gespielt haben, eine Darstellung des Privatlebens, seiner Entwickelung und seiner Umgestaltung, wird immer Interesse erregen. Es wird sich eine solche Arbeitsweise um so mehr empfehlen, als seit dem 1 6 . Jahrhundert eine grössere Verschiedenheit in den Sitten der einzelnen Landstriche oder Städte immer mehr hervortritt oder vielmehr festgestellt werden kann, so dass, was beispielsweise in der Hauptstadt gebräuchlich und gewöhnlich ist, auf eine kleine Provinzialstadt keineswegs mehr passt und Anwendung findet. 1 5 . Die W o h n r ä u m e werden zunächst Gegenstand der Untersuchung sein. Mehr und mehr verlieren die Schlösser, zunächst in den Städten, dann auch auf dem Lande den Charakter der Festung; die Fortifikationen fallen fort: der reine Palastbau entwickelt sich. Das alte von Karl V. herrührende Louvre wird abgetragen und ein Prachtbau im italienischen Stile unter Heinrich II. an seine Stelle gesetzt. Überall dringt die Kunst der italienischen Renaissance ein, die gotischen Formen verdrängend, aber auch schöne, lichte und behagliche Wohnräume schaffend. Dieser Palastbau wird im 1 7 . Jahrhundert noch weiter ausgebildet (Luxembourg, Versailles), bis sich ein festes Schema entwickelt, das für alle Schlossarchitekturen des 18. Jahrhunderts mehr und mehr Anwendung findet. Die innere Einrichtung geht mit der architektonischen Gestaltung Hand in Hand, nur kann bei ihr die Phantasie freier schaffen, da sie nicht durch die Vorbilder des klassischen Altertumes so bedrückend beeinflusst ist. Während aber der Fürst und die Grossen seines Reiches nach ihrer gesellschaftlichen Bedeutung in prächtig ausgestatteten Palästen wohnen, ist das Wohnhaus des reichen Bürgers, des Kaufmanns, des höheren Beamten viel schlichter eingerichtet, und der Kleinbürger muss sich natürlich mit noch bescheideneren Behausungen begnügen. Da wird von der l'racht der damals modernen Kunst wenig genug vorhanden sein. Aber elend ist das Haus des Bauern, so elend und bedauernswert wie seine soziale Lage. Alle diese Abstufungen werden genau zu studieren sein, und, Dank dem vielen vorhandenen Material, wird man auch da Klarheit erzielen können. Für die G e s c h i c h t e der T r a c h t sind die Untersuchungen in ähnlicher Weise anzustellen. Wie sich die Könige und ihre Höflinge kleideten, so konnte sich schon der mittlere und gar der niedere Adel nicht tragen, und was i!er noch erschwingen konnte, das d u r f t e der Bürger nicht für sich in AnGRÖBBR,

GRUNDM*;. ILC.

530

GRENZWISSENSCHAFTEN. — Z . G E S C H . D. KOM. V Ö L K E R .

KULTURGESCHICHTE.

spruch nehmen. Gerade hier sind die Unterschiede der Stände, wie bekannt, durch die zahllosen, detaillierten Kleider- und Luxusordnungen gesetzlich geregelt. Und diese Gesetze wird der Kulturhistoriker eifrigst zu studieren haben. Dabei darf er nicht vergessen, dass er die Tracht, die im 16. Jahrhundert zu einer bestimmten Zeit in Paris z. B. üblich war, nicht unbedingt auch in anderen Städten, in Bordeaux, in Marseille etc. voraussetzen kann, dass viele lokale Eigenheiten gerade auf diesem Gebiete lins entgegentreten und nur mit Vorsicht die an einer Stelle gemachten Erfahrungen auch auf andere Orte angewendet werden dürfen. In dieser Weise ist also das Leben der einzelnen Stände von der Wiege bis zum Grabe zu studieren. Nicht zu übersehen ist d a , was Ausländer, Reisende über Sitten und Gewohnheiten berichten, da sie, das Ungewöhnte schärfer betrachtend, manches erzählen, was die Eingebornen zu erwähnen lür überflüssig erachten. Auch werden die Einflüsse des Auslandes auf die Gestaltung der Lebensformen abzuschätzen sein, wie ja z. B. in der zweiten Hallte des vorigen Jahrhunderts England bedeutend auf Frankreich eingewirkt hat. Das M i l i t ä r w e s e n darzustellen hat man dieselben schon geschilderten Quellen in Anspruch zu nehmen. Es kommt da darauf an festzustellen, wann allmählich die Feudalarmee durch das stehende Heer ersetzt wird, wie die Truppen beschafft werden, durch Werbung oder durch Konskription, wie die taktischen Formationen derselben beschaffen sind. Die Verpflegung der Heere, die Versorgung der Invaliden , alles das wird Gegenstand der Untersuchung sein. Die Bewaffnung der Truppen, die immer leichtcre Formation der Cavallerie, die Entwickelung des Geschiitzwesens, die mannichfache Gestaltung der Fusstruppen ist dann zu betrachten. Endlich wird die Entwickelung der Waffen, z. B. die Vervollkommnung der Handfeuerwaffen, der Geschütze etc., die charakteristische Uniformirung zu besprechen sein. Die Festungsbauten, die neuen Methoden der Fortifikation der Italiener (Martini), der Niederländer (Coehorn), der Franzosen (Vauban) etc. werden auch nicht unberücksichtigt bleiben. Selbst die Formen der R e c h t s p f l e g e können den Kulturhistoriker interessieren; die Ehrenstrafen (Pranger, Brandmarkung), die Entwickelung des Gefängniswesens, die verschiedenen Arten der Leibes- und Lebensstrafen, die neuen Strafrechtstheorien (Beccaria u. a.j werden zu betrachten sein. Gedrucktes Material ist für die beiden letztgenannten Punkte in Fülle vorhanden; aus den handschriftlichen Quellen wird sich aber manches zur Vervollständigung beibringen lassen. 1 6 . Die Anschauung der so festgestellten Sittenformen kann vermittelt werden durch Originaldenkmäler oder durch Abbildungen. Was die ersteren anbelangt, so werden sich zur Erläuterung des Kapitels über die Wohnungen wohl noch viel Monumente herbeischaffen lassen. Paläste, Wohnhäuser sind wohl aller Orten noch in grosser Zahl vorhanden; es genügt aber nicht die Faqaden allein zu studieren, vielmehr ist die Anordnung der Innenräume von Interesse und Wichtigkeit. Für Frankreich bietet das vortreffliche Werk von A n d r o u e t du C e r c e a » , Les plus excellents bastiments de In France (Paris 1 5 7 6 , 1 5 7 9 ) eine Fundgrube für derartige Untersuchungen, da es nicht allein viele Monumente darstellt, die längst verschwunden sind, sondern uns auch Ansichten von den Gartenanlagen bietet, die selbst bei erhaltenen Schlössern seit langer Zeit nicht mehr vorhanden sind. Die Paläste von Florenz sind u. a. von G r a n d j e a n de M o n t i g n y , Architecture toscane (Paris 1 .S15), die von Rom durch G i o . B a t t . F a l d a ( 1 6 4 8 — 91), durch P e r c i e r und F o n t a i n e (Paris 17981 und P. L e t a r o u i l l y (Paris 1826), die Siciliens durch H i t t o r f (Paris 1826 — 35) u . s . w . dargestellt;

DENKMALER

DER

HAUKUNST.

TRACHTENRÜCHER

ETC.

531

spanische Schlösser bietet das schon genannte Prachtwcrk von V i l l a A mil. Spärlicher sind die Monumente der rein bürgerlichen Architektur; am schlechtesten sind wir aus leicht begreiflichen Gründen über die Bauernhäuser unterrichtet; dieselben werden wir zumeist aus nur ziemlich ungenügenden Abbildungen kennen lernen. Dagegen ist von dem Ameublement und was dazu gehört noch recht viel uns erhalten geblieben, was teils noch in Schlössern, teils in Museen und besonders Gewerbemuseen bewahrt wird. A s s e l i n e a u hat in seinem grossen Werke (Paris 1844) viele solche Stücke abgebildet. Über das Mobiliar des 1 6 . und 1 7 . Jahrhunderts hat B o n n a f é geschrieben, anderes ist in der Art pour tous oder (besonders italienische Werke) in den deutschen Zeitschriften für Kunstindustrie, in dem Formenschatz der Renaissance, herausgegeben von G e o r g H i r t h (München), publiziert. Betten, Stühle, Bänke, Tische und was von feiner Schreinerei sonst zur Einrichtung eines Schlosses gehörte, dazu Uhren, Gold- und Silbergeschirr, Prunkschiisseln aus Majolica, alles dies ist in reicher Fülle noch vorhanden. Etwas anderes ist es, wenn wir 11ns die äussere Erscheinung der Leute aus den verschiedenen Jahrhunderten vergegenwärtigen wollen. Gerade Kleider sind nur in sehr seltenen Fällen aufbewahrt worden. Es soll nicht gesagt werden, dass sie uns gänzlich fehlen, allein sie sind, zumal aus dem 1 6 . und 1 7 . Jahrhundert doch nur spärlich erhalten, würden allein nicht genügen, uns einq Vorstellung zu vermitteln. Da helfen 11ns nun einmal die Trachtenbücher, dann die Genredarstellungen etc. Von den T r a c h t e n b ü c h e r n verdient besonders hervorgehoben zu werden das Werk des C e s a r e V e c e l l i o / 1 5 3 0 — 1 6 0 6 ) und des deutschen Meisters J o s t A m m a n ( 1 5 3 9 — 9 1 ) , wie von N. X. W i l l e m i n , Choix des costumrs civiles et militaires etc. (Paris 1 3 0 2 ) und besonders Monuments fran(as inédits pour servir à Phistoire des arts depuis le VI' si'eele jusqu'au commencement du XVIIe (Paris 1839). Allein viele Einzelbilder, Holzschnitte und Kupferstiche bieten uns derartige Darstellungen; solche Blätter, deren Kunstwert meist gering ist, sind durchschnittlich selten aufzufinden, und es ist ein grosses Verdienst von G e o r g H i r t h , dass er in seinem Kulturgeschichtlichen Bilderbuch (München 1 8 8 1 — 9 0 , I — V I , 2. Aufl. 1 8 9 5 ff.) eine grosse Zahl solcher Blätter in zuverlässigen Nachbildungen veröffentlicht hat. Dann nützen allerdings auch die Untersuchungen der Portraits. Es kommt bei diesen durchaus nicht auf ihren Kunstwert an, wenn sie nur die Kleidung, den Schmuck, die Haltung der Personen gut charakterisieren. Allein wir haben ja auch vortreffliche Portraitmaler bei den Hauptvertretern der romanischen Nationen aufzuweisen, in Italien ununterbrochene Reihen von R a f f a e l und T i z i a n bis auf P o m p e o B a t t o n i , in Frankreich für das 16. Jahrhundert F r a n ç o i s C l o u e t , für das 1 7 . P h i l i p p e de C h a m p a g n e , C h a r l e s L e b r u n , P i e r r e M i g n a r d , im 18. H y a c i n t h e R i g a u d , F r a n ç o i s B o u c h e r und viele, viele andere; in Spanien genügt es auf V e l a s q u e z hinzuweisen und für das vorige Jahrhundert F ran c i s c o G o y a zu nennen. Zahlreicher sind in Kupfer gestochene Portraits uns erhalten, und wieder sind es vorzüglich französische Meister, die auf diesem Gebiete das Beste geleistet haben. Die Stiche von G é r a r d E d e l i n c k ( 1 6 4 0 — 1 7 0 7 ) , von F r a n ç o i s ).

536

GRENZWISSENSCHAFTEN.

— Z . G E S C H . D. ROMAN. V Ö L K E R .

KUNSTGESCHICHTE.

S c h m u c k ausgestattet, indessen sind es einzig und allein die Geschichtsschreiber, vor allem Gregor von Tours, die uns von diesen Denkmälern Nachricht g e b e n ; von den Gemälden sind zuweilen noch in Handschriften die v e r i f i z i e r t e n Tituli, die Unterschriften, überliefert; aber was in der T h a t von Architekturen aus der Merowingerzeit erhalten ist, das erscheint einmal geringf ü g i g e r , auch von einer barbarischen Rohheit in der Ausbildung der Hauglieder. Bei weitem das interessanteste Denkmal dieser Kunst ist die K i r c h e Saint-Jean zu Poitiers. Auch die spärlichen Handschriftenmalereien, die in Frankreich vor K a r l dem Grossen sich nachweisen lassen, sind nur durch ihre mit G e s c h m a c k entworfenen Initialen einigermassen interessant ; sobald aber der Illuminator sich an figurliche Darstellungen w a g t , tritt seine Unzulänglichkeit klar zu T a g e . Die Regierungszeit K a r l s des Grossen, so bedeutsam für die Kunstentwickelung des westlichen E u r o p a s , hat in Frankreich keine beachtenswerten Baudenkmale zurückgelassen. Die Palastbauten von Ingelheim, A a c h e n und Nimwegen liegen auf deutschem Gebiet. Das einzige wichtige D e n k m a l , die Pfalzkapelle fdas Münster) zu Aachen, kommt für die französische Kunstgeschichte nur insofern in B e t r a c h t , als es b e w e i s t , dass die Hofarchitekten K a r l s noch eine Wiederbelebung der altrömischen, zur Zeit durch die, B y z a n t i n e r vertretenen Kunst im Sinne hatten. Wichtiger war für Frankreich die I'Hcge, welche auch die Malerei am H o f e des grossen Kaisers fand. V o n monumentalen G e m ä l d e n ist nichts uns erhalten geblieben, wohl aber besitzen wir noch eine ziemlich bedeutende Anzahl von Bilderhandschriften, deren einige sicher auf Befehl des Kaisers angefertigt worden sind Das wichtigste dieser Manuskripte ist das Kvangeliarium, auf Befehl K a r l s und seiner G e m a h l i n Hildegard 7 8 1 durch G o d e s c a l c g e s c h r i e b e n , jetzt in der Bibliothèque nationale. Auch auf dem G e b i e t e der Buchmalerei versucht man reinere geschmackvollere Formen durch den Anschluss an altrömische V o r b i l d e r zu erlangen. D i e Bestrebungen Karls, des Grossen durch Unterstützung einer HoiK ü n s t l e r s c h a f t eine Förderung der Kunst mit Anknüpfung an die altrömische Uberlieferung herbei zu führen, wurden nach seinem T o d e a u f g e g e b e n . Die höfische K u n s t spielt in den nächstfolgenden Jahrhunderten gar keine oder doch nur e i n e sehr untergeordnete R o l l e . Die Nachahmung der alten Kunstdenkmäler wird zwar auch ferner angestrebt, aber da der Kunstgeschmack nicht mehr von einem einzigen Centrum aus bestimmt w i r d , so macht sich sehr bald, j e nachdem in einem Landstrich mehr oder weniger Denkmäler römischer Baukunst vorhanden sind, eine gewisse Mannichfaltigkeit in der F o r m e n s p r a c h e bemerkbar. Wo z. B. wie in der P r o v e n c e eine grössere Zahl römischer Monumente den Baumeistern als Vorbild dienen k a n n , da schliessen sie sich denselben treuer a n ; w o j e d o c h solche Werke fehlen oder nur in geringer M e n g e erhalten sind, da bereichert man die Ornamentik, indem man F o r m e n der vorrömischen Holzbaukunst e n t l e h n t , später auch Pflanzenmotive der Natur zu Zierraten verwendet. Man hat diese Architekturform , die auch durch die reichere Ausgestaltung des alten Basilikenschemas, durch die V e r w e n d u n g der G l o c k e n t ü r m e , die entsprechend'. 1 , künstlerische Ausstattung der Aussenseiten, der F a r a d e n , sich immer eigenartiger entwickelt, nicht mit U n r e c h t die r o m a n i s c h e genannt; in der T h a t ist auf Grundlage der römischen Überlieferung, der altchristlichen Basilika, mit Z u h i l f n a h m e von Baumotiven, die, wie gesagt, der Holzbaukunst entlehnt sind , ein neuer Stil g e s c h a f f e n worden. O b diese eigentümliche Holzbauornamentik, die auch 1

woo'l,

\ gl. C'"- B a s t a r d , Pataeo^raphia

àge (Paris i8;$S -461.

sacra

Peintures et twnements des Mnnus'rits (Paris 1 H;i"ti:

pictorui

L'.n.lon 1 8 4 , V : D u

S o m i n e r a rR. |. de M a d r a z o . Coleccion lithographica de cuadros del Rey de Espana 1 Madrid 1826— :t7>. * L.e C I e A. de K a c z y n s k i . I.cs arts cn Portugal (l'aris 18461. 5 M u r p h y . Plans, elevatims, sertions and vie-ws of the chttrch of Batalha il.undon 1836); I. u 1 z, Memoria sobre ns t>/'ra. r do mesteiro de Santa Mariada Vittoria (Lissali. 1827I. 4 Vgl. der Aufsatz von J C. Kol>inson in der I'ine Arts Ouaterlv Review 1860 Tiie early portuguese sehool of paiuting.

DIE KUNST

DES M A .

IN PORTUGAL.

ITALIENISCHE RENAISSANCE.

541

Bauwerken Frankreichs und Deutschlands erscheinen die italienischen Kirchen dieses Stiles wenig ansprechend. Viele Umgestaltungen, die das Klima und des Landes Gewohnheit erheischten, verfälschten den reinen, gerade in seiner Konsequenz so bewunderungswerten Stil: dazu kam, dass auch in die gotischen Bauten die Erinnerungen an die altrömischen Detailformen Eingang fanden. Man kann es den Italienern nicht verdenken, dass sie diese Stilmode, die ihnen von den Franzosen ins Land gebracht worden war, nicht besonders schön fanden, j a dass sie sie bald als eine b a r b a r i s c h e , g o t i s c h e , bezeichneten. Die Reaktion gegen diese fremde Einmischung tritt zu Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts ein: die Rückkehr zur Bauweise der alten Römer, der Vorfahren der Italiener, wird die Parole der Kunstverständigen. Damit beginnt das R i n a s c i m e n t o , die Renaissance, die bewusste Nachahmung der altrömischen Kunst, die eigentlich niemals ganz in Vergessenheit geraten war. Die ersten Denkmäler dieser neuen Kunstrichtung rühren aus den ersten Decennien des fünfzehnten Jahrhunderts her; ihr erster grosser Meister ist F i l i p p o B r u n e l l e s c h i , der Erbauer der Florentiner Domkuppel, der Pazzikapellc, der Kirchen S. Lorenzo und S. Spirito und vielleicht auch des Palazzo Pitti zu Florenz. Es folgen nun eine ganze Reihe hervorragender Baumeister, von denen hier allein der bekannte Humanist L e o B a t t i s t a A l b e r t i erwähnt werden mag. Während die Florentiner Renaissance-Denkmäler sich durch ihre schönen Verhältnisse, aber auch durch ihre Strenge und Schmucklosigkeit auszeichnen, beruht der Reiz der oberitalienischen Bauwerke gerade auf dem oft genug bedrückenden Reichtum der Ornamentik. Die Hauptfa^ade der Certosa bei Pavia kann als das bezeichnendste Beispiel dieser Art angeführt werden. Um das Jahr 1 5 0 0 schliesst diese erste Periode, die der F r ü h r e n a i s s a n c e ab; es beginnt jetzt eine Zeit, die im strengen Anschluss an die altrömischen Denkmäler und an die Anweisungen des M. Vitruvius Pollio die möglichst korrekte Nachahmung der alten Baukunst anstrebte. Ihr vorzüglichster Vertreter ist B r a m a n t e , seine Cancellaria zu Rom ein vorzügliches Beispiel dieses auf gefällige, nicht schmucklose Schlichtheit gerichteten Geschmackes. Der litterarische Verbreiter dieser Lehre aber ist neben J a c o p o B a r o z z i da V i g n ö l a , dem Verfasser der Regole delli cinque ordini d'architettura (Roma 1 5 6 3 ) , der grosse Baumeister A n d r e a P a l l a d i o , der 1 5 7 0 seine Quatro lihri deir architettura (Venezia) herausgiebt. Vignola und Palladio aber wirken mehr auf das Ausland ein, als sie in Italien selbst Geltung gewinnen. J a bald lehnt man sich gegen die schulmeisterliche Beschränkung jeder selbständigen Erfindung auf, und es beginnt, nachdem die zweite Epoche der italienischen Renaissance, der H o c h r e n a i s s a n c e , etwa 1 5 8 0 ihren Abschluss gefunden hat, die Herrschaft des B a r o c k s t i l e s 1 . Grosse Wirkung ist die Hauptsache ; auf die Details kommt es nicht an, und ob diese Details den klassischen Vorbildern gleichen, das ist ganz gleichgültig. Wieder einmal hat die Phantasie der Pedanterie gegenüber ihr Recht erkämpft; dass sie dasselbe hin und wieder etwas missbraucht, das soll nicht geleugnet werden. Aber die Anlage der Vorhöfe von S. Peter zu Rom und ihrer Kolonnaden, dies Meisterwerk des vielverlästerten grossen L o r e n z o B e r n i n i , werden immer ein Zeugnis von der künstlerischen Bedeutung des Barockstiles ablegen. Dieser Stil beherrscht während des ganzen siebzehnten Jahrhunderts die italienische Kunst. Seine Ausschreitungen unter den Nachfolgern Bernini's führen endlich gegen den Anfang des achtzehnten Jahrhunderts eine gewisse Reaktion herbei. Wiederum wird der strengere Anschluss an die Vorbilder der alten römischen 1 Cornelius (iiirlitt, (icscU'uhte des Barockstiles in Italien (Stuttgart 18S71; Ciust;iv Kbe, Gesch. der Spiitrenaissancc (]5r:!in 18861.

542

GRENZWISSENSCHAFTEN.

Z . G E S C H . Ü. RUM. V Ö L K E R .

KUNSTGESCHICHTE.

Denkmäler die Parole der aufstrebenden K ü n s t l e r . F i l i p p o J u v a r a , der die Superga bei T u r i n baut, dann L u i g i V a n v i t e l l i , der Meister des Palastes von Caserta, sind die hervorragendsten Meister dieser neuen E p o c h e . Diese Richtung hat die italienische Baukunst bis auf die Gegenwart festgehalten ; die Werke der grossen Baumeister der Früh- und Hochrenaissance sind als Vorbilder immer hochgehalten w o r d e n ; von den Bewegungen, die in anderen Ländern die Baukunst in unserem J a h r h u n d e r t hat d u r c h m a c h e n müssen, ist Italien meist verschont geblieben. 8. Es wird nun der Übersichtlichkeit h a l b e r besser sein, die Schicksale der Baukunst bei den andern romanischen Nationen zunächst ins Auge zu fassen, später die Geschichte der Plastik und Malerei weiter zu verfolgen. In F r a n k r e i c h wird die italienische Renaissance-Architektur schon gegen E n d e des fünfzehnten Jahrhunderts e i n g e f ü h r t ; doch muss sie den G e w o h n heiten des L a n d e s sich a n p a s s e n , die hohen D ä c h e r und ihre Schornsteine, die Palasttürme und manches andere in ihren S c h ö p f u n g e n weiter verwenden. So entsteht die reizende, durchaus eigenartig sich darstellende F r ü h r e n a i s s a n c e in F r a n k r e i c h 1 , die zumal in den Schlossbauten, wie dem von C h e n o n c e a u x in der Loire, ganz treffliches leistet. (legen E n d e des sechszehnten Jahrhunderts wird Palladio's und Vignola's Lehrbuch in Frankreich bekannt, und die Klarheil der aufgestellten Regeln gewinnt bald die Wertschätzung der französischen Meister. So endet die in fröhlichem O r n a m e n t e n s c h m u c k sich gefallende erste Periode der französischen Renaissance, und es tritt nun unter Heinrich IV. eine Zeit der Nüchternheit e i n , holländischen U r s p r u n g s , die mit der vorhergehenden Geschmacksrichtung aufs auffälligste kontrastiert-. Das für Maria de' Medici von S a l o m o n d e H r o s s e s erbaute Palais du Luxem bourg kann diesen Stil recht gut repräsentieren. Seitdem a b e r die Akademie der bildenden K ü n s t e unter Richelieu gegründet ist, tritt die L e h r e des Palladio wieder als herrschend auf. Die strengen Palladianer h a b e n Frankreich vor den Ausschreitungen des B a r o c k s t i l s geschützt; nur in den Dekorationen der I n n e n r ä u m e wird dieser prächtigen , auf den Effekt b e r e c h n e t e n K u n s t eine Stelle g e g ö n n t , während die Fa^aden s t r e n g , aber auch lanweilig, den Ansprüchen der Akademie entsprechen (Schloss von Versailles). N a c h dem T o d e Ludwigs XIV. wird diese etwas schwere, imposante Prunkdekoration im Geiste des Barockstiles aufgegeben; an dessen Stelle tritt, eben auch nur für die Verzierung der I n n e n r ä u m e , der lustig j e d e r Regel s p o t t e n d e aber doch gefällige R o c o c o - S t i l , der bis um die Mitte des a c h t z e h n t e n J a h r h u n d e r t s herrschend b l e i b t , dann aber allmählich von dem strenger an die antiken Vorbilder sich anschliessenden Stil Louis XVI. oder E m p i r e s t i l verdrängt wird. In einer Hinsicht bietet auch dieser Stil einen Fortschritt: die H a r m o n i e zwischen der Ausgestaltung der Faeaden und der Dekorierung der Innenräume wird wieder hergestellt. Die Einwirkung der griechischen Architektur auf die französische Baukunst ist viel geringer, als das in Deutschland z. B. der Fall w a r ; auch die Vorliebe der Romantiker für das Mittelalter hat wohl die F o r m einiger neuen Kirchenbauten bestimmt, j e d o c h keinen nachhaltigen Einfluss ausgeübt. Dagegen haben die Architekten mit Nutzen die französischen Bauwerke des sechzehnten und siebzehnten J a h r h u n d e r t s studiert und auf Grund dieser Studien einen neuen französischen Baustil zu schaffen versucht. • P a l u s t r e . I.'architccture Je / : Knh>rs i L o n d o n

1 8 6 4 1 ; Itnliau

Sculptors

II.UIKIOII

1 8 6 8 1

544

GRENZWISSENSCHAFTEN. —

Z . G E S C H . D . RO.M. V Ö L K E R .

