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German Pages 104 [148] Year 1971
BULLETIN DBS
ARBEITSKREISES
"ZWEITES
WELTKRIEG"
Nr. 3 1970
Der Kostenbeitrag für dieses Heft beträgt 1,5o M. Er ist einzuzahlen auf das Konto Kr. Stb. 6836-26-2o3 92 Zentralinstitut für Geschichte der DAW bei der Staatsbank, Berlin, oder auf das Postscheckkonto 2400 Berlin über die Staatsbank Berlin
I N T E R N E S
A R B B I T S
M A T E R I A L
Herausgeber; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin Zentralinstitut für Geschichte Abteilung 1917 - 1945 Arbeitsgruppe "Faschismus und zweiter Weltkrieg" 104 Berlin, Oranienburger Straße 51, Tel. 42 68 41 Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Gerhart Ha3s Redakteur:
Rosemarie Rundfeldt 3377 Ag 700/69 DDR 1/3/16 0,3
B U L L E T I N D E S
Nr. 3 / 1970
A R B E I T S K R E I S E
S"Z W E I T E R
W E L T K R I E G "
INHALT Dr. Klaus Drobisch/Dr. habil Dietfich Eichholtz Die Zwangsarbeit ausländischer Arbeitskräfte in Deutschland nährend des zweiten Weltkrieges
Dr. Wolfgang Bleyer/Dr. Klaus Drobisch Dokumente zur Ausbeutung ausländischer Zwangsarbeiter durch das deutsche Monopolkapital im zweiten Weltkrieg
Inhalt der Dokumente 1. Aus dem Artikel von Walter Letsch, Obermcierungsrat
Reichs-
arbeitsministerium, über den zukünftigen Einsatz ausländischer Arbeitskräfte vom 25. Januar 1941 2. Aus dem Schreiben der Maximilianshütte des Flick-Konzerns, Work Sulzbaoh-Rosenberg, an das Arbeitsamt Amberg, Außenstelle SulzbachRosenberg, vom 9» Juli 1941, mit der Anforderung ausländischer Arbeitskräfte 3. Aus dem Aufsatz von Friedrich Syrup, Staatssekretär im Reichsarbeitsministerium, über den Einsatz ausländischer Arbeitskräfte vom 15. Juli 19'H 4. Aus der vertraulichen "Sozialpolitischen Information"'der Reichsvereinigung Kohle, Ausschuß für Sozialwesen, vom 1. November 1941 über die Verschleppung sowjetischer Bergarbeiter 5. Aus dem Schreiben von Küppenbender, Carl Zeiss Jena, an Hickhey, Reichsrainisiierium für Bewaffnung und Munition, vom 2o. November 1941 über den Einsatz sowjetischer Kriegsgefangener in der
optischen Industrie 6. Aus der vertraulichen "Sozialpolitischen Information" der Keichsvereinigung Kohle, Ausschuß für Sozialwesen, vom 1. Dezember 1941 über die Deportation sowjetischer Bergleute und den Einsatz weiterer sowjetischer Arbeitskräfte 7. Aus der vertraulichen Mitteilung des Geachäftsiührers in der Wirtschafts^ruppe Feinmechanik und Optik, Schulz, an Geschäftsführer Paul Henrichs von Carl Zeiss Jena über den Vortrag von Oberresierungsrat im Reichsarbeitsministerium Stothfang auf der Arbeitstagung der deutschen Gesellschaft-für VJehrpolitik und Wehrwissenschaft am 2. Dezember 1941 zu Problemen des "Kriegsarbeitseinsatzes" 8. Aus der Erklärung unter Eid des Aufsichtsratsvorsitzers der IG Farbenindustrie AG, Carl Krauch, über die Errichtung des Werk-KZ Auschwitz-Honowitz 9* Aus der Notiz der Maximilianshütte des Flick-Konzerns, Werk Sulzbach-Rosenberg Hütte, vom 3o. Dezember 1941 über die Behandlung sowjetischer Kriegsgefangener 10. Aus dem Schreiben der Mitteldeutschen Motorenwerke GmbH an das Reichsluf tfahrtrainistc?rium vom 12. März 1942 mit der Anregung zu besserer Verpflegung sowjetischer Zwangsarbeitergruppen 11. Aus dem Bericht des Werkschutzes der Ileinrich-Bierwes-IIütte (Mannesmann-Konzern) vom 24. März 1942 über die Verpflegung der sowjetischen Zwangsarbeiter und deren solidarische Unterstützung durch deutsche Arbeiter 12. Aus dem Programm des Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz (GBA), Fritz Suckel, vom 2o. April 1942 13. Aus der vertraulichen "Sozialpolitischen Information" der Reichsvereinigung Kohle, Ausschuß für Sozialwesen, vom 1. Mai 1942 über Einsatz und Anforderung sowjetischer Arbeiter
14. Aus dem Schreiben des Grelit-Kunstharzpresswerkes Grohmann, Pietschmann & Co an die Rüstungsinspaktion Dresden vom 4. Mai 1942 über ein "Strafezempel" an geflohenen sowjetischen Zwangsarbeitern 15. Aus der Notiz über die Besprechung zwischen den Direktor der IG Farbenindustrie AG Dr. Ambros, drei weiteren Vertretern des Chemiekonzerns, dem Begierungspräsidenten Springhorn und dem Kommandanten des KZ Auschwitz, SS-Sturmbannführer Höss am 14. Mai 1942 über den Arbeitseinsatz von KZ-Häftlingen für die IG Farben 16. Aus der Mitteilung des Prokuristen und Hauptabwehrbeauftragten Fritz von Bülow und des Abwehrbeauftragten Mar Ihn der Friedrich Krupp AG an verschiedene Betriebsteile vom Mai 1942 über die Aufgaben des Werkschutzes 17. Bekanntmachung eines Betriebsleiters im Berliner Werk der Osraa AG •om 3. Juni 1942 über das Verbot eines Kontaktes deutscher mit ausländischen Arbeitern 18^ Aus dem Rundschreiben der Mitteldeutschen Stahlwerke AG an ihre fünf Betriebe am 26. Juni 1942 über Anforderungen französischer Zwangsarbeiter 19. Aus dem Schreiben des Abwehrbeauftragten des Ammoniakwerkes Merseburg an die Filmfabrik Wolfen der IG Farbenindustrie AG vom 29. Juni 1942 über die Errichtung eines "Arbeit serziehungslagers** 20. Aus der Anlage zum Schnellbrief Heinrich Himmlers, Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei, vom 18. Juli 1942> "Muster einer Dienstvorschriftsanweisung über die Behandlung in Lagern untergebrachter Ostarbeiter" 21. Aus dem Protokoll der Besprechung zwischen Krupp, Plelger, Röchling, Rohland als Vertreter der Eisen- und Stahlkonzerne, Hitler, Milch, Sauokel und Speer vom 1o. - 12. August 1942 über die Deportationen neuer ausländischer Arbeitskräfte 22. Aus dem Bericht von Hermann Röchling, Vorsitzer der Reiohsverelnlgung Eisen, vom 15. August 1942 über die Anforderung ausländischer Zwangsarbeiter
23« Aus dem vertraulichen Sohreiben der IG Farbenindustrie AG, Werk Auschwitz, an die Frieärich Krupp AG vom 14. September 1942 Qber ihre Erfahrungen bei der Ausbeutung von KZ-Häftlingen 24. Aus der Aktennotiz des Hauptabteilungsleiters Kahlert von der Reichsvereinigung Bisen über Besprechung zur Beschaffung weiterer französischer Z^angsarbeiter vom 23. September 1942 25* Aus dem Schreiben der Verbindungsstelle der Fhrix AG an den Chef der Amtsgruppe B des Wirtschafts-Verwaltungshauptamtes der SS, SS-Brigadeführer Georg Lörner, vom 29. September 1942 über die Behandlung jüdischer Zwangsarbeiter 26. Aus dem Artikel "Der Vorarbeiter Suropas" in der Zechenzeitschrift der Gelsenkirohener Bergwerks AG vom 1o. Oktober 1942 mit Propagandalosungen für deutsche Arbeiter 27. Aus dem Hundschreiben der Bezirksgruppe Steinkohlenbergban Ruhr der Wirtschaftsgruppe B e rgbau an ihre Mitglieder vom 29. Januar 1943 über Verpflegung und Behandlung von Kriegsgefangenen 28. Aus dem Schreiben der Allgemeinen Elektrizitätsgesellsohaft (ASG) an den Stab des "Beauftragten des Führers zur Überprüfung des Kriegseinsatzes", General v. Unruh, vom 17. Februar 1943 über die Zahl der Beschäftigten 29. Aus dem Schreiben von Paul Fleiger, Vorsitzer der Reichsvereinigung Kohle und Vorstandsvorsitzer der Reichswerke AG "Hermann Göring", an Albert Speer, Reiohsminister für Rüstungs- und Kriegsproduktion, vom 29. Mal 1943 mit Anforderungen neuer ausländischer Zwangsarbeiter 30. Aus dem Erfahrungsbericht vom 21. Juni 1943 über den Einsatz sowjetischer Zwangsarbeiter bei Varl Zeiss Jena 31. Bericht der Reichsvereinigung Kohle an alle Bezirksgruppen vom 29» Juni 1943 über Anforderungen von Z w angaarbeitern für den Kohlenbergbau
32. Aus dar geheimen Notiz von Küppenbender, Carl Zglas Jena, über eine Beratung bei Speer und Sauokel am 3o. Juli 194-3 wegen des Arbeitseinsatzes 33. Aus einer Ansprache von Hans Frank, sog. Generalgeuverneur in Polen, vor Industriellen am 3. August 1943 in Krakau über das Arbeitskräftereservoir Polen 34. Aktennotiz der Personalabteilung des Kunstseidenwerkes Bisterberg der Vereinigten Glanzstoff-Fabriken AG Wuppertal-Blberfeld vom 31. August 194-3 über Ausbeutung von Kindern 35* Aus der Erklärung unter Eid von Alfred Wömmelmann und Yialter Borgmann, Vorstandsmitglieder der Harpener Bergbau AG, vom 2. Juni 194-7 über die Löhne und Kosten ausländischer Zwangsarbeiter im November 194-3 36. Schreiben von Albert Speer, Seichsminister für Rüstungs- und Kriegsproduktion, an Heinrich Himmler, Beiohsführer SS, Chef der . Deutschen Polizei und Reichsminister des Innern vom 15. Dezember 194-3 über den Einsatz von KZ-Häftlingen in der oberschlesischen Rüstungsindustrie 37« Aus dem geheimen Bericht der Reichswirtschaftskammer über die Lage der deutschen Kriegswirtschaft um die Jahreswende 1943/44 38. Aus dem Schreiben der Rheinmetall-Borsig AG vom fa. Januar 1944 an den Stab des "Beauftragten des Fütoers zur Überprüfung des Kriegseinsatzes", General v. Unruh über die Zahl der Beschäftigten 39. Aus dem Protokoll der Besprechung der Arbeitseinsatzingenieure Friedrioh Krupp AG am 12. Januar 1944 Uber Repressalien gegen Zwangsarbeiter 40. Aus dem Schreiben der Essener Steinkohlenbergwerke AG an die Harpener Bergbau AG vom '12. Januar 1944 über die Gewichtsabnahme bei ausländischen Zwangsarbeitern
41* Aus dem geheimes Schnellbrief von Carl. Krauch, Generalbevollmächtigter für Sonderfragen der chemischen Erzeugung und Vorsitzer des Aufsichtsrates der IG Farbenindustrie AG, an Albert Speer vom 5« Februar 1944 über den Einsatz sowjetischer Kriegsgefangener in der oberschleoischen Minerglölindustrie 42.*" Aus dem geheimen Statistischen Bericht der Beichsverefaigung Kohle "Die deutsche Kohlenwirtschaft in den Monaten April bis Dezember 1943" vom Mai 1944 mit Angaben über die Zahl der Beschäftigten im Kohlenbergbau vom 31. Dezember 1942 bis 29. Februar 1944 43^ Aus dem Protokoll der Sitzung der Zentralen Planung am 1. März 1944 über das Prinzip der Zwangsarbeit 44» Notiz des Werkschutzleiters von Bülow an den A bwehrbe auf tragten der Friedrich Krupp AG Wilshaus vom 3o. März 1944 über Werkstrafen und -Arrest für ausländische Arbeiter 45« Aus dem Protokoll der Sitzung der Zentralen Planung am 25. Mai 1944 über die Fluktuation ausländischer Zwangsarbeiter 46.' Aus dem Schreiben von Fritz Gajewski, Torstandsmitglied der IG Farbenindustrie AG, an das Büro des Zentralausschusses der IG Farben vom 31• Mai 1944 mit streng vertraulichen Angaben der Agfa Filmfabrik Wolfen für den Bericht an den Aufsichtsrat über das Jahr 1943 und das erste Vierteljahr 1944 47* Aus dem internen Schreiben des Fanzerbaus 3 an den Werkschutz der Friedrich Krupp AG vom 1 3 . Juni 1944 über Anforderungen und Bewachungen von Justizhäftlingen 48.' Aus der Erklärung unter Eid von Max Ihn, Abwehrbeauftragter der Friedrich Krupp AG vom 23. Juni 1947 über Anforderung von KZHäftlingen 49*' Aus der Anweisung der Sozialabteilung der Eisenwerk-Gesellschaft Maximilianshütte mbH, Sulzbach-Rosenberg-Hütte, an die Werksanitäter vom 22. August 1944 über den "strenten Maßstab" bei
Krankheiten ausländischer Zwangsarbeiter 50. Aus dem Schreiben von Paul Budin, Generaldirektor der Hugo Schneider AG, an Oswald Pohl, Chef des Wirtschafts-Verwaltungs hauptamteö der SS, vom 17. Oktober 1-944- über die Ausbeutung von KZ-Häftlingen 51. Aus den Angaben der Lauchhammer-Gruppe der ¡¿¡itteldeutschen Stahlwerke AG und der Havelgruppe und der Friedrich Fl$ck KG über die Zahl ihrer Arbeiter vom 1. Oktober 1943 bis 1. Januar 1945 52. Aus der statistischen Übersicht der i-rie^rich Krupp AG mit Zahlen der ausländischen Zwangsarbeiter vom April 1943 bis Januar 1945 53« Aus einem Aktenvermerk von Geschäftsführer Lohmann (Reichs^ruppe Industrie) über Besprechungen mit Ministerialdirektor Timm und Ministerialdirigent Steinmann (GBA) am 14. Februar 194-5 über die weitere Beschäftigung von KZ-Häftlingen und Zwangsarbeitern in den Betrieben
