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German Pages 667 [684] Year 2023
Archiv für
wissenschaftliche Kunde von
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Herausgegeben von A .
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ii«
B a n d .
H e f t .
B e r l i n , Druck und Verlag von Georg Reimer.
1853.
Nachwort zu dem Artikel „die Sonnensöhne", ein episches Gedicht der Lappen.
D i e s e r im zwölften B a n d e u n s e r e s Archivs (S. 5 4 ff.) a u s d e r P e t e r s b u r g e r d e u t s c h e n Z e i t u n g a b g e d r u c k t e Artikel erschien zuerst s c h w e d i s c h in der zu S t o c k h o l m e r s c h e i n e n d e n Z e i t schrift „ L ä s n i n g för f o l k e l " (1849, S . 3 4 1 ff.). V o n da ging er in die „ P o s t - o c h inrikes t i d n i n g " u n d aus dieser w i e d e r in das Helsingforser „ M o r g o n b l a d " über. D i e o b g e n a n n t e d e u t s c h e Zeitung n e n n t ihre U e b e r s e t z u n g einen „ k u r z e n A u s z u g " ; allein der u n s jetzt v o r l i e g e n d e s c h w e d i s c h e T e x t im „ L ä s ning för folket" ist um keine Zeile l ä n g e r ; n u r einige A n m e r k u n g e n , die wir hier n a c h h o l e n w o l l e n , sind w e g g e l a s s e n . D i e - e r s t e dieser A n m e r k u n g e n ( S . 3 4 2 ) l a u t e t : „ P a s t o r F j e l l n e r in S o r s e l e , s e l b s t e i n L a p p e v o n G e b u r t , in H e r j e d a l e n a u f g e w a c h s e n u n d einige Z e i t Missionar in T o r n e a - L a p p m a r k , h a t uns diese A u f k l ä r u n g e n , nebst der lappischen O r i g i n a l - D i c h t u n g , g e n e i g t e s t mitgetheilt. Er s a g t , dass er selber diese S a g e n in g e b u n d e n e r R e d e h a b e v o r t r a g e n hören, und z w a r in den drei M u n d a r t e n von H e r j e dalen, S o r s e l e und J u k k a s j e r f w i , d. h. in den ä u s s e r s t e n u n d mittleren Theilen der h e u t i g e n schwedischen L a p p m a r k . " W a s P a s t o r Fjellner mittheilt, sind leider n u r B r u c h s t ü c k e , u n d noch m e h r m u s s m a n b e k l a g e n , dass dieser O r i g i n a l E r m n n s HIISS. Archiv. B d . XIII. II. 1.
1
2
Historisch-philologische
Wissenschaften.
D i c h t u n g kein l a p p i s c h e s O r i g i n a l zur Seilfe sieht. Denn es liegt uns hier zum ersten Mal ein Erzeugniss schaffender Phantasie aus dem höchsten und eisigsten Norden vor — eine Schöpfung, die schon von Seiten der S p r a c h e unschäzbaren W e r t h haben würde. W i r wünschen daher lebhaft, es möchte irgend ein für den Gegenstand begeisterter Gelehrter, dessen Stimme bis in Herren Fjellners u l t i m a T h ü l e dringen könnte, den würdigen Mann dringend auffordern, auch das lappische Original, und zwar in seiner Vollständigkeit, bald zu veröffentlichen. Es folgen nun die übrigen
Anmerkungen:
„ W e s t w ä r t s von Sonne und Mond" u. s. w. A n m . Der S a g e zufolge haben die Lappen lange Seereisen gemacht; das Meer soll sich unendlich weit nach Westen erstrecken, bis an ein Riesenland, und jenseit dieses Landes soll wieder ein weitausgedehntes Meer kommen, das in Gewölk verschwindet. „Feuerherd und Nelzsteine." A n m . Unter Wetzsteinen (schwedisch k r a b b s t e n a r ) versteht man mit Weiden umbundne Steine, die mittelst einer Schnur ans E n d e des Fischnetzes befestigt werden. „Meine Mutter im Grabe zwischen Sand und Birkenrinde." A n m . Die Lappen wählten vormals ihre Grabstätten auf irgend einer Anhöhe oder einem Sandhügel. Die Waffen oder Werkzeuge, die er am meisten gebraucht, wurden dem V e r storbenen zur Seite gelegt. Unter und über ihn legte man Birkenrinde, zu oberst aber S t e i n e , auch wol ein gröfseres Felsenstück, wenn man es haben konnte. Bei der Beerdigung w u r d e n einige Worte gesprochen, welche andeuteten, dass der T o d t e wieder auferstehen würde. Solche, die irgend ein Feind ( T j u d e ) erschlagen halte, wurden von diesem ins W a s ser geworfen, oder in einen Sumpf versenkt, weil man glaubte, dass ein also Begrabener nach seiner Auferstehung sich nicht rächen könnte.
N a c h w o r t zu d e m A r t i k e l : die S o n n e n s ö h n e .
„Die verfluchten Knoten der Eifersucht." A n m . Solch einen Knolen ( b o l b e ) knüpfte die Göttin Uksakka, wenn eines der Gatten untreu w u r d e , oder ungegründete Eifersucht fühlte. „Lösel die Knoten der Verlobung." A n m . Bei der Verlobung knüpfte man zwei Knolen, die hernach gelöst wurden, zum Zeichen, dass das eheliche Z u sammenleben nun gestaltet war. „Die Braut lässt auch drei Kisten mit einer Menge Sachen an Bord bringen, welche aufgezählt werden, darunter mehrere dreifache mystische Knoten u. s. w." A n m . Dies Alles ist hier weggelassen, weil es für Andere als Solche, die in den heidnischen Mysterien der Lappen wolerfahren sind, keine Bedeutung hat, und der Wolerfahrnen sind unter den Lappen selbst nur sehr wenige. Hinsichtlich eines dieser dreifachen Knoten erklärt Pastor Fjellner, die Göttin Maderakka verleihe dem W e i b e , so lang es nicht mit Unkeuschheit oder anderen groben Vergehen sich beflecke, den Schlüssel zu drei mystischen Kisten oder Bündeln, aus welchen sie, unter Anrufung des J u b m e l v e r e s a l m e n a t t j e , * ) in allen Nöthen und dabei in immer steigendem Grade, Hülfe bekommen könne. Musste sie gleichvvol unterg e h e n , so ward ihr Loos deslo besser in der Unterwelt.**) W i e diese mystischen Befreiungsmiltel während der Heimfahrt des Sonnensohnes angewendet w e r d e n , ergiebt sich aus dem folgenden. „An den L o f o d e n " u. s. w. A n m . Die Lofoden, eine durch den Westfjord vom Festlande Norwegens getrennte Inselgruppe, haben viele grofse und hohe Felsenberge. Die letzten fünf Zeilen der S a g e : *) heisst w ö r t l i c h : G o t t der f r e m d e ( u n b e k a n n t e ) himmlische Vater, und w ü r d e , ins
finnische
ü b e r s e t z t , so l a u t e n :
J u m a ! a v i e r a s i Im a n
isä. **) T u o n e n
a i m o , d. i. Welt d e s T u o n i
(Todesgottes).
1*
4
Historisch - philologische Wissenschaften.
„ D a s Geschlecht ging aus in S c h w e d e n " u. s. w. sind nur den T o r n e a - L a p p e n bekannt; bei den U/ebrigen schliefst die Sage mit der Zeile: „Kalla-Söhne gebar sie." Unter k a l l a oder k a l l e s verstehen die Lappen nach Lindahl ( W ö r t e r b u c h , S. 1 1 8 — 1 1 9 ) einen hochbejahrten, auch einen verheiratheten Mann. Im letzteren Falle muss es ehrender Ausdruck sein. *) Ob dieses W o r t das finnische K a i e v a ist, welches bei den Finnen nur als N a m e , und zwar des Stammvaters ihrer Heroen, vorkommt? Das Sternbild des Orion hiefs bei den heidnischen Lappen K a l l a p a r n e ( K a l l a Sohn), und die heidnischen Finnen nannten es K a l e v a n m i e k k a , d. i. Schwert des Kaleva, brachten die Constellation also mit dem Riesen der Vorwelt, als dessen Sohn sie den L a p p e n sich darbot, wenigstens in Verbindung. W i r bemerken schliefslich n o c h , dass der angeführte Artikel des „Läsning för folket" nur ein Glied aus einer kleinen Kette von Artikeln ist, die „om Svenska Lappmarken och dess i n w ä n a r e " (über die schwedische Lappmark und ihre Einwohner) zur gemeinsamen Ueberschrift haben. *) Bei den Finnen heisst u k k o sowol Greis als Ehemann.
Ueber russische Volks-Mythen und Sagen.
I n der Sitzung der Petersburger Geographischen Gesellschaft vom 12. December v. J . trug der Präsident der ethnographischen Section, Herr N a d e j d i n , einige interessante B e m e r kungen über die Mythen und Sagen des russischen Volks in ihrer Beziehung zur Geographie und namentlich zur Ethnographie Russlands, vor. Er unterscheidet die M y t h e n , als den phantastischen Ausdruck der alten populären Ueberzeugungen und Begriffe von der Natur und dem Menschen, von den S a g e n oder poetisch ausgeschmückten Berichten über die Ereignisse, welche das Gemüth oder die Einbildungskraft des Volks am stärksten berührt haben. D a s russische Alterthum hat der Nachwelt sowohl Mythen als Sagen hinterlassen, von denen letztere jedoch zahlreicher sind als erstere. Spuren einer bedeutenden Ausbildung der russischen Mythologie findet der Verfasser in den v o l k s t ü m l i c h e n Gebräuchen und Gewohnheiten und noch klarer in den phantastischen Fictionen, welche dem Volks-Aberglauben zur Grundlage dienen. Indessen sind keine von diesen Mythen in ihrer vollständig entwickelten Form, wie sie in der heidnischen Zeit existirt haben müssen, bis auf uns gekommen. Nach dem Triumph des Christenthums über den alten Volksglauben, erhielten sich von dem gröfseren Theil derselben nur einzelne mehr oder minder zusammenhängende Fragmente fast unbewufst im Gedächtnifs
6
Allgemein Literarisches.
des V o l k s ; a n d e r e , halten,
die eine g e w i s s e
Vollständigkeit
bewahrt
erlitten i m m e r fühlbarere Modificationen in F o l g e der
auf sie einwirkenden, dem C h r i s t e n t h u m e n t l e h n t e n letztere Categorie
gehören, wie Herr N a d e j d i n
Ideen.
In
meint,
die
meisten der s o g e n a n n t e n V o l k s p o e s i e e n ( n a r o d n y j e stichi), die n o c h j e t z t a l l g e m e i n g e s u n g e n w e r d e n , n a m e n t l i c h von blinden Bänkelsängern.
Nachdem
Tauben buche
(Stich
er
als
Beispiel
den
Vers
o golubinoi k n i g j e ) c i t i r t ,
vom
der gleich-
s a m eine kurze S y n o p s i s der a l t e r t ü m l i c h e n häuslichen W e i s heit des russischen V o l k s und eine a u g e n s c h e i n l i c h e Mischung d e r alten h e i d n i s c h e n P h i l o s o p h i e
mit christlichen
Ideen
ent-
h ä l t , ging der V e r f a s s e r zu einigen s e h r m e r k w ü r d i g e n U n t e r s u c h u n g e n ü b e r die B e d e u t u n g dieser D i c h t u n g in g e o g r a p h i scher
und
noch
mehr
in
ethnographischer
Hinsicht
über.
B e s o n d e r e A u f m e r k s a m k e i t e r r e g t e die E r k l ä r u n g einer S t e l l e , die n a c h d e r Weifsrussischen L e s a r t also l a u t e t : A kojej more wsjem morjam
otez,
I kotoroi kamen w s j e m kamenjam
otez?
„Ach! Latyr more wsjem morjam
otez,
„ I L a t y r k a m e n k a m e n j a m o t e z " etc., d. h. D o c h w e l c h e s ist das M e e r , der V a t e r aller M e e r e , U n d w e l c h e s ist der S t e i n , d e r V a t e r aller
Steine?
„ A c h ! das M e e r L a t y r ist d e r V a t e r aller M e e r e , „ U n d der S t e i n L a t y r ist der V a t e r aller S t e i n e . " W a r u m ist das M e e r L a t y r der V a t e r aller M e e r e , U n d w a r u m ist der S t e i n L a t y r der V a t e r aller S t e i n e ? „ D a r u m ist das M e e r L a t y r der V a t e r aller M e e r e , „ D a r u m ist der S t e i n L a t y r der V a t e r aller
Steine:
„ E r liegt mitten im M e e r e , „Mitten i m M e e r , d e m
himmelblauen,
„Auf dem M e e r e fahren v i e l e S c h i f f e r , „ L e g e n an bei j e n e m
Steine,
„ N e h m e n v o n ihm viele
Würzen,
„ S c h i c k e n sie ü b e r die g a n z e w e i t e
Welt.
„ D a r u m ist das M e e r L a t y r der V a t e r der M e e r e , „ D a r u m ist der S t e i n L a t y r der V a t e r der S t e i n e . "
Uelier russische Volks-Mytlien und Sagen.
7
„ W a s sollen wir — fragt Herr Nadejdin — von diesem Stein und diesem Meer Latyr halten, die hier in so enger Verbindung erscheinen? Es herrschte früher in ganz Russland eine Ueberlieferung von einem gewissen wunderbaren Stein A l a t y r ; in Grofsrussland besonders w u r d e dieser Stein unter dem Namen des w e i l s e n b r e n n e n d e n S t e i n e s A l a t y r (bjel gorjutschi kamen Alatyr) in allen zur Heilung verschiedener Krankheiten angewandten Exorcismen citirt. Man glaubte aber, dafs er nicht auf einem gleichnamigen Meere, sondern im Ocean, auf einer Insel Bujan gefunden w e r d e und dafs viele wunderbare Kräfte damit verknüpft seien. In der angeführten Stelle hingegen ist durchaus von keinem W u n d e r die R e d e ; es wird von dem Stein Latyr nur als von einer W a a r e gesprochen, die von einem gewissen Meere aus in grofser Menge durch die ganze Welt versendet wird. Welches Meer hier aber gemeint ist, läfst sich am besten aus der Gegend schliefsen, in der das erwähnte Gedicht verfafst wurde. Unter dem Namen Weifsrussland versteht man im Allgemeinen die ganze am Bassin der Ostsee gelegene R e g i o n : über welches andere Meer konnte man dort nähere und bestimmtere Nachrichten haben? Die Ostsee ist seit den entferntesten Zeiten und noch gegenwärtig als Fundort des B e r n s t e i n s berühmt, der schon von den Phöniciern in ihien Schiffen über die ganze damals bekannte Welt verführt wurde. D e r B e r n stein ist in der T h a t ein wunderbares P r o d u c t , das von der Wissenschaft lange unerklärt geblieben ist. Man hat jetzt die Ueberzeugung g e w o n n e n , dafs er vegetabilischen Ursprungs ist und den Pflanzenharzen beigezählt werden mufs; aber für das gewöhnliche Auge hat er ganz das Ansehen eines Steins. Noch heute findet man ihn in gröfserer oder geringerer Menge längs dem ganzen südlichen Ufer der Ostsee, von Copenhagen bis nach Curland. Am reichlichsten wird er nach einem heftigen Sturme gesammelt, wo der Wind, plötzlich umschlagend, vom Lande zu wehen beginnt und das W a s s e r von der Küste treibt; an seichten Stellen fischt man den Bernstein mit Netzen aus dem Meer. In Preussen pflegen sich vereidigte
8
Allgemein Literarisches.
Bemsteinsucher in Böten nach der Landzunge Proslen-Ort zu begeben und dorl mit Hülfe langer Slangen u n g e h e u r e Erdschollen von dem hohen, lockeren Ufer abzubrechen, welche stets bedeutende Stücke Bernstein in sich schliefsen. Auf dieses Verfahren wird offenbar in den oben citirlen Versen angespielt, wo gesagt wird, dafs die nach dem L a l y r - S t e i n ausgesandten Schiffer bei einer Insel mitten im Meer anlegen. Die alten Griechen und R ö m e r schätzten den Bernstein nicht nur als Zierrath, sondern auch als Heilmittel, indem sie Amulette daraus verfertigten: wie wir sehen, wird im „ T a u b e n buche" der L a t y r - S t e i n eine W ü r z e (snadobje) genannt, was in der Volkssprache so viel als Medicament bedeutet, und in unsern grofsrussischen Beschwörungsformeln erscheint er stets als ein mit aufserordentlicher Kraft gegen alle körperlichen Gebrechen begabtes Mittel. Die Farbe des Bernsteins ist bald röthlich gelb oder gräulich, bald weifs- oder strohgelb, und seine Brennbarkeit ist so grofs, dafs er allein oder in Verbindung mit anderen wohlriechenden Materien als Ingredienz zur Verfertigung von Parfümen gebraucht wird: hierdurch erklärt sich die Benennung „weifs brennender Stein Alatyr." D a s russische W o r t für Bernstein, j a n t a r , ist identisch mit dem litthauischen g i n t a r a s ; die Griechen nannten ihn rjAfixTgov, von welchem das lateinische e l e c t r u m herrührt. Nähere philologische Untersuchungen werden vielleicht zeigen, inwiefern alle diese W ö r t e r : jantar, gintaras, rjlextQOv, Alatyr und Latyr, als sprachliche Varianten eines und desselben S t a m m w o r t s zu betrachten sind. In jedem Fallle scheint es unzweifelhaft, dafs unter den beiden letzteren Benennungen unsere alten Mythen nichts anderes als den Bernstein verstanden, nach welchem die Ostsee, als dessen vornehmste Heimalh, in dem benachbarten Russland L a t y r - M o r e , d. i. Bernslein*) Um nicht unseren Nachkommen über die jetzige Erklärung der S a g e vom Alatyr ähnliche V e r l e g e n h e i t e n , wie die gegenwärtige über die S a g e selbst zu bereiten, bemerken wir dafs der Russische Verfasser unter Prosten-Ort, Brüsterort an der sogenannten Samländischen OstS e e - K ü s t e verstanden haben dürfte.
D . Uebers.
Ueber russische Volks-Mytlien und Sagen.
ü
m e e r , hiefs. Auf diese Weise wird durch eine fabelhafte Ueberlieferung des Alterthums, und zwar durch eine solche, die der allgemeinen Kenntnifs des Volks entgangen ist und sich nur in der Tiefe einer entfernten Provinz erhalten hat, eine merkwürdige historisch-geographische Thatsache ans Licht gebracht, welche das Baltische Meer mit den frühsten Erinnerungen des russischen Volkes verknüpft, und das durch dieselben Bande, mittelst deren das Baltische Meer sich zuerst an die historische und geographische Wissenschaft überhaupt anschliefst." Zu den russischen S a g e n übergehend, die sich in ziemlich bedeutender Anzahl erhalten haben, aber leider noch nicht vollständig veröffentlicht sind, bemerkt Herr Nadejdin zuvörderst, dafs sie in zwiefacher Form auftreten: entweder in poetischer, als Lieder, oder in erzählender, als eigentliche Sagen. Nach der Epoche, auf welche sie sich beziehen, lassen sie sich in drei verschiedene Cykeln eintheilen, die mit den drei P e rioden der Entwickelung des russischen Volkslhums übereinstimmen. Der erste, der von Kiew oder Südrussland, gruppirt sich um den Fürsten Wladimir; der zweite, der von N o w g o rod oder dem nördlichen Russland, ist mit keiner vorherrschenden Persönlichkeit verknüpft; der drille oder Moskauer hat den Zaren Iwan Wasiljewitsch zum Mittelpunkt. Diese Sagen bieten eineFülle vonLocaldelails dar und man findet daher in ihnen reiches Material für die Geographie und noch mehr für die Ethnographie des alten Russlands, indem sie den damaligen Zustand, die Ideen und Sitten des Volks schildern. Als Beispiel gab H e r r N a d e / d i n eine kurze Analyse des a l t e n L i e d e s v o m H e l d e n D o n a u (pjesn o D u n a j e - b o g a t y r j e ) , w o bei er besonders darauf aufmerksam m a c h t e , dafs der N a m e des Helden Donau sich in unmittelbarer Verbindung mit dem Flusse gleichen Namens befindet. Interessant ist auch folgend e r , gleichsam als Vorrede dienender Passus aus einer Sage des vierzehnten (?) Jahrhunderts: „Hört, gute Leute, das Wort, das ich Euch sagen will; schmückt mit Schwanesrede die kunstlosen Worte, wie in alten Zeiten alte Leute lebten. Das
10
Allgemein Literarisches.
waren, ineine Kinder, weise Zeiten, gar weise Zeiten, und das ganze Volk war rechtgläubig! E s lebten unsere Väter nicht nach unsrer, nach fremdländischer Weise, sondern nach ihrer eigenen rechtgläubigen . . . . Sie standen früh am T a g e (ranym ranenko) mit der Morgenröthe auf, wuschen sich mit Quellwasser, mit weifsem Thau, beteten zu allen Heiligen und Gerechten, grüfsten alle Verwandten vom Osten bis zum W e s t e n , traten heraus auf ihre rothen Gittertreppen, riefen ihre treuen Diener zu guten W e r k e n ; die Alten hielten Gericht, die Jungen hörten ihnen z u , die Alten erdachten weise Pläne, die Jungen führten sie aus. Es herrschte grofse F r e u d e an grofsen T a g e n , schwere Betrübnifs bei grofsen Unglücksfällen . . . . W a s aber gewesen ist, ist längst geschehen, und was da sein wird, das geschieht nicht nach alter, sondern nach neuer Weise. Den russischen Männern werde ein langes Leben zu Theil, und dem Vaterlande ein noch längeres! Und dem weifsen Zaren, dem Monarchen Russland, sei Ruhm und Ehre i m m e r d a r ! " . . . . E s geht hieraus hervor, dafs auch unter den alten Russen die laudatores ternporis acti keine Seltenheit waren. — In derselben Sitzung legte das Mitglied der Gesellschaft, Herr B u l y t s c h e w , die chromo-lithographirten Zeichnungen und Pläne vor, die zu seinem grofsen, unter der Presse befindlichen W e r k e über Sibirien gehören. Dieses Werk, welches im April 1853 erscheinen soll, wird die Beschreibung der von Herrn Bulytschew unternommenen Reise im östlichen Sibirien enthalten, von siebzig die merkwürdigsten Localitäten und Gegenstände im Lande jenseits der Lena darstellenden Zeichnungen begleitet, worunter zweiundzwanzig Abbildungen der Völkerschaften, welche die Gegend zwischen Irkutsk und dem nördlichen Theile der Halbinsel Kamtschatka bewohnen. Die Schönheit und T r e u e dieser Lithographien wird sehr gerühmt.
Geschichtliche Darstellung der Ansiedelung und ferneren Schicksale, wie auch des jetzigen Zustandes der Landwirtschaft der Colonisten an der Wolga. Von
Herrn
M. B r a u n *).
Vorwort. W ä h r e n d ich hier eine geschichtliche B e s c h r e i b u n g
liefere,
w e l c h e die Ergebnisse meiner unbefangenen Ansicht, der marischen und saratowschen Ansiedelungen
enthält, so
sa-
habe
ich nur einige W o r t e voraus zu schicken. Schon manche
der hiesigen Colonisten haben den sehn-
lichen W u n s c h geäufsert, die Geschichte u n s e r e r schon längst verewigten Urväter,
ihrer Einwanderung n a c h Russland und
Niederlassung an der W o l g a , durch den D r u c k dem Andenken der Nachkommen zu überliefern, damit dieselben wissen, wann, woher und unter w e l c h e n Umständen
die S t a m m v ä t e r
nach Russland gekommen sind, und w e l c h e S c h i c k s a l e dieselben gehabt haben. lichten
Obgleich es an genauen schriftlichen N a c h -
hierüber mangelt
und
das
Meiste
aus Briefen
und
mündlichen Ueberlieferungen glaubwürdiger Männer z u s a m m e n gestellt werden mufste, so habe ich mich dennoch seil langen J a h r e n damit beschäftiget, soviel Geschichtliches
als möglich
zu sammeln und hiermit zu veröffentlichen. * ) Ans den „ Unterhaltungsblättern für D e u t s c h e Ansiedler im Südlichen Russland."
12
Industrie und H a n d e l .
Die Kaiserin Katharina II. verkündete durch ein Manifest vom 4. Dezember 1762 ihren Entschluss in ihrem grofsep Kaiserreiche auch Ausländer aufzunehmen. Am 22. Juli 1763 erliefs Ihre Kaiserl. Maj. ein zweites, ausführliches Manifest, wodurch Ausländer nach Russland berufen wurden, um unter den deutlich bezeichneten Vorrechten und Rechtsverhältnissen sich in Russland häuslich niederzulassen. Dann wurden Bevollmächtigte nach verschiednen Ländern Europas ausgeschickt, um Auswanderer anzuwerben und einzuführen. Drei dieser Directoren hiefsen: Munni, La Roy und Baron Bork, wonach die Gruppen der Colonien anfänglich auch benannt wurden. E i n w a n d e r u n g d e r D e u t s c h e n n a c h R u s s l a n d in d e n J a h r e n 1764 b i s 1770. In denselben Jahren waren die deutschen Staaten durch den siebenjährigen Krieg, Frankreich durch die Austreibung der Protestanten zerrüttet, tausende von Familien heimathlos und nothgedrungen, sich eine neue Heimath zu suchen, uin ihr Leben fristen und den Ihrigen einen neuen Heerd bauen zu kännen. Drei Länder boten den Hilfsbedürftigen eine Zufluchtsstätte: Russland, Ungarn und Nord-Amerika. Glücklich preisen wir u n s , dafs unsere Voreltern dem Rufe der Kaiserin Katharina II. folgten und Russland zu ihrer neuen Heimath wählten. Aus B a i e r n , Sachsen, Würternberg, Baden, Hannover, H e s s e n , Elsafs, Lothringen, Tirol, Frankreich, der Schweiz und den Niederlanden sammelten sich Schaaren von Auswanderern, um im fernen Osten eine Ruhestätte zu finden. Diese grofse Verschiedenheit in Sprache, Mundart; Glaubensbekenntn i s , Sitten, Gebräuchen und Trachten hat sich durch gemeinschaftliche Ansiedelung seit 90 Jahren theils bedeutend vermindert, theils beinahe ganz aufgehoben, so dafs z. B. aufser der Landessprache in diesen Colonien nur deutsch gesprochen w i r d , und deutsche Lebensweise vorherrschend zu bemerken ist.
Geschichtliche Darstellung der Colonisten an der Wolga.
13
Regensburg an der Donau war der Sammelplatz der Auswanderer, welche den tonkoschurowschen Bezirk an der Wolga ansiedelten *). Von Regensburg ging die Reise nach Weimar, durch Hannover nach Lüneburg und durch Preussen bis Lübeck. Von dort zu Wasser (auf der Ostsee) bis K r o n stadt und Oranienbaum, welche nahe bei der kaiserlichen R e sidenz St. Petersburg liegen. Auf der Ostsee w u r d e n die deutschen Einwanderer durch die Ränke der Directoren und Schiffscapitaine, welche Nachts heimlich zurückfuhren, so lange verzögert, bis letztere ihre Lebensmittel um den doppelten Preis verkaufen und sich gelegentlich mit Schleichhandel befassen konnten. Als aber die Schiffe in Kronstadt ankamen, wurden die verbotenen W a a r e n entdeckt und hinweggenommen, die Urheber der an den Reisenden verübten Beeinträchtigungen aber dem Gerichte übergeben. Uebrigens ging die Seereise glücklich von Statten und die Einwanderer kamen wohlbehalten in Kronstadt an. Huldvolle
Aufnahme der Ansiedler K a i s e r i n K a t h a r i n a II.
durch
die
Sobald diese Monarchin von der Ankunft der ersten Einwanderer Kunde erhielt, begaben sich Ihre Kaiserl. Maj. in Begleitung des Thronfolgers P a u l Pelrowitsch nach Oranienbaum, fuhren in langsamem Schritte durch die Reihen der Fremdlinge, wendeten sich bald zur Rechten, bald zur Linken, während sie W o r t e des Trostes und Ermahnungen sprach. Ihre Maj. erklärten den Ausländern ihre Standesrechte und Pflichten gegen ihr neues Vaterland und dessen Regierung, ermahnten zu T r e u e und Gehorsam; stellte ihnen vor, welche Vorrechte ihnen durch das Manifest vom 21. Juli 1763 zugesagt w o r d e n , wie sie Kraft derselben auf den ihnen zuge-
") Hier und nachfolgend ist hauptsächlich der Bezirk Tonkoschurowka besprochen, den der Director La-Roy (Larroi?) a n s i e d e l t e , und von wo ich die meisten Narihrichten beziehen konnte. M. B r a u n .
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Industrie u n d
Handel.
sagten Ländereien sich anständig ernähren, zu Ansehen und Achtung gelangen, mit einem W o r t e glücklich werden 'könnten. Dann äufserte sie die frohe Hoffnung, dafs dieses ihr Werk mit der Zeit die schönsten Früchte tragen w e r d e und schlofs mit den W o r t e n : Vertrauet auf Gott und meinen gerechten Schutz, so w e r d e t ihr und eure Nachkommen glücklich leben; und theilte zum Andenken an alle Anwesende Kupfermünzen a u s , welche als Erinnerungszeichen vererbt wurden. Unter dem Lebehoch, welches aus dankbarem H e r zen erschallte, verliefs die Monarchin ihre neuen Landeskinder. Ihr Scharfblick sähe zum voraus, wie nützlich mit der Zeit diese Ansiedelungen, und wie glücklich sich dieselben im Kaiserreiche fühlen würden. Unmittelbar nach diesem gnädigen Willkomm, wurde die Reise nach dem Innern Russlands fortgesetzt. Reise
durch d a s I n n e r e R u s s l a n d s und q u a r t i e r in P e t r o w s k .
Winter-
Die Einwanderer erhielten auf dieser Reise Bekleidung, Vorspann und Tagegelder zum Ankaufe der Lebensbedürfnisse. Von Oranienbaum ging die Reise soviel als möglich geraden W e g s über N o w g o r o d , Waldai, T o r j o k , T w e r , Kortschema, D m i t r o w , bis in die alte Hauptstadt Moskau, wo sie einige Rasttage machten, bis von der Vormundschafts -Canzellei die weiteren Verfügungen getroffen w u r d e n , dann setzten sie ihre Reise fort über Jegorjewsk, Rjasan, Pronsk, Pensa, bis in die an beiden Ufern der Medwediza liegende Kreisstadt Petrowsk, w o sie der Winter überraschte, noch ehe sie die Gouvernementsstadt Saratow erreichen konnten. Nun hatten unsere Einwanderer Zeit und Gelegenheit sich mit der Sprache, den Sitten und Gebräuchen der Eingebornen bekannt zu machen, auch zu einigen Verdienst durch Dreschen um freilich geringen Tagelohn. Weil sie aber die Lebensmittel aus den Tagegeldern ankaufen konnten, so zogen manche es vor, die kurzen Winlertage auf den russischen Oefen zuzubringen.
Geschichtliche Darstellung der Colonisten an der Wolga.
A n k u n f t in
15
Saratow.
Im n ä c h s t e n F r ü h j a h r e n a c h d e m A b g a n g e des S c h n e e s begann der Z u g nach der G o u v e r n e m e n l s s t a d t S a r a t o w , w o selbst u n s e r e V ä t e r n a c h vielen Mühseligkeiten jedoch g e s u n d und glücklich a n k a m e n . D i e daselbst f ü r die A u s l ä n d e r e r richtete T u t e l - ( V o n n u n d s c h a f t s - ) Canzellei o r d n e t e dieselben unter Aufsicht der C o m m i s s i o n an ihre A n s i e d l u n g s - u n d Wohnplälze. D i e N i e d e r l a s s u n g der A u s l ä n d e r im G o u v e r n e m e n t S a r a t o w geschah in den J a h r e n 1 7 6 4 — 1 7 7 0 u n t e r d e m W o j e w o d e n von S a r a t o w YVasili G r i g o r j e w i t s c h u n d d e m von der Vormundschafts-Canzellei bestellten Beisitzer, H o f r a t h Reis. E s stand den Ansiedlern f r e i , sich ihre W o h n p l ä t z e an verschiedenen Flüssen a u s z u w ä h l e n . Besonders am Flusse Irgis, w e l c h e r bei seiner M ü n d u n g in die W o l g a a u s n e h m e n d schöne L ä n d e r e i e n u n d H e u w i e s e n hat, so w i e an v e r s c h i e d e nen andern Flüssen der W i e s e n s e i t e , standen ihnen h i n r e i c h e n d g e r ä u m i g e Stellen o f f e n , weil hier noch w e n i g , zuin T h e i l noch g a r nichts a n g e b a u t w a r . Aber n u r f ü r die G e g e n w a r t b e d a c h t , legten sie die D ö r f e r dicht n e b e n e i n a n d e r a n , so dafs z. B. die 2 0 ersten Colonieen mit ihren L ä n d e r e i e n in Allem n u r 4 0 W e r s t Breite h a b e n , u n d s p ä t e r bei der Z u n a h m e der B e v ö l k e r u n g , das L a n d auf 10 bis 15 W e r s t v o m Wohnorte entfernt, bewirthschaftet werden mufste; welcher unverbesserlicher F e h l e r jetzt zum gröfslen Nachtheil g e r e i c h t . D i e Ansiedler w u r d e n in vier Abiheilungen g e b r a c h t . Die erste gehörte der R e g i e r u n g und hiefs die i m m e d i a t e (unmittelbare); die zweite d e m B a r o n B o r k , w o h e r die C o l o nie K a t h a r i n s t a d t im russischen a u c h B a r o n s k a j a heifst, bildet jetzt den Bezirk von K a t h a r i n e n s t a d t , w e l c h e r am kleinen K a r a m a n und an der W o l g a l i e g t ; die d r i t t e , an d e m grofsen K a r a m a n u n d grofsen T a r l i k a n g e s i e d e l t , enthält die drei Bezirke von K r a s n o j a r , T o n k o s c h u r o w k a und Tarlik u n d g e hörte dem D i r e c t o r L a - R o y ; die v i e r t e , nämlich die auf der Bergseite am F l u s s e Illawlo angesiedelte Abtheilung, g e h ö r t e
16
Industrie and Handel.
dem D i r e c t o r Colonieen
Munny.
D i e drei letzteren
standen unter
Abiheilungen
der
Verwaltung
der
der unmittelbaren
Directoren und musslen denselben von allen ihren Erzeugnissen den Zehnten
abgeben.
W e i l diese Einrichtung
einigen Missbräuchen führte, so wurde Zeit durch
die
Kaiserin Katharina II. aufgehoben
Colonieen unmittelbar der R e g i e r u n g
Ansicht
der
aber zu
dieselbe nach kurzer
deutschen
Ansiedelungen
sehen und s a r a t o w s c h e n
und
alle
untergeordnet.
im
»amara-
Gouvernement.
D e r Colonialbezirk der ausländischen Ansiedlungen an der W o l g a zerfällt in vier Gruppen, wovon zwei auf der rechten oder B e r g s e i t e der W o l g a , im Gouvernement S a r a t o w liegen. Die
erste
Gruppe liegt 3 5
mentssladt «Saratow
Werst
stromaufwärts
an
von der
der G o u v e r n e Wiesenseite
der
W o l g a und enthält 4 1 C o l o n i e e n , w e l c h e in 4 Bezirke eingeteilt si"J.
D r e i davon, der krasnojarsche,
tische und paninskische erstrecken tow,
am linken Ufer der W o l g a
Kreisstadt W o l s k .
vom
hin, bis ganz nahe an die
D i e 2 letzteren B e z i r k e gehören nach der
neuesten V e r o r d n u n g Kreis.
katharinenstäd-
sich nordöstlich von S a r a -
der R e g i e r u n g
in den
nikolajewschen
D e r tonkoschurowsche Bezirk hingegen dringt, südlich krasnojarschen
Bezirk,
in
die
weite
uralische S t e p p e ,
(und ist) längs dem grofsen K a r a m a n e auf beiden Seiten selben angebauet.
Die
Bezirke
von
K r a s n o j a r und
des-
Tonko-
s c h u r o w k a gehören in den nowousenschen Kreis. D i e z w e i t e Gruppe liegt südlich von S a r a t o w 4 0 W e r s t entlegen; und besteht aus dem tarlikschen Bezirk mit 1 5 C o lonieen, der mit seinen Getraidefeldern nach Osten, theils an, theils über die grofse, 1 0 W e r s t breite sogenannte Salzstrafse (vom
Eltonsee
nach
S a r a t o w ) gehet.
Von
diesen
Dörfern
hängen 14 längs der W o l g a zusammen, blos zwischen denselben und der 15. Colonie liegen 2 russische Ortschaften. D i e Verwaltung
dieser Ansiedler im Gouvernement
mara, besieht wie früher, gemeinschaftlich
Sa
mit denjenigen im
Geschichtliche Darstellung
d e r Colonisten an der
Wolga.
17
G o u v e r n e m e n t S a r a t o w , u n t e r d e m C o m p t o i r der auslandischen Ansiedler zu S a r a t o w . D i e d r i t t e u n d gröfsere G r u p p e liegt g e g e n ü b e r d e m tarlikschen Bezirke an der Bergseite der W o l g a , enthält 4 3 Colonieen und zerfällt in die Kreise S o s n o w k a , N o r k a , K a menka und Uslkulalink. D e r letztere reicht mit seinen Colonieen an das Gebiet der Kreisstadt K a m i s c h i n , h i n g e g e n der norkische Bezirk erstreckt sich westlich an den Kreis Attkarsk. Die v i e r t e und letzte G r u p p e liegt nördlich von S a r a low, besieht aus 3 C o l o n i e e n , w e l c h e w e g e n ihrer E n t l e g e n heit einen besonderen, den J a g o d n o e p o l i a n s c h e n Bezirk bilden. Die deutschen D ö r f e r w u r d e n anfänglich n a c h d e m ersten Ortsvorsteher b e n a n n t , erhielten a b e r in der r u s s i s c h e n , w i e in der deutschen Canzelleisprache gröfstentheils a n d r e N a m e n . Die 102 Mutlercolonieen e n t s t a n d e n in den J a h r e n 1764 bis 1770 und sind r e d e n d e D e n k m a l e von dem B e s t r e b e n der Kaiserin Katharina II., L e b e n und B e t r i e b s a m k e i t in die w e i ten S t e p p e n an der W o l g a zu bringen. Man w e r f e n u r einen Rückblick auf den Z u s t a n d dieser G e g e n d n o c h in der z w e i ten Hälfte des vorigen J a h r h u n d e r t s . D i e S t a d t «Saratow h a l l e kaum einen Zehntheil ihrer jetzigen G r ö f s e ; sie w a r ein u n ansehnlicher Flecken, und blos der W o h n s i l z des W o j e w o d e n gab ihr einiges Ansehen. K a m y s c h i n u n d Z a r i z i n w a r e n n o c h u n b e d e u t e n d e r ; W o l s k und Atkarsk, die schon d a m a l s b e s t a n d e n , w a r e n kleine, mit P a l i s a d e n und E r d w ä l l e n befestigte S l ä d l e , die j e d o c h w e d e r H a n d e l noch Betriebsamkeit b e f ö r d e r t e n ; s o n d e r n blos als S c h u l z w e h r e n g e g e n die v e r h e e r e n den Einfälle der h e r u m s c h w e i f e n d e n asiatischen Völker dienten. G e g e n dieselben hatten b e s o n d e r s die auf der W i e s e n s e i l e angesiedeilen Colonisten vieles zu kämpfen und m a n c h e mufsten ihr Leben dabei aufopfern, wie später erzählt w i r d . D i e A p a n a g e n - D ö r f e r am F l u s s e Irgis ( N i k o l a j e w k a ) , die Kronsdörfer am Flusse Usin ( N o w u i i n s k a j a ) , sind N i e d e r l a s s u n gen s p ä t e r e r Zeit. Vor der Ansiedelung der D e u t s c h e n w a r die g a n z e W i e s e n s e i l e , so w i e sie bisher das G o u v e r n e m e n t S a r a t o w begränzte, eine u n w i r t h b a r e W ü s t e n e i , w o n u r m e n Knnans Uns?. Aivliiv. llil. XIII. II. 1.
2
18
Industrie
und
Handel.
s c h e n s c h e u e T h i e r e , die Antilope ( S a i g a k ) und das w i l d e P f e r d sich aufhielten. A u c h auf d e r B e r g s e i t Jng ein grofser T h e i l n a c h S ü d e n u n b e b a u e t , und R ä u b e r g e s i n d e l g e f ä h r d e t e die L a n d s l r a f s e n . D u r c h ihre B e t r i e b s a m k e i t im A c k e r b a u b e g r ü n d e t e n die ausländischen Ansiedler den mit j e d e m J a h r e h ö h e r steigenden G e t r a i d e h a n d e l der G o u v e r n e m e n t s Saratovv und »Samara mit den s ü d w e s t l i c h und südöstlich liegenden Theilen R u s s l a n d s ; vorzüglich die an der W o l g a liegenden O r t s c h a f t e n k a m e n in W o h l s t a n d und bei dem E i n g e b o r e n e n w u r d e m e h r Betriebsamkeit entwickelt. Auf der linken ( W i e s e n - ) Seile der W o l g a s t r ö m e n folg e n d e Flüsse in dieselbe: der kleine und grofse Karainan, d e r T a r l i k u n d der grofse J e r u s l a n . Aus diesen Flüssen entstehn einige N e b e n f l ü s s e , die sich gröfstenlheils in der S t e p p e v e r lieren, z. B. das Flüfschen Gaisul, der Flufs Gaisul und Mets c h e t n a , die kleine Metelka, der kleine Bispik, die Griinucha u n d d e r Susli. W ä l d e r u n d H e u s c h l ä g e sind an diesen F l ü s sen s e h r u n b e d e u t e n d und finden n u r an den M ü n d u n g e n derselben in die W o l g a statt, w o s e l b s t eine j e d e Colonie ihre H e u s c h l ä g e und m i t u n t e r a u c h W a l d u n g e n besitzt, w o h e r diese S e i l e der W o l g a den N a m e n „Waldseite 1 1 b e k o m m e n hat. — W a s s e r ist auf dieser S e i t e w e n i g v o r h a n d e n ; wefshalb a u c h n u r w e n i g e W a s s e r m ü h l e n an den Flüssen g e b a u e t sind u n d d u r c h D ä m m e e t w a s W a s s e r aufgehalten wird. In den entf e r n t e m Stellen m ü s s e n B r u n n e n g e g r a b e n w e r d e n , die zuw e i l e n in 6 — 1 8 F a d e n T i e f e k a u m W a s s e r geben. D e r B o d e n ist s e h r verschieden. Grofse L a n d s t r e c k e n sind s a l p e t e r oder salzhaltig u n d k ö n n e n n u r zu V i e h w e i d e benutzt w e r d e n . D i e r e c h t e oder B e r g s e i t e der W o l g a ist von der N a t u r reichlich mit W a l d u n g u n d W a s s e r v e r s e h e n , die Ilawla u n d a n d e r e F l ü s s e e n t s t r ö m e n der H o c h e b e n e von W a l d a i u n d f ü h r e n in vielen N e b e n a r m e n der W o l g a reines Q u e l l w a s s e r zu, w o m i t viele W a s s e r m ü h l e n gespeist w e r d e n . Z w a r m a n g e l t es den B e w o h n e r n der B e r g s e i t e an flachem A c k e r l a n d e , a b e r die F r u c h t b a r k e i t des B o d e n s und die reizend s c h ö n e
G e s c h i c h t l i c h e Darstellung der C o l o n i s t e n an der W o l g a .
Lage g e w ä h r t ihnen grofse V o r z ü g e vor den B e w o h n e r n Steppe. Zustand
der ersten
Ansiedlangen
an d e r
19 der
Wolga.
D i e E i n w a n d e r e r , w e l c h e s p ä t e r den t o n k o s c h u r o w s c h e n Bezirk bildeten, kamen u m die Pfingstzeit an ihren A n s i e d lungsorten an, als noch ansehnliche W a l d u n g e n den Lauf d e r Flüsse bezeichneten und der j u n g f r ä u l i c h e U r b o d e n mit d e n üppigsten und prachtvollsten W i e s e n p r a n g t e , w o d u r c h sie sich in ein irdisches P a r a d i e s versetzt fühlten u n d g e r n e die Mühseligkeit der w e i t e n Reise h i e r h e r v e r g a f s e n , u m sich hier eine n e u e H e i m a l h zu b e g r ü n d e n . Ihr erstes und d r i n g e n d s t e s G e s c h ä f t w a r , sich E r d h ü t t e n zu erbauen und mit B r e n n h o l z auf den W i n t e r zu v e r s o r g e n . In E r m a n g e l u n g von Z u g v i e h w u r d e dasselbe aus den n a h e n W a l d u n g e n herbei geschleppt. Als die Colonisten a n k a m e n , w a r das L a n d , w e l c h e s sie in Besitz n e h m e n sollten, ihnen schon z u g e m e s s e n , und z w a r in denjenigen äufseren Gränzon, w e l c h e später u n t e r d e m N a m e n T u t e l g r ä n z e n bekannt w u r d e n ; die i n n e r e E i n t h e i l u n g blieb den Ansiedlern selbst überlassen. Die G e g e n d e n w a r e n allenthalben reich an N a t u r g i i l e r n , aber w ü s t und wild. An W a s s e r m a n g e l t e es n i r g e n d s , b e sonders stand die B e r g s e i t e darin vor. W a l d n n g e n fanden sich im Ueberilufs. Nicht n u r die N i e d e r u n g e n des W i e s e n landes w a r e n auf vielen Stellen mit öfters u n d u r c h d r i n g l i c h e n W ä l d e r n besetzt; s o n d e r n a u c h die U f e r des kleinen K a r a man, die G e g e n d in und u m den im Bezirke von K a t h a r i n e n stadt s o g e n a n n t e n S a n d b e r g e n u n d m e h r e r e a n d e r e Stellen w a r e n besäet mit E i c h e n , P a p p e l n , E s p e n , B i r k e n , W e i d e n und a n d e r e n B a u m a r t e n von g r o f s e r H ö h e und D i c k e . Besonders fand m a n a u c h den w i l d e n A p f e l b a u m , w i e a u c h v e r schiedene B i r n b ä u m e im Ueberilufs. D e n n o c h gaben einige Alte als U r s a c h e , w a r u m die Einw o h n e r von Cäsarsfeld (im Bezirke von K a t h a r i n e n s t a d t ) ihren W o h n o r t bald w i e d e r verliefsen, den Mangel an B r e n n m a t e r i a l 2 •
Industrie und
•20 an,
Handel.
denn die B e n u t z u n g des Misles
ten die C o l o n i s l e n erst
zu d i e s e m Z w e c k e
lern-
spater.
Die Hauptursache w a r u m
Ciisarsfeld
um
das J a h r
1785
a u f g e g e b e n w u r d e , soll ü b r i g e n s die U n s i c h e r h e i l g e w e s e n sein, denn h a l b w i l d e H i r t e n v ö l k e r Gegend und waren durch Schrccken Der den
der
ihrer
Ausdruck, Vater
b e z e i c h n e n , ist „ a r m " . an Mitteln
zur
mangelte. einiges
sehr
mit;
bei
aus einigem Vorralh noch
nicht
hiesigen
die
Pelze
Winters
ohne Ausnahme
bei
ihren Jiefs
die
der
den an
Haus-
und
zum
die
Allen
der
einstimmig
Niederlassung
nolhwendigslen
Meisten
bestand
hierselbst
ersetzen
Lage
und
konnleu.
brachten
ganze
welche
gegen
die
Daher
jungen
waren
Colonie
entgegen
Lebensunterhalte
Mehl,
zu zur
Landwirtschaft
den-
Strenge
alle
Seiten berück-
und
suchte
kommen.
Sie
Errichtung
der
aber
Wagen,
Pferde, Kühe, Sensen, Beile, B o h r e r , Messer, Pfannen, gelraide und Geld verabfolgen.
des
fast
Die damalige Regierung der
der
Habe
aber
und U n t e r s t ü t z u n g von
Bedürfnissen
Betreibung
Bedürfnisse
die
Kleidungsstücken,
schützen
dringendsten ihnen
diese
E i n f ä l l e bald
der E i n g e w a n d e r t e n
auf U n t e r h a l t
dürftige
womit
deren
wenige
der Regierung angewiesen. sichtigte
Z e i t zu Z e i t
S i e w a r e n so a r m , dafs es ihnen öfters
Befriedigung
Nur
Geld
von
Ansiedler.
allgemeine
Zustand
bezogen
ihre räuberischen
W e n n s o l c h e s Mehl
Saat-
mehrere-
m a l e a u s b l i e b , w a r e n die A n s i e d l e r n o t h g e d r u n g e n , ihre l e t z t e H a b e d a r a n zu r ü c k e n , u m B r o d zu k a u f e n .
Die Haus-
und
A c k e r g e r ä t h e w a r e n so v e r l h e i l t , d a f s , w e r einen B o h r e r
be-
k a m , keine K u h
bis
e r h i e l t , und
umgekehrt.
So
mufslen
4 W i r l h e z u s a m m e n s p a r e n , u m mit e i n e m d e u t s c h e n ackern
zu
können.
Die
Sommerfrüchte
wurden
3
Pfluge mehrere
J a h r e n a c h e i n a n d e r j e d e s m a l viel zu s p ä t v e r a b f o l g t und k a m e n d a h e r n i c h t zu g e h ö r i g e r Z e i t in die E r d e .
D i e s e s , und dafs
d e r S a m e oft s c h l e c h t w a r , g a b e n die A l t e n als H a u p l u r s a c h e a n , w a r u m sie in den e r s t e n J a h r e n ten
ihres Hierseins F e h l - E r n -
hatten. Jedoch
k o n n t e n die C o l o n i s l e n aus den ihnen
geliehenen
Geschichtliche Darstellung der Colonisten an der W o l g a .
Geldvorschüssen sclmfs
(1766)
YVirlh.
sich
in
150
anschaffen. damaligen
Der
erste
Vor-
Rubeln
für
jeden
D i e P r e i s e d e r rohen E r z e u g n i s s e , w i e a u c h die
Landmanne
unentbehrlichen
hier s e h r n i e d r i g , als
manches
bestand
21
denn
Fabrikate,
das G e l d
waren
stand
in
dem
zu j e n e r
höherem
Zeit
Werlhe
jetzt. S o kostete das Mafs W a i z e n , w e l c h e s 6 0 P f u n d ( 1 ^ P u d )
enthielt, 7 bis 2 4 K o p e k e n A s s i g n a t e n ' ,
3 Rubel
naten für ein T s c h e t w e r t
ein
Roggen 8—10
k o s t e t e das
Waizen
war
Mafs 1 0 — 1 8
Kopeken,
R u b e l , eine K u h 3 — 4 R u b e l
sehr hoher ein
Preis;
gutes
Pferd
Bank-Assignaten.
1 5 0 R u b e l liefs sich d a m a l s s c h o n vieles k a u f e n .
Für
Diese Preise
e r s t e n 1 5 J a h r e der N i e d e r l a s s u n g
sind u n g e f ä h r für die Deutschen angegeben. Gelde
Bank-Assig-
Was
fingen
sie
der
a b e r mit d e m v i e l e n
an?
„Die
Meisten
haben
s a g e n einige N a c h r i c h t e n .
es
unbedachtsam
durchgebrachl,"
W e n n der A u s d r u c k : „ d i e M e i s t e n , "
vielleicht a u c h n u r a u f „ V i e l e " zu b e s c h r ä n k e n i s t , s o
stehet
d e n n o c h j e d e n f a l l s fest, dafs die d a m a l i g e C o l o n i a l - V e r v v a l t u n g wenigstens
zum
Theil
durch
w a l t u n g der G e l d v o r s c h ü s s e
die n i c h t
wirtschaftliche
von S e i t e n
der Ansiedler
Verbewo-
g e n w u r d e anstatt G e l d , d e n s e l b e n l i e b e r m e h r in N a t u r a leihen.
Daher
schüsse
in k l e i n e r e n S u m m e n ,
wurden
zu
in den n ä c h s t e n J a h r e n die G e l d v o r nämlich
2 Rubel Bank-Assignaten jedem Wirth W i e dein a u c h sei —
zu 2 5
bis
herab
zu
verabfolgt.
die R e g i e r u n g h a l t e für die
armen
A n s i e d l e r alles m ö g l i c h e g e t h a n , und w ä r e n es t ü c h t i g e W i r l h e g e w e s e n , so h ä t t e sich i h r e L a g e bald g ü n s t i g g e s t a l t e n sen.
müs-
D i e Alten e r z ä h l e n viel d a v o n , w i e i h r e V ä t e r n i c h t
mal die g e w ö h n l i c h e n
Handgriffe in d e r L a n d w i r t s c h a f t
einver-
s t a n d e n , w i e sie mit vielen S c h w i e r i g k e i t e n zu k ä m p f e n h a t t e n , bis sie nur in den
ländlichen Hauptarbeiten
eingeübt
w i e es ihnen s c h w e r fiel sich in ihre n e u e L a g e
sich an das h i e s i g e K l i m a und L e b e n zu g e w ö h n e n . sten A n s i e d l e r w a r e n
aus
waren,
zu s c h i c k e n , Die
allen nur d e n k b a r e n S c h i c h t e n
erder
G e s e l l s c h a f t , w a r e n in i h r e r f r ü h e r e n H e i m a l h und von J u g e n d
22
I n d u s t r i e und
Handel.
auf an die verschiedenartigsten B e s c h ä f t i g u n g e n g e w ö h n t ; der bei w e i t e m kleinere Theil der E i n g e w a n d e r t e n bestand aus eigentlichen A c k e r b a u e r n . D i e s e uiufslen die Stelle der L e h r meister im L a n d b a u ü b e r n e h m e n . W i e konnten L e u t e , die in ihrem Leben k a u m einen P f l u g g e s e h e n , die nicht einmal v e r standen ein P f e r d a n z u s p a n n e n , die L a n d w i r t h s c h a f l b e t r e i b e n ? S o sagt man hier j e t z t n o c h von den ersten Colonisten, dafs w e n n einer d e r s e l b e n a u s f u h r u n d sich ihm u n l e r w e g e s das Pferd a u s s p a n n t e , weil es schlecht e i n g e s p a n n t w a r , e r w a r t e n m u f s t e , bis d u r c h Zufall ein A n d e r e r , des A n s p a n n e n s kundiger desselben W e g e s k a m , u n d f ü r Geld oder g u t e W o r t e d e u Anspann w i e d e r in fahrbaren Z u s t a n d versetzte. Aber nicht n u r Mangel an K e n n t n i s s , s o n d e r n a u c h T r ä g h e i l , N a c h lässigkeit, Mangel an g u t e m Willen w a r e n U r s a c h e der l a n g s a m e n E n l w i c k e l u n g der L a n d w i r t s c h a f t . B e k a n n t ist es, dafs die ersten Ansiedler m o r g e n s zur Arbeit mufslen g e w e c k t w e r d e n , dafs sie anstatt zum Pflügen o d e r in die E r n t e zu f a h r e n , zuvor „ b l a u e n M o n t a g " hielten, w e l c h e r öfters n o c h den D i e n s t a g dauerte. E s ist s c h w e r zu entscheiden, ob dieses die Kegel o d e r die A u s n a h m e von d e r R e g e l w a r . W o h l nicht die Besten h a l t e n ihr V a t e r l a n d v e r lassen. Viele trieb die S u c h t n a c h A b e n t e u e r n h i e r h e r , und hier a n g e k o m m e n schlugen sie die H ä n d e ü b e r den Kopf z u s a m m e n , als sie, anstatt ein L a n d w o Milch und Honig fliefst, eine ö d e S t ä t t e vor sich s a h e n , w o einem j e d e n n u r n a c h Mafsgabe seines Fleifses, die irdischen G ü t e r zu T h e i l w e r den sollten. A l s o : 1) Mangel an C a p i l a l i e n , 2) g e r i n g e K e n n t n i s s e in der L a n d w i r t h s c h a f l , 3) Mangel an Fleils und Betriebsamkeit w a r e n Quellen der Mifsstände der Colonisten hierselbst bei i h r e r N i e d e r l a s s u n g und in den ersten J a h r e n nach derselben. U n b e k a n n t s c h a f t mit den Verhältnissen der Oerllichkeil, des K l i m a s u. s. w . , w a r j e d o c h ebenfalls von g r o f s e m , nachtheilig e n Einflufs auf die erste L a g e des Colonisten. V o n 8 0 0 0 Familien mit 27000 S e e l e n beiderlei G e s c h l e c h t s , w e l c h e d a m a l s an d e r W o l g a angesiedelt w o r d e n , blieben z u m
G e s c h i c h t l i c h e D a r s t e l l u n g der C o l o n i s t e n an der W o l g a .
