Deutsches Lesebuch für höhere Mädchenschulen: Teil 3 Siebente Klasse [9. umgearb. Aufl. Reprint 2020] 9783111424477, 9783111059723


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German Pages 320 Year 1910

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Table of contents :
Vorwort zur neunten Auflage
Erste Abteilung: Geschichte
Zweite Abteilung: Prosa
Inhalt I
Inhalt II
Anfangsworte der Gedichte
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Deutsches Lesebuch für höhere Mädchenschulen: Teil 3 Siebente Klasse [9. umgearb. Aufl. Reprint 2020]
 9783111424477, 9783111059723

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Deutsches Lesebuch für

höhere Mädchenschulen von

Karl Hessel.

Dritter Teil.

Siebente Klasse. Zehnte, unveränderte Auflage.

Bonn 1910.

A. Marcus und E. Webers Verlag.

Vorwort zur neunten Auflage. Das vorliegende, in acht Auflagen verbreitete deutsche Lesebuch für höhere Mädchenschulen folgt auch in dieser neuen Auflage seinen alten Grundsätzen, die sich theoretisch und praktisch bewährt haben, wenngleich die Stosse mannig­ fach verschoben und erweitert werden mußten, entsprechend den seit August 1908 in Preußen eingeführten Lehrplänen. Die jetzt verlangte Fülle des Stoffes zwang auch dazu, für jeden Jahrgang der Schule einen besonderen Band zu schaffen.

Jene alten Grundsätze sind aber kurz folgende: die gewählten Stücke sind getreu nach dem Original abge­ druckt, wo dies nur irgend zu erlangen war. Kleine Ab­ weichungen, wie Tilgung entbehrlicher Fremdwörter, sind bei noch lebenden Verfassern nur mit deren Zustimmung vorgenommen worden. Lesestücke, die, wie man leider so oft findet, unterzeichnet sind: „Nach Grimm", oder gar: „Nach Schwab, Andrä, Becker und andern" sucht man hier vergebens. Sint, ut sunt, aut non sint! soll hier gelten. Handelt es sich doch bei deutschen Lesestücken für die Schule in erster Linie nicht um das Stoffliche, sondern um die Form. Das deutsche Lesebuch ist dazu da, um die Schüler deutsch zu lehr en, nicht um zugleich eilt Handbuch für Geschichte, Erdkunde und Naturkunde zu sein. Wo solche Stücke in Masse auftreten, lediglich um des Inhaltes willen, z. B. geringwertige patriotische Gedichte, da sträuben sich die Schüler und zum Glück auch die Lehrer dagegen. Das wird einfach nicht gelesen und bleibt also ohne Wirkung, und das ist noch das Beste davon.

IV

Borwort.

Die schöne Form, die jedesmal dem Verständnis und dem Jnteressenkreise des angenommenen Entwicklungsstan­ des angemessene schöne Form allein ist es, die den Schüler dazu bringt, ost und mit Lust ein und dasselbe Stück zu lesen, ohne Aufforderung des Lehrers, zur eigenen Freude und Erholung. Nur dann wirkt das Stück unwillkürlich auf die Ausdrucksweise und den Gedankenkreis des Schülers bildend ein. Abweichungen in Wortform und Satzbau von dem, was wohl als Sprachregel gilt, bleiben ruhig stehen, als kennzeichnend für den Schriftsteller, als Beleg für die Mannigfaltigkeit und das lebensvoll sich Entwickelnde und sich Umgestaltende des deutschen Ausdrucks. Auch alt­ modische Wendungen und Ausdrücke bleiben stehen, z. B. in Sagen und Schwänken, die aus alten Zeiten stammen, wie Eulenspiegel. Vor allem auch bleiben mundartliche An­ klänge stehen. All solche Abweichungen vom landläufigen Ausdruck sind der Stolz unserer Sprache, sie geben auch willkommenen Anlaß zu sprachlichen Erörterungen mit den Schülern. Sodann ist vom 4. Schuljahr ab stets der Name des Verfassers an auffälliger Stelle genannt, damit er von Haus aus als geschlossene, bestimmte Persönlichkeit dem Kinde entgegcntritt. Veraltetes ist noch mehr als bisher ausgeschieden worden, wie Gellert und andere jetzt über­ wundene Autoren. Das Unterhaltende, Frische, Launige ist in den Vordergrund gestellt, soweit die Lehrpläne nicht für anderes den Raum verlangen. Wo die Lehrpläne ge­ schichtliche und realistische Stoffe fordern, sind diese nur Werken entnommen, die als klassisch anerkannt sind, oder deren Verfasser in ihrem Gebiet völlig auf der Höhe stehen und ein gutes Deutsch schreiben. Dabei ist möglichst ver­ mieden, Ausschnitte aus größeren Aufsätzen zu geben, denen die Abrundung zu fehlen pflegt, und wo die Verzahnungen erkennbar bleiben; statt dessen sind Sachen gewählt, die in sich gegliedert und gerundet sind, wie z. B. die herr­ lichen Naturbilder von Heinrich Seidel.

Vorwort.

v

Wer sucht, der findet! Jahrelang habe ich die Litera­ tur emsig auf solche Stücke hin durchsucht, und nach und nach, auch mit Hilfe treuer Genossen, eine Fülle vorzüglicher neuer Lesestücke entdeckt.

Nur hier und da, wo das Vorhandene das nicht er­ füllt, was wir hier als Forderung aufstellen müssen, habe ich mich entschlossen, selbst einiges auszuarbciten, so vor allem in dem vorliegenden Band die deutsche und antike Heldensage, solvie einige Sagen und Schilderungen deut­ scher Städte. Die Inhaltsverzeichnisse sind etwas vereinfacht wor­ den, aber hoffentlich ausführlich genug, der Hinweis auf Kommentare ist fortgeblieben, da manche mehr versprechen, als sie halten, da immer neue Erklärungsbücher austau­ chen oder die bestehenden neu aufgelegt werden, so das; einer in den Kommentaren, die ihm zur Hand sind, doch oft das Gewünschte an der angegebenen Stelle nicht vor­ findet. Wer aber selbständig in Gude, Dictlein und Polack, Leimbach, Lüben und Nacke usw. sucht, wird ja auch selbst finden. Einige sprachliche und sachliche Erläuterungen sind am Ende des Buches gegeben worden. Das Format ist kleiner, die Zeilen kürzer als sonst wohl bei Lesebüchern üblich. Dies geschah in Befolgung hygienischer Grundsätze, denn lange Zeilen zwingen den Leser, das Auge oder gar den Kopf beständig zu drehen, die Übersicht wird nur gewahrt bei beschränkter Zeilen­ länge.

Die Anordnung nach dem Alphabet der Verfasser­ namen hat sich so gut bewährt, daß sie für die Mittelstufe beibehalten ist. Schüler und Lehrer finden sich schnell zu­ recht, das Kind achtet von vorherein aus die Namen der Verfasser und verbindet besonders mit den Schriftstellern, die häufiger vertreten sind, schon früh bestimmte An­ schauungen und Urteile, so daß dies die beste Vorübung zu späterer Betrachtung nach literarhistorischem Gesichts­ punkt ist. So wird auch das Lesebuch ungezwungen zu

VI

Borwort.

einem schönen, bunten, herzerfreuenden Garten, wo man sich gerne ergeht, während die Häufung gleichartiger Stoffe ermüdend wirkt. Das Inhaltsverzeichnis sorgt dafür, daß man das Zusammengehörige auch als solches mit dem Blicke des Auges überschauen und rasch aussuchen kann.

Koblenz, November 1909. Dr. Karl Hessel, Direktor der Hildaschule.

Die vorliegende zehnte Auslage mußte der neunten so rasch folgen, daß schon deshalb wir es vorzogen, den Neudruck völlig ungeändert zu lassen. Koblenz, April 1910.

ft. H.

Erste Abteilung:

Ernst Moritz Arndt. 1. Morgengebet. Die Nacht ist nun vergangen, Morgen steht so herrlich da. alle Blumen prangen alle Bäume fern und nah; Auf Feldern und auf Wiesen, In Wald und Berg und Tal Wird Gottes Macht gepriesen Von Stimmen ohne Zahl. 2. Die frommen Nachtigallen, Sie Hingen Hellen Freudenklang, Die Lerchen höchst vor allen. Zum Himmel tragen sie Gesang, Der Kuckuck auf den Zweigen Und auch der Zeisig klein. Sie wollen sich dankbar zeigen, 's will keiner hinten sein. 3. Das Wild int grünen Walde, Der Vogel auf dem grünen Baum, Sie priesen also balde Den Vater überm Sternenraum? Es sumsete die Imme, Das Würmchen seine Lust, Und ich hätt keine Stimme Des Lobes in der Brust? 1. Der Und Und

2

Arndt.

Bechstein.

4. O Herr, laß mich auch heute Ju deiner Liebe wandeln treu. Daß ich der Sünden Beute, Der Eitelkeiten Spiel nicht sei; Laß mich nach deinem Bilde Den Weg der Tugend gehn. So wird der Tag mir milde. So kommt der Abend schön.

2. Ballade. 1. Und die Sonne machte den weiten Ritt um die Welt. Und die Sternlein sprachen: „Wir reisen mit um die Welt." Und die Sonne, sie schalt sie: „Ihr bleibt zu Haus! Denn ich brenn euch die goldnen Äuglein aus Bei dem feurigen Ritt um die Welt."

2. Und die Sternlein gingen zum lieben Mond in der Nacht, Und sie sprachen: „Du, der auf Wolken thront in der Nacht, Laß uns wandeln mit dir, denn dein milder Schein, Er verbrennet uns nimmer die Äugelein!" Und er nahm sie, Gesellen der Nacht.

3. Nun willkommen, Sternlein und lieber Mond in der Nacht! Ihr verstehet, was still in dem Herzen wohnt in der Nacht! Kommt und zündet die himmlischen Lichter an. Daß ich lustig mitschwärmen und spielen kann In den freundlichen Spielen der Nacht.

Ludwig Bechstein. 3. Landgraf Ludwig und der Löwe. 1. Der heilge Ludwig tritt hervor Aus Wartburgs hochgewölbtem Tor, Er grüßet fromm den Morgenstrahl Und schaut herab auf Stadt und Tal.

Bechstein.

Bornemann.

2. Und als er so hinunterschaut. Schreckt ihn ein donnergleicher Laut. Er wendet sich nach dem Geschrei Und sieht bestürzt den Löwen frei, 3. Den Löwen, den man ihm geschenkt, Der seinen Kerker heut gesprengt; Sein Haupt, vom Mähnenhaar umrollt. Bewegt er wild, die Stimme grollt. 4. Und seiner Augen Flainmenstern Ist starr gerichtet auf den Herrn; Doch dieser blickt so fest ihn an. Wie ihm der Löwe kaum getan. 5. Und Auge fest in Auge ruht, Der Landgraf aber droht voll Mut: „Gleich lege dich, mein edles Tier! Bei meinem Zorn befehl ich's dir." 6. Da hat der Löwe sich, erschreckt. Zu Ludwigs Füßen hingestreckt. Es hielt die Riesenkraft im Bann Der Zornblick von dem frommen Mann. 7. Ein fester Blick, ein kühner Mut, Die sind zu allen Zeiten gut. Der Leu des feindlichen Geschicks Weicht oft dem Feuer kühnen Blicks.

Wilhelm Bornemann. 4 Jägerlied. 1. Im Wald und auf der Heide, Da such ich meine Freude, Ich bin ein Jägersmann! Den Wald und Forst zu hegen, Das Wildbret zu erlegen. Hab meine Freude dran. Halli, hallo! Hab meine Freude dran.

3

4

Bornemann.

2. Das Huhn im schnellen Fluge, Die Schnepf im Zickzackzuge Treff ich mit Sicherheit. Die Sauen, Reh und Hirsche Erleg ich auf der Pirsche, Der Fuchs läßt mir sein Kleid. Halli, hallo! Der Fuchs läßt mir sein Kleid. 3. Kein Heller in der Tasche, Ein Schlückchen aus der Flasche, Ein Stückchen schwarzes Brot, Den treuen Hund zur Seite, Wenn ich den Wald durchschreite. Dann hat es keine Not. Halli, hallo! Dann hat es keine Not.

4. So zieh ich durch die Wälder, So eil ich durch die Felder Wohl hin den ganzen Tag; Dann fliehen meine Stunden Gleich flüchtigen Sekunden, Eil ich dem Wilde nach. Halli, hallo! Eil ich dem Wilde nach. 5. Wenn sich die Sonne neiget, Der düstre Nebel steiget, Das Tagwerk ist getan. Dann kehr ich von der Heide Zur häuslich stillen Freude, Ein froher Jägersmann. Halli, hallo! Ein froher Jägersmann.

Bürger.

Colshorn.

6

Gottfried August Bürger. S. Die Schatzgräber. Ein Winzer, der am Tode lag, Ries seine Kinder an und sprach: „In unserm Weinberg liegt ein Schatz; Grabt nur darnach!" — „An welchem Platz?" 5 Schrie alles laut den Vater an. „Grabt nur!" O weh! da starb der Mann. Kaum war der Alte beigeschafft, So grub man nach aus Leibeskraft. Mit Hacke, Karst und Spaten ward 10 Der Weinberg um und um gescharrt. Da war kein Kloß, der ruhig blieb. Man warf die Erde gar durchs Sieb Und zog die Harken kreuz und quer Nach jedem Steinchen hin und her. 15 Allein da ward kein Schatz verspürt. Und jeder hielt sich angeführt. Dock kaum erschien das nächste Jahr, So nahm man mit Erstaunen wahr. Daß jede Rebe dreifach trug. 20 Da wurden erst die Söhne klug Und gruben nun jahrein, jahraus Des Schatzes immer mehr heraus.

Theodor Colshorn. 6. Remteremteremtemtem. Gealtert war der alte Fritz, Zur Neige ging sein sprudelnder Witz; Drum ward er unwirsch oft und murrend. Sprach abgebrochen, kurz und schnurrend, 5 Und so ihn jemand nicht gleich verstand. So ward er übel angerannt.

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Colshorn.

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Am schlimmsten war's bei Musterungen, Wenn die Kanonen den Grundbaß sungen. Zwar die Herrn Adjutanten, Die ihn von innen und außen kannten. Die verstanden den Alten sofort: Sie lasen vom Munde ihm das Wort. Doch wehe den Extraordonnanzen! Die tät er oft nicht schlecht kuranzen. — Bei einem solchen Manöver war Einst fortgeschickt die gesamte Schar Adjutanten und Ordonnanzoffiziere, Sie jagten, als ob der Sturm sie entführe. Es war dem König nur noch zur Hand Ein einziger junger Leutenant. Dem war das Herz nicht wenig beschwert: Seit einer Stunde hat er gehört Alle Befehle nach hier und dort; Verstanden hatt' er kein einziges Wort. „Ha!" seufzte der Leutenant still für sich, „Ha! Kommt die Reihe jetzt an dich, Du bist verloren!" — Da hört er schon Des Königs kurzen, gebrochenen Ton: „Leutenant Klemm!" rief hastig der Fritz, Reit Er zum General Seydlitz —" Weiter verstand er nicht ein Wort, Das andre trugen die Lüfte fort. Das schwirrte wie ein schnarrendes Rm: „Remteremteremtemtem!" Einen Moment sann der Ärmste nach.

Er stand, als sei er gerührt vom Schlag. „Reit Er!" rief der König voll Hast. Da hatte der Leutenant sich schnell gefaßt; Er jagt davon mit Ungestüm, 40 Als sitze das Unglück hinter ihm. „Exzellenz, Seine Majestät befehlen:

Colshorn.

Cornelius.

Remteremteremtemtem!" So rief er und machte rechtsumkehrt. So rasch, wie der Blitz um den Kirchturm fährt. 45 Und ritt, als sitz ihm der Tod an den Sohlen, Als wollt er beim König das Leben holen. —

Das Manöver verlief ganz ungestört; Als der König aber den Spaß gehört, Da hat er sich weidlich satt gelacht 50 Und den Klemm zum Adjutanten gemacht.

Peter Cornelius. 7. Die Hirten. 1. Hirten wachen im Feld! Nacht ist rings auf der Welt; Wach sind die Hirten alleine Im Haine.

2. Und ein Engel so licht

Grüßet die Hirten und spricht: „Christ, das Heil aller Frommen, Ist kommen!"

3. Engel singen umher: „Gott im Himmel sei Ehr! Und den Menschen hienieden Sei Frieden!" 4. Eilen die Hirten fort,

Eilen zum Heilgen Ort, Beten an in den Windlein Das Kindlein.

7

8

Dieffenbach.

Georq Christian Dieffenbach. 8. Der Osterhas. 1. Der Das, der Das, der Osterhas Ist eben fortgesprungen; Wir hätten gerne ihn erwischt, Doch ist's uns nicht gelungen. 2. Gewitz hat Eier er gelegt In alle dunkeln Ecken! Das Osterhäslein liebt es sehr, Die Eier zu verstecken.

3. Wir suchen überall mit Fleitz. Juchhe! juchhe! gefunden! Seht her! ein rotes Dasenei; Das soll mir trefflich munden! 4. Die Hühner legen weitze nur. Die Dasen aber rote Und gelbe, blaue auch dazu; So ist es Dafenmode. ■

5. Tie schmecken noch einmal so gut, Doch das ist unsre Klage, Tatz uns der Has nur Ostern legt Und nicht an jedem Tage. 6. Gewitz kommt auch im nächsten Jahr Der Osterhas gegangen; Tann geben alle wir recht acht. Damit wir ihn uns fangen. 7. Mit bunten Blumen wollen wir Ihn füttern und ihn pflegen! Dafür soll er uns alle Tag Viel Ostereier legen!

Eichendorff.

Enslin.

Joseph Freiherr von Eichendorfs. 9. Gottes Segen. 1. Das Kind ruht aus vom Spielen, Am Fenster rauscht die Nacht, Die Engel Gottes im Kühlen Getreulich halten Wacht.

2. Der Sie Das

Am Bettlein still sie stehen, Morgen graut noch kauin, küssen's, eh sie gehen, Kindlein lacht im Traum.

Karl Enslin. 10. Schlittschuhlauf. 1. Herbei, heran Auf die glänzende Bahn! Sicherer Boden von Eis deckt den Fluß; Schnallet den eisernen Schuh an den Fuß, Schreitet und gleitet mit munterem Sinn Dahin, dahin! 2. Hinab, hinaus In dem schwebenden Lauf! Stürmt auch und brauset der grimmige Nord, Schreiten und gleiten wir mutig doch fort. Warm ist das Herzblut und heiter der Sinn, Dahin, dahin!

11. Hahnenruf. 1. Im Hof auf dem Balken, Da sitzet der Hahn Und träumt von den Taten, Die er schon getan.

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10

Enslin.

In freudigem Stolze, Weiß selber nicht, wie. Schreit er in die Lüfte Sein Kikeriki! Kikriki! kikriki!

2. Es grauet und dämmert Der Tag durch die Nacht, Da ist auch der Wecker Schau wieder erwacht. Er sinnet und denket: Jst's wohl noch zu früh? Dann schmettert er kräftig Sein Kikeriki! Kikriki! kikriki! 3. Doch still noch ist alles. Jetzt flattert der Hahn Vom Balken und schauet Das Hühnerhaus an. Der Hauptmann des Hofes Macht rührig die Rund; Er wecket die Hennen, Die Katz und den Hund. Kikriki! kikriki!

4. Das Morgenrot glänzet Ins neblige Tal; Zum Fenster eindringet Der leuchtende Strahl. Der Hahn schreit gewaltig, Der Tag ist schon hie! Heraus nun, ihr Schläfer! Ki-kikeriki! Kikriki! kikriki! 5. Da springen die Leute Zum Bette heraus. Wie trippelt's und trappelt's Und poltert's im Haus!

Enslin.

Falte.

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Der Hahn spreizt die Flügel, Stolziert wie ein Held, Als hätt' er mit Krähen Erobert die Welt. Kikriki! kikriki!

G u st a v Falke. 12. Die Sorglichen. 1. Im Frühling, als der Märzwind ging, Als jeder Zweig voll Knospen hing, Da fragten sie mit Zagen:

Was wird der Sommer sagen?

2. Und als das Korn in Fülle stand. In lauter Sonne briet das Land, Da seufzten sie und schwiegen: Bald wird der Herbstwind fliegen.

3. Der Herbstwind blies die Bäume an

Und ließ auch nicht ein Blatt daran.

Sie sahn sich an: Dahinter Konimt nun der böse Winter.

4. Das war nicht eben falsch gedacht. Der Winter kam auch über Nacht. Die armen, armen Leute, Was sorgen sie nun heute?

5. Sie sitzen hinterm Ofen still

Und warten, ob's nicht tauen will. Und bangen sich und sorgen

Um morgen. Hessel, Lesebuch 3.

10. A.

M. 2

12

Falke.

13. Was haben denn wir Schneider auch grob für ein Gewicht! 1. Und Der Will

Der Riese sitzt am Brückenhaus will den Zoll erheben. Meister Zwirn im Wanderslaus ihm den Zoll nicht geben: Zoll hin, Zoll her! Den zahl ich nicht. Ganz sicher nicht! Was haben denn wir Schneider Auch groß für ein Gewicht!

2. Der Riese fährt ihm ins Gesicht Mit Augen groß wie Räder: Hier geht's nach Maß nicht und Gewicht, Zoll zahlen muß hier jeder.

Sein breiter Rücken sperrt den Steg,

Den ganzen Steg: Dann mußt du eben schwimmen. Sonst kommst du hier nicht weg.

3. Stromabwärts treibt ein Lindenblatt,

Der Meister sieht es segeln Und denkt: Das Ding kommt dir zustatt. Wer zankte sich mit Flegeln. Zoll hin, Zoll her! Den zahl ich nicht. Ganz sicher nicht! Was haben denn lvir Schneider Auch groß für ein Gewicht! 4. Ein Sprung — so sah ich all mein Tag

Noch keinen Menschen springen. Ein Heuschreck, wenn er Mut hat, mag Es auf die Hälfte bringen. Das Blättlein schwankt ein wenig kaum. Ganz wenig kaum. Der Schneider hat's ersprungen So eben noch am Saum.

Falke.

Fechner.

5. Ter Meister auf dem Blättlein steht Und rudert mit der Elle, Die stolzeste Fregatte geht Nicht sichrer durch die Welle. Zoll hin, Zoll her! Den zahl ich nicht, Ganz sicher nicht! Was haben denn wir Schneider Auch groß für ein Gewicht!

6. Ter Niese sieht Vvm Brückensteg Die lustige Gondel schwimmen. Da schwimmt ein Gröschlein Zoll ihm weg. Das mag ihn baß ergrimmen. Und dann der kecke Schneidermut, Der Schneidermut, Der also sich erdreistet, Wie bringt ihn der in Wut!

Gustav Theodor Fechner (Mises). 14. Die vier Hühnchen. Der Hahn hat mir heut morgen früh Erzählet dies Geschichtchen hie:

1. Es ist nun grade Jahr und Tag, Wie ich mich wohl erinnern mag, Da saßen vier Hühnchen aus einem Stakete, Worüber ein grünes Zweiglein wehte. 2. Die Hühnchen, die wollten recht lustig sein, Da fiel's dem einen der viere ein. Hinauf zu springen zum Zweiglein oben; Das wollten die andern auch erproben. 3. Das Die Das

Wohl vierte droben unten,

dreien der Sprung ganz gut gelang, leider zu niedrig sprang; erhoben ein frohes Gekrähe, das schrie Zeter und Wehe.

13

Fechner. Fischer.

14

4. Die dreie wollten recht lustig sein. Da fiel's dem einen der dreie ein, Zu springen noch nach dem Zweiglein darüber; „Ei," riefen alle, „je höher, je lieber!" 5. Wohl zweien der Sprung ganz gut gelang, Das eine leider zu niedrig sprang; Tie oben erhoben ein frohes Gekräht, Die unten schrieen Zeter und Wehe. 6. Die zweie wollten recht lustig fein, Da fiel's dem einen der zweie ein. Hinauf zu springen noch vollends zur Spitzen. Das andere ries: „Da will ich mit sitzen!"

7. Das Das Die

Dem einen der Sprung andere leider zu niedrig droben erhob ein frohes unten schrieen Zeter und

ganz gut gelang, sprang; Gekrähe, Wehe.

8. Das Hühnchen, das jetzt saß oben drauf, Seitdem zum großen Hahn wuchs auf; Der hat sich den Baum zum Sitz erwählet. Das ist der Hahn, der dies erzählet. 9. Die unten schrieen noch lange glucks. Da kam und fraß sie alle der Fuchs; Den droben mußt er sich lassen vergehen. Der lacht ihn aus von seinen Höhen. 10. So geht es zu in dem Hühnerreich, Es will jedes auf einen grünen Zweig; Doch alle können nicht oben sitzen. Drei fallen, eines gelanget zur Spitzen.

Johann Georg Fischer. 15. Der alte Fritz auf Sanssouci. 1. Zu Sanssouci beim heitren Mahl

Saß einst in seinem Gartensaal Der alte Preußenkönig Fritz; Ihn labte des Franzosen Witz.

Fischer.

Fontane.

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Drum sprach er, schlürfend seinen Wein: „Nur ein Franzos kann witzig sein!"

2. Da sprach Lettow aus Pommerland: „Mir sind auch deutsche Witze bekannt! Bei Mollwitz schlug ja wie der Blitz

Den Feind zum erstenmal der Fritz; Denn mit Maria Theresien Raust' er sich dort in Schlesien. 3. Und weiter war's bei Bunzelwitz, Wo wieder focht der König Fritz. Auch ist in Kunersdorf bekannt, Daß man den König Fritz dort fand; Doch war da nicht der Held Prittwitz, So war er sutsch, der König Fritz!"

4. Der „Ja, Die

Da schmunzelte auf seinem Sitz alte Preußenkönig Fritz. Lettow," sprach er, „Er hat recht; Witze waren gar nicht schlecht!

Das war gesunder deutscher Witz; Der lebe fort von Fritz zu Fritz!"

Theodor Fontane. 16. Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland. Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,

Ein Birnbaum in seinem Garten stand. Und kam die goldene Herbsteszeit Und die Birnen leuchteten weit und breit, 5 Da stopfte, wenn's Mittag vom Turme scholl.

Der von Ribbeck sich beide Taschen voll Und kam in Pantinen ein Junge daher. So rief er: „Junge, wist 'ne Beer?" Und kam ein Mädel, so rief er: „Lütt Dirn, 10 Kumm man röwer, ick hebb 'ne Birn."

16

Fontane.

So ging es viel Jahre, bis lobesam Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam. Er fühlte sein Ende, 's war Herbsteszeit, Wieder lachten die Birnen weit und breit, 15 Da sagte von Ribbeck: „Ich scheide nun ab. Legt mir eine Birne mit ins Grab." Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus, Trugen von Ribbeck sie hinaus, Alle Bauern und Büdner, mit Feiergesicht 20 Sangen „Jesus, meine Zuversicht", Und die Kinder klagten, das Herze schwer: „He is dod nu. Wer giwt uns nu 'ne Beer?" So klagten die Kinder. Das war nicht recht. Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht. 25 Der neue freilich, der knausert und spart. Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt. Aber der alte, vorahnend schon Und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn, Der wußte genau, was damals er tat, 30 Als um eine Birn ins Grab er bat. Und im dritten Jahr, aus dem stillen Haus Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus. Und die Jahre gehen wohl aus und ab. Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab, 35 Und in der goldenen Herbsteszeit Leuchtet's wieder weit und breit. Und kommt ein Jung übern Kirchhof her. So flüstert's im Baume: „Wiste ne Beer?" Und kommt ein Mädel, so flüstert's: „Lütt Dirn, 40 Kumm man röwer, ick gew di 'ne Birn." So spendet Segen noch immer die Hand

Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.

Fontane.

17. Der alte Zielen. 1. Joachim Hans von Zieten, Husaren-General, Dem Feind die Stirne bieten, Er tat's die hundertmal; Sie haben's all erfahren, Wie er die Pelze wusch Mit seine« Leibhusaren, Der Zieten aus dem Busch.

2. Hei! wie den Feind sie bleuten Bei Hennersdorf und Prag, Bei Liegnitz und bei Leuthen Und weiter Schlag auf Schlag; Bei Torgau, Tag der Ehre, Ritt selbst der Fritz nach Haus, Doch Zieten sprach: „Ich kehre Erst noch mein Schlachtfeld aus." 3. Sie kamen nie alleine. Der Zieten und der Fritz, Der Donner war der eine. Der andre war der Blitz; Es wies sich keiner träge, Drum schlug's auch immer ein, Ob warm', ob kalte Schläge, Sie pflegten gut zu sein. 4. Der Friede war geschlossen; Doch Krieges Lust und Qual, Die alten Schlachtgenossen Durchlebten's noch einmal. Wie Marschall Daun gezaudert Und Fritz und Zieten nie. Es ward jetzt durchgeplaudert Bei Tisch in Sanssouci.

17

18

Fontane.

5. Einst möcht es ihm nicht schmecken. Und sieh, der Zieten schlief; Ein Höfling wollt ihn wecken. Der König aber rief: „Laßt schlafen mir den Alten, Er hat in mancher Nacht Für uns sich wach gehalten, Der hat genug gewacht." 6. Und als die Zeit erfüllet Des alten Helden war. Lag einst, schlicht eingehüllet. Der Zieten, der Husar; Wie selber er genommen Die Feinde stets im Husch, So war bet Tod gekommen, Wie Zieten aus dem Busch.

18. Herr Seydlitz auf dem Falben. 1. Herr Seydlitz auf dem Falben Sprengt an die Front heran. Sein Aug ist allenthalben, Er mustert Roß und Mann, Er reitet auf und nieder Und blickt so lustig drein. Da wissen's alle Glieder: Heut wird ein Tanzen sein.

2. Noch weit sind die Franzosen; Doch Seydlitz will zu Ball, Die gelben Lederhosen, Sie sitzen drum so prall; Schwarz glänzen Hut und Krempe Im Sonnenschein zumal. Und gar die blanke Plempe Blitzt selbst wie Sonnenstrahl.

Fontane.

3. Sie brechen aus von Halle, Die Tänzer allbereit. Bis Gotha hin zu Balle Ist freilich etwas weit. Doch Seydlitz, vorwärts trabend. Spricht: „Kinder, wohlgemut! Ich denk, ein lustger Abend Macht alles wieder gut." 4. Die Nacht ist eingebrochen; Zu Gotha, auf dem Schloß, Welch Tanzen da und Kochen In Saal und Erdgeschoß! Die Tafel trägt das Beste An Wein und Wild und Fisch, — Da, ungebetne Gäste Führt Seydlitz an den Tisch. 5. Die Witz- und Wortspiel-Jäger Sind fort mit einem Satz, Die Schwert- und Stulpen-Träger Sie nehmen hurtig Platz; Herr Seydlitz bricht beim Zechen Den Flaschen all den Hals, Man weiß, das Hälsebrechen Verstund er allenfalls. 6. Getrunken und gegessen Hat jeder, was ihm scheint. Dann heißt es: „Aufgesessen Und wieder nach dem Feind!" Der möchte sich verschnaufen Und hält bei Roßbach an. Doch nur, um fortzulaufen Mit neuen Kräften dann. —

7. Das waren Seydlitz Späße; Bei Zorndorf galt es Zorn,

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Fontane.

Als ob's im Namen säße. Nahm man sich da aufs Korn Das slavische Gelichter — Herr Seydlitz hoffte trau» Noch menschliche Gesichter Aus ihnen zuzuhaun. 8. Des Krieges Blutvergeuden, Die Fürsten kriegten's satt; Nur Seydlitz wenig Freuden An ihrem Frieden hat. Ost jagt er drum vom Morgen Bis in die Nacht hinein. Es können dann die Sorgen So schnell nicht hinterdrein. 9. Er kam nicht hoch zu Jahre», Früh trat herein der Tod; Könnt er zu Rosse fahre». Da hätt's noch keine Not; Doch auf dem Lager balde Hat ihn der Tod besiegt. Der draußen auf der Halde Noch lang ihn nicht gekriegt.

19. Berliner Republikaner 1. Berliner Jungen scharten sich Vor einger Zeit allabendlich Nicht weit vom Kupfergraben Und sangen gottserbärmiglich: „Wir brauchen keenen Kenig nich, Wir wollen keenen haben!"

