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German Pages 88 [85] Year 1974
B u l l e t i n des A r b e i t s k r e l s e s "ZWEITER
WELTKRIEG" Nr. 3 1973
Der Kostenbeitrag für dieses Heft beträgt 2 . — M. Er ist einzuzahlen auf das Konto Nr. Stb. 6836-26-20392 Zentralinstitut für Geschichte der AdW der DDR bei der Staatsbank Berlin oder auf das Postscheckkonto 2400 Berlin über die Staatsbank Berlin
INTERNES ARBEITSMATERIAL Herausgeber: Akademie der Wissenschaften der DDR, Zentralinstitut für Geschichte, Wissenschaftsbereich Deutsche Geschichte 1917 - 1945, Abteilung 1933 - 194-5» 108 Berlin, Clara-Zetkin-Straße 26 Telefons 42 268 41 Verantwortlich für den Inhalt: Dr. sc. Gerhart Hass Redakteurs Ag700 DDR 1/3/16
Irmelin Küttner o,3
Inhalt:
1. Prof. Dr. Wolfgang Schumann Aspekte und Hintergründe der Handels- 'und Wirtschaftspolitik Hitlerdeutschlands gegenüber Jugoslawien 1933 bis 194-5
2. Dr. sc. Gerhart Hass Der Einfluß der freundschaftlichen Gefühle der Völker Jugoslawiens für die Sowjetunion auf die Entscheidungen der faschistischen Führung an Vorabend des Überfalls auf Jugoslawien
3. Enzo Collotti Istitito Nazionale per la Storia del Movimento di Liberazione in Italia, Milano Wirtschaftliche Eroberung und staatliche Zersplitterung Voraussetzungen und Folgen des faschistischen Uberfalls auf Jugoslawien
Die vorliegende Nummer des "Bulletin des Arbeitskreises Zweiter Weltkrieg" ist der Politik des deutschen Imperialismus gegenüber Jugoslawien gewidmet. Zu diesem Thema veranstaltete die Vereinigung der InS^i ktctz zum Studium der neuesten Geschichte der Völker und Völkerschaften Jugoslawiens und das Institut für neuere Geschichte in Belgrad vom 2. bis 4. Oktober 1973 ein Kolloquium. Daran beteiligten sich neben dien Historikern aller jugoslawischer Republiken als Gäste Wissenschaftler aus der UdSSR, den sozialistischen Ländern Bulgarien, Polen, R u mänien, Ungarn, der Tschechoslowakei und der DDR sowie aus Italien, Großbritannien und der BRD. Die umfangreichen Materialien des Kolloquiums - zumeist in serbo-kroatischer Sprache können v o n Interessenten im Wissenschaftsbereich Deutsche G e schichte 1917 - 19^5 des Zentralinstituts für Geschichte der AdW der DDR eingesehen werden. Aus diesen Material veröffentlichten wir nachfolgend zwei Referate der DDR-Delegation und eine gekürzte Fassung des Beitrages des italienischen Historikers E. Collotti.
Prof.Dr. Wolfgang Schumann Aspekte und Hintergründe der Handels- und Wirtschaftspolitik Hitlerdeutschlands gegenüber Jugoslawien 1933 bis 1945
Als der damalige Beichsminister des Auswärtigen, Konstantin Freiherr von Neuraht, am 7. April 1933 in einer Ministerbesprechung Bilanz der auswärtigen Situation der im Januar errichteten faschistische^ Diktatur zog, ging er von folgender Prämisse aus: "Territoriale Grenzrevisionen können erst dann angeschnitten werden, wenn Deutschland militärisch, politisch A
und finanziell erstarkt ist."
Außenpolitische Konflikte müßten
solange vermieden werden, bis das Begime sich konsolidiert habe. Neurath fuhr forts "Wir werden unsere politische Tätigkeit zunächst auf wirtschaftliche Fragen zu konzentrieren haben, um unter allen Umständen kriegerischen Verwicklungen zu entgehen, denen wir zur Zeit nicht gewachsen sind." Sine offizielle Erklärung, daß die Zielstellung der Politik Hitlerdeutschlands "ausschließlich auf wirtschaftliche und finanzielle Fragen gerichtet" sei, sollte die Auflösung jener Front erreichen, "die sich jetzt aus Besorgnis vor überraschen-
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den Aktionen Deutschlands"
zusammengeschlossen habe. Dazu
zählte Heurath auch den im Februar 1933 geschlossenen "Organisationspakt" der Kleinen Entente. Neurath vertrat zwar die Meinung, daß dieser Pakt wirtschaftlich kein Gewicht habe. Jedoch sei durch ihn der Einfluß Frankreichs auf die südosteuropäischen Länder wieder stärker geworden. Deshalb machte er folgenden Vor» schlag: "Wir müssen versuchen, Eumänien und Jugoslawien in wirtschaftlicher Hinsicht zu unterstützen, einmal, um politischen
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Einfluß zu gewinnen, und ferner, um dieses wichtige Absatzgebiet für unsere Ausfuhr zu erhalten."^ So vage die Südosteuropa-Konzeption in diesem frühen Stadium der faschistischen Außen- und Außenwirtschaftspolitik auch noch umrissen war, so begann sie 1933 keineswegs an einem Nullpunkt. Neurath formulierte im April 1933 nur mit anderen Worten, was der Vorsitzende des Reichsverbandes der deutschen Industrie, Carl Duisberg, im März 1931 ausgedrückt hatte, als er forderte, daß "das europäische Problem von der Südostecke 4 aus aufgerollt werden"
müsse.
Die von Neurath angegebene Richtung wurde wenige Monate später Kernpunkt des von Hjalmar Schacht inspirierten "Neuen Planes", der vorsah, mittels bilateraler Handelsabkommen vor allem mit den Ländern Südosteuropas und Lateinamerikas die Importe von Rüstungsrohstoffen zu steigern. Im Februar 1934 wurde ein solcher Vertrag mit Ungarn und im Mai mit Jugoslawien abgeschlossen. Das Auswärtige Amt kennzeichnete diese Abkommen als "Verträge besonderer Art"''. Über die rein handelsmäßige hätten sie auch beträchtliche politische Bedeutung, weil mit ihnen erreicht werden sollte, "für die deutsche Politik im Donauraum in Ungarn wie in Jugoslawien zwei Stützpunkte" zu schaffen. Die Konzentration der faschistischen Außen- und Wirtschaftspolitik in den ersten Jahren vordringlich auf Südosteuropa und ganz speziell auf Jugoslawien kommt in einer Aufzeichnung der Südost-Abteilang des Außenpolitischen Amtes der NSDAP vom 27. Oktober 1934 ganz besonders klar zum Ausdruck. Die Nazis gingen davon aus, daß "nicht allein die zentrale Lage" Jugoslawiens und nicht nur die Tatsache, daß "Jugoslawien an allen im Südosten abgeschlossenen Pakten maßgeblich beteiligt" sei,
Belgrad "zum wichtigsten Punkt" der deutschen Südostpolitik machen würde, sondern "ganz besonders die Stärke dieses Staates und seine Einstellung zu dem großen Gegenspieler deutscher Südostpolitik: Italien" . Deshalb sahen sie u.a. in folgenden Punkten die Zielstellung "einer aktiven deutschen Südostpolitik Jugoslawien gegenüber": "1.) Die Vertiefung des jugoslawischitalienischen Gegensatzes. Kur die Konsilidierung dieses Gegensatzes gibt Deutschland den in unserem Interesse liegenden machtpolitischen Ausgleich im Südosten... 2.) Die Abkühlung des Verhältnisses zu Frankreich muß, begonnen auf wirtschaftlichem, sich fortsetzen auf dem militärischen Gebiet. Eine Zusammenarbeit in den militärischen Dingen dürfte auf keinerlei Schwierigkeiten stoßen, da sowohl die personellen als auch die sachlichen Voraussetzungen dafür gegeben sind. Es muß auf diesem Wege erreicht werden, daß die hohen militärischen Kreise Jugoslawiens, die zum Teil noch stark unter französischem Einfluß stehen, dem deutschen Standpunkt nähergebracht werden... 3.) Die bereits begonnene wirtschaftliche Annäherung muß intensiviert werden... Wir müssen und können dem jugoslawischen Staat Abnahmegarantien für seine hauptsächlichen landwirtschaftlichen Produkte geben. Die wirtschaftliche Bindung muß derart sein, daß eine Umstellung Jugoslawiens auf andere Märkte erschwert, wenn möglich undurchführbar gemacht wird." Von den ersten Jahren der faschistischen Herrschaft an war also die außenpolitische Ebene aufs engste mit der militärischen und vor allem mit den wirtschaftspolitischen Belangen verknüpft. Wenn in der allgemein historischen und wirtschaftshistorischen Literatur von handels- und wirtschaftspolitischen Beziehungen die Rede ist, dann ist meist deren Ablauf in zwischen-
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staatlichen Bereich gemeint. Aber es ist sehr viel interessanter und bietet weit tiefere Einblicke in die wirklichen Zusammenhänge und die Machtstruktur der faschistischen Diktatur, wenn man sich mit den Institutionen aus dem Bereich der Industrie befaßt, die auf die Außenhandels- und Wirtschaftspolitik des Staates - in unserem Falle Hitlerdeutschlands - Einfluß genommen und sie größtenteils realisiert haben. Für die Expansionspolitik des deutschen Imperialismus gegenüber Südosteuropa und speziell Jugoslawien sollen hier der Mitteleuropäische Wirtschaftstag (MWT), der Südosteuropa-Ausschuß der IG Farbenindustrie AG, der Südostausschuß der Reichsgruppe Industrie und die Südosteuropa-Gesellschaft (SOEG) in Wien als beweiskräftige Beispiele angeführt werden. Sie waren die eigentlichen Träger und meist auch die Initiatoren der deutschen Wirtschaftspolitik in Südosteuropa in den Jahren 1933 bis 1945. Ohne sie wäre die Tätigkeit. z.B. der gegenseitigen Regierungskommissionen, des Reichswirtschaftsministeriums, des Auswärtigen Amtes, der Vierjahresplanbehörden und der faschistischen Parteiämter nicht möglich gewesen. +
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In den ersten Jahren der faschistischen Diktatur spielte insbesondere der Mitteleuropäische Wirtschaftstag eine bedeutungsvolle Mittlerrolle für die expansionistischen Absichten Hitlerdeutschlands gegenüber den südosteuropäischen Ländern. 1924 als Mitteleuropäischer Wirtsohaftsverein mit Sitz in Wien und mit Iiandesgruppen in Deutschland und Ungarn gegründet, wurde der Verein, auf Drängen der deutschen Gruppe, 1930/31 völlig umgestellt. Tilo Freiherr von Wilmowsky, Schwager von Gustav Krupp
und Vorsitzender des Aufsichtsrates der Friedrich Krupp AG übernahm den Vorsitz. Wie Wilmowsky im November 1938, in einem Vortrag diesen Vorgang rückblickend einschätzend, sagte, wurde damit "der deutschen Industrie ein ausschlaggebender Einfluß eingeräumt"'. Er umriß diejenigen industriellen Kreise, die auf diese Umwandlung hingearbeitet hatten, wie folgt: "die Q
Huhrindustrie, die chemische und die Elektroindustrie" , die sich "im MWT ein Außenhandels-Instrument zu verschaffen" suchten. Die ersten Bemühungen, die, nach Wilmowsky, die neue Leitung des MWT unternahm, richteten sich darauf, "bei der deutschen Regierung das Verständnis für eine einheitliche Behandlung des mitteleuropäischen Raumes zu wecken"^. In den folgenden Jahren entwickelte sich der MWT unter dem zunehmenden Einfluß der einflußreichsten Konzerne der Schwerindustrie, aber hauptsächlich der IG Farbenindustrie und der Deutschen Bank zu einem brauchbaren Instrument des indirekten und direkten wirtschaftlichen und politischen Eindringens in die Länder des Balkans. Im März 194-1 gehörten ihm 84 Industrieunternehmen,
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Banken, Verbände, Vereine, Institute und Kammern an. Bereits im März und April 1933 verhandelte die Geschäftsführung des MWT mit maßgebenden Funktionären der NSDAP. In einem Rundschreiben an die Mitglieder hieß es dazu: "Wir konnten feststellen, daß nunmehr die Richtung der offiziellen Handels- und Außenpolitik sich vollkommen deckt mit den allgemeinen wirtschaftlichen und wirtschaftspolitischen Zielen der Deutschen Gruppe des MWT."'1'1 Die Herren des MWT konnten ins Feld führen, daß für "die Erweiterung des deutschen Wirtschaftsraumes" seitens des Vereins wertvolle Vorarbeiten geleistet worden seien
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und daß mit dem MWT "ein Instrument geschaffen worden ist, mit dem die erstrebten Ziele erreicht bzw. vorbereitet werden können." Jetzt sei die Gewähr "für eine einheitliche und langfristige Verfolgung großer politischer und handelspolitischer Gesichtspunkte" gegeben. Einen Tag nach Abschluß des deutschjugoslawischen Handelsvertrages, am 2. Mai 1934-, wurde auf einer Sitzung des Mitteleuropäischen Wirtschaftszweiges über das Thema "Deutschland und Jugoslawien" beraten. Wilmowsky als Sprecher der dessen Politik bestimmenden Industrie- und Bankgruppen, hob in seiner Rede hervor, "der neue handelspolitische Kurs der Reichsregierung" habe allseitig der Erkenntnis zum Durchbruch verholfen, "daß eine wirtschaftspolitische Ausweitung der innereuropäischen Wirtschaftsräume das Gebot der Stunde"
sei. Allmählich setze sich aber die Erkenntnis durch,
"daß im Donauraum die Agrarerzeugung sich nicht nur dem Bedarf der ausländischen Konsumenten, sondern vor allem der Agrarpolitik des Abnehmers anpassen" müsse. In Deutschland werde in absehbarer Zeit ein enormer Bedarf an Futtermitteln und Rohstoffen zur Fetterzeugung aus dem Ausland zu decken sein. Es sei "im neuen Reich eine allgemein verstandene und anerkannte Forderung", daß dieser Bedarf vor allem aus jenen Ländern gedeckt werden müsse, "die bereit sind, unsere Industrieerzeugnisse abzunehmen". Und schließlich, sich an die jugoslawischen Gäste, die an der Tagung teilnahmen, wendend, sagte Wilmowsky: "Wir, meine Herren, vertraten hier den Standpunkt, daß der Zwang der Verhältnisse zu einem Ausgleich zwischen den Agrarproduzenten des Donauraumes und den beteiligten großen Abnehmermächten in Mitteleuropa drängen wird, - einen Ausgleich, der freilich nicht rein wirtschaftlich gefunden werden kann, sondern der die Lö-
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sung der lebenswichtigen gesamtdeutschen Fragen zur Voraussetzung hat..." J Ganz unverhüllt wird damit ausgesprochen, daß alle wirtschaftlichen Regelungen durch Handelsverträge und die Vorteile, die den südosteuropäischen Ländern dabei gewährt worden waren, nur der Beginn jenes iVeges sein konnte, der den Einfluß des deutschen Imperialismus bald unanfechtbar machen sollte und der bald auch zu politischen Lösungen führen müßte; zur Einbeziehung dieser Länder in das "Großdeutsche Reich" oder in den "großdeutschen Wirtschaftsraum". Ende November 1935 befaßte sich eine Präsidialsitzung des MWT u.a. mit Fragen der Landwirtschaftspolitik gegenüber Südosteuropa. Wilmowsky verwies in seinen Begrüßungsworten nachdrücklich auf die Übereinstimmung, in der sich "die praktische 14
Arbeit des Mitteleuropäischen Wirtschaftszweiges"
mit den
Forderungen der Regierung befinde. Kurz zuvor hatte Reichsernährungsminister Walther DarrS auf einer Tagung in Goslar vor allem die südosteuropäischen Länder aufgefordert, von Deutschland mehr Industriewaren abzunehmen, damit mehr Lebensmittel eingeführt werden könnten. Insonderheit sei die Landwirtschaft Südosteuropas in der Lage, ihren Teil dazu beizutragen, wenn sie z.B. landwirtschaftliche Maschinen in stärkerem Maße als bisher in Deutschland kaufe. Zwei spezielle Torträge befaßten sich auf dieser Präsidiumstagung des MWT deshalb mit dein Thema "Praktische Vorschläge zur Vermehrung des Absatzes deutscher landwirtschaftlicher Maschinen und Geräte in Jugoslawien". Daß es nicht zuletzt darum ging, die Interessen der großen Landmaschinenbau-Unternehmen bei dem sich anbahnenden Geschäft zu sichern, geht aus der Forderung des Vortragenden hervor, "den Markt nicht den Wettbewerb einer Vielzahl deutscher Firmen"
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zu überlassen, sondern, sich auf die "Lieferung einheitlicher Typen und Marken""^
zu
beschränken.
