Archiv für wissenschaftliche Kunde von Russland: Band 1 [Reprint 2022 ed.] 9783112680247


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German Pages 412 [828] Year 1842

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Table of contents :
Vorwort
I. Physikalisch - mathematische Wissenschaften
Nachrichten über die Instrumente der Kaiserlichen Hauptsternwarte Pulkowa
Ueber geodaetische Arbeiten und astronomische Ortsbestimmungen durch Offiziere des Russischen Generalstabes
Ueber Vorarbeiten zur Anfertigung der neu erschienenen Spezialkarte der westlichen Theile von Russland
Spezial - Karte von Livland in 6 Blättern
Ein Paar Neue Experimente der Galvano-Plastik
Ueber den dermaligen Zustand und die allmälige Entwicklung der geognostisehen Kenntnisse vom Europäischen Russland
Einige Bemerkungen über das Schilf (kamysch) an der Wolga und den Kaspischen Küsten
Die Schwellen der Wolga an deren Mündung
Ueber einige Russische Beiträge zur Kenntniss der periodischen Sternschnuppen
II. Historisch - linguistische Wissenschaften
Ueber Kaidalow's Karawanen-Reise nach Buchara
Verteidigung der Russischen Chronik des Nestor gegen die Angriffe der Skeptiker
Kirchliche Alterthümer in der Stadt Polozk: die Kirche des Erlösers und das Kreuz der Hochehrwürdigen Euphrosine
Beschreibung eines alten Russischen Siegelringes
Pater Hyacinth's Beschreibung der Djungarei und des östlichen Turkestan
Schriftliche Denkmäler aus der Zeit des Tochtamysch - Chan
Ueber David Tschubinow's Grusisch - Russisch -Französisches Wörterbuch
Alexander Handjéri: Dictionnaire François - Arabe-Persan et Turc, enrichi d'exemples en langue Turque avec des variantes et de beaucoup de mots d'arts et de sciences
III. Industrie und Handel
Oekonomische Preis-Aufgaben
Vorschläge zur Sicherung gegen die Folgen des Misswachses
Ueber Entstehung der sogenannten Uchabi oder wellenförmigen Unebenheiten der Schlittenbahn auf den Landstrassen, und deren Verhütung
Ueber die Moskauer Wasserleitung nach dem im Jahre 1779 eingereichten Entwürfe des Ingenieur - General von Bauer
Von einigen der neueren Statistischen Werke und deren Resultaten über die Bevölkerung der Russischen Städte
IV. Allgemein - Litterarisches
Neueste russische Litteratur
Front matter 2
Vorwort
Additamentum in F. G. W. Struve mensuras micrometricas stellarum duplicium editas anno 1837 etc
Beiträge zur Kenntnifs der mittleren Temperaturen und einiger andren meteorologischen Erscheinungen im Europäischen Rufsland
Ueber den dermaligen Zustand und die allmälige Entwicklung der geognostischen Kenntnisse vom Europäischen Rufsland
Ueber gediegenes Eisen aus der Petropawlowsker Gold-Seife
Ueber die Contraction welche das Quecksilber heim Gefrieren erleidet, nach Herrn Helms Versuchen in Jekaterinburg
Neue Data, die Saporogischen Kosaken betreffend
Ueber den Einflufs der Griechen auf bürgerliche Bildung in Rufsland
Briefliche Nachrichten über die Tschuwaschen und die Tscheremisen des Gouvernements Kasan
Beweis, dafs Herodot seine historischen Nachrichten über Persien aus Persischen Quellen erborgt hat
Der Russkii Wjestnik
Auffindung Devonischer Schichten bei Orel, und Vergleichung der Mittel-Russischen mit der Waldaischen Kohlenformation
Ueber Pater Hyacinth's Kitai (China)
Front matter 3
Die Sagen der Tscherkessen
Jahresberichte über die Flufsschifffahrt im Europäischen Russland
W. Grigorjew's Beschreibung Kufischer Münzen
Verhandlungen der gelehrten Esthnischen Gesellschaft zu Dorpat
Ueber Pater Hyacinth's Kitai (China)
Ueber die Russische Kauffahrteischifffahrt auf dem Schwarzen Meere
Die Vereine der freiwilligen Matrosen
Russische Karawanen-Reisen nach Buchara, Chiwa und Taschkent
Ueber ein in Wolynien gefundenes versteintes Holz, so wie über das Studium der versteinten Hölzer überhaupt.
Mémoires de l'Académie impériale des sciences de St. Pétersbourg
Ueber Thierfährten im Livländer Sandstein
Ueber vermeintliche Ichniolithen bei Buchtarminsk
Die Entstehung der Imatra - Steine
Nikolai Gretsch's Vorlesungen über die Russische Sprache
Beiträge zur Klimatologie des Russischen Reiches
Baron A. v. Meyendorff's und seiner Begleiter Bericht über ihre Reisen im Europäischen Rufsland
Ueber den Aberglauben des russischen Volkes
Von zweien in Rufsland vorkommenden Versteinerungen
Zusätze und Berichtigungen
Front matter 4
Inhalt des ersten Bandes
Betrachtungen uber Rufslands Handel mit Asien
Ueber den Aberglauben des russischen Volkes
Ueber die Russische Real - Encyklopädie
Ueber Herrn E. v. Muralt's neueste Werke
Achilles oder Periegese der Nordgestade des Pontos, ein archäologischer Wegweiser für Süd-Rufsland
Zur Geschichte der Gärtnerei und des Weinbaues in Rufsland
Ueber den Obstgewinn und den Weinbau in der Krym
Ueber die Cultivirung der Süd-Russischen Steppen
Einige Notizen über den Gartenhau in den mittleren und nördlichen Provinzen Russlands
Die klimatischen Verhältnisse Rufslands, nach ihrer Abhängigkeit von der geographischen Lage und von lokalen Umständen, in Beziehung auf die Landwirthschaft
Fernere Untersuchungen über das gediegene Eisen aus der Petro-Pawlowsker Gold-Seife nach dem Russischen mitgetheilt
Neuere Höhenmessungen in Rufsland
Summarische Uebersicht der Ausbeute an Gold und Platin in den Gruben und Waschwerken am Ural und in (Sibirien, in den Jahren 1839, 1840 und 1841
Verbesserungen zum ersten Bande
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Archiv für wissenschaftliche Kunde von Russland: Band 1 [Reprint 2022 ed.]
 9783112680247

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Archiv für

wissenschaftliche Kunde von

R u s s i a n d. Herausgegeben von

A.

E r m a

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1841. K

Mit

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einer

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II

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1' 4.

geognostischen

Karte.

B e r l i n , gedruckt und verlegt bei G. Reimer.

Vorwort.

Z u r Herbeiführung einer richtigeren Aussprache der Rüssischeh sowohl als auch anderer Fremdwörter wird in dieser Zeitschrift folgende Schreibart angewendet. Die durch die sogenannte Cursiv-Form vor den umgebenden ausgezeichneten oder s c h r ä g g e s t e l l ten Buchstaben, sollen immer nach dem Französischen, alle übrigen aber nach Deutschem Gebrauche gelesen werden. Namentlich aber bezeichnen: J und j diejenigen im Deutschen fehlenden Consonanten welche in den Anfangssylben der Französischen Wörter: j a r d i n , J e r e m i e , J u p i t e r u . s . w . gehört werden. Dahin gehören Russische Wörter wie / a w o r o n k a , J i g a n s k , / u r i t j — aber auch solche W o k r u / n y , podoro/na, j a / d a , in welchen das / stets eine rein consonantische Bedeutung hat. — Das J (ein Jod} ist hingegen nach Deutschem Gebrauche zu lesen in Worten wie J a k u z k , j e l n i k , U s t j a n s k ,

IV

Vorrede.