2. Da endlich packt ein Fußgendarni Nicht eben allzu zart am Arm Den allergrößten Jungen

Fontane.

Gerok.

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Und spricht: „He, Bursch, juckt dir das Fell, Du Tausendsapperments-Rebell? Was hast du da gesungen?" 3. Doch der Berliner comme il saut

Erwidert: „Hab Er sich nicht so. Und laß Er sich begraben; Wozu denn gleich so ängstiglich. Wir brauchen fernen Kenig nich. Weil wir schon eenen haben!"

Karl Gerok. 20. Wie Kaiser Karl Schulvisitation hielt. 1. Als Kaiser Karl zur Schule kam und wollte visitieren, Da prüft' er scharf das kleine Volk, ihr Schreiben, Buch­ stabieren, Ihr Vaterunser, Einmaleins, und was man lernte mehr; Zum Schluffe rief die Majestät die Schüler um sich her. 2. Gleichwie ein Hirte schied er da die Böcke von den Schafen, Zu seiner Rechten hieß er stehn die Fleißigen, die Braven. Da stand im groben Linnenkleid manch schlichtes Bürgerskind, Manch Söhnlein eines armen Knechts von Kaisers Hofgesind.

3. Dann rief er mit gestrengem Blick die Faulen her, die Böcke, Und wies sie mit erhobner Hand zur Linken in die Ecke. Da stand int pelzverbrämten Rock manch feiner Herrensohn, Manch ungezognes Mutterkind, manch junger Reichsbaron. 4. Da sprach nach rechts der Kaiser mild: „Habt Dank, ihr frommen Knaben, Ihr sollt in mir den gnädgen Herrn, den gütgen Vater haben; Und ob ihr armer Leute Kind und Knechtesöhne seid. In meinem Reiche gilt der Mann und nicht des Mannes Kleid."

5. Dann blitzt' sein Blick zur Linken hin, wie Donner klang sein Tadel: „Ihr Taugenichtse, bessert euch, ihr schändet euren Adel!

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Gerok.

Ihr seidnen Püppchen, trotzet nicht auf euer Milchgesicht! Ich frage nach des Manns Verdienst, nach seinem Namen nicht."

6. Da sah man manches Kinderaug in frohem Glanze leuchten Und manches stumm zu Boden sehn und manches still sich feuchten. Und als man aus der Schule kam, da wurde viel erzählt. Wen heute Kaiser Karl belobt, und wen er ausgeschmält. 7. Und wie's der große Kaiser hielt, so soll man's allzeit halten, Im Schulhaus mit dem kleinen Volk, int Staate mit den Alten: Den Platz nach Kunst und nicht nach Gunst, den Stand nach dem Verstand, So steht es in der Schule wohl und gut im Vaterland.

21. Wie Kaiser Karl schreiben lernte. 1. Als Kaiser Karl zu Jahren kam und war der Große worden Und streckte seinen Zepter aus nach Süden und nach Norden, Da gab's ins weite Kaiserreich wohl auszuschreiben viel; Doch der so stark den Zepter hält, führt schwach den Federkiel. 2. Wohl lernt' er in der Jugend einst, ein rasches Roß zu reiten, Zu schwimmen durch den wilden Fluß, mit Schwert und Speer zu streiten; Noch ist dem Mann kein Hengst zu wild, kein Fluß zu rasch und tief. Nur eines fällt dem Helden schwer: zu schreiben einen Brief. 3. Da geht der große Kaiser noch beim Schreiber in die Schule Und müht sich wie ein Schülerknab mit seiner Federspule; Doch bleibt der schwertgewohnten Hand der leichte Kiel zu schwer. Er seufzt: „Was Hänschen nicht gelernt, das lernt der Hans nicht mehr!"

4. Nun, alter Kaiser, tröste dich! Kannst du ihn schlecht nur schreiben. Dein Name wird im deutschen Land wohl angeschrieben bleiben l

(Seros.

23

Du schriebst ihn mit dem scharfen Schwert in Erz und Marmelstein, Du schriebst mit deinen Taten ihn ins Buch der Zeiten ein. 5. Ihr Kinder aber werdet nicht mit Blvt und Eisen schreiben; Drum sollt ihr eure Schreiberkunst mit Tint und Feder treiben! Ihr grabet eure Nanien nicht in Erz und Marmelstein; Drum schreibet eure Lektion ins Schulheft sauber ein!

6. Doch ist der letzte Punkt gemacht, so legt abseits die Schriften Und springt hinaus in Flur und Wald, die Brust euch auszulüsten! Und streckt die Glieder, schwimmt und ringt, wie Junker Karl getan. Das steht der deutschen Jugend wohl und schätzt den deut­ schen Mann!

7. Denn jung gewohnt ist alt getan, das Bäumchen muß sich biegen; Der alte Baum, der harte Stamm, der mag sich nimmer schmiegen. Das lernt vom alten Kaiser Karl! Das Schreiben ward ihm schwer; Denn was das Hänschen nicht gelernt, das lernt der Hans nicht mehr.

22

Des deutschen Knaben Tischgebet.

Das war einmal ein Jubeltag! Bei Sedan siel der große Schlag: Mac Mahon war ins Garn gegangen. Der Kaiser und sein Heer gefangen! 5 Und blitzschnell flog die Siegespost Am Draht nach Süd und Nord und Ost. Da gab's ein Jubeln ohne Maßen, Von Flaggen wogten alle Straßen, Viel tausendstimmig scholl Hurra,

24

Gerok.

10 Und waren noch Kanonen da. So schoß man auch Viktoria. Doch jedenfalls die Wacht am Rhein Ward angestimmt von groß und klein. Und einer von den kleinsten Jungen, 15 Der hat am lautsten mitgesungen; Die bunte Mütze auf dem Ohr. Die Höslein flott im Stiefelrohr, Marschiert er wacker mit im Chor, Beteiligt sich den Morgen lang 20 An jedem Schrei und jedem Sang; So wichtig nahm's der kleine Wicht, Als ging's ohn ihn entschieden nicht, War so mit Leib und Seel dabei. Als ob er selbst die Rheinwacht sei, 25 Hat drum den Glockenschlag vergessen Und kam zu spät zum Mittagessen.

Mit heißen Wangen, rotem Kopf, Mit offner Brust, verwehtem Schopf Erscheint er endlich siegesmatt — 30 Die andern waren halb schon satt — Grüßt obenhin, setzt sich zu Tisch Und greift nach seinem Löffel frisch. Jedoch der biedre Vater spricht: „Fritz, ungebetet ißt man nicht!" 35 Worauf mein Fritz vom Stuhl ersteht. Die Hände faltet zum Gebet, Und weil sein Kopf noch stark zerstreut, Gibt's wie der Geist ihm just gebeut. Spricht: „Lieber Gott, magst ruhig sein, 40 Fest steht und treu die Wacht am Rhein! Amen."

Greif.

GüH.

Martin Greif. 23. Weihnachten. 1. Das Dort Und

Ein Bäumlein grünt im tiefen Tann, kaum das Aug erspähen kann. wohnt es in der Wildnis Schoß wird gar heimlich schmuck und groß.

2. Der Jäger achtet nicht darauf. Das Reh springt ihm vorbei im Lauf; Die Sterne nur, die alles sehn, Erschauen auch das Bäumlein schön. 3. Da Erglänzt Wer hat Getragen

mitten in es fromm es hin mit über Berg

des Winters Graus im Elternhaus. einem Mal und Tal?

4. Das hat der heilge Christ getan. Sieh dir nur recht das Bäumlein an! Der unsichtbar heut eingekehrt, Hat manches Liebe dir beschert.

Friedrich Gull. 24. Dssr Jäger und der Fuchs. 1. Der Jäger pirscht mit seiner Büchs, Da schleichen über Feld die Füchs.

2. Er fackelt nicht und spannt den Hahn Und legt die Büchse sicher an. 3. Piff, paff! Da prasseln hin die Schrot, Und bumbs! — der alte Fuchs ist tot. 4. Der Jäger spricht: „He, Feldmann, flugs. Nun apportiere mir den Fuchs!"

25

5. Der Feldmann sucht mit seiner Schnauz Und hat ihn schon, den alten Kauz. 6. „Du hast gerupft so manche Gans, Jetzt zaust man dich bei deinem Schwanz.

7. Du hast geschüttelt manchen Hahn, Jetzt packt man dich beim Kragen an.

8. Du hast gefressen manche Taube, Jetzt sitzen wir dir auf der Haube!" 9. So schleppt ihn Feldmann hin zum Herrn, Der streichelt ihn und hat ihn gern 10. Und sagt: „So, Feldmann, das war gut!" Geht weiter dann mit frohem Mut

11. Und steckt den Fuchsen in den Sack Und schmaucht sein Pfeislein Nauchtaback.

25. Spatzenausflug Die Spatzen schrein in ihrem Nest, Als hätten sie ein großes Fest: „Philipp-zip-zip! philipp-zip-zip!" Und weiß nicht, wie viel Gäst.

5

Nun ist vorbei Gesang und Schmaus, Da fliegen sie aufs Dach heraus: „Philipp-zip-zip! philipp-zip-zip!" Und ruhn ein wenig aus. Der alte Spatz, der kluge Mann, 10 Hebt jetzo seine Rede an: „Philipp-zip-zip! philipp-zip-zip!" Hoch auf der Wetterfahn. „Ihr Kinder, eh nach Samen Ihr ausfliegt auf das Feld, 15 Geb ich euch eure Namen, Dann schlagt euch durch die Welt! Ihr könnt nun prächtig singen

GÜll.

Und flattern und hüpfen und springen Und bauen euer Zelt. 20 So merkt denn auf und horchet, Wie jeder von euch heißt, Und seid dann unbesorget, Wenn ihr von dannen reist. Helft nur einander treulich 25 Und seid nicht so abscheulich. Seid friedlich allermeist! Du bist der Winkelschlupfer, Der Mück und Schnak ertappt, Du bist der Gassenhupfer, 30 Der Korn und Hafer schnappt, Und du der Broselesser, Und du der Kirschenfresser, Wohl schmeck euch, was ihr habt! Und wohut ihr in den Hecken, 35 Und wohnt ihr unterm Dach, Fern sei euch jeder Schrecken Und jedes Ungemach! Seid nun auch auf der Lauer, Wenn über Zaun und Mauer 40 Entschleicht das Kätzlein nach! Miau! dort kommt sie schon, die Kap, Die hat uns all auf einen Satz! Zwickel-wick-bem-bem! zwickel-wick-bem-bem! Sucht einen sichern Platz!"

26. Rätsel. i.

Was bin ich? eine Grenzprovinz, Ich bin das innerste der Knochen Und bin auch eine Silbermünz — Fast hab ich schon zu viel gesprochen. Hessel, Lesebuch 8.

10. A.

M. 3

28

Güll. 2.

Hundert kleine Kügelchen Hängen im Sonnenscheine, Jedes ist ein Krügelchen, Voll von süßem Weine; Und nun rat, mein Klügelchen, Was ich da wohl meine! 3.

Du magst mich vor- wie rückwärts schreiben. Ich werde stets der gleiche bleiben: Der Vogel mit glühenden, sprühenden Augen, Mit schlagenden Flügeln und zornigem Fauchen. 4.

Es schnurrt und surrt herum im Kreis; Es summt und brummt, patsch! liegt's im Sand. Geschwind, geschwind! wer weiß, wer weiß: Wie wird der Einfuß doch genannt? 5.

Bin in der leeren Flasche, Bin in der leeren Tasche, Bin in dem hohlen Topf Und auch im hohlen Kopf. 6.

Du tauchst mit deiner Hand Mich in den Suppentopf, Und zweimal hat mich stehn Der Hase auf dem Kops. 7.

In der Hand halt ich den Bissen fest. Auf dem Baum des Vogels Neines Nest. 8.

Um Haus und Scheuer brennt's. Doch ist's kein Feuer. Nennt's!

Hauss.

Gull. 9.

Ich steh im Garten, bloß ein Kopf Aus einem kurzen Bein, Am liebsten werd ich dir im Topf Und auf dem Teller sein. 10.

Wer es hat, dem macht es Sorgen, Wer's nicht hat, entbehrt es schwer. Hat er's nicht, so muß er's borgen, Hat er's, gibt er's wieder «her. 11. Gelb mit S und grün mit L, Weiß mit W, nun sag es schnell!

12.

Mit einem B im Schnee, Mit einem K im See, Mit einem Z im Mund: Du weißt es, gib es kund!

Wilhelm Hauff, 27. Reiters Morgengesang. 1. Morgenrot, Leuchtest mir zum frühen Tod? Bald wird die Trompete blasen. Dann muß ich mein Leben lassen. Ich und mancher Kamerad.

2. Kaum gedacht. War der Lust ein End gemacht. Gestern noch auf stolzen Rossen, Heute durch die Brust geschossen. Morgen in das kühle Grab.

29

30

Hauff.

Hensel.

3. Ach, wie bald Schwindet Schönheit und Gestalt! Tust du stolz mit deinen Wangen, Die wie Milch und Purpur prangen? Ach, die Rosen welken all.

4. Darum still Füg ich mich, wie Gott es will. Nun, so will ich wacker streiten; Und sollt ich den Tod erleiden. Stirbt ein braver Reitersmann.

Luise

Hensel.

28. Lobet den Herrn, all ihr Werke des Herrn! 1. Die Lerche hoch in Lüften Preist dich mit süßer Stimme Klang, Das Veilchen lobt mit Düften Dich still sein ganzes Leben lang.

2. Und Dein Dort

Das Meer geht hoch in Wogen jauchzt dir sein gewaltig Lied; siebenfarbner Bogen friedestrahlend niedersieht.

3. Es fliegt die kleine Imme Und sammelt Wachs und süßen Seim, Und ihres Summens Stimme Preist dich, trägt sie die Bürde heim. 4. Die Sonne sendet Gluten Und lobet dich in Flammenpracht; Das Fischlein in den Fluten Preist schwimmend, schwebend deine Macht. 5. Dir zirpt die kleine Grille Den immer gleichen, leisen Klang; Durch meiner Kammer Stille Schwirrt froh ihr heisrer Abendsang.

Hensel.

6. Des Dir Das

Dich preist der Stürme Sausen, Wetters Strahl, des Donners Graus; streckt aus enger Klausen Schneckleiu froh die Hörner aus.

7. Des Der Sie

Des Mondes mildes Schimmern, Schneees wuuderklares Weiß, Sternleiu zuckend Flimmern, schimmern, flimmern dir zum Preis.

8. Der Bäume grüne Kronen, Sie strecken sich nach dir, nach dir, Und Nachtigallen wohnen In ihrer Hut und singen mir. 9. Es lehrt wohl süßre Weisen Mich ihrer reinen Stimme Schall. O, lernt auch ich dich preisen, O Herr, trotz Lerch und Nachtigall!

29. Schneelust. 1. Der Wintermanu mit Reif und Eis Macht' alle Blümlein tot Und wirft umher mit Flocken weiß Und kneipt die Nas uns rot.

2. Heraus, ihr Kindlein, nah und fern, Wolln ihm entgegen gehn, Wir müssen doch den strengen Herrn Ein wenig näher sehn. 3. Heraus, heraus, ihr Kindlein all! Er sieht recht munter aus. Heraus, heraus, mit Sang und Schall! Das ist ein lustger Strauß.

4. Was grüne Flur? was Blumen bunt? Wir haben Schnee und Eis. Wie flimmert alles rings und rund So silbern und so weiß! 5. Ei, Winter, lustger Wintersmann, Sie sagen, du seist kalt, Wärst ganz mit Pelzen angetan Und grämlich sehr und alt.

31

Hensel. Hey.

32

6. Ich Sie Mir

Ei, Wintersmann, warum nicht gar, hab es gleich gedacht. kennen dich nur schlecht, uicht wahr? hast dich kund gemacht.

7. Und Hast Bist

Du bist ein lustiger Gesell munter wie ein Fisch, Augen himmelblau und hell. just wie ich so frisch.

8. Wir sind dir gut, wir Kinder hier. Bringst tausend Spaß, du Wicht, Und siehst du, dafür werf ich dir Den Schneeball ins Gesicht.

Wilhelm Hey. 30. Neujahr. 1. Der Viel Seit Und Und Und Und

Ein neues Jahr hat angefangen. liebe Gott hat's uns geschenkt. hundert Jahr sind hingegangen. er an seine Menschen denkt. hört nicht auf für uns zu sorgen wird nicht müde, was er tut. weckt und stärkt uns alle Morgen gibt so viel und ist so gut.

2. Und sieht auch heut vom Himmel nieder Auf mich und jedes kleine Kind Und hilft auch dieses Jahr uns wieder. So lang wir gut und folgsam sind. Du, lieber Gott, kannst alles machen; Willst du mich machen treu und gut. Willst du mich dieses Jahr bewachen. Daß nie dein Kind was Böses tut?

Hoffmann.

33

August Heinrich Hoffmann v. Fallersleben. 31. Wiegenlied. 1. Das Die Nur

Die Ähren nur noch nicken. Haupt ist ihnen schwer, müden Blumen blicken schüchtern noch umher.

2. Da kommen Abendwinde, Still wie die Engelein, Und wiegen sanft und linde Die Halm und Blumen ein. 3. Und wie die Blumen blicken. So schüchtern blickst du nun, Und wie die Ähren nicken. Will auch dein Häuptlein ruhn. 4. Und Abendklänge schwingen. Still wie die Engelein, Sich um die Wieg und singen Mein Kind in Schlummer ein.

32. Frühlingslied. 1. Schneeglöckchen klingen wieder, Schneeglöckchen bringen wieder Uns heitre Tag' und Lieder. Wie läuten sie schon schön Im Tal und auf den Höhn: Der König ziehet ein! Der König ist erschienen, Ihr sollt ihm treulich dienen Mit heitrem Blick und Mienen: O, laßt den König ein!

2. Er kommt vom Sterngefilde Und führt in seinem Schilde Die Güte nur und Milde. Er trägt die Freud und Lust Als Stern auf seiner Brust;

34

Hoffmann.

Ist gnädig jedermann, Den Herren und den Knechten, Den Guten und den Schlechte», Den Bösen und Gerechten, Sieht alle liebreich an.

3. Ihr aber fragt und wißt es. Und wer's auch weiß, vergißt es: Der König Frühling ist es! Entgegen ihm mit Sang, Mit Saitenspiel und Klang! Der König ziehet ein. Der König ist erschienen, Ihr sollt ihm treulich dienen Mit heitrem Blick und Mienen: O, laßt den König ein!

33. O, Wie freun wir uns! 1. O, wie freun wir uns, Wenn ein Frühlingstag Endlich heiter lacht über Feld und Hag! 2. Wenn ein Falter froh Durch die Luft sich schwingt Und ein Blümchen still Aus der Knospe springt; 3. Wenn der letzte Schnee Rieselt hin als Quell Durch die grünen Aun, Rein und silberhell!

4. Wenn zum erstenmal Uns mit frohem Schall Aus dem jungen Laub Grüßt die Nachtigall. 5. Unser Herz geht auf, Wie das Blümelein, Und es freuet sich Auch am Sonnenschein. 6. Freue du dich auch. Wie der Frühlingstag, Der da heiter lacht über Feld und Hag!

34. Dann ist der Frühling da! 1. Wenn die Lerch empor sich schwingt, Durch die blauen Lüfte singt Und der Kibitz, um sein Nest Kreisend, sich vernehmen läßt Und das Ackermännchen schnell Hüpft umher am Wiesenquell — Dann, dann ist der Frühling da, Freud und Leben fern und nah!

Hoffmann.

2. Wenn das Veilchen freundlich blickt, Seinen Morgengruß uns nickt, Wenn der Himmelschlüssel sprießt. Seinen goldnen Kelch erschließt lind Schneeglöckchen bim-bam-bom Läuten: „Frühling, komm, komm, komm!" Dann, dann ist der Frühling da, Freud und Leben fern und nah! 3. Wenn das Auge alles sieht lind das Ohr hört jedes Sieb; Wenn das Herz, von Lust bewegt, Frei sich fühlt und voller schlägt llnd vergißt mit einem Mal All des Winters Leid und Qual — Dann, dann ist der Frühling da, Freud und Leben fern und nah!

SS. Der Laubfrosch. 1. Der Laubfrosch, der Laubfrosch In seinem grünen Rock, Er sitzt im Schutz der Blätter Und kündet andres Wetter Herab vom Rosenstock. 2. O Laubfrosch, o Laubfrosch, Gleich fangen wir dich ein. Um dich ins Glas zu setzen. Da kannst du weiter schwätzen Und Wetter prophezein.

3. Der Laubfrosch, der Laubfrosch Bekommt ein gläsern Haus Und eine hübsche Leiter, Was will er da noch weiter? Und Fliegen sind sein Schmaus.

4. Der Laubfrosch, der Laubfrosch, Was soll ihm Haus und Schmaus? Er fühlt sich doch nicht heiter. Sitzt still auf seiner Leiter Und möchte gern hinaus.

35

36

Hoffmann.

5. O Laubfrosch, o Laubfrosch, Bald kehrest du zurück: Der Frühling soll dir geben Dein freies, frohes Leben, Denn Freiheit nur ist Glück.

36. Sommer und Winter. (Sommer) So komm doch heraus ins Freie zu mir! So komm doch, o Winter! ich tanze mit dir. (Winter) Ich mag nicht tanzen, ich geh nicht hinaus, Viel lieber ist mir am Ofen zu Haus. (Sommer) O, sieh doch, wie alles hüpfet und springt! O, hör doch, wie draußen die Nachtigall singt! (Winter) Laß springen und singen nur immerzu — Ich lieg im Bett und pflege der Ruh. (Sommer) So jag ich dich fort von Hof und Haus Und treibe dich weit in die Welt hinaus. (Winter) Und bin ich dann ein vertriebener Mann, So steig ich die Alpen da droben hinan. (Sommer) Auch droben, da wirst du nicht sicher sein: Ich schicke dir nach den Sonnenschein. (Winter) Und willst du nicht Frieden halten mit mir. So komm ich gar zeitig hinab zu dir. (Sommer) Und kommst du, so nehm ich zum Aufenthalt Die Laubern und Blumen im grünen Wald. (Winter) So komm ich mit Reif und mit Schnee und mit Eis Und mache den grünen Wald dir weiß. (Sommer) So kriech ich mit meinen Blümelein Tief unter das Gras in die Erde hinein. (Winter) So deck ich mit weißen Laken dich zu. Dann hab ich vor dir doch endlich Ruh. (Sommer) Dann ruf ich die Sonne mit ihrem Schein, Die jagt dich dann fort in die Welt hinein. (Winter) Und jagt sie mich fort, was mach ich mir draus? Sie jagt mich doch nie aus der Welt hinaus.

Hoffmann.

So necken sich Winter und Sommer fürwahr. So necken sie sich doch jegliches Jahr Und necken sich fort bis in Ewigkeit, Denn ewig ist Winter- und Sommerzeit.

37. Der Eislauf. 1. Und Die Und Das Die Wer Wer

Der See ist zugefroren hält schon seinen Mann. Bahn ist wie ein Spiegel glänzt uns freundlich an . Wetter ist so heiter. Sonne scheint so hell. will mit uns ins Freie? ist mein Mitgesell?

2. Da ist nicht viel zu fragen, Wer mit will, mach sich auf! Wir gehn hinaus ins Freie, Hinaus zum Schlittschuhlauf. Was kümmert uns die Kälte? Was kümmert uns der Schnee? Wir wollen Schlittschuh lausen Wohl auf dem blanken See. 3. Zur Und Die Das Im Wir Als

Da sind wir ausgezogen Eisbahn alsobald haben uns am Ufer Schlittschuh angeschnallt. war ein lustig Leben hellen Sonnenglanz, drehen uns und schweben. wär's ein Reigentanz.

5. Nun ist vorbei der Winter, Vorbei ist Schnee und Eis, Es sind die Bäum im Garten Jetzt nur von Blüten weiß.

37

Hoffmann.

38

Hölty.

Kilzer.

Doch auch in meinen Träumen Ruf ich noch oft: Juchhe, Kommt, laßt uns Schlittschuh laufen Wohl auf bem blanken See!

Ludwig Heinrich Christoph Hölty. 38. Frühlingslied. 1. Die Lust ist blau, das Tal ist grün, Die kleinen Maienglocken blühn Und Schlüsselblumen drunter. Der Wiesengrund Ist schon so bunt Und malt sich täglich bunter.

2. Drum komme, wem der Mai gefällt. Und freue sich der schonen Welt Und Gottes Vatergüte, Die diese Pracht Hervorgebracht, Den Baum und seine Blüte.

Wilhelm Kilzer. 39. Das Kirchlein. 1. Auf Und Des

Ein Kirchlein steht int Blauen steilen Berges Höh, mir wird beim Beschauen Kirchleins wohl und weh.

2. Verödet steht es droben, Ein Denkmal früher Zeit, Vom Morgenrot gewoben Wird ihm sein Sonntagskleid.

fftiger,

ff leite.

3. Und wenn die Glocken klingen Im frischen Morgenhauch, Dann regt mit zarten Schwingen Sich dort ein Glöcklein auch. 4. Es weckt sein mildes Schallen Die Vorzeit wunderbar: Zum Kirchlein seh ich wallen Dann frommer Beter Schar.

Hermann Klette. 40. Die Jahreszeiten 1. O Frühlingszeit, o Frühlingszeit, Du kannst mir sehr gefallen! Das klare Bächlein rinnet frei, Mit Blüten kommt der grüne Mai; O Frühlingszeit, o Frühlingszeit, Du kannst mir sehr gefallen! 2. O Sommerzeit, o Sommerzeit, Du kannst mir sehr gefallen! Das goldne Korn so wogt und weht, Das Bäumlein voller Früchte steht. O Sommerzeit, o Sommerzeit,

Du kannst mir sehr gefallen! 3. O brauner Herbst, o brauner Herbst, Du kannst mir sehr gefallen! In buntem Laube glänzt der Wald, Die Traube winkt, das Jagdhorn schallt; O brauner Herbst, o brauner Herbst, Du kannst mir sehr gefallen! 4. O Winterzeit, o Winterzeit, Du kannst mir sehr gefallen! Mit blankem Eis und weißem Schnee Weihnachten kommt, juchhe, juchhe! O Winterzeit, o Winterzeit, Du kannst mir sehr gefallen!

39

40

Kletke.

Kopisch.

41 Der Apfelbaum. 1. Nun seht einmal den Apfelbaum, Wo gestern wir gesessen. Dem kam zur Nacht, so recht im Traum, Das Blühen unterdessen. Er schwenkt die Blüten hinab, hinauf. Er scheint gar nicht wenig eitel daraus. 2. Nun, ja doch, ja, wir kennen dich Von unten bis zu obeu, Im Winter frorst du jämmerlich. War nichts an dir zu loben. Wahr ist's, nicht übel steht dir das Kleid; Doch hör, mit den Äpfeln komm auch zur Zeit!

August Kopisch. 42. Die Roggenmuhme. Laß stehn die Blume! Geh nicht ins Korn! Die Noggenmuhme Zieht um da vorn. Bald duckt sie nieder, Bald guckt sie wieder; Sie wird die Kindlein fangen, Die nach den Blumen langen.

43. Die Zwerge auf dem Baum. 1. Sonst wimmelte das Haslital Von niedlichen Zwerglein überall, Die halfen im Felde, die halfen im Wald Und trugen uns Holz ein, würd es kalt. Sagt an, ihr Leute, was ist geschehn? Es läßt sich keiner mehr da sehn.

Kopisch.

41

2. Was ist geschehn? — Ein böser Streich, Sic wurden verlacht, da flohn sie gleich. Sie huschten so gern auf den Ahornbaum Und träumten da nickend den Mittagtraum; Da sägt ein Schelm den Ast entzwei. Wo sie neulich gesessen in einer Reih. 3. Und nun, den andern Mittag drauf, Huscht wieder das Zwergleinvolk hinauf; Sie hatten so fleißig gemäht das Gras, Es war jedwedem sein Stirnlein naß. Und wie sie sich trocknen, so bricht der Ast, Zersägt, wie er war, von der vielen Last. 4. Sie purzeln herunter, und alles lacht. Da haben sie sich davon gemacht. „O Himmel, wie bist du hoch überall. Wie groß ist die Untreu im Haslital!" So riefen sie aus und schrieen sehr: „Einmal hierher und nimmermehr!"

44

Der Schneiderjunge von Krivvstedt.

In Krippstedt wies ein Schneiderjunge Deni Bürgermeister einst die Zunge. Es war im Jahr eintausend siebenhundert. Der Bürgermeister sehr sich wundert 5 Und sindt es wider den Respekt, Weshalb er in den Turin ihn steckt.

Es war nach der Nachmittagspredigt, Die Kirche noch nicht ganz erledigt. Am Heilgen Trinitatis-Tag: 10 Da geschah auf einmal ein großer Schlag! Es schlug mit Gedonner im Wettersturm

Der Blitz in denselben Sankt Niklasturm. Der Schreck durchfährt die ganze Stadt, Die kaum sich vom Brand erhoben hat.

42

Kopisch.

15 Was innen ist im Gotteshaus, Das dringt mit aller Gewalt heraus: Was außen ist, das will hinein! —

Da sieht man auf eimnal Flammenschein Von außen an des Turmes Spitze: 20 Da rief man: „Feuer! Wasser! Wo ist die Spritze?" — Die Spritze, ja, die ist dicht dabei; Doch Kasten und Röhren sind entzwei! — Wie saure Milch läuft alles zusammen. Man schreit und blickt auf die Feuerflammen. 25 Dazwischen, es war ein böser Tag — Hallt mancher Donner und Wetterjchlag! —

Nun sammelt sich der Magistrat, Und jeder weiß etwas, und keiner weiß Rat! Der Bürgermeister, ein weiser Mann, 30 Sieht sich das Ding bedenklich an Und spricht: „Hört mich, ivir zivingen's nicht! Der Turm brennt nieder wie ein Licht. Es kommt, wer hätte das gedacht sich. Wie anno sechzehnhundertachtzig! 35 Erst brennt der Turm, die Kirche, die Stadt sodann, Drum ist mein Rat: Rett jeder, was er kann!" —

Da laufen die Bürger; mit aller Kraft Ein jeder das Seine znsammenrasft. Das ist ein Gerenne, wie fliegen die Zöpfe, 40 Wie stoßen zusammen die Puderköpfe! Auf einmal — was krabbelt dort aus dem Loch Am Turm? — Ein Junge! — Nein! und doch! Er ist's, er klettert zur Turmes Spitze — Der Schlingel! — Er nimmt vom Kopf die Mütze, 45 Er schlägt auf das Feuer, und — daß dich der Daus! Er löscht es mit seiner Mütze aus! Er- tupft am ganzen Turm umher. Man sieht nicht eine Flamme mehr!

Kopisch.

43

Und während alle jubelnd schrein, 50 Schlüpft er von neuem ins Loch hinein. Er scheut des Magistrates Wesen Und sitzt, als wär gar nichts gewesen. — Das mehrt den Jubel; die Bürger alle Rufen ihm „Vivat!" mit großem Schalle; 55 Der Bürgermeister aber spricht, Indem sein großer Zorn sich bricht: „Holt ihn heraus, ich erzeig ihm Ehr Und tu für ihn zeitlebens mehr!" — Da kommt er ganz rußig, der Knirps, der Zwerg. 60 „Hoch lebe der kleine Liewenberg!" Der Bürgermeister sprach: „Komm, Junge, Streck noch einmal heraus die Zunge! Ich leg dir lauter Dukaten drauf! So sperr den Mund recht angelweit auf! 65 Nur immer mehr herausgereckt! — Wir haben alle vor dir Respekt. Und morgen wird, daß nichts manquiert, Die große Spritze hier probiert Und, was entzwei ist, repariert!"

45. Friedrichs des Zweiten Kutscher. 1. Des alten Fritz Leibkutscher soll aus Stein Zu Potsdam auf dem Stall zu sehen sein — Da fährt er so einher, als ob er lebend wär: Aller Kutscher Muster, treu und fest und grob, Pfund genannt, umschmeißen konnt er nicht, das war sein Lob.

2. Mordwege fuhr er ohne Furcht, sein Mut Hielt aus in Schnee, Nacht, Sturm und Wasserflut. Ihm war das einerlei, er fand gar nichts dabei. In dem Schnurrbart fest und steif blieb sein Gesicht, Und man sah darauf kein schlimmes Wetter niemals nicht. Hessel, Lesebuch 3.