Dr. Klaus Drobisch/Dr. habil. Dietrich Eichholtz Die Zwangsarbeit ausländischer Arbeitskräfte In Deutschland während, dea zweiten Weltkrieges Die Deportation von vielen Millionen ausländischer Bürger nach Deutschland und ihre Ausbeutung in der deutschen Kriegswirtschaft während des zweiten Weltkrieges war ein Vorgang, der tiefgreifende Konsequenzen für das deutsche Wirtschafts- und Kriegspotential und für die politische Situation in Deutschland hatte. Sie gehört zu den größten Untaten des faschistischen deutschen Imperialismus. Ihr Wesen als imperialistisches Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu enthüllen, ist eine Aufgabe von großer wissenschaftlicher und aktueller Bedeutung. Die Ausnutzung fremder Arbeitskräfte gehörte zu den wesentlichen Kriegszielen des deutschen Imperialismus. Die Verfügung über neue Rohstoffquellen, Absatzmärkte, Kapitalanlagesphären in aller Welt, die sein erklärtes Ziel und das Kernstück der geplanten "Neuordnung" der Reichtümer der Welt war, hatte nur Sinn unter der Voraussetzung, daß die lebendige Arbeitskraft von Millionen und aber Millionen Menschen diese Profitquellen zum fließen brachte. Dieses Ziel strebte er um so nachdrücklicher und. aggressiver an, als ihm auch eine so lukrative Quelle besonders profitabler Ausbeutung fehlte, wie es die Verfügung über Arbeiter aus Kolonien, über farbige oder anderweitig diskriminierbare Bevölkerungsteile für die USA, für England und Frankreich darstellte. Wenn während des zweiten Weltkrieges die Arbeitskräfte aus vielen Ländern Europas zu Millionen zwangsweise nach Deutschland deportiert wurden und dort in der Rüstungswirtschaft und in der Landwirtschaft arbeiten mußten, so war dies eine spezifische Form ihrer Ausbeutung und der Bereicherung des deut-
sehen Finanzkapitals. Im allgemeinen ist die Beschäftigung ausländischer Arbeitskräfte in entwickelten imperialistischen Ländern so alt wie Imperialismus und Kolonialismus selbst. Im ersten Weltkrieg hatte der deutsche IImperialismus bereits Erfahrungen mit dem Masseneinsatz von Zwangsarbeiten! im eigenen Land gemacht« Im zweiten Weltkrieg sollte wiederum die massenhafte Ausbeutung ausländischer Arbeitskräfte, wiewohl selbst wesentliches Kriegsziel, zugleich ein Kittel dafür bieten, gewaltige Eroberungsziele über den ganzen Erdball mit unverhältnismäßig geringem eigenen ökonomischen Potential zu verfolgen« Eine der wichtigsten Voraussetzungen für das faschistische Zwangsarbeitssystem im zweiten Weltkrieg war die Niederhaltung und Terrorisierung der deutschen Arbeiterklasse selbst und die Zerschlagung ihrer Klassenorganisationen. Diese Voraussetzung hatte die faschistische Diktatur bereits vor dem Krieg geschaffen« Der besondere, faschistische Charakter des imperialistischen Beglmes in Deutschland und des Krieges, den dieses Regime führte, äußerte sich in den bekannten barbarischen, verbrecherischen Formen der Deportation, Diskriminierung und unmenschliche Behandlung der Kriegsgefangenen, verschleppten Zivilpersonen und KZ-Häftlingen« Wir verstehen also unter der Zwangsarbelt ausländischer Arbeitskräfte im zweiten Weltkrieg eine durch faschistische mittel und Methoden (zwangsweise Aushebung und Deportation von Bürgern fremder Staaten und deren nationale bzw. rassistische Unterdrückung, Terrorisierung und Diskriminierung auf politischem, ökonomischem und geistig-kulturellem Gebiet) Gekennzeichnete Form der Imperialistischen Ausbeutung unterworfener und abhängiger Rationen im Interesse der deutschen Kriegswirtschaft und Kriegsfüh-
rang, a l s eine Quelle bedeutender P r o f i t e und E x t r a p r o f i t e f ü r Monopole und S t a a t . Das System der Zwangsarbeit wurde a u f r e c h t e r h a l t e n und r e p r o d u z i e r t durch den gesamten Gewaltund Terrorapparat des staatsmonopolistischen H e r r s c h a f t s systems des deutschen Inqperial Ismus. I n der Geschichte der Zwangsarbeit von Ausländern i n der deutschen Kriegswirtschaft lassen s i c h d r e i Phasen unt e r s c h e i d e n : 1) die Phase der Z i e l s t e l l u n g und der u n m i t t e l baren staatsmonopolistischen Vorbereitung; 2) die Zeit von Kriegsbeginn b i s 1941t 3) die Zeit von 1941/42 b i s Kriegsende. Konzipierung und Anfänge des Zwangsarbeltssystems dea deutschen Imperialismus Das Oberkommando der f a s c h i s t i s c h e n Wehrmacht und der Beichsverteidigungsrat b e s c h ä f t i g t e n s i c h s e i t Sommer/Herbst 1938 und v e r s t ä r k t s e i t Anfang 1939 mit dem geplanten Eins a t z von Kriegsgefangenen a l s A r b e i t s k r ä f t e . Ende Januar 1939 lagen a u s f ü h r l i c h e Entwürfe zu B i c h t l i n i e n f ü r A r b e i t s e i n s a t z und Arbeitsbedingungen von Kriegsgefangenen v o r , an deren Abfassung vor allem das OKW, das B e i c h s w i r t s c h a f t s und das Beichsarbeitsministerium b e t e i l i g t waren* Im Mai 1939 f o r d e r t e n die Buhrkonzerne•22 ooo A r b e i t s k r ä f t e f ü r den Steinkohlenbergbau bei Göring, dem "Beauft r a g t e n f ü r den V i e r j a h r e s p l a n " , an* Am 24. Mal e r k l ä r t e Hermann Kellermann (Haniel-Konzern), d e r A u f s i c h t s r a t s v o r sitzende des Bheinisch-Westfälischen Kohlensyndikats, im "Kleinen Kreis" der Buhrkonzerne, e r s e i s i c h e r ( "daß i n nerhalb kurzer Z e i t diese 22 ooo Mann zur S t e l l e wären. Sie Ankunft von Leuten aus der Ischechoslowakei, von der Westbefestigung und anderen Bauarbeitern habe b e r e i t s begonnen." o Der Mansfeld-Konzern h a t t e schon im November 1938
tschechische Bergarbeiter angefordert.-' Tschechoslowakische Z i v i l a r b e i t e r waren a l s o die e r s t e n Opfer der p l a n mäßigen Deportation ausländischer A r b e i t s k r ä f t e i n s Reich, und führende deutsche Büstungsmonopole waren zugleich I n i t i a t o r e n und Nutznießer d i e s e r Anfänge des Zwangsarbeitssystems im zweiten Weltkrieg. Am 23. Mai 1939 s t e l l t e H i t l e r f ü r den gplanten Eroberungskrieg den allgemeinen Grundsatz auf» "Die Bevölkerung nichtdeutscher G e b i e t e . . . s t e h t zur A r b e i t s l e i s t u n g zur Verh.
fügung."
Einen Uonat s p ä t e r befaßte sich der
fielchsverteidi-
gungsrat auf s e i n e r l e t z t e n Sitzung vor dem Kriege mit der A r b e i t s k r ä f t e s i t u a t i o n im K r i e g s f a l l « Göring b e a u f t r a g t e Beichswirtschaftsminister Funk, die Beschäftigung der Kriegsgefangenen, der KZ-Häftlinge sowie der Insassen von Gefängn i s s e n und Zuchthäusern i n der deutschen Kriegswirtschaft v o r z u b e r e i t e n . Er kündigte ausdrücklich an, "daß im Kriege aus den Nichtwehrwirtschaftsbetrieben des I r o t e k t o r a t s Hunderttausende i n Deutschland, i n Baracken zusammengefaßt, unter A u f s i c h t , e i n g e s e t z t werden s o l l e n , zumal i n der Landwirtschaft".^ Das Zwangsarbeitssystem des deutschen Imperialismus stand mithin i n seinen Umrissen b e r e i t s vor Kriegsausbruch f e s t . Die deutschen I m p e r i a l i s t e n h a t t e n damit vor Kriegsbeginn das konz i p i e r t und i n verhältnismäßig großem Maßstab p r a k t i z i e r t , womit s i e im e r s t e n Weltkrieg e r s t geraume Zeit nach Kriegsausbruch begonnen h a t t e n . Dies war ihnen dadurch bedeutend e r l e i c h t e r t worden, daß es ihnen gelungen war, große T e i l e des eigenen Volkes c h a u v i n i s t i s c h und r a s s i s t i s c h zu verhetzen und d i e r e volutionäre Arbeiterbewegung mit a l l e n anderen demokratischen Kräften im Lande durch b l u t i g e n Terror zu unterdrücken. Hauptverantwortlich f ü r das Zwangsarbeitssystem waren - wie überhaupt f ü r Faschismus und Krieg - die r e a k t i o n ä r s t e n und
aggressivsten Elemente des deutschen Finanzkapitals 9 die Ihre f a s c h i s t i s c h e Diktatur über Deutschlaad e r r i c h t e t h a t t e n . Maßgeblich wirkten an seiner Konzipierung und planmäßigen Vorbereitung wichtige Organe i h r e s s t a a t s m o n o p o l i s t i schen Herrschaftssystems mit: die Wehrmacht, die Nazipartei und die obersten s t a a t l i c h e n Behörden. Das Zwangsarbeitsaystem i n der e r s t e n Periode des Krieges Während der Kampfhandlungen i n Polen g e r i e t e n 42o ooo polnische Soldaten i n deutsche Gefangenschaft. Die f a s c h i s t i s c h e n Arbeltsbehörden rühmten s i c h , "den weitaus größt e n T e i l der polnischen Kriegsgefangenen noch r e c h t z e i t i g b e i der Hackfruchternte, vor allem i n den ö s t l i c h e n und mitteldeutschen Gebieten", e i n g e s e t z t zu haben. 6 Die I n d u s t r i e e r h i e l t i n den e r s t e n Kriegsmonaten nur sechs Prozent der kriegsgefangenen A r b e i t s k r ä f t e . Doch die Quellen weisen aus, daß führende Büstungskonzerne und i h r e s t a a t s monopolistischen Organe s i c h sogleich um polnische A r b e i t s k r ä f t e bemühten. Das f r ü h e s t e der Forschung bekannte Dokument i s t e i n Hundschreiben der Fachgruppe Metallerzbergbau vom 12. September 1939« i n ctam die Betriebe a u f g e f o r d e r t 7 wurden, ihren Bedarf an Kriegsgefangenen anzumelden. Auch aus dem Senftenberger Braunkohlenrevier lagen schon zu d i e .p s e r Zeit Nachfragen nach Kriegsgefangenen v o r . Ende Oktober 1939« unmittelbar nach der Verkündung der A r b e i t s p f l i c h t f ü r a l l e polnischen Bürger zwischen 18 und 6o Jahren, begannen die Massentransporte polnischer A r b e i t s k r ä f t e i n s Reich. Die e r s t e n deutschen Arbeitsämter i n Polen waren schon i n der ersten Kriegswoche e i n g e r i c h t e t worden; Mitte Oktober e x i s t i e r t e n 115 solcher Arbeitsämter. Die Hüstungsmonovole drängten d a r a u f , daß ihre Forderungen nach z i v i l e n polnischen A r b e l t s k r ä f t e n schleunigst e r f ü l l t wur-
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den. Ein Konzernunternehmen der Salzdetfurth AG wandte sich Anfang November an das Arbeitsamt wegen der angekündigten "Vermittlung von Nationalpolen": "... wir bitten höflichst um Beschleunigung, damit wir unseren Werber baldmöglichst an die betreffenden Orte schicken können. Die "Werbung" polnischer Bürger wurde mit den verschiedensten Methoden, mit polizeilichem Zwang und ökonomischem Druck, in den ersten llonaten vielfach auch mit demagogischen Versprechungen und lügenhaften Vorspiegelungen betrieben« In Deutschland wurden die Erwartungen, die solche Versprechungen in einem Teil der polnischen Ankömmlinge geweckt hatten, sogleich zerstört. Die Diskriminierung der polnischen Arbeltskräfte war umfassend. Sie erstreckte sich auf ihre Arbeits- und Unterhaltsbedingungen und auf alle anderen Lebensverhältnisse. Die sogenannte Sozialausgleichsabgabe beispielsweise, die polnischen Arbeitskräften in der deutschen Industrie zugunsten der Reichskasse vom Lohn abgezogen wurde, war eine Form tributärer Ausbeutung der polnischen Ration als ganzer, die auf Dauer berechnet war» Die Diskriminierung der ausländischen Arbeiter war keine besondere Niedertracht eines Häufleins faschistischer Funktionäre, sondern nur eine bestimmte Form, in der sich die allgemeine Tendenz der kapitalistisch-imperialistischen Ausbeuterklasse zur Differenzierung und Spaltung der Ausgebeuteten und Unterdrückten manifestiertet es war freilich eine extreme Form, die unter der Verkleidung einer barbarischen Rassentheorie auf die politisch-moralische Korrumpierung des ganzen deutschen Volkes angelegt war. Die reaktionäre These vom deutschen Arbeiter als dem "Vorarbeiter Europas"
, mit der die herrschenden Kreise In
Deutschland die eigenen Arbeiter ködern wollten, entsprach der
f aschist isoheu ,,Herrenmenschen"-Propaganda. Sie diente in dieser Form den Zweck, das Klassenbewußtsein der deutschen Arbeiter zu verdrängen und durch elitär-chauvinistische Anschauungen zu ersetzen. Bei einem beträchtlichen Teil des deutschen Volkes, auch bei Teilen der Arbeiterklasse, hatte diese Manipulierung Erfolg, unterband oder hemmte die Solidarität mit den ausländischen Arbeitskräften und schuf auch Illusionen über das eigene Ausbeutungsverhältnis. Nach den Kriegshandlungen im Norden, Westen und Südosten Europas wuchs die Zahl der in Deutschland arbeitenden ausländischen Arbeitskräfte auf das Dreifache, nämlich von 1,15 Mi 11. (31.5.4o) auf 3,5 Mill. (1.1o.41). Darunter befanden sich fast 1,4 Mill. Kriegsgefangene. Mit einer Million stellte Frankreich bis dahin das größte Kontingent an Kriegsgefangenen; die restlichen 35o-4oo ooo waren vor allem britischer, belgischer und polnischer Nationalität, An zivilen ausländischen Arbeitskräften befanden sich allein eine Million Polen, ferner 27o ooo Italiener, 22o ooo Tschechoslowaken und 122 ooo Belgier in Hitlerdeutschland. Auch gegenüber verbündeten und Satellitenstaaten spielte Deutschland sein militärisches und wirtschaftliches Übergewicht aus und drängte ihnen Staatsverträge auf, in denen sie zur Abgabe von Arbeitskräften genötigt wurden.