O s t j a k i , so wie auch in den Russischen InfinitivenJungen r o d i t j , r o d i t j s j a , p o d a r i t j , in denen es aber viel zarter klingt, und dem Vokale i sich nähert. Ebenso sollen die Cursiv - Zeichen £ und s, den im Deutschen fehlenden Laut der Anfangssylben in den Französischen Worten: s a g e s s e , s e m e r , simuler, die gewöhnlichen S und s hingegen den der Deutschen Worte s a g e n , S e g e n , S i e g herbeiführen, von denen der erstere in den Russischen Worten: Ä i b i r , «öl, selö, der andere aber in: s a b a i k a l « k j i , s a m o k , s e l o vorkömmt. — Auch für die Zusammenstellung S1 welche, auffallend genug, im Deutschen immer geschärft, und also abweichend von dem gewöhnlichen Gebrauche des s, ausgesprochen wird, ist eine Unterscheidung nöthig, und zwar bedeutet bei dieser die ausgezeichnete Form S\ eine Aussprache wie die Deutsche in dem Worte S l a v e , während SI denjenigen, der Russischen Sprache• eigenthümlichen Laut bezeichnet, welcher aus ganz einfacher Verbindung des Deutschen S (m S a g e , S i e g u. s. w.) mit dem.l entsteht. Nur so wird es möglich die merkliche Verschiedenheit der Aussprache des Sl in den Russischen Worten : & l a b o s t , ( S l i t o k , Ä l o w o ti. s. w. von der einen Seite und S l o , S l a t o , S l a t o u s t von der andern, fühlbar zu machen. — Die nach Deutscher Gewöhnung ausgesprochenen Zeichen G, K , C h j T s c h , S c h , S c h t s c h , Z reichen hin um alle Uebergänge darzustellen, welche im Russi-

V o r r e d e.

V

sehen von den K e h l l a u t e n zu den G a u m e n - und Z u n g e n - B u c h s t a b e n statt finden und von denen jeder durch ein ihm eigens bestimmtes Schriftzeichen angedeutet wird. Was die einfachen und die diphthongischen Vokale betrifft, so findet sich im Russischen und in den meisten orientalischen Sprachen vorzüglich einer dessen Bezeichnung durch Deutsche Schreibart schwierig ist. Ich meine das sogenannte: J e r i - J der Russischen Grammatiker d. i. ein u n t e r g e r i n g s t e r M i t w i r k u n g d e r L i p p e n und Z u n g e und mit v e r g r ö f s e r t e r Gaumhöhle a u s z u s p r e c h e n d e s i. Die früher versuchte Andeutung dieses Lautes durch ein: ui werden wir hier nicht anwenden, weil sie nur dann passend wäre, wenn man von den Lesern eine rein d i p h t h o n g i s c h e Aussprache dieser Verbindung voraussetzen dürfte, und es wird vielmehr in dem A r c h i v e der Laut des J e r i - J sowohl im Russischen als z. B. im Türkischen und andern Orientalischen Sprachen durch ein y ersetzt werden. Auch bei diesem hat man sich übrigens zu erinnern, dafs seine Aussprache nur etwa mit derjenigen die ihm iu der P o l n i s c h e n S c h r i f t zukömmt übereinstimmen soll, nicht aber mit der des y in den WestEuropäischen Sprachen — *) Indische und Chinesische Wörter werden wir, damit man sie besser wiedererkenne, wo es nöthig scheint nach der r e e i p i r t e n deutschen u n d nach russischer Orthographie schreiben.

VI

Vorrede.

Indem wir uiis wegen des Zweckes unserer Zeitschrift auf die, auch diesem Hefte wiederum beigegebene, Ankündigung derselben beziehen* ersuchen wir um geneigte Verbesserung folgender wichtiger,Druckfehler Seite 12 Zeile 2 v. u. st. festgesetzt 1. fortgesetzt —

29

— 10 v. o. st. 47",128 1. 41",128



83



7 v. il. st. unter 1. über



97



2 v. u. st. nach O. 1. yon O.

- - 14?

— 11 v. u. st- N e g r i r e I. N é g r i e r .

I.

Physikalisch - mathematische Wissenschaften. Nachrichten über die Instrumente der Kaiserlichen Hauptsternwarte Pulkowa. von

Herrn Conferenzrath S c h u m a c h e r

V o n einer Reise nach St. Petersburg zurückgekehrt, zu der ich, um die neue in Pulkowa gegründete Sternwarte durch eigene Ansicht näher kennen zu lernen, eingeladen war, glaube ich den Lesern dieser Zeitschrift einen angenehmen Dienst zu erzeigen, wenn ich ihnen, bis die vollständige Beschreibung des Ganzen im ersten Bande der Beobachtungen erscheinen kann, schon jetzt über die trefflichen dort aufgestellten Instrumente vorläufige Notizen gebe. Aus dem im 13ten Bande der Astr. Nachrichten befindlichen Plane kann man die Einrichtung der Gebäude im Allgemeinen übersehen (nur vier kleine von dem Hauptgebäude getrennte Sternwarten sind hinzugekommen) **). Um aber von dieser wahrhaft grofsar* ) Diese Mittheilungen über eines der schönsten wissenschaftlichen Institute wurden gegen Ende des vorigen Jahres in den Astronomischen Nachrichten gedrückt. **) Die eigentliche Sternwarte bildet ein K r e u z ,

welches von O. nach

W. 2 3 0 Fuljs und von N. nach S. 175 F u l s lang ist, SO. und SW. liegenden Vorsprüngen. ren Mitte sie liegt,

mit zweien

ist sie durch Corridore verbunden

Erinans Huss. Archiv. 1841. Hft. 1.

in

Mit den Wohngebäuden, in de1

und nimmt

2

Physikalisch -mathematische Wissenschaften.

tigen Anslall einen richtigen Begriff zu erhallen, reichen Zeichnungen nichl aus, man mufs selbst kommen und selbst sehen, wenigstens wurden bei mir die grofsen Erwartungen, welche die ausführlichen Pläne, die ich hier schon früher sali, erregt hatten, durch das, was ich fand, bedeutend überlroffen. Es ist kaum möglich, ohne dort gewesen zu sein, eine entsprechende Vorstellung von der erhabenen einfachen Schönheit der Gebäude und von der ernsten der Wissenschaft würdigen Pracht der inneren Einrichtung zu haben, bei der jeder zwecklose Luxus verschmäht, aber für Sicherheit und Bequemlichkeit der Beobachtungen nichts gespart ißt. Noch weniger läfst sich durh Worte der Geist der Ordnung und Sauberkeit beschreiben, den der Slaalsralh v. S t r u v e in dies grofse Ganze eingeführt hat und darin zu erhallen weifs. Man sieht, wohin man sich auch wendet, jedes Bedürfnifs des Beobachters im voraus bedacht, jeden Hülfsapparat am rechten Orte, nichts, wo es nicht hingehört, umherliegend. Die unübertroffenen Instrumente mit, ich möchte sagen, liebender Sorgfalt benutzt und bewacht, lachen dem Auge in den herrlichen Sälen entgegen; jede mechanische Hülfseinrichlung wirkt leicht und fast geräuschlos, selbst die gewaltige Kuppel des grofsen Refraclors kann von der zartesten Damenhand spielend bewegt werden. Um das freundliche Bild des Eindrucks, den Pulkowa auf mich gemacht hat, zu vervollständigen, setze ich noch hinzu, dafs Verehrung, Eintracht und Freundschaft das gegenseitige Band seiner Bewohner knüpft, und dafs alle dort Angestellte in glühendem Eifer für die Wissenschaft, und rastlosem Fleifse, dem schönen Beispiele, welches ihnen ihr berühmter Vorsteher giebt, nachzueifern sich bestreben. Ueber dem Portale des Haupteingangs sieht man nur die Jahreszahl der Vollendung. Keine Inschrift, so wollte der zusammen mit diesen und mit den ökonomischen Gebäuden einen von O. nach W. 850 Fufs langen Raum ein. Das Hauptgebäude hat 3 Tluirme mit Drehkuppeln, der gröfste von 32 Fufs Durchmesser; 4 Meridiandurchschnitte und einige Durchschnitte zu continuirliclien Beobachtungen im ersten Vertikale.

S c h u m a c h e r über die Sternwarte in P u l k o w a .

3

erhabene Stifter e s , nennt Seinen Namen. E s bedarf freilich, wo das Werk spricht, keiner Inschrift, und nie wird der D a n k der Astronomen vergessen, wer ihrer Wissenschaft diesen bewundernswürdigen Tempel errichlele.

K u r z e während meines Aufenthalts in P u l k o w a gesammelte Notizen. I.

Durchgangsinslrumenl im ersten Vertikal, von den Gebrüdern R e p s o l d .

Aufgestellt im Siiilsaale.

Beobachter: Herr Staatsrath v. S t r u v e .