23
J a h r e 1775 n u r n o c h 5 5 0 2 Familien mit 11986 m ä n n l i c h e n 11168 weiblichen, in allen 23184 S e e l e n beiderlei G e s c h l e c h t s zurück. Theils w a r e n viele E i n w a n d e r e r dein H e i m w e h , theils dem u n g e w ö h n t e n Klima und der dürftigen L e b e n s w e i s e u n terlegen: m a n c h e liefsen sich als S o l d a t e n a n w e r b e n . Auch m a n g e l t e es in den ersten J a h r e n der A n s i e d e l u n g an Bauholz für t a u s e u d e von F a m i l i e n , denn d a s s e l b e m u f s t e von W j a t k a herbeigeschafft w e r d e n . E s v e r g i n g e n einige J a h r e bis die E r d h ü t t e n mit besseren W o h n u n g e n v e r t a u s c h t w e r d e n und die Ansiedler ihr selbst g e b a c k e n e s B r o d essen konnten. Mit dem B e t r i e b e des A c k e r b a u e s u n d d e r V i e h zucht kam n e u e s L e b e n und Thätigkeit u n t e r die E i n w a n d e r e r .
Ueber eine seculäre, langsame Fortbewegung der erratischen Blöcke aus der Tiefe des Baltischen Meeres aufwärts zur Küste durch Eisschollen und Grundeis. Von
W . v. Q u a l e n *).
-A.111 G e s t a d e des liigaschen G ö l l s , auf der Insel Oesel und a n d e r e n S i r a n d g e g e n d e n der O s t s e e p r o v i n z e n , findet m a n u n zählige Massen a b g e r u n d e t e r e r r a t i s c h e r Blöcke von G r a n i t , Gneis und a n d e r e n e r u p t i v e n G e s t e i n e n s k a n d i n a v i s c h e n U r s p r u n g s , w e l c h e theils die flachen S a n d u f e r der S e e bedecken, m e h r aber n o c h längs der g a n z e n K ü s t e auf d e m Meeresg r ü n d e l i e g e n ; sie bilden oft einen K r a n z am M e e r e s r a n d e u n d g e w ö h n l i c h sagt m a n , die S e e habe sie h e r a u s g e w o r f e n . D o c h nicht an allen Ufern b e o b a c h t e t e ich diese A n h ä u f u n g der Rollsteine — g r o s s e S t r e c k e n einer oder der a n d e r n S i r a n d g e g e n d , w o e n t w e d e r die Ufer zu flach oder vielleicht die S t r ö m u n g für diesen Z u s t a n d der D i n g e nicht günstig sein m o c h t e , sind e n t w e d e r gänzlich davon b e f r e i t , oder sie e r scheinen n u r in einzelnen E x e m p l a r e n ; d a h i n g e g e n sind sie an a n d e r n Orten w i e d e r um so h ä u f i g e r , und oft von so rie-
*) A n s déni Bulletin N o . III.
de la Soc.
des
naturalistes de
Moscou.
1852.
lieber eine seculäre, langsame Fortbewegung d. erratischen Blöcke.
25
siger G r ö f s e , dafs man gar nicht begreifen k a n n , wie das Meer diese s c h w e r e n K ö r p e r sollle h e r a u s g e w o r f e n h a b e n . N a c h den Wol len des H e r r n I n g e n i e u r - O b r i s t e n von der W a s s e r - C o m m u n i c a l i o n F e t t i g , w e l c h e r 2 0 J a h r e in L i b a u diente, sind am S t r a n d e des dortigen H a f e n s w e n i g R o l l s t e i n e v o r h a n d e n , obgleich sie nördlich nach S a c h e n h a u s e n u n d an anderen Orlen K u r l a n d s in unzähligen Massen den g a n z e n Strand b e d e c k e n ; auch liegt im H a f e n bei der H a f e n b r ü c k e in Libau, 1'2 Fufs u n t e r dem W a s s e r s p i e g e l ein m ä c h t i g e s L a ger erratischer Blöcke. Höchst i n t e r e s s a n t ist der U m s t a n d , dafs zwei bis drei Meilen nördlich von der L i b a u s c h e n H a f e n m ü n d u n g bei S t e e n s o r t sich in 18 Fufs T i e f e ein l a n g e s Riff von übereinander g e t h ü r m l e n erratischen Blöcken befindet. Diese g e w a l l i g e S t e i n m a s s e bildet ein s u b m a r i n e s Molo, u n d schützt einigermafsen die H a f e n m ü n d u n g g e g e n die von IN. nach S. streichenden L i t o r a l - V e r s a n d u n g e n . N o c h m e r k w ü r d i g e r aber sind E r s c h e i n u n g e n ä h n l i c h e r Art bei N i m m e r s a t in P r e u s s e n zur holländischen Mütze bis zur Memeler H a f e n m ü n d u n g am C u r i s c h e n Haff. D i e s e g a n z e mit S a n d belegte S t r a n d f l ä c h e ist m i t unzähligen Rollsleinen und oft von riesiger Gröfse b e d e c k t , w e l c h e nicht allein aus dem flachen Meer h e r v o r r a g e n , u n d am S t r a n d e auf der W a s serlinie, sondern a u c h bis 5 0 F a d e n v o m U f e r , auf den S a n d dünen liegen. D i e s e Rollsteine v e r m e h r e n sich i m m e r w ä h r e n d und w e r d e n alle J a h r e von der S e e h e r a u s , in den M e m e l e r H a f e n , bis in der D a n g e - M ü n d u n g h i n a u f g e t r i e b e n , so dass, der Schifffahrt w e g e n , alle drei o d e r vier J a h r e eine A u s h e bung der Steine aus dem F a h r w a s s e r stattfindet. Welche Kraft treibt nun diese S t e i n e alljährlich aus der S e e in den Memeler H a f e n ? w e n n sie nicht aus der f e r n e n T i e f e des Meers a u f w ä r t s w a n d e r t e n , s o n d e r n n u r aus der n a h e n flachen S e e , durch Eisschollen g e t r a g e n w u r d e n , so h ä t t e sich doch der n a h e Meeresgrund bald erschöpfen u n d steinleer sein m ü s s e n ; dies ist aber nicht der Fall, denn seit J a h r h u n d e r t e n w a n dern i m m e r w i e d e r Ricsenblöcke aus der fernen T i e f e zur nahen K ü s t e !
26
Physikalisch- mathematische
Wissenschaften.
In der S t r a n d g e g e n d der 4 0 bis 6 0 W e r s t von Riga e n t f e r n t e n G ü t e r Koltzen u n d A d i a i n ü n d e , nördlich von der mir zugehörigen B e s i t z u n g u n d B a d e o r t N e u b a d , liegen b e s o n d e r s viele grofse Rollsteine am flachen sandigen Ufer des G e s t a des, aber v o r z u g s w e i s e ist der S e e g r u n d , so weit sich ermitteln läfst, bis zu einem A b s l a n d e von 2 0 0 bis 3 0 0 F a d e n vom Ufer mit diesen W a n d e r b l ö c k e n b e d e c k t , so dafs bei einem niedrigen W a s s e r s t a n d e die gröfsten dieser S t e i n e a u s d e m W a s s e r h e r v o r r a g e n u n d h e m m e n d der Sfrömlingsfischerei e n t gegentreten. Itn vorigen J a h r e , w o — b e s o n d e r s im S e p t e m b e r — der W i n d seit 3 W o c h e n beharrlich v o m L a n d e w e h t e , u n d d a h e r der W a s s e r s t a n d im Golfe so niedrig w a r , w i e ich es mir seit vielen J a h r e n nicht e r i n n e r e , fand i c h , dass durch diesen Z u r ü c k t r i t t des W a s s e r s , der g a n z e M e e r e s g r u n d längs der K ü s t e lief a u s g e w a s c h e n , der o b e r e S a n d abgespühlt u n d dafs Millionen von Rollsteinen zum V o r s c h e i n e g e k o m m e n w a r e n , von denen f r ü h e r keine S p u r v o r h a n d e n g e w e s e n b e s o n d e r s aber ü b e r r a s c h t e mich eine seit vielen J a h r e n beliebte ß a d e s l e l l e , w o f r ü h e r n u r ein w e i c h e r S a n d g r u n d v o r h a n d e n , g e g e n w ä r t i g a b e r der Boden mit einer so u n z ä h l b a r e n Masse von Rollsteinen b e d e c k t w a r , dass die g r ö s s t e Aehnlichkeit mit einem künstlichen Steinpflaster h e r v o r t r a t . N a c h einigen T a g e n v e r ä n d e r t e sich d e r W i n d — das Meer t o b t e — und alle diese, vielleicht seit J a h r h u n d e r t e n hier a n g e h ä u f t e n Rollsleine w u r d e n spurlos w i e d e r mit S a n d bedeckt. W o h e r n u n diese w u n d e r b a r e A n h ä u f u n g so vieler Millionen dieser skandinavischen F r e m d l i n g e , w e l c h e nicht allein das Ufer und den S e e g r u n d b e d e c k e n , s o n d e r n m e h r n o c h u n t e r dem S a n d e der U f e r b i l d u n g liegen u n d nicht m e h r un-
') U n t e r diesen Rollsteinen fand ich als S e l t e n h e i t a u c h
einen
abge-
r u n d e t e n Kalkstein mit Korallen, a u g e n s c h e i n l i c h d e n obern sibirischen G e b i l d e n der Insel Oesel a n g e h ö r e n d , lands Küste h e r i i b e r g e w a n d e r t .
und über den Golf nach Liv-
lieber eine seculäre, langsame Fortbewegung ag. 39_>.
Ueber eine seculäre, langsame Fortbewegung d. erratischen
Blöcke. 4 5
Küsle g e t r i e b e n , ihre L a d u n g endlich im flachen W a s s e r der Küste fallen l a s s e n , w o sie d e n n im L a u f e d e r Z e i t von d e n g e w ö h n l i c h e n Eisschollen ans Ufer g e t r a g e n w e r d e n . D e n k e n wir uns die S a c h e so w i e ich sie hier b e s c h r i e ben h a b e , so ist alles mit den E r s c h e i n u n g e n im E i n k l a n g , und es erklärt sich, w a r u m sich das Material nicht endlich e r s c h ö p f t , und w a r u m die Granitblöcke an der K ü s t e n g e g e n d seit J a h r h u n d e r t e n nicht a b n e h m e n , s o n d e r n in l a n g s a m e r s e culärer B e w e g u n g i m m e r w i e d e r a u s der S e e h e r a u f z u m hohen Ufer w a n d e r n . W e n n ich — iin Fall v. D e c h e n ' s Ansichten sich bew ä h r e n — über die grofsartigen g e o l o g i s c h e n W i r k u n g e n n a c h d e n k e , w e l c h e die Grundeisbildung v o m A n f a n g e d e r jetzigen Aera bis auf u n s e r e Z e i t , v e r a n l a s s e n k o n n t e , so frage ich mich unwillkürlich, w o ist das g e w a l t i g grofse Material granitischer Gesteine geblieben, w e l c h e s seit J a h r t a u s e n den durch E i n w i r k u n g der Atmosphärilien u n d a n d e r e r U r s a c h e n , von der h o h e n skandinavischen K ü s t e h e r a b b r ö c k e l l e und ins Meer fiel? — Alle diese H o c h - und G e b i r g s l ä n d e r geben jetzt ein zerrissenes, n u r ihnen e i g e n t ü m l i c h e s K ü s t e n bild mit T a u s e n d hohen E i n b u c h t e n , Fiörds o d e r S c h e r e n , w e l c h e augenscheinlich nicht u r a n f ä n g l i c h , s o n d e r n sich n u r in s p ä t e r e r Zeit gebildet, und w i e viel w e i t e r m ö g e n diese Küstenländer f r ü h e r ins Meer h e r a u s g e r a g t h a b e n , da a l l j ä h r lich noch derselbe P r o z e s s fortschreitet u n d Gerölle und S t e i n e i m m e r n o c h von den hohen Ufern h e r a b b r ö c k e l n u n d in d a s Meer fallen? W e n n nun a u c h a n z u n e h m e n ist, dafs diese A b b r ö c k e l u n g der Küste sehr g e r i n g e e r s c h e i n t , so ist sie d o c h , w e n n w i r die Gröfse der Fiörd's und t a u s e n d j ä h r i g e W i r k u n g e n n a c h Lyellschen Prinzipien auffassen, so u n g e h e u e r g r o f s , dafs v o n diesen K ü s t e n im L a u f e der Zeit so viel Material v e r s c h w u n den ist, dafs es wahrscheinlich g e n ü g e n w ü r d e , u m halb E u r o p a mit Rollsteinen zu bedecken, u n d m ö g l i c h ist es, dafs das Grundeis beim T r a n s p o r t e dieses Materials eine vielleicht nicht u n b e d e u t e n d e Rolle spielt.
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Physikalisch - mathematische Wissenschaften.
Mögen dies übrigens auch nur Andeutungen sein, welche der Wahrscheinlichkeit nahe liegen, so ist auch schön damit viel gewonnen. Es fehlt uns überall noch an Beobachtungen, besonders über die Grundeisbildung im Meere selbst, so dafs hierüber noch ein tiefes Dunkel schwebt; es ist daher — vorzugsweise für uns Bewohner des nördlichen Balticums — der Wissenschaft gegenüber, die Verpflichtung vorhanden, alle Data über den interessanten Gegenstand zu sammeln und vor das Forum der Wissenschaft zu bringen.
Erinnerungen aus 0.?etien#).
D i g o r i e n , das aufserste Thal in dem wladikawkasschen Kreise gegen W e s l e n , wird von einem Völkchen ans dem S t a m m e der Oseten bewohn!, das unter dem Namen der Digorzen bekannt ist; jenseits derselben beginnt das Land Baikar. Die Berge, welche dieses Thal einschliefsen, ziehen sich in schräger Richtung nach Süden hin und nehmen ganz eigent ü m l i c h e Formen a n , bald schweben die Spitzen nackt und zerrissen über dem Haupte des Reisenden, bald legen die Berge sich breiter aus und zeigen runde Contouren-, hier und da eine Höhle, ein Bergstrom schlängelt sich von der u n e r steigbaren Höhe h e r a b , alles ist wild und schaurig. Weiterhin werden die Berge noch höher, groisavtig scheint der eine über dem anderen gethürmt. Häufig treiben die S t ü r m e um die Kuppen ungeheuere Wassermengen zusammen, die, Erde mit sich führend, herabströmen und in kürzester Zeit ganze Wälder untergraben, Ebenen überfluten und nur die von oben herabgeführten Steine auf ihrem W e g e zurücklassen; fast auf jedem Schritte sieht man diese Flüsse die Abhänge der Berge furchen und in Wasserfällen von den Felsen herabstürzen; schwebende Steinmassen werden von Regen und W i n d e n losgerissen, fallen nieder, zerstäuben und bilden in d e r N i e d e *) Nacli Nikolai B e r s e n e w .
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Physikalisch - mathematische Wissenschaften.
rung sehr fesle Schichten, die allmälig zu neuen Bergen sich erheben; nicht selten besten solche Berge, wenn sic^ von den herabkommenden Wassern unterwaschen sind, mit Getöse und sich erhebendem dickem Staube. Von dem Aul Goliath aus geht der W e g die Schlucht entlang an dem R a n d e der Felsen hin; über dem W e g e sind die Spitzen der Berge mit magerem Strauchwerk bedeckt: zu den Füfsen schaut man in eine unwirthsame Gegend, Dov/lug genannt, und durch die Wipfel der Bäume, die sich aus ihr erheben, erblickt man den schäumenden Fluss, der mil Mühe sich zwischen den Felsen hindurch arbeitet. Das gegenüberliegende Ufer ist, ganz senkrecht, traurig anzusehen; auf den Stufen der schwarzen Felsen wurzelt Nadelholz, gleichsam um desto mehr dieses Naturbild zu markiren. J e weiter man aber in das Thal dringt, desto wilder erscheint es, die Wälder verschwinden von den Abhängen der Berge, man gelangt durch Engpässe und begegnet endlich weder einem Strauche, noch einem Grashalm, noch irgend einem Zeichen von Leben; nur nackte Felsen stehen am W e g e , die immer höher und höher hinaufsteigen — du hörst nur das Tönen der berstenden Gletscher und das Lärmen des Flusses U r s - d o n *). Im Sommer lagert Nebel über der ganzen Umgegend und deckt den W e g , der ohnehin kaum bemerkbar ist, der Wind pfeift in der Schlucht, und der Sturm jagt nach Herzenslust über die nackten Felsberge; im Winter fegt das Unwetter die Schneehaufen zusammen, und ein Schneegestöber bedeckt die Pfähle, die den Pfad bezeichnen. Wie im S o m m e r , so im Winter giebt es hier Lawinen. Ein dumpfes, donnerähnliches Getöse kündet ihren Sturz an, ein Windstofs reifst plötzlich die an dem Abhänge angesammelte Schneemasse los, und mit unaufhaltbarer Gewalt, alles,
* Der weifse F l u s s , der weiter abwärts mit dein Durdur sicli vereinigt und, nachdem er g e g e n N.W. hin gegen 4 0 Werst zurückgelegt, sich bei dem Posten Nikolajewsk in den T e r e k ergiefst.
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E r i n n e r u n g e n aus O s e t i e n .
w a s begegnet, e i d r ü c k e n d , rollt sie s t ä u b e n d h e r a b . D e n O s e len gelingt es nicht seilen, u n t e r diesen L a w i n e n v e r u n g l ü c k t e Menschen d u r c h schleuniges A u s g r a b e n zu r e t t e n ; sie k e n n e n die Stellen, w o jährlich S c h n e e s t ü r z e g e s c h e h e n , u n d k ö n n e n sie sogar der Zeit n a c h v o r h e r s a g e n : w e n n d e r S c h n e e , d e r auf den Höhen liegt, schmilzt und das unten h e r a u s s i c k e r n d e W a s s e r den A b h a n g des B e r g e s schlüpfrig m a c h t , so b e g i n n t der S c h n e e plötzlich zu r u t s c h e n , E r d e und u n g e h e u e r e S t e i n e mit sich fortzureifsen; die gefährlichsten L a w i n e n e n t s t e h e n an den zerklüfteten H ö h e n , die a m F u f s e in eine s e n k r e c h t e W a n d a u s g e h e n ; das Knallen mit einer P e i t s c h e , ein S c h r e i und ähnliche Dinge können durch L u f l e r s c h ü t t e i u n g die L a w i n e losreifsen, die, mit Macht n i e d e r f a l l e n d , die L u f t d u r c h schneidet und in einein Z u g e den W a n d e r e r von den Füfsen bringt und alles in weiter A u s d e h n u n g erstickt. Digorien ist, so zu s a g e n , von d e r Menschheit und der N a t u r v e r g e s s e n , von allen C o m m u n i c a l i o n s w e g e n e n t f e r n t , von allen Seiten von B e r g e n u m k r ä n z t u n d w ä h r e n d n e u n Monaten des J a h r e s n u r mit L e b e n s g e f a h r o d e r g a r nicht besuchbar. Die mittlere J a h r e s t e m p e r a t u r b e t r ä g t hier e t w a -J-3° R e a u m u r . F r u c h t b ä u m e k o m m e n nicht fort, mit A u s n a h m e von w i l den Aepfel- und K i r s c h b ä u m e n ; der S o m m e r ist so kurz, dafs die S a m e n in der Z e i t z w i s c h e n d e m S c h m e l z e n u n d d e m neuen Fallen des S c h n e e s nicht Z e i l h a b e n , zu treiben. Der H a u p t r e i c h t h u m der B e w o h n e r besteht in den S c h a f h e r d e n ; die Digorzen treiben a u c h B i e n e n z u c h t , u n d ihr H o n i g ist d u r c h aromatischen G e s c h m a c k u n d Klarheit a u s g e z e i c h n e t . A n d e r e E r w e r b s z w e i g e der Digorzen sind nicht b e k a n n t ; betriebsam und verschlagen, w i e alle B e r g b e w o h n e r , d i e n e n sie als F ü h r e r über die G l e t s c h e r u n d die A b g r ü n d e i h r e r B e r g e , als solche legen sie U n e r m ü d l i c h k e i t , G e i s t e s g e g e n w a r t , U m sicht, ein richtiges Augenuiafs u n d p h y s i s c h e K r ä f t e an den T a g ; oder sie gehen in den Höhlen u n d zwischen den Felsen den M a r d e r n , ü b e r E i n ö d e n und Eisfelder den G e m s e n (osetisch Dsabidir) nach. E r m a n s R u s s . A r r h i v . B d . X I I I . H . 1.
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Physikalisch - mathematische Wissenschaften.
Eine behende Gemse steht auf der W a c h t , noch sieht sie nicht den Jäger, aber sie hört ihn von fern und läfst einen gellenden Pfiff ertönen, das ganze Rudel von zehn bis fünfzehn Gemsen nimmt die Flucht, sicher messen sie die Räume a b , kühn springen sie von einer Felsspitze zur a n d e r e n , in der Leichtigkeit der Füfse ihre Rettung suchend; der Waidmann folgt ihnen, w e d e r Nacht noch Abgründe halten ihn auf, häufig findet er aber zwischen Felsen und Eismassen seinen Tod.
Lebedjew und die tschuwaschische Sprache.
H err W . I. L e b e d j e w , aus dessen F e d e r wir bereits zwei anziehende Artikel über die T s c h u w a s c h e n mitgetheilt haben,*) u n t e r n i m m t es n u n a u c h , die S p r a c h e dieses Volkes zu besprechen **). W i r wollen bei ihm, der l a n g e u n t e r den T s c h u w a s c h e n gelebt h a t , eine t ü c h t i g e p r a c t i s c h e Kenlniss ihrer S p r a c h e gern v o r a u s s e t z e n , u n d ihm a u f s W o r t g l a u b e n , w e n n er uns sagt, dies o d e r j e n e s W o r t b e t o n e m a n so u n d nicht anders, diese W o r t f o r m o d e r W e n d u n g sei g e b r ä u c h l i c h , j e n e ungebräuchlich. Aber zu F o r s c h u n g e n ü b e r die g r a m matische G e s t a l t u n g einer S p r a c h e o d e r zu B e u r t h e i l u n g der F o r s c h u n g e n A n d e r e r auf diesem Gebiete ist p r a c t i s c h e Kenlniss allein lange nicht ausreichend. Man m u s s a u c h die näher v e r w a n d t e n S p r a c h e n (hier also w e n i g s t e n s die T ü r k i s c h e ) e t y m o l o g i s c h studirt h a b e n , w a s bei H e r r e n L. augenscheinlich nicht der Fall i s t ; m a n m u s s f e r n e r die G a b e ruhiger P r ü f u n g u n d einer e b e n s o bündigen ais klaren E n t wicklung seiner G e d a n k e n besitzen. D i e s e G a b e fehlt H e r ren L. gewiss nicht in D i n g e n seines eigentlichen B e r u f e s ; aber hier vermissen wir sie gänzlich.
*) Sind betitelt: „ d i e Simbirsker T s c h u w a s c h e n " (Band IX, S. 5 6 2 fr.), und „die Jagd bei den Simbirsker Tschuwaschen" (1!. X , S. 452 (f.). **) O t s c h u w a s c l i s k o m j a s y k j e .
S. Zeitschrift
der innern Angelegenheiten ( w n u t r e n n i c h
des Ministeriums
djel),
October 1852,
S. 7 9 — 1 1 7 . 4 *
52
Historisch - linguistische Wissenschaften.
Der Verf. beginnt inil Bemerkungen über die Isolirung der T s c h u w a s c h e n , ihre Armulh an abgezogenen Begriffen, und die zu vorlheilhafte Ansicht von den geistigen Eigenschaften dieses Volkes, welche in den bekannten „ S a p i s k i " der Frau Statsrälhin Fuchs sich ausspreche. Dann theilt er ein Lied mit, dessen Verfertiger (denn Poesie ist keine darinnen) schon zu den v e r r u s s t e n Tschuwaschen gehören soll, und welches D e n k - und Lebensweise derselben ziemlich gut schildert.*) Es sei hier deutsch mitgelheilt: W i r sind als Tschuwaschen geboren, An die Wolga gekommen; D a wohnen wir allezeit. N u n werden T j a k' s f r a g e n : W o h e r stammen die Tschuwaschen? — W i r sind Tschuwaschen, sinds von j e ; Die T a t a r e n sind unsere Brüder, Und unsre Sprach' ist die Tschuwaschische. Kommt irgend K u m m e r über uns, S o wenden wir uns T o r a zu,**) So schlachten wir auf der Opferslätt Kühe und junge Kälber, D a s s T o r a Gesundheit verleihe, D a s s T o r a Glück verleihe. Vom Schreiben ist uns nichts bekannt, Vom Lesen ist uns nichts bekannt. W a s sollen wir thun in schwerer Zeit? W a s ist zu geben der Geistlichkeit? f ) Haben Hausvieh grofs wie klein,
*) Der T e x t desselben ist sehr nachlässig corrigirt: da steht z. B. b. i s l e r v m ) wesentlich das o s m a n i s c h e P r a e s e n s - F u t u r ist.
') S c h o t t a. a. 0 . , handelt ist.
S. 3 0 ,
wo
dieser Gegenstand
aber
zu kurz
abge-
Lebedjew und die tsclmwaschische Sprache.
59
Noch müssen wir b e m e r k e n , dass der V e r f a s s e r Ischuwaschischen IVaeteriluin
in
in - d y r n ,
-
Osmanischen Das t s c h e bor-tsche)
Grammatik - rym,
dyng, auf d - m
von
bolas
- r e etc.,
- ryng,
- t s c h e etc. aufführt, (buldum,
der dritten P e r s o n
geldim
desselben
dagegen welches etc.)
entstanden,
was
kein eines dem
entspricht.
(bol-tsche
ist ohne Zweifel aus di oder t i ( d e m
consonanten mit i )
unserer
(geschehen)
oder
Thema-
den Lautgesetzen
der
T s c h u w a s c h e n ganz analog ist. *)
*) Scliott a. a. O., S. 15: tscli semper d (turcici) ante i vicem gerii: Ischi ri (vivimi), diri; sitsche (septem), jeili, etc.
Altslawische und russische Sprüchwörter nebst Erklärung ihrer Abkunft und Bedeutung. * )
D i e meisten S p r ü c h w ö r t e r des grofsen slawischen Volkes g e h ö r e n , ihrer Abkunft n a c h , in ein sehr h o h e s , nicht selten heidnisches A l l e r t h u m , u n d z e u g e n dabei von feinster Beobachtungsgabe. Allein viele derselben haben einen h i s t o r i s c h e n oder a l l e g o r i s c h e n U r s p r u n g ; um diese möglichst g e n a u zu erk l ä r e n , m u s s m a n also mit l ä n g s t v e r g a n g e n e n Z u s t ä n d e n , S i t t e n , Ansichten und V o r u r t h e i l e n v e r t r a u t sein. Auf den G r u n d dieser N o t h w e n d i g k e i t sind die S p r ü c h w ö r t e r in zwei Classen zu t h e i l e n : zur ersten C l a s s e g e h ö r e n die h i s t o r i s c h e n , d. h. solche, d e n e n irgend eine alle Sitte, eine u n g e w ö h n l i c h e B e g e b e n h e i t , bisweilen ein g e r a d e z u lächerliches E r e i g n i s s ihr D a s e i n g e g e b e n ; zur z w e i t e n , die a l l e g o r i s c h e n , d. h. solche, in d e n e n , u n t e r dem Bilde von T h i e r e n o d e r allerlei G e g e n s t ä n d e n , die Mängel, S c h w ä c h e n u n d V e r i r r u n g e n der Menschen in allen A b z w e i g u n g e n ihres häuslichen und öffentlichen Seins lebendig gezeichnet sind. Es mögen nun die S p r ü c h w ö r t e r selbst folgen. 1. ser
W i e ein Stein ins
Wasser.
E r v e r s c h w a n d , er g i n g u n t e r , w i e ein ins W a s g e w o r f e n e r Stein. Dieses S p r ü c h w o r t bezeichnet
*) An i!cn M o s k w i t j a n i n
g i s a n d t von P a u l
Szjiitewski
in
Warschau.
Altslawische und russische Spriicliwurter.
|j[
eigentlich den unwiederbringlichen Verlust einer S a c h e ; dann, im übertragenen Sinne, das ewige Vergessen einer zugefügten Kränkung oder Beleidigung. W i r wollen dieses S p r ü c h wort vollständig anführen, in Verbindung mit dem Umstände, der es erzeugt hat. W e n n die Greise zwei Feinde versöhnen wollen, bereden sie dieselben, erlittene Unbill zu vergessen, und sagen dazu: „höret auf mit Zürnen und vergesset das zwischen euch Vorgefallene; mag es untergehen wie ein Stein, den man ins Wasser geworfen hat. *) Dieses Sprüchwort datirt aus der ältesten Epoche des slawischen Heidenthums. Rlan weiss, dass die allen Slawen nicht anders einen Krieg unternahmen oder den Feinden Frieden verkündeten, als mit Erlaubniss ihrer G ö l t e r , bei welchen die Priester in solchen Fällen anfragten. Im Fall eines Friedens beriefen die slawischen Anführer ihre Feinde ans Ufer eines Meeres oder Flusses; wenn nun Letztere am bedungenen Orte erschienen, so traten Erslere hervor und warfen Steine ins W a s s e r , als symbolische Handlung des Vergessens ihrer Feindschaft. D a s selbe thaten die feindlichen Häuptlinge; darauf reichten beide Theile einander die rechte Hand, und legten S t e i n e , Waffen und Geldstücke zu den Füfsen eines Idols nieder. Anfänglich w a r diese Sitte, als eine geheiligte, Sache der Allgemeinheit, in der Folge ward sie häusliche, alltägliche Gewohnheit. Halte ein Streit zwischen zwei Familien sich entsponnen, so zogen sie mit Steinen in den Händen gegen einander aus; kam es aber zur Versöhnung, so gaben sie sich die rechte H a n d , küssten sich und vertauschten die Steine; dann kehrten sie heim, gingen zum Brunnen, warfen die Steine hinein, und sprachen: möge unsere Feindschaft vergehen, wie diese Steine auf den Grund des Brunnens fallen. Dieser Gebrauch besteht noch in Serbien und in den Donaufürslenthümern. Ein ähnlicher Brauch erhält sich in Galizien, der Herzogowina und in den Statthalterschaften Grodno und Kowno. Es ereignet
*) Altslawisch: p a k i n t e g n j e w a t z a , n e c h a i i e n o u s e , s c l i t o bylo, s g i n e m a r n j e , p r o p a d s e , j a k toi k a m e n u wadsje.
02
Historisch - philologische
Wissenschaften.
sich mitunter, dass die gegen ihren Vorgesetzten erbitterten Starosten oder Landwirthc, zufolge einer Verabredung, Steine ergreifen und wider den verhassten l'odbarin (Vice-Bojaren) ausrücken; begegnet ihnen aber auf dem W e g e irgend ein feindseliges Thier oder Vogel, hören sie das Bellen eines Hundes, das Brüllen einer Kuh oder eines Ochsen (lauter böse Vorbedeutungen), so kehren sie wieder heim, werfen die Steine in einen Brunnen und sagen dazu: n e c h a i j e n o p r a p a d s e s' k a m e n e m u w a d s j e (lasst uns ihm den Stein ins Wasser werfen, d. h. verleihen!). Sind nicht darum auch die Brunnen einiger unruhigen und reizbaren Hausherren dergestalt mit Steinen v e r d a m m t , dass man sie von diesen Symbolen häufigen Haders reinigen muss? 2.
Er p l a t z t h e r a u s wie der J u n k e r von
Konopel.
Bedeutung: e r w e i s s n i c h t , w o v o n s i c h s h a n d e l t , u n d d o c h s t r e i t e t e r . Dieses Sprüchwort hat einen historischen Ursprung. K o n o p e l heisst ein Dörfchen im Kreise Igumen der Statthalterschaft Minsk. Daselbst soll irgend ein reicher Edelmann von der gemeinsten Sorte gewohnt haben, der w e d e r lesen noch schreiben, nur Geld ansammeln konnte. Als reicher und ausserdem roher Mensch verachtete er alle seine Nachbarn, zu denen sehr angesehene Magnaten, sogar der berühmte Karl Radziwill, gehörten. Dies erfuhr der stolze Woiwode von Wilna, Herr von N e s w j / , Koidanovv und Klezk, und wollte dem J u n k e r bessere Sitten beibringen. In dieser Absicht berief er eine Conferenz, zu welcher alle reichen Edelleute der Nachbarschaft, darunter auch der von Konopel, berufen w u r den. D e r Junker kam vor Freude fast ausser sich; die Einladung zur fürstlichen Conferenz machte ihn noch aufgeblasener als er schon gewesen. Er wusste gar nicht, wie er sich herausputzen sollte, um recht glänzend zu erscheinen: mit allen seinen goldnen und silbernen Regalien beladen, liefs er einen vorsündflutigen Rumpelkasten mit Sechsen bespannen und begab sich so nach N e i w i ; . Als er in den Saal der
Altslawische und russische
63
S|>riichwörter.
B e r a l h u n g trat, empfing ihn ein L a q u a i und sagle, alle P l ä l z e seien schon eingenommen, aber unser Konoplianer, durch diese Kunde nicht im Geringsien aus der Fassung gebracht, drängte sich v o r w ä r t s , b e m e r k t e ,
dass der erste (für Radzivvill selber
bestimmte) Platz noch unbesetzt war, und liefs sich ohne U m stände auf demselben
nieder.
Alle Anwesenden
sahen
den
verwegenen J u n k e r mit V e r w u n d e r u n g an, sagten aber, durch Radziwill vorbereitet, kein W o r t , und lächelten nur v e r s t o h len.
Es
begann
nun eine D e b a t t e ,
die ziemlich
lang
an-
dauerte; unser Edelmann aber, an solche Sitzungen nicht g e wöhnt und nicht einmal v e r s t e h e n d , wovon es sich handelte, versank in S c h l u m m e r .
Da
trat der S e c r e t a r zu ihm heran,
weckte ihn und fragte: „ W e l c h e s ist denn die Meinung E u r e r Gnaden?"
Der
Konoplianer
antwortete
S c h l a f e mit der angelernten R e d e n s a r i : schehen —
noch
in
halbem
„ D a s kann nicht g e -
ich gestalt es nicht ( n i e
pozwalam)! . . .
—
W i e so das? fragten die in den ersten Reihen Sitzenden . . . — „ N e i n , das geb ich nicht zu, und damit a b g e m a c h t ! " . . . W a s ? wie?
riefen fast alle
man
nicht
damit
den V o r r a n g
—
Versammelten zugleich . . . kann
einverstanden
vor dem B ü r g e r
sein,
dass
der
haben s o l l ? . . .
Edelmann
—
„Ah! . . .
das halt ich nicht gehört" — entgegnete unser J u n k e r .
Jetzt
mussle Alles lachen, und man hörte die W o r t e : „ W a s ist das für ein S t ü c k c h e n ? w e r ist d i e s ? e t w a ein B ü r g e r s m a n n , der seine Standesgenossen in S c h u t z nimmt und ihnen den V o r rang vor dem Adel auswirken w i l l ? "
—
blick trat Radziwill
aus einer Seitenthür
mit lauter S t i m m e :
„Das
In diesem Augenherein
und
sprach
ist der E d l e von K o n o p e l ! "
klatschten in die Hände und erhoben ein schallendes
Alle
Geläch-
t e r ; Einige riefen a u c h : „ S i e h da! der E d l e von K o n o p e l ist herausgeplatzt!" Saale.
Reichlhum hen
Man führte den armen Konoplianer aus dem
D i e s e r fand es forthin für g u t , dem S t o l z auf seinen zu e n t s a g e n ,
und beschäftigte sich noch im ho-
Alter mit Grammatik,
Geographie,
Arithmetik und
Ge-
schichte. Die
Polen
haben
eine
Variante
dieses
Sprüchwortes:
64
Historisch - philologische Wissenschaften.
w y r w a e s i § j a k F i l i p z K o n o p i (herausplatzen wie Philipp von Konop) *), welche sogar den Namen des enlhorniglen Edelmanns aufbewahrt. 3.
Er hebt seine Beine hoch und schleppt Stiefel am Haken.
seine
Dieses Sprüchworts bedienen die Bauern sich spottweise gegen den verarmten und niedrigsten Adel, der sich in E r ziehung und Kleidung von ihres Gleichen kaum unterscheide!, und doch in ihrer Gesellschaft die Beine (oder auch die Nase) hoch trägt. Diese Classe lumpiger Arislocralen ist nämlich Ueberbleibsel einer zahlreichen Suite an den Höfen der regierenden polnischen Könige und der grofsen Magnaten. Es gab eine Z e i t , als Könige und appanagirte Grofse (z. B. die Chodkewicz, Radziwill u. s. w., welche ihre Truppen und Leibgarden halten und unter einander Krieg führten) für den geringsten Dienst im Felde, auf der J a g d und bei Gelagen ihren Schmarotzern und dienstbaren Geistern kleine Landslücke schenkten und sie im Namen des Königs mit dem Erbadel begnadigten. Einige dieser Parvenü's wurden in der Folge reich und angesehen; aber die Meisten, Leute ohne alle E r ziehung und Bildung, liefsen sich auf den ihnen geschenkten Grundslücken nieder, und lebten vom Erlrage derselben, vom Verkaufe des Viehs, der Pferde u. s. w. In der Folge kamen diese armen zu Hause gezogenen J u n k e r in Ansehung ihrer L a g e auf gleiche Stufe mit den gemeinen B a u e r n , ja einige sanken noch tiefer: sie mussten in eigner Person pflügen, die Heerden hüten, Heu inachen, die Kühe melken, den Küchengarien bestellen; noch mehr, heutiges Tages verdingen sie sich sogar bei reichen Bauern zu H a u s - und Feldarbeiten. E s ist einleuchtend, dass diese Herren, bei so bewandten Umständen, sich nicht edelmännisch kleiden konnten und es jetzl noch weniger können; ihre gewöhnliche Tracht waren so-
*) S i e h e
Krdtkie
przypowiesci
Sprüchwörter der alten Polen).
dawnycli
Krakau, 1819.
Polaköw
(Kurze
Altslawische und russische Sjiriicliwörter.
C5
g e n a n n t e S w i l k a ' s aus schlichtem g r a u e m B a u e r n l u c h e u n d S c h u h e aus L i n d e n b a s t ; n u r an F e i e r t a g e n t r u g e n sie feinere Oberrücke, Stiefel und Mützen mit O b e r l e d e r . Aber trotz aller ihrer Dürftigkeit behalten sie ihre p s e u d o - e d e l m ä n n i s c h e A b kunft aus den Zeilen S i g i s m u n d s III., YVladisIaws I V . , o d e r J a n - K a s i m i r s Ireu im G e d ä c h t n i s s e : u n d o b w o l ein g r o f s e r Theil von i h n e n , der jetzigen U m g e s t a l t u n g z u f o l g e , da sie ohne Adelsdiplome, unter die F r e i b a u e r n (init V e r p f l i c h t u n g zum Kriegsdiensl) g e k o m m e n i s t , so w e i g e r n sie sich d o c h immer noch, bei nicht adlichen N a c h b a r n eine Mahlzeit e i n z u n e h m e n , die nicht selten reinlicher u n d reichlicher ist, als ihre eignen Mahlzeilen. D e r nämliche M e n s c h , der einem B a u e r n als T a g e l ö h n e r dient, hält sich in stolzer E n t f e r n u n g von ihm und b e h a u p t e t i m m e r seinen (nicht b e u r k u n d e t e n ) Adel, E r betheiligt sich um keinen P r e i s bei den S p i e l e n der B a u e r n oder bei ihrem traulichen G e s p r ä c h e ; in sein S a s l j e n o k *) gleichsam eingeschlossen, giebl er sich n u r mit seinen K a m e r a d e n j e d e m Z e i t v e r t r e i b und j e d e r E r g e l z u n g hin. N a c h d e m diese Art von N o b l e s s e die g a n z e W o c h e h i n d u r c h h a r t e Arbeit g e l h a n , begiebt sie sich am S o n t a g in die b e n a c h b a r t e K i r c h e , oder zum A b e n d k r ä n z c h e n , u n d auf s o l c h e m G a n g m a c h e n die H e r r e n den lustigsten A u f z u g : da ihr F e i e r t a g s putz der einzige ist, in w e l c h e m sie zu g e w i s s e n Z e i t e n des J a h r e s p r u n k e n , so gehen sie a u c h s e h r vorsichtig damit u m ; gewöhnlich tragen die M ä n n e r ihre O b e r r ö c k e und die F r a u e n ihre T ü c h e r u n t e r m A r m e ; S c h u h e und Stiefeln aber an B i n d faden oder S t ä b c h e n mit Haken über d e r S c h u l t e r . Bei B e g e g n u n g mit einem B a u e r n b e n e h m e n sie sich gleichwol aristocratisch, d. h. sie w e n d e n sich von ihm ab u n d v e r s a g e n ihm ihren Grufs. D a verzieht d e n n der B a u e r unwillkürlich seinen Mund zu einein spöttischen L a c h e i n , u n d sagt daheim, zu den Seinigen, bisweilen a u c h d e m dünkelvollen H a b e n i c h t s ,
*) Sastjenok's sind Abgrenzungen, Geschlechter
des
in welchen seit alter Zeit besondere
weissrnssischen Kleinadels, jetzt Freibauern
Einhöfer ( o d n o d w o r z y ) genannt, wohnen. Ermans liuss. Archiv. Ei!. XIII. II. J.
5
und
66
Historisch - philologische Wissenschaften.
w e n n er kommt und ihm seine Dienste anbietet, ins Angesicht: „sieh, er ist kahl wie ein Falke, und dabei bläht er sich noch . . . ein prächtiger A d e l ! . . . d i e F ü f s e (oder die N a s e ) h o c h , u n d d i e S t i e f e l a m H a k e n . . ."
4. N i m m G e l d i n d i e H a n d , w e n n d e r K u c k u c k r u f t . Seinen Ursprung verdankt dieses Spriichwort einer altslawischen Ueberlieferung vom Kuckuck. Schon die heidnischen Slawen glaubten, dass der Frühling eintrete, sobald der Kuckuck im W a l d e sich hören lasse, und dass Derjenige, welcher, sobald er den Ruf dieses Vogels zum erstenmal gehört, mit Geldstücken (in der Hand oder in der Tasche) klimpere, im ganzen J a h r e glücklich sei; führe er zu d e r Z e i t kein Geld bei sich, so werde er in vorhabenden Geschäften den gröfsten Verlust erleiden — wenn es aber ein Mädchen sei, so könne sie im laufenden J a h r e keinen Mann bekommen. Auf den Grund hiervon hielten es die alten Slawen für das grüfste (?) V e r b r e c h e n , einen Kuckuck zu tödten, und um so m e h r , da dieser Vogel von einigen slawischen Stämmen angebetet wurde. Diese Ueberlieferung vom Kuckuck hat sich vollständig erhalten. Ein verliebtes Bauernmädchen, das zum ersten Mal die Stimme dieses Vogels h ö r t , beeilt sich, mit Geld zu klimpern, und antwortet der Kuckuck darauf, so glaubt sie an ihre Verheirathung im laufenden Jahre. Neuvermählte fragen den Vogel, mit Geld klimpernd: „ w i e lange werden wir zusammenleben?" Dann zählen sie die Antworten, bis der Kuckuck schweigt, was übrigens, wie Nalurbeobachler ermittelt haben, schon nach zwanzig Rufen zu geschehen pflegt. Aber wichtiger als Alles ist der Glaube, dass, wenn ein Mann mit Gelde klimpert, die Kopeke durchs ganze J a h r bei ihm ausdauern werde. Eben darum hallen es die heutigen Kleinruss e n , gleich den allen S l a w e n , für S ü n d e , einen Kuckuck zu schieisen. Auf den Grund solcher Abstammung dieses Sprüchworts lässt sich auch seine Bedeutung angeben; es drückt wol fol-
Altslawische und russische Sprüchwörter.
67
genden Gedanken aus: „ T r a g im Frühling Geld bei dir, damit d a , wenn da zum ersten Male Kucku! rufen hörst, mit demselben klimpern und dir sonach Glück herausweissagen könnest." Iin übertragenen Sinne aber wird es b e d e u t e n : „ S p a r e dir Geld auf den Frühling", oder — was ebensoviel sagt — „auf die bösen Tage". Denn der Frühling ist für die Bauern dasselbe, was die bösen T a g e , d. h. zur Frühlingszeit fehlt es auf Dörfern gewöhnlich an Gelraide, Küchengewächsen ii. dgl. W e r also kein Geld zum Frühling gespart hat, der wird unglücklich sein, d. h. Hunger leiden müssen. 5.
D e r Biir mit s e i n e m T a n z e n f ü l l t d e s R a n z e n.
Zigeuners
Oder auch: d e s B ä r e n M e n u e t m a c h t d e n Z i g e u n e r f e t t . Dieses Sprüchwort leitet s e i n e n U r s p r u n g von der noch unlängst üblich gewesenen Bärenzucht. Diese besteht jetzt nicht mehr; die trägen Zigeuner sind in Landbauern verwandelt. Es ist aber noch gar nicht lange h e r , dass die Zigeuner aus der Bärenzucht ein w a h r e s G e w e r b e machten, welches ihnen Geld und allerlei Naturalien, insonderheit das bei diesem Volke so sehr beliebte Schweinefett in Fülle eintrug. Eine solche Lebensweise behagte den schwarzen V a gabunden gar sehr; und würden sie gern'mit ihren Petzen bis zum jüngsten T a g e herumgewandert sein. Aber zu ihrem Unglück begnügten sie sich nicht mit freiwilligen Gaben — sie stahlen auch, besonders P f e r d e , Schweine, u . s . w . Da fassle man sie denn bald ab, und zwang sie, sich anzubauen und hinterm Pfluge zu gehen. Hieraus ersieht man, wie beissend und sinnschwer obiges S p r ü c h w o r t ist: der Bär tanzt, quält sich, plackt sich, und der Zigeuner sammelt das Geld e i n ! . . . giebl es nicht auf Gottes W e l t eine Menge solcher faulen Zigeuner, die vom Schvveisse geplagter Bären feit w e r den? Der fröhnende Bauer bedient sich dieses S p r ü c h w o r l s gegen seinen G r u n d h e r r e n , welcher in dem Mafse reicher wird, als jener herunterkommt.
68 6.
Historisch - philologische
Macht
ihr
uns
auch
Wissenschaften.
„caput",
wir
machert
doch
n i c h t „h a I j o m " . Im D i a l e c t e der K l e i n r u s s e n : c h o z j w y n a s k a p i i t , my ne haljöin.
D a s seltsame
offenbar nichts A n d e r e s , als Ions!
Dieses
Sprüchworl
to
h a l j o i n ( o d e r g a l j o m ) ist
das verdorbene französische
al-
ist sehr neu — es verdankt den
Ereignissen von 1 8 1 2 seine Entstehung.
Man weiss, dass die
französischen Officiere und Soldaten damals mit den russischen B a u e r n sehr hart u m g i n g e n ; sie liefsen sie über ihre Kräfte L a s t e n fahren und tragen, so dass nicht nur die L e u t e , sondern auch ihre P f e r d e und Ochsen gequält wurden. ses S p r ü c h w o r t vorzugsweise
D a die-
im Bezirke Borisow der S t a t t -
halterschaft Minsk existirt,
so muss man glauben, dass
Franzosen
besonders
den B o r i s o w e r n
hart zugesetzt
die
haben.
S a h e n die geplagten L e u t e , dass ihr V i e h , wenn es die V e r w u n d e t e n , die Munition und mancherlei andere Dinge ziehen musste, vor Ermüdung, Kälte und Hunger stürzte, so mochten sie w o l öfter die Z ü g e l fallen l a s s e n , und in ihrer V e r z w e i f lung ausrufen: „bringt uns um, wenn's euch so gefällt — wir gehen doch nicht w e i t e r ! " In der F o l g e hat die Bedeutung
dieses S p r ü c h w o r t s sich
verallgemeinert.... 7.
Kiihre
die
schüttle
Birnen
die
der
deinigen alten
alten
Weiber
nicht
ab, und b r i n g sie
dem
Weibe.
Hier ist von Deferenz gegen
das
weibliche
Geschlecht
überhaupt und gegen alte W e i b e r insonderheit die Rede. wirklich
herrscht unter den
an;
Und
B a u e r n , trotz ihrer Einfalt und
Ungebildetheit, eine gewisse Hochachtung der W e i b e r , insonderheit alter. gar
keinen
geschäften
Wenn
wir b e d e n k e n ,
erheblichen D i n g e n , betheiligt
ist,
dass
die
Bäuerin
bei
keinen H a n d e l s - und G e l d -
dass sie sogar
eine Sclavin
Mannes heissen kann, so begreifen
wir nicht, woher
Huldigung sich schreibt,
weniger,
und noch
warum
ihres solche
sie
ge-
A l t s l a w i s c h e und russische
Sprüchwörter.
69
vvisser Mafsen mit Furcht und Zittern, mit sclavischer Unterwürfigkeit verbunden ist. Ich glaube, nicht auf falschem W e g e zu sein, wenn ich den Ursprung des Sprüchworts auf den alten Glauben der Slawen an die geheimnifsvolle Macht alter Weiber zurückführe. Bei unseren heidnischen Vorfahren spielten die alten Seherinnen oder Wahrsagerinnen eine grofse Rolle in religiösen Dingen und bei allerlei heiligen Gebräuchen; sie galten für Vollstreckerinnen des Willens der Gölter und des unsauberen Geistes; daher die Vorstellung von ihrer schlauen Klugheit. Als Erbstück ihrer heidnischen Ahninnen beschäftigen sich die sogenannten Snacharka's (klugen oder w i s s e n d e n alten F r a u e n ) noch jetzt mit Wahrsagerei, Beschwörungen, Besprechungen und Bereitung von Getränken aus allerlei Kräutern. Vielleicht aber bezieht sich das Sprüchwort nur auf die furchtsame Huldigung, welche junge Brautwerber alten Weibern beweisen, von denen das Schicksal dessen abhängt, der um irgend ein Mädchen freit: in einem selchen Falle entscheiden die Weiber wirklich Alles; da die Männer um solche Dinge nicht sich bekümmern. Endlich kann in dem Sprüchworte darauf hingewiesen sein, dass Matronen leichter zu erzürnen, somit auch rachsüchtiger sind, als Männer. Das Weib ist oft besser und mitleidiger als der Mann, aber in seinem Zorne nicht selten viel unbarmherziger. 8.
Haben
s i e e i n e n H a s e n e r l e g t , so f r e s s e n e i n e n O c h s e n auf.
sie
Dieses Sprüchwort spielt auf die ungeheuern Ausgaben an, welche mit den alten Jagden des Adels, zumal der russischen Magnaten, verbunden waren. E s ist bekannt, dass, wenn Janusz Radzivill eine Jagd anstellte, eine solche Menge Adeliger und Nichtadeliger mit ihm auszog, dass e i n ganzer Ochse zu ihrer Bewirthung nicht einmal ausreichte. (Wird f o r t g e s e t z t . )
Zur Mythologie der Tschuwaschen.
U n l e r diesem Volke scheint uranlunglich ein reiner Dualismus geherrscht zu haben. Dieser bestand in der Anbetung zweier einander feindlichen Mächte: des T o r a , eines guten Gottes und Lichtgottes, und seines Gegners, des S c h a i t a n . Im Namen T o r a haben ältere Gelehrte den Scandinavischen T h o r erkennen wollen; aber S c h o t t * ) erklärt ihn mit viel stärkerem Grunde für den T a n g r y der Türken und T e n g r i oder T e g r i der Mongolen, welches Wort s. v. a. Himmel und Himmelsgeist bedeutet. Gleicher Meinung ist der neueste russische Schriftsteller über die T s c h u w a s c h e n , Herr S b o j e w , der sich über 2 5 J a h r e mit ihnen befreundet hat, und dessen „Forschungen" wir diesen kleinen Artikel entlehnen. **) D e r N a m e S c h a i t a n muss eine alte heimische Benennung verdrängt haben; er weist auf Erborgung hin, da er die bekannte a r a b i s c h e Verderbung des hebräischen S a t a n ist. Beide Principe, das gute wie das böse, hatten ihre dienstbaren Geister, aus welchen die Tschuwaschen in der Folge *) In seiner Abhandlung „ d e l i n g u a T s c h u w a s c l i o r u m". (Berlin 1842.) Daselbst lieisst es (Seite 11): „ n g (n surdum) in mediis vocibos nonnnnquam evanuit: s o r post, est turcicum s o n g r a ; T o r a Deus, respondet turcico T a n g r y " . Beispiele des a für i und des o für a sind beigebracht auf Seite 8. **) I s s l j e d o w ä n i a o b i n o r d d z a c h K a s a n s k o i g u]b e r n i i (Forschungen über die Volker von fremdem Stamme in der Statthalterschaft Kasan). Kasan, 1851.
Zur Mythologie der Tschuwaschen.