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Seit Sommer 194o änderte sich das Verhältnis zwischen den in der Landwirtschaft und in der Industrie beschäftigten ausländischen Arbeitern wesentlich zugunsten der Industrie. Je weiter die Vorbereitungen auf den Krieg gegen die UdSSR voranschritten, desto stärker wurde der Druck der Industrie und ihrer Organisationen auf die Behörden und das OKW sichtbar. Die Reichsgruppe Industrie drängte ständig auf vermehrte Zuweisung von Kriegsgefangenen: "Die nach wie vor bestehenden
Schwierigkeiten auf dem Gebiete des Arbeitseinsatzes haben zu mehrfachen Verhandlungen mit dem BAU, insbesondere zu den Fragen von Fraueneinsatz und Einsatz von Kriegsgefangenen geführt. Mit einer verstärkten Zuweisung von Kriegsgefangenen kann gerechnet werden."
In den besetzten Ländern selbst be-
schäftigten sich zahlreiche Vertreter der führenden Büstungskonzerne systematisch mit der Anwerbung von zivilen Arbeitskräften, besonders von Facharbeitern. Sie schalteten dabei die Spitzen der Wehrmacht und der Besatzungsbehörden ein und errichteten in den wichtigsten Städten konzerneigene Werbebüros. Die in der bürgerlichen Literatur (Homze, Pfahlmann) übliche Einteilung der Arbelt ausländischer Arbeitskräfte in Deutschland während des Krieges in eine Periode der freiwilligen Anwerbung und des "freiwilligen Arbeitsprogramms." und eine Perlode des Zwanges und der gewaltsamen Beitreibung unter der Ägide Fritz Sauckels ist falsch und in mehrerer Einsicht irreführend. Bei allen Unterschieden zu späteren Phasen des Krieges verstieß die Zwangsarbeit von Anfang an gegen die Lebensinteressen der unterworfenen und ausgeplünderten Völker, gegen ihre nationale Freiheit und Würde, und mufite zu einer ständigen Quelle von Besistenz und Widerstand werden. Von Anfang an sahen sich die ausländischen Arbeiter mit der Fratze des faschistischen Terrors konfrontiert und spürten in ihrer überwiegenden Mehrheit (zwangsrekrutierte Arbeitskräfte aus Polen und französische Kriegsgefangene) täglich die entwürdigenden materiellen und psychischen Auswirkungen der Bassenund Völkerdiskriminierung. Demgegenüber fiel es ökonomisch und sozial bei weitem nicht so stark ins Gewicht« wenn den zivilen Arbelt skräften aus den besetzten west- und nordeuropäischen Ländern sowie denjenigen aus den verbündeten und Satelliten-
- 9 Staaten mehr Bewegungsfreiheit und bessere A r b e i t s - und Lebensbedingungen zugestanden wurden und wenn s i e die gleiche Entlohnung wie die deutschen Arbeiter erhalten s o l l t e n . Die Differenzierung in der Behandlung der ausländischen Arbeitskräfte an und f ü r s i c h war f r e i l i c h nicht unwichtig. Der Konzeption nach z e i g t e es sich schon, wie s i c h die deutschen Imperialisten die Arbeits- und Ausbeutungsverhältnisse i n einem von ihnen "neugeordneten" Europa der Zukunft vors t e l l t e n . Allerdings schwebte ihnen für spätere keineswegs eine s o z i a l e Stellung der nichtpolnischen (und n i c h t s o w j e t i schen) ausländischen Arbeiter vor, die mit derjenigen der deutschen Arbeiter vergleichbar war oder sein s o l l t e . Die anfänglichen Zugeständnisse auf diesem Gebiet i n den ersten Kriegsjahren an die kollaborierenden großbourgeoisen K r e i se in den betreffenden Ländern dienten k u r z f r i s t i g e n p o l i t i schen Zwecken und erklärten s i c h zugleich aus den gemeinsamen Befürchtungen von Okkupanten und Kollaborateuren vor dem aktiven Widerstand der Völker. Die Niederlage und die deutsche Okkupation führte i n d i e sen Ländern zum w i r t s c h a f t l i c h e n Niedergang, zur Massenarb e i t s l o s i g k e i t , zur Ausplünderung und zum raschen Ausverkauf der W i r t s c h a f t s k r a f t . Unter diesen Bedingungen konnte auch der " . f r e i w i l l i g e " Charakter der Anwerbung in der ersten Periode des Krieges noch
weitgehend gewahrt bleiben. Was es mit
der " F r e i w i l l i g k e i t " t a t s ä c h l i c h auf sich h a t t e , enthüllten die deutschen Okkupanten in ihren Tätigkeitsberichten! "Die Arbeiterabwerbung f ü r das Beich e r f o l g t grundsätzlich auf f r e i w i l l i g e r B a s i s . Selbstverständlich werden die Methoden moderner Arbeitseinsatzverwaltung (Entziehung von Unterstützung bei Arbeitsverweigerung^ Erziehungslager f ü r Ar-
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beitsunwillige, Zwangemaßnahmen gegen Kontraktbrüchige, Beseitigung der Kurzarbeit, Arbeitsplatztauach zu verbessertem Einsatz, Abkehrverbot bei Beschäftigung im deutschen I n t e r e s s e , äußerste Beschränkung von Bau-, Wiederaufbau- und Not12
Standsarbeiten) in großem Umfange angewandt," Das Ende der " B l i t z k r i e g s " - S t r a t e g i e und die Veränderungen im Zwangsarbeitssystem des deutschen Imperialismus Nach der Niederlage der deutseben Heere vor Moskau s e t z t e sich die Tendenz zur Konzentration und Zentralisation s t a a t s monopolistischer Regulierungsgewalt, eine gesetzmäßige E r scheinung in der gesamten deutschen Kriegswirtschaft, auch in der Regulierung des Arbeitskräftepotentials durch. Im Frühj a h r 194-2 wurde der staatsmonopolistische
Apparat für die Be-
schaffung und Verteilung von Arbeitskräften und insbesondere das Zwangsarbeitssystem durch eine Reihe von einschneidenden Maßnahmen vervollständigt und stark z e n t r a l i s i e r t , die ausübende Gewalt auf diesem Gebiet erheblich konzentriert. Die wichtigs t e dieser Maßnahmen war die Ernennung F r i t z Sauckels, des Nazigauleiters von Thüringen, zum "Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz" ( 2 1 . 3 . 1 9 4 2 ) . Die neue D i e n s t s t e l l e f i r m i e r t e a l s Vierjahresplanbehörde und badiente sich eines bedeutenden T e i l s des Apparats des Reichsarbeitsministeriums und seiner regionalen Behörden. Sie stützte sich auf zentrale Einrichtungen der Monopol e und auf Dienststellen der Nazipartei. Einen Monat später ( 2 2 . 4.19^2) wurde die "Zentrale Planung" e r r i c h t e t , eine Nachfolgei n s t i t u t i o n des Generalrats des Vierjahresplans, die de f a c t o von Albert Speer, Reichsminister für Bewaffnung und Munition, g e l e i t e t wurde und mit deren Hilfe das gesamte ökonomische P o t e n t i a l , besonders auch das Arbeitskräftepotential, e i n h e i t l i c h auf die Be-.-... dürfnisse der Kriegsproduktion gelenkt werden s o l l t e . Das Zwangs-
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arbeitsprograum wurde in der folgenden Zeit In neuen Maßstäben und mit immer rücksichtsloseren und brutaleren Methoden betrieben. Gegenüber den in der bürgerlichen Historiographie herrschenden Auffassungen muß aber hervorgehoben werden, daß weder die Konzeption noch die Methoden des Zwangsarbeitssystems unter Sauckel etwas vollständig Neues d a r s t e l l t e n und durch unvermittelte Befehle H i t l e r s inauguriert wurden. Als die sowjetische Gegenoffensive vor Moskau begann und die f a s c h i s t i schen Blitzkriegshoffnungen endgültig zerschlagen wurden, taucht e bei den Spitzen des Begimes der Gedanke an einen besonderen "ßeichskomiDissar,> oder Bevollmächtigten für den Zwangseinsatz von Arbeitskräften auf. OKW, Reichsarbeitsminister und der Beauftragte f ü r den Vier jahresplan einigten sich Ende Dezember •13 1941, einen "Menschenkommissar" zu berufen*
Am 1 0 . Januar
19^2 übertrug Göring zunächst der "Geschäftsgruppe Arbeitseinsatz" der Vierjahresplanorganisation unter Leitung von Werner Mansfeld, Ministerialdirektor im RAM, "die uneingeschränkte 14 Vollmacht zur Lenkung des gesamten Arbeitseinsatzes", Mansf e l d s vordringliche Aufgabe war "die Zuführung a l l e r geeigneten kriegsgefangenen Russen für die Rüstungsindustrie, i n Zusattmenarbelt mit dem RMBuM und dem OKW"1"'. Als Mitte Februar zwischen führenden Vertretern der Rüstungsindustrie (Zangen und Vogler), Speer, Milch und Vertretern 16 des OKW die "Krage der Gesaiatplanung" abgesprochen wurde
, i s t vermutlich auch der
Entschluß gefaßt worden, Mansfeld durch einen Mann zu ersetzen, der die notwendige politische Durchschlagskraft für diese unvergleichlich wichtige staatsmonopolistische Funktion h a t t e . Im März entwarf Speer den "Führererlaß" über die Einsetzung eines"Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz" und l e g -
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t e ihn H i t l e r v o r , der ihn b e r e i t w i l l i g u n t e r z e i c h n e t e . Unt e r mehreren Kandidaten f ü r den Posten wählte
H i t l e r Sauk-
k e l , der a l s s k r u p e l l o s e r E i n p e i t s c h e r der " A r i s i e r u n g " und a l s " S t i f t u n g s f ü h r e r " des mit d i e s e r Methode geraubten Gust1off-Rüstungskonzerns auch gewisse i n d u s t r i e l l e Erfahrungen aufwies. Vas die f a s c h i s t i s c h e n Uethoden b e t r i f f t , so war das Zwangsa r b e i t s s y s t e m n i c h t e r s t s e i t 1942, sondern, wie schon anged e u t e t , von Anfang an e i n System v e r b r e c h e r i s c h e r Gewalt, hemmungsloser Unterdrückung und Ausbeutung und der Schändung der Menschenwürde. B e r e i t s vor Sauckels Ernennung h a t t e d i e s e s System einen Kulminationspunkt i n dem KZ-Arbeitssystem, dessen e r s t e s großes E x p e r i m e n t i e r f e l d und Uodell - Auschwitz - Anfang 1941 IG-Farben-Konzern und SS gemeinsam e i n r i c h t e t e n , und i n den Bestimmungen über die Arbeit s o w j e t i s c h e r A r b e i t s k r ä f t e i n Deutschland ( G ö r i n g - H i c h t l i n i e n vom 7 . November 1941 Das Hauptfeld der T ä t i g k e i t des neu ernannten Generalbev o l l m ä c h t i g t e n war d i e Zwangsbeitreibung ausländischer A r b e i t s k r ä f t e i n größtem S t i l sowie d i e behördliche Regulierung i h r e r V e r t e i l u n g und i h r e r A r b e i t s - und Lebensbedingungen. I n mehreren Etappen, den sogenannten Sauckelaktionen, brachten "AnwerbekoramiBSionen" und Okkupationsbehörden b i s Ende 1944 f a s t f ü n f e i n h a l b H i l l i o n e n ausländische A r b e i t s k r ä f t e nach Deutschland, den überwiegenden T e i l davon aus der UdSSR. Die B e t r i e b e e r h i e l t e n nach ihren Wünschen ausländische A r b e i t s k r ä f t e durch d i e A r b e i t s ä m t e r . Die größten und w i c h t i g s t e n Konzerne wurden bevorzugt b e r ü c k s i c h t i g t . L e i t u n g s g r e mien der I n d u s t r i e und e i n z e l n e Uonopole bestimmten immer s t ä r k e r , insbesondere ab 1 9 4 2 , die Verteilung der D e p o r t i e r t e n . Die Reichsvereinigung Kohle erwirkte zum B e i s p i e l Mitte 1943 binnen 9 lagen eine Anweisung H i t l e r s , f ü r s i e 2oo 000
- 13 sowjetische Kriegsgefangene bereitzustellen, und schlüsse11Q te deren Einsatz auf.