Freie Oeffnung des Objectivs 6,25 Zoll. Brennweite 91 Zoll. Vergrül'serung bei den Beobachtungen = 262. L ä n g e der A x e 51,2 Zoll. Dicke der Zapfen 4,3 Zoll. D a s Fernrohr am Ende der Axe. Die Rohrhälflen conisch. Die W a s s e r w a g e immer auf der Axe. 1 Pariser Linie auf der W a s s e r wage == 0,94 Bogensecunden. Die Umlegung des Instruments aus der L a g e F. N. (Fernrohr nach Norden) in die F. S . (Fernrohr nach Süden) kann in 16 Secunden ausgeführt werden. Im Brennpuncte befinden sich 2 horizontale Fäden in einer Bogenminute Abstand und 11 feste senkrechte, so wie ein durch eine Micrometerschraube beweglicher. 1 U m gang dieser Schraube ( = r) — 28,5 Bogensecunden. Die festen senkrechten Fäden sind so aufgespannt, dafs nach beiden Seilen vom mittlem ( V I ) a n , der Abstand der nächsten (V u. VII) gleich 4 r — 114 Bogensecunden, der der übrigen unter sich 2 r = 57 Bogensecunden ist. S o dienen die festen Fäden zugleich zur Ablesung der Umgänge der Micromeierschraube des beweglichen. D e r Zweck des Instruments ist Bestimmung der Meridian-Zenith-Distanz der dem Scheitel nahe südlich vorbeigehenden Sterne. Beträgt dieselbe nur wenige Minuten, so wird der bewegliche Faden in dem Räume zwischen den Fäden V und VII gebracht, so z. B . bei v im grofsen Bären, der jetzt noch 6 0 " nördlich vom Scheitel vor1 *

4

Physikalisch -mathematische Wissenschaften.

beigeht. Die andern S t e i n e bis auf 3 ° Zenithdistanz werden so beobachtet, dafs in der östlichen Verticalhälfte der D u r c h gang durch 5 Fäden in einer L a g e (z. B . F . N.) genommen, und dann das Instrument umgelegt wird, so dafs unmittelbar darauf der Durchgang in der andern L a g e ( F . S . ) wiederum an denselben Fäden in entgegengesetzter Folge beobachtet werden kann. Hierbei fällt einzig der Durchgang des Mittelfadens a u s , und der Abstand der Fäden von der Normalen zur Umdrehungsaxe wird vollständig eliininirt. S o wie der Stern nachher in den Westvertical tritt, wird zuerst in der L a g e F . S . an denselben 5 Fäden beobachtet, und nach abermaliger Umlegung wieder in der ersten F . N. An verschiedenen T a g e n wird abwechselnd mit F . N. und F . S . begonnen. Dafs die Figur der Zapfen auf die so gewonnenen Z. D . gar keinen Einflufs hat, wenn die Lagerflächen symmetrisch zur Scheilellinie sind, ist leicht einzusehen. Den Künstlern gereicht indefs die Vollkommenheit, mit der sie diese ihres grofsen Durchmessers wegen schwer zu bearbeitenden Zapfen ausgeführt haben, zu grofser Ehre. B e i einer vorläufigen in meiner Gegenwart gemachten Prüfung, bei der das durch den ganzen Kreis bewegte Fernrohr in 8 um 4 5 ° verschiedene Stellungen gebracht w a r d , veränderte sich der Stand der mit einem Querniveau versehenen Wasserwage auf der Axe um kaum = 0 " 2 im Bogen. Uebrigens soll die Form jedes der Zapfen noch aufs genaueste durch einen Fühlniveau-Apparat untersucht werden. Z u r . Berichtigung der optischen Axe gegen die Umdrehungsaxe werden 2 kleinere Passageninstrumente (dieselben, die bei dem Meridiankreise gebraucht w e r d e n ) innerhalb des Saales auf schweren Holzstaliven, die auf isolirten Fundamenten stehen, in 0 . und W . aufgestellt. Herr Staatsrath v o n S l r u v e hat gefunden, dafs die Abbiegung der Gesichtslinie durch die Wirkung der S c h w e r e bei verlicaler Stellung des Iiohrs 3,5 Bogensecunden beträgt. Pendeluhr von M u s t o n in London.

S c h u m a c h e r über die Sternwarte in P u l k o w a .

5

Zunächst wird dies Instrument von Herrn Staalsralh v o n S t r u v e zur Bestimmung der Constanle der Aberration durch die Beobachtung verschiedener Sterne zur Zeit des Maximums und Minimums der Aberration in Declination angewandt. Es ist schon in den Astr. Nachr. (Nr. 404.) eine Probe von den Leistungen dieses Instruments gegeben. Da aber bei den dort abgedruckten Beobachtungen von v Ursae majoris, der durch das Micromeier bewegliche Faden benutzt ward, so wird es nicht unpassend sein, hier die Beobachtungen von 39 (b) Draconis aufzuführen, die an den festen Fäden gemacht sind. Datum 1840.

Beobachtete südl. Z. D.

Mittlere Z. D. fiir 1840,00.

Diff. vom Mittel.

T^srii? + 0"04 1[°3i9r25 32,87 43,31 + 0,10 32,38 — 0,03 43,18 — 0,16 32,09 43,05 32,29 43,42 + 0,21 31,88 43,17 — 0,04 31,61 43,21 0,00 30,39 — 0,16 43,05 43,13 — 0,08 29,28 29,48 43,35 + 0,14 — 0,03 29,29 43,18 43,23 29,31 + 0,02 1°3'43"211. Mittel Die Vergleichung der einzelnen Bestimmungen mit dem Mittel geben den wahrscheinlichen Fehler einer Zenithdistanz eines Tages 0,087. Aug. — — — — — — Sept. — — — —

II.

20. 23. 25. 26. 27. 28. 30. 7. 24. 25. 26. 28.

Meridiankreis, von den Gebrüdern R e p s o l d . Aufgestellt im Ostsaale.

Beobachter: S a b l e r .

Fernrohr von 83,2 Zoll Brennweite und 5,8 Zoll Oeffnung. Vergröfserung im Gebrauche = 246. Objecliv und Ocular

6

Physikalisch-mathematische Wissenschaften.

können an den beiden conischen Rohrhälflen verwechselt werden, um die Biegung des Rohrs zu eliminiren. Die Axe hat 42 Zoll Länge. Auf ihr 2 K r e i s e , jeder von 4 8 Zoll Durchmesser zu 2 Minuten getheilt. Die beiden Microscopenträger sitzen nicht auf der A x e , sondern sind an den Lagern fest. J e d e r hat 4 Microscope. Auf besondern Granitpfeilern in Nord und S ü d aufgestellt, befindet sich der Hülfsapparat. E r besteht: 1) aus 2 cylindrischen Horizontalcollimatoren (deren Axen durch Libellen nivellirt werden) von 40 Zoll Brennweite und 1,9 Zoll Oeffnung; 2) aus 2 Durchgangsinstrumenten von 3,1 Zoll Oeffnung und 40 Zoll Brennweite, mit Fädenmicrometern versehen. D i e ersten geben die constante Richtung, von welcher alle Messungen in verticalem Sinne ausgehen. Die letzten dienen zur Berichtigung der optischen Axe des Meridiankreises, indem die Abweichung derselben von dem Perpendikel auf die Umdrehungsaxe direct an den Micrometern der Hülfsfernröhre gemessen wird; eine Operation, die bei jedesmaliger Anwendung schwerlich eine Unsicherheit von mehr als 0 " 1 im B o gen nachläfst. Pendeluhr von T i e d e in Berlin. D i e im Juli und August von Herrn Dr. S a b l e r auf beiden Kreisen, in- beiden Culminationen und in beiden L a g e n von Objecliv und Ocular beobachteten und mit den Collimatoren verglichenen Oerter des Polarsternes, geben für die Polhöhe unter Anwendung der Dorpater Strahlenbrechung: durch Kreis A. 5 9 ° 4 6 ' 1 8 " 7 5 durch Kreis B . 5 9 ° 4 6 ' 1 8 " 5 5 Mittel 5 9 » 4 6 ' 1 8 " 6 5 . ein Resultat, das mit keiner andern constanten Unsicherheit hehaftet ist, als der, welche aus einem elwanigen Theilungsfehler hervorgeht. E s ist bekannt, dafs man die Amplitudo von 180°, welche die Horizontalcollimatoren darbieten, durch den Kreis, unabhängig von dessen Theilungsfehlern messen kann, weil nach der Drehung um 180° dieselben Striche unter die Mi-

S c h u m a c h e r über die Sternwarte in P u l k o w a .