10. A.

M. 4

K^pisch.

44

3. Doch rührte man an seinen Kutscherstolz, War jedes Wort von ihm ein Kloben Holz; Woher es auch geschah, daß er es einst versah Und dem alten Fritz etwas zu gröblich kam, Wessenhalb derselbe eine starke Prise nahm 4. Und sprach: „Ein grober Knüppel, wie Er ist. Der fährt fortan mit Eseln Knüppel oder Mist!" Und so geschah's. Ein Jahr bereits verflossen war. Als der Pfund einst Knüppel fuhr und gutes Muts Ihm begegnete der alte Fritz; der frug: „Wie tut's?" 5. Indem „So Ob's Fahr

„I nu, wenn ich nur fahre", sagte Pfund, er fest aus seinem Fahrzeug stund, ist mir's einerlei und weiter nichts dabei. mit Pferden oder ob's mit Eseln geht. ich Knüppel oder fahr ich Euer Majestät."

6. Da nahm der alte Fritz Tabak gemach Und sah den groben Pfund sich an und sprach: „Hüm, findt Er nichts dabei und ist Ihm einerlei. Ob es Pferd, ob Esel, Knüppel oder ich; Lad Er ab und spann Er nm, und fahr Er wieder mich!"

46. Blücher am Rhein. Die Heere blieben am Rheine stehn: Soll man hinein nach Frankreich gehn? Man dachte hin und wieder nach. Allein der alte Blücher sprach:

5 „Generalkarte her! Nach Frankreich gehn ist nicht so schwer. Wo steht der Feind?" — „Der Feind? — dahier!" „Den Finger drauf, den schlagen wir! Wo liegt Paris?" — „Paris? — dahier!" 10 „Den Finger drauf, das nehmen wir! Nun schlagt die Brücken übern Rhein! Ich denke, der Champagnerwein Wird, wo er wächst, am besten sein!"

Körner.

Krummacher.

Karl Theodor Körner. 47. Zur Nacht. 1. Gute Nacht! Allen Müden sei's gebracht. Neigt der Tag sich still zum Ende, Ruhen alle fleißgen Hände, Bis der Morgen neu erwacht. Gute Nacht! 2. Geht zur Ruh! Schließt die müden Augen zu! Stiller wird es auf den Straßen, Und den Wächter hört man blasen. Und die Nacht ruft allen zu: Geht zur Ruh!

3. Gute Nacht! Schlummert, bis der Tag erwacht! Schlummert, bis der neue Morgen Kommt mit seinen neuen Sorgen! Ohne Furcht: der Vater wacht! Gute Nacht!

Friedrich Adolf Krummacher. 48. Sonntagslied im Sommer. 1. Der Sonntag ist da!

Er kommt uns gesendet vom Himmel, Drum schweigt das Getümmel

Der irdischen Müh. Er steht an den Wegen

Und preiset den Segen, Den Gott uns verlieh.

45

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Krummacher.

2. Der Sonntag ist da! Er ruft uns in Ährengefilde, Die freundliche Milde Des Vaters zu sehn. Wie glänzt in der Stille Des Tages die Fülle Der Saaten so schön! 3. Der Sonntag ist da! Die Kette des Pfluges nicht klirret. Die Peitsche nicht schwirret. Es knarret kein Rad. Wir stehen und hören Das Rauschen der Ähren In wogender Saat.

4. Der Sonntag ist da! Wir streuten in Hoffnung den Samen, Der Vater sprach Amen, Da wuchs er empor. 9cuit stehn wir und hören Das Rauschen der Ähren Mit freudigem Ohr. 5. Der Svuiltag ist da! Auf, lasset beit Vater uns loben! Er feuchtet vou oben Den durstenden Keim. Bald rauschen und klingen Die Sicheln: wir bringen Die Garben dann heim.

Löwenstein.

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Rudolf Löwenstein. 49. Rätsel. 1. Es baut in schattigen Zweigen sein Nest, Es hüpfet und schlüpft durch der Bäume Geäst, Es schwingt sich von Gipfel zu Gipfel geschwind Und ist doch kein Vogel — was ist's, mein Kind? 2. Ich kenn eilt sonderbares Haus, Von außen und innen blank und rein. Der Herr des Hauses geht nie hinaus. Auch geht er nur allein hinein. Es hat nicht Fenster noch Bodengelaß, Nicht Treppe, Keller, Stube und Flnr, Es hat ein einzig Türchen nur, Es trotzet der Sonn und der Fluten Naß. Hat keinen Grund und steht doch fest. Es stehet fest und läuft doch weg. Doch wie man es auch laufen läßt — Es kommt stets langsam nur vom Fleck. 3. Wie heißt die größte Straße der Welt? Ist von viel tausend Lichtern erhellt; Kann niemand doch die Häuser sehn. Die in der großen Straße stehn, Weiß keiner doch, wie breit sie ist, Ist niemand, der ihre Läng ermißt. Sie zieht sich weithin von Ort zu Ort, Hoch über unsern Köpfen fort.

50. Avril. April, April Weiß nicht, was er will. Ist gar ein launischer Gesell, Bald düster, bald hell;

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Löwenstein.

5 Bald lacht er wie Maien-Sonnenschein Dir freundlich und hell ins Herz hinein Und grüßt dich mit Blicken, mit frühlingswarmen. Bald weint er und heult schier zum Erbarmen; Bald läßt er des Sommers Strahlen blitzen, 10 Daß Perlen dir von der Stirne schwitzen; Bald rüttelt und schüttelt er deine Glieder Und hagelt und wettert wild hernieder. Dem Frühling hem zu dienen beginnt er, Und morgen dient er wieder dem Winter.

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Ist eben zweier Herren Knecht Und macht's drum keinem Herren recht, Will sich für keinen von den beiden Mit ehrlich festem Sinn entscheiden. Was er verspricht, das hält er nicht, 20 Was er bringen soll, das bringt er nicht, Was er singen soll, das singt er nicht. Wenn er lachen kann, so lacht er nicht, Was er machen kann, das macht er nicht. Tut, was er schafft, nur mit Verdruß 25 Und tut's nur darum, weil er muß. Da lob ich mir, denn der kommt jetzt herbei, Vor allem doch den Monat Mai!

51. Juni Auf die Wiesen, auf die Rasen, Wo die weißen Lämmer grasen Und die bunten Rinder schreiten, Wo die schnellen Böcklein springen 5 Und die hellen Glöcklein klingen. Wo des Hirten Lied erschallt. Dorthin muß ich bald! In die Heide muß ich gehen. Wo die grünen Eichen stehen, 10 Wo auf dichtbelaubten Zweigen Sich die Vöglein singend neigen,

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Wo der Specht zum Gipfel klettert Und der Häher pfeift und schmettert, Wo des Kuckucks Rufen hallt, 15 Dahin zieht's mich mit Gewalt. Auf die Berge muß ich Kimmen, Wo die feuchten Wolken schwimmen, Sehen, wo im Felsenhorste Jetzt der Aar und Uhu horste, 20 Wo die Tropfen quellend fließen. Die als Bach hernieder schießen — Seid gegrüßet allzumal. Wies und Wald und Berg und Tal!

52. Schlittenfahrt. 1. Die Schellen klingen hell und rein: Kling-ling! Die Peitsche knallet lustig drein: Kling-ling! Die Pferdchen ziehn im raschen Lauf, Drum setzt euch auf deu Schlitten drauf! Kling-ling!

2. Wie weht so scharf der kalte Wind! Hallo! Wie saust der Schlitten hin geschwind! Hallo! Vorüber fliegen Feld und Baum, So schnell, daß wir sie sehen kaum. Hallo! 3. Was springt dort auf, vom Schall erschreckt? O je! Ein Häschen ist's, lag tief versteckt Im Schnee. Nun läuft es fort, so schnell es kann; Es fürchtet wohl den Jägersmann. O je!

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Löwenstein.

Mörike.

4. Es singt im Wald kein Vogel mehr So froh, Nur Krähen krächzen um uns her: Kro-kro! Der Winter macht uns wohlgemut. Ob er's wohl auch deu Vögeln tut So froh? 5. Der Baum ist kahl, dem Tier ist kalt, Ja, ja! Sie denken: „Wär der Frühling bald Doch da!" Gäb's nur im Lenz noch Schlittenbahn, Wir wünschten auch den Lenz heran, Ja, ja!

Eduard Mörike. 53. Mausfallen-SPrüchlein. var ihre Hauptstadt. Der König Dankrat war gestorben, und sein ältester Sohn Gunther herrschte nun über das Volk; Gernot und Giselher, seine beiden Brüder, standen ihm treu zur Seite; die alte Königin, Frau Ute, lebte still und zurückgezogen mit ihrem einzigen Töchter­ lein Kriemhilde, die zu einer holden Jungfrau erblüht war. Am Königshof weilten viele Helden, vor allem Gunthers Ohm, der starke Hagen aus Tronje, mit seinem Bruder Dankwart, der war der Marschall, und seinem Neffen Ort­ wein aus Metz, der war Truchseß. Gere und Eckewart waren Markgrafen, Volker von Alzei verstand das Geigen­ spiel, Sindold war Schenke, Kämmerer Hunold. Kriemhilde träumte einmal, daß sie einen starken Falken sich aufgezogen hätte, den griffen ihr zwei Aare. Daß sie den Falken, der ihr so wert war, so verlieren mußte, das machte ihr im Traum solches Herzeleid, wie sie es nie zuvor gefühlt hatte. Am andern Morgen er­ zählte sie das ihrer Mutter Ute, die sagte, der Falke sei ihr künftiger Gemahl, den wolle Gott behüten vor solchem Unheil, wie der Traum es gezeigt hatte. Kriemhilde war Hessel, Lesebuch S.

10.81.

M. 16

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Heldensagen.

sehr bekümmert über diese Rede und sagte, sie wolle lieber immer ohne Mannes Minne bleiben bis an ihr Ende. Zur selben Zeit wuchs in Santen am Niederrhein ein Jüngling heran, der hiess Siegfried. Sein Vater Sieg­ mund und seine Mutter Siegelinde waren das Königs­ paar in jenen Landen. Siegfried ward ritterlich erzogen, und als er erwachsen war, wurde ihm und seinen Alters­ genossen edler Herkunft das Schwert verliehen unter grossen Festlichkeiten; aber Siegfried überstrahlte alle Jünglinge au Schönheit, Kraft und Mut. Er fuhr in fremde Laude, bestand dort viele Abenteuer und erfocht reiche Siege. 2.

Wie Siegfried nach Worms kam. Siegfried bekam Kunde von dem schönen Köuigstüchtcrlein zu Worms, und er gedachte dorthin zu reiten, um sie zur Gemahlin zu gewinnen. Seinem Vater und seiner Mutter war das bitter leid, denn sic fürchteten, Sieg­ fried könnte in Streit kommen mit den starken Recken zu Worms. Er liess aber nicht ab von seinem Begehren und wollte nicht mit einem Heere dorthin fahren, sondern selbzwölfter. Da rüstete man ihn und elf Ritter herrlich aus, gab ihnen prächtige Pferde, die mit rotem Gold und Seide aufgezäumt waren; lichte Panzer, feste Helme und breite Schilde hatten die Helden, und wie sie in Worms einritten, staunten alle und hätten gern gewußt, wer die fremde» Gäste wären. Hagen aber, der alle Lande kannte, sagte, das müsse Siegfried sein. Er wußte auch vou ihm, daß er im Land der Nibe­ lungen gewesen sei, wo er den Brüdern Schilbung und Nibelung den gelvaltigen Nibelungenhort teilen sollte, der in einem hohlen Berg lag, von Zwerg Alberich bewacht. Man gab ihin für sein Richteramt das Schwert Balmung, das dem alten Nibelungenkönig gehört hatte. Aber er konnte es mit der Teilung den Brüdern nicht recht machen, so daß diese zuletzt den Siegfried bestritten. Er erschlug im

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Kampfe die beiden Brüder mit dem Schwerte Balmung, aber den Schatz wallte Alberich nicht hergeben. Siegfried war stärker als Alberich, er gewann ihm die Tarnkappe ab, die das kostbarste Stück des ganzen Schatzes war, und Alberich schwur ihm Eide, daß er immerdar sein Knecht bleiben wolle. Ein andermal, das wußte Hagen auch, hätte Siegfried einen Linddrachen getötet und in dessen Blut sich gebadet, da wäre seine Haut hörnern nnd unverwund­ bar geworden. Das alles wußte Hagen, und er riet, man solle die Helden gut aufnehmen. Siegfried aber forderte trotzig, er wolle mit Gunther um die Herrschaft kämpfen zu Worms uud zu Santen, aber er wurde besänftigt, als Gunther sprach, er solle sein Freund sein, und er wolle alles mit ihm teilen. Da blieb denn Siegfried mit seinem Gefolge ein Jahr lang zu Worms, und wenn im Hofe der Königs­ burg Nitterspiele zur Kurzweil gepflogen wurden, da schaute Kriemhild durch die Fenstergitter zu, ungesehen von Sieg­ fried, und ihr gefiel der starke Jüngling über die Maßen. Auch Siegfried gedachte der Minniglichen immerdar, aber zu sehen bekam er sie nicht. 3. Wie Siegfried mit Gunther in den Krieg zog und zum erstenmal Kriemhilde sah.

Da geschah es, daß der Sachsenkönig Lüdeger und Lüdegast, der Dänenkönig, den Burgunden Fehde ansagten. Aber Siegfried machte den drei Königen zu Worms Mut und erbot sich ihnen iiu Streite beizustehen. Da unter­ nahmen sie die Heerfahrt, und Siegfried entschied den Sieg, nachdem er mit eigener Hand die zwei feindlichen Könige überwunden und gefangen hatte. Mit hohen Ehren wurden die Sieger in Worms empfangen. Und nun veranstaltete Gunther ein großes Fest, wo auch die Frauen erscheinen durften, und Kriemhilde sollte den Siegfried begrüßen. Das tat sie mit freundlichen Wor­ ts*

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ten; sie leuchtete aus allen Frauen, wie der lichte Vollmond vor den Sternen schwebt, ihre rosenfarbenen Wangen gaben lieblichen Schein, und Siegfried musste sie immer ansehen und dachte in seinem Herzen, sie stände so hoch und hehr da, daß er nicht wagen dürfe um sie zu werben. Er be­ gehrte Urlaub und wollte heim reiten nach Santen. Giselher aber sagte, er solle doch hier bleiben, er dürfe auch ferner­ hin mit all de» schönen Frauen öfter zusammensein. Da blieb Siegfried.

4. Wie Gunther mit Siegfrieds Hilfe Brun­ hilde gewann.

Es war aber eine Königstochter fern über Meer ge­ sessen, auf dem Jsenstein, die hieß Brunhilde, sie war schön und über die Maßen stark; wer um sie werben wollte, der mußte ihr drei Spiele abgewinnen, sonst verlor er sein Haupt. Als König Gunther davon hörte, wollte er niemand anders zum Weib gewinnen, als Brunhilde. Er ging den Siegfried an, mit ihm die Heerfahrt nach Jsenland zu ivagen, der antwortete, er wolle es tun, wenn er zum Lohne Kriemhilde zur Ehe bekäme. Da gelobte ihm Gunther, er wolle ihm Kriemhilde geben, sobald Brunhilde nach Worms gekommen sei. Mit dreißig Frauen nähte nun Kriemhilde in sieben Wochen kostbare Gewänder aus weißer arabischer Seide und grünem Zazamanker, durchwirkt mit Hermelin, Gold und Edelgestein, auch wurde ein Schiff ausgerüstet, darin fuhr nun Gunther mit Siegfried, Hagen und Dankwart den Rhein hinab, Siegfried lenkte das Schiff. Rosse und reiche Speise hatten sie auch, Siegfried führte aus feinem Schatze die Tarnkappe oder Nebelkappe mit, die machte den, der sie trug, unsichtbar und verlieh ihm übermenschliche Kräfte. Nach zwanzig Tagen sahen sie die Burg Jsenstein aus dem Meere aufsteigen und landeten bald in Jsenland. Brunhilde begrüßte die vier Helden mit Mißtrauen und

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redete vor allem Siegfried an, weil er der Herrlichste war. Sie sagte, wenn er um ihre Minne gekommen sei, so müsse er erst mit ihr kämpfen, und wenn er besiegt würde, verlöre er sein Leben. Siegfried sagte, nicht er, sondern Gunther begehre ihre Minne, Gunther sei sein Herr und König, sie andere seien nur Gunthers Mannen. Die Jungfrau aber rüstete bald die Spiele zu, und wie sie dastand im Streitgewande aus Seide von Assagaug, am weißen Arm einen Schild, den vier Helden nicht hätten tragen können, in der Hand einen mächtigen Speer, den drei Männer aus ihrem Banne mit Mühe herbeigeschleppt hatten, da zitterten die Helden aus Burgundenland, und Hagen sagte: das ist des Teufels Weib! Gunther aber wünschte, er wäre daheim geblieben zu Worms am Rheine. Siegfried jedoch hatte sich heimlich ins Schiff begeben und die Tarnkappe umgehängt, da stand er denn ungesehen Gunther zur Seite und flüsterte ihm Trost zu, er wolle für ihn streiten, Gunther solle nur Bewegungen machen, als ob er es sei, der kämpfe.

Und nun nahm Siegfried Gunthers Schild und fing damit den wuchtigen Speer auf, den Brunhilde herüber­ schickte. Das Feuer sprang aus dem Schilde, und beide Recken strauchelten, dem Siegfried schoß das Blut aus dem Munde. Aber sie erhoben sich beide wieder, und Siegfried warf den Speer gegen Brunhilde zurück; er kehrte ihn um, daß nicht die Speerspitze die Jungfrau töten solle, und doch traf der Wurf die starke Maid so, daß sie zur Erde sank. Da nahm sie den gewaltigen Wursstein und schleuderte ihn zwölf Klafter weit von sich, sie selbst aber sprang dem fliegenden Steine nach und erreichte ihn. Das war das zweite und dritte Spiel. Siegfried aber warf den Stein noch viel weiter und erreichte ihn auch int Sprunge, obwohl er den Gunther noch in seinen Armen trug, als er sprang. Da erklärte die Königin Brunhilde sich für besiegt und war bereit, mit Gunther nach Worms zu ziehen als

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seine Gemahlin. Doch erst wolle sie ihre Vettern und Lehens­ leute befragen; ihre Boten ritten nach allen Seiten hin, um sie herbeizuruseu. Da fürchtete Hagen, daß man die Burgunden verraten wolle. Aber Siegfried sagte, sie sollten getrost sein, er wolle Hilfe herbeiholen. Da fuhr er mit dem Schiffe hinweg, in die Tarn­ kappe gehüllt, daß niemand ihn sah, und es schien, als fahre das Schiss von selber durch das wilde Meer. Er fuhr aber in das Land der Nibelungen, das ihm gehörte, und sein treuer Ziverg Alberich rüstete tausend Mann aus und viele Schiffe, mit denen tarn Siegfried in kurzer Frist nach Jsenland und sagte, diese Helden wären ihr Gefolge, das nachgekommeir wäre. Bruirhilde lvagte nun kein Widerwort mehr, sie über­ gab die Herrschaft ihrem Mutterbruder, der sollte ihr Vogt sein, bis sie vielleicht einmal wiederkäme. Dann schiffte sie sich mit den Burgunden ein und nahm zweitausend Recken mit, auch Frauen und Mägdelein als Gefolgschaft. Sie sollte aber niemals wieder nach Jsenstein zurückkehren. 5.

Wie Siegfried sich mit Kriemhilde vermählte und Gunther init Brunhilde. Als sie über das Meer gesegelt waren, mußte Sieg­ fried voraufreiteu, um die frohe Botschaft schon früher nach Worms zu bringen, und Ortwein solle Gestühle am Rhein errichten lassen, auf daß die Schiffe festlich empfangeu würden, wenn sie nach Worms kämen. Wie drängte sich alles am Rheinesufer, als sie endlich kamen! Die Königin Ute und Kriemhilde umarmten und küßten Brun­ hilde in Liebe, als sie ans Land stieg, Kampfspiele wurden gehalten, Preise verteilt und eine große Hochzeit angerichtet. Gunther sagte seiner Schwester Kriemhilde, er hätte sie einem Recken zum Weib versprochen, ob sie den wolle. Kriemhilde sagte, sie wolle sich gerne dem verloben, welchen Gunther ihr erkoren hätte. Da neigte sich Siegfried und

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schloß sie in seine Arme vor aller Augen. Und gleich am selben Tage war eine doppelte Hochzeit in Jubel und Freude. Die stolze Brunhilde aber weinte beim Hochzeitsfeste und sagte zu ihrem Gemahl, sie müsse weinen, weil die Königstochter Kriemhilde dem Eigenholden Gunthers zum Weibe gegeben werde. Gunther sagte ihr, Siegfried sei ein König und hätte Burgen und weites Land, da be­ ruhigte sie sich. Als aber ant Abend der Hochzeit Gunther und Brnnhilde allein in der Kammer waren, erwachte die alte Kampfeslust und Stärke in Brunhilde, sie drückte ihreut Gemahl die Hände, dass das Blut unter den Nägeln heraussprang, dann band sie ihm die Arme mit ihrem Gürtel und hängte ihn an einem Haken auf, der an der Wand hcrausragte. Da hing er die ganze Nacht, und erst am Morgen band sie ihn los auf sein dringendes Flehen hin. Da ging Gunther zu Siegfried und bat ihn, er möge ihm noch einmal helfen gegen diese schreckliche Jungfrau. Sv hüllte sich denn Siegfried am andern Abend nochmals in die Tarnkappe und kämpfte in Gunthers Gemach mit Brunhilde. Er sprach kein Wort dabei, denn Brunhilde sollte ja meinen, Gunther kämpfe mit ihr. Nach gewaltigem Ringen unterlag zuletzt Brunhilde, und sie sagte, jetzt habe sie erkannt, daß Gunther stärker wäre als sie und eines Weibes Meister sein könne, von nun an wolle sie sein folgsames Weib sein. Da schlüpfte Siegfried aus der Kam­ mer, er nahm aber Brunhildens Gürtel mit und einen Ring, den er beim Kampfe ihr vom Finger gestreift hatte.

Siegfried nahm nun Urlaub von Gunther und zog mit seinem Weibe Kriemhilde nach Santen. Gunther wollte seiner Schwester tausend Mannen mitgeben als Lehens­ leute, die sollte sie sich aussuchen. Sie schickte zu Hageu, er solle mit ihr ziehen, da geriet Hagen in Zorn und sagte, ihn könne Gunther nicht vergeben, sie solle sich andere suchen. Da ging der Markgraf Eckewart und fünfhundert Mannen mit nach Santen. Siegmund und Siegelinde wein-

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ten vor Freude, als ihr Sohn in so hohen Ehren wieder heim kam. Nach einiger Zeit starb die Königin Siege­ linde, und der alte König Siegmund übergab seinem Sohne Siegfried Krone und Herrschaft; und das Land der Nibe­ lungen war ihm auch untertan mit all seinen Schätzen. So lebte das Königspaar zehn Jahre lang in hohem Glück, sie bekamen ein Söhnlein, das hiessen sie Gunther, und das Kind Gunthers wurde Siegfried genannt.

6. Vom Streit der Königinnen. Da geschah es, daß Brunhilde zu Gunther sprach: Alle deine Dienstleute kommen an deinen Hof, nur Sieg­ fried nicht. Wenn er auch weit wohnt, so ist es doch seine Dienstpflicht, daß er sich einmal zeigt. Ich möchte auch Kriemhilde gerne Wiedersehen, weil ich ihrer so gern ge­ denke. Ersinne doch eine Festlichkeit und lade sie dazu ein! Das gefiel Gunther wohl, und er sandte Boten nach Nor­ wegen in das Land der Nibelungen, wo Siegfried jetzt wohnte. Und Hagen sprach: „Hei! wenn dereinst der Nibe­ lungen Hort in das Burgundenland kommen sollte!" Als der alte König Siegmund seinen Kindern zuredete, sie sollten der Einladung folgen, wenn es auch weit sei, und er wolle selber mitfahren, da sagte Siegfried zu, daß er zur Zeit der Sonnenwende nach Worms konimen werde mit seinen! Weib und seinem Vater und vieler Gefolg­ schaft. Wie freute man sich in Worms dieser Botschaft, wie wurde gerüstet, wie arbeiteten alle Frauen, wie herrschte Runold, der Küchenmeister, über seine Untertanen, die Kessel, Häfen und Pfannen, alles zum festlichen Empfang der Gäste aus Nibelungenland! Endlich kamen sie, aber Kriemhildens Söhnlein war nicht dabei, man hatte es daheim gelassen bei seinen Pflegern. Mit hohen Ehren und gewaltigem Jubel wur­ den die Gäste eiupfangen, Ivie nran bisher nie gesehen hatte. In Kurzweil zerrannen die Stunden, das Gesinde lag in

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Herbergen, und bei Tische saßen Wohl zwölfhundert Recken, also daß viele reiche Kleider vom Weine naß wurden. Posaunen, Flöten und Drommeten klangen, und die Wände hallten wieder von all dem Getöse.

Brunhilde aber lag es immer in Gedanken, daß Sieg­ fried ihr damals, als er mit Gunther nach Jsenland ge­ kommen war, selbst gesagt hatte, er sei der Untertan Gunthers. Und als einmal die beiden Frauen zusammen einem Kampfspiel zusahen, da gab es einen Streit zwischen ihnen, weil Kriemhilde ihren Mann rühmte und Brun­ hilde hochmütig sagte, er sei ja doch nur der Dienstmann ihres Gemahls. Da sagte Kriemhilde in Zorn: Man wird ja sehen, daß wir nicht weniger sind als ihr, noch heute werde ich beim Kirchgang vor dir in den Dom treten, denn das ist mein Recht!

Und wie man. nun zur Kirche ging, da kam BrunHilde mit ihren Frauen von der einen Seite, und von ihr geschieden kam Kriemhilde mit ihren Frauen von der anderen Seite, und wie Kriemhilde zuerst zur Pforte hin­ einschreiten wollte, sagte Brunhilde: Es soll die Frau eines Dienstmannes nicht vor der Königin gehen. Kriemhilde entflammte in Hellem Zorn und sagte: Dich hat nicht Gunther bezwungen, sondern Siegfried, mein lieber Mann. Und um es zu beweisen, zeigte sie ihr den Ring und den Gürtel, die Siegfried einst der Brunhilde entrissen hatte. Und wie Brunhilde noch dastand, zitternd und wort­ los, da schritt Kriemhilde stolz an ihr vorüber und ging vor ihr in den Dom. Von diesem Augenblick an war die Freundschaft in Haß verkehrt: es war umsonst, daß Gunther und Sieg­ fried die beiden Frauen versöhnen wollten, der grimme Hagen schürte die Glut noch mehr, er sagte: Siegfried soll sterben, denn er ist schuld, daß meine Herrin heute gelästert wurde. Und alle Tage wiederholte es Hagen zu Gunther: Wenn Siegfried nicht mehr lebte, dann würde dir manches Land untertan werden!

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7.

Wie Siegfried verraten ward. Zweiunddreißig Boten kamen angeritten zu Worms, die kündigten Fehde an von feiten der Könige Lüdegast und Lüdeger, die früherhin Siegfried gefangen hatte. Da erschraken die Burgunden, aber Siegfried war sofort be­ reit, diesen Krieg mitzumachen samt seinem Gefolge; der alte König Siegmund sollte derweilen zu Worms bleiben. Kriemhilde war sehr traurig, denn sie fürchtete, ihr Trauter käme nicht wieder. Sie ließ Hagen zu sich ent­ bieten und bat ihn, er möge auf Siegfried achten. Überall sei er unverwundbar, seit er sich einstmals int Blute des Drachen gebadet habe, nur an einer Stelle nicht, wo ein breites Lindenblatt auf ihn gefallen sei, so daß das Drachen­ blut diese Stelle nicht berührt hätte. Hagen gelobte, er­ werbe Siegfried mit seinem Schilde schützen, nur solle sie ein kleines Zeichen auf sein Gewand nähen, damit er wisse, wo die verwundbare Stelle sei. Und als sie andern Tags ausrücken wollten, da er­ blickte Hagen ein seidenes Kreuzchen auf Siegfrieds Waffen­ rock, gerade zwischen den Schulterblättern des Helden. Nun kamen zwei neue Boten von Lüdeger, die sagten, daß die Feinde doch lieber Frieden halten wollten. Aber das alles hatte der arge Hagen nur ersonnen. Die zweiunddreißig Boten und die zwei Boten hatte Hagen selbst geschickt, er wollte mir Siegfrieds verwundbare Stelle wissen, denn er wollte ihn umbringen. Und Gunther wußte um diesen Plan.

Da hieß es: wenn wir nicht in den Krieg ziehen, dann wollen wir in den Odenwald und eine große Jagd dort halten. Siegfried küßte zum Abschied Kriemhilde. Die wollte ihn nicht von ihrer Seite lassen, sie hatte geträumt, wie zwei wilde Schweine über die Heide jagten und die Blumen alle sich rot färbten, und dann wieder waren zwei Berge auf Siegfried gefallen. Sie wußte, daß Hasser sie beide umgaben, darum ahnte ihr Herz Verrat und Trug.

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Siegfried aber umfing sie mit den Armen; das sollte das letztemal feilt, daß er sie herzte. Danach ritt er von dannen.

Im Odenwalde gab es eine lange und lustige Jagd, da war Wild von allen Arten und viele Jäger und Hunde. Als die Jagd geendet war, hatte Siegfried das meiste Wild erlegt und hatte sogar einen Bären lebendig gefangen, den er dann zur Kurzweil in der Küche losließ, die man auf­ geschlagen hatte, um die Jäger nach der Jagd zu erquicken. Da es aber an Wein fehlte, der versehentlich in den Spessart geschickt war, wie .Hagen vorgab, da fragte der durstige Siegfried nach einem Quell, um an einem Trünke Wassers sich zu erlaben. Hagen sagte, ein frischer Quell sprudele nicht weit von hier, sie wollten um die Wette dorthin laufen. Ta sprangen die drei davon, Siegfried, Hagen und Gunther, Siegfried in Waffenrüstung voraus, die beiden in leichter Gewandung folgten. Hagen schaute immer nach dem seidenen Kreuzchen.

8.

Von Siegfrieds Tod. Da kamen sie ans Brünnlein, Siegfried legte die Massen nieder, aber er wollte den König Gunther erst trinken lassen, weil er sein Wirt war. Und während sich Gunther niederneigte, trug Hagen Bogen und Schwert Siegfrieds zur Seite, dann sprang er zurück und nahm den Wurfspeer des Helden in seine Hand. Und wie Sieg­ fried gebückt vor dem Brünnlein stand und trank, da schaute Hagen, noch einmal dahin, wo das Kreuzlein blinkte, dann stieß er ihm mit allen Kräften den Spieß in den Rücken, daß er im Herzen stecken blieb und das Herzblut heraus­ sprang. Siegfried sprang tobend vom Brunnen auf und griff nach seinen Waffen, die waren aber verschwunden, da rannte er mit den: Schildrande den Hagen an, der strauchelte und fiel nieder, und die Schildesschläge, die auf ihn nie­ derfielen, weckten den Widerhall.

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Aber Siegfrieds Farbe war schon erblichen, er konnte nicht mehr stehen, seines Leibes Stärke war zergangen, er fiel in die Blumen nieder und sprach leise seine letzten Worte. Er klagte über die treulosen Freunde, und als Gunther jammerte über die Missetat, da sagte Siegfried, durch ihn sei ja die Tat geschehen, da solle er nicht noch heuchlerisch klagen. ,,Aber mich dauert Frau Kriemhilde, mein Weib, und mein kleines Söhnlein. Edler König, ver­ letzt Kriemhilde nicht, die ja Eure Schwester ist!" Die Blumen und das Gras touren vom Blute nah, und der Held war tot. Sie trugen ihn aus dem Schilde zu den Jagdgenossen, und man wollte sagen, Schächer hätten ihn erschlagen. Aber Hagen sprach: Mich soll es nicht kümmern, wenn die Wahrheit der bekannt wird, die meine Herrin Brun­ hilde so gekränkt hat. 9.