Diese Institutionen und Konzerne
wirkten durch ihre Anforderungen auf die Brutalisierung und Ausdehnung der Menschenjagd ein* Die soziale und politische Lage der Zwangsarbeiter Das erklärte Ziel der faschistischen Zwangsarbeitspolitik war es, Höchstleistungen aus den ausländischen Arbeitskräften herauszupressen. Zahllose staatliche Anordnungen trugen dem Rechnung. Die innerbetrieblichen Regelungen und Praktiken gingen oftmals über solche Bestimmungen noch weit hinaus. Die Masse der Zwangsarbeiter hatte minderqualifizierte, schwere und schmutzige Arbeiten zu verrichten. Die Betriebsleitungen scheuten sich nicht, dafür auch Frauen,
Halbwüch-
sige und sogar Kinder einzusetzen. Das Gros der Kriegsgefangenen mußte, entgegen völkerrechtlichen Abkommen, in der Rüstungsproduktion arbeiten. Vor allem die sowjetischen und polnischen Zwangsarbeiter waren von den herkömmlichen arbeitsrechtlichen Regelungen über Arbeltszeit, Urlaub, Krankheit, Arbeitsschutz usw. ausgenommen und erhielten die geringste Entlohnung, während die Rechte von Arbeitskräften aus anderen Ländern eingeschränkt und ihr Lohn um einiges höher waren. Für die Kriegsgefangenen, die unter Kriegsrecht standen, hatten die Betriebe einen geringfügigen Tagessatz an die Wehrmacht zu zahlen. Die Unterbringung der Zwangsarbeiter erfolgte meist in Barackenlagern, die mit ^tacheldraht umzäunt und primitiv eingerichtet waren. Oft mangelte es an deD geringsten sanitären Einrichtungen und sonstigen einfachen Erfordernissen. Die Lagerleiter, meist Angestellte der Unternehmen, praktizierten ein Kasernenregime. Die Zwangsarbeiter waren ihrer schranken-
- 14 losen Willkür ausgeliefert. Sie Verpflegung blieb, vor allem bei polnischen und sowjetischen Arbeitskräften und Kriegsgefangenen, auf minimale Mengen begrenzt, wobei noch minderwertige Nahrungsmittel, wie Pferde- und Abfallfleisch, schlechte Kartoffeln, gestrecktes Brot und andere billige Zutaten verwendet wurden* Zur "Leistungssteigerung" unterzog z.B. die Baltische öl GmbH ihre Kriegsgefangenen einer "Hungerkur", wie sie zynisch der SS
mitteilte.Die
Be-
kleidung mußte meist während und außerhalb der Arbeit getragen werden, weil es keine Kleider zum Wechseln gab. Sie war bald verschmutzt und zerschlissen; nur selten wurde Ersatz geliefert. Schlimm war es auch mit der gesundheitlichen Betreuung bestellt, für die oft nicht einmal das Notwendigste aufgewendet wurde. Bei Arbeltsbefreiungen wegen Krankheit legten Werksanitäter und -ärzte einen strengen, vielfach inhumanen Maßstab an. Verschiedene Betriebe gingen sogar dazu über, Kranice mit Arbeiten im Lager zu beschäftigen« Die Folge der miserablen Arbeits- und Lebensbedingungen waren massenweise Krankheit und Tod. Mitte 1944 gab es im Ruhrbergbau 18 Prozent kranke Bürger der UdSSR.
Etwa zum
gleichen Zeitpunkt war - man beachte die wörtliche Formulierung - "der durchschnittliche monatliche Verbrauch von sowjetischen Kriegsgefangenen im Steinkohlenbergbau rund 5 °°o Kräfte oder 3,3 Prozent". Im oberschlesischen Revier betrug der "Abgang" sogar 1o 963 von 43 714 sowjetischen Gefangenen 21 in 6 Monaten. Den sozialen Bedingungen adäquat war die politische Unterdrückung. Die Zwangsarbeiter waren bar aller Rechte und Freihelten, die sich die internationale Arbeiterbewegung in Jahrzehnten erkämpft hatte. Die Arbeiter aus Polen und der UdSSR
- letztere wurden als "bolschewistisch verseucht" und daher als besonders gefährlich angesehen - waren mit ständig zu tragenden Abzeichen gebrandmarkt. An der Arbeitsstätte und im Wohnlager wurden die ausländischen Arbeiter vom Abwehrbeauftragten, meist einem leitenden Angestellten, von dem diesem unterstehenden Werkschutz und den Lagerführern, denen Spitzel zur Hand gingen, überwacht. Charakterisiert war die Zwangsarbeit durch brutale Antreiberei und nackte Gewalt. Es herrschte ein Frügelregiuie, an dem sich vor allem Vorarbeiter und Werkschutz beteiligten. Wegen Geringfügigkeiten wurden Entzug der Verpflegung, Geld-, körperliche und Arreststrafen verhängt, die oft, z.B. in den Krupp-Werken, in speziellen Haftzellen unter grauenhaften Bedingungen vollzogen wurden. Zur Betriebsjustiz gehörten weiterhin die Einweisung in Strafkolonnen und sogenannte Arbeitserziehungslager, die z.T. von den Konzernen eingerichtet und geleitet wurden. Außerdem galt den Zwangsarbeitern die verschärfte Aufmerksamkeit von Polizei und Gestapo, mit denen die Konzernherren aufs engste zusammenarbeiteten. Soweit ihr betriebliches Terrorsystem nicht ausreichte, die Botmäßigkeit der Zwangsarbeiter zu erzwingen, lieferten die Firmen sie den staatlichen Repressivorganen aus und verlangten vielfach direkt Einweisung in Konzentrationslager. "Liegen Verfehlungen vor", so faßte die Seichsvereinigung Eisen Im Oktober 1943 die Praxis zusammen, "so müssen sie sofort konsequent verfolgt und streng behandelt werden, notfalls bis zum Konzentrationslager ... Die Reichsvereinigung Elsen hat die Gestapo (Sicherheltshauptamt) und das Reichsarbeitsministerium (Reichstreuhänder der Arbelt) gebeten, in solchen Fällen schnelle Verfolgung und strenge
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Bestrafung folgen zu l a s s e n . " So g r i f f e n ökonomische und außerökonomische Elemente des faschistischen Zwangsarbeitsregimes ineinander, um höchstmögliche Leistungen und P r o f i t e zugunsten des deutschen Imperialismus zu e r z i e l e n . Nach der Schlacht vor Moskau, dem Ende der faschistischen B l i t z k r i e g s i l l u s i o n , mehrten sich Stimmen aus der Rüstungsindustrie, die eine effektivere und systematischere Ausnutzung der Zwangsarbeiter verlangten und stärker nach dem Prinzip von "Zuckerbrot und Peitsche" verfahren wollten. Direktoren des IG-Farben-Konzerns empfahlen z . B . im Mai 1942 dem 2"? Kommandanten des KZ Auschwitz ein "Primitiv-Akkordsystem".
J
Verschiedene Vertreter der Rüstungswirtschaft, einige M i l i t ä r s , s t a a t l i c h e und Naziparteidienststellen, t r a t e n auch für die Aufhebung besonders extremer Formen der Diskriminierung (Stacheldrahtzäune u . a . ) und vor allem für etwas höhere Lebens mittelrationen der Zwangsarbeiter e i n , da von allmählich verhungernden Kriegsgefangenen oder "Ostarbeitern" die e r h o f f t e Leistung nicht zu erwarten war« Das Drängen verschiedener Rüstungskonzerne, die Zwangsarbeit auf diese Weise e f f e k t i v e r zu machen, fand in behördlichen Anordnungen und Richtlinien seinen Niederschlag, Wichtige Motive hierfür lagen in dem wachsenden Widerstand der Deportierten und in den zunehmenden Schwierigkeiten für die Faschisten nach ihrer Niederlage an der Wolga, iouier neue M i l l i o nen Zwangsarbeiter heranzuschaffen. Sauckel erläuterte seine Grundsätze« "Deutschland bedarf in a l l e n Zweigen seiner Kriegswirtschaft dringendst v i e l e r Millionen fremder A r b e i t s k r ä f t e . . . . Diese Arbeitskräfte sind in Europa keineswegs mehr im Überfluß vorhanden... Angesichts dieser Tatsache muß jede gesunde Arb e i t s k r a f t innerhalb des deutschen Machtbereichs a l s ein kost-
- 17 bares und. unersetzbares Gut betrachtet und daher auch erhalten werden. Nicht aus rührseliger Humanitätsduselei muß diesem Grundsatz Rechnung getragen werden, sondern dies erfordern die klare Vernunft und die Rücksicht auf die Lage 24
unserer Kriegsproduktion." Auch propagandistische Mittel sollten die ausländischen Zwangsarbeiter zu hohen Leistungen anstacheln. Der MansfeldKonzern regte beispielsweise an, daß es sowjetischen Zwangsarbeltern bei "guter Führung" gestattet sein sollte, ihre diskriminierenden Abzeichen am linken Arm statt auf der Brust zu tragen. Staatliche Stellen sahen die Einführung von Nationalitätenabzeichen vor. Von 194-2 an beschwor die faschistische Propaganda die "Gefahr des Kommunismus für Europa" und wollte auch den Zwangsarbeitern, besonders denen aus Westeuropa, suggerieren, daß sie auf Gedeih und Verderb mit Nazideutschland, dem Bollwerk des Antikommunismus, verbunden wären. Hinter all diesen Methoden propagandistischer Beeinflussung verbarg sich das Bestreben, mit Hilfe des imperialistischen Prinzips des "Teile und herrsche" der wachsenden Gefahr einer einheitlichen Front ausländischer Zwangsarbeiter zu begegnen. Der Effekt der Versuche, ausländische Zwangsarbeiter mit ökonomischen und politischen Mitteln zu beeinflussen, war gering. Sie scheiterten ebenso an dem Widerstand der Zwangsarbeiter wie an der Haltung der Mehrheit der deutschen Monopolherren, in deren Augen die Zwangsarbeiter, besonders diejenigen aus der UdSSR und aus Polen, rechtloses und wohlfeiles Ausbeutungsobjekt blieben, wie ein Bericht aus dem Ruhrgebiet besagtet "... der Ostarbeiter (wird) seinem Schicksal überlassen, weil man ihn lediglich als'eus dem weiten Ost- -
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räum l e i c h t zu ergänzendes Produktionsmittel b e t r a c h t e t . Die Betriebsführer haben f a s t durchgängig k e i n e r l e i Verständnis für das Viesen der Ost arbeit erfrage und wollen auch 25 kein Interesse daran nehmen." Die Diskussionen über ein verändertes taktisches Verheilten gegenüber den ausländischen Arbeltern widerspiegelte nur die Krise, in die der deutsche Imperialismus nach den Siegen der Boten Armee und den Niederlagen der Wehrmacht an den anderen Fronten geraten war. Ihre M a c h t l o s i g k e i t bewies, daß e r auch in dieser Lage sein f a s c h i s t i s c h e s Wesen nicht verleugnen und nicht vonflen bisher praktizierten Ausbeutungsmethoden abgehen konnte. Mach dem Kriege benutzte die tlonopolbourgeoisie solche von der Kriegssituation und dem Widerstand der Zwangsarbeiter erzwungenen geringfügigen Modifikationen, um ihre Schuld am faschistischen Ausbeutungssystem zu verkleinern oder gar abzuleugnen. Ihre Schutzbehauptungen wurden von bürgerlichen Historikern und Publizisten, die e i n deutigen Aussagen von archivalischen Quellen und von B e t r o f fenen ignorierend, in apologetischer Absicht übernommen ( v . Knieriem, Kannapin). Ergebnisse der Zwangsarbeit Ende 1944 arbeiteten im Reichsgebiet über 8 Millionen, mit KZ-Häftlingen a l l e r Nationalitäten f a s t 9 Millionen,Zwangsarb e i t e r . Die Fluktuation, hervorgerufen durch Tod, Flucht und Verhaftung, durch Unfall und Krankheit sowie durch Kontraktablauf, war so groß, daß die Gesamtzahl der ins Reich deport i e r t e n ausländischen Zwangsarbeiter e i n s c h l i e ß l i c h Kriegsgefangenen
und der KZ-Zwangsarbeler mit 14 Millionen nicht zu
hoch geschätzt wird. Gegen Ende des Krieges waren von den ausländischen Zwangsarbeitern etwa 4o Prozent sowjetische Bürger,
- 19 25 Prozent waren französischer und 15 Prozent polnischer R a t i o n a l i t ä t . Ihre Gesamtzahl setzte sich aus etwa 6 M i l l i o nen Z i v i l a r b e l t e r n , 2 Millionen Kriegsgefangenen und über e i ner halben Million KZ-Häftlingen sowie etwa 170 000 J u s t i z häftlingen zusammen« Eine grob überschlägliche Berechnung der gesamten P r o f i t e von Staat und Wirtschaft aus der Zwangsarbeit, die s i c h auf eine durchschnittliche Zahl von 4 , 5 Millionen i n Deutschland arbeitender Zwangsarbeiter, auf eine Mehrwertrate von 100 Prozent (in Anbetracht der geminderten Arbeitsproduktivit ä t sowie des vorwiegend einfachen Charakters der g e l e i s t e t e n Arbeit) und auf eine durchschnittliche Entlohnung von 50 Prozent gegenüber dem Tariflohn (ohne Zuschläge) eines ungelernten deutschen Arbeiters (50 Prozent von SM 1 5oo - 1 8oo,3ährlich) bezieht, ergibt für die Kriegszelt eine Summe von annähernd 7o Milliarden HM, etwa den Betrag des deutschen Nationaleinkommens eines Vorkriegsjahres. Die genannte Summe i s t schon von ihren Berechnungsgrundlagen her ein Mindestwert, und der Sparzwang, die Konsumbehinderung durch Mangel an Waren usw. blieben unberücksichtigt. Ohne die Masseazwangsarbeit ausländischer Arbeitskräfte, so kann zusammenfassend gesagt werden, hätte der deutsche Imperialismus seinen Krieg nicht lange fortsetzen können, nachdem seine B l i t z k r i e g s s t r a t e g i e Fiasko e r l i t t e n h a t t e . Durch dieses Verbrechen verlängerte er das Völkermorden und seine eigene Existenz. Doch es verschaffte sich unaufhaltsam jenes historische Gesetz Geltung, nach dem imperialistische Verbrechen i n unserer Epoche keine Perspektive haben und die Herrschaft des k a p i t a l i s t i s c h e n Systems nicht mehr s t a b i l i s i e r e n können.