KUNSTGESCHICHTE.

zu den vollendetsten S c h ö p f u n g e n der christlichen Plastik g e h ö r e n , und d e n e n die übrigen K u l t u r v ö l k e r j e n e r Z e i t nichts g l e i c h e s g e g e n ü b e r z u s t e l l e n imstande sind. D i e exakte realistische N a c h b i l d u n g der Natur vertritt dann D o n a t e l l o , dessen R e i t e r s t a t u e des G a t t a m e l a t a in P a d u a nur n o c h von dem S t a n d b i l d des B a r t o l o m m e o C o l l e o n i zu V e n e d i g ü b e r t r o f f e n w i r d , e i n e m W e r k e des grossen A n d r e a V e r r o c c h i o . M i c h e l a n g e l o B u o n a r o t i ist durch das Studium der r ö m i s c h e n Plastik schon weiter g e b i l d e t ; er ist nicht m e h r reiner R e a l i s t , sondern weiss seine Gestalten schon d e m Z w e c k e ents p r e c h e n d zu s t i l i s i e r e n , w i e sein M o s e s in S. Pietro in V i n c o l i zu R o m , seine M e d i c e e r g r ä b e r in S . L o r e n z o zu F l o r e n z z e i g e n . Kr b e z e i c h n e t den H ö h e p u n k t der i t a l i e n i s c h e n B i l d h a u e r e i ; schon bei seinen L e b z e i t e n ist ein N i e d e r g a n g dieser K u n s t u n v e r k e n n b a r . Z w a r treten vereinzelt n o c h recht tüchtige Meister, w i e der flandrische J e a n de B o u l o g n e aus D o u a v , a u f ; der unter d e m N a m e n G i o v a n n i d a B o l o g n a b e k a n n t ist; a b e r auch sie v e r m ö g e n den V e r f a l l nicht a u f z u h a l t e n . D i e plastischen D e n k m ä l e r des B a r o c k s t i l e s , besonders die des g r o s s e n B a u m e i s t e r s L o r e n z o B e r n i n i , h a b e n im besten F a l l e n o c h einen d e k o r a t i v e n Wert. U m die Mitte des v o r i g e n J a h r h u n d e r t s ist man so w e i t h e r a b g e k o m m e n , dass die K u n s t s t ü c k e eines Q u e i r o l o o d e r C o r r a d i n i in der K a p e l l e der P i e t à d e ' S a n g r i i S . S e v e r o zu N e a p e l ) B e i f a l l finden. A n t o n i o C a n o v a führt die K u n s t im e n g e n Anschluss an die Werke der altrömischen D e n k m ä l e r aus diesem V e r f a l l e w i e d e r zu e i n e r g e w i s s e n H ö h e , die um so b e d e u t e n d e r erscheint, w e n n wir die Werke seiner unmittelbaren V o r g ä n g e r ins A u g e fassen. A u f dieser G r u n d l a g e ist die m o d e r n e i t a l i e n i s c h e Plastik e r w a c h s e n ; a b e r auch in Italien ist nach und n a c h die N a c h a h m u n g der alten klassischen D e n k m ä l e r durch den m o d e r n e n R e a l i s m u s verdrängt w o r d e n . i i . D i e f r a n z ö s i s c h e Plastik ist seit dem F i l d e des f ü n f z e h n t e n J a h r hunderts in n o c h viel h ö h e r e m G r a d e von Italien a b h ä n g i g , als dies bei der Baukunst des F a l l w a r T e i l s h a b e n I t a l i e n e r selbst die B i l d w e r k e a u s g e f ü h r t ; j e d e n falls a b e r h a b e n die f r a n z ö s i s c h e n B i l d h a u e r ihre K u n s t in Italien erlernt o d e r wenigstens in diesem L a n d e die V o l l e n d u n g ihrer künstlerischen E r z i e h u n g gesucht. S o bieten denn die D e n k m ä l e r , von dem G r a b m a l L u d w i g s X I I . in Saint-Denis an bis auf die Z e i t L u d w i g s X V . , kaum etwas e i g e n a r t i g e s ; h ö c h stens dass ein S t r e b e n n a c h Z i e r l i c h k e i t und koketter Wirkung sich bemerklich macht. Indessen das S t r e b e n , das wir bei G o u j o n z. B . w a h r n e h m e n , durch unnatürliche L ä n g e des L e i b e s und K l e i n h e i t der K ö p f e die G e s t a l t e n graziöser erscheinen zu l a s s e n : auch diese V e r i r r u n g h a b e n sie italienischen Manieristen w i e B e n e v e n u t o C e l l i n i a b g e l e r n t . S o b l e i b e n einzig und allein die P o r t r a i t d a r s t e l l u n g e n i n t e r e s s a n t , und auf diesem G e b i e t e h a b e n sich die A n g u i c r , C o y s e v o x u. a. auch v o r t e i l h a f t a u s g e z e i c h n e t . Die Rococop e r i o d e wird durch M o n n o t , den Meister der etwas freien M a r m o r s k u l p t u r e n im M a r m o r b a d e zu K a s s e l , a m besten vertreten. F r ist als B i l d h a u e r d e m M a l e r B o u c h e r w o h l an die S e i t e zu stellen. A u f diese ein w e n i g leichtsinnige Kunstauflfassung f o l g t nun ein v o l l k o m m e n e r W e c h s e l : m a n kehrt w i e d e r zum Studium der antiken D e n k m ä l e r zurück, und nun entstehen seit der Mitte des vorigen J a h r h u n d e r t s u n ü b e r s e h b a r e M e n g e n u n g l a u b l i c h langw e i l i g e r V e r s u c h e , im G e i s t e der alten G r i e c h e n und R ö m e r B i l d w e r k e zu erfinden. Erst l a n g s a m , in der zweiten H ä l f t e unseres J a h r h u n d e r t s tritt der etwas interessantere R e a l i s m u s s c h ö p f e r i s c h in G e l t u n g i J . B . C a r p e a u x 1 8 2 7 — 7 5 1 , allein alle A u s s t e l l u n g e n b r i n g e n n o c h i m m e r Venusstatuen, N y m p h e n , kurz m ö g l i c h s t w e n i g b e k l e i d e t e W e i b e r d a r s t e l l u n g e n mit g r i e c h i s c h e n resp. r ö m i s c h e n E t i k e t t e n . 1

Louis G o n s e , La sadpturc frantane

deputi le XIV'

siede (l'.ui- 1H115).

DIE

PLASTIK

DER

ITALIENER

U.

SPANIER.

ITALIENISCHE

MALEREI.

545

1 2 . V o n den B i l d h a u c r a r b e i t e n in S p a n i e n ist bisher w e n i g b e k a n n t geworden. W i r wissen nur, dass s c h o n seit d e m E n d e des f ü n f z e h n t e n Jahrh u n d e r t s i t a l i e n i s c h e B i l d h a u e r im L a n d e B e s c h ä f t i g u n g finden, und s o l c h e M e i s t e r hat m a n a u c h später unter K a r l V . und P h i l i p p II. b e r u f e n , s o b a l d es g a l t e t w a s b e s o n d e r s V o l l e n d e t e s auszuführen. Nur auf einem G e b i e t e h a b e n die S p a n i e r sich s e l b s t ä n d i g a u s g e z e i c h n e t : sie p f l e g e n d i e H o l z b i l d h a u e r e i , die j a im Mittelalter a l l e r o r t e n b e t r i e b e n wird, a u c h im s e c h z e h n t e n u n d s i e b z e h n t e n J a h r h u n d e r t und z w a r m i t G l ü c k . Juan M a r t í n e z M o n t a ñ é s Í7 1 6 4 9 ) z e i c h n e t sich b e s o n d e r s d u r c h seine b e m a l t e n H o l z s t a t u e n l e s t o f a d o s ) a u s ; ihn übertrifft sein S c h ü l e r , der a u c h als M a l e r b e r ü h m t e A l o n s o C a n o ( 1 6 0 1 — 6 7 ) , w ä h r e n d ein a n d e r e r S c h ü l e r des M o n t a n e s , P e d r o R o l d a n ( 1 6 2 4 — 1 7 0 0 , ) , bereits den N i e d e r g a n g dieses K u n s t z w e i g e s e i n l e i t e t . In der G e g e n w a r t h a b e n die S p a n i e r , die als M a l e r so h e r v o r r a g e n d e s zu leisten v e r m ö g e n , nichts, was die A u f m e r k s a m k e i t auf sie zu l e n k e n v e r m ö c h t e , g e s c h a f f e n . D i e interessanten, d e m m o d e r n e n R e a l i s m u s e n t s p r e c h e n d e n W e r k e v o n N o v a s (der s t e r b e n d e T o r e r o ) , v o n V a l l m i t j a n a u. a. sind k a u m ausserhalb Spaniens bekannt geworden. D i e A r b e i t e n v o n B e n l l i u r e und v o n Q u e r o l , die a u f unsern A u s s t e l l u n g e n öfters e r s c h e i n e n , sind n i c h t g e r a d e v o n hervorragender Bedeutung. 13.

Ü b e r die Plastik

der P o r t u g i e s e n

fehlen

uns a l l e

Mitteilungen.

1 4 . D i e i t a l i e n i s c h e M a l e r e i 1 leitet ihre n e u e E r h e b u n g v o n d e m Meister G i o v a n n i C i m a b u e h e r , der in der z w e i t e n H ä l f t e des d r e i z e h n t e n J a h r h u n d e r t s thätig ist. E r v e r s u c h t die Starrheit d e r n a c h b y z a n t i n i s c h e r A r t g e m a l t e n Bilder d a d u r c h zu b r e c h e n , dass er den G e s t a l t e n a u f B e o b a c h t u n g der Natur b e r u h e n d e l e b e n d i g e Z ü g e zu g e b e n trachtet. Diesen G e d a n k e n n i m m t nun G i o t t o a u f ; als K ü n s t l e r v i e l b e g a b t e r als C i m a b u e , b e l e b t er n i c h t nur die G e s i c h t s z ü g e , s o n d e r n die G e s t a l t e n selbst, g i e b t i h n e n l e b e n s w a h r e B e w e g u n g e n , kurz v e r s u c h t w i r k l i c h e M e n s c h e n n i c h t A b s t r a k tionen v o n M e n s c h e n darzustellen. A u f d i e s e m B o d e n , den G i o t t o g e s c h a f f e n , arbeiten nun die nächsten G e n e r a t i o n e n w e i t e r , i m m e r m e h r zur V e r v o l l k o m m n u n g der K u n s t b e i t r a g e n d . U n d dann e r s c h e i n t im z w e i t e n J a h r z e h n t des f ü n f z e h n t e n Jahrhunderts M a s a c c i o und lehrt den K ü n s t l e r n a m l e b e n d e n M o d e l l ihre K u n s t zu studieren. N o c h g e h e n die W e g e der K ü n s t l e r ause i n a n d e r ; die e i n e n , w i e Fra G i o v a n n i d a F i e s o l e , streben m e h r den g e i s t i g e n G e h a l t der b i b l i s c h e n G e s c h i c h t e und der L e g e n d e a n s c h a u l i c h zu m a c h e n und s e h e n d i e F o r m als n e b e n s ä c h l i c h an, die a n d e r e n w i e A n d r e a V e r r o c c h i o l e g e n w i e d e r einseitig zum N a c h t e i l des Inhalts a u f die F o r m G e wicht. D i e A u s g l e i c h u n g beider F a k t o r e n , dass F o r m und I n h a l t sich v ö l l i g e n t s p r e c h e n , wird durch die grossen Meister L i o n a r d o d a V i n c i " ( A b e n d m a h l in S. Maria d e l l e G r a z i e zu Mailand,!, M i c h e l a n g e l o Btionarroti3 D e c k e der S i x t i n i s c h c n K a p e l l e zu R o m ; , R a f a e l S a n t i 4 (Stanzen und 1

C i o w e

.iriil

r .1 v .1 k- .1 m 11 e . .7 nc:r

to the fiftheenth ccntury n.ondon Feil s t e r , Denkmale

italienischer

1864

(Stuttgart

histor r of paintiug

second

lirr.st

Malerei ( L e i p z i g 18'> — 16731 VI V o l s : II. D e n i f l e . Die Cniversitäten des MA. (1885) und /.es universités françaises au MA. 1 18921; ( j . K a u f m a n n , Geschichte aer deutschen Cniversitäten, 2 Bde. ( 1 8 8 8 - 9 6 ) : II. D e n i f l e et K. C h a t e l a i n . Chartularium universitatis Parisiensis, 3 Vol. 1 1889 -114) neh^t Anctuarium Chartularii uni-'. Par. (1894). Instruktiv sind auch vielfach «Ii»- Artikel in dem Dictionnaire des sciences philosophiques, hr-g. von A. F r a n c k .2. Aufl. 18751. Ober einzelne T e i l e der l'hilus. d. M A . : Js. B a c h , Dogmenfeschichte da MA. i l 8 7 : i — 7 5 l . A. I l a r n a c k , Lehrbuch der Dogmengeschichte, Bd. III 1.3. Aull 1804;. — C. P r a n t l . Geschichte der Logik im Abendlande. Bd. I l — I V 1I861 — 7'. — 11. S i e b e c k . Geschichte der Psychologie I. Teil ,1884) und die Abhandlungen im Archiv für Geschichte . Philos. I III 11888—901. K. W e r n e r . Entwicklungsgang der mittelalterlichen Psychologie (1876). — \V. G a s s , Geschickte der christlichen Ethik 1 (INS Ii. — K. L a s s w i t z . Geschichte der Atomistik vom Mittelalter i'is Newton I ( I 8 9 0 ) . — K o p p , Geschichte der Chemie

55-

Z C R GESCHICHTE D. KOM. VÖLKER.. — WLSSEN-CHAKI-GESCH. D. RUM. VÖLKER. 4 Hiie. . I S 4 3 • — M. H «• r t Iis I «> t . La • ¡¡¡mit au mcyen n,v . 1 . it'>cr heidnische« jener

als

nur äusserst

zunächst

auch

organisierten

u n d in i m m e r v e r s c h i e d e n e n G e s t a l t e n , Wissens

alle

zur B e h a n d l u n g

Bildung

ziehen

zugelassen

gegen

das geistige

ebenfalls Kleriker

Wissenschaft, teils s a c h l i c h e n

ftir S c h r i t t e r k ä m p f e w e r d e n und A l c u i n s ,

denen

der wissenschaftlichen

die K i r c h e

die Erlaubnis

in

der wissenschaftlichen Tradition,

an

der theologischen Litteratur

a u f b e w a h r t u n d ftir d e n U n t e r r i c h t gegenüber,

Kultur

war die christliche K i r c h e .

die T r ä g e r

Hofschulen,

die Stätten

es sich, dass n e b e n

der antiken

herüberrettete,

wesentlich

und die

ZEITRAUM.

bald

des Grossen

diese

Anfänge

dass sie

immer

uns i m m e r v o n

neuem

lauter

Erkenntnis

der K a m p f des sind

entweder

DIE

ANTIKE

ÜHEKLIEFEKUNG.

553

w i r k l i c h A b w e i c h u n g e n von d e m h e r r s c h e n d e n D o g m a , o d e r sie k o m m e n in G e f a h r als s o l c h e v e r d ä c h t i g t zu w e r d e n . D i e a n d r e S e i t e dieses G r u n d v e r h ä l t n i s s e s ist die, dass a u c h die Wissens c h a f t des M A . , zumal in ihren A n f ä n g e n , e i g e n t l i c h g a r nichts a n d e r e s sein w i l l , als e i n e S e l b s t v e r s t ä n d i g u n g des G l a u b e n s , als ein begriffliches E r f a s s e n u n d B t g r ü n d e n des r e l i g i ö s e n Bewusstseins. In diesem S i n n e ist die mittela l t e r l i c h e P h i l o s o p h i e nur die Fortsetzung des B e s t r e b e n s , von d e m schon das a n t i k e D e n k e n seit der a l e x a n d r i n i s c h e n P e r i o d e beherrscht w a r . Der Zweck des Wissens ist die r e l i g i ö s e E r k e n n t n i s . A n f ä n g l i c h ' f ä l l t es auch d e m M A . g a r nicht e i n , der T h e o l o g i e ein weltliches Wissen an die S e i t e o d e r g a r g e g e n ü b e r zu s e t z e n : v i e l m e h r soll a l l e E r k e n n t n i s in den Dienst der R e l i g i o n D e s h a l b fehlt es zunächst durchaus gestellt und durch sie bestimmt w e r d e n . an d e m Bewusstsein des E i g e n w e r t s des Wissens und an der A c h t u n g d a v o r ; erst a l l m ä h l i c h ist die i n t e l l e c t u e l l e N e u g i e r d e teils an den K u n s t s t ü c k e n d e r Dialektik teils an den M e r k w ü r d i g k e i t e n der Ü b e r l i e f e r u n g e n e r w a c h t . H i e r m i t h ä n g t es denn e n d l i c h auch zusammen , dass die Wissenschaft d e s M A . , zumal in d e m ersten Z e i t r a u m , nicht F o r s c h u n g , sondern B u c h g e l e h r s a m k e i t ist. In der supranaturalistischen Weltansicht des G l a u b e n s f e h l t d e r Sinn f ü r das Verständnis der Natur, und mit ihm die F ä h i g k e i t ihrer E r forschung. D e n R ä t s e l n der übersinnlichen Welt mit ihrem G r ü b e l n zugewandt , ü b e r n i m m t diese P h i l o s o p h i e ihre V o r s t e l l u n g e n v o n der A u s s e n w e l t aus den Ü b e r l i e f e r u n g e n der g r i e c h i s c h c n L i t t e r a t u r : und g e w o h n t , im G l a u b e n b e d i n g u n g s l o s der Autorität zu v e r t r a u e n , v e r m a g sie a u c h im Wissen sich zunächst nicht anders zu h e l f e n . D e s h a l b v e r f a l l t sie d e m historischen Z u f a l l der Tradition. i. Die

Überlieferung.

D a s M a t e r i a l , w o r a u s sich das w i s s e n s c h a f t l i c h e L e b e n des M A . im 9 . u n d 1 0 . J a h r h u n d e r t a l l m ä h l i c h entwickelt h a t , lässt sich in vier G r u p p e n zerlegen. Z u n ä c h s t kann man die t h e o l o g i s c h e v o n der p h i l o s o p h i s c h e n Ü b e r l i e f e r u n g sondern und sodann in der ersteren die k i r c h l i c h e v o n der m y s t i s c h e n , in der letzteren die f o r m a l e von der s a c h l i c h e n T r a d i t i o n unterscheiden. a) D i e t h e o l o g i s c h e T r a d i t i o n . A n der S p i t z e steht hier selbstv e r s t ä n d l i c h die H e i l i g e S c h r i f t in der F o r m der V u l g a t a . A n sie schliesst sich die t h e o l o g i s c h e Litteratur, die von vorn herein in zwei R i c h t u n g e n g e spalten erscheint und damit auf die V o r z e i t zurückweist. Das r e l i g i ö s e D e n k e n des a u s g e h e n d e n Altertums tritt in zwei g r o s s e S y s t e m e a u s e i n a n d e r : die christliche K i r c h e n l e h r c und den N e u p l a t o n i s m u s B e i d e n g e m e i n s a m w a r das B e s t r e b e n , die Welt aus d e m religiösen G e s i c h t s p u n k t e zu b e g r e i f e n und sie in ihrer T o t a l i t ä t als ein E r z e u g n i s der i m m a t e r i e l l e n Gottheit zu vers t e h e n : a b e r w ä h r e n d die K i r c h e n l e h r e G o t t als P e r s ö n l i c h k e i t , als den h e i l i g e n s c h ö p f e r i s c h e n Willen betrachtete, sah der N e u p l a t o n i s m u s in ihm das unauss a g b a r c ü r w e s e n , aus d e m mit e w i g e r N o t w e n d i g k e i t a l l e L e b e n s f o r m e n und D i n g e , zuerst der G e i s t , dann die S e e l e , dann der K ö r p e r , h e r v o r g e h e n (»emanieren«). Andrerseits war beiden g e m e i n s a m die L e h r e von der E r lösung des in die unreine Materie verstrickten M e n s c h e n : a b e r w ä h r e n d das Christentum die E r l ö s u n g durch die T e i l n a h m e des E i n z e l n e n an den G n a d e n wirkungen der K i r c h e g e w ä h r t e , suchte der N e u p l a t o n i s m u s die ekstatische E r h e b u n g des I n d i v i d u u m ; zu G o t t , die verzückte V e r s e n k u n g in das unaussagbare ürwesen. Diese H a u p t g e g e n s ä t z e , d e n e n sich v i e l e s e k u n d ä r e Vers c h i e d e n h e i t e n a n s c h l i e s s e n , ziehen sich a u c h durch das Mittelalter hin und 1

\V i 11 e 1 I) 11 il. Gcschicht: der alten Philosophie (l.

Aufl. 1894) p. 208 ff.

554

Z u r G e s c h i c h t e d . rüm. V o l k e r .

treten h i e r

in d e n

Formen

— WlSSENSCHAKTSGESCH. I>. ROM. VÖLKER.

der Scholastik

einerseits,

der Mystik

andrerseits

auf.

Zwischen diesen beiden bestehen ebenso mannigfaltige Wechselbeziehungen

wie

zuvor

zwischen

u) D i e und

zwar,

Kirchenlehre

Kirchenlehre. da

die K e n n t n i s

Xeuplatonismus.

l i e g t in

der

des (Griechischen

äusserst selten

ist, w e s e n t l i c h

väter1.

bei weitem

Der

und

Sie in d e n

Schriften

bedeutendste,

patristischen in

der

gelegenste

der

Litteratur

ersten

Zeit

lateinischen

vor,

des

MA.

Kirchen-

und einflussreichste

unter

ist d e r P h i l o s o p h d e r c h r i s t l i c h e n K i r c h e , A u g u s t i n u s 2 , d e r L e h r e r

ihnen

des

Mittelalters. [',) D i e platoniker

neuplatonische

sind

dem

war indirekt v e r m ö g e geübt

hatten

reichen man

und dem

gegen

Ende jieoi

bei

denen

des

nicht

entgangen

der Neuplatonismus

r/;,'

ihrem

unterschob:

ieorco/itzc

F.riugena

is.

unten)

ins

dem

Titoi

nioait'nv,

Bekanntwerden

war.

7ieni

r>,c

hinsichtlich

des

christlichen

b) D i e Sieben

sprünglich

Künste,

Grammatik,

I.ehrer

hiessen.

Dialektik

metrie, Musik

Tradition.

deren

Scholastici

und

an

ihrer und

tnöTtxf/i;

ty./j.^ntuoit/.ij^ Echtheit wurden

teoaoyjtt5-.

bestritten, sie v o n

kommentiert:

Rhetorik,

Wissenschalt

Ihre L e h r f o r m

den

Darunter

und A s t r o n o m i e .

»weltliche«

Athen«-1

von

Scotus

von

da

an

neigenden

MA.

philosophische

freien

Moment

nfpi

s i e e i n e d a u e r n d e Q u e l l e f ü r d i e m y s t i s c h e n , zur H e t e r o d o x i e

Lehren

den zahl-

die S c h r i f t e n , w e l c h e

öinuuTMV,

verteidigt,

übersetzt

Unter

das c h r i s t l i c h e

»ersten B i s c h o f von

diiwv

1580—662)

Lateinische

ihre Wirkung

sie a u f d i e c h r i s t l i c h e L i t t e r a t u r aus-

fünften Jahrhunderts

Maximus Confessor4

dem Abte

die

den

auch Augustin bei

Areopagita

tisnXnyiaz, Schon

D i e O r i g i n a l w e r k e der grossen Neu-

ist i m A b e n d l a n d e n u r e i n e w i r k s a m g e w o r d e n :

Dionysius

bilden

des Einflusses,

Mischformen,

überwog,

Mystik.

abendländischen MA. unbekannt geblieben:

Kloster-

umfasse

und

beschränkte,

Hofschulen

bekanntlich

das Q u a d r i v i u m

Die Kenntnis

ist d i e d e r

und

das

man

Arithmetik, den

ur-

Trivium Geo-

dieser Disziplinen, auf die

entnahm

sog.

sich

Encvklopädien

d e s s p ä t e s t e n A l t e r t u m s : M a r c i a n u s C a p e l l a (im f ü n f t e n J a h r h u n d e r t ,

Satyricon

mit der E i n l e i t u n g

Senator

(480—570, diseiplinis Etymolog bildeten

iaium

libri

dann

die

ihrem

Glauben

dh'inaritm

ist

Besitz

des M A . und

wohl

aber

ein

lectionum;

Hispalensis

und

Quelle

De

artibus

f f 6 3 6 , Origittum

wissenschaftlicher

ac sire

Bildung

Alcuin6.

wertvolleren

nur äusserst

äussersten

Verfalls

Originalschriften

in

der den

ärmlich.