Wie Siegfried bestattet wurde. Es war Nacht, als man mit den: toten Helden zu Worms ankam, und Hagen ließ ihn vor die Kammertür legen, wo Kriemhilde ruhte. Als sie beim Morgengrauen erwachte und zur Mette in den Dom gehen wollte, wie sie pflegte, da schrie ein Kämmerer, vor dem Gemach läge ein toter Ritter. Kriemhilde wußte sofort, daß es Sieg­ fried sei, denn sie gedachte an Hagens Worte, er wolle ihn schützen, und an Brunhildens Haß. Da war es für ewig vorbei für sie mit Lust und Fröhlichkeit. Sie ließ sich zur Leiche führen und hob Siegfrieds schönes Haupt mit ihrer weißen Hand empor. Meuchelmörder haben dich erschlagen! so jammerte sie, im Rücken ist die Todeswunde! Sie weckte Siegmund, der nun mit ihr klagte. Kriemhilde ließ den Toten auf einer Bahre in den Dom tragen, und alle schritten daran vorüber. Aber wie Hagen an der Bahre vorbei ging, bluteten die Wunden wieder. Drei Tage lang wurde gesungen und gebetet und

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geklagt, dann kam das Begräbnis. Ein Sarg war geschmiedet worden, darin ruhte der Held. Ehe er ins Grab versenkt wurde, ließ Kriemhilde den Sarg nochmals ausbrechen und küßte noch einmal den vielgeliebten Gemahl unter blutigen Tränen, dann sank sie in eine lange, tiefe Ohnmacht.

10.

Was weiter geschah, bis Kriemhilde ins Heunenland kam. König Siegmund kehrte heim, aber die schmerzer­ füllte Kriemhilde wollte zu Worms bleiben bei ihrer Mutter Ute, denn sie konnte sich von ihrem Gemahl auch im Tode nicht trennen. Den Hagen sah sie nicht wieder, und mit Gunther redete sie kein Wort. Nur mit Giselher, ihrem jüngsten Bruder, redete sie, denn der war immer lieb und gut gegen sie und suchte sie zu trösten. Sie ließ sich ein Haus zimmern am Dom, damit sie immer dort beten könne, wo ihr Freund begraben lag. Wie nun ihr Schmerz gar nicht nachließ, riet Hagen, inan solle den Nibelungenhort holen, der ihr ja gehöre, das werde sie vielleicht trösten. Und man holte vom Zwerg Alberich den Schatz. Da versöhnte sie sich mit Gunther, aber im tiefsten Herzen blieb sie ihm doch gram. Als sie nun mit vollen Händen Gold und Kleinode verschenkte, den Arinen und ihren Freunden, da fürchtete Hagen, sie würde sich allzugroßen Anhang machen im Lande und end­ lich Rache nehmen können an denen, die sie in dies Leid gebracht hätten. Er verschaffte sich darum den Schlüssel zum Schatze, nahin den Schatz heimlich weg und versenkte ihn bei Lochheim in den Rhein. Die Mutter Ute zog in einen Siedelhof beim Kloster Lorsch, und bei ihr wohnte nun auch Kriemhilde; Siegfrieds Sarg nahm sie mit und ließ ihn in der Klosterkirche zu Lorsch beisetzen. Von nun ab nannte man Gunther, weil er im Besitz des Nibelungen­ schatzes war, den Herrn der Nibelungen, auch alle seine Mannen wurden die Nibelungen genannt.

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So vergingen dreizehn Jahre, da starb im Hennen­ lande die Königin Helke, des Heidenkönigs Etzels Gemahlin. Unb als nach einer Weile Etzel sich nochmals vermähleri wollte, rühmte ihn! sein Markgraf Rüdiger die Königswitwe Kriemhilde so lange, bis Etzel den Rüdiger nach Worms sandte, daß er um Kriemhilde werben sollte.

Sie zögerte lange, denn sie konnte Siegfried nie ver­ gessen, aber als Rüdiger ihr mit Eiden gelobte, daß er in allen Nöten ihr beistehen wolle, da zuckte es durch ihre Gedankeu, daß sie vielleicht mit Rüdigers Hilse dereinst an dem Mörder Siegfrieds sich rächen könne, und sie sagte: Ja, ich will König Etzels Gemahlin lverden, wenngleich er ein Heide ist. So fuhr sie denn mit Rüdiger ins Heunenland, ihre Brüder Giselher und Gernot ritten mit bis an die Donau. Im Heunenland wurde Kriemhilde mit hoher: Ehren be­ grüßt, und ein glänzendes Hochzeitsfest wurde gefeiert. 11.

Wie die Nibelungen ins Heunenland ritten.

Sieben Jahre vergingen, und Kriemhilde hatte ein Söhnlein bekommen, das bekam die Christentaufe und wurde Ortlieb genaunt. Da drang sie in Etzel, ihren Gemahl, er möge ihre Freundschaft einmal einladen ins Heunen­ land, auch Hagen müsse dabei sein. Sie verhehlte aber, was eigentlich ihre Absicht sei. Da sandte Etzel zwei Hen­ nen, die Spielleute Schwemme! und Werbel, nach Worrns mit Botschaft und Briefen, alle möchten zur Sonnwend­ zeit sich in seinem Lande einfinden zu großen Spielen und Festlichkeiten. Der finstere Hagen argwöhnte Schlim­ mes, aber er wollte nicht feige erscheinen und sagte zu, daß er mitkommen wollte. Er sorgte aber, daß alle wohl­ gerüstet waren und mit großem Heergefolge ausritten. Als sie über die Donau wollten, da suchte er lange am Gestade nach einer Fähre. Er sah zwei Meerweibchen,

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die badeten und hatten ihre Schwanengewänder ans Ufer gelegt. Tie nahm Hagen fort und wollte sie ihnen erst wiedergeben, wenn sie ihm weissagten. Das taten sie denn und sagten, keiner von ihnen würde die Heimat Wieder­ sehen, nur der Kapellan. Als sie nun die Fähre gefundeil hatten und Hagen mit dem Kapellan als letzter überfuhr, ergriff er den Ärmsten und schleuderte ihn in die Fluten. Aber Gott errettete den Kapellan, daß er am jenseitigen Ufer, von wo sie gekommen waren, ans Land trieb. Da inerkte Hagen, daß die Mcerweibchen Wahrheit gesprocheil hatten, er zertrümmerte in Wut das Fährboot, und seine Mienen wurden von nun an noch finsterer, als sie schon immer gewesen waren.

Zu Bechlarn, wo Graf Rüdiger wohnte, wurden die Burgundcn gastlich empfangen, sie mußten vier Tage blei­ ben, und weil Rüdigers holdes Töchterlein dem Giselher so gut gefiel, verlobte er sich mit ihr und versprach, auf der Rückreise sie als sein Weib mit an den Rhein zu uehmen. Das sollte aber niemals geschehen.

Endlich kamen sie in das Heunenland, und Krieinhilde sah vom Fenster aus, wie all ihre alten Freunde einritten. Insgeheim aber gedachte sie, wie wohl ihre Rache ergehen könne an Hagen. Wer ein Held ist, der denke an mein Herzeleid, so ermahnte sie ihre Getreuen.

12. Von K r i e m h i l d en s Rache. Alle Nibelungen grüßten freundlich die Königin, nur Hageu blieb stumm auf einer Steinbank int Hofe sitzen, als Kriemhilde vorüberschritt; in grausigem Hohn hatte er das blanke Schwert Balmung, das einst Siegfrieds Schwert gewesen war, über seine Kniee gelegt; als Kriemhilde ihm zurief, er hätte den Siegfried erschlagen, da sagte er trotzig: ja, er hätte das getan, das möge rächen, wer da wolle. Kriemhilde fragte, ob man ihr den Nibelungenhort mitge-

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Heldensagen.

bracht hätte, der ihr gehöre. Da antwortete Hagen, der läge im Rhein bis zum jüngsten Tage, wo, das werde er niemals sagen. Das war so bittere und herbe Rede, daß nur Unheil daraus entspringen konnte, und die schreck­ lichste Rache begann. Zwar wollte Kriemhilde den Hagen allein treffen, aber alle Nibelungen schwuren, daß sie ein­ ander nicht verlassen wollten, besonders gelobte Volker, der Spielmann von Alzei, er wollte mit Hagen alle Gefahr gemeinsam bestehen. So kam es zu einem wilden Kampfe, der beim Eintritt der Dunkelheit erst ruhte, aber am frühen Morgen wieder anhub. Alle Helden vom Rhein wurden er­ schlagen, und zuletzt waren nur noch Gunther und Hagen am Leben. Dietrich von Bern, der dem Etzel untertan war, kämpfte mit Hagen und brachte ihn gebunden zu Kriemhilde. Sie versprach Hagen, er solle sein Leben be­ halten, wenn er ihr sage, wo der Nibelungenhort läge. „So lange einer meiner Herrn lebt," erwiderte Hagen, „sage ich das ninimermehr!" Da ließ Kriemhilde ihrem Bruder Gunther, der auch gefangen und gebunden war, das Haupt abschlagen und brachte es dem Hagen. Jetzt müsse er sagen, wo der Schatz wäre. Hagen aber sagte: „Wo der Schatz ist, das weiß jetzt nur Gott und ich, du wirst es niemals erfahren!" — „Dann habe ich nur noch einen Trost," sagte Kriemhilde, „das ist Balmung, das Schwert meines Siegfried, den ich niemals vergessen kann." Und sie zog das Schwert aus der Scheide, sie schwang es mit den Händen und schlug Hagen das Haupt ab. Das konnte der alte Hildebrand, Etzels Dienstmann, nicht ansehen, daß Hagen, nach Siegfried der stärkste und kühnste Held, von der Hand eines Weibes wehrlos den Tod erlitten hatte. In grimmem Zorne sprang er hinzu, es half Kriemhilde nichts, daß sie so ängstlich schrie, sie sank zu Boden, von Hildebrands Schwert zerhauen.

So endete die Liebe mit Leide.

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Die Götter der Griechen.

194. Die Götter ver Griechen. 1. Die Griechen verehrten viele Götter, aber jeder Volksstanlni für sich doch nur wenige, nur seine besonderen Schutzgötter, zu denen gebetet wurde in Not, denen man dankte im Glück, denen man Opfer brachte, denen man Tempel baute, worin sie im Bilde wohnten. Die Athener verehrten hauptsächlich die Athena, nach der ihre Stadt ja genannt worden war. Es war eine Jungfrau, bewehrt mit Helm, Schild und Speer, sie hatte große, strahlende, auch im Dunkeln leuchtende Augen, wie eine Eule. Die Eule war denn auch ihr heiliges Tier, und Eulen wurden in Athen überall gehalten, wie bei uns andere Vögel in Käsigen. Die Athena war die Göttin, die ihre Freunde im Krieg und im Frieden beschützte, die den Ölbaum ge­ schenkt hatte und gedeihen ließ; sie hatte den Webstuhl erfunden, sie verstand alle Künste und alle Weisheit. Sie war eigentlich die verkörperte Weisheit des höchsten Gottes selbst; man sagte, ihre Geburt sei so geschehen, daß sie völlig erwachsen und in voller Rüstung aus dem Haupte des Zeus herausgesprungen sei. Dieser Zeus, der Vater der Götter und Menschen, wurde als oberster Gott in ganz Griechenland angebetet. Man dachte sich ihn wie einen kräftigen Mann, die Stirn sorgenvoll gefurcht, immer ernst, das Haupt von lockigem Haar umwallt, mit einem nicht zu langen, lockigen Voll­ bart. Die Römer nannten ihn Jupiter, und seine Tochter Athena nannten sie Minerva. Zeus lenkte alle Erschei­ nungen in der Luft, er sammelte die Wolken, er ließ blitzen, donnern und regnen. Er herrschte gerecht und milde. Der Adler war sein heiliges Tier und sein Bote. Die Hera, von den Römern Juno genannt, war die Götterkönigin, die Gemahlin des Zeus. Sie war eine stolze Schönheit, streng, hoheitsvoll und unnahbar, selbst Zeus fürchtete sich, sie zu erzürnen. Ihr heiliges Tier war der Pfau, der paßte zur Hera. Hell-l, Lesebuch 8.

10. A.

M. 17

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Heldensagen.

Poseidon, der Gott des Meeres, war dem Zeus sehr ähnlich an Gestalt, nur daß sein Bart nicht so lockig war, denn er war immer naß vom Meerwasser. Poseidon war der Bruder des Zeus. Da Griechenland fast ganz vom Meer umspült ist, viele Buchten und Meerbusen tief ins Land einschneiden, auch zahlreiche Inseln dazu ge­ hören, so mußten die Griechen viel auf dem Meere fahren, und die Gunst des Meergottes war für sie sehr wichtig. Poseidon fuhr auf dem Meere immer hin und her in einem Muschelwagen, in der Hand einen Dreizack, der seine Waffe war. Stieß er mit diesem gegen Felsen, so gab es ein Erdbeben, drum nannte man ihn auch den Erd­ erschütterer. Auf der Meerenge von Korinth und anderswo am Meergestade hatte er Heiligtümer; die Fichte, genau ge­ sagt die Strandkiefer, war ihm geweiht. Bei den Römern hieß dieser Gott Neptun. 2.

Zu Delphi und anderswo verehrte man den Gott Apollo. Eigentlich war er die Sonne, die man göttlich verehrte, weil sie den Menschen ja alles bringt, was sie zum Leben brauchen, Licht und Wärme und was damit zusammenhängt. Apollo oder Helios lenkte die Sonne, die war ein Wagen, von vier leuchtenden Sonnenrossen gezogen. Apollo war von strahlender Schönheit und von großer Stärke. Sein Gesicht war bartlos. Wie die Sonne Strahlen wirft, so schoß er Pfeile, damit konnte er seine Feinde töten. Er weissagte auch, besonders in seinem Tempel zu Delphi. Dort saß eine Priesterin auf einem ehernen Drei­ fuß, die stieß unzusammenhängende Worte aus, man glaubte, auf Eingebung des Apollo; die Priester brachten diese Worte in Zusammenhang, und das war die Antwort des Gottes, wenn Leute in irgend einer wichtigen Sache ihn um Rat gefragt hatten. Das nannte man das Orakel des Apollo zu Delphi. Da man die Dichter für eine Art von gottbegeisterten Propheten hielt, so beschützte Apollo auch

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Die Götter der Griechen.

die Dichter. Der Lorbeer war die ihm heilige Pflanze. In seinem Gefolge waren unter andern neun Jungfrauen, die man Musen nannte; wenn sie die Musen anriefen, dann fanden die Dichter die schönsten Verse, die Sänger die bezauberndsten Töne, den Erfindern fielen die tiefsten Gedanken ein. Sonne und Mond gehören eng zusammen, sie sind gleichsam Geschwister. So verehrten denn die Griechen den Mond als Zwillingsschwester des Apollo, die nannten sie Artemis. Sie war sanft und milde; in Kleinasien hielt man diese Artemis zugleich für die große Beherrscherin der freien Natur, die Göttin des Waldes, die Beschützerin der wilden Tiere. Wollte ein Jäger ein Tier erlegen, so betete er zur Artemis, daß sie ihm von all den Tieren, die ihr ja gehörten, einige überlassen möchte. Darum nennt man sie auch wohl die Göttin der Jagd. Ihr lateini­ scher Name war Diana. Noch andere Gestirne wurden von den Griechen als Götter betrachtet, so der schönste aller Sterne, der Mor­ genstern. Wenn der Schiffer den Morgenstern in der Mor­ gendämmerung aus dem Meere aufsteigen sah, dann fiel er auf seine Kniee und betete, denn jetzt war er froh, jetzt mußte die Reise ohne Gefahr von statten gehen, so dachte er, denn der Glücksstern hatte ja geleuchtet. Darum hieß es, dieser Stern wäre die Glücksgöttin, die Göttin der Schönheit, Anmut und Liebe; sie sei geboren aus dem Schaume des Meeres, die Göttin Aphrodite. Auf eini­ gen Inseln, besonders auf der großen Insel Chpern, stan­ den Tempel der Aphrodite. In Rom wurde diese Göttin auch Venus genannt, und ihr Söhnchen Eros hieß dort Amor. Man dachte ihn sich als kleinen Knaben mit Flügeln, bewaffnet mit Bogen und Pfeilen. Damit ver­ wundete er die Menschen, manchmal leicht, manchmal tödlich. Am Himmel steht auch ein sehr Heller, rötlich leuch-tender Stern, den die Römer Mars nannten, so heißt der

17*

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Heldensagen.

Stern auch bei uns. Die Griechen aber nannten ihn Are s. Weil sein Licht rot ist, so dachte man, dieser Stern sei blutig und sähe gern Blut; so hielt man dies Gestirn für den Gott des Krieges. Doch ist uns nicht bekannt, daß ihm irgendwo ein Tempel gewidmet worden wäre. Er war gefürchtet, aber man betete nicht zu ihm. Um so eifriger beteten die Schiffer zu dem hetleu Zwillingsgestirn, Kastor und Pollux, dann hatten sie gute Fahrt. 3.

Den Landleuten war es wichtig, die Demeter an­ zurufen, denn sie ließ die Feldfrüchte gedeihen, besonders das Getreide; die Römer nannten sie Ceres. Sie war die Schwester des höchsten Gottes Zeus. Da nun die Pflanzen zu ihren: Wachstum auch Wurzeln haben müssen, die unter der Erde im Dunkeln wachsen, und da die Griechen das ganze Gebiet unter der Oberfläche der Erde das Reich der Unterwelt benannten, so legten sie sich diese merkwürdige Lebensweise der Pflanzen so zurecht: sie sag­ ten, die Tochter der Demeter, genannt Proserpina, sei beim Spiel auf einer Wiese eines Tages von Pluto oder Hades, dem Gotte der Unterwelt, geraubt und in die Unterwelt entführt worden. Dort hätte Pluto sie zu seiner Gemahlin gemacht. Seitdem nun beschützten die beiden Göttinnen, Mutter und Tochter, gemeinsam das Getreide, die Deme­ ter von oben her die Halme und Ähren, die Proserpina von der Unterwelt her die Wurzeln. In Ägypten, wo seit uralten Zeiten viele Künste ge­ übt wurden, das Bauen, die Bearbeitung von Metallen und Ton zu Waffen, Geräten und Gefäßen von allerlei Art, glaubte man, ein bestimmter Gott hätte diese Dinge die Menschen gelehrt. Diesen ägyptischen Gott nahmen nun auch die Griechen in ihren Götterkreis auf und nannte» ihn Hephästos, die Römer nannten ihn später Vulkan. Nach ihm heißen noch heute die feuerspeienden Berge Vul-

Die Götter der Griechen.

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kaue, und die Griechen glaubten auch, im Ätna auf der Insel Sizilien wäre die Schmiedewerkstatt des Hephästos. Er verfertigte für Götter und auch zuweilen für Men­ schen, die er liebte, Waffen und Geräte. Weil er aber immer am Amboß stand und mit dem Feuer zu tun hatte, so war er nicht schön wie die andern Götter, sondern von Ruß geschwärzt und hinkte auch. Ein Sohn des Zeus, Hermes, von den Römeril Merkur genannt, hatte die Seelen der verstorbenen Men­ schen in die Unterwelt zu geleiten. Dort lebten sie als Schatten ein freudloses Leben weiter, nur einzelne, welche sich durch ein frommes Leben ausgezeichnet hatten, kamen in die elysäischen Gefilde, wo es sehr schön war, nur lagen sie freilich auch in der Unterwelt. Weil Hermes beständig zwischen Erde und Unterwelt hin- und hereilte, ward er der Götterbote. Er war ein schlanker, kraftvoller Jüng­ ling. Darum beteten auch die Jünglinge zu ihm um Stär­ kung ihrer Kraft und Gewandtheit bei den Leibesübungen. In jedem Hause erschien der Herd als der Ort des Friedens und der Geselligkeit. Um das warme Feuer konnte man sich int Kreis herumsetzen und sich allerlei erzählen, denn in den anderen Gemächern waren keine Ofen. Dar­ um galt der Herd selbst als der Altar einer Göttin, die hieß Hestia, römisch Vesta; sie war die Schwester des Zeus.

4. Wie bei uus, wenn wir den Sagen und Märchen glauben, viele übermenschliche und mächtige Wesen die ganze Natur erfüllen. Elfen, Zwerge und Kobolde, Feen, Riesen und Nixen, ganz so glaubten auch die Griechen, es gäbe überall Götter und Göttinnen von geringerer Macht, aber immerhin doch viel mächtiger als die Menschen, und vor allen Dingen, sie waren unsterblich. Im Wald und an den Quellen wohnten Nymphen, das waren Götter­ mädchen, in den Flüssen wohnten Flußgötter, im Meere Tritonen und zahllose Gestalten, halb Mensch, halb Fisch,

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Heldensagen.

in einsamen Gegenden gab es die ziegenbeinigen Satyren, deren oberster Herr, Pan, auch so aussah, und Zentau­ ren, die halb Pserd, halb Mensch waren; die Morgen­ röte war eine Göttin mit Rosenfingern, sie hieß Eos, römisch Aurora; die drei Parzen spannen den Schicksals­ faden jedes Menschen, schnitt die dritte Parze den Faden ab, dann starb der Mensch. Den Dionysos, römisch Bacchus, dürfen wir auch nicht vergessen, den Gott des Weines, der mit einem großen Gefolge von göttlichen Wesen den Erdkreis durchzog, überall Freude und laute Lust weckte und die Menschen begeisterte, wo er sich zeigte. Und was gab es nicht alles beim Hades, in der Unter­ welt, für geheimnisvolle Dinge zu schauen! Freilich ein lebender Mensch kam dort nicht hin, nur dem Herkules und dem Orpheus soll cs gelungen sein. Aber bei all der Fülle von göttlichen Wesen betete jeder einzelne Grieche nur zu wenigen Göttern, jeder Ort hatte nur wenige oder nur einen Tempel. Der Tempel war eigentlich nur ein heiliger Bezirk, der der Gottheit geweiht war, eingehegt mit Zaun oder Mauer; drinnen stand ein Altar, auf dem die Opfer dargebracht wurden, und Priester oder Priesterinnen wohnten in der Nähe als Wächter. Weihgeschenke stellte man umher, und wenn zu­ letzt Geld genug vorhanden war, dann wurde auch wohl ein Tempelhaus gebaut und eine Bildsäule der Gottheit hineingestellt. Der Altar stand immer im Freien vor dem Tempel, und wenn ein Fest war zu Ehren des Gottes, dann opferte man Tiere auf dem Altar; die Nieren und das Fett und einige besonders gute Stücke vom Fleisch ver­ brannte man für den Gott, der wohlgefällig den empor­ steigenden Duft einsog, das übrige wurde als Opfermahl­ zeit von den Menschen verzehrt. Oft gingen auch Leute in das Tempelhaus, legten sich aus den Boden und schliefen. Träumten sie dabei etwas, so glaubten sie, der Gott hätte ihnen den Traum gesandt, um thuen seinen Willen zu offenbaren und ihnen zu raten, was sie tun sollten.

Herkules.

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Der höchste Berg in Griechenland ist der Olymp, der so hoch ist, daß sein Gipfel immer von Wolken verhüllt und fast das ganze Jahr mit Schnee bedeckt ist. Dort auf der höchsten Spitze des Olymp wäre die Wohnung der Götter, so glaubte man. Dort stand die herrliche Burg des Zeus, und manch­ mal ließ er alle Götter dorthin rufen zu einer Versamm­ lung oder zu einem Feste. Dann aßen sie Ambrosia und tranken Nektar, und Hebe, die Tochter des Zeus, mußte einschenken. Nur die Götter der Unterwelt durften nie­ mals dorthin kommen. Die andern nannte man auch die olympischen Götter. Und das sind eben die sechs Götter und sechs Göttinnen, von denen wir hauptsächlich erzählt habe«. Alle sahen aus wie Menschen, nur viel größer und schöner und stärker, und alle waren unsterblich, und sie wurden auch niemals älter, Zeus blieb immer ein älterer Mann und Eros immer der kleine, mutwillige Knabe.

195. Herkules. Herkules war der Sohn des höchsten Gottes Zeus, seine Mutter Alkmene war aber eine sterbliche Königstochter. Herkules war von übermenschlicher Stärke, schon in der Wiege erdrückte er zwei mächtige Schlangen, die ihn um­ bringen wollten. Sein ganzes Leben war Mühe und Ar­ beit. Ihn haßte die Götterkönigin Hera, darum hatte sie es so geordnet, daß er dem feigen und schwachen König Eurystheus dienen mußte. Was dieser befahl, mußte Herku­ les tun, erst als er auf des Königs Befehl zwölf Arbeiten glücklich vollendet hatte, ward er von seinem Dienste frei. Als Herkules starb, erhob ihn Zeus zu sich in den Himmel und gab ihm die Göttin Hebe zur Gemahlin. In Griechen­ land erzeigte man dem Herkules göttliche Ehren, opferte ihm und betete zu ihm.

Wir wollen uns einige der zwölf Arbeiten des Herkules erzählen lassen:

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Heldensagen.

1. Der Löwe von Nemäa.

Herkules trat vor den König Eurystheus und sagte ihm, daß er alles tun wolle, was er ihm befehlen würde. Da sagte der König Eurystheus, er solle nach Nemea gehen und den Löwen totschlagen. Nemea war ein Tal mit einem dichten Walde zwischen hohen Bergen im Lande des Eurystheus; iu dem Walde wohnte ein sehr böser Löwe, dessen Fell war so stark, daß kein Eisen ihn verwunden konnte, und wenn die Hirten Spieße auf ihn warfen, so fielen sie nieder, ohne dem Löwen Schaden zu tun, und der Löwe sprang auf sie und zerriß sie. Herkules stellte sich int Walde, wie die Jäger es tun, hinter die Bäume, daß ihn das Raubtier nicht sehe, wenn er schießen wollte. Da kam der Löwe durch den Wald; er hatte Rinder ge­ fressen, und sein Maul und seine Mähne waren ganz blutig, er leckte sich mit seiner großen Zunge das Blut, welches ihm am Maul saß, und brüllte. Wenn ein Löwe im Walde brüllt, so klingt es wie Donner, und die Erde zittert. Mit seinem Schwanz schlug er sich die Seiten und die Bäume. Herkules schoß, aber der Pfeil sprang ab. Herkules schoß noch einmal, aber auch der Pfeil konnte nicht durch die Haut des Löwen dringen, und wenn er auf einen ge­ harnischten Mann geschossen hätte, so würde der Pfeil durch den Panzer und durch den Körper des Mannes ge­ gangen sein. Da sah der Löwe Herkules und sprang auf ihn zu. Wenn ein Löwe springt, so macht er sich krumm, legt sich mit der Brust auf die Erde und zieht den Schweif zwischen die Hinterbeine; er kann so weit springen, als die Stube mit dem Ofen lang ist. Herkules wickelte seinen Mantel um den linken Arm, um ihn abzuhalten, und in die rechte Hand nahm er eine große Keule, die er sich im Walde gehauen hatte, und mit der schlug er den Löwen auf den Kopf. Der Löwe aber blieb nicht tot, sondern stand auf den Füßen, er war aber ganz erschrocken. Da sprang Herkules über ihn und faßte seinen Hals zwischen

Herkules.

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seine beiden Arme und hob ihn auf und erwürgte ihn; mit den Füßen stand er auf den Hinterbeinen des Löwen. Als der Löwe tot war, zog er ihm das Fell ab und hing es sich um, den Rachen des Löwen setzte er sich auf den Kopf, als ob es ein Helm wäre, und das Fell von den Vor­ derfüßen knotete er um seinen Hals zusammen. Seine Keule war zerbrochen, als er den Löwen auf den Kopf geschlagen hatte; so stark waren die Knochen des Tieres. Da hieb er sich eine andere Keule, und so ging er immer mit der Keule und beni Löwenfell. Nun kani Herkules wieder zurück nach Tiryns und ließ dem Könige sagen, daß der Löwe tot sei. Da fürchtete Eurystheus sich sehr vor ihm und ließ sich unter der Erde eine Kammer von Erz machen, in die ging er hinunter, wenn Herkules kam, und es war ein Gitter daran, durch das sprach er mit ihm und befahl ihm, hinzugehen und die Hydra von Lerna tot zu schlagen.

2. Die Hydra von Lerna. Diese Hydra war eine große Schlange, so lang wie ein Schiff, die hatte neun Köpfe und wohnte int Sumpf von Lerna. Herkules setzte sich auf einen Wagen, und sein Freund Jolaus lenkte die Pferde, und sie fuhren hin nach Lerna. Die Hydra verkroch sich vor Herkules, der nahm seinen Bogen und wickelte Werg mit Pech und Schwefel um die Pfeile, zündete das an und schoß damit auf die Hydra in das Loch hinein, wo sie sich unter der Erde verkrochen hatte. Da fuhr sie aus dem Loch heraus und auf Herkules zu. Herkules packte sie mit der einen Hand um den Hals, wo die neun Köpfe saßen, sie wand sich aber mit ihrem langen Schwanz um sein eines Bein. Herkules schlug mit seiner Keule auf die Köpfe und schlug sie entzwei, wenn aber ein Kopf zerschlagen war, so wuchsen zwei andere wieder heraus. Nun schlug er immer mit der Keule

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Heldensagen.

auf die Köpfe der Hydra, und immer wuchsen wieder neue heraus, und er wäre nicht mit ihr fertig geworden, wenn nicht sein Freund Jolaus bei ihm gewesen wäre. Der hieb Bäume um und legte die Stücke zusammen und machte ein großes Feuer; nun nahm er große brennende Stücke, und wenn Herkules einen Kopf zerschlagen hatte, so brannte er ihn dainit, dann wuchsen keine anderen wieder heraus. Als alle Köpfe entzwei geschlagen waren, war die Hydra tot, und Herkules tauchte die Spitzen seiner Pseile in ihr Blut, das war so giftig, daß, wenn der Pfeil die Haut nur ritzte, so starb der Mensch oder das Tier. Das war der zweite Kampf, den Herkules auf Befehl des Eurystheus voll­ brachte, wie Apollo es ihm befohlen hatte.

3.

Der Eber vom Erymanthus. Darauf verlangte Eurystheus, daß er den wilden Eber vom Erymanthus lebendig bringen sollte. Der Erymanthus ist ein Berg in Arkadien, da wohnte dieser Eber und lies in alle Kornfelder und Gärten und verwüstete die, und wenn die Leute mit Spießen gegen ihn gingen, so warf er sie nieder und verwundete sie mit seinen großen Hauern, daß sie starben. Da ging Herkules auf den Erymanthus und dachte, daß der Eber gegen ihn laufen sollte, wie gegen andere Jäger, und dann wollte er ihn greifen; aber der Eber ward bange vor ihm und lief weg. Herkules lief ihm nach, und der Eber immer vor ihm her und sprang in der Angst in eine tiefe Schlucht, die war voll Schnee; denn auf den Bergen von Arkadien liegt tiefer Schnee wie auf den Alpen. Da hatte Herkules eine Schlinge von einem starken Tau ge­ macht, und die warf er ihm um die Beine und den Leib, als er zappelte, um herauszukommen; er zog ihn herauf zu sich, warf das Tier auf seine Schultern und trug ihn nach Tiryns. Der Eber lag auf dem Rücken, mit den Beinen in die Höhe, und grunzte und schlug mit dem Kopf und den Beinen, aber er konnte sich nicht losmachen.

Herkule».

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4. Der Gürtel der Hippolyta.

Die Amazonen waren ein Volk von lauter Weibern, die auf Pferden ritten und Krieg führten und so tapfer waren wie Helden; ihre Königin hieß Hippolyta, diese hatte einen kostbaren Gürtel von Gold mit Edelsteinen, den hatte ihr Mars geschenkt. Von diesem Gürtel hatte Eurhstheus gehört, und er wollte ihn für seine Tochter Admeta haben; deshalb befahl er Herkules, daß er ihn bringen solle. Herku­ les ließ in Griechenland bekannt machen, daß er gegen die Amazonen in den Krieg ziehen wolle, und daß tapfere Männer mit ihm gehen könnten. Er ging mit einem Schiff und nahm die, welche zu ihm gekommen waren, mit sich. Als er nach dem Lande der Amazonen gekommen war, ließ er der Königin Hippolyta wissen, weswegen Eurystheus ihn geschickt habe. Hippolyta wußte, daß Herkules Eurystheus gehorchen müsse, weil Apollo es ihm befohlen hatte, und wollte ihm den Gürtel schenken; aber die Ama­ zonen wollten es nicht leiden und griffen Herkules und seine Gefährten an. Da ward eine große Schlacht gefoch­ ten, die auf vielen Basreliefen abgebildet ist. Die Ama­ zonen fochten zu Pferde und Herkules und seine Beglei­ ter zu Fuß, und wenn Herkules nicht gewesen wäre, so würden die Frauen gesiegt haben. Aber Herkules schlug sie in die Flucht und nahm Hippolyta gefangen; er tat ihr aber nichts zu Leide und ließ sie wieder los, als er ihren Gürtel bekommen hatte.