7

croscope treten. Hieraus folgt, tlafs die beiden Kreise des Instruments bei gleichzeitiger Anwendung für die Bestimmung dieser Ampliludo bis auf die Gränze der Genauigkeit der Ablesung an den Microscopen übereinstimmende Werthe hätten geben sollen. Die Beobachtung hat aber bei einerlei Lage von Objecliv und Ocular constanle Unterschiede zwischen den an beiden gemessenen Amplituden mit gröfster Sicherheit erkennen lassen. Nachdem Herr Staalsrath v. S t r u v e ihren Grund iu einer unregelmäfsigen Durchbiegung der Kreise erkannte, wurden die Beobachtungen mit umgesteckten Objectiv und Ocular wiederholt und traten nun wie erwartet mit entgegengesetzten Zeichen hervor. Es ist leicht einzusehen, dafs die Umsleckung von Ocular und Objectiv, aufser der Eliminirung der Biegung der Rohrhälften, auch jede von der Schwere hervorgebrachte unregelmäfsige Formänderung der Kreise unschädlich macht. Der Meridiankreis der Gebrüder R e p s o l d soll vorzugsweise zur Anfertigung eines Fixsterncatalogs angewandt werden, der die ohngefähr 13,000 Sterne bis zur 7ten Gröfse inclusive, die zwischen dem Nordpol und 15° südliche Abweichung sich befinden, jeden durch mehrfache Beobachtungen bestimmt, enthalten wird. III. Durchgangsinstrument im Meridian, von E r t e l . Aufgestellt im westlichen Saale.

Beobachter: P e t e r s .

Oeffnung des Objectivs 5,8 Zoll. Brennweite 102 Zoll. Vergröfserung im gewöhnlichen Gebrauche = 292. Die Rohrhälften sind conisch. Objectiv und Ocular sind umzustecken. Die Länge der Axe ist 46 Zoll. Die Figur der Zapfen ist durch einen vom Künstler mitgegebenen Apparat mit Fühlniveau vollständig untersucht und ermittelt worden, wodurch bei gehöriger Berücksichtigung die mit diesem Instrumente beobachteten Unterschiede der geraden Aufsteigungen sich unabhängig sowohl von den Unvollkommenheiten der Zapfen, als auch von einer möglichen ungleichen Abnutzung derselben erhalten lassen, da diese Untersuchung, so oft es nölhig ist, wiederholt werden kann.

8

Physikalisch - mathematische Wissenschaften.

Pendeluhr von H a u t h in St. Petersburg, mit einem Compensationspendel von Zink und Stahl, das in der eigenen mechanischen Werkstatt der Sternwarte ausgeführt worden ist. Die Uhr steht auf einem eisernen Stativ, das zugleich als Uhrkasten dient und hat 2 correspondirende Zifferblätter, das eine gegen das obige Instrument, das andere gegen den Verticalkreis gewandt. IV. Verlicalkreis von E r t e l . Aufgestellt ebenfalls im westlichen Saale.

Beobachter P e t e r s .

Die Grundlage dieses Instruments bildet ein cylindrischer Granitblock von 52 Zoll Durchmesser. Das Instrument sieht auf demselben an einer verticalen Säule durch die eine stählerne Axe durchgeht, und kaiyi also in jedes Azimulh gebracht werden, wird aber nur in der Nähe des Meridians gebraucht. Das Fernrohr hat 5,9 Zoll Oeffnung bei nur 74 Zoll Brennweite. Vergröfserung im Gebrauche = 215. Objecliv und Ocular können am Rohre verwechselt werden. Die auf der optischen Axe senkrechten Durchschnitte der Rohrhälften sind Ellipsen, deren gröfsere Axen in der Verticalebene liegen. Das Verhältnifs der Axen ist der Mitte zunächst = 2 : 1 , und nimmt von da gleichförmig ab, bis die Ellipsen, da wo die Objecliv- und Ocularfassungen aufsitzen, in Kreise übergehen. Der eingetheilte Kreis hat 43 Zoll Durchmesser, und giebt unmittelbar 2 Minuten an. Die Ablesung geschieht an 4 Microscopen, deren Träger mit dem Lagerslück der horizontalen Axe unveränderlich verbunden ist. Als Hüifsapparat sind in N. und S. auf Granitpfeilern zwei Fernröhre von 2,1 Zoll Oeffnung und 46 Zoll Brennweite aufgestellt, die auf einander gerichtet werden, um zur Bestimmung der Totalbiegung im Horizonte zu dienen, auch wird durch sie die optische Axe zur Umdrehungsaxe wie am Durchgangsinstrumente berichtet. An diesem Instrumente werden direct doppelte MeridianZenithdistanzen der Sterne gemessen, indem es bei jeder Culminalion in beiden Lagen gebraucht wird.

S c h u m a c h e r über die Sternwarte in P n l k o w a .

9

Die von Dr. P e t e r s im Juni und Juli beobachteten Zenithdistanzen des Polarsterns geben folgende Polhöhen unter Anwendung der Dorpater Refraction: L a g e I von O b j e c t i v und

0 c u l a r.

Obere Culmination.

1840 Juni 1 10 13 14 Juli 20 23 24 26

rp =

Mittel

59°46'19"08 19,57 19,39 19,53 19,72 19,64 19,43 19,55 59°46'19'49.

Untere Culmination.

1840 Juni 10 13 14 17 Juli 22 25 27

w =

28

Mittel

59°46'18"46 18,97 19,10 19,00 19,18 19,08 19,34 19,40 59°46'19"08.

Abw. v. Mittel.

"(PiT

0,08

0,10 0,04 0,23 0,15 0,06 0,06 Abw. v. Mittel.

W 0,11 0,02

0,08

0,10 0,00 0,26 0,32

L a g e II v o n O b j e c t i v u n d O c u l a r . Obere Culmination.

1840 Juni 23 24

2fi 27

Juli

¿0 1

3

4 6 9 11

rp = 59°46'18'43 18,84 18,71 18,64 18,36 18,54 18,52 18,82 18,87 18,69 18,84 Mittel 59°46'18"66.

Abw. v. Mittel.

0"23 0,18 0,05 0,02 0,30 0,12 0,14 0,16 0,20 0,03 0,18

10

Physikalisch -mathematische Wissenschaften. Untere Culmination.

1840 Juni 23 24 Juli 1 3 12 13 14 16

rp =

Mittel

Abw. v. Mittel.

59°46'17' 88 17,76 18,21 18,08 18.25 18.26 18,26 17,99 59°46'18"10.

0"22 0,34 0,11 0,02 0,15 0,16 0,16 0,11

Es giebt also, wenn b den Einflufs der Biegung für die Richtung nach dem P o l e , und wenn AD die Verbesserung der Declination aus E n c k e ' s Ephemeride bedeuten: Lage I. cp = 59°46'19"28 + b tA = — 0"205 II. 18,38 — b —0,280 Endresultat tp = 59°46'18"83. AÖ = — 0"242. Der wahrscheinliche Fehler dieser beiden Endresultate ist 0,026, abgeleitet aus dem einer Zenithdistanz eines Tages gleich 0"142, wie er aus den Abweichungen vom Mittel sich ergiebt. Die beiden Instrumente III und IV sollen besonders zur Ermittelung der Fundamentalbestimmungen verwandt werden, namentlich zur Bestimmung der Lage der Aequinoclialpuncte durch sehr vollständige Sonnenbeobachtungen. In dieser Anwendung glaubt Herr Staalsrath v. S t r u v e dem Verticalkreise an dem, seiner Natur nach, in jeder Culminalion mehrere Zenilhdistanzen in beiden Lagen gemessen werden können, einen entschiedenen Vorzug vor dem Meridiankreise einräumen zu müssen, während nur durch den Meridiankreis die Calalogisirung einer grofsen Anzahl von Sternen erfolgreich durchgeführt werden kann. Anmerk.

Die bisher genannten 4 Instrumente werden, wenn nicht

beobachtet wird, durch Häuser aus Mahagoniholz, welche sich auf Rollen und Schienen bewegen und zwei offene Seiten h a ben, die aber auch durch Vorhänge geschlossen werden nen, gegen Staub und Feuchtigkeit geschützt.