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s e l b s t ä n d i g e Gottheiten gemacht h a b e n ; so sind aus dem einen guten Gotte mehrere Götter entstanden, von denen jeder irgend eine besondere Eigenschaft des ehemaligen einen guten Principes darstellt und die Benennung Tora führt, jedoch mit Hinzufügung der von ihm dargestellten Eigenschaft. Z u diesen Gottheiten gesellte man später auch die schaffenden N a turkräfte, und noch später kamen die Schutzgötter der Felder, Häuser, Wälder u. s. vv. zum Vorschein. Zuletzt besafsen die Tschuwaschen gegen 25 gute Götter, die ausserdem fast Alle mit Familie versehen waren, d. h. Weiber und Kinder hatten. Der höchste Gott h i e f s S ü l d i - t o r a (vergl. s ü l e hoch, s ü l d e oben); dieser thut nur durch Vermittlung anderer Götter seinen Willen kund. Zu seinen Vasallen gehörte T s c h o n « j o r a d a n - t o r a der Seelenzeugende Gott (von t s c h o n Seele und s j o r a d a n , einem Verbaladjective von s j o r a d a s , zeugen), welcher den jungen Kindern Seelen eingiebt. Die T s c h u waschen glaubten an das Vordasein (die Präexistenz) der Seelen, und nahmen a n , diese seien von dem höchsten Gölte geschaflen und lebten vor ihrer Vereinigung mit dem Körper in einem wunderherrlichen L a n d e , das südöstlich von den Wohnsitzen der Tschuwaschen belegen sei. Andere namhaftere Himmelsgötter zweiten Ranges w a r e n : K e b e , ein Retter aus Nöthen aller Art; C h w e l j - t o r a , der Sonnengott; A s l a a d d j i , der Gott der Gewitter. Der letzterwähnte N a m e heisst wörtlich „grofser Vater", „Grofsvaler", und noch jetzt führt der Donner diesen Namen. Die tschuwaschischen Ausdrücke: a s l a - a d j i a u d a t (der Grofsvater singt oder lässt sich hören), a s l a - a d j i c h y d a a u d a t (der Grofsvater singt stark, sehr laut), bedeuten: es donnert, es donnert stark. Unter den guten Göttern der E r d e nahmen die vornehmste Stelle ein: S i r d i - p a d s c h a , d e r E r d - P a d i s c h a h (denn p a d j a ist eine Verderbung dieses persischen Wortes), S i r d i p a d s c h a - a m yj (die E r d - P a d i s c h a h - M u t t e r ) , sein Weib, und S i r d i - p a d s c h a - y w y l s e m (die Söhne des E. P . ) , seine Kinder. Die heidnischen Tschuwaschen
beteten zu jedem
ihrer
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Historisch - philologische Wissenschaften.
irdischen Gebieter, als einem S t e l l v e r t r e t e r des h ö c h s t e n G o t tes, u n d schrieben ihm rein göttliche N a t u r zu. Bei festlichem Götzendienste w u r d e der N a m e des irdischen H e r r e n u n d sein e r Familie in ihren G e b e t e n gleich hinter dem N a m e n des höchsten G o t t e s , u n d vor allen ü b r i g e n H i m m e l s g ö l t e r n gen a n n t . — A u c h h a t t e n die T s c h u w a s c h e n einen H a u s g e i s t oder Hauskobold, den K i l j r a n - t o r a . D i e g u t e n G ö t t e r w a r e n bei allen T s c h u w a s c h e n dieselben, die bösen aber nicht. J e d e s Dorf h a l t e ausser d e n allg e m e i n e n bösen Geistern n o c h seine b e s o n d e r e n , örtlichen, die es v o r z u g s w e i s e anbetete. D i e s e aufzuzählen ist u n m ö g l i c h , da ihre Z a h l noch jetzt i m m e r z u n i m m t . W i e das g u t e P r i n cip, so h a t auch das böse in eine Menge böser G ö t t e r sich vertheilt, u n d Schaitan ist, w i e T o r a , ein a b g e z o g e n e r Begriff g e w o r d e n . Als O b e r s t e r im Gebiete der u n s a u b e r e n Geister erschien plötzlich K e r e m e l , ein N a m e der w a h r s c h e i n l i c h a u s d e m arabischen C h a r e m o d e r H a r e m (das U n a n t a s t bare) e n t s t a n d e n . *) K e r e m e t hiefs, der Ueberliefei u n g zufolge, uranfänglich d e r e r s t g e b o r n e S o h n des höchsten Gottes. V o m S a t a n a u f g e h e t z t e L e u t e erschlugen i h n , v e r b r a n n t e n seinen K ö r p e r u n d gaben die Asche den W i n d e n Preis. W o diese Asche niederfiel, da w u c h s e n B ä u m e h e r v o r , und mit i h n e n w u r d e a u c h K e r e m e t w i e d e r g e b o r e n , aber nicht m e h r in e i n e r P e r s o n , s o n d e r n in v i e l e n , d e m Menschen feindlichen W e s e n , w e l c h e an die E r d e g e b u n d e n sind, u n d die Möglichkeit, mit d e n g u t e n H i m m e l s g e i s t e r n zu l e b e n , verloren haben. Der K e r e m e t ist ein v e r b o s l e r G e i s t , der für seine E r m o r d u n g u n d seine T r e n n u n g v o m guten himmlischen V a t e r an den Menschen R a c h e nimmt. Alles Elend k o m m t v o n d e m K e r e -
*) Wenn es doch einmal arabisch sein soll, warum leitet es iler Verfasser nicht lieber von ¿¿/otyj' ( K a r ä m a t ,
k er am e t ) ,
welches „ H e i -
ligkeit",
und
Plural
„Wunderbarkeit"
bedeutet,
dessen
oLoi^
k e r A m ä t die von heiligen Männern verrichteten Wunder bezeichnet? Anm. d. Uebers.
Zur Mythologie der T s c h u w a s c h e n .
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met, und wenn man ihn nicht mit Opfern versöhnte, so w ü r d e die Menschheit längst untergegangen sein. D a r u m besafs j e des Tschuwaschendorf sein K e r e m e t , d. i. seinen Ort der Opfergaben an den gleichnamigen Dämon und die bösen Geister überhaupt; in volkreichen Dörfern gab es zwei, drei und mehr solcher Opferstellen; es gab fernerKeremet's für öffentliche und andere dergleichen für häusliche oder Privatopfer. Die heutigen Tschuwaschen haben fast allen Glauben an ihre weiland so gefürchteten Keremet's verloren, nachdem sie gesehen, dass man diese so geheiligten Haine ausrotten kann, ohne den Zorn der Götter befürchten zu müssen.
Ueber die Kurgane des Gouvernements Nowgorod
I m Gouvernement N o w g o r o d , wie im übrigen Russland, haben sich viele alle G o r o d i s c h l s c h a ( R u i n e n ) und K u r g a n e (Erdhügel) erhalten, welche letztere hier S o p k i * * ) " g e n a n n t und hauptsächlich an den Ufern des W o l c h o w , YVolchowez, M i t a , L o w a t und anderer F l ü s s e angetroffen werden. Die Gorodischlscha sowohl als die K u r g a n e rühren unzweifelhaft a u s den Zeiten des Heidenlhums, der B ü r g e r k r i e g e und den pestartigen Epidemieen her, w e l c h e , nach dem Zeugnifs der Chroniken, das alte Russland so oft verwüsteten. V o n den Gorodischtscha namenllich kann man behaupten, dafs sie nichts a n d e r s als die Lieberreste von Verschanzungen sind, die auf den Schlachtfeldern zum S c h u l z e des Fufsvolks aufgeworfen w u r d e n und die in späterer Zeit als Balterieen zur Aufstellung von Kanonen und Falconetten dienten (?), so dafs man
* ) Der Verfasser des obigen Artikels, Herr R. I g n a t j e w , war von dem Gouverneur von Nowgorod beauftragt worden, die zahlreichen in dieser Statthalterschaft befindlichen Ruinen und c h e n , und theitt der S j e w e r n a j a P t s c h e l ä
Grabhügel zu untersudie Beschreibung der
K u r g a n e in der N ä h e der S t a d t Bjelosersk mit, indem er die B e m e r k u n g h i n z u f ü g t , dafs er die weiteren Resultate seiner F o r s c h u n g e n in der N o w g o r o d e r Gonvernementszeitung mit den dazu gehörigen Zeichn u n g e n und einer archäologischen K a r t e veröffentlichen werde. * * ) S o j i k a heifst eigentlich B e r g s p i t z e , Pik.
Ueljer die Kurgane des Gouvernements N o w g o r o d .
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von dem Vorhandensein dieser Ruinen am sichersten auf den Schauplatz der alten Gefechte schliefsen kann. Die Kurgane werden allgemein für Denkmäler gehalten, die in den heidnischen Zeiten über den Gräbern aufgelhürmt w u r d e n , w e l c h e den Staub der Häuptlinge, Heerführer und anderer ausgezeichneten Männer in sich schlössen. Hierzu wählte man in der Regel Plätze in der Nähe von Ansiedelungen, Heerstrafsen, Flüssen oder den den Göttern geweihten Hainen. Nicht selten stellte man auch Götzenbilder auf ungeheure Kurgane auf, die eigens zu diesem Zweck errichtet worden. D e r Tradition zufolge soll die Gröfse der Kurgane von der Zahl des bei der Beerdigungsfeierlichkeit gegenwärtigen Volkes abgehangen haben, indem jeder Zuschauer verpflichtet gewesen sei, mindestens einen Helm voll Erde herbeizutragen. Bei den K u r ganen fanden auch in der vorchristlichen Zeit die sogenannten T r i s n y oder Trauerfeste statt. Diese Trisny bestanden aus lärmenden Schmausereien und kriegerischen Spielen, die oft mit blutigen Kämpfen endeten. Die Chroniken reden von dem Begräbnifsplatz des Igor (f 945), von dem Grabmal eines gewissen Galitschin, bei der Stadt Galitsch oder Halitsch im jetzigen Galizien; die Ueberlieferung weist hin auf das Grab T r u w o r ' s , bei der Stadt Isborsk. In der Folge verdrängte zwar mit der Einführung des Christenthums die Bestattung in den Kirchen den heidnischen G e b r a u c h , die Leichen auf den Feldern, an den Kreuzwegen und den Ufern der Flüsse zu beerdigen; allein die Kurgane erhielten nur eine andere Bestimmung, indem sich dieselben in Monumente historischer Ereignisse verwandelten. W u r d e ein blutiges Gefecht geliefert, so begrub man die gefallenen Krieger auf dem Kampfplatze, legte die Seinigen und die Feinde in zwei verschiedenen Gruben, thürmte die Erde über ihnen auf und bildete so Kurgane. Dergleichen Erdhügel wurden auch über den Gräbern der an der Pest Gestorbenen aufgehäuft; endlich errichtete man Kurgane in solchen Fällen, wo sich in der N ä h e der Kriegslager keine natürlichen Anhöhen befanden, von welchen man den Feind beobachten konnte. Diese Kurgane hiefsen
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Historisch- linguistische
Wissenschaften.
bei den Nowgorodern s t o r o j f e w y j e s o p k i , Wachlhügel. Die altslawische Benennung der Kurgane ist m a r a , die poch in einigen Theilen Russlands gebraucht wird. Nicht allein der Süden, Kleinrussland, die Ukraine, sondern auch der N o r den und sogar -Sibirien *) haben Ueberflufs an solchen für die Geschichte wichtigen D e n k m ä l e r n , die zum Theil schon im alten Russland als die Ueberresle einer lüngst vergessenen Vorzeit angestaunt wurden. Man benutzte sie damals als zuverlässige Wegweiser inmitten einer pfadlosen S t e p p e , indem man sie durch Merkmale bezeichnete; einige von ihnen w e r den sogar in der unter dem Namen K n i g a ß o l s c h a g o T s c h e r t e j a bekannten allrussischen Topographie als feste Punkte zur Ausmessung der Entfernungen angeführt, und bei Errichtung der Verschanzungen (sasjeki) zu Ende des sechzehnten Jahrhunderts wurden viele Kurgane unter die Zahl der befestigten Plätze aufgenommen. Die Kurgane des Gouvernements Nowgorod sind bisher fast unerforscht geblieben, obgleich sie nicht minder als die südrussischen eine wichtige historisch-archäologische Bedeutung haben. Die Localtradilion sieht in ihnen Denkmäler alter Schlachten, Gräber von russischen, litthauischen, schwedischen Kriegern und deutschen Ordensrittern, die bei ihren häufigen Einfällen in das Nowgoroder Gebiet umgekommen; aufserdem weifs sie von in uralter Zeit hier begrabenen Held e n , B o g a t y r i oder W o l o t y , zu erzählen. Unweit N o w gorod ist das sogenannte Heldenfeld, W o l o t o w o P o l e , wo sich auch das Kirchdorf Wolotowo befindet und bis ins achtzehnte Jahrhundert das Wolotower Mönchskloster zur Himmelfahrt Maria exislirle. Man zeigt hier das angebliche Grab des slawischen Anführers Goslomysl, der zur Berufung R j u rik's mitgewirkt haben soll. Auf vielen Kurganen des Gouvernements Nowgorod giebt es Kapellen, Kreuze, Leichensteine und selbst Ueberresle von jenen s t e i n e r n e n W e i b e r n (kamennyja baby) oder rohen Bildsäulen, die in solcher Menge *) Ueber die sibirischen Kurgane vergl. dieses Archiv Bd. XU. S. I131F.
Ueber die Knrgane des Gouvernements N o w g o r o d .
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liber verschiedene T h e i l e R u s s l a n d s z e r s t r e u t sind. Beim A b t r a g e n der K u r g a n e hat m a n Gebeine von M e n s c h e n u n d P f e r Heiligenbilder den, a l t e M ü n z e n " ) , Waffen, K r e u z e , (skladni), R i n g e und a n d e r e kleine Metallsachen g e f u n d e n , o b w o h l die L a n d l e u t e nicht gern diese E n t d e c k u n g e n v e r ö f f e n t lichen . . . . Vier W e r s t von der Stadt Bjelosersk, auf der S t r a f s e n a c h U s t j u / n a oder N o w g o r o d , befinden sich s ü d w e s t l i c h v o m D o r f e R o s l j a k o w o zwei K u r g a n e , w e l c h e nicht m e h r als 6 0 Sajea von einander e n t f e r n t liegen. D e r e r s t e hat eine längliche F o r m , mifst 4 0 Sajien im U m f a n g u n d 5 in der H ö h e ; auf ihm e r h e b e n sich vier F i c h t e n b ä u m e , e t w a fünf W e r s c h o k dick, und die noch sichtbaren verfaulten S t ä m m e b e w e i s e n deutlich, dafs der K u r g a n einst von einem dichten F i c h t e n w a l d e b e d e c k t w a r . D e r z w e i t e K u r g a n ist beinah g a n z a b g e t r a gen, nicht aber w e g e n archäologischer N a c h g r a b u n g e n , s o n d e r n u m den S a n d und a n d e r e G e g e n s t ä n d e zu ländlichen Z w e c k e n zu g e b r a u c h e n , und w e d e r seine Gestalt n o c h seine Gröfse ist jetzt, zu e r k e n n e n . N a c h A u s s a g e der L a n d e s b e w o h n e r w u r d e n in beiden K u r g a n e n oft G e r i p p e und K n o c h e n von Menschen u n d P f e r d e n a u f g e f u n d e n . E s g e h t a u c h die S a g e , dafs die S t a d t Bjelosersk selbst einst in der N ä h e dieser K u r g a n e g e l e g e n habe. D a f s sie w e g e n der U e b e r s c h v v e m m u n gen des W e i f s e n S e e ' s (Bjeloje Osero) m e h r als einmal u m gebaut w u r d e , scheint g e w i f s ; g e g e n w ä r t i g soll sie sich auf der dritten Stelle befinden. D e r b e k a n n t e Historiograph Müller spricht von e i n e r V e r l e g u n g Bjelosersk's, nicht aber von diesem O r t e , s o n d e r n von d e m r e c h t e n Ufer des F l u s s e s Scheksna, w a s aber z u r Z e i t der E i n f ü h r u n g des C h r i s l e n t h u m s in R u s s l a n d g e s c h e h e n w ä r e . D i e V o l k s s a g e von d e m dreimaligen U m b a u der alten H a u p t s t a d t des W a r j ä g e r f ü r s t e n 5 i -
*) Ob diese Münzen russische waren, und ans welchem Zeitalter, lafst der Verfasser unerwähnt! Vielleicht versyart er die näheren Angaben auf den folgenden T h e i l seiner Abhandlung, in welchem er die Kurgane der einzelnen Nowgorod'sehen Bezirke beschreibt.
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Historisch - linguistische Wissenschaften.
neus verdient indefs B e a c h t u n g , eben so wie eine andere Ueberlieferung, dafs in der Umgegend von Rosljakow/ein dichter Wald oder W o l o k gestanden habe. In der Tliat sieht man ungeheure alte Baumstämme mancherlei Art auf den ganzen Räume von Rosljakow bis zur Stadt Bjelosersk, j a in dieser Stadt selbst. Aufserdem zieht sich von Rosljakow gegen Süden mehrere W e r s t e weit ein mit Wald überwachsener Morast hin, der noch heute W o l o k heifst und, nach Versicherung der E i n w o h n e r , der Ueberrest früherer Waldungen ist. Im alten Russland w a r es nicht ungewöhnlich, dafs sogar ansehnliche, volkreiche Städte in der Nähe von dichten W ä l d e r n lagen; man denke nur an Nowgorod und viele andere Oerter, ja, selbst an Moskau, welches bis in neuerer Zeit von tiefem Wald umgeben war. Ueber die Verlegung der Stadt Bjelosersk lassen sich jedoch auch historisch beglaubigte T h a t sachen und Urkunden beibringen. D a s alle Fürstenthum Bjelosersk, das sich längs den Ufern des Weifsen See's und der Flüsse Onega und Scheksna ausdehnte, w a r unter allen altrussischen Provinzen, von den entferntesten Zeiten bis zum Untergang der Theilfürstenthümer, die friedlichste und vom Kriegsgeräusch am seltensten heimgesuchte. Die Einwohner von Bjeloserien waren betriebsame L e u t e ; die geräumigen L ä n d e r , Wälder und Gewässer boten ihnen in der J a g d , dem Fischfang und dem Ackerbau reichliche Gegenstände der Thätigkeit dar. Von Alters her theilte sich diese Provinz in zwei Hälften, wovon die eine, an den Ufern der Scheksna, von dem heutigen Kreise Ustju/na bis dicht an Bjelosersk, für Nowgorod'sches Besitzthum galt. D e r Volksrath ( W j e t s c h e ) von Nowgorod sandle seine Beamten dahin, um den jährlichen Tribut einzusammeln, ohne sich übrigens in die Verwaltung des Landes zu mischen, indem er hier weder Statthalter, noch andere Bevollmächtigte halte. Bjeloserien w a r eine halbwilde Gegend, die, wie es scheint, von ihren eigenen Aeltesten regiert wurde. Die zweite, an den Ufern des Weissen See's gelegene Hälfle des Landes gehörte in derselben Weise den Fürsten von Rostow und
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Susdal, und die Nowgoroder nannten deren B e w o h n e r „ S u s daler Smerden", d. h. Zinspflichtige oder Knechte Susdal's. Doch ist es nicht ersichtlich, dafs letztere bis zum dreizehnten Jahrhundert unter der unmittelbaren Verwaltung susdalischer Beamten standen, und diese „Knechte Susdal's" glichen aller Wahrscheinlichkeit nach in ihren inneren Verhältnissen den Einwohnern der Nowgorod zinspflichtigen halbwilden Hälfte Bjeloseriens. Die ersten Fürsten von Bjelosersk treten erst seit dem J a h r 1260 auf. Die Stadt Bjelosersk selbst gehörte bis dahin zu Susdal; der in ihrer Nähe liegende dichte Wald oder Wolok bildete vermuthlich die Gränze zwischen beiden Territorien. Die Nowgoroder und Susdaler nannten, wie aus den Chroniken hervorgeht, die jenseits desselben g e legenen Niederlassungen ihrer Lehnsleute S a w o l o t s c h j e . Es ist zu bemerken, dafs noch lange Zeit nach Einführung des Christenthums und während es auch in der Provinz Bjelosersk schon viele Christen g a b , das halbwilde Bjcloserien zum grofsen Theil von Heiden bevölkert war, die in den Urwäldern lebten, wohin sie sich, vielleicht auf Anstiften ihrer Priester, vor der neuen Religion zurückgezogen halten. Von ihren unzugänglichen Schlupfwinkeln aus bemühten sich die Götzendiener, den Christen in jeder Weise zu s c h a d e n , besonders der Geistlichkeit, von der sie am meisten verfolgt wurden. Dieses dauerte bis zum dreizehnten Jahrhundert, trotz aller Anstrengungen der Bischöfe von Rostow, zu deren Kirchsprengel die Provinz Bjelosersk gehörte. W e n n nun Nowgorod oder Susdal den jährlichen Tribut von den ihnen unterworfenen Einwohnern Bjeloseriens erhoben, so mufsten sie, da solche Unternehmungen nicht ohne Gefahr w a r e n , ihre Beamten von einer Kriegsmannschaft begleiten lassen, um erforderlichen Falls die Steuer mit bewafifneler Hand einzutreiben. Aufserdem überschritten die S t e u e r beamten oft eigenmächtig die Gränze des beiderseitigen Gebiets, um in den benachbarten Dörfern Tribut einzusammeln, obwohl sie hierzu kein anderes Recht hatten, als das des Stärkeren. Solcher Uebergriffe machten sich besonders die Fürsten
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Historisch - linguistische Wissenschaf ten.
v o n Susdal schuldig. Mitunter trafen die S t e u e r b e a m t e n der einen Seile mit denen der G e g e n p a r t e i z u s a m m e n , y o d u r c h Feindseligkeiten h e r b e i g e f ü h r t w u r d e n ; m i l u n l e r w e i g e r t e n sich auch die E i n w o h n e r , den T r i b u t zu e n t r i c h t e n , flohen in die W ä l d e r u n d s u c h t e n v o n hier aus den verhafsten Z ö l l n e r n zu s c h a d e n , w e l c h e ihnen ihre Felle und a n d e r e n E r z e u g n i s s e a b n a h m e n . D i e C h r o n i k e n N o w g o r o d s berichten von einer solchen S c h l a c h t z w i s c h e n den susdalischen und n o w g o r o d e r S t e u e r b e a m t e n , die im J a h r 1169 am W o l o k u n w e i t der S t a d t Bjelosersk vorfiel. Aus j e n e n C h r o n i k e n w e r d e n w i r a u c h einige A n d e u t u n g e n über den U r s p r u n g der K u r g a n e auf d e m alten W o l o k beim D o r f e R o s l j a k o w schöpfen k ö n n e n . D a s e r s t e N o w g o r o d ' s c h e J a h r b u c h (Pcrvvaja N o w g o r o d s k a j a Ljetopis), die älteste und zuverlässigste Q u e l l e f ü r u n s e r e Kennlnifs damaliger Z e i l , erzählt F o l g e n d e s . „ I m J a h r 1169 fiel die auf Befehl des Grofsfürsten Andrei B o g o Ijubskji zur E i n t r e i b u n g der S t e u e r n a u s g e s a n d t e M a n n s c h a f t (dru/ina) von R o s t o w u n d S u s d a l , 2 0 0 0 an der Z a h l , in das N o w g o r o d e r Gebiet von Savvolotschje ein, um dort eigenm ä c h t i g T r i b u t von den U n t e r l h a n e n des W j e l s c h e zu e r h e ben, traf j e d o c h a m W o l o k auf die von einem g e w i s s e n D a n s l a w Lasulinitsch a n g e f ü h r t e n S t e u e r e i n s a m m l e r N o w g o r o d s . D i e N o w g o r o d e r zählten n u r v i e r h u n d e r t Mann, t r o t z d e m n a h m e n sie den Kampf mit den «S'usdalern a u f , schlugen sie u n d trieben sie in die Flucht, n a c h d e m sie 1300 von ihnen erlegt, w ä h r e n d sie selbst n u r 15 Mann v e r l o r e n ! " N a c h diesem S i e g e spielten die N o w g o r o d e r im susdalischen T h e i l e B j e l o seriens den Meister, indem sie den E i n w o h n e r n T r i b u t a u f e r legten. „ U n d sie n a h m e n eine z w e i t e S t e u e r von den Äusdaler S m e r d e n " , schreibt die Chronik. Möglich, dafs die N o w g o r o d e r ihre G e g n e r u n v e r m u l h e t oder bei nächtlicher W e i l e ü b e r f i e l e n , w o b e i sie von der Localität begünstigt w u r d e n ; d o c h e r f a h r e n wir d a r ü b e r nichts N ä h e r e s . E s ist i n z w i s c h e n hinlänglich, dafs die Chronik den P u n k t angiebt, w o die S c h l a c h t s t a l l f a n d , d. h. u n w e i t B j e l o s e r s k , am W o l o k , und die n o c h h e u l e existirenden beiden K u r g a n e mit den darin g e f u n d e n e n
Ueber die Kurgane des Gouvernements Nowgorod.
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menschlichen K n o c h e n erläutern noch deutlicher die E r z ä h l u n g von dem Bjelosersker oder S a w o l o z k e r T r e f f e n . D i e F o l g e desselben, w i e aus der Chronik h e r v o r g e h t , w a r ein K r i e g des Grofsfiirsten A n d r e i mit N o w g o r o d , der mit der N i e d e r l a g e der T r u p p e n dieses F ü r s t e n vor der S t a d t N o w g o r o d selbst am 25. F e b r u a r 1170 e n d e t e . Die K u r g a n e beim D o r f e R o s Ijakow, auf der S t e l l e , w o sich der alte W o l o k b e f a n d , sind höchst wahrscheinlich, der erste über den gefallenen N o w g o vodern, der a n d e r e über den S u s d a l e r n errichtct, weil m a n in solchen Fällen die L e i c h e n der G e g n e r i m m e r t r e n n t e u n d auf verschiedenen Stätten beerdigte. A u c h das s t i m m t mit dieser H y p o t h e s e ü b e r e i n , dafs m a n in einem K u r g a n eine g r ö f s e r e Anzahl K n o c h e n a u s g e g r a b e n hat, als in d e m a n d e r n . Aufser diesen E r d h ü g e l n liegt n o c h an den Ufern des Flusses S c h e k s n a , e t w a eine W e r s t von dem K r o c h i n s k j i - P o sad, der sich gleichfalls auf der H a u p t s t r a f s e , a c h t z e h n - W e r s t von ß j e l o s e r s k befindet, ein ähnlicher K u r g a n o d e r 'öine S o p k a , auf der seit vielen J a h r h u n d e r t e n eine K a p e l l e mit einem alten, vom Volke hoch v e r e h r t e n Heiligenbilde der Märt y r e r - F ü r s t e n Boris u n d Gljeb s t e h t , von dem die K a p e l l e selbst den N a m e n B o r i s o g l j e b s k a j a führt. In dieser Kapelle zeigt man ein von Ziegelsteinen e r b a u t e s G r a b g e w ö l b e o h n e Inschrift, in w e l c h e m , w i e die L a n d e s b e w o h n e r v e r s i c h e r n , der F ü r s t Gljeb W a s i l k o w i l s c h von B j e l o s e r s k , S o h n des F ü r s t e n W a s i l k o K o n s t a n t i n o w i t s c h von R o s t o w , der von den T a t a ren erschlagen w u r d e , beigesetzt ist. Gljeb starb im J . 1278, n a c h d e m er l a n g e in Bjelosersk r e g i e r t halle. In der N ä h e dieser «Sopka lag n a c h der V o l k s s a g e S c h e k s e n s k , eine der ältesten S t ä d t e des F ü r s t e n t h u m s Bjelosersk, die ihren N a m e n von dem F l u s s e S c h e k s n a erhielt. W a n n diese S t a d t g e g r ü n det w u r d e und w i e l a n g e sie e x i s t i r t e , d a r ü b e r h a b e n wir keine bestimmten D a t a . D e r T r a d i t i o n zufolge stand hier einst B j e l o s e r s k , u n d erst n a c h seiner V e r l e g u n g bildete sich die S t a d t S c h e k s e n s k . W i r k o m m e n hiermit auf die S a g e vom U m b a u der S t a d t
Unnaus Kuss. Archiv. IM. XIII. II. I.
6
82
Historisch-linguistische
Wissenschaften.
Bjelosersk zurück. Nach Verlegung derselben an eine andere Stelle sei, heifsl es, die Stadt Scheksensk gegründet w o r d e n ; der nämlichen Ueberlieferung zufolge hat Bjelosersk dort gestanden, wo sich jetzt das Dorf ttosljakow befindet, und nach den von Müller beigebrachten Zeugnissen wurde es um die Zeit des heiligen Wladimir nach seiner gegenwärtigen Stätte verlegt. Hiernach hätte also das erste Bjelosersk wahrscheinlich auf der Stelle gestanden, wo in der Folge die Stadt Scheksensk erbaut w u r d e , dann aber auf der des heutigen Dorfes R o s l j a k o w ; mithin hätten zwei Verlegungen der Stadt in den entferntesten Zeiten stattgefunden, die dritte aber, nach ihrer gegenwärtigen Stelle, im zwölften ( e l f t e n ? ) Jahrhundert. Als demnach die Schlacht von 1168 vorfiel, stand Bjelosersk schon auf seiner jetzigen Stelle, und das heutige Rosljakow, der alte Wolok, war, wie gesagt, der Schauplatz jener Schlacht, während Scheksensk, das sich in der nowgorodischen Hälfte Bjeloseriens befand, vielleicht die Residenz des alten Fürsten Sineus w a r , den die «Slawen mit seinem Bruder Rjurik zu ihrem Herrscher wählten*). W ä r e ferner nicht die Hypothese erlaubt, dafs der Kurgan beim Krochinskji-Posad aus den vorchristlichen Zeiten stammt und dafs auf demselben die Bildsäule eines slawischen Götzen gestanden hat, welche nachher durch die Kapelle von Boris und Gljeb verdrängt w u r d e ? Der Tradition zufolge, w ä r e hier eine christliche Kirche schon zu Lebzeiten der heiligen Grofsfürstin Olga erbaut worden, die die ersten Glaubensprediger aus Kiew nach Bjelosersk gesandt haben soll. D a die bedeutende Ausbreitung des C h r i s t e n t u m s in Russlaud noch vor dem Regierungs- Antritt Wladimirs historisch erwiesen ist, so kann man allerdings a n n e h m e n , dafs das
*) Sineus hatte nämlich, wie Nestor berichtet, seinen Sitz in Bjelosersk, während Rjnrik „Starei
in Nowgorod
und Truwor
in
Isborsk
herrschte:
Rjurik «jede N o w j e g o r o d j e , a dragoi Sinens na B j e l j e o -
s e r j e , i tretji (w') Isborstje Truwor."
83
Ueber die Kurgane des Gouvernements Nowgorod. Chrislenthum schon
s e h r f r ü h in
die Provinz Bjelosersk
g e d r u n g e n ist, m ö g l i c h e r w e i s e n o c h f r ü h e r a l s in d i e
Theile Russlands, obgleich das Heidenthum sich so lange ter d e n E i n w o h n e r n v o n B j e l o s e r i e n b e h a u p t e t e .
ein-
anderen un-
*)
*) Es wäre erspriefslicher gewesen, wenn Herr Ignatjew uns statt d i e ser Hypothesen genaue Angaben über die in den Kurganen aasgegrabenen Gegenstände mitgetheilt hätte. Sollten sich dergleichen noch vorfinden, so werden wir auf dieses Thema zurückkommen.
Jakutisch - russisches Wörterbuch.
D a s Feuilleton der russischen P e t e r s b u r g e r Zeitung (No. 5. 1853) theilt einige Notizen ü b e r eine f ü r die Linguistik w i c h t i g e Arbeit m i t , die n a c h d e m T o d e des V e r f a s s e r s im M a n u s c r i p t zurückgeblieben ist. Es ist dies ein j a k u t i s c h r u s s i s c h e s W ö r t e r b u c h , von dem v e r s t o r b e n e n S l a a t s rath u n d Mitgliede m e h r e r e r g e l e h r t e n Gesellschaften A. E. F i g u r i n , der im Begriff s t a n d , es dein D r u c k zu ü b e r g e b e n , als er d u r c h den T o d ü b e r r a s c h t w u r d e . Figurin w a r der S o h n eines Geistlichen, studirte auf der P e t e r s b u r g e r A k a d e m i e Medicin u n d w a r d 1815 als Arzt beim Marinehospital in S w e a b o r g angestellt. Im J a h r 1820 w u r d e er zum Arzt und N a t u r f o r s c h e r bei der zur E r f o r s c h u n g des Eismeers und der K ü s t e n des nordöstlichen Sibiriens a u s g e r ü s t e t e n Expedition u n t e r d e m L i e u t e n a n t A n j o u e r n a n n t , bei der er sich bis zum J a h r 1824 befand. D u r c h den vierjährigen A u f e n t h a l t in Sibirien u n d den beständigen U m g a n g mit den J a k u t e n e r w a r b er eine g e n a u e Kenntnifs der S i t t e n , G e b r ä u c h e und S p r a c h e dieses Volks, so dafs er bei seiner R ü c k k e h r n a c h S t . P e t e r s b u r g eine reiche S a m m l u n g von Materialien zu d e m von ihm p r o j e c t i r t e n j a k u t i s c h - r u s s i s c h e n W ö r t e r b u c h mitbrachte. Ind e s s e n erlaubten ihm n e u e B e s c h ä f t i g u n g e n u n d Pflichten nicht, u n m i t t e l b a r zur B e a r b e i t u n g d e r g e s a m m e l t e n Materialien zu schreiten. E r erhielt zuerst eine Anstellung beim P e -
Jal(titiscl) - russisches
Wörterbuch.
85
lersburger Marinehospital, wurde dann Oberarzt beim Hospital zu K r o n s t a d t , in der F o l g e burger Hafens u. s. w.
Medicinal-Inspector
des
Alle diese Aemter erforderten
Petersununter-
brochene S o r g f a l t und T h ä t i g k e i t , und er konnte sich nur in Zwischenräumen
seiner
lexicographischen
Arbeit
widmen;
dessenungeachtet schritt sie allmälig vorwärts, und als Figurin im October 1S51 s t a r b , liefs er das W ö r t e r b u c h ganz vollendet und zu mehr als zwei Driltheilen ins Reine geschrieben zurück.
E s besteht aus beinah tausend geschriebenen B o g e n ,
indem nicht nur W ö r t e r ,
sondern ganze Phrasen
eingetragen
sind, und bei j e d e m Z e i t w o r t ist die vollständige Conjugation angegeben.
K u r z , das W e r k ist, wie es scheint, mit grofser
Liebe und Gewissenhaftigkeit g e a r b e i t e t ,
und dürfte es wohl
verdienen, dafs die russische geographische Gesellschaft oder ein anderer gelehrter Verein für seine Veröffentlichung S o r g e trüge.
Geographische Nachrichten über das alte Russland * ) .
I. Nachrichten ausländischer Schriftsteller. Zwölftes
und
dreizehntes
Jahrhundert.
I m zwölften Jahrhunderle wufste man von Russland, dafs es ein Landstrich von grofser Ausdehnung sei, bedeckt von Bergen und Wäldern, in denen ein Thier, genannt Zobel, gefangen w e r d e ; der Winter sei dort so kalt, dafs die Einwohner ihre Häuser nicht verlassen können; seine Gränzen erstreckten sich von Prag bis zur grofsen Stadt des heiligen Nikolaus, sonst auch Pinego genannt. In Constantinopel und Alexandrien hatte man russische Kaufleute gesehen **). Im dreizehnten Jahrhunderte ward durch die Reisen der römischen Missionäre zu den Mongolen der südliche Theil des heutigen Russlands genau bekannt***). Die jetzige Halbinsel Taurien führt bei ihnen den Namen K a s a r i e n (Gasaria, Kas*) Nach einem Aufsatze des Professors S o l o w j e w . **) Voyages de Benjamin de Tudelle etc.
Benjamin unternahm
seine
R e i s e im Jahr 1160, war aber selbst nicht in Kussland, sondern erzählte von Hörensagen. ***) Durch Johannes de Plano-Carjiini, der seine Reise 1245, und Wilhelm de Rubruquis,
der die seinige 1253 antrat.
natio Marci Pauli (1274).
Vergl. auch:
Peregri-
Geographische Nachrichten über das alte Russlancl.
87
saria, Caesaria). Dieses Kasarien hat die Form eines Dreiecks, auf dessen westlicher Seite die Stadt Cherson liegt, wo der heilige Clemens den Märtyrertod erlitt, im Süden aber, Sinope gegenüber, die Stadt Soldaja («Sudak), wo alle Kaufleute, die aus Griechenland nach dem Norden gehen, landen und eben so die Kaufleute, die aus ßussland und den nördlichen Gegenden nach Griechenland reisen, sich einschiffen: die einen bringen kostbare Pelze, die anderen baumwollene und seidene Stoffe und Gewürze. Die russischen Kaufleute führen ihre Waaren auf bedeckten Frachtwagen mit sich. Zwischen Cherson und Soldaja befinden sich vierzig Festungen, und fast in jeder von ihnen reden die B e w o h n e r eine andere S p r a c h e ; es giebt unter ihnen auch viele Gothen, welche deutsch sprechen. Jenseits des Berglandes kommt man im Norden zu einem schönen W a l d e auf einer von Quellen und Bächen durchströmten E b e n e , und jenseits dieses Waldes erstreckt sich wieder eine unermefsliche Ebene bis zur äufsersten Glänze der erwähnten Provinz (Kasarien), die sich immer mehr verengt und eine Landzunge bildet, die im Westen und im Osten vom Meere bespült wird. An den Gränzen Kasariens finden sich viele grofse See'n, die an ihren Ufern Salzquellen haben, deren in die See'n fliefsendes W a s ser ein Salz bildet, so hart wie Eis; aus diesen See'n beziehen die T a t a r - C h a n e , Batu und S a r l a k , grofse Einkünfte, indem man sich dort aus ganz Russland Salz holt und für jeden damit beladenen W a g e n zwei Stück Baumwollenstoff entrichten mufs. Auch zur See kommen viele Schiffe nach diesem Salz, und sie alle bezahlen die Steuer. Im Osten von Kasarien liegt die Stadt Matrica (Matrita, Materta), wo der Fluss Tanais in den Pontus fällt. Der Tanais bildet die Ostgränze Russlands; er entspringt in den m ä o t i s c h e n S ü m p f e n , die sich im Norden bis zum Ocean ausdehnen, fliefst nach Süden und breitet sich, ehe er in den Pontus mündet, zu einem Meer a u s , welches 700 Meilen in der Länge und Breite, nirgends aber mehr als sechs Schritt Tiefe hat, weshalb gröfsere Schiffe nicht hineinsegeln können; doch schicken die Kauf-
88
Historisch - l i n g u i s t i s c h e
leute,
Wissenschaften.
die aus C o n s t a n l i n o p e l n a c h der e r w ä h n t e n S t a d t
trica
kommen,
Fische
Fahrzeuge
einzukaufen.
An
zum der
Flusse
T a n a i s , um
entgegengesetzten
Ma-
gpdörrle
Seite
dieses
F l u s s e s befindet sich die S t a d t O r n a s * ) , in w e l c h e r f r ü h e r die russischen,
alanischen
trafen
welche
und
und k a s a r i s c h e n K a u f l e u t e
von
den
Tataren
erobert
zusammen-
und
verwüstet
wurde. In
Kasarien
Völker:
und
weiter
Gothen, Alanen,
welche
sich
Circassier
alle
und
zum
Alanen
gegen
von
in w e l c h e m f r ü h e r umherschweiften
Glauben
Assen
Kasarien
wohnen
Circassier
christlichen oder
der der S t e p p e z u g e w a n d t e n Nördlich
Osten
Kasaren,
folgende
und
Georgier,
bekennen.
Die
hausen im G e b i r g e ,
auf
Seite. dehnt s i c h ein S t e p p e n l a n d
die K o m a n e n
oder Kiptschaks
aus,
(Polowzer)
und w e l c h e s d a h e r K o m a n i e n heifst.
In d i e -
s e m L a n d s t r i c h g i e b t es w e d e r H o l z u n g e n , n o c h B e r g e ,
aber
treffliches
und
Gras;
man
sieht
keine
einzige Niederlassung
nicht e i n m a l die S p u r i r g e n d eines G e b ä u d e s ; n u r die k o m a nischen Gräber (Kurgane) Wenn Osten
der Reisende nimmt,
so
finden
seinen
erreicht
sich
Weg
er
^ E u r o p a v o n Asien s c h e i d e t .
den Am
in
vor.
grofser Anzahl
durch
diese
Ebene
nach
groisen Fluss T a n a i s , östlichen Ufer dieses
der Flus-
s e s liegt ein von B a t u u n d S a r t a k e r b a u t e r F l e c k e n , der von R u s s e n b e w o h n t ist, w e l c h e die V e r p f l i c h t u n g h a b e n , und K a u f l e u t e werden
ü b e r den S t r o m
zu s e t z e n .
a u f die A r t h i n ü b e r g e f ü h r t ,
Die
dafs
Gesandte
Frachtwagen
m a n sie mit
einem
R a d e in e i n e n , mit d e m a n d e r e n in einen z w e i t e n K a h n und
die K ä h n e
Fleckens
haben
dann
zusammenbindet.
Die
einen
F r e i b r i e f von B a t u , der s i e a l l e r
p f l i c h t u n g e n e n t h e b t , mit A u s n a h m e d e r , den F l u s s zu s e t z e n , breit,
Der
Tanais
w i e die S e i n e bei P a r i s ;
*) Oinas Don.
ist ¡dentiseli
die R e i s e n d e n
w o f ü r sie n o c h d a z u von den
ten g u t b e z a h l t w e r d e n .
mit
Tanais,
in
ist an
an
des Verüber
Kaufleu-
dieser S e i l e
seinen Gewässern
einer S t a d t
stellt
Bewohner
so
und in
der l\lun. 1. S o c . d. G é o g . t. I V . p. 5 1 0 .
G e o g r a p h i s c h e N a c h r i c h t e n über das alte R u s s l a n d .
8(J
den der anderen S t r ö m e des e r w ä h n t e n S t e p p e n l a n d e s , die meistens nach S ü d e n fliefsen, giebt es eine M e n g e Fische. Am westlichen Ufer des T a n a i s befindet sich ein grofser Wald. Die E i n w o h n e r des Fleckens säen W e i z e n , d e r a b e r nicht gut g e d e i h t , d a g e g e n w ä c h s t viel Hirse. J e n s e i t s des T a n a i s ist ein herrliches L a n d , b e d e c k t mit W ä l d e r n u n d Flüssen. G e g e n N o r d e n ziehen sich dichte W a l d u n g e n , in denen zwei Völkerschaften h a u s e n : die M o x e l (Mokscha), die keine S t ä d t e h a b e n , s o n d e r n in H ü t t e n leben u n d S c h w e i n e , Honig, W a c h s , kostbares P e l z w e r k u n d Falken im Ueberfluss besitzen, und weiterhin die M e r d i n i o d e r ¡Vierden (Mordwinen), w e l c h e den m u h a m m e d a n i s c h e n G l a u b e n b e k e n n e n . J e n seits der M o r d w i n e n k o m m t m a n z u m grofsen F l u s s Etilia ( W o l g a ) , der aus G r o f s - B o l g a r i e n von N o r d e n n a c h S ü d e n fliefst und in einen L a n d s e e fällt. Die beiden F l ü s s e Etilia und T a n a i s sind im N o r d e n n u r zehn T a g e r e i s e n von eina n d e r entfernt, gehen aber im S ü d e n i m m e r m e h r auseinander, indem der T a n a i s sich in den P o n l u s ergiefst, w ä h r e n d die Etilia uiit vielen a n d e r e n F l ü s s e n , die a u s P e r s i e n ihr zuströmen, ein b e s o n d e r e s Meer o d e r einen S e e bildet, der von Einigen S i r s a n ( S i r c a n , S i r l a n ) , n a c h d e m N a m e n einer an seinen Ufern liegenden persischen S t a d t , von Isidor a b e r Kaspisches Meer g e n a n n t wird. N e b e n diesem Meer o d e r S e e w o h n e n S a r a c e n e n , w e l c h e L e s g i heifsen, u n d jenseits d e r selben findet sich das von A l e x a n d e r d e m Grofsen errichtete Eiserne T h o r . An der W o l g a w a r zur Z e i t des R u b r u q u i s die H a u p t stadt der goldenen H o r d e , Sarai, eben erst von B a t u g e g r ü n det w o r d e n . U e b e r die L a g e S a r a i ' s b e m e r k t der R e i s e n d e F o l g e n d e s : „ I c h erreichte den Hof des B a t u (auf der R ü c k kehr aus Mongolien) an d e m s e l b e n T a g e , an w e l c h e m ich ihn ein J a h r z u v o r v e r l a s s e n halle . . . . Sarai und der Palast des B a t u liegen auf d e m östlichen U f e r des Flusses, u n d das T h a l , w e l c h e s die vier A r m e des F l u s s e s d u r c h s t r ö m e n , hat eine Breite von m e h r als sieben Lieues. W i r reisten am F e s t t a g e aller Heiligen von hier a b , u n d indem wir uns gen
90
Historisch- linguistische Wissenschaften.
Süden wandten, erreichten wir am Martinslage die alanischen Berge." Zwölf Tagereisen im Osten der Etilia befindet sich der grofse Fluss Jaik, der im Norden aus dem Lande der P a s k a t u r e n ( B a s k a r d e n , Baschkiren) hervorströmt und in dasselbe Meer fällt, wie die Wolga. Die Sprache der Paskaturen und die der Ungarn ist eine und dieselbe; dieses Volk hat keine Städte, sondern führt ein Hiltenleben; es gränzt an die Grofse Bolgarei. Jenseits der Paskaturen leben die „ P a r o s sity", „Menschen mit kleinen Leibern, die sich von den Dämpfen des gesottenen Fleisches nähren." Noch weiter entfernt, hinter den Parossiten, findet man S a m o j e d e n , die von der J a g d leben; sie haben Zelte und Kleider von Thierfellen. Ihnen zunächst, an den Küsten des Oceans, leben Ungelhüme, „Menschen mit Stierfüfsen und Hundegesicht"; zwei W o r t e sprechen sie nach Menschenart, beim dritten aber bellen sie wie H u n d e ! Jenseits des Polarkreises wohnen viele Tataren, und zwar reine, ächte T a t a r e n , welche die allen Sitten ihrer Vorfahren und deren Götzendienst beibehalten haben; sie hausen in den Bergen und auf den F e l d e r n , nähren sich von Milch und Fleisch und leben, e i n e m Herrscher gehorchend, in Frieden unter einander. Sie besitzen Cameele, Pferde, Kühe, Schafe und andere Hausthiere in g r o f s e r Z a h l ; in ihrem L a n d e giebt es auch grofse weifse Bären, zwanzig Palmen in der L ä n g e , grolse schwarze F ü c h s e , eine Menge wilder Esel und kleine T h i e r e , genannt Z o b e l , die das feinste Pelzwerk liefern. Ausserdem findet man dort viele den Pharaonsmäusen ähnliche Thiere, die des Sommers in solcher Anzahl gefangen w e r d e n , dafs man sich den ganzen Sommer fast nur von ihnen nährt; endlich fehlt es auch nicht an Raubthieren mancherlei Art, da das Land sehr waldig ist. Es gränzt an ein anderes, das von demselben Könige beherrscht wird. Diese Gegend ist von Bergen durchzogen und hat einen Ueberflufs an Pelzthieren; die Eingebornen machen mit solcher Geschicklichkeit auf dieselben J a g d , dafs nur selten eines ihren Händen entgeht. Man kann hier keine grofsen, schweren Thiere
Geographische Nachrichten über das alte Rassland.
91
hallen, wie z. B. Pferde, Kühe, Esel und Cameele, weil der Boden wegen der vielen Landseen und Bäche äufserst morastig ist und in Folge der unmäfsigen Kälte fast das ganze Jnhr hindurch mit Eis bedeckt, welches übrigens nicht hinlängliche Festigkeit besitzt, um schwere W a g e n oder Thiere zu tragen; wo aber kein Eis ist, da ist d e r K o t h so tief, dafs W a g e n oder Vieh darin stecken bleiben würden. Diese Provinz dehnt sich dreifsig Tagereisen weit aus, und da sie viel kostbares Rauchwerk erzeugt, mit welchem ein vortheilhafter Handel getrieben w i r d , so haben die Einwohner folgendes Mittel erfunden, utn den fremden Kaufleuten die Reise zu ihnen möglich zu machen: Z u Anfang einer jeden Tagereise befindet sich ein Städtchen, von Leuten bewohnt, welche die vom Auslande kommenden Kaufleute und Waaren empfangen und weiter befördern. Hierzu hält man in jedem Städtchen vierzig H u n d e , die so grofs sind wie Esel und die man abgerichtet hat, Schlitten zu ziehen. Jedem Schlitten werden sechs Hunde vorgespannt und auf den Schlitten weiden Bärenhäute gelegt, auf welche zwei Personen Platz nehmen — der Fremde, der Pelzwerk einkaufen will, und der Kutscher, der die Hunde lenkt und mit dem W e g e vertraut ist. Da nun die Schlitten aus leichtem Holz gebaut, die Hunde kräftig und an solchen Transport gewöhnt und die Lasten nicht sehr stark sind, so schleppen die Hunde sie ohne Mühe durch die Sümpfe fort. Beim zweiten Städtchen angelangt, wechselt der Kaufmann Führer und Hunde und fährt dann auf dieselbe Art weiler. In der Nachbarschaft des erwähnten Tatarenreichs, im äufsersten N o r d e n , liegt ein Land, welches das Reich der Finsterniss genannt wird, weil die Sonne dort nicht zum Vorschein k o m m t , indem es den gröfsten Theil des J a h r s über so finster ist, wie zur Dämmerungszeit. Die B e w o h n e r dieses Landes sind von hübschem Ansehen, grofs und voll, aber äufserst blafs, was von der Abwesenheit des Sonnenlichls h e r r ü h r t ; sie gehorchen Niemanden und leben wie die Thiere. Ihre N a c h b a r e n , die T a t a r e n , machen Einfülle in ihr Land
92
Historisch,- linguistische Wissenschaften.
u n d plündern sie; da es j e d o c h bei der D u n k e l h e i t u n d d e m N e b e l s c h w e r sein w ü r d e , den H e i m w e g zu finden, so ^iaben diese T a t a r e n folgendes Mittel e r s o n n e n : w e n n sie ihre Z ü g e in das Reich der Finsterniss u n t e r n e h m e n , so reiten sie auf Stuten, w e l c h e noch j u n g e F ü l l e n h a b e n ; diese F ü l l e n lassen sie an der G r ä n z e u n d dringen selbst tief in das L a n d ein. N a c h d e m sie sich hier mit B e u t e beladen h a b e n , lassen sie, uin nach H a u s e zu k e h r e n , die S t u t e n die ihnen beliebige R i c h t u n g einschlagen, und diese eilen g e r a d e s w e g e s an die G r ä n z e zu ihren Füllen *). V o n d e m N o r d e n des e u r o p ä i s c h e n R u s s l a n d s im dreiz e h n t e n J a h r h u n d e r t haben sich w e n i g e N a c h r i c h t e n e r h a l l e n . D i e R e i s e n d e n w i s s e n , dafs es ein grofses L a n d i s t , w e l c h e s in der N ä h e des Polarkreises liegt; die E i n w o h n e r sind alle C h r i s t e n u n d folgen in ihrem K i r c h e n d i e n s t e d e m griechischen Ritus. D i e M ä n n e r u n d W e i b e r in diesem L a n d e sind von heller G e s i c h t s f a r b e und s c h ö n e m A n s e h e n , haben röthliche, s c h ö n e H a a r e . Es giebt dort eine M e n g e P e l z t h i e r e : H e r m e l i n e , Z o b e l , L u c h s e und F ü c h s e ; a u c h S i l b e r g r u b e n findet m a n dort. D a s Klima ist äufserst kalt. D a s L a n d e r s t r e c k t sich bis z u m O c e a n , in w e l c h e m Inseln liegen, w o Geierfalken in grofser Anzahl h a u s e n , die n a c h v e r s c h i e d e n e n G e g e n d e n ausgeführt werden. U n t e r den S t ä d t e n u n d P r o v i n z e n des s ü d w e s t l i c h e n R u s s l a n d s ist n a m e n t l i c h K i e w mit dem zu ihm g e h ö r i g e n Bezirke bekannt. Kiew w a r , nach dem Berichte
*) In obigen Erzählungen tritt uns dieselbe Mischung von Wahrheit und Dichtung e n t g e g e n ,
die sich mehr
Reisenden bemerklich macht.
oder minder bei allen älteren
Sie findet sich drei Jahrhunderte spä-
ter bei Herberstein wieder, der gleichfalls von Menschen mit H u n d s köpfen zu erzählen weifs, wie denn auch die stierfiifsigen Ungeheuer Piano-Carpini's an die bocksfufsigen Leute erinnert, von Herodot gehört hatte.
welchen
Nichtsdestoweniger sehen wir, dafs die r ö m i -
schen Missionäre, trotz aller Leichtgläubigkeit, von den Bewohnern der Steppen- und Polarländer, ihren Sitten und Gebräuchen im Allg e m e i n e n nicht unrichtige Ideen hatten, da sie einige der auffallenderen Züge derselben mit ziemlicher Genauigkeit schildern.^
Geographische Nachrichten über das alte Russland.
93
P i a n o - C a r p i n i ' s , in f r ü h e r e r Zeit aufserordentlich grofs u n d bevölkert; nach der tatarischen E r o b e r u n g u n d V e r w ü s t u n g sank es j e d o c h zu einem u n b e d e u t e n d e n S t ä d t c h e n h e r a b , in w e l c h e m sich k a u m z w e i h u n d e r t H ä u s e r b e f a n d e n , d e r e n B e w o h n e r in h a r t e r K n e c h t s c h a f t lebten. In der U m g e g e n d sahen die R e i s e n d e n eine zahllose Menge S c h ä d e l u n d m e n s c h licher K n o c h e n , die auf den F e l d e r n z e r s t r e u t lagen. D e s s e n u n g e a c h t e t f u h r e n die K a u f l e u t e aus a n d e r e n L ä n d e r n n a c h alter G e w o h n h e i t fort, K i e w zu b e s u c h e n ; so k a m e n zugleich mit P l a n o - C a r p i n i K a u f l e u t e aus B r e s l a u dahin, d e n e n n a c h h e r m e h r e r e aus P o l e n , O e s t e r r e i c h und C o n s t a n l i n o p e l f o l g t e n : die letzteren w a r e n Italiäner — G e n u e s e r , V e n e z i a n e r u n d Pisaner. Hinter K i e w befand sich K a n e w schon u n t e r der u n m i t t e l b a r e n H e r r s c h a f t der T a t a r e n . Vierzehntes und fünfzehntes
Jahrhundert.
V o n R e i s e n d e n a u s dem vierzehnten J a h r h u n d e r l haben w i r die B e s c h r e i b u n g des H a n d e l s w e g e s von T a n a (Tanais, A s o w ) ü b e r A s t r a c h a n n a c h China erhalten *). Von A s o w n a c h A s t r a c h a n zählte m a n 2 5 T a g e r e i s e n , w e n n m a n auf mit O c h s e n b e s p a n n t e n W a g e n r e i s t e ; s p a n n t e m a n j e d o c h P f e r d e v o r , so w u r d e die R e i s e in 10 bis 12 T a g e n z u r ü c k gelegt. U n t e r w e g s traf m a n oft b e w a f f n e t e Mongolen. V o n A s t r a c h a n bis S a r a i r e c h n e t e m a n zu W a s s e r eine T a g e r e i s e , von «Sarai bis «Saraitschik ebenso acht T a g e r e i s e n . U e b r i g e n s m a c h t e m a n diesen W e g a u c h zu L a n d e , n u r w a r die W a s serstralse f ü r den W a a r e n t r a n s p o r t billiger. V o n Saraitschik n a c h U r g e n l s c h reiste m a n auf C a m e e l e n z w a n z i g T a g e . Die R e i s e n d e n des f ü n f z e h n t e n J a h r h u n d e r t s **) k e n n e n Kleinrussland, R u s s i a b - a s s a . W i e sie berichten, zieht sich
*) Balducci Pegoletti, in S p r e n g e r s Geschichte der geographischen Entdeckungen S. 257. **) Di Messer Josefo Barbaro, gentiluomo
Venetiano,
Tana, in Ramusio's: „Navigationi e viaggi."
il viaggio della
Ferner:
Il viaggio del
94
Historisch - lingnistische Wissenschaften.
von der polnischen Gränze bis nach Luzk ein fast ununterbrochener Wald. Aulser Luzk wird der Städte Jitomiy, B e l i g r a o c h (ßjelgorod) und Kiew*) E r w ä h n u n g gelhan. Jitomir ist eine befestigte Stadt, mit meist hölzernen Gebäuden; zwischen ihr und ßjelgorod geht die Slrafse durch einen Wald, der wegen der herumschweifenden Banden äufserst gefährlich ist. In Kiew finden sich viele Kaufleute aus Grofsrussland mit Pelzwaaren ein, die sie mit den Carawanen nach Kaffa senden. Diese Carawanen werden unterweges oft von den Tataren angefallen. Kiew hat eine hölzerne Festung und besitzt Getraide und Fleisch im Ueberfluss. Auf der Reise von Kiew nach der Krym setzte man unterhalb Tscherkasy über den D n j e p r , „auf Flöfsen, die an die Schwänze der Pferde festgebunden wurden." Die Ebenen der Krym (oder der Insel Kaffa, wie sie die italienischen Kaufleute des 15. Jahrhunderts nennen) gehörten den T a t a r e n , die unter der Herrschaft eines eigenen Chan standen; doch w a r der frühre N a m e der Krym — Kasarien, noch unvergessen, und das in Asovv und den benachbarten Ländern gebräuchliche Ellenmafs hiefs noch „kasarische Elle." Die tatarischen Besitzungen in der Krym waren ziemlich bevölkert und konnten 4000 Reiter ins Feld schicken; hier befanden sich auch zwei, obwohl nicht sehr wichtige Festungen: Solgali, welche die Eingebornen K r y m , d. i. V e s t e , nannten, und Kerkiarde (vielleicht das heutige Tschufut-Kale), was auf tatarisch „vierzig Oerter" bedeuten soll. Im Süden des Meers von Sabak (Asow) ist die erste Stadt K e r t s c h ; dann folgen Kaffa, Soldadia (Sudak), G r u s u i " ) , Tschimbalo (Balaklawa), Magnifico M. Ambrosio Contarini, ambasciadore della ili. Signoria di Venetia al Gran Signore Usan C a s s a n d r e di P e r s i a , nel anno 1473, und Voyages et ambassades de Messire Guillebert de Lannoy (der 1413 in Rassland war). Yergl. auch Geograph. Iswjestia Ross. Geogr. Obsclitschestwa, 1850. *) K i e w heifst bei Contarini M a g r o m a n . **) Wie man glaubt, ist dies das heutige Gursuf oder ü r s u f , ein Dorf im (aurischen Gouvernement.