5. Die Äpfel der Hesperiden.

Da befahl Eurystheus dem Herkules, daß er ihm die goldenen Äpfel der Hesperiden bringen sollte. Als Juno Hochzeit mit dem Jupiter machte, schenkte sie ihm goldene Äpfel, die legte er in die Erde im Garten der Nymphen, die Hesperiden heißen, und daraus wuchsen Bäume, die wie-

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Heldensagen.

der goldene Äpfel trugen. Die hätten viele gern stehlen mögen, und deswegen mußten die Hesperiden selbst den Gar­ ten bewachen und hielten einen großen Drachen darin, der hundert Köpfe hatte. Herkules aber wußte gar nicht, wo der Garten sei, und mußte erst viele Tage umher­ gehen, bis er erfuhr, wo der sei. Auf dem Wege begegnete ihm Antäus, der war ein Sohn der Erde und gewaltig stark, der rang mit allen, die er antraf und brachte sie um; denn wenn einer so stark war, daß er Antäus zu Boden warf, so sprang er gleich wieder auf, weil die Erde seine Mutter war und ihn immer stärker machte, wenn er sie berührte, und wenn er den Gegner niedergeworfen hatte, so brachte er ihn uni. Wie Herkules das merkte, daß Antäus stärker ward, wenn er ihn auf die Erde warf, so hob er ihn zwischen seinen Armen in die Höhe, daß er die Erde auch nicht mit den Füßen berührte, und drückte die Arme so fest, daß Antäus starb.

Dann kam er an den Kaukasus, das ist ein sehr hoher Berg gegen Sonnenaufgang; an einer Wand dieses Berges, die ganz steil war und so hoch, daß niemand hinaufkommen konnte, hatte Jupiter den Gott Prometheus mit Ketten anschmieden lassen, zur Strafe dafür, daß er das himm­ lische Feuer den Menschen auf die Erde gebracht hatte. .Alle Tage kam ein Adler, der ihm in die Seite hackte. Herkules nahm seinen Bogen und schoß den Adler tot und bat Jupiter, daß er Prometheus loslassen solle, und das tat Jupiter, und Prometheus kam wieder auf den Olympus zu den andern Göttern. Endlich kam Herkules zu Atlas, der am Rand der Erde stand und das Himmelsgewölbe mit seinen Schultern trug, daß es nicht auf die Erde falle. Atlas war ein Riese, ein Vatersbruder der Hesperiden, und Herkules bat ihn, daß er seine Nichten überreden möchte, ihm Äpfel zu schenken. Herkules fürchtete sich nicht vor dem Drachen

Herkules.

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und würde den auch totgeschlagen haben; aber er wollte den Nymphen die Apfel nicht mit Gewalt nehmen. Atlas ging für ihn zu den Hesperiden, und bis er wiederkam, nahm Herkules das Himmelsgewölbe auf seine Schultern. Die Hesperiden gaben ihrem Oheim drei Äpfel, die sollte er Herkules geben, wenn er verspräche, daß sie sie wieder bekommen sollten; denn alle wußten, daß Herkules hielt, was er versprach. Als Atlas zurückkam, wollte er Herkules immer stehen und den Himmel halten lassen, aber Herkules drohte, daß er ihn fallen lassen wollte, und da nahm ihn Atlas wieder und gab die Äpfel. Herkules trug sie zu Euryflheus und sagte ihm, daß er versprochen habe, sie wiederzugeben; Eurystheus hätte sie gern behalten, er wußte aber, daß Jupiter alsdann Herkules erlauben würde, ihn zu strafen, und so gab er sie wieder an Herkules, der brachte sie der Minerva, und die schickte sie an die Hesperi­ den. Das war die elfte Arbeit.

6.

Der Höllen Hund Cerberus. Nun war noch eine Arbeit übrig, und wenn die vollendet war, so war der Herkules frei, und Eurystheus hatte ihm nichts mehr zu befehlen. Da gebot er, ihm den Hund Cerberus aus der Unterwelt heraufzubringen.

Herkules ging an den Tänarus. Das ist ein hohes Vorgebirge in Griechenland, und in dem Felsen sind große Spalten und Höhlen, durch die man in die Unterwelt hin­ absteigen kann, und da ging Herkules immer tiefer hinunter, bis er an den Fluß Styx kam, der um die ganze Unter­ welt herumfließt, wo Pluto König war. Über den Fluß geht keine Brücke, sondern Charon fährt mit einem Boot hinüber und herüber. Charon sagte, Herkules sei gar zu groß und schwer, und das Boot könne ihn nicht tragen, aber er mußte gehorchen.

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Heldensagen.

Pluto und Proserpina begrüßten Herkules freundlich und sagten ihm, er könne den Cerberus gern mitnehmen, wenn er ihn zwingen könnte und versprechen wollte, ihn wiedcrzubringen. Cerberus war so groß wie ein Elephant und hatte drei Köpfe und an den Köpfen eine Mähne von Schlangen, und sein Schwanz war eine große Schlange. Herkules hatte seine Rüstung angelegt, die Vulkan ihm geschenkt hatte, wickelte die Löwenhaut fest um sich und packte Cerberus beim Hals und zog ihn fort; die Schlange, die der Schwanz des Hundes war, biß ihn immer, aber Herkules ließ nicht los und stieg durch die Höhlen wieder hinauf, durch die er herabgekommen war, und als Cerberus heraufkani und Licht sah, ward er erst ganz wütend, und der Schaum lief ihm aus dem Munde, und wohin er siel, wuchsen giftige Kräuter, woran die, welche sie essen, sterben. Alle, die den Cerberus sahen, flohen, und Eurystheus verkroch sich. Darauf brachte Herkules den Hund wieder zurück und gab ihn an Charon, daß er ihn mit seinem Boot an das andere Ufer des Styx fahren sollte. Das war die zwölfte und letzte Arbeit, und nun war Herkules wieder frei.

196. Dädalus und Ikarus Die alten Ägypter gestalteten ihre Götterbilder so, daß Mensch und Tier sich darin gleichsam vermischten: einem Gott gaben sie einen Sperberkopf, einem andern Widder­ hörner, einein dritten einen Stierkopf. Der Sperberkopf bedeutete das allsehende Auge des Gottes, Widderhörner und Stierkopf die übermenschliche Stärke. Auch auf der großen Insel Kreta ward in uralten Zeiten, als König Minos dort herrschte, ein Wesen gött­ lich verehrt, das war ein Mensch mit einem Stierkopf. Es hieß der Minotaurus, und Menschenopfer wurden ihm dargebracht. Nur war der Minotaurus kein Bild, son­ dern er lebte. Der König Minos ließ ihm ein un­ terirdisches Haus bauen, das ersann der berühmteste

Dädalus und Ikarus.

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Künstler, der damals lebte, Dädalus. Der Bau hatte so verworrene und durcheinanderlaufende Gänge, daß die armen Opfer, die hineingeführt wurden, sich notwendig ver­ irren mußten und niemals wieder den Ausgang fanden. Dann kam der Minotaurus und fraß sie. Der Bau aber hieß das Labyrinth. Minos wollte nicht, daß Dädalus anderswo das Ge­ heimnis dieses kunstvollen Bauwerks verriete, darum ließ er ihn nicht aus Kreta fortziehen, sondern hielt ihn in strenger Haft. Da saß er denn mit seinem Söhnchen Ikarus in einem hohen Turm und sann, wie er mit seinem Kinde entfliehen könne. Minos hat mir den Weg übers Meer versperrt, so will ich denn den Weg durch die Luft neh­ men, die kann der König nicht sperren! so sprach Dädalus zu sich. Er beobachtete nun genau den Flug der Vögel, und wie ihre Flügel eingerichtet sind, womit sie sich durch die Lüfte tragen lassen.

Er verschaffte sich Vogelsedern und legte sie so neben­ einander, daß ein riesengroßer Flügel entstand, zuerst lange Federn, dann immer kürzere, und alles in Bogen und gewölbt. Mit Fäden und mit Wachs wurden die Federn zusammengehalten. Der Knabe stand dabei und sah ver­ wundert das Kunstwerk sich bilden, er half das gelbe Wachs kneten und blies zum Spiel in die Flaumfedern, daß sie sich bewegten.

Als ein Flügelpaar vollendet war, legte Dädalus es an, prüfte die Schwingen, und siehe da! es ging ganz gut, er hob sich, schwebte und lernte bald auch steuern. Voller Freude schuf er nun auch ein kleineres Flügelpaar, legte es dem Knaben an und übte mit ihm so lange, bis er zuletzt auch schweben und steuern konnte. Dann belehrte er ihn, daß er immer hinter dem Vater her fliegen müsse, nur nicht tiefer, damit nicht die feuchte Luft die Flügel beschwere und er hinabgezogen würde ins Meer. Aber er dürfe auch nicht zu hoch fliegen, denn dann käme er der Sonne zu nahe, und das Wachs könne leicht schmelzen.

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Heldensagen.

Und als nun alles fertig war, gab er unter Tränen dem Söhnlein einen Abschiedskuß, und dann schwang er sich vom Turm hinab. Ikarus folgte, und sie flogen hin­ tereinander, wie wenn ein Vogel sein ungeübtes Junge zum ersten Fluge ausführt. Unten aber standen die Men­ schen und staunten. Die Angler ließen ihre Angel, die Hirten lehnten sich auf ihren Stab und starrten in die Luft, die Pflüger hielten ihr Gespann an und sahen hin­ auf, alles lief zusainmen, und einer rief dem andern zu: Seht einmal, da fliegen Götter, die wollen die Menschen besuchen! Dann kamen sie ans Gestade des Meeres, und kühn und sicher ging es nun über der brausenden, unend­ lichen Flut dahin. Als Ikarus sich iiumer sicherer fühlte, da wurde er übermütig, denn er war ja noch ein Knabe. Er wollte gern einmal sehen, wie es droben aussähe in dem strahlen­ den Himmelsblau; aber da geschah das, was der Vater befürchtet hatte, die Sonne brannte heißer und heißer, und nun ging es — tropf, tropf! Das Wachs schmolz und troff hinunter ins Meer. Ehe Ikarus es merkte, lösten sich die einzelnen Federn seiner Flügel voneinander, sie fingen nicht mehr die Lüfte auf, er schwang vergebens die nackten Arme und rief vergebens seinen Vater uirt Hilfe an. Er sank immer schneller, bis auf das blaue Meer, da verschwand er in der schrecklichen Tiefe. Jetzt sah der Vater sich um, aber er erblickte den Ikarus nicht mehr. Ikarus! rief er, wo bist du? wo soll ich dich suchen? Endlich sah er tief unten auf dem Meere Federn schwimmen, da erkannte er, was geschehen war. Eine kleine Insel war in der Nähe, dorthin senkte Dädalus seinen Flug und wartete, ob der Leichnam des Ikarus nicht angetrieben käme. Und als das endlich geschah, da bestattete er den Leib auf der Insel und gab ihr zum Andenken an sein unglückliches Kind den Namen Jkaria. Dann legte er wieder seine Flügel an und flog weiter bis nach Sizilien. Dort blieb er bis an sein Ende.

197. Aus der Sage vo« Troja. 1. Wie die Griechen vor Troja zogen.

Als der König Peleus mit der Meergöttin Thetis Hochzeit machte, waren viele Götter dazu geladen, nur Eris nicht, weil sie die Göttin der Zwietracht war. Sie kam aber trotzdem an die Schwelle des Hochzeitshauses und warf einen goldenen Apfel hinein, darauf stand: Der Schönsten! Die Götterkönigin Hera, Athena und Aphrodite wollten eine jede den Apfel haben. Sie gingen nun auf beit Berg Ida und fragten den Sohn des Königs Priamos von Troja, Paris, der dort die Herde weidete, wer von ihnen die Schönste sei. Heimlich hatte Aphrodite ihm vor­ her gesagt, wenn er sie als die Schönste erkläre, solle er das schönste Weib auf der Erde zur Frau bekommen. Da gab Paris der Aphrodite den Apfel. Im Zorn schieden Hera und Athena.

Nun galt Helena, die Gattin des Königs Menelaos in Sparta, als die schönste Frau auf Erden. Das hatte Paris vernomnien, er reiste darum nach Sparta und kehrte als Gast beim König ein. Durch schmeichlerische Worte überredete er zuletzt die Helena, daß sie mit ihm Kiehen solle nach Troja. Das geschah denn auch, und eines Tages war der Gast mitsamt der Königin verschwunden.

Menelaos ging zu allen Fürsten in Griechenland, sie sollten ihm helfen, sein Weib dem frechen Räuber wie­ der abzunehmen. Alle waren empört über die frevelhafte Verletzung des heiligen Gastrechts und sagten ihm Hilfe zu. Die Fürsten wählten sich Agamemnon, den Bruder des Menelaos, den König von Mykene, zu ihrem obersten Feldherrn und zogen auf vielen Schiffen in die Ebene vor Troja. Aber die Helena bekamen sie nicht. Hessel, Lesebuch 3.

10. A.

M. 18

268

Heldensagen.

Da lagen denn die griechischen Heere zehn lange Jahre vor der Stadt und konnten sie nicht erobern. Der tapferste aller Griechen war Achilles, der Sohn des Peleus und der Meergöttin Thetis, der erfahrenste war der alte Nestor, der listigste Odysseus; des Achilles Herzensfreund war Patroklos. Von den fünfzig Söhnen des Priamos war Paris wohl der schönste, aber der tapferste war Hektor.

2.

Hektors Abschied. Hektor verließ den heißen Kampf aus einige Zeit und ging zur Stadt, damit seine Mutter zur Göttin Athena um Abwendung der furchtbar vordringenden Griechen flehe. Als er dies vollbracht hatte und nun wieder hinaus wollte, begegnete ihm am Tore seine sittsame und verständige Gattin Andromache mit einer Sklavin, die ihr das kleine, unmündige Knäblein nachtrug. Das zärtliche Weib vergoß Tränen bei seinem Anblick, nahm sanft seine Hand und sprach zu ihm: „O mein Trautester, dich tötet noch dein Mut. Bleib doch einmal bei uns und erbarme dich des unmündigen Kindes und deines elenden Weibes. Ach, wenn ich dich verliere, wer soll mich schützen? Meine Mutter­ ist gestorben, meinen Vater und sieben Brüder hat Achilles in Cilicien erschlagen, und du gehst nun auch von mir, da die Griechen schon unsere Mauern bestürmen. O, bleib doch hier auf dem Turme!" „Liebes Weib," versetzte Hektor, „wie kann ich? Ruht nicht auf mir die Errettung der Stadt, und sieht nicht alles Volk auf mich? Müßte ich mich nicht vor den Weibern schämen, wenn sie mich zuschauend auf der Mauer erblick­ ten? Freilich wird auch mein Bemühen wohl fruchtlos sein, denn mir sagt es mein Geist: kommen wird der Tag, da Troja in Asche versinkt und Priamos edles Geschlecht er­ lischt. Und dann wehe dir, armes Weib, wenn ein stolzer Achäer dich als Sklavin wegführt, daheim in Argos für seine Frau zu weben oder aus der fernen Quelle Wasser

Troja.

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zu holen, und die Leute dich neugierig anschauen und sagen: das war Hektors Gemahlin, die hochgeehrte Trojaner­ fürstin, als jene berühmte Stadt noch stand. — Ach, das zu hören! Unglückliches Weib! Und ich kann dich nicht aus der Knechtschaft erretten, denn ich vernehme deine Klage nicht mehr, und meine Asche deckt der Totenhügel!"

Jetzt wandte er den wehmütigen Blick von der Gattin auf den zarten Knaben im Arme der Dienerin. Als er aber die Hände nach ihm ausstreckte, fürchtete sich das Kind vor dem Helmbusch und drückte sein Köpfchen fest an den Busen des Mädchens. Da nahm der Vater den Helm ab und setzte ihn auf die Erde, und nun schauete er den, Knäblein freundlich ins Gesicht, und es folgte ihn, willig in seine Arme. Da wiegte er es auf und ab mit herzlicher Vatersreude, küßte es und wandte brünstig flehend den Blick zum Himmel. „Gütige Götter," rief er, „erfüllt mir das eine: laßt dies mein Knäblein stark und brav werden, daß es mächtig vorstrebe vor anderen und seinem Volke ein tapfrer Hort sei, daß die Männer, wenn er vom Treffen heimkehrt, sagen: der übertrifft noch den Vater. Des müsse sich dann die gute Mutter erfreuen!"

Er sprach's und gab das Kind der weinenden Gattin, die es sanft an ihren Busen drückte, lächelnd in Tränen. Auch ihn ergriff unbezwingliche Wehniut. Er streichelte das gute Weib mit der Hand und sagte tröstend: „Arme Frau, du mußt auch nicht gar zu traurig sein. Des Menschen Leben ruht in der Hand der Götter, und keiner wird mich

wider mein Geschick zu den Toten hinabsenden. Wem aber das Los eininal fällt, der muß folgen, er sei edel oder gemein. Geh nur jetzt an deine Geschäfte, besorge Spindel und Webstuhl und halte die dienenden Weiber zum Fleiß an. Der Krieg ist das Geschäft der Männer, und mir ge­ ziemt er unter allen Trojanern am meisten." Er nahm seinen Helm auf und eilte von dannen. Auch sie ging mit dem Kinde, doch stand sie oft still, ihm nachzusehn. Erst in ihrem Gemach ergoß sich der volle

18»

270

Heldensagen.

Strom der Tränen, und mit ihr schluchzten die Sklavinnen, denn sie alle liebten sie und den edlen Hektor; es ward viel von ihm gesprochen, und den Frauen ahnte nichts Gutes; sie betrachteten ihn als einen, der schon gestorben war.

3. Hektors Tod.

Was bisher den Ausgang des Krieges so lange ver­ zögert hatte, war besonders ein Zwist zwischen Agamemnon und Achilles, der die Folge hatte, das; der letztere eine zeitlang an dem Kriege gar keinen Teil nahm. Nur erst, da sein Herzensfreund Patroklos vom Hektor erschlagen ward, erhob dieser Löwe sich wieder, allen zum Verderben. Fürchterlich war sein Wüten in der Schlacht, einen nach dem andern durchbohrte seine nie fehlende Lanze oder er­ reichte sein flüchtiger Fuß. Dieser eine jagte den Trojanern »lehr Schrecken ein, als alle anderen zusammen genommen. Ihn aber konnte alles Blut der Erschlagenen nicht sättigen, bis er nicht an dem Mörder seines Freundes seine Rache gestillt hatte. Diesen suchte er allenthalben auf deni weiten Gefilde; aber Hektor entzog sich ihm den ganzen Tag. Erst ant Abend, als sich die Scharen der Trojaner in die Stadt zurückzogen, faßte er ein Herz und beschloß, den Wüten­ den zu erwarten.

Doch als er nun den Feind wie mit Göttergewalt daherstürmen sah, entsank ihm der Mut ivieder, und er wandte sich zur Flucht. Wie die Taube, die ein Habicht verfolgt, so floh er längs der Stadtmauer hin; aber Achilles, laut jauchzend, setzte ihm mit raschen Schenkeln

nach. Bald rechts, bald links sprang der vordere ab, den Hintern Läufer zu ermüden; aber umsonst. Dreimal jagte ihn Achilles um die Stadt herum; endlich stand er er­ schöpft still und rief jenem zu: „Halt, Sohn des Peleus, länger entfliehe ich dir nicht. Ich will dir stehen, ich töte dich nun oder falle. Aber

Troja.

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laß uns vor den allsehenden Göttern einen Bund beschwören, daß der Sieger den Getöteten nicht mißhandle."

„Kein Bund ist zwischen uns beiden!" rief Achilles entgegen. „Macht auch der Löwe mit Rindern, der Wolf mit Lämmern Verträge? Jetzt gedenke des Kampfs! Aber ich hoffe, du sollst mir nicht entrinnen." Wort und Wurf war eins. Doch Hektor, schnell aufs Knie sich werfend, vermied die entsetzliche Lanze, die weit über ihn hin in den Sand fuhr. Freudig aufspringend rief er aus: „Gefehlt, du göttlicher Achilles! Jetzt wahre deine Brust, du törichter Schwätzer!" Und mit gewaltigem Krachen fuhr Hektors Spieß in Achilles Schild. Leider war dieser Schild undurchdring­ lich, und Achilles, der den Spieß schnell ergriff, stieß ihn dein Unglücklichen in die Kehle, daß er sinnlos nieder­ stürzte. Sterbend wiederholte Hektor noch die Bitte, seinen Lcichnam nicht zu schänden, aber bei Achilles war kein Erbarinen. Er durchstach ihm die Füße zwischen Ferse und Knöchel, zog einen Riemen hindurch und knüpfte ihn au den Hinterteil seines Wagens. So schleifte er ihn längs dem Tore hin, zum bittersten Schmerz des alten Vaters und aller übrigen Trojaner, die oben auf der Mauer stan­ den, und eilte dann mit ihm dein Lager zu, wo er ihn, unkenntlich gemacht durch Blut und Staub, unter freiem H.inmel den Hunden zum Fraße liegen ließ. Jetzt erst nahm er das feierliche Leichenbegängnis fernes Freundes Patroklos vor. Diesen wollte er ehren, w:e noch kein Freund geehrt worden wäre, und zu dem Ende lud er alle Griechen zu dieser festlichen Handlung ein. Ein großer Scheiterhaufen ward aufgebaut; in der Mitte desselben ward Patroklos rein gewaschener Leichncm gelegt und ringsum die Leiber zwölf gefangener Tro­ janer, die Achilles lebendig ergriffen und mit eigner Hand an Grabe seines Freundes geschlachtet hatte. Daß er Hektocs Leichnam nicht mit verbrannte, geschah aus Zorn,

272

Heldensagen.

er wollte diesem die Ehre des Feuers nicht gönnen. Als der Holzstoß niedergebrannt war, wurden die Knochen des Freundes aus der Asche hervorgesucht und mit Fett ver­ mischt in eine goldene Urne gelegt, die man zuletzt unter einen weitragenden Grabeshügel vergrub. Hierauf ordnete Achilles, dem Freunde zu Ehren, ritter­ liche Spiele an seinem Grabe an und setzte für die Sieger köstliche Preise, Sklavinnen, Pferde, Maultiere, Kessel, Becken, Trinkschalen, Goldbarren, Harnische und dergleichen aus. Die Spiele bestanden im Wagenrennen, int Wettlauf, im Ringen, im Scheibenwerfen, int Lanzenwurf und im Faustkantpf. Aber noch immer war dem leidenschaftlichen Sinne des Achilles kein Genüge geschehen. In einer schlaf­ losen Nacht erhob er sich von seinem Lager, spannte seine Rosse an und schleifte Hektors Leichnam noch dreimal um des Freundes Totenhügel.

4. Trojas Untergang.

Der alte Priamos fuhr des Nachts auf einem mit Maultieren bespannten Wagen hinaus in das griechische Lager und bat den Achilles unter Tränen, er möge ihm wenigstens den Leichnam Hektors überlassen, damit er ehr­ lich bestattet werde. Achilles ließ sich erbitten, und Pria­ mos bereitete seinem Sohn ein feierliches Begräbnis. Aber bald darauf fiel Troja. Der starke Achilles wurde durch einen Pfeilschuß getötet, den Paris sandte, Apollo, der Freund der Trojaner, lenkte den Pfeil. Da fertigten die Griechen auf den Rat des schlauen Odysseus ein riesen­ großes hölzernes Pferd, das war hohl, und in ihm verbargen sich viele bewaffnete Männer. Die Griechen waren aus dem Lager verschwunden, sie stellten sich, als wären sie nach Hause gefahren. Als die Trojaner das Lager leer sahen, stürzten sie alle vor Freuden heraus; sie hielten das hölzerne Pferd für ein Geschenk an die Götter und be­ schlossen, es in die Stadt Troja zu bringen. Als Lao-

Troja.

OdysseuS.

273

koon, der Priester des Poseidon, die Trojaner warnte und sagte, man könne den Griechen nicht trauen, kamen zwei Schlangen aus dem Meere aufgestiegen, wanden sich um Laokoon und seine beiden Söhne und bissen alle drei tot. Da sagten die Trojaner, das sei eine Rache der Götter für das Mißtrauen, das Laokoon gehabt hätte, und das Pferd wurde nun unter lautem Jubel an Stricken zur Stadt gezogen. Weil das Tor zu niedrig war, wurde ein Teil der Stadtmauer eingerissen. Am Abend wurden große Jubelfeste in Troja gefeiert wegen des Abzugs der Feinde, und dann sanken alle sorgenlos in tiefen Schlaf.

Da kletterten die bewaffneten Männer aus dem hölzernen Pferd heraus, zeigten ihren Freunden, die unter­ dessen zurückgekommen waren, den Weg durch die nieder­ gerissene Stelle der Stadtmauer, und es begann in den Straßen Trojas eine wilde Schlacht. Was nicht fiel unter der Schärfe des Schwertes, das wurde gefangen nach Griechenland geschleppt, zuletzt ging ganz Troja in Flam­ men aus; die Kostbarkeiten, die in der Stadt waren, wur­ den von den Griechen erbeutet und mitgenommen. Aber nicht alle Griechen kamen in die Heimat zurück, einige erst nach langer Irrfahrt, und manche, die glücklich zurück­ kamen, fanden daheim Unheil und Elend.

198. Odtzsseus. 1.

Wie die Götter beschlossen, daß Odysseus heim kehren sollte. Alle Götter waren im Olymp versammelt, int Palaste des Zeus, des Götterkönigs, nur der Meergott Poseidon nicht. Der war zu einem Opferschmaus in ein fernes Land gefahren, weit über dem Meer. Athena freute sich, daß Poseidon nicht da war, denn nun konnte sie doch ihren Vater Zeus bitten, er möge Hermes als Boten zur Nymphe Kalypso senden mit dem Befehl, sie müsse den Odysseus

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Heldensagen.

endlich in seine Heimat entlassen. Poseidon zürnte uämlich dem Odysseus, weil er den Polyphem geblendet hatte, den Sohn des Poseidon, und wollte ihn darum verderben, wenn er auf dem Meere in seine Heimat Ithaka zurück­ fahren sollte. Athena sagte, wenn doch alle Götter die Heimkehr des Odysseus wollten, dann müsse sich der eine Poseidon darein fügen.

Zeus stimmte zu, und Athena selbst schwebte hinunter nach Ithaka, sie nahm die Gestalt eines Mannes aus Ithaka an und trat in die Halle des Odysseus, wo sein junger Sohn Telemach sah, das Haupt traurig gesenkt, mitten unter der Schar übermütiger Freier. Diese Männer betrachteten seit Jahr und Tag des Odysseus Palast als ihr eigenes Haus, schmausten, tranken und spielten nach Herzenslust und quälten die Gemahlin des Odysseus, Pene­ lope, sie sollte einen von ihnen zum Gemahl wählen, weil ja ihr Gatte, der vor zwanzig Jahren fortgezogen war in den Kampf gegen Troja, längst tot sein müsse. Athena riet null dem Telemach, er solle die Freier ans dem Haus weisen und solle mit einem Schiff nach Pylos fahren und nach Sparta, um den alten Nestor und den Menelaos nach seinem Vater zu befragen. Telemach gefiel dieser Rat, und er sagte sofort den Freiern, sie sollten das Haus seines Vaters verlassen. Aber die Freier höhnten und spotteten ihn aus, Antinoos an der Spitze. Sie wollten alle lieber bleiben. Am andern Tag fuhr Telemach zu Nestor, der ihm aber keine Kunde von seinem Vater geben konnte. Ähnlich ging es in Sparta, loo Helena ihn tröstete und Mene­ laos wenigstens das Eine wußte, daß ein Weissager ihni einmal verkündet hätte, Odysseus sei nicht tot, sondern werde von einer Nymphe Kalypso auf einer Insel zurück­ gehalten. Athena selbst begleitete den Telemach aus dieser Reise, in Gestalt des treuen Mentor aus Ithaka, der eilt Freund des Odysseus gewesen war. Als die Freier von der Seefahrt des Telemach erfuhren, beschlossen sie, ihm

Odysseus.

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mit Schiffen aufzulauern und ihn auf seiner Heimfahrt in der Nähe von Ithaka zu ermorden.

2. Wie Odysseus von Kalypso w e g f u h r und Schiffbruch litt. Als Hermes, der Götterbote, von Zeus geschickt, auf die Insel kam, fand er den Odysseus ant Felsgestade sitzen, da blickte er immerfort da hinaus, wo Ithaka lag, über das weite, wüste Meer, weinte und wünschte, er könnte wenigstens den Rauch aufsteigen sehen von seiner lieben Heimat. Aber Ithaka war dafür viel zu weit. Kalypso wohnte in einer großen Felsengrotte, Pappelit und Zypressen standen umher, Weinstöcke rankten sich den Fels hinan, schwer mit köstlichen Trauben belastet, Habichte, Baum­ eulen und Krähen nisteten in den Bäumen, vier klare Quellen rieselten über grüne Wiesen, wo Veilchen blühten. Die Göttin bewirtete den Hermes mit Speis und Trank, aber als er seinen Auftrag ausgerichtet hatte, klagte sie laut, denn sie hätte gern den Odysseus als Gemahl behalten. Dennoch widersprach sie nicht, sie suchte beit Odysseus auf, der immer noch gramvoll aufs Meer blickte, und teilte ihm den Ratschluß der Götter mit. Er dürfe sich ein Floß zimmern, sagte sie, um darauf heimwärts zu fahren, denn ein Schiss gäbe es nicht auf diesem Eiland. Da fällte sich denn Odysseus Bäume und baute sich ein Floß mit Mast und Steuer und Segel. Am fünften Tag war alles vollendet, Kalypso brachte einen Schlauch mit Wein und einen mit Wasser, auch einen Korb voll Speisen, da fuhr Odysseus ab. Als er achtzehn Tage gefahren war, sah er das Land der Phäaken. Da fügte es sich, daß Poseidon aus Äthiopien zurück­

fuhr. Wie er so über das Meer blickte, bemerkte er ein ein­ sames Floß, daraus saß ein einziger Mann, und wie er noch

genauer hinsah, erkannte er den Odysseus, den er so haßte. Da erzürnte der Mecrgott, er wühlte mit seinem Dreizack die

276

Heldensagen.

Salzflut auf und sammelte Wolken am Himmel. Nacht legte sich auf das Meer, und zu gleicher Zeit bliesen Winde aus Ost und Süd, aus Westen und Norden, die Wogen wälzten sich hoch und höher heran, das Floß wirbelte im Kreis, das Steuer und der Mast zerbrachen, das Segel flatterte fort ins Meer hinaus, und Odysseus hielt sich nur noch mit Mühe an den Balken. Da tauchte die Meergöttin Leukothea wie ein Schwan aus den Wellen, warf ihm ihren Schleier zu und sagte: „Zieh all deine Gewänder aus und hülle dich in diesen Schleier, damit kann man nicht untergehen, dann wirf dich ins Meer, und wenn du ans feste Land getrieben bist, wirf mir meinen Schleier lvieder zurück in die Wellen, aber mit abgewandtem Antlitz!" Das tat er und schwamm dahin, in den Schleier gehüllt. Poseidon war inzwischen verschwunden, das benutzte Athena, sie hemmte schnell alle Winde außer dem Nordwind, der trieb den Schiffbrüchigen am dritten Tage auf einen Strand. Er warf den Schleier ins Meer, wie ihn Leukothea geheißen hatte, dann arbeitete er sich bis in eine Waldung, die er vor sich sah, und warf sich todmüde ins Laub. Schlamm und Seegras deckten ihn an Stelle der Kleidung, er kroch unter Blätter und sank in tiefen Schlaf. 3.