D a die Wissenschaft des M A . die Wahr-

wertvollen

zu b e s i t z e n ü b e r z e u g t w a r ,

Cassiodorus

aus der Z e i t des

von

Litteratur.

wesentlichen

saecularium

weitere

Baeda*

Sammelwerken

logische

der F o r s c h u n g ,

et

Eine

von

der

et p/tilosophiae),

Isidorus

viginti). Werke

solchen

Litteratur

u) D i e

Mtrcurii

um liberalitirn),

ersten J a h r h u n d e r t e n heit

nuptiis

Institutiones

litterar

Neben antiken

De

Inhalte

nach

von

vornherein

so hatte sie kein B e d ü r f n i s n a c h

lebhaftes Interesse

an

der

im

Methoden

formalen

Geistes-

1 Über die l'atristik ausser 'Im allgemeineren philosnpliiesescIiH'litlichen W e l k e n : J . H u b e r , Philos. der Kirchenvater 1 b'e 1: K. Chr. II .1 11 r . Das Christentum der drei ersten Jahrhunderte, j Aufl. l 8 6 o ; J . A I z o l' . Grundriss der Patrolos>iey 4. Aull. 1888 : A. S t ö c k l , Geschickte der christlichen Philosophie '/. der Kirchenviitcr l8')I ; 1'. B a r d e 11 h e \v e r, Patrologie 1 8 9 4 ; G . K r ü g e r , Gesch. der a'.tehristlichen Litteratur l8^" t . s Ausser den KirchenResciuchte,) (besonders Neandei und Böhl in^erl: C. Di I l d e m a n n , :i Bde. 1844 — 6 9 : F . N o u r i s s o n , /,.; pitilosophie de St. ./. 1 8 6 ; , ; J . S t o r z , Die Philosophie des heil. A. l88j. s Vgl. Act. apost. 1 7 . 34. 4 Seine Schrift über Dionys und Gregor heransg. von (Jehler 18575 K. W e r n e r . Beda der Ehr-eürdigc itnd seine Zeit 1876. 8 K. W e r n e r , Alcuin ujid sein Jahrhundert 1876.

DIK

ÜBERLIEFERUNG.

DIE

DIALEKTISCHE

BEWEGUNG.

555

bildung, welche Begriffe zu bestimmen, zu unterscheiden, zu ordnen und einzuteilen , Urteile zu begründen oder zu widerlegen, Schlüsse und Schlussketten anzuwenden und zu beurteilen lernt. Daher der Wert, den das MA. auf die formale Logik gelegt hat. Als ihr Vater galt von Alters her A r i s t o t e l e s . Aber von ihm 1 besass man anfangs die logischen Hauptschriften nicht (es wurden vielmehr die Analytik und die Topik erst im zwölften Jahrhundert allmählich bekannt;, sondern nur die unbedeutendsten (und sogar in ihrer Echtheit nicht sicheren) Teile des Organon: die Schriften de categoriis und de interpretatione. Sie lagen in der Übersetzung des B o e t h i u s - vor, eines halb neuplatonischen halb christlichen Philosophen ( 4 8 0 — 5 2 5 ) , der nicht nur diese beiden Schriften, sondern auch Cicero's Topik kommentiert und Einleitungen zu diesen Schriften und zu andern logischen Theorien geschrieben hatte. Er hatte auch des Neuplatonikers P o r p h y r i o s Einleitung 3 (Isagoge) zu der aristotelischen Schrift über die Kategorien, die später unter dem Titel De quinqué rebus oder De quinqué vocibus' ging, übersetzt, wie dies schon vor ihm (im 4. Jahrh.) Marius Victorinus gethan hatte, und beide Übersetzungen hatte Boethius auch mit Kommentaren versehen. Von V i c t o r i n u s gab es ausserdem Abhandlungen De definitionibus. fi) D i e r e a l w i s s e n s c h a f t l i c h e L i t t e r a t u r . Zu der encvklopädischen Überlieferung kommt hier nur sehr weniges hinzu. Als Inbegriff der antiken Naturwissenschaft gilt P l a t o n ' s Timaeus (von seinen Schriften die einzig bekannte) in der Übersetzung des Chalcidius. Zu seiner Ergänzung diente des C l a u d i a n u s M a m e r t u s (7 um 477) Schrift De statu animae und A p u l e i u s De dogmate Piatonis, ausserdem unbedeutendere Schriften wie die von M a c r o b i u s . Die grosse medicinisch-naturwissenschaftliche Litteratur des Altertums, an der sich die Wissenschaft des Orients entwickelte, ist dem Occident um diese Anfangszeit noch verschlossen. Dagegen bieten römische Schriftsteller, Prosaiker und Dichter, wenigstens einigen Ersatz für Natur- und Lebenskenntnis: C i c e r o und L u c r e t i u s dürften dabei in erster Linie zu nennen sein. D i s G e n a u e r e ist in d e n l i t t e r a r h i s t o ; i s c h e n D a r s t e l l u n g e n z u v e r g l e i c h e n ; namentlich sind sie hinsichtlich der A u s g a b e n , S a m m l u n g e n etc. h e r a n z u z i e h e n .

2. D i e d i a l e k t i s c h e

Bewegung.

Bei dem äusserst geringen Mass sachlicher Kenntnisse, welchc danach der Wissenschaft des MA. in ihrem Beginn zu Gebote stand, und bei der Gebundenheit, worin sie sich hinsichtlich der gesamten Welt- und Lebensanschauung prinzipiell befand, war es unvermeidlich, dass die ersten Regungen selbständigen Denkens sich an Überlegungen über die Bedeutung des logischen Formalismus entwickelten, der in der schulmässigen Ausbildung eine bevorzugte Stellung einnahm: und da in der überlieferten formalen Logik der Gattungsbegriff mit seiner Stellung im Urteil und im Schluss den Mittelpunkt bildete, so wandten sich die erkenntnistheoretisch-metaphysischen Untersuchungen, die sich daran unter dem Namen der Dialektik anschlössen, in erster Linie der Frage nach der Realität der »Universalien« zu. Aber auch diese Frage mit ihren verschiedenen Auszweigungen und mit ihren verschiedenen 1

A. J o u n l a i n , 1 8 1 9 , J. Aufl.

d'Aristote

A'er>):'>r/iex criliques sitr Vilge et Vorigine des traduetions latines 18.):}.

S e i n e r e l i g i ö s f a r b l o s e e t h i s c h e S c h r i f t De consolatione w u r d e aber für die philosophische H e w e g u n g irrelevant. 2

blich

3

Das Original abgedruckt d e s A r i s t o t e l e s S . 1 — '>. — 4

Diese

f ü n f Gl undl.egritle

in sind

de:n :

Scholienbande

genus,

dilTerentia,

der

Berliner

species.

zwar

viel

gelesen,

Akademie-Ausgabe

proprium,

accidens.

556

Z U R G E S C H I C H T E D. KO.M. V Ö L K E R . — WISSEXSCHAFTSGESCH. D. KO.M. V Ö L K E R .

B e a n t w o r t u n g e n war selbst w i e d e r überliefert. S e i t d e m sie zum ersten Mal im Altertum z w i s c h e n P i a t o n und den K y n i k e r n discutiert w o r d e n war, hatte sie sich durch die g a n z e antike P h i l o s o p h i e h i n d u r c h g e z o g e n , sodass die vers c h i e d e n e n M e i n u n g e n auch n o c h in der spätesten Litteratur zu Worte gekommen waren. J a , das P r o b l e m hatte g e r a d e hier eine b e s o n d e r s s c h a r f e Formulierung gefunden. In der von Victorinus und von B o e t h i u s übersetzten Isagoge des P o r p h y r i o s 1 lautete es f o l g e n d e r m a s s e n : 1 1 h a b e n die Gattungsb e g r i f f e eine e i g n e m e t a p h y s i s c h e Wirklichkeit (Subsistenzi o d e r sind sie nur V o r g ä n g e im Bewusstsein der I n d i v i d u e n ; 2) falls sie subsistieren, sind sie k ö r p e r l i c h o d e r unkörperlichV 3 ) bestehen sie g e t r e n n t 2 von den S i n n e n d i n g e n o d e r in und an i h n e n ? A n d i e s e n P r o b l e m e n hat sich die d i a l e k t i s c h e B e w e g u n g , o f t in starker E r r e g t h e i t , bis in die Mitte des z w ö l f t e n J a h r h u n d e r t s e n t w i c k e l t . Gewiss zeigt sie dabei v i e l f a c h ein kindliches U n g e s c h i c k , eine e r m ü d e n d e Umständlichkeit und dann w i e d e r ein Ü b e r m a s s unfruchtbaren S c h a r f s i n n s : a b e r w e r g e r e c h t urteilen will, muss erstens b e d e n k e n , dass es sich um ein f u n d a m e n tales, unentfliehbares P r o b l e m der P h i l o s o p h i e h a n d e l t , auf w e l c h e s g l e i c h zeitig lind u n a b h ä n g i g v o m O c c i d e n t , auch die arabische Wissenschaft e b e n s o n o t w e n d i g stiess w i e einst die G r i e c h e n darauf g e k o m m e n w a r e n , und zweitens, dass der M a n g e l des t h a t s ä c h l i c h e n Wissens das N a c h d e n k e n zu rein f o r m a l e n K u n s t s t ü c k e n , zu leeren A b s t r a c t i o n e n und a b g e s c h m a c k t e n Ü b u n g e n des Witzes n o t w e n d i g verleiten musste. E b e n s o sollte man nicht so unbesehen über den B a r b a r i s m u s der D a r s t e l l u n g e n h e r f a h r e n : zweifellos fehlt ihnen j e d e ästhetische F o r m u n g ; a b e r d o c h hat es das scholastische L a t e i n nicht nur bei den t e r m i n o l o g i s c h e n N e u b i l d u n g e n zu e n e r g i s c h e n , z u t r e f f e n d e n und p r ä g n a n t e n S c h ö p f u n g e n , sondern auch im G a n z e n zu einer A r t v o n Stil gebracht, der in seiner s a c h l i c h e n K l a r h e i t , seiner umständlichen S o r g f a l t , seiner scharfen U n t e r s c h e i d u n g e i n e durchaus nicht v e r ä c h t l i c h e E i g e n a r t besitzt. D i e P a r t e i e n , die sich in diesem »Universalienstreit« g e b i l d e t h a b e n — J o h a n n e s v o n S a l i s b u r y z ä h l t a c h t v e r s c h i e d e n e M e i n u n g e n auf reduzieren sich der H a u p t s a c h e n a c h auf d r e i : d i e j e n i g e n , w e l c h e den Gattungsb e g r i f f e n (den p l a t o n i s c h e n » I d e e n « ) m e t a p h y s i s c h e R e a l i t ä t z u s c h r e i b e n , heissen R e a l i s t e n (universalia sunt realia); d i e j e n i g e n , w e l c h e sie nur für zusammenf a s s e n d e B e z e i c h n u n g e n h a l t e n , heissen N o m i n a l i s t e n (universalia sunt n o m i n a ; ; die vermittelnde A n s i c h t , w e l c h e die R e a l i t ä t der Universalien a n e r k e n n t , a b e r sie nur in den S i n n e n d i n g e n selbst findet, heisst K o n z e p t u a l i s m u s oder S e r m o n i s m u s (universalia sunt c o n c e p t u s sive sermones). Im A n f a n g e ü b e r n i m m t man mit der Übersetzungs- und K o m m e n t a r Litteratur die K e i m e a l l e r drei R i c h t u n g e n , o h n e auf ihren W i d e r s p r u c h zu a c h t e n ; das g e s c h i e h t um so m e h r , als B o i - t h i u s , der in dieser H i n s i c h t zunächst w i r k s a m e S c h r i f t s t e l l e r , der mittleren A n s i c h t n a h e steht, die leicht n a c h d e m einen o d e r dem a n d e r n E x t r e m schillert. Ihm folgte A l c u i n und seine S c h ü l e r , in T o u r s F r e d e g i s u s 4 < De nihilo et tenebriu, in F u l d a R a b a n u s M a u r u s ( j 8 5 6 , De institutione dericorum und De universo hbri 2 2 1 . D e m letzteren oder e i n e m seiner S c h ü l e r g e h ö r t die S c h r i f t y Super Porphyrium« a n 5 , die 1 l'orphvr. /. c. l;i. 8 - 1 1 . in iler I ht-i -.etziin^ ile* Ho. V I I I 222. * k. T . u l l a n d i e r 184:1, T h . C h r i s t l i e l . 1 8 6 0 , J. M u t i e r 1 8 6 1 , L . N o a c k hei de]- deutsehen Übersetzung des H a u p t w e r k s 187. 5 V o n Eriugena stammt auch ein später viel benutzter Kommentar zu Marcianus C a p e l l a . 6 Man bezeichnet diese I.ehrc, diCHAFT-GKSCH. U. ROM. V Ö L K E R .

b) D e r s c h o l a s t i s c 1)e N o m i n a l i s m u s u n d R e a l i s m u s . Wenn so die A n w e n d u n g der Dialektik auf die gesamte Weltanschauung, konsequent im S i n n e des Realismus durchgedacht, zum mystischen Pantheismus führte, so erlag auch die B e h a n d l u n g einzelner D o g m e n der G e f a h r der Heterodoxie, sobald dem dialektischen Moment die entscheidende Bedeutung g e g e b e n wurde. Dies g e s c h a h häufiger den Nominalisten. S o war schon die A b e n d m a h l s l e h r e , um deren willen B e r e n g a r v o n T o u r s (999 ioSiSj verfolgt w u r d e ' , von der nominalistischen Fassung des Substanzbegriffes a b h ä n g i g , welche die »Transsubstantiation« als unmöglich erscheinen liess. Seinem siegreichen G e g n e r L a n f r a n c ( 1 0 0 5 — 1 0 8 9 ) folgte zuerst als Prior des normannischen K l o s t e r s B e c und dann auf dem erzbischöflichen Stuhle A n s e l m v o n C a n t e r b u r v - ( 1 0 3 3 — 1 1 0 9 ), ein Haupt des Realismus und ein typischer Vertreter des scholastischen P r i n z i p s , das er auf die F o r m e l b r a c h t e : fides quaerens intellectums (»credo ut intellegam«). Mit unbedingter A n e r k e n n u n g der kirchlichen Autorität erklärt er das Verständnis ihrer L e h r e n für die einzige A u f g a b e der Dialektik, der er allerdings die F ä h i g k e i t zur I.ösung dieser A u f g a b e im ganzen Umf a n g e zutraut. Hier spricht sich mit stolzer K ü h n h e i t die H o f f n u n g des Wissens, den G l a u b e n zu begreifen und zu begründen, aus, und Anselm versucht diese K r a f t der Dialektik an den Geheimnissen der Dreieinigkeit (De p'de trinitatis et de incarnatione verbi g e g e n Roscellin). der Weltschöpfung [ D e verdate), des Sündenfalls (De libero arbitrio, de Ciisu diaboli. de eonceptu virgimtli et originali peecato), der Menschwerdung it'ur detts Iwnw und der E r l ö s u n g (De contordia preieseientiae, p> aedestinationis et gratiae cum libero arbitrio). S e i n e Stellung innerhalb der Parteien ist durch die beiden Schriften b e z e i c h n e t , die den dialektischen Beweis des Daseins Gottes enth a l t e n : das M o n o l o g i u m und das Proslogium. Nachdem das erstere erwiesen hat, dass, weil überhaupt etwas ist, notwendig der B e g r i f f eines höchsten und vollkommensten Wesens gedacht werden muss, so zeigt das zweite, dass zu diesen V o l l k o m m e n h e i t e n notwendig auch die Existenz gehören müsse, weil sonst ein noch v o l l k o m m e n e r e s Wesen gedacht werden könnte, an w e l c h e m ausser den übrigen Prädikaten eben n o c h das der Existenz (zu dem esse in intellectu n o c h das esse etiarn in rc) hinzukäme. Man nennt diesen Beweis den ontologischen, und er bringt in der T h a t die Voraussetzung des Realismus von der »Subsistenz« der allgemeinen B e g r i f f e auf den schärfsten Ausdruck. Dabei glaubte A n s e l m o f f e n b a r mit diesem Beweise die gläubige Vorstellung von der göttlichen Persönlichkeit in E i n k l a n g bringen zu können. D e n wunden Punkt des B e w e i s e s * sah G a u n i l o 5 von Marmoutier, der »im Namen des T h o r e n , der da sagt: es ist kein Gott« ( U b e r f>ro insipientc) zu zeigen suchte, dass sich in der Weise der Anselm'schen Argumentation auch die Existenz einer vollkommensten Insel Atlantis beweisen lasse Suchte sich so der Realismus bei seinem vornehmsten Vertreter in den G r e n z e n der K i r c h e n l e h r e zu halten, so waren die Nominalisten in der Kritik der D o g m e n rücksichtsloser. Ihre Dialektik wurde daher bald als die »neue« oder »moderne« L o g i k b e k ä m p f t , und sie mussten bei der L a g e der S a c h e unterliegen. Dieser Umstand hat es mit sich gebracht, dass wir über sie nur 1 De aaneta eoena. Vgl. (i. K I . e s s i n g . HI.iiins. r o m .

Völker.

res« A h n l i c h c A u f f a s s u n g e n finden sich in a n o n y m e n S c h r i f t e n , w e l c h e der U m g e b u n g A b e l a r d s a n g e h ö r e n •» De gaienbus et speeiebus«.-, > Df intelleetibus« in einem -»Commentar zu De Interpretationen*, der besonders den Hegriff des Sermo hervorhebt. A b e r A b e l a r d s B e d e u t u n g geht weit über diese a b s c h l i e s s e n d e W e n d l i n g h i n a u s , die er für l ä n g e r e Z e i t dem U n i v e r s a l i e n p r o b l e m g a b . I n d e m e r für die Dialektik die E n t s c h e i d u n g über Wahrheit und F a l s c h h e i t in A n s p r u c h n a h m , p r o k l a m i e r t e er der Autorität g e g e n ü b e r das R e c h t des Wissens und d e r f r e i e n F o r s c h u n g ; er vindiziert im P r i n z i p a u c h der P h i l o s o p h i e die E n t s c h e i d u n g ü b e r die religiöse Wahrheit ( D i a l o g u s inter philosophum, Judaeum et Christianum) und sieht im C h r i s t e n t u m , dessen D o g m a mit der V e r n u n f t durchaus im E i n k l a n g s e i , die W i e d e r h e r s t e l l u n g der n a t ü r l i c h e n R e l i g i o n (Introductio in theologiam — Theologia christiana;; er begründet die Ethik auf die G e s i n n u n g u n d das G e w i s s e n des E i n z e l n e n {Scito de ipsum). S o sehr er d e s h a l b selbst m e i n e n m o c h t e , mit seiner V e r n u n i t l e h r e b e i der positiven R e l i g i o n zu b l e i b e n , so w a r er doch der F ü h r e r d e r j e n i g e n , w e l c h e die letzte N o r m für den G l a u b e n im D e n k e n suchtcn, der R a t i o n a l i s t e n , die man als »puri p h i l o s o p h i « verketzerte. D i e s e A u f f a s s u n g der scholastischen P h i l o s o p h i e als reiner V e r n u n i t l e h r e teilte mit A b e l a r d (wie die V e r f o l g u n g e n ; G i l b e r t de la P o r r e e (Porretanus, -j- 1 1 5 4 ) , der V e r f a s s e r einer später viel zitierten A b h a n d l u n g De sex prineipiis''. 1 . 1 1 : . : |. II. I,u w c . Der Kampf zwischen Xominalismus u. Realismus im Mittelalter, sein Ursprung und sein Verlauf 187^1. — C. S. B a r . i c I i , Zur Gesehichte des Xominalismus vor Roseellin, IHM. 3. D i e m y s t i s c h e

Psychologie.

D i e G e f a h r der U n g l ä u b i g k e i t trat in der dialektischen B e w e g u n g , j e e n e r g i s c h e r sie v o r d r a n g , auf allen ihren Seiten i m m e r deutlicher zu T a g e . D a h e r e r h o b e n sich g e g e n den E i f e r , w o m i t sich die frisch erregten G e i s t e r in j e n e B e w e g u n g stürzten, w a r n e n d e S t i m m e n m a n n i g f a c h e r A r t . In erster L i n i e e r g i n g e n sie natürlich von den Vertretern der — v e r m e i n t l i c h o d e r w i r k l i c h — b e d r o h t e n K i r c h e n l e h r e . S o sehen sich Abtilard und G i l b e r t unerm ü d l i c h e n V e r f o l g u n g e n v o n Seiten B e r n h a r d s v o n C l a i r v a u x ( 1 0 9 1 — 1 1 4 1 ) ausgesetzt, der an S t e l l e des g e f ä h r l i c h e n G r ü b e l n s und des h e i d n i s c h e n Wissenw o l l e n s die praktische H i n g a b e des Gemiits an die göttliche G n a d e p r e d i g t e {De eontemptu mundi, de gradibus humilitatis)^. D a m i t wurde die A u f m e r k s a m keit v o n den m e t a p h y s i s c h e n F r a g e n a b g e l e n k t und b e k a m die a n t h r o p o l o g i s c h e R i c h t u n g : der M e n s c h soll sich auch mit seinem N a c h d e n k e n wesentl i c h 11m das H e i l seiner S e e l e kümmern. S o w ä c h s t die P s y c h o l o g i e aus d e n E r f a h r u n g e n des r e l i g i ö s e n L e b e n s heraus; a b e r bei B e r n h a r d g e s c h i e h t es ( D e eonsideratione) n o c h in unklarer, begrifflich unsicherer F o r m , und der streitbare H e l d der K i r c h e w ä r e erstaunt g e w e s e n , w e n n er sich klar g e m a c h t h ä t t e , w e l c h e s die g e s c h i c h t l i c h e n U r s p r ü n g e seiner L e h r e w a r e n , n a c h der des M e n s c h e n h ö c h s t e S e l i g k e i t darin bestehen s o l l , mit w e i h e v o l l e r V e r s e n k u n g in G o t t a u f z u g e h e n wie ein T r o p f e n Wasser in e i n e m F a s s e Wein. 1

'IM vgl. A b e l a r d s Dialektik iV. C o ti s i 11. Oir,r. med. d"Ab. 17:(IT)'. die ¡ihrigen vollständig bei M i g n e . IM. 178 ; besonders Hist. ealam. «aar. V. C o u s i n . Ouvr. med. 1. und Iirkenntnislehre 1876, D. Bourgognoni I88j. 2 Chr. S c h l o s s e r l8iy, A. Vogel 1843. J. B. Bourgent 18=16. 5 Boutarie. V. d. B. et ta connaissance de Fantiquité classique au / sit'de l87"i. 4 K. Werner. Die Psycho/. d. IV. v. A. 7.? und Sitz. d. Ak. zu II itu l87:i — N. V a l o i s 1880. M. Baumgartner 1893k K. Werner 1878. F. KI11 le in Denille's Archiv 188.V. Cl. B.ieumker. Areh.f. Gesch. d. Philos. 1892, M. de Wulf. Histoire de ta Philosophie srolastiaue dans tes l'oysBas 1895.

Pl-ATONIKER UND EMPIRIKER DES 1 3 . JAHRHUNDERTS.

569

putationen und Buchfehdcn der Zeit seinen eignen Weg zu gehen suchte — ohne freilich eine grossere Nachfolgerschaft zu finden. ei Zu allen diesen Wirkungen der aristotelisch-arabischen Litteratur kam nun auch die hinzu, dass sie den Sinn für e i g n e e m p i r i s c h e F o r s c h u n g zu erwecken geeignet war. Er regt sich freilich zuerst sehr schüchtern in Männern wie A l e x a n d e r N e c k a m f f 1 2 1 7 , De nnturis rerum) und A l i r e d dem Engländer (Alvredus de Sereehel), der sogar in seiner Schrift De motu cordis1 eine physiologische Psychologie auf Grundlage der aristotelischen Vor3tellungen zu begründen suchte. In grossen Dimensionen dagegen erscheint der Empirismus bei einem Franziskaner, der weit über die Grenzen seines Ordens hinaus anregend gewirkt, aber auch unter dem Odium der Neuerung gelitten hat: R o g e r B a c o n 2 ( 1 2 1 4 — 1 2 9 2 ) . Sein »Opus maius« (ergänzt durch ein Opus minus und Opus tertiumj ist ein Programm naturwissenschaftlicher Erkenntnis, das sich aus den Vorurteilen und zum Teil aus dem Aberglauben der Zeit, namentlich dem astrologischen , den es durchaus nicht abzustreifen vermag, selbständig herausarbeiten will. B a c o n verlangt zum vollen Verständnis der Autoritäten, unter denen auch er den Aristoteles am höchsten stellt, gründliche Sprachbildung, die gerade auch seinen berühmten Zeitgenossen abgehe, sodann aber vor allem mathematische Schulung und eigne, experimentierende Beobachtung. Optik, Chemie, Astronomie und Medizin sind die hauptsächlichsten der realen Fächer, welchen er seine Arbeit zugewendet hat. Der dialektischen Arbeit der Begriffe ist er abhold; neben die sinnliche Wahrnehmung Stellt er als zweite Erkenntnisquelle die innere Erfahrung; diese aber gilt ihm als göttliche Heilsoffenbarung. So verbindet er mit dem Verlangen nach empirischer Naturwissenschaft eine Mystik, welche starke F^nflüsse des arabischen Pampsychismus ("Avicenna und Averroes) aufweist. Seine Anregungen sind namentlich in seinem Orden auf fruchtbaren Boden gefallen und haben in diesem, wie man es besonders an Duns Scotus sieht, eine tüchtige Schulung in den Sprachen , in der Mathematik und in den Realien üblich gemacht. 2. T h o m i s m u s und S k o t i s m u s . Die Masse dessen, was bei dieser vielgestaltigen Aufnahme des neuen Lehrstoffs in den Schulen und Klöstern Europas gelesen und geschrieben, disputiert und nachgeschrieben , umgeschrieben und neugestaltet worden ist, erscheint wahrhaft erstaunlich, und es war das Verdienst der dialektischen Schulung und Übung, dass die Geister von dieser Fülle des Stoffs nicht er: drückt wurden, sondern ihn zu bewältigen und ihrem eignen Zwecke dienstbar zu machen verstanden. In hervorragendem Masse, geschah dies in den beiden grossen Systemen der Philosophie, welche die Blütezeit der Scholastik ausmachen. Es sind die Ergebnisse, 7.11 denen die beiden Bettelordcn in der zähen Verfolgung ihrer gemeinsamen Aufgabe gelangten: aber die beiden Formen der Lösung zeigen bei aller Verwandtschalt doch so grosse Verschiedenheiten, dass es zwischen ihnen zu einer lebhaften und z. T . bitteren Polemik kam. Die Philosophie der Dominikaner ist der 'l'homismus: seine Schöpfer sind ein Deutscher und ein Italiener, A l b e r t und T h o m a s : die Philosophie der Franziskaner ist der Skotismus, die Lehre des Briten J o h a n n e s D u n s S c o t u s . Der Thomismus ist eine glänzende Leistung des kombinativen und harmonisierenden Denkens: er hat mit meisterhafter Feinfühligkeit diejenigen 1 2

Iiis«:, von S. n.irni'k. Bihlicihtca phihsophorum mediae aetatis 11, 1876. K. Charles 1861. K. Weine:" 187'). C. Pohl l8y;f.