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Wer s i c h i h r e r b e d i e n t , i s t zur N i e d e r l a g e v e r u r t e i l t . Ges c h i c h t l i c h g e s e h e n , i s t j e d e s System und j e d e Form k a p i t a l i s t i s c h - i m p e r i a l i s t i s c h e r Zwangsarbeit zum Untergang b e s t i m m t . I n Deutschland e r w i e s e s s i c h schon während w e n i g e r K r i e g s j ä h r e , daß das f a s c h i s t i s c h e System der Massenzwangsarbeit a u s l ä n d i s c h e r A r b e i t s k r ä f t e e i n e n Herd wachsend e r Gefahren f ü r d i e Herrschenden d a r s t e l l t e . Der a l l g e m e i n e , grundlegende Gegensatz zwischen den deutschen I m p e r i a l i s t e n und F a s c h i s t e n und den u n t e r j o c h t e n Völkern Europas v e r s c h ä r f t e s i c h durch d i e D e p o r t a t i o n und Zwangsarbeit von M i l l i o n e n Angehöriger d i e s e r V ö l k e r a u ß e r o r d e n t l i c h . Der Volkswiderstand i n den b e s e t z t e n Ländern, den H e k r u t i e r u n g s g e b i e t e n f ü r d i e Zwangsarbeit, e r h i e l t s t a r k e Impulse aus d e r faschistischen
Zwangsarbeitspolitik.
Widerstand der Zwangsarbeiter Der Widerstand der a u s l ä n d i s c h e n A r b e i t s k r ä f t e i n D e u t s c h land b e s c h r ä n k t e den ökonomischen E f f e k t d e r Zwangsarbeit
für
d i e deutsche K r i e g s w i r t s c h a f t e r h e b l i c h und machte ü b e r d i e s e i n e n Uberwachungs- und T e r r o r a p p a r a t von zunehmender Größe e r f o r d e r l i c h . Die e l e m e n t a r s t e und v e r b r e i t e s t e Form des Kampf e s gegen d i e Zwangsarbeit war d i e F l u c h t . Speer e r k l ä r t e im J u n i 1 9 4 4 , daß monatlich 3o 000 b i s 4o 000 g e f l o h e n e
zivile 26
A r b e i t e r und Kriegsgefangene wieder festgenommen würden.
Die
Massenflucht s p i e g e l t e s i c h l n d e r T a t i n den Verhaftungen w i d e r , wenn d i e s e auch noch andere Formen der A r b e i t s v e r w e i g e rung und des S t r e i k s e i n s c h l ö s s e n . I h r e Zahl s t i e g von 27 o48 im J a n u a r auf 41 225 im J u n i 1 9 4 4 . 2 ? S e l t e n e r a n z u t r e f f e n d e und noch wenig e r f o r s c h t e Widerstandsforinen e n t w i c k e l t e r e n
Charak-
t e r s , die große Kühnheit und e i n k l a r e s Bewußtsein v o r a u s s e t z t e n , waren d i e Sabotage d e r K r i e g s p r o d u k t i o n und d i e h e i m l i c h e B e w a f f -
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nung der Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen zu dem Zweck, sich gegen die Unterdrücker zu erheben. Sie wurden einzeln und auch in organisierten Gruppen ausgeführt. Herausragenden Anteil am Widerstand hatten sowjetische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene, die, klassenbewußt und entschlossen, ihren Leidensgenossen aus anderen Ländern ein Vorbild gaben. Sie waren es vor allem, die i l l e g a l e Organisationen schufen und alle Möglichkeiten zur Schädigung des faschistischen Feindes, vor allem seiner Rüstungsproduktion, nutzten. Die bedeutendste Organisation war die "Brüderliche Zusammenarbeit der Kriegsgefangenen" (BSW), die eng mit der antifaschistischen deutschen Organisation "Antinazistische Deutsche Volksfront" zusammenarbeitete und deren i l l e gales Netz sich von Süddeutschland in andere Gebiete er28
streckte. Die Zwangsarbeiter, die aktiven Widerstand leisteten, bezogen sich damit in die Front der Antihitlerkoalition ein und kämpften sowohl für ihre Freiheit als auch für die Befreiung ihres und des deutschen Volkes vom faschistischen Regime. Au,oh die Solidarität und i l l e g a l e Zusammenarbeit deutscher Hitlergegner und Widerstandskämpfer mit den Zwangsarbeiten! nahm ständig zu. Das Zentralkomitee und die illegalen Organisationen der KPD erklärten es immer wieder eindringlich zur nationalen und internationalen P f l i c h t der deutschen Antifaschisten, ausländischen Arbeitern solidarische Hilfe zu geben, ihren Kampf zu unterstützen und sie in die organisierte Front des Widerstands aufzunehmen. Vielerorts handelten deutsche Nazi- und Kriegsgegner in diesem Sinne und traten zusammen mit den Zwangsarbeitern dem gemeinsamen Feind gegenüber.
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Als der Faschismus von den Völkern der A n t i h i t l e r k o a l i t i o n geschlagen war, blieben a l s erschütterndes Ergebnis der f a s c h i s t i s c h e n Zwangsarbeit Millionen Getötete, Verhungerte, Kranke und Menschen, die der deutsche Imperialismus um ihre Ausbildung und besten Lebensjahre gebracht h a t t e . Auch auf diesem Gebiet war die Erfahrung und Erkenntnis b i t t e r bezahlt worden, daß der Faschismus das Produkt einer untergehenden Gesellschaftsordnung und e i n Instrument der i m p e r i a l i s t i s c h e n Großbourgeoisie i s t , mit dem s i e i n b e s t i a l i s c h e r Aggressivit ä t i h r e p a r a s i t ä r e Ausbeuterherrschaft a u f r e c h t e r h a l t e n will« 1 s . IMT. Bd. 36, S. 545 f f . , Dok. EC-488, Schreiben des Generalbevollmächtigten f ü r die Wirtschaft an das OKW v . 28.1.1939. 2 Deutsches W i r t s c h a f t s i n s t i t u t , Akten der Deutschen Bank, Kr. 4374-, Bd. 16, Protokoll der Besprechung im "Kleinen Kreis" am 24.5.1939 (Fotokopie d . O r i g i n a l s ) . 3 s . Jonas. Wolfgang. Das Leben der Mansfeld-Arbeiter 1924 b i s 1945, Berlin 1957, S. 44o. 4 IMT. Bd. 37, S. 549, Dok. L-79, Protokoll der Besprechung H i t l e r s mit den Befehlshabern der Wehrmachtteile am 23.5. 1939. 5 IMT. Bd. 33, S. 152 f f . , Dok. ES-3787, Bericht über d . 2 . Sitzung des Reichsverteidiguogsrates am 23.6.1939. 6 Hölk. Der Einsatz von Kriegsgefangenen i n A r b e i t s s t e l l e n , i n : R e i c h s a r b e l t s b l a t t 1940, T e i l V, S. 354, v . 25.7.194o. 7 Betriebsarchiv des VEB Mansfeldkombinata "Wilhelm Pieck", Eisleben (im folgendem BA Mansfeld), Kr. 48o, Bd. 2, Schreiben der Mansfeldscher Kupferschieferbergbau AG an die Fachgruppe Metallerzbergbau v . 16.9.1939. 8 Deutsches Zentralarchiv Potsdam (im folgendem DZA Potsdam), Film Kr. 2328, Wehrwirtschafts- und Rüstungsamt des OKW, Aktennotiz WiRü-Amt v . 20.9. 1939.
- 23 9 BA Mansie Id., Kr. 48o, Bd. 2, Schreiben der Kurhessischen Kupferschieferbergbau GmbH an das Arbeitsamt Hersfeld v . 9.11.1939. 10 Zechen-Zeitschrift der Gelsenkirchner Bergwerks AG, Gruppe Bochum v. 10.10.191-2. 11 DZA Potsdam, Film Nr« 2327, Wehrwirtschafts- und Rüstungsamt des OKW, Tätigkeitsbericht der Reichsgruppe Industrie vom 15.7.1940. 12 DZA Potsdam, Nürnberger Prozesse, F a l l XI, Nr. 373, B1.32, Dok. NG-1946, Bericht des Uilitärbefehlshabers in Belgien und Nordfrankreich über "Belgiens Leistungen für die deutsche Kriegswirtschaft und Kriegsführung (Stand 1942)". 13 s . DZA Potsdam, Film Nr. 2324, Wehrwirtschafts- und Büstungsamt des OKW. 14 DIE, Bd. 8, S . 160, Dok. USSB-379, Erlaß Görlngs v . 10.1.1942. 15 DZA Potsdam, Film Nr. 1741, Wehrwirtschafts- und Büstungsamt des OKW, Vortrag v. Oberst Neef (WiRüAmt) vor den Rüstungsinspekteuren am 21.1.1942. - RMBuM = Reichsminister(-ium) für Bewaffnung und Munition« 16 DZA Potsdam, Film Nr. 2312, Wehrwirtschafts- und Büstungsamt, Protokoll der Besprechung der Büstungsinspekteure am 13.2.1942. 17 IMT. Bd. 39, s. 497 f f . , Dok. USSH-386, Bichtlinien Görings v. 7.11.19*1. 18 Fall 5 . Anklageplädoyer, ausgewählte Dokumente, Urteil des Flick-Prozesses, hrsg. v. Karl-Heinz Thieleke und eingel. v. Klaus Drobisch, Berlin 1965, S . 185 f f . (Dok. NI-2849), Rundschreiben der Reichsvereinigung Kohle v« 29.6.1943 und Schreiben des OKW v. 8.7.1943. 19 Anatomie des Krieges. Neue Dokumente über die Bolle des deutschen Monopolkapitals bei der Vorbereitung und Durchführung des zweiten Weltkrieges, hrsg. u. eingel. v . Dietrich Eichholtz und Wolfgang Schumann, Berlin 1969, S . 422, Bericht des Befehlshabers der Sicherheitspolizei und des SD Ostland v . 15.3.1943. - Die Baltische Ol GmbH war ein maßgeblich vom IG-Farben-Konzern beherrschtes Tochterunternehmen der Kontinentale Ol AG.