Mitte der dreißiger Jahre traten zwei neue handels- und wirtschaftspolitische Probleme in den Vordergrund, die eng mit der immer stärker forcierten Ktiegsvorbereitung Hitlerdeutschlands und der Absicht zusammenhingen, die südosteuropäischen Länder auch politisch in den sich bildenden Block der faschistischen Staaten einzugliedern. Die auf Hochtouren laufende Rüstungsindustrie benötigte dringend Rohstoffe wie Blei, Zink, Kupfer, • Chrom, Antimon und Quecksilber. Wilmowsky erklärte 1938s "Sehr frühzeitig hat der MWT die überragende Bedeutung des RohstoffProblems für die deutsche Wirtschaft erkannt. Da es zu seinen Aufgaben gehört, auf Gebieten, die bisher nicht in Angriff genommen waren, neue Wege aufzuzeigen und neue Betätigungsmöglichkeiten der Wirtschaft zu bieten, entschloß er sich, die Rohstoff-Frage einer Klärung zuzuführen."''^ Damit verbunden war das zweite Problem. Wilmowsky formulierte es mit folgenden Worten s "Der MWT war sich bewußt, daß eine fruchtbare RohstoffPolitik im Südosten nur dann zum Ziel führen kann, wenn die deutsche Wirtschaft die Entwicklung von Bergwerken selbst in die Hand nimmt." Die einflußreichen Monopole gingen deshalb dazu über, das für die deutsche Rüstungswirtschaft dringliche Rohstoff-Problem nicht nur auf dem Wege über verstärkte Außenhandelsbeziehungen zu lösen, sondern sich selbst mit Kapital in den südosteuropäischen Ländern wie z.B. in Jugoslawien festzusetzen und eigene Produktionsstätten einzurichten. Auf einer Tagung des MWT im Dezember 1936 forderte Helmuth Wohlthat, Ministerialdirigent im Reichswirtschaftsministerium und Vertrauensmann von Funk und von Göring, auf dem südost-
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europäischen Markt zunehmend mit Kapital einzudringen. Denn es ginge darum, "das Verhältnis interessanter Rohstoffe zu nicht erwünschten Waren bei den Bezügen aus dem Südosten immer günstiger ii17 z u
gestalten. Wohlthat erinnerte darin, daß Deutschland
im Außenhandel mit Jugoslawien seit einiger Zeit zwar die erste Stelle einnehme, aber nur mit rund fünf Prozent des ausländischen Kapitals in der jugoslawischen Wirtschaft vertreten sei und damit weit hinter Frankreihh, Großbritannien und Osterreich liege, die drei- bis viermal größere Kapitalanlagen in Jugoslawien hätten. Der Vorsitzende des MWT hat auf mehreren internen Veranstaltungen ausführlich über das Bemühen seines Verbandes berichtet, in Jugoslawien neue Rohstoffquellen aufzudecken.'18 Zunächst wurden "mit Hilfe einer Gruppe von Privatfirmen der Elektroindustrie" die notwendigen Mittel aufgebracht, um durch Helfer und Mittelsmänner des MWT "zunächst eingehende Untersuchungen über die vorhandenen Rohstoffe durchzuführen". Ein deutschschweizerisches Konsortium übernahm seit 1936 die Aufbereitung zweier Antimon-Bergwerke, die seit 1938 die Produktion aufnahmen. Mitte 1940 erwarb die Preußische Bergwerks- und HüttenAktiengesellschaft (Preussag) die Aktienmajorität der Werke Montania und Lissa sowie die Vorkommen von Bujanovci. Gleichzeitig trat die vom MWT gegründete Osteuropäische HandelsCompagnie, die sich vorwiegend mit dem Antimon-Vertrieb nach Deutschland beschäftigte, der Preussag als Tochterunternehmen bei. Im Jahre 1937 rief der MWT in Gemeinschaft mit den großen deutschen Kabelfabriken die "Gesellschaft zur Erforschung ausländischer Erzvorkommen" ins Leben. Diese Gesellschaft, die
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ihren Sitz in Berlin hatte, verfolgte die Absicht, "Untersuchungsarbeiten auf zwei erzhöfigen Objekten in Jugoslawien durchzuführen". Bei Srebenica in Bosnien sollte ein Vorkommen auf Blei-Zinkerzen untersucht werden, ein ander®s bei Slatina, nahe dem bekannten Kupferbergwerk Mines de Bor, auf Kupfererzführung.Wilmowsky erklärte 1938: "Die Ausmaße der hier vermuteten Erzmengen sind derartige, daß sie eine Produktion gestatten, die für die deutsche Bedarfsdeckung in diesem Metall entscheidend werden kann." Voraussetzung für eine Inbetriebnahme war jedoch der Abschluß langfristiger Optionsverträge und die Inangriffnahme umfangreicher Untersuchungsarbeiten. Mit Hilfe des MWT konnten der Gesellschaft Optionsverträge von drei und vier Jahren verschafft werden, die genügend Zeit für die unerläßlichen Vorarbeiten ließen. Der MWT ließ bereits in Jahre 1937 auch das Blei-Kupfervorkommen bei Brskovo in Montenegro untersuchen, das 1941 von der Jugo-Montan AD in Bearbeitung genommen wurde. Zur näheren Untersuchung mehrerer Chromerzvorkommen wurde im Jahre 1940 die Jugochrom AD in Belgrad unter Mitwirkung der Friedrich Krupp AG und der Eeichswerke Hermann Göring gegründet. Der Chefgeologe des MWT stand diesem Unternehmen "für verschiedene Expertisen, Begehungen und allgemeine Beratung" für längere Zeit zur Verfügung. Wilmowsky erklärte in seinem 1938 gehaltenen Vortrag an den deutschen Imperialismus, als er den Einfluß seines Verbandes zusammenfassend beurteilte, daß "die Arbeit des MWT reiche Früchte getragen" habe.iIn unzähligen Fällen konnten wir durch den persönlichen Einfluß, den wir in den Ländern des Südostens im Laufe der Jahre gewonnen haben, das Zustandekommen von ganz großen Lieferungsgeschäften ermöglichen bbw. erleichtern."
Inzwischen hatte sich die internationale läge und das Kräfteverhältnis der Großmächte in Europa wesentlich zu Gunsten Hitlerdeutschlands und der Länder des faschistischen Blocks verändert. Die Annexion Österreichs in März 1938 und der Abschluß des Münchener Abkommens im September 1938» das die Sudetengebiete mit Billigung der Westmächte an den deutschen Imperialismus auslieferte, festigten die deutschen Positionen in Südosteuropa in ganz wesentlichem Maße. In einer geheimen Expertise der Südosteuropa-Gesellschaft in Wien aus dem Jahre 1942 wurde die Stellung Deutschlands gegenüber den südosteuropäischen Ländern 193& wie folgt skizziert: "Damals hatten wir im Südostraum praktisch die unbestrittene wirtschaftliche und politische Torherrschaft. Vir waren fast ausschließlich die Rüstungslieferanten, hatten die größten Außenhandelsanteile, und durch die Clearingpolitik (Zweiseitigkeitsverkehr) hatten wir die Südostländer immer 'in der Zange 1 . Im jugoslawischen Kaum bestimmten fast ausschließlich wir und überließen im übrigen den Best des Außenhandels gern anderen Ländern, da uns damit die Sorge für den jugoslawischen Bedarf an Industrierohstoffen genommen w a r . " ^ Allein durch die Übernahme der österreichischen Banken fielen in Jugoslawien an zehn wichtigen Betrieben 16,8 % Beteiligung in die Hände deutscher Banken und Industriekonzerne, ebenso Anteil an polnischen und tschechoslowakischen Betrieben. Auch Wilmoweky erklärte auf der Novembertagung des Mitteleuropäischen Wirtschaftstages im Jahre 1938: "Inzwischen ist eine politische Entwicklung vor sich gegangen, die die besten Grundlagen für die Weiterentwicklung der Wirtschaftsbeziehungen zum Südosten geschaffen hat. Unsere alte Forderung, über die Handelsverträge bis zum Wirtschaftsbündnia zu schreiten, be-
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girmt heute in den Bereich der politischen Möglichkeiten zu 20 rücken."
Aber Wilmowsky, der auf dieser Veranstaltung na-
türlich nicht nur seine persönliche Meinung kundtat, war auch realistisch genug einzugestehen, daß durch die Annesionen des Jahres 1938 nur der Hiegel, der bisher "das Tor zu Südost versperrte, in etwa gelockert worden" sei. "Das Tor weit zu öffnen, dazu bedarf es noch weiterer .iahrelanger, zäher, sachlicher 21
Wirtschaftsarbeit."
In den folgenden Jahren verschob sich die
Tätigkeit des MWT immer mehr auf die Gutachtertätigkeit und das Erarbeiten konzeptioneller Dokumente und Vorträge über die deutsche Südosteuropapolitik. Kurz nach Beginn des Krieges lag eine umfangreiche Gutachtensammlung über "Südosteuropa als wirtschaftlicher Ergänzungsraum für Deutschland" vor. Im Februar 1940 gab der MWT sein Gutachten "Südosteuropa-Vorschläge für eine neue 2? deutsche Kapitalpolitik"
heraus, das auch im Mittelpunkt der
Mitgliederversammlung des MWT am 27. Mai 1940 in Berlin stand. Auf der während der südosteuropäischen Wirtschaftswoche Anfang September 1940 in Wien abgehaltenen Mitgliederversammlung sprach neben Wilmowsky das Vorstandsmitglied der IG-Farben Max ligner, Vizepräsident des MWT, über "Deutschland und die wirtschaftliche Intensivierung der südosteuropäischen Länder".2-^ Im Februar 1941, kurz vor der militärischen Aggression gegen Griechenland und Jugoslawien, resümierte der MWT noch einmal den Stand vornehmlich der "Arbeiten auf montan-geologischem und bergbaulichem G e b i e t " . ^ Als die südosteuropäischen Länder im Sommer 1941 sowohl politisch als auch militärisch mehr oder weniger fest in den faschistischen Staatenblock integriert waren, veröffentlichte Ulrich von Hasseil, eines der vier Vorstandsmitglieder des MWT, seine grundsätzliche Denkschrift "Leitgedanken für
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den wirtschaftlichen Austausch Deutschlands mit Südosteuropa und die deutsche Mitarbeit an der wirtschaftlichen Entwicklung dieser L ä n d e r " . D a s Einfließen der Expansionsabsichten der IG-Faxben und der Deutschen Bank für das Einbeziehen dieser Länder in die "Neuordnung Europas" in alle diese Memoranden, Gutachten und Vorträge ist unverkennbar. +
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Nach der Annexion Österreichs und der Tschechoslowakei begannen auch einzelne große deutsche Konzerne, die ein besonderes Interesse am Balkangeschäft hatten, ihre Aktivitäten zu verstärken. Das trifft ganz besonders auf die IG Farben!Industrie AG zu. Bis zum Frühjahr 1938 sollen, wie es in einem Bericht von Max ligner über die "IG-Interessen in Südosteuropa" heißt, die "Konzerninteressen im Südosten unbedeutend"
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wesen seien, da die von der IG beherrschte AG Dynamit Nobel Preßburg "mit Rücksicht auf die besondere Situation in der Tschechoslowakei weitgehend selbständig" nach Südosteuropa gearbeitet habe. Diese Feststellung ist nur insofern wahr, soweit damit spektakuläre Aktionen gemeint sind. Im geheimen wurde schon mächtig daran gearbeitet, in den Südosten einzudringen, zumindest seit 1936. 2 ^ Nach der Annexion Österreichs und der Zerstückelung der Tschechoslowakei stellten jedoch, wie es in dem genannten Material weiter heißt, die IG-Farben "mit die stärkste Wirtschaftsgruppe auf dem Chemi*/ gebiet im Südosten dar", und es begann eine neue Phase in ihrer Südosteuropa-Politik. Am 21. Oktober 1938, nur knapp drei Wochen nach dem Münchener Abkommen und an dem Tage, a n dem Hitler die Weisung zur
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Annexion der gesamten Tschechoslowakei gab, wurde im Verlauf einer Vorstandssitzung der IG ein Südosteuropaauschuß gebildet, "der sich mit allen denjenigen Angelegenheiten" befassen sollte, die für die "IG im südosteuropäischen Raum von Bedeutung po sind oder werden können"
. Von diesem Zeitpunkt an bekamen
die IG-Farben einen stetig wachsenden Einfluß auf die gesamte Südosteuropa-Politik des faschistischen deutschen Imperialismus. Dem Südosteuropaausschuß der IG-Farben gehörten an: Heinrich Bütefisch, Fritz Gajewski, Heinrich Gattineau, Paul Haefliger, Max ligner, Hans Kühne, Karl Meyer, Paul Müller u.a. Den Vorsitz übernahm Max Ilgner. In den 17 Sitzungen, die der Südosteuropaausachuß der IG-Farben während des Krieges abhielt, beriet und entschied er alle Fragen, die mit dem Vordringen des Konzern* in die südosteuropäischen Länder verbunden waren. Der Ausschuß leitete selbst Maßnahmen ein, um die IG-Pläne auf dem Balkan OQ zu verwirklichen oder ließ Vorschläge dafür ausarbeiten.
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Auf der 7. Sitzung im Dezember 1939 wurde nochmals daran erinnert, daß, um "ein einheitliches Vorgehen der IG zu gewährleisten"^ 0 , alle Projekte vorher im Südosteuropaausschuß besprochen und abgestimmt werden müßten. Da es offenbar anfang des Krieges immer noch gewisse Schwierigkeiten in diesem Punkt gab, wies ligner im Verlauf der 11. Sitzung des Ausschusses im Juli 1940, als über die "künftigen Investitions- und Verkaufsinteressen in den südosteuropäischen Ländern" beraten wurde, daraufhin, daß eine "einheitliche Konzernpolitik im Südosten"^'1 unbedingt notwendig sei und danach die Fabrikationsprogramme der nach der Annexion Österreichs und der Tschechoslowakei in den Besitz des Konzerns gefallenen Werke ausgerichtet werden müßten.
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Die für die IG wichtige Frage, wie von den Positionen der AG Dynamit Nobel Preßburg, der Donau-Chemie AG und der Chemischen Werke Aussig-Falkenau aus in die chemische Industrie Südosteuropas einzudringen wäre, um vorrangig die Konkurrenz des SolvayKonzerns zu bekämpfen, stand Anfang September 1940, wenige Tage nach dem 2. Wiener Schiedsspruch, erneut zur Diskussion. Fast auf allen Sitzungen des Südosteuropaausschusses der IG Farben wurden die IG-Interessen in einzelnen Ländern, so auch in Jugoslawien, beraten. Im Dezember 1939 ging es z.B. um die Sicherung der Arsengewinnung ain Hrmza, im September 1940 um den Erwerb der Dalmatienne, die u.a. Carbid, Kalkstickstoff und Ferrolegierungen erzeugte, im September 194-1 um die wirtschaftlichen Ergebnisse der Bosnischen Elektrizitätswerke AG, der Moster Lack- und Farbenwerke AG in Zagreb und der Stickstoffwerke in Busse, um nur einige Beispiele zu nennen. Bis in das Jahr 1944 hinein - die letzte Sitzung des Ausschusses fand am 4. Mai 1944 statt - wirkte der Südosteuropaausschuß als ein Lenkungsorgan nicht nur der IG Farben, sondern auch der gesamten chemischen Industrie, denn der IG-Konzern beherrschte auch die Wirtschaftsgruppe Chemische Industrie der Reichsgruppe Industrie und war mit deren Einrichtungen durch Personalunion und viele andere Querverbindungen gekoppelt. Die restlose Eingliederung der südosteuropäischen Staaten in den faschistischen Machtbereich, gleich, ob auf politischem Wege im Jahre 1940 oder infolge der militärischen Besetzung wie in Jugoslawien und Griechenland im April 1941, eröffneten dem deutschen Finanzkapital neue Möglichkeiten, die es rücksichtslos für seine Profitinteressen nutzte. Von der Volkswirtschaftlichen Abteilung der IG Farben lagen rechtzeitig die
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dafür notwendigen und seit längerer Zeit vorbereiteten Ausarbeitungen vor. Am 18. April 194-1 wurden den Büro des Kaufmännischen Ausschusses folgende Unterlagen übergeben: Die Untersuchungen Nr. 2559 - Wirtschaftsbericht Jugoslawien, Nr. 3788 Ländernachrichten (Kriegsausgabe). Die Lage der jugoslawischen Textilindustrie seit Kriegsbeginn, Nr. 3851 - Liste der Vertreter wichtiger deutscher und neutraler Industrieunternehmungen in Jugoslawien, Nr. 3930 - Die Chemiewirtschaft Jugoslawiens, Nr. 4051 - britische, französische und amerikanische Kapitalbeteiligungen an wichtigen Unternehmen der chemischen, Erdöl-, Bergbau- und Schwerindustrie in Jugoslawien.-^ Nur wenige Wochen nach der militärischen Besetzung Jugoslawiens richtete die Wirtschaftspolitische Abteilung der IG Farben ein Schreiben an die Mitglieder ihres Südosteuropaausschusses, in dem es hieß, daß im Hinblick auf die bevorstehenden deutsch-italienischen Wirtschaftsverhandlungen, die sich vor allem mit der "Neuordnung Griechenland und ehemaliges Jugoslawien" beschäftigen sollten, "mit den in Frage kommenden amtlichen Stellen eine Reihe von Besprechungen geführt" worden seien, um die IG Farben "hinsichtlich der jetzt akut werdenden südosteuropäischen Fragen über die Gestaltung unseres der Regierung einzureichenden Wunschprogramms abzustimmen".-^ Das Büro des Kaufmännischen Ausschusses versandte bereits am 26. Mai an die Mitglieder des Südosteuropaausschusses eine Liste, in der "direkte und indirekte Interessen der IG in Kroatien"^ festgehalten waren. Als in Angriff genommene Projekte wurden darin aufgeführt: 1.) die Einflußnahme auf die Dalmatienne mit Sitz in Split - "Die IG hat ein grundsätzliches Intéresse an den elektro-chemischen Betrieben dieses Unter-
nehmens, unbeschadet des sonstigen deutschen Interesses an der Wasserkraft, insbesondere im Hinblick auf die günstige Standortlage für die Aluminium-Produktion infolge der benachbarten Bauxitlager" - ; 2.) die Errichtung einer Kunstseidenfabrik in Ja;jcej
die Schürfung auf Ölschiefer in Westkroatien, gemein-
sam mit der Firma Hugo Stinnes und 4.) die Untersuchung der Erdgas-Vorkommen in Nordkroatien und Serbien. In welchem Sinne die Interessen der IG zu wahren waren und welche Methoden dabei angewandt werden sollten, geht aus einem Brief hervor, den der Leiter der Wiener Zweigstelle der Volkswirtschaftlichen Abteilung der IG, Hermann Groß, im Oktober 194-1' an August Heinrichsbauer, den Hauptgeschaftsf¡ihrer der Südosteuropa-Gesellschaft geschrieben hatte. Groß hielt vornehmlich nur solche Kapitalbeteiligungen für sinnvoll, bei denen dann aus der Produktion "die Zinsen- und Amortisationsquoten gleichsam von selber herausfließen" und Produkte entstehen, die für die deutsche Kriegswirtschaft nützlich sind. Als besonders wichtig hielt er ferner den Umstand, daß alle "südosteuropäischen Länder zur autoritären Staatsform" übergegangen wären. Nach längerer Vorarbeit lag im Februar 194-2 den Mitgliedern des Vorstandes der IG Farben der Entwurf eines Exposés über die Entwicklung der chemischen Industrie in Südosteuropa vor. Er war zuvor im Südosteuropaausschuß der IG Farben beraten worden. Zusammen mit einem von Heinrich Gattineau und Karl Meyer ausgearbeiteten Memorandum über "Die chemische Industrie in Südosteuropa unter Berücksichtigung des Verhältnisses der AG Dynamit Nobel Preßburg zum Prager Verein" stellt der "Entwurf" das Expansionsprogramm der IG Farben für den gesamten Balkan-
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raun d a r D e r Vorstand des Konzerns erhob den "Entwurf" auf seiner 30. Sitzung am 18. Februar 1942 cium Beschluß und forderte damit die Vorrangstellung des Konzerns in der gesamten chemischen Industrie Südosteuropas. Neben.einer Ausarbeitung "Schätzung des künftigen Düngemittelverbrauchs in Südosteuropa" gehören zu dem "Entwurf" u.a. gesonderte Anlagen über die "Industrialisierungsfragen Chemie" für die Länder Slowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Kroatien, Serbien und Griechenland. In diesen speziellen Anlagen zum "Entwurf!' werden die Expansionsabsichten des Konzerns für jedes Land festgehalten und die geplanten einzelnen Projekte umrissen. In ähnlicher Weise wie die IG-Farben gingen auch andere Konzerne vor. Als weiteres Beispiel sei hier an die Manipulationen des Krupp-Konzerns erinnert. Die Friedrich Krupp AG konnte nach einem Ausgleich mit dem konkurrierenden italienischen Unternehmen AMMI (Azienda Italiena Minerali Metallici) in
und einem nach offiziellen Regierungsverhandlungen in Rom-" am 14. März 1942^ 8 geschlossenen Vertrag einen Großteil der 39 jugoslawischen Chromerzausbeute an sich bringen. ' Dabei ging es um die Gruben, die der Chromassco AG gehörten. Die Vorgeschichte dieses Vertrages belegt so eindrucksvoll die skrupellose Räuberei des Krupp-Konzerns, daß darüber an Hand der eidesstattlichen Aussage des Krupp-Mitarbeiters Georg Ufer ausführlicher berichtet zu werden lohnt. Diese» Ufer wurde im Mai 1940 als Assistent des Leiters der in Gründung befindlichen Jugochrom, an der Krupp und die Reichswerke "Hermann Göring" zu je 50 % beteiligt waren, angestellt. Ende Februar 1941 mußte er, über den deutschen Generalkonsul in Belgrad informiert, beim OKW vorstellig werden. Dort
eröffnete man ihm, daß der Krieg gegen Griechenland unmittelbar bevorstünde, und er in Griechenland als Kriegsverwaltungsrat eingesetzt werden sollte. Aber er wurde dann dem Chef des Wehrwirtschaftsstabes Südosten in Belgrad als Kriegsverwaltungsrat zugeteilt. Ufer berichtet selbst: "Gleichzeitig setzte ich meine Tätigkeit als Kruppscher Vertreter für Chrom-Erzgruben auf jugoslawischem Staatsgebiet fort."^ Für Krupp war er in dieser Eigenschaft bis 1944- tätig und zwar "ständig in Uniform". Gleich zu Beginn der Okkupation Jugoslawiens hatte der Wehrwirtschaftsstab sämtliche Gruben offiziell beschlagnahmt. Für die wichtigsten wurden kommissarische Leiter benannt. Ufer nahm für Krupp sofort die Chromerzvorkommen in Valandowo, Trnava und Ostrovica, alle in der Gegend von Skoplje, in Betrieb. Ufer erklärte in seiner Aussage: "Der gesamte Komplex der Grube, welcher der Chromassco AG gehörte, und vom deutschen Wehrwirtschaftsstab beschlagnahmt worden war, wurde der Firma Krupp zur Chromerzausbeute zugesprochen. Dies geschah sofort nach der Besetzung Jugoslawiens und die Gruben der Chromassco-Grube, nämlich Jeserina-Ostrovica und die darum liegenden kleineren Vorkommen wurden von dem Sonderführer Martinussen, der dem Wehrwirtschaftsstab angehörte, der Firma Krupp in meiner Person übergeben."