Wie Odysseus bei den Phäaken gastlich anfgen o m m e n wurde. Auf der Insel Scheria herrschte der König Alkinoos über das Volk der Phäaken. In jener Nacht eilte Athena ins Schlafgemach Nausikaas, des Königstöchterleins, und flüsterte ihr die Mahnung zu, morgen mit ihren Mäg­ den an den Meeresstrand zu fahren, um feine Gewänder, Gürtel und Teppiche zu waschen. Mit reichlicher Speise versehen, auch mit einem geißledernen Schlauch voll Weins, fuhren sie in aller Frühe mit einem Maultiergespann hin­ aus. Als die Wäsche in den gemauerten Waschgruben ge-

Odysseus.

277

stampft und dann im Meer gespült war, wurde sie zum Trocknen an den Strand ausgebreitet, die Mädchen aber erquickten sich an Speise und Trank und vergnügten sich dann mit Tanz und Ballspiel. Auf einmal flog ein Ball in das Meer, und die Mädchen kreischten darüber so hell auf, daß die Berge widerhallten. Davon erwachte Odysseus, und er wußte nicht, ob die Stimmen von Nymphen kämen oder von Menschenmädchen. Um Gewißheit zu erhalten, brach er Zweige ab, damit'ver­ hüllte er sich, und trat dann aus dem Walde heraus, da kreischten die Jungfrauen erst recht auf und flohen vor dem wilden Meermann. Nur Nausikaa behielt Mut, und Odysseus redete sie an; er sagte, er sei ein armer schiff­ brüchiger Mann, der zwanzig Tage umhergetrieben sei aus der Salzflut; sie sollte ihm Kleider geben und den Weg nach der Stadt weisen. Da warf die Königstochter ihm Gewänder zu, und Odysseus wusch sich von Schlamm rein und erschien dann in dem weiten, faltigen Mantel, das Haupthaar mit Ol gesalbt, vor den Mädchen. Voller Begier aß und trank er, was man ihm reichte.

Dann wurde die reine Wäsche auf den Wagen ge­ legt, und Nausikaa lenkte selbst die Mäuler, auf dem Wagen stehend. Die Mägde und Odysseus folgten zu Fuß. So kamen sie, als die Sonne eben untergehen wollte, in den Königshof. Der Fremdling wurde als Gast herrlich be­ wirtet und flehte die Königin an, sie möge ihn heim­ senden. Das wurde ihm versprochen. Nach dem Mahle erzählte er seine Meerfahrt auf dem Floß, Namen und Herkunft nannte er nicht, danach fragte auch keiner. Dann ließ ihm die Königin in der Halle ein Lager bereiten mit purpurnen Polstern. Am andern Morgen gab es Kampfspiele zu Ehren des Gastes, es wurden Reigentänze veranstaltet, und ein Sänger sang Lieder von den Taten der Helden und Götter. Nach dem Abendschmaus sang er wieder, diesmal von den Taten der Griechen vor Troja, von dem hölzernen Roß

278

Heldensagen.

und von Odysseus. Da kamen dem edlen Dulder die Tränen, und er seufzte und griff nach dem Purpurvorhang vor ihm, damit wischte er die Augen, daß niemand ihn weinen sähe. Aber der König hatte es doch bemerkt, er hieß den Sänger aushören; denn nicht allen sei sein Lied zur Lust, Schwermut und Betrübnis habe es in dem werten Gast erweckt. „Sage mir, edler Fremdling," so wandte sich der König jetzt an Odysseus, „wer du bist, dein Land, dein Volk und deine Geburtsstadt. Denn unsre Schiffe sollen dich ja doch in die liebe Heimat tragen, darum müssen wir das ivisseu. Ist dir vielleicht ein Verwandter gefallen vor Troja, lveil die Lieder von Troja dich so traurig ge­ macht haben?"

Da sagte der Fremdling: „Ich bin ja der Odysseus, von dem eben der Sänger gesungen hat, daß er das hölzerne Roß ersonnen habe, durch das Troja nach zehn Jahren endlich erobert wurde, der Sohn des Laertes, der Beherrscher von Ithaka. Und ich bin immer noch nicht in meine Heimat zurückgelangt nach Trojas Untergang. Immer bin ich seitdem umhergeirrt auf dem öden Meer und auf Inseln. Ich will euch all die Irrfahrten erzählen, die ich bestanden, seit ich von Troja wegzog." Da blickten alle mit Staunen auf die hohe Heldengestalt und lauschten mit Spannung. Wir wollen auch etwas hören von seinen Irrfahrten.

4.

W ie Odysseus den Ky klopeu blendete. Mit vielen Schissen war Odysseus mit seiner Mann­ schaft weggesegelt von Troja ab, der Heimat zu. Aber ein Orkan kam und verschlug sie zu den Lotusessern nach Afrika, wo sie gastlich ausgenommen wurden. Ungern fuhren die Gefährten weiter, denn süßen Lotus zu essen, bei dessen Genuß man alles Schlimme vergaß, was man erduldet hatte, das gefiel ihnen gar zu gut.

Odysseus.

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Sie landeten dann an der Insel der Kyklopen. Gegen­ über lag ein einsames Eiland, das menschenleer schien. Odysseus wollte cs erkunden und fuhr mit seinem Schiff hinüber. Sic entdeckten dort am Meeresufer, hoch auf einem Felsen, eine Grotte, mit Lorbeer umwuchert, vor der zahl­ reiche Ziegen und Schafe lagerten, ringsum Ivar ein Ge­ hege von mächtigen Steinen, Fichten und Eichen. Odysseus stieg mit zwölf der tapfersten Gefährten hinaus, sie nahmen einen Schlauch mit voll süßen, dunkelroten Weines, denn sie dachten, damit könnten sie sich vielleicht die Leute, die dort wohnten, geneigt machen. Sie fanden die Höhle offen, aber von Bewohnern war nichts zu erblicken. Ringsum standen Körbe voll Käse, Melkeimer voll Milch und große Kannen voll Molken; in Ställen waren viele Lämmer und Zicklein eingesperrt. Sie entzündeten ein Feuer und aßen von dem Käse, und als es Abend ward, kam ein baumlanger Riese herein, der hatte nur ein Auge, mitten aus der Stirn. Er war vom Stanime der Kyklopen, das heißt auf deutsch Rund­ augen, und er war der Eigentümer und einzige Bewohner der Höhle. Mit Gekrach warf der Riese ein Bündel Holz znr Erde, das er zur Feuerung mitgebracht hatte, dann trieb er viele Schafe und Ziegen herein. Aber den Ein­ gang zur Höhle verschloß er mit einem Felsen, so groß, daß nicht zweiundzwanzig vierräderige Wagen ihn weg­ gefahren hätten. Nun entzündete er den Holzstoß, das war die Beleuchtung zur Abendmahlzeit. Wie er dann die Schafe und Ziegen melkte, entdeckte der Ungeschlachte die Fremden und brüllte sie an, wer sie wären. Odysseus sagte, sie kämen von Troja, ihr Schiff hätte Poseidon zerschmettert, und sie allein seien übrig geblieben von allen Gefährten, er möge ihnen ein Gastgeschenk reichen.

Da griff das Ungeheuer zwei Männer heraus, fraß sie auf, wie ein Löwe tut, nichts ließ er übrig, auch nicht die Knochen. Dann trank er ganze Kübel voll Milch und entschlief. Gern hätte ihn Odysseus jetzt mit dem Schwerte

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Heldensagen.

durchbohrt, aber wer hätte ihnen dann den Stein von der Türe gewälzt? Am Morgen verzehrte der Riese nochmals zwei Männer zum Frühstück, dann trieb er die Herde aus und legte den Felsblock vor den Eingang. Odysseus sah drinnen die ge­ waltige Keule des Ungeheuers liegen, groß wie ein Schiffs­ mast, aus Holz vom Ölbaum; da glätteten sie das eine Ende mit Messern und spitzten es, indem sie es im Feuer drehten, damit wollten sie dem Riesen sein einziges Auge ausbohren. Am Abend ging es gerade wie gestern: der Kyklop kani und schloß die Tür, zündete Feuer an, melkte, fraß zwei Menschen und wollte dann seine Milch trinken. Da schenkte Odysseus aus seinem Schlauch eine hölzerne Kanne voll Wein und bot dem Kyklopen den Trunk. Der schmeckte ihm so, daß er dreinial die Kanne leerte. Er fragte den Fremden nach seinem Namen, dann wollte er ihm ein Gastgeschenk reichen. „Niemand ist mein Name," sagte. Odysseus, „Niemand nennen mich alle Leute." Da grinste das Ungetüm und sagte: „Niemand, dich freß ich zuletzt, das soll dein Gastgeschenk sein," da taumelte er trunken und entschlief mit Geschnarch.

Schnell wurde der Pfahl in der Flamme gedreht, und als die Spitze glühte und funkelte, da faßten alle die Keule und stießen machtvoll die Spitze in das Auge des Riesen; alsbald dröhnte ein grauenvolles Schmerzgeheul. Das hallte so laut, daß ringsum die Kyklopen erschrocken vor die Höhle kamen und fragten, was da wäre. „Niemand tut mir etwas," schrie der Kyklop, „Niemand bringt mich um." Da lachten die Nachbarn und sagten: „Du dummer Polyphem, was brauchst du dann so zu schreien, wenn dir niemand was zu leid tut!" Da gingen sie wieder heim. Als es dämmerte, setzte sich der Kyklop an den Ein­ gang, nahm den Felsblock weg und tappte nach den hin­ ausziehenden Tieren, um die Fremdlinge zu finden. Aber Odysseus hatte jedesmal drei Widder mit Reisig anein-

Odysseus.

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andergebunden und unter jedes mittlere Tier einen der Männer gebunden. Aber den mächtigsten Schafbock hatte er sich selber ausgesucht, den faßte er am Rücken und wälzte sich unter seinen Bauch, die Hände fest in die Woll­ flocken gedreht. Jedes Tier betastete der Niese, ob jemand darauf säße, aber er dachte nicht, daß auch jemand darunter hängen könne. Als zuletzt auch der stärkste Widder langsam hinausging, denn er trug eine schwere Last, be­ fühlte ihn Polyhem sorgsam und sagte: „Liebes Tierlein, sonst bist du immer der erste, warum kommst du denn jetzt zuletzt? Und warum gehst du so langsam? Das tust du sicher aus Trauer über die Blendung deines Herrn." Dann ließ er den Widder hinausgehen. Als die Herde eine Strecke von der Höhle entfernt war, ließ zuerst Odysseus seinen Widder los, dann löste er auch die Freunde.

Und als sie im Schiff saßen, höhnte er laut de» Zyklopen, der riß im Zorn einen Fels vom Gebirge los und schleuderte ihn dem Schalle nach. Dicht hinter dem Steuer fiel der Block ins Meer, daß das Meer hoch auf­ schwoll und das Schiff ans Ufer zurückwarf. Als sie wieder weggerudert waren, doppelt so weit wie vorhin, rief noch einmal Odysseus: „Höre, Kyklop, wenn du gefragt wirst, wer dich geblendet hätte, dann sage: Odysseus, des Laertes Sohn aus Ithaka, hat das getan!" Da hob der Kyklop die Hände und rief: „Poseidon, du bist mein Vater, erhöre mich, gib, daß dieser Odysseus nicht mehr heimkehrt in sein Land Ithaka." Und Poseidon hörte das Gebet. Da nahm Polhphem einen noch größeren Fels­ block und warf ihn mit allen Kräften dem Schiff nach, daß der Stein wieder dicht hinter dem Steuer ins Meer sauste, und das Schiff wurde wieder ans Ufer zurückge­ trieben. Sie ruderten aber aus Leibeskräften und fanteit bald zu den andern Schiffen, doch beraubt der lieben Ge­

nossen.

282

Heldensagen.

5. Abenteuer bei Äolos und Kirke, und Fahrt an den Eingang zur Unterwelt.

Es dauerte nicht lange, so kamen sie an eine schwim­ mende Insel, wo Äolos wohnte, der Beherrscher der Winde. Er nahm sic gastlich auf und schenkte dem Odysseus zum Abschied einen Schlauch, darin lvaren alle widrigen Winde verschlossen, daß sie den Schiffen nichts anhaben konnten. Er blies ihnen den Zephyr, den sanften Westwind, in die Segel, da flogen sie unaufhaltsam dahin und sahen endlich nach neun Tagen und Nächten die Feuerwachen auf Ithakas Vorgebirge. Odysseus stand am Steuer, schlaflos, aber nun glaubte er, sei seine Wachsamkeit nicht mehr not, und er entschlummerte vor Müdigkeit. Die Gefährten waren neu­ gierig, welche Schätze an Gold und Silber wohl im Schlauch wären, sie öffneten ihn, und siehe! da fuhren alle Winde heraus, die Schiffe wirbelten durcheinander und flogen dann wieder nach Westen bis zur schivimmenden Insel des Äolos. Mit Schmähworten jagte der sie von sich, er sagte, sie seien Dom Zorne der Götter verfolgt, ihnen könne nie­ mand helfen.

Da steuerten sie weiter und tarnen an eine schöne Insel, wo die schönlockige Göttin Kirke wohnte. Zwei Tage rasteten sie in einer lieblichen Bucht, wo es menschenleer war. Dann erklomm Odysseus einen Felsen, um zu er­ kunden, ob keine Menschen da wären. Er erlegte einen mächtigen Hirsch und brachte ihn den Genossen. Dann schickte er eine ganze Schar auf weitere Kundschaft. Er selbst ging nicht mit. Sie kamen vor Kirkes Palast, da umringten sie Wölfe und Bären, die wie Hunde sie freund­ lich wedelnd begrüßten. Aus dem Paläste aber trat Kirke in strahlender Götterschönheit. Mit schmeichelnden Worten geleitete sie die Frem­ den in die Halle und setzte ihnen Speise und Trank vor; als ihnen aber ein Weinmus gerade besonders schmeckte,

Odysseus.

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schlug sie mit ihrem Zauberstab auf sie, da wurden alle zu borstigen Schweinen; man jagte sie in die Kosen und gab ihnen Eicheln, die Mast der erdaufwühlenden Schweine. Nur einer war zeitig geflohen, der erzählte dem Odysseus alles. Nun begab sich dieser allein auf den Weg, in der Hoffnung, er könne die Freunde erlösen. Da begegnete ihm der Gott Hermes, der offenbarte ihm alle Ränke der Zauberin; dann riß er ein Kräutlein aus der Erde, das hatte eine schwarze Wurzel und eine inilchweiße Blüte und hieß Moly: wenn er das genossen, könne der Zauber ihm nicht schaden. Als nun Odysseus zu Kirke kam und sie ihm auch Weinmus gereicht hatte wie den anderen, da schlug sie ihn auch mit dem Stab und ries auch wieder: „Marsch, in den Schweinekosen!" aber er blieb ein Mensch, drang mit dem Schwerte auf Kirke ein und zwang sie, die Freunde wieder in Menschen zu verwandeln.

Von da ab war auch Kirke wie verwandelt. Sie be­ handelte alle die Jrrfahrer liebreich und gastlich und ent­ ließ sie erst nach einem vollen Jahre. Sie hieß den Odysseus unbeküminert hinaussegeln auf das Meer, dann kämen seine Schiffe ganz von selbst an den Eingang zur Unterwelt. Dort solle er den abgeschiedenen Geistern opfern und nach dem Schatten des Sehers Tiresias rufen, der stiege dann herauf und sagte ihm, was er weiter tun solle. Sie handelten nach Kirkes Geheiß, fanden alles genau so, wie sie gesagt hatte, und befragten den Schatten des Tiresias. Der sagte, wenn sie auf die Insel Thrinakia kämen, wo die Herden des Sonnengottes weideten, und wenn sie diese Herden nicht antasteten, dann würden sie glücklich heim gelangen. Wenn sie aber von den Rindern

welche töteten, dann würden alle Schiffe untergehen und alle Gefährten umkommen, nur Odysseus allein käme spät, auf fremdem Schiss, nach Ithaka. Er weissagte auch, wie sein Schicksal sein würde bis zu seinem Tode. Odysseus sprach auch mit den Schatten vieler Helden, die vor Troja Helsel, Lesebuch 3. 10. A. M. 19

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Heldensagen.

gefallen waren, und mit dem Schatten seiner Mutter und

schaute alle Geheimnisse der Unterwelt.

6. Abenteuer bei den Sirenen, an der Charybdis und Skylla.

Sie steuerten zur Insel der Kirke zurück, da gab die Göttin ihnen genau an, wie sie die Gefahren der Sirenen, der Skylla und Charybdis vermeiden könnten. Dann ging es weiter, wie sie glaubten, der Heimat zu.

Sie nahten der Insel der Sirenen, das waren schöne Jungfrauen, die herrlich sangen, nur hatten sie Vogel­ süße und fraßen die Leute, die sie durch ihren Gesang auf ihre Insel gelockt hatten. Nach Kirkes Rat verstopfte Odysseus den Gefährten die Ohren mit Wachs, nur sich selbst nicht. Dafür ließ er sich fest an den Mastbaum binden. Da kamen lockende Töne an sein Ohr: „Komm, lenke das Schiff ans Land, preiswerter Odysseus, unsere Honigstimmen zu hören. Wir wissen alles, was auf Erden geschah, und was die Himmlischen sinnen. Jeder kehrt weiser zurück von hier; komm, lenke das Schiff ans Land, preiswerter Odysseus!" So sangen sie. Wirklich glaubte Odysseus den Sängerinnen und winkte den Freunden zu, sie sollten ihn doch losbinden. Aber er hatte ihnen vorher streng befohlen, wenn er vielleicht winken sollte, dann sollten sie ihn nur noch fester binden. Das taten sie denn auch, und so entrannen alle den locken­ den Sirenen.

Nun kamen sie in die Meerenge an der Insel Thrina-

kia. Auf der einen Seite war eine wilde Brandung, die hieß Charybdis, da wurde abwechselnd das Wasser wie in einen Trichter eingesogen, daß man in einen schwarzen Abgrund hinabsah, und dann wieder mit Gezisch und Donnern ausgespieen, daß der Gischt zum Himmel hinauf­ spritzte; die Schiffe, die in diesen Wirbel hineingerieten,

Odysseus.

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wurden in die Tiefe gerissen und kamen nur als Trümmer wieder in die Höhe. Vermied man aber die Charybdis, dann kam man der Skylla ganz nahe, die gerade gegenüber in einer Felsen­ kluft lauerte. Das war ein Ungeheuer mit zwölf Füßen und sechs Hälsen, auf jedem Hals saß ein Kopf mit drei Reihen von Zähnen; dies Untier schnappte nach den Vor­ überfahrenden, um sie zu fressen. Odysseus hatte seinen Freunden nur von dem Wirbel erzählt, denn den hielt er für die schlimmere Gefahr, und weil sie dem Wirbel auswichen, kamen sie der Skylla so nahe, daß sie sechs tapfere Genossen wegschnappte. Das war der erbarmens­ werteste Anblick, den Odysseus auf allen seinen Irrfahrten hatte. So wurden ihrer immer weniger. Jetzt hatten sie Thrinakia vor sich und hörten schon die Rinder des Sonnengottes brüllen. Sie landeten, und trotz aller Ermahnungen ihres Gebieters stürzten sich die halb verhungerten Männer auf die schönen Herden und schlachteten so viele Rinder, als sie zum Mahl zu bedürfen glaubten.

Voll banger Ahnung ging Odysseus wieder zu Schisse, und wirklich, die Rache des Sonnengottes kam nur allzu­ schnell. Dunkle Gewitternacht legte sich auf das Meer, die Stürme heulten, und zuletzt sandte Zeus einen Blitz, daß alle Schiffe krachend auseinander barsten und die See­ fahrer wie die Seevögel die Schisse umschwammen, aber einer nach dem andern versank in die Tiefe. Nur Odysseus hatte sich an den Mast geklammert, als dieser zersplittert ins Meer gesunken war. Da saß

er denn rittlings und trieb und trieb, bis er in der zehn­ ten Nacht an die Insel getrieben kam, wo die Nymphe Kalypse wohnte. Diese nahm ihn freundlich auf und be­ wirtete ihn gastfrei, aber sie ließ ihn nicht los, sieben lange Jahre. .

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Heldensagen.

3. Wie Odysseus in seine Heimat zurückkehrte. Tiefe Stille herrschte in der Halle, als der edle Dulder seine Erzählung geendet hatte, mit Entzücken hatten alle gelauscht und bewegten nun nochmals alles in ihren Ge­ danken. Am andern Tage rüstete Alkinoos ein Schiff und ließ viele kostbare Gastgeschenke an Bord schassen. Odysseus schaute den ganzen Tag nach der Sonne, ob sie nicht bald sinken wolle, denn abends sollte das Schiff abfahren. Endlich dunkelte es, noch ein Ehrentrunk in der Runde, Händedruck und herzliche Abschiedsworte, dann ging es wirk­ lich der Heimat zu, endlich, endlich! Die ganze Nacht hindurch flog das Schiff dahin, und der Dulder schlief friedlich und tief. Als im Osten der helle Stern aufstieg, der die Morgenröte anmeldet, nahte das Schiff dem Eiland Ithaka. In einer lieblichen Felsen­ bucht warf es die Anker aus, und die phäakischen Männer trugen den süßschlummernden Helden sanft ans Land. Da war eine Grotte, ein Heiligtum der Nymphen, dort leg­ ten sie den Schläfer ins weiche Gras, stellten all die herr­ lichen Gastgeschenke im Kreise um ihn und entfernten sich still. Als die Sonne hoch am Himmel stand, erwachte Odysseus. Er erkannte die Heimat nicht und weinte heftig, denn er meinte, er sei wiederum betrogen und an irgend einer einsamen Insel ausgesetzt worden. Da trat Athena zu ihin in Gestalt eines Hirten und sagte auf seine Frage, wo er wäre, dies Land sei Ithaka. Zugleich hob sie den Nebel, der die Landschaft verhüllte, da erkannte er alles genau. Nun war er also daheim, aber noch harrten seiner viele Gefahren.

8. Wie Odysseus sein Heim und die Seinen wie der sah. Athena nahm ihre göttliche Gestalt wieder an und sprach dem Zagenden Mut ein, sie erzählte ihm, wie es

Odysseus.

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in seinem Hause zuginge und gab Rat, wie er die Freier seiner Gattin Penelope vertreiben solle. Sie rührte ihn an, da schrumpfte seine Heldengestalt zusammen, und er wurde zu einem kraftlosen Greise, der war in Felle und Lumpen gekleidet und hatte einen verschabten, vielfach ge­ flickten Ranzen auf dem Rücken. So wanderte er zur Be­ hausung des Sauhirten Eumäos. Er wagte nicht, sich diesem zu entdecken, weil er seine Treue erst prüfen wollte; darum speiste er ihn mit Märchen ab und erfundenen Geschichten. Aber es zeigte sich, daß Eumäos seinem alten Herrn treu ergeben war und das Treiben der Freier von Herzen haßte. Andern Tages kam auch Teleniach zu Eumäos. Er hatte auf Athenas Rat einen andern Rückweg genommen, als er vorher gesagt hatte, und war so den Nachstellungen der Freier entgangen. Seinem Sohn entdeckte sich Odysseus, der geriet ganz außer sich vor Freude, und sie beide be­ schlossen den Tod der Freier. Telemach ging zur Stadt, um seiner Mutter Bericht zu geben über seine Reise. Eumäos folgte mit Odysseus nach.

Vor dem Tor des Palastes lag auf dem Miste ein alter Hund, der kaum noch die Glieder regen konnte, es war Argos, den Odysseus sich dereinst aufgezogen hatte. Der erkannte seinen Herrn trotz aller Verkleidung nach zwanzig Jahren wieder, er wedelte ihm freundlich mit dem Schweif und versuchte zu ihm zu kriechen, aber er war zu schwach dazu. Odysseus wischte sich eine Träne aus dem Auge bei dem Anblick solcher Treue. Und nun betrat er sein Heim wieder, wonach er sich so lange Jahre gesehnt hatte. Er durfte nicht hineintreten, nur an die Schwelle durste er sich stellen und blickte in die Halle, wo die Freier tafelten, wohl hundert an Zahl. Ein anmaßender Bettler, namens Jros, war gewohnt, hier zu sitzen und von den Abfällen der Tafel sich zu sättigen, der empfing den neuen Mitesser, dafür hielt er den Frem­ den, mit Schimpfen und Drohworten. Aber wie Odysseus ihm einen einzigen, wie er meinte, sanften Schlag gab.

fiel Jros zu Boden, und ein purpurner Blutstrom ent­ stürzte seinem Munde, da war er still. Die Freier lach­ ten laut und erlaubten dem fremden Manne zu bleiben, ja sie gaben ihm sogar einen gebratenen, mit Fett und Blut gefüllten Ziegenmagen, zwei Brote und eine Kanne Wein. Als jedoch nach einer Weile der Fremdling anfing von Odysseus zu reden, da warf der freche Antinoos mit einem Fußschemel nach ihm. Doch Telemach nahm ihn in Schutz, denn wenn der fremde Bettler auch schlecht ge­ kleidet war und einen vielfach gefliesten Ranzen hatte, so war er doch sein Gast. Als Penelope von dem Fremdling hörte, ließ sie ihn einladen, die Nacht int Palaste zu bleiben; denn am Abend wollte sie ihn ausfragen, ob er vielleicht etwas von ihrem Gemahl wisse. Dann kam sie selbst in den Saal zu den Freiern und kündigte ihnen an, morgen solle ein Bogen­ kampf entscheiden, wen sie zum Gemahl nehmen wolle. Es lag aber in der Bodenkammer, sorgsam verwahrt, das Schießzeug des Odysseus, ein mächtiger Bogen aus Horn, Köcher und viele Pfeile, auch zwölf Äxte, die dereinst dem König Odysseus zum Kampsspiel gedient hatten. Er pflegte sie alle zwölf in einer Reihe aufzustellen, so daß, mit einer Richtschnur gerichtet, die zwölf Ösen der Äxte genau in einer Linie standen. Dann pflegte er durch alle zwölf Ösen seine Pfeile zu jagen. Wem von den Freiern dies Spiel gelänge, aber mit dem Bogen des Odysseus, der solle Penelopes zweiter Gemahl werden. Da freuten sich die Freier, denn jeder dachte, ein solcher Schuß wäre für ihn kinderleicht. Als es Abend geworden war und alle Freier sich ent­ fernt hatten, stieg Penelope wieder hinab in den Saal zu dem Fremdling. Odysseus wollte sich noch nicht ent­ decken, darum erzählte er, daß er aus Kreta sei, wo er den Odysseus gesehen hätte. Er beschrieb ihn so genau, daß Penelope ihm alles glaubte, er wußte auch allerlei

Odysseus.

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von des Odysseus Irrfahrten. Jetzt, so sagte er, weile ihr -Gatte bei den Phäaken, die versprochen hätten, ihn auf einem Schiff nach Ithaka zu bringen. Jeden Augenblick könne er kommen. Trotzdem erkannte Penelope ihren Ge­ mahl nicht, denn Athena hatte ihn ja alt und unansehn­ lich gemacht. Penelope ließ die alte Schaffnerin Eurykleia kommen, die einst des Odysseus Amme gewesen war, die sollte ihm die Füße waschen. Beim Waschen glitt ihre Hand über seine Knie, wie erschrak sie da! Sie hatte eine Narbe ge­ fühlt, die sie sehr wohl kannte, ein Eber hatte sie einst auf der Jagd dem jungen Odysseus mit dem Hauer ge­ rissen. Sie stieß in ihrem freudigen Schreck das Wasch­ becken um, denn sie wußte jetzt, daß der Bettler Odysseus wäre. Der aber hielt ihr rasch den Mund zu und flüsterte, sie dürfe das Geheimnis jetzt noch nicht verraten. Penelope hieß nun dem Fremdling ein Lager im Vorl'aal bereiten und ging selbst in ihr Schlafgemach. Odysseus bestärkte sie noch, sie solle ja den Wettkampf morgen anDrdnen. Sein Herz schlug freudig, denn er hatte die Treue seiner Gattin erkannt. 9.

Wie Odysseus an den Freiern schreckliche Rache nahm. Am andern Tage war das Fest des Neumondes und der Tag der Entscheidung, darum erschienen die Freier früher als sonst beim Gelage. Beim Schmause waren sie lauter und übermütiger als jemals. Wieder höhnten sie den fremden Mann, und einer warf sogar einen Kuhsuß nach ihm. Und dann lachten sie wieder alle mit ver­ zerrtem Grinsen, und einige weinten und klagten, es wäre ganz dunkel um sie her. Es war, als ob sie das schnell nahende Verhängnis im ahnenden Geiste schon erblickten. Da trat Penelope ein, in den Händen den Bogen des Odysseus. Auch den Köcher und die zwölf Äxte brachte

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Heldensagen.

sie, und man stellte die Äxte auf, wie es sich gehörte. Jedoch keiner der Freier konnte den Bogen spannen, auch Tekemach versuchte es vergeblich. Die Freier riefen nach Fett, damit wollten sie den harten Bogen schmieren.

Da bat der Fremdling, ob er es versuchen dürfe den Bogen zu spannen. Mit Hohn und Entrüstung wurde ihm geantwortet, aber Telemach erlaubte es doch. Da streifte der Bettler seine Lumpen zurück, daß zwei sehnige, mächtige Arme bloß wurden, denn Athena verlieh ihm wieder jugendliche Kraft und Schönheit. Alle starrten ihn ent­ setzt an, schlimmer Ahnung voll. Wie im Spiel spannte er seinen alten, vertrauten Bogen, und schwirrend flog der Pfeil durch alle zwölf Äxte. Der Schütze stand auf der Schwelle des Saales, der Köcher mit den Pfeilen lag neben ihm, und er rief mit schrecklicher Stimme in den Saal hinein: „Jetzt wähle ich mir ein anderes Ziel, das noch kein Schütze getroffen hat, möge Apollo mir Ruhm gewähren!"

Da schwirrte der Pfeil, und Antinoos sank zu Boden, tödlich verwundet. Die Freier meinten zuerst, der Pfeil hätte durch einen unglücklichen Zufall getroffen, aber da rief der zürnende Odysseus: „Ich bin gekommen, um die Schmach meines Hauses zu rächen, ich bin Odysseus!" Und schon flog ein dritter Pfeil und traf einen Freier; Pfeil um Pfeil kam geflogen, und keiner verfehlte sein Ziel. Umsonst Tumult und Entsetzen und flehende Worte.

Ehe die Geschosse zu Ende gingen, schlüpfte Telemach mit Eumäos und dem treuen Rinderhirten durch ein Seitenpförtlein, und sie holten die bereitliegenden Waffen. Nun kämpften vier gerüstete Männer gegen die Freier, die sich umsonst wehrten mit Tischen und Schemeln, einige auch mit Schwertern. In dem gewaltigen Getümmel fielen nach und nach alle Freier, nur des Heroldes schonte der schreck­ liche Rächer und des Sängers, der flehend die hellklingende Harfe emporhielt. Die waren ja auch keine Freier.

Odysseus. Aneas.

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Dann ward der Saal gereinigt von all den Toten und dem Blut, und als Odysseus sich gebadet und gesalbt, ging er zu Penelope, die ihn endlich erkannte und selig in ihre Arme schloß.

Am anderen Tage suchte der Held seinen alten Vater Laertes auf, den er im Baumgarten traf, wo er in harter Feldarbeit seinen Gram zu vergessen suchte. Als er er­ kannte, daß sein Sohn wirklich zurückgekommen sei, da entschwanden dem Greis die Sinne, und er sank in Ohn­ macht zur Erde. Bald aber erholte er sich und gab ver­ ständigen Rat, wie man die Freunde und Verwandten der toten Freier versöhnen könne. Als diese wirklich, ange­ stiftet von dem Vater des Antinoos, Rache nehmen woll­ ten, da trat Athena selbst in die Mitte der Zürnenden, und mit ihrer klugen Rede besänftigte sie alle. Sie glich dem treuen Mentor an Gestalt und an Stimme.