Geographische Nachrichten über das alte Rassland.
95
Sarsona (Cherson) und Kalamita *). Das handeltreibende Kaffa ist von Einwanderern aus allen bekannten Ländern bewohnt und durch seinen Reichthum berühmt. A l a n i e n führt seinen Namen nach dem Volke der Alanen, die sich selbst A s s e n nennen; ihr Land ist von Bergen, Strömen u n d T h ä l e r n durchschnitten und mit v i e l e n k ü n s t l i c h e n E r d h ü g e l n (Kurganen) besäet, die ohne Zweifel als Grabmäler dienten. Auf dem Gipfel eines jeden dieser Erdhügel ist ein grofser, mitten durchgebohrter Stein aufgerichtet und ein ebenfalls steinernes Kreuz in die Oeffnung gesteckt (?). Im J a h r 1437 verabredeten sich sieben italiänische Kaufleute aus T a n a einen dieser Kurgane, der sich am jenseitigen Ufer des Don, sechzig Meilen von Tana befand und Kontebbe genannt wurde, zu öffnen. Der Kurgan hatte ungefähr eine Höhe von fünfzig Schritt, und den Gipfel bildete eine Esplanade, auf der sich ein zweiter kleiner T u m u l u s , oben in Form einer Mütze zugerundet, erhob. Dieser obere K u r g a n , dessen Höhe nicht mehr als zwölf Schritt betrug, w a r mit einem Fufssteg umgeben, auf welchem zwei Menschen bequem neben einander gehen konnten; das Fundament w a r rund und gleichsam mit dem Cirkel ausgemessen, und es hatte acht Schritt im Diameter. Als man den unteren Kurgan auszugraben begann, fand man erst eine Lage H u m u s , dessen Ursprung man dem auf dem Kurgan wachsenden Grase zuschrieb; dann eine Schichte Kohlen, die, wie man glaubte, von der Ausrottung der Weidenbäume herrührten, deren so viele in der Nähe befindlich w a r e n ; hierauf kam man zu einer Schichte Asche, ein Viertel (?) dick, was man dem Verbrennen des Schilfrohrs (Kamysch) beimafs, das in der Umgegend des Kurgans wuchs. Noch weiter unten fand man eine Lage Hirseschelfen, gleichfalls ein ganzes Viertel dick, die man aus dem allgemeinen Gebrauch des Hirsebrods in diesem L a n d e erklärte, und endlich eine Lage Fischschuppen. Nachdem die Kaufleute eine Oeffnung von
*) D i e Rainen dieses Orts beiinden sich zwisehen Simpheropol und Baktschisarai, an den Ufern des Flusses Alena.
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Historisch - linguistische Wissenschaften.
sechzig Schrill in der L ä n g e , acht in der B r e i t e und zehn in der Höhe gegraben, ohne die gehofften S c h ä t z e zu enld/ecken, beschlossen sie, in den H a u p t k u r g a n zwei n e u e O e f f n u n g e n von vier Fufs H ö h e u n d gleicher L ä n g e zu m a c h e n , und kamen so an eine n e u e S c h i c h t von weifser F a r b e u n d einer solchen H ä r t e , dafs man leicht darin S t u f e n h a u e n konnte. Fünf S c h r i t t e tiefer in den H ü g e l hinein f a n d e n sie endlich einige steinerne Gefäfse, von w e l c h e n die einen mit Asche, Kohlen u n d Fischgrälen g e f ü l l t , die a n d e r n a b e r g a n z leer w a r e n , mit A u s n a h m e einiger R o s e n k r ä n z e (pater nostri) von der Gröfse einer P o m e r a n z e , aus g e b r a n n t e m T h o n g e fertigt. A u f s e r d e m w u r d e n in d e m K u r g a n die Hälfte von den H e n k e l eines silbernen Gefäfses in der Gestalt einer S c h l a n g e gefunden. Ein heftiger O s t w i n d , der die E r d s c h o l l e n u n d S t e i n e a u f w i r b e l t e und sie den Arbeitern in das Gesicht trieb, z w a n g die K a u f l e u t e , f e r n e r e N a c h s u c h u n g e n aufzugeben. D e r O r t , an w e l c h e m sie dieselben angestellt halten, w a r f r ü h e r unter d e m N a m e n der Gulbeddiner G r u b e n bekannt, weil einst einst ein g e w i s s e r Gulbeddin aus Cairo hier n a c h g e g r a ben h a l l e ; seitdem hiefsen sie die f r ä n k i s c h e n G r u b e n . D e r S a g e zufolge r ü h r t e der T u m u l u s von d e m alanischen K ö n i g e Indiobu h e r , der bei der K u n d e von der A n n ä h e r u n g der T a l a r e n sich der Volkssitte g e m ä f s ein G r a b m a l bereiten liefs u n d seine S c h ä t z e darin v e r s e n k t e . U e b e r die P r o d u c l e der am u n t e r e n D o n g e l e g e n e n L ä n d e r wird u n s F o l g e n d e s erzählt. Da T a n a zehn Meilen in die R u n d e von S c h a n z e n u n d G r ä b e n u m r i n g t w a r — den R u i nen der alten S t a d t dieses N a m e n s — so w a r e n die h i e r d u r c h gebildeten H ü g e l u n d S c h l u c h t e n der Z u f l u c h t s o r t von V ö g e l n aller Art g e w o r d e n , deren es eine solche Menge gab, dafs u m die Mauern und am S t a d t g r a b e n die R e b h ü h n e r u n d T r a p p e n schaarenweise umherflogen. D i e K n a b e n griffen sie o h n e M ü h e auf und v e r k a u f t e n sie zu einem A s p e r das P a a r ; ein F r a n z i s c a n e r m ö n c h fing mit N e t z e n 2 0 , 3 0 bis 4 0 Vögel auf e i n m a l . W e n n m a n die F e n s t e r in den H ä u s e r n des N a c h l s offen liefs, so flogen die V ö g e l , v o m Licht a n g e z o g e n , s o g a r
Geographische Nachrichten Uber da3 alte Kassian«].
97
in die Z i m m e r hinein. E s gab auch wilde Thiere, Hirsche u n d a n d e r e ; sie f ü r c h t e t e n sich aber, d e r S t a d t n a h e zu k o m men. In der S t e p p e h a t t e n die T a t a r e n h o r d e n z a h l r e i c h e H e e l d e n . D i e P f e r d e w u r d e n ihnen von den H a n d e l s l e u t e n abgekauft und nach Persien und andern Ländern ausgeführt; n a c h P e r s i e n w a r eine C a r a v a n e von 4 0 0 0 P f e r d e n a b g e g a n gen. D i e E i g e n t h ü m e r fangen sie vermittelst eines S t o c k s mit darin befestigter S c h l i n g e ein, u n d die T a t a r e n h a b e n hierin eine so aufserordentliche Fertigkeit, dafs der K ä u f e r n u r auf das eine oder a n d e r e der frei in der S t e p p e w e i d e n d e n P f e r d e zu zeigen b r a u c h t , so w i r f t d e r V e r k ä u f e r d i e s e m augenblicklich eine Schlinge u m den H a l s u n d f ü h r t es aus der H e e r d e fort. Die tatarischen P f e r d e sind von keiner v o r züglichen R a c e ; sie h a b e n einen kleinen W u c h s , einen h ä n g e n d e n B a u c h und sind an den H a f e r nicht g e w ö h n t . Dag e g e n sind die Ochsen grofs und schön g e w a c h s e n ; es giebt ihrer eine solche Anzahl, dafs sie h a u p t s ä c h l i c h die italiänischen S c h l a c h t h ä u s e r v e r s o r g e n , zu w e l c h e m Z w e c k e m a n sie in der R e g e l d u r c h Polen und die W a l l a c h e i n a c h S i e b e n b ü r g e n , dann n a c h D e u t s c h l a n d u n d so n a c h Italien treibt. Ein drittes Haustliier ist das g r o f s e , z w e i h ö c k e r i g e , zottige C a m e e l ; m a n f ü h r t sie n a c h Persien a u s , w o sie mit 2 5 D u c a t e n das S t ü c k bezahlt w e r d e n . Endlich hat m a n hier n o c h S c h a f e von u n g e w ö h n l i c h e r G r ö f s e , mit hohen B e i n e n , langer W o l l e u n d einem d i c k e n , zwölf P f u n d w i e g e n d e n S c h w a n z . Der E r d b o d e n ist äufserst f r u c h t b a r ; der W a i z e n giebt nicht selten eine f ü n f z i g - und die Hirse eine h u n d e r t f ä l t i g e E r n d t e . D a s G e t r a i d e ist d a h e r m i t u n t e r in solcher M e n g e v o r h a n d e n , dafs m a n nicht alles v e r b r a u c h e n kann u n d einen T h e i l u n b e n u t z t verfaulen läfst. Indem die Reisenden von T a n a a u s sich längst d e m Meer von A s o w halten, erreichen sie in drei T a g e n ein L a n d , w e l c h e s K r e m u c h heifst. D i e s e s Gebiet besieht aus einigen D ö r f e r n , die im Nolhfall g e g e n 2 0 0 0 R e i t e r aufstellen k ö n n e n ; es hat Ueberflufs an W a l d u n g e n , u n d seine f r u c h t b a r e n E b e nen w e r d e n von zahlreichen S t r ö m e n b e w ä s s e r t . Die vorE r m a n s H u s s . A r c h i v . R niger A n n e h m l i c h k e i t e n h a t t e als bei w a r m e m W e t t e r . Die Familie meines B e g l e i t e r s h a l t e sich vor u n s a u f g e m a c h t , u n d w i r w u r d e n v o n ihr, bei u n s e r e r Ankunft, auf d e m B a l k o n eines zweistöckigen h ö l z e r n e n S o m m e r h a u s e s , mit T h e e bewirlhet. In eben diesem G e b ä u d e befinden sich a u c h die R ä u m e zur A u f b e w a h r u n g des Obstes und der T r a u b e n . " „ D e r G a r t e n umfafst e t w a zwei D e s j a t i n e n * ) u n d ist o h n e g r o f s e A n s p r ü c h e auf schönes A n s e h n , mit W e i n s l ö c k e n u n d mit Birnen, D u l j a b i r n e n u n d K i r s c h b ä u m e n bepflanzt, zwischen d e n e n auf B e t e n : A r b u s e n " ( W a s s e r m e l o n e n ) „ M e l o n e n u n d S p a n i s c h e r Pfeffer g e s ä e t sind. D e r A n b a u des letztern bildet hier einen s e h r wichtigen T h e i l der Gärtnerei. Die g e s a m m t e P f l a n z u n g ist mit einem Schilfnen Z a u n e u m g e b e n — einer E i g e n t ü m l i c h k e i t der hiesigen G e g e n d , in der das s o g e n a n n t e „ K ü s l e n s c h i l f " (primorskoi K a m y s c h ) eine wichtige R o l l e spielt — u n d innerhalb derselben liegen, aufser d e m e r w ä h n ten zweislöckigen H a u s e , n o c h eine halb verfallene H ü t t e und der u n a u s w e i c h l i c h e t s c h i g i r . " „ D e r T s c h i g i r — diese nicht ganz d u m m e E r f i n d u n g — ist ein höchst einfacher M e c h a n i s m u s z u m Begiefsen der G ä r t e n in diesen L ä n d e r n . Man h a t ihn von zweierlei Art, nämlich 1) mit einem P f e r d e g ö p e l u n d 2) mit Flügeln n a c h Art einer Mühle. S e i n e E i n r i c h t u n g ist, w i e gesagt, sehr einfach. U e b e r einem
und v o r dem bisher mitgetheilten — scheint aber nach den spärlichen Klimatischen Bemerkungen an passenderer Stelle. *) D i e s e s s c h e i n t
der Verfasser zu
meinen,
D . Uebers. obgleich er das frag-
liche Maais nicht 2 D e s j a t i n y , sondern 2 d e s j a t k i , d. h. wörtlich z w e i Z e h n e r nennt. D, Uebers.
Einige Notizen über Astrachan and dessen Umgebungen.
229
Bache, an dem Ufer desselben oder über einen gegrabenen Brunnen von geringer Tiefe — (das Wasser zeigt sich hier sehr nahe unter der Oberfläche, indem man bis auf dasselbe nur 2,3 bis 4,6 Engl. Fufs tief zu graben hat) *) — werden in senkrechter Lage zwei hölzerne Räder auf einerlei Axe befestigt, die in einem gegenseitigen Abstände von 10,5 bis 14 Engl. Zoll, unter einander mit dünnen Querhölzern verbunden sind**). Auf diese Querhölzer wird ein starkes Strick gelegt, dessen Enden so verbunden sind, dafs er unten 3 bis 4 Zoll (2 Werschok) lief in das Wasser des Baches oder Brunnens reicht. An diesen Strick sind, in gegenseitigen Abständen von 2,3 Fufs (1 Arschin), länglich-viereckige, hölzerne Eimer oder sogenannte „Schöpfer" (R. tscherpala) „befestigt, so dafs, wenn jene zwei Räder die gleichsam einen ausmachen" (d. h. die Trommel) „anfangen sich zu bewegen, die Schöpfgefäfse eines nach dem andern in das Wasser getaucht, mit denselben gefüllt, bis an den Umfang des Rades f ) und demnächst bis auf den höchsten Punkt desselben gehoben werden. Dort werden sie allmälig geneigt und zuletzt völlig umgekehrt und giefsen dadurch das W a s s e r , welches sie geschöpft haben, in ein an jenem Orte, in e i n e r H ö h e v o n 1 bis 2 Sajenen aufgestelltes hölzernes Reservoir f f ) . Aus diesem fliefst es in einer *) Ob die Angabe von: um n n r 2 , 3 F a f s u n t e r d e r O b e r f l ä c h e l i e g e n d e m G r u n d w a s s e r mit der vielfachen Klage des Verfassers über dürren und staubendem (Joden zusammen zu reimen ist, bleibt der Entscheidung des Lesers überlassen. Es soll hier, wie bei andren Behauptungen von ungereimten Ansehn, nur für treue Wiedergabe des Originales gestanden werden. D. Uebers. **) Mit weniger unbehültlichen Worten: eine gegen 1 F u f s breite T r o m mel auf horizontaler Axe. D. Uebers. •{•) So steht im Russischen, obgleich es doch nun der R ä d e r oder richtiger der T r o m m e l heissen miisste. D. Uebers. f f ) Hierdurch und noch mehr aus dem Folgenden, erfährt man endlich indirekt, dafs die horizontale Axe des Tschigir — auf irgend eine
Physikalisch - mathematische Wissenschaften.
230
s c h w a c h geneigten, auf S t ü t z e n r u h e n d e n R i n n e , ergiefst sich an d e m h ö c h s t e n P u n k t d e s G a r t e n s u n d wird endlich von demselben, gleichfalls in g e n e i g t e n hölzernen R i n n e n , die auf d e m B o d e n l i e g e n , n a c h allen W i n k e l n u n d Stellen des G a r t e n s w o m a n zu begiefsen hat, geleitet. Die s e n k r e c h t e n R ä d e r " (die T r o m m e l ) „ w e r d e n , w i e schon oben g e s a g t , e n t w e d e r d u r c h P f e r d e o d e r mittelst Flügel, w i e an einer W i n d mühle, b e w e g t . O h n e diese T s c h i g i r w ä c h s t hier keine e i n zige P f l a n z e — aufser W a l d b ä u m e u n d wilde G e s t r ä u c h e . " „ D i e Hitze ist hier im S o m m e r g a n z entsetzlich. — Von E n d e Mai bis z u m A n f a n g des August u n d a u c h wohl bis n o c h s p ä t e r , w ä c h s t die L u f t t e m p e r a t u r f o r t w ä h r e n d u n d steigt bis zu - | - 2 6 0 bis - f 3 0 ° R e a u m u r . D e r H i m m e l ist dann fast o h n e A u s n a h m e u n b e w ö l k t . R e g e n fallen hier äufserst selten w i e w o h l bisweilen in grofser Menge." „ J e t z t e n t b e h r e n alle diese Gärten und die W e i n p f l a n z u n g e n in denselben j e d e n Reiz für das Auge, denn sie befinden sich in ihrem t r a u r i g e n Herbslkleide. N u r selten u n d an einzelnen Stellen sieht m a n n o c h auf d e m v e r w e l k t e n G r ü n , die malerischen T r a u b e n von glanzloser d u n k e l g r ü n e r o d e r d u n k e l blauer F ä r b u n g . D i e R e b e n selbst sind meist überall schon auf den B o d e n g e b o g e n und dicht mit S t r o h oder geflochtenen Matten b e d e c k t , u m sie vor den W i n t e r k ä l t e n und den s o g e n a n n t e n S c h u r g a n y *) zu schützen. Im F r ü h l i n g , der hier in gröfster S c h ö n h e i t b l ü h t (!) — u n d n a m e n t l i c h g e g e n E n d e des März, w e r d e n die R e b e n w i e d e r a b g e d e c k t , mit d ü n n e n B a s t s c h n ü r e n an l a n g e , nicht h o h e (d. h. n u r 2,5 Arschin ü b e r
Weise,
die gerade einer Beschreibung bedürft hätte — in einer be-
trächtlichen Höhe, von mehr als 1 bis 2 S a j e n e n , über dem Boden, getragen wird. D. üebers. *) Dafs dieses Wort die S e h n e e s t ü r m e bedeutet, die in Sibirien pnrgjr genannt werden,
ist wahrscheinlich,
wird aber von dem
dem Gutdünken überlassen. D. üebers.
Verfasser
E i n i g e Notizen über Astrachan ond dessen U m g e b u n g e n .
231
der E r d e liegende) Querhölzer (perekladiny) gebunden *). In den e r s t e n W o c h e n d e s M a i machen sie dann Ausläufer und bedecken sich mit smaragdenem Grün. Dann sind diese Gärten bezaubernd mit ihren stolzen (!) und vortrefflichen Spalieren (rainy), ihren Obstbäumen die in unbeschreiblicher Fülle mit weifsen wohlriechenden Blülhen bedeckt sind, ihren mahlerischen Tschigiren und den sie umgebenden, klaren Bächen. Sie sehen dafs man hier den VVeinstock nicht ohne Mühe und Ausgaben unterhält. Aufser dem beschriebenen Abbinden und Niederlegen, mufs man ihn auch noch wiederholentlich und mit Sorgfalt beschneiden, während er sich entwickelt und etwa sechs Mal begiefsen. Hierzu werden jedes Mal eine ziemliche Anzahl von Arbeitern gemielhet." „Es ist betrübt dafs ich genöthigt bin, zugleich mit den Schönheiten und Reichlhümern der hiesigen Natur, zu erwähnen: d a f s s i e f o r t w ä h r e n d a b n e h m e n u n d v e r f a l l e n . Von allen Seilen höre ich versichern, dafs unablässig S c h w i e rigkeiten, deren man hier v o n a l l e n S e i t e n begegnet**), die Einwohner verhindern ihre Weingärten zu bearbeiten und dafs von diesen daher während der letzten Zeit in der U m gebung der Stadt Astrachan, immer mehr und mehr eingegangen sind. Nach den Reden d e r " (Russischen) „ B e w o h n e r hätte sich auch das hiesige Klima verändert. Die Winter wären erst seit den dreifsiger Jahren des gegenwärtigen J a h r hunderts fürchterlich kalt g e w o r d e n , d a s W a s s e r s e i a u s g e t r o c k n e t und die Kosten des Begiefsens würden durch die Einnahmen vom Verkauf nicht mehr gedeckt. Traurige und bedauernswürdige Thatsachen, welche ich durchaus nicht
*) Wenn diese Beschreibung nicbt ganz unverständlich bleiben s o l l , so mnfs man wohl auch a n n e h m e n , dafs die Reben daselbst, parallel mit dem Boden, in einer Höhe von etwa 6 F u f s über demselben liegen. D . Uebers. •*) Deren nähere Schildernng aber doch ?on einigem Interesse g e w e s e n •wäre! D . Uebers. K r m a n s R u s s . Archiv. Bd. XIII. H. I .
16
232
Physikalisch-matliematisclie
Wissenschaften.
glauben m a g , weil Einem von d e r g l e i c h e n B e h a u p t u n g e n so s c h w e r u m s H e r z w i r d *). N a c h d e m w a s ich selbst g e s e h e n habe, sind alle diese A n g a b e n n u r u n r e d l i c h e Ausflüchte d u r c h w e l c h e m a n die w a h r e , billere U r s a c h e aller j e n e r Uebelsliinde verhüllen will. S i e haben sie wahrscheinlich schon e r r a l h e n . E s ist der e i n g e w u r z e i l e und nicht a u s z u r o t t e n d e Mangel an Muth zu j e d e r a n h a l l e n d e r e n Arbeit, die apathische S o r g l o s i g keit u n d der u n ü b e r w i n d l i c h e G l e i c h m u t h , d u r c h w e l c h e sich der C h a r a k t e r der B e w o h n e r der hiesigen G e g e n d s o w o h l , als a u c h l e i d e r ! einiger a n d e r e n P r o v i n z e n von R u s s land a u s z e i c h n e t " "*). D e r V e r f . läfst n u n einige historische B e m e r k u n g e n ü b e r die G ä r t n e r e i u n d den W e i n b a u bei Astrachan folgen, w e l c h e i h r e r g a n z e n A n o r d n u n g u n d meistens auch den einzelnen W o r t e n n a c h , mit d e n j e n i g e n ü b e r e i n s t i m m e n , die wir in dies e m A r c h i v e Bd. I. S. 6 6 S — 6 8 0 mitgelheilt haben. Sie sind o f f e n b a r a u s demselben R u s s i s c h e n Aufsatz e n t n o m m e n f ) — d e n n o c h a b e r d u r c h einige k l e i n e A u s l a s s u n g e n und E i n s c h a l t u n g e n so wesentlich entstellt, dafs sie zu ganz falschen V o r s t e l l u n g e n ü b e r den in R e d e s t e h e n d e n G e g e n s t a n d f ü h r e n w ü r d e n . H e r r J e r - k o w u n t e r d r ü c k t nämlich zuerst a u s d e m von ihm benützten Aufsalze die W o r t e dafs der W e i n b a u f ü r R u s s l a n d ü b e r h a u p t „mit der U n t e r w e r f u n g von Astrac h a n " b e g o n n e n h a b e f f ) . E r u m g e h t d a d u r c h die doch w o h l a u s g e m a c h t e T h a t s a c h e , dafs j e n e und gewifs noch m a n c h e a n d e r e Industrie in d e m e r o b e r t e n L a n d e ( w e n n auch eben nicht g r a d e bei der jetzigen, höchst v e r k o m m e n e n , H a u p t s t a d t d e s s e l b e n ) , ebenso wie in der K r y m und in T r a n s k a u k a s i e n ,
*) Auch «lieser s o n d e r b a r e A u s d i n c k ist wörtlich **) Diese doch
übersetzt.
D. Uebers. a l l z u s c h w ü l s t i g e U m s c h r e i b u n g des W o r t e s T r ä g h e i t , ist
an einigen Stellen ein w e n i g a b g e k ü r z t .
D. Uebers.
•{•) Istoritscheskoe o b o s r e n i e m j e r p r a w i t e l s t w a k* p o o s c h t s c h r e n i j u i pr. sadowodstwa in J u n i . Minist, g o s u d . i m u s c h e s t w . f f ) In diesem Archive Bd. I. S . 668.
Kinige N o t i z e n über Astrachan und dessen U m g e b u n g e n .
von den t ü r k i s c h e n und a n d e r e n ihnen v e r w a n d t e n nen,
seil urallen
Spanier
Eingebor-
betrieben
worden
ist.
So
so h a b e n a u c h die R u s s e n
überall
von
den
ftluham-
die sie b e s i e g t e n und v e r d r ä n g t e n , e i n i g e
einfache
medanern,
Zeiten
233
Kunstfertigkeiten
wie
vollständig a n g e n o m m e n , w ä h r e n d s i e
die
andre,
von ihnen n u r u n v o l l s t ä n d i g e r l e r n t e n o d e r d o c h s e i t d e m
nur
mangelhaft
In-
ausgeübt
haben.
Es
ist
nicht
ohne
einiges
t e r e s s e , dafs m a n n o c h j e t z t , von der einen S e i l e bis n a c h A n dalusien,
und von der a n d e r e n
Moskau,
den
schaften
an
gemeinsamen ihrer
bis in
die
Ursprung
Umgebungen
dieser
von
seltsamen
vollständigsten U e b e r e i n s l i m m u n g
Erb-
erkennt:
so b e i s p i e l s w e i s e die s e h r e i g e n t ü m l i c h e ( K o r b ä h n l i c h e ) F o r m der W e i f s b r o t e in den s ü d l i c h e n S p a n i s c h e n leren
richtiger S p a n i s c h - M au r i s c h e n ligen
Spiral-Gefäfsen
larischen kischen in
und in den
Feuerzeuges
u. v. a.
Erbschaften Ländern)
und zu
•—
zwar
wol-
den
Z u e b e n diesen (wiederum
schlecht
Tür-
gleichmäßig
angetretenen
wirklich
nicht
wissen,
oder was
und
der
t e n b a u , da w o er k ü n s t l i c h e r B e w ä s s e r u n g b e d a r f . — Jer-kow
oder
(aus
von G r ä s e r n ) mit d e m R u s s i s c h - T a -
in S i b i r i e n
beiden
—
in V e r f a l l g e k o m m e n e n , g e h ö r t a b e r nun v o r a l l e m Herr
mitt-
R u s s i s c h e n P r o v i n z e n , des j e t z i g e n S p a n i s c h e n —
GarSollte
veranlafst
ihn n i c h t w i s s e n zu w o l l e n , dafs d e r T s c h i g i r , den e r so m ü h sam beschreibt, eine anerkannt T ü r k i s c h e Erfindung i s t ?
Dafs
d e r s e l b e e b e n d e s h a l b von j e h e r n a c h d e r e i n e n S e i t e in
den
A s i a t i s c h e n S t e p p e n , in B u c h a r a , i n C h i w a und bis n a c h d e m alten Karakorum genlosen
zur E r z i e h u n g d e r ü p p i g s t e n G ä r t e n , trotz d e r r e -
Sommer
gebraucht
wurde,
und
nach
der
andern
z u r A n l a g e und zur E r h a l t u n g d e r v e g a s von V a l e n c i a , cia und G r a n a d a ? —
Die Spanier
verheimlichen doch k e i n e s w e g s ,
dafs j e t z t
P r o d u k t e der k ü n s t l i c h e n B e w ä s s e r u n g Viertel
ehemaligen
diese
nur defswegen
a u f ein ja
in bei
der A u s r o t t u n g der M u h a m e d a n e r , a u c h von den t s c h i g i r s ,
die
Distrikten
durch
Ausdehnung
oder
prachtvollen
man
vielen
ihrer
Mur-
g e s t e h e n g a n z offen,
Wüsten
dort N o r i a ' s g e n a n n t w e r d e n
ersetzt
geschwunden, sind,
weil
e i n e grofse A n z a h l das 16*
Schicksal
234
Physikalisch - mathematische Wissenschalten.
ihrer Erfinder theilen liefs '). Herr J e r - k o w umgehl aber ein solches Geständniss auf einem sehr lächerlichen Wege. Gr läfsl die Aslrachanischen tschigir's (wahrscheinlich also auch deren Türkischen N a m e n ? ; ersl von einem, wie er behauptet, von der Russischen Regierung nach Astrachan geschickten, D e u t s c h e n G ä r t n e r erfinden. — W a s erst w i r dem Lande geschenkt haben, mögen wir schon eher wieder eingehen lassen — so dürfte der Verfasser wohl gedacht haben, indem er eine Stelle des oben erwähnten Aufsatzes folgendermafsen abändert. — Anstatt der W o r t e : „1640 halte der Weinbau um Astrachan schon so sehr zugenommen**), dafs sich die E i n w o h n e r einen Deutschen Winzer Namens J a k o b B o t m a n n k o m m e n l i e f s e n ; um 1669 machten sie u. s. w. f ) " liest man bei Herrn J e r - k o w „1640 hatte der hiesige Weinbau schon eine solche Bedeutung, dafs ausdrücklich" (für denselben) „ d e r kunstreiche Gärtner J a k o b B o t m a n n hierher geschickt w u r d e , welcher dann auch die witzigen tschigiri einführte." — Anstalt aber länger bei diesen, kaum der Widerlegung bedürfenden Angaben über die G e s c h i c h t e der hiesigen Culturverhällnisse zu verweilen, wollen wir lieber aus dem vorliegenden Buche noch einige bezeichnendere Thalsachen hervorheben, die man, nicht ohne Mühe, zwischen den werthloseren und zuweilen ganz müfsigen Phrasen, darin vorfindet. Z u m 27. September heifst e s : „Heute gab mir mein G D e m j a n k i , d . i . eine hiesige A r m j a n i s c h e f f ) S p e i s e ,
*) Da wo die Noria's zugleich ein Badeiiaus mit Wasser versorgten, wurden sie sogar auf ausdrückliche Verordnung, von Staatswegen als ein Apparat zu unchristlichen Religionsübungen zerstört. Vergl. u. a. in: R o c h a u : V e r t r e i b u n g d e r M o r i s c o ' s a u s S p a n i e n . •*) Wohl eher: „schon wieder so zugenommen." t ) In diesem Archive Bd. I. S. 668. •¡•f) Hier ist zu b e m e r k e n , dafs der Verfasser an vielen Stellen seines Buches alles dasjenige Armjanisch nennt, was von irgend einem d e r verschiedenen Nichtrussischen Theile der jetzigen Bevölkerung herstammt.
Einige Notizen über Astrachan und dessen Umgebungen.
welche
auf v e r s c h i e d e n e
Weisen
zubereilet
wird.
235
Roh hat
diese F r u c h t *) e i n e a b g e p l a t t e t e i ä h n l i c h e G e s t a l t u n d violette Farbe.
G . . . . setzte mir
einige E x e m p l a r e
v o r , die in B u t t e r (oder Oel (?) R u s s . : w ' m a s l j e ) g e b r a t e n mit g e r i e b e n e m Z w i e b a c k
bestreut waren.
d i e s e r (nur) hier e i n h e i m i s c h e n und sogar angenehm. abkochen
Der
—
Frucht schien mir
indem man
und
Geschmack erträglich
Man kann die D e m j a n k i s a l z e n
w i e Pilze ( ! ? )
eine
davon
und
sie v e r s c h i e d e n
zu-
bereitet, w i e mir m e i n e d e u t s c h e W i r t h i n v e r s i c h e r t e . " —
So
w e n i g a u c h diese N o t i z e i n e r
botanisch brauchbaren
ähnlich
sieht, so g e w i n n t sie d o c h einiges I n t e r e s s e , w e n n m a n w e i t i g w e i f s , dafs es ein g r o l s e s S o l a n u m lanum
M e l o n g e n a ) ist, welches
bei
Astrachan
N a m e n D e m j a n k a v o n Alters h e r g e b a u t w i r d . ist n ä m l i c h e n t w e d e r
identisch
oder doch
w a n d t mit e i n e m f ü r g a n z S p a n i e n
ander-
(angeblich
So-
unter dem Auch
dieses
aufs nächste ver-
und demnächst
auch für
einen T h e i l von F r a n k r e i c h ä u f s e r s t w i c h t i g e m G a r t e n g e w ä c h s e : d e m S o l a n u m L y c o p e r s i c u n i , w e l c h e s in Caslilien u n d in V a l e n c i a T o m a t e r a g e n a n n t w i r d u n d d e s s e n F r ü c h t e , z u g l e i c h mit d e n e n des a u c h in den A s t r a c h a n i s c h e n W e i n b e r g e n
cullivirten
Spanischen
pimenlero
Pfeffers (Capsicum
d e r S p a n i e r ) einen b e t r ä c h t l i c h e n
grossum Theil
—
oder
der von den Mauren
eingeführten Volksnahrung ausmacht. Eine gleiche Uebereinstimmung
u n d d a b e i in g e r i n g e r e m
Mafse,
der Zweifel über
weder
die k l i m a t i s c h e A e h n l i c h k e i t d e s S ü d e n s v o n
mit d e m
den Antheil den an derselben
Süden des jetzigen
Russland
gehabt haben
o d e r die n a c h g e w i e s e n e V e r w a n d t s c h a f t d e r e r s t e n B e v ö l k e r u n g beider L a n d s t r i c h e — Anbau deren
Theil des alten
Chanales
und
Wassermelonen,
in K a u k a s i e n ,
von A s l r a k a n
d. h. in gewesen
scheint, sind d e n n a u c h j e t z t n o c h in den v e r a r m t e n desselben
nahe eben
*) W ö r t l i c h e
so h ä u f i g ,
UelidSetzung.
könnte,
cultivirlen
findet sich f e r n e r in d e m
der C u c u r b i t a c e e n . — M e l o n e n ursprüngliche Heimath
ent-
Europa
w i e in d e n
einem zu
sein
Restern
ähnlichen
von
Physikalisch - mathematische Wissenschaften.
236
Murcia und G r a n a d a . — Auch hat sich — w ä h r e n d die V e r arbeitung der S e i d e u n d B a u m w o l l e , die S a l p e t e r - u q d S e i fenfabrikation u n d viele a n d e r e Asiatische Industrieen in G r a nada b e d e u t e n d g e s u n k e n sind in Aslrachan a b e r , der vorlieg e n d e n B e s c h r e i b u n g zu Folge, s o g a r s p u r l o s v e r g e s s e n zu sein scheinen *) — von den g e n a n n t e n F l ü c h t e n s o g a r n o c h eine s e k u n d ä r e B e n u t z u n g , u n d in ihr eine Aehnlichkeit j e n e r beiden G e g e n d e n erhallen, die H e r r J e r - k o w f o l g e n d e r mafsen e r w ä h n t : „ T r o t z des u n g e h e u e r e n R e i c h t h u m s a n " ( w o h l s c h m e c k e n d e n ) „ O b s l a r t e n lieben die A s l r a c h a n e r aufs ä u f s e r s t e , r a t h e n Sie w a s ? die K e r n e der A r b u s e n o d e r Wassermelonen. Sie tragen dergleichen stets mit sich in ihren T a s c h e n und kauen sie überall im H a u s e , auf den S t r a s s e n u n d , \ \ \ e m a u \w\eV\ v o n e\\V\»ev\ Xvm'yanväcYven SVuViem v e r s i c h e r t e , a u c h im T h e a t e r . " E s ist dasselbe Bedürfniss einer mehligen N a h r u n g bei starker W ä r m e , w e l c h e s überall in S p a nien zu derselben S i t t e und noch a u s s e r d e m zum K a u e n v o n rohen o d e r halbrohen E r b s e n , B o h n e n , Maiskörnern u. dgl. und zur Ausstellung von dergleichen bei den W a s s e l v e r k ä u f e r n veranlasst.
Um endlich u n s e r e n L e s e r n j e d e s V e r l a n g e n n a c h den Stellen von H e r r n J e r - k o w s Buch die w i r g a n z mit Stills c h w e i g e n ü b e r g e h e n , zu b e n e h m e n , folgt hier A l l e s , w a s er ü b e r das S a l z v o r k o m m e n in der Astrachanischen G e g e n d u n d somit ü b e r eine s e h r b e m e r k e n s w e r l h e u n d kaum hinlänglich v e r s t a n d e n e E r s c h e i n u n g zu sagen g e f u n d e n h a t : „In den grenzenlosen Astrachanischen S t e p p e n giebt es viele S a l z s c h l a m m e (soljanyja grjasi), die m a n Gaki n e n n t , u n d viele T r i e b s a n d e . Die R y n - p e s k i haben 4 0 0 W e r s t Breite,
*) Im Jahre 1808 soll es in Astrachan (loch noch mehr als 24 Fabriken gegeben haben, die, in einer ?on Altersber daselbst einheimischen Weise, Seiden-, Baumwollen- und L e d e r - W a a r e n darstellte. Die sogenannte Tatarische Seife war noch ein bedeutender Exportartikel und eine 60 Werst von der Hauptstadt gelegene Fabrik lieferte 30000 l'ud Salpeter jährlich. D. Cebers.
E i n i g e N o t i z e n über A s t r a c h a n u n d
dessen Umgebungen.
237
und n a h e an ihrem nördlichen E n d e liegt der H a u p t s i t z des C h a n e s d e r inneren Kirgisen O r d a . " „ D e r Boden der hiesigen S t e p p e n enthält fast ü b e r a l l Salzslellen. In d e m G o u v e r n e m e n t ( A s t r a c h a n ) zählt m a n ü b e r h a u p t 1327 Salzslellen und deshalb giebt es in d e m s e l b e n auch so viele Salzseen und zsvar namentlich in d e m Astrachaner Kreise 136 b e n a n n t e u n d 2 namenlose Krasiiojarsker 83 484 Tschernojarsker 1 5 z u s a m m e n also 7 i l Salzseen. A u s s e r d e m giebt es in d e m J e n o t a j e w e r Kreise den S a l z b e r g T s c h e p l a l s c h i . " „Alles dieses b e w e i s t , clafs die hiesige G e g e n d e h e m a l s den B o d e n des Kaspischen Meeres bildete w e l c h e s fortfährt s\c\\ coT\Unu\rl\cl\ i u evn\edn2,en ' ) u n d u n g e h e u r e L a n d s t r i c h e , die e h e m a l s ü b e r s c h w e m m t w a r e n , z u r ü c k z u l a s s e n . " V o n dem Ansehn und der Beschaffenheit dieses s o g e n a n n t e n S a l z s c h l a m m e s , erfährt m a n also nicht ein W o r t — e b e n s o w e n i g w i e von Allem, w a s ein zum B e o b a c h t e n geeignetes o d e r g a r ein geübtes Auge voraussetzt! *) D a f s d a s G e g e n t h e i l b e w i e s e n ist, h a b e n w i r o f t e r w ä h n t . V e r g l . u. ä. in d . A r c h . B d . I. S . 6 7 6 ; II. 4 3 3 ; III. 1 u . f.
Die Stadt Kutais und die Imeretier * ) .
K . u t a i s , die H a u p t s t a d t des ehemaligen Königreichs l m e r e l i e n , g e h ö r t zu den ältesten O r t s c h a f t e n in ganz T r a n s k a u k a s i e n , i n d e m sie ihren U r s p r u n g bis zu den Z e i l e n des O r p h e u s u n d der Argonauten zurückführt. S i c h e r ist, dafs sie schon von S t r a b o e r w ä h n t wird und dafs in d e r U m g e g e n d um die Mitte des sechsten J a h r h u n d e r t s n. C h r . blutige Schlachten z w i s c h e n den H e e r e n J u s t i n i a n s und des persischen K ö n i g s C h o s r o e s Nuschirwan geschlagen wurden. W a s S c h ö n h e i t der L a g e betrilTt, so hat Kutais selbst in dem pittoresken K a u k a s u s k a u m seines Gleichen. Z u m T h e i l auf einem Felsen, zum T h e i l auf den b e w a l d e t e n Anhöhen des Flusses Rion e r b a u t u n d von d e r mannigfaltigsten S c e n e r i e u m g e b e n , bietet es fast auf j e d e m S c h r i t t d e m L a n d s c h a f t s m a l e r n e u e T h e m a t a d a r ; die p r ä c h t i g s t e Ansicht aber eröffnet sich von den Gipfeln d e r B e r g e Sekedy, Kowlazminda und Zminda-Georgis, am rechten U f e r des Rion. Von dort a u s erblickt m a n w i e in einem herrlichen P a n o r a m a die S t a d t , die sie u m g e b e n d e n w a l d r e i chen Hügel, w e l c h e sich stufenmäfsig ü b e r einander e r h e b e n u n d im N o r d e n durch F e l s e n w ä n d e b e g r ä n z t w e r d e n , das w e i t e T h a l des R i o n , das sich w i e ein e n d l o s e r G a r t e n 8 0 W e r s t gegen W e s t e n erstreckt und mit der Küstenlinie
*) A u s z u g
aus
Gnilosarow
einum
Aufsatze
îles
Vice-Gouvtrneurs
im „ K a w k a f s k j i K a l e n d a r . "
von
Kutais
D i e Stadt Kutais und die Imeretier.
239
des S c h w a r z e n Meeres v e r s c h m i l z t , endlich die A c h a l z y c h e r G e b i r g s k e l t e , deren in blauen N e b e l g e h ü l l t e S c h n e e g i p f e l einen grofsen Theil des J a h r e s hindurch ihren b l e n d e n d e n Glanz h i n a b w e r f e n . Alles dieses z u s a m m e n bildet ein G e mälde, von w e l c h e m a u c h D e r die A u g e n nicht a b z u w e n d e n v e r m a g , der sich an die m a j e s t ä t i s c h e N a t u r g e w ö h n t hat. D e r Rion w u r d e von den Griechen P h a s i s g e n a n n t , aber n u r bis zum D o r f e W a r z i c h a , w o der Flufs Quirila sich in ihm ergiefst, den sie irrlhüinlich für den P h a s i s hielten, w ä h r e n d sie d e m w a h r e n Phasis von dort ab den e i n g e b o r n e n N a m e n Rion liefsen, der so viel als r e i f s e n d b e d e u t e n soll. D i e s e Etymologie ist auch in der T h a l nicht u n w a h r s c h e i n l i c h , da der Rion wirklich mit grofser Rapidität fliefst. V o n d e m Flecken Oni, w o seine Q u e l l e n sich befinden, h a t er auf einer S t r e c k e von 130 W e r s t einen Fall von u n g e f ä h r 2 3 0 0 Fufs, so dafs auf j e d e W e r s t im D u r c h s c h n i t t e t w a 18 Fufs k o m m e n . Am reifsendsten ist er an einigen S t e l l e n , w o er, z w i schen Felsen eingeengt, c a t a r a c t e n a r t i g h e r a b s t ü r z t , und selbst bei der S t a d t Kutais, in w e l c h e r er aus e i n e r dicht b e w a l d e ten, höchst malerischen S c h l u c h t eintritt, ist die S t r ö m u n g so stark, dafs die aus R a t s c h a und L e t s c h g u m k o m m e n d e n Schiffe oft an den Klippen zerschellt w e r d e n . N i c h t selten e r t r i n k e n a u c h unvorsichtig B a d e n d e , d e r e n K ö r p e r m a n erst in w e i t e r E n t f e r n u n g auffindet. B e s o n d e r s f u r c h t b a r u n d e r h a b e n ist der Rion zur Zeit i!er F r ü h l i n g s r e g e n , w e n n der S c h n e e schmilzt: indem er sich bei K u t a i s bis zu einer Breite von 130 Sajen ausdehnt, erhebt er sich 8 Fufs über sein g e w ö h n liches N i v e a u und rollt mit d o n n e r n d e m G e t ö s e und Gebrüll seine s c h ä u m e n d e n , gelblich t r ü b e n Wellen dahin, auf w e l c h e m zahlreiche Balken und B a u m s t ä m m e treiben. D i e L i e b h a b e r des Pittoresken v e r s a m m e l n sich dann am U f e r , um die s t ü r mischen F l u t h e n a n z u s t a u n e n , w ä h r e n d s p e c u l a t i v e Geister aus d e m Volk an den w e n i g e r b e w e g t e n Stellen hölzerne Haken in der F o r m eines Ankers h i n e i n w e r f e n , u m das T r e i b holz a u f z u f a n g e n . F ü r die Kinder ist dies ein w a h r e s Fest, das sich drei- oder viermal im J a h r e wiederholt. Desto t r a u -
240
Historisch - linguistische Wissenschaften.
riger ist es f ü r diejenigen, deren L a n d f o r t g e s c h w e m m t , deren Gärten, Mühlen und H ä u s e r zerstört w e r d e n , w a s ziemlich häufig vorkömmt. D i e stärkste Flulh trat im J a h r 1842 ein; die Vorstadt Bolachowan und das J u d e n v i e r t e l w u r d e n ganz ü b e r s c h w e m m t , und das W a s s e r stieg, wie man versichert, um 17 Fufs. Z u r S o m m e r z e i t dagegen ist der Rion ziemlich rnhig, obwohl er nie aufhört zu brausen. Seine gröfste Breite beträgt dann bei Kulais 3 0 Sajen, die geringste 18 5 a j e n ; die Tiefe ist v e r s c h i e d e n , aber keinenfalls b e d e u t e n d , da sich an einigen P u n k t e n F ü r t h e n bilden. D a s W a s s e r ist kalt und zum Trinken äufserst g e s u n d , wird aber in Folge der Regen schmutzig, weshalb die E i n w o h n e r das B r u n n e n w a s s e r v o r ziehen. D e r Rion durchströmt Kutais auf einer A u s d e h n u n g von 3 W e r s t 150 Sajen und hat zwei steinerne B r ü c k e n : die e r s t e , a l t e , w u r d e noch von den imeretischen Z a r e n erbaut, verbindet die alle Stadt mit der n e u e n und besieht aus einem 12 Sajen langen Hauptbogen und vier kleineren; die zweite ist auf Befehl des Fürsten W o r o n z o w erbaut und erst im J a h r 1851 eröffnet w o r d e n . Sie dient zur Verbindung der S t a d t mit dem Rionlhal, durch welches die Strafse nach den Häfen des S c h w a r z e n Meeres f ü h r t , hat eine Länge von 3 8 «Sajen und liegt auf drei hölzernen Bogen mit steinernen Pfeilern. Sie kostete 25000 Siiberrubel, welche S u m m e aber mit dem Nutzen, den sie der S t a d t b r i n g t , in keinem Verhällniis sieht. Jenseits dieser B r ü c k e liegt eine weile Ebene, auf der sich jetzt ein neuer Sladltheil bildet; mit einem A u f w ä n d e von 160000 Rubeln wird ein grofsartiges Hospital erbaut, ein P l a t z ist zur Errichtung einer Kaserne gekauft und zur Anleg u n g einer Soldatenvorsladt geschrillen w o r d e n . D a s Weichbild von Kutais ist nicht g e n a u b e s t i m m t ; w e n n man jedoch die Anfangs 1852 gezogene Octroilinie als Gränze annimmt, so hat die Stadt eine unregelmäfsige Gestalt, liegt auf einem theils gebirgigen, theils ebenen Boden und mifst 9 Werst 472 S a j e n im Umfang. Der Flächeninhalt dieses R a u m e s beträgt 641 Desjalinen und 645 Quadral«a/en, w o v o n 21 De.vjntincn 1040 Q u a d r a l s a / e n auf einen kleinen
Die S t a d t K u t a i s und d i e I m e r e t i e r .
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Platz u n d auf die S l r a f s e n , 2 9 3 D e s j a t i n e n 8 1 0 Q u a d r a U a / e n auf die G e b ä u d e und G ä r t e n k o m m e n ; der R e s t ist von d e m Flufs, den Friedhöfen und w ü s t e m L a n d e e i n g e n o m m e n . D e r W e r t h des Bodens ist v e r s c h i e d e n ; im Mittelpunkte d e r S t a d t gilt die Q u a d r a t s a j e n gegen 10 R u b e l , in e n t l e g e n e r e n T h e i len von 1 Rubel bis suf 2 5 K o p e k e n herab. LJebrigens sind diese P r e i s e erst seit der E r h e b u n g von Kutais zur G o u v e r n e m e n t s s l a d t e i n g e t r e t e n ; vor dieser Zeit w u r d e hier d a s L a n d für eine Kleinigkeit verkauft, indem inan eine Baustelle, die jetzt 2 bis 3 0 0 Silberrubel kostet, für 100 Rubel o d e r n o c h w e n i g e r haben konnte. N u r in d e m katholischen Viertel u n d der J u d e n s t a d t h a l t e der G r u n d und Boden i m m e r einigen W e r t h , weil diese S t a d l l h e i l e an sich nicht sehr grofs sind, die B e v ö l k e r u n g sich stets v e r m e h r t u n d Keiner sich gern von seinen G l a u b e n s g e n o s s e n trennen will. Mit seinen S l r a l s e n kann sich Kutais nicht b r ü s t e n ; sie sind alle schmutzig, holprig und unregelmäfsig. Es giebt freilich stellenweise Pflaster, w e l c h e s aber n u r in der Absicht g e legt zu sein s c h e i n t , den F u f s g ä n g e r n bei s c h l e c h t e m W e t t e r die Möglichkeit zu g e w ä h r e n , von einem S t e i n e zum a n d e r e n zu springen. Da hier f r ü h e r keine E q u i p a g e n e x i s t i r t e n , so hat man natürlich nicht daran g e d a c h t , die S l r a f s e n f a h r b a r zu m a c h e n , und auch h e u t e findet man aufser der C a r o s s e des G o u v e r n e u r s n u r drei o d e r - v i e r P r i v a t - D r o s c h k e n u n d einen M i e t h s w a g e n , der E u c h i m m e r zu D i e n s t e n s t e h t , w e n n das W e t l e r gut ist und J e d e r m a n n zu F u l s e geht, dessen Ihr a b e r bei schlechter W i t t e r u n g n u r n a c h l a n g e m W a r t e n u n d mit grofser Schwierigkeit h a b h a f t w e r d e n könnt. Die Eingebornen, selbst die v o r n e h m s t e n Fürstinnen nicht a u s g e s c h l o s s e n , u n t e r n e h m e n alle ihre Ausflüge zu P f e r d e ; m a n k e n n t hier nicht einmal die grusischen A r b e n , die in der G e g e n d v o n Tiflis so gebräuchlich sind und in w e l c h e n die dortigen K a l batoni nach ihren Landsitzen fahren. D i e imeretischen A r b e n hingegen sind, trotz ihrer Aehnlichkeit mit den griechischen K r i e g s w a g e n , ganz e l e n d e F u h r w e r k e , die nur deshalb E r w ä h nung verdienen, weil sie, v o r n e auf zwei hölzerne U n t e r l a g e n
Historisch-linguistische
242 gestützt,
das Pflasler noch
mehr
immer unfahrbarer machen.
Wissenschaften.
verderben
und die
Wege
Nur wegen einer einzigen E i g e n -
schaft kann man den hiesigen Strafsen dankbar s e i n : sie t r o c k nen nämlich
in F o l g e der abschlissigen Localität schnell
und ein zweiwochentlicher Koth verschwindet fast in Tage.
ab
einem
Uebrigens wird j e t z t eine schöne Chaussee vom Hause
des Gouverneurs
bis zur neuen
Brücke,
d. h. beinah durch
ganz Kutais auf einer S t r e c k e von über 5 0 0 S a j e n , angelegt, mit bedeckten Gossen und zwei Arschin breiten T r o t t o i r s von behauenen Quadersteinen.
Aufserdem
von dem r o t h e n
(Krasnaja
Bache
wird eine Kunststrafse rjetschka)
aus auf der
Route n a c h T i f l i s gebaut, die den steilen E i n g a n g in die S t a d t ausgleichen und sich dann mit der neuen Chaussee vereinigen soll.
Alles dieses wird nicht nur den Einwohnern
wesentlichen
Nutzen bringen, sondern auch zur Zierde der Stadt gereichen, namentlich wenn längs dem W e g e B ä u m e gepflanzt und die unförmlichen Zäune durch eine lebendige H e c k e ersetzt w o r den sind. men
D a n n wird Kutais eine ganz andere Gestalt anneh-
und die unbedeutenden
hölzernen
werden sich wie niedliche L a u b e n
Hütten der Imeretier
darstellen.
Man zählt in Kutais 4 8 1 H ä u s e r ,
worunter nur 1 5 stei-
nerne ; die übrigen sind von Holz und nach der gewöhnlichen imeretischen Methode gebaut.
D i e hiesige Architectur ist recht
h ü b s c h ; die Gebäude bestehen meistens aus anderthalb S t o c k w e r k e n , die Mauern aus glatt behauenen B o h l e n ; die geräumigen B a l c o n e sind mit zierlichen Geländern und Säulen versehen und bilden,
das Weinlaub
um
sie rankt, den besten und schönsten Theil des Gebäudes.
namentlich
wenn sich
Sie
dienen als Empfangszimmer für die Gäste und als LieblingsAufenlhalt der F a m i l i e ; hier sieht man vom Morgen bis zum Abend mit Handarbeit beschäftigte F r a u e n , spielende und an Feiertagen
die
geputzten
Schönen
Iineretiens.
Kinder Die
B a l c o n e erfüllen hier denselben Z w e c k , wie die flachen D ä c h e r in der Altstadt Tiflis.
Das
Innere der Häuser ist gleichfalls
r e c h t niedlich; die Zimmerdecken
sind meistens mit S c h n i t z -
werk verziert und nicht selten durch viereckige Kuppeln mit
D i e S t a d t Kutais und d i e I m e r e t i e r .
243
geschmackvollen O r n a i n e n l e n g e b i l d e t ; die g r o f s e n , weilen K a m i n e erinnern an das Mittelalter u n d sind a u s glatt beh a u e n e m Stein verfertigt, in w e l c h e n m a n c h e r l e i h ü b s c h e A r a besken geschnitten sind. Ein solches H ä u s c h e n g e w ä h r t zur S o m m e r z e i t einen w a h r h a f t reizenden Anblick; des W i n t e r s a b e r müssen seine B e w o h n e r von der Kälte viel l e i d e n , da bei seiner leichten B a u a r t der W i n d an allen E c k e n u n d E n den eindringt. D i e E i n g e b o r e n e n , die hieran g e w ö h n t sind, empfinden dies w e n i g e r , allein die R u s s e n , w e l c h e das S c h i c k sal n a c h Imerelien f ü h r t , müssen hier im S ü d e n w e i t m e h r f r i e r e n , als zu H a u s e in der N ä h e des P o l a r - K r e i s e s . — D o c h fängt m a n jetzt an, sich allmälig zu russificiren u n d die H ä u s e r e t w a s fester zu b a u e n : die B r e t t e r w ä n d e w e r d e n ordentlich mit G y p s ü b e r s t r i c h e n , es w e r d e n d o p p e l t e F u f s böden und D e c k e n a n g e b r a c h t u n d statt der K a m i n e Oefen eingesetzt. Auch einzelne s t e i n e r n e H ä u s e r sind in der letzten Zeit eingerichtet w o r d e n ; es h e r r s c h t indessen hier ein (auch in Russland nicht u n b e k a n n t e s ) V o r u r t h e i l g e g e n dieselben, indem m a n sie f ü r w e n i g e r g e s u n d und wohnlich hält, als die hölzernen. T r o t z d e m , dafs fast ganz Kutais von Holz g e b a u t ist, g e hören die F e u e r s b r ü n s t e hier zu den S e l t e n h e i t e n , o b w o h l N i e m a n d die geringste Vorsicht d a g e g e n a n w e n d e t u n d die a u s d ü n n e n L a t t e n b e s t e h e n d e n D ä c h e r bei d e m s c h w ä c h s t e n F u n k e n w i e P u l v e r auflodern w ü r d e n . F e u e r s p r i t z e n sind in der S t a d t ganz unbekannt, und es ist n u r die A n o r d n u n g g e troffen, dafs im Falle eines B r a n d e s die E i n w o h n e r mit E i m e r n zum L ö s c h e n herbeieilen. A u c h sind in der ganzen S t a d t n u r vier H ä u s e r versichert. D a s B a u h o l z ist in d e r U m g e g e n d eben so gut als billig zu haben. D a s Fichtenholz k o m m t aus L e t s c h g u m u n d R a t s c h a u n d ein B a l k e n von 6 W e r s c h o k Dicke u n d 3 Sa^en L ä n g e w i r d f ü r 1 R u b e l 60 K o p e k e n Silber v e r kauft, ein Balken Eichenholz von derselben Gröfse f ü r 1 R u bel; 4 ' / 2 Arschin l a n g e u n d l ' / i W e r s c h o k dicke B r e t t e r k o s t e n : von Nufsholz 1 R u b e l 2 0 K o p e k e n , v o n Castanien, Ahorn und S e l k w a h o l z 5 0 K o p e k e n , von E r l e n 15 K o p e k e n .