Der Krupp-Konzern versuchte in der Folge, in
die Kapitalstruktur der Chromassco-Gesellschaft einzudringen, nachdem man den jüdischen Besitzer Moses Asseo enteignet und einen Treuhänder eingesetzt hatte. 3 007 von 8000 Aktien konnten auf Umwegen durch Ufer erworben werden. Der Versuch, über den Vormund der Asseo-Kinder bei einem bulgarischen Kreisgericht die verbleibende Aktienmehrheit der AMMI zu annullieren, schlug jedoch fehl. Krupp wurde schließlich aus sogenannten
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höheren polltischen Erwägungen gegenüber den Verbündeten Italien gedrängt, mit der AMMI den schon genannten Vertrag von 14. März 1942 zu schließen, der ihn allerdings die alleinige Ausbeutung i der Gruben bis Ende Oktober 1944 sicherte. Die Chromassco-Aktion war ebenso juristisch verbrämter Raub wie der Vorgang, der sich abspielte, als die Friedrich-Krupp AG versuchte, sich die Aktienmehrheit an der Ljuboten AD zu erschleichen und die Aktien, die in Besitz des serbischen Marionetten-Staates verblieben 42 waren, an sich zu bringen. +
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Nach der Okkupation Jugoslawiens und Griechenlands trat die Reichsgruppe Industrie, in der alle Industriezweige der deutschen Wirtschaft zusammengefaßt waren, mehr und mehr in den Vordergrund auch der "Neuordnungs-Planungen" in Südosteuropa. Mitte Juli 1941 lag, gemeinsam ausgearbeitet von der Reichsgruppe Industrie und dem Mitteleuropäischen Wirtschaftstag, unterschrieben von Leiter der Reichsgruppe, Wilhelm Zangen, und von Wilnowsky, der "Vorschlag einer Arbeitsmethodik" für die "Wirtschaftsplanungen in südosteuropäischen Raum"^ vor. Dieser Vorschlag war an die Südosteuropa-Gesellschaft (SOEG), zu Beginn des Jahres 1940 nit Sitz in Wien gegründet, gerichtet und hatte, wie es heißt, "eine die Gesamtwirtschaft umfassende Regelung im Auge". Folgende Phasen waren dafür vorgesehen: In einer ersten Phase die Schaffung eines wirtschaftswissenschaftlichen Planungsausschusses bei der Südosteuropa-Gesellschaft, der sich auf das mit der SOEG engstens verbundene Institut für Wirtschaftsforschung in Wien stützen sollte. Diesen Ausschuß sollten eine Reihe weiterer Südost- oder Mitteleuropaund wirtschaftswissenschaftliche Institute angehören, schließ-
lieh auch der Volkswirtschaftliche Ausschuß des Mitteleuropäischen Wirtschaftstages in Berlin und dessen Zweigstelle in Wien. Die Arbeiten des Planungsausschusses sollten ihren Niederschlag in wirtschaftswissenschaftlichen Untersuchungen finden, die sowohl Begierungsstellen unmittelbar als auch den, wie es heißt, "an der Südostarbeit beteiligten Organisationen und Institutionen der Wirtschaft" zur kritischen Stellungnahne zugingen. Zangen und Wilmowsky schrieben: "Zweifellos war es ein Mangel der Vergangenheit, daß es zwar eine große Anzahl von wissenschaftlich bedeutsamen Institutionen gab, die jede für sich wertvolle Arbeit auf diesen Gebiet leisteten, ohne daß eine einheitliche Ausrichtung, wie sie jetzt bei der SOEG beabsichtigt ist, möglich war." Eine zweite Phase solcher Art Planungsarbeiten bestand darin, daß die Industrie selbst, die Reichsgruppe und die Wirtschaftsgruppen, eine eingehende Bearbeitung der von dem Wirtschaftswissenschaftlichen Planungsausschuß ausgearbeiteten Unterlagen vornehmen sollten, wobei schon in der ersten Phase ein ständiger Kontakt zwischen der Industrie und dem Ausschuß herzustellen war. In einer dritten Phase, so heißt es in dem Vorschlag weiter, erfolgt sodann "die politische Willensbildung durch die zuständigen Regierungsstellen. Diese sind nunmehr in der läge, sich bei ihren Entscheidungen zu stützen sowohl auf die wirtschaftswissenschaftlich fundierten Gutachten der SOEG-Wien als auch auf die praktischen Erfahrungen der Wirtschaft." In der "letzten Phase der praktischen Durchführung", so heißt es zum Schluß, entscheiden grundsätzlich die zuständigen Reichsgruppen im Einvernehmen mit den Ministerien von Fall zu
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Fall, ob die Durchführung einzelnen Konzernen, Konsortien oder wirtschaftlichen Organisationen zu übertragen sei, soweit der Staat nicht selbst besser als Träger bestimmter Maßnahmen auftreten sollte. Dieser Vorschlag enthält noch einen Katalog von Zuständigkeiten für die einzelnen Wirtschaftsbereiche im südosteuropäischen Haums Für die Industrie sollte die Reichsgruppe Industrie mit ihrem neu zu bildenden Südost-Ausschuß alle anstehenden Fragen entscheiden, für die Landwirtschaft des Reichsernährungsministerium und der MWT, für Finanz- und Kreditfragen die Reichsgruppe Banken, deren Leitung mit dem Finanzbeirat des MWT in Personalunion verbunden war, für Fragen des Verkehrs der Verkehrsbeirat des MWT. Diese "Arbeitsmethodik" wurde sehr bald in die Tat umgesetzt. Am 7. November 19^1 bildete die Reichsgruppe Industrie im Rahmen ihrer eigenen Struktur einen Südost-Ausschuß, der, wie sein Vorsitzender Max ligner ausführte, "die einheitliche Aus44 richtung der gesamten Planung im Südosten"
sichern sollte,
ligner war jetzt zugleich Vorsitzender des Südosteuropa-Ausschusses der IG-Farben und Vorstandsmitglied der IG. Dem Südost-Ausschuß der Reichsgruppe waren sieben Länderausschüsse unterstellt: für Bulgarien, Griechenland, Kroatien, Rumänien, Serbien, die Slowakei und Ungarn. Die Geschäftsführung aller dieser Länderausschüsse lag ebenso wie die des Südost-Ausschusses in den Händen der Abteilung für Außenwirtschaft der Reichsgruppe Industrie und des ihr beigeordneten Außenhandelsausschusses. Nach der Geschäftsordnung für den Südost-Ausschuß der Reichsgruppe Industrie, die erst auf dessen 5» Sitzung im September
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1942 angenommen wurde, hatte die Hauptaufgabe, "auf die Ausrichtung aller Verhandlungen mit den einzelnen Ländern im Sinne einer einheitlichen Industriepolitik im Südosten und auf eine Abstimmung der Verhandlungsarbeit und -taktik nach den mit den amtlichen Stellen gemeinsam aufgestellten Richtlinien bedacht zu s e i n " . E r hatte weiterhin die Aufgabe, "eine Klärung und Abstimmung der Wünsche und Absichten der einzelnen Länderausschüsse im obigen Sinne einer einheitlichen Industriepolitik herbeizuführen. Insbesondere wird er sich mit den Fragen, die mehrere oder alle Südostländer gemeinsam betreffen, zu befassen haben." Auf einer Sitzung des Außenhandelsausschusses der Reichsgruppe Industrie, die am 8. November 1941, einen Tag nach der Konstituierung des Südost-Ausschusses stattfand, begründete der Vorsitzende des Außenhandelsausschusses, der Vorstandsvorsitzer der Didier-Werke AG Hermann Fellinger, den absoluten Führungsanspruch der Reichsgruppe Industrie "auf dem industriellen Sektor" als der "berufenen Vertretung der deutschen Gesamtindu46 strie"• . Fellinger verglich das gesamte staatsmonopolistische Leitungs- und Lenkungssystem in der "Großraumplanung" mit einen Pyramidenaufbau: "An der Spitze steht die Reichsgruppe Industrie, die gleichzeitig das Bindeglied, gewissermaßen den Mörtel des Gesamtgebäudes darstellt, weil in ihrer Hand die Geschäftsführung sämtlicher Ausschüsse liegt. Für die gesamte Großraumplanung ist der Außenhand©lsaus schuß eingesetzt, der den Überblick über das Ganze behalten muß. Neben dem Ostasien- und Italien-Ausschuß wird als weitere räumliche Aufteilung der Außenhandelsausschuß für die Planung im Donauraum nunmehr durch den Südost-Ausschuß unterstützt, der die allgemeinen Richtlinien des Außenhandels-
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ausschusses mit den besonderen Notwendigkeiten des südosteuropäischen Raumes in Übereinstimmung zu bringen hat."'1''' Neben der Tatsache, daß dadurch die "Belange der deutschen Industrie" am besten zur Geltung kommen könnten, sah Fellinger als das Entscheidende an, daß die "Anregungen der Länderausschüsse im Südost-Ausschuß auf einen allgemeinen Nenner gebracht -" dann von dem Außenhandelsausschuß über die Reichsgruppe "der Regierung zur weiteren Bearbeitung übermittelt werden können". Zuständigkeiten, V/eisungsbefugnisse und Entscheidungsrechte waren damit klargestellt. Der Südost-Ausschuß der Reichsgruppe Industrie war das staatsmonopolistische LenkungsZentrum aller "Neuordnungs-Planungen" für Südosteuropa. Wie die Protokolle seiner Sitzungen zeigen, wurden in diesem Ausschuß alle Fragen vom strategischen Wort beraten und entschieden, die von den Länderausschüssen zum Teil vorberaten, zum Teil zum Entscheid vorgelegt wurden. Für die Wirtschaftsverhandlungen zwischen dem faschistischen Deutschland und den einzelnen Staaten Südosteuropas waren schon lange vorher sogenannte Industrieausschüsse gebildet worden, die als staatliche Organe die notwendigen direkten Verhandlungen führten. Die jetzt beim SüdostAusschuß der Reichsgruppe Industrie gebildeten Länderausschüsse wurden zum Teil mit diesen Industrieausschüssen in Personalunion vereinigt
oder nahmen ihre Funktion in der Zeit zwischen
den einzelnen Wirtschaftsverhandlungen wahr. Auf alle Fälle ist aus den Protokollen zu ersehen, daß die Industrieausschußverhandlungen jeweils gründlich vorbereitet worden waren, so daß auch bei den staatlichen Verhandlungen die Reichsgruppe Industrie letztlich immer mit am Tisch saß.
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Der Wirtschaftswissenschaftliche Planungsausschuß der Südosteuropa-Gesellschaft legte bereits im Dezember 194-1 eine erste ausführliche Übersicht seiner "Fühlungnahmen mit den JlO
Wirtschaftsgruppen der Reichsgruppe Industrie"
vor. Dieser
Bericht enthält Vorschläge der Wirtschaftsgruppen Lebensmittelindustrie, Glasindustrie, Papierindustrie, Elektroindustrie, chemische Industrie, Textilindustrie, Eisen-, Stahl- und Blechwaren und Maschinenbau sowohl für Südosteuropa generell als auch für die einzelnen Länder. In diesem Bericht deutete sich an, was schon aus anderen Dokumenten ersichtlich wird, daß nämlich eine Industrialisierung Südosteuropas, so wortgewandt sie auch in offiziellen Heden ligners und Wilmowskys umschrieben wurde, allein zu dem Zweck gedacht war, daß diese Länder dem faschistischen Deutschland als Lieferanten von Rohstoffen und von Agrarprodukten dienen sollten. Es ging letztlich darum, die okkupierten und die "verbündeten" südosteuropäischen Länder voll in die "Neuordnung" Europas zu integrieren, die Entwicklung lebensfähiger eigener Industrien zu verhindern, sie zu völlig abhängigen Liefersuiten von Rohstoffen, Halbfertigprodukten und landwirtschaftlichen Erzeugnissen zu degradieren, d.h. hemmungslos auszuplündern. Ausgehend von dieser Grundkonzeption formulierten die einzelnen Wirtschaftsgruppen ihre Vorstellungen und Forderungen für die Zukunft. So erklärte die Wirtschaftsgruppe Elektroindustrie: "Wir wollen aber nicht zulassen, daß im Südosten solche Industrien aufgepäppelt werden, deren Standard im Reich schon jetzt ausreichend ist, um einen künftigen Großraumbedarf zu
b e f r i e d i g e n . "
4
^
Die Wirtschaftsgruppe Chemie äußerte
die Ansicht, "daß der Ausbau der chemischen Südostindustrie
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und die Erweiterung bestehender Betriebe durch die Aufnahme der Erzeugung neuer Produkte nur in Einvernehmen und unter Mitwirkung der deutschen Unternehmungen erfolgen,"^ 0 dürfe. Die Wirtschaftsgruppe Lebensmittelindustrie brachte zum Ausdruck, sie sei nicht der Auffassung, "daß die Verarbeitung solcher Hohstoffe in den Südostländern gerechtfertigt wäre, auf deren Bezug und Verarbeitung Deutschland besonderen Wert legt, z.B. Ölfrüchte."^'' Die Wirtschaftsgruppe Textilindustrie teilte mit, sie habe mit den Konzernen und Firmen des Maschinenbaus verhandelt, "um sie zu veranlassen, gewisse Spezialmaschiaen nicht (nach Südosteuropa - d.Verf.) zu exportieren."^ 2 Diese politische Linie der Seichsgruppe Industrie wird auch aus einer Liste von Problemen ersichtlich, die vom Leiter der Volkswirtschaftlichen Abteilung der IG Farbenindustrie AG im Auftrage von ligner zur weiteren Bearbeitung an den Wirtschaftswissenschaftlichen Planungsausschuß im Januar 1942 übergeben worden w a r . ^ Die genannten Probleme hatten sich äus den vorangegangenen Industrieausxchußverhandlungen ergeben und waren mit der Reichsgruppe Industrie abgestimmt worden. Es ging für das deutsche Monopolkapital dabei um folgende Fragen, die sämtliche südosteuropäische Länder betrafen: 1. Uro das Problem der Intensivierung der Landwirtschaft (Landmaschinen- und Düngemittel, Flurbereinigung und Hebung der ländlichen Kaufkraft). 2. Um die energiewirtschaftlichen und bergbaulichen Vorkommen sowie ihre AufSchließungsmöglichkeiten. 3. Um die Versorgungslage mit industriellen Rohstoffen und Möglichkeiten einer Verbesserung im Rahmen für ganz Europa (eigene und Ersatzrohstoffe). 4. Ilm die Versorgungslage mit Fertigwaren und die Möglichkeiten einer Abnahme aus deutscher Produktion. 5« Um die Struk-
tur und Lage der wichtigsten Landesindustrien und ihre Einpassung in den sogenannten "Groliraum" (Produktion, Außenhandel, Qualitäts- und Preisprobleme, Kartellabkommen usw.) für Textilindustrie, Papierindustrie, (¿las- und Keramische Industrie, chemische Industrie und Kleineisenindustrie. 6. Um Kreditfragen und 7> Um Hemmungen, die einer rationellen Durchführung von industriellen Projekten im Wege standen. Schon wenn man nur diese wenigen Funkte nennt, wird klar, in welche Sichtung die von der fieichsgruppe Industrie gelenkte "Neuordnung" der Länder Südosteuropas laufen sollte und in welcher Weise alle Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und den südosteuropäischen Ländern beeinflußt und gelenkt wurden. Aufschluß über die speziellen Absichten, die in den einzelnen südosfreuropäischen Ländern verfolgt wurden, geht daraus hervor, wie die einzelnen Länderausschüsse zusammengesetzt waren. Für Jugoslawien waren zwei Ausschüsse gebildet worden. Den Länderausschuß Kroatien leitete der Inhaber des Sägewerks- und Holzhandelsunternehmen Brüder Hasslacher & Co. aus Kärnten, Franz Hasslacher, Präsident und Vorsitzer des Aufsichtsrates der von 54 der Deutschen Bank beherrschten Creditanstalt-Bankverein-Wien. Mitglieder des Ausschusses waren Präsidenten, Direktoren und Vorstandsmitglieder folgender Unternehmen: Gewerkschaft Ellwerath Erdölwerke, Hannover; Klöckner-Humboldt-Deutz AG, Köln-Deutz; Siemens 8e Halske AG, Berlin; A. Westen AG, Celje (Untersteiermark); Vereinigte Aluminiumwerke AG, Berlin und Otto Wolff"Konzern, Köln. Den Länderausschuß Serbien leitete der Vorsitzende des Vorstandes der Demag AG in Duisburg, Hans Reuter. Mitglieder des Ausschusses waren Direktoren und Vorstandsmitglieder folgender Unternehmen: Vereinigte Stahlwerke AG, Berlin; Heyl'sche Lederwerke Liebenau, Worms; Schöller-Blecknann-Werke AG,
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Wien; Nordisk Lettmetall AS, Oslo; Rütgerswerke AG, Berlin und Siemens-Schuckertwerke AG, Berlin. Nach der Geschäftsordnung hatten die Länderausschüsse die Aufgabe, die "wirtschaftlichen Verhältnisse des betreffenden Landes" zu überprüfen und Hinweise Vauf die vorhandenen Bedürfnisse und Möglichkeiten"-^ zu geben. Sie sollten Verbindungen "zu den Industrieorganisationen der betreffenden Länder" anbahnen und aufrechterhalten, eng mit den einzelnen Wirtschaftsgruppen der Reichsgruppe Industrie zusammenarbeiten und mit dem Vorsitzenden des Südost-Ausschusses alle geplanten und durchgeführten Verhandlungen absprechen. Es wurde die Regelung getroffen, daß die Vorsitzenden und ihre Stellvertreter den Reichsvertreter des Reichswirtschaftsministeriums als "sachverständige Mitglieder" für die Industrieausschüsse, die die Regierungsausschüsse bei den bilateralen Verhandlungen unterstützen, eingesetzt werden sollten. Damit saßen die Vertreter der an der Industrie des jeweiligen Landes besonders stark interessierten Monopole mit am offiziellen Verhandlungstisch und konnten Einfluß z.B.