199. Äneas. Als Troja unterging, gelang es einem einzigen von all den fünfzig Söhnen des Königs Priamos, dem Äneas, aus der brennenden Stadt zu entkommen. Er trug seinen alten Vater Anchises aus dem Rücken und führte sein Söhn­ lein Ascanius an der Hand. Im Getümmel ging ihm Kreusa, seine Gattin, auf immer spurlos verloren. Am Meeresstrand fand sich nach und nach ein Häuflein flüchti­ ger Trojaner zusammen, und bis zum nächsten Frühjahr hatten sie sich zwanzig Schiffe gebaut, auf denen segelten sie in das wilde Meer hinaus, um sich eine neue Heimat zu suchen. Nach mancherlei Irrfahrten landeten sie an der Küste von Nordafrika, in Karthago. Dort herrschte die Königin Dido, die war eine Königstochter aus dem Lande Phönizien. Sie war eine Witwe und wollte, ähnlich wie die Kalypso den Odysseus, den Helden Äneas bei sich be­ halten, daß er ihr Gemahl sein solle. Aber Zeus schickte den Hermes zu Äneas mit dem Befehl, er müsse weiter-

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Heldensagen.

segeln, denn Italien solle seine neue Heimat werden, und seine Nachkommen sollten dort eine Stadt bauen, die würde einst noch mächtiger werden wie Troja. Damit war Rom gemeint.

Als Äneas Karthago verlassen hatte, nahm sich die Königin Dido in Verzweiflung das Leben, indem sie sich ,auf einem Scheiterhaufen selbst verbrannte. Äneas aber landete zunächst auf der Insel Sizilien, wo ihn ein Mann gut aufnahm, der früher in Troja sein Gastfreund gewor­ den war. Der alte Vater Anchises war auf der Irrfahrt gestorben, und als Äneas in Sizilien zu Ehren des Abge­ schiedenen Kampsspiele gefeiert hatte, wollten viele Ge­ nossen, der langen Meerfahrt müde, auf der schönen Insel bleiben. Als Äneas nicht wollte, verbrannten sie im Zorn die Schisse. Da ließ Äneas die Schwachen und Weiber zurück und fuhr auf neuerbauten Schiffen mit auserwählten Gefährten weiter nordwärts, bis sie an der Mündung des Tiberstromes landeten, im Gebiete des Königs Latinus. Lavinia, die Tochter des Königs, war durch Schicksals­ spruch dazu bestimmt, die Gattin eines Fremden zu wer­ den, trotzdem hatte ihre Mutter sie mit dem Turnus ver­ lobt, dem König der Rutuler, während der Vater sie dem Äneas zur Gattin versprach. Da entspann sich eine er­ bitterte Fehde, die damit endete, daß Äneas siegte und sich mit Lavinia vermählte. Nach des Latinus Tode wurde Äneas König über das lateinische Land. Nach ihm herrschte sein Sohn Askanius, und der er­ baute sich die Stadt Mbalonga als Herrschersitz, das be­ deutet das lange Alba. Denn es lag am Albanersee, einem kreisrunden Bergsee, dessen Ufer wie die Wände eines Trich­ ters steil aufsteigen, so daß kaum Platz bleibt für eine Stadt. Die Häuser erstreckten sich darum in einer einzigen Gasse lang am Ufer hin.

Gründung Roms.

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200. Sagen von der Gründung Roms. 1. Wie Rom erbaut wurde. Es vergingen Jahrhunderte, und aus dem Stamm des Äneas herrschten zuletzt zwei Brüder in Albalonga. Der jüngere, Amulius, entriß seinem Bruder Numitor die Herrschaft, und als Rhea Silvia, die Tochter des Numi­ tor, Zwillingsknaben gebar, da fürchtete Amulius, diese Knäblein könnten ihn vom Throne stoßen, wenn sie ein­ mal groß geworden wären. Darum nahm er die Zwillinge ihrer Mutter weg, ließ sie in ein Körbchen verpacken und in die Tiber Wersen. Aber der Strom trug das Körbchen gegen einen Feigenbaum, dessen Zweige über das Wasser hingen, da verfing sich das Körbchen in den Zweigen. Eine Wölfin kam und säugte die Kinder, so daß sie am Leben blieben. Dann fand sie ein Hirte, nahm sie voll Mitleid mit sich nach Hause und zog sie auf, als wären es seine eigenen Kinder. Er nannte sie Romulus und Remus. Die Zwillinge wurden groß und zeichneten sich vor allen Hirten aus durch Stärke, Kühnheit und Wildheit. Als sie mit den Hirten des abgesetzten Königs Numitor einen Streit hatten, wurde Remus gefangen vor Numitor gebracht. Und nachdem dieser ihn ausgefragt hatte, erkannte er, daß Remus sein Enkel sein müsse, und voller Freude behielt er ihn bei sich. Da hörte denn auch Romulus von seiner Herkunft, und die beiden sammelten alle Hirten um sich, zogen gegen Albalonga und töteten den Amulius, da wurde ihr Großvater wieder König über die Lateiner. Zum Dank schenkte er den Zwillingsenkeln den Berg Palatin an der Tiber, dicht bei der Stelle, wo damals das Körbchen am Feigenbaum hängen geblieben war. Auf diesem Berg wollte nun Romulus eine Stadt bauen. Er begann damit, daß er einen Graben um die Bergeshöhe zog und eine Mauer dahinter errichtete. Remus spottete über das niedrige Mäuerchen und sprang darüber. Da ergrimmte Romulus so, daß es zu heftigem Streit kam

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Heldensagen.

zwischen den Brüdern und Romulus zuletzt im Zorne den Remus erschlug. Er herrschte nun allein über sein neu­ gebautes Städtchen, das noch keine Häuser hatte. Um Leute herbeizulocken, die sich dort ansiedeln sollten, erklärte er die Stadt, die er nach seinem eigenen Namen Rom genannt hatte, als Freistätte für alle, die wegen eines Verbrechens verfolgt würden. Da sammelte sich denn allerlei Volks in Rom, die einen hatten gestohlen, andere waren Räuber ge­ wesen, andere hatten Menschen umgebracht aus Habgier oder im Drange der Leidenschaft, vielleicht auch aus Mordlust, noch andere waren unschuldig Verfolgte. Als Geburtstag von Rom wurde der 21. April alljährlich als Festtag ge­ feiert. Siebenhundertdreiundsünfzig Jahre vor Christi Ge­ burt ward Rom gegründet, über tausend Jahre lang hat man die Jahre nach Roms Gründung gezählt. Auf römi­ schen Münzen und sonstwo findet man oft eine Wölfin abgebildet, an der zwei Knäblein saugen, das galt als das Wahrzeichen Roms. 2. Der Raub der Sabinerinnen.

Frauen gab es keine in der Stadt des Romulus, und sie konnte doch ohne Frauen nicht bestehen. Niemand aus der Umgegend wollte seine Tochter einem Römer zum Weibe geben, denn sie sagten, die Römer wären ein zusammen­ gelaufenes Gesindel. Da ersannen die Römer eine List. Sie bereiteten Kampfspiele und Wettrennen vor, dazu luden sie die Quin­ ten ein, welche das Nachbarstädtchen bewohnten, eine halbe Stunde von Nom gelegen, auf dem Hügel Quirinal. Die Quinten gehörten zu dem Volksstamm der Sabiner. Die Römer sagten aber ausdrücklich, die Sabiner müßten auch ihre Frauen und Töchter mitbringen. Die kamen auch gerne mit, denn an Wettkämpfen hatten die Frauen und Mädchen großes Wohlgefallen. Als nun die Spiele der bewaffneten Römer im besten Gange waren, auf der Ebene

Gründung Roms.

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am Fuße der neuen Stadt, da packte jeder junge Römer eine junge Sabinerin und lief mit ihr in die Stadt. Und wie alle drinnen waren, schlossen sie die Tore zu und ließen niemand mehr herein. Die Sabiner standen draußen, schimpften und drohten, aber was half ihnen das? Man öffnete ihnen doch nicht die Tore, und endlich zogen sie voller Wut ab. Bald kamen sie wieder und legten sich mit einem Heere vor Nom, um es zu belagern. Da er­ schienen auf den Mauern alle geraubten Sabinerinnen und riefen herunter, es gefalle ihnen ganz gut hier, sie wollten nicht mehr nach Hause, sondern bei ihren Männern bleiben. Nun gab es ein großes Versöhnungsfest, die Römer und die Quiriten schlossen Frieden und Bündnis. Ja, noch mehr: sie beschlossen, es solle eine große Mauer die beiden Nachbarstädte umschließen, und sie wollten dann eine einzige Stadt sein, darüber solle abwechselnd ein Römer und dann ein Sabiner König sein. Der Hügel, auf dem das eigentliche Nom lag, hieß Palatin. Zwischen dem Pala­ tin und denl Quirinal war ein kleiner, aber steiler Fels­ hügel, der hieß Kapitol, der war auch von der Stadt­ mauer mit umschlossen, auf diesem Kapitol sollten Götter­ tempel gebaut werden; am Fuß des Kapitols die Ebene, ■genannt das Forum, sollte Marktplatz werden, dort sollten Verkaufsbuden aller Art stehen, dort sollte Gericht gehal­ ten werden, sollte das Volk zur Beratung sich versammeln und sollten bei Festen Wettspiele veranstaltet werden. Und so geschah es. Nun war Rom eine große Stadt geworden, seine Mauern umschlossen drei Hügel. In den folgenden Zeiten wurden noch vier andere Hügel mit in die Stadt einbeschlossen, und Rom wurde darum auch die Sieben­ hügelstadt genannt. Aber die Stadt auf dem Palatin, welche nach Romulus genannt war, galt immer als das echte, alte Rom. Dort bauten sich auch die römischen Kaiser ihre prächtige Wohnung, die nannten sie nach dem Berge Palatium, und daraus sind die deutschen Benennungen Palast und Pfalz entstanden.

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Erläuterungen.

Erläuterungen. Zu Nr. 4 (Bornemann, Jägerlied): Pirsche, Zeitwort pir­ schen, auch bürschen geschrieben, ist das vorsichtige Anschleichen an ba& Wild. Zu 26 (Güll, Rätsel): Bahn, Kahn, Zahn. Brennessel. Gabel. Geld. Kohlkopf. Löffel. Mark. Nichts. Sand, Land, Wand. Traube. Uhu. Zu 34 (H o f f m a n n, Dann ist der Frühling da): Ackermännchen heißt an vielen Orten die Bachstelze, weil sie gern hinter dem Pflug hergeht, um Würmchen aufzulesen. Zu 43 (Kopisch, die Zwerge auf dem Baum): Das Haslital. liegt an der Aar, im Kanton Bern, ist 12 Stunden lang und 9 Stunden breit, ausgezeichnet durch Naturschönheiten, von vielen fleißigen Menschen bewohnt. Zu 44 (K o p lsch, Der Schneiderjunge von Krippstedt): Dieser Ort ließ sich nicht ermitteln, bei Weimar gibt es einen Ort Krippendorf. Zu 45 (Kopisch, Friedrichs des Zweiten Leibkutscher): Man vgl. Nr. 139. Zu 49 (Löwenstein, Rätsel): Eichhorn. Milchstraße. Schneckenhaus. Zu 51 (Löwenstein, Juni): Zwischen Zeile 2 und 3 fehlt eine Zeile, die sich aber nicht ermitteln ließ, da sie auch im Originaldruck fehlt. Zu 55 (W. Müller, Wikher): Man vgl. Uhland, Schwäbische Kunde, Nr. 91. Zu 57 (Reinick, Frühlingsglocken): In Reinicks Gedichten fehlt daS kling-ling, bim-bam und bim-bim, doch steht es im ersten Abdruck des Gedichtes in Chamissos Musenalmanach für 1837 und darf wegen des Reimes und aus poetischen Gründen nicht fortbleiben. Zu 99 (Rätselfragen): Ameisen. Armbrust. Der Berg in der Schweiz. Eisbahn. Grünspan. Hochzeit. Hund als Bergwerkskarren. Kalmücken. Klavier. Kosack. Mitleid. Nashorn. Sonnabend. Ungarn. Vormund. Windspiel. Zu 106 (Bäßler, Landgraf Ludwig): Landgraf Ludwig starb 1227 zu Otranto, als er mit Kaiser Friedrich II. auf dem Kreuzzug war. Seine Gemahlin, die heilige Elisabeth, starb 1231. Zu 107 (Bäßler, Die Gründung der Stadt Karlsruhe): Diese Gründung geschah im Jahre 1715. Zu 149 (Luther, Von der Stadt- und der Feldmaus): Sich er­ wägen bedeutet abwägen, sich überlegen, zweifelhaft sein; sie hatte sich ihres Lebens erwogen, also sie zweifelte an ihrem Leben. Zu 150 (Luther, Vom Kraniche und Wolfe): Geiziglich ist gierig, Kragen: Hals; muß sich erwägen, wie bei Nr. 149, muß in Zweifel sein, ob er nicht Undank verdient. Zu 152 (Mansfeld, Wettlauf): Man vgl. Grimm, Der Hase, und der Igel (Hessel, 5. Teil).

Erläuterungen.

Lebensabriß und Nachweis der Quellen.

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Zu 161 (Rosegger, Der Gansräuber): Stadl ist Schuppen;, ungeschaffenes Wort ist unhöfliches Wort. Zu 162 (Rosegger, Eine Geschichte vom Erzherzog Johann): Erzherzog Johann ist 1782 geboren, kämpfte gegen Napoleon, war 1849 deutscher Reichsverweser, lebte später meist in Steiermark, wo er 1859 gestorben ist. Wastl ist Abkürzung von Sebastian. Zu 164—166 (Schlez, Meister Hämmerlein): Meister Hämmer­ lein ist sonst volkstümliche Bezeichnung des Teufels oder auch eines Mannes, der mit Teufels Hilfe hexen kann. Zu 176 (Zeitz, Der bayrische Musketier): Pisang nannten die deutschen Soldaten 1870 die französischen Bauern statt paysan. Zu 193 (Die Nibelungen): 1. Erst spät ward aus dem Namen Santen (adsanctos, bei den Gräbern der Heiligen) die jetzige Benennung Xanten. 2. Lind ist das altdeutsche Wort für Schlange. 4. Zazamanker ist der Name eines orientalischen Gewebes, Assagaug ist auch ein orien­ talischer Name. 5. Eigenhold ist ein Untertan. 9. Mette (matutina) ist der Frühgottesdienst.

Lebensabriß der Verfasser und Nachweis der Quellen. A h l f e l d , Friedrich, geb. 1. November 1810 zu Mehringen (Pro­ vinz Sachsen), t 4. März 1884 zu Leipzig. Nr. 101 (abgedruckt aus" dem deutschen Spielmann, Bd. 16). v. Archenholz, Johann Wilhelm, geb. 3. September 1745 zu Danzig, t 28. Februar 1812 zu Oyendorf (Holstein). Nr. 102 (Ge­ schichte des siebenjährigen Krieges, 7. Aufl., herausgegeben von Pott­ horst, Berlin 1861; im Anfang etwas gekürzt). Arndt, Ernst Moritz, geb. 26. Dezember 1769 zu Schoritz auf Rügen, t 29. Januar 1860 zu Bonn. Nr. 1. 2. (Gedichte, Leipzig, 1840, Nr. 1 um 2 Strophen gekürzt.) Bäßler, Ferdinand, geb. 16. Januar 1816 zu Zeitz, t 3. Februar 1879 zu Pforta. Nr. 103—107 (Sagen aus der Geschichte des deutschen Volkes, Berlin, 1855). Bech stein, Ludwig, geb. 24. Nov. 1801 zu Weimar, t 4. Mar 1860 zu Meiningen. Nr. 4. 108 (Gedichte, Frankfurt a. M. 1836; Märchenbuch, Prachtausgabe, 5. Aufl., Leipzig, o. I. ein Satz geändert). B ö ck e l, Otto, geb. 5. Juli 1859 zu Frankfurt a. M., lebt in Michendorf i. d. Mark. Nr. 109. 110 (Dorfbilder aus Hessen und der Mark, 1908). Bornemann, Wilhelm, geb. 2. Februar 1776 zu Gardelegen (Altmark), t 23. Mai 1851 zu Berlin. Nr. 4 (Der Text ist seit 1816 vielfach umgestaltet). Bürger, Gottfried August, geb. 31. Dezember 1747 zu Molmer­ schwende am Harz, f 8. Juni 1794 zu Göttingen. Nr. 5 (Gedichte, Berlin, o. I.). Caspari, Karl Heinrich, geb. 16. Februar 1815 zu Eschau in Unterfranken, f 10. Mai 1861 zu München. Nr. 111—113 (Geistliches und Weltliches, 12. Aufl., Erlangen, 1880).

298

Lebensabriß der Verfasser und Nachweis der Quellen.

C o l s h o r n , Theodor, geb. 3. Januar 1821 zu Ribbesbüttel bei Lüneburg, t 1 September 1896 zu Hannover. Nr. 6 (Stühlen, Deutsche Feierklänge). Cornelius, Peter, geb. 24. Dezember 1824 zu Mainz, t 26. Oktober 1874 ebenda. Nr. 7 (Gedichte, Leipzig, 1905). Dieffenbach, Georg Christian, geb. 4. Dezember 1822 zu Schlitz in Hessen, f 13. Mai 1901 daselbst. Nr. 8 (Kinderlieber, Wies­ baden, 3. Ausl. o. I.). Eichendorfs, Joseph, geb. 10. März 1788 zu Lubowitz in Oberschlesien, t 26. November 1857 zu Neiße. Nr. 9 (Gedichte, 9. Ausl., Leipzig, 1875). E i n w a l d , August, geb. 8. April 1856 zu Heidelberg, lebt in Berlin. Nr. 114 (Zwanzig Jahre in Südafrika, 2. Ausl., Hannover 1909). Enslin, Karl, geb. 21. September 1819 zu Frankfurt a. M., t 24. Oktober 1875 daselbst. Nr. 10. 11. 115 (Lebenssrühling, 3. Aufl., Leipzig, 1859; Frankfurter Sagenbuch, Frankfurt a. M. 1856). Falke, Gustav, geb. 11. Januar 1853 zu Lübeck, lebt zu Horn­ bostel bei Hamburg. Nr. 12. 13 (Spielmann, Bd. 21; Neue Gedichte, Hamburg, 1907). F e ch n e r , Gustav Theodor (Mises), geb. 19. April 1809 zu GroßSärchen (Lausitz), f 18. November 1887 zu Leipzig. Nr. 14 (Mises: Gedichte, Leipzig, 1841). Fischer, Johann Georg, geb. 25. Oktober 1816 zu Groß-Lüßen (Württemberg), f 1897 zu Stuttgart. Nr. 15 (Stühlen, Deutsche Feier­ klänge). Fontane, Theodor, geb. 30. Dezember 1819 zu Neuruppin, t 24. Oktober 1898 zu Berlin. Nr. 16—19 (Gedichte, 4. Aufl., Berlin, 1892; Lachende Lieder, herausgegeben von Berstl, Leipzig, Voigtländer). G e r o k, Karl, geb. 30. Januar 1815 zu Baihingen (Württem­ berg), f 14. Januar 1890 zu Stuttgart. Nr. 20—22 (Deutsche Ostern, Stuttgart, o. I., Nr. 22 mit Weglassung von zwei Zeilen). Greif, Martin, geb. 18. Juni 1839 zu Speier, lebt in München. Nr. 23 (Deutsches Weihnachtsbuch. Hamburg-Großborstel, 1906). Brüder Grimm: 1. Jakob, geb. 4. Januar 1785 zu Hanau, t 20. November 1863 zu Berlin. 2. Wilhelm, geb. 24. Februar 1786 zu Hanau, t 16. Dezember 1859 zu Berlin. Nr. 116—121 (Kinder- und Hausmärchen, große Ausgabe, 18. Aufl. Berlin 1882; Deutsche Sagen, 2. Aufl., Berlin, 1865—66). Gude, Karl, geb. 28. Februar 1814 zu Hasserode (Harz), t 30. November 1898 zu Magdeburg. Nr. 122 (Erläuterungen deutscher Dichtungen. 5. Aufl., Leipzig, 1875, Bd. 3). Güll, Friedrich, geb. 1. April 1812 zu Ansbach, t 23. Dezember 1879 zu München. Nr. 24—26 (Kinderheimat, Gütersloh, 1875). Haas, Alfred, geb. 8. Juli 1860 zu Bergen auf Rügen, lebt zu Stettin. Nr. 123.124 (Rügensche Sagen u. Märchen. Stettin, 3. Aufl.). Haffter , Elias, geb. 13. Februar 1851 zu Weinselden (Schweiz), t 4. August 1909 zu Frauenfeld (Schweiz). Nr. 125 (Briefe aus dem fernen Osten. Frauenfeld, 1900, 6. Aufl.). Hagenbeck, Karl, geb. 10. Juni 1844 zu Hamburg, lebt in Stellingen bei Hamburg. Nr. 126—128 (Von Tieren und Menschen, Berlin, 1908). Hauff, Wilhelm, geb. 29. November 1802 zu Stuttgart, 118. No­ vember 1827 daselbst. Nr. 27 (Werke, 12 Bde. Berlin, o. I.).

Lebensabriß der Verfasser und Nachweis der Quellen.

299

Hebel, Johann Peter, geb. 10. Mai 1760 zu Basel, t 22. Sept. 1826 zu Schwetzingen. Nr. 129—135 (Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes, kritische Ausgabe von Behaghel, Berlin, Bd. 142 der Nationalliteratur). Hensel, Luise, geb. 30. März 1798 zu Linum (Brandenburg), t 18. Dezember 1876 zu Paderborn. Nr. 28. 29 (Lieder, 6. Aufl., Paderborn, 1887). Hey, Wilhelm, geb. 26. Mai 1789 zu Laucha bei Gotha, t 19. Mai 1854 zu Ichtershausen. Nr. 30 (Fabeln für Kinder, mit Anhang, Gotha, o. I.). Hofsmann von Fallersleben, August Heinrich, geb. 2. April 1798 zu Fallersleben, (Hannover) 119. Januar 1874 zu Corvey a. d. Weser. Nr. 31—37 (Kinderlieber. Erste vollständige Ausgabe, herausgegeben von Donop, Berlin, 1887). Hölty , Ludwig Heinrich Christoph, geb. 21. Dez. 1748 zu Mariensee bei Hannover, t 1- Sept. 1776 zu Hannover. Nr. 38 (Gedichte, herausgegeben von Halm, Leipzig, 1869). Jahnke, Hermann, geb. 20. Llpril 1845 zu Wintersfelde, t 1909 zu Pötzscha, Sachsen. Nr. 136.137 (Hohenzollern-Anekdoten, Stuttgart). Kilzer , Wilhelm, geb. 11. April 1799 zu Worms, 19. April 1864 zu Frankfurt a. M. Nr. 39 (Nach der Originalhandschrist des Dichters). Klee, Gotthold, geb. 17. Mai 1850 zu Dresden, lebt in Bautzen. Nr. 138. 139. (Friedrich der Große, Leipzig, 1903). Kletke, Hermann, geb. 13. März 1813 zu Breslau, 12. Mai 1886 daselbst. Nr. 40. 41 (Kinderlieber, Gesamtausgabe, Berlin, o. I.). K o p i s ch , August, geb. 26. Mai 1799 zu Breslau, t 6. Februar 1853 zu Berlin. Nr. 42—46 (Werke, Bd. 1, Berlin, 1856). Körner, Karl Theodor, geb. 23. September 1791 zu Dresden, t 26. August 1813 bei Gadebusch (Mecklenburg). Nr. 47 (Werke, Berlin, 1885, Bd. 1). Kr um macher, Friedrich Adolf, geb. 13. Juli 1767 zu Tecklen­ burg, f 4. April 1845 zu Bremen. Nr. 48 (Festbüchlein, Essen, 1846, Bd. 1, um eine Strophe gekürzt). Kugler, Franz, geb. 19. Januar 1808 zu Stettin, t 18. März 1858 zu Berlin. Nr. 140—143 (Geschichte Friedrichs des Großen, 5. Aufl., Leipzig, 1903). Lichtenberger, Franz, geb.31.August 1881 zu Ahrensfelde, lebt zu Magdeburg. Nr. 144 (Allerlei vom Leben der Pflanzen, Köln, o. I.). L i n n i g , Franz, geb. 24. November 1832 zu Agidienberg bei Königswinter, lebt zu Koblenz. Nr. 145. 146 (Deutsches Lesebuch, 1. Teil, 7. Aufl., Paderborn, 1885). Löwen st ein, Rudolf, geb. 20. Februar 1819 zu Breslau, t 5. Januar 1891 zu Berlin. Nr. 49—52 (Kindergarten, 5. Aufl., Berlin, o. I. Nr. 51 um 2 Zeilen gekürzt; Kindergedanken, ebenda, Nr. 49, 3). Luther, Martin, geb. 10. November 1483 zu Eisleben, 118. Fe­ bruar 1546 daselbst. Nr. 147—150 (Werke, Erlangen, 1826—55, Bd. 64). Mansfeld, Alfred, geb 14. März 1870 zu Teschen (Böhmen), lebt in Kamerun. Nr. 151. 152 (Urwald-Dokumente, Berlin, Reimer). Meißner, August Gottlieb, geb. 3. November 1753 zu Bautzen, t 18. Februar 1807 zu Fulda. Nr. 153—156 (Äsopische Fabeln für die Jugend, Dresden, o. I.). M ö r i k e , Eduard, geb. 8. Sept. 1804 zu Ludwigsburg, f 4. Juni 1875 zu Stuttgart. Nr. 53. 54 (Gedichte, 12. Aufl., Stuttgart, 1897). Hessel, Lesebuch 3.

10. 91.

M. 20

300

Lebensabriß der Verfasser und Nachweis der Quellen.

Müller, Wilhelm, geb. 2. Dezember 1820 zu Gingen, Württem­ berg, 11892 zu Ravensburg. Nr. 157 (Fürst Bismarck, Stuttgart, 1890). Müller, Wolfgang, geb. 5. März 1815 zu Königswinter, f 29. Juni 1893 zu Neuenahr. Nr. 55 (Lorelei, Rheinisches Sagenbuch, 4. Aufl., Leipzig, 1873). Pfeffel, Gottlieb Konrad, geb. 28. Juni 1736 zu Kolmar (Elsaß), f 1. Mai 1809 daselbst. Nr. 56 (Fabeln und poetische Erzäh­ lungen, Stuttgart, 1840, Bd. 1). Reinheimer, Sophie, geb. 20. Juli 1874 zu Brüssel, lebt in Frankfurt a. M. Nr. 158 (Von Sonne, Regen, Schnee und Wind, Berlin, 1907.) Reinick, Robert, geb. 22. Februar 1805 zu Danzig, t 7. Februar 1852 zu Dresden. Nr. 57—62. 159. 160. (Musenalmanach für 1837, herausgegeben von Chamisso; Märchen-, Lieder- und Geschichtenbuch. 7. Aufl., Bielefeld, 1884. ABC-Buch. 4. Ausl., Leipzig, 1876). Rosegger, Peter, geb. 31. Juli 1843 zu Alpel (Steiermark), lebt zu Graz. Nr. 161. 162 (Spaziergänge in die Heimat. Wien, 1894; Meine Ferien, Wien, 1883). Rückert, Friedrich, geb. 16. Mai 1788 zu Schweinfurt, t 31. Ja­ nuar 1866 zu Neuseß bei Koburg. Nr. 63—66 (Gedichte. 6 Bde., 3. Aufl., Erlangen, 1838; Neue Auswahl, 22. Aufl., Frankfurt a. M., 1886). vonSallet, Friedrich, geb. 20. April 1812 zu Neiße, t 21. Fe­ bruar 1843 zu Reichau (Schlesien). Nr. 67. 68 (Gedichte, Königsberg, 1843). Scharrelmann, Heinrich, geb. 3. September 1875 zu Bremen, lebt in Kreßbronn am Bodensee. Nr. 163 (Goldene Heimat, Hamburg, 1908). von Schiller, Friedrich, geb. 10. November 1759 zu Marbach am Neckar, f 9. Mai 1805 zu Weimar. Nr. 69 (Werke, herausgegeben von Boxberger, Kürschners Nationalliteratur, Bd. 2). S ch l e z , Ferdinand, geb. 27. Juni 1759 zu Ippesheim (Franken), t 7. September 1839 zu Schlitz (Oberhessen). Nr. 164—166 (Der Denkfreund. 5. Aufl., Gießen, 1820). von Schmid, Christoph, geb. 15. August 1768 zu Dinkelsbühl, t 3. September 1854 zu Augsburg. Nr. 70 (Blüten, 2. Aufl., Landshut, Krüll, 1826). Seidel, Heinrich, geb. 25. Juni 1842 zu Perlin (Mecklenburg), t 7. November 1906 zu Groß-Lichterfelde. Nr. 71. 72. 167. 168 (Wolffs Poetischer Hausschatz, Leipzig, Der Spielmann, Bd. 22; Naturbilder, herausgegeben von Wolfgang Seidel, Leipzig, 1909). Simtod, Karl, geb. 18. August 1802 zu Bonn, t 18. Juli 1876 daselbst. Nr. 73 (Rheinsagen, 10. Aufl., Bonn, 1891). Stöber, Adolf, geb. 7. Juli 1810 zu Straßburg (Elsaß) t 8. November 1892 zu Mülhausen (Elsaß). Nr. 74 (Gedichte* Hannover, 1845). » Sturm, August, geb. 14. Januar 1852 zu Göschütz bei Schleiz, lebt in Naumburg. Nr. 79 (Wolffs Poetischer Hausschatz, Leipzig). Sturm, Julius, geb. 21. Juli 1816 zu Köstritz (Reuß), t 2. Mai 1896 daselbst. Nr. 75—78 (Gedichte, Leipzig, 1850). Sutermeister, Otto, geb. 27. Sept. 1832 zu Zufingen (Schweiz), f 19. August 1901 zu Aarau. Nr. 80. 81 (Frisch und Fromm, Zürich, 1907.)

Lebensabriß der Verfasser und Nachweis der Quellen.

301

Trojan, Johannes, geb. 14. Aug. 1837 zu Danzig, lebt zu Warnemünde (Mecklenburg) Nr. 82—85. 169—171 (Gedichte, Leipzig, 1883; Hundert Kinderlieber, Berlin, 1899; kleine Bilder, Minden, 1886; Für gewöhnliche Leute, Berlin 1893). Uhland, Ludwig, geb. 26. April 1787 zu Tübingen, f 13. No­ vember 1862 daselbst. Nr. 86—92 (Gedichte, Stuttgart, o. I.). vonUnruh, Konrad, geb. 1842 zu Gumbinnen, lebt in Thürin­ gen. Nr. 172. 173 (Leben mit den Tieren, Stuttgart, o. I.). Vogl, Johann Nepomuk, geb. 1. Februar 1802 zu Wien, t 16. November 1866 daselbst. Nr. 93 (Balladen, Romanzen, Sagen und Legenden, 3. Aufl., Wien, 1851). Volz, Waller, geb. 17. Dezember 1875 zu Wynau (Schweiz), erschossen 2. April 1907 zu Bussamai in Westafrika. Nr. 174 (Reise­ erinnerungen aus Ostasien, Bern, Franke, 1909). Wolf, Johann Wilhelm, geb. 23. April 1817 zu Köln, f 29. Juni 1855 zu Hofheim (Hessen). Nr. 175. Zeitz, Karl, geb. 26. Oktober 1844 zu Bad Salzungen (SachsenMeiningen), lebt in Meiningen. Nr. 176—178 (Kriegserinnerungen eines Feldzugsfreiwilligen aus den Jahren 1870 und 1871, Altenburg, 1905; kleine Änderungen mit ausdrücklicher Zustimmung des Verfassers). Deutschland (Landschaft und Sage), Nr. 179—184; 186—188 von K. H. erzählt, Nr. 185 aus: Geschichten aus Schwaben, Stuttgart. K o l o n i a l b i l d e r. Nr. 189. 190 aus: Bilder aus den deut­ schen Kolonien, Essen, 1908. Rätsel; Sprichwörter. Nr. 191 volkstümlich, Nr. 192 meist aus Simrocks Sprichwörterbuch. Heldensagen. Nr. 193, 194, 196—200 von K. H. erzählt, in Nr. 195 sind die Arbeiten des Herkules aus Niebuhr, Heroengeschichten, Nr. 197, 2 und 3 aus Beckers Weltgeschichte.

302

Inhalt I.

Inhalt I. Gedichte sind durch * bezeichnet.

A. Anordnung nach dem Inhalt. 1. Häusliches Leben. Feste. Seite *31. H o f f rn a n n, Wiegenlied........................................................... 33 *53. Mörike, Mausfallensprüchlein .............................................. 50 *54. „ Unser Fritz............................................................................50 *79. A. Sturm, Der kluge Peter.................................................... 76 *97. Spinnerlied........................................................................................ 90 164—166. Schlez, Meister Härnmerlein.........................................186 *7. *23. *70. *85. 104. 119. *30. *8. *48. 110. *59. *86. *39. *69. 162. *94. 161.