244
Historisch - linguistische Wissenschaften.
W a s den Stein betrifft, der zu den K a m i n e n , S ä u l e n , S t r e b e pfeilern und B o g e n g e w ö l b e n g e b r a u c h t w i r d , so g e w i n n t m a n ihn neun W e r s t von Kutais auf d e m K r o n g u l Eklar, u n d sein Preis h ä n g t von d e r Gröfse und S c h w e r e der Fliesen ab. Es ist ein k l e i n k ö r n i g e r , k a l k h a l t i g e r S a n d s t e i n und liefert treffliches B a u m a t e r i a l ; w e n n man ihn aus der E r d e n i m m t ist er w e i c h , e r h ä r t e t j e d o c h in der L u f t , und e r hält bei der B e h a u u n g eine Art von polirler Glätte. In der N ä h e von Kutais hat m a n a u c h einen r o t h e n Stein mit d u n kelen F l e c k e n ; er wird zu K a m i n e n v e r w e n d e t , w o er sich d u r c h die Hitze des F e u e r s h ä r t e t , in der freien L u f t a b e r w i r d er durch die Feuchtigkeit locker und zerbröckelt s e h r leicht. Kutais zählt 3407 E i n w o h n e r , w o v o n 49 d e m geistlichen, 3 9 0 d e m A d e l s - und B e a m t e n s t a n d e , 946 d e m B ü r g e r s t a n d e u n d 1885 zur Klasse der K r ö n - , K i r c h e n - u n d P r i v a l b a u e r n g e h ö r e n . D i e übrigen sind L e u t e verschiednen S t a n d e s (Rasnolschinzy), Hofgesinde, v e r a b s c h i e d e t e S o l d a t e n und Ausländer (15). Von ihnen bekennen sich 1374 zur o r t h o d o x e n (russisch-griechischen), 3 5 2 zur a r m e n i s c h - g r e g o r i a n i c h e n , 5 0 4 zur katholischen und 14 zur lutherischen Confession, 1103 sind J u d e n und 60 M u h a m m e d a n e r . Aufserdem befinden sich in K u t a i s v e r s c h i e d n e Militair-Commando's, im G a n z e n 948 Mann stark. — Man sieht hieraus, dafs Kutais w e d e r grofs, noch volkreich i s t ; t r o t z d e m treibt es j e d o c h einen nicht g a n z u n b e d e u t e n d e n H a n d e l mit den L a n d e s p r o d u c t e n Imereliens. D i e s e sind h a u p t s ä c h l i c h G e t r a i d e , W e i n und S e i d e , w e l c h e l e t z t e r e bei b e s s e r e r V e r a r b e i t u n g eine Quelle des R e i c h t h u m s f ü r die E i n w o h n e r w e r d e n k ö n n t e . D e r G a r t e n b a u ist z w a r ein beliebter I n d u s t r i e z w e i g , s t e h t a b e r n o c h auf der niedrigsten S t u f e ; man hat Ueberflufs an O b s t , a b e r es giebt d a r u n t e r nicht e i n e S o r t e , die sich zur A u s f u h r e i g n e t e ; s o g a r die W e i n t r a u b e n sind u n a n s e h n l i c h und von g e r i n g e r Qualität. N u r die W a l l n ü s s e w e r d e n als Handelsartikel benutzt und h a b e n d a h e r einigen W e r t h ; das B a t m a n wird mit 4 0 K o p e k e n , o d e r ungefähr 2 K o p e k e n das P f u n d , bezahlt. Von g r o s -
Die Stadt Kutais und die Iineretier.
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ser W i c h t i g k e i l k ö n n t e n d a g e g e n die im Distrikt T k w i b u l , 4 0 W e r s t von K u t a i s , entdeckten S t e i n k o h l e n l a g e r w e r d e n , die sich s o w o h l durch die G ü t e des Materials, als d u r c h R e i c h haltigkeit der G r u b e n auszeichnen*). Im G a n z e n beschäftigen sich in Kutais e t w a 2 0 0 Familien mit d e m H a n d e l , d e r in 2 6 2 L ä d e n mit Einschlufs der W e r k s t ä t t e n von H a n d w e r k e r n und P r o f e s s i o n i s t e n , betrieben wird. In allen diesen G e schäflslocalen befinden sich h ö c h s t e n s für 100000 R u b e l W a a r e n ; der jährliche U m s a t z m a g 60000 Rubel b e t r a g e n . Der f r ü h e r e H a n d e l von Kutais u n t e r den Königen u n d n a c h h e r u n t e r russischer H e r r s c h a f t bis zum J a h r 1824 w a r völlig — u n b e d e u t e n d . Die L e b e n s m i t t e l w a r e n aufseiordentlich billig, alles A n d e r e aber aufserordentlicli theuer. G l ä s e r n e s u n d ird e n e s Geschirr sah m a n n u r im H a u s e des R e g e n t e n von I m e r e l i e n ; die a r m e n Offiziere, die von ihrem S o l d e leben m u i s t e n , b e g n ü g t e n sich mit H o l z g e s c h i r r , und in den W o h n u n g e n der F ü r s t e n g e b r a u c h t e m a n S a c h e n , die von V a t e r auf S o h n und E n k e l ü b e r g i n g e n . Mit den v e r m e h r t e n B e dürfnissen stellte sich a u c h eine gröfsre H a n d e l s t ä t i g k e i t e i n ; da aber die W e g e über den K a u k a s u s und d u r c h das S c h w a r z e Meer damals n o c h gefährlich w a r e n , so b e s c h r ä n k t e sich die W a a r e n z u f u h r auf Tiflis, w o h e r m a n v o r z u g s w e i s e persische F a b r i k a t e erhielt. D i e 1824 erfolgte E r h e b u n g von Kutais zum Freihafen mit einem Einfuhrzoll von 5 pro C e n t g a b d e m H a n d e l einen grofsen A u f s c h w u n g , und die hiesigen K a u f l e u l e fingen an, die Leipziger Messe zu b e s u c h e n , u m dort W a a r e n einzukaufen. D i e vorlheilhaftesle P e r i o d e f ü r den H a n d e l s s t a n d v o n Kutais w a r der Z e i t r a u m von 1831 bis 1834. D e r Aufh e b u n g des F r e i h a n d e l s e n t g e g e n s e h e n d , v e r s o r g t e n sich die H ä n d l e r im v o r a u s mit ansehnlichen W a a r e n v o r r ä t h e n , die sie mit einem G e w i n n von 5 0 p r o C e n t v e r k a u f t e n u n d d a d u r c h nicht u n b e d e u t e n d e Capilalien e r w a r b e n . Hierauf w a n d t e n sie sich n a c h N i / n e - N o w g o r o d u n d bezogen v o n d e r dortigen Messe v e r s c h i e d e n e W a a r e n z u m W e r t h e v o n e t w a 8 0 bis 100000 S i l b e r r u b e l , w e l c h e sie theils in K u t a i s s e l b s t , theils •) Vergl, in diesem Archive Bd. VI. S. 553.
E.
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Historisch - linguistische Wissenschaften.
in den umliegenden D ö r f e r n v e r k a u f t e n . Obgleich aber die S t a d t seit ihrer E r h e b u n g zum G o u v e r n e m e n t s s i l z sich, s e h r vergröfsert und belebt h a t , so ist doch der V e r k e h r m i t N i j n e N o w g o r o d einigermafsen in Verfall g e r a t h e n , w a s w o h l hauptsächlich d e m S c h l e i c h h a n d e l zuzuschreiben i s t , der in den G r ä n z s t ä d t e n , so w i e von Mingrelien a u s , betrieben w i r d . G e g e n w ä r t i g beläuft sich der W e r t h der in N i / n e a n gekauften Handelsartikel auf nicht m e h r als 60000 R u b e l j ä h r lich. S i e b e s t e h e n v o r n e h m l i c h aus T u c h und S e i d e n w a a r e n , aus P o r z e l l a n u n d Krystallgeschirr, w o b e i n o c h die Kisten, in w e l c h e m a n diese G e g e n s t ä n d e p a c k t , eine wichtige Rolle spielen. S i e w e r d e n von den imeretischen B a u e r n mit g r o s ser Vorliebe a u f g e k a u f t u n d bilden bei Hochzeiten einen u n entbehrlichen G e g e n s t a n d der Mitgift. F e r n e r ist äufserst s t a r ker B e g e h r n a c h — R e g e n s c h i r m e n , da jetzt kein ordentliches F r a u e n z i m m e r auf der S t r a f s e erscheint, o h n e einen u n g e h e u r e n R e g e n s c h i r m in der H a n d zu h a b e n . Beim R e i t e n dienen sie nicht n u r , um vor den S t r a h l e n der S o n n e zu schützen, s o n d e r n a u c h u m die Reiterin g e g e n die u n b e s c h e i d e n e n Blicke der V o r ü b e r g e h e n d e n zu sichern. D a n n u n d w a n n verirren sich russische H a u s i r e r nach Kutais, w o sie leidliche G e s c h ä f t e machen. D e r b e m e r k e n s w e r t h e s t e u n t e r diesen w a n d e r n d e n K a u f l e u t e n w a r ein s p e c u l a t i v e r Kopf, d e r mit einem b e w e g lichen P a n o r a m a oder v i e l m e h r mit einem einfachen G u c k kasten g a n z Imeretien durchreist u n d überall grofse S e n s a t i o n erregt halte. D e n Imeretiern gefielen s o w o h l seine E r l ä u t e r u n g e n , von denen übrigens die H ä l f t e der Z u h ö r e r nichts v e r s t a n d , als die Bilder selbst, auf w e l c h e n g r ü n e P a l ä s l e , r o thes Steinpflaster, russische S o l d a t e n in blauen U n i f o r m e n u n d ein türkischer P a s c h a , der, den T u r b a n in die Stirn g e d r ü c k t , mit Courierpferden d a h i n s p r e n g t , u m dem S u l t a n die E i n n a h m e von W a r n a zu berichten, dargestellt w a r e n . „ E r muís a b e r d u m m sein, dieser M e n s c h " b e m e r k t e ein Imeretier beim A n blick der ihm v o r g e f ü h r t e n Herrlichkeiten. — „ U n d w a r u m ? " „ E r zeigt so w u n d e r s c h ö n e S a c h e n u n d n i m m t d a f ü r n u r einen S c h a u r ( 5 K o p e k e n ) , w ä h r e n d doch J e d e r ihm gern
Die Stadt Kutais and die Imeretier.
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einen Abas (20 Kopeken) gegeben haben w ü r d e ! " — Am Schiasse des Schauspiels nahm der Künstler ein Kinderspielzeug aus der T a s c h e , welches aus zwei Böcken bestand, die beim Druck einer Feder mit der Stirn zusammenstießen — was er mit der ernsthaftesten IMiene und unter dem lebhaften Beifall der Anwesenden ausführte. So verdiente er ein ganz hübsches Stück Geld und begab sich dann nach Tiflis, um von dort aus bis nach Persien vorzudringen. — Die Imeretier sind noch so, wie sie aus der Hand der Natur hervorgegangen; die Schule hat nichts, die Kirche nur wenig für sie gethan. Doch fehlt es ihnen keinesweges an guten Eigenschaften; sie haben viel natürlichen Verstand, sind gutmülhig und gastfrei *) — ihr Hauptfehler ist eine gewisse Halsstarrigkeit und Streitsucht, die sie in fortwährende P r o zesse verwickelt. Criminalverbrechen sind unter ihnen selten; in Kutais fielen während des fünfjährigen Zeitraums von 1847 bis 1851 nur sechzehn Diebstähle und eine im Streit zugefügte Verwundung vor. Man mufs gestehen, dafs dies nicht viel für eine Stadt bedeuten will, in welcher, aulser den ansässigen Einwohnern, eine Menge Volk aus der Nachbarschaft zusammenströmt, besonders wenn man e r w ä g t , dafs die Diebstähle meist durch die Unvorsichtigkeit der Beraubten verursacht wurden. Zu den Tugenden der Imeretier gehört auch die Toleranz oder die Abwesenheit des Fanatismus in Bezug auf Andersglaubende. Trotz ihrer Anhänglichkeit an die orthodoxe Religion und ihrer festen Ueberzeugung, dafs diese Glaubensform die einzig richtige sei, haben sie niemals die Mitglieder anderer Secten verfolgt und zu Anfang des 17. Jahrhunderts sogar den Mönchen des T h e a t i n e r - O r d e n s erlaubt, sich in Imerelien niederzulassen, mit der Absicht, die Einwohner zum Katholicismus zu bekehren. Es ist w a h r , dafs die Theatiner
") Der Verfasser rühmt noch an den Imeretiern, dafs sie n i c h t p h i l o s o p h i r e n (ne philosophstwujut), oder wie es ehemals auch im Deutschen hiefs: „nicht raisonniren". In Folge davon sähen sie dann in den Russen ihre Brüder und schämten sich nicht ihnen nachzuahmen. E r m a n s R u s s . Archiv. Bd. XIII. II. 2 .
17
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Historisch - linguistische Wissenschaften.
keinen besonderen Erfolg halten und dais man gegenwärtig in Kutais, dem einzigen katholischen Kirchspiel in In?eretien, nicht mehr als 504 Katholiken beiderlei Geschlechts zahlt. Die hiesigen Katholiken sind meistens armenischen Ursprungs, was sie aber nicht zugeben wollen — ja, sie fühlen sich durch diese Benennung beleidigt. W e n n man sie fragt, zu welcher Nation sie gehören, so ist die Antwort immer: zur Katholischen. Die Imeretier behandeln sie wie Brüder und machen keinen Unterschied zwischen ihnen und ihren eigenen Glaubensgenoss e n ; von den Katholiken aber kann man dieses durchaus nicht sagen, natürlich mit Ausnahme derjenigen, welche einige Bildung erhalten und die W e l t gesehen haben. Der gröfsle Theil von ihnen lebt in einem eigenen Kreise, der alle Fremde ausschliefst. Dieses rührt nicht davon h e r , dafs sie die Imeretier hassen, wozu sie keine Veranlassung haben; der wahre Grund ist, dafs sie sich vor ehelichen Verbindungen mit Gliedern der orthodoxen Confession fürchten. Mag der Bräutigam noch so reich, die Braut noch so schön sein — wenn sie Orthodoxe sind, so ist eine Heirath mit ihnen ein Gräuel. Dieser Fanatismus w a r vor einigen Jahren viel stärker: ein solches Ehebündnifs versetzte damals die ganze katholische Gemeinde in T r a u e r ; der Pater betrachtete die Familie als verflucht, die alten Frauen beweinten sie als verlorne Seelen. Jetzt beginnen diese Vorurtheile allmälig zu schwinden, und es ist vorauszusehen, dafs die kleine Schaar imeretischer Katholiken sich über kurz oder lang, wenn nicht durch den Glauben, so doch durch die Bande des Bluts, mit der orthodoxen Bevölkerung verschmelzen wird. Besonders gern verheirathen sie ihre Töchter mit P o l e n , von welchen sich in Folge dessen eine nicht geringe Anzahl in Kutais angesiedelt hat. Die Katholiken beschäftigen sich vorzugsweise mit dem Handel; doch findet man unter ihnen auch einige adelige Familien. — Alles, was wir von den Beziehungen der Imeretier zu den Katholiken gesagt h a b e n , gilt auch von ihrem Verhältnifs zu den Armeniern, mit dem Unterschiede, dals die Armenier von
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Die Stadt Kutais und die Imeretier.
aller Bigotterie fern sind, mit den Orthodoxen freundschaftlichen Verkehr pflegen und ihre Töchter an sie verheirathen. Die Armenier leben zerstreut in verschiedenen Gegenden der Stadt und beschäftigen sich alle mit dem Kleinhandel. Eben so friedlich leben die Imeretier mit den Juden. Es ist wahr, dafs sie mitunter einen Juden durchprügeln, aus keinem andern Grunde, als weil er ein feiger J u d e ist — dafs ein Gutsbesitzer ihn drückt und mit der öebersiedelung in ein andres Dorf bedroht, wenn er reich ist*); aber alles dieses ist noch kein Unglück (!?) — die Juden sind geduldig und können sich ohne Mühe loskaufen, da sie den ganzen Handel Imeretiens in Händen haben und in der T h a t ziemlich wohlhabend sind. Man hat Beispiele, dafs sie den Gutsbesitzern 10000 Silberrubel gezahlt haben um sich und ihre Familie freizukaufen — j a , dafs sie 1000 Rubel und mehr gegeben, um nicht an einen anderen Ort versetzt zu werden. Ihres Glaubens halber werden sie indefs von Niemanden gedrückt, man sucht nicht, sie zum Christenthum zu bekehren, und macht ihnen ihre Religion nicht zum Vorwurf, wie es wohl in gebildeten Ländern geschehen ist. Manche von ihnen leben sogar auf den Klosterländern und entrichten ihre Abgaben in Weihrauch und W a c h s zu gottesdienstlichen Zwecken. In Kutais zählt man über 1100 J u d e n ; sie bewohnen einen eigenen und zwar den schönsten Stadttheil, leben aber schmutzig und unsauber. Bei ihrer Synagoge werden 32 Knaben erzogen, welche die heiligen Bücher in hebräischer Sprache lesen l e r n e n ; unter sich reden jedoch die Juden imeretisch. Zwischen den Russen und Imeretern ist in religiöser Beziehung kein Unterschied, mit Ausnahme einiger Nuancen, welche beweisen, dafs die beiden Kirchen zwar einen gemein-
*) Obwohl der Verfasser sich nicht weiter hierüber ausläfst, doch aus dieser and den folgenden Angaben h e r v o r ,
so geht
dafs die Juden
als Leibeigene der Gutsbesitzer and Klöster behandelt werden.
Aach
war das obige Lob der Toleranz in Transkaukasien, vor dem g e g e n wärtigen Rassischen F e l d z u g „ g e g e n die U n g l ä u b i g e n " geschrieben.
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Historisch -linguistische Wissenschaften.
schädlichen Ursprung hatten, aber lange Zeit ihren getrennten W e g gingen, bis sie von neuem unter e i n e r Hierarchie vereinigt wurden. So fehlen im russischen Kalender die Namen einiger von der imeretischen Kirche verehrten Heiligen, als Artschil, Schio, L u a r s a b , während die Imeretier andererseits die russischen Heiligen Wladimir, Olga, Boris und Gljeb nicht kennen. Eben so werden einige russische Festtage von den Imereliern nicht gefeiert, und bei Heirathen, T a u f e n und der den Sterbenden ertheilten letzten Oelung finden in den religiösen Ceremonien unbedeutende Abweichungen statt. Die Imeretier waren von je her zur Bildung geneigt, obwohl jahrhunderllange Kriege und bürgerliche Zwistigkeiten sie verhinderten, diesem Triebe zu folgen. Als sie 1810 unter russischen Scepler kamen, wandten sich noch vor Stillung der durch den abgesetzten Zaren Salomon erregten Unruhen der Adel und die Geistlichkeit von Imeretien an den Gouverneur, Generalmajor Simonowitsch, mit der Bitte, Schulen im Lande zu errichten. Indessen w u r d e erst 1821 eine geistliche Lehranstalt in Kutais gegründet, worauf 1835 die Eröffnung einer Kreisschule folgte; endlich besteht hier seit 1850 ein Gouvernements-Gymnasium mit einer „adeligen Pensionsanstalt" für 30 Zöglinge. In allen diesen Instituten zählt man dermalen 305 S c h ü l e r ; die Kinder lernen leicht und zeigen so glückliche Anlagen, dais sie ohne Mühe den Grusiern und Russen zuvorkommen und höchstens den Armeniern nachstehen, die überall für die besten Schüler gelten. Doch werden ihre Fortschritte durch zwei Umstände erschwert: erstens verstehen die Zöglinge bei ihrem Eintritt in das Gymnasium zum Theil kein Russisch, während alle Lehrgegenstände in russischer Sprache vorgetragen werden (!), und zweitens fehlt es ihnen aufser der Schulzeit nicht nur an Aufsicht, sondern auch oft an einem passenden Unterkommen. Wohlhabendere Leute vertrauen ihre Kinder Bekannten an oder geben sie zu den Lehrern in Pension; die Söhne der armen Asnauern aber, die ganz sich selbst überlassen und ohne alle Mittel zum Unterhalt nach Kutais kommen, müssen in der ersten besten Hütte oder
Die Stadt Kotais und die Imeretier.
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Scheune Zuflucht nehmen. Schon im Hause ihrer Aellern an Entbehrungen gewöhnt, behelfen sie sich mit der einfachsten Speise, einer Kleidung von grobem T u c h und einem harten L a g e r ; mehr w ä r e für sie L u x u s , und auch dies ist nicht immer zu haben. Als Beweiss von der Genügsamkeit der Imeretier dient die Militairschule bei dem hier in Garnison liegenden Linienbataillon. Die Zöglinge erhallen nur die gewöhnlichen Soldalenrationen, werden in grobes Commifstuch gekleidet; der strengsten Militairdisciplin unterworfen und J e dem zum Unterhalt nur 13 Rubel 66 Kopeken Silber jährlich ausgesetzt, und dennoch drängen sich die Aeltern dazu, ihre Kinder bei dieser Schule unterzubringen. Indessen sucht sich der imeretische Adel vorzugsweise für den Civildiensl auszubilden, obwohl bei der aufserordentlich grofsen Anzahl seiner Mitglieder nur wenige auf eine Anstellung rechnen können. Im J a h r 1851 gab es nämlich im Gouvernement Kutais 233 von der Regierung anerkannt fürstliche und 2937 adelige Familien (Asnauren), wozu noch 661 kamen, die auf den Adel Anspruch machten und ihre Rechte zu beweisen erbötig w a ren. Kein W u n d e r also, dafs es manchem dieser Fürsten und Edlen oft an einem Stück Brod fehlt; überhaupt leben viele von ihnen wie einfache Landleule und bebauen mit eigenen Händen ihr Feld oder ihren Garten. — Die weibliche Erziehung ist in Imeretien gänzlich vernachlässigt. Es giebl in Kutais nur eine Töchterschule, die im J a h r 1848 von der Fürstin W o r o n z o w errichtet ward und in der 3 0 Mädchen, worunter die Hälfte aus russischen Familien, unterrichtet wurden. W a s das Klima betrifft, so gehört Kutais in dieser Beziehung sowohl wie durch seine Lage zu den begünstigsten Städten Transkaukaslens. Es liegt unter 42° 13' nördl. Breite und 60° 20' ösll. Länge, 471 Fufs über dem Meeresniveau, und sein höchster Theil, die Altstadt, 360 Fufs über dem Bette des Flusses Rion. Von bedeutenden europäischen Slädten liegen Adrianopel, R o m , Ajaccio und Saragossa fast unter derselben Breite mit Kutais, ohne dafs jedoch ein analoges kli-
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Historisch - linguistische Wissenschatten.
malisches Verhältniss stattfindet. Am nächsten stehen ihm in dieser Hinsicht: Marseilles, welches unter 43° 18' IN. Bf. und 140 franz. Fufs über der lVleeresfläche, und Madrid, welches unter 40° 25' N. Br. und 1993 Fuls über dem Meere liegt. — Die mittlere T e m p e r a t u r dieser Städte wird durch folgende Zahlen ausgedrückt: Frühling.
Sommer.
Herbst.
Winter
Jahr.
1. Kutais 2. Marseilles 3. Madrid
+10,82 + 9,75 +10,57
+18,58 +18,73 +19,73
+12,88 +12,00 +11,31
+4,8 +4,90 +4,96
+11,59 +11,34 +11,63
4. Rom
+11,66
+18,77
+13,67
[+6,54
+12,66
WasTiflis anlangt, so hat Kutais, obwohl es beinah einen vollen Grad nördlicher gelegen ist, ein weit gemäfsigteres Klima, namentlich im W i n t e r , welches theils in der hohen Lage von Tiflis, dessen niedrigster Punkt sich 1350 Fufs über dem Meeresniveau befindet, theils darin, dais er dem Kasbek gerade gegenüber auf der Linie der kalten Nordwinde gelegen ist, seinen Grund hat. Kutais hingegen ist durch die hohe Felsenvvand der Katschiner Gebirge vor den Nordwinden g e schützt. Anderseits haben die westlichen W i n d e freies Spiel, die vom Schwarzen Meere Wasserdampf mit sich führen, und da letztere im Osten durch die Wachan-Gebirge, im S ü den durch die Bergkette von Achalzych und Adjar und im Norden durch die Ausläufer des Kaukasus eingeschlossen w e r den, so schweben über Kutais, wie über dem ganzen RionThal beständig Wolken, die sich häufig in Regen entladen; diese Regen aber geben dem Boden eine reiche und kräftige Vegetation und befördern den Waldwuchs, durch welchen die Feuchtigkeit genährt und unterhalten wird. Das Klima von Kutais charakterisirt sich demnach durch zwei Hauptzüge: eine durchgängig gemäfsigte T e m p e r a t u r und Feuchtigkeit der Atmosphäre. Es fällt hier eine gröfsere Masse Regen als an irgend einem anderen Punkte Transkaukasiens; im J a h r 1849 belief sich dieselbe z. B. auf 70000 engl. Linien, während sie in Leukoran, welches? gleichfalls einer starken Feuchtigkeit unterworfen ist, nur 59000, in Derbent 19000 und in Baku
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D i e Stadt Kutais und die Imeretier.
nicht mehr als 7000 Linien betrug *). Diese Eigenschaften des Klima von Kutais machen sich J e d e m bemerklich, der hier eine kurze Zeit zubringt. Selbst im tiefsten Winter ist die Kälte fast unbekannt. Im J a h r e 1851 fiel das T h e r m o m e t e r nicht unter — 1 Grad R e a u m u r , und im November und December war die Witterung so warm und angenehm, dafs die Bäume noch zum Theil mit Laub bedeckt w a r e n , die Rosen zu blühen fortfuhren und die Mitte des Tages so vollständig dem Sommer glich, dafs Viele in der freien Luft zu Mittag speisten, indem sie sich durch die ewig grünen Lorbeeren vor den Strahlen der Sonne schützten. Im J a n u a r und Februar fällt bisweilen etwas Schnee, liegt aber nur wenige Tage, und eine Schlittenbahn gilt in Kutais für eine grofse Seltenheit. Dagegen regnet es oft wochenlang ohne Unterbrechung, und das Brausen des Winters vereinigt sich dann zu einem traurigen Concert mit dem Geheul des Schakals, die in den entfernteren Theilen der Stadt dicht neben den Häusern umherschweifen und wie Kinder schreien. Kaum blickt jedoch die Sonne hervor, kaum trocknen die Strafsen ab, so bedeckt die Erde sich wieder mit üppigem Grün und lieblichen Blumen. Zuerst unter diesen zeigen sich: Primula veris, Cyclamen amoenum, Galanthus nivalis, dann Scilla a m o e n a , Viola odorata, Leucojum vernum, Erythronium densatum, bald darauf schlagen die Bäume aus und in den ersten T a g e n des April ist der Lenz da in seiner ganzen Herrlichkeit. Der Sommer hingegen tritt bei weitem nicht so milde auf wie der Winter. Die Hitze vermehrt sich so rasch, dafs sie noch im April mitunter bis auf 30° R. im Schatten steigt; doch ist sie um diese Zeit noch erträglich, da sie durch die lauen Winde und die kühlen Abende gemäfsigl wird. Im Juli indessen er-
*) Dafs diese Angaben für die jährliche R e g e n m e n g e von resp. 5 1 7 3 , 7 , 4614,5, 1485,0 und 5 4 7 , 4 Pariser Zollen sämmtlich auf irgend einem lächerlichen Irrthum beruhen, ist klar, da bis jetzt durch zuverlässige Beobachtungen, kaum irgendwo dieselben gefunden worden ist.
mehr als 100 bis 110 Par. Zoll fiir K.
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Historisch - linguistische Wissenschaften.
h e b t sich ein trockener, b r e n n e n d e r e r s t i c k e n d e r O s t w i n d , ein wirbelnder S t a u b verfinstert die Luft und bedeckt die E^äume wie mit einem T r a u e r f l o r , die B l ä t t e r v e r d o r r e n , die B l u m e n welken. N a c h zwei oder drei W o c h e n steigt jedoch im W e s t e n ein frisches L ü f t c h e n a u f ; in d e r F e r n e zeigen sich r e t t e n d e W o l k e n , der O s t w i n d schweigt, die S c h w a l b e n flattern in den L ü f t e n , die E r d e fast mit ihren Flügeln b e r ü h r e n d — ein Blitzstrahl, ein D o n n e r s c h l a g , und die dichten T r o p f e n des S o m m e r r e g e n s fallen auf den e r s c h ö p f t e n B o d e n nieder. U e b r i g e n s h ö r t die Hilze a u c h n a c h einem solchen G e w i t t e r nicht a u f ; sie d a u e r t v i e l m e h r bis zum S e p t e m b e r f o r t , ist a b e r jetzt e r t r ä g l i c h , da sie d u r c h die Feuchtigkeit gemäfsigt wird. Ein H a u p t v o r z u g des hiesigen Klima's ist f e r n e r , dafs m a n w e d e r durch S c o r p i o n e n und d u r c h Mücken o d e r W e s p e n g e p l a g t w i r d , die in allen a n d e r e n Theilen T r a n s k a u k a s i e n s zu H a u s e sind; höchstens fliegt m i t u n t e r A b e n d s eine vereinzelte M ü c k e in das offene F e n s t e r h e r e i n , ist a b e r d u r c h a u s nicht f u r c h t b a r , da sie ihre Ankunft bei Z e i t e n d u r c h ein l a u tes S u m m e n v e r k ü n d e t . W i e ein t a p f e r e r R i t t e r , v e r s c h m ä h t es dieses Jnsect seine G e g n e i zu ü b e r f a l l e n ; es slöfst z u m Angriff in die T r o m p e t e u n d g e w ä h r t d a d u r c h die Möglichkeit, sich zur G e g e n w e h r zu r ü s t e n . S o w e n i g m a n aber a u c h im G a n z e n ü b e r den S o m m e r in Kulais zu klagen hat, m ü s s e n doch hier, w i e überall, F r ü h ling u n d H e r b s t als die schönsten J a h r e s z e i t e n betrachtet w e r d e n . N a m e n i l i c h ist der H e r b s t ü b e r a u s reizend, da er, a u s s e r den ihm e i g e n t ü m l i c h e n V o r z ü g e n , auch an denen des F r ü h l i n g s theilnimint. N a c h der Hitze im J u l i und A u g u s t zeigt sich überall n e u e s G r ü n ; gegen E n d e S e p t e m b e r s blüht von n e u e m der Flieder, dann folgen R h o d o d e n d r e n u n d Azel i e n , und im O c t o b e r reifen w i e d e r einige F r ü c h t e , wie die Kirsche, P f l a u m e und Alytscha (?) — die L u f t ist r e i n , frisch u n d durchsichtig, die W i l t e r u n g beständig s c h ö n . Um die Aehnlichkeit mit d e m F r ü h l i n g zu vollenden fehlt n u r der G e s a n g der Nachtigall, o b w o h l m a n bei dieser Gelegenheit nicht u m h i n kann zu b e m e r k e n , dafs es in Kutais u n d ü b e r h a u p t in
Die Stadt Rutais und die Imeretier.
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Imeretien, trotz der zahlreichen Waldungen, ungleich weniger Vögel giebl als im Norden. Ob vielleicht der gröfste Theil der Singvögel des Sommers nach Norden fliegt, um seine J u n gen in der frischen Luft aufzuziehen, ob dies durch andere Ursachen bedingt wird — genug, in den hiesigen prachtvollen Wäldern erschallt der Gesang weit seltener, als in Russland unter der ernsten T a n n e und traurigen Birke. Selbst die von den Dichtern des Orients so hochgefeierte Nachtigall steht in der Lieblichkeit ihres Gesangs hinter ihrer nordischen Schwester zurück. Nur die Lerche giebt ihren entfernten Stammgenossen nichts nach; hier, wie in Russland, schwebt sie fröhlich durch die Lüfte und ihre silberhelle Stimme erschallt im munteren Trillern. In gesundheitlicher Rücksicht geniefst Kutais, trotz seines angenehmen Klima's, keines vorlheilhaften R u f e s , und in der That sind Fieberkrankheiten hier endemisch. Z u den Ursachen derselben gehören: 1) die Lage von Kutais selbst, in einer ziemlich tiefen Ebene, von Bergen umgeben, welche die Luft einengen und die schädliche Ausdünstungen der Erde in ihrem Umkreis zurückhalten. Die Ostwinde, die, wie oben erwähnt, in den Monaten Juli und August vorherrschen, haben nicht nur keine erfrischende Wirkung, sondern tragen vielmehr zur Entwickelung des Krankheilsstoffs bei: indem sie durch die von der Sonnenhitze glühenden Schluchten streichen, verbreiten sie eine erstickende Schwüle und sind noch ausserdem mit den schädlichen Dünsten der in Fäulnifs übergehenden Pflanzen geschwängert. Sobald sich dagegen der Westwind erhebt, wird die Atmosphäre reiner und die Krankheiten nehmen ab. 2) Die Feuchtigkeit der Luft. 3) Der schnelle Uebergang von der Hilze zur Kälte. Kaum ist die S o n n e untergegangen, so fällt schon ein starker Thau, der alle W ä r m e absorbirt, so dals das Thermometer oft in einer Viertelstunde von 24 auf 15 Grad Reaumur sinkt. Endlich 4) die Unvorsichtigkeit der sich hier aufhaltenden Fremden und die schlechte Beschaffenheit der Wohnungen. Alles dieses znsammen giebl zu Fiebern Veranlassung, die das ganze J a h r anhalten und
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sich besonders in den Monaten Juli und August entwickeln. Um diese Zeit erhalten sie sogar einen epidemischen p h a r a k ler und verwandeln sich von viertägigen anfangs in drei-, dann in eintägige, die zuletzt einen sehr bösartigen Typus annehmen. In dieser Jahreszeit treten auch Gallenfieber häufig auf. Doch werden meistens nur neue Ankömmlinge befallen, die noch nicht acclimatisirt sind oder Diätfehler begehen. Aus diesem Grunde leidet vorzugsweise das Militair an solchen Fiebern, was auch leicht erklärlich ist. Im Laufe des Tages von der Sonnenhitze und dem beschwerlichen Dienst erschöpft, geniefst der Soldat ohne alle Vorsicht und Mäfsigung der erfrischenden Kühlung des Abends. Im blofsen, von Schweifs durchnäfsten Hemde giebt er sich der Zugluft preis, füllt seinen geschwächten Magen mit unreifen, spottbillig verkauften Früchten, schlürft in vollen Zügen Wasser oder rohen K w a s und legt sich dann unter freiem Himmel schlafen. Kein W u n der, dafs sich das Fieber bald einstellt, welches aber leicht beseitigt werden könnte, wenn es bei Zeiten einer angemessenen medicinischen Behandlung unterworfen würde. Zum Unglück glaubt der gemeine Russe, mit seiner kräftigen Constitution der Krankheit trotzen zu können, und läfst sich erst dann ins Hospital bringen, wenn sie sich vollltändig entwickelt und ihren ganzen bösartigen Charakter angenommen hat. — Indessen werden die Patienten auch d a n n , wenn die Säfte nur nicht verdorben sind, binnen kurzem wieder hergestellt und aus dem Hospital entlassen; aber da sie, trotz der erhaltenen Lection, zu ihrer früheren Lebensweise zurückkehren, so erkranken sie bei der ersten Erkältung oder Indigestion von neuem. So trifft es sich oft, dafs ein und derselbe Kranke viermal nach einander ins Hospital kommt, von Obstruclionen oder Wassersucht befallen wird und in der Blüthe seines Alters und seiner Kräfte zu Grunde geht. Seine Canieraden schieben dies alles auf das imeretische Klima und geben demselben einen bösen Ruf, den es keinesweges in dem Mafse verdient. Die Eingebornen und die russischen Beamten, welche die gehörigen Vorsichtsmafsregeln treffen, bleiben meistens
Die Stadt Kotais nnd die Imeretier.
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von Fieberkrankheiten verschont oder leiden doch nicht mehr daran, als in anderen minder berüchtigten Gegenden des S ü dens. Folgende Ziffern weiden den Unterschied zeigen, der zwischen der Sterblichkeit im Hospital zu Kutais und in der Stadt selbst besteht, wobei nur zu bemerken ist, dafs sich die Zahl der K r a n k h e i t s f ä l l e in der Stadt nicht angeben läfst und dafs man auch für die der dortigen Todesfälle keine so vollständige Belege h a t , als für die im Hospital v o r g e f a l l e n , da ungeachtet aller Aufmerksamkeit der städtischen Medicinalbehörde ihr Manches verborgen bleibt, was auf die Verhältnisse der hiesigen Bevölkerung Bezug hat.
Im J a h r -
1848 1849 1850 1851
In das Hospital wurden aufgenommen:
Davon starben:
2118 2621 2629 2358 9726
102 116 168 146 531
In der Stadt starben:
96 150 37 85 368
Wenn wir nun e r w ä g e n , dafs die Besatzung von Kutais in ihrer Vollzahl aus 2198 Mann besteht (wovon übrigens stets ein grofser Theil nach andren Punkten entsendet ist und dann ins Osurgeter Militairspital kommt) und dafs die Stadt 3407 Einwohner h a t , so finden w i r , dafs nach dem vierjährigen Durchschnitt im Hospital 133, in der Stadt 92 Personen des Jahres mit Tode abgehen. E s geht hieraus zur Genüge hervor, welche Sterblichkeit unter dem Militair herrscht und wie zahlreich die Krankheitsfälle sind, die bei demselben vorkommen. Auf die Eingebornen und seit längerer Zeit ansässigen Fremden übt das Klima, wie schon gesagt, keinen schädlichen Einfluss aus; sie erfreuen sich einer festen Gesundheit und erreichen zum Theil ein ziemlich hohes Alter. W e g e n der Cholera, die im J a h r 1847 hier wüthete, findet man jedoch heutzutage in Kutais nur wenige Greise; unter 1136 zu den steuerpflichtigen Klassen gehörigen Personen männlichen Geschlechts zählte man 1850: 20 zwischen 60 und 70 J a h r e n ; 4 zwischen 70 und 80, und 3 zwischen 80 und 90. Hundert-
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jährige Greise gab es nicht einen einzigen. Geboren wurden von 1848 bis 1851 506 Kinder, so dafs sich die Geburten zu den Todesfällen (mit Ausschlufs des Militairs) ungefähr wie 13:10 verhalten. Aufser den klimatischen Fiebern sind auch andere Krankheiten zu erwähnen, namentlich Scorbut, Ruhr, Typhoiden und Pocken. Die Typhoiden füllen zwar zur Winterzeit das Hospital, haben jedoch nicht den hartnäckigen Charakter des reinen Typus und sind nur dann gefährlich, wenn sie sich mit anderen Entzündungskrankheiten vereinigen, wie im Winter 1851, wo sich Entzündungen der Luftröhre zu ihnen gesellten. W a s die Pocken betrifft, so nehmen ihre Verheerungen alljährlich ab, je mehr sich die Zahl der Geimpften vergröfsert, und man kann hoffen, dafs sie binnen einiger J a h r e in Kutais ganz aufhören, obgleich sie fortwährend von den Osetinern und anderen Bergvölkern eingeschleppt werden. Das Klima von Kutais wirkt ferner sehr ungünstig auf Zahnübel; in Folge der überaus feuchten Luft werden die Zähne leicht von Fäulnifs angefressen, und es giebt Wenige, die nicht an Zahnschmerzen oder Flüssen leiden. Inzwischen bleibt das Fieber die Hauptkrankheit, und es wird dreimal so viel China im Hospital verbraucht, als irgend ein andres Medicament. Aufserdem w a n d t e man früher bedeutende Quantitäten Calomel a n , zu dem man um so lieber seine Zuflucht n a h m , als er schnell auf den Körper wirkte und in zweifelhaften Fällen dem Gange der Krankheit nicht schadete; da er jedoch oft sehr üble und, namentlich in dem hiesigen feuchten Klima, nicht selten tödtliche Folgen nach sich zieht, so gebraucht man gegenwärtig den Calomel im Hospital zu Kutais nur in den äufsersten Fällen. Es werden jetzt bei Fieberkranken Versuche mit X a n thium spinosum angestellt, die sich sehr befriedigend ergeben h a b e n , indem das Fieber nach dem dritten Paroxysmus ausbleibt. — Wenn die Erfahrung auch künftig die heilsamen Eigenschaften dieses sehr gewöhnlichen, im ganzen Kaukasus wachsenden Krauts bestätigen sollte, so w ä r e es für das Land
Die Stadt Kutais und die Imeretier.
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ein wahrer Gewinn. Man hatte zuerst in Bessarabien angefangen, es als Heilmittel zu gebrauchen. So sehr das Klima von Imeretien zur Entwickejung von kalten und hitzigen Fiebern beiträgt, einen so günstigen Einflufs äufsert es auf Scropheln und Lungenkrankheilen und überhaupt auf chronische Beschwerden der Respirationsorgane. W i e der Oberarzt des Hospitals von Kutais versichert, giebt es viele Beispiele, dafs an Scropheln oder Brustübeln leidende Recrulen hier völlig geheilt werden, und in allen Fällen ohne Ausnahme findet eine entschiedene Erleichterung statu Diese selbe Erscheinung ist bei den in Kutais angestellten Beamten wahrgenommen worden. D e r Aufenthalt in dieser Stadt bietet demnach die Aussicht d a r , für Krankheiten Heilung zu finden, gegen welche im Norden die Kunst der geschicktesten Aerzle nichts vermag, während hier die Natur selbst ihnen Linderung bringt.
Russische Wallrossfänger und Pelzjäger auf Spitzbergen in den Jahren 1851 und 1852 *).
I n Russland lassen sich fasl alle Zweige der Industrie auffinden, welche der Mensch nur auszubeuten versucht hat, um aus der ihm umgebenden N a t u r irgend einen materiellen Nutzen zu ziehen. Während die Bewohner der Krim und Transkaukasiens den Weinstock pflegen und Maulbeerbäume pflanzen, während der Landmann in den kornreichen Gouvernements auf eine ergiebige Ernte hoffend, im Schweifse seines Angesichts das Feld pflügt: sehen wir die Küstenbewohner des archangelschen Gouvernements init der stürmischen See kämpfen und, um ihr tägliches Brod zu erringen, sich der ganzen Strenge der nordischen N a t u r , tausend Gefahren und dem grausen Hungertode selbst aussetzen. W e n n wir die Berichte der Seefahrer, Fischer und J ä g e r anhören, wenn wir erfahren welche Schwierigkeiten und Gefahren der Wallrofs- und Stockfischfang mit sich führt, wenn wir das gebrechliche Fahrzeug der Wagehälse betrachten, so erwacht in uns ein unwillkührlicher Zweifel an der Ausführbarkeit eines solchen Unternehmens. D e r russische Abenteurer aber kümmert sich wenig um die unglaublichen Mühseligkeiten, denen er sich unterziehn mufs; er bemerkt sie kaum und dankt Gott wenn er, zum Lohne dafür, nur sein Leben fristen • ) St. Petersburger Zeitung 1853.
Rassische Wallrofsfänger und Pelzjäger auf Spitzbergen.
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kann. D e r Küslenbewohner hängt eben so sehr an seiner rauhen Heimath, wie der Südländer am sonnigen L a n d e , wo er geboren ist. Er sucht seinen Erwerbkreis zu erweitern und beschränkt seine Fahrten nicht blos auf die Küsten des Weifsen Meers: er segelt nach Kalgujew, nach Nowaja-Semlja, nach Spitzbergen. Diese letzten Expeditionen sind für ihn die wichtigsten, sowohl in Hinsicht auf die Entfernung des Reisezieles, als auch in Betracht der kostbaren Beute, die er zu machen hofft. Es versteht sich von selbst, dafs ein solches Unternehmen nicht aus den eignen Mitteln des armen Abenteurers bestritten werden kann: weder ist er im Stande ein so wohlgebautes Fahrzeug auszurüsten, wie es zur Ueberschiffung des nordischen Oceans erforderlich, noch die zum Fange der Rauchlhiere nöthigen G e r ä t s c h a f t e n und eine Masse von Proviant anzuschaffen, welche für die Schiffsinannschaft für zwei J a h r e ausreichen soll. D a h e r inufs man jenen Männern des Kaufmannsstandes Dank wissen, welche die Unternehmungen begünstigen und unterstützen, welche, mit Erfolg gekrönt, für mehrere J a h r e dem kühnen Abenteurer einen gesicherten Unterhalt verschaffen. Trotz den Gefahren, trotz der Strenge des Winters auf Spitzbergen, wo während drei Monaten keine Sonne am Horizonte aufgeht, fehlt es nie an Liebhabern auf der Insel zu überwintern. Ein solches Unternehmen nun ist auch in den Jahren 1851 und 1852 ausgeführt worden. Im Juni 1851 konnte man an einem der Landungsplätze Archangels ein Schiff bemerken, welches dem Kaufmann Kusnezow gehörte und dort seine Ladung einnahm: seine Bestimmung war Spitzbergen, wo es überwintern sollte. Täglich kamen Neugierige herbei, um es in Augenschein zu nehmen und erfahrne, wissenschaftlich gebildete Seeleute, die sich mit dem Steuermann unterhielten, staunten, wie ein einfacher Bauer, ohne den geringsten Begriff von mathematischen Instrumenten zu Höhenmessungen, ohne Lothieine, selbst ohne U h r , nur allein mit einem Compafs und einer höchst unvollkommenen, selbstverfertigten Karte versehen, wie ein solcher es wagen könne in die Regionen des Nordpols, fast bis zu
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Industrie and Handel.
den grönländischen Küsten dringen zu wollen: aber auf ähnliche Aeufserungen und Fragen antwortete der Steuermann stets: „Meine Hoffnung beruht auf dem lieben G o t t ! " Endlich nachdem das Fahrzeug Lebensmittel für zwei J a h r e und eine hinlängliche Quantität Bauholz zur Errichtung der sogenannten L a g e r h ü t t e ( H a u p t q u a r t i e r ) , eingenommen hatte, stach es bei günstigem Winde in See. — Die Mannschaft bestand aus achtzehn P e r s o n e n , Jagd und Fischerei treibenden Bauern, meist aus dem mesenschen und kemschen Kreise stammend, und die Fahrt ging so glücklich von S t a t t e n , dafs sie schon nach zehn T a g e n , d. h. am 7. Juli die östlichsten Ufer Spitzbergens zu Gesicht bekamen; da aber, nach der Aussage des Steuermanns, welcher diese Gegenden schon früher zu zwei verschiedenen Malen besucht hatte, dor günstigste Platz zum überwintern sich an der Südseite der Insel bei der sogenannten rimbowschen Landzunge befand, mufste das Schiff wieder die hohe See suchen. Unaufhörliche Nebel und Eisfelder, welche die Insel umlagerten, hielten es 11 T a g e auf, bis man endlich am 19. Juli eine Durchfahrt durch das Eis und auf der Nordweslseite der Insel eine zugängliche Bucht entdeckte, welche zwar niemand aus der Schiffsmannschaft bekannt w a r , wo man aber nothgedrungen einstimmig zu überwintern beschlofs: leider w a r dieses der rauheste Platz, den man wählen konnte. Am 20. Juli w u r d e das Fahrzeug ausgeladen, abgetakelt und mit Hülfe der Fluth an's Ufer geschafft; sodann die L a gerhütte errichtet und nachdem diese Vorkehrungen getroffen, zerstreute sich die ganze Gesellschaft, um längst der Küste alle, von Fischern und J ä g e r n verlassene Hütten aufzusuchen, deren auf eine Strecke von etwa 100 W e r s t fünf gefunden w u r d e n : eine von ihnen s t a n d , wie die Aufschrift bezeugte, schon gegen 80 J a h r . Die Jäger versorgten sich mit Fangeisen für Eisfüchse und Kugelbüchsen zum Erlegen der Rennthiere und bezogen j e drei bis vier Mann, diese zerstreuten Hütten, nachdem sie überein gekommen, beim Einbrechen der dunkelen Jahreszeit
Rassische Wallrofsfiinger und Pe/zjäger auf Spitzbergen.
2(>3
und wenn jede Jagd aufhört, am eigentlichen Landungsplätze zusammenzutreffen. Der Fang ging glücklich von S t a t t e n , und siebenzehn Wochen bewohnten sie ihre zerstreuten Hütlchen. — Mitte November*) sah man die Sonne nicht mehr aufgehen und vom 5. December an hörte sogar jede Morgen- und Abenddämmerung auf: daher sich die 18 Jäger verabredetermafsen s a m m t lich in der grofsen Lagerhütte versammelten. Schneestürme herrschten unaufhörlich und bald zeigten sich bei einigen von ihnen Zeichen des Scorbuts. Alle angewandten Mittel erwiesen sich erfolglos; die Zahl der Kranken stieg von T a g e zu Tage und am 20. Dezember befanden sich unter diesen achtzehn Personen nur sechs Gesunde. Frisches Fleisch mufste für die Kranken durchaus herbeigeschafft werden und als am 25. Dezember zum ersten Mal wieder die Morgenrölhe anbrach, wagten sich drei der Kühnsten hinaus, um auf den Klippen Rennthieren nachzuspüren. Aber erst nach drei Wochen glückte ihre Jagd, und nur weil zufällig kein Schneegestöber und keine sehr grofse Kälte eintrat, kamen die Wagehälse glücklich mit dem Leben davon, sonst wären sie rettungslos verloren. Bei ihrer Hückkehr fanden sie nur noch einen Gesunden vor, der kaum im Stande w a r für die Kranken Speise zu bereiten. Die strenge Kälte wirkte höchst nachlheilig auf den Zustand der Kranken und in der Lagerhütle vernahm man nur das Gewimmer der Leidenden, deren Zustand die vier Gesundgebliebenen umsonst
*) Diese nnd die folgenden Zeitangaben sind wahrscheinlich, jedem w i s senschaftlichen Gebrauche zuwider, nach dein sogenannten alten oder Russischen Styl — ausserdem aber auch so äufserst fehlerhaft, dafs sich die Breite des Beobachtungsortes aus dem Verschwinden der Sonne
zu etwa 69°,5
der Wiederkehr
82",8
den) Knde der Dämmerung
84",6
dem Anfang der Dämmerung
85",2
dem Datum des letzten Unterganges
76°,7
ergeben würde! E r m a n s U u s s . A r c h i v . IUI. X I I I . I I . ' 2 .
1 8
264
Industrie and Handel.
zu erleichtern s u c h t e n . — E s w ä h r t e nieht l a n g e so f a n d e n Todesfälle s t a l l : d e r e r s t e am 29. J a n u a r , der letzte 19. Mai; der S t e u e r m a n n verschied am 1. März. In diesem Z e i t r a u m s t a r b e n zwölf Menschen und von den sechs U e b e r l e b e n d e n w a r e n n u r drei im S t a n d e i r g e n d eine Arbeit zu v e r r i c h t e n . N a c h l a n g e m W a r t e n ging endlich die S o n n e a m 17. F e b r u a r auf, u n d seit dein 12. April stand sie f o r t w ä h r e n d a m Horizonte, o h n e u n t e r z u g e h n . Z u g l e i c h e r Zeit erschien a b e r a u c h d a s dicke u n d feste s o g e n a n n t e G r u n d - oder L a g e r e i s u n d ihiirmle sich weit u n d breit u m die Insel h e r u m : u n d in dieser L a g e mufslen die G e s u n d e n e r w a r t e n in k u r z e r Z e i t d a s L o o s ihrer U n g l ü c k s g e n o s s e n zu theilen und verblieben o h n e einen S t r a h l von H o f f n u n g bis z u m 1. Juli. — Im J u n i t h a u t e z w a r d e r S c h n e e von den B e r g e n , das Eis aber u m l a g e r t e die Ufer n a c h w i e v o r , u n d u m das F a h r z e u g v o m Ufer zu ziehen, und flott zu m a c h e n , h ä t t e man eine l a n g e F u r c h e d u r c h das Eis h a u e n m ü s s e n : w i e hätten n u r drei e n t kräftete Männer eine solche Arbeit u n t e r n e h m e n k ö n n e n ? Ihr U n t e r g a n g schien unvermeidlich. G l ü c k l i c h e r w e i s e w u r d e n einige N o r w e g e r , die hier seil J a h r e n auf den im J u n i und J u l i die Insel u m g e b e n d e n Eisschollen den W a l l r o i s f a n g betrieben, ihrer a n s i c h t i g : am 3. Juli 1852 besuchten vier von ihnen u n e r w a r t e t die a r m e n V e r l a s s e n e n u n d w u r d e n von diesen freudig und nach russischer S i t t e gastfrei mit Salz und B r o t e m p f a n g e n . Ihre inständigen Bitten u m Hülfe mufsten sie durch Zeichen a u s d r ü c k e n : die N o r w e g e r v e r s p r a c h e n w i e d e r z u k o m m e n und am 5. J u l i kamen richtig neun Mann, w e i c h e i n G e m e i n s c h a f t der drei R u s sen die Arbeit kräftig b e g a n n e n . Ein 3 0 0 Fufs l a n g e r C a n a l w u r d e durch das Eis g e h a u e n , das Schiff v o m U f e r g e z o g e n , mit dem noch übrigbleibenden M u n d v o r r a t h und dem von den N o r w e g e r n e r b e u t e t e n W a l l r o f s t b r a n beladen u n d am 12. stach es in S e e , w ä h r e n d d e r gröfste T h e i l der F e l l e , w e l c h e die R u s s e n in den v e r s c h i e d e n e n z e r s t r e u t e n H ü l l e n g e b o r g e n ,
Russische Wallroisfänger und Pelzjäger auf Spitzbergen.
265
daselbst zurückblieb, indem sie in dieser Jahreszeit nicht herbeigeschafft werden konnten. Am 23. Juli 1852 langten endlich die vielgeprüften sechs Russen, begleitet von vier N o r w e g e r n , bei Hammerfesl in Norwegen an. Das Mifslingen des ganzen Unternehmens mufs aller Wahrscheinlichkeit nach der unglücklichen Wahl der Lagerstätte in der rauhesten Gegend der Insel zugeschrieben w e r den. Merkwürdig ist aber der Umstand, dafs diese wie durch ein W u n d e r vom qualvollsten T o d e erretteten Menschen alle bereit sind, bei der ersten Aufforderung wieder nach Spitzbergen zurückzukehren, indem sie sich auf das Beispiel einiger Wagehälse berufen, denen es wirklich geglückt ist, fünf bis sechs Winter daselbst zu verleben und immer wieder glücklich heimzukehren. Schliefslich müssen wir noch bemerken, dafs Spitzbergen von den Pelzjägern und Seeleuten des Archangelschen Gouvernements allgemein „Grumant" geheifsen wird. Ist das vielleicht der verdorbene N a m e Grönlands? Haben die kühnen Voreltern dieser Seeleute vielleicht jene ferne Halbinsel besucht, oder darf man nicht wenigstens der Vermulhung R a u m geben, dafs ähnliche Fahrten nach Spitzbergen schon zu einer Zeit unternommen wurden, wo man die Küsten des nördlichen Amerika's noch wenig kannte und jene Insel häufig mit Grönland verwechselte?