5;o

Z U R G E S C H I C H T E D. ROM. VÖI.KER.

— WlSSENSCHAFTSGKSCH. D. ROM. V Ö L K E R .

M o m e n t e h e r a i i s g e f u n d c n , v e r m ö g e deren die b e i d e n traditionellen G e d a n k e n s y s t e m e v e r e i n b a r w a r e n , und sie zu e i n e r i m p o n i e r e n d e n E i n h e i t v e r s c h m o l z e n . D a h e r bot er a m meisten d a s , w o n a c h die Z e i t v e r l a n g t e , lind wurde zur offiziellen P h i l o s o p h i e der römischen K i r c h e . D i e S t ä r k e des Skotismus dag e g e n b e s t e h t in der S i c h e r h e i t der Disposition und in der klaren S c h ä r f e der U n t e r s c h e i d u n g : mit g l e i c h ernster K r a f t des G l a u b e n s und des Wissens b e s t i m m t er die, G r e n z e n ihrer V e r e i n b a r k e i t und wird d a d u r c h zum s c h ö p f e rischen A u s g a n g s p u n k t e der zukünftigen B e w e g u n g . a.) D e r T h o m i s m u s . Der A n t e i l , den die beiden B e g r ü n d e r der D o m i n i k a n e r p h i l o s o p h i e an dem S y s t e m h a b e n , das n a c h d e m j ü n g e r e n v o n ihnen g e n a n n t zu w e r d e n pflegt, ist im G a n z e n so zu b e s t i m m e n , dass A l b e r t die b e g r i f f l i c h e n G r u n d l i n i e n g e z o g e n und ihnen das s e i n e m Interesse n ä h e r l i e g e n d e N a t u r v e r s t ä n d n i s e i n g e o r d n e t h a t , dass d a g e g e n T h o m a s in diesen Z u s a m m e n h a n g mit H i l f e der P s y c h o l o g i e auch die L e h r e von der G e s e l l s c h a f t , v o m S t a a t und der G e s c h i c h t e e i n b e z o g und das damit v o l l k o m m e n e n t w i c k e l t e S y s t e m in a b g e r u n d e t e r e r und a b g e k l ä r t e r e r E o r m , auch in r e i n e r e r und g e s c h m a c k v o l l e r e r S p r a c h e darstellte. A l b e r t v o n B o i l s t ä d t 1 (Albertus M a g n u s 1 1 9 3 — 1280,1 ist d e r j e n i g e S c h o l a s t i k e r , w e l c h e r durch seine P a r a p h r a s e n und K o m m e n t a r e fast a l l e r aristotelischen S c h r i f t e n den x P h i l n s u p h u s « zur unbestrittenen Autorität in der christlichen G e l e h r t e n w e l t g e m a c h t h a t ; er ist d e r j e n i g e T h e o l o g e , dessen Summa theologiae (mit ihrer E r g ä n z u n g in der Summa de crcaturis) als ebenbürtiges G e g e n s t ü c k zu der des A l e x a n d e r den g a n z e n Inhalt des k i r c h l i c h e n D o g m a s als e i n e M e t a p h y s i k n a c h den aristotelischen G r u n d b e g r i f f e n e n t w o r f e n hat (dazu b e s o n d e r s seine S c h r i f t De causis et processu unh'ersitatis;; er ist ein N a t u r f o r s c h e r , der über die g e n a u e R e p r o d u k t i o n der aristotelischen L e h r e n (namentlich a u c h der Z o o l o g i e ) hinaus durch e i g n e , die g l c i c h e M e t h o d e einh a l t e n d e S t u d i e n (De vegetabilibus et plantis) sich in seinem O r d e n um die N a t u r f o r s c h u n g e b e n s o verdient g e m a c h t , w i e R o g e r B a c o n bei den Franzisk a n e r n ; u n d er hat das grosse V e r d i e n s t , durch s o r g f ä l t i g e T e x t v e r g l e i c h u n g das a r i s t o t e l i s c h e S y s t e m von d e m V e r d a c h t e des P a m p s y c h i s m u s b e f r e i t zu

haben (De unitate intellecius contra

Averroistas).

In a l l e n diesen D i n g e n war T h o m a s v o n A q u i n o 2 ( 1 2 2 5 — 1 2 7 4 ) sein S c h ü l e r und Mitarbeiter. A u c h er schrieb K o m m e n t a r e zu den W e r k e n des A r i s t o t e l e s , a u s s e r d e m zu d e m Uber 4 (deutsch von Noltc 1 8 8 5 ) . G o u c l i n 1 8 6 1 . R . H u c k e n 1 8 8 6 . A . F i o h s c l i a m m e r 1889. i.itteiatiir jet/t am vollständigsten hei U e b e r w e g - I I e i n z r , 8. Aufl. II § 3 3 . > W. W i n d e l b a n d , Gesch. d. Philos. 1900, § 1 3 .

THOMISMUS

57

1

s i c h die alberto-thomistische Lohre in der g a n z e n A u s d e h n u n g zu e i g e n ; auch die damit verbundene Erkenntnislohre wurde um so m e h r a n g e n o m m e n , als sie (als sog. gemässigter Realismus) in der U n i v e r s a l i e n f r a g e d e n (sermonistischen) S t a n d p u n k t inne h i e l t , zu dem diese K o n t r o v e r s e im A b e n d l a n d e b e i A b e l a r d und im M o r g e n l a n d e bei A v i c e n n a geführt hatte. D i e s e r Aristotelismus nun mit seiner monotheistischen Spitze wurde im T h o m i s m u s d i e Grundl a g e für die »natürliche R e l i g i o n « , w e l c h e die H a u p t s ä t z e der K i r c h e n l e h r e a u f d e m W e g e der Vernunfterkenntnis zu b e g r ü n d e n berufen war. Der T h o m i s m u s sucht also natürliche und g e o f f e n b a r t e R e l i g i o n so w e i t w i e m ö g l i c h zur D e c k u n g zu b r i n g e n ; n a m e n t l i c h g e h t darin ü b e r den vorsichtig n o c h z ö g e r n d e n A l b e r t , w e l c h e r in starker A n l e h n u n g an den j ü d i s c h e n Philos o p h e n M a i m o n i d e s der menschlichen S e e l e nur z u t r a u t e , das zu e r k e n n e n , w o v o n sie die Prinzipien in sich selbst t r ä g t , sein j ü n g e r e r G e n o s s e h i n a u s : a b e r a u c h T h o m a s musste vor den Mysterien der T r i n i t ä t , der Incarnation und der W e l t s c h ö p f u n g Halt m a c h e n . Hier war die A u f g a b e der P h i l o s o p h i e nur die, zu zeigen , dass s o l c h e D o g m e n der V e r n u n f t n i c h t w i d e r s p r e c h e n : sie sind nicht widervernünftig, sondern übervernünftig. U n d so gilt a u c h hier das Prinzip der E n t w i c k l u n g : die natürliche E r k e n n t n i s der V e r n u n f t ist als n i e d e r e Stufe die V o r b e r e i t u n g (praeambula) für die h ö h e r e Stufe, die O f f e n barung. E b e n s o aber verhält sich in der thomistischen M e t a p h y s i k das g e samte R e i c h der Natur zum R e i c h der G n a d e . Das e i n e ist d i e A n l a g e zur V e r w i r k l i c h u n g des a n d e r e n : das Z w i s c h e n g l i e d in diesem V e r h ä l t n i s ist der Mensch. Seine S e e l e als E n t e l e c h i e des L e i b e s ist die h ö c h s t e unter den formae inhaerentes und zugleich die niederste unter den f o r t n a e separatere. D e s h a l b ist ihre Unsterblichkeit e b e n s o rationoll zu b e w e i s e n w i e das Dasein G o t t e s (das letztere auf dem sog. k o s m o l o g i s c h e n W e g e ) . D e s h a l b a b e r ist a u c h die Bethätigung der S e e l e als L e b e n s p r i n z i p für den irdischen L e i b nur die V o r b e r e i t u n g für ihre höhere Bestimmung als reine I n t e l l i g e n z ; d a h e r zuletzt das Schauen wertvoller als das H a n d e l n , der V e r s t a n d das h ö h e r e und b e s t i m m e n d e Prinzip für den Willen. E b e n s o ist e n d l i c h die irdische Vereinigung der M e n s c h e n , die das Geselligkcitsbediirfnis z u m Staat führt, a u c h zuletzt nur die G r u n d l a g e für die kirchliche V e r e i n i g u n g , die g ö t t l i c h e Heilsanstalt, deren Z w e c k die Erlösung und die e w i g e S e l i g k e i t ist: daraus folgt die Unterordnung des Imperium unter das S a c e r d o t i u m . S o ist das g e s c h i c h t liche L e b e n e b e n s o wie das natürliche als eine E n t w i c k l u n g s s t u f e für die V e r w i r k l i c h u n g des göttlichen Heilsplans verstanden. Die grosse A n h ä n g e r s c h a f t des A l b e r t o - T h o m i s m u s 1 ist zunächst bei den D o m i n i k a n e r n selbst zu finden. Es seien g e n a n n t : B e r n h a r d v o n T r i l i a (7 1 2 9 2 , Qiiaestiones de cognitione artimae), Aegidius von Lessines {De unitale formae|, R o b e r t K i l w a r d e b y (7 1 2 7 9 ) , L a m b e r t v o n A u x e r r e , J o h a n n v o n P a r i s , P e t e r v o n A u v e r g n e und T h o m a s B r a d w a r d i n e (7 1 3 4 9 ) . Wie von den letzteren so wurde der T h o m i s m u s g e g e n den Skotismus besonders energisch vertreten von H e r v a e u s N a t a l i s (7 1 3 2 3 , In Petri Lombardi sententiarum Volumina; Quoillilvtiiweiterhin von G e r a r d v o n B o l o g n a (7 1 3 1 7 ) , und J o h a n n v o n N e a p e l (7 1 3 3 0 ) . A n der S o r b o n n e wurde der T h o m i s m u s durch G o d e f r o y d e F o n t a i n e s [Quodlibeta), bei den C i s t e r z i e n s e m durch H u m b e r t v o n P r u l l i , bei den Augustinern durch A e g i d i u s C o l o n n a (Romanus, 7 1 3 1 6 ) und seinen S c h ü l e r T h o m a s v o n S t r a s s b u r g eingeführt'•'. Etwas später wirkton B e r n h a r d v o n A u v e r g n e 1

2

späteren

K. W e r n e r , D. hl*. Themas 111. li.l.

K. Werner, Der Augustinismus MA. Bd. 111).

in den Sc/h>l. d. späteren

M.4. (Die Scholastik

des

572

Z U R G E S C H I C H T E O. KOM. V Ö L K E R . —

WISSENSCHAFTSGESCH. D. ROM. V Ö L K E R .

und P e t r u s d e P a l l u d e . Apafi, Fürst 2 7 1 . 2 7 6 . Apokalypse des Abraham, rumänisch 398. A p o k a l y p s e des P a u l u s in der rumän. Volkslitteratur 4 0 5 f. A p o k r y p h e n des alten T e s t a m e n t s in d. r u m ä n . V o l k s litteratur 3 9 6 — 4 0 0 . Dgl.

REGISTER. d e s neueri T e s t a m e n t s 4 0 0 — 406. Apokr. Evangelien 4 0 0 ff. A p o k r . A p o s t e l legende 404—406. Apostelgeschichte. ruinän. 267. Apostellegende. apokryphe, in d e r r u m ä n i s c h e n V o l k s litteratur 4 0 4 - 406 Appiani 546. Apuleius 555. A q u e t t i n o s. G h e r a r d i , G i o vanni. A q u i l a , P e t r u s v. 5 7 4 . A q u i l a , S e r a f i n o dall' 142. A q u i n o , J a c o p o il' 16. A q u i n o . M a r i a d' 1 0 6 . A q u i n o . R i n a l d o d' 16 A q u i n o . T h o m a s v o n s. T h o m a s v. A q u i n o . Aragon. Rechtsquellen 457. Aragonien. Hilfsmittel zur Gesch. dess. 5 0 6 — 5 0 8 . A r e n d i a . A c n d e m i e 176. 183. 1 8 4 f. 1 8 8 . 196. A r c l i i r Ii. A n a d a m (s. a u c h A i k i r u. A n a d a m ) 3 1 3 . A r c h i t e k t u r 5 3 0 f. Archive. Litteratur darüber 435. Arelatensisehe Reich, das 467. Areopagita. Dionysius s. Dionysius Areopagita. Aretino", P i e t r o 1 5 6 . 159. 1 6 1 f. 1 7 2 . A r g e l a t i . F . 3. 4 . Argenti. A g o s t i n o 162. A r g e s . K l o s t e r . C e n t r i m i I. rutnän. Chronistik 323. R u m ä n . Sage darüber 428. Arici, Cesare 202. 208. Arienti, Giovanni Sabbadino degli 142. Ariosto, L u d o v i c o HO. 122. 1 3 4 . 1 4 8 . 1 4 9 f. 1 5 1 . 1 5 3 . 157. 161. 174. 187. 517. Arisi. F . 3. Aristiea. Constantin 344.345. A r i s t o t e l e s 5 5 5 . 5 7 0 f. 5 7 2 f. 577. A r i s t o t e l i s m u s 5 5 2 . 5 6 5 ff. A r k a d i s c h e M a n i e r in der ital. D i c h t u n g 1 8 5 - 187. Arkir und Anadam. rumän. E r z ä h l u n g aus 1001 Nacht S87. 394. A r m a n n i n o 8 6 f. A r n u l f 10. A r r i g o d a S e t t i m e l l o 12. A r s d i c t a n d i 4 3 8 ff. Artois, Geschichtslitteratur darüber 471. Asaki 360. Asaki, Gheorghe 346. Asaki. Lazar 342. Asaki, P. 318.

A.~>. 3 5 7 . Carmen pam-gvricum lierengarii 10. C a n n i n e . G u i d o del 75. 8 7 . C a r o 1 7 2 . 174. 175. 188. Caroles 525. C a r p e a u x . J. B. 5 4 4 . Carnicci 546. Carrer, I.uigi 209 ( " a l l e t t o . G a l e o t t o del 141. C a r t e r o m a n e s c a de I n v a i a tili a 2 8 6 . C a s i . G i o v a n n i d i l l a 171. 172. 1 7 3 ("ascila 5(5. C a s o n i . G u i d o 179. C a s s i , F r a n c i s c o 212. C a s s i a n . ins R u i n ä n iibers. 314. Cassiodorus 439. 554. ('assoli. Francesco 202. Castellani, I'ierozzo Castellano d e ' 144. C a s t e l l a n o de' Castellani. I ' i e r o z z o 144. C a s t e l l i . B e n e d e t t o 183. C a s t e l l o . P a o l o / . o p p o da 2 0 .

Castelvetro. L u d o v i c o 77. 174. Casti, G i a m b a t t i s t a 1 9 6 . C a s t i g l i o n c h i o . I . a p o da 1 2 8 . Castiglione, Baldassarre 173. Castilianische Seemacht, L i t t . darüber 510. Castilien. R e c h t s q u e l l e n 4 5 6 f. H i l f s m i t t e l zur G e s c h i c h t e C.'s 5 0 6 - 5 0 9 " C a t a l o n i e n . H i l f s m i t t e l zur G e s c h . dess. 5 0 7 . R e c h t s quellen 4 5 7 . Catavasiar 306. 307. 308. Catavasie 279. Catavasier 277. C a t e c h i s m i » , rumali. 2 6 6 C a l o 3 1 . 3 9 f. 3 1 3 . Cattaneo. Carlo 213. C a v a l c a . D o m e n i c o 8 5 f. C a v a l c a n t i . B a r t o l o i n m e o 171. C a v a l c a n t i , G i o v a n n i 137. C a v a l c a n t i , G u i d o 2 3 . 2 4 . 48. 5 0 . 56. 61. 9 9 . 100. 146. 165. Cavalieri. Bonaventura 183. Cazania 266. C a z a n i e 2 7 4 IT. Ceaslov 277. Ceasoslov 279. 306. C e c c h i , G i o v a n n i Maria 161. C e c c o d ' A s c o l i s. Stabili. Frani esco. Ce Hi. F i l i p p o 8 4 . Celle, G i o v a n n i dalle 127. Cellini. B e n v e n u t o 169. 5 4 4 . C e n e dalla C h i t a r r a 5 2 . C e n t o f a n t i , S i l v e s t r o 79. Cercel, I ' e t n i 2 6 9 . Ceroni. Giuseppe Giulio 202. C e r r e t t i , L u i g i 195. ("esali. A n t o n i o 2 0 5 . C e s a r m i . V e r g i n i o 179. C e s a r o t t i . M e l c h i o r r e 197. C h a l c i iius 5 5 5 . Chalimai c)h ( 1 0 0 1 Nacht) 338. 386. Champagne, Geschiehtslitt. darüber 472. C h a m p a g n e . P h i l i p p e de 5 3 1 . 547. C h a n s o n de R o l a n d 13. C h a n s o n s ile geste 13. 3 1 . 34. Chardin. Simeon 532. 547. C h a r t i e r , |oliann s. G e r s o n , Juh. 577. Charlies. Gesrhichtslitt. darü b e r 4 7 4 . S c h u l e v o n CI). 562. C h a s t i e n i e n t des I ) a t n e s 5 2 5 . Ches.irie 2 7 9 . Ombrerà. Gabriello 178. 160. 184. 185. 186. Cliiai i. P i e t r o 192. C l i i a i o , dei 3 1 2 .

583 Chicos, G. 395. C h i e r i . H i l f s m i t t e l zur G e s c h . dieser Stadt 487. C h i e s i , F . A. della 4. C h i t a r r a , C e n e dalla 5 2 . C h o d e r l o s d e la O o s , L i a i sons dangereuses 527. C h r e s t i e n de l'royes 517. 527. Christopulos, A. 318. C h r o n i c o n C a s i n e n s e 9. I ' a r fense 9 . N'ovalicense 9. Chronik, anonvme, ruiuan. 289. C h r o n i k in Italien 1 2 7 — 1 2 9 . in T o s k a n a w e i t e r g e b i l d e t 47. C h r o n i k e n , lat. 9 - 1 0 ; ital. 87—90. C h r o n o g r a p h , der g r o s s e , r u m ä n i s c h 2 8 2 . 2 8 8 f. 3 9 6 . Chrysostoinos s. Jobannes Chrysostomos. C h u r r ä t i e n , H i l l s m i t t e l zur G e s c h . dess. 5 1 1 f. Churriguera 543. C i a c c o dell' A n g u i l l a i a 3 5 . C i a m p o l i . G i o v a n n i 179. Ciani, G i o a c c h i n o 1 0 7 . Cicerchia, Niccolò 122. Cicero 555. C i c o g n a . E . A. 4. Cicognara, L e o p o l d o 204. C i e c o . N i c c o l ò 136. C i e l o dal C a i n o 3 6 . C i g a l a , L a n f r a n c o 13. C i m a b u e . G i o v a n n i 5 4 5 I. C i m i n e l l i . Serafino 139. C i n o da P i s t o i a 23. 2 4 . 4 9 f. 5 6 61. 9 9 . 100. 101. 102. 146. C i n q u e c e n t o 149. Cinquina. Xatuccio 20. Cintio 527. C i o l o della B a r b a 18. Cipariu 263. 368. 369. C i t t a d i n i , C e l s o 181. Cini lo d ' A l c a m o 3 6 . Clandianus Mamertus 555. Cleniange, N i c o l a u s de 5 7 7 . Clemens. Andreas 373. 377. Cliniacus, Joannes 274. 304. 320. C l i m e n t i e . Bischof 2 9 6 . Cliiueanu 318. C l o s . C i . o d e r l o s d e la, L i a i sons d a n g e r e u s e s 5 2 7 . Clouet. Francois 531. 546. Clouet, Jehan 546. C o c c h i . A n t o n i o 188. Coco, Vincenzo 203. C o d e i i i , P . A . 3. Codex Kuricianus 451. Cogàlniceanu.Constantin 332. 382 Cogàlniceanu

K n a k i 3 2 1 f.

REGISTER.

584 C o g ä l n i c e a i u i . M. Colacarit 844.

263.

C o l i n d e (rumän. episch-relig. Lieder) 427. C o l l e , F r a n c e s c o ria 4 9 Collenuccio. Pandolfo 142. Colletta, Pietro 204. Colombini. Giovanni 127. C o l o m b o , Michele 205. Colonna. Aegidius (Kgidioi 5 7 1 . R e p i m e n t o dei princ i p i , ins Italienische ü b e l setzt 8 5 . Colonna. Famiiie 50. C o l o n n a , O d o della 1 7 . Colonna. Vittoria 156. C o l o n n e , Cìuido d e l l e 1 8 . Colobi, Vasilie s. K o l o s y , Basilius. C o l u c c i . G . 4. Columbano, B C. 548. Commedia dell' arte 162. 179. C o m p a g n e t t o da P r a t o 3 5 C o m p . i g n i , D i n o 4 8 . 5 4 . 8 8 I. 127. C o n a c h i , C. 3 4 2 . 3 5 6 . C o n c i l i a t o r e Z e i t s c h r i f t 20f>.

208.

Condici 321. 338. C o n g r e g a dei R o z z i 1 6 2 . C o n s t a n t i n din G o l e a t i 3 1 2 . 313. 334. 335. Constantiiius A f r i ' i u s 5 6 2 . Contarini. Francesco ] 79. conti 114. C o n t i d ' a n t i c h i c a v a l i e r i 4 4 f. Conti, Antonio 187. C o n t i , G i u s t o de' 1 3 5 . Conto 44. 46. Contrasto 36. Copalniceann. K. 346. Corbea, T. 271. 295. Coresi 2 6 7 — 2 6 8 . 2«9. 270. 271. 274 277. 278 281. 302. Corio. Bernardino 141. C o r n a l o , V i n c e n t , ins Kliman. (Ibers. 3 3 9 . Cornazzano. Antonio 141. C o r n e i l l e , ins K u m ä n . ü b e r s . 344. 346 C o r n e l i , 1. 3 7 5 . 3 7 6 . Cornicea satelor, rumän. Volksbuch 393. Cornilie 302 Corot, Cainille 5 4 7 . Corradini 544. C o r t o n a . P i e t r o da 5 4 6 . Cosma, der heil., Vision desselben 4 1 5 . Cossa, Pietro 215. Costa, Paolo 77. 212.

dem

* ) D i e mit d'. Hauptnamen !

C o s t a k i 1 C o s t . i e l l e 1. V e n i a m i n 3(1-2 : i i ). :t:(:ì. C o s t a n z o . A i , ; j e l o iii l a t i . 1 6 8 . C o s t e a . I. 3 ) 6 . C o s t i e s c u , M. :(45. C o s t i : ) , M. 2 « 5 288. 290. 291. 292. 319. 320. 379. 381. Costili. Nicolae 265. 283. 29(1. 2 9 1 f. 3 2 2 . 3 3 6 . C o s t u m b r e s de L é r i d a 4 5 7 . C o s t u m i n e * ile ' l ' o r t o s a 4 5 7 . Cottili. M '"-'.. ins Rimiriti. iibers. 3 4 2 . Courbet. Gustave 547. Coutunies 455. 521. Coutuiniers 4 5 5 . C o u v r a v . L o u v e t de 5 2 7 . Coysevox 514. C o z i n o . Canta 3 2 1 . Colina 282. 284. 285. Coziua ierodiic 418. Crasso, I.. 3. C r c b i l l o n d. j i i n g e r e 5 2 7 . Crcqui. Marquise de. Meinoiren 5 2 8 . Crestonialic romàtiesc Cresciinbeni. Giovali

360. Mai i o

2. 5. 185. Creteann 314. Croce. Cesare, Bertoldino. ins Kutiian. iìhersetzt 3 8 8 . C r o n a c a f i o r e n t i n a 4 2 . C r . di Orvieto 129. Cronichetta lucchese, antica 4 2 . C r . dei M a l a t e s t a 1 2 9 . . C i . pisana 4 2 . Cr. strozziana 1 2 8 . Crudeli. T o m m a s o 186. C u c i i , P . H92. Curti. Theodor 261. Cuzanu, Ananias 318. C y r i l l v. A l e x a n d r i e n 3(11. 304.