auf die Handelsvertragsbedingungen, den
Zahlungsverkehr, die Lieferquoten, die Liefertermine und viele -ndere Fragen nehmen. Ausdrücklich wurde festgelegt, daß "sofern über das Gebiet eines bestimmten Industriezweiges, der in dem betreffenden Länderausschuß vertreten ist", verhandelt werden sollte, der dem Länderausschuß angehörende Konzernvertreter als Sachverständiger zu benennen sei. In jedem Falle waren damit die Interessen dieser Unternehmen gewahrt. Welche politische Konzeption der Vorsitzende des Länderausschusses Kroatien verfolgte, geht aus einigen der aufgefundenen Dokumente hervor. In einem Aktenvermerk, den Iiasslacher im November 194-2 nach einer Heise nach Zagreb und nach Verhand-
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lungen mit der Kroatischen Regierung und der Deutschen Gesandtschaft angefertigt hatte, heißt es "Wir sind darüber einig, daß Kroatien grundsätzlich als Agrarland erhalten werden soll und daher sein industrieller Ausbau nicht vom Gesichtspunkt autarker Bestrebungen verfolgt werden, sondern lediglich auf bodenständige Industrien beschränkt und dabei auch in der Verarbeitungs- und Verfeinerungsindustrie nicht bis zum letzten gehen m u ß . " ^ Auf der Sitzung des Südost-Ausschusses der Reichsgruppe Industrie, die am 11. November 194-2 gemeinsam mit dem Länderausschuß Kroatien stattfand, hatte Hasslacher "eine möglichst baldige Klarstellung der Frage" verlangt, in welchem Umfang Kroatien "in Zukunft Italien politisch als auch wirtschaftlich überantwortet"^ werden sollte. Da nach seiner Meinung "in absehbarer Zeit voraussichtlich mit einer Klärung in dieser Richtung kaum zu rechnen sei", sollten "ohne Rücksicht auf die Hoffnungen der Italiener möglichst bald bindende Tatsachen geschaffen werden, die eine gewisse Gewähr dafür bieten, daß die deutsche Wirtschaft auch in Zukunft nicht ganz zurückgedrängt werden kann." Mit diesen Ä ußerungen bewegte sich auch die Politik, dieses Länderausschusses ganz in dem Rahmen, der vom Vorsitzenden des Südost-Ausschusses für die gesamte Südosteuropa-Politik der deutschen Industrie abgesteckt worden war. +
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Die Tätigkeit am Südosteuropa-Geschäft interessierter und an der faschistischen "Neuordnung" beteiligter Industriekonzerne und Banken könnte an vielen weiteren Beispielen belegt werden. Die genannten Verbände und Organisationen der Wirtschaft waren zwar die wichtigsten und einflußreichsten, aber nicht die einzigen. Die schon mehrmals genannte Südosteuropa-Gesellschaft
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mit Sitz in Wien vertrat ganz bestimmte Gruppen und Interessen des deutschen Finanzkapitals und war ihnen Institution für ihre Expansion in Richtung Südosten. Zu nennen wäre ferner die Deutsch-Jugoslawische Gesellschaft mit ihrem Schirmherr Staatssekretär Paul Körner, dem Stellvertreter Görings in der Vierjahresplanbehörde und ihrem Präsidenten Emil H. Meyer, Vorstandsmitglied der Dresdner Bank, und ihrem Vizepräsidenten Tilo Freiherr Wilmowsky. Auch die Tätigkeit dieser Verbände weist aus, dafi bei den von Regierungsseite offiziell geführten Wirtschafts- und Händelsverhandlungen in- jedem Falle und auf vielfältigen Wegen sowie bei zahlreichen Gelegenheiten die entscheidenden Gremien der deutschen Industrie die Feder führten und jeweils ihre Interessen durchzusetzen versuchten, in vielen Fällen auch in heftigen Fehden aus Konkurrenzgründen untereinander. Wenn von Handels- und Wirtschaftspolitik gesprochen wird, dann müßte meines Erachtens mehr auf das Wirken der hier angeführten Einrichtungen eingegangen werden. Sie haben die Gründlinien der Wirtschaftspolitik Hitlerdeutschlands gegenüber Jugoslawien und den anderen südosteuropäischen Ländern sehr stark beeinflußt und sie haben auch die Mittel gekannt, sie durchzusetzen. Meist ist nachweisbar, daß die offiziellen Verhandlungen in den Regierungskommissionen das Ergebnis der Vorverhandlungen der Industrieausschüsse nur noch ganz unwesentlich zu korrigieren brauchten. In diesem Sinne eröffnet schließlich eine Analyse der Hintergründe handels- und wirtschaftspolitischer Vorgänge den Blick für die inneren Mechanismen der Machtstrukturen in der faschistischen Diktatur in Deutschland.
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Fußnoten 1
Akten zur deutschen Auswärtigen Politik 1918-1945, Serie Cs 1933-1937. Das Dritte Reich: Die ersten Jahre, Bd. I, 1, 30. Januar bis 15. Mai 1933, Göttingen 1971, S. 257.
2
Ebenda, S. 259.
3
Ebenda, S. 258.
4
Carl Dulsberg, Abhandlungen, Vorträge und Heden aus den Jahren 1922-1933, Berlin 1933, S. 173.
5
In einem Rund er laß des Auswärtigen Amtes vom 18. Juni 1934-, zitiert nach: Hans Jürgen Schröder, Deutschland und die Vereinigten Staaten 1933-1939. Wirtschaft und Politik in der Entwicklung des deutsch-amerikanischen Gegensatzes, Wiesbaden 1970, S. 268 f.
6
Zentrales Staatsarchiv Potsdam (im folgenden: ZStA^ Filmsammlung Nr. 617*
7
Bundesarchiv Koblenz (im folgenden: B4K), R 63/186, Bl. 330.
8
Ebenda, Bl. 332 f.
9
Ebenda, Bl. 334.
10 Ebenda, Bl. 255 ff. 11
ZStA, Deutsche Bank, Nr. 21 838, Bl. 231.
12 Ebenda, Bl. 291. 13 Ebenda, Bl. 292. 14 Ebenda, Nr. 23 839, Bl. 69. 15 Ebenda, Bl. 73. 16
BÄK, R 63/186, Bl. 338.
17 ZStA, Deutsche Bank, Nr. 23 839, Bl. 394. 18
Bericht über die "Entstehung, Entwicklung und Arbeit des Mitteleuropäischen Wirtschaftstages" vom 22. November 1938»
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BÄK, R 63/186, Bl. 337 ff. "Der Mitteleuropäische Wirtschaftstag, seine Arbeiten und Ziele", Bericht des Präsidenten vom 27. Mai 1940, ZStA, Deutsche Bank, Nr. 21 830, Bl. 233 ff»( "Zwischenbericht über laufende Arbeiten und Aufgaben" vom Februar 1941, ZStA, Deutsche Bank, Nr. 211 835, Bl. 236 ff. 19
BÄK, R 63/310, Bl. 117.
20
Ebenda, R 63/186, Bl. 344.
21
Ebenda, Bl. 349.
22
Vgl. Griff nach Südosteuropa. Neue Dokumente über die Politik des deutschen Imperialismus und Militarismus gegenüber Südosteuropa im zweiten Weltkrieg. Hrsg. u. eingel. von Wolfgang Schumann, Berlin 1973, Dok. 2.
23
Vgl. Anatomie der Aggression. Neue Dokumente zu den Kriegszielen des faschistischen deutschen Imperialismus im zweiten Weltkrieg. Hrsg. u. eingel. von Gerhart Hass und Wolfgang Schumann, Berlin 1972, Dok. 16.
24
Vgl. Griff nach Südosteuropa, Dok. 31•
25
Ebenda, Dok. 62.
26
ZStA, IG Farbenindustrie AG, Nr. 1 758, Bl. 395«
27
Vgl. dazu Hans Radandt, Die IG Farbenindustrie AG .und Südosteuropa bis 1938, in: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 1966, T. III, S. 146 ff.
28
Aus dem Protokoll der 1. Sitzung des Südosteuropaausschusses der IG Farbenindustrie AG am 26. Oktober 1938» zitiert nach: Hans Radandt, Die IG Farbenindustrie AG und Südosteuropa 1938 bis zum Ende des zweiten Weltkrieges, in: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte, 1967» T. I, S. 78.
- 37 29
Vgl. Griff nach Südosteuropa, Dok. 1, 3, 10, 14, 43, 51, 57, 86, 93, 105.
30
ZStA, IG Farbenindustrie AG, Nr. 1 758, Bl. 467.
31
Ebenda, Bl. 443.
32 Ebenda, Nr. 809, Bl. 586. 33 Ebenda, Nr. 1 758, Bl. 302. 34
Ebenda, Bl. 299 f.
35
ZStA., Fünsammlung, Nr. 5 635.
36
Vgl. Hans Radandt, Die IG Farbenindustrie AG und Südosteuropa 1938 bis zun Ende des zweiten Weltkrieges, S. 128 ff. und Griff nach SüdOsteuropa, Dok. 71.
37
Vgl. Geheimes Staatsarchiv der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hauptarchiv Berlin-Dahlen (in folgenden: H. 1 Berlin-Dahlem), Rep. 335, Fall 10 (Krupp-Prozeß), Nr. 202, Bl. 65 ff. Nürnberger Dokument NIK-13 252.
38 Vgl. ebenda, Bl. 54 ff. Nürnberger Dokument NIK-13 318. 39
Vgl. Griff nach Südosteuropa, Dok. 78.
40
HA Berlin-Dahlen, Rep. 335, Fall 10 (Krupp-Prozeß), Nr. 202, Bl. 14, Nürnberger Dokument NIK-13 333«
41
Ebenda, Bl. 18.
42
Vgl. Griff nach Südosteuropa, Dok. 82.
43
BÄK, R 63/148, Bl. 85 ff. Die folgenden Zitate stannen aus dieser Quelle.
44
Anatomie der Aggression, Dok. 31, S. 151«
45
ZStA, Filmsammlung, Nr. 3979.
46
Anatomie der Aggression, Dok. 32, S. 155*
47
Ebenda, S. 157 f.
48
BÄK, R 63/293, Bl. 270 ff.
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49
Ebenda, Bl. 278.
50
Ebenda, Bl. 282.
51
Ebenda, Bl. 272.
52
Ebenda, Bl. 286.
53
Ebenda, Bl. 229 ff.
54
ZStÁ Filmsammlung, Nr. 5 628.
55
Ebenda, Nr. 3 979.
56
Ebenda, Kr. 5 634.
57
Anatomie der Aggression, ûok. 36, S. 176.
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Dr. sc• Gerhart Hass Der Einfluß der freundschaftlichen Gefühle der Völker Jugoslawiens für die Sowjetunion auf die Entscheidungen der faschistischen Führung am Vorabend des Überfalls auf Jugoslawien
In den Aggressionsplänen des deutschen Imperialismus nahmen die Staaten Südosteuropas einen wichtigen Platz ein. In der letzten Phase der Kampfhandlungen in Frankreich und nach dessen Kapitulation begannen Regierungsstellen, staatsmonopolistische Organisationen - allen voran die Reichsgruppe Industrie und die großen Konzerne - ihre Kriegsziele in geheimen Denkschriften, den sogenannten "Neuordnungs- oder Friedensplänen", zu formulieren. In dieser Kriegszielplanung, die an die Kriegszieldiskussion des Jahres 1915 erinnert, diese in ihren weitreichenden Ausmaßen jedoch übertrifft, war die Debatte über die zukünftige Stellung der Länder Südosteuropas eine wesentliche Frage. Im Vordergrund standen die ökonomischen Interessen des deutschen Imperialismus. Die reichen Rohstoffquellen dieser Länder, das Vorhandensein einer zahlreichen Bevölkerung, deren Arbeitskraft man auszunutzen gedachte, die vielfältigen Kapitalanlagemöglichkeiten und die Exportchancen sowie die noch steigerungsfähige Produktion vieler landwirtschaftlicher Güter veranlaßt en die deutschen Konzern-, Bank- und Außenhandelsunternehmer, ihre lüsternen Blicke auf diesen Teil Europas zu richten. Daraus ergab sich eine Vielzahl wirtschaftlicher Expansionsprogramme, die von staatlichen, staatsmonopolistischen aber auch Privatwirtschaft liehen Insti-
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tutionen, die sich mit Südosteuropa beschäftigten, insbesondere in dem Zeitraum zwischen der Niederlage Frankreichs und dem Überfall auf die Sowjetunion, ausgearbeitet wurden.1 Die wirtschaftlichen und politischen Pläne der faschistischen Führung gegenüber Südosteuropa waren Bestandteil ihrer 2 Planungen für eine "Neuordnung" Europas. Sie sahen die wirtschaftliche Durchdringung und Unterordnung der Länder Südosteuropas und in den Jahren 1940/41 ihre - teils friedliche, teils gewaltsame - militärische Besetzung und die rücksichtslose Ausplünderung vor. Die "Neue Ordnung" wurde zum Synonym für Verbrechen, Terror und Massenmord. Die speziellen Pläne für die Unterjochung der Länder Südosteuropas 1940/41 lassen sich jedoch nur voll begreifen, wenn man sie in die zu jener Zeit von Hitler und dem Oberkommando der Wehrmacht verfolgte Gesamtkriegskonzeption einordnet. Die deutschen Imperialisten und Militaristen sahen im Sommer 1940 in der Sowjetunion das entscheidende Hindernis, »im ihre Herrschaft über Europa und die Welt zu errichten. Die militärische und politische Zerschlagung des sozialistischen Staates, dessen Entwicklung und Politik seit 1917 das Ende der imperialistischen Klassenherrschaft und Kriegspolitik auf die Tagesordnung der Geschichte gesetzt hat, erschien dem deutschen Imperialismus und Militarismus als unabdingbare Voraussetzung, um seine "Neuordnungs-" und "Weltherrschaftspläne" verwirklichen zu können. In Berlin glaubte man nach den Siegen in Polen, Nord- und Westeuropa an der Schwelle der Weltherrschaft zu stehen. Das Streben Hitlerdeutschlands, den ersten sozialistischen Staat der Welt zu liquidieren und die faschistischen "Neuordnungspläne"
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in Europa in die Tat umzusetzen und sich so für die nächsten Stufen im Kampf um die Weltherrschaft vorzubereiten, hingen somit untrennbar zusammen. Die Absicht, militärisch gegen die Sowjetunion vorzugehen, tauchte gerade zu dem Zeitpunkt auf, als auch mit der Ausarbeitung der "Neuordnungspläne" begonnen wurde. Die militärische Planung zum Überfall auf die UdSSR, die schließlich unter dem Decknamen "Fall Barbarossa" lief, und die Planung zur "Neuordnung" Europas erfolgten parallel, wobei die Pläne gegen die Sowjetunion seit dem Spätherbst 1940 eindeutig den Vorrang erhielten. Die faschistische Führung war sich, als sie die ersten Erwägungen anstellte, die Sowjetunion zu überfallen, der Tatsache bewußt, daß ihre Südflanke für den geplanten neuen Kriegsakt nicht genügend gesichert war. In Berlin glaubte man sich der Regimes in Ungarn und Rumänien im Kampf gegen die UdSSR sicher. Durch Versprechungen von "Beuteland" in der Ukraine und durch ein Ausspielen dieser Länder bei ihren territorialen Konflikten untereinander sowie durch ihre außenwirtschaftliche Abhängigkeit von Deutschland hatten sich die deutschen Faschisten ihre Vormacht gesichert. Bezüglich Jugoslawiens und Bulgariens war die Lage jedoch anders. Auch diese Länder waren in den Sog Hitlerdeutschlands geraten und Teile der herrschenden Klassen und Regierungen suchten ängstlich sich einen Platz im "neugeordneten" Europa zu sichern. Sie standen mit dieser Politik jedoch auf unsicherem Böden. Teile der herrschenden Klassen waren keineswegs vom deutschen "Endsieg" Uberzeugt und gedachten deshalb die Bindungen zu Großbritannien und den USA keineswegs
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zu lösen. Starke Stimmungen gegen die italienischen Absichten, die au? ,eine Zerstückelung Jugoslawiens abzielten, ließen die zu Hitlerdeutschland neigenden Politiker eine gewisse
Zurück-
haltung bewahren. Schließlich kamen die Regierungen in Belgrad und Sofia ebenso wie die Führung in Berlin nicht umhin, einen entscheidenden Paktor zu berücksichtigen: Das Vorhandensein starker prosowjetischer und prorussischer Gefühle, die in breiten Volksmassen fest verankert waren. Die Ereignisse vom Sommer 1940 bis zur Aggression der faschistischen Wehrmacht in Südosteuropa zeigen, daß die Regierungen Jugoslawiens und Bulgariens auf diese Volksmeinung "ücksicht nehmen mußten. Aber auch die Hitlerregierung sah sich zu Zugeständnissen gezwungen, die sie in keinem anderen Fall machte. Besonders zeigte sich dies, als über den Beitritt Jugoslawiens zum sogenannten Dreimächtepakt verhandelt wurde. Zu den traditionellen Freundschaftsgefühlen, die aus einem jahrhundertealten Zusammengehörigkeitssinn und aus der Dankbarkeit für die Rolle Rußlands bei der Befreiung der Völker Jugoslawiens und Bulgariens vom türkischen Joch herrührten, war seit der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution die Freundschaft der bewußten revolutionären Vertreter der Arbeiterklasse, war die internationalistische Verbundenheit zum ersten sozialistischen Staat der Welt und zur Partei Lenins hinzugekommen. Die jugoslawischen, ebenso wie die bulgarischen klassenbewußten Arbeiter - allen voran die Kommunisten - waren überzeugt, daß der sozialistische Staat der natürliche Verbündete der Werktätigen dieser Länder gegen die drohende Vormacht der deutschen Faschisten und die Ausbeutung durch deutsche Monopole und Banken war. Einige großbürgerliche und
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bürgerliche Kreise der herrschenden Klasse Jugoslawiens gründeten demgegenüber ihre Hoffnung auf die Sowjetunion sowohl auf traditionelle panslawistische Freundschaftsgefühle als auch auf die aktive sowjetische Außenpolitik der Jahre 1940/41. Diese hatte zu diesem Zeitpunkt wichtige Schritte unternommen, um in diesem Teil Europas den Frieden zu erhalten und die nationale Unabhängigkeit der Staaten S üdosteuropas zu sichern. Die prosowjetischen und prorussischen Tendenzen - unabhängig von ihrer klassenmäßig unterschiedlichen Ausgangsposition waren der faschistischen Führung im zweiten Halbjahr 1940 und zu Beginn des Jahres 1941 äußerst zuwider. Im deutschen Generalstab stieß
man bei der Ausarbeitung der ersten
militärischen Pläne zum Jberfall auf die UdSSR immer wieder auf die Frage: Wie würden sich die Länder ü üdosteuropas verhalten? Schon am 3. Juli 1940 teilte der Chef des Generalstabs des Heeres, Generaloberst Franz Halder, dem damaligen Leiter der Operationsabteilung im Generalstab des Heeres, Oberst Hans v. Greiffenberg, mit, es gehe bei der neuen Aggression um den Hauptgesichtspunkt, "wie ein militärischer Schlag gegen Rußland zu führen ist, um ihm die Anerkennung der beherrschenden Rolle Deutschlands in Europa abzunötigen".