18*
Resultate von Höhenbestimmungen im Kaukasus, in Transkaukasien und in Persien.
D i e hier folgenden Angaben finden sich in dem in diesem J a h r e in Tiflis gedruckten Kaukasischen Kalender (kawkasskji Kalander) *). Derselbe enthält, neben manchen anderen interessanten Notizen, auch ein geognoslisches Profil der zwischen dem Elborus und dem Beschlau gelegnen Gebirgsgegend, zu welchem Höhenbestimmungen, wie die vorliegenden, als wesentlichste Grundlage gedient haben. — W i r werden auf dieses P r o f i l u n d a u f d e n z u g e h ö r i g e n T e x t b e i e i n e r a n d e r e n G e l e g e n h e i t z u r ü c k k o m m e n und bemerken für jetzt n u r , dafs e i n e n ä h e r e E i n s i c h t in die Operationen die zu den H ö h e n a n g a b e n geführt haben, und daher auch die Mittel zur Beurlheilung der Zuverlässigkeit der einzelnen von ihnen, auch in dem Russischen Aufsatze vergebens gesucht werden. Wir können daher für jetzt nur für diejenigen von ihnen, die unter der Bezeichnung „von der A k a d e m i s c h e n - E x p e d i t i o n " vorkommen, auf den sie betreffenden Aufsatz in diesem Archive Bd. I. S. 749 verweisen, s o w i e auch für die von Herrn P a r r o t , D u b o i s u n d A b i c h herrührenden, auf deren Berichte über ihre Kaukusischen Reisen. Von den neueren Aufnahmen, die von Herrn C h o d s k o geleitet wurden, ist uns bis jetzt noch keine erschöpfende D a r stellung zugekommen.
*) Vergl. in diesem Bande des Arcliives S. 2 3 8
Höhenbestimmungen im Kaukasus, in Transkaufeasien u. in Persien.
267
In dem Russischen Aufsatz sind die Höhen in E n g l i s c h e n F u f s e n angegeben, hier aber (aus den bekannten Gründen welche die Anwendung von einerlei Mafs, und namentlich der T o i s e d u P e r o u als der üblichsten für wissenschaftliche Messungen, empfiehlt), in Pariser Fufs zu 6 auf 1 Toise umgesetzt worden und zwar nach dem hier hinreichend angenäherten Verhältniss von iOOOO Engl. Fufs = 9383 Pariser Fufs.
Höllen in Par. Fufs über dem Meeressp.
Nummer
In d e r H a u p t k e t t e Kaukasus. 1 2 3 4
5 6 7 8 9 10 11
Elbrus Westspitze . — Ostspitze . . Namenloser Berg in Baikar Bezirk . . Kasbek Berg zwischen Elbrus Kasbek
Nach:
des . . 17382 . . 17315 dem . . 15896 15534 und 14357
Adai-choch in Osetien . . Basar djus im Nuchiner Kreise Tepli in Osetien . . . . S c h a c h - d a g im Kubinsker Kreise Silga-choch in Osetien Jalawat (höchste Punkt) im Nuchiner Kreise . . . Baba-dag im Scheinachaer Kreise
d. Akad. Expedit. desgl. desgl. desgl.
14314
Hrn. Chodsko's Triangulazion desgl.
13793 13633
desgl. desgl.
13042 11888
Abich barometr. Chodskos triang.
11438
desgl.
11165
desgl.
268
Physikalisch - m a t h e m a t i s c h e Wissenschaften.
Höhen in P a r . Fufs über dem Meeressp.
Nach:
N ö r d l . von B a b a - d a g (Tfan) Kion-chocli im W l a d i k a w kaser Kreise . . . . Kru-choch •Salavvat (ein a n d r e r G i p f e P ) im N u c h i n e r Kreise . ,
11063
C h o d s k o s Iriang.
Galavvdur in Oselien . . Ninikos auf der Lesgischen Gränzlinie Dadiasch in S w a n e t i e n S a k o r i s - z w e r i in Kachetien Danatschi-baschi im N u c h i ner Kreise
9 9 5 5
Giumischly im Schemachaer Kreise . . . . A c h - b u l a g d e r Gipfel beim Dorfe Wanduma . . . Gud B e r g , auf der Grusischen Gränzlinie . . . K o w - d a g im S c h e m a c h a e i Kreise • Kiu piulsch Mta-zminda in Oselien . . Tschilink im K u b i n e r K r . . Diwrar Sardachan N i j a l - d a g über dem D o r f e Laitsch im S c h e m a c h a e r Kreise G a l a d j im K u b i n e r Kreise
1 0 5 5 5 1 0 4 9 0
10486
desgl. desgl. Hr. Gerasimow in. einem Aslrol. C h o d s k o s triang.
9491
desgl. Abich b a r o m e t r . Parrot baromelr.
8 4 3 6
C h o d s k o s triang.
8 3 7 0
desgl.
7591
desgl.
7 5 3 5
desgl
9 7 2 2 9 6 1 4
7 5 1 6 7061 7 0 2 2 6971 6 7 8 4 6 C 0 6
6 5 0 2 6427
desgl. desgl. desgl. desgl. desgl. desgl.
desgl. desgl.
Höhenbestimmungen im K a u k a s u s , in
T r a n s k a u k a s i e n u. in P e r s i e n .
Höhen
in
Par. Fürs
Nummer
über
269
dem
Nach:
Meeressp.
32
Togrja
über
dem
Dorfe .
6380
Chodskos triang.
33
Pir-darjak über S c h e m a c h a
3246
desgl.
34
Ad/idara
2S81
desgl.
35
Kaibljar
2674
desgl.
36
Schichan-dag
2477
desgl.
37
Nalban-dag
1341
desgl.
38
Gechmjal (Schoban-dag) im .
1229
desgl.
39
K j ü r g e s im B a k i n e r Kreise
1229
desgl. desgl.
Kisch nahe bei Nucha im
Schemachaer
Kreise im
Schemachaer
Kreise im
Bakiner
Kreise im
Nuchiner
Kreise B a k i n e r Kreise
.
.
40
lijchi-dag
desgl.
994
41
Karaibal
desgl.
845
desgl.
42
Kyrchmaku
desgl.
582
desgl.
43
B e l j pelj
desgl.
450
desgl.
44
Seichan bachlschi desgl.
384
desgl.
45
Sugailer Ebene
34
desgl.
46
Spiegel
80
desgl.
des Kasp.
Südliche gen
desgl.
des
Meeres
FortsetzunGebirges.
47
Giumbi-dag b. Dorfe Kosda
3974
desgl.
48
Kisjaki im S c h e m a c h a e r K r .
3246
desgl.
49
Bid/ow
2867
desgl.
50
S a g j a r - d a g im
2083
desgl.
51
B o j a n - a l a g im S c h e m a c h a e r 1810
desgl.
desgl. Lenkoraner
Kreise Kreise
•270
Physikalisch - mathematische Wissenschaften.
Höhen in Par. Fufs über dein Meeressp.
Nummer
52
Garami bei dem Dorfe Nasdagi im Lenkoraner Kr.
53 54 55 56 57
Torogai Schichi kaja Mischow-dag
58 59 60 61 62
desgl. desgl.
Kaiinas Kiurow-dag Kiursjangja Babasanan Bo/ji-promysl Fischerhiillen Spiegel des Kasp. Meeres
1773 1229 957 910 613 436 375 273 132 56 80
Nach:
Chodskos triang. desgl. desgl. desgl. desgl. desgl. desgl. desgl. desgl. desgl. desgl.
In d e m A d y a r e r G e b i r g e und dem k l e i n e n K a u kasus. 63 64 65 66 67 68 69
Alages im Eriwaner Kreise Papudjich im Ordubater Kr. Gjainisch in dem Murowdag Gebirge in Karabag . . Ag Mangan im Erivaner Kr.
70
Michljukjan in Karabag Kisil-dag beim Agdag . . Ag-dag über dem Goktschai im Eriwaner Kreise . . Ischichli im Kalisali Gebirge
71
in Karabag Gesalj-dara in Karabag
72
12620 12076
desgl. desgl.
11532 11167 11147 11091
desgl. Abich baromelr. Chodskos triang. desgl.
11006
desgl.
10987
desgl. desgl. und Abich
10985
baromelr. Bos-dag im Akeksandropo1er Kreise
10727
desgl. desgl.
Höhenbestimmungen im Kaukasus, in Transkaukasien u. in Persien.
Nummer
73 74 75 76 77 78 79 80 81 82
83 84 85 86
87 88
Höhen in Par. Fufs über (lein Meeressp.
K a r a n d y c h - d a g im Distrikt von Daralages . . . . 10434 I n a k - d a g gegenüber dem Konur-dag in Karabag . 10396 Godorebi bei Abulim Aleksandropoler Kreise . . 9824 Schisch tap im Erivvaner Kreise 9822 Kiuki-dag im Nachitschewaner Kreise . . . . 9665 T e j - a c h m e d im Kreise von Jelisawelopol . . . . 9599 Kara artschag im Nowobaj a s e r Kreise 9487 Emlekli im Aleksandropoler Kreise 9402 A g - l a g a n , Gipfel . . . . 9400 Chalab über dem Dorfe Woskresensk im Aleksan9327 dropoler Kreise . . . Murgus im Jelisavvetopoler 9270 Kreise Ag-lagan im Aleksandropoler Kreise 9233 Alla-olar im Jeli«awetopo* 1er Kreise 9205 Utschtapaljar auf der T ü r kischen Gränze im Aleksandropoler Kreise . . 9185 Ind/asu 9129 Schach-dag im Jelisavv. Kr. 1 8985
271
Nach:
Abich baromelr. Chodskos triang. desgl. Abich baromelr. Chodskos triang. desgl. desgl. desgl. Abich baromelr.
Chodskos triang. desgl. desgl. desgl.
desgl. desgl. desgl.
272
Physikalisch - mathematische Wissenschaften.
Nummer
89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113
Karakaja über Bor/om . . Kyrch-kis in Karabag . . Mepis-zgaro im Gurischen Kreise Abul im Aleksandrop. Kr. Ketschal tapa im Nachitschewaner Kreise . . Ardjewan im Tifliser Kr. . Kirkity dag im Jelisaw. Kr. Kir» im Schuschiner Kreise Madatap im Aleksandrop. Kr. Taginaury im Gurischen Kr. Aigryd/a im Jelisawelop. Kr. Kami jarych im Eriwaner K. Nagebo im Gurischen Kr. Maralid/a im Jelisawet. Kr. Maimech Souch-bulag über dem Goktschai See Ljalwar im Tifliser Kreise Dali-dag im Jelisawet. Kr. Tlil im Gurischen Kreise . Adatapa ein Vorgebirge am Goktschai See . . . . Achbulag im Nuchiner Kr. Pir-dag i m S c h e m a c h a e r K r . Schagris-dag im Nowobojaseter Kreise . . . . Tschambarak im Jelisaw.Kr. Tumangel der T h u r m über dem See
Höhen in P a r . Fufs über dein Meeressp.
Nach:
8783 8773
Chodskos triang. desgl.
8773 8605
desgl. desgl.
8529 8487 8487 8455 8351 8220 8210 8070 8060 8023 7929
desgl. desgl. desgl. desgl. desgl. desgl. desgl. desgl. desgl. desgl. desgl.
7929 7901 7835 7714
desgl. desgl. desgl. desgl.
7629 7591 7423
desgl. desgl. desgl.
7375 7309
desgl. desgl.
7150
desgl.
Höhenbestimmungen
im K a u k a s u s , in Transkaukasien u. in Persien. 2 7 3 Höhen in Par. F u f s über dein Meeressp.
Nummer
114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 12S 129 130 131 132 133 134 135 136 137
Schakarbag im J e l i s a w e t o poler Kreis Eschtija im Achalzycher Kr. Okius dag im J e l i s a w . Kr. Tegengel desgl. Beleblik Keljde-Kuri bei Rlanglis . Tonety desgl. Schindljar neben d. B a s c h kitschet Bedeni bei Bjeloi |Kliutsch (d. Weissen Quelle) . . Dammirich im J e l i i a w . Kr. Tschordachly desgl. Gotner über der weissen Quelle S k a l a (oder Ein Felsen) üb. d. Festung S c h u s c h a Noworojal im J e l i s a w . Kr. Magmurly Kabach-tapa bei S c h a m c h o r K a n m a n - d a g in K a r a b a c h E l - d a g bei der Colonie J e katerinendorf . . . . T o p a - d a g bei D/ulf . . . J a g l y d j bei K o d . . . . K a r a t s c h u g im K a r a b a g Ulschgjud bei S c h a m c h o r K a r a b u l a g in K a r a b a g Der B e r g 5 a m e l o im Osurgeter Kreise
.
.1
Nach :
7074 C h o d s k o s triang. 6999 desgl. 6362 desgl. desgl. 6249 desgl. 6183 desgl. 5940 desgl. 5874 5855
desgl.
5630 5311 4889
desgl. desgl. desgl.
4523
desgl.
4414 Abich baromelr. 4222 C h o d s k o s triang. 3657 desgl. 2834 desgl. 2843 desgl. 2646 2495 2476 2022 2476 1867
desgl. desgl. desgl. desgl. desgl. desgl.
1745
desgl.
Physikalisch - mathematische Wissenschaften.
274
Höhen in Par. Fufs über dem Meeressp.
Nummer
13S
139 140 141 142
Karaul-lapa(oder die Wache Tapa) bei dem Dseganer Posten Die Ebene Schamchor . . Chrialet im Gurischen Kr. Taschburan im Karabag . Sardob am Kur . . . . In der S u r a m e r birgskette.
—
143 144 145 146 147 148 149 150
Morecha Lochoni Peranga Manzunari Dsagaurda Mittlere Höhe des platten Rücken zwischen den Thälern des Dsirumi und Kwirila, 6 Werst SW.lich von Peranga . . . .
151 152 153 154
Kachetischen birgszuge.
Chodskos triang desgl. desgl. desgl. desgl.
Ge-
Siljga choch Germuch Äyrchlebert
Im
1548 975 554 421 75
Nach:
11888 desgl. 9842 desgl. 8863 Abich barometr. und desgl. 8281 Chodskos triang. 5882 desgl. 4972 desgl. desgl. 4008 3861 desgl.
3002
desgl.
5799 5424 5411 3369
desgl. desgl. Parrot barometr. Chodskos triang.
Ge-
Jalno im Tifliser Kreise . Ziwa Saim zweri bei Gombor . Nukriani im Signacher Kr.
Hölienbestiminungen im Kaukasus, in Transkaukasien u. in Persien.
Höhen
155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168
in
Par. Fufs
Nummer
über dem Meeressp.
Nikoriziche bei Zarskji kolodes (Zaren B r u n n e n ) . T a u r a - t a p a im S i g n a c h e r K. Kara agaisch bei Zarskji kolodes D w a brala (d. zwei Brüder) T s c h o b a n d a g im S i g n a c h e r Kreise kleiner Syltscha im Tiiliser Kreise Amartuli in demselben . . «Syrchow kala im Nuchiner Kreise E l l a r ogi im «Signacher Kr. Kasailu im Jelisavvetop. K r . K a r a m a r j a n im Nuchin. K r . Nalban dag Guiruch entschi am linken Ufer des K u r . . . . Siula tapa an demselben im S i g n a c h e r Kreise
275
Nach:
3316 3097
Chodskos triang. desgl.
3088 2899
desgl. desgl.
2777
desgl.
2448 2439
desgl. desgl.
1998 1876 1651 1379 1341
desgl. desgl. desgl. desgl. desgl.
1313
desgl.
989
desgl.
Im K u b i n e r K r e i s e u n d dein G e b i r g i g e n D a gestan. 169
Magi dag zwischen d. D ö r fern Bortsch und R u t u l
13257
G e r a s i m o w d. F e l d m e s s e n *)
*) Bei diesen und bei den übrigen hier ebenso bezeichneten Höhenangaben stellt in dem Russ. Aufsatz „mit der Kippregel bestimmt" und es ist darunter vermuthlich die Messung von Hüllenwinkeln mit einem rohen Winkelinstruincnt und von einer Basis durch eine MesstiseliAufnahme verstanden. R.
276
Physikalisch - mathematische Wissenschaften.
Höhen in Par. Fufs über dein Meeressp.
Nummer
169 bis 170 171 172 173 174 175 176 177 178 179 180 181 1S2 183 184 185 186 187 188 199 190 191 192 193 194 195
Schach dag im Kubiner Kreise
13051
Nach:
Abich barom. u. Chodskos triang. GerasimowFdm. desgl. desgl. desgl. desgl.
Gutach in Dagestan . . 12550 Boul 12427 Una dag 12364 Tschulgoi dag 12347 Kara-kaja 11586 Kinalug der Gipfel über d. Dorfe . . . . . 11380 Chodskos Iriang. Djully dag in Dagestan . •11378 Gerasimow Fdm. desgl. Alachun dag 11280 Jerisi dag desgl. 11280 Shalbus dag 10800 Abich baromelr. Tokorkil 11228 G e r a s i m o w F d m . D/ufa dag 10298 desgl. Tschulur im Kubiner Kr. . 9637 Chodskos triang. Tschiracher Berg in Da9422 Gerasimow Fdm. gestan Schunu dag 9018 Abich baromelr. Achgjaduk im Kubiner Kr. 8691 Chodskos triang. Chunsuntu in Dagestan 8039 GerasimowFdm. Ujug im Kubiner Kreise . 7920 Chodskos Iriang. Krys 7891 desgl. Tilitlinskaja in Dagestan . 7695 G e r a s i m o w F d m . Karyk sylja 7665 Abich baromelr. Tschnis dag 7547 G e r a s i m o w F d m . Turlschi dag 7497 Abich baromelr. Chanakoi lau 7368 GerasimowFdm. Aulschi mejer 7312 desgl. Arak lau 7267 desgl.
H ö b e n b e s t i m m u n g e n iin Kaukasus, in T r a n s k a u k a s i e n u. in P e r s i e n .
Höhen Nummer
277
in
Par.
Fufs
über
dem
Nach:
Meeressp.
196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215 216 217 218 219 220
Gunibskaja Lewani-baschi Salatau Giinrinsk
7208 7182
Garkas Arakansk Höchste P u n k t der K u t e schiner B e r g e . . . . Ein B e r g nördlich von den Andiner P f o r t e n in D a g . . Waziliu Tustan T s c h u l g j a s y im K u b i n e r Kr. B u d u g tschadyr bjeJja eben-
6985 6803
GerasimowFdm. desgl. desgl. Abich b a r o m e t r . GerasimowFdm. desgl.
6765
desgl.
6752 6578 6387. 6372
desgl. desgl. desgl. C h o d s k o s triang.
daselbst Z a n a t y c h s k in D a g e s t a n
.
6287 6207
.
6118 6105
.
6005 5908 5859 5808 5717
desgl. GerasimowFdm. desgl. desgl. C h o d s k o s triang.
Erpilinsk Andiner P f o r t e n Kaljaku Dom
7115 7042
.
.
.
Betlinsk Klit im K u b i n e r K r e i s e Murdinsk in D a g e s t a n . Charlikulsk Kegersk Unzukulsk Kuppinsk Karantai
' ) Im Original
steht 5 0 9 4 E n g l . F u f s —
5 9 9 4 Kngl. Fnl's.
GerasimowFdm. desgl. C h o d s k o s triang. G e r a s i m o w Fdin. 4 7 8 0 *) desgl. 5488 desgl. 5142 desgl. 4505 desgl. 3254 desgl. aber vielleicht verdruckt, fiii
In diesem F a l l e iniisste es o b e n 5 6 2 4 lieissen.
Physikalisch - mathematische Wissenschaften.
278
Nummer
221 222 223 224 225 226 227 228 229
Torkinsk Atly buiny Karaul-tapa b. d. D/angutai Ulikala in Dagestan . . Besch barmak im Kub. Kr. Kurgankum in Dageslan Ach-burun im Kubiner Kr. Kurgan Toarch kale in D a gestan Begil im Kubiner Kreise .
Höhen in Par. Fofs über dem Meeressp.
Nach:
2626 2567 2469 2410 1737 1083 947
GerasimowFdm. desgl. Abich barom. GerasimowFdm. Chodskos triang. GerasimowFdm. Chodskos triang.
502 254
GerasimowFdm. Chodskos triang.
Auf d e r S ü d g r ä n z e g e g e n d i e T ü r k e i u. g e g e n P e r s i en. 230
Der grolse Ararat
.
15914
231 232
D e r kleine Ararat . . . Die Glätscherschlucht (lednikowy owrag) . . . Perii dag Tschingil Unlere Theil (?) des JakobIhales Sinak Berg über dein Dorfe Kulp Berg bei dein Kloster Chor
12043
Abich barom. u. Chodskos triang. Abich barom.
11249 10019
desgl. Chodskos triang.
10010 8620 7834 3969 2881
desgl. Abich barom. Chodskos triang. desgl. desgl.
7330 4299
Dubois barom. Akadem. Exped.
233 234 235 236 237 238
In 239 240
.
.
den K a b a r d e r u n d Sun; a er G e b i r g e n .
Bermamyt bei Kislowodsk Beschtau bei Pjatigorsk
Höhenbestimmungen im Kaukasus, in Transkankasien
Höhen
u. in Persien.
in
Par. F u f s
Nummer
über
279
Nach:
dem
Meeressp.
241
D e r Berg
Koirum-bero
2259
GerasimovvFdm.
242
Atschuluk
.
.
2235
desgl.
243
Boro/oibje
.
.
2010
desgl. desgl.
244
Borgon-nik
.
.
1695
245
Mahomet-kchi
.
1589
desgl.
246
Taltan-korta
1458
desgl.
.
1235
desgl.
.
1183
desgl.
247
T r i brata ( R . drei Brüder) ein
248
250*)
Kurgan .
Der Berg Nogoibars
.
In d e m T e r e k
Gebirge.
D e r B e r g Mask
.
.
Tiurpansu
251
.
3258
desgl.
.
.
1925
desgl.
.
.
252
Borisu
1911
desgl.
253
Chamzimbyilyk .
1852
desgl.
254
Balascha
.
.
.
1570
desgl.
255
Uriulnik
.
.
.
1471
desgl.
256
Chajan kala
1379
desgl.
257
Chajan korta
1359
desgl.
258
Arzu ' bei
1359
desgl.
1326
desgl.
5630
ChodskosTriang.
259
Festung
.
.
der
YVosdwi/ensk N o g o i m i r s a korta
Bei
u n d in
Tiflis.
B e i Tiflis. 260
Der
Gelbe
Berg
g o r a ) bei Manglis
* ) So stellt in dem Russischen F.rmails Russ. Archiv. Bd. XIII.
H.2.
(Joltaja .
.
Verzeichniss.
19
280
Physikalisch-mathematische Wissenschaften.
Hohen
Nummer
in
Par.
Fnfs
über
dem
Nach:
Meeressp
261
D e r KartaJiner B e r g bei Mangli« Der Kold/ory, höchster Punkt
5311
ChodskosTriang.
4635
desgl.
.
4269 3396
desgl. desgl.
265
Der h ö c h s t e P u n k t in d e m Teleliner Zuge . . .
2853
desgl.
266
Der Dawidsberg (Mtazminda) Machatka (auf d. AvvJabar) Metech
2251
desgl.
2026 1979 1S20 1469 1416
desgl. desgl. desgl.
262 263
D e r J e l i s a w e t e r P o s t e n (ein
264
G o r o w a n i (über Michel)
Berg)
In Tiflis.
267 268 269 270 271 272 273 274 275
Balkon der D a v i d s Kirche D a s H a u s in d. F e s t u n g (?) Das Meteorol. O b s e r v a t o r . Die P e l s c h a i n a K i r c h e . . Das Seminariuin . . . . Johannes-Täufer Kirche . B r ü c k e über den K u r Auf
den
.
.
1322 1303 1265
desgl. desgl. desgl. desgl. desgl.
Landstrafsen.
Die Grusische Heerslrafse. 276 277
Die Station Gartiskar Die S t a d t D u s c h e t .
. .
. .
1513 2947
278
Die Station P a s a n a u r
.
.
3232
desgl. G o s i u s c h d . N v . u. Transk. Vermessung barom. Pai rot b a r o m e l r .
Hölienbestiinmungen
iin K a u k a s u s ,
in T r a n s k a u k a s i e n u. in P e r s i e n .
Höhen Nummer
281
in
Par.
Fuis
über
dem
Nach :
Meeressp.
279
Die Station Koischaur .
.
5525
IParr.bar.u.Trsk. V e r m e s s . bnrom.
280
Kobi
.
281
Kasbek
.
.
6057
Transkauk. V e r -
.
.
5972
P a r r o t barom. desgl.
mess. 282
D e r D a r j a l e r Posten
283
D i e Station L a r s
284
-
.
.
3472
.
.
3097
desgl.
F e s t u n g VVladikawkask
2055
Transkauk. Ver-
.
mess. 285
-
barom.
Station
Jekaterinograd
706
barom.
Akadem. E x p e d .
286
Aleksandria
849
desgl.
287
Aleksandrowsk
981
desgl.
1119
desgl.
288 289
Weschpagiuk -
Stadt Stawropol
.
(die
Kathedrale) 290
Die Station Nowotroizk
291
D a s D o r f Lietnizk
1880
desgl.
495
desgl.
.
197
desgl.
292
Pestschanokopsk
313
desgl.
293
Nowo
344
desgl.
.
.
Jegorlyk
Auf der imeretischen H e e r strafse. 294
Poti, Insel im Rion g e g e n -
295
D e r Posten Chorginsk .
.
296
Äakabeitsk .
297
über der F e s t u n g .
.
5
ChodskosTrlang.
35
Gosiusch Nivell.
.
70
desgl.
Maransk a. Rion
63
desgl.
191
desgl.
298
Gubi
299
Abaschinsk .
300
Zchalskji
Die Stadt Kutai.v .
.
.
.
196
desgl.
.
444
desgl. und Abich
baromelr.
282
Physikalisch - mathematische Wissenschaften.
Höllen in Par. Fuis über dem Meeressp.
Nummer
301
.
294
.
446
Der Posten Simonetsk .
302
Kwirilsk
.
303
Bjelogorsk
774
304
Sakarbatsk
1307
305
Malilsk
Nach:
Abich
barometr.
desgl. und Gosiusch Nivell.
.
.
1407
Abich
desgl. und Abich
Origorebsk
306
1888
barometr.
Gosiusch Nivell. barometr.
Gosiusch Nivell.
2147
desgl.
1888
desgl.
. . . .
1775
desgl. und
.
2202
Gosiusch Nivell.
311
D e r Posten T s c h a l s k . Sadubansk
1618
desgl.
312
D a s D o r f Muchran
.
.
.
1614
desgl.
Kurbrücke in Tiflis
.
.
.
1265
ChodskosTriang.
307
Das Dorf Suram
308
Der Posten
309
D i e S t a d t Gori
310
. . . .
Gargarebsk
Abich
—
barometr.
D e r linke F l ü g e l der Kaukasischen Linie. 313 314
D i e S t a d t Mosdok -
.
.
.
Sation S t o d e r e w s k Naursk . .
.
567
Abich
598
GerasimovvFdm.
barometr.
309
Akadem. E x p e d .
316
Galigajewsk
283
GerasimovvFdm.
317
Nikolajevvsk
283
desgl.
318
Tscherwiennaja
107
Aleksandrovv
319
Ischlschörskaja
309
GerasimovvFdm.
344
Aleksandrovv
315
barom. 320
-
Festung G r o s n a j a
321
-
Verschanzung
.
.
barom. kitschu
Tasch73
desgl.
Höllenbestimmungen im Kaukasus, in Transkaukasien u. in Persien.
Höhen in Par. Fufs über dem Meeressp.
Nummer 1
322 323 324 325 326 327
Die Der Die Das
Station Mekensk . . Weiler «Sowelewsk Festung Wnesapnaja . Station Kalipowsk . . Stadt Kisljar . . . . Dorf Tscherny rynok
328 329 330 331 332 333
Die Festung Nasran . . D e r T h u r m Tschetschensk Posten Eldyrchanowsk Die Station Troizk . . . Sun/ensk . . - Ehemalige Befestigung Pregradny slan . . . Die Station Michailowsk . Der Post. Kasach-Kitschinsk Die T r ü m m e r von NijnieSamaschki Die Verschanz. S a k a n - j u r l Der T h u r m Nephtansk Die Befestig. Tepli-kitschu
Am S u n / a
334 335 336 337 338 339
Am F l u s s e 340 341
342 343
Nach:
276 387 924 197 105 69
GerasimovvFdm. desgl. desgl. desgl. Akadem. Exped. desgl.
1196 1178 1171 998 900
GerasimovvFdm. desgl. desgl. desgl. desgl.
900 815 789
desgl. desgl. desgl.
743 670 473 539
desgl. desgl. desgl. desgl.
1130 785
desgl. desgl.
1556 952
desgl. desgl.
Flusse
Assa.
Die Verschanz. Nesterowsk - Station Asjinsk . . . An der
283
Tschatschna.
Die Station Mahomet j u r towsk Die Versch. Urus Martansk
284
Physikalisch-mathematische Wissenschaften. Hohen in Par. Fufs über dein Meeressp.
Nummer
Die Festung Wosdwi/ensk Die Befest. Atschchojewsk
Nach :
841 723
Gerasimo w F d m . desgl.
17 1430
Abich baromelr. Chodskos geod. und barom. ChodskosTriang. desgl. desgl.
Flussniveaus. Der Wasserspiegel des Kur. Austritt des Kur aus der Bor/omer Schlucht . . Mündung des Aragvva . . Tiflis (Brücke über d. Kur) Mündung Dsegama . . . Dorf Sardob Vereinigung des Kur und Arakses Der Wasserspiegel d. Arakses in der Türkei. Kagisman . . Kuljp . . . . Igdyr gegenober Dagmag . . . Scharur gegenübe Karmir Wank . Ordubat . . . Migri . . . . Posten Mirsa Mechtalinsk — Kardulinsk . .
1266 476 79 18
3589 2844 2500 2428 2343 2213 1841 1510 542 *)
Abich
baromelr.
desgl. desgl. desgl. desgl. desgl. desgl. desgl. desgl. desgl. Transk. Triang. barom.
*) Die liierher gehörige Zahl fehlt in dem Kussischen Aufsatz.
Hölienbestimmungen im Kaukasus, in Transkaukasien u. in Persien.
Höben in P a r . Fufs über (lern Meeressp.
Nummer
360
Vereinigung
des
285
Nach:
Araksea
und Kur
18
Abich baromelr.
7132
Transk. Triang. barom.
6698
desgl.
Der Wasserspiegel des Terek. 361
Bachmündung bei d. Dorfe Res
362
Beim Dorfe D e s (in der Trusoser Gemeinde) . .
363
Beim Eintritt in die ThalEnge 7 YVersf oberhalb 6577 Kobi 3 0 0 Sajen unterhalb d. S t a 6165 tion Kobi 4930 Beim Posten Kasbek . . Daitial . . • 3540 2903 Lars . . . 2602 Dorfe Maksimkina . 2447 Posten Baltinsk . .
364 365 366 367 368 369 370 371 372
2095
desgl. Meier Baromelr. desgl. desgl. desgl. desgl. u. Transk. Triangl. baroui. Meier Barometr. Transk. Triang.
414
Meier Baromelr.
2128
Novvoredantsk d. Fest. Wladikawkas
desgl.
barom. der Stadt Mosdok
.
Wasserspiegel des grofsen Liachow-Flusses. 373
Vereinigung der zwei Bäche beim Dorfe Brital
.
.
|
5547
Transk.
Triang.
barom.
286
Physikalisch - mathematische Wissenschaften.
Höhen in Par. Fufs über dem Meeressp.
Nummer
374
375 376
Vereinigung der Bäche Britati-don und Edisi-don .
379 380 381
Mündung des Baches Sob 3 W e r s t oberhalb der Fest. Roksk Miind. des Baches D / o m a g Lager der Ingenieure im J a h r e 1851 Mündung des Flusses Tla Gegenüber d. Dorfe Chuze D/awy
382
Mündung des Flusses l J az
377 378
4908
Nacli:
4805
Transk. Triang. barom. desgl.
4682 4363
desgl. desgl.
4156 4054 3378 3266
desgl.
3022
desgl.
9121 8755
desgl. desgl.
5940
desgl.
3171 2759
desgl. desgl.
6059
Abich baromelr.
desgl. desgl.
Wasserspiegel des Ksanflusses. —
—
383 384
385
Quellen v. der linken Seile Quellen v. der rechten Seite Brücke zwischen den Dörfern Bagin und Gorgo . Brücke in dem Dorfe Monaclyr bei der Mündung der Tschurta . . . . Bei dem Dorfe Korinty Wasserspiegel des Rion.
386 387
Glätscher des Rion oberhalb des Dorfes Gebi . . Tschantschachi ein Zuflufs
Höhenbestimmungen im Kaukasus, in Transkaukasien • u. in Persien.
Höben in Par. Fufs über dem Meeressp.
Nummer
des linken Ufer zwischen den Dörfern Gloly und Gurschew 388 389
390
Dorf Gebi Vereinigung der Flüsse Gebi und Globy oder Anfang des Rion Mündung des Sakaur oberhalb Oni
287
Nach:
5114
Transk. Triang. barom.
4258
Abich barometr.
3481
desgl. und Transk. Triang.
2646
barom. Transk. Triang. barom.
Wasserspiegel des Nar-don oder Ar-don. 391 392 393 394 395 396 397
Gegenüber d. Dorie Saki . d. Puriati —
398 399
Brücke bei d. Dorfe Nusala Unal bei den Thurmruinen am Flusse Alagirer Hütte
400
Mund. d. Ginati -don . . Gegenüber d. Dorfe Nari . Miind. d. Mamison d. Ilso —
.
.
.
Die krummen Pforlen (krywyja worota) in der Ka««arsker Schlucht . . .
6802 6296 5630 5489 5217 4729
4250 3153 2702
desgl. desgl. desgl. desgl. desgl. desgl.
desgl. desgl.
2158
desgl. desgl.
7920
Abich barometr
Wasserspiegel d. Phiag-don. —
Q uelle b. d. Abh. d. Slyrchoch
288
Physikalisch - mathematische Wissenschaften.
Höhen in Par. Fufs über ilem Meeressp.
Nummer
Nach:
•101
Dorf Koloto
7268
402 403 404
- Gutiati - Chidikus Zwisch. den Dörfern P h a r dig-don und Dalla-kan . Verein, d. Flüsse Ginal-don und Gisal-don . . . .
5686 3979
Transk. Triang. barom. desgl. desgl.
3585
desgl.
2608
desgl.
.
4476
desgl.
Beim Dorfe Pudachar . . Gergebil . . Vereinigung d. beiden Koisu bei Gergebil Beim Dorfe Gimry . . . Bei der Befest. Tschirjurt
3496 2257
Abich barometr. desgl.
2150 667 400
GerasimowFdm. Abich. barometr. desgl.
833
Parrot barometr.
405
Wasserspiegel d. Tedsawin im Tifliser Kreis. 406
Beim Dorfe Gebriani
.
Wasserspiegel des Koi«u. 407 408 409 410 411
Wasserspiegel des Alasan. 412
Bei der Stadt Telawa. Seen im Gebirge.
413
414
See bei dem Glatscher der Südspitze des Schag-dag im Kubiner Kreise . . See Kali an dem der linke Arm des Ksan entspringt
11759 9120
Abich
barom.
Transk. Triang. barom.
Höbenbestimmungen im Kaukasus, in Transkaukasien u. in Persien.
Höhen in Par. Fufs über dem Meeressp.
Nummer
415
416
417
418
419
420
421 422
Wasserfall des Ksan beim Austritt an den See Keli Mittlerer See auf der Bergebene über Gorgo in Osetien Oestlichster See auf der Bergebene über Gorgo in Osetien Oberer See Zitelichati, Quelle des rechten Arin des Ksan Unterer See Zitelichati, Quelle des rechten Arm des Ksan SeeBalychgel an d e r G r ä n i e des Eriwaner Gouv. mit der Türkei See Göktschei im N e u - B a jaseter Kreise . . . . See Zoni, Quelle des Quirillaflusses
289
Nach:
8914
Transk. Triang. barom.
9045
desgl.
8652
desgl.
8755
desgl.
8727
desgl.
6888
desgl.
5508
desgl.
5302
desgl.
290
Physikalisch -mathematische Wissenschaften.
Nummer
Höhe
Temper.
Nach:,
9045
+ 2°, 05 Transk. Triang barom.
8652
+ 0,25
desgl.
8464
+ 1,95
desgl.
8445
+ 1,55
desgl.
8267
+ 2,35
desgl.
8267
+ 1,85
desgl.
8136
+ 1,05
desgl.
7300
+2,75
desgl.
7050 6373
+5,25
Abich barom. Transk. Triang barom.
6296
+2,25
desgl.
6231 6061
+6,25 +5,65
desgl. desgl.
5950
+ 6,95
desgl.
Süfswasser Quellen in Oaetien. 423
424 425 426 427 428 429 430
431 432 433 434 435 436
Am S S O . - A b h a n g d. Berges Germuch Obrh. d. Dorf. Gorgo in d. Araksesthale B. See Zitelichali im obern Ksanlhale . Auf d. Sekarischen Passe an der Süds. AmFufse d. Ostseite d. Bergs Galawdur Am Abh. d.Brg.Ardjewan im Tifl. Kr. Am Nordabhange d. Germuch . . . Auf d. W e g e v. dem D o r f e C h o j auf den Kaldasan-Pass Sardar - bulag am Fufse d. Gr. Ararat Bei d.DorfeBosorta Unterh. d. D o r f . P u riati am FJ.Nar-don AmNO.-Abh. d.BergesMta-zminda . B. Dorfe iSaumasig Auf d.Pass zwischen Saniba u. d. Terek
—
*) Wahrscheinlich in Reauin. Gr., obgleich nichts darüber angegeben ist.
Hchenbestimmnngen im Kaukasus, in Transkatikasien u. in Persien.
Nummer
437
AmNO.-Abhang des
438
T o n e t bei Manglis Am N O . - A . d . T o n e t
439
AmNar-dond.Dorfe Nari gegenüber
440
Beim
.
291
Höhe
Temper.
5733
+ 3 ° , 6 0 T r a n s k . E x p . bar.
5647
+
4,80
desgl.
5490
+
11,75
desgl.
5067
+
7,25
desgl.
4924
+
6,65
desgl.
4532
+
7,35
desgl.
4438
+
6,05
desgl.
3284
+
8,25
desgl.
2983
+
7,45
desgl.
7920
+
1,75
desgl.
7447
+
7,05
desgl.
Nach:
Dorfe Misuri
im W a l d e d. Alagirer Gemeinde
.
.
441
Am S . - A b h g . d . M t a -
442
Am W . - A b h a n g des
zminda
.
.
.
.
P a s s e s zw. d. D ö r fern D a r g o w a s u n d Barsikan
.
.
.
443
B . Dorfe D r a oberh.
444
4 Quellen am Rion
Ateni (reichhaltig) unterh. d. D . Globi
445
A m S O . - A b h a n g des B e r g e s Gorowan b. MzcheterKloster . Mineral. Quellen in Osetien *).
446
Am Abhangdes P a s ses v o n S l y r c h o g e gen d e n T i a k - d o n
447
S c h w e f e l s . Quell.**) beim Aufsteig. v. d. D . C h o ; auf d . P a s s Kaldasan
.
.
.
*) T r o t z der Unterscheidung zwischen Mineralquellen und Süfswasserqnel. ist nicht wahrscheinlich, dafs die letzteren aus chemisch reinem Wasser bestehen. K. **) Vielleicht Schwefel- u. Sauer- (d. Ii. Kohlensäure) Quelle.
292
Physikalisch - mathematische Wissenschaften.
Höhe
Nummer
448
B.D.Desa.ob.Terek
449
In d. S c h l u c h t ober-
450 451
B e i m D o r f e Britali .
452
Oberh. d. Dorfes N a -
Temper.
Nach:
6812
-}-10°,45 T r a n s k . E x p . b a r .
halb d. Dorfes S b u
6737 5969
+ +
9,75 6,85
desgl.
B e i m Dorfe Edisy .
5536
+
6,35
desgl.
5498
+
8,25
desgl.
5123
+
.
4908
+
6 , 8 5 Transk. E x p . b a r .
das. o h n e N a p h l h a g .
4908
+
7,45
desgl.
4156
+ +
7,25 8,85
desgl. desgl.
+
10,25
desgl.
+20,05
desgl.
rion-Nardon
.
.
453
AmFufse d e s B e r g e s
454
Auf d . W e g e v. d . D .
SawaljaninPersien
36,8
desgl.
Abich
barom.
Rlesis «adgomy zu d.D.Zoni(Naphtahaltig) —
455
.
.
.
B.d.Lag.d.Ing.imJ. 1851 aniF.Ljachwa analysirt durch d. Apoth.Kreilowskji
456
Beim DorfeGlola
.
4137
457
Bein» D o r f e U z e n
.
3209
—
T e m p e r . d. Gases in einem L o c h e oberhalb diesesPunkles
458
B . DorfeKunagkjant imSchemachaerK.
—
2 2 1 '.I
+39,5
Abich
barom.
Ilöhenbestimmungen im Kaukasus, in Transkaukasien u. in Persien.
Nummer
293
Hullen in Par. Fufs über dem Meeressp.
Nach :
10670 10624 10385
GerasimowFdm. desgl. Abich barom.
10199
T r a n s k . E x p . bar.
10176
desgl. u n d Abich
P ä s s e a u f w e i c h e n Fufspfade ü b e r den Kaukasus liegen. 459 460 461 462 463
A l a c h u n - d a g in D a g e s t a n . U n a - d a g in D a g e s t a n . . Von C h i n a l u g n a c h K u t k a t i n Glätscher auf d. Silga-choch in O i e l i e n S t y r - c h o c h , U e b e r g a n g vom N a r - d o n zum
Phiag-don
barometr. 464 465 466 467 468 469
470 471 472 473
Kadlasan desgl. v o m D o r f e L j a c h w a zum T e r e k f l u s s e L a g e r a m Ffs. d . S i l g a - c h o c h S e k a r e r , Ueberg. v. L j a c h wa zum Nar-don . . . Z w . d. D ö r f e r n C h i n a l u g u. K u r u s c h in D a g e s t a n Z w . den D ö r f e r n Saki und S j e w e r a u t in Oselien Am Abhang des B e r g e s Gas a w d a r wo die S o n n e n finsterniss iin J a h r e 1851 beobachtet w u r d e . . R o k s k j i - P a f s von L j a c h w a tum Nar-don . . . . Tschukaro-mta(Tschitcharu) Von D / a m u r z u m S e e Keli, am obern K s a n . . . V o m D o r f e Britali z. Dorfe T l y in Oseiien . . .
10105 10002
Transk. Exp.bar.
9860
diese u. Abich bar.
9743
desgl.
Abich
barom.
9698
T r a n s k . E x p . bar.
9688
ChodskosTriang.
9327 9325
T r a n s k . E x p . bar. Abich barom.
9214
T r a n s k . Exp. bar.
9008
desgl.
294
Physikalisch-mathematische Wissenschaften.
Höhen in Par. Fnfs liber «lern Meeressp.
Nummer
474 475 476 477 478 479 480 481 482
483 484 485 486 487 488 4S9
Zw. Chinalug und dem Distrikt Schach-djusi . . Zw. den Dörfern S b a und Saki in Osetien . . . G l u r - a w s e g , von Mamiion zw. d. D. Gioby am Rion Zw. d. Dörfern L e s a und Kris im Kubiner Kreise Zw. den Gr. u. Kl. Ararat Pass Kochma-dag in Dages. Wichlinskji in Dagestan . Zw. den Walagirsker und Digorsker Gemeinden Der Kreuzberg (gora krestowaja) P a s s von Kobi nach Kaischaur . . . Von Achlon nach Kuri in Dagestan Erster P a s s von Kumuch nach Akuscha in Dagest. Von d. Kurtaliner Gemeinde zur VValagirer . . . . Zuar in Dagestan . . . Zweiter Pass von Kumuch nach Akuscha . . . . Von Mistan nach Ardebil auf der Gränze des Alexandrop. Kr. geg. Persien Von Achalkalak zur Stadt Alexandropol . . . .
8957
Nach:
Abich
barom.
8933 Transk.Exp. bar. 8810
desgl.
8304 Abicli barom. 8275 desgl. 8167 desgl. 7757 GerasimowFdm. 7667 Transk. Exp. bar. 7467
Parrot und Transk. Exp. bar.
7440 GerasimowFdm. 7138
Abich
barom.
6S32 Transk. Exp. bar. 6715 GerasimowFdm. 6642 Abich barom. 6558
desgl.
6360
desgl.
Höllenbestimmungen
im K a a k a s n s , in Transkaukasien u. in Persien.
Höhen in Par. F u f s
Nummer
über dem Meeressp.
490
Besobdal
491
Zwischen den Dörfern Z a disy und Tschasowly Zwisch. den Dörfern Tschasowly und Zony . . . Zwischen dem Dorfe S a mba und dem Terek im Wladikawkaser Kreise . Zwischen D/iksir und Pindasy auf der Gränze des LenkoranerKreises gegen
492 493
494
495
496 497
498 499
500 501 502
295
Nach:
6268
Parr.bar.u.Trsk. Exped. barom.
6118
desgl.
6072
desgl.
5940
Transk. Exp.bar.
Persien Zwischen d. Dörfern Dargaws und Kani im Wladikawkaser Kreise . . Zwischen Barsikan u. dem Dorfe Dargaws in dems. Zwischen den Dörfern Oni und Sachtscheri in line-
5838
ChanykowFidm.
5574
Transk. Exp. bar.
5564
desgl.
retien Agsi-biuk (die Wolfspforte)
5527 5460
Parrot barometr.
5448
Abich baromelr.
5402
GerasimowFdm.
5359
Transk.Exp.bar.
Zwischen den Dorf. Akuscha und Gerga in D a gestan Zwischen Ogly und Aimaka in Dagestan . . . . Von Manglis zu dem Dorfe Achalkalak Zwischen Chaltan u. S c h e macha
Knnans Russ.
A r c h i v . B d . X I I I . I I . '2.
Abich
5130
barom.
desgl. 2 0
296
Physikalisch-mathematische Wissenschaften.
Höhen in Par. Fufs über dein Meeressp.
Nummer
503 504 505 506 507 508
509
Zwischen Ogly u.Gawascha-j dara in Dagestan . . . Zwischen Akuschu u. Ullusija Von Gombor nach d. Stadt Telaw Von Djungutai nach Ogly in Dagestan . . . . Nakeraly, d. Pass von Kwibul nach Oni . . . . Der Suramer Pass über d. Wichliner Gebirge . . Zwischen d. Befestigungen Petrowsk u. Temir-chanschur Einige
510 511 —
512 513 514 515
Nach:
4919
GerasimowFdm.
4850
Parrot baromelr.
4825
Abich
4821
Parrot barom.
3806
Abich barometr.
2841
desgl. und Gosiusch Nivell.
1325
GerasimowFdm.
7841 7835
Abich barom. desgl.
7268
desgl.
7131
Transk.Exp.bar.
7050
Abich barom.
7046 6822
Transk. Exp. bar. desgl.
barom.
bewohnte Punkte des Kaukasus.
Das Dorf Kurusch . . . Oni bei Chinalug . . . . Das Dorf Kalota am Fiagdon in Osetien . . . Das Dorf De« am oberen Terek . Die Festung Tschirachsk in Dagestan Das Dorf Saki an d. Brücke zum oberen Nar-don Das Dorf Waki in Oietien
Hökenbestimmungen im Kaukasus, in Transkaukasien u. in Persien.
Elöhen in Par. Fufs über dem Meeressp.
Nummer
516 517 518 519 520 521 522 523 524 525 526 527 528 529 530 531 532 533 534
Das Dorf Wagini am oberen Ksani Das Dorf Wichli in Dag. Chinalag . . . Chinalag . . . Radionowka im
6719 6646 6611
297
Nach:
Transk. Exp.bar.
6534
GerasimowFdm. Abich baromelr. desgl.
Alexandropoler Kreise . Das Lisry in d. Mamisoner Schlucht am ob. An-don
6451
ChodskosTriang.
6249
Das Dorf Kris im Kub. Kr. Schiralin in Dag Rytscha . . . Sba bei den Mühlen, in Osetien . . . . Das Dorf Gra in Dagestan Eine Waldblöfse oberhalb des Dorfes Tedeleti . . Das Dorf D a g - k i a n t oder Gorch im Tifliser Kreise
6175 6068 5925
desgl. desgl. desgl. GerasimowFdm.
5856 5717
Transk. Exp.bar. GerasimowFdm.
5658
Transk. E x p . bar.
5658
desgl.
5518
Abich barometr.
5453
desgl.
5316
GerasimowFdm.
5208
Abich
Das DorfMistan i m L e n k o raner Kreise . . . . Das Dorf Zoni bei Thurme in Osetien Das südl. Schloss der mucher Herrschaft
dem . . Ku. .
Das Dorf Tschani bei Nari in Osetien Die Stadt Kars in der Türkei Die Festung Achalkalaki im Alexandropoler Kreise .
barometr.
5201
desgl.
5171
ChodskosTriang. 20 *
298
Physikalisch - mathematische Wissenschaften.
Höhen in Par. Fufs über dem Meeressp.
Nummer
535 536 537 538 539 540 541 542 543 544 545 546 547 548
549 550 551 552
553
Die Festung Kuppa bei d. Mühle in Dagestan . . Das Dorf Tedeleti in Oset. Lesa iui Kub. Kr. R u w a r u im L e n koraner Kreise . . . . Das Dorf Mitschit im N u chiner Kreise . . . . Das Dorf Chram . . . . Ulusija in Dag. RutulamSamurfl. Agjan im Schemachaer Kreise . . . Die Kumucher Festung Ortschaft Zalka im Tifliser Kreise Die Ortsch. Ogly in Dag. Festung Aleksandropol Orlschafl Dargaws b. d. Kirche in d. T a g a u r e r Gemeinde Die Orlsch. Akuscha, höchster Punkt, in Dagestan . Die Festung Karachsk . . T r ü m m e r der Stadt Ani auf der Türkischen Gränze . Die Ortschaft D a r g a w s am Gisal-don bei den Mühlen Die Ortschaft Glola im Ratschiner Kreise . . . .
Nach:
5009
Abich barom. Transk. Exp. bar. desgl.
4951
desgl.
4948
Abich baromelr. ChodskosTriang. Abich baromelr. GerasimowFdm.
5142 5135
490S 4884 4864 4762 4759
ChodskosTriang. Abich barom.
4522
ChodskosTriang. Abich baromelr. desgl.
4457
Transk. Trg. bar.
4398 4395
Abich barometr. desgl.
4379
desgl.
4363
Transk. Exp. bar.
4673 4606
4357
Abich
barom.
Höhenbestimmungen im Kaukasus, in Transkaukasien u. in Persien.
Höhen
in
Par. Fufs über dem
Nummer
299
Nach:
Meeressp.
554
Namin in Persien an d. Gr. des L e n k o r a n e r Kreises .
555
Die S t a d t Ardebil in Persien
556
Das
D o r f Zedisy im
schiner Kreise . 557
Rai-
.
.
.
D a s D o r f Gebi am Rion
.
Tscharmadagar
558
im Kubiner Kreise 559
Das
Dorf
Tschasakly
Fl. D/adjora 560
Sieg
über
.
in
den
. am
Osetien
4335
Abich
barom.
desgl.
4280 4278
desgl.
4258
T r a n s k . E x p . bar.
4241
Abich
barom.
4225
Transk. Exp.bar.
4203
desgl.
Ginal-don
zw. den Dörfern K a n i u. -Saniba in der T a g a u s k e r Gemeinde 561
D a s D o r f Zmiti in d e r K u r .
.
.
4137
desgl.
562
Achtinsk, Festung
.
.
.
4026
desgl.
563
Prijutinsk, P o s t e n
.
.
.
4017
GerasimowFdm.
564
Fluss P a z a bei dem
4002
ChodskosTriang.
565
Kodjora, ehemaliges R e g i e -
tatiner Gemeinde
Dorfe
Kumulta rungsgebäude
(?kasenny
dorn)
3933
T r a n s k . E x p . bar.
.
.
.
3898
P a r r o t barometr.
.
.
.
3762
GerasimowFdm.
3753
T r a n s k . E x p . bar.
3744
ChodskosTriang.
3734
Abich
3621
ChodskosTriang.
566
Aimaker F e s t u n g
567
Sadoner
568
D a s D o r f Gegda im Kubi-
569
Das
570
Manglis bei Tiflis
.
.
.
571
Festung Schuscha
.
.
.
Hütte
.
ner Kreise Dorf Unna
in D a g e -
stan
barometr.
300
Physikalisch - mathematische Wissenschaften.
Höhen in P a r . Knfs über dem Meeressp.
Nummer
572 573 574 575 576 577 578 579 580 581 582 583 584 585 586 587 588 589 590
Dorf Chuze, G a s - L o c h an der Ljachwa . . . . Salzgruben Kulp . . . . Ortschaft Chertwis . . . Marasa Dorf Chaltan im Kub. Kr. Fest. D j a w a an d. Ljachwa Dorf Balakany in Dagestan VVohnpl. (Uratschischtsche) Gombory Wohnplatz Chudum • basch in Dagestan Festung Eriwan . . . . Dorf Uzeri am Rion . . Festung Achalzych . . . Kloster Etschmiadsin . . Dorf Dsaschna . . . . - Chotevvi in Imeretien Station Nukriany . . . . Stadt Nachitschevvan . . Dorf Zchinvval an d. Liach wa - Kutkoschin im Nuchiner Kreise Dorf Oni im Ratschin. Kr.
3406 3365 3343 3321 3302 3266 3170
Nach:
Abich barom. Transk. Exp. bar. desgl. Abich baromelr. ChodskosTrang. Abich barom. GerasimowFdm.
3169
Parrot barom.
3157 2975 2946 2932 2867 2829 2741 2671 2629 2616
Abich barometr. desgl. desgl. desgl.
2610 2580
Parrot barom. Abich barometr. desgl. desgl. desgl. desgl.
592 593
- Korbuli in Imeretien . Schanze Kachsk auf der Lesgischen Gränze . .
2555
desgl. desgl. u. Transk. Triangl. barom. Abich baromelr.
2505
ChodskosTrang.
594 595
Zarskji kolodzy (Zar-Brunn.) Festung Ki»lowodsk auf der Kaukasischen Gränzlinie
2505
desgl.
2439
Dubois barom.
591
Höhenbestimmangen
im Kaukasus, in Transkaukasien u. in Persien.
Höben Nummer
301
in
Par.
Fufs
über
dem
Nach:
Meeressp.
596
Dorf Aralych im Erivvaner
597
Vorwerk Bachiota bei dem . . . .
2421
desgl.
598
Stadt Ordubal (der Basar)
2420
desgl.
599
Schloss Modonacha bei Sa2377
desgl.
600
Scharurer
.
.
2346
desgl.
601
Dorf Zwari in Imeretien
.
2302
desgl.
602
Festung Nucha
. . . .
2299
ChodskosTriang.
603
Ruinen der GergebilerFeste 2216
GerasimowFdm.
604
Dorf I l w i i y in imeretien
.
2197
605
Stadt Schemacha
.