Diese

kön-

beweg-

lichen Häuser bieten noch zwei Vortheile dar, erstlich dafs bei

Schumacher plötzlich

über die Sternwarte in l - u l k o w a .

eintretendem

Regen

oder

Schnee

die

11

Instrumente

schneller b e d a c h t w e r d e n können, als es d u r c h S c h l i e ß u n g d e r K l a p p e n m ö g l i c h sein w ü r d e ;

z w e i t e n s , ifal's m a n z u r h e s s e r n

Ausgleichung der T e m p e r a t u r

die K l a p p e n

ohne

iiir d a s I n s t r u m e n t l ä n g e r e Z e i t geöffnet lassen

alle

Gefahr

kann.

Die Polllöhe von Pulkowa scheint schon innerhalb sehr enger Grenzen bestimmt zu sein. E s giebl nämlich: der R e p s o l d s c h e Meridiankreis der E r t e l s c h e Yerlicalkreis Mittel

59°46'18"65 18,83 59°46'18"74

Beide Instrumente liegen genau auf demselben Parallel unter sich und mit dem Cenlro des mittlem grolsen Drehthurms, in welchem der grofse Refractor aufgestellt ist. D e r Ort des Durchgangsinstruments im ersten Vertical ist 0 " 6 7 südlicher. D i e mit diesem Instrumente beobachteten Zenilhdistanzen würden gleichfalls zur Bestimmung der P o l höhe angewandt werden können, wenn wir Stern - D e c l i n a t i o nen hätten, die der Genauigkeit der durch das R e p s o l d s c h e Durchgangsinstrument zu erhaltenden Resultate entsprächen. Die Länge der Sternwarte von Pulkowa ist nach der Chronometerverbindung, die im J a h r e 1 8 3 3 zwischen Cronstadt und Lübeck durch den Herrn Generallieutenant v. S c h u b e r t ausgeführt ist, unter Zuziehung einer geodätischen V e r bindung zwischen Cronstadt und P u l k o w a : l h 5 2 ' 3 " 2 von Paris. E s ist indessen zu bemerken, dafs die vortreffliche Operation des Herrn Generallieulenants v. S c h u b e r t nicht allein die Ermittelung des Längenunterschiedes zwischen Petersburg und Altona zum Z w e c k halle, sondern ihrer Bestimmung nach viele zwischenliegende Puncte mitnehmen mufste, wodurch die Dauer der Reisen länger und ihre Anzahl geringer ward, als es für die Bestimmung eines einzigen Längenunlerschiedes (Petersburg — Altona) nöthig gewesen wäre. In dieser B e ziehung möchten neue und oft wiederhohlte Chronometerreisen, bei denen die Zeit unmittelbar von Pulkowa nach Altona (und umgekehrt) übertragen würde, sehr wünschenswerlh sein.

12

Physikalisch - mathematische Wissenschaften.

Die Dampfschiff -Verbindung zwischen Cronsladt und Travemünde bietet dazu die beste Gelegenheit. V.

Grofser Refraclor iin optischen Institut zu München von M e r z und M a h l e r ausgeführt. Aufgestellt auf dem gröfsten, mittleren Drehthurme. O. S t r u v e .

Beobachter

Freie Oeffnung des Objectivs 14,93 Zoll. Brennweite 22,0 Fufs. Das Instrument ruht auf einer zum Stative behauenen und polirten Granitmasse. Diese Aufstellung gewährt wesentliche Vorlheile vor der von F r a u n h o f e r angewandten Aufstellung auf einem hölzernen Stative. Erstlich eine gröfsere Festigkeit und Unveränderlichkeit des Standes, und zweitens eine gröfsere Bequemlichkeit der Beobachtung in jeder Lage. An F r a u n h o f e r s hölzernem Stative hinderte der von Ost nach West gehende Balken der Kreuzschwelle und dessen Verbindung mit dem senkrechten Gebälke die Beobachtung in der Nähe des Scheitel^ so sehr, dafs nach Erfahrungen in Dorpat jede genaue Beobachtung zwischen dem Scheitel und 35° Z. D. unmöglich oder unbequem war, während bei der Aufstellung auf Stein in Pulkowa im Scheitel selbst mit derselben Bequemlichkeit beobachtet wird, wie an jedem gut aufgestellten Meridianinstrumente. Für die völlig bequeme L a g e des Beobachters in allen Richtungen des Fernrohrs ist durch ein eigentümliches auf 3 Rollen ganz leicht bewegliches Gerüst, welches von 30° Z. D. bis zum Horizonte ausreicht, und durch zwei besondere Sessel bei Beobachtungen näher zum Scheitel gesorgt. Das Fernrohr hat 6 freie Oculare, zwei Ringmicrometer und zwei ganz gleiche Fadenmicrometer, damit, wenn zufällig ein Faden reifsen sollte, die Beobachtung durch das zweite Micrometer festgesetzt werden kann. Zu den Filarmicrometern sind 9 Oculare:

S c h u m a c h e r über die Sternwarte in P u l k o w a .

I. II. III. IV. V.

Vergr.

Feld.

KJ8 207 309 412 708

n'9

9,0 6,7 4,0 3,1

Vergr.

VI. 858 VII. 1169 VIII. 1458 1822 IX.

13

Feld.

2'1 1,9 1,2 1,1

Die Vergröfserungen sind mit dem bekannten R a m s d e n schen Apparate bestimmt. Nr. IV.

=

412 ist die schwächste Vergröfserung, die bei den Micromeiermessungen der Doppelsterne gebraucht wird. Nr. VI. = 858 ist die am häufigsten angewandte. Nr. VIII. == 1458 wird in günstigen Fällen mit Erfolg benutzt. Nr. IX. = 1822 ist bisher nicht bei Messungen angewandt worden. Der Sucher hat 3,0 Zoll Oeffnung und 45,5 Zoll Brennweile. Pendeluhr von H a u t h . Der grofse Refraclor ist bisher vorzugsweise zur Fortführung der Messungen der Doppelsterne benutzt worden, indem Herr 0 . S l r u v e theils Doppelsterne, an denen eine Bewegung erkannt oder vermulhet worden, regelmäfsig verfolgt, theils die Messungen anderer Doppelsterne wiederholt, um die Pulkowaer Messungen mit den Dorpatern vergleichbar zu machen und neue Bewegungen aufzufinden. Hier zur Probe einige mit VI = 858 oder stärkerer Vergröfserung von O. S t r u v e gemachte Micromeiermessungen: £ Cancri die beiden nächsten.

1840,27^^96^4^ 29 0,88 5,6 29 0,73 5,5 29 0,96 5,2 29 0,96 5,7 31 0,99 8,0 31 0,99 8,3 Mittel 1840,29 0,924 6,14

f Ursae majoris.

1840,34 2^28^156^1 35 2,23 155,3 41 2,20 156,7 42 2,28 155,2 43 2,22 155,0 44 2,26 154,5 1840,40 2,254 155,47

14

Physikalisch - mathematische Wissenschaften. y Virginis.

1840,42 43 44 47 50

1"46 1,29 1,27 1,30 1,24

ij Coi-onae.

25°4 25,4 25,0 25,7 25, G

1840,47 0"45 138°3 49 0,55 135,1 51 0,54 135,8 54 0,51 140,0 57 0,57 133,4 Milte! 1840,15 1,312 25,42 1840,52 0,524 136,52 Folgende Zusammenstellung der am Refractor in Dorpat und zuletzt in Pulkowa gemachten Messungen von y Virginis nach den jährlichen Mitteln scheint besonders interessant: y

Virginis.

Fpoche.

Distanz.

Richtung.

1825,32 1828.38 1829.39 1831.36 1832,32 1833.37 1834.38 1835,38 1836,41 1837,41 1838,43 1840,45

2"373 2,070 1,782 1,492 1,262 1,056 0,912 0,514 0,257 0,585 0,801 1,312

277»55' 271 30 268 17 260 55 253 30 245 32 231 40 195 29 151 34 77 55 51 5 25 42

In 15,13 Jahren ist an diesem Slernenpaare eine Slellungsänderung von 252°13' bei ihrem Durchgange durch das P e rihelium beobachtet worden. Zwei interessante Phänomene haben sich schon aus den Pulkowaer Beobachtungen mit dem grofsen Refractor dargestellt. w Leonis war 1825 bis 1833 doppelt, ward aber immer schwieliger zu beobachten wegen fortschreitender Annäherung. 1838 war er in Dorpat einfach, vielleicht mit einer sehr schwachen Spur von Difformität. 1840 wurde in Pulkowa schon wieder das getrennte Sternenpaar gesehen. Für Nr. 2173 Str. war aus Messungen von 1829 bis 1832 für 1830,84 die Relation: Distanz = 0"622, Richtung = 323°8 gefunden worden, wobei die Sterne etwas ungleich aber aus-

S c h u m a c h e r über die Sternwarte in Pulkowa.