D. •) Damasceiius, J o h . 3 6 1 . Damaschili 2 7 9 . Damenspiel 525. Dàinian, Vasile 2 9 2 . D a n i e l , A r n a u t 101). D a n i e l l o , Bernardo 77D a n i i l ot D l o g o p o l 2 8 2 . Danovici, Petru 2 S 8 . Danoviciu 381. Danses 525. D a n t e Alighieri 8. 22. 2 3 . 24. 25. 35. 38. 46. 47. 5 0 . 5 1 . 5 2 . 5 4 . .")5—79. ( S c i n e F a m i i i e 5 5 I. E r s t e Studien 56. Beatrice 56. K r i e g s z i i g e 5 6 I. S t u d i m i )

da, d a l l ( a ) .

dei P h i l o s o p h i e 5 7 . P o l i tik ")7. Verbannung aus l'Ioienz 57—59. Tod 59. Chronologie seiner Wellie 5 9 f. C a n z o n i c i e Ol. Neues L e b e n 6 1 I. Gastmahl 6 2 — 6 4 . D e vulv a r i e l o q u e n t i » 6 4 f. De m o n a r c h i a 6 5 f. B r i e f e und K k l o g e n 6 6 f. Commedia 6 7 — 7 9 . ) 80. 83. 85. 87. 88. 94. 97. 99. 100. 101. 103. 104. 107. 108. 109. I I I . 116. 119, 120. 121. 123. 130. 1 3 4 . 135. 138. 1 4 1 . 1 4 4 . 1 4 6 . 1 4 7 . 16-1. 174. 193. 196. 198. 2 0 0 . 202 205. 209. 211. 212 213. 572. Daiit.*, erste Gedichte 4S. C a n z o n i e r e 4 8 . 5 9 f. 6 1 . Erstes Sonett 8. Commedia 47. 60. 61. Inhaltsangabe 6 7 — 7 0 G r u n d g e d a n k e 7 0 I. Symbolismus " I . Ouellcn 72. Ä u s s e r e F o r m 7 2 f. S t i l 7 3 I. A u s g a b e n 7 4 I. Kommentatoren 75—79. C o n v i v i o ( G a s t m a h l ] 6 0 1. 62 64. D e vulgari eloq u e n z a 6 0 . 6 4 f. D e M o narchia 60. 6 5 f. Vita N u o v a 4 8 . 5 9 f. 6 1 . D a n t e da M a i a n n 2 2 A n m . D a r v a r i , ins R u m ä n . Ü b e l s . 312. 314. Dascal. S i i n i o n s. Simeon Dascalul. Dati, Carlo 184 Dati. Gregorio 137. D a t o , L o t t o di s e r 2 0 . D a u p h i n é , G e s c h i c h t s l i t t . darüber 4 7 2 . D a v a n z a l i , C h i a r o 2 2 I. David. I.ouis 5 4 7 . D a v i d von Din.uit 5 5 7 . Davilla. Enrico Caterino

180. Decembiio. 134.

Pier

Caudillo

D e i . Andrea 9 0 . Dei. Benedetto 143. D e k a n i i i i s t , J0.111 J o s i f Delacroix 547. Delan.che 547. Deleanu 3 5 1 . 3 5 2 . 3 6 0 .

308.

367.

376. 377. Delfico, Melchiorre 2 0 4 . Densusianu, Ar. 263. Detto d'Amore 53. Deutsche romanische Bauk u n s t , i h r K i n f l u s s a u f die italienische 5 3 5 .

de d e i , del, d e g l i . di g e b i l d e t e n

Namen

suche

man

unter

r «levozioni 1 2 2 . I >i.iconnrln 2 8 1 . Dialektkomödie in Italien 162. ] lialoge in der i'.al. L i t t e i a t u r 173 f. 1 >ianeu. L e o n a k i 3 5 2 . D i a r i anonimi 1 2 8 . Diario d Anonimo 128. D i a t r i b e gegen die Franzosen, rumän p o l i t . Gedicht 3 5 7 . D i c h t u n g e p i s c h e . Bedeutung ders. f. d. Kulturgesch. 5 2 0 f. 5 2 2 . D i d a k t i k in Italien 157 f. D i d a k t i k , ital.. nach D a n t e 79-82. D i d a k t i k , nordital. 3 0 - 3 4 . Didaktische L i t t e i a t u r , rumänische 2 8 2 f. Didaktische Prosa in den Anfangen der ital. L i t t e r a tur 4 2 - 4 4 . Diderot 5 2 7 . D i e z , F r i e d r i c h 7!l. D i i a k , T u clor 2 6 6 . D i j o n , Ouellensammlung zur Geschichte desselben 4 4 6 . Dunitiache sciitor 3 3 6 . Dimitrake Fälcoianul 309. D i m i t r i c , heil. E r z b i s c h o f v . Rostovv 3 1 2 . 4 0 3 . D i o i s . Gescliichtslitt. darf)ber 472. Dionisie 3 1 1 . D i o n i s i e Kclesiarhu 3 2 4 f. I>ionvsius A i e o p a g i t a 2 8 1 . 31Ó. 5 5 4 . 5">7. Direptätoriu de lege 281!. Disciplina c l e r i c a l e 3 9 . Disputation zwischen dein Juden Zamvri u. dem P a p s t e Sylvestru 4 1 0 . Divanul luniii 3 1 3 . D l o g o p o l , Daniii ot 2 8 2 . D o d i c i conti inorali 3 8 . D o g m a t i s c h e l.ilteratur. rumänische 2 8 0 f. 3 0 8 - 3 1 2 . Dohtorul de casa 4 2 6 . Dolce, L u d o v i c o 151. 162. Donienichi, Ludovico 151. D o m e n i c l l i n o 5411. Dominici, Giovanni 127. Dominikaner, philosophische W i r k s a m k e i t ders. 5 6 6 f. 5 6 9 ff. Donatello 5 4 4 . Donati, F o r e s e 5 2 . 5 6 . Donati, G e m m a 5 6 . Donati, Lucrezia 146. Dondi, Giovanni 117. D o n i , Anton F r a n c e s c o 1 7 4 . Donici, A. 318. D o n i z o n ? 10. Dorotheus 3 1 4 .

REGISTER. Dorotheus aus Monembasia, Chronist 2 8 8 . 3 S 2 . Dositheus 2 6 4 . 2 7 0 f. 2 7 2 . 2 7 8 . 2 7 9 . 2 8 4 . 2 8 5 . 2 9 4 f. 3 0 0 . 3 0 9 . 31.Ì. 3 9 0 . 396. 401. 404. 406. 415. 426. 427. Dosoft(Ji leiu s. Dositheus. D o u a i , Quellensammlung zur G e s c h i c h t e desselben 4 4 6 . D o v i z i , Bernardo 1 6 0 . Dràgliici .Vasilie 3 4 2 . Draghici, Manolake 3 6 2 Drama, liturgisches, in Italien 3 0 . V o l k s t ü m l . Drama in Italien 1 6 2 f. Dramatische Dichtung in Italien 1 5 8 — 1 6 3 . 179. 1 9 1 - 1 9 4 . 204. Dalmatische Litte'atur in Rumänien 3 4 3 347. Dubäu, T u d o s i e 2 9 2 . Dudescu. Constantin 3 1 5 . Duechi. Gregorio 158. Dughet, Gaspard 5 4 6 Duka. J o h n 2 7 0 . Duma, Radu 310. D u m a s , A.. ins Kumän. übersetzt 3 4 6 . Dumbleton. 574. D u m i t r a c h e vel stolnic 3 2 3 . Dumitrescu, Oprea 3 9 0 . Duns S c o t u s 5 6 8 f. 5 7 2 f. 574. 576. Duprc. Giovanni 216. Durand de St. P o u i c a i n 5 7 5 . Durante, ser 5 3 . Duval, ins K u m ä n . übersetzt 346. E. F b o l i . P i e t r o da 10. Kcaterina, Leiten derselben, rumänisch 4 2 0 . Kclesiarhu, D i o n i s i e 3 3 3 . E d e l i n c k . Gerard 5 3 1 . Eder 364. Fdictum Theodorici 452. Kfisiul, Peti u 3 6 2 . Kfrem. beil.. Ollenbarung. rumänisch 4 1 7 . E f t i m i e s. Z y g a b e n u s E u t y UlillS. E l e g i e der Stadt Paris, i umän. Gedicht 3 5 7 . Eliade 3 4 1 . 345. 3 5 5 . 3 6 0 . 3 7 0 . 3 7 1 f. 3 7 7 . Enibi unois , Gescliichtslitt. darüber 4 7 2 . Emiliani Giudici. P. 6. 2 1 6 . Empirestil 5 4 2 . E m p i r i k e r d. 13. J a h r b . 5 6 9 . Engolpion, llryson 314. Entrée de Spagne 13. Enzo 16.

Epliracm Syrus. H o m i l i e n , ins Kumän. übertr. 3 0 4 . E p i k in Italien 1 7 6 — 1 7 8 . E p i k , rumänische 3 4 7 — 3 5 7 . Epiphanius. Predigten, ins R u m ä n . übersetzt 2 7 7 . — F r a g e n , rumänisch 4 1 6 . E p i s c h e Dichtung, Bedeutung derselben f. d Kulturgeschichte 5 2 0 f. 5 2 2 . E p i s c h religiöse Lieder, rumänisch 4 2 7 . E p i s t o l i a Maicii D o m n u l u i , ruin V o l k s b u c h 4 0 7 - 4 0 9 . E p i s t o l i e a Domnului nostru Is. Hristos 4 0 9 . E p i s t o l ö s r a p h i e in der ital. L i t t e r a t u r 4 1 f. Erdeli 344. 346. E r i c von Auxerre 5 5 7 . F.rigena s. Eriugena. E r i z z o , Sebastiano 1 7 0 . Ertäciuni 349. 415. Erzählende Dichtkunst in Italien 3 4 f. 1 2 1 f. Erzählung vom jüngsten G e richt u. s. w . , rumänisch 4 1 5 f. Espéculo de todos los derechos 4 5 6 . Este, die, begünstigen in Ferrara die ital. l.ilteratur 141. Kstensisches G e b i e t , Hilfsmittel zur Gesch. desselben 4 9 1 f. Etablissements de St. L o u i s 521. Ethisch-didaktische Litteratur. rumänische 2 8 2 f. 3 1 2 . -315. E t i e n n e de B o u r b o n . Anecdotes liistoi iques, ihr kulturgesch. Wert 5 2 2 . E u g e n I V . . Papst, F ö r d e r n der gelehrten Studien in R o m 133. Eulenspiegel in der rumän. Volkslitteratur 3 9 3 . Eupilino, Ripano 194. Eurich 451. E v a n g e l i e n , a p o k r y p h e , in der luinän. Volkslitteratur 4 0 0 f. Evangelium lnfantiae, rumänisch 4 0 1 . Evangelium N i c o d e m i , rumänisch 4 0 0 . 4 0 2 . Evangelium, rumänisches, von 1 5 6 0 — 1 5 6 1 2 6 6 f. — von 1574 269. E v a n g h e l i a t i g ä n e a s c a . rumän. Erzählung 3 9 5 . E v l i o l o g i o n 2 7 7 f., 3 0 6 . E v s t a t i e Plakida, L e b e n desselben, rumänisch 4 2 0 .

REGISTER.

586 Evstatievici,

D i l u i t i ie

359. 366. Evstratie I.ogofàt

275.

358.

Filuthec.s

281.

F i n a n z e n in F r a n k r e i c h . I . i t t . z. G c s c h dei s. 4 7 7 . l'ini.ivante. ins It.il. fiber>.

28«. 290. 317. 320. Exodus. rumanisch 272.

F. F a l i a . G u i d o s. F a v a . Fabbri. Odoardo 213 F a b e l n , a e s o p i s c h e . ins

Ital.

(ibersetzt 8 4 . F a b l e n i x 13 fables 3 4 . Fabliau

in d e r

rumanischen

L i t t e r a t m - 3 8 9 IT. F a b l i a u x . ilire I i e d e u t u n g

f.

die K u l t u r g e s c h i c h t e 521. Fahroni. A. 4. Fàgàrà^anul 2 8 4 . Faidit. Gaucelm 13. Faitinelli, Pietro 52. 82. l ' a i t s d e s R o m a in? 3 8 A n n i 3 . F a l c a n d o . L'«r«• 1 0 . F'àlcoianul, Dimitrake 3 0 9 . F a l c o n e da B e n e v e n t o 1 0 . Fantoni. Giovanni 196. F'antuzzi, G . 3 . F a r c i t a m i ! , Matei 3 3 1 . Farinata 119. ( a r s e 1 3 9 . f. c a v a i u o l e 1 6 2 . F a s a n i , R a i n e r i 2 8 I. Fatti di Cesare 3 8 . F a t t i , n o b i l i , ili A l e s s a n d r o Magno 84. Fauriel, Claude Fausto 99. Fava

7!'.

( F a b a ) , G u i d o 37 Anni.

1. 4 1 A n n i . 2 . Favolatori 44. Fazio, Baitolonmieo 133 F a z i o degli l berti 8 1 . Federici. Camillo 192. F é n e l o n . ins R u m i n i , iìliertr. 343. F e r d i n a n d 1. v o n A r . ' . g o n 1 3 9 . Ferrari. Giuseppe 213. Ferreti. Ferreto 130. Fiacchi. Luigi 196. Fiammetta 106. 11)8. 110. 111. Ficino, Marsilio 133. 147. F i d a n z a , J o h a n n s. B o n a v e n tura. F i e s o l e , G i o v a n n i ila s . G i o v a n n i ila F i e s o l e . Filangieri. G aetone 197. Filarci. Hischof 29(ì 300. 301. 307. Filelfo, Francesco 134. Filelfo, Giovanni Mario 184. F i l i c a i a , V i n c e n z o da 1 8 4 . Filippide 263. Filippo.

Rustico

— 2 5 . 157. F i l i p p o di S a s s o

di 17.

22.

23.

(Filotheim

281.

ForteL'iK-M i. G i o v a n n i 1 7 0 . F o l t r a i l e : : i. N i c c o l o 1 8 7 . Fortini. Pietro 170. F'oitunv Mariano 5 1 8 . F o s c a r i u i , M . 4. F o s c o l o , l'c.'o 1 8 5 . 1 8 7 . 196. 19». 2 0 0 - 2 0 2 . 2 0 6 2 0 8 . -112.

190. 205.

84. Fiore 53. ins Fiore di v i r t ù 8 6 . — Ruinan. übers. 3 1 2 . F i o r e e v i t a di Hlosoli e di

Fotino, Dionisie Fotinus. liischof

ino!ti savi 4 3 . f i o r e t t i 4 3 . 8 6 f. Fioretti. Benedetto 182. F i n i e t t i di san Francesco

F r a n c e s c o d' A s s i s i 2 6 — 2 8 . Franche-Cointe. Geschichtslitt. d a r ü b e r 4 7 2 .

86. f i o r i 4 3 . 8 6 f. f i o r i t e 4 3 . 8H f. Firenzuola. Agnnlo 160.

170.

175. 5 2 7 . F l a g e l l a n t e n in I t a l i e n 2 8 f. Flandern. Geschieht-litteratm darüber 472. Ouclleiis a i i i i n l u n g e n z. G e s c h i c h t e desselben 4 4 6 F l a n d i ischc M a l e r s c h u l e , ihr Kinlhiss a u f die f i a n z ö s . Malerei 539. I-'leury. M e u r s d e s I s r a é l i t e s , ins R u m i n i , i ì l i e r t r . 3 1 2 . Flo.irea cuvintelur 3 1 4 . FI. darurilor 3 1 3 . Flor 311. F l o r e n t in ¡ s e h e Schriftsteller in d e r 2 . H ä l f t e d e s 1 5 . J a l u h. 1 4 3 - 1 4 8 . Floren/.. Hilfsmittel zur G e . s c h i c h t e d e s s . 4 9 2 f. Florescn 344 346. F l o r i a n , ins K l i m a n , übers. 340. 341. 346. F o g a m s , Stefan 2 8 0 . F o i x . Gcscliichtslitt. darüber 472. F o l c a c c h i c i i. Folcacchiero de' 18. F o l c a c c h i e r o de' F o l c a c c h i e r i IS. Folengo. Tcofilo 151. F ' o l u o i c da S a n Geini9 — 162. Kompilationen in der tosk. Periode der ital. Litteratur 85. Königsgesetze. f r ä n k i s c h e 4 5 4 . Kölligsurkunde» .ms der K irolingerzeit i L i t t e r a t i i r ! 4 3 6 .

Konstantin Cäpitanul 2 9 3 . Konstantin der Grosse, Sagen über ihn in der rumän. Litteratur 3 8 0 f. Testament oder Orakel Konstantins 3 8 1 f. Konstantinopel. Sagen darüber in der rumänischen L i t t e r a t u r 3 8 0 f. 3 8 2 Konzeptualismus 5 5 6 . Körösi 367. K o r s i k a , Hilfsmittel zur G e schichte dess. 5 0 0 f. Kostümkunde. Litt, darüber 518. 520. K o t o r e . Gherontie 3 0 3 . Kotzebue. ins Rumän übersetzt 3 4 5 . 3 4 6 . Kreuzzüge, G e s c h i c h t e derselben iLitteratui angäbe) 4 6 ! f. Kriegsleben 5 2 6 . Krinii T a r i n i i sau fioi i pre fruinosä 3 1 4 . Kritik in der ital. L i t t e r a t u r 1 7 4 f. Kritiker in der ital L i t t e r a t u r 182. Kritil 11. Andronius 3 3 9 . Kulturgeschichte, italienische, r . i t t . darüber 501—503. — spanische, dgl. 5t>9 — 511. Kulturgeschichte, romanische 5 1 6 - 5 3 2 . K i n l e i t u n g 5 1 6 f. Quellen und Hilfsmittel 517-522. Monumentale Quellen 5 1 7 — 5 2 0 . S c h r i f t liche Quellen 5 2 0 5 2 2 . Kulturleben. französisches 5 2 2 — 5 2 6 . Privatleben der Ritter 5 2 2 — 5 2 « . Kriegsleben 5 2 6 . Quellen f. d. Kulturgesch. der neueren Zeit 5 2 6 — 5 3 2 . Kulturleben. französisches 522-526. Kunst der Merowingerzeit 5 3 6 ; der Zeit Karls des Grossen 5 3 6 . Kun>t des fiiihen Mittelalters 5 3 3 - 5 3 7 ; in Italien 5 3 3 — 5 3 5 ; in Frankreich 5 3 5 —537 Kunst . bv/.aiitinische. ihr Kinfluss auf d. italienische 5 3 4 f. Kunst. IVanzö>ische 5 3 5 5 3 9 . 5 4 4 . 5 4 6 - 5 4 8 . Ital. 5 3 3 535. 540 5 4 4 . 5 4 5 f. Spanische 5 3 9 I. Portugiesische 5 4 0 . 5 4 8 . Ladinische 54H. R u m ä n i s c h e 5 4 8 f. \unstdenkmäler F r a n k r e i c h s 5 3 5 f.

591 Kunstgeschichte, romanische 533 549. N e u e christl. K u n s t b e w e g u n g von Italien aus 5 3 3 f. Einfluss der Byzantinischen Kunst auf die italienische 5 3 4 f. E i n w i r k u n g der französischdeutschen roman. Kunst im Norden Italiens !>35. Französische Kunst 5 3 5 — 539. Spanische Kunst 5 3 9 f. Portugiesische K . 540. Italienische R e n a i s sance 540—542. Ital. Plastik 5 4 3 f. Französ. Plastik 544. Spanische Plastik 5 4 5 . P o r t u g i e s i s c h e Plastik 5 4 5 . Italienische Malerei 5 4 5 f. Französ. M. 5 4 6 — 5 4 8 . Spanische M. 5 4 8 . Portugiesische, ladinische M. 5 4 8 . Rumänische M. 5 4 8 f. Kunsthistoriker in Italien 1*4. 204. Kupferstiche, ihr sittengeschichtlicher W e r t 5 3 1 f. Kyriakodromion 302. L. L a Hietonne, R e t i f de 5 2 7 . La Clos, Choderlos de. L i a i s o n s dangereuses 5 2 7 . L a c t a n t i u s . Abhandlung über das jüngste G e r i c h t , rumänisch 4 1 6 . L a d i n i s c h e Malerei 5 4 8 . Laetus, P o m p o n i u s 1 3 3 . Lafontaine, ins R u m ä n . übersetzt 3 4 2 . Laienkommunion 526. L a Marie, W i l h . v. 5 7 2 . L a m b e r t von A u x e r r e 5 7 1 . 574. L a m b e r t a z z i u. G e r e m e i 3 5 . Lambertazzi. F a b r u z z o 2 0 . Lamberti, L u i g i 2 0 2 . L a m h e i t o dei L a m b e r t i 3 4 . Lambrior 263. lamenti 1 2 1 . L a n a . J a c o p o della 7 5 . 76. L a n c i a , Andrea 7 6 . 8 4 . Laueret, N i c o l a s 5 3 2 . L a n d b e v ö l k e r u n g in F r a n k reich. Litteratur zur G e schichte ders 4 7 8 . Landino. C r i s t o f o r o 7 7 . 1 3 3 . 144. 147. Landry. de la T o u r 5 2 2 Landstände in Frankreich, L i t t e r a t u r zur G e s c h i c h t e dei selben 4 7 6 . Landucci. L u c a 1 4 3 . Landulf 1 0 . I.anfranc 5 5 8 .

592

REGISTER.

L a n g o h a r d e n r e i c h in Italien, l l i l l s m i t t e l zur G e s c h i c h t e dess. 4 8 0 — 4S2. L a n g o b a r d i s c h e ( ìesetze 4 5 2 f. Laiigobatdische Regestcnsanimlungen 4'13 Languedoc. Geschichtslitt. d a r ü b e r 473. Lanzi, Luigi 204. Lapidarium, S p u r desselben in der r u m ä n . L i t t e r a t u r 399. L a p o , G a n o di 117. L a p o da C a s i i g l i o n c h i o 128. Lasca s. G r n z z i n i , A n t o n Francesco. Lastriries. C a r o l F i l i b e r t 31! I. L a t e i n i s c h e C h r o n i k e n 9— 10. L a t . L i t t e r a t u r des Mittelalters, ihr Kinfluss auf die italien. L i t t e r a t u r 9 - 12. C h r o n i k e n 9 — 10. Hist. G e d i c h t e und p o t i . Kr/.ählungen 10. Heldensagen u. relig. Legenden 11. W i s s e n s c h a f t l i c h e und d i d a k t i s c h e W e r k e 11 f. K n c v k l o p ä d i e n 11. M o r a l s c h r i f t e n imoi a l i s a t i o n e s ) 11. Geistl. L y r i k . H y m n e n , ludus scenicus 12. L a t i n i . B r u n e t t o 2 2 2 5 f. 3 7 f. 3 9 . 42. 4 8 . 53. 56. L a T o u r L a n d r v . de 5 2 2 . L a u d e 2 8 f. 83. 138. L a u d i 122. L a u r a (des P e t r a r c a ) 47. 9 1 . 9 2 . 101. 102. 103. 104. Laurentie. 2t7s. Leichein eden, m n i a n . 3 4 9 . Leid'-nsue^chk hte Chi i?ti, it.il. G e d i c h t 122 L e i n e n e . F r a n c e s c o di 1H5. Leine!.*. (i.cbiiel 3 7 7 . Leine! u. M. 11. 3 1 3 . I,e N iin 547. L e n t i n i , G i a c o m o da IG. Lentul 401. Leon. Biichof 337. Leon.it u. 1 l o r o f a t a , r u m ä n . V o l k s b u c h 3 9 3 f. Leonoren.snge im Riunän. 386 Leontius Pilatus 1 0 i . L e o p a r d i , G i a c o m o 190. 2 0 5 . 206. 210 -12. L e Sage, ins R u m ä n . übersetzt 3 4 1 . A. D/.anoglu Lesviodas , 392 f 424. 4 2 5 . L e u r d e a i m l . State 331. L e v i t i c u s . rumänisch 2 7 2 . L e x Haiuvarioi um 451. L. Burgiiiiclionum 453. L. Gundobada, Gombata 453. L komaiia Burgundionuin 453. L . R o m a n a R a e t i c a C n i i e n s i s 4 5 3 . I- R o m a n a Visigothoruin 451. 4 5 3 . L. Salica454. L. Visigotho. rum Reccessvindiana 451. L . v u l g a t a 4V2. L e y e s de las partidas 5 2 1 . L i b e r faceti 12. Liber constitutionum thurg u n d i s c h ) 453. Liber diurnus 439 Liber iudiciorum 451. L i b r o dei sette savi 3 9 . L i b r o di n o v e l l e et di bel parlai- gentile 4 5 f. Lieheslieder. rumänische 363. Liebespoesie als Kunsts c h ö p f u n g 47 f. Liedeidichtung in Italien 118 f. L i g u r i e n . H i l f s m i t t e l zur G e s c h i c h t e dess. 487 f. L i m o n , L i m o n a i ion 3 1 5 . Limousin, Quellensammlung zur (ieschiclite desselben 446. G e s c h i c h t s l i t t . darüber 4 7 3 . T.ion.udo da Vinci 5 4 5 . 5 4 6 , L i o n e s s a , M a d o n n a 122. L i p p i , L o r e n z o 178. L i r u t i , G . G . 3. L i s c i a n o , G u g l i e l m o da 27 f. Litterarische Gesellschaft, rumänische 371. Liturgie, rumänische 277.

Lituigik. rumänische 305 — 308. L i t u r g i s c h e s D r a m a in Italien oll. L o g a . Coilst.uitill D i a k c . n o \ ii.'i 3 5 3 . 367. Logofut, Kvstratie 275. I.oi Gonil.ette 453. L o k . i l g c s c h i c h t e I t a l i e n s 4H5 - 501. L o l l i o , A l b e i t o 162. 171. Lombardei. Quelleiisaminlungen zur l o m b a r d i > c h e n ( i e s c h i c l i t e i L i t t e r a t u r 1448. l l i l t s m i t t e l zur G e s c h . d e r L. 4 8 8 f. L o m b a r d i . Baldassarc 7 7 . Lomb.irdische Geliete 36. Loinl.ardus, Petrus 563. Longhi, Pietro 532. Looshücher, rumänische 420. 424. L o r e n z i , B a r t o l o i n i n e o 197. L o r e n z o ila Vania 10. L o i r a i n e s. L o t h r i n g e n . L o n i s . G u i l l a u m e de s. G u i l laume de L o r r i s . Lothringen. Hilfsmittel zur G e s c h . dess 4 7 4 . 5 1 4 . L o t t o di ser D a t o 2 0 . L o u v e t de C o u v r a y 5 2 7 . L u c c h e s i n i , C. 4. Lucidariiis, rumänischer 281. I.ucretius 555. L u d w i g der Baier 5 7 5 . L u d w i g VIII.. König von F r a n k r e i c h . H i l f s m i t t e l zu seiner G e s c h i c h t e 4 6 6 . L u d w i g I X . , K. v. F r a n k reich, H i l f s m i t t e l zu seiner Geschichte 466 L u d w i g X., K ö n i g v . F r a n k reich, Hilfsmittel zu seiner Geschichte 467. L u d w i g X L . K ö n i g v. F i a n k reich. Hilfsmittel zu seiner Geschichte 470. L ü t t i c h . G e s c h i c h t s l i t t . ciarli ber 4 7 4 . Lukaci, Hräjilu 274. Lullus, Kayinundus 575. Lunigiana, Quellensammlung zur G e s c h i c h t e d e r s e l b e n i Litteratur) 448. Lupascu. D. P. 426. Lupescu, Radu 322. L u p u l e s c u , Petril 3 5 4 . Lupulov, P. 343. L u s i g n a c c a 122. Luxeniburg, Quellensainmlung zur G e s c h i c h t e desselben 4 4 6 . Liixiisonlnung;'n 5 3 0 . Lyonnais, Geschichtslitt. darüber 474.