2148
Kreise
2437
Dorfe Korbuli
Ischscheri Quarantaine
Eriwaner Kreise
in Dagestan
.
barom.
im
. . . . .
Abich
.
Abich
baroin.
desgl. und ChodskosTriang.
—
Dorf iSuram im Gorischen Kreise
606
Stadt
607
Kloster Djrulschsk in Ime-
T e l a w in Kachetien
retien
2147
Gosiusch Nivell.
2094
Parrot barom.
2084
Abich
barom.
608
Dorf D/angutai in Dagest.
2067
desgl.
609
Colonie Marienfeld
1974
Parrot barom.
610
Dorf
Kreise
1916
Abich
611
Stadt Kuba
1840
Migry
.
.
.
im Ordubater barom.
desgl. und Transk. Trg.bar
612
Dorf Sabni in Kachetien
.
1779
Parrot barom.
613
Ischkarty in Dagestan
.
.
1775
GerasimowFdm
614
VVohnplatz Deschlagar .
.
1694
Transk. Exp. bai
615
Dorf Zinodaly in Kachetien
1682
Parrot baroin.
302
Physikalisch - mathematische Wissenschaften.
Höhen in Par. Fufs
Nummer
616 617 —
618 619
620 621 622 623 624 625 626 627 628 629 630 631 632 633 634 635
über dem Meeressp.
Nach:
Dorf Tkwibuly in Imeretien Grab des König Lewan in
1662
Abich
Jeniieli DorfMuchran im Gotischen
1649
Parrot barom.
Kreise Stadt Teheran in Persien . Dorf Dtschala am Zusammenfluß d. Kwirila und Schuscha Festung Sakataly auf der Lesgischen Linie . . . Station Mahomet-jurtowsk Flecken Satschcheri in Imeretien Dorf Ziplawaki desgl. . . Festung Tennichant Iura . Lagodechi auf der Lesgischen Linie . . . Trümmer des Schlosses Achulgo in Awarien . .
1614 1603
Gosiusch Nivell.
Ttschetschensker Thurm (alte Jurten) . . . . Dorf Napareul in Kachetien - Machatubani inlmeret. - Jeniseli in Kachetien - Koduk in Dagestan . - lrganai Kloster Gelati in Imeretien Dorf Schakriani in Kachet. Trümmer der Festung Siransk in Dagestan .
1598
barom.
(?)
Abich
barom.
1584 1555
ChodskosTriang. GerasimowFdm.
1532 1513 1503
Abich barom. desgl. Transk.Exp.bar.
1492
ChodskosTriang.
1214
GerasimowFdm.
1176 1138 1130 1120 1087 974 964 941
desgl. Parrot barom. Abich barom. Parrot barom. GerasimowFdm. desgl.
918
GerasimowFdm.
Abich
barom.
Parrot barom.
Höhenbestimmungen im Kaukasus, in Transkaukasien u. in Persien.
Höhen in Par. Fufs über dem Meeressp.
Nummer
303
Nach:
636 637
Jexvgeniewer Verschanzung Kutais
757 444
638 639 640
241 235
641
Oäensker Poslen in Dagest. Petrowsker Verschanzung Dorf Rvva iin Lenkoraner Kreise Stadt Derbent
642
Festung Baku
138
Abich barom. desgl. und Transk. Exp. bar. ChodskosTriang.
9175
Transk. Exp. bar.
7601
desgl.
7084
desgl.
6990
desgl.
6821
desgl.
6521
desgl.
6436
desgl.
218 142
Abich barom. desgl. und Gosiusch Nivell. GerasimowFdm. desgl.
Obere Gränze d.Pflanzenwuchses und des A n b a u e s der Gerste und des Weizen. In dem Osetischen Gebirge. 643 644 645 646 647 648
649
Gränze des Pflanzen wuchses oberhalb des Dorfes Äba Gränze der Gerste bei dem Dorfe Kalota . . . . Gränze der Gerste bei dem Dorfe Saki Gränze der Gerste bei dem Dorfe Choj Gränze der Gerste bei dem Dorfe Waki Gränze der Gerste auf dem Berge Ardjewan, Südabhang Gränze der Gerste bei dem Dorfe Sba
304
Physikalisch- mathematische Wissenschaften.
Höhen in Par. Fiifs über dem Meeressp.
Nummer
650 651
652 653 654 655 656 657
Gränze der Gerste bei dem Dorfe T a p a n k a n . . . Gränze der Gerste bei dem DorfeJephremowka Aleksandropoler Kreise . . Gränze der Gerste bei dem Dorfe Bosoita . . . . Gränze des Weizen bei d. Dorfe Bajegat . . . . Gränze des Weizen bei d. Dorfe Roki Gränze des Weizen bei d. Dorfe Dodonastavv . . Gränze des Weizen bei d. Dorfe Tedeleti im W a l d e Gränze des Weizen bei d. Dorfe Gebriani . . .
Nach:
6446
Transk. Exp. bar.
6268
Abich barom.
6240
Transk. Exp.bar.
6033
desgl.
5922
desgl.
5808
desgl.
5489
desgl
52 5
desgl.
3350 3031 2110
desgl. desgl. desgl.
8830
desgl.
Obere Gränz. d. Weinbaues. 658 659 660
In dem Dorfe Kurt am Ksan In dem Dorfe Uzeri am Rion I n d . D . Ateni b. d.Klosterr. *) Obere Gränz. d. Waldungen.
661
Gränze von Rhododendron Caucasicum in Osetien**) 1
*) Bei dem Dorfe Babnewi 11 Werst oberhalb Atem kommen Weinstöcke in einer nicht bekannten Höhe vor. •*) Wie dieses als gleichbedeutend mit einem Waldbaum genommen werden soll ist schwer zu sehen, da ja im Gegentheil die Rhododendren erst in Höhen vorzukommen anfangen, in denen die Waldung aufhört.
Höbenbestimmnngen im Kaukasus, in Transkaokasien u. in Persien.
Höhen in Par. F o f s über dem Meeressp.
Nummer
662 663 664 665 666 667 668 669 670 671 672 673
Birkengr. oberh. d. D. Girschewa im RatschinerKr. In Kachetien Beim D. Tapankan in Oset. an d. oberen Ljachwa . Am Nordabhange des Berges Germuch . . . . Oberh. des Dorfes Gabriani im Tifliser Kreise . . Oberh. des Dorfes Zoni . Ueber d. Fest. D / a w a . . Am Berge Mta-zminda (NNW.-Abh. gegen Oset.) Am S W.-Abh. d. Syrchlebert Birkengr. oberh. Mangiis . Am S.-Abh. d. Mta-zminda An dem Berge Kaldekari im Tifliser Kreise . . . .
305
Nach:
7516 7355
Transk.Exp.bar. Parrot barom.
7253
Transk. Exp. bar.
7150
desgl.
6802 6325 6315
desgl. desgl. desgl.
6240 6173 5931 5864
desgl. desgl. desgl. desgl.
5564
desgl.
306
Gipfel
Physikalisch-mathematische Wissenschaften.
des
Kaukasus zwischen der Befestigung A n a p a und Gagra. Nach dem Lotsenbuche für das Schwarze Meer (Lozia Tschernago morja w' Nikolajewje 1851). Höhe
Berg Idokapas bei dem Vorgebirge gleichen Namens, Gelendjik gegenüber Bigiuse Arenintki Nuasi Goetche, bei dem Fort Lasarew Tschisa chatsch Berg A. dem Fort Golowin gegenüber Berg B. dem Fort Golowin gegenüber Berg C. dem Fort Golowin gegenüber Berg E. dem Fort Golowin gegenüber Ziferbek oder Pilaw-Tepel bei Gagra
2261 2307 2429 3246 2824 3491 5837 8736 4419 6980 10068 8155
Höhenbestimmungen im Kaukasus, in Transkaukasien u. in Persien. 3 0 7
Höhen
e i n i g e r P u n k t e in d e m B e z i r k v o n und d e s s e n U m g e b u n g e n .
Kod/ora
Höhe
Nummer
Berge. Der Signalberg Georgiwer Kirche unterhalb des Signals Uebergang zu dem alten Mangliser W e g über das Kodjorische Gebirge, dem Signalberge gegenüber Bei dem Steinbruch südwestlich von dem Landgut von Noodt Auf dem Gut von Demonkal Kerogly An den Kirchenruinen bei dem Demonkaler Hause Ueber Waschlowan
4636 4467
4388 4320 4301 4276 4173 4157
Landhäuser. Von T a r c h a n o w - Demonkal - Noodt Kirche (?) Von Mensenkampf - Rajewskji - Knjas Mirskji Kirchenruine Institut ( ? ) Von Hak - Bjelajew - Brusilow - Blot
.
.
.
.
.
.
.
4255 4277 4250 4175 4174 4157 4154 4153 4148 4146 4144 4094 4081
Physikalisch -mathematische Wissenschaften.
308 Nummer
22 23 24 25
Höhe
26 27 28 29 30 31
Ruine der Kirche an der Tifliser Strafse . Oberes Haus von J e r m o l a j e w Von Knjas S. M. W o r o n z o w - Knjas D m . Orbeljanow, grofses oberes Haus Von J e r m o l a j e w , unteres Haus . . . . - Salzmann - Kn. D m . Orbeljanow, untere Häuser . - Andrejewskji . . . Kirche in Kumisy auf dem Berge Haus des Knjas P o l e w a n d o w in Tebach-
32 33
Dorf Waschlowani Haus von Gurginbeg in Schindisy Thäler oder Schluchten
34 35
36 37 38 39 40 41 42 43
.
.
.
4079 4046 4034 4021 4016 4001 3987 3869 3320 3044 2709 2552
(owragi).
Zwischen der Besitzung von Noodt und dem Institut (?), Anfang Oestliche Ecke der Gränze zwischen dem Institut und den Besitzungen vom Knjas Woronzow Gränze zwischen den Besitzungen v. Noodt, Blot und dem Institut Quelle bei dem Hause von Andrejew . . Fufsweg unterhalb des Hauses von Andrejew Vereinigung der Schluchten von W o r o n z o w und Andrejew Schlucht die von der Kirche auf den untern Tifliser W e g führt Vereinigung der Schluchten unterhalb der Güter von Hak und J e r m o l a j e w . . . Mangliser W e g in der Andrejewer Schlucht Anfang des Wasserlalls
4069
4034 4023 3964 3722 3667 3604 3421 3368 3237
Hölienbestimmnngen im Kaukasus, in Transkaukasien u. in Persien.
Nummer
Vereinigung der Schluchten von Hak Andrejewskji Ende des Wasserfalls See bei dem Dorfe Kumisy Kura, Brücke in Tiflis bei dem Dorfe K a r a d j a l a r a . . W e n d u n g des Mangliser W e g e s in Schlucht bei dem Wasserfall Derselbe Weg, unten (?) Ecke der Gränze von Demonkal und chanow Unteres Ende der Schlucht bei dem von Demonkal
und
. . der
TarGute
Auf dem W e g e zwischen Kodjory und T a bachmela, wo sich die Strafse nach Bjeloi-Kljutsch trennt
309
310
Physikalisch - mathematische Wissenschaften.
G e f ä l l e e i n i g e r F l ü s s e i m K a u k a s u s u n d ii] T r a n s k a u k a s i e n *).
Länge der HöhenunStrömling terschied in Werst
1. D i e K u r a . von der Türk. Gränze bis zum Austritt aus d.Borjomer Schlucht von da bis z. Mündung d. Aragwa von da bis zur Brücke in Tiflii von da bis zur Mündung d. Flusses Dsegam von da bis zum Dorfe Sardob . von da bis zur Vereinigung mit dem Arakses von da bis zur Mündung der Kura zusammen von der türkischen Gränze bis zur Mündung der Kura von der Mündung der Aragwa bis zur Mündung der Kura . .
130 105 20
0,1786 0,0500
0,001700 0,002500
140 225
0,2409 0,1209
0,001720 0,000527
120
0,0186
0,000262
150
0,0297
0,000194
0,6387
0,000851
890 760
*) Wir haben f ü r diese Tafeln den Längenmafsstab der Russ. Angabe beibehalten, ihm aber den Höhenmafsstab gleich gemacht und auch die dritte Spalte so umgesetzt, dafs sie eine Anschauung der beabsichtigten Resultate gewährt. Was die Beschaffenheit dieser letzteren betrifft, so bemerkt der Russ. Verf. dafs er die Längen der Strömungen aus einer Russ. Spezialkarte, die Höhenunterschiede aber aus dem vorstehenden Verzeichniss entnommen habe. R.
Höltenbestinimungen im Kaukasus, in T r a n s k a u k a s i e n
u. in P e r s i e n .
311
G e f a l l e e i n i g e r F l ü s s e i m K a u k a s u s u n d in T ransk a ukasien.
Länge iler H ö h e n u n - G e f a l l e auf Strömung
terschied
in W e r s t
d. L ä n g e n einheit
1
2.
Der
Arakses.
von Kagisman (in der Türkei) bis Kuljp von da bis Igdyr (Amarat) . . von da bis Scharur von da bis Karmir Wank . . . von da bis Ordubat von da bis Migri von da bis Mirsa Mechtulinsk . von da bis zum Posten Kardulinsk von da bis zur Vereinigung mit der Kura Mündung der Kura . • . . . zusammen von Kagisman bis zur Vereinigung mit der Kura . . und von Kagisman bis zum Kaspischen Meer
Ermans iiliss. Arfliiv. Bd. XIII. 11.2
54
0,2297
0,00425
34
0,1046
0,003073
111
0,0480
0,000433
63
0,0397
0,000631
62
0,1128
0,001823
25
0,1014
0,00406
115
0,2949
0,00257
64
0,0292
0,00046
62
0,1306
0,00211
150
0,0296
0,00020
590
1,0909
0,00184
740
1,1205
0,00151
21
312
Physikalisch - m a t h e m a t i s c h e
Gefälle
Wissenschaften.
e i n i g e r F l ü s s e im K a u k a s u s Transkaukasien.
und,in
L ä n g e der H ö h e n u n S t r ö m u n g terschied
dcrLängen-
in W e r s t
einheit
Gefälle auf
1 3.
Der
Terek.
von der Mündung des Baches beim von da bis zur Kobiner Station
.
8,5 12
von da bis zum Posten Kasbek
.
14,5
0,374
von da bis zum Posten Darial
.
8,5
0,422
0,0499
von da bis zum Posten L a r s .
.
6,5
0,1 94
0,0299
13
0,139
0,0107
5
0,097
0,0194
Dorfe R e s bis zum Dorfe Des
von da bis zum Posten von da bis ßedantsk von da bis dikavvkas
Ballinsk
zum Posten zum
Posten
0,132 0,162
0,0155 0,0135 0,0251
NowoWla-
von da bis zur Stadt Mosdok
.
7
0,010
0,0015
138
0,512
0,0037
314
0,150
0,00047
75
1,5334
0,02044
527
2,1957
0,004168
von da bis zur Mündung insKaspischen Meer zusammen von R e s bis Wladikawkas zusammen von R e s bis zum K a s pischen Meer
Verhandlungen der Gelehrten Ehstnischen Gesellschaft zu Dorpat.
D e r z w e i t e Band dieser Zeitschrift ist mit d e m v o r l i e g e n d e n vierten H e f t e (1852) vollendet. E s beginnt mit e i n e r , v o m D r . Kreutzvvald abgefassten, s e h r anziehenden L e b e n s b e s c h r e i b u n g D r . Fählinnnns, des f r ü h e r e n Vorsitzers der Gesellschaft, w e l c h e r n o c h im mittleren M a n n e s a l l e r (1799 — 1 8 5 0 ) n a c h l a n gen körperlichen L e i d e n h i n w e g g e r a f f t w u r d e . S e i n e L e i s t u n gen f ü r die ehslnische S p r a c h e und L i l l e r a l u r v e r d i e n e n u m so m e h r b e w u n d e r n d e A n e r k e n n u n g , j e b e s c h r ä n k t e r die E r holungszeit w a r , die ein s e h r a u s g e d e h n t e r W i r k u n g s k r e i s als praktischer Arzt zu j e n e r Lieblingsbeschäftigung ihm ü b r i g g e lassen. In einem V o r w o r t e sagt die R e d a c t i o n : „ S e i n e V e r s u c h e f ü r die ehstnische G r a m m a t i k die G e s e t z e festzustellen, nach denen die S p r a c h e sich in i h r e r F o r m e n b i l d u n g b e w e g t , h a b e n allerdings auch G e g n e r g e f u n d e n , w e l c h e j e n e G e s e t z e in a n d e r e r W e i s e meinten auffassen zu m ü s s e n . Indessen w e r den auch diese G e g n e r , w e n i g s t e n s die leidenschaftslosen u n d gerechten unter ihnen, unserem Verewigten d a s Verdienst nicht a b s p r e c h e n , dass er mit einer seltenen und s e h r a u s g e breiteten Kenntniss der ächten ehstnischen V o l k s - S p r a c h e , d a bei mit u n e r m ü d e t e i n Fleisse und Eifer, s o w i e mit Scharfsinn und B e s o n n e n h e i t an die E r f o r s c h u n g der S p r a c h g e s e l z e geg a n g e n ist und dass er d a d u r c h vielfach a n r e g e n d g e w i r k t hat. Ein weit gröfseres V e r d i e n s t und einen viel w e i t e r reichenden R u h m e r w a r b sich u n s e r F ä h l m a n n d u r c h die S o r g falt, mit w e l c h e r er den allmählig v e r s c h w i n d e n d e n U e b e r resten der ehstnischen Volkspoesie n a c h s p ü r t e , w i e dieselbe im L i e d und in der S a g e hervortritt . . . . u n d durch die zarte u n d g e w a n d t e U e b e r t r a g u n g solcher Poesien in die 21 *
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Allgemein Literarisches.
316
deutsche S p r a c h e " „Mil seinen Arbeilen hatte Fählmann auch dem Volke, dem er selbst entsprossen zu seiii sich freute,*) eine Stelle unter den Völkern von natürlich tiefem und zartem Sinne für poetische Auffassung errungen und g e sichert" . . . . Einige posthume Arbeilen des Verewigten, dessen Biographie schon als dargelegter Entwickelungsgang eines kräftigen Geistes und Characters viel Interesse hat, machen beinah den ganzen übrigen Inhalt dieses Heftes aus. Die erste handelt von der e h s t n i s c h e n R e c h t s c h r e i b u n g (S. 5 1 — 7 1 ) . E s folgt eine reizende S a g e v o n W a n n e i n u i n e (dem W ä i nämöinen der F i n n e n ) , sofern er Ehstland angehört. Ueber diese könnten wir nicht berichten, ohne sie ganz abzuschreiben, und verweisen daher lieber den Leser auf dieselbe. Dann erhalten wir eine Ode Fählmanns in asclepiadischen Strophen, die da beweist, dass das Ehstnische auch den antiken V e r s arten sich willig leiht, nebst Uebersetzung im selben Versmafse (vom Collegienrath Santo). Folgende Strophen mögen als P r o b e dienen: Text.
Uebersetzung**).
Terre, monnigi p a i k , armas ja kal-
Seid mir freundlich g e g r ü f s t , Orte
Iis mul,
so lieb nnd wehrt,
Kns ma monnigi kord önnega w i -
Wo die T r ä u m e des Glücks oft ich
bisin,
so süfs geträumt,
Kulin öpiko lautu,
Bald der Nachtigall Lieder,
Kalla mängimist watasin.
Bald belauschend der F i s c h e Spiel!
Lotus, Jummala täht sinna, sa k u t -
Hoffnung, Botin des Herrn, freund-
sud mind, Kuhhu
mönni
jo
läks
licher winkst du mir röemuga
Dorthin,
öisates :
wo
das Gestad
Mancher
mit Jauchzen grüfst:
Terre! näen ma sind jälle,
Sei gegriiist mir, ich seh dich
T e r r e ! önnistud i s s a - m a !
Wieder, dich, o mein Vaterland!
*) Er war auf einem Landgute des Kreises Jerwen ( J ä r w a m a , d. i. Seeland) g e b o r e n , welches sein Vater, ein F r e i g e l a s s e n e r
(also
National-Ehste), damals verwaltete. **) Wörtlich: „ S e i gegrüfst, mancher Ort, lieb und theuer mir — wo ich manches Mal mit Glück verweilte —
hörte der Nachtigall Lied —
Verbandlungen der Gelehrten Ehstnischen Gesellschaft.
317
Am Schlüsse kommt ein Bericht über die Wirksamkeit der Gesellschaft in den Jahren 1848—51, Vortrag des damaligen Präsidenten Reinthal. Es handelt sich hier von den Fortschrillen, welche in diesem Luslrum auf dem Felde der ehslnischen S p r a c h k u n d e gemacht worden sind. D e r meiste Kaum ist jedoch den früheren Leistungen (seit 1637) gewidmet. Seit dem Bestehen der ehstnischen Gesellschaft haben sich die Mitglieder F ä h l m a n n , H e l l e r und H o l l m a n n (alle drei nicht mehr am Leben) auf diesem Gebiete das meiste Verdienst erworben. Z u m Drucke vorbereitet wird ein E h s t n i s c h - d e u t s c h e s W ö r t e r b u c h d e s P a s t o r s A k e r m a n , dem das Hupel'sche zu Grunde gelegt ist, und wobei reiche W ö r lersammlungen verschiedner Sprachfreunde mit benutzt sind. Dem uns gütigst übersandten Exemplar dieses Hefles w a ren noch beigefügt: 1) ein schön ausgeführtes Bildnifs Fählnianns nebst Facsimile seiner Handschrift; 2) ein Exemplar eines ehstnischen Gratulationsgedichtes zur 50jährigen J u b e l feier der Universilät Dorpat (am 12. December 1852), nebst beigefügter Uebersetzung. Das Gedicht (von Kreutzwald) ist jambisch, mit alternirenden R e i m e n ; die ziemlich freie Uebersetzung (von Reinthal) in verwandtem (etwas längerem) Metrum und ohne Reime. Eine Strophe daraus sei die hier folgende: Kreutzwald. Kes Emma jöe kuulsa kalda Teist Tara-paika ehhiland, Kust Wannetnumse laulo walda Meil öhto willul lehwitand? Kas muislne kele-kedo -kaltal Ei suitse T a r a hie mäel? Kas llmarise weski-raltal Ei lua tarkust E m m a - j ö e l ? * ) Fisches Spielen zusah.
Hoffnung, Gottes Stern du, du rufest mir —
wohin Mancher schon g i n g vor Freude jauchzend — Sei
gegriifst,
ich sehe dich wieder — sei gegriifst, gesegnetes Vaterland." •) Wörtlich: „ W e r h a t an Mutterbaches berühmtem Ufer — eine andere
318
Allgemein Literarisches.
Reinthal. Hier an des Embach's Sagenreichen Ufern Erhob die zweite Tara-Stätte sich, An der nun wieder Wannemuinens Sang So manche Sommernacht, wie einst, durchsäuselt. Raucht nicht noch jetzt in Tara's Hain der Hügel, W o einst der Sprachenkessel brodelte? Und wird an Umarinens Mühlrad nicht Die Weisheit heut am Embach noch geschaffen? Zum Yerständniss der mythischen Anspielungen verweisen wir den Leser auf folgende Artikel der unserem Artikel als Ueberschrift dienenden Zeitschrift: „Ehstnische Sagen, die sich auf Dorpat und seine Umgebungen beziehen" (Band I, Heft 1, S. 38ff.) — »Wie war der heidnische Glaube der alten Ehsten beschaffen?" (Band2, H e f t l , S.63ff.). Tara-Stelle erbant — Ton wo Wannemuinens Lieder — nns in der Abendküble (wieder) sänseln? — Der weiland sprachenkochende Kessel — raucht er nicht (noch) anf Tara-Haines Hügel? — Umarinens Mühlrad — schafft es nicht (wieder) Weisheit am Mutterbachu?
Das Inland, eine Wochenschrift für Livland, Ehstland und Kurland. * )
D i e zweite Hälfte des 17. J a h r g a n g s (zweites Halbjahr 1852) enthält wieder viele für uns lehrreiche Artikel, die wir unseren Lesern in fünf Calegorien vorführen wollen. E r d - und Völkerkunde. B e s c h r e i b u n g des S e e b a d e s C h u d l e i g h (No. 30). Es liegt auf einer der höchsten Erhebungen des ehstnischen Strandplateau's, und bietet dem Landschaftsmaler, wie dem Naturforscher, dem Genesung S u chenden wie dem munteren Touristen vielseitigen Stoff zu Studien und Genüssen. Wechsellagernde K a l k - , T h o n - und Sandsteinschichten der untern silurischen Formation steigen hier 2 5 0 — 3 0 0 Fufs hoch und schroff ausgezackt über den Meeresspiegel e m p o r , durch jahrtausendlanges Unterwühlen vom Treibeise und Nachstürzen der unterhöhlten Felsgehänge von einem schmalen, niedrigen, reich bewachsenen Geröllwall am Fufse als Küstenstrich umsäumt. Hie und da durchbrechen diesen Wall Bäche von raschem Gefälle in tief einschneidenden Querthälern, die dem Geologen zum Theil belehrende Schichtenprofile darbieten. — Beschreibung des S tä d t c h e n s T a l s e n und dessen Umgegend in Kurland (No. 36). Ein artiges Bergstädtchen, am nördlichsten Ausgange des bedeutendsten und in sich gedrängtesten Hügelknäuels der bergigen Ge«) Vergl. im 12. Bande des Archivs, S / 5 7 7 ff.
Allgemein Literarisches.
320
g e n d Kurlands, mit g e s u n d e r L u f t , viel g e w e r b l i c h e m L e b e n u n d ungefähr 1000 B e w o h n e r n , d a r u n t e r 4 0 0 J u d e n ! / D i e Bevölkerung dieses Ortes, den m a n , e b e n s o w e n i g als das S e e bad Chudleigh, in C a n n a b i c h s G e o g r a p h i e s u c h e n d a r f , ist in stetem Z u n e h m e n . •— I n g e d e a e g o d e r d i e S e e l e n z e i t im Fellin'schen (No. 51), d. h. die Zeit, in w e l c h e r die Manen der A b g e s c h i e d e n e n auf E r d e n w a n d e l n sollen. Diese Periode dauert in dem e r w ä h n t e n Districte L i v l a n d s vier W o c h e n lang. Am e r s t e n A b e n d w e r d e n die S e e l e n daselbst mit B r e i aus Mehl o d e r G r ü t z e und W e i z e n b r o d von d e r diesjährigen E r n d t e b e w i r t h e t , w e l c h e Speisen man g e w ö h n l i c h auf den H e u b o d e n f ü r sie hinstellt. An diesen und den vier folgenden M o n t a g - A b e n d e n v e r r i c h t e n die E h s l e n daheim keine ihrer g e w ö h n l i c h e n Arbeiten. Am letzten M o n t a g w e r d e n f ü r die (wieder abziehenden) Seelen B r a t e n u n d S u p p e bereitet. Alle H a u s g e n o s s e n w a r t e n ihren Abzug a b , der beim ersten H a h nenschrei in der N a c h t stattfindet, u n d setzen sich dann erst zu Tische, die zubereiteten S p e i s e n zu v e r z e h r e n . Sind die S e e l e n bei S c h n e e und F r o s t a b g e z o g e n , so glaubt m a n , im nächsten J a h r e w e r d e es M i s w a c h s geben. Bei den ü b r i g e n E h s l e n fristet diese Sitte der S e e l e n s p e i s u n g n u r n o c h ein k ü m m e r l i c h e s Dasein. Geschichte und Alterthümer. Z u r E r k l ä r u n g des S t a d t n a m e n s D o r p a t ( N o . 4 8 — 5 1 ) , von H e r r n N e u s . In einem älteren ehstnischen Volksliede findet sich ein O r t s n a m e , w e l c h e r einer älteren F o r m des S t a d t n a m e n s D o r p a t , d e m T a r b e l u m Heinrichs des Letten, g e n a u entspricht. E s beginnt nämlich mit folgenden Z e i l e n : P ü ü d s i n m i n n a P ü r j e t u i e , t a h t s i n m i n n a T a r w e l u i e , d. i. ich s e h n t e mich nach P ü r j e t o , ich v e r l a n g t e n a c h T a r w e l o . *) D e r Z u s a m m e n h a n g erfordert, dass m a n u n t e r P ü r j e t o o d e r T a r w e l o eine g e t r ä u m t e glückselige G e g e n d (ein Eldorado) verstehe.
*) P - u i e , T - u i e
sind,
wie Herr Neus
in seiner Sammlung- ehstni-
scher Volkslieder nachgewiesen hat, alte Wohinfälle, deren Form auf Werfalle in o zurückweist.
Das Inland, eine Wochenschrift für Liv-, E h s t - und Karland.
321
Vorstellungen von einer solchen sind dem ehstnischen Volke einst sehr geläufig g e w e s e n , u n d es giebt ihr allerlei scharf bezeichnende N a m e n , die H e r r N e u s in den e h s t n i s c h e n V o l k s liedern bereits erklärt hat. D a r f m a n n u n a u c h j e n e b e i d e n N a m e n hierher r e c h n e n ? D i e s scheint u n b e d e n k l i c h ; d e n n T a r w e t o ist die n a c h den L a u t g e s e t z e n g e n a u z u t r e f f e n d e ehstnische F o r m für das finnische t a r p e e t o n , d. i. „ o h n e Bedürfniss," „ o h n e Mangel."*) S o läfst sich a u c h P ü r j e t o , w e n n gleich n u r m i l t e l b a r , auf das finnische p y r j i n (assidue consector, studeo) z u r ü c k f ü h r e n und bedeutet, d a t o Suffix d e r V e r n e i n u n g ist, einen O r t , der kein hastiges S t r e b e n , keine Mühe kennt.**) D i e meisten der in alten L i e d e r n v o r k o m m e n d e n N a m e n f ü r Eldorado's sind n o c h j e t z t N a m e n wirklich v o r h a n d e n e r Ortschaften. F e r n e r gilt die G e g e n d von D o r p a t n o c h d e m heutigen Ehsten in W i e r l a n d u n d w e i t e r als heiliger B o d e n . Endlich m u s s die L a g e , die g a n z e w e i t e U m g e b u n g der S t a d t mit ihren N a m e n u n d S a g e n w e n i g s t e n s im Allgemeinen hier in B e t r a c h t g e z o g e n w e r d e n . S o z. B. finden sich im S ü d e n D o r p a i s zwei „heilige B ä c h e " ( p ü h h a d j ö e d ) , u n d ein „ h e i liger S e e " ( p ü h h a j ä r w ) ; im Osten ein g l e i c h e r , u. s. w . W a s s e r - und H ö h e n d i e n s t sind höchst wahrscheinlich d a , w o jetzt D o r p a t s t e h t , s e h r in U e b u n g g e w e s e n u n d die von F ä h l m a n n h e r a u s g e g e b e n e n S a g e n (s. den 1. Band der „ V e r h a n d l u n g e n der ehstnischen G e s e l l s c h a f t " ) bezeichnen diese G e g e n d als das R e v i e r , w o G ö t t e r und H e r o e n einer p a r a d i e sischen V o r w e l t g e w i r k t u n d g e w a n d e l t .
*) In der heutigen Form
des Stadtnamens — wie er bei den Ehsten
lautet, nämlich T a r t o — wäre hiernach b e ausgefallen; in der Verstümmelung D o r p a t aber als p a geblieben. *) Da das privative t o auf ein t u m a zurückgeht, w i e im t o n auf t o m a ,
Finnischen
und die Stammform in allen Casus wieder eintritt,
so sollte man freilich im Wohinfalle P i i r j e t u m a i e t u m a i e erwarten.
und
Tarwe-
Allein Herr Neus bemerkt, dass Ortsnamen (im
Ehstnischen) auch sonst und nicht selten eine fremdartige, den anderweiten Sprachgesetzen widerstreitende F o r m z e i g e n .
Allgemein Literarisches.
322 Die
—
Begründung
H e r r s c h a f t in L i v l a n d sem Titel
im J a h r g a n g
nachgewiesen,
wie
der livländischen
r ö i n i s c h - d e u t s c h e 1»
der
( N o . 40, 42, 4 3 , 44). 1851
abgedruckten
unbedeutend
Kirche
und
waren.
Die unter die-
Aufsätze
g e f ä h r d e t die
Der
Verfasser
hatten Anfänge
will
nun
a u s f ü h r l i c h e r z ä h l e n u n d klar a u s e i n a n d e r s e t z e n , w i e v o n j e n e n A n f ä n g e n a u s die k i r c h l i c h - p o l i t i s c h e M a c h t d e r D e u t s c h e n in L i v l a n d sich in d e m G r a d e b e f e s t i g t e , d a s s sie n o c h ü b e r d r e i J a h r h u n d e r t e fortdauern konnte.
Da
es i h m a b e r — w i e e r
s a g t — n o c h n i c h t s o b a l d m ö g l i c h sein w i r d , diese A r b e i t in allen T h e i l e n zu v o l l e n d e n , so f ä h r t e r i n z w i s c h e n f o r t , A u s züge aus dem bisherVerfassten z u g e b e n .
Seine
vornehmsten
Hülfsmitlel w a r e n : d a s C h r o n i c o n
livonicum vetus;
grofse
Geschichtwerke,
Menge
Urkunden;
R e c h t s g e s c h i c h t e n , u. s. w .
neuere
eine
mehrere
D i e A u s z ü g e s e l b e r sind hier n o c h
u n v o l l e n d e t : sie d r e h e n sich e i n s t w e i l e n u m die „völlige B e k e h r u n g u n d U n t e r w e r f u n g d e r L i v e n u n d L e t t e n in d e n J a h r e n 1206 — 1 4 . " — D a s „ D o r p t s c h e S t u d e n t e n l e b e n " im 17. J a h r h u n d e r t w i r d u n s l e b e n d i g d a r g e s t e l l t (No. 4 2 u n d 44) u n t e r d e n sonderen Brod —
Ueberschriften:
die
Wissenschaft
—
das
be-
tägliche
Cravalle.
Mythologie, Mährchen
und Curiosa.
Hier gebührt
w i e d e r d e r V o r t r i t t d e m g e l e h r t e n Artikel ü b e r „ W i n d Froslgollheilen", welcher fortgesetzt und
in d r e i N u m m e r n (No. 3 0 , 3 1 , 33)
zum Schlüsse geführt wird,
züge mehr verträgt.
und
aber keine Aus-
Zunächst nennen wir das artige Ehsten-
M ä h r c h e n „ P i t k H a n s u n d d e r T e u f e l " (No. 45), das L e t t i s c h e „ S o l l i s ' E h e w e i b " (No. 4 0 — 4 1 ) ,
und
einige M ä h r c h e n
von
Meerjungfern (No.31,37). S c h ö n e L i t t e r a t u r oder a l l g e m e i n Die wahrhaft humoristischen,
Litterarisches.
auch ethnologisch
werthvollen
„ b a l t i s c h e n S k i z z e n " sind u n t e r f o l g e n d e n b e s o n d e r e n
Titeln
f o r t g e s e t z t : „ d e r W ä h r w o l f " ( S c h l u s s , N o . 27) — e i n e E l e n j a g d ( N o . 3 0 , 3 2 ) — ein D o c t o r v o r 5 0 J a h r e n (No. 33) — ein Sonntag
auf e i n e m
Pastorale
(No. 35, 36).
In d e r E l e n j a g d
Das Inland, eine Wochenschrift für Liv-, E h s t - und Kurland.
323
k o m m t der V e r f a s s e r (Sp. 602) LieiläuGg auf die Nationalität der L e t t e n zu s p r e c h e n . E r s a g t hier u n t e r A n d e r e m : „ k e i n e europäische T o c h t e r s p r a c h e gleiche so i h r e r M u t t e r , d e m S a n s k r i t , als die Lettische." D i e s ist insofern u n r i c h t i g , als die mit d e m Sanskrit v e r w a n d t e n S p r a c h e n E u r o p a ' s zu diesem nicht im Verhältnisse der K i n d s c h a f t s t e h e n , s o n d e r n in dem einer S c h w e s t e r s c h a f t ; das S a n s k r i t hat keine dieser S p r a c h e n e r z e u g t , s o n d e r n ist mit ihnen gleichen S t a m mes, und alle Glieder der grofsen Familie b e l e u c h t e n e i n ander gegenseitig. W e i t e r heisst e s : „ d e r Orientalist B o p p soll sich mit Leiten im S a n s k r i t g a n z b e q u e m u n t e r halten h a b e n . " D a hat sich u n s e r H e r r V e r f a s s e r e t w a s w e i s s machen l a s s e n ; denn 1) ist B o p p nie u n t e r den L e t t e n g e w e s e n ; 2) hat dieser F o r s c h e r , bei all seiner tiefen und g r ü n d lichen Kennlniss des S a n s k r i t , sich nie aufs S p r e c h e n der S a n s k r i t - S p r a c h e (die in Indien selbst schon l ä n g s t nicht m e h r g e s p r o c h e n wird)*) o d e r ü b e r h a u p t auf ihren practischen G e b r a u c h verlegt. B r i e f des H e r r e n J e g o r v o n S i e v e r s an R o m a n von Budberg. D a s m e r k w ü r d i g s t e in diesem ästhetischen (von Berlin datirlen) S c h r e i b e n (No. 4 2 u n d 43) sind B e o b a c h tungen seines V e r f a s s e r s über den D i c h l e r g r e i s T i e c k , die er bei m e h r e r e n U n t e r h a l t u n g e n mit d e m s e l b e n angestellt. E r b e r ü h r t die vielfache Z u r ü c k s e t z u n g u n d V e r u n g l i m p f u n g , die dieser b e d e u t e n d e Mann der L i t t e r a t u r in s e i n e m Alter erfahr e n m ü s s e n , und b e m e r k t , dass er s i c h , T h e i l s d u r c h eigene S c h u l d , Theils durch f r e m d e Angriffe g e n ö t h i g t , g a n z isolirt habe. Dies ist das Schicksal aller geistigen V e r p u p p u n g , u n d T i e c k h a l l e sich in seine R o m a n t i k v e r p u p p t . Man sollte n u n d e n k e n , der ehrerbietige Grufs eines seiner d ü n n e g e s ä t e n G e i s t e s v e r w a n d t e n , u n d k ä m er aus d e m e n t f e r n t e s t e n Welttheil, h ä t t e ihn w e n i g s t e n s b e w e g e n k ö n n e n , in dem B u c h e zu blättern, das ein solcher ihm in Begleitung solchen G r u f s e s
*) Die zwei bekanntesten Töchtersprachen Indien sind: das B e n g a l i s c h e
des Sanskrit
im
und H i nd u s t a n i s c he.
heutigen
Allgemein Literarisches.
324
zu Füfsen Jegle — dem w a r aber auch nicht so! D e r R e censent kaufte unlängst für einige Groschen ein Exemplar der „ P h a n t a s i e r o g S k i z z e r " des liebenswürdigen und echt romantischen dänischen Dichters A n d e r s e n . Das Exemplar w a r aus Tieck's Bibliothek; Andersen hatte es unserem deutschen Romantiker zugeschickt und eigenhändig hineingeschrieben : ©igteren
Subretg Sied trieb Seunbring og §cngibent)eb fra gorfatterett. d. h. „ d e m Dichter L. T . mit B e w u n d r u n g und Ergebenheit vom Verfasser". Dennoch w a r das Büchlein vom Anfang bis zum Ende nicht einmal aufgeschnitten! Die „Phantasier og Skizzer" sind aber schon zwanzig J a h r e vor dem Besuche des Herren v. Sievers herausgekommen, d. h. im J a h r e 1831, in welchem auch Andersen jenes Exemplar (von Dresden aus) dem deutschen Dichter übersandte, der damals erst an der Schwelle des Greisenalters stand. L a n d w i r t h s c h a f t . Hierher gehören: „ d e r Arbeitslohn im Verhältniss zum Getreidepreise in näherer Beziehung auf Kurland" (No. 28) — „die Beulenseuche" unter den H a u s s i e ren (No. 29) — ,.aus dem Protocolle der 25. Generalversammlung der Goldingenschen l a n d w i r t s c h a f t l i c h e n Gesellschaft" (No. 34).
Mineralogische Arbeiten von Herrn Kokscharow. H err Kokscharow, von dem wir mehrere krystallographische Untersuchungen in früheren Bänden dieses Archives um so mehr zu erwähnen h a t t e n , als sie fast die einzigen ihrer Art w a r e n , die in Russland ausgeführt oder doch in dortigen Zeitschriften beschrieben wurden *), hat jetzt angefangen eine Sammlung von kritischen Beiträgen zur Mineralogie herauszugeben und zwar gleichzeitig in Russischer Sprache und in einer von ihm selbst geschriebenen Deutschen Bearbeitung. Die erstere befindet sich in dem Gorny J u r n a l oder Russischen Bergwerksjournal, J a h r g a n g 1853 No. 1 u. f., während die Deutsche Bearbeitung sowohl in den Verhandlungen der P e tersburger mineralogischen Gesellschaft (Jahrgang 1852 u. f.), als auch in selbständigen Abdrücken aus denselben erschienen ist. In einem Vorworte sagt der Verfasser dafs er seiner Schrift den (etwas seltsam klingenden) Titel: „Materialien zur Mineralogie Russlands" gegeben habe, weil er darin von „Russischen Mineralien" mehr oder weniger detaillirte B e schreibungen und Abbildungen zu geben gedenke. E s ist aber zu erwarten, dafs er es mit dieser geographischen Beschränkung nicht streng nehmen werde, denn w e n n es auch bisweilen einige Zeit lang scheint, als sei ein oder das andere
*) In diesem Archive Bd. VII. S. 123; VIII. S. 131, 307; X. 164.
326
Physikalisch - mathematische Wissenschaften.
F o s s i l s e i n e m V o r k o m m e n n a c h a n e i n e s d e r Erdstücke gebunden, denen politische Zufälligkeiten einen, besonderen Namen verschafft haben, so pflegt doch dieser Anschein sehr bald durch ausgedehntere Erfahrungen widerlegt zu w e r den, und er w ü r d e daher, selbst wenn er sich einmal länger erhielte, vom wissenschaftlichen Standpunkte durchaus keine Beachtung verdienen. Die V e r m u t h u n g dafs das Vorkommen der von Herrn K. abgehandelten Gattungen, in Russland, ihm n u r eine Gelegenheitsursache zur Beschäftigung mit derselben abgegeben, ihn aber keineswegs abgehalten hat dieselben auch, und oft recht vorzugsweise, nach Exemplaren aus anderen Gegenden der E r d e zu studiren, wird dann auch schon durch das uns vorliegende erste Heft bestätigt. Die in demselben abgehandelten Gattungen welche, absichtlich, ohne systematische Ordnung aufgeführt werden, s i n d : 1. W a s s e r f r e i e s E i s e n o x y d a. Eisenglanz. b. Rotheisenstein. 2. Titaneisen a. Ilmenit. b. Titaneisen in kleinen krystallinischen Körnern. 3. K o r u n d a. (eigentlicher) Korund. b. Diamantspath. c. Schmirgel. 4. F i s c h e r i t . 5. B l e i v i t r i o l . 6. A n a t a s. 7. R u t i l . 8. B r o o k i t . 9. S c h w e f e l - und K o h l e n s a u r e s B l e i . 10. C a n c r i t und es sind von diesen die mit grofsen Fleifse abgehandelten Gestaltverhältnisse ebenso oft durch Messungen an Krystallen von anderweitigen Fundorten als an solchen von Russischen
Mineralogische Arbeiten vou Kokscharow.
bestimmt worden.
327
S o folgen z. B . die für das r h o m b o e d r i s c h e
S y s t e m des Eisenglanzes angegebenen Verhältnisse der H a u p t a x e zu den drei auf ihr senkrechten N e b e n a x e n 1,365576:1:1:1 aus der Annahme dafs dessen
Rhomboederflächen
in den Polkanten um 8 6 ° 0 ' in den Mitlelkanten um 9 4 ° 0 ' gegen einander geneigt sind und es werden zur B e g r ü n d u n g derselben nur Messungen
an Krystallen vom V e s u v
erwähnt
w e l c h e für die erstere Neigung in der T h a t 86° 0' ergeben haben und für die andere 93° 59' 30» im Mittel aus 10 zwischen 93° 58' 0 " und 94° 0' 0 " variirenden winkel an
Ablesungen den
—
aus j e n e r
so w i e auch für einige F l ä c h e n Hauptform
abgeleiteten
Gestalten,
Bestätigungen durch goniometrische B e o b a c h t u n g e n an E i s e n glanzen von E l b a und von P o l e w s k am Ural. F ü r die gleichfalls rhomboedrische Hauptgeslalt des Korund werden die Axenverhältnisse 1,36289:1:1:1 oder die ihnen entsprechenden
Neigungswinkel
in den Polkanten um 8 6 ° 4 ' in den Mitlelkanten um 9 3 ° 5 6 ' nach den von Herren B r o o k Messungen
an Individuen
und M i l l e r
zusammengestellten
von verschiedenen F u n d o r t e n , an-
genommen und darauf nur für d r e i Winkel der
abgeleiteten
Gestalten die, nur approximativen Messung, an einem Krystall vom Ilmengebirge
und die zuverlässigere an einem
lirmons Russ. Archiv. Bd.XIII. II. 2.
22
anderen
Physikalisch - m a t h e m a t i s c h e
328
Wissenschaften.
a u s C h i n a , mit d e m a u s j e n e r A n n a h m e h e r v o r g e h e n d e n W e r l l i e verglichen. Der bis j e l z l nur bei N i j n e Tagilsk am CJral v o r g e k o m menen Fischeiii, dessen Z u s a m m e n s e t z u n g ziemlich n a h e den Ausdrücken: :Äl6&3-f-24B ( A I 4 P 3 - f 1 8 H ) + 2H 3 'ÄI oder a u c h lÄPß + S H e n t s p r i c h t , scheint in seiner H a u p l f o r m als ein rhombisches P r i s m a v o r z u k o m m e n , von dem indessen bis jetzt n u r das Verhältniss ihrer beiden N e b e n a x e n 1,68196:1 a n n ä h e r n d bestimmt w o r d e n , das der H a u p l a x e zu denselben aber n o c h u n b e k a n n t geblieben ist. Fiir die r h o m b i s c h e Hauptforin des B l e i v i t r i o l bleibt H e r r K. einstweilen bei dem Verhältnisse der H a u p l a x e zu den beiden N e b e n a x e n 0,77556:1:0,60894 stehen, Winkeln
welche
der von
ihm g e m a c h t e n M e s s u n g von
abgeleiteter Gestalten
drei
an Kryslallen von M o n t e P o n i
auf S a r d i n i e n e n t s p r e c h e n . Von der l e t r a g o n a l e n H a u p t f o r m des A n a t a s w e r d e n die d u r c h H e r r e n B r o o k u n d M i l l e r nach v e r s c h i e d e n e n Mess u n g e n f ü r wahrscheinlich erklärte Verhältnisse der H a u p l a x e zu den N e b e n a x e n : 1,77713:1:1 ohne weiteres beibehalten Rutil das Verhältniss
und ebenso
für den
lelragonalen
0,64418:1:1 w e l c h e s von M i l l e r a n g e g e b e n von H e r r n K. a b e r mit Mess u n g e n an einem Brasilischen K r y s l a l l e und an einigen a u s
Mineralogische Arbeiten von Kokscliarow.
329
der N i k o l a j e w e r G o l d s t i f e am Ural ü b e r e i n s t i m m e n d g e f u n d e n w o r d e n ist. H e r r n K's. krystallographische U n t e r s u c h u n g e n ü b e r den Brookit, w e l c h e r bekanntlich bis auf zufällige B e i m e n g u n g e n von 1,5 bis 4,5 P r o c e n t E i s e n o x y d , aus Tilansiiure besieht, haben wir früher vollständig mitgelheill *) — u n d es bleiben uns daher aus dem vorliegenden e i s t e n H e f t e d e r m i n e r a l o gischen Materialien n u r noch die auf das S c h w e f e l k o h l e n s a u r e Blei und die auf den C a n c r i n i t bezüglichen Notizen zu erwähnen. Von dem dimorphen S c h w e f e l - und K o h l e n s a u r e n dessen Z u s a m m e n s e t z u n g dem A u s d r u c k :
Blei
P b S -}- 3 P b C entspricht und w e l c h e s bisher theils u n t e r d e m N a m e n L e a d hillit im rhombischen S y s t e m e , theils als S u z a n n i l im rhoinboediischen kryslallisirl, beschrieben w o r d e n i s t , sind n e u e r dings unkrystallinische P a r l h i e n in dem mit Bleierzen d u r c h setzten Braueisenstein von Nertschinsk b e m e r k t w o r d e n und ebenso ist auch der s o g e n a n n t e Cancrinit der ziemlich g e n a u n a c h dem A u s d r u c k : NaSi-f2ÄISi+CaC z u s a m m e n g e s e t z t i s t , bis jetzt bei ¡Vliask am Ural n u r in d e r ben oder kurzstänglichen P a r l h i e n v o r g e k o m m e n , w e l c h e , ihren B l ä l l e r d u r c h g ü n g e n n a c h , zum hexngonnlen S y s t e m e gehören.
*) in diesem Archive Bd. Vllt. S . 307.
330
Physikalisch - mathematische Wissenschaften.
Dem bisher erschienen Theile von Herrn K o k s c h a r o w ' s Abhandlung sind 8 Tafeln von ebenso sorgfältigen als sauberen Zeichnungen beigegeben, die von einer jeden in dem T e x t e erwähnten Krystallform ihre Projectionen auf eine zu der ¡Hauptaxe senkrechte E b e n e , und auf eine gegen diese Axe zweckmäfsig geneigte, darstellen und welche in ähnlicher Weise fortgesetzt, eine sehr angenehme Ergänzung zu den krystallographischen Atlasen von H a u y und Anderen bilden werden.
Gnadenbrief Ali-Ben-Abu-Taleb's an das armenische Volk*).
I i . in in Tiflis ansässiger armenischer K a u f m a n n , Schirmasan, der vor einigen Jahren eine Reise nach Persien machte, erfahr dort, dafs man in einer Moschee zu Ardebil noch das Original eines Gnadenbriefs besitze, der von Ali, dem vierten Kalifen und Schwiegersohn Mohammed's, dem armenischen Volke verliehen worden. Wie Schirmasan berichtet, kostete es ihm viele Mühe, eine Copie desselben zu erhalten, wovon wir die Uebersetzung folgen lassen. Die Urkunde selbst ist in kufischen Buchstaben, im Monat Safar des vierzigsten Jahres der H e d j r a , in der W ü s t e Charaswal (?) geschrieben, und zwar von einem gewissen Haschan, Sohn Ataba's, Sohn Walal's, auf Befehl Ali's, des Sohnes Abu-Taleb's, „des Hauptes der T a p f e ren, des Heiligen der Heiligen und Löwen G o t t e s " etc. „Im Namen Gottes, des Wohllhäters und Beschützers! Möge seine Gnade ewig über uns walten! Dank und Segen dem Schöpfer der Welt und gebührende Verehrung unserem grofsen P r o p h e t e n , dem tugendhaften Mohammed und seinem heiligen Hause! Einige ehrenwerthe, durch ihre Aufklärung und ihren hohen Rang bekannte Personen der armenischen N a t i o n , als: Jakob Seid, Abdmiuch und der Sohn S a g a n ' s , der Geistliche Abraham, der Bischof Jesaias und Andere, vierzig an der *) Nach dein Kawkas.
332
Historisch - linguistische
Zahl,
die einem
von
Gränze abgesandten
uns nach
Wissenschaften.
den
Festungen
Manne ihre Mitwirkung
und
und
an
die
Wohllhaten
zu T h e i l e w e r d e n lieisen, h a b e n uns um die A u s s t e l l u n g ses Gnadenbriefs gebeten. in i h r e r G e g e n w a r t ,
die-
In E r w ä g u n g d e s s e n b e f e h l e n
sowohl
a l l e r N a c h f o l g e r des I s l a m ,
in u n s e r e m
Namen,
wir
als in
dem
von O s t e n bis W e s t e n , allen
n e n , die s i c h u n t e r u n s e r e m S c h u t z e b e f i n d e n :
de-
S o l a n g e ich
l e b e und n a c h m e i n e m T o d e , so l a n g d e r I s l a m b e s t e h e n w i r d , sind alle K ö n i g e , g e b i e t e n d e F ü r s t e n
und G e w a l t e n
verpflich-
tet, d i e s e u n s e r e V e r o r d n u n g heilig zu h a l t e n .
S o lange
Meer
seine
vom
fällt,
die
Feuchtigkeit
Erde
bewahrt,
Gewächse
der
Regen
hervorbringt,
die
Sterne
das
Himmel leuchten
u n d die S o n n e w ä r m t , m ö g e N i e m a n d e s w a g e n , m e i n G e b o t durch Hinzufügung,
oder V e r m i n d e r u n g , oder Aenderung
v e r l e t z e n o d e r d e s s e n S i n n zu v e r s t ü m m e l n .
W e r etwas
zu hin-
zufügt, d e r v e r d o p p e l t s e i n e S t r a f e und v e r r i n g e r t u n s r e G n a d e , und w e r e t w a s an u n s r e r V e r o r d n u n g ä n d e r t , wird für einen Uebelgesinnlen,
einen
Ueberlreler
des
göttlichen
einen t r e u l o s e n U n i e r l h a n e r k a n n t w e r d e n tes auf sich
laden.
S i n t e m a l diese V e r o r d n u n g schofs
und
anderer
vornehmen
a n g e g e b e n sind, zu G u n s t e n a l l e r findlicher
Gebotes,
und den Z o r n G o t -
auf die B i t t e S e i d ' s , Bürger,
deren
F r i e d e und F r e u n d s c h a f t
und M u s e l m ä n n e r n unverbrüchlich
eintreten!
zwischen
Christen
Ich w ü n s c h e dieses, und
Schulze
Unterthanen
befinden,
zu m i f s a c h t e n .
ohne
die
be-
derselben werde
an m e i n e r V e r o r d n u n g f e s t h a l t e n , so l a n g e
Christen unter meinem meiner übrigen
Bioben
unter unserem Schutze
C h r i s t e n e r l a s s e n w o r d e n , so m ö g e kraft
immerwährender
des
Namen
sich
Religion
D i e ihrem Glau-
ben t r e u e n C h r i s t e n a b e r sollen g l e i c h sein den M u s e l m ä n n e r n und
Rechtgläubigen. Solchergestalt gebe ich,
in d e r R a l h s v e r s a m m l u n g meiner möge füllt
vornehmsten
auf die B i t t e
Würdenträger,
s i e s o w o h l v o n ihnen als werden!
der Christen
der m u s e l m ä n n i s c h e n diese
und
H ä u p t e r und
Verordnung,
ihren N a c h k o m m e n
treu
und er-
G n a d e n b r i e f A l i - B e n - A b u - T u l e b s an das a r m e n i s c h e Volk.
333
W e n n aber einer von den Königen oder r e g i e r e n d e n F ü r s t e n die A r m e n i e r b e d r ü c k e n s o l l t e ,
so m ö g e n
d r ä n g e r n g e g e n w ä l tigen F r e i b r i e f v o r z e i g e n . die M u s e l m ä n n e r
sie i h r e n
Be-
Die Könige
und
sind v e r p f l i c h t e t , Alles u n s e r e r
g e m ä f s a u s z u f ü h r e n ; in allen
ihren
Verordnung
Handlungen müssen
dieselben nach unserin Willen richten,
sich
sich auf j e d e A r t b e -
m ü h e n , die g e r i n g s t e U n e i n i g k e i t b e i z u l e g e n , die C h r i s t e n w e d e r d r ü c k e n , n o c h sie v e r a c h t e n ; d e n n es ist m e i n W u n s c h , keine Z w i e t r a c h t h e r r s c h e z w i s c h e n d e n C h r i s t e n u n d mächtigen und berühmten Volke.