15

gezeichnet gelb oder golden erschienen. In den Jahren 1836 und 1837 wurde in Dorpal von Herrn Slaatsrath v. S l r u v e der Stern einfach mit grofser Intensität der gelben Farbe gesehen. In Pulkowa sah 0 . S l r u v e die gelrennten Sterne ohne alle Schwierigkeil u:.d mafs für 1840,54 die Distanz 0"57 und die Richtung = 178°3. Der Winkelunterschied von 145°5 zeigt, dafs zwischen 1832 und 1840 eine fast centrale Bedeckung der beiden Sterne statt gefunden hat. VI.

Das Heliometer, im optischen Institute zu München ausgeführt von M e r z und M a h l e r .

Aufgestellt im östlichen.kleineren Drehthurme. Beobachter: Fuss. Aufstellung wie bei dem grofsen Refractor auf einein aus Granit gehauenen Stative. Oeffnung des Objeclivs 7,5 Zoll. Brennweite 10 Fufs. Im Ganzen ist das Instrument nach dem berühmten Königsberger Heliometer gearbeitet. Ihm eigen ist e s , dafs durch Anbringung eines kleinen Fernrohrs am Ocularende die Ablesung der Micromeierschrauben und mit Hülfe eines Spiegels auch die des Positionskreises vom Beobachter gemacht werden kann, ohne dafs er seinen Ort zu verändern braucht, und dafs es gleichfalls nicht nölhig ist, die Richtung des Fernrohrs bei den Ablesungen zu ändern. Obgleich das Instrument schon aufgestellt ist, so werden die Beobachtungen an demselben erst dann angefangen werden, wenn die Untersuchungen der übrigen Instrumente ganz vollendet sind, weil dieser Apparat vor andern ein e i g e n t ü m liches Studium erfordert. Inzwischen hat Herr G. v. F u s s eine wichtige Reductionsarbeit ausgeführt, nämlich alle Sterne, die in H a r d i n g s Alias bis zur 7ten Gröfse und zwischen dem Nordpol und — 15° südl. Declination sind, nach diesen Charten bestimmt und deren Position auf 1840 reducirt; ein Catalog, der als Grundlage der Arbeiten am Meridiankreise dienen soll.

16

Physika!.-mathem. Wissensch.

S c h u m a c h e r üb. d. Sternwarte etc.

An jedem dieser Instrumente sind nach der Aufstellung mehrere zu gröfserer Sicherheit und Bequemlichkeit der Beobachtungen dienende Veränderungen vorgenommen worden, die in der eigenen mechanischen Werkstatt der Sternwarte von den Herren P o h r t und W e t z e r ausgeführt worden. In einem der 8 innern Pfeiler des heizbaren Mittelsaales der Sternwarte, welche das Gewölbe tragen, auf dem der grofse Refraclor ruht, ist eine durch Glasthüren verschiiefsbare Nische angebracht, in der die nach Sternzeit gehende Normaluhr von K e s s e l s , die noch in diesem Jahre erwartet wird, aufgestellt werden soll. Da in dieser Nische, der sie umgebenden grofsen Mauermasse wegen, nur sehr langsame Temperaturänderungen vorgehen können, so wird die in ihr befindliche Uhr zur Controlle des Ganges der übrigen Uhren innerhalb der täglichen Perioden dienen können. Die Vergleichung der übrigen ebenfalls nach Sternzeit gehenden Uhren mit der Normaluhr wird durch ein nach mittlerer Zeit gehendes Chronometer ausgeführt. Im westlichen kleineren Thurme befindet sich ein Cometensucher aus München von 3,8 Zoll Oeffnung parallactisch aufgestellt. Aufserhalb der eigentlichen Sternwarte sind auf dem sie zunächst umgebenden Rasenplätzen nach S O . , S W . , N W und NO. vom Centro der Sternwarle aus, 4 kleinere Beobachlungshäuschen aufgerichtet, drei runde, mit auf Rollen und Eisenbahnen beweglicher Bedachung von 11 Fufs innerem Durchmesser, und ein viereckiges von 12 Fufs innerem Durchmesser mit einem Meridiandurchschnitte. Sie sollen zur Aufstellung kleinerer Instrumente dienen, theils um darin berichtigt und geprüft zu werden, theils um den sich bei der Sternwarte aufhaltenden jungen Astronomen und Officieren Gelegenheit zu geben, sich im Beobachten zu üben. In dem viereckigen Häuschen wird ein 4füfsiges Durchgangsinstrument von E r t e l aufgestellt. Es schien zweckmäfsig, diese Uebungslocale gänzlich von der eigentlichen Sternwarte zu sondern. — Alle Längenmafse sind in Russischen Fufsen und Zollen angegeben, die bekanntlich mit den Englischen identisch sind.

U eber

geodaetische Arbeiten und astronomische Ortsbestimmungen durch Offiziere des Russischen Generalstabes. - A u s einem lithographirten Bialte, welches unter dem Titel: U e b e r s i c h t a l l e r in R u s s l a n d g e s c h e h e n e n T r i a n g u l a z i o n e n und i h r e r V e r b i n d u n g m i t den g e o d a e t i s c h e n A r b e i t e n in a n g r ä n z e n d e n L ä n d e r n , dem lsten Theile der D e n k s c h r i f t e n d e s m i l i t ä r i s c h t o p o g r a p h i s c h e n D e p o t s beigegeben ist, ersieht man, dafs die R u s s i s c h e n Dreiecke, im Verein mit denen unsrer O s t - P r e u f s i c h e n Gradmessung und mit einigen S c h w e d i s c h e n Dreiecken, bereits einen Bogen von nahe an 14° des Paralleles von 54°,5 Breite, und aufserdem ein höchst nahe 9°' betragendes Stück des Meridianes von 24° Ost von Paris, so wie ein etwa 6 ° betragendes Stück des Meridianes von 3 0 ° Ost von Paris, umfassen, und dafs sie daher das lineare Maafs, sowohl dieser ganzen Bogen, als auch mehrerer Theile derselben einzeln zu liefern im Stande sind. E s bedarf keines Wortes um zu erinnern, in welchem Grade dieses grofsartige Dreiecksnetz unsre Kennlnifs von der allgemeinen Figur der Erde und von deren Unregelmäfsigkeiten erweitern könne, sobald alles was die gegenseitige Anschliefsung der Triangulazionen welche dazu geführt Ermnns P.uss. Archiv. 1841. Hft. 1.

2

18

Physikalisch - mathematische Wissenschaften.

haben, so wie die Ausgleichung der Winkelmessungen zu denselben und die Vergleichung ihrer Resultate mit denen der astronomischen Beobachtungen erfordern, genugsam bekannt sein wird. — Denjenigen Mathematikern welchen man die wichtigsten Untersuchungen in diesem Felde des Wissens verdankt, ist aber bis jetzt von den vier Abiheilungen dieser Russischen Triangulazionen: den östlichen unter Generallieutenant v. S c h u b e r t , der Triangulazion _des Baltischen Meeres durch denselben, den Dreiecken des Generallieutenant v. T e n n e r und der S l r u v e ' s c h e n Breiten-Gradmessung in den OstseeProvinzen, nur sehr weniges zugekommen. Namentlich aber kaum mehr als das Deutsche Werk über die S t r u v e ' s c h e Breiten-Gradmessung, und sodann von den v. T e n n e r'sehen Arbeiten diejenigen drei Polhöhen nebst den Entfernungen der entsprechenden Parallele, welche in einem von Herrn Geheime-Rath B e s s e l s Aufsätzen über die Figur der Erde *), nach schriftlichen Miltheilungen abgedruckt und zu dem Endresultate mit benutzt sind. Da auch hier offenbar die Unbekanntschaft mit der Russischen Sprache bisher das gröfste Hindernifs ausmachte, so werde ich in den folgenden Heften dieser Zeitschrift, Uebersetzungen aller auf jene Triangulazionen bezüglichen Angaben der uns zukommenden Russischen Werke mittheilen. Die Ableitung der Resultate über die Figur der Erde wird wohl nicht ausbleiben, sobald nur erst jene erwarteten Angaben zu einer Verbindung der v. S c h u b e r t ' schen Dreiecke bei P e t e r s b u r g , mit denen der Herrn v. S t r u v e und v. T e n n e r auf dem Meridiane von D o r pat, ausreichen werden. Für diesesmal habe ich von neueren Russischen Werken *) Bestimmung der Axen des elliptischen Rotations -Sphäroides, welches den vorhandenen Messungen von Meridianbogen der Erde am meisten entspricht, von Herrn Geheimrath lind Ritter B e s s e l in Schumacher Astr. Nachr. Band XIV. St. 333.