593

REGISTER. Lvra, Nicolaus de 574. ; Malcspini. Celio Uiazio 171. L y r i k , in I t a l i e n 2 7 . 1 3 8 . I M a l i s p i n i 9 0 . Mallorca. Königreich, Hilfs154-156. 1 7 8 f. 184. mittel zur Gesch. dess. 1 8 5 f. 1 9 4 - 1 9 0 . 507. Lyrik, rumänische 347— 357. M a l u t i n o da F e r r a r a 3 4 . Mambelli, Marcantonio 181. M. Mameli, Goffredo 209. Mamer. Die XII. Träume M a c a i r e 13. desselben, rumänisch 3 8 4 . .Macarie, i e r o m a n a h 3 0 4 . 3 6 2 . Mamertus, Claudianus 555. 366. 374. Mamiani, Terenzio 213. Macarie Rämleanul, Gesch. desselben 406. 419. M a n d o s i o , P . 4. Macarius, der Grosse, H o m i Manet, E d o u a r d 547. lien, ins R u m ä n i s c h e überManetti, A n t o n i o 143. setzt 304. Manetti, Giannozzo 133. M a c a r i u s aus A e g y p t e n , der Manfi, I. 3 5 6 . heil., Vision desselben, Manfredi, Eustacchio 187. rumänisch 406. Mangiucä, Simeone 394. Macarius, der heil., aus R o m , Mantua, Hilfsmittel zur GeV i s i o n desselben 406. 419. schichte dess. 4 9 1 . Maccari, Giuseppe 215. Manzoni, Alessandro 190. Machiavelli, Niccolö 149. 205. 206—208. 209. 1 5 0 . 160. 1 6 3 - 1 6 5 . 166. Maramauro. Guglielmo 118. 1 6 7 168. 3 8 8 . Marangone, Bernardo 10 Macrobius 555. Marcellus (Marsilius) von Madonna Lionessa 122. lnghen 577. M a d r i g a l in d e r i t a l . D i c h Marche, Geschichtslitt. dartung 185. über 474. Madrigale Petrarcas 101. Marchetti, Giovanni 213. M a e r . P e t r u s. M a i o r , P e t r u . M a r c i a n u s C a p e i la 5 5 4 . Maffei, S. 4. 169. 187. M a r c o v i c i . S. 3 3 6 . 3 4 1 . 3 4 4 . Magalotti. Lorenzo 184. 346. Maggi, Carlo Maria 185. Mardarie 332. Magnabotti, Andrea 137. Marenco, Carlo 213. Magno, Celio 155. Margela, Stefan 370. Mahaciu, Grigorie von 266. Ma r g u e r i t e v. N a v a r r a , H e p 268. 274. tameron 527. Mahlzeiten 525. M a ria, J u n g f r a u . L e b e n und M a i a n o . D a n t e da 2 2 A n m . Pi o s o p o g r a p h i e d e r s . in Mailand, Hilfsmittel zur Geder l u m ä n . Volkslitt. 4 0 0 . s c h i c h t e d e s s e l b e n 4 8 8 f. H i m m e l - und Höllenfahrt Maine, Gescliichtslitteratur d e r s . 4 0 6 f. M i r a k e l 4 1 8 . darüber 471. Maria d ' A q u i n o 106 Maior, Grigorie 305. 307. M a r i n e in F r a n k r e i c h , L i t t , Maior, Petru 303. 313. 316. z. G e s c h . d e r s . 4 7 7 . 3 2 J f. 3 2 9 . 3 4 3 . 3 5 5 . 3 5 8 . Marini. Giambattista 177. 364. 367. 368. 373. 375. 179. 184. 186. 376. 378. Maläläeijti,

Vlad

Botulescu

de 383. Malaspina, Alberto 13. M a l a s p i n a , S a b a 10. M a l a t e r r a , G o f f i e d o 10. Malatesta. Cronichetta 1*9.

dei

Malatesti, Malatesta 135. Malerei. französische 537. 538. 5 4 6 - 5 4 8 . Italienische 5 4 5 f. Ladinifi-he 548. Portugiesische 540. 548. R u m ä n i s c h e 5 4 8 f. Spanische 540. 548. M a l e r s c h u l e , flandrische. E i n fluss derselben auf die französ. Malerei 5 3 8 . GRÖBER, G r u n d r i s s .

HC.

Marken. Quellensammlungen zur G e s c h i c h t e von T o s c a n a . U m b r i e n u. d. M a r k e n (Litteratur) 448. M a r k i , A n t o n d e 3 6 9 f. Marko, Einsiedler 314 M a r l i a n u s , A m b r . . ins R u i n ä n . fibertr. 336. Marmitta, G i a c o m o 155. M a r m o n t e l , ins R u m ä n . ü b e r sitzt 341. M a r r e , la 5 7 2 . Marsand 99. M a r s i c a n o . L e o 9. Marsili. L u i g i 1 3 1 . M a r s i l i u s v. I n g h e n 5 7 7 . M a r s i l i u s v o n P a d u a 5 7 6 f.

! I I J I

Marsuppini, Carlo 132. Martelli, L u d o v i c o 155. Martelli, P i e r J a c o p o 187. Martelli, P u c c i a n d o n e 20. M a r t i n o da C a n a l e 3 7 . M a r u l l o 147. Marzo, Antonio D e 78. Masaccio 545. Mascardi, Agostino 181. Mascheroni, L o r e n z o 197. Masson. Antoine 531. Masuccio von Salerno s. Guardati, T o m m a s o . Matasalà di Spinello 37 A n m . 1. M a t e i u Basar.il> 3 0 9 . Mathematische Werke in R u m ä n i e n 3 6 0 f. Matlieos von Myron 323. Matthaeus von K r a k a u 5 7 7 . M a u r o , G i o v a n n i 157. Mauro da Poggibonzi 38 A n m . 1. M a u r u s , R a b a n u s 5 5 6 f. Mavrocord.it, Nicolae 317. 336. M a v r o d i n , M. 3 4 1 . Maxim aus Pelopones 281. Mayro, F r a n z von 574. Mazza, Angelo 195. Mazzi, C . 2. Mazzini, Giuseppe 210. 2 1 3 . M a z z u c h e l l i , G . M. 3 . 1 8 9 . Meciu, D. 351. Medicee!" 1 4 3 ff. 4 9 2 f. Medici, L o r e n z o de' 144. 1 4 6 f. 1 4 8 . Medici, L o r e n z i n o de' 160. 171. Medizinische Litteratur in R u m ä n i e n 3 6 1 f. M e g l i o , A n t o n i o di 1 3 6 . Melchisedec, Sage über ihn, in d e r r u m ä n . L i t t e r a t u r 398. Meleti der Macedonier 2 7 5 . Meietie 304. Meletius Syrigos 304. Melhisedec 274. Melzi, G. 3. Meinoirenlitteratur. sittengeschichtlicher Wert ders. 52.". Meiiäen ins R u m ä n i s c h e ü b e r t r a g e n 3 0 7 . S. a . M i n e i u . Mengotti, Francesco 204. Mengs, Rafael 548. Menzini. Benedetto 183. Mercantini, L u i g i 215. Méricour, Johann von 577. Merowingerzeit, Kunst derselben 536. Urkundenbücher zur Geschichte derselben (Litteraturangabe) 4 3 5 f. H i l f s m i t t e l z u r G e s c h i c h t e d e r s . 4 6 3 f. 38

594

REGISTER.

Merula.

Giorgio

Metastasio,

135.

Pietro

147.

186:

Kumän.

übersetzt

Mettafuoco,

Betto

ins

344

Franz von

Michael

Scotus

der

532. 544.

294.

Mignard,

Pierre

Mihalache Mihalcê

531.

Moldovan

MiklAuçi.

Foro

Mile(s)cu

344.

Milescu,

Nicolae

362.

273.

Millot.

C.

2 7 2 f.

289.

530.

S.

a.

F.

X..

Eléments

générale,

übertr. 285.

llie

Miniaturen, für

die

n.

Me-

P. M.

Moro,

Mariano

538.

Moro.

T.

Moroi

341.

Moroiu,

C . 4.

418

290.

292.

279.

G.

B.

bib-

Hilfsmittel

Geschichte

desselben

Allgemeine

stellungen

desselben

teraturangabe) Mitterpaclier.

460

361.

Jacopo

Miliaiu

Modena. zur

286.

Modenesischen

schichte

Ge-

(Litteratur)

Moerbecke.

Wilh.

Vasile

Mog(h)ilä,

v.

448, 597.

311.

P. 276.

281.

304.

309. Moisè

10.

Moldoveanu.

J.

Molière,

Rumän.

ins 345

N.

287.

)ohann Molnar

368

f.

M u g n o n e s. F a i t i n e l l i ,

314.

f.

Molitävnic imolitvelnic)

278.

Barbu

Ludovico

189.

Paris Antonio

19(1. Esteban

Udrete

285. 571.

Naturschilderung Litteratur Nauni.

382.

in d e r

ital.

182.

lerodiacon

N'avaria,

310.

Geschichtslitteratur

darüber

471

50 f.

s. V o d ä ,

Neagoe.

Königreich, zur

Hilfs-

Gesch.

dess.

f. Provinzen, zur

Adolf

Mussato,

Albertino

Musso,

Cornelio

Muste,

Neculai

79. ISO.

Ioan

Gr. G.

158.

174.

M y s t i k , n o n i i n a l i s t i s c h e 5 7 7 f.

C.

Negulici

377. 157.

de

527.

Nerli,

Filippo

Nestor

318.

Neues von

167.

Testament, 1648

Neuhold,

rumän..

269.

ins

Ruinän.

übers.

361. Neuplatonisnius alter

im

Mittel-

553—555.

Niccolini, Niccolò

Giambattista

da J a i n s i l l a

Niccolò

Pisano

Niccolò

da

I,.

543. 13.

4.

Nicodeinusevangelium 400.

Nicodim

314

Nicolae.

heil.,

213.

10.

537.

Verona

im

402. Leben

desselben,

Nicolau,

Nicolau

und

runiän.

gelehrten

der Rom

133.

Nicolaus

v.

des

334.

N i c o l a u s V . , l'.ipst,

Mystischer

557.

394.

847.

Pietro

Nercial.

M y s t i s c h e P s y c h o l o g i e 5 6 0 f. Realismus

356

341.

419.

319.

Girolamo

320.

3.

Negrutti, Nelli,

569.

319.

322.

Wunder

171.

388.

Alexander

Neculcea, 321.

449.

G.

Ruinän.

.">48.

Eriugena

275.

Hervaeus

Nicodento,

Bartolomé

Mussalia,

Muzio,

Obers.

Haudenk-

370.

Murillo. 532.

Pietro.

53!).

Muratori. 175.

318.

318.

355.

Quellensammlung

von

17.

Mihail 2 8 6 .

Mumiileanu.

428. Mixalie.

315.

399.

mäler

Nasturel.

Negri,

4.

Muhamedanisclie

Balladen.stoff

424.

Uriil

Negrea. 117.

Johannes

Muellerslieiin.

362.

rumän.

151.

166.

izmirliu

Nästurel.

Neckam.

6.

d'Ungheria,

Ci. A .

332.

da

raturangabe)

325.

(Lit-

v.

Nästase

Nebunelli.

Lorenzo

Moxalie

Rumän.

Cassio Jacopo

Quellensainmlungen

3.

Darf.

ins

Moxa.

Narni, Nardi

im

389.

Geschichte derselben ( L i t t e -

Stefan

ihm

531.

Neapolitanische

129.

82.

Mostacci,

446.

u. E c h o

Rumänischen

499

Moses, ruinän. E r z ä h l u n g

Allgemeine

f.

306.

Moru.

Robert

mittel

170.

del

di A n d r e a

Moschus,

307.

3.

de

desselben

474.

Neapel,

136.

10.

S.

Moschini,

Misail.

3.

Bernardo

Moschi,

zur

344.

Morte

547.

Geschichte

N'eague

346.

Gedicht

f.

458

Moga,

C.

Morsolin, Maria,

A.

196.

212.

4.

Morpurgo,

378.

4.

272.

übers.

187.

206.

519.

Bedeutung

liographische

Miu,

Vincenzo

ihre

328.

Mittelalter,

Geschichte

Ascanio

3.

Mittarelli.

zur

487.

Moli,

cähigärul s.

ders.

Kumän.

Markgrafscliaft,

Hilfsmittel

Le

Natalis.

Ott.)

rumänisch

Mitrofan

180.

Morena,

der J u n g f r a u

Missaglia

342.

310.

540.

Mira.

Missail

übersetzt Monteverde

G.

Riccio,

Minotto,

Misail

135.

Giovanni

spanische

Mirakel

Buonaccorso ins

f.

N a m u r , Q u e l l e n s a m m l u n g zur

Narciss (Nan;is)

20.

Morelli.

Kulturgeseh.

G.

117.

Kumän. 386

263

über

212.

Morano,

Miniaturen, französische Minieri

da

351.

Nanteuil,

Cesare

Andrea

ins

338.

N a m u r o i s , Geschichtslitt. dar-

139.

4.

1 9 9 f. 2 0 5 .

315.

S.

156.

di

A.

155

544.

Monti.

332.

rumänisch

280.

ins

niien. Miniat,

Cola

Montferrat.

Kuinän. Milieili

Tarquinia

1(1(11.

übers. Nain,

336.

Molza,

Montesquieu,

'l'Histoire Minaeen,

Mihail

Nacht. Nädejde

f.

Francesco Maria

Monte

Kriegswesen. 547.

368

Montemagno.

Militärwesen

377.

Montañés. Juan Martínez 5 4 5 .

294.

Millet

332.

Montalti.

304.

336.

Molza.

Monnot

362.

logofatul

293.

Johann

Mongitore.

547.

332.

Muellersheim.

Monfortc.

Miclescu

332.

Iuan v.

N.

271.

H.

Mologescu.

567.

545.

274.

J.

Molnar

Michelangelo Buonaroti

Miliaiu

Albert

Mólnár. Molnar.

18.

Meulen,

Mólnár.

342.

Förderer

Studien

Autricuria

in 577.

REGISTER. N i c o l a u s de C l e m a n g e 5 7 7 . Nicolau.« aus Cusa i C u s a n u s i 578. Nicolini. Guiseppe 2 0 8 . N i e v o , I p p o l i t o 2 1 fi. N i f o n , L e b e n des heiligen 283. 285. Nifon. Mitropolit 2 9 2 . Nifon, Patr., ins Rumän. Obers. 3 1 4 . Nikodim Aghioritul 298. 2 9 9 f. Nilus. hl. 3 1 4 . N'ilus S o l u n e n s i s , ins R u m ä n . iihertr. 3 1 0 . N i t e s c u . I. 3 4 6 . N i v e r n a i s , G e s c h i c h t s l i t t . darüber 4 7 4 . N o a c u l , M o i s e Soran 3 5 1 . N o b i l i fatti di Alessandro Magno 8 4 . Nominalismus, scholastischer 658—560. Nominalismus.terministischer 575-577. Nominalisten 5 5 6 . N o m i n a l i s t i s c h e M y s t i k 5 7 7 f. Norniandie, Quellensanimlungen zur G e s c h i c h t e derselben 4 4 6 . Geschichtslitteratur darüber 4 7 4 . N o r m a n n e n , L i t t e r a t u r (Iber ihre Niederlassung i n F r a n k reich 4 6 5 . Novae, rumänischer Balladencyclus 428. Novas 5 4 5 . Novasi, K. 5. Novella 4 4 . 4 6 . Novellatori 44. N o v e l l e 4 7 . 1 1 4 f. — in der rumän. L i t t . 3 S 9 IT. Novellen in der ital. L i t t . 204. Novellen, sittengeschichtlich wertvoll 5 2 7 . N o v e l l i n o 4") f. Novellisten in Italien 1 2 3 — 127. N o v e l l i s t i k , italienische 4 4 — 46. 1 6 9 — 1 7 1 . N o v e l l o da Polenta, G u i d o 5 0 . N'oves. Audibert de 9 1 . O. O b e r i t a l i e n i s c l i e Städte, Hilfsmittel zur G e s c h . ders. 4 9 0 . — 493. U b r a d o v i c i , ins R u m ä n . O b e r s . 359. O c c a m , W i l h e l m von ">74. 5 7 5 f. 5 7 7 . O c t o i h 2 7 9 . 2 8 0 . S . a. O k t o i h O d o , Gerard 5 7 4 .

Odovakai. Hilfsmittel zur G e s c h i c h t e dess. 4 8 0 f. O d r i c o da P o r d e n o n e 130. Offenbarung der Liturgie, rumänisch 4 1 6 f. O g i e r le D a n o i s 1 3 . Oktoih 306. S . a. O c t o i h . Oldoirii, A. 4 . Olina, Giovanni P a o l o 182. O n e s t o da B o l o g n a 5 0 . O n g a r o , F r a n c e s c o dalla 7 9 . 215. O n o f r i o delle R i f o r m a g i o n i

128.

Oprea 278. O r a k e l K o n s t a n t i n s , rumän. 3 8 1 f. O r a k e l , r u m ä n i s c h e 4 2 0 f. Oratami, N. T . 341. Orbicciani degli Overardi, B u o n a g i u n t a 18 22. Orden in I t a l i e n . Hilfsmittel zu ihrer G e s c h i c h t e 5 0 3 . O r d e n a ^ o e s do S e n h o r rey Alfonso V . 4 5 7 . O r d o n n a n c e s roynies 4 5 4 f. O r e s m e , N i c o l a s d' 5 7 7 . O r i a . P e r c i v a l l e d' 1 7 . Orlando 138. Orleanais.Geschicht.slitteratur darüber 4 7 4 . O r t h o g r a p h i e , rumän. 3 6 3 . 3 6 4 ff. O r t o , G i o v a n n i dall' 1 8 . O r v i e t o . C r o n a c a di 1 2 9 . O s t g o t i s c h e s R e i c h in I t a l i e n . H i l f s m i t t e l zur G e s c h i c h t e dess. 4 8 0 f. Otacinic 2 8 4 . O t i t i l i s a n u l , 1. 3 4 5 . Ottino' G. 2. O t t o b u o n o 10. O v i d . ins R u m ä n i s c h e Obersetzt 3 5 1 . O x e n s l i r n , c o m t e de. Pensées, ins R u m ä n . übersetzt 3 3 6 . Oxisteri 336. 337. P P a c i f i c e , frate 2 7 . Paduanischcs Klagelied 36. Pafnutie 3 0 0 Pagano. Mario 197. P a i t o n i . F . M. 3. P a l a m i d e s s e del P e r f e t t o 2 0 . P a l e r m o , R u g g e r o n e da 1 7 , Paliia (slavische Historienb i b e l ) ins R u m ä n . übertragen 3 9 6 IT. P a l l a d i o , Andrea 5 4 1 . 5 4 2 . 543 Palladius 315. Pallavicino, Sforza 1 8 1 . Pallavillani. Schiatta 20. P a l l u d e , P e t r u s de 5 7 2 .

595 Palmieri, Matteo 136, Pampliilus, Liebeskunst, Obersetzung in v e n e z i a n i schem D i a l e k t 3 9 f. Panelli, G. 4. Panigarola, Francesco 1 7 1 . Pann, Anton 3 1 4 . 3 5 0 . 3 6 2 . 378. 383. 385. 386. 387. 388. 3 8 9 - 3 9 2 . 393. 394. 3 9 5 . 4 2 5 . 4 2 6 f. P a n n u c c i o del R a g n o 2 0 . P a n o n t n u l . D a n i i i M . 28t>. Pantea, Simeon 385. Pantschatantra, rumän. U m gestaltung desselben 3 8 4 . Papazoglu. lanake 3 0 1 . Papi, Lazzaro 204. P a p p , Andreas L i v i u de 3 7 3 . Papstregesten 3 4 4 . Papsttum, Quellensamtnlungen zur G e s c h i c h t e dess. (Litteraturangabe) 4 4 9 . Papsturkunden (Litteratura n g a b e ) 4 3 7 f. Parabeln, rumänische 4 2 0 . Parabosco, Girolamo 171. Paradisi, Agostino 195. Paradisi, Giovanni 2 0 2 . P a r a d i s o degli A l b e r t i 136. Paraschiva, Clucer 3 3 2 . P a r e n z o . P e t r a c c o di. V a l e r Petrarcas 9 1 . P a r i n i , G i u s e p p e 1 9 0 . 1 9 4 f. 199. P a r i s . E l e g i e der Stadt P „ rumän. G e d i c h t 3 5 7 . P a r i s , Q u e l l e n s a m m l u n g zur G e s c h i c h t e desselben 4 4 6 . Parle, Vlad 309. P a l m a , Q u e l l e n s a m m l u n g zur parmensischen Geschichte (Litteratur) 448. Paruta, Paolo 168. Pashai, lanake 8 7 8 . Pasquille , sittengeschichtl. W e r t ders. 5 2 8 . Passano. G. B. 3. P a s s a v a n t i , J a c o p o 1 2 5 f. Passerotti, Gian C a r l o 1 9 6 . Passigli 3. Passion, rum. Bearbeitungen ders. 4 0 3 Patecchio. Gherardo 31. Pater 547. Pateric 284. Pateriken 3 1 2 . Paterno, Ludovico 155. Patrizio, Francesco 175. Paul, Mönch, homilet. Betrachtungen dess. 3 0 4 Paulusapokalypse ind.rumän, V o l k s l i t t e r ä t u r 4 0 5 f. P a v a l . S c h w a n k d. v e r r ü c k t e n P „ rum. E r z ä h l u n g 3 8 7 . Pavel Gramatic 2 8 8 .

38*

REGISTER.

596 P a y s Chartrain. Geschichtslitteratur darüber 4 7 4 . P e c o r a . J a c o p o ilei 1 2 1 . Peire Vid.il 1 3 . Pellicciali. Ercole 180. Pellico. Silvio 208. P e r f e t t o . P a l a m i d e s s e del 2 0 . Peri 180. Peroni. V. 3. Peiotti, Niccolò 134. perrière 5 2 6 . Perticali, Giulio 205. Pesticci, Moisi 272. P e t e r v o n A r e z z o , s. A r e t i n o , Pietro. P e t e r von Auvergne 5 7 1 . P e t e r s des G r o s s e n Leben, runiän. 3 3 1 . Petrarca, Francesco 23. 24. 29. 46. 47. 48. 50. 90. 9 1 — 1 0 5 . (Leben 91-93 Werke 9 3 — 1 0 5 . Studium fies A l t e i t u m s , l a t e i n i s c h e Werke 94 —9 8 . Canzoniere 9 8 —103. Dichtungsiornien dess. 9 9 — 1 0 1 . Liebesged i c h t e 1 0 1 f. G e d i c h t e a n d e r e n I n h a l t s 1 0 2 f. K i r n e estravaganti 103. Trionfi 103. Charakteristik P.'s. 104.) 106. 107. 108. 109. I I I . 116. 117. 118. 119. 1 2 1 . 1 2 8 . 1 3 0 f. 1 3 2 . 1 3 4 . 135. 138. 141. 142. 146. 147. 154. 174. 177. 193. 202. 211. petraria ( p e r r i è r e ) 5'26. Petrarkismus 1 1 6 - 1 1 8 . 154 -156. 178-187. Petri, Girolamo 179. Petri. S. 3 7 3 . Petrovici, Naum 360. Petru Efesini 3 6 2 . 3 9 0 . Petrucei, Giovanni Antonio 139. P e t r u s d e A l l i a c o s. P i e r r e d'Ail ly. Petrus Alphonsus 39. Petrus von Aquila 5 7 4 . Petrus Damaskin 304. Petrus Hispanus 5 7 4 . Petrus Lombardus 563. Petrus de Pallude 5 7 2 . Petrus von Poitiers 5 6 3 . Pezzana, A. 4. Philalethes s Johann, König von S a c h s e n . P h i l i p p 11. A u g u s t , König v. F r a n k r e i c h . H i l f s m i t t e l zur G e s c h . s e i n e r R e g i e rung 4 6 6 . Philipp III.,dei Kühne, Hilfsm i t t e l zu s e i n e r G e s c h . 4 6 6 . Philipp I V . , der Schöne, König von Frankreich

: i I j j i !

j , 1

P o i l l v , F r a n c o i s de 5 3 1 . Poitou . Geschichtslittelatur

5 7 5 . H i l f s m i t t e l zu s e i n e r Geschichte 466. P h i l i p p V.. K ö n i g v. F r a n k r e i c h , H i l f s m i t t e l zu s e i n e r Geschichte 467. Philippos Solitarius 2 8 3 . P h i l o s o p h i e in R u m ä n i e n 3 3 4 —337.

P o l e n t a . G u i d o N o v e l i o da 5 0 . Poletto. G i a c o m o 78. P o l i t i s c h e S c h r i f t s t e l l e r e i in

Piacenza. (Juellensanimlung zur G e s c h i c h t e desselben (Litteraturangabe) 4 4 8 . Piagentina, A l b e r t o della 8 4 .