H a & e r fügte die
Bemerkung hinzu: "Sondergesichtspunkte, wie Ostseeländer oder Balkanländer", könnten Varianten des Kriegsplans erforderlich machen. Wie sehr von Anfang an die Sorge um das weitere Hinterland die Aggressionsplaner beschäftigte, machte schon der sehr frühe Operationsentwurf deutlich, der von Generalmajor Erich Mareks am 5. August 1940 fertiggestellt wurde. Darin hieß es in
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dem Abschnitt "Operationsabsicht", der Angriff auf die Ukraine könnte "zum kriegsentscheidenden Hauptangriff werden". Bedauernd mußte Mareks jedoch einräumen, daß dafür wesentliche Voraussetzungen fehlten: "Weder die politischen Verhältnisse auf dem Balkan noch die Bahn- und Straßenlage in Ungarn und Rumänien lassen jedoch den Aufmarsch starker deutscher Kräfte vor Kriegsbeginn zu. Geht man von den direkten Wünschen der militärischen Instanzen aus, in Südosteuropa die politischen Voraussetzungen für die beabsichtigte Aggression gegen die UdSSR zu schaffen, so leitet sich daraus die Bedeutung der diplomatischen Aktivitäten Hitlerdeutschlands in diesen Monaten ab. Die Sowjetunion sah ihrerseits den Ereignissen und den faschistischen Machenschaften allerdings nicht tatenlos zu. Ihre Außenpolitik war prinzipiell darauf gerichtet, den Frieden wiederherzustellen und die faschistischen Aggressoren zu stoppen. Zunächst mußte sie jedoch große Anstrengungen unternehmen, um aus der gefährlichen Situation herauszukommen, die sie im Herbst 1939 zur Annahme der Vorschläge Hitlerdeutschlands und zum Abschluß des Vertrages vom 23. August 1939 gezwungen hatte. Die Versuche der anglo-französischen und der nordamerikanischen Imperialisten im "drSle de guerre", den sowjetisch-finnischen Krieg zu benutzen, um den imperialistischen Krieg zwischen den ftestmächten und Hitlerdeutschland in einen gesamtimperialistischen antisowjetischen Kreuzzug umzuwandeln, hatten die Lage der Sowjetunion zunächst weiter kompliziert. Der Friedensschluß mit Finnland am 12. März 1940 leitete jedoch eine Etappe ein, in der es der sowjetischen Außenpolitik gelang, das Verhältnis zu den Staaten an ihrer Westgrenze, einschließlich
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der Südosteuropas, zu regeln und Streitfragen beiderseitig zufriedenstellend beizulegen. Die Sowjetunion erreichte von Rumänien auf friedlichem Wege die Rückgabe Beeearabiens und der Nordbukowina. Nach den Volksrevolutionen in den baltischen Republiken hörten diese Staaten auf, potentielle Aufmarschgebiete gegen die UdSSR zu sein. Diese Völker wurden Anfang August 1940 Mitglieder des multinationalen sozialistischen Sowjetstaates. Die erzielten Erfolge stärkten das internationale Ansehen der Sowjetunion. Mit Jugoslawien, zu dem es bis dahin keine diplomatische Beziehungen gab, kam es Ende März in Ankara zu ersten Verhandlungen. Diese führten am 11. Mai 1940 zum Abschluß eines Handels- und Schiffahrtsvertrages, zur Errichtung von Handelsmissionen und zu einem Warenaustauschabkommen und schließlich am 24. Juni 1940 zur Aufnahme voller diplomatischer Beziehungen. Mit Recht sahen die revolutionären Kräfte in Jugoslawien in der Herstellung der diplomatischen Beziehungen zur UdSSR auch ihren Erfolg. Das galt auch für die bürgerlichen Kräfte innerhalb der herrschenden Klasse, die bewußt diesen Schritt gegangen waren, um ein Gegengewicht zu der immer mehr zunehmenden faschistischen Bedrohung zu schaffen. Als der sowjetische Gesandte, V. Flotnikov, am 7. Juli 1940 in Belgrad eintraf, kam es zu Beifallskundgebungen in der jugoslawischen Hauptstadt. Diese dauerten, wie die deutsche Gesandtschaft mehrfach berichtete, an. Das rief sofort in Berlin und Rom Besorgnis hervor. Zwischen den beiden Hauptmächten der faschistischen Koalition in Europa, zwischen Italien und Deutschland, bestand jedoch in Südosteuropa eine ausgeprägte Rivalität. Auge-
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stachelt durch die Erfolge der Hitlermehrmacht in Polen, Nordund Westeuropa trachtete die italienische Führung danach, durch einen eigenen militärischen Erfolg das "Gleichgewicht" im Verhältnis zum deutschen Partner wiederherzustellen. Gestützt auf das 1939 eroberte Albanien wollte Italien seinen Einfluß vor allem auf Griechenland und Jugoslawien ausdehnen, was es schließlich auch mit militärischer Gewalt versuchte. Nicht zuletzt stützte es sich dabei auf solche faschistische Bewegungen wie die "UstaSa" unter Ante Paveli6. Als daher der italienische Außenminister Graf Galeazzo Ciano am 7. Juli 1940, gerade an dem Tage, an dem aus Belgrad die Zustimmungskundgebungen für den sowjetischen Gesandten gemeldet wurden, sich zu einem Gespräch mit Kitler in Berlin traf, wurde auch die Lage in Jugoslawien behandelt. Ciano unterbreitete dabei folgende Meinung: "Das jugoslawische Volk
sei in seiner Haltung unsicher, auf alle Fälle aber
nicht deutsch- oder italienfreundlich. Neuerdings trüge Jugoslawien pro-russische Gefühle zur Schau." Der italienische Außenminister unterbreitete gleichzeitig die Auffassung Mussolinis, "daß man in ungefähr einem Monat die jugoslawische Frage liquidieren müsse. Es sei für Italien eine einzigartige Gelegenheit, denn nach dem Waffenstillstand mit Frankreich hätte es nur noch eine Landgrenze zu verteidigen. Italien sei nun einmal am Adriatischen Meer sehr stark interessiert, während Rumänien und das Schwarze Meer mehr zum deutschen Interessengebiet gehören. Italien halte den Augenblick für gekommen, den Umfang des jugoslawischen Staates, einer typischen Versailler Schöpfung antiitalie5 nischer Tendenz zu beschneiden."
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Dieser Vorstoß des italienischen Außenministers kam der deutschen Führung jedoch nicht gelegen. Sie beschäftigte sich gerade mit dem, was-Hitler am 2. Juni 1940 als seine "große und eigentliche Aufgabe: die Auseinandersetzung mit dem Bolschewismus"*' bezeichnet hatte. Zwar teilte man in Berlin die Sorge des italienischen Außenministers Uber die prosowjetischen Gefühle, die die jugoslawischen Völker in vielfältiger Form äußerten, jedoch schien der Zeitpunkt für eine Auseinandersetzung mit diesem Land äußerst unpassend. So fügte Hitler den 'Aorten von Ciano zwar hinzu, daß auch in Bulgarien "eine starke kommunistische und panslawistische Bewegung" existiere. Er meinte jedoch, "solange aber der Konflikt mit England nicht erfolgreich beendet sei, könnten durch einen Konflikt auf d'em Balkan 7 schwierige Probleme entstehen."
Da der italienische Bundes-
genosse noch nicht in die antisowjetischen Kriegspläne eingeweiht war, beließ es Hitler bei diesem Hinweis auf Großbritannien. Das Auswärtige Amt, das schon durch einen Bericht des deutschen Gesandten in Belgrad, Viktor v. Heeren, vom 14. Juli 1940 über die Ankunft des sowjetischen Gesandten . und über weitere prosowjetische Stellungnahmen in Jugoslavtien beunruhigt worden v.ar, empfing bald darauf eine ausführliche Stellungnahme des Gesandten zum Thema "Jugoslawien und Rußland". Dieser politische Lagebericht, den Heeren am 23. Juli 1940 verfaßte, ist insofern äußerst aufschlußreich, als er die verschiedenen politischen Strömungen in Jugoslawien aus deutscher Sicht einschätzt. In dem Bericht heißt es: "Wie ich schon berichtete, hat die
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Ankunft des ersten sowjetrassischen Vertreters in Jugoslawien nach dem Weltkriege nicht nur den kommunistischen, sondern vor allem den russophilen Strömungen des Landes starken Auftrieb gegeben. Diese russophilen Strömungen sind nicht nur in Serbien, sondern auch in Kroatien zu finden und gehen in beiden Fällen auf die Zeiten zurück, in denen diese kleinen slawischen Völker in Rußland den natürlichen Beschützer im Kampfe um ihre Freiheit und Unabhängigkeit sehen. Daß Sowjetrußland etwas anderes als das zaristische Rußland ist, wird in diesen Kreisen zwar erkannt, aber im Grunde des HerzenB doch nicht als entscheidend angesehen. Diese gerade in der Bauernschaft weitverbreitete russophile Strömung hat in der letzten Zeit nicht unerheblichen Zulauf aus frankophilen Kreisen erhalten, die den Zusammenbruch Ihrer Hoffnungen auf einen Sieg Frankreichs nun durch die Hoffnung zu ersetzen suchen, daß die Anlehnung an Sowjetrußland einen wenn auch geringen Schutz vor der italienisch-deutschen Gefahr bieten könnte. In den ernster zu nehmenden politischen Kreisen macht man sich in dieser Hinsicht zwar wenig Illusionen, aber auch hier, und zwar bis In maßgebende Kreise der Regierung und des Außenministeriums p hinein, ist Sowjetrußland doch eine gewisse Hoffnung." Immer wieder klang der Grundtenor dieser Einschätzung bei allen Meinungsäußerungen deutscherseits durch. Am 26. Juli 1940 sagte Hitler zu dem rumänischen Ministerpräsidenten Ion Gigurtu, daß Jugoslawien "wohl kaum jemals gegen eine q andere slawische M a c h t v o r g e h e n würde. Ebenso sah auch der jugoslawische Prinzregent Faul in einem Gespräch mit dem deutschen Gesandten v. Heeren am 26. August 1940 die Lage. Er sagte, "in Zukunft werde es füj> den Balkan nur die Wahl geben
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zwischen Anlehnung an Deutschland und Anlehnung an Rußland."10 Der Prinzregent hob im gleichen Gespräch zwar hervor, daß Jugoslawien "bei dieser Wahl für Deutschland optieren müsse". Er sah sich aber gezwungen, einschränkend hinzufügen, diese Einsicht "sei freilich in der Bevölkerung noch nicht Uberall durchgedrungen". Die Ursache dafUr lag seiner Meinung nach sowohl "an der bekannten francophilen und panslawistischen Tendenz mancher politischer und militärischer Kreise", als auch an den aggressiven und annexionistischen Plänen der Achsenmächte, insbesondere Italiens. Zu ähnlichen Einschätzungen gelangten auch Gewährsleute der Auslandsorganisation der NSDAP. In einem streng vertraulichen Bericht "Die Läge in Jugoslawien im November 1940" beurteilten sie die Wirtschaftslage Jugoslawiens als "ungeordnet" und als "in einem inflationistischen Zustand" befindlich. Daran wurde die Schlußfolgerung geknüpft: "In Belgrad lebende deutsche Wirtschaftfachleute sind angesichts dieser Verhältnisse der Auffassung, daß man im Spätwinter mit einer ernsten Stimmung in Jugoslawien rechnen müsse, wenn es nicht vorher gelingt, die Wirtschaft wirklich nach neuen, autoritären Gesichtspunkten zu organisieren
und einheitlich auszurichten. Diese Stim-
mung wird von der kommunistischen Propaganda benutzt, um eine feindliche Atmosphäre gegen die Regierung zu erzeugen. Diese Umstände sind natürlich gerade auch für Deutschland von "ichtigkeit, da die Gefahr besteht, daß Jugoslawien eines ICages nicht mehr in der Lage sein wird, seinen Handelsvertragsverpflichtungen gegenüber Deutschland in vollem
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Umfang nachzukommen."^ Inagesamt wurde die Haltung gegenüber dem faschistischen Deutschland folgendermaßen eingeschätzt: "Was die Stimmung gegenüber -Deutschland anlangt, so iat sie keineswegs freundlich zu nennen. Höchstens in kroatischen Kreisen. In Belgrad ist man heute immer noch der Meinung, daß der Endsieg Deutschlands sehr zweifelhaft sei und daß England doch durchhalten werde." Die wachsende Unzufriedenheit der Volksmassen mit der profaschistischen Politik der Regierung richtete sich auch gegen die immer stärkere Bindung der jugoslawischen Wirtschaft an Hitlerdeutschland. Zwei Handelsabkommen, die am 19. Oktober 1940 geschlossen wurden, machten das Land noch mehr zum Lieferanten von Rohstoffen und Agrarproduktea und hatten für die Lage des Volkes nachteilige -"'olgen. Die herrschenden Kreise Jugoslawiens suchten aus der Zwangslage herauszukommen. Da ihnen ein Zusammengehen mit der von den Kommunisten geführten Volksbewegung fern lag, tauchten verstärkt Pläne auf, die zentrale Regierungsgewalt mächtiger zu machen. s o berichtete der deutsche Gesandte aus Belgrad schon am 25. Oktober 1940 über Gerüchte, wonach die serbische Generalität "Putschabsichten zwecks Errichtung Militärdiktatur, notfalls mit Ersatz Prinzregenten durch 1p jungen König"
hege. Eine solche Lösung erwarteten auch
die Agenten der ¿uslandsorganisation der NSDAP. In dem bereits zitierten streng vertraulichen Bericht hieß es: "In vielen politischen Kreisen sowohl in Belgrad als auch in Agram beschäftigt man sich nun angesichts dieser Lage sehr eingehend mit der Frage, v;as praktisch geschehen soll, zumal da es immer deutlicher wird, daß die Regierung Cvetkovic diesen Ent-
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Wicklungen ziemlich machtlos gegenübersteht. Die Lösung dieser Präge«v.ird noch dadurch erschwert, daß es in Jugoslawien keine nationale Erneuerungsbewegung gibt wie etwa die Eiserne Garde in Rumänien. Ebenso fehlt es auch an führenden Persönlichkeiten, die dem Geist der neuen Zeit entsprechen 13 würden."