19

Arbeiten de« Russischen Generalstabs.

über Geodäsie nur das oben Titel erhalten:

angedeutete

unter

folgendem

Sapiski wojenno - topographitscheskago D e p o , po W J ' Ä O t s c h a i s c l i e m u J e g o I m p e r a t o r s kago Welitschestwa poweljeniju i s d a n n y j a D i r e k l o r o m onago Depo, G e n e r a 1-L e i t enant o m S c h u b e r t o m . T s c h a s t I. — Sanktpeterburg, w ' t i p o g r a p h j i e k s p e d i z j i s a g o t o w l e n i j a G o s u d a r s t w e n n y c h b u m a g 1837, d. h. D e n k s c h r i f t e n des mililairisch - topograp h i s c h e n D e p o t , auf h ö c h s t e n B e f e h l Sr. Maj e s t ä t des K a i s e r s h e r a u s g e g e b e n d u r c h den Direktor desselben, General - Lieutenant S c h u b e r t . Th. 1. Petersburg, in der Druckerei für die Kaiserlichen Papiere. 1837. — 4to. Seite X V . und 363 nebst der oben genannten lithographirten Karte. Dieser Band zerfällt in zwei Hauptabtheilungen, von denen die e r s t e die Geschichte des mililairisch-topographischen Depot von 1796 bis 1836 in 6 Capileln (S. 1. bis 188) behandelt, die z w e i t e aber theils vorläufige Uebersichten, theils vollständigere Rechenschaft von den geodätischen Arbeiten und astronomischen Ortsbestimmungen derselben Behörde mittheilt. Ich entnehme zunächst aus der z w e i t e n A b t h e i l u n g folgende wichtigen Zahlenangaben über astronomische Ortsbestimmungen durch Offiziere des Russischen Generalstabes. Die Längenangaben w e l c h e , in dem Original-Werke, theils von dem G r e e n w i c h e r , theils von dem P a r i s e r Meridiane an gezählt sind, habe ich, der Gleichförmigkeit halber, alle auf den l e t z t e r e n (den P a r i s e r M e r i d i a n ) reduzirt, indem ich die Länge für Greenwich 0 h 9'21",6 W e s t v o n P a r i s annehme, und die Sekunden nur da angebe, wo auch das Russische Werk dergleichen enthält. 2'

20

Physikalisch mathematische Wissenschaften.

Ortsbestimmungen in Persien. Im Jahre 1817 hat der Stabscapitain vom Generalstabe, K o z e b u e , während des Aufenthaltes einer kaiserlichen Gesandtschaft in P e r s i e n , an 13 Orlen die Breite durch Messung von Meridianhöhen der Sonne mit einem Troughtonschen Spiegelsextanten und an 3 derselben auch die Länge durch Messung von Abständen des Mondes von der Sonne folgendermafsen bestimmt: Beobachtete Breite.

Länge Ost von Paris. Nach Mondriis tanzen.

Angenommen:

Stadt Karaklis 40° 48' 9",9 Stadt Eriwan 9 41,9 40 Stadt Nachilschc39 12 5,2 w an Stadt Tawris 4 10,4 38 D o r f W a j e m i t s c h 37 58 48,3 Schlofs Udjany 37 51 17,7 Dorf Sen/ilobat 37 42 0,4 Dorf Wersagan 37 38 37,3 Dorf Turkmantschai . . . . 37 33 27,8 S t a d t M i j ana . . 37 24 23,2 Stadt Sangan 36 39 50,2 D o r f S a m ana r c h j i 36 3 1 28,2 S u l t a n i s c h e r Palast 36 26 35,8

21' 53' 38",4 2 53 38,4 2 53 38,4 —

21' 59' 47", 3

3 0 38,4 2 58 0,4 2 58 38,4 2 59 38,4 2 59 38,4 3 0 38,4 3 3 38,4 —

3

3 54,1



3

4 16,5

Vier vollständige Ortsbestimmungen iu Grusien, welche derselbe Offizier iin Jahre 1818 ebenfalls mit den genannten Mitteln ausführte, sind in dem bekannten Werke: A n l e i t u n g zu d e n B e r e c h n u n g e n e i n e r t r i g o n o m e t r i s c h e n A u f n a h m e u. s. w . , v e r f a f s t f ü r die O f f i z i e r e des C o r p s d e r T o p o g r a p h e n von d e m G e n e r a l - M a j o r T. F. v. S c h u b e r t (Russisch und Deutsch). Petersburg 1826. 8. — Tab. X X X I I , , bereits aufgenommen.

Arbeiten des Russischen Generalstabs.

21

Ortsbestimmungen in der Bucharei. Die folgenden 6 Breiten sind in den Jahren 1820 und 1821 während der Expedition nach der Bucharei durch den Ingenieur-Lieutenant T a p h a j e w bestimmt worden*). Beobachtete Breite.

Bei dein See C h o d j a k u l i . . In dem Distrikte **) K a r a t j a b a ain ag. 3 2 ) aus T r a n s i -

tions-Sandsteinen entstanden sind, so wie ähnliche am O n e g a - S e e .

Zustand der g e o g n . Kenntnisse vom Europäischen Russland.

87

auf welche die westliche Verlängerung der durch Herrn Eichwald untersuchten .SiluTischen Schichten von R e v a l und H a p s a l trifft, entschieden Silurisch. An der Küste und in den nördlichen Distrikten von K u r l a n d , scheint von den D e v o n i s c h e n Schichten, welche diesen Gegenden, nach dein dis dahin beobachteten Streichen zukommen, der Kalk am häufigsten auszugehen, ebenso wie in L i v l a n d bei R i g a , W e n d e n u. a. Man findet diesen Kalk wenn man von M e m e l nach Mi l a u geht, schon bei S c h r u n d e n an der W i n d a u in »ahlreichen Schülfern unter der lehmigen Oberflache des Bodens, und zwischen S c h r u n d e n und F r a u e n b u r g soll er in einein Steinbruche gefördert werden. (Ermans Reise. Ablh. I. Band I. pag. 29.) Von den organischen Einschlüssen dieses Kalkes scheint aber noch nichts näheres bekannt. Ihre Untersuchung ist um so wichtiger, als etwa 7 Meilen südlich von S c h r u n d e n ebenfalls an der W i n d a u plötzlich J u r a k a l k s t e i n auftritt, dessen Einschlüsse von Herrn Eichwald beschrieben worden sind (Vergl. L. v. B u c h über den J u r a v o n P o p i l a n i 1 . 1 . pag. 76 u. f.) Die Russisch-Prculsische Gränze und O s t - P r e u f s e n selbst, dürften dereinst noch wichtige geognostische Aufschlüsse darbieten, wenn man das Verhalten der westlichsten Russischen Transilions-Schichten zu den Tertiaer-Formationen am O s t s e e s I r a n de nördlich von K ö n i g s b e r g und auf den Nährungen *) aufsuchen wird. Oestlich von P e t e r s b u r g habe ich die Grunzen der drei llauptforinatioiien in dem Finnisch-Nord-Russischen Distrikte von der Karle entnommen durch welche Baron A. v. M e y c n d o r f f die Resultate seiner oben erwähnten Reise mit den Herrn M u r c h i s o n , V e r n e u i l , v. K a y s e r l i n g und B l a s i u s dargestellt hat. *) Kinige Bemerkungen über dieses T e i t i a e r e und dessen Vergleichung mit iilinlirlien Russischen Vorkommen werde ich in einem späteren H e l t e niittlieilen.

88

Physikalisch - mathematische Wissenschaften.