Italien 163-169 Poliziano. Angelo 132. 138. 1 3 9 . 1 4 0 . 143. 147 f

P i c a r d i e , Geschichtslittel atur darüber 4 7 4 . Piccolomini, Aeneas Silvius 133.

Polo. Marco 37. 85. Pnlysu, G. A. 3 7 7 . P o m e i n i c e 3 3 2 f. P o m o , il b e l 8 1 . Pontano (Tontanus), Giovanni

Picinelli. F . 4. Piemont. Quellensammlungen zur G e s c h i c h t e d e s s e l b e n i Litteraturangabe) 448. H i l f s m i t t e l zur G e s c h i c h t e dess 485—487. P i e r della V i g n a 4 1 . Pieri, Paolino 90. P i e r r e d ' A i l l v '»77. P i e t r o A r e t i n o s. Aretino, Pietro. P i e t r o da B a r s e g a p é 3 1 . P i e t r o da E b o l i 1 0 . P i e t r o della V i g n a 1 0 . 1 6 . Pignotti, Lorenzo 196. Pilatus. Leontius 107. Pilde filosofemi 3 1 2 f. Pilutio, V i t o 2 8 0 f. 295 363. P i l u z z i o , V i t t o s. Pilutio. Vito. Pindemonte. Ippolito 202.

208. P i r a m u. T i s b e 3 8 9 . Pisano, Andrea 5 4 3 . Pisano, Giovanni 543. Pisano. Niccolò 5 3 7 . 5 4 3 . Pitti, Buonaccorso 137. Pitti, J a c o p o 167. Plato 555. Platoniker des 13. Jahrh. 5 6 8 f. Platonische Akademie in Italien 133. Plastik, franz. 5 4 4 , span. 5 4 5 , portug. 5 4 5 . P l e i n a i r in F i a n k r . 5 4 7 f. P l e § o i a n u ( l ). G . 3 3 6 . 341. 343. 360. 372. 373. 388. Plopeanu. D . 318. P o c c i a n l i . M . 3. Poenaru. P. 378. Poerio, Alessandro 2 0 9 . P o e s i a g i o c o s a 1 5 6 f. P o g g i a l i , Ci. 2 P o g g i b o n s i , N i c c o l ò da 1 2 9 . P o g g i b o n z i , M a u r o da 3 8 . A n m . 1. Pogliali, C . 4. Pogor, Vasile 3 5 6 .

darüber 4 7 4 . Polemische Litteratur. rumän. 2 8 0 f.

133. 140. Pop, loan 3 7 3 P o p e s c u vel d v o r n i c .

133. 144.

Radu

294. 322. Popescu. N. D . 3 8 9 . Popovici. Erzbischof 311. P o p o v i c i . Elstntie 3 0 8 . P o p o v i c i , Stefan 3 7 4 . Popp. Vasilie 356. P o r d e n o n e , O d r i c o da 1 3 0 . P o r p h y r i o s 5 5 5 f. Portinaro. F o l c o 56. P o r t o , L u i g i da 1 6 9 . P o r t u g a l , Hilfsmittel zur G e schichte dess. 4 5 9 . 511. R e n a i s s a n c e in 1'. 5 4 3 . Portugies. Kunst 5 4 0 Portugies. Malerei 5 4 8 . Portugies. Plastik 5 4 5 . Porzio, Camillo 168. Postumo, Niccolò 141. Poteca. E. 312. 333. 336. 341. Poussin. Nicolas 5 4 6 . Praedetis, Aurelius Antoninus 374. Prale, Joan 2 9 8 . Prati, Giovanni 2 1 4 . P r a t o , C o n v e n e v o l e da, L e h r e r Peìraicas 91. Pravità 2 8 6 . P r a v i l e 3 1 8 f. Preda 3 7 4 . Predigten, ihr kulturgesch. Wert 5 2 1 . P r e d i g t l i t t e r a t u r , r u m ä n . '.'73 -277. Prevost 5 2 7 . Primaticcio 546. Privatleben der R i t t e r 522 —526. P r o e m i sopra varie maniere di d i r e 4 3 . Prophezeihung der Savila 3 9 7 f. 3 9 9 . P r o s a , i t a l . 8 3 — 9 0 . 1 3 9 f. 180 — 1 8 3 . 1 8 8 f . 1 9 7 - 1 9 9 . 2 0 3 - 2 0 5 . 215—217. prosimetrum 41

REGISTER. P r o s o p o g r a p h i e J e s u , rumän. 401. P i o t o e v a n g e l i e n , ruiniin. 4 0 1 . Piotonotari. G. 5. P r o v e n c e , G e s c h i e h t * litteratur darüber 4 7 4 f. P r o v e n z a l i s c h e L i t t e r a t u r , ihr E i n f l u s s a u f die i t a l i e n i s c h e 1 2 f. 1 5 . Prudentius . Psychoinachia, Q u e l l e des G i a m b o n i 4 4 . Anni. 3 . Pruncu, P . 3 4 2 . P s a l t e r , rutnän , v o n 1577

polit. G e s c h . 503-509. Yerfass- u Kulturgesch. 5 0 9 — 5 1 1 . Portugal 5 1 1 . Churrätien 5 1 1 f. A n h a n g : W i c h t i g s t e Hilfsmittel für (I. histor. G e o g r a p h i e 5 1 2 f. Nachträge 5 1 3 — 5 1 5 . Oueienglii, Antonio 179. Querol 5 4 5 . Q u i n e t , Edgard 7 9 . Q u i r i n i . A . M. 3.

2 6 7 f. S p ä t e r e 2 7 0 f. P s e l l o s . M i c h a e l 5 7 4 f. P s e u d o e v a n g e l i e n , runiän. B e arbeitung 4 0 2 . Psychologie, mystische 5 6 0 f . P u c c i , A n t o n i o 1 1 8 f. 1 2 1 . 122. 128. P u ^ l i o l a , B a r t o l o m m e o della 129. Pulci, Bernardo 144. Pulci, L u c a 144. 145. Pulci, Luigi 1 4 4 — 1 4 6 . Pulleyn. R o b e r t 5 6 3 . Punnul. A 2 6 2 . 3 6 9 . 3 7 3 . P u r i s t e n , S c h u l e der, in I t a l i e n 205. P v r a m u s u. T h i s b e im R u mänischen 3 8 9 .

R a b a n u s M.iurus 5 5 6 I. R a b u t i n . B u s s y , Hist. anioureuse 5 2 7 . Räcocea, Toader 360. R a c i n e , ins Runiän. iibers 3 4 5 . R a c o v i l ä , Alexandra 3 1 3 . Radu Grammatici! 2 6 9 . 3 0 1 . Radoviciu dintre Goleati, Constantin 3 1 2 . 3 3 4 . 3 3 5 . Radu Greceanu 2 7 7 . Radu L o g o f e t e l de divnn 2 8 2 . R a d u P o p e s c u vel d v o r n i c 294.

0 Quadrio, F . S. 5. 189. Quadriviuni 5 5 4 . Q u a l i c h i n o di S p o l e t o 1 1 . Queirolo 544. Q u e l l e n u. H i l f s m i t t e l zur G e s c h i c h t e de r r o m a n i s c h e n Yö 1 k e r i m M i t t e l a l t e r (J.ittelaturangabc) 431—515. 1. Q u e l l e n 431-458. l'rkunden 4 3 1 - 4 3 8 . F o r mulare und Formularsammlungen 438 — 440. Histoi iogi a p h i s c h e Quellen 4 4 0 - 4 5 0 . (Allgein. 4 4 0 443. Sammelwerke 443 — 450.) Rechtsquellen 4 5 0 457. Anhang: Quellen des K i r c h e n r e c h t s 4 5 7 f. 2. H i l f s m i t t e l 458513. Bibliograph.| Hilfsmittel 4 5 8 — 5 6 0 . Allgein. Darstellungen 460—463. Frankreich, polii. Gesch. 463 4 7 5 . Verfasssungs- u. Wirtschaftsgesch. 475 — 4 7 9 . Italien, polit. Gesch. 4 7 9 - 4 8 5 . T e r r i t o r i a l - u. Lokalgeschichte 485 — 501. Y e r f a s s . - , R e c h t s u. K u l t u r g e s c h . 5 0 1 — 5 0 3 . Spanien,

R.

Rädulescu, Eliade 370. 371. 389. 391. R ä d u l e s c u , Ivan E l i a d e 3 4 5 . R a f a e l Santi 5 3 1 . 5 4 5 f. Rnfaelli da G u b b i o . B u s o n e 86. 87 R a f a i l , igunien von I l u r e z 338. 386. Rafail ( M ö n c h ) 2 7 0 . 300. 301. 304. Rainardo e Lesengrinu 34. Rakoczi 271. Ramalbo. A. 548. R a m b a l d i da I m o l a . Benvenuto 7 6 . Ram'.ialduni, Y i t t o r i n o 1 3 4 . R a m b a u t von Vaqueiras 13. 14 Räniniceanu 3 0 8 . 3 3 1 R a n a l l o . B u c c i o di 1 2 2 . R a n i e r o da P a l e r m o 17. rappresentazioni s a c r e 122. 13t!. 15H. Räspunsuti 280. Rasti 3 4 4 . 345. 346. Rätoromanische Rechtsquellen 4 5 3 . R ä u b e r - u. R i t t e r r o n i a n e im Rumänischen 3 8 9 . R a u l , S i r e 10. R a v e n n a , D e n k m ä l e r von 5 3 5 . Razzolini, L . 2 re g i o v i n e 4 5 . R e a l i ili Napoli nella rotta di Montecatini 8 2 . R e a l i s m u s , m y s t i s c h e r , des E r i u g e n a 5 5 7 . — scholastischer 5 5 8 - 5 6 0 .

597 Realisten 5 5 6 . R e c h n u n g e n , ihr kulturhist. Wert 5 2 1 . Rechtsbflcher. kulturgesch. W e r t derselben 5 2 1 . R e c h t s g e s c h i c h t e , italien. 5 0 1 -503. Rechtspflege, kulturhistorisch betrachtet 5 3 0 . Rechtsquellen 4 5 0 —457. Rechtswissenschaft. runiän. 317-319. R e d e n in der italienischen L i t t e r a t u r 1 7 1 f. Redi. Francesco 184. Regaldi, Giuseppe 2 1 5 . Regestenwerke, Litteratura n g a b e 4 3 3 f. R e g n a r d , ins R u m ä n . ¡ibersetzt 3 4 7 . R e i n e k e F u c h s , S p u r e n der S a g e in der r u m ä n i s c h e n Litteratur 3 9 1 . R e i s e b e r i c h t e in der italienischen L i t t e r a t u r 1 2 9 f. R e i s e n d e in der i t a l i e n i s c h e n Litteratur 182. R e l i g i ö s e L e g e n d e n in der lat. L i t t e r a t u r 1 1 . R e l i g i ö s e P o e s i e in Italien 2 7 30. 8 3 . 1 2 2 f. 1 3 8 . R . Volkslitteralur in R u m ä n i e n 3 9 5 -428. Reliqua verborum Baruch, r u m ä n i s c h e Y e r s i o n 3 9 9 f. R e i n e d i u s . capitili;! 4 5 3 . R e m i g i u s von A u x e r r e 5 5 7 . Renaissance, italienische 131 —148.540-542. Renaiss a n c e in F r a n k r e i c h 5 4 2 . R . in S p a n i e n u. P o r t u g a l 543. Renard oder Fuchsroman 13. Reni, Guido 546. Renier, E 5. R e s a , la, di T r e v i s o e la m o r t e di C a n g r a n d e della S c a l a 8 2 f. R e t i f de la B r e t o n n e 5 2 7 . R e z e p t für die S e e l e , rumän. mediz. Volksbuch 4 2 6 . R e z z o n i c o , Cai l o C a s t o n e 1 9 5 . ribaidi (ribauds) 526. R i c c a r d o von S . G e r m a n o 2 8 . R i c c i o . C . Minieri 4. R i c c o , Mazzeo 17. R i c e v u t o , L a p a G i a n n i del 4 8 . R i c h a r d von M i d d l e t o w n 5 7 2 . Richard v. St. V i c t o r 5 6 1 . R i f o r m a g i o n i , O n o f r i o delle 128. Rigaud. Hvacinthe 5 3 1 . 547. Rinaldi. Cesare 1 7 9 . Rinaldo d'Aquino 16. R i n a l d o da M o n t a l b a n o 1 2 2 . Rinascimento 541.

598 R i n u c c i n i . C i n o 135. K i n u c c i n i . O t t a v i o 180. K i p a n o E u p i l i n o 194. Risorgimento 2 0 5 - 2 1 3 . R i s t o r o d ' A r e n o 4 3 f. R i t m o c a s s i n e s e 14. Ritter, ihr Privatleben 522 -526. R i t t e r g e d i c h t e in Italien 138. R i t t e r o r d e n in S p a n i e n . L i t t e r a t u r Ober d i e s e l b e n 5 2 0 . R i t t e r w e s e n in F r a n k r e i c h , L i t t e r a t u r zur G e s c h i c h t e desselben 477. R i v a l l o , G i o r d a n o da 8 6 . Roatele norocului 424. R o b e r t v. L i n c o l n s. G r e a t head, R o b e r t . R o b e r t i . G i a m b a t t i s t a 197. 1 9 8 A n n i . 1. R o c k , d e r h e i l i g e , in der rumän Volkslitteratiir403f. Rococostil 542. R o l a n d i s . G . M. de 3. Roldan. P e d r o 545. R o l l i . P a o l o 186 R o m , O u e l l e n s a m m l u n g e n zur Geschichte Hess, ( L i t t e raturangabe) 449. Hilfsmittel z u r G e s c h i c h t e dess. 4 9 4 f. Romagna. Ouellensatnm • lungen z u r G e s c h i c h t e d e r s . (Litterat urangahe) 449. R o m a g n o l . Mundart, Übersetzungen aus dem Lateinischen in d i e s e l b e 3 9 . Romagnosi, Gian Domenico 213. R o m a n in d e r ital. L i t t e r a t u r 4 7 . 2 0 4 . — in d u r u m ä n L i t t e r a t u r 3 3 7 - 3 4 3 . 3 8 8 f. R o m a n «le la R o s e 13. 2 6 . 53. Romane, sittengeschichtlich wertvoll 527. Romanische Baukunst 535. 5 3 6 f. Romanischer Baustil in S p a n i e n 539'. in P o i t u g a l 540. R o m a n t i s c h e S c h u l e in der italienischen Litteratur 2 0 8 —210. R o m ä n u l , Z i l o t 325. 3 2 6 . R o m a n u s , A e g i d i u s s. C o lonna, Aegidius. Romfahrten deutscherKönige, L i t t e r a t u r d a r ü b e r 4 8 4 f. R o s a , S a l v a t o r e 183. 5 3 2 . Roscellinus 559. Roset, Nicolae 321. Rosini, Giovanni 79. R o s e t t i . C . A. 3 4 5 . Rossetti, Gabriele 209. R o s s e t t i , I. 3 4 6 .

REGISTER. R o s s i , G i a n G i r o l a m o 155. R o s s i . G i o v a n n i G h e r a r d o de 196. R o s s i . G . V. 3 . R o s s i , N i c c o l o d t ' 5 0 . 82Rossi, O. I). 4. Rossi, Pellegrino 213. Rosso 546. R o s s o . P a o l o del 175. R o t a . B e r . i r d i n o 155. Rothari , Gesetzbuch desselben 4 5 2 f. Rousseau, Theodore 547. Roussillon, Ge-chichtslitteratur darüber 475. R u b e n s , L e b e n der Maria v. M e d i c i ( G e m ä l d e ) 5 3 2 . R u c e l l a i , G i o v a n n i 1 5 8 . 159. 188. 1 9 5 . R u d i a n u . N. 3 4 1 R u d o w . W. 263. R u l f o , F o l c o 17. R u g g e r o n e de P a l e r m o 17. R u g g i e r o 17. R u n i n n e n , i h r e S t e l l u n g in S i e b e n b ü r g e n 3 6 3 f. Abs t a m m u n g v o n d. L e g i o n e n Trajans 364. Rumänische Litteratur 2 6 2 — 4 2 8 S c h w i e i igkeit d. Gegenstandes 262 Quellen 2 6 2 f. E i n l e i t u n g . E p o c h e n der r u i n ä n . L i t t e r a t u r 2 6 3 — 2 6 6 . I. Z e i t r a u m : M i t t e d e s 16. J h s . b i s 1710 2 6 6 — 2 9 5 . I. Geistl. Litter a t u r 2 6 6 — 2 8 6 . 1. B i b e l übersetzung 266 — 273. 2. Predigt 273 - 277. 3. Liturgie 277 280. 4. Dogmatische Abhandlungen u. P o l e m i k 2 8 0 f. 5. E t h i s c h - d i d a k t . L i t t e r a t u r 2 8 2 f. 6 . H e i l i g e n leben 2 8 3 - 2 8 6 . I I . G e s e t z b ü c h e r 2 8 6 f. I I I . G e s c h . und A n n a l i s t i k 2 8 7 — 2 9 4 . Weltchroniken 2 8 7 - 289. Specielle Chroniken 289 — 294. I V . Sprachwissens c h a f t 2 9 4 f. I I . Z e i t raum: 1710-1830 295 - 4 2 8 . Ü b e r b l i c k 2 9 5 f. I. Kirchenlitteratur 2 9 6 3 1 7 . 1. B i b e l b e a r b e i t u n g 2 9 6 - 3 0 0 . 2. Homilien 300 — 308. 3. Dogmatische Litteratur 3 0 8 - 3 1 2 . 4 . E t h . didaktischeLitteratur312— 3 1 5 . 5. H e i l i g e n l e b e n 3 1 5 — 317. II. Rechtswissenschaft 3 1 7 — 3 1 9 . I I I . Geschichte 3 1 9 - 334. Geog r a p h i e 3 3 3 f. I V . P h i l o sophie 3 3 4 - 3 3 7 . V . Belletristik 3 3 7 - 3 5 7 . Überblick

3 3 7 . 1. R o m a n 3 3 7 — 3 4 3 . 2 Dramatische Littelatur 3 4 3 — 3 4 7 . 3. Lyrik, E p i k , S a t y i e 3 4 7 - 3 5 7 . A K'iclil i c h e P o e s i e 34>«- de, B r i e f e 5 2 8 . Sforza's, die. begünstigen d i e humanistischen S t u d i e n in Mailand 134.— b e g ü n s t i g e n die italicn. L i t t e r a t u r d a selbst 141. Shakespeare, Kaufmann von Venedig 124. Shvreswood. Wilhelm 574. Sicilien, Quellens u n i n l u n g e n zur sicilian. Geschichte (Litteraturangabe) 449. Hilfsmittel zur G e s c h i c h t e demselben 4 9 6 500. Sieben w e i s e Meister. G e schichte derselben in d e r r u m ä n . L i t t e r a t u r 3 8 4 f. Siebenliürgische etymologische S c h u l e 3 6 6 IT. S i e b e n s ' hläferlegende im R u mänischen 3 9 9 f.

599 S i e g e l , ihre B e d e u t u n g f ü r die K u l t u r g e s c h . 5 2 0 . Siete P a r i d a s 4 5 6 f. Siger von Brahant 566. S i g i s b u l d i , C i n o s. C i n o d a Pistoia. Signa, B u o n c o m p a g n o da 11. 3 7 A n m . 1. S i g o l i , S i m o n e 129. S i g o n i o . C a r l o 169. Silvester, M ö n c h 2 7 2 . Silvester I I . , P a p s t , B i o g r a phen d e s s e l b e n 4 6 5 . Silvestris, B e r n h a r d 5 6 2 . Silvestru. Abt 314. Silvestru. leromonah 269. 270. 275. Silvestru. Stare^ 311. S i m a al lui J ö n , G r . 3 9 5 . Simeon Dascalul 290. 292. 320. S i m e o n der N e u e ( J ü n g e r e ) 301. 314. Sin eon S t ä l p n i c u ( S t y l i t e s ) , Offenbarung desselben 415. Simeon v. Thessalonich, G l a u b e n s l e h r e , ins R u m ä n . übei tr. 3 1 0 . 3 1 1 . S i m i o n D a s c a l s. S i m e o n Dascalul. § i n c a , S i n c a i de s. S i n c a i , Gheorghe. Sincai, G h e o r g h e 3 0 3 . 3 2 2 . 3 2 8 - 3 3 0 . 3 5 8 3 5 9 . 3 6 0 f. 3 6 4 . 3 6 6 f. 3 6 8 . 3 7 0 . 3 7 5 . S i n c a i de Sinca s. ¡jincai, Gheorghe. Sinkai, G h e o r g e Gavriil 303. Sion, Antohie 3 2 2 . sirventese 82. S i s o e . der heil., s e i n e W u n d e r 410-412. Sivila und S a l o m o n . r u m ä n . Märchen 3 9 9 . Sizilianische Dichterschule 15—19. S k e l e t i , C. 3 1 8 S k i n d e r , G e s c h i c h t e desselben, a u s d e m T ü r k i s c h e n ins Rumän. übersetzt 387. Skotismus 569. 571. 572 — 574. Skulpturen, ihre Bedeutung f ü r die Kulturgeschichte 520. S l ä m n i c , T u d o s i e dascal dela 3 2 3 f. Slätine.uiu, loi d a c h e 344. 350. S o l f r e d i del G r a z i a 40. Sografi, Simeone Antonio 192. S o l d a n i e r i , N i c c o l ö 118. S o n e t t 4 8 . 9 9 f. 1 0 1 . 185. S o n n t a g s l e g e n d e 4 0 8 f. S o p r a n i , R . 4.

6oo S o r a n z o . G . 4. S o r d e l l o 13. S o s t e g n o ili Z.uiobi chi Strada

122

Spagna 122. S p a n i e n . (Quellen zur G e s c h i c h t e desselben ( J , ¡ I t e ratili a n g a b e ) 4 5 0 . Bibliog r a p h i s c h e Hilfsmittel zur G e s c h i c h t e desselben 4 5 9 . H i l f s m i t t e l zur G e s c h i c h t e dess. . r >03— 5 1 1 . P o l i t i s c h e G e s c h i c h t e 5 0 8 - 5 0 9 . A llg. Darstellungen 5 0 3 f. G e s c h . c i n z . P e r i o d e n u. einzelner Gebiete 5 0 4 — 5 0 9 Westgot. Keich 504. D i e Invasion der Sarazenen und das maurische Spanien 5 0 4 f. D i e christl. R e i c h e bis zur V e r e i n i g u n g Castiliens u. A r a g o n i e n s 5 0 6 Y e i fassungs- und — 509. Kulturgeschichte 5 0 9 - 5 1 1 . i K i i c h c iiRc.-c liichte 510i. Hist. G e o g r . , Hilfsmittel dazu 51H. — Kechtsquelkn 455. 456. — R e n a i s s a n c e daselbst 5 4 3 . S p a n i s c h e Kunst 5 3 9 f. S p . Malerei 540. 648. Sp. Plastik 5 4 5 . Speranta. T h . D. 394. Speroni, Sperone 159. 171. 1 7 2 . 174. S p i e l e im P r i v a t l e h e n der Ritter 525. Spinello. Matasalà di 37 A n m . 1. Spinoza 578. S p i r i t i . S 3. Spolverini. Giambattista 188. 195. S p o t o r n o . G . B . 4. Sprachwissenschaft, rumän. 2 9 4 f. 3 6 3 — 3 7 9 . Sqittinatorc 128. Stabili. Francesco 80. S t ä d t e v e r f a s s u n g . spanische, L i t t , darüber 5 1 0 . S t ä d t e w e s e n in F r a n k r e i c h , L i t t . z. G e s c h . dess. 4 7 7 . Italienisches Städtewesen. L i t t . Ah. die E n t w i c k l u n g dess. 5 0 1 f. Stadti e c h t e , italienische, kulturgeschichtlich wertvoll 521. Staniate, J a c o v 3 3 9 . Starnati 3 9 4 . S t a m p a , Gaspara 156. S t ä n c e s c u D . 3 9 4 f. Ständeversammlungen, spanische. L i t t , darüber 5 0 9 f. Stanzen P e t r a r c a s 1 0 0 . Statuti 4 5 5

REGISTER. Staurofilia 3 1 5 . Stavrinos 3 2 3 . Stefan I.ngufät 2 9 4 . Stefani, Baldassarre 'vMarchio n n e i 1 2 7 f. S t e f a n o della B e l l a 5 3 2 . S t e f a n o d.c Messina 1 7 . S t e g r e i f s p i e l e in Italien 1 6 2 . Sternlieder, rumänische 4 2 6 . 427. Stigliani. Tommaso 179. Stili 3 4 8 . Stihoinantie in Rumänien 4 2 4 f. Stil n u o v o 4 7 . 6 1 . 1 1 6 . Stithat, Nikita 3 1 4 . Stoianovici. Constantin 4 2 2 . Stamatupulos, Anton 2 9 9 . S t o p p a d' P o s t i c h i 8 2 . S t o r i e eie T r o i a et de R o m a 39. S t r a d a , S o s t e g n o di '/.anobi da 1 2 2 . Strambotti 36. .strambotto 1 3 B . Strapaiola 527. S t r a s s e n s ä n g e r in Italien 1 3 6 . Streit z w i s c h e n K ö r p e r und S e e l e in der r u m ä n i s c h e n Litteratur 3 9 1 . Strilbilki 374. S t r i n a t i . Neri d e g l i 9 0 . Strocchi. Dionigi 2 1 2 . S t r o z z i , Alessandra, Gattin Ariosts 149. Strozzi, Giulio 177. Suinshead, Richard 5 7 7 . Summisten 5 6 3 . S y l v e s t e r l e g e n d e , ruinän. 3 8 1 . S y m b o l i s t e n in der französ. Malerei 5 4 8 . Svnieon Stylites 3 0 5 . Synaxar 306. Svnodalbeschlüsse, rumän. '287. S v n t i p a o d e r die G e s c h i c h t e dei 7 w e i s e n M e i s t e r in der rumän. L i t t e r a t u r 3 8 4 f. Syntipas-Dolopathos 387. S v i i g o s . Meletius 3 0 4 .