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Daran wurde die Schlußfolgerung geknüpft:
"Es scheint nun bei dieser Lage durchaus im Bereich der Möglichkeiten zu liegen, daß, wenn es einfach nicht mehr weiter geht, eine sogenannte Regierung der starken Hand unter Führung eines Generals an die Macht kommt oder daß überhaupt eine Militärdiktatur errichtet wird." Angesichts der gegen die faschistischen Mächte Deutschland und Italien gerichteten VolksStimmung in Jugoslawien und der andauernden Sympathien für die UdSSR und - besonders in den herrschenden Kreisen - des Vertrauens in das Durchhalten-Großbritanniens, geriet die deutsche Außenpolitik in große Schwierigkeiten. Um die Wende des Jahres 1940/41 - nachdem am 18. Dezember 1940 die V.eisung Hr. 21 (Fall Barbarossa) zum Überfall auf die UdSSR unterzeichnet worden war - bemühte sie sich intensiv, Jugoslawien an den faschistischen Block zu ketten. Allerdings wurde schon damals mit der Möglichkeit gerechnet, daß diese diplomatischen Versuche, die von wirtschaftlichem Druck begleitet waren, scheitern könnten und nur die militärische Aggression übrigbleiben würde. So berichtete der Chef des Nachrichtendienstes und der Abteilung Abwehr des ungarischen Generalstabs, Generalmajor Stephan Ujszaszy, folgendes: "Im November 1940 erschien in Audienz beim Chef
des k.-ung. Generalatabes, Generaloberst Heinrich Werth,
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der in Budapest wirkende deutsche Militärattache, Oberst im Generalstab Günther Krappe, mit einem Brief des Generaloberst Halder, Chef des Generalstabes des deutschen Heeres. In diesem Schreiben informierte Halder Vierth dahin, daß im Frühjahr 1941 die
definitive Stellungnahme Jugoslawiens - wenn es sein muß mit Waffen - erzwungen werden soll, um nachher die drohende russische Kückengefahr ausschalten zu können. An diesem eventuell gegen Jugoslawien und mit Bestimmtheit gegen Somjetrußland gerichteten präventiven Kriege soll Ungarn im eigenen Interesse teilhaben."^ Bei den Verhandlungen des ungarischen Ministers Generaloberst Karl Bartha im Dezember 1940 in Berlin stand die gleiche Frage zur Debatte. "Ungarn wird für die Teilnahme mit 15 Gebietszuteilung in Jugoslawien und in Sowjetrußland" J belohnt werden, hieß es in der Informationsniederschrift über die Gespräche, die Bartha in Berlin führte. Bevor jedoch militärisch vorgegangen werden sollte, bemühte sich die deutsche Außenpolitik, Jugoslawien - ebenso wie Ungarn, Rumänien und Bulgarien - noch fester an die faschistische Koalition zu binden und zum Beitritt zum Dreimächtepakt zu veranlassen. Diese Staaten sollten zu Satelliten Hitlerdeutschlands gemacht werden, um - neben den strategischen und wirtschaftlichen Erwägungen - die besonders in Bulgarien und Jugoslawien weit verbreiteten freundschaftlichen Gefühle für die Sowjetunion zu paralysieren. Während der Aufmarsch der Truppen gegen die UdSSR begann, mußte ein Hinterland an der Südflanke, in dem es eine starke Sympathie für das sowjetische Nachbarvolk gab, der faschistischen Führung ein Dorn im Auge sein. Mit dem Ziel, Jugoslawien in den Dreimächtepakt einzubeziehen, führte Außenminister v. Ribbentrop Ende Hovember
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1940 mit dem jugoslawischen Außenminister Aleksandar Cincar-Markovic eine Unterredung in Fuschl. Nur wenige Tage zuvor, am 18. November 1940, hatte Hitler dem bulgarischen König Boris III. das gleiche Anainnen vorgetragen. Am 23. November hatte daraufhin der bulgarische Gesandte in Berlin, Parvan Dragonoff, mitgeteilt, seine Regierung sei zwar "grundsätzlich bereit, ihren Beitritt zum Dreimächtepunkt zu unterzeichnen, nur bitte sie, den Zeitpunkt der Unterzeichnung noch zu verschieben." 1 ^ Als Begründung nannte der bulgarische Gesandte u.a., "daß in Bulgarien große Sympathien für Rußland bestünden". 1 7 In Jugoslawien lagen die Dinge ähnlich. Seit der am 28. November 1940 von Hitler und Ribbentrop ergangenen Aufforderung an Jugoslawien, dem Dreimächtepakt beizutreten, rissen die diplomatischen Verhandlungen darüber nicht ab. Immer wieder versuchte die jugoslawische Regierung, unter Hinweis auf die Stimmung im Lande, den Beitritt hinauszuschieben. Als Außenminister Cincar-Markovifc ersatzweise einen Nichtangriffsvertrag mit Deutschland und Italien vorschlug, reagierte Ribbentrop äußerst nervös. Mitte Februar 1941 traten die Verhandlungen in ein entscheidendes Stadium. Ministerpräsident Cvetkovi6 und Außenminist er Cincar-Markovi6 trafen am 14. und 15. Februar mit Hitler und Ribbentrop zusammen. Beide versicherten, Jugoslawien i hätte seine "Außenpolitik nach Deutschland orientiert" und hätte innenpolitisch versucht, gegen die prorussischen Gefühle anzukämpfen. Cvetkovic sagte, seine Regierung täte alles, "um das Eindringen des Bolschewismus zu verhindern. Seine Haltung 1R sei hier antikommunistisch." Ribbentrop und Hitler taten
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ihrerseits alles, um diese Einstellung zu stärken. Hitler entstellte das Wesen der deutschen Aggressionspolitik in SUdosteuropa und die bereits angelaufenen Vorbereitungen zum Überfall auf die UdSSR. Er behauptete hingegen durch die deutsche Politik, insbesondere den sogenannten Wiener Schiedsspruch, "sei Rumänien von der Überflutung durch den Bolschewismus gerettet worden."
Direkt versuchte Hitler
die jugoslawische Regierung gegen die Sowjetunion aufzubringen, als er erklärte, Molotow habe bei seinem Besuch in Berlin im November 1940 angeblich Bulgarien "auf Kosten Jugoslawiens" Land und den Zugang zum Ägäischen Meer versprochen, und es sei das Bestreben der UdSSR, "den Balkan bis an die Dardanellen unter russische Herrschaft zu 90 bringen."
Ganz deutlich machte v. Ribbentrop den bei-
den jugoslawischen Regierungsmitgliedern die deutsche Position: "Trotz seines Freundschaftsvertrages mit Rußland sei Deutschland auf der Wacht und verlasse sich hier nicht nur auf die Verträge, sondern vor allem auf die 21 Stärke der ihm zur Verfügung stehenden Divisionen." Die jugoslawische Führung, die die Volksstimmung kannte, befand sich in einer schwierigen Situation. Einerseits mußte sie befürchten, durch ein Eingehen'auf die deutschen Forderungen einen Sturm der Empörung im eigenen Lande zu entfesseln, der sie selbst hinwegfegen könnte. Andererseits ließ offener Widerstand militärische Aktionen deutscherseits erwarten. Vertragliche Bindungen über eine gegenseitige Hilfeleistung mit der Sowjetunion gab es als Folge der langjährig antisowjetischen Politik des Regimes nicht, und das immer als Protektor der Länder der kleinen Entente in Südosteuropa
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angesehene Frankreich war von der Naziwehrmacht geschlagen und besetzt worden. En dieser Situation versuchte die jugoslawische Regierung zu lavieren. Anfang März ließ sie auf die direkte deutsche Aufforderung, dem Dreimächtepakt beizutreten, mitteilen, die Frage sei "sehr ernst und mit 22
Rücksicht auf die öffentliche Meinung sehr schwierig". Sie versuchte darüber hinaus einige Zugeständnisse deutscherseits herauszuholen, die in den Augen der jugoslawischen Öffentlichkeit den Anschluß an die faschistische Koalition als weniger bedeutungsvoll erscheinen lassen sollten. So verlangte sie eine öffentliche deutscher Erklärung, wonach Souveränität und Integrität Jugoslawiens respektiert und keine militärische Hilfe von Jugoslawien verlangt werden würde. Weiterhin das Versprechen, daß Deutschland nicht darum ersuchen werde, den Durchmarsch oder Durchtransport von deutschen Truppen zu gestatten. Schließlich wollte sie eine Anerkennung des jugoslawischen Interesses an einem freien Ausgang zum Ägäischen Meer Uber Saloniki bei der "Neuordnung" 2%
Europas erreichen.
J
Der Führung in Berlin war durchaus bewußt, wie die öffentliche Meinung in Jugoslawien eingestellt war. Deshalb erklärte sie sich bereit, zunächst weitestgehend auf diese Wünsche Jugoslawiens einzugehen. Sicherlich bestand nicht die ehrliche Absicht, sich an die Zusagen zu halten, jedoch zwang die Volksstimmung sie erst einmal zu einem solchen Vorgehen. Ausdrücklich verwies sie darauf, daß Deutschland, "wenn die Jugoslawische Regierung dies aus innerpolitischen Gründen für notwendig halten sollte", bereit sei, der Veröffentlichung einer Erklärung zuzustimmen, derzufolge
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Souveränität und territoriale Integrität respektiert und auch der Durchmarsch bzw. Durchtransport von Truppen nicht verlangt werden würden.*^ Auch bei den anderen Punkten war die Hitlerregierung zu Zugeständnissen bereit, fürchtete jedoch die Veröffentlichimg einer solchen Erklärung. "Dies würde den Beitritt 25 Jugoslawiens in seiner Wirkung wieder aufheben,"
wurde deutscher-
seits festgestellt. In keinem anderen Fall war die faschistische Diplomatie 1940/41 zu solchen Zugeständnissen bereit gewesen. Das war sicherlich nicht auf die "Verhandlungskunst" der bürgerlichen Politiker Jugoslawiens zurückzuführen, sondern darauf, daß es bei den Völkern Jugoslawiens eine derartige breite und tiefverwurzelte Auffassung l?ab, die es selbst profaschistisch eingestellten Politikern unmöglich gemacht hätte, uneingeschränkt einer antisowjetischen Koalition beizutreten. Schon einen Tag nach dem Eintreffen der deutschen Zugeständnisse verwies Außenminister Cincar-Markovifc erneut darauf, daß die sich aus dem Dreimächtepakt ergebende militärische Hilfeleistungspflicht,, "Jugoslawien in einen Krieg - etwa mit Amerika oder gar Rußland - verwickeln könnte, was im krassen Widerspruch zur VolksStimmung" stehe.26 Am 11. März mußte der deutsche Gesandte aus Belgrad berichten, daß Gerüchte über das deutsche Verlangen, dem Dreimächtepakt beizutreten, "große Erregung in Bevölkerung"
ausge-
27 löst"
haben. Das veranlaßte den Gesandten, der Regierung in
Berlin dringend anzuraten, ihre Zugeständnisse auf jeden Fall zu publizieren, da ihm dies "bei hiesiger OQ innerer Lage als absolut notwendig und höchst dringlich"
erscheine. Eine
Weisung Ribbentrops für die weiteren Verhandlungen mit der
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jugoslawischen Regierung vom 14. März 1941 sprach nochmals ' klar aus, weshalb sich Deutschland überhaupt nur zu Zugeständnissen bereit erklärt habe. Ribbentrop schrieb, daß es dafür "Uberhaupt kein außenpolitisches Interesse, sondern ausschließlich innerpolitische Erwägungen und Rücksichtsnahmen 29 der Jugoslawischen Regierung"
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gäbe.
In dieser Situation faßte der jugoslawische Kronrat am 17. März 1941 grundsätzlich den Beschluß, dem Dreimächtepakt beizutreten. Am 25. ilärz erfolgte in Wien die Unterzeichnung. Noch war jedoch die Tinte unter den Dokumenten nicht trocken, da wurden die Regierung CvetkoviC und Prinzregent Paul gestürzt. Der Staatsstreich, der zur Thronbesteigung des 17jährigen Petar und der Einsetzung einer Regierung unter General Dutan Simovi'6 führte, verlief auf dem Hintergrund einer gewaltigen Volksbewegung, die sich gegen den Eintritt in den faschistischen Block und gegen die aggressive Politik Hitlerdeutschlands richtete. Im Verlauf der Demonstrationen und Kundgebungen, der öffentlichen Äußerungen usw. kam immer wieder der Wunsch breiter Kreise des Volkes, einschließlich von Teilen der herrschenden Klasse, zum Ausdruck, engere Beziehungen zur Sowjetunion herzustellen. Die Ereignisse des 27. IJärz 1941 markierten das Scheitern aller Versuche der faschistischen Diplomatie, selbst mittels weitreichender Zugeständnisse Jugoslawien in den faschistischen Block einzubeziehen. Noch am Mittag des gleichen Tages fand in der Reichskanzlei eine Besprechung über die Lage in Jugoslawien statt. Dort führte Hitler aus, das Landdie sei im Hinblick auf den geplanten Überfall auf Griechenland und "erst recht spätere 30 Barbarossa-Unternehmung ein unsicherer Faktor"-^ gewesen.
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Nunmehr seien sofort "alle Vorbereitungen zu treffen, um Jugoslawien militärisch und als Staatsgebilde zu zer31 schlagen". Die Haltung der Völker Jugoslawiens, ihre freundschaftlichen Gefühle für die Brudervölker in der Sowjetunion, hatten in letzter Konsequenz den Beitritt profaschistischer jugoslawischer Politiker zum Dreimächtepakt gegenstandslos gemacht. Sie hatten die deutsche Führung zum diplomatischen Lavieren und schließlich zum Abändern des Kriegsplans für 1941 gezwungen. In der Besprechung in der Reichskanzlei am 27. März sahen sich Hitler und seine militärischen Ratgeber nämlich gezwungen »festzulegen, daß "der Beginn 32 der Barbarossa-Unternehmung bis zu 4 Wochen verschoben werden1"^
müsse.
Die Auswirkungen dieser erzwungenen Entscheidung auf den weiteren Kriegsverlauf gehören schon nicht mehr zum Thema dieses Beitrages. Auch würde es den zu behandelnden Fragenkomplei übersteigen, auf die jugoslawisch-sowjetischen Verhandlungen einzugehen, die schließlich am 5. April 1941 zum Abschluß eines Freundschafts- und Nichtangriffsvertrages zwischen Jugoslawien und der UdSSR führten. Hier sei nur bemerkt, daß dieser Vertrag in d'en freundschaftlichen Gefühlen zwischen beiden Völkern eine feste Basis hatte, wenn auch die faschistische Aggression am 6. April 1941 verhinderte, den Vertrag mit Leben zu erfüllen. Das Beispiel der Völker Jugoslawiens am Vorabend der faschistischen Aggression zeigt, wie die Volksmassen eines Landes durch ihre Haltung die Politik der eigenen Regierung in bestimmten Grenzen hielten und die außenpolitischen und militärischen Entscheidungen Hitlerdeutschlands entscheidend
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beeinflußten, nicht zuletzt hat diese Grundhaltung der Völker Jugoslawiens vor und nach dem Tage des faschistischen Überfalls die Elemente verstärkt, die schon zu dieser Zelt auf Seiten der gegen die faschistische Koalition kriegführenden Mächte auf die Wandlung des Charakters des Krieges zu einem gerechten, antifaschistischen Befreiungskrieg hinwirkten.
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Anmerkungen 1
Siehe: Wolfgang Schumann. Aspekte und Hintergründe der h a n d e l a - und v ^ i r t a c h a f t a p o l i t i s c h e n Beziehungen H i t l e r deutschlands zu Jugoslawien ( B e i t r a g f ü r die Konferenz i n Belgrad, Oktober 1973); Anatomie des Krieges. Neue Dokumente über d i e Rolle des deutschen Monopolkapitals bei der Vorbereitung und Durchführung des zweiten Weltk r i e g e s , h r s g . v . D i e t r i c h Eichholtz u . Wolfgang Schumann. B e r l i n 1969; Anatomie der Aggression. Neue Dokumente zu den K r i e g s z i e l e n des f a s c h i s t i s c h e n deutschen Imperialismus im zweiten Viertkrieg, h r s g . v . Gerhart Hass u . Wolfgang Schumann, B e r l i n 1972.
2
Karl Drechsler/Hans Dress/Gerhart Hass. Europapläne des deutschen Imperialismus i a zweiten Weltkrieg, i n : Z e i t s c h r i f t f ü r Geschichtswissenschaft, 19. J g . , H. 7, Berlin 1971, S. 916 f f .
3
F a l l Barbarossa. Dokumente zur Vorbereitung der f a s c h i s t i schen Viehrmacht auf d i e Aggression gegen die Sowjetunion (1940/41), h r s g . v . Erhard Moritz. B e r l i h 1970, Uok. 28, S. 120.
4
Ebenda, Dok. 31, S. 124.
5
Staatsmänner und Diplomaten b e i H i t l e r . V e r t r a u l i c h e Aufzeichnungen über Unterredungen mit V e r t r e t e r n des Auslandes 1939 - 1941, h r s g . v . Andreas H i l l g r u b e r . Prankfurt a.iv;. 1967, Dok. 21, S. 158.
6
Z i t . nach: Andreas H i l l g r u b e r , H i t l e r s S t r a t e g i e . P o l i t i k und Kriegführung 1940 - 1941, Prankfurt a.K. 1965, S. 145. a
7
Staatsmänner und Diplomaten bei H i t l e r , Dok. 21,
. 159.
8
Akten zur Deutschen Auswärtigen P o l i t i k 1918 - 1945>
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S e r i e D, Bd. 10, (im f o l g e n d e n ADAP), Dok. 215, 9
Ebenda, Dok. 234,. S. 256. 451.
10
Ebenda, Dok. 395, S.
11
Bundeearchiv Koblenz, NS 6 / v o r l . 242. B l . 11 f .
12
ADAP, Bd. 11, 1, Dok. 231, S. 335.
13
Bundeaarchiv K o b l e n z ,
14
IMG, Bd. 7, Nürnberg 1947, S. 366.
15
Ebenda.
16
ADAP, Bd. 11,2, Dok. 384, S. 563.
17
Ebenda,
18
ADAP, Bd. 12,1, Dok. 47, S. 67.
a.a.O.
565.
19
Ebenda, Uok. 4 8 , S. 76.
20
Ebenda,
21
Ebenda, Dok. 47,
22
Ebenda, ^ok. 131, S. 191.
23
Ebenda,
24
Ebenda, Dok. 144,
25
Ebenda.
26
Ebenda, Do. 145., ' S . 212.
27
Ebenda, Dok. 151, S. 223.
28
Ebenda,
29
Ebenda, Dok. 1b5, S. 241.
30
Ebenda, Dok. 217, S. 307.
31
Ebenda, S. 308.
32
Ebenda.
s
.
77.
üok.
s
.
69.
211.
15b, S. 231.
232.