W e n n nun j e m a n d das v e r -
letzt, w a s ich zu G u n s t e n d e r m e i n e r B a r m h e r z i g k e i t digten Christen geschrieben h a b e ,
dafs
meinem
so
wird
gewür-
e r an d e r N i c h t -
f ü l l u n g d e s g ö t t l i c h e n W i l l e n s S c h u l d s e i n , d e r es m i r e i n g a b , d e n C h r i s t e n w o h l z u l h u n , sie v o n a l l e r V e r f o l g u n g u n d D r u c k zu b e f r e i e n . genwärtigen und mir n a h e
F r e i b r i e f , in w e l c h e m , auf die B i t t e d e r stehender Personen,
theile im N a m e n
allem
Mit d i e s e r A b s i c h t v e r l e i h e ich i h n e n
Gottes, des
ich d a s
Propheten
Versprechen
und
aller
ge-
Christen er-
Heiligen,
v o m e r s t e n bis z u m l e t z t e n , d e i n g ö t t l i c h e n , d u r c h e i n e n
En-
gel u n d d e n heiligen P r o p h e t e n zu u n s g e l a n g t e n G e b o t e
zu-
folge, w e l c h e s die E h r f u r c h t v o r d e n G e s e t z e n , d i e E r f ü l l u n g der Pflichten und die u n v e r b r ü c h l i c h e Heilighaltung dieser Gott inspirirten V e r o r d n u n g b e z w e c k t ,
—
den mir
von
untertä-
n i g e n , zu m e i n e m V o l k e g e h ö r i g e n C h r i s t e n w o h l z u l h u n
und
sie v o n a l l e m U n r e c h t u n d D r u c k zu b e f r e i e n ; w o f ü r s o w o h l m i r , als m e i n e m ü b e r die g a n z e W e l t z e r s t r e u t e m Belohnung nicht fehlen wird.
Volke
die
D e n F ü r s t e n befehle ich, von
d e n C h r i s t e n n a c h m e i n e r V e r o r d n u n g T r i b u t zu e r h e b e n , sie w e d e r zu b e l e i d i g e n , n o c h zu v e r f o l g e n , sie n i c h t zu n ö t h i g e n , ihre
Lebensweise
zu
ändern,
weder
den
Mönch,
C h r i s t e n (sie), n o c h den E i n s i e d l e r ; d e n P r e d i g e r n
noch
den
die V e r b r e i -
t u n g i h r e s G l a u b e n s n i c h t z u v e r b i e t e n , die c h r i s t l i c h e n
Dör-
fer u n d W o h n u n g e n n i c h t zu v e r w ü s t e n , sie i h r e s E i g e n t h u m s nicht
zu
türmen
berauben
und
ihnen
die
bei i h r e n K i r c h e n n i c h t zu
Errichtung
von
Glocken-
untersagen.
W e r diese meine A n o r d n u n g oder meinen Befehl verletzt,
334 der
Historisch-linguistische
verletzt
der ewigen sein m a g ,
auch
das
Strafe
Wissenschaften
göllliche Ein
Gebot
und
König,
oder
macht wer
sich
ep
auch
d a r f n i c h t n u r die C h r i s t e n n i c h t mit G e w a l t
zum
musehnännischen
würdig.
Glauben b e k e h r e n , sondern auch nicht sich
mit i h n e n in r e l i g i ö s e S t r e i t i g k e i t e n
einlassen;
verbunden,
leben
friedlich
mit
ihnen
zu
A l l e a b e r sind
und
im
Falle
der
N o l h s i e zu v e r l h e i d i g e n , i h n e n S c h u l z zu g e w ä h r e n und, w o s i e sich i m m e r n i e d e r l a s s e n , s i e v o r a l l e m U n g l ü c k zu b e h ü t e n , das i h n e n m ö g l i c h e r w e i s e w i d e r f a h r e n
könnte.
S o l l t e n die A r m e n i e r zum B a u i h r e r K i r c h e n und K l ö s l e r oder zur besseren
Errichtung
i h r e r S t ä d t e und H ä u s e r
Hülfe
v e r l a n g e n , so ist e s die P f l i c h t d e r M u s e l m ä n n e r , s i e zu u n t e r s t ü t z e n , i h n e n einen T h e i l i h r e s V e r m ö g e n s
als A l m o s e n
zu
s c h e n k e n , o h n e d e n s e l b e n z u r ü c k z u f o r d e r n , u n d ihnen in a l l e n Unternehmungen
mit g u t e m
Rath beizustehen,
ist G o t t und s e i n e m P r o p h e t e n Wer
dieses
Gebot
verletzt
U n g l ä u b i g e r und V e r r ä t h e r den,
dessen S c h u t z
Schuldigen
denn
solches
wohlgefällig. oder anlastet,
an
dem
verwirken,
und
Propheten
der wird erkannt
der P r o p h e t
wird
als werden
bestrafen.
Mit e i n e m W o r t ,
wer
d e r ist u n g e h o r s a m g e g e n
diesem Erlafs den W i l l e n
des
nicht F o l g e
leistet,
Heiligen der
l i g e n Ali, S o h n s des r u h m r e i c h e n A b u - T a l e b , d e s s e n
Hei-
Befehle
die M u s e l m ä n n e r zu erfüllen v e r p f l i c h t e t sind, i n d e m s i e l e u t selig
Allen
Güte
Erde
steht
und
S c h ö p f e r s zum
und bis
Barmherzigkeit erzeigen,
zum
Ruhm."
Ende
der
Welt,
dem
s o l a n g e die Namen
des
Archiv für
wissenschaftliche Kunde von
R
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I
a
n
d.
Herausgegeben von
A.
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r
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i
z
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E r m a n.
h
n
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D r i t t e s
e
r
B a n d .
H e f t .
B e r l i n , Druck und Verlag von Georg Reimer.
1 8 54.
Kertsch und Taman im Juli 1852. Von
H e r r n D r . B e c k e r in O d e s s a . (Forlsetzung des in diesem Bande S. 190 abgebrochenen Aufsatzes.)
D i e im J u l i 1 8 5 2 g e ö f f n e t e n
Gräber.
B ei der grofsen Menge d e r in diesem J a h r e eröffneten G r ä b e r w ü r d e es nicht blofs die G r e n z e n dieser A b h a n d l u n g i i b e r s c h i e i l e n , s o n d e r n a u c h die G e d u l d meiner L e s e r auf eine zu h a r t e P r o b e stellen, w e n n ich die B e s c h r e i b u n g aller j e n e r G r a b u n g e n hier einzeln geben wollte. Ich b e s c h r ä n k e meinen Bericht auf einige w e n i g e G r ä b e r , bei deren A u f d e k k u n g ich selbst z u g e g e n w a r , u n d f ü h r e von den a n d e r n blofs das an, w a s u n t e r den vielen in ihnen g e f u n d e n e n G e g e n s t ä n den hauptsächlich meine A u f m e r k s a m k e i t auf sich zog. Das Local, in w e l c h e m j e n e G r a b u n g e n v o r g e n o m m e n w u r d e n , ist i m m e r in der nördlichen G r u p p e d e r K u r g a n e oberhalb des T a r t a r e n d o r f e s zu s u c h e n , und k ö n n t e von mir n u r auf einer Specialkarte in grofsem Maafsstabe g e n a u e r bezeichnet w e r den. D a uns diese a b g e h t , so b e m e r k e ich n u r , , dafs die in meiner G e g e n w a r t geöffneten G r ä b e r nicht fern von der S t a d t oberhalb der beiden ersten Mühlen s t a n d e n , w ä h r e n d die a n d e r e n , hier nicht n ä h e r zu b e s c h r e i b e n d e n , m e i s t e n s w e i t e r F.rman» Russ. Archiv. Bd. XIII. H. 3 .
2 3
:i36
Historisch - l i n g u i s t i s c h e W i s s e n s c h a f t e n .
gegen das T a l a r e n d o r f zu gelegen w a r e n . Von e r s t e r e n b e m e r k e ich f o l g e n d e s : 1) in einein 3 /, Arschin*) breiten, 3 Arschin langen G r a b e , w e l c h e s mit u n b e h a u e n e n Steinen z u g e d e c k t w a r , fand m a n zwei kleine T h o n g e f a f s e von r o h e r Arbeil und eine e h e r n e Schnalle. E r s t e r e s t a n d e n bei den F ü f s e n des V e r s t o r b e n e n ; die S c h n a l l e lag in der Mitte. Von dem T o d t e n selbst w a r nichts m e h r zu s e h e n ; s o g a r die K n o c h e n hallen sich schon ganz in S t a u b v e r w a n d e l t . Hei alle d e m ersah man aus der L ä n g e des G r a b e s , dafs d e r dort B e s t a t t e t e ein Mann g e w e s e n , dessen Aermlichkeit d u r c h die Einfachheil der Gefäfse u n d durch den Mangel j e d e s S c h m u c k e s im G r a b e k a u m bezweifelt w e r d e n , darf. D i e n o c h e r h a l t e n e S c h n a l l e g e h ö r t e an einen bereits v e r w e s e t e n G u r t , w e l c h e r um den Leib des V e r s t o r b e n e n geschnallt g e w e s e n sein m o c h t e ; defshalb w u r d e sie a u c h in der Mitte g e f u n d e n . 2) Viel i n t e r e s s a n t e r w a r ein a n d r e s , mit E r d e z u g e d e c k tes G r a b , in w e l c h e m von dem T o d l e n selbst z w a r keine R e s t e m e h r übrig sein k o n n t e n , das aber d a f ü r eine vier W e r schok h o h e , zweihenklige T h o n v a s e e n t h i e l t , w e l c h e mir in d o p p e l t e r B e z i e h u n g wichtig zu sein s c h e i n t ; denn erstens halte ich sie für ein einheimisches E r z e u g n i f s , und zweitens ist das auf ihr dargestellte S u j e t ein n e u e s . D e r T h o n des Gefäfses s t a m m l e sicherlich aus der n ä c h s t e n U m g e g e n d , da er w e d e r so fein ist, als der den s o g e n a n n t e n E l r u s k i s c h e n V a s e n e i g e n t ü m l i c h e , n o c h den s c h ö n e n Glanz h a t , w e l c h e r die allgriechischen Vasen vor allen auszeichnet. Wir sehen an dieser V a s e , dafs m a n in der Fabrikation t h ö n e r n e r G e fäfse in P a n t i c a p ä u i n nicht auf der niedrigsten S t u f e stand, und müssen das noch m e h r finden, w e n n wir u n s die auf d e m Gefafse in W a s s e r f a r b e n a u s g e f ü h r t e Malerei n ä h e r ansehen. Hier erblicken w i r auf der H a u p l s e i t e zwei mit S c h i l d e r n v e r s e h e n e Männer im K a m p f e gegen zwei S c h l a n g e n ; d e r zur Linken s t e h e n d e w i r d von der einen S c h l a n g e schon umstrickt *) 1 Arschin =
2 8 Kngl. Zoll, 1 W e r s c h o k =
1 , 7 5 Engl. Zoll.
337
Kertseh und T a m a n im Juli 1852.
und ist im S i n k e n ; der Mann zur R e c h t e n , dessen g r a c i ö s e r Kopf mit der phrygischen Mutze g e s c h m ü c k t ist» w e h r t sich dagegen mit a u f g e h o b e n e m Messer m u l h i g g e g e n die auf ihn eindringende, in -der Milte der beiden K r i e g e r sich e r h e b e n d e Schlange, und scheint als Sieger aus dem verzweifelten K a m p f e h e r v o r z u g e h e n . Die Malerei der g a n z e n G r u p p e ist m e h r f a r b i g ; die phrygische Mutze namentlich g e l b , so w i e auch die i n n e ren Riemen an den Schildern. Auf der R ü c k s e i t e , w o die D a r s t e l l u n g n u r durch s c h w a r z e C o n t o u r e n a n g e d e u t e t w i r d , sieht man zwei bevvandete P e r s o n e n , z w i s c h e n d e n e n eine H e r m e s s ä u l e ; unter letzterem ein Phallus. A r a b e s k e n n e h m e n den R a u m u n t e r den Henkeln ein. 3) W i r k o m m e n jetzt an einen T u m u l u s , in w e l c h e m drei G r ä b e r a u f g e f u n d e n w u r d e n . D a s eine, mit drei grofsen S t e i n platten u n d einem Grabstein z u g e d e c k t , ¡war eine Arschin breit, eine Arschin 2 W e r s c h o k tief, und 2 ' / ä Arschin lang. In dem G r a b e lag d e r T o d t e in einem g a n z zerfallenen S a r g e von sehr d ü n n e m Holze. D i e Gebeine w a r e n dergest.ilt v e r w e s e t , dafs man aus den w e n i g e n R e s t e n fast gänzlich a u f gelöster Knochen nicht sehen konnte, ob ein Mann o d e r eine F r a u in dem S a r g e bestattet w o r d e n , allein da das G r a b n u r 2 % Arschin lang w a r , so v e r m u l h e l e ich gleich, dafs dasselbe die sterblichen Reste einer F r a u in sich bergen müsse. Diese V e r m u t h u n g w u r d e durch den F u n d im G r a b e und d u r c h die Inschrift auf dem G r a b s t e i n e bestätigt; denn ein zwei W e r schok langes, einen Finger breites G o l d b l ä l l c h e n , mit O e h r c h e n an beiden E n d e n , wiel's auf einen F r a u e n s c h m u c k hin und diente, da es am Kopfe g e f u n d e n w u r d e , wahrscheinlich als zierender K o p f p u t z . Die beiden O e h r c h e n lassen v e r m u l h e n , dafs durch dieselben eine S c h n u r g e z o g e n , und dafs mit dieser das Goldblättchen in den H a a r e n befestigt w u r d e . Auf dem aus Sandstein gearbeiteten G r a b s t e i n e erschien in e r h a b e n e r Arbeit eine en face s t e h e n d e F r a u mit verhülltem H a u p t e und Körper, die R e c h t e über den L e i b , die Linke u n t e r dem G e w ä n d e haltend. Z u r Linken ein s t e h e n d e s Kind mit einer G r a b u r n e ; das G a n z e u n t e r einer dachartigen Verzierung. 23*
Historisch - linguistische
338 D e r Grabstein
Wissenschaften.
eine Arschin zwei W e r s c h o k
lang,
und 9 bis
10 Werschok breit, tragt folgende Inschrift: MA
TYNH
M a , yvvri
HPAKAEilNOE
HqmUwvos
XAIPE
%cuQe
Ich bemerkte schon oben, dafs bei den Darstellungen auf G r a b monumenten vorzuglich die verstorbenen scheinen ligt worden zu sein, und sehe
berücksichi
daher in der stehenden
des Heracleon's verstorbene Gattin.
Frau
Die Inschrift, deren Alter
durch die F o r m der Buchstaben bezeugt w i r d , ist vollständig erhalten,
und
defshalb darf man nicht a n n e h m e n ,
dafs
MA
das: E n d e eines Namens sei, au dessen Vervollständigung noch eine Zeile über M A T Y N H
hinzugedacht werden müsse.
Die Gröfee des zweiten G r a b e s , welches drei Arschinen lang w a r , liefs daraus schliefseil, liege,
ein Mann
begraben
allein die im G r a b e gefundenen G l a s p e r l e n ,
dafs
dort
die O h r -
g e h ä n g e , die kleine Maske eines F a u n e s , gen
als Amulet an
einem
Ringe
und der zum
hängende
deutlich auf ein weibliches G r a b hin.
Phallus
Tra-
weisen
Am Kopfe der V e r s t o r -
benen stand ein einfaches, einhenkliges Thongefäfs mit s c h m a lem Halse., einer dreistreifigen gelben B o r d e in der Milte und kunstloser chen
gelber V e r z i e r u n g am
und ein Fläschchen
Füfsen der Frau.
Halse.
Ein T h r ä n e n f l ä s c h -
von violettem Glase lagen
zu
den
In diesem Grabe fehlte der S a r g , und von
dem C a d a v e r , w e l c h e r nicht durch Steinplatten vor der aufgeschütteten E r d e geschützt worden war, konnte begreiflicherweise nichts mehr erhalten sein. — obgleich die
mit Steinen verdeckt,
Knochen
des
Todlen
D a s dritte G r a b endlich,
w a r vollkommen l e e r ; selbst
hatten
sich
hier
in
Staub
ver-
wandelt. 4) In einem zwei Arschin langen, grofsen Steinen
zugedecktem
Grabe,
lichen Stein hineingearbeitet w a r , eine gläserne V i o l e ,
welches
fand man
des mit Ausnahme einiger Knochen Todten
/ Arschin breiten, mit
3 4
in den natürbei den Füfsen
in S t a u b
verwandelten
ein Thränenfläschchen
und vier
Kertscli und Taman im Juli 1852.
339
kleine Schälchen von d u n k e l e m Glase, von d e n e n j e d e s einen Zoll im D u r c h m e s s e r mafs; an d e r S t e l l e des K o p f e s lagen P e r l c h e n (heils von s c h w a r z e r Masse, theils a u s G l a s ; einige w a r e n vergoldet. Aus der Mitte holte m a n ein P a a r s i l b e r n e R i n g e h e r a u s , von d e n e n der e i n e , ganz d ü n n e , gleich beim H e r a u s n e h m e n z e r b r a c h , der a n d e r e , u m vieles s t ä r k e r , an d e m Knochen des kleinen Fingers g e f u n d e n w u r d e . S o wohl die K ü r z e des Grabes, als die in d e m s e l b e n a u f b e w a h r ten G e g e n s t ä n d e b e w e i s e n , dafs daselbst eine F r a u o d e r ein Mädchen begraben g e w e s e n sei. 5) Schliefslich noch von einem G r a b e , w e l c h e s reiche A u s b e u t e e r w a r t e n liefs, a b e r die e r w e c k t e n H o f f n u n g e n nicht r e c h t f e r t i g t e , denn n a c h d e m mit grofser Muhe die m ä c h t i g e n , dasselbe v e r d e c k e n d e n S t e i n e f o r t g e h o b e n w a r e n , g e l a n g t e man zu einem 3 ' / , Arschhin l a n g e n , l'/t Arschin hohen, und eine Arschin breiten Grabe, in w e l c h e m aufser einem S t u c k e verrosteten Eisens, den wahrscheinlichen R e s t e n einer W a f f e , u n d den zu S t a u b v e r w a n d e l t e n Gebeinen des V e r s t o r b e n e n auch nicht das Mindeste g e f u n d e n w u r d e . Ich f ü r c h t e meine geneigten L e s e r g a r zu s e h r zu l a n g weilen, w e n n ich sie auch mit d e r B e s c h r e i b u n g der ü b r i g e n , in meiner G e g e n w a r t geöffneten G r ä b e r behelligen sollte, u n d kann von solch' einer Ausführlichkeit um so e h e r a b s t e h e n , als ich ihnen von letzteren eben nichts B e s o n d e r e s zu s a g e n hätte. Alle hatten m e h r oder w e n i g e r Aehnlichkeit mit den von mir so eben b e s p r o c h e n e n , u n d die in i h n e n g e f u n d e n e n G e g e n s t ä n d e beschränkten sich auf einfache T h o n g e f ä f s e , w i e solche zu h u n d e r t e n in d e m K e r t s c h e r M u s e u m zu sehen sind. — Viel gröfseres Interesse bieten diejenigen A l t e r t h ü m e r , w e l c h e theils im F r ü h l i n g e des laufenden J a h r e s , theils w ä h rend meines Ausfluges n a c h T a m a n in den K u r g a n e n über dem T a r t a r e n d o r f e a u f g e f u n d e n w u r d e n . L e t z t e r e w a r e n bei dem F ü r s t e n G a g a r i n , d e m g e g e n w ä r t i g e n S t a t t h a l t e r in Kerlsch, für's erste a u f g e s t e l l t , und e r s t e r e b e f a n d e n sich bis auf w e i teres bei dem H e r r n B e g i t s c h e w , dem zeitweiligen D i r e k t o r
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Historisch - linguistische Wissenschaften.
des M u s e u m s ; die einen, w i e die a n d e r e n sollen s p ä t e r in d e r kaiserlichen E r e m i t a g e o d e r im K e r t s c h e r M u s e u m eipe bleibende Stelle finden. Im J u l i 1 8 5 2 g e f u n d e n e
Gegenstände.
U n t e r den vielen im Juli h e r a u s g e g r a b e n e n G e g e n s t ä n d e n , w e l c h e icli d u r c h die G ü t e des F ü r s t e n G a g a r i n öfters zu sehen G e l e g e n h e i t h a t t e , will ich n u r auf diejenigen a u f m e r k s a m m a c h e n , w e l c h e als seltene E r s c h e i n u n g e n n ä h e r g e k a n n t zu wei den v e r d i e n e n . V o r allem mufs ich hier einer g e s c h m a c k v o l l e n , dunkelen S c h a a l e von Glas g e d e n k e n , in w e l c h e s c h l a n g e n f ö r m i g e V e r z i e r u n g e n eines weifsen G l a s flusses hineingelassen sind. D i e s e l b e , e t w a sechs Zoll im D u r c h m e s s e r haltend, ist n a c h aufsen gekerbt, und zeigt uns, zu welch* einer aufserordentlichen V o l l k o m m e n h e i t die Alten es in Glasarbeiten g e b r a c h t h a b e n . D i e seilen g u t e E r h a l t u n g giebt d e r S c h a a l e n o c h b e s o n d e r e n W e r t h ; m a n k ö n n t e sie auf den ersten Blick f ü r ein Erzeugnifs der N e u z e i t h a l t e n ; n u r bei n ä h e r e r U n t e r s u c h u n g g e w a h r t m a n einige feine S p r ü n g e , w o sich das Glas in g a n z d ü n n e n S c h i c h t e n a b z u lösen a n f ä n g t . Dafs a b e r die in den G r ä b e r n g e f u n d e n e n Gläser ihre u r s p r ü n g l i c h e H ä r l e und Glätte verlieren k ö n n e n , das sah m a n r e c h l deutlich an einer F l a s c h e mit l a n g e m Halse, a u s bläulich g r ü n e m Glase. Hier halte sich die g a n z e A u f s e n seite, w i e eine S c h a a l e , v o m Glase a b g e t r e n n t , bröckelte bei d e r g e r i n g s t e n B e r ü h r u n g a b , und w ä r e , w e n n J e m a n d sie mit w a r m e r H a n d angefafst hätte, ihm an den F i n g e r n h ä n g e n geblieben. D a g e g e n hatten eine a n d r e F l a s c h e und ein viereckiges G l a s , beide aus d ü n n e m weifsem Glase u n d in einem Grabe beim H a u p t e des T o d t e n g e f u n d e n , ihre u r s p r ü n g l i c h e Festigkeit d u r c h a u s nicht v e r l o r e n . D a s s e l b e gilt von m e h r e r e n T h r ä n e n f l ä s c h c h e n u n d einem a n d e r e n G l a s e , ähnlich u n s e r e n W a s s e r g l ä s e r n , a b e r n u r um vieles d ü n n e r und leichter, als man sie j e t z t zu fertigen pflegt. U n t e r den G e g e n s t ä n d e n von Gold zogen meine A u f m e r k s a m k e i t b e s o n d e r s f o l g e n d e auf s i c h : ein P a a r s e h r g e s c h m a c k v o l l g e a r b e i t e t e
Kertscli und T a m a n i m Juli
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1852.
O h l g e h ä n g e , m e h r e r e goldene R i n g e mit g e s c h n i t t e n e n S t e i nen (auf einem u n t e r a n d e r n die s t e h e n d e P a l l a s , auf einem a n d e r e n ein Käfer), einige S c h m u c k s a c h e n der F r a u e n u n d verschiedene G o l d b l ä t t c h e n , die auf den G e w ä n d e r n m ö g e n befestigt w o r d e n sein. N i c h t ganz g e w ö h n l i c h w a r e n ein P a a r t h ö n e r n e a u s g e b a u c h t e Urnen von schwärzlicher F a r b e , die eine gestreift, die a n d e r e glatt, j e d e mit drei Ohren und j e d e gefüllt mit d e r Asche v e r b r a n n t e r M e n s c h e n k n o c h e n . Von grofser K u n s t f e r tigkeit zeigten m e h r e r e S t a t u e t t e n aus terra colta, n a m e n t l i c h eine s t e h e n d e Matrone in reicher ß e w a n d u n g , A m o r die P s y c h e k ü s s e n d , in zwei ganz gleichen E x e m p l a r e n , und die kleine L a r v e eines wolllüstigen F a u n e s . Von der Masse kleiner, g a n z einfacher T h o n g e f ä f s e s c h w e i f t e n meine Blicke auf eine kleine, k a u m zwei YVerschok h o h e Vase, wo auf s c h w a r zem G r u n d e ein s e h r graciöses Köpfchen in rolher Z e i c h n u n g zu s c h a u e n w a r . Endlich verdient noch ein G r a b d e n k m a l von Sandstein e r w ä h n t zu w e r d e n . Auf d e m s e l b e n erblicken w i r in e r h a b e n e r Arbeit u n t e r einer d a c h a r l i g e n V e r z i e r u n g einen zur Linken reitenden Mann mit h e r a b h ä n g e n d e m K ö c h e r und vor demselben ein s t e h e n d e s Kind. U n t e r der g a n z e n D a r stellung liest man die W o r t e :
E P f l T O Z XAIPE
"Eqwvog
D a der N a m e ^'Eqcog a u c h sonst
XatQe
in hiesiger G e g e n d
schon
öfters v o r g e k o m m e n ist (s. Böckh Inscript. No. 1964 u. Aschick 1. c. 1. p. 83), so ist
"EQWTOS
als Genitiv
und als N a m e des
V a t e r s zu v e r s t e h e n . Im F r ü h l i n g e
1852 g e f u n d e n e
Gegenstände.
Ich beschliefse die B e s c h r e i b u n g der K e r t s c h e r Antiquitäten mit einem B e s u c h e bei dem H e r r n B o g i l s c h e w , in dessen W o h n u n g die 1111 F r ü h l i n g e g e f u n d n e n G e g e n s t ä n d e aufgestellt sind. Sie stehen in einem b e s o n d e r e n S c h r a n k e , w e l c h e r vor J a h r e n schon aus a l t e m , in den G r ä b e r n v o r g e k o m m e n e m
Historisch-linguistische
342
Holze gefertigt wurde.
Wissenschaften.
Ein einfaches Gefäfs von graulichem
Thon zieht hier zuerst unsere Aufmerksamkeit auf sieb. selbe, etwa 2'/ s Fufs h o c h , ist in der Mitte am
Das-
breitesten,
läuft nach oben enger zu, hat drei Henkel,
und ist mit der
Asche verbrannter Menschenknochen gefüllt.
Von der frühe-
ren Malerei in Wasserfarben sieht man fast nichts mehr, allein dafür liest man deutlich auf der einen Seite die kunstlos geschriebenen
Worte:
KA0APAI AEflPAI Dafs sich dieselben auf die gleichsam durch das F e u e r gereinigten, in dem Gefäfse aufbewahrten Knochen beziehen, dürfte, meiner Meinung nach, kaum bezweifelt werden, allein um so auffallender ist
der metaphorische Gebrauch
von X e n q a i
in
Bezug auf die Knochen, welche als die inneren Schlacken des menschlichen Organismus hier betrachtet werden. welche ich nicht zu deuten verstehe. licher Art,
Auf einer
AAF~OCPIZ,
andren Stelle am Halse findet man die Buchstaben
Ein Gefafs ganz ähn-
aber mit vier Henkeln und gänzlich
verwischter
Inschrift hatte ich bereits früher beim Fürsten Gagarin
gese-
hen, weifs aber nicht, ob zwischen beiden irgend eine Verbindung nachzuweisen ist.
Auf jeden Fall gehören beide einer
und derselben Zeit an.
Von dem eben beschriebenen T h o n -
gefälse streifen unsere Blicke hin über eine Menge
alabaste-
ner oder bemalter unguentaria, über viele Thränenfläschchen, Lampen,
kleinere und gröfsere
verweilen
endlich
am längsten
Arbeiten
in terra cotta
bei einer ganzen
griechischer Vasen, auf denen der Panticapäische Greif, uienblätter vorkommen
und arabeskenarlige
Verzierungen
und
Sammlung
am
Pal-
häufigsten
und von mir nicht weiter besonders beschrieben
werden sollen.
Um so lieber entwürfe ich meinen L e s e r n ein
recht anschauliches Bild von den complicirteren Darstellungen, sehe aber wohl ein, dals hier eine Beschreibung ohne Zeichnungen sehr mangelhaft ausfallen wenigstens das Wichtigere
mufs.
Dennoch
anzudeuten, hoffend,
wage
ich
dafs meiner
K e r t s c h und T a m a n im Juli 1852.
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u n g e n ü g e n d e n Skizze eine a u s f u h r l i c h e r e B e s c h r e i b u n g mit den dazu nöthigen Abbildungen r e c h t bald n a c h f o l g e n w e r d e . Ich glaube besonders auf F o l g e n d e s a u f m e r k s a m m a c h e n zu müssen: 1) Auf der Hauptseite einer 6'/ a W e r s c h o k h o h e n , z w e i henkligen Vase erblickt man auf s c h w a r z e m G r u n d e in r ö t h lichen F a r b e n den nackten B a c c h u s mit d e m T h y r s u s s t a b e in sitzender S t e l l u n g ; vor ihm steht zur R e c h t e n eine b e w a n d e t e Bacchantin mit einer H a n d l r o m m e l , und hinter derselben ein geflügelter G e n i u s , mit einer Fufsspilze blofs den B o d e n b e r ü h r e n d , u n d e t w a s in den H ä n d e n haltend, w a s einem B a n d e ähnlich sieht. Auf der Ruckseite zwei b e k l e i d e t e , mit den Gesichtern sich z u g e w a n d t e F i g u r e n , von denen die zur R e c h ten s t e h e n d e eine H a n d l r o m m e l hält, die zur Linken die ihrige hat fallen lassen. Um den R a n d der V a s e , so w i e ü b e r und u n t e r den D a r s t e l l u n g e n eine B o r d e , und u n t e r den beiden Henkeln a r a b e s k e n a r t i g e V e r z i e r u n g e n . 2) Eine 5 3 / 4 W e r s c h o k h o h e V a s e bietet auf der H a u p t ^ seile auf s c h w a r z e m G r u n d e F o l g e n d e s in r ö t h l i c h e r Z e i c h n u n g : auf eine zur Linken niederknieende Gestalt in weifser F a r b e wird von einer zur L i n k e n s t e h e n d e n , b e w a n d e t e n w e i b lichen F i g u r (einer B a c c h a n t i n ) aus einem Gefäfse eine L i b a non a u s g e g o s s e n ; zur R e c h t e n sitzt d e r n a c k t e B a c c h u s mit T h y r s u s s t a b in der R e c h t e n u n d zur Linken g e w a n d t e m Kopfe. Auf der R ü c k s e i t e beschäftigen sich zwei e i n a n d e r g e g e n ü b e r s t e h e n d e b e w a n d e t e F i g u r e n auf einem z w i s c h e n ihnen sich e r h e b e n d e n Altare mit einem Opfer. O b e n u n d u n t e n von den D a r s t e l l u n g e n eine B o r d e . 3) Auf der Hauptseite einer 5 ' / 2 W e r s c h o k h o h e n , z w e i henkeligen V a s e ist roth auf s c h w a r z e m G r u n d e eine B a c c h a n tin mit T h y r s u s s t a b sitzend d a r g e s t e l l t ; sie s t ü t z t den linken Arm auf eine H a n d t r o m m d und w e n d e t ihren Kopf zu dem links von ihr s t e h e n d e n S a t y r . Ihr zur R e c h t e n s t e h t eine a n d e r e B a c c h a n t i n , w e l c h e mit a u f g e h o b e n e r L i n k e n d e m S a lyre zuwinkt. Die sitzende B a c c h a n t i n scheint genossen zu haben, die a n d e r e will genielsen. Auf der R ü c k s e i t e zwei F i -
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Historisch - linguistische Wissenschaften.
guren, von denen die zur Linken stehende ein Opfermesser hält, die andere, zur R e c h t e n , auf eine zwischen beiden stehende Säule hinweist. Oben ünd unten von den Darstellungen, so wie am Rande der Vase finden sich Verzierungen. Die Hauptseite einer 4l/t Werschok hohen Vase schmückt auf schwarzem Grunde mit rother Zeichnung eine zur Rechten reitende Amazone, welche mit ihrer Lanze einen weifsen Greif mit röthlichen Flügeln angreift, und als Siegerin aus dem Kampfe hervorzugehen scheint; auf der Rückseite zwei sich gegenüberstehende Figuren. Eine zierliche Borde umgiebt die Darstellungen von oben und unten, und findet sich auch am Rande der Vase. 5) Ein ganz ähnliches Sujet sieht man auf der Hauptseite einer 6 % Werschok hohen V a s e , bei welcher die röthliche Zeichnung auf schwarzem Grunde ruht. Auch hier eine zur Rechten reitende Amazone im Kampfe mit einem Greife, dessen Körper weifs, die Flügel aber röthlich sind. D e r Schild der Amazone ist zur Erde gefallen, die Lanze fehlt ganz, und es steht zu e r w a r t e n , dafs der Greif den Sieg davontragen werde. Auf der-Rückseite zwei bekleidete Figuren, von welchen die zur Linken stehende eine cista, die zur Rechten einen Wedel in der Hand hält. Bordenartige Verzierung über und unter den Darstellungen und am R a n d e der Vase. 6) Eine 5 % Werschok hohe Vase zeigt uns auf der Hauptseite auf schwarzem Grunde bei röthlicher Zeichnung eine halbbekleidete F r a u , die sich gegen zwei Männer zu wehren sucht, aber von denselben überwältigt wird; der zur Linken stehende trägt eine phrygische Mütze und Flügel an den Füfsen, der zur Rechten einen Helm. Auf der Rückseite zwei einander gegenüberstehende bewandete Figuren. Ueber und unter den Darstellungen, so wie am Rande der Vase reichliche Verzierungen. 7) Auf einer 6 Werschok hohen Vase sehen wir auf der Hauptseite auf schwarzem Grunde in röthlicher Zeichnung einen verwundeten Mann, welcher mit verhängtem Haupte auf der Erde sitzt und von dem Schilde eines ihm zur Lin-
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ken stehenden K r i e g e r s gegen den Angriff eines von d e r R e c h ten mit a u f g e h o b e n e m S c h w e r t e a n d r ä n g e n d e n F e i n d e s g e d e c k t wird. Auf der Ruckseile zwei s i e h e n d e , in l a n g e G e w ä n d e r gehüllte F i g u r e n , von denen die zur Linken die H a n d u n t e r dem G e w ä n d e herausstrecut, die zur R e c h t e n einen S c h l a u c h in der H a n d halt. E i n e a r a b e s k e n a r l i g e V e r z i e r u n g läuft u m den Rand der V a s e , so wie oben und u n t e n von den D a r stellungen. 8) E i n e 4 3 / 4 Werscliok h o h e Vase mit rother Z e i c h n u n g auf s c h w a r z e m G r u n d e u n d mit V e r z i e r u n g e n a m R a n d e , so wie über und u n t e r der Darstellung, zeigt u n s auf der H a u p t seile zwei mit den Gesichtern sich g e g e n ü b e r s t e h e n d e n F i g u ren, von denen die zur Linken eine Fackel hält, die zur R e c h ten die H a n d herabsinken läfst. Auf der Rückseite eine einzeln s t e h e n d e F i g u r , die mit einer F a c k e l in der H a n d zur Rechten schreitet. Alle drei F i g u r e n sind in l a n g e G e w ä n d e r gehüllt. 9) Auf einer 8 VVerschok hohen, zweihenkligen Vase, mit a r a b e s k e n a r t i g e r V e r z i e r u n g u m die H e n k e l , den R a n d u n d die D a r s t e l l u n g e n , sehen wir auf d e r H a u p l s e i l e auf s c h w a r zem G r u n d e folgende Z e i c h n u n g in röthlicher F a r b e : eine weibliche Gestalt in reichem K o p f p u t z e wird von einem S c h w a n e g e t r a g e n , w ä h r e n d Genien mit F a c k e l n zu beiden Seiten s c h w e ben. Auf der Rückseite drei b e w a n d e l e F i g u r e n , von d e n e n zwei zur R e c h t e n g e w a n d t s i n d , u n d eine zur L i n k e n , j e n e n entgegenschreitend. — Alle drei sind mit einem O p f e r beschäftigt. 10) Endlich e r w ä h n e n wir n o c h eine 7 W e r s c h o k h o h e V a s e , auf deren H a u p t s e i t e auf s c h w a r z e m G r u n d e mit r ö t h licher Z e i c h n u n g ein zur Linken g e w a n d t e s V i e r g e s p a n n , d a s von einer auf einem zweirädrigen W a g e n s t e h e n d e n , bekleideten weiblichen Gestalt g e f u h r t w i r d . D a s e r s t e u n d dritte P f e r d vom Z u s c h a u e r ist w e i f s , das z w e i t e u n d vierte r ö t h lich. Auf der Rückseite stehen drei stark b e w a n d e t e F i g u r e n , von denen zwei zur R e c h t e n , eine zur Linken g e w a n d t ist. Am R a n d e der V a s e , so w i e oben und u n t e n von den D a r -
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Historigeb - linguistische Wissenschaften.
Stellungen eine B o r d e , ü b e r und unter den beiden Henkeln Arabesken. Aufser diesen fast vollständig erhaltenen Vasen sieht man noch bei dem H e r r n B e g i t s c h e v v m a n c h e V a s e n f r a g m e n t e , welche, sobald die vereinzelt daliegenden S t u c k e gehörig w e r den z u s a m m e n g e p a f s t s e i n , in mannichfacher Beziehung die Aufmerksamkeit auf sich ziehen durften. Ich spreche indessen jetzt nicht von ihnen, wohl fühlend, dafs ich durch die bereits gegebenen Details die Geduld meiner Leser hinlänglich g e prüft habe. Möge mein S t r e b e n nach Vollständigkeit dabei nicht verkannt w e r d e n , und es mir gelungen sein, durch meine Schilderung dem fern lebenden F r e u n d e des Alterlhums ein recht anschauliches Bild von den Schätzen zu e n t w e r f e n , w e l c h e in dem klassischen Boden des alten P a n t i c a p ä u m s n o c h jährlich entdeckt w e r d e n und schon seit g e r a u m e r Zeit die Aufmerksamkeit des gebildeten Publicums vorzüglich in Anspruch n e h m e n .
Die Insel Taman. J e ausführlicher meine Beschreibung der Kertscher Altert h ü m e r ausgefallen i s t , um so kürzer will ich über T a m a n h a n d e l n , das wohl von jedem Reisenden besucht zu w e r d e n v e r d i e n t , und w ä h r e n d einer ganzen W o c h e meine Zeil in A n s p r u c h n a h m . D e n Ausflug dahin u n t e r n a h m ich in der Gesellschaft des H e r r n B e g i t s c h e w , und mufs gestehen, dafs ich in N i e m a n d e m leicht einen gefälligem Reisegefährten und bessern Cicerone hätte haben können. H e r r B e g i t s c h e w ist es nämlich unter dessen L e i t u n g und Aufsicht die G r a b u n gen in T a m a n a u s g e f ü h r t w e r d e n , und w e l c h e r defshalb mit allem, w a s auf die Insel B e z u g hat, genau bekannt sein mufste. Somit fehlte es mir dann w e d e r an Zeit, um das in vielfacher Rücksicht interessante Land n a c h allen Seiten und Richtungen zu durchstreifen, n o c h an Gelegenheit, u m mir über das G e s e h e n e die nöthige Auskunft zu verschaffen. Um so auffallender dürfte es meinen Lesern sein, dafs ich dessen ungeachtet
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nur in aller K ü r z e von T a m a n hier s p r e c h e n w e r d e , allein sie sollen gleich sehn, dafs die Ungleichheil der B e h a n d l u n g d u r c h die Verhältnisse bedingt wird. W ä h r e n d nämlich A l l e s , w a s auf das alte P a n t i c a p ä u m B e z u g h a t , in Kertsch. u n d .dessen nächster U m g e b u n g zu besichtigen ist, sind die A l t e r t h ü m e r T a m a n s auf der ganzen Insel zerstreut, und können o h n e K a r l e n u n d Z e i c h n u n g e n nicht füglich beschrieben w e r d e n . Da ich solche hiör nicht zu geben W i l l e n s bin, so b e s c h r ä a k e ich mich darauf, meine L e s e r mit dem K ü s t e n s t r i c h e am T a m a n schen L i m a n e bekannt zu m a c h e n , u n d kann das um so e h e r , als im J a h r e 1852 alle G r a b u n g e n , die in F o n t a n a u s g e n o m m e n , in dieser G e g e n d statlfanden. Uebrigens verzichte ich selbst bei der B e s c h r e i b u n g dieses K ü s t e n s t r i c h e s auf F o r schungen im Gebiete der alten G e o g r a p h i e , da s o l c h e nicht gut vereinzelt u n d o h n e g e n a u e P r ü f u n g der u n s e r h a l t e n e n Autoritäten alter Schriftsteller u n t e r n o m m e n w e r d e n k ö n n e n . Auch in dieser B e z i e h u n g bietet nämlich T a m a n g e g e n K e r t s c h einen schroffen C o n t r a s t ; die Existenz P a n t i c a p ä u m s auf d e r Stelle und in der N ä h e des heutigen K e r t s c h s wird von N i e m a n d e m m e h r b e z w e i f e l t , a b e r über die L a g e der alten O r t schaften des Bosporanischen R e i c h s auf der Asiatischen S e i l e h e r r s c h e n g a r a b w e i c h e n d e Ansichten. Bei einer a n d e r n G e legenheit will ich dieselben aufs n e u e p r ü f e n , und mit H ü l f e der g e w o n n e n e n L o c a l k e n n l n i s s e die W o r t e der Alten zu erklären suchen. Dergleichen s e h r ins Einzelne g e h e n d e U n t e r s u c h u n g e n w ä r e n hier nicht an ihrer Stelle, u n d w ü r d e n den L e s e r eben so ü b e r r a s c h e n , als w e n n ich hier auf die O r t e , w o die noch erhaltenen, oft zahllosen T u m u l i auf f r ü h e r e Ansiedlungen h i n f ü h r e n , ohne w e i t e r n B e w e i s diesen oder j e n e n allen N a u en beziehen wollte. D u r c h das an allen W o c h e n t a g e n zwischen K e r t s c h u n d T a m a n g e h e n d e D a m p f b o o t ist die V e r b i n d u n g z w i s c h e n der europäischen und asiatischen S e i t e g e g e n w ä r t i g eine Kleinigkeit. Auch ich benutzte d a s s e l b e , u m u n a b h ä n g i g von W i n d und W e l l e r möglichst (schnell h i n ü b e r z u k o m m e n . Die F a h r t dauert e t w a vier S t u n d e n , und ist nicht u n i n t e r e s s a n t , da m a n
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Allgemein Literarisches.
d a s Uferland nichl aus den A u g e n verliert, luid auf d e m s e l b e n bald schon b e k a n n t e P u n k t e wiedersieht, bald diejenige*) Orte in der F e r n e erblicket, w e l c h e alsobald besucht w e r d e n sollen. Z u e r s t beschäftigt uns n o c h das F e s t l a n d , auf w e i c h e i n wir gegen S ü d e n , hinter dem V o r g e b i r g e A c k - B u r u n , die P a w l o w s c h e B a t t e r i e , die alte Q u a r a n t a i n e und d a s V o r g e b i r g e Ka m y s c h - B u r u n deutlich vor u n s seh e n ; auf der a n d e r e n S e i t e , hinter dem V o r g e b i r g e bei der jetzigen Q u a r a n t a i n e zeigt sich uns J e n i k a l e mit seinen weissen H a u s e r n , so w i e die M e e r e n g e , d u r c h w e l c h e m a n in das A s o w s c h e Meer hineinfährt. W e n d e n w i r u n s e r e Blicke d a r auf ein w e n i g m e h r östlich, so übersehn wir die g a n z e nördliche L a n d z u n g e ( s j e w e r n a j a k o s a ) , w e l c h e , J e n i k a l e g e g e n ü b e r l i e g e n d , auf der Ostseite die D u r c h f a h r t ins A s o w s c h e Meer b e g r ä n z t . D i e s j e w e r n a j a kosa ist ein T h e i l d e r von D u b o i s s o g e n a n n t e n C i m m e r i s c h e n Insel, w e l c h e im N o r d e n vom A s o w s c h e n Meere, im W e s t e n von der K e r t s c h e r M e e r enge, iin S ü d e n von dem T a m a n s c h e n L i m a n e b e s p ü h l t , und durch einen W a l l im Osten von den übrigen T h e i l e n T a m a n s a b g e t r e n n t wird. Auf der C i m m e r i s c h e n Insel p r ä s e n l i r t sich vor allen a n d e r e n E r h ö h u n g e n der K u k u - o b a , in w e l c h e m H ü gel D u b o i s (V. 36) das D e n k m a l des S a t y r u s w i e d e r e r k e n n e n will. M e h r e r e W e r s t hinter dem K u k u - o b a liegt das Dorf F o n t a n . J e t z t s c h a u e n wir auf die a n d e r e S e i t e hin. Hier erscheint uns im W . die siidl. L a n d z u n g e ( j u / n a j a kosa), w e l c h e , e t w a zehn W e r s t lang, von d e m n o r d w e s t l i c h s t e n P u n k t e der P h a n a g o r i s c h e n Insel, w i e D u b o i s diesen Theil T a m a n s als G e g e n s a t z zu der C i m m e r i s c h e n Insel nennt, in die K e r t s c h e r Meerenge hineinspringt. Um vieles s c h m ä l e r , als die s j e w e r naja kasa, und uberall n u r w e n i g e Fufs ü b e r dem Meeresspiegel erhoben, scheint sie j ü n g e r n U r s p r u n g e s zu sein, als j e n e . W i r verfolgen die südliche L a n d z u n g e bis zu d e m P u n k t e , w o sie sich mit d e m ein P a a r F a d e n h o h e n F e s l l a n d e T a m a n s v e r e i n i g t , und m u s t e r n j e t z t das ganze S ü d u f e r des T a m a n s c h e n Limanes. An d e r westlichen S p i t z e der Insel e r k e n n e n w i r über einem kleinen Salzsee, T u s l a , die vereinzelt daliegen-
Kertscli und T a i n a n im Juli
1852.
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den H ä u s e r des C o r d o n s ; vor uns h a b e n wir das S t ä d t c h e n T a m a n ; ein w e n i g m e h r nach Osten sehen wir das von S u w o r o w angelegte P h a n a g o r i a , und noch östlicher die bis h a r t ans Ufer g e h e n d e n zahllosen K u r g a n e vor und h i n t e r d e r Poststation Äjennaja. D i e A l t e r t h ü 111er i n
Taman.
W ä h r e n d wir uns so von den wichtigsten P u n k t e n eine richtige Idee g e m a c h t h a b e n , ist das D a m p f b o o t in T a m a n angekommen W i r verlassen es und eilen gleich zu dem Platze, w o die n e u e s t e n G r a b u n g e n s t a l t g e f u n d e n h a t t e n , u n d damals n o c h fortgesetzt w u r d e n . D e n W e g dahin n e h m e n wir hart am W a s s e r , in westlicher R i c h t u n g , u n d z w a r zur rechten ¿¡eile vom A n k e r p l ä t z e . Hier zieht sich u n t e r d e m 5 — . 6 F a d e n h o h e n Ufer ein s c h m a l e r , oft n u r ein P a a r F a den breiter S a u i n von E r d e hin, über w e l c h e n die W e l l e n bei hohem W a s s e r zum Theil f o r t s p ü l e n , und auf den m a n c h m a l alte Münzen, a u s g e w o r f e n w e r d e n . D i e s e N i e d e r u n g w a r n a c h allen eingezogenen N a c h r i c h t e n f r ü h e r eine viel breitere, d e n n statt das an a n d e r n Orlen das Uferland d u r c h A u s s p ü h l u n g e n jährlich z u n i m m t , entreifst das W a s s e r hier d e m L a n d e beständig gröisere und kleinere Theile. Wenigstens versicherten mir m e h r e r e der allen E i n w o h n e r T a m a n s , dafs sie sich n o c h sehr wohl erinnern k ö n n t e n , w i e der jetzige s c h m a l e E r d s a u m 3 0 — 4 0 F a d e n breit g e w e s e n sei, und w i e auf d e m selben v e r s c h i e d e n e Baulichkeiten g e s t a n d e n h a l l e n . Wir k o m m e n auf u n s e r e m W e g e an den allen B r u n n e n , von w e l chem Dubois (V. 87 und 90) s p r i c h t , und zu dessen B r ü s t u n g ein P a a r alte Marmorblöcke o h n e Inschriften u n d Reliefs benutzt w o r d e n sind, steigen n a c h einer g u t e n V i e r t e l w e r s t zu dem hohen U f e r h i n a b , u n d befinden u n s , n e b e n der Lisaja g o r a , auf der S t e l l e , wo einst eine türkische F e s t u n g ihren Platz hatte. Hier ist das Ufer w o h l noch einmal so hoch über dem N i v e a u des Meeres, als bei dem T a m a n s c h e n A n k e r platze. D i e N a t u r hat es indessen nicht so geschaffen. Die
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Allgemein Literarisches.
türkische F e s t u n g , w e l c h e die g a n z e G e g e n d d u r c h ihre P o sition b e h e r r s c h t e , lag auf einer künstlich h e r v o r g e b r a c h t e n Höhe. Auf d e m 5 — 6 F a d e n über d e m Meeresspiegel e r h a benen L a n d e h a t t e man noch eben so viel E r d e a u f g e t r a g e n , und so k o m m t es d e n n , dafs das Ufer hier ü b e r zehn F a d e n ü b e r dem W a s s e r liegt. Die in dieser a u f g e s c h ü t t e t e n E r d e , von einem g e w i s s e n P u l e n z o w g e m a c h t e n G r a b u n g e n , f ü h r t e n vor e t w a acht J a h r e n zu einem höchst wichtigen F u n d e gold e n e r Münzen von P a n t i c a p ä u m (Aschik 1. c. II. 17. § . 1 5 ) , w e l c h e an Schönheit, alle f r ü h e r b e k a n n t e n S t ü c k e weit hinter sich z u r ü c k l a s s e n , u n d zu der A n n a h m e v e r l e i t e t e n , dafs die türkische F e s t u n g auf den R u i n e n einer alten S t a d t a u f g e f ü h r t sei. D u r c h F o r t s c h a f f u n g der a u f g e s c h ü t t e t e n E r d e g l a u b t e m a n auf die R e s t e griechischen A l t e r t h u m s zu k o m m e n , u n d defshalb b e g a n n m a n im J a h r e 1852 die G r a b u n g e n auf d e m P l a t z e , w o die türkische F e s t u n g g e s t a n d e n . Nachdem jnan dort die E r d e ili einem Q u a d r a t e a b g e t r a g e n hatte, das J 5 F a den L ä n g e , 10 F a d e n Breite und eine T i e f e von 6 — 7 F a d e n hält, g e l a n g t e m a n endlich auf die M u t t e r e r d e , allein o h n e a u c h n u r einigerinaafsen f ü r die b e s c h w e r l i c h e und kostspielige A r beit d u r c h irgend einen F u n d von B e d e u t u n g belohnt zu w e r den. In den o b e r e n S c h i c h t e n g r u b m a n n u r S c h e r b e n z e r b r o c h e n e r türkischer Gefäfse und ein P a a r türkische K r ü g e von T h o n a u s , fand dann den u n t e r e n T h e i l einer b e w a n d e ten M a r m o r s t a l u e von ziemlich u n v o l l k o m m e n e r Arbeit, u n d k a m endlich auf S t e i n e , w e l c h e über e i n a n d e r l a g e n , aber nicht, w i e m a n h o f f t e , zu einem G e b ä u d e g e h ö r t e n , s o n d e r n , G o t t weifs, d u r c h w e l c h e U m s t ä n d e u n t e r d e m S c h u t t e in einiger O r d n u n g v e r b o r g e n Jagen. Glücklicher w a r die E n t d e c k u n g , w e l c h e m a n hinter den bezeichneten G r a b u n g e n , e t w a 5 0 F a d e n v o m M e e r e , g a n z zufällig m a c h t e . D i e E i n w o h n e r T a m a n s s u c h e n n ä m l i c h d a s n ö l h i g e Material f ü r ihre s t e i n e r n e n B a u t e n in der längs des Meeresufers so reichlich a u f g e s c h ü t t e t e n E r d e , u n d m ü s s e n das um so m e h r , da die G e g e n d ganz steinlos ist, und d a s Hinüberschaffen von S t e i n e n aus Kertsch s e h r kostspielig w ä r e .
Kertsch und T a m a n im J n l i 1652.
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Bei diesem Graben e n t d e c k t e man die M a u e r n eines alten G e bäudes, welches aber, w i e ich glaube, der türkischen Z e i t a n gehören dürfte. D i e Mauern sind in einem Q u a d r a t e g e b a u t , m e s s e n auf der Seite zum Meere hin vier und einen h a l b e n F a d e n , und auf den Längenseiten fünf ein drittel F a d e n . D i e Steine w e r d e n durch Kalk z u s a m m e n g e h a l t e n , w e l c h e r die H ä r t e eines Steines b e k o m m e n hat. Auf den türkischen U r s p r u n g dieses G e b ä u d e s schliefse ich defshalb, weil d e r K a n a l w e l c h e r zur türkischen Zeil aus dem gleich n ä h e r zu b e s c h r e i benden Bassin zum Meere fühl te, mit den n e u e r d i n g s e n t d e c k ten unterirdischen Ruinen scheint in V e r b i n d u n g g e s t a n d e n zu haben. J e n e s Bassin, von w e l c h e n Dubois (V. p. 22) a u s f ü h r l i c h handelt, liegt u n m i t t e l b a r hinter der für die türkische F e s t u n g a u f g e w o r f e n e n E r d e , h a l t e eine ovale G e s t a l t , und ist g e g e n w ä r t i g so v e r s a n d e t , dafs m a n sicli k a u m vorstellen k a n n , w i e sich hier j e eine giolse Masse W a s s e r s h a b e vorfinden k ö n n e n . Dafs aber das d e n n o c h so w a r , erzählt nicht blofs D u bois, w e l c h e r in dem Bassin noch W a s s e r sah, s o n d e r n b e s t ä tigen a u c h alle allen E i n w o h n e r T a m a n s , u n t e r d e n e n mir einer erzählte, dafs er sich sehr wohl e r i n n e r e , w i e das ü b e r flüssige W a s s e r aus dem Bassin d u r c h den oben e r w ä h n t e n Kanal ins Meer geflossen s e i , und in dem K a n a l e z w e i t ü r kische Mühlen getrieben habe. Die U e b e r h a n d n e h m e n d e n V e r s a n d u n g e n in T a m a n m ö g e n allerdings, wie D u b o i s b e h a u p tet, b e s o n d e r s d a h e r s t a m m e n , dafs zur türkischen Zeit die g a n z e G e g e n d mit B ä u m e n ieichlich bepflanzt w a r , und dafs diese es den oft heftig w e h e n d e n W i n d e n u n m ö g l i c h m a c h t e n , den mit einer d ü n n e n G r a s s c h i c h t b e w a c h s e n e n T r e i b s a n d überall a u f z u w ü h l e n ; allein zum T h e i l lassen sie sich a u c h d a h e r erklären, dafs die w o h l eine W e r s t im U m k r e i s e f a s s e n d e S a n d g r u b e zwischen T a m a n und P h a n a g o r i a , a u s w e l c h e r d e r T r e i b s a n d in T a m a n vorzüglich zu s t a m m e n s c h e i n t , d a m a l s ganz mit G r a s b e w a c h s e n oder mit einer d ü n n e n Steinschicht bedeckt w a r *). T
) In beiden F ä l l e n also w i e d e r durch e i n e V e r k ü m m e r u n g d e r V e g e t a tion seit d e r Kussischen E r o b e r u n g . Vergl. in diesem B a n d e S . 2 3 3 . r.nnans
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