- 24 20 F a l l 5. a . a . O . , S . 2o4, (Dok. NI-3o37), Hundschreiben der Bezirksgruppe Steinkohlenbergbau Ruhr v . 1 4 . 7 . 1 9 4 4 . 21 Z i t . nach: Seeber. Eva. Zwangsarbeiter in der f a s c h i s t i schen Kriegswirtschaft. Die Deportation und Ausbeutung polnischer Bürger unter besonderer Berücksichtigung der Lage der Arbeiter aus dem sogenannten Generalgouvernement (1939-1945)i Berlin 1964, S . 62, Schreiben des OKW an die Heichsvereinigung Kohle v. 4 . 9 . 1 9 4 4 . 22 F a l l 5 . a . a . O . , S . 195 f . (Dok. NI-3178), Hundschrelben der Heichsvereinigung £isen v . 4 . 1 0 . 1 9 4 3 . 23 Anatomie des Krieges. a . a . O . , S . 4o2, Protokoll der Besprechung der IG Farbenindustrie AG mit dem Komniandanten des KZ Auschwitz am 1 4 . 5 . 1 9 4 2 . 24 Handbuch für die Dienststellen des Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz und die i n t e r e s s i e r t e n D i e n s t s t e l len im Großdeutschen Heich und in den besetzten Gebieten. B e r l i n 1944, S . 55. 25 F a l l 5 . a . a . O . , S . 199 f . , (Dok. HI-3o13), Bericht einer Kommission zur Uberprüfung von Zwangsarbeiterlagern i n der Zeit v . 2 4 . 1 1 . bis 5 . 1 2 . 1 9 4 2 . 26 IStr. Bd. 41, S . 416 f . , Dok. Speer-13, Protokoll der "Führerbesprechung" v . 3 . b i s 5 . 6 . 1 9 4 4 . 27 Droblsch. Klaus. Dokumente zur direkten Zusammenarbeit zwischen Flick-Konzern und Gestapo bei der Unterdrückung der Arbeiter, i n : Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte, J g . 1963, T. 3, S . 224, 28 s . Brodski. J . A . . Die Lebenden kämpfen. Die i l l e g a l e Organisation Brüderliche Zusammenarbeit der Kriegsgefangenen (BSW), Berlin 1968.
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Dr. Wolfgang Bleyer/Dr. Klaus Droblsch Dokumente zur Ausbeutung ausländischer Zwanssarbelter durch das deutsche Monopolkapital Im zweiten Weltkrieg Die im folgenden wiedergegebenen Dokumente erhärten die Beweisführung des voranstehenden Beitrages. Sie illustrieren das System der Anforderung, Verteilung und der Ausbeutung ausländischer Bürger in der Kriegswirtschaft des faschistischen deutschen Imperialismus und machen die Lebensbedingungen und das Terrorregime sichtbar« Aus der Fülle der beweiskräftigen Unterlagen konnten die Herausgeber nur eine geringe Zahl auswählen, die für das Problem charakteristisch sind und für viele gleichartige Dokumente stehen. Ebenso erklärt sich das Konzentrieren auf die Jahre 1942-1944, wobei der im vorangehenden Beitrag dargelegte sachliche und zeitliche Zusammenhang zu beachten ist. Die publizierten Schriftstücke sind durchgehend numneriert und chronologisch geordnet. Die Uberschriften enthalten Angaben über die Art des Dokuments, den Verfasser, den Empfänger, deren Funktionen, den Zeitpunkt des Entstehens und Hinweise auf den Inhalt. Erklärungen und Verweise in den Anmerkungen sollen den sachlichen Zusammenhang herstellen. Bei der Wiedergabe der Texte sind sämtliche Aktenzeichen, Sachbetreffe, Anreden, Grußformeln, Bearbeitungsvermerke, Verteiler u.ä. weggelassen worden. Bei Kürzungen im Text, die nur aus B&umgründen erfolgten, waren die Herausgeber darauf bedacht, die Kernpunkte hervortreten zu lassen, ohne dadurch den Sinn zu ändern. Solche Kürzungen sind durch drei Punkte angezeigt. Auslassungen vor und nach den abgedruckten Stellen sind durch "Aus..." in der Oberschrift, jedoch nicht durch Kürzungspunkte, vermerkt. Die ursprüngliche Schreibweise ist beibehalten worden.
- 27 Dagegen sind o f f e n s i c h t l i c h e Schreib-, grammatikalische und Interpunktionsfehler stillschweigend b e r i c h t i g t worden. Hervorhebungen blieben unberücksichtigt. Sämtliche Uberschriften, Einfügungen in eckigen Klammern und a l l e Fußnoten stammen von den Herausgebern. Die Herkunft der p u b l i z i e r t e n Dokumente i s t jeweils an Ende des Textes ausgewiesen. Die benutzten Abkürzungen f ü r die Fundstellen bedeuten: AGK Archiwun Glöwnej Komisji Badania Zbrodni Hitlerowskich w Folsce, Warschau DIZ Deutsches I n s t i t u t f ü r Zeitgeschichte, Berlin DZA Deutsches Zentralarchiv, Potsdam Die nachfolgenden Dokumente wurden von Dr. Wolfgang Bleyer, Dr. Klaus Drobisch, P r o f . Dr. h a b i l . Wolfgang Schumann und Dr. h a b i l . Dietrich Eichholtz ausgewählt und zur Verfügung g e s t e l l t .
1 . Aus dem Artikel von Walter Letsch, Oberregierungsrat i n Reichsarbeitsministeriun, über den zukünftigen Eins a t z ausländischer A r b e i t s k r ä f t e von 25. Januar 1941 Auch nach den Kriege wird auf den Einsatz ausländischer A r b e i t s k r ä f t e i n Deutschland nicht v e r z i c h t e t werden können. Dieser Einsatz wird wie bisher vorrangig s e i n f ü r die Landwirtschaft, daneben aber auch f ü r die gewerbliche Wirtschaft zur Erfüllung der kommenden großen Aufgaben des Friedens notwendig s e i n . Die Bildung der europäischen Großraumwirtschaft wird diese Entwicklung f ö r d e r n . Dabei wird sich neben den Hereinholen zus ä t z l i c h e r Kräfte aus den Kontinentalstaaten nach Deutschland zweifellos auch der gegenseitige Kräfteaustausch i n
- 27 Dagegen sind o f f e n s i c h t l i c h e Schreib-, grammatikalische und Interpunktionsfehler stillschweigend b e r i c h t i g t worden. Hervorhebungen blieben unberücksichtigt. Sämtliche Uberschriften, Einfügungen in eckigen Klammern und a l l e Fußnoten stammen von den Herausgebern. Die Herkunft der p u b l i z i e r t e n Dokumente i s t jeweils an Ende des Textes ausgewiesen. Die benutzten Abkürzungen f ü r die Fundstellen bedeuten: AGK Archiwun Glöwnej Komisji Badania Zbrodni Hitlerowskich w Folsce, Warschau DIZ Deutsches I n s t i t u t f ü r Zeitgeschichte, Berlin DZA Deutsches Zentralarchiv, Potsdam Die nachfolgenden Dokumente wurden von Dr. Wolfgang Bleyer, Dr. Klaus Drobisch, P r o f . Dr. h a b i l . Wolfgang Schumann und Dr. h a b i l . Dietrich Eichholtz ausgewählt und zur Verfügung g e s t e l l t .
1 . Aus dem Artikel von Walter Letsch, Oberregierungsrat i n Reichsarbeitsministeriun, über den zukünftigen Eins a t z ausländischer A r b e i t s k r ä f t e von 25. Januar 1941 Auch nach den Kriege wird auf den Einsatz ausländischer A r b e i t s k r ä f t e i n Deutschland nicht v e r z i c h t e t werden können. Dieser Einsatz wird wie bisher vorrangig s e i n f ü r die Landwirtschaft, daneben aber auch f ü r die gewerbliche Wirtschaft zur Erfüllung der kommenden großen Aufgaben des Friedens notwendig s e i n . Die Bildung der europäischen Großraumwirtschaft wird diese Entwicklung f ö r d e r n . Dabei wird sich neben den Hereinholen zus ä t z l i c h e r Kräfte aus den Kontinentalstaaten nach Deutschland zweifellos auch der gegenseitige Kräfteaustausch i n
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der Form der sog* "Gastarbeitnehmer" s t ä r k e r entwickeln, Walter Letsch« Der Einsatz gewerblicher ausländischer A r b e i t s k r ä f t e i n Deutschland. Int R e i c h s a r b e i t s b l a t t , 1941, T. V, Hr. 3 v . 25.11.19^1. S. V 45.
2 . Aus dem Schreiben der Maximilianshütte des Flick-Eonz e r n s , Werk Sulzbach-Bosenberg, an das Arbeitsamt Arnberg, Außenstelle Sulzbach-Bosenberg, vom 9. J u l i 1941, mit der Anforderung ausländischer A r b e i t s k r ä f t e 1 . Grubenverwaltung Sulzbach-Bosenbergt Wir haben im März d s . Jahres einen Antrag auf Zuweisung von 30 polnischen A r b e i t s k r ä f t e n g e s t e l l t , hiervon aber nur 5 Mann bekommen. Nachdem es unmöglich e r s c h e i n t , daß wir die r e s t l i c h e n 25 Polen noch e r h a l t e n , haben wir auf *
Veranlassung des Herrn Oberinspektors Schön vom BAU unterm 23.6.41 einen Gesamtantrag auf Zuweisung von 50 ausländischen Z i v i l a r b e i t e m herausgehen l a s s e n , die wir zur Aufrechterhaltung unseres Grubenbetriebes dringendst benötigen. Dazu kommt noch unser Antrag vom 27.6.41 auf weitere 30 ausländische Z i v i l a r b e i t e r . . . 2 . Eisenhüttenwerk Sulzbach-Bosenberg Hüttet Für das Werk i n Sulzbach-Bosenberg Hütte haben wir angefordert: 1) am 26.2.41 2 100 französische Kriegsgefangene, 2) am 12.3.41 s 100 ausländische Z i v i l a r b e i t e r (Franzosen oder B e l g l e r ) . Da mit der Zuweisung der unter
1) genannten 100 f r a n z ö -
sischen Kriegsgefangenen nicht mehr gerechnet werden kanni haben wir am 23.4.41 nochmals einen Antrag auf 100 Kriegs-
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der Form der sog* "Gastarbeitnehmer" s t ä r k e r entwickeln, Walter Letsch« Der Einsatz gewerblicher ausländischer A r b e i t s k r ä f t e i n Deutschland. Int R e i c h s a r b e i t s b l a t t , 1941, T. V, Hr. 3 v . 25.11.19^1. S. V 45.
2 . Aus dem Schreiben der Maximilianshütte des Flick-Eonz e r n s , Werk Sulzbach-Bosenberg, an das Arbeitsamt Arnberg, Außenstelle Sulzbach-Bosenberg, vom 9. J u l i 1941, mit der Anforderung ausländischer A r b e i t s k r ä f t e 1 . Grubenverwaltung Sulzbach-Bosenbergt Wir haben im März d s . Jahres einen Antrag auf Zuweisung von 30 polnischen A r b e i t s k r ä f t e n g e s t e l l t , hiervon aber nur 5 Mann bekommen. Nachdem es unmöglich e r s c h e i n t , daß wir die r e s t l i c h e n 25 Polen noch e r h a l t e n , haben wir auf *
Veranlassung des Herrn Oberinspektors Schön vom BAU unterm 23.6.41 einen Gesamtantrag auf Zuweisung von 50 ausländischen Z i v i l a r b e i t e m herausgehen l a s s e n , die wir zur Aufrechterhaltung unseres Grubenbetriebes dringendst benötigen. Dazu kommt noch unser Antrag vom 27.6.41 auf weitere 30 ausländische Z i v i l a r b e i t e r . . . 2 . Eisenhüttenwerk Sulzbach-Bosenberg Hüttet Für das Werk i n Sulzbach-Bosenberg Hütte haben wir angefordert: 1) am 26.2.41 2 100 französische Kriegsgefangene, 2) am 12.3.41 s 100 ausländische Z i v i l a r b e i t e r (Franzosen oder B e l g l e r ) . Da mit der Zuweisung der unter
1) genannten 100 f r a n z ö -
sischen Kriegsgefangenen nicht mehr gerechnet werden kanni haben wir am 23.4.41 nochmals einen Antrag auf 100 Kriegs-
- 29 gefangene, g l e i c h welcher N a t i o n a l i t ä t , g e s t e l l t . Von den unter 2) aufgeführten Z i v i l a r b e l t e r n haben wir b i s h e r 19 Franzosen bekommen, so daß f ü r das Werk Bosenberg noch die Vermittlung von insgesamt 181 A r b e l t s k r ä f t e n notwendig i s t . Wir sind damit einverstanden, daß uns f ü r sämtliche angeforderten A r b e i t s k r ä f t e r u s s i s c h e Kriegsgefangene zugewiesen werden und möchten darum b i t t e n , dafi die Sache beschleunigt behandelt wird, da wir dringendst Arb e i t s k r ä f t e zur Aufrechterhaltung unseres Grubenbetriebes i n Sulzbach-Bosenberg und unseres Eisenhüttenwerkes i n Sulzbach-Bosenberg Hütte benötigen. AGK, F a l l 5, Dok. NI-3134. 1 Reichsarbeiteministerium
3 . Aus dem Aufsatz von F r i e d r i c h Syrup, S t a a t s s e k r e t ä r Im Beichsarbeitsministerium, über den Einsatz ausländischer A r b e l t s k r ä f t e vom 15. J u l i 1941 Nach der Beendigung der kriegerischen Auseinandersetzungen wird der Neubau der europäischen Friedenswirts c h a f t beginnen, um innerhalb dieses w i r t s c h a f t l i c h e n Großraumes die Bedürfnisse der europäischen Völker so weit zu b e f r i e d i g e n , wie es auf Grund der l a n d w i r t s c h a f t lichen Erzeugnisse und der Bodenschätze möglich i s t . Eine d e r a r t i g e Zusammenfassung europäischer W i r t s c h a f t s k r ä f t e bedeutet keine extreme europäische Autarkie, sondern s i e wird im Gegenteil die Handelsmöglichkelten Europas mit anderen Wirtschaftsräumen e r w e i t e r n .