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Prof. Dr. Enzo Collotti ISTITITO NAZIONALE PER LA STORIA DEL MOVIMENTO DI LIBERAZIONE IN ITALIA, Milano Wirtschaftliche Eroberung und staatliche Zersplitterung Voraussetzungen und Polgen des faschistischen Überfalls auf Jugoslawien 1. Die rechtfertigende Literatur, die in der Nachkriegszeit in Westdeutschland erschienen ist, hat wiederholt die These unterstützt, daß Hitlerdeutschland gegenüber Jugoslawien angeblich keine aggressiven Absichten verfolgt habe und demzufolge nicht daran interessiert war, dieses Land zu zerstören. Angefangen von den Memoiren Hermann Neubachera"' - einem der Hauptvertreter der deutschen Besatzungspolitik in Jugoslawien - bis zum jünst p erschienenen Buch von Johann Wuescht
- einem der Exponenten der
deutschen Volksgruppe in Jugoslawien - befaßt sich das umfangreiche Schrifttum in der Bundesrepublik zum Thema damit, glaubhaft zu machen, das Dritte Reich beabsichtigte gegenüber dem jugoslawischen Staat weder eine materielle Zerstörung noch die Verwirklichung von Aggressionsabsichten. Diese Behauptungen verdrehen jedoch in Wirklichkeit vollkommen die Bedeutung der Ereignisse, die sich zumindest nach dem Abschluß Österreichs auf der BalkanHalbinsel und im allgemeinen in S ü d o s t e u r o p a abspielten und verhehlen die spezifischen Ziele der faschistischen Politik Deutschlands. Auch wenn sie teilweise ohne Kriegführung erfolgten, ist auch der politische Eroberungsfeldzug eine Art Aggression und unvertretbare Infiltration in das innere Leben eines anderen Staates. Aus diesem Grunde ist die Tatsache, daß Deutschland sich bis Ende 1941 nicht konkret das Ziel gesetzt hatte mit den Waffen
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gegen Jugoslawien vorzugehen, nicht stichhaltig genu/g, die Offensive abzuleugnen, die deutscherseits gegen die SüdostStaaten längst entwickelt morden war. Daher lassen sich Methode, Ausführungsart, Ziel und Verlauf der deutschen Durchdringung näher bestimmen. Es ist richtig, daß zumindest in der anfänglichen Entwicklungsphase der "Neuordnungs"politik, die von Deutschland betrieben wurde, eine direkte Aggression gegen Jugoslawien nicht vorgesehen war. Aber das will nicht bedeuten - wie Wuescht heute noch behauptet-, daß Deutschland die Absicht hatte, mit Jugoslawien und den anderen Südost-Staaten gleichberechtigte Beziehungen herzustellen. Die Schaffung einer auch Südosteuropa einbeziehenden "Großraumwirtschaft" unter deutscher Vorherrschaft schloß von vornherein aus, daß innerhalb dieses Gebildes ein unter allen Gesichtspunkten (politisch, juristisch, wirtschaftlich und kulturell) gleichberechtigtes Verhältnis herrschen konnte. Das ist heute klar zu erkennen anhand der In der Nachkriegszeit veröffentlichten diplomatischen Quellen - angefangen von den "Akten zur Deutschen Auswärtigen Politik" bis zu den Sammlungen, wie die von Hillgruber publizierten Gespräche von 3
"Staatsmännern und Diplomaten" mit Hitler
und die in der Deutschen
Demokratischen Republik veröffentlichten Dokumentenbände "Anatomie des Krieges" und "Anatomie der Aggression". Dies geht aber auch klar aus anderen Quellen jener Zeit hervor, aus der Untersuchung der deutschen Publizistik über das südosteuropäische Problem. Zum Beispiel vermittelt die Wiener Wochenzeitung "Südost-Echo" - jene spezifische
Propaganda- und Informations-
quelle über die Südosteuropa-Politik des Dritten Reiches eine Reihe von äußerst' interessanten Elementen, auf die wir uns
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größtenteils bei der Verfassung dieses Beitrages gestützt haben« Der Plan, den gesamten Südosträum in den Einflußkreis der deutschen Politik einzubeziehen - ungeachtet eines oberflächlichen, aufgrund erhobener Forderungen hinsichtlich einer italienischen Einflußzone gemachten Zugeständnisses^ - wurde nicht nur während des Krieges geäußert; er entstammte schon einer früheren Phase und stellte einen der Gründe dar, die zum doppelfrontigen Zusammenstoß Deutschlands mit der englischfranzösischen Macht auf der einen und der
Sowjetunion
auf der
anderen Seite führten. Schon bis zur Einführung der 1934 von 5 Schacht veranlaßten Politik des "Neuen Planes"
erwies sich
das graduelle Zurückdrängen des wirtschaftlichen und politischen Einflusses Frankreichs und Englands aus Südosteuropa als eines der Hauptziele dea deutschen Faschismus. Um sich den englischfranzösischen Investitionen entgegenzustellen, entwickelte Deutschland - arm an Kapital und ausländischen Devisen - eine kräftige Handelsoffensive, indem es seine Beziehungen zu den anderen Ländern dieses Raumes auf ein gegenseitiges "Clearing" begründete. Die Bedeutung des Anschlusses Österreichs als Basis für die Expansion in Südosteuropa wurde von der faschistischen Propaganda mit allen Mitteln hervorgehoben und gepriesen. Vd«wurde außerdem zum Sitz aller politischen und wirtschaftlichen Initiativen, die sich mit dem südöstlichen Raum befaßten. Das Schlagwort: "Der V.eg nach dem Südosten führt über Viien" machte das deutlich. In den darauffolgenden Jahren wurde in V.iaidie "SüdosteuropaGesellschaft" gegründet, deren Zweck es war, die deutschen Interessen in diesem Raum zu fördern. v on einem politischpropagandistischen Gesichtspunkt aus gesehen ergab Wien außerdem die Möglichkeit, die multinationale österreichisch-ungarische
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Tradition auszunutzen, die "Einheit des Donaubeckens" als aktuelles Problem aufzuwerfen, den Begriff des Donauraumes - einen typisch geopolitischen Begriff - im Rahmen dessen Deutschland sich als Schlüsselmacht vorstellte, wiederzuentdecken. Dieses Streben wurde durch das Münchener Abkommen endgültig in die Viirklichkeit umgesetzt, da dadurch das Ende des englisch-französischen Einflusses in diesem Raum bestimmt wurde. Für Jugoslawien brachte die Zerstörung der Tschechoslowakei eine Umwälzung des Gleichgewichtes zwischen den Iiiächten in diesem Raum, wie das in der Arbeit von Dimitrijevic^ bewiesen wird. Die Übernahme der österreichischen und tschechoslowakischen Investitionen in Jugoslawien durch Hitlerdeutschland, die übrigens meistens nur eine Tarnform englisch-französischer Investitionen dargestellt hatten, brachte Deutschland an die Spitze der ausländischen Investitionen. Es kam somit auch zu einer Spannung und Konkurrenz zwischen den beiden Achsenmächten, Deutschland und Italien. Im Gesamtbild dieser Entwicklungen kann man die Hauptrichtung der Politik und der Propagandaaktionen erkennen, durch die Deutschland versuchte, Jugoslawien so fest wie möglich - aber auch so schmerzlos wie nur möglich - an seine Seite zu fesseln. Eine Grundvoraussetzung der deutschen propagandistischen und politischen Initiative war, daß der Umstruktuierungsplan für den Südosten nicht als das Ergebnis einer Expansionspolitik vorgestellt wurde, sondern als das Ergebnis eines Wirtschaftsaufbaus, der sich auf der Teilnahme von liitgliedern mit sogenannter gleichwertiger Bedeutung und gleichen Rechten gründen sollte. Deutschland gestand diesen Ländern eine Gleichberechti-
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gung nach Worten gerade in dem Augenblick zu als sie vom Weltmarkt abgeschnitten waren und den Schutz vor den Schwankungen der internationalen Konjunktur dringend benötigten. Die wirtschaftlichen (insbesondere landwirtschaftlichen) Kreise der südosteuropäischen Länder, die stark unter der Krise Anfang der dreißiger Jahre gelitten hatten, welche übrigens bewies, daß hinter dem von Frankreich geschaffenen Allianzsystem zwischen den Balkan- und Donauländern keine soliden Wirtschaftsbeziehungen bestanden -, erwiesen sich diesem Argument gegenüber als sehr empfänglich. Die deutsche Propaganda entwickelte eine energische Kampagne, um zu beweisen, es sei notwendig, die letzten Bande mit Frankreich und England abzubrechen. Daher betonte sie die "Unnatürlichkeit" der englischen wirtschaftlichen und finanziellen Interessen in diesem Raum. In einem 1939 veröffentlichten Buch, "England greift nach Südosteuropa", behauptete Helmut Böttner, daß die englischen Interessen ausgesprochen unnatürlich waren und allein darauf berechnet waren, den Südosten in die Einkreisung Deutschlands miteinzubeziehen. Die Polemik gegen das Vorhandensein englisch-französischer Kapitalanlagen stellte aber nur einen der Aspekte des Kampfes um die Vorherrschaft über Jugoslawien dar. Ein weiterer Aspekt war der Versuch der deutschen Propaganda (über die mehrere Zeugnisse aus den Jahren 1939 - 1943 im "Südost-Echo" abgedruckt sind), die von England erhobene Anklage hinsichtlich der rücksichtslosen Versklavung der Völker des Südostens und des Verbotes einer eigenen industriellen Entwicklung des südosteuropäischen Raumes als Folge der Okkupationspolitik Deutschlands, zu bekämpfen. Der Kriegsausbruch am I. September 1939 vermehrte das Interesse
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Hitlerdeutschlands, Jugoslawien in seinem Machtbereich zu behalten und - hauptsächlich in der ersten Phpse dea Krieges zu verhindern, daß dieser Staat in direkter Weise in die Kriegshandlungen einbezogen wurde. Dadurch kam es zu einem Versuch, die Kriegsfolgen für dieses Land auf Jede Weise zu mildern und zu betonen, daß Deutschland vollauf in der Lage sei, die früheren wirtschaftlichen Lieferungen Prankreichs und Englands zu decken, die nun Jugoslawien fehlten. So kam es zu einer besonderen Form, in der Deutschland beabsichtigte, Jugoslawiens "Neutralität" anzuerkennen.Deutschland hatte sich der Eventualität einer Blockade der neutralen Staaten auf dem Balkan mit Hilfe Italiens entgegengesetzt, bestand aber darauf, die Neutralität Jugoslawiens nur in dem Maße zu respektieren, in dem Jugoslawien seinerseits die ökonomischen Verpflichtungen Deutachland gegenüber einhalten würde. Unter diesen Bedingungen kam die Heutraiität Jugoslawiens einer Kollaboration mit Deutschland nahe. Die Mühe, die Deutschland aufwand, um der Neutralität eine immer mehr im Sinne der landesverräterischen Zusammenarbeit der Regierung Jugoslawiens gerichtete Interpretation zu geben, wurde besonders nach den Siegen der Wehrmacht im Westen intensiviert, als man von einer schlichten Kollaboration zu dem Versuch überging, den aktiven Beitritt der südosteuropäischen Staaten zur Errichtung der "Neuordnung" zu erreichen. Überdies wirkten sich die militärischen Niederlagen der iiestmächte auch unter anderen Gesichtspunkten direkt auf Jugoslawien aus. So wurde nicht nur der Absorptionsprozeß der südosteuropäischen Wirtschaft in den Großraumwirt schaftsplan beschleunigt, sondern Deutschland bemächtigte sich auch direkt der englisch-französischen Investitionen in Jugoslawien,
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insbesondere vereinnahmte es die Kupferbergwerke VCB Bor..
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Der nächste Schritt der deutschen Aggression erfolgte unter dem des Überfalls auf die Sowjetunion: es wurde der Versuch unternommen, eine vollkommene Blocktreue Jugoslawiens gegenüber der faschistischen Politik zu erreichen. Während der italienische Angriff auf Griechenland Deutschland den v orwand gab, seinen auf Jugoslawien ausgeübten Druck zu intensivieren, wurde gleichzeitig die Regierung Cvetkovifc und Cincar-Jüarkovi6 ermutigt, sich geradewegs in die Arme des Dritten Reiches zu werfen. Durch eigene Expansionswünsche und die Hoffnung, einen Ausgang zum Ägäischen Meer zu erhalten vollkommen geblendet und selbstmörderisch verhaltend wie die anderen kleinen SüdostStaaten, anerkannte Jugoslawien schließlich gegen das Versprechen, Saloniki zu bekommen, die Stellung Deutschlands als Schiedsrichter auf dem Balkan und bot ihm somit ein bedeutsames Druckmittel an, durch das es sich die endgültige Blocktreue Jugoslawiens den Achsenmächten gegenüber sichern konnte. Es liegt nicht in unserer Absicht, hier genau in allen Einzelheiten die Ereignisse zu verfolgen, die zum Beitritt Jugoslawiens zum Dreimächtepakt führten sowie der Reaktion, durch die die militärischen Kreise und das jugoslawische Volk die faschistischen Pläne hinsichtlich einer friedlichen Eroberung Jugoslawiens zum Scheitern brachten. Die einzige Wahrheit, die aus den Behauptungen einer gewissen westdeutschen Literatur hervorgeht, nach deren Aussagen Deutschland nicht die Absicht hegte, Jugoslawien anzugreifen, ist in der Tatsache zu finden, daß Deutschland durch den erzwungenen Beitritt der Regierung Cvetkovi6/Cinar-Karkovi& zum Dreimächtepakt gestärkt wurde, die Kontrolle über Jugoslawien mittels einer der Perm nach selbständigen Staatsgewalt erhielt, ohne somit gezwungen zu sein,
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sich mit eigenen Kräften des Landes habhaft zu machen. In gewissem Sinne wurde auf diese Weise die "Kollaborationspolitik" vorweggenommen, die nach der Besetzung dem ganzen Südosten auferlegt wurde.
2. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit des Dritten Reiches stand das Interesse an der jugoslawischen Wirtschaft. Auf der einen Seite wurde die Ausbeutung der Rohstoffe, auf der anderen die der Landwirtschaft und der Arbeitskräfte in den jugoslawischen Gebieten zugunsten Deutschlands vorgenommen. Der militärische Zusammenbruch der Westmächte vereinfachte die schon seit langer Zeit von der deutschen Großindustrie und Finanzoligarchie gewünschte Übernahme der bisherigen englischfranzösischen Investitionen. Die Schaffung von SatellitenStaaten nach der Invasion wie Kroatien und noch mehr Serbien bot ein günstiges Versuchsfeld für die Kolonisierungs- und Unterdrückungspläne, die die deutsche Wirtschaft geschmiedet hatte und die genau der Art der Beziehungen zu diesem Raum entsprachen, welche Hitler am 14. Februar 1940 in seinem Gespräch mit dem Premierminister CvetkoviS während der Verhandlungen über den Beitritt Jugoslawiens zum Dreimächtepakt aussprach. Die deutsche Besatzungspolitik wandte diese Prinzipien wortgetreu an, was sich in einer absoluten Ausplünderung der jugoslawischen Wirtschaft niederschlug. Eine der wenigen Grenzen, die der Ausbeutung seitens Deutschlands gesetzt wurden, ergab sich aus der Konkurrenz seitens der italienischen Wirtschaft im Rahmen des bestehenden Interessenkonfliktes zwischen den Achsenmächten. Wir wollen uns hier nicht eingehend mit dem Zusammen-
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stoß zwischen den Achsenmächten bei der Ausbeutung des Balkanraumes befassen. Darüber haben vtir seinerzeit schon bei Gelegenheit der historischen Konferenz 1966 in Budapest und 1971 in D Sofia gesprochen.
Was die Auswirkungen dieses Konfliktes
auf Jugoslawien anbelangt, genügt es, darauf hinzuweisen, daß sich die deutsche Diplomatie und Wirtschaftsorganisation wiederholt mit dem italienischen Konkurrenzeinfluß befassen mußte. Es ist nicht von ungefähr, daß das bis heute ausführlichste Bild über die italienischen Eroberungsversuche nach dem Angriff auf Jugoslawien aus einigen wichtigen deutschen Quellen selbst hervorgeht, insbesondere aus dem 1943 von der Südosteuropa-Gesellschaft veranlaßten Geheimbericht unter dem Titels "Der italienische Einfluß auf die Industriewirt Schaft in Südosteuropa seit Kriegsbeginn" und aus dem schon vorher seit Anfang 1941 von dem Botschafter von H a s s e & f ü r den "Mitteleuropäischen Vsirtschaftstag" abgefaßten Sondergutachten und Bericht, der wiederholt von mehreren Autoren angeführt 9 wird, jedoch nie vollständig veröffentlicht worden ist.