Cornelius, Die Hirten...................................................... 5 Greif, Weihnachten....................................................................25 Schmid, Die Kinder bei der Krippe...................................... 69 Trojan, Ein frohes Fest........................................................... 81 Baßler, Wittekinds Taufe.......................................................96 Grimm, Radbot läßt sich nicht taufen................................ 128 Hey, Neujahr................................................................................ 32 Dieffenbach, Der Osterhas .......................................... 8 Krummacher, Sonntagslied imSommer ........................ 45 Böckel, Der Erntekranz......................................................... 111 Reinick, Sonntags am Rhein ...............................................56 Uhland, Schäfers Sonntagslied ....................................... 82 Kilzer, Das Kirchlein............................................................... 38 Schiller, Zum Geburtstag ................................................... 67 Rosegger, Geschichte vom Erzherzog Johann .... 181 Vogelhochzeit....................................................................................98 Rosegger, Der Gansräuber................................................. 177

*80. 101. 113. 116. 129. 130. 132. 159. 163. 171. 192. *100.

2. Weisheit. Gottvertrauen. Sutermeister, Schulze Hoppe...........................................77 Ahlfeld, Zwei vom alten Schlag...........................................94 Caspari, Ehrlichkeit..................................................................114 Grimm, Das Hirtenbüblein ................................................. 118 Hebel, Kindesdank ..................................................................139 „ Einer oder der andere .............................................140 „ Der Herr Stadtrichter..................................................143 Reinick, Der Pfennig............................................................. 173 Scharrelmann, Auf der Elektrischen................................ 183 Trojan, Die Wichtelmännchen............................................. 199 Sprichwörter..................................................................................233 Inschriften an Haus und Gerät...................................................92

♦1. Arndt, Morgengebet................................................. *9. Eichendorff, Gottes Segen..............................................

1 9

303 Seite Körner, Zur Nacht................................................................. 45 I. Sturm, Gebet für Kaiser und Reich..............................75 Uhland, Die Kapelle............................................................. 82 „ Schäfers Sonntagslied .............................................. 82 Reinick, Der Dieb ...............................................................175 Inhalt I.

*47. *78. *87. ♦86. 160.

8. Deutsche Geschichte und Sage. *20. Gerok, Wie Kaiser Karl Schulvisitation hielt..................... 21 *21. „ Wie Kaiser Karl schreiben lernte..................................22 *93. Vogl, Heinrich der Vogler...................................................... 87 ♦67. Sallet, Der Derfflinger........................................................... 65 140—142. Kugler, Aus Friedrichs d. Gr. Kinderjahren . . 151 143. „ Nach der Schlacht bei Kollin........................................ 154 138. 139. Klee, Zwei Geschichten von Friedrichd. Gr. . . . 150 *6. Colshorn, Remteremtemtem......................................... 5 102. Archenholz, Der gefangene Husar......................................94 113. Caspari, Ehrlichkeit.................................................................114 *17. Fontane, Der alte Zielen.......................................................17 *68. Sallet, Zieten........................................................................... 66 ♦18. Fontane, Seydlitz................................................................... 18 *15. Fischer, Der alte Fritz auf Sanssouci.................................. 14 135. Hebel, Der Kommandant und die Jägerin Hersfeld . 146 *66. Rückert, Auf die Schlacht an der Katzbach..........................64 ♦46. Kopisch, Blücher am Rhein.................................................. 44 ♦75. I. Sturm, Belle-Alliance ...................................................... 73 *76. „ Ein Kunststück...............................................................74 157. W. Müller, König Wilhelm I. und Bismarck....................169 176—78. Zeitz, Heiteres aus dem Feldzug 1870 und 71. . . 207 ♦22. Gerok, Des deutschen Knaben Tischgebet............................ 23 *19. Fontane, Berliner Republikaner........................................ 20 137. Jahnke, Die Gans in Audienz...........................................149

193. *89. *90. 145. 146. 119. 103. 104. 115. 179. *73. 111. 120. ♦91. *55. *65. 121. *3. 106. *92.

Die Nibelungen........................................................................... 235 Uhland, Das Schwert............................................................. 83 „ Siegfrieds Schwert.................................................. 84 Sinnig, Gudrun...................................................................... 159 „ Wieland der Schmied.............................................. 162 Grimm, Radbot läßt sich nicht taufen................................. 128 Bäßler, Pipins Kraftprobe .................................................... 95 „ Wittekinds Taufe.........................................................96 Enslin, Frankfurts Gründung............................................ 117 Die Gründung Aachens ............................................................ 211 Simrock, Die Schule der Stutzer.......................................... 72 Caspari, Willegis ................................................................. 112 Grimm, Die Weiber von Weinsberg................................129 Uhland, Schwäbische Kunde.................................................. 84 W. Müller, Wikher...................................................................52 Rückert, Barbarossa................................................................... 64 Grimm, Friedrich Rotbart auf dem Kysshäuser .... 120 Bech stein, Landgraf Ludwig und der Löwe................ 2 Bäßler , Wie Landgraf Ludwig eines Krämers Geselle wird 100 Uhland, Graf Eberhards Weißdorn...................................... 86

304

Inhalt I.

180. 112. *72. 181. 182. 107. 136. *45. 183. 184. *16. 185. *44. ♦43.

Seite Der Edelstein in der brandenburgischen Krone ................... 212 Caspari, Die Hussiten vor Naumburg ............................113 Seidel, Die Träume...............................................................70 Der Todeswürfel ..................................................................... 213 Das Reiterstandbild des Großen Kurfürsten in Berlin . . 213 Bäßler, Die Gründung der Stadt Karlsruhe .... 102 Jahnke, Höger rup ............................................................. 148 Kopisch, Friedrichs II. Kutscher.............................................. 43 Das Hails mit den Schafsköpfen in Berlin........................... 214 Der Türträger in der Wallstraße in Berlin........................... 215 Fontane, Herr von Ribbeck auf Ribbeck.............................. 15 Die Faulheitsprobe .....................................................................216 Kopisch, Der Schneiderjunge von Krippstedt..................... 41 „ Die Zwerge auf dem Baum...................................... 40

194. 195. 196. 197. 198. 199. 200.

4. Geschichte und Sagen anderer Bölter. Die Götter der Griechen.............................................................251 Herkules..............................................................................................257 Dädalus und Ikarus.....................................................................264 Aus der Sage von Troja............................................................ 267 Odysseus......................................................................................... 273 Äneas..............................................................................................291 Die Gründung Roms.................................................................293

*77. 109. HO. 186. 187. 188. *59.

5. Deutsches Land und Volk. I. Sturm, Mein Vaterland.................................................. 75 B öckel, Die alte Linde............................................................ 109 „ Der Erntekranz.........................................................111 Ein Spaziergang unter den Linden in Berlin....................... 216 Frankfurt am Main.....................................................................219 Rheinfahrt von Mainz bis Köln................................................ 221 Reinick, Sonntags am Rhein .............................................. 56

6. Das übrige Europa. 122. Gude, Der Geißbub................................................................. 130

125. 174. 114. 126. 151. 189. 190.

7. Fremde Erdteile. Haffter, Aus Kioto in Japan............................................ 133 Volz, Vom Flußadler (Märchen aus Sumatra) .... 203 Einwald, Heuschreckenplage in Südafrika........................115 Hagenbeck, Tierkarawane in Afrika....................................136 152. Mansfeld, Zwei Märchen a. d. Urwald v. Afrika 165 Erster Schulanfang in Bamum................................................ 223 Lagerleben in Deutsch-Ostafrika................................................ 227

8. Dierleben und Pflanzenleben. 126. Hagenbeck, Tierkarawane in Afrika................................ 136 127. „ Der geduldige Löwe.............................................. 137 128. „ Gedächtnis der Raubtiere..................................... 138

Inhalt I.

305 Seite

*3. *4. ♦24. ♦56. 173. ♦84. ♦96. *53. ♦11. ♦14. ♦64. *25. *54. ♦95. ♦94. 167. 168. 172. *35. 123. 124. 114. 169. *28.

Bechstein, Landgraf Ludwig und der Löwe................. 2 Bornenran, Jägerlied.......................................................... 3 Güll, Der Jäger und der Fuchs .......................................... 25 Pfeffel, Die zwei Hunde.......................................................53 von Unruh, Pflichttreue der Pferde................................201 Trojan, Hafenleben................................................................... 81 Die beiden Hasen...........................................................................90 Mörike, Mausfallensprüchlein ..............................................50 Enslin, Hahnenrus............................................................. 9 Fechner, Die vier Hühnchen................................................... 13 Rückert, Des Hahn Gockels Leichenbegängnis...................... 63 Güll, Spatzenausflug ............................................................... 26 Mörike, Unser Fritz................................................................... 50 Der beste Vogel..............................................................................89 Bogelhochzeit....................................................................................88 Seidel, Das Goldhähnchen ................................................. 189 „ Der Zaunkönig......................................................... 191 von Unruh, Der Storch mit dem merkwürdigen Schnabel 200 Hoffmann, Der Laubfrosch................................................... 35 Haas, Die Steinbutte............................................................. 132 „ Der Stör..........................................................................133 Einwald, Heuschreckenplage in Südafrika........................ 115 Trojan, Das Abenteuer im Walde.................................... 193 Hensel, Lobet den Herrn, alle Werke des Herrn ... 30

*41. ♦16. 109. HO. *42. ♦80. *57. ♦92. 144. ♦82. 170. ♦74. ♦60.

Kletke, Der Apfelbaum........................................................... 40 Fontane, Herr von Ribbeck...................................................15 B öckel, Die alte Linde............................................................. 109 „ Der Erntekranz.......................................................... 110 Kopisch, Die Roggenmuhme.................................................. 40 Sutermeister, Schulze Hoppe macht das Wetter 77 Reinick, Frühlingsglocken .......................................................55 Uhland, Graf Eberhards Weißdorn...................................... 86 Lichtenberger, Die Weiden blühen ............................ 155 Trojan, Der Dornbusch........................................................... 80 „ Linsen-Unkraut........................................................... 197 Stöber, Frühlingsgefahren.......................................................73 Reinick, Wunderliches Spiel...................................................57 Man vergleiche auch die Fabeln (Nr. 10).

Leben der Erde. Jahreszeiten. Tageszeiten. 155. Meißner, Sonne und Wind.................................................168 *58. Reinick, Juchhe............................................................................56 ♦40. Kletke, Die Jahreszeiten .................................................. 39 ♦12. Falke, Die Sorglichen............................................................... 11 ♦36. Hoffmann, Sommer und Winter...................................... 36 *57. Reinick, Frühlingsglocken...........................................................55 *38. Hölty, Frühlingslied................................................................... 38 *32-^34. Hoffmann, Frühlingslieder.......................................... 33 ♦74. Stöber, Frühlingsgefahren................................................... 73 ♦50. Löwenstein, April................................................................... 47 *51. „ Juni....................................................................48 ♦48. Krumma ch er , Sonntagslied im Sommer ...................... 45

306 *61. 158. *29. *10. *37. *52. ♦83. ♦1. ♦9. *47. ♦71.

Inhalt I. Seite Reinick, Der Herbst................................................................... 58 Reinheimer, Der Herbstwind geht aus Reisen . . . 170 Hensel, Schneelust....................................................................31 Enslin, Schlittschuhlauf...................................................... 9 Hoffmann, Der Eislauf....................................................... 37 Löwenstein, Schlittenfahrt................................................... 49 Trojan, Der Wunderbaum ...................................................80 Arndt, Morgengebet............................................................... 1 Eichendorff, Gottes Segen .......................................... 9 Körner, Zur Nacht....................................................................45 Seidel, Laternenlied....................................................................70

B. Anordnung nach der Form.

Lehrhaftes (Didaktisches). 10. Fabel. Parabel. Spruch. Rätsel. 147—150. Luther, Vier Fabeln..................................................... 163 153—156. Meißner, Vier Fabeln................................................. 168 *56. Pfesfel, Die zwei Hunde.......................................................53 192. Sprichwörter..................................................................................233 ♦100. Inschriften auf Haus und Gerät...................................................92 *26. Güll, Rätsel ................................................................................ 27 ♦49. Löwenstein, Rätsel................................................................47 *81. Sutermeister, Neckfragen................................................... 77 ♦98. 99. Rätsel ............................ 91 191. Rätsel...................................................................................................231

Erzählendes (Episches). *63. 108. 116. 117. 118. 175. 123, 151, 174.

11. Märchen. Rückert, Der Spielmann .......................................................61 Bech stein, Tischchen deck dich .............................................103 Grimm, Das Hirtenbüblein ................................................. 118 „ Dornröschen.............................................................. 119 „ Der Frieder und das Katherlieschen .... 123 Wolf, Der Traum des Wolfes.............................................204 124. Haas, Zwei Fischmärchen (Steinbutt, Stör) . . . 132 152. Mansfeld, Zwei Märchen a. d. Urwald v. Afrika 165 Volz, Bom Flußadler (Märchen aus Sumatra) .... 203 12. Sage. Legende. Hierher gehören die Stücke unter Nr. 3 und 4.

18. Erzählungen, ernste und heitere, in Poesie und Prosa. *2. Arndt, Ballade....................................................................... 2 *5. Bürger, Die Schatzgräber.................................................. 5 *13. Falke, Was haben denn wir Schneider für Gewicht . . 12 *54. Mörike, Unser Fritz................................................................... 50 *80. Sutermeister, Schulze Hoppe macht das Wetter . . 77 101. Ahlfeld, Zwei vom alten Schlag.......................................... 94 113. Caspari, Ehrlichkeit................................................................. 114

307 Seite 129—135. Hebel, Erzählungen ..................................................... 139 159. Reinick, Der Pfennig............................................................. 173 160. „ Der Dieb...................................................................... 175 161. Rosegger, Der Gansräuber................................................. 177 162. „ Geschichte vom. Erzherzog Johann ... 181 164—166. S ch l e z, Meister Hämmerlein.........................................186

Inhalt I.

Hierher gehören auch viele der Erzählungen aus derMeltgeschichte und viele Sagen (Nr. 3 und 4).

14. Schilderung und Beschreibung. 109. Böckel, Die alte Linde............................................................. 109 110. „ Der Erntekranz............................................................. 111 122. Gude, Der Geißbub..................................................................130 158. Reinheimer, Der Herbstwind geht auf Reisen . . . 170 Hierher gehören auch die meisten Darstellungen aus Erdkunde und Naturkunde (Nr. 5 bis 9).

Gefühle und Gedanken (Lyrisches). 15. Lied.

Volkslied.

Geistliches Lied.

*4. Borne mann, Jägerlied .................................................. 3 *7. Cornelius, Die Hirten...................................................... 7 *27. Hauff, Reiters Morgengesang . ...........................................29 *28. Hensel, Lobet den Herrn.......................................................30 *31—37. Hoffmann, Kinderlieder.............................................. 33 *38. Hölty, Frühlingslied................................................................... 38 *47. Körner, Zur Nacht................................................................... 45 *48. Krummacher, Sonntagslied im Sommer ......................45 *71. Seidel, Laternenlied................................................................... 70 *77. Sturm, Mein Vaterland........................................................... 75 *78. „ Gebet für Kaiser und Reich...................................... 75 *86. Uhland, Schäfers Sonntagslied ...........................................82 *88. „ Des Knaben Berglied.......................................... 82 *97. Spinnerlied........................................................................................90

Handlung (Dramatisches). 1®. Gespräch. *36.

*64. 136. 144. 171. ♦14.

*25. *51. *53.

*60. *61. *69.

Selbstgespräch.

Hoffmann, Sommer und Winter..................................... 36 Rückert, Des Hahn Gockels Leichenbegängnis .... 63 Jahnke, Höger rup................................................................ 148 Lichtenberger, Die Weidenblühen................................. 155 Trojan, Die Wichtelmännchen............................................199 Fechner, Die vier Hühnchen..................................................13 Güll, Spatzenausflug............ ......................................................26 Löwenstein, Juni...................................................................48 Mörike, Mausfallensprüchlein ............................................. 50 Reinick, Wunderliches Spiel..................................................... 57 „ Der Herbst.................................................................... 58 Schiller, Zum Geburtstag ................................................... 67

308

Inhalt n.

Inhalt II. Erste Abteilung:

Gedichte. Arndt:

Seite

1. Morgengebet........................................................................... 1 2. Ballade ................................................................................... 2 Bechstein: 3. Landgraf Ludwig und der Löwe....................................... 2 Bornemann: 4. Jägerlied................................................................................... 3 Bürger: 5. Die Schatzgräber...................................................................... 5 Cosshorn: 6. Remteremteremtemtem........................................................... 5 Cornelius: 7. Die Hirten............................................................................... 7 Dieffenbach: 3. Der OsterhaS . . . /............................................................. 8 Eichendorff: 9. Gottes Segen.......................................................................... 9 EnSlin: 10. Schlittschuhlauf....................................................................... 9 11. Hahnenruf.............................................................................. 9 Falke: 12. Die Sorglichen............................................................................11 13. Was haben denn wir Schneider auch groß für ein Gewicht 12 Fechner: 14. Die vier Hühnchen....................................................................... 13 Fischer: 15. Der alte Fritz auf Sanssouci....................................................14 Fontane: 16. Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland........................ 15 17. Der alte Zieten........................................................................... 17 18 Herr Seydlitz auf dem Falben................................................ 18 19. Berliner Republikaner............................................................... 20 Gerok: 20. Wie Kaiser Karl Schulvisitation hielt.................................... 21 21. Wie Kaiser Karl schreiben lernte................................................22 22. DeS deutschen Knaben Tischgebet............................................ 23 Greif: 23. Weihnachten...................................................................................25 (Söll: 24. Der Jäger und der Fuchs........................................................ 25 25. Spatzenausflug............................................................................ 26 26. Rätsel............................................................................................27

Inhalt II.

309 Seile

Hauff: 27. Reiters Morgengesang...............................................................29 Hensel: 28. Lobet den Herrn, all ihr Werke des Herrn!........................ 30 29. Schneelust...................................................................................... 31 Sey: 30. Neujahr..........................................................................................32 Hoffmann: 31. Wiegenlied...................................................................................33 32. FrühlingSlied...............................................................................33 33. O, wie freun wir uns l........................................................... 34 34. Dann ist der Frühlingda!..........................................................34 35. Der Laubfrosch........................................................................... 35 36. Sommer und Winter............................................................... 36 37. Der Eislauf..................................................................................37 Hölty: 38. FrühlingSlied.......................................................... 38 Kilzer: 39. DaS Kirchlein............................................................................... 38 Kletke: 40. Die Jahreszeiten ......................................................................39 41. Der Apfelbaum.......................................................................... 40 Kopisch: 42. Die Roggenmuhme......................................................................40 43. Die Zwerge auf demBaum.....................................................40 44. Der SchneiderjungevonKrippstedt........................................... 41 45. Friedrichs des Zweiten Kutscher................................................43 46. Blücher am Rhein.......................................................................44 Körner: 47. Zur Nacht .................................................................................. 45 Krummacher: 48. Sonntagslied im Sommer........................................................45 Löwen st ein: 49. Rätsel...........................................................................................47 50. April.............................................................................................. 47 51. Juni.............................................................................................. 48 52. Schlittenfahrt.............................................................................. 49 Mörike: 53. MauSfallen-Sprüchlein.............................................................. 50 54. Unser Fritz..................................................................................... 50 Müller: 55. Wikher......................................................................................... 52 Pfeffel: 56. Die zwei Hunde..........................................................................53 Reinick: 57. Frühlingsglocken..........................................................................55 58. Juchhe ......................................................................................... 56 59. Sonntags am Rhein.................................................................. 56 60. Wunderliches Spiel...................................................................... 57 61. Der Herbst. . . .......................................................................... 58 62. Der Strom................................................................................. 59

310

Inhalt II. Seite

63. 64. 65. 66.

67. 68. 69.

70. 71. 72. 73. 74.

75. 76. 77. 78. 79.

80. 81. 82. 83. 84. 85. 86. 87. 88. 89. 90. 91. 92.

93. 94. 95. 96. 97. 98. 99. 100.

Rückert: Der Spielmann................................................................................ 61 Des Hahn GockelsLeichenbegängnis............................................ 63 Barbarossa............................................................................................ 64 Auf die Schlacht an derKatzbach................................................. 64 Sollet: Der Derfflinger................................................................................ 65 Zieten..................................................................................................... 66 Schiller: Zum Geburtstage der Frau Kirchenrätin Griesbach ... 67 Schmid: Die Kinder bei der Krippe.......................................................... 69 Seidel: Laternenlied........................................................................................ 70 Die Träume........................................................................................ 70 Simrock: Die Schule der Stutzer....................................................................72 Stüber: Frühlingsgefahren............................................................................73 Sturm, Julius: Belle-Alliance....................................................................................73 Ein Kunststück....................................................................................74 Mein Vaterland............................................................................... 75 Gebet für Kaiser undReich............................................................. 75 Sturm, August: Der kluge Peter................................................................................ 76 Sutermeister: Der Schulze Hoppe macht das Wetter...................................... 77 Neckfragen und Antworten........................................................... 77 Trojan: Der Dornbusch.................................................................................... 80 Der Wunderbaum............................................................................. 80 tzasenleben.......................................................................................... 81 Ein froheS Fest................................................................................81 Uhland: Schäfers Sonntagslied................................................................... 82 Die Kapelle........................................................................................ 82 Des Knaben Berglied........................................................................82 Das Schwert....................................................................................83 Siegfrieds Schwert............................................................................ 84 Schwäbische Kunde.............................................................................84 Graf Eberhards Weißdorn............................................................86 Vogl: Heinrich der Vogler......................................................................... 87 Volkstümlich: Vogelhochzeit......................................................................................88 Der beste Vogel................................................................................. 89 Die beiden Hafen.............................................................................90 Spinnerlied..........................................................................................90 Rätsel um Rätsel.............................................................................91 Rätselfragen......................................................................................... 91 Inschriften an HauS und Gerät..................................................92

Inhalt II.

Zweite

311

Abteilung:

Prosa. 101.

102. 103. 104. 105. 106. 107. 108.

109. 110. 111. 112. 113. 114.

115. 116. 117. 118. 119. 120. 121. 122.

123. 124. 125. 126. 127. 128.

129. 130. 131. 132. 133.

Ahlfeld: Seite Zwei vom alten Schlag...............................................................94 Archenholz: Der gefangene Husar.................................................................... 94 Bätzler: PipinS Kraftprobe......................................................................... 95 Wittekinds Taufe......................................................................... 96 Der Ziegenhirt im Kyffhäufer.................................................... 97 Wie Landgraf Ludwig eines Krämers Geselle wird . . 100 Die Gründung der StadtKarlsruhe.......................................... 102 Bechftein: Tischlein deck dich, Esel streck dich, Knüppel aus dem Sack 103 Böckel: Die alte Linde............................................................................ 109 Der Erntekranz.............................................................................111 Caspari: WillegiS........................................................................................112 Die Hussiten vor Naumburg....................................................113 Ehrlichkeit....................................................................................... 114 Einwald: Heuschreckenplage in Südafrika.................................................. 115 Enslin: Frankfurts Gründung.................................................................. 117 Brüder Grimm: Das Hirtenbüblein........................................................................118 Dornröschen.................................................................................. 119 Der Frieder und das KatherlieSchen........................................ 123 Radbot läßt sich nicht taufen.................................................. 128 Die Weiber zu Weinsberg....................................................... 129 Friedrich Rotbartauf dem Kyffhäufer..................................... 129 Gude: Der Geißbub................................................................................. 130 HaaS: Die Steinbutte............................................................................ 132 Der Stör....................................................................................... 133 Haffter: Aus Kioto in Japan.................................................................. 133 Hagenbeck: Tierkarawane in Afrika............................................................. 136 Der geduldige Löwe.................................................................. 137 Das Gedächtnis der Raubtiere............................................. 138 Hebel: Kindesdank........................................................................................139 Einer oder der andere .............................................................140 Gute Geduld.................................................................................. 142 Der Herr Stadtrichter.................................................................. 143 Teures Späßlein....................................................................... 144

312

Inhalt II.

Seite Der listige Steiermärker.............................................................144 Der Kommandant und die Jäger in HerSfeld .... 146 Jahnke: 136. Höger rup.......................................................................................148 137. Die GanS in Audienz.................................................................. 149 Klee: 138. 139. Zwei Geschichten von Friedrich dem Großen . . . 150 Kugler: 140—142. Drei Geschichten a. Friedr. d. Gr. Kinderjahren . 151 143. Nach der Schlacht bei Kollin...................................................154 Lichtenberger: 144. Die Weiden blühen................................................................... 155 Linnig: 145. Gudrun............................................................................................. 159 146. Wieland der Schmied...................................................................162 Luther: 147. Vom Raben und Fuchse............................................................. 163 148. Vom Hahn und der Perle........................................................ 164 149. Von der Stadt- und derFeldmaus..........................................164 150. Vom Kranich und Wolfe.........................................................165 Mansfeld: 151. Tischlein deck dich — Knüppelaus demSack .... 165 152. Wettlauf zwischen Antilope undSchildkröte............................167 Meißner: 153. Die beiden Krebse........................................................................168 154. Die zwei Pflugschare...................................................................168 155. Sonne und Wind........................................................................168 156. Die Eiche und die Weide............................................................. 169 Müller: 157. König Wilhelm I. und Bismarck bei Königgrätz ... 169 Re i nh eimer: 158. Der Herbstwind geht auf Reisen............................................. 170 Reinick: 159. Der Pfennig...................................................................................173 160. Der Dieb........................................................................................175 Rosegger: 161. Der GanSräuber........................................................................ 177 162. Eine Geschichte vom Erzherzog Johann von Österreich . 181 Scharrelmann: 163. In der Elektrischen........................................................................183 Schlez: 164. Wie Meister Hämmerlein Gemeindeschmied wird . . . 186 165. Wie Meister Hämmerlein eine Türschwelle wegmeißelt . 187 166. Don Meister Hämmerleins Heirat........................................ 188 Seidel: 167. Das Goldhähnchen........................................................................189 168. Der Zaunkönig............................................................................. 191 Trojan: 169. Das Abenteuer im Walde.........................................................193 170. Linsenfeld-Unkraut imZimmer............................................... 197 171. Die Wichtelmännchen...................................................................199 134. 135.

Inhalt II.

313 Seite

v. Unruh: Der Storch mit dem merkwürdigen Schnabel .... 200 Pflichttreue der Pferde.........................................................201 Bolz: 174. Bom Flußadler....................................................................... 203 Wolf: 175. Der Traum des Wolfes........................................................ 204 Zeitz: 176. Der bayrische Musketier lernt Französisch................... 207 177. Der Sergeant bestellt Eier................................................ 207 178. Das Festmahl....................................................................209 Deutschland (Landschaft und Sage): 179. Die Gründung Aachens..................................................... 211 180. Der Edelstein in der brandenburgischen Krone.... 212 181. Der TodeSwürfel............................................................... 213 182. Das Reiter bild des Großen Kurfürsten zu Berlin . . . 213 183. DaS HauS mit den Schafsköpfen in Berlin................... 214 184. Der Türträger in der Wallstraße zu Berlin...................215 185. Die Faulheitsprobe zu Tübingen......................................... 210 186. Ein Spaziergang unter den Linden in Berlin i . . . 210 187. Frankfurt am Main............................................................. 219 188. Rheinfahrt von Mainz bis Köln..........................................221 Kolonialbilder: 189. Erster Schulanfang in Bamum.......................................... 223 190. Lagerleben in Deutsch-Ostafrika.......................................... 227 Volkstümliches: 191. Rätselfragen............................................................................ 231 192. Sprichwörter. . . ......................................................... 233 Heldensagen: 193. Die Nibelungen........................................................................235 194. Die Götter der Griechen.........................................................251 195. Herkules................................................................................. 257 196. DädaluS und Ikarus............................................................. 264 197 Aus der Sage von Troja....................................................267 198 Odysseus................................................................................. 273 199. ÄneaS...................................................................................... 291' 200. Sagen von der Gründung Roms..........................................293 172. 173.

Zu Nr. 119 (Grimm, Radbot läßt sich nicht taufen): Auf der letzten Zelle ist statt Manen zu lesen „Magen" (altdeutscher Ausdruck für Verwandte).

314

Anfangsworte der Gedichte.

Anfangsworte der Gedichte. Die Anfangsworte der Rätsel und Inschriften sind nicht angeführt. Seite

Seite

Abends, wenn es dunkel wird 70 Als Kaiser Karl zu Jahren . 22 Als Kaiser Karl zur Schule . 21 Als Kaiser Rotbart lobesam . 84 Als Karl der Fünfte .... 70 April, April..............................47 Auf den Wiesen...................... 48 Berliner Jungen...................... 20 Das ist der Tag des Herrn . 82 Das Kind ruht aus vom Spielen 9 Das war der Schulze Hoppe 77 Das war einmal ein Jubeltag. 23 Dem Land, wo meine Wiege . 75 Der alte Barbarossa .... 65 Der beste Vogel...................... 89 Der Blücher war so lahm . . 73 Der Dersflinger...................... 65 Der Engelsgruß...................... 81 Der große König...................... 66 Der Hahn hat mir heut ... 13 Der Has, der Has.................... 8 Der heilge Ludwig.................... 2 Der Jäger pirscht...................... 25 Der Laubfrosch.......................... 35 Der Peter saß.......................... 76 Der Riese sitzt am Brückenhaus 12 Der See ist zugefroren ... 37 Der Sonntag ist da.................. 45 Der Spielmann...................... 61 Der Vater Blücher.................. 74 Der Wintermann...................... 31 Des alten Fritz Leibkutscher . 43 Des Sonntags in der M. . . 66 Die Ähren nur noch nicken . . 33 Die Heere blieben........... 44 Die Lerche hoch................... 30 Die Luft ist blau................38 Die Nacht ist nun vergangen. 1 Die Schellen klingen .... 49 Die Spatzen schrein............26 Draußen auf dem Rain ... 80 Droben stehet die Kapelle . . 82 Ei, in diesen Frühlingstagen . 72 Ein Bäumlein grünt .... 25 Ein Haupt hast du dem Volk 75 Ein Junker hielt sich .... 53 Ein Kirchlein steht...................... 38

Ein neues Jahr...................... 32 Ein Winzer, der am Tode lag . 5 Es ist ein ungeheurer Baum . 80 Es wollt ein Vogel.................. 88 Fern von des Rheines.... 52 Gealtert war der alte Fritz . . 5 Graf Eberhard im Bart ... 86 Gute Nacht.................................. 45 Hallo, die Türen aufgetan . 58 Häschen sitzt int grünen Kraut 81 Herbei, heran............................ 9 Herr Heinrich sitzt...................... 87 Herr Seydlitz .......................... 18 Herr von Ribbeck...................... 15 Hirten wachen............................ 7 Ich bin vom Berg.................. 82 Ihr Kinderlein.......................... 69 Im Frühling, als der Märzwind 11 Im Hof auf dem Balken . . 9 Im Wald und auf der Heide 3 In Krippstedt.......................... 41 In solchem Staat .................. 72 Joachim Hans von Zieten . . 17 Jung Siegfried.......................... 84 Kleine Gäste..............................50 Laß stehn die Blumen ... 40 Lauf ich Sonntags.................. 57 Mach auf, Frau Griesbach. . 67 Morgenrot..................................29 Nehmt euch in acht.................. 65 Nun seht einmal den Apfelbaum 40 D Frühlingszeit...................... 39 O wie freun wir uns .... 34 Schneeglöckchen klingen ... 33 Schneeglöckchen tut läuten . . 55 So komm doch heraus ... 36 Sonst wimmelte das Haslital 40 Spinn, Mägdlein, spinn ... 90 Tief in waldgrüner Nacht . . 59 Und die Sonne machte ... 2 Unser Fritz richt seinen Schlag 50 Wenn die Lerch empor sich 34 Wer erschlug den Hahn Gockel 63 Wie ist doch die Erde .... 56 Zur Schmiede ging.................. 83 Zu Sanssouci.............................. 14 Zwischen Berg und tiefem Tal 90

Druck von Julius Beltz, Hofbuchdrucker, Langensalza.