- 29 gefangene, g l e i c h welcher N a t i o n a l i t ä t , g e s t e l l t . Von den unter 2) aufgeführten Z i v i l a r b e l t e r n haben wir b i s h e r 19 Franzosen bekommen, so daß f ü r das Werk Bosenberg noch die Vermittlung von insgesamt 181 A r b e l t s k r ä f t e n notwendig i s t . Wir sind damit einverstanden, daß uns f ü r sämtliche angeforderten A r b e i t s k r ä f t e r u s s i s c h e Kriegsgefangene zugewiesen werden und möchten darum b i t t e n , dafi die Sache beschleunigt behandelt wird, da wir dringendst Arb e i t s k r ä f t e zur Aufrechterhaltung unseres Grubenbetriebes i n Sulzbach-Bosenberg und unseres Eisenhüttenwerkes i n Sulzbach-Bosenberg Hütte benötigen. AGK, F a l l 5, Dok. NI-3134. 1 Reichsarbeiteministerium
3 . Aus dem Aufsatz von F r i e d r i c h Syrup, S t a a t s s e k r e t ä r Im Beichsarbeitsministerium, über den Einsatz ausländischer A r b e l t s k r ä f t e vom 15. J u l i 1941 Nach der Beendigung der kriegerischen Auseinandersetzungen wird der Neubau der europäischen Friedenswirts c h a f t beginnen, um innerhalb dieses w i r t s c h a f t l i c h e n Großraumes die Bedürfnisse der europäischen Völker so weit zu b e f r i e d i g e n , wie es auf Grund der l a n d w i r t s c h a f t lichen Erzeugnisse und der Bodenschätze möglich i s t . Eine d e r a r t i g e Zusammenfassung europäischer W i r t s c h a f t s k r ä f t e bedeutet keine extreme europäische Autarkie, sondern s i e wird im Gegenteil die Handelsmöglichkelten Europas mit anderen Wirtschaftsräumen e r w e i t e r n .
- 30 Die den europäischen Völkern g e s t e l l t e n Aufgaben werden groß sein und den vollen und richtigen Arbeitseinsatz a l l e r im europäischen Baum vorhandenen schaffenden 1 Menschen bedingen... Am 1 , April 19*1 waren im Gebiet des Deutschen S e i ches 1 , 5 Millionen ausländische Arbeitskräfte t ä t i g , davon waren rund 1,25 Millionen Männer und 0,25 Millionen F r a u e n . . . Ergänzend s e i bemerkt, daß die Zahl der in der deutschen Volkswirtschaft eingesetzten Kriegsgefangenen rund 1 , 4 Millionen beträgt. Friedrich Syrupt Intereuropäischer Arbeiteraustausch. In« Reichsarbeitsblatt, 19*1, T. V, Nr. 2o v . 1 5 . 7 . 1 9 * 1 , S . V 335 u. V 339. 1 Ähnlich, oft noch deutlicher, drückten die Absicht des deutschen Imperialismus, ausländische Arbeitskräfte nach dem Krieg weiter auszubeuten, u . a . aus: Walter Letsch ( s . Dok.Nr.1), Friedrich Syrup (Probleme des Arbeitseinsatzes im europäischen Großraum. Int Der Vlerjahresplan, 1941, H. 1-3 v . J a n . 1941), "Der Vertrauensrat" ("Schon ¡jetet läßt sich aber auch übersehen, daß auch nach dem Kriege auf diese ausländischen Kräfte nicht verzichtet werden kann... J a , es zeichnen sich sogar b e r e i t s j e t z t deutlich die Umr i s s e eines künftigen europäischen Arbeitseinsatzes a b . " - Die Betreuung ausländischer Arbeitskräfte. Int Ebenda, 1941, Nr. 2 v . Febr./März 19*1, S . 1 3 ) , Walter Stothfang (Zur Ordnung im europäischen Arbeitseinsatz. Int Monatshefte für NS-Sozialpolitik, 19*1, Nr. 21-24 v . Dez. 194-1), Josef Decker ("Einsatz und Betreuung des ausländischen Arbeiters sind nicht nur eine aus den Z e i t umständen gewachsene Notwendigkeit, sondern b e r e i t s heut e eine Erscheinung der künftigen Neuordnung." - Die Betreuung ausländischer Arbeiter, Int Ebenda, 19*2, Nr. 3/* v . Febr. 1942, S . 4 2 ) , Helmut Schneider-Lehmann
(Der deutsche und. der ausländische Arbeiter. Ins Ebenda, 1942, Nr. 15/16 v. Aug. 1942), Walter Stothfang (Europäischer Arbeitseinsatz. Int Die Deutsche Volkswirtschaft, 1943, H. 1/2 v. Jan. 1943), Friedrich Didier ("Ein großer Prozentsatz der Fremdarbeiter wird auch nach dem Siege noch in unseren Gauen bleiben... Es sollen diese fremdvölkischen Männer und Frauen durch das Erlebnis der Arbeit in Großdeutschland für ein großes und starkes Europa Vorkämpfer zur notwendigen Neuordnung Europas werden". - Europa arbeitet in Deutschland, Berlin 1943, S. 23 u. 89).
Aus der vertraulichen "Sozialpolitischen Information" der Reichsvereinigung Kohle, Ausschuß für Sozialwesen, vom 1. November 1941 über die Verschleppung sowjetischer Bergarbeiter Auf Anregung der Beichsvereinigung Kohle befaßten sich in den letzten Wochen die verantwortlichen Stellen mit der Präge des Einsatzes von Bergarbeitern aus dem Erzgebiet von Kriwoi-Bog im Buhrbergbau. Der Durchführung dieser Maßnahme standen nicht unerhebliche Bedenken in politischer Hinsicht und bezüglich der Überwachung dieser Arbeitskräfte entgegen. Nunmehr hat der Beichsmarschall dem Antrag der Beichsvereinigung Kohle zum Einsatz von 10 000 bis 12 000 ukrainischen Bergarbeitern unter Einhaltung bestimmter Voraussetzungen zugestimmt« Er hat den Vorsitzer der Beichsvereinigung Kohle beauftragt, im Einvernehmen mit dem Beichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei, dem OKW, dem Beichsernährungsministerium und dem- Reichsarbeltsministerium umgehend das zum Einsatz dieser Arbeitskräfte Erforderliche in die Wege zu leiten. Da aus beson-
(Der deutsche und. der ausländische Arbeiter. Ins Ebenda, 1942, Nr. 15/16 v. Aug. 1942), Walter Stothfang (Europäischer Arbeitseinsatz. Int Die Deutsche Volkswirtschaft, 1943, H. 1/2 v. Jan. 1943), Friedrich Didier ("Ein großer Prozentsatz der Fremdarbeiter wird auch nach dem Siege noch in unseren Gauen bleiben... Es sollen diese fremdvölkischen Männer und Frauen durch das Erlebnis der Arbeit in Großdeutschland für ein großes und starkes Europa Vorkämpfer zur notwendigen Neuordnung Europas werden". - Europa arbeitet in Deutschland, Berlin 1943, S. 23 u. 89).
Aus der vertraulichen "Sozialpolitischen Information" der Reichsvereinigung Kohle, Ausschuß für Sozialwesen, vom 1. November 1941 über die Verschleppung sowjetischer Bergarbeiter Auf Anregung der Beichsvereinigung Kohle befaßten sich in den letzten Wochen die verantwortlichen Stellen mit der Präge des Einsatzes von Bergarbeitern aus dem Erzgebiet von Kriwoi-Bog im Buhrbergbau. Der Durchführung dieser Maßnahme standen nicht unerhebliche Bedenken in politischer Hinsicht und bezüglich der Überwachung dieser Arbeitskräfte entgegen. Nunmehr hat der Beichsmarschall dem Antrag der Beichsvereinigung Kohle zum Einsatz von 10 000 bis 12 000 ukrainischen Bergarbeitern unter Einhaltung bestimmter Voraussetzungen zugestimmt« Er hat den Vorsitzer der Beichsvereinigung Kohle beauftragt, im Einvernehmen mit dem Beichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei, dem OKW, dem Beichsernährungsministerium und dem- Reichsarbeltsministerium umgehend das zum Einsatz dieser Arbeitskräfte Erforderliche in die Wege zu leiten. Da aus beson-
- 32 deren Gründen Eile geboten ist, kann mit der baldigen Uberführung der ukrainischen Arbeiter gerechnet werden. Die näheren Einsatzbedingungen werden zur Zeit mit den vorerwähnten Stellen festgelegt. AGK, Fall 5, Dok. NI-4104.
5. Aus dem Schreiben von Küppenbender, Carl Zeiss Jena, an Rickhey, Reichsministerium für Bewaffnung und Munition, vom 20. November 194-1 über den Einsatz sowjetischer Kriegsgefangener in der optischen Industrie Bei der letzten Tagung der Arbeltsgruppe 5 c im Sonderausschuß X "Waffen und Gerät" konnte gemeinsam mit 1 Herrn Gauambsleiter Dipl.-Ing. Rickhey eingehend über die Wege zum schnellen Einsatz russischer Kriegsgefangener in der feinmechanisch-roptischen Fertigung gesprochen werden. Hiemach wurde vorgesehen, aus einem Gefangenenlager in Küßtrin, in welchem sich gute russische Arbeitskräfte befinden sollen, eine grössere Zahl von Russen auszusuchen, um mit ihnen schnellstens Einsatzerfahrungen in der feinmechanisch-optischen Industrie sammeln zu können. . • Nach der Auffassung des Unterzeichneten trägt die vorgesehene Regelung, nach der die Kriegsgefangenen nur im eigenen Wehrkreisbezirk vermittelt werden dürfen, den Belangen der Industrie in keiner Weise Rechnung... Mit der Durchführung dieser Versuchseinsätze kann aber nicht gewartet werden, bis die für den Gesamteinsatz geplante staatliche Organisation aufgezogen worden ist. Der vorgesehene Weg, auf vorgeschriebenen Formularen Anforde-
- 32 deren Gründen Eile geboten ist, kann mit der baldigen Uberführung der ukrainischen Arbeiter gerechnet werden. Die näheren Einsatzbedingungen werden zur Zeit mit den vorerwähnten Stellen festgelegt. AGK, Fall 5, Dok. NI-4104.
5. Aus dem Schreiben von Küppenbender, Carl Zeiss Jena, an Rickhey, Reichsministerium für Bewaffnung und Munition, vom 20. November 194-1 über den Einsatz sowjetischer Kriegsgefangener in der optischen Industrie Bei der letzten Tagung der Arbeltsgruppe 5 c im Sonderausschuß X "Waffen und Gerät" konnte gemeinsam mit 1 Herrn Gauambsleiter Dipl.-Ing. Rickhey eingehend über die Wege zum schnellen Einsatz russischer Kriegsgefangener in der feinmechanisch-roptischen Fertigung gesprochen werden. Hiemach wurde vorgesehen, aus einem Gefangenenlager in Küßtrin, in welchem sich gute russische Arbeitskräfte befinden sollen, eine grössere Zahl von Russen auszusuchen, um mit ihnen schnellstens Einsatzerfahrungen in der feinmechanisch-optischen Industrie sammeln zu können. . • Nach der Auffassung des Unterzeichneten trägt die vorgesehene Regelung, nach der die Kriegsgefangenen nur im eigenen Wehrkreisbezirk vermittelt werden dürfen, den Belangen der Industrie in keiner Weise Rechnung... Mit der Durchführung dieser Versuchseinsätze kann aber nicht gewartet werden, bis die für den Gesamteinsatz geplante staatliche Organisation aufgezogen worden ist. Der vorgesehene Weg, auf vorgeschriebenen Formularen Anforde-
rangen an das Arbeitsamt bzw. Landesarbeitsamt zu richten, ist bekanntlich sehr weit. Als Vorsitzer der Arbeitsgruppe 5 c im Sonderausschuß X "Waffen und Gerät" bitte ich um Unterstützung des Herrn Beichsministers für Bewaffnung und Munition, damit die in der oben angeführten Sitzung der Arbeitsgruppe besprochenen Pläne umgehend durchgeführt werden können.
Betriebsarchiv des VEB Carl Zeiss Jena, Nr. 17 494.