Es sei
übrigens gesagt, daß der Rückgriff auf diese Quellen unerläßlich ist solange es keine entsprechenden Forschungen über diese besondere Expansionsrichtung des italienischen Imperialismus in der faschistischen Zeitspanne gibt. Die von der deutschen Besatzungsmacht in Jugoslawien betriebene Politik stellt weiter nichts dar als ein besonders beweisfähiges, praktisches Anwendungsbeispiel der Umrisse der Beziehungen zwischen der deutschen Industriemacht und den Agrargebieten Ostund Südosteuropas unter der Führung der deutschen Wirtschaftsorganisationen. Solche Institutionen wie die Gesellschaft und der "Mitteleuropäisch
ö
üdosteuropa-
Wirtschaftstag" sowie
die staatlichen Planungs- und diplomatischen Organe haben diese Beziehungen theoretisch vorbereitet und ausgearbeitet. Aus den zahlreichen, in den letzten Jahren veröffentlichten deutschen Quellen- zu denen man eine kostbare Ergänzung in den schon genannten Dokumentensammlungen "Anatomie des Krieges" und "Anatomie der Aggression" findet - geht eine strenge Schematisierung der Beziehungen zwischen der deutschen Industriemacht und den landwirtschaftlichen und unterentwickelten Ländern Ost- und Südosteuropas hervor. Danach sollten diese nicht nur dazu dienen, Rohstoffe, Landwirtschaftserzeugnisse und Arbeitskräfte herauszupressen, sondern die. Dokumente zeigen, daß verschiedene Bereiche der deutschen Industrie sich hartnäckig bemühten, selbst jede noch so schwache Industrialisierungsbestrebung, aus der auf irgendeine Weise eine potentielle Konkurrenzgefahr entstehen konnte, in diesen Ländern zu verhindern. Diesem Ziel wird im Bericht von Ulrich von Hassel!deutlich Ausdruck gegeben. Dort heißt es: "Eine bedenkliche Industrialisierung kann gerade dadurch am besten verhindert werden, daß man sich in die Entwicklung einschaltet...". Schon vor der direkten Besetzung Jugoslawiens führte die einseitige Orientierung seiner Ausfuhr auf das Reich zu einer merklichen Ausbeutung des jugoslawischen Binnenmarktes. Sie hatte eine beständige Inflationstendenz sowie einen anhaltenden Preisanstieg im Lande erzeugt als Folge einer bereitwilligen Wirtschaftsorientierung Jugoslawiens auf Deutschland. Die von deutscher Seite provozierte "Teuerungswelle", die sich in jenen Jahren über Jugoslawien ausbreitete, entstand
nicht
nur aus einseitigen Spekulationsgründen, wie von der deutschen Propaganda andauernd behauptet wurde, sondern hatte ihre Ursache
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vielmehr im entstandenen Warenachmund auf dem Binnenmarkt und in dem von den Deutschen festgelegten hohen Freisniveau. Die Besatzungsbedingungen führten natürlich noch zu einer weiteren Verschlimmerung dieser Phänomene und Tendenzen. Um denjenigen zu widersprechen, die sich heute noch darum bemühen, die Beziehungen zwischen Deutschland und den besetzten Ländern im Rahmen des "Großdeutschen Wirtechaftsraumes" als gleichberechtigt darzustellen, genügt es, daran zu erinnern, daß selbst der Wirtschaftsminister Hitlerdeutschlands, Funk, einer der Urheber der "Neuordnung", nie verschwiegen hat, daß der europäische Wirtschaftsraum nichts weiter als der Gravitationsraum Deutschlands sein sollte. Die dem "Großwirtschaftsraum" zugeschriebene Autarkie und Integrierungsfähigkeit sollten nur dazu dienen, die Selbstgenügsamkeit des Reiches zu garantieren und den Kriegsaufwand Deutschlands zu unterstützen. Somit wurde ein System vorweggenommen, daß nach dem Kriege dauerhaft vyerden sollte.' Doch um diese Konvergenz an Kräften und Möglichkeiten außerhalb des Reiches zu erwirken, verfügte Deutschland nicht nur Uber propagandistische Mittel, wie die Arbeitsrechtsverkündung, die die Ausplünderung der Arbeitskräfte und die Deportation von Ilillionen von Arbeitern vertuschen sollte1®, sondern auch Uber eine solche technisch-politische Einrichtung wie das "Clearing-System", das die verschuldeten Länder SUdosteuropas dazu brachte, sich zwangsmäßig fUr ihre Ankäufe an Berlin zu wenden. Die Wirtschaft der südosteuropäischen Länder wurde durch den Lieferungszwang an Deutschland schwer unterminiert. Die Passiva, die dadurch in ihrer Zahlungsbilanz entstanden, wurden als der Beitrag betrachtet, den diese Länder Deutschland
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für seine Kriegführung "schuldeten"} denn dieser Krieg wurde mystifiziert: Deutschland stellte ihn als Krieg gegen den Bolschewismus zur "Verteidigung" aller europäischen Staaten dar. Besonders sei auf die Ausbeutung der
Landwirtschaftsquellen
Jugoslawiens hingewiesen, für die man sich deutscherseits stark interessierte. Das Verlangen nach Versorgungsml^tel aus dem Südosten bedingte die politische Notwendigkeit, eine soziale Stabilisierung in diesem Raum zu garantieren. Schon vor dem Überfall auf Jugoslawien hatte das Reich versucht, durch den auf die Länder dieses Raumes ausgeübten Druck in diese Richtung zu wirken, um eine politische und soziale Homogenisierung und Assimilierung mit dem Reich zu erzielen. Das vielleicht auffälligste Beispiel einer solchen Einmischung in die inneren Angelegenheiten der betroffenen Länder bestand in dem Druck, die antisemitische Diskriminierung zu verallgemeinern und auszudehnen - ein Mittel, das nicht nur eine ideologische Bedeutung, sondern auch eine politisch-wirtschaftliche Bedeutung hatte insofern es unter dem Vorwand der "Arisierung" darauf zielte, die Wirtschaft jener Länder in Unordnung zu bringen und folglich ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber einer deutschen Eroberung zu brechen. Im Hinblick auf Jugoslawien nahm dieses rassistische Moment eine noch tiefere Bedeutung an, die noch über den Antisemitismus selbst hinausging. Das faschistische Ziel, die soziale Stabilität in diesem Raum, zu konsolidieren, um besser dessen Mittel ausnützen zu können, ging unter anderem von der Voraussetzung aus, den "sozialen frieden" auf dem Lände zu garantieren. Um zu diesem Ergebnis zu gelangen, griff die
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deutsche Propaganda außer zu politisch-wirtschaftlichen Mitteln zu einem Aufruf für die Konsolidierung der Eigenschaften und Tugenden der Bauernstände als Träger der biologischen Substanzen eines Volkes. Dieser an die südosteuropäischen Länder gerichtete Appell, welcher klar und deutlich die Theorien des Agrarrassismus von Walther Darrfe widerspiegelte, trug vielfache Polgen nach sich. Ein grundlegender Artikel des "Südost-Echo" brachte die Sorge zum Ausdruck, daß durch die Drohung eines demographischen Rückganges, weil "die Männer und Frauen eines Volkes nicht mehr nach dem alten Bauernsinn leben", die Gefahr heraufzöge, daß die zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte auf dem Lande sich verringerten und folglich
indirekt eine Verminderung der
Lebensmittelquellen für das deutsche Volk bevorstehe. In nahezu perfekter Übereinstimmung damit wurde die Industrialisierung ebenfalls verurteilt, weil sie angeblich eine weitere Gefahr für das Bevölkerungspotential im allgemeinen und für die Abnahme der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft im besonderen darstellte. Aus dem Beispiel in Frankreich hätten nützliche Lehren einer demographischen Degenisierung gezogen werden können. In der faschistischen Propaganda ging man aber von der einfachen Sorge um den Rückgang des Bevölkerungspotentials und der notwendigen Aufnahme von Arbeitskräften in die Landwirtschaft aus. Das führte zur Ablehnung sämtlicher Industrialisierungsbestrebungen. Diese reaktionäre Ausprägung war nicht nur ein Überbleibsel des reaktionären und romantischen Antikapitalismus und auch nicht ausschließlich der Ausdruck einer antiproletarischen Ideologie, sondern vielmehr ein raffiniertes
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und bewußtes Mittel zur Durchsetzung der Interessen führender Kreise des deutschen Imperialismus. In der faschistischen P o l i t i k i s t noch jener Paktor sozialer S t a b i l i t ä t zu bewerten, der in dem Bauerntum, in dem "gesunden Bauerntum" wie es die Propaganda nennt, ermittelt morden war und zwar nicht wegen seines wirklichen oder imaginären biologischen Wertes, sondern hauptsächlich als Ausdruck für das Pesthalten an einer bestimmten sozialen Struktur. vom politischen Gesichtspunkt aus gesehen,ist nämlich der Grundaspekt dafür die Verherrlichung des bäuerlichen Besitzes. Die kleinen Bauernbesitztümer zu verbreitern, zu verstärken und erzeugungsfähig zu machen, bedeutete nichts weiter, als die besten Voraussetzungen zur Erhaltung des existierenden Regierungs- und Gesellschaftssystems gegenüber den kommunistischen, "zerstörenden" Tendenzen zu schaffen. Big zum faschistischen Angriff auf die Sowjetunion wurde diese reaktionäre und rassistische Ideologie nach auBen hin nur gedämpft von der deutschen Propagan®verbreitet, aber bei den Verhandlungen mit den herrschenden Gruppen in Jugoslawien stark herausgestellt. Nach der Auflösung des jugoslawischen Staates setzte eine direkte Begünstigung des kroatischen Scheinstaates ein, dessen soziale Struktur sich hauptsächlich auf den Bauernstand gründete. Der B e g r i f f "Bauerntum" nahm nun auch f ü r Jugoslawien politische und historische Bedeutung an. Der Hinweis auf die Tradition der "Militärgrenze", die Verteidigung der kroatischen Bauern mit den V.affen als Vormauer des Christentums in den vergangenen Jahrhunderten, wurde zum Prinzip, um die Kontinuität der Option des Westens f ü r den kroatischen Staat und demzufolge die angebl i c h absolute Natürlichkeit der Wahl f ü r die Jugoslawen, sich auf die Seite des faschistischen deutschen Staates zu stellen,
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vorzutäuschen 1 1 . Die Geatalt des Bauern-Soldaten (Wehrbauer) ließ die Schutzwallfunktion gegen den Bolschewismus, die die faschistische Politik den kroatischen Bauern zuschrieb, noch streitbarer erscheinen. Is war übrigens die gleiche Politik, die sich der deutsche Bevollmächtigte in Serbien auch für den Raum unter seinem Protektorat vorgenommen hatte: "Ich sah in diesem serbischen Bauerntum eine der stärksten Positionen gegen die Bolschewisierung des Balkans und stellte daher die Beendigung der bisherigen Sündenbock-Politik Serbien gegenüber in den Mittelpunkt meiner politischen Planung". Es entsprach folglich den unmittelbaren Bedürfnissen des Britten Reiches, der Stabilisierung der Gebiete des exjugoslawischen Staates auf einem rein agrarischen Niveau Beständigkeit zu verleihen. Diese war auch ein Mittel, um gerade durch die Abhängigkeit von der deutschen Wirtschaft die Vorherrschaft Deutschlands und demzufolge die dauernde Unterordnung dieses Raumes unter das Großdeutsche Reich zu sichern, Die nach der Aggression erfolgte Verstärkung deutscher Kapitalanlagen, die wirtschaftlichen und finanziellen Initiativen in diesem Raum, besonders in Kroatien,nahmen die Vorherrschaftsabsichten und die Schaffung einer Interessenverflechtung und eines engmaschigen Infiltrationsnetzes vorweg. Das sollte sich nicht innerhalb der kurzen Zeit des Krieges erschöpfen, sondern sich i n entfernterer Zukunft fortsetzen als wesentlicher Bestandteil der deutschen "Neuordnung" Europas.
3. Als letzten Punkt unseres Beitrages haben wir uns vorgenommen, anhand der Zeugnisse der deutschen Propaganda zu untersuchen, welchem Schicksal der jugoslawische Staat bei der "Neu-
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Ordnung" entgegenging. Hinsichtlich dee multinationalen Staates der Serben, Kroaten und Slowenen, der 1918 entstanden mar, -aak umi diu deutaihe Piiapagcimlci i'iaih dem AiigilJf - entgegen der durch das Werk des österreichischen Schriftstellers Gilbert In der Haur weit verbreiteten Meinung, welche den unitären und natürlichen Charakter des jugoslawischen Staates hervorhob - und Serbien als Piemont der Südslawen bezeichnete - versuchten die deutschen Faschisten den durch ihr Okkupationsregime herbeigeführten Zerfall des jugoslawischen Staates als ein Beweis seiner "Unnatürlichkeit" und folglich der Unvermeidlichkeit seiner Zerstörung hinzustellen. Sie deutsche Propaganda verschwieg natürlich dabei die Rolle, die Deutschland selbst bei der Provozierung und Beschleunigung des Zerfalls des alten jugoslawischen Staates spielte, welcher unfähig war, die Gegensätze zwischen den verschiedenen Nationalitäten zu beseitigen. D&b geschah, in dem Deutschland den Autonomismus und den offenen Separatismus Kroatiens förderte z.B. durch die Schürung der profaschistischen Infiltration mittels der starken deutschen Minderheit, die vor allem in Slowenien, in Kroatien und im serbischen Banat angesiedelt war. Diese Leitmotive der Nazipropaganda entsprachen ganz genau den Propagandavorschriften, die Goebbels der Presse erteilt hatte, als der Uberfall auf Jugoslawien stattfand. Goebbels befahl: "In der Polemik nicht mehr von den Jugoslawen sprechen, nicht vom jugoslawischen Volk - das gibt es gar nicht. (Führerproklamation spricht nur vom jugoslawischen Staat). Den Namen mehr und mehr verschwinden lassen und nur noch von den Serben, Kroaten und Slowenen sprechen. (Parallele zur Tschechsolowakei)!". 12 Diese Auflösungspolitik sollte sich in
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einer differenzierten Behandlung der verschiedenen Nationalitäten äußern, wobei die Serben strenger angefaßt werden sollten, da sie des Verrates am Dreimächtepakt bezichtigt wurden. Man mußte ihnen wie früher den Polen sagen: "Das, was sich jetzt abspielt, hat Ihr dem Walten einer Generalsclique zu verdanken"; und man mußte sie auch vor der angeblichen Unnützlichkeit eines jeglichen Widerstandes warnen, nicht nur, weil sie von den Mächten keinerlei Unterstützung bekommen würden, sondern auch um ihnen klar zu machen, daß sie genau wie Holland, Belgien und Norwegen bei Widerstand nichts anderes als Tod und Zerstörung zu erwarten hätten. Goebbels ergänzte aus rassistischer Sicht: "Psychologisch geschickt auf die Mentalität der Serben eingehen. Man darf dabei nicht vergessen, daß es ein slawisches Volk ist. Ein charakteristisches Merkmal slawischer Völker ist: Größenwahn und wenn dann gewisse Ereignisse eintreten,bricht sofort dieser ganze slawische Größenwahn zusammen, Wir haben es bei den Polen 13 schon erlebt. Die Erfahrungen daraus berücksichtigen!".
Was
die Kroaten anbelangt, wurde empfohlen, sie von den Serben zu unterscheiden, ihnen Sympathie entgegenzubringen und sie daran zu erinnern, was sie unter den Serben zu leiden hatten. Auf diese Weise sollten die autonomistischen Gedanken und Bestrebungen gefördert werden. Den Slowenen gegenüber wurde ein Mittelweg vorgeschlagen: "nicht ganz so glimpflich behandeln v.ie die Kroaten, denen wir direkt unsere Freundschaft beteuern können, aber auch nicht so hart anpacken, wie die Serben"; aber man sollte sie darauf hinweisen, "Was habt Ihr von den Serben? Ihr seid immer gegen die Serben gewesen". Was die faschistische Propagandaführung anbelangt, schienen Presse und Veröffentlichungen - es können verschiedene in dieser
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Zeit in Deutachland erschienene -Bücher über den Zusammenbruch Jugoslawiens angeführt werden (u.a. von Werner Frauendienst,^ von Helmut Bauer'1
"-'die von' Hitler schon am' 21. März 1941
in seiner Unterredung mit dem ungarischen Botschafter Sztojay ausgesprochene Entscheidung zu bestätigen, das Bestehen eines starken jugoslawischen Staates nicht weiter zuzulassen. Die Tatsache, daß die deutsche Propaganda die bereits genannten Thesen über die angeblich Unvermeidbarkeit des Zusammenbruches Jugoslawiens verbreitete, bedeutete nichts waiter, als daß diese immer schon den Absichten und Zielender deutschen Politik entsprachen. Die auf die Unversöhnlichkeit des nationalen Konflikts innerhalb des jugoslawischen Staates gesetzte Betonung war keine Beurteilung objektiver historischer Geschehnisse, sondern entsprach einzig und allein dem Streben, auf den Ruinen des Staates der Serben, Kroaten und Slowenen die deutsche Vorherrschaft zu errichten. In der praktischen Ausführung wies die deutsche Besetzung Jugoslawiens zweifellos die Charakterzüge der deutschen Okkupationspolitik auf. Kurz zusammenfassend können wir feststellen, daß die Politik des Dritten Reiches-entsprechend seinen "Weuordnungs"planen für Europa - auch im jugoslawischen Raum durchgesetzt wurde und alle in der Praxis auf kontinentaler Ebene durchgeführten Heuordnungselemente widerspiegelte: 1. Direkte Annexionspolitik durch die Angliederung Nordkrains an das Reich; 2. Absichten, die man anfangs nur teilweise verwirklichte, wurden schließlich über massive und erzwungene Bevölkerungsbewegungen 16
erreicht, worüber kürzlich auch Tone Ferenc in seinem Buch berichtete;
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3. Der Plan zur Schaffung einer politisch-strategischen Reserve als Schutzwall gegen den Bolschewismus im unmittelbaren Donauraum rund um Belgrad - gebildet aus den Bauern der deutschen Minderheit - sollte wie von Ifehler bei der Sammlung des betreffenden Belegmaterials betont wird, ein Projekt sein voller sogenannter historischer Anklänge (die Tradition Prinz Eugens) und geopolitischer Erfordernisse neueren Ursprungs; 4. Schaffung einer direkten Ausbeutungskolonie wie das Serbien des Generals Nedife, in einer *orm, die große Ähnlichkeit mit der des Generalgouvernements in Polen aufwies; 5« Aufwertung des Satellitenstaates Kroatien (wobei gewisse Analogien zur Behandlung der Slowakei festzustellen sind)» der trotz der nur formellen Anerkennung des politischen Einflusses Italiens dazu bestimmt war ,als Beispiel der Kollaboration mit dem Dritten Reich zu fungieren! einerseits als ein Propagandamittel, andererseits als ein Mittel zur endgültigen Zerstörung des alten jugoslawischen Staates. Was Kroatien anbelangte, ging die faschistische Propaganda noch über den Versuch hinaus, die historischen Ungleichheiten zwischen den Kroaten und den anderen Volksgruppen der Balkanhalbinsel zugunsten des Reiches auszunutzen, indem sie versuchte, die These durchzusetzen, daß sie, die Kroaten, nicht zu den slawischen Völkern zu zählen seien. Die deutsche Besatzungspolitik wollte die "Einheit des Donauraumes" wiederherstellen. Dabei ging sie von imperialistischen Raubinteressen, geopolitischen Auffassungen und vom Antibolschewismus aus. Sie nutzte schließlich die Verschärfung der inneren Zwistigkeiten, die schon vor dem Kriege die nationale Existenz
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des serbisch-kroatisch-slowenischen Staates getrübt hatte. Die aber in Wirklichkeit angestrebte nationale Zersplitterung Jugoslawiens war keine Folge, sondern eine organische Notwendigkeit der Durchsetzung der faschistischen Politik Deutschlands. Wenn man bedenkt, daß der direkte Eingriff des deutschen Imperialismus die Beteiligung weiterer drei Staaten - Italien, Ungarn und Bulgarien - an der Aufteilung Jugoslawiens zuließ, so wird man sich auf diese Weise umsomehr ein Bild machen können über die Verwicklungen, die dann die Zerstörung des alten Staatsgebildes beschleunigten. Es ist notwendig, diese Aufdeckung der gesellschaftlichen Verhältnisse im Donauraum während der Hitleraggreasion den westlichen Verfälschungen gegenüber nachdrücklich zu behaupten, durch die man noch vor kurzem versucht hat, die "friedfertige Jugoslawienpolitik des Dritten Reiches" aufzuwerten, besonders seitens jener Autoren der BRD wie Wuescht, die - um die Ver- . antwortung der faschistischen Politik zu mildern - die Polgen des "mörderischen Bruderkampfes der südslawischen Völker" einzig und allein auf die inneren Fehden und auf die Greueltaten der üstascha zurückführen - so^ als ob es nicht gerade Hitler gewesen war, welcher Pavelifc zur faschistischen Intransigenz und zum antiserbischen Genocid aufgehetzt hatte. Hitler war es, der Favelió folgenden Rat gab: "Im übrigen müsse, wenn der kroatische Staat ganz solide sein solle, 50 Jahre lang eine nationale intolerante Politik getrieben werden, weil aus einer übergroßen Toleranz in diesen Dingen lediglich Schaden entstünde". Solchen Verfälschungen kann man unserer Meinung nach unter einem historischen wie auch politischen Gesichtspunkt nur die
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Lehre aus der Vergangenheit entgegensetzen, die besagt, daß die Verantwortung für die totale innere Zersplitterung und Zerstörung des jugoslawischen Staates - aber die in Jugoslawien schon vor dem Krieg existierenden nationalen und sozialen Gegensätze hinaus - einzig und allein dem Eingriff der Achsenmächte und insbesondere dem Dritten Reiche zuzuschreiben ist. Ohne die deutsche Einmischung und Besetzung Jugoslawiens hätte nämlich nicht einmal die Entfesselung der verschiedenen Nationalitäten gegeneinander die Ausmaße eines Genocids angenommen. Und man muß sich darüber im klaren sein, daß die mäßigen den Interventionen mancher Nazibehörden hinsichtlich der Exzesse der Ustascha immer nur aus taktischen und opportunistischen Gründen erfolgten, da die Überschreitung einer gewissen Grenze, was die Konflikte anbelangt, die soziale Stabilität störte, die die Grundbedingung zur Ausbeutung der Wirtschaft der besetzten Gebiete und der Arbeitskräfte darstellte und außerdem Gründbedingung für das komplizierte Beziehungs- und Vermittlungsgleichgewicht mit den Kollaborationsbehörden war, auf die sich das Besatzungsregime stützte.
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Anmerkungen 1
Hermann Neubacher, Sonderauftrag Südost 1940 - 1945. Bericht eines fliegenden Diplomaten, Göttingen 1956.
2
Johann Viüeacht, Jugoslawien und das Dritte Reich. Eine dokumentierte Geschichte der deutsch-jugoslawischen Beziehungen von 1933 bis 1945, Stuttgart 1969.
3
Staatsmänner und Diplomaten bei Hitler, Vertrauliche Aufzeichnungen über Unterredungen mit Vertretern des Auslandes 1939-1941. Herausgegeben und erläutert von Andreas Hillgruber, Prankfurt a.M. 1967, S. 374-381.
4
E. Collotti - T.Sala-G. Vaccarino, L'Italia nell* Europa danubiana durante la seconda guerra mondiale, Milano 1967, S. 5-71.
5
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