T. 'l'affurs 5 2 6 . Tafuri, G. B. 4. T a g , 1 0 0 1 , ins R u m ä n . übersetzt 3 3 8 . Tämpeanu. Scarlat Barbul 3 4 1 f. 3 5 2 . Tansillo. Luigi 1 5 5 — 1 5 6 . Tänze im P r i v a t l e b e n der Ritter 525. Tanzlied 138. Tasso, Bernardo 152. 1 7 2 . Tasso, Torquato 110. 148. 149. 1 5 2 — 1 5 4 . 155. 159.

162. 172. 174. 175. 1 7 6 . 178. 517. T a s s o , G e r u s a l e m m e liberata, Nachahmungen derselben 1 7 6 f. (assoni, Alessandro 177. Teampe, Radu 336. Tebaldeo, Antonio 148. 154. Tedaldi, Pieraccio 52. Telesio, Bernardino 182. Tenipea 369. 371. 372. T e o d o r o v , P . 30(1. T e o d o s i e Vesteinianul 293. T e o d o z o v i c i , loan 3 7 5 . Teofilact 2 9 9 . T e r m i n i s m u s 5 7 4 flT. Terininistischer N o m i n a lismus 5 7 5 — 5 7 7 . Terracina, Laura lftì. Terramagnino. Girolamo 20. Tesauro. Alessandro 158. Testa. Arrigo 17. Testa. Tommaso Gherardi del 2 1 6 . lesti, F u l v i o 178. 184. T e s t a m e n t , altes, rumänisch 270-272. T e s t a m e n t K o n s t a n t i n s , rum ä n i s c h 3 8 1 f. Testament, neues, rumän. von 1 6 4 8 2 6 9 . Theatron politikon 3 3 6 . I'heoderici E d i c t u m 4 5 2 . T h e o d o r Studites 3 0 1 . Theodorescu, G. D . 428. T h e o d o r e t v. C y p e r n , R e d e n ü b e r die g ö t t l . V o r s e h u n g , ins R u m ä n . übersetzt 3 0 5 . Theodori, Alexandru 3 7 5 . Theofan 274. T h e o f y l a c t clucèriii 3 1 5 . T h e o t o k a , Nikefor, Predigten, ins R u m ä n . übertr. 3 0 2 . Thicara 310. T h i e r r y v. C h a i t r e s 5 6 2 . T h o m a der Z w e i t e , l o g o f e t 317. 318. T h o m a s v. Aquino 6 3 . 5 6 7 . 570-572 573. T h o m a s a Kenipis, Imitatio Christi, ins Rumänische übersetzt 3 0 3 . 3 1 1 . T h o m a s von S t r a s s b u r g 5 7 1 . Thomismus 569 — 572. 573. Tibaldeo, Antonio 142. T i c h i n d e a l s. T i k i n d e a l . Tiepolo 546. 548. "^'ikindeal ("J'ichindeal), D i i n i trie 3 1 1 . 3 1 3 . 3 5 5 . 3 5 9 . Tinucci. Niccolò 135 T i p a l d o , E . de 3 . I ' i r a b o s c h i , G i r o l a m o 2. 4 . 5 . Tizian 531. 548. T o d des A n n a u. des K a i a f a , rumänische Erzählung 4 0 2 . Todeslied, rumänisch 4 2 7 .

REGISTER. T o d o r a k e , J o n H a g i 387. T o d o r o v i c i , loa» 374. Toloniei, C l a u d i o 156. 172. Toniniaseo. N i c c o l ö 7 8 . 210. T o m m a s o di Sasso 17. Tonini, C. 4. T o p p i . N. 4. T o r d a s i . Mihaiu 272. T o r i i c e i i i , Evangelista 183. T o r r i g i a n i , M a r c h i o n n e 117. Torti. Giovanni 208. T o s c a n a , Quellensammlungen zur toscan. Gesch. ( L i t t e raturangabe) 448. T o s i , P . A . 3. 'l oskanische Sprache, Älteste Übersetzungen aus dem L a teinischen in dieselbe 40. T o s k a n i s m u s 47. Totenk'lage, r u m ä n i s c h e 4 1 5 . Touraine. Quellensammlung zur Geschichte derselben (Litteraturangabe) 446. G e schichtslitteratur darüber 475. Tournaisis, Geschichtslitteratur d a r ü b e r 471. Tozzetti. Giovanni Targioni 197. Tracht. Geschichte ders. 5 2 9 f . Trachten, italienische, des Mittelalt , L i t t e r a t . d a r ü b e r 520. T r a c h t e n b ü c h e r 531. T r a g ö d i e n d i c h t e r in Italien 159. 187. Traktate in der t o s k . P e r i o d e der ital. L i t t e r s t u r 8 5 — 8 7 . T r a p e z o n t , Ioan H r i s t o d o r 339. 'Traumbücher, r u m ä n . 4 2 5 . Träume des Königs Sehaci rumänisch 384 Träuine, die X I I , des Manier, rumänisch 384. T r a v a l e . G i o v a n n i da 129. trebuchet 5 2 6 . Trecentisten 135 ff. T r e c e n t o 47 ff. Tribock 5 2 6 . T r i m b i t o n i u , N. 3 9 3 . T r i o d 279. 3 0 7 . Trissino, Gian G i o r g i o 151. 159. Trivium 554. T r o j a n e r s a g e in der r u m ä n . L i t t e r a t u r 380. 381. T r o m b a , F r a n c e s c o 151. T r o u b a d o u r s 13. T u d o s i e dascal dela S l ä m n i c 3 2 3 f. 4 1 8 . T u p p o , F r a n c e s c o del 139. Tuscien, Hilfsmittel zur G e schichte desselben 4 9 2 f.

U. Übersetzer in der italienischen L i t t e r a t u r 175. Übersetzungen, italienische, französischer u. lateinischer W e r k e 3 8 - 4 0 . 8 3 — 85. Uberti, F a z i o degli 81. 116. 119 f. Udriste ( U r i i l j Nasturel 275. 285. U g u c c i o n e da L o d i 3 1 . 3 2 . 3 3 . U m i l i a t i , Orden der 3 2 . Umbrien.Quellensammlungen zur u m b r . G e s c h i c h t e ( L i t t e raturangabe) 448. Unteritalien. Hilfsmittel zur Geschichte dess. 4 9 6 — 5 0 0 . Unterrichtsanstalten in F r a n k reich, L i t t e r a t u r zur G e schichte derselben 479. Unterrichtsanstalten, höhere, in Spanien, L i t t e r a t u r zur Geschichte derselben 5 1 0 . U r c e o , A n t o n i o 134. U r e c h e 290. 292. 293. 319. 320. U r f e , d' 527. U r i c a r , Grigoraf sän Vasilie 320. Uriil N a s t u r e l 275. 285. Urkunden 431—438. Begriffserklärung 4 3 1 . U r kundenlehre, L i t t e r a t . dazu 432f. Regestenwerke,Litteratur 4 3 3 - 4 3 5 . Urkundenfacsimiles 435. U r k u n d e n ausgahen 4 3 5 - 4 3 8 . Kulturgeschichtl. W e r t der Urkunden 5 2 1 . Sittengesch. W e r t ders. 5 2 8 f. Uiga p o c ä i n ^ e i 312. Usatges de Barcelona, Usatici B a r c h i n o n a e 457. V. V ä c ä r e s c u , C l u c e r u l Alecu 354. V ä c ä r e s c u . I a n a k i 301. 317. 3 3 0 f. 344. 353. 354. 366. 370. 3 7 1 . 372. 377. V ä c ä r e s c u , I o a n 3 4 4 . 345. V ä c ä r e s c u , I v a n 344. V ä c ä r e s c u , N i c o l a e 354. V ä c ä r e s c u , Vornicul I o a n 354. Vaerini, B. 3 Vaillant, A . 373. 3 7 8 . Valencia, Königreich, Hilfsmittel zur Geschichte desselben 5 0 7 . Valentinelli, G. 3. Valentinois, Gechichtslitteratur darüber 472. Valian, I . A. s. Vaillant. A. Valla, L a u r e n t i u s 133.

601 Valle, P i e t r o della 182. Vallisnierl, Antonio 188. Vallmitjana 545. Valois. Hilfsmittel zur G e schichte derselben 4 6 8 — 470. Valvassone, E r a s m u s da 1 5 8 . Vamva, Elemente der Moralp h i l o s o p h i e , ins R u m ä n . übersetzt 312. Vanini. L u c i l i o 182. Vanloo, L o u i s Michel 5 4 8 . Vannozzo. Francesco di 117. Vannucci, Atto 216. Vanvitelli. L u i g i 5 4 2 . Varano, Alfonso 196. Varchi. Benedetto 166. 174. 175. Varlaam 275. 276. 280. 2 8 1 . 290. 415. Varlaam u. J o a s a f , r u m ä n . Version 285. 3 8 2 f. Varna, Lorenzo da 10. V ä r n a v , Constantin 339. Vnrn.iv, Gheorghe 336. V ä r n a v , Vasilie 333. Vartic, I . 342. V a s a r i , Giorgio 169. 184. Vasco, Gran 540. Vasici lînzurian, Pavel 3 6 1 . Vasil 339. Vasilie, heil.. Offenbarung, rumänisch 417. Vasilie, Sänger 362. Vasiliu, Al. 341. VasluTu, Ioan von 271. V e c c h i o , Bono di messer Giainbono del s. G i a m boni. Bono. Vecchietti. F . 4. Vecellio, Cesale 531. Vedova, G. 4. Velnsquez 531. 548. Velloso Salgado. J o s é 5 4 8 . Vellutello 77. 99. Velluti. D o n a t o 127. 128. Venedig, Hilfsmittel zur G e schichte desselben 489 f. Venedig und sein G e b i e t . Quellensammlungen z. Geschichte desselben ( L i t t e raturangabe) 448. Venetien, Hilfsmittel zur G e schichte desselben 4 8 8 — 490. Venezianische Gebete 36. Venezianische Mundart, Übersetzungen aus dem L a t e i n i schen in dieselbe 3 9 . V e n i a m i n , Mitropolit 296. 298. 300. 304. 310. 311. 319. 332. Veniero. D o m e n i c o 155. Venturi. P o m p e i 77. Verfassungsgeschichte F r a n k reichs, Litteratur d a r ü b e r

6o 2 4 7 5 - 4 7 9 . I t a l i e n i s c h e V., Litteratur dirfiher 502. S p a n i s c h e V., d e s g l . 5 0 9 -511. V e r g i l , ins H u m a n , ü b e r s e t z t 350 351. V e r m a n d o i s , Geschichtslitteratur darüber 474. V e r m i g l i o l i . G . B. 4 . Vernani. Guido 66. Vernav, D. C. 426. Vernazza, G. 3. Vernaz/.a, P . 4. Vernet, Ilorace 547. V e r o n e s e , P a o l o 5 3 1 f. V e r o n i c a l e g e n i l e in R u m ä n i e n 401. V e n i , Alessandro 198. V e r r i . P i e t r o 197. Verroccliio 544. 545. V e r s i l i lui P o t o t k i 3 5 7 . V e r w a l t u n g , k ö n i g l i c h e , in F r a n k r e i c h , L i t t e r a t u r zur Geschichte derselben 476. Vestcmianul. Teodosie 283. V i c l e i m , rimirili. M a r i o n e t t e n spiel 427. V i c o . Giambattista 189. Victoriner 561. 577. Victorinus 555 Vida, Glieorghie 373. V i d a l , P e i r e 13. V i g n a , P i e t r o della 16. 4 1 . V i g n o l a . J a c o p o B a r o z z i da 541. 542. V i l l a n i . F i l i p p o 127V i l l a n i , G i o v a n n i 8 9 f. 1 2 1 . 124. 127. 165. Villani. Matteo 127. Villani, N i c c o l ò 177. V i l l i f r a n c h i , G i o v a n n i 180. Vincenz von Beauvais 11. 568. V i n c i . L i o n a r d o da s. L i o n a r d o da V i n c i . V i n c i g u e r r a , A n t o n i o 157. V T n e ^ k i . G . 42G. Vinterhaider 345. V i n ^ i , J u a n din 2 7 6 . V i r g i l i o , G i o v a n n i del 6 6 f. V i s c o n t i , G a s p a r e 141. Visconti, Gian Galeazzo 117. V i s c o n t i ' s . die, b e g ü n s t i g e n die humanistischen Studien in M a i l a n d 1 3 4 . V i s i o n des heil. Basii des J ü n g e r e n , r u m ä n . 4 1 4 f. V i s i o n e n in d e r r u m ä n . V o l k s litteratur 4 1 4 — 4 1 8 . V i t a des heil. Savva 285. Vitae Patrum. rumän. 315. Vitae Sanctorum, rumän. 315. Vittorelli, J a c o p o 196. V i v a , G u i t t o n e del 19 f. 2 1 -23. V i v i a n i , V i n c e n z o 183.

REGISTER. Vlad(u) Grammaticul 282. 310. V o d a . Neagoe 282. 283. 361. 383. 406. Voileanu, Mateiu 348. V o i n e s c u 1., 1. 3 4 1 . 3 4 7 . V o i n e s c i i II., 1. 3 4 5 346. 351. Völkerwanderung.Geschichte derselben (Littel atui ang ä b e ) 4 6 1 f. Volksarzneibücher, rumän. 425. V o l k s b ü c h e r , r u m ä n . 3 7 9 ff. V o l k s d i c h t u n g , i t a l i e n . 3 5 f. Volksdrama, rumän. 427. Volksheilkunde, rumän. 412 —414. Volkslieder, rumän 363. Volkslitteratur, rumän. 379 — 4 2 8 . 1. W e l t l i c h e V . 3 7 9 — 395. Volksbücher, Sagen und L e g e n d e n 379 — 388. R o m a n e 3 8 8 f. N o v e l l e u. Fabliau 389 — 395. 2. Religiöse Volkslitteratur 395 — 4 2 8 . K i n l e i t u n g 3 9 5 f. Apokryphe Bücher des alten T e s t a m e n t s in d e r Volksdichtung 396—400. D e s g l . des n e u e n T e s t a ments 4 0 0 — 4 0 6 . Heiligenl e g e n d e n u. d e r g l . 4 0 6 — 412. Volksheilkunde 412 — 414. Visionen 4 1 4 — 4 1 8 . Ilagiologische Litteratur 418 - 420. Astronomischastrolog. Litteratur (Loosbflcher, Orakel, Traumbücher) 420—425. Volksa r z n e i b ü c h e r 4 2 5 f. P o e t . Volkslitteratur 426—428. Volkspoesie, rumän.. Versb a u in d e r s e l b e n 3 4 8 . Yolkstüml. Dichtungen in I t a l i e n 137 f. V o l k s t ü m l . D r a m a in I t a l i e n 162 f. V o l t a i r e , ins R u m ä n . ü b e r setzt 3 4 2 . 3 4 4 . 34U. 3 5 4 . 351!. 3 8 8 . Vrighitta, Revelationes der hl. V . . r u m ä n . 4 0 1 . Vulcan, Samuil 344. 375.

W. Wallen, Littteratur darüber 5 1 8 I. Wahrheit, zweifache 566. Walter von Mortagne 559. Watteau, Antoine 532. 547. Weihnachtslieder, rumänische 2 8 6 . 3 9 8 f. 4 2 6 . Weltchroniken, rumän. 2 8 7 — 289.

W e l t l i c h e L y r i k in I t a l i e n 138. W e s t g o t i s c h e F o r m u l a r Sammlungen 439. Westgotisches Reich. Hilfsm i t t e l z u r G e s c h i c h t e desselben 504. Wilhelm von Auvergne 568. Wilhelm von C h a i n p e a u x 5 5 9 . W i l h e l m v. C o n c h e s 5 6 3 . Wilhelm von La Marre 572. Wilhelm von Moerbecke 567. Wilhelm vonOccams.Occam. Wirtschaftsgeschichte Frankreichs, Litteratur darüber 475-479. W i s s e n s c h a f t l i c h e P r o s a in I t a l i e n 1 8 2 f. 2 0 4 . Wissenschaftsgeschichte der romanischen Völker 550 — 578. Einleitung 550—552. I. Zeitraum 552 — 564. 1. D i e a n t i k e Ü b e r l i e f e rung 553 555. aj Die t b e u l o g . T i a d i l i o n 5 5 3 I. b) D i e p h i l o s o p h i s c h e T r a d i t i o n 5 5 4 f. 2 . D i e d i a lektische B e w e g u n g 555 — 560. 3. D i e mystische P s y c h o l o g i e 5 6 0 f. 4 . D i e Entwicklung der besonderen Wissenschaften 561 — 564. II. Zeitraum 564 — 5 7 8 . 1. D i e R e c e p t i o n d e s Aristotelismus 565—669. 2. T h o m i s m u s u. S k o t i s m u s 5 6 9 - 5 7 4 . 3. D e r Ü b e r gang zur Neuzeit 5 7 4 — 5 7 8 . a) D e r T e r m i n i s m u s 5 7 4 f. b ) D e r t e r m i n i s t i s c h e Nominalismus 575—577. c) d i e n o m i n a l i s t . M y s t i k 5 7 7 f. d ) N i c o l a u s C u s a n u s 578. W o h n r ä u m e , sind kulturges c h i c h t l i c h zu s c h i l d e r n 5 2 9 . W o h n u n g e n , Ausstattung derselben, L i t t e r a t u r darüber •518. W o h n u n g e n , französische, im Mittelalter 523. Wolff, L. 389. W ö r t e r b u c h v. B u d a , r u m ä n . 3 7 5 f. 3 7 7 . W ö r t e r b ü c h e r , r u m ä n . 2 9 4 f. 373-378. W u n d e r des heil. Sisoe. rumänisch 403. 4 1 0 — 4 1 2 . W ü r f e l als L o o s b u c h in R u mänien 424. Würfelspiel 525.

X. X e n o f o n t und seine F a m i l i e , rumän. Legende 420.

REGISTER. Y. Y o n n e - D e p a r t e m e n t . y uel len Sammlung zur G e s c h i c h t e desselben (Litteraturangabe 446. Y o u n g , ins R u m ä n . ü b e r s e t z t 341. Z. Z a c c a r i a , F . A. 4 . Zakan. Efrem 272 Zambrini, F . 3. 5.

Z a n e l l a , G i a c o m o fi. Z a n o b i . Zauber, rumänische 425. Zeno. A . 2. 189. Z e n o n e da Pistoia 121. Z i e g l e r . F r i e d r . Willi., E r m i o n a , ins R u m ä n . Obers. 345. Zilot Koniànul 325 326. Zinani, Gabriele 177.

603 Z o p p o da C a s t e l l o , P a o l o 20 Z o r z i , B a r t o l o m m e o 13. Z o t o , 1. X . 3 4 5 . Zurbaran 548. Z w e i f a c h e W a h r h e i t 56l>. Z w i e g e s p r ä c h zwischen dem päpstlichen Aniit und dem christlichen Panait, rumän. 4 1 7 f. Zwölf Feiertage, rumän. Legende 410. Zygabenus. E u t y m i u s 299.

NACHTRAG ZUM REGISTER DER DRITTEN ABTEILUNG DES ZWEITEN BANDES 1 .

RÄTOROMANISCHE L I T E R A T U R G E S C H I C H T E . A. A quella de Breil 227. Abraham und Isaac, Singspiel 246. Alarcon, El sonibrero de tres picos, ins R ä t o r o m . übertragen 245. Aliesch 235. 238. Alpsegen 2 3 3 . Amitg della religiun e della patria 256. Andeer 219. Arpagaus, Gion 256. 258— 259. Aurora, 1', d'Engadina (Zeitung) 244.

B. Ballade 223—225. Balletta, Alexander 254. 256. 258. Balletta, Duitg 254. Balletta, Glienard 253. liardola, C. 245. Becquer , Gustav Adolf, ins Kätoroman. öbertr. 245. Hellarmins Katechismus, ins Kätoroman. Obersetzt 240. Bergün. Singspiele im Dialekte desselben 246. Berther, Basilius 250. 259. Berther, D u r i 243. Betreibungs- und Konkursgesetz, eidgenössisches, ins Kätoroman. öbersetzt 259. Bibelübersetzung, rätoronian. 241. 251. Bivrun, Jacob 237. Blasius und Comander, Katechismus, ins Rätoroman. übersetzt 237. Böhmer, E . 21». Bonifazius, Daniel 247. Buch der Weisheit, rätoromanische Übersetzung desselben 238. Bühler, Anton 257. 2 5 8 . 2 5 9 f.

I Bühler, M. 260. Bund von Vazerol 234. Bundi, Jakob, Viadi da Jerusalem 250. Büsin. Peter 241. Butatsch cun egls 230.

Coray, Paul 257. Cudesch cotschen 242. Cudisch de Medeschinas 2 5 1 . Cuolm Gielgia 229. Cuort Muoffament 248. Cuorta memoria, la 250. Curti, T h e o d o r 261.

C. Caderas, J. F . 244. 245. D. Cadi, Hochgericht 234. Da Caussas da Dergira 251. Cadisch, Gieli 254. Danz, J o h . Püschen 241. Caduff 251. 256. Darms, Gion Martin 259. Calender Romontsch 258. Decurtins, C. 260. Calvenzano, Johann Anton Defuns, Adalbert 250. 251. 247 f. Derin, P. J. 245. Camathias, Florin 258. Dertgira nauscha 255. 260. Camenzin, Ermordung des, Descriptiun dil boign d'Alrätoronian. Klagelied 228. vegny 251. Campell 225. 234. 235. 287 f. Dialas 230. 241. Disentis, Chronik von 250. C a m p o a m o r , Kamon da, ins Domengia Sera 244. i Rätoromanische übertragen Donat von Vaz 234. 248. 245. Dorfordnungen 249. Canzun cur jlg figl da SörzDorta, J a c o b Heinrich 241. j F o r t t ei jeu a guara 228. Dramen 2 3 5 - 2 3 7 . 2 5 2 . I Canzun davart la Noeblia Durgiai, Anton 256. 228. Durgiai, Gion Battista 259. Canzun de snntgia Margriatha 220 f. Canzun della cumedia 228. E. Canzun dina feglia anganada 228. Einfall der Franzosen, rätoroman. Lieder darüber 226. Caratsch, S. 244. Einfall der Glarner in die Carigiet, P . Baseli 256. j Flimser Alp, rätoroman. Carnot, P . Maurus 260. I Lied 226. Casanova, Anton 259. Casanova, Joseph 256. Einheitssprache, rätoroman. Casanova, Leodegar 258. 259. Castelberg, T h e o d o r 252 f. Engadin, Litteratur desselben Cauvitg 249. 233-246. Engiadina, I' (Zeitung) 244. Chistrar la nebla, Spiel 231. Engiadinais, I' (Zeitung) 244, Colemberg. Caspar 2 5 1 — 2 5 2 . E r m o r d u n g der Männer von Comander u. Blasius, KateFeldis, rätoromanische L i e chismus, rätoromanische der 2 2 6 . Obersetzung desselben 237. Condrau 256. 258. 259. Exodus, ins Rätoromanische Conrad, Mattli 252. übersetzt 240.

1 Nfitig g e w o r d e n , weil das vom Herrn Verfasser der Rätoromanischen L i t e r a t u r geschichte gütigst durchgesehene und teilweise ergänzte Registermaterial für das Hauptregister zu spät eintraf.

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NACHTRAG ZUM REGISTER.

F. Fasten Ii eder 2 2 1 f . . F l i m s , H o c h g e r i c h t , Gerichtsformeln 2 8 1 . F l u g i , Alfons von 2 4 0 . 2 4 5 f. F l u g i . Kouradin von 2 4 4 . F ö g l d ' E n g i a d i n a (Zeitung) 244. F o n t a n a , Benedikt 2 3 4 . F o r m e l n für den T r e u e i d der Gemeinde Münster 2 4 6 . Frizzoni, Johann Baptist 2 4 4 Fuoing, Johannes Jacobus 2 3 9 An in. 2 .

G. Gabriel. L u z i 2 4 8 . G a b r i e l , Steffen 2 3 9 . 2 4 7 . 248. 260. Galizius. P h i l i p p 2 3 8 . Gasetta R o m a n s c h a 2 5 6 . Gazetta d'Inngiadina 2 4 4 . G e b e t an den hl. Valentin 233. Geistliche Lieder 2 5 2 . Gemeindeordnungen 2 4 9 . Genesis, ins R ä t o r o m a n i s c h e Obersetzt 2 4 0 . Georgslied 2 2 1 . Gerichtsordnungen 2 4 9 . 2 5 1 . G e s c h i c h t e der R e f o r m a t i o n in Bünden (rätoroni. H s . ) 243. Gesellschaft zur Pflege der rätoromanischen Sprache und L i t t e r a t u r 2 6 0 . Gespräch zwischen W a s s e r und W e i n 2 3 8 . G o e t h e , ins R ä t o r o m a n . Obertragen 2 4 4 . Grand, F . 2 4 4 . 2 4 5 . Grischun ( Z e i t u n g ) 2 5 6 . Grischun r o m o n t s c h ( Z e i t u n g ) 256. G r i t i , Johann 2 4 0 . Guler, Klagelied a u f ihn 2 2 7 .

H. Handel. S a g e n s e r 2 1 9 . 2 5 1 . Hanseinann 2 5 3 . Heine, ins R ä t o r o m a n . übertragen 2 4 5 . Hierusnlem, il celestial 2 4 8 . H i s t o r i a de B a r l a a m e G i o saphat 2 5 0 . H i s t o r i a de S . Ulrich 2 5 0 . Historia dil cavalier P i e d e r de P r o v e n z a e