1 Später technischer Verantwortlicher der V 2-Produktion.
Aus der vertraulichen "Sozialpolitischen Information" der Reichsvereinigung Kohle, Ausschuß für Sozialwesen, vom 1. Dezember 1941 über die Deportation sowjetischer Bergleute und den Einsatz weiterer sowjetischer Arbeitskräfte Eine Kommission, bestehend aus Vertretern der interessierten Stellen des OKW, des RFSS, der Behörden, der Partei und der Reichsvereinigung Kohle, weilte in der Zeit vom 8.11. bis 10.11.1941 in Kriwoi-Rog, um die zur Umsetzung von Bergarbeitern zum Ruhrbergbau erforderlichen Maßnahmen auf Grund des Erlasses des Reichsmarschalls vom 24.1o.1941 zu treffen. Es kommen hierfür zunächst etwa 6000 von den vorgesehenen 10 000 bis 12 000 Bergarbeitern in Frage. Vertreter des Reichsarbeitsministeriums und der Reichsvereinigung Kohle werden mit den zuständigen Wehrmachtsstellen gemeinsam die örtlicherseits erforderlichen Maßnahmen veranlassen.
rangen an das Arbeitsamt bzw. Landesarbeitsamt zu richten, ist bekanntlich sehr weit. Als Vorsitzer der Arbeitsgruppe 5 c im Sonderausschuß X "Waffen und Gerät" bitte ich um Unterstützung des Herrn Beichsministers für Bewaffnung und Munition, damit die in der oben angeführten Sitzung der Arbeitsgruppe besprochenen Pläne umgehend durchgeführt werden können.
Betriebsarchiv des VEB Carl Zeiss Jena, Nr. 17 494.
1 Später technischer Verantwortlicher der V 2-Produktion.
Aus der vertraulichen "Sozialpolitischen Information" der Reichsvereinigung Kohle, Ausschuß für Sozialwesen, vom 1. Dezember 1941 über die Deportation sowjetischer Bergleute und den Einsatz weiterer sowjetischer Arbeitskräfte Eine Kommission, bestehend aus Vertretern der interessierten Stellen des OKW, des RFSS, der Behörden, der Partei und der Reichsvereinigung Kohle, weilte in der Zeit vom 8.11. bis 10.11.1941 in Kriwoi-Rog, um die zur Umsetzung von Bergarbeitern zum Ruhrbergbau erforderlichen Maßnahmen auf Grund des Erlasses des Reichsmarschalls vom 24.1o.1941 zu treffen. Es kommen hierfür zunächst etwa 6000 von den vorgesehenen 10 000 bis 12 000 Bergarbeitern in Frage. Vertreter des Reichsarbeitsministeriums und der Reichsvereinigung Kohle werden mit den zuständigen Wehrmachtsstellen gemeinsam die örtlicherseits erforderlichen Maßnahmen veranlassen.
- 34 Sie Erfassung der Arbeitskräfte erfolgt durch die Arbeitsbehörde Kriwoi-Rog. Die erste ärztliche Uatersuchung wird zunächst durch einen Truppenarzt vorgenommen. Die polizeiliche Uberprüfung der Arbeiter erfolgt durch Kommandos der Sicherheitspolizei. Sämtliche Arbeiter werden im Ruhrbergbau zunächst als Schlepper angelegt. Die Entlohnung richtet sich nach den vom Heichsmarschall angeordneten Bedingungen. Dasselbe gilt auch bzgl. der Unterhaltung der Angehörigen. Arbeitskräfte mit völlig abgerissener Kleidung werden vorerst von der Umsetzung ausgeschlossen. Zwecks Versorgung mit Arbeitskleidung wird überdies den Arbeitern vom Lohn ein angemessener Betrag einbehalten. Der Abtransport erfolgt in geschlossenen Transportzügen unter Bewachung. Uberwachungspersonal wird voraussichtlich durch den RFSS gestellt. Die Trans^ortverpflegung erfolgt durch Heeresverpflegungsstellen. Mit der Aufnahme der Umsetzung ist in den nächsten Tagen zu rechnen. Dem vorgesehenen Plan entsprechend soll der erste Transport am 5.12.41 in Kriwoi-Rog abgehen. Einsatz von Sowjet-Russen im Bergbau Der Heichsmarschall hat durch Erlaß vom 14.11 .1941 angeordnet, daß neben der Umsetzung von Bergarbeitern aus KriwoiRog im weitgehenden Umfange Sowjet-Russen (Kriegsgefangene und Arbeiter) im Verkehr, in der Industrie und der Landwirtschaft einzusetzen sind.
AGK, Fall 5, Dok. HI-4102 1 Dieser Erlaß war auf die von der Reichsvereinigung Kohle ergriffene Initiative und die von ihr gesammelten Erfahrun-
- 35 gen zurückzuführen (siehe das Protokoll der Besprechung bei Göring am 7.11.1941 - IMG, Bd. XXVII, S. 56-59, Dok. 1193-PS), den entsprechenden Vermerk vom 11.11.1941 (ebenda, S . 65-69, Dok. 1206-PS), Görings Erlaß vom 14.11.1941 • (ebenda, S. 59/60, Dok. 1193-PS) sowie die Erklärung unt e r Eid von Walter Letach, ehemals Ministerialrat im Reiohswlrtschaftsminlsterium vom 2o.2.1947i "An der Besprechung in Kriwoi Sog im Oktober 1941, welche den Zweck hatte, Arbeiter aus den Bergbaugebieten Kriwoi Bog nach Deutschland zu bringen, hat vermutlich Dr. Fischer von der Reichsvereinlgung Kohle teilgenommen. Meiner Erinnerung nach war dieser Besprechung eine andere zwischen Dr. Sogemeier (Reichsvereinigung Kohle) und Ministerialdirigent Dr. Timm (Heichsarbeitsmlnisterium) vorangegangen." (AGK, F a l l 5, Dok. HI-53oo).
7 . Aus der vertraulichen Mitteilung des Geschäftsführers in der Wirtschaftsgruppe Feinmechanik und Optik, Schulz, an Geschäftsführer Paul Henrichs von Carl Zeiss Jena über den Vortrag von Oberregierungsrat im Reichsarbeitsminlsterium Stothfang auf der Arbeltstagung der Deutschen Gesellschaft für Wehrpolitik und Wehrwissenschaft am 2. Dezember 1941 zu Problemen des "Kriegsarbeitseinsatzes" Dr. Stothfang führte u.a. folgendes a u s : . . . Ende September 1941 waren in Deutschland insgesamt 24 Mill. Menschen beschäftigt; hierin sind einbegriffen die ausländischen Arbeitskräfte, dagegen nicht die Kriegsgefangenen. Von den 24 Mill. Gesamtbeschäftigten entfaUen 14,6 Mill. auf männliche und 9,4 Mill. auf weibliche Arbeitskräfte. An ausländischen Arbeltskräften werden insgesamt 2.140.000 Menschen beschäftigt (ohne Kriegsgefangene). Die ausländischen Arbeitskräfte verteilen sich auf insgesamt 27 Kationen, darunter be-
- 35 gen zurückzuführen (siehe das Protokoll der Besprechung bei Göring am 7.11.1941 - IMG, Bd. XXVII, S. 56-59, Dok. 1193-PS), den entsprechenden Vermerk vom 11.11.1941 (ebenda, S . 65-69, Dok. 1206-PS), Görings Erlaß vom 14.11.1941 • (ebenda, S. 59/60, Dok. 1193-PS) sowie die Erklärung unt e r Eid von Walter Letach, ehemals Ministerialrat im Reiohswlrtschaftsminlsterium vom 2o.2.1947i "An der Besprechung in Kriwoi Sog im Oktober 1941, welche den Zweck hatte, Arbeiter aus den Bergbaugebieten Kriwoi Bog nach Deutschland zu bringen, hat vermutlich Dr. Fischer von der Reichsvereinlgung Kohle teilgenommen. Meiner Erinnerung nach war dieser Besprechung eine andere zwischen Dr. Sogemeier (Reichsvereinigung Kohle) und Ministerialdirigent Dr. Timm (Heichsarbeitsmlnisterium) vorangegangen." (AGK, F a l l 5, Dok. HI-53oo).
7 . Aus der vertraulichen Mitteilung des Geschäftsführers in der Wirtschaftsgruppe Feinmechanik und Optik, Schulz, an Geschäftsführer Paul Henrichs von Carl Zeiss Jena über den Vortrag von Oberregierungsrat im Reichsarbeitsminlsterium Stothfang auf der Arbeltstagung der Deutschen Gesellschaft für Wehrpolitik und Wehrwissenschaft am 2. Dezember 1941 zu Problemen des "Kriegsarbeitseinsatzes" Dr. Stothfang führte u.a. folgendes a u s : . . . Ende September 1941 waren in Deutschland insgesamt 24 Mill. Menschen beschäftigt; hierin sind einbegriffen die ausländischen Arbeitskräfte, dagegen nicht die Kriegsgefangenen. Von den 24 Mill. Gesamtbeschäftigten entfaUen 14,6 Mill. auf männliche und 9,4 Mill. auf weibliche Arbeitskräfte. An ausländischen Arbeltskräften werden insgesamt 2.140.000 Menschen beschäftigt (ohne Kriegsgefangene). Die ausländischen Arbeitskräfte verteilen sich auf insgesamt 27 Kationen, darunter be-
- 36 finden sich 1.000.000 Polen 272.000 I t a l i e n e r 140.000 Tschechen 122.000 Belgier 109.000 Serben und Kroaten 93.000 Holländer 80.000 Slowaken 59.000 Franzosen 35.000 Ungarn I n Kürze kommen dazu Spanier (insbesondere Rot-Spanier), sowie Bumänen und Bussen. 500.000 der b e s c h ä f t i g t e n ausländischen A r b e i t s k r ä f t e sind Frauen» Zur Zeit s i n d 1 , 6 Millionen Kriegsgefangene i n Deutschland e i n g e s e t z t . Die Forderung nach einem v e r s t ä r k t e n Eins a t z r u s s i s c h e r Kriegsgefangener b e r e i t e t offenbar Schwier i g k e i t e n wegen der Ernährungslage, Der Fehlbedarf an A r b e i t s k r ä f t e n i n Deutschland b e l ä u f t s i c h zur Zeit auf 1,7 Millionen} hiervon e n t f a l l e n auf die Landwirtschaft 1/2 Million. Betriebsarchiv des VEB Carl Zeiss Jena, Nr. W 25.
8 . Aus der Erklärung unter Eid des A u f s i c h t s r a t v o r s i t z e r s der IG Farbenindustrie AG, Carl Krauch, über die E r r i c h tung des Werk-KZ Auschwitz-Monowitz Ende 1941 wurde dem Vorstand der IG Farben von dem IG Bunawerk Auschwitz (durch Ambros und Bütefisch) aus Zweck-
- 36 finden sich 1.000.000 Polen 272.000 I t a l i e n e r 140.000 Tschechen 122.000 Belgier 109.000 Serben und Kroaten 93.000 Holländer 80.000 Slowaken 59.000 Franzosen 35.000 Ungarn I n Kürze kommen dazu Spanier (insbesondere Rot-Spanier), sowie Bumänen und Bussen. 500.000 der b e s c h ä f t i g t e n ausländischen A r b e i t s k r ä f t e sind Frauen» Zur Zeit s i n d 1 , 6 Millionen Kriegsgefangene i n Deutschland e i n g e s e t z t . Die Forderung nach einem v e r s t ä r k t e n Eins a t z r u s s i s c h e r Kriegsgefangener b e r e i t e t offenbar Schwier i g k e i t e n wegen der Ernährungslage, Der Fehlbedarf an A r b e i t s k r ä f t e n i n Deutschland b e l ä u f t s i c h zur Zeit auf 1,7 Millionen} hiervon e n t f a l l e n auf die Landwirtschaft 1/2 Million. Betriebsarchiv des VEB Carl Zeiss Jena, Nr. W 25.
8 . Aus der Erklärung unter Eid des A u f s i c h t s r a t v o r s i t z e r s der IG Farbenindustrie AG, Carl Krauch, über die E r r i c h tung des Werk-KZ Auschwitz-Monowitz Ende 1941 wurde dem Vorstand der IG Farben von dem IG Bunawerk Auschwitz (durch Ambros und Bütefisch) aus Zweck-
- 37 mäßigkeitsgründen die Errichtung des Konzentrationslagers Monowitz auf dem IG Gelände Auschwitz vorgeschlagen. Der Kostenvoranschlag für die Errichtung des Lagers Monowitz wurde dem Technischen Ausschuß und von diesem dem Vorstand übergeben und von letzterem gebill i g t . Das IG Bunawerk Auschwitz war nicht nur für die Unterbringung, sondern auch für die Verpflegung und Beaufsichtigung der Konzentrationslagerhäftlinge an ihrer 1 Arbeitsstelle verantwortlich. AGK, Fall 6, Dok. NI-4033. 1 Dasselbe Prinzip galt für die Zwangsarbeiterlager der Unternehmen, wie Sauckel in seiner Erklärung unter Eid vom 23.9.1946 betontet "Der Betriebsführ e r war verpflichtet, die Fremdarbeiter unterzubringen, das Lager einzurichten und auszustatten, die Arbeiter zu entlohnen, die Krankenkassenversorgung zu regeln. Er war für die materielle Versorgung, Ernährung und Unterbringung verantwortlich." (AGK, Fall 5, Dok. NI-1o98).
9 . Aus der Notiz der Maximilianshütte des Flick-Konzerns, Werk Sulfcbach-Hosenberg Hütte, vom 30. Dezember 1941 über die Behandlung sowjetischer Kriegsgefangener Beunruhigt durch den hohen Krankenstand unter den russischen Kriegsgefangenen und durch das Sterben mehrer e r Russen in den letzten Tagen fand auf unsere Veranlassung hin eine Untersuchung und Besichtigung des Bussenlagers durch Herrn Stabsarzt Dr. Weise, dem Lagerarzt der Stalag