Zur ßeslätigung ihrer Angaben haben sie an Flufs-Ufern unter andern folgende Durchschnitte beobachtet: an d e m W y t e g r a - F l u s s e auf der Glänze der Kohlenformation mit den Devonischen Schichten, oben K a l k m i t C h a e t e t e s r a d i a n s , P r o d u c t u s a n l i q u a t u s und M e l a n i e n , dann Wechsel von verschieden gefärbten Schichten feuerfesten Thones, mit Eisenocher, und endlich im Liegenden einen S a n d s l e i n , welcher durch Reste von H o l o p t y c h e n für Devonisch erkannt wird. — Bei der Stadt W y t e g r a ein ganz ähnliches Profil, nur dafs im Kalke C h a e t e t e s f i b r o s a und C h . r a d i a n s allein und ohne die vorgenannten B r a c h i o p o d e n und U n i v a l v e n angegeben werden. — An der 5 u c l i o n a in 6 0 ° Breite und nahe 4 0 ° Ost von Paris, in dem obersten Aufgeschwemmten: Rhinoceros-Schädel, dann eine Schicht mit versteinerten D i k o t y l e d o n i s c h e n H ö l z e r n unter welcher erst Wechsel von Sandstein und K a l k , und endlich Gyps und Steinsalz in einer Mergelschicht liegen. Mit Ausschlufs des Aufgeschwemmten konnten demnach alle diese Schichten dein n e w r e d oder der Formation des rothen Todlen und Zechsteines zugezählt werden. Einige Vorarbeiten über die geognostischen Erscheinungen bei Ä e r d o b o l am N o r d - U f e r des L a d o g a , sowie am westlichen und nördlichen des O n e g a - S e e s verdankten die neusten Reisenden den Russischen B e r g - und Hüttenbeamten, vorzüglich denen des Bergwerkdistriktes von 0 1 6 n e z und P o w j e n e z . Vergl. die Beschreibung desselben im G o r n y j u r n a l n a 1835 und daraus in: A n n u a i r e du j o u r n a l des m i n e s de R u s s i e . St. P e t e r s b o u r g 1840. 8. t o m e 1. i n t r o d u e t i o n . p. 4 0 s e q . und t o m e 2. pag. 231, so wie auch: Opyt opisanija Olonezkoi Gubernji sostawlenn y i K . B e r g s c h t r e s s e r o m . W ' S a n k l p e t e r b u r g j e 1838. 8. d. h. Versuch

einer B e s c h r e i b u n g

des

Olönezer

Gou-

Zustand der g e o g n . Kenntnisse vom Europäischen Russland.

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v e r n e m e n t s v o n K. B e r g s c h t r e s s e r *), und vor Allem: Buteniew's geogn. Beob. bei einer Reise von P e t e r s b u r g nach den Gouvern. O l o n e z und A r c h a n g e l s k in Ann. du journal des mines de Russie. tom. 4. p. 153. Die Eisenerze (Eisenoxydhydrat und Phosphorsaures Eisen) welche in den zwei Hüttenwerken zu P c t r o s a w o d s k und dem K o n t s c h o s e r s k e r , 45 Werst nördlich von dieser Stadt, bearbeitet werden, finden sich theils in den Seen, theils in den Sümpfen des O l ö n e z e r Gouvernements. Sie sind neuster und zum Theil noch fortdauernder Entstehung, indem Infusorien ( G a i l l o n e l l a f e r r u g i n e a ) daran merklichen Antheil haben sollen. Weiler Westwärts im Innern von Finnland kommen übrigens auch ältere Eisenerze auf Gängen vor. — I n - d e m Distrikte von P o w j e n e z am N o r d - U f e r des O n e g a - S e e s , werden nur Granit und Urgebirgs-Schiefer angegeben, ebenso zwischen beiden Seen und südwärts bis zum i>ag. 617.

Zustand der geogn. Kenntnisse vom Europäischen Rnssland.

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richteten FJutli gewesen sei *). Die allen Sirandlinien (Uferwälle, horizontale und slufenarlige Geroellbänke) die man am B o t t n i s c h e n M e e r b u s e n und am E i s m e e r e äufsersl häufig, 170 bis 180 Fufs hoch über dein jetzigen Meeresniveau findet, die schmalen und langen Sandriickcn ( Ä s e r n ) , welche, ebenso wie die Moräste und Seen in F i n n l a n d , parallel mit den Diluvialschrainnien streichen, so wie endlich der U m stand, dafs noch jetzt das w e i f s e M e e r und dessen Verlängerung durch den O n e g a - und L a d o g a - S e e bis in den F i n n i s c h e n M e e r b u s e n , eine scharfe Glänze ausmachen, zwischen krystallinischen Gesteinen an ihren nordwestlichen oder westlichen, und den steil abgebrochenen NiederschlagsFormationcn an ihren entgegenstehenden Ufern — veranlassen endlich auch Herrn B ö h t l i n g k , seine Bcistimmung zu der, jetzt fast allgemein herrschenden, geologischen Ansicht über diese Erscheinungen, sehr lebhaft zu äufsern. „In wem, sagt er nämlich, sollte nun nicht der Glaube aufsteigen, dafs das Zurückweichen der ausgedehnten Wassermasse bei der plötzlichen Continentalerhebung von S k a n d i n a v i e n und F i n n l a n d , die Ursache der Zerstörung und Fortführung der lockeren Ablagerungen an den Gränzen der härteren krystallinischen Felsen gewesen sei." — Die Finnischen Seen und Moräste werden, in Folge dieser Ansicht, zu Ueberbleibseln der ursprünglichen W a s s e r m a s s e , in denjenigen Schluchten und Rissen, welche bei eben jenem Ereignisse (— durch B e r stung wie die Querthäler der Gebirge, oder durch Auswaschung wie die liiesentö'pfe an der Leeseite geschrammter Felsen —) entstanden. Die geringe Tiefe der Kluft zwischen den krystallinischen und den Niederschlags - Gesteinen (des F i n n i s c h e n M e e r b u s e n s , des w e i f s e n M e e r e s und der noch vollständiger trocken gelegten Niederung, welche sie verbindet) erscheint aber sodann ebenfalls als eine nolhwendigc

* ) B u l l e t d e l ' A c . d e S t . P e t . tome VII. pag. 107 und pag. Ii»,'5. A n n a l e n d e r P h y s i k Bd. 180. pag. 641.

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Physikalisch-mathematische Wissenschaften.

Folge von der theihveisen Ablagerung der, eben damals bewegten, Massen (des Diluvium) in derselben. — Noch ausführlicher hat Herr B ö h t l i n g k die bis jetzt vorhandenen Erfahrungen über die Diluvialschrammen in F i n n l a n d zusammengestellt, in seiner späteren Abhandlung, welche, ihrem Titel zufolge, die .Widerlegung von Herrn A g a s s i z ' s Theorie über diese Erscheinungen zum Zweck hat *). Bekanntlich halte dieser Schweizer Beobachter seine Erfahrungen über Fortbewegung grofser Geschiebe durch die von den A l p e n - G i p f e l n ausgehenden Glätscher, und über die mit dieser Bewegung verbundene Schrammung und Glältung unterliegender Felsflächen, zunächst auf die Erklärung aller ähnlichen Diluvial-Erscheinungen in den Ebenen der S c h w e i z und am J u r a angewendet, sodann aber angenommen, dais auch in a n d e r n u n d n a m e n t l i c h i n d e n N o r d - E u r o p ä i s c h e n L ä n d e r n , wo jetzt keine mit Schneebergen zusammenhangende Glätscher mehr sind, ehemals dergleichen gewesen und dafs auch dort nur durch das Vorrücken dieser ehemaligen Eismassen die Felsen geschrammt worden seien. Gegen diese Hypothese — welche unter andern auch deswegen sehr gewagt erscheint, weil sie auffallend niedrige Temperaturen verlangt in einer geologischen Epoche, für welche so viele andere Erscheinungen zur Annahme höherer Temperaturen als die jetzigen zwingen — führt Herr B ö h t l i n g k namentlich folgende Ergebnisse der Beobachtungen in S k a n d i n a v i e n , in F i n n l a n d und in L a p p m a r k e n an. Um höhere Felsgipfel, welche in der Verlängerung der Streifen und Schrammen liegen, sieht man dieselben sich divergirend biegen, so dafs sie hinter diesen Hindernissen wieder zusammen laufen. In einer starren Eismasse wäre aber solche freie Beweglichkeit der schrammenden Körper nicht möglich. —

*) W. B ö h t l i n g k .

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